Deutsche Quellen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges 9783534744794

Der Zweite Weltkrieg war eines der zentralen Großereignisse des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Der vorliegende Band präse

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German Pages 348 [349] Year 2019

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Inhalt
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge
Thematisches Quellenverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
Quellen
Personen- und Sachregister
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Deutsche Quellen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges
 9783534744794

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AUSGEWÄH LTE QUELLEN ZUR DEUTSCHEN GESCHICHTE DER NEUZEIT FREIHERR

VOM

STEIN-GEDÄCHTNISAUSGABE

Begründet von Rudolf Buchner und fortgeführt von Winfried Baumgart

BandXXXIVa

DEU TSCHE QUELLEN ZUR GESCHICHTE DES ZWEITEN WELTKRIEGES

Herausgegeben von M IC H A E L SALEWSKI unter Mitwirkung von STEFAN LI PPERT

WI S SENSCHAF T L I C H E BUC H G E S E L L SC HAFT DARMSTADT

Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Deutsche Quellen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges I hrsg. von Michael Salewski unter Mitw. von Stefan Lippert.- Darmstadt: Wiss. Buchges., 1998 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit; Bd. 34 a) ISBN 3-534-12470-7

Bestellnummer 12470-7

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 1998 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Offsetpapier Satz: Fotosatz Janß, Pfungstadt Druck und Einband: Frotscher Druck GmbH, Darmstadt Printed in Germany Schrift: Linotype Garamond, 9.5/11

ISBN 3-534-12470-7 ebook (PDF): ISBN 978-3-534-74479-4

INHALT Abkürzungsverzeichnis

IX

Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge

XI

Thematisches Quellenverzeichnis

XVII

Quellen- und Literaturverzeichnis

XIX

Einleitung Quellen Personen- und Sachregister

37 313

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AA A. K. Art!. Auf!. Bd. /Bde. B. d. K. BDO B. d. S. B. d. U. Div. DNB eng!. fdl. franz. Fzg. G. B. Geb. Div. GenStdH h. E. H. Gr. holländ. Hrsg./hrsg. I. D. IfZ IMG Inf. Jäg. Ju )Ug. Kav. Div. Kdr. km KTB LT Mech. Div. mot. M-/MS-Boot Mun. norw.

Auswärtiges Amt Armeekorps Artillerie Auflage Band/Bände Befehlshaber der Kreuzer [ab Juli 1944: Kampfgruppe] Bund Deutscher Osten Befehlshaber der Schlachtschiffe Befehlshaber der Unterseeboote Division Deutsches Nachrichtenbüro englisch feindlich französisch Fahrzeug Generalbevollmächtigter Gebirgsdivision Generalstab des Heeres hiesigen Erachtens Heeresgruppe holländisch Herausgeber/herausgegeben Infanteriedivision Institut für Zeitgeschichte Internationaler Militärgerichtshof Infanterie Jäger Junkers 52 jugoslawisch Kavalleriedivision Kommandierende[r] Kilometer Kriegstagebuch Lufttorpedo Mechanisierte Division motorisiert Minensuchboot Munition norwegisch

X

NSKK OB. Ob. d. H. Ob. d. L. Ob. d. M. OKH OKM OKW östl. Pak poln. Pz. Div. Pz. Gr. R-Boot RFSS RGBI. Rgt. RSHA Rü rum. russ. SA S-Boot Ski. sm. ss

t T-Boot U-Boot uk V . Adm. VDA Vo. Mi. westl. W. T. z. b. V.

Abkürzungsverzeichnis Nationalsozialistisches Kraftfahrerkorps Oberbefehlshaber Oberbefehlshaber des Heeres Oberbefehlshaber der Luftwaffe Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Oberkommando des Heeres Oberkommando der Kriegsmarine Oberkommando der Wehrmacht östlich Panzerabwehrkanone polnisch Panzerdivision Panzergruppe [Minen-] Räumboot Reichsführer SS Reichsgesetzblatt Regiment Reichssicherheitshauptamt Rüstung rumänisch russisch Schutzabteilung Schnellboot Seekriegsleitung Seemeilen Schutzstaffel Tonne Torpedoboot Unterseeboot unabkömmlich V izeadmiral Verband [Volksbund] für das Deutschtum im Ausland Volksdeutsche Mittelstelle westlich Wehrmachtteil[e] zur besonderen Verwendung

VERZEICHNIS DER QUELLEN IN CHRONOLOGISCHER REIHENFOLGE 1. Weisung Nr. 1 für die Kriegführung,31. 8. 1939 2. Reichstagsrede Hitlers,Auszug,1. 9. 1939 . . 3. Denkschrift Dönitz',Auszug,1. 9. 1939 4. Note Hendersons an v. Ribbentrop,Auszug,3. 9. 1939 5. Aufzeichnung ohne Unterschrift,Auszug,3. 9. 1939 6. Aufzeichnung v. Weizsäckers,3. 9. 1939 . . . . 7. Weisung Nr. 2 für die Kriegführung,Auszug,3. 9. 1939 8. Weisung Nr. 3 für die Kriegführung,9. 9. 1939 . . . 9. Weisung Nr. 4 für die Kriegführung,25. 9. 1939 . . . 10. Grenz- und Freundschaftsvertrag Deutschland - Sowjetunion, Auszug, 28. 9. 1939 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11. Vertrauliches Protokoll Deutschland - Sowjetunion,28. 9. 1939 12. Geheimes Zusatzprotokoll Deutschland - Sowjetunion,28. 9. 1939 13. Geheimes Zusatzprotokoll Deutschland - Sowjetunion,28. 9. 1939 14. Regierungserklärung Deutschland - Sowjetunion,28. 9. 1939 15. Mitteilung v. Ribbentrops an Molotow,28. 9. 1939 16. Weisung Nr. 5,Auszug,30. 9. 1939 . . . . 17. Reichstagsrede Hitlers,Auszug,6. 10. 1939 18. Weisung Nr. 6 für die Kriegführung,9. 10. 1939 19. Denkschrift Hitlers,Auszug,9. 10. 1939 20. Lagevortrag Raeders,Auszug,10. 10. 1939 21. Weisung Nr. 7 für die Kriegführung,Auszug,18. 10. 1939 22. Lagevortrag Raeders,Auszug,10. 11. 1939 . . . . . 23. Weisung Nr. 8 für die Kriegführung,Auszug,20. 11. 1939 24. Niederschrift über eine Ansprache Hitlers vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht,Auszug,23. 11. 1939 . . . . . . . . . . . . . 25. Wirtschaftsabkommen Deutschland - Sowjetunion,Auszug,11. 2. 1940 26. Weisung für "Fall Weserübung",Auszug,1. 3. 1940 . . . . . . 27. Operationsbefehl für die Besetzung Norwegens Nr. 1,5. 3. 1940 . . 28. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Mussolini,Auszug,18. 3. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29. Deutsches Memorandum an die norwegische [mut. mut. dänische] Regierung,Auszug,9. 4. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . 30. Deutsche Note an die schwedische Regierung,Auszug,9. 4. 1940 31. Erlaß Hitlers über die Verwaltung der besetzten Gebiete Frankreichs, Luxemburgs,Belgiens und Hollands,9. 5. 1940 . . . . . . . . 32. Tagesbefehl Hitlers,10. 5. 1940 . . . . . . . . . . . . . 33. Waffenstillstandsvertrag Deutschland - Niederlande,Auszug,15. 5. 1940

39 40 45 47 47 49 49 51 51 53 53 54 54 55 55 56 57 62 63 74 74 75 76 77 83 84 86 88 91 94 94 95 96

XII 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70.

Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge "Halt-Befehl" Hitlers, Auszug, 24. 5. 1940 . . . . . . . Weisung Nr. 13,24. 5. 1940 . . . . . . . . . . . . . Waffenstillstandsvertrag Deutschland - Belgien,Auszug,28. 5. 1940 Waffenstillstandsvertrag Deutschland - Norwegen, Auszug, 10. 6. 1940 Niederschrift über die Unterredung Hit!ers mit Mussolini,Auszug,18. 6. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Waffenstillstandsvertrag Deutschland - Frankreich,Auszug,22. 6. 1940 OKW-Bericht,Auszug,2. 7. 1940 . . . . . . Denkschrift der Seekriegsleitung, Auszug,4. 7. 1940 Weisung Nr. 16,Auszug,16. 7. 1940 . . . . . . Reichstagsrede Hitlers,Auszug,19. 7. 1940 Aufzeichnung Raeders über einen Vortrag Hitlers,Auszug,21. 7. 1940 Weisung Nr. 17,1. 8. 1940 . . . . . Wiener Schiedsspruch,30. 8. 1940 Lagevortrag Raeders,Auszug,6. 9. 1940 Dreimächtepakt Deutschland - Italien- Japan,Auszug,27. 9. 1940 Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Mussolini,Auszug,4. 10. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederschrift über die Unterredung Hit!ers mit Lava!, Auszug, 22. 10. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Franco,Auszug,23. 10. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Petain, Auszug, 24. 10. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Mussolini,Auszug,28. 10. 1940 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entwurf eines Abkommens zwischen den Staaten des Dreimächtepakts und der Sowjetunion,9. 11. 1940 . . . . . . . . . . . . Weisung Nr. 18,Auszug,12. 11. 1940 . . . . . . . . . . . Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Molotow,12. 11. 1940 Niederschrift über die Unterredung Hit!ers mit Molotow,13. 11. 1940 Aufzeichnung Raeders,Auszug,14. 11. 1940 Weisung Nr. 19; Auszug,10. 12. 1940 Weisung Nr. 20,Auszug,13. 12. 1940 Weisung Nr. 21,Auszug,18. 12. 1940 Wirtschaftsabkommen Deutschland - Sowjetunion,Auszug,10. 1. 1941 Geheimprotokoll Deutschland- Sowjetunion,Auszug,10. 1. 1941 Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Mussolini,Auszug,19. 1. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufmarschanweisung des OKH,31. 1. 1941 . . . . . . . . . . Niederschrift über die Führerbesprechung "Barbarossa",Auszug,3. 2. 1941 Denkschrift der Seekriegsleitung,Auszug,4. 2. 1941 Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,4. 2. 1941 Weisung Nr. 24,Auszug,5. 3. 1941 . . . . . . . Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Matsuoka,Auszug,27. 3. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

98 98 99 100 101 103 108 110 113 114 115 116 117 119 120 120 122 123 125 127 130 132 133 141 154 154 155 156 160 161 161 162 164 165 167 169 171

Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge 71. Weisung Nr.25,Auszug, 27. 3. 1941 . . . 72. Kriegstagebuch Halders,Auszug,30. 3. 1941 73. Weisung Nr.26,Auszug,3. 4. 1941 74. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Matsuoka, Auszug,4. 4. 1941 . . . . . . . . . . . 75. Weisung Nr.27,Auszug,13. 4. 1941 . . . . . . . . . . . . . 76. Weisung Nr.28,Auszug,25. 4. 1941 . . . . . . . . . . . . . 77. Aufzeichnung v. d. Schulenburgs über eine Besprechung mit Hitler,Auszug,28. 4.1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78. Brief v. Weizsäckers an v. Ribbentrop,Auszug,28. 4. 1941 . . . . . 79. Niederschrift über die Besprechung "Barbarossa" der Wehrmachtführung, Auszug,1. 5. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80. Telegramm v. d. Schulenburgs an das Auswärtige Amt,7. 5. 1941 . . 81. Bericht v. d. Schulenburgs an das Auswärtige Amt, Auszug,12. 5. 1941 82. Kriegstagebuch Halders,Auszug,15. 5. 1941 . . . . 83. Aufzeichnung Goerdelers,30. 5. 1941 . . . . . . . . . . . 84. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,Mai 1941 . . . . . 85. Bericht v. d. Schulenburgs an das Auswärtige Amt,Auszug,4. 6. 1941 86. "Kommissarbefehl" Hitlers,Auszug,6. 6. 1941 87. Weisung Nr.32,Auszug,11. 6. 1941 . . . 88. Proklamation Hitlers,22. 6. 1941 . . . . . 89. Kriegstagebuch Halders,Auszug,22. 6. 1941 . 90. Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS,Auszug,23. 6. 1941 91. Kriegstagebuch Halders,Auszug,3. 7. 1941 . . . . . . . 92. Richtlinien für die personelle und materielle Rüstung,Auszug,14. 7. 1941 93. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Oshima, Auszug,15. 7. 1941 . . . . . . . . . . . . . . 94. Brief Görings an Heydrich,31. 7. 1941 . . 95. Denkschrift der Seekriegsleitung,Juli 1941 96. Polizeiverordnung,Auszug,1. 9. 1941 97. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,11. 9. 1941 98. Kriegstagebuch Halders,Auszug,13. 9. 1941 . . . . . 99. Aufzeichnung Heims über einen Monolog Hitlers,Auszug,25. 9. 1941 100. Sportpalastrede Hitlers,Auszug,3. 10. 1941 . . . . . . . 101. Befehl des Armeeoberkommandos 6,10.10. 1941 . . . . . . . 102. Fernschreiben des OKH an die Heeresgruppe Mitte,12. 10. 1941 . . 103. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Ciano, Auszug, 25. 10. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104. Ereignismeldung UdSSR Nr.128,Auszug,3. 11. 1941 . . . . . . . 105. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Scavenius,Auszug,27. 11. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . 106. "Nacht-und-Nebel-Erlaß",Auszug,7. 12. 1941 . . . . . 107. Weisung Nr.39,Auszug, 8. 12. 1941 . . . . . . . . . 108. Deutsche Note an die amerikanische Regierung,10. 12. 1941 109. Reichstagsrede Hitlers,Auszug,11. 12. 1941 . . . . . . 110. Abkommen Deutschland - Italien - Japan,Auszug,11. 12. 1941

XIII 172 173 175 176 178 179 179 180 181 182 182 184 185 186 188 190 190 192 193 194 195 196 196 197 198 204 204 206 209 210 212 214 215 219 220 221 222 223 224 226

XIV

Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge

111. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Oshima,Auszug,13. 12. 1941 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,Dezember 1941 113. Militärische Vereinbarung Deutschland - Italien - Japan,Auszug,18. 1. 1942 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114. Protokoll der Wannsee-Konferenz,Auszug,20. 1. 1942 115. Speer,Erinnerungen,Auszug,8. 2. 1942 . . . . 116. Denkschrift der Seekriegsleitung,Auszug,25. 2. 1942 117. Tagebucheintragung Goebbels',20. 3. 1942 118. Tagebucheintragung Goebbels',27. 3. 1942 119. Weisung Nr.41,Auszug,5. 4. 1942 120. Aufzeichnung Pickers über ein Tischgespräch Hitlers,Auszug,11. 4. 1942 121. Weisung Nr. 42,Auszug,29. 5. 1942 . . . . . . . . . . . . . 122. Aufzeichnung Pickers über ein Tischgespräch Hitlers,Auszug,29. 5. 1942 123. Denkschrift des OKW, Auszug,6. 6. 1942 . . . . . . . . . . . 124. Aufzeichnung Pickers über ein Tischgespräch Hitlers,Auszug,21. 7. 1942 125. Mitteilung Bormanns an Rosenberg,Auszug,23. 7. 1942 . . . . . 126. Aufzeichnung Heims über einen Monolog Hitlers,Auszug,6. 8. 1942 127. Weisung Nr.46,Auszug,18. 8. 1942 . . . . . 128. "Kommandobefehl" Hitlers,Auszug,18. 10. 1942 129. Rede Hitlers in München,Auszug,8. 11. 1942 130. Gesuch Paulus' an Hitler,23. 11. 1942 . 131. Führerentscheid,Auszug,24. 11. 1942 . . . 132. Brief v. Seydlitz' an Paulus,25. 11. 1942 133. Lagebericht Paulus' an v. Manstein,26. 11. 1942 134. Stellungnahme und Antwort v. Mansteins an Paulus,Auszug,27. 11. 1942 135. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,1.12. 1942 136. Lagebericht v. Mansteins an Zeitzler,Auszug,9. 12. 1942 137. Denkschrift Rabls,Auszug,9. 12. 1942 . . . . . . . 138. Lagebericht v. Mansteins an Zeitzler,Auszug,19. 12. 1942 139. Lagebericht Paulus' an v. Manstein,Auszug,26. 12. 1942 140. Aufzeichnung Raeders über einen Vortrag Hitlers,Auszug,6. 1. 1943 141. Aufzeichnung Raeders über eine Besprechung mit Hitler, Auszug, 6. 1. 1943 . . . . . . . . . . . . . 142. Denkschrift Raeders,Auszug,10. 1. 1943 . . . 143. Armeebefehl Paulus',22. 1. 1943 . . . . . . 144. Brief v. Mansteins an Zeitzler,Auszug,22. 1. 1943 145. OKW-Bericht,3. 2. 1943 . . . . . . . . . 146. Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS,Auszug,4. 2. 1943 147. Führerbefehl Nr.4,Auszug,14. 2. 1943 . . . . . . 148. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,20. 2. 1943 149. Tagebucheintragung Goebbels',9. 3. 1943 . . . . 150. Aufzeichnung v. Ribbentrops,Auszug,21. 3. 1943 . . . 151. Operationsbefehl Nr. 6 Hitlers,Auszug,15. 4. 1943 152. Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Horthy,Auszug, 16. 4. 1943 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

227 228 231 233 234 235 237 238 239 241 243 244 245 247 248 250 251 252 252 254 255 255 257 258 259 262 263 266 267 267 269 269 270 271 272 273 274 276 277 278 280 281

Verzeichnis der Quellen in chronologischer Reihenfolge 153. Denkschrift Dönitz',Auszug,8. 6. 1943 . . . . . . . . 154. Manifest des Nationalkomitees "Freies Deutschland",13. 7. 1943 155. Programmentwurf des Kreisauer Kreises,Auszug,9. 8. 1943 156. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,20. 8. 1943 157. Posener Rede Himmlers,Auszug,4. 10. 1943 . . . . 158. Weisung Nr. 51,Auszug,3. 11. 1943 . . . . . . . . 159. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung,Auszug,20. 11. 1943 160. Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS,Auszug,8. 6. 1944 161. Fernschreiben Rommels an Hitler,Auszug,15. 7. 1944 162. Rundfunkansprache Hitlers,Auszug,20. 7. 1944 163. Ansprache Dönitz' an die Soldaten der Kriegsmarine,20./21. 7. 1944 164. Posener Rede Himmlers,Auszug,3. 8. 1944 . . . . . . . . . 165. "Trümmerbefehl" Hitlers,23. 8. 1944 . . . . . . . . . . . 166. Ansprache Dönitz' an die Befehlshaber der Kriegsmarine,Auszug,24. 8. 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167. Erlaß Hitlers über die Bildung des deutschen Volkssturms,Auszug,25. 9. 1944 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168. Ansprache Hitlers vor der Wehrmachtführung,Auszug,11./12. 12. 1944 169. Speer,Erinnerungen,Auszug,18. 3. 1945 170. "Nerobefehl" Hitlers,19. 3. 1945 . . 171. "Flaggenbefehl" Himmlers,3. 4. 1945 172. Letzter Aufruf Hitlers,15. 4. 1945 173. Hitlers politisches Testament,Auszug,29.4. 1945 174. Kapitulation der Wehrmacht,Auszug,8. 5. 1945 175. Letzter OKW-Bericht,Auszug,9. 5. 1945 . . .

XV

283 284 288 289 290 291 292 294 295 296 297 297 299 299 301 302 303 304 305 306 307 310 311

THEMATISCHES QUELLENVERZEICHNIS I. Hitlers Ideologie und Kriegsziele: 19,24,87,99,105,120,125,126,149,169, 170,173 II. Kriegsverlauf a) Krieg im Norden: 26,27,29,37,105 b) Krieg im Westen: 4,5,6,7,8,9,17,18,19,21,23,31,32,33,34,35,36,39, 40,42,43,44,45,47,50,52,55,59,68,82,84,95,97,98,108,109,121,158, 161,165 c) Krieg im Süden: 60,73,75,76 d) Krieg im Osten: 1,2,8,9,16,65,66,72,79,86,89,91,92,98,100,101,104, 106,107,117,119,124,127,128,129,130,131,132,133,134,136,138,139, 143,144,145,147,151,152,164 e) Seekrieg: 3,20,22,41,45,58,67,68,84,95,97,112,116,135,140,141,142, 148,153,156,159,163,166 III. Einzelne Staaten a) Italien: 28,38,48,49,53,54,64,103,110,113 b) Japan: 48,54,69,70,74,93,110,111,113 c) Neutrale: 30,51,121 d) Rumänien: 46 e) Sowjetunion (bis Juni 1941): 10,11,12,13,14,15,16,25,54,56,57,62,63, 77,78,80,81,85 f) Ungarn: 46,152 IV. Europakonzeptionen: 17,43,137,150 V. Judenverfolgung und Judenmord: 94,96,114,118,122,157 VI. Widerstand: 83,154,155,162,163,166 VII. Zusammenbruch: 166,167,168,170,172,174,175

QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS I. Quellen a) Ungedruckte Quellen Institut für Zeitgeschichte München, FA 272.

b) Gedruckte Quellen Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik, Serie C: 1933-1937, 6 Bde., Göttingen 1971-1981; Serie D: 1937-1941, 13 Bde., versch. Orte, 1950-1970; Serie E: 19411945, 8 Bde., Göttingen 1969-1979. Beck und Goerdeler. Gemeinschaftsdokumente für den Frieden 1941-1944, hrsg. von Wilhelm von Schramm, München 1965. Bock, Fedor von: Zwischen Pflicht und Verweigerung. Das Kriegstagebuch, hrsg. von Klaus Gerbet, München 1995. Boelcke, Willi A.: "Wollt Ihr den totalen Krieg?" Die geheimen Goebbels-Konferen­ zen 1939-1943, Stuttgart 1967. Choltitz, Dietrich von: Soldat unter Soldaten, Konstanz u. a. 1951. Deutschlands Rüstung im Zweiten Weltkrieg. Hitlers Konferenzen mit Albert Speer 1942-1945, hrsg. von Willi A. Boelcke, Frankfurt am Main 1969. Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939-1945, hrsg. von Werner Präg und Wolfgang Jacobmeyer, Stuttgart 1975. Documents on the History of European Integration, Bd. 1, Continental Plans for European Union 1939-1945, hrsg. von Walter Lipgens, Berlin/New York 1985. Dokumente zum Unternehmen "Seelöwe". Die geplante deutsche Landung in Eng­ land 1940, hrsg. von Kar! Klee, Göttingen 1959. Dokumente zum Westfeldzug 1940, hrsg. von Hans-Adolf Jacobsen, Göttingen 1960. Dokumente zur Vorgeschichte des Westfeldzuges 1939-1940, hrsg. von Hans-Adolf Jacobsen, Göttingen 1956. Domarus, Max: Hitler. Reden und Proklamationen 1932-1945, Bd. 2, Untergang (1939-1945), Neustadt/Aisch 1963. Dönitz, Kar!: Zehn Jahre und zwanzig Tage, 10. Aufl., Bonn 1991. Das Dritte Reich, Bd. 2, Weltmachtanspruch und nationaler Zusammenbruch 19391945, hrsg. von Wolfgang Michalka, München 1985. Europa unterm Hakenkreuz, Bde. 1- 5 hrsg. von Wolfgang Schumann u. a., Berlin 1988-1991; Bde. 6- 8 hrsg. vom Bundesarchiv Koblenz, Beideiberg 1992-1994. Gesetze des NS-Staates. Dokumente eines Unrechtssystems, hrsg. von Ingo von Münch, 3. Aufl., Paderborn 1994.

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EINLEITUNG Wann der Zweite Weltkrieg "eigentlich" begonnen hat, ist eine Frage, die die Forschung praktisch von Anfang an, das heißt seit dem 1 . September 1 939, beschäftigt hat. An diesem Tag begann in Europa der "heiße" Krieg, aber ohne den verdeckten Krieg in den Monaten oder gar Jahren zuvor wäre der 1. September 1 939 nicht erklärlich. Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg hat man sich in Anlehnung an Hofer daran gewöhnt, von der "Entfesselung" dieses Krieges zu sprechen, 1 genauer: von der Entfesselung durch Hitler. Sieht man dieses Datum freilich dermaßen "personenbezogen", muß man sich kritische Fragen aller Art gefallen lassen: War es wirklich allein Adolf Hitler, der die Kriegsbestie losließ ? War er dazu, als Individuum, überhaupt in der Lage ? Ist Hitler nicht vielmehr ein Symptom einer krebsartig wuchernden gewalttätigen Ideologie? Oder doch ein nützlicher Idiot be­ stimmter gesellschaftlicher Verhältnisse, Schichten, Kreise? Oder schlicht ein "Unglück" , wie es in der Geschichte immer wieder über die Menschen her­ einzubrechen droht ? Soviel ist sicher: Eine überzeugende Begründung für eine Edition zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges, die mit dem 1 . September 1 939 beginnt, gibt es nicht; j eder Krieg hat seine "Vorkriegszeit", j eder auch seine "Nach­ kriegszeit", und so wird jeder, der diese Edition studiert, gut beraten sein, sich das "Davor" und "Danach" gründlich anzusehen; nur dann werden sich die Kriegsjahre vernünftig in den historischen Kontext einordnen lassen. Eine zweite "Unmöglichkeit" muß gleich miterwähnt werden: Wenn man "Deutsche Quellen zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges" versammelt, so kann sich daraus logischerweise kein Bild des Krieges ergeben, denn der wurde ja gerade durch das Mit- und Gegeneinander von Allianzen be­ stimmt, die den gesamten Erdball umspannten und gerade dadurch den Be­ griff "Welt-Krieg" generierten. Der Blick allein auf Deutschland ermöglicht noch nicht einmal eine Rekonstruktion der zeitgenössischen deutschen Sicht, denn diese speiste sich natürlich ebenso aus den Interaktionen mit allen anderen Staaten - es gab ja nur wenige, die nicht nur formell, sondern tatsächlich "neutral" blieben, bleiben konnten. Mag es legitim und verant­ wortbar sein, die Geschichte eines Landes im Krieg zu beschreiben, so ist eine Kriegsbeschreibung aus der Sicht nur der einen Partei unmöglich, zu1 Hofer, Walther: Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges. Darstellung und Do­ kumente, Düsseldorf 1984.

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mal in einer Epoche, in der unter dem Schlagwort des "totalen Krieges" die konventionellen Grenzen zwischen Innen- und Außenpolitik, "Zivil" - und "Militär" -Politik verschwimmen. Der Zweite Weltkrieg war das komplexe­ ste, was die Weltgeschichte bis dahin gesehen hatte: Weltkriegsgeschichte ist Weltgeschichte, nicht mehr und nicht weniger. Dies unterstellt, ergibt sich eine weitere Unmöglichkeit: Trotz zum Teil vielbändiger Gesamtdarstellungen dieses Krieges ist es unmöglich, ein wirk­ lich erschöpfendes Bild zu gewinnen, weil die asymptotisch an die Un­ endlichkeit reichenden Interdependenzen nicht angemessen erfaßt und dargestellt werden können. Auch die ehrgeizigsten Versuche - zu welchen beispielsweise Churchills Darstellung2 oder das Unternehmen des Militär­ geschichtlichen Forschungsamtes3 zählen - kommen nicht umhin, ihren Le­ sern gegenüber einzuräumen, daß sie das Ganze nicht erfassen können, wo­ bei sich dies nicht auf eine vielleicht mangelhafte Quellengrundlage, sondern auf die erkenntnistheoretischen Prämissen bezieht. Deswegen ist es konse­ quent, wenn immer wieder einmal versucht wird, die Geschichte dieses Krieges dann in radikal komprimierter und vereinfachter Kunst-Form zu schildern; die Arbeiten von Manfred Rauh4 oder Gerhard L. Weinberg5 aus jüngster Zeit liefern hierfür aktuelle Beispiele, Basil H. Liddell Hart6 oder Kurt v. Tippelskirch7 haben schon in den fünfziger Jahren solche kühnen Würfe versucht. Überblickt man die imponierende Tektonik der Bücherlandschaft zur Ge­ schichte des Zweiten Weltkrieges, so wird rasch deutlich, daß man an dieses Großereignis der Geschichte gerade deswegen auf die unterschiedlichste Weise herangehen kann, weil es einen historiographischen Königsweg a priori nicht gibt. Und wer immer behauptet, ihn gefunden zu haben - wie zum Beispiel Walther Kempowski mit seinem "Echolot" 8 oder Lothar-Gün­ ther Buchheim mit seiner "Festung"9 -, beweist damit nur, daß er das Grund2 Churchill, Winston: Memoiren - Der Zweite Weltkrieg, 12 Bde., aus dem Eng!. übers., München 1 948 -1953. 3 Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, bislang 6 Bde., Stuttgart 1 979 ff. 4 Rauh, Manfred: Geschichte des Zweiten Weltkriegs, bislang 2 Bde., Berlin 1 991 ff. 5 Weinberg, Gerhard L.: Eine Welt in Waffen. Die globale Geschichte des Zweiten Weltkriegs, aus dem Eng!. übers., Stuttgart 1 995. 6 Liddeli Hart, Basil H.: Geschichte des Zweiten Weltkrieges, 2 Bde., aus dem Eng!. übers., Düsseldorf 1 972. 7 Tippelskirch, Kurt von: Geschichte des Zweiten Weltkrieges, 2. Auf!., Bonn 1 956. 8 Kempowski, Walther: Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch. Januar bis Februar 1 943, 4 Bde., München 1 993. 9 Buchheim, Lothar-Günther: Die Festung. Roman, Harnburg 1995.

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problern nicht begriffen hat. Gibt man zu, daß der Zweite Weltkrieg immer nur in Ausschnitten und Teilaspekten historiographisch bewältigt werden kann, läßt sich auch eine Edition wie die vorliegende legitimieren: Sie ist keine Gesamtdarstellung des Krieges in Quellen, nicht einmal aus deutscher Sicht, aber sie ist ein nützlicher Mosaikstein, der beim akademischen Studi­ um auf vielfähigste Weise Verwendung finden kann. Zwar ist nahezu alles Quellenmaterial schon zuvor veröffentlicht worden, aber es bleibt mühsam, es immer wieder für die eigenen erkenntnisleitenden Zwecke neu zusam­ menzustellen und zu sortieren - das vorliegende Buch bemüht sich, einen repräsentativen Querschnitt durch die Quellenmassen deutscher Provenienz zu bieten, wobei ganz bewußt und entgegen manchen modernen Trends der Blick "von oben" und nicht "von unten" gewählt worden ist. Denn so sehr das ganze Volk sich am Krieg delektierte und an ihm litt, so massiv das Kriegsgeschehen in die Biographie nahezu j edes einzelnen Menschen ein­ griff - er verlief so, wie dies eine noch näher zu bestimmende "Elite" (der Begriff wird hier völlig wertfrei verwendet) plante und durchführte. Diese hierarchische Sicht ist aber auch deswegen vertretbar, weil der moderne Krieg hierarchisch gegliedert ist - und im "Dritten Reich" gleichsam in doppelter Weise: Das Reich Adolf Hitlers verstand sich als "Führerstaat" (ungeachtet aller polykratischen Momente) und war, idealtypisch betrachtet, ein perfekter Ameisenstaat, in dem "die da unten" nichts, "die da oben" alles zu sagen und zu bestimmen hatten. Damit ist etwas weiteres impliziert: Dieser Krieg wird aus der Perspektive der Täter, weniger aus der der Opfer gesehen. Sicherlich, das Bild des Krie­ ges wäre anders, wollte man in der gebotenen Ausführlichkeit und mit dem angemessenen Respekt auch den Widerstand gegen den Krieg und damit gegen das System schlechthin miteinbeziehen. Dies kann nur von Fall zu Fall und eher exemplarisch geschehen, nicht weil der Widerstand der Be­ trachtung weniger würdig wäre - ganz im Gegenteil ! -, sondern weil aus der Sicht der Täter und Macher der Widerstand eine Marginalie war und blieb; gerade der 20. Juli und seine Folgen schienen dies zu bestätigen. Es nützt ja nichts, wenn man im nachhinein behauptet, daß der Widerstand in die Kategorie der "Werte" (im Sinne Meineckes) gehöre, wenn die Menschen in der Gegenwart von damals es mehrheitlich so eben nicht sahen. Es ist legitim, darüber zu reflektieren, zunächst jedoch gilt es, im Sinne Rankes darzustellen, wie es "eigentlich" gewesen ist. Ähnliches läßt sich für die schier unendliche Reihe von historischen Be­ reichen sagen, die im Rahmen einer Gesamtdarstellung unverzichtbar sind, unter den strengen Auswahlkriterien, die hier angewendet werden, aber un­ ter den Tisch fallen müssen - so alle kulturellen, wissenschaftlichen und religiösen Aspekte. Auch territorialgeschichtliche Zugriffe waren nicht möglich; die Zentrale der Betrachtung bleibt Berlin. All das, was man als

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Teildisziplinen der Geschichte zu bezeichnen pflegt (etwa nach dem von Baumgart aufgestellten Kanon10), würde natürlich ebenfalls einen Zugang zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges bieten, und tatsächlich dürfte es kein Gebiet geben, das unter diesem Gesichtspunkt nicht bereits den Krieg behandelt hat. 1 1 Hier aber behält die streng politisch -militärische Sichtweise ihre Präponderanz. Tatsächlich waren es die "große Politik" und die "große Strategie", die wie nichts sonst das Schicksal Deutschlands und seiner Bewohner bestimmten. Demgegenüber erscheinen die strukturellen und anonymen Prozesse als blaß, was an ihrer historiographischen Relevanz von Fall zu Fall natürlich nichts ändert.

Wie wird der Krieg in der vorliegenden Edition gespiegelt? Hier müssen einige skizzenhafte Hinweise genügen, zumal davon ausgegangen werden kann, daß der faktische Verlauf des Krieges in Deutschland und aus deut­ scher Sicht inzwischen zum historischen Allgemeinwissen zählt. Wenn dabei die chronologische Ordnung gewählt wird, so geschieht dies zum einen, weil sie den Zugang zum "Ganzen" des Krieges erleichtert, zum anderen, weil es zu den Charakteristika der NS-Herrschaft zählte, von den modernen bürokratischen Methoden der Sachdossiers abzuweichen. Hitler und seine Umgebung beispielsweise "regierten" im Stil fürstlichen Absolutismus; nicht die Sachressorts gliederten den Stoff, sondern die Geographie - und die Ideologie. Der 1. September 1 939 war, wie gesagt, ein Datum, das nur im Kontext vieler anderer vorausgegangener Daten zu deuten ist - aber es ist typisch für die Sichtweise der NS-Machthaber, daß sie sich dennoch "überrascht" gaben. Daß nun "zurückgeschossen" wurde, veränderte die Qualität der NS-Politik tatsächlich buchstäblich mit einem Schlag, und das galt auch für die Bevölkerung, die sich an die hektische Politik der "Iden des März" und des short of war der vergangeneu Jahre zwar immer noch nicht gewöhnt hatte, aber noch nach dem Stalin-Hitler-Abkommen hoffte, dieser "geniale" Schachzug des Führers würde den "Frieden" retten, weil Polen und England nicht wagen würden, den Konflikt vom Zaune zu brechen. Zwar nicht so einheitlich wie am 1 . August 1 91 4, aber doch in großer Geschlossenheit und 10

Baumgart, Winfried: Bücherverzeichnis zur deutschen Geschichte. Hilfsmittel, Handbücher, Quellen, 12. Auf!., München 1 997. 11 In diesem Zusammenhang seien die weiteren auf die Geschichte des "Dritten Reiches" bezogenen Bände der Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe zur Innenpo­ litik (hrsg. von Günter Wollstein), zur Außenpolitik (hrsg. von Gregor Schöllgen), zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte (hrsg. von Walter Steitz) sowie zum politischen Denken (hrsg. von Günter Wollstein) genannt.

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mit gemessenem Ernst ging das Volk in einen Krieg, den es cum grano salis als gerecht und wieder einmal den Deutschen "aufgezwungen" ansah. Daß der "erzwungene Krieg" 12 nur die Fortsetzung der Politik mit anderen Mit­ teln war, suchte Hitler nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im ionersten Zirkel zu suggerieren, wie es schon der erste Satz seiner "Weisung Nr. 1 für die Kriegführung" (Nr. 1) unterstreicht. In seiner Reichstagsrede vom 1 . September 1 939 (Nr. 2) wies er alle Schuld am Ausbruch des Krieges seinen Gegnern, vor allem Polen zu - er konnte sicher sein, daß die Masse der Bevölkerung es ähnlich sah, zumal Polen schon seit Weimarer Zeiten als Hauptstörenfried und aggressivster potentieller Gegner gehandelt worden war -, um so "genialer" war ja der deutsch-polnische Nichtangriffspakt von 1 934 der alten Weimarer Elite erschienen; Hitlers Friedensliebe hätte nicht eindrucksvoller unterstrichen werden können. Das galt natürlich auch für die Farce, die Hitlers angeblich "letztes An­ gebot" an Polen darstellte, und selbst noch in der gestelzten "Antwort" des Auswärtigen Amtes auf das britische Ultimatum (Nr. 4, 5) wurde kräftig geklittert, um die Friedensliebe Deutschlands und die Verantwortungslosig­ keit Englands gebührend herauszustellen. Gewiß, dies waren die sattsam bekannten Rituale, wie sie etwa auch in den Farbbüchern des Ersten Welt­ krieges anzutreffen sind; aber auch in der Folgezeit verstand es die deutsche Propaganda hervorragend, England das Odium des Kriegstreibers anzuhän­ gen und die Legende vom " p erfiden Albion" in verschärfter Form wieder­ zubeleben - auch dies nicht ohne Hintersinn, denn damit erschienen Hitlers spätere "Friedensangebote" vom 6. Oktober 1 939 (Nr. 1 7) und vom 1 9. Juli 1 940 (Nr. 43) natürlich noch "edler" und großherziger - dies aber brauchte das Regime, um die folgenden Scheußlichkeiten dem Volk besser "verkau­ fen" zu können. Hitler versuchte, den Krieg als Oberster Befehlshaber der Wehrmacht mit Hilfe des Oberkommandos des Heeres, der Seekriegsleitung, des Reichsluft­ fahrtministeriums und des Oberkommandos der Wehrmacht, einer jungen, eng auf seine Person bezogenen Schöpfung des NS-Regimes, zu führen.13 Seine "Weisungen für die Kriegführung", von Keitel und Jodl in der Regel unter Mitarbeit der drei Wehrmachtteile entworfen, steckten nur grob den Rahmen für die strategischen und operativen Absichten ab; sie bildeten das Grundgerüst des Planungsprozesses. Häufig waren sie auch Resultat oft er­ bitterter interner Auseinandersetzungen zwischen Hitler und dem General1 2 Hoggan, David L.: Der erzwungene Krieg. Die Ursachen und Urheber des 2. Weltkrieges, aus dem Eng!. übers., 14. Aufl., Tübingen 1 990. 1 3 Schramm, Percy E.: Hitler als militärischer Führer. Erkenntnisse und Erfahrun­ gen aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, 2. Aufl., Frank­ furt/Bonn 1 965.

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stab des Heeres, so im Zusammenhang mit der Planung des Angriffes im Westen. Da die beiden Westmächte aus hier nicht näher zu erörternden Gründen unmittelbar nach dem 3. September 1 939 zu einer defensiven Kriegführung im Westen übergingen, konnte Hitler seinen Angriff auf Polen nahezu planmäßig abrollen lassen. Auch die Zusammenarbeit mit der So­ wj etunion auf der Grundlage des Vertrages vom 23. August 1 939 funktio­ nierte, und schon am 25. September konnte in der "Weisung Nr. 4" (Nr. 9) vom nahe bevorstehenden Abschluß des Feldzuges und der Einnahme der vertraglich mit der Sowjetunion abgesprochenen Demarkationslinie die Rede sein. Nur drei Tage darauf kam es dann auch zum Abschluß des Grenz- und Freundschaftsvertrages zwischen Deutschland und der Sowj et­ union (Nr. 1 0, 1 1 , 12, 1 3, 1 4), der das Schicksal Polens endgültig zu besiegeln schien. Die Absteckung der gegenseitigen Interessen im Raum des Balti­ kums entsprach Stalins Wunsch nach der Einverleibung Litauens; eine "na­ türliche und einfache Grenzziehung" zwischen den beiden Raubstaaten soll­ te mögliche Reibungsflächen verhindern. Daß all dies sub specie der Fern­ planungen beider Seiten nur von temporärer Bedeutung sein konnte, wurde natürlich verschwiegen. Der rasche Ausbau der gegenseitigen Wirtschafts­ beziehungen (Nr. 1 5), die schließlich zum Wirtschaftsabkommen vom 1 1 . Februar 1 940 (Nr. 25) führten, lag sowohl im Interesse Deutschlands, das sich vor allem Rohstoffzufuhren aus der Sowj etunion erhoffte, als auch Stalins, dem es in erster Linie auf technisches und militärisches Know-how ankam - was übrigens bei der Seekriegsleitung zu erheblichen Irritationen führen sollte. Die Abmachungen vom Herbst 1 939 und Frühjahr 1 940 schie­ nen also die Beziehungen beider Länder auf eine langfristig solide Basis zu stellen, und zu diesem Zeitpunkt ahnten die verantwortlichen militärischen Stäbe, wohl auch das Auswärtige Amt nicht, daß Hitler binnen kurzem an die Verwirklichung seines ideologischen Programms gehen würde. Mit der "Weisung Nr. 5" (Nr. 1 6) wurde "die politische Gestaltung des ehemaligen polnischen Gebietes innerhalb des deutschen Interessenberei­ ches" festgelegt, gleichzeitig die Verschärfung des Seekrieges gegen England und Frankreich befohlen, eine Art Präludium zu dem bald darauf einsetzen­ den Ringen um den Angriffsbefehl im Westen. Daß der am 3. September 1 939 von England und Frankreich erklärte Krieg in erster Linie ein Seekrieg sein würde, war nur der Seekriegsleitung und dem Führer der U-Boote, Dönitz, von Anfang an klar - die Marine des Deutschen Reiches war jedoch am 3. September alles andere als kriegsfertig und insgesamt so schwach, daß sie, wie es in einer berühmten Aufzeichnung Raeders heißt, nur "anständig sterben" konnte. Der Flottenbau steckte 1 939 noch in den Anfängen, und es erschien von Anfang an als aussichtslos, gegen England und Frankreich einen erfolgreichen Seekrieg zu führen. Was dazu als Minimum notwendig schien, war in dem sogenannten Z-Plan aus dem

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Herbst 1 938 festgelegt worden, dessen Verwirklichung mit Kriegsbeginn mangels Material und Arbeitern gestoppt werden mußte. Ob demgegenüber ein konsequent geführer V-Boot-Handelskrieg Chancen eröffnen konnte, die "Endlösung der englischen Frage" (Raeder) zu finden, hing nicht zuletzt von den Entscheidungen sowohl der Seekriegsleitung wie des Oberkom­ mandos der Wehrmacht und Hitlers selbst ab. Dönitz glaubte, daß Deutsch­ land eine Chance besäße, wenn es mit mindestens 300 U-Booten angreifen könnte (Nr. 3). Aber obwohl allseits behauptet wurde, daß U-Boot-Krieg und -Bau wichtig seien und gefördert werden müßten, blieb es bis zum Ende der Ära Raeder bei bloßen Halbherzigkeiten, und als Dönitz 1 943 endlich "seine" 300 Boote bekam, war die technische Entwicklung über den Proto­ typ des deutschen Bootes (Typ Vllc) längst hinweg. 14 Nachdem England und Frankreich einen "dröle de guerre" im Westen führten, der "Fall Weiß" erfolgreich abgeschlossen war, keimten in Deutsch­ land vorübergehend Friedenshoffnungen auf, die wohl auch anfänglich von Hitler geteilt wurden. In seiner Reichstagsrede am 6. Oktober 1 939 be­ schwor er in bewegten Worten "das Glück des Friedens" - freilich ganz zu seinen Bedingungen und unter Anerkennung der von ihm geschaffenen faits accomplis. Aber weder von London noch von Paris kamen Signale, die in eine solche Richtung deuteten, und so war es nur konsequent, wenn der Diktator bereits drei Tage später mit der "Weisung Nr. 6" (Nr. 1 8) die Vor­ bereitungen des Angriffes auf den Westen befahl. Hitler selbst hat in einer umfänglichen Denkschrift vom 9. Oktober 1 939 (Nr. 1 9) die in seinen Au­ gen dafür unumstößliche historische, politische und ideologische Begrün­ dung geliefert, die an seine Ausführungen vom 5. November 1 93 7 (Hoß­ bach-Protokoll), 23. Mai 1 939 und 22. August 1 939 anschlossen und darauf berechnet waren, die zaudernden und zögernden Generalstäbler mitzurei­ ßen. Geschickt bediente er sich hierbei aller möglichen historischen Argu­ mente, ohne Rücksicht auf deren Wahrheitsgehalt, wohl wissend, daß er die "grauen Schuster", wie er die älteren, aus der Reichswehr übernommenen Generäle verächtlich titulierte, mit seinem angeblichen Traditionsverständ­ nis beeindrucken konnte. Es ergab sich füglieh von selbst, daß in der Phase des "Sitzkrieges" die maritimen Alternativen stärker ins Blickfeld der militärischen Führung ge­ rieten, obwohl es zu keinem Zeitpunkt gelang, einen übergeordneten mili­ tärischen Stab unter Beteiligung aller drei Wehrmachtteile zu schaffen - das lag weder in der deutschen Militärtradition noch im Interesse der Wehr­ machtteile, die eifersüchtig auf ihre "Immediat" -Rechte bei Hit! er achteten und sich weniger als Partner denn Rivalen um die ständig knappen Ressour1 4 Schulze-Wegener, Guntram: Die deutsche Kriegsmarine-Rüstung 1 942 -1945, Herford 1 997.

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cen aller Art empfanden. Dieser Geburtsfehler der deutschen strategischen Planung, an dem sich auch nie etwas ändern sollte, ermöglichte Hitler, seine Politik des "divide et impera" bis zum bitteren Ende erfolgreich beizube­ halten. Bereits im Oktober 1 939 sah sich der Chef der Seekriegsleitung veranlaßt, Hitler auf die Notwendigkeit einer Verschärfung des Seekrieges gegen Eng­ land aufmerksam zu machen (Nr. 20) - praktische Auswirkungen hatte dies j edoch nicht, denn Hitler hielt an seinen Plänen zum Westfeldzug unbeirrt fest (Nr. 2 1 , Nr. 23). Sein Entschluß, erklärte er in einer großen Ansprache vom 23. November 1 939 vor den Oberbefehlshabern der Wehrmacht (Nr. 24), sei unabänderlich. Für den weiterhin zu führenden Krieg gegen England bedurfte es einer schlagkräftigen Luftwaffe, einer effektiven V­ Boot-Flotte - und erheblicher Zeit, denn auch Hitler wußte, daß See- und Wirtschaftskriege lang zu sein pflegten. Dönitz hatte schon am 4. September 1 939 in Wilhelmshaven erklärt, er rechne mit einem siebenjährigen Krieg. Es ist eine in der Forschung lange umstrittene Frage gewesen, ob die Idee zur Operation "Weserübung" - die Besetzung von Dänemark und Norwe­ gen - langfristig strategisch geplant oder aber als Ad-hoc-Maßnahme ange­ sehen werden muß . 1 5 Obwohl solche Vorstellungen schon seit den zwanzi­ ger Jahren spukten, hat erst die verzwickte strategisch-operative Situation, in die die Seekriegsleitung im Zusammenhang mit dem sowj etisch-finni­ schen Winterkrieg geraten war, den Ausschlag für die Entscheidung Raeders gegeben, Hitler die handstreichartige Besetzung der beiden skandinavischen Länder zu empfehlen. Ein "verschärfter Seekrieg" gegen England, der in das Konzept des Westfeldzuges gehörte, war nämlich nur dann möglich, wenn die latente Bedrohung Norwegens durch England ein für allemal beseitigt wurde, denn diese band den größten Teil der deutschen Flotte in der Deut­ schen Bucht. Die auch in Berlin nicht unbekannt gebliebenen Erwägungen Churchills, dem bedrängten Finnland eventuell via Norwegen zu Hilfe zu kommen, verloren aber auch durch den überraschenden Frieden von Mos­ kau am 1 2 . März 1 940 nichts von ihrer Bedrohlichkeit, so daß Deutschland vor der Alternative stand, sich auf unabsehbare Zeit mit einer "fleet in being" begnügen zu müssen - oder aber den strategischen Knoten durch den Überfall auf Dänemark und Norwegen durchzuschlagen, um damit wie­ der Options- und Operationsfreiheit zu gewinnen. In den Augen Raeders und Hitlers, der den Gedankengängen des Ober­ befehlshabers der Kriegsmarine folgte, war "Weserübung" zwingend not­ wendig, um den Gesamtsieg im Westen zu erringen. Hinzu kam, daß man 15 Hubatsch, Wa!ther: "Weserübung" . Die deutsche Besetzung von Dänemark und Norwegen 1 940, 2. Auf!., Göttingen u. a. 1 960; Ottmer, Hans-Martin: "Weserübung". Der deutsche Angriff auf Dänemark und Norwegen im April 1 940, München 1 994.

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sich des norwegischen Verhaltens gar nicht sicher war und ständig befürch­ ten mußte, England werde mit diesem Land gemeinsame Sache machen. Natürlich stellte all dies keine Legitimation für den deutschen Überfall dar, der auch nicht als "Präventivschlag" gewertet werden kann, da Deutschland zu Beginn der Operation gar nicht wußte, daß auch Churchill den Zugriff auf Nordnorwegen angesetzt hatte. Hitlers Weisung für den Fall "Weser­ übung" (Nr. 26) und der Operationsbefehl für die Besetzung Norwegens (Nr. 27) basierten auf Vorstellungen der Seekriegsleitung und des Generals Falkenhorst. Sie leiteten ein ebenso langes wie tragisches Kapitel der deutsch-skandinavischen Beziehungen im 20. Jahrhundert ein (Nr. 29, Nr. 3 0) . 1 6 D e r fulminante Erfolg der Operation "Weserübung" verbesserte die stra­ tegische Ausgangslage für Deutschland, war j edoch nicht entscheidend und änderte an den Problemen des geplanten Westfeldzuges nichts. Wenn Hitler bei seinem Treffen mit Mussolini am 1 8. März 1 940 diesen zum Mitwirken im Krieg gegen Frankreich animieren wollte (Nr. 28), so manifestierte sich auch darin eine gewisse Unsicherheit ob des raschen Erfolges. Ganz unbe­ eindruckt war Hitler durch die ständigen Kassandrarufe des Heeresgeneral­ stabes nicht; der 1 0. Mai 1 940, der Tag des Angriffs, erschien auch ihm "schicksalhaft", und sein Tagesbefehl an die Soldaten im Westen (Nr. 32) läßt durchaus etwas von j enen Befürchtungen erkennen, die im Generalstab umgmgen. Zur großen Erleichterung der Deutschen stellten sie sich sämtlich als un­ begründet heraus. Der durchschlagende Erfolg des Westfeldzuges war für die Zeitgenossen vom General bis zum Schulkind in Deutschland etwas zunächst schier Unfaßbares und strafte alle Lügen, die bisher an der Feld­ herrnkunst Hitlers noch gezweifelt haben mochten (Nr. 40). Daß der Erfolg nur insoweit auf den "Führer" zurückging, als er Mansteins Sichelschnitt­ Plan gebilligt hatte, ging im Jubel über den "größten Feldherrn aller Zeiten" unter. Fortan umgab Hitler ein Nimbus der Unbesiegbarkeit - eine wichtige psychologische Voraussetzung für die Planung und Durchführung des Ost­ feldzuges im Jahr darauf. Der Erlaß über die Verwaltung der besetzten Gebiete Frankreichs, Lu­ xemburgs, Belgiens und Hollands (Nr. 3 1 ), die Waffenstillstandsverträge mit den Niederlanden und Belgien (Nr. 33, Nr. 36), schließlich der Waffenstill­ standsvertrag zwischen Deutschland und Frankreich vom 22. Juni 1 940 (Nr. 39) strukturierten das düstere Kapitel der deutschen Zivil- und Militär­ verwaltung in den besetzten Gebieten schon vor. 1 7 Daß der Vertrag mit dem 16

Bohn, Roben: Reichskommissariat Norwegen. "Nationalsozialistische Neuord­ nung" und Kriegswirtschaft, Habil. phil. Kiel 1994 (im Druck). 17 Kasten, Bernd: "Gute Franzosen" . Die französische Polizei und die deutsche

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geschlagenen Frankreich verhältnismäßig moderat ausgefallen war (was die deutsche Propa ganda zu betonen nicht müde wurde), führte zu allerlei Spe­ kulationen, in denen Vichy-Frankreich die Rolle eines "Juniorpartners" zu­ gewiesen wurde - im Konzept eines, wie Hitler es nannte, "Neuen Europa", zu dem neben Frankreich auch Italien und Spanien als Kernlande gehören sollten. Diese nationalsozialistischen Europaplanungen haben vor allem im Zeichen der gegenwärtigen europäischen Einigungsbemühungen erneut Aufmerksamkeit gefunden, aber sie blieben nicht nur ephemer, sondern wa­ ren von Anfang an nichts anderes als die schlechte Tarnung eines großger­ manischen Herrschaftswillens, der mit der Idee eines freiwillig geeinten fö­ derativen Europas zu keinem Zeitpunkt etwas zu tun hatte. 1 8 Vorübergehend hoffte i n Deutschland wohl j edermann, daß mit d e m Ab­ schluß des Westfeldzuges auch das Ende des Krieges insgesamt gekommen wäre. Dementsprechend bejubelte man Hitlers Reichstagsrede vom 1 9. Juli 1 940 (Nr. 43), in der er England ein vermeintlich "großzügiges" Friedens­ angebot unterbreitete, das in England einige Churchill nicht wohlgesinnte Kreise durchaus beeindruckt, den Premier freilich keinen Moment lang schwankend gemacht hat. 19 Sehr häufig wurde darüber spekuliert, ob Hitlers Halt-Befehl vom 24. Mai 1 940 (Nr. 34), der dem englischen Expeditions­ korps die Rettung auf die Insel ermöglichte, als "Signal" an England ver­ standen werden müsse. Inzwischen scheint sich die Forschung darin einig zu sein, daß dies nicht der Fall, "Dünkirchen" also lediglich ein schlichter strategischer Fehler des Diktators war. Umstritten ist auch die These, daß eine Invasion Englands - wenn überhaupt - nur unmittelbar im Anschluß an die "Schlacht um Frankreich" erfolgversprechend gewesen wäre; tatsäch­ lich hat die Chance dafür zu keinem Zeitpunkt bestanden, was der in diesem Punkt durchaus professionellen Seekriegsleitung klar war, auch wenn sie wie kein anderer Wehrmachtteil die Vorbereitungen zu "Seelöwe", also der Lan­ dung in England, ernsthaft betrieb.20 "Es gibt nur noch einen Feind: Eng­ land" war die Quintessenz des Abschlußberichtes des Oberkommandos der Wehrmacht zum Westfeldzug (Nr. 40), und nachdem London nicht einlenkte,

Besatzungsmacht im besetzten Frankreich 1 940-1944, Sigmaringen 1 993; Kwiet, Konrad: Reichskommissariat Niederlande. Versuch und Scheitern nationalsozialisti­ scher Neuordnung, Stuttgart 1 968: Umbreit, Hans: Der Militärbefehlshaber in Frank­ reich 1 940 -1944, Boppard 1 968. 1 8 Elvert, Jürgen: Mitteleuropa. Ein politisches Modell und sein Einfluß auf die deutsche Politik der Jahre 1 9 1 8 -1 945. Versuch einer Rekonstruktion, Habil. phil. Kiel 1 996 (im Druck). 1 9 Martin, Bernd: Friedensinitiativen und Machtpolitik im Zweiten Weltkrieg 1 939-1 942, 2. Auf!., Düsseldorf 1 976. 2° Klee, Kar!: Das Unternehmen "Seelöwe". Die geplante deutsche Landung in England 1 940, Göttingen u. a. 1 958.

