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German Pages 528 Year 2010
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Alle Datumsangaben richten sich nach den von C. BEnnETT aufgestellten Konvertierungslisten in der Internetseite:
http: /www.tyndale.cam.ac.uk/Egypt/ptolemies/chron/babylonian/chron_bab_ howto.htm.
46
BARBARA BÖcK Bull
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Vs.
13.4.-11.5.141 v. Chr.
*° Dieser Monat, am X. Tag: ... der Esagil-Tempel ... ” ... [Dieser Monat], am 8. Tag (= 20.4.141 v. Chr.): Nach dem kultischen Mahl am Morgen wurden die Hände der I$tar von Babylon ... ”” ... [nach dem] kultischen Mahl wurden
die Hände der Istar von Babylon vom Tor des Gula-Tempels ... ? ... aus Seleukeia .. Rs. 1-2
11.6.-9.7.141 v. Chr 3:
.. der König von ... ” ... gingen sie, Lederrollen..., welches dem Jahr 171
entspricht, ... lasen vor... * ...
zu den Städte Mediens ... Azana’ma, der aus
der Stadt Urgananu stammt, ein Adliger, ...? ... Dieser Monat, am 22. Tag (= 2.7.141 v. Chr.): Lederrollen ... welche an den Gouverneur von Babylon und eben dessen Einwohnern adressiert war, hatte er vorgelesen 0 in der
Funktion des Generals von Babylonien .. . Jasen > im Theater. An diesem Tag vernahm ich folgendes: Ti’ugi- (PHESEERANN . der Arsakidenherrscher [trat] in Seleukeia [ein] . [Dieser Monat], am 24.Tag (= 4.7.141 v. Chr.): Antiochus, Sohn des Kadiks Ar’abuzana, ... ’ ... das Land Assur, welches, bevor
der Arsakidenherrscher ... über die vier Generäle Babyloniens eingesetzt hatte, ., das wie ein Garten
... ? ... trat in Seleukeia, die königliche Stadt, ein.
Dieser Monat, am 28. Tag (= 8.7.141 v. Chr.): ...kä setzte den großen ... ein; er trat von Seleukeia (her kommend) in Babylon ein ...
IIl.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Rs.
47
10.7.-7.8.141 v. Chr
U Dieser Monat, am 3. Tag (12.7.141 v. Chr.): Nikanor ... U.Rd."... brachte [Opfer] für das Leben des Königs dar und prosternierte sich.
Diesen Monat,
... ” ... der Arsakidenherrscher ... Tempel ... ? ... des
Arsakidenherrschers, Schriftrollen in den Straßen ... * ... Antiochus, Königin
Laodike ...5® ... Mit der Einnahme Babyloniens durch die Parther geht auch die Einführung parthischer Herrschafts- und Verwaltungsstrukturen einher. So wurden babylonische Autoritäten vermutlich nach Hyrkanien zitiert und neue Funktionäre eingeführt. Noch erhalten ist der Bericht über einen parthischen Boten namens Azana’ma, der die Nachricht über die Bestallung des Generals von Babylonien ausruft. Frner wird Antiochus, Sohn des Ar’abuzana, zum General, der den vier Generälen vorsteht, berufen. Vs. ı Unser Textstück trägt als Zeugnis der Übernahme Mesopotamiens durch die Parther zum ersten Mal die Doppeldatierung von Seleukiden- und Arsakidenära;
siehe dazu bereits OELSNER 1975, 27-28 mit Anm. 8.
Vs. 20-22 Im Nisan, dem ersten Monat des babylonischen Kalenders, findet das Neujahrsfest akitu statt; ein weiteres akitu-Fest ist für den siebten Monat, Tajrit, belegt. Der Ablauf des Festes ist durch eine liturgische Anordnung aus Uruk bekannt, derzufolge sich die Festivitäten über einen Zeitraum von zwölf Tagen hin-
zogen; das akitu-Fest für Babylon kann mithilfe von Kommentaren, Ritualanweisungen und historischen Inschriften teilweise rekonstruiert werden; für die Bedeutung des Festes und die Version in Babylon siehe CoHEN 1993, 400-453 (insbes. 437-450) und Linssen 2004. Es setzt ein mit Morgengebeten an den Gott Bel im
Tempel Esagil. Das fragmentarische Textstück erwähnt das Esagil; für den 8. Tag (20. April) sind kultische Zeremonien der IStar verzeichnet. Nach einem kultischen
Mahl am Morgen werden ihre Hände mit Wasser gewaschen. Danach begibt sie sich, den liturgischen Anweisungen aus Uruk und Babylon zufolge, zu einem Ort außerhalb der Stadt, zum sog. Heiligen Hügel, wo sich die Götter zur Schicksalsentscheidung versammeln. Rs. 3’ Bezug auf ein Schreiben aus dem Monat Siman (11.6.-9.7.141 v. Chr.), welches die
Doppeldatierung trägt. Rs. 4° Da die Determinative für Stadt (uru) und Land (Kur) in den Astronomischen Tagebüchern mitunter verwechselt werden, schlägt VAN DER SPEK 2ooob, 436 vor,
dass es sich hier um die Stadt Hekatompylos in Parthien handeln könnte. Rs. 6° Unlängst wurde der akkadische Terminus bit tamartu (als Logogramm geschrieben
# 1G1.DUg.ME$), wörtlich „Haus der Beobachtung“, von VAN DER SPEK 2001 mit der
griechischen Institution des Theaters als Versammlungsort identifiziert. Wie van DER SPEK 2001 ausführt, fanden sich die griechischen Einwohner Babylons in dem Theater ein, wenn Nachrichten von dem parthischen Herrscher und einem der Gouverneure verlesen wurden. Rs. 7-8° Die Machtübernahme selbst ist zwar nicht beschrieben, wohl aber die Bestallung des höchsten Generals („General, der den vier Generälen vorsteht‘) mit
BARBARA BÖCK
48
der Person des Antiochus, Sohn des Ar’abuzana, am 24. Tag des Simän (4. Juli) vermutlich in Seleukeia. Zum Namen Ar-’-a-bu-za-na-a, siehe die Belegzusammenstellung von ZADok 1997b, 7 sub rı. jr
U.Rd. 4 Ohne greifbaren Zusammenhang werden Antiochus und die Herrin oder Königin Laodike genannt. Unklar bleibt, welcher Antiochus gemeint ist. Deu
MONTE 1997, 104 mit Verweis auf ROBERT 1949 schlägt Antiochus III. (222-187 v. Chr.) und seine Gemahlin vor; OELSNER 1975, 29 führt Antiochus II. (261-246 v. Chr.) und Antiochus IV. (187-175 v. Chr.) an, ebenfalls mit einer Königin Laodike verheiratet, die Tochter von Demetrios II. (145-139 v. Chr.), die Antiochus VII.
(139-129 v. Chr.) auf einem Feldzug gegen die Parther mit sich geführt haben soll, schließt er aus. Aufgrund des zeitlichen Rahmens und der ambiguen Bedeutung des Epithetons der Laodike (GASan, „Herrin“ und „Königin“) möchte ich dagegen von
der Tochter des Demetrios II. und seiner Gemahlin Kleopatra Thea, der Nichte von Antiochus VII., ausgehen, die später aus politischen Gründen mit Phraates II. (138-128 v. Chr.) verheiratet wurde; siehe Justin 38, 10, 10. Man mag darüber
spekulieren, ob der Seleukide Antiochus VII. versuchte, seine Nichte vor den parthisch-seleukidischen Kämpfen in Sicherheit zu bringen. III.4.2.1.2..
AD III Nr. -ı40 B
6.10.-4.11.141 v. Chr.
Antiochus und Nikanor Museumsnummer: BM 35053 + 35815 Autographie: LBAT 820 (BM 35815), Tf. 197 (35053; gelistet als LBAT 419) Photographie: AD II Tf. 196-197 Bibliographie: AD III 138-141; DEL MONTE 1997, 104-105
Rs.9 10
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Rs. ? Dieser Monat, am 4. Tag (= 9.10.141 v. Chr.): Antiochus, der General
Babyloniens ... '° zum General und Nikanor, der General Babyloniens ... "" in Seleukeia-am-Tigris ... "* ... Aufgrund des Erhaltungszustandes wird nicht deutlich, ob etwa Antiochus, der eigentlich den Titel „General, der den vier Generälen Babyloniens vorsteht“ tragen müsste (siehe Text ı. (1) AD III Nr. -140 A Rs. Z. 8°), diese vier Generäle bestimmt, von
denen hier Nikanor namentlich genannt wird.
71
Der Name lautet etwa „die Arier/Iranier erquickend“ (0.ä.) nach SCHMITT 1998, 183; siehe
’rybwzn Aryabözan PN Nisä (freundl. Hinweis von Herrn Weber).
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
III.4.2.1.3.
ADIINTr. -140 C
49
4.12.141-2.1.140 v. Chr. 3.1.-31.1.140 v. Chr.
Kampf der Arsakiden gegen die Elamer bei Apameia-am-Silhu Flucht der Apameer nach Bit-Karkudi Fluchtvorbereitungen der Einwohner von Seleukeia-am-Tigris und Babylon Kollaboration des Generals Antiochus mit den Elamern Plünderung der Besitztümer des Antiochus durch die Bewohner von Seleukeia-amTigris Museumsnummer: Autographie: Photographie: Bibliographie:
BM AD AD AD
34050 IN Tf. 200-201 (PincHes) III Tf. 198-199 III 142-153; DEL MONTE 1997, 105-108
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BARBARA BÖcK
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Vs.
4.12.141-2.1.140 v. Chr
. In diesem Monat hörte ich folgendes: Der Arsakidenherrscher und seine Truppen sind von Argani’a (Hyrkania) losgezogen. ? Folgendes hörte ich am 6. (des Monats) (= 9.12.140 v. Chr.): Der Elamer und seine Truppen zog los zum
Kampf in Richtung Apameia-am-Silhu. 36 Dieser Monat: Die Bewohner der Stadt Apameia brachen auf nach Bit-Kardudi und legten Feuer in Apameia. ?7 . An(tiochus), der General, der den vier Generälen vorsteht und den Arsa-
kidenherrscher vertrat, zog los nach Seleukeia-am-3°Tigris zur Schlacht gegen den Elamer; er war aufgebrochen vom Fluss Kabari, und (auch) die zahlreichen Tuppen ... 3? waren zur Schlacht aufgebrochen. Die Bewohner von Seleukeia und Babylon brachten das Hausgerät, ... #° ... vor den ... des Elamers in Sicherheit. Ferner hörte ich, dass die Truppen, die sich in Bit-... *' (wo‘) die Truppen des Elamers stationiert waren.
Dieser Monat: Die Leute mit ihren
Kindern, ihrem Besitz, ihren Frauen ... **, die Vornehmen des Königs, die Babylon betreten hatten, und die übriggebliebenen Leute brachten sie zum Meer ... # ... sich befand. Das Ziegelwerk des Marduk-Tores rissen sie ein und das Ziegelwerk ... ** ... vom Euphrat ...
II.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Rs.
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3.1.-31.1.140 v. Chr.
29 ... Diesen Monat hörte ich 3° folgendes: Am 4. Tag (= 6.1.140 v. Chr.)
belegten die Bürger von Seleukeia-am-Tigris Antiochus, 3" den General, der den vier Generälen vorsteht, mit einem Fluch, weil er ‚gemeinsame Sache mit dem
Elamer gemacht hatte. Sie hatten dem General ?* ... gestellt und vorzügliche Truppen mit ihm gegen den Elamer zum Kampfe geschickt. ? Sie nahmen diesen Antiochus in Haft, doch gelang es ihm, mit wenigen Truppen zu ent-
kommen. Daraufhin plünderte die Landbevölkerung von Seleukeia?* -am-Tigris seinen Besitz, den er im Lande zurückgelassen hatte, und die Truppen des Königs, die mit ihm gezogen waren, plünderten den Besitz, der in ... 35 Dieser
Monat: Der Elamer brach auf zur Schlacht gegen Bit-Karkudi-am-Tigris. 36 Dieser Monat, am 27. (= 29.1.140 v. Chr.): Ein Soldat der Truppen des Herrschers, so erzählt man sich, den ein General, von dem es heißt, dass Antiochus, Sohn Alexanders, ... ?7 trat in Babylon ein. Dieses Jahr: Die Landbevölkerung,
eine ... von seinen Truppen ... 3 ‚gegenüber den ..., den Bürgern und den ... 39 .. mitten ... der General... *°
... die Leute ... nach ... * ... die nicht an
der Schlacht teilgenommen ‚hatten ... Folgendes hörte ich: Der Arsakidenherrscher aus der Stadt ... ** ... sie töteten. U. Rd. ' ... der Monate Kislim und Tebet des Jahres 107, das dem Jahr 171 entspricht, Arsakes, König der Könige. Vs. 35 Zur Lokalisierung siehe MORONY 1982, ähnlich auch ZApok 19972, 5 sub 3. liegt Mesene.
und Identifizierung von Apameia-am-Silhu mit Fam as-Silh 31-32, OPPENHEIMER 1983, 31-35, WALDMANN 1988 (Karte); 198sb, 37 und DEL MONTE 1997, 107 Anm. 201. Nach ZaDok der Ort Bit-""UKarkud/t@ in der Nähe von Apameia in der
Vs. 38 Der Fluss Kabari ist mehrmals belegt als Name für Kanäle in der Umgebung der Städte Nippur und Borsippa (ZaDok 1985a, 373), ZADOK 1997a, 5 vermutet hin-
sichtlich der Stelle hier, dass es einen dritten Kanal gleichen Namens bei Seleukeia oder Babylon gegeben haben könnte. Rs. 36° Der Zusammenhang ist nicht eindeutig. Offensichtlich wird einer aus den
Truppen des Herrschers von Antiochus (VI.), dem Sohn von Alexander (Balas), als Botschafter geschickt; diese Person wird von VAN DER SPEK 1985, 172 mit Tryphon identifiziert. U.Rd. ı Beachtenswert ist die Titulatur „König der Könige“ zu diesem Zeitpunkt; siehe OELSNER 1999, 329; vgl. unten S. 171 und IIl.3.2.3.3.
IIL.4.2.1.4..
AD III Nr. -140 D
Furcht vor dem elamischen Feind verbreitet sich in Babylonien Museumsnummer: BM 45911 Gelistet als: LBAT *421
3.1.-31.1.140 v. Chr.
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BARBARA BÖcK
Photographie:
AD III Tf. 202
Bibliographie:
AD IIl 152-153; DEL MONTE 1997, 108-109
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15’ [...] Man-ti-u-uk\-su LÖ.GAL ERIN.MES [...] 16-18° Unleserliche Spuren
Ver® [...] und Furcht vor dem Feind hatte sich im Land verbreitet. Diesen elamischen Gegner ... ” ... Groß und Klein in dieser Stadt ... die ... von Seleukeia ... 3... der ..., Sohn des Generals Antiochus, ... '* ... vor dem Tor ... 5... Antiochus, der General, ...
IIIl.4.2.2.
SÄAıralızs
III.4.2.2....
AD II Nr. -137 A
138/137 v. Chr. 9.5.-7.6.138 v. Chr. 8.7.-5.8.138 v. Chr.
Bagajasa („Wesir“ des Arsakidenherrschers)
Gefangennahme von Demetrius Hungersnot in Susa Museumsnummer: BM 45709 Gelistet als: LBAT *422
Photographie:
AD III Tf. 203
Bibliographie:
AD II 158-163; DEL MONTE 1997, 109-118
Vs. 16° [...] TA UNUG“ TA E" ana UNUG“ &-U ERIN-ni LUGAL MU-A-tim ina BAR KASKAL.II.MES-SU-nu LÄ.MES U : 1.1
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IIl.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
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9.5.-7.6.138 v. Chr
16° ,,aus Uruk brachen auf von Babylon nach Uruk. Diese Truppen des ee et
in der Mitte ihres Heerzuges um. 5. Tag (= 13.5.138 v. Chr.):.
. von Seleukeia-am-Tigris und vom Königskanal aus zogen sie inBER ein. 3;Ba (= 29.5.138 v. Chr.): Dieser General und der General..
.. Bagajasa,
der zu den Städten der Provinz des Landes Assur ..,9. ... er X: RE ... auf,
. zu den Städten Mediens ... ”° ... Rs.
8.7.-5.8.138 v. Chr. . Dieser Monat, am 28. Tag (= 4.8.138 v. Chr.): ... 4 „..der General, der den
vier Generälen vorsteht, zog in Babylon ein. Dieser Monat: Fall der Rinder . . Uruk und die Städte, die am Kutha-Kanal, am Süru-Kanal, am PigüduKanal und an den Kanälen ... liegen ... ° ... sie nahmen ihre ... und deportierten/brachten sie zum elamischen Hochplateau. Die Bevölkerung dieser Städte in Furcht vor ... ” ... Hunger und Hungersnot hatte sich in Susa und anderen Städten des man Hochplateaus ausgebreitet. Folgendes hörte ich: Die Urukäer ... $ ... Schlimmes beabsichtigten sie. Diesen Monat hörte ich folgendes: ... König, Demeter der vor seinen Truppen aus den Städten ... % er verwirklichte... Nordbabyloniens, und dieser Arsakidenherrscher kam aus den Städten Mediens nach Nordbabylonien 0... er brachte den ... seiner Truppen [eine Niederlage‘] bei, nahm ihn und seine Edlen gefangen, wobei er zum Arsakidenherrscher gesagt haben soll, ‚Glücklicher Friede für dich ...
7
54
BARBARA Böck
in Überfluss, Wohlstand und glücklicher Friede in den Städten Mediens.‘ Neben
dem Arsakidenherrscher ... Vs. 18° Zum Namen Ba-a-ga-a-a-$4-a siehe ZADoK 1997b, 7 sub 14 (ausführlich oben ]1.4.7.2.3.5.).” Der MONTE 1997, 109 nimmt an, dass Bagaja$a Stellvertreter des
Arsakidenherrschers war. Ausgangspunkt bildet für ihn das Tagebuch AD -134 Vs. 16-17 (hier Text 4. SÄ 177, (2) AD
III Nr. -134), wobei in Z. 16 der Name Bagajasas
genannt wird, ein Bruch folgt und in Z. 17 der Ausdruck cın, 34 Luca folgt, welches DEL MONTE mit „in rappresentanza del re“ wiedergibt. Hier wird die Deutung eines mit kima $a eingeleiteteten Temporalsatzes vorgezogen. Vermutlich ist BagajaSa dieselbe Person, die nach Justinus 41,6 als Bakasis bezeichnet wird. Mithradates I. setzte Bakasis als Satrapen ein; siehe KARRAS-KLAPPROTH 1988, 44-45.
Rs. 8° Zur Gefangennahme von Demetrius durch Mithridates I. siehe Kap. Ill.ı.2., Appian Syriake 67, 356 mit weiteren Belegen.
Rs. 5’ Für die Lokalisierung des Kutha-Kanals im Osten von Babylon, südlich in Richtung Nippur siehe ZADok 1985a, 374-375; für den Süru-Kanal im Gebiet von Uruk siehe ZADok 1985a, 399; für den Piqüd/tu-Kanal siehe ZADok 1985b, 33-36.
III.4.2.2.2...
AD III Nr. -137 B
8.6.-7.7.138 v. Chr.
Arsakidenherrscher lässt General umbringen Museumsnummer:BM 45761 Gelistet als: LBAT *423
Photographie:
AD III Tf. 203
Bibliographie:
AD Ill 162-165; DEL MONTE 1997, 109-118
Rs. 19° [...]-2-@ DU,.MES al-te-me 3a U, I8-KAM LU.GAL ERIN.MES [...] 20 |... #-pi]s "tu 3a \ar-sä-ka-a LUGAL ana GAZ LÜ.GAL ERIN.MES Ben 2l |... KulR ma-di-na-at Sa NIM.MAN 4-% Es 334,6]
9... zogen sich zurück. Am 18. Tag (= 20.6.138 v. Chr.) hörte ich, dass der .., eine Anweisung des Arsakidenherrschers, General ... 5 21 8 r umzubringen ... ... die Provinz Elam ... =
72
den General
Hypokoristikon (*Bagaica-, siehe II.4.7.2.), belegt auch durch Ba-ga-a-a-34-a Tagebücher 2.SÄ 1741750) Vs. 18°, ferner Ba-ga-a-$d Tagebücher 4.SÄ ı77(2) Vs. 16, Ba-ga-a-a-Sä-a Tagebücher 6.SA 179(2) Rs. 22, Ba-ga-a-a-a’-$ä-a Tagebücher 16.SÄ 192(1) Vs. (C) 12.
III.4.2. AsTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
III.4.2.2.3..
AD IIINtr. -137 C
55
6.8.-4.9.138 v. Chr. 3.11.-2.12.138 v. Chr.
Der General, der den vier Generälen Babyloniens vorsteht, begibt sich von Seleukeia
nach Babylon
Museumsnummer: BM 33820 Gelistet als: LBAT *424
Photographie:
AD III Tf. 204
Bibliographie:
AD III 166-169; DEL MONTE 1997, IL1
Vs.19
[...ıt]u.Bı U, I-KAM LÜ.SA.TAM [...]
20 [...] al’-te' [i2J Rs. 16° [...1V.]ERIN.MES 4 ana UGU 4 LÜ.ERIN.MES-I) TA EN" ana No /u-[ke-’a-a ii 17 |[...] ina KUR ma-di-na-at $d KUR ma-da-a-a ana tar-si NIM.MaN ie 18° [EN.NUN $4 gi-ni]-e $d ina 1Z1 EN TIL APIN MU I-me 10 4 Si-i MU I-me 7[4 U.Rd. ı
[EN.NU]N $4 gi-ni-e $d ina 1Z1 EN |...]
Ws,
6.8.-4.9.138 v. Chr.
... dieser Monat, ı. Tag (= 6.8.138 v. Chr.): Der Verwalter ... / ... hörte ich .... Rs.
3.11.-2.12.138 v. Chr.
16
2 .,der General, der den vier Generälen vorsteht, von Babylon nach Seleukeia ... 7... in der Provinz des Landes Medien Elam gegenüber ... “ Regelmäßige
Beobachtungen von Monat Abu bis zum Ende von Monat Arahsamna; Jahr 110,
welches dem Jahr 174 ...
U.Rd. ' Regelmäßige Beobachtungen von Monat Abu bis ... III.4.2.2..4..
AD III Nr. -137 D
3.12.-31.12.138 v. Chr. 1.1.-29.1.137 v. Chr.
Kampf zwischen Arsakiden und Elamern in der Umgebung von Babylon’ Aspasine vertreibt die Elamer und macht sich das gesamte „Untere Meerland“ untertan Museumsnummer: Gelistet als: Photographie: Bibliographie:
BM 33461+33836 LBAT *427 (BM 33836) AD III Tf. 204-205 AD III 168-177; DEL MONTE 1997, 111-114, 117-118; VAN DER SPEK 1997/98, 172-173; SCHUOL 2000, 28-30
BARBARA Böck
56 Vs.8
(...) ITU.BI U 4 10°-[KAM cl
[...] 34 ana muh-hi "ınıcna ma-dak-ta-su SuB-di GUR-ma ERIN.MES-IH id-
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IIl.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
57
27 LÜ.UKKIN $4 &sag-gil 1-en GU, ü 4 UDU.NITA S{SKUR ina bi-rit mu-ter-tum $d KÄ-DUMU-NUN.NA 34 &-sag-gil GUB.MES-ni-i nıDBa ana ÜEN IGAsan-ia U DINGIR.MES GAL.MES [...]
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Lk.Rd.ı
EN.NUN 54 gi-ni-e $d TA ITU.[DU, ...]
Vs.
3.12 -31.12.138 v. Chr.
8... Dieser Monat, 10. Tag (= 2.12.138 v. Chr.): ... 9 ...er schlug sein Lager in ... am Tigris auf, kehrte zurück und musterte seine Truppen ... ° ... er betrat [Seleukeia], das am Tigris und am Königskanal liegt. Dieser Monat, unbe-
kannter Tag: Die Truppen des Königs, die Nordbabylonien schützen, kamen her und ... " ... sie verstreuten ihre Kohorten, nahmen Gefangene von ihnen,
... und brachten ihnen Niederlagen bei. Sie kehrten zurück ... '” ... groß war die Angst vor dem elamischen Feind im Lande und Furcht vor dem Feind überkam die Bevölkerung, im ... und im Marschgebiet zerstreuten sie sich ... ” ... des Unteren Meerlandes, die Städte und Kanäle am Golf ... -kallutra nannten sie sich ... '* ... er machte sie seinem Befehl untertan, erlegte ihnen Tribut auf und Aspasing, der Sohn des ...
Rs.
... dieser Aspasin& vertrieb den elamischen Feind, brachte dann die Städte
und Kanäle des Unteren Meerlandes auf seine Seite und machte sie schließlich seinem Befehl untertan
... * [Die Städte] des Unteren Meerlandes, die sich
seinem Befehl nicht untertan machten, packte er während eines Aufstandes, damit sie [seinen Befehl ...] erfüllten, nahm Gefangene von ihnen, plünderte
ihre ... 3 ... Angst herrschte in Elam, Freude und Übereinkunft in Babylonien. ... Dieser Monat, Nacht zum 27. (= 29.12.138 v. Chr.), in der mittleren Nacht-
wache: Ein Blitz schlug in Babylon ein, zwei ... wurden zerstört ... 1.1.-29.1.137 v. Chr.
22 Djeser Monat, 5. Tag (= 5.1.137 v. Chr.): Der Satrap von Babylonien, der aus dem Lager‘ 9
...6. Tag (= 6.1.137 v. Chr.): Auf den Befehl von Marduk-zera-
ibni, dem Verwalter des Esagil-Temples, und der Einwohner Babylons hin stellt die Versammlung des Esagil-Tempels einen Ochsen und drei Schafe als Opfer zur Verfügung zwischen der Doppeltür im ‚Tor-des-Sohnes-des-Prinzen“ des Esagil-Tempels. [Bel, Beltija] ”* und den großen Göttern brachte er Opfer dar und prosternierte sich. 6. Tag (= 6.1.137 v. Chr.): Das feindliche Heer überfiel
Nippur und nahm Gefangene, sie töteten (Leute) und plünderten ... 5 und trugen Beute davon. Geschrei war entstanden, so dass der Anführer der Wache
s8
BARBARA BöcK
aus Uruk ihren Lauf verfolgte, sie einholen und ihre Beute teilweise abnehmen
konnte; was sie geplündert hatten, ... 26 und was er an sich genommen hatte, schickte er zurück nach Babylon und Seleukeia vor den General Babyloniens. 17. Tag (= 17.1.137 v. Chr.): Der General von Babylonien betrat mit seinen Truppen die Stadt Babylon. Dieser Tag: ... ”” die Versammlung des Esagil-Temples stellte einen Ochsen und vier Schafe als Opfer zur Verfügung. Zwischen den Doppeltüren im ‚Tor-des-Sohnes-des-Prinzen‘ brachte er Bel, Beltija und den großen Göttern Brotopfer dar. [Der General von Babylonien] 28 verließ zusammen mit seinen Truppen Babylon hin nach Seleukeia. Dieser Monat, 2. Tag: Der General von Babylonien verließ Seleukeia und ... Ru Regelmäßige Beobachtung vom Monat Tasrit bis zum Ende des Monats Addar, Jahr 110, das dem Jahr 174 entspricht, Arsakidenherrscher ...
Lk. Rd. " Regelmäßige Beobachtung vom Monat Tatrit ... Der hier gebotene Bericht stellt die älteste Schriftquelle für Aspasin& (Hyspaosines) dar, der bereits seit 141 v. Chr. zunächst als Satrap der Seleukiden im südlichen Mesopotamien, in der Charakene, eingesetzt worden war. Die Gründung des unabhängigen Königreiches von Charakene lässt sich zeitlich nicht genau fassen. SCHUOL 2000, 296 führt als früheste Daten 138/137 v. Chr. und 133/132 v. Chr. oder spätestens das Jahr 127/126 v. Chr. an. Da nach dem vorliegenden Text sich die im Königreich gelegenen
Städte Nippur und Uruk direkt an den General Babyloniens wenden und nicht an Aspasine, muss dieser zu diesem Zeitpunkt noch loyaler Provinzgouverneur des parthischen Königs gewesen sein; d.h. dass das Datum 138/137 v. Chr. als frühester
Zeitpunkt einer Unabhängigkeit des Königreiches von Charakene ausscheidet. Das Königreich konnte seine Unabhängigkeit nur wenige Jahre behaupten; nach dem Tode des Aspasin& am ı1. Juni 124 (siehe Astronomische Tagebücher Text Nr. 13.1 SÄ 188, 124 v. Chr., AD III Nr. -123 A, Vs. 18° [III.4.2.13.]) gelang es den Parthern spätestens im
Jahre 122/121 v. Chr., sich das Königreich der Charakene einzuverleiben (siehe ferner zur Person des Aspasin® SCHUOL 2000, 291-300); vgl. dazu Münzfunde aus dem Jahre 122/121 v. Chr. von Mithradates II. (siehe SchuoL 2000, 298). Das südliche Mesopotamien wird
hier nach akkadischer Tradition als das „Untere Meerland“ bezeichnet. Im Norden bildeten die Städte Apameia-am-Silhu
(arab. Fam. as-Silh) und für einen kurzen
Zeitraum auch Seleukeia-am-Tigris sowie Babylon (für den Zeitraum zwischen 129/128 v. Chr. bis spätestens 126 v. Chr.) die Grenze. Vs.ı0'-Rs.28 Aufgrund des Erhaltungszustandes lassen sich die geschilderten militärischen Auseinandersetzungen nur ansatzweise rekonstruieren. Die Elamer sind in Südbabylonien eingedrungen, woraufhin die Arsakiden ihre Truppen von Nordbabylonien abziehen, um diese zu bekämpfen. Nach der zunächst erfolgreichen Schlacht der parthischen Truppen und deren Rückzug scheinen die Elamer nochmals anzugreifen, wobei sie dieses Mal von Aspasin& aus seinem Königreich vertrieben werden. Möglich ist auch, dass die parthischen Truppen und Aspasing als loyaler Provinzgouverneur gleichzeitig die elamischen Truppen angreifen und zurückschlagen. Einzelne elamische Truppen ziehen offenbar marodierend noch umher und greifen die Stadt Nippur an, nehmen Teile der Bevölkerung gefangen
III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
9
und plündern die Stadt. Erst der Wache von Uruk gelingt es, die versprengten (?) Soldaten aufzuhalten und ihnen ihre Beute abzunehmen. Da diese Beute zurückgeschickt wird nach Babylon und Seleukeia, müssen die elamischen Truppen auch Teile dieser Städte geplündert haben. Rs. 3 Bei dem Stadtviertel von Babylon handelt es sich um den Bezirk $uanna; siehe GEORGE 1997, für die Lokalisierung vgl. den Stadtplan von GEORGE 1992, 24.
III.4.2.2.5.
AD III Nr. -137 E
29.2.-28.3.137 v. Chr
Philinos/Pilinus (der General, der den vier Generälen vorsteht) Museumsnummer: Rm 698+Rm 730+BM 41927
Autographie: Photographie:
LBAT 425 (BM 41927), LBAT 426 (Rm 698), LBAT 428 (Rm 730) AD III Tf. 206
Bibliographie:
AD Ill 176-179; DEL MONTE 1997, 118
Vs.o I
ina a-mat en u Icasan-a [Zs-Iim) [EN.NUN S4 gi-ni-e $d TJA ITU.GAN EN TIL SE MU I-me I0-KAM [S4 $-i MU I-
me 7]4-KAM 'ar-Sd-ka-a LUGAL (...) Rep
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7 "pi-li-ni-us LÜ.GAL ERIN.MES $d ana uGU 4 !LÜ.GAL! [ERIN.MES ...] U.Rd. ı
EN.NUN 4 gi-ni-e $d TA GAn en! "TIL! $E MU I-me 10-KAM 4 i-i MU
Lk.Rd.ı
ı-me 7[4-KAM 'ar-Sd-ka-a LUGAL] [... M]u ı-me 74-KAM 'ar-Sä-! ka-a! "Lucar!
N
Vs. ° ‚Auf den Befehl Bels und Beltijas hin möge es gelingen!‘ " Regelmäßige Beobachtung vom Monat Kislim bis zum Ende des Monats Addar, Jahr 110, das dem Jahr 174 entspricht, Arsakidenherrscher ... | Rs. €°7 ... Philinos, der General, der über den vier Generälen steht ...
U.Rd. " Regelmäßige Beobachtung vom Monat Kislim bis zum Ende des Monats Addar, Jahr ı10, das dem Jahr 174 entspricht, Arsakidenherrscher. Lk.Rd." ..., das dem Jahr 174 entspricht, Arsakidenherrscher.
II.4.2.3.
SÄ ı75
137/136 v. Chr.
III.4.2.3...
AD III Nr. -136 A
137/136 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: BM 41841+41881 Autographie: LBAT 430, 431
Photographiee Bibliographie:
ADIII Tf. 206-207 AD III 178-181; DEL MONTE 1997, 119
60
BARBARA Böck
U.Rd. 1
[...] mu ı-me 15-KAm lar-4-ka-a LUGAL
U... Jahr 175, Arsakes, König. III.4.2.3.2..
AD III Nr. -136 B
23.10.-20.11.137 v. Chr. 18.3.-16.4.136 v. Chr.
Nachricht über einen Schlaganfall (vielleicht des Antiochos) Museumsnummer: BM 45745 Autographie: LBAT *429 Photographie: AD III Tf. 207 Bibliographie: AD III 182-185; DEL MONTE 1997, 119-120
Vs. 12’ [car ERIN].MES KUR ur Ti ana muh-hi a ÜGaL ERIN.MES |...)
13° [...] 'xTalx x] uRrU 34 KUR gu-H-i GEN.MIES ...] 14 1... x XT-ku a a an-u-u-uk-[su ...] 15° [...)-du-ru-us Mc ara Sap-la-nu X [...) 16 |... G]IG-$4 mi-Sit i-mi-Sid-su |...) a
x 4 1.%-as-hi-ir NIG.U [...]
8
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Rs. 21 [mtu.B1] U, 4-KAM 1 U.
22 |[.. . Bar. TERIT
73x
2 3 Vs. ”
mir! [ina K]UR' GÖ.DE um-ma MD umu.MmE$ fer}
Tg-RAMm XxxXTf...]
u, 26-KÄM MU KALAG .GART IX XT car’ [...]
[ ]xTud ri car en un.me$ |...] |... Mu ı-me] 75-KAMm ar-sa-"ka'-[a wucan] 23.10.-20.11.137 v. Chr.
[Der General von Babylonien], der den vier Generälen vorsteht, der ... az
die ..., welche zur Stadt im Lande der Guti zogen, ... '* ...ku, der Sohn des Antiochus ... ® ...durus, der ..., welcher von unten her ... '° ... seine Krankheit; einShan traf in ee: umzingeln lassen; die Besitztümer .. 3 E 2
18.3.-16.4. 136 v. Chr.
. [Dieser Monat], 4. Tag (= 21. 3. 136 v. Chr.): Der Bote rief A anf aus: ‚Die Bewohner von. 8. Tagt= 25.3136% Chr.)e.
Lk..Rd.! „2.26. Tag (= a v. Chr): seite Jahr] 175 entspricht, Arsakidenherrscher.
im
2. Su das dem
II.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
61
Vs. 13° Das Land der Guti oder Gutium ist im 1. Jt. v. Chr. eine archaische Bezeichnung für das Gebiet, welches im Nordosten von Babylonien liegt, siehe HALLo 1957-1971.
III.4.2.33.
AD II Nr. -136 C
23.10.-20.11.137 v. Chr. 20.12.136-18.1.136 v. Chr. 19.1.-16.2.136 v. Chr.
Nachricht über Truppenbewegungen in Medien Offensichtlich Furcht in Babylonien vor elamischen Überfällen Museumsnummer:BM 34715 (= Sp II 204)
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 209 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 208
Bibliographie:
AD III 184-189; DEL MONTE 1997, 119-120
ver Ida xt] 2 ? y A 5 2’ [...] ErIN’.MmES X x ki-sad-su-nu im-"x [...] 3° [...]-$4 ana URU.MES xxx] KU,.MES-n1 2}
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23.10.-20.11.137 v. Chr.
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"... seine... aus...” ... die Truppen ... ihre Nacken ...? ... seine ... zogen zu den Städten Mediens vor den König (und) traten in ... ein. 20.12.136-18.1.136 v. Chr. en
Babylon nach Seleukeia-am-Tigris ... RN
die Leute, die aus Furcht
in die Stadt Bara-annaka‘ ..."” ... am Euphrat und am Süru-Kanal ... °° ... der Aufseher über die Herden, die in ... Rs.
19.1.-16.2.136 v. Chr.
2... Dieser Monat, 2. Tag (= 20.1.136 v. Chr.): Einer der Bürger ? ... er brachte am ‚Tor-des-fürstlichen-Sohnes‘ Bel, Beltija und den großen Göttern Opfer dar. '* ... und der Aufseher über die Tempeloblaten wurden gezählt.
62
BARBARA Böck
Der Süru-Kanal verläuft neben den Flüssen När-A3$urritu und När-Sarri im Gebiet von Uruk (vgl. AD III -137 A Rs. 5’); siehe ZADok 1985, 399.
III.4.2.4.
SÄ 177
135/134 v. Chr.
II.4.2.4.1..
AD III Nr. -134 A
135/134 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: BM 47888 (= 81-11-3,595)
Photographie: Bibliographie: O.Rd.
ı
AD II Tf. 210 AD II 190-191 I... alrikaatücs.)
O. Rd." .... Arsakidenherrtscher ....
III.4.2.4.2...
AD III Nr. -134 B
1.10.-30.10.135 v. Chr. 27.1.-25.2.134 v. Chr.
Erwähnung eines Menophilos/Menupilusu Nachricht über die Anstellung des Bagajasa („Wesir“ des Arsakidenherrschers) B Mukeinisndrämer DM 34669 (= Sp I 154+298+700) + 35740 (= Sp III 262)
Aufgeführt al: Autographie: Photographie:
LBAT *432f. AD III Tf. 211-212 (Autographie von PıncHEs) AD II Tf. 210 und 213
MussunienuimnähBIM 34918 (Sp II 433) Aufgeführt al: LBAT *434
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 212 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 210
Bibliographie:
AD III 192-199; DEL MONTE 1997, 120-121
Vs.1ı
[EN.NUN 34 gi-ne-e Sd TA "DU, EN TIL] ""SE MU I-me 13-KAM 4 S-[i] mu ı-
me 77-KAM 'ar-|$d-|ka-a LUGAL 15 (...) [... ITU.BL] U, 20-KAM ?
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AD] 16 GIG dan-nu GIG-ma ü te-en-zu"
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mun-nu-u $d 'ba-ga-a-a-d |...] 4
17 GIN $ä LUGAL ina DA N pu-li-te-e $ä ina E" A TxT [...]-KAMm GABA.RI Ta ur IX] X ana vcu! [x] XTL...]
IIl.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Rs.9°
63
(...) [...] 4 ana uGu 4 N oaL ERIN.MES TA N o-[lu-ke-a-a ...)
Lk.Rd.
ı
[... 4 $]-i mu I-me 77-KAM lar-Sä-ka-a Lu [GAL]
Vs.
1.I0.-30.10.135 v. Chr.
' [Regelmäßige Beobachtungen von Monat Tasrit an bis zum Ende] von Monat Addar, Jahr 113, das dem Jahr 177 entspricht, Arsakidenherrscher. 27.1.-25.2.134 v. Chr. 15... [dieser Monat]: Die Lederrollen von Menupilus, der dem König, dem Vater von ... !° er litt unter einer schweren Krankheit; seine Urteilskraft ... 3.
Tag‘ (= 29.1.134 v. Chr.): Die Lederrollen des Königs, die die Anstellung von Bagajasa betreffen ... "7 Als der König auf Seiten der Bürger, die in Babylon, wo ... die Vorlage einer Lederrolle ... zu ... Rs?
ı [der General], der den vier Generälen vorsteht, von Seleulkeia] ..
Lk. Rd." ..., welches dem Jahr 177 entspricht, Arsakidenherrscher. BagajaSa wird nach dem Text Nr. 6.2 (SÄ) 179 AD III Nr. -132 BRs. 22 (III.4.2.6.2.) als „Bruder des Königs“ bezeichnet, was sich wahrscheinlich nicht auf einen leiblichen
Bruder bezieht, sondern vielmehr einem hochrangigen Titel wie etwa „Wesir“ entspricht; siehe dazu z.B. HAcKL/JENNI/SCHNEIDER 2003, 64ff., 102f.
III.4.2.5.
SÄ 178
AD II Nr. -133B,B ge
134/133 v. Chr. ,C
17.1.-14.2.133 v. Chr. 15.2.-15.3.133 v. Chr.
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Philinos/Pilinusu zieht von Seleukeia in Richtung Babylon DB. Nie Gelistet als:
EM 34175 (= Sp 280) LBAT *437
Autographie:
AD III Tf. 216-217 (Autographie von PıncHes)
Photographie:
AD III Tf. 214-215
Müseimsnummer'BM 47888 (= 81-11-3,595)
Gelistet als:
LBAT *436
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 216-217 (Autographie von PıncHEs) AD II Tf. 214-215
ka Museumsnummer: BM 41888 (= 81-6-25,508)
Autographie: Photographie:
LBAT 905 AD IH Tf. 215
Bibliographie:
AD II 200-209; DEL MONTE 1997, 121-122
BARBARA Böck
64
B, und B, sind Fragmente einer Tafel, C ist Duplikat dieser Tafel
Anmerkung:
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17.1.-14.2.133 v. Chr.
a Seleukeia-am-Tigris zog er in Babylon ein. 10. Tag (= 26.1.133 v. Chr.): Der Satrap von Babylonien°? ... die Versammlung des Tempels Esagil [stellte]
einen Ochsen und vier Schafe A Opfer [zur Verfügung] am ‚Tor-des-fürstlichen-Sohnes‘ des Esagil. 24... [für das] Wohlergehen des Königs und für sein Wohlergehen ern er a) Opfer dar. 15. Tag(= 31.1.133 v. Chr.): Ein Ochse und drei Schafe”° wurden eben diesem [Satrapen von Babylo]nien am “Tor-des-
fürstlichen-Sohnes’ des Esagil zur Verfügung gestellt; er brachte die Opfer wie zuvor dar. ° ... Euphrat zog er hinaus. Dieser Monat: Eine Ziege hatte geworfen, aber der rechte Oberschenkel (des Zickleins) war nicht vorhanden. Rs.
15.2.-15.3.133 v. Chr.
"8 Dieser Monat: Der Satrap von Babylonien von ... eben dieser zog von Babylon nach Seleukeia-am-Tigris. '” Dieser Monat, am 28. (= 14.3.133 v. Chr.): Philinos, der [General, der den vier Generälen vorsteht,] kam von Seleukeia her,
aber (er blieb) oberhalb Babylons, vor der Mauer von König Seleukos und *° trat nicht in Babylon selbst ein. 29. Tag: Von der Stadt ... brach er auf. 29. Tag (= 15.3.133 v. Chr.): Der Satrap [von Babylonien] [zog] von Seleukeia”'-amTigris nach ...
III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
65
Lk. Rd. [Regelmäßige Beobachtung vom Monat] Ab bis zum Ende des Monats Addar, Jahr 114 .... III.4.2.6.
SÄ 179
III.4.2.6.1..
AD III Nr. -132 A
133/132 v. Chr. 14.4.-13.5.133v. Chr. 10.8.-7.9.133 v. Chr.
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Erwähnung von Te’udisisu Museumsnummer: BM 45830 (= SH 81-7-6,252)
Photographie:
AD III Tf. 2ı5
Bibliographie:
AD III 208-211; DEL MONTE 1997, 122-123
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14.4.-13.5.133 v. Chr.
154 Ortes... # . wenige... aus... 2 „..;, der den vier Generälen vorsteht, von Babylon.. 4 SeitbElaam Tieiie ... 3... setzten sie, sie zogen fort .... Rs.
10.8 -7.9.133 v. Chr.
"2. von Seleukeia-am -Tigris .. ” stellten sie ihm am ‚Tor-des-fürstlichenSohnes‘ des Esagil zur Verfügung in... * und für sein eigenes Wohlergehen Basar er Opfer dar. Nacht des 22. (&51133 v.-Chr.)E-Te ud[esisu‘] 4 . Jahrı]ıs, das dem Jahr 179 entspricht, ...
BARBARA Böck
66
III.4.2.6.2..
8.9.-7.10.133 v. Chr. 8.10.-6.11.133 v. Chr.
AD III Nr. -132 B
Aspasine unternimmt gemeinsam mit den Elamern Feldzüge in Babylonien Philinos/Pilinusu, der bislang als Oberbefehlshaber über die vier Generäle fungiert hat, wird abgelöst durch Te’udisisu, welcher vom Arsakidenherrscher eingesetzt wird Innerbabylonische Auseinandersetzungen um einen religiösen Fanatiker Museumsnummer: BM 35070 (= Sp II 606) + 45699 (= SH 81-7-6,104) Gelistet als: LBAT *438+*439
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 218-219 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 220-221
Bibliographie:
AD III 210-221; DEL MONTE 1997, 123-127; SCHUOL 2000, 30-31
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III.4.2. AsTRONOMISCHE TAGEBÜCHER 28
67
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8.10.-6.11.133 v. Chr.
6 ... Dieser Monat: Ein Schiffer ... die Heiligtümer zwischen dem großen Tor Marduks und ... ”7 ... Frauen hatten sich darin versammelt und aßen Brot. ıı. Tag (= 18.10.133 v. Chr.): ... 28. viele... aus Babylon und aus anderen Städten,
welche nicht ... ”? ... aus Borsippa ... dieser Schiffer mit vielen Leuten ...?° ..
72
BARBARA BÖCK
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die Leute aus der Stadt ... 3"... töteten sie unter ihnen und ... ?” ... in Babylon
und in Borsippa ... ?°?* ... eine Nachricht von ... Vs. (D,)
7.11.-5.12.133 v. Chr.
Fr Dieser Monat ... u zog in Seleukeia-am-Tigris ein. Diesen Monat hörte ich: 9 ... sie machten ... in Susa und töteten viele elamische Truppen in der Schlachtufid”. „9%... siekage
5.1.-2.2.132v. Chr.
ner Verwalter von Esagil, die Babylonier und die Versammlung von Esagil nn
... einen Ochsen und fünf Opferschafe 4 [zur Verfügung]; ... [Bel]
und Bältija, den großen Göttern, brachte er für das Beeren des Königs und sein eigenes Wohlergehen (diese) Opfer dar. Dieser Monat: "°
..., welches
an die Bürger, die sichiin ih befinden, gerichtet war, wurde imThea gelesen. Mit Bezug auf ji „. . Kamnaskiri, der elamische Feind, der gegen seinen Vater revoltiert hatte, 7 ... sie befanden sich in Babylonien. Sie zogen ihre Truppen zusammen, flohen en .arratas, den Fluss Elams, überquerten sie (und)
schlugen eine Doppelstunde weit entfernt ihr Lager auf. ” ... viele [Truppen] lösten sich durch den Einzelkampf auf. Im Monat Arahsamna, am 7. Tag (= 11.1.132 v. Chr.), brachten die Truppen *° [von] ... [und] die Truppen [von] ...
den feindlichen Truppen eine Niederlage bei. Bis Sonnenuntergang ‚die verbleibende”"... er trat ein. Ur’a, der Sohn dieses elamischen Feindes, a er brachte einen Odin und fünf Schafe für diesen Boten ”? als Opfer [für das Wohlergehen von] ... und für sein eigenes Wohlergehen dar. e (D,)
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Chr.
..: General von Babylonien begab sich von Babylon nach Seleukeia. ©"Der .. von Babylonien trat von Seleukeia (kommend) iin Babylon ein. . der elamische Feind unter Bewachung mit ihnen .. . der aka ww Seleukeia nach ... '” ... die Ziegel vom ... dis Akitu-Tempels waren big geworden. ” ... sein Schlund lag offen da. 5.3.-3.4.132v. Chr. ” .., Dieser Monat, 14. Tag (= 18.3.132 v. Chr.): Lederrollen des Königs ... vor mm
einige gelbe Heuschrecken fielen ... her. Dieser Monat: Schiffe, die ...
zum Lager des Königs ...
O. Rd. (D) " ... Dieser Monat, 1. Tag: Viele Truppen ... von Babylon ... ” ... aus dem Besitz des Esagil als Verluste ... ? ... [Jahr] 179, Arsakidenherrscher.
Aspasin& hat sich mit den Elymäern verbündet, die er noch fünf Jahre zuvor (siehe die Ereignisse im Jahre 138 v. Chr.) vertrieben hatte.
III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
ng
Einen einzigartigen Einblick in das religiöse Leben bietet der hier beschriebene Vorfall über einen religiösen Fanatiker. Ein Schiffer, offensichtlich verwirrten Geistes, bringt zunächst Opfer im Tempel des Mondegottes Sin, dem Egi$nugal, dar. Dann verbreitet er, dass der Gott Bel in Babylon eingetreten sei, woraufhin sich die Männer und Frauen in der Umgebung spontan(?) anschließen, ebenfalls Opfer darbringen und ein Fest abhalten. Mit dem Ausdruck „ein Gott tritt in den Tempel ein“ wird das in der jeweiligen Stadt zentrale Kultfest eingeleitet. Am ı1. Tag des Monats (19. Oktober) zieht dieser Schiffer mit einer Menschenmenge, die sich inzwischen um ihn geschart hatte, weiter
nach Borsippa und verkündet den Einwohnern dort, dass die Göttin Nanaja dort in ihren Tempel Ezida eingetreten sei. Diese Nachricht ruft erneut Aufsehen hervor. Der Schiffer gibt vor, Gesandter der Göttin Nanajas zu sein. In unklarem Zusammenhang heißt es, er werde die Stadt nicht der Plünderung anheimgeben. In der Zwischenzeit versucht die Versammlung des Tempels die Menschenmenge zu beruhigen und sie davon abzubringen, diesem Schiffer zu folgen. Offensichtlich kommt es wegen der Unruhen zu Todesfällen. Für die Lokalisierung des Flusses Coprat&s siehe DEL MONTE 1997, 128 mit Hinweis auf HANsMAN 1967, 32.
III.4.2.7.
SÄ 180
132/131 v. Chr.
AD II Nr. -ı31 A
28.9.-26.10.132 v. Chr.
Bericht über Abdämmung eines Kanals Museumsnummer: BM 35201 (= Sp Il 757)
Autographie: Photographie:
LBAT 442 AD III Tf. 226
Bibliographie:
AD III 234-237; DEL MONTE 1997, 129-130
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„.., der den vier Generälen vorsteht, ... 3 wegen der Abdämmung der 2
..
Mündung des ... * Ich hörte, dass der General, ... Lk. Rd... [Jahr 1]16, welches dem Jahr 180 entspricht, Arsakidenherrscher.
III.4.2.8.
SÄ 181
AD III Nr. -ı30 B Nachrichten von einem der Generäle
131/130 v. Chr. 20.7.-16.9.131 v. Chr.
74
BARBARA Böck
Museumsnummer: BM 77732 (= 84-2-11,479)
Photographie:
AD III Tf. 227
Bibliographie:
AD Ill 238-241; DEL MONTE 1997, 130
Be. bs:
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. Süden, im.
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. die Bürger zur Provinz ER .
Bu ich, ge am en a Monats der General . zur Stadt ..
. Boten des Generals..
3 ... Diesen Monat
. Seleukeia-am-Tigris
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1. Tag: Der Satrap
Nach OELSNER 1999, 329 ist der hier gebotene Bericht am ehesten in die Monate Düzu (20.7.-18.8.) oder Ab (19.8.-16.9.) einzuordnen.
III.4.2.9.
SÄ 182
AD II Nr. -129 A
130 v. Chr. 11.4.-10.5.130 11.5.-9.6.130 10.6.-9.7.130 10.7.-7.8.130 8.8.-6.9.130
v. v. v. v. v.
Chr. Chr. Chr. Chr. Chr.
Nachrichtenaustausch zwischen dem Arsakidenherrscher und den griechischen Bewohnern Babylons
Erstmalige Erwähnung von Übergriffen durch Nomaden (als Araber bezeichnet) Bericht der Ernennung des Gouverneurs von Babylon Erwähnung des Imerusu (Himeros)
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Bericht über die Ernte in Elam A;
Museumsnummer: BM 34040 (= Sp 136) Gelistet als: LBAT *445
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 229 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 228
Museumsnummer:Rm 701+BM 41478+41646 (= 81-6-25,90+262) Gelistet als: LBAT *296 (Rm 701) und LBAT *446 (BM 41646)
Autographie:
AD III Tf. 230-231 (Autographie von PıncHes)
IIl.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Photographie:
AD III Tf. 228
Bibliographie:
AD III 244-255; DEL MONTE 1997, 130-135
75
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BARBARA Böck
76
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11.4.-10.5.130 v. Chr.
. Dieser Monat, 4. Tag (= 14.4.130 v. Chr.): Der Satrap Babyloniens trat in ii ein aus dem Lager des Königs (kommend). 7, mit einer Botschaft
von dem König kehrte er zurück zum könglichen Kriegslager, ® ... die Bürger zogen mit einer Nachricht des Königs zum Lager des Königs. ? ... ihre... zogen von Babylon zum ... (des) König(s). Ich hörte, dass am 22. Tag (= 2.5.130 v.
Chr.)"° ... der. : Bing zum Lager des Königs. Wer tratein. '® ... eine Botschaft des Königs ® ..An diesem Tag... der Verwalter des Esagil-Temples ER
(für Bel und Beltıjal die großen Götter und [für das Wohlergehen] des
Königs ® ... [brachte er Opfer dar] ... A2 Vs.
11.5.-9.6.130 v. Chr.
2. Dieser Monat, 10. Tag (= 20.5.130 v. Chr.): Der Satrap von Babylonien ... aus... 7 ... einer von den Bürgern, die sich in Babylon befinden und der nach der Botschaft des Königs zum Gouverneur von Babylon ernannt worden war, ... aus dem Lager des Königs (kommend) [trat er in Babylon ein.] u; [Und] die
Einwohner Babylons und die Versammlung des Esagil-Tempels [stellten] für eben diesen Gouverneur Babylons einen Ochsen und drei Schafe als OBE [zur Verfügung] am ‚Ka-sikil-Tor‘,”° dem großen Tor des [Esagil-Tempels.] '? [Für das Wohlergehen] des Königs und für sein eigenes Wohlergehen brachte er die Opfer dar. Dieser Monat, 17. Tag (= 27.5.130 v. Chr.): Ein Bote des Generals ...
die Ernte Elams ... ”° ... und die Einwohner Babylons und die Versammlung des Esagil-Tempels ... betraten den Akitu-Tempel. Dieser Monat, 24. Tag (= 3.6.130 v. Chr.): Eine Botschaft ... ”' ... vor ..., den Imerusu, der Aufseher des 75
Wörtlich: „Reines Tor“.
III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
77
. des Schatzes des ‚königlichen Palastes, wissen ließ, zum
reiches vor den Verwalter ... ?
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König
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... ... die Einwohner Babylons di die
lage des Esagil-Tempels, es war geschrieben, welches... von einem. . [die Ein]wohner Babylons und die Versammlung des Esagil-Ra;
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einen Ochsen und vier Schafe als Opfer für . [zur Verfügung] ...
A, Rs.
10.6.-9.7.130 v. Chr.
"....am 20. Tag (= 29.6.130 v. Chr.) hörte ich, dass Arsakes ... 10.7.-7.8.130 v. Chr. 14 Dieser Monat, 5. Tag (= 14.7.130 v. Chr.): Der Satrap Babyloniens... und der General ... aus Seleukeia-am-Tigris ... 2 ‚ Tor-des-fürstlichen-Sohnes‘
des Beil Teinpdi.s '7 17. Tag (= 26.7.130 v. Chr.): Der Satrap ung 8 von nn mich Seleukeia .. 19... Dieser Monat: Die Araber.. SE
[Die Araber ], die A
A,
S.,
8.8.-6.9.130 v. Chr.
"4 ... [Seleukeia]-am-Tigris
16, oberhalb von Babylon ...
Aufgrund des Erhaltungszustandes lassen sich die geschilderten Begebenheiten nur bedingt fassen. Da das königliche (Kriegs)lager erwähnt wird, müssen in dem Zeitraum von April-Juni 130 v. Chr. kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden haben. Denn das Lager des Königs wird in den Astronomischen Tagebüchern in den Texten 2.4 (AD III Nr. -137 D Vs. 8°, Schlacht gegen Elamer, Lager befindet sich am Tigris
[III.4.2.2.4.]),
6.3 (AD III Nr. -132 D, Rs. 30°, Schlacht gegen Elamer, Lager ps Schiff erreichbar [III.4.2.6.3.]), und 12.2 (AD III Nr. -124 B Vs. 4’, Lager befindet sich vermutlich außerhalb Babyloniens, Vorbereitungen zur Schlacht gegen Elamer [III.4.2.12.2.])
jeweils in Zusammenhang mit feindlichen Auseinandersetzungen erwähnt. Offensichtlich handelt es sich bei dem Lager nicht um ein stehendes, sondern es wurde jeweils an den betreffenden Orten aufgeschlagen. A, Vs. ar Vermutlich handelt es sich bei Imerusu oder Himeros nicht um dieselbe Person, die als Statthalter Babyloniens unter Phraates II. (139/138-128 v. Chr.) fungierte, siehe dazu DEBEVOISE 1938, 38-39, FISCHER 1970, 37, 94f. und KARrRASKLAPPROTH 1988, 65-67. Nach Diodor 34/35,21 galt Himeros als grausamer Tyrann, der Babylonier versklavte und nach Medien deportierte; ähnlich auch Justin 42,1,3. Während die Titel „König der Parther“ (Diodor) und „Präfekt“(Justin Prol. 42)
eindeutig sind, bleibt die akkadische Titulatur rab kumar Sa bit Sarrüti unklar, da der Terminus kumäru nicht zu deuten ist, etwa „der Aufseher der/des ... des königlichen Schatzhauses“. Das Wort kumäru ist in einem weiteren Titel in dem Astronomischen
BARBARA Böck
78
Tagebuch Text 22, Nr. -107 C Vs. 16’ belegt, „Aufseher der/des ... der Tempel-
schätze“. Der akkadische Titel für den für eine gesamte Satrapie Verantwortlichen lautet muma”iru oder als Logogramm LÜ.GAL URKIN, wobei dem Titel jeweils die Angabe der Provinz folgt — hier wiedergegeben mit „Satrap von Babylonien“ (siehe CAD MI
194b s.v. muma’iru). Der Titel für den für eine Stadt Verantwortlichen
hingegen heißt im Akkadischen pähatu und tritt in Verbindung mit dem jeweiligen Stadtnamen auf — hier übersetzt mit „Gouverneur von Babylon“; vaN DER SPEK
1987, 63 schlägt vor, dass dieser Titel dem griechischen epistat&s entspricht. Da Himeros im Jahre 130 v. Chr. bereits als Statthalter eingesetzt war, scheidet die Spekulation über einen möglichen Aufstieg vom „Aufseher“ hin zum Statthalter aus. Generell von Interesse ist die Beobachtung, dass die für den königlichen Palast Verantwortlichen griechische Namen trugen — ob es sich tatsächlich auch um Griechen handelte, lässt sich aufgrund des Phänomens akkadischer-griechischer Doppelnamen nicht mit letzter Sicherheit entscheiden. Rs. 19° Für den Monat Düzu (10.7.-7.8.130) sind erstmals Überfälle der Araber verzeichnet. Die Bezeichnung „Araber“ bezieht sich in erster Linie auf eine sozial-
ökonomische Organisation, wie sie die Nomaden darstellen; so bereits MoNTGOMERY 1934, 23. Wie ZADOK 1981 in seinem Beitrag zu Arabern in Mesopotamien
gezeigt hat, trugen die als „Araber“ oder die als Angehörige eines „arabischen“ Stammes bezeichneten nicht immer einen arabischen Namen, so dass es keine Kongruenz zwischen „Araber“ im ethno-linguistischen und im sozial-ökonomischen Sinne gibt (Zapok 1981, 44). Der Einfachheit halber wird hier in der Übersetzung das akkadische '“Ar-ba-a-a mit „Araber“ wiedergegeben. III.4.2.10.
SÄı8s
127/126 v. Chr.
III.4.2.10.1.
AD III Nr. -126 A
1.11.-30.11.127 v. Chr.
Timarchos/Timarkusu und Indupane ziehen von Medien her kommend nach Babylon Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Bericht über den Erhaltungszustand einiger Altäre in Babylon Museumsnummer: BM 34274+34739 (= Sp 382+ Sp II 230)
Autographie:
AD III Tf. 232 (Autographie von PıncHes)
Photographie: Bibliographie:
AD III Tf. 233 AD II 254-255; DEL MONTE 1997, 134-137; SCHUOL 2000, 34-35
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Indupant zusammen mit den Truppen aus Medien. 9 Sie zogen in Babylon ein. An diesem Tag stellten der Verwalter des Esagil-Tempels und die Einwohner Babylons ihm einen Ochsen und drei Schafe als Opfer. Rs. "am Tor-des-fürstlichen-Sohnes’ des Esagil-Tempels zur Verfügung. 6. Tag
(= 6.11.127 v. Chr.): Sie zogen weiter nach Borsippa. 8. Tag (= 8.11.127 v. Chr.): * Sie verließen Borsippa und zogen weiter an der Seite von Indupan& in die Gegend von Seleukeia-am-?Tigris. 9. Tag (= 9.11.127 v. Chr.): Die großen Altäre, welche im Monat Nisan zum
... des ‚Reinen Tores‘ aufgestellt worden
waren, * ihr Kopfteil hatte sich geändert. Nacht zum 27. (= 27.11.127 v. Chr.): Es war wie zuvor. Dieser Monat, 25. Tag (= 25.11.127 v. Chr.): Die See reitungen, welche im Akitu-T'empel 3 unterbrochen worden waren,
für Bel, Beltija und Istar von Babylon © . 238. Tag (= 28.12.2279, Chr), suchten ... Zum Namen /In-du-pa-ni-e siehe die Belegzusammenstellung von Zapok 1997b, 7 sub 19.
III.4.2.10.2.
AD III Nr. -126 B
27.2.-28.3.126
Opferzurichtungen im Esagil- Tempel Museumsnummer: BM 34112 (= Sp 212)
Autographie:
AD III Tf. 232 (Autographie von PıncHes)
Photographie: Bibliographie:
AD II Tf. 233 AD III 256-259; DEL MONTE 1997, 135-136
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ober-/unterhalb Babylons zu den Flüssen hin zu den ... * ... dieser General .. aus seinem Lager mit seinen Reitern ... ° ... und die Arbeiter ein Opfer, welches wie. . stellten sie ihm zur ae Der Verwalter des EsagilTempels und die Eirweohäi} Babylons...7 [stellten]... als Opfer,am “Tor-desfürstlichen- Sohnes’ des Esagil dem Geaabeit [zur Verfügung].. . [Bel und Baltija‘, den] großen nn herrschers [Opfer dar] ...
[brachte er] für das Wöhldigehen des Asa . her zog weg. 17. en(= 16.3.126 v. Chr.): Eben
dieser General von Agpelas Bars .. Babylons in... im Tempel des Gottes Nergal ...
O.Rd."* II.4.2.11. SÄ 186
126 v. Chr.
AD III Nr. -ı25 A
29.3.-26.4.126 v. Chr. 24.7.-22.8.126 v. Chr. 23.8.-20.9.126 v. Chr.
Bericht über Bauschäden infolge einer Überflutung Feindliche Auseinandersetzungen in der Mesene
Übergriffe durch Nomaden Museumsnummer: BM 45708 (= SH 81-7-6,114+158)
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 235-236 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 234
Bibliographie:
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DEL MONTE 1997, 136-137; SCHUOL 2000, 35-37 4
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III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER 14
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29.3.-26.4.126 v. Chr.
3 Dieser Monat, 3. Tag (= 31.3.126 v. Chr.): Überflutung durch den Wettergott Adad, ... an der Kante des Hauses ... '* ..., ein Diener des Gottes Marduk, an
der Kante, welches an der Seite des ...-Hauses ist, hinter ... mit lapislazuliblau glasierte Ziegel... glasierte Ziegel von eben dieser Hinterseite waren zu Boden
gefallen. 28 Babylonier mischten an eben dieser Kante mit Bitumen. er
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Tag (= 30.3.126 v. Chr.): Der Satrap Babyloniens verließ Babylon. 2 z. Mar (= 2.4.126 v. Chr.) hörte ich, dass die Leute ..., die am Fluss in der Mesene... aus ‚16... sie richteten unter ihnen ein Drake an und brachten ihnen mit
Waßengegilt Niederlagen ei Diese Stadt zerstörten und plünderten sie. Die Menschen darinnen vor ... "7 ... die sich dort befanden, die vertrieben wurden,
sie zogen hinauf zum Fluss Re, Die Ernten ... die Menschen von dort ... ®
. am Euphrat taten sie ... und warfen es in den Fluss. Dieser en rn (3.4.126 v. Chr.): Die Därgdr, die vertrieben worden waren.
am 6.
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BARBARA Böck
82
Ninua
und die Felder, die ihnen vormals
gehörten,
welche
im Jahre 185
vernichtet wurden ... *° [bereits vor] dem Jahr 185 auf Befehl Aspasines hin
fingen sie an ... zu zerstören ... ”
... im Land wie zuvor. Dieser Monat: Die
Araber ... sie durchstreiften das Land ...
Rs.
24.7.-22.8.126 v. Chr.
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Seleukeia-am-Tigris ... die Verwaltung des Esagil-Tempels und die
Einwohner Babylons [stellten] 4 Opferschafe [zur Verfügung] Hündin warf... ... wie zuvor. ... Dieser Monat: ... Rs. 20
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... 7... eine
23.8.-20.9.126 v. Chr. .
kamen. Die Araber ....
Vs. 15-18 Aufgrund des Erhaltungszustandes lassen sich die geschilderten Geschehnisse nicht mit Sicherheit rekonstruieren. Die von SCHUOL 2000, 36 gebotene Interpretation der Ereignisse, wonach der Satrap in einem Feldzug gegen Aspasin& zieht und diesen bis in sein Stammland hinein verfolgt, lässt sich schwerlich mit den noch erhaltenen Textteilen in Übereinstimmung bringen. Berichtet wird zunächst, dass der Satrap Babyloniens die Stadt Babylon verlässt (und nicht wie SCHUOL 2000, 36 übersetzt „am 2. Tag ging der Satrap aus Babylonien heraus“), ob dies in Zusammenhang mit dem im folgenden beschriebenen Massaker in der Mesene steht, geht nicht aus dem Text hervor. Unklar ist, wer wen wo angreift und schlägt. Erwähnt wird ein namentlich nicht genannter Fluss, ein Kanal oder eines der Kanalsysteme in
der Mesene, welches vermutlich die Herkunft der Angreifer ist. Diese werden als
Leute bazzanita bezeichnet, ein Wort, dessen Bedeutung unklar ist — vielleicht handelt es sich um die Bezeichnung eines der Stämme, die sich in der Mesene aufhalten (siehe zu den Stämmen
in der Mesene
ZADokK 1985b, 37-49, 52-53).
Aufgrund der Angriffe flüchten sich die Bewohner einer Stadt zu einem Fluss namens Nagra, der sich im Osten Babyloniens in einer nicht lokalisierbaren Region befand (siehe ZADoK 1997, 6).
Vs. 18-20 Einen Tag später berichtet der Schreiber des Astronomischen Tagebuches offensichtlich von Wiedergutmachungen, die die Felder der griechischen Bewohner betreffen, welche Aspasin& im Jahre SÄ 185 (127/126 v. Chr.) zerstört hatte.
Vs. 19 Belet-Ninua ist eine der Erscheinungen der Göttin IStar-Ninlil von Ninive. Ihr Tempel E-gishur-ankia lag in einem der Viertel Babylons, in Bäb-Lugalirra; siehe on
GEORGE 1992, 24, 29, 61.
III.4.2.122.
SA 187
III.4.2.12.1.
AD III Nr. -124 A
125/124 v. Chr. 16.4.-14.5.125 v. Chr. 15.5.-12.6.125 v. Chr. 13.6.-12.7.125 v. Chr. 13.7.-10.8.125 v. Chr. 11.8.-9.9.125 v. Chr.
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
83
Bericht über eine königliche Verfügung (Ernennung einer Person, nicht erhalten)
Nomaden fallen in Babylon ein und schneiden die Handelsrouten zwischen Babylon und anderen Städten ab Feuer im königlichen Palast in Babylon
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Museumsnummer: Gelistet als: Photographie: Bibliographie:
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BM 45850 (= SH 81-7-6,114+158) LBAT *449 AD III Tf. 238-239 AD III 264-273; DEL MONTE 1997, 137-140; VAN DER SPEK 2001, 45I
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16.4.-14.5.125 v. Chr.
5°... Diesen Monat hörte ich folgendes: Tir... Bi . Lederrollen des Königs wurden vor den Bürgern in Babylon gelesen ... . Lederrollen des Königs wurden an dieser Stelle gelesen über die Dem eines ... aus von. j die Mauern stürzten ein. Dieser Monat: Die Araber aherheik des Windes‘ griffen an und plünderten ... 9... [die Routen nach] Borsippa und den anderen Städten waren abgeschnitten. Die Menschen, die außerhalb der Stadt und bei den anderen Feldern waren, zogen aus (und) Geschenke ...
15.5.-12.6.125 v. Chr. 2
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3... tratein. Dieser Monat wie zuvor Feuer im Palast des Königs; die Mauern .
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wie zuvor stürzten ein. Dieser Monat wie zuvor ... 13.6.-12.7.125 v. Chr. 37 7. Dieser Monat, am 3. Tag (= 15.6.125 v. Chr.): Auf das Geheiß des
Verka des a
re
und der Babylonier der Versammlung des Esagil
hin, wurde ein. ., den großen Göttern brachte er (die Opfer) dar. Dieser Monat, am 19. Tag ” 2.7.125 v. Chr.): ... er trat mitten in die Stadt ein zur
Gegend des Esabad- Tenes hin ... 3° ... Seleukeia-ans m
einander zusammen
... es fiel in-
. 3738... die... wie zuvor Geschenke..
Rs.
13.7.-10.8.125 v. Chr. * ... Dieser Monat: Feuer im Palast des Königs wie zuvor. ER die Araber
Beichen ein Loch in die Mauer Babylons am Haus .. Nas sich neben dem
Zababa-Tor befindet ... © ... [am 2]3. Tag (= 4.8.125 v. Chr.): der Satrap
Babyloniens zog von Seleukeia-am-Tigris in Babylon ein...
... [die Routen’
waren wegen] der Araber abgeschnitten und wie zuvor überbrachte man den Arabern Geschenke.. 18°
11.8.-9.9.125 v. Chr.
. Dieser Monat, ...: Der Satrap Babyloniens ... '? ... veranlasste ... Der
General Babyloniens, der das Haus der vier Generäle in Seleukeia ... ”°
... sie
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
85
stellten ihm gemästete ... als Opfer gegenüber vom ‚Groß-ist-die-Schutzgottheit-Tor‘ zur Verfügung, Bel und Baltija, den großen Götter, ... = wurde vorgelesen über die Ernennung eines... unter den... zum Verwalter de Esagil anstelle von ... 22... eben diese ... ec mit folgendem Inhalt vorgelesen: Monat Nisan, am 25. Tag (= 4.9.125 v. Chr.), die Stadt Ammarida ... ”
.. schnell vor ... die ... und die Kranken ... ”* ... in-Seleukeia-am-Tigris zu den Städten Mediens .. Vs.8° Der MoNTE 1997, 138 deutet den Begriff „oberhalb des Windes“ als Umschreibung dafür, dass die Araber nicht lokalisiert werden können.
Vs. 8°-9° Aufgrund eines Feuers im königlichen Palast in Babylon stürzen die Mauern ein. Unabhängig davon wird von Angriffen durch Nomaden — Araber — berichtet, denen es gelingt, die Handelsrouten zu blockieren, woraufhin die betroffenen Städte Tribut an diese zahlen.
III.4.2.12.2.
AD III Nr. -124 B
9.11.-7.12.125 v. Chr. 8.12.-5.1.124 v. Chr. 6.1.-4.2.124 v. Chr.
Ti’mutusu (Timotheos), Sohn des Aspasine, macht wertvolle Geschenke Schlacht des Artabanos II. gegen den Elamer Pittiti bei Susa Gefangennahme des Ti’'mutusu Der königliche „griechische“ Thron, den Aspasine zuvor den griechischen Einwohnern erst entwendet und dem Gott Bel geweiht hatte und welcher dann im Neujahrs-Tempel aufgestellt worden war, wird von den griechischen Bewohnern zurückgefordert Museumsnummer: Gelistet als: Autographie: Photographie: Bibliographie:
BM 45693+45853 (= SH 81-7-6,98+281) LBAT *45o und *4sı AD III Tf. 236-237 (Autographie des Textes BMwen von PıncHEs) AD III Tf. 238, 240 AD III 272-281; DEL MONTE 1997, 140-143; SCHUOL 2000, 37-395 VAN DER SPEK 2000b, 436-437
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III.4.2. AsTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Vs. 1?
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87
9.11.-7.12.125 v. Chr.
,. dieser sein Sohn ließ Silber und Gold wie von anderem ... für ein
Königtum herstellen (und) als Geschenk ...; in ...? ... sein ... brachte er nach
Babylonien und zog sich zurück und ...Uruk zog nach Babylon. Dieser Monat, Anfang des Monats: ... * ... und der Satrap von Babylonien zogen von dem Lager des Königs her kommend nach Seleukeia-am-Tigris. 16. Tag (= 24.1.125 v. Chr.): Der Satrap von Babylonien trat von Seleukeia kommend in Babylon ein. 5... sie stellten ihm einen Ochsen und zwei Schafe gegenüber dem ‚Groß-istdie-Schutzgottheit-Tor‘ als Opfer zur Verfügung, er brachte die Opfer für Bel
dar. Dieser Monat: Ti’mutusu, Sohn des Aspasing, [zog] von Babylon her nach
Seleukeia © ... der General von Babylonien zog fort. 8.12.-5.1.124 v. Chr.
9... der Arsakidenherrscher eröffnete die Schlacht gegen den elamischen Feind Pittiti in dem Gebiet Susas in der Region Elams. Dieser Monat: PN, Sohn des PN ... ”° ... der Satrap Babyloniens kam nach Seleukeia. Auf Geheiß des Königs hin wurde er in einen Eisenring gelegt und neben seinen Vater Aspasin® gebracht. Diesen Monat hörte ich ...” ... Urri’a wurde in der Stadt Surru ge-
tötet. Dieser Monat: Die Araber plündern wie zuvor; die Furcht vor den Arabern ist schr groß wie zuvor ... ”” ... geschah in Babylon. Rs.
6.1.-4.2.124 v. Chr.
22 Dieser Monat, am 2. Tag (= 7.1.124 v. Chr.): ... Lederrollen von Aspasing,
dem König von Mesene, die er vor dem General Babyloniens geschrieben hatte, wurden herangebracht. 3... [und den] Bürgern, die sich in Babylon befinden, wurde folgendes verlesen: ‚Diesen Monat, am ı5. Tag (= 20.1.124 v. Chr.), kämpften der Arsakidenherrscher und Pittiti, der elamische Feind, gegen-
einander. Der Herrscher fügte den Truppen in Elam mit Waffengewalt Niederlagen bei. Pittiti, ..., 14 nahm er gefangen.‘ Dieser Monat, am 7. Tag (= 12.1.124 v. Chr.): In Babylon warf eine Sau eine Missgeburt, die wie ... eines Hundes aussah. Dieser Monat, am 15. Tag (= 20.1.124 v. Chr.): Der Thron des Königs,
der nach dem Entwurf eines Designers, der aus Holz und Silber mit ... ” dessen griechischer Name thronos lautet, welchen zuvor Aspasin&, der König, aus dem
Königspalast in Babylon genommen (und) dem Gott Bel als Geschenk gegeben hatte, der Gouverneur
Babylons
und die griechischen
Bürger, die sich in
Babylon befinden 16, sie öffneten die Tore des Akitu-Tempels und machten
..., traten jedoch nicht ein. Diesen Thron des Königs, ein Geschenk an den Gott Bel, brachten sie aus dem Akitu-Tempel hinaus (und) nahmen ihn mit
sich. 7 ... Der Bote des Königs, der die Lederrollen des Königs (mit der Botschaft) trug, trat in Babylon ein. An diesem Tag wurden die Nachrichten des Königs, die an den Gouverneur
von
Babylon und die Bürger, die sich ın
Babylon befinden, gerichtet waren, mit folgendem Inhalt im ‚Theater‘ verlesen:
88
BARBARA Böck
‘Ich habe die Schlacht gegen 18°. und Pittiti, den elamischen Feind, gewonnen und schlug 15000 Soldaten der Schlachttruppen unter seinem Herr durch
Waffengewalt, unter meinen Truppen gab es keine.... Das gesamte Land Elams fiel durch Waffengewalt. Ich nahm Pittiti, ..., eek, 9 An diesem Tag stellten der Verwalter des Esagil-Tempels und die Babylonier, die der Versammlung des Esagil angehören, diesem Boten des Königs einen Ochsen und zwei Schafe am ‚Tor-des-fürstlichen-Sohnes‘ des Esagil-Tempels als Opfer zur Verfügung; er brachte (diese) Bel . (und) Bältija, den großen Göttern dar. In’
Babylon wurde die Botschaft des Königs verlesen. Dieser Monat: Plünderung durch die Araber wie zuvor. Vs. 2’, 20° Mit „dieser sein Sohn“ in Z. 2’ wird sicherlich auf Ti’mutusu, den Sohn des Aspasin&, hingewiesen; so bereits vermutet von DEL MONTE 1997, 140. Offensichtlich
macht dieser Sohn jemandem kostbare Geschenke aus Silber und Gold. Ob er einen Monat später wegen eines misslungenen Bestechungsversuches’ oder wegen der Entwendung von Gold und Silber von dem Arsakidenherrscher gefangen genommen und vor seinen Vater geführt wird, lässt sich nicht entscheiden. Vs. 21 Für die Lokalisierung der Stadt $urru zwischen den Städten Nippur und Uruk oa
siehe ZADOK 1985a, 280-281 mit Hinweis auf JoanN&s 1982, 35-43. Für die Bedeutung des Namens Ur-ri-’-a als „wünschenswert“ siehe ZaADok 1997b, 7 sub 17.
Rs. 12’, 17° Die griechischen Bewohner Babylons werden von zwei Stellen in Kenntnis über die Ausgänge der Schlacht zwischen Artabanos II. und dem Elamer Pittiti gesetzt: zum einen von Aspasine, zum anderen von dem Boten des Arsakidenherrschers. D.h. dass Aspasin® zu diesem Zeitpunkt wieder loyaler Provinzgouverneur von Artabanos war. Die von SCHUOL 2000, 37 gebotene Interpretation, wonach die Parther sowohl siegreich gegen die Elymais als auch gegen Aspasine gekämpft hätten, lässt sich nicht mit dem vorliegenden Textabschnitt in Einklang bringen, da zudem auch nicht von Kämpfen gegen Aspasin& berichtet wird. Rs. 13° Die Schlacht zwischen dem Arsakidenherrscher und dem Elamer Pittit(i) fand am 22.12.125 v. Chr. statt.
III.4.2.3.
III.4.2.13.1.
SÄ 188
AD III Nr. -123 A
124 v. Chr.
5.5.-2.6.124 3.6.-1.7.124 2.7.-31.7.124 1.8.-29.8.124
v. v. v. v.
Chr. Chr. Chr. Chr.
Blockierung der Handelswege durch arabische Nomaden Tod des Aspasine
Unruhen in Borsippa und Babylon Museumsnummer:BM 33024+33045 (= 78-10-15,5+27) + BM 45757 (= SH 81-7-6,171) Gelistet als: _LBAT *452 (BM 45757)
Photographie
ADIII TF. 240-241
Bibliographie:
AD III 280-287; DEL MONTE 1997, 143-145; SCHUOL 2000, 40
IIl.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
ER
89
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Ka] 5.5.-2.6.124 v. Chr.
. [der Handelsverkehr] ? war wegen der Araber unterbrochen und ... 3.6.-1.7.124 v. Chr.
nn Aspasin&, König von Meseng, ... oberhalb ... Am 5. Tag dieses Monats (= 7.6.124 v. Chr.) wurde er krank und am neunten Tag (= 11.6.124 v. Chr.) erlag er
seiner Krankheit .Danach... die Vornehmen... '” ... diese Anfänger sollten nicht eine Entscheidung treffen. Auf das Geheiß von "Talasi’asu, seiner Gattin, . [Mese] nes‘. Danach ließ sie einen kleinen hin ... die Vornehmen ... ” z. Jungen, seinen Sohn, den königlichen Thron von Aspasin&, dem König, seinem Vater, einnehmen ...
2.7.-31.7.124 v. Chr.
Fi am Morgen; Plage von sehr großen Heuschrecken in großer Zahl ...
90
BARBARA Böck
Rs.
Tag (= 29.7.124 v. Chr.): Der Aufseher der Wache
3
und die
Bevölkerung vieler Städte ... aus Borsippa nach Babylon ... 7 ... waren über sie gefallen, sie ..., plünderten sie und töteten eben diesen Aufseher der Wache in Babylon. Furcht ... ie gebar ... 16°
... Heuschrecken greifen an ...
1.8.-29.8.124 v. Chr.
?3 Sie schlugen sie mit Waffengewalt. Drei Soldaten des Königs unter ihnen ... aus ... "+ Er betrat Babylon. Am 27. Tag (27.8.124 v. Chr.): ... Vs. 21 Nach dem Tode Aspasines am 11.6.124 v. ließ seine Gemahlin Talasi’asu ihren noch unmündigen Sohn den Thron besteigen. Bei diesem handelt es sich möglicherweise um Apodakos; siehe dazu SCHUOL 2000, 300-301 mit weiterführender
Literatur, die auf Münzfunde des Nachfolgers von Aspasin® hinweist. Daraus ist zu folgern, dass der offensichtlich ältere Sohn Aspasines, Ti’mutusu, aufgrund seiner Gefangennahme von der Thronfolge ausgeschlossen wurde. III.4.2.13.2...
AD III Nr. -ı23 B
30.8.-26.11.124 v. Chr.
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Museumsnummer: BM 34962+35190 (= Sp II 484+743) Autographie: LBAT 453 (BM 34962), LBAT 681 (BM 35190) Photographie: AD III Tf. 241 Bibliographie: AD III 286-289; DEL MONTE 1997, 145 Vs.15’ [...] NIDBA ana WCAL UKKIN KUR 2
I
Opfer für den Satrapen von [Babylonien] ...
III.4.2.13.3..
AD II Nr. -123 C
1.8.-29.8.124 v. Chr.
Plünderung durch arabische Nomaden Museumsnummer: BM 45813 (= SH 81-7-6,233)
Photographie:
AD III Tf. 241
Bibliographie:
AD III 288-289; DEL MONTE 1997, 145
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13° [...] ina muh-hi a x-u’ a-ha-mes T 8]
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III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
91
15° [... Ta "se-Ju-ke-a-a $d ina muh-hi ”ınıGna ana E" ku yub U, 27?
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Vs. 12’ . sie kamen und es gab Plünderungen wie zuvor. 3-4 am... sie. PERLE, in... ... [von Seleukeia- -am-]Tigris er Ba er Babylon. ar 27. Tag (= 27.8.124 v. N Mauer und die Ost-Mauer ...
16" ..betrat er nicht ..
. die Nord-
Vs. 12° Bei den Plünderungen handelt es sich um Übergriffe durch Araber.
III.4.2.14.
SÄ189
AD II Nr. -ı22 D
123 v. Chr. 18.9.-16.10.123 v. Chr.
Bedrohung durch arabische Nomaden Museumsnummer: BM 33044+33047 (= 78-10-15,26+30)
Photographie:
AD UI Tf. 243
Bibliographie:
AD III 296-299; DEL MONTE 1997, 146
Rs.9
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I.
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ir [...] (Spuren) [...]
9° „.. Dieser Monat: Die Araber ..."° ... ganz Babylonien hatten sie eingekreist. Viele Tage hindurch wurden die Stadttore Babylons wegen der Schlacht nicht geöffnet. Dieser Monat: '' II.4.2.15.
SÄ1g0
AD III Nr. -ı21 A (zwei Fragmente)
Heuschreckenplage Museumsnummer: BM 34827 (= Sp II 326)
Autographie: Photographie:
LBAT 603 AD III Tf. 244
Museumsnummer: BM 35635 (= Sp III 147)
Autographie: Photographie: Bibliographie:
LBAT 769 AD III Tf. 244 AD III 302-301; DEL MONTE 1997, 146
122 v. Chr. 22.6.-20.7.122 v. Chr.
BARBARA Böck
92 Vs.5°
[...] (...) TATEN IO ZI-ut BURU,.HI.A [ur N
5... Vom ı. bis 10. (= 22.6.-1.7.122 v. Chr.): Plage kleiner Heuschrecken ... III.4.2.16.
SÄ192
AD III Nr. -119 A-C (Duplikate)
120 v. Chr. 20.4.-19.5.120 v. Chr. 20.5.-17.6.120 v. Chr. 18.6.-17.7.120 v. Chr.
Opferzurichtungen im Esagil- Tempel Nachricht des Arsakidenherrschers über die Ernennung des Sohnes des Bagajasa zum General, der den vier Generälen vorsteht, und des Urrahsu A: Mister
EM 35810 (= Sp III 339+539)
Autographie:
LBAT 456
Photographie:
AD III Tf. 245
Musanaummer BM 35677+35684+36009 (= Sp III 195+202+533)
Autographie: Photographie:
LBAT 785 (BM 35677), LBAT 782 (BM 35684); AD III Tf. 247 (BM
36009)
AD III Tf. 245
» Museumsnummer: BM 41131+41149+41206 (= 81-4-28,678+696+754) Gelistet als: LBAT *458 Photographie: AD III Tf. 245 x Museumsnummer: Rm 756+BM 42110 (= 81-6-25,732) Autographie: LBAT 972 (BM 42110); Rm 756 gelistet als LBAT *457
Photographie:
AD II TE. 245
B; Mukkninammes
Photographie:
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EM 41189 (= 81-4-28,736)
AD.IIRTER245
Museumsnummer: BM 35759+45621 (= Sp III 282+SH 81-7-6,14)
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 247 AD III Tf. 246
Bibliographie:
AD IH 306-315; DEL MONTE 1997, 147-149
Vs. (A,)
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III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
93
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al. Thriblbad 2 I (A, )
20.4.-19.5.120 v. Chr.
. Diesen Monat gab es in Babylonge 16 . des Generales, der den vier mm vorsteht, ... von Seleukeia'” -amm-Tigris betrat er ... diese ... wie zuvor. ®
... war als General in ... ernannt, 9
... nach Medien
... der
Arsakidenherrscher zog weg. Dieser Monat”° ... nach ... ging er. Dieser Monat 7-22, und bis zum Fluss ... der Gott Madänu Au Vs. (B )
20.4.-19.5.120 v. Chr.
. er trat von Seleukeia-am-Tigris her in Babylon ein. Am x.., Tag: Dieb: Wergaltde des Esagil-Tempels, und die Einwohner Babylons.. Hart sichiä in Babylon befindet ... ... sie stellten für eben diesen... Opfer zur Yarfigung, [Er brachte] Bel und Beltija, [den großen Göttern, Opfer dar] .... ” 4, Dieser Monat: Plünderung der Araber in Babylonien ... 1
BARBARA Böck
94
20.5.-17.6.120 v. Chr.
hr (C)
. Dieser Monat, am 4. Tag (= 23.5.120 v. Chr.): Botschaften des Königs auf
Ledertäliäht die an den Gouverneur von Babylon und an die Bürger in Babylon 2... der Sohn von BagajaSa, der den vier Generälen gerichtet waren, vorsteht, und Urrahsu, HR General, wurde von der Position eines Generals ..
18.6.-17.7.120 v. Chr.
Rs. (B,) 10
. er betrat Seleukeia- -am- N
Wert nahm eran sich
...*®
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-
.
2
... seinen Besitz und seine Dinge von
BR 8. Tages (= 25.6.120 v. Chr.) gegen ...
Vs. C 12’ Die Söhne des Bagajasa (Bakasis) und Urrahsu sind namentlich nicht weiter bekannt.
III.4.2.17.
SÄ 193
119 v. Chr.
AD III Nr. -ı18 A, B (Duplikate)
9.4.-8.5.119 v. Chr. 4.10.-2.11.119 v. Chr. 3.11.-2.12.119 v. Chr.
Bericht über den Feldzug von Mithridates II. gegen die Tocharer, um den Tod seines Bruders Artabanos II. zu rächen
Bericht über Abdämmungsarbeiten am Pallukattu-Kanal A: Museumsnummer: BM 41693 (= 81-6-25,311)
Gelistet als: Autographie: Photographie:
LBAT *459 AD III Tf. 249-251 (Autographie von PincHEs) AD III Tf. 248
B:
Museumsnummer: BM 45762 (= SH 81-7-6,176)
Photographie:
AD III Tf. 252
Bibliographie:
AD III 318-329; DEL MONTE 1997, 149-150; VAN DER SPEK 2001, 453-454
Vs. (A) 19 (...) ITU.BI u, 10+[X -KAM] MeRIN.MES |
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IIl.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
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9.4.-8.5.119 v. Chr.
. Dieser Monat, am 10+X. Tag (= 18+X .4.119 v. Chr.): Die Truppen, welche . 0... nach Borsippa, ... gepackt war, zogen nach Borsippa. Am 13. Tag (=
22.4.119 v. Chr.): Er betrat von Borsippa her ‚kommend Babylon. Am 18. Tag (26.4.119 v. Chr.): ... [...] der neue Kanal... ... und zehn Tagen hob er sein Lager dort auf. Am 25. Tag (= 3.5.119 v. Chr.): Als er sich zurückzog, trat er nicht
in Babylon ein. Im Tempel des Gottes Nergal und dem Tempel .. ., welcher oberhalb des ... Tempels gelegen ist ... ”* ...zog aus [wegen’] der Araber. Die Bevölkerung zog weg von Babylon hinaus zu Kia Flüssen und Feldern, wo keine Araber waren. Rs. (A)
4.I0.-2.11.119 v. Chr.
18° Dieser Monat, am 15. Tag (= 18.10.119 v. Chr.): Eine Botschaft auf Leder-
rollen, welche der Arsakidenherrscher 19° dem Gouverneur von Babylon und den Bürgern, die sich in Babylon befinden, geschrieben hatte, wurde im ‚Theater‘
vorgetragen mit dem folgenden Inhalt: ‚Ich habe zahlreiche Truppen versammelt, und sie zogen in den Kampf gegen den Sohn des Königs und seine Truppen aus den fernen Städten ?° [im Land] Gutium, (den Sohn des Königs),
der Artabana, meinen Bruder, getötet hatte. Ich stellte (meine Truppen) ihnen
96
BARBARA Böck
gegenüber auf und strengte einen Kampf gegen sie an — ich richtete ein großes Massaker unter ihnen an. Mit Ausnahme von zwei Leuten ... ”" wurde [keiner
meiner Soldaten] getötet. Der Sohn des Königs und seine Truppen mussten den Rückzug von der Schlacht antreten und flohen zurück in das ungangbare Gebirge‘. Dieser Monat: Der General, der den vier Generälen vorsteht, zog wegen der Abdämmung ?2 des [Palluka]ttu-Kanals weg. Dieser Monat: Die Araber wie bereits zuvor fielen feindlich ein und richteten Plünderungen an. Dieser Monat: Der Arsakidenherrscher strengte einen Kampf gegen die in der Ferne liegenden Städte im Land der Gutäer an. O. Rd. (B)
3.11.-2.12.119 v. Chr.
3... wurde den Bürgern vorgetragen. Dementsprechend ... viele Truppen ... * .. gegenüber von ihnen ... 56
zuden Truppen von ...
O. Rd. (A)
119 v. Chr.
"Jahr:ig3 [...] Rs. 19°-21 Der vorliegende Bericht liefert ergänzende Informationen zu dem von Justin (42,2,1) dokumentierten Tod von Artabanos II. Nach dem Astronomischen Tage-
buch handelt es sich bei Artabanos nicht um den Vater, wie Justin berichtet, sondern
um den Bruder von Mithridates II. Die feindlichen tocharischen Truppen wurden offensichtlich von einem rebellierenden Prinzen angeführt. Hinsichtlich der Familienverhältnisse gibt DEL MONTE 1997, 150 zu bedenken, dass zwei Familien-
angehörige gleichen Namens existiert haben könnten oder der Keilschrifttext entsprechend zu emendieren sei. Rs. 20° Guti(um) oder das Land der Gutäer dient als Sammelbegriff für die Bergländer im Zagros zwischen Urartu im Norden, Mädäja im Osten und Elam im Süden (siehe Fuchs 1994, 435) und wird zum Synonym für fernab gelegene Regionen; hier bezieht
sich der Ausdruck auf die Tocharer. Zur Etymologie des Namens dr-ta-ba-na-a siehe die Belegzusammenstellung 1198, 2,3%,99
von
ZADok
1997b, 7 sub 12 (ausführlich oben
Rs. 22’ Der Pallukattu-Kanal (Pallacottas) liegt bei der Stadt gleichen Namens, Pallukattu, nördlich von Babylon am Euphrat. Die Stadt Pallukattu wird mit dem modernen al-Falluga identifiziert, siehe ZADOK 1985a, 245-246, 379.
III.4.2.18.
SÄ 200
III.4.2.18.1.
AD II Nr. -mıı A
112 v. Chr. 22.4.-20.5.112 21.5.-19.6.112
Mitradatä, der Obergeneral
Kriegerische Auseinandersetzungen Museumsnummer:BM 34096 (= Sp 165)
Autographie:
LBAT 462
III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Photographie:
AD III Tf. 253
Bibliographie:
AD III 336-341; DEL MONTE 1997, 152
97
“2171.18 es U, 5-KAM ni -it-ra’-da' 1a N AL.GaL ü- ga-a-nu 2 1/2 DANNA qgag- gar AN.Ta" VseJu-ke-a-a a-di‘\[.. 1
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Vs.
22.4.-20.5.112 v. Chr.
7... Dieser Monat, am 5. Tag (= 26.4.112 v. Chr.): Mitradatä, der Obergeneral, .. in einer Entfernung von zweieinhalb Doppelstunden von Seleukeia ... "? der König ... nach Babylon gegenüber von ... (und) stellte ... auf. Vor ihm ...
begab sich. Ba
Te
21.5.-19.6.112 v. Chr.
3" Diesen Monat hörte ich folgendes: 1. Tag (= 21.5.112 v. Chr.), ein Mann ... #33. er nahm in einer Schlacht ... gefangen und die Truppen’ ... Um welche kriegerischen Auseinandersetzungen es sich hier handelt, ist nicht bekannt. III.4.2.18.2.
AD III Nr. -ını B
21.5.-19.6.112 v. Chr. 20.7.-17.8.112 v. Chr.
Erwähnung von Nisibis Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Übergriff der arabischen Nomaden Museumsnummer:BM 46029+46035+46084 (= SH 81-7-6,475+481+532) Autographie: LBAT 463 (Teil von BM 46035)
Photographie:
AD II Tf. 254
Bibliographie:
AD III 340-343; DEL MONTE 1997, 152-153; VAN DER SPEK 2000b, 437.
Vs.6 7
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98
BARBARA Böck
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21.5.-19.6.112 v. Chr.
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[kam er]. Nisibis, welches in Mesopotamien liegt (wörtl. ‚zwischen den
Flüssen‘) ... ihnen ... mitsamt ihrem schwerem Eigentum ... er näherte sich ... (und) zog sich zurück ... Rs.
20.7.-17.8.112 v. Chr.
Bin
Gr Satrap von Babylonien
[zog‘] von Seleukeial-am-Tigris her
kommend'] ? ... nach Babylon. Die Versammlung des Esagil-Tempels stellte vier Opferschafe am “Tor-des-[fürstlichen-Sohnes’ des Esagil-"° Tempels] dem Satrapen von Babylonien als Opfer zur Verfügung. Zwei Opferschafe als Opfer . " ... Dieser Monat: Es ereignete sich ein Angriff der Araber wie bereits zuvor. Der General, der ... "* diese Truppen töteten die Araber. Die ansteckende Krankheit namens di’u [herrschte] unter den Rindern von Baby-
lonien ... III.4.2.18.3.
AD III Nr. -ını C
21.5.-19.6.112 v. Chr.
Mitradatä, der Obergeneral Museumsnummer: BM 46127 (= SH 81-7-6,580)
Photographie:
AD III Tf. 254
Bibliographie:
AD III 344-345; DEL MONTE 1997, 152
Vs.42>
1...) xx
mi-it-ra-da- a”-a Kealı GAL U-ga-an ...) (vgl. Text B Vs.)
[...] IX T-$-nu-td EN NfG.$U.MES-Sü-nu DuGuD-mxT[...] =“ a ’ [...] ana ar-s$ü LAL-is KUR ma-da-a-a at! xxT[...] >
. Mitradatä, der Oberlgeneral] ... 5 ... ihnen mitsamt ihrem schweren Eigentum ... ... erzog sich zurück. Medien ...
III.4.2.19.
SÄ.2oı
AD III Nr. -ı10 A
Erwähnung von Hanigalbat Museumsnummer: BM 34727 (= Sp II 217+267)
Autographiee Photographie: Bibliographie:
— ADIII Tf. 255 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 254 AD Ill 346-349; DEL MONTE 1997, 153
ııı v. Chr. 8.8.-6.9.111 v. Chr.
III.4.2. AsTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Rs.r
99
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sein ... war gefüllt mit Schlamm.
Die Sonne
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erscheint
... von
oberhalb
...
...
mit ihm zum
Land von
Hanigalbat hin wegen der ... Ich hörte, ... DEL MONTE 1997, 81, 154 verweist auf die überraschende Erwähnung von Hanigalbat (ba-ni-gal-bat), ein Gebiet, das zu neuassyrischer Zeit eine Region im Nordwesten
Assyriens bezeichnet, welches zu parthischer Zeit kaum verstanden worden sein dürfte. In seiner Diskussion erwägt DEL MONTE 1997, 81 eine Lokalisierung in Armenien.
III.4.2.20.
SÄ202
III.4.2.20.1.
AD III Nr. -109 A
ro v. Chr. 25.10.-22.11.1I0 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: Autographie: Photographie: Bibliographie:
BM 35086+46149+77619 (= Sp II 624+SH 81-7-6,605+84-2-11,362) LBAT 658 (BM 35068) AD III Tf. 255 AD III 348-351; DEL MONTE 1997, 154
Vs. 12’ [...] (...) tru.B1 alte-[e ... u,] 2-KAM ina 1, ef-$u AN.TA EN 13° [... mu]-ir-ru-ut KUR URI“ mun-nu-ü (...] "xxx
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ii
12 Diesen Monat hörte ich ... am 2. Tag (26.10.10 v. Chr.): Am Neuen Kanal oberhalb von ... ” ... wurde in die Stellung des Satrapen über Babylonien ernannt ... dieser ... Zur Lokalisierung des Neuen Kanals siehe UnGER 1931, 68, 104; ZADOK 1985, 387-388; GEORGE I992, 342.
III.4.2.20.2.
AD III Nr. -109 B
Fragment Museumsnummer: BM 34986 (= Sp II sıo)
Autographie: Photographie:
LBAT 635 AD III Tf. 255
Bibliographie:
AD III 350-353; DEL MONTE 1997, 154
25.I0.-22.I1.II0 V. Chr.
BARBARA Böck
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Vs.
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7 |... mu-ir)-ru-ut KUR URI“ ana “""se-Iu-[ke-’ tr54 ana muh-hi |...) 6 ... Haus zum zweiten ... des 19. Tages (= 12.11.1I0 v. Chr.) ... 1
die
Stellung des Satrapen über Babylonien hin zu Seleukeia-am-[Tigris] ... III.4.2.21. III.4.2.21.1.
SÄ 204/205
108/107 v. Chr.
AD III Nr. -107 A
4.8.-1.9.108 v. Chr.
Erwähnung der Stadt Kar-Assur Museumsnummer: BM 34872 (= Sp Il 379)
Autographie: Photographie:
LBAT 471 AD III Tf. 258
Bibliographie:
AD Ill 362-365; DEL MONTE 1997, 156
Vs.12
[...] 4 "Vkar-assur® 34 ina 1c1-ma |...)
13 [...] 34 ana muh-hi "ınlına ...] 7
.. von Kar-A$$ur, welches zuvor ... 2,
[Seleukeia’]-am-Tigris a
Vs. 12 Die Stadt Kar-AsSSur wird in den Astronomischen Tagebüchern Text Nr. 28 AD III -90 Rs. 18, Text Nr. 30 AD III -87 A Rs. 16°’ und Text Nr. 34 AD II Nr. -77 B Vs.
27’ nochmals zitiert. Vermutlich lag sie am Flussverlauf des Tigris; siehe DEL MONTE 1997, 156.
III.4.2.21.2..
AD III Nr. -107 B
2.9.-1.10.108 v. Chr.
Krankheitsfälle in Babylonien Museumsnummer: BM 35601 (= Sp III ın) Autographie: LBAT 454 Photographie: AD I Tf. 258 Bibliographie: AD IIl 364-367; DEL MONTE 1997, 155-156
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III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER E
11
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... zum Kanal namens ...-birra ... '"* ... sein Sohn ... und die Städte 3 des Generals über Babylonien, der Hißalla-Kanal ... '* ... sie gingen. ... sn
Dieser Monat: Viele Leute ... wie zuvor wegen der Plage/Krankheit ...
Nach ZADok 19973, 6 sub 4. lag der Hisalla-Kanal in der Nähe des Tigris.
III.4.2.21.3.
AD III Nr. -107 C
29.1.-26.2.107 v. Chr. 27.2.-28.3.107 v. Chr.
Bericht über einen Subaräer Mitradatä, der Obergeneral Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Museumsnummer:BM 45750+45983+45984 (= SH 81-7-6, 163+426+427) Gelistet als: LBAT *472, *473, *474 Photographie: AD III Tf. 258-259 Bibliographie: AD III 366-371; DEL MONTE 1997, 155-159
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29.1.-26.2.107 v. Chr.
Rs. 3’
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er warf seinen ... Dieser Monat: Krankheit, ...
BARBARA Böck
102
27.2.-28.3.107 v. Chr.
15 (...) Dieser Monat: Mitradatä, das Oberhaupt über‚die Truppen, zog wie schon zuvor weg hin in die Umgebung von Seleukeia.'6 Dieser Monat, am 16. Tag (= 14.3.107 v. Chr.): Ein Subaräer ließ anstelle des Orodes, dem a
der/des ... der Tempelschätze‘, alle ... machen. Er war von Medien her'7 Babylon üksenirin, Am 18. Tag (= 16.3.107 v. Chr.): Der Verwalter des EsagilTempels, die Babylonier und die Versammlung des Esagil stellten für ihn als Opfer einen Ochsen und fünf Schafe am ‚Tor-des-fürstlichen-Sohnes’ bereit. . Er brachte diese Bel und Beltija, den großen Göttern, und für das Wohlergehen
des ‘Königs der Könige’ dar (und) prosternierte sich. Daraufhin betrat er den
Esagil-Tempel und trug, ... aus dem Esagil fort. Ein Schild aus dem Holz namens musukkannu,
”
... einen ... der anstelle von ... oberhalb des Tores
‚Groß-ist-die Schutzgottheit‘ des Esagil angebracht ist. Er ließ einen unreinen ... eintreten und ”° ... war angebracht. Er hatte es gestohlen und das Gold aus seiner Mitte abgepult. Niedergeschlagenheit, Trübsal und Trauer breitete sich in der Stadt aus. Dieser Subaräer verweilte nicht in der Stadt, sondern zog eiligst ei
zurück nach Medien. Dieser Monat: Krankheit (und) ... wie bereits zuvor. Rs. 16° In der Regel bezieht sich die Bezeichnung Subartu oder Subaräer in neu- und spätbabylonischer Zeit auf Assyrien bzw. Assyrer (siehe ZADok 1985a, 273). Warum
jedoch ein Assyrier von Medien herkommt, um die Vollmachten des Orodes zu übernehmen, ist unklar. Nach GELB 1944, 44-45 kann der Ausdruck Subartu bzw.
Subaräer auch auf für Nicht-Assyrer verwendet werden, wobei dann die genaue Herkunft ungewiss ist. Bei Orodes hier handelt es sich nicht um Orodes I. III.4.2.21.4.
AD III Nr. -107 D.,D, ‚D, (Fragmente einer Tafel) 31.10.-29.11.108 v. Chr. 30.12.-29.12.108 v. Chr. 29.1.-26.2.107 v. Chr.
Unterbrechung der Geschäfte in Babylon Tollwut Antiochus VIII. Epiphanes Philometor Kallinikos D::
Museumsnummer: BM 34707 (= Sp 1 195)
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 261 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 260
17 2. : Museumsnummer: BM 45771 (= SH 81-7-6, 185) Gelistet als: LBAT *475
Photographie:
Da
a
AD III Tf. 260
Miseirhenbhine BM 45961 (= SH 81-7-6, 402)
IIT.4.2. AsTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
Autographie:
LBAT 476
Photographie:
AD III Tf. 260
Bibliographie:
AD II 372-377; DEL MONTE 1997, 156-157
103
Vs.16 [...] "x ana E" KU,-ub NAATAM &sag-gil x [...] 17 [...]X-td ina KUR ma-dis MAH N Nn.MeS MAH.MES [...]
31 GAL-a4 u TUR ik-kil-lum u di-Lip-tü ina uru !"xT[...] 5
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UR.GL, ID]IM.MES-ma US.MES
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Vs.
31.10. waru. 108 v. Chr.
16° trat in Babylon ein. Der Verwalter des Esagil-Tempels.. rollim Land. Viele Leute..
. war sehr
3U Groß und Klein; Klage = Bedrückung [herrschte] in der Stadt ... 32° Bis
zum 22. (= 21.11.108 v. Chr.) war der Verkauf in den Straßen Babylons unterbrochen ... 30.11.-29.12.108 v. Chr. 36 Dieser re,
Krankheit ...
wurden
?7 zog ausen
man. Dieser ERROR
Rs.
Hunde
tollwütig und starben.
Dieser Monat:
nach Seleukeia...3° er verließ die Stadt Hala-
.3? der Sohn des Ben
kehrte um und ..
Tre
v. Chr.
”° .,., [die Hunde] waren tollwütig und starben. ” ... 208 fort. Dieser Monat: Die Regenfälle hörten auf. Vs. 38° Die Identifizierung und Lokalisierung einer Stadt Halaman ist unbekannt; sicherlich ist die Stadt Halman gemeint (mod. Sär-i-pol-i Zohäb; mittelalterl.
Hulwän), die im Zagros an einer der Verbindungsstraßen zwischen Babylonien und Medien liegt (siehe ZADoK 1998a, 148; DEL MONTE 1997, 157).
Vs. 39° DEL MoNTE 1997, 157 schlägt vor, es könne sich bei der Bezeichnung „Sohn des Demetrius“ um Antiochus VII. Epiphanes Philometor Kallinikos („Grypos“), den
Sohn von Demetrius II. und der Kleopatra Thea, handeln. Antichos VIII. wurde seit i1s v. Chr. immer wieder von seinem Bruder Antichos IX. Philopator mit wechselndem Erfolg bekämpft, konnte sich jedoch in Kilikien und Teilen Nord-
BARBARA Böck
syriens (Antiocheia-am-Orontes und Seleukeia) halten. Möglicherweise nimmt der vorliegende Bericht Bezug auf eine dieser feindlichen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern; siehe MEHL 1996, 770.
III.4.2.22..
SÄ 206
106 v. Chr.
III. 4.2.22.1. AD III Nr. -ı105 A und B (partielle Duplikate) 17.4.-15.5.106 16.5.-13.6.106 14-6.-13.7.106 14.7.-11.8.106 12.8.-9.9.106 10.9.-9.10.106 10.10.-7.11.106
v. v. v. v. v. v. v.
Chr. Chr. Chr. Chr. Chr. Chr. Chr.
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Streit unter den Tempelköchen Restaurierungsarbeiten am Esagil-Tempel Diebstahl im Ezida-Tempel A: Museumsnummer: BM 34926+ (= Sp II 456+) Gelistet als: LBAT *477, *479, *480, *481 Autographie: LBAT 627, 749, 777, 809, und Taf. 264-266
Photographie:
AD III Tf. 262-263
B:
Museumsnummer: BM 45691 (= SH 81-7-6, 96) Gelistet als: LBAT *478
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 268 AD III Tf. 267
Bibliographie:
AD III 378-395; DEL MONTE 1997, 159-163
Vs. (A) 13. (os Ko.) PROB U, I-KAM Ink MES]
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III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
105
Vs. (B) 231]
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BARBARA BöcK
17.4.-15.5.106 v. Chr.
Vs. (A)
3 ,, Dieser Monat, am 1. Tag (= 17.4.106 v. Chr.): Die Babylonier 21 [und die Versammlung des Esagil-Tempels] stellten [einen Ochsen] und drei Schafe als
Opfer dem Verwalter des Esagil-Tempels am ‚Tor-des-fürstlichen-Sohnes‘ des Esagil zur Verfügung. [Dieser] Monat: Das ... mit Ton und die Durchführung von Relparaturen’] ... 5... Dieser Monat: Am Tor ‚Groß-ist-die-Schutzgottheit‘ wurde ... mit Gips und Dekoration gemacht. Diesen Monat hörte ich,
dass ein Koch in Borsippa am 12. Tag (= 28.4.106 v. Chr.) ... Räucherpfanne ... am’ Tor des Einganges zu Madänu, welches ... 16 die... des Landesinneren,
welche ... am Ezida-Tempel, als er dort gegen sie kämpfte. Einer der Köche des Esagil-Tempels ... Vs. (B) 13°, Dieser Monat, am 1. Tag (= 17.4.106 v. Chr.): Die Babylonier und
die Versammlung des Esagil-Tempels [stellten] einen Ochsen und drei Schafe als Opfer dem [...] am ‚Tor-[des fürstlichen Sohnes‘ zur Verfügung]. * „En Blitzeinschlag ereignete sich im Viertel von Kumar/Tuba am Ufer des Flusses.
Dieser Monat, am 12. Tag (= 28.4.106 v. Chr.): Ein Mann aus Borsippa, ein Koch, ... mit einem Mann ... ” ... er tötete ihn aus folgendem Grunde: ‘Sie können doch nicht die Opfer mit unseren auf einer Räucherpfanne darbringen! Dieser Monat: Der Esagil-Tempel, der große Vorhof ... 16
wurde unter-
nommen. Große Freude breitete sich im Lande aus. Vs. (A) er Monat
16.5.-13.6.106 v. Chr.
18 ... Dieser Monat: ... Ton und Glips’] ... wie zuvor auch. [Dieser] ...
Vs. (B)
14.6.-13.7.106 v. Chr.
er [Anlegen] von Gips am Esagil-Tempel wie zuvor, und das Tor ‚Groß-istdie-Schutzgottheit‘ mit Ton ... Vs. (A)
14.7.-11.8.106 v. Chr.
46 „,. Dieser Monat: Krankheit, Krätze und Hautausschlag hatte sich im Land verbreitet.
Rs. (A)
12.8.-9.9.106 v. Chr.
3... Dieser Monat: Anlegen von Gips am Esagil-Tempel ... 45, von Sippar her kommend trat er Babylon ein. Dieser Monat: Der Verwalter des EsagilTempels ... Rs. (A)
10.9.-9.10.106 v. Chr.
”" ... Dieser Monat: Anlegen von Gips am Esagil-Tempel wie zuvor. Dieser Monat: ... ”* 'er zog von Babylon nach Seleukeia-am-Tigris. Diesen Monat hörte ich, dass die Araber [von] ... ”? in die Gegend von Seleukeia-am-Euphrat
III.4.2. AsTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
107
fortgezogen sind. Die anderen Araber hingegen gingen ... 24 Dieser Monat,
Nacht des 27. (= 6.10.106 v. Chr.): Als Diebe zum Schatzhaus des Fzida-Tempels vordrangen, ... eben dieser Wächter des Tores des Ezida-Schatzhauses ... und die anderen Diebe, welche ... zum ... getragen hatten. Rs. (A)
$
10.10.-7.11.106 v. Chr.
[Anlegen von Gips’] am Esagil-Tempel wie zuvor.
O. Rd. (A)... Tribut‘ ... * ... eine Volkszählung aller aus ... Vs. (A) ıs’ Mit diesem Monat setzten Restaurierungsarbeiten am Esagil-Tempel und am
„Groß-ist-die-Schutzgottheit-Tor“ ein, indem Ton erneuert und mit Gips verputzt wird. die Arbeiten ziehen sich über einen Zeitraum von rund zwei Jahren hinweg (erster Bericht im AD III -104 A 13’ [III.4.2.23.1.]). Für weitere Arbeiten an den Tempeln Babylons in dem Zeitraum von August 94 v. Chr. bis April 93 v. Chr. den Kommentar zu CT 49 Nr. 159 siehe Keilschriftliche Rechts- und Verwaltungsurkunden, Babylon Text Nr. 10 (III.4.3.3.10.).
Vs. (B) 14° Die Diskussion um die Lesung des Toponyms A.HA® soll nicht wiederholt werden; siehe dazu GEORGE 1992, 379-382. Hier an dieser Stelle wird Bezug 12}
genommen auf eines der Stadtviertel von Babylon, Kumar oder Tuba, die beide an den Euphrat grenzen; siehe für die Stadtpläne GEORGE 1992, 24, 28, vgl. ferner GEORGE 1997 zu Kumar und Tuba.
III.4.2.22.2..
AD III Nr. -ı05 D
10.10.-7.11.106 v. Chr.
Fluss Pallukattu Museumsnummer: BM 41179 (= SH 81-4-28,726)
Photographie:
AD III Tf. 263
Bibliographie:
AD III 396-397; DEL MONTE 1997, 163
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Ten) "ipıLa-uk-klat ...]
Rn
at
Zi.)
ei
9-1. der Fluss Pallukkat ... Lederrolle ... Vs. 9’ Zum Fluss Pallukatu, mit Der. MoNTE 1997, 163 der in der klassischen Überlieferung als Pallacottas bezeichnete Fluss, siehe VAN DER SPEK 1992, 238.
III.4.2.23.
SÄ 208
III.4.2.23....
AD II Nr. -103 A
Schlechter Fischfang
104 v. Chr. 24-4.-22.5.104 v. Chr.
BARBARA Böck
108
Museumsnummer: BM 45622 (= SH 81-7-6,15)
Autographie:
LBAT 482
Photographie: Bibliographie:
AD III Tf. 269 AD III 398-401; DEL MONTE 1997, 164
:y ? Vs. 13° [...] &sag-gil Gin, 1G1-% ITU.BI me-Ör-tum KU..HI.A ma-diS Laı-ma |...) 3. [am] Esagil-Tempel wie bereits zuvor. Dieser Monat: Der Ertrag des Fischfangs war sehr gering und ...
III.4.2.23.2.
AD III Nr. -ı03 B
X .9.-X.10.104 v. Chr. 104/105 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: BM 41490 (= 81-6-25,103) Autographie: LBAT 483
Photographie:
AD III Tf. 269
Bibliographie:
AD III 400-403
Vs.6
[...] "xTıru.sı ı-en MeiR.sb.GA-%
7 |... ana ""se-lu-ke]-’a-a $d ana UGU "IDIGNA KU „ub 5
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Vs.
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se-lu-ke-’a-a anaE“
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K|U „ub] X .9.-X .I0.I04 v. Chr.
© ... Dieser Monat: Einer der Priester mit der Bezeichnung gersegü 7 ,..tratin
Seleukeia-am-Tigris ein. Rs.
104/105 v. Chr.
2;
(der Satrap] Babyloniens trat von Seleukeia her kommend in Babylon
ein.
Vs. 6 Über die Aufgabenbereiche des gersegü ist wenig bekannt. Es handelt sich um einen in Tempel und Palast Bediensteten (CAD G 84a s.v. girsegü). Nach den von DorY 1977, 128 untersuchten Texten ist der gersegü oftmals im Dienste des Königs,
wobei die Pfründe (gersegütu), die er erhält, vom Tempel abhängen. Über die einzelnen Verantwortlichkeiten der Pfründenhalter gibt es keine Informationen. Als Tempelbediensteter trägt er in Kultzeremonien das gleiche Gewand wie Schlachter, Bäcker und Singer (siehe McEwan 1981, 8).
4
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
III.4.2.24.
109
SÄaın
100 v. Chr.
AD III Nr. -99 B
2.12.-31.12.100 v. Chr.
Mitradatä, der Obergeneral, führt Truppenmusterung durch Museumsnummer: BM 34701 (= Sp II 189)
Autographie: Photographie:
AD II Tf. 273 (Autographie von PıncHes) AD UI Tf. 270
Bibliographie:
AD III 404-407; DEL MONTE 1997, 164
Vs.15° [...] x Tpmi-it-ra-da-ta-a N AL.GAL U-ga-a-nu EN N eRın-ni 16 [...]'x x x x x Xlakıee ara
id-ke-e-mla']
ir I] I
e
Mieridars, das Oberhaupt über die Truppen ... zusammen
mit seinen
Truppen '” "7 ... Ich hörte, dass er von dort eine Musterung durchgeführt hatte und ...
III.4.2.25.
SÄ 216
96 v. Chr.
III.4.2.25...
AD III Nr. -95 A
27.3.-24.4.96 v. Chr.
Erwähnung Armeniens Museumsnummer: BM 46040 (= SH 81-7-6,486) Gelistet als: LBAT *490
Photographie:
AD II Tf. 272
Bibliographie:
AD III 416-417; DEL MONTE 1997, 165
Vs.9°
[... 'ar-Sä-k)a-a LUGAL LUGAL.MES ina URU.MES 4 ina li-[mit ...]
10 |... MU]-a-tim $a
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carn.l cr ul-ga-a-nu ina KK [RX
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9 ... [der Arsakide], König der Könige ... in den Städten der Umgebung ... x .. eben dieser ... aus Armenien ... ".. [das Ober]haupt über die Truppen ... am Tor... ” ... sie machten die ...
25.2. AD III Nr. -95 C
Der Vater von Tigranes II. stirbt Museumsnummer: Gelistet als: Photographie: Bibliographie:
BM 45712 (= SH 81-7-6,119) LBAT *ygı AD III Tf. 272 AD II 418-419; DEL MONTE 1997, 166-167
27.3.-24:4.96 v. Chr. 21.8.-19.9.96 v. Chr.
BARBARA Böck
IIO
TERi NAM.MES kSxıE. 8; 2 na) r te -me um-ma LUGAL $a “""ar-mi-niVelsiuefe .
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27.3.-24.4.96 v. Chr
5°... Ich hörte folgendes: Der Herscher Armeniens war gestorben ... 6 ... ihm war ... anyertraut. Nach eben diesem Armenien ... wegen der königlichen [Nachfolge‘] ERS Unterstützung ...
11 0 Babylonien leben, versammelte er und zu seiner
Rs. 6}
21.8.-19.9.96 v. Chr. °
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.. gingen sie. Die Leute, indem sie rannten, ... ... Unwohlsein hatte sich im Land verbreitet. Dieser Monat: ...'” 3 ... Diesen Monat hörte ich, dass der Sohn des Herrschers von [Armenien] m
III.4.2.25.3..
AD III Nr. -95 D
25.4.-24.5.96 v. Chr.
Tigranes II., König von Armenien Museumsnummer: BM 34791 (= Sp II 284) Gelistet als: LBAT *sı2 Autographie: AD III Tf. 273 (Autographie von PıncHes)
Photographie:
AD III Tf. 274
Bibliographie:
AD III 420-423; DEL MONTE 1997, 165-167
Vs.10' [..."]"se-Iu-ke-’a-a $d ana vcu ”ınılana ...] ır |... '1]z-ig-ra-nu DUMU LUGAL $4 ""ar-mi-ni KaskaL ana! uru DU |...] Io’
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. Seleukeia-am-Tigris ... "" . Tigranu, der Sohn des Herrschers von Armenien, machte sich auf den Weg zur Stadt ... Es handelt sich um Tigranes II. (95-55 v. Chr.), den Mithridates II. im Jahre 95 v. Chr. als König einsetzte; vgl. Kap. IIl.1.2. Strab. 11,14,15 und den Kommentar dort.
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
III.4.2.26.
III
SÄz2ı8
94 v. Chr.
AD II Nr. -93 A
1.7.-30.7.94 v. Chr. 31.7.-29.8.94 v. Chr.
Bericht über Kranke und Tote
Babylonier werden zu Kanalarbeiten bei Seleukeia-am-Euphrat verpflichtet Museumsnummer: Gelistet als: Photographie: Bibliographie:
BM 32884 (= 77-11-14,13) LBAT *494 AD III Tf. 275 AD III 428-431; DEL MONTE
1997, 167-168; VAN DER SPEK 200I,
454-455
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1.7.-30.7.94 v. Chr. ".. dieser ... zog fort zu einer Provinz des Landes Medien. Dieser Monat: Viele Kranke und Tote im Land. Dieser Monat: '” ... sie begannen den anderen Kanal, der sich oberhalb von a
auch befindet, auf der Seite des
Gebirges 3. auszuheben, und er war dorthin gegangen. 31.7.-29.8.94 v. Chr
. am 10. (Tag) ”° ... ich hörte, dass der Arsakide, König der Könige, zu einer
Provinz= Landes Medien zog wie bereits zuvor. Dieser Monat: Schwangere
Frauen** ... sie hoben den Kanal, der sich oberhalb von Seleukeia-am-Euphrat befindet, aus wie bereits zuvor. Eine harte Arbeitsverpflichtung 25
,.., welche an
den Verwalter des Esagil-Tempels und die Einwohner Babylons Bericht waren, wurden im ‚Haus des Rates‘, welches sich im Wacholderhain befindet,
BARBARA Böck
112
vorgelesen. 2627. die Babylonier, deren Namen auf eben diesen Lederrollen verzeichnet waren, welche sie ... und davon unterrichteten, mit ihm. Rs. 12, 24 VAN DER SPEK 2001, 454-455 vermutet, dass es sich bei Seleukeia-am-Euphrat
vermutlich nicht um Zeugma handelt sondern entweder um einen bislang nicht identifizierten Ort in Babylonien oder um Seleukeia am Roten Meer. Als Lokalisierung schlägt er die Gegend um den Shatt el-Arab vor. Der erwähnte Kanal lässt sich nicht lokalisieren.
1II.4.2.27.SÄ 221
91/90 v. Chr.
AD III Nr. -90
25.9.-23.10.91 24.10.-22.11.91 23.11:-21.12.91 22.12.91-20.1.90 21.1.-18.2.90
v. v. v. v. v.
Chr. Chr. Chr. Chr. Chr.
