Soll es mit Helgoland wie ehemals mit der “4. Bundesfestung am Oberrhein” gehen?: Kein Scherz - eine Mahnung [Reprint 2018 ed.] 9783111723648, 9783111146942


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German Pages 39 [44] Year 1891

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Soll es mit Helgoland wie ehemals mit der „4. Bundesfestuvg am Oberrhein" gehen?
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Soll es mit Helgoland wie ehemals mit der “4. Bundesfestung am Oberrhein” gehen?: Kein Scherz - eine Mahnung [Reprint 2018 ed.]
 9783111723648, 9783111146942

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Soll es mit

Helgoland wie ehemals mit der „4. Bundesfestuvg am Oberrhein" gehen?

Kein Scherz — eine Mahnung. Von

Neinhold Wagner, Oberstlieutenant a. D.

Mit einer Karte von Helgoland.

Berlin, Druck und Verlag von Georg Reimer. 1891.

Der Worte find genug gewechselt, Laßt mich auch endlich Thaten sehn!

Im zweiten Pariser Frieden wnrde am 20. November 1815 der Bau einer Bundesfestung am Oberrhein stipulirt, und wirklich wurde sie auch gebaut — der erste Spaten­ stich geschah am 15. November 1842, 27 Jahre nach dem Pariser Frieden. Danach hätten wir also noch Zeit, über Helgoland nachzudenken. Vielleicht! — wenn wir nicht im letzten, statt im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts lebten. Denn was damals bei völliger Erschöpfung des Welttheils nach dem Sturze Napoleons aus ein Menschenalter hin kaum zu fürchten war, der plötzliche Ausbruch eines europäischen Krieges, kann jetzt von einem Tage zum andern eintreten, wie die neulichen Vorgänge in Paris doch wohl deutlich gezeigt haben. Und unter solchen Umständen ist beinahe schon ein Jahr vergangen, seit Helgolands Zugehörigkeit zu Deutschland entschiede« wurde, ohne daß es zu einem Entschluß darüber gekommen wäre, wie der neue Besitz zu sichern sei.

4 Soll etwa garnichts geschehen, und die Insel so blei­ ben wie sie ist? Oder soll wenigstens jetzt der Reichstag wieder auseinander gehen, ohne das nöthige Geld für Helgoland bewilligt zu haben, also noch ein Jahr für die dortigen Arbeiten verloren sein? Längst also hätte ich wieder zur Feder greisen'), und die oben vorangestellte Frage auswerfen mögen. Ich war aber zu ängstlich und in Verlegenheit, wie ich agiren sollte, ohne mich nochmals tiefer moralischer Entrüstung auszu­ setzen, daß ich so zu sagen aus heiler Haut wieder anfinge, mitreden zu wollen. Aus dieser Verlegenheit hat mich nun zum Glück eine Broschüre befreit: „Helgoland und die deutsche Flotte", von Stenzel, Kapitain zur See, Berlin 1891, die sich gegen mich wendet, so daß ich unter dem Vorwand der Abwehr, die ich sonst nicht gerade für nöthig gehalten hätte, von Neuem für das eintreten kann, was meines Erachtens mit Helgoland geschehen muß. Allerdings kann ich mir nicht verhehlen, daß die Bro­ schüre den literarischen Erfolg mir erschweren wird. Denn der trockne Humor, der angesichts des ernsten Mißfallens, daß ich bei meiner Kritik des Batsch'schen Rundschau-Arti­ kels die Admiralsflagge nicht respectirt hätte, in der Pole­ mik gegen den Admiral Werner liegt, und das attische Salz, das diese Polemik auszeichnet, stehen mir nicht zu Gebote. In dieser Beziehung fühle ich mich bedrückt. Vielleicht *) Im Folgenden wird der erste, im Decemberhest der Preußischen Jahrbücher 1890 erschienene Aufsatz: „Was machen wir mit Helgo­ land?" kurz als „Decemberaufsatz" bezeichnet.

5 aber kommt mir zu Statten, daß ich nicht mehr jung ge­ nug bin, um mir durch Aeußerlichkeiten imponiren und mein Urtheil dadurch beeinflussen zu lassen, andrerseits je­ doch alt genug, um bei fremder Kritik gleichmüthig zu blei­ ben, sintemalen ich weiß, daß der Kritiker selbst wieder dem Urtheil Anderer anheimfällt. Ich kann daher nur wünschen, daß die Stenzel'sche Broschüre möglichste Verbreitung finde. Hier muß ich mich leider, soweit ich den Inhalt brau­ chen kann, mit kürzester Wiedergabe begnügen, wobei man schwer dem nachträglichen Vorwurf

der

„Unterstellung"

entgeht. So soll ich — um gleich mit einem Punkt zu beginnen, der sowohl für die Frage der Sicherung Helgolands von principieller Bedeutung, als auch für die gegnerische Kampfmethode und die zeitige Gefechtslage charakteristisch ist — fälschlich behauptet haben, daß Admiral Bätsch eine überlegene Schlachtflotte verlange. Warum? Weil Bätsch an einer Stelle, die in der Stenzel'schen Broschüre als Be­ weisstück abgedruckt wird, von einer „starken" Flotte spricht. Damit bin ich denn freilich geschlagen, wenigstens in den Augen derer, die den Batsch'schen Aussatz nicht selber ge­ lesen, oder nicht mehr im Gedächtniß haben.

Jndeffen ist

mir der Ausdruck „starke Flotte" gar nicht entgangen. Ich könnte sogar noch eine andere Stelle anführen, wo er vor­ kommt.

Nichts desto weniger bleibt es ein charakteristisches

Unternehmen, daß auf Grund jenes einen Citats dieGesammttendenz des Aussatzes bestritten werden soll.

Denn wie ein

rother Faden zieht sich durch ihn das Bemühen hindurch,

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sowohl theoretisch, wie mit dem Aufgebot zahlreicher histo­ rischer Beispiele zu erweisen, daß der Besitz einer Insel wie Helgoland einzig und allein durch das „Uebergewicht zur See", durch die „Herrschaft zur See" gesichert werden könne, was doch wohl eine überlegene Flotte voraussetzt. In Deutschland, heißt es dann gegen den Schluß hin, sei es aber noch nicht allgemeine Anschauung — auch nicht der Leute, die zu den Strategen gerechnet zu werden pfle­ gen — „daß ein Gleichgewicht in der Macht zur See mit den möglichen Gegnern, geschweige denn ein Uebergewicht anzustreben sei", nachdem unmittelbar vorher ausdrücklich gesagt worden, daß zur sicheren Herrschaft nicht einmal das Gleichgewicht der Macht genüge, sondern ein Uebergewicht erforderlich sei. Es ist also ein vergebliches Bemühen, die Forderung einer überlegenen Flotte zur Sicherung Helgolands in Ab­ rede zu stellen, um das punctum saliens der Frage zu verdunkeln und von „Mißdeutungen" und „unberechtigten Unterstellungen" zu reden. Irgend welches Gewicht kann das um so weniger haben, als es ohne Autorisation des Admiral Bätsch geschieht. Sollte er wirklich „mißverstan­ den" sein, so wäre ihm nur dasselbe wie dem Admiral Hollmann in der Reichstags-Kommission, und mir dasielbe wie den zahlreichen Mitgliedern dieser Kommission passirt, die so unglücklich gewesen sind seine Aeußerungen nicht begriffen und völlig mißdeutet zu haben. Nun aber wäre es noch wenigstens zu verstehen, wenn diejenigen, die den Besitz Helgolands nicht durch Besesti-

7 gütigen, sondern durch die Flotte sichern wollen, hierzu eine den möglichen Feinden überlegene Flotte verlangten. Das wäre noch logisch!

