Sprachbildungslehre für Deutsche: Teil 2 Die Lehre von deutscher Wortbildung 9783111441139, 9783111074986


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Table of contents :
Inhalt
Einleitung
Erster Haupttheil. Die Lehre von der Ableitung oder Derivation
Erster Abschnitt. Allgemeine Vorbegriffe
Zweiter Abschnitt. Bildung der Hauptwörter
Dritter Abschnitt. Bildung der Eigenschaftswörter
Vierter Abschnitt. Bildung der Zeitwörter
Fünfter Abschnitt. Bildung der Nebenwörter oder Adverbien
Sechster Abschnitt. Von den Zahlwörtern oder Numeralien und deren Bildung
Anhang. Aufgaben zur Selbstbeschäftlgung
Zweiter Haupttheil. Die Lehre von der Zusammensetzung, oder Composition
Erster Abschnitt. Allgemeine Vorbegriffe
Zweiter Abschnitt. Das Hauptwort als Grundwort zusammengesetzt mit andern Wörtern, und zwar 1) mit Hauptwörtern §. 86. 87
Dritter Abschnitt. Das Eigenschaftswort als Grundwort zusammengesetzt mit andern Wörtern, und zwar 1) mit Hauptwörtern
Vierter Abschnitt. Das Zeitwort als Grundwort zusammengesetzt mit anderen Wörtern, und zwar 1) mit Hauptwörtern
Fünfter Abschnitt. Das Umstandswort als Grundwort zusammengesetzt mit andern Wörtern
Sechster Abschnitt. Von dem Accent der zusammengesetzten Wörter
Anhang I. Ueber die Fürwörter und Empfindungswörter. Fürwörter oder Pronomina. §. 104, 105
Anhang II. Aufgaben zur Selbstbeschäftigung
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Sprachbildungslehre für Deutsche: Teil 2 Die Lehre von deutscher Wortbildung
 9783111441139, 9783111074986

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Die

Lehre von

Deutscher Wortbildung.

Zur Benutzung in Deutschen Volksschulen unterrichtllch dargestellt von

F. H. G. Graßmann.

Berlin, bei

G> R e l m e r, 1 8 2 9.

Sprachblldungslchn für

D e u t s c h e. Zweiter Theil. Die Lehre von Deutscher Wortbildung.

Zur Benutzung in Deutschen Volksschulen untesrichllich dargestellt » OK

F. H. > 37) e» und en>. 38) iclit. 39) l»rl>, 40) llc!>. 41) «,n>, 42) d»l. 43)

l«lt. 44) Bemerkungen über die Nachsylben iß, i»c!i, lick, «HM, dar und li»lt. 45) «n6. 46) «t

und ». 47) Gebrauch der Nachsylbe « zur Bildung von Eigenschaftswörtern aus Eigennamen der Städte. 3) durch Vorsylben. §. 48.

Vierter Abschnitt. Bildung der Zeitwörter g. 49—66. 49) Wurzelwlrter unter den Zeitwörtern. Bildung der Zeitwörter 1) von Hauptwörtern §. 5a. 2) von Eigenschaftswörtern, Z. 5l. 3) von Zeitwörtern. §. 52—66. 52) Allgemeine Uebersicht. — Die Bildung der Zeit» Wörter aus Zeitwörtern geschieht 1) durch Veränderung der Wortsylde/ uud zwar 53) des Lautes in der Wsrtsylbe 54) der Nachbestim«



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z. mung allein oder der Nachbtstimmuns mit dem Laute, 2) durch Nachsylben und einzeln« Nachbestimmun« gen/ und zwar. 55) Allgemeine Bemerkungen. 5ß) °i. 5?) «r. 58) i3, eu, und il. 59) Einzelne Lantbestim. mungen3) durch Volsylbe«/ und znar 60) Allgemeine Bemerkungen. 6l) >,«. 62) z«. 63) ein («luz», »ut) 64) «l. 65) 'er. 66) »er.