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war "Hitlers Strategie" zunächst mit ihrem Latein am Ende? 1 Daran änderte auch die "Weisung Nr. 1 6" nichts (Nr. 42), in der die Vorbereitung einer Landung in England befohlen wurde - dazu fehlten, wie sich binnen weni­ ger Wochen herausstellte, alle Voraussetzungen, vor allem eine der engli­ schen gewachsene Flotte. Solange die Grand Fleet aber die Seeherrschaft im Kanal, seinen Zugängen, im östlichen Atlantik und im gesamten Seegebiet Nordsee/Norwegensee ausübte, konnte eine Invasion, selbst wenn sie über­ raschend gelingen sollte, auf Dauer nicht genährt werden und blieb letztlich zum Scheitern verurteilt. Es begann also die Suche nach Alternativen schon während der "Seelö­ we" -Planungen, diese erstreckten sich in kurz-, mittel- und langfristigen Perspektiven, wobei die Monate Juni und Juli 1 940 schon lange von der Forschung als j ene bewertet worden sind, in der zum letzten Mal die Zu­ kunft als offen erschien - vorausgesetzt, die ideologischen Grundmuster des Hitlerschen Denkens hätten sich verändern lassen. Diese Voraussetzung exi­ stierte in der historischen Realität nicht. Die Planung des Krieges gegen die Sowj etunion schloß sich dem Westfeldzug unmittelbar an, ja überlappte ihn, auch wenn die Umgebung Hitlers davon Anfang Juni 1 940 wohl noch nichts ahnte. Man wird daher die Alternativplanungen nur unter Vorbehalt als ernstgemeint ansehen können, denn der ungeheure Prestigegewinn Hitlers machte diesen in der nächsten absehbaren Zeit völlig unangreifbar. Der zweite Anlauf der Widerstandsbewegung im Herbst 1 939 war mit dem Sieg über Frankreich von selbst erledigt, und es sollte eines langen Besinnungs­ prozesses bedürfen, bis er sich wieder einigermaßen zu formieren verstand. Das heißt: Hitlers Krieg begann j etzt erst richtig, und er hatte mit einem traditionellen Krieg, wie er bisher (von den Grausamkeiten in Polen abge­ sehen) doch noch geführt worden war, nichts mehr zu tun. Die Alternativen, j etzt vor allem in der Seekriegsleitung entwickelt, die mit "ihrem" Gegner England im Gegensatz zum Heer, das "seinen" Gegner Frankreich so bravourös geschlagen hatte, noch keineswegs fertig war, krei­ sten um die Frage, wie England besiegt werden konnte, wenn die Invasion nicht durchschlug, womit man in diesem Stab rechnete, auch wenn es nach außen hin anders aussah. Eines der erstaunlichsten Dokumente bezog sich auf den "Aufbau der Flotte nach dem Krieg" (Nr. 4 1 ) und beschäftigte sich in geradezu radikaler Weise mit der Globalisierung des Konflikts.22 Die See2 1 Hillgruber, Andreas: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1 940 -194 1 , 3. Auf!., Bonn 1 993. 2 2 Salewski, Michael: Das maritime Dritte Reich - Ideologie und Wirklichkeit 1 933 -1945, in: Die deutsche Flotte im Spannungsfeld der Politik 1 848 -1 985, hrsg. vom Deutschen Marine Institut und vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Herford/Bonn 1985 (Schriftenreihe des Deutschen Marine Instituts 9), S. 1 1 3 -152.

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kriegsleitung ging zu Recht davon aus, daß selbst ein Waffenstillstand mit England nicht automatisch dauerhaften Frieden anbrechen lassen, sondern die verbleibenden Weltmächte USA und auch Japan langfristig auf den Plan gegen das "Großgermanische Reich" rufen würde. Damit wurde ein vor­ nehmlich als Seekrieg begriffener Dritter Weltkrieg antizipiert, der den Auf­ bau einer gewaltigen Flotte bedingte. Die Denkschrift nahm Entwicklungen vorweg, die in der Situation des Juli 1 940 nur als utopisch zu bezeichnen sind. Dieser Monat stand ganz im Zeichen der möglichen Invasion Englands, auf die Hitler gegenüber Raeder am 2 1 . Juli noch einmal zu sprechen kam (Nr. 44), wobei der Abschluß der Vorbereitungen auf September terminiert wurde. Wie wenig beide an den Erfolg glaubten, ergab sich aus der Schlußbemerkung, daß es widrigenfalls "erforderlich [sei], andere Pläne zu erwägen" . Raeder ging zu diesem Zeit­ punkt noch davon aus, daß sich diese anderen Pläne allein auf die Frage der alternativen Niederringung Englands bezögen. In Wirklichkeit stand der Zug nach Moskau längst unter Dampf, und nahezu täglich wanderte das Englandproblem stärker aus dem Vordergrund aller Erwägungen. An dessen Stelle rückte das Unternehmen "Barbarossa", der geplante Überfall auf die Sowj etunion. Soweit man für die Scharniermonate Juni/Juli 1 940 überhaupt von einer "Strategie" sprechen kann, verfuhr diese zunächst zweigleisig. Nachdem an Hitlers Entschluß zum Überfall auf die Sowjetunion im Ernst nicht mehr zu zweifeln war, stellte sich die Frage nach den "Rahmenbedingungen" die­ ses Feldzuges, und zwar nicht allein militärisch, sondern auch politisch. Daß dabei dem ungeschlagenen England ebenso eine Schlüsselrolle zufiel wie dem verbündeten Italien, aber auch Frankreich und dem Spanien Francos, lag auf der Hand, so daß die unter Federführung der Seekriegsleitung ent­ wickelte Alternativstrategie zur Niederringung Englands zugleich als Stütz­ funktion für die Ostplanung begriffen werden kann. Auch die USA gerieten verstärkt ins Blickfeld der deutschen Entscheidungsträger. Hitlers "Weisung Nr. 1 7" (Nr. 45) war demgegenüber der schon j etzt hilflos wirkende Ver­ such, der atlantischen Gefahr vielleicht doch noch durch die direkte Nie­ derringung Englands, nun vor allem mit Hilfe der Luftwaffe, so rechtzeitig zu begegnen, daß die Gefahr des globalen Zweifrontenkrieges - also zu­ gleich gegen die Sowj etunion und die USA - gebannt blieb. Amerika spielte im Kalkül der Hitlerschen Strategie durchaus eine Rolle,23 um so wichtiger erschien es, die europäischen Probleme so rasch wie möglich zu lösen, um die Basis für den letzten Großkonflikt mit den USA verbreitern zu können. 23 Hillgruber, Andreas: Der Faktor Amerika in Hitlers Strategie 1938 bis 1 94 1 , in: ders., Deutsche Großmacht- und Weltpolitik im 19. und 20. Jahrhundert, 2. Auf!., Düsseldorf 1 979, S. 1 97- 222.

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Es war also i n sich logisch, wenn sich die deutsche Diplomatie i m Voll­ gefühl des Sieges im Westen und angesichts der vorübergehenden Schwäche Englands nicht nur um die Einbeziehung Frankreichs (vor allem von dessen Kolonien und intakter Flotte), sondern auch des südosteuropäischen Rau­ mes bemühte, der ja von jeher zu den wichtigsten Einflußzonen der deut­ schen Außen- und Wirtschaftspolitik zählte. Mit dem Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1 940 (Nr. 46) wurde der latente Konflikt zwischen Ungarn und Rumänien mit starker deutscher (und schwacher italienischer) Hand gelöst und somit eine wichtige Voraussetzung zur Einbeziehung beider Län­ der in den Ostaufmarsch geschaffen; seitdem richtete sich die deutsche Auf­ merksamkeit mißtrauisch auf die italienischen Ambitionen in Griechenland und die ungeklärten politischen Verhältnisse in Jugoslawien. Immer wieder verdeutlichte unterdessen die Seekriegsleitung die entscheidende Rolle des Mittelmeeres für die Fortsetzung des Krieges gegen England; wenn es ge­ lang, Gibraltar, Malta und Kreta England zu entwinden, so war zu hoffen, daß das "Rückgrat" des Empires brach. Gleichzeitig wäre der Verlust der britischen Positionen im Mittelmeer Voraussetzung zu einem französisch­ italienisch-spanischen Ausgleich und zur Absicherung der südlichen Flanke der Achsenmächte gegenüber Rußland gewesen. Sehr eindringlich hat Rae­ der diese Zusammenhänge am 6. September 1 940 Hitler dargelegt und vor allem auf die amerikanische Bedrohung der Achsenmächte hingewiesen (Nr. 47). Die Konzentration aller Anstrengungen auf Marine und Luftwaffe erschien auch Hitler erforderlich - aber all das konnte nur mittel- und lang­ fristig wirken, Rußland aber wollte er binnen kürzester Zeit zertrümmern, um endlich sein Programm aus den Jahren 1 925/26 ("Mein Kampf" ) zu realisieren. Das war das ceterum censeo des Diktators - alles andere blieb demgegenüber sekundär und diente einzig und allein dem eigentlichen Ziel. Über der gesamten deutschen Außenpolitik des Sommers und Herbstes 1 940, die vordergründig betrachtet durchaus interessant und perspektiven­ reich erscheinen mochte, lag der Mehltau der russischen Frage, sie entbehrte also der Realität, war nicht Zweck, sondern bloß Mittel, und deswegen war es j enen Dienststellen, die sich um eine europäische Konsolidierung bemüh­ ten, a priori unmöglich, diese Politik zu strukturieren. Das ließ Hitlers Ideo­ logie nicht zu. Ein geradezu klassisches Beispiel für diese Unmöglichkeit einer deutschen "Normal" -Politik bietet der Dreimächtepakt vom 27. September 1 940 (Nr. 48). Dieser war ja nichts Geringeres als der Anspruch, den Rest der Welt zwischen Deutschland, Italien und Japan aufzuteilen - gegen England und die USA. Rußland spielte in der grenzenlosen Hybris von Ribbentrop, Rosenberg und Hitler schon gar keine Rolle mehr, das Fell des russischen Bären war längst verteilt. Irgendeine reale Bedeutung sollte diesem Vertrag a Ia Tordesillas denn auch nicht zukommen, zumal Japan sich von Anfang

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an nur nach seinen eigenen Interessen richtete und Mussolini nach seinem griechischen Abenteuer wie der Kaiser ohne Kleider dastand. Mussolini war von den deutschen Erfolgen im Oktober 1 940 beeindruckt, aber der neuerliche Versuch Hitlers, den Duce zu größerem Engagement, vor allem aber zu einer engeren Zusammenarbeit mit Petain und Franeo zu bewegen, schlug fehl (Nr. 49), wozu das selbstherrliche Auftreten des lor­ beergekränzten deutschen Diktators seinen Teil beigetragen haben mag. Nicht viel anders verlief das entscheidende Gespräch mit Lava! (Nr. 50), denn so sehr Vichy-Frankreich daran interessiert war, sich in talleyrandscher Manier in den Dialog der großen Mächte wieder einzuschalten - die colla­ boration fand da ihr Ende, wo das französische Kolonialreich, seine verblie­ bene Flotte (nach Mers-el-Kebir) und die zukünftige Stellung Frankreichs als Vormacht im Mittelmeerraum berührt waren.24 Zwar scheint die Bereit­ schaft zur Zusammenarbeit mit Deutschland größer gewesen zu sein, als die Forschung und die Franzosen selbst dies lange Zeit angenommen haben, aber unter den gegebenen ideologischen Prämissen wäre ein deutsch-fran­ zösisches Bündnis unmöglich gewesen; es gibt Äußerungen Hitlers, die das ganz deutlich machen. Auch der Versuch mit Franeo schlug fehl, das Gespräch von Hendaye (Nr. 5 1 ) brachte außer höflichen Unverbindlichkeiten nichts, vor allem kei­ ne bindende Zusage des Caudillos, sich via Gibraltar der Achse anzuschlie­ ßen. Beide Diktatoren - wenn man Petain und Franeo so bezeichnen will ­ waren viel zu sehr auf ihre eigenen Interessen bedacht, fürchteten viel zu sehr die unberechenbaren atlantischen Mächte, als daß sie das Vabanque­ spiel, die Gaukelei mit Hitlers "Neuem Europa" zu unbedachten Schritten hätte hinreißen lassen. Sehr oft wird das Montoire-Gespräch zwischen Hit­ ler und Petain als Höhe- und zugleich Endpunkt der deutsch-französischen Annäherungsbemühungen gewertet (Nr. 52). Im Licht aller anderen Bedin­ gungen und Faktoren war auch ihm a priori keinerlei Erfolgschance einzu­ räumen. Das Kriegsreich Deutschland blieb de facto auf dem Kontinent allein - mit dem ungeschlagenen England im Westen, dem unberechenbaren Rußland im Osten und der fernen, aber immer näher kommenden amerika­ nischen Drohung. Mit seinem "Freund" Mussolini hat Hitler in Florenz am 28. Oktober 1 940 diese schwierige Situation noch einmal besprochen (Nr. 53); dabei ging es schon nicht mehr um Lösungsansätze, sondern um die Legitimierung der nächsten außen- und militärpolitischen Schritte Deutschlands. Von Illusionen geprägt waren auch j ene Gedankenspiele, die zum Ent24 Salewski, Michael: De Mers-el-Kebir a Toulon. Les grandes lignes de Ia politique maritime Franco-Allemande de 1 940 a 1 942, in: Travaux et Recherches, Metz, 1/1 973, s. 123 -150.

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wurf eines Abkommens zwischen den Staaten des Dreimächtepaktes und der Sowj etunion führten (Nr. 54). Dieses Dokument zeigt, daß das Aus­ wärtige Amt die ideologische Räson Hitlers entweder verkannte oder mit imperialen Ködern zu verändern trachtete, wobei der plumpe Versuch, Rußland in Richtung Indien abzulenken, allzu leicht zu durchschauen war und niemals eine Chance besessen hätte, von Stalin akzeptiert zu werden. In diesem Entwurf wie auch in Hitlers "Weisung Nr. 1 8 " (Nr. 55) spiegel­ ten sich möglicherweise echte Befürchtungen vor einer aggressiven sowj e­ tischen Politik; die Forschung und die Kontroversen um die verschiedenen Forschungsergebnisse zu Stalins Intentionen vom Herbst 1 940 und Früh­ jahr 1 94 1 sind noch keineswegs zum Abschluß gekommen.25 Man kann aber wohl nicht mehr ausschließen, daß die Furcht vor der Sowj etunion doch mehr war als bloße Propaganda im Vorfeld der eigenen Überfallpla­ nung. Im Licht dieser neuen Erkenntnisse gewinnen auch die Unterredun­ gen Hitlers mit Molotow aus dem November 1 940 (Nr. 56, 57) neues Ge­ wicht: So sicher es Hitler darum ging, die Sowj etunion abzulenken, zu beruhigen, Stalins Absichten in Erfahrung zu bringen, so deutlich wurde doch auch das Unbehagen an den deutlich erkennbaren politischen Stoß­ richtungen Rußlands, zum einen in Richtung Finnland, das der "Führer" ohne weiteres zu sakrifizieren bereit war, zum anderen in Richtung Bulga­ rien und Rumänien, wo vitale Interessen des Deutschen Reiches berührt waren. Viele Historiker haben daraus geschlossen, daß dieser Besuch Mo­ lotows den letzten Anstoß für Hitler geliefert hat, den Angriff auf die Sowj etunion nicht mehr zu verschieben. Nirgendwo ist j edoch bislang ein Dokument aufgetaucht, das zweifelsfrei beweisen würde, daß der deutsche Diktator die Stalinschen Angriffsabsichten durchschaut und deswegen kon­ sequent nur einen Präventivkrieg vorbereitet hätte.26 In Wahrheit war Hit­ ler wie zahlreiche führende Militärs - darunter Generalstabschef Haider davon überzeugt, daß Rußland ein Koloß auf tönernen Füßen war, den umzustoßen ein im Vergleich zur Westoffensive nur geringes Risiko bedeu­ tete. Im November 1 940 wurde der Fall "Barbarossa" nun in der Wehrmacht, also auch in der Seekriegsleitung, ganz offen diskutiert. Während sich Heer und Luftwaffe unkritisch verhielten, konnte die Seekriegsleitung ihr Unbe25 Hoffmann, Joachim: Stalins Vernichtungskrieg 1 941-1945, München 1 995; Ma­ ser, Werner: Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg, München 1 994; Post, Walter: Unternehmen Barbarossa. Deutsche und sowjetische Angriffspläne 1 940/4 1 , Harnburg 1995; Suworow, Viktor [Pseudonym]: Der Eisbrecher. Hitler in Stalins Kalkül, aus dem Russ. übers., 6. Auf!., Stuttgart 1 99 1 . 26 Ein solcher "Beweis" wäre anderenfalls am 22. Juni 1941 der Weltöffentlichkeit von Hitler präsentiert worden.

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hagen nicht unterdrücken, und am 1 4. November 1 940 empfahl Raeder Hit­ ler "Verschiebung auf die Zeit nach dem Sieg über England" (Nr. 58) - ein kühner Vorschlag im Angesicht der weltanschaulichen Lage, die Raeder frei­ lich zumeist verkannte. Allen Warnungen zum Trotz ließ Hitler von seinem Entschluß nicht ab. Der "Führer" wußte sehr genau, daß die Verwirklichung seines doppelten Lebenstraumes, die Vernichtung von Juden und Bolschewisten, auf unab­ sehbare Zeit verschoben werden müßte, wenn tatsächlich zunächst England samt seinem Empire und dann notwendigerweise auch die USA niederge­ rungen werden mußten. Es waren also nicht Leichtfertigkeit oder Noncha­ lance, die Raeders Strategie scheitern ließen, sondern der "fanatische Wille" Hitlers, das Hauptziel seines Lebens noch während seines Lebens zu errei­ chen. So waren auch die Planungen für "Attila", die Besetzung Restfrank­ reichs (Nr. 59), und "Marita", die Inbesitznahme Jugoslawiens (Nr. 60), nicht Mosaiksteine im Rahmen der maritimen Alternativstrategie, sondern des Unternehmens "Barbarossa", das mit Hitlers "Weisung Nr. 2 1 " endgül­ tig aus dem Bereich der theoretischen Planung in den der baldigen Realisie­ rung trat (Nr. 6 1 ). Hier ist nicht der Raum, um die verschiedenen Stufen der strategischen Planung seit den ersten Entwürfen des Obersten Marcks nachzuzeichnen,27 nicht auch die Kontroversen zwischen Hitler und dem Generalstab über den besten Weg zur Niederringung "in einem schnellen Feldzug", wie es in der Weisung hieß. Wenn irgend, so haben Hitler und seine Generale hier wirk­ lich einen "Blitzkrieg" geplant, denn jedermann war klar, daß ein langer Abnutzungskrieg in den endlosen Weiten des russischen Raumes nicht führ­ und gewinnbar war. Da Stalin, wie es Marcks einmal ausdrückte, Deutsch­ land den "Liebesdienst" des eigenen Angriffs nicht erwies, da andererseits der grenznahe Aufmarsch der Roten Armee wenigstens in groben Zügen nicht verborgen geblieben war, bestand die Hoffnung, das sowjetische Feld­ heer tatsächlich in einigen gigantischen Kesselschlachten grenznah zu ver­ nichten. Über die Ressourcen des Stalinschen Imperiums aber haben sich die verblendeten Deutschen keine oder völlig unzureichende Vorstellungen gemacht - von Anfang an. Anders wäre die willige Gefolgschaft in Hitlers Abenteuer gar nicht möglich gewesen; Autosuggestion, Verführung und Selbstbetrug hatten das generalstabsmäßige Denken im Vorfeld von "Barba­ rossa" regelrecht ausgeschaltet. Die Gegenüberstellung von "Weisung Nr. 2 1 " und dem deutsch-sowje­ tischen Wirtschaftsabkommen vom 1 0. Januar 1 94 1 (Nr. 62) mag makaber wirken - logisch blieb es allemal, denn Hitler und die deutsche Rüstungs27 Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 4, Stuttgart 1983.

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industrie hatten das größte Interesse daran, den reichlich fließenden Strom rüstungswirtschaftlich wichtiger Rohstoffe so lange wie nur möglich nut­ zen zu können. Der Verzicht auf den deutschen Beuteanteil an Litauen (Nr. 63) fiel um so leichter, als mit Beginn des Krieges gegen die Sowj et­ union solche Abmachungen automatisch Makulatur werden sollten. Jetzt waren sie nützlich, um Stalins Mißtrauen zu besänftigen. Nur vorüberge­ hend wurde die Aufmerksamkeit der politischen und militärischen Füh­ rung von den akut werdenden strategischen Problemen im Mittelmeer ab­ gelenkt; das nahezu gänzliche Versagen Italiens in Nordafrika zwang Hitler zur Bildung eines deutschen Eingreifverbandes, der ab 1 8 . Februar 1 94 1 als "Deutsches Afrikakorps" unter General Rommel die Italiener unterstüt­ zen sollte. Daß damit die "Parallelkriegführung" Mussolinis erledigt war, ergab sich von selbst. Unterdessen gingen die militärischen Planungen für den Rußlandfeldzug weiter, wobei es auffallend ist, wie wenig und selten sich die drei Wehr­ machtteile zu gemeinsamen Aussprachen zwecks Koordinierung trafen. Losgelöst von allen landstrategischen Erwägungen traf die Seekriegsleitung die Vorbereitungen für "ihren" Seekrieg gegen die Sowj etunion in der Ost­ see, das Oberkommando des Heeres würdigte die seestrategische Lage der Ostsee als unzerstörbare Rollbahn bis tief in Feindesland mit keinem Wort, wie Halders Aufmarschanweisungen vom 3 1 . Januar 1 94 1 zeigen (Nr. 65). Es war Hitler, der wenigstens ansatzweise die Brisanz des deutschen An­ griffes in Richtung Leningrad ansprach (Nr. 66), ohne freilich daraus Kon­ sequenzen in Form eines Befehls zur engen strategischen Zusammenarbeit zwischen Heeresgruppe Nord und Flotte zu ziehen. Diese hätte einen massierten Ostsee-Einsatz ohnehin als wenig attraktiv angesehen, zumal das schwimmende Material in einer technischen Krise schwer überschaubaren Ausmaßes steckte (Nr. 67). Dies führte dazu, daß die ehrgeizige Überwasserkriegsplanung immer wieder an technischen Un­ zulänglichkeiten, vor allem der großen Schiffe und der Zerstörer, scheiterte. Das Unternehmen "Berlin", der Einsatz zweier Schlachtschiffe im atlanti­ schen Handelskrieg, sollte, was man damals noch nicht wußte, schon zum Höhe- und Abschlußpunkt der deutschen Überwasserkriegführung im At­ lantik werden. Die immer unverhülltere Unterstützung Englands durch die USA wurde für die Seekriegsleitung zu einem Ärgernis ersten Ranges, zäh­ neknirschend beugte sie sich der strikten Hitlerschen Anweisung, die USA nicht zu provozieren. In einer Lagebetrachtung (Nr. 68) machte sie jedoch gar kein Hehl mehr daraus, daß ihr ein formeller Kriegseintritt der USA letztlich lieber war als der unerklärte Krieg, den die Amerikaner im Atlantik führten. Trotz aller Bemühungen und sich steigernder Versenkungsziffern war man vom Ziel des atlantischen Tonnagekrieges, England von se�nen Zufuhren abzuschneiden und damit militärisch auszuschalten, weiter denn

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Einleitung

je entfernt; man hatte nun genau das am Hals, was Hitler am wenigsten gewollt hatte: einen langwierigen Wirtschaftskrieg gegen England. Chancen schienen sich hingegen am anderen Ende der Welt abzuzeich­ nen, nachdem die permanente Verschärfung des diplomatischen Dialoges zwischen Japan und den USA immer deutlicher auf einen baldigen Krieg hingewiesen hatte.28 Wenn Hitler allerdings hoffte, daß dieser Konflikt allein auf Japan und die USA bzw. England begrenzt, durch die rasche Niederringung Englands die amerikanische Intervention gegen die Achsen­ mächte verhindert werden könnte, wie die "Weisung Nr. 24" es suggerierte (Nr. 69), so ging dies an den Realitäten vorbei. Japan sollte in den Vorstel­ lungen Hitlers die deutsche Kriegführung gegen England entlasten; den naheliegenden Gedanken, dieses Land mit in die "Barbarossa" -Planungen einzubeziehen, um die Sowjetunion von zwei Seiten angreifen zu können, wiesen Hitler und der Generalstab des Heeres weit von sich - man war sich eines militärischen Blitzkriegerfolges gegen die Sowj etunion so sicher, daß man keinerlei Hilfe (die dann zu lästigen "Lohn" -Forderungen Tokios führen konnte) zu benötigen glaubte. Ein ähnliches Bild ergab sich, als hier und da der Gedanke auftauchte, auch die westlichen Staaten, vor allem Frankreich und Spanien, am Rußlandfeldzug "offiziell" zu beteiligen dann, so Hitler, müßte man den Kuchen mit anderen teilen, dies eben sei unerwünscht, die Hilfe anderer Mächte nicht nötig. Hitlers Gespräche mit dem japanischen Botschafter Matsuoka am 27. März und 4. April 1 94 1 (Nr. 7 1 , 74) waren denn auch durch und durch verlogen. Mit keinem Wort deutete Hitler den bevorstehenden Überfall auf die Sowj etunion an, son­ dern bemühte sich, dem J apaner die Expansion nach Süden, besonders gegen Singapur, schmackhaft zu machen. Daß die Japaner ihrerseits alles andere als aufrichtig waren, steht auf einem anderen Blatt, zeigt aber, daß entgegen den vollmundigen Erklärungen des Dreimächtepaktes von einer deutsch-j apanischen Allianz im Ernst nicht gesprochen werden konnte. Wie 1 940 Italien seinen "Parallelkrieg" zu führen suchte, ließen sich auch die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Japan nur ex negativo, über den gemeinsamen Gegner, definieren. Vergeblich hat vor allem die Seekriegsleitung in der Folgezeit immer wieder bedauern:· Ein Teil der Landmacht wird entlassen werden können für Rüstungs­ arbeiten für Luftwaffe und Marine, ein Teil wird für andere Aufgaben be­ nötigt sein, z. B. Spanien. >:· Koloniale Aufgaben ! Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander. Vernichtendes Urteil über Bolschewismus, ist gleich asoziales Verbrechertum. Kommunismus un­ geheure Gefahr für die Zukunft. Wir müssen von dem Standpunkt des sol­ datischen Kameradenturns abrücken. Der Kommunist ist vorher kein Ka­ merad und nachher kein Kamerad. Es handelt sich um einen Vernichtungs­ kampf. Wenn wir es nicht so auffassen, dann werden wir zwar den Feind schlagen, aber in 30 Jahren wird uns wieder der kommunistische Feind ge­ genüberstehen. Wir führen nicht Krieg, um den Feind zu konservieren. Künftiges Staatenbild: Nordrußland gehört zu Finnland. Protektorate Ostseeländer, Ukraine, Weißrußland. Kampf gegen Rußland: Vernichtung der bolschewistischen Kommissare und der kommunistischen Intelligenz. Die neuen Staaten müssen sozialistische Staaten sein, aber ohne eigene Intelligenz. Es muß verhindert werden, daß eine neue Intelligenz sich bildet. Hier genügt eine primitive sozialistische Intelligenz. Der Kampf muß geführt werden gegen das Gift der Zersetzung. Das ist keine Frage der Kriegsgerichte. Die Führer der Truppe müssen wissen, wor­ um es geht. Sie müssen in dem Kampf führen. Die Truppe muß sich mit den Mitteln verteidigen, mit denen sie angegriffen wird. Kommissare und GPU­ Leute sind Verbrecher und müssen als solche behandelt werden. Deshalb braucht die Truppe nicht aus der Hand der Führer zu kommen. Der Führer muß seine Anordnungen im Einklang mit dem Empfinden der Truppe treffen. >:· Der Kampf wird sich sehr unterscheiden vom Kampf im Westen. Im Osten ist Härte mild für die Zukunft. Die Führer müssen von sich das Opfer verlangen, ihre B edenken zu über­ winden.

Kriegführung auf dem Balkan 73.

1 75

Weisung Nr. 26, Auszug

Zusammenarbeit mit den Verbündeten auf dem Balkan. Hitlers Weisungen, Nr. 26 Führerhauptquartier, 3. April 1 94 1 1 .) Die den südosteuropäischen Staaten bei dem Feldzug gegen Jugosla­ wien zugedachten militärischen Aufgaben ergeben sich aus der politischen Zielsetzung: Ungarn, dem das Banat zufallen soll, wird vorzugsweise dieses Gebiet zu besetzen haben, hat sich aber bereiterklärt, darüber hinaus an der Vernich­ tung des Feindes mitzuwirken. Bulgarien, soll Mazedonien zurückerhalten und wird daher hauptsächlich an dem Angriff in dieser Richtung zu interessieren sein, aber ohne von deutscher Seite einen besonderen Druck auszuüben. Außerdem fällt den Bulgaren, gestützt auf einen deutschen Panzerverband, die Rückendeckung gegen die Türkei zu. [ . . . ] Rumänien, wird seine Aufgabe im eigenen wie im deutschen Interesse auf die Sicherung der Grenze gegen Jugoslawien und gegen Rußland zu be­ schränken haben. 2.) Für die militärische Zusammenarbeit und die Organisation der Be­ fehlsführung bei den kommenden Operationen gelten folgende Richtlinien: Die einheitliche Führung dieses Feldzuges, soweit es sich um die opera­ tive Zielsetzung für die italienischen und ungarischen Streitkräfte im Rah­ men der Gesamtoperation handelt, behalte ich mir selbst vor. Sie muß sich in einer Form abspielen, die den Empfindlichkeiten der Verbündeten Rech­ nung trägt und den Staatsoberhäuptern Italiens und Ungarns die Möglich­ keit offen läßt, ihrem Volk und ihrer Wehrmacht gegenüber als souveräne militärische Führer zu erscheinen. Ich werde daher die militärischen Forderungen für die Einheitlichkeit der Operationen, die mir durch den Ob. d. H. und den Ob. d. L. zu übermitteln sind, in Form von persönlichen Schreiben an den Duce und den Reichsver­ weser Horthy als Vorschläge und Wünsche übermitteln. Durch den Oberbefehlshaber der 1 2 . Armee ist der bulgarische Staats­ und Wehrmachtführung gegenüber dasselbe Verfahren zu wählen. Sollten einzelne bulgarische Divisionen an den Operationen gegen Jugo­ slawien teilnehmen, so müssen sie den örtlichen deutschen Kommandobe­ hörden unterstellt werden. [ . . . ] 4.) Die Luftverteidigungskräfte Rumäniens und Bulgariens bleiben in die deutsche Luftverteidigung dieser Länder eingegliedert, soweit sie nicht im Bereich ihrer eigenen Heereskräfte eingesetzt werden. Ungarn schützt sein

1 76

4. April 1 941

Gebiet selbständig mit der Maßgabe, daß die hier operierenden deutschen Verbände und die für sie wichtigen Objekte durch die deutsche Wehrmacht gesichert werden.

74.

Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Matsuoka, Auszug

Politisch-strategische Lage. Staatsmänner, Nr. 73 Berlin, 4. April 1 94 1 Matsuoka brachte dann anschließend noch die Bitte vor, der Führer möge die zuständigen Stellen in Deutschland anweisen, den Wünschen der japa­ nischen Militärkommission möglichst großzügig entgegenzukommen. Japan bedürfe besonders auf dem Gebiet des U-Bootkrieges der deutschen Hilfe in Gestalt einer Zurverfügungstellung der neuesten technischen Verbesse­ rungen und Erfindungen. Japan würde alles in seinen Kräften Stehende tun, um einen Krieg mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden. Für den Fall, daß das Land sich zu einem Schlag gegen Singapore entscheide, müsse die japa­ nische Marine natürlich auch für einen Kampf gegen die Vereinigten Staaten ihre Vorbereitungen treffen, da Amerika sich dann möglicherweise auf die Seite Großbritanniens stellen würde. Persönlich glaube er (Matsuoka), durch diplomatische Bemühungen die Vereinigten Staaten vom Eintritt in den Krieg auf seiten Großbritanniens abhalten zu können. Heer und Marine müßten j edoch mit dem ungünstig­ sten Fall, d. h. mit einem Krieg gegen Amerika, rechnen. Sie seien der An­ sicht, daß dieser Krieg sich über fünf Jahre oder mehr hinziehen könne und in Form eines Guerillakrieges im Stillen Ozean und in der Südsee ausge­ fochten werden würde. Aus diesem Grunde seien die Erfahrungen, die Deutschland in seinem Guerillakrieg gemacht habe, für Japan sehr wichtig. Es handele sich darum, wie ein solcher Krieg am besten zu führen sei und wie sämtliche technischen Verbesserungen der U-Boote bis zu den einzelnen Teilen wie Periskope und dergleichen, von Japan nutzbar gemacht werden könne. Zusammenfassend bat Matsuoka den Führer, dafür zu sorgen, daß die von Japan benötigten Verbesserungen und Erfindungen auf dem Gebiet der Ma­ rine und des Heeres den Japanern von den zuständigen deutschen Stellen zur Verfügung gestellt würden. Der Führer sagte dies zu und wies darauf hin, daß auch Deutschland einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten für unerwünscht halte, ihn aber in seine Rechnung schon einkalkuliert habe. In Deutschland stehe man auf dem Standpunkt, daß Amerikas Leistungen von seinen Transportmöglich-

Unterredung Hitler-Matsuoka

1 77

keiten abhingen, die wiederum durch die zur Verfügung stehende Tonnage bedingt seien. Der Krieg Deutschlands gegen die Tonnage bedeute jedoch eine entscheidende Schwächung nicht nur Englands, sondern auch Ameri­ kas. Deutschland habe seine Vorbereitungen so getroffen, daß in Europa kein Amerikaner landen könne. Es würde mit seinen U-Booten und seiner Luftwaffe einen energischen Kampf gegen Amerika führen und infolge sei­ ner größeren Erfahrung, die sich ja die Vereinigten Staaten erst erwerben müßten, erheblich überlegen sein, ganz abgesehen davon, daß die deutschen Soldaten selbstverständlich hoch über den Amerikanern stünden. Im weiteren Verlauf des Gesprächs betonte der Führer, daß, wenn Japan in einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten geriete, Deutschland seiner­ seits sofort die Konsequenzen ziehen würde. Es sei gleichgültig, mit wem die Vereinigten Staaten zuerst in Konflikt gerieten, ob mit Deutschland oder Japan. Sie würden stets darauf aus sein, zunächst ein Land zu erledigen, nicht etwa, um sich anschließend mit dem anderen Land zu verständigen, sondern um dieses danach ebenfalls zu erledigen. Daher würde Deutschland, wie gesagt, unverzüglich in einen Konfliktsfall Japan-Amerika eingreifen, denn die Stärke der drei Paktmächte sei ihr gemeinsames Vorgehen. Ihre Schwäche würde darin liegen, wenn sie sich einzeln niederschlagen ließen. Matsuoka wiederholte noch einmal seine Bitte, der Führer möge die nö­ tigen Weisungen erteilen, damit die zuständigen deutschen Stellen den Japa­ nern die neuesten für sie in Frage kommenden Erfindungen und Verbesse­ rungen zur Verfügung stellten. Denn für einen Konflikt mit den Vereinigten Staaten müßte sich die japanische Marine sofort vorbereiten. Bezüglich der japanisch-amerikanischen Beziehungen führte Matsuoka weiter aus, er habe in seinem Lande stets behauptet, daß, wenn Japan weiter so dahin treibe wie j etzt, ein Krieg mit den Vereinigten Staaten früher oder später unvermeidlich sei. Seiner Ansicht nach würde dieser Konflikt eher früher als später eintreten. Weshalb, so habe seine Argumentation weiter gelautet, solle Japan deshalb nicht im richtigen Augenblick entschlossen handeln und das Risiko eines Kampfes gegen Amerika auf sich nehmen ? Gerade dadurch würde es vielleicht auf Generationen hinaus einen Krieg verhindern, besonders, wenn es in der Südsee die Herrschaft gewonnen habe. In Japan allerdings zögerten viele, diesen Gedankengängen zu folgen. Man hielte Matsuoka in diesen Kreisen für einen gefährlichen Mann mit gefährlichen Gedanken. Er aber behaupte, daß, wenn Japan auf dem j etzigen Wege weitergehe, es doch eines Tages kämpfen müsse und daß dies dann unter ungünstigeren Umständen als j etzt geschehen würde.

1 78 75.

1 3 . April 1 941 Weisung Nr. 27, Auszug

Angriff auf Griechenland. Hitlers Weisungen, Nr. 27 Führerhauptquartier, 1 3 . April 1 941 1 .) Die jugoslawische Wehrmacht befindet sich in der Auflösung. Damit sind im Verein mit der Ausschaltung der griechischen Thrazien-Armee und der Inbesitznahme des Beckens von Saloniki sowie des Raumes um Florina die Voraussetzungen geschaffen, um nach Heranführen ausreichender Kräfte zum Angriff gegen Griechenland anzutreten mit dem Ziel, die dort stehende griechisch-englische Kräftegruppe zu vernichten, Griechenland zu besetzen und damit den Engländer endgültig vom Balkan zu vertreiben. 2.) Ich befehle daher für die Fortsetzung der Operationen auf dem Bal­ kan:

a) Jugoslawien: Ziel der Operationen bleibt die Vernichtung der restlichen jugoslawischen Kräfte sowie Säuberung und Besetzung des Landes. Hierbei sind die Verbände des deutschen Heeres zur Besetzung Altser­ biens und des Banats anzusetzen; das Schutzgebiet zwischen Morava und Donau mit den wertvollen Kupfergruben ist schnellstens zu sichern. [ . . . ] Die Luftwaffe hat den Rest der jugoslawischen Fliegertruppe zu vernich­ ten und die Operationen des Heeres derart zu unterstützen, daß etwa noch auftretender ernsterer Widerstand rasch gebrochen werden kann. [ . . . ]

b) Griechenland: Sobald ausreichende Kräfte im Raum Florina-Becken von Saloniki ver­ sammelt sind, ist zum entscheidungsuchenden Angriff gegen die englisch­ griechische Kräftegruppe in Nordgriechenland anzutreten. [ . .] Im weiteren Verlauf ist durch baldiges Vortreiben schneller Truppen mit der Hauptstoßrichtung Athen die Besetzung des restlichen griechischen Festlandes einschl. des Peloponnes einzuleiten. [ . . ] Für die Luftwaffe kommt es darauf an, neben weiterer Bekämpfung der griechischen und englischen Fliegertruppe die Einleitupg der neuen Opera­ tionen des Heeres mit starken Kräften zu unterstützen und das Vorgehen der deutschen Truppen in Fluß zu halten. [ . . ] Gegen den etwaigen Abzug englischer Truppen sind alle geeigneten Mittel des Heeres und der Luftwaffe zusammenzufassen. Insbesondere ist das Ent­ weichen der Engländer über das Mittelländische Meer durch laufende Luft­ angriffe auf die griechischen Häfen und insbesondere die Schiffsansammlun­ gen sowie durch Verminen der Zufahrtswege möglichst zu verhindern. [ . . . ] 4.) Nach Durchführung der Operationen wird die Masse der eingesetzten Verbände des Heeres zu neuer Verwendung herausgezogen werden. .

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Planung des Krieges gegen die Sowjetunion 76.

1 79

Weisung Nr. 28, Auszug

Unternehmen " Merkur". Hitlers Weisungen, Nr. 28 Führerhauptquartier, 25. April 1 94 1 1 .) Als Stützpunkt für die Luftkriegführung gegen England i m Ost-Mit­ telmeer ist die Besetzung der Insel Kreta vorzubereiten (Unternehmen Mer­ kur). Hierbei ist davon auszugehen, daß das gesamte griechische Festland ein­ schließlich des Peloponnes in der Hand der Achsenmächte ist. 2.) Die Befehlsführung des Unternehmens übertrage ich dem Ob. d. L., der hierzu in erster Linie das Luftlandekorps und die im Mittelmeerraum eingesetzten Verbände der Luftwaffe heranzieht. [ . . . ] 3 .) Für die Heranführung des Luftlandekorps, mit der dem Ob. d. L. wie­ der unterstellten 22. Division, in den von diesem zu bestimmenden Ver­ sammlungsraum, sind alle Mittel auszunutzen. Der benötigte Lkw.-Raum ist von den Oberkommandos Heer und Luftwaffe dem Wehrmacht-Trans­ port-Chef zur Verfügung zu stellen. Die Transportbewegungen dürfen keine Verzögerungen des Aufmarsches Barbarossa herbeiführen. [ . . .] 5.) Nach der Besetzung der Insel wird das Luftlandekorps ganz oder teil­ weise zu neuer Verwendung bereitgestellt werden müssen. Sein baldiger Er­ satz durch Kräfte des Heeres ist daher vorzusehen. 77.

Aufzeichnung v. d. Schulenburgs über eine Besprechung mit Hitler, Auszug

Besprechung mit HitZer über die Politik der Sowjetunion. Jacobsen, 1 939-1 945, Nr. S9 28. April 1 94 1 Jetzt sei Rußland sehr unruhig über Gerüchte, die einen deutschen An­ griff auf Rußland voraussagen. Der Führer betont, daß die Russen mit den Aufmärschen angefangen hätten, indem sie unnötig zahlreiche Divisionen im Baltikum konzentriert hätten. Ich erwiderte, daß es sich dabei um einen bekannten russischen Drang nach 300 %iger Sicherheit gehandelt habe. Wenn wir für irgendeinen Zweck eine deutsche Division entsenden würden, entsendeten sie für den gleichen Zweck 10 Divisionen, um ganz sicher zu gehen. Ich könnte nicht glauben, daß Rußland j emals Deutschland angreifen würde. Der Führer sagte, daß er durch die Vorgänge in Serbien gewarnt worden sei. Was dort geschehen sei, sei für ihn das Beispiel der politischen Unzuverlässigkeit eines Staates.

1 80 78.

28. April 1 941 Brief v. Weizsäckers an v. Ribbentrop, Auszug

Warnung vor einem Krieg gegen die Sowjetunion. Jacobsen, 1 939-1945, Nr. 60 28. April 1 94 1 Ich kann meine Auffassung über einen deutsch-russischen Konflikt in einem Satz zusammenfassen: Ware j ede niedergebrannte russische Stadt für uns ebensoviel wert wie ein versenktes englisches Kriegsschiff, dann würde ich den deutsch-russischen Krieg in diesem Sommer befürworten; ich glaube aber, daß wir gegen Rußland nur militärisch gewinnen, dagegen wirtschaft­ lich verlieren würden. Man könnte es vielleicht für verlockend halten, dem kommunistischen System den Todesstoß zu geben, und vielleicht auch sagen, es liege in der Logik der Dinge, den europäisch-asiatischen Kontinent j etzt aufmarschieren zu lassen gegen das Angelsachsenturn mit seinem Anhang. Entscheidend bleibt allein, ob dieses Unternehmen den Sturz Englands beschleunigt. Zwei Fälle sind zu unterscheiden: a) England steht nahe vor dem Zusammenbruch; rechnen wir hiermit, so wäre es verfehlt, die Engländer dadurch zu ermutigen, daß wir uns noch einen neuen Gegner vornehmen. Rußland ist kein potentieller Alliierter der Engländer. England hat von Rußland nichts Gutes zu erwarten. Die Hoff­ nung auf Rußland hält den englischen Zusammenbruch nicht auf. Mit Ruß­ land vernichten wir keine englische Hoffnung. b) Glauben wir nicht an den nahen Zusammenbruch Englands, so könnte sich der Gedanke aufdrängen, daß wir uns aus der Sowj etländermasse durch Anwendung von Gewalt verköstigen müssen. Daß wir militärisch bis Mos­ kau und darüber hinaus siegreich vordringen, halte ich für selbstverständ­ lich. Ich bezweifle aber durchaus, daß wir das Gewonnene gegen die be­ kannte passive Resistenz der Slawen ausnutzen könnten. Ich sehe im Rus­ sischen Reich keine tragfähige Opposition, welche das kommunistische System ablösen und sich uns anschließen sowie sich uns dienstbar machen könnte. Wir hätten also wahrscheinlich mit dem Fortbestand des Stalin-Sy­ stems in Ostrußland und in Sibirien und mit dem Wiederaufleben mit Feind­ seligkeiten im Frühjahr 1 942 zu rechnen. Das Fenster nach dem Pazifischen Ozean bliebe zugeschlagen. Ein deutscher Angriff auf Rußland würde den Engländern nur neuen moralischen Auftrieb geben. Er würde dort bewertet als deutscher Zweifel am Erfolg unseres Kampfes gegen England. Wir würden damit nicht nur zugeben, daß der Krieg noch lange dauern werde, sondern könnten ihn auf diesem Wege geradezu verlängern, statt ihn zu verkürzen.

Planung des Krieges gegen die Sowjetunion

181

79. Niederschrift über die Besprechung "Barbarossa" der Wehrmachtführung, Auszug Jacobsen, 1 939 -1945, Nr. 6 1 Führerhauptquartier, 1. Mai 1 94 1 [Besprechung a m 30. April 1 94 1 ]

1 . Zeitplan Barbarossa: Der Führer hat entschieden:

Beginn Barbarossa: 22. Juni ab 23. Mai Höchstleistungsfahrplan. Zu Beginn der Operationen sind OKH-Reserven in den vorgesehenen Räumen noch nicht eingetroffen. 2. Stärkeverhältnis im Fall Barbarossa: Abschnitt Nord: deutsche u. russische Kräfte etwa gleich Abschnitt Mitte: starke deutsche Überlegenheit Abschnitt Süd: russische Überlegenheit. 3. Russischer Aufmarsch: Weiterhin starke Truppenverlegungen an die deutsch-russische Grenze. 4. Beurteilung des Ablaufs Barbarossa durch 0. b. d. H. : Voraussichtlich heftige Grenzschlachten, Dauer bis z u 4 Wochen. I m wei­ teren Verlauf wird dann aber nur noch mit geringerem Widerstand zu rech­ nen sem.

Beurteilung des russischen Soldaten. Der Russe wird sich dort, wo er hingestellt wird, bis zum letzten schlagen. 5. Besprechungen mit Finnland. B esprechungen sind [ . . . ] vom Führer genehmigt worden. 6. Besprechungen mit Ungarn sind erst im letzten Drittel des Monats Mai möglich. Führer glaubt, daß die Ungarn zu defensiven Maßnahmen an der russischen Grenze bereit sind, aber einen Ansatz deutscher Kräfte aus Un­ garn nicht zulassen werden. 7. Besprechungen mit Rumänien werden erst sehr spät möglich sein. 8. Tarnung der Besprechungen mit den befreundeten Ländern: Beabsich­ tigter deutscher Angriff im Westen, Ostfront muß daher abgedeckt werden. Beteiligung der befreundeten Länder als rein defensive Maßnahme.

1 82 80.

12. Mai 1 941 Telegramm v. d. Schulenburgs an das Auswärtige Amt

Stalin übernimmt Vorsitz im Rat der Volkskommissare. ADAP, Serie D, Bd. XII/2, Nr. 468 11oskau, 7. 11ai 1 941 Stalin hat anstelle von 11olotow den Vorsitz im Rate der Volkskommis­ sare der UdSSR übernommen und ist damit an die Spitze der Regierung der Sowj etunion getreten. 11olotow hat den Rang eines Stellvertretenden Vor­ sitzenden des Rates der Volkskommissare erhalten und bleibt Volkskommis­ sar für die Auswärtigen Angelegenheiten. Diese Änderung wird mit Arbeits­ last 11olotows begründet, tatsächlich bedeutet sie eine erhebliche Einschrän­ kung seiner bisherigen Befugnisse. Der Grund hierfür dürfte in den außenpolitischen Fehlgriffen der letzten Zeit zu suchen sein, die zu einer Abkühlung der deutsch-sowj etischen freundschaftlichen Beziehungen ge­ führt haben, deren Entstehung und Erhaltung von Stalin zielbewußt betrie­ ben wurden, während sich 11olotows eigene Initiative in einer oft engstir­ nigen Verfechtung von Einzelpositionen erschöpfte. In seiner neuen Eigenschaft als Vorsitzender des Rates der Volkskommis­ sare, das heißt als 11inisterpräsident der Sowjetunion, übernimmt Stalin die Verantwortung für sämtliche Handlungen der Regierung, sowohl nach in­ nen als auch nach außen. Damit wird dem bisherigen unnatürlichen Zustand ein Ende gemacht, bei dem die Stellung des anerkannten und unbestrittenen Führers der Völker der Sowjetunion in der Verfassung nirgends verankert war. Die Vereinigung der gesamten 11achtfülle in den Händen Stalins be­ deutet eine Festigung der Regierungsgewalt in der UdSSR und eine weitere Erhöhung der Position Stalins, der offenbar geglaubt hat, in einer von ihm als ernst betrachteten außenpolitischen Lage die volle Verantworung für die Geschicke der Sowj etunion persönlich übernehmen zu müssen. Ich bin überzeugt, daß Stalin seine neue Stellung dazu benutzen wird, um in eigener Person an der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der guten sowje­ tischen Beziehungen zu Deutschland tätig zu werden.

81.

Bericht v . d. Schulenburgs an das Auswärtige Amt, Auszug

Politische Lage der Sowjetunion. ADAP, Serie D, Bd. XII/2, Nr. 505 11oskau, 12. 11ai 1 94 1 Die derzeitige politische Lage der Sowjetunion wird durch die Ernennung Stalins zum Vorsitzenden des Rats der Volkskommissare gekennzeichnet.

