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German Pages 214 [216] Year 1999
Monika Doherty (Hg.) Sprachspezifische Aspekte der Informationsverteilung
studia grammatica Herausgegeben von Manfred Bierwisch unter Mitwirkung von Hubert Haider, Stuttgart Paul Kiparsky, Stanford Angelika Kratzer, Amherst Jürgen Kunze, Berlin David Pesetsky, Cambridge (Massachusetts) Dieter Wunderlich, Düsseldorf
studia grammatica 47
ika Doherty (Hg.)
Sprachspezifische Aspekte der Informationsverteilung
Akademie Verlag
Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Sprachspezifische Aspekte der Informationsverteilung / hrsg. von Monika Doherty. - Berlin : Akad. Verl., 1999 (Studia grammatica ; 47) ISBN 3 - 0 5 - 0 0 3 5 0 2 - 1
ISSN 0081-6469 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 1999 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der R. Oldenbourg-Gruppe. Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form - by photoprinting, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publishers. Druck und Bindung: GAM Media GmbH, Berlin Printed in the Federal Republic of Germany
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Werner Frey & Karin Pittner Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich Ilse Zimmermann Die Integration topikalischer DPs in die syntaktische und semantische Struktur von Sätzen Gerhild Zybatow Informationsstruktur im Russischen Bergljot Behrens A dynamic semantic approach to translation assessment Monika Doherty Position and explicitness - language specific conditions for the use of adverbial clauses in translations between German and English Cordula Martin Adverbialsatz oder Präpositionalphrase? - Zwei Fallanalysen als Beitrag zu einer Übersetzungsstilistik Russisch - Deutsch Cathrine Fabricius-Hansen Information packaging and translation: Aspects of translational sentence splitting (German - English/Norwegian)
Vorwort
Daß dieselbe Information innerhalb verschiedensprachiger Verbalisierungen an unterschiedlichen Stellen in unterschiedlichen Formen auftreten kann, ist eine Binsenweisheit; welchen Bedingungen diese unterschiedliche Informationsverteilung unterliegt, ist jedoch eine Fragestellung, zu der es bisher selbst in der einschlägigen Fachliteratur nur zum Teil genauere Vorstellungen gibt. Die Lückenhaftigkeit der Annahmen macht sich besonders gravierend in der Wissenschaft vom Übersetzen bemerkbar, in der es aus linguistischer Sicht primär um die Sprachspezifik von Informationsverteilung geht. Der vorliegende Band ist ein Versuch der Herausgeberin, entsprechende übersetzungswissenschaftliche Fragestellungen und einschlägige linguistische Annahmen zusammenzubringen und für die Interessierten beider Disziplinen wechselweise transparent zu machen. Die Frage, was genauere Vorstellungen sind, hängt von dem theoretischen Bezugsrahmen ab, in dem sie gestellt wird, und da die Theorien zu Sprache und Sprachverwendung weit divergieren können, ist das, was schon an genaueren Vorstellungen zu verschiedenen Teilbereichen existiert, nicht immer ohne weiteres aufeinander beziehbar. Überdies ist die mögliche Komplexität versprachlichter Information so außerordentlich hoch, daß ein Vergleich sprachspezifischer Bedingungen für Informationsverteilung die verschiedensten Eigenschaften von Wörtern, Phrasen, Teilsätzen, Sätzen, Satzfolgen, ja Makrostrukturen ganzer Texte betreffen kann und damit letztendlich in eine unbegrenzte Zahl von Problemstellungen fuhrt, die in der Forschung nicht selten zu einer beliebigen Anhäufung von Beobachtungen und Annahmen verleiten. Man kann diesen Gefahren auf zweierlei Weise begegnen, indem man einerseits den Gegenstandsbereich einschränkt und die Sprachspezifik der Informationsverteilung an einer enger umschriebenen Klasse von Fällen studiert und andererseits seine Annahmen in einem theoretischen Bezugsrahmen formuliert, in dem sie sich mit anderen Beobachtungen zur Informationsverteilung zu einem Gesamtbild ergänzen lassen. Beides gehört zur Strategie des vorliegenden Bands: die ausgewählten Arbeiten tragen zur Kohärenz des Ganzen durch miteinander weitgehend verträgliche theoretische Positionen bei. Auch wenn sich ihr Anspruch auf verbindliche Darstellung - vom akribisch semantisch-syntaktischen Format bis zum grob sikizzierten grammatisch-pragmatischen Entwurf - unterschiedlich präsentiert, handelt es sich im wesentlichen nur um verschiedene Grade von Auflösungsschärfe von in einander überfuhrbaren, oder zumindest einander ergänzenden theoretischen Ansätzen. Die unterschiedliche Tiefenschärfe ergibt sich zum Teil aus dem jeweils gewählten Teilausschnitt der sprachspezifischen Informationsverteilung. Eine kompositionelle Mo-
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Vorwort
dellierung des Bedeutungsbeitrags der Topik-Kommentargliederung erfordert zwangsläufig einen höchsten Grad an Auflösung, während sich die Gründe für sprachspezifische Präferenzen bei Übersetzungen von Adverbialsätzen im Rahmen eines Aufsatzes nur kursorisch behandeln lassen. Dennoch erfolgt die Wahl eines Teilausschnitts nicht von ungefähr und der mit dem Ausschnitt gewählte Grad an theoretischer Stringenz richtet sich nicht zuletzt an den Erwartungen der prospektiven Leser aus, die sich für den jeweiligen Ausschnitt interessieren. Das Markenzeichen Studia Grammatica dürfte den drei rein linguistischen Aufsätzen (Frey/Pittner, Zimmermann und Zybatow) entsprechend interessierte Leser sichern. Demgegenüber können die vier anderen auf Übersetzungsdaten zu Englisch, Russisch, Norwegisch und Deutsch bezogenen Aufsätze in einer grammatisch basierten Buchreihe nicht automatisch mit interessierten Lesern rechnen. Übersetzungsprobleme haben in der Linguistik bisher keinen Markt. Auch wenn Linguistik ohne Interlinearübersetzungen und erläuternde Übersetzungen undenkbar ist, sind die Spezifika von Übersetzungen per se bisher kaum ein linguistisches Thema. Dies dürfte nicht nur der Komplexität des Gegenstands, sondern auch der scheinbaren Beliebigkeit in der Beurteilung von Übersetzungsdaten geschuldet sein. Daß beides kein Hindernis für eine linguistisch fruchtbare Behandlung von Übersetzungen zu sein braucht, sollten die entsprechenden Beiträge in diesem Heft (Fabricius-Hansen, Behrens, Doherty und Martin) deutlich machen. Der Vergleich zwischen Original und Übersetzung erlaubt, ja erfordert es, weithin divergierende sprachliche Strukturen aufeinander zu beziehen. Versprachlichung von Informationen, von denen vom Original her gesehen oft „kein Stein mehr auf dem anderen bleibt": Wortformen, Wortarten, grammatische Funktionen, Satzverknüpfungen, Satzgrenzen, alles was für die Paraphrasenbildung zu einer Information in Betracht zu ziehen ist, kann für den Vergleich von Original und Übersetzung wichtig werden. Gerade in der Übersetzung manifestiert sich die Sprachspezifik von Informationsverteilung am anschaulichsten und ergibt Fragestellungen und Generalisierungen, die sich aus dem abstrakten, sprachsystematischen Vergleich so kaum gewinnen lassen. Dessen ungeachtet sind die Beobachtungsdaten aus dem Übersetzen ohne eine Bezugnahme auf die allgemeinen und einzelsprachspezifischen Annahmen aus der Linguistik nicht interpretierbar. Erst im Verhältnis zu den einschlägigen Fragestellungen aus Syntax und Semantik lassen sich die sprachspezifischen Unterschiede in der Verteilung von Information, wie sie aus den Unterschieden zwischen Original und Übersetzung abzulesen sind, von ihrer scheinbaren Beliebigkeit befreien und Annahmen, die sie generalisieren und erklären sollen, den jeweiligen theorieimmanenten Kriterien für Relevanz, Plausibilität und Konsistenz unterwerfen. Aus linguistischer Sicht ist die Sprachspezifik von Informationsverteilung an den syntaktischen und semantischen Eigenschaften von Sätzen im Kontext, im diskursiven Zusammenhang, festzumachen. Der Spielraum für die Verteilung von Information wird dabei zunächst von den grammatischen Eigenschaften der lexikalischen Elemente bestimmt, die zur Versprachlichung der Information gewählt werden. Hierbei handelt es sich vor allem um jene Struktureigenschaften der Wörter, die über Art und Zahl möglicher Ergänzungen entscheiden. Die kombinatorischen Eigenschaften von Verben sind dabei nur einer, wenn auch sicher der prononcierteste Bereich grammatisch determinierter Informationsverteilung. Zu den heute weithin akzeptierten linguistischen Grundannahmen
Vorwort
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gehört die Vorstellung, daß die grundsätzlich periphere Position des verbalen Kopfes gegenüber seinen Ergänzungen sprachlich parametrisiert ist, das heißt, daß Prädikatsverbände alternativ links- und rechtsköpfig sind, und daß diese alternative Linearisierung, ob sie nun kategorienübergreifend ist oder nicht, einen grammatischen Parameter der Gerichtetheit, Direktionalität, ergibt, der für die Frage der Informationsverteilung von essentieller Bedeutung ist. Über die freien Ergänzungen, Attribute und Adverbiale, deren strukturelle Position in der Bedeutung lexikalischer Köpfe nicht vorgezeichnet ist, sind die linguistischen Vorstellungen dagegen bisher vergleichsweise unscharf und lückenhaft. Gerade diese die Information modifizierenden Ergänzungen lassen jedoch die sprachspezifischen Unterschiede in der Informationsverteilung am deutlichsten werden. Mit Ausnahme der beiden Beiträge zur Topikposition (Zimmermann, Zybatow) widmen sich deshalb wohl nicht zufällig alle Aufsätze des Sammelbandes vor allem der Frage von Modifikatoren. Frey/Pittner weisen in ihrem Beitrag zu deutschen und englischen Adverbialpositionen überzeugend nach, daß die Annahme von grammatisch vorbestimmten Grundpositionen nicht nur für die festen Ergänzungen von Verben, für Argumentpositionen gilt, sondern auch für die verschiedenen Klassen von freien Ergänzungen der Verben. Auf der Basis von Tests zur Informationsstrukturierung (bezogen auf Fokusposition, komplexes Vorfeld, Thema/Rhema), zu Fragen des Skopus und zu bestimmten Bindungseffekten unterscheiden sie fünf Adverbialklassen bezüglich ihrer Grundposition im deutschen Mittelfeld und weisen für die englische Abfolge von Adverbialen eine spiegelbildliche Abfolge nach, für deren theoretisch konsistente Erfassung sie abschließend verschiedene Wege skizzieren. Wie immer die Wahl zwischen den grammatiktheoretisch motivierten Darstellungsalternativen entschieden wird, die akribische Überprüfung von grammatischen Fakten, wie sie Frey/Pittner für die Bestimmung der Grundpositionen von Adverbialen demonstrieren, ist für die Untersuchung der Sprachspezifik von Informationsverteilung maßstabsetzend und in allen weiteren diskursanalytischen Betrachtungen zu berücksichtigen. Vergleichbar grundlegend, wenn auch am anderen Ende der theoretischen Erfassung versprachlichter Information angesiedelt, ist der Beitrag von Ilse Zimmermann über die Integration des Topiks in die semantische Struktur eines Satzes. In einem klar umrissenen minimalistischen Modell der Laut-Bedeutungszuordnung wird die Interpretation von topikalisierten nominalen Wortgruppen, DPs, auf der Grundlage ihrer syntaktischen und informationellen Merkmale vorgeführt. Ausgangspunkt ist die aus der Basisstruktur bedingte Abfolge von Argument- und Modifikatorausdrücken, die im Normalfall, bedingt durch das Prinzip der Parallelverschiebung, auch in abgeleiteten Strukturen beibehalten wird. Soweit topikalische Elemente und gegebene Information grammatisch zunächst in der durch den Satzakzent charakterisierten Domäne lokalisiert sind, müssen sie sich aus dieser Fokusdomäne in die Topikposition, links von Satzadverbialen, bewegen. Dabei ist grundsätzlich zu klären, wann sich diese Umstellung in der semantischen Interpretation des Satzes bemerkbar macht. Zimmermann unterscheidet hier zwischen einer semantisch sichtbaren und einer semantisch unsichtbaren Position und berechnet die Bedeutung der sichtbaren Topik-Kommentargliederung parallel zur Argument-Prädikatsgliederung des Satzes. Da die Demonstration der semantischen Komposition am Russischen erfolgt, wird
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Vorwort
überdies bei der Bedeutungskomposition für nominale Ausdrücke die Problematik einer artikellosen Sprache berücksichtigt. Die zur Interpretation benötigten semantischen Typen werden durch Templates mithilfe von Lambdaabstraktionen ineinander überfuhrt: Argumente in Prädikate, Prädikate in Modifikatoren. Auch für die Interpretation des Topik wird ein entsprechendes Template vorgeschlagen. Die schrittweise Ableitung der semantischen Form wird schließlich an einer einfachen Subjektphrase beziehungsweise einer Präpositionalphrase im Topik eines daß-Satzes sowie an einer prädikativen DP im Nominativ oder Instrumental an der Satzspitze eines Hauptsatzes exemplifiziert. Wie immer die Rezeption der einzelnen Vorschläge in der semantiktheoretischen Fachwelt ausfallen wird, der Beitrag zeigt nachdrücklich, woran sich die Konsistenz von Annahmen zur informationsstrukturellen Gliederung von Satzbedeutung letztendlich messen muß. Die enorme Variabilität der russischen Wortstellungsmöglichkeiten stellt Übersetzer und Sprachwissenschaftler gleichermaßen vor schwer lösbare Probleme. Gerhild Zybatow bietet in ihrem Beitrag zur Informationsstruktur im Russischen eine systematische Übersicht über russische Fokus- und Topikklassen, wie sie aus der grammatisch freien Zuordnung von Fokus- und Topikmerkmalen resultieren. Je nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse sind über Positionen und Interpretationen von Topik und Fokus verschiedene Generalisierungen nötig. So gilt die rechtsperiphere Position im wesentlichen nur für den „natürlichen" Fokus, nicht für den Kontrastfokus oder den Verumfokus, die beide phonologisch und strukturell andere Eigenschaften aufweisen. Bis zu einem gewissen Grad korrelieren die unterschiedlichen Fokusklassen mit unterschiedlichen Topikklassen, etwa wenn abstraktes Topik mit Fokus am Satzanfang in thetischen Sätzen mit ungegliederten Informationsstrukturen, das heißt mit maximaler Fokusprojektion bzw. maximalem Kommentar einhergeht, oder wenn abstraktes Topik bei verbinitialen Sätzen mit oder ohne „Kulissenadverbialen" mit maximalem Fokus in thetischen Sätzen oder eingeschränktem Fokus in kategorischen Sätzen kombiniert ist. Dabei bestimmt das Zusammenspiel von Position und Fokusprojektion nicht nur die russische Informationsstruktur. Es ist zugleich die Basis für die Rekonstruktion der Definitheit oder Indefinitheit nominaler Konstituenten in einer artikellosen Sprache. Das Wissen um die verschiedenen Topik-Fokuskonstellationen ist besonders da gefragt, wo falsche Generalisierungen Interpretationsfehler zeitigen. Die Übersetzungsbeispiele im Anhang des Zybatow-Beitrags zeigen, in welche Richtung ein systematischer Vergleich der russischen und deutschen Bedingungen für Position und Determiniertheit auf der Basis von informationsstrukturellen Merkmalen durchzuführen wäre. Semantische Unterspezifiziertheit des anderssprachigen Originals gehört zusammen mit den lexikalisch und strukturell bedingten false friends zu jenem Problembereich des Übersetzens, für den Lösungen nicht prinzipiell ausgeschlossen sind. Zumindest auf der Ebene von semantisch repräsentierbaren Inhalten von Diskursen läßt sich überpüfen, ob eine gewählte Übersetzungsversion mit dem Original äquivalent ist oder nicht. Wie man sich die Überprüfung der Äquivalenz semantischer Inhalte von Original und Übersetzung im Kontext vorstellen kann, zeigt Bergljot Behrens in ihrer Arbeit zur Übersetzung von partizipialen zwg-Adjunkten aus dem Englischen ins Norwegische. Sie nutzt dazu das im diskursrepräsentationstheoretischen (DRT-) Rahmen entwickelte Modell für die Explizierung kontextuell bestimmter Bedeutung und dabei insbesondere das Konzept von Ereig-
Vorwort
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nisreferenten und ihre semantischen Relationen zueinander (Elaboration, Kausation, Gleichzeitigkeit, Fortsetzung usw.) Während diese Relationen in etwa von der expliziten Oberflächenstruktur der norwegischen Sätze, insbesondere von ihren Konnektoren, abgelesen werden können, erfordert die Interpretation der partizipialen /«g-Adjunkte im Englischen eine tiefergehende semantische Analyse der lexikalischen Bedeutung, eine Zerlegung von Ereignisstrukuren in präsupponierte und assertierte Teile, von denen erstere unter bestimmten Bedingungen zu entsprechenden Ereignisreferenten aus dem Kontext in Beziehung zu setzen sind. Zu diesen Bedingungen gehören nicht nur semantisch-syntaktische, wie zum Beispiel referentielle Identität von Objekten im Adjunkt und im Matrixsatz, sondern auch die Nutzung von Weltwissen. Äquivalenz könnte theoretisch auch für beliebig weit entfernte, aber doch noch durch derlei Akkommodation verbindbare Übersetzungen behauptet werden. Behrens verweist deshalb auf das Prinzip der Ereignisminimierung, dessen Wirkungsweise im Zusammenhang mit der Übersetzungsproblematik allerdings im Detail erst noch zu klären ist. Hier deutet sich jedoch bereits jene unumgängliche psycholinguistische Erweiterung des theoretischen Bezugsrahmens an, die in den verbliebenen Beiträgen ausdrücklich thematisiert wird. Wenn implizite Informationen des Originals in der anderen Sprache expliziert werden, so bestehen in der Regel mehrere Möglichkeiten, die zu semantisch äquivalenten Versionen führen, aber noch lange nicht zu gleich guten Übersetzungen. Um nun zu erklären, warum aus einer Menge von äquivalenten Möglichkeiten, bestimmte Varianten bevorzugt werden, oder gar vorherzusagen, unter welchen Bedingungen welche Varianten bevorzugt werden, genügt selbst der dynamisch-semantische Vergleich der Inhalte von Original und Übersetzimg im diskursiven Zusammenhang nicht. Die Berechnung der informationsstrukturell gegliederten Inhalte aus der syntaktisch-lexikalischen Oberflächenstruktur ergibt auch unter Hinzuziehung des nötigen Weltwissens noch keine Erklärung für die konkrete Wahl zwischen alternativen sprachlichen Mitteln, sei es nun im Original oder in der Übersetzung. So ist zum Beispiel die im Norwegischen benutzte Explizierung der englischen Partizipialadjunkte schließlich immer nur eine von verschiedenen Möglichkeiten von Phrasen, Teilsätzen, Sätzen oder Satzfolgen, die in der Übersetzung ebenso wie im Original für die Versprachlichung einer Information zur Verfügung stehen, auch wenn die Menge der alternativen Strukturen in beiden Sprachen ziemlich unterschiedlich ausfallen mag. Selbst dichterische Freiheiten sind nur auf dem Hintergrund kontrollierter Sprachverwendung möglich. In allen diesen Fällen werden ganz offensichtlich über die grammatisch regulierte Laut-Bedeutungszuordnung hinaus Bedingungen für Sprachverwendung wirksam, die aus den allgemeinen Prinzipien kooperativen Handelns resultieren. Da die Optimierung von Informationsübermittlung gleichermaßen im Interesse der produktiven und perzeptiven Diskurspartner liegt, stellt insbesondere die Sprachspezifik von Verarbeitungsbedingungen einen wesentlichen Schlüssel zum Verständnis für einzelsprachspezifische Präferenzen in der Verteilung von Information dar. Es ist der Gesichtspunkt der Sprachverarbeitung, der Optimierung der sprachspezifischen Verarbeitungsbedingungen, der die Beiträge Doherty, Martin und Fabricius-Hansen vereint. Beschrieben wird, wie sprachliche Strukuren, die zu Verarbeitungsnachteilen führen, zugunsten von leichter zu verarbeitenden Strukturen aufgegeben werden, was sich auf dem Hintergrund unterschiedlicher Sprachsysteme in unterschiedlichen Präferenzen bemerkbar macht.
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Vorwort
Doherty und Martin diskutieren Übersetzungen von englischen und russischen Adverbialsätzen ins Deutsche. Beide Arbeiten sind aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt hervorgegangen, zu dessen Grundannahmen grammatisch basierte Fokus- und Topikinterpretationen gehören, wie sie in den Beiträgen von Zimmermann, Zybatow zum Ausdruck kommen. Um jedoch zu erklären, warum sich in den deutschen Übersetzungen unter Umständen Position u n d Explizitheitsgrad der Adverbiale ändern - Teilsätze können zu Phrasen werden und an ganz anderen Stellen in der syntaktischen Struktur erscheinen - werden die grammatischen Annahmen über Wortstellung im Deutschen, Englischen und Russischen um die psycholinguistischen Annahmen inkrementeller Sprachverarbeitung erweitert. Hierzu gehört inbesondere die modulare Vorstellung, daß der Zugriff zum kontextuell-pragmatischen Wissen der syntaktisch-strukturellen Analyse zeitlich nachgeordnet ist. Die Differenz wird sich auf jeden Fall immer dann nachteilig auswirken, wenn das Ergebnis der syntaktisch-strukturellen Analyse bei der nachfolgenden Einbettung in den Kontext korrigiert werden muß. Dies gilt insbesondere auch für die Fokusinterpretation in Original und Übersetzung. Da sich bei der Übertragimg von Originalstrukturen in eine andere Sprache gerade bei komplexeren Strukturen die grammatischen Grundlagen entscheidend verändern können, wird vorgeschlagen, das strukturell-grammatische Fokuskonzept der Sprachwissenschaft fìir die Wissenschaft vom Übersetzen um ein funktional-pragmatisches Konzept zu erweitern, das eine unabhängige Fokusbestimmung auf der Grundlage des Diskursverlaufs erlaubt. Während im Original der strukturelle und funktionale Fokus zusammenfallen und damit optimale Verarbeitungsbedingungen für die Identifizierung des Fokus gewährleistet sind, kommt es bei analogen Übersetzungen zu einer Differenz zwischen formalem und funktionalem Fokus, womit entsprechende Korrekturen notwendig werden. Es wird gezeigt, daß die unterschiedliche Topologie deutscher Satzstrukturen gegenüber den englischen und russischen Strukturen zur Optimierung der Verarbeitungsbedingungen in den Übersetzungen nicht nur entsprechende Umstellungen, sondern überdies für verschiedene Positionen verschiedene Explizitheitsgrade nahelegt. Zur satzinternen Informationsumverteilung gibt es schließlich auch noch Parallelen im Bereich von Satzfolgen, also Fälle, in denen die Information im Interesse besserer Verarbeitbarkeit über Satzgrenzen hinweg anders verteilt wird. Ein solcher Fall der satzgrenzenübergreifenden Informationsverteilung, die Aufteilung von Information aus einem Satz auf eine Satzfolge, ist das Thema des Beitrags von Fabricius-Hansen. Ausgehend von ökonomischen Prinzipien der inkrementellen Diskursorganisation zur Minimierung neuer Information im Satz (letztere wird im Rahmen der Diskursrepräsentations-Theorie differenziert in Referenten, Konditionen und den zu ihrer Identifizierung nötigen Akkommodationen), unterscheidet Fabricius-Hansen Formen der links- und rechtsgerichteten Satzextraktion (Satzspaltung), die relativ zur jeweiligen Kerninformation lokalisiert sind, und als strukturelle Explizierung der von Attributen oder vorangestellten Nebensätzen präsupponierten Information dienen, beziehungsweise als Elaboration oder Spezifizierung Information über Diskursreferenten auf mehrere Sätze verteilen. Der Verarbeitungsvorteil, der sich aus dieser verstärkten „Sententialisierung" für die informationelle Ökonomie des einzelnen Satzes ergibt, wird allerdings gelegentlich durch
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Vorwort
den Verlust der syntaktisch-diskursiven Hierarchie, der durch die Informationsverteilung vom Satz auf die Satzfolge eintritt, wieder eingeschränkt. Zu den Gründen fiir den unterschiedlichen Umgang mit den Ökonomieprinzipien der inkrementellen Diskursorganisation, wie er aus dem Vergleich zwischen einem deutschen Original und seinen englischen und norwegischen Übersetzungen hervorgeht, zählt Fabricius-Hansen neben unterschiedlichen Konventionen (zu denen insbesondere auch der Individualstil des deutschen Autors gehören dürfte) die spezifischen Bedingungen, die sich aus dem jeweiligen Sprachtyp für die Verarbeitung verschiedener Sprachstrukturen ergeben, und schließt damit an die Überlegungen in den beiden vorangegangenen Beiträgen an. Aus deren Sicht wäre hinzuzufügen, daß das Ökonomieprinzip der inkrementellen Diskursorganisation nicht nur eine Minimierung der referentiellen Information erfordert, sondern auch eine Optimierung der informationsstrukturellen Gliederung. Auch informationsstrukturelle false friends, wie sie sich aus der analogen Übertragung von Oberflächenstrukturen ergeben können, laufen dem Ökonomieprinzip zuwider. Selbst wenn letztenendes meist eine kontextuell angemessene Uminterpretation der Informationstruktur möglich ist, stellt die Reanalyse der strukturell suggerierten Informationsstruktur einen zusätzlichen, je nach Länge der betroffenen Struktur, mehr oder weniger aufwendigen Umformungsschritt dar. Was dies im einzelnen bedeutet (für die Errechnung der informationell gegliederten Satzbedeutung aus der lexikalisch-syntaktischen Oberflächenstruktur im Verhältnis zur grammatischen Basis der jeweiligen Sprache und zum jeweiligen lokalen und globalen Diskurswissen, das für die Spezifizierung der referentiellen Information und die Gewichtung der Informationselemente im Diskursverlauf heranzuziehen ist), exemplifizieren in ihrer Gesamtheit alle in diesen Band aufgenommenen Beiträge zur sprachspezifischen Informationsverteilung. Erste Fassungen der Beiträge waren im Februar 1998 auf einer von der DFG geförderten Tagung an der Humboldt-Universität vorgetragen worden waren. Für die inzwischen erfolgten Überarbeitungen gilt mein Dank Gutachtern und Autoren, für die akribische Herstellung der Druckvorlage ganz besonders meiner Projektmitarbeiterin, Birgit Ahlemeyer, und den studentischen Hilfskräften, Klaus Abels und John Bergeron.