Wie dagegen eine dem Feinde

nicht überlegene Flotte den Besitz von Helgoland sollte verbürgen können, bleibt ein völliges Räthsel. Darauf aber läuft es denn doch hinaus, wenn behauptet wird, daß wir unsere Flotte auch nicht um ein Schiff über das schon ge­ nehmigte Programm von 1889 hinaus zu vermehren brauch­ ten um keinen

„ernsten Angriff auf Helgoland"

besorgen

zu muffen. Es ist schwer zu glauben, daß Admiral Bätsch seinen Aufsatz, so wie er ist, zu schreiben und darin „das Ganze der Flottenfrage an die kleine Insel zu knüpfen" noch für nöthig gehalten hätte, wenn ihm der schon 1889 genehmigte Flottenplan bereits als die von ihm verlangte „Bürgschaft" für den Besitz von Helgoland erschienen wäre. Und in der That könnte von solcher „Bürgschaft" auch nur dann die Rede sein, wenn über das Programm von 1889 weit hinausgegangen würde, — so weit, daß es für die Beantwortung der principiellen Frage, ob auf diesem Wege der Besitz Helgolands gesichert werden köime, zu­ nächst ganz gleichgültig ist, ob man die Grenze etwas enger oder weiter steckt. Da nicht einmal die Seeoffiziere darüber einig sind, welche Schiffe

bei

Abwägung

der

Stärke verschiedener

Flotten gegenseitig in Rechnung zu stellen wärm, so bin ich nicht so unvorsichtig gewesen, mich selbst noch auf solche Berechnung einzulassen, sondern habe mich nach Gewährst leuten umgesehen, und geglaubt mich am besten auf eng-

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Usche (von mir auch genannte) Autoritäten stützen zu können. Mögen die Engländer beim Vergleich ihrer eignen Flotte mit anderen nicht ganz unbefangen sein, so ist doch, wo es fich für sie um den Vergleich fremder Flotten unter ein­ ander handelt, bei ihnen wohl ein objectives Urtheil vor­ auszusetzen. Das Resultat ihrer Rechnung, daß im Jahre 1895 Frankreich 54 seegängige Panzer gegen 23 deutsche haben werde, schien deshalb Vertrauen zu verdienen. Dennoch habe ich keinesweges behauptet, daß wir unsere Flotte aus mehr als 54 Panzer bringen müßten, um den Franzosen Überlegen zu sein, sondern die Frage hingeworfen, ob wir erst 20 oder 30 bauen sollten, ehe Helgoland gesichert sein würde? Die Stenzel'sche Broschüre erkennt nun wenigstens die Angabe des Admiral Werner als richtig an, daß 1895 die Franzosen 41 Panzer gegen unsere (zu erhoffenden) 22 haben würden, behauptet jedoch nichts desto weniger, daß letztere genügend seien. Zu diesem Zweck wird indeffen nur der günstigste, aber unwahrscheinlichste Kriegsfall.an­ genommen, daß nämlich Frankreich isolirt gegen den Dreibund zu kämpfen habe, daß es dabei gegen Italien und Oesterreich 24 Panzer im Mittelmeere zurücklaffen müsse, und gegen uns nur 16 verwenden könne. In Wirk­ lichkeit wird es jedoch gegen den Dreibund wohl ohne Frage Rußland zur Seite haben, während Rußland nur dann nicht offen gegen uns in den Kampf eintreten wird, wenn wir unsrerseits isolirt, ohne den Dreibund Frankreich

9 gegenüber stehen. -Diese Alternative dürfte allein maß­ gebend sein. In beiden Fällen haben wir es aber mit entschieden überlegenen Kräften zu thun, denn Rußland's nördliche Panzer-Flotte umfaßt 13 Schiffe und andrerseits kann Frankreich wenigstens dieselbe Zahl aus dem Mittel­ meere heranziehen, wenn Italien und Oesterreich neutral bleiben. Dazu kommt, daß außer den Zahlen auch die Quali­ täten der Schiffe Machtfaktoren sind, und daß die Zahl von 22 deutschen Panzern auf der Voraussetzung der vollen Ausführung des Flottenplanes von 1889 bis zum Jahre 1895 beruht. Beides näher zu beleuchten, darf ich mich nach den letzten Reichstagsverhandlungen billig enthalten, und wer außerdem die soeben in Kiel erschienene Bro­ schüre: „Unsere Flotte in der zwölften Stunde" gelesen hat, wird sich schwerlich der Meinung verschließen können, daß wir weder jetzt, noch 1895, noch überhaupt in abseh­ barer Zeit auf eine Flotte rechnen können, der man mit vollem Vertrauen die Vertheidigung Helgolands allein überlassen dürfte. Helgoland muß jedoch ohne Aufschub gesichert werden.

Freilich wird angesichts der wenigstens

zur Zeit unbestreitbaren numerischen Inferiorität unserer Flotte auf die bekannten „Imponderabilien" hingewiesen, und ich bin gewiß der Letzte, deren Bedeutung zu ver­ kennen. Es wäre aber doch eine höchst gefährliche Selbst­ überschätzung, unbedingt darauf zu rechnen, daß die Qua­ lität der Besatzung und Führung jedes Mißverhältniß in der Zahl und Leistungsfähigkeit der Schiffe ausgleichen,

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und unter allen Umständen genügen würde, eine fran­ zösische Flotte zu verjagen, wenn sie sich Helgolands be­ mächtigen wollte. Admiral Werner hat daher vollkommen Recht, wenn er sagt, es würde verkehrt sein, ohne alle Rücksicht auf die gegenseitigen Stärkeverhältniffe, und die möglichen Chancen des Erfolges immer blind auf den Feind loszugehen, nur um zu schlagen — zu „raufen" pflegten wenigstens früher die Oesterreicher zu sagen. Aber . . . nur immer schneidig! Sonst hat's weiter keinen Zweck. Erst wägen, dann wagen? Greisenhafte Idee! Auch das Recept kann nicht verfangen, unsererseits „alle Kräfte zusammen zu halten". Um das zu zeigen, genügt die Frage: Wo? Sollen wir den Rüsten die Ostsee überlasten, um Helgoland zu sichern, oder Helgoland preis­ geben, wenn die Flotte in der Ostsee zu thun bekommt? Die Sicherheit Helgolands darf also nicht von der Flotte abhängig gemacht werden, vor Allem auch, um nicht die Flotte selber zu lähmen und zu fesseln. Unbegreiflich ist es daher, daß nicht grade Diejenigen, die eine möglichst freie und offensive Thätigkeit der Flotte wünschen, vor allen Anderen verlangen, daß Helgoland auf eigene Füße gestellt werde — und zwar um so mehr, je mehr die vorhandenen beschränkten Kräfte zusammen­ gehalten werden müssen um nicht überall zu schwach zu sein. Ein gewisser Fortschritt in dieser Richtung ist aller­ dings nicht zu verkennen. Denn während der Batsch'sche Aussah, indem er der Insel fast jeden Werth absprach,