Zur Lage in der Sowjetunion

1 83

Daß Stalin sich zur Übernahme dieses Amtes, das nach der bolschewisti­ schen Revolution als erster W. I. Lenin bekleidet hat, entschlossen hat, ge­ winnt zunächst dadurch besondere Bedeutung, daß Stalin es bisher vermie­ den hat, ein Regierungsamt zu übernehmen. Seine Machtstellung in Partei und Staat hat Stalin lediglich durch seine persönliche Autorität und mit Hilfe ihm ergebener Männer erkämpft. Keine Probleme der inneren und äußeren Politik haben Stalin bisher veranlassen können, diese ihn persönlich charakterisierende Haltung zu verlassen. Auch anläßlich des Inkrafttretens seines persönlichen Werkes, der Stalinschen Verfassung, hat er offenbar be­ wußt darauf verzichtet, die höchste staatliche Stellung einzunehmen und sich zum Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowj ets wählen zu las­ sen. [ . . . ] Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Übernahme des Vorsitzes im Rat der Volkskommissare durch Josif Stalin ein Ereignis von außeror­ dentlicher Bedeutung darstellt. Daß dieses Ereignis durch irgendwelche in­ nerpolitischen Fragen ausgelöst wurde, wie dies zunächst hier insbesondere in Kreisen ausländischer Pressevertreter behauptet wurde, halte ich für un­ zutreffend. Ich sehe kein Problem, das durch die inneren Verhältnisse der Sowj etunion aufgeworfen werden könnte und dem eine derartige Bedeutung zukäme, daß es einen solchen Schritt Stalins notwendig machen würde. Mit großer Gewißheit kann man vielmehr behaupten, daß, wenn Stalin sich ent­ schlossen hat, das höchste Regierungsamt zu übernehmen, dies aus Gründen der Außenpolitik geschehen ist. [ . ] Da die Ernennung Stalins am 6. Mai vom Kreml bekannt gegeben wurde, liegt die Vermutung nahe, daß die Un­ terredungen mit dem Berliner Sowjetbotschafter und das Zusammensein mit Vertretern der Generalität den Entschluß Stalins, den Vorsitz des Rates der Volkskommissare zu übernehmen, herbeigeführt haben. Hierfür können keine anderen Gründe maßgebend gewesen sein als eine Neubeurteilung der internationalen Lage auf Grund der Größe und der Schnelligkeit der deut­ schen militärischen Erfolge in Jugoslawien und Griechenland und der Er­ kenntnis, daß dies eine Abkehr von den bisherigen außenpolitischen Me­ thoden der Sowj etregierung, die zu einer Entfremdung mit Deutschland geführt haben, erforderlich macht. Wahrscheinlich hat außerdem die Beob­ achtung widerstreitender Meinungen in Kreisen der Parteipolitiker und ho­ her Militärs Stalin in dem Entschluß bestärkt, nunmehr das Steuer persön­ lich in die Hand zu nehmen. Wenn man die seit Stalins Amtsantritt erlassenen Verlautbarungen und Regierungsakte, soweit sie in Betracht kommen, überblickt, so kann man behaupten, daß die anfänglich von ausländischen Pressevertretern, insbeson­ dere von der japanischen Domei-Agentur verbreitete Version, daß die Er­ nennung Stalins einen bestehenden Zustand legalisiert und im übrigen alles beim alten bliebe, zweifellos am Kern der Sache vorbeigeht. Die in Betracht . .

1 84

1 5 . Mai 1 94 1

kommenden Verlautbarungen und Regierungsakte liegen sämtlich auf dem Gebiet der Außenpolitik. Es handelt sich um 1 .) das TASS-Dementi über die angebliche Konzentrierung starker mili­ tärischer Kräfte an der westlichen Grenze der Sowj etunion usw., 2.) den Erlaß über die Wiedereinführung von diplomatischen Rängen (Botschafter, Gesandter, Geschäftsträger), 3.) den Beschluß über die Aufhebung der Gesandtschaften Belgiens, Nor­ wegens und Jugoslawiens, 4.) den Regierungsbeschluß über die Aufnahme diplomatischer Beziehun­ gen zwischen der Sowj etunion und dem Irak. Diese Willenskundgebungen der Stalin-Regierung sind in erster Linie dar­ auf gerichtet, unter Wahrung der eigenen Interessen das Verhältnis zwischen der Sowjetunion und Deutschland zu entspannen und eine bessere Atmo­ sphäre für die Zukunft zu schaffen. Insbesondere ist davon auszugehen, daß Stalin persönlich stets für ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Deutschland und der Sowj etunion eingetreten ist. Es versteht sich von selbst, daß im hiesigen Diplomatischen Korps ein großes Rätselraten darüber im Gange ist, was Stalin wohl veranlaßt haben könnte, in dieser Zeit ein verfassungsmäßiges Regierungsamt zu überneh­ men. Es ist bemerkenswert, daß die verschiedensten Kombinationen in der Vermutung übereinstimmen, daß Stalin eine Politik der Annäherung an Deutschland bzw. an die Achse anstrebe. Meines Erachtens läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß Stalin sich ein außenpolitisches Ziel von überragender Wichtigkeit für die Sowjetunion ge­ steckt hat, das er mit Einsatz seiner Person zu erreichen hofft. Dieses Ziel besteht, wie ich fest glaube, darin, daß Stalin in einer von ihm ernst gehal­ tenen internationalen Lage die Sowj etunion vor einem Konflikt mit Deutschland bewahren will.

82.

Kriegstagebuch Halders, Auszug

Der " Fall Heß ". Halder, Bd. 2, S. 4 1 3 - 4 1 4

1 5 . Mai 1 941 Besprechung mit den Chefs des OKH: Fall Heß I. Darstellung des Führers an ObdH. Entspricht der zweiten breiteren Darstellung des Falles in der Presse. 1 . Dem Führer kam die Sache völlig überraschend. 2. Bekannt war: a) Innere Belastung Heß durch seine innere Einstellung zu England und seinen Kummer über das gegenseitige Zerfleischen germanischer Völker.

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Friedensplan Goerdelers

b) Innere Belastung durch Frontverbot; wiederholte Bitte um Einsatz an der Front abgelehnt. c) Mystische Veranlagung ("Gesichte", Wahrsagung pp). d) Fliegerischer Wagemut. Daher schon lange Flugverbot des Führers. 3 . Nachträglich bekannt wurde: a) Vom August vorigen Jahres an Einforderung der Wettermeldungen über England. b) Versuch, sich in Norwegen durch Terboven Peilunterlagen zu verschaf­ fen (Funksendungen). c) Systematische Schulung bei Messerschmitt, nachdem sich Udet versagt hatte. d) Planmäßige technische Vorbereitung des Fluges (Reservetanks). 4. Historischer Verlauf: a) Sonnabend (1 0. 5. 41 ): Paket mit Schriftstücken an Führer, der es zu­ nächst als Denkschrift beiseitelegt, dann aber öffnet und Brief mit Meldung der Absicht und Darlegung der Gründe findet. Angabe Glasgow als Reise­ ziel. Lord Hamilton (Führer engl. Frontkriegerbundes) sollte besucht wer­ den. b) Prüfung mit Reichsmarschall und Udet, ob Erreichen des Ziels wahr­ scheinlich. Als dies bejaht wird und daher Ausschlachtung des Falles durch England zu erwarten ist, ging erste Nachricht an Presse (kurze Mitteilung). Entsendung Ribbentrops nach Rom, um Duce zu unterrichten (Sonder­ Friedensangebot). c) Reichsleiter- und Gauleiterversammlung: Verlesen der Dokumente. II. Bitte an Zuhörer, diese Nachricht bekanntzugeben und anders lauten­ den Gerüchten entgegenzutreten.

83.

Aufzeichnung Goerdelers

Friedensplan, zur Übermittlung an die britische Regierung bestimmt. Jacobsen, 1 939-1945, Nr. 66 30. Mai 1 94 1 Eine Gruppe deutscher Persönlichkeiten, der führende Männer aller Le­ bensbereiche angehören, ist bereit, die Verantwortung für die Bildung einer Regierung zu übernehmen, die zu gegebener Zeit die Bestätigung durch eine freie Willensäußerung des deutschen Volkes nachsuchen würde. Alle dies­ bezüglichen Schritte würden ausschließlich innerdeutschen Charakter ha­ ben. Die maßgebenden Persönlichkeiten wünschen indessen schon j etzt Klarheit darüber zu gewinnen, ob alsbald nach erfolgter Einsetzung einer

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[Mai 1 941]

solchen, den Nationalsozialismus ablehnenden Regierung gemäß früheren Versicherungen der britischen Regierung Friedensverhandlungen aufgenom­ men werden könnten. Folgende von den deutschen Gruppen verfolgten Friedensziele werden als Grundlage von Verhandlungen vorgeschlagen: 1 . Wiederherstellung der vollen Souveränität der während des Krieges von den Kriegsparteien besetzten neutralen Länder. 2. Bestätigung der vor dem Kriege erfolgten Anschlüsse von Österreich, Sudetenland, Memelland an Deutschland. 3 . Wiederherstellung der Grenzen Deutschlands von 1 9 1 4 gegenüber Bel­ gien, Frankreich, Polen. 4. Festsetzung der europäischen Ländergrenzen aufgrund des nationalen Selbstbestimmungsrechtes durch eine Friedenskonferenz sämtlicher Staaten. 5. Rückgabe deutscher Kolonien oder gleichwertiger Kolonialgebiete un­ ter gleichzeitiger Einrichtung eines internationalen Mandatarsystems für alle Kolonien. 6. Keine Kriegsentschädigungen, gemeinsamer Wiederaufbau. 7. Abbau der Zollgrenzen. 8. Einsetzungen eines mit Vollmachten versehenen Weltwirtschaftsrates. 9. Internationale Kontrolle der Wahrungen. 1 0 . Wiederaufnahme der Arbeiten des Internationalen Arbeitsamtes. 1 1 . Wiederherstellung des Rechtes, Bestrafung der Schuldigen. 12. Ausbau der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit. 1 3 . Begründung einer regelmäßigen Konferenz der europäischen Staaten und entsprechende Zusammenschlüsse auf regionaler Basis. 14. Allgemeine Begrenzung und Herabsetzung der Rüstungen. 1 5 . Internationale Kontrolle der Rüstungen und der Rüstungsindustrien.

84.

Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug

Verhalten gegenüber den Vereinigten Staaten. Lagevorträge, S. 234 - 235 [Mai 1 94 1 ] Der Überblick über die gegenwärtig bestehende Lage zeigt, vor welche Schwierigkeiten sich die deutsche Seekriegführung durch die völkerrechts­ widrigen, feindseligen Handlungen der USA insbesondere im Nordatlantik gestellt sieht. Es ist festzustellen, daß die USA durch die Politik der Eng­ landhilfe "short of war" in großzügigster Weise die britische Kriegführung unterstützen und zwar nicht nur durch umfassende Kriegsmateriallieferun­ gen, sondern auch durch aktive Maßnahmen der USA-Neutralitätspatrouille

Seekriegführung und amerikanische Neutralität

1 87

und des allgemeinen Überwachungsdienstes. Weitere einschneidende Maß­ nahmen werden bei der amerikanischen Regierung erwogen und stehen bei einer Verschärfung der Lage zu erwarten (u. a. Einrichtung Geleitzug­ system). Mit Rücksicht auf gewichtige militärische und innerpolitische Gründe hält der Präsident der USA im Augenblick einen Kriegseintritt noch nicht für zweckmäßig; er wird daher auch für die nächste Zeit seine Hilfsmaß­ nahmen weiterhin "short of war" halten. Es ist aber nunmehr nach Auffas­ sung der Ski. der Zeitpunkt gekommen, wo es erforderlich ist, dem Präsi­ denten und dem Volk der USA in geeigneter Form und unter Vermeidung jeglicher Provokation die Grenzen aufzuzeigen, an denen die Maßnahmen der Englandhilfe ihr Ende finden müssen. Andernfalls besteht die Gefahr, daß die USA, wenn Deutschland, in dem Bestreben einen bewaffneten Kon­ flikt zu vermeiden, sich alles gefallen läßt, Maßnahmen ergreifen, die ent­ weder zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der deutschen Seekrieg­ führung gegen die britische Zufuhr oder zu einer Auslösung eines bewaff­ neten Konflikts führen werden. Verschiedene Erfahrungen der letzten Zeit berechtigen zu der Annahme, daß Roosevelt eine deutsche Erklärung über die bedrohliche Auswirkung weiterer USA-Maßnahmen nicht übersehen, sondern respektieren wird. Nach Ansicht der Ski. bestehen daher nur 2 Möglichkeiten für die wei­ teren Führungsmaßnahmen: Entweder 1 . Festhalten an der bisherigen Linie, keinerlei Maßnahmen gegen ameri­ kanische Kriegs- und Handelsschiffe zu treffen, auch bei unneutralem Ver­ halten dieser Schiffe. Dies bedeutet praktisch, daß die USA die aktive Unterstützung der britischen Kriegführung gegen Deutschland in immer weitgehenderem Maße betreiben, ohne irgendwelche Gegen- und Schutz­ maßnahmen durch Deutschland. Es bedeutet ferner den Verzicht auf eine deutsche Handelskriegführung im Nordatlantik und damit den entscheiden­ den Verzicht auf Feindschädigung im Rahmen der Schlacht im Atlantik, ohne daß damit die Möglichkeit zu Zwischenfällen mit den Amerikanern ausgeschaltet werden, oder 2. Klare Festlegung der für ein deutsches Vorgehen maßgeblichen Gren­ zen unter Beibehaltung der bisherigen Politik, alles zu vermeiden, was zu Zwischenfällen führen könnte, d. h. unter strenger Zugrundelegung der Möglichkeiten des geltenden Völkerrechts. Ferner eindeutige Befehlsertei­ lung an Seestreitkräfte und U-Boote, die den militärischen Bedingungen und Notwendigkeiten der eigenen Kampfführung gerecht wird. Dies bedeutet

Klarlegung der beiderseitigen Fronten, Klarheit für die eigene Kriegführung und weitgehende Ausschaltung von Konfliktsmöglichkeiten. Die Ski. kommt zu dem Ergebnis, daß die Fortsetzung der Kampfführung

1 88

4. Juni 1 941

im Nordatlantik im Hinblick auf die hier entscheidende Lebensader der britischen Zufuhr gefördert werden muß. Sie sieht in folgenden Maßnahmen eine Möglichkeit, ohne Provozierung der USA den Forderungen der eige­ nen Seekriegführung gerecht zu werden und der bedrohlichen Feindunter­ stützung durch die USA Einhalt zu gebieten und beantragt daher: a) Freigabe des Handelskrieges nach Prisenordnung gegen USA-Handels­ schiffe. b) Freigabe des Waffeneinsatzes gegen amerikanische Fühlungshalter, die durch ihr Verhalten eine Gefährdung der eigenen Einheiten herbeiführen. c) Freigabe des sofortigen warnungslosen Waffeneinsatzes gegen alle ab­ geblendeten Fahrzeuge ohne Unterschied. d) Für den Fall der Einrichtung amerikanischer Geleitzüge unter ameri­ kanischer Sicherung bzw. der Eingliederung amerikanischer Handelsschiffe in englische Geleitzüge: Freigabe Kampfführung nach Völkerrecht gegen amerikanische Handels­ schiffe im Geleit von englischen oder USA-Kriegsschiffen. e) Freigabe des Waffeneinsatzes gegen geleitende neutrale See- oder Luft­ streitkräfte, sofern sie versuchen völkerrechtlich zulässige Maßnahmen deutscher Streitkräfte zu behindern. Mit der Genehmigung dieser Anträge würde die Ski. die sich aus der augenblicklichen Lage ergebenen Forderungen der deutschen Seekriegfüh­ rung als erfüllt ansehen.

85.

Bericht v. d. Schulenburgs an das Auswärtige Amt, Auszug

Rede Stalins vor Absolventen der Militärakademie. ADAP, Serie D, Bd. XII/2, Nr. 593 Moskau, 4. Juni 1 94 1 Über die Rede, die Stalin anläßlich der Entlassung der Absolventen der Militärakademie am 5. Mai 1 94 1 im Kreml gehalten hat, ist bisher Authen­ tisches nicht verlautet. Der hiesige DNB-Vertreter Schüle hat nunmehr über den weiteren Inhalt der Rede durch einen Gewährsmann einige Äußerungen eines Augenzeugen erhalten, die er in der anliegenden Aufzeichnung nie­ dergelegt hat. Für die Richtigkeit der Angaben kann naturgemäß keine Ge­ währ übernommen werden; immerhin klingen sie nicht unwahrscheinlich.

Aufzeichnung Am 5. 5. 41 hatte im Kreml ein Festakt stattgefunden aus Anlaß der Ent­ lassung der Absolventen von 16 Militärakademien der Roten Armee und 9

Rede Stalins

1 89

militärischen Fakultäten ziviler Hochschulen. Bei dieser Gelegenheit (übri­ gens am Tage vor der Übernahme des Postens des Regierungschefs der UdSSR durch Stalin) waren neben Abordnungen der jungen Offiziere die Spitzen des Staates und der Partei sowie die oberste Führung von Armee und Flotte als Gäste der Sowj etregierung versammelt. Wie am Tage darauf in der Presse mitgeteilt wurde, hat im Laufe dieses Festaktes Stalin eine "mit gespanntester Aufmerksamkeit" verfolgte Rede gehalten, die über 40 Minu­ ten gedauert hat. Über diese Rede war j edoch nur eine ganz kurze Inhalts­ angabe veröffentlicht worden. Hierzu erfahre ich aus einer gut unterrichteten sowjetischen Quelle, daß Stalin mehr als 2/3 seiner Rede einer exakten und völlig leidenschaftslosen Gegenüberstellung des deutschen und des sowj etischen Kriegspotentials ge­ widmet habe. Er habe in seiner bekannten ruhigen Sprechweise, ohne j egli­ ches Pathos, seinen Zuhörern eingehend die Stärke und Ausrüstung des deutschen Heeres, der Kriegsmarine und der Luftwaffe anhand einiger Zah­ len vor Augen geführt und ebenso klar die Leistungen der deutschen Kriegs­ und Rüstungsindustrie gekennzeichnet, j eweils im Vergleich zu den entspre­ chenden Angaben über das sowj etische KriegspotentiaL Stalin sei dann zu dem Schluß gekommen, daß das sowj etische Kriegspotential dem deutschen nicht gewachsen sei. In Anbetracht dieser Tatsache habe er empfohlen, zwei Schlußfolgerungen zu ziehen: 1 .) die sowj etische Politik müsse dem gegenwärtigen Kräfteverhältnis Rechnung tragen, 2.) die sowj etischen Streitkräfte und die Rüstungsindustrie haben keinen Grund, sich ihrer erreichten Erfolge, so erheblich diese auch seien, über­ mäßig zu rühmen oder gar auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Es gelte, mit Anspannung aller Kräfte an der Ausbildung und Ausrüstung der Armee, dem Ausbau der Kriegsindustrie zum Zwecke der Befestigung der Landes­ verteidigung weiterzuarbeiten. Unter den Zuhörern, vor denen Stalin in seiner kurzen Rede diese Ge­ danken entwickelte, sei - so wurde mir durch meinen Gewährsmann er­ zählt - der Eindruck vorherrschend gewesen, daß es Stalin darauf angekom­ men sei, seine Gefolgschaft auf einen "neuen Kompromiß" mit Deutschland vorzubereiten.

1 90 86.

1 1 . Juni 1 941 "Kommissarbefehl" Hitlers, Auszug

Behandlung politischer Kommissare an der Ostfront. Jacobsen, 1 939-1945, Nr. 1 90 Führerhauptquartier, 6. Juni 1 941 Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine haßerfüllte, grausame und un­ menschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten. Die Truppe muß sich bewußt sein: 1 . In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Si­ cherheit und die schnelle B efriedung der eroberten Gebiete. 2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politi­ schen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen. 87.

Weisung Nr. 32, Auszug

Vorbereitungen für die Zeit nach " Barbarossa ". Hitlers Weisungen, Nr. 32 Führerhauptquartier, 1 1 . Juni 1 941 A.) Nach der Zerschlagung der sowjetrussischen Wehrmacht werden Deutschland und Italien das europäische Festland - vorläufig ohne iberische Halbinsel - militärisch beherrschen. Irgendeine ernsthafte Gefährdung des europäischen Raumes zu Lande besteht dann nicht mehr. Zu seiner Siche­ rung und für die noch in Betracht kommenden Angriffsoperationen genü­ gen wesentlich geringere Kräfte des Heeres, als sie bisher aufrechterhalten werden mußten. Der Schwerpunkt der Rüstung kann auf die Kriegsmarine und auf die Luftwaffe gelegt werden. Die Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit soll und wird weitere englische Kräfte fesseln, die Rückenbedrohung des nordafrikani­ schen Kriegsschauplatz beseitigen, die Bewegungsmöglichkeit der britischen Flotte im westlichen Mittelmeer weiter einschränken und die tiefe Südwest­ flanke des europäischen Kampfraumes, einschl. der atlantischen Küste Nord- und Westafrikas, gegen angelsächsischen Zugriff schützen.

Strategie nach dem Krieg gegen die Sowjetunion

191

Spanien wird i n absehbarer Zeit vor die Frage gestellt werden, o b e s bereit ist, an der Vertreibung der Engländer aus Gibraltar mitzuwirken oder nicht. Die Möglichkeit, auf die Türkei und den Iran einen starken Druck aus­ zuüben, verbessert die Aussichten, auch diese Länder mittelbar oder unmit­ telbar für den Kampf gegen England nutzbar zu machen. B.) Aus dieser Lage heraus, wie sie sich nach der siegreichen Beendigung des Ostfeldzuges ergeben wird, können der Wehrmacht für den Spätherbst 1 94 1 und den Winter 1 94 1 /42 folgende strategische Aufgaben erwachsen: 1 .) Der neu gewonnene Ostraum muß organisiert, gesichert und unter voller Mitwirkung der Wehrmacht wirtschaftlich ausgenutzt werden. Wie stark diese Sicherungskräfte im russischen Raum zu bemessen sind, läßt sich mit Sicherheit erst später übersehen. Aller Voraussicht nach werden aber etwa 60 Divisionen und eine Luftflotte, neben den verbündeten und befreundeten Kräften, für die weiteren Aufgaben im Osten genügen. 2.) Fortsetzung des Kampfes gegen die britische Position im Mittelmeer und in Vorderasien durch konzentrischen Angriff, der aus Libyen durch Ägypten, aus Bulgarien durch die Türkei und unter Umständen auch aus Transkaukasien heraus durch den Iran vorgesehen ist. [ . . . ]

3.) Schließung des Westeinganges in das Mittelmeer durch Ausschaltung von Gibraltar. Die Vorbereitung für das schon einmal geplante Unternehmen "Felix" müssen schon während des Auslaufens der Operationen im Osten in vollem Umfange wieder aufgenommen werden. Dabei kann damit gerechnet wer­ den, daß auch das unbesetzte französische Gebiet, wenn nicht für den Durchtransport deutscher Truppen, so doch sicherlich für Versorgungs­ transporter zur Verfügung steht. Auch die Mitwirkung französischer See­ und Luftstreitkräfte liegt im Bereich der Möglichkeit. Zum Übersetzen nach Spanisch-Marokko, nach der Wegnahme von Gi­ braltar, sind Heeresverbände nur insoweit vorzusehen, als es die Sicherung der Meerenge erfordert. Die Verteidigung der atlantischen Küste von Nord- und Westafrika, die Ausschaltung der englischen Besitzungen in Westafrika und die Rückgewin­ nung des von de Gaulle beherrschten Gebietes fällt den Franzosen zu, denen im Zuge der angebahnten Entwicklung die erforderlichen Verstärkungen bewilligt werden. Die Ausnutzung westafrikanischer Stützpunkte durch Kriegsmarine und Luftwaffe, u. U. auch die Besitznahme atlantischer Inseln, wird nach Beherrschung der Meerenge erleichtert sein. 4.) Neben diesen möglichen Operationen gegen die britische Machtstel­ lung im Mittelmeer muß die "Belagerung Englands" nach Abschluß des Ostfeldzuges durch Kriegsmarine und Luftwaffe wieder in vollem Maße aufgenommen werden. Alle diesem Zweck dienenden Rüstungsvorhaben haben damit innerhalb

22. Juni 1 94 1

1 92

der Gesamtrüstung den Vorrang. Gleichzeitig gilt es, die deutsche Luftver­ teidigung auf höchste zu steigern. Vorbereitungen für eine Landung in Eng­ land werdem dem doppelten Ziel zu dienen haben, englische Kräfte im Mut­ terland zu binden und einen sich abzeichnenden Zusammenbruch Englands durch eine Landung auszulösen und zu vollenden. C.) Zu welchem Zeitpunkt die geplanten Operationen im Mittelmeer­ raum und im Vorderen Orient begonnen werden können, läßt sich noch nicht übersehen. Die stärkste operative Wirkung würde ein möglichst gleichzeitiger Beginn der Angriffe gegen Gibraltar, Ägypten und Palästina ergeben. Ob das möglich sein wird, hängt, neben einer Reihe von Faktoren, die heute noch nicht abzusehen sind, in erster Linie davon ab, ob die Luftwaffe in der Lage sein wird, die erforderlichen Kräfte zur Unterstützung dieser drei Operationen gleichzeitig einzusetzen.

88.

Proklamation Hitlers, Auszug

Unternehmen " Barbarossa ". Domarus, Bd. 2, S. 1 73 1 - 1 732 Berlin, 22. Juni 1 94 1 Heute stehen rund 1 60 russische Divisionen a n unserer Grenze. Seit Wo­ chen finden dauernde Verletzungen dieser Grenze statt, nicht nur bei uns, sondern ebenso im hohen Norden wie in Rumänien. Russische Flieger ma­ chen es sich zum Vergnügen, unbekümmert diese Grenzen einfach zu über­ sehen, um uns wohl dadurch zu beweisen, daß sie sich bereits als die Herren dieser Gebiete fühlen. In der Nacht vom 1 7. zum 1 8. Juni haben wieder russische Patrouillen auf deutsches Reichsgebiet vorgefühlt und konnten erst nach längerem Feu­ ergefecht zurückgetrieben werden. Damit aber ist nunmehr die Stunde gekommen, in der es notwendig wird, diesem Komplott der jüdisch-angelsächsischen Kriegsanstifter und der ebenso jüdischen Machthaber der bolschewistischen Moskauer Zentrale ent­ gegenzutreten. Deutsches Volk! In diesem Augenblick vollzieht sich ein Aufmarsch, der in Ausdehnung und Umfang der größte ist, den die Welt bisher gesehen hat. Im Verein mit finnischen Kameraden stehen die Kämpfer des Siegers von Narvik am Nördlichen Eismeer. Deutsche Divisionen unter dem Befehl des Eroberers von Norwegen schützen gemeinsam mit den finnischen Freiheits­ helden unter ihrem Marschall den finnischen Boden. Von Ostpreußen bis zu den Karpaten reichen die Formationen der deutschen Ostfront. An den

1 93

Krieg gegen die Sowjetunion

Ufern des Pruth, am Unterlauf der Donau bis zu den Gestaden des Schwar­ zen Meeres vereinen sich unter dem Staatschef Antonescu deutsche und rumänische Soldaten. Die Aufgabe dieser Front ist daher nicht mehr der Schutz einzelner Län­ der, sondern die Sicherung Europas und damit die Rettung aller. Ich habe mich deshalb heute entschlossen, das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und unseres Volkes wieder in die Hand unserer Sol­ daten zu legen.

89.

Kriegstagebuch Halders, Auszug

Unternehmen " Barbarossa ". Halder, Bd. 3, S. 5 - 6

22. Juni 1 941 Das Gesamtbild des ersten Angriffstages ist folgendes: Der Feind war von dem deutschen Angriff überrascht. Er war taktisch nicht zur Abwehr gegliedert. Seine Truppen in der Grenzzone waren in weiten Unterkünften verteilt. Die Bewachung der Grenze selbst war im allgemeinen schwach. Die taktische Überraschung hatte zur Folge, daß der feindliche Wider­ stand unmittelbar an der Grenze schwach und ungeordnet war, und daß es überall gelang, die Brücken über die Grenzflüsse in die Hand zu nehmen und die in Grenznähe befindlichen Grenzschutzstellungen (Feldbefestigun­ gen) zu durchstoßen. Nach der ersten Schreckwirkung hat der Feind sich zum Kampf gestellt. Einzelne taktische Rückzugsbewegungen vielleicht sogar in Unordnung sind zweifellos vorgekommen. Von einem Versuch, sich operativ abzusetzen, ist nichts zu spüren. Es kann auch eine solche Möglichkeit gar nicht zuge­ geben werden. Die feindlichen Kommandostellen sind stellenweise außer Kurs gesetzt, z. B. Bialystok. Es fehlt daher teilweise die höhere Führung; aber auch unabhängig davon kann unter der Einwirkung des Schreckens nicht erwartet werden, daß die russische Führung schon im Laufe des ersten Tages ein so klares Bild gewinnt, daß sie Entschlüsse von solcher Tragweite fassen kann. Es kommt dazu, daß die schwerfällige russische Führung gar nicht in der Lage wäre, j etzt noch operativ zu reagieren. Der Russe muß unseren Angriff in der Gliederung annehmen, in der er steht. Der Angriff unserer Divisionen hat den Feind überall, wo angegriffen wurde, zurückgeworfen, im Durchschnitt 1 0 -1 2 km unter Kampf! Damit ist den schnellen Verbänden der Weg geöffnet worden. [ . . . ] Luftwaffe meldet 850 abgeschossene Feindflugzeuge! Darunter ganze

1 94

23. Juni 1 941

Bomberstaffeln, die ohne Jagdschutz in der Luft von unseren Jägern über­ fallen und erledigt wurden.

90.

Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS, Auszug

Stimmung der Bevölkerung. Meldungen aus dem Reich, S. 155 -157

23. Juni 1 94 1 Nach den bisher vorliegenden Meldungen aus allen Teilen des Reiches hat die Nachricht über den Ausbruch des Krieges mit Rußland unter der Be­ völkerung größte Überraschung hervorgerufen, vor allem der jetzige Zeit­ punkt der Offensive im Osten. Hierzu trugen vor allem die in den letzten Tagen verbreiteten Gerüchte von einer bevorstehenden Verständigung Deutschlands mit Rußland und einem Besuch Stalins im Reich bei, die bei vielen die Überzeugung hervorgerufen hatten, daß eine Auseinandersetzung nicht mehr zu erwarten sei. Andererseits haben die Gerüchte auch bewirkt, daß die Spannungen mit Rußland weitestgehend bekannt waren, so daß der Beginn der militärischen Aktionen eine ausgesprochene Schockwirkung nicht hervorrief. Lediglich die ersten Frühmeldungen wurden mit einer ge­ wissen Bestürzung aufgenommen, da viele in ihrer Aufregung zunächst le­ diglich die Tatsache des Kriegszustandes mit Rußland aufgenommen hatten. Die mehrfachen Wiederholungen des Aufrufes des Führers und die Erklä­ rungen des Reichsaußenministers, wie die Extrablätter mit den Texten, führ­ ten dann bald unter der Bevölkerung zu ruhigen Überlegungen. Im Laufe des Sonntagnachmittags und noch mehr in den Abendstunden hat sich dann übereinstimmend die Überzeugung durchgesetzt, daß die Reichsregierung nicht anders handeln konnte, als die "gemeine Handlungsweise" Rußlands mit den Waffen zu beantworten. [ . . . ] Großes Aufsehen erregte vielfach die Feststellung des Führers, daß die verräterischen Umtriebe der sowjetrussischen Machthaber das Reich durch die Bindung deutscher Streitkräfte im Osten seit 1 940 daran gehindert hät­ ten, dem Krieg im Westen radikal ein Ende zu bereiten. Rußland sei also im wesentlichen schuld daran, daß der Krieg in diesem Jahr noch nicht beendet werden könne. [ . . . ) Negativ wirkende Äußerungen in den verschiedenen Teilen des Reiches sind bisher folgende: Allgemein vor allem die als offenkundig bezeichnete Verlängerung des Krieges. - Befürchtungen hinsichtlich der Ernährungslage (die möglicher­ weise durch neue Massen von Kriegsgefangenen noch erschwert werde). ­ Bei Frauen vor allem die Sorge um bevorstehende neue Opfer an Menschen-

1 95

Halders Fehleinschätzung

leben. - Sorgen über "asiatische Methoden" der Roten in der Kriegführung und Behandlung etwaiger deutscher Kriegsgefangener. - Erwägungen, daß jetzt wohl auch für Amerika der Zeitpunkt seines Eintritts in den Krieg gekommen sei. 91.

Kriegstagebuch Halders, Auszug

" Feldzug gegen Rußland innerhalb [von} 1 4 Tagen gewonnen ". Halder, Bd. 3, S. 3 8 - 39

3 . Juli 1 94 1 I m ganzen kann man also schon j etzt sagen, daß der Auftrag, die Masse des russischen Heeres vorwärts Düna und Dnjepr zu zerschlagen, erfüllt ist. Ich halte die Aussage eines gefangenen russischen kommandierenden Gene­ rals für richtig, daß wir ostwärts von Düna und Dnjepr nur noch mit Teil­ kräften zu rechnen haben, die allein stärkenmäßig nicht in der Lage sind, die deutschen Operationen noch entscheidend zu hindern. Es ist also wohl nicht zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß der Feldzug gegen Rußland innerhalb [von] 14 Tagen gewonnen wurde. Natürlich ist er damit noch nicht beendet. Die Weite des Raumes und die Hartnäckigkeit des mit allen Mitteln geführten Widerstandes wird uns noch viele Wochen beanspruchen. Weitere Pläne: a) Für die Fortführung der russischen Operation wird es zunächst darauf ankommen, zwischen Smolensk und Moskau eine neue Basis zu gewinnen, von der aus im Zusammenhang mit der zu gewinnenden Basis Leningrad, Nordrußland und das Moskauer Industriegebiet in die Hand genommen werden kann. Anschließend in Zusammenarbeit mit der Heeresgruppe Süd das Industriegebiet des Donezbeckens. Wenn wir erst einmal Dnj epr und Düna überwunden haben, wird es sich weniger mehr um das Zerschlagen feindlicher Wehrmachtsteile handeln als darum, dem Feind seine Produk­ tionsstätte aus der Hand zu nehmen und ihn so zu hindern, aus der gewal­ tigen Leistung seiner Industrie und aus den unerschöpflichen Menschenre­ serven wieder eine neue Wehrmacht aufzustellen. b) Sobald die Kriegführung im Osten aus dem Bereich der Zertrümme­ rung der feindlichen Wehrmacht in den Bereich der wirtschaftlichen Lahm­ legung des Feindes übergeht, werden die weiteren Aufgaben der Kriegfüh­ rung gegen England wieder in den Vordergrund treten und eingeleitet wer­ den müssen.

1 96 92.

15. Juli 1 94 1 Richtlinien für die personelle und materielle Rüstung, Auszug

Ergänzung zur Weisung Nr. 32. Hitlers Weisungen, Nr. 32b Führerhauptquartier, 14. Juli 1 94 1 Die militärische Beherrschung des europäischen Raumes nach der Nie­ derwerfung Rußlands erlaubt es, den Umfang des Heeres demnächst we­ sentlich zu verringern. Im Rahmen der herabgesetzten Heeresstärke wird die Panzerwaffe eine starke Vermehrung erfahren. Die Rüstung der Kriegsmarine ist auf diejenigen Maßnahmen zu begren­ zen, die unmittelbar der Kriegsführung gegen England und eintretendenfalls gegen Amerika dienen. Der Schwerpunkt der Rüstung geht auf die Luftwaffe über, die in großem Umfange zu verstärken ist. 93.

Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Oshima, Auszug

Politisch-strategische Lage. Staatsmänner, Nr. 83 Führerhauptquartier, 1 5 . Juli 1 94 1 Botschafter Oshima gratuliert dem Führer z u den großen Erfolgen und drückt seine Bewunderung aus über die Todesverachtung und Tapferkeit der deutschen Soldaten. Der Führer dankt ihm und sagt, er habe ihm ja voraus­

gesagt, daß er nicht abwarten würde, bis die Russen kämen, er habe vorher zugeschlagen. Die Vorbereitungen Rußlands zum Angriff auf Deutschland seien geradezu gigantisch gewesen und ihre Kriegsmaschine ungeheuerlich. Erklärlich sei dies nur dadurch, daß die Sowjets das russische Volk auf nied­ rigstem Niveau gehalten und die ganze Arbeitskraft ausschließlich auf die Rüstung konzentriert hätten. Die Zahl der hinter unserer Front liegenden gezählten russischen Panzer beliefe sich auf 8000. [ . . .] Unsere Truppen hätten nun schon 650 bis 700 km zurückgelegt. Ihre Lei­ stungen seien doppelt so groß wie in Frankreich. Er glaube nicht, daß der

Widerstand im europäischen Rußland noch länger als sechs Wochen dauern würde. Wohin die Russen dann gingen, wisse er nicht. Vielleicht in den Ural oder über den Ural hinaus. Aber wir würden ihnen folgen, und er, der Füh­ rer, würde auch nicht davor zurückschrecken, über den Ural hinauszustoßen. Ihre letzte Zuflucht würde wahrscheinlich Omsk sein. Das bolschewistische System würde einen ungeheuren Zusammenbruch erleiden. Alles sei bei ih­ nen zentralisiert bis zum äußersten. Wenn Moskau stillstehe, müsse ganz Rußland zugrunde gehen. Es gäbe drüben keine Initiative, niemanden, der

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Judenmord

Verantwortung übernehmen könne. Das ganze System basiere auf sklavi­ schem Gehorsam, alles gehorche nur dem Befehl der Zentrale. [ . . ] Aber er [Hitler] denke an die Zukunft Japans. Der Augenblick, in dem .

wir Rußland zerschlagen, sei auch für Japan schicksalhaft. Wenn man nun früge, was Amerika mache, so könne er nur sagen: dann erst recht. Was will denn Amerika machen, wie will es denn den Krieg führen ? Die Vernichtung Rußlands müsse das politische Lebenswerk Deutschlands und Japans werden. Und wir könnten uns das leicht machen, wenn wir gleichzeitig handelten, wenn wir gleichzeitig Rußland den Lebensfaden abschnitten. Wenn wir überhaupt die USA aus dem Krieg heraushalten könnten, dann nur durch die Vernichtung Rußlands und dann nur, wenn Japan und Deutschland zu­ gleich und eindeutig auftreten. 94.

Brief Görings an Heydrich

Vorbereitung der " Endlösung ". Poliakov/Wulf, S. 1 1 6 Berlin, 3 1 . Juli 1 94 1 I n Ergänzung der Ihnen bereits mit Erlaß vom 2 4 . Januar 1 939 übertra­ genen Aufgabe, die Judenfrage in Form der Auswanderung oder Evakuie­ rung einer den Zeitverhältnissen entsprechend möglichst günstigen Lösung zuzuführen, beauftrage ich Sie hiermit, alle erforderlichen Vorbereitungen in organisatorischer, sachlicher und materieller Hinsicht zu treffen für eine Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflußgebiet in Europa. Sofern hierbei die Zuständigkeiten anderer Zentralinstanzen berührt wer­ den, sind diese zu beteiligen. Ich beauftrage Sie weiter, mir in Bälde einen Gesamtentwurf über die organisatorischen, sachlichen und materiellen Vorausmaßnahmen zur Durchführung der angestrebten Endlösung der Judenfrage vorzulegen.

1 98 95.

Juli 1 941 Denkschrift der Seekriegsleitung,"· Auszug

Strategische Lage. Stand der Seekriegführung gegen England. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 9 Juli 1 94 1

I. Vorbemerkung Das Gesetz dieses Krieges ist die Niederringung Englands. Sie findet ihre Entscheidung durch die Ausschaltung der britischen Insel als Gegner bzw. als Aufmarschbasis für Englands Verbündete die USA. Die Herbeiführung der Entscheidung ist möglich: 1 . Durch Invasion der britischen Insel. 2. Durch Vernichtung aller lebensnotwendigen Versorgungs- und Rü­ stungsanlagen durch die Luftwaffe. 3. Durch die Unterbindung der britischen Seeverbindungen in der Schlacht im Atlantik. Eine Invasion Englands hat zur Voraussetzung die Erringung der abso­ luten Luftherrschaft über dem englischen Kanal, die Luftüberlegenheit über dem Landungs- und Landoperationsraum und zum mindesten die zeitliche Seeherrschaft im Kanalbereich. Diese Voraussetzungen sind z. Zt. nicht ge­ geben. Ihre Erfüllung ist für die nächste Zeit ausgeschlossen. Überlegungen für diese umfassendste Form der Ausschaltung Englands als bedrohender Faktor für Europa sind daher im Augenblick gegenstandslos. Die Vernichtung der lebensnotwendigen Zentren der britischen Insel und seiner Bevölkerung ist seit Sommer 1 940 von der Luftwaffe in Angriff ge­ nommen. Die ursprünglich erwartete schnelle Entscheidung ist nicht einge­ treten. Es hat sich herausgestellt, daß die moralische Widerstandskraft des englischen Volkes dank einer außergewöhnlichen Härte und Zähigkeit mit derartigen Angriffen trotz großer Verluste in kürzerer Zeit nicht zu brechen ist und daß durch planmäßige Angriffe auf Häfen, Docks, Industrie- und Rüstungsanlagen, wirtschaftliche Engpässe, Speicher- und Lagerhäuser kei­ ne kurzfristige Kriegsentscheidung, sondern nur eine ganz allmähliche Er­ lahmung der englischen Widerstandskraft erwartet werden kann auch dies nur bei fortgesetzter ständiger Angriffsführung. Die Erfahrungen und alle vorliegenden Nachrichten aus England zeigen demgegenüber, daß die stärkste und sicherste Methode zur Niederkämpfung Englands in der systematischen und zur höchsten Wirksamkeit gesteigerten Kampfführung der Kriegsmarine und Luftwaffe gegen die englischen Zu­ fuhren liegt. Dieser Kampf wird in seiner ganzen Schwere im Atlantik und *

"Juli-Denkschrift".

Kriegslage

1 99

im Küstenvorfeld der britischen Insel ausgetragen. Der Ausgang dieses Kampfes entscheidet endgültig über das Schicksal der britischen Insel und damit möglicherweise des gesamten britischen Weltreiches. Die Schlacht im Atlantik ist daher die gewaltigste und umfassendste Schlacht dieses Krieges, ihre Bedeutung ist kriegsentscheidend. I!. Die seestrategische Lage im Juli 1941 Die Entwicklung der seestrategischen Gesamtlage in diesem Entschei­ dungskampf wird in letzter Zeit durch 5 Faktoren so ausschlaggebend be­ einflußt, daß eine eingehende Überprüfung des gegenwärtigen Standes der Schlacht im Atlantik erforderlich erscheint. Es sind dies: 1. Der Feldzug gegen Sowjetrußland. 2. die Entwicklung der Mittelmeerlage. 3. Das Verhalten der USA. 4. Die Haltung Frankreichs und das deutsch-französische Verhältnis. 5. Die Haltung Japans.

Zu 1. Der Schwerpunkt des Einsatzes der deutschen Wehrmacht liegt z. Zt. im Osten bei der Schaffung einer gesicherten Ostflanke des Reiches und der Sicherstellung der für eine längere Kriegsdauer erforderlichen Nahrungsmit­ tel- und Ölversorgungsbasis. Die erfolgreiche Durchführung dieser Aufgabe beansprucht den größten Teil der materiellen und personellen Kräfte der deutschen Wehrmacht und der industriellen und verkehrstechnischen Kräfte des Reiches. Dadurch sind naturgemäß erhebliche Rückwirkungen auf die unmittelbare Kampfführung gegen England unvermeidbar. [ . . . ]

Zu 2. Die Mittelmeerlage steht in Anbetracht ihrer entscheidenden Bedeutung für das afrikanische Problem und die gesamte britische Seemachtstellung in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entwicklung der Schlacht im Atlan­ tik. Die Hoffnungen auf eine wesentliche Entlastung der eigenen Kriegfüh­ rung durch den irakischen Aufstand und die Freiheitsbewegung des Ara­ berturns wurden durch die Unmöglichkeit rechtzeitiger und ausreichender deutscher Unterstützungsmaßnahmen ebenso enttäuscht wie die Hoffnun­ gen einer längerdauernden Bindung und Belastung englischer Streitkräfte durch den britischen Feldzug gegen Syrien. Beide Ereignisse wurden zu militärischen und Prestigeerfolgen Englands und müssen in ihrer Auswir­ kung als Rückschläge der eigenen Kriegführung angesehen werden. Durch diese Erfolge in Verbindung mit der äußerst geringen Auswirkung der ita­ lienischen Flotte ist die englische Seekriegführung im östlichen Mittelmeer

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Juli

1 94 1

stark entlastet und der gefahrlose Abzug britischer Streitkräfte für andere dringendere Aufgaben möglich. Die entscheidende Verbesserung der vorher ungünstigen strategischen Lage der Achsenmächte im östlichen Mittelmeerraum durch die Ergebnisse des Balkanfeldzuges und der Kretabesetzung hat zwar die Bedrohung der eigenen südosteuropäischen Position beseitigt und der eigenen Kriegfüh­ rung günstige Ausgangsstellungen für die weitere Kampfführung gegen die britische Machtstellung im Ostmittelmeerraum verschafft. Eine Ausnutzung der errungenen strategischen Erfolge konnte j edoch durch die Bindung des russischen Feldzuges und die Inaktivität des italienischen Bundesgenossen bisher nicht erfolgen. Die britische Machtposition im östlichen Mittelmeer­ raum ist durch die deutschen Erfolge keineswegs gebrochen. Entschlossen hat England in der Erkenntnis der ihm drohenden Gefahren und unter Aus­ nutzung unserer Schwäche zur See die Initiative wiedergewonnen und durch das erfolgreiche Vorgehen gegen Syrien und den Irak seine Machtposition im gesamten Orient und östlichen Mittelmeer zunächst gesichert und befin­ det sich gegenwärtig bei der beträchtlichen Verstärkung seiner Kampfmittel in diesem Raum, wobei die amerikanische Hilfe in Form umfangreicher Kriegs-Materiallieferungen den Gegner wesentlich unterstützt. Das Schicksal der deutsch-italienischen Mittelmeerstellung steht und fällt mit der Entwicklung der Lage in Nordafrika. Diese wiederum ist abhängig von der Aufrechterhaltung und Verstärkung der Zufuhren nach dem nord­ afrikanischen Kriegsschauplatz. Die planmäßigen Angriffe der gegnerischen Kampfführung gegen diese Seeverbindungen haben in der letzten Zeit zu laufend sich steigernden Erfolgen des Feindes geführt und eine sehr starke Bedrohung der nordafrikanischen Kriegsführung der Achsenmächte mit sich gebracht. [ . . . ]

Zu 3. Die politische Haltung der USA wird eindeutig bestimmt von dem festen Willen, mit allen verfügbaren Mitteln den angelsächsischen Partner England zu unterstützen und ihm unter weitgehender Erfüllung der eigenen impe­ rialistischen Wünsche zum Siege zu verhelfen, auf der anderen Seite j edoch, alles zu versuchen, um einen aktiven Kriegseintritt solange wie möglich hin­ auszuschieben. Beide Gegner - Deutschland sowohl wie die USA - sind daher entschlossen, den offiziellen Kriegsausbruch im Augenblick zu ver­ meiden. Deutschland in der Hoffnung, daß der umfassende Erfolg des rus­ sischen Feldzuges Amerika überhaupt von einem Kriegseintritt abhalten, Japans Haltung endgültig im Sinne einer Unterstützung der deutschen Kriegführung festlegen und die Aussichten einer baldigen Kriegsbeendigung vergrößern wird, die USA in dem Willen, die noch unvollkommene Rüstung auf den Höchststand zu bringen und sich unter neutraler Maske im einzel-

Kriegslage

201

nen nicht abzusehende eigene Vorteile zu verschaffen, sowie sich durch Be­ setzung bestimmter hochwichtiger Positionen die günstigste Ausgangsbasis für den Entscheidungskampf gegen Deutschland zu sichern. [ . . . ] Die Seekriegsleitung vertritt nicht die Auffassung, daß der völlige Zusam­ menbruch der UdSSR an dem englischen Widerstandswillen oder der ame­ rikanischen Unterstützungsbereitschaft Änderungen entscheidender Art hervorrufen wird. Sowj etrußland besitzt für England und USA zunächst nur den höchst erwünschten Wert eines Bundesgenossen, der deutsche Kräfte verbraucht und bindet und ihrer eigenen Kriegführung den dringend benö­ tigten Zeitgewinn verschafft. Es muß nach Ansicht der Ski. damit gerechnet werden, daß die Vernichtung Sowj etrußlands an der gegenwärtigen Haltung der USA nichts ändert, sondern daß diese Haltung im Laufe der nächsten Zeit durch zunehmende weitere Unterstützung Englands und Besetzung zusätzlicher Atlantikpositionen eine weitere Verschärfung erfährt. Falls es nicht zu einem inneren Zusammenbruch Rußlands kommt, besteht ferner die Möglichkeit, daß sich das verbleibende Rest-Rußland im Laufe der Zeit zum Aufmarschfeld für amerikanische Unterstützungsmaßnahmen größe­ ren Ausmaßes entwickelt und die deutsche Kriegführung mit Hilfe der USA damit weiter im Osten belastet wird. Allerdings könnte einer solch mögli­ chen Entwicklung durch aktives Vorgehen Japans entgegengearbeitet wer­ den. [ . . ] .

Zu 4. Die Haltung Frankreichs zu Deutschland ist nach Auffassung der Ski. diktiert von dem Bestreben, die Folgen seiner Niederlage zu überwinden und aus dem Zustand des besiegten Gegners in den Zustand eines im neu­ geordneten Europa eingegliederten Vertragspartners überzugehen. Dabei möchte die französische Regierung baldmöglichst die Zusicherung von Deutschland erhalten, als selbständige Nation, wenn auch in einem Europa unter deutscher Führung, bestehen bleiben und ihr Kolonialreich im we­ sentlichen behalten zu können. [ . . . ]

Zu

5.

Die Haltung Japans zur deutschen Kriegführung war bisher noch wenig fest und entschlossen. Sie war offensichtlich von dem Willen beherrscht, einen offenen Konflikt mit den USA unbedingt zu vermeiden. Diese Hal­ tung Japans erlaubte den USA infolge der dadurch stark verminderten Be­ drohung im Pazifik beträchtliche Flottenstreitkräfte aus dem Stillen Ozean abzuziehen und sie zur Verstärkung der Atlantikflotte und - im Rahmen der Unterstützung der britischen Kriegführung - zur Ausdehnung der Neu­ tralitätspatrouille bis in den Ostatlantik zum Einsatz zu bringen. Eine ent­ schlossene Politik Japans im Sinne der deutschen Interessen wird sich daher

Juli

202

1 94 1

stets durch Bindung amerikanischer Streitkräfte im Pazifik entlastend für die deutsche Kriegführung im Atlantik auswirken. Aber auch für die Mit­ telmeerkriegführung bringt eine stärkere Politik Japans im Fernen Osten infolge Bindung englischer Flottenteile im Indischen Ozean und ma­ layischen Raum eine unmittelbare Entlastung. Es ist hervorzuheben, daß, auch wenn Japan nicht aktiv in den Krieg eintritt, schon eine eindeutig nach außen hin in Erscheinung tretende prodeutsche Politik eine nicht unerheb­ lich entlastende Wirkung auf die deutsche Seekriegführung ausübt. Ein ak­ tiver Kriegseintritt wird diese Entlastung aller Voraussicht nach noch ver­ stärken.

I!!. Der militärische Stand der Schlacht im Atlantik Der augenblickliche Stand der Schlacht im Atlantik ist durchaus unbe­ friedigend. Die Aussichten für die weitere Kampfführung sind wenig gün­ stig. [ . ] . .