Berlin, den 14. 2. 1999
Monika Doherty
Werner Frey & Karin Pittner, Stuttgart
Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
Der Ausgangspunkt ist die These, daß die verschiedenen Adverbialklassen im Deutschen unterschiedliche Basispositionen aufweisen und daß sich diese durch unterschiedliche strukturelle Anforderungen an die Klassen ergeben. Es soll gezeigt werden, daß sich die plausible Vermutung, daß die Adverbialklassen in Sprachen wie dem Deutschen und dem Englischen entsprechenden strukturellen Bedingungen unterliegen, bestätigt. Unterschiede im Verhalten der Adverbiale in den beiden Sprachen werden demnach nicht durch unterschiedliche Eigenschaften der Adverbiale erfaßt, sondern diese ergeben sich durch die unterschiedlichen Satzstrukturen und die unterschiedlichen Weisen der Argumentverwaltung. Dies wird illustriert anhand von Adverbialen der Art und Weise, Lokal- und Temporaladverbialen, Adverbialen der Subjekthaltung und Satzadverbialen.
1. Einleitung In Frey/Pittner (1998) haben wir einen Versuch unternommen, die Regularitäten der Stellung von Adverbialen im Mittelfeld des deutschen Satzes zu formulieren. Dabei war unser Ziel, die folgenden Annahmen zu untermauern: -
es läßt sich nachweisen, daß nicht nur den Komplementen des Verbs, sondern auch adverbialen Adjunkten eine Grundposition im Mittelfeld zukommt
-
die Grundpositionen von Adverbialen spiegeln ihre semantischen Beziehungen zum Restsatz wider wie die Verbargumente müssen Adverbiale nicht an ihrer Grundposition auftreten, sondern können gescrambelt werden
Um die Grundpositionen zu ermitteln, haben wir eine Reihe von Tests verwendet.' Aufgrund der Anwendung dieser Tests sind wir zu dem Ergebnis gelangt, daß die adverbialen Adjunkte in 5 syntaktisch relevante Klassen fallen, nämlich Frame- und Bereichsadver-
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Diese Tests sind (a) Fokusprojektionstest, (b) Thema-Rhema-Bedingung von Lenerz (1977), (c) Skopustest (nach Frey 1993), (d) Komplexes Vorfeld, (e) Stellungsfestigkeit indefiniter w-Pronomina und (f) Prinzip-C-Effekte. S. Frey/Pittner (1998) für eine Beschreibung und Anwendung dieser Tests.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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biale, Satzadverbiale, ereignisbezogene Adverbiale, ereignisinterne Adverbiale und prozeßbezogene Adverbiale.2 (1) gibt einige Beispiele für die Zuordnung der verschiedenen Adverbialtypen zu diesen Klassen: (1)
Adverbialklassen prozeßbezogene Adverbiale: ereignisinterne Adverbiale: ereignisbezogene Adverbiale: propositionsbezogene Adverbiale: Frameadverbiale:
Adverbiale der Art und Weise Instrument und Komitativ, Lokaladverbiale, Adverbiale der Subjekthaltung Temporaladverbiale, Kausaladverbiale Satzadverbiale den Geltungsbereich von Propositionen einschränkender Gebrauch von Lokalund Temporaladverbialen
Wir haben argumentiert, daß für die Grundpositionen der verschiedenen Adverbialklassen im deutschen Mittelfeld die folgenden Bedingungen gelten: (2)
Die Abfolge der Adverbiale: (i) Frame- und Bereichsadverbiale: k-kommandieren die Grundposition der Satzadverbiale (ii) Satzadverbiale: k-kommandieren das finite Verb und die Grundposition der ereignisbezogenen Adverbiale (iii) ereignisbezogene Adverbiale: k-kommandieren die Grundposition des ranghöchsten Arguments und die Grundpositionen ereignisinterner Adverbiale (iv) ereignisinterne Adverbiale: sie werden von ihrem „Bezugsargument" minimal (bezüglich der anderen Argumente) k-kommandiert (v) prozeßbezogene Adverbiale: k-kommandieren minimal das Verb bzw. den Prädikatskomplex
Ein weiterer Punkt unserer Überlegungen war, daß zwischen den Adverbialen, die zur gleichen Klasse gehören, keine syntaktisch determinierte Grundabfolge vorliegt, sondern daß eventuelle Abfolgepräferenzen rein semantisch determiniert sind. Zwischen Adverbialen, die zu verschiedenen Klassen gehören, liegt dagegen eine durch die Syntax festgelegte Abfolge vor, die allerdings durch Scrambling im Deutschen an der Oberfläche verändert werden kann. Während somit Scrambling von Adverbialen verschiedener Klassen untereinander oder bezüglich der Verbargumente im Deutschen möglich ist, gibt es für die Abfolge der Adverbiale der gleichen Klasse lediglich semantische Präferenzen, sie ist nicht durch die Syntax determiniert. Daher muß die Interpretation in diesem Fall immer der Anordnung an der Oberfläche folgen. Sprechaktbezogene Adverbiale wie offen gestanden, um es ganz deutlich zu sagen haben wir wegen ihres Parenthesecharakters nicht berücksichtigt.
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
In diesem Aufsatz wollen wir einige Überlegungen anstellen, inwieweit sich die Bedingungen in (2) für die Adverbialpositionen im Englischen bestätigen. Dies soll ein erster Schritt sein, um zu zeigen, daß diese Bedingungen nicht sprachspezifisch sind, sondern, da sie semantische Hierarchieverhältnisse widerspiegeln, übereinzelsprachlichen Charakter haben. Dabei ist natürlich zu erwarten, daß sich die Bedingungen im Englischen aufgrund der anderen Satzstruktur teilweise auf andere Weise manifestieren als im Deutschen. Eine umfassende Darstellung der Regularitäten der Stellung von Adverbialen im Englischen würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen. Wir werden uns daher im folgenden auf einzelne Adverbialtypen beschränken.
2. Die VP-Schalen-Struktur des englischen Satzes Seit Larson (1988) nehmen die meisten Syntaktiker an, daß der englische Satz eine binäre, rechtsverzweigende Struktur aufweist. Die folgenden Daten zeigen, daß ein vorangehendes Argument ein nachfolgendes asymmetrisch k-kommandiert, denn die Bindung eines Pronomens durch eine quantifizierte Phrase oder die Lizenzierung eines negativen Polaritätselements wie any erfolgt unter K-Kommando. (3)
a. b. c. d. e. f. g· h.
I gave every worker his paycheck *I gave its owner every paycheck I gave every check to its owner ??I gave his paycheck to every worker I showed no one anything *I showed anyone nothing I sent no present to any of the children *I sent any of the packages to none of the children
Nun ist Englisch eine VO-Sprache. Nach allem, was man über die syntaktische Strukturierung weiß, ist das folgende keine mögliche Strukturzuweisung für eine VO-Sprache: (4)
[V [XP [YP [ZP]]]]
Diese Struktur ist zwar rechtsverzweigend, aber sie ist nicht endozentrisch. Sie wird von keinem Kopf aufgespannt. V befindet sich nicht am Fuß der Struktur, sondern an der Spitze. Rechtsverzweigung und VO-Eigenschaft einer Sprache ergeben vielmehr die Notwendigkeit der sog. VP-Schalen-Analyse (Larson 1988). Dies bedeutet, daß das Verb eine Kopf-Kette bildet, wobei die verschiedenen Glieder der Kette jeweils eine VP-Schale aufspannen. Damit ergibt sich die binäre Rechtsverzweigung und die Endozentrizität der Strukturen bei gleichzeitiger Präzedenz des Verbs auf der Oberfläche. Wir nehmen an, daß sich alle Argumente in der gleichen strukturellen Position befinden. Alle Argumente haben ihre Grundposition in einer Spec-Position: (5)
[V ì [yp XP [t!" [γρ YP [t¡' [γρ ZP [ti]]]]]]]
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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Der Trigger für diese Satzstruktur ist der Umstand, daß das Verb im Englischen seine Objekte nach rechts lizenziert. Das englische Verb regiert nach rechts und muß daher aus seiner Grundposition wegbewegt werden, um eine Position zu erreichen, von wo aus es die Lizenz erteilen kann. Nun stellt sich die Frage, wie die Verhältnisse in einer OV-Sprache wie dem Deutschen sind. Man kann analog zu den Daten in (3) zeigen, daß auch das deutsche Mittelfeld binär rechtsverzweigend strukturiert ist. In einer OV-Sprache regiert aber das Verb nach links und muß daher seine Grundposition nicht verlassen, um seinen Argumenten die Lizenz zu erteilen: (6)
[XP [YP [ZP V]]]
(6) ist rechtsverzweigend und erfüllt die Forderung der Endozentrizität, ohne daß eine Kopfkette notwendig wäre. Bei Larson (1988) ist die Grundposition des Subjekts in der Spec-Position der obersten VP-Schale. Einige Autoren (z. B. Bowers 1993, Chomsky 1995, Ernst 1998a) vertreten einen modifizierten Standpunkt. Sie nehmen an, daß sich die Grundposition des Subjekts im Englischen in der Spec-Position einer anderen Projektion befindet, die direkt über der VP-Schalenstruktur verortet wird. Bowers nennt diese Projektion „PredP". Die theoretische Motivation für Bowers ist, damit eine einheitliche Struktur für Prädikation anzusetzen, die sowohl die Prädikation in Sätzen als auch die Prädikation in verbfreien Prädikationsstrukturen (,small clauses') abdeckt. Nach Chomsky wird durch diese Projektion die spezielle semantische Beziehung zwischen dem Subjekt auf der einen Seite und dem Verb mit seinen Objekten auf der anderen Seite ausgedrückt. Wir übernehmen die Annahme dieser speziellen Projektion. Das Verb bewegt sich in die Kopf-Position dieser Projektion, um die thematische Lizenz des Subjekts durch Pred' zu ermöglichen (und um die Thetalizenz an das ranghöchste Objekt zu erteilen).3
3. Adverbiale der Art und Weise Es gibt eine ganze Reihe von Hinweisen darauf, daß Adverbiale der Art und Weise im deutschen Mittelfeld in einer zum Verb bzw. zum Prädikatskomplex4 adjazenten Stelle ihre Grundposition haben. Wir möchten dies hier anhand der Stellung des w-Indefinitums illustrieren. Indefinit interpretierte w-Pronomina sind stellungsfest, d. h. sie befinden sich
Aus Kasusgründen wird das Subjekt von der Spec-Position von PredP wegbewegt in die Spec-Position von IP. Da für die Überlegungen im vorliegenden Artikel eine mögliche Aufspaltung der traditionellen funktionalen I°-Kategorie in T° und AgrS 0 nicht relevant ist, nennen wir weiterhin die Projektion, in deren Spec-Position sich das englische Subjekt auf der Oberfläche befindet, die I-Projektion. 4
Zum Prädikatskomplex gehören bestimmte verbadjazente Konstituenten wie z. B. Direktionaladverbiale, Resultativprädikate und nicht-verbale Teile von Funktionsverbgefugen. Diese Elemente lassen sich im Mittelfeld nicht scrambeln und tragen zur Valenz des Prädikats bei.
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
stets in ihrer Grundposition und können nicht gescrambelt sein. Sie sind daher geeignet, Grundpositionen zu ermitteln: (7)
a. b. c. d.
weil ein Professor wen beleidigt hat *weil wen ein Professor beleidigt hat weil Hans neulich wen beleidigt hat *weil Hans wen neulich beleidigt hat
Mit diesem Test läßt sich zeigen, daß die Grundposition von Adverbialen der Art und Weise nach den Objekten positioniert ist: (8)
weil Maria heute was sorgfältig durchgearbeitet hat
Das nicht-umstellbare Indefinitpronomen mit Objektfunktion geht dem Adverbial der Art und Weise voran. Dies ist nur möglich, wenn das Adverbial der Art und Weise nach dem Objekt basisgeneriert wird. Betrachten wir nun die möglichen Grundpositionen für ein Adverbial der Art und Weise (A&W-Adverbial) im Englischen: (9)
(*Elegantly) Superstring theory (*elegantly) will (*elegantly) have (elegantly) accounted (elegantly) for these phenomena (elegantly)
Auf den ersten Blick hat man den Eindruck, daß sich hier eine andere Regularität manifestiert als im Deutschen. Das Englische scheint nach (9) mehr Optionen für ein Adverbial der Art und Weise zu bieten. Einige Autoren gehen davon aus, daß A&W-Adverbiale in satzfinaler Position basisgeneriert werden (s. ζ. B. Alexiadou 1997). Alexiadou argumentiert dafür, daß die Position des A&W-Adverbials vor dem Vollverb auf Bewegung von „leichten" Elementen zurückzuführen sei. Da sie jedoch eine bestimmte funktionale Projektion („VoiceP") als Landeplatz angibt, kann sie damit die Position zwischen Objekten oder zwischen Verb und PP nicht erfassen. Wir wollen nun untersuchen, wie weit die Annahme trägt, daß die Bedingung (2(v)) auch für das Englische gilt. Betrachten wir hierzu die folgende Struktur: (10)
John has [spoken¡ [to his mother [tj' [about the book [tj nicely]]]]]
In (10) ist die Verbkette angegeben. Das Adverbial am Satzende sei an die Grundposition des Verbs adjungiert. Das Verb, respektive seine Spur, wird minimal von dem Adverbial k-kommandiert. Wir nehmen an, daß in einer basisgenerierten Adjunktionsstruktur die K-Kommando-Domäne des adjungierten Knotens vom dominierenden Knoten beschränkt wird. Die K-Kommando-Domäne des adjungierten Knotens ist somit beschränkt auf die Adjunktionsstruktur. Der Kopf hingegen wird in seiner K-Kommando-Domäne durch den dominierenden Kopf einer Adjunktionsstruktur nicht beschränkt. 5 Das Adverbial in (10) erfüllt die Bedingung für ein A&W-Adverbial. Die Struktur in (10) erlaubt weitere Positionierungen des Adverbials unter Beachtung der Bedingung
5
Wir übernehmen die Definition von K-Kommando (Chomsky 1981), wonach ein Kopf sämtliche Phrasen innerhalb seiner maximalen Projektion k-kommandiert.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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(2(v)). Diese ergeben sich durch Adjunktion an die anderen Glieder der Bewegungskette des Verbs: (11)
John has [[spokenj nicely] [to his mother [[t¡' nicely] [about the book [tj nicely]]]]]
Die Adjunktion erfolgt jeweils nach rechts, da sich das Adverbial im Wirkungsbereich des Verbs befinden muß. Dessen Lizenzierungsbereich ist nach rechts.6 Nun könnte man vermuten, daß die Position zwischen Verb und PP bzw. zwischen den beiden PPs dadurch zustandekommt, daß die PPs nach rechts extraponiert worden sind ("heavy constituent shift") und daß das Adverbial der Art und Weise stets an der gleichen Position steht. Es läßt sich jedoch zeigen, daß in (11) alle Argumente in ihren Grundpositionen stehen. Man betrachte hierzu den folgenden Unterschied: (12)
a. b. c. d.
Bill looked carefully at the pictures of Miró Bill looked yesterday at the pictures of Miró Which painter did Bill look carefully at the pictures of? * Which painter did Bill look yesterday at the pictures of?
Wie Costa (1996) beobachtet, ist eine Extraktion aus dem Präpositionalobjekt in (12c) möglich, jedoch nicht in (12d). Es ist ein wohl etabliertes Prinzip, daß aus einer A-quer-bewegten Konstituente nichts herausbewegt werden kann. Eine Möglichkeit, die Daten zu interpretieren, wäre, daß das Objekt in (12b) extraponiert wurde. (12b) liegt dann der folgende Satz zugrunde: (13)
Bill looked at the pictures of Miró yesterday
Die Grammatikalität von (12c) hingegen zeigt, daß sich hier das Objekt in seiner Grundposition befindet. Die Daten in (12) entsprechen somit dem in (2) festgestellten Sachverhalt, daß ein Temporaladverbial anderen strukturellen Bedingungen zu genügen hat als ein A&W-Adverbial. Ein Temporaladverbial kann nicht an V adjungiert werden. Es läßt sich nun für die PPs in (11) entsprechend zeigen, daß sie jeweils in ihren Grundpositionen stehen: (14)
a. Who has John spoken nicely to about this book? b. What has John spoken to his mother nicely about?
Die Position des Adverbials der Art und Weise zwischen den Objekten wie in (15) zeigt, daß die traditionelle Annahme, daß A&W-Adverbiale an die V-Projektion adjungiert seien, die alle Objekte umfaßt, nicht haltbar ist. (15)
John has spoken to his mother nicely about the book
Da, wie (14b) zeigt, die about-PP nicht extraponiert ist, kann das Adverbial der Art und Weise nicht an die alle Objekte dominierende VP adjungiert sein. Ist, wie nach unserer Annahme, das A&W-Adverbial an das Verb bzw. an eine Verbspur adjungiert, sind hingegen Daten wie in (15) erwartet. Man beachte wiederum, daß in der Position zwischen 6
Bislang nicht befriedigend geklärt werden konnte die Tatsache, daß zwischen Verb und einem NP-Objekt keine Adverbiale irgendeiner Art und somit auch keine Adverbiale der Art und Weise stehen können. Die Standardannahme, daß Kasuszuweisung im Englischen nur an eine adjazente Konstituente möglich ist, ist aus verschiedenen Gründen nicht überzeugend. Wir müssen diese Annahme aber übernehmen.
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
zwei Objekten tatsächlich nur A&W-Adverbiale möglich sind, wenn kein "heavy constituent shift" vorliegt: (16)
a. *They reduced the village inadvertently to ruins b. *John spoke willingly to her
Auch dies ist erwartet. Adverbiale der Subjekthaltung wie inadvertently oder willingly, die die Einstellung des Subjektsreferenten zur Handlung beinhalten, können nicht an V adjungiert werden. Sie sind, worauf im nächsten Abschnitt eingegangen wird, ereignisinterne Adverbiale und werden nach (2(iv)) minimal von ihrem Bezugselement k-kommandiert. Sie müssen daher das Objekt k-kommandieren. Man beachte, daß sich mit unseren Überlegungen auch unmittelbar ergibt, daß ein A&W-Adverbial nicht vom Hauptverb entfernt positioniert werden kann: (17)
Superstring theory (*elegantly) will (*elegantly) have accounted for these phenomena
In (17) steht das Adverb zwar in potentiellen Adverbpositionen. Diese Positionen sind aber nur möglich für Adverbien, die einer anderen Klasse angehören, ζ. B. der Klasse der ereignisbezogenen Adverbien: (18)
a. We (now) have (now) been sitting here for three hours b. George (already) has (already) been making plans
Ein A&W-Adverbial ist in diesen Positionen nicht möglich, da es hier nicht an das Hauptverb adjungiert sein kann. Sämtliche in (11) angegebenen möglichen Positionierungen des Adverbials ergeben dieselbe Interpretation eines Satzes. Es gibt aber noch eine weitere mögliche Stellung des A&W-Adverbials. Es handelt sich um die Position vor dem Verb: (19)
John has been cleverly talking about the problem
Wichtig ist, daß diese Position zu einer anderen Interpretation führt als die bislang betrachteten Positionen nach dem Hauptverb. Cinque (1997) beobachtet, daß die Adverbialposition vor dem Verb und jene am Satzende simultan besetzt werden können: (20)
John has been cleverly talking about the problem stupidly
(20) ist nicht widersprüchlich, obwohl das erste Adverbial nicht als (subjektorientiertes) Satzadverbial interpretiert wird. Auch im Deutschen ist eine derartige Konstruktion möglich: (21)
Hans hat geschickt alle Fragen dumm beantwortet
Entsprechendes zu (20) ist nicht möglich mit der Position nach dem Verb: (22)
*John has been talking cleverly about the problem stupidly
Entscheidend ist nun, daß nicht alle Adverbiale der Art und Weise in dieser präverbalen Position auftreten können: (23)
a. He will dance with Mary marvellously b. *He will marvellously dance with Mary c. She has shot at Paul badly
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
d. e. f. g. h.
21
*She has badly shot at Paul She has played the violin beautifully *She has beautifully played the violin John learned French perfectly *John perfectly learned French
Bartsch (1972: 150f.) macht eine Unterscheidung bei den A&W-Adverbialen, die für diese Beobachtungen relevant ist. Sie untersucht, ob ein Satz der Form „Subjekt X A&W-Adv" eine Paraphrase der Form „Subjekt X, wobei Subjekt A&W-Adv ist" ermöglicht. Zur ersten Gruppe, die eine derartige Paraphrase erlaubt, gehört z. B. sorgfältig: (24)
a. Petra kocht sorgfaltig b. Petra kocht, wobei sie sorgfaltig ist
Wunderbar gehört zur zweiten Gruppe und erlaubt diese Paraphrase nicht: (25)
a. Petra tanzt wunderbar b. Petra tanzt, wobei sie wunderbar ist
(25a) und (b) können nicht dasselbe bedeuten. Wichtig ist nun, daß alle Adverbiale in (23) diese Paraphrase nicht erlauben. Adverbiale der ersten Gruppe können dazu benutzt werden, den Subjektreferenten beim Vollzug der Handlung zu charakterisieren, bei Adverbialen der zweiten Gruppe ist dies nicht möglich. In dieser speziellen Verwendung sind die Adverbiale der ersten Gruppe aber keine Adverbiale der Art und Weise mehr. Sie charakterisieren hier, ähnlich wie Adverbiale der Subjekthaltung, den Subjektreferenten bezüglich des restlichen Satzes. Sie charakterisieren ihn aber nicht wie die Adverbiale der Subjekthaltung hinsichtlich einer mentalen Einstellung zur Handlung, sondern hinsichtlich des Handlungsvollzugs. Diese den Handlungsvollzug charakterisierenden Adverbiale sind offensichtlich keine Prädikate über den Prozeß mehr, wie dies für Adverbiale der Art und Weise gilt. In der Verwendung vor dem Verb gehören die Adverbiale der ersten Gruppe daher zu derselben Klasse wie die Adverbiale der Subjekthaltung, sie sind hier sogenannte ereignisinterne Adverbiale. Sie beziehen sich ebenfalls auf das Verhältnis ihres Bezugselementes zum Rest des Satzes. Für diese Klasse ist aber (2(iv)) einschlägig. Wie im nächsten Abschnitt gezeigt wird, ist für diese Klasse eine Position wie die des Adverbials in (19) charakteristisch. Auf einen anderen Interpretationsunterschied zwischen der Positionierung vor und nach dem Hauptverb wird in Thomason/Stalnaker (1973) hingewiesen: (26)
a. He has been testing some bulbs slowly b. He has been slowly testing some bulbs
In (26a) wird jede einzelne Testhandlung als langsam charakterisiert, in (26b) wird hingegen gesagt, daß das gesamte Testen langsam durchgeführt wurde, die einzelnen Tests können dabei durchaus schnell vollzogen worden sein, mit Pausen dazwischen. Wenn slowly in der Position vor dem Verb steht, wird das gesamte Ereignis charakterisiert. Dieser Interpretationsunterschied zeigt, daß das Vorkommen des Adverbials in (26b) nicht als A&W-Adverbial zu analysieren ist, sondern als ereignisbezogenes Adverbial. Auf die Positionierungsoptionen ereignisbezogener Adverbiale wird in Abschnitt 5 eingegangen.
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
4. Adverbiale der Subjekthaltung Wir haben eingangs die Erwartung formuliert, daß sich Unterschiede im Verhalten der Adverbiale im Deutschen und Englischen nicht aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften der Adverbiale ergeben, sondern daß diese vielmehr ein Resultat der unterschiedlichen Satzstrukturen in den beiden Sprachen sind. Wir wollen unter diesem Blickwinkel den folgenden Unterschied in der „Orientierung" eines Adverbials diskutieren: (27)
a. that Joan willingly was examined by the doctor (willingly bezieht sich auf Joan) b. daß Otto bereitwillig von dem Doktor untersucht wurde (bereitwillig bezieht sich auf den Doktor)
Im Prinzip kann das Adverbial natürlich auch im Englischen auf das Agens bezogen werden. Dazu ist aber eine andere Positionierung nötig: (28)
that Joan was examined willingly by the doctor (willingly bezieht sich auf the doctor)
Interessant ist der Kontrast der Daten in (27). Willingly gehört zu den sogenannten „Adverbialen der Subjekthaltung" (Pittner 1996). Nach Frey/Pittner (1998) gehören diese zur Klasse der ereignisinternen Adverbiale. Ereignisinterne Adverbiale werden in ihrer Grundposition minimal von ihrem Bezugselement k-kommandiert. Bei den Adverbialen der Subjekthaltung ist das Bezugselement das ranghöchste Argument der Argumentstruktur. Die Namensgebung für diese Adverbiale ist etwas irreführend. Zwar ist das ranghöchste Argument häufig das Subjekt, aber nicht notwendigerweise. Auch bei anderen ranghöchsten Argumenten ist ein derartiges Adverbial möglich: (29)
weil dem Peter versehentlich eine Tasse hinunter gefallen ist
In den Beispielen in (27) und (28) liegt ein Passiv vor. Das externe Argument des Aktivs kann in der passivischen Verbform unrealisiert bleiben oder durch eine vo«/Z>j>-Phrase realisiert werden. Die vow/by-Phrase zeigt Eigenschaften eines Adjunkts. Wichtig ist, daß in beiden Fällen, also auch bei Nicht-Präsenz der PP, dieses Argument syntaktisch aktiv ist. Dies kann z. B. durch Bindungs- oder Kontrollphänomene gezeigt werden (s. z. B. Roberts 1987, Frey 1993): (30)
a. Briefe wurden einander geschrieben b. Das Schiff wurde versenkt, um die Versicherungsprämie zu kassieren
Man spricht daher davon, daß beim Passiv das externe Argument des entsprechenden Aktivs implizit bleibt. Dies bedeutet, daß es stets in der syntaktischen Struktur präsent ist, obwohl es gar nicht oder nur durch ein Adjunkt realisiert wird. Als syntaktischer Repräsentant des impliziten Arguments wird z. B. von Roberts (1987) oder Frey (1993) die passivische Verbmorphologie bzw. das passivische Verb angenommen. Es ist dieser syntaktische Repräsentant, der eine Erklärung von Daten wie in (30) gestattet. Welches ist das ranghöchste Argument eines passivischen Verbs? Das ranghöchste Argument eines Prädikats ist jenes Argument, für das gilt, daß es kein anderes Argument des Prädikats mit einer größeren K-Kommando-Domäne gibt. Dieses entspricht bei einem
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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Prädikat, welches kein Raising-Prädikat ist, jener Argumentstelle, die in der konzeptuellen Struktur des Verbs den höchsten Hierarchieplatz einnimmt (s. ζ. B. Bierwisch 1988, Jackendoff 1990a) und die syntaktisch repräsentiert ist. Das externe Argument des Aktivs ist somit auch das ranghöchste Argument des korrespondierenden Passiwerbs. Es ist nach wie vor das prominenteste Argument in der konzeptuellen Struktur (in der Regel ein Agens), es ist syntaktisch repräsentiert und sein Repräsentant k-kommandiert alle anderen Argumente. Das implizite Argument ist somit das ranghöchste Argument eines passivischen Verbs. Kehren wir nun zurück zu den Daten in (27) und (28). Dieser Unterschied zwischen Deutsch und Englisch kann mit der, unabhängig motivierten, unterschiedlichen strukturellen Position des Subjekts in den beiden Sprachen in Beziehung gesetzt werden. Die Oberflächenposition des Subjekts befindet sich im Englischen außerhalb des Rektionsbereichs des Hauptverbs. Für das Deutsche hingegen gibt es eine Reihe von Gründen, anzunehmen, daß das Subjekt auf der Oberfläche innerhalb des Rektionsbereichs des Verbs positioniert ist (Haider 1993). Die bekannteste Evidenz für diesen Unterschied bezieht sich auf Extraktion: (31)
a. *Whoi would [to play chess with t¡] have pleased you? b. Mit wem¡ würde [t¡ Schach spielen zu dürfen] dich sehr freuen?