Mitratu, Obergeneral Gotarzes I., Arsakidenherrscher Museumsnummer:BM 41529 + 41564 + 132278 + Böhl 1332 (= 81-6-25,143-160 + 1958-412,12) Autographie: AD III Tf. 278-279 (Autographie von PıncHEs) Photographie: AD III Tf. 276-277 Bibliographie: AD II 432-443; DEL MONTE 1997, 168-171
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” III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
113
48° [...] (...) ITU.BI 49 [... b)
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[... MU 2]-me 21-KAm 'ar-sa-ka-a [Sa it-ta)r-ri-du gu-tär-za-a LUGAL [LUGAL.MES]
Vs.
25.9.-23.10.91 v. Chr.
To, zu...” ? ... die Menschen aus den Städten oberhalb von ...
24.10.-22.11.91 v. Chr.
15. Dieser Monat: Mitratu, der Obergeneral ... von der Stadt Ma... ide ..., welche bei ihm waren, überquerten den Tigris. An dem anderen Ufer des Tigris zog er fort. Die Stadt Sada... 7 ... [ging‘] er. Dieser Monat: Die Menschen aus den Städten, welche zuvor nach Babylon aus Furcht gekommen waren, [zogen zurück '] in ihre Städte ...
23.11.-21.12.91 v. Chr.
30°. des Arsakidenherrschers ... Lederrollen an den Gouverneur von Babylon und den Bürgern, die sich in Babylon befinden, 31 ,.., welches von dem Tag an, an welchem mein Vater Arsakes, König der Könige, starb bis zu dem Tage, an
welchem ich ... ... 3” „.. Mitratu, der Obergeneral, zog fort von dem anderen Ufer des Tigris hin zu seinem Ort. 3... die ..., welche sich in der Umgebung
von Babylon und Seleukeia aufhielten, warfen aus Furcht ...
22.12.91-20.1.90 v. Chr.
48°
Dieser Monat: #° ... [Mitratu], der Obergeneral, zog fort an das andere
Ufer des Tigris wie bereits zuvor.
Rs. "?... er zog in die Umgebung von Susa. Eine Verringerung des (Preis’-) Gleichgewichtes ereignete sich in eben dieser Stadt Susa. An diesem Tag hörte ichhas
BARBARA Böck
II4
21.1.-18.2.90 v. Chr. en
goldener Kranz und silberne Geräte, welche zuvor der Verwalter des
Esagil-Tempels und die Einwohner Babylons im Durchgang "7 ... auf Geheiß des Verwalters des Esagil-Tempels und der Einwohner Babylons hin einen Boten für das Gold und eben diesen Wächter "® ..., das Oberhaupt über die Truppen führte auf dem anderen Flussufer des Tigris eine Musterung durch. Er kehrte zurück in die Umgebung von Kar-ASsur. U.Rd."... [Jahr 2]21, Arsakes, der Gutarza genannt wird, König [der Könige].
Vs. 15’ Da bereits für den Zeitraum vom 24.10.91 v. Chr. ein neuer Obergeneral ernannt worden ist, muss Gotarzes 1. bereits vor diesem Zeitpunkt gekrönt worden sein — denn der Obergeneral wird direkt vom Herrscher bestimmt. "4-34. .., vielleicht auf der anderen Seite des Tigris gelegen, Vs. 16° Zum Städtenamen uUruvz
Y/
siehe ZADOK 1997a, 6 sub 4. Vs. 31° Im Jahre gı v. Chr. lässt sich Gotarzes (1.) als Herrscher ausrufen. Bis zum Jahre
87/86. v. Chr. wird er namentlich als Arsakidenherrscher genannt. Dieses Datum überschneidet sich mit dem Tode von Mithradates II., der hier sein Vater genannt
wird, welches in der Regel mit dem Jahre 88/87 v. Chr. angegeben wird (siehe SCHUOL 2000, 305 mit weiterführender Literatur und SCHOTTKY 2000, 282); die
Aufgabe der namentlichen Erwähnung von Gotarzes in den Datumsangaben von 86 v. Chr. an macht es wahrscheinlich, dass Mithradates ein Jahr später, 87/86 v. Chr., starb. Nach seinem Tode wurde die namentliche Erwähnung von Gotarzes als Arsakidenherrscher überflüssig. Rs. 18 Zur möglichen Lage von Kar-Assur am Tigris vgl. den Kommentar zu Text Nr. 21.1 SÄ 204/205 (108/107 v. Chr.) AD III Nr. -107 A (TII.4.2.21.1.).
III.4.2.28.
SÄ 223
89 v. Chr.
III.4.2.28.1.
AD III Nr. -88 A
89 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: Rm 710 Gelistet als: LBAT **498 Autographie: ZA 6, 1891, 235
Photographie: Bibliographie:
AD III Tf. 277 AD II 442-445; DEL MONTE 1997, 171
Resale O.Rd. ER
2
ss
[... 34 it-tar-ri-du 'gu-tar-za LUGAL 4 |...]
[Arsakes], König und Frau ...
O.Rd." [Jahr 223, Arsakes,] welcher Gutarza, der König, genannt wird, und ...
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
IIS
III.4.2.28.2. AD III Nr. -88 B
29.11.-28.12.89 v. Chr
Fragment Museumsnummer: BM 41839 (=81-6-25,458) Autographie: LBAT 499
Photographie:
AD III Tf. 280
Bibliographie:
AD III 444-447; DEL MONTE 1997, 171
Vs.II’ ana tar-sa l"UN.MES KUR 4 a-nla ...] 12 TA E.U,.I.KAM KT % 1...
Lk.Rd. Vs."
Ir
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Mu1I-me 59-KA[M ...] >
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... gegenüber den Leuten des Landes, welches hin zum ... '” aus dem
Akitu-Tempel .... Lk. Rd." Jahr 159, [welches dem Jahr 223 entspricht] ...
II.4.2.29.
SÄ224
III.4.2.29.1.
AD III Nr. -87 A
88/87 v. Chr. 22.8.-20.9.88 v. Chr.
Griechische Bevölkerung in der Stadt Kar-Assur Opferzurichtungen im Esagil-Tempel BM 34108 + 41482 (= Sp 208 + 81-6-25,94) Museumsnummer: Gelistet als: LBAT *soı und *5o2
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 281-282 (Autographie von PıncHEs) AD III Tf. 280
Bibliographie:
AD III 446-451; DEL MONTE 1997, 171-172
|resuu „18 lisa %4 Ta unuc“ % ina 1G1-ma i-tur-ru |...) 15° [...]
E .MES I-en GU, it 3 SISKUR.MES NIDBA GUB-ZuU-nis-sÜ U, u
RR [...] IX
34 mu-un-nu-u
7
34 1-en Ta "pu-li-te-e 3a kar-as-sur" [...)]
4 fe zogen nach Babylon. 18. Tag (= 8.9.88 v.,Chr.): Ein bekannter Mann
aus Uruk, der bereits eher zurückgekehrt war, ... 5... und die Babylonier stell-
ten ihm einen Ochsen und drei Schafe als Opfer zur Verfüngung. 21. Tag (= 1.9.88 v. Chr.): ... 16... wegen der Ernennung eines der Bürger aus Kar-ASsur Rs. 16° Zur möglichen Lage von Kar-ASsur am Tigris vgl. den Kommentar zu Text Nr. 21.1 SÄ 204/205 (108/107 v. Chr.) AD III Nr. -107 A (III.4.2.21.1.).
116
BARBARA Böck
III.4.2.29.2..
AD III Nr. -87 B
25.6.-23.7.88 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: Rm 784 Autographie: LBAT 503
Photographie:
AD III Tf. 283
Bibliographie:
AD III 450-451
Vs.r Lk.Rd.
4
?
[MV X X Gar-in! ıt[u‘.B1...] 1
MU I-me 60-$u-KAM $d [$i-i MU 2-me 24-KAM ...]
’
" ... welcher ... gestellt hatte. Dieser Monat: ... Lk. Rd. ' Jahr 160, welches [dem Jahr 224 entspricht,] ... III.4.2.29.3.
AD III Nr. -87 C
16.2.-17.3.87 v. Chr. 18.3.-16.4.87 v. Chr.
Kriegerische Auseinandersetzungen des Gotarzes 1.
Mitratu, Obergeneral Museumsnummer: Rm 695 + Sp 172 (+) BM 41921 Gelistet als: LBAT *490
Photographie:
AD III Tf.»272
Bibliographie:
AD II 416-417; DEL MONTE 1997, 171-172
R3.29 (I laser ...]
30 U, 3 SAR.MES Su-nu-tl ina E.IGI.DU,.A d-su-u ak-ka-i-i 3a Sa-a-|...]
31 'ar-sd-! ka! LuGaL 34 MU-ü "gu-tär-za SuB-ut-Su-nu-tl u ina "KÜR NI.MESu-[nu ...)
32’ DIB-u’ ana 'as-pa-as-ta-nu "GAL ü-ga 3d ina a.SA-Sü-nu ud lul ’ud [...] f
alle,
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Tmi-it-ra]-a-tu I OAL.GAL ü-[ga-nu)
50° GEN-ik-am-ma i-na a-hu-' ul\-Ia |...] "X pa\-gar-sü 8 GiR.MEST I-en GÜ-su u I-en SaG.[DU-su ...] 5” [... MU 160-KAM 34 $-i M]U 224-KAM 'ar-Sd-ka-a
6° [...] A DAM-$% GASAN
be
16.2.-17.3.87 v.Chr % ... Dieser Monat: ...?° 3. Tag (= 18.2.87 v. Chr.): Diese Lederrollen wurden im ‚Theater‘ vorgelesen. Entsprechend dem, was Salsa.. “ ... 3 der Arsakidenherrscher, dessen Name Gutarza ist, fiel über sie her und Feindschaft ... unter 2
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
117
ihnen selbst ... 3? packten sie. Zu Aspastanu, dem Truppenoberen, der in ihren Feldern ... 18.3.-16.4.87 v. Chr.
4
. Mitratu, der Obergeneral °” kam und auf der anderen Seite ... eine Missgeburt wurde geboren] ... war ihr Körper, sie hatte acht Füße, ”' einen Nacken und einen Kopf ... eh
Jahr 160 (AA), welches dem] Jahr 224 (SÄ) entspricht, Arsakes, a
seine Gemahlin, Königin. Vs. 317’ Der Bericht feindlicher Auseinandersetzungen fällt in den Zeitraum, in welchem
der armenische König Tigranes II. das nördliche Mesopotamien erobert und bis nach Ekbatana hin vordringt (siehe DEBEVOISE 1938, 50-51, FRYE 1983, 215, WOLSKI
1993, 123). Vs. 32’ Zum Namen As-pa-as-ta-nu, „der, dessen Platz bei den Pferden ist“, siehe die
Beleg-zusammenstellung von ZADOk 1997b, 7 sub. 13.
II.4.2.30.
SÄ 228
84 v. Chr.
12.5.-9.6.84 v. Chr. 10.6.-9.7.84 v. Chr. 10.7.-8.8.84 v. Chr.
AD II Nr. -83 A
Kriegerische Ereignisse in Babylonien Museumsnummer: BM 41578 (=81-6-25,192) Gelistet als: LBAT *509
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 286 (Autographie von PıncHes) AD III Tf. 287
Bibliographie:
AD III 470-475; DEL MONTE 1997, 174-175
Vs.2’°
[x x x] ımu.B1 su-a-lu ina KUR MAH ITU.BI Imi-[it-ra-a-tu
3° [x x x] x xT-2 cm, 161-4 na-as-ku-u? il-X-[...] 4 [X x ulecu 7 1pıGna it-bu-nim-ma ik-ki-lum' % |...) s®’ Ums]-it-ra-a-tu MU-a-tim ki-i B-pu-ra Ü-X-|...] 6 [re_s]u- ti 4 “ERIN.BI 4 KA Kı 'mi-it-ra-a-tu Sak-nu |...) | ar [x X x] ımu.B1 Imi-it-ra-a-Br GAL.GAL U-ga-[an ...) 22 |[...] ERIN.MES-SU ina 1,.MES ufenın \.l...] En
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Rs.16
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118
BARBARA Böck
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20 [x x] x gi-lit-tu aBuL.MmES [...] a Vs.
12.5.-9.6.84 v. Chr.
. Dieser Monat: Die Husten und Schmerzen in den Bronchien hervorde Krankheit namens sualu war stark verbreitet iim nn Dieser Monat:
Mitratu, ...3
...wie bereits zuvor. Sie waren entfernt .
ge ‚am „Tigris
erhoben sich 1er Klagen ... 5° Als eben dieser Rene, er Anke ... © Hilfe
durch diese Truppen, welche mit Miratu übereingekommen waren, .. 10.6.-9.7.84 V.Chr.
. Dieser Monat: Mitratu, das — über die nn a in den Flüssen und Feldern ...”? ... Seleukeia.. Rs.
ech
16 ... auf der anderen Uferseite des Flusses .
v. Chr.
'7 ... am ıo. Tag (= 19.7.84
v. Chr.): Mitratu ... '® ... mit vielen Truppen zu der Stadt... .. 0,
”2 ...seine
..
Mitratu
Furcht an den Stadttoren ...
Es ist schwierig, die kriegerischen Ereignisse näher zu bestimmen. Vielleicht können sie in Verbindung gebracht werden mit der Annektion der unter parthischer Herrschaft stehenden Gebiete (wie z.B. Obermesopotamien mit Nisibis) durch Tigranes I. (siehe SCHOTTKY 2002, 567).
III.4.2.31.
SÄ229
III.4.2.31.1.
AD III Nr. -82 A
83/82 v. Chr. 2.4.-30.4.83 v. Chr. 27.8.-25.9.83 v. Chr. 26.9.-25.10.83 v. Chr.
Kriegerische Auseinandersetzungen Furcht herrscht unter den griechischen Einwohnern, so dass diese sich von Babylon nach Seleukeia-am-Tigris begeben Museumsnummer: BM 41476 (=81-6-25,87) Gelistet als: LBAT *sıo
Autographie: Photographie: Bibliographie:
AD III Tf. 288 (Autographie von PıncHes) AD II Tf. 287 _
AD III 474-477; DEL MONTE 1997, 175-176
Vs.20 [...] "x ıucAL Ta unuc® si-hi 21 [...] x]
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
119
22 sah %0%&
Rs.5’ 6
[...]inaeoın 'xT[x] [...] ana EN GEN’.MES
7 [...] "x Tımu.sı al’-[2le'-me‘ ARE,
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2.4.-30.4.83 v. Chr.
2° „.. der König [verließ] Uruk ”"** ... des Aufstandes ... 27.8.-25.9.83 v. Chr.
Rs.
5 iD die Felder ...° ... sie zogen nach Babylon. ” ... Diesen Monat hörte ... wie bereits zuvor. ... ich, 26.9.-25.10.83 v. Chr.
19... Dieser Monat, am 7. Tag (= 2.10.83 v. Chr.): Lederrollen wurden 0 vor
... und den Bürgern Babylons vorgelesen. Diesen Monat hörte ich, dass er u. unter ihnen getötet hatte. Dieser Tag: Mutterschafe und ”? ,,. brachte er zum
Tigris. Sie zogen sich zurück in ihre Städte. ” ». Dieser Tag: Unter den ,. sie zogen aus nach Bürgern herrschte Furcht vor Alexander wegen ”?4 Seleukeia-am-Tigris. Rs. 23° Es ist unklar, um welchen Alexander es sich hier handelt und auf welche Er-
eignisse mit „Furcht“ angespielt wird. Da es sich um die griechischen Bewohner Babylons handelt, scheint es sich eher um eine innerparthische Auseinandersetzung zu handeln, da bei Angriffen auf Babylon auch die Babylonier betroffen wären. Ein Bezug auf den Hasmonäer Alexander Iannaios (129-76 v. Chr.) scheint mir unwahrscheinlich; Nachrichten über den Bürgerkrieg zwischen 94-86 v. Chr., in den auch
Demetrios II. eingriff, und die hohen Opferzahlen wären sicherlich schon eher verbreiter worden (siehe zu Alexander Ianneios BRINGMANN 1996). Ob Machtkämpfe im Partherreich und das Wiedererstarken des Königsreichs der Elymais gemeint sind, lässt sich ebenfalls kaum entscheiden — seit mindestens 82/81 v. Chr. war Kamneskeiros IV. König der Elymais (siehe zu Kamneskeiros
HARMATTA
1981, 2II,
McEwaNn 1986). Er annektierte die bisher zum Partherreich gehörige Susiane.
120
BARBARA Böck
III.4.2.31.2..
AD III Nr. -82 B
24.12.83-22.1.82 v. Chr. 21.2.-21.3.82 v. Chr. 22.3.-20.4.82 v. Chr.
Feindliche Auseinandersetzungen vielleicht mit den Elamern Museumsnummer: BM 45656 (= SH 81-7-6,50+58+65+69) Gelistet als: LBAT *sıı
Autographie: Photographie:
AD III Tf. 290 (Autographie von PıncHEs) AD IH Tf. 290
A
AD III 478-481; DEL MONTE 1997, 176-177
Vs.18 1. Mar] TERIN-ni! KUR URI“ TA "se-Ju-ke-’a-a Si ana vcu "1pıc[na
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Vs
24.12.83-22. 1.82 v. Chr.
. Der General von Babylon von Seleukeia-am-Tigris... '? .. KampfesBaar Die Stadttore ... ”° ... oberhalb und unterhalb Babylon.er ns im ‚Theater‘... *”*# ... stellten sie zur Verfügung. Dieser Monat:. Rs.
21.2.-21.3.82 v. Chr.
er . und drei Schafe [stellten sie ihm] als BSR am ‚Tor-des-fürstlichenSana des Esagil-Tempels [zur Verfügung]... ? ... am 16. Tag des vierten
Monats (= 14.7.83 v. Chr.) aus Furcht vor den Barden und Be
betraten sie . Dieser Tag: Eben dieser Obergeneral..
Kiaialh ..
. tötete er. Die
II.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
121
. er Bürger und Raznumitra, der ... ” ... als eben dieser ... gesagt hatte, ... auf Geheiß des Oberhauptes über die Truppen und ihrer Richter ... 7 ... wie bereits zuvor.
22.3.-20.4.82 v. Chr.
?2 ... er betrat von Seleukeia her kommend die Stadt Babylon ... Vs. 19° Möglicherweise wird hier auf Auseinandersetzungen zwischen den Parthern und den Elamern unter Kamneskeiros IV. angespielt. Rs. 5’ Zur Interpretation des Namens Ra-as/z-nu-mi-it-ra-a als „Schein-Dvandva“ siehe SCHMITT 1998, 188; vgl. rfnwmtr Rafnmihr PN Nisa, siehe oben Il.4.7.2.3.16.
III.4.2.32.
SÄ 232
AD II Nr. -79 A
80 v. Chr. 28.4.-26.5.80 v. Chr. 24.8.-21.9.80 v. Chr.
Orodes (2 Museumsnummer: BM 45863 (= SH 81-7-6,292) Gelistet als: LBAT *sı3
Photographie:
AD III Tf. 290
Bibliographie:
AD Ill 482-485; DEL MONTE 1997, 177
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Be: ge[äcdt..) mV.BIV, 20 -pir-tum ax [...] [ | x mgs lar-sa-kam$a mn du...) (..]xTme ux xx xTWdux x [...] 28.4.-26.5.80 v. Chr.
Vs.
. der in dem Wacholderhain den Besitz ... 5° ... ein Mann, der der Stell-
vertreter des Verwalter des Esagil-Tempels war, und der Babylonier ...
eben dieser ... und der Babylonier, der den Akitu-Tempel betreten hatte, ..
Rs.
24.8.-21.9.80 v. Chr.
9° ... Dieser Monat, 20. Tag (= 12.9.80 v. Chr.): Eine Nachricht von ...
10’-II”
Arsakes, der [Orodes] genannt wird, ..
Rs. 9° Möglicherweise handelt die erwähnte „Nachricht“ von der offiziellen Bekanntmachung der Thronbesteigung von Orodes I., wie DEL MONTE 1997, 177 vermutet.
BARBARA BöcK
Rs. 10° Mit OELSNER 1999, 329 weist die volle Datumsangabe auf einen Herrscherwechsel
hin. Sehr wenig ist über die Regierungszeit von Orodes I. bekannt, die sich lediglich durch Datumsangaben in Keilschrifttexten und Münzprägung nachweisen lässt (siehe bereits KARRAS-KLAPPROTH 1988, 103-104).
78/77 v. Chr.
III.4.2.33..
SÄ 234
III.4.2.33.1..
AD III Nr. -77 A
7.4.-6.5.78 7.5.-4.6.78 5.6.-3.7.78 4.7.-2.8.78 3.8.-1.9.78
v. v. v. v. v.
Chr. Chr. Chr. Chr. Chr.
Opferzurichtungen im Esagil-Tempel Bericht über innerbabylonische Ereignisse Museumsnummer:BM 43025 + 45689 + 46047 (= SH 81-7-6,94+493) Gelistet als: LBAT *sı4 (BM 45689) Autographie: AD III Tf. 293 (Autographie von PıncHes von Teilen von BM
45689)
Photographie:
AD III Tf. 291-292
Bibliographie:
AD III 486-499; MCcEwAn 1986; DEL MONTE 1997, 178-180
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Vs.8’
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III.4.2. AsSTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
123
31 ÜR.MES-3 Ü GIR.IL.ME-SÜ GIN, BIL.ZA.ZATX X x [...]u „23-KÄM 'ib-Iut SA.TAM £-sag-il ana KUR ma-da-a-a at-tah LUGAL & b}
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"SA.TAM &sag-gil uu""E .MES 3 UDU.NITA SISKUR. ME
31 ina KA. DUMU.NUN.NAT $4 &-sag-gil NIDBA GUB-zu-nis-$u4 DU-u$ ITU.BI rika-as Gıln,]-ma IGI-Ü Lk.Rd.ı
EN.NUN 54 Pe 3a TA "BAR EN TIL" "KIN $d MU I-me 70-KAMNa 3 s-i MU 2-me 34-KAM 'ar-Sä-ka-a LUGAL U ne ils-pu-bar-za-a NIN-SÜ4 GASAN]
5
7.4.-6.5.78v. Chr.
. und die Einwohner ee die Versammlung 9° [des N aufder linken Seite von ... “ ... der Verwalter des Esagil- Tempels" Dieser Monat: ..."” ... sieaßen ... ein Fest. 7.5.-4.6.78 v. Chr. 26’
Dieser Monat: Lederrollen... einer von den Bürgern in das Amt des Gouverneurs [von Babylon] ... die Bürger ... eben dieser Gouverneur von Babylon ?7 tratin Babylon ein. Mn diesem Tag stellten der Verwalter des EsagilTempels und die Einwohner Babylons, die Versammlung des Esagil-Tempels diesem Gouverneur von Babylon einen Ochsen und zwei Schafe als Opfer am ‚Tor-des-fürstlichen-Sohnes‘ des Esagil--Tempels *? zur Verfügung. Dieser Monat, am 16. Tag (= 22.5.78 v. Chr.): Eine Statue..., der Verwalter [des Esagil]
Babylons und die ‚ der Sohn des Akuddä. Der Verwalter, die ae Vokkehlimg des Esagil 29° ... vor Herzenfreude auf der linken Seite von ... gegenüber von ... Die Einwohner von Borsippa und Kutha [brachten] Ochsen
und Behauh kr 30 als Opfer gegenüber der Statue von eben diesem... [dar].. der Einwohner Babylons wurde hingestellt. Dieser Monat: Eine Frau gebar ein Kind mit dem Kopf und Händen eines Löwen, 37 mit den Hüften und Beinen
eines Frosches ..., am 23. Tag (29.5.78 v. Chr.): Liblut, der Verwalter des Esagil-
Tempels, zog nach Medien hin zur Seite des Königs. Rs.
5.6.-3.7.78 v. Chr.
5 Dieser Monat: Es herrschte das ‚Binden‘ und Öffnen der Wege wie bereits zuvor. 4.7.-2.8.78 v. Chr. 18 Dieser Monat: Es herrschte das ‚Binden‘ wie bereits zuvor.
BARBARA Böck
124
3.8.-1.9.78 v. Chr. ?9 Dieser Monat, am 8. Tag (= 10.8.78 v. Chr.): Einer von den Bürgern ?3° ,,. des
königlichen Schatzhauses trat in Babylon ein. Dieser Tag: Der Stellvertreter des Verwalters des Esagil und die Babylonier stellten ihm drei Schafsböcke” als Opfer am ‚Tor-des-fürstlichen-Prinzen‘ des Esagil-Tempels zur Verfügung. Er brachte (die Opfer) dar. Dieser Monat: ‚Binden‘ wie bereits zuvor.
Lk. Rd. ' Regelmäßige Beobachtungen von Monat Nisan bis Monat Ulül des Jahres 170, welches dem Jahr 234 entspricht, Arsakes, König, und Ispubarzä, seine Schwester, Königin. Vs. 31° Zu dem Verwalter des Esagil-Tempels, Liblut, siehe van DER SPEK 2000a, 440.
IIl.4.2.33.2..
AD III Nr. -77 B
1.10.-30.10.78 v. Chr. 31.10.-28.11.78 v. Chr. 27.1.-24.2.77 v. Che
Kampf gegen Kamneskeiros IV. Bürgerkrieg in Babylonien Museumsnummer: Autographie: Photographie: Bibliographie:
BM 45659 + 45685 (= SH 81-7-6,53+85) LBAT 515-516 AD III Tf. 294 AD III 498-505; MCEwan 1996; DEL MONTE 1997, 180
Vs.1r [...] C..) mu.Bı alte-me % 'ar-Sd-ka-a LUGAL EN "ERIN-ni.MES-$ ana Üimit"["...] 27 |...) 'mıx
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ITU‘.BI ! K.AN.MES] u ILLU.MES KU,.MES 1.10.-30.10.78 v. Chr.
" Diesen Monat hörte ich, dass der Arsakidenherrscher mit seinen Truppen in die Umgebung der Stadt ...
III.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
125
31.10.-28.11.78 v. Chr. 2
>
.
vv
7 ,,. er wandte sich zur Umgebung der Stadt Kar-As$ur um.
Rs.
27.1.-24.2.77 v. Chr.
'* Dieser Monat ... ... zog nach Elam und kämpfte gegen Qabinaskiri, den König von Elam. Er brachte ihm dort .... Die Städte ... '* ... die wenigen Truppen, die mit ihm waren, zogen sich zurück und wandten sich dem Gebirge
zur. Ich hörte, dass gegenüber den Bergen, um ... ” ... 21. Tag (= 16.2.77 v. Chr.): Derjenige, der den Verwalter des Esagil-Tempels vertritt, und die Babylonier [stellten] einen Ochsen und zwei Schafe als Opfer [zur Verfügung]
ER. Bürger brachten Kriegsgerät her und kämpften gegeneinander in hir ne des Nabü-Sa-hare-Tempels ... 7... [Dieser Monat: Die Regenfälle] und Überflutungen hörten auf. Vs. 27 Zur möglichen Lage von Kar-ASSur am Tigris vgl. den Kommentar zu Text Nr. 21.1 SÄ 204/205 (108/107 v. Chr.) AD III Nr. -107 A (II.4.2.21.1.). Nach Zapok 1997a, 6 fielen die Elamer von dem Fluss Dijala her kommend in Babylonien ein,
d.h. dass Kar-A$Sur im Einflussgebiet der Dijala in den Tigris liegen könnte. Rs. 13’ Berichtet wird von einer militärischen Intervention der Parther gegen den elamischen Herrscher Qabinnaskiri (Kamneskeiros IV.; siehe HARMATTA 1981, 211).
Offensichtlich siegen die Parther in der Schlacht, da sich die feindlichen Truppen zurückziehen.
Rs. 16° Der Bürgerkrieg unter den griechischen Bewohnern, der hier erwähnt wird, steht vermutlich nicht im Zusammenhang mit den feindlichen Auseinandersetzungen zwischen Parthern und Elamern.
III.4.2.34..
SÄ 236
AD Ill Nr. -75
76/75 v. Chr. 6.12.76-4.1.75 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: BM 35766 (= Sp III 289)
Autographie: Photographie:
LBAT 517 AD III Tf. 295
Bibliographie:
AD III 506-507; DEL MONTE 1997, 181
Vs.1
[... MU 2-me 36)-KAM iar-$d-ka-a LUGAL u Nis-pu-bar-[za-a a
Rs.7
L...]'XTFı „ SIN, ıcı-
8° [... MU I-me 7]2-KAM 34 $i-i MU 2-me 36-[KAM]
9° ar-sd-kam LUGAL u nl]s-pu-bar-za-a NIN-s[% GASAN] I
[... Jahr 172 (AA), welches dem Jahr 236] (SÄ) entspricht, [Arsakes, König,
HR I]spubarzä, [seine Schwester, Königin].
126
BARBARA Böck
Rs.7 ... des Kanales wie zuvor. 87 [... Jahr 17]2 (AA), welches dem Jahr 236 (SÄ) entspricht, [Arsakes, König, und I]spubarzä, [seine Schwester, Königin]. 73 v. Chr.
SÄ.239
III.4.2.35.
4.11.-2.12.73 v. Chr.
AD II Nr. -72 Bericht über Ereignisse in Tocharien Museumsnummer: BM 45625 (= SH 81-7-6,18)
Autographie:
AD III Tf. 296 (Autographie von PıncHEs)
Photographie: Bibliographie:
AD III Tf. 295 AD IH 508-511; DEL MONTE 1997, 181-182
Vs.4 5
[...] pa-a e-du GAR.MES a-"ha‘’-mes’ DıB mes x" [...] [...]-su-u Ä.GU,.HI.A U,.UDU.HLA [...]
6 L[...] x mes mA.mEs 4
7 ...]-tum ina Kur i-td-muh SER
en.mes "x [x]al...]
x XXX XXXXXTL...]
A \]B.rac „ME-SU-nu NIG.SID.MES-Su-nu NIG.SU.MES-SU-nu u U-na-a-tü
TAT 9’ [en.ufr] © 4 ana muh-hi TBURANUN Npu-li-te-e ga-bu "mes! f...] 10m oaL ku-mar $d £.MES DINGIR.MES 34 [xx7 fina] "kn! Mey.en.na Nsar [En.ufı“]
ir [...] x Ngar.cau u-ga-a-nu Ta [ur]u.meS "sv'.meS 34 KUR gu-ti-iN ana tar-sa |...) Sul sie stellten ... auf, packten sich ... u
Groß- und Kleinvieh ... 11.
..., die Schiffe, welche ... ” ... wurde im Land gesprochen. ... Zr der Rest von ihnen, ihre Eigentümer, ihr Besitz und das Gerät ... ? die Stadt [Nippur],
die am Euphrat liegt. Die Bürger sprachen‘ ... '° ... Der Aufseher der ... über die Tempel der Götter, welcher ... Im Monat IV (= 8.7.-6.8.73 v. Chr.) das Amt
des Sandabakku, der Oberste [von Nippur] "
... der Obergeneral ... aus den
fernen Städten des Landes Guti gegenüber von ... Vs. 9° Die Ergänzung von Nippur richtet sich nach dem Vorschlag von ZADok 1997, 5.
Vs. 10° Die Ergänzung von Nippur folgt OELSNER 2002, 17 Anm. 49. fandabakku ist die Bezeichnung für den Gouverneur der Stadt Nippur, cf. CAD $/I 37ıb. Vs. ı[ Das Land der Guti oder Gutium ist im 1. Jt. v. Chr. eine archaische Bezeichnung für das Gebiet, welches im Nordosten von Babylonien liegt, siehe HaLo 1957-1971.
Guti(um) dient als Sammelbegriff für die Bergländer im Zagros zwischen Urartu im Süden, Mädäja im Osten und Elam im Süden (siehe Fuchs 1994, 435) und wird zum
IlI.4.2. ASTRONOMISCHE TAGEBÜCHER
127
Synonym für fernab gelegene Regionen; hier bezieht sich der Ausdruck vermutlich auf Tocharien.
III.4.2.36.
SÄ249
63 v. Chr.
AD Ill Nr. -62
21.4.-19.5.63 v. Chr. 63 v. Chr.
Fragment Museumsnummer: BM 34753 (= Sp Il 244)
Autographie:
LBAT 520
Photographie: Bibliographie:
AD III Tf. 297 AD IH sı2-sıs; DEL MONTE 1997, 182
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21.4.-19.5.63
128
BARBARA Böck
III.4.3. Keilschriftliche Rechts- und Verwaltungsurkunden III.4.3.1. Keilschriftliche Texte aus Uruk
IIl.4.3.1.1..
VSXV37
107 (AA), ı71 (SA) / vü/7
12.10.141 v. Chr.
Pfründenkauf Museumsnummer: VAT 8548
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"* Ina-gibit-Anu, Sohn des Anu-ah-uSabsi, Sohn des Ina-qibit-Anu, des GaddajaBeamten, hat aus freien Stücken ”? 1/18 seiner Pfründe am Amt der „Betreter der
geheimen Kammer“ sowieam Amt der Goldschmiede, ?"* 1/18 an den Schafen für das hitpu-Schlachtopfer, an Wein, Wacholder, an den husannu-Gürteln und den
Gewändern der hupattu-Art, an Aromata und an Holz, *? 1/18 am gekochten und rohen Fleisch der u;
welches für den Opferaltar des Bel monatlich zum
eßesu-Fest anfällt,67 1/18 am gekochten und rohen Fleisch, welches jeweils jeden Achten des Monats für den Opferaltar der Inanna anfällt, ”1/18 an den Rindern,
welche für 2 achten (jeden Monats) [für Bea Opferaltar von Anu und Antum anfallen .. ]° Jährlich [. ..] Die Pfründe... ”, welche N[anä-iddin und KidinAnu ...] Be Und Ina-gibit-Anu ... " [...] 7 °° ... [Falls auf die
Pfründe] Anspruch erhoben werden sollte, soll eben dieser Ina-gibit-Anu sich von den Ansprüchen freimachen und gegen Androhung des 12-fachen (die Pfründe) dem Nanä-iddin und dem Kidin-Anu für immer geben. ”" 1/18 der Pfründe am Amt der „Betreter der geheimen Kammer“ sowie am Amt der Goldschmiede, 22-23 1/18 an den Schafen für das hitpu-Schlachtopfer, an Wein, Wacholder, an den Gewändern der huzünu-Art und der hupattu-Art, an Aromata und an Holz,
2324 1/18 am gekochten und rohen Fleisch, welches für den Opferaltar des Bel monatlich zum essesu-Fest anfällt, 2425 1/18 am gekochten und rohen Fleisch,
welches den Achten jeden Monats für den Opferaltar der Inanna anfällt, ” 26
1/18 an den Rindern, welche für den Achten (jeden Monats) für den Opferaltar
von Anu und Antum anfallen. *€*® Diese Pfründe gehören (von jetztan) Nanäiddin und Kidin-Anu, den Söhnen des Aug abali, Sohn des Nanä-iddin,
Familie des Lustammar-Adad. Die Zeugen: 29-36 "Nidintu-Anu, Sohn des Nanäiddin, Sohn des Anu-zera-iddin, Familie des Hunzü; Nidintu-Anu, Sohn des Anu-mär-ittannu, Sohn des Nanä-iddin, Familie des Hunzü; Anu-ab-usur, Sohn des Nidintu-Anu, Sohn des Anu-ah-iddin, Familie des Hunzü; Kidin-Anu, Sohn des ...-ab-Anu, Sohn des Anu-iksur, Familie des Lustammar-Adad; Kidin-Anu, Sohn des Anu-ah-ittannu, Sohn des Dumgqi-Anu, Familie des Lustammar-Adad; Dumgi-Anu, Sohn des Anu-iksur, Sohn des Anu-ah-ittannu, Familie des Lu$tammar-Adad; Anu-ittanu, Sohn des Anu-ah-usab$i, Sohn des Ina-gibit-Anu,
Gadaja-Beamter; Anu-ahhe-iddin, Schreiber, Sohn des Nidintu-Anu, Familie des
Sin-lege-unnini. 3637 Uruk, Monat Tarit, 7. Tag, Jahr 107 (AA), Arsakes,
König, welches dem Jahr 171 (SÄ) entspricht.
130
BARBARA Böck
Ina-qibit-Anu verkauft 1/18 seiner Pfründen an den Ämtern „Autorisiert, um die ‚geheime Kammer‘
zu
betreten“,
am
Goldschmiedehandwerk
und
an
der Versorgung
der
Götteraltäre (1/18 der Schlachtopfer) an Nanä-iddin und Kidin-Anu. Z.ı
Nach CAD G 7b handelt es sich bei der Berufsbezeichnung gada’a um ein alt-
persisches Lehnwort; AHw 273a s.v. gaddäja verweist auf eine unbekannte Herkunft. Der Aufgabenbereich dieses Beamten kann bislang nicht genau umrissen werden. Eine Zusammenstellung der Amtsträger bietet McEwan 1981a, 61 — alle Texte stammen aus Uruk. Offenbar war das Ofhizium mit dem Tempel verbunden, was die Erweiterung gaddäja Sa bit iläni, „Gadaja der Tempel der Götter“, wie auch die Aufgabe, die urukäischen Tempel Irigal und R&$ zu beliefern, nahelegen. Z.2 Das vollständige Kaufformular lautet: (Verkäufer) ina hüd libbisu (Beschreibung der Pfründe) ana (Preis) kaspi (galü) istatirränu $d (Königsname) babbanütu ana Simi gamrüti ana (Käufer) ana ümu sätu ittadin, „(Verkäufer) hat aus-freien Stücken die Pfründe (Beschreibung) zum (Preis von X) (geläutertem) Silber, nach den ‚Stater‘ des (Königs-name) des Gesamtwertes, als vollen Kaufpreis für immer an (Käufer) verkauft“; siehe KRÜCKMANN 1931, 24-38, PETSCHOW 1939, 69-72, LEWENTON 1970, 2-7, 46-68, 84-86, DOTY 1977, 52-55. Z.2 Das bit piristi, „Geheime Kammer“, bildete nach DoTY 1977, 127 mit Hinweis auf einen seleukidischen Ritualtext (FALKENSTEIN 1959) einen Teil des Tempels, in
welchem die Kleidung der Priester für Zeremonien aufbewahrt wurde. Die Pfründe der Ämter des „Betreters der ‚geheimen Kammer‘ “ und des Goldschmiedehandwerkes erscheinen jeweils zusammen in den uns zur Verfügung stehenden Dokumenten, was darauf zurückgeführt wird, dass der Goldschmied die Ornamente an der Kleidung der Götter herstellte, welche im bit piristi aufbewahrt wurden (siehe DoTy 1977, 126-127; McEwan 1981a, 81-85).
Z. 3 Die Schreibung mag als eine der Varianten von bitpu zu erklären sein; für weitere Varianten siehe McEwan 1981a, 83 mit Anm. 231, für die vorliegende Stelle siehe
McEwan 1981a, 136 Anm. Vgl. ferner zum bitpu-Schlachtopfer, das jeweils zusammen mit den Pfründen der „Betreter der ‚geheimen Kammer‘“ und des Goldschmiedehandwerkes erwähnt wird, MCEwan 1081a, 167.
Z. 4 Bei suppattu handelt es sich um ein aus „gekämmter Wolle“ hergestelltes Gewand (AHw ııı2b).
Z. 5 Mit e$e$u wird ein monatlich mehrmals zelebrierter Festtag bezeichnet. Nach
Angaben des aus dem 1. Jt. v. Chr. stammenden Handbuches über Kalenderomina, akk. inbu „Frucht“ (Epitheton des Mondgottes am Neumondstag), handelt es sich um jeweils den 4., 8. und 17. Tag eines Monats; siehe LANDSBERGER 1915, 108-113.
Z. 19 Dem Kaufformular folgt die hier in Teilen zu ergänzende Klausel, um zu verhindern, dass etwaige Ansprüche erhoben werden: ämu pagäri ana muhhi
(Pfründe) itzabsü (Verkäufer) umarragma adı 12.TA.AM ana (Käufer) ana umu säru inamdin, „Falls auf (die Pfründe) Anspruch erheben werden sollte, soll sich (Verkäufer) von den Ansprüchen frei machen und soll unter Androhung des
Zwölffachen für immer dem (Verkäufer) geben.“ Siehe zu der Klausel KRÜCKMANN 1931, 34-36; PETSCHOW 1939, 62-71; LEWENTON 1970, 59-60; DoTy 1977, 53-55.
Z. 20° Mit VS XV 37 liegt die jüngste Urkunde des sich über sieben Generationen
hinweg erstreckenden Familienarchivs des Dannat-Belti vor. Die Brüder Nanä-iddin
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
131
und Kidin-Anu sind Mitglieder der letzten Generation; siehe zum Stammbaum Dorty 1977, 229, Fig. 6, und zusammenfassend zu den Aktivitäten der Familienmitglieder DorTY 1977, 268-269. Z. 37° Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Mithridates I.
II.4.3.1.2.
BRMIIS2
109 (AA), 173 (SÄ)/—/9
139 v. Chr.
Hauskauf Sr Schenkung‘ Museumsnummer: MLC 2152
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132
BARBARA Böck
13 Athenades, Sohn des Alexippos, hat aus freien Stücken seinen Anteil des bebauten bit-gati-Besitzes, welches am Frauenhaus des Bit-R&... liegt, seinem
Vater Alexippos für immer [gegeben’]— im Bit-R&&. 99 Die BET Langseite (grenzt) im Norden an die Straße „Weg der Häuser des R&s-(Heiligtum)“
und
ist Zugang eben dieses bit-gäti-Besitzes. 5° Die untere Langseite (grenzt) im Süden an ..., welches vor der Straße ist. 67 Die obere Kurzseite (grenzt) im Westen an Her bit-gäti-Besitz, welcher den Söhnen des gurmurtu- Any Sohn des
Anu-mär-ittanu, Familie des Sin-lege-unnini (gehört). #9 Die untere Kurzseite (grenzt) im Osten an den bit-gäti-Besitz von Amti-..., Tochter des Tabät-Nana. 9 Insgesamt: Die Lang- und Kurzseiten (...), der ee des Anteils an eben
diesem bit-gati-Besitz, der Anteil in eben diesem ... '”"* weniger oder mehr, soviel es auch ist, alles: Dies ist... Silber ... 5° ... ein zwölfter Teil ... der Anteil ir eben diesem bit-gati- Bad, Kid ..., er ist es für immer. Die
Zeugen: '? 25 Anu-ah-iddin, Sohn des Anu-zera- Hddin: Sohn des Anu-ah-iddin, Familie des Hunzü; Ana-balässu-igbi, Sohn des Anu-ah-ittannu, Sohn des Anuigbi, Familie des Hunzü; Anu-ab-usur, Sohn des Anu-Suma-lisir, Sohn des Anu-
ab-usur, Familie des Hunzü; Anu-ahhe-iddin, Sohn des Iddutum-Anu, Sohn des Anu-ah-ittannu, [Familie des ...]; Nidintu-Anu, Sohn des Anu-balässu-igbi, Sohn des Nidintu-Anu, [Familie des ...]; Anu-ahhö-iddin und Mi...-Nanä,
Söhne des Nidintu-Anu, Sohn des [...]; Samasabbe- iddin, Schreiber, Sohn des Nidintu-Anu, Familie des Sin-lege-unnini.”° 6 Uruk, Monat [...], 9. Tag, Jahr 109 (AA), Arsakes, König, welches dem Jahr 173 (SA) [entspricht]. Athenades
gibt seinem
Vater seinen
Erbteil an einem
bebauten
sog.
bir-gati
(„Handhaus“). Beschrieben wird die Lage des Besitzes mit den angrenzenden Häusern und Straßen.
Z. ı
Zu der Wiedergabe griechischer Namen
in Keilschrift siehe zuletzt mit
weiterführender Literatur SARKISJAN 2000. Z. 2
Bei bit gati, wörtlich „Hand-Haus“
handelt es sich um eine Art Vorratshaus,
welches mit dem Tempel in Verbindung stand. Die Gebäude konnten mit einem Obergeschoss versehen sein und verfügten über Zugangswege; siehe dazu Dory 1977, 142 mit weiterer Literatur. Z.4 Zur Straße „Weg der Häuser des R&$-Heiligtums“ siehe FALKENSTEIN 1941, 53. Z. 26° Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Mithridates I.
III.4.3.1.3..
BRMII 53
116 (AA), 180 (SA) / v /Rali/August 132 v. Chr.
Sklavenweihung Museumsnummer: MLC 2153 Bibliographie: CLAY 1913, 33-34; OELSNER 1995, 147-148
II.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
133
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BARBARA BöcK
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"7 Nikanor, Sohn des Demokrates, hat aus freien Stücken seine Sklavin Arahuna’, welche ein Mädchen von fünf Jahren ist, für das Leben des Königs, für
sein eigenes Leben, das Leben der Leute und ihrer Kinder den Göttern Anu und Antu sowie den großen Göttern Uruks auf immer geweiht, damit sie sich an den Lehmarbeiten der Tempel der Götter Uruks beteilige. ”"? Weder eben dieser Nikanor noch irgendein anderer besitzt Verfügungsgewalt über eben diese Arahuna’, sei es gegen Silber, als Geschenk, als Mitgift, um ein Testament zu
erfüllen oder als Pfand, sondern niemand anderes als der Tempel der Götter Uruks (und zwar) für immer. ?"? Falls er sie jemand anderem gegeben hat, wird (die Übereinkunft) nicht zustande kommen, und er muss ohne (das Recht auf)
Klage oder Beschwerde eine Mine Gold an den Tempel der Götter Uruks zahlen. Arahuna’ gehört (von jetzt an) dem Tempel der Götter Uruks. Arahuna’ ist diejenige, die sich für immer an den Lehmarbeiten des Tempels der Götter Uruks beteiligen wird. Die Zeugen: ”°” Uppulu, Sohn des Anu-balässu-igbi, Sohn des Anu-ahhe-iddin; Ariston, Sohn des Depatos, [...]; Anu-ah-ittannu, Sohn des Nidintu-Anu, Sohn des [...]; Anu-ah-ittannu, Sohn des Anu-balässu-igbi, Sohn des [...]; Na’ra-Anu, Sohn des Rihat-Anu, Sohn des Ari...; Anu-mär-ittannu, Sohn des Täb-Anu, Sohn des Anu-mär-ittannu, Familie des [...]; Ippä‘, Sohn des Ana-rabi-Anu, Sohn des Arad-Bit- ‚RS; [...]), Schreiber, Sohn des Nidintu-Anu,
Familie des Sin--leg&-unnini. 2728 Uruk, Monat Ab; x‘ Tag, Jahr 116 (AA),
welches dem Jahr 180 (SÄ) entspricht, Arsakes und Rinnu, seine Mutter, Könige. O.Rd. ” Siegelabdruck des Ariston ?* Siegelabdruck des Uppulu’ U.Rd. "? Siegelabdruck des Anu-mär-ittannu 3* Siegelabdruck des Ippä’
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
135
Lk.Rd. "* Siegelabdruck des Anu-ah-ittannu ?* Siegelabdruck des Anu-ah-ittannu R.Rd. z. Siegelabdruck des Nikanor, des Stifters
Nikanor, Sohn des Demoktrates, weiht seine fünfjährige Sklavin dem Tempel der Götter Uruks, damit sie Lehmziegel herstelle. Z.2 Für den Ausdruck 5% taturru siehe den Kommentar zu Text 4. Z. 3. O.Rd. 1-2 Ariston, Sohn des Diophantos (siehe auch Text 4. BibMes 24 Nr. 43 Rs. 20°), ist Enkel des Anu-uballit / Kephalon; siehe DoTy 1988, 100, 114.
Z. 28 Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Phraates II., der gemeinsam mit seiner Mutter regierte. III.4.3.1.4.
BibMes 24 Nr. 43
120 (AA), 184 (SA) /i/—
April/Mai 128 v. Chr. Sklavenweihung Museumsnummer: A 3690 Bibliographie: SARKISJAN 1988, 53-56; DEL MONTE 1997, 248
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Arsakiden-herrschers, für sein eigenes Leben, das Leben der Urukäer, für das Leben der Leute und ihrer Kinder den Göttern Anu und Antu sowie allen großen Göttern Uruks auf immer geweiht, damit sie sich an den Lehmarbeiten des Tempels der Götter Uruks beteiligen. ?'* Eben dieser [...]d&mos besitzt keine
Verfügungsgewalt mehr über eben diese Sekurti’ und Nahitu sei es gegen Silber, als Geschenk, als Mitgift, um ein Testament zu erfüllen oder als Pfand, sondern
niemand anderes als der Tempel der Götter Uruks (und zwar) für immer. "416
Falls er sie jemand anderem gegeben hat, wird (die Übereinkunft) nicht zustande kommen, und er muss ohne (das Recht auf) Klage oder Beschwerde zwei. Minen
Gold an den Tempel der Götter Uruks zahlen. '%"7 Eben diese Sekurti” und
Nahitu gehören (von jetzt an) für immer dem Tempel der Götter Uruks. ”° ?7
Aristos, Sohn des Diophantos; Anu-Belsunu, Sohn des Anu-ahhe-iddin, Sohn des
Nanä-iddin, Familie des ...; Nidintu-Anu, Sohn des Anu-zera-iddin, Sohn des Nidintu-Anu, Familie des ...; Anu-ab-usur, Sohn des Nidintu-Anu, Sohn des
Anu-ah-iddin, Familie des Hunzü; Anu-ahhö-iddin, Sohn des Nidintu-Anu,
Sohn des Anu-iksur, Familie des Kuri; Anu-ah-ME, Sohn des Anu-ah-ittannu,
Sohn des Anu-ah-ME, Familie des ...; Aristugle, Sohn des Andarnigos; Anu-
ahh&-iddin, Schreiber, Sohn des Nidintu-Anu, Familie des Sin-lege-unnini. ” 78
II.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
137
Uruk, Monat Nisan, [X.] Tag, Jahr 120 (AA), welches dem Jahr 184 (SÄ) entspricht, Arsakes, König, und Ubulna..., [seine Gemahlin/Schwester, Königin].
....demos weiht seine Sklavin, ein 4 Jahre altes Mädchen, dem Tempel der Götter Uruks, damit sie dort Lehmziegel herstelle.Bislang sind vier Texte, die die Weihung von Sklaven beurkunden, aus dem hellenistischen Uruk bekannt. Drei der Texte (BRM II 52, 53 [vgl. III.4.3.1.2. und 3.]; A 3690 und A 3689) stammen aus parthischer Zeit, einer (YBC 11633)
aus der Seleukidenära. Zu weiteren Dokumenten über die Dedikation von Sklaven vgl. die Diskussion von SARKISJAN 1988, VAN DER SPEK 1994, 604 und OELSNER 1995, 122-123.
Z.1ı ....demos, Sohn des Diophantos, gehört zur 5. und letzten Generation der Familie des Anu-uballit (gr. Name Kephalön); siehe zum Tätigkeitsbereich der einzelnen Familien-mitglieder die Diskussion von DoTy 1988, 97-105. Zu den unterschiedlichen Wiedergaben des Vaternamens, Diophantos, siehe zuletzt VAN DER SPEK 1994, 605. Z.3 Zum Ausdruck % taturru in der Bedeutung „(Mädchen) von n Jahren“ siehe zuletzt
die Diskussion von M. JuRsA 2001. Jursa wendet sich gegen die Deutung von „Witwe, Waise“, welche von McEwAan I98ıc und VAN DER SPEK I994, 604 VOL-
geschlagen wurden, sondern fasst das verbum zäru als Hilfsverb „sein“ auf. Z.28’ Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Phraates II. Nach dem Text BRM II 53 (vgl. III.4.3.1.3.) regiert der Arsakidenherrscher im Jahre 132 v. Chr. noch mit
seiner Mutter gemeinsam, hier — vier Jahre später — ist er offenbar selbständig.
II.4.3.1.5.
BibMes 24 Nr. 44
120 (AA), 184 (SA) / iApsil/Mai 128 v. Chr.
Sklavenweihung Museumsnummer:A 3689 Bibliographie: SARKISIJAN 1988, 5I-53
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138
BARBARA Böck
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"8 Uppulu, Sohn des Anu-balässu-igbi, Sohn des Anu-ahhe-iddin, Familie des Ahu’tu, hat aus freien Stücken seinen Sklaven Abimmim, einen Jungen von zehn
Jahren, und Illut-Anu, seinen Bruder, einen Jungen von sechs Jahren, beides
Kinder des Mattanita’, für das Leben der Könige (d.h. König und Königin), für sein eigenes Leben, für das Leben der Urukäer, für das Leben der Leute und ihrer
Kinder den Göttern Anu, Antu, Sin und $Sama$ aufimmer geweiht, Bra sie sich an den Lehmarbeiten und an den ... des Vorratshauses beteiligen. °"? Weder eben dieser Uppulu noch irgendein anderer besitzt Verfügungsgewalt über eben diesen Abimmim noch über Illut-Anu, seinen Bruder, beide Kinder des Mattanita’, sei es gegen Silber, als Geschenk, als Mitgift, oder sei es, um ein Testament zu erfüllen. '””$ Falls er sie jemand anderem gegeben hat, wird (die Übereinkunft) nicht zustande kommen, und er muss ohne (das Recht auf) Klage
oder Beschwerde zwei‘ Minen Gold an den Tempel der Götter Uruks zahlen. (Von;jetzt an) gehören beide Kinder für immer dem Tempel der Götter Uruks.
26a Fre Zeugen: Nanä-iddin, Sohn des Anu-zera-iddin, Sohn des Anu-ab-usur, Familie des [...]; Nikanor, Sohn des Dipatos; Antipatros, Sohn des Nidintu-[...]; Nidintu-Anu, Sohn des Anu-mär-ittannu, Sohn des Nanä-iddin, [Familie des
..]; Anu-ah-ittannu, Sohn des Mannu-igapu, Sohn des Nidintu-Anu, Familie
IIl.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
139
des [...]; Anu-uballit, Sohn des Anu-Bel$unu, Sohn des Anu-ah-ittannu, Familie des Ahu’tu; Kidin-Anu, Sohn des Dannat-Balti, Sohn des $Sama$-ittannu, Familie
des Lustammar-Adad; Ama iddin, Schreiber, Sohn des Nidintu-Anu, Familie des Sin-lege-unnini. 2526 Uruk, Monat, Nisan, X. Tag, Jahr 120 (ÄA), welches dem Jahr 184 (SA). Arsakes, König, und Uzarna, [seine Mutter/ Gemahlin], Königin.
O.Rd. "= Siegelabdruck des Uppulu, des Stifters dieser beiden Kinder. U.Rd. "? Siegelabdruck des Kidin-Anu ?* Siegelabdruck des Anu-ah-ittanu
L.Rd. "* Siegelabdruck des Nidintu-Anu ?* Siegelabdruck des Anu-uballit 7° Siegelabdruck des Nanä-iddin Uppulu, Sohn des Anu-balässu-igbi, weiht zwei seiner Sklaven — einen 10 und 6 Jahre alten Jungen, dem Tempel der Götter Uruks, damit sie u.a. Lehmziegel herstellen. III.4.3.1.6.
W 18568
139 (AA), 203 (SA) /
—/ —
109 v. Chr.
Klageverzichtsurkunde
Bibliographie: KeEssLEr 1984 k
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140
BARBARA
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2.4
"7 Es besteht keinerlei Anspruch, gerichtliche Auseinandersetzung oder Klage von Seiten des Nidintu-Anu, dem Sohn des Mustzib-Anu, Sohn des Anu-ahittannu, Familie des Hunzü, gegenüber Arad-R&, Sohn des Idat-Anu, Sohn des Arad-res, Familie des Sin-lege-unnini, was den Anteil der Schlächterpfründe
betrifft, d.h. das Tagesfünftel, welches durch die Schlächterpfünde jeweils am 22. jeden Monats, das ganze Jahr hindurch, anfällt, ferner die sog. guggü- und esesu-
IIl.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
I4I
Opfer und alles, was zum Anteil der Schlächterpfründe gehört. 89 Eben dieser
Nidintu-Anu, Arad-Res sowie die Besitzer seiner Anteile ... Verpflegung im Irigal- und im Bit-R&$-Tempel und allen anderen Tempeln Uruks ... "4... dieser Pfründenanteil, der ursprünglich im Namen eben dieses Nindintu-Anu
gekauft worden war, wurde mit dem Siegel des Königs im Jahr 138 (ÄA), welches dem Jahr 203 (SÄ) entspricht, am 9. Tag des Monats Sabät für einen Preis von 5 Schekel Silber gekauft vor Bagä, dessen zweiter Name Nikanör lautet, und vor Anu-bälsunu, dessen zweiter Name Heraklides ist. Er (Nidintu-Anu) kann nicht mehr darüber verfügen. 5719 Eben dieser Nidintu-Anu, Sohn des Muszzib-Anu, Sohn des Anu-ah-ittannu, Familie des Hunzü, hat den Anteil der Schlächter-
pfründe jeweils des 22. Tages monatlich, sei es als Gabe, gegen Geld, als Geschenk, als Mitgift, nach eigenem Wunsch oder sei es aus irgendeinem anderen Grund, keinem anderen als Arad-R&s gegeben, noch wird er es einem anderen
geben. '%”* Falls er ihn (den Anteil der Schlächterpfründe) einem anderen gegeben haben sollte oder falls er ihn einem anderen geben will, so soll (die Übereinkunft) nicht zustande kommen. Denn bis hin auf ewige Zeiten ist das Tagesfünftel der Schlächterpfründe von jeweils dem 22. Tag monatlich das Eigentum von Arad-R&s, Sohn des Idat-Anu, Sohn des Arad-R&$, Familie des Sinlege-unnini.”? Dieser Pfründenanteil, den Arad-R&s gekauft hat, ist nun im
Namen eben dieses Nidintu-Anu zurückgegeben worden. ”*?" Die Zeugen: Usurtu-Anu,
Sohn des Anu-ittanu, Sohn des Usursu-Anu, Familie des Kuri;
Zaki-Anu, Sohn des Anu-ahhe-iddin, Sohn des Idat-Anu, Familie des AradNinsikil; Kidin-Anu, Sohn des Anu-balässu-igbi, Sohn des Anu-zera-ibni, Familie des Hunzü; Nidintu-Anu, Sohn des Illut-Anu, Sohn des Arad-R&$, Familie des
Kuri; Anu-balässu-igbi, Sohn des Anu-ahhe-iddin, Sohn des Anu-ah-usabSi,
Familie des Kuri; Idat-Nanä, Sohn des Anu-uballit, Sohn des Idat-Nanä, Familie
des Rab-Anu, Tempelhofreiniger; Anu-beltunu, Sohn des Nidintu-Anu, Sohn des
Idat-Anu, Familie des Hunzü; ...-$unu, Sohn des Arad-AMA.ARHUS, Sohn des Nindintu-Anu, Familie des Arad-Ninsikil. 3”? ...-Anu, Schreiber, Sohn des Rihat-Anu, Sohn des ... [Uruk, Monat ..., ... Tag, Jahr] 139 (ÄA), welches dem Jahr 203 (SÄ) entspricht, ...
U.Rd. [Siegelabdruck] des Usursu-Anu; Siegelabdruck des Kidin-Anu
Siegelabdruck
des
Zaki-Anu;
O.Rd. [... Siegelab]druck des [...]; Siegelabdruck des Idat-Nanä R.Rd. Siegelabdruck des Nidintu-Anu, welcher eben dieses Pfründenanteil zürückgegeben hat.
Nidintu-Anu verzichtet zugunsten von Arad-R&$ auf seinen Rechtsanspruch über seinen Anteil an Schlächterpfründen, den er vormals an Arad-R&s verkauft hatte. Der Grund für den Klageverzicht von Seiten Nidintu-Anu ist nicht mehr erhalten. Zum Dokumententyp
142
BARBARA Böck
der Klageverzichtsurkunden siehe KRÜCKMANN 1931, 47-53, LEWENTON 1970, 32-39 und DorTYy 1977, 93-100.
Z.6 Mit guggü wird eine Art monatlichen Opfers bezeichnet; siehe die Zusammenfassung von MCEWwAN 1981a, 166-167.
Z.12 Bemerkenswert ist der erste Beleg eines iranisch-griechischen Doppelnamens, Bagä mit dem griechischen Namen Nikanör. Z. 31 AMA.ARHUS, eine Erscheinungsform der Heilgöttin Gula, gehört zum urukäischen Pantheon; siehe McEwAn 1981a, 188.
Z. 33 Das Dokument wurde unter dem Arsakidenherrscher Mithridates II. verfasst.
IIl.4.3.2.
Keilschriftliche Texte aus Larsa
BRM II sı° Wechsel über die Zurückzahlung von Saatgetreide Museumsnummer: MLC 2ıs1 Bibliographie: DoTy 1977, 113-115
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76 Der Text wird hier unter Vorbehalt aufgenommen; siehe die Diskussion im Kommentarteil.
II.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
143
16h ul 6.KAM MU.6.KAM lar-’-si-ug-ga LUGAL O.Rd.ı
un-ga un-ga
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= Mduru-Din-su Ina-na-a-mU
un-ga TAK-MU-nu
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68 Kor Gerste, 1 Kor Emmer, 90 Sila Weizen, das Saatgetreide eines gepachteten (Feldes) im Besitz des Gottes Sama$, welches bei den Wassern des
„Üppigen Kanals“ liegt, haben Ubar-Sama$, Sohn des Suma-iddin, und ...-su, Sohn des Nür-Samas, von den ...-Funktionären des Sama$-Tempel erhalten. > Im Monat Taßrit des Jahres 6 des Arsakes, König, sollen sie das Saatgetreide — 8
Kor Gerste, ı Kor Emmer, 90 Sila Weizen entsprechend den oben und unten
angrenzenden (Feldern) — abmessen und '° dem Besitz des Sama$ geben. 15 Fingernagel des Nabü-ittannu, Sohn des Sama$-kasir ""? Die Zeugen: SubtiSama&, Sohn des Nanä-iddin; Sama$-uballissu, Sohn des Sama$-iddin; Sama$-ahiddin, Sohn des $ama$-iddin; Nanä-iddin, Sohn des Nüh-Istar; [...]-ah-iddin,
Schreiber, Sohn des Musallim-$ama&. "© Larsa, Monat Düzu, 6. Tag, Jahr 6 des Arsakes, König. Die Lesung des Ausstellungsortes, nach der Keilschriftautographie in BRM II sı Rs. Z. 15 als unuc“, Uruk, konnte durch Kollation von G.J.P. McEwan und J. OELSNER zu [ulp.unuc“, Larsa, korrigiert werden; siehe dazu OELSNER 1986, 417 (Anm. 606). Damit
ist die Diskussion über die Diskrepanz zwischen dem Ausstellungsort Uruk und dem Ort des Geschäftes Larsa sowie ferner der Personennamen, die mit Sama3, dem Stadtgott Larsas, als theophorem Element auf ein Larsa-Milieu hinweisen, obsolet geworden; siehe DorTY 1977, ı15 mit älterer Literatur.
Singulär und schwierig zu erklären bleibt das Datum des Textes, welches sich weder auf die Seleukiden- noch auf die Arsakidenära bezieht, sondern das alte Systems Mesopotamiens, nach Regierungsjahren zu datieren, aufnimmt, indem das 6. Jahr des Arsakidenherrschers genannt wird. das Datum wurde zunächst von KRÜCKMANN 1931, 21 als Jahr 6 der Arsakidenära, d.h. Jahr 70 (SÄ), aufgefasst, demgegenüber jedoch OELSNER
1986, 417-18, Anm. 606, zu Recht anführt, dass die Arsakidenherrschaft zu diesem Zeitpunkt auf das Gebiet von Parthien beschränkt war. DoTY 1977, 376, Anm. 220, schließt sich einem Vorschlag von DEBEVOISE 1938, 29, Anm. 3, an, in dem Arsakidenherrscher Phraates II. zu sehen (134 v. Chr.). K£ssLer 1984, 281, Anm. 17, schlägt vor, es handele sich um das 6. Regierungsjahr von Mithridates II. (118 v. Chr.). J. OELsner schließlich in seinen Nachträgen in OELSNER 1986, 512, ad S. 417, fasst seine Argumentation nochmals
zusammen und spricht sich aufgrund des Fingernagelabdrucks, der Charakteristika der Tafel und der Zeugensiegel für eine Entstehungszeit zwischen dem 5. und 3. Jh. v. Chr.
aus.
144
BARBARA BöcK Ein weiteres Problem stellt die Schreibung des Herrschernamens dar (ar-si-ug-ga), der
als eine untypische Variante von Arsakes (ar-Sd-ka-’a, ar-Sak-a’, usw.) gedeutet wurde. ÖELSNER 1986, 512, ad. 417, nach Kollation zieht die Lesung ug-ga in Frage und schlägt ar-si-TUM-!x vor. VAN DER SPEK 1998, 208 denkt an einen bislang nicht belegten Usur-
pator. III.4.3.3.
Keilschriftliche Texte aus Babylon
III.4.3,3..
BORIVs32
121(AA), 185 (SÄ)/ii/ı3
18.6.127 v. Chr.
Protokoll eines Ratsbeschlusses des Esagil- Tempels Bibliographie:
Vs.r
PıncHES 1890; UNGER 1931, 319-323; LANDSBERGER 1933, 298-299; OELSNER 1975, 34-35; MCEwANn 1981a, 17-18; BRINKMAN 1983; VAN DER SPEK 1985, 549-551; DEL MONTE 1997, IL4-II6; SCHUOL 2000, 31-34.
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10’ UGU URU Kup -pu-de-e-tul $d E.MES DINGIR.MES ir Mk U, AN.NA den.ıfr. a g Imu-den
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Bu ni -i-pu\-ru $d hi-Sih-ti ina KA LUGAL 14° [23-$u]-u u en-na a-ga-a i-ba-ds-Si 5 [den-SE8.M] ES-SIS u id, G-DIB-UD.DA Id,MES-&%
16° [5ä] ma-la na-si-ri $d na-sar ma-su-U
17° [$d] la-ıcı in-da-sal ina pa-ni "En-ıcı an-na-a lu_ki 18 u "E.MES y lu"UKKIN 34 &-sag-gil, 7
19 SATA u,-mu an-na-a $d MU.AN.NA-US-SU
20’ 2 MA.NA KÜ.BABBAR $UK.HIA 'KI-Ä$U-TIN-a M vr id Y_Y i 21’ lu"AD-Sd-nu a-na "EN-SES.MES-sıs u AG-DIB-UD.DA
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
145
22’ TA hi-Sih-ti-ni ni-nam-din-nu hb-bu-ü 23° mim-ma $d 'KI- SÜ-TIN "AD-Su-nu iS-su-U >
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28° Sd-nu-ü-tü
"5 [...] das, was er gesucht hatte, [...] Nabü-$uma-usur, [...] von der Tafel ... [...] Monat Simän, 13. Tag, Jahr [121 (AA), das dem Jahr 185 (SÄ) entspricht],
Aspasin&, König. Monat Ajar, 24. Tag, Jahr 185, Aspasin&, König. ” dBallümur, Verwalter des Esagil-Tempels und die Babylonier der Versammlung des Esagil berieten sich miteinander und sprachen folgendes: ? "° ‚Itti-"Mardukbalätu, der Inhaber der rab bäni-Pfründe in Stadtnähe, der verantwortlich ist
(uppudetu) für die Tempel, '""? der Enuma Anu Enlil-Schreiber, Sohn des Iddin-“Bel, den wir früher an die Seite des Königs Aspasin& geschickt hatten, und der Einkommen (durch die Einkünfte) am ‚Tor-des-Königs‘ erhalten hatte —
u
jetzt hat es sich zugetragen, dass seine Söhne [ÜBel-ahh]e-usur und dNabü-
musötig-uddi, weil sie in gleicher Weise in der Lage sind, die astronomischen Beobachtungen zu übernehmen, Anspruch erhoben haben vor dem bereits genannten “Bel-lumur und den Babyloniern der Versammlung des EsagilTempels. 1923 Wir werden daher von diesem Tag und Jahr an 2 Minen Silber,
die Ration eben von Itti-"Marduk-balätu, ihrem Vater, an dBel-ahhe-usur und
dNabü-mutätig-udd& aus unserer Versorgung übergeben in Übereinstimmung mit all dem, was Itti-'Marduk-balätu, ihr Vater, übernommen hatte. ”* sie
werden die astronomischen Beobachtungen übernehmen und die jährlichen Ephemeriden bekannt geben zusammen mit dBelsunu, Läbä$i, Muranu, IddindBal, dBäl-usursu und den anderen ‘Enüma-Anu-Anlil-Schreibern.‘
Bäl-lüumur, oberster Verwalter des Esagil, und der Tempelrat bestimmen die neuen Astro-
logen. Es handelt sich um die Söhne Itti-Marduk-balätus, Bel-ahhe-iddina und Nabü-
musetig-uddi, die ihren Vater im Amt ablösen. Festgelegt werden ihr Einkommen und ihre Aufgaben.
Z. 5’ Aspasine ist die akk. Wiedergabe des Namens Hyspaosines, welcher in den noch
erhaltenen keilschriftlichen Dokumenten als König Babylons bezeichnet wird; diese Titulatur beschränkt sich auf den Zeitraum vom 24.ii.185 (SÄ) bis zum 13.iii.185 (SA) (30.5.127-18.6.127 v. Chr.); siehe dazu bereits VAN DER SPEK 1995, 549-500, VAN DER SPEK 1998, 211 und jetzt auch Bory 2004, 175-176. Bereits im Jahre 126 ist Babylon wieder in arsakidischer Hand (siehe den folgenden Text CT 49 Nr. 143 [vgl. III.4.3.3.2.)]. Zu Hyspaosines und dem Königreich der Charakene siehe SCHUOL
2000.
146
BARBARA Böck
Z.7' Bel-lümur ist in zwei weiteren Texten als satammu des Esagil belegt; AD-ug B, Z. 11 (vgl. III.4.2.17.) und CT 49 Nr. 149 Z. 2; siehe VAN DER SPEK 1998, 439-440.
Z. 10
Zu uppudetu als iranischen Titel siehe die bibliographischen Verweise von
McEwan 1981a, 18 Anm. 64. Drei der Texte sind achaemenidenzeitlich (BV 116 mit dem Datum 34. Jahr des Dareios; VS 6 128 mit dem Datum 13. Jahr des Dareios; PıncHes 1891/92, 134); bei dem vierten Text handelt es sich um den sog. HyspaosinesText (BOR IV). VAN DER SPEK 1987, 63-64 geht davon aus, dass die Funktion des
uppudetu dem griechischen prostates entsprach. Z. 11,27’ Zum weiten Aufgabenbereich des tup$ar Enüma Anu Enlil, nicht als „Schreiber des astrologischen Omenhandbuches ‚Als Anu, Enlil‘“, sondern als Experten für Himmels-kunde allgemein — die Wissenschaft der Astronomie und die Disziplin der Astrologie umfassend — siehe ROCHBERG 2000. III.4.3.3.2.
CT 49Nr. 143
122 (AA), 186 (SÄ) I xii, /ıo
26.3.126 v. Chr.
Beleg Museumsnummer: BM 45629 Bibliographie: McEwan 1981a, 152 (Z.1-9); VAN DER SPEK 1998, 210-211
Vs.1 2
15 GfN KÜ.BABBAR er-bi 3a | qu-up-pi' u pa-na-at qu-up-pi sd £.SA.BAD
3 SÄTAU, 13.KAM 34 ig 4
MU I me 22.KAM Sd Si-i
5
MU I me 86.KAM EN U, I2.KAM
6 34 "DIRLSE 4 MU.AN.NA 7 8
an-nit KUÜ.BABBAR MU-4-tim ina täh--tum ina &
9 umMun-Din-it Ppi-gid Rs.ı0o "Dırı.$E U, 10.KAM II MUI me 22.KaM 34 Si-i wer.
a
I2 MU I me 86.KAM 13 lar-sä-ka LuGAL
"* 15 Schekel Silber: Einkunft durch den Opferkasten und den pänät-Teil des Opferkastens des Esabad-Tempels #7 für den Zeitraum vom 13. Adar des Jahres
122 (AA), welches dem Jahr 186 (SÄ) entspricht, bis zum 12. interkalendarischen
Addar desselben Jahres. 7? Dieses Silber wurde in Form einer tahsistuAbrechnung dem
“Bel-uballit anvertraut. '°% Monat interkalendarischer Adar,
10. Tag, Jahr 122 (AA), welches dem Jahr 186 (SÄ) entspricht; Arsakes, König der Könige.
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
147
Beleg über die Einnahmen durch den Opferkasten des Esabad-Tempels über den Zeitraum eines Monats (13.xii.122/186 bis zum ı10.xii.122/186, nach christlicher Zeitrechnung vom 29.2.126 bis zum 26.3.126 v. Chr.); das Silber wird von ‚Bel-uballit
entgegengenommen. Z.2 Unklar bleibt der Ausdruck pänat guppi, wörtlich „Vorderseite des Opferkastens“. McEwan 1981a, 113 (Anm. 277), 126 schlägt vor, es handle sich um eine Art Einkunft
parallel zu irbu quppi, „Einkunft des Opferkastens“ . Dem folgt VAN DER SPEK 1998, 211, der einen Vorschlag G. van DRriEıs aufnimmt, es könnte damit auf Geschenke, die vor dem Opferkasten deponiert werden, verwiesen sein. Der guppu-Opferkasten befand sich am Eingang zum Tempel, siehe dazu OPPENHEIM 1947, 117-118. Das Esabad ist der Tempel Gulas. Z.13 Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Artabanus I., der demnach Babylon von Hyspaosines wieder zurückerobert hat. III.4.3.33.
CT 49 Nr. 186
185-193 (SÄ)
127 v. Chr. - 119 v. Chr.
Protokoll eines Ratsbeschlusses des Esagil- Tempels (Fragment) Museumsnummer: BM 33038 Bibliographie: VAN DER SPEK I98S, 551-553
[... tah-sis-tum ina ka)-' re\-e-nu ni-il-ta-" kan\ [fd ı MA.NA]
Rs.ı 2
eYF [KÜ.BABBAR SID-tU Sa Era K]U.BABBAR 54 hi-Sih-ti-i-ni a-na Dan [EN-su-nu]
[\nu.uRr 'mu-ra-nu] 3 DIN-su] i
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"UMBISAG.MES U, AN Yv
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TR |u en-|''na' a-ga-a "'ni\-ta-mar $d "S6-DUB-NUMUN an-nla-a] 22
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[hi-Sh-ta-$ü u ma-[X (X)]-X -ta-a-sd ina na-sar-ri [sd na-sar] [ma-s]u-u $d mes-\hi] ma kid 54 TA hb-bi in-t|a-rag] [ina pa-n]i-ni 34 [hb]-bu-u Sa in-ni-ga a ı5 GIn [KV.BABBAR]
l[ina mJuh-hi 213 MA.NA 5 GN KÜ.BABBAR SUK.HI.A-SU a-[na] 10 gG-DUB-NUMUN an-na-a ana tas-lim-du ı MA.[NA KU.BABBAR] ı1 [$ıp-r%] 34 E" TA KU.BABBAR 84 bi-Sih-ti i-nli]
9
12 [nu-ul)-"te\-zi-za-a-sÜu $d TA MU an-nit KÜ.BABBAR Fr} [ma.naA] 13 [S1]lo-td sa ES TA KÜ.BABBAR 4 hi-SLih-ti ...] If... wir hatten eine Abrechung
über unsere] Liegenschaften aufgesetzt,
[demzufolge wir ı Mine] ” [Silber nach der Umrechnung Babylons von dem]
Silber aus unserem Einkommen für [Bel-Sunu,] 3 [Läbä$i (und) Muranu,] die „Enüma Anu Enlil-Schreiber‘, die Söhne des [Bal-bullissu] * [bestimmt hatten],
welches sie miteinander zu gleichen Teilen [aufteilen sollten]. 5 [Jetzt aber] haben
148
BARBARA Böck
wir gesehen, dass der w.o. erwähnte dMarduk-Sapik-zeri, [der ‚Enuma Anu Enlıl-
Schreiber‘, Sohn des Bel-bullissu], 6 sein Einkommen und seinen [...]; dass er
in der Lage ist, 7 die astronomischen Beobachtungen durchzuführen, dass er die Almanache [...], so dass er Anspruch erhebt e [vor uns], ihm, (nämlich) '° eben diesem dMarduk-Sapik-zeri, 8 deshalb 15 Schekel [Silber] ? [zusätzlich] zu 2/3 Mine (und) 5 Schekel Silber, seinem (jetzigen), [zuzuweisen], um '° ı Mine Silber "" [nach der Umrechung] aus Babylon, (und zwar) aus dem Silber von unserem Einkommen,
zu erreichen. '"” Von diesem Jahr an [werden wir zu gleichen
Teilen] ı Mine Silber ® [nach der Umrechnung] aus Babylon aus dem Silber [unseres] Einkommens zuweisen.
[Belsunu,
Läbä$i,
Muranu
und
Marduk-säpik-zeri]
Der Text wird aufgrund der involvierten Personen hier zeitlich eingeordnet. Nach dem Protokoll wird Marduk-Säpik-zeri im Astronomen-Kolleg am Esagil-Tempel mit voller Bezahlung aufgenommen, welchem seine drei Brüder Bel$tunu, Läbä$i und Muranu
bereits angehören. Zwei weitere Ratsbeschlüsse dienen als Anhaltspunkte für ein Datum post quem bzw. ante quem. Nach dem Ratsbeschluss BOR IV 132 (vgl. III.4.3.3.1.), der vom 13.111.185 (SÄ) stammt (18.6.127 v. Chr.), war Marduk-säpik-zeri noch nicht als Astronom tätig. In dem Ratsbeschluss CT 49 Nr. 144 (vgl. TII.4.3.3.4.) vom 15.v.193 (SÄ) (19.8.119 v. Chr.) hingegen erscheint er als Vollmitglied des Kollegiums, so dass unser Text zwischen diesen Beschlüssen, d.h. zwischen den Jahren 185 (SÄ) und 193 (SA), entstanden sein muss.
Z.5 Zum Stammbaum der Familie des Bel-bullissu und seinen Söhnen siehe van DER SPEK 1985, 549.
Z. ı1 Zur spezifisch babylonischen Variante der hellenistisch-griechischen Währung siehe bereits im Einleitungsteil (TII.4.1.3.5.).
IIl.4.3.3.4..
CT 49 Nr. 144
129 (AA), 193 (SÄ) /v/ı5
19.8.119 v. Chr.
Protokoll eines Ratsbeschlusses der Versammlung des Esagil-Tempels Museumsnummer: BM 35559 Bibliographie: MCEwan 1981a, 18-20; BRINKMAN 1983; ROCHBERG 2000, 373-375 Neem.
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II.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
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149
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28 Sd-nu-u-tum
13 [Am ... Datumsangabe... der Verwalter des Esagil-Tempels] ... und die Babylonier der Versammlung des Esagil berieten sich untereinander und ließen
folgendes verlautbaren: 3-10 Am 15. Tebet des Jahres 129 (AA), welches dem Jahr 193 (SÄ) entspricht, hatten wir ein Protokoll aufgesetzt, unsere Liegenschaften betreffend, demzufolge wir für eine Mine Silber nach der Währung Babylons und
für das bestellbare Ackerland des Bel-ab-usur, des inama Anu Enlil-Schreibers, Sohn des Bäl-rimanni, ebenfalls Enzma Anu Enlil-Schreiber, welches ihm (Belab-usur) als Unterhalt für die Ausübung seiner (astronomischen) Beobachtungen
gedient hatte, dem Nabü-apla-usur, Klagepriester und Enüma Anu Enlil-
Schreiber, Sohn des Nabü-mus£tig-uddi, zugestanden haben. U4 Tetzt aber ist Bel-usursu, Enama Anu Enlil-Schreiber, Sohn des Bel-ab-usur, der w.o. erwähnt
wurde, vor uns getreten (und) hat uns überzeugt, dass er in der Lage ist, die astronomischen Beobachtungen durchzuführen. ”"? Wir haben gesehen, dass er
fähig ist, Himmelserscheinungen genauestens festzuhalten, so dass wir auf Nabüapla-usur, der w.o. erwähnt wurde, zugegangen sind, dass er vor uns das bestellbare Ackerland und die eine Mine Silber, welches ursprünglich der
150
BARBARA Böck
Unterhalt des genannten Bel-ab-usur, Vater dieses Bel-usursu, war, freistelle und
auf jedweden Anspruch verzichte. *°”? Was nun diesen Bel-usursu betrifft, der vor uns seinen Anspruch geltend gemacht hat hinsichtlich der einen Mine Silber und des bestellbaren Ackerlandes, welches w.o. erwähnt wurde, werden wir ihm
von diesem Jahr an jedes Jahr, das gegenwärtige Jahr eingeschlossen, Silber aus unseren Bezügen geben. 2328 5, (Bel-usursu) wird die Himmelserscheinungen
beobachten. Er wird die sog. tersetu-Tafeln aufstellen und Almanache zusammen mit Läbä$i, Muranu und Marduk-Säpik-zeri, den Söhnen von Bel-bullissu, Belahh&-usur, Nabü-musetig-uddi, Nachkommen des Itti-Marduk-balätu, und zusammen mit den anderen Enuma Anu Enlil-Schreibern erarbeiten. Der Verwalter und die Versammlung des Esagil entscheiden über die Bestallung eines neuen Astronomen (sog. „Enüma Anu Enhil-Schreiber“ )sowie über seinen Unterhalt. Bel-
usursu wird in das Kollegium der Astronomen aufgenommen, wobei er dieselben Liegenschaften und denselben Unterhalt erhält wie sein Vater, Bel-aba-usur. Festgehalten wird ferner, dass der direkte Nachfolger Bel-aba-usurs, der Klagepriester und Astronom Nabüapla-usur, auf den vormals Liegenschaften und Unterhalt des Bäl-aba-usur übergegangen waren, darauf verzichtet, Klage gegen Bäl-usurSu zu erheben wegen eben dieser Liegenschaften und eben dieses Unterhalts. Die vorliegende Tafel gehört zu einer kleinen Gruppe keilschriftlicher Texte aus der Zeit der parthischen Herrschaft in Babylonien, die die Bestallung von sog. „Enuma Anu
Enlil-Schreibern“ in Babylon durch den obersten Verwalter des Esagil und der Versamm-
lung des Esagil dokumentieren. Neben CT 49 Nr. 144 zählen dazu BOR IV 132 (vgl. III.4.3.3.1.), CT 44 Nr. 186 und AB 247 (vgl. III.4.3.3.5.); siehe ROCHBERG 2000, 369-370. Z.4 Das Jahr der Seleukidenära ist zu 193 zu emendieren. Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Mithridates II.
Z.9 Unter dem Tempelpersonal stellte der Klagepriester (kalü, GaLAa) zweifelsohne eine der wichtigsten Berufsgruppen dar, da er sich sowohl für die Durchführung des täglichen Kultes als auch von Festzeremonien verantwortlich zeichnete. Zu seinem Aufgaben-bereich gehörten ferner spezielle Rituale, um die Gefahren, die nach dem Glauben der Babylonier durch Sonnen- und Mondfinsternisse hervorgerufen wurden, abzuwehren. Aufgrund dieser Kompetenz konnten die Berufe des Klagepriesters und des Astronomen auf ein und dieselbe Person fallen; vgl. zum Amt McEwan 1981a, 11-13, zum Textrepertoire des kalü siehe Linssen 2004, 3-11. Das Amt des kalü wurde
innerhalb der Familie weitergegeben; siehe dazu die Ausführungen von BEAuLıeu 2000, der die Nachkommen des Sin-legi-unnini, eines Klagepriesters aus dem ausgehenden 2. Jt. v. Chr. (Kompilator des Gilgame$-Epos), über rund 1000 Jahre hinweg
in Uruk verfolgt. Einige Rituale des Klage-priesters wurden von FARBER 1987, 234-239
übersetzt.
Z. 21 Der Vorschlag von SoDEN 1981, 295 $-ni-ni zu lesen (vgl. AHw 1242a s.v. unklare
Bedeutung) wird von CAD S$/III 43a zu Gunsten der auch hier angesetzten Lesung
pänlıs1)-ni-ni verworfen.
Z. 23 In dieser und der nachfolgenden Zeile werden die Aufgabenfelder eines Astronomen umrissen. Sie bestehen zunächst in dem regelmäßigen Beobachten
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
ISI
(nasäru) der Himmelskörper; mit einem Derivat des Verbums — massartu(EN.NUN)
3a gine — werden die astronomischen Tagebücher bezeichnet. Z. 24 Die beiden anderen Termini tersetu und meshu bezeichnen mathetische Ephemeriden-Texte und Almanache; siehe dazu SACHs 1948 und ROCHBERG 2000, 370371.
IIN.4:3.3.5.
:AB 247
133 (AA), 197 (SÄ) / vi/ 28
22.9.115 v. Chr.
Brief (letter order) Bibliographie: McEwan 1981b, 140-141; VAN DER SPEK 1985, 553-554; JURSA 2001, IOI
CHEN \-nu'mu-ra-nu \ lv"UMBISAG U,.AN EN.LIL.L h Tl-gin
Vs.1
A sd Vz
id
"EN-DIN-sU a-na
id N-$ES.MES-SES A 34 \xı-8U-DIN $d i-tur N u-ru-su-tat-te-su $d MU I me 32.KAM Sd Si-i
MU 1 me 96.KaM 3d ma-har-ka
la-pa-ni-Sü 1 1/3 MA.NA KU.BABBAR ma-la Sal-Sü $d SUK.HI.A {A} A
We
$d MU I me 32.KAM ID wu on NSS
Sad Si-i
IO MU I me 96.KAM
U.Rd. ır Tal-na ya.ıa-ka 12 TERIPEIORT IX Rs.ız3 [x x] x x xT[x x] Tan'-na-a ina Su.u-3Ü Siegelabroilung 14
Tg 1kiiti
KIN U, 28.KAM
15 [M]u ı me 33.KaM 4 31-1 16 [MU] ı me 97.KAM 17 Kar -$ä-ka LU[GAL LUGAL.MES]
Legende des Rollsiegelabdrucks ı8 [*]KısıB 19 m] u-ra-nu
13 Brief des Muranu, des Astrologen, des Sohnes von Bel-bullissu, an Bel-ahheusur, Sohn des Itti-Marduk-balätu, 4 welcher im Jahre 132 (AA), welches dem Jahr 196 (SÄ) entspricht, Prostates war. 6 Hinsichtlich dessen, was dir zur Ver-
fügung steht, davon gelten 7 1 1/3 Mine Silber, ein vollständiges Drittel der
152
BARBARA BÖöcK
Rationen des Jahres 132 (AA), welches dem Jahr 196 (SA) entspricht, als dein
Anteil. ” ... 3... dieses von ihm. '#*"7 Babylon, Monat Uül, 28. Tag, Jahr 133 (AA), welches dem Jahr 197 (SÄ) entspricht, Arsakes, König der Könige.
Legende der Siegelabrollung: 5
Siegel des Muranu.
Brief des Muranu an Bäl-ahhe-usur in einer Sache, die den Prostates von Babylon involviert. Z. 1,3 Die Astronomen Muranu und Bäl-ahhö-usur sind aus den Texten CT 44. Nr. 144, 149 und BOR IV 132 bekannt, Muranu ferner aus dem Text CT 49 186.
Z. 3 Itti-Marduk-baläti besaß mehrere Titel. Er war unter Hyspaosines als Astronom angestellt und verfügte über den Titel uppudetu/prostates, ein Tempelfunktionär der direkt vom arsakidischen Herrscher ernannt wurde; ferner wird er als Magistrat rab bani Sa muhbhi ali bezeichnet; siehe VAN DER SPEK 1987, 64. Z. 4 Die Übersetzung folgt dem Vorschlag von JursA 2001, welcher das Verbum täru als Hilfs-verb deutet und die von VAN DER SPEK 1985, 553-554 und VAN DER SPEK 1987, 64
Anm. 13 angesetzte Deutung, i-tur nicht als Verbform von täru aufzufassen (so McEwan 198ıb, 141), sondern als Form des Substantivs zzru „Surplus“, verwirft. Zum Prostates vgl. die Diskussion VAN DER SPEK 1987, 64 und BoIY 2004, 210-211. Z. 15 Bei dem Arsakidenherrscher handelt es sich um Mithridates I.
III.4.3.3.6..
CT 49 Nr. 146
209 (SÄ)
103 v. Chr.
Beleg Museumsnummer: BM 33017 Bibliographie: STRASSMAIER 1888, 143; KOHLER/UNGNAD IQII, 95; VAN DER SPEK 1998, 212-213
Vs.ı 2
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II.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN zi
153
7%
13 34 e-ra-ak-li-di-e " Jahr 209 (SÄ), [Monat ..., Tag ...]. ” Dattel(ernte) der Gärtner: 36 2025 | für die Landarbeiter zu Händen von IntaSa, Sohn des Qitti-Beler-ili und für ein
Schaf des Qudaja. © 2060 1 als weiterer Anteil. ”® gol zur Verfügung durch AkitNanä, zur Deposition für Silber von zweitrangiger Qualität. ”"° 1080 l als unser Anteil. "3 Insgesamt: 6282 | Datteln; 1044 | für Herakleides. Der Text handelt von der Verteilung der Dattelernte eines Grundstückes, wobei fraglich bleibt, wem das Grundstück gehört, wer der in die Transaktion involvierte Herakleides
ist und für wen die weiteren im Text genannten Anteile bestimmt sind; siehe die Diskussion bei VAN DER SPEK 1998, 213. Z. ı Der Text stammt aus der Regierungszeit von Mithridates II.
Z. 4 Lesung und Übersetzung von g-ti in-ta folgen VAN DER SPEK 1998, 213.
II.4.3.3.7.
CT 49 Nr. 148
153 (AA), 217 (SA) / ix / ı0 15.12.95 v. Chr.
Beleg Museumsnummer: BM 41893 Bibliographie: VAN DER SPEK I998, 214 Vs.1ı
[... KÜ.BABBJAR SID-tZ 54 ae
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[Mu ı me 53.KAMm 4 S)-"1!mu 2 me 17.KAM ds 5-MU-MU ma-hir
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6
[ma-hir‘...] den-MU-na-din
I Schekel Silber nach der Umrechnung von Babylon. ”? ... das Silber des 10. Kislim, Jahr 153 (AA), welches
dem Jahr 217 (SÄ) entspricht, wurde
von
dMarduk-$uma-iddin entgegengenommen. *? ... Schekel Silber nach der Umrechung Babylons wurden dem PN gegeben. Er “ ... für den Zeitraum vom
x. Tag, Jahr 153 (AA), welches dem Jahr 217 (SÄ) entspricht, bis zum 2. des
Monats Arahfamna desselben Jahres ? ” wurde von dMarduk-$uma-iddin entgegengenommen’ ... dem @Bel-iddina gegeben.
154
BARBARA Böck
Z. ı Der Terminus manütu von Babylon ist nur in seleukidischer und parthischer Zeit belegt. Man geht davon aus, dass es sich um ein Maß handelt, um griechische, d.h.
parthische Münzen, in die babylonischer Einheit der Schekel umzurechnen; siehe dazu zuletzt VAN DER SPEK 1998, 214 mit Verweis auf ältere Literatur. Z. 3 Der Text datiert in die Regierungszeit von Mithridates II. Marduk-Suma-usur, Bäcker und „Tempelbetreter“, der in dieser Funktion als Untergeordneter des
Rahimesu für die Opferkästen des Esabad-Tempel verantwortlich zeichnete, ist von dem gleichnamigen Brauer Marduk-Suma-usur zu trennen.
III.4.3.3.8.
AB 248
154 (AA), 218 (SA) / iv/ ıı
11.7.94 v. Chr.
Beleg aus dem „Rahimesu-Dossier“ Bibliographie: MCEwANn 1981b, 141-143; VAN DER SPEK 1998, 215-216
Vs.1
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IIl.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
155
24 |... 'ar-Sd-ka-a LU]GAL LUGAL.MES}
"4 11/2 Mine Silber ist die Einkunft des Opferkastens und des pänär-Teiles des Opferkastens des Esabad-Tempels (für den Zeitraum) vom 12. Tag des Monats Nisan des Jahres 154 (AA), welches dem Jahr 218 (SA) entspricht, bis zum ır. Tag des Montas Düzu desselben Jahres. ” Daraus wurden entnommen: 69,1 Schekel wurden für den Kauf eines Opferschafes für den 25. Simän, ‚dem IsinnuFest des Esabad-Tempels, dMarduk-$uma-iddin, dem Sohn des INabü--näsir,
gegeben. '°"3 4 Schekel wurden für den Kauf von 4 Fässern Wein für die Libation des Esabad-Tempels für die Monate En pn
und Düzu @Marduk-
$Suma-iddin, der bereits erwähnt wurde, gegeben.'* 60 Schelel wurden für die Kleidung der Sängerin Gigitu für das Jahr 218 ausgegeben. '7”° Der Rest von ı Mine und 13 1/2 Schekel Silber wurde in einem Leinensack in einem Schilf-
rohrkorb hinterlegt und Rahim-Esu anvertraut. ”"”* Babylon, Monat Düzu, 11. Tag, Jahr 154 (AA), welches dem Jahr 218 (SA) entspricht, Arsakes König der Könige. °?** {zu emendieren} Alle 29 Tafeln des „Rahimesu-Dossier“ stammen aus der Regierungszeit des Mithridates II. und konzentrieren sich auf die Jahre 218 und 219 SÄ. Nicht alle diese Texte werden hier be-handelt (nicht berücksichtigt werden: CT 49 Nr. 152, 153, 156, I6I, 162, 163, 164, 166; BM 41556, BM 41576, BM 41747, BM 41780, BM 41982, BM 42058, BM 42043, BM 42107; AB 245, AB 246; STRASSMAIER 1888 Text 8); für eine vollständige Bearbeitung aller Texte des „Rahimesu-Dossier“ siehe VAN DER SPEK 1998. Der Name Rahimesu wurde von McEwan 1981b, 135-136 zu Z. 22 als babylonischer Name analysiert, Rahim-Esu „Geliebter der Isis“ . Obgleich sich VAN DER SPEK 1998 245-246 dieser Deutung anschließt,
bemerkt er kritisch, dass es sich bei dem Namen kaum um einen babylonischen Namen handelt und vermutlich von den Schreibern falsch verstanden wurde.
III.4.3.3.9..
CT 49 Nr. 158
218 (SÄ) /v/ıo
Beleg aus dem Rahimesu-Dossier Museumsnummer: BM 35519
Bibliographie:
Vs.ı
VAN DER SPEK 1998, 220-221
[1/3 ma.n]A 3 Gin 2 ma-hat KÜ.BABBAR
[A u 2.KAM 3a"Yız [M]u ı me 54.KAMSd Si-i [M]u 2 me 18.KAm ina 8 yra-ru
ina ®hal-lat $ä-kin u DA iya-hi-mi-su pi-gid na-Sd-a TA hb-bi &
s Gin 4-tü bi ana “AR.mES ina mi-in-di-Su-nu
“MN A N ww.»
9.8.94 v. Chr.
156
BARBARA Böck
8
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8.$AR NIG.[G]A
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20 ina “Esu-ra-ru ina ®hal-lat 21 $a- u Da 'ra-hi-mi-su 22 [pi-gild 23 [Yızı u „10.KAM 24 [MU 2 me 18.K]Am 'ar-Sä-kdm LUGAL LUGAL.MES
se 1/3 Mine, 9 Schekel (und) 2 mahat Silber vom 2. des Monats Ab, Jahr 154 (AA), welches dem Jahr 218 (SA) entspricht, sind in einem Leinenbeutel in einem
Schilfkorb hinterlegt und Rahimesu anvertraut worden für Ausgaben. Daraus wurde entnommen: 7? 5 Schekel (und) 4 ma(hat) ı hi für die Müller nach ihrem Maß für den Zeitraum vom 8. dieses Monats Ab bis zum 7. des Monats Ulül desselben Jahres wurden dNabü-$uma-ukin, dem Schreiber, gegeben. POTE
Schekel als Lohn eben dieser Müller für denselben Zeitraum wurde @Nabü-$umaukin, dem Schreiber, gegeben. '""? 6 Schekel (und) 2 mahat für den Kauf von 6 Weinfässern für den Zeitraum vom 11. des Monats Düzu bis zum 10. des Monats
Ab wurden Liblut, dem Schlachter, gegeben. "08 4 Schekel wurden für die
Ration des dNabü-$uma-usur, dem Pergamentschreiber des Schatzhauses, für die
Monate Ab und Ulül ausgegeben. '?*” Der Rest von ıı Schekel (und) 2 ma(, hat)
ı hi wurde in einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und
Rahimesu anvertraut. *?** Monat Ab, ıo. Tag, Jahr 218 (SÄ), Arsakes, König der Könige.
Z. ı In parthischer und bereits in achämenidischer Zeit wurde für die Unterteilung des
Schekels ein aramäischer Terminus ins Akkadische entlehnt. In den hier vorliegenden Texten findet sich für den Zwölftel-Schekel die Bezeichnung mahat oder abgekürzt
ma, welches auf das aram. ma‘äh zurückgeht, wie OPPENHEIM 1973 gezeigt hat (siehe
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
157
dazu die weitergehenden Ausführungen von MAYER 1985). VAN DER SPEK 1998, 211 verweist ferner auf ein 1933 gefundenes Silberstück wohl aus der Zeit um 380 v. Chr. mit der Aufschrift 10 ma-hu. Nach der Analyse von MAYER 1985 gesellen sich zu 1/12 Schekel die Maße 1/24 und möglicherweise 1/48 Schekel. Wie MAYER 1985, 206-207 diskutiert, könnte es sich bei bi (Z. 7) um eine Abkürzung der westsemitischen Wurzel hi/esi „Hälfte“ (akk. dann hisi) handeln, welches die Häfte eines mahat, d.h.
1/24 Schekel, bezeichnet. Weiterhin führt er aus, dass die Schreibung ra eine Abkürzung darstellen könnte, die von der ebenfalls westsemitischen Wurzel *rb‘ abgeleitet werden kann mit der Bedeutung „ein Viertel“, d.h. 1/48 Schekel; siehe MAYER 1985, 212-213. Dieser Forschungsstand ist im Überblick zusammengefasst worden von POWELL 1987-1990, 512. Die Rückführung von di auf eine Wurzel hi/esz wurde jüngst von VAN DER SPEK 1998, 211 (zu Z. ı) in Zweifel gezogen aufgrund der
Schreibungen bi-td4/tum, welche gegen die Ableitung einer westsemitischen Wurzel sprechen. III.4.3.3.10.
CT 49 Nr. 159
218 (SA) /v/aı
20.8.94 v. Chr.
Beleg aus dem Rahimesu-Dossier Museumsnummer: BM 41626 Bibliographie: STRASSMEIER I888, I44; VAN DER SPEK I998, 216-217 Vs.1ı_
[... MA.N]A KÜ.BABBAR $4 U, 29.KAM Sd lieg MU [1 me sı.KAM $4 Si-i]
[MU] 2 me 15.KAM ina gada ,_ya-ru ina Sipal-[lat 3ä-kin) u ina DA ira-hi-i-me-e-su pi-gid na-sd-a] 1/2 MA.NA KU.BABBAR $4 U, IO.KAM Sd ii\B MU I me 52.KAMm [4 $-i] MU 2 me 16.KAM ina Bada , na-ru ina Sipal-lat $ä-klin]
u ina DA 'KI.MIN pi-gid na-Sd-a 2/3 MA.NA I ma-hat KU.BABBAR Sd U, 12.KAM $d fig; mu ı me 53.[KAM]
3a Si-i mu 2 me 17.KAMm ina ®*su-ra-ru ina ®hal-lat $ä-kin u ina DA 'KI.MIN Pi-gid na-Sd-a
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10 61/2 Gin 4 ma-hat KU.BABBAR SA U, 2.KAM $d
APIN MU 2 me 17.KAM
11 ina 9% su-ra-ru ina ®hal-lat Sd-kin u ina DA 'K1.MIN pi-gid na-Sd-a 12 [s] 1/2 Gin 4 ma-hat KÜ.BABBAR $4 U, IO.KAM Sd ii\PIN MU 2 me 17. [KAM] 13 [ina] gada,,_ya-r[u ina Eihnal-lat d4-kin u ina DA "KL.MIN pi-gid na-sd-a)
Rs.r [... ana] "sa-bat! bat-ga' x [...] 2 [...] x T ana ı.zı m 2 “'1...] [...] MA.NA TA na-ga-ri u ba-[nu-u 1.z1] BR w”
IM 3 54 & hi-il-su $d £.sa.B[AD]
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BARBARA BÖCK
158
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re-hi ı 1/3 MA.NA 8 GIN 2 ma ra KÜ.BABBAR
7 ina® "na-as-tug ina ® hal-lat $ä-kin u ina DA x age ie 9° Ira-hi-mi-e-su pi” -gid 9 gie U, 21.KAM MU 2 me 18.KAM >
10° 'ar-Sd-ka-a LUGAL LUGAL.MIES] 13 x Mine Silber vom 29. des Monats Simän, Jahr 152 (AA), welches dem Jahr 216
(SÄ) entspricht, wurden in einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut. 46 1/2 Mine Silber vom 10. des Monats Tebit, Jahr 152 (AA), welches dem Jahr 216 (SÄ) entspricht, wurde in einem
Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut. 7? 1/3 Mine (und) ı mahat Silber vom 12. des Monats Düzu, Jahr 153 (AA), welches dem Jahr 217 (SÄ) entspricht, wurden in einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut. "61/2 Schekel (und) 4 mahat Silber vom 2. des Monats Arahsamna, Jahr 217 (SÄ)
wurden in einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut. """ 5 1/2 Schekel (und) 4 mahat Silber vom 10. des Monats Arahsamna wurden in einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut. '* ... '” ... für N staurielrungsarbeiten... /... ander Nordmauer des... [wurden PN gegeben].? x Mine für den Abriss und Wiederaufbau der Ostmauer des Bie-bilsu Gebäudes des Esabad- -Tempels wurde dMarduk-$uma-iddin, dem Bäcker, Sohn des dNabü-
nasir, gegeben. 6 Der Rest von 11/ 3 Mine, 8 Schekel (und) ı ma(hat) ı ra Silber wurde in einem Lederbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu anvertraut.”
Babylon, Monat Ab, 21. Tag, Jahr 218 (SÄ), Arsakes, König der
Könige. Z. rY'-5° Die Bauarbeiten an den Tempeln in Babylon ziehen sich über einen Zeitraum von August 94 v. Chr. bis April 93. v. Chr. hin. Betroffen sind das Bit-hilsu des EsabadTempels (neben dem Text hier CT 49 Nr. 153 Rs. 7-10), der Tempel Eas und Marduks (CT 49 Nr. 152 Rs. 6-9), der Tempel Madänus (CT 49 Nr. 157 Rs. 6-8), das Dudü-Tor des Esagil (CT 49 Nr. 154 Rs. 6-15) und weitere Teile des Esagil (CT 49 Nr. 155 Rs. 7-10, CT 49 Nr. 163 Rs. 6-10).
III.4.3.3.10.
CT 49 Nr. 157
218 (SÄ) / viii / 24
Beleg aus dem Rahimesu-Dossier Museumsnummer: BM 33011
Bibliographie:
Vs.1
|
VAN DER SPEK 1998, 220-221
1/3 MA.NA 4 GEN [KÖ.BABBAR 34 "Warn ]
20.11.94 v. Chr.
IIIl.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
2
159
U, 24.KAM MU 2 [me 18.KAM]
3 ina "na-d-tug ina ®hal-lat 4
Sd-kin u DA ira-hi-me-" e-[slu
5 pi-gid na-sd-a Ta hb-bi 6 6Gin ana sa-bat bat-ga we ae “pı.Ku, 8
ana 'ma-ri-u-ü-nu "SıTım na-din
9
re-hi 18 GIN KÜ.BABBAR
Rs.10 1
[ina “] na-dS-tug ina Sipal-lat -kin u Da 'ra-hi-me-su
12 pi-gid 13 Apın U 4 24.KAM I4 MU 2 me 18.KAM
15 -ar-Sd-ka-a LUGAL LUGAL.MES "5 1/3 Mine (und) 4 Schekel Silber aus dem Mont Arahsamna, 24. Tag, Jahr 218 (SÄ), waren in einem Lederbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegr worden und
Rahimesu anvertraut für Ausgaben. Daraus wurden entnommen: 8 G Schekel für Restaurierungsarbeiten am Tempel des Madänu wurden Marion, dem Baumeister,
gegeben. °"* Der Rest von 18 Schekel Silber wurde in einem Lederbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu anvertraut. '?"* Monat Arahsamna, 25.
Tag, Arsakes, König der Könige. III.4.3.3.12.
CT 49 Nr. 150
154 (AA), 218 (SÄ)/xi/ı
24.1.93 v. Chr.
Ausgabebeleg aus dem Rahimesu-Dossier Museumsnummer:BM 41483 MCEwan 1981a, 41-42 (Z. 8-12), 46-47 (Z. 15-17, 29-31), 54-56 (Z. 18-28); Bibliographie: VAN DER SPEK 1998, 222-226
Vs.1
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IMA.NA 7 1/2 Gin [4 ma-hat KU.BABBAR SAU, ... Sd
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MU I me 54.KAM 34 [&-i M]u 2 me 18.KAM ina “Esu-r[a-ra] ina ®hal-lat $ä-kin u Da 'ra-hi-me-e-su pi-qlid na-sd-a) 18 Gin 5 ma-hat KU.BABBAR Sd U, 30.KAM 34 "AB MU I me 54.KÄM
4 Si-i MU 2-me 18.KaM ina "su-ra-ra ina ®hal-lat $d-kin u ina DA 'ra-hi-me-e-su pi-gid na-d-a PAB.PAB 1 2/3 MA.NA 6 GIN 3 ma-hat TA hb-bi & RB IAI
BARBARA Böck
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39
40 ip u" ziz ana En.KaD Mer.ıA n]a-din
II.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
161
41 1/2 Gin 2 ma-hat ana t|am]-ti-t4 UDU.NITA gli’-ne-e sd] U, 19.KAM 42 34 "ap ina Sun aEn.KAD an-[na-a n]a-din 43 3 GIN ana ta-pi Sd SÄ.DU,, Sd TA U, 3.[KAM 54 giziz EN U, I8.KAM ana AR.-MES na-din 44 4 Gin ana ba-a-a-ta-an SA U „16.KAM 54 Clan] u u 4 Tz1,KAM sd iz 45 ina Su. IdEN-KAD 34 ina IG1 na-din
46 Ts’ cin ana [gi-re-e) 34 qu-up-pu 3a 'nın.uft 47 |...) ®°qu-up-pu mu-a-tim na-din 48 [2 Gin ana Sur.yı.a 'ra-hi-me-e-su na-sir $d £ mil-ki 3a "ziz u "SE na-din 49 [X Gin ana ...] ana ML RAR.MES na-din so [X afn ana ...] "u \ 29.KAM $d IUCAN ina $u.u sı [pn lingı na-din
52 [X ofnana] x s4£ u, 1.KAM ina Su.u 53 [pn N .] na-din 54 ıl2 Gin [ana $a] IM oas-sa-a-tü Sd U, 3.KAM u
55 U, 17.[KAM 34 ii] ina Su. TxTri-a-a na-din 56 4 ma-hat ana! x [...] "x -du-ku sd u, 1.KAM a-na 57 Id 4-MU-Mu 4 ina 1G1 na-din
58 4 GIN ana SUK.HI.A id n-I-nu RU8.$AR 3a Nic.ca % "ziz u [le 59 4 GIn 2 ma-hat ana Si-me 5 UZU gi-nu-u Sd ana I uaS.MaS qur-ru-b[u)
60 re-hi 5'ma-hat ina “Esu-ra-ra ina Bihal-lat 3ä-kin 61 ina Da 'ra-hi-me-e-su pi-gid 6 "ziz u „1.KÄM MU I me 54.KAM 34 Si-i 63 MU 2 me 18.KAM N gr-$ä-ka-a' LUGAL LU[GAL.MES]
13 | Mine, 7 ı/2 Schekel (und) 4 mahat Silber wurden am X. Tag des Monats X des Jahres 154 (AA), welches dem Jahr 218 (SÄ) entspricht, in einem Leinenbeutel in einem Schilfkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut. 47 78 Schekel (und) 5 mahat Silber wurden am 30. des Monats Teböt des Jahres 154 (AA), welches dem Jahr 218 (SÄ) entspricht, in einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu anvertraut. F Insgesamt ı 1/3 Mine, 6 Schekel
(und) 3 mahat wurden daraus entnommen: 3-1
Schekel für den Kauf von 3 Kor
Gerste für die Müller nach ihrem Maß für den Zeitraum vom ı1. Tag des Monats
Sabät des Jahres 218 (SÄ) bis zum ı1. Tag des Monats Addar desselben Jahres
wurden *Ea-bullissu, dem Schreiber der Müller, gegeben. "* 2 1/2 Schekel nach dem Maß dieser Müller wurden ebenfalls Ea-bullissu gegeben. ""* 1 1/2 Schekel
162
BARBARA Böck
für die Brauer und die Einweicher für den Zeitraum des 14. Tages des Monats Tebet bis zum 13. Tag des Monats Sabät wurden dMarduk-$uma-iddin, dem
Brauer, gegeben. ?"7 ı 1/ 7Schekel für Salz und Feuerholz für denselben Zeitraum wurden ebenfalls diesem “Marduk-$uma-iddin gegeben, der für den kontinuierlichen Ablauf des Amtes zur Hertichrung der Altäre / Opfertische verantwortlich is, 23 3 Schekel für die Rationen von dBel- ahhe-iddin, Ubar und Nidintu-“Bal,
den Torwächtern des Akitu-Tempels, für denselben Zeitraum, wurden ebenfalls dMarduk-$uma-iddin gegeben. ”°”' 3 Schekel für die Rationen von Paßiri und
dNabü- iddina, den Wäschern des AU
apa, für denselben Zeitraum, wurden
ebenfalls *Marduk-$uma-iddin gegeben. ””*" 5 1/2 Schekel wurden für die Kohle für die Bereiche Großes Tor, Eingangstor der Beltija, Eingangstor des Madänu,
Eturkalama-Tempel, Wacholderhain, der den Tempel umgibt, Gula-Tempel Ehursagkuga, Gula-Tempel Ehursagsikila, (und zwar) für die normalen Brotopfer
des eben genannten Gula-Tempels und für die Kehrer der Tore des EsagilTempels für denselben Zeitraum dem Rahimesu gegeben. ?931 1/3 Mine, ı ıl2 Schekel wurden zur Veryoliständigung der Zahlung zweier exzellenter Opferschafe vom
28. des Monats
Kislim *Nabü- kusuru, dem Schlachter, Sohn des dBel-
tabtan-uballit, gegeben. ?”% 5 Schekel wurden für den Kauf von fünf Weinfässern für die Libation an den Toren des Esagil-Tempels (und zwar) in anderen Fässern (als den üblichen‘) für den Zeitraum vom ... bis zum ... dem Sosipatros gegeben. 3637 X Schekel für die Inspektion der Schilfkörbe für... wurden @Belsunu, dem Schilfrohrarbeiter, Sohn des vacat, gegeben. 38 6 1/2 Schekel für das Bitumen der Schilfkörbe... wurden dem Sosipatros gegeben. ?°#° 5 1/2 Schekel (und) 4 mahat wurden als Abzahlung dernormalen Opferschafe samt der Ration für die Monate Tebet und $abät dem dBal- kasir, Schlachter, gegeben. #42 1/2 Schekel (und) 2
mahat wurden als Abzahlung des normalen Opferschafes für den 19. des Monats Teböt eben diesem “Bel-kasir gegeben. # ı Schekel als Abschlags-Anzahlung der satukku-Opfer für den Zeitraum vom 3. bis 18. des Monats Kislim wurde den Müllern gegeben. **# 4 Schekel für (die Ausübung) der nächtlichen Kulthandlungen für den Zeitraum vom 16: des Monats Kislim bis zum 3. des Monats
Sabät wurden dem w.o. erwähnten “Bal-kasir gegeben. #647 s Schekel wurden für das Bitumen des elasten der Ninlil [PN, Verantwortlicher], eben dieses Opferkastens, gegeben.*° [2 Schekel wurden für die Ration von Rahimesu], dem Wächter des Ratshauses, für die Monate Sabät und Addar gegeben. #° [x Schekel für ...] wurden den Müllern gegeben. °°3' [x Schekel für ... am] 29. des Monats Kislim wurde [PN, ...] des Tempels, gegeben. °”%3 [x Schekel für ...] ... des
Akitu-Tempels wurde [PN, ...], gegeben. °*9° 1/2 Schekel [für ...] Brennholz für den 3. und 17. Tag [des Monats ...]wurden ...ri’a (PN) gegeben. 5° 57 4 mahat für 2,
0 A ‚desAkitu-Tempels wurden den w.o. wahng
Marduk-Suma-iddih
gegeben. ”°4 Schekel wurden für die Ration des ‘Beltunu, dem Pergamentschreiber des Schatzhauses, für die Monate $abät und Addar gegeben. ? 4 Schekel
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
163
(und) 2 mahat für den Kauf von 5 normalen Fleisch-stücken als Opfer, die dem Beschwörungspriester gebracht wurden. O6 Rest: 5s mahat wurden in einem Leinenbeutel in einem Schilfkorb hinterlegt und dem Rahimesu anvertraut. er 1. Sabät, Jahr 154 (AA), welches dem Jahr 218 (SÄ) entspricht, Arsakes, König der Könige. Z. 19, 21, 52, 56 Bereits VAN DER SPEK 1998, 225 wies daraufhin, dass der in als „Tempel ı.
Tag“ bezeichnete Tempel identisch sein muss mit dem sog. Akitu-Tempel, dem Tempel außerhalb der Stadt, in welchem das Neujahrsfest zelebriert wird. Zum AkituFest allgemein siehe CoHEN 1993, 400-453, vgl. ferner PONGRATZ-LEISTEN 1994, 42-47 zu den einzelnen Prozessionsstationen während des Akitu-Festes in Uruk. Z. 39, 41 Das Lemma tamtitu wird von McEwan 198ıb, 135 als ‚part payment‘ und von van
DER SPEK 1998, 225 als ‚supplementary payment‘ verstanden. Wörtlich handelt es sich nach AHw 1317a um eine ‚Minderung‘, einen ‚Mangel‘ (pl. tantum), so dass hier die Übersetzung ‚Abzahlung‘ im Sinne einer Minderung des Kaufpreises vorgezogen wurde. Z. 43 Mit van DER SPEK 1998, 225 setzen wir das Lemma zaspitu mit der Bedeutung “Abschlags-Anzahlung’ an (vgl. AHw 1339).
III.4.3.3.13.
CT 49 Nr. 154
218 (SÄ) / xii / 17
9.3.93 v. Chr.
Ausgabebeleg aus dem Rahimesu-Dossier Museumsnummer: BM 33015 McEwan 1981a, 146-147 (Z. 1-18); VAN DER SPEK I998, 227-228 Bibliographie: vzit
Vs.1
12 GIN KU.BABBAR SQ U, 25.KAM Sd
APIN
2 MU 2 me 18.KÄM ina Ku g-d-tug 3 ina®hal-lat Sä-kin u ina DA ira-hi-me-su 4 pi-gid na-sd-a s;s TAhb-biE 6
11/2 Gin ana Su-su-U $d A.MES SEG
7
TA ma-lak sd ina 1.Z1 IM I
8
dA 8.SAG.GIL ana N g-t-h 4 & sum
9
3 ma hi ana Su-lu-ü $d SAHAR.HI.A
10 ana UGU uU-ru Sd E.U,.I.KAM ıı Rs.ı2
[ana ide 5] Mu-Se$ na-din [ıHJı cin 2 ma hi ana sa-bat bat-ga 5d sip-pi'
13 nic.GaT 4 ina KA du-de-e 3d £.sA[c.Gl]L EN
Lu
ana 'ma-ri-u-ü-nu
BARBARA BÖCK
164
is Meırım na-din
16 re-hi 8 Gin ina “"na-d-tug ı7 ina ®hal-lat $ä-kin u ina DA 18 'ra-hi-me-su pi-gid
ı9 gr U, 17.KAM MU 2 me 18.KAM 20 'ar-Sä-ka-d LUGAL LUGAL.MES
"5 12 Schekel Silber vom 25. des Monats Arahsamna, Jahr 218 (SÄ), waren in
einem Leinenbeutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu für Ausgaben anvertraut worden. Daraus wurden entnommen: 68 1/2 Schekel für das
Ablassen des Regenwassers von dem Zugangsweg zur Südmauerdes Esagil-Tempel wurde einem Aufseher des Hauses gegeben. ?"" 3 ma(hat) (1) hi für das Entfernen
des Staubes vom Dach des Akitu-Tempel wurden dem
“Marduk-Suma-usur
gegeben. "5 2 Schekel (und) 2 ma(hat) (1) bi für Restaurierungsarbeiten der Türrahmen des Schatzhauses im ‚Dude-Tor‘ des Esagil-Tempel wurden Marion,
dem Baumeister, gegeben. 1618 Der Rest von 8 Schekel wurde in einem Leinen-
beutel in einem Schilfrohrkorb hinterlegt und Rahimesu anvertraut. '%*° Monat Addar, 18. Tag, Jahr 218 (SÄ), Arsakes, König der Könige. III.4.3.3.14..
BRMINr. 99
218 (SÄ) /xü a / 14
5.4.93 v. Chr.
Ausgabebeleg Museumsnummer: MLC 1737 Bibliographie: McEwan 1981a, 45, 143-144; HIBBERT 1984 (Z. 25-30); VAN DER SPEK 1998, 229-231
Vs.1
[... KÜ.BABBAR er]-bi 54 EN u-up-pi u pa-na-at .. [gu-up-pi niG].cA dir 2a ba,a 2a;u d NIN.LIL
[8187
SÄTAU, Tg 1.Kam 34 "ziz 4 218' EN U, 27°.KAM 34 "SE 34 MU an-nit Ta hb-bi ?
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6 Gin ana i-me 3 kür $£ ana "AR.AR.MES ina mi-in-di-Si-nu Sä TA U, 4 12.KAM $d "SE EN U, IL.KAM 34 USE 4 MU an-nit PRERTEIR!, ina SU "AR.AR.MES na-din 2. 1l2 Gin ana i-di-ü-nu Xi “AR AR.MES MU-a-tim 4
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Io 17 GIN 4-tu ana EGIR la bat-lu II ana tam-fi-tum Sd UDU gi-ni-e $d £.U,.I.KAM
12 SdTAU, 13.KAM $@4 "AB EN U, 13.KAM 34
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
13
165
ziz % an-nit ana 'u-rak “cÄR.1A na-din
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14 11/2 GIN ana SUK.HI.A I) UNGA.MES Sr .MES vzitiv
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17 [...] Gfn ana LAG MUN u Epu-sab 18 [$@] TA KI.MIN EN KI.MIN ina SU KI.MIN 19 2 Gin ana En-ES.MES-MU \d-bar DU,.ME S@AE. U,.I.KAM 20 u'nic.sum-en 21 $d TA KI.MIN EN KI.MIN na-din 23 3GIN a-na ipa-i-ri-i u aG-sum/Mu-na 23 I g-m-ke-e.mES 4 £.u „‚I-KAM 24 $d TA KI.MIN EN KL.MIN na-din 25 5 1/2 GIN ana pe-en-tum Sd KA GAL-I KA KU, GGASAn-da 26
‘KA KU, ÜDI.KU, E.TÜR.KALAM.MA ®KIRIG "LI d
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27 la-me-e £ £ “gu-la #.HUR.SAG.SIKL.LA 28 E Ggu-la £.HUR.SAG.KU.GA NINDA.HIA gi-nu-U 29 SdE u-la MU-a-tim u 3a "mu-se-S-ir 30 $d KA.MES $d £.SAG.GIL EN KI.MIN ina SU iya-hi-me-su na-din 31 2 1/2 Gin 5 ma-hat ana tam-ti-tum UDU gi-ni-e 32 £.sA.BaD % ana 'u-rak "otr.ıA na-din 33 [...] GEN ana tam-t-tum UDU gi-ni-e SdE dou-la lü
34 HUR.SAG.KU.GA ana IUMUN--ku-sur-su "GIR.LA na-din. 35 ıl2 cin ana "V8.BaR.MmES ana nu-ub-hu-tu $d dul-la-t 36 1/2 Gfn ana sa-bat bat-ga Sd £ NLJ8.BAR.MES ana '"SÜ-MU-MU SUM A
lu
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,
32 6 cin ana "sa-bat Su ana U, 29.KAM 34 zz [}]& ana GEN-ak U, 1.KAM ana KI.MIN ana lÜKUR.GAR.RA.MES 39 [Ü]JUR.MUNUS 4 NAR.MES na-din 40 x. .2]d’ ana GEN-ak ana K1.MIN na-din 4I [...] ana GEN-ak ana K1.MIN na-din 42 [...] ana GEN-ak ana K1.MIN na-din 43 1/2 cin ana “AR.AR.MES ana GEN-ak ana K1.MIN na-din
2 cin ana “bar-sip“.mES ana GEN-ak ana K1.MIN na-din na-din 45 2 Gin ana tam-ti-tum UDU gi-ni-e 3d £ "NIN.L{L .
.
a
4
d
=
BARBARA Böck
166
RE 46 2 GIN ana tam-ti-tum UDU gi-ni-e £ "gu-la HUR.SAG.SIKIL.LA ,
1%
d
47 2 GIn ana 'ri-hat-" V.GUR
4... Minen Silber, die Einkunft des Opferkastens und des panät-Teiles des Opferkastens, Eigentum der Götter Zababa und Ninlil vom 19. $abat des Jahres 218 bis zum 27. Addar desselben Jahres. Daraus entnommen: 53 & Schekel für den
Kauf von 3 Kor Gerste für die Müller. Den Müllern gegeben als ihre abgemessene Ration für den Zeitraum vom 12. Addar bis zum ır. des interkalendarischen Addars desselben Jahres. ? 2 1/2 Schekel für den Lohn dieser Müller. '°® ı7 Schekel und 1/4 für einen kommenden Monat ohne Unterbrechung für die Ausgabe eines normalen Opferschafes für den „Akitu-Tempel“ wurden Urak, dem
Schlachter, gegeben. 1416 | 1/2 Schekel für die Rationen der Brauer und Einweicher für den Zeitraum vom ıs. Addar bis zum 14. des interkalendarischen Addar wurden Marduk-Suma-iddin, dem Brauer, gegeben. 1778
Schekel für
Salz und Feuerholz wurden für denselben Zeitraum derselben Person gegeben. 9X, Schekel wurden Bel-ahhe-iddin, Ubar und Nidintu-Bal, den Pförtnern des „Akitu-Tempels“, für denselben Zeitraum gegeben. ?724 2 Schekel wurden Paßiri
und Nabü-iddina, den Wäschern des „Akitu-Tempels“,
für denselben Zeitraum
gegeben. #539 & 1/2 Schekel für Kohle für das „Große Tor“, das Eingangstor der
Beltija, das Eingangstor des Mandanu,
für den Eturkalama-Tempel,
den
Wacholderhain, der den Tempel umgibt, für den Gula-Tempel Ehursagsikila, für
den Gula-Tempel Ehursagkuga und für die regelmäßigen Opfer dieses GulaTempels für denselben Zeitraum wurden Rahimesu gegeben. ?"3# 2 1/2 Schekel und 5 mahat für die Ausgabe eines normalen Opferschafes des Esabad, welche Urak, dem Schlachter, gegeben wurden. 3 1/2 Schekel für die Weber für die Ruhetage. 36 1/2 Schekel wurde für Renovierungsarbeiten am Haus der Weber dem Marduk-$uma-iddin gegeben. ?73? 6 Schekel wurden für die Helfer bei der Prozession des „Akitu-Tempels“
am 29. Sabat den Priesterklassen der kurgarrü
und assinnu und den Sängern gegeben. *° ... wurde für die Prozession gegeben. * ... wurde für die Prozession gegeben. ** ... wurde für die Prozession gegeben. ® 1/2 Schekel wurde den Müllern gegeben für die Prozession. ++ 2 Schekel wurde den Borsippäern gegeben für die Prozession. # 2 Schekel wurden als Ausgabe für das normale Opferschaf des Tempels der Ninlil gegeben. 46 , Schekel als Ausgabe für das normale Opferschaf des Gula-Tempels Hursag-kalama. #7 2 Schekel für Rihat-Nergal. Aufgrund von Parallelen zwischen einigen der Ausgaben, Bestimmungsort derselben und den Ausgaben an die Priesterklassen der sog. kurgarrü- und assinnu-Preister und den Vorbereitungen in einem der als „Liebesiyrik“ bezeichneten Kultrituale schlägt HıBBErT 1984 vor, den vorliegenden Beleg als Abrechnung der für die Handlungen zur Liebeslyrik benötigten Materialien zu interpretieren. Die entsprechenden Zeilen 25-30 werden dupliziert durch den Text CT 49 Nr. 150 Z. 22-28, so dass wir von Standardausgaben für diese
Kulthandlung sprechen können. Zur Ritual-Tafel der sog. Liebeslyrik siehe LAMBERT 1975.