V Folgerungen Aus den Überlegungen dieser Denkschrift zieht die Seekriegsleitung ab­ schließend nachstehende Schlußfolgerungen:

a) Auf politischem Gebiet: 1 . Die Ausschaltung der Möglichkeiten eines Abfalls der französisch­ nord- und westafrikanischen Besitzungen und die sichere Verhinderung ei­ ner Inbesitznahme durch England-USA bilden die Voraussetzung für das Halten der eigenen nordafrikanischen Stellung, das Durchhalten Italiens, die endgültige Bereinigung des Mittelmeerproblems und die erfolg- und sieg­ reiche Weiterführung der Schlacht im Atlantik. Ein Verlust der französi­ schen afrikanischen Kolonien an England-USA trägt die große Gefahr in sich, daß eine Niederringung des britischen Gegners nicht mehr möglich ist, dem Gegner damit aber ein Aufmarschgebiet größten Ausmaßes in der Süd­ flanke Europas für seine Operation zufällt. Die Seekriegsleitung sieht eine militärische Zusammenarbeit mit Frank­ reich als notwendig an, um im Entscheidungskampf der Schlacht im Atlantik die wichtigsten strategischen Ausgangsstellungen in der Hand zu haben und die englisch-amerikanischen Seeverbindungen in kriegsentscheidendem Umfang zu unterbinden. Die Seekriegsleitung hält eine Bereinigung des deutsch-französischen Verhältnisses auf der Basis einer politisch-militäri­ schen Zusammenarbeit für notwendig und befürwortet daher eine derartige Zusammenarbeit auch unter lnkaufnahme größerer politischer Zugeständ­ nisse und vorübergehender politischer Nachteile. 2. Unser Verhältnis zu Spanien und Portugal muß der Forderung Rech­ nung tragen, daß jede Festsetzung englisch-amerikanischer Streitkräfte so­ wohl im Mutterland wie auf den Inselgruppen der Azoren, Kap Verden und

Kriegslage

203

Kanaren auf den schärfsten Widerstand der dort stationierten Streitkräfte trifft. Die Erhöhung der Verteidigungsbereitschaft dieser Stützpunkte liegt ebenso wie die der Verteidigung von französisch Westafrika in dringendem deutschen Interesse und verlangt den Einsatz aller verfügbaren Mittel und größter Beschleunigung. 3. Die Lage im Mittelmeer und der besorgniserregende Stand der Versor­ gungs- und Nachschublage der Nordafrikatransporte erfordern mit größter Dringlichkeit einen vielfach stärkeren Einsatz der italienischen Streitkräfte als bisher. Es erscheint notwendig, die italienische Führung in nüchterner Tatsachendarstellung auf den Ernst der Lage nachdrückliehst hinzuweisen und einen entsprechend starken Druck auf die italienische Wehrmacht aus­ zuüben. 4. Das Maß der amerikanischen Unterstützung für England macht die Freigabe des Handelskrieges nach Prisenordnung gegen amerikanische Han­ delsschiffe erforderlich, sobald der Abschluß des Feldzuges im Osten diese politische Entscheidung erlaubt. 5. Beeinflussung Japans zu einer politischen Haltung bzw. einem militä­ rischen Vorgehen, das geeignet ist, eine Entlastung in der Schlacht im At­ lantik herbeizuführen.

b) Auf militärischem Gebiet 6. Bereitstellung aller personellen und materiellen Kräfte zur Beschleuni­ gung und äußersten Steigerung der mit dem U-Bootskrieg verbundenen Maßnahmen. 7. Bildung von Fernaufklärungsgeschwadern mit größter Reichweite für den U-Bootskrieg. 8. Konzentration stärkster Luftkräfte für die Kampfführung gegen die britische Zufuhr an den Küsten Englands und im Atlantik. Bildung starker besonderer Atlantik-Luftgeschwader zur Intensivierung des Luftzufuhr­ krieges. 9. Baldmöglichster Übergang zum Luftminengroßeinsatz, der mit neuen Minenarten stärkste Wirkung verspricht. 1 0. Fortsetzung systematischer Angriffsführung gegen die englischen Hä­ fen und die englischen Kriegsschiffe, wobei die Vernichtung der Flugzeug­ träger und Zerstörer im Vordergrund steht. 1 1 . Treffen beschleunigter Vorbereitungen zur notfalls erforderlichen mi­ litärischen Unterstützung der Verteidigung von Casablanca und Dakar durch deutsche Luft- und Landstreitkräfte. 12. Eingliederung Frankreichs mit allen Stützpunkten und Seestreitkräf­ ten in den Seekrieg gegen England. Der Kriegsverlauf geht nach der Niederwerfung Sowj etrußlands in den Entscheidungskampf gegen England über. Der Schwerpunkt des Kampfein­ satzes verlagert sich damit wieder auf den Westraum und die Kampfführung

204

1 1 . September 1 941

gegen England. Die Entscheidung fällt nach Auffassung der Seekriegsleitung in der Schlacht im Atlantik als Hauptkampfgeschehen des größten Wirt­ schaftskrieges aller Zeiten.

96.

Polizeiverordnung, Auszug

Einführung des Judensterns. RGBI. Teil I, S. 547

1 . September 1 94 1 §1 1 . Juden [ . . ], die das sechste Lebensjahr vollendet haben, ist es verboten, .

sich in der Öffentlichkeit ohne einen Judenstern zu zeigen. 2. Der Judenstern besteht aus einem handtellergroßen, schwarz ausgezo­ genen Sechsstern aus gelbem Stoff mit der schwarzen Aufschrift "JUDE" . E r ist sichtbar auf der linken Brustseite des Kleidungsstücks fest angenäht zu tragen.

§2 Juden ist verboten: [ . . . ] a) den Bereich ihrer Wohngemeinde zu verlassen, ohne eine schriftliche Erlaubnis der Ortspolizeibehörde bei sich zu führen, b) Orden, Ehrenzeichen und sonstige Auszeichnungen zu tragen.

97.

Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug

Konsequenzen der Rede Roosevelts vom

11.

September

1 941.

Lagevorträge, S. 289 - 294

1 1 . September 1 941 I. Militärpolitische Lage: Die mit der Rede des USA-Präsidenten geschaffene militär-politische Lage ist folgendermaßen zu beurteilen:':· * [Aus der beigefügten Abschrift der Rundfunkansprache Roosevelts:] Kein Gewaltakt und keine Einschüchterung kann uns davon abhalten, zwei Bollwer­ ke amerikanischer Verteidigung intakt zu erhalten, nämlich: 1. unsere Route für die Materiallieferung an die Feinde Hitlers, 2. die Freiheit unserer Schiffahn auf dem Meere ganz gleichgültig, was es kosten mag, werden wir die Route des legitimen Handels

Rede Roosevelts

205

1 . Roosevelt erklärte, daß die ,Zeit der aktiven Verteidigung' gekommen sei. Die USA-Patrouillenschiffe und Flugzeuge würden alle, nicht nur die eigenen Handelsschiffe innerhalb der ,amerikanischen Verteidigungsgewäs­ ser' schützen, dabei aber ,nicht mehr warten' bis die Kriegsschiffe der Achse angriffen. Allein deren Anwesenheit in diesen Gewässern ,komme einem Angriff gleich'. Sie würden von nun an nur noch ,auf eigene Gefahr' diese Gewässer befahren. Damit ist Lage weitgehend geklärt: Die amerikanischen Streitkräfte wer­ den in Zukunft nicht nur zu Aufklärung, sondern auch zu Geleitzwecken (auch für englische Schiffe) eingesetzt. Die deutschen Streitkräfte haben in jedem Fall eines Zusammentreffens mit offensiven Kriegsmaßnahmen von ihrer Seite zu rechnen. Ein Unterschied zwischen britischen und amerika­ nischen Einheiten als Gegner besteht nicht mehr. 2. Begriff der ,amerikanischen Verteidigungsgewässer' ist in der Rede Roosevelts nicht geklärt. Gemäß einem vom Reichsaußenminister vorgeleg­ ten Telegramm des Geschäftsträgers in Washington vom 1 5./1 6.9. definiert Marineminster Knox sie als die Gewässer ,zwischen dem amerikanischen Festland und den Gewässern von Island' [ . . . ]. 3. Dieser allgemeine Angriffsbefehl in Verbindung mit der Besetzung Is­ lands bedeutet eine äußerst starke Beeinträchtigung der eigenen Handels­ kriegführung im Atlantik (Vervielfachung der Aufklärungsdichte und effekin diesen unseren Verteidigungsgewässern offenhalten. Von jetzt an werden die Kriegsschiffe der Achsenmächte auf ihr eigenes Wagnis und ihre eigene Gefahr hin in die amerikanischen Verteidigungsgewässer einfahren. Befehle, die ich in meiner Ei­ genschaft als Oberkommandierender der Armee und Marine der USA gegeben habe, lauten dahin, diese Politik sofort durchzuführen. Es ist keine kriegerische Aktion unsererseits, wenn wir uns dazu entschließen, uns zu schützen. Der Angriff liegt nicht auf unserer Seite. Wir sind in der Verteidigung. Aber möge dies als eine klare Warnung gelten! Von jetzt an werden, wenn deutsche oder italienische Schiffe erscheinen, unsere Schiffe den Schutz dessen übernehmen, was für unsere Verteidigung nötig ist. Wir haben keinen Krieg mit Hitler gesucht und suchen ihn auch jetzt nicht, doch wünschen wir den Frieden nicht so sehr, daß wir ihn erkaufen, indem wir es erlauben, daß unsere Kriegs- und Handelsschiffe ange­ griffen werden, während sie ihrer gesetzlichen Beschäftigung nachgehen. Die einzige Verantwortung liegt bei Deutschland. Es wird nicht zum Schießen kommen, es sei denn, daß Deutschland fortfährt, das Feuer der Geschütze zu suchen. Das ist meine klare Pflicht in dieser Krise, das ist das einwandfreie Recht unserer souveränen Na­ tion. Das ist der einzig mögliche Schritt, der den Verteidigungswall den aufrecht zu erhalten wir uns gelobt haben, und diese westliche Erdhälfte fest zusammenhalten wird. Ich gebe mich keinen Illusionen hin hinsichtlich der Schwere der Maßnahme. Ich habe diesen Schritt nicht übereilt oder leicht getan. Er ist das Ergebnis von Monaten und Monaten dauernden Nachdenkens und dauernder Sorge.

206

1 3 . September

1 94 1

tiven Abwehrstärke) und macht bei Fortsetzung des Handelskrieges durch Deutschland weitere Zwischenfälle unvermeidlich. 4. Völkerrechtlich stellt der Angriffsbefehl des USA-Präsidenten eine lo­ kal begrenzte Kriegserklärung dar. Denn innerhalb der ,amerikanischen Ver­ teidigungsgewässer' (das ist praktisch der gesamte westliche Teil des Atlantik außerhalb der amerikanischen Gefahrenzone bzw. alten deutschen Blocka­ dezone) beanspruchen die USA dieselben Rechte, die wir als Kriegführende innerhalb der Blockadezone für uns in Anspruch nehmen. 5. Militärisch besteht die einzig mögliche Konsequenz darin, jede offene Kriegshandlung nach Maßgabe der militärischen Notwendigkeit mit Waf­ fengewalt zu beantworten. Man kann insbesondere die U-Boote nicht der sicheren B ekämpfung mit Wasserbomben aussetzen, ihnen aber die Mög­ lichkeit der Verteidigung, zu der sie nur vor dem feindlichen Angriff in der Lage sind, nehmen. Man muß den U-Booten daher den sofortigen Angriff auf alle diejenigen USA-Schiffe freigeben, deren Angriff sie zu ge­ wärtigen haben. Andernfalls bleibt keine andere Wahl, als die U-Boote aus den Gewässern zurückzuziehen, in denen mit USA-Streitkräften zu rech­ nen ist. 6. Diese Gegenwehr ist militärisch das einzige Mittel, einer weiteren Ver­ stärkung der amerikanischen Kriegsmaßnahmen vorzubeugen. Der USA­ Präsident verfolgt mit seinem Angriffsbefehl den Zweck, uns aus Sorge vor Zwischenfällen zu Einschränkungen im Waffengebrauch zu zwingen. Ein Zurückweichen vor dieser Drohung würde unsere Erfolgsziffern wesentlich senken, die Amerikaner aber - wie im Weltkrieg - zu immer weitergehenden Eingreifen ermuntern. Demgegenüber würden die bei einer Beantwortung von Gleichem mit Gleichem zu erwartenden Zwischenfälle (die selbst bei der bisherigen eingeschränkten Befehlserteilung nicht zu vermeiden sind) den USA-Präsidenten eher zur Beschränkung als zur Verschärfung seiner Maßnahmen bringen, da er den offenen regulären Krieg mit Deutschland offensichtlich noch zu vermeiden wünscht, zum mindesten, solange Japan nicht ganz sicher neutral bleibt.

98.

Kriegstagebuch Halders, Auszug

Lagebetrachtung des OKw. Ha! der, Bd. 3, S. 226 - 229 1 3 . September 1 94 1 Auszug aus einer vom Führer gebilligten Denkschrift OKW über die stra­ tegische Lage im Spätsommer 1 94 1 . 1 . I m Augenblick noch nicht zu übersehen, wie viele Kräfte bei Eintritt

Kriegslage

207

des Winters im Osten freigemacht werden können und wie viele zur Wei­ terführung der Operation im nächsten Jahr erforderlich sein werden. 2. Sollte - womit die Oberste Führung angeblich schon immer gerechnet hat - der Feldzug im Osten 1 94 1 noch nicht zur völligen Vernichtung der sowj etischen Widerstandskraft führen, so können die militärischen und po­ litischen Rückwirkungen für die Gesamtlage folgende sein: a) Eingreifen Japans gegen Rußland kann sich verzögern. Andererseits kann Amerika für Japan den unmittelbaren Anlaß zum Eingreifen geben (unwahrscheinlich) ! b) Vereinigung Rußland-England über Iran wird nicht zu verhindern sein. c) Türkei wird diese Entwicklung mit großem Mißbehagen betrachten. Trotzdem wird sie abwartend bleiben, bis sie vom Niederbruch Rußlands überzeugt ist. d) Militärische Aktion gegen Türkei für uns ausgeschlossen. Man muß versuchen, sie durch politische Mittel zu gewinnen. 3. Im Mittelmeerraum keine Anzeichen für wesentliche Veränderung der Lage. Englischer Angriff gegen Sollum und Ausfall aus Tobruk fraglich. Ohne ernste deutsche Bedrohung aus Richtung Syrien-Irak wird sich die englische Stellung am Suezkanal immer mehr festigen. Ansammlung starker Angriffskräfte in Libyen wird sich ungestört vollziehen (amerikanische Hil­ fe). Lage der deutsch-italienischen Kräfte in Libyen wird immer schwieriger werden, wenn es nicht gelingt, die Versorgung über das Mittelmeer auf eine wesentlich breitere Basis zu stellen oder Tobruk noch vor einer englischen Offensive zu nehmen. (Nicht vor Oktober möglich). 4. Spanien wird sich zum Kriegseintritt nur entschließen, wenn die deutsch-italienische Machtposition im Mittelmeer völlig gesichert ist oder wenn es selbst angegriffen wird. 5. Frankreich wartet ab und ist bestrebt, je nach Entwicklung der Lage der Achse, seine eigene zu verbessern. 6. England und Amerika sehen ein, daß Deutschland auf dem Festland nicht zu schlagen ist. Daher Ziel, Versorgungsschwierigkeiten zu vergrößern und im Verein mit Luftangriffen die Position der Achsenmächte außen- und innenpolitisch allmählich zu schwächen. "Die lnvasionsgefahr" kann bis auf weiteres als beseitigt gelten. Die Überlegenheit der deutschen Luftwaffe ist aufgeholt. Die Mittelmeer- und darüber hinaus die gesamtstrategische Lage kann aber nur grundlegend geändert werden, wenn es gelingt, durch Ver­ hinderung der deutsch-französischen Zusammenarbeit den deutsch-italieni­ schen Brückenkopf in Nordafrika zu beseitigen, die ganze Küste Nordafri­ kas in die Hand zu bekommen, die See- und Luftherrschaft im Mittelmeer zu gewinnen, in Französisch-Marokko (Casablanca) und Französisch-West­ afrika (Dakar) den Amerikanern einen Zugang zum Kriegstheater zu ver­ schaffen, die strategischen Möglichkeiten der Achsenmächte dadurch be-

13. September 1 941

208

denklieh einzuschnüren, den Blockaderaum um Mitteleuropa enger zu schließen, Italien so unter Druck zu setzen, daß es zusammenbricht. Dane­ ben muß durch Herstellung der Verbindung mit Rußland über iranisches Gebiet der Widerstandswille Rußlands aufrechterhalten und Deutschland der Zugriff auf die kaukasischen Ölgebiete verwehrt werden. (Wahrschein­ licher Gedankengang unserer angelsächsischen Gegner.) 7. Eigene Entschließungen: Ziel bleibt, England niederzuwerfen und zum Frieden zu zwingen. Luftwaffe allein genügt nicht. Mittel: Invasion und Belagerung. [ . ] 8. Zusammenfassung: England verfolgt politisch und militärisch zwei große Ziele: Durch die über Iran hergestellte Verbindung mit Sowjetrußland dessen Widerstandswillen zu erhalten und Deutschland den Zugriff auf das Ölgebiet zu verwehren und früher oder später ganz West- und Nordafrika als Operationsraum zu gewinnen. Spanien und Türkei sollen wenigstens als Nichtkriegführende erhalten bleiben. Für die eigene Weiterführung des Krieges ergibt sich daher folgendes: 1 . Der Zusammenbruch Rußlands ist das nächste und entscheidende Kriegsziel, das unter Einsatz aller an anderen Fronten entbehrlichen Kräfte erzwungen werden muß. Soweit es 1 94 1 nicht völlig verwirklicht wird, steht die Fortsetzung des Ostfeldzuges 1 942 an erster Stelle. Raumgewinn am Südflügel wird politisch und wirtschaftlich große Auswirkungen zur Folge haben. Unser Bestreben muß sein, eine Änderung der politischen Haltung der Türkei zu unseren Gunsten zu erreichen. Die militärische Lage würde dadurch im Südosten bedeutend verbessert werden. 2. Erst nach Ausschaltung Rußlands als Machtfaktor wird die Schlacht im Atlantik und im Mittelmeer gegen England, wenn möglich mit Hilfe französischer und spanischer Positionen im vollen Maß aufzunehmen sein. Auch wenn Rußland noch in diesem Jahr im großen niedergeworfen wird, stehen die Kräfte des Heeres und der Luftwaffe für entscheidende Opera­ tionen im Mittelmeer, im Atlantik und auf dem spanischen Festland kaum vor Frühjahr 1 942 zur Verfügung. 3. Wichtig ist es, bis zum nächsten Frühjahr die politischen und militäri­ schen Beziehungen zu Frankreich und Spanien nicht abreißen zu lassen, sondern im Gegenteil zu vertiefen, Frankreich bei der Stange zu halten und weiterhin zu beeinflussen, daß es Westafrika militärisch verstärkt, um j edem englisch-amerikanischen Angriff gewachsen zu sein. Die Schwierigkeit für uns gegenüber Frankreich liegt in der Rücksichtnahme auf berechtigte In­ teressen des mit uns verbündeten Italien. Militärisch gesehen ist sie aber für die Niederwerfung Englands in absehbarer Zeit absolut notwendig und darf daher nicht unversucht bleiben. 4. Auf dieser erweiterten Grundlage kann dann erst im nächsten Frühjahr dem sich steigernden Unterseebooteinsatz auch die Unterstützung der Luft.

.

Hitler über Rußland und Asien

209

waffe in größerem Ausmaß zuteil werden, um die Belagerung Englands mit größerem Erfolg fortzusetzen. 5. Operationen im östlichen Mittelmeerraum sind erst möglich, wenn Transkaukasien erreicht ist. 6. Die Invasion gegen England kann ernsthaft erst dann ins Auge gefaßt werden, wenn trotz des Niederbruchs Rußlands alle Mittel versagen, Spa­ nien oder Frankreich zur Teilnahme am Kriege auf [die] Seite der Achse zu bekommen und dadurch die Schlacht im Atlantik oder Mittelmeer nicht solche Erfolge zeigt, daß mit der Niederzwingung Englands auf diesem Wege zu rechnen ist.

99.

Aufzeichnung Heims über einen Monolog Hitlers, Auszug

Rußland und Asien. Hitler, Monologe, S. 68 - 69 Führerhauptquartier, 25. September 1 94 1 Dagegen ist der Angriffsgeist, mit dem der Russe vorwärts geht, für uns nichts Neues; das war im Weltkrieg nicht anders als heute; es erklärt sich aus ihrer Stupidität. So wie uns heute nicht mehr fühlbar ist, mit welcher Härte im Weltkrieg auf russischer Seite gegen uns gekämpft wurde, so wer­ den kommende Jahrhunderte auch diesen Feldzug lediglich als grandiose Operation vor Augen haben, während man die vielen Krisen nicht mehr sieht, die durch den russischen Angriffsgeist für uns entstanden sind. Doch gab es im Weltkrieg einen Typ des russischen Kämpfers, der mehr gutmütig als grausam war. Heute ist dieser Typ verschwunden; der Bolschewismus hat ihn ausgebrannt. Was für ein gefährliches Menschenreservoir ist dieses Asien! Eine Siche­ rung Europas ist denkbar nur unter der Voraussetzung, daß wir die euro­ päische Grenze bis zum Ural vorschieben. Westlich von ihm darf ein orga­ nisierter russischer Staat nicht mehr bestehen! Denn diese unheilbringende Sturheit ist nicht das Produkt des Bolschewismus und nicht das des Zaris­ mus, sondern sie ist in der Eigenart des Menschen begründet, eine Gefahr, die sich noch verstärkt, wenn der Raum mongolisiert wird. Plötzlich kommt so eine Wolke aus Asien und überrascht ein darauf nicht vorbereitetes Eu­ ropa, in welchem die ganze Volksgemeinschaft - überzüchtet und reglemen­ tiert - nichts weiter ist als eine gegenseitige Sicherung! Da es gegen diese Völkermasse eine natürliche Abscheidung nicht gibt, brauchen wir einen Ostwall, und der muß aus lebenden Menschen bestehen. Ein dauernder Grenzkampf im Osten schafft ein festes Geschlecht und hin­ dert uns, in die Weichheit einer rein auf Europa gegründeten Staatswelt

210

3. Oktober 1 94 1

zurückzusinken. Die Orte, a n die wir j etzt gekommen sind, waren fast alle schon einmal Zeugen des Vordringens der germanisch-deutschen Rasse. Wir standen am Eisernen Tor, wir waren in Belgrad und waren im russischen Raum.

1 00.

Sportpalastrede Hitlers, Auszug

Kriegführung im Osten. Domarus, Bd. 2, 5. 1 762 -1 765 Berlin, 3. Oktober 1 94 1 Die Lage war bereits i m Mai [1 94 1 ] so weit verdüstert, daß e s keinen Zweifel mehr darüber geben konnte, daß Rußland die Absicht hatte, bei der ersten Gelegenheit über uns herzufallen. Gegen Ende Mai verdichteten sich diese Momente so, daß man nunmehr den Gedanken einer drohenden Aus­ einandersetzung auf Leben und Tod nicht mehr von sich weisen konnte. Ich mußte nun damals immer schweigen, und es ist mir das doppelt schwer geworden. Nicht so schwer vielleicht der Heimat gegenüber, denn letzten Endes muß man begreifen, daß es Augenblicke gibt, in denen man nicht reden kann, wenn man nicht die ganze Nation in Gefahr bringen will. Viel schlimmer ist mir das Schweigen meinen Soldaten gegenüber gefallen, die nun, Division an Division, an der Ostgrenze des Reiches standen, und doch nicht wußten, was eigentlich vor sich ginge, die keine Ahnung hatten von dem, was sich unterdes in Wirklichkeit verändert hatte und die aber eines Tages vielleicht zu einem schweren, ja dem schwersten Waffengang aller Zeiten antreten mußten. Und gerade ihretwegen konnte ich ja nicht reden. Denn hätte ich auch nur ein Wort verloren, dann hätte dies nicht im geringsten Herrn Stalin in seinem Entschluß geändert, aber die Überra­ schungsmöglichkeit, die mir als letzte Waffe blieb, wäre dann weggefallen. Und j ede solche Vorankündigung, ja j ede Andeutung hätte Hunderttausen­ den unserer Soldaten das Leben gekostet. Ich habe deshalb auch in dem Augenblick noch geschwiegen, indem ich mich endgültig entschloß, nunmehr selber den ersten Schritt zu tun. Denn wenn ich schon einmal sehe, daß ein Gegner das Gewehr anlegt, dann werde ich nicht warten, bis er abzieht, sondern dann bin ich entschlossen, lieber selbst vorher loszudrücken. Es war, das darf ich heute aussprechen, der schwerste Entschluß meines ganzen bisherigen Lebens. Ein j eder solcher Schritt öffnet ein Tor, hinter dem sich Geheimnisse verbergen, und erst die Nachwelt weiß genau, wie es kam und was geschah. So kann man sich nur im Ionern mit seinem Gewissen abfinden. Das

Krieg gegen die Sowjetunion

211

Vertrauen auf sein Volk, auf die geschmiedete Waffenstärke und schließlich, was ich früher oft sagte, den Herrgott bitten, daß er dem den Segen gibt, der selbst gewillt und bereit ist, heilig und opfervoll für sein Dasein zu kämpfen. Am 22. Juni morgens setzte nun dieser größte Kampf der Weltgeschichte ein. Seitdem sind etwas über dreieinhalb Monate vergangen, und ich kann heute hier eine Feststellung treffen: Es ist alles seitdem planmäßig verlaufen. Was immer auch vielleicht im einzelnen der Soldat oder die Truppe an Überraschendem erleben mußte, der Führung ist in dieser ganzen Zeit in keiner Sekunde das Gesetz des Handels aus der Hand genommen worden. Im Gegenteil, bis zum heutigen Tag ist jede Aktion genau so planmäßig ver­ laufen, als im Osten gegen Polen, dann gegen Norwegen und endlich gegen den Westen und auf dem Balkan. Und noch eines muß ich hier feststellen, wir haben uns weder in der Richtigkeit der Pläne getäuscht, in der Tüchtigkeit, in der einmaligen geschichtlichen Tapferkeit des deutschen Soldaten. Wir ha­ ben uns schließlich auch nicht getäuscht über die Güte unserer Waffen. Wir haben uns nicht getäuscht über das reibungslose Funktionieren un­ serer ganzen Operationen der Front, über die Beherrschung der giganti­ schen hinteren Räume und auch nicht getäuscht über die deutsche Heimat. Wir haben uns aber etwas getäuscht: Wir hatten keine Ahnung davon, wie gigantisch die Vorbereitungen dieses Gegners gegen Deutschland und Eu­ ropa waren, und wie ungeheur groß die Gefahr war, wie haarscharf wir diesmal vorbeigekommen sind an der Vernichtung nicht nur Deutschlands, sondern ganz Europas. Das kann ich heute hier aussprechen. Ich spreche das hier heute aus, weil ich es heute sagen darf, daß dieser Gegner bereits gebrochen und sich nie mehr erheben wird. Hier hatte sich auch gegen Europa eine Macht zusammengeballt, von der leider die meisten keine Ahnung hatten und viele heute noch keine Ahnung besitzen. Es wäre dies ein zweiter Mongolensturm eines neuen Dschingis Khans geworden. [. . .] Im übrigen sprechen für die Größe dieses Kampfes Zahlen. Es sind viele unter ihnen, die noch den Weltkrieg mitgemacht hatten, und Sie wissen, was es heißt, Gefangene zu machen und gleichzeitig hunderte Kilometer vor­ wärtszukommen. Die Zahl der Gefangenen ist nunmehr auf rund 2, 5 Millionen Sowj etrus­ sen gewachsen. Die Zahl der erbeuteten oder vernichteten, also bei uns be­ findlichen Geschütze beträgt rund 22 000. Die Zahl der vernichteten oder erbeuteten also bei uns befindlichen Panzer beträgt über 1 8 000. Die Zahl der vernichteten, zerstörten und abgeschossenen Flugzeuge über 141/2tau­ send. Und hinter unseren Truppen liegt ein Raum, der zweimal so groß ist, als das Deutsche Reich war, als ich 1 933 die Führung erhielt, oder viermal so groß als England.

212

1 0. Oktober 1 941

Die Luftlinie aber, die die deutschen Soldaten zurücklegten, beträgt heute über 800 bis 1 000 Kilometer. Das ist Luftlinie! Bei Marschkilometern be­ deutet das nun das Eineinhalbfache und Doppelte, was auf einer Grundlänge gigantisch ist und einem Gegner gegenüber, der, das muß ich hier ausspre­ chen, nicht aus Menschen besteht, sondern aus Tieren, aus Bestien. Was der Bolschewismus aus Menschen machen kann, das haben Sie j etzt gesehen. Wir können der Heimat darüber Lichtbilder bringen, die uns zur Verfügung stehen, es ist das Grausamste, was Menschenhirne sich ersinnen. Ein Gegner, der einerseits aus tierischer Blutgier kämpft und zugleich aus Feigheit und Angst vor seinen Kommissaren andererseits, es ist ein Land, das nach fast 25j ährigem bolschewistischem Dasein unsere Soldaten nun­ mehr kennengelernt haben, und ich weiß eines, einer, der dort war, und im Herzen in irgendeiner Weise vielleicht Kommunist sein sollte, sei es auch nur im ideellen Sinne, der kehrt von seiner Auffassung geheilt zurück, davon können Sie überzeugt sein. Das Paradies der Arbeiter und Bauern habe ich immer richtig geschildert. Nach Beendigung dieses Feldzuges werden fünf oder sechs Millionen Sol­ daten mir bestätigen, daß ich die Wahrheit aussprach, sie werden Zeugen sein, die ich dann aufrufen kann. Sie sind über diese Straßen marschiert. Sie haben in den elenden Katen dieses Paradieses nicht leben können, denn sie gingen gar nicht hinein, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Sie haben die Einrichtungen dieses Paradieses gesehen. Es ist nichts als eine einzige Waffenfabrik auf Kosten des Lebensstandards der Menschen, eine Waffen­ fabrik gegen Europa. Und gegen diesen grausamen, bestialischen und tierischen Gegner, gegen diesen Gegner mit seiner gewaltigen Rüstung haben unsere Soldaten gewal­ tige Siege erkämpft.

101.

Befehl des Armeeoberkommandos 6

Verhalten der Truppe an der Ostfront. Jacobsen, 1 939 -1945, Nr. 1 93 1 0. Oktober 1 94 1 Hinsichtlich des Verhaltens der Truppe gegenüber dem bolschewistischen System bestehen vielfach noch unklare Vorstellungen. Das wesentlichste Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch-bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis. Hierdurch entstehen auch für die Truppe Aufgaben, die über das herge­ brachte einseitige Soldatenturn hinausgehen. Der Soldat ist im Ostraum

Krieg gegen die Sowjetunion

213

nicht nur ein Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst, sondern auch Trä­ ger einer unerbittlichen völkischen Idee und der Rächer für alle Bestialitäten, die deutschem und artverwandtem Volkstum zugefügt wurden. Deshalb muß der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben. Sie hat den weiteren Zweck, Erhebungen im Rücken der Wehrmacht, die erfah­ rungsgemäß stets von Juden angezettelt wurden, im Keime zu ersticken. Der Kampf gegen den Feind hinter der Front wird noch nicht ernst genug genommen. Immer noch werden heimtückische, grausame Partisanen und entartete Weiber zu Kriegsgefangenen gemacht, immer noch werden halb uniformierte oder in Zivil gekleidete Heckenschützen und Herumtreiber wie anständige Soldaten behandelt und in die Gefangenenlager abtranspor­ tiert. Ja, die gefangenen russischen Offiziere erzählen hohnlächelnd, daß die Agenten der Sowjets sich unbehelligt auf den Straßen bewegen und häufig an den deutschen Feldküchen mitessen. Ein solches Verhalten der Truppe ist nur noch durch völlige Gedankenlosigkeit zu erklären. Dann ist es aber für die Vorgesetzten Zeit, den Sinn für den gegenwärtigen Kampf wachzu­ rufen. Das Verpflegen von Landeseinwohnern und Kriegsgefangenen, die nicht im Dienste der Wehrmacht stehen, an Truppenküchen ist eine ebenso miß­ verstandene Menschlichkeit wie das Verschenken von Zigaretten und Brot. Was die Heimat unter großer Entsagung entbehrt, was die Führung unter größten Schwierigkeiten nach vorn bringt, hat nicht der Soldat an den Feind zu verschenken, auch nicht, wenn es aus der Beute stammt. Sie ist ein not­ wendiger Teil unserer Versorgung. Die Sowj ets haben bei ihrem Rückzug häufig Gebäude in Brand gesteckt. Die Truppe hat nur soweit Interesse an Löscharbeiten, als notwendige Trup­ penunterkünfte erhalten werden müssen. Im übrigen liegt das Verschwinden der Symbole einstiger Bolschewistenherrschaft, auch in Gestalt von Gebäu­ den, im Rahmen des Vernichtungskampfes. Weder geschichtliche noch künstlerische Rücksichten spielen hierbei im Ostraum eine Rolle. Für die Erhaltung der wehrwirtschaftlich wichtigen Rohstoffe und Produktionsstät­ ten gibt die Führung die notwendigen Weisungen. Die restlose Entwaffnung der Bevölkerung im Rücken der fechtenden Truppe ist mit Rücksicht auf die langen, empfindlichen Nachschubwege vordringlich, wo möglich, sind Beutewaffen und Munition zu bergen und zu bewachen. Erlaubt dies die Kampflage nicht, so sind Waffen und Muni­ tion unbrauchbar zu machen. Wird im Rücken der Armee Waffengebrauch einzelner Partisanen festgestellt, so ist mit drakonischen Maßnahmen durch­ zugreifen. Diese sind auch auf die männliche Bevölkerung auszudehnen, die in der Lage gewesen wäre, Anschläge zu verhindern oder zu melden. Die Teilnahmslosigkeit zahlreicher angeblich sowjetfeindlicher Elemente, die ei-

214

1 2 . Oktober 1 941

ner abwartenden Haltung entspringt, muß einer klaren Entscheidung zur aktiven Mitarbeit gegen den Bolschewismus weichen. Wenn nicht, kann sich niemand beklagen, als Angehöriger des Sowjet-Systems gewertet und be­ handelt zu werden. Der Schrecken vor den deutschen Gegenmaßnahmen muß stärker sein als die Drohung der umherirrenden bolschewistischen Restteile. Fern von allen politischen Erwägungen der Zukunft hat der Soldat zweierlei zu erfüllen:

1. die völlige Vernichtung der bolschewistischen Irrlehre, des Sowjet-Staa­ tes und seiner Wehrmacht, 2. die erbarmungslose Ausrottung artfremder Heimtücke und Grausam­ keit und damit die Sicherung des Lebens der deutschen Wehrmacht in Ruß­ land. Nur so werden wir unserer geschichtlichen Aufgabe gerecht, das deutsche Volk von der asiatisch-jüdischen Gefahr ein für allemal zu befreien.

1 02.

Fernschreiben des OKH an die Heeresgruppe Mitte

Angriff auf Moskau [Unternehmen " Taifun "]. KTB-OKW, Bd. 1 /2, Nr. 1 03 12. Oktober 1 941 Der Führer hat erneut entschieden, daß eine Kapitulation von Moskau nicht anzunehmen ist, auch wenn sie von der Gegenseite angeboten würde. Die moralische Berechtigung zu dieser Maßnahme liegt vor aller Welt klar. Ebenso wie in Kiew durch Sprengungen mit Zeitzündern die schwer­ sten Gefahren für die Truppen entstanden sind, muß damit in Moskau und Leningrad in noch stärkerem Maß gerechnet werden. Daß Leningrad unter­ miniert sei und bis zum letzten Mann verteidigt würde, hat der sowj etrus­ sische Rundfunk selbst bekannt gegeben. Schwere Seuchengefahren sind zu erwarten. Kein deutscher Soldat hat daher diese Städte zu betreten. Wer die Stadt gegen unsere Linien verlassen will, ist durch Feuer zurückzuweisen. Klei­ nere, nicht gesperrte Lücken, die ein Herausströmen der Bevölkerung nach Innerrußland ermöglichen, sind daher nur zu begrüßen. Auch für alle übri­ gen Städte gilt, daß sie vor der Einnahme durch Artilleriefeuer und Luftan­ griffe zu zermürben sind und ihre Bevölkerung zur Flucht zu veranlassen ist. Das Leben deutscher Soldaten für die Errettung russischer Städte vor einer Feuersgefahr einzusetzen oder deren Bevölkerung auf Kosten der deutschen Heimat zu ernähren, ist nicht zu verantworten. Das Chaos in Rußland wird um so größer, unsere Verwaltung und Aus-

215

Unterredung Hitler-Ciano

nützung der besetzten Ostgebiete u m so leichter werden, j e mehr die Be­ völkerung der sowj etrussischen Städte nach dem Innern Rußlands flüchtet. Dieser Wille des Führers muß sämtlichen Kommandeuren zur Kenntnis gebracht werden.

103.

Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Ciano, Auszug

Politisch-strategische Lage. Europas Zukunft. Staatsmänner, Nr. 87 Führerhauptquartier, 25. Oktober 1 94 1 Zur allgemeinen Lage bemerkte der Führer, daß durch die Ereignisse der letzten vier Monate eigentlich die Entscheidung des Krieges gefallen sei und daß j edenfalls für den Feind keine Möglichkeit mehr bestünde, an dieser Entscheidung zu rütteln. Wohl könnten die Engländer noch einige örtliche Unternehmungen versuchen; einen kontinentalen Erfolg j edoch könnten sie nicht erringen. Sie selbst seien nicht in der Lage, eine Landung auf dem Kontinent zu versuchen, geschweige denn sie durchzuführen. Es fehlte ihnen aber auch an Unterstützung von anderer Seite zur Durchführung eines solchen Un­ ternehmens. Das j etzt geschlagene Rußland freilich hätte ihnen, wie man gegenwärtig viel klarer als vor fünf Monaten erkenne, gewaltige Hilfe bei ihren Angriffsabsichten leisten können. Durch einen plötzlichen Angriff wären die Russen in der Lage gewesen, dem Krieg eine verheerende Wen­ dung zu geben, nicht nur gegenüber Deutschland und Italien, sondern ge­ genüber dem gesamten Europa und der Zivilisation. Diese Möglichkeit habe die Sowj etunion nunmehr endgültig verloren, und zwar nicht nur aus geographischen Gründen, weil die Front 1 500 km von der Ostgrenze des Reichs entfernt verlaufe, sondern auch aus militäri­ schen Gründen sowohl personeller als materieller Art ebenso wie aus orga­ nisatorischen Gründen. In personeller Hinsicht habe der Riesenstaat seine wertvollsten Verbände eingebüßt. An Material sei soviel verlorengegangen, wie die Demokratien in fünf Jahren nicht wieder ersetzen könnten, wobei zu berücksichtigen sei, daß sie dann für sich selbst nichts behielten. Ent­ scheidend sei j edoch die organisatorische Zerrüttung des russischen Staates, in deren Umfang und Ausmaß man bisher noch keinen Einblick besäße. Aus den Beobachtungen des türkischen Botschafters in Moskau aus der Zeit vor den Schlachten bei Wj asma und Briansk ergebe sich bereits ein Bild des inneren Zusammenbruchs der Ordnung und der Disziplin. In einem Staat, in dem die Führung derartig zentralisiert sei, daß, um es einmal kraß auszudrücken, auch die Verteilung von Zahnbürsten, wenn solche in Ruß-

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2 5 . Oktober 1 941

land überhaupt benutzt würden, von Moskau zentral geregelt werden müs­ se, sei es natürlich unmöglich, ein von der Hauptstadt Hunderte von Kilo­ metern entfernt liegendes neues Regierungszentrum aufzubauen. Schon die Erstellung des rein technischen Apparats sei bei dem russischen Koloß völlig unmöglich, so daß nach dem Verlassen Moskaus eine zentrale Regierung und Verwaltung des Landes praktisch undurchführbar wären. Ebenso unmöglich sei die Verlagerung der Industrie nach Osten. Manche Industriezweige hätten bereits 75 % ihrer Rohstoffversorgung verloren. Dazu käme, daß die restlichen 25 % meistens eisenbahnmäßig außerordent­ lich ungünstig verteilt lägen. Deutschland mit seinem hochbeweglichen Wirtschaftssystem würde un­ ter gleichen Umständen j edenfalls nicht in der Lage sein, Schäden, wie sie Rußland erlitten habe, wieder zu reparieren. Das gleiche dürfte für andere europäische Industrieländer zutreffen. Daher habe sich auch Frankreich in einem gewissen Augenblick in der Erkenntnis dieser Unmöglichkeit erge­ ben. Nun spräche man davon, daß Stalin eine Million Arbeiter nach Sibirien überführen wolle. Von diesen würde sicherlich nur ein Teil am Bestim­ mungsort eintreffen, und die Arbeiter würden mitten in den sibirischen Winter mit seinen Temperaturen von 45 bis 50 Grad Kälte hineingeraten. Sie würden keine Wohnungen vorfinden, sondern müßten in Erdhöhlen untergebracht werden. So würde sich wahrscheinlich in diesem Winter das Napoleonische Schicksal nicht an Deutschland und seinen Verbündeten, sondern an Rußland vollziehen. Hinzu käme, daß das russische Transportsystem kein transversales, son­ dern ein radiales sei. Alle Linien strahlten von Moskau aus, und der Weg zwischen zwei Punkten des Reiches führe immer über die Hauptstadt, die j edoch in wenigen Wochen von allen Seiten zerniert sein würde. [ . . . ] Menschenmäßig habe Rußland seit dem Beginn des Feldzugs über drei Millionen an Gefangenen verloren. Wenn man annehme, daß für j eden Ge­ fangenen mit einem bis zwei Toten gerechnet werden müsse, so komme man auf einen Gesamtverlust von sechs Millionen an Gefangenen und Toten. Für j eden Toten könne man zwei bis drei Verwundete annehmen, von denen 60 % Schwerverletzte, d. h. innerhalb kurzer Zeit nicht wieder verwendbare Soldaten seien, während 30 bis 40 % als Leichtverwundete angenommen werden könnten, von denen infolge der schlechten sanitären Organisation j edoch auch wieder 50 % ausfielen. Als Gesamtverlust der Russen ergebe sich aus seinen Berechnungen eine Mindestzahl von zehn Millionen, die wohl eine sehr vorsichtige Schätzung darstelle. In Wirklichkeit würden die Zahlen wahrscheinlich höher sein. Hinzu käme, daß fast das ganze Offizier­ und Unteroffizierkorps auf diese Weise verlorengegangen wäre, und wenn eine englische Zeitung schreibe, daß Stalin am Ural nach den Erfahrungen

Unterredung Hitler-Ciano

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des j etzigen Krieges eine neue Armee aufstellen wolle, s o könne diese Be­ hauptung bei j edem, der die Schwierigkeiten der Bildung einer Armee aus eigener Erfahrung kenne, nur ein Lächeln hervorrufen. Es handele sich um weiter nichts als um einen riesigen Bluff. Die materiellen Verluste der Russen seien unvorstellbar. Erst jetzt sei man sich über die riesige Gefahr klargeworden, die von Rußland gedroht habe. Die industriellen Schäden seien ebenso groß und nicht wieder gutzumachen. Der Abtrausport von Werkzeugmaschinen sei ein sehr zweifelhaftes Unter­ nehmen, besonders da die Eisenbahnen von den deutschen Fliegern ständig bombardiert würden. Da die jüngeren Jahrgänge als Industriearbeiter benö­ tigt würden, seien die Russen gezwungen, hauptsächlich ältere Jahrgänge einzuziehen und als Kanonenfutter zu verwenden. [ . . . ] Man könne daher feststellen, daß das Riesenreich der Sowj etunion am Ende seiner Kraft angelangt sei. Das wüßten nicht nur die Russen und die Deutschen nebst ihren Verbündeten, sondern auch England und Amerika. [. . .] Bemerkenswert an den Kämpfen im Osten sei die Tatsache, daß sich zum erstenmal ein Gefühl europäischer Solidarität entwickelt habe. Dies sei be­ sonders für die Zukunft von großer Wichtigkeit. Eine spätere Generation würde sich mit dem Problem Europa-Amerika auseinanderzusetzen haben. Es würde sich nicht mehr um Deutschland oder England, um Faschismus, Nationalsozialismus oder entgegengesetzte Systeme handeln, sondern um die gemeinsamen Interessen Gesamteuropas innerhalb des europäischen Wirtschaftsgebiets mit seinen afrikanischen Ergänzungen. Das europäische Solidaritätsgefühl, das sich im Augenblick, wenn auch nur schwach, so doch deutlich fühlbar vom Hintergrund der Kämpfe im Osten abhebe, müsse sich allmählich in eine allgemeine große Erkenntnis von der europäischen Ge­ meinsamkeit umwandeln. Nach einer Bemerkung über Japan, dessen Stunde an der Seite der Achse sicher einmal kommen würde, kam der Führer auf die praktischen Möglich­ keiten zu sprechen, die für Amerika in seinem Kampf gegen den Kontinent bestünden. Die Vereinigten Staaten rüsteten sich, um möglichst viel von der englischen Erbschaft zu übernehmen. Diese Absicht maskierten sie durch einen heiligen Kreuzzug gegen Faschismus und Nationalsozialismus, ein echt angelsächsisches Verfahren, da die Angelsachsen stets die Vertretung ihrer Interessen mit einem moralischen Anschein zu umgeben pflegen. In diesem Zusammenhang sei es bezeichnend, daß eine amerikanische Zeit­ schrift vor einigen Tagen erklärt habe, England sei derartig erschöpft, daß Amerika die Führung der Welt und die Nachfolge der britischen internatio­ nalen Stellungen übernehmen müsse. Als Gegenleistung für seine Kriegsma­ teriallieferungen schiene Amerika auch tatsächlich Forderungen in dieser Richtung an England gestellt zu haben, die anscheinend derartig schwerwie-

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25. Oktober 1 941

gend seien, daß die Engländer bisher noch nicht darauf geantwortet hätten. [. . ] Man höre oft die Meinung, daß am Ende des Krieges England zwar den Kampf verloren habe, daß aber Amerika an seine Stelle treten würde. Dazu sei zu bemerken, daß die Vereinigten Staaten die Probleme der inneren Ord­ nung und der Gestaltung der sozialen Verhältnisse, die in Deutschland und Italien gelöst worden wären, bisher keineswegs gemeistert haben und sich daher bei Kriegsende sehr großen inneren Schwierigkeiten gegenüber sehen würden. Wenn außerdem Europa, im Norden von Deutschland und im Sü­ den von Italien geleitet und zusammengehalten, zu einer engeren Zusam­ menarbeit zwischen den europäischen Nationen gelange als bisher, so würde es einen derartig überlegenen Faktor darstellen, daß auch Amerika nichts gegen ein solch geeintes Europa ausrichten könne. Es würden sich dann 500 Millionen Europäer 230 Millionen Amerikanern gegenüber befinden, wobei noch zu berücksichtigen sei, daß in Amerika nur 60 Millionen Angelsachsen lebten, während der Rest sich aus Italienern, Deutschen und anderen Rassen zusammensetze. Mittel- und Südamerika würden unter dem Einfluß der jüdischen Propa­ ganda während des Krieges Amerika zwar noch Hilfestellung leisten. Sobald aber einmal der Friede hergestellt wäre, würde ein derartiges wirtschaftliches Chaos dort entstehen, daß eine Neuorientierung notwendig sein würde. Da die Südamerikaner die gleichen Erzeugnisse verkaufen wollten, wie sie die Nordamerikaner im Überfluß herstellten, seien zwischen den beiden Teilen der westlichen Hemisphäre keine gesunden Wirtschaftsbeziehungen mög­ lich, zumal da die Südamerikaner nicht in der Lage seien, die Zahlungsmittel für die aus Nordamerika zu beziehenden Fertigwaren aufzubringen, und man schließlich nicht dauernd Waren gegen unproduktives Gold austau­ schen könne. Angesichts dieser Tatsachen des inneren und äußeren Chaos in Amerika sei der Krieg und seine Rüstungen für die Vereinigten Staaten lediglich eine Gnadenfrist, nach deren Verlauf sie einen Wirtschaftszusammenbruch erle­ ben würden, dem gegenüber die Krise von 1 929 als ein Kinderspiel erschei­ nen würde. Daher gehöre die Zukunft nicht dem lächerlichen halbkultivierten Ame­ rika, sondern dem neuerstandenen Europa, das sich mit seinen Menschen, seiner Wirtschaft und seinen geistigen und kulturellen Werten auch unbe­ dingt durchsetzen würde unter der Voraussetzung, daß der Osten in den Dienst des europäischen Gedankens gestellt würde und nicht gegen Europa arbeite. Daher sei es auch ein Trugschluß zu glauben, daß Amerika letzten Endes der Nutznießer der Niederlage Englands sein würde. Die ältere Kul­ tur und das höhere geistige Niveau Europas würden schließlich doch den Sieg davontragen. .

Krieg gegen die Sowjetunion 104.

219

Ereignismeldung UdSSR Nr. 128, Auszug

Massenexekutionen durch Einsatzgruppen. Jacobsen, 1 939-1 945, Nr. 1 94 Berlin, 3. November 1 94 1 Was die eigentliche Exekutive anbelangt, so sind von den Kommandos der Einsatzgruppe bisher etwa 80 000 Personen liquidiert worden. Darunter befinden sich etwa 8000 Personen, denen aufgrund von Ermitt­ lungen eine deutschfeindliche oder bolschewistische Tätigkeit nachgewiesen werden konnte. Der verbleibende Rest ist aufgrund von Vergeltungsmaßnahmen erledigt worden. Mehrere Vergeltungsmaßnahmen wurden im Rahmen von Großaktionen durchgeführt. Die größte dieser Aktionen fand unmittelbar nach der Ein­ nahme Kiews statt; es wurden hierzu ausschließlich Juden mit ihrer gesam­ ten Familie verwandt. Die sich bei Durchführung einer solchen Großaktion ergebenden Schwie­ rigkeiten - vor allem hinsichtlich der Erfassung - wurden in Kiew dadurch überwunden, daß durch Maueranschlag die jüdische Bevölkerung zur Um­ siedlung aufgefordert worden war. Obwohl man zunächst nur mit einer Beteiligung von etwa 5000 bis 6000 Juden gerechnet hatte, fanden sich über 30 000 Juden ein, die infolge einer überaus geschickten Aktion bis unmittel­ bar vor der Exekution noch an ihre Umsiedlung glaubten. Wenn auch bis j etzt auf diese Weise insgesamt etwa 75 000 Juden liquidiert worden sind, so besteht doch schon heute Klarheit darüber, daß damit eine Lösung des Judenproblems nicht möglich sein wird. Es ist zwar gelungen, vor allem in kleineren Städten und auch in den Dörfern eine restlose Berei­ nigung des Judenproblems herbeizuführen; in größeren Städten dagegen wird immer die Beobachtung gemacht, daß nach einer solchen Exekution zwar sämtliche Juden verschwunden sind, kehrt aber alsdann nach einer bestimmten Frist ein Kommando nochmals zurück, so wird immer wieder eine Anzahl von Juden festgestellt, die ganz erheblich die Zahl der exeku­ tierten Juden übersteigt.

220 1 05.

27. November 1 94 1 Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Scavenius, Auszug

Europas Zukunft. Konsequenzen für den Fall einer deutschen Niederlage. Staatsmänner, Nr. 91 Führerhauptquartier, 27. November 1 94 1 [Hitler erklärt:] Wir müßten uns langsam a n einen europäischen Begriff gewöhnen; denn schließlich lebten wir alle in einer europäischen Familie. Es sei nun mal so, daß innerhalb einer Familie sehr oft heftig gezankt wird, aber das schließe nicht aus, daß man sich im Augenblick einer großen Gefahr oder in Momenten, wo es darum geht, lebenswichtige Probleme zu lösen, doch zusammenfindet. In Europa hätten nur zwei Rassen etwas geleistet, die romanische und die germanische. Alle anderen waren Nutznießer und Schmarotzer an den Werten und Kulturen, die die anderen Rassen geschaf­ fen haben. Deutschland kämpft an der Ostfront, weil es dort steht. Würde es dort nicht stehen, so müßte eine andere Macht dort kämpfen. Diesen gewaltigen Kampf gegen den immer wieder anstürmenden Osten kämpften wir nun seit 1 500 Jahren. Früher seien es die Hunnen, die Tataren und die Mongolen gewesen, heute ist es der Bolschewismus, der ganz Asien gegen Europa mobilisiert hat. Auch die Finnen stünden an der Ostfront Europas. Die Schweden machten es sich leicht, und das könnten sie so lange tun, wie es Finnen gibt, die an der Front ihr Leben einsetzten. Ahnlieh sei es mit den Rumänen, die gegen die Bolschewisten kämpfen. Würden sie nicht kämpfen oder wären sie nicht da, so müßten eben die Bulgaren diesen Kampf beste­ hen. Wenn Deutschland nun die größte Blutlast dieses Kampfes getragen habe und auch diesmal trägt, so kämpfte es zwar für sich, aber gleichzeitig auch für ganz Europa. Hätte Deutschland sich nicht wieder erholt und zu diesem gewaltigen Kampf vorbereitet, so wären diese bolschewistisch-asiatischen Horden wie eine Welle über Europa hinweggefegt und hätten auch nicht vor der Schweizer Demokratie haltgemacht. Deshalb freue es ihn, daß Dä­ nemark dabei sei. Der Krieg würde einmal vergehen, aber die europäischen Probleme blieben bestehen und müßten gelöst werden. Dazu sei es notwen­ dig, daß die europäische Völkerfamilie zusammensteht und anpackt. Man kann nur dort Handel treiben, wo man diesen Handel mit dem Schwert schützen kann, darüber müsse sich auch Dänemark klarwerden. Auch Eng­ land würde einmal den Weg zu Europa zurückfinden; hoffentlich nicht zu spät. Die Politik, die es heute treibe, sei wahnsinnig. Europa müsse nunmehr zusammenstehen, da es sich darüber klar sein müsse, daß die Staaten, auf die sich die meisten Länder bisher verlassen haben, England und Amerika,

"Nacht-und-Nebel-Erlaß"

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vor gewaltigen sozialen Revolutionen stünden. Keine Nation der Erde sei mehr reif für soziale Explosionen als gerade die USA und auch England. [. . .] Kein Staat Europas könne ihm vorwerfen, daß er von sich aus an ihn herangetreten sei, um ihn in diesen Krieg hineinzulocken oder ihn zu be­ wegen, für Deutschland zu kämpfen. Die Staaten, die heute Seite an Seite mit uns stehen, hätten von sich aus den Wunsch ausgesprochen, mitkämpfen zu dürfen. Ja, selbst die Tschechen hätten eine Legion aufstellen wollen, aber er sei der Überzeugung, daß die Tschechen die europäische Neuordnung nicht liebten, und deshalb wolle er auch nicht, daß sie dafür kämpften. Er wolle auch aus den Tschechen keine Deutschen machen. Er habe das Prin­ zip, die Aufgabe, die das Schicksal an ihn stelle, mit eigenem Blutopfer und eigenem Einsatz zu lösen. Wenn das deutsche Volk einmal nicht mehr stark und opferbereit genug sei, sein eigenes Blut für seine Existenz einzusetzen, so soll es vergehen und von einer anderen, stärkeren Macht vernichtet wer­ den. Es verdiente dann nicht mehr diesen Platz, den es sich heute errungen habe. Europa sei durch eine lange Geschichte von Höhen und Tiefen hin­ durchgegangen und sei nun aber auf dem besten Wege, zu einer Familie zusammenzuwachsen. Dieser Entwicklung entsprechend müsse es eine ge­ meinsame Wirtschaftspolitik betreiben und gemeinsam an die wirtschaftli­ che Erschließung Europas herangehen. Die Hauptaufgabe sei vorerst, Eu­ ropa autark zu machen. Die Spitzengeschäfte mit Übersee könne j eder ma­ chen, wie er wolle. Ganz Europa würde ihm in hundert Jahren einmal danken, daß er diese Entwicklung eingeleitet habe.