Eine klassische Bedingung für Extraktion besagt, daß aus einer Phrase, welche nicht lexikalisch, d. h. durch ein Element einer der vier Hauptkategorien, regiert wird, keine Konstituente wegbewegt werden kann.7 Der Subjektsatz in (31a) befindet sich in der Spec-Position einer funktionalen Projektion und wird, da außerhalb der PredP, nicht vom Hauptverb lexikalisch regiert. Deshalb führt die Extraktion einer Phrase aus dem Subjektsatz zur Ungrammatikalität. Die Grammatikalität von (3 lb) spricht dann dafür, daß der Subjektsatz im Deutschen lexikalisch vom Hauptverb regiert wird. Das Subjekt befindet sich somit innerhalb des Rektionsbereichs des Verbs. Aus dieser Überlegung folgt, daß sich das Adverbial in (27a) nicht im Rektionsbereich des Hauptverbs befindet, sondern lediglich im Bereich des Auxiliars, welches in einer funktionalen Position steht (in der I-Position). Das Auxiliar hat zwar keine Theta-Struktur, aber es hat eine theta-freie Subjektstelle. Dies ist sein ranghöchstes Argument, denn das implizite Argument des Passiwerbs ist in der Domäne des Auxiliars nicht präsent. Auf dieses Subjekt ist das Adverbial bezogen, da es von diesem ranghöchsten Argument minimal k-kommandiert wird. Das Subjekt der Passivkonstruktion ist das logische Objekt des Hauptverbs und wir erhalten die fragliche Interpretation von (27a). Die Situation ist eine andere bei (27b). Das ganze deutsche Mittelfeld gehört zum Rektionsbereich des Hauptverbs. Das Subjekt befindet sich daher innerhalb dieses Bereichs und somit auch das Adverbial. Innerhalb dieser Domäne ist jedoch das implizite Argument des Passivs das ranghöchste Argument. Das Hauptverb bildet mit werden einen Prädikatskomplex. Der Prädikatskomplex k-kommandiert das gesamte Mittelfeld und damit auch das Adverbial. Das Adverbial wird daher auf das implizite Argument bezogen, da dies das prominenteste Argument in jener Domäne ist, in der sich das Adverbial befindet. Das Gleiche gilt für das englische Beipiel (28). Das Adverbial steht in diesem Beispiel innerhalb der VP des Hauptverbs und wird von diesem k-kommandiert. Wiederum ist das Von den verbalen Elementen gehören nur die Hauptverben zu den Hauptkategorien.
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
implizite Argument das prominenteste Argument in dieser Domäne. Dies ergibt die Interpretation von (28). Der folgende Satz schließlich ist ambig: (32)
that Joan was willingly examined by the doctor
Im Passivsatz bewegt sich das Verb nicht in die Kopfposition der PredP, da es in dessen Spec-Position kein externes Argument gibt, das thetamarkiert würde. (32) erlaubt verschiedene Strukturzuweisungen. Es gibt eine Analyse, bei der willingly an die V-Projektion von examined adjungiert ist. Bei dieser Analyse wird das Adverb auf das implizite Argument bezogen, d. h. im vorliegenden Beispiel auf the doctor. Es gibt eine zweite Analyse, bei der willingly höher adjungiert ist, und zwar an die V-Projektion, die von der Grundposition des Auxiliars aufgespannt wird.8 Unter dieser Analyse ist das Oberflächensubjekt das minimal k-kommandierende Bezugselement, und es resultiert die Lesart, bei der willingly auf Joan bezogen wird. Die Daten in (27), (28) und (32) machen deutlich, daß Adverbiale der Subjekthaltung eine Sensitivität für die Oberflächenverhältnisse des Satzes aufweisen. Dies zeigt sich auch in anderen Beispielen. Im Deutschen müssen z. B. Adverbiale der Subjekthaltung im Mittelfeld vom ranghöchsten Argument auf der Oberfläche k-kommandiert werden: (33)
a. weil ein Kollege freiwillig diese Arbeit übernommen hat b. *weil freiwillig ein Kollege diese Arbeit übernommen hat
Es genügt nicht, daß die Grundposition des Adverbials vom Bezugselement k-kommandiert wird. Diese Oberflächensensitivität zeigt sich auch im englischen Aktivsatz: (34)
a. b. c. d.
Terry Terry Terry Terry
intentionally has been reading Hamlet has intentionally been reading Hamlet has been intentionally reading Hamlet has been reading Hamlet intentionally
Die Beispiele zeigen, daß ein Adverbial der Subjekthaltung von der oberflächenstrukturellen A-Position des Bezugselements minimal k-kommandiert werden muß.9 Es muß offensichtlich nicht der Fall sein, daß das Bezugselement in seiner Grundposition das Adverbial k-kommandiert. Diese Orientierung an der Oberfläche ist eine Besonderheit der Adverbiale der Subjekthaltung. Für sie gilt die Bedingung (2(iv)) als eine Oberflächenbedingung. Für die anderen ereignisinternen Adverbiale gilt, daß (2(iv)) bezüglich der Grundpositionen zu erfüllen ist. Dies wird im nächsten Abschnitt für die Lokaladverbiale illustriert.
Zur Bewegung des Auxiliars s. Abschnitt 6. Wir nehmen zunächst an, daß in (34d) das Adverbial rechts-adjungiert ist, s. dazu Abschnitt 7.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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5. Temporal- und Lokaladverbiale In diesem Abschnitt werden wir zunächst kurz auf die Grundpositionen von Temporalund Lokaladverbialen im Deutschen eingehen, um dann zu überprüfen, ob im Englischen die gleichen Regularitäten auftreten. Einer Standardannahme zufolge ist die Grundposition des Lokal- sowie des Temporaladverbials im deutschen Mittelfeld unterhalb des Subjekts (ζ. B. Grundzüge 1981, Abraham 1986).10 Es gibt jedoch einige Evidenz dafür, daß die Grundposition des Temporaladverbials, im Gegensatz zu der des Lokaladverbials, oberhalb des ranghöchsten Arguments anzusiedeln ist. Die folgenden Daten zeigen, daß das Temporaladverbial eine andere Grundposition hat als das Lokaladverbial: (35)
a. b. c. d.
??weil wer morgen den Balken abstützen sollte weil wer hier die Leitung reparieren sollte ??weil wo jemand etwas reparieren soll weil wer mit der Leiter den Balken abstützen sollte
Die betrachteten Adverbialtypen verhalten sich bezüglich des Subjekts unterschiedlich. W-Indefinita sind stellungsfest. Das Temporaladverbial hat somit nach (35a) seine Grundposition oberhalb der Grundposition des ranghöchsten Arguments, ein Lokaladverbial hat, wie (35b) und (c) zeigen, seine Grundposition unterhalb des ranghöchsten Arguments. Das Lokaladverbial in (35b) verhält sich in dieser Hinsicht wie das Instrumentaladverbial in (d), bei dem davon ausgegangen werden kann, daß es seine Grundposition unterhalb des ranghöchsten Arguments einnimmt (für eine ausführlichere Erörterung und die Anwendung weiterer Tests s. Frey/Pittner 1998, 4.3). Wir haben die Grundposition des Temporaladverbials oberhalb des ranghöchsten Arguments dahingehend gedeutet, daß Temporaladverbiale ein Ereignis als Ganzes situieren, mithin ereignisbezogene Adverbiale sind, während Lokaladverbiale eher einzelne Beteiligte lokalisieren, in diesem Sinn über ein Bezugsargument verfugen und sich daher wie ereignisinterne Adverbiale verhalten. Betrachten wir nun einige englische Daten. Hierfür wird Prinzip C der Bindungstheorie wichtig sein. Prinzip C können wir wie folgt formulieren: (36)
io
Ein R-Ausdruck α darf nicht mit einem Ausdruck β koindiziert sein, wenn eine der folgenden Bedingungen auf der S-Struktur gilt: (i) β k-kommandiert γ, oder (ii) β k-kommandiert eine Spur von γ wobei γ = α oder y enthält α
Hier ist die Rede von den kanonischen Lokal- und Temporaladverbialen, die ein Ereignis räumlich oder zeitlich situieren, nicht jedoch von den Frameadverbialen, die den Geltungsbereich einer Proposition räumlich oder zeitlich einschränken (s. dazu Maienborn 1996).
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
Damit ergeben sich ζ. B. die folgenden Daten des Deutschen: (37)
a. weil Marias^ Freund heute Maria¡ zum Flughafen bringt b *weil ich Peter ¡ mit einem alten Artikel von Peter ι konfrontierte c. *Mit einem alten Artikel von Peter j habe ich Peter j konfrontiert
In (37a) ist Prinzip C erfüllt. Kein Vorkommen des R-Ausdrucks k-kommandiert das andere Vorkommen. In (37b) ist (36(i)) verletzt. Das Akkusativobjekt k-kommandiert das Präpositionalobjekt (und damit alle Elemente, die darin vorkommen). In (37c) ist (36(ii)) verletzt. Die Grundposition des Präpositionalobjekts im Vorfeld befindet sich im K-Kommando-Bereich des Akkusativobjekts. Daher k-kommandiert das direkte Objekt die Spur der Phrase im Vorfeld. Diverse Adverbialtypen können im Englischen an der Spitze des Satzes auftreten. Diese zeigen nun Unterschiede im Hinblick auf Prinzip-C-Effekte. In Speas (1990) finden sich die folgenden Daten: (38)
a. b. c. d. e. f. g.
On Rosai 's birthday shej took it easy *On Rosaus lawn she ι took it easy *With Johns's computer he¡ began to write a book of poetry In Bend's office he¡ is an absolute dictator *In Bend's office h e j lay on his desk For Mary J's valor shej was awarded a purple heart *For Mary ι ' s brother shej was given some old clothes
Eine genaue strukturelle Analyse des Bereichs vor dem englischen Subjekt ist für unsere Zwecke nicht wichtig." Entscheidend ist, daß ein Element dort basisgeneriert sein kann und in diesem Fall vom Subjekt nicht k-kommandiert wird. Ein Element in diesem Bereich kann aber auch durch Bewegimg dorthin gelangt sein. Dies gilt ζ. B. für topikalisierte Argumente. Nehmen wir nun an, daß die verschiedenen Adverbialklassen des Englischen auch den Bedingungen in (2) unterliegen. Dann ergeben sich die folgenden Erklärungen der Daten in (38). Ein Temporaladverbial gehört zur Klasse der ereignisbezogenen Adverbiale. Die Bedingung (2(iii)) für die Positionierung eines Temporaladverbials ist in (38a) erfüllt, wenn das Adverbial in seiner Oberflächenposition basisgeneriert ist. Daher ergibt sich keine Prinzip-C-Verletzung in (38a). In (38b) tritt ein Lokaladverbial auf. Für ein solches Adverbial ist Bedingung (2(iv)) einschlägig. Das Bezugsargument für ein Lokaladverbial ist das ranghöchste Argument. Daher muß es im K-Kommando-Bereich (der Grundposition) des Subjekts basisgeneriert worden sein. Das Lokaladverbial muß also in (38b) seine Oberflächenposition durch eine Derivation erreicht haben. Somit befindet sich in (38b) eine Spur der vorangestellten Phrase im K-Kommando-Bereich des Subjekts und es ergibt sich mit (36(ii)) eine Prinzip-C-Verletzung. Analog ist die Situation in (38c). Nach Frey/Pittner (1998) gehören Instrumentaladverbiale bezüglich (2) zur gleichen Klasse wie Lokaladverbiale. Auch für sie ist somit Bedingung (2(iv)) einschlägig. Deshalb befindet sich auch in (38c) eine Spur der vorangestellten Phrase im K-Kommando-Bereich des Subjekts und es resultiert ebenfalls eine Prinzip-C-Verletzung. (38d) und (38e) dienen 11
Rizzi (1995) nimmt an, daß sich oberhalb TP (= IP in der traditionellen Analyse) eine Reihe funktionaler Projektionen entfalten. Eine davon ist Top 0 , in deren Spezifikator topikalisierte Elemente positioniert werden. Die traditionelle Analyse adjungiert topikalisierte Konstituenten an IP.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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zum Vergleich. In (38d) tritt ein Frame-Adverbial auf. Die Zuweisung einer permanenten Eigenschaft wird hier durch dieses Adverbial auf einen bestimmten Ort eingeschränkt. Für ein Frame-Adverbial ist (2(i)) zu erfüllen. Das Frame-Adverbial in (38d) kann somit in seiner Oberflächenposition basisgeneriert werden und es ergibt sich wie in (38a) keine Prinzip-C-Verletzung. Dieselbe Phrase tritt in (38e) als normales Lokaladverbial auf. Für dieses Beispiel ist demnach die gleiche Überlegung wie für (38b) einschlägig. Betrachten wir schließlich die Beispiele (f) und (g). In (f) tritt satzinitial ein Adverbial des Grundes auf. Für ein Adverbial des Grundes ist nach Frey/Pittner (1998) Bedingung (2(iii)) zu beachten. Wenden wir diese Bedingung auf (f) an, so erlaubt sie uns, das Adverbial als in seiner Oberflächenposition basisgeneriert zu analysieren. Wir erwarten daher keine Prinzip-C-Verletzung. In (g) schließlich tritt dieselbe Phrase als Benefaktiv-Phrase auf. Die Grundposition einer Benefaktiv-Phrase befindet sich im K-Kommandobereich des Subjekts. Wir erwarten daher eine Prinzip-C-Verletzung für (38g). Für die soeben angestellten Überlegungen ist entscheidend, daß nach (2) die Adverbialphrasen in (38 a,d,f) in ihrer Oberflächenposition basisgeneriert werden können, während die Adverbiale in (38 b,c,e,g) ihre Oberflächenposition durch Bewegung erreichen, so daß sich hier eine Spur im K-Kommandobereich des Subjekts befindet. Es ist möglich, für diesen Unterschied weitere Evidenz zu finden. Bislang gibt es zwar noch wenige Testmöglichkeiten, um festzustellen, ob eine Phrase vor dem Subjekt im Englischen basisgeneriert oder bewegt ist. Es gibt aber ein Phänomen, welches die gewünschte weitere Evidenz liefern kann. Im Englischen ist bekanntlich eine Subjektspur nach einer Konjunktion wie that normalerweise nicht möglich: (39)
a. *I asked whatj Leslie said that t¡ had made Robin give a book to Lee b. *This is the tree which¡ I said that t¡ had resisted my shovel
Es gibt aber Adverbiale, die, wenn direkt nach that positioniert, den "tf/ai-trace"-Effekt aufheben: (40)
a. I asked what^ Leslie said that in her opinion t¡ had made Robin give a book to Lee b. This is the tree which j I said that just yesterday t¡ had resisted my shovel
Browning (1996) beobachtet nun, und dies ist entscheidend für unsere Überlegungen, den Unterschied von (40) zu den folgenden Daten: (41)
a. *Who did Leslie think that, this present, Kim gave to? b. *Who did Robin say that, this present, gave Lee?
Die Daten in (41) zeigen, daß eingebettete Topikalisierung eines Arguments generell die Extraktion eines anderen Elements blockiert und damit insbesondere nicht zur Aufhebung des "í/?aí-trace"-Effekts führt (41b). Für Brownings Erklärung des Unterschieds zwischen (40) und (41) ist entscheidend, daß sie annimmt, daß die topikalisierten Argumente in (41) ihre Oberflächenposition durch Bewegung erreichen, wohingegen sie annimmt, daß die Adverbiale von (40) in ihrer Oberflächenposition basisgeneriert sind. In Browning (1996) wird nicht zwischen verschiedenen Adverbialtypen unterschieden. Es werden Beispiele mit Bereichsadverbialen, Satzadverbialen und Temporaladverbialen
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
gegeben, welche alle zur Aufhebung des "í/jaí-trace"-Effekts fuhren. Wenn wir nun aber systematisch die Adverbiale von (38) auf ihre Fähigkeit zur Aufhebung des "i/jaMrace"Effekts überprüfen, so finden wir die folgenden Daten: (42)
a. Whoj do you think that on Rosa's birthday t j took it easy b. *Who¡ do you think that on Rosa's lawn t j took it easy c. *Whoi do you think that with John's computer t j began to write a book of poetry d. Whoj do you think that in Ben's office t j is an absolute dictator e. *Whoj do you think that in Ben's office t j lay on his desk f. Who j do you think that for this reason t j was awarded a prize g. *Who¡ do you think that for Mary's brother t j was given some old clothes
In (42a) tritt ein Temporaladverbial, in (42d) ein Frame-Adverbial und in (42f) ein Kausaladverbial auf. Somit fuhren genau jene Adverbialtypen, welche nach (2) in (42) in ihrer Oberflächenposition basisgeneriert werden können, zu einer Aufhebung des "that-trace"Effekts. Eine Aufhebung des "fAaMxace"-Effekts durch eine Phrase zwischen dem Komplementierer und dem Subjekt ist nach Browning (1996) nur möglich, wenn diese Phrase in ihrer Basisposition steht. Genau jene Phrasen hingegen, welche ihre Position vor dem Subjekt durch Bewegung erreichen, können nach Browning den , that-trace' -Effekt nicht aufheben. Dies sind in (42) genau jene Phrasen, die auch nach (2) bewegt worden sein müssen: Lokal- und Instrumentaladverbiale und Benefaktivphrasen. Ebenso wie die Prinzip-C-Daten bestätigen also die Überlegungen von Browing die Regularitäten von (2), wonach z. B. satzinitiale Temporal-, Kausal- oder Frame-Adverbiale im Englischen in dieser Position basisgeneriert werden können, während dies z. B. für Lokal- und Instrumentaladverbiale nicht gilt. Wir wollen nun noch eine weitere Beobachtung über Temporal- und Lokaladverbialen kommentieren. Temporaladverbiale können auch in dem Bereich zwischen Subjekt und Verb vorkommen. Dies ist zwar nicht generell der Fall, aber es gilt für die „kleinen" Vertreter: (43)
a. He (then) will (then) have ((?)then) read the book b. He (*tomorrow) will (""tomorrow) have (*tomorrow) read the book
Phrasen wie tomorrow oder yesterday können wohl als PPs angesehen werden, während dies fur then nicht zutrifft. Wir können über den Unterschied in (43) keine Aussagen machen. Wir wollen aber auf den Unterschied zwischen (43a) und (44) hinweisen: (44)
She (*here) will (*here) be (*here) reading this book
Die Vorkommen der Temporaladverbiale in (43a) erfüllen die relevante Bedingung (2(iii)). Für ein Lokaladverbial wie in (44) hingegen ist Bedingung (2(iv)) bezüglich der Grundpositionen einschlägig. Danach muß die Grundposition eines Lokaladverbials von der Grundposition des Subjekts k-kommandiert werden. Dies ist in (44) für die beiden ersten angegebenen Positionen offensichtlich nicht der Fall. Die Grundposition des Subjekts befindet sich unterhalb des Auxiliars be. Aber auch die dritte in (44) angegebene Position ist nicht möglich. Die Grundposition des Subjekts befindet sich in der Spec-Position von Pred. Chomsky (1995) nimmt an, daß die Konfiguration Pred-VP (bei Chomsky „v-VP") die kausative oder agentive Rolle des externen Arguments ausdrückt.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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Wir nehmen an, daß an Pred' nur jene Adverbiale adjungiert werden können, die diese Rolle weiter charakterisieren. Dies sind Adverbiale der Subjekthaltung und jene Vorkommen von ursprünglichen Adverbialen der Art und Weise, die nach Abschnitt 3 das Subjekt beim Handlungsvollzug charakterisieren. Lokaladverbiale charakterisieren nicht die kausative oder agentive Rolle. Sie können deshalb nicht an Pred' adjungiert werden.12 Zum Abschluß dieses Abschnitts wollen wir noch eine Bemerkung zu den Frequenzadverbialen machen. Wie im Deutschen haben auch im Englischen die Frequenzadverbiale viele Möglichkeiten der Positionierung. Dies spiegelt den semantischen Sachverhalt wider, daß Frequenzadverbiale sowohl Prozesse als auch Ereignisse charakterisieren können: (45)
Hans hat mehrmals jede Türe zweimal angestrichen
Im Englischen können Frequenzadverbiale in den folgenden Positionen auftreten: (46)
(Frequently) she (frequently) has (frequently) been (frequently) talking (frequently) to Mary (frequently)
Da sie Prozeß- und Ereignismodifikatoren sind, erwarten wir diese Verteilung. Die Frequenzadverbiale vereinigen die Möglichkeiten der A&W-Adverbiale und der Temporaladverbiale. In Cinque (1997) werden ausführlich die folgenden Beispiele diskutiert: (47)
a. John intentionally knocked on the door twice b. John twice knocked on the door intentionally
Das Interessante an diesen Beispielen ist, daß (47a) ambig ist und (47b) eindeutig. (47a) besitzt eine Lesart mit Skopus von intentionally über twice und eine Lesart mit Skopus von twice über intentionally. (47b) besitzt nur die letztere Lesart. Cinque sieht darin ein schlagendes Argument gegen die Möglichkeit von Rechtsadjunktion in der Grammatik. Cinque zufolge sollten unter dieser Option beide Sätze ambig sein. Er schlägt eine äußerst komplexe Ableitung der Sätze aus einer Struktur ohne Rechtsadjunktion vor. Die Ableitung benutzt Optionen, die bislang in der Grammatik nicht etabliert sind. Wir werden in Abschnitt 7 unsere Alternative zur Rechtsadjunktion skizzieren. Wir wollen aber hier zunächst darauf hinweisen, daß in einem System, welches die Bedingungen (2) beinhaltet und welches Rechtsadjunktion zuläßt, die Interpretationsmöglichkeiten der Beispiele in (47) abgeleitet werden können. In (47a) ist es möglich, twice als prozeßbezogenes oder als ereignisbezogenes Frequenzadverbial zu analysieren. Im ersten Fall ist es an die Verbspur adjungiert, im zweiten Fall ist PredP die kleinste Phrase, die für die Adjunktion in Frage kommt, da ereignisbezogene Adverbiale die Grundposition des Subjekts k-kommandieren müssen. Das Adverbial der Subjekthaltung intentionally kann an Pred' adjungiert werden (s. Abschnitt 4). Das ereignisbezogene twice k-kommandiert diese Position, das prozeßbezogene twice
12
Der folgende Satz ist ebenfalls nicht grammatisch ohne "heavy shift" des Präpositionalobjekts: (i) *John will talk here with her Adjunktion von here an die VP würde Bedingung (2(iv)) erfüllen. Die Adjunktion des Adverbials an die VP blockiert aber die Thetamarkierung des Präpositionalobjekts, welches sich in der Spec-Position der VP befindet, durch das Verb in Pred.
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
wird von dieser Position k-kommandiert. Aufgrund der unterschiedlichen Analysemöglichkeiten für twice ergibt sich somit die Ambiguität von (47a). Die Situation ist eine andere in (47b). Nach den Überlegungen des Abschnitts 3 kann twice in diesem Beispiel nur als ereignisbezogenes Adverbial interpretiert werden, da es sich vor der Pred-Position befindet. Eine prozeßbezogene Lesart würde eine Position nach dem Verb erfordern. Das Adverbial der Subjekthaltung intentionally ist an Pred' adjungiert. Da twice nur als ereignisbezogenes Adverbial analysiert werden kann, ergibt sich die Eindeutigkeit des Beispiels. Wir können den Status eines weiteren Beispiels aus Cinque (1997) plausibilisieren. (48)
??John intentionally twice knocked on the door
Obwohl es sich um mögliche Positionen für die Adverbiale handelt, ist der Satz nicht wohlgeformt. Das Frequenzadverbial muß auch in diesem Beispiel als ereignisbezogen analysiert werden. In (48) k-kommandiert aber intentionally das Frequenzadverb. Dies bedeutet, daß ein ereignisinternes Adverbial ein ereignisbezogenes Adverbial k-kommandiert. Dies verletzt die Bedingung (2(iii)).