III.4.3. KEILSCHRIFTLICHE RECHTS- UND VERWALTUNGSURKUNDEN
III.4.3.3.15..
CT 49 Nr. ı51
218 (SÄ)/—/ı7
167
94/93 v. Chr.
Ausgabebeleg Museumsnummer:BM 33550 Bibliographie: STRASSMAIER 1888, 142; KOHLER/UNGNAD IQII, 94; MCEWAN I981a, 57 (Z. 1-6); VAN DER SPEK I998, 232-233
Vs.1
1/3 MA.NA KU.BABBAR {B.TAK, KÜ.BABBAR 2 MA.NA
2
sd ina IGI-ma ina 2.TA tah-sis-tü
3
TA NIG.GA den a-na dul-Iu-Sü-% ana 'mu-“en u
4
id, G-Mu-$r$ a.MmES 4 EN-MU-na
5
[m]u-sä-ki-il UDU.NITA.ME ana KI.LAM
6
a-na SISKUR.ME $d E.U,.I.KAM SUM-NU
7
[KÜ.BABBAR-a J 1/3 MA.NA imu-den u id, c-[MU]-$£$
8 ina |gi]-bi sa ran !.me$ ‚pe-ri ana NIG.GA den 9 ‚s[um-nu EX Ü] Tu „| 17.KÄM MU 2’ me 18.KAM 10 'alr-sa-kal-a [LUGA]L.LUGAL.MES
Rs. nicht beschrieben
ne 3 Mine Silber, die noch ausstehende Zahlung von (insgesamt) 2 Minen,
welche bereits früher in zwei tahsistu-Abrechungen (erwähnt wurden), wurden aus dem Schatzhause des Gottes Bel für ihre Arbeitsleistung dem Iddin-“Bel und dem dNabü-$uma-usur, den Söhnen des dBal-iddina, den Wärtern der Schafe, im
Hinblick auf den Marktpreis für die Opferschafe des Akitu-Tempels gegeben. 2
Eben dieses Silber, die 1/3 Mine, sollen Iddin-4Bäl und dem INabü-$uma-usur auf
Anordnung des Leiters der Arbeitsabteilung dem Schatzhaus des Gottes Bel (zurück)geben. 910 (Babylon, Monat ...,] 17. Tag, Jahr 218, Arsakes, König der Könige.
Z. 9 Aufgrund des Titels „König der Könige“, der frühestens vom Jahr 140 v. Chr. (siehe III.4.2.1.3. U.Rd.), sicher aber erst vom Jahr ııı v. Chr. an belegt ist (siehe III.4.2.19., Z. 1) ist das Datum in Z.9 von Ime 18.KAM in 2 me 18.KÄM zu mendieren; siehe zur Diskussion der Stelle OELSNER 1964, 270-271, 1969, 163; VAN DER SPEK 1998, 233. Zu dem Titel in den arsakidischen Münzen siehe Ill.3.2.3.3.
III.4.3.3.16..
BM 41665
154 (AA), 218 (SÄ) /
—/—
94/93 v. Chr.
Beleg aus dem Rahimesu-Dossier Bibliographie: VAN DER SPEK 1998, 231-232; KEssLER 2000, 219 (kollationiert)
168
BARBARA BöcK
Vs.2,
[RX
2> [1.,)]Xana
3% Ita
>] NoaL DU UGU URU na-din
4
[re-bhi] 28 Gin 3 ma-hat
5’
Tina “]su-ra-ru ina Bipal-lat Sd-kin
0 u ina DA] ira-hi-me-su pi-gild] Rs.7
[ix U, X.KAM] MU I me Ts4!.KAM
8°
S
v
[34 $i-i MU 2 me 18.KAM ar-sd-ka-a LUGAL LUGAL.ME]S
° „Du aber, entsprechend Deiner Treue zu mir und Deinem treuen Verhalten und dem Deiner Väter, hast schön gehandelt, dass Du mir so geschrieben
hast. Und es empfing Abgar, der König, den Aristides, der gesandt war von
Tiberius Cäsar zu ihm, und er antwortete und sandte ihn zurück mit Geschenken der Ehre.“ 135 CURETON 1864, qy’ / qyb. 136 PhırLıps 1876, It.
216
MARKUS ZEHNDER
Auch dieser Abschnitt, in dem von der “Festigkeit” bzw. “Treue” des Königs der
Osrhoöne gegenüber dem römischen Kaiser die Rede ist, setzt vermutlich ein im 1. Jh. noch nicht bestehendes Vasallenverhältnis der Osrho@ne gegenüber Rom voraus. Möglich wäre auch, dass hier auf diplomatische Höflichkeiten Bezug genommen wird, die kein Vasallenverhältnis voraussetzen. Der mit dem vorangehenden Zitat gegebene Kontext macht eine solche Deutung aber unwahrscheinlich.
hkn’ d’p Mdnhy’ . bdmwt tgr’ . lByt Rhwmy’ “bryn hww . dnhzwn hww ’twt’ d’bd hw’ ’DY . w’ylyn dmitlmdyn hww mnhwn . mgblyn hww mnhwn ’yd’ dkhnwt’ . wb’tr’ dylhwn d’twry’ . Ibny “mhwn mtlmdyn hww.”37 „90 gingen auch Orientalen mit der Erscheinung von Händlern ins Land der Römer, um die Zeichen zu sehen, die Addai tat, und diejenigen von ihnen,
die zu Schülern wurden, bekamen von ihnen die Hand der Priesterschaft, und
in ihrem Land der Assyrer lehrten sie die Glieder ihres Volkes.“ Diese Stelle scheint zu implizieren, dass Edessa und die Osrhoöne direkt als Teil des römischen Reiches angesprochen werden, womit wiederum spätere Verhältnisse auf das ı. Jh. n.Chr. zurückprojiziert werden.
Insgesamt dominiert der Eindruck, dass Abgar als Vasallenkönig unter den römischen Kaisern Tiberius und Claudius regiert habe. Die Aussagen über das Verhältnis des Königs von Edessa zu den römischen Kaisern passen zum größten Teil nicht in die Zeit Abgars V., in der Edessa unter parthischer Oberhoheit stand; sie fügen sich leichter in eine Zeit ein, in der Rom als Oberherr Edessas fungierte, also etwa in die Zeit Abgars VIII. oder Abgars IX.
wmn bir d’stig hw’ mSyh’ ISmy’ . Sdr hw YHWD’ WM?’ Iht ’BGR. PDY slyh’ . bw d’ytwhy hw’ hd mn b‘yn wtryn $lyhyn . wka ’t’ ’DY Ikrk’ d’wrhyn . sr’ hw byt TWBY’ br TWBY’ Yhway’ .hw d’ytwhy hw” mn Plstyn’.38
„Und nachdem der Messias zum Himmel aufgestiegen war, sandte Judas Thomas zu Abgar Addai, den Apostel, der einer von den 72 Aposteln war. Und als Addai zur Festungsstadt Edessa kam, wohnte er im Haus des Tobias, Sohn des Tobias, des Juden, der aus Palästina war.“
Die Stelle weist auf den freien Personenverkehr zwischen der Osrhoöne und dem römischen Reich. Reisebehinderungen scheinen nur für den parthischen Vasallenkönig zu bestehen, nicht aber für Abgesandte eines solchen Vasallenfürsten. Im Weiteren wird deutlich, dass auch Juden von der Möglichkeit des Reiseverkehrs zwischen Parthien und Rom nicht ausgenommen waren. Offen137 PHıLLips 1876, Iz. 138 PHiLLips 1876, bh.
Ill.5.2.7. Die Doctkına ADDAE
217
sichtlich waren sie in. größerer Zahl in Edessa vorhanden, wobei es sich bei ihnen
v.a. um Kaufleute gehandelt haben wird. Zur internen Gesellschaftsordnung finden sich folgende Einträge: w'St‘y hw’ qdm "BGR mik’ wgdm rwrbnwhy wh’rwhy . wgdm ’GWSTYN ’mh d’BGR. wgdm SLMT brt MHRDT ’ntth d’BGR . ’twth dmrn.3? „Und er gab Bericht vor Abgar, dem König, und vor seinen Prinzen und Freien, und vor Augustina, der Mutter Abgars, und vor Salmat, der Tochter Meherdats, der Frau Abgars, über die Zeichen unseres Herrn.“ wgrbw hww lwth dDY. “WYD’ wBR KLB’ . ’ylyn dr? ’nwn wpqwa’ . wibysy hwd’ dmik’.* „Und es näherten sich dem Addai Avida und Bar-Kalba, die Häupter und
Befehlshaber waren, und bekleidet mit königlichen Kopfbändern.“ Irsn’ wldyn’ dmtgrbyn Ihymnwt’ ha’ . hwytwn mhbyn ’ntwn Ihwn . kd I’ nsbyn ’ntwn b’pyhwn bmdm . w’n dyn msklyn hwytwn mksyn ’ntwn Ihwn k’n’yt.'*' „Die Häupter und Richter, die sich diesem Glauben nähern, sie sollt Ihr lieben, auch wenn Ihr von ihnen in gar keiner Sache etwas annehmen sollt; und wenn sie sündigen, sollt Ihr sie mit Gerechtigkeit zurechtweisen.“
Die drei zitierten Abschnitte geben einen Einblick in die Einteilung der führenden Schichten im Umfeld des parthischen (?) Vasallenfürsten Abgar. Das mit „Kopfband“ wiedergegebene Nomen hwad’ kann auch ein Diadem oder eine Tiara bezeichnen. 142
wkd ’tknst hwt kwlh mdynt’ gbr’ wns’ : ’yk dpgd hw’ mik’ . qymyn hww tmyn
. BYD’ wLBW. wHPSYN wBR KLB’. wLBWBN’ wHSRWN wSMSGRM. “m hbryhwn d’kwthwn . rn’ wh’r’ dmik’ .wpqwa’ wplh’ kwlhwn . w’ns’ "'wmn’ d’ydy’ wYhwdy’ . whnp’ d’t hww bh bkrk’ hn’ : w’ksny’ d’trwt’ dmn Swb’ wmn Hrn . wsrk’ dmwrwhy d’tr'hn’ kl’ dByt Nhryn . qymyn hww klhwn . dnsm“wn hww mlpnwth d’DY.'?
„Und als die ganze Stadt versammelt war, Männer und Frauen, wie es der König angeordnet harte, standen dort Avida und Labbu und Haphsai und Bar-Kalba und Labubna und Hesrun und SamSagram, mit ihren Genossen,
die wie sie Häupter und Freie (bzw. Vornehme) des Königs waren, und die 13 \D PHiLLıps 1876, f. 140 PHiLLıps 1876, /g. 14 m PhırLıps 1876, mh / mw. 142 Es handelt sich dabei um ein iran. Lehnwort; siehe oben Il.4.8.2.
14
ww
PrirLıps 1876, bh.
MARKUS ZEHNDER
218
Befehlshaber und die Arbeiter alle, und die gebildeten (d.h. professionellen) Handwerker und die Juden, und die Heiden, die in dieser Festungsstadt
waren, und Fremde aus den Ländern von Zoba und Harran, und der Rest der
Einwohner dieses ganzen Landes Mesopotamien — sie alle standen zu hören die Lehre des Addai.“
Die zitierte Passage spiegelt in großen Zügen die Einteilung der edessenischen Gesellschaft insgesamt. Bei den Fremden aus Soba/Nisibis und Harran handelt es sich aller Wahr-
scheinlichkeit nach um Kaufleute, die sich — dauerhaft oder für eine begrenzte Zeit — in Edessa niedergelassen hatten.'** Das weist auf die große Bedeutung, die Edessa im Ost-West-Handel zukam. Erwähnenswert ist ebenfalls, dass Edessa in dieser Zeit offenbar eine starke jüdische Gemeinschaft beherbergte. Das belegt auch eine weitere Stelle aus der Doctrina Addae, aus der zugleich hervorgeht, dass die Juden am Fernhandel mit Seide beteiligt waren: ’p Yhwady’ yd‘y nmws’ wnby’ : "ylyn drkyk’ mzbnyn hww . ’p hnwn ’ttpysw hww . wttlmdw w’wayw hww bmsyh’ dbrh hw d’Ih’ hy’. „Auch die Juden, die das Gestz und die Propheten kannten, transportierten
Waren von Seide; auch sie wurden überzeugt und wurden Jünger und bekannten den Messias, dass er der Sohn des lebendigen Gottes ist.“ III.5.2.8.
Chronik von Arbela
Als Verfasser der Chronik von Arbela, die die Geschichte der Christen — oder
genauer: der Bischöfe und Märtyrer — der Adiabene zum Inhalt hat, wird in einer Randnotiz der Chronik der Abt Messias-Zacha genannt; er hat sein Werk —
möglicherweise — in der ersten Hälfte des 7. Jhs. n. Chr. verfasst.'4° Aus dem „Abte-buch“ des Thomas von Marga (1. Hälfte des 9. Jhs.) geht hervor, dass die Chronik ursprünglich über den Zeitraum von etwa 100-650 n. Chr. berichtet hat;
der vorliegende Bericht bricht aber etwa in der Mitte des 6. Jhs. ab. Eine
wesentliche Quelle für die Darstellung der Ereignisse der Partherzeit bilden die 144 Siehe z. B. SEGAL 1970, 21. 145 PHiLLips 1876, la.
146 Siehe KawErau 1985b, 8f. Erwogen wird aber auch eine Abfassungszeit im ıı. oder 12. Jh.; siehe KETTENHOFEN 1995, 318; SCHUOL 2000, 194. Wegen der Notiz über die Leitung der Schule von
Nisibis durch Abraham rechnet SacHau mit einer Abfassungszeit in der Mitte des 6. Jhs. (siehe SACHAU 1915, 6).
IIl.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
219
Aufzeichnungen von Abel dem Lehrer;!# zu erwähnen ist auch die Kirchengeschichte des Eusebios.
Das älteste erhaltene Manuskript ist eine spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Abschrift einer — vermuteten — antiken Originalschrift.!# Es wird aber auch die These vertreten, dass es sich bei diesem Dokument um eine am
Anfang des 20. Jhs. hergestellte Fälschung handelt, möglicherweise aus der Hand Minganas.'® Der historische Wert der in der Chronik enthaltenen Angaben ist umstritten;
u.a. die (fast vollständige) Übereinstimmung in der Bestimmung des Datums der
Entscheidungsschlacht zwischen Parthern und Sasaniden, die zwischen der Chronik von Arbela und der Inschrift der Ehrenstatue Sapurs I. von Bi$apur besteht, und vielleicht auch der Bericht über die Niederschlagung einer Rebellion durch den General Ar$aq, haben dazu geführt, dass der historische Wert der Chronik in ihrem Kern, d.h. abgesehen von anekdotenhaften Erzählungen, verschiedentlich als hoch veranschlagt wurde." Skepsis bleibt aber angebracht." Über die parthische Zeit finden sich in der Chronik von Arbela folgende Angaben: III.s.2.8.1. Bericht über den zweiten Bischof von Arbela, Simson (120-123 n. Chr.)
Der Bericht über den Bischof Simson gehört zu denjenigen Abschnitten, die auf starke Einschränkungen der religiösen Freiheit in der Adiabene während der Partherzeit weisen. Ein von außen in das Gebiet der Adiabene reisender Bischof erfährt zwar vom Bestehen einer christlichen Gemeinde; diese bildet aber eine Art Untergrundkirche, und das Treffen mit dem auswärtigen Bischof kann dementsprechend nur im Geheimen stattfinden. Bei diesem Treffen wird der Diakon
Simson zum Bischof geweiht. Aus der Beschreibung der Tätigkeit Simsons als Bischof geht hervor, dass in den
Dörfern rund um Arbela der (alt)persische Glaube stark verbreitet ist, wobei die
Anhänger dieser Religion als „Verehrer des Feuers“ (dsgdyn hww Inwr?) bezeichnet ı47 Siehe KawErau 1985b, 7; vgl. auch SacHau 1915, 7. Zu Vermutungen über Abel den Lehrer und die von ihm benutzten Quellen siehe SACHAU 1915, 9ff.; SacHaus Meinung nach ist Abel,
dessen Interesse an den Zuständen der Partherzeit in den christlichen Kreisen Ostsyriens einzig dasteht, zeitlich vor der nach 410 einsetzenden Märtyrerliteratur anzusetzen. 148 Siehe KAwERAU 1985b, 2; vgl. zum Näheren die Ausführungen bei AssrALG 1966.
149. Siehe dazu die Ausführungen bei Fıry 1967, 280ff. Dass es sich bei der Chronik um eine Fälschung handelt, nimmt etwa auch DRIJvers an (siehe DRIJVERS 1970, 30). ıso Ähnlich WIESEHÖFER 1998, 428f. Was den Übergang von der Parther- zur Sasanidenherrschaft
angeht, siehe zum Näheren ALTHEIM-STIEHL 1985, 13-16; KAwerau 1985b, 6f. ır.
ısı
Siehe KETTENHOFEN 1995, v.a. 317-319.
MARKUS ZEHNDER
220
werden.'5? Unter diesen Feuerverehrern kann Simson zwei Jahre lang predigen und mit nicht geringem Erfolg den christlichen Glauben verbreiten. Der entsprechende Abschnitt lautet folgendermaßen: wnpq wsry mkrz ‘| qwry’ dhdrwhy dsgdyn hww Inwr’ . wrmyn hww bh Sbr’ b°dhwn rb’ dmsmhyn hww Ih Shr’bgmwa."? „Und er [i.e. Simson] zog aus und begann zu predigen den Dörfern, die rings um ihn lagen, welche verehrten das Feuer, und sie warfen in es kleine Kinder, an ihrem großen Fest, das sie nannten $hr’bgmwa.“'>*
Relativ ausführlich wird — mit Berufung auf Abel den Schreiber — über das große Fest im Frühling berichtet ($hr’bgmwa), an dem die Feuerverehrer sich nicht nur
im Bogenschießen üben, sondern auch eines ihrer Kinder ins Feuer werfen:'>> wmtknsyn hww mn kl pnyn ['yn’ rbt’ . wmn bir dshyn hww bh ytbyn hww wmbslyn wyhbyn Iklhwn “bayhwn dn’klwn hnwn dyn I ’klyn hww ‘dm’ dnrmwn bnwr’ hd mn Sbryhwn . wnsbyn hww kbrh wkwlyth wtlyn hww ’'nyn bswk’ d’yIn’
dtmn ’yk dD’t’ d’dyhwn . birkyn dyn rmyn hww g’r’ sgy” bimy’ ’yk dihdwt’ whpkyn hww Ibtyhwn.'5® „Und sie versammelten sich aus allen Gegenden an einer großen Quelle. Und
nachdem sie gebadet hatten in ihr, ließen sie sich nieder und kochten und gaben allen ihren Sklaven, dass sie aßen. Sie selbst aber aßen nicht, bis sie warfen in das Feuer eines von ihren kleinen Kindern. Dann nahmen sie seine Leber und Nieren und hingen sie auf in den Zweigen der Bäume, die dort waren, wie zum Zeichen ihrer Feste. Danach aber schossen sie viele Pfeile in
den Himmel und kehrten zurück zu ihren Häusern. “'57
Berichte über die Missionstätigkeit Simsons kommen den Lokalfürsten und den Megüse zu Ohren; diese lassen Simson gefangennehmen, foltern und töten.'® Das Martyrium des Simson wird dabei präzis auf das siebte Jahr nach der Niederlage des Osroes gegen Trajan, d.h. auf das Jahr 123 n. Chr., datiert:
whd' 50°$nyn 'mr HBYL mipn’ mn btr d’zdky KWSRW mik’ d’riqy’ mn TRYN’ mik’ dRhwmy’ d’t’ ws‘r Ptrwin. 152 Siehe KAwERAU 1985a, 3; 1985b, 21. 153 KAWERAU 1985a, 3f. 154 KAWERAU 1985b, 21.
155 Fıey hält die Beschreibung dieses Festes für eine Erfindung Minganas (siehe FıEy 1967, 293f.); auch SACHAU sieht in der Schilderung von Kindesopfern einen Zug, der nicht zu dem passt, was
sonst von
der zoroastrischen
Religion bekannt
ist (siehe Sachau
1915, 37). Die
Hervorhebung des Umgangs mit Bogen und Pfeil passt dagegen gut zur parthischen Kultur. 156 KAWERAU 1985, 4. 157 KAwERAU 1985b, 22. 158 KAWERAU I985a, 4; 198sb, 22.
:
IIl.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
221
„Und dies sieben Jahre, hat gesagt Habel der Lehrer, nachdem besiegt worden war Küsrü, der Großkönig der Arsägäje, von T£räjänä, dem Kaiser der Rhömäje, welcher kam und besuchte unsere Länder.“'5? Zwei weitere aufschlussreiche Einzelheiten tauchen im folgenden Abschnitt auf:
btr St Snyn ’t’ MZR’ ’psqwp’ dByt Zbdy P’tr’ dHdyb “m Syrt’ d’n? igr’."® „Nach sechs Jahren kam Mazrä, der Bischof von Bet Zabdai in die Landschaft von H£dajjab mit einer Karawane von Kaufleuten.“ Es wird erwähnt, dass der fremde Bischof, der die Weihe Simsons vornimmt, mit
einer Karawane von Kaufleuten in Arbela eintrifft. Die Erwähnung der Karawane weist auf die große Bedeutung hin, die dem Fernhandel im parthischen Reich zukommt. Zweitens fällt die Qualifizierung der Heiden als „ungebildet und
barbarisch“ (/’ rdy’ wbrbry’) auf.'”® Das scheint darauf hinzudeuten, dass das
Bildungsniveau der nicht-griechischen dörflichen Bevölkerung tief war. III.5.2.8.2. Bericht über den dritten Bischof von Arbela, Isaak (135-148 n. Chr.) w’zlw btr tryn ywmyn whbswhy bbyt’ hd hswk’ .wsbw hww dntqlwnyhy ... wkd sm‘ nsyh b’Ih’ RQBKT Ihn’ tb’ mhsn’ . pgd kd hw bQtyspwn dnpswn I['bah d’Ih’ wnpgqwnyhy mn byt hbwsy’ . wntlwn Ih h’rwt’ msmlyt’ ... wnpqy hydyn nbyh d’lh’ mn byt ’syr,193 „Und sie gingen nach zwei Tagen und sperrten ihn [i.e. den Bischof Isaak] ein
in einem finstern Hause. Und sie hatten die Absicht, dass sie ihn töteten ...
Und als hörte der durch Gott siegreiche Ragbakt diese schmerzliche Nachricht, gab er Befehl, während er in Qtispön sich befand, dass sie schleunigste (sic!) freilassen sollten den Diener Gottes und ihn herausführen
sollten aus dem Gefängnis und ihm geben sollten vollständige Freiheit. ... Und es kam frei daraufhin der Prophet Gottes aus dem Hause der Gefangenen.“
Wie seine Amtsvorgänger ist auch Bischof Isaak Verfolgungen durch die (alt)persischen Priester ausgesetzt. Die Notiz, dass Isaak, der von den Priestern der (alt)persischen Religion nach der Abreise Ragbakts gefangengesetzt wurde, 159 KAweEraAu 1985b, 22. Nähere Einzelheiten werden in der Chronik nicht berichtet. So bleibt
unklar, ob auf die Eroberung Armeniens 114, Obermesopotamiens und der Adiabene 115 oder des südlichen Mesopotamien mit Ktesiphon angespielt wird. Vgl. dazu Cass. Dio 68,28; SHA Hadr. 12,8. 160 161 162 163 164
KAWERAU 1985a, 3. KAWERAU 1985sb, 21. Siehe KAwERAU 1985sb, 23. KAWERAU 1985a, 8. KAwERAU 1985b, 26f.
MARKUS ZEHNDER
229,
auf die Intervention Ragbakts hin wieder freikam, zeigt, dass sich die Lokalherrscher gegen Widerstände des iranischen Klerus durchzusetzen vermochten und dass dieser offensichtlich nicht mit dem Einschreiten des parthischen Großkönigs zu seinen Gunsten rechnete. wbzbnh ’yt hw’ hd gbr’ msmh’ w‘tyr’ . w’mryn dmn mik’ sym hw’ ’yk dndbr lonyt’ ha’ wsmh RQBKT . wkd $m“ btbh dmry ’YSHQ ’r lwth wEIh ‘I twayth . wsgyy hdyy bh wb” dnhw’ mnh . wbtr ywmt’ sgy” "mdh btwsy’ b’lt dhlth mn WLGS tryn’ mik’ dPrtwy’.'5 „Und in seiner Zeit war da ein Mann, ein namhafter und wohlhabender, und
sie sagten, dass er von den Königen ernannt war, dass er regierte diese Region, und seine (sic!) Name war Ragbakt. Und als er hörte von dem Rufe des Mär Ishäq, kam er zu ihm und fragte ihn nach seinem Bekenntnis. Und sehr
begrüßte er es und bat, dass er werde von ihnen. Und nach vielen Tagen taufte er ihn an einem geheimen Ort aus Ursache seiner Furcht vor Walgss, dem zweiten Großkönig der Partwäje.“"® Der vom parthischen König eingesetzte Lokalherrscher (Satrap) mit dem iranischen Namen Ragbakt hört vom Bischof und lässt ihn zu sich rufen; er wird selber Christ, lässt sich aber aus Furcht vor Vologeses (III.)!7 nur heimlich
taufen. Anders als im vorangehenden Bericht wird hier deutlich, dass es bis in hohe
Stufen der politischen Hierarchie des Partherreichs zu Bekehrungen zum Christentum kommt; der parthische Großkönig selber scheint dem christlichen Glauben ablehnend gegenüber zu stehen, und es wird mit Verfolgungen von seiner Seite ge-rechnet.
Dem genauen Wortlaut nach wird Ragbakt von mehr als einem König, nämlich „von den Königen“, eingesetzt. Damit wird vielleicht auf den Umstand
angespielt, dass der arsakidische Thron zwischen Vologeses und Mithridates IV. zeitweise umstritten war.!C® Alternativ wäre an eine nicht näher zu bestimmende Mitwirkung der um den Großkönig versammelten Fürsten bei der Einsetzung des Ragbakt zu denken.
Der letzte Teilsatz wäre besser zu übersetzen mit „aus
Ursache seiner Furcht vor Walges dem Zweiten, Großkönig der Partwäje“. wqmw “lwhy khn’ hnp’ wb‘w dnshlpwn Ir‘ynh . wkd P’yh dl ywtrn . ’ttprsw dngtlwnyhy’ykn’ dth’ mgwswthwn ... dpgaw ImgwS’ ’hrn’ mn twdythwn d‘mryn hww btwr’ . dnhlpwn nhtyhwn wnlbswn ’yk rwrbn’ d’trwt’ rhyg’ wn’zlwn hot 165 KAWERAU 1985a, 6. 166 KAwERAU 1985b, 24.
167 Je nach Zählung handelt es sich dabei um Vologeses II. oder Vologeses III; siehe KAwErAU 1985b, 117; FRYE 1983, 360. 168 Siehe KETTENHOFEN 1995, 291.
III.5.2.83. CHRONIK VON ARBELA gaysh dmry’ bdmwt
’rh? dsbyn
ngthunyhy wnhpkwn Ptrhwn.'®
dnstwn
wngwwn
tmn
223 klh Ih? ' fühlkch dihy
„Und es standen auf gegen ihn [i.e. Ragbakt] die Priester, die Heiden, und bemühten sich, dass sie änderten seine Gesinnung. Und als sie sich abmühten ohne Erfolg, beschlossen sie, dass sie ihn töteten, damit gerettet warde (sic!)
ihr Magiertum. ... Sie haben befohlen andern Megüse ihres Bekenntnisses die wohnten im Gebirge, saß (sic!) sie ablegten ihre langen Obergewänder und sich kleideten
wie die vornehmen Leute entfernter Länder und gingen zu dem Heiligen des Herrn in der Art von Reisenden, welche wünschten, dass sie einkehrten und
blieben dort die ganze Nacht. Und am Ende der Nacht sollten sie ihn töten und zurückkehren in ihr Land.“'7° Auf der lokalen Ebene kommt es also tatsächlich zum aktiven Widerstand der
Altgläubigen, angeführt durch die Priester, die Ragbakt für die (alt)persische Religion zurückgewinnen wollen.
Als ihre Bemühungen nichts fruchten, schmieden sie ein Komplott zur Beseitigung des Apostaten: Priester aus den Bergregionen verkleiden sich als Reisende aus dem Westen und bitten um Unterkunft bei Ragbakt, damit sie diesen während der Nacht töten könnten. Dass es sich hierbei um eine erfundene Geschichte handelt, wie FıEy (1967, 293) vermutet,
ist aufgrund
ihres
abenteuerlich-romanhaften
Inhalts
sehr
wahrscheinlich. SAcHau dagegen hält die Erzählung deshalb für glaubwürdig, weil „der daran angeschlossene Bericht über den Kampf der Parther unter
Vologeses III. gegen ein Nordvolk sich inhaltlich deckt mit dem, was wir aus anderen Quellen über den Kampf dieses Königs gegen die Alanen im Jahre 135 ... wissen“.'7\
mtl dkd hnwn bhsmyt’ .’t hut gdysh dmry’ tblr’ mn Qtyspwn dmwd‘ Ih mn gb’ dmik’ WLGS dn’t ’n sb’ dP’ klyn IQtyspwn . ’ykn’ dbhyl dtryhwn nsth’ b’p’ d’mm’ mrwd’ dsphw hww ‘U ’trwt’ dtwry Qraw.'’? „Denn
als sie beim Mahl waren,
kam zu dem Heiligen des Herrn
ein
Briefbote aus Qtispön, der ihm mitteilte von seiten des Großkönigs WalgäS, dass er kommen möge, wenn er willens sei, ohne Verzug nach Qtispön, damit durch die Macht von ihnen beiden beruhigt werde das Ungestüm rebellischer Völker, die hergefallen waren über die Länder der Berge von Qardü.“'73
169 KAWERAU 1985a, 6.
170 KAwERAU 1985b, 24f. 171 „ SACHAU I9I5, II. 172 KAWERAU 1985a, 7.
173 KAwERAU 1985b, 25f.
MARKUS ZEHNDER
224
Bevor die Priester ihren Plan verwirklichen können, trifft gemäß der Erzählung
ein Gesandter des Großkönigs Vologeses (III.) ein, der Ragbakt zur Hilfe auffordert bei der Abwehr von Eindringlingen, die über die kurdischen Berge ins
Reich eingefallen sind und nun zahlreiche Städte verwüsten und plündern. w’zl hw dP klın ‘m tblr’ dmik’ wm gbr’ alyl bny byth . w’mr P’hwh dnkns
hylwt’ wndbr ’nwn hw bnpsh wnyt’ ’nwn IQtyspwn.'7* „Und er selbst [i.e. Ragbakt] brach auf unverzüglich mit dem tabellarius des Großkönigs und mit wenigen Männern seines Haushaltes und sagte seinem Bruder, dass er sammeln solle Truppen und sie führen solle in eigener Person und sie bringen solle nach Qrispön.“'7>
Ragbakt macht sich sofort mit wenigen Männern seines Haushalts auf und weist seinen Bruder an, Truppen zu sammeln und sie in eigener Person nach Ktesiphon zu führen. Die Satrapen des Königs bieten also eigene Truppenkontingente auf und ziehen im Kriegsfall selber mit diesen mit. wmn tmn Sdr rb hyl’ ’RSQ w’iknsw hoth plh’ sgy” "yk ‘sryn ’Ipyn klhwn rgly’ . w’zl Imrw@’.'7° „Und von dort [i.e. Qtispön] gab Befehl der Oberbefehlshaber Arsaq, und esversammelten sich bei ihm viele Soldaten, etwa zwanzigtausend, alle von
ihnen Fußsoldaten. Und er zog aus gegen die Rebellen.“'77 w’zl Imrwa@’. ... w’zdkyw mrwd’ . bhrt’ dyn hd mn r$hwn dmrwa’ dsm’ hw’ Ih KYZW: "IPRSQ bhd nhP dhnwn twr? whar ’nwn tmn . wilr’ ywmyn “bdw “m hdd qrb’ rb’ . ’P plh’ dRSQ ’tmhlw mn twgp’ dkpn’ .wpsqw sbr’ mn zkwt’ . wsryw 'rqyn . wnpq hydyn RQBKT nsyh’ mn gw msryt’ dplh’ war’ ldhswhy ‘mh wslgw Itwr’ 'yk nsr’ dt’s 1 qnh . wmh’ bmrwa’ mhwt’ tqypt’ .w‘bd ’wrh’ PRSQ
wihylwt' dn‘rgwn wnipswn mn hnwn d’b’ hrmn’ . ’P hylinh d’Ih’ npl hw’ bplgwihyn dmsryt’ db‘ldbb’ . whd mnhwn dgsh bdpnh brwmh’ wnpl Ih.'7® „Und er zog aus gegen die Rebellen. ... Und es wurden besiegt die Rebellen. Am Ende aber hat einer von den Häuptlingen der Rebellen, der den Namen Kizö hatte, den Arsaq hineingelockt in eine Bergschlucht jener Berge. Und er hat sie eingeschlossen dort. Und drei Tage führten sie miteinander einen heftigen Kampf. Aber die Soldaten des Ar$aq wurden schwach von der Stärke des Hungers und gaben auf die Hoffnung auf den Sieg und begannen zu fliehen. Und es ging hinaus der gewaltige Ragbakt aus dem Lager der 174 KAWERAU 1985a, 7f. 175 KAWERAU 1985b, 26. 176 KAWERAU 1985a, 8. 177 KAWERAU 1985b, 27. 178
KAWERAU 1985a, 8f.
IIl.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
225
Soldaten und rief seine Garde zu sich. Und sie erstiegen den Berg ‘wie der Adler, der in der Luft kreist über seinem Horst’. Und er schlug die Rebellen in einem furchtbaren Blutbad. Und er bahnte einen Weg für Araq und seine Truppen, dass sie fliehen und entkommen konnten vor jenen teuflischen Wölfen. Aber der gewaltige Mann Gottes geriet in eine Abteilung der Truppen der Feinde. Und einer von ihnen stach ihn in seine Seite mit dem Speer und brachte ihn zu Fall.“'79 Insgesamt versammeln sich also in Ktesiphon etwa 20000 Fußsoldaten, die von
dort in die Berge marschieren, unter dem Befehl des Generals Arsaq. Dieser ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit Vologeses III. zu identifizieren, da er nicht als „König“ bezeichnet wird und da an anderen Stellen des Kapitels der
Partherkönig ja durchaus mit seinem Namen Walgä$ bezeichnet wird.'®° Das passt zum breiten Strom anderer Berichte über die Kriege der Parther in der Römerzeit, aus denen hervorgeht, dass die Großkönige zumeist nicht selber in die
Schlacht zogen. Arsaq ist vielleicht mit dem parthischen Feldherrn Arbaces/ Arsaces identisch, der 116 n.Chr. den römischen Konsular Maximus (Appius Maximus Santra) besiegte und so den militärischen Zugriff des Trajan auf Mesopotamien entscheidend schwächte.'?! Die Eindringlinge können tatsächlich zurückgeschlagen werden. Arsaq gerät aber in einen Hinterhalt des Rebellenführers Kizo; Ragbakt gelingt es, den Heerführer aus der Umklammerung der Feinde zu befreien, findet dabei aber selber den Tod.
Diese Berichte machen deutlich, dass der parthische Großkönig in weitreichendem Ausmaß von der Unterstützung seiner Großen zur Abwehr von Aufständen, die offenbar schnell zu einer ernsten Bedrohung des parthischen Reiches werden konnten, abhängig war, wobei die Lokalfürsten jeweils sowohl über eine
kleine Anzahl unmittelbar ihrem Haushalt zugehöriger Männer wie auch über eine größere Schar von im Ernstfall aufzubietenden Truppen verfügt zu haben scheinen.
mrwad’ dyn ka hzw ha’ b’w dnhtwn ‘dm’ Imdbr’ . wnsbwn klhyn mdynt' mn ’RSQ. ’P ’p hnwn kd $m“w d’m’’hrn’ brbry’ “brw hww ym’ w’tw hww yk bzwz’
dnhrbwn mdynthwn wnwgdwn ’nyn wnhtpwn klm’ d’yt Ihwn ‘dm’ Insyhwn . ’hpkw ’pyhwn msr hb’yt dn’zlun !’yP d’trhwn . kd mtyw En:eo yrh’ msmiy’yt 2102 . ’grbw ‘dm’ Ihy d’tmsyw hylhwn w“brw ’nwn mn dr Iym'. 179 KAwErau 198sb, 27. — SACHAU nimmt an, dass die hier beschriebenen Auseinandersetzungen
mit dem aus anderen Quellen bekannten Kampf des Partherkönigs Vologeses II. gegen die
Alanen zu identifizieren ist (siehe SACHAU 1915, 34). 180 So auch GERHARDT/HARTMANN 2000, 138; gegen SACHAU 1915, 47; KAWERAU 1985b, 27.
ı81 Siehe zum Näheren die Ausführungen von GERHARDT/HARTMANN 2000.
182 KAWERAU 1985a, 9.
MARKUS ZEHNDER
226
„Die Rebellen nun, als sie dies sahen, bemühten sich, dass sie hinabstiegen bis
in die Wüste und wegnähmen alle Städte von Arsaq. Aber auch sie, als sie hörten, dass ein anderes barbarisches Volk überschritten hatte das Meer und
gekommen waren wie Räuber, dass sie zerstörten ihre Städte und sie in Brand setzten und mit Gewalt nähmen alles, was sie hatten, sogar ihre Frauen, machten sie kehrt eiligst, damit sie gingen zur Hilfe für ihr Land. Als sie ankamen, haben sie daher im ganzen zwei Monate gekämpft, bis dass sie
überwanden ihre Gewalt und sie zurückjagten wieder zum Meer. “'% Bei den Eindringlingen handelt es sich möglicherweise um die Alanen, mit denen Vologeses III. 135/36 n. Chr. zu tun hatte. Vgl. dazu Cass. Dio 69,15,1-2. Die
Alanen zogen auf Veranlassung des römischen Klientelkönigs Pharasmanes II. von
Iberien durch
die Kaukasische
Pforte, damit
sie parthisches
Gebiet
verheerten. Sie zogen dann aber wieder ab, umgestimmt durch Geschenke des
Vologeses und durch die Furcht vor Flavius Arrianus. Im Bericht der Chronik von Arbela wären also nicht die Aufständischen, sondern die Barbaren von jenseits des Meeres mit den Alanen zu identifizieren. Für eine solche Identifizierung spricht, dass von Städten tatsächlich nur mit Bezug auf die Rebellen, nicht auf die barbarischen Eindringlinge die Rede ist, und bekannt ist, dass die Alanen tatsächlich über keine Städte verfügten, während im Gebiet der Aufständischen
im Nordwesten
des Partherreiches
(Media
Atropatene) sehr wohl Städte vorhanden waren; ebenfalls passt dazu, dass der Name Kizo nicht alanischen Ursprungs ist.'%+* Der Unterschied zwischen der Chronik und den römischen Quellen liegt allerdings darin, dass die Chronik nicht Geschenke des parthischen Königs als Ursache für den Rückzug der Eindringlinge erwähnt, sondern den militärischen Effort der Aufständischen. Der Bericht macht die krisenhafte innere Lage des Partherreiches in der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. deutlich, „das nicht nur durch Thronstreitigkeiten und
Usurpationen,
sondern
auch durch zumindest
einen größeren Aufstand
erschüttert wurde“'8° — wenn man der Chronik an diesem Punkt folgen will. III.5.2.8.3. Bericht über den vierten Bischof von Arbela, Abraham 1. (148-163 n. Chr.)
Auch von Bischof Abraham I. wird eine rege Predigttätigkeit in der Gegend um Arbela überliefert. Diese ruft wiederum den Widerstand der Megüse, d.h. der Magier der (alt)persischen Religion, hervor, der sich gegenüber früher zu verschärfen scheint, indem die Magier nun gegen zahlreiche Christen vorgehen, 183 KAWERAU 1985b, 28. 184 Siehe GERHARDT/HARTMANN 2000, 138. 185 GERHARDT/HARTMANN 2000, 140.
Ill.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
227
ihren Landbesitz plündern und sie foltern. Nach Darstellung des Verfassers gelingt es dem Bischof aber, durch seine Wundertaten und seine Weisheit die Aktionen der Altgläubigen zu beenden und sie zu „versöhnen“ ‚80
U mn btr dsyn ’nwn nht Ih IQtyspwn . wmik’ WLGS tryn’ myt hw . wgm bdwkth WLGS tlyty’ .wws(2)l mh gbrh @’Ih? dsn’ sgy” Irwrbn’ dmdynt” .’ykn’ dbms'ywthwn nsb Ih ktb’ mn mik’ hnp’ . mtl krstyn’ d’trh . dP ntt‘ygwn ’yg’
wbtlumy’ mn mgws . brm sw‘rn’ kty® dmikwt’ I Sbqwhy dnhn’ Inysh . hylwt’ gr sy” "tknsw hww tnm mn kl dwk . wsbyn hww dnsphwn ‘I ’trwr’ dRhwmy’.'®7 „Aber nachdem er sie versöhnt hatte, zog er hinab nach Qrispön. Und der
Großkönig Wälgä$ der Zweite war gestorben. Und es folgte nach an seiner Stelle Wälgäs der Dritte. Und es brachte mit sich der Mann Gottes viele Geschenke für die Großen der Hauptstadt, damit durch ihre Vermittlung er erhalte für sich ein Diplom von dem heidnischen Großkönig für die Christen seines Landes, damit sie nicht gekränkt würden willkürlich und mit Ungerechtigkeiten von den MegüSe. Aber die wirren Verhältnisse des Königreiches erlaubten ihm nicht, dass er erreiche seinen Zweck. Viele Truppen nämlich waren versammelt dort von allen Orten. Und sie waren im Begriff, dass sie herfielen über die Länder der Rhömäje.“"® Der Bischof bemüht sich, vom parthischen Großkönig ein „Diplom“ (ktb’) zu erhalten zum Schutz der Christen vor willkürlichen Übergriffen. Wegen der „wirren Verhältnisse“, die mit den Vorbereitungen eines Feldzugs gegen die Römer in Zusammenhang gebracht werden, erreicht er aber sein Ziel nicht. Der
Versuch einer Klärung der rechtlichen Stellung der Christen im Partherreich ist damit auf Dauer gescheitert. Hinzuweisen ist auch auf die Notiz über den Regierungswechsel vom „zweiten“ zum „dritten“ Vologeses.
mn btr spht’ sey’r ’zdkyw Prtwy’ wrqw btrhwn gys’ dRhwmy’ ‘dm’ Ihy dhbsw ’mwn bRtyspwn . ’Ih’ dyn sb’ dntbw“ “yrth mn tryhwn . w’yty “lyhwn mwtn’ q3y w’myt sgy” mnhwn . w’t‘syw Rhwmy’ dn‘rqwn wnhpkwn Ptrhwn.'? „... nach vielen hinterhältigen Überfällen wurden besiegt die Partwäj&, und es flohen hinter ihnen her die leichten Reiter der Rhömäje, bis dahin, dass sie
sie einschlossen in Qtispön. Gott aber wollte, dass er suchte seine Rache an ihnen beiden. Und er brachte über sie eine heftige Pest und ließ sterben viele
186 Siehe KAwERAU 1985a, II; KAWERAU 198sb, 29. 187
188
KAWERAU 1985, II. KAWERAU 1985b, 29f.
189 KAWERAU 1985a, If.
MARKUS ZEHNDER
228
von ihnen. Und es wurden gezwungen die Rhömäj£, dass sie flohen und zurückkehrten in ihr Land.“'%
Der Bericht notiert die Erfolglosigkeit des parthischen Angriffs auf die Römer; die Römer wehren den Angriff ab und dringen ihrerseits bis Ktesiphon vor, müssen dann aber wegen einer Pestseuche wieder umkehren. Es ist anzunehmen, dass es sich beim hier erwähnten Krieg um denjenigen zwischen Lucius Verus und Vologeses IV. in den 60-er Jahren des 2. Jhs. n. Chr. handelt.'9" Wichtige Einzelheiten bleiben unerwähnt, so der Einfall des Parther-
königs in das römische Klientelkönigreich Armenien und die Niederlage der römischen Truppen bei Elegeia.'?? Vgl. dazu Cass. Dio 71,1,12-3,11ı und die entsprechenden Einträge in der
Edessenischen Chronik, bei Jakob von Edessa, Pseudo-Dionysius, Michael Syrus und Barhebraeus. Dass der Ausbruch der Pest die römischen Truppen zum Abzug zwang, wird auch von Cass. Dio berichtet. III.5.2.8.4. Bericht über den fünften Bischof von Arbela, Noah (163-179 n. Chr.)
’bh’ hkyl dha’ nkp’ mn mabr’ d’nbr ’ytyhwn hww .w’zlw Pwrsim . tly’ dyn zwr’ hw’ Ih hwitn’ tmn ‘m krstyn’ w’t'md bhyl’ dtybwt’ ’Ihyt’ . wkd hpkw ’bhwhy Imdnh’ IHdyb ’tw .mtl d’yt hw’ tmn Yhwdy’ sgy”.'” „Die Eltern nun dieses Religiosen stammten aus der Wüste von Anbär und
gingen nach Öreslem. Der kleine Junge nun hatte dort Umgang mit Christen und wurde getauft durch die Kraft der göttlichen Gnade. Und als seine Eltern zurückkehrten in den Orient, kamen sie nach Hedajjab, weil dort viele Juden waren. “'9+ Der Bericht von einer Reise der Eltern Noahs zusammen mit ihrem Sohn, dem späteren Bischof, nach Jerusalem weist darauf hin, dass jedenfalls in Friedens-
zeiten ein (mehr oder weniger) freier Reiseverkehr zwischen dem parthischen und dem römischen Reich bestand. Die Familie lässt sich danach in der Adiabene nieder, „weil dort viele Juden waren“ (mtl d’yt hw’ tmn Yhwdy’ sgy”).'” Dieser
Hinweis zeigt, dass neben Heiden (verschiedener Ausrichtung) auch Juden zu den Einwohnern der Adiabene gehörten. Der Knabe, der in Jerusalem getauft wurde,
wird Schüler des Bischofs Abraham.!% 190 KAwERAU 1985sb, 30.
ı9ım Siehe schon SACHAU 1915, 15. 192 Siehe KETTENHOFEN 1995, 293. 193 KAWERAU 1985a, 12. 194 KAWERAU 198sb, 32. 195
KAWERAU 1985a, 12; DERS. 1985b, 32.
196 Siehe KAwErAU 1985b, 32.
)
III.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
229
TU mtl ha’ mnw ’yk’ dnmn’ ‘gt’ wIrdwpy’ dsbl mn P_ mhymn’ ytyr’yt mn mgw?
hs’ dyn NWH Iklhyn hlyn mt'hd hw’ . kd hms zbnyn ’rmywhy bbyt ’syr’ . wymm?’ dhrwt’ “lwhy mstplyn hww . kd trt‘sr’ zbnyn bswt’ wbprgl’ mh’why.'97 „Aber deswegen: wer ist imstande, dass er zähle die Bosheiten und die Verfolgungen, die er erdulden musste von den Ungläubigen, besonders von den
Mesgüse. ... Der heilige Nöh aber wurde an all dies erinnert, als sie ihn fünfmal warfen in das Haus der Gefangenen, und Meere der Freude überfluteten ihn, als
zwölfmal mit Peitschen und Geißeln sie ihn schlugen. “'9® Noah erlebt wie die meisten seiner Vorgänger im Bischofsamt Verfolgungen „von
den Ungläubigen, besonders von den Megüse“, die auch — zusammen mit anderen Heiden — die christlichen Gemeinden zu infiltrieren suchen. Fünfmal
wird Noah gefangengesetzt, zwölfmal gegeißelt. bhd mn ywmyn br’ dhd gbr’ ‘tyr’ wrb’ dha’ qryt’ db’tr’ dHdyb dsmh RZSH npl
mn gr’ wtbrt rglh w’stlp qwrsl dar‘h ...wkd mty RZSH whz? lyhydh br ng3 btr‘y mwt’ . iny hwnh mn sgy’ wt krywth ... hydyn ’zl qdysh d’Ih’ ltmn . w’stway lbny byt’ dngym Ibrhwn binwy dnhymnwn bYSW* msyh’ ... w'mh dmlth’hryt thmh Itly brwsm’ dslyb’ . wkd Sth qm kd hlym mn kl k’b’ wmr” .whsyk mn klmwm?’
. wm“ ‘m’ sgy” bha? tdmwrt’ . wkl’ns yhb swbh’ P’Ih’ dhwy Swbhh byd bryth.'?? „An einem von den Tagen war der Sohn eines reichen und ranghohen Mannes von einem der Dörfer, die in dem Lande von H£dajjab sind, dessen
Name Räz$äh war, heruntergefallen von den Dächern, und es brach sein Fuß, und es wurde verwundet das Gelenk seiner Schulter. ... Und als ankam Räzäh und sah seinen einzigen Sohn bereits klopfend an die Pforten des Todes, verließ ihn der Verstand wegen der Größe des Schmerzes. ... Darauf
ging der Heilige Gottes [i.e. Noah] dorthin. Und er versprach den Haus-
genossen, dass er wiederaufrichten werde ihren Sohn unter der Bedingung,
das sie glaubten an Jesus Christus. ... Und bei seinen letzten Worten zeichnete er den Knaben mit dem Zeichen des Kreuzes. Und sofort stand er auf, geheilt von aller Krankheit und Schwäche und frei von jeder Verletzung. Und es hörte viel Volk von diesem Wunder. Und jedermann gab Gott die Ehre, der gezeigt hatte seine Glorie durch seine Geschöpfe.“’” Durch
die wunderbare
Heilung des Sohnes
„eines reichen und ranghohen
Mannes von einem der Dörfer“ in der Umgebung Arbelas kommt es zur 197 198 199 200
KAWERAU KAWERAU KAWERAU KAWERAU
1985a, 1985b, 1985a, 1985b,
13f. 33. 14-16. 34f.
230
MARKUS ZEHNDER
Bekehrung des Mannes und aller seiner Hausgenossen. Der iranische Name des
Mannes, Räz$äh, ist ein weiterer Hinweis darauf, wie stark das parthische Element unter den Lokalfürsten vertreten war.
II. 5.2.8.5. Bericht über den sechsten Bischof von Arbela, Abel (183-190 n. Chr.)
bhn’ zbn’ ‘$n hw’ WLGS rby‘y’ mik’ dPrtwy’ . wnsb ’trwr’ sgy” mn dRhwmy’ . w’hpk "pwhy P’tr’ dPrsy’ hnwn dmn nwgr’ mitybyn hww dn’r'wnyhy . w’zl “Yhwn hw WLGS ‘m m” w‘sryn ’Ipyn plh’ .wpgnw bhda’ b’tr’ dKwrsn . Prtwy’
hkyl kd ps'w zbnt’ gdmyt’ nhr’ hd z’wr’ . hzw np$hwn dkrykyn mn klgbyn mn hylwt’ dPrsy’ wMay’ . wmn btr grb’ ‘Syn’ ’zdkyw Prtwy’ wsryw dntlwn gs’ .
wslgw Itwr’ dbhw ’tr’ kd mblblyn tksyhwn . wsbgqw Iklhwn swswthwn IPrsy’ . Prsy’ dyn “rqw btrhwn whdrw Itwr’ “lyhwn kd gtlyın mnhwn bmnyn’ dl’ sk’.
Prtwy’ dyn kd hzw dbl‘d lbybwt’ rbt’ klhwn mtgtlyn dl’ pwig . ’thylw wnhtw ‘1 Prsy’ b’wsn’ dl’ mtmll . w“rqw ’nwn.°* „In dieser Zeit war erstarkt Wälgäs der Vierte, der Großkönig der Partwäje,
und nahm viele Länder von den Rhömäje. Und er wendete sich gegen das Land der Pärsäje, jener, die seit langer Zeit Vorbereitungen trafen, dass sie
ihm entgegenträten. Und es zog gegen sie er, Wälgäs, mit hundertzwangzigtausend Soldaten. Und sie stießen aufeinander im Lande von Küräsän. Die Partwäj& nun, als sie zu überschreiten suchten zum ersten Mal einen kleinen Fluss, sahen sich eingekreist auf jedem Ufer von den Truppen
der Pärsäj€ und Mädäje. Und nach einem heftigen Kampf wurden besiegt die Partwäje und begannen, dass sie wendeten den Rücken. Und sie liefen auf die Berge, die in jenem Lande sind, wobei sie durcheinander brachten ihre Abteilungen. Und sie ließen alle ihre Pferde den Pärsäje. Die Pärsäje aber flohen hinter ihnen her und umzingelten den Berg oberhalb von ihnen, wobei
sie erschlugen von ihnen eine Zahl ohne Ende. Die Partwäje nun, als sie sahen, dass ohne große Tapferkeit hier alle erschlagen wurden ohne Ausnahme, fassten ihre Kräfte zusammen und stürzten sich aufdie Pärsäj& mit
einer Wucht, die nicht zu beschreiben ist. Und sie schlugen sie in die Bluchri®% In diesem Abschnitt wird von erfolgreichen militärischen Unternehmungen des
Partherkönigs Vologeses IV. gegen Rom?®% berichtet, in denen es den Parthern gelingt, „viele Länder“ zu erobern. Daraufhin sei Vologeses mit 120000 Soldaten
gegen die Perser und Meder im Osten gezogen; nach anfänglichen Schwierig-
201 KAWERAU I985a, 22. 202 KAWERAU 1985b, 41. : 203 Der Name des römischen Kaisers wird nicht erwähnt; von der zeitlichen Ansetzung der
berichteten Ereignisse käme aber nur Commodus in Frage.
Ill.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
231
keiten hätten auch in diesem Feldzug die Parther die Oberhand behalten. Aus
griechisch-römischen Quellen ist über die hier genannten Ereignisse nichts bekannt. Soweit auf Geschehnisse im Zusammenhang des Bürgerkriegs zwischen Septimius Severus und Pescennius Niger angespielt werden sollte, sind die von
der Chronik beigebrachten Informationen eher irreführend. Es kam zwar zu einer
Belagerung der Stadt Nisibis durch Truppen der Osrhoene und der Adiabene und zu einer kurzzeitigen Eroberung Mesopotamiens durch die Parther in dem Moment, als Severus gegen Clodius Albinus zog. Aber letztlich wendete sich die
Lage zugunsten des Severus, der Mesopotamien als römische Provinz einrichtete.?°* Für das Vorgehen Vologeses’ gegen Perser und Meder fehlen Zeugnisse außerhalb der Chronik.
bhn’ zbn’ ... qrb’ ’yt hw’ bkl dwk gtb’ blyl’ bkl’tr.?° „In dieser Zeit... waren Kriege überall und wirre Berichte in jedem Land. “2%
Dieser Eintrag weist auf die generell unstabile Lage im Partherreich in der Zeit des ausgehenden 2. Jhs. n.Chr. hin. Interessant sind diese Berichte v.a. deshalb,
weil sie belegen, dass der Verdrängung der Arsakiden durch die Sasaniden schon Jahrzehnte vorher erbitterte Kämpfe zwischen parthischen und persischen Truppen voraus-gegangen sind. w’p hnn mtl dANRSY mik’ dHayb U’ ’zl hw’ lgrb’ d’m Prtwy’ . "thmtw hlyn d’b’
tlum’ . wkd zky’ hpkw mn qrb’ . Ptrn ’tw . wImdynin ’hrbw wbzw w’zlw Ptrwthwn . INRSY dyn mik’ hnqwhy bZ’b’ rb’?°7 „Und auch wir, deswegen weil Narsai, der König von Hedajjab, nicht gezogen war in den Krieg, den mit den Partwäj£, ergrimmten jene wilden Wölfe, und nachdem sie als Sieger zurückkehrten aus dem Kriege, kamen sie in unser Land, und unsere Städte zerstörten sie und plünderten und gingen in ihre Länder. Den Narsai aber, den König, ertränkten sie im Zäbä Rabba.“?%
Da der König der Adiabene den Parthern keine Waffenhilfe geleistet hatte, verwüsteten die parthischen Truppen nach ihrer siegreichen Rückkehr das Land und ertränkten den König. Der iranische Name des Lokalherrschers, Narsai, legt die Vermutung nahe,
dass es sich bei ihm um einen Angehörigen der parthischen Aristokratie handelt. Die hier erwähnten Geschehnisse stehen möglicherweise im Zusammenhang mit der parthischen Unterstützung für Pescennius Niger und dem Straffeldzug 204 205 206 207 208
Siehe Cass. Dio KAWERAU 1985a, KAwERAU 1985b, KAWERAU 1985a, KAwERAU 1985b,
75,12; 753,2; Xiph. 308, 22-26. 23. 42. 26. 44.
232
MARKUS ZEHNDER
des Septimius Severus nach Mesopotamien, bei dem die Osrho@ne und Nisibis erobert wurden. Vgl. Cass. Dio 75,1,1-24.
wbhlyn gt!’ wbhlyn mhrbnwt’ krstyn’ d’yt hw’ b’trn sgy hsw.”” „Und durch diese Morde und durch diese Zerstörungen haben die Christen, die waren in unserm Lande, sehr gelitten.“ ”'°
Aus diesem Abschnitt geht hervor, dass im Zuge der Vergeltungsaktion des parthischen Heeres gegen Narsai auch die Christen der Adiabene schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. III.5.2.8.6. Bericht über den achten Bischof von Arbela, Hairan (217-250 n. Chr.)
bzbnh hkyl hww qrb’ sgy” "m Rhwmy’ wPrtwy’ . w‘ ’RTBN mik’ dPrtwy’ . Ptrwt’ dRhwmy’ . w’wgd mdynt’ sgy’t’ mn ’rmy’ . w’zl hw’ “mh ’p SHRT mik’ dHdyb . wkd sm‘
MQRYNWS mik’ dRhwmy’ . ’? wsph “lwhy bhyl tqyp’>"
„In seiner Zeit also waren viele Kriege zwischen den Rhömäje und den
Partwäje. Und es drang ein Artabän, der Großkönig der Partwäje, in die Länder der Rhömäj£ ein (sic!). Und er setzte in Brand viele Städte der Armäje. Und es war gekommen mit ihm auch Sährät, der König von He£dajjab. Und
als Nachricht bekam Magqr£jnös, Kaiser der Rhömäjs, griff er ihn plötzlich an mit einem mächtigen Heere.“”'*
Die Verhältnisse unter Hairan sehen ganz anders als unter seinem Vorgänger aus: Statt Ruhe und Frieden herrschen nun „Aufstände und Kriege an jedem Ort“ (hww zw” wgrb’ bkl dwk),”3 womit besonders auf die Kriege zwischen den
Römern und den Parthern Bezug genommen wird. Im angeführten Zitat wird vermerkt, dass Artabanos (IV.),?"4 unterstützt u.a.
vom König der Adiabene, der wiederum
einen iranischen Namen
trägt
(Sahrat),” in die römischen Gebiete eindringt, aber auf den entschiedenen Widerstand des Kaisers Macrinus stößt.
209 KAWERAU 1985a, 26. 210 KAWERAU 1985b, 44. 21ı
KAWERAU 1985a, 28.
212 KAWERAU 198sb, 48f. 213 Siehe KAwERAU 1985a, 28; 1985b, 48.
214 Zählung gemäß der „neuen Chronologie“ (siehe KAwErAU 1985b, 117, und Cambridge History of Iran 3/1, 98f.).
215 ALTHEIM/STIEHL (1965, 67) äußern die Vermutung, dass dieser König dem jüdischen Glauben angehörte. Die Annahme ist aber ganz hypothetisch.
Ill.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA
233
Die hier geschilderten Ereignisse sind insbesondere mit den parthischrömischen Auseinandersetzungen in den Jahren 216-218 n. Chr. in Beziehung zu bringen. Zum Partherfeldzug des Macrinus siehe Cass. Dio 79,26,2-27,4; Herod. 4>14,1-15,8; SHA Macr. 8,1-3. Über die den griechisch-römischen Quellen zu
entnehmenden Einzel-heiten berichtet die Chronik praktisch nichts, mit Ausnahme des zitierten Satzes und der folgenden Anspielung. Von der Kriegsteilnahme eines adiabenischen Königs namens Sahrat wissen die griechisch-römischen Quellen nichts. bhrt’ dyn ’twyw tryhwn mik’ dl’ ’n$ nsp“ dm’ d’n? dl’ Ir’ rbr’>"° „Zum Schluss aber vereinigten sich beide Könige, dass niemand vergießen sollte Menschenblut ohne eine große Ursache.“?'7 Die beiden Seiten, Römer und Parther, beendigen also schließlich die Kampf-
handlungen und kommen zur erwähnten Übereinkunft. Siehe dazu auch Cass. Dio 79,26,2-27,4; Herod. 4,14,1-15,8; SHA Macr. 8,1-3. Nach Cass. Dio hat Macrinus verschiedentlich versucht, den von seinem Vorgänger Caracalla
entfesselten Krieg mit den Parthern zu beenden. Schließlich gelang ihm das durch die Bezahlung einer hohen Geldsumme.
Die dürftigen Angaben der Chronik passen insgesamt mehr schlecht als recht zum Bild, das sich aus den griechisch-römischen Quellen erheben lässt. wnw hww hydyn Prtwy’ w’tgnbrw w’thtrw . wstr mn qtl’ . I’ b‘yn hww.®
„Und es waren erstarkt darauf die Partwäj& und waren aufgeblasen und prahlten. Und außer Totschlag erstrebten sie nichts.“”" Der Bericht fügt also eine äußerst negative Beurteilung der Parther an. bzbn’ gdmy’ b’yn hww Prsy’ dnshpwn mn kwrswt’ IPrtwy’ . wzbnt’ sgy't' nsyw hylhwn bgrb’ w’trhyw wI ’tmsyn hylhwn dPrtwy' . ’’ hlyn Prtwy’ . mn sgy’wr’
dqrb’ wiktw$ ’tmhlw hww . w’stklwh Iha’ . Prsy’ wMdy’ . w’r'wyw m SHRT mik’ dHayb . WDWMTYN’ mik’ dKrk Shwk . wmhw qrb’ tqyp’ ‘m Prtwy’ btd” . w’zdkyw Prtwy’ wlIm ’tbtit mlkwthwn.°
„Und in den früheren Zeiten hatten versucht die Parsäj£, dass sie herabstießen von den Thronen die Partwäje, und viele Male erprobten sie ihre Kraft im
Kriege. Aber sie wurden zurückgetrieben und waren nicht gewachsen der
216 KAWERAU 1985a, 28f. 217 218 219 220
KAwerau KAWERAU KAWERAU KAWERAU
1985b, 19854, 1985b, 19854,
49. 29. 49. 29.
MARKUS ZEHNDER
234
Kraft der Partwäje. Aber jene Partwäje — infolge der Menge der Kriege und Kämpfe — waren geschwächt worden. Und es erkannten dies die Parsäj& und
Mädäje und schlossen ein Bündnis mit Sährät, dem König von Hedajjab, und Domtjänä, dem König von K£rek Selök und machten einen heftigen Angriff
auf die Partwäje im Frühling. Und es wurden besiegt die Partwäje, und für immer wurde vernichtet ihr Königreich.“ ””' Hier wird festgehalten, dass die Parther durch die Menge der Kriege und Kämpfe geschwächt waren. Die Perser und Meder erkannten das; sie schlossen sich mit dem König der Adiabene und weiteren Lokalherrschern in einer anti-parthischen Koalition
zusammen und besiegten die Parther. Vgl. dazu Cass. Dio 80,3-4.
Dass die Perser schon seit längerem versuchten, die Parther zu entmachten, widerspricht der Darstellung des at-Tabari (Arn. I, 813,8-820,4). Ein Bündnis der
Perser mit den Medern und den Königen der Adiabene und von Kirkuk ist sonst nirgends belegt. Aus Cass. Dio (80, 3, 2) ist zu entnehmen, dass die Ent-
machtung der Arsakiden durch die Perser keineswegs so schnell vonstatten ging, wie es die Chronik suggeriert. Erst 226 n.Chr. konnte Ardasir Ktesiphon einnehmen, die Belagerung von Hatra blieb erfolglos, und in Armenien erlitt er eine Niederlage durch die Einheimischen, einige Meder und die Söhne Artabans.”””
wklh ’kypwt’ dPrtwy’ .’yq’ hwt .’t’ hw’ gyr ywmhwn . wmtt hwt Sthwn . "hryt
dyn ‘rgqw kln’yt Itwr’ ‘y . wsbgqw hww IPrsy’ klhwn ’trwthwn wklh “wtrhwn dntyr hw’ bmdynt’?”? „Und alleAnstrengung der Partwaje war vergeblich. Gekommen war nämlich ihr
Tag, und geschlagen hatte ihre Stunde (sic KawErau). Zum Schluss aber flohen
sie allesamt in die hohen Berge und überließen den Parsäje alle ihre Länder und allen ihren Reichtum, welcher aufgehäuft war in den Me&dinärä.“”** brh dyn z’wr’ d’RIBN Ä@RSQ hw’ mh . gtlwhy Prsy’ dl’ rhm’ bQtyspwn .
whnwn ytbw bh w‘bdwh mdynt’ dmikwthwn . wywm’ dyn dbh btlt mikwt’ dPrtwy’ bnwhy @’RSQ tqyp’ ."ytwhy hw ‘sryn wsb” byrh’ dNysn . bywm ’rb‘bsb’ dsnt hms m” wtltyn whms Imlkwt’ dYwn.””> „Den kleinen Sohn des Artabän, dessen Name Arsäq war, erschlugen die
Parsäj& ohne Erbarmen in Qtispön. Und sie residierten in ihr und machten sie zur Hauptstadt ihres Königreiches. Und der Tag aber, an dem endete die Königsherrschaft der Partwäje, der Söhne des Ar$äq, des Mächtigen, war der
221 222 223 224 225
KAWERAU 1985b, 49. Siehe KETTENHOFEN 1995, 301. KAWERAU 1985a, 29f. KAWERAU 1985b, 49. KAWERAU 1985a, 30.
IIl.5.2.8. CHRONIK VON ARBELA Siebenundzwanzigste
im Monat
Nisän, am
Mittwoch,
235 des Jahres Fünf-
hundertfündunddreißig nach der Herrschaft des Jäwän.“??° Die Parther wehrten sich gegen den konzertierten Angriff nach Kräften, mussten aber schließlich in die Berge fliehen und Herrschaft und Besitz den Persern überlassen. Das Jahr 535 „nach der Herrschaft der Griechen“, d.h. der seleukidischen Ära, entspricht dem Jahr 224 n. Chr.
Die Chronik von Arbela scheint sich in der Festsetzung des Datums um einen Tag zu irren. Aus der mittelpersisch-parthischen Bilingue von Bi$apur und der Verbindung der Angaben bei at-Tabari (Ann. 1,818,15-1,819,6) mit den Angaben
über das Martyrium des Simon bar Sabba‘e ergibt sich nämlich der 28. April (= Nisan) des Jahres 224. Dieses Datum wird allgemein als das Datum des Sieges
Ardaßirs über Artabanos angesehen. ””7 wd”’w hbyb’ PYNHS . dbha’ nt’ dmstltnwt’ dPrsy’ ‘| klh Mdnh’ . krstyn’ sgy”'
’yt hw’ bklhwn ’trwt’ bM'rb’ wbMdnh’ . I bM'rb’ rdwpy’ ? sk Slyn hww . ... wnyh’ lgmr P_mstkhy hw’ tmn . lwtn dyn klh ha’ P Skyh’ hwt .wmik’ “mylyn
hww wigysyn bgrb’ dklywm . wrdwpy’ g3y’ I’ yrw hww “dkyl “lyn.® „Wisse, o geliebter Pinhes, dass in dieser Zeit der Macht der Parsäje über den
ganzen Osten viele Krestjän& vorhanden waren in allen Ländern im Westen und im Osten. Aber im Westen haben die Verfolgungen niemals aufgehört,
... und Ruhe war überhaupt nicht zu finden dort. Bei uns aber gab es dies alles nicht. Und die Großkönige waren ermüdet und geplagt durch die täglichen Kämpfe, und die harten Verfolgungen waren noch nicht entfesselt worden gegen uns.“ ”?? Dieser Rückblick auf die Verhältnisse während der letzten Phasen der Parther-
herrschaft stellt fest, dass unter ihnen anders als im römischen Reich noch keine 226 KAwERAU 1985b, 49f. 227 Siehez. B. WIESEHÖFER 1993, 205. Zum Näheren siehe die Ausführungen von ALTHEIM/STIEHL
1985. — Die Zeitangabe in der Inschrift von BiSapur lautet: „Im Monat Frawardin, im Jahr 58;
im Jahr 40 des Feuers Ardaßir’s; im Jahr 24 des Feuers Säpür’s, des Königs der Feuer“ (siche KaweErau 1985b, 6). Aus dem Bericht über das Martyrium des Simon bar Sabba‘e geht hervor,
dass das 31. Jahr Sapurs II. dem 117. Jahr der Herrschaft der Sasaniden entspricht, womit sich als Jahr des Beginns der sasanidischen Herrschat das Jahr 223/24 (27.9.223-25.9.224) ergibt (siehe ALTHEIM/STIEHL 1985, 14). At-Tabari (Ann. 1,818,17) nennt als Tag des Sieges Ardasirs
über Artabanos IV. und seiner Ausrufung zum König der Könige den letzten Tag des Monats Mihr, d.h. den 30. Tag des 7. Monats des persischen Kalenderjahres; indem diese Angabe auf das Jahr 223/24 (27.9.223-25.9.224) bezogen wird, unter Berück-sichtigung des Schalttages im
Februar 224 und unter der Voraussetzung, dass die Hinzufügung der 5 Epagomenentage bereits in der ersten Hälfte des sasanidischen Kalenderjahres erfolgt war, ergibt sich für den 30. Mihr der 28. April 224 (siehe ALTHEIM/STIEHL 1985, 15f.). 228 KAWERAU 1985a, 30. 229 KAWERAU 1985b, 50.
MARKUS ZEHNDER
236
großen Verfolgungen gegen die Christen durchgeführt wurden, wobei dieser Zustand in erster Linie auf die Ermüdung der parthischen Großkönige durch die „täglichen Kämpfe“ zurückgeführt wird. Immerhin war aber die Lage in Nisibis und Seleukia-Ktesiphon so angespannt, dass die Christen dort zu Zeiten der Parther keine Bischöfe einzusetzen wagten.””° Die wiederholte Erwähnung des Rückzugs der Christen ins gebirgige Hinterland zeigt, dass abseits der Zentren der parthischen Verwaltung und der heidnischen Kulte die Situation für die Christen relativ ungefährlich war und ihre Wirksamkeit dort auf fruchtbaren Boden fiel. Das weist indirekt natürlich auch darauf hin, dass die parthischen Herren die Ausbreitung des christlichen Glaubens nur sehr bedingt tolerierten. Dass es v.a. in den städtischen Zentren immer wieder zu Verfolgungen kam, machen die oben erwähnten Ereignisse
deutlich; dabei bleibt aber offen, inwieweit die parthischen Herrscher an solchen Aktionen selber beteiligt waren. Deutlich ist jedenfalls, dass es anders als bei den Römern und den Sasaniden nicht zu umfassenden, systematischen Christen- (und Juden-)Verfolgungen gekommen ist. Im Blick auf das Jahr 224 n.Chr., d.h. die Zeit des Übergangs von der parthischen zur sasanidischen Dynastie, wird von 20 Bischöfen und 18 Bistümern im Gebiet des Tigris und in den angrenzenden Regionen gesprochen: ’psqwp” ’yt hw? Ih ytyr mn 'sryn . bByt Zbdy : bKrk’ dByt Slwk : bKökr : bByt Lpt : bHwrmyzdrdsyr : bPrt Mysn : bHnyt’ : bHrbt Gil : b’rzwn : bByt Nygtwr : bSrgrd : Byt Mskn’ : bHwln : bByt Qtry : bByt Hzy’ : bByt Dylwmy? : bSygr : wbSrk’ dmdynt’ ’hrnyt’yt.”?" “Bischöfe hatten sie mehr als zwanzig: In Bet Zabdai, in Karkä de-Bet Selök, in Kaskar, in Bet Läpät, in Hörmizdardäsir, in Perät Maisän, in Hanitä, in
Herbat-Gelläl, in Arzün, in Bet Nigätör, in Bet Sargard, Bet Meskäng, in
Hulwän, in Bet Qaträje, in Bet Hazzäje, in Bet Dailömäjg, in Siggär und in dem Rest der andern Städte”.”3? Die Aufzählung macht deutlich, dass es fest verankerte christliche Gemeinden vom Gebirgsland südlich des Kaspischen Meeres über die Mesene und die Susiane bis nach Bahrain und Oman gab.??? Auffällig ist, dass die Persis in der Aufzählung der Bistümer nicht vertreten ist. Das wird als Hinweis darauf zu verstehen sein, dass dieses Gebiet sich besonders streng an die zoroastrische
Religion hielt und keine Konkurrenz durch die neue Religion duldete. 230 231 232 233
Siehe KAwERAU 198sb, 52. KAWERAU 1985a, 31. KAWERAU 1985b, 51. Siehe SACHAU 1915, 17-28.
III.5.2.9. 'THOMASAKTEN UND PERLENLIED
IIL.5.2.9.
Thomasakten und Perlenlied
III.5.2.9.1.
Einleitung und Text
III.5.2.9.1.1.
Einleitung
237
Die Thomasakten sind in sechs syrischen und 75 griechischen Manuskripten überliefert. ”3* Sie sind wohl am Ende des 2. oder zu Beginn des 3. Jhs. n. Chr. entstanden, ursprünglich auf Syrisch, vielleicht in Elam, eher aber in Edessa.”?? Sie „schildern
die Wundertaten und die Mission des Thomas in Indien, gemeint ist aber wahrscheinlich eher der östliche Teil des heutigen Iran“.3° Die Akten wurden sowohl von den Christen als auch den Manichäern und
den Gnostikern benutzt, was darauf hinweist, dass alle diese Religionsgemeinschaften wesentliche Elemente ihres Glaubens in den Texten wiederfanden.’?7 Der Text der Thomasakten
gliedert sich in 170 Abschnitte,
die in der
griechischen Fassung in 13 Taten zusammengefasst werden. Die Paragraphen 108-113 werden vom Perlenlied gebildet. Über die Missionstätigkeit des Thomas gibt es zwei Traditionen, die später
auch miteinander verbunden wurden: Nach der einen Tradition wirkte Thomas
als Apostel der Parther. Edessa bildet einen wichtigen Haftpunkt dieser Tradition. Nach der zweiten Tradition war Thomas der Apostel Indiens.
Bereits in den Thomasakten werden die beiden Traditionen miteinander har-
monisiert.
Auch die Indientradition
ist in Edessa beheimatet.
„[L]es AcTh ont ete
precisement Ecrits pour justifier l’apostolicit€ d’une Eglise chretienne fondee en Inde du Nord-Ouest par des missionaires venus d’Edesse, ... et, d’autre part, pour garantir, sur cette Eglise, une juridiction de l’Eglise perse.“”3? „Les AcTh eux-memes marquent ... le lien unissant P’Inde du Nord-Ouest & la Mesopotamie. ... Les AcTh temoignent donc d’une expansion chretienne en Inde du Nord-Ouest depuis la Mesopotamie.“”#° Der doppelte Bezug zu Edessa spricht natürlich für eine Entstehung der Thomasakten in dieser Stadt. 234 Siehe Po1RIER 1981, 172f.
rechnet ADAM 235 Mit einer Entstehung am Ende des 2. Jhs. in frühgnostischen Kreisen Elams
1959, 71; zugunsten von Edessa, um das Jahr 225, sprechen sich u.a. QuispeL 1967, 39, POIRIER
Entstehung 1981, 271.275, DRIJVERS 1982b, 169, ders. 1997, 298 aus. DrujJvers rechnet mit einer enden vorherrsch ihnen in des Ausdruck greifbarer literarisch in enkratitischen Kreisen; erster
Denkens ist Tatians Diatessaron. Vgl. auch BEYER 1990, 235.
236 SCHUOL 2000, 165.
du Ille siecle“ 237 Bei den Christen ist dabei mit Porrıer an die „chretiente syro-mesopotamienne
zu denken (Po1RIER 1981, 276). 238 Siehe PoIRIER 1981, 269f. 239 PoIRIER 1981, 272f. 240 POIRIER 1981, 273.
238
MARKUS ZEHNDER
Das „Lied von der Perle“ ist in einer”* syrischen und einer griechischen Handschrift erhalten;?*” dabei ist die syrische Version als die ursprüngliche anzusehen. Beim Perlenlied handelt es sich um einen separaten Hymnus, der zusammen mit dem Titel des nachfolgenden Liedes den Thomasakten sekundär beigefügt wurde,”# jedoch — wie aufgrund des Vokabulars anzunehmen ist — älter als diese ist, auch älter als das nachfolgende Lied.”** Das Perlenlied stellt das älteste erhaltene syrische Gedicht überhaupt dar. Das nachfolgende Lied wiederum ist wohl zwar nicht ursprünglicher, aber sehr früher Bestandteil der
Thomasakten. In einigen Kreisen wurde die Hymne durch das Perlenlied ersetzt. Ein Kopierer hat dann die beiden Varianten amalgamiert.”® Als Grund für die Einfügung des Perlenliedes in die Thomasakten können u.
die folgenden inhaltlichen Berührungen angenommen werden: In beiden Texten spielen die Themen der Zwillingschaft und v. a. der Selbst(wieder)erkenntnis eine Rolle.24°
In der Geschichte der Auslegung des Perlenliedes wechselten sich Zuordnungen zu Bardaisanes, zur Gnosis, zur iranischen Religion und zur jüdisch-christlichen Theologie.”# So wurde der Hymnus interpretiert als „descente d’un Sauveur (le Christ, ou le salvator salvatus/salvandus de la gnose) A la recherche de l’äme, tantöt
la qu&te de son ego veritable entreprise par l’äme elle-m&me, tantöt, enfin, la poursuite par le chretien, du royaume, cette perle precieuse dont parle l’evangeliste Matthieu“.*#° QuispeL meint, dass das Perlenlied nicht Ausdruck
einer vorchristlichen, iranischen Gnosis sei, sondern im Geiste des — enkratitischen — syrischen Christentums erklärt werden müsse.” Solche Deutungen haben sich aber — wohl zurecht — nicht durchgesetzt. Wahrscheinlich waren es die Manichäer, die das größte Interesse am Perlenlied hatten und die dieses auch in die Thomasakten eingefügt haben. Das heißt aber nicht, dass es sich beim Perlenlied um eine manichäische Schrift handelt, die den manichäischen Mythos im Detail ausdrückt; vielmehr ist
anzunehmen, dass die Manichäer das Lied sekundär für ihre Zwecke in Beschlag 241 So DRIJvErS 1997, 296; ADAM spricht dagegen von mehreren syrischen und griechischen Manuskripten (siehe ADAM 1959, 48).
242 Die griechische Fassung „stellt eine weiter entwickelte Stufe dar und gehört einer bereits 243 244 245 246 247
systematisch entfalteten Gnosis an“ (ADAM 1959, 48). In der syrischen Variante dem Ms. Add. 14,645. Siehe POIRIER 1981, 179.182. Siehe PoIRIER 1981, 183f. Siehe POIRIER 1981, 309f. Zur Deutungsgeschichte des Perlenliedes siehe PoıRrIER 1981, 31ff. 167. Eine Übersicht über die
wichtigste Literatur bis zum Ende der 80-er Jahre findet sich bei BEvER 1990, 234f. 248 POIRIER 1981, 166.
249 Siehe QuisPEL 1967, 39.
III.5.2.9. 'THOMASAKTEN UND PERLENLIED
239
genommen haben, wie sie das auch in anderen Fällen getan haben.”°° Der Grund für ihr Vorgehen liegt darin, dass sie darin „une certaine illustration du destin de
Mani, i.e. une parabole de ce qu’avait et la mission de Mani“, sahen.?°' Der zeitliche Rahmen dieser Aneignung kann wie folgt näher eingegrenzt werden: „Cette ceuvre, connue dans les milieux syriaques soumis A l’influence parthe oü le manicheisme s’est affırme tres töt, n’a pu £tre utilise par les Manicheens qu’au moment olı a commence A se constituer le corpus litteraire de ’Eglise manicheenne. Si l’on fixe & 240 le debut de la predication de Mani, on peut situer dans
la seconde moitie du Ile siecle le processus d’appropriation de ’Hymne de la Perle par les manich&ens.“”’* Das Perlenlied selber ist weder deutlich christlich noch eindeutig manichäisch oder gnostisch, aber eindeutig — wie noch zu zeigen sein wird — parthisch.?3 Das trifft insbesondere auf die geographische wie auf die soziologische Perspektive, die dem Lied zugrunde liegt, zu.”’* Seine Entstehung ist höchstwahrscheinlich in der Zeit vor dem Bekanntwerden der christlichen Botschaft anzusetzen, vielleicht in der 2. Hälfte des ı. Jhs. (in Edessa?).255 Bei Apam finden sich dazu folgende Erwägungen: „Angesichts der
alter-tümlichen Sprache wird das Perlenlied noch in die Zeit vor der Peschitta gehören, also in die Jahre zwischen so und 70 n. Chr. ... Als Verfasser des Liedes
wäre ein Syrer zu denken, der sowohl mit der spätjüdischen als auch mit der parthischen Geisteswelt vertraut gewesen ist. Der Stoff ist dem parthischen Mythos und der spätjüdischen Weisheitsdichtung entnommen ....... Wenn das Wagnis einer Lokalisierung unternommen werden soll, so könnte man an Edessa in der Zeit des ersten nachchristlichen Jahrhunderts denken; man hätte sich
vorzustellen, dass der Stadtkönig damals bereits die Erhöhung Edessas zu einem eigenen Königtum im Rahmen des parthischen Reiches erhoffte, wie sie um IIO n.Chr. ja gelang, und dass er sich den parthischen Mythos in säkularisierter, epischer Form zusingen ließ. ... Man könnte dann an das Jahr 66 denken, als der parthische König von Armenien ... zusammen mit Vologeses, Pakoros und 250 Siehe PoIRIER 1981, 311f.
ası POIRIER 1981, 312. Auch WIDENGREN weist darauf hin, dass die religiösen Anschauungen des Gedichts mit den leitenden Ideen des Manichäismus in weitreichendem Maße übereinstimmen (indisch-) (siehe WIDENGREN 1952, 107). Er legt zudem großes Gewicht auf den Nachweis der
iranischen Herkunft der hier zutage tretenden Erlösungsvorstellungen.
252 POIRIER 1981, 317. parthischer 253 Dagegen bezeichnet WIDENGREN 1960, 27, das Perlenlied als „ein Dokument EN (WIDENGR Gnosis“ der Dokument klassisches „ein es er nennt Gnosis“; an anderer Stelle 1952, 105). 254 Siehe WIDENGREN 1952, 107-109. r und sprachlicher 25; So ApaM 1959, 75. ScHuoL dagegen meint: „Aufgrund inhaltliche
chen Berührungen dieses Abschnittes der Thomasakten mit der mandäischen und manichäis 2000, (ScHuoL ssen“ ausgeschlo nicht Literatur wird die Mesene als Heimat des Verfassers 165f.).
240
MARKUS ZEHNDER
Monobazos die berühmte Reise nach Rom machte. ... Damals war der Herr der Osrhoöne, der wie so viele edessenische Stadtkönige den Namen Abgar trug,
noch Unterkönig des Königs Monobazos von Adiabene. Da Monobazos dem jüdischen Glauben angehörte, konnte Abgar nur dann Aussicht auf Rangerhöhung haben, wenn er seinerseits sich gegen das Judentum stellte und zur parthischen Weltansicht bekannte, das wäre mit dem Perlenliede in der Tat
geschehen. “25°Welche Schwierigkeiten bei der zeitlichen Zuordnung des Liedes bestehen, macht auch die folgende Bemerkung ScHuors deutlich: „Einen Hinweis auf den zeitlichen Rahmen der Handlung ca. 140 v.Chr. gibt die
Nennung der parthischen Hauptstadt östlich von Hyrkanien (also noch nicht Ktesiphon); die Nennung der Mesene als ‚Sammelplatz der Kaufleute des Ostens‘
(Z. 18) und als ‚Hafen der Kaufleute‘ (Z. 70b) spiegelt aber wohl am ehesten die
Verhältnisse in der Region am Persischen Golf seit dem ı. Jh. n. Chr. wider.“?57 Eine in manchen Punkten mit derjenigen Apams übereinstimmende Deutung, die aber dennoch andere Akzente setzt, ist von DRIJVERS vorgetragen
worden:?5® Er rechnet damit, dass das Lied ursprünglich einer jüdisch-christlichen Quelle zuzuordnen ist, dann aber gnostisch bearbeitet und schließlich von den
Manichäern angeeignet wurde. Dass verschiedene Fassungen des Liedes vorliegen, hängt mit seiner theologischen Mehrdeutigkeit zusammen. Letztlich seien sowohl eine jüdisch-christliche wie auch eine gnostische und manichäische Exegese möglich. Aber diese „Auslegungen
sind [eben] nicht eine Exegese e mente
auctoris, sondern Beispiele aus der Geschichte der Exegese dieses Liedes“.59 Primär aufgrund sprachlicher Kriterien setzt BEvEr die Abfassungszeit des Liedes zwischen 250 und 350 n.Chr. an. Seiner Ansicht nach weisen auch die
Ausdehnung des väterlichen Reiches bis über den Indus hinaus und die Darstellung Gottes als Großkönig in die sasanidische Zeit. Zugleich räumt BEver ein, dass der Dichter die Handlung vor 140 v. Chr. spielen lässt, als die parthische Hauptstadt noch östlich von Hyrkanien lag und noch nicht Ktesiphon war.?® Während die für die sasanidische Abfassungszeit genannten Gründe nicht zwingend erscheinen, ist die Unterscheidung zwischen Abfassungszeit und der innerhalb des Gedichts gespiegelten Zeit sicher zutreffend. Als Ort der Entstehung des Liedes nimmt BEvEr die Mesene an, zum einen wegen der besonderen Hervorhebung dieses Landes innerhalb des Gedichts, zum anderen aber auch wegen verschiedener ostaramäischer Sprachmerkmale und schließlich wegen des starken iranischen Einflusses und der vielen Übereinstimmungen mit der mandäischen und manichäischen Literatur.6! 256 ADAM 1959, 5gf. 257 Siehe SCHUOL 2000, 165.
258 Im Anschluss an J.E. ME£nARD. 259 DRIJVERS 1970, 29. 260 Siehe BEYER 1990, 237. 261 Siehe BEyER 1990, 238.
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
III.5.2.9.1.2.
241
Gattung
Im Syrischen wird das Perlenlied als madrasä bezeichnet, was eine bestimmte Art von Hymnus ist, oft von lehrhaftem oder didaktischem Inhalt. „Le terme madrasa
pouvait aussi designer un r&cit d’allure historique, au sens de ‚m&moires‘ ou de commentarii.“”° Ein Hymnus ist das Perlenlied nur in formaler Hinsicht. III.5.2.9.1.3.
Inhalt
“UHP est un recit de quete dont le narrateur est le heros. Ce recit a essentiellement pour objet de raconter un envoi en mission, sous la forme d’une quete, dans le but de soumettre le heros A une Epreuve, au terme de laquelle, s’il
reussit, il sera transform& et rendu apte A jouer un nouveau röle dans la societe. L’argument de ’hymne est donc la mise & l’£preuve en vue de la conqu£te d’un heritage. Dans cette perspective, la quete de la perle est le passage oblige qui permettra au heros de devenir adulte et de se qualifier pour assumer la fonction qui lui est reservee et qui lui sera devolue, si toutefois il s’en est montre digne. ... V’objet recherche n’est pas une fin en soi: dans HP, ce n’est que l’occasion qui est donnee au heros de montrer qu’il peut devenir heritier. ... En ramenant a son pere la perle qu’il a arrachee au serpent, le prince ne fait que prouver qu’il a effectivement re&ussi le ‚beau geste‘ qui montrera sa capacit& d’Etre heritier. ... PHP ... &voque quelque chose qui se rapproche d’une ‚investiture‘. En effet, le vetement semble representer le statut social et familial que le fils du roi possede par naissance, statut qui lui permet de pretendre A un certain röle; .... ... I n'est pas impossible qu’un tel recit se fasse l’&cho de pratiques ayant eu cours dans des monarchies hereditaires, ot le prince, le fils du souverain regnant, est celui qui,
de jure, doit heriter, mais A condition qu’il se qualifie, qu’il subisse une &preuve de passage, qui permettra A son clan de le reconnaitre comme.heritier. Dans le cas de ’HP, l’epreuve est double puisqu’elle marque pour le prince le passage a l’äge adulte.“?% Eine andere Deutung des Perlenliedes findet sich bei BETZ/SCHRAMM. Ihrer
Ansicht nach geht es um einen in parthischer Form überlieferten Ur-Mythos:
„[Dlie Perle, das sei eigentlich die individuelle Seele, die sich im Dunkel der Welt
verloren habe, die in der Leiblichkeit wie in einem Gefängnis eingesperrt sei.
Ägypten stehe einfach für die Fremde, ... den Todesbereich. Der ausgesandte
Prinz ist eine messianische Gestalt, aber er verstrickt sich auch in das gleich-
macherische Dunkel der Materie und muss erst selbst herausgerufen werden, um
als ‚erlöster Erlöser‘ seine Aufgabe erfüllen zu können.“?% Ähnlich wie PoIRIER 262 POIRIER I98I, 200. 263 POIRIER I981, 201-203. 264 BETZ / SCHRAMM 1993, 38f.
242
MARKUS ZEHNDER
denken auch BETZ/SCHRAMM
daran, dass sich im Perlenlied eine Art Ritual
spiegelt, mit dem der Thronerbe seine Mündigkeit unter Beweis stellen muss.?% In manchem ähnlich wie diejenige von BETZ/SCHRAMM, aber mit einer noch deutlicheren zeitgeschichtlichen Zuspitzung, ist die Interpretation von ADAam. Er hält u.a. fest: „Der jüngere Sohn symbolisiert die Gesamtseele, die als zweite
Ausströmung des Lichtgottes gedacht ist. Im Gefolge althergebrachter iranischer Vorstellungen ist sie sowohl die Gesamtheit der Seelen, die sie einzeln in sich enthält und gleichzeitig als Ganzes umschließt, als auch der Erlöser jeder Einzelseele; darum ist sie ihrem vereinigten Wesen nach der erlöste Erlöser. Die Perle aber ist die individuelle Seele, die in dem Gefängnis des Körpers dem Urmenschen gleich mitten im Meere der Welt eingeschlossen ist und von dem in seiner Sphäre unbesieglichen Drachen des irdischen Zeitenlaufes bewacht wird; nur die Nennung des geheimen Namens der Gottheit, nach Magierweise summend rezitiert, vermag den Drachen einzuschläfern“.?% In Bezug aufden Sitz im Leben kommt Apam zu folgendem Schluss: „Vielleicht kann für die Vorlage
des Liedes der Sitz im Leben noch genauer bestimmt werden. ... Das Lied handelt von Befreiung und Aufstieg der Seele, und seiner Rezitation ist befreiende Kraft zu eigen. ... Wir werden an die iranische Vorstellung erinnert, dass die Seele sich am Ende des dritten Tages nach dem Tode von der irdischen Welt losreißt. An diesem Zeitpunkt, beim Morgengrauen des vierten Tages, erreicht die kultische Handlung, die Totenmesse, ihren Höhepunkt und ihre größte Spannung: ‚In diesem Augenblick wird nämlich das Schicksal der Seele fest bestimmt;
...‘. In diese Situation passt der Inhalt des Perlenliedes hinein; es
überträgt das parthische Wissen vom Aufstieg der Seele auf denjenigen, der sich als treuer Gefolgsmann des parthischen Großkönigs fühlt, zugleich aber selber zu den Großen unmittelbar neben seinem Thron gehören will.“?7 Aufgrund seiner Einordnung des Perlenliedes in das edessenische Christentum kommt Quispeı zu folgender Deutung: Der Vater des Prinzen steht für GottVater, die Mutter des Prinzen für den Heiligen Geist, der Bruder des Prinzen
schließlich für den Messias. So seien die drei zusammen Abbild der Trinität gemäß der Auffassung der syrischen Enkratiten; allerdings seien die Verhältnisse im parthischen Reich als Bild benutzt worden, da ja Edessa in dieser Zeit parthisch war.?°8 BEYER sieht im Perlenlied die Ausformulierung einer nicht näher bestimmten synkretistischen Erlösungsreligion, die sich zahlreicher gnostischer Bilder bedient (heimatliche himmlische Lichtwelt, Verdoppelung der Brüder und des Prinzen mit seinem Lichtgewand, Ägypten und die Schlange als Bilder für die böse 265 Entsprechend den Bräuchen in Urartu, wie sie im Bericht Sargons II. über seinen 8. Feldzug deutlich werden. 266 ADAM 1959, 56. 267 ADAM 1959, 6of. 268 Siehe QuisPpEL 1967, ssf.
Ill.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
243
irdische Welt, Abstieg und Aufstieg, Kleiderwechsel als Bild für Körperwechsel, besudelter irdischer Leib, Schlaf und Weckruf, Vergessen der Herkunft und
Wiedererinnern u.a.), ohne doch als eigentlich gnostisch identifiziert werden zu können; denn zum gnostischen Mythos passt nicht, dass die Perle eine viel zu
bedeutungslose Rolle spielt, um als Symbol für den von der Finsternis festgehaltenen Lichtfunken
dienen zu können,
und es fehlen auch die für die
gnostische Literatur typische Weitschweifigkeit und verstiegene Spekulation. ?°9 Was das Verhältnis zu christlichen Vorstellungen betrifft: Verschiedene Züge des Gedichts sind zwar leicht christlich interpretierbar und einige Stellen wurden auch nachträglich „verchristlicht“, aber etwa das Motiv von Zauber und Raub
oder die Darstellung Gottes in der Gestalt eines Großkönigsehepaars mit drei Kindern widerspricht einer christlichen Herleitung des Gedichts.”7° Stattdessen ist nach Beyer das Gedicht folgendermaßen zu deuten: Der Prinz repräsentiert die Seele des Menschen, die im irdischen Leib ihre Herkunft vergisst; das strahlende Gewand steht für ihren himmlischen, das ägyptische für ihren irdischen Leib. Die unsterbliche menschliche Seele, die göttlicher Herkunft ist, darf sich erst dann endgültig mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib (dem Strahlen-
gewand) vereinigen, „wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis (wieder)erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat.“?7!
Drijvers hat in seiner letzten Deutung das Lied als „eine symbolische Darstellung des Lebens von Adam“ verstanden, „dem Menschen, der aus freiem
Willen mit einem Teil seines Erbteils das Vaterhaus, das Paradies, verließ. Seine
Eltern, Gott und der Heilige Geist, sandten ihn aus, und nahmen ihm das Prachtgewand, das Bild Gottes, das sie aber für ihn für die Zeit bereithielten, zu
der er der Schlange die Perle geraubt, d.h. Satan seine Macht genommen hat ... . Dann wird das Ganze wieder rückgängig gemacht, er bekommt sein Prachtgewand, das Bild Gottes, wieder und wird mit seinem Bruder, seinem
himmlischen Doppelgänger, Jesus ... ‚ im (Himmel-JReich herrschen. Der Mensch als Fremdling in Ägypten, der Welt der Dämonen, vergisst seinen
Auftrag, schläft ein, bis ihm ein Brief gesandt wird, d.h. bis das Evangelium Jesu
Gestalt gewinnt. Dann weiß der Mensch wieder, was sein Auftrag in der Welt ist,
er erhascht die Perle, die Schlange (Satan) wird im Namen des Vaters, des
Heiligen Geistes und des Sohnes bezwungen, und ... als Königssohn [kehrt er]
in seine paradiesische himmlische Heimat zurück. Er erhält das Bild Gottes
wieder, der verlorene Sohn wird wieder eingesetzt, der Mensch wird wieder eins in einer Gestalt.“?7?
269 270 271 272
Siehe BEYER 1990, 240. Siehe BEYER 1990, 241. BEYER 1990, 241. DRIJVERS 1997, 297.
244
MARKUS ZEHNDER
IIl.5.2.9.1.4.
Zur Sprache des Perlenliedes
Die Partikel yat in V. 54b und 102a (in V. 5gb als /yth), die dem status constructus des Nomens yt’, „Wesen“,
„Natur“, „Sein“ entspricht, weicht in ihrer Ver-
wendung im Perlenlied vom üblichen Gebrauch im Syrischen ab. Während sie normalerweise zur Bezeichnung der Reflexivität dient, wird sie im Perlenlied zur
Einführung des direkten Objekts verwendet. Diese Funktion kommt der Partikel aber nur in einem sehr frühen Stadium des Syrischen zu.?73 In V. 54b liegt ursprünglich wohl $ryt ’n’ yth vor, was später zu /yth verändert wurde, weil der Abschreiber nicht verstanden hat, dass yar selber schon den Akkusativ markiert.?’*
Auffällig ist die Verwendung.des status absolutus des prädikativen Substantivs anstelle des im Syrischen sonst üblichen status emphaticus, und ebenso des Partizips anstelle des Perfekts zur Bezeichnung länger andauernder Handlungen im Hauptsatz. Auch die häufige Verwendung des status constructus anstelle der Umschreibung mit der Partikel d ist hier zu nennen.?75 Was das Lexikon betrifft, gibt es eine relativ hohe Anzahl von iranischen oder
parthischen Lehnwörtern. Unter denen, die auch sonst im Syrischen geläufig sind, sind die folgenden zu nennen (siehe generell II.4.8.2.): gz’ (V. 4a), gzbr’ (V. 74a, 79a), gwn’ (V. 84a, 96b); Zu denen, die sonst im Syrischen wenig belegt sind, gehören: prwg’ (V. 1ı6b), psgryb’ (V. 48a), wspr’ (V. 1012).
prwg’ Hierbei handelt es sich um ein Nomen parthischer Herkunft, das schon früh ins Se-mitische eingegangen ist. Das Nomen bezeichnet einen Boten, eigentlich den aufwartenden Pagen oder Dienstmann, der „vor“ seinem Gefolgsherrn steht. 276 In den mandäischen Texten bezeichnet das Wort eine himmlische Gestalt, die
gleich-zeitig Botschafterin und Seelenführerin ist.?7”7 Aus einer Glosse in der
Peschitta zu 2 Sam 15,1 geht hervor, dass der prwg’ ein tabellarius war, eine Art Botschafter des Hofs.
PorrıEr bemerkt zur Verwendung des Nomens im Perlenlied: „Il sagit soit
des envoyes du roi pour veiller sur le jeune prince, soit des guides et compagnons
273 Siehe PoIRIER 1981, 191. Eine entsprechende Verwendung von yat findet sich auch z. B. in der
syr. Übersetzung von Gen 1,1, wo auf diese Weise die hebräische Partikel ’r wiedergegeben
wird. 274 Siehe POIRIER 1981, 192f.
275 Zu diesen und weiteren sprachlichen Eigentümlichkeiten siehe BEvER 1990, 237f. 276 Siehe WIDENGREN 1960, 27. 277 Siehe PoIRIER 1981, 235.
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
245
de ce dernier, soit, probablement, des deux & la fois“.?7® Da der Terminus im
Syrischen schon vertraut war, ist nicht ohne weiteres klar, ob er im Perlenlied noch eine (iranisch-)parthische Konnotation trug oder nicht.
Die ursprüngliche Form des Nomens lautet prwng’, der Ausfall des /n/ ist grundsätzlich als Assimilation des /n/ am Silbenende vor einem Konsonanten erklärbar,”7? bleibt aber auffällig.
Ppsgryb’ Der Titel wird in V. ı5s und V. 48a verwendet, und zwar bezogen auf den Bruder des Prinzen, der sonst auch als „Zweiter“ (V. ıs und V. 42) bezeichnet wird. Mit diesem Bruder zusammen soll der Prinz Erbe sein. Der Titel ist in einer Inschrift von Edessa bezeugt: Widmung an „Salmat, die
Königin, die Tochter des Ma‘nu, der psgryb?“ 28°Siebenmal taucht er auch — in verschiedenen Schreibungen — in den Inschriften von Hatra auf (H 28, 36, 195, 287, 367, 368, 375); im Falle von H 28 handelt es sich dabei eindeutig um den
Sohn des Königs. Zwei weitere Belege finden sich im Sogdischen, einer im mittelpersischen manichäischen „Lob des Apostels“.*®! Hier wird von der Ver-
ehrung des gesegneten ps’gryw gesprochen. Dieser ist der Chef der manichäischen Gemeinschaft nach Mani. Da Mani selber als fiktiv anwesender König betrachtet wird,
ist der ps’gryw
hier wohl
als „Stellvertreter“
oder
„Vizeregent“
zu
verstehen. ”°?
Der Titel ist auch im Parthischen und Sogdischen in den Formen ps’gryw und pPgryw belegt.”®? Zur Etymologie siehe die Übersicht über die verschiedenen Vorschläge bei POIRIER 1981, 218-221 (aus dem Semitischen oder dem Iranischen).
Im Anschluss an W.B. Henning ist von einer Ableitung aus dem Iranischen
auszugehen, im Sinne von ps’ + gryw, „nach sich selber“, „Nach-Selbst“.284 Diese
plausible und weitverbreitete etymologische Erklärung des Wortes wurde von ?® Harnack fälschlicherweise zurückgewiesen und durch „Nach-Greifer“ ersetzt. 278 [0°] 279 280 281 -
POIRIER 1981, 236; ähnlich a.a.O. 420. Siehe MURAOKA 1997, 14f. Siehe Inschrift 27 aus Edessa (IIl.5.3.2.2.). Siehe PoIRIER 1981, 217; GNOLI 2002, 80f.; vgl. auch WIDENGREN 1960, 28; BENVENISTE 1966, 58-65. 282 Vgl. MArıcQ 1955, 277; BENVENISTE 1966, 59. — Siehe auch die Ausführungen bei WIDENGREN
1960, 27f. 283 Siehe BENVENISTE 1966, 58. 284 Siehe PoIRIER 1981, 220f.; ebenso GNOLI 2002, 79; ähnlich schon GERSHEVITCH 1954, 125. Zu einer anderen etymologischen Erklärung siehe HArNAcK 1970, 517-519. Zum Typus dieses
Kompositums und weiteren Beispielen aus anderen iranischen Sprachen siehe WEBER 1975, 1-94. zum 285 Dies ergäbe sowohl von der Wortbildung wie von der Wortbedeutung her eine Analogie 58-65. gr. 5180xog. Siehe zum Näheren Harnack 1970, 517-519; vgl. auch BENVENISTE 1966,
246
MARKUS ZEHNDER
Von der Henninsschen Erklärung „Nach-Selbst“ ausgehend wäre sowohl eine Deutung von „nach ihm“ im zeitlichen Sinn möglich (> Thronfolger), als auch eine von „nach ihm“ im gleichzeitigen Sinn (> Vizekönig oder Statthalter).
Während im Falle der Inschriften von Hatra und Edessa sich eher die erste Deutunganbietet, scheint im vorliegenden Fall die zweite vielleicht näherliegend;
wie oben gesehen, brauchen sich die beiden Interpretationsmöglichkeiten aber nicht auszuschließen,
da dem
designierten Thronfolger
schon
bestimmte
Regierungsaufgaben übertragen worden sein können.?®° Siehe insgesamt dazu II.4.2.6.2. wspr’ Bei wspr’ (siehe V. 101a) handeltes sich um einen Titel parthischer Herkunft, der
in der parthischen Zeit nur an der vorliegenden Stelle als Lehnwort im Syrischen belegt ist. Er bezeichnet „celui qui descend de rois, qui est de souche royale“.287
Im Aramäischen wird der Titel regelmäßig mit br byt’ wiedergegeben. Je nachdem kann wspr’ einen Prinzen neben dem Erbprinzen bezeichnen.?®® gzbr’
Auch dieser Titel ist mit Sicherheit iranischer Herkunft; er ist aber schon früh in andere Sprachen eingedrungen, neben dem Griechischen und Lateinischen auch ins Aramäische, zur Bezeichnung des „Schatzmeisters“.*®9 Eine Abhängigkeit in umge-kehrter Richtung vom Aramäischen ins Iranische ist auszuschließen. Das Wort bezeichnet auch eine bestimmte Funktion in der parthischen Hierarchie,
aber im Perlenlied steht die entsprechende Konnotation nicht im Vordergrund. trayana Diese mit „Zweiter“ wiederzugebende Bezeichnung taucht im Perlenlied in den
Versen 15, 42 und 60 auf, mit Bezug auf den Bruder des Prinzen; es handelt sich bei ihr offensichtlich um eine Lehnübersetzung aus dem Parthischen.?%
Es gibt viele Erwähnungen eines „Zweiten“ auch in griechischen und lateinischen Texten, mit einem deutlichen Schwergewicht mit Bezug auf den
Iran, wobei sowohl die achämenidische als auch die parthische und die 286 Vgl. GnoLi 2002, 86. 287 POIRIER 1981, 229. Ähnlich auch HARNACK 1970, 519-523. Siehe auch BENVENISTE 1966, 23. Nach WIDENGREN (im Anschluss an SCHAEDER) ist das iranische väspür Bezeichnung der dritten Klasse des Feudaladels und parthischer Herkunft (siehe WIDENGREN 1952, 108). 288 Siehe HARNACK 1970, 523; vgl. POIRIER 1981, 230f. Siehe zum Ganzen auch BENVENISTE 1966, 23-26. ; 289 Siehe PoIRIER 1981, 237. 290 Siehe POIRIER 1981, 226.
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
247
sasanidische Periode betroffen sind.??' Die armenischen Texte zeigen, dass es sich bei trayanäa nicht um einen allgemeinen Ehrentitel handelt, sondern um die Bezeichnung einer spezifischen Funktion.??? „Il s’agit, pr&cisement, du premier
personnage du royaume, celui qui, par le pouvoir effectif et par l’honneur, vient immediatement apres le roi, lequel exerce la ‚primaut£‘.“”% Der Titel gehört also
in die Nähe von psgryb”. mik mik’ Auch dieser in V. 38 und V. 104f. belegte Titel ist — trotz der sprachlich ganz und gar semitischen Gestalt — im vorliegenden Fall die Lehnübersetzung einer Wendung parthischer Herkunft.”?+ Nach V. 38 scheint es, dass der Vater des Prinzen selber der König der Könige ist, der Vasallen hat; V. 104f. erweckt dagegen den Eindruck, dass es sich beim Vater des Prinzen um einen Vasallen des Königs der Könige handelt. „Au plan historique, il est loin d’Etre impossible ou incongru de voir le titre de ‚roi des rois‘
applique A la fois au suzerain et A un des ses vassaux. ... ‚puisque toute une serie de princes parthes, au 1er siecle apres J.-C., ont porte le titre de ‚roi des rois‘, iln’y a pas contradiction A ce qu’apparaissent deux ‚rois des rois‘.“”%
pi’
Hierbei dürfte es sich um eine Lehnübersetzung des parthischen parxastäran handeln, als Terminus der feudalen Fachsprache zur Bezeichnung der gewöhnlichen Edelleute.?%
Zu erwähnen sind verschiedene weitere iranische bzw. parthische Lehnwörter: garkedna, „Chalzedon“, espezza, „Gasthaus“, aparsan, „Ratschluss“.”” Vgl. oben
1.4.8.2.
All diese Termini, zusammen mit den geographischen Hinweisen, machen deutlich, dass das Perlenlied bzw. die in ihm dargestellte Szenerie im parthischen Herrschaftsbereich verwurzelt ist.??? Hinzu
kommen
allgemein
iranische
Motive.
So
ist etwa
das
Epitheton
„schnaubender Drache“ (V. 13.58) indo-iranisch; schon Vrtra wird im Rigveda
291 292 293 294 295 296 297 298
Siehe PoIRIER 1981, 224f. Siehe POIRIER I981, 225. POIRIER I981, 227. Zur Verbreitung des Titels siehe PoIRIER 1981, 240f. POIRIER I981, 242. Siehe WIDENGREN 1960, 30. Siehe dazu WIDENGREN 1960, 29; vgl. DERS. 1952, III. So auch WIDENGREN 1960, 39f.
MARKUS ZEHNDER
248
mit solchen Epitheta versehen. Verbindungen bestehen auch zwischen der Drachentötung und dem iranischen Jahresfest, z. B. zur Befreiung des weiblichen Wesens und zum hieros gamos.”?? Weiter ist die in V. 2 des Perlenliedes belegte Institution
des „Erziehers“
(syr. mrbyny)
typisch für die feudale
iranische
Gesellschaft.3° Hinzuweisen ist auch auf das Kleid, das der Prinz nach vollbrachter Tat (wieder)bekommt: „La personnification du vetement, et surtout le
fait qu’il grandit selon les labeurs de celui & qui il est destine, n’est pas sans rappeler un trait de l’eschatologie iranienne ... Yast 22. D’apres ce texte, A la fın
de la troisieme nuit qui suit la mort d’un homme, ... la somme de tout ce qu’il a fait, en bien ou en mal, pendant sa vie, vient a sa rencontre sous la forme d’une
jeune femme ...“; „Le rapprochement entre ’HP et ce texte repose sur le fait que, dans l’un et Pautre texte, il ya correspondance entre, d’une part, la valeur morale
et la vaillance de l’individu, et d’autre part, l’entit€ qui vient vers lui, que ce soit son vetement ou sa propre religion, personnifies dans un cas comme dans l’autre“ 3% BEYER rekonstruiert als durchgängiges Metrum den Zwölfsilber; wo er nicht vorliegt, rechnet er mit nachträglichen Textänderungen.
III.s.2.9.1.5. Der Text des Perlenlieds mit Übersetzung?”
I
kd ’n’ Sbr ylwd . w‘'mr bmikwty byt ’by . Als ich ein kleines Kind war und in meinem Königreich, dem Haus meines Vaters, wohnte,
>;
wb‘wtr’ wbg’wt’ . dmrbyny mnh hwyt . und ich befriedigt war im Reichtum und im Überfluss meiner Ernährer,
299 Siehe zum Näheren WIDENGREN 1960, 40f. (Anm. 140).
300 Die Institution wird häufigaufindogermanische Wurzeln zurückgeführt und als Element einer Gesellschaftsstruktur angesehen, die sich von der semitischen deutlich unterscheidet; siehe WIDENGREN
1960, 58f.; vgl. auch BETZ/SCHRAMM
1993, 19. Immerhin
belegt aber eine
nabatäisch-griechische Inschrift von Umm al-Gimal, dass auch der etwa in die Mitte des 3. Jhs. n.Chr.
zu datierende Araberkönig Gadimathos
einen
„Erzieher“
hatte (siehe Hackt/
JENNI/SCHNEIDER 2003, 197f.). Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass die jeweiligen für „Erzieher“ verwendeten Termini nicht übereinstimmen (der „Erzieher“ des Gadimathos wird als rbw bezeichnet).
Von der Institution des Erziehers (bzw. der weiblichen Entsprechung, der „Amme‘“) ist auch an anderen Stellen der Thomasakten die Rede ($$ 34 und 120). 301 POIRIER 1981, 433f. Eine noch genauere Entsprechung zu V. 92 des Perlenliedes findet sich bei
Ephrem, Hymnen auf das Paradies: „c’est la porte du paradis qui s’ajuste A la taille de ceux qui passent par elle, et qui rend ainsi manifeste ce qu’ils sont“ (POIRIER 1981, 434). 302 Die Wiedergabe des Konsonantenbestandes folgt POIRIER 1981; die Interpunktion entspricht weitgehend WRIGHT 1876.
IIl.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
249
mn Mdnh’ mtn . zwdw ’bhy Sdrwny . da entsandten mich vom Östen, unserer Heimat, meine Eltern, nachdem sie mich ausgerüstet hatten.
wmn “wtr’ dbyt gen . 'kbr smdw ly mwbl . Und aus dem Reichtum unseres Schatzhauses nahmen sie und banden für mich eine Last,
sgy hy waglyl . d’n’ Ihwdy ’sqlyh . viel, und doch leicht, die ich allein tragen konnte:
dhb’ hy dByt ‘ly . ws’m’ dGzk rbt’ . Gold aus Bet ‘Elayye (= Hochland) und Silber von Gazzak, der Großen,
wgrkdny Hndw . wptwtk’ dmn Byt Qin.. und Chalzedonsteine aus Indien, und Achate von Bet Kuschan.
whzqwn b’dmws . dlprzl’ hy shq’ . Und sie umgürteten mich mit Diamant, der Eisen zerbricht.
wslhwny {lzhywr’} . dbhwbhwn “bawh ly.
Und sie nahmen von mir das Prachtgewand, welches sie in ihrer Liebe für mich gemacht hatten, IO
II
witwgy dzhwryt’ . d‘! qwmty mmsh zayr . und die purpurne Toga, die gemessen war nach meiner Größe und gewebt. wbdw “my hwrgn’ . wktbwhy blby dl’ nıt” .
Und sie schlossen mit mir eine Übereinkunft, und sie schrieben sie in 12
13
mein Herz, dass sie nicht vergessen gehe: {a’n} thwt lgw Msryn : wthtyh Imrgnyt’ . ha’. Wenn du nach Ägypten hinabgehst und die Perle holst, die eine, hy d’ytyh bgw ym’ : hdrwhy dhwy' yg’: welche in der Mitte des Meeres ist, neben der fauchenden Schlange,
14
tlbsyh Izhytk : witwgk d’lyh mnh. sollst du dein Prachtgewand wieder anziehen, und deine Toga, mit der
15
du befriedigt bist. wm ’hwk trynn . {yrwt} bmikwin thw".
16
Bert} Mdnh’ nhtt .kd my tryn prwayn .
Und mit deinem Bruder, unserem Zweiten, sollst du Erbe sein in unserem Königreich.
MARKUS ZEHNDER
250
Ich verließ den Osten und ging hinab, wobei mit mir zwei Boten
waren, 17
d’wrh’ dhyP witl . w’n’ Sbr ’n’ Imrayh .
denn der Weg war gefährlich und beschwerlich, und ich war noch (zu)
jung, ihn (allein) zu gehen. 18
19
20
2I
“ort thwmy Mysn . swb’ dtgry Mdnh’ . Ich durchzog das Gebiet der Mesene, dem Sammelplatz der Händler des Ostens, wmtyt Pr‘ Bbl. w‘lt bswryh dSrbwg . und gelangte zum Land Babel, und ich trat ein in die Mauern von Sarbug. nhtt ly lgw Msryn . wmlwyny mny prsw . Ich ging hinab nach Ägypten, und meine Begleiter trennten sich von mir. tryst lwt hwy’ . hdrwhy d’spzh Sryt . Ich ging direkt zur Schlange und wohnte neben ihrem Rastplatz,
22
23
“dnnwm w‘d nskb . wmnh Imrgnyty ’Sglyh . bis sie schläfrig würde und bis sie einschlafe und ich von ihr meine Perle wegnehmen könnte. wdhd hwyt mswhd hwyt.lbny ’Spzy nwkry hwyt . Und da ich allein war und vereinzelt, war ich meinen Mitgenossen fremd;
24
lbr gnsy brh’r’ : mn Mdnhy’ tmn hayt . ich sah dort einen Stammesgenossen von mir, einen Freien, von den Ostleuten,
25
Ich? p’y’ hsyd’ . br msh’ . einen Jüngling, schön und anmutig, einen Sohn von Ölhändlern (?).
26
wly ’t’ wngp . Und er kam zu mir und schloss sich (mir) an.
27
w‘bdth br 'nyny . hbr’ dt’gwrty Ih swipt. Und ich machte ihn zu meinem Vertrauten, einem Genossen, mit
dem ich meine Ware (bzw. mein Vorhaben) teilte. 28
zhrth mn Msry’ . wmn ngphwn dmsyb’ . Ich warnte ihn vor den Agyptern und davor, sich den Unreinen anzuschließen.
III.5.2.9. 'THOMASAKTEN UND PERLENLIED
29
251
w’yk Ibwshwn Ibst .dl nskrwnny dmn lbr ’iyt. Und ich kleidete mich entsprechend ihrer Kleidung, so dass sie mich nicht verdächtigten, von außen gekommen zu sein,
30
d’sbyh Imrenyt’ . wn‘yrwnyhy Ihwy’ “ly. um die Perle zu behändigen, und sie die Schlange gegen mich aufweckten.
31
wb’yd’ mn “Ill” . rggw by dl’ hwyt br mthwn . Aber auf irgend eine Weise (bzw. aus irgend einem Grund) fühlten sie an mir, dass ich nicht ihr Landsmann war,
32
whltw ‘my bnklyhwn . ’p ’tmwny m’kwlthwn . und sie verkehrten mit mir in verderblicher Absicht und gaben mir von ihrem Essen.
33
£‘yt dor mik’ ’n’ . wplht Imik’ dylhwn . Ich vergaß, dass ich ein Königssohn bin, und diente ihrem König.
34
wr‘yth Imrgnyt’ . d’lyh ’bhy sdrwny . Und ich vergaß die Perle, um deretwillen mich meine Eltern geschickt hatten.
35
wbywgr’ dtwrpyhwn .Skbt bsnt’ “myqt’. Und wegen der Last ihrer Malträtierung versank ich in tiefen Schlaf.
36
wbhlyn klhyn dgdsny . ’bhy rgsw whsw “ly. Aber all das, was mir widerfuhr, fühlten meine Eltern und sorgten sich
um mich. 37
w’tkrz bmlkwin .dklns ltr'n nstgr.
Und es wurde in unserem Königreich RS unserem Tor kommen sollte: 38
39
40
4I
dass jedermann zu
mik’ wriy Prtw . wkl rwrbny Mdnb’ .
die Könige und Fürsten von Parthien, und alle Gewaltigen des Ostens. watrw “ly ’prsn’ .d’n’ bMsryn U’ ’stbq. Und sie fassten über mich einen Beschluss, dass ich nicht in Ägypten gelassen werden sollte; wktbw by ’ygrt .wkl rwrbn’ Smh bh ’rmy . Und sie schrieben mir einen Brief, und jeder Gewaltige setzte seinen Namen darauf: mn ’bwk milk mik’ .w'mk ’hydt Mdnb’ .
MARKUS ZEHNDER
262
Von deinem Vater, dem König der Könige, und deiner Mutter, der Herrscherin des Ostens,
42
wmn ’hwk trynn . Ik brn dbMsryn sim . und von deinem Bruder, unserem Zweiten, an dich, unseren Sohn in
Ägypten, Friede. 43
nd wgwm mn Sntk. wml d’grtn sm‘ . Auf, erhebe dich von deinem Schlaf, und höre die Worte unseres Briefes.
’Yhd dbr mik’ ’nt .hzy "bdwt’ Imn plht.
45 46
Erinnere dich, dass du Königssohn bist. Sieh die Knechtschaft, wem du dienst. “hdyh Imrgnyt’ . d’lyh IMsryn "stgrt. Erinnere dich der Perle, wegen welcher du nach Ägypten gelangt bist. ’tdkryh Izhytk . witwgk g’y’ "hd. Gedenke deines Prachtgewands und erinnere dich deiner stolzen Toga,
47
dtlbs wtstbt .dbspr hlys’ smk ’tqry . mit welcher du dich kleiden und schmücken sollst, so dass im Buch
der Helden dein Name gelesen werde, 48
wm ’hwk [psgrybn} 'mh bmikwin thw” . und du mit deinem Bruder, unserem Statthalter, mit ihm in unserem
49
Königreich seist. w’ygrty ’ygrt’ hy . dmik’ bymynh htmh . Und mein Brief (= der Brief an mich) war ein Brief, den der König mit
5o
SI
seiner Rechten gesiegelt hatte, mn by bny Bbl. wdyw’ mryr’ dSrbwg . (zum Schutz) vor den Bösen, den Babyloniern, und den rebellischen Dämonen von Sarbug. prht bdmwt nsr’ . mik’ dklh prht’ . Er flog nach dem Bild eines Adlers, dem König aller Vögel;
52
53
prht wsknt s’ydy . wklh hwt Ih mit’ . er flog und ließ sich zu meiner Seite nieder, und er wurde ganz Wort. Iglh wigl dgsth . ndt wgmt mn Snty . Auf seine Stimme und den Laut seines Rauschens erhob ich mich und stand auf von meinem Schlaf.
54
Sglth wnsgth . wsryt ’n’ lyth qryt .
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
253
Ich nahm ihn auf und küsste ihn, und ich begann und las ihn.
55
w‘l hw dblby rsym . mlyh d’ygrty ’tktb . Und so, wie es in meinem Herzen eingegraben war, waren die Worte meines Briefes geschrieben.
56
“hdt dbr mik’ ’n’ . wh’rwty kynh pgd’ . Ich erinnerte mich, dass ich Königssohn war (bzw. bin), und meine Freiheit festigte ihre Natur.
57
“hat Imrgnyt’ .d‘lyh IMsryn "start. Ich erinnerte mich der Perle, wegen welcher ich nach Ägypten gesandt war.
58
wsryt mmg ’n’ Ih . Ihhy’ dhyl’ wsyg’ . Und ich begann zu beschwören sie, die gefährliche und fauchende
2
Schlange. ’nymth w’skbth . dsm ’by “lwhy ’n’ "tdkrt. Ich machte sie schlummern und schlafen, denn den Namen meines Vaters nannte ich über ihr,
60
wsmh diryn . wd’my mikt Mdnh’ . und den Namen unseres Zweiten und meiner Mutter, der Königin des Ostens.