106.

"Nacht-und-Nebel-Erlaß", Auszug

Richtlinien des OKW für die Verfolgung von Straftaten gegen das Reich oder die Besatzungsmacht in den besetzten Gebieten. Jacobsen, 1 939 -1945, Nr. 1 96 7. Dezember 1 941 In den besetzten Gebieten haben mit Beginn des russischen Feldzuges kommunistische Elemente und andere deutschfeindliche Kreise ihre Angrif­ fe gegen das Reich und die Besatzungsmacht verstärkt. Der Umfang und die Gefährlichkeit dieser Umtriebe zwingen aus Abschreckungsgründen zu schärfsten Maßnahmen gegen die Täter. Zunächst ist nach folgenden Richt­ linien zu verfahren: I. In den besetzten Gebieten ist bei Straftaten von nichtdeutseben Zivil­ personen, die sich gegen das Reich oder die Besatzungsmacht richten, und deren Sicherheit oder Schlagkräftigkeit gefährden, grundsätzlich die Todes­ strafe angebracht.

222

8. Dezember 1 941

1 1 . Die Straftaten des Abschnitts I sind grundsätzlich nur dann in den besetzten Gebieten abzuurteilen, wenn wahrscheinlich ist, daß gegen die Täter, mindestens aber die Haupttäter, Todesurteile ergehen und wenn das Verfahren und die Vollstreckung der Todesurteile schnellstens durchgeführt werden können. Sonst sind die Täter, mindestens aber die Haupttäter, nach Deutschland zu bringen. III. Täter, die nach Deutschland gebracht werden, sind dort dem Kriegs­ verfahren nur unterworfen, wenn besondere militärische Belange es fordern. Deutschen und ausländischen Dienststellen ist auf Fragen nach solchen Tä­ tern zu erklären, sie seien festgenommen worden, der Stand des Verfahrens erlaube keine weiteren Mitteilungen. IV. Die Befehlshaber in den besetzten Gebieten und die Gerichtsherren sind im Rahmen ihrer Zuständigkeit für die Durchführung dieses Erlasses persönlich verantwortlich.

107. Weisung Nr. 39, Auszug Verteidigung an der Ostfront. Hitlers Weisungen, Nr. 39 Führerhauptquartier, 8. Dezember 1 941 Der überraschend früh eingebrochene strenge Winter im Osten und die dadurch eingetretenen Versorgungsschwierigkeiten zwingen zu sofortiger Einstellung aller größeren Angriffsoperationen und zum Übergang zur Ver­ teidigung. Wie diese Verteidigung zu führen ist, wird bestimmt durch das Ziel, das mit ihr verfolgt wird, nämlich: a) Räume zu behaupten, die operativ oder wehrwirtschaftlich für den Gegner von großer Bedeutung sind, b) den im Osten eingesetzten Kräften der Wehrmacht eine möglichst große Erholung und Auffrischung zu ermöglichen und c) dadurch die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme größerer An­ griffsoperationen im Jahre 1 942 zu schaffen.

Krieg gegen die USA 1 08.

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Deutsche Note an die amerikanische Regierung

Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten. ADAP, Serie D, Bd. XIII, Nr. 572 Berlin, 1 0 . Dezember 1 94 1 [Übergabe a m 1 1 . Dezember 1 94 1 i n Washington, D. C.] Nachdem die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika von Aus­ bruch des durch die englische Kriegserklärung an Deutschland vom 3. Sep­ tember 1 939 heraufbeschworenen europäischen Krieges an alle Regeln der Neutralität in immer steigendem Maße zugunsten der Gegner Deutschlands auf das flagranteste verletzt und sich fortgesetzt der schwersten Provokatio­ nen gegenüber Deutschland schuldig gemacht hat, ist sie schließlich zu of­ fenen militärischen Angriffshandlungen übergegangen. Am 1 1 . September 1 94 1 hat der Herr Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika öffentlich erklärt, daß er der amerikanischen Flotte und Luft­ waffe den Befehl gegeben habe, auf j edes deutsche Kriegsfahrzeug ohne weiteres zu schießen. In seiner Rede vom 27. Oktober d[iese]s J[ahre]s hat er nochmals ausdrücklich bestätigt, daß dieser Befehl in Kraft sei. Gemäß diesem Befehl haben seit Anfang September d[iese]s J[ahre]s ame­ rikanische Kriegsfahrzeuge deutsche Seestreitkräfte systematisch angegrif­ fen. So haben amerikanische Zerstörer, z. B. die "Greer", die "Kearny" und die "Reuben James" planmäßig das Feuer auf deutsche U-Boote eröffnet. Der Staatssekretär der amerikanischen Marine, Herr Knox, hat selbst bestä­ tigt, daß amerikanische Zerstörer deutsche U-Boote angegriffen haben. Ferner haben die Seestreitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika auf Befehl ihrer Regierung deutsche Handelsschiffe auf dem offenen Meer völ­ kerrechtswidrig als feindliche Schiffe behandelt und gekapert. Die Reichsregierung stellt daher fest: Obwohl sich Deutschland seinerseits gegenüber den Vereinigten Staaten von Amerika während des ganzen gegenwärtigen Krieges streng an die Re­ geln des Völkerrechts gehalten hat, ist die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika von anfänglichen Neutralitätsbrüchen endlich zu offenen Kriegshandlungen gegen Deutschland übergegangen. Sie hat damit praktisch den Kriegszustand geschaffen. Die Reichsregierung hebt deshalb die diplomatischen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika auf und erklärt, daß sich unter diesen durch den Präsidenten Roosevelt veranlaßten Umständen auch Deutschland von heute ab als im Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten von Amerika befindlich betrachtet.

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1 1 . Dezember 1 941

1 09. Reichstagsrede Hitlers, Auszug Kriegserklärung an die Vereinigten Staaten. Domarus, Bd. 2, S. 1 801-1 808 Berlin, 1 1 . Dezember 1 941 Soweit es sich um die Stellung Deutschlands zu Amerika handelt, ist fol­ gendes zu sagen: 1 . Deutschland ist vielleicht die einzige Großmacht, die weder auf dem nord- noch südamerikanischen Kontinent j emals eine Kolonie besessen oder sich sonst politisch betätigt hat, es sei denn durch die Auswanderung vieler Millionen Deutscher, und deren Mitarbeit, aus der der amerikanische Kontinent, insonderheit der Vereinigten Staaten, nur Nutzen gezogen ha­ ben. 2. Das Deutsche Reich hat in der ganzen Geschichte der Entstehung und des Bestehens der Vereinigten Staaten niemals eine politisch ablehnende oder gar feindliche Haltung eingenommen, wohl aber mit dem Blut vieler seiner Söhne mitgeholfen, die USA zu verteidigen. 3. Das Deutsche Reich hat sich an keinem Krieg gegen die Vereinigten Staaten selbst beteiligt, wohl aber wurde es von den Vereinigten Staaten im Jahre 1 9 1 7 mit Krieg überzogen, und zwar aus Gründen, die durch einen Ausschuß restlos aufgeklärt worden sind, den der j etzige Präsident Roose­ velt zur Prüfung dieser Frage selbst eingesetzt hatte. Gerade dieser Untersuchungsausschuß zur Klärung der Gründe des ame­ rikanischen Kriegseintritts hat einwandfrei festgestellt, daß diese für den amerikanischen Kriegseintritt 1 9 1 7 ausschließlich auf dem Gebiet der kapi­ talistischen Interessen einiger kleiner Gruppen liegen, daß Deutschland selbst j edenfalls keinerlei Absicht hatte, mit Amerika in einen Konflikt zu geraten. Auch sonst gibt es zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Volk keine Gegensätze, seien sie territorialer oder politischer Art, die ir­ gendwie die Interessen oder gar die Existenz der Vereinigten Staaten berüh­ ren könnten. Die Verschiedenheit der Staatsformen war immer gegeben. Sie kann aber überhaupt nicht als ein Grund für Feindseligkeiten im Völkerle­ ben herangezogen werden, solange sich nicht eine Staatsform bemüht, au­ ßerhalb des ihr natürlich gegebenen Bereiches in andere einzugreifen. [ . . . ] Welches ist nun der Grund, daß nach so bitteren Erfahrungen sich wieder ein Präsident der Vereinigten Staaten findet, der erneut seine einzige Aufga­ be darin sieht, Kriege entstehen zu lassen und vor allem die Feindschaft gegen Deuschland bis zum Kriegsausbruch zu steigern ? Der Nationalsozialismus kam in Deutschland im selben Jahre zur Macht, an dem Roosevelt zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde.

Krieg gegen die USA

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Es ist nun wichtig, die Momente zu prüfen, die als Ursache der heutigen Entwicklung angesehen werden müssen. Zunächst die persönliche Seite: Ich verstehe nur zu wohl, daß zwischen der Lebensauffassung und Ein­ stellung des Präsidenten Roosevelt und meiner eigenen ein weltweiter Ab­ stand ist. Roosevelt stammt aus einer steinreichen Familie, gehörte von vorneherein zu j ener Klasse von Menschen, denen Geburt und Herkunft in den Demo­ kratien den Weg des Lebens ebnen und damit den Aufstieg sichern. Ich selbst war nur das Kind einer kleinen und armen Familie und mußte mir unter unsäglichen Mühen durch Arbeit und Fleiß meinen Weg erkämp­ fen. Als der Weltkrieg kam, hat ihn Roosevelt in einer unter dem Schatten Wilsons befindlichen Stellung aus der Sphäre des Verdienenden miterlebt. Er kennt daher nur die angenehmen Folgen der Auseinandersetzung von Völkern und Staaten, die sich für den hergeben, der dort Geschäfte macht, wo andere verbluten. In dieser gleichen Zeit war mein eigenes Leben wieder auf der ganz an­ deren Seite gelegen. Ich gehörte nicht zu denen, die Geschichte oder gar Geschäfte machten, sondern nur zu denen, die B efehle ausführten. Als gewöhnlicher Soldat habe ich mich bemüht, in diesen vier Jahren vor dem Feinde meine Pflicht zu erfüllen, und kehrte aus dem Kriege natürlich gerade so arm zurück, wie ich im Herbst 1 9 1 4 in ihn gezogen war. Ich habe also mein Schicksal mit dem von Millionen geteilt, Herr Franklin Roosevelt das Seine mit dem der sogenannten oberen Zehntausend. Wahrend Herr Roosevelt nach dem Krieg schon seine Fähigkeiten in Finanzspekulationen erprobte, um aus der Inflation, das heißt dem Fleiß der anderen, persönli­ chen Nutzen zu ziehen, lag ich noch, ebenfalls wie viele andere Hundert­ tausend, im Lazarett. Und als Herr Roosevelt endlich die Laufbahn des normalen geschäftlich erfahrenen, wirtschaftlich fundierten, herkunftsmäßig protegierten Politi­ kers beschritt, kämpfte ich als namenloser Unbekannter für die Wiederer­ hebung meines Volkes, dem das schwerste Unrecht in seiner ganzen Ge­ schichte angetan worden war. Zwei Lebenswege ! Als Franklin Roosevelt an die Spitze der Vereinigten Staaten trat, war er der Kandidat einer durch und durch kapitalistischen Partei, die sich seiner bediente. Und als ich Kanzler des Deutschen Reiches wurde, war ich der Führer einer Volksbewegung, die ich selbst geschaffen hatte. [ . . . ] Wir wissen, welche Kraft hinter Roosevelt steht. Es ist j ener ewige Jude, der seine Zeit als gekommen erachtete, um das auch an uns zu vollstrecken, was wir in Sowj et-Rußland alle schaudernd sehen und erleben mußten. Wir haben das jüdische Paradies auf Erden nunmehr kennengelernt. Millionen

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deutscher Soldaten haben den persönlichen Einblick gewinnen können in ein Land, in dem dieser internationale Jude Mensch und Gut zerstörte und vernichtete. Der Präsident der Vereinigten Staaten mag das vielleicht selbst nicht begreifen. Dann spricht das nur für seine geistige Beschränktheit. Wir aber wissen, daß dies Ziel seines ganzen Kampfes ist: Auch wenn wir nicht im Bündnis mit Japan stünden, wären wir uns darüber im klaren, daß es die Absicht der Juden und ihres Franklin Roosevelt ist, einen Staat nach dem anderen allein zu vernichten. Das heutige Deutsche Reich hat aber nun nichts mehr gemein mit dem Deutschland von einst. Wir werden daher auch von unserer Seite nun das tun, was dieser Provokateur seit Jahren zu errei­ chen versuchte. Nicht nur, weil wir Verbündete von Japan sind, sondern weil Deutschland und Italien in ihrer derzeitigen Führung genügend Ein­ sicht und Stärke besitzen, um zu begreifen, daß in dieser historischen Zeit das Sein oder Nichtsein der Nationen bestimmt wird, vielleicht für immer. Was diese andere Welt mit uns vorhat, ist uns klar. Sie haben das demokra­ tische Deutschland von einst zum Verhungern gebracht, sie würden das na­ tionalsozialistische Deutschland von j etzt ausrotten. Ich habe daher heute dem amerikanischen Geschäftsträger die Pässe zu­ stellen lassen und ihm folgendes eröffnen lassen. [Es folgt ein von der tat­ sächlich überreichten Note abweichender Rechtfertigungsversuch.]

1 1 0.

Abkommen Deutschland - Italien - Japan, Auszug ADAP, Serie E, Bd. I, Nr. 1 5

Berlin, 1 1 . Dezember 1 941 Artikel I. Deutschland, Italien und Japan werden den ihnen von den Ver­ einigten Staaten von Amerika und England aufgezwungenen Krieg mit allen ihnen zu Gebote stehenden Machtmitteln gemeinsam bis zum siegreichen Ende führen. Artikel II. Deutschland, Italien und Japan verpflichten sich, ohne volles gegenseitiges Einverständnis weder mit den Vereinigten Staaten von Ameri­ ka noch mit England Waffenstillstand oder Frieden zu schließen. Artikel 111. Deutschland, Italien und Japan werden auch nach siegreicher Beendigung des Krieges zum Zwecke der Herbeiführung einer gerechten Neuordnung im Sinne des von ihnen am 27. September 1 940 abgeschlosse­ nen Dreimächtepaktes auf das engste zusammenarbeiten. Artikel IV. Dieses Abkommen tritt sofort mit seiner Unterzeichnung in Kraft und bleibt ebensolange wie der Dreimächtepakt vom 27. September 1 940 in Geltung. Die Hohen Vertragschließenden Teile werden sich recht­ zeitig vor Ablauf dieser Geltungsdauer über die weitere Gestaltung ihrer

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Unterredung Hitler-Oshima

im Artikel 3 dieses Abkommens vorgesehenen Zusammenarbeit verständi­ gen. 1 1 1.

Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Oshima, Auszug

Kriegseintritt Japans. Staatsmänner, Nr. 99 Berlin, 1 3 . Dezember 1 94 1 Für Deutschland sei der Eintritt Japans i n den Krieg eine große Erleich­ terung. Er müsse es offen zugeben, daß er in bezug auf die Erfolgsaussichten des U-Bootkrieges Sorgen gehabt habe. Wie sollte ein Kommandant denn wissen, wann er torpedieren durfte und wann nicht ? Die amerikanischen Schiffe seien in Geleitzügen und abgeblendet gefahren, außerdem hätten die Amerikaner den Engländern 50 Zerstörer von einem Typ geliefert, von dem sie selbst noch 80 hätten. Man könne einem U-Bootkommandanten nicht zumuten, daß er vor j eder Torpedierung ein ganzes Buch durcharbeite, um festzustellen, ob das Schiff ein englisches oder ein amerikanisches sei. Die U-Bootkommandanten hätten unter einem unerträglichen psychologischen Druck gestanden; denn schließlich fühlte jeder von ihnen die unerhörte Ver­ antwortung bei dem Gedanken, daß er durch eine falsche Torpedierung un­ ter Umständen sein Land in einen neuen Krieg hineinbringen könnte. Dies sei j etzt endgültig vorbei. Er hätte den deutschen U-Bootkommandanten den Befehl gegeben, alles zu torpedieren, was ihnen vor die Rohre käme. Auch die deutschen Überwasserstreitkräfte könnten nun freier operieren. Bisher hätten sich die amerikanischen Schiffe in ihrer Nähe postiert und so lange gefunkt, bis englische Seestreitkräfte da waren, ohne daß sich die Deutschen hätten dagegen wehren können. Er würde die U-Boote j etzt bis vor die amerikanischen Häfen schicken und brauche auch keine Rücksicht mehr auf die Drei-Meilen-Zone zu nehmen. Er, der Führer, sei der Überzeugung, daß Roosevelt geschlagen werden muß. Es sei eine große Tat der Japaner gewesen, daß sie den Nimbus der amerikanischen Überlegenheit gleich zu Anfang zerstört hätten. Er erzählt dann von der amerikanischen Kampftüchtigkeit, die er nicht hoch ein­ schätzt, und bringt Beispiele aus dem Jahre 1 9 1 8. Damals seien die deutschen Truppen erschöpft und müde gewesen und die amerikanischen Truppen frisch und gut genährt. Trotzdem seien da, wo Deutsche auf die Amerikaner gestoßen seien, die Amerikaner derartig zusammengeschlagen worden, daß sie Wochen gebraucht hätten, bis sie wieder eingesetzt werden konnten. Wie sollten auch Truppen bis zum Äußersten standhalten, die als Gott den Dol­ lar hätten ? [ . . . ]

Dezember 194 1

228

A n der übrigen Front käme nun der Stillstand des Winters. Leider habe mitten in der Entwicklung einer großen Operation ein Kälteeinbruch von 38° stattgefunden. Bei einer solchen Temperatur häre j ede Operation auf. Zu der Belastung für den einzelnen Mann, in dieser Kälte zu kämpfen, kä­ men die Störungen bei den motorisierten Fahrzeugen. Vor allem aber wür­ den auch die Maschinenwaffen nicht mehr funktionieren. Einige Operatio­ nen würden natürlich zu Ende geführt. Zunächst müsse Sewastopol genom­ men werden; die Vorbereitungen dafür seien fast abgeschlossen. Dann würde die Belagerung von Leningrad weitergeführt und drittens hoffe er, die Ope­ rationen in Richtung Kaukasus demnächst wieder aufnehmen zu können. Die übrigen Abschnitte der Ostfront müsse er auf eine möglichst kurze Linie ausrichten, die etwa der geraden Linie von Leningrad bis Taganrog entspräche. Dies ermögliche ihm dann, die motorisierten und Panzertrup­ pen, ferner die besten Infanteriedivisionen zurückzunehmen, um sie wäh­ rend des Winters aufzufrischen. Im Frühj ahr würden dann die Operationen im großen wieder aufgenommen.

1 12.

Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug

Politisch-strategische Lage. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 1 1 Dezember 1 941 1. Bedeutung des Kriegseintritts Japan! USA für die weitere Entwicklung Der Eintritt ]apans in den Krieg gegen England/USA und die Kriegser­ klärung der europäischen Achsenmächte an die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben die gesamtstrategische Lage für die Weiterführung die­ ses Krieges grundlegend verändert. Mit dem Kriegseintritt der beiden gro­ ßen Seemächte Japan und USA und der sich daraus ergebenden Kriegsbe­ teiligung Chinas und zahlreicher mittelamerikanischer Staaten, hat dieser Krieg nunmehr ein weltumspannendes Ausmaß angenommen, dem sich kein Land von Bedeutung auf die Dauer entziehen kann. Damit eröffnet der neue Abschnitt unseres gemeinsamen Waffenganges einen durch keinerlei neutra­ le Rücksichten beschränkten, überkontinentalen Ausblick auf die spätere Möglichkeit einer allgemeinen Neuordnung der Dinge der Welt, nicht nur im europäischen und ostasiatischen Raum, sondern auch in den übrigen Weltgebieten. Die von Deutschland, Italien und Japan erstrebte Neuord­ nung hängt j etzt lediglich von den Erfolgen der Waffen, den Fähigkeiten der Führungen und dem geistigen, moralischen und wirtschaftlichen Durchhal­ tevermögen der Völker ab. Eine wesentliche Änderung der Kräftelage im

Kriegslage

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Großen durch Eintritt weiterer Staaten in den Krieg, steht nunmehr kaum noch zu erwarten. Trotzdem wäre eine nicht unbeträchtliche Veränderung der strategischen Lage für den europäischen Raum mit dem Kriegseintritt von 3 Nationen verbunden, die z. Zt. noch außerhalb des Ringens stehen, nämlich Portugal, Spanien und der Türkei. Von diesen ist für die Entwick­ lung im kleinasiatischen-, persischen und damit auch ägyptischen Raum die Haltung der Türkei von besonderer Bedeutung. Sie wird abhängig sein von den weiteren Erfolgen der deutschen Kampfführung gegen Sowj etrußland. Die Ausweitung des Ringens auf weite ozeanisch-pazifische Räume und die Notwendigkeit des Kampfes gegen die beiden größten Seemächte Eng­ land/USA legt den Kriegsmarinen der verbündeten Mächte des Dreierpaktes eine ganz besondere Verantwortung und Verpflichtung von historischem Ausmaß auf. Damit ergibt sich auch die entscheidende Bedeutung der Zu­ sammenarbeit der Kriegsmarinen Japans, Italiens und Deutschlands und der Wert ihrer gegenseitigen Unterstützung und Diversionswirkung.

2. Die wechselseitigen Auswirkungen des europäischen und pazifischen Krieges Für die Kriegführung in Europa ergibt sich durch die Aktivität der star­ ken j apanischen Seemacht eine sehr beträchtliche Entlastung, sowohl im Atlantik als auch im Mittelmeer. Dies ist umso bedeutungsvoller, als die Belastung der italienischen Kriegsmarine infolge der sehr lebhaften Aktivität der starken, von beträchtlichen Luftkräften unterstützten britischen Mittel­ meerflotte einen Höchstgrad erreicht hat und als andererseits die deutsche Kriegsmarine, bedingt durch den bei Kriegsbeginn erst im Anfangsstadium stehenden Aufbau der Flotte nicht in der Lage ist, auf dem Hauptkampffeld gegen die brit. Versorgungsschiffahn im Atlantik der englisch-amerikani­ schen Flotte außer der U-Bootswaffe gleich starke Kampfstreitkräfte entgegenzustellen. Japan hat seinen ostasiatischen Freiheitskampf mit einer Reihe für den Gegner völlig überraschender, besonders erfolgreicher Schläge eröffnet. Durch Ausschaltung wesentlicher Teile der USA-Pazifik-Flotte, durch ent­ scheidende Schwächung der englischen Ostasienflotte, Besetzung Guams und Thailands, Abschnürung Hongkongs und Angriffsführung gegen die Hauptstützpunkte Singapore und Manila, hat Japan sich nicht nur zunächst die Seeherrschaft auf dem ostasiatischen Kampffeld erkämpft, sondern hat auch die gesamtstrategische Lage der im Dreierpakt verbündeten Länder in günstigem Sinne wesentlich beeinflußt. Die gegenwärtig im pazifisch-indi­ schen Raum vorhandenen britisch-amerikanischen und niederländischen Streitkräfte sind nicht in der Lage, die Operationen Japans gegen die ma­ layische Halbinsel, die Philippinen und Borneo ernsthaft zu gefährden. Die Seekriegsleitung ist der Auffassung, daß die angelsächsischen Mächte, -

-

230

Dezember 1 941

- bei der entscheidenden Bedeutung des indischen-ostasiatischen und au­ stralischen Raumes für ihre eigene Wirtschaft und Lebensfähigkeit - ihre Machtpositionen im Pazifik und Ostasien nach den großen Anfangserfolgen der J apaner keineswegs kampflos aufgeben werden und wirtschafts- und rüstungsmäßig auch nicht aufgeben können. Beide Mächte stehen daher un­ ter dem Zwang, mit allen Kräften zu versuchen, dem japanischen Vorgehen im indisch-malayischen Raum Einhalt zu gebieten und die verlorenen Po­ sitionen wiederzugewinnen. Der Einsatz starker See-, Luft- und Landstreit­ kräfte hierzu wäre erforderlich. Sowohl England wie die Vereinigten Staaten sind deshalb gezwungen, Teile ihrer Heimat- bzw. Atlantikstreitkräfte nach dem Indischen Ozean und Pazifik zu verlegen. Dies wird sich nicht nur auf schwere Einheiten und Flugzeugträger, sondern auch auf leichte Streitkräfte und Luftkräfte erstrecken. Hinsichtlich amerikanischer Einheiten ist eine derartige Verlagerung der Kräfte bereits erkennbar, hinsichtlich englischer Streitkräfte ist sie zu erwarten. Die Verlegung verlangt j edoch wertvollste Zeit, die den japanischen Operationen zugutekommt. Hierbei ist von be­ sonderer B edeutung, daß die japanische Wehrmacht voll vorbereitet, nach einem hervorragend durchgearbeiteten Operationsplan in den Kampf ein­ getreten ist, während die USA in völliger Verkennung des Erfolges ihrer Einschüchterungspolitik gegen Japan zu einem für sie unerwarteten und unerwünschten Zeitpunkt durch die ersten Aktionen Japans überrascht worden sind. Die Bedeutung der Wechselwirkung der verschiedenen Kriegsschau­ plätze zeigt sich in der Tatsache, daß England/USA dank der Aktionsfä­ higkeit italienischer Streitkräfte im Mittelmeer und angesichts des Vorhan­ denseins deutscher Schlachtschiffe, Kreuzer und Hilfskreuzer im Atlantik und Nordmeergebiet keineswegs in der Lage sind, den Schwerpunkt ihrer Kriegführung allein eindeutig auf den ostasiatisch-pazifischen Raum zu verlagern. Die englisch-amerikanische Seekriegführung ist im Nord- und Südatlantik nach wie vor gezwungen, ihre Seeverbindungen, sei es unmit­ telbar oder mittelbar, durch in j edem Fall überlegene Kampfkräfte zu schützen. Auch bei nichtvorhandener Einsatzbereitschaft der deutschen Überwasserstreitkräfte infolge vorübergehender Reparaturen, ist dem Geg­ ner angesichts der bestehenden Bedeutung der Seewege eine völlige Ent­ blößung der Atlantikseeverbindungen von schweren Seestreitkräften nicht möglich. Das Gleiche gilt für den Mittelmeerraum, wo die militärische Ge­ samtlage auch für die Zukunft die Belastung nicht unbeträchtlicher briti­ scher Kampfkräfte, sowohl im Gibraltar- wie im Alexandrien-Bereich, er­ fordert. Der Ausfall je eines Schlachtschiffes im Heimat-, Gibraltar- und Alexandriengebiet durch Beschädigungen bedeutet darüber hinaus für die britische Führung im gegenwärtigen Zeitpunkt eine besonders empfindli­ che Belastung.

Deutschland-Italien-Japan

23 1

Angesichts dieser Tatsachen sieht sich die englisch-amerikanische Füh­ rung vor die Notwendigkeit gestellt, ihre Kräfte zu zersplittern. Eine be­ drohliche Konzentration der englisch-amerikanischen Streitkräfte im pazi­ fisch-indischen Raum gegen Japan scheint daher nach Auffassung der See­ kriegsleitung vorerst nicht möglich. Die japanische Marine und Marineluftwaffe rechtfertigen überdies das Vertrauen, daß sie einer späteren verschärften Entwicklung in Ostasien vollauf gewachsen sein werden. Die räumliche Trennung der Kriegsschauplätze erweist sich strategisch gesehen daher als ein Vorteil der Kriegführung der verbündeten Mächte und läßt operative Möglichkeiten zu einer noch weitergehenden Diversion der Kräfte des Gegners erkennen.

1 1 3.

Militärische Vereinbarung Deutschland - Italien - Japan, Auszug ADAP, Serie E, Bd. 1, Nr. 1 45

Berlin, 1 8. Januar 1 942 I. Aufteilung der Zonen für die Operationen. Die deutsche und die italienische Wehrmacht sowie die japanische Armee und Marine werden im Rahmen der ihnen nachstehend zugeteilten Zonen die erforderlichen Operationen ausführen. 1 . Japan. a) Die Gewässer ostwärts etwa vom 70. Grad östlicher Länge bis zur Westküste des amerikanischen Kontinents sowie das Festland und die Inseln (Australien, Niederländisch-Indien, Neuseeland usw.), die in diesen Gewäs­ sern liegen, b) der asiatische Kontinent ostwärts etwa vom 70. Grad östlicher Länge. 2. Deutschland und Italien. a) Die Gewässer westwärts etwa vom 70. Grad östlicher Länge bis zur Ostküste des amerikanischen Kontinents sowie das Festland und die Inseln (Afrika, Island usw.), die in diesen Gewässern liegen, b) der Nahe Osten, der Mittlere Osten und Europa westwärts etwa vom 70. Grad östlicher Länge. 3. Im Indischen Ozean können die Operationen je nach Lage über die oben vereinbarte Zonengrenze hinaus durchgeführt werden. Il. Allgemeiner Operationsplan. 1 . Japan wird, im Zusammenwirken mit den deutschen und italienischen Operationen gegen England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die Operationen im Südseeraum und im Pazifik durchführen. a) Es wird wichtige Stützpunkte Englands, der Vereinigten Staaten von

232

1 8. Januar 1 942

Nordamerika und Hollands in Großostasien vernichten, deren dortige Ge­ biete angreifen oder besetzen. b) Es wird die Vernichtung der nordamerikanischen und englischen Land-, See- und Luftstreitkräfte im Pazifik und im Indischen Ozean anstre­ ben, um sich die Seeherrschaft im westlichen Pazifik zu sichern. c) Wenn die nordamerikanische und die englische Kriegsflotte sich größ­ tenteils im Atlantik konzentrieren, wird Japan im ganzen Gebiet des Pazi­ fiks und des Indischen Ozeans seinen Handelskrieg verstärken und außer­ dem einen Teil seiner Marinestreitkräfte nach dem Atlantik entsenden und dort mit der deutschen und der italienischen Kriegsmarine unmittelbar zu­ sammenarbeiten. 2. Deutschland und Italien werden, im Zusammenwirken mit den j apani­ schen Operationen im Südseeraum und im Pazifik, die Operationen gegen England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika durchführen. a) Sie werden wichtige Stützpunkte Englands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika im Nahen Osten und im Mittleren Osten, im Mittelmeer und im Atlantik vernichten, deren dortige Gebiete angreifen oder besetzen. b) Sie werden die Vernichtung der englischen und nordamerikanischen Land-, See- und Luftstreitkräfte im Atlantik und im Mittelmeer und die Zerstörung des feindlichen Handels anstreben. c) Wenn die englische und die nordamerikanische Kriegsflotte sich größ­ tenteils im Pazifik konzentrieren, werden Deutschland und Italien einen Teil ihrer Marinestreitkräfte nach dem Pazifik entsenden und dort mit der japa­ nischen Marine unmittelbar zusammenarbeiten. III. Hauptpunkte der militärischen Zusammenarbeit. 1 . Gegenseitige Fühlungnahme hinsichtlich wichtiger Punkte der opera­ tiven Planung. 2. Zusammenarbeit im Rahmen des Handelskriegs, darunter a) gegenseitige Fühlungnahme hinsichtlich der Planung des Handels­ kriegs, b) gegenseitige Fühlungnahme hinsichtlich des Verlaufs des Handels­ kriegs, wichtiger Informationen und anderer notwendiger Einzelheiten, c) falls ein Partner der Vereinbarung außerhalb der ihm zugeteilten Ope­ rationszone den Handelskrieg durchführen will, wird er die anderen Partner über seinen eigenen Plan im voraus unterrichten, um die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung hinsichtlich der Benutzung der Operations­ basen, des Nachschubs, der Versorgung, der Erholung der Besatzungen, der Reparaturen usw. sicherzustellen. 3. Zusammenarbeit bezüglich der Sammlung und des Austauschs der für die Operationen wichtigen Informationen. 4. Zusammenarbeit bezüglich der militärischen Zersetzungsarbeit.

Wannsee-Konferenz

233

5. Zusammenarbeit zur Sicherstellung der gegenseitigen militäris'chen Nachrichtenübermittlung. 6. Zusammenarbeit zwecks Herstellung der militärischen Luftverbindung zwischen Deutschland, Italien und Jap an, soweit die technischen Vorausset­ zungen gegeben sind, sowie für die Eröffnung des Seewegs und des See­ trans p orts über den Indischen Ozean.

1 1 4.

Protokoll der Wannsee-Konferenz, Auszug

Organisation der " Endlösung ". Poliakov/Wulf, S. 120 -123 Berlin, 20. Januar 1 942 II. Chef der Sicherheitsp olizei und des SD, SS-Obergrupp enführer Hey­ drich, teilte eingangs seine Bestallung zum Beauftragten für die Vorbereitung der Endlösung der europ äischen Judenfrage durch den Reichsmarschall mit und wies darauf hin, daß zu dieser Bes p rechung geladen wurde, um Klarheit in grundsätzlichen Fragen zu schaffen. Der Wunsch des Reichsmarschalls, ihm einen Entwurf über die organisatorischen, sachlichen und materiellen Belange im Hinblick auf die Endlösung der europ äischen Judenfrage zu übersenden, erfordert die vorherige gemeinsame B ehandlung aller an diesen Fragen unmittelbar beteiligten Zentralinstanzen im Hinblick auf die Paral­ lelisierung der Linienführung. Die Federführung bei der Bearbeitung der Endlösung der Judenfrage liege ohne Rücksicht auf geograp hische Grenzen zentral beim Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei (Chef der Sicherheits p olizei und des SD) [ . . .] . 111. A n Stelle der Auswanderung ist nunmehr als weitere Lösungsmög­ lichkeit nach entsp rechender vorheriger Genehmigung durch den Führer die Evakuierung der Juden nach dem Osten getreten. Diese Aktionen sind j edoch lediglich als Ausweichmöglichkeiten anzu­ sp rechen, doch werden hier bereits j ene p raktischen Erfahrungen gesam­ melt, die im Hinblick auf die kommende Endlösung der Judenfrage von wichtiger Bedeutung sind. Im Zuge dieser Endlösung der europ äischen Judenfrage kommen rund 1 1 Millionen Juden in Betracht [ . . .]. Unter entsp rechender Leitung sollen im Zuge der Endlösung die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großen Ar­ beitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird.

234

8. Februar 1 942

Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesen zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behan­ delt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Frei­ lassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist. (Sie­ he die Erfahrung der Geschichte.) Im Zuge der praktischen Durchführung der Endlösung wird Europa von Westen nach Osten durchgekämmt. Das Reichsgebiet einschließlich Protek­ torat Böhmen und Mähren wird, allein schon aus Gründen der Wohnungs­ frage und sonstiger sozialpolitischen Notwendigkeiten, vorweggenommen werden müssen. Die evakuierten Juden werden zunächst Zug um Zug in sogenannte Durchgangsghettos verbracht, um von dort aus weiter nach dem Osten transportiert zu werden. 1 1 5.

Speer, Erinnerungen, Auszug

Ernennung Speers zum Reichsminister für Bewaffnung, Munition und das Bauwesen. Speer, Erinnerungen, S. 2 1 0 - 2 1 1 Führerhauptquartier, 8. Februar 1 942 Hitler empfing mich, im Gegensatz zum Abend vorher, offiziell als Füh­ rer des Reiches. Stehend, ernst und formell, nahm er mein Beileid entgegen, erwiderte nur wenig und sagte dann ohne Umschweife: ,Herr Speer, ich ernenne Sie zum Nachfolger von Minister Dr. Todt in allen seinen Ämtern.' Ich war bestürzt. Er gab mir bereits die Hand und wollte mich verabschie­ den. Ich j edoch glaubte, daß er sich ungenau ausgedrückt habe und antwor­ tete daher, daß ich mir Mühe geben werde, Dr. Todt in seinen Bauaufgaben zu ersetzen. ,Nein, in allen seinen Ämtern, auch als Munitionsminister.' ­ ,Aber ich verstehe doch nichts von . . . ', warf ich ein. ,Ich habe das Zutrauen zu Ihnen, daß Sie es schaffen werden', schnitt Hitler mir die Rede ab, ,au­ ßerdem habe ich keinen anderen! Setzen Sie sich sofort mit dem Ministerium in Verbindung und fangen Sie an ! ' - ,Dann müssen Sie, mein Führer, das befehlen, denn ich kann nicht dafür einstehen, daß ich diese Aufgabe mei­ stern werde.' In knappen Worten erteilte Hitler mir daraufhin den Befehl, den ich wortlos annahm.

Kriegslage 1 1 6.

235

Denkschrift der Seekriegsleitung, Auszug

Weitere Kriegführung der Dreierpaktmächte. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 12 25. Februar 1 942

/. Die eigene strategische Ausgangslage Februar 1942 Durch die strategischen Erfolge der bisherigen deutschen Kriegführung wurde die Ausschaltung der dem europäischen Kontinent bisher drohenden Gefahren erreicht und die Voraussetzung dafür geschaffen, Großdeutsch­ land/Europa auf längere Zeit gegen j ede mögliche Bedrohung sichern und darüber hinaus durch weitere entscheidende Offensivschläge die Friedens­ bereitschaft der angelsächsischen Gegner erzwingen zu können. Die endgültige volle Sicherung des europäischen Lebensraumes gegen unter Einsatz aller Mittel durchgeführte Großoperationen unserer angel­ sächsischen Gegner ist das strategische Ziel unseres weiteren Kampfes. Es konnte durch die Ergebnisse der bisherigen Kampfführung noch nicht er­ reicht werden. Für die Kriegführung der Achsenmächte ergeben sich auch heute noch wesentliche Gefahrenquellen in Nordnorwegen - Westafrika ­ Nordafrika - Mittlerer Osten sowie in der Frage der Ölversorgung und in der Ernährungs- und Rohstofflage. Insbesondere reicht die vorhandene Ölbasis nicht aus, um militärisch und wirtschaftlich die Fortführung des Krieges auf längere Zeit zu gewährleisten. Die gesamtstrategische Lage ist j edoch trotz der vorhandenen Gefahren für die Dreierpaktmächte zur Zeit ausgesprochen günstig. An dieser günstigen Entwicklung hat der Kampf J apans im ostasiatischen Raum einen ausschlaggebenden Anteil. Der Fall Singapores eröffnet ungeahnte Aussichten für die Fortführung des Krieges. Die weitere Kriegsentwicklung steht j etzt vor der entscheidenden Frage, ob es Deutschland kräftemäßig gelingen wird, die sich aus der stra­ tegischen Lage für 1 942 ergebenden dringlichen Aufgaben in Angriff zu nehmen. Für die siegreiche Fortführung des Krieges müssen folgende Faktoren als Vorbedingung angesehen werden: a) Sicherstellung der Ölversorgung für Großdeutschland/Europa b) endgültige Sicherung der Ostflanke Europas c) endgültige Sicherung der Nord- und Westflanke Europas d) endgültige Sicherung der Südost- und Südflanke Europas e) Gewinn der kriegswichtigen Rohstoffe f.) laufende uneingeschränkte Kampfführung durch See- und Luftstreit­ kräfte zur Vernichtung feindlicher Kriegsschiffe und größtmöglicher Schä­ digung der Frachtraumtonnage. [ . . . ]

236

25. Februar 1 942

V Folgerungen aus der Gesamtlage für die deutsch-italienische Opera­ tionsführung 1942

Aus der Betrachtung der strategischen Lage ergibt sich nach Auffassung der Seekriegsleitung, daß das strategische Ziel der völligen Sicherung des großeuropäischen Raumes durch folgende Operationen im Jahre 1 942 er­ reicht werden kann: 1 . Sicherstellung der Ölversorgung durch Inbesitznahme des nordkauka­ sischen Ölgebietes. Ausschaltung aller russischen Stützpunkte am Schwar­ zen Meer. Ausweitung in Richtung Persischer Golf, falls Entwicklung Lage es zuläßt. 2. Angriff gegen Ägypten zur Inbesitznahme von Suez von Westen her. Dazu Wegnahme oder völlige N eutralisierung Maltas und Sperrung der Sizilien­ straße zwecks Herstellung sicherer Nachschubverbindung nach Nordafrika. 3. Schaffung Vorbedingung für Sicherung Nordflanke Europas und Un­ terbindung angelsächsischer Zufuhr für Rußland durch Wegnahme Mur­ mansk. 4. Volle Beherrschung der Ostsee durch endgültige Ausschaltung Lenin­ grads. 5. Herstellung starker, kräftesparender Verteidigungslinie vom Ladogasee bis zum Don oder Wolga, auch ohne Einbeziehung Moskaus. 6. Fortsetzung des uneingeschränkten Kampfes durch See- und Luftstreit­ kräfte zur Vernichtung feindlicher Kriegsschiffe und größtmöglicher Schä­ digung gegnerischer Frachtraumtonnage. Die vorstehenden Operationen müssen ihre strategisch notwendige Er­ gänzung finden durch folgende Maßnahmen:

Von Seiten des verbündeten JAPAN: Inbesitznahme Ceylons und Erkämpfung Seeherrschaft im Indischen Ozean zwecks Unterbindung der Kräftezuführung des Gegners nach dem Vorderen Orient und Indien. Angriffsführung gegen Persischen Golf und Golf von Aden (Stützpunkt Madagaskar).

Von Seiten FRANKREICH: Aufbau einer starken Verteidigung zur Sicherung Westafrikas, Nordafri­ kas und Marokkos.

VI. Schlußwort Die wichtigste strategische Forderung ist die Ölgewinnung. Die für die weitere Kriegsentwicklung bedeutsamste strategische Schlüsselstellung ist Suez. Die Seekriegsleitung ist davon überzeugt, daß eine baldige, erfolgrei­ che Offensive gegen die britische Hauptschlagader, den Suezkanal, und die spätere Herstellung einer Seeverbindung mit Japan eine vernichtende Aus­ wirkung für die angelsächsische Kriegführung hat und damit von kriegsent­ scheidender Bedeutung ist.

Goebbels zur Kriegslage 1 1 7.

237

Tagebucheintragung Goebbels', Auszug

Lage an der Ostfront. Goebbels-Tagebücher, Teil II, Bd. 3, 5. 51 0 - 5 1 1 20. März 1 942 Das Versagen der Eisenbahn in unserer Transportlage im Osten ist wahr­ haft verheerend gewesen. Die mit dieser Aufgabe betrauten Faktoren haben in keiner Weise ihre Pflicht erfüllt. Vor allem haben sie nicht die Vorberei­ tungen getroffen, die sie eigentlich treffen mußten. Infolgedessen hat der Winter unsere Truppen im Osten härter angefaßt, als das nach Lage der Dinge notwendig gewesen wäre. Aber der Führer ist allen defaitistischen Tendenzen gegenüber unerbittlich geblieben. Er schildert mir in bewegten Worten, wie sehr er mit den Truppen empfunden und gefühlt hat. Aber er fügt hinzu, wenn er nachgegeben hätte, so hätte er vielleicht dem einen oder anderen kleinen Infanteristen geholfen, aber das deutsche Volk wäre dabei zugrunde gegangen. Die Folgen, die dann hätten eintreten müssen, wären ganz unabsehbar. Kein Mann kann die Front besser verstehen als der Führer selbst; aber kein Mann hat auch einen besseren Überblick darüber, was ge­ schehen würde, wenn die Front einmal versagte. Dann ginge nicht nur Deutschland, dann ginge ganz Europa zugrunde. Infolgedessen mußte der Führer hart und unerbittlich bleiben; ob man ihn im Augenblick verstand oder nicht verstand, das war dabei unerheblich. Der Führer schildert mir, wie nahe wir in den vergangenen Monaten an einem napoleonischen Winter standen. Wäre er nur einen Augenblick schwach geworden, so wäre die Front ins Rutschen gekommen, und es hätte sich eine Katastrophe vorbe­ reitet, die die napoleonische noch weit in den Schatten gestellt hätte. Dann wären Millionen brave Soldaten dem Tod des Hungers und des Erfrierens preisgegeben gewesen, und die Folge wäre wahrscheinlich die gewesen, daß unsere Arbeiterschaft in die Fronsklaverei geführt worden wäre, von unserer Intelligenz ganz zu schweigen. [ . . ] Für den kommenden Frühling und Sommer hat der Führer wiederum einen ganz klaren Plan. Er will nicht ins Uferlose hinein Krieg führen. Seine Ziele sind Kaukasus, Leningrad und Moskau. Sind diese Ziele von uns rea­ lisiert, dann will er Anfang des kommenden Oktober unter allen Umständen Schluß machen und rechtzeitig in die Winterquartiere gehen. Eventuell hat er die Absicht, eine riesenhafte Verteidigungslinie aufzubauen und dann den Ostfeldzug auf sich beruhen zu lassen. Ein neuer Winter wie der vergangene wird nicht mehr über uns kommen. Eventuell kann es im Osten zu einem hundertjährigen Kriege kommen, der uns dann aber keine besonderen Sor­ gen mehr zu bereiten braucht. Wir stehen dann dem übrigbleibenden Ruß­ land gegenüber, wie England Indien gegenübersteht. Dort wird sich dann .

27. März 1 942

238

unsere Jugend immer aufs neue bewähren müssen. Es ist dann nur unsere Aufgabe, eine neue Staatenbildung j enseits unserer Verteidigungsgrenze im­ mer wieder zu verhindern. Die Kämpfe, die wir j etzt und in Zukunft hier auszufechten haben, sind nur noch mit den Kämpfen der Deutschen auf dem Lechfeld zu vergleichen. Es ist ganz große Geschichte, die heute gemacht wird. [. . . ] Im übrigen hat der Führer für die sowj etische Kriegführung eine ziemli­ che Hochachtung. Das brutale Durchgreifen Stalins hat die russische Front gerettet. Wir müssen ähnliche Methoden in unserer Kriegführung anwen­ den, um uns demgegenüber behaupten zu können. Diese Härte hat uns manchmal gefehlt, und sie müssen wir zu ersetzen suchen.

1 1 8.

Tagebucheintragung Goebbels', Auszug

Judenvernichtung im Osten. Goebbels-Tagebücher, Teil II, Bd. 3, S. 561 27. März 1 942 Aus dem Generalgouvernement werden j etzt, bei Lublin beginnend, die Juden nach dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Ju­ den selbst bleibt nicht mehr viel übrig. Im großen kann man wohl feststellen, daß 60 % davon liquidiert werden müssen, während nur noch 40 % in die Arbeit eingesetzt werden können. Der ehemalige Gauleiter von Wien, der diese Aktion durchführt, tut das mit ziemlicher Umsicht und auch mit ei­ nem Verfahren, das nicht allzu auffällig wirkt. An den Juden wird ein Straf­ gericht vollzogen, das zwar barbarisch ist, das sie aber vollauf verdient ha­ ben. Die Prophezeiung, die der Führer ihnen für die Herbeiführung eines neuen Weltkriegs mit auf den Weg gegeben hat, beginnt sich in der furcht­ barsten Weise zu verwirklichen. Man darf in diesen Dingen keine Sentimen­ talität obwalten lassen. Die Juden würden, wenn wir uns ihrer nicht erweh­ ren würden, uns vernichten. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod zwischen der arischen Rasse und dem jüdischen Bazillus. Keine andere Regierung und kein anderes Regime könnte die Kraft aufbringen, diese Frage generell zu lösen. Auch hier ist der Führer der unentwegte Vorkämpfer und Wortführer einer radikalen Lösung, die nach Lage der Dinge geboten ist und deshalb unausweichlich erscheint. Gott sei Dank haben wir j etzt während des Krie­ ges eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die uns im Frieden verwehrt wären. Die müssen wir ausnutzen. Die in den Städten des Generalgouvernements freiwerdenden Ghettos werden j etzt mit den aus dem Reich abgeschobenen Juden gefüllt, und hier soll sich dann nach einer gewissen Zeit der Prozeß

Krieg gegen die Sowjetunion

239

erneuern. Das Judentum hat nichts zu lachen, und daß seine Vertreter heute in England und in Amerika den Krieg gegen Deutschland organisieren und propagieren, das müssen seine Vertreter in Europa sehr teuer bezahlen, was wohl auch als berechtigt angesehen werden muß.

1 1 9.

Weisung Nr. 4 1 , Auszug

Operationen an der Ostfront. Hiders Weisungen, Nr. 41 Führerhauptquartier, 5. April 1 942 Die Winterschlacht in Rußland geht ihrem Ende zu. Durch die überragen­ de Tapferkeit und den opferfreudigen Einsatz der Soldaten der Ostfront ist ein Abwehrerfolg von größtem Ausmaß für die deutschen Waffen errungen. Der Feind hat schwerste Verluste an Menschen und Material erlitten. In dem Bestreben, scheinbare Anfangserfolge auszunutzen, hat er auch die Masse seiner für spätere Operationen bestimmten Reserven in diesem Win­ ter weitgehend verbraucht. Sobald Wetter- und Geländeverhältnisse die Voraussetzungen dazu bie­ ten, muß nunmehr die Überlegenheit der deutschen Führung und Truppe das Gesetz des Handeins wieder an sich reißen, um dem Feinde ihren Willen aufzuzwingen. Das Ziel ist, die den Sowj ets noch verbliebene lebendige Wehrkraft end­ gültig zu vernichten und ihnen die wichtigsten kriegswirtschaftlichen Kraft­ quellen so weit als möglich zu entziehen. Hierzu werden alle verfügbaren Kräfte der deutschen Wehrmacht und die der Verbündeten herangezogen. Dabei muß aber gewährleistet sein, daß die besetzten Gebiete im Westen und Norden Europas, insbesondere die Küsten, unter allen Umständen gesichert bleiben.

/. Allgemeine Absicht: Unter Festhalten an den ursprünglichen Grundzügen des Ostfeldzuges kommt es darauf an, bei Verhalten der Heeresmitte, im Norden Leningrad zu Fall zu bringen und die Landverbindung mit den Finnen herzustellen, auf dem Südflügel der Heeresfront aber den Durchbruch in den Kaukasus­ Raum zu erzwingen. Dieses Ziel ist in Anbetracht der Abschlußlage nach der Winterschlacht, der verfügbaren Kräfte und Mittel und der Transportverhältnisse nur ab­ schnittsweise zu erreichen. Daher sind zunächst alle greifbaren Kräfte zu der Hauptoperation im Süd-Abschnitt zu vereinigen mit dem Ziel, den Feind vorwärts des Don zu

240

5. April 1 942

vernichten, um sodann die Ölgebiete im kaukasischen Raum und den Über­ gang über den Kaukasus selbst zu gewinnen. Die endgültige Abschnürung von Leningrad und die Wegnahme des In­ germanlandes bleibt vorbehalten, sobald die Entwicklung der Lage im Ein­ schließungsraum oder das Freiwerden sonstiger ausreichender Kräfte es er­ möglichen.