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über eine „Sicherung gegen Handstreich" nicht hinaus­ gehen wollte, und schwere Geschütze nicht nur für nutzlos, sondern für gefährlich erklärte, weil sie den Feind zum An­ griffe reizen würden, wird in der Stenzel'schen Broschüre wenigstens in Betreff des Werthes der Insel der von mir vertretene Standpunkt anerkannt, und auch schwere Artillerie verlangt, um der feindlichen Flotte den Aufenthalt auf den von der Insel geschützten Ankerplätzen zu verwehren. Allem Anschein nach find also Diejenigen, welche die Verwirk­ lichung der Idee einer überlegenen Flotte schon nahe genug erblickten, um der Flotte allein die Vertreibung der feind­ lichen aus der Umgebung Helgolands übertragen zu dürfen, aus ihrer Position bereits hinausmanövrirt, und wird es sich nun um Diejenigen handeln, die zwar schwere Ar­ tillerie zum Feuer gegen die umliegenden Ankerplätze be­ willigen, uns diese Artillerie aber, mit sammt dem Besitz der Insel selbst, auch nur gegen „Handstreich" sichern wollen. Daß dies ganz ungenügend sein würde, wird klar, wenn man ein wenig näher in's Auge saßt, wie es bei einem „Handstreich" auf Helgoland hergehen wird. Zur Sicherung von Befestigungen im Binnenlande gegen Handstreich, d. h. gegen Ueberfall, bedarf es, außer der in erster Linie vorauszusetzenden Wachsamkeit der Besatzung, nur des Infanterie- und leichten Geschützfeuers zur Vertheidigung (namentlich der Eingänge). Der An­ greifer kann, um den Vertheidiger zu überraschen, außer der Infanterie nur allenfalls leichtes Geschütz mitbringen. Bet

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Helgoland liegen die Verhältnisse ganz anders. Vortheilhaster für den Vertheidiger ist, daß der-Angreifer zuvör­ derst landen muß, was leichter entdeckt und verhindert werden kann, als in der Regel bei Landbesestigungen die Annäherung feindlicher Kolonnen. Die Aussicht, eine wachfame Besatzung aus Helgoland wirklich zu überraschen, oder trotz vorzeitiger Entdeckung unter dem Feuer der Infan­ terie und Schnellseuerkanonen glücklich zu landen, und den Zugang zum Oberlande zu erzwingen, ist also außerordent­ lich gering; so gering, daß der Feind sich aus den Versuch wahrscheinlich gar nicht einlassen würde, wenn er nicht noch einen stärkeren Trumpf auszuspielen hätte. Dieselben Schiffe aber, welche die zum Handstreich bestimmten Mannschaften bringen, führen zugleich eine so schwere und zahlreiche Artillerie heran, wie sie bei einem Handstreich gegen Landbesestigungen gar nie in Frage kommen kann; und daß sie gegen Helgoland, wenn die Besatzung sich nicht gradezu int Schlaf überrumpeln läßt, sofort gebraucht werden wird, um deren Infanterieaufstellungen und die Positionen ihrer Schnellseuerkanonen zu ruiniren, kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen. Mit dem Widerstände würde es daher bald zu Ende sein, wenn man die feindlichen Schiffsgeschütze nicht durch eigene schwere Artillerie im Schach halten wollte. Deshalb ist es, ohne einen großen Fehler zu begehen, bei Helgoland unmöglich, die Vertheidigung gegen schweres Geschützfeuer, also das, was zur Be­ kämpfung der feindlichen Schisse nöthig ist, von

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den Maßregeln gegen einen Handstreich zu trennen, und sich mit letzteren begnügen zu wollen. Im Decemberaussatz habe ich begründet, auf welchen Momenten die Ueberlegenheit der Landbatterien gegen Schiffe beruht, und daß in'Folge dessen auch eine Minder­ zahl von Geschützen auf Helgoland den Kampf gegen feind­ liche Schiffe mit Aussicht auf Erfolg aufnehmen kann. Keiner dieser Punkte wird in der Stenzel'schen Broschüre widerlegt. Es ist daher überflüssig darauf zurückzukommen. Wenn dagegen mit einem gewissen Aufwande von Zahlen bewiesen wird, daß bei der Ausdehnung des Oberlandes kein Schuß der feindlichen Schiffe daffelbe verfehlen würde, so soll damit wahrscheinlich besonderer Eindruck gemacht werden. Jndeffen ist die Treffwahrscheinlichkeit der gezo­ genen Geschütze doch selbst den Laien so hinreichend be­ kannt, daß die Möglichkeit Helgoland mit jedem Schuß zu treffen wohl von vornherein für Niemand in Frage stand. Auch die Möglichkeit einer Beschießung von allen Seiten liegt vor, nicht aber die Möglichkeit überall auf so geringe Entfernung heranzukommen, daß die Treffwahrscheinlichkeit gegen die allein einer Beschießung werthen, kleinen Ver­ theidigungsobjekte (Panzerkuppeln u. s. w.) genügen würde. Daß das Arsenal von Cherburg, obwohl es nur ans weiter Entfernung beschossen werden kann, von den Fran­ zosen nicht mehr für sicher gehalten wird, ist richtig. Auf Helgoland soll aber nichts derartiges angelegt werden, was an Umfang und' Inhalt mit den Etablissements eines Kriegshafens ersten Ranges zu vergleichen wäre. Auf dem