Fünfter Abschnitt. Bildung der Nebenwörter oder Adverbien 67 — 73. 67) Begriff der Nebenwlrter. 68) Eintheilung der Nevenwirter. Bildung. 1) der Beschaffenheitswltter. §. 69. 2) der Umstandswörter. §. 7a —73. 70) Vorbemerkungen. 71) Wurjelwlrter un. ter den Umstandswirtern. 72) Abgeleitet« Umstandswörter. 73) Ableitung anderer Wir« ter von Umstandswörtern.

Sechster Abschnitt. Von den Zahlwörtern oder Numeralien und deren Bildung. . . 74 — 77. 74) Vorbemerkung und allgemeine Eintheilung der Zahlwörter. 75) Grundzahlwörter. 76) Zahlwörter, die aus den Grundzahlwörtern ge« bildet sind. 77) Unbestimmte Zahlwörter. 78) Anhang von Ausgaben zur Selbstbeschäftigung.

Zweiter Haupttheil. Die Lehre von der Zusammensetzung oder Composition. . . 79—t07. Erster Abschnitt. Allgemeine Vorbemerkungen 79—85. 79^ Wiederholende Uebersicht.



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§. 80) Grundwort und Bestimmungswort. 81) Hauptregel übe» den Accent der zusammengeseh. ten W i r t « . 82) Doppelt und mehrfach zusammengesetzte Meter. 83) Aechtt und unächt« Zusammensetzungen. 84) Verschieden« Arten der Zusammensetzung nach dtl« Wörterllassen geordnet. 85) Allgemein« Angabe der Veränderungen, welche bei der Zusammensetzung mit den Nestandtdeilen vorgehe».

Zweiter Abschnitt. D a s Hauptwort als Grundwort zusammengesetzt mit anderen Wörtern 86—9l. und zwar 86. 87) mit Hauptwörtern, nämlich 86) das Verhältniß zwischen Bestimmungswort und Grundwort. 87) die Veränderungen, welche dabei am Bestimmungswort« vorgehen. 88) mit Eigenschaftswörtern. 83) mit Zeitwörtern90) mit Umstandswörtern. 91) Hauptwörter, welche erst durch die Zusammensetzung anderer Wörter entstehen.

Dritter Abschnitt. Das Eigenschaftswort als Grundwort zusammengesetzt mit andern Wörtern 92 — 96. und zwar 92) 93) 94) 95) 96)

mit Hauptwörter». mit Eigenschaftswörtern. mit Zeitwörtern. mit Umstandswörtern. Eigenschaftswörter, welche erst durch die Zusammensetzung anderer Wörter entstehen.

§. Vierter Abschnitt. Das Zeitwort als Grundwort zusammengesetzt mit andern Wörtern. . . 97—100. und zwar

97) mit Hauptwörtern. 98) mit Eigenschaftswörtern. 99) mit Zeitwörtern. tp. — Derjenige Thcil des Sprachunterrichtes, welcher lehrt, wie die Wörter der Deutschen Sprache ent< stehen und wie dabei die Sylben benutzt und an einander gereiht werden, heißt die Lehre von der W o r t b i l d u n g oder W o r t b i l d u n g s l e h r e , und soll von jetzt an der Ge< genstand unser» Betrachtung und Unterredung sein. j. L . Benennt mir die Gegenstände, welche Ihr um euch her erblickt! R . 3H»^tude, Decke, lulsknclel,, ^VÜnäs — L.. Gebt mir jedes Wort so an, wie ihr es aussprecht, wenn ihr nur Einen Gegenstand dieser Art im Sinne habt! Also nicht Wlincle, sondern — A . Wnnc!. L.. Fahrt fort, die Gegenstände zu benennen! R . ksnzter, 'Niiir, OI'-n, I'jzcli, öank, I^liLten, L^in stände zuweilen Eigenschaftswörter, zuweilen Beschaffenheiten Wörter nennt. Für jetzt ist es unserm Zwecke angemessener, wenn wir sie Eigenschaftswörter nennen, und so mögen sie vorerst von uns immer genannt werde«; also: Eigenschaftswörter ober Adjective. Verbindet jetzt ein solches Eigenschaftswort mit einem Hauptworte, indem ihr durch die verbundenen Worte ausdrückt, daß die Eigenschaft mit dem Gegenstande als Ichon verbunden gedacht wird, und seht vor beide Wirter erst den bestimmten, dann den unbestimmten Artikel! A . Di« Iiells 8tubs — «in« Iiell« — ein ^- Jetzt stellt auch wieder ein Eigenschaftswort mit einem Hauptworte zusammen, aber gebt die Worte so an, daß ihr die Vorstellung der Eigenschaft und ihres Oegew standes erst durch eure Rede mit einander verbindet!