II. Die Führung der Operationen: A.) Erste Aufgabe des Heeres und der Luftwaffe nach Abschluß der Schlammzeit ist es, die Vorbedingungen für die Durchführung der Haupt­ operation zu schaffen. [ . . . ] B.) Die nächsten Aufgaben in diesem Rahmen sind es, auf der Krim die Halbinsel Kertsch zu säubern und Sebastopol zu Fall zu bringen. [ . . . ]

C.) Die Hauptoperation an der Ostfront. Ihr Ziel ist es - wie schon betont - zur Einnahme der Kaukasusfront die russischen Kräfte, die sich im Raume von Woronesh nach Süden, westlich bezw. nördlich des Dons befinden, entscheidend zu schlagen und zu ver­ nichten. Aus Gründen des Eintreffens der hierzu verfügbaren Verbände kann diese Operation nur in einer Reihe von nacheinander folgenden, aber untereinander im Zusammenhang stehenden bezw. sich ergänzenden An­ griffen durchgeführt werden. Sie sind daher von Norden nach Süden zeitlich so aufeinander abzustimmen, daß außerdem in j edem einzelnen dieser An­ griffe ein Höchstmaß der Konzentration sowohl von Heeres- als auch be­ sonders von Luftstreitkräften an den entscheidenden Stellen sichergestellt werden kann. Bei der nunmehr zur Genüge erwiesenen Unempfindlichkeit des Russen gegenüber operativen Einschließungen ist entscheidender Wert [ . . . ] darauf zu legen, die einzelnen Durchbrüche in die Gestalt enger Umklammerungen zu bringen.

Es muß vermieden werden, daß durch zu spätes Einschwenken der Umklammerungsverbände dem Gegner die Möglichkeit offenbleibt, sich der Vernichtung zu entziehen.

Es darf nicht vorkommen, daß durch ein zu schnelles und weites Ausgreifen der Panzer- bezw. mot.­ Verbände die Verbindung zu der nachfolgenden Infanterie abreißt, oder die Panzer- und mot.-Verbände selbst die Möglichkeit verlieren, den schwer vorwärts kämpfenden infanteristischen Kräften des Heeres durch ihr unmit­ telbares Einwirken in den Rücken der umklammerten russischen Armeen zu Hilfe zu kommen. [ . ] D.) Die schnelle Fortsetzung der Bewegungen über den Don nach Süden zur Erreichung der Operationsziele muß im Hinblick auf die j ahreszeitli­ chen Bedingungen gewährleistet sein. .

.

241

Hitler über die Völker im Osten 1 20.

Aufzeichnung Pickers über ein Tischgespräch Hitlers, Auszug

Beherrschung der Völker im Osten. Picker, 5. 2 1 3 - 2 1 6 Wolfsschanze, 1 1 . April 1 942 Beim Abendessen führte der Chef aus, daß nicht die individuelle Freiheit ein Zeichen einer besonders hohen Kulturstufe sei, sondern die Beschrän­ kung der individuellen Freiheit durch eine möglichst viele gleichrassige In­ dividuen umfassende Organisation. [ . . . ] Gemeinschaft lasse sich eben nur durch Gewalt schaffen und erhalten. Man dürfe deshalb Karl den Großen nicht verurteilen, wenn er die - von ihm für das deutsche Volk für erforderlich gehaltene - staatliche Organisa­ tion durch Gewalt zusammengebracht hätte. Und wenn Stalin beim russischen Volk in den vergangenen Jahren Me­ thoden angewandt habe, wie sie damals Karl der Große beim deutschen Volk angewandt hätte, so dürfe man mit Rücksicht auf den derzeitigen kulturellen Stand der Russen nicht den Stab darüber brechen. Auch Stalin habe aus der Erkenntnis heraus gehandelt, daß man die Russen zu einer straffen staatli­ chen Organisation zusammenfassen müsse, wenn man den Daseinskampf der gesamten in der UdSSR vereinigten Völkerschaften politisch sichern und Leistungen für den einzelnen ermöglichen wolle, die er aus eigener Kraft wie zum Beispiel Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft - nicht schaffen könne. Für die Beherrschung der von uns im Osten des Reichs unterworfenen Völker müsse es deshalb oberster Grundsatz sein, den Wünschen nach in­ dividueller Freiheit weitgehendst zu entsprechen, j ede staatliche Organisa­ tion zu vermeiden und die Angehörigen dieser Völkerschaften dadurch auf einem möglichst niedrigen Kulturniveau zu halten. Man müsse stets davon ausgehen, daß diese Völker uns gegenüber in erster Linie die Aufgabe haben, uns wirtschaftlich zu dienen. Es müsse daher unser Bestreben sein, mit allen Mitteln wirtschaftlich aus den besetzten rus­ sischen Gebieten herauszuholen, was sich herausholen lasse. Einen Anreiz zur Ablieferung ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse und zur Zurverfü­ gungstellung ihrer Arbeitskraft im Bergbau und in der Rüstungsfabrikation könne man dadurch für sie in ausreichendem Maße schaffen, daß man ihnen Industrieprodukte usw. nach Wunsch in Verkaufsmagazinen zum Kauf be­ reithalte. Wenn man sich darüber hinaus um das Wohl j edes einzelnen kümmern wolle, so würde man ohne eine Staatsorganisation nach dem Muster unserer staatlichen Verwaltung nicht auskommen und lediglich Haß gegen uns er­ zeugen. Denn je primitiver die Menschen seien, desto stärker empfänden sie

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1 1 . April 1 942

j ede Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit als Zwang. Hinzu komme, daß man ihnen mit einer staatlichen Verwaltungsorganisation eine Möglich­ keit an die Hand gebe, sich zu einer großen Einheit zusammenzufinden und diese Organisation eventuell sogar gegen uns zum Einsatz zu bringen. Das höchste, was man ihnen an Verwaltungsorganisation zugestehen könne, sei deshalb die Gemeindeverwaltung, und auch die nur insoweit, als es zur Erhaltung der Arbeitskraft, das heißt zur Sicherstellung der täglichen Be­ dürfnisse des einzelnen, erforderlich sei. Auch die Bildung von Dorfgemeinschaften müsse man aber so gestalten, daß sich keine Gemeinsamkeiten zwischen benachbarten Dorfgemeinschaf­ ten herausbilden könnten. Auf jeden Fall sei deshalb die Schaffung einheit­ licher Kirchen für größere russische Gebietsteile zu verhindern. In unserem Interesse könne es lediglich liegen, wenn j edes Dorf seine eigene Sekte habe, die ihre eigenen Gottesvorstellungen entwickle. Selbst wenn sich auf diese Weise in einzelnen Dörfern Zauberkulte, wie bei den Negern und Indianern, bilden sollten, könnten wir das nur begrüßen, weil es die Zahl der trennen­ den Momente im russischen Raum nur vermehre. Wenn er vorhin gesagt habe, daß j eder Aufbau einer großen Staatsverwal­ tung zu unterbleiben habe und unsere Kommissare sich dort lediglich mit der Beaufsichtigung und Wirtschaftslenkung zu befassen hätten, so sei damit selbstverständlich auch j ede andere Organisationsform für die unterworfe­ nen Völker verneint. Es solle daher ja kein Lehrer daherkommen und plötzlich den Schul­ zwang für die unterworfenen Völker verkünden wollen. Kenntnisse der Russen, Ukrainer, Kirgisen und so weiter im Lesen und Schreiben könnten uns nur schaden. Denn sie ermöglichten es helleren Köpfen, sich ein ge­ wisses Geschichtswissen zu erarbeiten und damit zu politischen Gedanken­ gängen zu kommen, die irgendwie immer ihre Spitze gegen uns haben müßten. Es sei viel besser, in j edem Dorf einen Radiolautsprecher aufzustellen, um den Menschen auf diese Weise Neuigkeiten zu erzählen und Unterhaltungs­ stoff zu bieten, als sie zur selbständigen Erlangung politischer, wissenschaft­ licher und so weiter Erkenntnisse zu befähigen. Man solle es sich daher auch ja nicht einfallen lassen, den unterworfenen Völkern im Radio Dinge über ihre Vorgeschichte zu erzählen, man müsse ihnen vielmehr durch den Rund­ funk Musik und noch einmal Musik vermitteln. Denn lustige Musik fördere die Arbeitsfreude. Und wenn die Leute viel tanzen könnten, so werde auch das nach unseren Erfahrungen in der Systemzeit allgemein begrüßt werden. Das einzige, was in den besetzten russischen Gebieten organisiert werden müsse, sei der Verkehr. Denn die verkehrsmäßige Aufschließung des Landes sei eine der wesentlichsten Vorbedingungen zu seiner Beherrschung und wirtschaftlichen Ausnutzung. Das Verkehrspunkt-System müßten deshalb

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Planungen für Südwesteuropa

auch die Unterworfenen lernen. Das sei aber auch das einzige Gebiet, auf dem man sie von uns aus "bilden" müsse. Was die Hygiene der unterworfenen Bevölkerung angehe, so könnten wir kein Interesse daran haben, ihnen unsere Erkenntnisse zu vermitteln und dadurch ihnen eine von ihnen absolut nicht gewünschte Basis für einen ungeheuren Bevölkerungszuwachs zu geben. Er verbiete deshalb, für diese Gebiete Sauberkeitsaktionen unserer Art durchzuführen. Auch der Impf­ zwang dürfe in ihnen nur für Deutsche gelten. Deutsche Ärzte seien nur für die Behandlung Deutscher in den deutschen Siedlungen einzusetzen. Auch sei es Unsinn, die unterworfenen Völkerschaften mit unserem Wissen auf dem Gebiet der Zahnheilkunde beglücken zu wollen. Man müsse dabei aber vorsichtig zu Werke gehen, damit unsere Tendenz nicht auffalle. Wenn also ein Zahnkranker absolut von einem Arzt behandelt sein wolle, gut, dann müsse man auch einmal eine Ausnahme machen. Der größte Unsinn, den man in den besetzten Ostgebieten machen könne, sei der, den unterworfenen Völkern Waffen zu geben. Die Geschichte lehre, daß alle Herrenvölker untergegangen seien, nachdem sie den von ihnen un­ terworfenen Völkern Waffen bewilligt hätten. Ja, man könne geradezu sagen, daß die Auslieferung von Waffen an die unterworfenen Völker eine Conditio sine qua non für den Untergang der Herrenvölker sei. Es sei deshalb nötig, daß wir die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung durch eigene Truppen im gesamten besetzten rus­ sischen Raum gewährleisten. Die besetzten Ostgebiete müßten deshalb von einem Netz von Militärstützpunkten durchzogen sein. Alle Deutschen, die in diesem Raum leben, müßten persönlichen Kontakt mit ihnen haben, das heißt, sich persönlich mit ihnen verbunden fühlen. Im übrigen müßten sie so straff organisiert sein, daß eine auf weite Sicht hinaus geplante deutsche Siedlungspolitik einen immer stärker werdenden deutschen Volkstumskeil in den von uns unterworfenen Raum vortreiben könne.

121.

Weisung Nr. 42, Auszug

Operationen gegen Restfrankreich und die Iberische Halbinsel. Hitlers Weisungen, Nr. 42 Führerhauptquartier, 29. Mai 1 942 1.) Die Entwicklung der Lage im unbesetzten Frankreich oder in den französischen Besitzungen in Nordafrika kann es auch in Zukunft erforder­ lich machen, das gesamte französische Gebiet zu besetzen. Ebenso muß mit dem Versuch eines feindlichen Zugriffs auf die Iberische

244

29. Mai 1 942

Halbinsel gerechnet werden, der unverzüglich eigene Gegenmaßnahmen er­ fordert. II.) Info/ge der dauernden Kräfteverschiebungen im Westen und des stän­ digen Wechsels in der Einsatzbereitschaft der Verbände können für die

Durchführung dieser Unternehmen lediglich allgemeine Richtlinien gegeben werden. Die Personal- und Materiallage verbieten es auch, Kräfte und Ma­ terial hierfür ständig besonders verfügbar zu halten. [ . . . ] 111.) Besetzung Restfrankreichs in Zusammenarbeit mit italienischen Kräf­ ten (Deckname Anton [ . . . ]) 1 .) Ziel der Operation ist es, die Widerstandskraft des unbesetzten Frank­ reichs zu brechen und das Land zu besetzen. Dabei kommt es für die deutschen Kräfte darauf an, unter Aufrechterhal­ tung des Küstenschutzes mit schnell zu bildenden, möglichst beweglichen Kräftegruppen die für die Verteidigung wichtigen Obj ekte überraschend in Besitz zu nehmen und hierdurch die französischen Widerstandsmöglichkei­ ten auszuschalten. Raschem Zugriff auf die französischen größeren Stand­ orte, Eisenbahnknotenpunkte, Stockierungslager, Munitions- und Waffenla­ ger, Flugplätze und den Regierungssitz Vichy kommt hierbei besondere Be­ deutung zu. Aufgabe der Italiener wird es sein, - neben Korsika - die französische Mittelmeerküste zu besetzen und durch Abriegelung der Flottenstützpunk­ te - insbesondere Toulon - von See her ein Übergehen der französischen Heimatflotte und der in den Mittelmeerhäfen liegenden Handelsschiffe zum Feind zu verhindern. Sie sind dabei durch die im Mittelmeer befindlichen deutschen See- und Luftstreitkräfte zu unterstützen. Ferner werden die Italiener, falls es die Lage erfordert, sich gegen Tune­ sien zu wenden haben. Die Bildung einer Kampfgruppe für diesen Zweck ist im Gange.

122.

Aufzeichnung Pickers über ein Tischgespräch Hitlers, Auszug

Probleme einer Umsiedlung der Juden. Picker, Hitlers Tischgespräche, S. 340 Berlin, 29. Mai 1 942 Beim Mittagessen erwähnte der Chef, daß nach den ihm vorliegenden Berichten in den Gettos die jüdische Polizei auf die Glaubensgenossen in einem Maße einschlage, wie es unsere Polizei selbst in der schwersten Kampfzeit unseren Parteigenossen gegenüber kaum gewagt habe. Es komme da so richtig die ganze Roheit des jüdischen Wesens zum Ausdruck. Interessant sei weiter, daß sogenannte hochgebildete Juden wie Ärzte,

Zustand der Wehrmacht

245

Rechtsanwälte und so weiter, die lange in westeuropäischen Städten tätig gewe­ sen seien, kaum 14 Tage im Getto seien und schon vollkommen gettoisiert in Kaftan und dergleichen herumliefen. Einen klareren Beweis, daß der Jude letzten Endes eben doch Asiat und nicht Europäer sei, könne es kaum geben. Ganz Westeuropa müsse deshalb nach einer bestimmten Zeit völlig ju­ denfrei sein. Das sei allein schon deshalb erforderlich, als es unter den Juden immer einen gewissen Prozentsatz von Fanatikern gebe, der das Judentum wieder hochzubringen suche. Es empfehle sich deshalb auch nicht, die Juden nach Sibirien abzuschieben, da sie bei ihrer Klimafestigkeit dort nur gesund­ heitlich noch besonders gehärtet würden. Viel richtiger sei es, sie - da die Araber sie in Palästina nicht haben wollten - nach Afrika zu transportieren und sie damit einem Klima auszusetzen, das j eden Menschen unserer Wi­ derstandsfähigkeit beeinträchtige und damit jede Interessenüberschneidung mit europäischem Menschentum ausschließe.

123.

Denkschrift des OKW, Auszug

Wehrkraft der Wehrmacht im Frühjahr

1942.

Jacobsen, 1 939-1945, Nr. 97 Führerhauptquartier, 6. Juni 1 942 I. Organisation und Schlagkraft der Wehrmacht für die Aufgaben des Sommers 1 942 werden durch die im Juli 1 94 1 eingeleitete Verlagerung des Rüstungsschwerpunktes auf Luftwaffe und Marine in ihrer Zielsetzung zu Gunsten der Kriegführung gegen die angelsächsischen Mächte bestimmt. Die Entwicklung der Lage im Osten bis zum Spätherbst 1 94 1 ließ jedoch klar erkennen, daß die Voraussetzungen für die Zusammenfassung der Kräf­ te gegen englisch-amerikanischen Gegner erst durch einen 1 942 erneut ge­ gen die UdSSR zu führenden Entscheidungsschlag zu schaffen seien. Hier­ für wurde eine erneute Umstellung der Rüstung für die Auffrischung und Verstärkung insbesondere des Heeres nötig. Diese im Dezember eingeleitete Umstellung der Rüstung kann sich nicht mehr voll vor Beginn der Operationen des Jahres 1 942 für das Heer auswir­ ken. Außerdem wurde die Durchführung der personellen und materiellen Verstärkung entscheidend beeinflußt durch: die Dauer des Kräfte und Material verzehrenden Winterkrieges im Osten, die Härte des Winters mit ihrer Auswirkung auf Produktion und Verkehr, die zunehmende Anspannung der Grundstoff- und Rohstofflage und den sich gegenseitig wieder beeinflussenden - Menschenmangel in der Kriegs­ wirtschaft und im Wehrersatzwesen.

246

6. Juni 1 942

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren ist der Maßstab für die Beurtei­ lung aller Anstrengungen und des Ergebnisses der Rüstung anzulegen, deren Stand im Frühj ahr 1 942 aufgezeigt werden soll. II. Die Kräfte und Beurteilung ihrer Schlagkraft [ . . . ] Die Kopfstärke der Wehrmacht beträgt nach dem Stand vom 4. 4. 1 942 rund 8 672 000 Mann. -

A. - Heer [ . .] 5. Zusammenfassung .

Für die Operationen im Frühj ahr 1 942 ist eine lückenlose Auffrischung des gesamten Ostheeres zu voller Kampfkraft und Beweglichkeit weder per­ sonell noch materiell möglich. Personal und Material müssen schwerpunkt­ mäßig zur Auffüllung der für die Führung von Angriffsoperationen vorge­ sehenen Verbände verwendet werden, so daß eine volle Auffrischung nur bei der Heeresgruppe Süd erreicht werden kann. Auf allen übrigen Kriegsschauplätzen ist das Heer den herantretenden Aufgaben der Abwehr gewachsen, falls nicht zur Zeit noch nicht überseh­ bare besondere Ereignisse eintreten. Die durch die Auffüllung mit jungem Ersatz beim gesamten Feldheer entstandenen Lücken in der Ausbildung werden durch die Kriegserfahrung der Führer, Unterführer und alten Mannschaften ausgeglichen. Die Truppe fühlt sich ihrem Gegner nach wie vor überlegen. B. Kriegsmarine [. . .] 6. Zusammenfassung Die Kriegsmarine wird den Ubootskrieg auf der Basis verstärkter und strategisch günstiger Stützpunkte in steigendem Maße, den Kreuzerkrieg in Übersee sowie den Küstenschutz und den Geleitverkehr in bisherigem Um­ fang durchführen können. Die Flotte ist durch das Fehlen eines Flugzeugträgers und die starken Beschädigungen mehrerer Kreuzer in diesem Sommer nur beschränkt ver­ wendungsfähig. Auch der Mangel an Heizöl setzt dem Einsatz der Flotte Grenzen. Die artilleristische Küstenabwehr ist in Norwegen, im Kanal und an der westfranz. Küste erheblich verdichtet und an den entscheidenden Punkten verstärkt. -

247

Hitler über die Rote Armee C. - Luftwaffe [. .] 8. Zusammenfassung 0

Die Luftwaffe ist zahlenmäßig dem Gegner unterlegen. Diese Unterle­ genheit wird durch die überlegene, bewegliche Führung, die Güte des Ma­ terials und insbesondere den Kampfgeist der Truppe mehr als ausgeglichen. [. .] 0

V. Zusammenfassung Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Wehrkraft der Wehr­ macht, bedingt durch die Unmöglichkeit einer vollen personellen und ma­ teriellen Auffrischung im ganzen gesehen geringer ist als im Frühj ahr 1 94 1 . Demgegenüber kann jedoch festgestellt werden, daß: a) der Gegner weit höhere Einbußen an Personal und Material erlitten hat, b) die Führung, insbesondere auch die mittlere und untere Führung dem Gegner wesentlich überlegen ist, c) die Einheiten und Verbände für Bewegungsoperationen aufgefüllt und ausreichend beweglich sind, d) materielle Lücken weitgehend durch die Güte der Waffen und Kampf­ erfahrung ausgeglichen sind, e) die Panzerabwehr eine wesentliche Verstärkung erfahren hat. Wenn auch insgesamt kein zahlenmäßiges Übergewicht an Personal und Material vorhanden ist, so wird doch überall dort eine unbedingte Überle­ genheit hergestellt werden können, wo die Kräfte schwerpunktmäßig zu­ sammengefaßt werden. Das Überlegenheitsgefühl des deutschen Soldaten über j eden Gegner das nie verloren gegangen ist - wird dadurch belebt und gestärkt werden. Der Gesundheitszustand und die Disziplin in der Wehrmacht sind gut.

124.

Aufzeichnung Pickers über ein Tischgespräch Hitlers, Auszug

Stalins Rote Armee. Picker, S. 447- 449 Werwolf, 2 1 . Juli 1 942 Zur Entwicklung der Verhältnisse in der UdSSR, insbesondere Stalins großem Aufräumen in der Generalität, bemerkte der Chef, es sei durchaus unklar, ob die Gegensätzlichkeiteil zwischen Stalin und Tuchatschewski nebst Anhang nicht doch mit der Zeit so stark geworden wären, daß Stalin von diesem Kreis seine Umbringung habe befürchten müssen.

248

23. Juli 1 942

Die Welten Stalins und des früheren zaristischen Offiziers Tuchat­ schewski seien zu weit auseinandergeklafft. Der ,geniale' Stalin sei sich be­ wußt gewesen, daß er mit seinen Weltrevolutionsplänen und seinem beab­ sichtigten Überfall auf Mittel- und Westeuropa der Nutznießer der Tatsache werden könne, daß die Umstellung des Christlichen vom Metaphysischen aufs Materielle zu Ende des 1 9 . beziehungsweise zu Anfang des 20. Jahrhun­ derts nicht gelungen sei. Wenn man das bedenke, gehe einem erst die ungeheure Gefahr auf, in die Europa ohne sein, des Chefs, Zuschlagen geraten wäre. Denn hinter Stalin stehe der Jude. Und die jüdische Parole der Diktatur des Proletariats fordere nichts anderes als die Beseitigung der bestehenden Herrschaftssysteme durch das Proletariat und sodann die Aufrichtung der Herrschaft einer jü­ disch-verfilzten Minorität, da das Proletariat selbst zur Führung nicht befä­ higt sei. Bei einem Sieg Stalins hätten wir also den Kommunismus übelster Form, für den Vorfälle des Spanischen Bürgerkrieges genügend Beispiele geliefert hätten, in allen Ländern Mittel- und Westeuropas erhalten. Wenn dieser Krieg zu Ende sei, könne Europa erleichtert aufatmen. Denn - da er mit Beendigung dieses Krieges auch den Ietzten Juden aus Europa hinausgewor­ fen haben werde - wäre dann die kommunistische Gefahr aus dem Osten mit Stumpf und Stiel ausgerottet.

125.

Mitteilung Bormanns an Rosenberg, Auszug

Behandlung nichtdeutseher Bevölkerung in den Ostgebieten. Das Dritte Reich, Nr. 1 07 23. Juli 1 942 Der Führer wünscht, wie ich Ihnen im Auftrage mitteile, daß Sie für Beachtung und Durchsetzung folgender Grundsätze in den besetzten Ost­ gebieten sorgen: 1 . Wenn Mädchen und Frauen der besetzten Ostgebiete ihre Kinder ab­ treiben, dann kann uns das nur recht sein; keinesfalls sollen also deutsche Juristen sich dagegen wenden. Man müßte nach Auffassung des Führers sogar einen schwungvollen Handel mit Verhütungsmitteln in den besetzten Ostgebieten zulassen, denn wir können keinerlei Interesse daran haben, daß sich die nichtdeutsehe Bevölkerung vermehrt. 2. Die Gefahr, daß sich die nichtdeutsehe Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten stärker als bisher vermehrt, ist sehr groß, denn die gesamten Lebensumstände werden für die nichtdeutsehe Bevölkerung selbstverständ-

Herrschaftsorganisation in den Ostgebieten

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lieh viel besser und gesicherter. Gerade deshalb müssen wir die notwendigen Vorkehrungsmaßnahmen gegen eine Vermehrung der nichtdeutschen Bevöl­ kerung treffen. 3. Deshalb soll auch keinesfalls eine deutsche Gesundheitsfürsorge für die nichtdeutsehe Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten einsetzen. Ein­ impfen z. B. der nichtdeutschen Bevölkerung und ähnliche vorbeugende Ge­ sundheitsmaßnahmen, sollen keinesfalls in Frage kommen. 4. Keinesfalls darf der nichtdeutschen Bevölkerung eine höhere Bildung beigebracht werden. Würden wir in diesen Fehler verfallen, würden wir selbst einen kommenden Widerstand geradezu züchten. Es muß also nach Auffassung des Führers durchaus genügen, wenn die nichtdeutsehe Bevöl­ kerung - auch die sogenannten Ukrainer - lesen und schreiben lernen. 5. Keinesfalls dürfen wir bei der nichtdeutschen Bevölkerung durch ir­ gendwelche Maßnahmen ein Herrenbewußtsein züchten! Das Gegenteil ist notwendig! 6. Anstelle der j etzigen Schriftzeichen soll künftig in den Schulen die Normalschrift gelehrt werden. 7. Die Deutschen müssen auf jeden Fall aus den ukrainischen Städten abgesetzt werden; sogar die Unterbringung in Baracken außerhalb der Städ­ te ist besser als die Unterbringung innerhalb der Städte. Keinesfalls sollen die russischen (ukrainischen) Städte irgendwie herge­ richtet oder gar verschönert werden, denn die Bevölkerung soll kein besseres Niveau bekommen, und die Deutschen sollen in später neu zu erbauenden Städten und Dörfern wohnen, die von der russischen (ukrainischen) Bevöl­ kerung streng abgesetzt sind. Deshalb sollen auch die für Deutsche zu er­ bauenden Häuser keinesfalls den russischen (ukrainischen) gleichen (kein Lehmverputz, kein Strohdach usw.). 8. Im Altreich seien, betonte der Führer, viel zu viele Dinge reglementiert und vorgeschrieben; in diesen Fehler dürfen wir keinesfalls in den besetzten Ostgebieten verfallen. Keinesfalls solle also für die nichtdeutsehe Bevölke­ rung zuviel reglementiert werden; hier müsse man sich unbedingt auf das Notwendigste beschränken. Die deutsche Verwaltung müsse deshalb auch auf jeden Fall klein gehalten werden; der Gebietskommissar müsse mit den einheimischen Ortsvorstehern arbeiten; eine einheitliche ukrainische Ver­ waltung etwa bis zum Generalkommissar oder etwa gar bis zum Reichs­ kommissar dürfe es aber keinesfalls geben.

250 126.

6. August 1 942 Aufzeichnung Heims über einen Monolog Hitlers, Auszug

Lebensraum im Osten. Hitler, Monologe, S. 330 - 33 1 Werwolf, 6. August 1 942 Wie kommt einem j etzt Deutschland so klein vor! Der Engländer, aber auch der Russe, sie haben das Selbstbewußtsein, das von den großen Räu­ men kommt. Ich hoffe, wir kriegen das j etzt! [ . . . ] Als die großen Lebensräume abgesteckt wurden, war Deutschland in Glaubenskämpfen befangen. Katastrophal für Europa war der Moment, in dem Peter der Große St. Petersburg gründete. Deshalb muß St. Petersburg vollständig vom Erdboden verschwinden. Moskau genauso. Erst dann wer­ den sie sich nach Sibirien zurückziehen. Nicht dadurch, daß wir in die alten russischen Kaffs hereingeben, er­ schließen wir uns den Lebensraum, der Deutsche muß rein siedlungsmäßig auf einer höheren Stufe stehen. In einen leeren Raum sind wir nie gestoßen. Das deutsche Volk hat die südliche Ostmark absorbiert, und die nördliche Ostmark war auch bevölkert. Die Grundbevölkerung - die serbisch-wendi­ sche - ist jetzt noch da. Mit Slawenturn hat das nichts zu tun. Das sind alles Grundrassen von Europa. Lächerliche hundert Millionen Slawen werden wir absorbieren oder ver­ drängen. Wenn einer von Betreuen spricht hier, den muß man gleich ins KZ stecken. Zur Erntezeit wird man in j edem größeren Flecken einen Markt einrichten, wohin wir unsere Ramschware bringen. Auf dem gleichen Markt werden Getreide und Früchte verkauft. Hat einer etwas verkauft, so kann er gleich einkaufen. Für unser Produkt wird ein Gegenwert erzielt, der be­ trächtlich über unseren Gestehungskosten liegt. Die Differenz muß dem Reich zugute kommen, um auf diese Weise die Kriegskosten hereinzuholen. Die landwirtschaftliche Maschinenfabrik, andere Spezialindustrien, die Ver­ kehrsindustrie, die Gebrauchsgüterindustrie erhalten einen gewaltigen Auf­ trieb. Der billigste und bunteste Kattun ist hier wunderbar. Warum soll ich ihrer Farbenfreude Abbruch tun ? Ich habe große Angst, daß das Ostmini­ sterium die Ukrainerinnen zivilisieren will. Sie bringen uns einen gesunden Ausgleich, wenn sie in uns aufgehen. Da sind noch riesige germanische Volkssplitter. Woher sonst die blauäugigen und blonden Kinder? Was brauchbar ist, wird bei uns nach und nach umgezüchtet. Das andere bleibt hier.

Herrschaftsorganisation in den Ostgebieten 127.

251

Weisung Nr. 46, Auszug

Bekämpfung des " Bandenunwesen[s] im Osten " Hitlers Weisungen, Nr. 46 Führerhauptquartier, 1 8. August 1 942 1.) Das Bandenunwesen im Osten hat in den letzten Monaten einen nicht mehr erträglichen Umfang angenommen und droht zu einer ernsten Gefahr für die Versorgung der Front und die wirtschaftliche Ausnützung des Lan­ des zu werden. Bis zum Beginn des Winters müssen diese Banden im wesentlichen aus­ gerottet und damit der Osten hinter der Front befriedet werden, um ent­ scheidende Nachteile für die Kampfführung der Wehrmacht im Winter zu vermeiden. Hierzu ist erforderlich: 1 .) Schnelle durchgreifende aktive Bekämpfung der Banden unter Zusam­ menfassung aller hierzu freizumachenden und geeigneten Kräfte der Wehr­ machtteile, der SS und der Polizei. 2.) Zusammenfassung aller propagandistischen, wirtschaftlichen und po­ litischen Maßnahmen auf die Notwendigkeiten der Bandenbekämpfung. II.) Folgende allgemeine Richtlinien sind von allen beteiligten Stellen bei ihren militärischen, polizeilichen und wirtschaftlichen Maßnahmen zu be­ rücksichtigen: 1 .) Die Bandenbekämpfung ist, wie die Führung gegen den Feind an der Front, eine Führungsangelegenheit. Sie ist durch die hierfür vorgesehenen Führungsstäbe zu organisieren und zu führen. 2.) Die Vernichtung des Bandenturns erfordert aktive Bekämpfung und härteste Maßnahmen gegen alle, die sich an der Bandenbildung beteiligen oder sich der Unterstützung der Banden schuldig machen. Kamp fanweisung für die Durchführung der Bandenbekämpfung folgt. 3.) Das notwendige Vertrauen in die deutsche Führung muß durch strenge aber gerechte Behandlung der Bevölkerung errungen werden. 4.) Voraussetzung für die Vernichtung der Banden ist die Sicherstellung des Existenzminimums der Bevölkerung. Gelingt dies nicht und ist insbe­ sondere die gerechte Verteilung des Vorhandenen nicht gewährleistet, wird ein vermehrter Zuzug zu den Banden die Folge sein. 5.) Die Mitarbeit der Bevölkerung bei der Bandenbekämpfung ist unent­ behrlich. Die Belohnung verdienter Leute darf nicht kleinlich gehandhabt werden. Sie soll wirklich einen Anreiz bieten. Um so härter müssen dem­ gegenüber Sühnemaßnahmen für jede Begünstigung der Banden sein. 6.) Der unangebrachten Vertrauensseligkeit gegenüber den Landesein­ wohnern, besonders gegenüber solchen Landeseinwohnern, die bei deut-

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8. November 1 942

sehen Dienststellen angestellt sind, ist schärfstens entgegenzutreten. Wenn auch die Masse der Bevölkerung bandenfeindlich eingestellt ist, so muß doch überall mit Spitzeln gerechnet werden, deren Aufgabe es ist, die Banden rechtzeitig über alle gegen sie beabsichtigten Maßnahmen zu unterrichten.

128.

"Kommandobefehl" Hitlers, Auszug

Vorgehensweise gegen feindliche Kommandounternehmungen. Hitlers Weisungen, Nr. 46a Führerhauptquartier, 1 8. Oktober 1 942 Von j etzt ab sind alle bei sogenannten Kommandounternehmungen in Europa oder in Afrika von deutschen Truppen gestellte Gegner, auch wenn es sich äußerlich um Soldaten in Uniform oder Zerstörertrupps mit und ohne Waffen handelt, im Kampf oder auf der Flucht bis auf den letzten Mann niederzumachen. Es ist dabei ganz gleich, ob sie zu ihren Aktionen durch Schiffe und Flugzeuge angelandet werden oder mittels Fallschirmen abspringen. Selbst wenn diese Subjekte bei ihrer Auftindung scheinbar An­ stalten machen sollten, sich gefangen zu geben, ist ihnen grundsätzlich j eder Pardon zu verweigern.

129.

Rede Hitlers in München, Auszug

Lage an der Ostfront. Kampf um Stalingrad. Domarus, Bd. 2, S. 1 937-1 938 München, 8. November 1 942 Von uns gibt es kein Friedensangebot mehr. Das letzte ist im Jahre 1 940 ausgesprochen worden. Es gibt jetzt nur noch eines, und das heißt Kampf! Genau so wie ich von einem gewissen Augen­ blick an auch dem inneren Gegner sagte: Mit euch kann man sich also nicht friedlich verständigen, ihr wollt die Gewalt - folglich werdet ihr sie j etzt bekommen ! Und diese inneren Gegner, sie sind beseitigt worden! Auch eine andere Macht, die einst in Deutschland sehr gewärtig war, hat unterdes die Erfahrung gemacht, daß die nationalsozialistischen Prophezei­ ungen keine Phrasen sind. Es ist die Hauptmacht, der wir all das Unglück verdanken: das internationale Judentum. Sie werden sich noch der Reichs­ tagssitzung erinnern, in der ich erklärte: Wenn das Judentum sich etwa ein­ bildet, einen internationalen Weltkrieg zur Ausrottung der europäischen Rassen herbeiführen zu können, dann wird das Ergebnis nicht die Ausrot-

Stalingrad

253

tung der europäischen Rassen, sondern die Ausrottung des Judentums in Europa sein. Man hat mich immer als Propheten ausgelacht. Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr, und die j etzt noch la­ chen, werden es vielleicht in einiger Zeit auch nicht mehr tun. Diese Er­ kenntnis wird sich über Europa hinaus über die ganze Welt verbreiten. Das internationale Judentum wird in seiner ganzen dämonischen Gefahr erkannt werden, dafür werden wir Nationalsozialisten sorgen. In Europa ist diese Gefahr erkannt, und Staat um Staat schließt sich unseren Gesetzgebungen an. So gibt es in diesem gewaltigen Ringen ohnehin nur eine einzige Mög­ lichkeit: die des restlosen Erfolges. Und es bleibt nun nur die Frage, ob überhaupt Gründe vorhanden sind, an diesem Erfolg zu zweifeln. [ . . . ] Daß ich die Sache nun nicht immer so machte, wie die anderen es gerade wollen - ja, ich überlege mir eben, was die anderen wahrscheinlich glauben, und mache es dann grundsätzlich anders. Wenn also Herr Stalin erwartet hat, daß wir in der Mitte angreifen - ich wollte gar nicht in der Mitte an­ greifen. Nicht nur deswegen nicht, weil vielleicht Herr Stalin daran glaubte, son­ dern weil mir daran gar nicht so viel lag. Ich wollte zur Wolga kommen, und zwar an einer bestimmten Stelle, an einer bestimmten Stadt. Zufälliger­ weise trägt sie den Namen von Stalin selber. Aber denken Sie nur nicht, daß ich aus diesem Grunde dorthin marschiert bin - sie könnte auch ganz anders heißen -, sondern weil dort ein ganz wichtiger Punkt ist. Dort schneidet man nämlich 30 Millionen Tonnen Verkehr ab, darunter fast 9 Millionen Tonnen Ölverkehr. Dort floß der ganze Weizen aus diesen gewaltigen Gebieten der Ukraine, des Kubangebietes, zusammen, um nach Norden transportiert zu werden. Dort ist das Manganerz befördert worden; dort war ein gigantischer Umschlagplatz. Den wollte ich nehmen und wissen Sie - wir sind bescheiden, wir haben ihn nämlich ! Es sind nur noch ein paar ganz kleine Plätzchen da. Nun sagen die ande­ ren: Warum kämpfen sie dann nicht schneller ? - Weil ich dort kein zweites Verdun haben will, sondern es lieber mit ganz kleinen Stoßtrupps mache. Die Zeit spielt dabei gar keine Rolle. Es kommt kein Schiff mehr die Wolga hoch. Und das ist das Entscheidende! Sie haben uns auch den Vorwurf ge­ macht, warum wir bei Sewastopol so lange warteten. Nun, weil ich auch dort nicht ein gigantischen Massenmorden ansetzen wollte. Aber Sewasto­ pol ist in unsere Hand gefallen, und die Krim ist in unsere Hand gefallen, und wir haben Ziel um Ziel zäh beharrlich erreicht. Und wenn nun der Gegner seinerseits Anstalten macht anzugreifen - glauben Sie nur nicht, daß ich ihm zuvorkommen will. Wir lassen ihn angreifen, wenn er will, denn die Verteidigung ist dann immer noch billiger. Er soll ruhig angreifen, er wird sich dabei schwer ausbluten, und wir haben Einbrüche noch immer korri-

23. November 1 942

254

giert. Jedenfalls stehen nicht die Russen an den Pyrenäen oder vor Sevilla das sind nämlich dieselben Entfernungen, wie für uns heute bis nach Stalin­ grad oder sagen wir bis zum Terek. Und wir stehen doch dort, das kann am Ende nicht abgestritten werden, das ist doch eine Tatsache. 130.

Gesuch Paulus' an Hitler

Notwendigkeit des Ausbruchs der 6. Armee. Kehrig, Dokument 1 0 23. November 1 942 Mein Führer! Seit Eingang Ihres Funkspruchs vom 22. 1 1 . abends hat sich die Entwick­ lung der Lage überstürzt. Die Schließung des Kessels ist im Südwesten und Westen nicht geglückt. Bevorstehende Feinddurchbrüche zeichnen sich hier ab. Munition und Be­ triebsstoff gehen zu Ende. Zahlreiche Batterien und Panzerabwehrwaffen haben sich verschossen. Eine rechtzeitige, ausreichende Versorgung ist aus­ geschlossen. Die Armee geht in kürzester Frist der Vernichtung entgegen, wenn nicht unter Zusammenfassung aller Kräfte der von Süden und Westen angreifende Feind vernichtend geschlagen wird. Hierzu ist sofortige Herausnahme aller Divisionen aus Stalingrad und starker Kräfte aus der Nordfront erforderlich. Unabwendbare Folge muß dann Durchbruch nach Südwesten sein, da Ost­ und Nordfront bei derartiger Schwächung nicht mehr zu halten. Es geht dann zwar zahlreiches Material verloren, es wird aber die Mehr­ zahl wertvoller Kämpfer und wenigstens ein Teil des Materials erhalten. Die Verantwortlichkeit für diese schwerwiegende Meldung behalte ich in vollem Umfange, wenn ich melde, daß die Kommandierenden Generale Heitz, v. Seydlitz, Strecker, Hube und Jaenecke die gleiche Beurteilung der Lage haben. Bitte aufgrund der Lage nochmals um Handlungsfreiheit. Heil mein Füh­ rer!

Stalingrad 131.

255

Führerentscheid, Auszug

Halten der Stellungen der 6. Armee. Kehrig, Dokument 1 1 24. November 1 942 Jetzige Wolga-Front und jetzige Nordfront LI. AK unter allen Umstän­ den halten. Luftversorgung durch Einsatz weiterer 1 00 Ju im Anlaufen.

132.

Brief v. Seydlitz' an Paulus, Auszug

Durchbruch oder Untergang der 6. Armee. Kehrig, Dokument 1 5 2 5 . November 1 942 Die Armee steht vor dem eindeutigen Entweder-Oder: Durchbruch nach Südwesten in allgemeiner Richtung Kotelnikowo oder Untergang in wenigen Tagen. Diese Erkenntnis beruht auf nüchterner Erkenntnis der tatsächlichen Ge­ gebenheiten. 1 . Da schon zu Beginn der Schlacht so gut wie gar keine Bevorratung auf irgend einem Versorgungsgebiete vorhanden war, ist die Versorgungslage bei der Entschlußfassung entscheidend. [ . . .] 2. Das vermutliche Handeln des Feindes, dem ein Sieg in einer Vernich­ tungsschlacht klassischen Ausmaßes winkt, ist leicht zu beurteilen. Bei Kenntnis seiner aktiven Kampfweise ist nicht zu bezweifeln, daß er seine Angriffe gegen die eingekesselte 6. Armee mit unverminderter Heftigkeit fortsetzen wird. Es muß ihm auch die Erkenntnis zugebilligt werden, daß er die Armee vernichten muß, ehe Entsetzungsmaßnahmen deutscherseits wirksam werden können. Menschenopfer achtet er erfahrungsgemäß nicht. Die Abwehrerfolge, besonders des 24. 1 1 ., und die an mehreren Stellen fest­ gestellten Verluste des Feindes dürfen nicht zur Selbsttäuschung führen. Dem Feind sind sicherlich auch unsere Versorgungsschwierigkeiten nicht ganz unbekannt. Je ausdauernder und heftiger er angreift, desto schneller verbrauchen wir unsere Munition. Wenn nicht ein einziger dieser Angriffe zum Erfolg führt, wird doch der Enderfolg eintreten, wenn die Armee sich verschossen hat und wehrlos ist. Ihm diese Überlegung abzusprechen, hieße vom Feinde das unrichtige Handeln erwarten. Dies hat in der Kriegsge­ schichte stets zur Niederlage geführt. Es wäre ein Vabanque-Spiel, das mit der Katastrophe der 6. Armee die schwerwiegendsten Folgen für die Dauer des Krieges, vielleicht auch für das Endergebnis haben würde.

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25. November 1 942

3. Operativ ergibt sich daher unwiderleglich: die 6. Armee kann bei Ver­ harren in der Igelstellung nur dann der Vernichtung entgehen, wenn der Entsatz in wenigen, d. h. etwa 5 Tagen, soweit wirksam wird, daß der Feind seine Angriffe einstellen muß. Hierfür liegt nicht ein einziges Anzeichen vor. Wird der Entsatz erst später wirksam, so tritt unweigerlich der Zustand der Wehrlosigkeit, d. h. der Vernichtung der Armee ein. [ . . . ] 4. Die Aussicht, in der versorgungsmäßig noch tragbaren Zeit den Entsatz wirksam werden zu lassen, ist also gleich null. Der Befehl des 0. K. H., den Igel zu halten, bis Hilfe heran ist, beruht offensichtlich auf unrealen Grund­ lagen. Er ist daher nicht ausführbar und hat die Katastrophe der Armee unweigerlich zur Folge. Soll die Armee erhalten werden, so muß sie einen anderen Befehl sofort herbeiführen, oder sofort einen anderen Entschluß

selbst fassen. Der Gedanke, die Armee bewußt aufzuopfern, dürfte im Hinblick auf die operativen, politischen und moralischen Folgen außerhalb j eder Diskussion stehen. [ . . ] 6. Die Forderung ist eindeutig: Entweder verteidigt sich die 6. Armee in der Igelstellung, bis sie verschos­ sen, d. h. wehrlos ist. Da bei der sicheren Fortsetzung und wahrscheinlichen Ausdehnung der Feindangriffe auf die bisher noch ruhigeren Frontteile die­ ser Zustand früher eintreten muß als der Entsatz wirksam werden kann, bedeutet dieses passive Verhalten das Ende der Armee. Oder die Armee sprengt in aktivem Handeln den Einkreisungsring. Dies ist nur dadurch möglich, daß die Armee unter Entblößung der Nord­ und Wolgafront, d. h. unter Frontverkürzung Stoßkräfte freimacht, um mit ihnen an der Südfront anzugreifen und unter Aufgabe von Stalingrad in der Richtung des schwächsten Widerstandes, d. h. in Richtung Kotelnikowo, durchzubrechen. Dieser Entschluß macht die Zurücklassung erheblicher Ma­ terialmengen nötig, bietet aber Aussicht, die südliche Backe der Umfassungs­ zange zu zerschlagen, einen großen Teil der Armee und ihrer Rüstung der Katastrophe zu entziehen und für die Fortführung der Operationen zu er­ halten. Hierdurch bleibt ein Teil der Feindkräfte dauernd gebunden, während nach Vernichtung der Armee in der Igelstellung j egliche Bindung von Feind­ kräften aufhört. Nach außen hin ist eine Darstellung der Ereignisse möglich, die schweren moralischen Schäden vorbeugt: "Nach völliger Zerstörung des sowj etischen Rüstungszentrums Stalingrad ist die Armee unter Zerschlagung einer feindlichen Kräftegruppe von der Wolga abgesetzt worden." Die Erfolgsaussichten für den Durchbruch sind umso größer, als die bis­ herigen Kämpfe vielfach eine geringe Standfestigkeit der feindlichen Infan­ terie im freien Gelände gezeigt haben, und an den kleinen Flußabschnitten ostwärts des Don und am Aksaiabschnitt noch eigene Kräfte stehen. Im Hinblick auf die Zeitberechnung muß der Durchbruch unverzüglich einge.

Stalingrad

257

leitet und durchgeführt werden. Jedes Zögern mindert seine Aussichten. Mit j edem Zögern nimmt die Zahl von Kämpfern und Munition ab. Mit j edem Zögern wird der Feind an der Durchbruchsfront stärker und kann er mehr Abdeckungskräfte gegen die Gruppe Kotelnikowo heranführen. Mit j edem Zögern wird die Kampfkraft durch Pferdesterben und damit Ausfall pfer­ debeweglicher Waffen geringer. Hebt das 0. K. H. den Befehl zum Ausharren in der Igelstellung nicht unverzüglich auf, so ergibt sich vor dem eigenen Gewissen gegenüber der Armee und dem deutschen Volk die gebieterische Pflicht, sich die durch den bisherigen Befehl verhinderte Handlungsfreiheit selbst zu nehmen und von der heute noch vorhanden Möglichkeit, die Katastrophe durch eigenen An­ griff zu vermeiden, Gebrauch zu machen. Die völlige Vernichtung von 200 000 Kämpfern und ihrer gesamten Materialausstattung steht auf dem Spiel. Es gibt keine andere Wahl.

133.

Lagebericht Paulus' an

v.

Manstein, Auszug

Lage der 6. Armee. Kehrig, Dokument 1 7 26. November 1 942 Die Lage von heute wird auf Karte übersandt. Wenn auch der Südwest­ front weitere Kräfte zugeführt werden konnten, so ist die Lage dort doch noch angespannt. Die Südfront (IV. AK. ) hat sich etwas gefestigt und die ganzen letzten Tage über schwere feindl. Infanterie und Panzerangriffe ab­ geschlagen, allerdings unter erheblichen eigenen Verlusten und hohem Mu­ nitionsverbrauch. Die Stalingradfront erwehrt sich tägl. eines starken Feinddruckes. An der Nordfront sind Schwierigkeiten an der Nordostecke [ . . . ] und am Westflügel [ . . ]. Die Hauptangriffe an der Nordfront stehen meiner Ansicht nach erst bevor, da der Gegner hier Eisenbahn u. Straßen für Heranführen von Ver­ stärkungen besitzt. Der Nordfront von Westen her Verstärkung zuzuführen, wird meine Sorge der nächsten Tage sein. Die seit 3 Tagen durchgeführte Luftversorgung brachte nur kleine Bruch­ teile des errechneten Mindestbedarfs (600 to 300 Ju tägl.). Die Versorgung kann schon in den nächsten Tagen zu einer äußerst ern­ sten Krise führen. Ich glaube trotzdem, daß sich die Armee einige Zeit halten kann. Ob allerdings die täglich wachsende Schwäche der Armee, dazu der Mangel an Unterkünften, Bau und Brennholz ein Halten des Raumes um Stalingrad - auch wenn etwa ein Korridor zu mir durchge.

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258

27. November 1 942

schlagen wird - für längere Zeit möglich machen kann, ist noch nicht voll zu übersehen. Da ich täglich von vielen verständlichen Anfragen für die Zukunft be­ stürmt werde, wäre ich dankbar, wenn mir mehr als bisher Unterlagen zu­ gänglich gemacht würden, die ich für die Hebung der Zuversicht meiner Männer verwenden kann. Ich darf melden, daß ich in Ihrer Führung, Herr Feldmarschall, die Ge­ währ sehe, daß alles geschieht, um der 6. Armee zu helfen. Meine Kdre. und meine braven Männer werden ihrerseits mit mir alles tun, um Ihr Vertrauen zu rechtfertigen.

1 34.

Stellungnahme und Antwort v. Mansteins an Paulus, Auszug Kehrig, Dokument 20

27. November 1 942 [Stellungnahme:] 1 . Nachdem der Führer das Halten des "Festungsgebiets Stalingrad" durch 6. Armee befohlen hat, ist der 0. B. nur dafür verantwortlich, daß dieser Befehl mit allen Mitteln bis zum letzten ausgeführt wird. Die Verant­ wortung für das Schicksal der Armee im Rahmen dieser Aufgabe hat durch seinen Befehl der Führer dem 0. B. abgenommen. Dieser hat es zu tragen, nicht zu verantworten. 2. In einer Lage wie der der 6. Armee gibt es nur zwei Wege. Der eine ist der befohlene, nämlich unter allen Umständen, mit allen Mitteln, bis zum letzten Schuß zu halten. Der zweite wäre der Druchbruch, gewollt, solange man dazu noch die Kraft und die Mittel hat. Unmöglich dagegen ist der Gedanke, bei in der Verteidigung eintretender Krise "entkommen" zu wollen. Das führt in j edem Fall zur Vernichtung der Armee. 3. Bei der von der H. Gr. beabsichtigten Operation zur Befreiung der 6. Armee wird in j edem Fall deren Mitwirkung, soweit irgend möglich, nötig sein. Hierzu sind alle Kräfte und Mittel, die nicht unabweisbar in der Ab­ wehr gebraucht werden, zusammenzufassen bzw. aufzusparen. 4. Je klarer die H. Gr. von der Armee über ihre Kräfte und Mittel unter­ richtet wird, desto besser kann sie helfen, desto zutreffender wird die Ent­ scheidung, was nach Herstellen der Verbindung zu geschehen hat, ausfallen. [Antwort:]

[ . . . ] Zum Schluß noch eins: Der Befehl des Führers entlastet Sie von der

259

Kriegslage

Verantwortung, die über die zweckmäßigste und willensstärkste Durchfüh­ rung des Befehls des Führers hinausgeht. Was wird, wenn die Armee in Erfüllung des Befehls des Führers die letzte Patrone verschossen haben soll­ te, dafür sind Sie nicht verantwortlich! Im übrigen werden wir Sie nicht im Stich lassen! 1 35.

Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug

Strategische Lage nach der alliierten Landung in Nordafrika. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 14 1. Dezember 1 942 Mit der angelsächsischen Landung in Nordwestafrika am 8. 1 1 . 42 hat ein neuer Abschnitt des Krieges begonnen. Durch die Initiative der Angelsachsen stehen die Dreierpaktmächte mehr noch als bisher auch zur erfolgreichen Verteidigung ihrer Lebensräume Pro­ blemen des Seekrieges gegenüber, weil dem Feind das Herantragen seiner militärischen Kraft nur auf dem Seeweg möglich ist. Deutschland und Japan sind zwar vorläufig in ihren Räumen zur Defen­ sive gezwungen, in der Seekriegführung aber können und müssen sie offen­ siv tätig sein. Im Seekrieg treten deshalb schon j etzt die Probleme des Koalitionskrieges in Erscheinung mit der Gefahr, daß die einzelnen Koalitionspartner Ereig­ nisse und Erfordernisse des Krieges ausschließlich nach den Gegebenheiten ihres eigenen Kriegsschauplatzes sehen und beurteilen. Am schwierigsten ist die Beurteilung und Entscheidung der Frage, ob eine bestimmte, an sich erwünschte Operation sofort erforderlich oder unter Berücksichtigung der Lage der übrigen Koalitionspartner und der Gesamt­ lage auf spätere Zeit verschoben werden kann. Der strategische Gleichklang ist daher eine Voraussetzung erfolgreicher Koalitionskriege. Trotz der dringenden Forderungen des Augenblicks und trotz der Tatsa­ che, daß eine Koalitionsstrategie für die Land- und Luftkriegführung zur Zeit nicht möglich und notwendig ist, bedarf deshalb die gemeinsame Ge­ samtplanung der dauernden Beachtung und Förderung. Die Koalitionsstrategie des Seekrieges steht dabei für die Dreierpaktmäch­ te in der augenblicklichen Lage im Vordergrund. [ . ] .

.

