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German Pages 254 [272] Year 1981
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR 'WILLEHALM'-REZEPTION Band 1
TEXTE UND UNTERSUCHUNGEN ZUR 'WILLEHALM'-REZEPTION Band 1 EINE ALEMANNISCHE BEARBEITUNG DER 'ARABEL' ULRICHS VON DEM TÜRLIN
herausgegeben von WERNER SCHRÖDER
w DE
G 1981
WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK
EINE ALEMANNISCHE BEARBEITUNG DER 'ARABEL' ULRICHS VON DEM TÜRLIN
herausgegeben von
WERNER SCHRÖDER
W DE
G
1981
WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK
Gedruckt mit Hilfe der Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT GmbH, Goethestraße 49, 8000 München 2
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der Deutschen Bibliothek
Texte und Untersuchungen zur „Willehalm"-Rezeption / hrsg. von Werner Schröder. — Berlin; New York : de Gruyter. ISBN 3-11-008373-6 NÉ: Schröder, Werner [Hrsg.] Bd. 1. — Ulrich (von dem Türlin): Eine alemannische Bearbeitung der „Arabel" Ulrich (von dem Türlin): [Eine alemannische Bearbeitung der „Arabel"] Eine alemannische Bearbeitung der „Arabel" Ulrichs von dem Türlin / hrsg. von Werner Schröder. — Berlin; New York : de Gruyter, 1981. (Texte und Untersuchungen zur „Willehalm"-Rezeption ; Bd. 1) Bd. 2. — Heinrich (von München): Die Exzerpte aus Wolframs „Willehalm" in der „Weltchronik" Heinrich (von München): [Die Exzerpte aus Wolframs „Willehalm" in der „Weltchronik"] Die Exzerpte aus Wolframs „Willehalm" in der „Weltchronik" Heinrichs von München / hrsg. von Werner Schröder. — Berlin; New York : de Gruyter, 1981. (Texte und Untersuchungen zur „Willehalm"-Rezeption ; Bd. 2) (Gesamtwerk)
© 1981 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. Trübner Veit & Comp., Berlin 30 • Alle Rechte, insbesondere das der Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Buchbinder: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
FÜR LIV U N D HILTGUNT
Vorwort Den Anstoß zu dieser Edition hat meine Beschäftigung mit den für die 'Arabel'-Bearbeitung verwendeten Exzerpten aus Wolframs 'Willehalm' gegeben. Sie waren — weil sekundär — ebenso wie die weit umfangreicheren in der 'Weltchronik' Heinrichs von München in meiner kritischen Ausgabe von Wolframs Spätwerk unberücksichtigt geblieben. Die Zweckentfremdung hält sich hier in Grenzen. Für die 'Arabel'-Bearbeitung sind nur insgesamt 105 Verse exzerpiert worden. Der Bearbeiter hat sie für die ihm aufgegebene Kürzung und Straffung von Ulrichs wortreichem, aber inhaltsarmem Werk genutzt und als eine Art Rahmen um die zur Ergänzung von Wolframs Roman ausführlicher erzählte Vorgeschichte gelegt. Daß er seine Aufgabe auch sonst nicht ohne Geschick gelöst hat, war dem Apparat von SINGERS Ausgabe, wo seine Eingriffe und Auslassungen angezeigt und seine Zusätze abgedruckt sind, nicht ohne weiteres zu entnehmen. Die Reduktion auf ein Viertel des ursprünglichen Umfangs mit einem Drittel völlig neuer Verse des Redaktors ist dem Opus des von dem Türlin gar nicht schlecht bekommen. Wem Wolframs knappe Auskünfte nicht genügten, der konnte hier im Zusammenhang nachlesen, welche Bewandtnis es mit der Liebe der heidnischen Bewacherin zu ihrem christlichen Gefangenen und ihrer gemeinsamen Flucht gehabt hatte. Das mag auch einem heutigen Wolfram-Leser vielleicht nicht unwillkommen sein. Der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig habe ich für einen Mikrofilm der Handschrift und für die Genehmigung ihres Abdrucks zu danken. Marburg, 20. 9. 1979
Werner
Schröder
Inhaltsverzeichnis Vorwort
VII
A Einleitung
XI
I Gründe für die Bearbeitung der 'Arabel' Ulrichs von dem Türlin XI II Die Leipziger Handschrift Rep. II 127 = A III Das Verhältnis von 'Arabel' A zu 'Willehalm' L IV Prinzipien der Reduktion
XIV XVI XVII
V Die Umfangsrelation von 'Arabel' A zu 'Arabel' A . . . . XIX VI Die Leistung des Bearbeiters VII Editionsgrundsätze B Text
XXVII XXXVII 1
Einleitung i 'Arabel' nenne ich — zu besserer Unterscheidung — die Vorgeschichte, welche Ulrich von dem Türlin, wahrscheinlich zu Anfang der 60er Jahre des 13. Jahrhunderts, zum 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach verfaßt hat. Sie ist 1893 von S A M U E L S I N G E R unter dem Titel 'Willehalm. Ein Rittergedicht aus der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts von Meister Ulrich von dem Türlin' als Band IV der Bibliothek der mittelhochdeutschen Litteratur in Boehmen herausgegeben und seitdem kaum mehr gründlicher untersucht worden. S I N G E R konnte an H E R M A N N S U C H I E R S Marburger Habilitationsschrift 'Ueber die Quelle Ulrichs von dem Türlin und die älteste Gestalt derprise d'Orenge' (Paderborn 1873) anknüpfen und sich auf eine relativ breite handschriftliche Grundlage stützen. Er ging davon aus, daß 'die älteste Fassung' verloren und nur 'die Bearbeitung durch den Dichter selbst' auf uns gekommen sei und am besten durch den Heidelberger cpg 395 (A) vertreten werde, nach welchem ich Ulrichs Werk mit S I N G E R S Verszahlen zitiere. Grundsätzlich ist nicht auszuschließen, daß — wie die neueren — auch ein mittelalterlicher Dichter sein Werk nachträglich selbst noch einmal bearbeitet haben kann, doch wird ein Herausgeber nur dann von der Existenz zweier authentischer Fassungen auszugehen haben, wenn diese entweder überliefert oder wenigstens bezeugt sind. Für die 'Arabel' Ulrichs von dem Türlin trifft keins von beidem zu. S I N G E R S verlorene Urfassung ist aus dem Vergleich der von ihm angenommenen drei (genau genommen sogar sechs) 'Bearbeitungen' erschlossen, deren Abweichungen auch ohne eine solche Hypothese erklärbar wären. Zudem ist er selbst, weil diese älteste Fassung "kaum ohne Gewaltsamkeit zu reconstruieren" sei, "von jedem derartigen Versuche abgestanden" (S.I). Gleichwohl rechnet er mit ihr als einer festen Größe und mutet dem Autor zu, aus einer Abschrift derselben einzelne Fehler "selbst mechanisch" in seine 'Bearbeitung' "hinübergenommen" zu haben (ebda.). Die Hypothese hilft uns nicht weiter: auch die beste Handschrift, der cpg 395, ist Abschrift, ob der Erstfassung oder der Zweitfassung, ist einerlei, da sie für uns notgedrungen zusammenfallen.
XII
AR ABEL-BE A R B E I T U N G
Daß das vom Dichter als Ergänzung zu dem Wolframs konzipierte, auf Schritt und Tritt von ihm zehrende Werk zu unbefugten Eingriffen Dritter einlud, braucht nicht zu verwundern. S I N G E R hat die von ihm angenommenen 'Bearbeitungen', d. h. ihre handschriftlichen Repräsentanten, ziemlich ausgiebig im Apparat berücksichtigt und auch längere Ersatzund Zusatzpartien mitgeteilt. Sich danach ein ungefähres Bild von ihnen zu machen, ist allerdings mühsam. Wer stattdessen auf die Handschriften zurückgreift, stößt auf zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten, die der Herausgeber damit entschuldigt, daß er gehindert gewesen sei, "die Correcturen immer mit der nöthigen Aufmerksamkeit zu besorgen", und überdies "bei der Correctur andere Principien befolgte als bei der Niederschrift, diese aber nur ungenau durchführte" (S. LXXXVIII). Seine Beurteilung der Überlieferungsträger und die daraus abgeleitete Folge von Überarbeitungen sind niemals nachgeprüft worden. Unbegreiflich ist es nicht, daß der Autor und sein Werk in der Forschung so wenig Interesse gefunden haben. Ulrich ist ein dürftiger und umständlicher Erzähler, der stofflich wie stilistisch von Geborgtem, Angelesenem und Ausgeschriebenem, lebt. Er war sich seines — zumal im Vergleich mit dem Wolframs — mehr als bescheidenen Talents wohl bewußt: daz munt ie gespreche bas (A 4,10) als dieser, ist ihm nicht beigefallen; er meinte jedoch, daß die materi im 'Willehalm' vil enge betiutet war und baz beliutet zu werden verdiente (A 4,6—8). Dafür ließ sich einiges sagen. Wolframs Thema war Willehalms und Gyburgs minne und ander klage (W 4,26): wie tiur er sit ir minn kouft, / des Alizans wart bluotes var: / her Wolfram ez hat bescheiden gar, / wie liep durch lieb hie dolte not, / waz klarer ougen wurden rot / in jamer hie durch liebes leide. / ein herzeleit si jagte beide, / cristen und ouch die heiden (A4,20—27). Wodurch es zu dem großen Kriege gekommen war, der ihr Schicksal wurde, darüber gab es bei ihm nur knappe Mitteilungen entweder des Erzählers oder seiner Figuren. Da erkannte Ulrich einen gewissen Nachholbedarf des Hörers oder Lesers, dem er abhelfen wollte. wie ez von erste muost ergen, / wer der grave waz von Naribon, / wie er durch todes gelt ze Ion / enterbet siniu werden kint, / war si komen, und ouch sint / wart gevangen der Acurneis, / und wie diu küngin der Arabeis / mit im entran und wart getouft (A4,12—19): das war sein Thema. Ein Dichter wie Wolfram hätte daraus etwas zu machen gewußt. Ulrich, der allem Anschein nach keine anderen französischen Quellen herangezogen hat, hat nur ausgewalzt, was der 'Willehalm' dazu enthielt. Das Wichtigste, Willehalms Gefangenschaft bei und Flucht mit Arabel hat er gleich zweimal
EINLEITUNG
XIII
erzählt, 'auktorial' dem Ablauf der Ereignisse folgend und 'personal' als Bericht des Markgrafen nach glücklicher Heimkehr. Diese Weitschweifigkeit scheint schon bei Lesern seines und des folgenden Jahrhunderts nicht ungeteilten Beifall gefunden zu haben, wie eine stark kürzende alemannische Bearbeitung verrät, in welcher der Umfang von Ulrichs Roman auf etwa ein Viertel reduziert ist. Sie figuriert in S I N G E R S überliefert: Klassifizierung als IIa und ist in einer einzigen Handschrift Leipzig UB Rep. II 127 ( S I N G E R S C, von mir hinfort als A bezeichnet), die auch Wolframs 'Willehalm' (L) enthält. "Das Verhältnis des Bearbeiters zu Ulrichs Gedicht ist", wie bereits S I N G E R bemerkte, "ganz das eines Autors zu seiner Quelle" (S. LXXII). Ein literarisches Kunstwerk zwar hat er aus der 'Arabel' auch nicht machen können, doch hat seine Straffung des Erzählinhalts fast durchweg gute Wirkung getan, bis auf die seltsam unbekümmerte, harte Unterbrechung des Erzählkontinuums just am Wendepunkt des Geschehens zugunsten von Willehalms späterem Erlebnis- und Tatenbericht, auf den der Hörer/Leser expressis verbis vertröstet wird. Einbußen an Information hat die mangelnde Rücksicht äuf die Komposition nicht zur Folge gehabt. Wer den 'Willehalm' in der Leipziger Handschrift L las, erfuhr aus der nachträglich mit ihr zusammengebundenen 'Arabel'-Handschrift A alles zusätzlich Wünschenswerte. Die Entfernung von Ulrichs Text und Konzeption geht so weit, daß A, ungeachtet ihrer ebenfalls bescheidenen poetischen Qualität, als Neufassung anzusehen ist, von der S I N G E R S Auszüge und Fehlanzeigen im Apparat keine adäquate Vorstellung vermitteln. Es dürfte sich empfehlen, in eine neue kritische Ausgabe der 'Arabel' Ulrichs von dem Türlin A nicht mehr oder allenfalls aushilfsweise einzubeziehen. Literarische Bearbeitungen sind eine eigene Spezies. Der Autor von A hat gar nicht so wenig aus Eigenem hinzugetan und am Anfang und Schluß selbständig auf Wolframs Text zurückgegriffen. Vom Prolog abgesehen, ist die reduzierte 'Arabel' jetzt von zwei 'Willehalm'-Exzerpten eingeschlossen. Die singulare Überlieferung ist wohl nicht zufällig, sie könnte dafür sprechen, daß diese Bearbeitung von vornherein zur Ergänzung der 'Willehalm'-Handschrift L bestimmt gewesen, vielleicht sogar von deren Besitzer in Auftrag gegeben worden ist. Die der Bearbeitung in der einzigen Handschrift vorangestellte Überschrift: Hie vahet an wie sante Willehalme gewan Arabel die küneginne ist sonst nirgends bezeugt.
XIV
ARABEL-BE ARBEITUNG
II Die vormals der Stadtbibliothek, jetzt der Universitätsbibliothek in Leipzig gehörende Handschrift Rep. II 127 — die neue Besitzerin hat die ursprüngliche Signatur beibehalten — ist zuletzt in der Einleitung zu meiner Neuedition des 'Willehalm' Wolframs von Eschenbach (Berlin 1978, S. XXVII) beschrieben worden, doch interessierte dort vor allem Wolframs Werk. Der Pergamentcodex ist erst nach der Vereinigung von 'Willehalm' L mit 'Arabel' A durchlaufend foliiert worden. Die 'Arabel' steht auf f. r-20vh, während der 'Willehalm' auf f. 21ra-116uh folgt. Der ursprünglichen Selbständigkeit beider Teile entsprechend sind Maße und Einrichtung nicht ganz gleich. Die unregelmäßige Beschneidung des oberen Blattrandes hat im Falle der 'Arabel'-Bearbeitung A nicht — wie bei 'Willehalm' L — zu Textverlusten geführt. Der beschriebene Raum mißt 175x135mm; die beiden Spalten zählen je 33 Schriftzeilen. Die ungeraden Verse, d. h. der erste des Reimpaars, beginnen mit herausgerückter, rot gestrichelter Majuskel. Zweizeilige rote Lombarden gliedern den Text in ungleichmäßige Abschnitte. Die der Dreißiger-Einteilung Wolframs nachgebildeten Einunddreißiger-Abschnitte Ulrichs von dem Türlin mit abschließendem Dreireim sind den Kürzungen des Bearbeiters zum Opfer gefallen. An A waren zwei alemannische Schreiber beteiligt. Der erste hat lediglich die recto-Seite des ersten Blattes vorgeschrieben und die Arbeit dann dem zweiten allein überlassen. Eine genauere Lokalisierung und Datierung ist bisher für sie ebenso wenig gelungen wie für den 'Willehalm'-Schreiber L. Die von allen dreien verwendete Textura weist auf das 14. Jahrhundert. Die Provenienz des Codex ist unbekannt. Spätestens 1720 war er im Besitz des Frankfurter Bibliophilen Zacharias Conradus ab Uffenbach, denn in diesem Jahre hat Jo. Henricus Maius einen 'Catalogus et recensio manuscriptorum codicum qui in bibliotheca Zachariae Conradi ab Uffenbach Traiecti ad Moenum adservantur' veröffentlicht, wo in pars IV, col. 178/179 unsere Handschrift als vol. CXLIV, 4'° verzeichnet und die Verse 1-8. 15-38. 43-44 des Anfangs sowie die Schlußverse 2609-2617 erstmals und mehr oder weniger fehlerhaft abgedruckt sind. 'Codex hic membranaceus', schreibt Maius dazu, 'continet duplicem Historiam Wilhelmi Marchionis Narbonensis, vtramque Rhythmis germanicis scriptam. Prioris auctor est Virich von dem Vrlin, posterioris Wolframus ab Eschenbach. Vlricus Wolframi Historiam continuauit velpotius adauxit et illustrauit quod ex proemio quod subiicio patet.'
EINLEITUNG
XV
Der Herausgeber und für den größten Teil auch Bearbeiter des 'Catalogus librorum manuscriptorum qui in bibliotheca senatoria civitatis Lipsiensis asservantur' (Grimae 1838), A E M I L I U S G U I L E L M U S R O B E R T O S N A U M A N N spricht mit Bezug auf Rep. II 127 von einem 'fragmentum eius carminis, quo Ulricus de Tuerlin illud opus Wolframi de Eschenbach continuavit, quod de Wilhelmo Narbonensi agit' (S. 33"). Inzwischen hatte W . J . C . G . C A S P A R S O N Ulrichs 'Arabel' nach der Bilderhandschrift der Fürstlich Hessen-Casselischen Bibliothek (heute Murhardsche und Landesbibliothek) 2° ms.poet.et roman.l vollständig herausgegeben: 'Wilhelm der Heilige von Oranse. Erster Theil', Cassel 1781, und im Vergleich mit dieser viermal so umfangreichen Fassung konnte die Leipziger als Fragment erscheinen. H . S U C H I E R , dem wir die erste gründliche Sichtung der 'Arabel'-Überlieferung verdanken, rechnete mit fünf Recensionen (A B CD E) insgesamt und bezeichnete C = A als einen "Auszug aus der Recension A" (S. 11), die für ihn "das Gedicht Türlins in seiner ursprünglichen Gestalt" (S. 6) vertritt. Der Begriff 'Auszug' ist insofern unzutreffend, als nur 1603 Verse wörtlich oder leicht verändert übernommen sind und 40 weitere, wo entweder (9 mal) aus einem Vers der Vorlage zwei, dazu einmal drei aus zwei, oder umgekehrt (19mal) aus zwei Versen der Vorlage einer gemacht ist: insgesamt also 1643; dazu 105 aus Wolframs 'Willehalm', während 869, über ein Drittel, dem Bearbeiter gehören. Der Ausgangstext ist in A nicht bloß verkürzt, sondern durch wiederholte Umstellungen, Vorwegnahmen und Rückgriffe so gründlich umgeformt worden, daß dem Wortlaut nach gleiche Verse manchmal in ganz anderem Zusammenhang stehen. Auch der von S U C H I E R erkannte Einbau von 'Willehalm'-Exzerpten ist ein Indiz für Selbständigkeit. Hier ist der heute zu Unrecht auch für bloße Abschreiber in Anspruch genommene Terminus Bearbeiter wirklich am Platze. S U C H I E R S Annahme, "der in sehr ausgeprägtem Alemannisch geschriebene" Text von A möge "von dem Bearbeiter selbst herrühren" (S. 11), ist von S I N G E R bestritten worden. Die Fehler seien "mehr derart . . ., wie sie ein Abschreiber macht' (S. LXXI). Dem ist beizupflichten; die Beispiele, die er dafür gegeben hat, lassen sich jedoch vermehren und verstärken. Allenfalls könnten der erste Schreiber, auf dessen Konto nur die erste Seite geht, und der Bearbeiter ein und dieselbe Person sein. Bei dem zweiten haben wir es augenscheinlich mit einem recht durchschnittlichen zu tun, der sowohl einzelne Buchstaben wie ganze Wörter ausläßt, mit den Superscripta seiner an Abbreviaturen und Suspensionen reichen Schreibweise nicht eben konsequent verfährt und gegen Ende immer nachlässiger wird.