R. Di« 5tube i8t Iieli — «in« 5tlib« 18t ,t ßro«« — «in il,!, «Ha»'! — «in Was bemerkt ihr an de» Wirtern Iiell, 8»o«8 und

in diese» drei Fälle» für Unterschiede l» ihr« äußern Form?

— 13 — R . Wenn der bestimmte Artikel davor steht, so haben sie hinten ein e, wenn der unbestimmte Artikel davor steht, so haben sie im männlichen Geschlechte die Endung «', im weiblichen die Endung e, im sächlichen Geschlecht« die En< düng e«. Wenn aber die Eigenschaft dem Gegenstände in der Rede erst beigelegt wird, so fehlen diese Endungen ganz. L.. I m ersteren Falle, wenn die Eigenschaft mit dem Gegenstande als schon verbunden gedacht und durch die Rede so dargestellt wird, nennt man da« Wort fast ganz allge, mein und übereinstimmend Eigenschaftswort, und es steht dann allemal vor dem Hauptworte. I m letzteren Falle, wenn die Eigenschaft dem Gegenstande in der Rede erst bei, gelegt wird, nennt man das Wort häusig Beschaffen, heitö w o r t , gewöhnlicher indessen ebenfalls Elgenschafts, wort. Wir wollen indessen jetzt diesen Unterschieb, auf den wir künftig noch einmal zurückkommen werden, vorläufig gar nicht berücksichtigen und des übereinstimmenden Aus, druckes wegen in beiden Fällen Eigenschaftswort sagen. D a wir nunmehr einen Unterschied zwischen selbständigen und unselbständigen Dingen kennen gelernt haben, werden wir bei unserer anfänglich gegebenen Erklärung der Hauptwörter (Hptw. sind die Namen der Dinge, ß. 1) stehen bleiben können oder werden wir dieselbe nicht näher bestimmen müs< sen? — Sucht mir jetzt in einer bestimmten Erklärung an, zugeben, was Hauptwörter und was Eigenschaftswörter sind! R . H a u p t w ö r t e r oder S u b s t a n t i v e sind die N a m e n der selbständigen D i n g e . — EigenschaftsWörter oder Adjectlve sind die N a m e n der unselbständigen D i n g e — oder.- N a m e n d«s Unselbständigen an den D i n g e n .

Aufgaben zur Selbsibeschaftigung. L . Sammelt euch auf folgende Art einen beträchtli« chen Vorrath von Eigenschaftswörtern! Denkt euch die Ge, genstände i» einem Garten (auf dem Felde, im Wasser«.),

z . B . den Zaun, dl« Bäume, dle Blumen, die Steige u. s.w., und schreibt die Eigenschaftswörter auf, welche ihre Eigen schaften bezeichnen, ohne jedoch die Namen der Gegenstand« dabei zu schreiben! R . schreiben: Ilücli, nieäriZ, ßrün, 5inHi,I>2r, locker, breit, IllNZ, trocken, leucllt, nal«, ^veit, rund u. s. w. L.. Verbindet mit jedem solchen Eigenschaftsworte ein ^ < . L,. Verbindet jedes Hauptwort mit einem EigenschaftsWorte in einen solchen Satz, der da ausdrückt, daß die E l , genschaft dem Gegen stände durch die Rede erst beigelegt wird! R . schreiben: Der Lauin ist Iioc-I>. — Die Llume ist Le«t i«t LHniZI U. s. w.