6. Satzadverbiale Satzadverbiale sind nach Auffassung einer ganzen Reihe von Autoren sensitiv fiir die Topik-Kommentar-Gliederung eines Satzes: Sie stehen nach den Topik-Konstituenten. Wie im Deutschen scheint es auch im Englischen schwierig zu sein, eine Phrase, die nicht Topik sein kann, vor ein Satzadverbial zu stellen. Existentiell interpretierte nackte Plurale, die nicht topikfähig sind, da sie neue Diskursentitäten einführen, können im Deutschen nicht vor dem Satzadverbial auftreten. (49)
*weil Mädchen glücklicherweise geboren wurden
In Kiss (1996:129) wird beobachtet, daß auch im Englischen eine derartige Konstituente nicht vor einem Satzadverbial erscheinen kann: (50)
??Boys luckily were born
Wenn man also die Position bezüglich des ranghöchsten Arguments ermitteln will, so muß man darauf achten, daß das ranghöchste Argument keine Topik-Konstituente ist. Dies ist auf jeden Fall dann gegeben, wenn das ranghöchste Argument auf nichts speziell referiert, da Topikalität an Referentialität als Voraussetzung gebunden ist. (51)
*weil wer vermutlich geraucht hat
(51) zeigt, daß Satzadverbiale ihre Grundposition oberhalb der Grundposition des ranghöchsten Arguments haben. Ebenso läßt sich zeigen, daß Satzadverbiale, da sie Propositionsbezug haben, höher liegen als alle ereignisbezogenen Adverbiale, also z. B. kausale Adverbiale: (52)
a. weil er wahrscheinlich wegen was eingeschnappt war b. *weil er wegen was wahrscheinlich eingeschnappt war
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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Zur vollständigen Spezifikation eines Ereignisses gehört seine temporale Verankerung. Wenn nun Satzadverbiale über ein vollständig spezifiziertes Ereignis prädizieren, erwarten wir, daß sich in der Syntax eine Beziehung zwischen dem Satzadverbial und der temporalen Verankerung zeigt. Weil das finite Verb als der Repräsentant der temporalen Verankerung eines Ereignisses gelten kann, sollte das finite Verb im K-Kommandobereich des Satzadverbials auftreten müssen. Da dies im deutschen Mittelfeld wegen der Verbendstellung zwangsläufig gegeben ist, wird diese Bedingung im Deutschen nur bei gemeinsamer Topikalisierung des Satzadverbials mit dem infiniten Verb sichtbar. Betrachten wir daher die folgenden Daten: (53)
a. b. c. d.
weil in diesem Land glücklicherweise viel gelacht wird viel gelacht wird in diesem Land glücklicherweise ^Glücklicherweise viel gelacht wird in diesem Land *Vermutlich geraucht wird heute abend
In (53 a) und (b) ist das finite Verb bzw. seine Spur im K-Kommando-Bereich des Satzadverbials. Dies ist nicht der Fall in (c) und (d). Es ist keine plausible Annahme, daß sich im komplexen Vorfeld eine Spur des finiten Verbs befinden könnte (s. z. B. Haider 1993). Die Ungrammatikalität dieser Sätze können wir somit mit der Bedingung erfassen, daß Satzadverbiale das finite Verb (respektive eine Spur desselben) k-kommandieren müssen. Betrachten wir nun die Verhältnisse im Englischen. Als erstes kann man feststellen, daß auch hier die Bedingung erfüllt sein muß, daß die Satzadverbiale die ereignisbezogenen Adverbiale k-kommandieren müssen. Dies erkennt man an folgendem Kontrast: (54)
a. George probably always will be singing that song b. *George always probably will be singing that song
Betrachten wir als nächstes die möglichen Grundpositionen für Satzadverbiale: (55)
(Probably) She (probably) will (probably) have (*probably) answered the reporter's questions (*probably)
Für die ersten beiden Positionen am Beginn des Satzes ist klar, daß das Satzadverbial die Bedingung des K-Kommandos über das finite Verb erfüllt. Für die dritte mögliche Position ist dies nicht unmittelbar deutlich. Die Frage ist demnach, warum der folgende Satz grammatisch ist: (56)
She will probably have answered the reporter's questions
Es gibt Evidenz dafür, daß im Englischen finite Auxiliare und Modalverben in einer V-Position basisgeneriert und dann in die funktionale Finitheitsposition bewegt werden. Daß finite Auxiliare und Modalverben im Englischen eine andere strukturelle Position einnehmen als finite und infinite Hauptverben und infinite Auxiliare ist unstrittig. Dies zeigt sich z. B. bei Inversion und bei Negation: (57)
a. b. c. d. e. f.
Had he left? Must they leave? *Leave they? They had not left They must not leave *They left not
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
Man nimmt an, daß die finiten Auxiliare und die Modalverben in der funktionalen Projektion Io stehen, während dies für die anderen Verben nicht gilt. Um den Zusammenhang der finiten Auxiliare zu den infiniten Formen zu bewahren, ist anzunehmen, daß alle Auxiliare in einer V-Position basisgeneriert werden. Die fíniten Auxiliare werden dann nach Io bewegt. Aber auch für Modalverben ist die Annahme, daß sie I°durch Bewegung erreichen, sinnvoll. Dies erlaubt, davon auszugehen, daß alle verbalen Elemente des Englischen von der Kategorie V sind. Eine empirische Evidenz für die Bewegung der Modalverben ergibt sich durch Skopusdaten. Betrachten wir die folgenden Sätze aus Ernst (1991): (58)
a. George was obviously frequently associated with criminals b. Gary can apparently lift 100 pounds c. Gaiy already can clearly lift 100 pounds
(58a) dient lediglich zum Vergleich. Der Satz ist eindeutig. Er hat nur die Lesart, die der Oberflächenreihenfolge der Adverbiale entspricht. Die Sätze (56b) und (c) hingegen sind ambig. Sie haben jeweils eine Lesart, bei der das nach dem Modalverb stehende Adverbial Skopus nimmt über dieses Modalverb. (58b) hat z. B. die Lesart: Es ist offensichtlich, daß G. 100 Pfund heben kann. (58c) hat die Lesart: Es ist bereits der Fall, daß G. offensichtlich 100 Pfund heben kann. Interessanterweise kann in (58c) das Adverb clearly zwar Skopus über das Modalverb nehmen, aber es existiert keine Lesart, bei der clearly Skopus hat über das vor dem Modalverb positionierte Adverb. Diese Daten erfahren eine einfache Erklärung, wenn man Bewegung des Modalverbs annimmt. (58b) hat demnach die folgende Struktur: (58)
b'. [jp Gaiy2 can¡ [apparently [yp t j [p rec jp t2 lift 100 pounds]]]]
Das Adverb k-kommandiert die Grundposition des Modalverbs. Skopus setzt K-Kommando voraus. Es gibt daher eine Lesart mit Skopus des Adverbs über das Modalverb. Entsprechendes gilt für (58c): clearly k-kommandiert die Spur von can. Aber es gibt natürlich keine Spur von already im K-Kommando-Bereich von clearly. Daher existiert keine Lesart mit Skopus von clearly über already. Nimmt man also an, daß Modalverben und finite Auxiliare bewegt werden, ist für (56) die folgende Struktur anzusetzen: (56')
She2 [p willj [probably [yp t¡ [yp have [p re dp questions]]]]]
answered the reporter's
Es ist damit klar, daß in (56) alle Bedingungen für Satzadverbiale erfüllt sind. Insbesondere k-kommandiert das Satzadverbial das finite Verb. Ein Satzadverbial kann aber nur nach einem Modalverb oder nach einem finiten Auxiliar stehen. Es kann nicht nach einem infiniten Auxiliar stehen: (59)
*He has been unfortunately reading the book
Die Erklärung für die Ungrammatikalität von (59) ist dieselbe wie die Erklärung für das obige deutsche Beispiel (53c), nämlich fehlendes K-Kommando des Adverbials über das finite Verb: (53)
c'. *Glücklicherweise viel gelacht wird in diesem Land
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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Das Adverbial in (59) k-kommandiert ebenfalls nicht das finite Verb oder ein Element von dessen Bewegungskette. Nur das finite Auxiliar oder ein Modalverb werden im Englischen aus einer tieferen Position in eine höhere Position bewegt. In (55) ist auch angegeben, daß ein Satzadverbial nicht möglich ist am Ende des Satzes. Dies gilt dann, wenn das Satzadverbial in den Satz integriert sein soll. Ein Satzadverbial ist am Ende des englischen Satzes nur möglich, wenn es durch eine „Komma-Intonation" abgesetzt wird. Um dies zu verstehen, müssen wir nochmal unsere Bedingung betrachten, daß ein Satzadverbial das finite Verb bzw. ein Element seiner Bewegungskette k-kommandieren muß. Diese Bedingung kann ein wenig genauer formuliert werden. Die strukturelle Repräsentation der Finitheit geschieht im Englischen durch die I-Kategorie. Finite Hilfsverben und Modalverben bewegen sich nach I, finite Hauptverben sind mit der I-Kategorie durch eine abstraktere Abhängigkeitsbeziehung verbunden. In all diesen Fällen wird eine Koindizierungsrelation zwischen der Grundposition des finiten verbalen Elements und der I-Position angenommen. Wenn ein Satzadverbial ein Element der Bewegungskette des finiten Verbs k-kommandiert, k-kommandiert es damit auch ein Element der Abhängigkeitskette zwischen I und dem finiten Verb. Die Bedingung für Satzadverbiale kann daher genauer lauten, daß Satzadverbiale ein Element der Abhängigkeitskette zwischen I und dem finiten Verb k-kommandieren müssen. In dieser Formulierung wird deutlich, daß das Bezugselement für Satzadverbiale die I-Kategorie ist. Wenn ein Adverbial eine spezielle X®-Kategorie als Bezugselement hat, dann muß es sich in dessen Lizenzierungsdomäne befinden. Lizenzierungsdomänen von haben eine bestimmte Richtung. Wie oben ausgeführt, ist die Lizenzierungsdomäne von yO nach rechts. Funktionale Kategorien lizenzieren stets und in allen Sprachen nach links. Der Lizenzierungsbereich von I® ist demnach nach links. Daher können Satzadverbiale nicht nach rechts, sondern nur nach links adjungiert werden. Es ergibt sich aus diesem Grund die Ungrammatikalität des Satzadverbials am Satzende in (55). Betrachten wir als nächstes die Abfolge verschiedener Typen von Satzadverbialen untereinander. Sie ist im Englischen gleich wie im Deutschen. Abfolgebeschränkungen ergeben sich einfach daraus, daß bestimmte Satzadverbiale andere in ihren Skopus nehmen können, während dies umgekehrt nicht möglich ist. So ergibt es ζ. B. einen Sinn, eine durch ein epistemisches Adverb wahrheitsbewertete Proposition noch durch ein evaluatives Verb wie leider, glücklicherweise zu bewerten. Es ist jedoch kaum sinnvoll, eine bereits emotional bewertete Situation noch einer epistemischen Bewertung zu unterziehen: (60)
a. daß Petra leider wahrscheinlich verreist ist b. *daß Petra wahrscheinlich leider verreist ist
Dies korrespondiert mit den fur das Englische beobachteten Regularitäten für Satzadverbiale (s. bereits Jackendoff 1972:87-93, Travis 1988:186). Adverbien wie ζ. B. luckily und probably können zwar jeweils in den gleichen syntaktischen Positionen auftreten, jedoch ist eine strikte relative Abfolge festgelegt, wenn beide auftreten: (61)
a. She (luckily/probably) has (luckily/probably) got a job b. She luckily has probably got a job c. *She probably has luckily got a job
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
Kommen wir nun zu den sog. subjektorientierten Adverbialen wie in folgenden Beispielen: (62)
a. weil Otto klugerweise geschwiegen hat b. John cleverly made no reply
Diese sind besonders vom semantischen Blickpunkt interessant, da sie eine gewisse Janusköpfigkeit aufweisen. Zum einen drücken sie eine Bewertung eines Tatbestandes durch den Sprecher aus, zum anderen wird diese Bewertung aber prädiziert über das Subjekt des Satzes: es war klug von Otto, daß er geschwiegen hat. Obwohl eine ganze Reihe von Autoren hier auch einen Propositionsbezug sehen und die subjektorientierten Adverbiale deswegen zu den Satzadverbialen rechnen, ist dies keineswegs unumstritten und in der Literatur findet sich auch die gegenteilige Auffassung.13 In Frey/Pittner (1998) haben wir die Auffassung vertreten, daß es sich beim subjektorientierten Adverbial um einen Propositionsbezug handelt. Da sich der Propositionsbezug von Satzadverbien syntaktisch darin niederschlägt, daß die Grundposition von Satzadverbien das finite Verb k-kommandieren muß, bestätigen die folgenden Daten diese Zuordnung: (63)
a. *Klugerweise geschwiegen hat Otto14 b. *Wahrscheinlich geschwiegen hat Otto
Diese Beispiele zeigen, daß sich die subjektorientierten Adverbiale hinsichtlich der Positionierung im komplexen Vorfeld wie Satzadverbiale verhalten. Dagegen unterscheiden sie sich deutlich von den sogenannten Adverbialen der Subjekthaltung, die ebenfalls einen Bezug auf das Subjekt aufweisen (in Ausnahmefallen auch auf ein anderes ranghöchstes Argument, das den Träger der Haltung bezeichnet): (64)
a. Gerne gearbeitet hat Otto schon immer b. Freiwillig kommen wird er wohl kaum c. *Arroganterweise kandidieren will er wohl schon
Da wir einen engen Zusammenhang zwischen möglichen syntaktischen Positionen und semantischen Bezugsbereich annehmen, erwarten wir, daß die Stellungsdaten im Englischen weiteren Aufschluß über die Frage des Propositionsbezugs der subjektorientierten 13
So bemerken Thomason/Stalnaker (1973), daß carefully sowohl in der A&W-Lesart als auch in der subjektorientierten Lesart kein Satzmodifikator sei. Allerdings sind eine Reihe von Umformungen möglich, die als Evidenz für einen Propositionsbezug der subjektorientierten Adverbiale gedeutet werden, so etwa, daß die entsprechenden Adjektive sententiale Komplemente zulassen (cf. Peterson 1997:18, der dies für Prädikate mit Ereignisbezug ausschließt): (i) Daß Hans nicht da war, war sehr nachlässig. (ii) *Daß Hans sang, war sehr laut. Es existiert jedoch tatsächlich eine Umformung, die für die übrigen Satzadverbien, nicht jedoch für die subjektorientierten Adverbiale möglich ist, nämlich die Einsetzung in einen Matrixsatz der Form es ist
ADV wahr, daß...
14
(iii) es ist leider/wahrscheinlich/glücklicherweise/*arroganterweise wahr, daß... Dies spricht dafür, daß die subjektorientierten Adverbiale sich nicht auf unanalysierte Propositionen beziehen, sondern dafür sensitiv sind, wie die Proposition intem beschaffen ist. Subjektorientierte Adverbiale stellen in dieser Hinsicht bestimmte Anforderungen, wie ζ. B. das Vorhandensein eines Agens. Die Grammatikalitätsurteile beziehen sich auf die nicht-fokussierende Lesart der Adverbien.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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Adverbiale liefern können. Wir überprüfen somit ihre Positionierung relativ zum finiten Verb: (65)
??He has been cleverly answering their questions.
(65) kann als Beleg dafür gesehen werden, daß auch subjektorientierte Adverbiale im Englischen die Grundposition des finiten Verbs k-kommandieren müssen. Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen Position und semantischem Bezugsbereich kann dies als Evidenz für den Propositionsbezug dieses Adverbialtyps gewertet werden. Wie schon ausgeführt, unterscheiden sich die subjektorientierten Adverbiale von anderen Satzadverbialen durch ihre besondere Relation zum Subjekt, da sie eine Prädikation über das Subjekt beinhalten. In Frey/Pittner (1998) haben wir argumentiert, daß sich im Deutschen die semantische Abhängigkeit eines subjektorientierten Satzadverbials vom Subjekt darin niederschlägt, daß dieses Adverbial (bzw. ein Element seiner Bewegungskette) auf der Oberfläche vom Subjekt k-kommandiert wird. Entsprechendes gilt für das Englische, auch hier spiegelt sich die eingangs schon erwähnte semantische Janusköpfigkeit in der syntaktischen Positionierung wider. Das syntaktische Korrelat des Subjektbezugs dieser Adverbiale liegt in ihrer Grundposition unterhalb der Oberflächenposition des Subjekts in Spec von IP. Dies kann durch "ί/iaf-trace"-Effekte gezeigt werden. Subjektorientierte Adverbiale können wie die anderen Satzadverbiale am Anfang des englischen Satzes stehen: (66)
a. Unfortunately John made no reply b. Cleverly John made no reply
Das Satzadverbial in (66a) kann nach (2(ii)) in seiner Oberflächenposition basisgeneriert werden. Dies kann entsprechend zu den Überlegung in Abschnitt 5 bestätigt werden durch den Nachweis, daß es zur Aufhebung des "ίΑαί-trace"-Effekts bei Bewegung des eingebetteten Subjekts führt: (67)
Whoj do you think that unfortunately t j made no reply
Entscheidend ist nun, daß Entsprechendes nicht möglich ist bei einem subjektorientierten Satzadverbial: (68)
*Who¡ do you think that cleverly t j made no reply
Nach den Ausfuhrungen in Abschnitt 5 ist cleverly somit in (68) in seiner Oberflächenposition nicht basisgeneriert. Es hat diese Position durch Bewegung erreicht und kann deshalb den "that-trace"-Effekt nicht aufheben. Wir haben für einen Satz wie (66b) somit eine Repräsentation wie die folgende anzusetzen: (66)' b. Cleverly J John2 t j t2 made no reply Damit ist gezeigt, daß für ein subjektorientiertes Adverbial des Englischen die gleichen Bedingungen gelten wie für eines des Deutschen: Das subjektorientierte Adverbial (d. h. ein Element seiner Bewegungskette) wird vom Subjekt (d. h. einem Element von dessen Bewegungskette) auf der Oberfläche k-kommandiert. Das Adverbial k-kommandiert als
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
Satzadverbial aber in seiner Grundposition die Grundposition des Subjekts und die Grundposition des finiten Verbs.15
7. Zur Frage der Rechtsadjunktion Das Auftreten von Adverbialen am rechten Satzrand des englischen Satzes, das wir in unseren bisherigen Überlegungen weitgehend ausgeklammert haben, wirft einige äußerst schwierige Fragen auf. Es gibt Eigenschaften von Adverbialen in satzfinaler Position, die elegant durch Rechtsadjunktion erfaßt werden. Zunächst läßt sich beobachten, daß Adverbiale in den finalen Positionen des englischen Satzes umgekehrt zu der Reihenfolge auftreten, wie wir sie für das deutsche Mittelfeld gezeigt haben. So nennen Quirk/Greenbaum (1973:241) ζ. B. die Abfolge A&W-Adverbial > Lokaladverbial > Temporaladverbial und geben dazu folgendes Beispiel: (69)
He was working with his shears in the garden the whole morning
Bei anderen Abfolgen ergibt sich zwar keine Ungrammatikalität, aber diese Abfolgen werden als weniger normal empfunden. Umstellungen können durch die Länge der Konstituenten bedingt sein oder vorgenommen werden, um Endfokus zu erreichen. Abstrahiert man von diesen Faktoren, zeigen sich durchweg die umgekehrten Abfolgen wie im deutschen Mittelfeld. So findet man z. B. in der Literatur auch den Hinweis, daß am Satzende Adverbiale des Grundes oder des Zweckes ebenfalls nach den Lokaladverbialen auftreten. Dies widerspricht der Position von Cinque (1997), der annimmt, daß im Englischen Adverbiale wie in (69) und Adverbiale der Art und Weise, des Grundes oder des Zweckes nach den Objekten ungeordnet seien. Die spiegelbildliche Abfolge der Adverbiale am Satzende im Vergleich zur Abfolge im präverbalen Bereich ist in einer Analyse mit Rechtsadjunktion erwartet. Insbesondere können die unmarkierten Abfolgen in einer Analyse mit Rechtsadjunktion mit unseren Bedingungen in (2) unmittelbar erklärt werden. Auch die Skopusverhältnisse lassen sich leicht mit Rechtsadjunktion erfassen. Es läßt sich beobachten, daß in satzfinaler Position Adverbiale Skopus über ein anderes vorangehendes Adverbial in satzfinaler Position haben: (70)
15
a. I hit him twice on two occasions (eindeutig: zweimal bei jeder der beiden Möglichkeiten) b. She has made extra trips frequently willingly (eindeutig: willingly hat Skopus über frequently)
Die Oberflächenorientiertheit teilt das subjektorientierte Satzadverbial mit den Adverbialen der Subjekthaltung. Man findet im Englischen daher bei subjektorientierten Satzadverbialen die gleiche Passivsensitivität wie bei Adverbialen der Subjekthaltung (s. oben Abschnitt 4). Ein subjektorientiertes Satzadverbial bezieht sich somit im englischen Passivsatz auf das Passivsubjekt. Wiederum finden wir den Unterschied zum Deutschen. Im Deutschen bezieht sich das subjektorientierte Satzadverbial im Passivsatz auf das „Tiefensubjekt", d. h. auf das implizite Argument. Die Erklärung fur diesen Unterschied ist die gleiche, wie wir sie fur den entsprechenden Unterschied bei den Adverbialen der Subjekthaltung in Abschnitt 4 gegeben haben.
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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c. She has made extra trips willingly frequently (eindeutig: frequently hat Skopus über willingly) d. They've done it twice on purpose for years (eindeutig: for years hat Skopus über on purpose, dieses hat Skopus über twice) e. He attended classes at at least one university nearly every day of the week (eindeutig: nearly every day ... hat Skopus über at least one university) Diese Daten ergeben sich unmittelbar unter Rechtsadjunktion, da bei dieser Analyse das weiter rechts stehende Adverbial das direkt vorangehende Adverbial asymmetrisch k-kommandiert. Allerdings gibt es empirische und konzeptuelle Einwände gegen Rechtsadjunktion. Bereits Larson (1988) ging davon aus, daß alle Adverbiale, wenn sie nach den Objekten auftreten, von den Objekten k-kommandiert werden. Desweiteren gibt es einflußreiche Arbeiten (Kayne 1994, Haider 1993), die dafür argumentieren, daß syntaktische Strukturen prinzipiell nur binär rechtsverzweigend sein können. Rechtsadjunktionen können danach in der syntaktischen Struktur nicht existieren. Für Larson waren es hauptsächlich Bindungsdaten und andere Indikatoren für K-Kommando-Beziehungen, die zu der Annahme führten, daß die Adverbiale am Satzende nicht rechtsadjungiert sind: (71)
a. She visited every colleague j on hisj birthday b. I shot the men¡ willingly near each other's ¡ home c. She took none of them on purpose for any reason I am aware of
Die Daten zeigen, daß sich die Adverbiale am Satzende in der K-Kommando-Domäne des Objekts befinden. Larson positioniert die Adverbiale am Satzende ebenso wie die Argumente in einer vom Hauptverb aufgespannten VP-Schalenstruktur. Vorangehende Phrasen k-kommandieren dann weiterhin asymmetrisch die nachfolgenden Phrasen. Auch Adverbiale am Satzende sind somit in einer binär rechtsverzweigenden Struktur angeordnet. Unter Larsons Annahmen lassen sich Skopusdaten wie in (70) aber nicht erfassen. Da das vorangehende Adverbial das nachfolgende k-kommandiert, würde man unter dieser Analyse genau die umgekehrten Skopusverhältnisse erwarten. Auch eine LF-Bewegungsanalyse scheint unter Larsons Annahmen nicht möglich. Um die Eindeutigkeit der Beispiele in (70) zu gewährleisten, wären eine Reihe sehr willkürlicher Annahmen notwendig. Cinque (1997) schlägt für Sätze wie in (70) eine Basisstruktur vor, deren K-Kommando-Beziehungen den Skopusfakten entspricht. Die Adverbiale werden mit der richtigen K-Kommando-Beziehung vor dem Verb basisgeneriert. Die Oberfläche wird dann durch eine neuartige Bewegung abgeleitet („Intraposition"). Dem Satz (70b) z. B. liegt die folgende Abfolge zugrunde: (72)
She has [willingly [frequently [made extra trips]]]
Daraus wird zunächst abgeleitet: (73)
She has [willingly [[made extra trips] γ [frequently t j ] ]
Die Oberfläche entsteht durch eine weitere Intraposition: (74)
She has [[[made extra trips] ¡ [frequently t¡]]2 [willingly t2]]
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Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
Ein Problem für diesen Vorschlag ist sicherlich, daß Cinque für diese Bewegungen und für ihre Zielpositionen keine Theorie bereitstellt. Das Hauptproblem aber ist, daß Bindungsdaten wie in (71) mit diesem Ansatz nicht erfaßt werden können. Da das Objekt innerhalb einer komplexeren Konstituente vor das Adverbial bewegt wird, kann das Objekt ein nachfolgendes Adverbial nicht k-kommandieren. Somit liegt eine widersprüchliche Datenlage vor. Die Reihenfolgebedingungen und die Skopusdaten sprechen für eine Rechtsadjunktion der Adverbiale am Satzende. Unter Rechtsadjunktion könnten die Daten desweiteren unmittelbar mit den Bedingungen in (2) erfaßt werden. Die Bindungsdaten hingegen sprechen dafür, alle satzfinalen Adverbiale strukturell zumindest tiefer als das Objekt zu positionieren. Konzeptuelle Überlegungen sprechen dafür, generell nur rechtsverzweigende (Basis)-Strukturen zuzulassen. Wenn man die konzeptuellen Überlegungen nicht übernehmen möchte, wäre eine Möglichkeit, dieses Dilemma zu überwinden, K-Kommando als Voraussetzung für Bindungsbeziehungen aufzugeben. Stattdessen müßten die Bedingungen für Bindung, die Bedingung für die Lizenzierung negativer Polaritätselemente usw. über Präzedenz formuliert werden (so z. B. Jackendoff 1990a). Man könnte dann an einer Analyse der satzfinalen Adverbiale mit Rechtsadjunktion festhalten. Dies würde aber tiefgreifende und weitreichende Veränderungen der Theorie beinhalten. Wir möchten diesen weitreichenden Schritt nicht machen und werden im folgenden einen anderen Weg skizzieren. Chomsky (1995: 333) bemerkt bezüglich der Phrasen nach den Objekten: "if a shell structure is relevant at all, the additional phrases might be supported by empty heads below the main verb...". Diese leeren Köpfe wären keine Spuren des Verbs. Die Grundposition des Verbs wäre vielmehr beim tiefsten Objekt. Die leeren Köpfe würden eine rechtsverzweigende Struktur für die satzfinalen Adverbiale im K-Kommando-Bereich der Objekte aufspannen. Man könnte nun annehmen, daß diese leeren Köpfe zwar eine syntaktische Positionierung der Adverbiale ermöglichen, daß die Adverbiale aber in dieser Struktur nicht interpretiert werden können, da die leeren Köpfe selbst semantisch nicht interpretiert werden. Damit die satzfinalen Adverbiale interpretiert werden können, müssen sie verbunden werden mit abstrakten Modifikationsmarkern, die im interpretierten Satzrahmen positioniert werden müssen, d. h. in dem Bereich, der vom Verb und den darüber liegenden Köpfen aufgespannt wird. Das Konzept der Modifikationsmarker erinnert an das Konzept der Skopusmarker von Williams (1986). Die Modifikationsmarker kennzeichnen für ein gegebenes Adverbial den Knoten in der syntaktischen Struktur, der von dem Adverbial modifiziert wird. Aufgrund der inhärenten Semantik eines Adverbials ist eindeutig, welcher der in (2) genannten Klassen es zuzuordnen ist. Ein Modifikationsmarker wird gemäß der Bedingungen in (2) gesetzt. Entscheidend wäre dann die folgende Bedingung gegen überkreuzende Pfade: Die Zuordnungen der Adverbiale an ihre Marker dürfen in der Basisstruktur nicht überkreuzen. Sind nun für die Positionierungen der Marker im interpretierten Satzrahmen die Konditionen (2) einschlägig, ergibt sich mit der Pfadbedingung unmittelbar die unmarkierte Abfolge der satzfinalen Adverbiale. Wenn Skopus über die Marker berechnet wird, ergeben sich auch die Skopusdaten. Die Bindungsdaten ergeben sich, da die satzfinalen Adverbiale in einer von den Argumenten k-kommandierten rechtsverzweigenden Schalenstruktur basisgeneriert werden. Man beachte, daß bis auf die Bemerkung zu satzfmalen Satzadverbialen die Überlegungen der vorigen Abschnitte, die von Rechtsadjunktion an höhere Projektionen in der Ba-
Frey/Pittner, Adverbialpositionen im deutsch-englischen Vergleich
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sisstruktur Gebrauch machen, sich direkt in diesem Rahmen umformulieren lassen. Es versteht sich allerdings, daß das Konzept der Modifikationsmarker zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr spekulativ ist.