XVI
ARABEL-BE ARBEITUNG
Durch seine Hand gibt sich A deutlich als Abschrift zu erkennen: an vier Stellen (v. 1792. 1835. 2030. 2249) ist er mit den Augen auf ein gleichlautendes Wort der folgenden Zeile abgeglitten und hat dann diese statt der vorausgehenden weitergeschrieben, bis er seinen Irrtum bemerkte, das fälschlich vorausgenommene Zeilenstück durchstrich und durch das richtige ersetzte. Die Augensprünge schließen aus, daß er nach Diktat geschrieben hat. Der Vers 340 ist unvollständig. Die Verse 389 und 2333 haben keinen Reimpartner; an der zweiten Stelle ist deshalb die folgende Zeile leer gelassen. Mag sein, daß der Abschreiber seine Vorlage an diesen Stellen nicht lesen konnte, verstanden hat er sie auch an anderen nicht immer. Vielleicht hat es sich um eine Art Kladde gehandelt. Jedenfalls gehen die Fehler und Mißverständnisse der Abschrift nicht zu Lasten des Bearbeiters.
III Die in die Bearbeitung A inserierten 'Willehalm '-Exzerpte sind der Mischhandschrift L nächstverwandt, hat SINGER beobachtet, doch sei die Vorlage "nicht mit ihr identisch" gewesen, weil L "eine Menge von Fehlern" zeige, die A "nicht mit ihm (!) theilt" (S. LXXVf). Das trifft nicht zu. Vielmehr sind in der vergleichbaren Textpartie die überschüssigen Sonderfehler von A zahlreicher als die von L. Die Frage ist, ob dort, wo L ihren Fehler nicht mit A gemeinsam hat, diese ihr Richtiges selbständig gefunden bzw. gebessert haben kann. Angesichts des relativ freizügigen Umgangs unseres Bearbeiters mit dem exzerpierten 'Willehalm'-Stück und des erst recht eigenmächtigen mit der 'Arabel' kann ich das nicht für ausgeschlossen halten, zumal da es sich um wenige und nicht sehr viel Nachdenken erfordernde Besserungen handelt: in v. 213 (W 6,3) war en triuwen L durch etteswa zu ersetzen; in v. 241 (W7,7) hohem werde L (hoher wirde BH) durch hohem pris; in v. 2578 (W 8,9) uzzestin L durch usser; in v. 2585 (W9,8) lieben L durch liepsten; in v. 2608 (W 10,7) ritterlicher LBH (= ö!) durch werlicher; in v. 2612 (W 10,11) prüeftich L durch prüef ich; zal L durch der zal; in v. 203 (W 5,23) war in L fehlendes ouch und in v. 2595 (W9,24) in L fehlendes manic einzufügen. In dem 'Willehalm'-Vers 7,21 hat L verderbtes tode statt toten, das der Bearbeiter zu göttin (A 255) gebessert hat: ist ihm das ohne Hilfestellung einer an dieser Stelle fehlerfreien Vorlage zuzutrauen? Schwanken kann man, ob in v. 239 (W7,5) rich s schaft oder rith s schaft zu lesen sei: L hat hier falsches rihterschaft, das mit h-Metathese auch in A gemeint sein mag.
EINLEITUNG
XVII
Wenn aber in A gebessert wäre, dann, wie die Schreibung verrät, wohl unter dem Eindruck des Fehlers in L. Beweiskräftige Bindefehler sind: A 209 = L 5,29 richiu statt rehtiu; A 227 = L6,23 truter statt dritter; und — nicht ganz so sicher — A 202 = L 5,22 kind(e) statt sune, wo kind im gleichen Verse vorausgeht und auch in der 'Willehalm'-Handschrift C an die Stelle von sun getreten ist. Im Grunde hängt nicht viel davon ab, ob die enge Zusammengehörigkeit der A-Exzerpte mit L direkt oder indirekt zustande gekommen ist. Bei unmittelbarer Deszendenz aus L wäre die Bestimmung von A zu ihrer Ergänzung und womöglich späterer Vereinigung mit ihr quasi vorgezeichnet gewesen. Aber selbst wenn der Bearbeiter nur in derselben Bibliothek bzw. demselben Scriptorium gesessen und dort dieselbe 'Willehalm'-Handschrift benutzt haben sollte, aus der vorher L abgeschrieben worden war, könnte er von deren Auftraggeber dorthin gewiesen worden sein, weil dieser auch noch eine verkürzte 'Arabel' zu erwerben begehrte. Die Abschrift, die er empfing, wäre die einzige gewesen, die erhalten geblieben ist, vielleicht die einzige, die von der Bearbeitung angefertigt wurde.
IV In SINGERS knapper Charakterisierung seines Umgangs mit Ulrichs 'Arabel' hat der Bearbeiter keine gute Note erhalten. "Der ästhetische Wert dieser Bearbeitung ist trotz einzelner hübscher Verse . . . im ganzen ein geringer, vor allem sind viele Verse metrisch ungemein verwahrlost" (S. LXXIIIf.). "Alles ist deutlicher und einfacher aber auch prosaischer" (S. LXXIII). "Auf die poetische Schönheit wird dabei natürlich keine Rücksicht genommen. Lyrische Ergüsse, Reflexionen, lange Reden, alles was nicht Die unbedingt zur Sache gehört, wird gestrichen oder gekürzt." "Weitschweifigkeit und stellenweise Dunkelheit" Ulrichs von dem Türlin scheint "dem nüchternen, vernünftig denkenden Manne" "ein Greuel gewesen zu sein" ('S. LXXII). Aber geht es uns mit der vollständigen 'Arabel' nicht genau so? Die getadelte Rücksichtslosigkeit gegen 'poetische Schönheiten' setzt voraus, daß sie in beachtlicher Zahl und Qualität vorhanden waren. Wenn der Bearbeiter den Auftrag hatte, der 'Weitschweifigkeit' zu Leibe zu rücken, müßte er gerechterweise zunächst einmal danach beurteilt werden, ob und wie er ihm genügt hat.
XVIII
ARABEL-BEARBEITUNG
Die 'Willehalm'-Exzerpte hat er, wie ich in einer Mainzer Akademieabhandlung (Die Exzerpte aus Wolframs 'Willehalm' in sekundärer Überlieferung, Geistes- u. Sozialwiss. Kl., Jg. 1980, Nr. 1, S. 10f.) gezeigt habe, gar nicht ungeschickt zur Rahmung seiner Geschichte wie sante Willehalme gewan Arabel die küneginne genutzt. Das erste ersetzt zwölf Einunddreißiger der 'Arabel' (SINGER XVII—XXVIII), und die sechzehn vorausgehenden werden durch 196 Verse (105 alte und 91 neue) vertreten, ohne daß man schwerwiegende Verluste zu beklagen hätte. Man darf das Verfahren, wie der Bearbeiter mit dem Werk Ulrichs umgegangen ist, respektlos nennen. Der Dichter hätte Grund gehabt, sich zu beklagen, wäre sein eigenes poetisches Vermögen nicht so bescheiden gewesen. Wenn ein Roman von mehr als zehntausend Versen auf etwa ein Viertel seines Umfangs gebracht werden sollte, war die Frage nicht, ob überhaupt etwas, sondern was am ehesten geopfert werden konnte. Bedingung war, daß der wesentliche Inhalt erhalten blieb. Mit Streichungen allein war das Ziel nicht zu erreichen. Tatsächlich oder vermeintlich überflüssige Längen mußten gerafft, unvermeidliche Narben überdeckt werden. Der Gewaltsamkeit seines Tuns war sich der Bearbeiter wohl bewußt. Er hat sich ausdrücklich dazu bekannt. Das buoch, auf das er sich öfter bezieht, muß eine vollständige 'Arabel'-Handschrift gewesen sein. Die Formeln lauten: alz ich ez an dem buoche laz (A 108); alz unz daz buoch urkünde git (A 782); alz mir daz buoch verjach (A 2438); diz mer unz sait (A 833); alz mir diu aventiure jach (A 2259); alz ich die aventiure horte sagen (A 921); alz ich ez underwiset bin (A 1675); alz ich ez bewiset bin (A 1987); alz ich ez horte sagen (A 2322). Was für Kleider Arabel und ihre fürstlichen Begleiterinnen zur Taufe trugen, daz buoch mir sin niht gewuoc (A 2105): da vermißte der Bearbeiter etwas. Den zweifachen Bericht über Willehalms Gefangennahme, Gefangenschaft und Flucht mit Arabel erachtete er als überflüssig und nahm die Gelegenheit wahr, den ersten zu übergehen: die viengen in (A 400), wie daz geshach, wie daz ergie, / daz wil ich nu lazen hie (A 408f.) und Wie er dannan fuort die künegin, / und mit ir fier fürstin / und ander ir gesinde gar, / und wie er mit den dannon var, / und war er kom, wer in enphie, / daz wil ich nu lazen hie (A 494 —499). Den Hörern oder Lesern werde damit nichts vorenthalten: an dem ander blat vernement ir, / wavon ich ez hie enbir (A 500f.). Die Begründung, meinte er, müsse jedem einleuchten: jo würdez zwiront geshriben: / davon ist es hie beliben (A 502f.). Der radikalste Eingriff ließ sich mit Kritik am Dichter verbinden.
EINLEITUNG
XIX
Entbehrlich fand, der Bearbeiter u. a. Angaben über Heeresaufgebote und deren Führer: ob ich si nu alle nande, / so würde der rede gar ze vil: / davon ich ez lasen wil (A 382—384); die Namen der Taufpaten: ir würd ze vil, nant ih si alle gar, / davon ih ez lasen wol getar (A 1908f.); Einzelheiten des Abschwörungs- und Taufritus: Waz hulf, ob ich ez allez sait, / waz ir da wart für gelait (A 1918f.); die Tischordnung: wie si sazen und wer da waz / und wer mit dem andern az, / der rede würde gar ze vil: / da von ichs nu lazen wil (A 2232-2235). An allen diesen Stellen ist Text des Dichters vorsätzlich übergangen, aber selbstverständlich nicht hier allein. Das ganze Ausmaß der Streichungen und die Art der Montagetechnik erhellt am besten aus einer Konkordanz der übernommenen, umgestellten, ersetzten und hinzugefügten Verse. Sie wird nur ungefähr stimmen, weil die vom Bearbeiter benutzte Vorlage nicht bekannt und beim gegenwärtigen Stande der 'Arabel'-Kritik nur als dem cpg 395 (— A) nahestehend zu bestimmen ist. Mit SINGERS kritischer Ausgabe war sie schwerlich identisch, doch ist diese vorerst die einzige zitierfähige. V 1-10 11-22 23-33 34 35-42 43-44 45-48 49-56 57 58.59 60 61-62 63-75 76 77 78 79-80 81-90 91-92
= A 1,1-1,10 3,15-3,26 4,5-4,15 = --
4,17-4,24
=
7,1-7,4
= =
= =
=
= = =
=
7,5 7,6 7,7-7,8 9,3-9,15 9,18.19 9,20 9,23-9,24 10,1-10,10 10,25-10,26
A
93-•96 97- •98 99 100 101 102- -104 105 106 107 108 109- -115 116 117- -142 143- -145 146 147- -160 161 162 163
=
11,17-11,20 11,23-11,24 12,8
=
12,20
=
12,21
=
12,22
=
=
A
=
12,23-12,29 12,31
=
14,5-14,7 14,8.9
=
14,12
=
14,13
=
ARABEL-BEARBEITUNG
164--196 197--218 219 220 221--256 257 258 259 260 261--262 263--264 265--268 269--270 271--280 281--288 289--290 291--292 293--298 299 300 301--308 309--312 313--316 317--322 323--328 329 330 331- -332 333- -336 337- -338 339- -340 341- -344 345--350 351--354 355--356 357 358 359--362 363
A —
= = =
= — —
= = — — —
=
=
—
= =
= —
W 5,17—6,8 A 28,4 W6,17-7,22 A 28,24.25 28,26 29,6 29,5 29,7-29,8 29,17-29,18 29,23 -29,26 29,29-29,30 30,1-30,10 30,13-30,20 30,25-30,26 31,8 31,9-31,16 32,3-32,6 32,9-32,12 33,1-33,6 33,10 33,11-33,12 33,15-33,18
= =
33,25-33,26 34,3-34,6
= =
-
=
=
=
34,23 -34,26 34,29 35,7-35,10 35,16
364 365- -373 374- -378 379- -380 381 382- -423 424- -437 438- -443 444 445- -447 448- -450 451 452- -453 454- -461 462 463 464- -465 466- -469 470- -477 478- -481 482- -493 494- -552 553 554- -555 556- -561 562- -565 566- •571 572- -573 574- •575 576- -579 580- •581 582 583 584 585- -587 588- -601 602- -605 606- •607 608
= =
= =
=
-
=
A 35,15 35,17-35,25 35,30-35,31 36,3 57,17-57,30 58,5-58,10 58,12.13 58,14-58,16 58,19-58,21 60,2 60,3-60,10 60,14
= = =
60,15-60,16 61,1-61,4
= =
=
61,7-61,10 61,19-61,30
=
194,5
=
194,11-194,16
=
194,17-194,22
=
—
=
196,8 196,7 196,12.13 196,14-196,16
= =
= -
-
=
195,5-195,6 195,21-195,24
196,21-196,24 196,30-196,31 197,16.17
XXI
EINLEITUNG
609 610 611- -613 614- -638 639- -640 641- -642 643 644- -645 646- -647 648 649 650 651 652 653 654- -655 656- -657 658- -659 660- -661 662- -671 672- -675 676- -679 680- -681 682- -691 692- -696 697 698- -699 700- -703 704 705 706- -709 710- -711 712- -713 714 715 716 717- -719 720- -725 726- -729
—
A 197,18 197,20 197,23-197,25 198,25-198,26 198,27
-
= = = -
= = -
=
198,29-198,30 199,1-199,2 199,23 199,24.25 199,27 199,29 200,30 200,29 203,1-203,2 203,3 -203,4
-
203,25 - 203,28
=
= -
:
= -
203,29-203,30 204,1-204,10 204,25 -204,29 204,31 205,15-205,16 205,27-205,30 206,1
=
207,11-207,14 207,19-207,20 208,3-208,4 208,6 208,5
=
208,10-208,12
=
208,17-208,20
= =
-
A
730--733 734- -735 736 737 738- -739 740 741 742- -743 744 745 746- -752 753 754 755 756- -757 758- -763 764- -765 766 767 768 769 770- -785 786- -789 790- -798 799 800 801.802 803 804- •815 816- •821 822- •824 825.826 827- •830 831- •833 834 835 836 837 838- -843
A 208,29 -208,30 209,1
= -
209,8- 209,9 209,12
=
209,13--209,14 209,16
-
-
209,17--209,23 209,26 209,25
-
210,25--210,30 211,4- 211,5 211,9
=
211,20 211,19
-
-
213,25--213,28 215,1- 215,9
=
216,10 216,11 216,12 216,17--216,28 216,30--217,4 217,8- 217,10 217,11 217,12--217,15
=
217,19
= -
=
-
= -
-
=
217,20 217,21--217,26
ARABEL-BE ARBEITUNG
XXII
844- -845 846 847 848- •853 854- -855 856- -857 858- -862 863 864- -865 866- -867 868- -869 870 871 872- -881 882- -884 885- -888 889- -896 897 898- -899 900- -903 904 905 906- -907 908- -909 910 911 912- -913 914- -920 921 922- -923 924 925 926- -928 929 930 931 932- -936 937- -945 946- -949
A = -
= = = =
= =
= =
-
= -
= = = =
= =
A 218,2.3 218,4 218,9-218,14 218,25-218,26 218,29-218,30 219,1-219,5 219,6.7 219,30-219,31 220,4-220,5 220,24 221,11-221,20 222,3-222,5 222,6-222,13 222,30-222,31 223,13 -223,16 223,24 224,13-224,14 224,15 224,21 224,22.23 224,24-224,25 225,1-225,7
=
227,1 227,2
=
227,3-227,5
=
227,8
=
227,9-227,13
=
227,15-227,18
=
950 951- 954 955 956- 966 967 968 969 970- -984 985- -991 992- 999 1000- -1041 1042- -1046 1047- -1049 1050- •1064 1065- -1086 1087- -1092 1093- -1099 1100- -1130 1131- -1134 1135- -1138 1139- -1195 1196 1197- -1219 1220- -1221 1222- -1228 1229- -1231 1232 1233 1234- -1249 1250- •1257 1258 1259 1260- -1271 1272- -1283 1284- -1287 1288- -1294 1295- -1302 1303- -1307 1308- -1313
=
= =
A 228,22.23 228,24 -228,27
= =
229,19-229,29 229,31 230,14 230,13 230,15 -230,29 230,31-231,6
=
231,9-232,19
=
232,21-232,23
=
233,1-233,22
= = =
233,23 -233,29 233,31-234,30 235,1-235,4
=
235,5 -236,30
=
236,31-237,22
= =
=
237,23 -237,29 237,31-238,2 238,4 238,3 238,5 -238,20
=
238,21
=
136,5-136,16
=
136,17-136,20
=
136,22-136,29
=
136,30-137,4
— -
=
= =
EINLEITUNG
A
1314-1317 1318-1324 1325-1327 1328-1332 1333-1334 1335-1340 1341-1344 1345-1351 1352 1353 1354 1355 1356-1375 1376-1377 1378-1380 1381-1382 1383 1384-1424 1425-1429 1430-1432 1433 1434 1435 1436-1450 1451-1452 1453-1454 1455-1462 1463-1464 1465-1509 1510 1511 1512-1535 1536-1537 1538-1543 1544 1545-1562 1563 1564-1569 1570-1572
= A
137,5-137,11
=
137,13-137,17
=
137.18-137,23
=
137,24-137,30 138.1 138.2
= =
138,3-138,22 138,23-138,25 138,26
=
239,15
-239,19
239,23 239,24.25 = = =
239,26 239,31-239,32 240,5-240,12 240,13-241,26 162,6
=
162,7-162,30
=
163,3-163,8
=
163,12-163,29 163,31 164.19-164,24 165,1-165,3
= =
A 1573 1574 1575 1576-1601 1602-1604 1605 1606-1615 1616-1619 1620-1621 1622 1623-1627 1628-1629 1630 1631 1632-1642 1643 1644 1645 1646 1647-1655 1656-1657 1658 1659-1663 1664-1665 1666 1667 1668-1670 1671-1673 1674 1675 1676-1677 1678-1679 1680-1681 1682 1683 1684-1689 1690-1692 1693 1694-1697
XXIII
A 241,28 = =
241.30-242,24 242,27- 242,29 242,31
= =
243,1-243,4 243.10-243,11
= =
243,12 -243,16 243,21-243,22 244,8 244,7 244,9-244,19
=
244.28
= =
=
=