4. L.. Die Dinge, welche wir um uns her erblicken, so, wohl die lebendigen als die leblosen, bleiben nicht in dem Zustande, worin sie sind, sondern es gehen Veränderungen mit ihnen vor. — Benennt mir diese Veränderungen an einem Menschen! Gebt mir nämlich von einem Menschen an, was er thun kann, was ihm geschehen kann, was mit ihm vorgehen kann! Denn wenn jemand etwas thut, wenn cr etwas leidet, oder wenn ihm etwas geschieht, so wird etwas an ihm anders, als es vorher war, oder, es geht eine Veränderung mit ihm vor. R . Der Mensch kann: gehen, l a u f e n , springen, h ü p f e n , t r a g e n , stoßen, schlagen, z i e h e n , heben, h a l t e n , sehen, h ö r e n , r e d e n , essen, t r i n k e » .

— 15 — beißen; — «r kann: getragen werden, gestoßen wei-> de»/ geschlagen w . , gefahren w . , gezogen w . , g ' , hoben w., gehalten werden. — er kann: l i e g e n , ru« h e n , schlafen, stehen, s i t z e n , leben u. s. w. L,. Was kann mit einem Vogel vorgehen? R . Der Vogel kann: gehen, l a u f e n , f l i e g e n , f l a t t e r n , schweben, picken, beißen; — gefangen werden, geschossen w e r d e n , gctödtet werden; — s i t z e n , stehen, l i e g e n , r u h e n , schlafen u. s. w. K.. Was kann mit dem Baume vorgehen? R . Der Baum kann: g r ü n e n , b l ü h e n , v e r d ö s r e n , sinken, f a l l e n , wachsen; abgehauen werden, g e f a l l t werden, weggefahren w e r d e n ; stehen, l i c , ge n u. s. iv. ^.. Was kann mit dem Wasser vorgehen? R . Das Wasser kann: stehen, f l i e ß e n , sinken, f a l l e n , steigen, bewegt w e r d e n , schäumen, brau.sen, treiben n. s. w. L . Was kann mit der Luft — d?m Feuer — dem Wagen — dem Schiffe — der Mühle u. s. w. vorgehen? L.. Hier habt ihr wieder einen bedeutenden Vorrats) neuer Wörter aufgesucht. Sind die Wörter, welche ihr jetzt angegeben habt, auch die Namen selbständiger DinZe, odcr was bezeichnen sie sonst? R . Sie bezeichnen nicht für sich bestehende Dinge, sondern nur Veränderungen der Dinge, also etwas, was an selbständigen Dingen gefunden wird, oder etwas Unselbständiges. L,. Recht! Die meisten derselben drücken geradezu Vire ünderunge» a» den Dingen aus, jedoch auf verschiedene Art. Bei einigen nämlich wird der Gegenstand, von dem die Rede handelt, als that ig vorgestellt (z. B . der Mensch - «clilüßl, «tül«!,, liiuft etc,): bei jedem Thun wird aber an dein, der es thut, etwas anders, als es vorher war, und

ist mlt jeder Thitigteit auch eine Veränderung verbunden. Bel andern wird ausgedrückt, daß elnem Gegenstande etwas geschieht, daß lhm etwas widerfährt, oder daß er etwas er, leidet (der Mensch Tvirä ZezckIllZeil, Ze8t1 rukt — und: Xall i«t ruiliz mit einander vergleicht. Sucht euch den Unterschied deutlich zu machen, und gebt ihn mir dann an! R . Karl rnkt drückt aus, daß Karl sich jetzt in einem Zustande der Ruhe befindet, der aber vorübergeht oder doch als vorübergehend gedacht und dargestellt wird. — Tarl i«t ruliiß drückt aus, daß da« liulien als eine bleibende oder beharrliche Eigenschaft an Karl vorhanden ist, wobei an die