8. Zusammenfassung Unser Ziel war, erste Überlegungen dazu anzustellen, ob sich die in Frey/Pittner (1998) beobachteten Regularitäten für die Abfolge von Adverbialen im deutschen Mittelfeld auch im Englischen wiederfinden. Unser Grundgedanke dabei ist, daß diese, da es sich um Widerspiegelungen der semantischen Verhältnisse handelt, auch im Englischen gelten müssen und daß sich Unterschiede in der Adverbialstellung auf unabhängig davon existierende Unterschiede in der Satzstruktur zurückfuhren lassen. Wir haben versucht zu zeigen, daß die in (2) formulierten Bedingungen, die ursprünglich anhand des Deutschen entwickelt wurden, auch im Englischen wirksam sind. Dies wurde zunächst überprüft fur Adverbiale der Art und Weise. Deren scheinbare große Stellungsfreiheit im Englischen ist durch eine Adjunktion an V^ und Larsonische Verbbewegungen bedingt. Auch die Adverbiale der Subjekthaltung, die die mentale Einstellung eines Referenten zum Vorgang beinhalten, unterliegen in beiden Sprachen denselben Bedingungen. Orientierungsunterschiede bei diesen Adverbialen im Deutschen und Englischen ließen sich mit unterschiedlichen strukturellen Positionen des Subjekts im deutschen und englischen Satz in Verbindung bringen. "77jaMrace"-Effekte stützen die Annahme, daß ζ. B. Temporaladverbiale im Englischen ihre Grundposition oberhalb des Subjekts, Lokaladverbiale ζ. B. jedoch ihre Grundposition unterhalb des Subjekts einnehmen, wobei dies jeweils den Verhältnissen im Deutschen entspricht. Satzadverbiale haben Propositionsbezug. Für sie gilt im Englischen wie im Deutschen, daß sie die Grundposition des finiten Verbs k-kommandieren müssen. Dies gilt auch für die subjektorientierten Satzadverbiale, die sich jedoch von anderen Satzadverbialen durch ihre besondere Relation zum Subjekt unterscheiden. Diese findet im Englischen wie auch im Deutschen ihren syntaktischen Niederschlag darin, daß diese Adverbiale ihre Grundposition unterhalb der Oberflächenposition des Subjekts einnehmen, was für das Englische wiederum anhand der "that-tia.ce"-Daten gezeigt werden konnte.
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Ilse Zimmermann
Die Integration topikalischer DPs in die syntaktische und semantische Struktur von Sätzen
Im Rahmen einer minimalistisch orientierten Theorie der Laut-Bedeutungs-Zuordnung wird anhand des Russischen erörtert, wo der normale Platz topikalischer Substantivgruppen (DPs) in der Satzstruktur ist, wie die semantische Interpretation von DPs aussieht und wie sich der Topikstatus von DPs auf die Bedeutungsstruktur von Sätzen auswirkt. Es wird mit keiner funktionalen Strukturetage TopP gerechnet. Topikalische Konstituenten (XPs) haben die informationsstrukturelle Kennzeichnung +top und erhalten ihren Platz an der linken Peripherie der Satzstruktur. Dabei löst die Kennzeichnung einer XP mit dem Merkmal +top einen besonderen Interpretationsmechanismus aus.1
1. Fragestellung Die Informationsstrukturierung sprachlicher Äußerungen hängt wesentlich mit der Links-Rechts-Abfolge der Konstituenten von Sätzen und ihrer entsprechenden hierarchischen Organisation zusammen. In Abhängigkeit vom sprachlichen und situativen Kontext, vom gemeinsamen Wissenshintergrund der Kommunikationspartner und von den kommunikativen Intentionen des Sprechers finden bestimmte Umordnungen von Konstituenten statt, die ihrem informationsstrukturellen Status als Topik bzw. Kommentar, als thematische bzw. rhematische Einheit oder als Hintergrund bzw. Fokus entsprechen. Im Folgenden werden anhand des Russischen topikalische DPs betrachtet. Es wird untersucht, wo in Haupt- und Nebensätzen ihr normaler Platz ist und wie sich ihr Topikstatus gegebenenfalls auf die semantische Interpretation von Sätzen auswirkt. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund:
Die Untersuchung fußt auf Zusammenarbeit und intensiver Diskussion mit Margareta Brandt, Inger Rosengren und Marga Reis, mit Brigitta Haftka, mit Horst-Dieter Gasde, Kerstin Schwabe und André Meinunger und mit Anita Steube und Andreas Späth. Anregungen brachten auch die Diskussionen zu meinen Vorträgen über Informationsstrukturierung im Zentrum für allgemeine Sprachwissenschaft in Berlin (Workshop „Informationsstrukturierung IN", 18./19.11.1997), an der Humboldt-Universität zu Berlin (Tagung „Sprachspezifische Aspekte der Informationsstrukturierung", 6.-8.2.1998), an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (im Rahmen der Ringvorlesung „Generative und kognitive Linguistik", 7.5.1998) und an der Universität Lund (Arbeitstagung „Informationsstruktur", 12.-14.6.1998).
42
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
-
Wo genau finden topikalische DPs in der syntaktischen Struktur von Sätzen ihren an deren linker Peripherie liegenden Platz?
-
Wodurch wird diese Plazierung garantiert?
-
Ist diese Positionierung für die semantische Interpretation sichtbar? Trägt der Topikstatus einer Konstituente etwas Spezifisches zur Bedeutungsstruktur von Sätzen bei?
-
Wie wird mit den Spuren an die linke Satzperipherie bewegter topikalischer Konstituenten umgegangen?
Es ist nur sinnvoll, im Rahmen fest umrissener grammatiktheoretischer Vorstellungen über das Wesen der Laut-Bedeutungs-Zuordnung sprachlicher Äußerungen solche Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen.
2. Grammatiktheoretische Voraussetzungen Das in (1) skizzierte Modell der Laut-Bedeutungs-Zuordnung rechnet mit dem Lexikon als fundamentalem Lieferanten der für die Korrelierung der Phonologischen Form (PF) und der Semantischen Form (SF) relevanten Strukturbausteine. Die Operationen Merge und Move bewerkstelligen den morphosyntaktischen Strukturaufbau. (1)
LEXIKON MERGE MOVE PF
Ni/ Ni/
SF
Die Theorie sieht vor, daß es Operationen gibt, die für die semantische Interpretation relevant sind, für die phonologische Interpretation jedoch unsichtbar sind, und umgekehrt. Ich nenne die in die PF übergehende morphosyntaktische Struktur Oberflächenstruktur (OS) und die zur SF zu amalgamierende Struktur Logische Form (LF). Anders als Chomsky (1995) nehme ich mit Bierwisch (1997) an, daß die Laut-Bedeutungs-Zuordnung zwischen PF und SF stattfindet.2 Alle zwischen diesen Schnittstellen vermittelnden Derivationsschritte und Struktureinheiten sind verborgen.
2
Zur Rechtfertigung der SF als Repräsentation der grammatisch determinierten Bedeutung sprachlicher Äußerungen und zu ihrer Unterscheidung von der konzeptuellen Struktur als Repräsentation der Welterfahrung von Sprechern und Hörern s. Bierwisch (1982, 1987, 1988, 1989, 1997), Lang (1987, 1990, 1994), Maienborn (1996, 1997, 1998) und Dölling (1997, 1998).
43
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
3. Grundannahmen zur Informationsstrukturierung Mit Rosengren (1993, 1997) und Molnár (1991, 1993) wird angenommen, daß Sätze drei informationstrukturellen Gliederungen unterliegen: Topik vs. Kommentar, Themabereich vs. Rhemabereich, Hintergrund vs. Fokus. Für die in Abschnitt 1 umrissene Fragestellung dieser Arbeit ist es wichtig, den Begriff des Topiks genau zu bestimmen. Topik ist aus der Sicht des Sprechers der Gegenstand, über den eine Prädikation, der Kommentar, gemacht wird. Dabei wird hier vorausgesetzt, daß Topiks zu den im jeweiligen Diskurs gegebenen Entitäten zählen (s. Jäger 1995) und nicht notwendig referierende Ausdrücke, DPs bzw. Sätze, sein müssen, sondern auch Modifikatoren oder Prädikative, also Prädikatausdrücke, sein können. Ferner wird hier wie bei Zybatow/Junghanns (1998) angenommen, daß Sätze ein Topik haben, auch wenn zwischen externem und internem Topik unterschieden wird. Das interne Topik erhält die informationsstrukturelle Kennzeichnung +top und wird in einer noch näher zu bestimmenden linksperipheren Position der Satzstruktur plaziert. Ich nehme an, daß es eine ausgezeichnete Position für das interne Topik gibt, die auf der Repräsentationsebene der LF für die semantische Interpretation sichtbar ist und es ermöglicht, die Gegenüberstellung von Topik und Kommentar in der SF als hierarchisch höchste Argument-Prädikat-Beziehung zu repräsentieren. In der Satzstruktur bilden Satzadverbiale eine entscheidende Grenzziehung zwischen dem thematischen und dem rhematischen Bereich der Informationsstrukturierung. Im jeweiligen Diskurs gegebene Entitäten bezeichnende syntaktische Einheiten - darunter das Topik - stehen normalerweise links von dieser Grenze, neue Information beinhaltende syntaktische Einheiten stehen rechts von ihr. Dabei ergibt sich folgende unmarkierte lineare (und entsprechende hierarchische) Anordnung von Konstituenten: (2)
Externes Topik Satzadverbiale
Satzmodus Internes Topik Neuinformationsfokus
Verbaler Modus
Gegebenes
Die lineare Abfolge und hierarchische Eingliederung der Konstituenten ergibt sich wesentlich aus dem Zusammenwirken verschiedener Strukturprinzipien: aus der Argumentstruktur des Verbs bzw. des Prädikativs zusammen mit der Kopula aus der Einbettungstiefe der Modifikatoren (s. Zimmermann Maienborn 1996, 1997, 1998, Frey/Pittner 1998) -
1992,
aus dem Skopus von Quantorenphrasen und Operatoren (s. Frey 1993, Frey/Pittner 1998, Strigin 1992, 1994, Lechner 1997) aus der Informationsstrukturierung und aus phonologischen Eigenschaften von Konstituenten
Es wirkt das Prinzip der Parallelverschiebung (vgl. Müller 1997): Die durch die Bedeutungsstruktur des Prädikats in der Basisstruktur bedingte Abfolge von Argument- und Modifikatorausdrücken setzt sich im Defaultfall auch in derivierten Strukturen durch. Die folgenden Beispiele illustrieren das Gesagte.
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
44 (3)
daß vielleicht wer wem was zeigen will (Basisstruktur)
(4)
daß die dem das vielleicht zeigen will (derivierte Struktur)
(5)
Bulgarisch:
Koj wer
kogo wen
kakvo was
e hat
pital? (derivierte Struktur) gefragt
Russisch (alles derivierte Strukturen): (6)
cto nikto nikomu daß niemand niemandem
(7)
Peli es-sangen
pticy. die-Vögel
(8)
cto ètu daß dieses
knigu Buch
(9)
niöego ne nichts nicht
pokazal gezeigt-hat
emu ihm
ne nicht
peredal iibergeben-hat
cto mal'cik, vozmozno, daß der-Junge, vielleicht
ne nicht
spai hat-geschlafen
(10)
cto s daß mit
vozmozno, vielleicht
(11)
Ubijcej/ubijca byl der-Mörder war
Raskol'nikov. Raskol'nikov
(12)
Ubijca/ubijcej, èto/im der-Mörder das/er
byl war
(13)
Igor', s Igor mit
on er
mal'cikom, dem-Jungen
nim, ihm
igral spielte
Anton Anton
vas euch
uze schon
Raskol'nikov. Raskol'nikov
nesomnenno, kazdyj iz zweifellos jeder von
znakom. ist-bekannt
Während in (3) die pronominalen Argumentausdrücke ihre Basisposition einnehmen, sind sie in (4)-(6) in abgeleiteten Positionen, allerdings in beibehaltener relativer Anordnung, die der Hierarchie der Argumente in der Bedeutungstruktur des jeweiligen Verbs entspricht. In (8) ist diese Reihenfolge verändert: Das topikalische direkte Objekt ètu knigu „dieses Buch" steht vor dem Subjekt und dem indirekten Objekt. In den Nebensätzen (8)(10) folgt das Topik unmittelbar der Konjunktion. Es handelt sich um das interne Topik. In (11), einem Hauptsatz, steht es an der Satzspitze. (12) und (13) beginnen mit dem intonatorisch abzutrennenden externen Topik. Es kann - wie in diesen Beispielen - durch ein resumptives Pronomen wiederaufgenommen werden. Im Folgenden werden wir uns auf das interne Topik konzentrieren. Hervorzuheben ist noch, daß das Topik in (8), (9) und (13) ein Argumentausdruck ist, während es in (10) Modifikator- und in (11) sowie (12) Prädikativfiinktion hat. In (7) liegt ein thetischer Satz mit dem finiten Verb in Erststellung vor. Die Sätze (9)-(l 1) werden in Abschnitt 6 einer genauen Analyse unterzogen. Anhand von (10) ist auch zu klären, ob der Präpositionalgruppe (PP) s mal'cikom „mit dem Jungen" als ganzer oder nur der in ihr enthaltenen DP Topikstatus zukommt.
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
45
4. Die syntaktische Basisstruktur von Sätzen Als syntaktische Basisstruktur von Sätzen wird folgende Konstellation von Konstituenten angenommen (vgl. Brandt/Reis/Rosengren/Zimmermann 1992, Junghanns 1997, Zybatow/Junghanns 1998): (14)
[ C P C [ModP M o d ['VP (Satzadverb)... [ypDP [y>... V ... ]]]]]
Die funktionale Kategorie C spezifiziert den Satzmodus und den semantischen Status nichtadverbieller Nebensätze. Sie liefert die Unterscheidung von Interrogativ-, Imperativund Deklarativsätzen und von nichtadverbiellen konjunktional oder durch eine w-Phrase eingeleiteten Nebensätzen. W-Operatorphrasen in der SpecCP-Position sind für die semantische Interpretation sichtbar. Andere SpecCP-Besetzungen sind in LF unsichtbar. Die funktionale Kategorie Mod spezifiziert den verbalen Modus. Hier wird das referentielle Argument des Verbs gebunden. Mod beherbergt auch das Merkmal +top. Es legitimiert Verbbewegung nach Mod in thetischen Sätzen (s. (7)) bzw. die Linksbewegung einer topikalischen XP mit dem Merkmal +top nach SpecModP in kategorischen Sätzen (s. (8)—(13)). In der in diesen Fällen in ModP gegebenen Spezifikator-Kopf-Konstellation findet Merkmalprüfung statt und wird garantiert, daß das interne Topik in eine ausgezeichnete Position der Satzstruktur wandert. Das ist eine wesentliche Voraussetzung für einen einheitlichen Beitrag des internen Topiks zur Bedeutungsstruktur von Sätzen. Anders als Rizzi (1997), Hafitka (1994, 1995, 1997) und Gasde (1997, 1998) nehme ich in der erweiterten V-Projektion keine informationsstrukturellen funktionalen Phrasen wie TopP oder FokP an. Wie in den Grundzügen (1981), bei Maienborn (1996, 1997, 1998) und bei Frey/Pittner (1998) rechne ich für Argumente und Adverbiale mit Grundpositionen innerhalb von VP. Satzbezügliche Adverbiale (Bereichsangaben) sind Adjunkte von ModP. Satzadverbien nehmen die VP und ggf. die Negation in ihren Skopus (s. (9)).3 Die VP konstituiert die Domäne, in der in Abhängigkeit von der Zuweisung des Merkmals +foc der nichtkontrastive Satzakzent plaziert wird. Das Topik und Gegebenes bezeichnende XPs verlassen diese Domäne und stehen links vom Satzadverb (s. (8)-(13)). Externe Topiks wie in (12) und (13) werden als Adjunkte von CP basisgeneriert. Ob oberhalb von VP außer CP und ModP weitere funktionale Strukturdomänen anzunehmen sind, wird hier nicht festgelegt. Grundsätzlich sympathisiere ich seit langem mit der bezüglich der Etablierung funktionaler Strukturdomänen sehr enthaltsamen Syntax Haiders (1993).
3
Mit Hetland (1992) nehme ich an, daß Satzadverbiale nicht nur VPs, sondern auch andere XPs in ihren Skopus nehmen können. Wesentlich ist, daß sie als propositionsbezügliche Operatoren fungieren.
46
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
5. Derivierte syntaktische Strukturen Gemäß dem in (1) vorausgesetzten Modell der Laut-Bedeutungs-Zuordnung können syntaktische Strukturen in zwei Richtungen unabhängig voneinander variieren. Es ist möglich, daß bestimmte syntaktische Operationen sich nur in der OS zeigen und fur LF unsichtbar sind, und umgekehrt. Es ist eine offene Frage, welche syntaktischen Umordnungen zu solchen in LF unsichtbaren Strukturen führen und was ihre Spezifika sind. Angenommen, informationsstrukturell motivierte Umstellungen von Konstituenten sind ein rein pragmatisches Phänomen, ohne Auswirkung auf die SF als grammatisch determinierte Bedeutungsstruktur. Dann könnten die betreffenden Umordnungen für LF unsichtbar bleiben, also rein oberflächenstrukturelle Transformationen sein. Ein solches Transformationskonzept ist in der gegenwärtigen Grammatiktheorie minimalistischer Prägung (noch) nicht vorgesehen. Bislang wird angenommen, daß bestimmte Konstituenten in LF durch Tilgung unsichtbar gemacht werden können. Dann wird in der Kette koindizierter Konstituenten für die semantische Interpretation eine Spur als Kopie der getilgten Konstituente aktiviert. Dieser Annahme zufolge ist es möglich, das Topik an der linken Peripherie der Satzstruktur semantisch unsichtbar zu machen und es (a) in seiner Grundposition oder (b) in einer abgeleiteten Position in die semantische Interpretation zu integrieren. Ich nehme im Folgenden den Fall (b) in Anspruch, und zwar für den Fall, daß das interne Topik XP + t 0 p aus SpecModP nach SpecCP gewandert ist, um die oberste funktionale Strukturdomäne des betreffenden Satzes zu markieren. (15) beinhaltet diese Konstellation für deklarative Hauptsätze mit XP als Topik an der Satzspitze wie im Beispiel (11): (15)
[ C P XP+top¡ l c
0
iModP t. [Mod1 0 [VP ··· *> ··• Ulli
Die meisten mir bekannten Arbeiten zur Informationsstrukturierung lassen die wichtige Frage offen, in welcher Position der syntaktischen Struktur topikalische Konstituenten interpretiert werden.4 Ich gehe davon aus, daß die Positionierung des Topiks in SpecModP semantische Relevanz hat und das syntaktische Korrelat dazu ist, daß der betreffende Satz das Topik als Satzgegenstand und die rechts von ihm stehenden Konstituenten von Mod' als Kommentar hat. Mit anderen Worten: Ich betrachte die Topikposition in SpecModP, zwischen dem Satzmodus in C und dem verbalen Modus in Mod als semantisch belangvoll. Die Besetzung von SpecCP durch eine topikalische XP ist semantisch unsichtbar.
4
Es ist durchaus möglich, daß bestimmte Umstellungen von Konstituenten innerhalb homogener informationsstruktureller Bereiche semantisch unsichtbar sind. Vgl. dazu die Daten in Junghanns (1998). Für Konstituenten mit kontrastivem Fokusakzent nehme ich an, daß sie in der SF eine besondere Bedeutungszuschreibung erhalten (s. Krifka 1991/1992).
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Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
6. Die semantische Integration von DPs in die Bedeutungsstruktur von Sätzen 6.1. Drei Gründe fur die Analyse von DP-Bedeutungen als S/(S/N)-Einheiten DP-Bedeutungen werden im allgemeinen in dreierlei Gestalt in die Bedeutungsstruktur komplexer Ausdrücke integriert: (a) als Prädikate vom semantischen Typ S/N, (b) als Terme vom Typ Ν -
und (c) als generalisierte Quantoren vom Typ S/(S/N)· Vgl.:
(16)
AntonAnton ist
durak. (ein) Dummkopf
(17
Mal'cik der-Junge ist
bolen. krank
(18)
Ja tam ich dort
vstretila habe-getroffen
nekotorych einige
znakomych. Bekannte
Durak „Dummkopf' in (16) ist ein Prädikatausdruck, Anton in (16) und die définit zu interpretierende Topik-DP' Mal'ôik „der Junge" in (17) gelten als Terme. Die Objektphrase nekotorych znakomych „einige Bekannte" in (18) wird als generalisierter Quantor angesehen. Partee (1987) zeigt Übergänge zwischen diesen Typisierungen durch entsprechende Typverschiebungsoperationen. Bierwisch (1987) und in der Folge Steube/Späth (1998) rechnen nicht mit generalisierten Quantoren, sondern fuhren - angepaßt an den Jota-Operator - für Existenz- und Allquantifizierung besondere Operatoren ein, die NP-Bedeutungen vom Typ S/N in DP-Bedeutungen vom Typ Ν überführen, so daß anaphorische Pronomen, Eigennamen und deskriptive DPs einheitlich als semantische N-Einheiten in die Bedeutungsstruktur komplexer Ausdrücke eingehen. Ich plädiere dafür, nur für anaphorische Pronomen und für Spuren von DPs Ν als semantischen Typ vorzusehen und für alle übrigen DP-Bedeutungen mit generalisierten Quantoren vom Typ S/(S/N) zu rechnen. Statt Repräsentationen wie in (19a) sollen die in (19b) angegebenen gelten: (19)
(a)
op χ [... χ ... ] e Ν mit op e {ι, ε, α,...} ist zu ersetzen durch
(b)
λΟ OP χ [[... χ ... ] (J) [ Q χ ]] e S/(S/N) mit OP e {3!, 3, V,...} und J e {&, ->} J entfallt bei generischem Operator.
Die drei Gründe für diese Analyse sind die folgenden:
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
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(19a) wäre als Argumentrepräsentation in die SF eines Prädikatausdrucks durch Lambdakonversion mehrfach einsetzbar, wenn der Prädikatausdruck die Form λχ ... [ ... X ... X ... ] hat. Das ergibt Unerwünschtes. (19a) muß in Äquivalenzbeziehung zu Repräsentationen mit den entsprechenden Operatoren 3!, 3, V etc. gesetzt werden, was unnötigen Aufwand macht und in der von Bierwisch (1987:94f.) angegebenen einfachen Form nicht ausreichend ist. Es muß Vorkehr getroffen werden, wie (19a) bei mehreren Argumentausdrücken zu verstehen ist, wie (19a) und die anderen Argumentausdrücke mit Operatoren wie Negation, Satzadverbiale, verbaler Modus und Satzmodus zusammenwirken, mit einem Wort: wie die gegenseitigen Skopusverhältnisse sind. (19a) erlaubt nicht (bzw. nur mit zusätzlichem Aufwand), Spuren von DPs bei semantischer Rekonstruktion als Variable vom Typ S/(S/N) bzw. bei weitem Skopus der DP-Bedeutung als Variable vom Typ Ν zu interpretieren (vgl. Strigin 1992, 1994, Lechner 1997). Semantische Rekonstruktion ist das semantische Äquivalent zu der oben erwähnten Möglichkeit, die Spur einer bewegten DP als deren Kopie aufzufassen und sie nicht als Variable, sondern wie eine vollständige deskriptive DP zu interpretieren. (20) verdeutlicht den semantischen Rekonstruktionsmechanismus. (20)
[ [ D P XQ OP χ [[... χ ... ] (J) [ Q χ ]]], λχ, [... χ,... ]]
χ, ist die Übersetzung der Spur der bewegten DP, und gehört hier wie die SF der DP, dem semantischen Typ S/(S/N) an. Über die SF der Kokonstituente von DPi erfolgt Lambdaabstraktion, so daß die DP,-Bedeutung durch Lambdakonversion für x„ die Spurbedeutung, eingesetzt wird, d. h. in der Position von x, rekonstruiert wird. Für den Normalfall, daß keine semantische Rekonstruktion erfolgt, wird die Spur als Variable vom Typ Ν interpretiert, über die SF der Kokonstituente von DP, erfolgt wiederum Lambdaabstraktion. Diese macht die DP¡-Bedeutung als generalisierten Quantor anwendbar, so daß die Kokonstituente der DP, wunschgemäß den nuclear scope spezifiziert, während der deskriptive Teil der DP¡-Bedeutung den restrictive clause ausmacht. Wenn eine topikalische DP in SpecModP figuriert, die SF von Mod das referentielle Argument von V bindet und die Spur von DP als Variable vom Typ Ν übersetzt wird, sind die Verhältnisse gegeben, die Variable Q in (20) als Platzhalter für den Kommentar anzusehen, der die hierarchisch höchste Prädikation über das Topik darstellt. Ganz analog, wie die SF eines Argumentausdrucks auf die SF eines Prädikatausdrucks angewendet werden kann, statt umgekehrt zu verfahren, findet in ModP die Anwendung der SF des Topiks auf die SF des durch die Kokonstituente des Topiks gegebenen Kommentarausdrucks statt.