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Oberlande wird schlechthin nichts zu zerstören fein, als der Leuchtthurm und die bürgerlichen Gebäude. Elektrisches Licht muß und kann anderweitig sichergestellt werden, und selbst die völlige Zerstörung des Städtchens würde, wie ich schon im Decemberaufsatz betont habe, ohne jeden Ein­ fluß auf die Entscheidung des Kampfes bleiben. Ob zwischen den einzelnen Gruppen der Befestigungs­ anlagen während der Beschießung „bald jede Verbindung unmöglich" sein würde, kann dahin gestellt bleiben, weil die Dispositionen selbstverständlich so getroffen und die Bauten so eingerichtet werden, daß überall bei den Ge­ schützen selbst, in den unter dem Horizont liegenden Unter­ bauten der Panzerkuppeln, sowohl deren Munition, wie die Bedienungsmannschaft mit Allem, was zur LeibesNothdurst und -Nahrung gehört, „bombensicher" unterge­ bracht werden kann; ebenso der nicht zur Bedienung der Geschütze erforderliche Theil der Besatzung in solcher Weise, daß er, sobald der Angreifer die Landung versuchen sollte, möglichst ungefährdet die Punkte besetzen kann, von denen gegen die Landungsboote und Truppen zu wirken ist. Alle einzelnen Theile der Gesammtbefestigung sind selbst­ verständlich durch unterirdische Leitungen telegraphisch und telephonisch mit einander zu verbinden. Ob dann während der Beschießung die Fläche des Oberlandes durch Ge­ schosse und Sprengstücke gefährdet wird oder nicht, ist ziemlich gleichgültig, da die Besatzung im Freien nichts zu suchen hat. Weshalb durch die Beschießung die Treffsicherheit und

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das Funktioniren der Geschütze aus der Insel in höherem Grade beeinträchtigt werden sollte, als auf den von der Insel beschoffenen Schiffen, ist nicht einzusehen. Im Ge­ gentheil wird die Situation der unter den Panzern stehen­ den und zum Theil sammt den Panzern selbst vom Meer gar nicht zu sehenden Geschütze wesentlich günstiger sein, als die der Angriffsartillerie, auf schwankenden Schiffen, meist in oben offenen, vom hohen Oberlande direkt ein­ gesehenen Barbettethürmen oder Deckbatterieen. Die Be­ satzung wird also wohl in der Lage sein, im Kampfe aus­ zuhalten. Wenn von einer „tagÄangen" Beschießung die Rede ist, so wird fie so lange Zeit jedenfalls nicht gleichmäßig unterhalten werden können. Wenigstens in der Nacht wäre das reine Munitionsverschwendung, und der Munitionsvorrath der Flotte wird schwerlich zu tagelangem Feuer ausreiche«, wenn es lebhaft unterhalten werden soll. Jedenfalls aber müßten gerade diejenigen, die schließlich Helgoland nur durch unsere Flotte glauben „retten" zu können, dafür sorgen, daß die Insel wirklich „tagelang" einer feindlichen Beschießung zu widerstehen vermag. Denn selbst wenn wir überhaupt genügende Flotten-Kräfte hätten, um durch diese die Insel zu ent­ setzen, so ist doch durchaus nicht darauf zu rechnen, daß ste immer in der Nordsee vereinigt bereit liegen werden. Helgoland müßte sich also jedenfalls so lange allein halten können, daß eventuell auch die in der Ostsee befindlichen Schiffe herankommen könnten.

16 Wenn in der Broschüre zum Beweise, daß Helgoland unmöglich eine längere Beschießung aushalten könne, aus die angeblichen Erfahrungen

der Geschichte hingewiesen

wird, so wäre die Anführung von mehr als zwei Bei­ spielen zu wünschen gewesen.

Die Aussicht, daß nähere

Beleuchtung das Gegentheil erweisen würde, wäre dadurch erweitert worden.

Was im Allgemeinen

die fraglichen

Inseln betrifft, an die als Beweisstücke gedacht zu werden scheint, so ergiebt sich bei genauerer Betrachtung in der Regel, daß sie — meist Kolonien — so gut wie nichts von dem besaßen, was zu wirksamer Vertheidigung nöthig ist: ausreichende Besatzung, Befestigung, Armirung u. s. w. Es hatten dann die Besitzer eben in zu großem Vertrauen auf den Schutz der Inseln durch ihre eigene Flotte ver­ säumt, die Inseln zu selbstständiger Vertheidigung ein­ zurichten.

Dadurch erklärtes sich auch, beiläufig bemerkt,

daß England in der Zeit der Revolutionskriege und des ersten Kaiserreiches, nachdem es die fremden Flotten theils geschlagen, theils auf andere Weise in seine Gewalt ge­ bracht hatte, sich ohne Mühe der fremden Kolonien be­ mächtigen konnte. Namentlich angeführt werden als historische Beläge für die obige Behauptung nur die „wohlbefestigte" Insel Liffa, die 1866 nach zweitägiger Beschießung am 3. Tage „dicht daran war" in Feindes Hand zu fallen, als die öster­ reichische Flotte sie rettete, und Gibraltar, von dem gesagt wird: „Obgleich es aus einem 5 mal so großen und 7 mal so hohen harten (sic) Felsen besteht (sic) . . . hat im vorigen

17 Jahrhundert . . . jedesmal nur durch das rechtzeitige Ein­ treffen einer englischen Flotte vor der Wegnahme bewahrt werden können." Was Lissa betrifft, so kann ich auf die vielen Lesern leicht zugängliche Schilderung der Ereignisse im 5. Bande des

österreichischen

Generalstabswerkes

verweisen.

Daß

tzie Insel „wohlbefestigt" gewesen wäre, wird kein Sachver­ ständiger behaupten: offene Wälle mit steinernen, 3 bis 5 Fuß starken Brustwehren, ohne Traversen und Schutz­ räume; freistehende

Thürme,

ganz

ungeschützte Pulver­

magazine u. s. w., vertheidigt durch alte glatte Geschütze, gegen Panzerschiffe, an denen ihre Geschosse zersplitterten, wenn sie nicht durch die Stückpforten eindrangen. desto

weniger gelang

es

Nichts

die italienischen Angriffe

zwei Tagen hinter einander abzuschlagen,

an

und Niemand

kann mit Sicherheit sagen, ob der Angriff am dritten Tage gelungen wäre.

Jedenfalls aber wäre die Insel

schon am ersten Tage genommen, wenn sie nur gegen Handstreich befestigt gewesen wäre, und Tegethoff wäre dann mit der Flotte zu spät gekommen um sie zu „retten"! Von Gibraltar sollte man nach Obigem denken, daß die englische Flotte es immer gerettet habe, indem sie sich jedesmal

kampflustig

Waffengewalt vertrieb, machte.

auf

den Feind stürzte,

und

ihn mit

so dem Angriff ein Ende

Es wird genügen in Bezug hieraus- die berühmte,

beinahe vierjährige Belagerung ein wenig näher zu be­ trachten, die am 21. Juni 1779 mit der Einschließung durch

die Spanier auf der schmalen

Wagner, Helgoland.