Z e l t des R u h ens nicht gedacht wird. (Wenn man sagen will, daß der Ausdruck: Karl ,3t richiZ ebenfalls eine R u h e in der Gegenwart ausdrückt, so läßt sich leicht zeigen, daß diese Beziehung auf die Zeit nicht In dem Worte rukiF, son , dern in dem Worte i«t ihren Grund hat, indem statt der Gegenwart die Vergangenheit ausgedrückt wird, wenn man ist mit >var vertauscht). L.. Eben so mögt ihr folgende Sitze mit einander ven gleichen: v«5 Xinä «olilält. — va« Kin6 igt Der 2»um ßriint. — Der Laum i«t M i t allen vorhin aufgefundenen Wörtern ist also die Vorstellung von einer wirklichen oder doch möglichen Ver.' inderung verbunden, die in der Zeit vorgeht, und dies ist der Grund, warum dies« Wörter Z e i t w ö r t e r genannt werden. M i t einem lateinischen Worte heißen sie V e r b e n ; ein einzelne« heißt ein V e r b u m . — S o wie sie selbst Ver» änderungen bezeichnen, so sind sie auch in ihrer äußeren Form sehr veränderlich, und werden sehr verschieden ausge, sprechen, je nachdem sie sich auf Einen oder mehre Gegen? stände, auf die redende, angeredete oder besprochene Person, auf gegenwärtige, vergangene und zukünftige Zeit beziehen, z. B . der Knabe spielt — du «piel^ — ich «pie!« — die Kinder »fielen — das Mädchen «pielt^ — ihr «hieltet — die Schüler »pielte,» — die Kleinen haben zespielt. — M i t diesen verschiedenen Formen eines und eben desselben Wore tes haben wir es hier aber nicht zu thun, werden künftig aber «inst ausführlich darüber reden. Um uns durch die verschiedenen Formen dieser Wirter jedoch nicht irre machen zu lassen, wollen wir für jetzt jedes Zeitwort so angeben, wie man «s ausspricht, wenn man blos die Veränderung oder den Zustand bezeichnen will, ohne sie auf einen bestimm» ten Gegenstand zu beziehen, von dem man damit etwas auesagen will; also: «fielen, laulen, lallen. S i e endigen sich dann immer auf en oder n. Vraßmani« Spr«chbild. U . B

— t8



Werden »vir jetzt bei unserer früher gegebenen Erklärung von Eigenschaftswörtern (§.3.) stehenbleiben können? Warum nicht? Worin Ist sie mangelhaft, und wie muß sie verbessert werden? R . Die Zeitwörter bezeichnen eben sowohl etwas Um selbständiges an den Dingen, als die Eigenschaftswörter. Letztere stellen es aber dar im Zustande des Bleibens und Beharrens; die Zeitwörter aber im Zustande des Veränderns und Vorübergehens. L.. Blickt jetzt auf das bisher Vorgekommene im Ganzen zurück! — Wie viel verschiedene Arten von Wörtern sind euch bis Hieher bekannt geworden? Gebt an, was jede derselben in der Sprache für eine Bestimmung hat! R . Wir kennen jetzt vier Arten von Wörtern: H a u p t Wörter oder S u b s t a n t i v e , Eigenschaftswörter oder A d j e c t l v e , Z e i t w ö r t e r oder V e r b e n , und G e , schlechtswörter oder A r t i k e l . H a u p t w ö r t e r oder S u b s t a n t i v e sind die N a men der selbständigen D i n g e . — E i g e n s c h a f t s w ö r t e r und Z e i t w ö r t e r bezeichnen beide das Unselbständige an den D i n g e n . — D i e E i g e n s c h a f t s w ö r t e r oder A d j e c t l v e bezeichnen das Unselbständig«/ i n s o f e r n man sich dasselbe als bleibend oder beharrlich an den D i n g e n vorstellt. — D i e Z e i t w ö r t e r oder V e r b e n bezeichnen das U n s e l b s t ä n d i g e , insofern man sich dasselbe ale veränderlich »nd vorübergehend i n der Zeit vorstellt. D i e Geschlechtswörter oder A r t i k e l sind Immer sehr genau mit H a u p t w ö r t e r n v e r b u n d e n , und heben aus einer ganzen A r t von D i n g e n entweder i r g e n d e i n e s , das nicht näher bestimmt ist ver6eu; — «HIaien, lieZen^ rulien U. s. w.