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6.2. Semantische Ingredientien Wie Steube/Späth (1998) nehme ich für das Russische an, daß nicht prädikativ verwendete DPs sich aus D und NP zusammensetzen, sofern es sich nicht um anaphorische Pronomen oder Spuren von DPs handelt. Dabei determiniert D die Referenzart der DP und bindet das referentielle Argument von N. Da das Russische eine artikellose Sprache ist, wird mit phonologisch leerem D gerechnet, dem als Defaultbedeutung (s. Partee 1987) die SF der Definitheit bzw. Indefinitheit zugeschrieben wird. Auch der generische Artikel ist mit phonologisch leerem D assoziiert. Eigennamen werden hier als definite DPs repräsentiert. (21)
DP-Bedeutungen (a) anaphorische Pronomen: χ e Ν (b) DP-Spuren: χ, e {Ν, S/(S/N)} (c) alle übrigen DPs: XQ ΟΡχ [[... χ ... ] (J) [ Q χ ]] e S/(S/N) Nichtanaphorische Pronomen, ζ. Β. nikto „niemand": XQ Vx [[ PERSON χ ] [ Q χ ]] +neg Eigennamen, ζ. B. Anton: XQ 3!x [[ χ HEISSEN /anton/ ] & [ Q χ ]] Deskriptive definite bzw. indefinite DPs, ζ. B. OMal'cik „der/ein Junge": XQ 3(!)x [[ JUNGE χ ] & [ Q χ ]]
(22)
Artikelbedeutungen (a) nichtgenerische Artikel: λΡ XQ OP χ [[ Ρ χ ] J [ Q χ ]] mit OP e {3!, 3 } und J = & bzw. mit OP = V und J = - » (b) generischer Artikel: λΡ XQ GENx [[ Ρ χ ] [ Q χ ]]
Verbbedeutungen enthalten nach Bierwisch (1987, 1988, 1989, 1997) die Konstante INST, durch die der propositionale Gehalt der Verbbedeutung auf Situationen bezogen wird, so daß Verbbedeutungen grundsätzlich Situationsbezug haben, mit Xs als referentieller Argumentstelle. Die Kopula hat Verbmacherfünktion. Sie bringt INST und damit den Situationsbezug in die SF der Kopula-Prädikativ-Verbindung ein. (23)
Verbbedeutungen λ χ η ... λ χ ! Xs [ s INST [... x j ... x n ... ]] e S/Να
(24)
Die Bedeutung der Kopula λΡ λχ Xs [ s INST [ Ρ χ ]] e S/NN(S/N)
Die Negation und die Satzadverbiale sind propositionale Operatoren und werden mit der Bedeutung ihrer Bezugskonstituente per Funktionale Komposition verknüpft. Es ist hier nicht entschieden, ob die Satznegation eine funktionale Strukturdomäne oberhalb von VP konstituiert. Vorausgesetzt ist, daß VP-bezügliche Satzadverbiale die Negation in ihren Skopus nehmen. (25)
Negation λρ ~[ ρ ] e S/S
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(26)
Satzadverbiale (s. Zimmermann 1997), ζ. B. vozmozno „vielleicht": λρ 0 [ρ ] ε S/S
Die in der syntaktischen Struktur von Sätzen vorgesehene Strukturdomäne ModP (s. (14)) hat essentiell mit der Bindung des referentiellen Arguments von Verben durch die SF von Mod und mit der Plazierung des internen Topiks in SpecModP zu tun. In (27) ist die fìir phonologisch nicht gekennzeichneten indikativischen verbalen Modus geltende SF angegeben. Diese Bedeutung gilt für alle Satztypen mit indikativischem finiten Verb. (27)
Indikativ (vgl. Brandt/Reis/Rosengren/Zimmermann 1992) XQ 3s [ Q s ] ε S/(S/N)
Die funktionale Strukturdomäne CP dient der Satztypspezifizierung nichtadverbieller Sätze. C bringt die Satzmodusbedeutung ein, das ist die Unterscheidung von deklarativem, interrogativischem und imperativischem Satzmodus. Im Fall von Deklarativsätzen, Relativsätzen und w-Interrogativsätzen ist C semantisch inaktiv, d. h. es findet identische Abbildung der Bedeutung von ModP auf die Bedeutung von C' statt. Das bewirkt (28). (28)
Identische Abbildung (IA) für cto „daß" bzw. 0 in C: λχ [ χ ] mit χ ε α
Eine in dem hier vorausgesetzten System der semantischen Amalgamierung von in LF gegebenen Konstituentenkonstellationen sehr wichtige, frei zur Verfugung stehende Operation ist die Lamdaabstraktion. Sie führt zur Anreicherung einer beliebigen Bedeutungsstruktur Y um eine Argumentstelle λχ. Diese Operation ist dazu geeignet, die SF von Konstituenten mit einer Spur, übersetzt als Variable x, von beliebigem Typ, in einen Prädikatausdruck χ,... [...x¡...] zu überführen, ohne besonderen syntaktischen Aufwand wie bei Heim/Kratzer (1998).5 Durch die Lamdaabstraktion (29) entsteht beispielweise auf der Strukturebene Mod' die für die Amalgamierung einer topikalischen DP in SpecModP und ihrer Kokonstituente Mod' relevante semantische Konfiguration (30a), die durch Lambdakonversion zu (30b) als SF von ModP führt. (29)
Lambda-Abstraktion (LA) λΥ λχ [ Y ] ε α/βα
(30)
(a)
[ Μ ο ά Ρ [ Ο Ρ λ Ο Ο Ρ χ [ [ . . . χ ... ] (J) [ Q χ ]]], λχ, [Mod - χ ί ··· ]] h i e r m i t Xi e Ν 0») [ M o d P 0 P x li x 1 (J) [ x IH In (31) ist eine Typanpassungsoperation für die Amalgamierung von DP-Bedeutungen vom Typ S/(S/N) mit der Bedeutung eines Prädikatausdrucks vom Typ S/aN angegeben, die immer dann zur Anwendung kommt, wenn das DP-Argument nicht vom Typ Ν ist. Die Operation wandelt ein Prädikat vom Typ S/aN in ein Prädikat vom Typ S/a(S/(S/N)) um. (32) illustriert das an einem Beispiel.
5
Analog der in Chomsky ( 1 9 7 7 ) vorgesehenen syntaktischen Struktur fur Sätze mit einem Topik an der linken Peripherie sehen Heim/Kratzer ( 1 9 9 8 ) fur bewegte DPs eine LF-Repräsentation wie in (i) vor: (i) [ DP; [ i [ ... ti... ]]] Dabei ist die Konstituente i die syntaktische Entsprechung zur Kokonstituente von i mit der als Variable übersetzten Spur t, von DP¡.
Lambdaabstraktion
über
die
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
(31)
Typanpassung (TA) λΡ λ Ρ λχ η .,... λχ, [Ρλχ η [ Ρ χ η ... χ, ]] mit IP e S/(S/N)
(32)
s Antonom „mit Anton" (a) λy λχ[ χ MIT y ] ( λς> 3!z [[ ζ HEISSEN /anion/ ] & [ Q ζ ]]) = (b) λ Ρ λχ [Ρ λy [ χ MIT y ]] ( XQ 3!z [[ ζ HEISSEN /anton1 ] & [ Q ζ ]] ) = (c) λχ [[λΟ 3!z [[ ζ HEISSEN /anton/ ] & [ Q ζ ]]] (Xy [ χ MIT y ] ) ] = (d) λχ 3!z [[ ζ HEISSEN /anton/ ] & [ χ MIT ζ ]]
51
Ein weiteres Template der Typveränderung ist (33). Wie bei Partee (1987) dient es dazu, ein Argument vom Typ Ν in ein Prädikat vom Typ S/N zu überfuhren. Die Kombination von (31) und (33) verwandelt einen Argumentausdruck vom Typ S/(S/N) in einen Prädikatausdruck vom Typ S/N. Wir werden unten sehen, wo diese Templates zur Anwendung kommen. (33)
PRÄD-Template λy λχ [ χ R y ] mit R als Parameter vom Typ S/NN
Parameter bleiben in der SF unspezifiziert und werden in der konzeptuellen Struktur kontext- und wissensabhängig durch geeignete Konstante wie =, ç , POSS für R ersetzt (s. Dölling 1997, 1998). Das Template (34) macht ein Prädikat vom Typ S/N zum Modifikator vom Typ (S/N)/(S/N). Es dient der Verknüpfung von Modifikator und Modifikand. (34)
MOD-Template (s. Zimmermann 1992) XQ2 XQ, λχ [[ Qi χ ] & [ Q 2 ]] mit Q,, Q 2 e S/N
Für in SpecModP plazierte XPs mit der informationsstrukturellen Kennzeichnung +top soll das Template (35) zur Anwendung kommen. Das Topik wird durch Identitätssetzung mit einer als Variable repräsentierten im Diskurs gegebenen Entität als deren Explikat aufgefaßt und gegenüber dem Kommentar als präsupponiert verstanden. Den Kommentar repräsentiert die Bedeutung der Kokonstituente des Topiks, also die SF von Mod', mit der Zusatzannahme, daß Lamdaabstraktion - bezogen auf die als Variable übersetzte Spur des Topiks in Mod' - erfolgt. (36) verdeutlicht das mit einer DP als Topik. (35)
TOP-Template ky XQ [[ X = y ] : [ Q Χ ]] mit x, y e α , Q e S/α, = e S/αα, ote {Ν, S/N}, : e S/SS
(36)
(a)
[ M o d p [ D P X Q ° p y [ [ - - Y - 1 (J) II * = y 1 : t Q * Ulli ( λχι ÍMod' χ, ... ] )] =
(b)
ÍModP 0
P
y [[ ·· y
I (J) tí X = y ] : [... χ... lili
Im Unterschied zu der vereinfachten in (30) angegebenen SF für eine Topik-Kommentar-Struktur mit einer topikalischen DP an der Satzspitze zeigt (36) eine differenziertere Repräsentation, die aus der Anwendung des Topik-Templates auf die SF der topikalischen DP und aus Lambdaabstraktion bezüglich der Topikspur in Mod' resul-
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Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
tiert6 und XPs in Topikfunktion durch den Konnektor „:" als präsupponierte Einheiten vom Kommentar absetzt.7 (37) zeigt, wie topikalische Prädikatausdrücke durch das Topik-Template in die Bedeutungsstruktur von Sätzen integriert werden. (37)
(a)
[ M o d p i x p AQ[[ P = X z [ . . . z . . . ] ] : [ Q P ] ] ] i ( X x i
(b)
[ModP [ Ρ
=
[M«,....x¡...])]«
λ ζ [ . . . ζ ... ]] : [ . . . Ρ ... ]]
6.3. Beispielanalysen Unter Vernachlässigung von Aspekt und Tempus werden nun einige Beispiele analysiert und in (a) ihre LF-Syntax, in (b) die SF und in (c) die schrittweise Ableitung der SF angegeben.8 (38)
6
7
8
cto mal'cik, vozmozno, ne spai daß der-Junge, vielleicht nicht hat-geschlafen (a) [CP cto [ M o d P [ D P 0 [NP mal'cik ]]¡ [ M o d · 0 [ y p vozmozno [ y p ne [ y p ti [γ spai ]]]]]]] (b) 3!y [[ JUNGE y ] & [[ χ = y ] : 3s [ 0 [~ [ s INST [ SCHLAFEN χ ]]]]]] ξ (b') 3!y [[ JUNGE y ] : Bs [ 0 [ ~ [ s INST [ SCHLAFEN y ]]]]]
Wie im nächsten Abschnitt deutlich werden wird, beinhaltet die in (36) repräsentierte Bedeutungsstruktur fur ModP auch die Anwendung der Typanpassungsoperation, und zwar auf das Topik-Template. Diskussion mit Carla Umbach brachte mich zu diesem Repräsentationsvorschlag. Es ist erwähnenswert, daß das Topik-Template engstens mit der in Schick/Zimmermann ( 1 9 9 6 ) und Zimmermann (1996) vorgeschlagenen semantischen Interpretation bulgarischer Konstruktionen mit clitic doubling korrespondiert. Der einzige Unterschied besteht darin, daß die betreffenden Phrasen im Skopus des Binders fur das referentielle Argument des jeweiligen Kopfes der einbettenden Konstruktion stehen und daß für das Klitikum eine zusätzliche Argumentstelle vorzusehen ist: (i) λ χ Xy XQ Χτ [[ χ = y ] : [ Q χ r ]] k k mit k als Kongruenzanforderung fur das Klitikum und die es explizierende; DP Beispiele sind (ii) und (iii). Auf die Diskussion der für die semantische Interpretation relevanten Konstituentenkonstellationen in LF muß ich hier verzichten. (ii) tazi mu kniga na Ivo dieses ihm Buch von Ivo „dieses Buch von Ivo" (iii) Rumjana mu pomaga na Ivo. Rumjana ihm hilft (dem) Ivo „Rumjana hilft Ivo." Die Pfeile deuten auf die jeweilige Operationsdomäne fur Funktionale Applikation oder Funktionale Komposition hin. Der Ausgangspunkt jeden Pfeils ist ein Formativ, ein Zeromorphem (hier fur D und Mod) bzw. ein Template (hier TA, L A PRÄD, MOD und TOP) mit seinem spezifischen Bedeutungsbeitrag. Die Amalgamierung erfolgt schrittweise entlang der jeweils in (a) angegebenen LF-Struktur der betrachteten Beispiele, von den am tiefsten eingebetteten Konstituenten bis zur obersten Strukturdomäne CP, und fuhrt zu der jeweils in (b) repräsentierten Bedeutungsstruktur.
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Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
(c)
C: δίο „daß" λχ [ χ ] TA λΡ λ Ρ λχη.ι ... λχ, λχ„ [ Ρ χ„... Χ] ]] Ι TOP ~>-»λγλς>[[χ y ] : [ Q x ] ] D: 0 λΡ λ(53!y [[ P y ] & [ Q y ]] NP: mal'cik „Junge" Xy [ JUNGE y ] LA λΥ λχί [ Y ] Mod: 0 XQ 3s [ Q s ] vozmozno „vielleicht" λρ 0 [ ρ ] ne „nicht" λρ ~ [ ρ ] V: spai „hat-geschlafen" ^ Λ.Χ Xs AS [ s INST [ SCHLAFEN χ ]] λχ t, χ.
U
Das folgende Beispiel erlaubt - je nach Kontext und entsprechender Topikwahl - zwei Analysen, wenn man zuläßt, daß auch Prädikatausdrücke wie (a) ν Moskvu „nach Moskau", (b) s mal'cikom „mit dem Jungen" oder (c) ubijcej „der Mörder" oder dovol'nym svoej rabotoj „zufrieden mit seiner Arbeit" - beide in Prädikativfunktion - als Topik gelten können. Im Beispiel (39) steht eine modifikatorische PP in SpecModP. Gemäß der Interpretation I ist die DP 0 mal'cikom „der Junge" Topik. Die das Topik enthaltende PP wird nach SpecModP bewegt und muß syntaktisch rekonstruiert werden. Das heißt, es wird mit einer Kopie der PP in ihrer Basisposition als V-Adjunkt 9 gerechnet. Die DP 0 mal'cikom wird in beiden Vorkommen der PP links adjungiert. Im ersten Vorkommen wird die entleerte PP getilgt, im zweiten Vorkommen - komplementär dazu - die an PP adjungierte DP. Die verbleibenden Reste gehen in die semantische Interpretation ein. (39)
cto s daß mit
mal'öikom, dem-Jungen
vozmozno, vielleicht
igral Anton spielte Anton
Analyse I (a)
9
[ C P öto [ M o d P [pp [ D P 0 [np mal'cikom ]]¿ [PP s [ D P t, ]]] [ M o d - 0 [yp vozmozno [yp [ y [y. igral ] [pp [ D P θ [^p mal'cikom ]]¡ [ P P s [ D P t, ]]]] [ D P Anton ]]]]]]
Wie die Grundzüge (1981), Maienborn (1996, 1997, 1998) und Frey/Pittner (1998) rechne ich damit, daß situationsbezügliche lokale, instrumentale und komitative Adverbiale an V adjungiert sind. Fürs Russische nehme ich Rechtsadjunktion an.
Zimmermann, Die Integration topikalischer D P s
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(b)
3!y [[ JUNGE y ] & [[ χ = y ] : 3s [ 0 [3!z [[ ζ HEISSEN /anton/ ] & [[ s INST [ SPIELEN ζ ]] &[ s MIT χ ]]]]]]]
(b1) 3!y [[ JUNGE y ] : 3s [ 0 [3!z [[ ζ HEISSEN /anton/ ] & [[ s INST [ SPIELEN ζ ]] & [ s MIT y ]]]]]] (c) cto „daß" f— λχ [ X ] TA λΡ XP λχη_, ... λχ, [Ρ λχη [ Ρ χη ... χ, ]] Ι TOP ^ XQ [[ χ = y ] : [ Q χ ]] D. 0 XPXQ3\y [[ P y ] & [ Q y ]] ΝΡ: mal'cikom „Junge" ^ λy [ JUNGE y ] LA λΥ λχ, [ Y ] Mod: 0 XQ 3s [ Q s ] vozmozno „vielleicht" λρ 0 [ ρ ] TA λΡ XP λχη_, ... λχ, [Ρ λχ η [ Ρ χ η ... χ, ]] MOD XQ2 XQ, Xs [[ Q , s [ & [ Q 2 s ]] s „mit" λχ λ8 [ s MIT χ ] V : igral „spielte" — > λζ Xs [ s INST [ SPIELEN ζ ]] DP: Anton > XQ 3!z [[z HEISSEN /anton/ ] & [Q z]] Die einfachere Analyse II von (39) sieht die gesamte in SpecModP befindliche PP als Topik an, unter der kontextuellen Voraussetzung, daß es darum geht, wer sich mit dem Jungen wie beschäftigte. Hier findet keine syntaktische Rekonstruktion der PP in ihrer Basisposition statt. Die Spur in der Basisposition wird als Prädikatvariable P¡ übersetzt und geht als Modifikator in die semantische Repräsentation ein. Analyse II (a)
[ C P cto [ModP [ρρ s mal'cikom ]¡ [ M o d - 0 [yp vozmozno [γρ [ y [yigral ] [pp ti ]] [ D P Anton ]]]]]]
b)
[ Ρ = Xs' 3!x [[ JUNGE χ ] & [ s' MIT χ ]] : 3s [ 0 [3!z [[ ζ HEISSEN /anton/]& [[ s INST [ SPIELEN ζ ]] & [ Ρ s ]]]]]]
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Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
(c) C: cto „daß" λχ [ X ] TOP λγ λ ζ ) [[ χ = y ] : [ Q χ ]] TA λΡ λ Ρ λχη_,... λχι [Ρ λχπ [ Ρ χη ... χ, ]] I s „mit" ~1> λγ λβ' [ s' MIT y ] D: 0 λΡ λ ζ ) 3 ! y [[ P y ] & [ Q y ]] NP: mal'cikom „Junge" - λy [ JUNGE χ ] LA λ Υ λΡί [ Y ] Mod: 0 λ ζ ) 3s [ Q s ] vozmozno „vielleicht" λρ 0 [ Ρ ] ΤΑ λΡ λ Ρ λχη_, ... λχ1 λ Χ η [ Ρ Χη ... Xl MOD XQ2 λς>, λχ [[ Q, Χ ] & [ Q2 Χ ]]
]]
[U V : igral „spielte" - > λ ζ λβ [ s INST [ SPIELEN ζ ]] DP: Anton > XQ 3!z [[z HEISSEN /anton/ ] & [Q z]] Als drittes Beispiel soll der Hauptsatz (40) mit einer prädikativen DP im Nominativ bzw. Instrumental an der Satzspitze analysiert werden. Diese DP ist - semantisch gesehen - ein Prädikatausdruck vom Typ S/N, der sich als Prädikativ mit der Kopula verbinden kann. Dabei ist die Typanhebungsoperation PRÄD im Spiel, die zusammen mit der Typanpassungsoperation auf die SF der DP als generalisierten Quantor vom Typ S/(S/N) angewendet wird.10 (40)
Ubijca/ubijcej byl der-Mörder war (a) (b)
10
Raskol'nikov. Raskol'nikov
[ c p 0 [ModP [DP 0 [NP ubijca/ubijcej ]]¡ [ M o d - 0 [ y p [y- byl t, ; [DP Raskol'nikov ]]]]] [ Ρ = λχ [3!y [[ 3z 3s" [ s' INST [ y TÖTEN ζ ]]] & [ χ R y ]]] : 3s 3!v [[ ν HEISSEN /raskol'nikov/ ] & [ s INST [ Ρ ν ]]]]
Die prädikative D P im Beispiel ( 4 0 ) besetzt in der OS die SpecCP-Position, ohne daß diese Operation in LF für die semantische Interpretation sichtbar ist.
Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
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(c) TOP XyXQ[[x = y]:[Qx]] TA λΡ λΡ λχη_ι ... χ, [Ρ λχη [ Ρ χ η ... χ, ]] PRÄD " λy λχ [ χ R y ] D: 0 λΡ λζ) 3!y [ [ P y ] & [ Q y ]] ΝΡ: ubijca/ubijcej „Mörder" λy 3z 3s' [ s' INST [ y TÖTEN ζ ]] — > LA \Y λΡ, [ Y ] Mod: 0 KQ 3s [ Q s ] -> TA λΡ λΡ λχη_, ... λχι [IP λχη [ Ρ χ η ... χ, ]] V: byl „war" λΡ λν λβ [ s INST { Ρ ν ]]
>
DP: Raskol'nikov λζ) 3!ν [[ν HEISSEN /raskol'nikov/ ] & [Q ν]]
7. Zusammenfassung Meine Analyse topikalischer DPs konzentriert sich auf interne Topiks, deren Plazierung in Haupt- und Nebensätzen in SpecModP vorgesehen ist. Die Bewegung einer topikalischen XP in diese Position wird durch ein syntaktisches Merkmal +top in Mod gesteuert. Das heißt, es kommt in ModP zu einer fiir Merkmalabgleichung erforderlichen Spezifikator-Kopf-Konstellation, spätestens in LF. Die LF geht in die semantische Interpretation ein. Ich habe angenommen, daß interne Topiks eine besondere Interpretation erhalten, die durch ihre Kennzeichnung als Topik ausgelöst wird. Das Topik-Template nimmt auf das Merkmal +top der topikalischen XP Bezug und setzt die Bedeutung der XP von der Bedeutung des Kommentars als Präsupposition ab. Dabei habe ich in (38) und in Analyse I von (39) eine Äquivalenzbeziehung vorausgesetzt, die präsupponierte DPs betrifft. Auf die topikalische XP und den Kommentar können sich im Rahmen von CP nur Bedeutungsanteile von Konstituenten beziehen, die sich in C oder SpecCP befinden oder Adjunkt von CP sind. Ich nehme an, daß Operatoren (kurz: OPER) in C oder in SpecCP sich nur auf den Kommentar beziehen. (41) deutet das an. (41)
OPER [ ρ : q ] = [ ρ : OPER q ]
Diese Äquivalenz wird ζ. B. wirksam in Interrogativsätzen wie (42).
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Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
(42)
S mal'cikom mit dem-Jungen
igral spielte
Anton? Anton
Die für Entscheidungsinterrogativsätze charakteristische Satzmodusbedeutung ist in C plaziert und hat Skopus über die Bedeutung von ModP, wo gemäß meiner Analyse die Gegenüberstellung von Topik und Kommentar stattfindet. Wenn in (42) die DP 0 mal'cikom „der Junge" oder die PP 5 mal'cikom „mit dem Jungen" Topik ist, betrifft nach der Äquivalenzregel (41) der Frageoperator nur den Kommentar. Für den unmarkierten, deklarativen Satzmodus setzt meine Analyse voraus, daß C semantisch leer ist und eine in der OS in SpecCP befindliche Konstituente in LF unsichtbar ist, sofern es sich nicht um einen w-Operator-Ausdruck handelt. Bestimmte Bewegungen nach SpecCP sind in diesem Sinn als reine OS-Operationen anzusehen. Über den Zusammenhang von Syntax, Semantik und Pragmatik informationsstrukturell bedingter Bewegungen an die linke Satzperipherie oder über VP hinaus ins Mittelfeld läßt sich nur reden, wenn das Zusammenspiel der Konstituentenbedeutungen und der semantischen Skopusverhältnisse von Satzmodus, verbalem Modus, Satzadverbien und der verschiedenen Modifikatortypen deutlich umrissen ist. Dabei ist unerläßlich zu entscheiden, welche Konstituentenkonstellationen in LF und in OS bzw. nur in LF bzw. nur in OS für die semantische resp. phonologische Interpretation der syntaktischen Struktur sichtbar sind. Ich rechne neben der Basisposition der Konstituenten in sehr starkem Maße mit semantischer Relevanz derivierter Konfigurationen. Ich habe der Topik-Kommentar-Gliederung spezifische Bedeutung zugeschrieben. Daraus folgt automatisch nichts für die anderen informationsstrukturellen Differenzierungen, auch wenn Zusammenhänge - ζ. B. zwischen dem Kommentar, dem Neuinformationsfokus und dem rhematischen Bereich - bestehen. Dieser Beitrag konzentriert sich auf DPs als interne Topiks und rechnet essentiell mit einer Bedeutungsrepräsentation von nichtanaphorischen DPs vom semantischen Typ S/(S/N) und mit der internen Struktur Operator, restrictive clause, ggf. Junktor und nuclear scope. Diese Strukturierung erlaubt ohne weitere semantische Zutat, DP-Bedeutungen da ins Spiel zu bringen, wo die jeweilige DP in LF ihren Platz hat, als Adjunkt von CP, in SpecCP, in SpecModP, im Mittelfeld zwischen Mod und VP oder in VP oder innerhalb von PP bzw. anderen YPs. Das würde für DPs als interne Topiks bedeuten, daß sie unmittelbar unterhalb von C und oberhalb von Mod ihre semantische Aufspaltung ausspielen könnten, nämlich den Operator und den restrictive clause als den das Topik repräsentierenden Teil und den nuclear scope als den Kommentar. Das habe ich in (30) erfaßt. Ein solches Vorgehen würde Topiks auf DPs beschränken, weil eine analoge semantische Strukturierung für andere Konstituententypen nicht gegeben ist, es sei denn, man nimmt eine Anpassungsoperation vor. Ferner ist bei einem solchen Herangehen der präsuppositionale Charakter des Topiks nicht erfaßt und könnte erst in der konzeptuellen Interpretation der SF zur Geltung gebracht werden. Um eine einheitliche Behandlung interner Topiks zu gewährleisten und um eine mir relevant erscheinende Parallele zu thematischen Gegebenes bezeichnenden XPs - besonders auch zu Konstruktionen mit clitic doubling (s. Anmerkung 7) - im Mittelfeld zu ermöglichen, rechne ich mit dem durch das Topik-Template repräsentierten besonderen Bedeutungsbeitrag interner Topiks. Ich habe die linksperiphere Position des internen Topiks mittels des Merkmals +top in Mod und der Annahme des Merkmalsabgleichs mit der topikalischen XP in Spezifikator-Kopf-Konstellation sichergestellt und entsprechend das Topik-Template mit der Kenn-
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Zimmermann, Die Integration topikalischer DPs
Zeichnung +top am internen Topik assoziiert. Sollte es sich (für bestimmte Sprachen) als erforderlich oder als angemessener erweisen, zwischen C und ModP eine funktionale Strukturetage TopP zu installieren (s. Haftka 1997, Gasde 1997, 1998), wäre das Topik-Template dem funktionalen Kopf Top zuzuordnen mit der der Konstituentenkonstellation [χ 0 ρρ XP [ χορ ModP ]] entsprechenden Abfolge der Argumentstellen XQ 'ky. Außer Betracht blieben externe Topiks wie in (12) und (13) und Topiks, die durch eine besondere Satzeinschaltung herausgehoben werden können wie in (43). (43)
cto kasaetsja mal'cika, was betrifft den-Jungen
kto wer
s mit
nim ihm
igral? spielte
Beide Konstruktionen sind bezüglich der Wahl und der Form des Topiks beschränkt. Auch die semantische Interpretation verlangt besondere Vorkehrungen. Nicht festgelegt habe ich mich bezüglich der Interpretation thetischer Sätze, für die meine Analyse das Merkmal +top in Mod in Anspruch nimmt. Es existiert die Redeweise, in thetischen Sätzen sei die Bezugssituation das Topik. Eine Explizierung dieser Interpretation steht aus. Vgl. auch die Ausführungen in Zybatow/Junghanns (1998). Implizit gelassen habe ich die Diskussion mit existierenden alternativen Vorstellungen über die informationsstrukturelle Organisation syntaktischer Strukturen und ihre semantische und/oder pragmatische Interpretation. Es kam mir darauf an, meinen Vorschlag zur Laut-Bedeutungs-Zuordnung der hier zur Rede stehenden Konstruktionen anhand des Russischen deutlich zu umreißen und zur Diskussion herauszufordern.