nördlichen Land2

18 feitfr begann, wo die Halbinsel mit dem Festlande zu­ sammenhängt. Die Blokade zur See war, obwohl sie wegen mangelhafter Verproviantirung der Festung beson­ ders wichtig gewesen wäre, so locker, daß noch immer Lebensmittel zu Schiff, namentlich aus Marocco, eingeführt werden konnten. Zu feuern begannen die Spanier erst zu Anfang des Jahres 1780. Das Ganze war also im We­ sentlichen auf eine Blokade beschränkt geblieben, als im Januar 1780 eine englische Flotte mit Transportschiffen frische Truppen, Lebensmittel und Kriegsbedarf brachte — als erste Rettung Gibraltars. Da die spanische Flotte der englischen nicht gewachsen war, blieb während der Anwesenheit der letzteren die Zu­ fuhr aus Marocco ungehindert, während der Angriff zu Lande ungestört seinen Fortgang nahm. Am 13. Februar verließ die englische Flotte Gibraltar mit Hinterlaffung von 6 Schiffen, die zusammen 206 Ka­ nonen führten, aber alsbald mitsammt der Festung von einer spanischen Eskadre blokirt wurden. Einem Linien­ schiff von 74 Kanonen gelang es zu entkommen. Die anderen sollten von spanischen Brandern vernichtet werden, was aber mißlang. Deshalb wurden für den späteren Angriff aüf die Seeseite von den Spaniern Kanonen- und Mörserboote gebaut, während die Angriffsarbeiten zu Lande nur lässig betrieben wurden. So verging wieder ein Jahr, als die bis dahin nur unter zunehmendem Mangel an Lebensmitteln leidende Festung zum zweiten Male durch die englische Flotte „ge-

19 rettet" wurde. Am 12. April 1781 traf dieselbe als Be­ deckung eines Convois von 100 Transportschiffen mit neuen Vorräthen ein. Das spanische Blokadegeschwader ging da­ von. Der englische Admiral suchte auch keinen Kampf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Spanier in aller Stille 99 Kanonen und 50 Mörser in Batterie gebracht, mit denen sie am 12. April das Feuer eröffneten, ohne von der anwesenden englischen Flotte gestört zu werden. Vom 12. April bis 30. Juni erhielt so die Festung aus den Landbatterien gegen 90000Schüsse, während die spanischen Kanonenboote sie von der Seeseite her beschoffen. Nach­ dem die Transportflotte ihre Vorräthe außerhalb des Be­ reiches der spanischen Batterien ausgeschifft hatte, verließ die englische Flotte wieder Gibraltar, und auch der An­ griff erlahmte. Um endlich zum Ziele zu kommen, wurden 1782 mit Hilfe Frankreichs größere Anstrengungen gemacht. Die Zahl der gegen die Seeseite der Festung agirenden Kanonen­ boote, Mörserboote, Mörsergallioten und sonstigen Fahrzeuge stieg auf 330 mit 900 Geschützen. Außerdem wurden be­ sonders widerstandsfähige, schwimmende Batterien für 212 Geschütze gebaut, die bis zum September fertig wurden. Am 8. Sept. früh begann der große Angriff mit 230 Geschützen der Landbatterien, die am 8. und 9. von 15 Kanonen- und Mörserbooten, nebst 9 Linienschiffen gegen die Seeseite unterstützt wurden. Letztere wagten aber nur im Vorbeifahren einige Salven zu geben, und die Kanonenund Mörserboote mußten bald retiriren. Am 12. traf die 2*

20 kombinirte spanisch-französische Flotte von 62 Linienschiffen und Fregatten mit c. 4000 Kanonen ein, um an der ent­ scheidenden Attion theilzunehmen. Am 13. früh eröffneten die schwimmenden Batterien mit 142 Kanonen, im Verein mit dem Admiralsschiff und 8 andern Schiffen der Flotte, so wie mit 186 Geschützen der Mörser- und Kanonenboote das Feuer. Dieser Macht konnte die Festung seewärts nur 96 Geschütze, größtentheils auf offenen Linien hinter steinernen Brustwehren, kleinstentheils in fteistehenden gemauerten Kasematten (nicht FelsenKasematten*)) entgegenstellen. Sie hatten aber bei festem Stande so sicheren Schuß, daß bald keine Kugel fehl ging, und ihre Deckungen waren viel weniger zerstörbar, als die Schiffe und schwimmenden Batterien. Letztere, so wie das feindliche Admiralschiff und ein zweites Linienschiff wurden namentlich durch glühende Kugeln innerhalb 24 Stunden vernichtet. Der Verlust des Angreifers belief sich auf mehr als 2000 Mann, die Besatzung hatte 16 Todte und 69 Verwundete. Die Befestigungen waren so wenig beschädigt, daß dies, wie mein Gewährsmann Scharnhorst sagt, aus die Fottsetzung des Kampfes keinen Einfluß gehabt haben würde. Gibraltar war also im Kampf gerettet durch eigene Vertheidigung, nicht durch die englische Flotte. Denn wenn auch einerseits die Beschießung durch die Landbatterien

*) Diese wirken nur nach der Land feite, und sind fast sämmt­ lich erst nach der hier besprochenen Belagerung hergestellt.

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fortdauerte, und andrerseits im Oktober 1782 eine englische Flotte zum 3. Male Lebensmittel brachte — ohne daß der Kampf mit der ausweichenden spanisch-französischen gesucht Worden wäre, — so ging doch der ganze Winter nun ohne Ereignisse vorüber, welche die Festung hätten gefährden können, und am 2. Februar 1783 wurden in Folge des Präliminarfriedens die Feindseligkeiten eingestellt. Im Ganzen hatte die Festung beinahe 260000 Schuß bekommen und die Stadt war zerstört. So scheint mir Gibraltar als Beweis dafür, daß eine kleine Insel, wie Helgoland, sich nicht halten könne, wenn sie nicht von der Flotte gerettet werde, ebensowenig stich­ haltig zu sein, wie die historischen Beispiele, die ich im Decemberaufsatz zu beleuchten hatte. Das, was die englische Flotte für Gibraltar geleistet hat, die sichere Heranführung von Transportschiffen zur Versorgung der Festung mit Lebens- und Kriegsbedürfnissen — 3 mal in beinahe vier Jahren — wird uns, wie ich im Decemberaufsatz ge­ zeigt, durch die innerhalb Jahresfrist sicher eintretenden stürmischen Perioden ermöglicht, während deren feind­ liche Flotten in der Helgoländer Bucht nicht ausharren können. Weshalb bei Gibraltar die 7mal größere Höhe des hinter der Stadt (und ihren seewärts liegenden Befesti­ gungen) aufsteigenden Felsens und seine Härte betont, bei Helgoland aber bemerkt wird, daß der Sandstein sich mit dem Messer schneiden lasse, ist nicht gesagt. Sollte damit jedoch etwa angedeutet werden, daß die fraglichen Umstände

22 die Vertheidigungsfähigkeit Gibraltars erhöht hätten, die­ jenige Helgolands dagegen vermindern würden, so könnte dergleichen wohl auf sich beruhen. Jedenfalls würde es für die Besatzung von Helgoland kein größeres geben, als wenn die feindliche Artillerie ihre gegen die Felsmasfe verschleudern wollte. Man mag also nach Gründen suchen, so will; es ist keiner zu finden, der Helgoland zu

Gaudium Munition viel man selbststän­

diger Vertheidigung unfähig machte. Daß zu letzterer die „Sicherung gegen Handstreich" genügen würde, ist, wie oben gezeigt, eine bloße Fiktion, weil an einen Handstreich ohne sofortiges Draustchlagen mit schwerstem Geschützseuer, wenn die Besatzung fich nicht im Schlaf überrumpeln läßt, gar uicht zu denken ist. Die land oder fich