244.29 244.31-245,8 245.11-245,12 246,1 246,3-246,4 247,12 247,11 247,13-247,15 248,10
= =
248,13-248,14 248,19-248,20 250,14
= =
250,15-250,20 251,3-251,5
=
251,11-251,14
XXIV
ARABEL-BEARBEITUNG
1698 A 252,28 1699 1700- -1701 = 252,29-252,30 1702- -1703 = 252,32-252,33 1704- -1705 = 253,8-253,9 1706- -1707 1708 253,18 1709 1710- 1711 = 253,19- 253,20 1712 253,28 = 1713- •1714 = 253,29 1715 253,30.31 = 1716- -1727 1728 254,5 = 1729 1730- 1731 = 254,30-254,31 1732 255,4.5 = 1733- 1734 = 255,6-255,7 1735 255,10 1736- 1741 = 255,15-255,20 255,24 1742 1743 257,4 1744 1745 257,5-257,8 1746- /749 = 257,15-257,16 1750- •1751 = 257,18 1752 = 257,17 1753 = 257,25-257,30 1754- •1759 = 1760- •1763 — 258,6.7 1764 258,8-258,11 1765- -1768 = 1769 258,30-258,31 1770- -1771 = 1772- -1777 259,18 1778 1779 259,19-259,20 1780- -1781 = 262,30 1782.1783 =
A 1784--1789 = A 263,1- 263,6 1790- -1791 1792- -1793 = 263,13 -263,14 1794- -1799 1800- -1812 = 265,1- 265,13 1813 1814- -1816 = 265,16 -265,18 1817 1818- -1821 = 265,19 -265,22 1822 265,24 = 1823 265,23 = 1824- -1825 = 265,25 -265,26 1826 265,30 = 1827- -1833 1834- -1837 = 266,7- 266,10 1838- -1839 = 266,23 -266,24 1840- •1841 1842- -1856 = 267,13 -267,27 1857 1858- -1859 = 267,29 -267,30 1860 = 1861 268,16 1862- -1863 = 268,19- -268,20 1864- •1869 = 268,25 -268,30 1870 269,6 = 1871 1872 269,9 1873 — 1874 271,2 1875 1876- •1877 = 271,3- 271,4 1878 271,10.11 = 1879- •1881 = 271,12- -271,14 1882- •1891 1892- •1894 = 271,25- -271,27 1895 1896- 1899 = 272,16- -272,19 1900- •1903 = 274,17- -274,20 1904- •1905
EINLEITUNG
1906- •1907 1908- 1909 1910- 1913 1914- •1917 1918- •1919 1920 1921 1922- -1923 1924- -1925 1926- -1927 1928 1929- 1933 1934- -1935 1936- -1941 1942- -1943 1944- -1948 1949- 1953 1954- 1955 1956- 1959 1960- 1961 1962- -1963 1964- -1967 1968 1969 1970- 1971 1972- -1973 1974 1975 1976- -1979 1980- -1981 1982- -1983 1984- -1987 1988- -1991 1992- -1993 1994- -2003 2004- -2017 2018 2019- -2023 2024
= A 274,25--274,26 = =
275,13- -275,16 275,19- -275,22
=
277,11
=
278,8- 278,9
=
278,11--278,12
= =
278,16- -278,20 278,25- -278,26
= =
281,2- 281,3 281,5- 281,9
= =
281,22- -281,23 281,25- -281,28
=
281,30--281,31
=
285,10 285,9 285,11 -285,12 285,19•-285,20 285,26
= = =
285,27--285,30 286,18 286,19 -286,20
= =
286,21 -286,24 286,27 -286,28
=
287,3- 287,16
=
287,18 -287,22
= =
A 2025 2026 2027 2028 2029 2030- -2033 2034- -2035 2036- -2043 2044 2045 2046- -2047 2048- -2049 2050- -2055 2056- -2057 2058- -2059 2060.2061 2062 2063 2064 2065 2066- 2067 2068 2069 2070 2071- -2075 2076 2077- -2091 2092- -2095 2096 2097 2098- -2101 2102- -2105 2106- -2109 2110 2111 2112- •2113 2114- -2119 2120 2121
XXV = = = =
= = =
A 287,28 288,4 288,5.6 288,8
=
288,9- 288,12 288,29 -288,30 289,1- 289,8 289,22
= =
289,23 -289,24 289,28•-289,29
= = =
290,7- 290,8 290,11- -290,12 290,13 290,14
-
=
=
-
= -
=
290,16 290,15 290,28 290,29 290,31- -291,4 291,6 291,16- -291,30
:
292,14
=
292,15- -292,18
=
292,25- -292,28 293,6
-
= = -
293,7- 293,8 293,15- -293,20 293,28 293,27
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
XXVI
A 2122 2123 2124- -2141 2142- -2145 2146 2147 2148- -2149 2150- -2152 2153- -2157 2158- -2161 2162- -2173 2174 2175- -2181 2182- -2183 2184- -2188 2189- -2191 2192- -2193 2194 2195.2196 2197 2198- -2199 2200 2201 2202- -2205 2206- -2217 2218- -2230 2231- -2235 2236- -2241 2242 2243- -2251 2252- -2255 2256- -2269 2270- -2274 2275- -2279 2280 2281 2282- -2285 2286- -2288 2289
= A 293,31 = = -
= = = =
294,3-294,20 295,1-295,4 296,6 296,5 296,7-296,8 299,1-299,3
=
300,25-300,28 301,9-301,20 302,10.11 302,12-302,18
=
302,21-302,25
=
=
306,1-306,2 306,16 306,17 306,18 307,19-307,20 307,22 307,21 307,25-307,28
=
309,1-309,13
=
311,9-311,14
= =
311,22-311,30 312,7-312,10
=
313,9-313,13
-
=
= --
= -
=
314,12
= =
314,17-314,20 315,7-315,9
2290 2291 2292- -2293 2294- -2301 2302 2303 2304 2305- 2306 2307 2308- -2309 2310- -2312 2313.2314 2315- -2337 2338- -2343 2344 2345 2346- 2j 49 2350- -2351 2352 2353 2354- -2355 2356- -2360 2361 2362- -2363 2364 2365 2366- 2373 2374- -2375 2376- -2377 2378- -2381 2382- -2391 2392- -2393 2394- -2395 2396- -2398 2399 2400 2401- -2402 2403 2404- -2406
=
= =
A 315,18
=
315,19-315,20 316,2-316,9 316,10.11 319,24 319,23 319,25-319,26
= = =
320,4 320,6-320,8 320,9
=
322,1-322,6 322,11
= = =
324,5-324,8 324,11-324,12 324,28
= =
324,29-324,30 325,1-325,5
=
325,14-325,15 325,20
= =
325,21-325,28 326,10-326,11
=
326,15-326,18
=
327,17-327,18
=
327,25-327,27 327,30
=
=
= —
328,5-328,6 328,15.17
EINLEITUNG
2407- -2413 = A 328,23--328,29 2414 2415 329,26 2416 329,25 2417 329,27 2418 329,28 2419- -2422 = 331,27--331,30 2423- -2424 = 332,5- 332,6 2425- -2429 = 332,15--332,19 2430- -2431 2432- -2436 = 332,24--332,28 2437 333,18 2438- -2450 333,22--333,26 2451- -2455 = 2456- -2457 2458- -2463 = 334,17--334,22 2464 334,24 2465 334,25--334,26 2466- -2467 = 2468- -2469 24/0 335,8 2471 335,7 2472- 2473 = 335,9- 335,10 2474- •2494 2495- -2499 = 341,10--341,14 2500- -2501 = 342,23--342,24 2502- -2505 2506 342,25 =
XXVII
A 2507-2508 = A 343,6-343,7 2509 2510 343,12 2511 343,13 -343,14 2512-2513 = 2514-2517 = 343,17-343,20 343,27-343,28 2518-2519 = 2520—2523 2524-2525 = 344,3-344,4 2526 344,6 2527 2528-2533 = 344,7-344,12 2534.2535 = 344,17 2536-2537 = 344,22.23.25 2538.2539 = 344,26 344,27-344,28 2540-2541 = 2542-2549 2550 344,31 2551-2567 2568 W 7,23 2569-2570 2571 8,1 2572 8,2.3 8,4-8,14 2573-2583 = 2584 - 2590 = 9,7-9,13 2591 9,16 2592-2617 = 9,21-10,16
--
VI Von den 345 Einunddreißigern in SINGERS Ausgabe nach der Heidelberger Handschrift A sind die folgenden 200 restlos kassiert: II. V. VI. VIII. XIII. XV-XXVII. XXXVII-LVI. LIX. LXII-CXXXV. CXXXIX— CLXI. CLXVI-CXCIII. CCI. CCII. CCXII. CCXIV. CCXXVI. CCXLIX. CCLVI. CCLX. CCLXI. CCLXIV. CCLXX. CCLXXIII. CCLXXVI. CCLXXIX. CCLXXX. CCLXXXII-
XXVIII
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
CCLXXXIV. CCXCVII. CCXCVIII. CCCIII-CCCV. CCCVIII. CCCX. CCCXVII. CCCXVIII. CCCXXI. CCCXXIII. cccxxx. CCCXXXVI-CCCXL. CCCXLV. Aus ihnen ist kein einziger Vers beibehalten worden. Ganz ungerupft sind nur der CCXXXV. und der CCXXXVI. Einunddreißiger geblieben; der CCXXXIII., CCXXXIV. und CCXXXVII. jeweils abzüglich eines Verses aus Ulrichs abschließender Dreireimgruppe, für die der Bearbeiter keine Verwendung hatte, da er die pseudo-strophische Gliederung zugunsten fortlaufender Reimpaare aufgegeben hat. Ein paarmal, bei der vollständigen Übernahme von CCXXXV (v. 1163 — 1165) und der fast vollständigen von CCXXXI (v. 1020-1022) und CCXL (v. 14811483), ist der Dreireim allerdings stehen gelassen. In CCXXXVI ist er durch Reimänderung und Zusatzvers, in CCXXXIII, CCXXXIV und CCXXXVII durch Auslassung des überzähligen beseitigt. Allein der CCXXXIV. Einunddreißiger ist als Block erhalten; in die übrigen sind neue Verse eingeschaltet: zwischen 236,30 und 236,31 einer; zwischen 237,22 und 237,23 zwei; zwischen 235,4 und 235,5 vier; zwischen 237.22 und 237,23 sechs. Diese Zerklüftung auch der beibehaltenen längeren Versgruppen ist charakteristisch für die Arbeitsweise des Bearbeiters. Der CXXXVII. Einunddreißiger, von dem nur zwei Verse ausgelassen sind, bietet in A ein arg zerklüftetes Bild mit Einschaltungen von vier Versen zwischen 137,4 und 137,5, drei Versen zwischen 137,11 und 137,13, zwei Versen zwischen 137,17 und 137,18, vier Versen zwischen 137.23 und 137,24. Bei den 26 Versen aus dem CXXXVIII. Einunddreißiger ist es ähnlich: je ein Vers zwischen 138,1 und 138,2 sowie 138,2 und 138,3, je zwei Verse zwischen 138,22 und 138,23 sowie 138,25 und 138,26 sind hinzugekommen. Geringfügige Auslassungen verbinden sich hier mit selbständiger Auffüllung wie anderwärts rigorose Streichungen mit sparsamer Ergänzung. Von manchen Einunddreißigern sind nur ganz wenige Verse übriggeblieben, so daß sie eher zu den kassierten gerechnet werden könnten. Die Einzelkassationen verteilen sich nesterweise, relativ dicht gestreut zwischen dem I. und XXVIII. Einunddreißiger am Anfang und vom CCXLVIII. an bis zum Schluß. Am einschneidendsten ist die Auslassung ganzer Blöcke: XV-XXVII. XXXVII-LVI. LXII-CXXXV. CXXXIXCLX1. CLXVI- CXCIII. Die Einunddreißiger CXXXVI-CXXXVIII sowie CLXII—CLXV sind erst an späterer Stelle, zwischen dem CCXXXVIII. und CCXXXIX. bzw. zwischen CCXLI,26 und CCXLI, 28 nachträglich benutzt, so daß in A der CXCIV. unmittelbar an den
EINLEITUNG
XXIX
LXI. anschließt. Die gewaltsame Verringerung des Umfangs hatte Folgen für Gestalt und Gehalt des Werkes. Die quantitative Analyse verlangt nach qualitativer Auswertung. Daß, wie bereits bemerkt, kaum nennenswerter Erzählstoff verloren gegangen ist, spricht für den Bearbeiter. Über Willehalms Gefangennahme, seine Gefangenschaft in Todjerne und seine Flucht mit Arabel erfahren wir auch bei ihm alles Wissenswerte, nur einmal und nicht zweimal wie bei Ulrich von dem Türlin. Unter diesem Aspekt waren die Einunddreißiger XXXVII-LVI und LXII-CXCIII (mit Ausnahme der später hilfsweise herangezogenen CXXXVI-CXXXVIII und QLXII-CLXV) tatsächlich gestraffte zu entbehren. Auch der neue, z. T. mit Assistenz Wolframs Bericht von Heimrichs Enterbung und Aussendung seiner Söhne läßt die Einunddreißiger XV—XXVII kaum vermissen. Wo liegen die Einbußen? Worin besteht die mangelnde Rücksicht auf 'poetische Schönheit', die S I N G E R 'dem nüchternen, vernünftig denkenden Manne' angekreidet hat? Es wird nicht ganz deutlich, ob wir sie vorab in den gestrichenen 'lyrischen Ergüssen, Reflexionen, langen Reden' suchen sollen, aber andere werden nicht genannt. Übergangen ist z. B. der vorausdeutende Minnepreis im VI. Einunddreißiger (Text nach der Handschrift A): A 6,4 5
10
15
20
sin minn si mint von herzen gar, swi entrinnews im niht wer gedaht, ir minn durch minn in dan doch braht: diu minn was minne lones wert, swa minn mit minne so lones gert, der minne süezz wil ich prisen. swa minn ir süez so kan bewisen, diu sei und lip niht krenket, swa minn sich so bedenket, der minn wil ich süezze jehen, als Arabel lie hie minn sehen: minn süezz wol an ir minn schein, ir minn wolt niht wesen ein: si minnet hie und minnet ouch dort, des wisheit sliuzzet allen hört, und des güete gein sünden wiget, biz uns sin süezz an gesiget, des minn ir wart und ouch diu hie.
XXX
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
Wahrscheinlich war Ulrich von dem Türlin nicht wenig stolz darauf, daß es ihm gelungen war, in 18 Versen 16mal das Wort minne unterzubringen {dazu dreimal minnenj: es grenzt an Wortgeklingel. Mehr noch in Heimrichs Rat zu Minnerittertum: A 22,23 25
30
'ob ir gen wiben iuch versinnet und ir minn also minnet, daz minn ir minn niht krenchen siht, minn hat die minn, der si niht giht minne süezz noch minn tat. ob iwer minn dann minn hat, der lihet mirm süezze vil. ob iwer minne sus minnen wil, diu süezz iu liebet ritter spil'.
Von solchen Künsten hat sich der Bearbeiter überall ferngehalten. Überdies kam die programmatische Aussage über Arabel: si minnet hie und minnet ouch dort (A 6,17) in seinen Augen wohl verfrüht. Ulrich von dem Türlin hatte eine unverkennbare Neigung zur Erotik und hat zu diesem Behuf wiederholt Schlafzimmerszenen arrangiert. 150 Verse waren ihm nicht zu viel, um die black beauty der Königin-Witwe von Tussangule, der Willehalm den Mann erschlagen hatte, detailliert zu beschreiben: A 75,12
15
diu küneginn truoc moren meil, die moerinn waz daz angeborn. der roten rosen uf dem dorn diu küneginn waz ungelich an den munt: dem het diu minn gelih ir minne fiur geteilet mit.
Es fällt ihm augenscheinlich schwer, an sich zu halten: ob ich iu seit von ir bloez — / des tuon ich niht, sin würde ze vil (A 76,20f.). Er kann es aber dann doch nicht lassen: A 78,1 Ez lag an ir der minn vliz. owe, und wer ein dingel wiz gewesen, daz man da kos — durch den samit ez sich so los 5 bot mit kleiner hcehe schin —, ez möht wol minne vezzel sin, da si ir lieb inne behielt.
EINLEITUNG
XXXI
Arabels heikle Situation zwischen heidnischem Ehemann und geliebtem christlichen Feind, die Verschiedenheit der Religion und — auch nach der Taufe noch — das fehlende Sakrament der Ehe, die den Liebenden die körperliche Vereinigung verwehrten, hat Ulrich immer wieder gereizt. Als Willehalm längst ir minne gevangen waz (A 62,5), gönnt er dem in den Krieg ziehenden Tybalt eine letzte Liebesnacht mit Arabel: der minn gewin/ wart niht swach von den zwein. / frowe Minne het mit in gemein, / do si komen an dez bette (A 88,14—17) — ich enweiz sin niht waz da geschacA (A 88,19), fügt er vielsagend hinzu. Der Abschied des Paares ist zärtlicher, als der Hörer erwartet, der schon auf dez markis danevart (A 89,9) bei dieser einmalig günstigen Gelegenheit vorbereitet ist. Auch Tybalt soll etwas ahnen: wissaget sin herz im iht davon? (A 89,8) — sin herz in jaget ze flustez wan (A 89,11), jedoch: A 89,12
ir süezzer kus tet in dez an, ir minn im minne fröude lech, swie im ir minn sit minn verzech.
Arabel zärtlichen goz / vil minn zäher diu wangen zetal / vor liebe durh ein herzehal. / Arabel in dike zuo ir sloz: / mich wundert wie er die hitze groz / verdoln mohte, die minne dar / mit liebe enzunt so fiurvar (A 91,2—8). Er ist kaum gegangen, da ist die Mahnung vergessen, sie möge den ebenso kostbaren wie gefährlichen Gefangenen so bewachen, 'daz weder red noch stiller run / mit dem markis erge' (A 90,28f.). Die Szene fällt in die große Auslassung des Bearbeiters, doch hat er ob der schillernden Beleuchtung, in die sie die Heldin rückte, wohl auch keinen Grund gesehen, sie irgendwann nachzuholen. Nachdem die gemeinsame Flucht beschlossen und ins Werk gesetzt ist und Arabel den Markgrafen eigenhändig aus dem Verließ gezogen hat (swie diu prisun wsere vil höh, / Arabel in uz mit kreften zoh A 129,23f.), führt sie ihn in ihr eheliches Schlafzimmer: diu hitz der minne brant (A 130,11); Arabel und er beliben ein. / und hat er nu kraft dehein, / so erlat in liep minne niht (A 130,13—15); diu minne hiez in griffen zuo: / ob sich sin kraft liebes versinnet, / so wart hie liebez liep geminnet / von liebe diu e wilde waz (A 130,20—23). Die folgende Beschreibung gilt einem Beilager: A 131,1
5
Ir beider liep waz unverzert. Arabel sich nu niht wert, er lit in minne slozzen hie, ir blanker arn in umbevie da diu ket waz e gelegen.