61
whtpth Imrgnyt’ . w‘tpt d’pn’ Ibyt ’by. Und ich schnappte die Perle und wandte mich, zum Haus meines Vaters zurückzukehren.
62
wlbwshwn 5” wtm” . sIht wsbgth b’trhwn .
Und ihr schmutziges und unreines Kleid legte ich ab und ließ es in ihrem Land.
63
wirsth Imrdyty dt’t’ . Inwhr’ dmtn Manh’ . Und ich schlug meinen Reiseweg ein, zu kommen zum Licht unseres Landes, des Ostens.
64
wl’ygrty m‘yrnyty . gdmy b’wrh’ ’skht . Und meinen Brief, meinen Erwecker, fand ich vor mir auf dem Pfad;
65
w’yk dbglh ”yrtn . twb bnwhrh ly mabr’ . und wie er mich mit seiner Stimme geweckt hatte, so leitete er mich (jetzt) mit seinem Licht;
dsyry’ bslygwn . qdmy bhwrh mprg' denn die königliche Seide erstrahlte vor mir in ihrer leuchtenden Farbe,
254
MARKUS ZEHNDER
67
wbglh wbhdywth . twbn rhybwty mlbb’ . und durch seine Stimme und durch seine Führung ermutigte er mein Eilen,
68
wbhwbh Inga’} ly. und durch seine Liebe trieb er mich an.
69
npgt “brth ISrbwg.$bgt IBbl Ismly .
Ich zog weiter und zog vorbei an Sarbug; ich ließ Babylon zu meiner Linken, 709
wmtyt IMysn rbt’ . IIm’nhwn dtgr’ . und ich erreichte das große Mesene, den Hafen der Kaufleute,
71
db‘brh dym’ ytb’ . das an der Küste des Meeres sitzt.
72
{wlzhyty} dslht hwyt . witwgy dbh m‘tp’.
Und mein Prachtkleid, das ich abgelegt hatte, und meine Toga, in die es gewickelt war, 7a
mn rmt’ [d]Wrgn ltmn ’bhy Sarwh . von den Höhen Hyrkaniens dorthin sandten es meine Eltern,
74
b’yd’ dezbryhwn . dbsrrhwn “lyh mhymnyn . durch ihre Schatzkämmerer, die in ihrer Treue damit betraut werden konnten.
73
wal “hd hwyt tgmh . dbsbrwty Sbgth byt ’by. Aber ich erinnerte mich seiner Art nicht, denn in meiner Kindheit
hatte ich es verlassen im Haus meines Vaters. 76
re 78
mn Sly’ kd ’gblth . Imhzyty Ibws° dmt ly. Plötzlich, als ich es empfing, schien das Kleid ein Abbild meiner selbst zu werden. klh bkwl hzyt .w’p ’n’ Ikwl bh ’gblt. Ich sah es im Ganzen als Ganzes, und ich empfing das Ganze in ihm; dtryn hnn bpwrin’ . whd twb hnn bha’ dmw . denn wir waren
79
zwei in Verschiedenheit,
und doch eins in einer
Gleichheit. w’p Ihwn Igzbr’ . dly ’ytywh hkn hzyt . Und auch die Schatzkämmerer, die es mir gebracht hatten, sah ich ebenso:
80
diryn ’nwn ha’ dmw ’nwn . dhd nys mik’ r!ym bhwn .
IIl.5.2.9. 'THOMASAKTEN UND PERLENLIED
255
als zwei und doch als eine Gleichheit, denn das eine Bild des Königs 81
war auf sie geprägt, d’ydwhy dpny ly . Igw‘Iny wwiry b’ydhwn . durch die Hände dessen, der mir zugewandt hatte meinen Schatz und
meinen Reichtum durch ihre Hand, 82
{lzhyty} msbtt’ . dbgwn’ g’y’ msbt’ .
mein Prachtgewand, das geziert war mit dem Schmuck herrlicher Farben,
83
84
bahb’ wbbrwP . wgrkdn’ wptwtk’ . mit Gold und mit Beryllen und Chalzedonsteinen und Achaten, wsrdwn’ pryst gwn’ . ’p hy brwmh mtqn’ . und Sardonyxsteinen, verschieden an Farbe. Es war in seiner Höhe zubereitet (?),
85
wbk’p’ d’dmws . kwl $ryth mgb'n . und mit Diamantensteinen waren alle seine Säume benäht.
86
wsimh dmlk mik’ . klh bklh msq wsyr .
Und das Bild des Königs der Könige war ganz in seiner Ganzheit einge-stickt und gemalt;
87
fw’yk} k’p’ dspyl . twbn krwmyh mptk’. und wie Saphirsteine waren die Spangen gemäß ihrer Erhabenheit.
88
whzyt twb dbklh . zw‘y yd't’ rptyn.. Und
ich sah weiter, dass über ihm insgesamt die Regungen
der
Erkenntnis aufzuckten, 89
w’yk dimmllw . twb hzyth dmt'td’ . und ich sah, dass es sich wie zu sprechen anschickte. gl n'mth Sm‘t .d’m {mhtyh} mrtm’ .
9I
92
93
Ich hörte die Stimme seiner Gesänge, dass es raunte mit den mit ihm Niedersteigenden: dhw {hn’} zryz ‘ba’ . dlh rbywny gdmwhy d’by. Ich bin der Eifrige der Taten, wenn sie für ihn vor meinem Vater wuchsen; w’p ’n’ {mrg®’} hwyt by . dqwmty ’yk 'mlwhy rby' . und ich habe auch an mir gespürt, dass meine Größe zunahm entsprechend seinen Werken. wbzw‘yh miky’ . kwih hoty mstp" .
MARKUS ZEHNDER
256
Und mit seinen königlichen Bewegungen, streckte es sich ganz aus zu mir, 94
w ’yd’ dyhwbyh mstrhb’ ’yk d’sglyh . und an der Hand seiner Geber eilte es, dass ich es nehmen möchte.
95
w’p Iy hwby zgt hw’ . d’rht P’wr‘h w’gblyh . Und auch mich drängte meine Liebe zu laufen, um es zu treffen und
es zu empfangen. 96
w’tpstt wgblth . bswpr’ dgwnyh ’stbtt .
Und ich streckte mich vor und empfing es; mit der Schönheit seiner Farben schmückte ich mich, 7
wltwgy nsyh gwn’ .klh Iklh ’t‘tpt. und meine Toga mit glänzenden Farben in ihrer Ganzheit umwickelte ich mir.
98
lbst bh w’rlyt.ltr‘ Sim’ wsgrt’ .
Ich bekleidete mich mit ihr und ging hinauf zum Tor der Begrüßung und der Ehrerweisung. 99
IOO
kpt rySy wsgrt Ih . lzywh d’by [d]ly sarh . Ich neigte mein Haupt und erwies ihm Ehre, dem Lichtglanz meines Vaters, der es mir gesandt hatte; d’bat Ipwgdnwhy . w’p hw
d’stwady ‘bd.
denn ich hatte seine Befehle ausgeführt und auch er hatte getan, was er verheißen hatte. IOI
wbtr” dwsprwhy . 'm rwrbnwhy ’thltt. Und am Tor seiner Satrapen mischte ich mich unter seine Gewaltigen;
102
dhdy by wgbl yty . w‘'mh bmikwth hwyt. denn er erfreute sich an mir und empfing mich, und ich war bei ihm in seinem Königreich.
103 104
wbgl ddrws’ .kwl plhwhy Ih msbhyn . . Und mit der Stimme des Lobes (?) priesen ihn alle seine Diener. w’stwdy dltr” twb . dmik mik’ “mh ’stgr . Und er verhieß, dass ich mit ihm zum Tor des Königs der Könige gehen sollte,
105
wbqwrbny wbmrgnyty . ‘mh Imikn ’thz? . um mit meiner Darbringung und mit meiner Perle zusammen mit ihm vor unserem König zu erscheinen.
III.5.2.9. 'THOMASAKTEN UND PERLENLIED
257
III.5.2.9.1.6. Anmerkungen zum Text V. 2: Der Osten ist möglicherweise als Symbol für die göttliche Welt zu verstehen.
Die „Ernährer“ können auch als „Erzieher“ übersetzt werden.
Eine Erwähnung
der für die feudale iranische Gesellschaft typischen
Institution des Erziehers findet sich auch in $ 34 der Thomasakten. V. 5: Alternativ wäre der zweite Halbvers mit „so dass ich sie allein tragen könnte“ zu übersetzen.
ir 6: Bei Gazzak der Großen handelt es sich entweder um Ghazna in der
Sogdiane oder um Ghazni südwestlich von Kabul. V. 7f.: Die Chalcedonsteine aus Indien und die Achate aus Bet Kuschan weisen
auf die parthischen Handelskontakte in den ferneren Osten. Die Ausrüstung des Prinzen mit wertvollen Steinen ist als Gepäck eines reisenden Händlers zu deuten (vgl. auch V. 27).?°*
V. of.: Hier ist vom Kleid die Rede, das der Prinz ablegt; „le vetement ... designe la condition princiere du heros qu’il doit momentan&ment abandonner“.3% Die Bezeichnung „Toga“ ist kaum als Hinweis darauf zu deuten, dass der
Prinz ein Obergewand im römisch-westlichen Stil getragen hat; vielmehr ist sie Zeichen der griechisch-römischen Beeinflussung der Sprache des Verfassers. 72: Ägypten wird erwähnt als der Ort, an dem die Schlange wohnt. Die
negative Wertung Ägyptens findet sich sowohl in der jüdisch-christlichen wie z.T. auch in der gnostischen Tradition.3% Dass von der einen (hd’) Perle die Rede ist, muss nicht zwingend auf den
Einfluss der syrischen Version von Mt 13,46 zurückzuführen sein.?”” Der Perlensymbolismus wird im Lied nicht entwickelt. . 14: BEYER übersetzt die zweite Vershälfte mit „und deine Toga, die darüber
getragen wird“.3% . Is: BEYER setzt am Anfang des zweiten Halbverses das iranische Lehnwort krwz, „Rufer“, an die Stelle von yrwt.? . 18: BEyER emendiert thwmy Mysn zu thwm Mysn und übersetzt „Grenze von Mesene“.3'°
303
So BEYER 1990, 251.
304 Siehe PoıRTER 1981, 411. 305 POIRIER 1981, 413f. 306 Siehe POIRIER 1981, 416; vgl. auch QuispEL 1967, 61f. 307 Siehe PoIRIER 1981, 417; anders BEYER 1990, 12f. 308 BEYER 1990, 243. 309 BEYER 1990, 242f. 310
BEYER 1990, 242.
MARKUS ZEHNDER
258
Die Mesene wird explizit als „Herberge“ bzw. „Sammelplatz“ der Kaufleute des Ostens bezeichnet. Ähnlich auch V. 70. „Von den Hafenstädten des
parthischen Vasallenkönigtums Characene-Möshan liefen die großen und kleinen Indienfahrer aus. So wird Meshan im ‚Lied von der Perle‘ mit Recht der Ort genannt, der ‚der Sammelpunkt der Kaufleute des Ostens‘ war“U
„Da die erste Station auf dem Abstieg nach Ägypten der Kleinstaat Mesene am Persischen Golf ... ist, kann der Ausgangspunkt der Reise natürlich nicht die parthische (seit etwa 140 v. Chr.) und sasanidische Hauptstadt Ktesiphon
... gewesen sein. Vielmehr muss die königliche Residenz ganz im Osten vorgestellt sein, nach 73a offenbar hinter dem Gebirge von Hyrkanien, also wohl in der Parthyene (Nisa?)“.?'? . 19: Bei Sarbug muss es sich um die nordwestliche Spitze der Route von der Mesene nach Ägypten handeln. Möglich ist eine Verlesung aus Mnbg, Mabbug/Hierapolis, zwischen Edessa und Antiochia gelegen, oder eine Verschmelzung der Ortsnamen Mabbug und Sarug.?" . 25: BEYER zieht die zweite Hälfte von V. 25 zu V. 26; statt br m$h’ liest er br
msht und übersetzt „von gleichem Alter wie ich“.3" . 26f.: Vom Gefährten aus der Heimat heißt es: „Und ich machte ihn zu meinem Vertrauten, zum Genossen, mit dem ich meine Ware teilte“.35 Das
weist erneut auf die merkantile Seite des Wesens des Königssohns, damit auch auf die enge Beziehung zwischen parthischem Königtum und Handel.3"° Vielleicht ist br msh’ gar als Ölhändler zu übersetzen.3'7 . 28: BEYER emendiert zhrth zu zhrn und übersetzt „Er warnte mich“.3"3
. 33-35: Das Thema des Vergessens kommt der gnostischen Beschreibung des
Zustands des Menschen, der noch nicht die Erkenntnis empfangen hat, am nächsten.?'? Auch nach Platon vergisst die Seele ihre Herkunft, wenn sie einen irdischen Leib angenommen hat. V. 37: „Unser Tor“ (tr'n) als Bezeichnung des Königshofes ist typisch iranisch.3?° Derselbe Terminus taucht auch in V. 104 auf, wohl mit identischer
Bedeutung. 311
WIDENGREN 1960, II. — Siehe zum Näheren auch die Ausführungen zu den entsprechenden
Stellen in III.5.3.4. BEYER 1990, 253. 313 Siehe BEYER 1990, 254. 312
314
BEYER 1990, 244f.
315
ADAM 1959, 50.
316
Vgl. QuispeL 1967, 48.
So WRIGHT 1876, 240. BEYER 1990, 244f. 319 Siehe POIRIER 1981, 423. 317
318
320
Siehe POIRIER 424.
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
259
V. 38: Hier finden-sich folgende Titel: mik’ wr3y Prtw wkl rwrbny Manh’, „Könige und Würdenträger Parthiens und alle Großen des Ostens“ bzw. „die
Könige und Fürsten von Parthien und alle Gewaltigen des Ostens“.??'
Möglich ist auch, das dritte Element soziologisch als Zusammenfassung der ersten beiden Elemente und grammatikalisch als Subjekt des in V. 39
folgenden Verbs zu verstehen. Eine solche Interpretation würde gut zu V. 40 passen. . 41f.: Der Vater des Prinzen ist der „König der Könige“ (milk mik’), seine
Mutter die „Herrscherin des Ostens“ ('hydt Mdnh’) 3°” der Bruder trynn, „der Zweite nach uns“ bzw. „dein Bruder, unser Zweiter“? Weiter unten (V. 48) wird der Bruder als pserybn bezeichnet, „unser Stellvertreter“ bzw. „unser Prinz“ .?** Beide sind „die Erben des Reiches“.?> . 47: Das „Buch der Helden“ dürfte parthischen Hintergrunds sein. BEYER übersetzt die zweite Vershälfte mit „du, dessen Name aus dem Buche der
Helden vorgelesen wurde“.32 V. 48: BEvER emendiert “mh zu krwz, „Rufer“.3”7 V. so: Hier wird von den „bösen Babyloniern“ gesprochen und von den
„rebellischen Dämonen von Sarbug“ 32?Mit dem zuletzt genannten Ausdruck wird möglicherweise auf den Mondkult von Harran oder auf andere Kulte Bezug genommen, die aus parthischer Sicht als problematisch bewertet wurden.3?9 PoIRIER bringt Sarbug mit sogdisch srb’g „Turm“ in Verbindung
und denkt an einen Ort nördlich von Babylon.??° V. 56: BEYER übersetzt die zweite Vershälfte mit „und (dass) meine freie Abkunft
das ihrer Natur Entsprechende verlangt“ .?3' V. 58: Hier ist von der Anwendung von Magie durch den Prinzen die Rede. „Ce
trait appartient probablement A l’&tat pr&-thomasien de Phymne et il a Ete transmis tel quel ... . Dans le cadre des AcTh oü abondent les manifestations extraordinaires du divin, cette utilisation de la magie est cependant acceptable:
elle est l’expression de la mattrise sur les forces du mal accordee par Dieu &
321
So ADAM 1959, 5I.
322 Siehe BETZ/SCHRAMM 1993, 26. 323
So ADAM 1959, SI.
324 So ADAM 1959, 52.
So BETZ/SCHRAMM 1993, 26. Siehe PoIRIER 1981, 425; vgl. KııJn 1962, 281. — BEYER 1990, 247. BEYER 1990, 246f. 327 328 So ADAM 1959, 52. 325
326
329 330 331
Siehe dazu die Ausführungen bei ADAM 1959, 63f.
Siehe PoIRIER 1981, 259. BEYER 1990, 247.
MARKUS ZEHNDER
260
son apötre et fait partie de ces ‚armes intelligibles‘ ... par lesquelles nous pouvons vaincre les Egyptiens intelligibles et leur chef, le dragon“.?? V. 60: BEYER vermutet, dass die Vershälften a und b vertauscht sind, um die
christliche Trinität herbeizubringen.??? V. 66: BEER übersetzt „Aus Seide (und) königlich leuchtete er vor mir durch sein
Weiß“ 334
V. 75-81: „[L]e prince reconnait le vetement parce que celui-ci lui ressemble; et du m&me coup il se reconnait lui-m&me (v. 76-77), ce qui donne A penser que
le vetement est en quelque sorte le double du prince. Parce qu’il est ’image du prince, le vetement devenu miroir (v. 76b) agit comme mediateur et
permet au prince de se reconnaitre. En lui, il peut projeter & l’exterieur sa propre image et se voir lui-me&me. ... idee de miroir ... exprime dans ’HP la possibilit€ de prendre conscience de ce que l’on est, par un double mouvement d’exteriorisation et de r&unification. L’HP rejoint ainsi un des themes fondamentaux de la gnose“.?? V. 76: BEYER liest mn SI} kd ’gblth . Imhzyt lbws [t}’ dmt ly und übersetzt: „Plötzlich, als ich meinem Spiegelbild gegenüberstand, glich mir das (über-
brachte) Gewand“ .33° V. 77: BEYER übersetzt „Ich sah es ganz in (mir) ganz und erblickte auch (mich)
ganz in ihm (ganz).“337 V. 82: Nach Beyer ist in der zweiten Vershälfte sb” statt msbt’ zu lesen, also „gefärbt“ statt „geschmückt“.33®
V. 84: BEYER liest krwmh (von gr. Xp@®ua) statt brwmh und übersetzt die zweite Vershälfte „Auch war seine Farbe in Ordnung“.3? V. 87: BEYER übersetzt „Und wie Saphirsteine waren ihrerseits seine schillernden Farben“ .34°
V. 88-92: „C'est le vetement personnifi€ qui atteste la valeur du jeune prince, vainqueur du serpent et des Egyptiens. Et puisque le vetement est le double du prince, il a grandi A la mesure m&me de son possesseur“ .3#
332 POIRIER 1981, 427f. 333 Siehe BEYER 1990, 257. 334 BEYER 1990, 247. 335
POIRIER 1981, 430.
336 BEYER 1990, 248f.
337 BEYER 1990, 249. 338 BEYER 1990, 248f.
339 BEYER 1990, 248f. 340 BEYER 1990, 249. 341 POIRIER I981, 432.
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
261
V. 90: BEYER liest in der zweiten Vershälfte dm mhtnh mrtm’ und übersetzt „das es [i.e. das Kleid] während seines Abstiegs summte“.3*?
V. 91: BEYER liest dhw ’n’ zryz ‘ba’ . dlh rbywn qdmw d’b und übersetzt „Ich gehöre dem, der eifrig am Werke ist (= dem Prinzen), für den man mich vor meinem Vater aufzog“.?# V. 99: Der Rückkehrer betet den Glanz des Vaters an; möglicherweise liegt hier ein Hinweis auf eine göttliche Verehrung des Königs der Könige im
parthischen Reich vor. V. 101: wbtr” dwsprwhy “m rwrbnwhy ’thltt, „Am Tore seiner Satrapen mischte ich mich unter seine Großen“ ,?** „an dem Tore seiner Satrapen mischte ich mich unter seine Gewaltigen“,?# bzw. „in den Toren seines Palastes mischte ich
mich unter seine Großen“. Dieser Vers gibt einen Einblick in die Zusammen-
setzung der parthischen Adelsklassen: Die „Satrapen“ sind die Prinzen, die selber nicht als Teilkönige über die politisch wichtigsten Provinzen oder Klientelfürstentümer des parthischen Reiches herrschen; die „Großen“ sind die hohen Beamten und Magnaten aus den wichtigen Adelsfamilien wie Suren, Karen oder Varaz. Nicht genannt sind hier die Sahryärän, d.h. die Königssöhne, denen Herrschaftsfunktionen über wichtige Gebiete des Reiches übertragen sind, und die Zzatän, die „Freien“ oder „Edlen“, die unterhalb der
„Großen“ stehen.34 V. 103a: drws’ ist möglicherweise von mittelpersisch drw(y)st herzuleiten, „recht“,
„gut“, „gesund“, oder zu ddwks’ zu korrigieren und mit griechisch 5680, „Ruhm“, zu verbinden. Beyer dagegen emendiert zu ddrwrs’ und übersetzt das Nomen mit „Wasserorgel“.?*
V. 104f.: Nach Beyer handelt es sich bei beiden Versen um einen Zusatz, da sich hier kein strenges Metrum
erkennen lässt.#® Zum
„Tor des Königs der
Könige“ vgl. V. 37. III.s.2.9.2. Zum Inhalt der übrigen Teile der Thomasakten Erste Tat $ 2: wkd hlyn mtr” hw’ YHWD’ . gas tgr’ hd [Hnd]wy’ b’tr’ dtymn’ mn ... [d]smh
hw HBN. [wm]n mik’
GWDNPR msdr hw’ .’ykn’ dgbr’ ngr’ "'wmn’ nwblIh3*
342 BEYER 1990, 248f. 343 BEYER 1990, 248f.
344 So BETZ/SCHRAMM 1993, 33. 345 So ADAM 1959, 54. . 346 347 348 349
Siehe zum Näheren HARNACK 1970, 525-528. .BEYER 1990, 25of. Siehe BEYER 1990, 259. WRIGHT 1871, m‘g.
MARKUS ZEHNDER
262
„Und als er dies sagte und erwog, traf es sich, dass ein Kaufmann, der von Indien gekommen war, namens Abban, dort anwesend war, der vom König
Gundafor abgesandt war und von ihm den Befehl erhalten hatte, einen
Zimmermann zu kaufen und ihm zuzuführen.“35° Nach dem Text hat Indien einen als dem parthischen Reich zugehörig vorgestellten König namens Gundafor (GWDNPR).?” Tatsächlich gab es einen indo-parthischen König dieses Namens in Nordindien etwa im letzten Drittel des ersten vorchristlichen
Jahrhunderts; die persische Namensform lautet Windafarnä(h).?°?” Dieser König schickt
einen Kaufmann in die Levante, was auf die Bedeutung des Handels für die Parther hinweist. $ 3: w’zl YHWD’ w’skhh IHBN tgr’ kd msq m’nwhy P’Ip’ . wiry hw’ dnsq “mh ...
wsryw hww Imrd’ . mtl dqmt hwt Ih rwh’ . wbhyl’yt rdyn hww . ‘dm’ dsmkw
ISndrwk mhwz’?? „Der Apostel aber traf Abban (.) dabei, dass er sein Gepäck auf das Schiff
trug. Er fing nun auch seinerseits an, mit ihm hinaufzutragen. ... Sie begannen nun hinabzufahren. Sie hatten aber günstigen Wind und fuhren “>? wohlgemut, bis sie nach Andrapolis, einer königlichen Stadt, hinabkamen.
Beim Hafen, in dem sich Thomas einschifft, um nach Indien zu reisen, handelt es sich wahrscheinlich um Spasinou Charax. Die Route von dort nach dem Nordwesten Indiens war um diese Zeit — das erste nachchristliche Jahrhundert — besonders bedeutsam für den
indisch-mesopotamischen Verkehr.?°° Die Lokalisierung von Andrapolis ist umstritten. Vorgeschlagen werden Gebiete innnerhalb oder in der Nähe des nordwestlichen Indien,
aber auch Hatra.3”° Die Mehrheit der Forscher hält den ersten Vorschlag für den wahrscheinlichsten, ohne allerdings Genaueres feststellen zu können. $ 4: w’p krwz’ Sbyqyn Ih Imik’ dnkrzwn . dkwl ’ns n’t Imstwr’ . w’p mskn’ w“tyr’
w‘ba’ wbny h’r’ . wnwkry’ wbny mdynt’.37 „Der König aber hat Herolde ausgesandt, um überall zu verkündigen, dass alle zur Hochzeit kommen sollen, Reiche und Arme, Sklaven und Freie,
Fremde und Einheimische. “35? Zur Hochzeit der Königstochter sind Reiche und Arme, Sklaven und Freie, Fremde und Einheimische eingeladen. Das weist auf die grundlegende Unterteilung der Gesellschaft 350 351 352 353
DRIJVERS 1997, 304. Der Name des Königs ist persisch. So KLiJN 1962, 160. WRIGHT 1871, g’g/g’d.
354 DRIJVERS 1997, 304. 355 Siehe WIDENGREN 1960, If. 356 Siehe CoNSTABLE 2003, 19 (Anm. 17).
357 WRIGHT 1871, g’d/ g’h. 358 DRIJVERS 1997, 304f.
III.5.2.9. 'THOMASAKTEN UND PERLENLIED
263
in Freie und Unfreie einerseits, andererseits auf die starke ethnische Durchmischung und die Offenheit gegenüber Fremden. Thomas wird sowohl im vorliegenden Paragraphen als auch an anderen Stellen als ’ksny’, „Fremder“, bezeichnet, was als Lehnwort aus dem gr. &&vog zu verstehen ist; damit macht sich indirekt hellenistischer Einfluss bemerkbar.’? S$ 6f.: Die reine Erkenntnis Gottes wird in der Gestalt einer jungen Frau, einer
Königstochter, dargestellt, mit der sich der nach Erkenntnis Strebende in heiliger Hochzeit verbindet; gemeinsam preisen sie den Vater des Alls.
“dty brt nwhr . zyw° dmik’ ’yt Ih. g” wrgyg hzwh . y” wmsbt bkl“bd tb ...brysh $r mik’ wz’n Imwrwhy ltht . qwst’ brysh sym’ ... byt gnwnh nhyr . wryh’ dpwrgn’ mP ... Swsbynyh hayryn Ih . klhwn dlhwn zmnt . wswsbynth qayst qdmyh $wbh’ mmlln . msmsyn qdmyh hy’ . whyryn Ihtnhwn dn’t . whnwn bswbhh nnhrwn . wnhwwn bmikwt’ ‘mh d!‘Im “Imyn P “br . wnhwwn bswbh’
dlh klhwn zdyg’ knysyn . wnhwwn bbwsm’ . dih hdhdn’ ”lyn . wnlbswn lbwsy nwhr . wnt‘tpwn b3wbh’ dmrhwn . wnsbhwn Pb’ hy’ . dgblw nwhrh g‘y' . wnhrw bzywh dmrhwn ... wsbhw Pb’ mr’ dkl wibr’ yhydy’ dmnh . w'wayw lrwh? hkmth3% „Das Mädchen ist des Lichtes Tochter,
Es steht und ruht auf ihr der Könige hehrer Glanz, Ergötzend ist ihr Anblick,
In strahlender Schönheit erglänzt sie. ... Auf ihrem Scheitel sitzt der König Und nährt, die (unter) ihm sitzen, mit seiner Götterspeise.
Wahrheit ruht auf ihrem Haupte. ... Ihr Brautgemach ist licht, Von Balsam duftend und jeglichem Woblgeruch, ... . Umschlossen halten sie ihre (Brautführer), sieben an der Zahl, Die sie selbst erwählt hat;
Ihre Brautführerinnen sind sieben, Die vor ihr Reigen tanzen. ...
Ihren Blick richten sie gespannt auf den Bräutigam, Damit sie durch seinen Anblick erleuchtet werden,
Und ewig bei ihm seien zu jener ewigen Freude
Und bei jener Hochzeit seien, 359
360
rn: 'pwsy’ Vgl. dazu die Ausführungen bei Kııjn 1962, 165f. Weitere Beispiele von gr. Lehnwörte $$ 27. 50; in ia ebxapıot — ’wkrsty’ 81; — dnovoia in $ 7; prrsy’ — nappmoia in $$ 25. prabt — 74 $ in yEvog — gns’ 59; $ in Bönog — twps’ 52; 48. $$ in yrwrP’yty’ — iia (0.2.2) 131. $ in rapdırAntog in $ 78; tryg’ — Ompioxn in $ 127; trqlyn’ — tpikAuvov V. 10a, twgy, Auch im Perlenlied finden sich ins Syrische übernommene griechische Wörter: gr. oNp, von ung Übertrag als ist wurde, korrigiert $ry’ in später das für töya; V. 66a, Syry’, v. BaoıAıkö n wohl die Transkription des Adjektivs „Seide“ zu verstehen; bslygwist WRIGHT 1871, q’w/ g’2.
MARKUS ZEHNDER
264
Zu der sich die Vornehmen versammeln,
Und bei dem Mahle weilen, Dessen die Ewigen gewürdigt werden, Und königliche Gewänder anziehen,
Und glänzende Kleider anlegen Und beide in Freude und Jauchzen seien
Und den Vater des Alls preisen, Dessen stolzes Licht sie empfingen Und erleuchtet wurden im Anblick ihres Herrn, ...
Lobten und priesen mit dem lebendigen Geiste Den Vater der Wahrheit und die Mutter der Weisheit.“
Im Hymnus finden sich iranische Gedanken, die offenbar im parthischen Reich weitertradiert wurden; insbesondere ist dabei an die Lichtmetaphorik und an das Mahl der Vornehmen in königlichen, glänzenden Gewändern zu denken. Zur
wahrscheinlich iranisch geprägten Lichtmetaphorik siehe auch $ 27, wo es im Anschluss an die „Siegelung“ des Königs Gundafor und seines Bruders durch
Thomas heißt:
wgd slgqw mn my’ . ’thzy Ihwn “lym’ . w’hyr hw’ qrywn’ kd nhyr .wpkh hw’ Ih nwhrhwn dhnwn $rg’ bnwhrh . ... w’mr $lyh’ . "pl mskhyn hwyn dnsybr nwhrk . mtl dmytr hw mn hzin 3°? „Und als sie versiegelt waren, erschien ihnen ein Jüngling, der eine brennende
Lampe trug, dass auch die (andern) Lampen selbst durch die Ausstrahlung ihres Lichts verdunkelt wurden. ... Der Apostel aber sprach zum Herrn: ‚Unfassbar ist uns, Herr, dein Licht, und wir können es nicht ertragen. Denn
es ist größer als unsere Sehkraft‘. “3% Dritte Tat $$ z1f.: Die zentrale Rolle in diesem Abschnitt kommt dem Drachen zu. Dieser
sagt von sich selber: rhws’ ’n’ br rbw3’ . wmkyn’ br mkyn’ . brh ’n’ dhw dswltn’ “I bryt’ ’tyhb Ih.
walh ’nyn .. brh ’n’ dhw dmtdm’ ’yk ’Ih’ ’ylyn dmstm‘yn Ih dn‘bdwn sbynh .. brh ’n’ dhw dl kwl d’tbry Itht mn Smy’ Slyt ..brh ’n’ dhw albr mn ’wagynws 'ytwhy wpwmh htym ... ’n’ br twhmh ’n’ dhw dmanh’ ’t’ dswitn’ yhyb 113%
„‚Ich bin eine Schlange, ein Spross der Schlangennatur und ein Schädiger, der Sohn eines Schädigers; ... ich bin der Sohn dessen, der auf dem Thron sitzt (und über das Geschaffene,) was unter dem Himmel ist, (Macht hat,) dervon 361 362 363 364
DRIJVERS WRIGHT DRIJvERS WRIGHT
1997, 305f. 1871, msg/msd. 1997, 314. — Vgl. auch das Motiv vom wunderbaren Leuchten des Lichts in $ 155. 1871, qsh / qst.
III.5.2.9. THOMASAKTEN UND PERLENLIED
265
denen, welche sich (etwas) leihen, das Seine nimmt; ich bin der Sohn dessen,
der die (Welt-)Kugel umgürtet; ich bin ein Verwandter dessen, der außerhalb des Ozeans
ist, dessen Schwanz
in seinem Munde
liegt; ... ich bin ein
Verwandter dessen, der von Osten kommen soll, dem auch Gewalt gegeben wird, auf der Erde zu tun, was er selbst will‘. “36
Das Motiv des Drachens als Verkörperung der widergöttlichen Mächte, das auch im Perlenlied auftaucht, ist iranisch.
Fünfte Tat $$ 46f.: Über einen von Thomas überführten Dämon wird Folgendes berichtet:
wkd hlyn ’mr hw’ £d’ hw.. bh bt’ ’tb‘y wI’ ’Stkh . U tinn’ wnwr” ’thzyt mn btrh . wklhwn hlyn dtmn qymyn hww tmyhyn hww . wkd hz’ $lyh’ ’mr Ihwn . !’ mdm nwkry hwy hw hrm’ . ’P kyn’ hw dbh’itlgq . nwr’ gyr mtlg’ Ih. wtnn’ sig mnh3® „Und als der Dämon dies gesagt hatte, wurde er unsichtbar, man sah aber
nach seiner Entfernung nur Feuer und Rauch, und alle, die dort dabeistanden, gerieten vor Staunen außer sich. Als aber der Apostel es sah, sprach er zu ihnen: ‚Nichts Fremdes noch Absonderliches hat der Dämon gezeigt, sondern seine Natur, durch welche er verbrannt werden wird. Denn das Feuer “37 wird ihn verzehren, und der Rauch von diesem wird sich verbreiten‘. Das Feuer als Element des Gerichts über die bösen Mächte ist gleichfalls iranischer Herkunft. Sechste Tat $ ss: Eine von Thomas erweckte junge Frau gibt folgenden Bericht:
ddbrny gbr’ hd dsn’ hw’ khzwh : w'wkm hw? pgrh wndyd hw? Ibwsh . w’wblny
Ptr’ ha dpht’ mP hw . wryh’ twb sry’ bgwh “tr hw’ . wbhd hd mn pht’ mdyq hw’
by. whzyt Ipht” qdmy’ . w’yk dnwr’ migwzl’ bgwh . wgygl’ dnwr' bgwh mtkrkn
hwy MR „‚Ein Mensch empfing mich, von Ansehen hässlich, ganz schwarz; sein Kleid
aber war sehr beschmutzt. Und er führte mich an einen Ort, an dem viele Klüfte waren, und viel übler Geruch und sehr hässliche Ausdünstung verbreiteten sich von dort. Er veranlasste mich aber, in jede Kluft hineinzublicken, und ich sah in der (ersten) Kluft brennendes Feuer, und
Feuerräder liefen (hierhin und) dorthin, und Seelen hingen auf jenen Rädern, aneinander anschlagend ...‘.“°?
365 DRIJVERS 1997, 316.
366 WRIGHT 1871, ryh/ryw. 367. DRIJVERS 1997, 322.
368 WRIGHT 1871, rkh. 369\D DRIJVERS 1997, 326.
MARKUS ZEHNDER
266
Auch hier ist vom Feuer als Ort des Gerichts über die verlorenen Seelen die Rede. Sowohl
das Element des Feuers wie auch die übrige Beschreibung der Hölle dürften auf einen iranischen Hintergrund hinweisen.?7°
Neunte Tat
$ ı1s: Von seiner eigenen Stellung sagt Charis, ein Verwandter des indischen Lokalkönigs Mazdai:?7'
ryP twb “byd ’n’ . wtryn’ dmik’ msmh ’n’ 27° „Ich bin aber Fürst, Zweiter (trayanä) der Herrschaft des Königs.“ ?7?
Elfie Tat $ 137: ... wmnw dbrglyky ’ty’ hwyty . mdm dl Slyt Ins d’kwiky dn‘ban.”* »... Und weshalb bist du zu Fuß gekommen, was für eine Freie wie dich unziemlich ist?‘.“375 Der Text weist darauf hin, dass Freie sich nicht zu Fuß bewegen (siehe auch schon $ 82). Vgl. dazu Iust. 41,3,4; DT Sabbat 94a.
Martyrium
$ 163: wmh’ Ih bhswhy Ba
. w’qymwhy gdmwhy dMZDY. w’mr Ih MZDY.
‘ba’ ’nt ’w brh’r’37 „(Als er kam), zogen sie ihn aus, umgürteten ihn mit einem Schurz und stellten ihn vor den König. Misdai aber sprach zu ihm: ‚Bist du ein Sklave
oder ein Freier?‘.“377 Hier wird deutlich die Einteilung der Gesellschaft in Sklaven und Freie zum Ausdruck gebracht. Vgl. dazu Iust. 41,2f.
$ 164: Der neue Glaube findet unter dem niedrigen Volk im indischen Tätigkeitsgebiet des Thomas zahlreiche Anhänger; auch unter den Höhergestellten werden
einige gewonnen:
370 Vgl. Krıjn 1962, 251-253.
371 Dieser König wird zum ersten Mal in $ 62 erwähnt: „Als der Apostel Thomas in ganz Indien das Wort verkündigte, kam ein Kriegsoberster des Königs Misdai (Masdai) zu ihm“ (Drijvers
1997, 328). 372 WRIGHT 1871, rpw.
373 DRIJVERS 1997, 349. 374 WRIGHT 1871, $h.
375 DRIJVERS 1997, 355. 376 WRIGHT 1871, Skh.
377 DRIJVERS 1997, 365.
IIl.5.2.10. Das BUCH DER GESETZE DER LÄNDER
267
wkd 'mr hw’ hlyn . mthsb hw’ MZDY . ’ykn’ npqwd hw’ “lwhy dnmwt . mtl ddhl hw’ mn kn$’ sgy” d’yt hw’ tmn . sgy” gyr hymnw bmrn . w’p mn rwrbn’ dmik’ 37? „Während dieser Worte erwog Misdai, wie er ihn töten solle, denn er fürchtete sich vor der herumstehenden
Menge, da viele — auch von den
angesehenen Leuten — an ihn glaubten. “?7? $ 167: Im Abschiedsgebet des Thomas vor seiner Hinrichtung heißt es u. a.:
Ik hw gyr ’glt np2y . w’ns mn ’ydyk U nsbh . ? n“wkwnny hthy . h’ mry Simt sbynyk whwyt ‘ba’ mtl ha’ h’rwt’ dywmn’ mgbl ’n’ 3° „Niemand nehme meine Seele, die ich dir übergeben habe. Mögen die Zöllner mich nicht sehen und die Tributeinforderer mich nicht falsch anklagen! ... Siehe, Herr, ich habe dein Werk zur Erfüllung gebracht und
deinen Befehl vollendet.“3®! Die Erwähnung von Zöllnern und Tributeinforderern weist auf die Bedeutung der Zolleinnahmen aus dem Fernhandel und damit wieder auf die Bedeutung des Handels im parthischen Reich. III.s.2.10. Das Buch der Gesetze der Länder „Das Buch der Gesetze der Länder“ geht auf den edessenischen nicht-orthodoxen
christlichen Gelehrten Bardaisanes zurück,3®? wurde aber von seinem Schüler
Philippus verfasst. Es enthält ethnographisch wertvolle Hinweise auf Sitten und Bräuche zahlreicher Völker des ausgehenden 2. Jhs. n.Chr. Hinter der Beschreibung dieser Sitten und Bräuche steht freilich kein ethnographisches Interesse, sondern ein philosophisches bzw. theologisches: Die Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Bewohner eines Landes den gegebenen Landessitten folgt, ebenso wie der Umstand, dass in den Fällen, in denen Menschen zum Christentum konvertieren, sie ebenso regelmäßig mit wesentlichen Elementen 378 WRIGHT 1871, $kt.
379 DRIJVERS 1997, 365. 380 WRIGHT 1871, $l. 381 DRIJvERS 1997, 366. 382 Zu Bardaisanes siehe DRIJvERS, 1970; DERS., 1975. Wichtig ist die Feststellung, „dass streng
genommen bei Bardaisan nicht von einem jüdischen Christentum geredet werden kann. Er ist vielmehr ein Produkt des edessenischen Synkretismus seiner Zeit. Vor allem Einflüsse der hellenistischen Philosophie sind nachweisbar. Wenn überhaupt bei Bardaiyan von einer Art Gnosis die Rede ist, ist sie nicht nur jüdisch-christlich, sondern ein Komplex von allerlei Elementen verschiedenen Ursprungs, die auch in ganz andere Systeme hineinpassen. Wenn
auch als Bardaisan sich als Christ fühlte, dann auf jeden Fall nicht nur als Christ, sondern
Philosoph, Dichter und Astrologe, der sich auf Gedankengänge einließ, die sich später nicht mehr mit dem Christentum vertrugen“ (DRIJVERS 1970, 27).
MARKUS ZEHNDER
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der Landessitte brechen, soll zeigen, dass die Macht der Sterne nur sehr begrenzt ist.
Zu den Parthern finden sich folgende Bemerkungen: wByt Prtwy’ . hd gbr’ nsb n? sgy’r . wkwlhyn mstm'n Ipwgdnh bnkpwr’ 3% „Bei den Parthern nimmt ein Mann viele Frauen, und sie alle ordnen sich seinem Befehl unter in Bescheidenheit.“
Nach der zitierten Stelle scheint unter den Parthern die Polygynie die normale Eheform gewesen zu sein. Ähnliche Hinweise finden sich in Iust. 41,3,1 und Euseb. praep.ev. 6,10,28.
wP 7 dbGly nsbyn dkr’ . wI ’yly dbPrtw nsbyn trtyn nsyn . wl ’ylyn dbYhwd mtgzryn 34 „Und die (christlichen) Brüder in Gallien nehmen keine Männlichen (als Ehe-partner), und diejenigen in Parthien nehmen nicht zwei Frauen (als
Ehepartner), und diejenigen in Judäa lassen sich nicht beschneiden.” Die zitierte Stelle weist darauf hin, dass es in Parthien Christen („Brüder“) gibt, und dass
diese mit der Sitte der Polygynie brechen, was von der Umgebung offensichtlich akzeptiert wird. Wie verbreitet die Polygynie bei den Parthern wirklich war, lässt sich aus den beiden zitierten Stellen nicht erheben; der Vergleich mit der Beschneidung unter den Juden würde zwar eine mehr oder weniger durchgängige Mehrehen-Praxis erwarten lassen, doch steht dem auf der anderen Seite der Hinweis auf gleichgeschlechtliche Ehen in Gallien gegenüber, die historisch nicht als dominierend angesehen werden können. wsgy’yn ’trwt’ bmlkwt’ dPrtwy’ : dgtlyn ’ns° nsyhwn w’hyhwn wbnyhwn . w‘yrt’
P hybyn . kd Byt Rhwmy’ wByt Ywny’ mn dqtl hd mn hlyn . msm brys’ ytyr’ d'yrt’ mtthyb3®5 „Es gibt viele Gebiete im Königreich der Parther, in denen Männer ihre
Frauen töten und ihre Brüder und ihre Söhne, und sie sind keiner Strafe
schuldig. Aber bei den Römern und Griechen wird der, der eine von diesen (Personen) tötet, mit dem Tode bestraft, da er sich einer Strafe schuldig gemacht hat.“ Dieser Text ist wohl weniger in dem Sinne zu verstehen, dass innerfamiliäre Gewalttätigkeiten bei den Parthern quasi normale Erscheinungen waren, sondern als Hinweis darauf, dass entsprechende Vorfälle familienintern und nicht durch ein öffentliches Gericht geregelt bzw. geahndet wurden. 383 DRIJVERS 1964, 48. 384 DRIJVERS 1964, 60. 385 DRIJVERS 1964, 44.
IH.s.2.ı1. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
269
Die vorliegende Beschreibung parthischer Sitten ist von Eusebios aufgenommen worden; siehe Euseb. praep.ev. 6, 10,23.
Über die Einwohner der Gebiete östlich des Euphrats im Allgemeinen wird festgehalten: mn ‘br’ dPrt wIMdnh’ . mn dmsth’ "p ’yk gnb’ ’w 'yk gtwl’ ! tb rgz. ’n dyn ’ns nsth’ ’yk Skb ‘m dkr’ . twb tb npsh ‘dm’ Igel. ... twb b’tr’ klh dmdnh’ . 'ylyn
dmsthyn wmtyd‘yn . ’bhyhwn w’hyhwn qtlyn Ihwn . wkm’ zbnyn . ’p !’ gbr’ mwad'yn Ihwn.38°
„Auf der gegenüberliegenden Seite des Euphrats und nach Osten zu regt sich einer, der entweder als Dieb oder als Mörder bezeichnet wird, nicht sehr auf.
Wenn aber ein Mann bezeichnet wird als einer, der mit einem Männlichen
liegt, rächt er sich, bis hin zum Mord. ... Zudem töten in jedem Gebiet des Ostens ihre Väter und ihre Brüder diejenigen, die als solche bezeichnet werden und bekannt sind, und oft lassen sie nicht einmal ihren Begräbnisort
wissen. Die scharfe Ablehnung der Homosexualität durch die Orientalen wird der Verbreitung entsprechender Praktiken bei den Germanen und Galliern gegenüber gestellt. Aufgrund der geographischen Angaben ist anzunehmen, dass zu den hier genannten Volksgruppen auch die Parther und die im parthischen Hoheitsgebiet lebenden Völker gehören. Dies ist umso wahrscheinlicher, als die beschriebenen Sanktionen gegen sittenwidriges Verhalten gut zu dem vorangehenden Zitat passen. Auch zu diesem Abschnitt findet sich eine Entsprechung bei Eusebios; siehe Euseb. praep.ev. 6,10,25-26.
II.s.2.11. Die Parther in jüdischen Texten III.s.2.ı1.1. Einleitung: Parthisch-jüdische Beziehungen Juden wohnten in vielen Teilen des parthischen Herrschaftsgebietes, mit Schwer-
punkten in der Adiabene und in Babylonien; in keinem Gebiet stellten sie aber
die Bevölkerungsmehrheit.3?7
„The Parthians followed the example ofthe Achaemenides, their predecessors,
in their relations with the Jews, which they always tried to keep very amicable.“3$® Im Großen und Ganzen trifft dieses Urteil zu. Im 2. Jh. v.Chr. lagen gute Beziehungen zwischen Parthern und Juden aus dem Grunde nahe, dass sowohl
die Parther als auch die palästinischen Juden gemeinsam an der Schwächung der seleukidischen Macht interessiert waren; sie arbeiteten dabei einander — letztlich
386 DRIJVERS 1964, 46. 48. 387 Siehe NEUSNER 1969, 15. 388 UNVALA 1925, 38.
270
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mit Erfolg — indirekt in die Hände.3®9 Im Blick auf die Verhältnisse im ı. Jh. v.Chr. wäre etwa daran zu erinnern, dass die Parther aktiv die makkabäische Dynastie gegen den Idumäer Herodes unterstützten.” Überhaupt verbanden sich parthische und jüdische Interessen in der gemeinsamen Frontstellung gegen das römische Vordringen in den vorderasiatischen Raum.??' In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die (jüdischen) Vasallenkönige der Adiabene mit
Billigung der parthischen Ober-herrschaft im jüdisch-römischen Krieg von 66-70 n.Chr. Truppen zur Verteidigung Jerusalems gegen die Römer schickten.??? Auch später, bis zum Untergang des Arsakidenreiches, haben die Herrscher der Adiabene immer die parthische Sache gegen die Römer unterstützt.??3 Die wohlwollende Behandlung der im babylonischen Raum unter der Führung von Anileus und Asineus operierenden jüdischen Freischärler durch Artabanos II. ist hier ebenfalls zu nennen. Zwar ging der parthische Lokalgouverneur von Babylonien gegen diese irregulären bewaffneten Gruppen vor, wurde ihrer aber nicht Herr; darauf betraute sie Artabanos III., dessen Herrschaft äußerst instabil war,
mit der Aufsicht über die Sicherheit Babyloniens, und die parthischen Gouverneure begegneten ihnen mit großem Respekt. Dieser Zustand dauerte etwa von 2o bis 35 n. Chr., fand dann aber wegen der Verwicklungen, die sich aus der Verbindung des Anileus mit der heidnischen Frau eines parthischen Generals ergaben, und v.a. wegen der persönlichen Fehde zwischen Anileus und Mithridates, einem Schwiegersohn des parthischen Großkönigs, ein Ende.??* Bei den ungefähr fünf Jahre später stattfindenden Verfolgungen der nach Seleukia geflohenen Juden durch die Griechen der Stadt konnten einige Juden ins parthische Ktesiphon ausweichen, was wiederum auf die verhältnismäßig guten Beziehungen zwischen Juden und Parthern hinweist. Der erwähnte Großkönig Artabanos
pflegte auch gute Beziehungen zu Izates, dem jüdischen König der Adiabene, wie Josephus berichtet.?% Die Hoffnungen auf parthische Hilfe bei der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Israels?” sowie die zeitliche Abstimmung jüdischer Aufstände gegen Rom mit parthischen Interessen 114-117 n.Chr., 160-165 n.Chr. und 193-199
n. Chr. lassen ebenfalls auf ein gutes jüdisch-parthisches Verhältnis schließen.397 389 390 391 392 393 394
Siehe NEUSNER 1969, 24. Siehe FINKELSTEIN 1972, 129. Siehe NEUSNER 1969, 27. Siehe Josephus, BJ 2,19,2; vgl. WIDENGREN 1957, 2015 NEUSNER 1969, 64. Siehe NEUSNER 1969, 64. Siehe Joesphus A] 18,9,1-9. Es muss stets in Rechnung gestellt werden, dass in dieser Phase der Geschichte die Arsakidenherrscher besonders schwach waren, was natürlich ihre Handlungs-
und Gestaltungsmöglichkeiten einengte. 395 Siehe Josephus AJ 20,2,3; 20,3,1-3. 396 Siehe DT Synhedrin 98a-b; Lam. Rabba 1,13; Cant. Rabba 8,10 u.a.
397 Siehe NEUSNER 1969, 74. 77-79. 83. 86-88. — Zu erwähnen wäre auch, dass Josephus davon ausgeht, dass die Parther ein Interesse an seinem Werk über den „Jüdischen Krieg“ haben (siehe Josephus, BJ 1,1, 6).
II.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
271
Wann immer es die äußeren Zustände zuließen, konnten sich die Juden frei zwischen ihren Niederlassungsorten im parthischen römisch dominierten Palästina bewegen .3%
Hoheitsgebiet
und
im
Auf der anderen Seite gab es aber auch zeitweilige Trübungen im jüdischparthischen Verhältnis. Hier ist insbesondere auf das Verhalten des Partherkönigs
Vologeses I. hinzuweisen, der vielleicht auch aus theologischen Gründen eine antijüdische Politik einschlug und sich nicht nur anschickte, gegen den jüdischen Proselyten Izates, den Vasallenkönig der Adiabene, in den Krieg zu ziehen,??? sondern auch Titus nach dessen Sieg über die aufständischen Juden in Jerusalem
mit der Übergabe einer goldenen Krone gratulierte.*% Diese Episode hielt die Juden aber nicht davon ab, später wieder auf die Parther als mögliche Befreier
vom römischen Joch zu hoffen.*"
Was das Leben der jüdischen Diaspora im Partherreich betrifft, fällt das Urteil ebenfalls weitgehend positiv aus. Juden lebten in verschiedenen der nach und nach von den Parthern einge-
nommenen Gebiete schon seit den Deportationen durch die Assyrer und Babylonier im 8. und 6. Jh. v. Chr. Auch die Seleukiden siedelten Juden in den von ihnen gegründeten Städten an, wie der folgende Eintrag in der Chronik des Michael Syrus zeigt: SLWQWS bmaynt’ dbn’ . ’wtb Ywdy’ . w’swy ’nwn dswy b’ygr’ IYwny’ ‘bad nwn;‘„Seleukos ließ die Juden in den Städten, die er gebaut hatte, wohnen, und
machte sie teilhaftig der Ehren, deren er die Griechen teilhaftig machte.“
In der parthischen Zeit lebten Juden v.a. in der Adiabene, in Assyrien,
Medien und Babylonien. Die Hauptzentren jüdischer Gelehrsamkeit bildeten Nisibis im Norden und Nehardea im Süden; R. Yehuda ben Bathyra I. von Nisibis war einer der ersten großen babylonischen Gelehrten. Die jüdische Gemeinde von Nisibis litt dann aber zusehends unter den kriegerischen Ereignissen in den römisch-parthischen (und römisch-sasanidischen) Grenzkämpfen sowie unter der starken Ausbreitung des Christentums.*% Danach verlagerte sich der Schwerpunkt jüdischer Gelehrsamkeit in den Süden, nach Babylonien (Sura, Pumbeditha, Mahoza, Nehardea u.a.). 398 Siehe z. B. NEUSNER 1969, 44f. 399 Siehe Josephus AJ 20,42. 400 Siehe Josephus BJ 7,5,2. Vgl. UnvALA 1925, 39. UNVALA notiert dazu: „Vologeses, a prince with
theological ambitions, who was the first to dream of the restitution and compilation of a religious scripture for Persia, was animated against the Jews by a dogmatic jealousy“ (UNVALA
1925, 39).
401. Siehe z. B. WIDENGREN 1957, 202; UNVALA 1925, 38f.
402 CHABOT 1900, 75; im syr. Text steht — wohl fälschlicherweise — /Ywdy’ statt /Ywny”. 403 Siehe GAFNI 1987, 28.
N
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Die Verfolgung der (palästinischen) Juden unter Hadrian trug viel zum Aufbau des jüdischen Lebens in Mesopotamien bei.*% Vorher war es umgekehrt so, dass oft babylonische Gelehrte nach Israel kamen und dort z. T. zentrale Stellungen im Sanhedrin einnahmen; durch diese Einbindung sollte wohl eine Ab-
spaltung des babylonischen vom palästinischen Judentum verhindert werden.*% Die Juden lebten einerseits in gesonderten Siedlungen,
andererseits in ver-
schiedenen größeren Städten innerhalb des Partherreiches.*% Im parthischen Reich gab es nicht nur jüdische Handwerker, Landarbeiter und Händler, sondern auch jüdische Großgrundbesitzer mit eigenem Heeresgefolge, die — von der Religion abgesehen — ganz wie die parthischen Edelleute lebten; das lässt sich am Beispiel des bei Josephus erwähnten Zamaris mit seinen 500 Reitern ablesen.*”7 Von Rav, dem Begründer der Rabbiner-Schule von Sura, wird überliefert, dass
er der Sohn eines Satrapen mit direktem Zugang zu König Artabanos V. war.4%® Akademien, an denen eine hochkarätige tannaitische Ausbildung gepflegt wurde, gab es sicher von der Zeit des Bar Kochba-Aufstandes an, zunächst v.a.
in Nisibis und Huzal*” (2. Jh.), dann in Sura und Pumbeditha (3. Jh.).*'°
Von besonderer Bedeutung für das jüdische Leben im parthischen (und sasanidischen) Reich ist die Einrichtung des Fxilarchats. Der erste bekannte Exilarch ist Huna, ein Zeitgenosse von Juda ha-Nasi (2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.); die Anfänge der Institution dürften aber bereits in die 2. Hälfte des ı. Jhs. n.Chr. zurückgehen.*" Der Exilarch war sowohl der „Regent“ der teil-
autonomen jüdischen Gemeinde im Innern, und zwar im Auftrag des Großkönigs,*'* wie auch ihr Repräsentant nach außen, d.h. gegenüber dem parthischen (und sasanidischen) Großkönig. Ihm oblag die Exekutivgewalt innerhalb 404 405 406 407
Siehe FINKELSTEIN 1972, 159; GAFNI 1987, 30. Siehe GAFNI 1987, 30. Vgl. WIDENGREN 1957, 205. Siehe Josephus A] 17,2,1-4; vgl. WIDENGREN 1957, 204f. Es gibt keine Hinweise darauf, dass
Zamaris’ Flucht in das Hoheitsgebiet des Herodes mit einer anti-jüdischen Wende in der Politik des parthischen Herrscherhauses zusammenhängen könnte; vielmehr wird man annehmen müssen, dass er — als einflussreicher Feudalherr — in eine politische Intrige verwickelt war. Siehe dazu NEUSNER 1969, 42f. 408 Siehe DALLeY 1995, 143; NEUSNER 1969, 108. Zum Text siehe bT Sabbat 3b:
'mr lyh rby HYY’: br phty . P ’myn? Ik: ky q’y RBY bh’ mskt’ P t8yylyh bmskt” ’hrysy. „R. Hija sprach zu Rabh: Fürstensohn, habe ich dir etwa nicht gesagt, dass, wenn Rabbi sich
mit dem einen Traktate befasst, du ihn nicht etwas aus einem anderen Traktate fragen sollst“ (GOLDSCHMIDT 1930a, 441). Mit dem „Satrapen“ (bzw. „Fürsten“) (pbt) ist vielleicht niemand anderes als der Exilarch
gemeint. 409 Nahe Nehardea, in der Gegend von Seleukia-Ktesiphon. 410 Siehe NEUSNER 1969, 122ff. au Siehe NEUSNER 1969, 55-61. 412 Darauf lässt der Titel PT’ schließen; siehe NEUSNER 1969, 108.
Ill.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
273 #
der jüdischen Gemeinde; sein Hof fungierte gleichzeitig als oberste Gerichtsinstanz der Gemeinde,
und schließlich übte der Exilarch auch bedeutende
ökonomische Funktionen aus.*'3 Aufgrund der Erwähnung einer Amtsschärpe (kamara) des Vaters von Rabbi Natan in DT Horajot 13b ist anzunehmen, dass Natans Vater schon in der ı. Hälfte des 2. Jhs. eine hohe offhizielle Funktion am
parthischen Königshof innehatte, die der eines späteren Exilarchen nahe kam, mit Autorität sowohl im religiösen wie im rechtlichen Bereich.*'*
Die Einrichtung des Exilarchats ist möglicherweise als Reaktion auf die in den Wirren um Anileus und Asineus sich manifestierenden Defizite in der Regelung der Verwaltung der jüdischen Bevölkerungsgruppe zu verstehen. Dabei bot sich die Einrichtung eines Exilarchats deshalb an, weil zum einen die Juden räumlich nicht kompakt genug zusammengefasst lebten, um sie als separate Provinz zu
verwalten, und weil zum anderen ihre Unterstellung unter griechische oder lokalsemitische bzw. lokal-iranische Behörden aufgrund der ethnischen und religiösen Spannungen zwischen den beteiligten Gruppen als nicht praktikabel erschien.* Die Juden im Partherreich,
die die einzige größere jüdische Gemeinschaft
außerhalb des römischen Reiches darstellten, profitierten davon, dass — u.a. infolge der dezentralen Verwaltungsstruktur — die verschiedenen ethnischen Gruppen unter der parthischen Regierung bei loyalem Verhalten ein hohes Maß an politischer und kultureller Autonomie genossen.*© Als Beispiele sind neben den Juden etwa auch die über weite Strecken teilautonomen griechischen Städte innerhalb des parthischen Hoheitsgebietes oder das Lokalkönigtum in Hatra zu nennen.
Zu ausführlichen Beschreibungen jüdischen Lebens im Partherreich siehe die unten angeführten Zitate.
Trotz der positiven Grundtendenz hatte das Leben der Juden im Partherreich auch Schattenseiten. Juden waren verschiedentlich Verfolgungen durch lokale
semitische und griechische Bevölkerungsgruppen ausgesetzt, bei denen die Parther zum Schutz der Juden nicht wirksam eingreifen konnten oder wollten.*7
413 Siehe GarnI 1987, 32; SAFRAI 1994, 374f.
414 Siehe NEUSNER 1969, 81f. Zur historisch wenig verlässlichen Liste von Exilarchen in Seder Olam Zuta und einem Vergleich mit den Daten aus talmudischen Quellen siehe NEUSNER 1969, 105f.
Der Abschnitt in BT Horajot 13b lautet: ky ’zlrby NTN “U RSB“G nhy d’hny Ik qmr’ d’bwk Imhwy ’b’d Swynyk nmy nsy”.
„Als R. Nathan zu ihm kam, sprach jener zu ihm: Wenn auch die Würde [wörtl. Gürtel]
deines Vaters dir dazu verholfen hat, Gerichtspräsident zu werden, sollte man dich auch zum
Fürsten machen!?“ (GOLDSCHMIDT 1934, 751). 4ıs Siehe NEUSNER 1963, 53. 416 Siehe GAFNI 1987, 29; SAFRAI 1994, 374.
417 Siehe GARDNER 1877, 21; WIDENGREN 1957, 206. Als Beispiel sei auf Josephus A] 18,9,8-9 hingewiesen.
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So kamen z.B. 40 n. Chr. bei antijüdischen Pogromen griechischer und syrischer Elemente in Seleukia etwa 50000 Juden ums Leben;*' die Verantwortlichen
wurden auch im Nachhinein von den parthischen Behörden nicht zur Rechenschaft gezogen. Allerdings kam es zu einer effektiven Wiederherstellung der parthischen Herrschaft über das abtrünnige Seleukia erst wieder im Jahr 46 n. Chr.#9 Verfolgungen durch die Behörden des Großkönigs selber setzten erst unter den Sasaniden ein, v.a. in der 2. Hälfte des 5. Jhs. n. Chr.*° Die Juden
selber waren an guten Beziehungen zu den Parthern nicht nur zum Gedeih ihrer Siedlungen in Mesopotamien und in anderen Teilen des parthischen Einflussgebietes sowie zur Unterstützung des Kampfes gegen das römische Joch interessiert, sondern auch wegen ihrer Beteiligung am internationalen Karawanenhandel; zur gedeihlichen Entfaltung dieses Handels war der militärische Schutz der Parther unabdingbar, z.B. auf der großen Seidenstraße nach China." Wie oben angeführt, findet sich in der Doctrina Addae ein literarischer Beleg
für die jüdische Beteiligung am Seidenhandel, soweit er über Edessa abgewickelt wurde.*?* Zu weiteren Belegen in jüdischen Quellen siehe unten. Die wichtige
Stellung der Juden im internationalen Handel wurde durch drei Faktoren be-
günstigt: Das weitgespannte Netz von Synagogen, in denen Juden auf Handelsreisen Unterkunft finden konnten; die Verbindungen zwischen Juden Mesopotamiens und Juden im römischen Herrschaftsbereich, v.a. in Syrien, wo eine bedeutende Seidenindustrie bestand und von wo aus der Export nach Rom abgewickelt wurde; und schließlich die Protektion durch einflussreiche Herrscherhäuser wie die Herodianer Adiabene.???
in der Levante
und
die Königsfamilie
in der
Dass der parthische Einfluss schon in früher Zeit bis nach Palästina reichte, wird
auf der sprachlichen Ebene an der Verwendung des parthischen Lehnwortes nhsyr zur Bezeichnung der Jagd oder des Krieges in den Rollen vom Toten Meer sowie an der Verwendung des parthischen Lehnwortes "mrkl zur Bezeichnung eines Vorstehers der Finanzverwalter am herodianischen Tempel deutlich.#24 Zu nhSyr siehe den Beleg in der Kriegsrolle von Qumran, ı QM 1 9f.: ... wbywm npwl bw Ktyym qrb wnhsyr hzq lony ’I Yırl ky’ hw’h ywm y“wd lw m'z Imihmt klh lbny hwsk bw ytqrbw Inhsyr gdwl.#>5 418 419 420 421 422 423 424
Siehe Josephus A] 18,9,9. Siehe NEUSNER 1969, 58. Siehe SAFRAI 1994, 375f. Siehe DRIJVERS 1970, 7. PHıLLıps 1876, ld; 32f. Siehe NEUSNER 1969, 95f. Siehe WIDENGREN 1960, 55; DERS. 1957, 222. Zu einer ausführlichen Erklärung des Terminus nhsyr siehe die Ausführungen bei Asmussen 1961, ferner oben 11.4.8. 425 CHARLESWORTH 1995, 96.
IH.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
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„... Am Tage des Falles der Kittim wird ein Kampf sein und ein heftiges Gemetzel vor dem Gott Israels, denn dies ist der Tag, den er bestimmt hat vor langem für einen Vernichtungskrieg gegen die Söhne der Finsternis. An ihm werden sie sich bekämpfen zu einem großen Gemetzel.“ Zu ’mrkl siehe Mi$nah Segalim V 2, wo im Blick auf die Ordnung des Tempels festgehalten wird: °’yn pwhtyn mslsh gzbrym wmsb'h ’mrklyn.#* „Man stellt nicht weniger als drei Gisbarim und nicht weniger als sieben
Amarkelin an.“+?7 Hinzu kommt eine ganze Reihe weiterer iranisch-parthischer Lehnwörter, va.
in den Bereichen der Administration und der Bekleidung.**® Mit iranisch-parthischen Einflüssen ist auch im Bereich der religiösen Vorstellungen zu rechnen; die wichtigsten Schlagworte, die in diesem Zusammenhang genannt werden müssen, sind Dualismus, Apokalyptik, visionäre Himmelsreisen, Engel- und Dämonenlehre, Bedeutung von Licht und Feuer, Aufer-
stehung und Gericht.*? Insgesamt — mit Ausnahme v. a. des Dualismus und der Ausgestaltung der Bestrafung der bösen Mächte — ist dabei eher an die Einwirkung einzelner Motive als an die direkte Übernahme ganzer Vorstellungskomplexe zu denken.#° Auf parthische — jedenfalls allgemein auf iranische — Einwirkungen ist das Auftauchen des Dämons Aschmodai im Buch Tobit (3,8.17)
zurückzuführen.®#! Die religiöse Beeinflussung war aber sicherlich nicht einseitig.
426 BANETH 1968, 278. 427 Übersetzung von SCHÜRER 1907, 327 (Anm. 50). SCHÜRER nimmt aufgrund von 2 Chr 31,11-19 an, dass es sich bei den Gisbarim um Beamte handelt, die die Priestergaben einzunehmen hatten, bei den Amarkelim dagegen um solche, die sie auszuteilen hatten. 42 [2,0] Siehe zum Näheren WIDENGREN 1957, 222; DERS. 1960, 26ff. 42 \o Siehe zum Näheren HuLTGÄRrD 1979; WIDENGREN 1957, 224; Vgl. DERS. 1960, sıff. Tendenziell
scheint das Maß an iranisch-parthischer Beeinflussung der jüdischen Religion von WIDENGREN überzeichnet zu werden. Zurecht weist demgegenüber HurtcÄrn darauf hin, dass es in manchen Fällen schwierig zu entscheiden ist, „was als Einfluss und was als unabhängige innere Entwicklung anzusprechen ist“ (HULTGÄRD 1979, 516).
430 Siehe HULTGÄRD 1979.
431 Der Name des Dämons Aschmodai ist nach WIDENGREN abzuleiten vom iranischen Dämon Aöıma dacva > Heim dev (siehe WIDENGREN 1957, 215); bei diesem Dämon des „Zorns“ handelt
es sich um einen Genossen Ahrimans. Neben Aschmodai dürfte auch die hervorgehobene Bedeutung des Hunds in Tob 5,1 und 11,4 sowie die Ermahnung, sich für den göttlichen Gerichtstag einen Schatz von guten Taten zu sammeln, auf iranische Einflüsse zurückgehen (siehe HuLTGÄRD 1979, 553f.). Wie die Funde aramäischer und hebräischer Fragmente des Buches Tobit in Qumran gezeigt verfasst, haben, wurde das Buch ursprünglich in semitischer Sprache (vermutlich Aramäisch)
vielleicht um ca. 200 v. Chr. in Syrien oder Palästina. Siehe zum Näheren z.B. SCHÜNGELSTRAUMANN 2000, 39.41; FITZMYER 2003, 18-27. 50-54.
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IIl.s.2.11.2. „Perser“ und „Persien“ in Talmud und Midrasch*?
In der spätantiken jüdischen Literatur ist häufig von den „Persern“ (Prsym, Prsy’) oder „Persien“ (Prs) die Rede. Trotz der Vielzahl an Stellen ist es schwierig, ein
deutliches Bild über die Zustände des parthischen Reiches zu gewinnen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass sich „Perser“ und „Persien“ auf das iranische Imperium zu allen Zeiten bezieht, das achämenidische, parthische und sasanidische gleichermaßen; zum anderen ist in manchen Fällen nicht klar, wie
alt ein in Talmud oder Midrasch überlieferter Text bzw. die in ihm enthaltene Tradition tatsächlich ist; zwar ist in den meisten Fällen eine Überlieferung mit dem Namen eines bestimmten Rabbi verbunden; das heißt aber noch nicht, dass
eine Tradition in der Geschichte nicht weiter — oder allenfalls weniger weit — zurückreichen kann.
Diese beiden kurz skizzierten Besonderheiten der jüdischen Texte machen es in vielen Fällen unmöglich, klar zwischen parthischer und sasanidischer Zeit zu
unter-scheiden. Es kann darum nicht ausgeschlossen werden, dass einige der nachfolgend zitierten Belegstellen sich auf die sasanidische und nicht auf die parthische Herrschaft beziehen. Um solche Fälle aufein Minimum zu reduzieren, werden in der Regel nur solche Traditionen berücksichtigt, die mit Rabbinern verbunden sind, die einigermaßen sicher der parthischen Zeit zugeordnet werden können. Dort, wo die Namen von persischen Herrschern genannt werden oder andere historisch eindeutig festgelegte Daten, ist eine Zuordnung zur parthischen — oder eben zur sasanidischen — Periode mit größerer Sicherheit möglich.#33 III.5.2.11.2.1. „Persisch“-jüdische Beziehungen
Eine in Midrasch Kohelet VII 12,39 und an weiteren Stellen#* überlieferte Geschichte erwähnt den Besuch einer „persischen“, d.h. parthischen Delegation
bei Alexander Yannai, was wohl auf gute politische Beziehungen zwischen den Parthern und dem jüdischen König hinweist. Ein solcher Zustand erscheint als historisch durchaus plausibel. Konkret könnte es um die Abstimmung eines koordinierten Vorgehens gegen den in dieser Zeit aktiven und bedrohlichen 432 Wo die aramäischen oder hebräischen Quellentexte nicht näher bezeichnet werden, sind sie der „Judaic Classics Library“ (Davka Corporation 1995, CD-Rom) entnommen.
433 So sind Texte, in denen eindeutig und spezifisch auf bestimmte sasanidische Könige Bezug genommen wird, nachfolgend nicht aufgenommen. Andererseits können einzelne Texte aus der sasanidischen Zeit dann berücksichtigt sein, wenn anzunehmen ist, dass die in ihnen
geschilderten Zustände auch für die parthische Zeit — mehr oder weniger — repräsentativ sind. Die nachfolgend zitierten Texte aus dem Talmud stammen, wo nicht anders angegeben, aus der Wilnaer Ausgabe; das gilt sowohl für den babylonischen Talmud (bT) als auch für den Jerusalemer Talmud (yT). 434 YI Ber. 7.2, Nazir 5.3.
Ill.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
377
gemeinsamen Feind, Tigranes II. von Armenien, gehen.#5 Für die spezifischen
vom Midrasch beschriebenen Geschehnisse fehlen zwar Belege bei Josephus oder in anderen Quellen; da der Besuch der Delegation aber nur beiläufig erwähnt wird, kann dieser Teil des Berichts durchaus als historisch gelten. Es ist aber keineswegs sicher, dass der Besuch wirklich politischer Natur war und ob nicht etwa mit den „Persern“ Juden aus dem parthischen Reich gemeint sind. Midrasch Bereschit Rabba, Par. XXXV, IX, Vers 16:
’RTBN $SIh Irbynw ’tymytwn , ’mr Ih : sIh ly ml’ tb’ dkwth , $Ih Ih ha’ mzwzh . sih w’mr Ih : ’n’ SIhyt Ik mP dlyt Ih tymy , w’t $Iht ly ml’ dtb’ hd pwir ! mr Ih:
hpsy whpsyk U’ysww bh , wl “wa ’! SIht ly ml’ d’n’ sryk mntr Ih , w’n’ slhyt Ik ml’ d’t dmk why’ mntr’ Ik, Sn’mr : (msly w, kb) ‘bhthlkk tnhh ’tk’- b’wlm hzh , ($m
sm, en bskbk tsmr “lyk’- bs’t myth , ($m Sm, $m) 'whqyswt hy’ tsyhk’- Vtyd lbw’.# „Artaban schickte an Rabbi einen unschätzbaren Edelstein mit den Worten: Sende mir etwas dafür, was ebenso groß an Werth ist. Er sandte ihm eine
Mesusa. Darauf ließ ihm Artaban sagen: Ich sandte dir etwas, was unschätzbar ist und du sendest mir etwas, was ich für einen Pullar haben kann. Daraufließ ihm Rabbi sagen: Meine und deine Kostbarkeiten kommen sich nicht gleich, denn du sandest mir etwas, was ich bewachen muss, ich aber sandte dir etwas,
was dich bewacht s. Prov. 6,22: ‚Wenn du gehst, leitet sie dich‘ d.i. in der Sterbestunde ‚und wenn du erwachst, redet sie mit dir‘ d.i. in der künftigen
Welt.“#7
In praktisch gleichlautender Form findet sich dieselbe Überlieferung auch im Jerusalemer Talmud: ’RTBWN
SIh IR’ hgdws hd mrgly tb’ ’tymytwn ’“13Ih ly mylh dtb’ dkwwth sih Iyh
hd mzwzh ’“‘I mh ’n’ $ihy Ik mylh dlyt Ih tymy w’t sIht ly mylh dtb’ ha pwir ’“] hpsyk whpsy P ysww bh wP “wd ’U d’t Slhyt ly mylh d’n’ mntyr Ih w’n’ slhy Ik
mylh d’t dmk Ik why’ mntr’ Ik dktyb bhthikk inhh 'wik wgw.#® „Artaban schickte (einmal) unserem heiligen Lehrer eine unschätzbare ... wertvolle Perle. Er sagte zu ihm: schicke mir eine Sache, die so wertvoll wie
diese ist! Da schickte er ihm eine Türpfostenkapsel (Dtn 6,9). Er (= Artaban)
sagte zu ihm: was ich dir geschickt habe, ist eine Sache, für die es keinen Preis ... gibt, und du hast mir eine Sache geschickt, die nur einen Follis wert ist!?
Er sagte zu ihm: deine Kleinode und meine Kleinode sind nicht gleich. Aber
nicht nur das, sondern: was du mir geschickt hast, ist eine Sache, die ich
435 Siehe NEUSNER 1969, 26. 436 MiRQIN 1957, 63f. 437 WÜNSCHE 1880a, 158f. 438 yT Pea ı5d.
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MARKUS ZEHNDER
bewachen muss, aber was ich dir geschickt habe, ist eine Sache, die dich
bewacht, wenn du schläfst. Denn es steht geschrieben: bei deinem Gehen wird sie (= die Tora) dich leiten, (wenn du liegst, wird sie dich bewahren) (Prv 6,22).“#2
Die hier wiedergegebene Episode scheint darauf hinzuweisen, dass zwischen dem letzten Partherkönig Artabanos und jüdischen Gelehrten (in Israel) gute Beziehungen bestanden — jedenfalls wenn mit „unserem heiligen Lehrer“ Rabbi
Juda ha-Nasi (oder sein Sohn) gemeint ist.+*°
Wie bei der oben erwähnten Geschichte über die guten Beziehungen zwischen den Parthern und Alexander Yannai fehlen auch hier außermidraschische Belege, die es erlauben würden,
das berichtete Geschehen
sicher als historisch ein-
zustufen. Aufgrund der an die vorausgesetzte Situation eng anknüpfenden Neuerung der Exegese von Prov 6,22 ist aber dennoch mit einem historischen
Kern zu rechnen. In dieselbe Richtung weist der Umstand, dass der Name Artabanos ohne finales S wiedergegeben wird, was auf eine Herkunft der Tradition in Babylonien schließen lässt.+#" Eine verwandte Überlieferung findet sich in She’iltot. +? Als historischer Hintergrund der Erzählungen lässt sich ein — allerdings nicht von Artabanos initiierter — Austausch von Geschenken zwischen dem parthischen König und dem römischen Kaiser rekonstruieren, in den auch Juda ha-Nasi mit
römischem Einverständnis einbezogen war. Nach Herodian schlug Caracalla dem Artabanos 215/16 n. Chr. vor, dass dieser mit ihm eine dynastische Verbindung eingehen und ihm seine Tochter zur Frau geben solle. Dabei sei es auch zur Übergabe von Geschenken gekommen. Artabanos ging auf das Angebot ein; Caracalla ließ aber die parthischen Hochzeitsgäste umbringen, Artabanos indes konnte entkommen.*# Die Historizität dieser Geschichte wird allerdings stark angezweifelt. Dagegen ist historisch gesichert, dass Caracallas Nachfolger Macrinus nach einem erfolglosen Angriff auf Mesopotamien die Beziehungen zu den Parthern durch die Sendung von Geschenken regelte und dann den Frieden im Senat als römischen Sieg verkaufte.*** Siehe dazu Cass. Dio 79, 26f.
bTI Aboda zara ıob-ıra: "NTWNYNWS smsyh IR”’DRKN Smsyh IRB ky Skyb ’NTWNYNWS “Rntprdh hbylh ky skyb "DRKN "mr RB ntprdh hbylh. 439 440 441 442 443 444 ww
WEVERS 1986, 22. Siehe NEUSNER 1969, 88f.91. Siehe NEUSNER 1969, 89-91. She’iltot, Parashat ‘Ekev, para. 145. Herod. 4,10-11. Siehe NEUSNER 1969, 92f. Dass in She’iltot (Parashat “Ekev, para. 145) von der Tochter des
Artabanos und ihrer Heilung durch die geschenkte mezuzah die Rede ist, könnte allerdings doch wieder zugunsten des Hintergrunds der Hochzeits-Variante ins Spiel gebracht werden.
Ill.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
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„Antoninus bediente Rabbi; Adarkhan [i.e. Artaban] bediente Rabh. Als
Antoninus starb, sprach Rabbi: Der Bund ist aufgelöst! Als Adarkhan starb, sprach Rabh: Der Bund ist aufgelöst!“*# Dieser Text weist darauf hin, dass mit einzelnen parthischen Königen — wie auch mit einzelnen römischen Kaisern — die Juden in einem besonders guten Verhältnis standen. bT ‘Aboda zara 16a:
'mr rb ’D’ br ’HBH ’yn mwkrn Ihn $ywt Sl brzl m“t mswm dhlsy mynyyhw kly zyyn ’y hky 'pylw mry wtsyny nmy 'mr rb ZBYD bprzl’ Hyndw’h wh’yan’ dq’ mzbnynn "“r ’SY IPrs’y dmgnw “ylwwn. „R. Ada b. Ahaba sagte: Man darf ihnen keine Eisenplatten verkaufen. — Aus welchem Grunde, wenn etwa, weil sie aus ihnen Waffen fertigen können, so
sollte dies auch von Schaufel und Axt gelten!? R. Zebid erwiderte: Indisches Eisen. Jetzt verkaufen wir ja solches!? R. ASi erwiderte: An die Perser, die uns
beschützten. “+ Falls sich dieser Text der parthischen Zeit zuordnen lässt, reiht er sich mit seinem Hinweis auf den Schutz, den die Perser den Juden gewähren, ein in die Klasse derjenigen Texte, die aufein positives Verhältnis zwischen der parthischen Obrigkeit und den Juden
schließen lassen. In die gleiche Richtung weist auch der Umstand, dass die jüdischen Gemeinden und ihre Gelehrtenschulen
florierten,
dass Juden sich aktiv am
Wirtschaftsleben
im
parthischen Hoheitsgebiet beteiligen konnten und dass ihre Gelehrten von verschiedenen Steuerabgaben befreit waren. Aus zahlreichen Texten lässt sich ersehen, dass die Juden in Mesopotamien nicht nur Häuser, sondern auch Grundstücke pachten oder käuflich erwerben (und natürlich auch wieder verkaufen) konnten; siehe z. B. DT Baba bathra 37b-38a; 61b-62a.
bT Pesahim 87b:
ywd' hgb“h’t Ysr’1 P’ynn ykwlyn lgbl geyrwi "kzrywt 'dwm Ipykk hglh ’wtm IBbl. „Der Heilige, gepriesen sei er, kennt Jisrael, dass sie die grausamen
Verordnungen der Römer nicht ertragen können, daher vertrieb er sie nach “ Babylonien.+ Die Stelle kann als Beleg dafür angeführt werden, dass — jedenfalls in der Sicht Hijas — das Leben im parthischen Reich für die Juden insgesamt erträglicher war als im römischen. bT Gittin 16b-17a:
pP hhw’ Hbr’ Sqlh lirg’ mamyyhw ’mr rhmn’ ’w btwik ’w btw!’ dbr SWImymr’ d’rwm’y m‘lw mPrs’y whtny rby HYY’ m’y dktyb ’Ihym hbyn drkh whw’ yd ’t 445 GOLDSCHMIDT 1934, 466. 446 GOLDSCHMIDT 1934, 480. 447 GOLDSCHMIDT 1930b, 586.
280
MARKUS ZEHNDER
mqwmh ywad“ hgb“h bYsr’1#’yn ykwlyn Igbl gzyrt ’rwmyym “md whglh ’wtm IBbl D g5y’ h’ mgmy dnytw Hbry IBbl h’ Ibtr d’tw Hobry IBbl.
„Währenddessen kam ein Geber und nahm ihnen das Licht fort. Da sprach er: Allbarmherziger, entweder in deinem Schatten oder im Schatten des Sohnes Esaus!? — Demnach wären die Römer besser als die Perser, und [dem
wider-sprechend] lehrte R. Hija b. Abba: Es heißt: Gott kennt den Wegzu ihr und ihm ist ihr Platz bekannt, der Heilige, gepriesen sei er, wusste, dass die
Jisraeliten die Verordnungen der Römer nicht ertragen könnten, daher verbannte er sie nach Babylonien. — Das ist kein Einwand; das eine, bevor die Geber nach Babylonien gekommen sind, und das andere, nachdem die Geber
nach Babylonien ge-kommen sind.“+# Mit Gebern sind die sasanidischen Perser gemeint, mit Esau Rom. Der Hinweis auf das Fortnehmen des Lichts durch einen Geber ist wohl so zu verstehen, dass an einem persischen Feiertag, an dem das Brennen einer Leuchte in Privatwohnungen verboten war, ein persischer Beamter den Juden das Licht wegnimmt, worin sich über das Einzelereignis hinaus die generelle Unduldsamkeit der Sasaniden gegenüber den Juden manifestiert. Deshalb wird selbst das Leben unter römischer dem unter sasanidischer Herrschaft vorgezogen. Im zweiten Teil des Abschnitts wird hervorgehoben, dass das zu Zeiten der parthischen Herrschaft anders war: Das Leben unter den Parthern war für die Juden eine Wohltat gegenüber dem unter den Römern, und entsprechend auch gegenüber dem unter den Sasaniden.
bT Baba gamma ı117a: gbr’ dhwh b’y "hwyy ’tybn’ dhbryh ’t’ Igmyh dRB “IP thwy wl thwy “I mhwyn’
wmhwyn’ ytyb rb KHN’ qmyh dRB Smtyh Iqw‘yh mynyh ... ’lIrb KHN’ d h’ydn’ hww Prs’y dl’ gpay ’spykwt dmym whst’ ’yk’ Ywwn’y dgpdw ’spykwt dmym w’mry mrdyn mrdyn qwm sq Pr” dYsr). „Einst wollte jemand auf das Stroh seines Nächsten zeigen, und als er dieserhalb vor Rabh kam, sprach dieser: Du sollst es nicht, durchaus nicht zeigen. Jener erwiderte: Ich zeige es, wohl zeige ich es. Da stand R. Kahana, der vor Rabh saß, auf und brach ihm das Genick. ... Hierauf sprach Rabh zu ihm: Kahana, bisher waren die Griechen [an der Herrschaft], die auf Blutvergießen nicht achteten, jetzt aber sind die Perser [an der Herrschaft],
die auf Blutvergießen achten und rufen: Mord, Mord! Mache dich auf und fliehe nach dem Jisraellande. “+
Die zitierte Stelle weist darauf hin, dass der Regimewechsel von den Parthern, die hier als
„Griechen“ bezeichnet werden, zu den Sasaniden unmittelbare — und zwar potenziell
negative — Konsequenzen auch für die jüdische Gemeinde hat; das spricht indirekt ebenfalls für positive Beziehungen zwischen Parthern und Juden. Interessant ist die 448 GOLDSCHMIDT 1932, 231. 449 GOLDSCHMIDT 1933, 412f. Die oben zitierte aramäische Variante des Textes liest Perser statt Griechen und umgekehrt.
IH.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
281
vorliegende Stelle auch deshalb, weil sie eben die parthische Herrschaft als „griechisch“ auffasst. Sie wird dabei nicht nur als tolerant, sondern auch als relativ lose charakterisiert. Der Eindruck entsteht, dass die Parther kaum in die inneren Angelegenheiten Babyloniens eingriffen. Midrasch Schir Ha-Schirim VIII, 10:
iny rSb“Y ’m r’yt sws Prsy g$wr bgbry ’rs Yör’l sph Irglyw SI msyh.#° „R. Simeon ben Jochai hat gelehrt: Wenn du ein persisches Pferd an den Gräbern des israelitischen Landes gebunden siehst, dann kannst du die
Fußspuren des Messias erwarten (s. Micha 5,4).®" Dieser Ausspruch zeigt, dass manche Juden trotz der Enttäuschung von 70 n.Chr. weiterhin große Hoffnungen auf die Parther setzten; der erwartete Sieg der Parther über die Römer würde das messianische Zeitalter einleiten.
yI Pea ısb: MWNBZ hmik ‘md wbzbz kl nksyw I'nyym $l!hw hw qrwbyn w’mrw lw ’bwtyk hwsypw “1 $Ihn w‘l sl ’bwtyhn w’th byzbzth ’t $ik w’t Sl ’bwiyk ’“l kl Skn ’bwty gnzw b’rz w’ny gnzty bimym In’mr ’mt m’rz tsmh wsdq mimym nsgp ’bwty gnzw ’wsrwt Pyn “wsyn pyrwt w’ny gnzty ’wsrwt $hn “wsyn pyrwt Sn’mr 'mrw sdyq ky twb ky pry m'Ihyhm y’klw ’bwty gnzw bmqwm Shyd Switt bw w’ny gnzty bmqwm Pyn hyd Switt bw $n’mr sdq wmspt mkwn ks’k wgw’ ’bwiy gnzw mmwn w'ny gnzty npSwt Sn’mr wlwgh npswt hkm ’bwty gnzw Phrym w’ny gnzty ['smy in'mr wik thyh sdgh "bwiy gnzw b’wlm hzh w’ny gnzty !wlm hb’ 5n’mr wsdgh isyl mmwt wl myt US’ ymwt Fwim hb’. „Der König Munbaz trat hin und verschwendete alle seine Güter an die Armen. Seine Verwandten schickten zu ihm und sagten zu ihm: deine Väter haben zu dem ihren und zu dem ihrer Väter (Schätze) hinzugefügt, aber du
verschwendest deines und das deiner Väter. Er sagte zu ihnen: genau das (tue ich)! Meine Väter haben auf der Erde (Schätze) gesammelt, aber ich sammle (Schätze) im Himmel. Wie geschrieben steht: Wahrheit wird von der Erde
sprossen, und Gerechtigkeit schaut vom Himmel (Ps 85,12). Meine Väter haben
Schätze gesammelt, die keine Früchte bringen, aber ich sammle Schätze, die
Früchte bringen. Wie geschrieben steht: sagt dem Gerechten, dass er Gutes
haben wird, denn die Frucht ihrer Taten werden sie essen (Jes 3,10). Meine Väter
haben an einem Ort gesammelt, über den man Gewalt haben kann, aber ich
sammle an einem Ort, über den man keine Ge-walt haben kann. Wie geschrieben steht: Gerechtigkeit und Recht sind die Grundlage deines Throns (Ps 89,15). Meine Väter haben Geld gesammelt, aber ich sammle Seelen. Wie
geschrieben steht: und Seelen erwirbt der Weise (Prv 11,30). Meine Väter haben 450 Überarbeitete Vilnaer Ausgabe, 80. 4sı WÜNSCHE 188oc, 188.
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MARKUS ZEHNDER
für andere gesammelt, aber ich sammle für mich selbst. Wie geschrieben steht: und dir soll die Gerechtigkeit gehören (Dtn 24,13). Meine Väter haben in dieser
Welt gesammelt, aber ich sammle für die zukünftige Welt. Wie geschrieben steht: und die Gerechtigkeit errettet vom Tod (Prv 10,2). Und (der Ausdruck) ‚Tod‘ (meint hier) nur, dass er in der kommenden Zukunft nicht des Todes sterben wird.“ *? Beim hier erwähnten Munbaz (Monobazos)*? handelt es sich um den zum Judentum konvertierten König der Adiabene, den Bruder des Izates und Sohn der Helena. Die Treue des adiabenischen Königshauses zur jüdischen Sache, die sich in der zitierten Geschichte spiegelt, wurde durch die Teilnahme adiabenischer Truppen an der Verteidigung Jerusalems gegen die Römer im Krieg von 66-70 n.Chr. deutlich unter Beweis gestellt. *%*Wegen fehlender weiterer Belege für die zitierte Monobazos-Tradition ist deren Historizität nicht direkt verifizierbar; im Kern dürfte sie aber verlässlich sein, da die Unterstützung der jüdischen Sache auch im politischen Eigeninteresse der adiabenischen Herrscher lag.*°
bT Gittin 14b: ’mr Ihw Ir’ DWST’Y b‘r YN’Y wir’ YWSY br KYPR bhdy d’tytw ’tywh nyhly ’zwl yhbyh nyhlyh 'mry Ihw ngny mynyykw 'mry Ihw IP ’mry Ihw ’hdryh nyhin r’ DWSTY brby YN’Y ’mr Ihw ’yn r’ YWSYbrKYPR 'mr Ihw P hww q’ ms'rw lyh’“Uhzy mr hyky q’ “byd 'mr Ihw tb rmw Iyh ky ’tw lebyh ’“lhzy mr I’ mystyyh dP syy'n I mr Ihw nmy tb rmw lyh ’“l’m’y ty‘bd hky ’“l’wtn bny ’dm hn ’mh wkwb'n mh wmdbryn mhsyyhn wsmwtyhn mbwhlyn ’RD’ w’RT’wPYLYBRYS "wmryn kpwtw kwptyn 'wmryn hrwgw hwrgyn 'ylw hrgw ’t DWST’Y my ntn IYN’Y’b’ br kmwty ’“lbny ’dm hllw grwbym Imlkwt hn 'mr lyh hn ys Ihn swsym wprdym Srsym 'hryhn "“l hn ’mr Iyh ’y hky Sypr “bat. „[R. Ahi b. JoSija hatte ein silbernes Trinkgefäß in Nehardea;] da sprach er zu
R. Dostaj b. R. Jannaj und R. Jose b. Kiper: Wenn ihr hinkommt, bringt es mir mit. Als sie da hinkamen, gaben jene es ihnen, indem sie zu ihnen sprachen: Es sei euch zugeeignet. Sie erwiderten: Nein. Da sprachen jene: So gebt es uns zurück. R. Dostaj b. R. Jannaj erwiderte: ja, R. Jose b. Kiper aber erwiderte: nein. Da quälten sie ihn und sprachen zu jenem: Sehe doch der Meister, was er tut. Er erwiderte ihnen: Verprügelt ihn tüchtig. Als sie hierauf zu ihm kamen, sprach er: Sehe doch der Meister, nicht genug, dass er mir nicht beigestanden hat, er sagte zu ihnen sogar: verprügelt ihn tüchtig. Dieser sprach: Weshalb hast du dies getan? Er erwiderte: Es sind ellenlange Männer, haben ellengroße Helme auf, reden von der Mitte aus und führen 452 WWEVERS 1986, 10f. 453 Der Name ist iranisch; siehe BENVENISTE 1966, ıısf. Es ist aber wahrscheinlich, dass die 45
Königsfamilie erhnisch als „arabisch“ zu bezeichnen ist; siehe ALTHEIM/STIEHL 1965, 68f. Siehe Josephus, BJ 2,19, 2.
Siehe NEUSNER 1969, 65-67. Nach yT Joma 3,10 haben Monobazos und seine Mutter Helena 45 “an.
auch goldene Weihgeschenke für den Tempel in Jerusalem gestiftet.
III.s.2.11.
Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
283
beängstigende Namen: Arda, Arta, Phili, Bares; wenn sie zu fesseln befehlen, so fesselt man, wenn sie zu töten befehlen, so tötet man. Wer würde, wenn
sie Dostaj getötet hätten, meinem Vater Jannaj einen Sohn meinesgleichen gegeben haben!? Dieser fragte: Sind es Leute, die der Regierung nahe stehen? Er erwiderte: Jawohl. — Haben sie Pferde und Maultiere, die hinter ihnen herlaufen? Er erwiderte: Jawohl. Da sprach er: Wenn dem so ist, so hast du
recht getan.“#® yI Qiddusin 3.4 (36b):
’mr Iyh r’yty ’win byt dyn Swh wkwb‘yhn ’mh wmabryn mhsyyn wYWSH "hy kpwt wrsw‘'h “wlh wywrdt. „Er sagte zu ihm: Ich sah sie (wie) ein einstimmig (entschlossenes) Gericht an und ihre (furchterregenden) Helme waren eine Elle hoch und sie sprachen (drohend) aus den ‚Hälften‘, und mein Bruder Yose war gefesselt, und ein Seil
ging (an ihm) auf und ab (d.h. fesselte ihn vollständig). *7 Die zitierten Abschnitte weisen darauf hin, dass die jüdischen Gemeinden in
Mesopotamien durch die parthische Kultur beeinflusst wurden. Das zeigt sich
zum einen in der Übernahme der parthischen Namen Arda („Gerechter“), Arta
(Variante von Arda mit der gleichen Bedeutung) und Pyl-i Baris („Elephanten-
reiter“).#® Die hohen Hüte erinnern an iranische Kopfbedeckungen.®? Die
kriegerische Erscheinung der Juden, von denen hier die Rede ist, macht es wahrscheinlich, dass sie wie Zamaris und die Brüder Anileus und Asineus wohl
vertraut mit den parthischen Reit- und Kriegstechniken waren.
Indem die „parthisch“ erscheinenden Juden als Funktionäre aufzufassen sind,
die im Auftrag der parthischen Regierung an ihren jüdischen Glaubensgenossen handeln, machen die Texte zugleich deutlich, dass die Juden mindestens auf diese indirekte Art der übergeordneten Autorität der parthischen Regierung ausgeliefert waren, die Gefängnis und Todesstrafe über Glieder der jüdischen Gemeinde verhängen konnte. Indem die Verwaltung jüdischer Angelegenheiten Juden übertragen ist, haben wir es hier — etwa in der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. — mit Verhält-
nissen zu tun, die sich dann in der Institution des Exilarchats fortsetzen. +%°
456 457 458 459
GOLDSCHMIDT 1932, 223f. TILLY 1995, 200. Siehe NEUSNER 1969, IOI. Siehe NEUSNER 1969, 102.
460 Siehe NEUSNER 1969, 106.
284
MARKUS ZEHNDER
IIl.s.2.11.2.2. Innere Verhältnisse im „persischen“ Reich
II.5.2.11.2.2.1. Militärische und wirtschaftliche Aspekte bT ‘Aboda zara 2b:
ys’t mlkwt Rwmy wnknsh mlkwt Prs "hr h m“t dh’ hsyb’ btrh wmnIn dktyb w’rw hyw’ ’hry tnyn’ dmy’ ldwb wtny rb YWSP ’lw Prsyym Swklyn wswtyn kadwb wmswrblyn [bsr] kdwb wmgdlyn sr kdwb w’yn Ihm mnwhh kawb 'mr Ihm
hgb“h bm’y ‘sgtm ’wmrym Ipnyw rbs“ “ hrbh girym grnw hrbh krkym kbsnw hrbh mihmwt “synw wkwlm U’ ‘synw ’P bsbyl Ysr’l kdy Syt'sqw btwrh ’mr Ihm
hgb“h klmh S’sytm Iswrk “smykm “sytm tygntm gsrym Iytwl mhm mks krkym U‘swt bhm’ngry’ mlhmwt ’ny ‘syty sn” h’’y$ mlhmh klıwm y$ bkm mgyd z’t sn”my bhm ygyd z’t w’yn z’t ’P twrh $n’mr wz’t htwrh ’Sr sm MSH myd ys’w mlpnyw bphy nps wky m’'hr dhzyt mlkwt Prs Imlkwt Rwumy dl’ mhny’ wl mydy m“t ’mry ’ynhw stry bhm“gq w’nn bnynn wkn Ikl ’wmh w’wmh wky m’hr dhzw lqm’y dl!’ mhny wl’ mydy m“t ‘yyly sbry hnk ’yst'bdw bhw bYsr’] w’nn P £bdnw bYsr’l. „Sobald das römische Reich herausgekommen sein wird, wird das persische
Reich eintreten. — Weshalb? — Weil dieses an Bedeutung jenem folgt. — Woher dies? — Es heißt: darauf erschien ein anderes, zweites Tier, das glich einem Bären, und R. Joseph lehrte, damit seien die Perser gemeint, die wie ein Bär essen und trinken, die wie ein Bär beleibt sind, die wie ein Bär das Haar
wachsen lassen und wie ein Bär keine Ruhe haben. Der Heilige, gepriesen sei er, wird zu ihnen sprechen: Womit habt ihr euch befasst? Sie werden erwidern: Herr der Welt, wir haben viele Brücken angelegt, viele Städte erobert und viele Kriege geführt; und dies alles taten wir nur wegen der Jisraeliten, damit sie sich mit der Tora befassen. Der Heilige, gepriesen sei er,
wird ihnen entgegnen: Was ihr alles getan habt, habt ihr nur für euch selbst getan; ihr habt Brücken angelegt, um durch sie Zoll zu erheben, Städte [erobert], um
ihnen Frondienst aufzuerlegen; die Kriege habe ich selbst
geleitet, denn es heißt: der Herr ist ein Mann des Krieges. Ist etwa jemand unter euch, der dies sagen könnte? Unter ‚dies‘ ist nur die Tora zu verstehen,
denn es heißt: und dies ist das Gesetz, das Mose vorlegte. Hierauf werden sie mit betrübtem Gemüt hinausgehen. — Wozu wird nun das persische Reich eintreten, wenn es schen wird, dass das römische Reich nichts ausrichtet? — Es wird sagen: Jene haben den Tempel zerstört, wir aber haben ihn erbaut. Und ebenso auch alle anderen Nationen. — Wozu werden sie nun eintreten,
wenn sie schen werden, dass die ersten nichts ausrichten? — Sie werden sagen: jene haben die Jisraeliten geknechtet, wir aber haben sie nicht geknechtet. “+ Folgende Elemente sind besonders zu erwähnen: 461 GOLDSCHMIDT 1934, 435.
Ill.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN — „Persien“ wird trotz der geschichtlichen Herrscherhäuser als eine Einheit verstanden. —
Die Machtfülle
Abfolge
285 der verschiedenen
der „Perser“ wird als derjenigen Roms
nachgeordnet
eingestuft.
— Den „Persern“ wird eine positivere Haltung gegenüber den Juden zugeschrieben als Rom, was eher auf die Parther als auf die Sasaniden zutrifft. — Wirtschaftlich wird einerseits die Bedeutung der Handelszölle hervorgehoben, andererseits diejenige des „Frondienstes“ unterworfener Städte. Sowohl die positive Haltung der „Perser“ gegenüber den Juden als auch die klare
Nachordnung gegenüber den Römern sprechen dafür, dass der Abschnitt Verhältnisse der parthischen und nicht der sasanidischen Zeit spiegelt. Avot de Rabbi Natan 28:
rby NTN ’wmr ’yn Ik ’hbh k’hbh $l twrh . w’yn Ik hkmh khkmh sl drk ’rs w’'yn
Ik ywpy kywpy 31 Yrwslym . w’yn Ik “wir kwsr $l Mdy 4%. w’yn Ik gbwrh kgbwrh $I-Prs.. w’yn Ik znwt kznwt $1“rbyym . w’yn Ik gswt kgswt Sl “ylm . w’yn Ik hnwph khnwph sl Bbl in” (ZKRYHh) wy’mr Ply] lbnwt Ih byt b’rs SnTr. w’yn Ik kspym
kkspym Sl Msrym. „Rabbi Natan sagt: Es gibt keine Liebe, die vergleichbar ist der Liebe zur
Tora; und es gibt keine Weisheit, die vergleichbar ist derjenigen des Landes Israel; und es gibt keine Schönheit, die vergleichbar ist derjenigen Jerusalems;
und es gibt keinen Reichtum, der vergleichbar ist demjenigen Mediens; und es gibt keine Macht, die vergleichbar ist derjenigen Persiens; und es gibt keine Hurerei, die vergleichbar ist derjenigen der Araber; und es gibt keine Arroganz, die vergleichbar ist derjenigen Elams; und es gibt keine Heuchelei, die vergleichbar ist derjenigen Babyloniens, wie gesagt ist (Sacharja 5): ‚Und er sprach zu mir: um ihr ein Haus zu bauen im Lande Sinear‘; und es gibt
keine Hexerei, die vergleichbar ist derjenigen Ägyptens.“
Die militärische Macht wird hier primär dem parthischen und nicht dem römischen Reich zugeschrieben. Das muss nicht unbedingt der Realität der Zustände — etwa in der Mitte des 2. Jhs. n.Chr. — entsprechen, die sich ja tatsächlich anders präsentierten. Sondern Rabbi Natan ehrt damit die Macht
seines Herkunftslandes und möchte vielleicht auch seine palästinischen Hörer
dazu bewegen, sich von Rom ab- und den Parthern zuzuwenden.
462 Nach einer anderen Textüberlieferung steht an der Stelle von Medien Rom; siehe NEUSNER
1969, 84.
MARKUS ZEHNDER
286
III.5.2.11.2.2.2.
Innere Verhältnisse in den jüdischen Gemeinden des Partherreiches
Zu Belegen für die Existenz jüdischer Gemeinschaften in Babylonien, Nordmesopotamien, Medien und der Mesene siehe neben vielen anderen z.B. bT Jabmuth 16a-b und 17a; 1022; bT Gittin 6a; DT Joma 37a; Qohelet Rabba 1:8.*%
bT Girtin 14b: ’mr Ihw Ir’ DWST’Y b’r YN’Y wIr’ YWSY br KYPR bhdy d’tytw ’tywh nyhly ’zwi yhbyh nyhlyh 'mry Ihw ngny mynyykw ’mry Ihw I’ 'mry Ihw ’hdryh nyhin r’ DWST’Y broy YN’Y ’mr Ihw ’yn r’ YWSYbr KYPR 'mr Ihw I hww gq’ ms'rw
lyh ”Ihzy mr hyky q’ “byd ’mr Ihw tb rmw lyh ky ’tw lgbyh ’”l hzy mr I’ mystyyh AP syyn U 'mr Ihw nmy tb rmw Ilyh ”"U’m’y ty‘bd hky ”"l’win bny ’dm hn 'mh wkwb‘n 'mh wmdbryn mhsyyhn wsmwtyhn mbwhlyn ’RD’w RT’ wPYLYBRYS "wmryn kpwtw kwptyn 'wmryn hrwgw hwrgyn ’ylw hrgw ’t DWST’Y my ntn IYN’Y’b’ br kmwty ’"lbny ’dm hllw grwbym Imikwt hn ’mr lyıh hn y$ Ihn swsym wprdym Srsym ’hryhn ’’l hn ’mr Iyh ’y hky Sypr “bat. „[R. Ahi b. Josija hatte ein silbernes Trinkgefäß in Nehardea;] da sprach er zu
R. Dostaj b. R. Jannaj und R. Jose b. Kiper: Wenn ihr hinkommt, bringt es mir mit. Als sie da hinkamen, gaben jene es ihnen, indem sie zu ihnen sprachen: Es sei euch zugeeignet. Sie erwiderten: Nein. Da sprachen jene: So gebt es uns zurück. R. Dostaj b. R. Jannaj erwiderte: ja, R. Jose b. Kiper aber erwiderte: nein. Da quälten sie ihn und sprachen zu jenem: Sehe doch der Meister, was er tut. Er erwiderte ihnen: Verprügelt ihn tüchtig. Als sie hierauf zu ihm kamen, sprach er: Sehe doch der Meister, nicht genug, dass er mir
nicht beigestanden hat, er sagte zu ihnen sogar: verprügelt ihn tüchtig. Dieser sprach: Weshalb hast du dies getan? Er erwiderte: Es sind ellenlange Männer, haben ellengrosse Helme auf, reden von der Mitte aus und führen be-
ängstigende Namen: Arda, Arta, Phili, Bares; wenn sie zu fesseln befehlen, so fesselt man, wenn sie zu töten befehlen, so tötet man. Wer würde, wenn sie Dostaj getötet hätten, meinem Vater Jannaj einen Sohn meinesgleichen
gegeben haben!? Dieser fragte: Sind es Leute, die der Regierung nahe stehen? Er erwiderte: Jawohl. — Haben sie Pferde und Maultiere, die hinter ihnen
herlaufen? Er erwiderte: Jawohl. Da sprach er: Wenn dem so ist, so hast du recht getan“.#%4 Falls der Text so zu verstehen ist, dass die „parthisch“ erscheinenden Juden als Funktionäre im Auftrag der parthischen Regierung an ihren jüdischen Glaubensgenossen
handeln, machen sie zugleich deutlich, dass die Juden mindestens auf diese indirekte Art
463 Zur parthischen Datierung der in diesen Texten enthaltenen Überlieferungen siehe NEUSNER 1969, 10. 13-15. 62. 125. 133. 151. 167. 188; DERS. 1966, 241-243. 464 GOLDSCHMIDT 1932, 223f.
IIl.s.2.11. Die PARTHER IN JÜDISCHEN TEXTEN
287
der übergeordneten Autorität der parthischen Regierung ausgeliefert waren, die Gefängnis und Todesstrafe über Glieder der jüdischen Gemeinde verhängen konnte. Die Texte können aber auch so interpretiert werden, dass sie aufein praktisch vollständigautonomes jüdisches Gerichtswesen hinweisen, sogar einschließlich des Rechts der Kapitalgerichtsbarkeit.#% Indem die Verwaltung jüdischer Angelegenheiten Juden übertragen ist, haben wir es hier — etwa in der Mitte des 2. Jhs. n.Chr. — mit Verhältnissen zu tun, die sich dann in
der Institution des Exilarchats fortsetzen. *%
bT Synhedrin ub: wtwl ’ygrt’ ha’ wktwb P’hn’ bny glwt’ bBbl wU’hn’ dbMdy wir kl glwwt’ dYsr’] Slwmkwn ysg’ Im mhwd‘yn ’nhn’ Ikwn dgwzly’ rkykyn w’ymry’ “rqyn wzmn’ d’byb’ P_ mt’ wspr’ mylt’ b’npyy wb’npy hbyryy w’wsypyt “1 st’ d’ ywmyn tltyn. „Ferner nimm einen Briefbogen und schreibe: An unsere Brüder, die Einwohner der babylonischen Diaspora, und an unsere Brüder in Medien, und an die ganze übrige jisra&litische Diaspora, euer F riede gedeihe ewig! Wir tun euch kund, dass in anbetracht dessen, dass, da die jungen Tauben noch
zart und die Lämmer noch jung sind, die Kornreife noch nicht eingetreten ist, ich [i.e. R. Gamliel] und meine Genossen es für richtig befunden haben, diesem Jahre noch dreißig Tage hinzuzufügen. “+7 In verschiedenen halachischen Fragen hat das Rabbinat in Israel den absoluten Vorrang; das gilt — wie die zitierte Stelle zeigt — z.B. in Entscheidungen des Kalenders, bei denen
die Diaspora in Babylonien sich fügen muss.*% Auch in anderen Fragen gingen die Entscheidungskompetenzen des Rabbinats in Israel über diejenigen der jüdischen Instanzen in Babylon hinaus; siehe z.B. bT Synhedrin 3ıb. Die Frage der Vorrangstellung innerhalb der jüdischen Gemeinschaft war aber zwischen dem Patriarchat in Israel und dem Exilarchat in Babylonien wiederholt Thema von Auseinandersetzungen, und es scheint, dass sich erst in nacharsakidischer Zeit eine Vorrangstellung des palästinischen Patriarchen herausbildete.*° yT Berakhot 2.4 (17b):
5 HYY’ rwb’ ’n’ mn ywmy l’ kwwnyt ’P hd zmn b‘y mkwwnh whrhryt blby
w’mryt m’n “lyl gqwmy mik’ qdmy ’rgbsh ’y rys glwt'” „R. Hiyya der Ältere sagte: In meinen ganzen Tagen habe ich mich nie
[vollständig beim Sprechen des Gebets] konzentriert. Aber einmal wollte ich mich [vollständig] konzentrieren und ich meditierte. Und ich sagte in
meinem Herzen: ‚Wer steht zuerst vor dem König, der Arkafta oder der Exilarch?‘.“ 465 So NEUSNER 1969, 94-95; DERS. 1966, 30. 466 Siehe NEUSNER 1969, 106. 467 GOLDSCHMIDT 1933b, 501.
468 Siehe dazu auch NEUSNER 1969, 125ff.
469 Siehe NEUSNER 1969, 110.112ff. Als wichtigste Quelle sei auf DT Synhedrin 5a hingewiesen.
MARKUS ZEHNDER
288
Aus dieser Stelle, an der der Exilarch quasi auf eine Stufe mit dem ’rgbsh (Arkafta) gestellt wird, geht hervor, dass der Vertreter der jüdischen Gemeinschaft zu den höchsten
Würdenträgern am parthischen Königshof gehörte. bT Sota 25a:
d’mr r’ Y’SY , $Ih dbrym st ly ZYR’ m’nsy Yrwslym : ... wksb’ty ’sl hbyry $bdrwm ‚1 $nym hwdw ly w‘l zqn mmr’ P hwdw ]y. „R. JoSija sagte: Drei Dinge sagte mir Ze’era im Namen der Leute von
Jerusalem: ... . Als ich zu meinen Genossen im Süden kam, pflichteten sie mir hinsichtlich zweier bei, nicht aber hinsichtlich des sich widersetzenden
Gelehrten.“ +7°
yI Ta’anit 4.2 (2ob): RBY hwh ytyb miny’ ... "mr lyh hwmwt ’mr lyh hn gqryth 'mr lyh qdm rb HMNWN’ aBbl. ’mr lyh kd tytwt Itmn ’mwr lyh dmnyytk hkym. „Rabbi saß und lehrte ... [R. Hanina korrigierte seine Lesung und] sagte zu ihm: heulend’. Er [i. e. Rabbi] fragte ihn: Wo hast du studiert? Er antwortete:
Bei Rav Hamnuna von Babylonien. Er [i.e. Rabbi] sagte zu ihm: Wenn du dorthin gehst, sag ihm, er soll dich zum Hakham bestimmen.“ Diese beiden Zitate gehören zu den zahlreichen Belegen, die sich für das Bestehen
von tannaitischen Schulen im parthischen Hoheheitsgebiet — in diesem Falle: Babylonien — in der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. beibringen lassen. Wie der folgende Abschnitt aus dem Midrasch Esther Rabba (Proem 11) zeigt, entwickelte sich in diesen Akademien auch eine eigene, von der palästinischen unterschiedene exegetische und halachische Tradition: r' TNHWM’
wr’ BRKYH wr’ HYY’ rbh bsm R® ptryn hmars hzh “Ih bydynw
mn hgwlh , kl mgwm $n’mr wyhy ’ynw ’P srh , wr’ SMW’L br NHMN bsm r’ YWNTN ptr mars zh “Ih bydynw , kl mgqwm $n’mr wyhy bymy , ’ynw’P srh. „R. Tanhuma,
R. Berekiah und R. Hiyya der Ältere im Namen
von R.
Eleazar erklärten: Diese exegetische Regel ist uns aus dem Exil überliefert worden, dass wo immer (in der Schrift) gesagt wird wayyehi (‚und es geschah‘), nichts als Not vorausgesagt wird. R. Samuel b. Nahman aber im Namen von R. Jonathan sagte: Diese exegetische Regel wurde uns (aus dem Exil) überliefert, dass wo immer (in der Schrift) gesagt wird wayyehi bimey
(und es geschah in den Tagen von‘), nichts als Not vorausgesagt wird.“+7'
47 [o) GOLDSCHMIDT 1932, 89. 47 -
Eine ähnliche Überlieferung findet sich im Midrasch Ruth Rabbah, Proem 7: r TNEWM?’ bim r’ HYY’ rbh wr’ BRKYH b$‘r ’LY'ZR hmdr$ hzh “Ih bydynw mn hgwih k“m =mr wyhy srh . r’ HYYrbh k“m Sn” wyhy mm3 srh wsmhh "m srh ’yn kyws’ bh ’m $mhh’yn kyws’ „R. Tanhuma im Namen von R. Hiyya dem Älteren, und R. Berekiah im Namen von R.
Eleazar: Die folgende Auslegung ist auf uns gekommen vom Exil: Wo immer gesagt wird
II.s.3.1. HATRA UND AssuR
III.5.3.
Inschriften
III.s.3.1.
Hatra und Assur
III.5.3.1.1..
Geschichte Hatras im Überblick
II.5.3.1.1.1..
Einleitung
289
Ob Hatra, etwa so km westlich der antiken Stadt Assur gelegen, schon in assyrischer Zeit besiedelt war, ist unklar. Wahrscheinlich gehen die Anfänge des Hatra der Partherzeit auf das ı. Jh. v.Chr. zurück; die ältesten datierten
Inschriften stammen erst vom Ende des ı. Jhs. n. Chr.?7” Entstehung und Entwicklung der Stadt sind primär auf die Konsolidierung der politischen Verhältnisse durch die parthische Ordnungsmacht und auf den zunehmenden Fernhandel in Obermespotamien zurückzuführen. Möglicherweise bilden Fernhändler zusammen mit Söldnern im Dienst der parthischen Reichszentrale auch die ersten Siedler der Stadt.*7? Hatra,
kurzzeitig von
den
Römern
besetzt,
beteiligte sich im zweiten
Jahrzehnt des 2. Jhs. n.Chr. an den Aufständen gegen Trajan, die nach der Eroberung von Seleukia - Ktesiphon in ganz Mesopotamien ausbrachen. Trajan zog gegen Hatra, konnte die Stadt aber nicht einnehmen.*7* Ähnlich ging es auch Septimius Severus, als er nach dem Sieg über seinen Rivalen Pescennius Niger in den Osten zog, um diejenigen Fürsten, die Niger unterstützt hatten, zur Rechenschaft zu ziehen. Zu diesen Fürsten gehörte auch Barsemias von Hatra. Dieser dürfte mit dem in den Inschriften erwähnten König ‘Abdsemya identisch sein. Es scheint, dass Septimius 198 und 199 n. Chr. zweimal gegen Hatra gezogen ist, letztlich ohne Erfolg.*75 216 n. Chr. entging Hatra den Truppen des Caracalla. Die wiederholten Versuche römischer Kaiser, die Kontrolle über Hatra zu gewinnen, zeigen die grosse strategische Bedeutung der Stadt. In Friedenszeiten war die Stadt ökonomisch wichtig, v.a. als wichtiger Umschlagplatz im Karawanenhandel; in Kriegszeiten war Hatra eine wichtige Versorgungsstation für eine zwischen Sangara und Ktesiphon operierende Armee.*7° Nach seinem Sieg über den letzten Partherkönig Artabanos hat Ardasir die Stadt angegriffen, aber zunächst erfolglos (ca. 228 n.Chr.). In dieser Zeit bekam
wayyehi, (bedeutet das) Not. R. Hiyya der Ältere (sagt): Wo immer gesagt wird wayyehi,
(bezeichnet das) entweder Not oder Freude; wenn Not, dann unvergleichliche Not, wenn
Freude, dann unvergleichliche Freude“. 472 Fukaı äußert die Vermutung, dass Hatra erst als Grenzbefestigung der Parther nach ihrem Vorstoß in Mesopotamien gegründet wurde; siehe Fukar 1960, 138. Vgl. auch Homts473 474 475 476
FREDERICQ 1963, 5. Siehe SOMMER 2005, 358. 368. Siehe DRIJVERS 1977a, 816; FuKAI 1960, 139; INGHOLT 1954, 5; SOMMER 2005, 368f. Siehe DrıJvers 1977a, 817; vgl: FuKA1 1960, 139f.; INGHOLT 1954, 5; SOMMER 2005, 369f. Siehe SOMMER 2005, 369; ISAAC 1990, 155.
290
MARKUS ZEHNDER
Hatra eine römische
Garnison;
denn
die Stadt entschloss
sich, wegen
des
gemeinsamen Feindes (Sasaniden) sich nun ganz auf die Seite Roms zu stellen, wohl in der Hoffnung, dass die Herrschaft der Parther doch noch gerettet werden
könnte. Ardatir (und wohl nicht, wie eine Legende behauptet: $apur I.) hat dann die Stadt 240/41 schließlich doch eingenommen.?7’ Hatra ist danach weitgehend
entvölkert worden, auch wenn es noch unbedeutende Nachbesiedlungen gab.#7? Die Hauptblütezeit der Stadt, die wirtschaftlich v.a. auf der Beteiligung am internationalen Karawanenhandel basierte,*7? liegt im 2. Jh. und am Anfang des
3. Jhs. n. Chr.; in den zwanziger und dreißiger Jahren des 2. Jhs. n. Chr. wuchs
Hatra etwa auf das Dreifache seiner ursprünglichen Größe an und erhielt seine endgültige Gestalt.##° Ziel der Lokalherrscher war immer, eine größtmögliche Freiheit gegen-über fremden Herrschern zu bewahren; Bündnisse wurden nur da geschlossen, wo es vorteilhaft schien.#°! Dabei war aber bis zum Untergang des Partherreichs dessen Oberherrschaft nicht in Frage gestellt. #? Die Beziehungen zu verschiedenen kulturellen Zentren des Umfelds waren eng. Darauf weisen die hatrenischen Inschriften, die in Dura-Europos gefunden wurden, aber auch verschiedene Importstücke, z. B. Idealskulpturen aus Marmor aus Klein-asien, ein Votivrelief für Allat und ein Sonnengottaltar aus Palmyra.*% III.5.3.1.1.2. Verwaltung der Stadt
Hatra wurde von Lokalfürsten regiert, die fast während der gesamten Existenz der Stadt den Parthern als Vasallen untergeben waren und von denen aufgrund der Namen anzunehmen ist, dass wenigstens einige von ihnen zur parthischen Aristokratie gehörten. In ihren Portraitskulpturen werden die hatrenischen Lokalherrscher ganz wie ihre parthischen Oberherren abgebilder.+°+ Der erste als mry’ ‚Herr‘ bezeichnete Stadtherrscher ist entweder Worod (siehe H 123; 189; 233), am Anfang des 2. Jhs. n. Chr., oder Alkud/r (siehe H 416), bei dem aber das Datum der Inschrift unvollständig und umstritten ist (früheste 477 Siehe HAUSER 1998, 495; vgl. FRYE 1983, 280 (Eroberungsjahr 239 n. Chr.); DRriJvers 1977a, 818f.827; FuKa1 1960, 140. Anders INGHOLT 1954, 5; HOM&S-FREDERICQ 1963, Sf.
478 Siehe HAUSER 1998, sı4f. 479 An Schmuckstücken wird deutlich, dass die Kontakte bis nach Indien reichten; siehe HomtsFREDERICQ 1963, 31. 480 Siehe HAUSER 1998, 506. 481 - Siehe DRIJvers 1977a, 803. Die Münzlegende SC (senatus consulto) im Falle der Münzen
Worods
als Hinweis
auf freundschaftliche
Beziehungen
zu Rom
oder gar auf eine
Oberscherrschaft Roms über Hatra zu deuten (so HARTMANN / LUTHER 2002, 166), erscheint
angesichts des fortgesetzten Gebrauchs der Legende auch in späteren, eindeutig „parthischen“ Zeiten als nicht naheliegend. 482 Siehe SOMMER 2005, 66-78. 483w Siehe PARLASCA 1992, 262, sowie III.5.3.3.; III.5.3.4. 484 Siehe WIDENGREN 1960, 13.
III.5.3.1.1. GESCHICHTE HATRAS IM ÜBERBLICK
291
Möglichkeit: 55/6 n. Chr., wahrscheinlich aber 100 Jahre später).#°° Worods Sohn Ma’nu war es, der Trajan in Edessa die Aufwartung machte, aber bald danach bei einem gewaltsamen Umsturz im Zusammenhang mit der mesopotamischen Revolte gegen Rom ums Leben kam. Wie das Beispiel Worods zeigt, nahmen die als mry’ bezeichneten Herrscher auch leitende Funktionen im Tempelkult wahr; diese sind aber im Titel mry’ selber offenbar nicht eingeschlossen.*#° Da in der Familie des Ne$rayhab drei Generationen hintereinander den Titel mry’ tragen, scheint das entsprechende
Amt in der Familie erblich gewesen zu sein. „Eine gleichzeitige Amtszeit oder ein Wechsel der mry’im Amt ist abzulehnen“ #7 Die älteste sicher datierbare Erwähnung eines Königs (m/k’), Sanatruq I., Sohn des Nasru, findet sich in einer Inschrift aus dem Jahr 176/77 n. Chr. (H 82).
Ein anderer Sohn Nasrus, Wolga$/Vologeses, wird dagegen als mry’ bezeichnet (H 348). Da aber ein Träger dieser Namens in zwei anderen Inschriften (H 193;
286) als König bezeichnet wird und da nach Sanatrugq I. sein Sohn und sein Enkel als Könige nachgewiesen sind und also bis zum Ende der Geschichte Hatras kein Raum für einen König Wolgas mehr bleibt, ist anzunehmen, dass Wolgas vor seinem Bruder Sanatruq I. regierte und als erster den Titel König trug. Möglich ist auch, dass der Titel m/k’ erst posthum auf Wolgas angewandt wurde oder dass Wolga$ und Sanatrug eine zeitlang gleichzeitig als Stadtherrscher fungierten, mit Wolgas als mik’ und Sanatruq als Thronfolger mit dem Titel nry’, bis nach dem Tod des Wolga$ Sanatruq allein die Herrschaft übernahm und den Titel m/k’ annahm.#?® Falls in der Inschrift H 363 aus dem Jahr 161/2 n. Chr. mry[ ] im Sinn des Titels „Herr“ zu lesen ist, liegt es nahe, dass zu dieser Zeit der Königstitel immer 485 Siehe Hauser 1998, sorf. LUTHER setzt sich für eine Datierung auf das Jahr 55 n.Chr. ein (siehe LUTHER 1999, 450). Anders SOMMER 2003, 389f. Er datiert die Inschrift auf 155/56 n.Chr. und
schließt aus dem damit gegebenen ungefähren Todesjahr des Sohnes des Alkud/r, dass Alkud/r selber etwa 30-40 Jahre vorher als mry’ fungiert hat. Nach SomMEr war Worod der erste
namentlich bekannte „Herr“ von Hatra (siehe SOMMER 2005, 374). 486 Vgl. HAusER 1998, 510; DRIJVERS 19773, 821. 487 HAUSER 1998, 52. Anders LUTHER, der behauptet, dass „aus der Inschrift H 272 unzweideutig
hervorgeht, dass zwei Generationen einer Familie zum gleichen Zeitpunkt ... den Titel MRY’
trugen“ (LUTHER 19998, 450). Dass Ne$rayhab und sein Sohn Nasru in derselben Inschrift und insforen „gleichzeitig“ den Titel tragen, ist unbestreitbar; die Frage ist aber, ob sie auch
gleichzeitig ein mit diesem Titel bezeichnetes Amt ausübten. Diese Frage ist keineswegs zwingend zu bejahen, da etwa aus dem Neuen Testament bekannt ist, dass sowohl amtierende wie nicht-amtierende ehemalige Hohepriester mit diesem Titel bezeichnet werden. Zudem ist nicht klar, ob in der betreffenden Inschrift vorausgesetzt ist, dass der Vater noch lebt. Die Frage, ob zeitgleich nur ein oder mehrere Träger des mry’-Amtes fungieren konnten, bleibt also
grundsätzlich offen; es ist aber eher an Ersteres zu denken.