ä. K.. Wenn jemand betrachtet, daß ein Thurm so hoch ist, was betrachtet er an dem Thurme? R. Er betrachtet die Höhe des Thurmes. L.. Wenn sich jemand wundert, daß die Stube so groß, so lang, so breit, so hell ist, was bewundert er an der Stube? R. Er bewundert die Größe, die Länge, die Breite, die Helligkeit der Stube. L.. Wennsichjemand freut, daß die Blumen so schön sind, daß der Zucker so süß ist; worüber freuet ersichdann? R. Er freut sich über die Schönheit der Blumen, über die Süßigkeit des Zuckers. Mehre Beispiele, als: die Nöthe des Himmels, die Dunkelheit der Nacht, die Ebenheit des Feldes, die Freundlichkeit des Vaters, die Güte des Mannes u.s.w. L . Hier sagt Ihr Uülie statt KoH, 6räl«e statt zral« u. s. w. Denkt Ihr euch bei (irölse etwas anders als bei «rol», bei 5ok6nk«t «twas anderes «ls bei «ekä»? V 2



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R . Nein! wir denken uns bei Kräs««, und eben sowohl eine Eigenschaft, und zwar dieselbe Eigenschaft als bei ßros» und »cll>'l«e der S t u b e ; so denke ich mir die Eigenschaft, die ich sonst ßrok nenne, gleichsam als einen besonderen Gegenstand. Ich will, daß der Zuhörende an alle übrigen Eigenschaften der Stube', z. B . daß sie h e l l , viereckig, b l a u :c. ist, nicht denke, sondern nur diese E ü genschaft im Sinne habe, in Hinsicht auf welche ich nun etwas sagen will. Ich sondere mir also diese Eigenschaft in Gedanken gleichsam von ihrem Gegenstande ab und sage von ihr etwas aus, als wenn sie etwa? Selbständiges wäre; ja ich lege ihr zuweilen wohl selbst wieder Eigenschaften bei, z . B . die geringeOl'üliie, eine 2>eni!iHe 6rül«e, eine 2ul««ruräenilielie 6iülüo u. s. w. N u n bleibt das Wort, welches diese Eigenschaft bezeichnet, auch nicht mehr dasselbe Wort, sondern wird durch eine Veränderung zu einem Haupt» worte weiblichen Geschlechtes, vor welches auch der Art!« kel gesetzt werden kann, so daß man sich solche von ihren Gegenständen in Gedanken getrennten Eigenschaften gleich, sam als weibliche Wesen vorstellt; als: ßiol«, lUe Ol'üke— L.. Gebt mir von allen vorhin (H. 3.) aufgesuchten Eigenschaftswörtern, wo es angeht, die davon abgeleiteten Hauptwörter an, welche die Eigenschaft als etwas Selb.« ständiges darstelle»!

klein — 6ie Xleinlieit — oder auch — äie — äie

— 2t bieit — die Lreite. — c!ie — äie ünß« — oder — clie — clie Liane. ein — clie keinlieit — oder — 6ie dunt — äie — äie 8clil«nlcliei!,. l — clie 5cliwäl)1:e — oder — lstt — clie kettlieit — oder — äie — cli« stli —äie sc-knelü^keit — oder — 6i H — clis l^e — clie dlincl — clie Lliiicllioit U, s, W. L,. Wenn ihr einen Menschen gehen seht, und ihr eure Aufmerksamkeit darauf richtet, weil ihr irgend etwas Auffallendes daran bemerkt; was betrachtet ihr dann an dem Menschen? R . W i r betrachten das G e h e n oder den G a n g des Menschen. ^ . Wenn ihr eine Pflanze wachsen seht, und dar.' auf aufmerksam seid, was beobachtet ihr an der Pflanze? R . W i r beobachten das Wach se n, den W a c h s t h u m , den Wuchs der Pflanze. L.. Und wenn ein M a n n darauf sinnt, wie er ein Haus erbauen oder n i e d e r r e i ß e n will, woran denkt er dann? R . Er denkt an das E r b a u e n oder N i e d e r r e i ß e n , an die E r b a u u n g oder N i e d e r r e i ß u n g des Hauses.