Parole „Sicherung gegen Handstreich" für Helgo­ auszugeben, ist die Idee entweder eines unklaren, eines feinen Kopfes gewesen: eines unklaren, dem leider sehr zur unrechten Zeit ein leeres Wort ein­

stellte, weil ihm deutliche Begriffe fehlten, oder eines seinen, der Anderen die Meinung beizubringen wünschte, daß man fich bei Helgoland mit einem Minimum von Mitteln zu eigener Sicherung der Insel begnügen könne. Freilich, wenn man die Sache mit ein paar Batterien von Schnell­ feuerkanonen abmachen könnte, wäre es ein wohlfeiles Vergnügen. Man muß aber den Dingen fest in's Auge sehen, und wenn man fich klar macht, was es im Kriegs­ fall bedeuten würde, ob Helgoland in unserer oder in Feindes Hand wäre, so wird man auch anerkennen, daß

23 der zu seiner Behauptung unter allen Umständen erforder­ liche größere Aufwand nicht g«scheut werden darf. Eine „Anzahl schwerer Haubitzen", die nach der Bro­ schüre auf dem mittleren Theile des Oberlandes aufgestellt werden sollen, genügt nicht — um so weniger, als allem Anschein nach nur an eine geringe Zahl — vielleicht 5 oder 6 — gedacht wird. „Opiat"

zu

eigenem

Es scheint dabei mehr auf ein

Gebrauch,

als auf ein zuverlässig

wirkendes Mittel zur Abwehr des Feindes abgesehen zu sein.

Auch ist zugestandenermaßen der hauptsächliche Zweck

dieser Haubitzen die Verhinderung des Aufenthaltes feind­ licher

Schiffe auf den im

Ankerplätzen.

Daß

Schutze der Insel liegenden

auch nur dieser Zweck mit einer so

geringen Geschützzahl zu erreichen sein würde, ist unwahr­ scheinlich.

Will sich der Feind aber der Insel bemächtigen,

so wird er, um die Landung zu ermöglichen und die Schnell­ feuerbatterien und also

Jnfanteriestellungen zu überwältigen,

die Treffwahrscheinlichkeit und Wirkung seiner Ge­

schütze

aufs höchste zu steigern, so nahe als irgend

möglich an diese kleinen Ziele herangehen; so nahe, daß zu seiner erfolgreichen Bekämpfung

die ballistischen Lei­

stungen der Haubitzen nicht genügen. der Schiffe sind

Gegen das Deck

dann Mörser zu verwenden, und gegen

die Seitenpanzer schwere Kanonen schlechthin unentbehrlich, um so mehr,

je näher der Feind herankommt.

wendung der Mörser kann

außerdem innerhalb

Bei An­ gewisser

Entfernungen mit geringeren Geldmitteln die nöthige Wir­ kung erzielt werden, weil sie und ihre Panzerungen wesent-

24 lich billiger als Haubitzen und deren Panzer sind.

Andrer­

seits gewähren die schweren Kanonen, neben ihrer Wirkung gegen die Seitenpanzer der Schiffe bis fernung,

den Vortheil,

zu 2000 m Ent­

gelegentlich noch

Wirkungskreis der Haubitzen

hinaus

weit über den

die Versammlung

feindlicher Schiffe stören zu können. Was ich selbst einerseits zur Vertheidigung der Insel für nöthig, andrerseits zu deren Ausnutzung für wünschenswerth halte, habe ich im Decemberaufsatz angedeutet.

Da­

bei über allgemeine Umrisse hinauszugehen, wäre für den Zweck meiner Schrift ganz unnütz gewesen. billigerweise ein detaillirtes Projekt werden.

gar

Auch konnte

nicht

erwartet

Mein absichtliches Vermeiden näheren Eingehens

auf die materielle Seite der Sache ist nun in der Stenzel-, schen Broschüre zu willkürlichen Unterstellungen benutzt, weil es darauf ankam möglichst hohe Kosten herauszu­ rechnen, die sich denn auch auf wenigstens 110 Millionen belaufen sollen.

Das mag ja recht schön sein, um Andern

die Pferde scheu zu machen, nur ist es nicht, wie ohne Skrupel

gesagt wird,

„gemäß dem Wagner'schen Vor­

schlage". Wer nur einige Erfahrung darüber hat, wie mannichfaltige Modifikationen sich innerhalb eines erst in flüchti­ gen Linien gezeichneten Rahmens bei der Ausgestaltung eines Projekts ergeben können, würde sich hüten, nur eine Lösung der Aufgabe für möglich, oder die eigene willkür­ liche Kombination für die zutreffendste zu halten.

Daß

dann noch gar zu deren Verurtheilung die Hilfe einer

25

„sachkundigen und durchaus zuverlässigen" Autorität ange­ rufen wurde, kann ich mir wohl gefallen lassen. Wie wenig aber die für mein Projekt ausgegebene Kombination mit meinen Anschauungen stimmt, sei doch an einigen Punkten gezeigt. So würde ich es schon nicht für richtig halten, alle 3 Ecken des Oberlandes über einen Kamm zu scheeren. Die südwestliche verlangt die größte Berücksichtigung; aus die Benutzung der östlichen wird dagegen unter Umständen für schwere Geschütze ganz zu verzichten sein, nicht blos falls die Kosten der bebauten Grundstücke dort zu groß fein sollten — eine Möglichkeit, die von vornherein auf der Hand lag — sondern namentlich dann, wenn die Düne schwere Geschütze erhält. Dies hängt wesentlich von dem Werthe ab, den man auf wirksamere und ausgedehntere Beschießung der Ankerplätze im Osten legt, so wie von der Frage, ob und in welcher Weise ein Hasen erbaut werden soll. Käme endlich der letztere vollständig zur Ausführung, so würde die Armirung der beiden Molenköpse aus die des Oberlandes im Allgemeinen, und namentlich auf diejenige seiner Südwestecke zurückwirken. Schon hiernach finden sich in der Rechnung eine nicht geringe Zahl von variadeln, mit Ueberlegung, nicht schematisch zu behandelnden Grö­ ßen, die das Endresultat, die Gesammtkosten, wesentlich beeinflussen*). *) Dasselbe gilt von der Besatzungsstärke. In die von mir im Decemberaufsatz angegebene Zahl von „etwa 2000 Mann" sind, wie der Zusammenhang (S. 588) ergiebt auch diejenigen Einwohner

26 Ferner ist nicht zu behaupten, daß an allen Punkten die schweren Kanonen genau von ein und derselben Art sein müßten. Es können für die verschiedenen Punkte (Oberland-Ecken, Düne, Molenköpse) mehrere Kaliber und diese in verschiedenen Längen in Frage kommen, also schon die Kosten der Geschütze selbst ungemein variiren. Dasselbe gilt von den Panzerungen. Sollen etwa die Hartgußkuppeln den Maximalwiderstand leisten, wie er gegen die denkbar kräftigste Beschießung aus nächster Nähe für die Kuppel auf dem Molenkopse bei Spezzia zum Schutze des größten Kriegshafens Italiens verlangt werden mußte? Dann freilich würde es ohne sehr bedeutende Kosten nicht abgehen. Für Helgoland werden aber minder starke Constructionen genügen, da die Beschießung wenigstens des Oberlandes nur auf Entfernungen möglich ist, bei denen allein auf Zufallstreffer gerechnet werden kann, und die lebendige Kraft der Geschoffe eine merkliche Abnahme erdie auf der Insel verbleiben, als zu verpflegende und geschützt unter­ zubringende

Personen

einbegriffen.