XXXII
ARABEL-BE ARBEITUNG
10
15
minne süezze hat nu erwegen swaz si in liebe erzeigen mag. welhiu e nu hoher wag, der heiden a\d der kristen? diu minne künde dez nüt vristen, hie waz minne süezz und minne gedanc. dez kraft de« heidentuom betwanc, den bestuont ein kleinez fröuwelin. ich triwe sin nüt und moht doch wol sin, daz si lihte liep nüt künde sparn.
Die Liebesszene wiederholt sich, als die Besatzung des Fluchtschiffes entweder überwältigt oder bekehrt und Kurs nach Westen genommen ist: ob der markis bi ir iht lege? / daz moht er doch kume verdoln. / minne süezze kan nüt minne holn: / ir angest waz noch uf der vart. / ob ir ze Todjern iht wart, / da er bi ir uf dem matreiz lag? / fröude alda für angest wag. / minne konde ir da fürhten niht. / lihte hie alsam geschiht, / daz man von lieben liebe giht (A 148,22-31). Der Gang der Erzählung und das Kirchengesetz geboten, daß dem nicht so war, daß er ir minne noch nüt bekant, / daz weiz er wol und si ouch (A 223,24f.). Aber Ulrich weigert sich, das zu glauben: ich wser gar der sinne ein gouch, / und ob ich dafür swüere, / daz ir nüt minne widerfüere (A 223,26—28). Allenfalls will er die Frage offen lassen: min munt enlougent noch engiht, / und ob er minn süezze vergaz, / do er bi ir lag uf dem matraz, / und us dem karcher waz gezogen (A 224,6—9). Die Erwägung schließt an eine bukolische Szene an, Do si vor im in den bluomen lief: / waz ob daz kleine hemde sich swief / lihte von dem louffe bis über daz knie? / ob im der blik danne nüt ze herzen gie, / so bekant er minne süezze niht (A 224,1—5). Die hatte er schon einmal durchgespielt, kurz vor der Fahrt von Montanar nach Rivetinet, als sich Arabel und die Burggräfin in leichten Gewändern am Strande ergingen: alse ir daz hemdel von louffe wat / und der burggrarvinnen biz an diu knie, / swer denne wer gewesen hie, / und der es solte han gesehen, / der müeste des von rehte jehen, / daz er sach von paradis / den wünsch (A 192,4 — 10). Der Bearbeiter von A hat beide gestrichen, die frühere im Verbünde mit der großen Auslassung, die zweite jedoch mit Vorsatz, denn vom CCXXIV. Einunddreißiger sind immerhin acht Verse beibehalten, und die von Ulrich bezweifelte Enthaltsamkeit ist durch einen Zusatzvers noch unterstrichen: daz er ir minne noh nie bekant: / der touf im daz an ir want (A 904f.).
EINLEITUNG
XXXIII
Bewußt ausgelassen sind auch die beiden Einunddreißiger, in welchen Ulrichs Vorliebe für Erotisches kulminiert: der Schönheitspreis zuerst der nackten und dann der bekleideten Arabel, sinniger Weise in unmittelbarem Anschluß an den Taufakt: Kyburg man nu nackent sach (A 278,24). Das Taufkleid wird ihr abgenommen und durch ein hemede kleine sidin (A 278,28) ersetzt. Es ist mit Goldfäden durchwirkt und mit Perlen und Edelsteinen besetzt, jedoch so, daz ez ze minne nüt müeget (A 279,17). hie stuont ein engel, nüt ein wip. / hie stuont der wünsche übersüezze minne (A 279,22f.): A 279,28
die füezzel hol wiz alse ein sne, her uf gegen der grcezzi gedrollen: ich meine an der stat mit vollen, der süezzi mit fuoge waz widerwollen.
Das Hemd ist durchsichtig: nu gap lieht zobel schin / daz göldel durch die siden (A 280,16f.). Mehr will der Erzähler nicht sagen: von dem göldelin ich lazzen wil (A 280,20). Auf das Hemd kommt er bei seiner Schilderung der Hochzeitsnacht wieder zurück: alse ich vor sprach, / dadurh man vollekliche sach / swaz si liebes an daz bette braht (A 301,17—19 = A 2171 f.): minne mit vollen wart gewert / swes si mit liebe het gegert (A 303,13f.). Der Minnekasus wird durch einen Appell an die Kiusche entschieden: A 303,18 20
25
30
ob er vor minne het getan, do er lag uf dem matraz, und si vor ime'geblüemet saz nach Franzoyser sit doch niht? minne het beidenthalp hie phliht. ich fraget die Kiusche, ob minne da were. do sprach diu Kiusche 'daz würde ze swere; dafür ich sin nüt han, daz minne da würde getan, sit si waz ein heidenin. swie minneklich were ir schin, da wer doch kristen e geschonet. so wer mir krancklich gelonet und iuwer minne süezze gehonet'.
Daß das fast alles dem Rotstift des Bearbeiters zum Opfer gefallen ist, kann nicht bloßer Zufall sein. Er hat sich an das gehalten, was der Markgraf selbst
XXXIV
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
Arabel-Gyburg — auch bei Ulrich — über sein voreheliches Verhalten zu aussagt: im CCXXXVII. Einunddreißiger, der bis auf den überzähligen Dreireimvers vollständig integriert ist. Es handelt sich um Willehalms erinnernde Darstellung der Szene im königlichen Schlafgemach: diu künegin fuort mich in, / da Tiebalt und si in liebi lagen (A 1207f.). Sie stimmt in A und A nahezu wörtlich überein, bis auf zwei charakteristische Zusatzverse: A1211
1215
1220
1225
'swen minne ie twanc, der sol versten, ob mich it minne zwunge da, do ich ir lag ane huote na, der min sei und min herze gert. daz minne da wart von mir entwert minne süez und minne lihenz, owe dez verzihenz! ir minne dur geloubenz eren mih künde wol pine leren. den touf ich ert an ir! si bot mit ganzen fröuden mir menigen süezen umbevanc, doch waz ich dez libes nit so cranc, ich hette wol minne dienst getan. suz bin ich ir minne noh an, daz waiz si wol und der hohe got'.
Die delikate Frage, ob Willehalm seine Arabel, die ungetaufte und die getaufte erst recht bis zur Ehe mit päpstlichem Segen, unberührt gelassen hatte, hat auch dem Bearbeiter zu schaffen gemacht. Die Ungeduld des Markgrafen ist ihm durchaus verständlich: den margraven sere verdroz / daz er ir minne noh nie bekant: / der touf im daz an ir want (A 903—905 = A 223,16.24); der margiz trurt in sinem sinne, / daz er der küneginne / dur den touf solte langer biten (A 1980-1982 = A 286,18.19). Aber er hütet sich vor Zweideutigkeiten. Für ihn gilt unbezweifelbar, was er den Helden in einem der beiden Zusatzverse des zitierten, sonst parallelen Absatzes bekennen läßt: 'den touf ich ert an ir' (A 1220). Ulrich von dem Türlin hatte sich durch seine Pikanterien ungewollt in Widersprüche verwickelt, von der mangelnden Dezenz zu schweigen. Bezeichnend dafür ist seine ausführliche Beschreibung von Tybalts Prunkzelt, das Arabel mitgenommen hatte und Willehalm zum Geschenk
EINLEITUNG
XXXV
macht: 'lieber herre min, / sihestu jenz shoenez gezelt? / wie daz zieret der bluomen velt? / daz waz Thiebaldes und ist nu din' (A 1783—1786 = A 263,1—3). Der nimmt hocherfreut an: 'vil süezziu frouw und fröude min, / dez wil ich mit liebe danken dir, / ob du wilt liebi han ze mir' (A 1787-1789 = A 263, 4-6). Ulrich hatte es mit Bildteppichen geschmückt, die auf ein Hochzeitszelt weisen und als nicht besonders taktvolles Geschenk erscheinen lassen. Denn dargestellt war u.a.: wie Tybalt von der Jagd heimkehrt: Arabel im engegen gie / und in mit minne kus enpfie (A 259,27f.); FroVenus was hie ir weide, / daz si hie sazzen beide, / diu si beidiu in liebe twang (A 260, 1—3); wie in einem rivir wuot / manig bilde durch vische vahen: / etlichiu het in uf ze nahen / gehaben daz hemde daz man siht, / des ein herze wol für fröude giht (A 260,20—24); dar inne ein rieh bette stuont, / daran diu minne unminne suont / zwischent Tybalt und der künegin. / ouch saz, alse ich bewiset bin,/ vor in Venus diu künegin (A 260,27—31). Für die Geschichte, die erzählt werden sollte, wie es zu der Liebe der heidnischen Königin zu dem vornehmen christlichen Gefangenen gekommen war, die einen blutigen Krieg zur Folge hat, waren die eingeblendeten Bilder aus ihrer ersten — offenbar glücklichen — Ehe, kurz vor der Einsegnung der zweiten, zum mindesten überflüssig wie an früherer Stelle die Schilderung des zärtlichen Beilagers mit dem ersten Mann, dessen Kriegszug den Platz für den anderen im Kerker frei macht. Und diesmal hat der Bearbeiter das in seinen Augen nicht bloß Entbehrliche, sondern Störende zweifellos mit voller Absicht ausgeschieden. Nachdem der Dichter, der Handschrift A zufolge, seine Heldin schon bei ihrer ersten Begegnung mit dem gefesselten Markrafen — wohl versehentlich — Kyburg genannt hatte: von dem markis vil rede ergie, / diu Kyburge herz vie (A 59,30f.), gebraucht er weiterhin nicht selten beide Namen durch und verbunden: Arabel und Kiburk (A95,18. 127,22. 155,10. 178,28. 224,14) als bequemen Reimvers auf burc, den — an der einzigen Parallelstelle (A 907 = A 224,14) auch der Bearbeiter nicht beanstandet hat. Als Rechtfertigung mochten Wolframs einmaliges: Arabele Gyburc, ein wip / zwir genant (W30,21 f.) dienen, aber das war lange nach ihrer Taufe, und seitdem nennen die Christen sie Gyburc und nur die Heiden weiter Arabel. Rücksicht auf Wolfram hätte die Ausräumung eines für die 'Arabel'Überlieferung folgenreichen Widerspruchs geboten, den der A-Bearbeiter mit der Heidelberger Handschrift A teilt. Sie ist unterblieben. Der Leser muß stutzig werden, wenn er Papst Leo in seiner laudatio den Markgrafen
XXXVI
ARABEL-BE ARBEITUNG
rühmen hört: 'ouch dient er unz ze Rome vil, / do Romer mit nidez zil / mich blanten und von fröuden shiet' (A 2012-2014 = A 287,11-13). Gemeint ist der Italienzug Karls des Großen zur Bestrafung der Römer, auf dem — einem früheren Bericht des Erzählers zufolge — nicht Willehalm, sondern sein Vater Heimrich den Kaiser begleitet und zum Dank für seine Hilfe auf dem Rückmarsch in Pavia die langobardische Fürstin Irmenschart zur Frau erhalten hatte. Die beiden Versionen schlössen sich wechselseitig aus. Die zweite stimmte zu dem, was Wolfram Gyburg über die Narbe sagen läßt, die dem Markgrafen, den Beinamen ehkurneys eingetragen hatte: 'do ir durh aventiure / bi Karlen dem lampriure / nach hohem prise runget / und Romaire betwunget, / eine masen die ir enpfienget do / durh den babest Leo' (W91,27—92,2), und konnte nicht aufgegeben werden, wenn Anschluß an und Hinführung zu Wolframs Roman das Ziel war. Der Fehler bestand in der Koppelung von Heimrichs Brautwerbung und Eheschließung mit dem Romzug für Leos Befreiung. In S U C H I E R S Rezension B, S I N G E R S zweiter Bearbeitung (III), der die meisten 'Arabel'-Handschriften folgen, ist sie sinnvoll mit einem Langobardenfeldzug Karls verbunden worden. Entschiedene Abstriche hat der Bearbeiter auch an der breiten Ausmalung der Taufzeremonien bei Ulrich vorgenommen, die sich in S I N G E R S Ausgabe mit Taufbelehrung, Weg zur Taufkirche, Taufpaten, Empfang durch den Papst, Aus- und Einkleidung der Täuflinge, Taufakt mit Namengebung, Confessio und Teufelsaustreibung über acht Einunddreißiger erstreckt. Der Bearbeiter ist mit rund 50 Versen ausgekommen und mit einem Minimum an Liturgischem. Auch den Liebeszauber fswaz ze minne waz guot A 301,21), zu dem die römische Königin rät: A 301,26
'dise lere, die tet man mir: alse er dir si gelegen bi und er darnach entslaffen si, so lege tougen sin hemede an, 30 und ob din sin gefüegen kan, daz ez würde heinlich getan. 302,1 Sih daz dich iht verdriezze: din oberhemede sin houpt besliezze, daz sol an dime vlizze sten. darnach soltu über in gen in sinem hemede, daz wirt dir frum'.
EINLEITUNG
XXXVII
hat er sich und der Heldin erspart, won vil luppez den frouwen ist bekam, / daz doch von mir nit wirt genant (A 2182f.). Ich breche den Vergleich zwischen Ulrichs 'Arahel' nach der Handschrift A und der Bearbeitung A hier ab. Der für diese Verantwortliche, mit ihr Beauftragte war zu streichen gezwungen und mag auch aus diesem Grunde auf vieles verzichtet haben, was er ohne diesen Zwang anstandslos übernommen hätte. Bis zu einem gewissen Grade aber war es ihm überlassen, wo er das Messer ansetzen wollte. Man darf ihm attestieren, daß er das mit Überlegung getan und in dem vorgeschriebenen Umfang einen lesbaren Text zurechtgeschnitten und ergänzt hat. Als Erzähler hat er, wo immer es möglich war, auch eigene Akzente zu setzen versucht und manche Mängel der Vorlage ausgemerzt oder wenigstens zurückgedrängt. Der harte Übergang von der Einkerkerung des Gefangenen in Todjerne unmittelbar zur Ankunft der Fliehenden auf der Insel Montanar, die vorläufige Aussparung des inhaltlich Wichtigsten unter Hinweis auf den späteren Reisebericht Willehalms, wäre ihm selbst gewiß nicht unterlaufen, wenn er den Aufbau des Romans allein zu bestimmen gehabt hätte. Die knappe Vorgeschichte von zweieinhalb tausend Versen, auf die er die langatmige Ulrichs von dem Türlin verkürzt hat, bot alles, was ein 'Willehalm'-Leser wünschen mochte, dem Wolframs sparsame Rückblicke nicht genügten. Vielleicht ist diese Bearbeitung nicht zufällig in echte 'Willehalm'-Exzerpte eingeschlossen: sie sollte und wollte ohne viel eigenen Ehrgeiz vor allem zu Wolframs Roman hinführen, während die dreiteiligen Prachtausgaben dieses Jahrhunderts eher dazu angetan waren, ihn durch die flankierenden Versmassen Ulrichs von dem Türlin und Ulrichs von Türheim zu erdrücken. Die glückliche Verbindung von 'Arabel' A und 'Willehalm' L in der Leipziger Handschrift machte diese zu einer idealen Leseausgabe, der man weitere Verbreitung gewünscht hätte. VII Die alemannische Bearbeitung der 'Arabel' liegt uns nur in der einen Abschrift A vor. Offenkundige Fehler lassen sich in den mehr oder weniger wörtlich übernommenen Partien mit Hilfe der Heidelberger Handschrift Ulrichs von dem Türlin, cpg 395 = A, bessern. Es muß jedoch nicht alles, was im Vergleich falsch aussieht, auch falsch sein. Wo immer der Text von A sinnvoll erscheint, ist er als gewollte Änderung des Bearbeiters zu respektieren.
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
XXXVIII
Angesichts des codex unicus hätte sich ein diplomatischer Abdruck empfohlen, doch standen ihm die zahlreichen Abbreviaturen und Suspensionen im Wege. Sie hätten weniger die Lektüre, viel mehr den Satz erschwert und verteuert. Es kommt hinzu, daß der Hauptschreiber nicht besonders konsequent mit ihnen umgegangen ist und gegen Ende zu immer weniger sorgfältig. Gleiche Phoneme werden durch wechselnde Grapheme vertreten, Umlaute und Diphthonge z. B. durch alternative Graphien bezeichnet. Superscripta können stehen oder fehlen, ohne daß sich der Lautwert ändert. Das Nebeneinander von kvnic, kvnic, kvnic; shceni und shohi; truwe, truwe, truwe; überwiegendem gelöbe(n) und vereinzeltem gelobe(n); fr6de(n) und fröde(n); frowen und fröwen; zöm(en) und zom(en) etc. läßt darauf schließen, daß das oder die diakritischen Zeichen in gleichen Wörtern nur aus Nachlässigkeit vergessen oder auch einmal zuviel gesetzt sind. Ich schreibe im Text — ohne Hinweis im Apparat — immer künic, shceni, triuwe, gelouben, fröude(n), fröuwen, zoum(en), behalte jedoch durchstehendes urlop bei. Der Nasalstrich scheint ebenfalls zuweilen versehentlich vergessen oder fälschlich gesetzt zu sein: da aber auch vereinzelt -en statt-e geschrieben wird, habe ich sein unberechtigtes Fehlen oder Stehen im Apparat registriert. Der Name Hajmerich erhält bei Verwendung der er-Kürzung Haimsrich kein zweites r. Dat./Akk. iu/iuch werden im Text unterschieden, obwohl der Schreiber darin unsicher ist. Im einzelnen gelten folgende Entsprechungen: mhd. iu
=
Hs.
ü, v, v, v 1
o, o ö, oe ou öu s u, u u ue uo v wu wu
EINLEITUNG
wue wuo
XXXIX
ir
und Auflösungen: Hs.
ch d' de dz, dc S m vn, vn w
chen de, diu daz det dur gen men und wen
Im Text wird Kleinschreibung durchgeführt: die ausgerückten Majuskeln des jeweils ersten Reimpaarverses bleiben unbeachtet. Großschreibung gilt für die Lombarde am Anfang eines Abschnitts, die eingerückt wird, und durchweg für die Eigennamen, ohne Rücksicht auf die z. T. abweichende Praxis des Schreibers. Getrennt- bzw. Zusammenschreibung sind, wo nötig, geregelt. Unberücksichtigt gelassen und nicht angemerkt habe ich die in der Handschrift nicht ganz selten am Ende eines Verses wie in ihm auftretenden, über der Zeile stehenden Punkte und Virgeln. Die Interpunktion ist überall die des Herausgebers. Für den Apparat gelten alle diese Regelungen nicht: die falschen oder abweichenden Wörter werden handschriftgetreu wiedergegeben. Eingriffe in den Text des Bearbeiters, den übernommenen wie den eigenen, sind auf das zum Verständnis Nötige beschränkt. Einige naheliegende Besserungen (in v. 347f. 536. 542. 626f. 637. 1681) hatte bereits SINGER (S. LXXI) vorgeschlagen. Konjizierte Wörter oder Buchstaben sind im Text kursiviert. Die Reime wurden an ein paar Stellen (v. 387f. 938f. 1077f. 1135f. 2168f. 2548f), wo sie offensichtlich unkorrekt waren, gebessert. Verseshalber habe ich sonst nirgends in den Text eingegriffen. Die Verse des Bearbeiters, geänderte oder hinzugefügte, sind nicht immer ebenmäßig und sprengen gelegentlich den viertaktigen Rahmen des höfischen Reimpaars. 'Ungemein verwahrlost', wie SINGER meinte, sind sie nicht.