488 Siehe zu diesen und weiteren Möglichkeiten SOMMER 2005, 373; DERS. 2003, 387f. Es bleibt stets
zu bedenken, dass die Identifizierung des Wolga$ mry’, Sohn des Nasru, mit dem Wolgas mi’, der nicht explizit als Sohn des Nasru bezeichnet wird, nicht vollständig sicher ist.
292
MARKUS ZEHNDER
noch nicht in Gebrauch war.*3? Der Königstitel müsste also zwischen 162 und 176 n. Chr. bei den hatrenischen Herrschern eingeführt worden sein.
Deutlich ist, dass der m/k’-Titel den mry’-Titel ablöste; kein Herrscher vor WolgaS nannte sich König, keiner nach Sanatruq I. mry’. Die Einführung des
Königstitels bedeutete eine Zunahme an Prestige. „Der Griff nach dem Diadem vollzieht auf einer symbolischen Ebene die wirtschaftliche und politische Entwicklung einer Stadt und ihres Territoriums nach“.#° Diese Zunahme an Bedeutung passt gut zu den Angaben bei Dio, wonach Hatra bei der Belagerung durch Trajan unbedeutend,#9! bei der Belagerung durch Severus einige Jahrzehnte später aber sehr wohlhabend gewesen sei;** in die gleiche Richtung weisen auch die archäologischen Befunde.*% Nach innen läuft die Einführung des Königtums parallel zu einer Verstärkung der urbanstaatlichen Elemente und der fortschreitenden Integration der ursprünglich tribal fragmentierten und vom nomadischen Lebensstil geprägten Gesellschaft Hatras und seiner Umgebung; die Macht ging über von „einer hierarchisch flach geschichteten Machtelite von Stammes- und Clanpatriarchen“ zu einem starken Monarchen.** Nach außen ging die Einführung des Königtums einher mit einer Erhöhung der Autonomie gegenüber dem parthischen Großkönig und einem verstärkten Gewicht im Gefüge der parthischen Königreiche.*%% Vorher mag Hatra entweder der Osrhoene oder der Adiabene unterstellt gewesen sein, oder ein autonomes Territorium zweiten Ranges gebildet haben, direkt von Ktesiphon abhängig.*% Durch die vom Arsakidenherrscher vorgenommene Erhebung zu einem Königreich nahm Hatra faktisch die Stelle der an Rom verloren gegangenen Osrho@ne im Gefüge der parthischen regna ein. Die neue Lage hängt vermutlich mit den geänderten geostrategischen Verhältnissen nach dem Partherfeldzug des Lucius Verus zusammen, in dessen Gefolge Hatra praktisch zur parthischen Grenz489 Siehe HAUSER 1998, 5o2f. 490 SOMMER 2003, 392. 491 Siehe Dio 68,31,1: Kal EoTı HEV OÖTE neyAaAn odTe Eddaluov n nöAıG :| TE nEpi& X@paı
Epnnog Eni nAetoröv Eotı („die Stadt ist weder gross noch wohlhabend, und das umliegende Land ist mehrheitlich wüst“).
492 Siehe Dio 76,12,2: 8080 TE yüp TOD XWplov @G Kat nAUNOAAA TA TE KANAL XpNata Kai zö, Tod HAlov Avadnnora Exovrog neyöAn MV („denn der Ruhm des Ortes war groß, da er eine große Summe Geldes sowie eine große Anzahl von Opfergaben an den Sonnengott enthielt“). 493 Siehe SOMMER 2005, 370; DERS. 2003, 393. V.a. ist an die Augestaltung des zentralen Tempel-
komplexes und die Errichtung einer neuen Stadtmauer zu denken, die die Stadtfläche in bedeutendem Umfang ausweitete. 494 SOMMER 2003, 393f. 495 Siehe SOMMER 2005, 381; vgl. DERS. 2004, 320. Anders HAUSER 1998, 516 („Inwieweit dies eine
feste Eingliederung Hatras in das Arsakidenreich bedingt oder doch eine halbunabhängige Pufferstellung für das ‚Königreich der Araber‘ angenommen werden sollte, kann dabei offen bleiben“). 496 Siehe SOMMER 2005, 382f.; DERS. 2004, 322.
III. 5.3.1.1. GESCHICHTE HATRAS IM ÜBERBLICK
293
festung wurde.*%” Im Zuge dieser Veränderungen, zwischen 138 und 177/78 n.Chr., haben die Herrscher von Hatra ihren offiziellen Herrschaftsbereich auf „Arabien“ ausgedehnt. +%® Die Bezeichnung „König von Arab“ drückt aber nicht
eine feindliche Beziehung aus. Mit „Arabern“ sind die Stammesgruppen aus dem Umland
Hatras gemeint, die sich teils innerhalb, teils außerhalb
der Stadt
aufhielten und die auch außerhalb Hatras durchaus nicht nur als Nomaden, sondern teilweise an festen Siedlungsplätzen lebten und in Hatra ihr wirtschaftliches und religiöses Zentrum hatten.*% Mit den Bewohnern der Stadt sind diese sowohl durch ethnische und kulturelle Bande wie auch durch gemeinsame ökonomische und politische Interessen verbunden.’ „Arabien“ wiederum dürfte ein fest umrissenes Territorium bezeichnen, in dem die „Könige von Arab“ ihre
Herrschaft ausübten.’” Beim rbyr’ dy “rb handelt es sich vielleicht um eine Art Innenminister, zu dessen Aufgaben die Pflege der Beziehungen Hatras zum Hinterland gehörte, das eben mit „Arabern“ besiedelt war, oder der Titel bezieht sich auf Scheichs aus den Einzelstämmen des hatrenischen Umlandes, die als
Funktionäre der staatlichen Bürokratie agieren.’°? IH.5.3.1.1.3. Religion Funde von Tempeln, Statuen und Inschriften belegen die Verehrung zahlreicher
Götter, und zwar sowohl orientalischer wie griechisch-römischer Provenienz.
Der Sonnengott Samas war offensichtlich die wichtigste Gottheit Hatras.’” Die Bedeutung des Sonnengottes lassen die verschiedenen „Sama$“-haltigen
Namen, der große Sonnentempel, in dem verschiedene Statuen hatrenischer Könige aufgestellt waren, und auch die Münzinschrift
HTR’ dSMS erahnen.
Einer der meistverehrten Götter Hatras war Herkules.5°* Herkules wurde
offenbar mit Nergal identifiziert. Nergal wird aber auch mit Hades und Hadad vermischt.5® 497 498 499 soo
Siehe Siehe Siehe Siehe
SOMMER 2005, 382. DRIJvERS 1977a, 822. HAUSER 1998, s12f.; DRIJVERS 1977a, 824f. Vgl. auch SOMMER 2005, 58. SOMMER 2005, 378f. Es lässt sich von einer Art Arbeitsteilung sprechen: „Sesshafte
leisteten die Abwicklung des Markthandels intra muros und boten mit ihrer staatlichen Organisation den unerlässlichen
Rahmen
von
Rechtssicherheit
und Infrastruktur
...
,
Nomaden übernahmen den Transport ... und erbrachten militärische Dienstleistungen“ (SOMMER 2005, 387). Siehe SOMMER 2005, 378. aus. Siehe SOMMER 2005, 379. Die beiden Erklärungen schliesslich sich nicht gegenseitig 164. Siehe Drıjvers 1977a, 826.830; vgl. DERS. 1978, Siehe Drijvers 1977a, 826; HAUSER 1998, sozf. SLER 1999, Siehe DRIJvERS 1977a, 833; DERS. 1978, 172. Zu Nergal siehe MÜLLER-KEssLER/KES 78-80; HaussiG 1965, 109f. 06 Siehe Hom&s-FREDERICQ 1963, 3.
sor so2 so3 504 sos°
MARKUS ZEHNDER
294
Weiter ist die Verehrung des Adlergottes Nesra, der über einen eigenen
Tempel verfügt, zu erwähnen; er ist ein Himmelsgott, kosmokrator, und wohl zusammen mit dem Sonnengott ursprünglicher Bestandteil der hatrenischen Religion.’ Da der Adler auch Symboltier des Sonnengottes war, ist seine Abgrenzung von Samas nicht eindeutig.’® Von den westsemitischen und arabischen
Göttern
wurden
Ba‘alfamin
—
zuweilen
als „Herr der Götter“
bezeichnet —, Sahiru und Salman verehrt, ebenso Atargatis. Belegt ist weiter die Verehrung der arabischen Göttin Allat, dargestellt als Athena. Schließlich wurde auch den traditionellen mesopotamischen Göttern Aßur-Bel, Nabu und Nanaia kultische Verehrung entgegen gebracht.’° Möglicherweise hat es auch einen Mithras-Tempel gegeben; die Interpretation der betreffenden Funde ist aber umstritten.S'° Ein herausragendes Merkmal der hatrenischen Religion stellt die Göttertrias, bestehend aus Maran, Martan und Bar-Maren, dar. Die Identifikation der drei
Götter lässt sich nur unter Vorbehalt durchführen: Bei Maran dürfte es sich um Samas, den wichtigsten Gott Hatras, handeln.’ Diese Annahme wird erwa durch die verschiedentlich belegte Bezeichnung Bar-Marens als Sohn des Samas (siehe H 107 und 280) gestützt. Allerdings gibt es Inschriften, in denen Maran neben Samas genannt wird (siehe H 74 und 82).5'* Bei Martan handelt es sich wohl um
eine Mondgöttin.5”3 Bar-Maren wird sowohl als Dionysos als auch als Apollo dargestellt, zuweilen aber auch als Mondgott mit Mondsichel, Strahlen und Hörnern;?'* wegen der Ähnlichkeit der Funktionen kann auch erwogen werden,
Bar-Maren als eine Verkörperung des Gottes Nabu zu verstehen."
so7 Siehe DrIJvERS 1977a, 831.
08 Gegen eine Identifizierung von Adler und Sonnengott spricht sich DRIJvErS aus; siehe DRIJvERS 1978, 164f. sog Siehe zu diesen Göttern MÜLLER-KEssLER/KESSLER 1999, 67-69. 73-77; HAussIG 1965, 96f.
106-108. Nanaia scheint in Hatra — wie auch sonst im parthischen Raum belegt — als eine Mondsgöttin dargestellt worden zu sein; siehe INGHOLT 1954, 12f. sıo Siehe DRIJVERS 1978. FukaI spricht von einem „Zoroastrian temple“ (FUKAI 1960, 137); vgl. auch DERS. 1960, 154-156 (einschl. Pl. 16).
sıı Anders z.B. InGHoLT, der — allerdings nicht mit überzeugenden Argumenten — davon ausgeht, dass der Titel mr’ mit Bezug auf göttliche Herren immer nur auf auswärtige Götter Anwendung findet (siehe INGHOLT 1954, 29).
sr2 Bei H 74 ist allerdings eine Gleichserzung von Samasund Maran durchaus möglich; siehe dazu die Ausführungen unten. sz3 Gedacht wird aber auch an Allar; siehe z. B. HAUSER 1998, 508. Dagegen spricht allerdings z.B. H 52 (siehe BEyER 1998, 42). sı4 Siehe DRIJvERS 1977a, 812f.; DERS. 1978, 165; HAUSER 1998, 508.
sıs Siehe DRIJVERS 1977a, 832; vgl. SOMMER 2005, 385. INGHOLT schlägt eine Identifikation der Triade mit Marduk, I$tar und Nabu bzw. Jupiter, Venus und Merkur vor (siehe INGHOLT 1954, 31). Nach CAquoT ist Maran mit Hadad und Martan mit Atargatis zu identifizieren (siehe CAQUOT 1952, 115f.).
IIl.s.3.1.1. GESCHICHTE HATRAS IM ÜBERBLICK
295
Zu erwähnen ist schließlich noch der Kult der Standarte (Semeion), der oft in direkter Beziehung zur Trias oder zu anderen Göttern erscheint. S'®
Diese Übersicht zeigt, dass das semitische Element in der Religion deutlich über-wiegt, wobei westsemitisch-syrische, arabische und akkadische Elemente
nebenein-ander vorkommen.
Parthische Einflüsse scheinen nur am Rande
vorzuliegen. Doch ist zu bedenken, dass die Verehrung von Sonne und Mond
und diejenige des Herakles auch bei den Parthern eine wichtige Rolle spielte und deshalb engere Beziehungen zwischen der parthischen und der hatrenischen Religion bestanden haben mögen, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Ein
griechisch-römisches Element wird lediglich in der Kleidung einzelner Götterdarstellungen greifbar.” Die Gruppierung von Gottheiten aus den verschiedensten ethnisch-religiösen Kontexten zu einem einheitlichen Pantheon ergab sich aus der Notwendigkeit, „höchst heterogene soziale, ethnische, religiöse und
kulturelle Elemente in einen politischen Verband zu integrieren und kognitive Dissonanzen zu überbrücken“ .5"
III.s.3.1.1.4. Materielle Kultur
In Hatra finden sich hellenistische und orientalische Elemente miteinander verbunden.
Insgesamt
dominiert
das semitische
Element,
das aber „in einer
orientalisch-hellenistischen Verkleidung“ erscheint." Es fehlt aber auch nicht an
iranischen und besonders parthischen Einflüssen, so dass sich insgesamt eine bemerkenswerte Interferenz kultureller Erscheinungen ergibt.?”°
Ein gutes Beispiel geben die hatrenischen Tempel. Diese weisen im Grundriss Ähnlichkeit mit dem babylonischen Breitraumtempel auf; hinzu kommen für die parthische Architektur typische Scheinfassaden; auf hellenistischen Einfluss wiederum
weisen
Dekorelemente
und
(Halb-)Säulen
korinthischen
mit
Kapitellen.”?" Ein ähnlicher Befund ergibt sich bei den Wohnhäusern, bei denen sich eine innovative Kombination von drei Bautraditionen feststellen lässt: mesopotamischer Hofhaustypus, „parthischer“ Iwan und griechisch-hellenistisches Peristyl.°”* Diskussion bei INGHOLt 1954, 516 Siehe DrIJvers 1977a, 835. Zum Näheren vgl. die ausführliche
sich bei Homesızff. Eine Übersicht über die wichtigsten Deutungsvorschläge findet
m Urteil: „Les semeions FREDERICQ 1963, 41f. HoM&S-FREDERICQ selbst kommt zu folgende
servaient probablement a Hatra d’enseignes sacrees de la ville“.
j
sız Siehe SOMMER 2005, 386. sı8 SOMMER 2005, 385f hen Elements spricht auch INGHOLT sı9 DRIJvERS 1977a, 836. Von einer Dominanz des semitisc
(siehe INGHOLT 1954, 7).
173. s20o Siehe DRrIJvERS 19773, 801; ähnlich auch FukA1 1960, 809. 1977a, S DRIJVER 365; 363. s2ı Siehe SOMMER 2005, s22 Siehe SOMMER 2005, 367.
MARKUS ZEHNDER
296
Auch die Statuen und Reliefs zeigen sowohl hellenistische wie östliche Einflüsse.’ Diese Kunstwerke sind im Wesentlichen religiös und stehen im
Dienst der lokalen Dynastie.’”* Merkmale „parthischer“ Kunst begegnen außer in den Scheinfassaden der Tempel und im Iwanbau in Darstellungen — Standbilder und Reliefs — von Menschen und Göttern, die durch Frontalität,’” Symmetrie, statischen Charakter, nicht-räumliche Komposition, Verismus in den Details der Kleidung, die Art der Bewaffnung der männlichen Figuren und in der
geringen Themenanzahl gekennzeichnet sind.5° Ebenfalls typisch für die parthische Kunst ist, dass Menschen und Götter in einer Reihe dargestellt werden.?”” WIDENGREN
und Fukraı sehen iranische Einschläge auch in der
gesamten Haltung sowie der Ausschmückung der Königsskulpturen.?® Den bildlichen
Darstellungen
lässt sich entnehmen,
dass parthische
Haar-
und
Barttracht und Kleidersitten in Hatra Eingang gefunden hatten. Hier sind besonders die Hosen, Röcke, Mäntel,5*? Schuhe und Kopfbedeckungen sowie das häufig verwendete Perlen- oder auch das Weinrankenmuster zu nennen, wie sie
sich auf den Skulpturen von männlichen Würdenträgern und Göttern finden.?3° Verschiedentlich werden Stilelemente westlicher und östlicher Provenienz gemischt,
Menschen
z.B.
in einem
Türsturzrelief,
in frontaler Abbildung
das
neben
auch hellenistische
parthisch
gekleideten
Nike-Darstellungen
enthält,5?" oder in der Darstellung einer Mondsgöttin, deren Kleid dorisch, deren weiche und entrückte Darstellung aber eher parthisch ist,’?* weiter in der
Darstellung eines unbekannten Gottes bzw. eines vergöttlichten Ahnen mit nackten Beinen und römischen Sandalen einerseits und iranischer Tunika und Bewaffnung andererseits??? und in der Abbildung eines Generals, dessen Tunika,
Hose und Bewaffnung parthisch, dessen Mantel aber griechisch ist.’?* 523 Siehe Drıjvers 1977a, 808; HAUSER 1998, 507. Eine ausführliche Beschreibung der Statuen und Reliefs Hatras bietet HoM&s-FREDERICQ 1963. 524 Siehe HoMm&s-FREDERICQ 1966, 6.
525 Tiere dagegen werden meist im Profil dargestellt. 526 Siehe Hauser 1998, 507; HoM&s-FREDERICQ 1963, 11-13. 26. 34f. 42f. Was die Waffen betrifft,
finden sich meist persische Schwerter und Dolche, die in typisch iranisch-parthischer Manier an einem Lendengürtel befestigt getragen werden. 527 Siehe DrIJvErs 1977a, 810. Siehe zu den parthischen Einflüssen in der bildenden Kunst auch \WIDENGREN 1960, I7f. 528 Siehe WIDENGREN 1960, 18; FUKAI 1960,
529 Es finden sich aber auch verschiedentlich Abbildungen griechischer Mäntel, sowohl bei männlichen wie auch bei weiblichen Gestalten; siehe z. B. Hom&s-FREDERICQ 1963, 25. 27f. 530 Siehe FuKAI 1960, 142ff.; Hom&s-FREDERICQ 1963, I7ff. s3jı Siehe FuKAI 1960, 168f. (einschl. Pl. 31). 532 Siehe INGHOLT 1954, 1of. 533 Siehe Fukaı 1960, 152f. (einschl. Pl. 13); InGHoLT 1954, 13f. Mischungen finden sich auch in
anderen, oben der einen oder anderen Kategorie zugeordneten Kunstwerken.
534 Siehe HoM&s-FREDERICQ 1963, 21 Anm. 146.
III.s.3.1.1. GESCHICHTE HATRAS IM ÜBERBLICK
297
Die religiöse Ikonographie steht unter starkem traditionell mesopotamischem Einfluss, wie etwa die geflügelten Gottheiten zeigen.’??
Was die Münzen betrifft: Der größte Teil der Silbermünzen stammt — anders als etwa in Dura-Europos — aus der arsakidischen Tetradrachmenproduktion Seleukias. Zudem gab es eine eigenständige hatrenische Bronzemünzprägung; dabei ist auf der Vorderseite ein menschlicher Kopf, auf der Rückseite ein Adler
mit ausgebreiteten Flügeln abgebildet.3°Interessant isteszu beobachten, dass der Königskopf aus Hatra „eine deutliche Übereinstimmung mit der Portraitkunst
der parthischen Münzprägung“ erkennen lässt.?37 III.s5.3.1.1.5. Onomastikon
Der Eindruck einer relativ starken kulturellen Durchmischung wird durch den Blick auf das Onomastikon Hatras bestätigt. Die große Mehrzahl der Namen ist semitisch, meist arabisch. Daneben finden
sich einige griechisch-römische und besonders einige iranisch-parthische Namen. Ebenfalls sind Namen mit traditionellen mesopotamischen theophoren Elementen (Assur, Bel, Nabu, Nanaia, Nergal) belegt. Dieses Verhältnis „scheint
wohl dafür zu sprechen, dass sich in den Städten der Randgebiete Mesopotamiens die Iranier vielleicht nur als staatliche Beamte fanden, möglicherweise hier und da auch als Kaufleute und Priester“.’3 Die recht zahlreich auftretenden Mischungen von Namen unterschiedlicher
Herkunft in derselben Familie sind möglicherweise in manchen Fällen als Hinweise auf Mischehen zu verstehen; nicht-semitische Namen sind aber auch im nicht-ethnischen Sinne deutbar, als Ausdruck kultureller Modeströmungen
oder politischer bzw. kultureller Orientierung. Im Falle des Herrscherhauses ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass die Verwendung arabischer Namen nicht ethnisch, sondern rein politisch begründet ist, d.h. den Zweck verfolgt, sich trotz
der parthischen Herkunft in den Augen der semitischen Mehrheitsbevölkerung als „einheimische“ Dynastie darzustellen.
III.s.3.1.1.6. Weitere kulturelle Elemente Deutlich
ist, dass im
Bereich
der Administration
der parthische
Einfluss
bedeutend war; das zeigen bereits die zahlreichen entsprechenden Termini, die
in den Inschriften auftauchen. s3s Siehe DRIJvERS 1978, 167.
s36 Siehe Hauser 1998, 506; INGHOLT 1954, 8. s37 Siehe WIDENGREN 19060, 18. 538 \VIDENGREN 1960, 8.
MARKUS ZEHNDER
298
Der Einfluss der alten mesopotamischen Kultur zeigt sich — neben dem Bereich der Religion — u.a. in den zahlreichen Berufsbezeichnungen, die auf akkad. Termini zurückgehen:
H 212,2 (siehe Beyer 1998, 69): ’$kp’, „Lederarbeiter“, vermutlich von akkad.
askäpu herzuleiten.’?? H 253, 2 (siehe BEvER 1998, 78): klyly, „Entreiber der Kronensteuer“, vermutlich von akkad. kililu (“Kranz, Krone“) herzuleiten. H
282,1 (siehe BEYER herzuleiten.’*
H
283, 2 (siehe BEvER herzuleiten.>*'
1998,
81): phr’,
„Töpfer“,
1998, 81): pr’, „Weber“,
von
von
akkad.
akkad.
pahäru
isparu
Zum Schluss sei das Fazit Drıjvers zitiert: „Das arabische Element ist in Hatra
überwiegend; dazu kommen herkömmliche mesopotamische kulturelle Traditionen, meistens in hellenistischer Prägung. Von einem echt parthischen kulturellen und religiösen Erbe ist wenig oder nichts zu spüren“. Wie die Untersuchung der Inschriften zeigen wird, muss jedoch der iranisch-parthische Einfluss höher veranschlagt werden, als DrıJvErs angenommen hat. III.5.3.1.2. Die Inschriften von Hatra in Auswahl’®#
Bis jetzt wurden etwa 500 aramäische Inschriften und Graffiti in Hatra gefunden. Bei der in den Inschriften verwendeten Sprache handelt es sich um eine Variante des östlichen Mittelaramäisch. Die meisten Inschriften sind Kommemorativ- bzw. Votivinschriften und nennen den Stifter, manchmal auch seine Position und/oder Abstammung sowie
seltener einen göttlichen Adressaten.S*+ Die den Namen beigefügten vokalisierten Deutungen folgen weitgehend den Vorschlägen BEvers; allerdings wird Ayyin im Wortanlaut stets mit dem ent-
sprechenden
Umschriftzeichen
und /A/ (selten auch /O/) wiedergegeben.
Empha-tische Laute werden als solche nicht besonders markiert. 539 Siehe KAUFMAN 1974, 39. VATTIONI liest ’nsp’ und übersetzt „il sellaio“. Eine längere Diskussion
des Wortes findet sich bei AGGoULA, der sich für „couvreur“ entscheidet. 540 Siehe KAUFMAN 1974, 79. Zu weiteren Interpretationen siehe VATTIONI. AGGOULA liest ha’ dkr’y
Iphr’ dy BR MRYN und übersetzt „Cet emplacement (ou cette boutique) est pour l’assemblee du Fils de nos deux Seigneurs“. Auch in diesem Fall liegt eine Herleitung von phr’ aus dem Akkad. vor. s4ı Siehe KAUFMAN 1974, 59. 542 DRIJvERS 1977a, 810. 543 Die Zählung der Inschriften folgt der allgemein üblichen, auch in der neuesten Edition von
Beyer (1998) verwendeten Numerierung. 544 Siehe HAUSER 1998, 499.
IIl.5.3.1.2. DiE INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
299
H 3: Aufschrift eines Adler-Reliefs und einer Sonnengott-Standarte BEYER 1998, 28; vgl. CAQUOT 1952, 90f.; DERS. 1955, 62; VATTIONI I98I, 24; AGGOULA 1991, 2f.
2 Z.1ı:
Z.2:
nys®° dy MRN wdy* smy’ dy bt ‘QB”*
Das Kultrelief des MRN (Maran) und das* der Standarte des Hauses des ‘QB’ (“Agiba)*.
*CAquorT 1952 liest MRN ZRY und übersetzt mit „Notre Seigneur ZRY“.
*InGHoLr deutet br “QB’ als Ortsnamen.?*
Die Inschrift bezeugt die Verehrung des Sonnengottes, auf den hier vermutlich durch sein
Symboltier, den Adler,’#* Bezug genommen wird. Besonders zu erwähnen ist die Bezeichnung des Sonnengottes als MRN, „unser Herr“. Diese Bezeichnung legt die Vermutung nahe, dass es sich bei Maran, dem ersten Glied der hatrenischen Göttertrias, um den Sonnengott handelt — eine Vermutung, die sich bei der Durchsicht der weiteren Inschriften weitgehend bestätigt.’ Insofern das Wort für „Standarte“ mit dem griechischen Wort on}eitov in Zusammenhang steht, belegt es hellenistische Einflüsse.** H 5: Aufschrift einer Frauenstatue BEYER 1998, 29; vgl. CAQuUoT 1952, 92f.; ALTHEIM/STIEHL 1965, 193f.; VATTIONI 1981, 8sf.; AGGOULA 1991, 4f.
slmt’ dy SMY
brt ‘GC’ br
’STTYbrSLWKday ’yqym Ih ‘G’
b’lh br ’B’ kmr’ @TRT ’B gip* br ‘G’ ZWDQ”.
B’gip
HUND.
D-
3
4
Das Bild von SMY (Semmay), der Tochter des ‘G’ (“Ogga), des Sohnes des °STTY (Astati), des Sohnes des SLWK (Seleukos), welches für sie errichtete ‘'G’ ((Ogga), ihr Ehemann, der Sohn des ’B’ (Abba), der Priester der "TR’T’ (Atargatis).
B’ (Abba) hat ausgemeißelt*, der Sohn des ‘G’ ZR/DQ’ ((Ogga Zerga/ Zidga).
s45 Siehe INGHOLT 1954, 24. 43-45-
546 Gegen CAQUOT 1952, 114. INGHOLTS Vorschlag, die Präposition Waw im Sinne von „who is also“ zu deuten und so den Maran und die Himmelsstandarte miteinander zu identifizieren, überzeugt nicht (siehe INGHOLT 1954, 43f.). s47 Ebenso Ar-SaLımı 1987, 61. Gegen CAQUOT 1952, ıısf., der bei Maran an Hadad denkt; INCHOLT nimmt an, dass der hier erwähnte MRN vom Maran der hatrenischen Triade zu unterscheiden ist (siehe INGHOLT 1954, 32). 48 Siehe dazu die Ausführungen bei CAQUoT 1955, soff. Ausführlicher sind die Hinweise bei
INGHOLT 1954, 17ff.; siehe dazu oben die Zusammenfassung in den Bemerkungen zur Religion
Hatras.
MARKUS ZEHNDER
300
ı Z.4:
’B’ (Abba) hat ausgemeißelt. *Es zeigt sich, dass zwischen Personenname und Filiation ein zusätzliches Element, hier ein Verb, das als Prädikat des Trägers des Personennamens fungiert, treten kann.
Besonders hinzuweisen ist auf die Namen SLWK, als Seleukos zu lesen, und ’°$STTY. Die Tatsache, dass der in der Inschrift erwähnte Sohn des Seleukos einen iranischen’* und dessen Sohn wiederum einen arabischen Namen trägt, belegt eindrücklich, dass in Hatra neben arabischen auch griechische und parthische Einflüsse vorliegen, und zwar offen-
sichtlich in einem engen Miteinander. Erwähnenswert ist weiter, dass die soziale Stellung der Frauen in der hatrenischen Gesellschaft so war, dass die Errichtung einer Gedenkstatue durch eine Frau ein durchaus normaler Vorgang war.’’° Schließlich ist auf die
Erwähnung des Kults der ArargatislAstarte hinzuweisen.’ H 6; Stifterinschrift einer Götterstatue
BEYER 1998, 29; vgl. CAQUOT 1952, 93; ALTHEIM/STIEHL 1965, 195; VATTIONI 1981, 26; AGGOULA 1991, 6. ı
kyn* KNZYWbr’BY
2
br KNZYW akyr Itb
Es hat aufgerichtet / gemacht* KN[ZYW] (Kanziu), der Sohn des ’BY (Abbay), des Sohnes des KNZYW (Kanziu); es werde
(seiner) gedacht zum Guten. Z.ı:
*Siehe zu dieser Form die Ausführungen bei AcGouLA und CAquor.
Umstritten ist, ob es sich bei KNZYW um einen semitischen oder um einen iranischen
Namen handelt.’’* Die abgebildete Figur ist anhand der Hörner eindeutig als göttlich klassifizierbar. Da aber nicht erkennbar ist, um welchen Gott es sich handelt, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass es sich um KNZYW selber handelt, also um einen deifizierten Verstorbenen.”
H 9: Gedächtnisinschrift auf einem Altar BEYER 1998, 29; vgl. CAQUOT 1952, 94; ALTHEIM/STIEHL 1965, I9sf.; VATTIONI 1981, 27; AGGOULA 1991, 8. 549 Siehe auch ABBaDı 1983, 84. ALTHEIM/STIEHL lesen den Namen als ’SNTTY und leiten ihn von *arsantät- „Männlichkeit“ ab (abzulehnen). s;o Siehe auch H 30.34-38; siehe BEYER 1998, 36-39. ss Zum Näheren siehe die Bemerkungen zu H 29. 552 Zu denjenigen, die in KNZYW einen semitischen Namen sehen, gehören Beyer (arabisch) und AccouA (aramäisch); CAQuoT, INGHOLT, Furaı und HoMm&s-FREDERICQ sehen in KNZYW dagegen einen persischen Namen (siehe CaQuor 1952, 93; INGHOLT 1954, 13; FukaI 1960, 153; HOMES-FREDERICQ 1963, 4). INGHOLT meint, dass es sich beim älteren KNZYW um
einen Parther handelt, bei seinem Sohn mit dem Namen Abbay um den Spross einer Mischehe mit einer hatrenischen Semitin. Von einer Mischehe spricht auch Hom&s-FREDERICQ.
553 So die Interpretation von InGHoLT und Hom&s-FREDERICQ; siehe INGHOLT 1954, 14; Hom&sFREDERICQ 1963, 6.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
301
9a
KNZYW
KNI[ZYW] (Kanziu).
9b
dkr KNZYW*
Es werde gedacht des KNZYW (Kanziu)*.
gerlich
PP?
PP’ (Papa).
od
dkr KNZYW Ib
Es werde
ge
gedacht des KNZYW
(Kanziu)
zum Guten. KINZYW] (Kanziu).
KINZYW
Z. 9b: * Nach ALTHEIM/STIERL ist vor dkr ein wy zu lesen („ach“). Vorausgesetzt, dass es sich bei KNZYW
um einen arabischen und bei PP’ um einen
iranischen Namen handelt, liefert die Inschrift einen weiteren Beleg für die Mischung arabischer und iranischer Namen.’’* Wahrscheinlich wird die auf dem Altarschaft
abgebildete Gottheit des Nergal-Typs durch die Inschrift gebeten, zum Guten für KNZYW einzutreten.’ H 16a: Gedächtnisinschrift an einem Gewölbebogen
BEYER 1998, 31; vgl. CAQUOT 1952, 97f.; ALTHEIM/STIEHL 1965, 196f.; VATTIONI 1981, 29f.; AGGOULA 1991, 14.
dkrnyn tbyn
[QYB’ rbyt’ dy [B’LSMYIN br ‘BDSLM’ gdm B’[LS]IMYN mik*
Gute Gedenken
an ‘QYB’ (“Qiba), den Verwalter
[B'LSMYIN (Ba’alfamin), den Sohn des BDSLM’ B'[LS]MYN (Ba‘alsamin), dem König.* Z.ı:
(des Tempels) von
(‘Abdsalma), vor
*Caquor liest am Anfang der Zeile dkrn wtbwn und übersetzt „souvenir et commemoration“. Gleiches gilt auch für H 17. ALTHEIM/STIEHL lesen dkrn yntbwn
und übersetzen “Rühmend künden soll man die Erinnerung an ...”. *Das Epitheton m/k’ fehlt bei AcGoULA.
Neben
der
Erwähnung
Personennamens
des
Gottes
SalmanS’°
als theophores
Element
eines
ist besonders der Titel „Verwalter des (Tempels des) BLSMYN
(Ba‘alfamin)“ hervorzuheben. Bei Ba‘alsamin handelt es sich um einen der Hauptgötter Hatras. Der Gott ist sowohl im phönizisch-syrischen wie auch im arabischen Raum verankert; Ursprungsort seiner Verehrung ist wohl Phönizien. Er wird in der vorliegenden
Inschrift mit dem Epitheton „König“ (mik’) versehen.’” Wie aus H 17 erhellt, stellt die
erhabene Stellung Ba‘aliamins als „König“ allerdings keinen Hinderungsgrund dar, auch andere Götter anzurufen. VATTIONI ss4 Sowohl BEYER 1998, 29 wie auch VATTIONI 1981, 27 sehen in pp’ das Nomen „Vater“; denkt dabei aber nicht an einen Personnamen.
ss; Siehe zum Näheren INGHOLT 1954, 16.
Zusätze als s;6 So schon in H ı5; siehe BEYER 1998, 31. Salman wird auch ohne weitere 75). 1998, (BEYER 235 H B. z. siehe verwendet; Personenname 'ssz So auch in H ı6b und H 17; siehe BEYER 1998, 32.
MARKUS ZEHNDER
302
Es findet sich auch in der vorliegenden Inschrift eine Trennung zwischen Eigenname und Filiation, wobei in diesem Fall eine als Apposition zum Namensträger fungierende
Nominal-phrase eingeschoben wird. H 21: Aufschrift einer Königsstatue
BEYER 1998, 33; vgl. CAQUOT 1952, 101, ALTHEIM/STIEHL 1965, 200f.; VATTIONI 31; AGGOULA 1991, 17.
ı
sim’ dy ’TLW mik’ NTWN’SRY *
2
plh’lh’ bryk ’Ih’ dy ]
ı
Das Bild des "TLW (Atilu), des Königs von/aus NT WN’SRY (NatunESSar)*,
2 des Verehrers der Götter, des Gesegneten der Götter, welche Ban) Z.2:
*Caquor liest die zweite Zeilenhälfte m/k’ ntyn’ $ry’ und übersetzt „le roi, le genereux, le liberal“; dieselbe Lesung findet sich bei ALTHEIM/STIEHL, mit folgender Übersetzung: “des Königs, des dem Gott Gehörenden (oder: des Gebenden), des Freien (oder: des Gewährenden)”.5°®
Es ist nicht klar, ob — die entsprechende Lesung vorausgesetzt — mik’ NTWN’SRY den König der Stadt NTWN’SRY oder den König aus dem Stamm NTWN’SRY bezeichnet.’? Auf alle Fälle aber ist hier der Titel m/k’, „König“, mit Bezug auf einen
Menschen belegt. Der Name NTWN’SRY ist vermutlich kanaanäisch und damit ein Beleg für westsemitische Einflüsse bis weit nach Mesopotamien hinein. Als Träger dieser Einflüsse kommen nicht ausschließlich, aber primär die Angehörigen der jüdischen Gemeinschaften und ihre Anhänger in Frage. H 22: Aufschrift einer Schale
BEYER 1998, 33; vgl. CAQUOT 1952, 101; VATTIONI I981, 31; AGGOULA 1991, T7f.
grb ‘BDW* br LSGL* [a\klylr Krb] Dargebracht hat "BDW (‘Abdu),* der Sohn des LSGL’ (Lasegalla).* Es werde
seiner zum G/uten gedalcht. Z.ı:
*Varriont liest 'BDGDfY statt “BDW. *AGGoULA versteht LSGL’ im Sinne von „für SGL“, wobei es sich bei Istar handle.
558 Zu weiteren Deutungsmöglichkeiten siehe VATTIONT 1981, 31. 559 Siehe BEYER 1998, 33.
SGL’um
Ill.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN voN HATRA IN AUSWAHL
303
Im Personennamen LSGL’ steckt als theophores Element wahrscheinlich der auf mesopotamischen, aber auch arabischen Elementen beruhende Gottesname $GL’.5” Vermutlich handelt es sich hier um einen Mondgott, dessen Name in der vorliegenden Form das arabische Wort für Gott (?/b) enthält.
H 23: Gedächtnisinschrift mit Verfluchung auf einer Tempelmauer BEYER 1998, 33f.; vgl. CAQUOT 1952, 102f.; DERS. 1963, Isf.; VATTIONI 1981, 32; AGGOULA 1991, 18-20.
dkyr wbryk qdm B‘SMYN ’Ih’ wgdm ’Ih’ klhwn NSRQB brmrg’ dy BRMRYN wGDYHB* Itb wiinpyr wmn dy Ishgh Itb[‘} B'SMYN qnh* wzr'h mn gld/myhy*
wbgn* SHRW 1ymth* dy mn dy Igryhy wP ldkrh{y}? INSRQB Itb wlinpyr. vn vn zu
Es werde (seiner) gedacht und es sei gesegnet vor B'SMYN (Ba‘alfamin), dem Gott, und vor allen Göttern,
NSR'QB (Nesra‘agab), der Verwalter (des Tempels)* des BR MRYN (Bar-Maren), und GDYHB (Gaddayhab)* zum Guten und zum Schönen. Und wer ihn abreibt, dem möge versenken B'SMYN (Ba’alsamin) sein Nest* und seine Nachkommenschaft vor ihm weg.* Und Anrufung des SHRW (Sahiru) gegen seine Tage,* (nämlich die Tage) dessen, der ihn lesen wird
und (dabei) nicht gedenkt des NSR'QB (Nesra‘agab) zum Guten und zum Schönen.
*CAQUOT 1952 liest NSRQB br MRK’DYbrMRYNWbr YHB. Vartıoni liest br MDRK?° statt brmrg’ und deutet MDK° als Eigennamen. AcGouLa liest ebenfalls br mdk? statt brmrg’, gibt mdk’ aber mit „pharmacien“ wieder. *AGGoULA gibt gnh mit „ses biens“ wieder. j qmwhy und übersetzt mn r” dy qnh b‘!myn Itb IShqh dy mn liest *CAQuoT 1963 „Quel que soit celui qui l’endommagerait, que Ba’alshamin, possesseur de la terre,
le publie par devant lui“. Die Bestimmung von r*” im Sinne von „Erde“ erscheint aber willkürlich. Varrıont liest wmn dy lshah Itb b‘$myn qnh dy r'h mn qmwhy
und übersetzt „e chiunque lo testimonia in bene B‘ISsmjn creatore della terra davanti a lui“. Z. 4:
*VATTIoNI gibt bgn mit „maledizione“ wieder. *Statt ymth
lesen
CAQuoT
1963
und
AGGOULA
zmth, -„chevelure“,
als
metonymischer Ausdruck für die betreffende Person.
Der Gottesname B'$MYN dürfte mit dem bereits erwähnten BLSMYN
(Ba‘alkamin)
identisch sein, was eine Assimilation von /l/ vor /$/ impliziert. Im Personennamen findet sich wiederum das theophore Element NSR, welches auf das Symboltier des s60 Siehe ZADok 1981, 50. Vgl. die Hinweise bei VATTIONI 1981, 31.
MARKUS ZEHNDER
304
Sonnengottes, den Adler (nsr’), und damit auf den Sonnengott selber verweist. BarMaren, der „Sohn unserer Herren“, ist der dritte Gott der hatrenischen Göttertrias. Bei Sahiru handelt es sich um einen arabischen und aramäischen
Gott des „Sonnen-
5°"Die dem Gedenken und Segnen gegenüber gestellte Verfluchung dessen, der aufgangs“ den Namen des Stifters von der Inschrift tilgt oder dessen Namen liest, ohne seiner zum
Guten zu gedenken,’ entspricht traditionellen Vorbildern mesopotamischer und syrischer Inschriften.
H 24a: Gedächtnisinschrift auf einer Tempelmauer BEYER 1998, 34; vgl. CAQUOT 1952, 103f.; VATTIONI 1981, 32f.; AGGOULA 1991, 20f.
bl dkyr BRZQYQ’ gdm MRN wB‘SMN rrb’ Itb ’n’ “BDY ktbyt. Wahrlich, gedacht werde des BRZQYQ? (Bar-Zagiga) vor MRN (Maran) und B'SMN (Ba‘alfamin), den Großen, zum Guten. Ich, ‘BDY (“Abday),
habe geschrieben. Z.ı:
*Das erste Wort könnte überall da, wo es Gedächtnisinschriften einleitet, auch als Gottesname BL (Bel) aufgefasst werden.’® Das gilt noch verstärkt in den-
jenigen Fällen, in denen keine andere Gottesbezeichnung auftritt. Zu B'SMN siehe den Kommentar zu H 23. Bei Maran, „unserem Herrn“, handelt es sich um den ersten Gott der hatrenischen Göttertrias. Die vorliegende Inschrift differenziert
zwischen dem Stifter, dessen Gedächtnis sie geweiht ist, und dem ausführenden Schreiber, der genauso wie der Stifter namentlich erwähnt wird.+
H 25: Gedächtnisinschrift auf einer Tempelmauer BEYER 1998, 34f.; vgl. CAQUOT 1952, 104; ALTHEIM/STIEHL 1965, 201f.; VATTIONI 1981, 33; AGGOULA 1991, 21. ı
2
dkyr wbryk NSRYHB br ‘WYD’LY * br ‘BDSLM’ kmr’ rb’ qdm
MRNwWMRTN wBRMRYN wB‘SMYN Ih’ rrb’* Itb[w}lsnpyr hw {w}*mn
dy
3 rhym Ih Itb wisnpyr. Aue mr )Eih ı
Es werde (seiner) gedacht und es sei gesegnet NSRYHB (Nesrayhab), der Sohn des"WYD’LY (‘Awidalay)*, der Sohn des ‘BDSLM (‘Abdalma), der
Hohepriester, vor s6ı Siehe auch H 29, 74, 146a.b, 153, 1024 und 1028; siehe BEYER 1998, 36. 46. 58. 60. 110f.
562 Das Motiv der Verfluchung dessen; der der von der Inschrift memorierten Person nicht zum Guten gedenkt, findet sich auch in H 53 und H 101; siehe BEver 1998, 42. 52. s63 So z.B. bei AGGoULA. 564 Ebenso verhält es sich in H 24b; siehe BEyER 1998, 34.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
305
MRN (Maran) und MRTN (Martan) und BRMRYN (Bar-Maren) und B'SMYN (Ba’alsamin), den großen Göttern*, zum Guten und Schönen,
er und* derjenige, der ihn liebt, zum Guten und Schönen.
GDPY (Gadpay). PB:
* ALTHEIM/STIEHL lesen den Namen als "ZH’LY.
Pr 23
* ALTHEIM/STIERL lesen ’/h’ rb’ und übersetzen „dem großen Gott“. * ALTHEIM/STIEHL sprechen sich explizit gegen die Rekonstruktion einer Kopula
aus. Sie erklären den letzten Teil von Z. 2 und Z. 3 folgendermaßen: „er, der ihm Freund ist, (gleichfalls) im Guten und Schönen“.
Die vorliegende
Inschrift
ist besonders
durch
das Auftreten
des Titels eines
„Hohenpriesters“ (kmr’ rb’) von Bedeutung. Weiter ist darauf hinzuweisen, dass hier zum ersten Mal die hatrenische Göttertrias erwähnt wird, verbunden mit Ba‘alsamin. Alle vier
Götter zusammen werden unter der Bezeichnung ?h’ rrb’ zusammengefasst.’ Zu
erwähnen ist schließlich auch, dass wiederum zwischen dem Stifter der Inschrift und
demjenigen, der sie ausführt, unterschieden und auch der Name des Ausführenden
erwähnt wird.
H 28: Aufschrift einer Königsstatue BEYER 1998, 35f.; vgl. CAQUOT 1953, 234f.; MARICQ 1955, 281f.; VATTIONI 1981, 34; AGGOULA 1991, 22-24; GNOLI 2007, II6.
[slm’ dy SNTRWQ 'mik’ br ‘"BDSMY’ 'mik’ dy 'qymt
Ih BT)SMY’ ’m’ [d\ BDSMY’ psgrb’*
br SNTRWQ mik’ hy)’ SNTRWQ mik|’] ’b’ dbnyh
hN vw +
[Das Bild des SNTRWQ “BDSMY’
(Sanatrug), des Königs, des Sohnes des
(‘Abdsemya), des Königs, welches hat aufgestellt
für ihn BT]JSMY’ (Batsemya), die Mutter [des] "BDSMY’ (‘Abdsemya), des Kronprinzen,* des Sohnes des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs, für das Le[b]en des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs, des Vaters ihrer Söhne.
nv
zu fassen s6; Varrıoni erwägt allerdings in seiner Wiedergabe der Stelle, den Titel ’/h’ rwb’ als Sg. ohne Trias en hatrenisch der Götter die und allein auf B’SMYN zu beziehen. In H 26 werden siehe BEvER weitere Gottheiten als ’/h’ rrb’ bezeichnet, in H 173 zusammen mit kwi ’Ih kwlyh;
sich 1998, 35. 63. Eine weitere Erwähnung der Göttertrias neben den unten angeführten findet in H 160; siehe BEYER 1998, 61.
306
MARKUS ZEHNDER
Datum: kurz vor 240 n. Chr. Z.2:
*AGGoULA
übersetzt pgrb’ mit „lieutenant“, verstanden im engeren Sinn des
Wortes (Stellvertreter, Platzhalter).
Der erhaltene Teil der Inschrift macht deutlich, dass der Kronprinz, der für die Nachfolge Sanatrugs II. bestimmt war, denselben Namen wie der Vater Sanatrugs und Vorgänger
auf dem Königsthron trug, ‘Abdsemya. Die Mischung von arabischen und iranischen Namen in der Königsfamilie weist wohl auf parthisch-hatrenische Mischehen hin.’ Es sind aber auch andere Erklärungen denkbar: Eine parthische Herrscherfamilie kann aus Gründen der besseren Akzeptanz in der Lokalbevölkerung semitische Namen annehmen; umgekehrt kann eine arabische Herrscherfamilie zur Anzeige ihrer politischen Loyalität und/oder ihrer kulturellen Orientierung parthische Namen annehmen. Von besonderem Interesse ist der Titel psgrb’, der auch in zwei weiteren hatrenischen Inschriften mit Bezug auf ‘Abdsemya auftaucht.’ Der Titel ist im Syrischen in der Form ‚psgryb’ belegt,’°® zudem auch im Mittelpersischen und Sogdischen in den Formen ps’gryw bzw. p#’gryw.°® Er dient in Hatra aller Wahrscheinlichkeit nach nicht als Gattungsbezeichnung eines allfälligen Mitregenten — eine Einrichtung, die im hatrenischen und wohl auch im parthischen Bereich (mit Ausnahme Armeniens) nicht belegt ist —,’7° sondern des vorgesehenen Thronfolgers;?”' es ist allerdings gut möglich, dass dieser eben zugleich schon gewisse Regierungsfunktionen übernahm, so dass zwischen den beiden alternativen Deutungen kein absoluter Gegensatz besteht.’’”” Der Titel ist Teil der parthischen Verwaltungssprache, die in das Vasallenfürstentum von Hatra eingedrungen ist. Sowohl im erhaltenen wie im rekonstruierten Teil der Inschrift finden sich weitere
Beispiele der Trennung von Eigenname und Filiation, wobei in beiden Fällen offizielle Titel („König“ bzw. „Kronprinz“) zwischen die beiden Elemente treten.
566 Der Name Sanatrug ist als sakisch (nordiranisch) zu klassifizieren; so HARNACK 1970, 512. — Nach HENNING 1958, 41 Anm. 1 < *säna-taru-ka- ‚den Feind überwindend‘ (mit ostiran. *säna‚Feind‘). Vgl. in derälteren Literatur JusTi 1895, 282f., CAQuoT 1952, 112 Anm. 2, und MARIcQ 1955, 283; letztlich auch ABBaADı 1983, 133. 567 Siehe H 36 und 195; siehe BEvER 1998, 38f. 66. 68 Siehe dazu unten die Kommentare zu den Inschriften von Edessa und oben zum Lied von der
Perle.
569 Siehe oben II.4.2.6.2. 570 Anders PoIRIER 1981, 222, und BENVENISTE 1966, 64. Letzterer sieht im Träger dieses Titels den
an anderen Stellen als „Zweiten nach dem König“ bezeichneten Würdenträger, d.h. eine Art Vizekönig.
57 - Siehe zum Näheren die Ausführungen bei MarıcQ 1955, 275-279; HARNACK 1970, 516-519. Vgl.
dagegen AcGoULA 1991, 23f., der sich ausführlich gegen die Auffassung als „Thronfolger“ und
für die Auffassung als „lieutenant“ ausspricht. Frye erwähnt die Möglichkeit, dass es sich bei es 218).
um „an honorific designation rather than a fixed title“ handeln könnte (Frve 1983,
572 In diese Richtung weist das von BENVENISTE aus der achämenidischen Zeit angeführte Beispiel (siehe BENVENISTE 1966, 64f.).
III.5.3.1.2. DIE INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
307
H 29: Verfluchung, Inschrift auf einer Kalksteinplatte aus Tempel IV BEYER 1998, 36; vgl. CAQUOT 1953, 235f.; VATTIONI 1981, 34f.; AGGOULA 1991, 24; SCHUOL 2000, 45f.; KAIZER 2002, 187.
2
bgn* MRN wMRTNwBRMIRYN)
Anrufung* von MRN (Maran) und MRTN (Martan) und BRMI[RYN]
3
wSHRW wB‘SMIYN]
und SHRW (Sahiru) und B'SM[YN] (Ba‘al-
4
w’TRT
(Bar-Maren)
$amin)
[mn]
und ”TR’T’ (Atargatis) gegen [denjenigen,]
s
dwlihk’
der hier eintritt
6
bmsn(yn)*
mit Schuh(en).*
Z.ı:
*Varrionı übersetzt bgn mit „maledizione“, ScHuoL mit „Fluch“.73
AcGouLA
mit „malediction“,
Z. sf.: *Caquor liest dw! mhk’ bmin und übersetzt „qui vont d’ici en Mesene“.’7* TeıxıDor liest bmsk(yn) statt bmsn(yn) und sieht darin einen Hinweis auf die
Stadt Maskan£.575 Beide Vorschläge leiden daran, dass sie zur negativen Art der mit bgn bezeichneten Anrufung nicht passen. AccouLA schlägt als weitere Variante bmsk, „de maniere irreverencieuse“, vor.
Die vorliegende Inschrift ist zum einen deshalb von Interesse, weil sie die hatrenische
Göttertrias nicht nur mit dem „Sonnenaufgangsgott“ Sahiru und mit Ba‘alfamin, sondern
auch mit Atargatis, die mit der syrisch-levantinischen Astarte und der mesopotamischen Isar zu identifizieren ist,’° verbindet. Damit ist deutlich, dass es sich bei Martan nicht — wie gelegentlich vermutet — um Atargatis handeln kann. Weiter ist das Verbot des Schuhetragens von Bedeutung. Wahrscheinlich gilt dieses Verbot für das Betreten eines Heiligtums, womit hier ein Vorläufer der entsprechenden Bestimmungen in Moscheen vorliegt.
H 30: Aufschrift einer Frauenstatue BEYER 1998, 36; vgl. CAQuOT 1953, 236f.; VATTIONI 35; AGGOULA 1991, 25.
ı
simt’ dy ’BW brt
2
GBLW day ’qym Ih
3
S’ br SMSTYB*
Bild der ’BW (Abu), der Tochter
des GBLW (Gabalu), welches aufgerichtet hat für sie
’%° (A8$a), der Sohn des SMSTYB (Samastayyab)*,
573 Dasselbe gilt auch für die weiteren Belege des Nomens.
siehe auch die s74 Zur Frage, ob der Text Handelsbeziehungen von Harra mit der Mesene belegt, Urteil. negativen einem zu Ausführungen bei ScHvo1; sie kommt
s75s Siehe TEIXIDOR 1964, 281. 76 Zum Näheren siehe HaussiG 1965, 81-89. 250-252.
MARKUS ZEHNDER
308
4 s
b’lh dy mytt brt
ihr Ehemann, welche gestorben ist im Alter
$nyn 18 bgn MRN
von 18 Jahren. Anrufung von MRN (Maran)
6
wMRTN wBR MRYN
und MRTN Maren)
(Martan) und BRMRYN
(Bar-
7
wB’LSMN wTRT()
8 10
Imn dy gtlh whdy Ih. w‘lns’ dy mly
gegen denjenigen, der sie getötet hat und sich gefreut hat darüber; und gegen die Frauen, welche gefüllt
ıı
wnsk|..\nh dy*
und ausgegossen haben seinen [Hass?] gegen*
DEE
BWN.
’[BW] (Abu).
und B'LSMN (Ba’alfamin) und ’TR’T) (Atargatis)
Z.3:
*Varrıoni liest SMSQB, AccouLa SMSLTB.
Z. ıı:
*Varrtiont liest wnmr wnsk (bnsk) und übersetzt „e versato nel piatto (di 'bw)“; AGGouua liest wnsk bsnh und übersetzt „et verse dans le plat (de ’bw)“.’77
Zunächst ist wiederum auf die Zusammenstellung der hatrenischen Göttertrias mit Ba‘alfamin und Atargatis hinzuweisen.’7® Soziologisch ist v.a. von Interesse, dass es vermutlich normal war, dass 18-jährige Mädchen — vielleicht schon seit mehreren Jahren — verheiratet waren.?’? Die Tötung dieser Frau durch unbekannte Hand zeigt, dass die hatrenische Gesellschaft das Phänomen urbaner Gewalt durchaus kannte. Die Errichtung einer Gedächtnisstatue für eine Frau ist wiederum Hinweis auf eine respektable Stellung der Frau in der hatrenischen Gesellschaft. Weiter ist auf die Phrase whdy Ih aufmerksam
zu machen. Die mit dem Verb ausgedrückte Freude kann sich sowohl auf den Täter beziehen, wobei in diesem Fall der Umstand, dass er die Tat weder bereut noch gestanden hat, ausgedrückt werden kann; es ist aber auch möglich, dass die Freude sich auf unbeteiligte Dritte beziehen kann, deren Verhalten infolge von Gleichgültigkeit oder mangelnder Anteilnahme als verwerflich gebrandmarkt wird. H 33: Aufschrift eines Türsturzes mit Königsrelief BEYER 1998, 37; vgl. CAQUOT 1953, 238f.; VATTIONI I981, 36; AGGOULA 1991, 27. I ZN
NSRW m?r2y?* WLEN
NSRW (Nasru), der Herr?*. WLGS (Wolga3).
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.? Z.1:
*Vartiont liest nsrw [pzgrb)’ [br] wigs.
577 AcGouLA vermutet in der Formulierung eine Anspielung darauf, dass die angesprochenen Frauen das Opfer vergiftet haben. 578 Diese Zusammenstellung schließt wiederum eine Identifizierung von MRTN mit Atargatis aus. 579 Entsprechende Hinweise in den Thomasakten werden damit bestätigt; siehe dazu III.s.2.9.
III.s.3.1.2. DIE INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
309
Die Aufschrift nennt gleich zwei der Regenten Hatras, die die Stadt in einer Zeit regierten, in welcher der Titel „König“ (mik’) für die Lokalherrscher noch nicht in
Gebrauch war. Wie in der oben aufgeführten Königsinschrift findet sich auch hier eine eigentümliche Mischung zwischen arabischen und iranischen Namen (Nasru arab., Wolgas parth.), die möglicherweise auf parthisch-hatrenische Mischehen in der Herrscherfamilie hinweisen.
Caquor sieht in NSRW keinen Eigennamen, sondern ein Substantiv mit der Bedeutung „Sieg“. Mit Sarar erwägt er, in WLGS den Partherkönig Vologeses I. zu sehen, an dessen Sieg über die Römer 62 n. Chr. hier erinnert werde. H 34: Aufschrift einer Frauenstatue
BEYER 1998, 37f.; vgl. CaAQuoT 1953, 239f.; VATTIONI 1981, 36f.; AGGOULA 1991, 27-29. byrh ’dr nt 546 simt’ dy MRTBW kmrt
PISIRIBL brt T[... dy] ’Igymw]*
P BR’ brh br ‘"BDSL[MJ’?* br BR’ kmr’ wGBR lbws’* "bwhy ‘| hyyhwn w“] hy’ bnyhwn w‘l hy' mn PD ooN) Am dy rhym Ihwn. SBZ glp’
6
Im Monat ’dr (Adar) des Jahres 546. Das Bild von MRTBW (Martabu), der Priesterin von PISIR]JBL (A8ur-Bel), der Tochter von [... , welches] auflgerichtet haben]* für sie BR’ (Barra), ihr Sohn, der Sohn des BDSL[M]’ (“Abdsalma)*, der Sohn des BR’ (Barra), der Priester, und GBR (Gabbar), der gekleidet ist*, sein Bruder, für ihr Leben und für
7
das Leben ihrer Kinder und für das Leben desjenigen,
4 s
8
der sie liebt. $BZ (Sabaz), der Bildhauer.
Datum: 235 n. Chr.
Z.3:
di *Varrtionti liest [3] ]bl bnyt kwl dy ’qym und übersetzt „di ’$rbl, creatrice ]$[r]bl „[ übersetzt und KBYR’ brt Z [7]S[R]B liest tutto, che ha eretto“; AGGoULA fille de kbyr’“
Z.4:
*Statt "BDSLM?’ lesen Vartıonı und AGGoULA “BDSBT’.
Z.5:
*Vartiont
liest w‘bdlbws’ statt wGBR
IbwP und sieht darin einen Per-
sonennamen;’°° ebenfalls mit einem Personennamen
rechnet AcGouLa,
wGBRLBWS liest. möglichkeiten. so In seinem Kommentar finden sich Hinweise auf weitere Deutungs
der
310
MARKUS ZEHNDER
Die Aufschrift belegt das Vorhandensein von Priesterinnen, hier für den Kult des ’SRBL.® Durch die Unterschrift „Sabaz, der Bildhauer“, wird wiederum zwischen memorierter Person und Ausführendem, unter namentlicher Erwähnung des Letzteren, unterschieden. Nicht auszuschließen ist, dass es sich bei $zbaz um einen iranischen Namen handelt.5°? Trifft diese Vermutung zu, findet sich hier ein Beleg dafür, dass sich die Anwesenheit von Parthern nicht nur auf Verwaltungs- und Kultbeamte, Soldaten und Angehörige der Herrschereliten beschränkte. Gleich mehrfach sind im vorliegenden Text Fälle anzutreffen, in denen der Eigenname von der Filiation getrennt wird. Im ersten Fall ist zwischen den Eigennamen
Martabu und die Filiation die Berufsangabe einschoben; im zweiten Fall steht zwischen dem
Eigennamen
Barra
und
der Filiation
die Angabe
„ihr Sohn“,
wogegen
die
Berufsangabe nach hinten verschoben wird. Diese Verschiebung hat möglicherweise stilistische Gründe, da durch die Verschiebung von kmr’ eine sich über fünf bzw. sechs Glieder erstreckende Abfolge von /b-r/ Phonemen ergibt, unterbrochen allein durch den Eigennamen ‘AbdSalma. H 36: Aufschrift einer Frauenstatue BEYER 1998, 38f.; vgl. CAQUOT 1953, 241f.; MARICQ 1955, 273-276. 280f.; VATTIONI 1981, 37f.; AGGOULA 1991, 30f. 1 2 3 4 s 6
byrhb Tsry nt 549* simt [A}DWSPRY* brı .SNTRWQ mik’ br ‘"BDSMY’ mik’ wBTSMYP}* ’m’ dy [BDSMY’} pzgryb* ldy 'gymw ...] ["BID'GYLY* br STNBL rhmh.
I
Im Monat 73ry (Tisri) des Jahres 549*.
2
Das Bild (der) DWSPRY (Dusparry)*, der Tochter des
3
SNTRWQ
4
(Abdsemya), des Königs, und der BTSMY’ (Batsemya)*, der Mutter des (BDSMY
(Sanatrug),
des
Königs,
des
Sohnes
des
‘BDSMY
(“Abdsemya)), des Kronprinzen*,
5 6
[welche errichtet haben ...] “BD’GYLY (‘Abd‘ogelay)*, der Sohn des STNBL (?), sein Freund.
Datum: 237 n. Chr.
Z.1f.:
*Caquor und Marıcq lesen 449 anstelle von 549, womit die Inschrift auf das Jahr 137 zu datieren wäre.
Z.2:
*Der Name der Prinzessin wird von Caquor als SPRY und von Marıca als WSPRY rekonstruiert.
581 Zu Belegen für Priesterinnen siehe auch H 31; siehe BEyER 1998, 37. 582 Siehe AGGOULA 1991, 29.
II.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
Z.4:
Z.6:
311
*Der Ausfall des Aleph nach BTSMY ist als Haplographie vor ’m’ zu erklären. Nach AGGoULA dagegen ist tatsächlich nur ein Aleph zu lesen und BTSMY(’) im Sinne von bt SMY, „Tochter der SMY“, bezogen auf DWSPRY, zu verstehen. *Marıcq hält die Verbindung ’m’ dy pzgryb’ für einen festen Titel; das passt aber nicht zu H 28. AcGoULA interpretiert pzgryb’ als „lieutenant“.5# *Bever liest am Anfang der Zeile w‘’BDYLY; es ist jedoch wahrscheinlicher, dass hier von derselben Person wie am Ende der Inschrift H 37 die Rede ist.
Die Angaben über die Familienverhältnisse Sanatrugs II. stimmen mit denjenigen von H 28 überein. Sie werden ergänzt durch die Erwähnung von Dusparry, die wie ihr Vater einen persischen Namen trägt.’”* Ein weiteres Mal ist die Trennung von Eigenname und Filiation belegt, wobei in diesem Fall zwischen den Namen Sanatruq und die Filiation die Funktionsbezeichnung „König“ trite.5 H 37: Aufschrift einer Frauenstatue BEYER 1998, 39; vgl. CAQUOT 1953, 242; MARICQ 1955, 282; VATTIONI I981, 38;
AGGOULA I99I, 31-33.
ı 2
Das Bild der SMY (Semmay), & simt’ dySMY (Tochter)* der DWSPRY der brt DWSPRY* {bJrt (g: Text)*
3. 4 s
SNTRWQ mik’ [dr ‘BDSMY’ mik’ dy ’gym]
des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs, [des Sohnes des "BDSMY’ (“Abdsemya), des Königs, welches errichtet hat]
6
Ih MLY?IKW (2) dah (?)\
für sie MLY?[KW (Maliku), ihr Onkel
7
br‘BD'GYLW
der Sohn des BD’GYLW
(Dusparry)*, der Tochter
?),] (“Abd‘ogeylu).
Datum: ca. 230/240 n. Chr.
Z.2:
*Varrıoni (im Anschluss an AcGouLa) liest grr und übersetzt „catula“; AsGoULA übersetzt „jeune lionne“.
*Marıcq liest den Namen der Prinzessin als WSPRY und interpretiert das voranstehende /d/ als Relativpartikel; Caquor liest dy SPRY.
Falls die oben wiedergegebene Rekonstruktion des Textes zutrifft,)°° lassen sich folgende Beobachtungen anführen: Die in den Texten H 28 und 36 zutage tretenden Familiensind verhältnisse Sanatrugs II. werden bestätigt und ergänzt. Die ergänzenden Elemente (?), bei dessen der Name der Tochter (?) Dusparrys, Semmay, sowie der Name Maliku
Bruder Träger es sich möglicherweise um den Onkel Semmays handelt, der aber kein
28 und unter II.4.2.6.2. 583 Zur Bezeichnung pzgryb’ siehe die Ausführungen oben zu H iran. *zausa-farnah- ‚dessen eines Form (!) pers. als 84 Vgl. ABBADI 1983, 98; die Deutung
x’arznah- freundlich ist‘ bereits bei ALTHEIM-STIEHL 1967, 257. s8s Zur Bezeichnung pzgryb’ siehe die Ausführungen oben zu H 28.
siehe VATTIONI. 86 Zu einer abweichenden Rekonstruktion der Zeilen 4f.
312
MARKUS ZEHNDER
Dusparrys ist, da der Name seines Vaters nicht Sanatrug, sondern “Abd’ogeylu lautet. Wiederum die Richtigkeit der oben angeführten Rekonstruktion vorausgesetzt, finden sich hier zwei weitere Fälle der Trennung von Eigenname und Filiation, wobei im ersten Fall die Amtsbezeichnung „König“, im zweiten mit „Onkel“ eine zusätzliche Verwandt-
schaftsbezeichnung eingeschoben wird. H 56: Aufschrift neben einer Männerstatue BEYER 1998, 43; vgl. A. CAQuoT 1955, 57f.; ALTHEIM/STIEHL 1965, 204; VATTIONI 1981, 43; AGGOULA 1991, 43f.
2 zur
slm’ dy BDSMY’ rbsmy br eSFNQOGr’DYV
Bild des "BDSMY’ (Abdsemya), des Vorstehers der Standarte, des Sohnes des 'STNQ ®), des Sohnes des ’DY (Addai).
Da es sich bei ’STNQ um einen iranischen Namen handeln dürfte,” bezeugt die Inschrift das gemischte Vorkommen iranischer und arabischer Namen in derselben Familie auch außerhalb der Regentenfamilie.5°® Der Titel rb smy’ ist insofern auffällig, als bei gewöhnlichen
Götternamen,
einschließlich den Bezeichnungen der hatrenischen
Göttertrias, anders als bei den Standarten der Titel kmr’ (“Priester“) verwendet wird.
In Z. ıf. wird der Eigenname von der Filiation wiederum durch die Einfügung einer Funktionsbezeichnung getrennt. H 60: Aufschrift eines Türsturzes BEYER 1998, 44; vgl. CAQUOT 1955, 263f.; VATTIONI I98I, 44; AGGOULA I99I, 46.
’r2* dy bn’ MQYMSMS br WRWD [rlbyt’ [d]y p* MRTN I[NRGW]L Ih? Tele il Das Kultgebäude, das baute MQYMSMS
(?), der Sohn des WRWD
(Worod), der [VJorsteher [d]es P (2) — MRTN (Martan), für [NRGW]L (Nergal), den Gott ...
Zı:
*Das Wort ’rz’ hängt mit der Wurzel ’rzzusammen, die im Nordwestsemitischen und Arabischen zur Bezeichnung der Zeder dient. Wahrscheinlich liegt an der vor-liegenden Stelle eine metonymische Wortverwendung vor („Zedernhaus“ >
Kult-gebäude).5°? *Über die Bedeutung des > vor MRTN besteht keine Klarheit. Beyer schlägt die
beiden Interpretationen „80“ (?) oder „Handwerkermarke“ (?) vor.
587 Vgl. Caquor 1955, 58 („tres probablement parthe“), und Assapı 1983, 80 („pers.“). ALTHEIM/
STIEHL leiten den Namen von iran. *us-tana-ka- ‚ausgestreckt‘ ab.
588 Ebenso verhält es sich in H 181, wo ein ’BD’SR als Sohn 'STNQs genannt wird, und inH 326, wo von einem ’STNQ, Sohn des HYY’ die Rede ist; siehe BEER 1998, 64. 88. 589 Siehe auch die Literaturhinweise bei VarTıonı (Anm. 152). AGGouLA übersetzt ’rz’ mit „salle d’assemblee“.
Ill.5.3.1.2. DiE INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
313
Bemerkenswert ist zunächst die doppelte Erwähnung von gleich zwei traditionellen mesopotamischen Göttern, nämlich Samas, als theophores Element des Namens MQYMSMS, sowie Nergal. Daneben steht die hatrenische Göttin Martan, die nach dem Zeugnis der vorliegenden Inschrift ebenso wie Maran und Bar-Maren auch ohne Verbindung mit den beiden anderen Gliedern der hatrenischen Göttertrias erwähnt werden kann. Hinzuweisen ist schließlich auf die schon mehrfach registrierte Mischung von semitischen und iranischen Personennamen in derselben Familie.’” Falls es sich bei Worod um den bis ca. ııo n.Chr. amtierenden Stadtherrn von Hatra handelt, wäre die Inschrift etwa ins erste Viertel des 2. Jhs. n.Chr. zu datieren.
H 66: Krugaufschrift BEYER 1998, 45; vgl. CAQUOT 1955, 267; VATTIONI 1981, 46; AGGOULA 1991, 48.
byt TINY
Haus TTNY (Tattanay)
Erwähnenswert ist diese Aufschrift darum, weil sie möglicherweise das Vorhandensein alter akkadischer Familiennamen bezeugt. Es ist allerdings gut denkbar, dass der hier belegte Name über den iranischen Raum nach Hatra gelangt ist, da er auch bei den Achämeniden belegt ist (siehe Esra 5,3ff.; 6,13ff.; I. Esdras [= III. Esra] 6,3.7.26).
H 69: Gedächtnisinschrift auf Marmorstatue, möglicherweise Herkules darstellend BEYER 1998, 45; vgl. CAQUOT 1955, 268; VATTIONI 1981, 46f.; AGGOULA 1991, 50.
dkyr
Es werde gedacht
Itb
zu Gutem
‘Q BS MY
des 'Q BS MY
>
br’
° (Agabsemya), des Sohnes des ’
RYS*
__RYS* (Aryes).
pwDN An ooN
In dieser Inschrift findet sich wiederum eine Mischung von arabischen und iranischen Namen’? in derselben Familie. Interessant ist die Inschrift auch deshalb, weil sie auf dem Rücken einer Herakles-Statue angebracht ist und damit die Verehrung dieses Gottes auch in (halb-)parthischen Bevölkerungsgruppen dokumentiert.
H 78: Gedächtnisinschrift auf einem Steinblock BEYER 1998, 47; vgl. CAQUOT 1955, 271; VATTIONI 1981, 49; AGGOULA I99I, 54. 90 Siehe zu WRWD oben 11.4.7.2.3.25. Falsch ABBaADi 1983, 103. s9ı Zu ARYS siehe Nisa 1221 Komm. (III.2.2.D.3.).
MARKUS ZEHNDER
314
[...]gr/a’* “rby’ gdm MIRN ...] [...]..., des Arabers, vor M[RN ...] Z.ı:
*Varrioni liest mr’ und übersetzt „il signore“; AGGOULA vermutet in qr/d’ einen Eigennamen.
Das Vorkommen des Gentiliziums „Araber“ auf einer Kommemorativinschrift muss vor
dem Hintergrund der Häufigkeit der Erwähnung arabischer Namen und Götter als zusätzlicher Hinweis auf das starke Gewicht des arabischen Elements in der Kultur und
Bevölkerungs-zusammensetzung Hatras gewertet werden.??” H 79: Aufschrift einer Königsstatue
BEYER 1998, 47f.; vgl. CAQUOT 1963, 2-6; TEIXIDOR 1964, 280-284; VATTIONI 1981, 49-51; AGGOULA 1991, 54-57:
[sim’ dy] SNITRWQ mik’ (dy 'rb)] zky”* dgndh “m
’Ih’ br ‘BDSMY mik’ d’gqymw Ih bbt yldh* dend’ dy hayn bh dylhwn*
YHBRMRY{N} (k: Text) w’LKWD bn’ SMSBRK br ’LKWD br SMSBRK br ’LKWD w’hdw hnw* YHBRMRYN w’LKWD wbrnyhwn wnk{d}yhwn* dlbr
wlgw bMRN NSR’ wbmlkwth wbgnd’ d'rb wbsmy’ dmskn” wbgndhwn dSNTRWQ mik’ wzr'h wbnyhy klhwn
CA“ SooN FP$UDN ©
10 ı ı2
dl’ImP ldbr hnw ’ns mn bn’ drhwn*
13
batyr’ M‘N br SNTRWQ mik’.
14
dkyrn [Im bHtr’ w'rb w’l. [Bild des] SN[TRWQ (Sanatrug), des Königs (von 'rb [Arab]),]
ı
des Siegreichen,* dessen Glücksgott mit den Göttern ist, des Sohnes von "BDSMY’ (Abdsemya), des Königs, welches errichtet haben für ihn an seinem Geburtstag,*
(dem) des Glücksgottes, über den sich die Folgenden freuen:* YHBRMRYN
sa D ZB
(Yahbarmaren)
SMSMBRK (Samasbrak),
6
und 'LKWD
(Alkud), die Söhne des
des Sohnes des "LKWD (Alkud), des Sohnes des SMSBRK ($ama&brak), des Sohnes des
592 Zur Frage der ethnischen und sozialen Konnotationen von „Araber“ siehe die Bemerkungen
in der Einleitung.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL ’LKWD (Alkud). Und sie ergriffen, sie,* YHBRMRYN
315 (Yahbarmaren)
und 'LKWD (Alkud) und ihre Söhne und ihre Enkel, draußen und drinnen, unseren Herrn, den Adler, und sein Königtum und den
Glücksgott von ‘rb (Arab) und die Standarte des Heiligtums* und ihre Glücksgötter,
IO
(die) des SNTRWQ
II
(Sanatrug), des Königs, und seines Samens und
seiner Söhne insgesamt I2
in Ewigkeit. Nicht soll sie führen ein Mensch von ihrem Personal*
13
in Gewalt gegen M‘'N’ (Ma‘na), den Sohn des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs.
Gedacht werde ihrer in Ewigkeit in Htr’ (Hatra) und ‘rb (Arab) und darüber hinaus.
14
Datum: kurz vor 240 n. Chr.
-*Im targumischen Aramäisch bedeutet z&y „gerecht“ und „unschuldig“. *CaquoT, Vartıonı und AccouLa lesen bbyldh anstelle von bbtysdh, eine 2,8: Wiedergabe der Phrase br yldh mit „Geburtshaus“ scheint wegen der Fundstätte der Statue nicht in Frage zu kommen.” *Vorausgesetzt wird eine Emendation von dylhwn zu dyhlwn, „diese“; das HARZ“ Demonstrativpronomen wird frei mit „die Folgenden“ übersetzt. Z. 5-7: *Es liegt hier eine vier Generationen umgreifende, bis zum Ururgroßvater reichende Filiation vor. RTE
Zr E
*VaTTIoNI liest w’hrwhn und übersetzt „e la loro posteritä“.
Z. 8:
*Beve liest rkryhwn statt nkdyhwn; die letztere Lesart lässt sich aufgrund der Nichtunterscheidbarkeit von d und r ohne weiteres rechtfertigen. Da sie einen besse-ren Sinn als „ihre Fremden“ ergibt, ist sie vorzuziehen.’*
2.10;
*TEIXIDOR interpretiert mkn’ als Hinweis auf die Stadt Maskan?.
za:
*Caquor liest ddhwn statt drhwn und übersetzt entsprechend „ni personne de
leurs cousins“. Varrıonıs und AccovLas Lesung der Zeile lautet d/‘/m !’ ldbrhn w’nX mn bn’ ddhwn; V.xrrıoni übersetzt „che mai li porti e nessuno dei loro figli“;
Accou1as Übersetzung lautet „pour que jamais ne les opprime, ni eux, ni aucun
de leurs enfants“. *Nach Caquor und Teıxıvor ist M'N’ das angesprochene Subjekt der Warnung vor Gewaltanwendung. Nach Accouıa bildet NN’ br SNTRWQ mik’ die Unterschrift der Statue, die ihren Auftraggeber bezeichnet.
593 Vgl. CAQUOT 1963, 1. zu einem ähnlichen Ergebnis s94 So auch Teıxıvor. VarTıonı kommt über die Lesung wnkyhwn
liest wnkyhwn und (“e i loro discendenti“). CAQUOT hat nkl[s]|yhwn, „leurs biens“; AsGOULA übersetzt „leurs femmes“.
MARKUS ZEHNDER
316
Der hier und in H 82 rekonstruierte Titel „König von ‘Arab“ ist wohl so zu inter-
pretieren, dass der Herrscher Hatras auch über das Umland der Stadt regiert hat. Ein Hinweis auf seine ethnische Zugehörigkeit kann dagegen aus dem Titel selber nicht abgeleitet werden. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Mehrheit der Stadtbevölkerung derselben Ethnie zugehörte wie die nomadische Bevölkerung des Umlands und dass die beiden Gruppen neben einer gemeinsamen Sprache und Religion auch durch übereinstimmende ökonomische und politische Interessen miteinander verbunden waren.’” Der Name Ma‘nas, eines Sohnes Sanatrugs II., taucht hier zum ersten Mal in den Inschriften von Hatra auf. Nach der hier vorliegenden Inschrift scheint es Ma’na und nicht ‘Abdsemya zu sein, der als Nachfolger bestimmt ist. Allerdings wird auf Ma‘na der Titel „Kronprinz“ nicht angewandt, so dass auch an eine andere Funktion als die des Königs gedacht sein könnte. Sowohl in der Königsfamilie wie auch in derjenigen Samasbraks sind arabische (in letzterer auch verbunden mit mesopotamischen Elementen)
und iranische Namen gemischt. BEYER vermutet in ’LKWD einen iranischen Namen; AsBaDpı tendiert eher zu einer arabischen Deutung.” Bei Alkud und Yahbarmaren muss es sich um Oberhäupter eines Clans aus der Hatrene handeln, deren Glieder sowohl innerhalb als auch ausserhalb Hatras (siehe Z. 8f.) wohnten, deutlicher Hinweis auf die dimorphe Struktur der hatrenischen Gesellschaft. Wie auch aus H 80, H 336 und H 343 deutlich wird, verfügten
die “arabischen” Clanführer aus dem Umland Hatras auch über Ämter und Einfluss in der Stadt Hatra, wobei die Tempel als Scharniere zwischen den Sippen im Umland und der Stadtbevölkerung fungierten.?’ Die Bestimmung von Z. 12f. macht deutlich, dass das Verhältnis zwischen der Zentrale, dem König in Hatra, und den nomadisierenden Sippen trotz vorhandener Blutbande nicht automatisch spannungsfrei war.’?® In religionsgeschichtlicher Hinsicht ist v. a. auf die Identifizierung von Maran und NSR’ hinzuweisen. Die Gleichsetzung des Adlers mit dem Sonnengott vorausgesetzt,
bestätigt die Identifizierung Marans mit NSR’ die Annahme, dass der Sonnengott als der „Herr“ Hatras im besonderen Sinn zu gelten hat und dass er zugleich die erste Gottheit
der hatrenischen Göttertrias ist.”?? H 82: Bauinschrift
BEYER 1998, 49; vgl. CAQUOT 1963, 7f.; DRIJVERS 1978, 162; VATTIONI 1981, Sıf.; AGGOULA 1991, 5äf. [byrh ....] $nt 488 Ve; ] SNTRWQ mik’
[d’rb zky’ ph’ AASMS Ih [r6’ br] NSRW mry’ IMRN wMRTN wBR MRYN ’LT wsmyt’. vn $wvwN595 596 597 598 599
Siehe SOMMER 2004, 318f. Siehe ABBADI 1983, 78f. Siehe SOMMER 2005, 376; DERS. 2004, 316.318. Siehe SOMMER 2005, 377. Ebenso H 88, 155, 232e, 1021a und 1026; siehe BEYER 1998, 50. 60. 74. 109f.
IIl.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
317
[Im Monat ....] des Jahres 488.
BI
ERREEBEHRER DAR ] SNTRWQ (Sanatrug), der König,
4
[von ‘rb (Arab), der Siegreiche, der Verehrer des] SMS (Sama?), des Gottes, |[des großen, der Sohn] des NSRW (Nasru), des Herrschers, für MRN (Maran) und MRTN (Martan) und BRMRYN (Bar-Maren), ’LT (Allat) und die Standarten.
5
Datum: 176/7 n. Chr.
Die vorliegende Inschrift belegt den Übergang vom Titel mry’, der noch von Nasru getragen wird, zu m/k’, den vielleicht als erster Herrscher Hatras Sanatruq I. trägt — oder allenfalls als zweiter, hinter seinem Bruder Wolga8.°® Ob hier der älteste datierte Beleg der Verwendung des Königstitels vorliegt, hängt von der Interpretation der Inschrift H 380 ab (siehe dort).
Wiederum ist auf die enge Verbindung der Göttin Allat mit der hatrenischen Göttertrias hinzuweisen. Wiein H 74 scheint ein Unterschied zwischen $Sama$und Maran gemacht zu werden;
dieser Unterschied kann aber rein funktional sein.” H 83: Aufschrift eines Räucheraltars als Sockel einer Statue BEYER 1998, 49f.; vgl. CAQUOT 1963, 8; VATTIONI 1981, 52; AGGOULA 1991, 59.
ı 2
sim’ dy H@)KYQ hdrpt’ d’gqym Ih
3
MWdkrnh RPS’ br
4 ı 2 3 4 Z.4:
NSRYHB br DWSMHR* Das Bild des HO)KYQ ®), des harpr’, welches aufgerichtet hat für ihn zu seinem Gedächtnis RPS (Rapha®?), NSRYHB (Nesrayhab), des Sohnes des DWSMHR (Dosmihr). *Caquor und AccouLa lesen RWSMHR; Caquor interpretiert den Namen aber ebenfalls als iranisch.
Die Bedeutung der Inschrift liegt primär in der Verwendung des parthischen Titels hdrpt’. BEver übersetzt den Titel mit „Oberster“; dagegen meint HARNACK in seiner Untersuchung gute Gründe für die Annahme angeben zu können, dass das Wort als „Feuerpriester“ (wörtl.: „Herr des Feuers“) zu interpretieren sei.” Damit wäre deutlich,
600 Vgl. dazu die Bemerkungen oben in der Einleitung. Zur Abfolge NSRW — SNTRWQ verbunden mit einem Wechsel von mry’ zu mik’ siehe auch H 345, 347, 367-371, 375f., 378 und 38sf.; siehe BEYER 1998, 94f. 97f. 100. 6or "Vgl. dazu DrIJvERs 1978, 162. n bei 602 Siehe zum Näheren HARNACK 1970, 496-515; vgl. dazu bereits die kritischen Bemerkunge „sacerdote“. SCHMITT 1975, 65. 86. VarTıonı übersetzt den Titel mit
MARKUS ZEHNDER
318
dass der schon bei den frühen Achämeniden bezeugte Feuerkult auch von den Parthern praktiziert wurde. Diese Deutung ist aber aus sprachlichen Gründen nicht haltbar, da es sich um ein Relikt des achämenidischen *hazära-pati- „Chiliarch“ in der echt-persischen Form handelt.°% Auf persisch-parthischen Einfluss könnte auch der Name DWSMHR%* weisen. Als verfehlt darf der Versuch ABBanıs angesehen werden, auch den Namen H@)KYQ (Lesung unsicher) als iranisch zu deuten.
3
H 94: Namensinschrift (mit unbekannter Lokalisierung) BEYER 1998, sof.; vgl. CAQUOT 1963, 10; VATTIONI 1981, 54; AGGOULA 1991, 62f.
SLWK br ’STT br SLWK br SMSHDYT rbyt’* SLWK (Seleukos), der Sohn des ’STT (Astat), des Sohnes des SLWK (Seleukos), des Sohnes des SMSHDYT ($amaShadet), der Vorsteher.* Z.ı:
*AccouLa liest dBrt” statt rbyt’ und übersetzt mit „de Birtä“.
Wie in H 5 ist SLWK im Sinne des griechischen Namens Seleukos zu interpretieren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der hier erwähnte ’°STT mit dem ’STTY von H 5 identisch
ist; demnach wäre der hier genannte SLWK, Vater des ’STT, mit dem in H 5 genannten SLWK gleichzusetzen. In beiden Fällen ist eine Mischung von griechischen, arabischen und iranischen Namen in derselben Familie festzustellen, was auf eine entsprechend enge Verflechtung der drei verschiedenen Kulturen und wahrscheinlich auch auf eine gewisse Häufigkeit von Mischehen hinweist. H 102: Gedächtnisinschrift (mit unbekannter Lokalisierung) BEYER 1998, 52; vgl. CAQUOT 1963, II; VATTIONI I981, 55; AGGOULA 1991, 65. dkyr WRWD br “QRBN Itb Es werde gedacht des WRWD
(Worod),
des Sohnes des "QRBN
(Agarban), zu Gutem.
Die Inschrift belegt einen weiteren Fall der Mischung parthischer und arabischer Namen in derselben Familie. H 107: Bauinschrift BEYER 1998, 53; vgl. CAQUOT 1964, 252f.; DRIJVERS 1978, 160f.; VATTIONI 1981, 56f.; AGGOULA 1991, 67. 603 SCHMITT 2007, 356 (mit ausführlicher Widerlegung der bisherigen Vorschläge). 604 Nach der Lesung Dößmihr (*zausa-miOra- handelt es sich um einen pers.-parth. Mischnamen, der bereits von ALTHEIM/STIEHL 1967, 255 wohl richtig aus daosa-mithra- ‚mit dem Mithra freundlich ist‘ hergeleitet wurde; vgl. auch ABBADı 1983, 97f. 605 Vgl. ABBADI 1983, 100.
IIl.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
319
[In’ [GDY] br ’B[YIGR* [br]
GDY br PJBYGR br KBYR/W] mn bny RPSMS “dryt ISMS* Ih’ rb’ ‘bd tbt’ byt hry’* “ly’ a?ly] SGYL hykl’* rb’ dy bn’
BR MRYN ISMS ’bwhy
hyy wgl* hyy mn dy rhym Iy* k[Ih]
pP uwDND ooN Av
-
Tsd. [GDY (Gadday),] der Sohn des ’B[Y]GR (Abigar),* [des Sohnes es]
2
GDY (Gadday), des Sohnes des [’]BYGR (Abigar), des Sohnes des KBYR[W] (Kabiru),
von den Söhnen des RPSMS (Raph$ama$), ich unterstützte für $M$ ($ama$)*, den großen Gott, den Tuer des Guten, das Haus der hohen Adligen* dles]
SGYL (Saggil), des großen Tempels,* welchen gebaut hat "BR MRYN (Bar-Maren) für SMS ($ama$), seinen Vater, zugunsten meines* Ww 2 ooN A“ Z.ı: Z.4:
Lebens und des Lebens desjenigen, der mich* liebt, insgesamt.
*Drujvers liest hier und in der folgenden Zeile ’BYGD, „Abigad“. *Nach Accouıa bildet nicht das „Haus der hohen Adligen“, sondern der
Sonnengott selber das Objekt der Hilfe des Sprechenden; das Haus „de rejouissance superieure de [’Esagil du grand temple“ wird von ihm als Ortsangabe gefasst (“j’ai aide le grand dieu $m$... A la maison ...”). Z.s:
Z.6:
*CaquoT, Drivers, VatTıonı und AcGoULaA lesen hdy’ statt hry’und übersetzen das Substantiv mit „Freude“.
*Caquor liest sgy Ihykl statt SGYL hykl’ und deutet sgy als Form des Verbs „hinzufügen“, „verstärken“.
Z.8:
*Varrıonı übersetzt das erste hyy am Zeilenanfang mit „la sua vita“. *wgl ist zu w‘] zu emendieren.
*VarTıont liest hyy dy rhym Ih.
Die Bezeichnung des Gottes Samas als Vater des Bar-Maren ist ein weiterer Hinweis darauf, dass der Sonnengott mit MRN, „unserem Herrn“, dem ersten Glied der
hatrenischen Trias, zu identifizieren ist. Das „Haus der hohen Adligen“ könnte ein
Hinweis darauf sein, dass es in Hatra eine Art Senat, zusammengesetzt aus den Vorstehern der führenden Familien der Stadt und möglicherweise auch ihres Einflussgebietes, gab. Über die Stellung dieses Gremiums zum König verlautet allerdings nichts. Bei SGYL von Z. 6 wird es sich um eine Wiedergabe von Esagila handeln; da Esagila der Name des Tempels Marduks (Bels) in Babylon ist, weist das auf den Einfluss der akkadischen Kultur. Die Verwendung dieses Tempelnamens zeigt, dass Samas als Bel, d.h. Bezwinger der Chaosmächte, in Harra galt. ist 606 Siehe zum Näheren die Hinweise bei VArTıon]; vgl. auch DauLev 1995, 144. Vom Esagila 75. 1998, BEYER siehe wird; erwähnt Esagila des ” “Zählmeister ein wo auch in H 240 die Rede,
MARKUS ZEHNDER
320
H 112: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 54; vgl. CAQUOT 1964, 254; VATTIONI 1981, 58; AGGOULA 1991, 68f. ı 2 3.
siml’ dly SNTRWR br SNTRWQ nhirptl*
[Das] Bild [d]Jes SNTRWOQ (Sanatrug), des Sohnes des SNTRWOQ (Sanatrug), [des] Jagdherrn,*
4
d’gym Ih
welches hat aufgerichtet für ihn
s 6 7
8
Z.3:
YHBRMRYN br ‘BDSMY’ glwt’ dy
DWSPRY
YHBRMRYN (Yahbarmaren), der Sohn des “BDSMY’ (Abdsemya), der Diener der
DWSPRY (Dusparry).
*AGGoULA übersetzt »hsrpt[’] mit „maire de guerre“.
Die Abfolge „NTRWQ, Sohn des SNTRWQ“, begegnet in keiner anderen Inschrift.
Gleiches gilt für die Bezeichnung Sanatrugs als »Asrpt.””’ Der Titel „Herr der Jagd“ ist parthischen Ursprungs und weist auf die hohe Bedeutung des Jagdwesens für die Parther.°°® Es scheint, dass die Bezeichnung impliziert, dass ihr Träger von königlichem Geblüt ist. Das mit „Diener“ übersetzte Wort ’glwt’ ist im Aramäischen ein aus dem Griechischen stammendes Lehnwort (vgl. &xöA0v8og) und als solches Hinweis auf den
hellenistischen Einfluss in Hatra.°° Der Name Döffarr ist nicht parthisch, sondern bereits mittelpersisch.‘"° H 116: Gedächtnisinschrift auf einem Kalksteinsockel BEYER 1998, 55; vgl. CAQUOT 1964, 255; VATTIONI 1981, 58f.; AGGOULA 1991, 71.
ı
GZBRY* br NSRYHB
2
rbyt’ dkyr gdm BRMRYN
GZBRY (Gazzabri)*, der Sohn des NSRYHB (Nesrayhab),
des Verwalters. Es werde gedacht vor BR MRYN (Bar-Maren)
3. Z.ı:
hw wmn dy rhym Ih
seiner und desjenigen, der ihn liebt.
*AcGouLa liest "WBDY.
Zum einen ist auf die Verbindung von iranischen (GZBRY) und arabischen Namen in
derselben Familie hinzuweisen. Weiter ist zu erwähnen, dass nach dem Zeugnis der vorliegenden Inschrift nicht nur Maran oder Martan, sondern auch Bar-Maren für sich = ohne die beiden anderen Glieder der hatrenischen Göttertrias, angerufen werden kann." 607 Möglicherweise wird in H 362 auch NSRYHB als nhirt” bezeichnet; siehe BEvER 1998, 96.
608 Dabei geht es insbesondere um die königliche Lustjagd im Unterschied zur bäuerlichen und nomadischen Nutzjagd. Zum Näheren siehe Asmussen 1961; vgl. oben II.4.2.6.1. 609 Siehe auch H 280; siehe BEvER 1998, 8of. AGGoULA nimmt an, dass es sich bei ’glwt’ um die
Bezeichnung für den Ehemann der DWSPRY handelt.
610 Siehe oben Komm. zu H 36. 6ır So auch H 125, 127f., 215, 248 und 271; siehe BEvER 1998, 56. 70. 77f.
III.5.3.1.2. DiE INSCHRIFTEN voN HATRA IN AUSWAHL
321
Der Name GZBRY ist zugleich ein parthischer Titel, dessen Wurzeln aber in die achämenidische Zeit hinaufreichen; die mit dem Titel umschriebene Funktion ist diejenige des Schatzmeisters.°”? II.4.2.6.2. H 117: Gedächtnisinschrift auf einem Marmorsockel BEYER 1998, 55; vgl. CAQUOT 1964, 255; VATTIONI 1981, 59; AGGOULA 1991, 71.
MRN dkyr “G’ br REHW (?) br NSR* Itb Unser Herr. Es werde gedacht des ‘G’ ("Ogga), des Sohnes des RZHW (), des Sohnes des NSR’ (Ne$ra),* zu Gutem. Z.ı:
*Varrıoni liest NSR’ statt NSR’.
Die Inschrift erwähnt einen weiteren iranischen Namen, RZHW,°3 wobei wie in vielen
anderen Fällen auch hier in derselben Familie iranische und arabische Namen gemischt auf-treten.14
H 120: Gedächtnisinschrift auf einer Marmorplatte BEYER 1998, 55; vgl. CAQUOT 1964, 255; VATTIONI I981, 59; AGGOULA 1991, 72.
dkyrSNTRWQmik’
Eswerde gedacht des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs.
Es liegt hier ein weiterer Beleg für die Existenz eines m/k’ mit dem Namen Sanatruq vor. 615 H 123: Gedächtnisinschrift auf einer Marmortafel BEYER 1998, 56; vgl. CAQUOT 1964, 256; VATTIONI 1981, 60; AGGOULA 1991, 72.
bl dkyr ’STT br WRWD mry’ Wahrlich, es werde gedacht des ’STT (Astat), des Sohnes des WRWD (Worod), des Herrn.
Datum: Anfang des 2. Jhs. n.Chr.? 612 Siehe HARNACK 1970, 547-549. — Es ist der einzige in den Inschriften von Harra belegte parth.
Titel mit einem auslautenden Vokal, wie er für den älteren Sprachzustand typisch ist. 613 Weitere Belege des Namens in H 118 und H r2r. Nach den Angaben Caquors soll der Name iranisch sein, mit Verweis auf Justı 1895, 266 (pers. Roz-weh, was aber paläographisch und lautlich nicht möglich ist; übernommen von ABBADI 1983, 162). — Nach dem Vorbild von
prnhw < *farnah-wa (Nom. Sg. zu *farnah-want-) etwa *razah-wa (Nom. Sg. zu *razah-want%
614 Von RZHW ist auch in H 118 und 121 die Rede; siehe BEYER 1998, ssf.
615 Siehe auch H 144; siehe BEYER 1998, 58.
MARKUS ZEHNDER
322
Beide Namen sind vermutlich parthisch. Wichtig ist das Auftauchen des Titels mry’, der nicht nur hier mit Bezug auf Worod verwendet wird. 61 H 127: Gedächtnisinschrift auf einer Marmortafel BEYER 1998, 56; vgl. CAQUOT 1964, 256f.; VATTIONI 1981, 60; AGGOULA 1991, 73.
bE dkyr ‘WD* pahs’ gdm BRMRYN Wahrlich, es werde gedacht des "WD (“Od),* des hohen Beamten, vor BR MRYN (Bar-Maren). Z.1ı:
*AGGOULA interpretiert bl als Gottesnamen (Bel). *VATTIONT liest “BD statt "WD. AccouLa liest DWRP dh, „DWRP, der Soldat“.
Bei pdh?° handelt es sich um einen Titel, der wohl parthischen Ursprungs ist und wahrscheinlich im Griechischen mit rırid&ng wiedergegeben wird.° Eine Nebenform des Titels ist das in H 143 belegte brh#’; vielleicht ist auch am Ende von H 188,1 statt eines
Namens bad’ zu lesen und als weitere Variante des Titels zu interpretieren. Etymologisch ist der Titel im Sinne von „stellvertretender Herrscher/König“ zu erklären. Die Belege
weisen allerdings auf einen gewissen Bedeutungswandel: Während etwa bei Phraates II. im ausgehenden 2. Jh. v. Chr. mit dem Titel noch ein einzelner Stellvertreter gemeint ist, der bei der Abwesenheit des Königs dessen Interessen vertritt und dessen Funktionen wahrnimmt, zeigt die Verwendung des Terminus im Vertrag Nr. 20 von Dura-Europos (III.1.3.D.2.), dass es sich bei den Trägern dieses Amtes nun um eine Gruppe von Beamten handelt. Ihr Amt besteht in der Territorialverwaltung an hervorragender Stelle in der parthischen Reichsverwaltung. Von daher rechtfertigt sich die oben vorgeschlagene Übersetzung „hoher Beamter“; siehe oben II.4.2.6.2. H 139: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 57; vgl. CAQUOT 1964, 258; VATTIONI 1981, 62; DRIJVERS 1982, 187; AGGOULA I99I, 75.
ı
sim’ dy NSRYHB br NIYIHD’
2 3 4
brSNTRWQ mik’ dy ’qym Ih MNYS [m]hymn”* “Ihy’ SNTRWQ mik’ wIhyyhty} dAMNYS
ı 2 3
DasBild des NSRYHB (Nesrayhab), des Sohnes des N[YJHD’ (Nihada), des Sohnes des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs, welches errichtet hat fürihn MNYS (Mane$), der [Zulverlässige,* zugunsten des Lebens
616 Siehe auch H 233; siehe BEvER 1998, 75. 617 So die Vermutung von CAQUOT 1964, 256; ebenso HARNACK 1970, 528-537.
618 Siehe zum Näheren die Ausführungen bei HARNACK 1970, 528-537.
II.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
4 Z.3:
323
des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs, und zugunsten des Lebens des MNYS (Mane3). *mhymn’, „Zuverlässiger“, ist möglicherweise im Sinne von „Eunuch“ zu verstehen; auf alle Fälle wird es sich um einen offiziellen Titel handeln. AGGoULA übersetzt mit „tresorier“.
Die vorliegende Inschrift liefert neue Informationen über die Familie des Königs Sanatrug, indem hier ein Sohn namens NYHD’ und ein Enkel namens Nesrayhab erwähnt werden. Der Name MNYS$ ist parthisch.°"9 Falls die Deutung von mhymn’ als „Eunuch“ zutreffen sollte, liegehier ein Beleg für das Vorhandensein der Einrichtung des Eunuchentums in Hatra vor.””° Die Formulierung „zugunsten des Lebens von XY“ dient
in diesem Fall dazu, die enge Beziehung zwischen dem Stifter, MNYS, und dem König Sanatrug auszudrücken.°*' H 140: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 57; vgl. CAQUOT 1964, 259; VATTIONI 1981, 62; AGGOULA 1991, 76. ı 2 3.
[sim’dy...] mr’ kpy* bir] WLGS mry {dhs’}* (2) dly)
4 5 6
"qym Ih’B’ rbdhsyhy Ihyyhy.
Z.2:
Z.3:
[Das Bild des ...] des Herrn der Steinarbeiter,* des Soh[nes] des WLGS (Wolga$), des Herrn (der Wächter) (?),* welches errichtet hat für ihn ’B’ (Aba), der Herr seiner Wächter, zugunsten seines Lebens.
*Accouua führt die Möglichkeit an, dass es sich bei kpy’ um einen Ortsnamen handeln könnte. *Varrıoni und AccouLa lesen lediglich mr’, „signore“/ „seigneur“, ohne weitere Ergänzung.
Von Bedeutung sind insbesondere die Titel mr’ kpy’ und r6 dhsyhy. Beim „Herrn der Wächter“ handelt es sich möglicherweise um einen hohen Funktionär mit weitreichenden militärischen und politischen Kompetenzen.‘?? Der Titel ist parthischen Ursprungs (siehe ausführlich II.4.2.6.1. und II.4.8.).
H 145: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 58; vgl. CAQUOT 1964, 260; VATTIONI 1981, 63; AGGOULA 1991, 78.
a
[Das Bild des ...
198 auf; siehe 619 Siehe P. Dura 20, 4 Komm. (Il.1.3.D.2.). Der Sohn NYHD?’ taucht auch in H BEYER 1998, 67. 620 Ebenfalls H 100; siehe BEYER 1998, 51. 621 Ebenso verhält es sich in Inschrift H 144; siehe dazu Drijvers 1982, 187.
82. 622 Die Bezeichnung eines WLGS als mmry findet sich auch in H 285; siehe BEYER 1998,
MARKUS ZEHNDER
324
br...]
des Sohnes des ...]
dy ’qym Ih BRKLB’
welches errichtet hat für ihn BRKLB’ (Bar-Kalba),
[br] ‘BDSMS kmr’ dNRG[WIL dhspt” Awuı+ DD Irh} (rhImh] 2).
[der Sohn des] "BDSMS (“Abdsamaßs), des Priesters des NRG[WIL (Nergal), des Ordnungshüters, (sein Freund?).
Besondere Beachtung verdient der dem Gott Nergal beigelegte Titel dhspr’;°”3 dieser ist parthischen Ursprungs und in etwa mit „Vorsteher der Wachen“ wiederzugeben (siehe
ausführlich II.4.2.6.1.).°* Parthische Verwaltungstermini wurden offensichtlich ohne weiteres auch auf den religiösen Bereich übertragen, und zwar innerhalb von nichtiranischen religiösen Traditionen. Der Name ‘Abd$ama$ © weist auf die Verehrung des Sonnengottes.
H 164: Gedächtnisinschrift BEYER 1998, 61; vgl. CAQUOT 1964, 263; VATTIONI 1981, 66f.; AGGOULA 1991, 84.
ı 2
[dklyr NSRYHB br QYMTY dbh? dmik’ Itb [Es werde ged]acht des NSRYHB (Nesrayhab), des Sohnes des QYMTY (Qayyamati),
2
des Opferers des Königs, zu Gutem.
Die besondere Bedeutung der Inschrift liegt im Titel „Opferer des Königs“. Auch wenn sich über die Stellung des „Opferers“ keine näheren Angaben machen lassen, so ist die Amtsbezeichnung doch wohl als Hinweis auf eine enge Verbindung von politischem Führungsamt und dem kultischen Bereich, wie sie insbesondere in dem gewissen Königen zugeschriebenen Titel kmr’ zum Ausdruck kommt, zu werten. Es ist möglich, dass sich in der spezifischen Art der Verbindung des Königsamts mit kultischen Funktionen und in der engen Beziehung zwischen König und Kultbeamten parthische Einflüsse zeigen. H 189: Aufschrift einer Statue BEYER 1998, 65; vgl. CAQUOT 1964, 267; VATTIONI 1981, 70f.; AGGOULA 1991, 90. ı 2 3. 4i
[sim’ dly MNW Mer [WRWID mry’ “byd ol
[Das Bild de]s M'NW (Ma’nu) [..]...* des Sohnes des [WRW]D (Worod), des Herrn, des Tuers des [Gulten.
Datum: um ı15 n.Chr.?
623 Ebenso H 279a.c, 295, 339 und 342; siehe BEYER 1998, 80. 85. gıf.
624 Harnack gibt den Titel falsch mit „Herr der Diener“ wieder (HARNACK 1970, 546). 625 AccouLa liest 'QSMS.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
Z.2:
325
*AGGOULA sieht in 563° einen Titel, den er mit „coommandant“ wiedergibt.
Wie schon in H 123 wird auch hier der Titel mry’ mit Bezug auf Worod verwendet. Die (zu vermutende) Familienverbindung zwischen Worod und Ma‘nu ist nur hier belegt.
H 193: Aufschrift einer Königsstatue BEYER 1998, 66; vgl. CAQUOT 1964, 268; VATTIONI 1981, 71; AGGOULA 1991, 92. ı
sim’ dy WLGS
2
mik’ dy vb dy
3 Ar
’qymlih GRM’LT BERYT.
Das Bild des WLGS (Wolgas),
des Königs von ‘rb (Arab), welches _aufgerichtet hat für ihn GRM’LT (Garamallat), der Sohn des HYY (Hayyay).
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.
Während der Name WLGS (Wolgas/Vologeses) auch in anderen Inschriften belegt ist, findet sich nur hier und an einer weiteren Stelle (H 286) seine Bezeichnung als »König , wobei in diesem Fall wie andernorts der Titel erweitert wird mit der Angabe „von 'rb“. z
Möglicherweise handelt es sich bei Wolga$ um den ersten Träger des Titels „König“ in Hatra.
H 194: Aufschrift einer Königsstatue BEYER 1998, 66; vgl. CAQUOT 1964, 268; VATTIONI 1981, 72; AGGOULA 1991, 92.
2
slm’ dy SNTRWQ mik’ dy [6] zky’ br NSRW mry’
3
[dr NSRYHB.
ı 2
Das Bild des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs von [6 (‘Arab)], des Siegreichen, des Sohnes des NSRW (Nasru), des Herrn, [des Sohnes des N]SRYHB (Nesrayhab).
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.?
Die Inschrift zeigt erneut den Übergang vom Titel mry’, der noch auf den Vater Sanatrugs I., Nasru, angewendet wird, zum Titel m/k’, den vielleicht Sanatruq I. als Erster trägt.” Zum anderen gibt die Inschrift Aufschluss über die Namen des Vaters und Großvaters Sanatrugs I. Der Name Ne$rayhab ist in den Inschriften von Hatra häufig belegt, allerdings nur hier explizit mit Bezug auf den Grossvater des Königs Sanatrugq I.” An anderer Stelle ist ein Enkel Sanatrugs mit dem Namen Nesrayhab belegt.6?? 66 Von WLGS als „König“ ist auch in H 286 die Rede; siehe BEYER 1998, 82. 627 Dieselben Verhältnisse treten auch in H 196, 197 und 199 zutage; siehe BEYER 1998, 66f. 628 In H 346, 351, 352, 356 und 361 wird allerdings NSRYHB als Vater NSRWs genannt; siehe BEYER 1998, 94-96. 629 Siehe H 139; siehe BEYER 1998, 57.
MARKUS ZEHNDER
326
Das Epitheton 2%y’, „der Siegreiche“, taucht auch in anderen Inschriften mit Bezug auf Sanatruq auf.®°
H 195: Aufschrift einer Königsstatue BEYER 1998, 66; vgl. CAQUOT 1964, 269; VATTIONI 1981, 72; DRIJVERS 1982, 187;
AGGOULA 1991, 92f. ı
sim’ dy SNTRWQ mik’ br ‘BDSMY’ mikl’)
2
d'rb.dy ’qym Ih NSRYHB rbyt’ dMRN br [IWYD’LT hy’ ‘BDSMY’ psgrytb}* brh
ı
Bild des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs, des Sohnes des BDSMY’
2
von rb (“Arab), welches errichtet hat für ihn NSRYHB (Ne$rayhab), der Verwalter des MRN (Maran), der Sohn des [TWYD’LT (Awidallat), zugunsten des Lebens des “"BDSMY’
(Abdsemya), [des] Königs
3.
(Abdsemya), des Kronprinzen*, seines Sohnes. Z. 3:
*AGGoULA übersetzt psgry{b}’ wiederum mit „lieutenant“.
Die bereits aus anderen Inschriften bekannten Verwandtschaftsbeziehungen Sanatrugs II. werden hier bestätigt. Die Formulierung „zugunsten des Lebens von XY“ drückt im vorliegenden Fall wohl den Wunsch aus, dass der Gott Maran dem Kronprinzen Gutes erweisen möge; möglich ist auch, dass mit der Formulierung die Beziehung zwischen dem Stifter und dem Königshaus gestärkt und die Königsfamilie geehrt werden soll." H 202: Aufschriften auf Räucheraltären
BEYER 1998, 68; vgl. CAQUOT 1964, 270f.; VATTIONI 1981, 73f.; AGGOULA 1991, 96-101. 2022
Z.ı:
d'pr’*
Der Gewandmeister.*
*AcGouLa gibt die Funktionsbezeichnung mit „fabricant des casques“ wieder. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit akkad. appru, „Gouverneur“, „Richter“.
202d
7WY ng/dr’* dJSNTRWQ mik’
TW’Y @), der Zimmermann/Aufseher* des SNTRWQ (Sanatrug), des
Königs.
Z.ı:
* Aramäisch ngr’, „Zimmermann“, istabzuleiten von akkad. naggäru.®” Die alternative Lesung ndr’, „Aufseher“, ist aber auch möglich.
630 Siehe oben H 79 und 82; siehe BEYER 1998, 47-49. 631 Siehe zum Näheren DRrijJvers 1982, 187. 632 Siehe KAUFMAN 1974, 75.
II.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
202r
ı
mkn’dy
258 2025 202t
327
Der Räucheraltar (?)@3 der
Ältesten.
I
mradn’
Die Klagemänner/Tänzer
2
dMRN
des MRN (Maran).
zmrt” dBRMRYN
Die Musikantinnen / Sängerinnen* des BR MRYN (Bar-Maren).
Z.ı:
*Varrioni liest dbrmryn wmrt’ und übersetzt „di Br-mrjn e della signora“.
Die Bedeutung dieser kurzen Inschriften liegt in den in ihnen verwendeten Berufsbezeichnungen. Falls d‘pr’ tatsächlich in Zusammenhang mit akkad. appru, „Gouverneur“/„Richter“ zu bringen und gr’ statt ndr’ zu lesen ist, lägen hier weitere Anzeichen für den Einfluss der akkadischen Kultur vor. Die Erwähnung der „Ältesten“ (202r) weist vielleicht auf die Einrichtung eines Senats, bestehend aus den Häuptern der führenden Familien Hatras — und möglicherweise des Umlandes — hin.‘ H 203: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 68; vgl. CAQUOT 271, 203; VATTIONI 1981, 74f.; AGGOULA 1991, IOI. ı
sim’ dy “BDSLM’ br BRY
2
mrbyn’ dy SNTRWQ mik’
Das Bild des '"BDSLM’ (‘Abd$alma), des Sohnes des BR‘Y (Bar’ay), des Erziehers des SNTRWOQ
(Sanatrug), des Königs 3.
[dl'rb zky’ br '"BDSMY’
4
[mik’) dy ’qym Ih “G’
ah
b)r [BIRNBW |...
[von] “6 (“Arab), des Siegreichen, des Sohnes des BDSMY’ (‘Abdsemya), [des Königs,] welches errichtet hat für ihn ‘G’ ("Ogga), [der Sohn des ...... der Soh]n des [BIRNBW (Bar-Nabu) [...
Boy Pl un.] ned ak Datum: Anfang des 3. Jhs. n.Chr.?
Von besonderer Bedeutung ist der Titel mrbyn, der hier mit „Erzieher“ wiedergegeben wird.®5 Die Institution des Erziehers weist auf parthische Einflüsse, wie ewa aus dem Lied von der Perle zu schließen ist. Die Inschrift bietet einen weiteren Beleg für die Trennung zwischen Eigenname und Filiation. Im vorliegenden Fall treten zwischen den Namen SNTRWOQ und die Nennung
seines Vaters gleich zwei Elemente, nämlich zum einen der Titel „König“, zum anderen aber auch das Epitheton „der Siegreiche“.
633 .Siehe dazu die Hinweise bei AGGOULA 1991, 98. 634 AcGouLA nimmt allerdings an, dass g3y als „symposiarque“ zu deuten ist. 635 Siehe dazu die Hinweise bei Caquor. Siehe auch oben die Ausführungen in IIl.5.2.9.
328
MARKUS ZEHNDER
Der Name BRNBW weist auf die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Nabu. Die Inschrift H 98 liefert einen weiteren impliziten Beleg für die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Nabu, der als theophores Element im Namen NBWBN’
auftaucht.
H 229a: Aufschrift einer Königsstatue BEYER 1998, 73; vgl. VATTIONI 1981, 80; AGGOULA 1991, 112.
ı 2
slAm’ dy SNTRWQ miIk’ 2]ky’ w‘byd tbt’ br ‘"BDSIMY?) mik’ dy "ygym Ih [(...)
] 2
Das Bi[l]Jd des SNTRWQ (Sanatrug), [des] Kölnigs,] des [Gelrechten / des [Sie]greichen und des Tuers des Guten, des Sohnes des "BDS[MY’] (‘Abdsemya),
3
des Königs, welches errichtet hat für ihn [...]
Datum: Anfang des 3. Jhs. n.Chr.? Hinzuweisen ist darauf, dass in der vorliegenden Aufschrift Sanatruq II. neben z&y’ ein weiteres Epitheton, nämlich dasjenige des „Wohltäters“, beigelegt wird. H 231: Bauinschrift BEYER 1998, 73; vgl. VATTIONI 1981, 80; AGGOULA 1991, 113.
I 2
[... NSRW (?) mry)’rb’ d'rb wSNTRWQ mik’ d'r|b]
[... NSRW (Nasru?) der grosse [Herr] von ‘rd (Arab), und SNTRWQ (Sanatrug), der König von
3.
br [NISRW mry”.
der Sohn des [N]JSRW (Nasru), des Herrn.
‘rld] (Arab), Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.?
Falls die von BEver vorgeschlagene Rekonstruktion des Textes zutrifft, liegt die Bedeutung der vorliegenden Inschrift in der Verwendung des Titels mmry’ rb’ mit Bezug auf Nasru, der neben den sonst belegten einfachen Titel mry? tritt. Der schon an anderer Stelle bezeugte Übergang von mry’ zu milk’ im Zusammenhang mit dem Regierungswechsel von Nasru zu Sanatruq wird hier erneut bestätigt. H 232a: Aufschrift eines Räucheraltars BEYER 1998, 74; vgl. VATTIONI 1981, 81; AGGOULA 1991, 114. 636 Siehe zum Text BEYER 1998, 51; vgl. CAQUOT 1963, 10; VATTIONI 1981, 54; AGGOULA 1991, 64. Zum Namen siehe die Hinweise bei VATTIoN1 (Anm. 164).
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN von HATRA IN AUSWAHL
ı
mkn’dSNTRWQ
Der Räucheraltar des SNTRWQ (Sanatrug),
2.
Me
des Herrn.
329
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.?
Diese Inschrift belegt, dass Sanatruq I. in der ersten Phase seiner Regierungstätigkeit noch nicht den Titel m/k’, sondern — wie sein Vater — denjenigen des mry’ getragen hat. H 242: Bauinschrift BEYER 1998, 76; vgl. VATTIONI 1981, 83; AGGOULA 1991, 121.
ı
bb
2 3.
4
yhb ’SLM wKST?W?
bny YHYBY wYHYBY br QDM’HWR?LY]* mn 'syly’ 54 ’strly]n?
[A hy ’SILM wKSTW wYHYBY
ge ı 2
Im fJ6 (Ab). Es gab(en) ’SLM (Aslam) und KST?W? (?), die Söhne des YHYBY (Yahibay), und YHYBY (Yahibay), der Sohn des QDM’HWR?[Y]
3 4 Z.2:
$),*
vonden 'syly’, 54 Stateren [zugunsten] des Lebens des ’S[LM und des KSTW und des YHYBY ....] *Accouua liest PRM? [’])hw[hy] und übersetzt „prm? son frere“.
Die Inschrift belegt das Vorhandensein der Geldeinheit der Statere, die im Aramäischen angesichts des bikonsonantigen Wortbeginns mit einem prostetischen Alef wiedergegeben wird.
H 243: Bauinschrift BEYER 1998, 76; vgl. VATTIONI 1981, 84; AGGOULA 1991, 121f.
ı 2
2
[byrlb Knwn d428 ’yty ’SLM br YHYBY ‘syhy’ mnyn 3 [+ 1 w]’(s) 15 I hyyhy why’ SMSBRK br ’YZL’ mrh [Im Monalt Knwn (Kanun) von 428. Es hat gebracht ’SLM (Aslam), der Sohn des YHYBY (Yahibay), der ‘syly’, 3 Minen [und eine, und] 15 As, zugunsten seines Lebens und des Lebens des SMSBRK (Sama&brak), des Sohnes des ’YZL’ (Izla), seines Herrn.
Datum: 116 n. Chr.
In der vorliegenden Inschrift werden zwei weitere Geldeinheiten, nämlich die Mine und der As, erwähnt. Die Mine ist von der akkadischen Gewichtseinheit manü herzuleiten.%7
Der Name $MSBRK weist auf die Verehrung des Sonnengottes.
637 Siehe KAUFMAN 1974, 69.
330
MARKUS ZEHNDER
H 264: Namensinschrift auf einer Außenmauer AGGOULA 1991, 128; vgl. VATTIONI 1981, 87. NWHDI/R’ br ZRY
NWHDI/R’ (), der Sohn des ZRY ()
NWHD/R’ ist vermutlich iranisch, ursprünglich ein Titel mit der Bedeutung „Präfekt“ (?), hier aber offenbar als Name gebraucht (siehe II.4.2.6.2.).
H 274: Namensinschrift auf einem Gewölbestein BEYER 1998, 79; vgl. VATTIONI 1981, 89; AGGOULA I99I, 131. ı
NSRW
2
mry bilr
3
MNSRYHIB]
4
mry’
NSRW (Nasru), der Herr, der S[ohn des
N]SRYHI[B] (Nesrayhab), des Herrn.
Datum: ca. 120-140 n.Chr.?
Es istanzunehmen, dass die Inschrift über die beiden Amtsvorgänger Sanatrugs I. im Amt des mry’ von Hatra Auskunft gibt — jedenfalls dann, wenn der hier erwähnte Nasru mit dem aus anderen Inschriften bekannten Vater Sanatrugs I. zu identifizieren ist.®® Die oben angeführte Inschrift H 194 nennt ausdrücklich SNTRWQ als Sohn des NSRW und
Enkel des NSRYHB. H 287: Aufschrift einer Statue BEYER 1998, 82; vgl. VATTIONI 1981, 92; AGGOULA 1991, 135f. Lsim(t)’ dy ...
dy ’qym Ih] M?RNYHIB b]r KLBML’ |’\spzknh* ‘Ihy’ SNTRWQ mik’
d’rby’ wBDSMY’ psgryb” brh [w‘]]
hyyhy [ddh w]‘I hy’ bnyhy [da klhlwn] +$wmDn A ON dy ‘bla ...) [Das Bild der/des ... welches errichtet hat für ihn/sie]l MRNYHI[B (Maranyhab), der Solhn des KLBML’ (Kalbmala), sein Hausverwalter*, zugunsten des Lebens des SNTRWQ (Sanatrug), des Königs
der ‘rby’ (Araber), und des "BDSMY’ (‘Abdsemya), des Kronprinzen,* seines Sohnes, [und zugunsten]
ww
638 Siehe auch H 272; siehe BEvER 1998, 79.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
6 7 8
331
[seines eigenen] Lebens, [und] zugunsten des Lebens der Söhne, seiner [eigenen] insgesa[mt], welche gemalcht hat ...].
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.? Z.2:
* AccouLa liest KLBSL’ []pzkh und übersetzt „klbsl’ son hötelier (intendant)“.
Z.5:
* AccouLaA gibt das Nomen mit „lieutenant“ wieder.
Während bereits oben drei Inschriften zitiert wurden, in denen ‘BDSMY’ als Kronprinz bezeichnet wird,®9 kommt hier als neues Element der Titel [\pzkn, der mit „Haus-
verwalter“ wiedergegeben wird, hinzu (siehe II.4.8.). H 292: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 84; vgl. VATTIONI 1981, 94f.; AGGOULA 1991, 142f. ı [slm’dy WNWK* BEE g ellnreoyel2...1°7, 6 qryb tkt’*mn 7 drykn’ 12 ’mnyk
Das [Billd des WNWK ()*, I» 31 ausıdem Flasis|i,.:]* Er hat dargebracht die Halskette von ı1* Dareiken, eine Halskette
8
von Io Dareiken, die Becher,
mn drykn’ 10 ks’
9
2myn’sso.*
zwei, von 50 As.*
Z.ı:
*Accouua liest BNWN.
Z.s: Z.6:
*Vartıoni rekonstruiert dy [mn] bt...ns, AscouLa [NRG]Z mn bytl---].
Z.7:
*Vartıoni liest drykn’Xw'mnyn und übersetzt „darici X e oggetti“.©4
Z.9:
*VArTıoni hat 45 statt 50.
*AGGoULA gibt tkr’ mit „lit(s)“ wieder. |
Hinzuweisen ist auf die Geldeinheit der drykn”.°* Falls die von AcGouLA vorgeschlagene Rekonstruktion von Z. 3 zutrifft, liegt hier ein weiterer Beleg für die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Nergal vor. Bei WNWK handelt es sich möglicherweise um einen parthischen Namen.6# 639 Siehe H 28, 36 und 195; siehe BEYER 1998, 35f. 38f. 66.
|
640 Zugrunde liegt dieser Übersetzung eine Auffassung von nn als „res fabrefacta“. 641 Siehe oben II.4.8. 642 Die Deutung von ABBADı 1981, 102 (pers. [sic] Wanak, vgl. Justı 1895, 347, s. dazu auch MAYRHOFER 1973, $ 8.930, s.v. ma-na-ka), ignoriert das -w- im Suffix. Parth. Ursprung ist
wahrscheinlich, vgl. auch die sogd. PN wnwm’x M 1.6, lit. ‚lune victorieuse‘ (so E. BENVENISTE, JA 217, 292), und wnwnß’m M 1.147, lit. ‚having victorious splendour‘ (1. GERSHEVITCH, TPS 1945, 142 Anm.ı) mit wnwnc als F zum Adj. wn’wn’k ‚siegreich‘ (so schon E. BENVENISTE, JA 217, 294).
MARKUS ZEHNDER
332
H 324 + 328-330: Gedächtnisinschriften auf einer Befestigungsmauer BEYER 1998, 88; vgl. VATTIONI 1981, 100; AGGOULA 1991, 151-153. 324
MRN dkyr ‘BD'GYLWbr ‘QBYY [n]trn’*
328
qdm MRN ltb
329 330
Itb dkyr MIMIRN* kbSMS.
324
MRN (Maran). Es werde gedacht des 'BD‘GYLW (‘Abd‘ogelu), des Sohnes des ‘QBYY (“Agabyay), des [Wälchters (oder: des Rekruten)*,
328
vor MRN
329 330
Zu Gutem werde gedacht, MRN (Maran)*, zu Gutem, SMS ($Sama)).
(Maran) zu Gutem.
324:
*AcGouLa liest trn’ und übersetzt „le veteran“.6#
329:
*Varriont erwägt, M{M}RN im Sinne von gdm MRN zu deuten. AGGoULA sieht in MMRN einen Personennamen.
Falls in 324 tatsächlich t7n’ zu lesen ist und damit auf einen Rekruten verwiesen wird,
könnte die vorliegende Inschrift als Hinweis darauf gedeutet werden, dass Hatra über ein eigenes Heer verfügte.