Wenn

Admiral

Werner

an

Truppen 1000 Mann verlangt, so will er nur das Oberland be­ festigen, während bei meiner Angabe auch die.Befestigung der Düne und die Hafenanlagen mit den befestigten Molenköpfen, nebst Minen­ sperre vorausgesetzt ist. Infanterie und

Daraus folgt außer größerer Stärke

Artillerie

der

auch ein Bedarf an Seeminen-Personal.

Außerdem zu berücksichtigen ist der Telegraphen-,

Signal-, Beleuch-

tungs- und Luftballondienst, die Verwaltung des Marinedepots, die Proviantverwaltung und Bäckerei, der Sanitätsdienst und im Ganzen ein starker Zuschlag für Verluste, da nicht immer auf deren sofortigen Ersatz gerechnet werden kann. Wenn daher die Stenzel'sche Broschüre die Insel mit 500 Mann Unselbständigkeit schließen.

behaupten

will,

so läßt schon dies auf

27

leidet. Für den Kostenpunkt fällt das sehr ins Gewicht. Beispielsweise würden sich für Kuppeln verschiedener Construction für das 28 cm Kaliber — um bei betn stehen zu bleiben, was mir in der Broschüre untergelegt wird — Preisunterschiede bis zu 800000 Mark ergeben. Ferner treten solche Unterschiede auch nach der Länge der Geschütze bei gleichem Kaliber ein. So würden Kuppeln für 40Kaliber lange 28 cm Kanonen je nach der Construction bis zu 200000 Mark theurer sein, als solche für 35-Ka­ liber lange. In offenbarem Widerspruch mit dem, was ich über die auf der Mitte des Oberlandes auszustellenden Wurf­ geschütze gesagt habe, werden mir „10 Stück 28 cm Haubitzen in Panzerthürmen" in Rechnung gestellt. In wie fern die Wirkung der Haubitzen zu wünschen übrig läßt, und daß schon deshalb auch Mörser zu verwenden sind, ist bereits oben gesagt. Hier bleibt der finanzielle Gesichtspunkt näher zu betrachten. Von „Panzerthürmen" ist dabei überhaupt nicht zu reden. Für Haubitzen und Mörser find höchstens Panzer-Laffeten nöthig, und diese hier in einer Construction genügend, die gegen Sprengstücke und Schrapnelkugeln schützt. Eine solche für 28,5 cm Haubitzen kostet kaum halb so viel, als eine solche stärkster Construktion gegen Volltreffer; und Panzerstände für schwere (Kugel-) Mörser, einschließlich des Geschützes selbst, nur etwa V9 dessen, was die Panzerlaffeten für Haubitzen gleichen Kalibers ohne das theure Geschütz kosten würden. Daß endlich, wie ich ausdrücklich gesagt habe, aus ökonomischen Gründen auch an die

28 (versenkte) Aufstellung der Wurfgeschütze unter freiem Him­ mel gedacht werden kann, wird in der Broschüre ignorirt. Andrerseits ist mir die sonderbgre Idee untergelegt, lauter 40-Kaliber lauge 12 cm Schnellfeuerkanonen auf­ stellen zu wollen, als ob es sich überall nur um Verthei­ digung gegen Torpedoboote, und nicht um Abwehr landen­ der Truppen handelte, gegen welche Schnellfeuerkanonen von höchstens 5,7 cm Kaliber genügen. Auch giebt es nur für diese 25-KaIiber langen kleinen Geschütze versenkbare Panzer-Laffeten, nicht aber für die 40-Kaliber langen 12 cm Kanonen. Auch bezüglich der Seeminen werden mir ganz fremde Suppositionen gemacht. Nur wenn das Hafenprojekt voll­ ständig zur Ausführung käme, also eine beiderseits be­ grenzte Einfahrt entstände, würde deren Sperrung gerecht­ fertigt sein. In der Broschüre wird dagegen trotz der Verwerfung der Hasenanlage gesagt, daß die Seeminen „reichlich bemesien sein müssen". Zu welchem Zweck, ist nicht ersichtlich, da ohne die Hafeneinfahrt kein spezielles Objekt vorhanden sein würde, das der Sicherung durch Seeminen bedürfte. Sollten aber Streuminen gemeint sein zur Gefährdung der ganzem Umgebung der Insel, so würde das den eigenen Schiffen ebenso gefährlich sein, wie den feindlichen, da als Streuminen nur solche See­ minen zur Anwendung kommen, deren Zündung nicht vom Belieben des Vertheidigers abhängt, sondern beim Anstoßen des Schiffes ohne Weiteres erfolgt. Mit den mir untergelegten Vorschlägen habe ich also

29 nichts zu schaffen, und aus dem Vorstehenden ist zu er­ sehen, wie leicht jede Kostenangabe anzufechten ist, so lange kein bestimmtes Projekt vorliegt.

Dazu kommt, daß selbst

beim Vorhandensein eines solchen die Kosten noch wesent­ lich

von den wechselnden

Conjunkturen,

namentlich

der

Höhe der Eisenpreise, abhängen, dermaßen, daß der wirk­ liche Geldbedarf ohne vorgängige Verhandlungen mit den Geschütz- und Panzerfabriken gar nicht mit Sicherheit an­ zugeben ist.

Unter diesen Umständen beweist es nur die

Schwäche des Angriffs, daß er stch nicht sowohl gegen das von mir durch 2 Druckbogen verfochtene Princip der Noth­ wendigkeit selbständiger

Vertheidigung

Helgolands,

gegen die gerade in zwei Zeilen gemachte

als

summarische

Kostenangabe richtet, die ich von meinem Standpunkte aus jeder Kleinkrämerei preisgeben kann, Befestigung, wie hoch sie sich

da

die Kosten der

auch stellen mögen,

gegen­

über denjenigen einer überlegenen Flotte nicht in's Gewicht fallen würden — weder die Herstellungs-, geschweige denn die Unterhaltungskosten. Ganz

das Erzeugniß eigener Phantasie ist der mir

angedichtete Ausbau

des Hafens, nämlich

dessen durch­

gängige Vertiefung auf 10 m unter Niedrigwasser in einer Ausdehnung von angeblich iy2 Millionen Quadratmetern oder

150 Hektaren,

Fläche aus Auf

obgleich wahrscheinlich (?)

dieser

dem Felsen herausgesprengt werden müßten!

diese verblüffende Idee bin ich in

gekommen.