ARABEL (ALEMANNISCHE BEARBEITUNG)
Hie vahet an wie sante Willehalme gewan Arabel die küneginne A 1,1
1 A l l e r wishait ain a n e v a n c , sit h e r z , m u o t u n d
Af.
gedanc
dir nigent u n d undertenig
sint,
so gedenke, süezer megde ,5
s daz du mensche mit unz und sünde doch ain got u n d d o c h
verbere. trivalt,
got und mensche mit izo dri, nu n i u w o n A 1,10
kint, were
gewalt,
ainer,
io w a w a r t w a n d e l u n g e i e r a i n e r !
A 3,Ii
din geloube darzuo rainet la m i c h g e n i e s e n d i n e z
unz:
sunz.
sit d u n u ain o b allen bist, j u n c alt g o t m e n s c h o n d
Crist,
15 s o g i b m i r h e l f , v e r s a g m i r sit dir d e z m i n g e l o u b e
,20
daz du bist anegengez gip m i r sin u n d e
niht.
gibt, ort,
wort,
die m i c h der warhait
wisen
20 u n d o u c h d i n e n n a m e n
brisen,
la d i n e h e l f e w e r d e n a n m i r s c h i n A 3,26
ich, Uolrich von dem Türlin
A 4,5
dur dez buochez
—
anegenge,
d e z m a t e r j e u n z vil e n g e 25 h e r W o l f r a n h a t diu wirt nu b a z
betiutet: beliutet.
daz sprich ich nit u m b e ,10
daz,
d a z m i n m u n t ie g e s p r e c h e ir s u n t e z a n d e r z
30 w i e e z v o n e r s t e m u o s t
3 nigent < fugent corr.
16 gith.
baz;
versten: irgen,
—
l"
4
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
A 4,li A 4,17
35
,20 40 A 4,24
A 7,1
45
A 7,4 so
55 A 7,5 A 7,6
60 A 7,7 A 7,8 A 9,3 65
42 derer.
45 Tat.
wer der grave waz von Naribon, wie dur todez gelt ze Ion enterbet wurden siniu kint, und wie siu och gehaisen sint, wie gevangen wart der margiz, und wie diu künegin de Arabiz mit im entran und wart getoufet, und wie tiur er sit ir minne koufet, daz Aleshanz wart bluotez var (daz het her Wolfran beschaiden gar), wie liep dur liep hie dulte not, waz cLtrer ougen davon wurden rot: daz sag ich so ich beste kan. suz hep ich in gottez namen an. Man sait unz daz ze Naribon ain grave waz, der hohen Ion in minne dienst mit lob erwarp. sin tat an wirdi nie verdarp. nah gottez Ion er sere ranc, won aller sin gedanc stuont, wie er der haidenshaft widerstuonde mit siner craft. er was milt und wol gemuot, an allem valshe wol behuot. sin hohez lop, daz waz vil brait. sinez guotez er nieman versait, getorst eht ieman gab an in gern. nu hceret nah dez merez wern: er hiez Haimerich, dez libez ain helt, diu selde hat sih zuo im geselt. rieh edel der fürsten genoz, vor allem wandel waz er bloz. de« edeln ritter wil ich bringen für, dez tat in prislicher kür ze velde dikke wart gesehen.
63 Dem.
/. 1"
f . r"
5
TEXT
,10
A 9,15
won dorft in nit fur die lassen spehen. sin ellent dick erzaiget daz, wie sin vienilicher haz der haiden craft mit tat zerstort. 70 ir habent dikke wol gehort daz unverre lit diu haidenschaft von Naribon. der witiu craft im dikke erbot viendez haz. der fiirst an manhait nit laz 75 der haiden craft so widerlait, daz er si dikke iiberstrait.
A 9,18.19
diu haidewschaft dri mil von im lac:
A 9,20 A 9,23 A 9,24 A 10,1
uf veld, uf mer waz ir bejac. Haimriches craft man wol ze velde koz, sin werdekait nie briz verloz. Der grave zwanc der haiden vil. sin lant und sin gemerkez zil er fridet mit vil maniger tat, swaz Portigal landez hat und von Yspani daz gemerk. und alle diu haidenliche sterk urlende nam ze Naribon, die der grave dur dez himelz Ion mit arbait dikke bestuont. sin herz sich nit vil mit in suont. daz velt von bluote shain geroetet, so Naribon wart genoetet. der grave dez landez vil erstrait, wol sehzic mile veldez brait, daz dienon muoste siner hant. den helt man ie in were vant. diz waz bi kiinic Karlez ziten, dez gewalt man do koz vil witen. ouch het der grave ain edel wip: uz der maze schoene waz ir lip,
so
,5
«5
A 10,10 A 10,25 A 10,26 A 11,17
90
A 11,20 A 11,23 A 11,24 A 12,8
95
IOO
67 daz. 68 vienclicher. 86 haideliche. 88 hmelz.
75 crafit. 97 Karle.
77 haidefchaft. 98 De.
/. l vb
78 war.
6
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
A 12,20
fro Irmenshart diu selbe hiez. alle u n t u g e d e u z ir h e r z e n stiez beschaidenhait und rehtiu zuht. si w a z a i n s e l d e h a f i i u f r u h t ,
A 12,21
105 v o n B a v a i e w a z si g e b o r n , an allen tugenden u z erkorn.
A 12,22
von w a z geshihte k o m e daz, alz ich ez an d e m b u o c h e laz,
A 12,23
d a z si H a i m r i c h z e w i b e w a r t , uo d a z f ü e g t e s i c h v o n a i n e r v a r t ,
,25
no
do Karl R o m e besaz unt er vientlichen h a z a n si w a r f , d o e r d e z r i c h e z p h l a c , u n i er m i t sig in o b gelac.
A 12,29 A 12,31
u5 v i a n z R o m i m z e b u o s e bot, davon maniger lac da tot. n u m e r k e n t , als ich h a n g e s p r o c h e n , wie dez künegez zorn wart gerochen. Die von R o m e ze rate giengen, 120 w i e s i d e « b a b e s t L e o g e v i e n g e n , w o n er in w e r t k e z z e r leben, d e z si p h l a g e n . i n w a r t g e g e b e n a i n r a t d e r si g e r o u w d a r n a h : z e m u n r e h t w a z in ze gah. 125 s i s p r a c h e n a n d e r s t u n d e mit gemainem munde: 'wir sun den babest blenden, sinz gewaltez damit phenden. so m u o z er u n z lasen leben 130 n a h u n s e r e , a l z si i s t g e g e b e n ' . Der babest do wart gevangen.
/. 2"
mit zorn er w a r t enphangen: si b l a n t u n i n . d o d a z g e s c h a c h , sin herzelait, sin u n g e m a c h 135 w a r t e n b o t e n s a z e h a n t
104 feldehafiv. gemaine.
108 den.
114 Vn.
115 tot.
120 dem.
126
TEXT
A 14,5
A 14,8.9
A 14,12 A 14,13
170 wer.
dem künic Karl in thiushiu lant. der habest Leo waz der bruoder sin. sinen marterlichen pin, do er den vernomen hat, HO er besant allen sinen rat: wie er sin lait gereche, daz man im wol darumbe spreche. Er besaz Rom, alz ich e sait. dez widerfuor in herzelait: 145 er ersluoc die, der diu shulde waz; er zerstört ir huz und ir palaz. do diz allez verendet wart, und der künic gedaht der widervart, sine hend er ze himel bot. i5o er sprach 'ich han alle mine not, herre Crist, mit dir verendet, ich bitte daz werde gesendet dem babest siniu ougen wider, daz ich uf ze berge und ouch nider 155 alle dine güete prise, vil siieser got, nu wise dinen engel der getat'. diz waz sin bet die er hat. got der wolt im nit versagen: i6o vil wonderz er bigie in sinen tagen. An den babest er do sante, daz er sinen sin dare wante unt er zer messe were berait. er getruwete got, sin arbait 165 nem ain ende: do tet er daz. do er für den alter komen waz, der engel diu ougen brahte, alz ez der künic davor gedahte, und wart gesunt und gesah alz e, i7o als ob im wer nie worden we.
7
/. 2,h
8
ARABEL-BEARBEITUNG
175
i8o
185
i9o
195 W i,17
,20
200
,25
205
186 beg'ffe.
diu messe wart mit grozer andaht und mit grozen fróuden vollebraht. Do der kaiser hat überwunden sine not, an den selben stunden gen Bavaie fuor er sa. in der selbun stat alda graven Hainrich gab er ze wibe fron Irmenshart, diu sinem libe ze wunshe waz, won er bi im strait: suz lont er im siner arbait. Der kaiser fuor ze lande do. Haimrich, der waz von herzen fro, daz im diu shcene maget wart uf der selbun hainvart. gen Naribon er fuor zehant. im fuor engegen swaz griffen hat sin lant. ainen rilichen brutlouf machet er: 'nu wol her, swer gabe ger! der wirt allez dez hie gewert, dez nah der maze sin herze gert\ Do sih daz hohgezit zerlie, nu sun wir sagen fürbaz, wie grave Hainrich vil kinde gewan, wie er mit den gefuor, suz vah ez an: do siniu kint gewahsen waren vil nach gen zwinzic jaren, diu selben kint er so verstiez, daz er in bürge noh huobe liez, noch der erde kain sin richait. ain sin man bi im so vil gestrait, unz er den lip bi im verloz: dez kind er ze ainem kind erkoz. er hat ouch den selben knaben dur triuwe uz dem touf erhaben. Er bat sine süne keren —
2 0 0 man < mar corr.
/. T
TEXT
9
u n d selb ir r i c h a i t m e r e n — i n d i u l a n t s w a si m ö h t i n . o b si z e d i e n s t iht
töhtin,
stiez in d i u selde richiu zil, 5,30
210 s i e r w ü r b e n r i c h e z l o n e z v i l .
6,1
' w e n d ir u r b o r n d e n lip, h o h e n Ion hant werdiu
wip.
Ir vindent n o h etteswa d e n
man,
der w o l dienen Ionen kan ,}
215 m i t l e h e n o d e r m i t a n d e r m hin ze w i b e n nah h o h e m
guot.
muot
s u n d ir die s i n n e r i h t e n , W 6,8
u n d an ir helfe p h l i h t e n .
A 28,4
W i l l e h a l m z u o d e m kaiser
var,
220 d e r s i n m i t w i l l e n n i m e t w a r ' . W 6,17
D i z w a z sin wille u n d o u c h d e z bat er. s u z s c h i e d e n si s i c h v o n i r v a t t e r . lat iu die h e l d e n e n n e n ,
,20
d a z ir si r u o c h e n t 225 d a z a i n e w a z
erkennen.
Killamz,
daz ander waz
Berhtramz;
s u z w a z genant sin triter s u n : d e r clare s u o z e Bwovun;
Haimerich
,25
/ . 2"
hiez der vierde,
230 d e z t u g e n d e w a z v i l l a n d e z i e r n d e ; Arnalt unde
Bernart
m u o z e n an die selbun vart; der sübende hiez Kibert: 6,30 7,1
der waz ouch hü/sh und 235
wert.
W i e v i l si s o r g e n d o l t o n , u n d w a z o u c h si f r ö u d e r h o l t e n , u n d w i e ir m a n l i c h i u
kunst
w i b e w u n n e u n d o u c h ir g u n s t ,5
mit ritherschaft bejagten, 240 u n d d i k k e a l s o b e t a g t e n ,
208 zedeinft ir. 227 trvt 8 .
209 richv < richez corr. 228 bovivn.
214 Ionen dienen.
229 Willehalm.
234 hvlfh.
219 kiafer.
10
ARABEL-BEARBEITUNG
7,10
,15
,20 W 7,22 A 28,24.25
daz man siu in hohem pris ersach! selten senftekait, groz ungemach warí den helden sit bekant. dur pris si waren uz gesant. 245 Umbe der andern dienst und ir varn wil ich nu mine rede sparn, und grifen an den ainen den diu aventiur wil mainen: Willehalm der selbe hiez. 25o ouwe daz man den nit liez bi sinez vatter erbe! swen er nu verderbe, da ligt doch mere sünden an, denne almuozenz dort gewan 255 an sinem góttin Haimrich. ich wen, ez wiget ungelich. die sehze varnt nu von dan,
A 28,26
A 29,6 ,5 ,7 A 29,8 A 29,17 A 29,18 A 29,23
A 29,26 A 29,29 A 29,30 A 30,1
,5
243 W a r .
alz ich iu hie b e w i s e t ¿ a n .
nu hcerent waz dirre aine tuo: 26o die ander lasen varn nuo. der kam in kintlichen sitten in kaiserz Karlen hoí geriten. der künig in willeclich enphie, alz er sit wol sehen lie. 265 in dez richez kamer man sin phlac mit flise biz an den tac, daz er enphie shiltez ampt. darunder er vil ritter zampt. aht jar man in mit flize hielt, 270 daz er wol sin selbez wielt. Sin herz nu kinthait floh. sus in der künig Karl zoh: sin elend in nu crefte mant. Karl fuor do mit herez hant 275 in der haiden lant zer Normani —
2 4 9 heiz.
258 chan.
f. 3"
TEXT
A 30,10 A 30,13 ,lf
A 30,20
A 30,25 A 30,26
A 31,8 A 31,9
A 31,16 A 32,3
289 haidenshalft.
vil manic ritter waz im bi: Almand, Burgund und Britonoyz, Bikkart und Engloyz, und ain tail der Provenzal —, 280 die noh hatton haidensh mal. der kaiser an in daz wolt anden. nu muoz im wesen enblanden mit frecher tat der markiz, und wil er hie bejagen briz. 285 er mag nit mere kint wesen, ez si sin tot oder sin genesen, der kaiser Karl da hin vert, da vil glevin wart verzert. si bezwungen die haidenshaft, 290 daz si wurden sigehaft: und muosen glouben alle an Crist. swer dez nit tet in kurzer frist, der muoze den lip verlorn han. von den cristen ward ez wol getan. 295 da wart gestritten so mit craft, daz ez bedroz die haidenshaft. die fluht si namen in der not: uz der maze vil ir lac da tot. der margiz alda bigie 300 mit creften dort und hie siner ersten täte spil, dez die haiden duhte do ze vil. mit hurt wart dikke sin kolopirn, daz uz Frankerich die virn 305 sere wundert siner tat, sit er so unlange hat ritterz tat gespilt, daz er in vor so hohe zilt. Diz waz dez margiz erste tat. 310 dez sih nu underwunden hat
304 dir.
11
f. 3'b
12
ARABEL-BEARBEITUNG
A 32,6 A 32,9 315 A 32,12
320
A 33,1 325
330 A 33,11 A 33,12 A 33,li 335 A 33,18
aventiur, got geb im hail! dez wunsh ich im ain michel tail. die haiden wuosten den künig Karl. Paligan, der haiden, jah daz al Ari unt Provenz sin erbe were. diu rede wart dem kiinege swere. mit gewalt er doh si dez iiberstrait, und ouch mit grozer arbait, daz er behuop allez da sin reht. dez verloz er vil ritter und kneht. darnah in vil kurzer zit künig Karl starp. daz clagi man sit. Dez kaiserz sun do an sich nam der margiz, als siner triuwe zam. die fürsten er gemaine mant, daz man Karlez triuwe erkant und sinen sun ze künige neme, ir aller triuwe daz wol gezeme: 'ziuhet nu daz rieh ain frömder hin, daz were unser aller ungewin. diu untat sol unz nit geshehen: ich wil triuwe nah tode sehen'. diz legt er den fürsten für, daz si do mit gemainer kür Karlez sun ze künege kürn, daran si nit darnah verlürn. darnach kam er ze Munleun dur ere und ouch dur ruon. dem margiz ze Provenz leher die mark,
340 w a n e r d u h t in an witzen
A 34,3
A 34,6
322 clag.
cark.
Der margiz do besande mag und friunde von dem lande, sine brüeder und ouch Haimerich hülfen im do crefteclich. 345 si brachton im die zieren wigande,
327 nemen.
340 in an witzen cark om.
/. j n
TEXT
350 A 34,23
A 34,26
355 A 34,29
A 35,7
360
A 35,10 A 35,16 A 35,17
365
,20 370
A 35,25
A 35,30 A 35,31
347 genät: vnbekät. 380 vnd'vart.
13
ieglicher von sinem lande, diu zal wart mir nit bekant, si sint ouch von mir hie ungenant, si komen dar gewegenlich und taten im nu helfe sicherlich. der margiz nu gerüstet wart: gen Munleun geriet sin vart. er wuoste sere und brande die hoehsten von lande, die nit stete wolton han daz von den andren herren waz getan. er bezwanc si alle do mit craft, die sich hatton widermaht, daz Loyz nu erweit und gestetet wart. der margiz triuwe nit enspart: dem künege gab er die swester sin, aine shcene magt und darzuo fin. Darnah unlange won Karl waz tot, do huop sich aber jamer und not. Terramer frumt aine hervart — diu sit vil sere bewainet wart — mit craft uf den künig Loys, dez manic edel Fra«zoys erkom und ershrahte. der künic Loys do trahte wie er widerstüende Terramer, won er weste daz herzeser
f. 3"
den cristen widerfüere,
und man die hervart swüere. 375 daz gebot der künig Loys do: der hervart wurdenz alle unfro. in allen do wol geviele daz, daz der künic sich umbe sehe bzz, ob si ir leben soltin sparn, 380 daz solt der künig undervam.
349 der.
368 frazoys.
372 he'ze fere.
378 daz.
ARABEL-BE ARBEITUNG
14 A 36,3
Der künic Loys nah helfe sande. ob ich si nu alle nande, so würde der rede gar ze vii: davon ich ez lasen wil. 385 won swaz man ritter in Provenzal, und darzuo in Ornai, und darzuo in Ewgellani, und in allem Frankrich vant, die komen alle geliche. 389a
390
395
4oo
405
4io
4i5
Do siu waren alle comen dar, der künic selbe mit flisze nam ir war. si komen sament mit grozer craft, ez waz ain shoeniu rittershaft. nu sint si ze strite komen. die fluht die haiden hant genomen. Willehalm ze verre jaget nah altersain: im waz ze gah. er kom under ain geruowet her: daz waz erst komen von dem mer. die viengen in. si ritten wider zuo ir habe, daz wart sider gesait dem künige und dem cristen her. doch wert er mit starker wer, e er wurd von in gevangen. si mohte wol belangen sin striten und sin groziu craft: si wurden doch an im sighaft. wie daz geshach, wie daz ergie, daz wil ich nu lazen hie. Er wart gesuochet mit jamer groz, und mit shrien, dez si nit verdroz. ez künde nieman gesagen, ob er lept oder wer ershlagen. dur not die lantheren muozen wider keren.