— 22 — H,. Bemerkt ihr hier nicht auch, daß an manchen W l r , lern gewisse Veränderungen vorgegangen sind? — an wel, chen? — und was ist aus diesen Wirtern geworden? R . J a ; aus gehen wurde G a n g , aus wachsen Wachsthum oder Wuchs, aus erbauen E r b a u u n g aus niederreißen N i e d e r r e i ß u n g . L . Wofür haltet ihr diese neuen Ausdrücke G a n g , Wachsthum:c.? R . Es scheinen auch Hauptwörter zu sein, denn man kann sagen: 6er Oanß, claz ^Vaeliztlium oder äer 6.. I h r habt Recht. S o wie man eine Eigenschaft in Gedanken von ihrem Gegenstande absondern und sich als etwas Selbständiges vorstellen kann, so kann man es auch mit der Handlung, der Thätigkeit, dem Zustande, der Ver< ünderung, welche durch ein Zeitwort bezeichnet wird. M a n kann von dem Gegenstande selbst und allem Uebrigen, was sich an ihm findet, absehen und seine Aufmerksamkeit nur auf die Veränderung richten, welche an ihm vorgeht, oder auf den Zustand, in welchem er sich befindet. Dann macht man die Veränderung oder den Zustand in seiner Vorstellung zu etwas Selbständigem, dem man selbst wieder Ei.genschaften beilegen kann ^ler schnelle I^aul, cler ßeraäe ^Vuclig); und das Zeitwort verwandelt sich in ein Haupt, wort. Dies kann überall geschehen, ohne daß sich das Zeit, wort verändert, blos dadurch, daß may dem Zeitworte den sächlichen Artikel vorsetzt, z. B . lauten, 6ll5 Raulen, leben, 62« Leden; in vielen Fällen geschieht es aber auch durch Veränderungen, welche an dem Worte vorgehen, z. B . «en, cen>ir — reden, die ?,z> — vvZc!)««,, (li ilnim oder cler VVucu» — treil>eu, die Ireidunß oder äer I'rieb — vertreiben, die Ver1«il)»NZ — «kennen, die L r — verliulten, di« Ve> Iinllui,^ oder du« Vei-iilill,-

U. s. W. L.. Wie haben wir zulcht (§.4,) Hauptwörter erklärt? R . Hauptwörter sind Namen der selbständigen Dinge. L.. Werden wir nach den eben gegebenen Erläuterum gen bei dieser Erklärung »och stehen bleibe» können, oder werden wir dieselbe nicht noch einmal näher bestimmen müft sen? — Wie werden wir künftig sagen müssen, um die zu« letzt bezeichneten Hauptwörter in die Erklärung auch noch mit aufzunehmen? R . Die vorige Erklärung ist unbestimmt, dasiedie letzteren aus Eigenschaftswörtern und Zeitwörtern neugebil.deten Hauptwörter nicht mit einschließt. Um auch diese i» die Erklärung aufzunehmen, müssen wir künftig sagen: H a u p t w ö r t e r sind die N a m e n der selbständig gen D i n g e öder solcher D i n g e , die a l s selbstälu dtg gedacht werden. L . Schon diese Erklärung deutet an, daß künftig zwei Hauptarten von Hauptwörtern von uns unterschieden wer-



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den müssen. — Einige Hauptwörter sind N a m e n selb, ständiger D i n g e , die entweder Personen oder Sachen sein können, und sollen daher Person< und S a c h n a m e n heißen (8ut,5t2ntiv2 cancret«, concrete Substantive). P e r , sonnamen sind: Vater, Xäniß, Lauer, Naliler «tc. S a c h , namen sind: Lllum, lucl,, 8tein, 6lldel, Ü2U«; auch V o zel, l°izn, ü^lieiclen, Iteiken, ^i»ren, lebe», xvnluien, «cliallen, n, clicnen, llifl»>n, «ile>>, NiKlin, ilietlßn, Zellen,

u. s. w. L . Werdet ihr auch das Zeitwort «ckl^luen Hieher rechnen? R . Nein! denn etz ist von »eklnßen abgeleitet. L . Richtig! die ursprüngliche Wurzel ist 8cbl2z, und da sich diese in 8'«cliten von tratzen, IUr< liteu von 1''i,!-e!n und dies von iÄiren (Letllln). 2luf eine ähnliche Art ist «p6lteln von «polten, 1«'