H 333: Bauinschrift BEYER 1998, 89; vgl. VATTIONI 1981, IOI; AGGOULA 1991, 153. bn’ SNTRWQ wZDQ* br “BSMY’ mik’ br SNTIRWQ] Gebaut hat SNTRWQ (Sanatrug) (und) ZDQ (?),* der Sohn des ‘"BSMY’ (Absemya), des Königs, des Sohnes des SNTI[RWQ] (Sanatrug). Z.ı:
*Bei VarTıont fehlt wZDQ. Accouna liest SNTRWQW zdg und übersetzt „sntrwqw, le pieux“ 64
Bei ZDQ handelt es sich wohl um einen Thron- oder Ehrennamen Sanatrugs II. Es ist wahr-scheinlich, dass es sich bei "BSMY’ um den in anderen Inschriften ‘BDSMY’ genannten Vater Sanatrugs II. handelt und hier also ein Schreibfehler vorliegt.°® H 336b: Gesetzesinschrift auf dem Kalksteinsockel einer Statue des Adlergottes BEYER 1998, 90,646 vgl. VATTIONI 1981, 102; AGGOULA 1991, 155. 643 Zu weiteren Hinweisen siehe ebenfalls den Kommentar von AGGOULA.
644 Da sonst stets die Namensform SNTRWQ ohne finales waw belegt ist, hat die Rekonstruktion AGGoULAs wenig für sich. 645 Die Schreibung "BSM’ findet sich auch in H 341 und 1021a; siehe BEYER 1998, g1f.109. 646 Die Rekonstruktionen basieren auf dem Paralleltext H 343; siehe BEYER 1998, 93.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN von HATRA IN AUSWAHL
333
byrh Knwn d463
bmik’ dy Ih’ ’stbw*
SMSBRK rbyt’ wHtry’* g5y8 wdrdq’ w‘rby’* klhwn wkwl dy “I{yl} npygq* IHtr’ wkwl dy ‘mr bHtr’
whkyn psqw dy kwl dle{n]wb* lew mn ml’ hdyn [w)!gw] mn swr’ bry’ ’yn glolrl’*
HH vOoNCaA“nN»$WD
hw] gwy’* Igtll bmwr’
dy) ’Ihl’ w’yn gbr’ hw © DeHbry’ Irgym]
Lam} en)
Im Monat Knwn (Kanun) von 463. Auf den Rat der Götter haben beschlossen* SMSBRK (Samatbrak), der Verwalter, und die Hatrener*, die Alten und die Jungen und die Araber*,
-sie alle, und jeder, der hinein{geht) und herausgeht nach bzw. von Hatra, und jeder, der in Hatra wohnt,
und folgendermaßen haben sie entschieden: Dass jeder, der st[ieh]lt* innerhalb dieser Rampe [und] inn[erhalb] der äußeren Stadtmauer, wenn ein Mal[n]n* av BSoN F+$LmD [er ist], ein innerer*, getöt[et wird durch den Tod der] Götter, [und wenn ein Mann er ist, Oo HM
Im
r2
ein äußerer, gesteinigt wird].
Datum: ı51 n. Chr. Zr2:
*VATTIONI liest am Schluss der Zeile ’st br und interpretiert ’st als Eigennamen.
2.8:
*VATTIONT liest am Schluss der Zeile bhtry’ und übersetzt „tra gli Hatreni“. *VarTıont liest am Schluss der Zeile b‘rby’ und übersetzt „tra gli Arabi“. *Vermutlich ist pygq zu wnpyq zu emendieren und mit „herausgeht“ zu übersetzen.” *VaTTıoNI liest am Schluss der Zeile kwl digyb und übersetzt „chiunque risponderä“.
Zi Fa 2:7 RR: 7.310:
*AcGouLa liest am Ende der Zeile gwy[’] und übersetzt „un citoyen“. *Mit dem „inneren“ Mann ist ein Bürger Hatras, mit dem „äußeren“ Mann (Z.
ı1f.) ein Auswärtiger gemeint.
Der Erlass des Gesetzes wird auf die Götter zurückgeführt, 648 wobei der Anwendungsbereich so weit als möglich gefasst wird: Alle Fehlbaren, gleich ob Stadtbewohner oder nicht, sollen bei Diebstählen auf dem ganzen Stadtgebiet zur Rechenschaft gezogen 647 Vartıont liest tatsächlich wkwl dy “/ wnpwg und übersetzt mit „e chiunque sale ed esce“. 648 Ähnlich auch die verwandte Bestimmung in H 281.
MARKUS ZEHNDER
334
werden. Wiederum steht nach dem hier vorliegenden Gesetz auf Diebstahl die Todesstrafe. Zu erwähnen ist die besondere Hervorhebung der Araber neben den Hatrenern. Offenbar gab es Stammesälteste aus den Steppengebieten um Harra, die in der Stadt über Einfluss und, wie etwa Samatbrak, höhere Ämter verfügten. Dieses Bild einer dimorphen Gesellschaft geht auch aus den Inschriften H 79, 80, 223, 338 und 343 hervor.°®
H 342: Gesetzesinschrift auf einer Kalktafel BEYER 1998, 92; vgl. AGGOULA 1991, 157f. hkyn psqw NRGL dh $pt’ wSNTRWQ mik’ wR’YT rbyt’ wW’STNQ
gsyE * dy kwl zmrt’ wgynt’ dy MRN wMRTN [w]BRMRYN dy tsbw[g] mlgq]mh
wr’zyll...] mn dk’* bmwt’ dy ’Uh’ tmwt w)dy Inpq zmrt|’ wi...) Ih
VSVoN HH WLDD AWP
gb’*
10
bmwt’ dy Ih’ Imwt hw*
ı ı2 13 4
[I6dr Ir)“ mn SNTRWQ mik’ d‘bld Itw|hmh (mh 2) 'myn wd\... NRIGL Sndrh* yet
u)
“BYDW akyr.
un
Folgendermaßen haben entschieden NRGL (Nergal), der Ordnungshüter, und SNTRWQ (Sanatrug), der König,
und R’YT (?), der Verwalter, und ’°STNQ (Ustanag),
der Älteste*: Dass jede Musikantin und Singsklavin von MRN (Maran), MRTN (Martan) [und] BRMRYN (Bar-Maren), welche verläss[t] ihren P[lJatz
und weggehlt...] von der Arbeitsstätte*, durch den Tod der Glötter sterben wird. Und] wer weggehen macht [die] Musikantin [und ...] ihr die Grube*, VD aA“ oN FnDHdurch den T'od der Götter wird er sterben*. HH Oo HM Die [T]at/[Üb]ertretung ist eine Verlautbarung
(Sanatrug), ı2 133
dem König, der gemacht hat sein Volk (?) festund [... NR]IGL (Nergal) hat ihn geschickt
649 Siehe SOMMER 2005, 376f.
von
SNTRWQ
IIl.s.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
335
ze Haustie.]. ıs Des ‘BDW (‘Abdu) werde gedacht. Z.4:
*AGGouLa übersetzt g%y an der vorliegenden Stelle mit „symposiarque“.
Z.7:
*AGGouLa liest srk’ und übersetzt „une infämie“.
Z.9:
*Die beiden letzten Wörter der Zeile gibt AcGouLa mit „la seduit“ wieder. Falls, wie vorgeschlagen, gb’ im Sinne von „Grube“ zu verstehen ist, wird damit der der
Entflohenen gewährte Unterschlupf gemeint sein. Z.ıo:
*Beyer verbindet Aw mit dem ersten Wort von Z. ıı und übersetzt „Diese
Z.ıı:
Handlung/Übertretung“. *AccouLarekontruiert die ersten beiden Wörter der Zeile folgendermaßen: [g]br’ Sr. Dabei wird gbr’ als Fortsetzung von Z. 10 verstanden („mourra cet homme‘“).
Auch dieses Gesetz wird auf göttlichen Willen zurückgeführt. Es macht deutlich, dass Tempeldienerinnen nicht frei sind, ihren Dienst zu verlassen, sondern als Hörige des Tempels gelten. Die strenge Bestrafung derjenigen, die ihnen im Fall der Flucht Unterschlupf gewähren, steht im Einklang mit traditionellen mesopotamischen Gesetzen betreffend Nüchtige Sklaven. Zum Namen Astanagq siehe oben den Komm. zu H 56. H 345: Aufschrift einer Königsstatue BEYER 1998, 94; vgl. AGGOULA 1991, 160f.
ı
sim’dySNTRWQ
2
mik’ dy ‘rb br
3
NSRW mry’ ’by*
4
vb’ ’pkl rb’*
s 6
7
dSMS Ih’ dy 'gym Ih “WD’LT
rbyt’ dy MRN.
Das Bild des SNTRWQ (Sanatrug),
des Königs von “rb (“Arab), des Sohnes des NSRW (Nasru), des Herrn, des Oberpatriziers*,
des Oberpriesters* des SMS ($ama®), des Gottes, welches _ errichtet hat für ihn ‘WD’LT (‘Awidallat),
der Verwalter des MRN (Maran).
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.?
Z.3:
*Die Übersetzung „Oberpatrizier“ findet sich bei BEvEr; das Element „Ober-“ folgt erst hinter „Patrizier“ auf Z. 4.
Z.4:
*Accouua gibt ’pkl rb’ mit „le grand juge (arbitre)” wieder.
Der Titel ’pkl rb’ steht in direkter Kontinuität zum akkadischen apkallu und bezeugt die fortgesetzte Wirksamkeit der alten mesopotamischen Kultur.°5 Die Stellung des Vaters zwischen Sanatrugs I., Nasrus, als Oberpriester weist auf eine enge Verbindung des Ersetzung die ob Frage, die sich politischen und kultischen Führungsämtern. Es stellt religiösen und n politische von ung Titels mry’ durch mik’ zugleich mit einer Entflecht 361; siehe BEYER 1998, 95f. 650 Die Bezeichnung NSRWS als 'pkl’ rb’ findet sich auch in H 352 und
336
MARKUS ZEHNDER
Funktionen verbunden gewesen sein könnte. Der Name “WD’LT weist auf die Verehrung der arabischen Göttin Allat.
H 346: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 94; vgl. AGGOULA 1991, 161. [byrh ...] $nt 440 [sim’ Ay] NSRW mry’ [dr NS] RYHB mry’
[br SMSZ]BD* “byd tbr’ PIh’ wP’ns dy ’qym Ih 'QBT’ »rTP: N »PWDDHA [Im Monat ...] des Jahres 440. [Das Bild des] NSRW (Nasru), des Herrn, [des Sohnes des NS]RYHB (Nesrayhab), des Herrn, [des Sohnes des SMSZ]BD (Samatzabad)*, des Tuers des Guten für die Götter und für die Menschen, welches
errichtet hat für ihn ‘QB“T” (“Agabfatte), der Sohn des TT’ (Tita).
+ Au vDnN
7
Datum: 128/9 n. Chr. Z.4:
* AcGouLa rekonstruiert [dhl ’/h]’, „craignant dieu“.
Besonders hervorzuheben ist der Name T’T° (Tita), der auf griechisch-römische Einflüsse hinweist (Titus). Von einem SMSZBD als Vater des NSRYHB, des Vaters des NSRW,
ist an keiner anderen Stelle die Rede. Da ihm der Titel mry’ nicht beigelegt wird, ist zu fragen, ob NSRYHB, der Großvater Sanatrugs I., der erste innerhalb dieser Linie ist, der den Titel mry’ trägt. H 348: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 95; vgl. AGGOULA 1991, 162.
slm’ dy WLGS m[r]y’ br NSRW mry’ Das Bild des WLGS (Nasru), des Herrn.
(Wolgas), des Helrr]n, des Sohnes des NSRW
Datum: Mitte des 2. Jhs. n.Chr.?
Nur hier wird explizit ein WolgaS als Sohn des Nasru bezeichnet.°°! Falls der hier genannte Nasru mit dem Vater Sanatrugs I. identisch sein sollte, müsste man annehmen,
651 Die beiden Namen tauchen auch in H 33 gemeinsam auf, aber ohne Filiation; siehe BEYER
1998, 37.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
337
dass es sich bei Wolga$ um einen älteren Bruder Sanatrugs handelte, der vor diesem das
Herrscheramt über Hatra als mry’ ausübte, in zahlreichen Inschriften aber übergangen wurde. H 364: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 97; vgl. AGGOULA 1991, 166.
ı sim’ dy’PRHT 2 rbyt’ d’rlb) 3 d’qym Ih 4 ’LHYHBW s rbyt’ dAMRTN 6 ’spzknh
Das Bild des ’PRHT (Aphrahat), des Verwalters von ‘r[b] (Arab), welches errichtet hat für ihn ’LHYHBW (Elaheyahbu), der Verwalter der MRTN (Martan), sein Hausverwalter.
Besonders hinzuweisen ist auf den Titel rbyr’ d’rb. Diese Funktionsbezeichnung legt entweder nahe, dass es unter dem „Herrn“ oder „König“ von ‘Arab einen hohen Beamten
gegeben hat, der wie sein Vorgesetzter für das ganze Gebiet Hatras und seines arabischen Umlandes verantwortlich war, oder dass innerhalb des Verwaltungsapparates ein besonderes Departement für arabische Angelegenheiten existiert hat, das sich mit den Arabern in Hatra und/oder denjenigen des Umfelds befasste. Nicht zufällig ist, dass der OS? betreffende Funktionär einen parthischen Namen trägt. H 366: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 97; vgl. AGGOULA 1991, 167. ı
sim’ dy
Das Bild des
2
WILGS br
WLGS (Wolgas), des Sohnes des
3
WLGS.
WLGS (Wolgas).
Es gibt keine andere Inschrift, nach der sowohl der Vater wie auch der Sohn den (parthischen) Namen WLGS tragen.
H 377: Gedächtnisinschrift, „sur un bloc appartenant au mur separant le petit
iwan Ouest du grand iwan de l’edifice B“ (AGGoULA) BEYER 1998, 98; vgl. AGGOULA 1991, 169.
dkyr ’LKWDI/R br TLMW hw 2 ı 2
wbyth wbnyhy . Es werde gedacht des ‘LKWD/R (Alkud), des Sohnes des TLMW (Talmu), seiner und seines Hauses und seiner Söhne.
652 Vgl. ABBaDı 1983, 80f.; STARK 1971, 72.
MARKUS ZEHNDER
338 Datum: 116-120 n. Chr.?
Wie in anderen Inschriften taucht hier der iranische (?) Name ’LKWDVIR
in Verbindung
mit einem arabischen Namen auf, der den Vater oder einen Sohn ’'LKWD/Rs bezeichnet.°% Der (arabische) Name TLMW begegnet in keiner anderen hatrenischen Inschrift.
H 380: Aufschrift eines Türsturzes BEYER 1998, 99; vgl. AGGOULA 1991, 170. [460] + 19 tr” dy bn’ SNTRWQ mik’ gnd|n’) [460] + 19. Das Tor, welches gebaut hat SNTRWQ, König.
der glück[liche]
Datum: 167/8 n. Chr.
Nur in dieser Inschrift findet sich die Prädizierung des Königs Sanatruq 1. als „glücklich“,was wohl soviel wie „von den Glücksgöttern begünstigt“ heißen mag. Trifft die Rekonstruktion des Datums zu, läge hier der älteste datierbare Beleg der Verwendung des Königstitels mit Bezug auf Sanatrugq I. vor, noch zehn Jahre früher als derjenige von H 82.
H 382: Aufschrift einer Männerstatue
BEYER 1998, 99; vgl. AGGOULA 1991, 170. slm’ dy STB ’sppt'
Das Bild des STB ($itab), des Kavallerieoffiziers.
Von besonderem Interesse ist der Titel ’sppr’, der parthischer Herkunft ist und damit auf die parthische Oberherrschaft über Hatra weist.°”* Ob der Name des Offiziers ebenfalls parthisch ist, bleibt fraglich. H 404: Aufschrift einer Männerstatue BEYER 1998, 102.
ı 2
[]MRT msih’ smy” dyNBW’m.
ı 2
[]MRT (Amrat), der Freigelassene, der Funktionär des NBW (Nabu), des Gottes.
653 Siehe H 327 und 349f.; siehe BEver 1998, 88. 95. 654 Zu diesem Titel siehe II.4.2.6.1. und III.2.2.D.4.4.
III.5.3.1.2. Die INSCHRIFTEN VON HATRA IN AUSWAHL
339
Hinzuweisen ist auf den Umstand, dass es in Hatra offensichtlich eine Schicht von „Freigelassenen“ gab, und dass Angehörige dieser Schicht als Tempelbeamte fungieren konnten. H 406: Aufschrift eines Türsturzes BEYER 1998, 102.
dkyr NSRYHB br TYMLY wBRY br SMSGRM qdm ga’ dy DMGW Gedacht
werde
des NSRYHB
(Nesrayhab),
der Sohnes
des TYMLY
(Temallay), und des BRY (Barray), des Sohnes des SMSGRM (Samasgram), vor dem Glücksgott des DMGW (Damgu?).
Die vorliegende Aufschrift macht deutlich, dass einzelne (arabische) Clans ihren eigenen, spezifisch ihnen zugeordneten „Glücksgott“ hatten, wobei auffällt, dass der allfällige Name dieses Gottes als nicht überlieferungswürdig erschien. Aufgrund einer anderen Aufschrift auf einem Herakles-Relief scheint es aber, dass dieser Glücksgott — jedenfalls in gewissen Fällen — mit Herakles zu verbinden ist.656
H 410: Aufschrift eines Reliefs dreier Gottheiten BEYER 1998, IO4.
ı 2
HDYRT gnyt’ ’PRTN zaygq’ “DRYzgygq’ ’kyn RHMNY br SLWK
ı
HDYRT
(Hadirat),
die niedere
Göttin;
’PRTN
(Aphratan),
der
Totengeist;
"DRY (Adıy), der Totengeist. Es hat errichtet RHMNY (Rahmani), der Sohn des SLWK (Seleukos).
2
Die Aufschrift macht deutlich, dass es neben den „großen“ Göttern auch Götter und
göttliche Wesen geringerer Ordnung gab, darunter die Totengeister. Der Name des Totengeistes Aphratan soll iranisch sein. Die Mischung arabischer, iranischer und
Namen griechischer Namen unterstreicht den kulturellen Mischcharakter Hatras. Die dort auf; zusammen Inschrift weiteren einer in noch tauchen SLWK und RHMNY SLWK. des Sohn hier wie nicht und Vater allerdings ist RHMNY
H 416: Grabinschrift BEYER 1998, 106. ı 2
[bywlm 2 b’ar Snt 267 (6672) bly’ dy PRHNR
655 Siehe auch H 409b; siehe BEYER 1998, 104. 656 Siehe H 413b; siehe BEYER 1998, 105. 657 Siehe H 166 = H 170; siehe BEYER 1998, 62.
340
MARKUS ZEHNDER
br ’LKWD mry’ br NBWDYN wbly’ dbny ’LKWD
"bwhy
hy De ze) ee u
hy dPRHNR.
[Am Ta]g 2 im ’dr (Adar) des Jahres 267 (667?). Die sterblichen Überreste des PRHNR (?), (Alkud), des Herrn, des Sohnes des NBWDYN wwdes Sohnes des ’LKWD
(Nabudayyan),
und die sterblichen Überreste der Söhne des LKWD seines Vaters, Tu no u NS =
(Alkud),
der Brüder des PRHNR ().
Datum: 44 v. Chr. (?)
Nur in dieser Inschrift wird ein LKWD als „Herr“ von Hatra erwähnt. Falls die Inschrift tatsächlich auf die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. zu datieren ist, läge hier der früheste Beleg für die Verwendung des Herrschertitels mry’ vor.°%® H 1020: Aufschrift eines Reliefs mit Huldigungsszene BEYER 1998, 109.
“DRYdHtlr)) [...).r/dn’ (..\m3y’ [‘B]DS[M] YPSNTRWQ mik’SNTRWQ mIk’ kmr’ SNTRWQ mik’ d’{rb ...)
‘"DRY (Adıy) von SNTRWQ
Harlra]
[...] ...
[.]...
(Sanatrug), der König, SNTRWQ
[B]DS[M]Y
(Abdsemya),
(Sanatrug), der König, der
Priester, SNTRWQ (Sanatrug), der König von “rd ...] (Arab). Datum: Mitte des 2. Jhs. n. Chr.?
Aus der vorliegenden Aufschrift geht hervor, dass Sanatruq I. gleich wie sein Vater nicht nur König, sondern zugleich auch Priester war. Die Vermutung, dass mit dem Übergang zum Titel mm/k’ eine Aufgabe von kultischen Funktionen des Regenten einhergehen könnte, bestätigt sich also nach dieser Inschrift nicht.
H 1039: Ehreninschrift (einer Männerstatue?) BEYER 1998, 113; vgl. BERTOLINO 1996, 143-146. Era
2
Jbyl....].k/niplil....
_mry’| gndn’ mn bny RPSM?[S
658 Zu einer späteren zeitlichen Einordnung von ’LKWD siehe SOMMER 2003, 389f.
III.5.3.1.3. DIE INSCHRIFTEN VON AssUR IN AUSWAHL
3 4
glnlÄln|’) rhym mth wmwtb krklh) "byd tbt’ Imlat)’ bint’ dly]
5
°F TYRDT krnyt’ IHtr’
6
_qg’m w‘bd tbt’ Imth wbd/r|g/k]
7
341
mhzh mn byst’ w’|..
8 ...]r ’hzyw NRGYL [w... 9...) kwih w’qym? |... +
2.1.M.k:..) Im!
2 ws
der Herr,] der glückliche, von den Söhnen des RPSM?[S (Raph3amas), [des gllück[lilchen, der Freund seines Landes und der Besiedler [seiner] Stadt,
4
der Tuer des Guten für die St[adt]. Im Jahr, als
s
kam TYRDT (Tiridates), der Heerführer, nach Harra,
6
stand er aufund tat Gutes für sein Land und reparierte (bewirkte Segen?)
7 8 9
seinen Bezirk vom Übel und ...
- ... Es haben gezeigt NRGYL (Nergal) und ... ... Insgesamt und es hat aufgerichtet ...
Io Datum: ca. 66 n. Chr.
Der Text erwähnt den Zug des parthischen Heerführers Tiridates nach Hatra, der von
Cass. Dio 63, 1-5 erwähnt und auf das Jahr 66 n. Chr. datiert wird. Auffällig ist, dass der
Gott Nergalhier in der Schreibweise NRGYL statt des sonst üblichen NRGWL erscheint.
III.s.3.1.3. Die Inschriften von Assur in Auswahl
Assur war in der parthischen Zeit eine im Vergleich zu unbedeutende Provinzstadt im Teilkönigreich der Adiabene. Die wurden wie in den frühen Phasen Hatras als mry’ bezeichnet, anders als die Herrscher Hatras den Königstitel nicht. Die Ausgrabung eines akitu-Hauses in Assur ebenso wie die
Hatra relativ Stadtherrscher erlangten aber
inschriftlichen
Hinweise auf die Verehrung der Götter Asur, Nabu, Nannaia, Nergalund Serua sowie die „A$ur“- und „Nabu“-haltigen Personennamen zeigen, dass die alte
mesopotamisch-assyrische Kultur auch in parthischer Zeit noch durchaus lebendig war.°?
A ı: Aufschrift einer Männerstatue
BEYER 1998, 11. 659 Siehe DALLev 1995, 143f.
MARKUS ZEHNDER
342
ı 2 1...
bylwm .... b’alylr bint 440 [+ ... sim’) dy NBWDYN mry’ br eo
Am Tl[ag ... im ’d/y]r (Adar / Iyyar) im Jahr 440 2 [[+ ..: Das Bild] des NBWDYN (Nabudayyan), des Herrn, des Sohnes 1. Datum: 129-188 n. Chr.
Die Inschrift belegt den Gebrauch des Titels mry’ in Assur, vermutlich zur Bereichnling des Stadtoberhaupts, in Analogie zu Hatra vor der Einführung des Königstitels.°® Der auch in Hatra belegte Name NBWDYN (Nabudayyan) weist auf die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Nabu; die im Namen implizierte Bezeichnung Nabus als Richter könnte auf die (sekundäre) Rolle Nabus als Inhaber der Schicksalstafeln
an-spielen.”” A 12: Gedächtnisinschrift BEYER 1998, 13. ı
2 3. 4
dkyr MNBZ [br]
BRKAK Dr...) gdm ’SR ’Ih’ Kb.
Gedacht
werde
des
MNBZ
(Monobazos), [des
Sohnes des] BRYK (Barik), des Sohnes [...] vor ’SR (Assur), dem Gott, zu Gutem.
Neben der erneut zutage tretenden wichtigen Stellung des Gottes A$ur ist besonders auf den iranischen Namen MNBZ
(Monobazos) hinzuweisen. Beim Träger des Namens
MNBZ muss es sich um einen Angehörigen der oberen Schichten handeln; über seine genauere Stellung lässt sich aber nichts sagen. Unklar ist auch, ob MNBZ tatsächlich Parther war oder ob der Name nur auf den kulturellen Einfluss Parthiens auf die semisische Bevölkerung Assurs weist. Vermutlich ist der ersten Variante der Vorzug zu geben.
A 29j: Gedächtnisinschrift BEYER 1998, 23.
Ah
ac
3
qdm ’SR mik’ wSRW ’str’ lm.
660 Siehe auch A ıra und A 16, dort mit Bezug auf andere Personen; siehe BEYER 1998, 12{.15. 661 Das steht in der Nähe zur Funktion Nabus als Herr der Divination und der Omina in den
frühen mandäischen Texten; siehe dazu MÜLLER-KESsLER/KESSLER 1999, 74.
662 Siehe A 4, 16, 20f., 27g.h, 28f und 34e; siehe BEvER 1998, 11. 15f. 20-22. 25.
IIl.5.3.2. EpessA
2. 3
343
oe vor ’SR (Assur), dem König, und SRW (Serua), der Göttin, auf ewig.
Datum: 200/215 n. Chr.
Die besondere Bedeutung dieser Inschrift liegt darin, dass hier der Gott AsSur als „König“ bezeichnet wird. Der Titel war also auch in Assur bekannt, findet sich dort in den vorliegenden Inschriften aber nicht auf (lokale) politische Machthaber angewandt. Inschrift von Tall $&h Hamad (Inschrift auf Sockel) RÖLLIG 2000, 379.
Vs.
[dkyr HJPYZY qdm W?(x?)
lk.Rd. SLGN mik’
Rs. r.Rd.
|‘Im wmn dy rhym Ih wl’hwh It[b].
Es werde gedacht des [H]JPYZY (Haphizay) vor W?(x?) SLGN (?), dem König,
auf ewig und jedes, der liebt ihn und seinen Bruder, zum Guten.
Datum: Zweite Hälfte des 2. Jhs. / erste Hälfte des 3. Jhs. n. Chr.°%
Formal ist die Inschrift mit Gedenkinschriften aus Hatra weitgehend parallel, was auf einen engen kulturellen Kontakt schließen lässt. Bei W?SLGN handelt es sich vermutlich um einen iranischen Namen, wobei offen bleibt, ob es sich um den Namen eines Herrschers oder eines Gottes handelt. Das Vorkommen eines iranischen (möglicherweise
parthischen?) Namens lässt sich als Beleg für iranischen, vielleicht sogar spezifisch parthischen Einfluss am Unterlauf des Habur noch im ausgehenden 2. bzw. im beginnenden 3. Jh. n. Chr. deuten. Die Inschrift macht ebenfalls deutlich, dass iranische bzw. parthische Einflüsse im Gebiet des Zweistromlandes nicht auf die größeren urbanen Zentren wie Hatra oder Dura-Europos beschränkt war. III.s.3.2.
Edessa / Osrhoöne
III.s.3.2.1.
Geschichte Edessas im Überblick
III.5.3.2.1.1.
Einleitung
Edessa wurde von Seleukos I. Nikator „gegründet“, indem er 303/302 v. Chr. eine
bereits vorhandene Burgsiedlung namens Adme in eine Griechenstadt ver-
wandelte. In der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. wurde die Stadt durch Antiochus IV.
Epiphanes verschönert und erweitert. Um 130 v. Chr. ging die. Oberherrschaft über die Osrhoöne von den Seleukiden an die Parther über. Nach der Edessenischen Chronik und nach der Chronik des Pseudo-Dionysius von TellMahre‘®$ setzte damit zugleich eine Phase der Selbständigkeit Edessas unter einer
663 Die Datierung stützt sich ausschliesslich auf paläographische Kriterien. 664 Siehe z.B. SOMMER 2005, 228. 665 Siehe oben IIl.5.2.3.
344
MARKUS ZEHNDER
lokalen (arabischen) Dynastie ein. Verbunden mit dem Aufkommen einer
lokalen Dynastie war die Verwendung einer Variante des Aramäischen im öffentlichen Raum. Das Aufkommen der lokalen Dynastie hängt mit der dimorphen Gesellschaftsstruktur des Gebietes zusammen. “Die Stadtbewohner [Edessas]
—
womöglich
unter
Einschluss
des
griechisch-makedonischen
Bevölkerungselements — verschmolzen mit den Nomaden des Umlands zu einer Identitätsgruppe, mit der Stadt als politisch-administrativem Kern, mit Viehzucht und Fernhandel als wirtschaftlicher Grundlage”.
Die Osrhoäne geriet ab ca. 88 v. Chr. für etwa 12 Jahre unter die Herrschaft Tigranes’ II. von Armenien°® und wurde danach von Pompeius kurzfristig zum römischen Klientelkönigtum gemacht (Il.3.1.). Der Gewinn für Rom wurde durch Crassus 53 v. Chr. wieder verspielt.°° Seitdem stand Edessa wieder unter parthischer Oberhoheit.
Die Rolle Abgars II. bei der vernichtenden Niederlage der Armee des Crassus gegen die Parther 53 v. Chr. ist nicht ganz durchsichtig. Entgegen der Darstellung Plutarchs und Cassius’ Dio ist aber kaum von einem „Verrat“ Abgars gegenüber den Römern auszugehen. Im letzten Drittel des 1. Jhs. v. Chr. stiegen die edessenischen Lokalherrscher von Stadtherren zu Königen der Osrhoöne auf.°7' Die Herrschaft des Paquri (wohl 15/14 v.Chr. bis 10/9 v.Chr.)7? bedeutete
möglicherweise, dass die Osrho£ne direkt von einem Parther regiert wurde; dies unter der Voraussetzung, dass Paquri mit dem Parthergeneral Pakoros identisch ist, wie es Pseudo-Dionysius nahelegt.°7? Von 91-109 n.Chr. bildete Edessa vielleicht eine Dependenz des adiabenischen Reiches.°”* Anlässlich des Orientfeldzugs Trajans 113 n. Chr. unter-stellte sich der edessenische König (Abgar VII.) dem römischen Kaiser. Trajan verbrachte den Winter 114/115 666 Eine vollständige, aber nicht in allen Punkten zuverlässige Liste der edessenischen Könige findet sich in der Chronik des Pseudo-Dionysius; eine partielle Liste findet sich im opus chronologicum des Elias von Nisibis. — Als Jahr des Regierungsantritts des ersten edessenischen
667 668 669 670
Königs nimmt LUTHER das Jahr 134/33 v.Chr. an (siehe LUTHER 19996, 446.454), SOMMER das Jahr 133/32 (siehe SOMMER 2005, 228). SOMMER 2005, 231. Siehe z.B. SEGAL 1970, 9; vgl. DRIJvERS 1977a, 870; 11.3.1. Vgl. SOMMER 2005, 231; 11.3.2. Siehe z. B. SEGAL 1970, 10-12; vgl. auch DRrIJvERs 1999, 36; DERS. 19772, 871; anders noch DERs. 1970, 6. Vgl. Plut. Crass. 16-33; Cass. Dio 40,16-27. Zu erwähnen ist, dass nur wenige Jahre
vorher bei der Regelung der Verhältnisse im Orient durch Pompeius Abgar II. von den Römern als König von Edessa „bestätigt“ worden war, siehe oben.
671 Siehe SOMMER 2005, 232f. 672 So LUTHER 1999b, 444; nach älteren Vermutungen ist die Herrschaft Paquris auf 34-29 v. Chr.
anzusetzen.
673 Siehe v. GUTSCHMID 1887, 22. Zum Text siehe oben III.s.2.3.1. den Eintrag zum Jahr 1980 in
der Chronik des Pseudo-Dionysius.
674 Siehe v. GUTSCHMID 1887, 27f. 675 Siehe v. GUTSCHMID 1887, 27; SEGAL 1970, 13; DRIJVERS 19772, 873.
IIl.5.3.2.1. GESCHICHTE EDEssAs IM ÜBERBLICK
345
n. Chr. in Edessa, und dessen König freundete sich mit ihm an. Schon 116 n. Chr. nahm aber Edessa an antirömischen Aufständen teil. Der edessenische König ist entweder bei diesen Aufständen oder im Zusammenhang der römischen Strafaktionen, bei denen Edessa von den Römern schwer verwüstet wurde, ums Leben gekommen.°7° Danach wurde die Stadt direkt der römischen Herrschaft unterstellt. Einige Zeit nach der Rückgabe der Gebiete östlich des Euphrats durch Hadrian,
vielleicht ab 118/19 oder ab 121/22 n. Chr.,°7” hat der von
Rom
unterstützte parthische Gegenkönig Parthamaspates als Pharnataspat über Edessa geherrscht; aber schon nach wenigen Jahren kam mit Ma'nu VII. bar Izates wieder die alte Dynastie ans Ruder (ca. 125/26 n. Chr.).7® Die edessenische Herrscherdynastie strebte eine unabhängige Politik zwischen den Großreichen an, unterstand aber prinzipiell weiterhin der parthischen Oberhoheit. Diese verstärkte sich 163 n. Chr., als Ma'nu VIII. durch Wa’el bar Sahru verdrängt wurde (vgl. Münze Tafel XTV, Abb. 55), wohl direkt durch die Parther
veranlasst.°7? Schon 165 n.Chr. aber wurde Edessa durch römische Truppen belagert; Wa’el und die parthische Garnison wurden durch edessenische Bürger ermordet und die Römer in die Stadt hineingelassen. Ma‘nu VIII. wurde wieder in sein Amt eingesetzt und Edessa wurde zum Vasallen Roms, allerdings zunächst noch mit einem relativ hohen Maß an innerer Autonomie.°° In den Jahren 192-194 n. Chr., zur Zeit Abgars VIIl., haben sich die Osrhoöner nochmals auf die
Seite der Parther geschlagen, um aber gleich wieder unter die römische Oberherrschaft zurückzukehren; während die Osrhoöne in den Status einer römischen Provinz fiel, wurde Abgar VIII. wenig später in Rom mit großen
Ehren empfangen, was auf eine grundsätzlich prorömische Politik schließen lässt.C8! Seitdem blieb die Osrhoöne römisch und wurde später zu einem Bollwerk
676 DRiJvERS nimmt an, dass Abgar VII. selber die römische Garnison aus Edessa vertrieb; siehe DRIJVERS 1977a, 874. 677 Für die zweite Variante argumentiert LUTHER 1999a, 191f. 678 Siehe SOMMER 2005, 238; vgl. v. GUTSCHMID 1887, 28f.; SEGAL 1970, 13; DRIJvERS 1977a, 875; LUTHER 1999, 191f.; DERS. 1999b, 454. Die Einsetzung Parthamaspates als Klientelkönig über
die parthischen Eroberungen durch Trajan ist in Cass. Dio 68,30,3 erwähnt, die Übertragung der Herrschaft über das Königreich Osrhoene an Pharnataspat durch Hadrian in SHA Hadr. 5,4 und 21,10; von der Herrschaft des Pharnataspat über Edessa spricht auch Pseudo-Dionysius (III.5.2.3.) in seinem Eintrag zum Jahr 2113. Zur Restitution der alten Dynastie siehe Cass. Dio
68,33,2 und den Eintrag des Pseudo-Dionysius zum Jahr 2113. 679 Siehe DrIJvERs 1999, 36. DRIJVERS bezeichnet Wa’el als „Marionette der Parther“ (DrıJvErs
1977, 875).
680 Siehe SOMMER 2005, 69f. 239; vgl. v. GUTSCHMID 1887, 30; SEGAL 1970, 13; DRIJvERS 1977a, 876.
Möglicherweise war die Osrhoöne schon vor 165 n. Chr. zeitweise römisches Klientelkönigtum
(siehe SOMMER 2005, 238f.). Zu den römischen Quellen für die genannten Ereignisse siehe
Lucian, Quomodo-hist. 22; Procopius, De Bello Persico 2,12,29. In der syrischen Chronik des Jakob von Edessa 282 (= Michael Syrus 77-78) wird erwähnt, dass im Jahr 477 der
6ı
siehe seleukidischen Ära, d.h. im Jahr 165 n. Chr., Edessa zum römischen Klientelstaat wurde; i II. 5.2.2. und 5. Siehe v. GutscuMmio 1887, 34f.; SEGAL 1970, 13f.; SOMMER 2005, 239-241. Es ist umstritten,
MARKUS ZEHNDER
346
gegen die Sasaniden ausgebaut.® 259 n.Chr. wurde Edessa von den Persern besetzt, kurz danach aber wieder von den Römern eingenommen. III.s5.3.2.1.2. Verwaltung Wesentliches zu diesem Punkt wurde bereits im geschichtlichen Überblick
erwähnt. Zu ergänzen ist, dass die Verwaltung der Stadt und der Provinz wesentlich auf einer Stammesorganisation
der Bevölkerung beruhte, wie sie
ähnlich auch in Palmyra und Hatra festzustellen ist.® III.5.3.2.1.3. Religion
Grundcharakteristikum für die religiöse Situation in der parthischen Zeit ist ein starker Synkretismus. Eine Verehrung griechischer Gottheiten wird praktisch nicht greifbar, ebenso wenig wie eindeutig iranische Religionsformen; „nur semitische Götter begegnen
in den Texten und Inschriften, die höchstens im literarischen Synkretismus griechischen Göttern gleichgestellt werden“.°%4 Die wichtigsten Gottheiten, die in Edessa verehrt wurden, waren die traditionellen babylonischen Hochgötter Bel, der kosmokrator, und Nabu, der Gott
der Weisheit und Schreibkunst, sowie die syrische Muttergöttin Atargatis (Tar‘ata), in deren Kult die Kastration eine bedeutende Rolle spielte. Kultische Verehrung wurden auch dem Adler sowie Sonne, Mond und den Planeten zuteil. Das ergibt sich insbesondere aus der Doctrina Addae (11l.5.2.7.). Der Adler wurde besonders von den Arabern verehrt; anders als in Hatra scheint er nicht Samas, sondern Bel symbolisiert zu haben. Die Verehrung der Gestirne kann
sowohl auf arabische wie auch auf traditionell mesopotamische oder auf parthische Einflüsse hinweisen.°®° In Sumatar Harabesi, zwischen Edessa und Harran gelegen, wurde der Kult des harranischen Mondsgottes Sin, der mit Marelahe, dem „Herrn der Götter“ inwieweit die Einrichtung der Provinz Osrhoöne auf Kosten Edessas und nicht vielmehr auf Kosten anderer Städte wie Carrhae ging; wahrscheinlich ist, dass nur diejenigen osrhoenischen Gebiete, die mit den Adiabenern und den Hatrenern an der Belagerung von Nisibis teilgenommen hatten, mit der Versetzung in den Stand einer Provinz bestraft wurden. Siehe 682 683 684 685
GAWLIKOWSKI I998, 423. SOMMER 2005, 241-249. Siehe DRIJvERS 1977a, 894; SOMMER 2005, 249-255. DRIJVERS 1977a, 889. Siehe DRIJVERS 1977a, 890-892.
686 Das Zusammenspiel der verschiedenen religiösen Traditionen beschreibt eindringlich Drijvers 1982, 38.
III.5.3.2.1. GESCHICHTE EDEssAs IM ÜBERBLICK
347
identifiziert wurde, gepflegt.°®” Verehrt wurde auch Bath-Nikal, die vermutlich mit Ztar zu identifizieren ist.° Die Astrologie spielte eine wichtige Rolle. Der Himmelsgott (Bel), das Haupt des Pantheons, wurde als Haupt der Sterne und Planeten verehrt, mittels welcher er seine Gewalt ausübte.°%9
Über die Ausbreitung des Christentums in Edessa herrscht kein Konsens. CULLMANN, GIBSON, QUISPEL u.a. nehmen einen palästinischen Ursprung des ältesten edessenischen Christentums an, worauf sektiererische jüdische Gruppen aus Qumran noch eingewirkt hätten. Verschiedentlich wird die Hinwendung Edessas zum Christentum auch mit Einflüssen aus der Adiabene in Verbindung gebracht.°% Neben Heidentum und Christentum gab es in Edessa auch eine jüdische Gemeinde, die offensichtlich stark hellenistisch eingefärbt war.” Auffällig ist, dass die Herrscher, d.h. die Könige von Edessa und die „Herrscher von Arabien“, nicht lokalen arabischen Göttern, sondern den
traditionellen mesopotamischen Göttern (Bel, Nabu, Sin) verpflichtet waren. III. 5.3.2.1.4. Materielle Kultur
Die Architektur der Stadt ist insgesamt „mesopotamisch“.°9 Es zeigen sich aber
verschiedene westlich-griechische Elemente. So wurden etwa auf der Zitadelle
zwei Säulen mit korinthischen Kapitellen gefunden.°% Auf westliche Einflüsse
weisen u.a. auch die in der Chronik von Edessa erwähnten stoai des Königs-
palastes, weiter Theater, Amphitheater, Thermen und Kolonnadenstraße.°% Das Gliederungsschema der Stadt folgte funktionalen und sozialen Grenzlinien; die
Handwerker und die (dem Palast nahestehenden) „Großen“ sammelten sich in eigenen Wohnbezirken.°9
687 Siehe DrIJvERS 1977a, 894f.; DERS. 1982, 37f. 688 Siehe DRIJVERS 1970, 7. mandäischen 689 Siehe DRIJvERS 1977a, 893. Ähnliches gilt auch für die Rolle Bels in den frühen Texten; siehe MÜLLER-KESSLER/KESSLER 1999, 67. 690 Siehe DRIJVERS 1970, 30. el und an der 691 Siehe DrIJvERS 1970, 11. — „Die Juden hatten einen großen Anteil am Seidenhand Männer, die Seidenbearbeitung, die in Edessa durchgeführt wurde, und waren angesehene
des Zutritt zum Hofe hatten. Die Beziehungen zwischen Edessa und der Adiabene im Anfang gefestigt“ Juden der Position die ich wahrscheinl haben Chr., n. ts Jahrhunder zweiten
Doctrina Addae (DRIJVERS 1970, 10). Die Präsenz einer jüdischen Gemeinde ist literarisch in der
belegt. 692 Siehe SOMMER 2005, 250. 693 Siehe DRIJVERS 1977a, 886. 694 Siehe SOMMER 2005, 227. 250. 695 Siehe SOMMER 2005, 25I.
MARKUS ZEHNDER
348
Besonders ab der Herrschaft Abgars VIII. machte sich der kulturelle Einfluss der Römer immer deutlicher bemerkbar, wie er sich etwa in den Rahmendekorationen der Grabmosaike manifestiert.°%
Parthischer Einfluss zeigt sich etwa in den Kleidersitten (jedenfalls was die Männer
betrifft)
und
in der Darstellungsweise
der Mosaike,
die durch
Frontalität, streng hieratische Darstellung (d.h. Kinder werden gegenüber Erwachsenen stark verkleinert abgebildet) und detailgenaue parthische Kleidung der Männer geprägt ist.°9” Ebenfalls sind die berühmte edessenische Kunst des Bogenschießens und der hohe Stellenwert der Jagd zu nennen.‘ Interessant
ist auch
ein Blick auf das edessenische
Münzwesen:
Auf
verschiedenen Münzen treten die Könige der Osrho£ne ganz wie ihre parthischen Oberherren gekleidet und mit der Tiara geschmückt auf.°”® Die Münzen der Osrhoöne sind von Münzmeistern geprägt, die in den parthischen Traditionen
geschult sind. Sie haben ebenso wie die parthischen Münzmeister die seleukidische Technik übernommen und mit der Zeit dem iranischen Element mehr Raum gegeben.” III.5.3.2.1.5. Onomastikon Unter den Namen der Stadtherrscher finden sich sowohl arabische (“Abdu, Maz’ur, Bakru, Gebar‘u, Sahru; Ma’nu, Abgar; Wa’il)7”°" wie auch iranische
(Arju, Phradasht; Paquri). Da eher anzunehmen ist, dass ein dem parthischen Oberkönig untergebener Unterkönig semitischer Herkunft einen parthischen Namen trägt als dass ein parthischer Würdenträger einen arabischen Namen angenommen hat, ist wahrscheinlich, dass es sich auch bei Phradasht um einen Araber handelt. Der Name weist aber auf den starken politischen und kulturellen Einfluss der parthischen Oberherrn.7% Bei Paquri dürfte es sich um einen Parther handeln. Unter den Königen wechseln also semitische Namen mit iranisch-parthischen,
allerdings mit eindeutiger Dominanz der lokal-semitischen. Die nächste Umgebung des Herrschers weist eine noch buntere Mischung auf, finden sich 696 Siehe DRIJVERS 1999, 38; DERS. 1981, 18. 697 Siehe z.B. DRIJvERS 1982, 168; DERS. 1981, 17f.; DERS. 1977a, 889. Vgl. SEGAL 1970, 31. 40; LEROY 1957, 332. 334f.; siehe DERS. 1961, 162. 166; SEGAL 1953, 117.
698 Die hohe Bedeutung des Bogenschießens lässt sich am Beispiel Bardaisans und an der edessenischen Bogenschützenabteilung im römischen Heer ablesen. 699 Siehe WIDENGREN 1960, 13. 700 Siehe WIDENGREN 1960, 18. 701 Einige dieser Namen sind möglicherweise spezifischer als „nabatäisch“ zu bezeichnen: Ma‘nu, “Abdu, Bakru, Gebar‘u, Sahru; siehe SEGAL 1970, 16. 702 Vgl. dazu v. GuUTscHMID 1887, 19.
IIl.5.3.2.1. GESCHICHTE EDEssAs IM ÜBERBLICK
349
hier doch aramäische, arabische, iranische, sowie griechisch-römische Namen.?’%
Die Frau Abgars trägt den aramäischen Namen $almat; sie ist die Tochter Meherdats (iran.).7°* Zu den iranisch-parthischen Namen von Hofleuten gehören
nach der Doctrina Addae Peroz, Pagor, Chosraw und Mihrdat; auch der Name des Bischofs Hystaspes (UStasp) ist ebenfalls iranisch. Auch sonst finden sich semitische, speziell arabische, Namen neben iranischen und griechischen. Wichtig ist dabei folgende Feststellung: „Das besagt nichts
über die ethnische Herkunft der Träger ... , wohl aber über die Kulturen, die
Einfluss auf das Edessenische Gebiet ausgeübt haben“;7% d.h. genauer, dass die nicht-semitischen Namen nicht unbedingt auf eine fremde Herkunft ihrer Träger schließen lassen müssen. In den Dokumenten aus den 40-er Jahren des 3. Jhs. n. Chr. finden sich verbreitet römische Namen, besonders unter Personen, die außerhalb der Stadt Edessa selber angesiedelt sind und unteren sozialen Schichten
angehören. Einflussreiche Edessener dagegen halten in der Tendenz an semitischen Namen fest,”% was als bewusste Entscheidung zugunsten der überkommenen lokalen Tradition zu werten ist, ebenso wie der fortgesetzte Gebrauch
des Aramäischen in denselben Kreisen. III.5.3.2.1.5. Weitere kulturelle Elemente Die Geschichte Edessas während der ersten drei Jahrhunderte der christlichen
Zeitrechnung ist durch ein kompliziertes Geflecht von Heidentum, Christentum und Judentum und von einer kulturellen Mischung zwischen hellenistischem Westen und aramäisch-arabischem sowie parthisch-iranischem Osten geprägt.’ Dazu trugen die engen Handelsbeziehungen mit Nisibis (dem Zentrum des Judentums im Meso-potamien der parthischen Zeit) und der Adiabene (die im 1. Jh. n.Chr. von einem zum Judentum konvertierten Herrscherhaus regiert
wurde) und dem ferneren Osten einerseits und mit Antiochia und Palmyra andererseits bei.”°® Enge Beziehungen bestanden auch mit Harran und Mabog/Hierapolis, zwei v.a. in kultischer Hinsicht bedeutenden Städten.’
Diplomatische und wirtschaftliche Berührungen gab es auch nach Indien, und der Seidenhandel führte zu vertieften Kontakten mit China.’
703 Siehe WIDENGREN 1960, 7.
704 Unter den Hofleuten finden sich verschiedene Träger gut iranischer, und zwar parthischer, Namen: Peroz, Pagor, Xosrav, Meherdat. Ein Bischof trägt den iranischen Namen Ushtap, Hystaspes. Siehe oben die Auszüge insbesondere aus der Doctrina Addae; vgl. auch
705 706 707 708 709
WIDENGREN 1960, 7. DRIJVERS 1977a, 890. Siehe SOMMER 2005, 258f. Siehe DrIJvERs 1972, XV. Siehe SEGAL 1970, 30. Siehe z. B. SEGAL 1970, 46.
710 Siehe DrIJvERS 1977a, 894.
MARKUS ZEHNDER
350
Die kulturell führende Klasse war des Griechischen mächtig und mit der klassischen Literatur bekannt. Zudem war Griechisch auch die Sprache der meisten Münzlegenden und teilweise der Verwaltung und der offiziellen Urkunden. Offenbar sandten die führenden Familien ihre Söhne zur Ausbildung in hellenistische Zentren westlich des Euphrats.’'' So wurde Edessa auch als „Athen des Ostens“ bekannt, was zum einen die im
letzten Drittel des 2. Jhs. n. Chr. einsetzende verstärkte Hellenisierung spiegelt, zum anderen aber auch darauf zurückzuführen ist, dass schon früh in Edessa die
Beschäftigung mit Astrologie und Philosophie eine wichtige Rolle spielte.’'” Ein eindrückliches Zeugnis des griechischen Einflusses nicht nur in Edessa, sondern
generell im westlichen Mesopotamien, liefert der Brief Maras, Sohn des Serapion, an seinen Sohn.’ Griechische Einflüsse zeigen sich auch in den aramäischen Inschriften, wie einige Lehnwörter’'* belegen. Es scheint aber, dass die Kennt-
nisse griechischer Kultur und Sprache insgesamt auf eine kleine Schicht begrenzt blieben.” Als Beispiel für römischen Einfluss ist etwa auf die (mit dem
entsprechenden lat. Lehnwort bezeichnete) Institution des tabularius hinzuweisen.7’!° Trotz alledem galt den Römern (und später auch den Byzantinern) Edessa als eine „parthische“ Stadt.
Neben den bereits genannten finden sich Hinweise auf iranisch-parthische Einflüsse auch auf der sprachlichen Ebene. So werden unter den führenden Schichten Edessas die palheerwähnt; der Terminus wird entsprechend dem parth. parxastärän verwendet, in feudalem Sinn. Das Wort für Palast ist das alte iranische, auch von den Parthern gebrauchte apadna. Die fürstliche Kopfbedeckung des Königs wird mit dem aus dem Parthischen stammenden hauda bezeichnet.’'’ Der Terminus für den öffentlichen Sprecher, den Herold, karöza, ist auch iranisch; er findet sich allerdings schon im Reichsaramäischen.7"® In den Inschriften sind es die folgenden Termini,
die als iranische Lehnwörter
zu
betrachten sind: ’wzn’ („Sarkophag“), ’stwn’ („Säule“), nwhar” („MilitärKommandant“), psgryb’ („Thronfolger“) und bwar (eine Art kultischer Beamter).
Wie in Hatra und Palmyra sind iranische Lehnwörter schwergewichtig im Bereich der Verwaltung und des Militärs zu finden. Zahlenmäßig sind griechische Lehnwörter aber von weit größerer Bedeutung.’'?
zu 712 713 714 715
Siehe Siehe Siehe Siehe Siehe
SEGAL 1970, 31. DRIJvERS 1970, 4. CURETON 1855, 70ff.; Mem Gimmel - Mem Chet. DRIJvERS 1999, 132f. DRIJvERSs 1977a, 888f.
716 Philips 1876, 2; a.a.O. Aleph. Siehe dazu auch SEGAL 1970, 20. 717 Siehe WIDENGREN 1960, 30. 718 Siehe WIDENGREN 1960, 31. 719 Siehe dazu DRIJvERS 1999, 30-32.
III.5.3.2.2. Die INSCHRIFTEN vVoN EDESSA IN AUSWAHL
351
Insgesamt muss die Kultur Edessas und der Osrho&ne aber als „semitisch“
bezeichnet werden. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die Haupt- und allgemeine Umgangssprache die lokale Variante des Aramäischen war. So ist DRIJVERS zuzustimmen, wenn er urteilt: „Die Kultur von Edessa soll aber charakterisiert werden als im wesentlichen mesopotamisch-arabisch, mit daneben
griechischen und parthischen Einflüssen“.7?° III.s.3.2.2. Die Inschriften von Edessa in Auswahl
Insgesamt
gibt es gut 60 edessenische
Inschriften
aus den ersten
drei
Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung, die auf uns gekommen sind.?*'
Sowohl formal wie inhaltlich bestehen enge Berührungen zu den Inschriften von Palmyra und Hatra. Das betrifft zum Ersten den Schrifttyp;”?* das betrifft
weiter Schreibkonventionen wie die Defektivschreibung von kurzen u- und oVokalen im Gegensatz zum späteren literarischen Syrisch oder das Fehlen der linea occultans und der Markierung des Unterschieds /d/ vs. /r/ sowie des Plurals.7?3 Auch die Schrift steht noch in der Mitte zwischen (arsakidisch gefärbtem)
Reichsaramäisch und späterem literarischem Syrisch.7?* Ähnliches gilt für die Sprache, wenngleich deutlich ist, dass das hier verwendete Aramäisch eine Frühform des Syrischen darstellt und also dem klassischen Syrisch recht nahe steht.7?° Der wichtigste Unterschied zum „klassischen“ Syrisch besteht in der
Präfixkonjugation: Bis ca. 200 n. Chr. findet sich regelmäßig ein y-Präfix in der
3. Pers., während im „klassischen“ Syrisch ein n-Präfix dominiert.
Inhaltlich bestehen enge Berührungen mit den Inschriften von Palmyra, da in beiden Fällen zum größeren Teil Grabinschriften der Form „NN, Sohn des
NN,
hat dieses Grab gestiftet für sich und seine Kinder“ vorliegen. Die
Eigennamen,
die etwa
40%
des lexikalischen
Materials
der edessenischen
Inschriften ausmachen, finden sich zu einem guten Teil auch in Palmyra und
Hatra.72°
720 DRIJVERS 1977a, 894.
t
721 Die Zählung der Inschriften entspricht derjenigen von DRIJVERS 1972, die wiederum auf JENNI 1965 zurückgeht. Der syrische Text ist — wo nicht anders vermerkt — derjenige von DRrIJvERS 1999; die Datierung der Inschriften ist diejenige von DRIJVERS 1972. 722 Siehe DrıJvErs 1972, XI. 23. 723 Siehe DriJvers 1972, XIII. Zu weiteren Defektivschreibungen siehe DrIJvErs 1999, 14. 1954, SEGAL 724 Siehe Drıjvers 1972, XIII; vgl. 725 Siehe dazu JEnnI 1965, BEYER 1966 und DRIJVERS 1999, 21-34.
726 Siehe DRIJvERS 1972, XIV.
MARKUS ZEHNDER
352
Griechische Inschriften und Papyri finden sich erst im Zeitraum nach 213 n.Chr., als Edessa seine Teilunabhängigkeit verlor und zu einer römischen Kolonie wurde.7”7 Das Gepräge der Inschriften ist ganz heidnisch, nicht christlich, wie aufgrund bestimmter Mitteilungen in den Chroniken und Legenden zu erwarten wäre.
Inschrift ı (von Birecik) DRIJVERS
1999, 140-144; vgl. DERS.
1972, If.; MARICQ
1962; SEGAL 1970, 23;
STARCKY 1970, 4. byrh ’dr Snt 317 ’n’ ZRBYN br ’B()IGR] SIyt’ dByrt’ mrbyn’ dWYDLT* [br] M(2) NW brM'NW “bdt byt gbwlr’ hn’ Inp]sy wIHLWY’*
mrt byty wlbnly ........ ]yd kl 'ns dy’t’ b[byt gbwr’) h(?)n’
wyhz’ wysbh ylbrkwnh ’lh’ kll(2)hwn HSY glp’ wSLWIK ...] yYwel’ tin()w dr(?)wh “badwl oOoN SS »$ULN A“ Im Monat Adar des Jahres 317. Ich, ZRBYN (Zarbin), Sohn des ’B(?)[GR] (Abgar), Herrscher von Birta, (“Awidallat)*, [des Sohnes des] M(?)‘NW (Ma‘nu), + N DDErzieher des“WYDLT des Sohnes des M'NW (Ma’nu), habe gemacht [dieses] Gra[bhaus für milch und für HLWY’ (Halwiya)* Herrin meines Hauses, und für [meine] Kinder [...] .. Jeder Mensch, der kommen wird zu diesem [Grabhaus]
und sehen wird und preisen, den werden/mögen all[e Götter segnen].
HSY (Hasai), Bildhauer, und SLWIK (Seleukos?) ...] ...
-+ ON aA“
9
... haben gemacht |...
Datum: 6 n. Chr. Z. 3:
* MarıcQ, SEGAL und DRIJvERs 1972 lesen "WYDNT.
Z.4:
* STARCKY und Drijvers 1972 lesen wIHWY..
Bei Zarbin handelt es sich vermutlich um einen iranischen Namen.7?® Da der Name des Vaters semitisch ist (Abgar), ist entweder an eine parthisch-edessenische Mischheirat oder
an bloßen kulturell-politischen Einfluss der Parther zu denken. Bei Ma‘nu, Sohn des
727 Siehe DRIJvERS 1995, 32. 728 Vgl. MARICQ 1962, 97: weist (nach KuUGEneER) auf JusTi 1895, 381 s. v. Zapßınvög; Plutarch (Vie de Lucullus, ed. Teubner, II, 1891, 521‘. 535*"") spricht wiederholt von diesem König von
Gordyene, Vasall von König Tigranes von Armenien, von diesem umgebracht, weil er ein Bündnis mit Lucullus beabsichtigte.
III.5.3.2.2. Die INSCHRIFTEN VON EDESSA IN AUSWAHL
353
Ma’nu, könnte es sich um Manu IV., König von Edessa, handeln; das Fehlen eines entsprechenden Titels ist aber auffällig.””” Der Name SLWK, der möglicherweise für Seleukos steht, zeigt, dass auch hellenistische Einflüsse in Edessa nicht fehlten. Der Name
“Awidallat weist auf die Ver-ehrung der arabischen Göttin Allat. Inschrift 5 (Wandinschrift über Relieffigur in Höhle, Sumatar Harabesi) DRIJVERS 1999, 128-130; vgl. DERS. 1972, 4f.; DERS. 1982, 178; SEGAL 1953, 103f.;
BEYER 1996, 40.
ı
hlyn slim’ d‘ba*
2
WLbr MWTRW*
Dies sind die Bilder, die gemacht hat*
3.
dPr(?)r* IWL sIyr’ d’rb
4
brW’LwlWL brh
[nwhlr
s .nwhdr’ dSwr mrwhy 6 w“()bay tbth 7 [SIL. dr 8 SYL’gb
WL (Wa’el), der Sohn ds MWITRW (Mutru?),* [nwha]r’ von Pr(?)r,* für W’L (Wa’el), den Herrscher von ‘rb (Arabien), den Sohn des WL (Wa’el), und für W’L (Wa’el), seinen Sohn, nwhdr’ von Swr (Sur), seine Herren und seine Wohltäter. [SYL’] (Sila), der Sohn des SYE)LE)’ (Sila), hat gemeißelt.
Datum: 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.
Z.ı:
*Ohne zwingende Gründe weist BEYER die oben gegebene Übersetzung zurück und ersetzt sie durch „Diese (beiden) Reliefs sind das, was anfertigen ließ ...“.
Z.2f.:
*Drijvers (1982) liest in Z. 2 MYTRW statt MWTRW und am Anfang von Z. 3 ‘bd, „he made (them)“. *Bryer liest [ARD]RA DPD/R und übersetzt „der [Befehlshaber] von PD/R“; er denkt dabei an pers. ardara, „Ältester, Vorstand, Fürst“.
Aus der Inschrift ist mit großer Wahrscheinlichkeit zu entnehmen, dass ein nwhar’, ein „Heereskommandant“ (siehe II.4.2.6.2.),73° für einen bestimmten Bezirk zuständig war, hier die Bezirke von Prr und $ur; ebenso wird deutlich, dass es mehrere solcher
Funktionäre nebeneinander gab und dass diese hierarchisch dem „Herrscher von Arabien“
“nachgeordnet waren, die wiederum die Jurisdiktion über die Bewohner der Wüste in Abhängigkeit von Edessa ausübten. Dass die „Herrscher von Arabien“ selber der
729 Vgl. dazu die Erwähnungen bei DRIJvERSs 1999, 142f.
730 Eine andere Erklärung der Bezeichnung findet sich bei Frve: „Those who were at court as friends and even bödyguards of the king probably had special designations such as nhwdr, ... the ‚first‘ or ‘top friends’ of the ruler. These seem to have comprised a small top class of nobility, rather than the word being either a civil or military title“ (FrvE 1983, 220). Weiter ein unten führt Fryz aber einen militärischen Provinzgouverneur mit dem Titel „Nohodar“
(siehe Frve 1983, 223). Zu weiteren Belegen des Titels siehe Inschriften 18 und 27.
354
MARKUS ZEHNDER
edessenischen Dynastie angehörten,?'ist möglich, aber nicht zwingend.’?* Mit „Arabien“ — oder „Arabern“ — ist in diesen Zusammenhängen weniger an eine bestimmte ethnische oder linguistische Größe zu denken, sondern an eine soziale, nämlich an die (halb)nomadischen Zeltbewohner der Wüste.’?? Die Wortverbindung „Herren und Wohltäter“, die
in Z. sf. auftaucht, weist möglicherweise auf Personen königlichen Rangs, wie eine Untersuchung der beiden Bezeichnungen im syro-mesopotamischen Raum jener Zeit nahelegt.7?* Bei Wa’el, dem „Herrscher von Arabien“, wird es sich um den nachmaligen König Wa’el (bar Sahru) handeln.’
Inschrift 9 (Steininschrift auf Wand neben Relieffigur in Höhle, Sumatar Harabesi)
DRIJVERS 1999, 135f.; vgl. DERS. 1972, 7f.; SEGAL 1953, 104. ı 2 3 4 s 6
Ihn’ sim’ d’b(?)d M'NW br MÜ)QMY TBGR sIyr’ d)rb [.M]NW gel...)
Dies ist das Bild, das gemacht hat M'NW (Ma’nu), der Sohn des MQMY (Mogimu), für ’BGR (Abgar), den Herrscher von 'rb (Arabien) [.M']NW (Ma’nu) ...
Datum: 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.
Von Belang ist insbesondere, dass der als Name zahlreicher Könige von Edessa bekannte Name Abgar in der vorliegenden Inschrift auf einen „Herrscher von Arabien“ bezogen erscheint. Nach SEGAL und Drijvers handelt es sich bei dem hier erwähnten Abgar um
den nachmaligen König Abgar VIII. von Edessa.73° Inschrift 14 (Inschrift neben einer Reliefbüste, Sumatar Harabesi) DRIJVERS 1999, 89f.; vgl. DERS. 1972, IO; DERS. 1982, 183f.; SEGAL 1953, IOI; DERS. 1954, 17f.; BEYER 1996, 41.
2
BAR) SOYOLL
BR SYL’ (Bar Sila),
“bdsYL’ sim*
es hat gemacht SYL’ ($ila) das Bild*
ISYN Ih’ I hyy 4
TYRDT br ’DWN’ w‘lhyy
5 731 732 733 734 735 736 w
w
hwhy
für SYN (Sin), zugunsten des Lebens von TYRDT (Tiridates), Sohn des DWN’ (Adona), und zugunsten des Lebens
seiner Brüder.
So DRIJVERS 1981, 19. Siehe SEGAL 1983, 110. Siehe GAWLIKOWSKI 1998, 422. Siehe zum Näheren DRIJvErs 1982, 179-181; DERS. 1981, 19. Anders SEGAL 1983, 108f. So DRIJVERS 1999, 129; DERS. 1982, 178. Siehe SEGAL 1953, 105; DRIJVERS 1999, 136; DERS. 1982, 177; anders jedoch SEGAL 1983, 109.
III.5.3.2.2. Die INSCHRIFTEN VON EDESSA IN AUSWAHL
355
Datum: 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr., möglicherweise zwischen 161 und 165 n. Chr. Z.ıf.:
*Einleuchtend ist die Annahme von Beyer, dass Z. ı das in Z. 2, dem ursprünglichen Anfang, vergessene Patronym nachträgt und dass hinter s/m’ das Demonstrativum hn’ fehlt. Das ergibt den folgenden rekonstruierten Text: „SYL’ (Sila), der Sohn des SYL? ($ila), hat gemacht dieses Bild ...“.
Die Inschrift belegt das Vorkommen
parthischer Namen
in der Region Edessas
(Tiridates). Der Umstand, dass der Vater des Trägers des parthischen Namens einen
semitischen Namen aufweist, lässt sich entweder mit dem Vorliegen einer Mischehe oder damit erklären, dass der Name nur auf kulturell-politischen Einfluss hinweist und Tiridates selber kein (Halb-)Parther war. Der Name Tiridates taucht noch in vier
weiteren Inschriften von Sumatar Harabesi auf, wobei vermutet werden darf, dass es sich dabei stets um dieselbe Person, den „Herrscher von Arabien“, handelt.’?7 Die Erwähnung des Mondgottes Sin weist auf das Bestehen des Mondkultes in der Osrhoene in parthischer Zeit und damit auf das Weiterwirken traditioneller mesopotamischer religiöser Elemente. Erwähnungen des Mondgottes Sin finden sich noch in einigen weiteren Inschriften von Sumatar Harabesi;”?” angesichts der Nähe des traditionellen Zentrums des Mondkultes Harran ist dies nicht überraschend. Die Formulierung „zugunsten des Lebens von XY“ dientzum einen dazu, den Namen Person zu verewigen; zum anderen drückt sie aus, dass der betreffenden betreffenden der Person göttlicher Segen in dieser und der kommenden Welt gewünscht wird, ein Wunsch, der zugleich das gute Verhältnis zwischen dem Stifter und der genannten Person stärken soll.73?
Inschrift 18 (Steininschrift auf der Kuppe des zentralen Hügels von Sumatar Harabesi)
DRIJVERS 1999, 97f.; vgl. DERS. 1972, 13f.; DERS. 1982, 174; SEGAL 1953, 102; DERS. 1954, 21f.; BEYER 1996, 4ıf.
ı
dkyr‘BSMY br ’DWN’
2 3.
nwhdr’ dPalrd/r* gdm MRLHR?’ dkyr BB(2)S*
4
wTYRDT bny [JBSMY’
Gedacht werde des "BSMY’ ("Absamya / “Absimya), des Sohnes des ’DWN’ (Adona), der/des nwhdr’ von Pd/rd/r*, vor MRLH’ (Marilaha); es möge gedacht werden des BBS (Baba / Babas?)* und TYRDT (Tiridates), den Söhnen des
“BSMY’ (“Absamya / ‘Absimya).
Datum: 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr.
95-98. 134. 737 So DriJvers 1999, 90; zu den weiteren Belegen des Namens siehe DRIJvERS 1999, 139. 250; DERS. 1972, 12-14. 16-18; SEGAL 20-22. 24-28. 738 Siehe DRIJVERS 1999, 91; DERS. 1972, 10f.; SEGAL 1954, 18f. 739 Siehe dazu DRrIJvERS 1982, 184.
MARKUS ZEHNDER
356
Z.2:
*DRrijvers 1972 und 1982 und Segau lesen dkyr statt dPd/rd/r; entsprechend ist mit „gedacht werde“ zu übersetzen.
Z.3:
*Bever liest BKS, Bacchus.
Neben dem Namen Tiridates ist vielleicht auch der seines Bruders BBS parthisch (sehr fraglich). Wie im Falle der Inschrift 14 ist aber auch hier der Name des Vaters semitisch. Die Gottesbezeichnung Marilaha ist als „Herr der Götter“ zu deuten; ob damit der v.a.
in Palmyra verehrte Ba’al Shamin gemeint ist, kann zwar erwogen, aber nicht als sicher betrachtet werden.’* Sicher dürfte damit aber der höchste Gott im heidnischen religiösen System von Sumatar (und gleichzeitig von Harran und Edessa) bezeichnet werden.’* Sowohl für Sumatar wie auch für Harran ist dabei eine Identifizierung mit dem Mondegott nicht auszuschließen.7** Der Name “Absamya / ‘Absimya, „Diener des Samya / Simya“, verweist auf eine kultische Verehrung des Mars, falls Samya im Sinne von „der
Blinde“ zu deuten ist.” Möglich ist aber auch, in s72y’ einen Hinweis auf Znnetov zu sehen, wonach auf die Verehrung der „Standarte“ wie in Hatra zu schließen wäre.’** Bei nwhdr’ handelt es sich um einen parthischen Titel, der am besten mit „militärischer
Befehlshaber“ wiedergegeben wird (siehe II.4.2.6.2.).7®
Inschrift 23 (Steininschrift auf der Kuppe des zentralen Hügels von Sumatar Harabesi)
DRIJVERS 1999, 104-107; vgl. DERS. 1972, 16; DERS. 1982, 184; SEGAL 1953, IO2; DERS. 1954, 24f.; DERS. 1970, 57. byrh Sbt Snt 476
n’ TYRDT* br '’DWN’ Shyr’ d'rb bnyt “I? ha’ wsmt nsbt’ IMRLH(?)’
Ihyy mry mik’ wonwhy w‘l hyy ’DWN’ by wlhyy() AIYO)h* wa’hy wdbnyn
EEE
HH D
Im Monat $ebat des Jahres 476. Ich, TYRDT (Tiridates)*, Sohn des ’DWN’ (Adona), Herrscher von ‘rb (Arabien),
740 Siehe dazu SEGAL 1954, 15. 22; vgl. DERS. 1970, 5gf. 741 Siehe SEGAL 1953, 116. 742 Siehe DRIJVERS 1993, 40. 151. Anders in Edessa; hier ist der höchste Gott mit Bel-Zeus zu identifizieren. 743 Siehe SEGAL 1953, 112.
744 Nach DRrIJvErs 1982, 174f. stellt smy’ eine Ableitung der hohlen Wurzel sm/$m dar und ist mit dem gr. onnetov homophon. Zu weiteren Deutungsmöglichkeiten des theophoren Elements siehe DrIJvERs 1982, 174. Belegt ist auch der Name BRSMY’ (Barsamya / Barsimya); siehe DRIJVERS 1999, 185f. (Am 10) und ı98f. (Bs3); vgl. DERS. 1982, 168f. 173-175; DERS. 1981, 18. Dieser Name taucht auch im edessenischen Sklavenverkaufskontrakt, der in Dura-Europos gefunden wurde, auf (Z. 4 verso). 745 Der Titel wird auch mit Bezug auf Wa’el, den Sohn Wa’els, des Herrschers von Arabien, verwendet (siehe DRIJVERS 1972, 5; SEGAL 1953, 103).
III.5.3.2.2. Die INSCHRIFTEN VON EDESSA IN AUSWAHL
357
3
habe gebaut diesen Altar und errichtet die Säule für MRLH’ (Marilaha)
4
zugunsten des Lebens meines Herrn, des Königs, und seiner Kinder, und
zugunsten des Lebens des ’DWN’ (Adona),
5
meines Vaters, und zugunsten meines Lebens* und desjenigen meines Bruders und unserer Kinder.
Datum: 165 n. Chr. Z.2:
*DRrijvers 1999 liest TYRDR.
Z.5:
*SEGar 1954 liest w/ hyy MLYWR ’hy und übersetzt „and for the life of MLYWR (?) my brother“.
Die Inschrift 23 ist eine von drei Inschriften aus Sumatar Harabesi, die mit einem Datum
versehen sind, wobei in allen drei Fällen das gleiche Jahr genannt wird. Tiridates, Sohn des Adona, wird hier als „Herrscher von Arabien“ bezeichnet, wobei mit „Arabien“ gemäß
achämenidischer Tradition an Teile des Gebietes zwischen Habur und Tigris zu denken ist. Beim Arabarchos wird es sich um einen dem edessenischen König untergeordneten Gouverneur, der die von „Arabern“, d.h. arabischen (Halb-)Nomaden, bewohnten Gebiete östlich von Edessa verwaltet, handeln.7*° Mit dem König, dem Herrn des Tiri-
dates, muss Wa’el, Sohn des Sahru, König von Edessa, gemeint sein.’*
Inschrift 24 (Steininschrift auf der Kuppe des zentralen Hügels von Sumatar Harabesi)
DRIJVERS 1999, 108-114; vgl. DERS. 1972, 17f.; SEGAL 1953, 102; DERS. 1954, 26-28; DERS. 1970, 57; SHAKED 1964, 288f.; BEYER 1996, 42f. bSbt Snt 476 byrh(?)*
’a’ MNYS br ’DWN’ wM‘N’ w’LKWDIR*
wBLBN’ wLKWDI/R* ’hwhy* Smn nsbt’ ha’ bhn’ twr’
bryk’ w’gymn krs” Imn dntrsyhy* slyt (@)*yhw’ BWDR mn btr TYRDT Shyr’
wytl krs’ Imn dmtrs’ Ih* pr'nh mn MRLR’ yhw’ w’n y@)k(OP krs’ wtthbl nsbt’ hw ’lh’ ya(?)yn* D&D Dim BD AA ON DD -
ww I
Im Sebat des Jahres 476, am Neumond”. Ich, MNYS (Maniß), Sohn des DWN’ (Adona), und M'N’ (Ma‘na) und ’LKWDIR (Alkur)* und BLBN’ (Belbana) und ’LKWD/R (Alkur)*, sein Bruder*, wir haben aufgestellt diese Säule auf diesem Berg,
746 Siehe DRIJVERS 1999, 105.
|
107; DERS. 747 Siehe DRIJvERS 1999, 106; DERS. 1982, 178; SEGAL 1970, 23. 57; vgl. auch DERS. 1953, 1954, 25. 28.
MARKUS ZEHNDER
358
dem gesegneten, und haben errichtet den Sitz* für denjenigen, der ihn versorgt,* der Herrscher.* Es möge sein BWDR (?) hinter TYRDT (Tiridates), dem Herrscher,
und möge er geben den Sitz demjenigen, den er versorgt.* Seine Vergeltung wird von MRLH’ (Marilaha) sein. Und wenn .. und zerstört wird die Säule, ...* Datum: 165 n. Chr. ZET:
*DRIJVERS 1999 übersetzt byrh mit „in that month“.
Kan:
*SgGAL liest den letzten Namen ’LBT / Albath; Beyer liest ARWNA WMENA WANBT und übersetzt „(der Sohn des) ’Arwänä (aram.), und Ma‘nä (arab.), und "Anbat (arab.)“.
Lusig:
*SEGAL liest NBWD; ’hwhy versteht er als Plural („his brethren‘“).
zus
*Statt Ars’ ist nach BEYER prs’ zu lesen, „Gehalt“ (ebenso in Zeilen 7 und 8). *SEGAL (1954, 26) liest am Ende von Z. 5 mtrsyhy und übersetzt den Schluss von
Z. 5 und den Anfang von Z. 6 mit „for him whose shepherd is my ruler“; seine Übersetzung von 1970 lautet: „for him whom my ruler feeds“; SHAkED übersetzt „to whoever feeds Him. My ruler shall be Bwdr“. Drıjvers 1999 liest das letzte
Wort von Z. 5 dytrsyhy (so auch BEYER) und übersetzt die zweite Hälfte der Zeile 5 und die folgende Zeile 6 folgendermaßen: „a seat for the one who maintains it.
The governor will be budar after Tiridates“. BEYER übersetzt das Ende von Z. 5 mit „und (wir haben) das Gehalt festgesetzt für den, der ihn betreut“. Z. 6:
"DRIJVERS 1972, SEGAL und SHARED lesen am Anfang der Zeile Syty, „mein Herrscher“; BEver liest $LNTR, was er als Namen ($ale[m]natar) auffasst.
*Bzw. „demjenigen, der ihn versorgt“. SEGAL (1954, 26) übersetzt „may he give the stool to him who is his shepherd“, wogegen die Version von 1970 „he shall give the stool to him whom he feeds“ lautet; DRIJvERS 1999 übersetzt folgendermaßen:
„he will give the seat to the one who is going to maintain it“. : *SEGAL (1953, 102) liest am Schluss von Z. 9 jd'n und übersetzt „And ifhe
withholds the stool, then the pillar will be ruined. He is the god who knows us 2)“. In seinem Artikel von 1954 liest er in Z. 8 w’n npl’ krs’ und übersetzt „And
if che stool falls and the pillar shall be ruined, (yet) is he the god who knows us“. Dieselbe Lektüre von Z. 8 findet sich bei SHAKED, der folgendermaßen übersetzt: „If the stool falls and the pillar is ruined (yet) He, the God, knows us“. SEGALs Version von 1970 lautet folgendermaßen: „And if he withholds the stool then the pillar will be ruined. He, the god, lives“. DriJvErs 1999 übersetzt: „But if he
withholds the seat or the pillar is ruined, he, the god, will be the judge“. Gegen diese Deutung spricht u.a. der Wechsel zwischen aktivem und passivem Modus am Übergang von Z. 8 zu Z. 9. Da eine Lesung des letzten Wortes der Inschrift als ya“ nicht unmöglich erscheint, ließe sich folgende Deutung erwägen: „Und
wenn der Sitz fällt oder die Säule zerstört wird, so weiß doch er, Gott, es“; aber
III.5.3.2.2. Die INSCHRIFTEN VON EDEsSsA IN AUSWAHL
359
auch die Interpretation von SHAKED erscheint als plausibel. Der Vorteil dieser Deutungen ist, dass damit auf die Errichtung des Erinnerungsmales selbst Bezug genommen wird und nicht auf einen unbekannten Vorgang, der sich aus dem Text der Inschrift nicht klar erschließen lässt. Die Deutung von BEYER (“Wenn
wir aber die Gehaltszahlung abschaffen und das Reliefbild Schaden leidet, wird es der Gott merken“) ergibt zwar einen guten Sinn; aber es ist fraglich, ob die Lesung prs (statt krs’) tatsächlich zutrifft. Die Stellung des Tiridates als Herrscher, die bereits der vorangehenden Inschrift zu entnehmen ist, wird hier bestätigt. Erwähnenswert ist weiter der Name Belbana, der wegen des theophoren Namenselements „Bel“ wohl auf ein Weiterwirken der alten
mesopota-mischen Kultur und spezifischer auf die Verehrung Jupiters schließen lässt. 7# Sowohl bei MNYS7# wie auch bei 'LKWD/R dürfte es sich um iranische Namen handeln. Ob es sich bei BWDR tatsächlich um einen Eigennamen handelt, ist nicht sicher; wahrscheinlicher ist, dass damit eine kultische Funktion bezeichnet wird.’ Inschrift 27 (Säuleninschrift, Zitadelle von Edessa)
DRIJVERS 1999, 45-48; vgl. DERS. 1972, I9-21; SEGAL 1970, 19. i. 2 3 4
no PIWH nwlhar’) br BRSI.... ]bat ’stwn’ hn’
Ich, PTWH? (Aphtuha), nw|hdr’), Sohn des BRS[.... habe gJemacht diese Säule
s
wart dImnh
und die Statue, die auf ihr ist,
6
ISLMT
mikt’ brt
7. M‘NW ps@)g@)ryb’ le 71,12 ERR Kfi 9 mrty [wbat tbty
für SLMT ($almat), die Königin, die Tochter des M'NW (Ma‘nu), des Thronfolgers. Fra[u des ...] meine Herrin [und meine Wohltäterin
Datum: 2. oder 3. Jh. n. Chr.
In der Inschrift finden sich gleich zwei iranisch-parthische Titel, nämlich nwhdr’, was
wohl im Sinne von „commander-in-chief“ zu deuten ist (siehe II.4.2.6.2.), und psgryb’, d.h. „Thronfolger“ (siehe ]I.4.2.6.2.). Beim „Herrscher von Arabien“ wiederum dürfte
es sich in den Inschriften von Edessa um den dem König von Edessa unterstellten Gouverneur der Steppen-Gebiete östlich Edessas handeln, in denen sich v. a. nomadische und halbnomadische „Araber“ aufhielten.’®'
Drıyvers 748 Siehe SEGAL 1953, ır2. Der Name ist noch in zwei weiteren Inschriften belegt; siehe
1999, 115.250; DERS. 1972, 19. Ein weiterer „Bel“-haltiger Name ist ‘LBL (siehe DRIJvERS 1999,
118; vgl. DERS. 1972, 52). 749 Siehe P. Dura 20,4 Komm. (II.1.3.D.2.). er denkt an einen 750 So z.B. SEGAL 1967, 296; DERS. 1970, 58f. Siehe auch DriJvErs 1999, 112; ist eine iranische ssen ausgeschlo Nicht wieder. ter“ „Oberpries mit bwdr gibt BEYER „sprinkler“; Herkunft des Wortes (siehe DRIJvERS 1999, 113). 751 Siehe SEGAL 1953, 106f.; DERS. 1970. 19.
MARKUS ZEHNDER
360
Bei dem Wort für „Säule“ (’szwn’) handelt es sich um ein iranisches Lehnwort, abzuleiten von sutun,’?* was den iranischen Charakter der Inschrift noch verstärkt. Sicher griechischer Herkunft ist ’dryt’, abzuleiten von &vöpıöc. Zu möglichen Rekonstruktionen von BRS$... siehe DRIJvERS 1999, 47. Historisch dürfte beim hier erwähnten Ma’'nu am ehesten an den von 213-239 n. Chr. in Rom „residierenden“ Titularkönig von Edessa zu denken sein.’”
Inschrift 31 (Grabinschrift von Kirk Magara, südwestlich von Edessa) DRIJVERS 1999, 73f.; vgl. DERS. 1972, 23f.; SEGAL 1970, 28. bhmsm” wtlt‘sr’
Im (Jahr) 513.
’n’ SLWK br
Ich, SLWK (Seleukos), Sohn des
MQYMW “bat by byt gbwr’ hn’
MQYMW (Moqimu), habe gemacht für mich dieses Grabhaus,
ly wibny wlyrty
für mich und für meine Kinder und für meine
HM np
Erben. Datum: 201 n. Chr.
Der Name Seleukos weist auf hellenistische Einflüsse; wie der Name des Vaters schließen
lässt, handelt es sich beim Träger des Namens entweder um den Spross einer Mischehe oder — wahrscheinlicher — um das Glied einer rein semitischen Familie, die durch die
Namensgebung ihre Aufgeschlossenheit gegenüber dem Hellenismus demonstrieren will.75*
Inschrift 42 (Grabinschrift in der Gegend von Edessa) DRIJVERS 1999, 57f.; vgl. DERS. 1972, 30; LITTMANN 1912. ı 2 3
[ld [slimt’ dQYMY [ölre ’RKW d’bd
4
[JBDLTbr KWZ’
Dies ist das [B]ild der QYMY (Qaimi), der [To]chter des 'RKW (Arku), welches gemacht hat [']BDLT (“Abdallat), der Sohn des KWZ’ (Kuza),
5 [m]n(2) bbUl Datum: 2. oder 3. Jh. n. Chr.
Falls es sich bei Arku um einen griechischen und bei Kuza um einen iranischen Namen handelt,” stellt die Inschrift einen eindrücklichen Beleg für die Mischung semitischer, 752 Siehe oben II.4.8.2. und III.5.3.2.1.5. Eine Ableitung von gr. otfjAog ist unmöglich. 753 Siehe DRIJvERS 1999, 35.
754 Der Name ist noch in vier weiteren Inschriften belegt (siehe DrıJvers 1972, 1f.24f.; DERS. 1999 75-77); in einem Fall findet sich ein Mogimu, Sohn des Seleukos (siehe Drivers 1999, 75; DERS. 1972, 24 [Inschrift 32, von 201 n. Chr.]). 755 Siehe LiTTMAnN 1912, 380f. Bei Arku könnte es sich nach Lıirtmann auch um einen persischen
Ill.5.3.2.2. Die INSCHRIFTEN VON EDESSA IN AUSWAHL
361
hellenistischer und iranischer Kultur in Edessa dar. Dass die beiden Kinder semitische Namen tragen, dürfte dabei als Hinweis auf die Dominanz des semitischen Elements zu werten sein. Der Name ‘Abdallat weist auf die Verehrung der arabischen Göttin Allat.7°° Inschrift 46 (Inschrift auf Mosaik in Höhle außerhalb des Samsat-Tores, Edessa)
DRIJVERS 1999, 166-169; vgl. DERS. 1972, 35f.; LEROY 1957, 312-315. ı
2
nBLYbr GWSY
Ich, BLY (Belai), Sohn des GWSY (Gusai), habe
“bat ly byt ‘Im’ hn’ly wibny wiyrty
gemacht für mich dieses Grabhaus, für mich und meine Kinder und meine Erben.
SLMT
SLMT (Salmar),
3 m DH GWSTY* 4 BLYbr GWSY s. DMY 6 SRKN BEROISTR
Tochter des GWSY (Gusai),* BLY (Belai), Sohn des GWSY (Gusai), DMY (Demai), SRKN (Sarkan), QST (Qisat), Frau des
8°
BSY
“BSY (AbSai),
9 10
’RHMT mh
’RHMT’ (Arhemta), Mutter des
ı i2-
dBSsY BSY
“BSY (Absai), “BSY (“Absai),
BIMEHNET
er
14
BDSWK
‘BDSWK (Ebed3uk/“Abd3uk),
ıs 16 ı7 18 IgG
BRN(J)BS br BLY S5MY SIMIT ’mlh] NY
BRNBS (Barnabas), Sohn des BLY (Belai), SMY (Semai), SLMT ($almat), Mutter des ’NY (Anai),
yon
vndNY:
’NY (Anai),
aan
br: BEN
Sohn des BLY (Belai)
Datum: 2. oder 3. Jh. n. Chr. Z.3:
* Drujvers 1972 liest GSY statt GWSY.
Die Verbindung von semitischer, hellenistischer und iranischer Kultur zeigt sich am
Vorkommen entsprechender Namen in derselben Familie (gr.: Demai; iran. [?]: Sarkan). Namen handeln. Vgl. auch DrıJvers 1999, 58. Zu einem weiteren Beleg von Kuza siche DRIJVERS 1999, 87; DERS. 1972, IO.
756 Außer in der vorliegenden Inschrift taucht er noch in zwei weiteren auf; siehe DRIJVERS 1999,
82; DERS. 1972, 26. Hinzuweisen ist auch auf den Namen Zaydallat (ZYDLT), der mehrfach auf dem „Funerary Couch Mosaic“ aus der ersten Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. auftaucht (siehe DRIJVERS 1999, 180-183; DERS. 1972, 42f.).
MARKUS ZEHNDER
362
Der Name Barnabas weist vielleicht auf die beginnende Christiansierung Edessas hin. Möglich ist aber auch eine Deutung des Namens im Sinne von „Sohn des Nabu“, was auf die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Nabu schließen liesse.7?7 Bei Anai handelt es sich wohl um einen theophoren Namen, der auf eine Göttin Anais verweist. Diese ist vielleicht mit der iranischen Anahita oder mit der mesopotamischen Nanaia in Beziehung zu bringen; die Griechen wiederum haben sie an
Artemis assimiliert.’°® Die prominente Erwähnung von Frauen ist indirekter Hinweis auf deren starke gesellschaftliche Stellung.’ Inschrift 47 (Inschrift auf Mosaik, Edessa) DRIJVERS 1999, 170f.; vgl. DERS. 1972, 36f.; SEGAL 1953, 117f.;; DERS. 1954, 29f.; LEROY 1957, 315-318.
ı 2
GW ’nt MQRYMW
GW (Ga’u), Frau des MQYMW (Mogimu);
3 SLMT brt
SLMT (Salmat), Tochter des
4 5
M’NW (Ma’nu); MQYMW (Moqimu), Sohn des "BDNHY (Abdnahai);
A
7 8 9 10
M'NW MQYMWbr ’Q)BDNHY A me ] dr
MQYMW “BDSMSbr MQYMW M'NWbr
... , Sohn des
MQYMW (Mogqimu); “BDSMS (‘Abd3emes/‘Ebed$emet), Sohn des MQYMW (Mogqgimu); M'NW (Ma’nu), Sohn des
ı MQYMW
MOQYMW (Moqimu);
12 MINHY 13 brt MQYMW
’MTNHY (Amatnahai), Tochter des MQOYMW (Mogqimu).
Datum: 2. oder 3. Jh. n. Chr.
Bei den aufgeführten Namen handelt es sich um die Namen von sieben aufeinem Mosaik dargestellten Personen. Interessant ist, dass die auf dem Mosaik abgebildeten Personen „parthische“ Tracht tragen, ihre Namen aber semitisch sind. Unter den Namen ist besonders auf ‘Abdsemes hinzuweisen; der Name lässt auf eine Verehrung des Sonnengottes schließen und damit möglicherweise auf ein Weiterwirken der alten mesopotamischen Kultur.” Der Name Abdnahai lässt auf die Verehrung einer Gottheit namens 757 758 759 760
Vgl. Leroy 1957, 320f.; DRIJVERS 1999, 169. Siehe LEROY 1957, 324. Vgl. SOMMER 2005, 319. Dasselbe gilt auch für die folgende Inschrift. Drei weitere Namen mit dem theophoren Element „SMS“ findet sich in der ersten, dritten und sechsten der von SACHAU 1882 erwähnten Inschriften. Bei der ersten handelt es sich um einen Frauennamen (MSMS,,“Magd der Sonne“); siehe SAcHAU 1882, 145f.; dieser Name ist auch in einer Bilingue von Ende 2. / Anfang 3. Jh. n. Chr. aus Mar Ya‘qub belegt (siehe Drijvers
III.5.3.2.3. WEITERE INSCHRIFTEN
363
Nahai schließen.’ Bei $almat dürfte es sich um die nachmalige Königin gleichen Namens, die Gattin Abgars VII., handeln.7” III.5.3.2.3. Weitere Inschriften As 59 (Grabkammer bei Kabahaydar) DRIJVERS 1999, I5If.; vgl. GERBER / TALAY 1996. ı 2 3 4
nm’ STROR Er) N(&YD/RO)D/R* “bat babwr”* Ihn’ b wlbny [w]lyrty
5 6
bym(?)y ‘Im(2)* "” SMWN “bat
Ich, STRQ (Satrag), Sohn des ...,* habe gemacht [die]ses Grabhaus* für mich und für meine Kinder [und] für meine Erben auf ewig.* Ich, SM°WN (Sim‘on), habe gemacht.
Datum: unbekannt, wahrscheinlich 2. oder 3. Jh. n. Chr. Z.2:
*GerBer/TaLay lesen NYZR; ob es sich dabei es sich um einen iranischen Namen handelt, bleibt ganz unsicher.
Z. 3: Z.5s:
*Bei dgbwr’ handelt es sich um eine verkürzte Form für br gbwr”. *Wörtlich „für die Tage der Ewigkeit“.
Der Name Satraq ist vielleicht iranisch, so dass hier ein weiterer Beleg für den Einfluss der Parther in der Osrhoöne vorliegt. Bei Sim‘on handelt es sich u. U., aber nicht zwingend, um einen jüdischen Namen; es ist darum gut möglich, dass sein Träger Jude oder Christ war.
As 60 (Inschrift auf einem Relief mit einer militärischen Person, Sumatar Harabesi) DRIJvERS 1999, 153f.; vgl. DERS. 1993, 148-152.
1999, 157f.). Bei der zweiten handelt es sich um einen Männernamen (SMSGRM); siehe
SacHau 1882, 158; DRIJVERS 1999, 49; DERS. 1972, 22. Auch bei der dritten liegt ein Männername vor (BRSMS); siehe SACHAU 1882, 163; DRIJVERS 1999, 52; DERS. 1972, 23. Die
erste Inschrift ist vermutlich auf die 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. zu datieren, die zweite und
dritte in das 2. oder 3. Jh. n. Chr. Eine weitere Inschrift, auf dem Phönix Mosaik, das allerdings
bereits in die beginnende sasanidische Zeit gehört, erwähnt wiederum einen BRSMS; siehe
DRIJVERS 1999, 176f.; DERS. 1972, 40; SEGAL 1959, 35. Dieser Name ist noch in einer weiteren Inschrift, von Tell Matin, belegt (siehe DRIJvERS 1999, 198f.). In einem Schuldvertrag von 240 n. Chr. taucht der Namen SMS‘QB auf (Z. 5 Vorderseite oberer Text; Z. 10 und 15 Vorderseite unterer Text; siehe DRIJvERS 1999, 237f.). 76ı Vgl. LEROY 1957, 324327. 762 So SEGAL 1953, 118.
MARKUS ZEHNDER
364
ı 2
sim’ dLSMS br SMSYHBdbdlh
3. BRNY ’hwhy mn dyhbl
Bild des L5MS (Li$ama®), des Sohnes des SMSYHB ($amasyahb), welches gemacht hat für ihn BRNY (Barnai), sein Bruder. Wer es zerstört,
SYN bl dynh yhw’
SYN (Sin) wird sein Richter (oder: sein Gegner im Gericht)?®% sein.
Datum: Mitte des 2. Jhs. n. Chr.
Gleich zwei „Sama$“-haltige Namen weisen auf die Verehrung des Sonnengottes.’°* Der Name BRNY wiederum, ein Hypokoristikon, verweist auf die Verehrung der traditionellen mesopotamischen Göttin Nanaia. Besonders erwähnenswert ist die Erwähnung des Mondsgottes Sin. Fluchandrohungen, in denen Sin als Rächer bei der Übertretung von Kontrakten oder bei der Zerstörung von Standbildern erwähnt wird, finden sich häufig im neuassyrischen Reich.
Der Träger des parthischen Namens WRWD br NSRYHB (Worod, Sohn des Na$ryabh) spielt eine zentrale Rolle in zwei Wirtschaftskontrakten aus den Jahren 240 und 242 n. Chr., die auf Pergament aufgesetzt wurden.765Im Dokument von 240 n.Chr. tritt Worod als Adressat auf; es wird bestätigt, dass er anstelle des B‘YSW den einem anderen Träger dieses Namens geschuldeten Betrag entrichtet hat und nun berechtigt ist, den entsprechenden Betrag vom ersten B'YSW oder seinen Erben einzutreiben. Im zweiten Dokument von 242 n. Chr. wird Worod
als derjenige aufgeführt, der ein Landstück zusammen mit den dazugehörigen Gebäuden und Gehöften einem gewissen Marcus Aurelius Tamargos zur Pacht überlassen hat. Der erste der beiden genannten Verträge ist auch deshalb bedeutsam, weil in ihm in Z. 4 Ma’nu, der Sohn Abgars des Großen und Vater
des Aelius Septimius Abgar als psgryb’, „Thronfolger“, bezeichnet wird, wobei unter diesem Titel in diesem Falle eindeutig ein “Kronprinz” bzw. “Thronfolger” und nicht ein “Vizekönig” oder “Stellvertreter” gemeint ist. Ma'nu wurde wohl deshalb nicht König, weil Caracalla 213 n. Chr. Edessa in den Status einer colonia versetzte.
763 Siehe DRIJvERS 1993, 150. 764 Der Name $MSYHB ist auch im edessenischen Sklavenverkaufsvertrag, der in Dura gefunden
wurde, belegt (Z. 21 Lower text und Z. 2 verso), der Name L$MS$ in einer noch unpublizierten
Inschrift (siehe DrRIJveErs 1999, 249). 765 Siehe zum Näheren Drivers 1999, 237-248; BROCK 1991; vgl. TEIXIDOR 1991/92.
IIl.5.3.3. Dura-EuRoros
IIl.5.3.3.
Dura-Europos
III.5.3.3.1.
Geschichte Dura-Europos’ im Überblick’%
III.5.3.3.1.1.
Einleitung
365
Dura-Europos, eine frühe seleukidische Gründung,’ ging den Seleukiden infolge der parthischen Expansion bis zum Euphrat 129 v.Chr. verloren und geriet einige Jahre später — obwohl auf dem rechten Ufer des Euphrats gelegen — unter parthische Oberhoheit. Seitdem?® diente es als parthische Grenzfestung am Euphrat; wegen dieser Funktion und später auch wegen der Rolle als Station im internationalen Handel setzte in der zweiten Hälfte des ı. Jhs. v. Chr. eine
starke Bau- und Befestigungstätigkeit ein, die erst im Beginn des 2. Jhs. n. Chr. (vorübergehend) erlahmte.7% In dieser Periode wurde die Stadt in verschiedener Hinsicht „orientalisiert“ bzw. „iranisiert“.77”° Während der Zeit der parthischen
Oberherrschaft war die Stadt zugleich starken palmyrenischen Einflüssen ausgesetzt.77' In den 60-er Jahren des 2. Jhs. n. Chr. fielen die Stadt und ihr Umland unter indirekte, von den Palmyrenern ausgeübte, später unter direkte römische Kon-
trolle,77? nachdem bereits Trajan für kurze Zeit — etwa ein Jahr — die Stadt unter römische Herrschaft gebracht hatte.’’? Dura-Europos wurde nun zu einer wichtigen Garnison der Römer, wobei ab der Zeit des Kaisers Commodus in der Stadt grosse Truppenkontingente untergebracht waren. Die Zusammensetzung 766 Siehe SOMMER 2005, 294-305. 767 Bzw. durch Nikanor im Auftrag des Seleukos; siehe SOMMER 2005, 294f.; 2004, 248; LERICHE
1996, 589. 76 oo
SOMMER (2005, 295; 2004, 249) nennt das Jahr 116 v.Chr. als den unverrückbaren terminus post quem für die parthische Eroberung Duras. Dirven (1999, 2. 4) und LERICHE (1996, 589) geben
das Jahr 113 v. Chr. als Datum der Eroberung Duras durch die Parther an. 769 Anders als Palmyra und Hatra war Dura bloß ein Zentrum von mittlerer Bedeutung und trotz
der Beteiligung am Handel keine überragend bedeutende „Karawanenstadt“ (siehe SOMMER 2005, 270; vgl. auch LERICHE 1996, 591). 770 Etwas anders Dirven 1999, 5. Ihr Einwand bezieht sich aber lediglich auf den politisch-
administrativen Bereich. 77ı Siehe MıLLAr 1998, 476; III.5.3.4.a; III.5.3.5.
772 Dura konnte 165 n. Chr. von den Truppen des Lucius Verus und Avidius Crassus auf ihrem Partherfeldzug erobert werden (siehe DirvEn 1999, 2). Nach LUTHER (2004, 333) blieb Dura
zunächst nominell parthisches Gebiet, mit der Stationierung einer Abteilung palmyrenischer
Bogenschützen von Rom nur indirekt kontrolliert. Ab den 180er Jahren wurden dann reguläre
römische Truppen in Dura stationiert, und im Gefolge der Feldzüge des Severus in den 190er Jahren karn es zur Eingliederung der Gegend in römisches Provinzialgebiet. SOMMER rechnet mit einem Erlöschen der nominellen parthischen Herrschaft bereits 164/65 und einer Ablösung der palmyrenischen durch die direkte römische Kontrolle in zwei Stufen, unter Septimius Severus und Caracalla. Immerhin ist es möglich, dass schon in den Jahrzehnten nach dem Parther-Feldzug Trajans die Oberherrschaft der Arsakiden über Dura mehr eine nominelle als eine faktische war (siehe SOMMER 2005, 311).
773 Siehe II.3.2.2.; SOMMER 2005, 305-329.
MARKUS ZEHNDER
366
der Bevölkerung änderte sich in dieser Zeit erheblich.7”* Um 256 n. Chr. wurde die Stadt durch Sapur I. zerstört, die Bevölkerung deportiert.775
Während der parthischen Zeit finden sich in der Stadt z.T. semitisierte und iranisiertre Nachkommen
mazedonischer
Kolonisten,
semitische
(besonders
palmyrenische) Händler, iranische Beamte sowie Aramäer und Araber aus den umliegenden Gebieten, die sich mit Landwirtschaft oder Handel befassten. Zu einer bedeutenden Zuwanderung lokaler semitischer Bevölkerungsgruppen scheint es v.a. ab der ersten Hälfte des ı. Jhs. n. Chr. gekommen zu sein.77° III.5.3.3.1.2. Verwaltung77
Während der Zeit der parthischen Oberherrschaft stand an der Spitze der Stadtverwaltung ein otparınyög / Eniotärng, dessen Kompetenzen durch keine starke Ratversammlung (BovAN) eingeschränkt waren. Er entstammte einer der führenden
lokalen Familien, die wohl zu einem
gewissen Grad „iranisiert“
wurden.77® Hinzu kamen wichtige Militär- und Steuerbeamte sowie Richter, die teilweise direkte parthische Funktionäre waren. III.5.3.3.1.3. Religion 77?
Die religiöse Situation sah in Dura-Europos ähnlich wie in Palmyra (und Hatra und Edessa) aus. Kennzeichnend ist eine Mischung zwischen lokalen syrischen, stark von Babylon beeinflussten Kulten und arabischen religiösen Traditionen. Dieses
semitische
Erbe
wurde
hellenisiert. Parthische Einflüsse Griechische Tempel wurden keine jüdischen Diasporagemeinde,7®° aufblühte. Eine beherrschende Stellung
teilweise,
aber
keineswegs
durchgreifend,
machen sich nur ganz am Rand geltend. gefunden. Belegt ist dagegen die Existenz einer die allerdings erst in der römischen Periode im religiösen Leben der Stadt kommt den
Göttern Bel, Yarihbol und “Aglibol zu. Wichtig war weiter der Kult des Aphlad,
bei dem es sich wohl um eine Form des syrischen Gottes Hadad handelte.7®! Gegenüber früheren Formen ihrer Verehrung fällt der militärische Charakter 774 775 776 777
Siehe Siehe Siehe Siehe
DIRVEN SOMMER DiRvEn ARNAUD
1999, 2005, 1999, 1986,
16. 329; LERICHE 1996, 589.592. sf. 146f.; SOMMER 2005, 296-302; III.1.3.G.
778 Siehe ARNAUD 1986, 146f. DIRvEN nimmt an, dass die städtische Führungsschicht jedenfalls in den ersten Phasen der parthischen Herrschaft praktisch ausschließlich von Nachkommen makedonischer Siedler gebildet wurde (1999, 5). 779 Siehe DRIJvERS 1982, 36; SOMMER 2005, 329-354. 780 Zur Synagoge mit 22 aramäischen Inschriften siehe WIDENGREN 1960, 23. 781 Anders DALLEY 1995, 148: „He is a local Akkadian god ... (not West Semitic Hadad)“.
III.5.3.3.1. GESCHICHTE DURA-EUROPOS’ IM ÜBERBLICK
367
dieser Götter auf; das ist wohl auf hellenistische Einflüsse zurückzuführen, die dann von den Parthern aufgenommen und weitergeführt wurden.7®? Die Palmyrener Duras hatten ihre eigenen Kultstätten und waren auch am Heiligtum des Zeus Kyrios / Ba‘alsamin beteiligt.” Die Weihe von Stadttoren als Heiligtümer für bestimmte Gottheiten geht auf babylonische Vorbilder zurück, die von den Parthern an die westliche Welt vermittelt wurden. 74 Die Parther scheinen in Mesopotamien weitgehend die lokalen Kulte übernommen zu haben.75 Im letzten Jahrhundert der Stadtgeschichte entfaltet sich ein deutlicher römischer Einfluss. Darauf weisen die Heiligtümer des Mithras und des Jupiter Dolichenus.’°° Babylonischer Einfluss zeigt sich in der Wandmalerei des Tempels des Zeus Megistos: Die Darstellung eines siegreichen Gottes neben seinem Wagen erinnert an das akitu-Fest, in dem Bels goldener Wagen eine wichtige Rolle spielte.797 Ebenfalls ist auf die Verehrung der Göttin Nanaia hinzuweisen.73® III.5.3.3.1.4. Materielle Kultur
Die Grundarchitektur der Tempel aus der parthischen Zeit folgt fast durchweg babylonischen Vorbildern (Hoftempel, angelehnt an das Modell des mesopotamischen Breitraumtempels).7®9 Säulen und Stukkatur der Tempel sind dagegen meist hellenistisch.7% Die Palastbauten in Dura-Europos sind, anders als in Hatra und Assur,
babylonisch, nicht iranisch inspiriert.7°" Auch die Privathäuser entsprechen, unabhängig von der Entstehungszeit, mehrheitlich babylonischen Vorbildern;7?? bei der Innendekoration finden sich aber hellenistische Elemente, besonders was Säulen und Stukkatur betrifft; bei der Stukkatur tauchen auch iranische Elemente auf. 7%
782 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 209. 783 Siehe DirvEn 1999, 29f. 784 Siehe ROSTOVTZERFF 1935, 204f.
785 Das lässt sich z. B. an bildlichen Darstellungen von Götterverehrungen durch Parther sehen;
siehe ROSTOVTZERFF 1935, 209. 786 Siehe dazu z. B. SOMMER 2005, 292; DOWNEY 1977, 22-25. 787 Siehe DALLEY 1995, 149.
788 Siehe NEUSNER 1965, 4. 789 Siehe SOMMER 2005, 278f.; ROSTOVTZEFF 1935, 205. Eine Übersicht über die verschiedenen Tempelbauten findet sich in SOMMER 2005, 278-289. 790 Siehe RosTOVTZERF 1935, 211; vgl. LERICHE 1996, sgıf. 791 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 218. 792 Siehe SOMMER 2005, 290. 793 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 212-214.
MARKUS ZEHNDER
368
Die Plastiken wurden z. T. importiert, aus Syrien, Babylonien und Palmyra; die meisten aber wurden lokal hergestellt. Die lokale Produktion folgt im Allgemeinen dem syrischen Stil, aber leicht hellenistisch abgewandelt.7?* Bei den Götterstatuen tragen einige mehr hellenistisches, andere mehr orientalisches Gepräge. Es finden sich vereinzelt auch südarabische Einflüsse.’ Zahlreiche Skulpturen mit religiösen Motiven weisen die Stilmerkmale der sog. parthischen Kunst aus, und zwar noch ausgeprägter als in Palmyra, da der Einfluss der Parther in Dura-Europos direkter war: rigorose Frontalität, parthisch inspirierte
Kleidung und Haartracht, Diadem, Sterne auf Helm und Kürass,
Szepter, spirituelle Abgehobenheit des Gesichtsausdrucks.7% In der religiösen Malerei sind im weiteren Sinne als parthisch zu bezeichnende Einflüsse ebenfalls deutlich, was sich v.a. an der Kleidung und den Waffen der menschlichen und göttlichen Figuren und am Zaumzeug der Pferde zeigt, aber auch an weiteren Elementen, die auch für die Skulpturen typisch sind.797 Manchmal tragen Götter allerdings nicht parthische, sondern griechisch-römische Kleidung oder Panzerung. Verbreitet sind auch Mischungen. So tragen Bel, Yarihbol und “Aglibol halb-römische (Panzer), halb-parthische (Helm, Kleidung) Militärkleidung,
Aphlad halb-hellenistische,
halb-parthische.7%
In mancher
Hinsicht typisch ist ein Wandgemälde im südlichen Adyton des Adonis-Tempels: Zwei Männer in griechischen himatia verbrennen Weihgaben; links daneben steht eine jugendliche Gottheit in „parthischer“ Tracht auf einem Podest.’ In der säkularen Kunst dominiert der sog. parthische Stil ebenfalls. Das zeigt sich an der Stilisierung, der Linearität, der Frontalität v.a. von Oberkörper und Gesicht, der Wiederholung gleich aussehender Figuren, der Darstellung von (medischen) Pferden im fliegenden Galopp, dem Immobilismus in der Darstellung von Bewegungen, der Betonung der Details der Kleidung u.a. Die abgebildeten Menschen tragen meist „parthische“ Kleidung und „parthische“ Waffen und ihre Haartracht ist ebenfalls „parthisch“.2% Im weiteren Sinne als 794 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 223f. 795 Siehe ROSTOVTZERFF 1935, 225f. 796 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 226-234. 238. — Nach RosTovTzErF stammt das Prinzip der Frontalität aus Nordmesopotamien; die Parther hätten es schon früh übernommen, dann aber in der Begegnung mit dem Hellenismus aufgeweicht und erst im Rahmen der „nationalen
Selbstbesinnung“ wieder strenger durchgeführt. 797 Entsprechendes gilt noch für bildliche Darstellungen aus der Zeit der römischen Herrschaft über Dura, wie im Mithraeum und in der Synagoge sichtbar (siehe SOMMER 2005, 333. 340-342).
In den Wandmalereien der Synagoge werden aber Bundeslade, Zeltheiligtum und Salomonischer Tempel in der Form römischer Tempel dargestellt, und Moses erscheint im Chiton (siehe SOMMER 2005, 341-343). 798 co Siehe RosTOVTZEFF 1935, 207.
799 Siehe SOMMER 2005, 288f. 800 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 263-265. 274f. 287. — Der Ursprung des fliegenden Galopps ist
minoisch-mykenisch; das Motiv ist durch die Vermittlung der Phönizier und Syro-Hethiter in den Osten gelangt (siehe RosSTOVTZEFF 1935, 290-292).
III.5.3.3.1. GESCHICHTE DURA-EUROPOS’ IM ÜBERBLICK
369
parthisch zu bezeichnende Einflüsse sind auch in der Haltung des Bogens und der Lanze bei Darstellungen jagender und kämpfender Reiter erkennbar.°°' Im Blick auf die Motive dominieren Bankett-, Jagd- und Kampfszenen. Zahlreich sind die iranischen Einflüsse in den Malereien der Synagoge von Dura. So wird statt einer perspektivischen Darstellung eine Anordnung der Figuren in übereinander liegenden Reihen gewählt, wobei die wichtigen Akteure größer dargestellt werden als die weniger wichtigen.°” Die Helme auf einer Synagogenfreske mit Volute am Vorderteil scheinen ostiranische Formen zu spiegeln; auch der Köcher am Pferd in der Mordechai- und in der Saul-David-
Szene sowie das aus Tigerfell gemachte Bogenfutteral, welches dicht am Köcher liegt, haben ostiranisches Aussehen.°% Auch für die typisch iranisch-parthische Lanzenhaltung findet sich ein schönes Beispiel in den Synagogenmalereien.?%4 Für das iranische Motiv des „fatternden Mantels“ des Reiters finden sich eben-
falls Beispiele in der Synagoge, in der Saul-David-Szene und in der MordechaiDarstellung.°° Zudem ist der Pharao ganz wie der parthische Großkönig in seiner profanen und der Hiohenpiesten Aaron ganz wie der iranische Herrscher in seiner sakralen Tracht gekleider.°% In Dura wurden keine parthischen Münzen geprägt; der größte Teil der aufgefundenen Münzen gehört zu römischen Prägungen. Die angeführten Beobachtungen zeigen, dass trotz des geringen Anteils von Parthern an der Gesamtbevölkerung der kulturelle Einfluss Parthiens recht bedeutend war. Im Alltag machte sich dies nicht nur in den iranischen Elementen der Kleidermode, sondern etwa auch in der hohen Bedeutung des Reitens und
des Bogenschießens bemerkbar.°” Allerdings muss dieser Befund insofern relativiert werden, als manche Elemente der sog. parthischen Kunst, wie Frontalität und „Illusionismus“, nicht als originär „parthisch“ anzusprechen sind,
sondern als Varianten des östlichen Zweigs der hellenistischen Bildtradition, in
der allerdings griechische Traditionen sich mit nahöstlichen Elementen verbunden haben;?® es handelt sich um eine lokale Kunstausprägung am Kreuzungspunkt heterogener Traditionen.°® 801 Siehe WIDENGREN 1960, 19. Zu den Details von Bogen- und Lanzenhaltung siehe WIDENGREN 802 803 804 805
1960, Siehe Siehe Siehe Siehe
20f. WIDENGREN 1957, WIDENGREN 1960, z. B. WIDENGREN WIDENGREN 1957,
208. 20; vgl. DERS. 1957, 2IO. 1957, 207 (Fig. 2). 208f. Ein weiteres Beispiel liefert die Darstellung des reitenden Jägers
Mithra; siehe WIDENGREN 1960, 22. 806 Siehe WIDENGREN 1960, 23f.; DERS. 1957, 212f. (einschl. — u 807 Siehe WIDENGREN 1960, 14. 808 Siehe SOMMER 2005, 350; LERICHE 1996, 592. 809 Siehe SOMMER 2005, 354. Den Parthern kommt dabei eine wichtige Rolle als traditions-
verbindender Kraft zu.
370
MARKUS ZEHNDER
Aus den genannten Beobachtungen lässt sich entnehmen, dass in Dura — wie
auch in den anderen Städten des syrisch-mesopotamischen Raumes — vom Bestehen einer „Mischkultur“ gesprochen werden muss, in der sich parthische,
hellenistische, lokal-semitische und altmesopotamische Elemente begegnen. III.5.3.3.1.5. Onomastikon
Die Mehrzahl der inschriftlich belegten Namen ist semitisch und griechisch; hinzu kommen einige iranische und lateinische Namen.®!° Bei den Angehörigen einflussreicher Schichten dominieren die griechischen Namen.®" Die relativ geringe Anzahl der iranischen Namen scheint die Annahme zu bestätigen, „dass
sich in den Städten der Randgebiete Mesopotamiens die Iranier vielleicht nur als staatliche Beamte fanden, möglicherweise hier und da auch als Kaufleute und Priester“. Huvyse sieht in der Mischung von Namen verschiedener Provenienz einen der deutlichsten Hinweise auf den „Mischcharakter“ Dura-Europos’.?"3 Die offizielle Sprache von Dura-Europos war Griechisch. Vielleicht war Griechisch auch Umgangssprache, und zwar auch bei Personen mit semitischen Namen; trotz der weitgehend fehlenden inschriftlichen Bezeugung muss aber davon ausgegangen werden, dass von bedeutenden Bevölkerungsgruppen Aramäisch gesprochen wurde.®+ Die einzigen inschriftlich belegten Sprachen während der parthischen Zeit sind Griechisch und Palmyrenisch. III.5.3.3.2. Die Inschriften von Dura-Europos in Auswahl®' III.5.3.3.2.1. Hatrenische Inschriften in Dura-Europos
Die insgesamt vier hatrenischen Inschriften in Dura lassen auf enge Kontakte zwischen Dura und Hatra schließen. Wahrscheinlich ließen sich aus Hatra
stammende Personen für längere Zeit oder dauerhaft in Dura nieder.°" Zu den
vier hatrenischen Inschriften kommen sieben Münzen mit der Aufschrift „Hatra von $ama$“ hinzu, die in Dura gefunden wurden.S'7
810 811 812 813
Zu den iranischen Namen siehe Huvs£ 1988. Siehe MILLAR 1998, 478. \WIDENGREN 1960, 8. Siehe Huyse 1988, 19; Huvse spricht auch
orientalische(n) Mischkultur“.
von
einer „interessante(n)
814 Siehe MıLLAR 1998, 477f.; DIRVEN 1999, 8f.
815 Die Nummerierung folgt derjenigen der maßgeblichen Ausgaben. 816 Vgl. LERICHE/BERTOLINO 1997, 207. 817 Siehe LERICHE/BERTOLINO 1997, 213.
hellenistisch-
IN.5.3.3.2. Die INSCHRIFTEN VON DURA-EUROPOS IN AUSWAHL
371
III.5.3.3.2.2. Palmyrenische Inschriften in Dura-Europos
Die insgesamt etwa 60 palmyrenischen Inschriften in Dura-Europos weisen auf die ausgesprochen engen Beziehungen zwischen den beiden Städten. Dabei erweist die auf das Jahr 32 n. Chr. zu datierende Inschrift D ı, dass die Kontakte
früh einsetzten; die weiteren Datierungen belegen, dass diese Beziehungen während der ganzen weiteren Zeit des Partherreiches bestanden haben. D ı: Weihinschrift, Nekropolis HırLers/QussintI 1996, 169 (PAT 1067); vgl. DU MEsNIL 1939, 3f. 1. ı 2 3
byrh Sywn $nt 2.100+60+10+5+4 hw ZBDBWL br BYHWdy mn BNY
Im Monat Sywn (Siwan) des Jahres 279. Er, ZBDBWL (Zabdibol), der Sohn des B'YHW (), von den BNY
4
GDYBWL wMLKWbr
GDYBWL MLKW
(Bene Gaddibol), und
(Malku), der Sohn des
5 RMW dy mn BNY KMR’
RMW (Ramu), von den BNY KMR’
6
“baw hykl’ IBL
haben gemacht den Tempel für BL
wYRHBWL
(Bel) und YRHBWL (Yarihbol).
(Bene Komra),
7
Datum: 32 v. Chr.
Die Inschrift belegt die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Bel sowie diejenige des in Palmyra verankerten Gottes Yarihbol durch in Dura lebende Palmyrener, die auch in der Fremde an ihren hergebrachten Kulten festhalten.°" Die Inschrift ist auch deshalb von Bedeutung, weil es sich bei ihr um die älteste datierbare Inschrift aus DuraEuropos handelt.
D 12: Bilingue Weiheinschrift, Palmyra-Tor Hırıers/Cussini 1996, 170 (PAT 1078); vgl. DOwNEY 1977, 29-31 9 (einschl. Pl. IV).
ı 2
“bd wmwd MLWK br SWDY Tamry’ INMSYS nt 5.I00+40+I0+5+I
818 Eine weitere, auf das Jahr 194 n. Chr. datierte Widmung an die Götter Bel und YRHBWL,
ssinI zusammen mit den arabischen Göttern ‘GLBWL und ’RSW, findet sich bei HirLers/Cu erwähnt. 1099) (PAT 173 1996, ssin1 HıLLers/Cu in auch wird YRHBWL 1091). (PAT 1996, 172
Ein weiterer Beleg für die Verehrung des in Palmyra beheimateten Gottes ’RSW findet sich in Hırıers/Cussint 1996, 174 (PAT 1113).
372
MARKUS ZEHNDER
ı
Es hat gemacht und dargebracht MLWK’
2
SWDY (2), der Palmyrener, für NMSYS (Nemesis). Jahr 556.
(Malocha), der Sohn des
Datum: 244 n. Chr.
Aus dem griechischen Teil der Inschrift geht hervor, dass der volle Name des Stifters Julius Aurelius Malocha lautet. Damit liegt hier ein Beispiel für die in den palmyrenischen Inschriften häufig zu beobachtende Mischung von griechisch-lateinischen und semitischen Namen vor. Die Verehrung der Göttin Nemesis weist auf den Einfluss der hellenistischen Kultur. Stil und Material der Stele ebenso wie die palmyrenische Herkunft des Stifters weisen unmittelbar auf den palmyrenischen Einfluss auf Dura und die Niederlassung von Palmyrenern in Dura. D 20: Weihinschrift auf Stele, „Wall Street“
HıLrers/CussinI 1996, 171 (PAT 1086); vgl. pu MesnIL 1939, 12 20; DowNnEY 1977, 57-60 45 (einschl. Pl. XIT). ı
dkrm tb PSRW wS‘D ‘
Gutes Gedenken für ’°SRW (ASaru) und 5'D (Sa’adu),
2 gny’“bd BNYSM MT’ die Genien. Es hat gemacht BNYSM MT’?). Die Inschrift belegt die Verehrung von typisch arabischen Göttern in Dura, in diesem Falle von Akaru und Sa‘adu.°"? Ihre Bezeichnung als „Genien“ weist auf hellenistische
Einflüsse 32°
D 28: Weihinschrift, Naos 3 des Gadde-Tempels HırLers/Cussint 1996, 172 (PAT 1094); vgl. DU MesnIL 1939, 17 28; DowNEY 1977, 14-17 4 (einschl. Pl. II); MıLLar 1998, 483. ı 2 3
GD’dy Dwr’ “bd HYRN br MLKW br NSWR byrh Nysn snt 4.100+60+I0
1 2
Der Glücksgott von Dura; es hat gemacht HYRN (Hayran), der Sohn des MILKW (Malku), des Sohnes des NSWR (Nasur), im Monat Nysn (Nisan) des Jahres 470.
3
Datum: 159 n. Chr.
819 Belegt ist auch die Verehrung des B'LSMYN, der mit Zeus gleichgesetzt wurde; siehe
HirLers/Cussint 1996, 171 (PAT 1089). 820 Zu anderen Deutungen der Inschrift siehe Downey 1977, 60.
IIl.5.3.3.2. Die INSCHRIFTEN von DURA-EUROPOS IN AUSWAHL
373
Der in der Inschrift erwähnte Hayran ist auf dem Relief in palmyrenischer Priestertracht abgebildet. Bei ihm handelte es sich offenbar um eine „Persönlichkeit von Rang und Einfluss“ 8?!
Der Gadde-Tempel diente entweder vorwiegend oder ausschließlich den in Dura ansässigen Palmyrenern als Kultort.°*? Im Gadde-Tempel finden sich Skulpturen der Schutzgötter sowohl von Dura als auch von Palmyra. Die als weibliche Gestalt dargestellte Schutzgöttin von Palmyra ist der Tyche von Antiocheia nachempfunden und möglicherweise mit der im Bel-Tempel von Palmyra verehrten Göttin Astarte zu identifizieren. Damit — so SOMMER — ist das hellenistische Konzept einer die Stadt verkörpernden weiblichen Gottheit mit dem im aramäischen Raum verbreiteten Konzept der Schutzgottheit eine fruchtbare Symbiose eingegangen.°? Die Schutzgottheit von Dura ist dagegen als männliche Figur dargestellt, zu identifizieren mit BLSMYN (Ba‘alsamin)IZeus.°”* Das bedeutet, dass aus Sicht der
Palmyrener Dura in ihrem Kern eine „griechische“ Stadt war.°? D 29: Reliefinschrift, Naos 3 des Gadde-Tempels Hırıers/Cussint 1996, 172 (PAT 1095); vgl. DU MESsNIL 1939, 17 29; DOwNEY 1977, 14-17 4 (einschl. Pl. IT). ı
SLWQWS
SLWQWS (Seleukos)
2
NYQTWR
NYQTWR (Nikator).
Der griechische Name weist auf den hellenistischen Einfluss, der zu allen Zeiten eine wesentliche Rolle in Dura-Europos gespielt hat. Bei Seleukos Nikator handelt es sich um den (deifizierten) Stadtgründer Dura-Europos'.
D 34: Inschrift auf Sockel einer Statue, Naos 3 des Gadde-Tempels HiLLers/Cussini 1996, 173 (PAT 1100); vgl. DU MESNIL 1939, 18 34; DOWNEY 1977, 64f. 48 (einschl. Pl. XI).
ı 2.
NBW ‘bd ZBD’ brZBL
NBW (Nabu). Es hat gemacht ZBD’ (Zabda), der Sohn des ZBL’ (Zabla?).