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60
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Gerhild Zybatow
Informationsstruktur im Russischen
0. Vorbemerkung Macheiner (1996) alias Doherty fordert in ihrem „ Vademecum des Übersetzens" eine der Zielsprache adäquate Wortstellung in der Übersetzung ein: „Selbst wenn in vielen Fällen der Verstoß gegen die Reihenfolgebedingungen von einer Art sein mag, bei der der Leser noch den Überblick behalten und die diversen Defekte großzügig ignorieren könnte, sollte der Übersetzer auch das große Einmaleins der Reihenfolgebedingungen seiner Sprachen beherrschen. "(S. 44) Das Problem liegt hier in dem Plural „seiner Sprachen". Denn während man davon ausgehen kann, daß ein Übersetzer das große Einmaleins der Reihenfolgebedingungen seiner Muttersprache beherrscht - da dies zu seiner Sprachkompetenz gehört - , setzt sogar die Beherrschung des kleinen Einmaleins in der Arbeitsfremdsprache eine umfassende linguistische Beschreibung der Informationsstruktur in den Einzelsprachen voraus, vor allem in den Sprachen mit sog. freier Wortstellung. Denn auch in diesen Sprachen sind die Reihenfolgebeziehungen nicht beliebig, sondern die Satzoberfläche ist lediglich „frei" von einer syntaktisch festen Anordnung der Satzglieder wie etwa im Englischen oder der Verbzweitstellung im Deutschen. Uwe Junghanns und ich haben in den beiden letzten Jahren im Rahmen eines DFG-Projektes unter dem Titel „Argumentstruktur und Wortstellung als Mittel der Informationsstruktur im Russischen " erste Erkenntnisse über die Informationsstruktur des einfachen russischen Deklarativsatzes gewonnen, die ich im ersten Teil meines Beitrages im Überblick vorstellen möchte. Im zweiten Teil demonstriere ich an einigen ausgewählten Beispielen, daß Berufsübersetzer offensichtlich nichts von der Existenz einer Informationsstruktur wissen und derartige Informationen überhaupt nicht beachten. Zwar formulieren sie bei der Herübersetzung aufgrund ihrer Sprachkompetenz zumeist intuitiv kohärente Texte, die Übersetzungsfehler jedoch bezeugen ihre Ignoranz.
62
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
1. Informationsstruktur und Grammatik 1.1
Was ist Informationsstruktur? (i)
Informationsstrukturierung ist die Situations- bzw. Texteingepaßtheit von Äußerungen, die im Russischen mittels der Reihenfolge der Satzelemente, der Plazierung und Art von Akzenten sowie mit lexikalischen Mitteln enkodiert wird.
(ii)
Die Informationsstruktur als pragmatisch determiniertes Ordnungsprinzip läßt sich im Rahmen der Satzgrammatik rekonstruieren. Die Positionierung der Elemente in der Satzoberfläche entsprechend ihrem kommunikativen Gewicht erfolgt im Rahmen der regulären Satzsyntax.
(iii)
Informationsstruktur ist ein Sammelbegriff für verschiedene Diskursfunktionen, die bestimmte syntaktische Elemente in jeder Äußerung wahrnehmen.
Um die Informationsstruktur im Rahmen der Satzgrammatik rekonstruieren zu können, brauchen wir ein geeignetes Grammatik-Modell. Den Kern des hier zur Beschreibung der Informationsstruktur verwendeten Modells bildet eine generative Syntax mit minimalistischen Zügen. Darin spielen syntaktische Merkmale eine wesentliche Rolle. Im Unterschied zu den verbreiteten Modellen gehen wir davon aus, daß die syntaktischen Merkmale sich nochmals in morphosyntaktische und Informationsstruktur-Merkmale unterscheiden lassen (s. 1.2). Die Informationsstruktur-Merkmale werden nach der Null-Hypothese den Konstituenten frei zugeordnet. Die Assoziation syntaktischer Konstituenten mit Informationsstruktur-Merkmalen hat Auswirkungen auf die Wortstellung, auf die phonologischen Eigenschaften sowie die Interpretation des Satzes. Die Wortstellung wird dadurch beeinflußt, daß die Informationsstruktur-Merkmale Bewegungen der Konstituenten erfordern oder verbieten können. Phonologisch bestimmen die Informationsstruktur-Merkmale Platz und Art von Akzenten sowie anderer phonologischer Marker und semantisch-konzeptuell die Diskursfunktion der Konstituenten. In einem im Kontext informationsstrukturell wohlgeformten Satz sind die Informationsstruktur-Merkmale den Konstituenten zugeordnet, die entsprechend den Intentionen des Sprechers, seinen Annahmen über die Wissensvorräte des Adressaten sowie an weiteren Aspekten der Kommunikationssituation wie ζ. B. der Textprogression die entsprechende Diskursfunktion haben. Wir sprechen hier von der Kontextangepaßtheit von Sätzen. Diese Kontextangepaßtheit wird aber über verschiedene Diskursfunktionen der Elemente des Satzes erreicht. Deshalb ist es notwendig, mehrere Typen der Informationsstrukturierung anzunehmen. In der Regel werden in der Literatur zur Informationsstruktur 3 Typen der Informationsstrukturierung unterschieden:
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(i) (ii) (iii)
63
die Fokus-Hintergrund-Gliederung (FHG) die Topik-Kommentar-Gliederung (TKG) die Thema-Rhema-Gliederung (TRG)
Die Fokus-Hintergrund-Gliederung teilt die Äußerung in die vom Sprecher im gegebenen Kontext als wichtig hervorgehobene Information (= Fokus) und die weniger wichtige Information (= Hintergrund). Die Topik-Kommentar-Gliederung berücksichtigt, daß der Sprecher ein oder mehrere Elemente des Satzes zum Ausgangspunkt des Satzes macht (what the sentence is about = Topik). Die Prädikation über das Topik ist der Kommentar. Die Thema-Rhema-Gliederung zielt auf die mentale Aktiviertheit von versprachlichter Information ab: die bekannte Information ist das Thema, die unbekannte Information das Rhema. Nach unserem bisherigen Kenntnisstand ist die TRG eher psychologischer Natur und läßt sich in der Satzgrammatik vernachlässigen. Relevant für die Satzgrammatik des Russischen sind aber die FHG und die TKG. Sie ergeben sich durch die Auszeichnung von Konstituenten mit informationsstrukturellen Merkmalen. Bei beiden Typen der Informationsstrukturierung gibt es ein salientes Glied - Fokus resp. Topik. Das weniger saliente Glied - Hintergrund resp. Kommentar - ergibt sich jeweils subtraktiv. Die Annahme von informationsstrukturellen Merkmalen wie Fokus [FOC] und Topik [TOP] erfordert, sich über ihren Status in der Grammatik Gedanken zu machen.
1.2
Morphosyntaktische vs. informationsstrukturelle Merkmale
In den bisherigen Varianten der Chomsky-Grammatik werden in den syntaktischen Repräsentationen syntaktische Merkmale angenommen. Eine restriktive Theorie möchte alle Merkmale gleich behandeln, d. h., es gelten gleiche Bedingungen für alle Merkmale. Im Rahmen des gängigen minimalistischen Programms fuhrt das zur Annahme zusätzlicher Struktur, konkret: zu Projektionen funktionalen Charakters. Diese Projektionen sind jedoch nicht immer plausibel, so daß Junghanns (1997a) dafür plädiert, die Gleichbehandlung der in der Syntax figurierenden Merkmale aufzugeben und bei den syntaktischen Merkmalen eine Unterscheidung zwischen morphosyntaktischen und informationsstrukturellen Merkmale zu treffen. Beide Arten von Merkmalen lösen Bewegungen von Konstituenten aus und sind somit für die Gestaltung der Satzoberfläche verantwortlich. Dabei wird für die morphosyntaktischen Merkmale in der Checking Theory davon ausgegangen, daß jedes morphosyntaktische Merkmal im Laufe der syntaktischen Ableitung der Satzstruktur geprüft werden muß. Die Prüfung oder Abgleichung - also das Checking - erfolgt in den funktionalen Projektionen durch Spec-Head-Agreement (Spezifizierer-Kopf-Kongruenz) oder als Head-Head-Agreement (Kopf-Kopf-Kongruenz). Das setzt voraus, daß für die Satzstruktur oberhalb der Verbalphrase (VP) funktionale Projektionen angenommen werden. (1) zeigt, welche funktionalen Etagen wir für die russische Satzstruktur oberhalb der VP annehmen.
64
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(1)
Explizite Struktur des russischen Satzes CP
Die beiden Konfigurationen für den Merkmalsabgleich sehen wie folgt aus: (2)
(a) Spec-Head Agreement XP YP [+F]
AgroP X'
χο
DP [+Acc]
gr0'
Agr0° [+Acc]
[+F] (2)
A
(b) Head-Head Agreement Asp 1
x° γΤ [+F]
[+F]
ν« l+pfì
Asp 0 [+pf]
Im Fall von Spec-Head-Agreement (s. (2)(a)) haben wir links ein beliebiges morphosyntaktisches Merkmal F in dem Kopf X " , mit dem das Merkmal in der Konstituente in SpecXP übereinstimmen muß, und rechts ist dies dann für den strukturellen Akkusativ illustriert. Wir haben in A g r Q 0 den Akkusativ und überprüfen, ob der Kasus der DP in Spec AgrQP ebenfalls Akkusativ ist. Analog dann in (2)(b) Head-Head-Agreement: das morphosyntaktische Merkmal F in einem funktionalen Kopf Χ « muß mit dem Merkmal F eines lexikalischen Kopfes γ Ο
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
65
übereinstimmen, was rechts anhand des im Russischen obligatorischen Merkmals des Verbalaspekts illustriert ist. Im Unterschied dazu werden die informationsstrukturellen Merkmale unserer Meinung nach nicht in den funktionalen Projektionen abgeglichen. D. h., die morphosyntaktischen und die informationsstrukturellen Merkmale sind in ihrer Art, ihrem Charakter grundlegend verschieden. Die morphosyntaktischen Merkmale werden zweimal repräsentiert, indem sie zum einen den syntaktischen Konstituenten eigen sind, wenn diese - aus dem Lexikon kommend - in die syntaktische Ableitung eintreten, und zum anderen in den funktionalen Köpfen der Satzprojektion vorhanden sind. Die Informationsstruktur-Merkmale sind nur einmal an der entsprechenden syntaktischen Konstituente repräsentiert. Seit Pollock (1989) werden die morphosyntaktischen Merkmale in den verschiedenen Sprachen als stark oder schwach betrachtet und zwar mit folgender Charakterisierung: Starke morphosyntaktische Merkmale erzwingen zur Abgleichung des Merkmals eine Bewegung des lexikalischen Kopfes in die entsprechende funktionale Projektion, ihre Bewegung ist overt; schwache Merkmale tun dies nicht, sondern ihre Abgleichung erfolgt auf LF (als coverte Bewegung). Eine konsequente Anwendung der Checking Theory würde bedeuten, daß die Oberfläche eines Satzes - konkret die Satzgliedabfolge - ausschließlich durch die starken Merkmale bestimmt wird. Reiche Flexionsmorphologie - wie z. B. in den slavischen Sprachen - ist Anlaß gewesen, die morphosyntaktischen Merkmale unter den entsprechenden funktionalen Kategorien als stark anzusehen. Danach müßten sich das Verb und das Subjekt immer overt bewegen. So deklariert z. B. King (1993) für das Russische eine obligatorische Anhebung des Verbs in einen funktionalen Kopf, die durch ein starkes Merkmal ausgelöst wird, woraus ihrer Meinung nach VSO als Default-Ordnung des russischen Satzes resultiert. (3)
King (1993:92): « v o raises to Σ ° in finite clauses. [...] This means that the discourse neutral position for the subject is after, not before the verb and it appears in this position unless it is moved into topic or focus position." Σ' V+Σί
VP NP SUBJ
V t,
NP OBJ
(3) ist nach King die Oberfläche eines maximal fokussierten russischen Satzes. Die damit postulierte Default-Ordnung VSO wird jedoch, so King, in der Regel durch die Bewegung anderer Satzelemente verdeckt, was u.E. an der Berechtigung der Zugrundelegung von VSO zweifeln läßt. Denn betrachten wir allein die Relativität der Verbposition in (4)(a)(c), so wird offensichtlich, daß das Verb keineswegs immer aus seiner Ursprungsposition bewegt wird, ebensowenig wie dies für die anderen Satzelemente - wie ζ. B. das Subjekt oder das Objekt - zutrifft.
66
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(4)
(a) Prislalj muz [γι tj den'gi]. schickte Mann-NOM Geld-ACC
(4)
(b) Muzj srazu ze [yp t¡ [ y prislal den'gi]]. Mann-NOM sofort schickte Geld-ACC
(4)
(c) Muzj den'gij nakonec [yp t¡ [ y prislal t;]]. Mann-NOM Geld-ACC endlich schickte
Kondrashova (1996) geht sogar so weit, daß sie ein und dieselbe Kategorie, nämlich das Tempus im Russischen, mal mit starken, mal mit schwachen Merkmalen versieht, um die unterschiedliche Distribution der Kopula byt' (dt. sein) erklären zu können. Die Obligatheit der Kopula im Präteritum und Futur versucht sie damit zu erklären, daß das Tempusmerkmal stark sei, und das Fehlen der Kopula im Präsens damit, daß das Tempusmerkmal schwach sei. Aus diesen Beispielen wird deutlich, daß es eigentlich nicht sein kann, daß im Russischen die Variation der Satzgliedabfolge durch die Stärke bzw. Schwäche der morphosyntaktischen Merkmale zustandekommt. Denn es scheint wenig plausibel, wenn für ein und dieselbe Kategorie zum einen starke, zum anderen schwache Merkmale anzunehmen sind. Plausibler hingegen scheint es, die Oberflächenwortfolge nicht als Ergebnis von Checking-Bewegungen anzusehen, sondern als Ergebnis informationsstruktureller Bewegungen. D. h., wir nehmen neben den bisher diskutierten morphosyntaktischen Merkmalen für jeden Satz gesonderte rein syntaktische informationsstrukturelle Merkmale an. Im Defaultfall sind es zwei: zum einen das Merkmal [TOP] für Topik und zum anderen das Merkmal [FOC] für Fokus, die jeweils einer Konstituente die entsprechende Diskursfiinktion (oder das kommunikative Gewicht) zuteilen. Die Zuteilung dieser Merkmale löst ebenfalls Bewegungen in die funktionalen Projektionen aus. Die Landeplätze in den funktionalen Projektionen sind derart, daß bewegte Köpfe an funktionale Köpfe adjungieren und bewegte Phrasen entweder in einer Spezifizierer-Position landen oder als Adjunkt einer funktionalen Phrase erscheinen. Ob eine Konstituente in der Satzoberfläche in situ steht oder aus ihrer syntaktischen Basisposition verschoben ist, hängt von ihrem informationsstrukturellen Status ab. Dabei ist allerdings zu beachten, daß wir es mit verschiedenen Topik- und Fokusarten zu tun haben, die grammatisch unterschiedlich enkodiert sind und sich in ihrer informationsstrukturellen Bedeutung auch unterscheiden. Doch ehe ich dies illustriere, möchte ich noch einmal zusammenfassend festhalten: Im Russischen finden wir wenig overte Bewegungen von Konstituenten aus rein grammatischen Gründen. Die morphosyntaktischen Merkmale im Russischen sind schwach, doch unterliegen sie aus konzeptuellen Gründen dennoch der Checking Theory, so daß sie non-overt (auf LF) abgeglichen werden müssen. Die Informationsstruktur-Merkmale fallen nicht unter die Checking Theory. Ein informationsstrukturelles Merkmal taucht in der Syntax nur einmal auf, nämlich an der Konstituente, die das entsprechende kommunikative Gewicht erhält. Deshalb gehen wir davon aus, daß zumindest für das Russische spezielle Topik- und Fokusphrasen entbehrlich sind und wir somit die Satzstruktur einfacher halten können. Die informationsstrukturellen Merkmale werden Konstituenten des Satzes frei zugewiesen und können Bewegungen zur Herstellung der erforderlichen Oberflächenkonfiguration auslösen.
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
67
Betrachten wir diesen Mechanismus anhand der Herleitung der Oberflächenabfolgen der Sätze (4)(a)-(c). Ausgangspunkt ist die VP des Satzes (vgl. (4)): (4)
VP DP
Δ
muz
V V prislal
DP / \ den'gi
Das Verb V = prislat' (dt. schicken) ist ein transitives Verb, das als internes Argument das Akkusativobjekt den'gi (dt. Geld) nimmt und als externes Argument in der SpecVP-Position das Subjekt muí (dt. Ehemann). In (4a) Prislal muí den'gi. haben wir nun eine Umstellung der SVO-Grundabfolge in VSO. D. h., in (4a) muß sich im Vergleich zu (4) zumindest das Verb bewegt haben. Da wir gesagt haben, die morphosyntaktischen Merkmale im Russischen sind schwach, kann es nicht der Fall sein, daß das Verb zum Checken seiner Tempusmerkmale nach SpecTP gewandert ist. Stattdessen müssen informationsstrukturelle Merkmale Auslöser der Bewegung sein. In dem konkreten Satz (4a) ist es das Topikmerkmal. Wie oben definiert, ist das Topik der Satzgegenstand, über den der Rest des Satzes als Kommentar eine Aussage macht. Und wie wir anhand von (4)(b) und (4)(c) sehen können, ist hier jeweils die Konstituente muí als Topik interpretierbar und hat sich - wie in (4)(b') und (4)(c') zu sehen - an die Spitze des Satzes bewegt. Das finite Verb in (4)(a) läßt sich aber nicht als Topik, d. h. als Gegenstand des Satzes, interpretieren. Wie unter 1.3 noch näher erklärt werden wird, wollen wir für Sätze, deren satzinitiale Konstituente keine Topik-Interpretation erhalten kann, ein non-overtes (abstraktes) Topik ansetzen, das der funktionale Kopf T(empus) erhält und die Verbanhebung nach T" bedingt. Abstraktes Topik heißt, daß wir die zeitliche Einordnung des versprachlichten Sachverhaltes oder seine lokale oder auch seine individuenbezogene Einordnung als Interpretationsspielraum fur dieses abstrakte Topik ansehen (vgl. (4)(a')). Die verbinitiale Variante der Oberflächenausformung ist bei weitem keine Besonderheit des Russischen. Behaghel vermerkt bereits (1932:27ff.) diese Wortfolge für eine Reihe indogermanischer Sprachen (vgl. z. B. „Sah ein Knab ein Röslein steh'n", „Spricht zu ihm der Herr", „Kam ein Mann zur Tür herein" u. a.). Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist Behaghels Feststellung: „Sachlich steht dieser absoluten Anfangstellung nahe der Fall, daß ein neuer Satz eine neue Situation einführt." Wenn es sich in (4)(a) um eine neue Situation handelt, ist es nicht verwunderlich, daß hier der gesamte Satz fokussiert ist, d. h., daß maximaler Fokus vorliegt. Deshalb erhält in (4)(a') die CP das Fokus-Merkmal.
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
68
(4)
(ä)Pnslall
[y. muz t, den 'gi\.
schickte Mann-NOM Geld-ACC
Spec
Vi j pnslal
AspP Τ Agr0 [+fin] [+Acc] [+Prät] Asp [TOP] [+pf]
Der Natürliche Fokus wird im Russischen an der rechten Peripherie des Satzes realisiert. Der Exponent des Natürlichen Fokus ist die Tonsilbe der am weitesten rechts stehenden Wortform des Satzes, d. h. die betonte Silbe des russischen Wortes DEN'gi. Heuristisches Mittel zur Bestimmung der Domäne des Natürlichen Fokus ist der Fragetest. Gefragt wird nach dem Teil des Satzes, der in dem gegebenen Kontext die wichtige, neue Information einführt. Während es in (4)(a) der ganze Satz ist, der auf Fragen wie Was ist los? Was ist passiert?
V cem delo? Cto slucilos'? antwortet, können wir zu
(4)(b) nur fragen: „Was hat der Ehemann umgehend gemacht?" Antwort: „Geld geschickt". D. h. in (4)(b) fallt der Natürliche Fokus auf die VP und wiederum ist der Fokusexponent die Silbe DEN'- in den'gi. Der Fokus ist aber nicht maximal, sondern die Konstituenten muz srazu ze bilden den Hintergrund. Der Fokus in (4)(b) ist aber auch nicht minimal, denn er umfaßt noch zwei in der VP verbliebene Konstituenten.
69
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(4)
(b')MuZj srazu ze [ y p t¡ [ y prislal den'gi]].
CP Spec
C C Agr S P [-wh] DPi [TOP] Agr s P
Δ
muz
tj' Agr s [sg] [mase]
Agr§' TP Τ Agrç)P [+fin] [+Prät] Spec Agr 0 ' AspP
Agro [+Acc]
VP
Asp [+pf] srazu ze
VP [FOC]
ν·
t¡ V
DP
I
prislal
Δ
DEN'gi
Minimal ist der Natürliche Fokus in (4)(c), denn hier sehen wir, daß sich auch den'gi aus seiner Grundposition bewegt haben muß, da es vor dem an die VP adjungierten Adverbial nakonec (dt. schließlich/endlich) steht. Das Fokusmerkmal fallt hier auf das Verb, deshalb muß sich das übrige nicht-fokussierte Material aus der VP heraus in den Hintergrund bewegen. Muz (dt. Ehemann) ist mit seinem Topikmerkmal an die Satzspitze gewandert und das Akkusativobjekt den'gi (dt. Geld) in die Spec-Position der AgrQ-Phrase. Die Frage nach der Neuinformation würde lauten: „Was machte der Ehemann schließlich mit dem Geld?" Antwort: „schicken".
70
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(c')MuZj den'gij nakonec [ y p t¡ [ y prisìal tj]].
(4)
CP Spec
C C Agr s P [-wh] DPi [TOP] AgrgP
Δ
muz
ti'
Agr s ' Agr s TP [sg] [mase] Τ AgroP [+fin] [+Prät] DPj Agr 0 '
Δ
den'gi
Agro AspP [+Acc] Asp[+pf] VP nakonec
VP t,
V[FOC]
V tj
prisLAL
1.3
Zur Unterscheidung verschiedener Topik- und Fokusarten
Die Sätze (4)(b')-(c') könnten die Vermutung nahelegen, daß das Topik im russischen Satz immer das erste, linksstehende Satzglied sei, und der Fokusexponent immer an der rechten Peripherie stehe. Doch diese Annahme reicht nicht aus: denn wenn wir nur die offensichtlich informationsstrukturell salienten Positionen Satzanfang und Satzende als Topik- resp. Fokusposition annehmen würden, vgl. (5) (5)
CP (= Satz)
l->
4-1
blieben die Sätze unter (6) ohne Erklärung.
71
Zybatow, Infonnationsstruktur im Russischen
(6)
(a) VojNA nacalas'. Der Krieg hat begonnen.
thetischer Satz mit Subjektprominenz
(b) On SLOZnyj zadal vopros. er schwierige stellte Frage
Kontrastfokus an 2.Stelle
(c) Uvidela devoäka VOLka. sah Mädchen-NOM Wolf-ACC
uvidet' * Topik
(d) On SDAL dokumenty. er abgab die Papiere
VERUM-Fokus auf dem finiten Verb
Denn in (6)(a) ist der Natürliche Fokus auf dem Subjekt vojna (dt. Krieg), also linksperipher. Es handelt sich dabei um einen thetischen Satz, der im Gegensatz zu den sog. kategorischen Sätzen informationsstrukturell als ungegliedert angesehen wird, da maximaler Fokus sowie maximaler Kommentar vorliegen. (6)(b) hat einen Kontrastfokus auf sloinyj (dt. schwierig), das an 2.Stelle steht und nicht am Satzende. (6)(c) ist ein maximal fokussierter kategorischer Satz mit abstraktem Topik, in dem sich das Verb in den funktionalen T(empus)-Kopf bewegt hat (wie oben bereits fìir (4)(a) erläutert). Und schließlich steht auch in Satz (6)(d) die fokussierte Konstituente nicht am rechten Satzrand, sondern an 2.Stelle, wobei es sich hier um den Verum-Fokus handelt. D. h., der Default-Fall fìir die Informationsstruktur des russischen Satzes in (5) muß durch weitere Annahmen ergänzt werden. Und unser Vorschlag lautet: es gibt im Russischen verschiedene Arten von Topik und Fokus. Aufgrund der gebotenen Kürze werde ich die verschiedenen Topik- und Fokusarten schematisch in den Übersichten in (7) und (14) vorstellen, mit entsprechenden Beispielen illustrieren und kurz kommentieren. 1.3.1 (7)
Fokusarten Übersicht zu den Fokusarten im russischen Deklarativsatz FOKUSARTEN NATÜRLICHER Spezialfokus FOKUS (FOC) - maximaler NF (i) KONTRAST- nicht-maximaler NF (ii) FOKUS (FOC c ) - minimaler NF (iii) (iv)-(vi)
(7)
(i)
Mal'cik piset pis'MO. Junge schreibt Brief.
(7)
(ii) Mal'cik piset pis'MO. Junge schreibt Brief.
VERUMFOKUS (FOCy) (vii)-(ix)
72
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(7)
(iii) Pis'mo piset MAL'cik.1 Brief schreibt Junge
(7)
(iv) Pis'mo MAL'cik piset. Brief Junge schreibt
(7)
(v) MAL'cik piset pis'mo. JUNge schreibt Brief
(7)
(vi) Mal'âik piset pis'MO. Junge schreibt BRIEF.
(7)
(vii) Igor' proDAL svoe ime nie. Igor' verKAUFte seinen Besitz.
(7)
(Viii)BvVAL. bvVAL i ne raz. WAR (ich), WAR (ich) und nicht nur einmal.
(7)
(ix) Ètich dobrych ljudejja ne ZNAiu. diese guten Leute ich nicht KENne.
1.3.1.1 Natürlicher Fokus Die Sätze (7)(i)-(7)(iii) sind Beispiele für natürlichen Fokus, der mit einem fallenden Ton an der rechten Peripherie des Satzes realisiert wird. Wie aus der Übersicht (7) hervorgeht, kann der natürliche Fokus maximal, intermediär oder minimal sein. (7)
(i)
Maximaler NF: A: Cto proischodit? - B: [çp Mal'cikx t¿ piset pis'MO], [FOC] was ereignet sich - Junge-nom schreibt Brief-acc „Was geht da vor?" - „Ein Junge schreibt einen Brief."