Eigene Lage: [ . . ] Das unverminderte Durchhaltevermögen des russischen Kolosses .

zwingt zum Einsatz des größten Teils des Heeres und großer Teile der

260

1. Dezember 1 942

Luftwaffe im Osten, wo die gesteckten Ziele noch nicht endgültig erreicht sind. Die unter Aufbietung starker Kräfte vom Gegner gegen die deutsch-ita­ lienische Panzerarmee geführte Offensive hat die Bedrohung Ägyptens auf­ gehoben und die eigenen Streitkräfte nach Tripolitanien zurückgedrückt; den Folgen der feindlichen Landung in Nordafrika, die seit Monaten in aller Gründlichkeit auf dem militärischen und politischen Gebiet verbreitet war, kann zunächst nur defensiv durch Bilden und Halten des Brückenkopfes Tunesien begegnet werden. Diese strategische Schlüsselstellung ist entschei­ dend für die Kriegführung im Mittelmeer, die Sicherung Italiens und das Ergebnis der angelsächsischen Afrika-Offensive. [ . . ] Abgesehen vom Brennstoffmangel besteht eine Möglichkeit für Opera­ tionen der Flottenstreitkräfte im Atlantik nicht, weil die verstärkte Über­ wachung der Island-Passage und die Ansammlung von Flotten- und Luft­ streitkräften in Nordengland und aus Island sowie die angelsächsische Überlegenheit im Nordatlantik solche Vorhaben ausschließen. Zudem sind die starker Luftbedrohung ausgesetzten westfranzösischen Häfen als Stütz­ punkte für große Schiffe nicht geeignet. Der Gebrauch moderner, bei jeder Sicht auf große Entfernung wirksamer Ortungsgeräte verhindert schon das unbemerkte Ausbrechen aus dem Nordmeer. Die Öffnung der nördlichen Atlantikzugänge durch Besetzung Islands ist mit geringen Kräften wegen der starken amerikanischen Besatzung und ihrer durch ausreichende Vorräte sichergestellten Abwehrkraft nicht möglich. Der Einsatz stärkerer Kräfte verbietet sich j edoch wegen der Unmöglichkeit, den ausreichenden Nachschub von den mindestens 600 sm entfernt liegenden eigenen Stützpunkten durch ein Gebiet heranzuschaffen, das von der feind­ lichen See- und Luftmacht beherrscht wird. Die im November vorliegenden Wetterverhältnisse erschweren derartige Operationen besonders für die Luftwaffe, deren Einsatz im Winter oft tagelang unmöglich ist. Die strategische Lage und die Brennstoffnot beschränken damit die Kern­ flotte auf die Defensivaufgabe der Verteidigung der norwegischen Küste, gelegentliche Unternehmungen gegen den angelsächsischen Nachschub nach Nordrußland hauptsächlich mit leichten Streitkräften und das Aus­ üben eines strategischen Druckes auf den Feind, der zum B ereithalten kampfkräftiger Flottenteile in Nordengland und Island, zur dauernden Überwachung des Island-Defiles und zur starken Sicherung der Rußland­ geleitzüge gezwungen wird. Eine gewisse Entlastung wird durch unsere "fleet in being" damit auch für Japan erreicht. In der Ostsee ist voraussichtlich auch im kommenden Frühj ahr eine er­ neute Minenabsperrung des inneren Finnenbusens gegen russische U-Boote erforderlich, die nach Möglichkeit näher an die feindlichen Stützpunkte her.

Kriegslage

261

angetragen werden muß, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen und Minenma­ terial zu sparen. Die Seekriegführung im Schwarzen Meer beschränkt sich bei starker Überlegenheit des Gegners auf den Sicherungsdienst und den Kleinkrieg mit Schnellbooten und kleinen U-Booten; der Einbruch von Gegnerkräften durch die Meerengen oder feindliche Besetzung der balkanischen Schwarz­ meerküste würde unsere Seeverbindungen und damit versorgungsmäßig auch die Landfront in diesem Raum schwer gefährden. In der Hauptaufgabe der Kriegsmarine, die j etzt auch die einzige offensive Betätigung Deutschlands gegen die Angelsachsen darstellt, im Tonnagekrieg, ist das U-Boot in ständig steigendem Ausmaß in den Vordergrund getreten und nimmt in der materiellen und personellen Rüstung der Kriegsmarine den bevorzugten Platz ein. [ . . ] .

Folgerungen: Die Anspannung der Kräfte der Dreierpaktmächte in ihren geweiteten Lebensräumen ist so gestiegen, daß auf absehbare Zeit offensive Operatio­ nen, die zur Zusammenarbeit der verbündeten Land- und Luftmacht führen oder die Verbindung zwischen Europa und Ostasien herbeiführen könnten, nicht möglich erscheinen. Im Gegenteil, Europa, sowohl wie Japan, kämpfen um die Verteidigung ihrer Lebensräume unter Einsatz aller verfügbaren Reserven. Auch die Bekämpfung weiterer angelsächsischer Versuche zum Gewinn neuer strategischer Ausgangsstellungen kann, solange Rußland und China nicht ausgeschaltet sind, nur defensiv erfolgen. Das Herantragen der feindlichen militärischen Kraft kann nur vermittels der Seeverbindungen erfolgen, deren Bekämpfung eine Seekriegsaufgabe ist. Der Seekrieg rückt damit auch äußerlich in den Brennpunkt des Kriegs­ geschehens. Die Überlegenheit der angelsächsischen Seestreitkräfte werden die Mäch­ te des Dreierpaktes nicht ausgleichen können; auch erhöhte Erfolge gegen sie werden durch die vielfach höheren Neubaumöglichkeiten unserer Feinde ausgeglichen. Nach allen Erfahrungen und Überlegungen der Seekriegsleitung hat der Ansatz von U-Booten gegen die abwehrkräftigen und beweglichen feindli­ chen Seestreitkräfte nicht die Aussicht einer schnellen und umfangreichen Vernichtung der Seemacht des Gegners. Das Herausziehen von U-Booten aus dem Handelskrieg führt im Gegenteil zu einer sofort wirksam werden­ den Verminderung der Versenkungserfolge.

262 136.

9. Dezember 1942 Lagebericht

v.

Mansteins an Zeitzler, Auszug

Lage der 6. Armee. Kehrig, Dokument 27 9. Dezember 1 942 Das Maß der Kräfte, das der Gegner gegen die Heeresgruppe Don her­ angeführt hat, läßt keinen Zweifel darüber, daß er hier den Schwerpunkt seiner Gesamtoperation sieht. Er wird den Kampf hier unter weiterer Her­ anführung von Kräften aus anderen Fronten solange fortführen, wie er nur irgend kann. Ganz gleichgültig, wie sich die Lage hinsichtlich der 6. Armee auch in der nächsten Zeit entwickeln möge, wird daher eine fortdauernde Kräftezuführung zur Heeresgruppe Don erforderlich bleiben. Entscheidend dabei ist, daß das Tempo der Zuführung mit allen Mitteln gesteigert wird. Bei dem derzeitigen Tempo bleiben wir gegenüber dem Russen immer in der Nachhand. Ich halte es ferner für erforderlich, daß alles geschieht, um die rumänischen Armeen wieder verwendungsfähig zu machen, insbesondere aber den Kampfwillen und das Vertrauen in die deutsche Führung wieder­ herzustellen. Zu der Frage, ob nach Herstellen der Verbindung zur 6. Armee diese aus dem Kessel herauszunehmen ist oder nicht, sind m. E. folgende Gedanken abzuwägen: a) Beläßt man die 6. Armee im Festungsgebiet, so ist es durchaus möglich, daß sich auch der Russe hier verbeißt und sich nach und nach in nutzlosen Angriffen verblutet, also Stalingrad das Grab seiner Angriffskraft wird. Man muß sich aber klar darüber sein, daß die 6. Armee im Festungsgebiet unter besonders ungünstigen Bedingungen leben und kämpfen muß und daß es bei dem derzeitigen, noch längere Zeit anhaltenden Kräfteverhältnis durch­ aus im Bereich der Möglichkeit liegt, daß die Verbindung wieder einmal verloren geht, eine entscheidende Wendung der Lage j edenfalls in den näch­ sten Wochen noch nicht erwartet werden kann. b) Andererseits muß man aber auch mit der Möglichkeit rechnen, daß der Russe richtig handelt und unter Aufrechterhaltung der Einschließung mit starken Kräften im Bereich der 3. und 4. rum. Armee angreift mit dem Ziel Rostow. Es sind dann unsere wesentlichen Kräfte operativ unbeweglich im Festungsgebiet Stalingrad und zum Offenhalten der Verbindung dorthin ge­ bunden, während der Russe auf der ganzen übrigen Front der Heeresgruppe Handlungsfreiheit hat. Diese Lage den ganzen Winter über aufrechtzuerhal­ ten, erscheint mir nicht zweckmäßig. c) Die Folgerung des Entschlusses, die 6. Armee bei Stalingrad zu belas­ sen, muß zwangsläufig auch der Entschluß sein, dann diese Schlacht bis zu einer vollen Entscheidung durchzuschlagen. [ . . . ]

Rabls Europakonzeption

263

Ob die Kräfte hierzu zur Verfügung gestellt und in bemessener Zeit her­ angebracht werden können, entzieht sich meiner Beurteilung.

137.

Denkschrift Rabls, Auszug

Neuordnung Europas. HZ, FA 272 Den Haag, 9. Dezember 1 942 Der gegenwärtige Krieg legt die Herrschaft über die Welt in neue Hände. Das ,europäische Konzert', die schiedlich-friedliche Vereinigung der im 1 9. Jahrhundert führenden Mächte (England, Frankreich, Rußland, Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien), dessen Wille - nach innen Kom­ promiß, nach außen Diktat - alle politischen Streitfragen von einiger Bedeu­ tung zu lösen unternommen hat (Türkei 1 856, 1 878; China 1 900; Marokko 1 906; Balkan 1 908 -1 9 1 4) ist auseinandergebrochen und hat auch im Rah­ men des Völkerbundes nicht mehr erneuert werden können. Was sich vor unseren Augen vollzieht, ist die politische Neugliederung unseres Planeten nach Erdzonen; ein amerikanisches und ein ostasiatisches Kräftezentrum haben sich, j eweils unter Führung des mächtigsten, in der betreffenden Re­ gion gelegenen Staates (USA, Japan) gebildet. Der europäische Alleineinfluß in diesen Räumen ist somit ausgeschaltet. Europa kann seinen Willen und seine Interessen innerhalb dieser Räume sohin nur mehr auf dem Weg der Verhandlung mit der führenden Macht zur Geltung bringen. Darüber hinaus ist eine doppelte Gefahr erwachsen: daß Japan von Osten, die USA von Westen in den europäischen Lebensraum eindringen - j a, und eines Tages vielleicht sogar den europäischen Kernraum bedrohen. Europa kann dieser Gefahr nur begegnen, wenn es seinen Kernraum durch zweckmäßige Orga­ nisation und durch planmäßigen Verfassungsaufbau als Voraussetzung zu kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Rüstung so machtvoll ausgestaltet, daß von diesem in sich geschlossenen Machtkern aus die unumgängliche Umgrenzung seines Lebensraumes unter allen Umständen durchgesetzt werden und die Berücksichtigung seiner Interessen innerhalb der anderen Erdräume mit Aussicht auf Erfolg verlangt werden kann. Hinsichtlich der geographischen Abgrenzung der Räume, von denen hier die Rede ist, geht die Darstellung dabei von folgenden Gedanken aus: Kern­ raum Europas sind die nordisch bestimmten Länder, Lebensraum Europas der Rest des europäischen Kontinents, Sibirien, der Nahe Osten und Afrika. Kernraum Ostasiens ist Japan, Lebensraum Ostasiens China und die Insel­ welt der Südsee. Kernraum Amerikas ist das Gebiet der USA, Lebensraum Amerikas Kanada, Mittel- und Südamerika. Zwischen Europa und Ostasien

264

9. Dezember 1 942

liegt als weder dort noch hier unmittelbar eingegliederte Übergangszone Indien und die arabische Welt; zwischen Ostasien und Amerika in ähnlicher Weise Australien. Der Kernraum Europas bedarf noch der politisch-verfassungsmäßigen Gestaltung und Gliederung. Darin liegt Europas Nachteil gegenüber Ost­ asien und Amerika, wo diese Aufgabe bereits gelöst ist. Nur so konnte die oben erwähnte Gefahr entstehen. Sie kann nur dann abgewandt werden, wenn die Verfassungsgestaltung Europas j ede Voraussetzung und Gewähr bietet, daß Europa als Macht- und Kraftzentrum von wahrhaft weltpoliti­ schem Rang erhalten bleibt bezw. sich endgültig verfestigen kann. Dabei ist nötig, die sich so ergebenden Fragen von einem neuartigen Aus­ gangspunkt her zu betrachten. Jedes Machtgefüge und daher auch j eder Ver­ fassungsbau empfängt nämlich seine Prägung nicht von irgendwelchen ein­ zelnen Willensentscheidungen oder Satzungen, sondern von dem Menschen­ typ, der Macht ausübt und die ,Verfassung' im einzelnen gestaltet und trägt. So trägt der japanische Staatsbau die Züge des ritterlichen Kaisermythos [ . . ], die amerikanische Verfassung den Stempel des - neuestens in immer stärkerem Maß jüdisch akzentuierten - ,smart businessman'. Und noch ein Zweites ist zu beachten: Macht- oder, anders ausgedrückt: die Handhabung der Verfassungsordnung im einzelnen - ist immer Sache einer auserlesenen Minderheit: mögen die Auslesegrundsätze und das herrschaftliche Verhältnis zur geführten Mehrheit wie immer gestaltet sein. Von hier aus betrachtet, ergeben sich für den zukünftigen Verfassungs­ aufbau Europas die folgenden Grundsätze: 1 . Träger der europäischen Ordnung ist der nordische Mensch. Er hat kraft der ihm innewohnenden Werte einen sowohl natürlich wie sittlich begrün­ deten Führungsanspruch innerhalb des europäischen Erdraumes. Die Ver­ fassungsgestaltung Europas ist also nicht mythisch-traditional, auch nicht korrupt-ökonomisch, rasse-aristokratisch bedingt. [ . . . ] 3 . Innerhalb Europas ist der nordische Mensch nun in die ihm gebühren­ de Führerstellung einzusetzen. Voraussetzung dazu ist seine politische Ak­ tivierung, d. h. der erfolgreiche Appell an seinen Herrschafts- und Gestal­ tungswillen. [ . . . ] 4. Die nordische Führung Europas findet ihre natürliche Sinnerfüllung in der nordischen Ordnung Europas. Die nordische Ordnung Europas ver­ wirklicht sich in dem Begriff des ,Reiches'. Der Verfassungsaufbau entspricht den Rasse- und Charaktereigenschaften des nordischen Menschen. [ . . . ] 5. Von hier aus betrachtet, gliedert sich das Reich in seinen Kernraum, die diesem zugeordneten oder unterworfenen Gebiete und seine Sicherheits­ zonen (Grenzsäume). In die Betrachtung einzubeziehen sind ferner diej eni­ gen europäischen Staaten, die unter Wahrung ihrer politischen Individualität dem Reich fest und dauernd verbündet sind. .

Rabls Europakonzeption

265

6. Kernraum des Reiches (Kernraum der Erdzone Europa im früher dar­ gelegten Sinn) sind die nordisch bestimmten Länder. Sie schließen sich zum Immerwährenden Bunde der europäischen Nordvölker zusammen und müs­ sen bei aller Verschiedenheit der stammlieh-völkischen Überlieferungen in kultureller, sozialer und sprachlicher Hinsicht im einzelnen im Lauf von höchstens zwei Generationen zu fugenloser innerer Einheit zusammen­ wachsen. [. . . ] 7. Die dem Bund zugeordneten Gebiete, die unlösliche Bestandteile des Reiches und als seine Gefolgslandschaften anzusehen sind, werden von den­ j enigen Völkern bewohnt, deren nordische Substanz zu gering ist, um sie in den Kreis der ,nordisch Bestimmten' aufzunehmen, deren räumliche Lage andererseits jedoch eine dauernde, vom Bund her herrschaftlich gestaltete Verbindung mit ihm erfordert. Ihnen kann und soll j edoch in dem Maß, als sie nordische Volkszugehörige aufzuweisen in der Lage sind, die autonome Gestaltung der vorstaatlichen, nicht primär politischen Bereiche zugestan­ den werden. Diese Gebiete sind Böhmen (Prag), Mähren (Prünn), Warschau, Cholm (Lublin), Oberwartheland (Radom), Westgalizien (Krakau), Ostga­ lizien (Lemberg), Litauen (Wilna), Weißrußland (Minsk), Lettland (Riga), Estland (Reval), Westukraine (Kiew), Ostukraine (Charkow). [ . . . ) 8) Die vom Bund unterworfenen Gebiete, die ebenfalls unlösliche Be­ standteile des Reiches und als dessen Kolonialgebiete anzusehen sind. Hier­ her gehören Großrußland, die Kaukasusgebiete, Sibirien, Turkestan, die Krim, Palästina, die deutschen, englischen und belgischen Afrikakolonien. Sie werden zentral vom Bund verwaltet. Die Bewohner sind Untertanen des Reiches ohne politische Rechte. Inwieweit sie sich bei der Befriedung ihrer täglichen Bedürfnisse selbst überlassen bleiben können, bestimmt sich nach Lage und Wichtigkeit des Gebiets in wirtschaftlicher oder strategischer Hin­ sicht. 9) Eine Besonderheit bieten diejenigen vorderasiatischen bezw. afrikani­ schen Gebiete, die der Bund gemeinsam mit einem anderen europäischen Staat verwaltet. Diese Gebiete sind Syrien (gemeinsame Verwaltung mit Frankreich) und der Sudan (gemeinsame Verwaltung mit Italien). 1 0) Zur Sicherung des Reichs werden am Ostsaum des Bundesgebiets Wehrbauernsiedlungen errichtet. [ . . . ) 1 3 ) Die Führung des Reichs liegt in der Hand des Führers. [ . . . ] 1 5) Um den Frieden innerhalb der europäischen Erdzone dauernd zu sichern und dadurch ihre Kraft nach außen zu wahren, schließt das Reich mit den außerhalb seiner Grenzen, aber innerhalb des europäischen Lebens­ raums liegenden Staaten immerwährende Bündnisse, deren hauptsächliche Bestimmungen sind: immerwährender Friede, beiderseitige Führung der Außenpolitik gegenüber außereuropäischen Mächten unter gegenseitiger freimütiger Fühlungnahme so, wie es dem gemeinsamen Interesse ent-

266

19. Dezember 1942

spricht; im Konfliktsfall unbedingte gegenseitige Waffenhilfe; Sonderabma­ chungen finanzieller, wirtschaftlicher, verkehrspolitischer und militärischer Art. Die Ausgestaltung dieser Verträge im einzelnen ist j edoch je nach dem verschieden, wo das betreffende Land liegt bezw. welche Haltung es wäh­ rend des gegenwärtigen Krieges eingenommen hat. [ . . . ] 1 6) Stellung und Aufgabe der SS innerhalb dieses Verfassungs- und Machtgefüges ergibt sich aus der besonderen Einstellung, die sie den Fragen des Reiches und der Reichspolitik gegenüber einnimmt, und aus den erhöh­ ten Pflichten, die sie sich im Hinblick auf die Lösung dieser Aufgaben selbst auferlegt. Im Kreis der nordischen Führungsschicht Europas [ . . . ] stellt die SS den letzten und engsten Ring einer in j eder Hinsicht besonders hochwertigen Auslese dar. [ . . . ] Indes liegt das Wesentlichste der SS-Sendung heute darin, daß sie allein auf dem Weg ist, zum religiösen Untergrund des revolutionär-epochalen Geschehens unsrer Tage durchzustoßen: sie ist erfüllt von j enem neuen, heroisch-tragischen Glauben an Natur und Schicksal, der die dem Diesseits abgewandte, weltfeindliche Botschaft des Christentums zu überwinden im Begriff ist. Die SS schwört nicht - wie die Ordensritter des 1 3 .-lS. Jahr­ hunderts - Armut, Keuschheit, Gehorsam und Kampf gegen die ,Ungläu­ bigen', sondern sie gelobt Reinerhaltung und Mehrung von Familie, Sippe und Art; stete Kampfbereitschaft für Festigung und Stärkung des Reichs nach innen, für seine Macht und Geltung nach außen und schließlich un­ bedingte Treue und blinden Gehorsam dem Führer bis in den Tod. Sie ist daher die blutsmäßig und weltanschaulich geschlossenste Gemeinschaft, die die nationalsozialistische Revolution hervorgebracht hat, und deswegen kraft natürlichen Gesetzes berufen, mit dem Recht des Besten die Führung des Geschöpfes dieser Revolution, des Reiches, an sich zu ziehen und fest­ zuhalten.

138.

Lagebericht v. Mansteins an Zeitzler, Auszug

Lage der 6. Armee. Kehrig, Dokument 35 1 9. Dezember 1 942 Die Lage bei Heeresgruppe Don hat sich im Zusammenhang mit der Entwicklung bei Heeresgruppe B und dem hieraus sich ergebenden Ab­ schneiden weiterer Kräftezufuhr so entwickelt, daß mit einem Entsatz der 6. Armee in absehbarer Zeit nicht zu rechnen ist. Da sowohl aus Kräfte- wie aus Witterungsgründen die V:ersorgung auf

267

Von Raeder zu Dönitz

dem Luftwege und damit die Erhaltung der Armee im Festungsgebiet, wie die 4 Wochen der Einschließung erwiesen haben, nicht möglich, das LVII. Pz. Korps allein die Landverbindung zur 6. Armee offensichtlich nicht her­ stellen, geschweige denn dauernd aufrechterhalten kann, halte ich nunmehr das Durchbrechen der 6. Armee nach Südwesten für die letzte Möglichkeit, wenigstens die Masse der Soldaten und der noch beweglichen Waffen der Armee zu erhalten. [ . . . ] Im Laufe dieser Operation ist unbedingt Sicherstellung der Luftversor­ gung durch ausreichende Jagd- und Kampfkräfte erforderlich. [ . . . ] Verpflegung im Kessel noch bis 22. 1 2 . vorhanden. Bereits starke Entkräf­ tung der Soldaten (seit 14 Tagen nur 200 Gramm Brot), Masse der Pferde nach Angabe der Armee bereits durch Entkräftung ausgefallen bzw. ver­ zehrt.

1 39.

Lagebericht Paulus' an v. Manstein, Auszug

Kampfkraft der 6. Armee. Kehrig, Dokument 5 1 2 6 . Dezember 1 942 Blutige Verluste, Kälte und unzureichende Versorgung haben Kampfkraft der Divisionen in letzter Zeit stark absinken lassen. [ . . . ] Ich bitte deshalb höheren Ortes vorstellig zu werden, daß energische Maßnahmen zum schnellen Entsatz der Armee getroffen werden, wenn nicht die Gesamtlage zwingt, sie zu opfern. Daß die Armee alles tun wird, um bis zur letzten Möglichkeit zu halten, ist selbstverständlich.

140.

Aufzeichnung Raeders über einen Vortrag Hitlers, Auszug

Verzicht auf die " großen Schiffe ". Lagevorträge, S. 453 - 454 Wolfsschanze, 6. Januar 1 943 [Aufzeichnung: Berlin, 1 1 . Januar 1 943] Der Führer hält einen 1 1/2stündigen Vortrag über die Rolle der preußi­ schen und deutschen Marine seit ihrem Bestehen. Nach der englischen Marine entwickelt, sei sie in den Kriegen 1 864, 1 866 und 1 870/71 ohne Bedeutung gewesen. Ein eigenes Gepräge habe erst die Torpedobootwaffe gehabt, die beson­ ders gepflegt und gefördert worden sei.

268

6. Januar 1 943

Als bedeutungsvollste Waffe sei im Weltkriege wie heute die V-Boots­ waffe anzusehen. Die Rolle der Hochseeflotte war im Weltkriege ohne Be­ deutung. Die Ausrede, der Kaiser habe sie nicht einsetzen wollen, sei nicht stichhaltig. Es fehlten die Männer, die zum Einsatz auch ohne Zustimmung des Kaisers entschlossen waren. Ein großes Kapital an Kampfkraft habe daher brach gelegen, während das Heer dauernd schwer kämpfte. Die Re­ volution und die Versenkung in Scapa Flow sei keine Ruhmesblatt der Ma­ rine. Die Zahl (Verhältnis eigener zu gegnerischen Streitkräften) habe bei der Marine stets eine große Rolle gespielt, anders als beim Heer. Der Führer als Landsoldat verlangte, daß, wenn die Streitkräfte ins Gefecht kämen, die­ ses dann auch durchgeschlagen werde. In der gegenwärtigen schwierigen Lage, wo jede Waffe und jede Kampf­ kraft an Personal und Material eingesetzt werden müsse, könnten die großen Schiffe nicht monatelang ohne Verwendungszweck im Hafen liegen. Bei ihrer Verwendung seien stets starke Luftstreitkräfte nötig zur Siche­ rung, ebenso zahlreiche leichte Streitkräfte. So würde es auch bei einer Landung in Norwegen sein, wo die Luftstreit­ kräfte besser zu Angriffen auf die Landungsflotte als zur Sicherung unserer eigenen Flotte verwandt würden. Daher würde diese auch bei der Landungs­ abwehr nicht von großem Nutzen sein. Der Krieg sei bisher vornehmlich von leichten Seestreitkräften geführt, diese hätten außerdem die schweren Streitkräfte, wenn sie mal ausliefen, zu sichern. Nicht die großen Schiffe sicherten die kleinen, sondern stets umge­ kehrt. Die schweren Schiffe hätten immer weniger Gelegenheit zu Übungen, da die Ostsee immer mehr vermint würde. Ihre Artillerie könne die Küsten­ verteidigung außerordentlich wirksam gestalten. Die schwere Artillerie, dort aufgestellt, wo Großlandungen möglich seien, würde solches verhindern können (hierbei sei der Nordseeraum zu berücksichtigen). Wenn der Führer j etzt auf die großen Schiffe verzichten wolle, so handelte es sich nicht um eine Degradierung. Dies würde nur dann der Fall sein, wenn eine wirksame Waffe genommen würde. Die Parallele bilde beim Heer die Abschaffung der Kavalleriedivisionen. Der Führer weist außerdem dar­ auf hin, daß die italienische Marine die Besatzungen der großen Schiffe für Zerstörer verwende.

269

Von Raeder zu Dönitz 141.

Aufzeichnung Raeders über eine Besprechung mit Hitler, Auszug

Bitte Raeders um Ablösung. Lagevorträge, S. 454 - 455 Berlin, 6. Januar 1 943 Ob. d. M. erklärte, nach allem, was der Führer über den Geist der Marine u. s. w. soeben ausgeführt habe, und nach dem, was er ihm am 1 . 1. 43 tele­ fonisch habe sagen lassen, könne er sich selbst nicht mehr für geeignet hal­ ten, weiter als Ob. d. M. Dienst zu tun, da er für den Geist der Marine ver­ antwortlich sei. Führer suchte sofort bezüglich seiner Äußerungen über den Geist der Marine stark abschwächend zu wirken; er habe nicht den Geist der Marine als solchen kritisiert, sondern nur Unterschiede gemacht zwi­ schen der U-Waffe und den großen Schiffen. Ob. d. M. erklärte weiter, er sei der neuen Aufgabe, die mit ungeheurer Arbeit und seelischer Belastung verbunden sei, kräftemäßig nicht mehr ge­ wachsen. Er habe ohnedies die Absicht gehabt, zum 30. 1. 43 - nach 1 0jäh­ riger Tätigkeit unter dem Führer - um seine Ablösung als Ob. d. M. zu bitten. [ . . . ] Auf wiederholte Bitte des Ob. d. M. stimmte der Führer ausdrücklich dem Termin 30. I. zu. Das Nähere wolle er sich noch überlegen. 142.

Denkschrift Raeders, Auszug

Bedeutung der deutschen Überwasserstreitkräfte für die Kriegführung der Dreier­ paktmächte. Salewski, Seekriegleitung, Bd. 3, Nr. 1 5 1 0. Januar 1 943 Der Feind hat mehr Menschen, mehr Rohstoffe und größere industrielle Kapazität als wir. Das Problem für ihn besteht darin, unter Aufrechterhal­ tung des kriegswichtigen Seeverkehrs im englischen Weltreich sowie zwi­ schen diesem, den USA und Rußland Soldaten, Kriegsmaterial und Nach­ schub dahin zu transportieren, wo er seine Kampfkraft zur Wirkung bringen will. [ . . . ] Die Abwrackung der deutschen Kernflotte (,Tirpitz', ,Scharnhorst', ,Gneisenau', ,Scheer', ,Lützow', ,Prinz Eugen', ,Hipper') würde diese see­ strategische Lage von Grund auf ändern. Sie bedeutet für den Feind einen Erfolg, der ihm kampflos in den Schoß geworfen wird. Für unsere eigene Lage ist die Folge, daß der Gegner in unserem Küsten­ vorfeld machen kann, was er will, weil es besonders im Nordraum unmög-

270

22. Januar 1 943

lieh ist, ständig die erforderlichen starken Luftstreitkräfte zur Abwehr be­ reitzustellen. [ . . . ]

Zusammenfassung: Wir verzichten mit der Kernflotte auf ein Kampfmittel, das nicht etwa durch die Fortschritte der Kriegstechnik überholt und deshalb überflüssig ist, sondern das stärkste Auswirkungen auf die Gesamtkriegslage, besonders j edoch den ausschlaggebenden Seekrieg hat, und dessen Verstärkung auf unserer Seite der Feind aufs äußerste fürchtet. Er kennt seine eigene Schwä­ che am besten und weiß, welche Möglichkeiten die deutsche Kernflotte hat. Sie wird diese Möglichkeiten ausnutzen können, wenn sie mit der Luftun­ terstützung operieren und schlagen kann, ohne die heute keine Flotte Er­ folge erringen kann. Darüber hinaus vermag niemand heute zu übersehen, wo und wie schnell die Entwicklung dieses Krieges den Einsatz der Seemacht zu entscheiden­ dem Eingreifen erfordern wird. Fehlen uns dann die großen Schiffe im Augenblick des Bedarfs, dann ist es, verursacht durch uns selbst, zu spät. Ich glaube, daß die geringen personellen und materiellen Gewinne in kei­ nem Verhältnis zu den schwerwiegenden militärischen und politischen Nachteilen des Fortfalls der deutschen Kernflotte stehen. Ich bin der Überzeugung, daß ohne die Kernflotte die im großdeutschen Freiheitskampf der Kriegsmarine gestellten offensiven und defensiven Auf­ gaben nicht mehr zu lösen sein werden.

143.

Armeebefehl Paulus' Kehrig, Dokument 65

22. Januar 1 943 Soldaten der 6. Armee! Der Russe hat die Anfänge des von uns erwarteten Entsatzes über den Don zurückgedrückt, ehe genügend starke Kräfte zur Stelle waren. Jetzt erst steht die Aufmarschfront fest, und dahinter marschieren weitere Kräfte auf. Ehe sie heran sind, werden aber noch einige Wochen vergehen. Zwei Monate lang habt Ihr dem Ansturm russischer Massen getrotzt. Weder Russenpanzer, Granatwerfer, Stalinorgeln, Munitionsmangel, Hunger oder Kälte haben Euren Widerstandswillen brechen können. Sollen wir j etzt den Widerstand aufgeben ? Unter keinen Umständen! Wir müssen um jeden Fußbreit Boden kämp­ fen und dem Russen Schaden zufügen, wo wir können. Mit der von Euch so oft gezeigten Zähigkeit und Verbissenheit müssen wir uns weiter trotz

Stalingrad

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Schnee, Kälte und geringer Versorgung wehren, jeder an seiner Stelle, an die er gestellt ist. Auch der Russe ist nicht übermächtig. Wir wissen, daß er riesige Verluste hat und selbst auch unter der Kälte und Versorgungsschwie­ rigkeiten leidet. Es gilt deshalb, j etzt die letzte Kraft zusammenzureißen, um durchzuhalten, bis der Russe nachgibt, und der Sieg sich wieder auf unsere Seite neigt! Haltet aus! Wenn wir wie eine verschworene Schicksalsgemeinschaft zu­ sammenhalten und j eder den fanatischen Willen hat, sich bis zum äußersten zu wehren, sich unter keinen Umständen gefangen zu geben, sondern stand­ zuhalten und zu siegen, werden wir es schaffen!

144.

Brief v. Mansteins an Zeitzler, Auszug

Konsequenzen aus dem Schicksal der 6. Armee. Kehrig, Dokument 66

22. Januar 1 943 Nachdem mit dem heutigen Tag die Entscheidung über das Schicksal der 6. Armee besiegelt erscheint, möchte ich nachstehend einige Gedanken über die weitere Entwicklung übermitteln. [ . . . ] Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß der Russe schlecht ist. Er hat aber nach wie vor Material und Menschen und erhält letztere in zunehmen­ dem Maße aus den zurückgewonnenen Gebieten. Das können wir nur aus­ gleichen durch unsere bessere Führung, die dazu wieder die Bewegungsfrei­ heit haben muß, ohne die nicht vernünftig geführt werden kann. So richtig im vergangeneu Jahre, als eine Katastrophe drohte, das eiserne "Halt" des Führers war, so kann man damit nicht einen Krieg allein führen. Des weiteren können wir die mengenmäßige Überlegenheit des Russen nur ausgleichen durch eine bessere Truppe. Waffenmäßig geschieht hierzu alles. Aber menschenmäßig nicht. Und vor allem müssen wir den Blick dafür behalten, was man noch von der überbeanspruchten Truppe erwarten kann. Die Beschränkung auf den entscheidenden Kriegsschauplatz und hier auf ein Ziel ist das wesentliche! Es sind das leider nur allgemeine Wahrheiten, die ich Ihnen hier bieten kann, die aber das Grundsätzliche treffen. Was zu geschehen hat, wie wir operieren sollten, das könnte ich nur beurteilen bei vollem Überblick über Kräfte, Material, Eisenbahnleistungen u. s. w., und zwar nicht nur hinsicht­ lich des Heeres, sondern auch der Luftwaffe. Dabei muß ich betonen, daß Stalingrad ein neuer Beweis dafür ist, daß der Chef des Gen. Stabs des Heeres, da es keine getrennte Kriegführung

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3. Februar 1 943

von Heer und Luftwaffe, sondern nur eine gemeinsame gibt, auch den entscheidenden Einfluß auf den Kräfteeinsatz der Luftwaffe im großen ha­ ben muß. Es kann nur eine gemeinsame Wehrmachts- und Heerführung geben. Nicht allein in der Person des Führers kann sie vereinigt sein, sondern auch in seinem ersten Berater. Wer einen so schweren Krieg führen will, braucht Zeit und Ruhe, um operativ vorausdenken zu können. So entscheidend letzten Endes der Wille ist, so gehört doch auch das erstere hinzu. Wenn der Feldherr zugleich auch noch die Aufgaben seiner Unterführer übernimmt, wenn er zugleich mit allen Sorgen der Politik und Staatsführung belastet ist, wenn sein Wille allein die Machtmittel schaffen kann, dann muß auch das größte Genie letzten Endes vor einer unlösbaren Aufgabe stehen. Ich halte es für unerläßlich, daß der Führer seinen Unterführern das Ver­ trauen schenkt, das sie verdienen, ihnen die Freiheit läßt, die sie brauchen, um richtig führen zu können, und damit die Ruhe gewinnt, in der allein operative Entschlüsse reifen können. Ebenso halte ich es für unerläßlich, daß er für die gemeinsame Kriegfüh­ rung auf allen Kriegsschauplätzen nur einen Berater hört und dessen Urteil auch das Vertrauen schenkt, ohne das es nicht geht. Man kann wohl einmal verschiedener Ansicht sein, aber man darf nicht um j eden Befehl tagelang nngen.

1 45.

OKW-Bericht

Untergang der 6. Armee. Kehrig, Dokument 68

3. Februar 1 943 Der Kampf um Stalingrad ist zu Ende. Ihrem Fahneneid bis zum letzten Atemzug treu, ist die 6. Armee unter der vorbildlichen Führung des Generalfeldmarschalls Paulus der Übermacht des Feindes und der Ungunst der Verhältnisse erlegen. Ihr Schicksal wird von einer Flak-Division der deutschen Luftwaffe, zwei rumänischen Divisionen und einem kroatischen Regime geteilt, die in treuer Waffenbrüderschaft mit den Kameraden des deutschen Heeres ihre Pflicht bis zum Äußersten getan haben. Noch ist es nicht an der Zeit, den Verlauf der Operationen zu schildern, die zu dieser Entwicklung geführt haben. Eines aber kann schon heute ge­ sagt werden: Das Opfer der Armee war nicht umsonst. Als Bollwerk der historischen europäischen Mission hat sie viele Wochen

Stalingrad

273

hindurch den Ansturm von sechs sowj etischen Armeen gebrochen. Vom Feinde völlig eingeschlossen, hielt sie in weiteren Wochen schwersten Rin­ gens und härtester Entbehrungen starke Kräfte des Gegners gebunden. Sie gab damit der deutschen Führung die Zeit und die Möglichkeit zu Gegen­ maßnahmen, von deren Durchführung das Schicksal der gesamten Ostfront abhing. Vor diese Aufgabe gestellt, hat die 6. Armee schließlich auch durchgehal­ ten, als mit der Dauer der Einschließung und dem Fortgang der Operationen die Luftwaffe, trotz äußerster Anstrengungen und schwerster Verluste, au­ ßer Stande war, eine ausreichende Luftversorgung sicherzustellen, und die Möglichkeit des Entsatzes mehr und mehr und schließlich ganz dahin­ schwand. Die zweimal vom Gegner verlangte Übergabe fand stolze Ableh­ nung. Unter der Hakenkreuzfahne, die auf der höchsten Ruine von Stalin­ grad weithin sichtbar gehißt wurde, vollzog sich der letzte Kampf. Generale, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften fochten Schulter an Schulter bis zur letzten Patrone. Sie starben, damit Deutschland lebe. Ihr Vorbild wird sich auswirken bis in die fernsten Zeiten, aller unwahren bolschewistischen Propaganda zum Trotz. Die Divisionen der 6. Armee aber sind bereits im neuen Entstehen begriffen.

146.

Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS, Auszug

Stimmung der Bevölkerung. Meldungen aus dem Reich, S. 345 - 347

4. Februar 1 943 Die Meldung vom Ende des Kampfes in Stalingrad hat im ganzen Volk noch einmal eine tiefe Erschütterung ausgelöst. Die Reden am 30. 1. und die Führerproklamation sind diesem Ereignis gegenüber in den Hintergrund getreten und spielen in den ernsten Gesprächen der Volksgenossen eine ge­ ringere Rolle als eine Reihe von Fragen, die an die Vorgänge in Stalingrad geknüpft werden. In erster Linie ist es die Höhe der Blutopfer, nach denen die Bevölkerung fragt. Die Vermutungen bewegen sich in Zahlen zwischen 60 000 und 300 000 Mann. Man rechnet damit, daß der größte Teil der Kämpfer in Stalingrad gefallen ist. Bezüglich der in russische Gefangenschaft geratenen Truppen schwankt man zwischen zwei Auffassungen. Die einen erklären, die Gefangenschaft sei schlimmer als der Tod, weil die Bolschewi­ sten die lebend in ihre Hände gelangten Soldaten unmenschlich behandeln würden. Andere wiederum meinen, es sei doch ein Glück, daß nicht alle gefallen seien, so sei doch noch Hoffnung, daß später einmal ein Teil von ihnen in die Heimat zurückkehre. Besonders die Angehörigen der Stalin-

274

14. Februar 1 943

gradkämpfer leiden sehr unter diesem Zwiespalt und der sich daraus erge­ benden Ungewißheit. Ferner wird in allen Bevölkerungsschichten die Zwangsläufigkeit der Ent­ wicklung in Stalingrad und die Notwendigkeit der ungeheuren Opfer dis­ kutiert. Im einzelnen bewegt die Volksgenossen, ob die Bedrohung Stalin­ grads seinerzeit nicht rechtzeitig erkannt worden sei. Die Luftaufklärung habe doch den Aufmarsch der gegen Stalingrad eingesetzten russischen Ar­ meen feststellen müssen. Auch die Frage, aus welchen Gründen die Stadt nicht geräumt worden sei, solange es noch Zeit war, wird erörtert. Vor allem wird darauf hingewiesen, daß die Kräfte des Gegners unterschätzt worden sein müßten, sonst wäre das Wagnis, Stalingrad auch nach der Umschließung zu halten, nicht unternommen worden. Die Volksgenossen können es nicht fassen, daß ein Entsatz Stalingrads nicht möglich gewesen ist und haben z. T. für die strategische Bedeutung der Kämpfe mangels genauerer Orientierung über die ganze Entwicklung im Südabschnitt der Ostfront nicht das richtige Verständnis. Zum Teil wird in Zweifel gezogen, daß die Verteidiger von Stalingrad bis zuletzt starke Kräfte des Feindes gebunden haben. Der dritte Punkt, um den die Gespräche der Volksgenossen z. Z. kreisen, ist die Bedeutung des Kampfes um Stalingrad im gesamten Kriegsverlauf. Allgemein ist die Überzeugung vorhanden, daß Stalingrad einen Wende­ punkt des Krieges bedeute. Während die kämpferischen Naturen Stalingrad als Verpflichtung zum letzten Einsatz aller Kräfte an der Front und in der Heimat empfinden, von diesem Einsatz aber auch den Sieg erhoffen, sind die Iabileren Volksgenossen geneigt, im Fall von Stalingrad den Anfang vom Ende zu sehen. Manche Volksgenossen, die verantwortliche Stellungen be­ kleiden, auf Grund deren sie über die Lage auf einem bestimmten Sektor tiefere Einblicke haben, sprechen ziemlich ungehemmt über die Schwierig­ keiten und tragen durch ihre bedenkenvollen Äußerungen zur Lage dazu bei, andere Volksgenossen mit ihrem Pessimismus anzustecken. Aus ver­ schiedenen Reichsteilen wird berichtet, daß Volksgenossen, die in diesen Tagen aus beruflichen Gründen in Berlin waren, in den dortigen Behörden und Dienststellen teilweise eine ausgesprochen kopfhängerische Stimmung festgestellt hätten. 147.

Führerbefehl Nr. 4, Auszug

Richtlinien für den Rückzug. Jacobsen, 1939 -1 945, S. 644 - 645 14. Februar 1 943 Auf Grund mir erstatteter mündlicher Meldungen muß ich nochmals auf folgende Forderungen hinweisen und ihre strikte Durchführung durch Füh-

Organisation des Rückzugs

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rung und Truppe verlangen. Sie liegen im ureigensten Interesse der schwer kämpfenden Truppe selbst. Ihre Nichtdurchführung bringt dem Feind un­ übersehbaren Vorteil. 1 . Bei Räumungen dürfen keine Waffen, kein Fahrzeug, kein Gerät un­ vernichtet in Feindeshand fallen. Zeit zum Zerstören muß immer noch vor­ handen sein. Der Russe hat uns das gezeigt. Es darf nicht vorkommen, daß er uns mit unseren eigenen Waffen und Munition beschießt oder mit den eigenen Fahrzeugen verfolgt. 2. Bei Räumungen müssen für den Feind wertvolle und bald nutzbar zu machende Einrichtungen, Unterkünfte usw. vernichtet oder verbrannt wer­ den. Oft wird Munition, deren Rückführung nicht mehr möglich ist, dazu ausgenutzt werden können. Je gründlicher die Zerstörungen, umso mehr wird das Vorgehen des Feindes verlangsamt. 3. Bei Räumungen sind alle Männer zwischen 1 5 u. 65 Jahren von der Truppe mitzuführen. Die Truppe hat so immer Arbeitskräfte für Schanzar­ beiten bei sich, und es werden Kriegsgefangene für neue Verwendung (Ab­ gabe an Luftwaffe als Ersatz für abgegebene Mannschaften) freigemacht. Der Feind kann so nicht, wie er es j etzt massenweise macht, die gesamte männliche Bevölkerung als Kämpfer einziehen. 4. Bei planmäßigen größeren Räumungen ist, wenn irgend möglich, die Masse der Zivilbevölkerung mitzunehmen und später als Arbeitskraft zu verwenden. Die Dörfer sind dann zu vernichten. 5. Bei Räumungen sind alle deutschen Soldaten noch mehr als bisher als Verstärkung der Kampftruppe oder als Vernichtungstruppe oder als Ver­ kehrsregelungs- und Aufsichtsorgane zu erfassen und einzusetzen. Es darf nicht vorkommen, daß bei Rückwärtsbewegungen ein großer Schwamm sich mehr oder weniger ungeordnet nach hinten wälzt, viel Privatsachen mitführt und üble Gerüchte ausstreut. Es muß hier mit eisernen Mitteln, durch Einsatz aller verfügbaren Stäbe und Offiziere [ . . . ] eingegriffen wer­ den. Die Herren Oberbefehlshaber der Heeresgruppen und Armeen haben hier mit allen Mitteln scharf durchzugreifen und die Maßnahmen durch planmäßiges Abfliegen der Haupt-Rückmarschstraßen und Durchführen starker Razzien in den Großstädten zu überwachen und sofort einschreiten zu lassen.

276 148.

20. Februar 1 943 Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug

Allgemeine strategische Lage. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 1 6

20. Februar 1 943 1. Die Entwicklung der militärischen Lage an der Ostfront hat dem deut­ schen Volk und ganz Europa einschl. der Neutralen die Größe der russi­ schen Gefahr deutlich gemacht. Die deutsche Kriegführung ist z. Zt. unter Anspannung aller Kräfte be­ strebt, den bolschewistischen Ansturm zum Stehen zu bringen und zunächst eine wirksame Verteidigung in einer möglichst kurzen kräftesparenden Linie einzurichten. Die russischen Erfolge haben aber schon bis j etzt zu einem so starken Prestigeverlust Deutschlands geführt, daß einzelne Neutrale, ja sogar Bun­ desgenossen am deutschen Endsieg zweifeln und danach streben, sich durch Aufrechterhalten der Verbindung zu den Angelsachsen eine Stütze gegen die bolschewistische Gefahr zu sichern. Dies gilt besonders für das stark be­ drohte Finnland und die Völker der baltischen Randstaaten, deren Wieder­ besetzung ein ausgesprochenes russisches Kriegsziel ist, und darüber hinaus für die Türkei und Schweden. Mit der Ostfront aber steht und fällt die Verteidigung Europas überhaupt. 2. Die Angelsachsen haben gegen Europa selbst bisher nur vorbereitende Operationen durchgeführt; auch die Landung in Nordafrika hatte als stra­ tegisches Ziel zunächst die Verstärkung der wirtschaftlichen Blockierung Europas und das Aufbrechen des Mittelmeerweges zur Einsparung von Schiffsraum für die Versorgung der Nah- und Mittelostposition als der Aus­ gangsstellungen weiterer militärischer Operationen. Dieses strategische Ziel ist irrfolge des Gegenschlags der Achse in Tunis noch nicht erreicht worden. Die Verstärkung des tunesischen Brückenkopfes zwingt im Gegenteil die Anglo-Amerikaner zu starkem, laufendem Kräfte­ einsatz und behindert damit ihre weiteren Pläne. Wenn es der Achse gelingt, Tunesien zu halten oder aus Tunis heraus offensiv zu werden, dann bleibt das ganze Nordafrika-Unternehmen ein angelsächsischer Mißerfolg. 3. In Ostasien ist Japan in zunehmendem Maße in die Defensive ge­ drängt. Trotzdem ist es der kriegserfahrenen und gut ausgebildeten japani­ schen Wehrmacht gelungen, dem angelsächsischen Vordringen Einhalt zu gebieten und unter Aufgabe gewisser Positionen rückwärtige Verteidigungs­ stellungen aufzubauen, von denen aus den feindlichen Streitkräften schwere Verluste zugefügt worden sind.

277

Goebbels über Hitler und die Generalität 149.

Tagebucheintragung Goebbels', Auszug

HitZers Einschätzung der Generalität. Goebbels-Tagebücher, Teil

li,

Bd. 7, S. 503 - 5 1 4

9. März 1 943 Über die Generalität fällt der Führer nur negative Urteile. Sie beschwin­ dele ihn, wo sie nur könne. Außerdem sei sie ungebildet und verstehe nicht einmal ihr eigenes Kriegshandwerk, was man doch zum mindesten erwarten könne. Daß die Generalität keine höhere Kultur besitze, dürfe man ihr zwar nicht zum Vorwurf machen, denn dafür sei sie nicht erzogen worden. Aber daß sie auch in den rein materiellen Fragen des Krieges so schlecht Bescheid wisse, das spreche absolut gegen sie. Ihre Erziehung sei seit Generationen falsch gewesen. Die Produkte dieser Erziehung sehen wir heute in unserem höheren Offizierskorps vor uns. [ . . . ] Das Urteil des Führers über die moralischen Qualitäten der Generalität, und zwar aller Waffenteile, ist vernichtend. A priori glaubt er einem General nicht. Es beschwindeln ihn alle, machen gut Wetter, kommen mit Zahlen, die ein Kind widerlegen kann, und stellen damit Zumutungen an die Intel­ ligenz des Führers die geradezu beleidigend sind. [ . . . ] Der Führer läßt sich noch einmal ausgiebig über die Heeresgeneralität aus, die nur seine Verachtung findet. Auch er ist der Meinung: man braucht sich diese Herren nur in Zivil vorzustellen, und man verliert j eden Respekt vor ihnen. Keitel nötigt dem Führer nur ein Lächeln ab. Die Erfahrungen, die der Führer mit der Heeresgeneralität gemacht hat, haben ihn maßlos verbittert gemacht. Zum Teil wird er sogar jetzt ungerecht und verurteilt auch anständige Offiziere in Bausch und Bogen. Man muß hier deshalb eher etwas abwiegeln statt aufwiegeln. Nach dem Kriege will er wieder mit großer Freude seinen braunen Rock anziehen und möglichst wenig mit den Generälen zu tun haben. Sehr empört ist der Führer über das Verhalten von Generalfeldmarschall Paulus. Er glaubt genauso wie ich, daß Paulus sich so verhalten hat, wie die feindlichen Berichterstatter schildern. Er will ihn nach dem Kriege mit sei­ ner Generalität vor ein Kriegsgericht stellen, da er einem ausdrücklichen Befehl, bis zur letzten Patrone Widerstand zu leisten, zuwidergehandelt hat. Diese Art von Generälen hassen allmählich den Führer, weil sie ungebildet sind, weil sie in ihm einen Emporkömmling sehen und weil sie nicht die Intuition besitzen, sein Genie zu erkennen.

278 150.