Die Inschrift belegt die Verehrung des traditionellen mesopotamischen Gottes Nabu in Dura-Europos. Die Art der Darstellung zeigt, dass Nabu in Dura-Europos ebenso wie in Palmyra mit Apollo gleichgesetzt wurde.° 821 SOMMER 2004, 178.
822 Siehe SOMMER 2004, 256. 823 Siehe SOMMER 2005, 304; DERS. 2004, 256; vgl. MILLAR 1998, 484. 824 Siehe SOMMER 2005, 287; DOWNEY 1977, 17. 825 Siehe SOMMER 2005, 304. In der Tat wurde in Dura ziemlich lupenrein das koine-Griechisch der seleukidischen Zeit bewahrt, und die Eliten hielten nicht nur an griechischen Namen, sondern auch am Kult des Gründerheros Seleukos Nikator fest (siehe SOMMER 2005, 305). 826 Siehe DowNEY 1977, 65.
374
MARKUS ZEHNDER
Votiv-Stele BounnNI 1997, 217. ı 2
[byrh? $nlt 700+20+20+20+20+7 [grb?] br SLMN [br YLQT
Jet,
[lm Monat ... des Jah]res 787 [hat dargebracht] SLMN ($alman), [Sohn des YILQT (Yalqut) [für] BL (Bel).
Datum: 1. Jh. n. Chr.8?7
Die palmyrenische Inschrift erwähnt den Gott Bel, den Hauptgott von Palmyra, als Empfänger der Gabe; der Gott ist auch auf dem Relief abgebildet.-Ebenfalls abgebildet ist ein kleiner Herakles. „Il est probable que le donateur, originaire de Palmyre et resident a Doura-Europos, voulait satisfaire le grand dieu de la Palmyrene sans oublier Heracles, dieu protecteur de Doura, Allat, la deesse de son grand-pre“ #2? Der Name des Vaters des Stifters wird mit SLMN ($alman) angegeben. Das weist auf die Verehrung des arabischen Gottes Salman sowohl in Dura-Europos wie in Palmyra. III.5.3.3.2.3. Syrische Inschrift Bsı (D63:]) DRIJVERS 1999, IQIf.; DERS. 1972, 49-51. 1. WILGS 2 brSN@)Q 3 Qrhny’ 4 tImd’ ;s dRM’
Des WLGS (Vologeses), Sohn des SNQ (Sennag), von Qarha, Schüler des RM’ (Rama),
6 dkyr
werde gedacht
7 qdm 8.
vor Gott.
Datum: Frühes 3. Jh. n. Chr.
Bei Sennaq handelt es sich möglicherweise um eine Kurzform des Namens Sanatrug. Die beiden Namen Vologeses und Sennaq weisen auf iranisch-parthischen Einfluss. Über eine Zuordnung zur christlichen Gemeinde lässt sich trotz t/Imd’ und dem absoluten ’h’ keine sichere Angabe machen.
827 Das Datum ist wohl zu korrigieren von ca. 787 auf ca. 387, d.h. 72/73 n. Chr. (siehe Bounnı 1997, 218). Zum Text siehe BounnI 1997, 217. 828 BOUNNI 1997, 217.
IIl.5.3.4. PALMYRA
III.5.3.4.
Palmyra
III.5.3.4.1.
Geschichte Palmyras im Überblick®?9
II. 5.3.4.1.1.
Einleitung
375
Die Bewohner Palmyras werden bereits am Anfang des 2. Jts. v.Chr. in assyrischen Dokumenten erwähnt.33° Es ist anzunehmen, dass die Oase während der Jahrhunderte vor dem Zutagetreten der ersten literarischen Zeugnisse aus dem ı. Jh. v.Chr. von aramäischen und arabischen Clans besiedelt war.
Im ı. Jh. v.Chr. nahm Palmyra eine Zwischenstellung zwischen den Großreichen der Römer und der Parther ein, was nicht nur für die politische, sondern auch für die kulturelle Ebene gilt. Seit dem frühen 1. Jh. n. Chr. befand
sich Palmyra fest unter römischer Kontrolle; Palmyra wurde auch wirtschaftlich stark von Rom abhängig: Rom war der Hauptabnehmer der Luxuswaren, die die palmyrenischen Kaufleute aus dem Orient herbeischafften. „Das genaue politische Verhältnis zwischen Palmyra und Rom ist nicht ganz klar. In gewissem Sinne aber war Palmyra bestimmt ein Vasallenstaat Roms.“®3? Der Aufschwung Palmyras wurde möglich durch die Etablierung der pax Romana im Vorderen Orient; die Palmyrener ergriffen die sich dadurch bietenden Möglichkeiten durch die aktive Umleitung der bisher v.a. über Zeugma fließenden Handelsströme.°3 Spätestens nach der voliständigen Eingliederung des Nabatäerreiches ins römische Provinzsystem im Jahr 106 n.Chr. konnte sich Palmyra eine beherrschende Position im wirtschaftlichen Ost-West-Verkehr erwerben. Die Handelsbeziehungen Palmyras waren weit verzweigt; „dabei herrschen Belege für den Osthandel der Stadt entschieden vor“;83* das bedeutet, dass die Beziehungen
zu den Parthern ausgesprochen intensiv waren. Zahlreich sind die Belege für enge Beziehungen Palmyras mit Hatra. So wurde im Nabu-Tempel ein Relief mit Darstellungen des Sonnengottes gefunden, das aus dem typischen weißlichen Alabaster besteht, der bei vielen Kleinplastiken in Hatra verwendet wurde. Umgekehrt ist auf zwei etwa gleichzeitige palmyrenische Funde in Hatra
hinzuweisen, ein Votivrelief an Allat und ein dem Sonnengott geweihter Altar,
beides palmyrenische UBPergnaHikte sowie auf palmyrenische Inschriften und Tempel in Dura-Europos.”
829 Zusammenfassung und Forschungsstand bei SOMMER 2005, 149-202.
830 Siehe DRIJVERS 1977a, 837. 831 832 833 834 835 836
Siehe MILLAR 1998, 176; SOMMER 2005, 152-154. DRIJVERS 1977a, 839. Siehe GAwLIKOWSKI 1988, 164. PARLASCA 1992, 257. PARLASCA 1992, 261. Siehe IIl.5.3.1.; IIl.5.3.3.
376
MARKUS ZEHNDER
Die Handelsbeziehungen reichten bis in die Susiane und bis nach Indien, wobei die in verschiedenen mesopotamischen Orten bezeugten Handelsniederlassungen der Palmyrener als Ausgangspunkte dieses Fernhandels dienten.°3” Dass unter den Textilfunden aus palmyrenischen Grabtürmen sich auch chinesische Gewebe befinden, könnte auf eine Involvierung in den Seidenhandel mit China hinweisen.33 Der Übergang der Herrschaft von den Arsakiden zu den Sasaniden hatte für Palmyra gravierende Folgen, da die sasanidische Besetzung der Gebiete am persischen Meerbusen die für Palmyra lebenswichtigen Handelsrouten unterbrach. Schließlich beendete die Auflehnung gegen Rom und die daraus resultierende Zerstörung Palmyras 272/73 n. Chr. die einst dominierende Stellung
der Stadt. III.5.3.4.1.2. Verwaltung
Die Stadtbevölkerung war — jedenfalls fast während der ganzen als „römisch“ zu bezeichnenden Periode — in wenigstens 14 „Clans“ untergliedert. Daneben gab
es als übergeordnete soziale Einheiten vier bzw. fünf Stämme, deren genaue Funktion, Zusammensetzung und Herkunft aber unklar ist. Sicher für das 1. Jh. n. Chr. und wohl bis in den Anfang des 3. Jhs. ist mit einer weitreichenden Autonomie Palmyras unter römischer Oberhertschaft zu rechnen, auch wenn das
Wirken römischer Steuerpächter schon ab etwa son. Chr. belegt ist.°* Im 2. Jh. n. Chr. standen der Stadt die Ratsversammlung (BovAn Kat öfjuog) mit zwei
Archonten vor.°# Die für hellenistische Städte typische doppelte Leitungsstruktur mit BovANn und Öfjuog ist bereits für das Jahr 74 n. Chr. inschriftlich
belegt.?# Es ist allerdings offen, inwieweit die von da an greifbaren neuen Termini auch neue Verwaltungsstrukturen bezeichnen oder bloss neue sprachliche Etiketten für bereits seit längerem vorhandene Körperschaften sind. Wahrscheinlich ist, dass sich hinter den griechischen Termini traditionelle orientalische Organisationsmuster verbergen, da die Termini keineswegs konsistent-systematisch verwendet wurden und mit anderen Koordinatensystemen 837 Siehe ALTHEIM/STIEHL 1970, 706; SEYRIG 1941, 255ff.; SOMMER 2005, 152-159; 1.4.4.
838 Eine scheinbare inschriftliche Bezeugung dieses Engagements durch zwei palmyrenische Grabinschriften in der Oase Merw hat sich als nicht haltbar erwiesen; siehe ParLascA 1992, 258. 839 Siehe DrIJvErs 1977a, 846-856; SOMMER 2005, 159-170. 840 Siehe KAIZER 2002, 48-55; DIRVEN 1999, 23-26. Die Stämme sind die Bene Mita, Komare,
Mattabol, Ma‘ziyan und Claudia (siehe Dirven 1999, 24).
841 Siehe SOMMER 2005, 153.
842 Ein — mit dem aus dem Griechischen abgeleiteten Wort ’rkwn bezeichneter — Archont ausden Bene Ma’ziyan ist für die zweite Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. belegt; siehe Hırıers/Cussint 1996, 47 (PAT 0187); DunAnT 1971, 46f. 843 Siehe KAIZER 2002, 38.
III.5.3.4.1. GESCHICHTE PALMYRAS IM ÜBERBLICK konkurrierten.*#
Die Aufnahme
dieser Termini
377
zeigt aber, dass sich die
Palmyrener bei der Etikettierung ihrer Institutionen am Vorbild der polis orientierten; sie dürfte ebenfalls Hinweis sein auf eine „Tendenz zur Institutionalisierung zentraler gesellschaftlicher Bereiche: Karawanenhandel, Kultwesen und militärische Sicherheit“.8# An verschiedenen Indikatoren lässt sich ablesen, dass im Verlauf des 2. Jhs. n. Chr. die tribalen Bindungskräfte an Wirkung einbüssten zugunsten von neuen, klientelartigen Organisations- und
Integrationsformen.®4° Am Anfang des 3. Jhs. n. Chr. wurde die Autonomie Palmyras deutlich zurückgestutzt.°# Mit der Versetzung Palmyras in den Stand einer colonia unter Septimius Severus oder Caracalla wurde die Stadt von zwei jährlich neu zu bestimmenden duumviri angeführt, in den Inschriften als otparınyoi bzw. ’strtg’ bezeichnet. Ungefähr in der Mitte des 3. Jhs. n. Chr.
übernahm dann die Familie des Septimius Odainat die Leitung der Stadt. Odainat „suspendierte nach innen das, was Palmyra jemals an polis-Institutionen
besessen hatte“.# Die Repräsentanten der im 2. Jh. n. Chr. das Leben Palmyras bestimmenden Elitefamilien treten in den Inschriften nun als Ehrende statt als Geehrte auf.34
III.s.3.4.1.3. Religion®° Das traditionelle und soziale Zentrum der Stadt war der Bel-Tempel, wo neben Bel verschiedene weitere Götter verehrt und der Kult der „Götter der Väter“
zelebriert wurde und an dem offensichtlich alle großen Stämme ihren Anteil
hatten.°5! Die Bedeutung des Gottes Bel— bzw. Bol— zeigt sich in der markanten Häufigkeit „Bel“- und „Bol“-haltiger Namen renischen Inschriften.
im Onomastikon
der palmy-
Römischer Einfluss ist nur am Rande spürbar. Immerhin wurden die römischen Kaiser als Götter geehrt.°%? Auch griechische Götter tauchen neben der Identifizierung mit semitischen Göttern nur selten auf, wie z.B. Nemesis.®% Iranische oder parthische Religionsformen spielten in Palmyra offensichtlich 844 Siehe SOMMER 2005, 173f. So ist z.B. das Amt eines Argapeten (siehe II.4.2.6.1.) mit der
Struktur einer polis nicht in Übereinstimmung zu bringen. 845 SOMMER 2005, 217. 846 Siehe SOMMER 2005, 202.216f.
847 Siehe SOMMER 2005, 157. 848 849 850 851 852
SOMMER 2005, 221. Siehe SOMMER 2005, 222. Siehe dazu insbesondere KAIZER 2002. Siehe DRIJvERS 1982, 36. So z.B. in einer Inschrift aus dem Jahr 130/ı n. Chr. der Kaiser Hadtrian; siehe z. B. HıLLers/ Cussınt 1996, 72 (PAT 0305); vgl. DunanT 1971, ssf. Siehe auch HırLers/Cussint 1996, 66 (PAT 0278); CANTINEAU 1930c, 29 22 (Inschrift von 242 n. Chr.) 853 Siehe HıLıers/Cussini 1996, 226. 330 (PAT 1568. 2825); vgl. BounnI/TEIXIDOR 1975, 49f. 55.
MARKUS ZEHNDER
378
kaum eine Rolle. Es finden sich nur — wie in Dura-Europos — einige importierte Tonformen mit Darstellungen eines parthischen Gottes;°’* zudem ist auf einen möglichen inschriftlichen Beleg für die Verehrung Anahitas hinzuweisen.®5 III.5.3.4.1.4. Materielle Kultur
Im 1. Jh. n. Chr. war Palmyra in seiner Architektur überwiegend eine griechischrömische Stadt geworden; nur bestimmte Merkmale wie die Konsolen an den
Säulen, auf denen Standbilder aufgestellt waren, weisen auf andere Einflüsse. An der Mauer des Temenos des Bel-Tempels wurden Architekturfragmente und Skulpturteile gefunden, die in den Bereich der hellenistisch-iranischen Kultur Mesopotamiens
hineingehören;
hierbei handelt es sich um
Elemente
eines
früheren Bel-Heiligtums aus dem 1. Jh. v. Chr.°°°
Von
besonderem
Interesse sind die Skulpturen, die insgesamt einen
griechischen Eindruck machen, aber doch verschiedene orientalische Züge aufweisen.°7 Es gibt zahlreiche Darstellungen von (Toten-)Bankettszenen. Diese
Darstellungen kennzeichnen sich durch die Frontalität von Oberkörper und Kopf aus, sind im Übrigen aber viel stärker als in Dura-Europos griechisch und nicht „parthisch“ geprägt.®°® Ob die Frontalität und Statik der Skulpturen als Hinweis auf parthische Einflüsse betrachtet werden kann, ist umstritten. Das Auftreten
dieses Prinzips dürfte in Palmyra kaum ohne griechische Einflüsse zu erklären sein, doch ist eine parthische Vermittlung nicht auszuschließen. DRIJvers kommt zu folgendem
Urteil: „Die Frontalität
ist nicht ohne griechisch-römischen
Einfluss entstanden, obwohl die Weiterentwicklung dieses Stilmerkmals größtenteils auf die syrische und mesopotamische Wüste beschränkt bleibt, wo die
autochthonen Traditionen ihre Rolle mitgespielt haben“.859 „Parthische“ — oder wenigstens allgemein als „orientalisch“ zu bezeichnende — Einflüsse fehlen aber
auf jeden Fall nicht ganz, wie das Fehlen der plastischen Wiedergabe lebendiger Körper, das ethnographische Interesse, die Detailtreue der Wiedergabe der (oft in iranischem Stil erscheinenden)
Kleider und: Waffen, die Darstellung von
Menschen und Göttern in einer Reihe sowie die häufig anzutreffenden Merkmale Archaismus, Naivität, Eindimensionalität und Spiritualisierung zeigen. Wie 854 Siehe PARLASCA 1992, 264. 855 Siehe Weihinschrift auf Säulentrommel (PAT 1539), hier III.5.3.4.2.12.
856 Siehe DRIJvERS 1977a, 858. 860. 857 858 859 860
Siehe ROSTOVTZERFF 1935, 236. Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 274f. DRIJVERS 1977a, 861. Siehe auch DrIJvERs 1977a, 810; ROSTOVTZEFF 1935, 236f. 299. — Nach ROSTOVTZERE ist es die
spirituelle, himmlische Ausstrahlung, nicht die des Körpers, die durch die schlanke Eleganz
und Luftigkeit der Figuren, v.a. durch die „romantischen“ Augen, betont wird. Die quasi-
Negation des Körpers bildet eine Antithese zur griechischen Kunst.
III.5.3.4.1. GESCHICHTE PALMYRAS IM ÜBERBLICK
379
schwierig die Frage nach dem Einfluss der sog. parthischen Kunst letztlich zu beantworten ist, zeigt die folgende Äußerung WIDENGRENSs:
„Das parthische
Element in der Skulptur und in der Reliefkunst tritt in Palmyra mehr in der die ganze Kunst prägenden Lebenshaltung und in den treuen ethnographischen Details als in bestimmten Stilelementen hervor. Die Kunst ist von den parthischen Lebensidealen stark beeinflusst, selbst aber nicht ganz parthisch, sondern hellenistisch-vorderorientalisch-parthisch“.®°! SOMMER spricht von einem „östlichen Spross hellenistischer Formensprache“ 8%
Ein wichtiges Kapitel stellt die Kleidermode dar, die sich primär aus den Skulpturen erschließen lässt. Dabei zeigt sich, dass die lokale Tracht sich in eigentümlicher Weise mit der iranischen Kultur und dem orientalischen Hellenismus verband.°% Die iranischen, primär über die Parther vermittelten, Einflüsse manifestieren sich v.a. bei den Hosen und Wickelgamaschen;?* aber auch Blusen, Tunika, Weste, (Innen-)Schuhe und konische Mütze zeigen typisch iranische oder spezifisch parthische Merkmale. Aus den Darstellungen lässt sich entnehmen, dass iranisch oder parthisch erscheinende Kleider nicht nur von Parthern oder von bestimmten Berufsgruppen in Palmyra getragen wurden, sondern
dass sie generell bei der Oberschicht
Palmyras,
insbesondere
bei
festlichen Gelegenheiten, in Gebrauch waren.° V.a. in späteren Darstellungen treten vermehrt auch griechische Modeelemente zutage; das zeigt sich etwa bei den im 3. Jh. n.Chr. auftauchenden kurzen Ärmeln der Blusen oder bei den
hellenistischen Gewändern späterer Götterdarstellungen.® Oftmals finden sich auch Mischungen; so trägt z.B. Hadad auf palmyrenischen Tesserae eine parthische Uniform, aber mit einem hellenistischen Helm.$°® An der Darstellung „arabischer“ (Karawanenschutz-)Götter lässt sich ablesen, dass die gewöhnliche
lokale Tracht sich sowohl von der parthischen wie von der griechischen Mode unterschied.°° In diesem Zusammenhang ist auch auf die abgebildeten Waffen hinzuweisen. Bereits das Tragen von Waffen bei festlichen Gelegenheiten entspricht iranischer Sitte.87° Auch die einzelnen Waffen selber sind häufig typisch iranischen oder spezifisch parthischen Typs: Das Schwert ist parthisch und wird nach iranischer Sitte an einem Lendengurt befestigt getragen; auch der lange Griff entspricht 861 \WIDENGREN 1960, 16f. 862 SOMMER 2005, 192.
863 Siehe DRrIJvERS 19772, 863; SEYRIG 1937, 4. 864 SEYRIG 1937, 4.6. 865 Siehe SEYRIG 1937, 4-6. 12-26. 866 Siehe SEYRIG 1937, 6.
867 Siehe SEYRIG 1937, 8. 17f. 868 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 209. 869 Siehe SEYRIG 1937, 5. 870 Siehe SEYRIG 1937, 26f.
MARKUS ZEHNDER
380
iranischer Tradition. Die Langschwerter sind ebenfalls typisch parthisch. Die Dolche stellen eine lokale Variante einer iranischen Waffengattung dar, die die Palmyrener von den Parthern erhalten haben." III.5.3.4.1.5. Onomastikon Häufig belegt sind „Bel“- bzw. „Bol“-haltige Namen, weiter solche mit den theophoren Elementen „Nabu“ und „Samas“ ‚7? weniger häufig auch „IStar“ bzw.
„Astarte* und „Nergal“. Der häufig belegte Name Yarhibola weist auf die
Verehrung des Gottes Yarhibol. Auch auf arabische Götter wird in zahlreichen Namen Bezug genommen, so z.B. auf Allat,373 Ma“an, Azizu, Salmanu, Sa adı.
Von den etwa 950 verschiedenen Personennamen, die von STARK aufgelistet werden, sind nach der Zählung STARKs 48 griechisch, 46 lateinisch und ıı iranisch.374
III.5.3.4.1.6. Weitere kulturelle Elemente
Auf parthische Einflüsse weist der Umstand, dass z. B. der vornehme Palmyrener Maqgay als parthischer berittener Bogenschütze abgebildet wird.37° In der Lokalsprache, dem Palmyrenischen, lassen sich neben zahlreichen griechischen und lateinischen auch einige iranische Einflüsse nachweisen:37° ’drwn’, Cella; Speiseraum ’rgpt’, Chef des Steuerwesens mhraryn, Beschwörer pdybrh, Bote
Zu den griechischen und lateinischen Lehnwörtern im Palmyrenischen gehören die folgenden: ’wtgrtr, Autokrator
hlss, Hain
'ksdr’, Exedra 'ksny’, Fremder "migy’, Quittung
hptyn, Adjutant hptyg’, Konsul hpq’/hpqws, Ritter
’stw’, Vorhalle
tksys, Reihe
’'strtgwt, Strategenschaft ’strtwm’, Soldat ’ptrp’, Prokurator
loy(w)n(y)’, Legion Imn’, Hafen nyg’, Siegesgöttin
871 Siehe SEYRIG 1937, 27-30. — Siehe zur parthischen Kleidung und Bewaffnung, wie sie aus den Skulpturen deutlich werden, auch LEROY 1957, 334f. 872 Bei den „Sama$“-haltigen Namen ist allen voran LSMS zu erwähnen; auch der Name
SMSGRM ist sehr häufig belegt.
873 874 875 876
Im Vordergrund stehen dabei die Namen WHBLT und SLMLT. Siehe STARK 1971, 131f. (Zählung jeweils ohne Schreibvarianten). Siehe WIDENGREN 1960, 14. Siehe WIDENGREN 1960, 33. Zu den iranischen Lehnwörtern siehe oben 1.4.2.6. und 1.4.8.2.
IIl.5.3.4.2. Die INSCHRIFTEN voN PALMYRA IN AUSWAHL "pmltwt, Kuratorenschaft ’pnrtt’, Kommissar
’rkwn, Archont
nmws, Gesetz sdq, öffentlicher Anwalt; Beamter swm, Körper; Person
bwl‘, Rat
sngltyg’, Senator
b(y)lwt’, Ratsherr bnpgyr’, beneficiarius bt ’rk’, Archiv gwmhy’, Nische gmwt, Hochzeit gmnsyrks, Gymnasiarch gny’, Genien?77
‚plty’ 1, öffentliches Leben (noA1teia)
‚plty’ 2, Korridor (nAorteia) psqws, Fiskus prgmtt’, Agent prnyn, Pronaos
qdns, Gefahr qwlwn, Kolonist
gnsts, Zeuge
gtry’, Hundertschaft
grmty’, Sekretärsamt
gtrywn’, Centurion qiny’, Kolonie gistr’, Korb (?) grtst(w)s, Exzellenz
grmtws, Sekretär
dem, Dekret dytgm’, Dekret dmws, Volk danr’, Ducenarius
381
grgs’, Tympanon gsr, Kaiser
drmdry’, Dromedar-Korps
tgm’, Verbindung, Genossenschaft
h(y)gm(wn)’, Gouverneur
tml’, Plattform
Die „bodenständige“ Kultur Palmyras ist semitisch geprägt, wobei nordwestsemitisch-arabische und mesopotamische Elemente von Bedeutung sind. Diese Kultur verschmolz mit derjenigen der griechischen Einwanderer und ihrer römischen Erben.37® Im 1. Jh. v. Chr. kam es zudem im Zuge des Vordringens des parthischen Reiches nach Westen zu einer gewissen Iranisierung Palmyras, deren Stärke aber unterschiedlich gewichtet wird; etwa ab Trajan setzte dann aber eine starke Hellenisierungswelle ein.®79 Der allgemeine Trend zur Verstärkung des griechischen Elements in Palmyra im 2. Jh. n. Chr. lässt sich gut an den Inschriften beobachten: Sowohl der Anteil der griechischen Inschriften als auch der Bestand an griechischen Lehnwörtern in den aramäischen Inschriften nehmen in dieser Zeit zu.°®° III.5.3.4.2. Die Inschriften von Palmyra in Auswahl
Bis ins ı. Jh. n. Chr. war die Mehrheit der Inschriften von Palmyra aramäisch bzw. „palmyrenisch“;#®" bei den ebenfalls vorhandenen
Bilinguen war der
877 Zu weiteren Belegen siehe z. B. INGHOLT/SEYRIG/STARCKY 1955, 30. 32. 35; HırLers/CussinI 233f. 239-241. 243-246. 248. 289f. 303. 320. 326 PAT 2624f. Gegen eine Herleitung von gny’ aus dem Griechischen wenden sich InGHOLT/STARCKY I95I, 146. 878 Siehe DRIJVERS 1977a, 801. 879 Siehe ROSTOVTZEFF 1935, 295. 880 Siehe DunanT 1971, 12f. 881 Wobei „palmyrenisch“ eben einen aramäischen — und nicht etwa einen aramäisch-arabischen — Dialekt bezeichnet.
MARKUS ZEHNDER
382
griechische Text oft nur eine Zusammenfassung des aramäischen. Von der Mitte des ı. Jhs. n.Chr. an kommt es immer häufiger vor, dass der griechische Text
vorausgeht, und im 2. Jh. n. Chr. bildet der aramäische Text oft nur noch eine Zusammenfassung des griechischen. °®? Insgesamt dominieren Fälle, in denen der aramäische Teil als Übersetzung des griechischen zu verstehen ist; darauf weisen nicht nur die griechischen Lehnwörter, sondern auch syntaktische Besonderheiten, die sich als Versuch, eine griechische Vorlage wiederzugeben, verstehen lassen.83 Schon in der Mitte des ı. Jhs. n. Chr. finden sich auch trilingue Inschriften, die bereits für diese Zeit auf eine (indirekte) römische Kontrolle über die Stadt hinweisen;?°* trinlingue Inschriften lassen sich bis ins Jahr 176
nachweisen. Da Palmyra anders als Hatra, Edessa und Dura-Europos nie direkt unter parthischer Oberherrschaft stand, ist die Auswahl der nachfolgend aufgeführten Inschriften enger als im Falle der anderen erwähnten Städte: Sie beschränkt sich auf solche Inschriften, die einen expliziten Bezug zum parthischen Reich oder zur iranischen Kultur aufweisen. ı. Grabinschrift, Südwestliche Nekropole
HirLers/Cussini 1996, 27 (PAT 0077).
1 2 I
2
'ksdr’ m‘lyk ‘| ymynk klh yhb w’hbr ML’ br HYRN br SSN ITYBWL br ‘BD’ br TYBWL grybh Ih wlbnwhy wibn’ bnwhy lygrhwn dy ‘Im’ byrh ’dr $nt 5.100+4 Die Exedra bei deinem Hineingehen zu deiner Rechten insgesamt hat gegeben — und ihn zum Partner gemacht — ML’ (Mala), der Sohn des HYRN (Hayran), des Sohnes des SSN (?), dem TYBWL (Tybol), dem Sohn des ‘BD’ (‘Abda), des Sohnes des TYBWL (Tybol), seinem Verwandten, fürsich und für seine Söhne und für die Söhne seiner Söhne zu ihrer Ehre in Ewigkeit. Im Monat ’dr (Adar) des Jahres 504.
Datum: 183 n. Chr.
Hinzuweisen ist v.a. auf den Namen SSN, der auf das Vorhandensein eines parthischen Ele-ments auch noch im Palmyra des ausgehenden 2. Jhs. n. Chr. hinweist. Der Name ist noch in zahlreichen weiteren Inschriften, die z.T. in die r. Hälfte des 3. Jhs. zu
datieren sind, belegt.°%° 882 Siehe BERTOLINO 1997, 204f. 883 Siehe DRIJVERS 1995, 33ff.
884 Siehe z.B. HıLers/Cussint 1996, 110 (PAT 0591), Inschrift von 58 n.Chr. Vgl. Ropinson 1950, 141f.
885 Die Ordnung der Inschriften folgt derjenigen in der Edition von Hırıers/Cussint. 886 Falls es sich bei SSN tatsächlich um einen iranischen Namen handeln sollte (vgl. dazu STARK
IIl.5.3.4.2. Die INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
383
2. Bilingue Sockelinschrift, Tempel des Ba’al$famin
HiLLers/CussiniI 1996, 49 (PAT 0197); vgl. DUNANT 1971, 56-59; HıLLERS/Cussinı 1992, 35-37; SCHUOL 2000, 58-60. Zoadov BwALadoVg TOd Loadov [EBoeßT Kai] PIAÖTATPLV Kal Ev noAAoTG Kal [neyadoıg] Kaıpotg Yvnoiog K[ai pPLAotelumg] rapaotävra Totg Eunölporg Kal Tatg] ovvodllalız kai Tolsg £v OdoAoyacıa [dt] TOAEITALG, Koi T[A]vTOTE AYELöNOAvra [v]uxig Kai oBolag UnEp T@v Ti naTpiöl Sıaple]pöv[tlov Kai d1& TOdTo döynacı
HMMH „.Oo
kat P[NPIS]uacı kai Avöpıacı Önnoctoıg kai E[nıotoA]latz kai dStatäyporı TIoßAıkiov Mapkx[EAAov TOD SLR] NUOTATOD KOpiov
12
drarıK[od TereiuNn]u£vov,* SLACWOAvTa
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13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
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repLotävrog ad|t]nv neyiadov Kıvöbvov, N adrn ovvoöla, [Aperjnig Kai neyadoppoodvng [Kai eboeßeiog Evex]a, VnbTOD Avöplıavrag Teocapasg Aveornole, Evla ne[v E]vraßh[a Ev iep® Auög], Eva de
[£]v Kol 81& TOD
iep® Ädoeı, Evo de [E]v ielp®] "Apeog TOV TETaPTOV Ev iep® "Atapyüteiog Ayeyov IapıßBwAeovg Kal GanLNAPOOV GALNAPOOD GVVOÖLÄPX@V ' ETOVG
[yluv” unvög Iepıriov. Dem
Soades, (Sohn) des Boliada, (Sohn) des Soades, dem [Gottes-
fürchtigen und] 1971, 102). Zu weiteren Belegen dieses Namens siehe Hırıers/Cussint 1996, 27. 29. 162-167
(PAT 0028. 0039. 0040. 1017. 1019. 1021-1023. 1025-1032. 1034. 1040. 1042. 1051-1053. 1055);
SapurskA/BoUNNI 1994, 46-55. 59f. 64f. Cat. 47. 49. 52-54. 56-62. 64. 66. 73. 75. 84-86. Der Umstand, dass sowohl die Söhne des SSN (ML’, YRHBWL, ‘G’, ZBDBWL, BLSWRY, BWRP’) wie auch die Vorfahren (ML’, YRHBWL, BWRP’) semitische Namen tragen, lässt
vermuten, dass es sich bei jedenfalls zwei der vermutlich drei Träger des Namens SSN um Kinder aus palmyrenisch-parthischen Mischehen handelt und in allen Fällen die kulturelle Integration recht weit reichte. Immerhin wird in zwei Fällen der Name des Enkels des SSN mit MPLWN angegeben (siehe SADurskA/BoUNNI 1994, 50. 52 Cat. 56. 59), was je nach Deutung
dieses Namens auf eine gewisse Persistenz des iranischen Kulturelements hinweisen könnte, möglicherweise auch auf fortgesetzte Beziehungen zum parthischen Reich mit der Bildung neuer Mischehen. Belegt ist auch die Variante SSN; siehe HınLers/Cussint 1996, 167 (PAT 1054); SapurskAa/ BOUNNI 1994, 65 Cat. 87. Vgl. oben 11.4.7.2.3.18.
MARKUS ZEHNDER
KeS)1%)R
Vaterlandsliebenden, und der bei vielen und [großen] Gelegenheiten unverfälscht ulnd ehrenvoll] geholfen hat den Kauflleuten und den] Karawanen und denen in Vologesias,
den Mitbürgern, und der immer aufs Spiel setzte sein Leben und sein Vermögen für die Interessen des Vaterlandes,
und der deswegen durch Verordnungen und Beschlüsse und Standbilder des Volkes und Bl[efehl]e und eine Anordnung des Publicius
DD + ON A“ WwD
Marc[ellus, des herv]orragenden Herrn,
des Statthalters, weil er geholfen hat auch einer [kürzl]ich aus Vologesias heraufgez[ogenen Kara]wane aus
der sie umgebenden großen Gefahr; diese Karawane, um seiner [Tüchtigkleit und Großmütigkeit [und Gottesfurcht will]en, [errichtete ihm vier Stand]bilder, eines hier [im Tempel des Zeus], eines
im heiligen Garten, eines im Tem[pel] des Ares, und das vierte im Tempel der Atargatis,
durch Agegos, (Sohn) des Yarhibol, und Taimarsu, (Sohn) des Taimarsu, Karawanenführer; im Jahr 443, im Monat Peritios. :
*DRIJvers (1995, 39) rekonstruiert Kekoonen&vov, in Anlehnung an die ebenfalls dem Soades, (Sohn) des Boliada, gewidmete Inschrift von 144. n. Chr.
bdrm|......... ] ol. Zah: ] A Vechenig, ] msbt* bim bwl |wdn]>’ [............... ] wygryn sgy’yn w’\p PWIBLWQYWS MRQL[WS] hgmn’ mrn b’g|rt’| wbdyltg]m’ Xhd Ih* wsbhh wbaly] sty]] Syrle’] dy [slgt mn SEO Win BB N
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[B’LSMN w’hd bt ’R\SW w’hd bgnt’ "Im [w’rb‘r ... bt TRTH brb\nws* Syrt? HIGGW b]r
[YRHBWL’ wTYMR]ISW br TYMRSW [byrh Shi] [$nt 4.100+]40+3
le BR rH Ri wa °0 5 BB ubBzuv
IIl.5.3.4.2. DiE INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
385
Statuen* im Namen des Rates [und des Vollkes ...
und zahlreiche Ehrungen, und aulch PW]JBLWQYWS MRQL[WS] (Publicius Marcellus), der Gouverneur, unser Herr, durch [die] Br[iefe] und das Dekret hat er
wD AP
7
Zeugnis abgelegt für ihn 8 9
und ihn gelobt, weil er geh[olfen hat der] Kara[wane], die [herauflkam von Igy’ (Vologesias) in jeder Hinsicht, [und] (weil) er sie gerettet hat aus
ı0 ıı ı2
dieda war. [S]ie, die Glieder dieser Karawane, haben gemacht für ihn [diese vier] Bil[der] zu seiner Ehre, eines hier, (im) Haus des [B'LSMN (Ba’alfamin), und eines (im) Haus des ’R]JSW (Arsu), und eines
großer Gefahr,
(im) Garten der Götter,
13 ı4
[und das vierte (im) Haus der "TR’TH (Atargatis), unter* den Leiltern der Karawane, H{IGGW (), dem So]hn des [YRHBWL’ (Yarhibola), und TYMR]SW (Taimarsu), dem Sohn des
TYMRSW (Taimarsu). [Im Monat $bt ($ebet)] ı5s Z.s:
[des Jahres 4143. * Nach Drijvers (1995, 39) ist msbt mit „geschmückt“ wiederzugeben, in Ent-
sprechung zum griechischen keKoonen£vov in Z. 12. Z.7:
*Dunantr liest die Zeile wie folgt: hgmwn’ mrn b’glrt’| wbdy [’\m Sha Ih und
übersetzt „le gouverneur, notre maitre, par des lettres oü il lui a aussi rendu temoignage“. Z.ı0: Z.13:
*Dunanr liest d[y] hw tkh und übersetzt „(du grand danger) qui la menagait“. *D.h. zur Zeit der Führerschaft von XY.
Datum: 132 n. Chr.
Der in Z. 23 des gr. Texts auftauchende Titel des „Synodiarchen“ verweist auf eine Sonderfunktion innerhalb der Schicht der Karawanenkaufleute. Zu dieser mit besonderem Prestige verbundenen Funktion gehörte die Führung der Karawanen und die Verantwortung für ihre Sicherheit und die technische Organisation. Der in den Karawaneninschriften greifbare Aufwand, der mit dieser Funktion verbunden ist, lässt den 397 Schluss zu, dass die Synodiarchen der Oberschicht angehört haben müssen. Die Erwähnung des Gouverneurs Publicius Marcellus weist auf die römische Oberherrschaft über Palmyra im 2. Jh. n. Chr. Auf der anderen Seite weist die Erwähnung einer Karawane aus Vologesias darauf hin, dass auch mit Gebieten, die unter parthischer 887 Siehe SOMMER 2004, 179.
MARKUS ZEHNDER
386
Herrschaft standen, wirtschaftliche Beziehungen bestanden, wobei nicht ganz klar ist, ob Vologesias zur Zeit der Abfassung dieser Inschrift unter parthischer Herrschaft stand.°®® „Die Inschrift bezeugt, dass manche Karawanen nur Vologesias angesteuert haben“ ,389
also nicht bis Spasinou Charax weiterzogen. Die Gründung von Vologesias unter Vologeses I. in der zweiten Hälfte des ı. Jhs. n. Chr. dürfte v.a. dem Ziel gedient haben, den Fernhandel zu kanalisieren und zu kontrollieren, um damit die Besteuerung zu optimieren und es den parthischen Behörden so zu erlauben, einen möglichst großen Profit aus dem Fernhandel zu ziehen.” Die enge Verbindung von religiöser und politischer Sphäre zeigt sich in der Platzierung der wesentlich politisch motivierten und legitimierten Inschrift im Bereich des Tempels Ba‘alfamins; dasselbe Phänomen findet sich noch in zahlreichen weiteren Inschriften. Interessant ist schließlich auch die Gleichsetzung Ba‘alsamins mit Zeus, die sich aus dem Vergleich mit der griechischen
Inschrift erschließen lässt.°%" Wie in anderen Inschriften finden sich auch hier mehrere Lehnwörter aus dem Griechischen, bw/’ und dms’ einerseits sowie h(y)gm(wn)’ und gdns, nach der Lesart von HıLrers/ Cussini auch dytgm’. 3. Bilingue Säuleninschrift, Tempel des Bel
Hırrers/Cussinı 1996, 63 (PAT 0263); vgl. CANTINEAU 1933 GAWLIKOWSKI 1973, 73f.; SCHUOL 2000, 54f.; DE ROssI 2004, 57.
ı
I, 26 15;
"Axkeov Noapatov TOD "Arka&od
Für Aggayah, (Sohn) des
2
oi TaddeißwAıor TeruNg Xapıv.
Nof’rai, (Sohn) des Aggayah, die Gaddiboläer, zu (seiner) Ehre.
ı
sim’ dnh dy’QYH b[r NR|Y br ’QYH
2
dy“bdw Ih BNYGDYBWL bayldy “bd Ihn
3
bb’ wir'why w’p “bd b’Igsy’ hmn’
4 klh hw w’trh w’p Hl ’drwn” 5 6 7
klh wspr Ihwn bkl sbw klh bdylkwt “bdw Ih slm’ dnh lygrh byrh Knwn $nt 4.100+20
888 Von Vologesias ist außer in der vorliegenden und weiteren zitierten Inschriften auch an anderen Stellen die Rede; siehe STARCKY 1949 I, 67. 77 (Nr. 112. 124); HıLLers/Cussint 168. 207.
209 (PAT 1062. 1412. 1419). — Der Name Marcellus findet sich normalerweise in der
Schreibweise MRQI’; siehe HırLers/Cussint 1996, 89. 107. 151 (PAT 0426. 0565. 0926-0928).
889 SCHUOL 2000, 58.— Von Handelsbeziehungen zu Vologesias (und zu Forat) ist in zahlreichen weiteren Inschriften die Rede; neben den in der vorliegenden Auswahl zitierten siehe auch
HırLers/Cussini 1996, 70 (PAT 0295); SCHUOL 2000, 86f. (211 n. Chr.). Der letzte Beleg für Handelsbeziehungen zwischen Palmyra und Vologesias datiert auf das Jahr 247 n. Chr.; siehe Hırers/Cussini 1996, 66f. (PAT 0279); SchuoL 2000, 8Jf. 890 Vgl. SOMMER 2004, 172. 891 Siehe zu dieser Inschrift auch CorLArT/VICARL 1969, 205. 213f.
III.5.3.4.2. DIE INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
387
I
Dieses Bild ist von ’QYH (Aqgayah), dem So[hn des N'R]Y (?), des
2
Sohnes des ’QYH (Aqggayah), welches gemacht haben für ihn die BNY GDYBWL (Bene Gaddibol), weil er gemacht hat für sie
3
das Tor und die Türen, und [weil] er gemacht hat in ’/g$y’ (Vologesias) die Kapelle
4
die
insgesamt und den heiligen Vorhof, und [weil] er bedeckte Speisehalle* 5 insgesamt, und [weil] er ihnen Gutes getan hat in jeder Hinsicht;
6 7
deshalb haben sie gemacht für ihn dieses Bild zu seiner Ehre. Im Monat Knwn (Kanun) des Jahres 420.
Z. 4£.: *ScHuor übersetzt folgendermaßen:
„(weil er ihnen) ein Tor und die
Türflügel aus Bronze gebaut hat. In Vologesias stiftete er einen Altar und einen Tempel und das Dach des Kultraumes“. Datum: 108 n. Chr.
Die Inschrift belegt wiederum die Existenz dauerhafter palmyrenischer Einrichtungen im parthischen Vologesias. Zudem weist das Lehnwort ’drwn’ wiederum auf parth. EinAuss.°9? Der vorliegende Text stellt den frühesten inschriftlichen Beleg für die vom Partherkönig Vologeses I. gegründete Stadt Vologesias dar. Ihre Lage ist in der Forschung umstritten; die traditionelle Lokalisierung der Stadt am Unterlauf des Euphrats in der Nähe von Kufa dürfte aber zutreffend sein.% Unklar ist, ob Vologesias direkt den Parthern unterstellt war oder allenfalls noch zum Königreich Mesene gehörte — und so vielleicht zeitweise eher römischem als parthischem Einflussgebiet zuzurechnen isc.894 4. Bilingue Gedächtnisinschrift, Große Kolonnade Hillers/Cussini 1996, 68 (PAT 0286); CANTINEAU 1930 II, 13f. 9.
Zentinio[v] Odopw@önv _TOV KPATIOTOV ENITPOrov Zeßaotod dovKNväpıov Kai Apyaneınv
ı 2 3 4
Für Septimius Worod, den exzellenten Prokurator des Erhabenen Ducenarius und Steuereinnehmer,
s
TIobAıog AdpnAuog
Julius Aurelius
6 7 8
LZentiniog Taöng innıKög Zentiniov "ANE[&A]vöpov Tod "Hpwödov
Septimius Yaddai, Ritter, (Sohn) des Alexandros, (Sohn) des Herodes,
9
And orparı@v TöV Qi-
von den Truppen, für den Lie-
892 Siehe oben 11.4.8. _ 893 Siehe CHAUMONT 1974, 77-81; GAWLIKOWSKI 1988, 168; DERS. 1994, 29f. Marıcas Hypothese,
Vologesias mit Vologesocerta gleichzusetzen und in unmittelbarer Nähe von Seleucia am Tigris zu lokalisieren (siehe MARICQ 1959), hält einer näheren Prüfung nicht stand.
894 Siehe dazu GAWLIKOWSKI 1994, 31.
388
MARKUS ZEHNDER
10 IT I2
Aov Kal npootärnv TEIMfG Everev Erovg n0Q', unvei Zavöık®
ben und Vorsteher, um (seiner) Ehre wegen. Im Jahr 575, im Monat Xandikos.
ı 2
SPIMYWS WR?WD gqritstws ’ptr?p’ _danr? w’rigbt’ ’qym YWLYS
4
br? ’LKSIND]R?WS HYR?N SR?YKW byqr?
3. WRELYS S[PITMYWS YD’ hpqws s
r’hmh wgywmh byrh Sywn dy
6
nt 5.100+60+10+5
ı 2
SPTMYWS WR?WD (Septimius Worod), Exzellenz, Prokurator, Ducenarius und (Chef der) Steuereinnehmer; (für ihn) hat errichtet YWLYS "WRELYS SIPITMYWS YD’ (Julius Aurelius Septimius Yadda), Ritter, Sohn? des LKS[ND]R?WS HYR?N SR?YKW (Alexandros Hairan ?), zur Ehre seines Freundes und Patrons. Im Monat Sywn (Siwan) des Jahres 575.
3.
5 6
Datum: 262 n. Chr.
Auf der sprachlichen Ebene ist der griechische und lateinische Einfluss im administrativpolitischen Bereich deutlich zu greifen: Bei grztstws handelt es sich um eine Wiedergabe des gr. kp&rtıotog, bei ’pfrp’ um eine Wiedergabe des gr. &nitponog, bei dgnr’ um eine
Wiedergabe des (gr.-)lat. ducenarius, und bei hpqws um eine Wiedergabe des gr. innıRög; "> qyum' ist ein aramäischer Neologismus, der präzis das griechische npootang wiedergibt.°% Bei ’rgbr’ handelt es sich um ein parthisches Lehnwort, so dass auch iranisch-parthische Einflüsse sichtbar werden. Der Titel ist nach den neuesten Untersuchungen durch GnoLi und CrancAsLinı nunmehr als *harka-pati- ‘Chef der Steuerverwaltung’ zu deuten und nicht mehr mit ‘Gouverneur’ zu übersetzen, siehe II.4.2.6.1. Bei den Namen sind neben semitischen wiederum lateinische und griechische
Elemente festzustellen, dazu der parthische Name Worod, der mit dem lateinischen Septimius kombiniert erscheint.’ Die Vermutung, dass es sich bei Septimius Worod — und vielleicht auch bei Aurelius Worod — um einen Parther handelt, der sich bei der Machtübernahme durch die Sasaniden in römisches Gebiet absetzte, hat v.a. wegen des Titels &pyan£rng/’rgbr einiges für sich.°%® 895 Belegt ist auch die Schreibweise hpgws ; siehe HıLLers/Cussini 1996, 233. 896 Siehe DRIJVERS 1995, 41. 897 Zu fünf fast gleichlautenden Inschriften siehe HıLLers/Cussini 1996, 68f. Zu weiteren Belegen des Namens Septimius siehe HıLıers/Cussinı 1996, 328. Der Name begegnet auch in den Schreib-weisen SPTMYW° (siehe HıLLers/Cussini 1996, 70), SPTMY (siehe HınLers/Cussini 1996, 70), SPTYMYWS (siehe HırLers/Cussini 1996, 74) und SPTMYS (siehe Hırrers/
Cussint 1996, 68). Auch die weibliche Form Septimia ist in zwei Schreibweisen vertreten,
SPTYMY (siehe Hırers/Cussin1.1996, 74) und SPTMY (siehe HıLLers/Cussint 1996, 70).
Zu Septimius Worod siehe auch ScHuoL 2000, 89. 898 Die Grabstätte dieses apyan£ıng Worod vermutet A. SCHMIDT-CoLINET im Tempelgrab Nr. 36; siehe SOMMER 2006, 126 u.a.
IIl.5.3.4.2. DIE INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
389
5. Altaraufschrift, Tempel des Bel HiLLers/Qussint 1996, 78 (PAT 0342) 1 2 3
lbryk Sim)h I[]Im’ tb’ wri\hlmn’ “bdPRNI{K} brHRY
er
Dem „Gepriesen-sei-sein-Na[me]-auf-[e]wig“ dem guten und bar[mhlJerzigen. Es haben gemacht PRN(K), Sohn des HRY
(Hary),
4 LSMSbrSMSGRM
LSMS (Lifama?), Sohn des SMSGRM (Samalgeram), NRQYS (Narziss), Sohn des HRY ML’
s
NRQYSbrHRYML’
6
BRP’‘Ihyyhn whyy
7 8
bnyhn byrh Kslwi nt 4.100+20+10+5+2
BRP’ (Hary Mala Borpa), für ihr Leben und das Leben ihrer Kinder. Im Monat Kslwi (?) des Jahres 437.
Datum: 125 n. Chr.
Bei PRNK handelt es sich um einen weiteren iranischen Namen.°®® Er ist nur hier belegt. Nähere Auskünfte über die Stellung der betreffenden Person lassen sich dem Text nicht entnehmen. 6. Säuleninschrift HirLers/Cussini 1996, 92 (PAT 0453). [...] WR?WD
’rebt
[...] WRWD
(Worod), der (Chef der) Steuer-
einnehmer Sowohl der Name WRWD (Worod) wie auch die Bezeichnung ’rgbr’ sind parthischen Ursprungs; siehe oben Inschrift 4 (PAT 0286) und umfassend II.4.2.6.
7. Bilingue Säuleninschrift, Agora HırLers/Cussini 1996, 202 (PAT 1374); vgl. CANTINEAU 1930, 32-34; SCHUOL 2000, s6f.
ı
Joapaıwov Neßo[vLaßaö]lov Tod
2
[EJorauodda00v
[toß] Axxadavov
Für Yarhai, (Sohn) des Nabu[zabad], (Sohn) des Salamallat, [Sohn] des
Aggadanos,
3
[Aölpıovov IInAnvpnvöv, oatp&-
den (Mann aus) Hadriana
4
I[n]nv Oilovavav Meepdatov
pen derer von Thilouana, des Meherdat,
Pal-myra, den Satra-
899 Möglicherweise parthisch; Hypokoristikon ( *Farnaka-, vgl. prprn Parfarn PN Nisä 2580 I:s, WEBER 2003, 128.
MARKUS ZEHNDER
390
s
BaoıAEwg Enaoıvov Kapakog
6
oi Ev (E)RA0ıLvov Xapakı Europoı,
7
Teyufg Xapıv. Erovg Buv’, unlvi]
des Königs von Spasinou Charax; die in Spasinou Charax (weilen-den) Kaufleute,
8
EZoavöık®
zu (seiner) Ehre. Im Jahr 442, im Monat Xandikos.
Unter dem griechischen Text: ı
[sim’dnh) dy YRHY br NBWZBD br
a
[Dieses Bild] von YRHY (Yarhai), dem Sohn des NBWZBD (Nabuzabad), dem Sohn des ls..]
Auf der rechten Seite der Statue:
ı 2
barlh [byrb Nysn Sn]t [4.100+40+2]
Zu [seiner] Ehre. [Im Monat Nysn (Nisan) des Jahr]es 442.
Datum: 131 n. Chr.
Aus der Inschrift ist zu entnehmen, dass ein Palmyrener im Auftrag des Königs der Mesene, Meherdat, die diesem unterstehende Satrapie von Thilouana verwaltet hat. Bei Thilouana handelt es sich wohl um das aus assyrischen Quellen bekannte Tilmun, das moderne Bahrain. Wahrscheinlich förderte Yarhai von dort tatkräftigden palmyrenischen Indienhandel. Der Umstand, dass ein Palmyrener als Satrap des Königs der Mesene eingesetzt wird, könnte die Vermutung nahelegen, dass der betreffende König stärker nach Rom, das ja der Oberherr Palmyras war, als nach Parthien orientiert ist; zwingend ist eine solche Annahme aber nicht. Diese Beauftragung sowie der Umstand, dass die Inschrift von in Spasinou Charax ansässigen Kaufleuten gestiftet wurde, setzen lange und intensive (Handels-)Beziehungen zwischen Palmyra und der Mesene voraus. 8. Bilingue Inschrift auf Säulenbasis, Agora HırLers/Cussini 1996, 206 (PAT 1403); vgl. ScHuoL 2000, 73. Möäpxov OöAn[ıo]v Iapaıov Aıpa[vov] tod Aßyapov v[iov] Töv giAöraTpıVv [E]uropoi oi Avlax]d&vres and Zrvoliocg] [Ev] nAd@® Ovalıv]lov Ad850V8avov TOD ac Se ‚, nüon npo]Bvnia Bondroavra droits Kal SVvAaßöHEVvoV, TEUNNG xapıv. Aborpw Tod n&V’ Eroug ze
Für Marcus Ulpius Yarhai, (den Sohn) des Hairan,
manı u KDD Rn
III.5.3.4.2. Die INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
391
(Sohn) des Abgar, den vaterlandsliebenden Sohn; die Kaufleute, die zurückgekehrt sind aus Skyth[ien] im Schiff des Honainu, (Sohn) des Haddudan, (Sohn) des Kart ‚ weil er mit allem Ei]fer geholfen hat ihnen und (sie) unterstützt hat; zu (seiner) Ehre. Im (Monat) Dystros des Jahres 468. N aA“ıF#+ N slm’ dnh dy [MRQS ’LPS YRHY br HYRN ’BGR]
dy ’qymw Ih tery’ dy ...] [..] 72N?YNW br? [HDWDN ...] [Lylgrh bylrh ’dr $nt 4.100+60+5+3]
$uwD»D#-
Dieses Bild von [MRQS ’LPS YRHY (Marcus Ulpius Yarhai), dem Sohn des HYRN ’BGR (Hairan Abgar)], welches errichtet haben für ih[n die Händler von ...] 2 (... HNYNW (Honainu), der Sohn des [HDWDN (Haddudan)], 3 ae [zu] seiner [E]hre. Im Monat ’dr (Adar) des Jahres 468. -
Datum: 157 n. Chr.
Die Inschrift bezeugt, dass palmyrenische Händler selber auf Schiffen nach Skythien, dh. nach Nordwestindien (Mündungsgebiet des Indus), gefahren sind. 9. Bilingue Inschrift auf Statue, Agora
Hırers/CussinI 1996, 207 (PAT 1409); vgl. CANTINEAU 1938, 73-75; STARCKY 1949 I, 65 107; SCHUOL 2000, 77f.; DE RossI 2004, 94f.
[Möäpkov OöAnıov Iapaıov] Arpa[vov T]oÖ Aßyapol[v] [N] &vaßaca And Zracıvov Xapakolc] osvvodia fig Nyhoato Aßyapog viölc] adrod, BonProavra adri navri
TPON@, TEINÄGS XApıv, Erovg ov’ unvög ’Apteneioion.
$ Sun wm
[Für Marcus Ulpius Yarhai], (Sohn) des Hairan, (Sohn) des Abgar,
die heraufgezogene, von Spasinou Charax, Karawane, die geführt hat Abgar, der Sohn
von ihm, (weil) er ihr geholfen hat in jeder u eV Sue ge [eV Zug S
Hinsicht; zu (seiner) Ehre. Jahr 470, Monat Artemisios.
MARKUS ZEHNDER
392
slm MRQS ’LPYS YRHY br HYRN ’BGR dy ’qymw Ih Syrt’ dy sigt mn Krk ’spsn’ 'm ’BGR brh bayl dy ‘drh bkl sbw* klh lygrh vn vrbyrh ’yr $nt 4.100+60+10 ve
Bild des MRQS ’LPYS YRHY (Marcus Ulpius Yarhai), des Sohnes des HYRN
2
’BGR (Hairan Abgar), welches errichtet hat für ihn die Karawane, die
3
heraufgekommen ist von Kerak ’spsn’ (Spasinou Charax) mit ’BGR (Abgar), seinem Sohn, weil
5
Im Monat ’yr (Iyyar) des Jahres 470.
er ihr geholfen hat in jeder Sache*, zu seiner Ehre. Z.4:
* Vorausgesetzt ist die Emendation von sbk zu sbw.
Datum: 159 n. Chr.
Die Inschrift lässt auf regelmäßige, intensive Handelsbeziehungen zwischen Palmyra und der unter parthischer Oberhoheit stehenden Charakene schließen.?® An anderer Stelle wird der Ortsname Spasinou Charax in seiner parthischen Form wiedergegeben (’spsngrt, Aspasinkart).?°' 10. Bilingue Inschrift auf Konsole, außerhalb der Agora
HiLLers/CussinI 1996, 207 (PAT 1412); vgl. STARCKY 1949 I, 67f. 112; SchuoL 2000, 64f.; DE RossI 2004, 58. a
2 3
Vrrgertg rsahen . ]
[tod 'A]lXeSavölpov, Kpxovra] [Popladwv tig nepli Znaoıvov]
[Xa]pakaı n net& MaAxo[v Toß] 5 6
[AßJeıkov napayevonevn An[O T]oö Xapaxog eig IIaAuvpn
7
kai) OAoyaıoiav ovvodia, teyufis
8 9
Evexev, Etlo]vg avv‘, unvög Topnuoiov.
=
[Sohn de Allexand[ros, Archon derer von] [For]at bei [Spasinou]
[Chalrax, (die Karawane,) die mit Malchol[s, Sohn des] ["Az]izou gezogen war von Charax nach Palmyra
(und) Vologesias, um seiner Ehre Willen. Im Jahr 4sı, im Monat Gorpiaios.
900 Eine ganz ähnliche Inschrift, auf das Jahr 155 n. Chr. datiert, findet sich im Bel-Tempel; siehe HiILLERS/CussiNI 1996, 65. 901 Siehe HıLLers/CussinI 1996, 228.
III.5.3.4.2. Die INSCHRIFTEN voN PALMYRA IN AUSWAHL
ı 2
[sim’ dnh dy ....\PYI.) [... dr ’LKSNDRS ... Prt| M’dysn
3.
[dy 'gymw Ih bny Syrt?)
4
[ayl sigw “m [MLKW br ‘ZYZW] mn Krkl)
5 6 7
393
d?y? Mysn Plgsy’ wlTdmr bayl dy [spr Ihn bkl) sbw klh lygrh L[byrh ’hul $nt 4.100+]40+10+1
ı 2 3 4
[Dieses Bild ist von ...]PY[.] |... des Sohnes des LKSNDRS (Alexandros)... Prt (Forat)] der Mesene, [welches errichtet haben für ihn die Glieder der Karawane, [welche] heraufgezogen sind mit [MLKW (Maliku), dem Sohn des "ZYZW (Azizu),] von Kerak
5
der? Mesene nach ’/g%y’ (Vologesias) und nach Palmyra, weil
6 7
l[erihnen Gutes getan hat in jede]r Sache, zu seiner Ehre. [Im Monat ’w/ (Elul) des Jahres 4]sı.
Datum: 140 n. Chr.
Möglicherweise lässt sich die Inschrift so verstehen, dass palmyrenische Kaufleute Handel nicht nur zwischen Palmyra und Spasinou Charax bzw. Vologesias, sondern auch innerhalb des parthischen Einflussbereiches selber zwischen Spasinou Charax und Vologesias trieben. Vologesias wäre in diesem Fall nicht nur Zwischenstation auf dem Weg von Palmyra nach Spasinou Charax (und umgekehrt). Trifft diese Vermutungzu und kann vorausgesetzt werden, dass solche Zustände auch zu Zeiten vorherrschten, als sowohl Vologesias wie auch Spasinou Charax unter parthischer Oberhoheit standen, läge hier ein Hinweis für eine sehr weitgehende „Liberalisierung“ des Handels im parthischen Reich oder — wesentlich wahrscheinlicher
— für eine besondere Privilegierung palmyrenischer Händler vor. Auf alle Fälle konnten palmyrenische Händler ihre Niederlassungen in Spasinou Charax und Forat als Basis für ihre Handelskontakte in die Susiane (und nach Indien) benutzen. Falls es sich bei dem
durch die Inschrift Geehrten um einen Würdenträger der Stadt Forat oder um den direkten Nachkommen eines solchen Würdenträgers handeln sollte, würde die Intensität der parthisch-palmyrenischen Beziehungen zusätzlich unterstrichen. Analoges gilt aber auch, falls der Geehrte — was wahrscheinlicher ist — ein in Forat niedergelassener Palmyrener ist, der hier zum Amt des Archon aufgestiegen ist.
11. Bilingue Inschrift auf Konsole, Agora HirLers/Cussini 1996, 208 (PAT 1414); vgl. STARCKY 1949a, 69-72; SCHUOL 2000, 62f.; DE Rossi 2004, 127f.; vgl. auch SEYRIG 1941, 255-258. n BovAn IapıBwAnv Atouool[v Tod ...... ] Aaßeı töv-piAönaTpıv kai P(U)Aörleinov, teyuNg] xapıv, Ev navri Kaıp& npo[Püuwg Ovvep-] yodvra Eunöporg toig £[w Znaoıvov Xa-] u N Bi
MARKUS ZEHNDER
394
[pakı] kai [ovvapläanevov aB[TotG ...... ]
[..]e dpeıöno[a]vra wuxng Kalt xpnno- | [t]ov kai n [peoßedoa.vro(] adOnIpETWG [npög ’'Opwönv öv Blacıkeia tg Aik[v- ] [Unsere ]k®v dopnee a a ee ] ON. I ONSIOH a re ] Ver ] ee N
TEN ATADUENUN Irene ] ] rotwvanot |[......... ] ev[xo-]
pisrnonvar adTOV [......... e]mi rg kpartiorng BovANlS ..-...... ] abrod TO npög nv narpt[da ......... heE]nap[Töü]pnkev [kat]& kaıpodg d1& ynplonäTwv rapül ...] BEN ZE ] kat Bpovrrio Ilpatoevrı kat IovAto M|[...] erne vlnarKots, Erovg Huv’, Savöıkod. Der Rat für YRHBWL (Yarhibola), (Sohn) des LS5MS$ (Li$amaß), [aus der Familie der] Aabei, den Vaterlandsliebenden und [Ehr]liebenden,
zu seiner Ehre, der zu jeder Zeit bereit[willig zusammen-] gearbeitet hat mit den Kaufleuten in [Spasinou Cha-] [rax] und [verb]unden war mit ih[nen]
.. aufs Spiel gesetzt hat sein Leben und [Vermögen] und als G[esandter] freiwillig [zu Orodes, dem] König der Ely-
[mais ging ...] ...
SON aA“NF#»WLN
slnElymais ‚os| Dank empfangen hat ... vor dem vortrefflichen Rat ... für das Vaterla[nd ... hat] bezeugt mehrmals durch Dekrete ... .. und Bruttius Praesens und Julius M[...] DD an} DIE ER SR .. Statthaltern, im Jahr 449, im (Monat) Xandikos.
sim YRHBWL’ br LSMSL....] I en [L..]kktbw trgry’ Tadmry’ |....] [zb] nyn wI z'wrn 'wdw lbwP |...) OD,
IIl.5.3.4.2. Die INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
395
Stk 6 7 8 raFr
ar] [.....baylldy L.....] bSwsn [.....] WRWD mik Mr ]
ı
Bild des YRHBWTL?’ (Yarhibola), des Sohnes des L$MS (Li$ama$) [...]
re 3
[..] wie geschrieben haben die palmyrenischen Kaufleute [....]
4
[bei] nicht wenigen [Gelegen]heiten haben sie dem Rat attestiert [...]
a
a
GER,
7
1.....] in $wsn (Susa)
8
[.....] WRWD
(Worod), König,
aa: Datum: 138 n. Chr. Neben einem weiteren Beleg für den parthischen Namen WRWD
(Worod), der hier
vermutlich mit Bezug auf den unter parthischer Oberherrschaft stehenden König der Elymais verwendet wird, ist die vorliegende Inschrift v.a. deshalb von Bedeutung, weil sie auf rege Handelskontakte zwischen Palmyra und dem parthisch-elymaischen Susa schließen lässt.?°? Aus dem griechischen Teil der Inschrift geht hervor, dass der geehrte Yarhibola als Gesandter zum König der Elymais ging. Wahrscheinlich hat er diese Funktion von Spasinou Charax aus wahrgenommen, wird er doch von den dort weilenden palmyrenischen Kaufleuten geehrt. Dass er dabei auch im Auftrag des Königs der Mesene handelte, wird nicht ausdrücklich gesagt, lässt sich aber nicht ausschließen. 12. Weihinschrift auf Säulentrommel, Große Kolonnade
Hırıers/Cussini 1996, 222f. (PAT 1539); vgl. Bounnt-TEIXIDOR 1975, 21f.; AGGOULA 1979, IL4; TEIXIDOR 1982, 97-100.
2
byrh ’lwl $nt 200 (+) 93 qrb BLSWRY
3
br MQYMWdymnBNY ZMR’
4
mwa’ dnh ISBS w’NHYT
Im Monat ’wi (Elul) des Jahres 200 (+) 93. Es hat gestiftet BLSWRY (Belsuri),
der Sohn des MQYMW (Moqimu),von den Bene Zamra,
diese Säule für SBS (Sabazios) und ’NHYT (Anahita)
902 Sowohl der Bezug auf Susa als auch die Bezeichnung WRWDs als mik finden sich auch in HırLers/Cussini 1996, 232 (PAT 1615). Zur Interpretation von Z. 4 siehe die Ausführungen
bei STARCKY 1949 1, 71f. Die engen Beziehungen zwischen der Elymais und Palmyra sind auch archäologisch, in den palmyrenischen Einflüssen auf die materielle Kultur der Elymais,
greifbar; siehe DABROWA 1998, 418 (Anm. 6). Der palmyrenische Handel mit der Susiane wurde wohl über Spasinou Charax abgewickelt; siehe SEYRIG 1941, 255.
396
MARKUS ZEHNDER
s
by’ Ihywhy whyy
bnwhy whwhy
6
die Götter, für sein Leben und das Leben
seiner Kinder und seines Bruders.
Datum: 18 v. Chr. Nach AccouLaA und TEIxIDoR 1982 handelt es sich bei SBS und ’NHYT nicht wie von Bounnı/TEIxIDoR erwogen um zwei mindere Götter des arabischen Pantheons, sondern
um den thrakisch-phrygischen Sabazios und die iranische Göttin Anahita. Folgt man dieser — wahrscheinlichen — Erklärung, liegt hier ein bemerkenswerter Beleg für durch die Parther vermittelte iranische Einflüsse auf Palmyra im religiösen Bereich vor.?”
13. Inschrift auf einer Säulentrommel, Agora (Palmyra Museum) HıLLers/Cussini 1996, 228 (PAT 1584); vgl. CANTINEAU 1930, 49f.; SCHUOL 2000, sıf.; DE RossI 2004, 89. ı 2
3
[....] $nt 3.1200+60+2 (oder: 3.100+80+2) sim’ dnh dy ZBDBWL br ’BYHN
br ZBDBWL br LSMS br MKN’
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rb’ dy mn phd BNY MTBWL day "qymw Ih tgry’ Tamry’
6 dyb’splsIngrt* klhn spwn ne ] kl sbw dnpl’ 8
DeS}
... des Jahres 362 (oder 382) Dieses Bild von ZBDBWL (Zabdibol), dem Sohn des ’BYHN (Abayhan), des Sohnes des ZBDBWL (Zabdibol), des Sohnes des LSMS (Li$ama®), des Sohnes des MKN’ (Makna), des Großen, vom Stamm der BNY MTBWL
(Bene Mattabol), welches
errichtet haben für ihn die palmyrenischen Händler, welche in ’sp[s|agrt* sind, sie alle, einhellig, aA N
Z.6:
... Jede zufällige Gelegenheit ...
* Die Indentifizierung der Ortsangabe ist umstritten. Es scheint aber, dass es sich um einen Ort innerhalb des parthischen Reiches oder innerhalb des parthischen Einflussbereichs handelt (Spasinou Charax?).
Datum: 50/1 oder 70/1 n. Chr.
Die Erwähnung des Ortes ’sp[s]ngrt, wohl der parthischen Bezeichnung für Spasinou Charax, zeigt, dass Handelskontakte zwischen Palmyra und dem parthischen Reich — bzw. dem zum parthischen Einflussbereich gehörenden Vasallenfürstentum der 903 Bemerkenswert ist, dass nicht die Form Nanay, sondern die ursprüngliche iranische Form Anahita verwendet wird; siehe oben II.4.7.2.3.3.
II.5.3.4.2. DIE INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
397
Charakene — bestanden. Möglicherweise ist der Text so zu verstehen, dass eine feste palmyrenische Handelskolonie in ’sp[s|ngrt vorhanden war. Beim vorliegenden Text handelt es sich um den ältesten inschriftlichen Beleg für palmyrenisch-mesenische Handelsbeziehungen; dass enge Kontakte zwischen Palmyra und der Mesene bestanden haben müssen, macht allerdings die Alexandros-Inschrift von ca. 17 n.Chr. deutlich.?%* Die älteren Belege für palmyrenische Handelskontakte beziehen sich auf Seleucia und Babylon, die dann später nicht mehr erwähnt werden. So scheint
es, dass im Verlauf der Geschichte eine geographische Umorientierung des palmyrenischen Handels stattgefunden hat. 14. Reliefbeischrift, Ras el-Shaar
HirLers/CussintI 1996, 242 (PAT 1700); vgl. InGHOLT/STARCKY 1951, 154. Aı
%AdSMWN br
IS‘D Ih’
Es hat gemacht SM'WN (Sim‘on), der Sohn des M'N (Ma‘an), des Sohnes des WRTN (?), für M'N (Ma’an), den Gott. Es hat gemacht SMWN (Sim‘on), der Sohn de M'N (Ma‘an), des Sohnes des WRTN 0), für $‘D ($a‘adu), den Gott.
msby’ ’InM‘N wS‘D ’Ihy’
Diese Bilder sind (diejenigen von) M'N
2
MNbrWRTN IM“N ’Ih’ Bı : bdSMWN 2 brMNbr WRTN 3
Cı
(Ma‘an) und (Sa‘adu), den Göttern.
Möglich ist, dass es sich bei WRTN um einen parthischen Namen handelt, und zwar um eine Nebenform
von WRDN
(Wardan).?®%
Die angeführte Stelle weist auf eine
weitreichende kulturelle Integration des Namensträgers: Der Sohn und der Enkel des Genannten tragen arabische und (möglicherweise) jüdische Namen, und es werden arabische Gottheiten erwähnt.
15. Weihinschrift auf Steintafel, Bel-Tempel (?) HıLıers/Cussini 1996, 320 (PAT 2754); vgl. CANTINEAU 1931d, 139; SCHUOL 2000, 47f.; KAIZER 2002, 36f.; DE Rossi 2004, 87; vgl. auch SEYRIG 1932, 266-268. Bin. d\y mtgrh 'LKSNDRWS
ken.} td\mry’ dy hw “bad [....])b Igdmyn wsdrh GRMNQS rer! m) Ik’ Mysnyl’ ..\lwe 'RBZ [.....]#’ mn st{r .....]lysway
a
mik |...]k’ r5y’*
ala]... HH aAN2WND N 904 Siehe unten Inschrift Nr. 15. 905 Siehe INGHOLT/STARCKY 1951, 155.
MARKUS ZEHNDER
398 ı
[.....wellcher genannt wird LKSNDRWS
2
[..... der Palm]yrener, welcher, er selbst, gemacht hat
(Alexandros)
3 L....] ar Per age Ayear
... und es hat geschickt GRMNQS (Germanicus) der K]önig von Mesene [..] ... ’"RBZ (Orobazos) er 1
Ta
]
Datum: ca. Ende des r. Viertels des ı. Jhs. n. Chr. Z.6:
*Cantınzauv liest ... SM]SGRM mik [Hms mi)’ r3y”.
Bei dem hier erwähnten Germanicus handelt es sich um den 19 n. Chr. verstorbenen
Neffen des Tiberius. Er schickte offensichtlich den Palmyrener Alexandros als Gesandten des römischen Reiches zum König der Mesene und zum (Groß-)König von Emesa.?% Besondere Beachtung verdient die Erwähnung eines Königs der Mesene, zu der offensichtlich intensive (Handels-)Beziehungen bestanden. Darauf weist neben dem vorliegenden Text der Umstand, dass der hier genannte Alexandros aus anderen Quellen als Besitzer einer Handelsniederlassung in Spasinou Charax bekannt ist.” Die hier zitierte Inschrift ist der älteste inschriftliche Beleg für den Aufenthalt palmyrenischer Kaufleute in der Mesene. Der Name ’RBZ (Orobazos), bei dem es sich vermutlich um den Namen des Königs der Mesene handelt, ist iranisch.?%® 16. Bilingue Inschrift auf Konsole
HiILLErs/CUsSINI 1996, 321 (PAT 2763); vgl. CANTINEAU 1933, 187f. 10; SEYRIG I41, 260; SCHUOL 2000, 73f. 1."
Duke ]v guol...... IAMakun)
2
Levbiag Ev nAoio Bo[...]
3
Eunopor svvAoßönelvor...]
4
[klai naon onov[ön ....]
ira
(nach) Skythien im Schiff ...
die teilnehmenden Kaufleute ... und mit allem Eifer (bzw. mit aller
Anstrengung) ... ı 2
dy ’gymlw ...] dyB'L[Y) BW?PWRR Siml...\yl
welches errichtet haben ... 2.2...
3.
$ry Imrb”
5. Hldsche
md'r’ |...)
Datum: 157 n. Chr. ?
906 Letzteres falls die von CAnTINEAU vorgeschlagene (und von ScHuoL übernommene) Lesung von Z. 6 zutrifft. 907 Siehe SEYRIG 266-269; TEIXIDOR IL.‘
908 Siehe STARK 1971, 72. — Huvse 1988, 22f.: „Möglicherweise ist ’Opo- hier mit *varu- ‚breit‘ zu verbinden (...); mit diesem adjektivischen Vorderglied ist auch eine Komposition mit av. -bäzu‚Arm‘ durchaus vorstellbar: ‚mit breiten Armen‘.
c«
IIl.5.3.4.2. DIE INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
399
Der griechische Text der Inschrift belegt, dass von palmyrenischen Kaufleuten Schiffshandel mit Skythien, d.h. Nordwestindien wurde.
(Bereich der Indusmündung), betrieben
17. Säuleninschrift HiILLERsS/Cussint 1996, 324 (PAT 2783).
2
‘bd MHRBZN ISL
Es hat gemacht MHRBZN (?) für SL
MI
MT (Salamat)
Bei MHRBZN handelt es sich wahrscheinlich um einen parthischen Namen.?” Sein Vorkommen lässt vielleicht auf den Aufenthalt von Parthern in Palmyra oder jedenfalls auf den Einfluss der iranischen Kultur auf die Stadt schließen. Über Einzelheiten der Stellung des Namensträgers gibt die Inschrift keine Auskünfte.
18. Palmyrenische Inschrift aus dem Euphratgebiet zwischen Anga und “Ana Hırıers/CussinI 1996, 327 (PAT 2810); vgl. STARCKY 1963, 47-55.
ı
dkyr ’BGR br
2
SLMNbrZBDBWL
Gedacht werde des ’BGR (Abgar), des Sohnes des
SLMN (Salman), des Sohnes des ZBDBWL (Zabdibol),
3
dt br
welcher kam zum Außenpunkt
4 5
ge’ b’s tritgwt YRHY
der Grenze während der Strategenschaft des YRHY (Yarhay).
Hellenistischer Einfluss zeigt sich auf der sprachlichen Ebene im Lehnwort ’strtgwr.?"° In Bezug auf diese Strategenschaft bieten sich nach Srtarcky drei Interpretationsmöglichkeiten an: ı) Es geht um das Kommando über eine palmyrenische Militäreinheit, die zum Schutz der Handelskarawanen vor Überfällen durch Beduinen sowohl in römischem als auch in parthischem Gebiet mit dem Einverständnis der jeweiligen Großmacht operierte. 2) Es geht um das Amt eines Archonten, das in der Zeit der römischen Oberherrschaft über Palmyra von jeweils zwei Personen gleichzeitig ausgeübt wurde. 3) Es geht um ein Militärkommando an der Ostgrenze des palmyrenischen Verwaltungsbezirkes, das unter der Oberaufsicht des römischen Gouverneurs von SyroPhönizien ausgeübt wurde. Nach STARcKY ist der dritten Variante der Vorzug zu geben. Gegen die erste Variante spricht die aufgrund von paläographischen Kriterien vorgenommene Datierung ins ausgehende 2. Jh. n. Chr.; in dieser Zeit ist die parthische Einflusssphäre zu weit nach Osten zurückgebunden, als dass das unter 1) dargestellte Arrangement in der betreffenden Region noch greifen könnte. Gegen die zweite Variante spricht zum einen der Fundort weit außerhalb Palmyras, zum anderen auch das Fehlen der bei Strategen sonst üblichen Filiation. 909 Im Erstglied dieses offenbar komponierten Namens ist mit Sicherheit Mihr- zu erschließen; siehe 11.4.7.2.3.13. gro Ein weiterer Beleg dieses Wortes findet sich bei CANTINEAU 1933, 179.
MARKUS ZEHNDER
400
19. Bilingue Inschrift auf Säulenbasis SCHUOL 2000, 75f.; vgl. SEYRIG 1941, 260; DE RossI 2004, 239. [Mäpkov OöAnıov ’Tapatov] Aipav[ov] [viov TO]v PgiAölnarpıv oi Avaxdevreg ind] Zxvbiag Ev nAoiw BeleAatovd Köpov Tod 'OynAov] Eunopor ovvAaßönelvov adrotg niüon npodVuIig] kat näon onov[öN Teiıufig XApıv, Abotp@ Tod n&V’ Erovg] vw nn [Für Marcus Ulpius Yarhai], (Sohn) des Hairan, [den vaterlands]lieb[enden Sohn, die zurückgekehrt sind von]
Skythien im Schiff des Bellai, (Sohn) des Kyros, (Sohn) des ‘Ogeylu,] die Kaufleute, denen er geholfen hat [mit aller Bereitwilligkeit]
und mit allem Ei[fer (bzw. mit aller Anstrengung), zu (seiner) Ehre, im
nn $vwhDnN
(Monat) Dystros des Jahres 468.]
Ishm’ dh dy MRQWS] "LPYS [YRHY br HYRN ’BGR dy ’qymlw Ih tgry’ dy....w mn ... b...
dy BLY br KWRS br [‘G] YLIW bayl dy ‘drnn bkl hpyw) wsky Imrb” mb‘r’ [w
$uowNDN
. .” ygrh byrh ’dr $nt CDLXVII]
ı
[Dieses Bild ist von MROWS] 'LPYS [YRHY (Marcus Ulpius Yarhai), dem Sohn des HYRN ’BGR (Hairan Abgar)],
2
welches errichtet [haben für ihn die Kaufleute, welche ...]
3
von B‘LY (Bellai), dem Sohn des KWRS (Kyros), des Sohnes des [GIYL[W (‘Ogeylu), weil er ihnen geholfen hat in allem, besonders (?)]
4
dem Verzollen mit einem Viertel [... zu seiner Ehre. Im Monat ’dr (Adar) des Jahres 468.]
Datum: 157 n. Chr. (?) Bei dem griechischen Text handelt es sich um eine ausführliche Rekonstruktion des
Textes der Inschrift (HıLLers/cussini 1996, 321 [PAT 2763], hier Nr. 16). Zu erwähnen ist der Name Be‘lai, Sohn des Kyros, der auf das Weiterwirken der achämenidischen Kultur, vermittelt über die Parther, hinweist. Aus dem griechischen Text geht hervor, dass die hier erwähnte Karawane mit Skythien, d.h. Indien, in Handelsbeziehungen stand.?"' Die Abwicklung des Indienhandels erfolgte dabei über den Hafen von Spasinou Charax.?'” Die Palmyrener scheinen mit eigenen Schiffen am Indienhandel beteiligt gewesen zu sein (siehe PAT 1403 [Nr. 8]; 2763 [Nr. 16]). gır Siehe SCHUOL 2000, 74f. 912 Siehe zum Näheren II.4.4. und die Ausführungen bei SeyrıG 1941, 258-263. Der Schiffshandel
mit Indien ermöglichte es, dass auch ohne Benutzung der Seidenstraße Güter aus China und Turkestan (z. B. chinesische Seide) in den Westen gelangten. Hinweise auf den über Spasinou Charax abgewickelten Indienhandel finden sich noch in einer weiteren Inschrift von Marcus Ulpius Yarhai; siehe SEyRIG 1941, 259.
IIl.5.3.4.2. Die INSCHRIFTEN VON PALMYRA IN AUSWAHL
40I
Bemerkenswert ist schließlich auch die Auskunft, dass beim Verzollen offensichtlich ein Viertel des Warenwertes eingezogen wurde. Bei diesem Zoll handelt es sich um die an die kaiserliche Regierung in Rom zu entrichtende Abgabe.?”? Wie aus dem “Tarif” von Palmyra bekannt ist, kamen noch fixe Abgaben an die Stadt hinzu (für jedes in das Gebiet von Palmyra eintretende Kamel ein Denar).?"*
20. Inschrift auf Statue, Nqgere CANTINEAU 1938, 75f.; vgl. SCHUOL 2000, 78f.; DE RossI 2004, 95. slm ’LPYS MRQS YRHY br HYRN ’BGR dy ’gym Ih HDWDN br HDWDN PRMWN bayl dy ‘drh bKrk Mysn lyqrh
byrh Sywn snt CCCCLXX?
w$uwN
Bild des "LPYS MRQS YRHY (Ulpius Marcus Yarhai), des Sohnes des HYRN ’BGR (Hairan Abgar), welches errichtet hat für ihn HDWDN (Haddudan), der Sohn des HDWDN PRMWN (Haddudan
D+
Pyrmon ?), weil 4 5
erihm geholfen hat in Kerak der Mesene, zu seiner Ehre. Im Monat Sywn (Siwan) des Jahres 470.
Datum: 159 n. Chr.
Wiederum wird deutlich, dass zwischen Palmyra und der unter parthischer Oberhoheit stehenden Mesene intensive, regelmäßige Handelsbeziehungen bestanden. Es ist wahrscheinlich, dass das hier erwähnte Kerak der Mesene identisch ist mit dem oben erwähnten Spasinou Charax.?® Falls diese Annahme zutrifft, läge hier ein Beleg dafür vor, dass die Mesene und die Charakene dasselbe Gebiet bzw. dieselbe Verwaltungseinheit bezeichnen. Ein weiterer Hinweis auf palmyrenisch-parthische Beziehungen liegt möglicherweise im Namen PRMWN.?"”
913 Analoges gilt für den Handel der Nabatäer. 914 Siehe GAWLIKOWSKI 1988, 167. 9ıs So CANTINEAU.
916 In verschiedenen Fällen wird dieselbe Stadt lediglich als Krk’ bezeichnet; siehe CANTINEAU 1930
III, 36 28; STARCKY 1949 I, 57. 90; INGHOLT/SEYRIG/STARCKY 1955, 2; HILLERS/CussiNt 1996, 70. 206f. 282 PAT 1399. 2015. Die Ortsbezeichnung Kerak der Mesene findet sich auch in STARCKY 1949 1, 13f. 29. 52. 67 7. 40. 81. 112; HıLers/Cussint 1996, 168. 201f. 205. 207 PAT 1366. 1376.
1397. 1412. 917 Zwei weitere Belege des Namens HDWDN PRMWN liegen in HıLLers/Cussin1 1996, 63. 227
'
vor. Nähere Auskünfte über die Stellung der genannten Personen lassen sich aber den Texten nicht entnehmen.
III.6.
Armenische Quellen (Giusto Traina)
III.6.1.1. Vorbemerkungen „But the Armenian sources are so varied and distorted that they have not been
used except where they can be verified by some reliable historian or by
archaeology“. Dies schrieb N. C. DEBEVOISE (1968, 9, Anm. 34) in Bezug auf den
Aufstieg der parthischen Arsakiden (ähnlich Woıskt 1993b, 12). Gleichzeitig kritisierte er SAINT-MarTıns nachgelassene Fragmente (1850), die die armenischen Quellen ganz unkritisch benutzen, und stellte fest: „Whole sections of the
Armenian narratives seem to bear no relation to known facts, and the tradition
which they were following is apparently not a direct one“ (1968, xxxiii). Er zog es deshalb vor, jene Quellen so wenig wie möglich heranzuziehen, denn „it would
be unsafe to follow their unsupported statements and because there was no point in adding them only where other and better authorities could be quoted“ (ebd.). Andererseits schloss DEBEVOISE nicht aus, dass eine ausführliche Untersuchung der armenischen Quellen durch Spezialisten künftig Wege weisen könnte, die
Schwierigkeiten und Widersprüche der armenischen Überlieferung zu dekodieren. Der amerikanische Gelehrte gestand sogar zu, dass die armenische Historiographie „may well yield important new facts“ (ebd.). In ähnlicher Weise
räumte WWIDENGREN ein, dass die armenischen Historiker, obwohl insgesamt von geringem Nutzen, „are reliable to a certain extent when Armenian traditions are
concerned“ (1971, 732). Andere Gelehrte haben die armenische Literatur einfach ausgeklammert (so
z.B. BivAr 1983, 21-24). Einer hyperpositivistischen Tendenz, die eine Quellenhierarchie in die iranischen Studien einführen möchte, entspringt der Vorschlag, die verschiedenen
Quellentypen
zu
trennen,
damit
die Auswertung
der
Hauptquellen, d.h. der Inschriften, von der der Sekundär- bzw. Tertiärquellen (spätere und Fremdquellen) nicht beeinflusst werde (GIGNOUX 1979, 140). Auch die vor kurzem erschienene, ausführlichste Behandlung der armenischen Quellen
zu den Parthern von E. KETTENHOFEN (1998) ist übermäßig positivistisch (vgl. TRAINA 1996 zu KETTENHOFEN 1995). Selbstverständlich kann man solche Texte
nicht als Quelle für historische Abläufe benutzen, wohl aber als Zeugnis für die parthische Herrschaftsideologie und ihr Analogon in Subkaukasien, denn die armenische Überlieferung bietet wichtige Hinweise auf die Entwicklung des herrscherlichen Selbstverständnisses sowohl im arsakidischen Armenien als auch im Partherreich. Die armenische Historiographie entstand im 5. Jahrhundert, d.h. kurz nach dem Untergang des arsakidischen Königtums in Armenien (428). Die
Ill.6. ARMENISCHE (JUELLEN
403
armenischen Historiker entwickelten darin eine besonders kritische Ideologie, die einen lokalen Standpunkt widerspiegelte und eine „Vulgata“ (THOMsoN 1978, 3: „the received account“) entstehen ließ, die ihrerseits das armenische Identitätsverständnis prägte. N. Garsoian bemerkt hierzu: „The Armenian ecclesiastical
historiographic tradition born in the fifth century A.D., at the very moment when a life and death struggle opposed Christian Armenia to Zoroastrian Persia, conciously or unconsciously, worked to obscure much of Armenia’s Iranian past“ (1976, 4). Ich würde hinzufügen, dass diese Historiographie auch die Einstellung der naxarar, d.h. der Adelsgeschlechterherren, reflektiert, die nach der Umwandlung Persarmeniens von einem unabhängigen Königreich in eine sasanidische Markgrafschaft größere Macht bekommen hatten und eine FrondeEinstellung verbreiteten, die das Gedächtnis an die Vergangenheit teilweise verdunkelte. Trotzdem lässt sich die enge Verbindung zwischen Iran und Armenien auch den armenischen Schriftstellern leicht entnehmen. Im 4. Jahrhundert war unumstritten, dass das armenische Königtum arsakidisch war, und in den Texten lassen sich ältere Traditionen aufspüren, die die Verbreitung iranischer Kultur in Armenien ausführlich bezeugen. Mit zahlreichen informativen Aufsätzen hat Garsolan dies bewiesen (zusammenfassend GARSOiAN 1997a), wenn ihre Bemühungen, iranische Elemente im vorchristlichen Armenien aufzuspüren, sie
auch manchmal zu allzu radikalen Schlussfolgerungen verleitet haben. Das arsakidische Erbe war im Armenien der Spätantike so tief verwurzelt, dass die diesbezügliche Überlieferung (besonders deutlich in der sogenannten ‚Primary
History’ und bei Movses Xorenaci) auch ältere Traditionen beeinträchtigt hat. So ist es in der armenischen Historiographie des 5. Jahrhunderts über die Dynastie der Artaxiaden, die Armenien zwischen 188 v.Chr. und 12 n.Chr.
beherrschte, schwierig, diese von den Arsakiden zu unterscheiden (TOUMANOFF 1963, 76 Anm. 85; 111; eine gute Zusammenfassung zu den Arsakiden Armeniens bietet GArsolan 1997a). Lozınskı (1984, 124) bemerkt: „According to the Armenian tradition there were at least two branches of the Parthian Arsacid
dynasty: the Armenian one and the main line.“ Und er findet in der armenischen
Über-lieferung (bzw. bei MX 2,67, der versichert, dass seine Informationen auf
Agat’angelos zurückgehen) noch zwei weitere Zweige der Arsakiden, nämlich die Kushan und die Mazkutk‘ (Massageten). Wegen der Verschiedenheit der Namenslisten der Herrscher in der armenischen, neupersischen und arabischen Überlieferung schließt Lozınsk1 (1984, 139): „Ihe very variety of the sources
presented here increases the authenticity of the dynastic lists. ... In order to resolve the problem posed by this series of names it will be necessary to find supporting evidence to solve this problem definitely.” Natürlich ist hier nicht der Ort, um die parthischen Elemente im alten Armenien zu besprechen. Parthische Einflüsse haben sich wahrscheinlich schon
404
GıiusTo TRAINA
recht früh geltend gemacht (CHAUMONT 1961, 299). Es wäre jedenfalls schwer zu bestimmen, ob Armenien in parthischer Zeit als Erän oder An£rän betrachtet wurde. Wahrscheinlich trifft zu, dass „this status may have varied at times according to anumber of circumstances, political as well as religious“ (GARSOTAN 1981, 35). Jedenfalls hat die sprachwissenschaftliche Forschung hinreichend
bewiesen, wie tief der parthische Einfluss im armenischen Wortschatz ist (vgl. BOLOGNESI 1960 u. 1990; SCHMITT I1998a). In den armenischen Quellen wird nicht immer deutlich, was mit „Parther“ resp. „Perser“ gemeint ist. Bei Movses Xorenaci ist eine entsprechende
Verwirrung bis zu einem gewissen Grade durch die Benutzung spätantiker griechischer Autoren bedingt, die Parther und Perser oft verwechseln (vgl. auch die Historia Augusta; siehe Kommentar zu Aa 18,1). So bezeichnet MX 1,13, „Evagaros“, „Skamadros“ und „P‘igonios“ = Phlegon von Tralles folgend, Artases, den Herrscher von Armenien, als „parthischen König“. In anderen Fällen ist es schwer, eine klare Unterscheidung zwischen den armenischen und den
parthischen Arasakiden zu treffen. Nach dem Aufstieg der Sasaniden insistieren die armenischen Quellen auf einer arsakidischen Identität. Eine Ausnahme bildet hierin der sogenannte Ps.-P‘awstos Buzand, ein armenischer Historiker des 5.
Jahrhunderts, der den Arsakiden im allgemeinen kaum Bedeutung beimisst. Dies ist verständlich, weil sein Werk Ereignisse im Armenien des 4. Jhs. referiert;
außerdem bietet P'awstos eine Interpretation der armenischen Geschichte, die das arsakidische Königtum sehr kritisch betrachtet und sich lieber auf den Standpunkt der „Fronde“ der Adelsgeschlechter zurückzieht (GARsoiaAN 1989). Dennoch erwähnt P’awstos in 3,6 sowie in 4, 54 die „natürliche“ Familienbindung zwischen den armenischen und den parthischen Arsakiden (KETTENHOFEN 1998, 328). Dasselbe Motiv finden wir auch bei Lazar P’arpec‘i (6. Jh.), der die Arsakiden an etlichen Stellen als dnak, d.h. als „natürliche“ Könige Armeniens
bezeichnet (KETTENHOFEN 1998, 330). Die drei Quellen, die im folgenden übersetzt und kommentiert
werden:
Agat'angelos, Movses Xorenac'i und die sog. ‚Primary History‘ sind die einzigen armenischen Quellen, die originäres Material zum Partherreich bieten. Da spätere mittelalterliche Texte keine derartigen Informationen bieten, blieben sie bei der
Quellensammlung unberücksichtigt.
Da kritische Ausgaben der armenischen Texten häufig auf eine Einteilung in Paragraphen verzichten, wurde zur Erleichterung der Lektüre hier eine entsprechende Einteilung hinzugefügt.
III.6.1.2. BIBLIOGRAPHISCHE ANGABEN
405
IIl.6.1.2. Bibliographische Angaben
Agat’angelos (Aa, Ag) Editionen Armenische
„Vulgata“
(Aa): Agatangwelay Patmutiiwn
Hayoc‘ [ed. G. TEr-
MKRTE EAN und S. KAnAYEAnc‘], Ejmiacin 1909. Nachdruck Tiflis 1914.
Alte griechische Fassung (Ag): La version grecque ancienne du libre armenien d’Agathange. Edition critique par G. LAFONTAINE, Louvain-la-Neuve 1973.
Karsuni-Fassung (Vk): M. van EsBROECK, Un nouveau temoin du livre d’Agathange, REArm N.F. 8, 1971, 13-167.
Syrische Fassung (Vk): M. van EsBROECK, Le resume syriaque de l’Agathange, AB 95,
1977, 291-358. Übersetzungen und Kommentare R.W. THomson, Agathangelos. History of the Armenians. Albany 1976.
Asxarhac‘oyc‘ (Armenische Geographie, Ananias von $irak zuschrieben) Editionen Lange Fassung: Geographie de Moise de Corene d’apres Ptolemee. Texte armE£nien, traduit en frangais par le p. Arsene SouKRY. Venezia 1881. Kurze Fassung: A.G. ABRAHAMYAn, Anania Sirakac'u matenagrutiwna. Erevan 1944. Nachdruck von beiden Fassungen: Ashkharhatsoyts, with an introduction by R.H. Hewsen. Delmar (N.Y.) 1994. Übersetzungen und Kommentare
J. MARQUART, Eränsahr nach der Geographie des ps. Moses Xorenac‘i. Mit historischkritiichem Kommentar und historischen und topographischen Excursen. Berlin 1901. R.H. Hewsen, The Geography of’Ananias ofSirak (Akxarhac‘oyc‘). The Long and the Short Recensions. Introduction, Translation and Commentary. Wiesbaden 1992.
Etise Edition E. Tör-Minasean, Elise. Vasn Vartanac‘ ew Hayoc‘ paterazmi, Erevan 1957. Nachdruck: The History of Vardan and the Armenian War, with an Introduction by R.W. THomson. Delmar (N.Y) 1993. Kommentar
N. Arınzan, Ebi$e Vardapet, III. Wien 1960.
Movs&s Xorenac'i Edition Siehe oben unter Asxarhac‘oyc“.
GıusTo TRAINA
406
Übersetzungen und Kommentare Des Moses von Chorene Geschichte Groß-Armeniens. Aus dem Armenischen übersetzt von Dr. M. Lauer. Regensburg 1869 . R.W. Tuomson, Moses Khorenats‘i. History of the Armenians. Cambridge (Ma.) London 1978.
P‘awstos Buzand (Buzandaran Patmutiwnk‘) Übersetzungen und Kommentare The Epic Histories Attributed to P’awstos Buzand (Buzandaran
Patmut‘iwnk‘).
Translation and Commentary by N.G. GArsoian, Cambridge (Mass.) 1989.
‚Primary History‘ Edition und Kommentar G.V. ABGARYAN, Sebeosi patmut‘iwna, Erevan 1979.
Übersetzungen V. Lancıoıs, Collection des auteurs anciens sur l’Armenie I. Paris 1867, 195-200; MACLER 1905; THOMSON 1978, 357-368; C. GUGEROTTI, Seb£eos. Storia. Venezia 1990.
III.6.2.
Agat‘angelos (Aa, Ag)
Einen historischen ‚Agat'angelos‘, Sekretär des Königs Trdat/Tiridates, kennen
wir aus Movs&s Xorenac'i 2, 67. Dieser Mann soll ein Werk geschrieben haben, das als „Agat"angelos-Buch“ bekannt war, einen Text, der das Leben des heiligen Grigor des Erleuchters erzählte, der Anfang des 4. Jhs. das Christentum in Armenien verbreitete. Dieser Text, gewissermaßen ein Zyklus, wurde im 5. Jh.
auf Armenisch nieder-geschrieben. Wegen ihrer Bedeutung für das christliche Morgenland, wurde die Legende Grigors ins Griechische, Syrische, Arabische und Georgische übersetzt und vielfach bearbeitet. Die grundsätzliche Studie über die Gesamtheit der Varianten stammt von G. GARITTE (1946). Nach Erscheinen
seines Buchs wurden allerdings noch weitere Texte publiziert (vgl. die Überblicke von WINKLER 1980 und VAN ESBROECK 1985; sechr wichtig auch GARsOfAN 1982). Gemäß der Klassifikation von van EsBROECK kennen wir mindestens drei Versionen des Textes: ı. Die „Vulgata“. 2. Die griechisch-arabische Version. 3.
Die syrische Version.
Die „Vulgata“ verkörpert sich in der armenischen Fassung (Aa), die große Bedeutung für die Kirche Armeniens hat und als verbindlich gilt für die hagiographische Überlieferung (van EsBROECK 1985, 239). Die griechische Fassung (Ag) enthält etliche Details und Fakten, die in Aa fehlen. Nur die Hs. L (Laurentianus, Plut. VII, gr. 25) enthält auch eine griechische Fassung des
Pahlavi-Textes Karnamak-i Artaxiir-i Papakan, die ArdaSirs Aufstand gegen
III.6.2. AGATANGELOS (AA, AG)
407
Artaban schildert; diese zählt aber natürlich nicht zur eigentlichen armenischen
Überlieferung (vgl. WIDENGREN 1971). Einen anderen bedeutenden Zweig der Tradition stellen die V-Fassungen dar, zu denen die syrische Version gehört. Sie enthalten, obwohl sie wahrscheinlich Jünger sind, eine ganze Reihe zusätzlicher Informationen (GARSOTAN 1999, 7). Im
vorliegenden Zusammenhang sind diese Texte allerdings ohne Bedeutung, denn die V-Fassungen behandeln nur das Leben Grigors, bieten jedoch keine Information zur parthischen Geschichte. Hingegen finden wir einige Details in einer dritten Version (Anfang 7. Jh.), die aus einer stark gekürzten Bearbeitung der A-Fassung besteht (VAN ESBROECK 1971 und 1931-34, 77), aber einen Prolog
enthält, der bei den Agat‘angelos-Fassungen nicht zu finden ist und der von Movses als Teil des Agat'angetos-Buches zitiert wird. Movses hat wahrscheinlich einen armenischen Text benutzt, von dem die V-Überlieferung abhängt. Der VZweig betont das brüderliche Verhältnis zwischen Xosrov und Anak (vgl. Komm. zu Aa 25); in der syrischen Version (Vs) wird Ardaßir nur als „der König von Tabriz“ bezeichnet (Vs 5; 12) und „Pahlaw und Fürst“ genannt (Vs 5); hier aber
hat der syrische Verfasser das armenische Original offensichtlich missverstanden (vaAN ESBROECK 1977, 294). In der Karduni-Fassung (Vk) ist dagegen vom „Großkönig Ardasir“ die Rede.
Die griechisch-arabische Fassung ist wahrscheinlich das älteste Zeugnis der Hagiographie Grigors. Die Redaktion der „Vulgata“, die auch eine Didaskalia Grigors enthält (vgl. THOMsoN 2001), wurde etwa um 470 verfasst, jedenfalls nach dem Konzil von Chalkedon (451).
Der armenische Agat‘angelos 18-32
Aufstieg der Sasaniden in der parthischen Herrschaftszeit. Reaktion Xosrovs, des arsakidischen Königs von Armenien. Verrat Anaks und Tötung Xosrovs (nach etwa 227.2.Chr.)
In diesem Abschnitt gibt Agat’angelos eine in epischen Tönen gehaltene Einleitung zur Hagiographie über den Hl. Grigor den Erleuchter, die sich in den folgenden Kapiteln des Werks anschließt. KETTENHOFEN betont völlig zu Recht: „Die Geschichte von der Verdrängung der parthischen Arsakiden durch Ardaßir I. ist für den armenischen Agat‘angelos nicht mehr als ein ‚Praeludium” zur Geschichte Trdats und Grigors und ihres späteren einträchtigen Zusammen-
wirkens in Armenien“ (1998, 326). Die Bedeutung der Schilderung des Unter-
gangs der parthischen Arsakiden bestand für die Armenier darin, dass der hl. Grigor von Anak, dem Mörder Xosrovs, abstammte. Außerdem war der Aufstand
der Sasaniden für die Armenier ein epochemachendes Ereignis; die Wandlung im Iran erschütterte das geopolitische Gleichgewicht und löste Reaktionen der
GiIuUSTO TRAINA
408
armenischen Arsakiden — aber auch der Römer — aus. Aus der Sicht christlicher armenischer Schriftsteller der zweiten Hälfte des 5. Jh., in der der Text verfasst
wurde, war der Aufstieg der Sasaniden das wichtigste Datum der jüngeren armenischen Geschichte. Was die historische Glaubwürdigkeit dieses Abschnittes betrifft, können wir mit M.-L. CHAUMoONT (1976, 159) freilich sagen: „En depit
des expresses reserves qu’appelle ce long recit d’allure &pique, fourmillant d’inexactitudes et d’anachronismes, la carence totale des sources occidentales nous engage A lui accorder quelque interet“. Eine absolute Chronologie der Ereignisse zu bestimmen,
ist sehr schwierig.
Nach
GUTSCHMID
(1877, 402 f.), der
Agat‘angelos’ Ausführung vertraut, ist der Vorgang zwischen 228 und 238 zu datieren. ‚Khosrov‘ wurde 238 ermordet (vgl. aber CHAUMONT 1969, 32ff., sowie KETTENHOFEN 1995, 143). ABEEYAN (1935, 203-212) vermutet hinter diesem Teil
der Geschichte eine ältere mündliche Überlieferung zu ‚Khosrov“. 18 ı. Ind nuazeal zamanakac‘ tagaworut'eann Part’ewac, i bafnal terut'eann yArtawanay ordwoy Valarsu, i spananel zna Arta$ri ordwoy Sasanay, — or Er naxarar omn i Stahr gawat&, or ekeal miabaneac‘ zzörs Parsic‘, ork‘ lkin xotec'in
merzec'in anargeciin zterut'iwnn Part‘ewac‘, ew hatec’an hawanut’eamb antrel zterut'iwnn Artasri ordwoy Sasanay, — =
c*
vv.
2. ard ibrew yet mahun hasaneloy guzis aysorik at Xosrov t'agaworn Hayoc', — or Er erkrord teruteann Parsic‘, zi or Hayoc‘ t'agawor Er, na Er erkrord Parsic‘
terut'eann, —ard, t'@pet ew vahu lueal zböt'n, o&“ in€ zamaneac‘ hasanel yambovk gorcoyn paterazmi irac'n patrastut'ean. 3. Yet aysorik darjeal liner yirac'n eteloc‘ mecaw trtmut’eamb, zi o& ehas in‘ nma gorcel gorc. i mec i trtmut‘enen ew yirac'n vlareloy darjeal anc'eal ekeal liner yasxarh iwr. 19 1. Ard, i miws ews i glux tarwoyn sksaner Xosrov t'agaworn Hayoc‘ gund kazmel ew zör bovandakel, gumarel zzörs Aluanic‘ ew Vrac‘, ew banal zdruns Alanac‘ ew zCoray pahakin, hanel zzörs Honac‘, aspatak dnel i kolmans Parsic‘,
arsawel i kolmans Asorestani, min‘ ew i druns Tisboni. 2. Awar afeal zerkirn amenayn, yapakanut‘iwn darjuc‘aner zSinanist k‘alak‘ac'n ew awanac'n c’ankaleac‘. z$en erkirn amenayn t'ap‘ur ew awerak t‘oloyr. jnjel i mijoy i bac’ korusanel, xlel k‘akel, himn i ver Janayr afnel, hamarör barnal zörens teruteann Parsic‘.
3. Uxt edeal miangamayn, vr&z xndrel mecaw k‘inut‘eamb zankaneln iwreanc‘ i terut enen. spaf spuf janayr zyr&z xndrel, mecaw k'inu naxanjabek linelov. mecamecs p’k’ayr, i bazmut'iwn zörac'n apastan eleal, ew i k‘ajut‘iwn zörac'n yusac'eal.
III.6.2. AGATANGELOS (AA, AG)
409
4. Valvalaki i tikuns hasan&in mecaw bazmut‘eamb Zir ew k‘aj afn ew jioy ew bufn kazmutieamb Aluank‘, Lp‘ink‘ ew Cilpk‘, Kaspk‘ ew ayl ews or i smin kolmanc‘, zi zvr&z areann Artawan xndresc'en.
20 1. [Zi tepet] ew Er ink'n i meci trtmut‘ean vasn bnut‘ean elbayrut‘ean .
c-
-
PN
.
.
.
azgatohmin, zi hnazandec‘ an ew i carayut‘iwn mtin hambarjeloy t‘agaworut‘ean Stahrac'woyn, ew and nmin miamtec‘an.
2. zi eper ew Er Xosrovu ew despan arareal, zi iwreanc‘ tohmayink'n ew t‘ikuns ekesc’en ew noc’a anddem kayc’en and nora t'agaworut‘eann, anti sma jein tueal i kolmans K’uSanac‘, ew yaynm marz& ew yiwreanc‘ i bun asxarhen ew i k‘aj azgac' ew i martik zörac'n zi i t'ikuns has£‘ en. 3. sakayn tohmk'n ew azgapetk'n ew naxarark'n ew nahapetk‘n Part‘ewac‘ o& linein unkndir. zi miamteal ew hawaneal ew nuaceal &in i terutiwnn Artasri, kan and tErut'iwn iwreanc‘ azgatohmin ew elbayrut'eann. 21 1. Sakayn afeal Xosrovu zbazmut'iwn zörac‘ iwroc', ew or ustek‘ ustek‘ ekeal
haseal &in i tikuns ögnakanur'ean nizakakic’k‘ gorcoyn paterazmi. Isk ibrew etes tagaworn Parsic‘ zayn ambox bazmut’ean gndi, zi mecaw uzov dimeal ekeal
haseal äin i veray nora, el ew na and afaj noc'a i patrastut'iwn paterazmi. 2. Bayc‘ sakayn o£‘ karac‘ unel zdem nora, p’axsteay liner afaji noc’a. zhet mteal kotor&in zamenayn zörsn Parsic‘, ew dastac'n ew Canaparhac'n c'ir dimat'awal kac’uc’anein ew C’araxtavat vatndin ew anhnarin haruacs i veray 2 hasuc’an£in. 3. Ew t'agaworn Hayoc‘ dafnayr i mec kotorac&n mecaw yalt'ut'eamb ew bazum awaraw ew c'ncalic‘ uraxut‘eamb i kolmansn Hayoc‘ yAyrarat gawat, i Valar$apat k‘alak‘, mecaw uraxut’eamb ew bari anuamb ez bazum awaraw. 22 ı. Apa hraman tayr and kolmans kolmans despans arjakel, hrovartaks afnel,
yeöt'n bagins mehenic'n uxtawor linel patkerac‘ ktoc‘ dic'n pa$taman. 2. Spitak c’luk‘ ew spitak noxazök‘, spitak jiovk‘ ew spitak jorwovk‘, oskelen ew arcat‘elen zarduk‘, i verjawors p‘olp‘oleals, nsanakap palarakap metak’siwk'n ew oskovk‘ psakök‘ ew arcatli zoharanök‘, yanöt's c'ankalis akambk‘ patuakanök‘,
oskov ew arcat‘ov, i handerjs paycafs ew i zards gelec'iks, ziwr azgin Ar$akuneac‘ zhayreneac'n pastamanc‘ telisn mecarer. 3. Na ew hingerord ews haner yamenayn mecamec awarac'n aceloc‘, ew mecamec pargews k'rmac'n $norh£r. Isk zörac'n or ziwreawn &in, et pargews ew arjakeac yiwrm£.
23 1. Isk i galust amin miwsoy zör bazum kuter yoyz, gumartak afnör, znoyn zör koler, ew ews bazum k‘an znoyn aspatak spfeal zkolmambk'n Asorestani. manawand zi ew zörk‘ Ta&'kac‘ i t‘ikuns ekeal &in. awar afeal zerkirn ameanyn,
k‘ajut‘eamb dainayin yiwrak‘an€‘ iwr telis. 2. Ew ams [metasan] step step zays örinak awar afeal, awer&in zamenayn
erkir sahmanac'n, or and Parsic‘ tagaworut'eambn ew and isxanut'eambn Er.
GiusTo TRAINA
4IO
24 1. Isk ibrew zayn amenayn €aris etes t'agaworn Parsic‘, or ekin hasin i veray nora, nelec'aw, tafapec'aw, tagnapec’aw, tarakusec‘aw, varandr yanjn iwr. atink'n ko&‘ör zamenayn t‘agawors ew zkusakals ew znaxarars ew zzöravars ew zpets €z zitxans iwroy terut'eann. i xorhurd mtanäin. 2. alak'er zamenesean, hnars in mart‘el xndrel gtanel. azgi azgi pargews xostanayr. »t'erews ok“ miayn gtcii‘, ase, ’or zvrezuc‘ hatucumn xndrel mart‘asc‘&«, yerkrordakan gah iwroy terut'eann matuc’anel xostanayr, t‘@ miayn naxanju meci jetn arkeal hatusc‘& ok‘. »bayc‘ miayn at‘otovs ews i ver el&c‘ k’an zna, et‘& kari yanargac‘ ok‘ ic'& kam i patuakanac«. azgi azgi patiws ew pargews ew varjuc‘ hatuc'muns $Snorhel xostanayr. 25 Ard, omn i mijoy xorhrdeann glxawor nahapet Er Part‘ewac‘ terut'eann, oroy anun Er Anak. yotn kac‘eal, i m&j anc'eal, yirm& azgen ibrew i t!'$namwoy veray xostanayr vr&z xndrel. 26 Xösel sksaw and nma ew ase: »Et‘@ miayn zayd naxanj xndresc’es miamtut‘eamb, zbnut‘iwnn part'ewakan, zjer sep’akan Pal[h]awn i jez darjucic‘, ew k‘ez t‘ag edeal p’afaworec‘ic, ew ereweli ew p’afawor i t'agaworut’eans imum araric', ew erkrord inj koc'ec'ic'«.
27 Patasxani et Part‘ewn ew as&: »zmnac‘ords azgi imoy kec’usc’es du. ayl es ew elbayr im harazat aysör hrazarimk‘ i k'en«. 28 1. Yayıım zZamanaki handerjec‘aw kazmec‘aw Part‘ewn elbarbn iwrov handerj, antaneök‘ kanambk‘ ew ordwovk‘ ew amenayn akiw iwreanc‘. Cu arareal yuli ankeal, det akn kaleal &anaparhac'n, eleal ert'ayr hatuaci patCarfaw i kolmans Hayoc‘, ibrew t‘& apstambeal ic’& yark’ayen Parsic‘. 2. Ekeal yandiman elew t'agaworin Xosrovu yUti gawafi, i Xalxat k’alakli, i jmeroc'n ark‘ayuteann Hayoc'. 29 Ibrew etes tagaworn Hayoc', c'ncac'eal eland afaj nora ew mecaw xndut‘eamb onkalal zna. manawand ibrew kelcaworut'eamb ew dawov sksaw xösel and nma ew ziwroy galoyn hawatarmut‘iwn c’uc’anel: »Vasn aynorik eki es af k’ez«, as£, »zi hasarak zhasarakac‘ vre2 xndrel mart’asc‘uk«. 30 Ard, ibrew etes t'agaworn zayrn, zi dimeal ekeal &r at na amenayn antaneök’n handerj, ew mtermut'ieamb hawatac‘ i na. yaynzam tayr nma patiw ast örinac' t'agaworac,,
ew
haner
nstuc’aner
zna
yerkrord
at'of
t'agaworut'eann.
ew
zamenayn Zamanaks jmeraynoyn uraxut'eamb zawurs c'rtasun€ holmasund safnamaneac'n anc'uc anäin. 31 Isk ibrew ekin hasin awurk‘ jerot harawaholmn garun dranc'n banaloy, hambarjaw t’agaworn i kolmanc'n yaync’ane. ekin ijin yAyrarat gawat, i ValarSapat k‘alak‘. ew minder uraxutieamb hanguc'eal &in, i mit arkeal tagaworin, gumartak afnör, andren ar$awel i kolmans Parsic‘.
III.6.2. AGAT'ANGELOS (Aa, AG)
4II
32 1. Ibrew zays Iser Part‘ewn, zerdumn uxtin yiser or and Parsic‘ ark‘ayin uxteal er. Na ew zxostmunsn yiser zpargewac'n, ew i bun asxarhn p’ap’ager or Pa1[h]aw ko£'er, ew vat xorhurd i mit arkaner.
2. afnoyr zt'agaworn mekusi na ew elbayr iwr harazat, ibrew i patlars inc zbösanac‘, ibrew xorhurd inC“ xorhel and nma. ew zsusersn polovatiks teerak’ameals un£in. yankarc yelakarcumn Zamanaki zens verac’uc'eal, zt’agaworn diat’awal kac’uc‘eal yerkir korcanäin. 3. Andust ustemn irazgac eleal irac'n or elen. goyz alalaki amboxin t’anjranayr. mind ays min€ ayn, nok‘a heceal yiwrak‘an£iwr erivars p'axstakan lin£in. 18 ı. Als das Reich der Parther verfiel, tötete ArtaSir, der Sohn des Sasan, der der
Satrap* der Herrschaft. der Parther wählte man
Provinz Stahr war, Artawan, den Sohn des Valar$ und nahm ihm die Danach vereinigte er die persischen Truppen, die sich der Herrschaft entzogen und sie mit Verachtung zurückwiesen; und einstimmig die Macht Artaßirs, des Sohnes von Sasan.
2. Als die Nachricht vom Tod Artawans Xosrov*, den König der Armenier,
erreicht hatte, der der zweite in der Herrschaft über Persien war (denn der König
der Armenier galt als der zweite in der Herrschaft über die Perser), gelang es ihm, obwohl er die schlechten Nachrichten hinreichend schnell erfahren hatte, nicht
rechtzeitig, irgendeine Kriegshandlung vorzubereiten. 3. Nach diesen Vorgängen kehrte er in großer Trauer über das, was vorgefallen war, wieder in sein Land zurück, denn er hatte es nicht vermocht, etwas zu erreichen.
ı9 ı. Aber zu Beginn des folgenden Jahres begann Xosrov, der König der Armenier, Truppen zu versammeln
und ein Heer zu bilden, albanische und
georgische Truppen zu versammeln und die Pforten der Alanen und der Enge
von Cora* zu öffnen, die Heere der Hunnen aus ihren Gebieten kommen zu lassen, Einfälle in das Territorium der Perser zu machen und in die Gebiete
Syriens bis zu den Kaspischen Toren (bis Ktesiphon) einzudringen. 2. Nachdem er das Land geplündert hatte, legte er bevölkerte Städte und liebliche
Dörfer in Schutt und Asche; er wandte sich gegen jede bewohnte Gegend und
hinterließ sie in Ruinen; er machte es sich zur Aufgabe, die Herrschaft der Perser zu verwüsten, zunichte zu machen und von oben bis unten zu. zerstören, und
glaubte, die Gesetze außer Kraft setzen zu können.
3. Weil er zugleich geschworen hatte, die Absetzung der Seinen von der
Herrschaft mit großem Groll zu rächen, verpflichtete er sich vollkommen und aufs äußerste, die Rache mit großem Groll zu vollziehen und voll des Neides zu sein. Er wurde besonders hochmütig, weil er auf die Menge seiner Soldaten vertraute und Vertrauen in die Tapferkeit seiner Soldaten hegte.
GıiusTo TRAINA
412
4. Unverzüglich kamen mit einer großen starken und mutigen Menge von Männern und Pferden in Schlachtordnung Albaner, Lupenier, Cilper, Kaspier und noch andere, die in jener selben Gegend waren, zu Hilfe*, um Rache für das
Blut von Artawan zu nehmen. 20 ı. Auf’Grund seiner familiären Bindungen zu jener Dynastie war er voller Schmerz über die Tatsache, dass jene (die Parther) sich unterworfen und die Herrschaft des Mannes von Stahr anerkannt und sich mit ihm vereinigt hatten.
2. Und obwohl Xosrov eine Gesandtschaft geschickt hatte, um die Unterstützung seiner Verwandten zu erlangen, und damit sie sich zusammen mit seinem eigenen Reich widersetzten, und dass aus den Gebieten der Kusan Hilfe kommen werde*, mutige und starke Heere sowohl aus jener Provinz als auch-aus ihrem eigenen Land, schenkten ihm seine Verwandten trotz allem kein Gehör.
3. Tatsächlich waren die Stämme, die Geschlechterchefs, die Satrapen und die Fürsten der Parther* nicht mit ihm einverstanden, denn sie waren eher zu Gehorsam und zur Unterwerfung unter die Herrschaft Artaßirs bereit als unter die ihres Verwandten und Bruders. 21 ı Nichtsdestoweniger nahm Xosrov sein zahlreiches Heer und darüber hinaus, was an Lanzenkämpfern hinzugekommen war, um ihn im Krieg zu unterstützen. Als der persische König die Größe dieser Streitmacht sah, die mit solcher Wucht auf ihn zukam, rückte er in Schlachtordnung gegen sie vor.
2. Dennoch war er nicht in der Lage, Widerstand zu leisten, und floh vor ihr davon. Bei der Verfolgung machten sie das ganze Heer der Perser nieder, verstreuten die Leichen auf Ebenen und Wegen und fügten grausame und unerträgliche Leiden zu. 3. Nach diesem großen Massaker kehrte der armenische König siegreich voller Freude mit großer Beute ins Land Armenien zurück, in die Provinz Ayrarat und in die Stadt ValarSapat, mit großer Freude, hohem Ansehen und viel Beute. 22 1. Under befahl, dass Gesandte durch sein Territorium geschickt wurden, dass
Edikte verfasst und Gelübde abgelegt wurden auf die sieben Altäre der Tempel des Kults der Ahnenbilder*.
2. Er ehrte die Orte des Ahnenkultes seiner arsakidischen Familie mit weißen Ochsen und Widdern, mit weißen Pferden und Maultieren, Schmuck aus Gold und Silber, Seidenstoffen mit Fransen und Troddeln, Kronen aus Gold und Altären
aus
Silber, herrlichen
Gefäßen
mit kostbaren
Steinen,
prächtigen
Gewändern und feinen Dekorationen.
3. Außerdem nahm er ein Fünftel von der riesigen Beute, die er gesammelt hatte, und machte den Priestern großartige Geschenke. Und Geschenke machte er auch den Soldaten, die ihm gefolgt waren, bevor er sie entließ.
III.6.2. AcaT'AnGELoOS (AA, Ac)
413
23 1. Zu Beginn des folgenden Jahres sammelte er ein sehr großes Heer, ordnete die Scharen, rief jenes selbe Heer zusammen und dann noch zahlreichere Truppen und sandte sie aus, Einfälle in Asorestan zu machen. Vor allem waren ihm Truppen der Araber* zu Hilfe gekommen, die das ganze Land plünderten und triumphierend in ihre Länder zurückkehrten. 2. Und [elf] (zehn) Jahre lang* machten sie beständig Einfälle in dieser Art,
indem sie alle Gebiete plünderten, die unter der Herrschaft und Autorität der Perser standen.
24 1. Als aber der persische König all diese Katastrophen sah, die kamen und ihn befielen, war er darüber bestürzt, betrübt und verwirrt; er war ratlos, war über
sich selbst im Zweifel und rief alle Könige, Statthalter, Satrapen, Generäle, Präfekten und Herren* seines Reiches zusammen und hielt Rat ab. 2. Er bat sie alle, eine Lösung zu suchen und zu finden, wobei er jede Art von Belohnung versprach. „Wenn sich nur jemand fände“, sagte er, „der fähig wäre, Rache zu üben“, dem versprach er, ihn in den zweiten Rang in seinem Reich zu erheben, wenn nur jemand sich verpflichtete, ihn zu rächen. „Nur ich und mein Thron werden über ihm stehen, sei er von niedrigster oder von edler Abkunft“.
Er versprach, ihm jede Art von Ehren, Geschenken und Belohnung zu gewähren. 25 Nun befand sich im Rat eines der führenden Geschlechteroberhäupter im Königreich der Parther mit Namen Anak*. Dieser erhob sich, kam nach vorn und versprach, an seinem König wie an einem Feind Rache zu nehmen. 26 Er (der König) wandte sich zu ihm und sagte: „Wenn
du diese Rache
aufrichtig begehrst, werde ich euch das eigene Erbe von euch Pahlaw*, von parthischer Art, zurückgeben, und ich werde dir eine Krone geben und dir ungeheuren Ruhm zuteilwerden lassen und dich sichtbar mit Ruhm bekleiden in meinem Reich und dich den Zweiten nach mir nennen“. 27 Der Parther antwortete und sprach: „Trage Sorge um den Rest meiner Familie, denn mein Bruder und ich werden heute von dir Abschied nehmen.“
28 ı. Danach bereitete sich der Parther vor und rüstete sich aus, zusammen mit
seinem Bruder, seiner Familie, seinen Frauen und Kindern und ihrem ganzen Gepäck; nachdem
er die Reise begonnen hatte und aufgebrochen war, die
Straßen mit dem Blick ausgekundschaftet hatte und fortgegangen war, begab er
sich, vorgebend, dass er auswandere, in die Gebiete Armeniens, als ob er sich gegen den König der Perser aufgelehnt hätte. 2. Er kam vor König Xosrov in der Provinz Uti, in der Stadt Xakxal*, der
Winterresidenz des armenischen Königtums.
29 Als (ihn) der König der Armenier sah, war er froh, ihm zu begegnen, und empfing ihn mit großer Freude; besonders als er mit Heuchelei und Betrug
GiusTo TRAINA
414
begann, mit ihm zu sprechen, und die gute Absicht seines Kommens andeutete: „Ich bin deshalb zu dir gekommen“, sagte er, „damit wir zusammen nach Mitteln
suchen, um uns an unseren gemeinsamen Feinden zu rächen.”
30 Jetzt, als der König diesen Mann sah, der mit seiner ganzen Familie gekommen
war, glaubte er aufrichtig an ihn. Dann chrte er ihn nach königlicher Art und stellte ihn an die zweite Stelle in seinem Reich. Und während der gesamten Dauer jenes Winters verbrachten sie die Tage rauher Winde und des Frostes in Fröhlichkeit.