(7)
(ii) Intermediärer NF: A: Cto mal'cik delaet? - B: Mal'cikx [yp t¡ piset pis'MO], [FOC] was Junge-nom macht - Junge-nom schreibt Brief-acc „Was macht der Junge?" - „Der Junge schreibt einen Brief."
(7)
(iii) Minimaler NF: Α: Κto piset pis'mo? - B: Pis'mo piset [yp [pp MAL'cik ] t¡ t; ]. [FOC] wer schreibt Brief-acc - Brief-acc schreibt Junge-nom „Wer schreibt den Brief ?" - „Den Brief schreibt ein Junge."
Notationskonventionen im objektsprachlichen Text: Einfache Großbuchstaben = Exponent des natürlichen Fokus (NF) Einfach unterstrichene Großbuchstaben = Exponent des Kontrastfokus (KF) Doppelt unterstrichene Großbuchstaben = Exponent des Verumfokus (VF)
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
73
Steht die zu fokussierende Konstituente in der Basis nicht rechtsperipher, dann ergibt sich eine Alternative: a) die rechts von der zu fokussierenden Konstituente generierten Konstituenten bewegen sich nach links oder b) die zu fokussierende Konstituente bewegt sich nach rechts. Welche Bewegungen erfolgen, ist eine Frage der Ökonomie. Es zählt die Anzahl der Schritte in der Derivation. 1.3.1.2 Kontrastfokus Der Kontrastfokus in (7)(iv)-(7)(vi) ist von anderer akustischer Gestalt und auch von anderer Diskursfiinktion bzw. Bedeutung als der NF. Hinsichtlich der Gestalt gilt, daß der Kontrastfokus höher ansetzt und demzufolge eine größere Amplitude der Tonbewegung hat. Und hinsichtlich der Bedeutung läßt sich sagen, daß der Kontrastfokus zwar auch die wichtige Information hervorhebt, dabei aber immer eine Korrektur von expliziter Information oder von vorausgesetzten gemeinsamen Annahmen der Gesprächspartner ausdrückt. Mit der Korrektur ist die Existenzpräsupposition eines Sachverhaltes bzw. Individuums verbunden, für den/das eine andere Belegung behauptet wird. Das bedeutet, daß die Menge der Entitäten, über die der Kontrastfokus operiert, geschlossen ist, wohingegen sie beim natürlichen Fokus offen ist. Korrekturen müssen hörbar bzw. sichtbar gemacht werden, weil das Unwidersprochene ansonsten bei fortschreitender Kommmunikation in den gemeinsamen Hintergrund eingeht. Der Kontrastfokus ist im Unterschied zum natürlichen Fokus im Russischen nicht an eine bestimmte Position gebunden. Er kann als Binnen-KF (vgl. (7)(iv)), als linksperipherer KF (vgl. (7)(v)) sowie als rechtsperipherer KF (vgl. (7)(vi)) realisiert werden. (7)
(iv) Pis'mo
[MAUcik] piset. [F0C C ] Brief -acc Junge-nom schreibt „Den Brief schreibt EIN JUNGE."
(7)
(v)
(7)
(vi) Mal'cik
[MAL'cik] piSetpis'mo. [FOC c ] Junge-nom schreibt Brief-acc „EIN JUNGE schreibt den Brief." piSet
\pis'MO\. [FOC c ] Junge-nom schreibt Brief-acc. „Der Junge schreibt EINEN BRIEF."
Der Grund, warum das Kontrastfokusmerkmal [FOCç] sowohl in situ oder nach Bewegung verliehen werden kann, liegt in der besonderen phonologischen Markierung. Der Akzent des KF hebt sich deutlich von anderen Akzenten ab und macht deshalb eine ausgezeichnete Position für den KF unnötig. Allerdings läßt sich beobachten, daß die rechtsperiphere Position in der Tendenz von der kontrastfokussierten Konstituente gemieden wird, da es hier zu einem positionalen Zusammenfall mit dem natürlichen Fokus käme.
74
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
1.3.1.3 Verum-Fokus Die dritte Fokusart - der Verum-Fokus (VF) - akzentuiert das finite Verb (vgl. (7)(vii)~ (ix), hebt dadurch aber nicht den lexikalischen Inhalt des Verbs oder einen Inhaltsbestandteil der Flexionsform hervor, sondern die Wahrheit des entsprechenden Prädikat
^7)
(vii) Igor' [proDAL] svoe imenie. [FOCy] Igor'nom-verkaufte seinen Besitz-acc „Igor' verKAUFte seinen Besitz."
(7)
(viii) \BvVAL 1. [bvVAL] i ne raz. [FOC v ], [FOCγ] war-masc., war-masc. und nicht einmal „WAR ich, WAR ich und nicht nur einmal."
(7)
(ix) Ëtich dobrych ljudej ja ne \ZNAju]. [FOCy] diese-acc guten-acc Leute-acc ich-nom neg kenne „Diese guten Menschen kenne ich nicht."
Betrachtet man den Gebrauch des Verum-Fokus im Kontext, so fallt auf, daß das verumfokussierte Verb in der Regel vorerwähnt ist, was der Bestimmung des Verum-Fokus bei Höhle (1988) entspricht, wonach durch den VF das Wahrsein eines aus dem Kontext bekannten Gedankens hervorgehoben wird. D. h., der Sprecher nimmt mit dem verumfokussierten Satz einen im Vortext etablierten Sachverhalt koreferent wieder auf. Vgl. : (8)
- Rimskogo prokuratora nazyvat' - igemon. Drugich slov ne govorit'. Smirno stojat'. Tv ponial menia menja ili udarit' tebja? [...] - Ja PONial tebia. Ne bej menja. „Der römische Prokurator ist mit Hegemon anzureden. Keine anderen Wörter sagen. Stillstehen. Hast du mich verstanden, oder soll ich dich schlagen?" [...] „Ich habe dich verstanden. Schlag mich nicht."
(9)
- Podsolnecnoe maslo zdes' vot pri öem, - vdrug zagovoril Bezdomnyj, oöevidno, resiv ob"javit' nezvanomu sobesedniku vojnu, - vam ne prichodilos'. grazdanin, byvat' kogda-nibud' ν le£ebnice dlja duSevnobol'nych? [...] - BvVAL. bvVAL i ne raz! - vskriöal on, smejas', no ne svodja nesmejuscegosja glaza s poèta, - gde ja tol'ko ne byval! „Folgendes hatte das Sonnenblumenöl damit zu tun", sagte Besdomny plötzlich, sichtlich entschlossen, dem ungebetenen Gesprächspartner den Krieg zu erklären. „Waren Sie, Bürger, schon mal in einer Heilanstalt für Geisteskranke?" „War ich, war ich, mehr als einmal!" rief er lachend, doch seine Augen, die Besdomny durchdringend ansahen, lachten nicht mit. „Wo war ich nicht überall!"
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
75
Was den russischen Verum-Fokus offensichtlich von dem Deutschen unterscheidet, sind seine geringeren Realisierungsmöglichkeiten. Denn im Deutschen kann ein Verum-Fokus neben der Fokussierung des finiten Verbs in Verberst- oder Verbzweitposition auch durch die Fokussierung eines Komplementierers signalisiert werden (vgl. (10)—(11», was im Russischen nicht möglich ist. (10)
Ich weiß, DASS er kommt, jedoch nicht WANN.
[FOCy] (10')
*Ja
znaju,
ich
weiß,
¿TO on pridet, tol'ko ne znaju kogDA. [FOC v ] daß er-nom kommt, nur neg weiß wann
(10") Ja znaju, cto on
priDET, tol'ko ne znaju kogDA. [FOC v ] ich weiß, daß er-nom kommt, nur neg weiß wann „Ich weiß, daß er kommt, jedoch nicht wann."
Im Russischen fallt der Verum-Fokus immer nur auf V®. Durch diese besondere Enkodierung des VF hat der Hörer ein Indiz dafür, daß es eine andere Sorte von Akzent ist als der von NF oder KF. Da die Stellung des finiten Verbs im russischen Deklarativsatz nicht fest ist, ist auch die Position des VF variabel. Ob es sich in einem gegebenen Kontext um einen VF handelt, läßt sich ebenfalls durch den Fragetest ermitteln, der sich hier auf das finite Verb bezieht. (11)
A: Kupit Petr knigi? kauft Peter-nom Bücher-acc „Kauft Peter die Bücher?" B: Variante 1: Da, on knigi KUpit.
[FOCv] ja, er-nom Bücher-acc kauft „Ja, er kauft die Bücher." Variante 2: Da, on
KUpit knigi.
[FOCy] ja, er-nom kauft Bücher-acc „Ja, er kauft die Bücher." Da, on
KUpit ich.
[FOCy] ja, er-nom kauft sie-acc „Ja, er kauft sie." In den wenigen Fällen zusammengesetzter Tempusformen im Russischen fallt der VF auf das Auxiliar.
76
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(12)
A: Igor'BUdetpererabatyvat' svoju stat'ju? (aus: Mehlig 1990:201) [FOCy] Igor-nom Aux iiberarbeiten-inf sein-acc Artikel-acc „WIRD Igor seinen Artikel überarbeiten?" Β: Da, on
BUdet ee pererabatyvat'. [FOCy] ja, er-nom Aux ihn iiberarbeiten-inf „Ja, er WIRD ihn überarbeiten."
Da es im Russischen nur sehr wenige zusammengesetzte Verbformen gibt, können Entscheidungsfragen mit Akzent auf dem Vollverb nur aus dem Kontext heraus als Verum-Frage oder als explikative Frage verstanden werden. Isoliert läßt eine Frage wie (13)
Igor ' sokraTIL svoju stat'ju ? Igor-nom kürzte sein-acc Artikel-acc „Hat Igor seinen Artikel gekürzt?"
die folgenden Antworten zu: Antwort 1 (VF): Net, esce ne sokraTIL. neg, noch neg kürzte „Nein, er hat ihn noch nicht gekürzt." Antwort 2 (KF): Net, ne sokraTIL, a polnost'ju pereraBOtal. neg, neg kürzte, sondern völlig überarbeitete „Nein, er hat ihn nicht gekürzt, sondern völlig überarbeitet." Was den Verum-Fokus und den Kontrastfokus verbindet, ist das Nichtgebundensein an eine bestimmte Position. Durch die phonologisch besondere Enkodierung des VF und des KF können beide in jeder beliebigen Position stehen. Es läßt sich allerdings - besonders hinsichtlich des VF - beobachten, daß die rechte Peripherie des Satzes eher gemieden wird, offensichtlich um hier eine Ambiguität mit dem NF zu vermeiden.
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Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
1.3.2 (14)
Topikarten Übersicht zu den Topikarten im russischen Deklarativsatz TOPIKARTEN EXTERNE TOPIKS (i)-(ü)
KONKRETH (OVERTE)
kanonische Subjekte (iii)
INTERNE TOPIKS
èto (vi)
in thetischen Sätzen (vii)
Non-Subjekte Objekte (iv)
ABSTRAKTE in kategorischen Sätzen (viii)
Adverbiale (ν)
(15)
(i)
Moskva, ona gorodam mat'. Moskau, sie Städte-dat Mutter-nom
(15)
(ii)
Ivan, ja ego ne ljubiju. Ivan, ich ihn nicht liebe
(15)
(iii) Viktor polucil pis'mo. Viktor erhielt Brief
(15)
(iv) Pis'mo polucil Viktor. Brief-acc erhielt Viktor-nom
(15)
(v)
(15)
(vi) Èto ja s toboj soglaSUS' èto ich mit du-instr übereinstimme „Da bin ich mit dir einverstanden."
(15)
(vii) Zagremeli CEpi. auflärm-Prät pl Ketten-nom „Kettenlärm erscholl."
(15)
(\m) Posadll ded REPku. pflanzte Großvater Rübchen
Sejcas ja zajdu k sebe na Sadovuju. jetzt ich gehe zu sich auf Gartenstraße
Topiks können im Russischen overt oder kovert (abstrakt) sein. Overt realisiert werden externe Topiks und die konkreten internen Topiks. 1.3.2.1 Interne Topiks Die internen Topiks werden im Russischen am linken Satzrand realisiert. Es handelt sich dabei um nichtverbale Konstituenten, die Argumente des Verbs oder auch Adjunkte sein
78
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
können. Die Topik-Konstituente erhält in der Syntax das Merkmal [TOP], was eine Bewegung in die Topik-Position auslöst, die sich oberhalb von AgrgP und unterhalb von CP befindet. Vgl.:
(16)
CP AgrgP Xpi [TOP]
Agr§P [AgrgP ...ti...]
Daß es sich bei der satzinitialen Position nicht um eine derivierte Position des Subjektes (SpecAgrgP) handeln kann, folgt aus der Tatsache, daß im Russischen außer dem Subjekt auch andere syntaktische Funktionen als interne Topiks auftreten. Bei topikalisiertem Objekt (vgl. (15)(iv)) oder topikalisiertem Adverb (vgl. (15)(v)) ist es unmittelbar einsichtig, daß sie dem jeweils nach SpecAgrgP bewegten Subjekt vorangehen, also an AgrgP adjungiert sind. Die Nullhypothese ist nun, daß ein Subjekt-Topik ebenfalls an die AgrgP adjungiert. (Als alternative Position eines Subjekt-Topiks käme SpecAgrgP in Betracht). Um die Null-Hypothese aufrechterhalten zu können, müssen wir einen Fall finden, bei dem sich das Subjekt-Topik eindeutig nicht in SpecAgrgP befinden kann. Solch eine Evidenz liefert z. B. Satz (17), in dem das linksverschobene VP-Adverbial tajkom (dt. heimlich) entsprechend einer restriktiven Theorie der Positionierung von Adverbialen (vgl. Junghanns 1997c) nur an AgrgP adjungieren kann. Ein in der Satzoberfläche links vom linksverschobenen VP-Adverbial erscheinendes Subjekt kann folglich nicht in SpecAgrgP stehen, sondern muß ebenfalls an AgrgP adjungieren. (17)
[CPlAgrgP o n a \ UgrgP tajkomk [AgrgP h'[kgiçpjabloko) sie -nom
heimlich
[VP l k tVP l l
Apfel-acc
podarila ¡ [yp mal'öiku tj tj ]]]]]]]] schenkte Junge-dat „Sie schenkte den Apfel heimlich einem Jungen." Ein Subjekt, das als internes Topik fungiert, endet also als Adjunkt an AgrgP. Damit läßt sich an der Null-Hypothese festhalten. Daß das interne Topik im Russischen eine Strukturposition unterhalb der CP-Projektion besetzt, läßt sich an eingebetteten Sätzen zeigen. Das interne Topik eines eingebetteten Satzes folgt dem Komplementierer, ist also hierarchisch niedriger als C®. Vgl.:
79
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(18)
On skazal, [cp [c èto Ug^P o n a \ UgrgP taJkomk ÍAgrsP tì'lAgrQPJabloko} er-nom sagte
daß
sie-nom
heimlich
Apfel-acc
ÍVP tktVP l l podari la ¡ [yp mal'éiku t¿ tj ]]]]]]]]] schenkte Junge-dat „Er sagte, daß sie heimlich den Apfel einem Jungen schenkte." Nicht alle Konstituenten stellen mögliche Topiks dar. Topikfähig sind solche Konstituenten, die referieren oder einen Referenten zu erschließen erlauben (ζ. B. definite DPs, lokale und temporale Adverbiale). Andere Konstituenten in satzinitialer Position erhalten keine Interpretation als Topik. Das gilt insbesondere für satzinitiale Verben und für bestimmte Adverbiale (ζ. B. modale Adverbiale). Mit einer Topik-Interpretation unvereinbar ist ein satzinitialer Kontrastfokus, der aber sorgfaltig von solchen Topiks unterschieden werden muß, die im Textzusammenhang in gewisser Weise mit anderen Topiks kontrastiert werden, sog. kontrastive Topiks (vgl. Paduöeva 1985). Ein spezielles internes Topik stellt das deiktische und anaphorische Pronomen èto (dt. das; es) dar. Es dient als Mittel zur Herstellung der Textkohärenz und wird vom Sprecher zur Vermeidung topikloser kategorischer Sätze eingeführt. Gundel (1988) hat erstmalig Satzpaare wie (19) und (20) in Beziehung gesetzt, die sich ihrer Meinung nach in der Struktur ähneln: ein Pronomen it/èto ist satzinitial, die dem Pronomen folgende Konstituente trägt den Hauptakzent, ist also fokussiert. (19)
(a) It was Boris who drank the vodka, (b) It was the vodka that Boris drank.
(20)
(a) Èto Boris vypil vodku. (b) Èto vodku Boris vypil. (Gundel 1988)
Die russischen Sätze sind seither als „eto-cleft-Konstruktionen" in die Literatur eingegangen. Doch es handelt sich im Russischen um keine cleft-Konstruktion2, also einen Spaltsatz, da wir im Russischen eine monoklausale Struktur vor uns haben. Deshalb wollen wir annehmen:
2
1.
èto ist kein cleft- oder Spaltpronomen.
2.
Es ist ein basisgeneriertes Topik, das als Adjunkt von AgrgP generiert wird und das [TOP]-Merkmal in situ erhält. Vgl. (21):
King (1993:155£T.) fuhrt drei Argumente daftlr an, daß keine cleft-Struktur vorliegt: (i) zwischen dem Pronomen èto und der fokussierten Konstituente tritt nicht nur im Präsens, sondern auch in den anderen Tempora keine Kopula auf; (ii) der fokussierten Konstituente kann kein Relativpronomen folgen; (iii) der Kasus der fokussierten Konstituente resultiert aus deren syntaktischer Funktion (z. B. Subjekt oder Objekt des Satzes).
80
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
(21)
CP C
J^grsP^ èto [TOP] [éto
AgrgP [ A g r s p ...]]
3.
Dieser Topikstatus kommt éto nicht nur in den von Gundel besprochenen Beispielen zu, sondern in Sätzen unterschiedlichen Typs, wie unter (22) und (23) gezeigt wird:
(22)
éto + adjazente kontrastiv fokussierte Konstituente [CPÎAgrcPfop Éto] [pp ot JAsi ] seledkoj pachnet]] [TOP] [FOC c ] èto von Jascha Hering-instr riecht „Der Heringsgeruch kommt von JASCHA."
(23)
éto + fokussierter Satz [CPtAgrcPfoP Éto] [ Agre Ρ Nikanor Ivanovic uronil lozku na kleENku]]] b [TOP] [FOC] èto N.I.-nom fallenließ Kelle-acc auf Wachstuch „Nikanor Iwanowitsch hatte die Schöpfkelle auf die Wachstuchdecke fallen lassen. „
ÍÍ
Wie die bisherigen Darlegungen gezeigt haben, lassen sich mit der Annahme des informationsstrukturellen Merkmals [TOP], das einer Konstituente frei zugewiesen wird und Bewegung in die höchste Adjunktposition an AgrgP auslöst, die Oberflächenabfolgen und das satzinitiale Vorkommen des internen Topiks erklären. Wir meinen deshalb, daß für die Beschreibung der Satzstruktur des Russischen eine Topik-Phrase (TopP) - wie von Rizzi (1995) vorgeschlagen - entbehrlich ist. Es gibt kein plausibles morphosyntaktisches Merkmal, das die Etablierung einer solchen Phrase im Russischen motivieren würde. Das Topik-Merkmal [TOP] gehört zu den informationsstrukturellen Merkmalen und unterliegt nicht der Checking Theory. Außerdem gibt es weitere Arten von Topiks im Russischen (externe Topiks, abstrakte Topiks; s. unten), die sich mit einer klassischen TopP überhaupt nicht beschreiben lassen. 1.3.2.2 Externe Topiks Bisher haben wir Fälle betrachtet, bei denen eine Konstituente des Satzes als Topik fungiert und deshalb in eine ausgezeichnete Position in der Struktur des Satzes bewegt wird bzw. im Falle von èto das Merkmal in situ erhält. Das Russische hat aber eine weitere Konstruktion, die aus einer als Topik zu interpretierenden Phrase α und einem nachfolgenden grammatisch vollständigen Satz β besteht. Vgl.: (24)
(i) Moskva, ona gorodam mat'. α β Moskau-nom/sg/fem, sie-nom Städte-dat Mutter-nom
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
81
„(Die Stadt) Moskau, sie ist die Mutter der Städtebaus: Gundel (1988:185) Die Phrase α wollen wir als externes Topik bezeichnen. Externes Topik heißt, daß es ein Topik ist, das außerhalb des Satzes steht. Im Satz wird das externe Topik pronominal wieder aufgenommen und zwischen dem externen Topik und dem Satz ist akustisch eine Intonationspause wahrnehmbar3, die orthographisch zumeist durch ein Komma oder einen Bindestrich wiedergegeben wird. Wir gehen davon aus, daß es sich bei dem externen Topik um ein Adjunkt an den syntaktisch maximalen Satz handelt. Vgl.: (25)
CP
XP [TOP E ]
CP ^ ^ ^
Bei dem externen Topik kann es sich sowohl um ein Argument des Verbs als auch um ein Adjunkt handeln. In jedem Fall führt die Nichtrealisierung von α nicht zur Ungrammatikalität von ß. Und hinsichtlich der Kasuszuweisung läßt sich festhalten, daß in der Standardsprache dem externen Topik der Nominativ als Default-Kasus zugewiesen wird (vgl. (15)(i)-(ii)) Das externe Topik erscheint als die reine Präsentation einer Entität. Der Default-Kasus Nominativ tritt hier in seiner Nennfixnktion auf (vgl. Jakobson 1936:250). Beim Hörer erzeugt das externe Topik die Erwartung, daß eine Prädikation über diese Entität folgt. In der Umgangssprache finden wir - wie (26) und (27) zeigen - auch die Option der Kopierung des Kasus aus dem Satz. D. h., die Umgangssprache läßt eine morphosyntaktische Angleichung (matching) des externen Topiks zu. (26)
Viktora - ego vse uvazajut. [TOP E ] Viktor-acc er-acc alle achten „Viktor, den achten alle."
(27)
O vkusach - o nich ne sporjat. über Geschmack - darüber neg streiten „Über Geschmack streitet man nicht."
1.3.2.3 Abstrakte Topiks Das kanonische Topik als Ausgangspunkt des Satzes ist eine overte Konstituente. Nun gibt es aber - wie oben bereits erwähnt - Typen von Sätzen, deren satzinitiale Konstituente keine Topik-Interpretation erhalten kann. Dies gilt für alle thetischen Sätze und manche kategorischen Sätze.4 Wir wollen für solche Sätze annehmen, daß sie ein abstraktes Topik 3
Um solch ein externes Topik muß es sich bei den von Rizzi (1995) als „topic" bezeichneten Verwendungen von Objekten in Satzinitialposition im Englischen handeln:
(i) Your book [1 bought _ ]. 4
Das Objekt kookkuriert mit einem leeren Element in der entsprechenden Komplementposition des Verbs und muß prosodisch gekennzeichnet sein. Die aus der Urteilstheorie stammende Unterscheidung thetischer und kategorischer Sätze (vgl. z. B. Sasse 1987) kann auch im Russischen nachvollzogen werden. Allerdings handelt es sich eher um eine Perspek-
82
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
haben. Im Falle eines abstrakten Topiks erhält der funktionale Kopf T(empus) das Merkmal [TOP], was eine overte Anhebung des Verbs auslöst. Diese Anhebung macht nicht das Verb selbst zum Topik, sondern schafft ein overtes Indiz dafür, daß der Satz über Eigenschaften der Situation redet (deshalb die Bezeichnung abstraktes Topik). (28)
Abstraktes Topik CP Agr S P Agrs
TP VP
Ti Vi
τ
[vp
...ti...]
[TOP A ] (29)
Abstraktes Topik in einem thetischen Satz Kontext: Κ. izo vsej sily grochnul kulakom po stolu. „K. hieb mit ganzer Kraft mit der Faust auf den Tisch." [ C p [ A g r c P t T P [ T [ v z ^ r e , w e / ' ] i T(empus)] ...[yp [ D P stakany i buTYLki] t¡]]]] [FOC] [TOP A ] begannen-zu-klirren Gläser-nom und Flaschen-nom „Gläser und Flaschen begannen zu klirren."
(30)
Abstraktes Topik/kategorischer Satz
[ C P U g r c P t T P W v ^ ^ i T ( e m P u s ) l ··· [ ° P [ded][V REPku]]]]} [FOC] [TOP A ] pflanzte Großvater-nom Rübchen-acc „Der Großvater hatte ein Rübchen gepflanzt." Der Spielraum für die Interpretation eines abstrakten Topiks reicht von der temporalen Einordnung des versprachlichten Sachverhaltes (Referenzzeit) bis hin zur lokalen und ggf. auch individuenbezogenen Einordnung, wobei ersteres den Defaultfall darstellt, während
tivierung von Situationen als um eine linguistisch robust markierte Differenzierung (vgl. Junghanns in prep.). Ihre Eigenschaften lassen sich wie folgt gegenüberstellen: Kategorische Sätze Thetische Sätze - keine Restriktion für das Prädikat; - Beschränkung auf unakkusative und ergative - weisen in der Regel FHG a u f ; Verben; - beliebige Konstituente kann Exponent des N F - stets maximaler NF; sein; - Subjekt ist immer Exponent des N F (prosodische Prominenz des Subjekts); - weisen in der Regel TKG auf; - erscheinen als gegliedert, da eine Konstituente - kein overtes Topik; als Topik fungiert und - sofern nicht - erscheinen als ungegliedert, da maximaler maximaler Fokus vorliegt - auch eine Fokus sowie maximaler Kommentar vorliegen. Gliederung in Fokus und Hintergrund erfolgt.
83
Zybatow, Informationsstruktur im Russischen
letzteres über Schlußoperationen erreicht wird. Sprecher und Hörer machen sich sozusagen eine Szene für den Sachverhalt zurecht. Elemente der Szene - temporale resp. lokale Angaben - können lexikalisiert werden. Diese versprachlichten Elemente der Szene, die die tschechische Akademiegrammatik als „Kulissen" bezeichnet, sind jedoch selbst nicht Topik. D. h., die Einfuhrung von „Kulissen"-Adverbialen ändert nichts am thetischen Charakter der Sätze. Vgl.: (31)
Satz mit abstraktem Topik und „Kulisse"
[ y p f o p t o Z E r a ] tj ]]]]]] entlang Straße anfingen-zu-rattern Räder-nom „Auf der Straße fingen Räder an zu rattern." Die Einführung von „Kulissen"-Adverbialen wird möglicherweise dadurch motiviert, daß verbinitiale Strukturen vermieden werden sollen, da sie als archaisch („Erzählstrukturen") konnotiert sind. Die thetischen Sätze kommen im Russischen in zwei Oberflächenrealisierungen vor: V