385 man om. 387 egellande vät. partner, jedoch keine Leerzeile danach.
388 allen.
waz.
389 ohne Reim-
15
TEXT
420
A 57,17 425 ,20
430 ,25
435 A 57,30 A 58,5 440
A 58,10 A 58,12.13 ,14
445
A 58,16 A 58,19 A 58,21
418 den. er om.
450
doch brachen si den haiden abe vil shazzez uf dez merez habe, an der selbun stunde den margiz nieman vinden künde: dez wart manig ouge naz, do ez ze Frankerich gekündet waz. daz her fuor wider hain. der margiz belaip da altersain. Der künig waz nu ze lande komen. nu hcert: alz ich han vernomen, die haiden ouch sere gahten, biz si die gevangen brahten ze Thodjern in die habe, do gie der margrave gevangen mit in abe. er kom uf der künigm palaz, diu Arabel do genemmet waz, do si dez haidentuomez wielt. den markiz man in banden hielt, der doch dez nit het gedaht. für den künig man in braht. da waz vil luteberer shal von amasur, eshelier und emeral. do man den margiz fuorte her, do sprach dirre, der und der: 'ist daz der, der mit manlicher tat unz so vil geshadet hat? daz muoz er tiure gelten nu'. die haiden drungen vaste zu: in aine boie man in sluoc, die het sin craft ze tragen genuoc. Man braht in uf den palaz hin: da sah er die künegin. gezogenliche naic si d em de gen. ain rieh küssi« hiez si legen dem margiz: er waz sin wert.
430 kvnlge. 448 Gezolenliche.
436 Daz. de tegen.
438 ma. 449 kvffi.
445 crarft.
/. 4rl
447
16
A 60
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
genomen waz ime sin swert. Thieba/t sprach 'frouwe, hcer ez gerne:
2 L
,3 455 ,5
460
A 60,10 A 60,14 A 60,li A 60,16 A 61,1
465
A 61,4 470
475
A 61,7 480
A 61,10 A 61,19
485
452 Thiebat. gevanget.
daz lant ze Thodjerne und die crone ze Arabi, diu zwai weit ich e lasen fri, e ich den markiz verlür. Arabel, frouw, ih hanz dafür, und würd unz dirre helt verlorn, daz kint daz noh ist ungeborn, dem wüehz noh angest von im: uf mine triuw ich daz nim. frouwe, wir hatton berc und tal mit maniger hande shal ze Runzefal mit her bedaht: sin craft unz allen aine widervaht. Wir sun den helt behalten so, daz unz der losen cristen dro iht me bringe ze hoeherem shaden, von dem wir weri« überladen. herzeliebiu frouwe min, darzuo tuo diner helfe schin, und hilf unz in behalten so, daz wir it werden gar unfro'. si sprach 'herre und buole min, min wille der sol wesen din. swaz du wilt, dez hilf ich dir, dez solt« wol getruwen mir'. nit langer belaib der margiz da. da waz berait ain ketten sa, die man in ainen stain vergoz und in dem kerker umb in sloz. Willehalm nu gevange» lit. vil manigem herzen jamer git daz riuwebere Verliesen, alz man wol mohte kiesen
462 b J .
468 hoh'e.
469 w'iti.
/. 4
477 folto.
482
17
TEXT
,25 490
A 61,30 495
500
505
510
515
520
488 h6rt.
in der Franzoiser lande, swa man den markiz nande, da hört man siufteberez wüefen, von rainen wiben herze rüefen. ir clarhait clagt da minne shaden, diu unminne het sih sere überladen, minne nam waz von im getiuret und richez lonez gehiuret. Wie er dannan fuort die künegin, und mit ir fier fürstin und ander ir gesinde gar, und wie er mit den dannon var, und war er kom, wer in enphie, daz wil ich nu lazen hie. an dem ander blat verwement ir, wavon ich ez hie enbir. jo würdez zwiront geshriben: davon ist ez hie beliben. won dez ainen, daz ich hie sage vil reht: an dem sehzten tage ze ainer insol kom er gevarn, won in wolte got bewarn, da wart er enphangen so, daz si alle wurden fro. da inne ain burc gelegen waz, ain burcgrave da uf gesezzen waz: der behielt in und gab in trost, daz si wurden von sorgen erlost. Do si da beliben manegen tag, der margiz nu dannon varen mag. zuo im sprach der burgrave do: 'her margiz, ez het sich gefüeget so, daz iu got im selben hat erweit, nu sund ir tuon alz ain frumer helt, und sund trahton in iuwer sinne,
500 v s mement.
508 war.
510 aine.
512 behiel.
/. 4vl
ARABEL-BE ARBEITUNG
18
A 194,5
532 lieh. Oin.
wie ir hinnon bringent die küniginne. bedurfent ir minez ratez darzuo, ez si spat oder fruo, den wil ich also mit iu tailen, 525 davon ir mugent gailen'. 'gnade', sprach der margiz do, 'dez sol ich iemer wesen fro. ich waiz daz iuwer guoter rat vor tode mich behuotet hat. 530 wie mohten wir sin genesen, wer unz iuwer helf nit bi gewesen, ich wil mich iemer mere rihten nah iuwer lere, nu ratent waz wir grifen an'. 535 'da sol min frouwe claider han, die si trage nah der cristen e. darzuo rat ich me, daz die frouwen und diu juncfröuwelin nah der selbun e geclaidet sin'. 540 diz geshach. do wart versnitten vil phelle. nu ist gnuoc gebitten. waz diu küneginne truoc, thiur phelle von Zandaluoc, dez selben wart der burcgrevin geben. 545 diu claider in baiden stuonden eben, si fuoren baidiu mit in dan, diu burcgrevin und och ir man. ze Rivenet nu sint siu komen. am ruof wart do vernomen 550 von den die waren in der stat. ieder man sunderlichen bat in lozen wissen diu mere, wer uf dem kiel und calende were? 'ez ist der margrave Willehalm', sprachen si, 555 'diu künegin Arabel ouch ist im bi'.
535 mi. 553 kael.
536 erfterr.
542 Swaz.
548 siu om.
/
y
549
TEXT A 194,11
560 A 194,16
565 A 194,17
570 A 194,22
A 195,5 A 195,6
575
A 195,21
A 195,24
580 A 196,8 A 196,7 A 196,12.13
,14
585
A 196,16
590
571 Dv.
vch.
do huob sich so fröudeberer shal, daz er die berge widerhal. si fuoren mit barken zuo. do gebot der margrave do nuo die kaienden frieren an daz lant. uz der maze fröude ward erkant allen die da waren, wie nu solt gebaren Arabel? daz kunde si wol, alz man von reht ze fröuden sol: ir herze waz in grozer fröuden gir. do sprach diu burcgrevin zir: 'frouwe, iu sol nit riuwen iuwer vart, do der anphanc so süeze wart. allez haiden land vergulte niht die ere, diu iu, frouwe, noh geshiht'. die bürger, swaz der waz, grüenen cle und grüenez graz, Die straz si gar darmit bedahten, daz stain noh erde nit enblahten. nu giengen si mitten in die stat, da man in beraitet hat ainen palaz lieht und sheen. nu huop sich lut gedoen von allerhande saitespil: dez waz da unmassen vil. Vil botten man wite sant in aller der Franzoiser lant. swa er sippe hat, da sant man hin. vil groz wart der botten gewin. der markiz ainen ritter nam, der im ze botten wol gezam; Runal der selbe waz genant, an allen tugenden uz erkant. er sprach friundliche zim:
590 fprahch.
19
f. 5'1
20
A 196,21
A 196,24 A 196,30 A 196,31
ARABEL-BE ARBEITUNG
'Runal, lieber friund, vernim: ich wil dich ze boten senden — ich getruwe dirz vollenden — zem vatter und zer muoter min. 595 sag in daz si lazen shin, ob ich ie wart ir baider kint. du sihst wol die hie bi mir sint. du nemme si alle besunder, und künd in daz groze wunder, 600 daz an mir armen ist geshehen. du solt in me verjehen, daz si ir fliz daran legen und alle unser mag erwegen, daz ich belibe in dem werde, 605 und diu künegin wol enphawgen werde; und darzuo trahten in ir sinne, wie man si bringe liebez inne.
A 197,16.17
A 197,18 A 197,20 A 197,23
f. r
m a n sol u n z mit rittershafte holn,
6io
daz ez der luft nit mügi doln. Runal shied mit fröuden dan. ze O r e n s e er geriten kan:
Berhtram, sinen bruoder, vand er da A 197,25
und vil sin mage. er erbaiste sa.
er wart gefraget do zehant, 6i5 waz er würbe, er het in der hant ainen brief. den bot er dar: 'an dem wirf man gewar', sprach er, 'waz ich werben sol'. der wart shier gelesen wol. 620 daran stuonden disiu mere, wie der margrave erloeset were von Arabel der künegin; und daz bi im weren fier fürstin; und wol danah gedehti, 625 ob si got mit fröuden zuo in brehti,
605 enphage.
617 wir.
624 gedehtin : brehti.
f . J™
21
TEXT
wie si mit rilichem shalle wwrden enphangen alle. Runal do urlop von in gert; dez ward er gehz von in gewert. 630 si sprachen gemainlich zim: 'Runal, vii rehte vernim, sage dem margrave guot, daz er habe frcelichen muot, und ouch diu hohiu künegin, 635 und swaz ander frouwen mit in sin. si werden von unz enphangen so, daz si iemer wesen
A 198,25 A 198,26 A 198 27
'
640 fron Irmenshart und Haimerichen fröuwen sol gemainlichen L
A 198,29 A 198,30 A 199,1 A 199,2 A 199,23 A 199,24.25 A 199,27 A 199,29 A 200,30 A 200,29
645
650
655 A 203,1 A 203,2
A 203,3
626 fit.
fro'.
Runal sprach 'min hinevart sol nit langer sin gespart.
660
min komen und min botshaft. den sol ich bringen ouch der fröuden craft'. Er ilte dan mit balder jage. recht an dem dritten tage vand er Haimrichen ze Naribon. dem brahte er fröudenrichen Ion. er sprach 'den unz die haiden fuorten hin, den hat diu hoehste künigin erloeset. hay waz wunshez an ir lit! wol im dem si friundez herze git! si ist nu mit im komen her: die enphahent wol, daz ist sin ger'. Von der rede fro Irmenshart von herzen grünt erfröuwet wart. si sprach do 'ay Killoys beafiz, und weste diu küneginne diz, din swester, künec Loyz wip, ach fröut ir sele und ouch ir lip! waz daz ouch ir truren neme!
627 Werden.
637 eims mvfen.
648 haiden om.
/. 6"
649 Der.
22
AR A B E L - B E A R B E I T U N G
A 203,4
665
670 A 203,25
A 203,28
675
A 203,29
680
A 203,30
A 204,1
685
,J
690 A 204,10 A 204,25
695
662 bo.
du wer ie ir ougen zeme'. darnah do boí er ir ainen brief, den kuste si wol zwir. wer künde volle sagen daz, waz da uwmesiger fröuden waz. si lopton got in allen wiz; si jähen, si wölten allen im fliz legen frcelich daran, und wellin bringen mag und man uf daz velt gen im dar, da ir diu küneginne neme war. den brief si do selbe laz, an dem vil liebi geshriben waz. Do si den brief do gar besach, ze Runal si lachende sprach: 'wol mich der guoten mere! waz si benement miner swere, die ich nu lange von im han. wir sun nu ze fröuden anevan, min kint enphahen wol von mir, die künegin und swer si mit ir. sag im daz er kom dannon niht, biz er mich und Haimrichen siht. ich laz die küneginne sehen, daz si muoz und ir frouwen jehen, daz er si unser baider kind. swaz lebendic unser mage sint, die haiz ich dar besen^en gar, daz diu künegin neme war, daz man in mit solechen fröuden holt, daz ez der himel kum gedolt'. Si sant ir sloier wol hundert, vil risen, der were waz gesundert: die mit berlen, die mit staine, von were also raine,
665 vmefig*.
688 daz befehen.
689 Dez.
668 frvlich. 695 w°e.
671 nieme.
675 lachende.
f.
ffh
TEXT A 204,29
A A A A
daz ez w o l küneginne zam.
204,31 205,1} 205,16 205,27
A 205,30
si moht ez senden ane sham. der botte kam ze Riuvetinet, sine botshaph er wol geworben het. 700 sinen present er nam herfür: der waz in hoher richer kür. vil ougen daz werk do ersach, vil richait m a n i m da g a h .
A 206,1 A 207,11
A 207,14 A 207,19 A 207,20 A 208,3 ,4 ,6 A 208,5 A 208,10 A 208,12
A 208,17
A 208,20
709
23
ftrftenen.
der küneginne er diu clainot bot: 705 diu enphie si alz ir swiger enbot, und wart von allem herzen fro. der burgrevin gab si do vil risen und ouch vil der sloier; und ouch den fürstinnen fier, 7io darzuo den juncfröuwelin und swaz da frömder frouwen mohten sin. Vil riche wat man hie versnait. dem margiz wart ouch gwant berait von richem phelle von Kandaluoc. 7i5 dez selben der burgrave truoc. diu künegin do nit enliez, dem emeral si dez selben hiez beraiten. ouch gab man Kandariz gewant nah Frankerichen priz. 720 dez shiffez maister er da waz, won ez do niemen kunde baz. man gab ouch dem ingesinde do gewant: dez wurdenz alle fro. Haimrich, der vater sin, 725 tet im vaterlichen shin. er besante friunde und mage und sprach 'swer nu gebaret trage, der hülfe mir ouch nit striten'. die boten renton witen, 730 der hin, der ander her,
713 war.
723 wrndenz.
728 kvch nit.
/. 6°"
24
ARABEL-BE ARBEITUNG
A 208,29 A 208,30 A 209,1 A 209,8 A 209,9 A 209,12
735
740
A 209,13 A 209,14 A 209,16 745 A 209,17
,20 750 A 209,23 A 209,26 A 209,25
755
A 210,25 760
A 210,30 A 211,4 A 211,5
754 Die.
765
755 Anh.
ieglicher nah Haimerichez ger. die boten dez nit verdroz, ir botten brot wart harte groz. wol uf zwaier wochen zit, wart daz mere aise wit, daz maniger kam ungebeten, die daz mer vernomen hetten. Haimrich nu an den künig rait und sagt im fröud ane lait. diu küneginne bi dem künege saz mit ganzen fröuden uf dem palaz. da der grave braht diu mere, diu süeze minnebere vor fröuden also sere ershrac, daz ichz kume gesagen mac. swigende sah si den küneg an. über aine wile si sich versan und sprang uf, da ir vater stuont. niht lise, als die frouwen tuont, si sprach 'vil süezer, ist ez war? den unz zuht der haiden var, waistu den? den zaige mir, alse reht lieb ich si dir'. diu ougen gössen wasser nider. 'ach möht er unz werden wider', sprach diu süeze wol geborn, 'ich wände er iemer were verlorn'. Der kaiser sprach 'wol mich der vart, daz mir diu selde noh ist gespart, daz ich nah verliesens ungewin den sehen sol, dez wiser sin und manlih tat mih ie begraif, so mir ie der hcehsten helf entslaif'. diu küneginne sprach 'si ih, herre, dir liep, daz la shinen an mir,
760 ^liefen.
f. 6"
25
TEXT A 211,9
daz im werde ganze fröude getan:
A 211,20
die triuwe, herre, ih an dih lan'. Haimrich nit langer da belaib,
A 211,19
A 213,25
A 213,28 A 215,1
,5
A 215,9 A 216,10
769 fippeliche. 797 bewefte.
sippelichi« lieb in dannan traib. 770 wider hain waz im do gah; im volget vil gezogez nah. er warp nah grozer rittershaft, mit den er kon wider mit ganzer craft in dez kaiserz hof. do vand er da 775 vil ritter, me denne anderswa. siniu kint ouch geworben hant und sint komen in daz lant, iegelicher alz er mohte han. nu sun wir doch niht lan, 780 wir sagin der rittershefte zal, wie vil ir möhte wesen über al. alz unz daz buoch urkünde git, in der vorgenanten zit die wol gezieret ritin in. 785 alz ich ez bewiset bin, ir waz triu tusent oder mer. die ritterlicher wirdi 1er ze velde kundon sham entsagen, die sah man hie in liebi jagen. 790 Man sait, der kaiser kceme da. nu berait sich Arabel sa. diu burgrevin tet alsam, die fier fürstin si da nam, und ouch diu juncfröuwelin. 795 swaz von phelle waz gemachet in, diu burgrevin si da in priste. darzuo si si bewiste minne gelez und frouwen ganc. darnah do vil unlanc 8oo Arabeln si begunde wisen,
782 git om. (?).
783 vorgenante.
f. 7"
794 die.
795 wa.
26
ARABEL-BE ARBEITUNG
,11
A 216,12 A 216,17
805 ,20
8io ,2i
A 216,28
8i5
A 216,30 ,31 217,1
820 A 217,4 A 217,8 ,10 ,11
825
,12
A 217,Ii
83o
A 217,19
835
809 fhön. hat.
wie si den sloier und die risen vor den herren solti tragen, daz ez dem lande müese behagen. Ain schoene pherit zoh man dar: daruf so wart diu minnevar gehaben von dem margiz. do sprach der marner Candariz: 'cristen gelouben hat wol den ruon: dise shcenhdit al der haidentuon, frouwe, nihi möhte bedenken. Thiebald ez beginnet krenken, frouwe, so er iuwer nit ensiht. der margiz wenet doh dez niht: Thiebalt die arbait gerne hete, den margiz er dez niht bete'. der margiz sprach 'ih sol noh mere ir erbieten wird und ere. min herz ir dienest eren gan'. diu künegin lachen dez began. den margiz si zuo ir gevie, si waz nu wol erbaldet hie. Diu burgrevin neben ir rait, mit glichen claidern wol beclait. der küneginne zoum nu nam der burgrave, alz ez im gezam, und zoumt si dur die stat. der margiz ouch genomen hat dur liebi der burgrevin zoum. ez waz im allez nu ain troum, swaz kumberz er ie gedolt dur der hohen minne solt. Swaz er kumberz ie gelait, der waz da hin. diz mer unz sait, won but ir da eren vil von maneger hande saitespil.
810 nih.
812 nit vor so del.
815 tete.
f. 7rb
827 6.