31 Aber als die wärmeren Tage mit südlichen Winden kamen, um die Pforten des
Frühlings zu öffnen, entfernte sich der König aus jenen Regionen. Sie stiegen ab in die Provinz Ayrarat, in die Stadt Valar$apat. Und während sie dort glücklich ausruhten, beschloss der König, ein Heer auszuheben und in persisches Gebiet einzufallen. 32 ı. Als der Parther dies hörte, erinnerte er sich an den Schwur, den er dem
persischen König geleistet hatte; er erinnerte sich auch an die versprochenen
Geschenke und, da er wünschte, das eigene Land, das sich Pahlaw nannte*, wiederzugewinnen, dachte er sich einen üblen Plan aus:
2. Er nahm den König und seinen legitimen Bruder beiseite unter dem Vorwand einer Unterhaltung und als ob sie sich mit ihm beraten wollten; und unterdessen begannen sie, ihre stählernen Schwerter zu zücken. Unversehens zogen sie in
einem Augenblick die Waffen, streckten den König zu Boden, hielten ihn fest und töteten ihn. 3. Als sich die Nachricht von dem Vorfall überall ausbreitetete, wuchsen die
Klagen, Geschrei und Aufruhr. Zugleich hatten sie (die Töter) größte Eile, ihre Pferde zu besteigen und zu fliehen. 18,1
*Satrap: Die Übersetzung von arm. naxarar, naxararut‘iwn mit ‚Satrap‘, ‚Satrapie‘ ist nicht völlig befriedigend, obwohl dieses Wort im Griechischen mit oatparng wiedergegeben wird (GARSOIAN 1989, 549). Eigentlich entspricht naxarar einem
typisch kaukasischen sozialen Begriff, der fälschlich mit ‚feudal‘ übersetzt wurde. Auf Grund des epochemachenden Buchs von N. ADoNTz (1908 = ADONTZGARSOTAN 1970) spricht man nunmehr richtiger von einer ‚naxarar-Gesellschaft‘. Bei anderen Historikern bezeichnet naxarar schlichtweg den Adel; in Aa scheint der Terminus jedoch einen technischen Sinn zu haben. Zu diesem Begriff vgl.auch II.4.8. und III.2.9.
18,2 *Xosrov (Kovoäpw in Ag) könnte dem König entsprechen, der in klassischen Quellen als Tiridates (II.) begegnet (so TOURNEBIZE 1908. 420; vgl. CHAUMONT 1969, 25ff., und die historische Synthese bei CHAUMONT
1976, 158-163). Die
griechische Fassung (Ag $ gb, 178.1f.) belegt, dass Xosrov ein Bruder Artawans war: katelaßev 1 Ayyedia adın npog Kovsapw Baoıl£&a "Apnevias, GÖEAPOV ÖE
"Aptoßüvov &g fiv debtepog tig deonoretag TIApdwv (6 yüp T@v "Appeviov
III.6.2. AGAT'ANGELOS (AA, AG)
415
BaowWedg ig T@v IlAp&wv deonoreiag debtepog Unfpxev) — ‚Die traurige Nachricht (vom Tod Artawans) kam zu Xosrov, dem König Armeniens, der ein Bruder Artawans war und an zweiter Stelle stand in der Herrschaft über die Parther
(denn wer auch immer König von Armenien war, hatte auch den zweiten Rang in der Herrschaft über die Parther)‘. Arm. eibayr — ‚Bruder‘ ist allerdings nicht wörtlich zu verstehen, sondern eher im Sinne von ‚Volksgenosse‘ (Literatur bei KETTENHOFEN 1998, 328). 19,1
Die geschichtlichen Ereignisse (um 227 n.Chr.) sind nicht ganz zuverlässig wiedergegen worden. Cassius Dio 80,3,2-3 sagt, dass Ardair (Artaxerxes) kurz nach
seinem Versuch, die Stadt Hatra zu erobern, nach Armenien weiterzog, dort aber besiegt wurde. Die Armenier kämpften zusammen mit den Medern und den ‚Kindern‘ von Artabanos. WIDENGREN 1971, 757f., betont, dass natöeg nicht Söhne
im eigentlichen Sinne, sondern ‚a body of picked young warriors‘ meine. KETTENHOFEN (1998, 325) weist aufeinige Anachronismen hin: Die Erwähnung von Albanern, Iberern und besonders Hunnen sei „unhistorisch“, ebenso der Vorstoß
nach Asorestan. Man muss jedoch anmerken, dass die griechische Fassung (Ag $ 10.3) von einem Vorstoß Eng t@v Kaoniwv Aeyou&vov nVA@V — ‚bis zu den
sogenannten Kaspischen Toren‘ spricht, nicht ‚bis zu den Toren Ktesiphons‘. 'THoMSsoN 1976, 455, bemerkt, dass die Hunnen bei Ehi$e 1,23 als ‚KuSan‘ bezeichnet werden. Dies könnte jedoch eine spätere Glosse sein. THOMSON zitiert auch Aa 20, wo die Rede tatsächlich auf die KuSan kommt, aber ein solcher Brückenschlag ist unnötig.
*Enge von Cora: In der armenischen Tradition wird diese auch Honac‘ pahak ‚die Wache der Hunnen‘ genannt (vgl. MARQUART 1901, 100). GUTSCHMID (1877, 382.) bemerkte: „Vor dem ersten Auftreten der Hunnen war ein solcher Anachronismus
überhaupt nicht möglich, es ist aber sehr wahrscheinlich, dass ihn erst die Erinnerung an den unter ganz ähnlichen Umständen erfolgten großen Hunneneinfall des Jahres 395 veranlasst hat“. 19,3
GARSOTAN (1976, 2f. Anm. 5) betont die Verbreitung des literarischen Motivs der „arsakidischen Blutrache“.
19,4
*Unverzüglich kamen ... zu Hilfe: Hier weicht die griechische Fassung (Ag $ 10) ab.
20,I
KETTENHOFEN (1998, 325) bemerkt, dass die griechische Fassung das Motiv der
familiären Bindung Xosrovs an Artawan stärker betont. Tatsächlich lesen wir in einem nicht immer verständlichen Griechisch (Ag $ 10,17 f.): cat y&p Ev neyiorn
Aören bnfpxev did TrVv PvVoıktv KÖEAPÖTNTA TOO Övanpeßevrog Kal mv ODTOO
ovyyeveıav mv suoBLHLAdOV ıt| SovAeia Twv Erapdevrov Zraxpır@v — ‚Und er
20,2
verfiel größtem Schmerz, weil er eine natürliche Bruderbeziehung zu dem Opfer hatte und wegen der eigenen Verwandtschaft, die sich einmütig in die Knechtschaft der hochfahrenden Stahriten ergab.‘ Aber die ‚natürliche Bruderbeziehung‘ zwischen den armenischen und den parthischen Arsakiden bleibt in beiden Fassungen unklar. *dass aus den Gebieten der Kusan Hilfe kommen werde: Dieser Satz fehlt in der griechischen Fassung. Nach THOMSON 1976, 456, handelt es sich um eine spätere Interpolation. KETTENHOFEN (1998, 325) zufolge behauptet die armenische Fassung,
GIUsSTO TRAINA
dass auch die Kusan Arsakiden seien. Aber der Text sagt nur ew yaynm marze ew
yiwreanc‘ i bun asxarhen. Das meint wörtlich: ‚... sowohl aus jener Provinz (marz) als auch aus ihrem eigenen natürlichen (d.h. ursprünglichen) Reich (bun asxarh)‘ (zu diesem Abschnitt vgl. Garsoian 1989, 5ı0, hinsichtlich der Bedeutung von asxarh ‚Land‘, resp. ‚Reich‘, und ibid. 544 zu marzpan. THoMsoN (1976) übersetzt: „... and that there would also come to his aid (contingents) from the regions of the Kushans, brave and valiant armies both from that area and their own land‘. Das
heißt, dass sich die kuschanischen Truppen, die Xosrov rekrutieren wollte, teilweise in Armenien befanden, wo sie womöglich als Söldnertruppen dienten, teilweise im
Reich der Kushan selbst. Vgl. auch den Kommentar zu MX 2,72. Lozınski (1984,
124f.) denkt, es gebe „four branches“ der Arsakiden, und findet einen Hinweis auf die arsakidische Herkunft der Kushan bei P‘awstos Buzand 5,7 (vgl. GARSOIAN 1989). 20,3
*Die Stämme, die Geschlechterchefs, die Satrapen und die Fürsten der Parther: Arm. nahapet meint das Oberhaupt einer naxarar-Familie (GARSOfAN 1989, 548; vgl.
22,
*auf die sieben Altäre der Tempel des Kults der Ahnenbilder: Hier geht es (stark verkürzt in Ag) wahrscheinlich um die Tempel in den wichtigsten Städten
HEwsEN 1985-1986, 12, ‚chieftain‘).
Armeniens. CHAUMONT (1976, 72) führt zu diesem Passus aus: „... malgr& l’ambi-
guite du texte, il ya des chances pour que soit vise ici un ensemble de sacrifices a accomplir simultanement en chaque province du royaume, ce qui laisse supposer une pluralit€ du temple & sept autels“ (vgl. auch RusseLL 1987). 231
*Araber: Nach THoMson (1976, 456) handelt es sich bei den Tadikk‘ (Zapanvoi
bei Ag) um die Araber Mesopotamiens. Diese Truppen kamen wahrscheinlich aus dem Hawran, entsandt von Philippus Arabs. MX 2,72,1 sagt nämlich, dass Philippus keine römischen Truppen zur Unterstützung Xosrovs entsenden konnte. „Aber er unterstützt ihn durch einen Brief, indem er allen Provinzen ihm zu helfen
befiehlt. Da diese den Befehl befolgen, kommt man ihm zu Hilfe von Ägypten und der Wüste an bis zum Ufer des Pontos“. Die Soldaten aus der Wüste sind wahrscheinlich arabische Föderaten unter dem Befehl von Statius Priscus, Philippus’ Bruder, der seit 245 den römischen Osten kontrollierte. In Anbetracht dessen, dass
Agat’angelos fast alle Hinweise auf die Römer vermeidet, können wir eine Beteiligung der Römer auch nach 244 nicht ganzausschließen (vgl. TRAınA 2003b). 23,2
*[elf] (zehn) Jahre lang: Die Datierung von Xosrovs Ermordung ist umstritten. CHAUMONT (1976, 171, gegen GUTSCHMID 1877, 402 f.) datiert sie einige Jahre nach 244. Stets wurde im überlieferten Text ams metasan (11 Jahre) die ‚ıı durch die Ziffer ‚ro‘ ersetzt, dies mit Ausnahme von MARQUART 1895, 652, der den überlieferten Text übernimmt und Xosrovs Tod kurz vor 252 datiert (vgl. KETTENHOFEN 1982, 39f.).
24,1
KETTENHOFEN (1998, 326) betrachtet diesen Bericht als ein „Phantom unseres Autors“, gibt aber zu, dass die Epitome des Cassius Dio (80,3,3) von einer
Niederlage Artaschirs berichtet, beigebracht von „Einheimischen, einigen Medern und den Kindern des Artabanos“.
*Könige, Statthalter, Satrapen, Generäle, Präfekten und Herren: Diese lange Liste ist in Ag gekürzt; sie hat nach THoMsoN 1976, 457, „no historical value“.
III.6.3. Movs£s XoRENAC'I
25
417
*Anak (’n’g, anäg): Der Name meint auf Mittelpersisch wahrscheinlich ‚böse‘, könnte aber auch das Gegenteil bedeuten (Literatur bei GArsolan 1989, 347f.). Anak wird in der griechischen Fassung als Erıpaveotarog EBväpyng tig T@v TI&p8wv deonotetag eingeführt (Ag $ 13.1f.). Bei der syrischen und der KarsuniVersion (VAN ESBROECK 1971; 1977) wird Anak Bruder Xosrovs genannt: Vk 6; 9; 13; 14; Vs 6; 9; 12; 14) (KETTENHOFEN 1998, 327). Dieses Bruderverhältnis kann man erkennen bei Elise 72,6-8 (TER-MiNAsEAN). HEWSEN (1985-1986, 12f.) betont, dass
es sich um leibliche Bruder-schaft handele: „Thus, if St. Gregory was indeed Anak’s son, he may very well have been a first cousin of Tiridates the Great.‘ Aber MX 2,74,2 bestätigt nur, dass Anak ein Mitglied der Sur&n Pahlaw war (vgl. MX 2,91
über den heiligen Grigor, den Sohn Anaks). Was Elise betrifft, so sagt dieser Autor nur, dass Trdats Vater (d.h. Xosrov) von seinen ‚brüdermordenden Onkeln' getötet worden sei. Nun darf efbayr dem Sinne nach nicht wörtlich genommen werden, wie schon AKINEAN 1960, 63, feststellte (vgl. Kommentar zu Aa 18.2 und MX 2,74,2).
Die Überlieferung zu St. Grigors Ahnen wurde durch die Tendenz, die parthische Herkunft zu verdrängen, allmählich entstellt (s. CHAUMONT 1989). 27
26
_KETTENHOFEN (1998, 326) betont zu Recht: „Der mehrmalige Gebrauch des Wortes ‚der Parther‘ (27. 28: Part‘ewn) in diesem Textabschnitt ist sicher nicht zufällig.“
*von euch Pahlaw: Diese Wendung ist nicht bezeugt in Ag.
28,2
*Xalxat: Diese Stadt war in Wirklichkeit die Winterresidenz der Albaner (MARQUART I9OL, 118).
32,1
*das sich Pahlaw nannte: Auch dies ist nicht bezeugt in Ag.
III.6.3.
Movses Xorenac'i
Movses Xorenac‘i wurde lange Zeit als der Autor anderer kleinerer Werke wie z.B. der ‚Armenischen Geographie‘ (Akxarhac‘oyc‘) betrachtet. Die philologische Forschung des 19. und 20. Jahrhunderts schied dieses andere Schrifttum jedoch vom Patmut‘iwn Hayoc‘. Dieses Werk besteht aus drei Büchern: Das erste Buch enthält eine „Archäologie“ Armeniens bis zu Alexander dem Großen; das zweite Buch erzählt die historischen Ereignisse bis zur Christianisierung Armeniens; das letzte Buch behandelt den „Abstieg“ Armeniens bis 428 n. Chr., dem Ende des
arsakidischen Königtums, resp. 438, dem Todesdatum Sahaks, des letzten armenischen Patriarchen aus dem Geschlecht des Hl. Grigor.
Viele Armenologen haben versucht, den Patmut‘iwn Hayoc‘ des Movses Xorenac'i von der übrigen armenischen Überlieferung zu trennen; wegen einiger vermuteter Anachronismen im Text versuchten sie, diesen Text spät zu datieren,
nämlich etwa ins 8. oder 9. Jahrhundert, nicht um 470, wie Movses Xorenacii selbst bestätigt (siehe CARRIERE 1891; TOUMANOFF 1961; THoMSsoN 1978; Synthese bei MAH£ 1993). Movses Xorenac'i steht in der Tat isoliert, denn er verteidigt die Tradition der arsakidischen Monarchie (XALATJANC 1903); ideologisch ist er von 1 Vgl. Pahl. anag ‚evil‘ CPD 8. So bereits HAG ı7f.
GrusTo TRAINA
418
den übrigen armenischen Historikern weit entfernt. Darüber hinaus zeigen einige Stellen im Patmut‘iwn Hayoc‘, dass Movses Xorenac‘i dem Geschlecht der Bagratiden, die ihre Machtstellung erst nach dem 8./9.. Jh. erlangten, nahestand. R. Thomson,
ein einflussreicher Gelehrter, resümiert: „Movses is writing a
history ofthe Bagratuni family in the ancient history of Armenia ... The past had to be reordered to reflect the desired position of the Bagratunis, and this Movs&s Xorenac‘i accomplished so persuasively that this version of events became standard for later historians, not only Armenian but foreign as well” (THoMsoN 1996, 510). Einige der mutmaßlichen Anachronismen bei Movses Xorenaci sind entweder keine echten Widersprüche oder Glossen (TRAINA 1991; dazu MAHE 2000). Es kommt hinzu, dass die letzte Fassung des Patmut‘iwn Hayoc‘, d.h. in
etwa der Text, den wir heute lesen, durchaus erst unter den Bagratiden ent-
standen sein kann (vgl. schon Marxasyanc‘ 1940). Obwohl sich die Forschung seit der Veröffentlichung der kritischen Edition im Jahre 1913 mit der Genese des Texts beschäftigt hat, sind viele Probleme nach wie vor offen (MURADYAN 2003). Movses Xorenac'i
ist der einzige Autor, der es unternommen
hat, eine
Gesamtgeschichte des armenischen Volkes zu verfassen. Dafür hat er schriftliche und mündliche Überlieferung herangezogen. Ob er Lokalarchive in Armenien und Mesopotamien wirklich benutzt hat, ist ungewiss. In vielen Kapiteln finden sich Spuren von epischer Überlieferung, die die Heldentaten der arsakidischen Könige Armeniens besang. Viel Material wurde von griechischen Autoren übernommen: Philo, Flavius Josephus, Eusebius, Gregor von Nazianz und Sokrates Scholastikos dienten Movses Xorenac'i als stilistische Modelle (THOMSON 1978, 13-39). Manche Informationen bei Movs&s Xorenac'i stammen von verlorenen griechischen Schriftstellern (TRAINA 1995; 1998). Das gesammelte Material wurde von Movses stark bearbeitet und vielfach
umgestellt, damit sich die verschiedenen Angaben in sein chronologischen System einfügten (SARGSYAN 1965: 1966). Dieses System ist oft schwer zu dekodieren: Movs&s entwickelte eine besondere historische Anschauung; so sind manche Personen und Ereignisse, von denen wir aus den klassischen Quellen wissen, bei
ihm nicht aufzufinden. Beispielsweise finden wir im Patmut‘iwn Hayoc“ keine Spur von König Tiridates 1. (63 bis nach 75 n. Chr.), da er ihn mit Tiridates II. verwechselt.
Gleichwohl räumen auch Gelehrte strengster Observanz ein, dass sich bei Movs&s Xorenac'i vereinzelt historisch brauchbare Spuren finden. Allerdings ist es fast unmöglich, die Daten zu ‚dekodieren‘. So zieht es KETTENHOFEN vor, auf
das gesamte Material zu verzichten, und begründet dies so: „... es ist m.E. nicht anzunehmen, dass sonst verlorengegangene Erstinformationen auf verschlungenen Wegen gerade zu Movses gelangt sein sollen“ (1998, 337). KETTENHOFEN
Ill.6.3. Movs&s XoRENAC'I
419
bezweifelt, dass es möglich ist, aus der Darstellung des Movsös geschichtliche Elemente „herauszudestillieren“. So konstatiert er: „Jeder, der mit der frühen parthischen Geschichte vertraut ist, weiß, dass die Darstellung, die uns Movses bietet, für die Rekonstruktion des historischen Geschehensablaufs wertlos ist“
(1998, 338). Die Beziehung zwischen Movses Xorenac'i und der sog. ‚Primary History‘
wurden von SarGsyan behandelt (1966, 79ff.; vgl. auch KETTENHOFEN 1998). Movses Xor. I, 8-9 Arsak der Grosse und sein Königtum. Sein Bruder Vatarsak, König von Armenien, will ihn bitten, die königlichen Archive zu öffnen, damit er die ältere Überlieferung über Armenien studieren kann. Deshalb sendet er den syrischen Gelehrten Mar Abas Katina zu seinem Bruder.
1, 8.7£ ov kam usti zayspisi egit zrucabanut‘iwns. 1. ZAr$ak, mec ark‘ay Parsic‘ ew Part‘ewac‘, or ew azgaw isk Part’ew, apstambeal,
asen, i Makedonac'woc‘ ew t’agaworeal i veray amenayn arewelic‘ ew Asorestaneayc‘, ew spaneal zAntiok‘os t'agawor i Ninue, hnazandec’uc'eal zamenayn tiezers and iwrov jefamb. 2. Sa tagaworec'uc’ane zelbayr iwr zValarsak i veray asxarhis Hayoc', pateh hamareal ayspes imn an$arz iwroy t'agaworut‘eann mnal. 3. Ew k‘atak“ ttagaworut‘eann tay nma zMcbin, ew sahmans hatan@ nma zmasn in& yarewmteay Asorwoc' ew zPalestin ew zAsya ew zamenayn Mijerkreays* ew zT‘etalia, i coven Pontosi min&‘ew i telin, ur Kawkas yarewmteann yangi i cov,
ew zAtrpatakan. »ew ayl or£ap‘ mitk‘ k‘o ew k‘ajut'iwn* hasanic’en. zi sahmank‘ k‘ajac‘«, ase, »zenn iwreanc‘, ork‘an hatang, aynk’an uni. 4. Sora kargeal zisxanut‘iwn iwr mecap&s, ew hastateal zt’agaworut'iwn iwr, kam elew gitel sora, t‘@ oyk“ ardeök‘ ew orpisi ark‘ tireal ic’en i veray asxarhis Hayoc' min&ew c'na. zk‘ajac‘ ardeök‘ et‘& zvatac‘ anc’eal unici zteli ? s. Ew gteal zomn asori Mar Abas Katinay, ayr usim ew varz k'aldeac'i ew yoyn grov, zor yl& af elbayrn iwr Arfak Mec arzani ancayiwk‘, banal nma zdiwann ark‘uni. Ew gr af na jew banic‘ örinak zays.
1,9. Tut‘ Valarsakay ark‘ayi Hayoc‘ ar Mecn Arsak ark‘ay Parsic“. 1. »Arsak t‘agawor erkri ew covaw, oroy anjn ew patker — orp&s ew € isk — mer astuacoc‘, isk baxt ew patahumn i ver k'an zamenayn t’agaworac‘, ew mtac laynut‘iwn, or&'ap‘ erkni i veray erkri. Valarsak krtser elbayr k'o ew nizakakic‘, or i k'en kargeal ark‘ay Hayoc‘. Olj ler amenayn yalt'ut'eamb.
420
GiusTO TRAINA
’ , Er R 2. K’anzi patuör ankalay i k‘en, k'ajut‘ean ew amenayn imastut’ean hog tanel, oc erbek‘ anp‘oyt‘ arareal zk‘oyovn anc'i zxratu, ayl xnam tareal hogac’ay amenayini, or&‘ap‘ mitk“ ew hasolut‘iwn bawec'in. 3. Ew aiöm i k'umme xnamakalut‘enz zeteleal zt‘agaworut'iwns, xorhurd i mti edi gitel, t'© oyk‘ omank’
yataj kan
zis ic’en tireal aSxarhis
Hayoc',
ew
usti
naxararutiiwnk‘s or ast kan. Zi o& kargk‘ in“ ast leal yaytni, ew o€ mehenic' pa$tamunk‘. ew o&' glxaworac‘ aßxarhis afajinn yaytni &, ew o£' verjinn, ew oC ayl in€ örinawor, aylxafn ixuin amenayn ew vayreni.
4. Vasn oroy ala‘em zk‘o terut'iwnd, hramayel banal zdiwand ark‘uni anddem afnd ekeloy araji k‘oyoy hzör terut'eand. zi gteal zatjalin elbör k'oy ew ordwoy, berc‘& p‘ut‘ap&s. ew zmer hestutiwn, or i kamakatarut'ene leal, k'aj gitem xndut‘iwn k‘ez leal. Ob} ler erewelid bnakut‘eamb i m£j dic'«. 5. Ew ankaleal Ar$akay Meci zgirn i jefac‘ Mar Abayin Katinay, mecaw Irjmtut‘eamb hramayt ataji atnel nma zdiwann ark’uni or i Ninu&, miangamayn ew uraxac'eal and ayspisi mits unel elbör iwroy, orum zk&s t"agaworutean iwroy hawatac‘eal &r. Ew xuzeal nora zamenayn mateansn, gtan® matean mi hellenac'i grov, yoroy veray Er, as&, vernagir ayspisi: [...]
1,8. Wer und woher er diese Erzählungen gefunden hat ı. Nachdem Arsak*, der große König der Perser und Parther*, von Nation ein Parther, sagt man, gegen die Macedonier sich empört, die Herrschaft über den ganzen Osten* und Assyrien erlangt, den Antiochus den König in Ninive* getötet und den ganzen Erdkreis seiner Macht unterworfen hat, 2. setzt er seinen Bruder Valarsak zum Könige über das Gebiet der Armenier ein,
indem er so die Befestigung seiner Herrschaft gesichert glaubt. 3. Als Residenzstadt gibt er ihm Mcbin* und als Gebiet trennt er für ihn ab einen Teil des westlichen Assyrien, Palästina, Asia, die Mittelländer* und T’etalia* vom pontischen Meere an bis zu der Stelle, wo der Kaukasus sich ins westliche Meer* verliert, ferner Atropatene und anderes, ‚soweit‘, sagt er, ‚dein Geist und deine
heldische Tapferkeit reichen. Tatsächlich sind die Waffen die Grenzen der Tapferen; so viel diese abschneiden, so viel besitzen jene.‘
4. Als er seine Macht großartig geordnet und seine Herrschaft befestigt hatte, kam ihm die Lust wissen zu wollen, welche und welcher Art Männer über das Gebiet Armeniens bis auf ihn geherrscht haben, ob er tapferer oder schlechter Vorgänger Platz einnehme. ’ 5. Und nachdem er einen Assyrier Mar Abas Katina, einen geistreichen, in der chaldäischen und griechischen Literatur erfahrenen Mann, gefunden hat, sendet
III.6.3. Movs&s XoRENACI
421
er ihn zu seinem großen Bruder Arsak mit würdigen Geschenken, dass er ihm das
königliche Archiv öffne, und schreibt an ihn einen Brief folgenden Inhaltes. (Nach M. LAuER)
1,9. Brief Vatarsaks, des Königs der Armenier, an den großen Arsak, König der Perser I. „Arsak, König des Landes und des Meeres, dessen Person und Bild ist wie das
unserer Götter, dessen Wohlergehn und Glück über das aller Könige, dessen
Geistesgröße so groß ist wie der Himmel über der Erde, Valarsak, dein jüngerer Bruder und Waffengefährte, welcher durch dich zum
Könige der Armenier
gesetzt ist, wünscht dir in aller Unterwürfigkeit: Lebe glücklich! 2. Weil ich von dir den Befehl erhalten habe, auf Stärke und Weisheit Sorge zu verwenden, habe ich niemals nachlässig um deine Ermahnung gehandelt, sondern
sorgfältig für Alles gesorgt, in so weit Geist und Fähigkeit vermochten.
3. Da nun jetzt das Reich durch deine Sorgfalt wohlgeordnet ist, habe ich mir es in den Kopf gesetzt, kennen zu lernen, welche vor mir das Land der Armenier beherrscht haben, und woher die Adelsgeschlechter sind, die jetzt existieren.
Dann hier sind Ordnung und Kulte der Tempel unbekannt, unbekannt ist auch, wer der erste und letzte der Fürsten des Landes ist, und anderes zu Recht
bestehende, alles ist ganz verwirrt und ungeordnet. 4. Daher bitte ich deine Hoheit, das königliche Archiv dem Manne öffnen zu
lassen, der zu deiner erhabenen Majestät kommt, damit er den Gegenstand der Sehnsucht deines Bruders und Sohnes finde und Zuverlässiges eilig herbeibringe. Ich weiß, dass mein Vergnügen, das aus gutem Willen hervorgeht, eine mächtige Freude für dich ist. Lebe wohl, o Held, in einer Wohnung in der Mitte der
Götter.“ s. Als der grosse Arsak den Brief aus den Händen des Mar Abas Katina* entgegen genommen hat, befiehlt er mit grosser Freude, ihm das königliche Archiv zu
Ninive ganz vorzulegen, zugleich erfreut darüber, dass sein Bruder, dem er die Hälfte des Reiches gegeben, einen solchen Gedanken gehabt hat. Und während dieser alle Bücher durchsucht, findet er ein Buch, auf dem, wie er sagt, folgende (Nach M. LAuER) Inschrift war: [...] 1,8,1
*Arsak (der Große): Nach DeBEvoIsE (1968, 23 Anm. 10) ist mit diesem Arsak eigentlich Mithradates I gemeint (vgl. auch CHAUMONT 1961, 299, und bereits HOWORTH 1905, 338; dazu KETTENHOFEN 1998, 338). So wäre Arsak hier nicht als Name, sondern als Titel zu verstehen (vgl. Strab. 15,1,36; BrvAr 1983. 30). Desevoist liest jedoch ‚Ar$ak der Große‘, was an sich durchaus möglich ist, wenn
man die Kommata verschöbe und läse zArsak mec, ark‘ay Parsic‘ ew Part'eweac‘, ‚Arkak der Große, König der Perser und Parther‘. Einen Arsak Mec erwähnt MX
GIusTo TRAINA
422
2,2,3 als dritten König der Parther nach Arak ‚dem Tapferen‘ (Arsak k‘aj : MX 2,1552, 2,1352, 68, 2) und Artases. Dieser Arfak der Große war eigentlich Bruder des Valarsak, des Königs von Armenien. Dieser Unterschied zwischen MX 1,8 und 2,2 geht wahrscheinlich auf die Überlieferung der sog. „Primary History“ zurück, die Arfak Mec als ersten Herrscher der Parther führt. Die armenischen Quellen sind wahrscheinlich abhängig von einer Überlieferung, die wir bereits bei Arrian finden (vgl. Komm. zu MX 2.1 und 2.2). Die Überlieferungssituation ist
kompliziert, da schwer zu bestimmen ist, wann Arsak als Eigenname und wann
als Titel zu verstehen ist (vgl. WoLskt 1962, 143). Die armenische Überlieferung
(N T@v ’Apnevimv iotopia) zu Arsak ist auch erwähnt bei Prokop. Aea. 3, 1, aber
ohne Bezug auf ein bestimmtes armenisches Werk (dazu TRAINA 2002). *der große König der Perser und Parther: Andernorts (MX 1,9; Überschrift; 2.1) heißt Ar$ak nur ‚König der Parther‘. Den Ausdruck ‚Perser und Parther‘ finden wir oft bei den Scriptores Historiae Augustae, z.B. bei Alex.Sev. 7,6; 56,9; Tac., 15,2; Prob., 12,3 f. Vgl dazu CHauvor 1992; 1998, 401-410, und TRAINA 2002, 463 f. MX 2.4 sagt, dass nach Arsaks
Eroberungen sein Bruder ValarSak, König der Armenier, ein Herr bei Armawir vereinigte und ‚ins Gebiet der Chaldäer‘ marschierte. ‚Lazika, Pontos, Phrygien,
Maiak‘ [Mazaka, später Kaisareia] und andere hielten, da sie nicht das Geringste
von dem Kriege Artaks wussten, Makedonen
an den Verträgen mit dem
Makedonenreich fest.‘ *über den ganzen Osten: nach CHALATJANC (1903, I, 13) meint Movses Xorenac'i den Iran (vgl Movs&s Xor.2,2,1). *n Ninive: Zu diesem Anachronismus vgl. CHALATJANC
1903, I, 25 f. mit
Literatur.
In 1,12 heißt Valarsak ‚der erste parthische König Armeniens‘. Vgl. KETTENHOFEN
1998, 336 f. *Mcbin: Nisibis; vgl. MARQUART 1901, 162 f.
*die Mittelländer (mijerkreays): Anatolien (THoMsoN 1978, 82 Anm. 2). *T“etalia: In der armenischen Überlieferung sind die T“etalk“ mit den hunnischen Hephthaliten zu identifizieren (MARQUART
1901, 58 f.). Nach der ‚Primary
History‘ 2,2, ist Ar$ak der Große als Sohn des Königs der Thetalier zu betrachten. *ins westliche Meer: Das Kaspische Meer. *Kajut'iwn: Die ‚heldische Tapferkeit‘ dient der armenischen Adelsstandes (vgl. GARSOTAN 1981, 42 f.).
Charakterisierung
des
*Mar Abas Katina: Viele Gelehrte haben die Existenz dieses Mannes bezweifelt (von
GUTSCHMID
1876,
317ff.; CARRIERE
1891). Allerdings
wird
in der
mittelalterlichen Überlieferung ein gewisser Maribas Kaldoyo erwähnt. Eine Hs. in Paris (BN, Fonds syr. 306, f. 71-77) hat eine historische karsuni-Chronik bewahrt (von Nimrod bis zur Auffindung des Kreuzes durch die Hl. Helena), deren Autor Maribas Kaldoyo sein soll (ed. MACLER 1903). Dieses Werk wurde
jedoch erst nach dem Untergang der Sasaniden verfasst und steht folglich in keinem Zusammenhang mit dem Mar Abas Katina des Movses Xorenaci. Ein gewisser Catina, der einen Bibelkommentar geschrieben haben soll, findet sich bei
III.6.3. Movs&s XoRENAC'I
423
Hieronymus, Comm. Ezechiel. Mar Abas Katina wäre die Quelle der ersten zwei
Kapitel der ‚Primary History‘ (siehe dort). Nach MAnAnDYAn (1956), ist Mar Abas keine Phantasiegestalt, sondern der Autor der sogenannten ‚Primary History‘. Movsäs Xor. 2, I-3 2.1.
1. Grem k‘ez ayzm ew or in€ afanjin meroy asxarhis gorck‘, erkrord afnelov girs, skseal i ttagaworut‘enen Alek‘sandri, min&'ew c't'agaworut'iwn srboy ew k'aji afnn mecin Trdatay, kargaw, or in£“ eteal ast gorc k'ajut'ean ew arut’ean, imastic‘
ew karga& mioy mioy uruk‘ i noc‘an&, ork‘ yarak‘ay&n Parsic‘ yArsakay ew i Valar$akay elböre nora, zor meroy azgis ttagaworec'oyc.. 2. ew or in@ ork‘ yet nora elen t‘agawork‘ aSxarhis meroy i norin sermang, ordi i höre afnelov zterut‘iwnn, anuanec’an Arsakunik‘ yArsakay. awelordnk'n yazg ew i bazmut‘iwn atec‘ealk‘, ew miakn ast kargi hetewanay i t'agaworut‘iwn. Bayc‘ grem kart i kartoy, or in€ mez ankn &, ew zawelordsn t‘olum. K‘anzi bawakan
& yalags ayloc‘ azgac‘ or in&“ i bazmac‘ asac’eal elew. 3. Yet tireloyn amenayn tiezerac‘ Alek‘sandri Makedonac'woy, ordwoy P'ilippeay ew Olompiaday, or Er k'san ew &orrord yAk‘iktay, bazmac‘ talov zterut iwnn ktakaw, zi amenec‘'un i$xanut‘iwn Makedonac‘woc'n anuanesc'i, ink'n mefani. 4. Zgni oroy t'agaworeac‘ Babelovni Selewkios, zyolovic‘ korzelov zisxanut'iwn. usti ew zPart‘ews hnazandeac‘ mecaw paterazmaw, ew kolecaw Nikanovr aynorik alagaw. Sora tireal ams eresun ew mi, tolu zt'agaworut iwnn ordwoy iwrum Antiok‘ay, anuanec‘eloyn Sawter, ams inn ew tasn. s. Zsa yajord& Antiok‘os, asacealn T‘ewos, ams tasn. ew i metasanerordin apstamben Part‘ewk‘ i cafayut‘en® Makedonac’woc'n. Usti ew tagaworeac' Arsak K‘aj, or Er i zawak& Abrahamu, i K“eturakan cnndoc‘, af i hastatel banin Teafn at Abraham, te »t‘agawork‘ azgac‘ i ken elc'in«.
|
2,2. Tragaworel Arsakay ew ordwoc'n. paterazm and Makedonac‘is ew ser and Hrovmayec‘is.
1. Orpes asac‘ak‘, yet vat'sun ami mahuann Alek‘sandri, t'agawor& i veray Part‘ewac‘ Arsak K‘aj i k‘alak‘in, or ko£i Baht Arawötin*, yerkrin K’uSanac‘. Ew tay paterazmuns sastiks yoyZ, t'ap‘elov yink'n zamenayn areweleays. Halac& ew i i Babelovne zMakedonac‘woc‘ isxanut'iwnn. ). Ls& ew zzöranaln Hfovmayec‘woc‘ i veray amenayn arewmtic‘ ew covu, ew wie i Spania&'woc* t'ap‘ec‘in zbovsn, usti oski ew arcat'n hatani. ea zGalatac'is hareal nd harkaw ararin, ew zt‘agaworut'iwnn Asiac'woc‘. Hrestaks afak'cal xndrer zda$naworut‘iwn, zi mi ögnesc'en Makedonac'woc‘. o& talov harks, ayl patarags | miayn ami hariwr k'ank’aroy.
424
GıusTo TRAINA
3. Ayspes tireal ams eresun ew mi, ew yet nora Artases ordi nora ams k'san ew
vec‘. Zsa payazat& norin ordi Arsak, or ko£'ec‘aw Mec. paterazmi and Demetreay ew ordwoyn Demetreay Antigoneay. k‘anzi i veray nora ekn i Babelovn makedonakan zöru, ew patereazmeal, i gerut'iwn ambinec’aw. zor kaleal Arsakay,
taraw i Part‘ews handerj erkat‘efen kapanök‘, usti i Siripind&sn koc’ec’aw. 4. Aylimac’eal elbör norin Sidiac'woy Antiok‘ay zgnaln Arsakay, gay uni zAsoris. Isk Ar$akay erkodasan biwru andren darjeal, ew Antiok‘os i sastik jneraynwoyn herk‘eal, patahi nma paterazmaw yanjuk telis, ew korn£‘i handerj zörök'n. 5. ew ArSak tir& errord masin asxarhis, orp&s yirakanac'n patmut‘eanc‘ Herodoteay & usanel i C'orrorden, or yatags baZaneloy zbolor erkirs yeris masuns, ew kocel zomn Ewrope, ew zomn Libie, ew zomn Asiay, orum ew tireac‘ Arsak. 2, 3. T‘agaworec'ulanel zVatarsak asxarshis Hayoc“. 1. [zamanakin yaynmik t'akaworec’uc’an& zelbayr iwr zValarsak aöxarhis Hayoc', zhiwsisi ew zarewmuts talov nma sahmans. Sa, orp&s yafatnum merum matenin grec’ak‘, ayr k‘aj ew xohem, andarjak tireac‘ i veray sahmanac“ iwroc‘, ew kargs kenc‘alakans, or&‘ap‘ mart‘ör, sahmaneac‘ a$xarhis. ew naxararut'iwns ew noc'in
naxararut’eanc'n nahapetut'iwns hastateac‘ zars pitanis, ork‘ izawakac‘ naxnwoyn meroy Haykay ew yayloc'. 2. K’anzi yet sanjahareloy zMakedonac‘is ew dadareloy paterazmac‘n, skizbn afn& baregorcut’eanc‘ Part'ewn k‘aj. nax ew afajin p'oxaren bareac‘ hatuc‘anelov afnn zörawori ew imastnoy, or i Hräic'n, Sambatay Bagarat. talov nma i$xanut‘iwn azgaw t’agadir linel Arsakuneac‘. ew or inman£ cneal azg, linel ko@'mamb yanun nora Bagratuni, or € aizm mec naxararut'iwn i m&) asxarhis.
3. K’anzi ays Bagarat naxajefn ancay ast kamac‘ matoyc‘ zink'n Valarsakay yaraj kan zpaterazmunsn Arsakay and Makedonac'isn, ew sa i dran ark‘uni. Isk i cayrs hayeren xösic‘ kolmnakal, isxan byuruc‘ ew hazarac‘, yarewmtic‘ kuse. 4. Bayc‘ darjc'uk‘ andren i ver, patmelov yalags paterazmin Valarsakay and Pontacis, ew or i P'tiwgiay, ew vasn yalt’uteann. Sn
1. Ich schreibe Dir jetzt im zweiten Buch die besondere Ereignisse unseres Landes von der Herrschaft Alexanders an bis zur Herrschaft des heiligen und tapferen Mannes, des großen Trdat*, und zwar der Reihe nach, welche Tat der Tapferkeit,
Männlichleit, Weisheit und Ordnung ein jeder von den Königen vollbracht hat von Arsak, dem Perserkönige, und dessen Bruder Valarsak an, den jener zum
Könige über unser Volk machte.
III.6.3. Movs&s XoRENAC'I
425
2. Diejenigen, welche nach ihm aus seinem Samen über unser Land Könige wurden, indem sie die Regierung vom Vater auf den Sohn vererbten, wurden
nach Ar$ak Ar$akuni genannt*. Zu einem großen Geschlechte und zu einer Menge wuchsen sie heran, aber es folgte immer nur einer der Reihe nach in der
Regierung. Aber ich schreibe kurz in Kürze das, was nötig ist; das überflüssige lasse ich weg: denn bezüglich der anderen Nationen ist das hinreichend, was von vielen Schriftstellern gesagt ist. 3. Nachdem Alexander der Makedonier, der Sohn des Philippus und der Olympias der vierundzwanzigste von Achilles an, über die ganze Welt geherrscht hat, stirbt er, indem er vielen die Herrschaft gibt durch ein Testament, aber so,
dass das ganze Reich das makedonische genannt werde. 4. Nach ihm herrschte zu Babylon Seleukos, nachdem er die ganze Macht an sich gebracht hatte. Von dort aus unterwarf er durch einen Krieg die Parther und wurde deshalb Nikanor* genannt. Nachdem er 31 Jahre regiert hat, überlässt er
das Reich seinem Sohne Antiochos, genannt Soter, 19 Jahre lang. Diesem folgte Antiochos, genannt Theos*, 10 Jahre lang. Und im elften Jahre fallen die Parther ab von der Knechtschaft der Makedonier. Von da an herrschte der tapfere Arsak, welcher aus dem Blute Abrahams, aus der Nachkommenschaft der K“etura ist, zur
Bewährung des Wortes des Herrn an Abraham: ‚Könige von Völkern werden aus dir hervorgehen.‘ 2,2. Regierung Arsaks und seiner Söhne. Krieg gegen die Makedonier, Freundschaft mit den Römern
1. Wie wir gesagt haben, herrscht 60 Jahre nach dem Tode Alexanders* über die Parther Ar$ak der Tapfere in der Stadt Bahl* ‚des Morgens‘ im Lande der Kusan. Er erregt einen sehr heftigen Krieg, indem er für sich den ganzen Osten* weg nimmnt, und vertreibt auch aus Babylon die Makedonen. 2. Er hört, dass die Römer mächtig sind über den Westen und das Meer und den Spaniern die Minen, aus denen Gold und Silber gewonnen wird, genommen und die Galater und die Reiche Asiens tributpflichtig gemacht haben; er schickte Gesandte an sie und verlangte ein Bündnis unter der Bedingung, dass sie den Makedonen nicht helfen, er keinen Tribut zahle, aber jedes Jahr ein Geschenk von hundert Talenten gebe. 3. So regiert er 31 Jahre und nach ihm sein Sohn Artases 26 Jahre; diesem folgt sein Sohn Arsak, genannt der Große*. Dieser führt Krieg gegen Demetrios und
dessen Sohn Antigonos*. Letzterer überfiel ihn in Babylon mit dem makedonischen Heere, wurde aber im Kampfe zum Gefangenen gemacht. Als Arsak ihn in der Gewalt hatte, führte er ihn mit eisernen Banden zu den Parthern,
weshalb er Siripind&s genannt wurde.
GiusTO TRAINA
426
4. Als aber dessen Bruder Antiochos Sidetes den Marsch Arsaks wahrgenommen, geht er hin und nimmt Assyrien weg. Jedoch Arsak kehrt mit 120.000 Mann zurück ihm entgegen; Antiochos gehindert durch den heftigen Winter begegnet ihm in einem Engpasse in einem Treffen und kommt dort mit seinen Truppen um. s. Ar$ak herrscht nun über den dritten Teil der Welt, wie zu ersehen ist aus den
auf Wahrheit beruhenden Erzählungen im vierten Buch des Herodot, welcher mit Bezug auf die Teilung der ganzen Erde in drei Teile den einen Europa, den anderen Libya und den dritten Asia nennt, über welchen letzteren Arsak herrschte. 2,3. Die Einsetzung Valarsaks zum Könige der Armenier
1. In dieser Zeit macht Arsak seinen Bruder Valar$gak zum Könige über unser Land, wobei er ihm den Norden und Westen als Gebiet gibt. Dieser, ein tapferer und kluger Mann, wie wir in unserem ersten Buche geschrieben haben, dehnte sein Gebiet aus und ordnete auch, soweit er konnte, die Rechtsgewohnheiten des Landes; er richtete die Satrapien ein und setzte als Statthalter über dieselben nützliche Männer aus dem Geschlechte unseres Ahnen Hayk und anderer. 2. Nach Unterwerfung der Makedonen und Beendigung des Krieges macht der
tapfere Parther den Anfang seiner Wohltaten. Zuerst und vor allem belohnt er die Güte eines mächtigen und weisen Mannes, des Hebräers $ambat Bagarat, indem er ihm und seiner Nachkommenschaft das Recht gibt, die Ar$akuni zu krönen, und seiner Nachkommenschaft das Recht, sich nach seinem Namen
Bagratunier zu nennen; diese sind noch heute ein großes Adelsgeschlecht im Lande. 3. Dieser Bagarat* hatte sich nämlich selbst freiwillig dem Valar$ak vor dem
Kriege Arsaks gegen die Makedonen zum Opfer gebracht. Dafür wurde er Würdenträger am königlichen Hofe und am Ende des armenischen Gebietes Statthalter und Fürst über 11.000 Mann an der Westseite. 4. Wir wollen nun wieder zurückkehren und den Krieg Valar$aks gegen Pontos und Phrygien und seinen Sieg erzählen. (Nach M. LAuER) 2.8
DEBEVOISE
1968, 9 Anm.
34 bezweifelt die Glaubwürdigkeit
des gesamten
Berichts; siehe Einleitung. 2,1,1 2,12
*des großen Trdat: Tiridates III. (etwa 298-330). Vgl. KETTENHOFEN 1995. *nach Arsak ArSakuni genannt: THoMsoN (1978, 129) glaubt, dass dieser Ausdruck
von der armenischen Übersetzung der Chronik des Eusebius (1.299) abhänge. Dies trifft jedoch nicht zu, denn wir finden in der Armenischen Chronik eine andere Formulierung: Part‘ewk“ i Makedonac’woc‘ apstambec‘in. ew arajın
Ill.6.3. Movs&s XoRENACI
427
Lagaworeac‘ Arsak. usti ew Arsakunik‘ — ‚Die Parther erhoben sich gegen die Makedonen, und als erster herrschte Ar$ak und nach ihm die Artakuni‘. 2,1,4
*Nikanor: Der Beiname ‚Nikator‘ für Demetrios II. hat in einigen späteren Quellen auch die Form ‚Nikanor‘; vgl. MuccioLi 1995, 43 Anm. 7,1, und die
‚Primary History‘ 2,1. *Antiochos, genannt Theos: Movses Xorenac'i folgt hier einer Überlieferung, die wir auch bei Arrian und Synkellos finden (es ist nicht nötig, die armenische Übersetzung des Eusebius als Quelle in Betracht zu ziehen, wie es THOMSON 1978, 81 Anm. 1, tut; für einen Vergleich mit Arrian vgl. KETTENHOFEN 1998, 337). Nach
dieser Tradition begann der Niedergang der Seleukiden nicht mit Seleukos I. (246-226 v. Chr.), wie Strabo und Trogus behaupten, sondern mit Antiochos Il. Theos (261-246 v. Chr.); vgl. WoLskı 1993b, 39ff., und schon WoLsk1 1959. Die
Geschichte der Brüder Arsakes und Tiridates als baktrischer Satrapen, die bei Arrian zu Gründern der parthischen Dynastie werden (Parthika, fr. 1-2), weist sogar Parallelen zur armenischen Geschichte der Brüder Arsak und Valarsak auf. Wie Woskı zu Recht betont, haben wir hier eine Version eines Gründungsmythos vor uns, in dem ein Brüderpaar eine wichtige Rolle spielt, wie dies in der römischen Sage von Romulus und Remus (WoLsk1 1959, 232) oder auch beim “ Kult der Dioskuren der Fall ist (WoLsk1 1979; vgl. KOSELENKO 1966, 24ff.). Die Person des parthischen ‚Tiridates‘, den wir bei Arrian finden, ist nach WoLskı mit
dem armenischen Tiridates I., dem Bruder von Vologeses I., zu identifizieren: „Une circonstance surtout parle en faveur de cette reconstitution, a savoir l’apparition tardive de ce nom dans l’onomastique des Arsacides A la fin du Ier siecle av. J.-C., chose qui serait plutöt etrange si Tiridate &tait vraiment le fondateur de l’Etat parthe“ (WoLskı 1959, 232f.). Nun finden wir bei Movs&s
Xorenac‘i keinen König, der mit dem historischen Tiridates zu identifizieren ist. Wenn wir akzeptieren, dass die Gründungsage der Arsakiden im r. Jh. n. Chr. entstanden ist, kann man annehmen, dass auch der Kern der armenischen Sage zu dieser Zeit entwickelt wurde. aus dem Blute Abrahams: Qetura war nach Sarahs Tod die Braut Abrahams (Gen. 17,6; 16). Wir finden Spuren einer jüdischen Abkunft der Arsakiden auch bei der Genealogie der Bagratiden. Vgl. TOUMANOFF 1963, 198; 318-320; NEUSNER 1966 und schon MARKWART 1930. 2,2,1
*60 Jahre nach dem Tode Alexanders: Movses rechnet hier auf der Grundlage der
chronologischen Angaben des vorigen Kapitels. *Bahl: Die Haupstadt der Kusan wird in der armenischen Tradition auch Batx oder Bath genannt (MARQUART 1901, 87; weitere Literatur bei GARSOIAN 1989,
453); vgl auch Baht Sakastani in der ‚Primary History‘ 2,2. Bei P'awstos Buzand
(s, 7 und 37) lesen wir, dass der ‚König der Ar$akunier‘ in dieser Stadt residierte. Darauf stützte sich Lozınsk1 (1959, 28) für seine Theorie über die Herkunft der Parther aus Zentralasien (vgl. aber KETTENHOFEN 1998, 329 und 337). LozınskI schlägt vor, Baht sei „an Armenian (and Arsacid?) name of Bactria ... this too
would suggest a considerable reworking of our history“ (1959, 28 Anm. 69). In der Tat nennt die kurze Fassung der Armenischen Geographie (ABRAHAMIAN 1944, 352, 41), Bahl or en Part‘ewk‘ als Provinz der Ariana; HEwSEN (1999, 74A) übersetzt
GıiusTO TRAINA
428
„Bahl, which [belongto] the Parthians“, allerdings ohne weitere Erklärung. Wenn
wir annehmen, dass die armenischen Quellen auf eine Arsakidensage zurückgehen, können wir diese Tradition noch einmal mit Arrians Überlieferung in Zusammenhang bringen, denn die Brüder Arsakes und Tiridates werden von ihm als Satrapen Baktriens bezeichnet. *Arawötin: Dieser Beiname wird nur von Movses Xorenac‘i erwähnt; in der ‚Primary History‘ haben wir Bahl Sahastan (siehe den dortigen Kommentar), in der Armenischen Geographie lesen wir aber Bahlibamik“ or € Bahlawtin. Weder MARQUART (1901, 87-91) noch HEwsEN (1999, 236) geben eine Erklärung.
2,2,3
*den ganzen Osten: Vgl. Komm. zu *Arsak, genannt der Große: Vgl. MX nicht eindeutig, viele Handschriften *gegen Demetrios und dessen Sohn
MX 1,8,1. 1,8,1. Die handschriftliche Überlieferung ist belegen die Form Arsakan, wie in MX 2,14,1. Antigonos: Diese hellenistischen Herrscher
lassen sich kaum identifizieren. Vgl. KETTENHOFEN 1998, 338.
*naxararutiwn kann hier als Satrapie betrachtet werden. Vgl. Kommentar zu Aa 18,1. 2,2,4
Nach Desevoise (1968, 31f.) übertreibt Movs&s Xorenac'i die tatsächliche Stärke
des parthischen Heeres. 2,33
*Bagarat: Dieser Name kann iranisch oder semitisch sein (vgl. TRAINA 2005); vgl
die ‚Primary History‘ 2,11. Movses Xor. 2,141
1. Yet Artasisi Arajnoy t‘agawore Tigran ordi nora i k‘arasun ew yinnerord ami Arsakanay t‘agawori Parsic“. 1. Nach Artasös I. gelangte sein Sohn Tigran* im 19. Jahre des Perserkönigs Arsakan* zur Regierung. (M. LAUER) E
*Tigran: Die Rede ist von Tigran dem Großen (95-55 v. Chr.). *Arsakan: Vgl. auch MX 2,2,3 (mit Kommentar); 2,68,3 (dazu KETTENHOFEN 1998, 343). Zu den chronologischen Problemen siehe THOMSON 1978, ı5ı Anm. 1.
Movs&s Xor. 2,19
2,19. Yalags miabanut‘eann Tigranay ew Artasezi, ew arak‘el aspatak i Palestine. ew gerutiwn Hiwrkanu k‘ahanayapeti ew ayl bazmut‘ean Hreic“. 1. Yet aysr amenayni i hiwandut’ean eleal Tigran, alerse i ser zArta$z ark‘ay Parsic‘, yalags hpartut‘ean hörn, hanelov i noc’‘an& znaxagahut‘iwnn. Isk sa iwrovk“ kamök“ zerkrordakann unelov ast irawanc‘, darjuc’ane i na
III.6.3. Movs&s XoRENAC' znaxagahutiwnn.
ew
i hastut'iwn
aceal
zArtasez,
429 afnu
i nmand
zör
yögnakanut‘iwn ink‘ean. 2. Yaynm zZamanaki afeal Tigranay zBarzap'ran nahapet Rastuneac‘ naxararuteann, sparapet kac’uc’an& zörac'n Hayoc' ew Parsic‘ ew atak“& i veray zöracn
Hromayec'woc‘,
hraman
tueal
zbnakil's
asxarhin
Asorwoc‘
ew
Palestinac‘woc‘ i hastut‘iwn hawanut’ean xösel. 3. Nma and ara) lini omn Pakaros anun, oroy hayrn t‘agawor leal Asorwoc‘, ew ink'n xnami Antigoneay Aristabuleanc‘. Ew ekeal at Barzap'ran nahapet Rastuneac‘ ew sparapet Hayoc‘ ew Parsic‘, xostanay hing hariwr kin gelec'ik ew hazar k’ank’ar oskwoy, zi ögnesc‘® noc’a, ankenlov i tagaworut'en® Hreic‘ zHiwrkanos, ew tagaworec’uc’anel zAntigonos. 2,19 Allianz von Tigran und Artasez. Einfall in Palästina, Gefangennahme des Hohenpriesters Hyrkanos und vieler anderer Juden
ı. Nach allem diesem in eine Krankheit gefallen bittet Tigran* den Perserkönig Arta3&z um Freundschaft, obgleich sein Vater aus Stolz jenem den ersten Rang genommen hatte. Indem Tigran freiwillig die zweite Stelle, wie es recht war, einnimmt, wendet er jenem die erste zu und empfängt, in Freundschaft den Arta$&z aufnehmend, von diesem für sich Hilfstruppen. 2. In jener Zeit nimmt Tigran den Barzap‘ran, den Chef des Adelsgeschlechtes der R$tuni*, und macht ihm zum Anführer der armenischen und persischen Truppen und schickt ihn gegen das römische Heer, indem er ihm befiehlt, mit
den Bewohnern von Assyrien und Palästina ein Freundschaftsbündnis zu unterhandeln.
3. Gegen diesen marschiert ein gewisser Pakaros* [Pakoros], dessen Vater König der Assyrier, während er selbst ein Verwandter des Antigonos aus dem Geschlechte des Aristoboulos ist. Er kommt zu Barzap'ran, dem Chef der RStuni und General der Armenier und Perser, und verspricht ihm 500 schöne Weiber und 1000 Talente Gold für den Fall, dass er ihm helfe, den Hyrkanos der Herrschaft über die Juden zu berauben, und den Antigonos zum Könige mache. (Nach M. LAuER)
2,19,1
*bittet Tigran: Dieser Bericht ist insgesamt eine Adaption von Josephus; vgl. Traına 2o0ıb. Josephus ist für Movses Xorenacii ein wichtiges Vorbild (THoMsoN 1978, 25-31). Die Chronologie ist falsch, denn Tigran war bereits um
ss v. Chr. gestorben. 2,19,2
*R$tuni: Es ist, wie THOMsoN betont (1978, 28), nicht nötig, diese Details als
„idio-syncratic elaborations“ zu betrachten. Der Satrap Barzaphranes (los. BI 1,13,1ff.) kann durchaus Mitglied einer armenischen Familie gewesen sein. Es ist auch möglich, dass Movses Xorenac'i hier seine Vorlage Josephus mit den Angaben einer anderen unbekannten Quelle harmonisieren wollte.
Gıusto TRAINA
430 2,19,3
*Pakaros: Movses Xorenac'i hat hier die griechische Variante des iranischen
Names Bakur/Pakur nicht übernommen. Nach Josephus, der u.a. von Strabons verlorenem Geschichtswerk abhängig ist, ist Pakoros der Sohn von Orodes, dem König der Parther. Pakoros war im Jahre 53 v. Chr. mit der Tochter von
Artawazd, dem Sohn von Tigran, verheiratet (vgl. den berühmten Bericht bei Plut., Crass. 33).
Movses Xor. 2,24
Yalags t‘agaworeloyn Arfamay, ew zarajinn masnawor harkil Hayoc‘ Hromayec‘woc“. ew arjakumn Hiwrkanu, ew vasn norin vtang azgin Bagratuneac“. 1. I k'sanerordi ami, i katarumn awurc‘ ttagaworut’eann Ars£zi, Zoloveal zörk'n Hayoc‘ hramanaw norin t'agaworec’uc'in i veray ink‘eanc‘ zArjam, or ew Arsam, ordi Artaßisi, elbayr Tigranay, hayr Abgaru. Zsa omank‘ yAsorwoc‘ kocec'in Manovay, ast yolovic‘ sovorut'ean, krkin unelov anuans. orp&s Herovd&s Agrippas, ew orp&s Titos Antonios* ew kam Titos Iustos. 2. Bayc‘ k‘anzi i nmin ami vaxtanec’aw Arsez, t'ollov ztagaworut'iwnn Parsic‘ ordwoy iwrum Arsawri, mankan p‘okrkan yoyZ ew playoy, oC ok‘ Er or ögner Arsamay, anddem kal Hiomayec’woc‘. 3. xösi and nosa i hastut'iwn xalalut‘ean, talov zharks i Mijagetac‘ ew i kolmanc‘ Kesaru i jetn Herovdi. Ays elew skizbn Hayoc‘ masnawor mtanel and harkaw Hiomayec'woc‘. Regierung Arsams, das erste teilweise tributpflichtig Werden der Armenier an die
Römer; Befreiung des Hyrkanos; Gefahr, die durch ihn dem Geschlechte der Bagratuni erwächst 1. Im 20. Jahre, am Ende der Tage der Regierung des Ar$ez*, versammelten sich
die Truppen Armeniens und machten auf dessen Befehl zum Könige über sich den Arjam, genannt auch Ar$am, den Sohn des Arta$es, des Bruders Tigrans, den
Vater Abgars. Diesen nannten einige Assyrer Manova* gemäß der Gewohnheit vieler doppelte Namen zu führen, wie Herodes Agrippa*, Titus Antonius*, Titus Iustus.
2. Da aber in demselben Jahre Arsez starb und die Herrschaft über die Perser seinem Sohne ArSawir, welcher ein kleines Kind und Säugling war, hinterließ, war keiner da, welcher dem Arfam zum Angriffe auf die Römer Beistand leisten konnte. 3. Daher
unterhandelt
er mit diesen
ein Friedensbündnis,
indem
er von
Mesopotamien und der Gegend von Kaisareia* dem Herodes Tribut zahlt. Das
III.6.3. Movs&s XoRENAC'I
431
war der Anfang des Eintretens eines Teiles Armeniens in die Verpflichtung den Römern Tribut zu zahlen*. 2,24,1
(M. LAUER)
*der Regierung des Arsez: THoMsoN (1978, 160) übersetzt irrtümlich ‚Artashes‘; ähnlich MAHE 1993, 353. THoMson betont (1978, 161 Anm. 2), dass Ar$ez und
Arsavir „were not the historical names of the Parthian kings of the period Moses is describing“. *Manova: Armenische Wurzel des syrischen Namens Ma ’anov (vgl. auch hebr. Ma anne und MX 2,57,1); in der Tat gibt die Doctrina Addai (siehe 1ll.5.2.7.)
dem Vater Abgars diesen Namen. *wie Herodes Agrippa: Vgl. Eus. HE 2,10,10. * Titos Antonios: MAHE 1993, 355, denkt an Antoninus Pius (?). 2,2,3
*der Gegend von Kaisareia: Von Mazaka, das erst von Tiberius in Kaisareia umbenannt wurde. Vgl. auch MX 2,18.
*in die Verpflichtung den Römern Tribut zu zahlen: Vgl. ausführlich TRAINA 1998, II2-II6.
Movses Xor. 2,26,1
ı T’agawor& Abgar ordi Ar$amay i k‘sanerord ami Arsawri ark’ayi Parsic‘. ı. Abgar*, der Sohn Ar$ams, gelangt im 20. Jahr des Perserkönigs Arsawir zur (M. LAUER) Regierung. 2,26,1
*Abgar: Abgar Ukhama wurde 4 v. Chr. König der Osrhone.
Movses Xor. 2,27,2-3
2. Yet aysr meieal Arsawir, t‘agawore i veray Parsic‘ Arta$es ordi nora. Ard, t&pet ew o&° & karg patmut‘eans i Zzamanaki, ew o£' ast kargi zor asels cefarkec’ak‘, ayl k‘anzi serundk‘ Arkawri t‘agaworin en ork‘ Hayoc‘ azins hawatoc‘ elen afit‘, ew harazatut‘ean Artafisi ordwoy nora, skizbn arasc'uk‘ yalags patuakanut’ean mardkann, naxakargeal i girss afant“er Artaßisi. zi imasc‘in ork‘ ant’einunn, et’e hamazgik‘ k‘ajin en. 3. Isk zkni apa n$anakesc‘uk‘ ew zzamanak galstean harc'n noc‘a i Hays, ork' en Kareneank‘
ew Sureneank‘,
yorm& surbn Grigor, ew yorm® Kamsarakank‘,
yorzam i Sari kargin hasanic‘emk‘ i zamanaks t'agaworin or znosa onkalaw.
re 1. [Gründung der Stadt Edessa, nicht lange nach dem Tod des Augustus].
GıusTo TRAINA
432
2. Darauf stirbt Ar$awir, und sein Sohn Artaes wird König der Perser. Obgleich es nun gegen die Ordnung der chronologischen Erzählung und auch gegen die Reihenfolge der Tatsachen ist, die ich zu erzählen unternommen habe, so werde ich doch die Nachkommen des Arsawir, weil sie Könige und das Blut und die
Verwandten seines Sohnes Artas&s sind, zum Zwecke ihrer Verehrung durch die Menschheit zuerst anführen und in dem Buche neben Artases voranstellen, damit die Leser wissen, dass jene eines Geschlechtes mit diesen Helden sind. 3. Darauf werden wir auch die Zeit der Ankunft ihrer Väter in Armenien angeben, welche die Stämme der Karen und der Suren* sind, von welchen der
heilige Grigor und die Kamsarakan abstammen, wenn ich im Faden der Erzählung bis zu den Zeiten des Königs gekommen sein werde, welcher sie aufgenommen hat. 27,3
(Nach M. LAUER)
*die Stämme der Karen und der Suren: Die Suren (Surenas) gehören zu einem der bedeutendsten Adelsgeschlechter im Partherreich (GARSOTAN 1989, 409 f.). Die
Mitglieder dieser Familie hatten die Ehre, die Könige dier Parther zu krönen, und es scheint, dass sie diese Rolle mindestens eine gewisse Zeitlang auch unter den Sasaniden noch behielten. CHRISTENSEN (1944, 104 Anm. 1) schreibt: „La
descendance de la dynastie parthe &tait consideree comme une marque de distinction.“ Movses Xor. 2,28,3
Ew asen zsurbn Grigor i Sureneann Pahlawe, ew zKamsarakans i Kareneann Pahlawe. Ayl zaysr galoyn zorpisut‘iwn i kargin patemesc‘uk‘. miayn nSanakelov ayzm af ant’er Artaßisi, zi canic’es zazgs zays mec, t& hawasti arıiwn Valarsakay en, ays ink'n zarm Ar$akay meci, elbör Valarsakay. Man sagt, dass der heilige Grigor von den Suren Pahlaw*, die Kamsarakan* von den Karen Pahlaw abstammen. Die Art und Weise dieser Ankunft hierher werde ich in der Folge erzählen, da ich sie hier nur neben Arta$&s erwähne, damit du wissest, dass dieses große Geschlecht zuverlässig das Blut Valarsaks, das heißt, die
Nachkommenschaft Arsaks des Großen, des Bruders Valarsaks, ist(M.L./G.T.) 28,3
*von den Suren Pahlaw: Vgl. Kommentar zu MX 2,27,3 und 2,74,2.
*die Kamsarakan: Die Kamsarakan bildeten eine der sieben großen Familien Armeniens, die sich iranischer Abstammung rühmen durften. Ihr Herrschaftsgebiet lag im Gebiet von Ayrarat und umfaßte die alte Hauptstadt Eruandaßat, die Städte Artagera und Ani und die Festung Bagaran. Vgl. TOUMANOFF 1963, 207f.; GARSOTAN 1989, 382.
IIl.6.3. Movs£s XoRENACI
433
Movses Xor. 2,57,1-3 2,57. Yalags naxaratut‘eann Amatuneac“
I. Yawurs soraasen ekeal zazgn Amatuneac‘ i kolmanc‘n arewelic‘ Areac‘ asxarhis. Bayc‘ en sok‘a bnut‘eamb hreay, i Manueay umemn&. oroy ordi &r mecahasak ew uzel, Samson anun kolec’eal, orpes sovorut'iwn & Hräic‘, ast yusoy znaxneac'n koc'el zanuans. einer a sh nat 2. Bayc‘ & &$marit, orpes ew ayZm isk © tesanel i zarms Amatuneac‘, k’anzi anjeayk‘ ew barejewk‘ ast patsali vayel en amenayn irök‘ ew uzelk‘. Tarealk“ en nok‘a i yArsakay araın i Part'ewac‘ ttagaworec’eloyn. ew yarajadimut’eamb arden yAreac‘ asxarhin i patiw hasealk“ i kolmans Ahmatani. 3. Bayc' t‘& yin£“ pat&arac‘ galust noc’a aysr, oC“ gitem. ayl patuin yArtasise geliwk‘ e
k‘
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ew dastakertök“*, ew anuanin Amatunik‘,
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Das im Text verwendete Zeichen lässt sich mit unseren digitalen Möglichkeiten nicht umsetzen; das eigentliche Zeichen besteht aus einer Zusammensetzung von Fund A. In der Parallelstelle HS 61 ist das Zeichen nicht überliefert.
23 24 25
Gleichlautend ist der Text im HS 96A, 3896. Liu Bang @1#% (reg. 202-195 v. Chr.). LOEWE 2000, 253-259. im Jahr Im Jahr 54 n. Chr. begann Ban Gu die Kompilation des Hanshu. Nach seinem Tod
6
92 vervollständigte seine Schwester, Ban Zhao, die unfertigen Tabellen und das Kapitel über Astronomie. Das Partherreich ist darüber hinaus in das Kapitel 61 des HS, 2687-2698, eingegangen. Diese Einträge entsprechen denen im $/ 123 im Wesentlichen, (siehe oben). Abweichungen sind an den notwendigen Stellen angemerkt worden.
494
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Dann erließ der Höchste ein Edikt, worin es hieß: Der König von Loulan, Angui, war einst unter den Xiongnu, danach stellte er sich den Gesandtschaften der Han
in den Weg, mobilisierte Truppen und tötete den Major der Grenzverteidigung” von Anle, den Großwürdenträger des Kaiserlichen Hofes” Zhong und die Kaiserliche Torwache”” Suicheng. Er erreichte die Gesandtschaften von Anxi und Da Yuan, raubte ihre Tributgeschenke, Insignien und Siegel, und er handelte den Prinzipien des Himmels äußerst zuwider (7/5 70, 3002). Loulan #8, low und lan. Später auch Shanshan #3, dzian’ und dzian’. Nach HuLsSEwE 1979, 81, Anm. 77 ist Loulan das Krora’imna der Kharosthi-Dokumente,
ursprnglich sei dies der Name des ganzen Landes gewesen und in dieser Form den Chinesen bekannt seit 176 v. Chr., obwohl sie die genaue Lage nicht gekannt hätten. Den
Namen Shanshan erhielt es 77 v. Chr., als es unter chinesische LeEsLiE/GARDINER, 1996: Kleiner Stadtstaat nahe Lopnor.
Herrschaft
fiel.
Angui ZB, ?an und kuj, auch &p## chang gui, dzian und ?an. Vgl. HuLsew£ 1979, 90, Anm. ııs: könnte Changi bzw. Changi und Angi bzw. Angi. Anle Z#, Yan und lak. Vgl. Tan 1991, 27-28. Nahe des modernen Peking.
EARTH TREIBER KZRILEFFTENZEHHA RES
BASE RE ER Z 0E TRUE IRTENER
Die Westgebiete gehörten einst zu den Xiongnu, heute ist der majestätische Name des Chanyu, Zhizhi, weithin in aller Ohr. Er eignete sich unrechtmäßig Wusun und Da Yuan an. Er hatte einst Pläne für Kangju, wollte es unterwerfen. Wenn er diese zwei Länder bekommt, wird er im Norden Yilie angreifen, im
Westen Anxi nehmen, und im Süden Yuezhi und Shanliwuyi unterordnen. Innerhalb einiger Jahre sind alle Städte und Länder bedroht (HS 70, 3010). Chanyu ETF. Vgl. Hucker 1985, 406. Anführer oder König eines nicht chinesischen Stammes.
Yilie A31], ?ji und liat. Vgl. Tan 1991, 13-14. Bezeichnet die Region um Jibin (siehe unten) und weiter westlich. Shanliwuyi BEST; = Wuyishanli
SL [LIBE (siehe unten).
II1.8.2.1.2.2. AS 96A
Vor der Beschreibung des Landes Anxi selbst ist folgender Eintrag zu finden:
ERAH ETERt NE EE E N 27 28 29
Vgl. BiELENSTEIN 1953. Vgl. BIELENSTEIN 1953. Vgl. BiIELENSTEIN 1953.
III.8. CHINESISCHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH Wenn
man
vom
Yumen-Pass
und Yang-Pass hinaus Richtung Süden
495 nach
Shanshan geht, kommt man südlich nach Wuyishanli. Das ist der äußerste Punkt der südlichen Route. Wendet man sich nach Norden und Osten, erreicht man
Anxi (HS 96A, 3889). Yumen-Pass &FF, nuawk und man. Der Name eines Passes in der modernen Provinz Gansu, westlich von Jiuquan. Der Yumen-Pass befindet sich im Kreis Yumen (siehe unten).
Yang-Pass, yangguan RW, jan und kwain/kweın. Der Yang-Pass liegt an der südlichen Grenze von Yumen, daher ist die Bezeichnung Yangguan (Yang = Sonne). Vgl. LEsLIE/GARDINER 1996, 35: Yumen und der Yang-Pass liegen beide nahe dem modernen
Dunhuang. Shanshan #3=&, dzian’ und dzian’. Der ursprüngliche Name lautet Loulan HERR] (siehe oben).
Wuyishanli SQ LLIB, ?> und jik und ssin/seun und lis /li. Nach HuLsEwE 1979, 112, Anm. 250, liegt die Transliteration einer der Alexandrias vor, Kandahar (vgl. auch FRANKE 1934, 10f.) oder Herat. In der Parallelstelle zum HS heißt es, dass Wuyishanli östlich von Anxi liege. Vgl. HS 61A, 2694.
Beschreibung des Landes Anxi:”
ZRERTHERHARZE- TREETBEREL URN ERS TULIBEPER EHRE ARA RARTAR F DET RR AS TIBENNDIR BEHERM ERT ABK ER KBERHTET HR EIER HFKUEBB URN ERTR TRE THE ERBE ENTFRERFF AN ER EDR HEE CHR RA EEE TH FET ZERBRT RZERHIR ZZ ARPERTA AR
Der Regierungssitz des Königs des Reiches Anxi ist die Stadt Fandou, welche
11600 ii von Changan abliegt. Es gehört nicht zum Gebiet des Allgemeinen
Schutzherren.” Im Norden grenzt es an Kangju, östlich an Wuyishanli, westlich
an Tiaozhi. Boden, Klima, Erzeugnisse und herrschende Volksbräuche gleichen denen in Wuyi und Jibin. Auch hier macht man Münzen aus Silber, welche auf der einen
Seite das Antlitz des Königs, und auf der anderen Seite das einer Frau tragen. Wenn der König stirbt, gießt man sogleich andere Münzen. Es gibt dort große Pferde und Vögel. Vogelart. 30 Der chinesische Kommentator Yan Shigu erklärt jue $# (eigtl. ‚Adel‘) als eine 3ı Vgl. BIELENSTEIN 1980, 109.
496
UTA GoLZE UND KERSTIN STORM
Es gehören zu diesem Reiche einige hundert kleinere und größere Städte. Da sein Gebiet sich über mehrere tausend / erstreckt, ist es das allergrößte Reich. Es liegt am Gui-Fluss. Die Kaufleute machen mit Wagen und Schiffen Reisen in die
anliegenden Reiche. Sie beschreiben Leder mit quer verlaufenden Linien und benutzen dies als schriftliche Aufzeichnungen. Ab der Zeit des Kaisers Wu [reg. 141-87 v. Chr.] begann man, Gesandtschaften nach Anxi zu schicken. Der König
befahl seinem Heerführer, sie mit 20000 Reitern an der Ostgrenze zu empfangen. Die Grenze lag einige tausend 4 von der königlichen Hauptstadt. Während der Reise dorthin kam man an einigen zehn Städten vorbei. Die Bevölkerungsdichte war hoch. Man schickte bei dieser Gelegenheit der Gesandtschaft von Han eine Gesandtschaft nach, um sich das Land von Han anzusehen. Sie überbrachte Han
große Vogeleier und Gaukler aus Ligan. Der Sohn des Himmels hatte Freude [daran]. Östlich von Anxi liegt Da Yuezhi (HS 96A, 3889f.). Fandou #9, p"uan und taw. HırTH 1885, 139, Anm. ı: P’an-tou = Parthuva = Hekatompylos. HULSEwE 1979, 115, Anm. 268, hält Fandou oder Bodou für eine Übersetzung des Wortes „Parther“.
Chang’an R% : Chang’an war die Hauptstadt der Westlichen Han-Dynastie, nahe dem heutigen Xi’an. Jibin RK}&, kiaj" und pjin. PuLLEyBLAnK 1962, 218 umschreibt: kei‘ pyin, daraus archaisch
*käft)s-pin = *Kaspir für Kaschmir. LesLiE/GARDINER 1996, 256: Gandhara.
Die Gleichsetzung mit Gandhara passt besser als die mit Kaschmir, denn wenn Jibin südlich von Da Yuezhi liegt, kann es nicht Kaschmir sein: Südlich von Da Yuezhi/ Sogdien (?) liegt Baktrien.
Aus der Beschreibung des Landes Da Yuezhi:
BEREUNTAHTAR RAR TER MET ERRREN ZEN Westlich bis nach Anxi sind es 49 Tagesreisen. Im Süden grenzt [Da Yuezhi] an
Jibin. Boden, Klima und Erzeugnisse, herrschende Volksbräuche, Münzen und Handelswaren sind ebenso wie in Anxi (HS 96A, 3890).
Zu Jibin siehe oben.
Im Eintrag zum Land Da Yuan heißt es über Anxi ähnlich wie im vorigen
Eintrag:
THEARPMERKREIARZER Boden, Klima und Erzeugnisse sowie Volksbräuche sind ebenso wie in Da Yuezhi
und Anxi (HS 96A, 3894).
I1I.8. CHINESISCHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
III.8.2.1.3.
497
Das Hou Hanshu KEE
Die Dynastiegeschichte der Östlichen oder Späteren Han-Zeit, Hou Hanshu, beschreibt die Zeit von 23-220 n. Chr. Fan Ye (398-446) stellte sie rund 200 Jahre
nach dem Ende der Dynastie zusammen. Seine Quellen waren hauptsächlich das Dongguan hanji” REAL. Fan Ye brachte dieses Werk in eine eigene Reihenfolge, soll es aber nicht umgeschrieben haben. Im Jahr 1022 sind diesem Werk die
30 erhaltenen Abhandlungen des Sima Biao (240 - ca. 306) zugefügt worden.” Heute besteht das Hou Hanshu aus zehn Dynastischen Annalen, 80 Biographien
und 30 Abhandlungen. III.8.2.1.3..
AAMS4
Biographie des Kaisers He AI]
2 AZEREERRENT RR ACH Im Winter, im elften Monat,” schickte das Land Anxi Gesandte, die Löwen und große Vögel aus Tiaozhi als Tribut überreichten (AS 4, 168). Hier erfahren wir zum ersten Mal, dass auch Löwen aus Anxi in das Reich der Mitte
gelangten. Vorher handelte es sich lediglich um Straußeneier und Zauberer. III.8.2.1.3.2..
AHS 88
HARZERNE TARA ER NEE FAR
32 Im Jahre 72 befahl Kaiser Ming der späteren Han-Dynastie eine Geschichte seiner und der Regierungszeit seines Vaters zu erstellen. Er beauftragte unter anderen Ban Gu und dieser traf sich mit weiteren Gelehrten in einer der Bibliotheken der kaiserlichen Paläste. In der Folgezeit wurde das Werk in vier weiteren Raten fortgeführt, so dass insgesamt die Periode 22-220 abgedeckt wurde. Als Fan Ye das Hou Hanshu schrieb, diente ihm das Dongguan hanji als Hauptquelle. Nachdem das Hou Hanshu das Dongguan hanji als offizielle Dynastiegeschichte ablöste, ging ein großer Teil des Textkorpus verloren. Von den ursprünglich 143 Kapiteln (juan) sind nur noch 24, teilweise als Rekonstruktionen aus frühen Enzyklopädien, existent. Vgl. H. Bıerenstein, M. Loewe, Tung Kuan Han chi, in M. Loewe (ed.), Early Chinese Texts, A Biographical Guide, Berkeley 1993.
33
Vgl. Hans BieLenstein, The Restauration ofthe Han Dynasty, Bulletin ofthe Museum of Far Eastern Antiquities, Stockholm 1954, 1-209. Zu den Abhandlungen des Sima Biao vgl. Mansvelt B.J. Beck, The Treatises of Later Han: Their Author, Sources, Contents and Place in Chinese
Historiography, Leiden/New York 1990.
34
Gemeint ist das 13. Jahr des Kaisers He, das entspricht dem Jahr 101 n. Chr.
498
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Tiaozhi und Anxi und all die anderen Königreiche waren 40000 li entfernt von den Stränden des Meeres. Alle brauchten mehrfache Übersetzungen und überbrachten Tribute (HS 88, 2910).
BEER
ARZEZ BA
Wenn man den Südlichen Weg nach Westen geht und Congling durchquert,
dann erreicht man die Länder Da Yuezhi und Anxi (HHS 88, 2914). Der „Südliche Weg“ dürfte die Seidenstraße südlich des Kaspischen Meeres gewesen sein. Es gab auch eine Nördliche Route/Zentralroute. Vgl. CHAVANNES 1905, 529ff.; HaussıG 1983, ı2ff.
Congling Up, ts"own, und liajn‘. Vgl. HuLsew£, 72, Anm. 8: „Zwiebel-Gebirgskette”, mit Pamir identifiziert.
Aus der Beschreibung des Landes Tiaozhi:
BILMREBETATBHEZE Wendet man sich [von Tiaozhi] nach Norden, und reitet dann mehr als 60 Tage gen Osten, erreicht man Anxi (HHS 88, 2918).
Die Beschreibung des Landes Anxi:?
ZERFFTAR TEI REN ERSZ RBB ER BE FOBRRRBERHRTAER ZERRB ENEU ER RFRRTE FERN TR BUFBUSDLBITT ESTER TCHERE EEE RER BAREAB ZEN RENREN KR A ER EEE T ZA TIERE BER AEZRERN EN ER ZERRFEE EEREBEELEH MZTIEFZSFR ZEIT SE TFTRABARRFEZ ZEEREZREB RRET TUEEERKETARES RNATE NEAR ATTNE ETN EE TERNETTE REAF EHER TER TEAFH LESS HRNE Das Land Anxi liegt bei der Stadt Hedu, von Luoyang ist es 25000 li entfernt. Im Norden grenzt es an Kangju, im Süden grenzt es an Wuyishanli. Das Land umfasst einige tausend 4, in einer kleinen Stadt leben einige hundert Familien, die das Militärische regeln. Es handelt sich um das reichste
und üppigste Land. An der östlichen Grenze liegt die Stadt Mulu, die auch den Namen Klein-Anxi trägt. Von Luoyang ist sie 20000 4 entfernt.
35 Im AHS ist an anderen Stellen fu. anstelle von fs. zu finden, vgl. HHS, 158.
III.8. CHINESISCHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
499
Im ersten Jahr der Regierungsperiode zhanghe (87 n. Chr.) des Kaisers Zhang (57-89 n. Chr.) sandte man eine Delegation, die Löwen und Fuba als Tribut
überreichte. Das Fuba ist der Gestalt nach ein Hirsch, aber es hat keine Hörner.
Im 9. Jahr der Regierungsperiode yongyuan (97 n. Chr.)” des Kaisers He (80-106 n. Chr.) sandte Generalgouverneur Ban Chao Gan Ying als Boten nach Da Qin. Als der Tiaozhi erreichte, kam er an das Große Meer und wollte es überqueren,
doch die Schiffer an der westlichen Grenze Anxis sprachen zu Ying: „Das Wasser des Meeres ist weit. Die, die hin und zurück wollen, brauchen guten Wind und dann [dauert es] drei Monate bevor sie die Überquerung schaffen. Wenn sie auf
schwachen Wind stoßen, benötigen sie jedoch zwei Jahre. Daher versorgen sie sich mit Lebensmitteln
für drei Jahre, bevor sie in See stechen. Auf See
bekommen die Menschen starkes Heimweh und fühlen Sehnsucht, einige unter ihnen sterben.“ Als Ying das hörte, hielt er ein. Im 13. Jahr (101 n. Chr.) überbrachte der König
von Anxi, Manqu, wiederum Löwen und riesige Vögel aus Tiaozhi als Tribut. Zu dieser Zeit nannte man sie Vögel aus Anxi. Geht man von Anxi 3400 li nach Westen, kommt man in das Land Aman. Geht
man von Aman 3600 li nach Westen, so erreicht man das Land Sibin. Geht man
von Sibin nach Süden, überquert einen Fluss und wendet sich wiederum nach Westen, erreicht man das Land Yuluo nach 960 Zi. Das ist die äußerste westliche Grenze von Anxi. Sticht man von dort südwärts in See, erreicht man Da Qin. Dort, in diesem Land, gibt es viele Seen, westliche Perlen, wunderbare und
außergewöhnliche Dinge (HHS 88, 2918f.). Hedu H1#@, vwa und dswk. Vgl. HırrH 1885, 141, Anm. 1: HıRTH identifiziert Hedu mit
Hekatompylos. Es dürfte Vologesias gewesen sein, denn zu Ban Chaos Zeit sei Vologeses I. König der Parther gewesen. Ebenso sei Vologesias der Name einer Stadt in Babylonien.
Luoyang &P%# liegt nahe dem modernen Luoyang Y&ß# in der Provinz Henan. Vgl. Tan 1991. Mulu AB, mawk und lswk. Vgl. HırrH 1885, 142. Er identifiziert Mulu mit Muru,
d.h. mit dem heutigen Merv. Fuba ZFER , vgl. HS, S. 3889. An dieser Stelle erfahren wir erstmals etwas über das
Fuba-Tier. Wo vorher nur von Zauberern, Eiern und Löwen als Tributzahlung die Rede war, tauchen nun auch hirschähnliche Tiere auf. Yan Shigu Bihtidi (579-645)
kommentiert, Fuba sei ein anderer Name für Taoba YkFX, ein hirschähnliches Tier mit
langer Mähne. Vgl. auch Hill 2003, Sek. 10, Anm. 5. Er hält Fuba für eine Antilope und
36 Im Dongguan Hanji 1. 16.3 (Einteilung nach der Konkordanz von D.C. Lau, A Concordance to the Dongguan Hanji, Hongkong 1994) weicht die Jahreszahl von der Angabe aus dem HHS ab. „Im 8. Jahr. der Regierungsperiode jianchu (83 n. Chr.) entsandte Anxi Boten und
überbrachte große Vögel und Löwen als Tribut EI] /\ FR ESEEMRA FAN
37
Jahr der Vgl. Dongguan Hanji 2. 22.6. Der Kontakt fand hier drei Jahre früher statt. „Im 2.
Regierungsperiode yongyuan (94 n. Chr.) überbrachte der König von Anxi große Vögel aus
A EHEN UNE” Tiaozhi mit Eiern so groß wie Krüge als Tribut KIT -FEZEERRT
500
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
„purely African species [...]. As this animal was sent to China, it was definitelya real and not imaginary animal. As the text specifies, that it did not have any horns, it probably was the common and very graceful Persian or Goitered gazelle, Gazella subgutterosa, found from Asia Minor to Mongolia. The femal has only rudimentary or no horns [...].” Ban Chao HL, siehe oben. Gan Ying HX. Vgl. HS 118. Er lebte im ı. nachchristlichen Jahrhundert, diente unter Ban Chao und war an Ban Chaos militärischer Expedition in Zentralasien beteiligt. Da Hai A%&, das Große Meer, entsprach nach der Vorstellung der Chinesen dem
Mittelmeer, dem Rote Meer und dem Persischen Golf und wird mit dem Westmeer (x hai Yay$) gleich bedeutend verwendet. Vgl. LesLiE/GARDINER 1996, 271, Anm. 23. Da Qin A,
siehe unten.
Manqu lt , man’ und k"ut. Manchihr I of Persis. HıLı 2003, Sek. 10, Anm. 8. Hırı
identifiziert Manqu mit Manchihr oder Manuchihr I, König von Persien, während der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. Hırı führt das zurück auf die Inschrift in dessen
Münzen, mnchtr, die dem Namen phonetisch sehr nahe kommt. shi Bil , offensichtlich gebraucht für shi if, Löwe. Vgl. READ 1931, 350. Aman [rJ##, ?a und main/meın. HırTH 1885 und CHAvAnNES 1907 identifizieren Ecbatana. LEsLIE/GARDINER 1996, 268f. identifizieren Armenien.
Sibin #8, sio /si und pjin. Hırrm 1885 und CHAvAannEs 1907: Ctesiphon. LESLIE/GARDINER 1996, 268f: Sophene. Vgl. auch Hırı 2003, Sek. 10, Anm. 10. “My identification of Sibin as Susa (rather than Ctesiphon) is based on not just one but several points: 1. The most direct route to the Persian Gulf from Herat (A-man) was through Susa — traveling there via Ctesiphon would have required a lengthy detour. 2. Yuluo TA almost certainly represents Charax Spasinou on the Gulf [...]. 3. The Hou Hanshu specifically states that Yulou (Charax) was 960 li (399 km) southwest of Sibin. Charax
Spasinou was actually southwest of Susa, but southeast of Ctesiphon. 4. Note also, that if we substitute szadia for li here, we get a very reasonable figure (178 km) for the distance from Susa to Charax, but it is far too short for the distance from Ctesiphon — which was closer to 350 km [...].”
Yuluo T’##, wuä und la. HırrH 1885, 147 und 155, CHAvANNES 1907, 179. “Hirth [...] identifie cette ville avec Hira sur une peninsule du Lac chaldeen et la considere
comme la capitale du Tiao-tche. Je conserve encore quelques doutes & ce sujet.” Hırı 2003, Sek.10, Anm. ı2 widerlegt: “Yuluo [...] = Charax Spasinou. The reconstructed pronunciation of Yuluo in the Han period (*ka-ra) provides an excellent transcription of the Greek kay[] — Karax or Charax — meaning a ‘palisade,’ or a “fort.” Nach Hıır umschrieb das Zeichen yu F manchmal “foreign ka sounds [...]” sowie “the character luo #& commonly represents ra, or ar sounds, as in a number of Sanskrit names and terms.” LESLIE/GARDINER 1996, 198: Dura Europos.
Aus der Beschreibung des Landes Da Qin:
NRERTREIIEFÄE HERN BEE ER R EHRE RER EEE I STEH EEE ET ZEN ZERTTEBOEBI TE EEE
ER REN
111.8. CHINESISCHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
5oI
[Da Qin] handelt mit Anxi und Tianzhu auf dem Seeweg. Der Gewinn beträgt
das Zehnfache. Die Einwohner haben einen aufrechten Charakter, auf dem Markt gibt es keine zwei Preise, Getreide und andere Nahrungsmittel sind immer
preiswert. Das Land nutzt seinen Reichtum und seine Überschüsse. Wenn die Boten der Nachbarländer ihre Grenze erreichen, kommen sie zuerst zu den
Poststationen
und
erreichen
dann
die Hauptstadt.
Dort
angekommen,
überreichen sie Goldmünzen. Der König [von Da Qin] wollte immer Gesandte zu den Han schicken, aber Anxi wollte mit den Han buntgewebte Seidenstoffe handeln. Aus diesem Grund versperrten sie den Weg und es gelang [Da Qin] nicht, selbst dorthin zu gelangen (AHS 88, 2919). DaQin A, dang’, dajt und dzin. Hirth, Chavannes, Pelliot und SHiraToRi halten Da Qin für den römischen Orient. Also müsste es sich um Ägypten handeln. Lesuir/ GARDINER 1996, 279, bestehen auf der Gleichsetzung mit dem gesamten Römischen Reich
mit Rom als Hauptstadt. Tianzhu
RE ist Nordwestindien. Siehe oben unter Shendu.
Einige Zeilen weiter ein Teil eines Zitates” aus dem Hanshu:
IHRER REES
TKA N HER FE PETE TEN FEEtTkTERAHREMANR
BRNRAEI
[Im Hanshu] heißt es: Biegt man von Anxi auf dem Landweg in Richtung Haibei und geht hinaus nach Haixi, so erreicht man Da Qin. Die Bevölkerung ist dicht, alle zehn Zi gibt es ein Postamt, alle 30 /i eine Poststation. Letztendlich gibt es keinen Alarm wegen Banditen, Dieben und Räubern, aber auf dem Weg gibt es wilde Tiger und Löwen. Sie hindern die und schaden den Reisenden. Wenn nicht über 100 Männer Waffen bei sich führen, werden sie alsbald gefressen (7 AS 88, 2920).
Haibei JE. Vgl. LesLıe/GARDINER 1996, 325: Kleinasien, vgl. Hırı 2003, Sek. 12, Anm.
+1. Wörtlich der Norden der See, bezieht sich auf die Ländereien, die sich zwischen
Babylon und dem heutigen Jordan oder Syrien befinden. HırTH und SHIRATORI: Mesopotamien oder Syrien. Entweder eine Wegbeschreibung „über den nördlichen Teil des Meeres“ oder Haibei als Ortsbezeichnung mit genannter westlicher Zuordnung.
Haixi #$74. Nordsyrien oder Mesopotamien bei HırTH 1885, 164, Antioch in Syrien
bei SHIRATORI 1956, 100, LESLIE/GARDINER 1996, 325: Italien, vgl. Hırı 2003, Sek. 12, Anm.
22. Wörtlich der Westen der See: Ägypten.
Aus der Beschreibung des Landes Da Yuezhi:
AAKBEERBERZeEN FAAN.. RZENAR 38
Im HS ist derselbe Wortlaut nicht vorzufinden.
502
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Im Zentrum des Landes Da Yuezhi liegt die Stadt Lanshi. Im Westen grenzt es an Anxi, welches 49 Tagesreisen entfernt liegt. [...][Da Yuezhi] griff Anxi an und eroberte das Territorium von Gaofu. Lanshi &&FR, lam und dziö/dzi’. $J 123 schreibt shi ffi anstelle von shi FR. CHAvannes 1907, 187, Anm. 2: Badhakhshan. Vgl. PurLeyBLAnk 1962, 122: Lanshi ist der Name der
Hauptstadt von Da Xia (Baktrien), also Baktra/Zariaspa. Gaofu ff, kaw und buS". Vgl. HuLsew£ 1979, 122, Anm. 296: Gewöhnlich mit Kabul identifiziert. Siehe auch LEsLiE/GARDINER 1996, 259.
Aus der Beschreibung des Landes Gaofu:
ERRNNERMABR EHE REHB REIN EZB AZTR ER AR RELURASKREIFRHHTEBZERFA KRZR Sie verstehen sich auf den Handel und sind sehr reich. Die, die [Gaofu] unterwarfen, wechselten häufig. Wenn Tianzhu, Jibin oder Anxi an Macht gewannen, nahmen sie es ein, wenn ihre Macht nachließ, verloren sie es. Aber es
hat niemals zu Yuezhi gehört. Das Hanshu nimmt an, dass es mehrere Fünfte
Xihou gab, so ist es aber nicht. Später gehörte es zu Anxi. Es kam dazu, dass Yuezhi Anxi zerstörte. Von daan erlangte es die Herrschaft über Gaofu (HHS 88, 2921). Vgl. Shendu, siehe oben
Xihou S&. Zur Zeit der Han-Dynastie die Bezeichnung eines Amtes im Staat Wusun (siehe oben). Aus den allgemeinen Erläuterungen zu den Westgebieten:
ARERTI ER EHRE RIR DLEI FH FEN BET ETERERTEE 5 Danach erreichte Gan Ying Tiaozhi und durchquerte Anxi, er näherte sich dem Westmeer und erblickte in der Ferne Da Qin. Mehr als 40000 4 über den YumenPass und den Yang-Pass hinaus gibt es nichts, was er nicht ausgiebig bereist hätte (HHS 88, 2931). Das wäre dann der Landweg von Charax an das Mittelmeer (auch Westmeer).
III.8.2.1.4...
Das Jinshu BE
Die folgenden Abschnitte stammen aus dem Jinshu, der Dynastiegeschichte der
Jin (265-420). Obwohl während dieser Zeit das Reich der Parther unter der Herrschaft der Arsakiden nicht mehr existierte, stellt das Jinshu doch eine
Primärquelle dar, da die Ereignisreihe bis in die späte Han-Zeit und die Zeit der
111.8. CHinEsiscHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
503
Drei Reiche zurückreicht. Die meisten Informationen sind lediglich Bestäti-
gungen derselbigen aus dem HHS und dem WL. Das Jinshu entstand in seiner heutigen Form nicht vor dem 7. Jh., basiert aber aus historiographischer Tradition heraus sicherlich auf älteren Materialien.”
ZEREIKZZIINISF HA AT Die Menschen von Anxi und Tianzhu treiben mit [Da Qin] Handel übers Meer, ihr Gewinn beträgt ein Hundertfaches (/S 97, 2544).
Die gleiche Bemerkung findet sich im HHS mit einer Modifikation des Gewinnes. Dort heißt es, er betrage ein Zehnfaches (siehe oben).
1I1.8.2.2.. III.8.2.2.1...
Andere historische Aufzeichnungen Das Weilüe UHR
Die nachfolgenden Abschnitte sind dem Weilüe von Yu Huan ES entnommen, einem Buch aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert, welches uns
aber nur fragmentarisch überliefert ist. Es wurde als Kommentar der Dynastiegeschichte der Drei Reiche (Sanguozhi ZU)" angefügt. Die Sektion des Weile über die Westgebiete berichtet vermutlich über einen Zustand vor dem
Jahre 227, denn in ihm wird Anxi als ein wichtiger Staat beschrieben, das Reich
der Sassaniden unter den Persern hingegen findet keine Erwähnung.“
RATE ET REFE ZH KET BEMEARZER SZH ZEISEREZER NS REN FTE HERE HEA VEIRSL Fr Von dort aus in Richtung Westen befinden sich die Länder Da Yuan, Anxi,
Tiaozhi, Wuyi. Wuyi wird auch als Paite (Paichi) bezeichnet. Diese vier Länder
liegen in einer Reihe nach Westen. Sie sind [hier] verwurzelt, sie wurden weder
verkleinert noch ausgedehnt. Frühere Generationen irrten als sie annahmen,
Tiaozhi befände sich westlich von Da Qin. Heute wissen wir die Wahrheit; es befindet sich östlich. Frühere Generationen irrten abermals als sie annahmen, es 1992, 20-23. 39 Vgl. Twırchett, The Writing of Official History Under the T’ang, Cambridge zeitlichen nach-Hanersten im 40 Das Sanguozhi wurde von Chen Shou BE=$ (233-297) ch noch Partherrei das der in Zeit eine über folglich Jahrhundert geschrieben, berichtet (221-263), Wei (220-265) existierte. Das Sanguozhi schildert die Ereignisse der Reiche Shu &)
PX und Wu I& (222-277). Der Ausschnitt aus dem Weiliie wurde von Pei Songzhi über erungen „Überlief {E AS ER uan Dongyizh dem Kapitel, 30. dem (372-451) als Kommentar angefügt. Weishu des en“ Ostbarbar die
4ı
LEsLiE/GARDINER 1996, 65.
504
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
wäre stärker als Anxi, heute wissen wir hingegen: Es [Tiaozhi] ist [Anxi]
untergeordnet und wird westliche Grenze von Anxi genannt (Sanguozhi 30, 860). Wuyi 5%, ?0 und jik ist die Kurzform für Wuyishanli, siehe oben. Vgl. Lesrıe/ GARDINER 1996, 254. Hier wird ausgesagt, dass Paite HEFF baij/be:j ein anderer Name für Wuyi wäre und
nicht etwa die Namensänderung repräsentiere, wie sie im HHS stehe. Vgl. hierzu HULSEWE 1979, 117f., Anm. 275. Das Peiwen yunfu PASLEARF * 4114.1 gibt auch te und nicht chi als ursprünglich aus dem Kommentar des Sanguozhi stammend.
AR HEHEREMKZEARZ ER ZEN ZIEH FMEER FERN] A VER RENT HB EHER ER TREE ENGENEA ER FRE BETT ATSARER TE MW HTERNARBEANERTRBEELT EHRE HE TREE TE — HAREREN EERRET ETEARN Da Qin heißt mit einem Namen auch Ligan, es befindet sich westlich des Großen Meeres, westlich von Anxi und Tiaozhi. Von den Grenzen Anxis, der
Stadt Angu, besteigt man das Schiff und fährt geradewegs nach Haixi. Bei günstigem Wind ist es möglich binnen zweier Monate anzukommen, bei schwachem Wind ist es ein Jahr, ohne Wind sind es drei Jahre. Da dieser Staat
im Westen des Meeres liegt, ist es üblich ihn Haixi (= westlich des Meeres) zu
nennen. Es gibt einen Fluss, welcher aus jenem Land herausfließt, westlich gibt es abermals ein großes Meer. In Haixi (oder westlich des Meeres) liegt die Stadt Chisan. Von unterhalb des Landes direkt Richtung Norden erreicht man die Stadt Wudan, in südwestlicher Richtung muss man abermals einen Fluss überqueren, besteigt [dazu] ein Boot und ist erst nach einem Tag am anderen
Ufer. (In südwestliche Richtung überquert man erneut einen Fluss und erreicht erst nach einem Tag das andere Ufer.)* Insgesamt gibt es drei große Hauptstädte. Wenn man von der Stadt Angu hingegen auf dem Landweg geradewegs nach Norden geht, so erreicht man Haibei, nochmals Richtung Westen kommt man nach Haixi, geht man abermals in südliche Richtung so erreicht man die Stadt
Wuchisan, und überquert einen Fluss mit dem Schiff und ist erst nach einem Tag auf der anderen Seite. Macht man einen Bogen, das Meer umrundend, erreicht man erst nach sechstägiger Seereise jenes Land [Da Qin] (Sanguozhi 30, 860).
42 Das Peiwen yunfu („Reimsammlung des kaiserlichen Studierzimmers‘“) istein Reimwörterbuch und wurde von Zhang Yushu EHE (1642-1711) u.a. auf Befehl des Qingff -zeitlichen Kangxi BEE Kaisers im Jahre ızı1 kompiliert, mit dem Ziel alle früheren Reimwörterbücher zu ersetzen. Es enthält über 480000 zwei-, drei- und viersilbiger Einträge. 4
Schon HırrH nahm an, dass es sich hier um eine „double“ handle. HırrH 1885, 69. LEsLiE/
GARDINER glauben an eine Wiederholung des vorangegangenen Satzes, möglicherweise als Erklärung angehängt und später in den Textkorpus eingegangen. Vgl. LESLIE/GARDINER 1996,
68, Anm. 37.
111.8. CHINESISCHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
505
Der Name Ligan für-Da Qin (siehe oben) taucht in dieser Schreibung hier zum ersten
Mal auf und wird im HHS fortgeführt. Yan Shigu identifiziert Ligan in einer anderen Schreibung Ligan f mit Da Qin, dem Römischen Orient/dem gesamten Römischen Reich. Haixi #8, siehe oben.
Angu Z£%, ?an und kawk. In der Parallelstelle, im Shiji 123, wird die Stadt nicht erwähnt, sondern die Fahrt startet von der Küste aus. Des Weiteren berichtet das Shzji, dass die Reise bei schwachem Wind ein bis zwei Jahre dauert und überliefert den Satz „ohne Wind sind es drei Jahre“ nicht. Identifikationsversuche: HırTH 1885: Orcho& (Uruk) oder Charax und Orkoi bei SHIRATORI 1956, $. 100, LESLIE/GARDINER 1996: Antioch (Widerspruch durch PULLEYBLANK, 1999). Hırra hält den beschriebenen Fluss für den Nil. Chisan S##X, dri und san", und Wuchisan 3ER ?5, dri und san bezeichnen einen Ort, namentlich die Stadt Alexandria an der Mündung eines Nilarmes.
Wudan F, ?> und tan ist der Hafen von Myos Hormos. Hirth versteht den Satz „Insgesamt gibt es drei Hauptstädte“ (ML FAHZ) als das Herausstellen der drei
Sektionen und nicht dreier Hauptstädte: Delta, Heptanomis, Theabais, HırTH 1885, 180-184.
Für SHIRATORI tritt in diesem Abschnitt das begrenzte Wissen der Chinesen über die mediterrane Welt zu Tage. Erwähnter Fluss wäre auch nach SnırAToRt der Nil, dessen verzweigte Arme die häufig nötigen Überquerungen erklären. Chisan entspräche auch hier Wuchisan und wäre gleichzusetzen mit Antioch, Wudan könnte Petra sein. Die drei Hauptstädte befänden sich nach SHırAToR1 alle in Ägypten. Vgl. SHIRATORI 1956, 122-129.
LEsLIE/GARDINER meinen, dass Chisan westlich von Italien liege, möglicherweise
Marseille oder Karthago. LEsLIE/GARDINER 1996, 86, Anm. 35. Letztendlich erklären sie
sich geschlagen und geben keine eindeutige Identifikation der Stadt Chisan/Wuchisan. Im Wesentlichen bedenken sie zwei Möglichkeiten: Sind Wuchisan und Chisan zwei separate Orte oder ist Wuchisan ein Verschreibung für Wudan und Chisan? Für Wudan schlagen LesLie/GARDINER Rom vor. Demzufolge wären dann die drei Hauptstädte Chisan als Alexandria im Nildelta, Wudan als Rom und Angu als Antioch zu bezeichnen. Alfred Forke£ identifizierte Sestos, Abydos und Lampsakos. LEsLIE/GARDINER 1996, 184-186.
HAUT ZEBEFT FRREBR [Da Qin] wünschte im Allgemeinen über Gesandte mit den mittleren Staaten zu kommunizieren, aber Anxi bedachte seinen Vorteil und sie konnten nicht durchreisen (Sanguozhi 30, 861). oben). Eine Parallelstelle mit fast gleichem Wortlaut befindet sich im HHS 88 (siehe
BE REN ER PETER EH N KH FE KRERIS
506
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Von Anxi einen Bogen um Haibei machend, erreicht man diesen Staat [Da Qin]. Die Bevölkerungsdichte ist hoch. Alle zehn 4 gibt es ein Gasthaus, alle 30 4 eine
Poststation, letztendlich gibt es keine Räuber und Diebe (Sanguozhi 30, 861). Haibei #$JE ‚ siehe oben.
tingEPbezeichnet in der Regel einen Weiher, im Kontext aber auch als Bezeichnung für eine Anlaufstation für Reisende. zhi |. bezeichnet
im allgemeinen
eine Poststation,
wie sie durch
den
nord-
amerikanischen Pony Express bekannt ist, beschreibt also einen Handelsplatz, der unter anderem Boten dazu diente, ihre Pferde zu wechseln oder Ruhe zu finden.
EEE ZART
TR
[Da Qin] handelte oftmals mit den verschiedenen Staaten Anxis übers Meer (Sanguozhi 30, 861).
Die „verschiedenen Staaten“ Anxis spiegeln die tatsächliche Lage auf parthischem Gebiet wider, der parthische König hatte die Oberhoheit über abhängige Staaten wie z.B. Charakene, Adiabene, Media Atropatene. Vgl. LEsLIE/GARDINER 1996, 72.
BIER EHEESF RIE KT PARK S HIRMEIFRTIER
AURRZEREH
Der König von Zesan ist Da Qin zugehörig, sein Regierungssitz ist inmitten des Meeres, in Richtung Norden erreicht man Lüfen, die Reise über Wasser dauert ein halbes Jahr, bei günstigem Wind dauert es einen Monat, am nahesten [an
Lüfen] liegt die parthische Stadt Angu, in südwestlicher Richtung liegt die Hauptstadt von Da Qin, es ist nicht bekannt in wie viel /i Entfernung (Sanguozhi 30, 862).
Zesan PERL, draik/dre:jk und san}, wird versucht zu erklären als Alexandria (Spasinou Charax) bei HırTH 1885, 190, Zypern bei LEsLIE/GARDINER 1996, 190f., Mesene-Kharactne bei SHIRATORI.**
Lüfen #57, 1i5 und pun, erscheint als Nicephorium bei Hırra 1885, 192f., Cilicia
bei LesLiE/GARDINER 1996, 192, Edessa (Ruha, Orshoöne) bei SHIRATORI 1956, 103-107.
NTERBZENZER Das Land Siluo ist Anxi zugehörig und grenzt an Da Qin (Sanguozhi 30, 862). HırrH identifiziert Siluo Hy, si3/si und la als die Stadt Seleucia im Grenzgebiet
zwischen römischen und parthischen Territorien. HıRTH 1885, 197.
44 A Study on T‘iao-chih. Memoirs ofthe Research Department ofthe Toyo Bunko 15, 1956, 1-23, hier 20-23.
I1I.8. CHINESISCHE (QUELLEN ZUM PARTHERREICH
507
Siluo ist ein kleiner Staat an der Grenze Anxis, bis heute ist nicht ausreichend geklärt, wo er sich befindet. Er findet sich wohl noch innerhalb des Gebietes der Asarkiden, vgl. LESLIE/GARDINER I996, 269.
III.8.2.2.2..
Das Hanji El
Das Hanji wurde gegen Ende der Östlichen Han-Dynastie von Xun Yue Ay (148-209)verfasst. Das Hanji ist ein Konzentrat des Hanshu des Ban Gu und wurde im Auftrag des letzten Han Kaisers Xian JÜR (reg. 189-220) begonnen. Die
Aufzeichnungen beginnen im Jahre 209 v. Chr. und reichen bis zum Untergang des Wang Mang 23 n. Chr. Es besteht aus 30 Kapiteln (juan) von denen 20 den Kaisern vorbehalten sind. Xun Yue fügte den Biographien der Kaiser die im Hanshu separat gehaltenen Informationen der Monographien und Tabellen chronologisch geordnet bei. Textgrundlage für das Hanji und Hou Hanji ist die Büchersammlung Sibucongkan® (SBCK) PUERB& TI. III.8.2.2.2.1.
AJı2
BEERERATHREAARZE Für den südlichen Weg: Nimmt man den südlichen Weg und überquert Congling, so kommt man in Da Yuezhi und Anxi heraus (SBCK Bd. 21, A/ ı2,
872). Siehe oben Parallelstelle HS 88.
NR E FERNER HEH FT ER ZERTRETHERZELTRT TAF RA AI EHRE RREN EHER ATTI RTZE EFTBEHRR HAARE Der Regierungssitz des Königs des Reiches Anxi ist die Stadt Fandou, welche
12.600* li von Changan abliegt. Sein Gebiet erstreckt sich über mehrere tausend
li. Es gibt Wagen, Schiffe und Händler. Sie beschreiben Leder mit quer
verlaufenden Linien und benutzen dies als schriftliche Aufzeichnungen. Die welche Volksbräuche sind wie in Jibin. Auch hier macht man Münzen aus Silber,
auf der einen Seite das Antlitz des Königs, und auf der anderen Seite das einer Frau tragen. Wenn der König stirbt, ändert man das Geld sogleich. Es gibt dort große Pferde und Vögel (SBCK Bd. 21, A 12, 87b).
ARNFZEFTE 45 Sibucongkan PUREFI],Shanghai: Shangwu yinshuguan. 46 Vgl. HS 96A, 11600, siehe oben.
508
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Da Yuan [ ] und Anxi haben die gleichen Bräuche (SBCK Bd. 21, HJ 12, 87b). Siehe oben Parallelstelle 7S5 96A.
III.8.2.2.3. Das
Hou
Das Hou Hanji {Rad Hanji
wurde
von
Yuan
Hong
& 7%
(328-376)
im
vierten
nachchristlichen Jahrhundert zusammengestellt. Hierbei handelt es sich um eine
Zusammenfassung des Hou Hanshu. III.8.2.2.3.1.
IH]Jı4
ZTAZERRA
TA
Im 10. Monat des Winters” überreichte das Land Anxi als Tribut Löwen und
große Vögel (SBCKBd. 23, HH] 14, 1204). Siehe oben Parallelstelle YHS 4.
III.8.2.2.3.2. AHJıs
ERERRAUHNARZE BEER TATEN Wenn man den südlichen Weg nimmt kommt man nach Überqueren Conglings nach Da Yuezhi und Anxi (SBCK’Bd. 23, HH] 15, 126b). Siehe oben Parallelstellen AHS 88 und H] ı2.
ARSTER A ERKRATH TREERER
EA AR ZE A FR
ERDE
Unter den übrigen Staaten stehen die Länder Weixu, Weili, Qiuzi, Gumo,
Wensu, Shule, Tiaozhi, Dayuan, Kangju, Da Yuezhi, Anxi, Da Qin, Wuyi, Jibin, Suoju, Yutian und Jumi in Kontakt miteinander. Sie werden als Westgebiete
bezeichnet (SBCKBd. 23, HH] ıs, 1272);
Weixu f74 , nwi3/nwi. Vgl. CHAVANNES 1905, 552, Anm. 6, er scheint die Lokalisierung
dieses Knigreiches durch Xu Song* südöstlich des Bostang-Sees zu akzeptieren. Weili EP , ?uj® und lej. Im HS 22a erscheint Weili 4. Vgl. CHAvanneEs 1905,
552, Anm. 5. Er lokalisiert es um Kalgan aman etwas nordöstlich von Kourla, vgl. auch HULSEWE 1979, 177, Anm. 585, Qing-zeitliche Kommentatoren platzierten es in die Nähe von Bugur. 47
Es handelt sich um den 10. Monat des 13. Jahres des Kaisers He (tor n. Chr.). Die Parallelstelle im AHS 4 schreibt den ı1. Monat.
48 Der Qing-zeitliche Gelehrte Xu Song FR PA schrieb das Hanshu xiyuzhuan zhubu Bär [Ergänzungen und Kommentare zu den Überlieferungen über die Westgebiete des Hanshu], auf das sich CHavannes hier stützt.
111.8. CHinEsischE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
509
Qiuzi $&3%, kwi und tsi/tsi. Vgl. HuLsewi£ 1979, 163, Anm. 506. Traditionellerweise wird giu anstelle des heute blichen gui S& gelesen. Dieser Ort wird als das moderne Kucha identifiziert.
Gumo #438, ko und mak. Vgl. CHAvAnneES 1905, 553, Anm. 1, „Kou-mo = Aksou“. Wensu YaTa ,?wan und suwk. Vgl. CHAvAnNES 1905, 553, Anm. 1 identifiziert Uch-
Turfan. Vgl. PULLEYBLANK 1966, 21: Möglicherweise handelt es sich um Turfan UE. Shule SR, si3 und lok. Vgl. CHAvAannES 1907, 170, PULLEYBLANK 1968, 255, HULSEWE 1979, 141, Anm. 373: Alle identifizieren Kashgar.
ARZREREEIHZREZER TEIL RR EHRT BEER EHTTRNX TEBERKEITTTER ER REN TEFNEREN A AAN WERE ZEHN FEB ETNER EHRE ARTIST ANENTERAANTBEHERET TEIL FRIRNZ Der am entferntest gelegene Staat unter den Westgebieten ist Anxi. Er ist 25000 li von Luoyang entfernt. Nördlich grenzt er an Kangju, westlich an Wuyishanlı. Sein Gebiet misst einige tausend Zi im Geviert. Nach Westen erreicht man Tiaozhi in 60 Tagesritten. Man blickt hinab aufs Meer. Es ist heiß und feucht. Man produziert Löwen, Nashörner, Pfauen und Strauße mit Eiern groß wie
Krüge. Das Gebiet grenzt an das Westmeer. Vom westlichen Pass Anxis erreicht man nach Westen das Land Aman in 3400 li Entfernung. Von Aman erreicht man westlich das Land Sibin, einen Fluss durchquerend in südwestliche Richtung erreicht man das Land Yuluo in einer Entfernung von 960 li. Es ist die äußerst
westliche Grenze von Anxi. Es heißt, man müsse in südliche Richtung zum
Meer“ fahren und nur dann könne man mit Da Qin in Verbindung treten, das dauere einige Jahre oder Monate (SBCK’Bd. 23, AH] ıs, 127b). Siehe oben Parallelstelle AS 88.
R. IX BETTET ZRH RT EA RE NE ZEN EEFREE THE EAR HER TE - PETE EC EREI RR I H BRE ER ET BETEN TERT Sein [Da Qins] König wünschte im allgemeinen über Gesandte mit dem Han-
Hof zu kommunizieren, bot Tributzahlungen an, aber Anxi wünschte mit den
bunten Tüchern der Han mit Da Qin zu handeln, daher behindert es die direkte Kommunikation. [...] Des Weiteren heißt es, dass man Anxi, einen Bogen um Haibei machend, diesen Staat [Da Qin] erreiche, die Bevölkerung ist dicht. Alle 10 4 gibt es ein Gasthaus alle 30 li ein Poststation. Letztendlich gibt es keinen 49
Vgl. Der chinesische Text enthält keinen Hinweis darauf, um welches Meer es sich handelt. HHS 88 (siehe oben).
|
5Io
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Alarm wegen Banditen, Dieben und Räubern, aber auf dem Weg gibt es wilde Tiger und Löwen. Sie hindern und fressen Reisende. Wenn nicht über 100 Männer Waffen bei sich führen, schaden sie ihnen alsbald und man kann nicht
passieren (SBCK Bd. 23, HH] 15, 128a). Hierbei handelt es sich um eine Parallelstelle zum HHS nun in etwas ausgeschmückter Form mit einigen Wortkorruptionen: xiang ÄH anstelle von zhe FR, das Wort kou ji fehlt im HJ, you anstelle von dao duo E35, shi & anstelle von hai , das Zeichen lü Fk wurde durch zhe $ ersetzt, für gi H£ schreibt das HHS bing FL, hai u E27
für wei suo shi FESTER. Der Satz bu de guo Ali
erscheint im HHS nicht.
Siehe oben Parallelstelle 7HS 88.
MRFRERTTIIER HAUFE [Da Qin] handelt mit Tianzhu und Anxi übers Meer, sein Gewinn beträgt das ıofache (SBCK’Bd. 23, HH] ı5, 128a). Siehe oben Parallelstelle 7HS 88.
III.8.2.3.
An Shigao ZH
Die Existenz des An Shigao zur Zeit der späten Han-Dynastie in China steht außer Frage. In den Biographien seiner Nachkommen, die in den historiographischen Werken bis in die Tang-Zeit zu finden sind, geht deren Abstammung immer wieder auf An Shigao zurück, der im Jahr 148 n. Chr. als
Geisel” an den chinesischen Kaiserhof geschickt wurde. Chinesischen Genealogien und Reimwörterbücher sowie Inschriften verweisen auf die Existenz des Mannes aus dem Partherreich.” Die Biographie des Antong ZA] im Weishu HE”
en
ERERDZEERTARERTERALERREZ
Antong war Iraner” aus Liaodong. Sein Vorfahre war Shigao, der zur Zeit der Han-Dynastie als Geisel des Königs von Anxi nach Luo[yang] kam. Von der Wei- (220-265) bis zur Jin-Dynastie (265-317) suchten [die Nachfahren des An
Shigao] dem Durcheinander in Liaodong zu entkommen. Folglich war dort ihre Niederlassung. so sı 52
Geisel: shizi $T-, jemand, der von einem ausländischen König als Geisel an den chinesischen Hof geschickt wurde. Vgl. FORTE 1995, 15. Vgl. FORTE 1995. Das Weishu, die Geschichte der Wei-Dynastie, wurde kompiliert in den Jahren 551-554.
53 Nach Forte bedeute huren # A häufig Iraner. Vgl. FORTE 1995, 14.
III.8. CHinEsiscHE QUELLEN ZUM PARTHERREICH
sıı
Die Frage ist, ob die Geisel An Shigao und der in buddhistischen Quellen erwähnte Übersetzer An Shigao ein und dieselbe Person sind. Antonio FORTE kommt in seinem Buch zu keinem eindeutigen Schluss. Er tendiert dazu, dass es sich um dieselbe Person handelt. Die früheste buddhistische Quelle, die An Shigao als den Übersetzer identifiziert, das Zushanji J&1LI#Q, ist uns nicht erhalten und nur in Referenzen späterer buddhistischer Quellen überliefert. Forte geht davon aus, dass die Einträge in den Dynastiegeschichten und die der buddhistischen Quellen von derselben Quelle herrühren. Für die Zeit des Partherreiches bzw. der Han-Dynastie bleibt festzuhalten, dass es üblich war, Angehörige des jeweiligen Hofes als Geisel an den Hof anderer Staaten zu schicken. 111.8.3.
Schlussbemerkung
Die chinesischen Quellen liefern einen Einblick in das kulturelle und politische Leben des Partherreiches aus ostasiatischer Sicht. So sind in den einzelnen Textauszügen neben Einträgen zur Feldbestellung und Feldfrüchten (Reis, Weizen, Wein) auch Angaben über Ausdehnung und Größe von Städten, Münzprägung, Schriftträger und Bevölkerungsdichte zu finden. Diese Beobachtungen beeindruckten nicht nur die Chinesen, sie sind auch heute noch von großer geschichtswissenschaftlicher Relevanz. Sie liefern interessante Fakten über Machtsphären und ökonomische Stärke des Reiches der Parther: Es habe Gesandtschaften aus dem Partherreich gegeben, sowie auch
solche, die im Partherreich pompös empfangen wurden. Hierbei handelte es sich nicht
nur
um
chinesische,
sondern
um
Gesandtschaften
verschiedener
Nachbarländer. Im Zuge des diplomatischen Austausches wurden Tribute über-
reicht, so dass bis dato unbekannte Produkte, z.B. Straußeneier, den Weg ins
chinesische Kaiserreich nahmen.
Die strategische und geographische Einbettung einiger parthischer Städte ist
genau verzeichnet, wenn auch nicht ohne weiteres auf westliche Längeneinheiten
übertragbar, so dass sie schwierig zu identifizieren sind. Die geographischen Angaben, die uns mit Entfernungen in der chinesischen Längeneinheit oder der Angabe der Tagesritte vorliegen, sind nur bedingt aussagekräftig. Denn im Chinesischen stehen Mengenangaben in Form größerer Zahlen nicht selten für „viel“. Trotz konkreter Entfernungsangaben (z.B. 960 hi) gelingt eine exakte
Lokalisierung nicht. So bildet die Stadt Angu, an der Grenze des Partherreiches gelegen, den Ausgangspunkt zweier Handelsrouten, einmal über Land und zum anderen über Handel die See. Möglicherweise kann die Aussage, Anxi blockiere den direkten
schwierig zu mit bunten (Seiden-)Tüchern, unmittelbar mit der Angabe über die
könnte meisternde Überfahrt nach Da Qin in Verbindung gebracht werden. Anxi rt haben. den Handel zwischen dem Da Qin und China bewusst verhinde
512
UTA GOLZE UND KERSTIN STORM
Allerdings wird diese Behauptung eines parthischen Handelsmonopols in der neueren Forschung stark bezweifelt (siehe II.4.4.). Der Handel schien generell
eine große Rolle zu spielen. Neben Kaufleuten und Handelswaren wird auch die Münzgestaltung, nämlich aus Silber mit dem Portrait des Königs auf der einen und dem einer Frau auf der anderen Seite, ausführlich dargestellt.”* Zudem wird berichtet, dass es immer wieder Konflikte zwischen den Parthern und ihren Nachbarn gab. Dies wird an den variierenden Satellitenstaaten deutlich. Die Stadt Gaofu wechselte z.B. je nach Machtkonstellation immer wieder ihren Herrscher. Aus Aufzeichnungen des Weilüe und des HHS wissen wir, dass das Land der Arsakiden zeitweise das größte und mächtigste unter den zentralasiatischen Staaten war. Da es sich bei der chinesischen Beschreibung des Partherreiches nicht um prorömisch geprägte Aufzeichnungen handelt, liegen uns hiermit Dokumente vor, die das „doch recht einseitige Partherbild der griechischen und lateinischen Autoren relativieren“.”
54
„M. Alram hat freundlicherweise darauf hingewiesen, dass dies hier nur eine Beschreibung der
einzigen parthischen Münze mit der Darstellung einer Frau, der Musa, sein kann. Dies passt zeitlich sehr gut zusammen mit der Tatsache, dass gerade um 9 n. Chr. das Engagement
Chinas im Westen aufhört. Wir besitzen damit ein Zeugnis über die Art und Weise, wie ein
zeitgeschichtliches Phänomen Eingang in die chinesischen Quellen findet.“ Zitiert nach Posch 1998, 361, Anm. 49. ss; Vgl. PoscH 1998, 363.
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: Vandenhoeck # Ruprecht Novum Testamentum et Orbis Antiquus _ Studien zur Umwelt des Neuen Testaments
Band 85
Die antiken Quellen zur Geschichte des Partherreiches sind vielschich-
tig und nur durch eine differenzierte interdisziplinäre Bearbeitung zu erschließen. Die einschlägigen Zeugnisse auf Akkadisch, Arabisch, Aramäisch, Armenisch, Chinesisch, Griechisch, Lateinisch und Parthisch wurden hier erstmals zusammengestellt, ins Deutsche übersetzt und kommentiert. Durch die so gebotene ausgewogene Zusammenführung
der unterschiedlichen Zeugnisse werden die Geschichte des Partherreiches, seine bisher noch weitgehend ungeklärte innere Struktur sowie die wirtschafts-, sozial- und kulturgeschichtlichen Gegebenheiten genauer beschreibbar als bislang möglich.
Band 3 enthält: Keilschriftliche Texte, Aramäische Texte, Armenische Texte, Arabische Texte, Chinesische Texte.
Die Herausgeber Dr. phil. Ursula Hackl ist em. Professorin für Alte Geschichte an der Universität Basel. Dr. phil. Bruno Jacobs ist Professor für Vorderasiatische Altertumswissen-
schaft an der Universität Basel. Dr. phil. Dieter Weber ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Iranistik der FU Berlin.
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ISBN 978-3-525-53388-8
9
78 352
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www.v-r.de