2 1 . März 1 943 Aufzeichnung v. Ribbentrops, Auszug

Konzeption eines europäischen Staatenbundes. ADAP, Serie E, Bd. 5, Nr. 229 Berlin, 2 1 . März 1 943 Ich bin der Meinung, daß man, wie ich dem Führer in meinen vorausge­ gangenen Notizen bereits vorschlug, möglichst bald, und zwar sobald wir einen bedeutenden militärischen Erfolg zu verzeichnen haben, in ganz kon­ kreter Form den Europäischen Staatenbund proklamieren sollte. Als Gründungsakt stelle ich mir die Einladung sämtlicher Staatsober­ häupter mit ihren Regierungen der in Frage kommenden europäischen Staa­ ten an einem sicheren Ort, z. B. Salzburg oder Wien vor, die dann in feier­ licher Form die Gründungsakte dieses Bundes unterzeichnen. Zunächst kämen als Staaten in Betracht: Deutschland, Italien, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Finnland, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Griechenland und Spanien. Dazu würden, falls der Füh­ rer beabsichtigen sollte, in den von uns besetzten Teilen Europas selbstän­ dige Staaten entstehen zu lassen, auch diese kommen. Nur ein solcher, ganz präziser Akt kann nach meiner Auffassung den Erfolg für uns haben, den wir wünschen. Die Gründung eines Europäischen Staatenbundes würde folgende politi­ sche Vorteile für uns haben: 1 .) Es würde unseren Freunden und Bundesgenossen die Sorge nehmen, daß sofort bei Friedensschluß bei allen ein deutscher Gauleiter eingesetzt wird. 2.) Es würde den Neutralen die Sorge nehmen, daß sie bei Kriegsende Deutschland einverleibt werden. 3.) Es würde Italien die Sorge nehmen, daß das mächtige Deutschland Italien an die Wand drücken wolle. 4.) Es würde, wenn der Führer sich dazu verstehen will, aus bestimmten besetzten Gebieten noch eine Anzahl mehr oder weniger selbständiger Staa­ ten zu machen, die dann trotzdem restlos in unserem Machtbereich sein würden, den Erfolg haben, daß eine starke Beruhigung und Anspannung der Kräfte für unseren Krieg in diesen Ländern eintreten würde. 5.) Es würde bei den Russen das Gefühl aufkommen lassen, daß Rußland ganz Europa entgegensteht, und so würde die russische Kampfkraft ge­ schwächt. 6.) Es würde lähmend auf die Kampfkraft der Engländer und Amerikaner wirken, wenn sie die europäischen Staaten nicht befreien, sondern ein in sich geschlossenes und einiges Europa angreifen sollen. 7.) Es würde innerpolitisch sowohl in England wie in Amerika lähmend

Ribbentrops Europakonzeption

279

wirken. Was Amerika anbetrifft, so würde dies Roosevelt einen schweren Schlag versetzen. Es würde in beiden Ländern, besonders aber in Amerika, der Propaganda gegen Deutschland die besten Argumente aus der Hand geschlagen. Den Oppositionsgruppen würden Parolen an die Hand gegeben, w1e: "Was in Nordamerika geschehen sei, nämlich der Zusammenschluß der Vereinigten Staaten von Amerika, könne man Europa nicht verwehren." 8.) Es würde sowohl in Frankreich als auch sonst in den besetzten Ge­ bieten in der Richtung wirken, daß diese Länder zweifellos ganz anders zu den Kriegsanstrengungen auf personellem und materiellem Gebiet beitragen würden als bisher. Besonders würde es sich auswirken bei dem französi­ schen Arbeitseinsatz und auch bei dem Rüstungseinsatz. 9.) In Frankreich denke ich besonders daran und habe dies schon mit Himmler besprochen, daß wir hier aus den germanisch-französischen Teilen mit dieser klaren europäischen Parole unter Umständen ein paar erstklassige SS-Divisionen rekrutieren können, die uns dann zusätzlich für unseren Kampf zur Verfügung ständen. Alle Einzelheiten hierzu sind bereits bis ins einzelne durchdacht und werden in diesen Tagen zwischen Himmler und mir noch gründlich besprochen werden. Ohne eine solche Parole werden die Werbungen keinen Erfolg haben. 1 0.) Wir würden manche Neutrale, wie z. B. Schweden, Türkei, Portugal usw. dadurch davon abhalten, sich zu eng mit England und Amerika einzu­ lassen. Auch die Bestrebungen der Türkei zum Zusammenschluß eines Bal­ kanbundes, hinter dem natürlich England steht, würden durch die Grün­ dung eines Europäischen Staatenbundes nicht erledigt werden. 1 1 .) Eine erste Skizze über den Inhalt einer Gründungsakte werde ich dem Führer vorlegen. [ . . . ] [Anlage]

Gründung des " Europäischen Staatenbundes " Die Regierungen des Deutschen Reiches, Italiens, Frankreichs, Belgiens, der Niederlande, Dänemarks, Norwegens, Finnlands, Estlands, Lettlands, Litauens, der Slowakei, Ungarns, Rumäniens, Bulgariens, Serbiens, Grie­ chenlands, Kroatiens und Spanien haben beschlossen, einen Europäischen Staatenbund zu gründen. Zu diesem Zweck sind die Staatsoberhäupter von . . . sowie die Regie­ rungschefs von . . . am . . . in . . . zusammengetreten. Die Gründungsakte des Europäischen Staatenbundes, die durch die Bevollmächtigten der genannten Regierungen der europäischen Länder unterzeichnet worden ist, enthält fol­ gende Bestimmungen: 1 .) Um der Schicksalsverbundenheit der europäischen Völker greifbaren

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15. April 1 943

Ausdruck zu geben und um sicherzustellen, daß Kriege der europäischen Völker untereinander niemals wieder stattfinden werden, wird von den un­ terzeichneten Staaten der Europäische Staatenbund für ewige Zeiten gegrün­ det. 2.) Die Glieder des "Europäischen Staatenbundes" sind souveräne Staaten und garantieren sich gegenseitig ihre Freiheit und politische Unabhängig­ keit. Die Gestaltung ihrer innerstaatlichen Verhältnisse bleibt ihrer souverä­ nen Entschließung überlassen. 3.) Die im "Europäischen Staatenbund" vereinigten Nationen werden die Interessen Europas nach jeder Richtung gemeinsam wahren und den euro­ päischen Kontinent gegen äußere Feinde verteidigen. 4.) Die Staaten des "Europäischen Staatenbundes" werden zur Verteidi­ gung Europas ein defensives Bündnis schließen und die Pläne hierfür noch festlegen. 5.) Die europäische Wirtschaft wird von den Gliedern des Staatenbundes nach gemeinsamer und einheitlicher Planung gestaltet. Die Zollschranken zwischen ihnen sollen fortschreitend beseitigt werden. 6.) Die im "Europäischen Staatenbund" zusammengeschlossenen Staaten werden unter Wahrung ihrer völkischen Eigenart in einen engen kulturellen Austausch treten. 7.) Die an der Gründung des Staatenbundes nicht beteiligten europäi­ schen Staaten werden feierlich eingeladen, dem "Europäischen Staatenbund" beizutreten. 8.) Alle Einzelheiten der Organisierung des "Europäischen Staatenbun­ des" werden in einer Bundesakte festgelegt werden, zu deren Beratung Be­ vollmächtigte aller beteiligten Regierungen nach Beendigung des Krieges zusammentreten werden.

151.

Operationsbefehl Nr. 6 Hitlers, Auszug

Großoffensive im Osten [Unternehmen " Zitadelle "}. K,TB-OKW, Bd. 3/2, Nr. 1 0 Führerhauptquartier, 1 5 . April 1 943 Ich habe mich entschlossen, sobald die Wetterlage es zuläßt, als ersten der diesjährigen Angriffsschläge den Angriff "Zitadelle" zu führen. Diesem Angriff kommt daher ausschlaggebende Bedeutung zu. Er muß uns die Initiative für dieses Frühj ahr und Sommer in die Hand geben. Des­ halb sind alle Vorbereitungen mit größter Umsicht und Tatkraft durchzu­ führen. Die besten Verbände, die besten Waffen, die besten Führer, große Munitionsmengen sind an den Schwerpunkten einzusetzen. Jeder Führer,

Unterredung Hitler-Horthy

281

jeder Mann muß von der entscheidenden Bedeutung dieses Angriffs durch­ drungen sein. Der Sieg von Kursk muß für die Welt wie ein Fanal wirken.

Hierzu befehle ich: 1.) Ziel des Angriffs ist, durch scharf zusammengefaßten, rücksichtslos und schnell durchgeführten Vorstoß je einer Angriffsarmee aus dem Gebiet Belgorod und südlich Orel die im Gebiet Kursk befindlichen Feindkräfte einzukesseln und durch konzentrischen Angriff zu vernichten. [ . . . ]

2.) Es kommt darauf an a) das Überraschungsmoment weitgehend zu wahren und den Gegner vor allem über den Zeitpunkt des Angriffs im unklaren zu lassen, b) die Angriffskräfte auf schmaler Breite schärfstens zusammenzufassen, um mit örtlich überwältigender Überlegenheit aller Angriffsmittel (Panzer, Sturmgeschütze, Artillerie, Nebelwerfer usw.) in einem Zuge bis zur Verei­ nigung der beiden Angriffsarmeen im Feind durchzuschlagen und damit den Kessel zu schließen, c) den Angriffssturmkeilen so schnell wie möglich aus der Tiefe Kräfte zum Abdecken der Flanken nachzuführen, damit die Sturmkeile selbst nur vorwärts zu stoßen brauchen, d) durch frühzeitiges Hineinstoßen von allen Seiten in den Kessel dem Feind keine Ruhe zu lassen und seine Vernichtung zu beschleunigen, e) so schnell den Angriff durchzuführen, daß der Feind sich weder aus der Umklammerung absetzen, noch starke Reserven von anderen Fronten heranziehen kann, f.) durch raschen Aufbau der neuen Front frühzeitig Kräfte, insbesondere schnelle Verbände, für weitere Aufgaben freizubekommen.

1 52.

Niederschrift über die Unterredung Hitlers mit Horthy, Auszug

Kriegslage in Europa. ADAP, Serie E, Bd. 5, Nr. 3 1 5 Kleßheim, 16. April 1 943 [Hitler erklärt:] Man könne nun sagen, daß man vielleicht im Osten zur Defensive übergehen solle. Das würde aber nur dazu führen, daß sich die bereits sehr stark angeschlagenen Bolschewisten wieder erholen könnten. Auch der Vorschlag, einen Ostwall zu errichten, sei reine Theorie, da im Winter j eder Ostwall, selbst wenn er mit den größten Tankhindernissen ausgestattet sei, von Schnee und Eis bedeckt sein würde und damit als Hin­ dernis verschwände. Es gäbe dann im russischen Raum keine militärisch sichere Stelle mehr. Daraus ergebe sich die vielleicht bittere, aber unabweis­ bare Notwendigkeit, weiterzukämpfen. [ . . . ]

282

1 6. April 1943

Im letzten Jahre habe man im Osten mit Hilfe von 700 000 verbündeten Soldaten große Operationen geplant gehabt. Es sollte über den Kaukasus bis nach Mesopotamien hinein gestoßen und auf der anderen Seite die Wolga abgeschnitten werden. All dies sei fehlgeschlagen, und zwar nicht etwa, weil die Verbündeten waffen- und munitionsmäßig nicht genügend ausgerüstet gewesen seien. Dieser Auffassung müsse er (der Führer) auf das energischste widersprechen. Die Schwierigkeiten seien bei den Verbündeten eingetreten, weil sie weder seelisch noch geistig dem Kampf gegen den Bolschewismus gewachsen waren. So käme es, daß sie in haltloser Flucht durch die Bolsche­ wisten zurückgetrieben wurden und daß deutsche Arbeitskolonnen, Trans­ portkompanien und sogar Bäckereiabteilungen die Russen dann wochenlang aufhalten mußten und dazu auch imstande waren, weil die deutschen Trup­ pen geistig ganz anders auf den Kampf gegen den Bolschewismus eingestellt waren. Unter diesen Umständen wolle er (der Führer) die Verbündeten nicht mehr an der russischen Front kämpfen lassen, weil sie geistig ihre Soldaten leider nicht auf diesen Kampf vorbereitet hätten. Es habe unter den verbün­ deten Truppen geradezu niederschmetternde Szenen gegeben, während bei den deutschen Verbänden keinerlei derartige geistige Deroute eingetreten sei. Innerhalb eines ganzen Jahres sei an der ganzen Ostfront nur ein einzi­ ger deutscher Überläufer aufgetreten, der seinem Ursprung nach ein Was­ serpole oder ein halber Tscheche gewesen sei. [ . ] Fortlaufend erklärte der Führer, daß Deutschland und seine Verbündeten in einem Schiff säßen, das sich auf stürmischem Meere befinde. Es sei klar, daß bei dieser Lage j eder, der etwa aussteigen wolle, sofort ertrinken würde. [. . .] Mit großem Schmerz sähe er (der Führer), daß die von Ungarn im Ionern verfolgte Politik allmählich eine völlige Zerstörung der Moral der ungari­ schen Soldaten herbeiführen müsse. Die projüdische Einstellung in Ungarn sei ihm völlig unbegreiflich. Wie könne man nach den gemachten Erfahrun­ gen eine solche Politik betreiben? Er wolle sich nicht etwa in die inneren Verhältnisse Ungarns einmischen, sondern stelle lediglich Tatsachen fest. Deutschland stehe heute moralisch gefestigt da, weil es die Juden entfernt habe, von denen auch die letzten innerhalb kurzer Zeit nach dem Osten verschwinden würden. .

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Dönitz über die U-Bootswaffe 153.

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Denkschrift Dönitz', Auszug

Zusammenbruch des V-Boot-Krieges im Atlantik. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 1 8 8. Juni 1 943 Die Seekriegslage ist z. Zt. gekennzeichnet durch das Absinken der Er­ folge in dem von der Kriegsmarine zielbewußt als Schwerpunkt des Offen­ sivkrieges geführten Tonnagekrieg. Der Hauptträger dieser Kriegführung, das U-Boot, ist durch die mit An­ spannung aller Kräfte vorwärts getriebene feindliche U-Bootsabwehr, die sich vor allem durch die feindliche Luftwaffe infolge noch nicht erkannter Ortung und neuartiger Unterwasserwaffen auswirkt, in seiner Kampffähig­ keit eingeschränkt. Die Folge ist, daß die bisherige Methode des Geleitzugkampfes auf der feindlichen Hauptverkehrslinie, dem Nordatlantik, vorläufig aufgegeben werden muß und die U-Boote sich solange in abwehrschwächere Seegebiete absetzen müssen, bis wirksame Abwehrmittel gegen die neuartigen Feind­ waffen gefunden sind. Dem bisherigen, wiederholt eingetretenen Auf und Ab des Wettstreits zwischen U-Bootsangriff und -abwehr entsprechend ist zu hoffen, daß das U-Boot nach gewisser, z. Zt. noch nicht endgültig absehbarer Zeit seine Kampfkraft wiedererlangen wird. Bis dahin muß zwangsläufig durch die Notwendigkeit, das Hauptkampf­ gebiet zur Vermeidung untragbar hoher Verluste zu räumen, mit einem Ab­ sinken der Erfolge des U-Bootskrieges gerechnet werden. [ . . . ] Die für das Wiedergewinnen der Kampfkraft des V-Boots notwendigen Maßnahmen werden z. Zt. durchgeführt bzw. vorbereitet. Selbst wenn der U-Bootskrieg wider Erwarten die augenblicklichen Schwierigkeiten nicht überwinden und die alten Erfolge nicht wieder erreichen sollte, müssen für die U-Bootswaffe alle Kräfte eingesetzt werden, weil durch ihren Einsatz ein Vielfaches von unserem Aufwand an feindlichem Kriegspotential ver­ nichtet oder gebunden wird. [ . ] Das langsame Zurückdrängen der deutschen Luftwaffe in die Defensive durch die zunehmende materielle Feindüberlegenheit hat in steigendem Ausmaß dazu geführt, daß heute der Seekrieg Deutschlands praktisch ohne Luftwaffe geführt wird. Dem gegenüber stehen die großen für den Seekrieg abgestellten Luftwaf­ fen-Verbände der Angelsachsen, die für die Aufgaben des Seekrieges ge­ schult und erfahren sind und die im Seekrieg wirksamen Waffen in hoher Vollendung besitzen. [ . . . ] . .

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13. Juli 1 943

Die stärkste Auswirkung hat das Fehlen der See-Luftwaffe j edoch auf die Schwerpunktaufgabe der Kriegsmarine, den U-Bootskrieg, gehabt. Da bis­ her die Schwierigkeit des U-Bootskampfes nicht im Angriff selbst, sondern im Finden des Zieles lag, steht es außer j edem Zweifel, daß eine weitreichen­ de Fernluftaufklärung die Erfolge des U-Bootskrieges um ein Vielfaches gesteigert hätte. Nicht minder stark war die Auswirkung der feindlichen Luftstreitkräfte in der Bekämpfung unserer U-Boote. Große Teile der Luft­ waffe des Gegners sind in der Sicherung der Geleitzüge, in der Überwa­ chung der Ozeane und bei der Bekämpfung der Ein- und Auslaufwege in der Biskaya eingesetzt. Die materielle Ausrüstung dieser Flugzeuge ist nach den Forderungen des Seekriegs ausgerichtet. Die Erfolge des Feindes stiegen infolge dieser Maßnahmen so, daß heute das feindliche Flugzeug der gefähr­ lichste Gegner unserer U-Boote ist.

Die Krise im U-Bootskrieg ist daher eine Folge der feindlichen Luftherr­ schaft im Atlantik. Es kommt daher darauf an, so schnell wie möglich diese klaffende Lücke des Seekrieges, das Fehlen eigener Flugzeuge, auszufüllen und den U-Boo­ ten die erforderliche Entlastung und Aufklärung zu geben. 1 54.

Manifest des Nationalkomitees "Freies Deutschland"

Aufruf zum Widerstand gegen das Hitlerregime, gerichtet an die Wehrmacht und an das deutsche Volk. Jacobsen, 1 939-1945, Nr. 1 22

1 3 . Juli 1 943 Die Ereignisse fordern von uns Deutschen unverzügliche Entscheidung. In dieser Stunde höchster Gefahr für Deutschlands Bestand und Zukunft hat sich das Nationalkomitee ,Freies Deutschland' gebildet. Dem Nationalkomitee gehören an: Arbeiter und Schriftsteller, Soldaten und Offiziere, Gewerkschaftler und Politiker, Menschen aller politischen und weltanschaulichen Richtungen, die noch vor einem Jahre einen solchen Zusammenschluß nicht für möglich gehalten hätten. Das Nationalkomitee bringt die Gedanken und den Willen von Millionen Deutschen an der Front und in der Heimat zum Ausdruck, denen das Schicksal ihres Vaterlandes am Herzen liegt. Das Nationalkomitee erachtet sich als berechtigt und verpflichtet, in die­ ser Schicksalsstunde im Namen des deutschen Volkes zu sprechen, klar und schonungslos, wie die Lage es erfordert. Hitler führt Deutschland in den Untergang. An den Fronten: Die Niederlagen seit 7 Monaten sind ohne Beispiel in der deutschen Ge-

Aufruf zum Widerstand

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schichte: Stalingrad, Don, Kaukasus, Libyen, Tunis. Hitler allein trägt die Verantwortung für diese Niederlagen. Er steht immer noch an der Spitze der Wehrmacht und des Reiches. Über Tausende von Kilometern Frontlänge verzettelt, stehen die deutschen Armeen weit entfernt von ihrer Heimat, gestützt auf Bundesgenossen, deren Kampfwert und Zuverlässigkeit von vornherein fragwürdig waren, den mächtigen Schlägen einer von Woche zu Woche stärker werdenden Koalition ausgesetzt. Die Armeen Englands und Amerikas stehen vor den Toren Europas. Bald wird Deutschland nach allen Seiten zugleich kämpfen müssen. Die geschwächte deutsche Wehrmacht, im­ mer enger eingekreist von übermächtigen Gegnern, wird und kann auf die Dauer nicht standhalten. Der Tag des Zusammenbruchs naht! In der Heimat: Deutschland selbst ist heute zum Kriegsschauplatz geworden, Städte, In­ dustriezentren und Werften werden im steigenden Maße zerstört. Unsere Mütter, Frauen und Kinder verlieren Heim und Habe. Das freie Bauerntum ist entrechtet. Die totale Mobilisierung ruiniert den Handwerker und den Gewerbetreibenden und bringt das arbeitende Volk um seine letzten gesun­ den Kräfte. Seit Jahren hat Hitler, ohne Willensbefragung des Volkes, diesen Erobe­ rungskrieg vorbereitet. Hitler hat Deutschland politisch isoliert. Er hat die drei größten Mächte der Welt gewissenlos herausgefordert und zum uner­ bittlichen Kampf gegen die Hitlerherrschaft zusammengeschlossen. Er hat ganz Europa zum Feind des deutschen Volkes gemacht und dessen Ehre besudelt. So ist er verantwortlich für den Haß, der Deutschland heute um­ gibt. Kein äußerer Feind hat uns Deutsche jemals so tief ins Unglück gestürzt wie Hitler. Die Tatsachen beweisen: Der Krieg ist verloren. Deutschland kann ihn nur noch hinschleppen um den Preis unermeßlicher Opfer und Entbehrun­ gen. Die Weiterführung des aussichtslosen Krieges würde das Ende der Na­ tion bedeuten. Aber Deutschland darf nicht sterben ! Es geht um Sein oder Nichtsein unseres Vaterlandes. Wenn das deutsche Volk sich weiter willenlos und widerstandslos ins Ver­ derben führen läßt, dann wird es mit j edem Tag des Krieges nicht nur schwä­ cher, ohnmächtiger, sondern auch schuldiger. Dann wird Hitler nur durch die Waffen der Koalition gestürzt. Das wäre das Ende unserer nationalen Freiheit und unseres Staates, das wäre die Zerstückelung unseres Vaterlan­ des. Und gegen niemanden könnten wir dann Anklage erheben als gegen uns selbst. Wenn das deutsche Volk sich j edoch rechtzeitig ermannt und durch seine Taten beweist, daß es ein freies Volk sein will und entschlossen ist, Deutsch-

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13. Juli 1 943

land von Hitler zu befreien, erobert es sich das Recht, über sein künftiges Geschick selbst zu bestimmen und in der Welt gehört zu werden. Das ist der einzige Weg zur Rettung des Bestandes, der Freiheit und der Ehre der deutschen Nation. Das deutsche Volk braucht und will unverzüglich den Frieden. Aber mit Hitler schließt niemand Frieden. Niemand wird auch nur mit ihm verhandeln. Daher ist die Bildung einer wahrhaft deutschen Regierung die dringendste Aufgabe unseres Volkes. Nur sie wird das Vertrauen des Volkes und seiner ehemaligen Gegner genießen. Nur sie kann den Frieden bringen. Eine solche Regierung muß stark sein und über die nötigen Machtmittel verfügen, um die Feinde des Volkes, Hitler und seine Gönner und Günst­ linge, unschädlich zu machen, mit Terror und Korruption rücksichtslos auf­ zuräumen, eine feste Ordnung zu schaffen und Deutschland nach außen hin würdig zu vertreten. Sie kann nur aus dem Freiheitskampf aller Volksschich­ ten hervorgehen, gestützt auf Kampfgruppen, die sich zum Sturz Hitlers zusammenschließen. Die volks- und vaterlandstreuen Kräfte in der Armee müssen dabei eine entscheidende Rolle spielen. Eine solche Regierung muß den Krieg sofort abbrechen, die deutschen Truppen an die Reichsgrenzen zurückführen und Friedensverhandlungen einleiten, unter Verzicht auf alle eroberten Gebiete. So wird sie den Frieden erzielen und Deutschland in die Gemeinschaft gleichberechtigter Völker zu­ rückführen. Erst sie schafft dem deutschen Volke die Möglichkeit, im Frie­ den seinen nationalen Willen frei zu bekunden und seine Staatsordnung souverän zu gestalten. Das Ziel heißt: Freies Deutschland Das bedeutet: Eine starke demokratische Staatsmacht, die nichts gemein hat mit der Ohnmacht des Weimarer Regimes, eine Demokratie, die j eden Versuch des Wiederauflebens von Verschwörungen gegen die Freiheitsrechte des Volkes oder gegen den Frieden Europas rücksichtslos schon im Keim erstickt. Restlose Beseitigung aller auf Völker- und Rassenhaß beruhenden Geset­ ze, aller unser Volk entehrenden Einrichtungen des Hitlerregimes. Aufhe­ bung aller gegen die Freiheit und Menschenwürde gerichteten Zwangsge­ setze der Hitlerzeit. Wiederherstellung und Erweiterung der politischen Rechte und sozialen Errungenschaften der Schaffenden. Freiheit des Wortes, der Presse, der Or­ ganisation, des Gewissens und der Religion. Freiheit der Wirtschaft, des Handels und des Gewerbes. Sicherung des Rechtes auf Arbeit und des rechtmäßig erworbenen Eigentums, Rückgabe des durch die nationalsozialistischen Machthaber geraubten Hab und Guts an die Eigentümer, Beschlagnahme des Vermögens der Kriegsschuldigen und

Aufruf zum Widerstand

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der Kriegsgewinnler, Güteraustausch mit anderen Ländern als gesunde Grundlage eines gesicherten nationalen Wohlstandes. Sofortige Befreiung und Entschädigung aller Opfer des Hitlerregimes. Gerechtes, schonungsloses Gericht über die Kriegsverbrecher, über die Anführer, ihre Hintermänner und Helfer, die Deutschland ins Verderben, in Schuld und Schande stürzten, Amnestie j edoch für alle Hitleranhänger, die sich rechtzeitig durch ihre Taten von Hitler lossagten und der Bewegung für ein freies Deutschland anschließen. Vorwärts, Deutsche, zum Kampf für ein freies Deutschland ! Wir wissen, Opfer sind unvermeidlich. Aber sie werden umso geringer sein, je entschlossener der Kampf gegen Hitler geführt wird. Die Opfer im Kampf um Deutschlands Befreiung werden tausendfach geringer sein als die sinnlosen Opfer, die eine Fortsetzung des Krieges erfordert. Deutsche Soldaten und Offiziere an allen Fronten ! Ihr habt die Waffen! Bleibt unter den Waffen ! Bahnt Euch mutig unter verantwortungsbewußten Führern, die eins sind mit Euch im Kampf gegen Hitler, den Weg zur Heimat, zum Frieden. Schaffende Männer und Frauen in der Heimat! Ihr seid die Mehrheit! Macht sie zur Stoßkraft durch Organisation! Bildet Kampfgruppen im Betrieb, im Dorf, im Arbeitslager, auf den Hochschulen, überall, wo ihr zusammenkommt! Leistet Hitler keine Gefolgschaft mehr! Laßt Euch nicht mehr mißbrauchen zur Mithilfe an der Verlängerung des Krieges. Kämpft mit allen Mitteln, j eder auf seine Weise, an seinem Platz im gesellschaftlichen, Staats- und Wirtschaftsleben! Wir haben in unserer Geschichte ein großes Vorbild. Vor hundertdreißig Jahren wandten sich, als noch deutsche Truppen als Feinde auf russischem Boden standen, die besten Deutschen, vom Stein, Arndt, Clausewitz, Yorck und andere, von Rußland aus über die Köpfe verräterischer Machthaber hinweg an das Gewissen des deutschen Volkes und riefen es zum Freiheits­ kampf. Gleich ihnen werden wir all unsere Kraft und auch unser Leben einsetzen, alles zu unternehmen, was den Freiheitskampf unseres Volkes entfaltet und den Sturz Hitlers beschleunigt. Der Kampf für ein freies Deutschland erfordert Mut, Tatkraft und Ent­ schlossenheit. Vor allem Mut. Die Zeit drängt. Rasches Handeln tut not. Wer aus Furcht, Kleinmut oder blindem Gehorsam weiter mit Hitler geht, handelt feige und hilft Deutschland in die nationale Katastrophe treiben. Wer aber das Gebot der Nation höher stellt als den Befehl des "Führers" und Leben und Ehre für sein Volk einsetzt, handelt mutig und hilft das Vaterland vor seiner tiefsten Schmach zu erretten. Für Volk und Vaterland ! Gegen Hitler und seinen Krieg! Für sofortigen Frieden! Für die Rettung des deutschen Volkes ! Für ein freies, unabhängiges Deutschland !

288 1 55.

9. August 1 943 Programmentwurf des Kreisauer Kreises, Auszug

Grundsätze für die Neuordnung Deutschlands. Hofer, Nr. 1 83

9. August 1 943 Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grund­ lage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Über­ windung von Haß und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völker­ gemeinschaft. [ . . . ] Die Reichsregierung ist daher entschlossen, folgende nach innen und au­ ßen unverzichtbare Forderungen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mit­ teln zu verwirklichen: 1 . Das zertretene Recht muß wieder aufgerichtet und zur Herrschaft über alle Ordnungen des menschlichen Lebens gebracht werden. Unter dem Schutz gewissenhafter, unabhängiger und von Menschenfurcht freier Richter ist es Grundlage für alle zukünftige Friedensgestaltung. 2. Die Glaubens- und Gewissenfreiheit wird gewährleistet. Bestehende Gesetze und Anordnungen, die gegen diese Grundsätze verstoßen, werden sofort aufgehoben. 3. Brechung des totalitären Gewissenszwangs und Anerkennung der un­ verletzlichen Würde der menschlichen Person als Grundlage der zu erstre­ benden Rechts- und Friedensordnung. Jedermann wirkt in voller Verant­ wortung an den verschiedenen sozialen, politischen und internationalen Le­ bensbereichen mit. Das Recht auf Arbeit und Eigentum steht ohne Ansehen der Rassen-, Volks- und Glaubenszugehörigkeit unter öffentlichem Schutz. 4. Die Grundeinheit friedlichen Zusammenlebens ist die Familie. Sie steht unter öffentlichem Schutz, der neben der Erziehung auch die äußeren Le­ bensgüter: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Garten und Gesundheit sichern soll. 5. Die Arbeit muß so gestaltet werden, daß sie die persönliche Verant­ wortungsfreudigkeit fördert und nicht verkümmern läßt. [ . . ] 6. Die persönliche politische Verantwortung eines j eden erfordert seine mitbestimmende Beteiligung an der neu zu belebenden Selbstverwaltung der kleinen und überschaubaren Gemeinschaften. In ihnen verwurzelt und be­ währt, muß seine Mitbestimmung im Staat und in der Völkergemeinschaft durch selbstgewählte Vertreter gesichert und ihm so die lebendige Überzeu­ gung der Mitverantwortung für das politische Gesamtgeschehen vermittelt werden. 7. Die besondere Verantwortung und Treue, die j eder einzelne seinem nationalen Ursprung, seiner Sprache, der geistigen und geschichtlichen Überlieferung seines Volkes schuldet, muß geachtet und geschützt werden. .

Kriegslage

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156. Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug Politisch-strategische Lage. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 1 9

2 0 . August 1 943 A) Die Entwicklung der Kriegslage in den letzten Monaten ist gekenn­ zeichnet durch das allmähliche Wirksamwerden des überlegenen Kriegspo­ tentials unserer Gegner an Volkskraft und Rüstung gegenüber dem seit lan­ gem aufs äußerste angespannten Potential der Dreierpaktmächte. Deutschland und Japan sind dadurch in steigendem Maße zur reinen De­ fensive gezwungen, während Italien schon seit langem selbst die defensiven Aufgaben aus eigener Kraft nicht mehr zu lösen vermag. In Europa haben sich bereits kritische Lagen für die Verteidigung des Kriegsreichs ergeben, obgleich die angelsächsische Heeresmacht erst in ge­ ringem Ausmaß zum Einsatz gekommen ist. Z. Zt. gilt es in Europa 3 militärische Aufgaben zu lösen, ohne die eine erfolgreiche Weiterführung des Krieges überhaupt unmöglich ist: a) Auffangen der russischen Stöße im Osten, sicheres Halten der Ostfront unter Einschluß der für die Fortführung des Krieges notwendigen Rohstoff­ gebiete. b) Abschlagen der angelsächsischen Luftoffensive. c) Verhinderung weiterer Landungen zur Errichtung der sog. 2. Front. Die Anforderungen an die Wehrmacht und Rüstung Deutschlands, die die Lösung dieser Aufgaben stellt, sind so groß, daß an irgendwelche offen­ siven Unternehmungen größeren Stils mit Ausnahme des Tonnagekrieges nicht zu denken ist. [ . . . ] D) Auf dem europäischen Kriegsschauplatz ist ein Nachlassen der militä­ rischen Spannung nicht zu erkennen, da sowohl die russische Gefahr als auch die Notwendigkeit der Bereitstellung starker deutscher Kräfte zur Ab­ wehr neuer angelsächsischer Landungen nicht geringer werden. Daneben beansprucht der entscheidende Bedarf von Kampfmitteln gegen die angel­ sächsische Luftoffensive stärkste Kräfte. Aber auch in dem in der letzten Zeit einzig offensiven Sektor der deut­ schen Kriegführung, dem Seekrieg, sind schwere Rückschläge eingetre­ ten. Sein Hauptträger, das U-Boot, ist seit dem Frühsommer durch die unge­ heure Abwehr der seemächtigen Gegner so gehemmt, daß die Erfolge des Tonnagekrieges den feindlichen Handelsschiffsneubau nicht mehr erreicht haben und die untragbar hohen Verluste zu steigendem Absinken der Kampftätigkeit führten. [ . . . ] [Es erscheint] unter Abwägung der vorhandenen Kräfte und Möglichkei-

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4. Oktober 1 943

ten sehr zweifelhaft, ob Deutschland den Krieg mit militärischen Mitteln allein erfolgreich beenden kann. Die innere Lage ist insofern als fest anzusehen, als es dem deutschen Volk trotz der entgegen seinen Hoffnungen eingetretenen Rückschläge nahezu bis zum letzten Mann klar ist, daß gekämpft werden muß, um das Leben zu erhalten. Der Kampf- und Widerstandswillen ist ungebrochen. Es ist von größter Wichtigkeit, diesen Zustand zu erhalten und gewisse Anzeichen von Kriegsmüdigkeit in der Heimat schnell und wirksam zu bekämpfen. Neben der innerpolitischen Lage in Deutschland erfordert die Politik ge­ genüber den unterworfenen bzw. angegliederten Völkern des deutschen Machtbereichs größte Beachtung, um ihre Ausnutzung für den Krieg zu gewährleisten und der feindlichen Propaganda entgegenzuwirken, der wir in den Feindländern selbst nichts entgegenzusetzen haben. In der großen Strategie ist seit dem vorigen Jahr aus Deutschland statt dem Hammer der Amboß geworden.

157.

Posener Rede Himmlers, Auszug

Ausführungen vor 55-Gruppenführern über 55-Moral. IMG, Bd. 29, 5. 122 -145 Posen, 4. Oktober 1 943 Ein Grundsatz muß für den SS-Mann absolut gelten: ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blu­ tes zu sein und zu sonst niemandem. Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig. Das, was in den Völkern an gutem Blut unserer Art vorhanden ist, werden wir uns holen, indem wir ihnen, wenn notwendig, die Kinder rauben und sie bei uns großziehen. Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur soweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brau­ chen, anders interessiert mich das nicht. Ob bei dem Bau eines Panzergra­ bens 1 0 000 russische Weiber an Entkräftung umfallen oder nicht, interes­ siert mich nur insoweit, als der Panzergraben für Deutschland fertig wird. Wir werden niemals roh und herzlos sein, wo es nicht sein muß; das ist klar. Wir Deutschen, die wir als einzige auf der Welt eine anständige Einstellung zum Tier haben, werden ja auch zu diesen Menschentieren eine anständige Einstellung einnehmen, aber es ist ein Verbrechen gegen unser eigenes Blut, uns um sie Sorge zu machen und ihnen Ideale zu bringen, damit unsere Söhne und Enkel es noch schwerer haben mit ihnen. Wenn mir einer kommt und sagt: ,Ich kann mit den Kindern oder den Frauen den Panzergraben

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Rede Himmlers

nicht bauen. Das ist unmenschlich, denn dann sterben die daran', - dann muß ich sagen: ,Du bist ein Mörder an deinem eigenen Blut, denn wenn der Panzergraben nicht gebaut wird, dann sterben deutsche Soldaten, und das sind Söhne deutscher Mütter. Das ist unser Blut.' Das ist das, was ich dieser SS einimpfen möchte und - wie ich glaube - eingeimpft habe, als eines der heiligsten Gesetze der Zukunft: Unsere Sorge, unsere Pflicht, ist unser Volk und unser Blut; dafür haben wir zu sorgen und zu denken, zu arbeiten und zu kämpfen, und für nichts anderes. Alles andere kann uns gleichgültig sein. [. . . ] Ich meine j etzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jüdischen Vol­ kes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. - ,Das jüdische Volk wird ausgerottet', sagt ein j eder Parteigenosse, ,ganz klar, steht in un­ serem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.' Und dann kommen sie alle an, die braven 80 Millionen Deutschen, und j eder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude. Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 1 00 Leichen beisammen liegen, wenn 500 da liegen oder wenn 1 000 da liegen. Dies durchgehalten zu haben und dabei - abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen - anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schrei­ bendes Ruhmesblatt unserer Geschichte [ . . . ].

158.

Weisung Nr. 5 1 , Auszug

Vorrang des Westens in der Zuführung von Personal und Material. Hitlers Weisungen, Nr. 5 1 Führerhauptquartier, 3. November 1 943 Der harte und verlustreiche Kampf der letzten zweieinhalb Jahre gegen den Bolschewismus hat die Masse unserer militärischen Kräfte und Anstren­ gungen aufs Äußerste beansprucht. Dies entsprach der Größe der Gefahr und der Gesamtlage. Diese hat sich inzwischen geändert. Die Gefahr im Osten ist geblieben, aber ein größere im Westen zeichnet sich ab: die angel­ sächsische Landung! Im Osten läßt die Größe des Raumes äußersten Falles einen Bodenverlust auch größeren Ausmaßes zu, ohne den deutschen Le­ bensnerv tödlich zu treffen. Anders der Westen! Gelingt dem Feind hier ein Einbruch in unsere Ver­ teidigung in breiter Front, so sind die Folgen in kurzer Zeit unabsehbar. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß der Feind spätestens im Frühjahr, viel-

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20. November 1 943

leicht aber schon früher, zum Angriff gegen die Westfront Europas antreten wird. Ich kann es daher nicht mehr verantworten, daß der Westen zu Gunsten anderer Kriegsschauplätze weiter geschwächt wird. Ich habe mich daher entschlossen, seine Abwehrkraft zu verstärken, insbesondere dort, von wo wir den Fernkampf gegen England beginnen werden. Denn dort muß und wird der Feind angreifen, dort wird - wenn nicht alles täuscht - die ent­ scheidende Landungsschlacht geschlagen werden. Mit Fesselungs- und Ablenkungsangriffen an anderen Fronten ist zu rechnen. Aber auch ein Großangriff gegen Dänemark ist nicht ausgeschlos­ sen. Er ist seemännisch schwieriger, aus der Luft weniger wirksam zu un­ terstützen. Seine politischen und operativen Auswirkungen aber sind beim Gelingen am größten. Zu Beginn des Kampfes wird die gesamte Angriffskraft des Feindes sich zwangsläufig gegen die Besatzung der Küste richten. Nur stärkster Ausbau, der unter Anspannung aller verfügbaren personellen und materiellen Kräfte der Heimat und der besetzten Gebiete aufs Höchste zu steigern ist, kann in der kurzen noch voraussichtlich verfügbaren Zeit unsere Abwehr an den Küsten stärken.

159.

Lagebetrachtung der Seekriegsleitung, Auszug

Politisch-strategische Lage. Salewski, Seekriegsleitung, Bd. 3, Nr. 20

20. November 1 943 Die Lage Deutschlands und Japans Anfang November 1 943 ist folgende: Die seit Mitte 1 942 eingetretene Entwicklung, die durch die stärkste An­ spannung der deutschen Leistungsfähigkeit nach Aufbrauch aller Reserven das Reich in Europa in die Defensive gedrängt hat, ist weiter fortgeschrit­ ten. Selbst die letzte Offensivtätigkeit der deutschen Kriegführung, der in sei­ nen Folgen noch stark nachwirkende Tonnagekrieg, ist wegen des ungeheu­ ren Einsatzes an Abwehrmitteln gegen die U-Boote noch nicht wieder zu entscheidender Wirkung gekommen, obwohl alle Möglichkeiten zur Stär­ kung der Kampfkraft des U-Bootes mit größter Energie verfolgt werden. Der Feind übt trotz des mit höchstem Mut unter hohen Verlusten durchge­ standenen Kampfes unserer U-Boote die See- und Luftherrschaft auf und über den Ozeanen aus und kann die ihm zugefügten Verluste infolge des auf etwa gleicher, die Versenkungen etwa um das Dreifache übersteigender Höhe bleibenden Schiffsneubaus leicht tragen; der ihm zuwachsende lau-

Kriegslage

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fende Gewinn an Schiffsraum gibt ihm dabei immer mehr die operative, militärische und wirtschaftliche Bewegungsfreiheit zurück. Eine grundlegende Verbesserung dieser Lage ist voraussichtlich erst im 6. Kriegsj ahr zu erwarten, wenn durch die neuen U-Bootstypen erweiterte taktische Möglichkeiten für den U-Bootskampf gegeben sind. [ . . . ] Im ganzen gesehen ist die Anspannung der deutschen Kraft wegen der in steigendem Ausmaß wirksam werdenden feindlichen materiellen und per­ sonellen Überlegenheit so gestiegen, daß an offensive Vorhaben zur Errin­ gung der Kriegsentscheidung z. Zt. nicht zu denken ist. Auch von dem japanischen Bundesgenossen ist eine entscheidende Wen­ dung im militärischen Sektor nicht zu erwarten, weil auch für Japan eine ähnliche Gesamtlage wie für Deutschland eingetreten ist. Die j apanischen Kräfte sind aufs äußerste angespannt und werden durch schon erfolgte und noch zu erwartende Angriffe der Angelsachsen im Gebiet von Neuguinea und in Burma vor neue Belastungsproben gestellt. Die Schwierigkeiten im Seeverkehr des riesigen j apanischen Machtbe­ reichs haben sich nicht verringert; der Mangel an Schiffsraum und die durch die feindliche Waffenwirkung eintretenden Verluste sind vielmehr auch in Zukunft Gegenstand starker Sorge für die j apanische Kriegführung. Die Verbundenheit zwischen Japan und Deutschland ist gleichbleibend stark und beiderseitig, weil beide Länder auf Gedeih und Verderb aufeinan­ der angewiesen sind. Das Verhältnis Japans zu Rußland ist unverändert von dem Ziele diktiert, einen Konflikt solange zu vermeiden, als nicht Angriffe auf das japanische Mutterland von russischen Stützpunkten aus erfolgen. [. . .] Die zu erwartende, entscheidungsuchende Großlandung im Westen stellt die Kriegsmarine neben den bisherigen Aufgaben vor die Notwendigkeit, die Küstenverteidigung mit allen geeigneten Mitteln zu verstärken. Die augenblickliche Verteidigung der hauptsächlich bedrohten Räume entspricht nicht der Gefahr, die der ganzen Kriegführung hier droht. Den Heereskräften mangelt es vor allem an beweglichen Stoßreserven und im ganzen an der genügend hohen Zahl von Kräften überhaupt. Die Luftwaffe wird nicht in der Lage sein, in entscheidendem Ausmaß in den Kampf um die Küste und an Land einzugreifen, weil sie mit dem Kampf gegen die überlegene feindliche Luftmacht voll beschäftigt wird. Die Seestreitkräfte sind außerordentlich schwach und in der zur Ver­ fügung stehenden kurzen Zeit durch Neubauten nicht mehr zu verstär­ ken. Das Hauptkampfmittel zur Landungsabwehr ist damit die Küstenvertei­ digung. Die Erfahrungen im Mittelmeer haben gezeigt, daß diese Küsten­ verteidigung nicht nur über mehr und bessere Mittel zur Abwehr der au­ genblicklichen Landungsfahrzeuge verfügen, sondern auch Waffen besitzen

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8. Juni 1 944

muß, welche die feindlichen Seestreitkräfte zu bekämpfen geeignet sind, die zur Unterstützung der gelandeten Truppen voll eingesetzt werden. Es kommt deshalb darauf an, die Küstenverteidigung so schnell wie mög­ lich und innerhalb der nächsten 3-5 Monate mit allen Mitteln zu verstärken, wenn es nötig ist, selbst unter Einsatz gewisser Kapazitäten aus dem Schiff­ bauprogramm, das nichts mehr nützt, wenn der Gegner durch seine Groß­ landung uns vor seiner Durchführung auf die Knie zwingt. 1 60.

Lagebericht des Sicherheitsdienstes der SS, Auszug

Stimmung der Bevölkerung. Meldungen aus dem Reich, S. 5 1 1 - 5 1 2 8. Juni 1 944 Der Eintritt der Invasion wird allgemein als Erlösung aus einer unerträg­ lichen Spannung und drückenden Ungewißheit empfunden. Sie bildet fast den einzigen Gesprächsgegenstand. Alles andere tritt demgegenüber völlig zurück. Die Nachricht vom Beginn der Invasion wurde teilweise mit großer Be­ geisterung aufgenommen. Sie kam für die vielen, die wegen des langen Aus­ bleibens schon nicht mehr daran geglaubt hatten, ganz überraschend. Die Stimmung hat sich mit einem Schlag gewandelt und ist hinsichtlich des Kommenden zwar ernst, aber sehr ruhig und zuversichtlich. Die Meldungen über den Verlauf der Kämpfe am Atlantik werden mit größter Spannung verfolgt. Die Erörterungen um die Invasion drehen sich in der Hauptsache um folgende Fragen: Bringt die Invasion die sehnliehst erwartete Entscheidung ? Wird sie ein dauerhaftes Nachlassen der Luftangriffe auf das Reichsgebiet zur Folge haben? Kommt mit der Invasion endlich auch die Vergeltung? Wird unsere ,Geheimwaffe' j etzt eingesetzt ? Wo werden die Anglo-Ameri­ kaner noch landen ? Vielfach verweist man auch auf den Satz in der Erklä­ rung des Führers zur kampflosen Aufgabe von Rom vom 5. 6.: ,Das Jahr der Invasion wird dem Gegner an der entscheidenden Stelle eine vernich­ tende Niederlage bringen.' Er scheine nun schneller Wirklichkeit zu werden, als man gedacht habe. Immer wieder höre man zufriedene Äußerungen wie: ,Gott sei Dank, daß j etzt endlich diese ewige Spannung genommen ist' oder ,Nun weiß man doch endlich, woran wir sind' oder ,Jetzt endlich ist die Entscheidung da. Nun wird man bald sehen, daß nicht alles umsonst war und daß wir noch da sind.'

Drohender Zusammenbruch 161.

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Fernschreiben Rommels an Hitler, Auszug Jacobsen, 1 939-1945, Nr. 1 3 7

1 5 . Juli 1 944 Die Lage an der Front der Normandie wird von Tag zu Tag schwieriger, sie nähert sich einer schweren Krise. Die eigenen Verluste sind bei der Härte der Kämpfe, dem außergewöhn­ lich starken Materialeinsatz des Gegners, vor allem an Artillerie und Pan­ zern, und der Wirkung der den Kampfraum unumschränkt beherrschenden feindlichen Luftwaffe derart hoch, daß die Kampfkraft der Divisionen sehr rasch absinkt. Ersatz aus der Heimat kommt nur sehr spärlich und erreicht bei der schwierigen Transportlage die Front erst nach Wochen. Rund 97 000 Mann an Verlusten (darunter 2 1 60 Offiziere, unter ihnen 28 Generale und 354 Kommandeure, also durchschnittlich pro Tag 2500 bis 3000 Mann) stehen bis j etzt 6000 Mann Ersatz gegenüber. Auch die materiellen Verluste der eingesetzten Truppen sind außergewöhnlich hoch und konnten bisher nur in ganz geringem Umfange ersetzt werden, z. B. von rund 225 Panzern bisher nur 1 7. Die neu zugeführten Divisionen sind kampfungewohnt und bei der ge­ ringen Ausstattung mit Artillerie, panzerbrechenden Waffen und Panzerbe­ kämpfungsmitteln nicht imstande, feindliche Großangriffe nach mehrstün­ digem Trommelfeuer und starken Bombenangriffen auf die Dauer erfolg­ reich abzuwehren. Wie die Kämpfe gezeigt haben, wird bei dem feindlichen Materialeinsatz auch die tapferste Truppe Stück für Stück zerschlagen. Die Nachschubverhältnisse sind durch die Zerstörungen des Bahnnetzes, die starke Gefährdung der Straßen und Wege bis zu 1 50 km hinter der Front durch die feindliche Luftwaffe derart schwierig, daß nur das allernötigste herangebracht werden kann und vor allem mit Artillerie- und Werfermuni­ tion äußerst gespart werden muß. Neue nennenswerte Kräfte können der Front in der Normandie nicht mehr zugeführt werden. Auf der Feindseite fließen Tag für Tag neue Kräfte und Mengen von Kriegsmaterial der Front zu. Der feindliche Nachschub wird von unserer eigenen Luftwaffe nicht gestört. Der feindliche Druck wird immer stärker. Unter diesen Umständen muß damit gerechnet werden, daß es dem Feind in absehbarer Zeit - 14 Tagen bis 3 Wochen - gelingt, die eigene dünne Front, vor allem bei der 7. Armee zu durchbrechen und in die Weite des französischen Raumes zu stoßen. Die Folgen werden unübersehbar sein. Die Truppe kämpft allerorts heldenmütig, j edoch der ungleiche Kampf neigt dem Ende entgegen. Ich muß Sie bitten, die Folgerungen aus dieser Lage unverzüglich zu ziehen. Ich fühle mich verpflichtet, als Oberbefehls­ haber der Heeresgruppe dies klar auszusprechen.

296 1 62.

20. Juli 1 944 Rundfunkansprache Hitlers, Auszug

Zum gescheiterten Attentat. Domarus, Bd. 2, S. 2127- 2 128 20. Juli 1 944 Deutsche Volksgenossen und -genossinnen! Ich weiß nicht, zum wievielten Male nunmehr ein Attentat auf mich ge­ plant und zur Ausführung gekommen ist. Wenn ich heute zu Ihnen spreche, dann geschieht es aus zwei Gründen: 1 . Damit Sie meine Stimme hören und wissen, daß ich selbst unverletzt und gesund bin. 2. Damit Sie aber auch das Nähere erfahren über ein Verbrechen, das in der deutschen Geschichte seinesgleichen sucht. Eine ganz kleine Clique ehrgeiziger, gewissenloser und zugleich verbre­ cherischer, dummer Offiziere hat ein Komplott geschmiedet, um mich zu beseitigen und zugleich mit mir den Stab praktisch der deutschen Wehr­ machtführung auszurotten. Die Bombe, die von dem Oberst Graf v. Stauf­ fenberg gelegt wurde, krepierte zwei Meter an meiner rechten Seite. Sie hat eine Reihe mir teurer Mitarbeiter sehr schwer verletzt, einer ist gestorben. Ich selbst bin völlig unverletzt bis auf ganz kleine Hautabschürfungen, Prel­ lungen oder Verbrennungen. Ich fasse es als eine Bestätigung des Auftrages der Vorsehung auf, mein Lebensziel weiter zu verfolgen, so wie ich es bisher getan habe. Denn ich darf es vor der ganzen Nation feierlich gestehen, daß ich seit dem Tage, an dem ich in die Wilhelmstraße einzog, nur einen einzi­ gen Gedanken hatte, nach bestem Wissen und Gewissen meine Pflicht zu erfüllen, und daß ich, seit mir klar wurde, daß der Krieg ein unausbleiblicher war und nicht mehr aufgeschoben werden konnte, eigentlich nur Sorge und Arbeit kannte und in zahllosen Tagen und durchwachten Nächten nur für meine Volk lebte ! Es hat sich in einer Stunde, in der die deutschen Armeen in schwerstem Ringen stehen, ähnlich wie in Italien, nun auch in Deutschland eine ganz kleine Gruppe gefunden, die nun glaubte, wie im Jahre 1 9 1 8 den Dolchstoß in den Rücken führen zu können. Sie hat sich diesmal aber schwer getäuscht. Die Behauptung dieser Usurpatoren, daß ich nicht mehr lebe, wird j etzt in diesem Augenblick widerlegt, da ich zu euch, meine lieben Volksgenossen, spreche. Der Kreis, den diese Usurpatoren darstellen, ist ein denkbar kleiner. Er hat mit der deutschen Wehrmacht und vor allem auch mit dem deutschen Heer nichts zu tun. Es ist ein ganz kleiner Klüngel verbrecherischer Ele­ mente, die j etzt unbarmherzig ausgerottet werden. Ich befehle daher in die­ sem Augenblick: 1 . Daß keine Zivilstelle irgendeinen Befehl entgegenzunehmen hat von einer Dienststelle, die sich diese Usurpatoren anmaßen.

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Rede Himmlers

2. Daß keine Militärstelle, kein Führer einer Truppe, kein Soldat irgend­ einem Befehl dieser Usurpatoren zu gehorchen hat, daß im Gegenteil j eder verpflichtet ist, den Übermittler oder den Geber eines solchen Befehls ent­ weder sofort zu verhaften oder bei Widerstand augenblicklich niederzuma­ chen. 163.

Ansprache Dönitz' an die Soldaten der Kriegsmarine Lagevorträge, S. 603

20./2 1 . Juli 1 944 Soldaten der Kriegsmarine! Der heimtückische Mordanschlag auf den Führer erfüllt einen j eden von uns mit heiligem Zorn und erbitterter Wut gegen unsere verbrecherischen Feinde und ihre gedungenen Helfershelfer. Die Vorsehung bewahrte das deutsche Volk und seine Wehrmacht vor unvorstellbarem Unglück. Wir sehen in der Errettung des Führers eine wei­ tere Bestätigung für die Gerechtigkeit unseres Kampfes. Wir werden uns nur noch enger um den Führer scharen, wir werden nur noch härter kämpfen, bis der Sieg unser ist. 1 64.

Posener Rede Himmlers, Auszug

Ausführungen vor den Gauleitern über die deutsche Zukunft im Osten. Jacobsen, 1 939-1 945, Nr. 1 43 Posen, 3 . August 1 944 Über das Problem, daß wir Hunderttausende von Quadratkilometern oder eine Million Quadratkilometer, die wir verloren haben, im Osten wie­ der holen, brauchen wir uns überhaupt gar nicht zu unterhalten. Das ist ganz selbstverständlich. Das Programm ist unverrückbar. Es ist unverrück­ bar, daß wir ein Germanisches Reich gründen werden. Es ist unverrückbar, daß zu den 90 Millionen die 30 Millionen übrigen Germanen dazukommen werden, so daß wir unsere Blutbasis auf 120 Millionen Germanen vermeh­ ren. Es ist unverrückbar, daß wir die Ordnungsmacht auf dem Balkan und sonst in Europa sein werden, daß wir dieses ganze Volk wirtschaftlich, po­ litisch und militärisch ausrichten und ordnen werden. Es ist unverrückbar, daß wir diesen Siedlungsraum erfüllen, daß wir hier den Pflanzgarten ger­ manischen Blutes im Osten errichten, und es ist unverrückbar, daß wir eine Wehrgrenze weit nach dem Osten hinausschieben. Denn unsere Enkel und Urenkel hätten den nächsten Krieg verloren, der sicher wieder kommen

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3. August 1 944

wird, sei