27
TEXT A 217,20 A 217,21
A 217,26
ich wil ain tail hie künden e, e ich von den rittern sage me, von der grevin Irmenshart, warumbe si sumte dise vart, 840 si und ir kint, diu künegin. ez mohte nit mit fuoge sin, ir libez maht wer worden ze groz. daz velt belaip hie niender bloz von rittern und von werder diet, 845 alz in ir manlich sin geriet.
A 218,2.3
A 218,4 A 218,9
A 218,14 A 218,25
A 21 8,26 A 218,29 A 218,30
A 219,1
,5 A 219,6.7
D o si geriten uf mitten tag,
uf der straz man vil fröude phlac. do man die rittershaft nu sach, der margiz zuo dem burgraven sprach: 850 'lat iu mit fliz bevolhen sin, her burgrave, die künegin, daz si iht werd ershrekket ser. hie mag wol werden vallez rer'. der burgrave het vier busener da, 855 die bliesen uf mit creften sa. der kaiser in mit crefte brach: ain rieh enphahen da geschach. Der kaiser den margiz kuste, dez in dur liebi gelüste. 860 grave Haimrich tet alsam. nah dem kuz er do nam die künegin und kust ouch die. darnah er daz ors in den walap lie.
Berhtram und die br«eder sin 865 kuston alle die künegin, A 219,30 A 219,31 A 220,4 A 220,5
845 gereit.
und dangton der vil süesen,
daz si so kumber künde die fier fürstin enphieng der künig: dez wurdenz 8ro si fuoren do alle sament
850 vch.
854 vie.
büesen. ouch do alle fro. in;
864 bröder.
f. 7"
ARABEL-BE ARBEITUNG
28 A 220,24 A 221,11
875 ,15
880 A 221,20 A 222,3 A 222,5 885
A 222,6 890
,10 895 A 222,13 A 222,30 A 222,31 A 223,13
900
A 223,16 A 223,24 905
877 roten.
hie wart der orse ungewin. sunder spräche wart hie claine. grose fröude hatte diu raine, die der burgrave zoumte nu. der markiz sprach ir dikke zu, lieplich alz er wol künde. ir vil rotem munde manig kuz gegeben wart in dirre ponderlichen vart. wart si vor gedrange behuot, daz duhte do si alle guot. Der künig Loyz ab gesaz. in ganzen zü&ten sunder haz die künegin er ab enphie. Haimrich do gen ir gie, mit grozzen fröuden tet er daz, und swaz siner kinde waz, die stuonden bi im alle hie. er sprach 'ich gesach mir nie bi miner zit tag so lieben mer'. siniu ougen gussen nider ser uf der küneginne wat. 'sit daz din triuwe mih gefröuwet hat, sit ich min kint gesehen han, nu getorst ih aine wol bestan alle haiden sicherlich, zartiu frouwe, dez dunket mich'. suz ritten si nu uf den- wegen. fröud hat hie jamer Überwegen. Diu rittershaft graif wider zuo. do si sahen Oranse nuo, der buhurt sih nu sere sloz. den margraven sere verdroz, daz er ir minne noh nie bekant: der touf im daz an ir want.
883 zMtten.
902 bvyhvrt.
f. 7V
29
TEXT A 224,13 ,14 A 224, lß A 224,21
910
,22.23 ,24 A 224,25 A 225,1
915
A 225,7
920
A 227,1 A 227,2
925 A 227,3 A 227,5 A 227,8
930
A 227,9
935 A 227,13
940
diu tat nam ende vor der burc. Arabel unde Kiburc von dem künege gehaben wart von dem pherit nah künegez art. der margiz huop die burgrevin. Arnalt, Kibert und Älbalin die anderen frouwen huoben san, Berhtran die juncfrouwen und ander man. An ain rieh gesidel man si wist. der burgrave sere wart geprist, dez zuht shuof, daz man für rait und daz gesidel wer berait. groze richait man hie sach: von phelle ain richez tach ob den frouwen waz geslagen, alz ich die aventiure horte sagen, der küneg ze tishe sih hat nu gesezzet in richer wat. dem margiz ward ouch ain stat gemäht, alz ez der künic bat. diu burgrevin da bi im saz. der margiz nu nit vergaz, für die künegin kniet er do, mit süezen Worten er sprach also: 'nu sunt ir willekomen sin, hohgeborniu künegin, in iuwer huz, süeziu frouwe! diz ist diu liebstiu schouwe, die min ouge ie gesach, sit daz man erst mir sinne jach, daz ich wich frouwe bi mir han. ez het got von himelrich getan, und het mir ouch groz ere gefweget, dez mich wol von im benweget. ich sol im danken die wil ich lebe,
908 den. 910 die om. 933 ft. 934 ögen.
911 ribalin. 936 v.
913 die om. and. 938 gefoget : benöget.
f . 8"
923 gefezz.
30
AR ABEL-BEARBEITUNG
A 227,Ii
A 227,18 A 228,22.23 ,24
sit er kan gen so hohe gebe'. Haimrich, der vatter sin, tet ir ouch vil liebi shin. er sprach 'wol dir, edliu künegin, 945 daz du nu hest erfröuwet daz herze min'. Berhtram, Arnalt und Kibert, ir ieglichez herze gert si sunderlichen triuten. mit lieb si daz betiuten. 950 der palaz mit bluomen waz beströuwet. diu künegin sih nu sere fröuwet,
A 228,27 955 A 229,19
960 ,25
965 A 229,29 A 229,31 A 230,14 ,13 ,1}
970
,20
975
9 4 5 h s ze.
963 v.
mit der des landez kaiser az, der dez nu nit vergaz, er enredet ir minneclichen zuo. nu merkent waz man darnah tuo. D o man hat vol dienet gar, und man bot den fürsten wasser dar, von dem margiz ain red ergie, die manig herz mit jamer vie, swer si mit willen reht vernam. diu thishelachen man nu nam. der margiz stuont uf mit sitten, er sprach 'ich wil iuch alle bitten, den edeln künig hie alrerst, wan er ist ze nennen der herst, und minen werden vatter hie, dem in stürmen nie missegie. und swen sippeliep gen mir trait dur ir selber werdekait, die suln mir helfen danken sere der werdeclichen ere, die mir der edel künig hat getan, swie ich ain tail reht gen im han, so tuot mir doch diu triuwe wol. sin triuwe mir ouch helfen sol
9 7 0 wir.
daken.
972 edeln.
f. 8,b
TEXT
,2}
980
A 230,29 A 230,3 1
985
231,1
990 A 231,6
995
A 231,9
iooo
loos
,15
ioio
976 ¡.
danken ir, ob ichz getar gemuoten, dirre süesen rainen guoten, der wishait mich hat geshaiden von todez pin und von laiden. der wird in hohem wirde saz: swa wird gen hohen eren sih maz, mit wunsh daz ward übersezzet. der minne und ir wirde mih hat ergezzet, pinlicher arbaite leben, daz hat si mir gemachet eben. Der jamer wart min wisel, do shunphentiur mich nam ze gisel, daz doch an unpriz ergie: ich bot noh under helme nie dur fiende craft kain sicherhait, won do ich mich ze verre verrait. uf der fluht, die die haiden taten, ain tail ir sich verkobert haten, die von dem mer alrest waren komen. do die hetton vernomen daz ich allaine waz beliben, mit hurt si uf mich triben diu ros, wan nieman waz mir bi. und do si mich der minen helfe fri sahen, und daz mich daz roz vertruoc: dennoh het ich creft genuoc. wunde und gesunde zesamen sih Uesen, mit vientlichem sliezen gelich der wer si taten, do si bekovert sich haten, von dem mer si hurton uf daz velt. manlicher tete lonez gelt bot ich für verliesenz ungewin. dise drie künege hurton in: Synaguon und Halzibier —
982 vbs fezzett.
31
/. 8V
32
ARABEL-BE ARBEITUNG ,20
d e n tritten k ü n i g valt ih shier die z w e n e mich d o ranton
—,
an.
die lanzen hat ich v o r
vertan,
d e z m u o s t ich pin hie
liden.
1015 m i t m i n e m s w e r t n a h v i e n d e z ,25
Halzibier ich d u r d e n heln
niden
sluoc,
d a z ez bestaht. sin ros in hin v o n mir, d a z ich sin nit mit starkem hurde daz 1020
truoc
ensach. geshach.
Synagon d o uf mich
traip.
m i n swert suz in d e m h e i m belaip, 231,31
alz ain strou m a n m i h
232,1
m i t der fiuste sluoc ih m a n i g d i k k e rief ih h i n ze
zertraip. gebot,
got. swert,
1025 a i n e m h a i d e n z u h t i h a i n
d e z güete nit w a n aine« slac ,5
so hielt ih aber b l o z alz
von starkem hurt geshah mir
we:
si t r i b e n m i c h u m b a l z a i n e n
bal.
1030 g r o z w a r t d e r h a i d e n
shal,
Derfigant gab niuwen ,10
wert:
e.
don.
n u h u r t uf m i h der v o n mit ainer starken
Talimon
lanze,
und wolt zwingen mich
fianze.
1035 d e r k ü n g m i t c r a f t d i e u f m i r d e n ih m i t der g n i p p e ,n
dez er v o n d e m rosse
brah,
stah, saic.
alrest u n g e l u k k e m i r z u o
naic:
ir c r a f t m i c h h u r t e z u o d e r
habe.
1040 d o w a r t m i r m i n r o s g e s l a g e n A 232,19
d e z craft m i c h d e n n o h hielt d a z ich lüzel f r ö u d e hatte
do.
min roz waz wunt zem tode d o s t u o n t ich aller helfe 1045 i c h m u o z e d u r n o t s i c h e r
1021 helmp.
1026 aine.
1041 heilt.
abe,
also,
bar. in,
gar:
/ . 8"
33
TEXT
A 232,21 A 232,23
io5o
io55
io6o
A 233,1
1065
io7o
,10 io75
,15 io8o
1068 w'dah.
si fuorton mich gevangen mit in hin. daz wart unzegelich doh getan: von dem rosse muoz ich erbaizen san, daz viel nider und waz tot. nieman half mir uz der not. doch alz ich han vor gesait, drie künege min swert versnait, daz si tot beliben da. dar nah do komen sa drie küneginne, iriu wip. ieglichiu nam ir toten mannez lip und fuorton si mit jamer dan. doch wolton si dez nit verlan, si weltin gerne sehen mich. si baten den künic rieh, daz er daz lie geshehen. daz muoz hie min frouwe selbe jehen. diz geshah: er wolte niht in verzihen miner angesiht. Uz der prisun man mich nam, alz ez mir sit ze seiden quam, ir wünneclich gunst mir wirdi jach, avoy, in welem werde ili mine frouwe sach: mine frouwen hie, àie künegin. vro Venus, diu göttin, wart nie so höh geschoenet. si gie dez tagez gecroenet, wond ez der gotte hohgezite waz, in ain jardin, da grüenez graz der maie dur fröude hat gestekket, vii manie shoenez bilde da erwekket mannez herz, die vor ir sasen, ir clare shoen gelich sich maze« dem wunsh. ouch gruozt si hohiu geburt. Thieba/dez fröude in jamerz furt
1069 dv.
1077 fafet : mazet.
1080 Thiebaidez.
f . 9"
34
ARAB EL-BE ARBEITUNG ertranc, do er urlobez von ir gert. vil hohez lobez er mich wert vor ir und vor den küneginnen drin, ,20
und bevalh mich oft der künegin, loss daz si mit huote wol min phlege.
A 233,22
diu süeze daran waz nit trege. nu hoerent, wie daz urlop waz. er truoc ie den cristen haz, ain hervart er gesworn hat io9o ze varn, davon er urlobez bat. er fuor von dan, dez waz ich fro: ich wart vil dikke heruz genomen do.
A 233,23
Ir blik mih dikke von sorgen shiet, so si mit sehen mich erriet: io95 daz zaiget mir ie gen frouden hin. ouch kund ir wizlicher sin under wilen mich wol hassen, und gen mir mit helfe lassen,
A 233,29 A 233,31 234,1
daz ich durch noturft enbar. 1100 alz mir diu ougen zougton dar, zornez under wilen ich engalt. do entwürt min frouwe Thiebalt, do er bevalch mich ir tiure. er sprach 'sih hat din tugent ie so gehiure
,5
nos gen mir mit genzer lieb erbotten, daz ich daz swer bi minen gotten, e daz der held wiirde nu verborn, daz ich wòlt der gotte zorn dulten, ich geswige din'.
,10
m o si sprah 'vil siiezer friunt und her min, var froelich und gehab dih wol! min triuwe in wol behalten sol'. D a z geshach, suz shiet von dannon er. der red ist hie min frouwe wer,
,15
1103 er om.
ins mit der wil ich erziugen daz.
1109 gefwigen.
1110 fvz'er.
/. 9"
TEXT
35
i e w e d e r h a l p gecroenet saz ain k ü n e g i n gecroent v o r ir, d e r richait ih gar v e r b i r : ich m ö h t ir halp nit v o l l e r e k c h e n . ,20
1120 n u b e g u n d e g e h ü g d f r ö u d m i r w e k k e n o f t e hie der küneginne blik, swie ieeflichez sterbenz strik min f r ö u d e ze jamer hette gebunden, nah der aventiure stunden,
,25
1125 d o s i h T h i e b a l t d u r c h r ä c h e n t s a i t , als i c h f o r j a h , i r w i s h a i t fuogt, d o Thiebalt dannon quam, daz man heruz mich ofte nam. i n d e m s i n n e t e t si v o r i n d a z ,
A 234,30
ii3o d a z m a n m i c h b e h u o t e d e s t e b a z .
A 235,1
V i l haiden m i n e r seid bevilt. a i n e s t s h a h z a b e l ih m i t i r s p i l t : d a z spil m i r w e r n d e f r ö u d e b r a h t .
A 235,4
vil o f t ich an ir shceni gedaht, 1135 i c h s p r a c h i n f r a n z o i s e ' M a r i a m u o t e r u n d m a g i , la d i r i e m e r sin g e c l a g f , sol diz shcene bilde zer helle varn, daz soltu, raini« f r o u w e , undervarn,
A 235,5
u n d d a z si s o l t i g o t e n p h r ö n d e t w e r d e n ' . ii4o s u s r i e f i h z e h i m e l a n d i e w e r d e n künegin, gottez muoter und magt, d o si m i r m a t h a t g e s a g t ainez tagez uf d e z brettez künegin.
,10
nu w a z d a z gar u z m i n e m sin, 1145 d a z d i u k ü n e g i n n e f r a n z o y z k ü n d e , i r sei v e r l u s t i c h c l a g e n b e g u n d e , d o m i r d a z spil s o misseriet. d i u k ü n e g i n d i e clag e r r i e t
,15
u n d behielt die u n z an d e n dritten tag, ii5o
1120 gehvd.
d o aber m i n seid ze f r ö u d e n w a g ,
1122 tugentlichez.
1135 mag : geclag.
1138 raine.
/. 9"
36
ARABEL-BE ARBEITUNG
,20 1155
,25 ii6o
235,31
ii65
236,1
,5
n/o
,10
1175
,15
ii8o
,20
ii85
1155 erfhark.
und ich kom ze hof alz e. nah dem thishe wart nit rede me, ain spil wir sasten wider an. nu sprach diu küneginne san in franzoyz, dez ich ser ershrak: 'ir retont, dez ist hiut der dritte tac, von ainer werden kunegin: wie moht diu magd und muoter sin? solt diu gebern und wip nit wesen? her margiz, ih wil sin nit entwesen, ir bes&aident mir von der maget daz, ald ir sunt doln minen haz'. Suz zwanc hie min frouwe mih, daz ih ir beshiet die tat, alz ih die west. do bedaht si sich, do si den gelouben het vernomen, wie er waz und wie ez waz komen. der gloub ir gehez wol geviel, dez toufez fröude in ir herzen wiel. ze disen frouwen nam si rat. do si in die rede entslozzen hat, zuo dem toufe ward in gah. in vil kurzem zil darnah diu künegin ir beraiten bat ainen kiel: si wolte die stat rumen dur dez gevangen willen und der haiden rede stillen, und bevalh mih ainem emeral, darzuo dem hofe über al, daz si mit huote min phlegin wol. dise rede ich hie kürzen sol. Doch waz mir kunt von ir getan, daz si mih bringen wolt von dan. der kiel nu beraitet wart. und do diu süez waz uf der vart,
1157 w'de.
1161 befaident.
1164 tag.
/. 9"
TEXT
A 236,30 A 236,31 237,1
diu rain urlop zuo mir do nam. ain vigel mir ze tale quam, damit ich vilte dez tagez stunde, e ih die nagel zervilen künde; ii9o doch lost ich uz den poyen mih. der tag zer naht nu naigte sich, nu kom alhie diu valschez 1er und sloz uf den kerker: si zoh mich uz mit ir wisen hant. ii95 ich wen, hie min bruoder von Brubant — dennoch waz ich gar gesunt —, solih craft ist im nit kunt: ich wart mit craft uz gezogen, ouch waz min helf vil unbetrogen i2oo an den fier fürstinnen hie:
,5
1205 ,10
i2io
i2i5 ,20 A 237,22
1220
der helf mich triuwe ouch sehen lie. Do ich uz dem kerker quam, diu künegin mich mit ir arme nam, ir minnen kuz si do mir bot. swaz ich in der prisun not erliten hete, diu waz nu hin. diu künegin fuort mich in da Tiebalt und si in liebi lagen, dise frouwen fier unser phlagen, biz daz si solt ze shiffe gen. swen minne ie twanc, der sol versten, ob mich it minne zwunge da, do ich ir lag ane huote na, der min sei und min herze gert. daz minne da wart von mir entwert minne süez und minne lihenz, owe dez verzihenz! ir minne dur geloubenz eren mih künde wol pine leren. den touf ich ert an ir!
37
/. 10"
f. iorh
ARABEL-BE ARBEITUNG
38
A 237,23
,25 1225
A 237,29 A 237,31
238,1 ,2 ,4 ,3 ,5
1230
1235
,10 1240
,15 1245
A 238,20
1250
1255
1234 g e w a p e t .
si bot mit ganzen fröuden mir menigen süezen umbevanc, doch waz ich dez libez nit so cranc, ich hette wol minne dienst getan. suz bin ich ir minne noh an, daz waiz si wol und der hohe got. darnah vil schier kom unz ain bot von disen frouwen fier, daz wir uf werin shier. Minen hernesh man mir do zaiget, der waz ungevaiget. ich gedaht der alton laiden, die mir geshahen von den haiden, und wolt mich gewapewt han. diu künegin wolt dez nit lan, minen hernesh si tailte. diu liebi mir aber fröude hailte. die frouwen in tailton under sich. heim und swert, daz truoc ih, und frouwen claider darobe. diu triuwe waz vor allem lobe, hie min frouwe truoc den halsperc: daz waz doh «it küneginne werc. zem kiel brahton si mich zehant, daz ez nie menshe do bevant. Wir waren berait und fuoren dan. nieman west daz ich in daz shiffe kan, noh nieman dez kielez ingesinde. nu triben unz sere die winde. nu merkent waz do geshach, won ich ez horte und sah. undenon in dem kiel ich lac verborgen, ez waz shone tac: ich horte swaz da gesprochen wart. won phlac min wol nah künegez art;
1243 m i t .
wst.
1252 ich in.
f . 10"
TEXT
A 238,21 A 136,5
,10
1260
1265
i27o A 136,16
1275
i28o
A 136,17
A 136,20
1274 Moh.
39
der jamer doh mih sere muot, alz der mit sorgen ist behuot. uf dem kiel von mir ain rede ergie von disen vier fürstin, nu vernement wie. dez toufez trost sih nit hie hal. diu künegin sprach zem emeral, do der kiel also eben gie: 'hettin wir den margraven hie, dez werdekait mih riuwet sere! ez ist den gotten nit ere, sol er so cranclich beiigen, sin got ist cranc, het er im verzigen helfe, sid er dur in strait, swaz er kumbers bi unz lait, den het ich im benomen gar. nu lit er dort helfe bar, daz ist mir lait uf die triuwe min, sid ich von im geshaiden bin. mohi ich, ich geb im gerne trost, daz er von banden würd erlost, wer troestet in, wer tuot im rat, sit er mih suz verlorn hat? ich kürzet im die stunde mit herzen und mit munde. nu muoz er verderben gar, sin got sin neme war. dez bit ich, ob ichz bitten sol. sin vancnizze tuot mir nit wol, won ich von im geshaiden bin'.
1285 'nu welle got', sprah fro Jelakin, 'daz diu untat an im iht geshehe! ich wünshe daz man in noh sehe ze velde gen der haiden shar, und sin ritterlichiu durfar i29o und sin manlich striten
1285 fro om.
/. 10"
40
ARABEL-BEARBEITUNG
A 136,22
,25
die haiden ze baiden siten uf die erde velle tot, und er von in kom ane not: daz gelükke ich im senden wiP. 1295 Arabel sprah 'du wünshest im ze vil. ist dir it liebez von im geshehen?' 'nain frouwe, won daz ih hoere jehen daz so vil prisez an im blüejet?' fro Persit sprach 'ez wirt noh gerraüejet noo von im noh der, der ungeborn ist, swie er an gelege den list:
A 136,29
d a z sah ich an d e n g e b e r d e n sin.
1305
A 136,30 ,31 137,1
1310
A 137,4 i3i5
A 137,5 i32o
A 137,11 1325
1299 gewiet.
im wünshet daz herze min, daz er sih also gereche an den haiden, daz man spreche sin ere über alliu lant von siner ellenthofter hant'. Eiegunde sprach 'ob ih nu sol im wünshen, daz kan ich wol. ich wil im wiplich wünshe tuon: zagelicher tete suon gewinne er mit den haiden niemer! in ritterz sige si er iemer, sin lop swebe den lüften obe! mit ganzem herzen ich in lobe, won er lop erworben hat, der welte priz: diu geb im rat, dar inne in diu selde halte'. do sprah fro Dunalte: 'nu waz het er mir getan, liez ich den werden wunshez an? nah muot ich im wünshen wil. were daz dur minne manhait zil wer uf daz hoeste lop gestozen, daz lop welt ich im genozen.
1323 d s .
f. ir
TEXT
41
kund ich wol, ich lopt in baz. sin herze trait der haiden haz, A 137,13
sit er shiet von shunpheratiure. sinen vinden ie daz siure, 1330 minen friunden ie daz süeze, damit ich den gevangen grüeze'.
A 137,17
dez antwurt do der eweral mit grozem zorne sunder twal, er waz gehaisen Mamurtanit: 1335 'ir frouwen tuont nah wibez sit:
A 137,18
der margrave iu gevellet wol. und soltint ir ritterlichen dol under heim und under shilte liden, so möhteni ir gerne vermiden A 137,23
1340 disen wunsh, den ir hant getan; und soltint ir ze kanphe gChr 514f. und W89,29 > Chr 610f. vorgenommen worden. Für die Konstituierung des Chronik-Textes aus acht Neuntel 'Willehalm'-Exzerpten und einem Neuntel Bearbeitung ist von Bedeutung, daß die große Lücke in M2 (Chr 545—584) durch M3 größtenteils (Chr 545 — 572) gefüllt wird. M4 [NGV 67] Berlin, Staatsbibliothek, ms. germ. fol. 923 Nr. 46. Pergament, zwei zusammengehörige Längsstreifen eines Blattes, die, aneinander gelegt, auf der recto-Seite die rechte, auf der verso-Seite die linke Spalte einer vermutlich zweispaltigen Handschrift ergeben. Zwischen den beiden Textstücken sind ein paar Verse durch Beschneiden unten und/ oder oben verlorengegangen. Auf der recto-Seite fehlen fast alle Versanfänge, auf der verso-Seite teilweise die Versschlüsse. Der zusammengesetzte Streifen mißt ca. 175 X 84 mm; der in der Höhe gleiche Schriftraum umfaßt jetzt 43 Schriftzeilen: ursprünglich dürften es etwa 48 gewesen sein. Es ist nur noch eine vierzeilige Lombarde vorhanden. Die ungeraden Reimpaarzeilen sind ausgerückt, mit gestrichelter Majuskel beginnend. Gotische Buchschrift 14. Jh.s ( S C H E E L 1 8 , D E G E R I N G ) .
18
WILLY SCHEEL, Die Berliner Weinhold,
Leipzig 1896, S.
Sammelmappe 31-90.
deutscher
Fragmente,
in: Festgabe
an Karl
XXII
WILLEHALM-CHRONIK
W 360,20.21 5 Zusatzverse W 360,29.30 1 Zusatzvers W 361,2.3 8 Zusatzverse W 361,21 2 Zusatzverse W 361,27-30 362,1-4 362,7-14 2 Zusatzverse W 362,21.22 Daß auch M4 nicht, wie von DEGERING (1130) angenommen, ein echtes 'Willehalm'-Fragment, sondern ein 'Weltchronik'-Fragment ist, hat schon sein Entdecker G . L E U E bemerkt. Der Text weist die gleiche Mischung von exzerpierten, veränderten, ausgelassenen und hinzugefügten Versen auf wie Mi, Mi und M3, die jedoch das hier überlieferte Exzerpt nicht enthalten. Inhalt:
recto
W 357,29-30 358,1-5 1 Zusatzvers W 358,7-22 358,24.23.25 358,26-30 360,1-11
verso
III Ob alle vier Textzeugen der von oder bei Heinrich von München aus Wolfram-Exzerpten und Zusätzen montierten Willehalm-Chronik von einer einzigen einmaligen Bearbeitung *M herrühren, wie in der AkademieAbhandlung (S. 12) erwogen und für möglich gehalten, ist wegen der Existenz von M4 zweifelhaft. Dieser ebenfalls chronikartig redigierte Textausschnitt müßte dann in Mi ausgelassen sein. Das ist keine unmögliche Hypothese. Mj hat, weil M3 nicht so weit reicht und M2 ihr zum Verwechseln ähnlich ist, für diese Partie nur eine Stimme, und der in dieser Redaktion von 'Willehalm'-Buch zu 'Willehalm'-Buch abnehmende Umfang der Exzerpte verrät eine bestimmte Tendenz, die sich auch erst nachträglich gegenüber *M durchgesetzt haben könnte. Was M4 an Inhaltlichem hinzubringt, Terramers Aufbruch in die Schlacht mit der Hauptmacht am Schluß des VII. 'Willehalm'-Buches, mochte einem Chronisten wichtig genug sein, um beibehalten zu werden. In Mt jedoch scheint das Hauptinteresse schon in der zweiten 'Willehalm '-Hälfte vornehmlich Rennewart zu gelten. Anders als in der Akademie-Abhandlung neige ich jetzt zu der Annahme,
EINLEITUNG
XXIII
daß auch Wolframs 'Willehalm' nicht bloß einmal für die 'Weltchronik' Heinrichs von München exzerpiert worden ist, daß dies prinzipiell auch mehrmals geschehen sein kann, wie es GÄRTNER an der Überlieferung von Bruder Philipps 'Marienleben' nachgewiesen hat. Der je nach Interesse und Vermögen des Bestellers wechselnde Umfang der bekannten Rezensionen des Mammutwerkes erforderte austauschbare Mosaiksteine. Solange nicht neue Textzeugen zu der von Mt vertretenen Bearbeitung oder zu der für M4 zu vermutenden hinzutreten, muß die Frage offen bleiben. Angesichts der dürftigen Reste von M4 ist einstweilen nur auf der Grundlage von M, eine Vorstellung davon zu gewinnen, was Heinrich von München und die Seinen an Wolframs 'Willehalm' für eine Weltchronik brauchbar fanden. Das wechselseitige Verhältnis der beiden vollständigen Handschriften Mt und M2 ist in der Akademie-Abhandlung dahingehend bestimmt worden, daß die Wolfram-Exzerpte des Berliner, ehemals Arolser Codex in dringendem Verdacht stehen, aus dem Wolfenbütteler abgeschrieben zu sein. Dafür sprechen die folgenden Gründe: 1. Die Abschnittsgliederung durch Lombarden stimmt, bis auf eine in M2 übergangene (Chr 473), überein. 2. Beide Handschriften weisen gemeinsame Lücken auf. Die nach Chr 1165 ist übereinstimmend durch eine Leerzeile markiert: unter metrischem Aspekt fehlt der Reimpartner zu Chr 1165, unter syntaktischem der Vordersatz zu dem vom Bearbeiter hinzugefügten Vers Chr 1166. Auch der Vers Chr 531 vnd darzuo hordez vngezalt = W 79,11 hängt in der Luft; er ist ohne das bei Wolfram vorausgehende Reimpaar: W 79,9 er bot ze geben Sicherheit, der e genendeclichen streit unverständlich. Dies kann in !>M noch nicht gefehlt haben und nicht zweimal unabhängig voneinander ausgelassen worden sein. 3. Den 54 Minusversen in M2 (Chr 399-402. 545 -584. 1947. 2508-2511. 2621. 2682f. 2688f.) steht ein einziger Plusvers (Chr 2213) gegenüber. Die sechs in M2 versehentlich wiederholten Verse: Chr 1134—1137 und 1916f. bringen nichts hinzu und gehen ebenso zu Lasten des Abschreibers wie die eigenmächtige Vertauschung von Chr 2120 und 2121. 4. Die beiden ersten umfänglichen Auslassungen in M2 erklären sich durch Augensprünge zwischen den Reimwörtern, zu denen die Vorlage, wenn nicht Veranlassung, so doch Gelegenheit geboten haben muß. Das war in Mt sowohl innerhalb der Spalte 237'" von Chr 398 sach zu Chr 402 sach
XXIV
WILLEHALM-CHRONIK
wie von Chr 543f. not: tot in Spalte 237va zu Chr 583f. not: tot in der benachbarten Spalte 237vh der Fall, sofern der Schreiber unaufmerksam war. Auch bei dem Verlust der Vierergruppe Chr 2508—2511 in M2 ist Augensprung im Spiel, diesmal von verseinleitendem Da (Chr 2508) zu an gleicher Stelle stehendem Da (Chr 2512) in Spalte 244va von M,. Die fehlenden Einzelverse Chr 1947 und Chr 2621, die das jeweilige Reimpaar zerstören, sind reine Flüchtigkeitsfehler von M2 wie das eine ausgelassene Reimpaar Chr 2688f. ebenfalls, weil der folgende Relativsatz nun in der Luft hängt. Das andere in Verlust geratene Reimpaar Chr 2682f. könnte mit Vorsatz gestrichen sein, weil es inhaltlich nur kurz zuvor (Chr 2678f.) Gesagtes wiederholt. 5. Die Eigenleistung von M2, der Vers Chr 2213, vervollständigt ein defektes Reimpaar und wird durch die Leerzeile, die für ihn in Mt gelassen war, hervorgerufen worden sein. 6. In dieselbe Richtung weisen die in M2 begegnenden dilettantischen Besserungen an im Zuge der Bearbeitung — durch Auslassung oder Zusammenrückung von 'Willehalm'-Versen oder durch ungeschickte Ergänzung und Zudichtung — entstandenen reimlosen Paaren in Mj. Soweit sie dort nur beibehalten sind, hätte die beabsichtigte Glättung auch an einem anderen Abkömmling von *'M oder an dieser selbst vorgenommen sein können. Das mag gelten für Chr 627f. genomen: geuangen > genomen: genomen M2; oder Chr 1844f. chomen:vernemen Mj >chomen:vernomen M2 (hier gegen die Grammatik); oder für die um des mangelnden Reimes auf trost (Chr 1886 = W 219,9) willen unternommene Umgestaltung des Verses Chr 1887 (= W 219,18) Sol Jesus von Nazaret M,> Schol ich Jesus von Nazareth chost M2, was im beibehaltenen Kontext keinen Sinn gibt. Dagegen liegt in Chr 523f. knie ¡verloren statt W 79,1 f . sporn ¡verlorn sehr wahrscheinlich ein Fehler in Mt vor: das falsche Reimwort ist aus Chr 521 bezogen. Der billige Ersatzreim chnie: verloren hie in M2 setzt den Zustand in M, voraus. In dem von Wolfram stammenden Reimpaar: Chr 855 snellickleich ward er W 103,27 snellich er wart gewapent gewappent dar drin, mit alle der zimert sein mit al der zimierde sin hat der Schreiber von Mt in v. 855 versehentlich das Reimwort von Chr 854 wiederholt und durch die so verursachte Reimlosigkeit den Ab-
EINLEITUNG
XXV
Schreiber von M2 veranlaßt, im folgenden v. 856 sein durch par zu ersetzen. Ebenso ist in Chr 1434f. der Reim saz dar: war in M2 durch die falsche Versabteilung von Chr 1435f. war / Daz in Mt ausgelöst worden. Das in Mi verderbte Reimpaar: Chr 1204 hat al den Frantzoischs W 129,23 hat al den Franzeysen gefrumpt mit seinem reis gevrumt mit sinen reisen ist so "*M nicht zuzutrauen, der Reim muß Frantzoiseis: reis gelautet haben. Und dann wäre keine Veranlassung für die Schlimmbesserung frantzoysisch weys:reys in M2 gewesen: sie ist die Folge des Fehlers in Mt. Als beweisend erachte ich weiterhin die handschriftliche Wiedergabe des vom Bearbeiter stammenden Reimpaars Chr 2704f. in Mi Gerhart vnd Witschart vnd Hunes die acht wurden ledig an der vart in M2 Gerhart vnd Witschart der Hünes der acht wart wurden ledig an der vart Es handelt sich um die Szene, wie Rennewart die in der ersten AlischanzSchlacht gefangenen acht Grafen aus ihrem Schiffsgefängnis befreit. Wolfram hatte zunächst (W 415,27—29) nur fünf von ihnen namentlich aufgezählt, wenig später (W 416,9—12) jedoch alle acht. Der Bearbeiter hat die erste unvollständige Liste aus der zweiten ergänzt und die drei fehlenden Namen zwischen W 415,28 und 415,29 eingeschoben, so daß mit den, nachklappend, Chr 2706 (= W 415,29) genannten Hunas vnd Sampson, die wegen des Reimes auf Ion (Chr 2707 = W 415,30) nicht zu verrücken waren, die Achtzahl komplett wird. Der Schreiber von Mi hat irrtümlich die erste Hälfte von v. 2705 zu v. 2704 gezogen und so den Reim zerstört, mindestens undeutlich gemacht. Der Abschreiber von M2 hat ihn jedenfalls vermißt und auf seine unbekümmerte Weise ergänzt. Syntaktisch wäre Der Hünes der acht wart als Parenthese zur Not akzeptabel, erklärbar aber nur durch die scheinbare Reimlosigkeit in M¡. 7. Mi und M2 weisen signifikante Fehler auf, wie sie nicht zweimal unabhängig voneinander gemacht werden. Der Bearbeitung ''M wird man sie fernhalten müssen, weil sie den Sinn stören, öfter zerstören. M2 kann seiner Lücken wegen nicht der gebende Teil gewesen sein, so daß sie am ehesten in M, entstanden und von dort nach M2 gelangt sein dürften. Die in der Akademie-Abhandlung zusammengestellte Liste gemeinsamer, mutmaßlich fehlerhafter Abweichungen von Wolframs Text
XXVI
WILLEHALM-CHRONIK
bedarf der Einschränkung. Nicht jeder Einzelfall ist beweiskräftig, weil bei einer Bearbeitung immer mit beabsichtigten Änderungen — vereinfachenden, trivialisierenden, auch selbständig neuernden — gerechnet werden muß und die Grenze zwischen falsch und möglicherweise richtig fließend ist. Wenn man als korrekt gelten läßt, was syntaktisch angängig wäre und dem Kontext nicht geradezu widerspricht, möchten z. B. die folgenden korrespondierenden Verse: Chr 128 ~ W 27,10; Chr 944 ~ W 110,20; Chr 1624 ~ W 193,13; und Chr 2245 ~ W 289,4 als schon vom Chronisten verändert durchgehen. Chr 351 Tracht zu trecken ist als Ersatz für W 49,29 Stracte zu strecken nicht auszuschließen. Chr 528 diken senkel ist zwar ein grobes Mißverständnis von W 79,6 diechschenkel, aber kein ganz unsinniges. Falls Chr 776 ein wag langer regen als 'lange strömend' für W 99,2 wochen langer übersetzt werden dürfte, brauchte auch das nicht korrekturbedürftig zu sein. Chr 1071 Daz Arnoltz satel vast lag statt W 118,9 Ernaides satel wüeste lac läßt waste für *M erschließen. Vielleicht ist noch mehr dieser Art in Abzug zu bringen. Der ursprüngliche Zustand und die Qualität von *Af ist leider nur für die kurze durch M, und M3 überlieferte Strecke einigermaßen kalkulierbar. Wo immer der Text in Mt aus sich verstehbar erschien, habe ich ihn beibehalten und bloß offensichtlich Entstelltes und Sinnloses in den Apparat verbannt. Auch nach dieser Verminderung bleiben genügend beweisende Fehler, die ich nach Mi zitiere und dem kritischen 'Willehalm'-Text gegenüberstelle: Chr 176 fliehen < W 35,28 vliegen; - Chr 182 kunnes < W 36,10 küneges; - Chr 183 auch den Pungeis < W36,11 uf den puneiz; —Chr 187 den Naroweis < W 36,15 die Araboyse; - Chr 212 Er < W 37,4 Es; - Chr 234 vnuerwendet < W 37,26 unverendet; - Chr 246 Die manigen wol hertzen < W 10,20 Diu mac vür war wol heizen; — Chr 286 Chubyun < W 46,20 Rubiun; - Chr 308 fürsten < W 47,14 vüeren; - Chr 363 Mantschoy der kün < W 50,11 Munschoy der krie; - Chr 365 veriehen < W 50,13 vierzehen; - Chr 411 An frivd vnd er daz ain < W 60,23 Ane vreude erzenie; - Chr 413 gern der trew < W 60,25 gein der ruowe; - Chr 469 enpfulch < W 66,29 envlühe; - Chr. 523 knie