V5

der That nicht

Denn mir scheint, daß selbst

ein Dutzend

Schlachtschiffe größter Art sich mit sehr viel weniger Raum

30 begnügen könnte.

Es bleibe ganz dahingestellt, ob in dem

ruhigen Wasser des umschlossenen Hafenbeckens für unsre Schlachtschiffe von höchstens 7—8 m Tiefgang die Wassertiefe von 10 m überhaupt nothwendig wäre. ist es keinesweges unwahrscheinlich,

Jedenfalls

daß, wie ich mich

ausgedrückt habe, „ausreichende Tiefe in genügender Aus­ dehnung" durch Baggerung zu gewinnen sein würde, „wenn man die Bagger-Arbeiten durch Sprengungen ergänzt, wo der Felsen stellenweise in zu geringer Tiefe liegt."

Das

heißt doch weder, daß der ganze Hafen auf 10 m Tiefe gebracht werden, noch auch daß der speziell für Schlacht­ schiffe erforderliche, besonders tiefe Raum grade da mit Gewalt herausgearbeitet werden soll, wo man überall oder vorzugsweise aus Felsen stieße.

Wenn c. a/5 des Hasen­

raumes, wie die Broschüre gewiß nicht zu meinen Gunsten annimmt, durch bloße Baggerung auf 10 m Tiefe gebracht werden können, so ergäbe das eine Fläche von c. 60 Hek­ taren, oder der 4—bfachen Größe des Königsplatzes.

Es

würde also gewiß möglich sein, ein für alle unsre Schlacht­ schiffe genügendes Becken innerhalb des Hafenraumes ganz überwiegend durch Baggerung herzustellen. und Lage dieses tieferen Beckens

Für die Form

giebt es verschiedene

Möglichkeiten, u. A. die seiner Herstellung östlich der Südhälfte der Sathurn-Mole oder auch die Herstellung einer Art von Kanal, der in gehöriger Breite aus dem lim tiefen Wasser am Eingang des Hafens durch das bis zu 7, 8 m tiefe Becken des Südhafens nach der Durchfahrt durch die Nordmole zu führen wäre.

Ob man auf dieser

— 31 Linie außer an den zwei Stellen, wo die Admiralitäts­ karte „Felsen" in etwa 5 m Tiefe zeigt, größere Sprengun­ gen vornehmen müßte, - kann nur die Untersuchung des Grundes ergeben. Alle Schiffe der Sachsen-Klaffe und Oldenburg haben dann nur 6 m Tiefgang*), die für Helgoland besonders zu berücksichtigenden Panzerfahrzeuge der Siegfried-Klasse nur 5,4 m, Arminius 3,8 m, Bremse und Brummer 3,2 m, die der Wespen-Klaffe 3,1 m, die Torpedo divisionsboote 3 m, die Torpedoboote nur 2 m und weniger. Wenn Andere hiernach für unsere Flotte als bloßen Schutzhafen bei Helgoland ein 10 m tiefes Becken von 150 Hektaren Ausdehnung für nöthig halten — ich nicht! Daß es mir dennoch angehängt worden, ist nur geschehen, um con amore die hübsche Summe von 80 Millionen Baukosten für mein angebliches Hafenprojekt herausrechnen zu können, was nur auf diesem Wege möglich war. Denn die obigen Maße wirken auch auf die Kosten der Molen und der Anschüttung festen Baugrundes sehr stark zurück. Letzteren neuzuschaffen — wozu die auch sonst noch wichtige Disposition der Nordmole beste Gelegenheit in dem Winkel zwischen ihr und dem Oberlande giebt — ist bei der Beschränktheit des Unterlandes ein dringendes Be­ dürfniß. Die Möglichkeit, das Material dazu gleich durch die Baggerarbeiten im Hafen zu gewinnen, ist daher ein besonders günstiger Umstand. Die den Anschüttungsarbeiten ') Diese Maße sind dem Almanach der Kriegsflotten entnommen

32 zu

gebende Ausdehnung hängt aber lediglich von dem

Raume ab, den die Marine für Kohlen- und sonstige Depots und Magazine braucht.

Eine irrthümliche Aus-

faffung ist es daher, daß die Linie, die in meiner Planskizze die mögliche Ausdehnung des zu gewinnenden Bau­ grundes andeuten soll, mit der Anschüttung auch dann er­ reicht werden müsse, wenn die Marine so großer Gmnbflächen nicht bedarf, oder die Ausbaggerungen nicht so viel abzulagerndes Material liefern, als sich dort unterbringen läßt.

Wenn in der Stenzel'schen Broschüre ein „schwimmen­

des Kohlendepot" empfohlen wird, so kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß ein Kohlendepot von genügender Größe aus festem Grunde für längere Zeit wesentlich billiger zu schaffen und zu erhalten sein würde, als bei gleicher Kapazität ein schwimmendes. Daß endlich auch der Molenbau ohne Noth ganz außer­ ordentlich vertheuert wird, wenn willkürlich 10 m Tiefe statt höchstens 4 m an den Molen angenommen werden, ist selbstverständlich: bei der ersteren würden sie sich 3—4 mal so hoch stellen, wie bei letzterer.

Diese genügt um Tor­

pedoboote und sonstige kleinere Fahrzeuge, die bei Helgo­ land stationirt werden sollen, dicht an die Molen heranzu­ legen, und,

wie ich früher gesagt habe, „im Wesentlichen,

d. h. im Rumpfe, der Sicht und dem direkten Feuer des Feindes zu entziehen".

Würde aus das unmittelbare An­

legen an die Molen verzichtet, so hätte man es bei zwei Drittheilen

der

gesummten

Molenlänge

weniger als 4 m Wassertiefe zu thun.

mit

noch

Daß der Hafen,

33 abgesehen von obiger Deckung kleiner Fahrzeuge durch die Molen, einer Flotte nur Schutz gegen stürmisches Wetter, nicht aber gegen feindliches Feuer geben kann, ist schon im Decemberaufsatz ausgeführt, dürste ihn jedoch nicht werthlos machen. Will ihn die Marine indessen nicht, so wird ihn Nie­ mand ihr aufdrängen, namentlich dann nicht, wenn sie zur Herstellung 80 Millionen beanspruchen sollte. Nicht der Hafenbau ist es,

auf den es für die

selbstständige Vertheidigung Helgolands ankommt.

Zum

Schutz derjenigen Torpedoboote und kleineren Fahrzeuge, die gewiffermaßen zur Besatzung der Znsel gehören würden — ähnlich wie Kavallerie-Detachements zu

Festungsbe­

satzungen — ist nur die nördliche Hälfte der SathurnMole erforderlich.

Zu

einem

Mißverständniß hierüber

war um so weniger Veranlaffung Fall,

gegeben, als ich den

daß gar keine weiteren Hafenbauten stattfinden

sollten, ausdrücklich berücksichtigt halte: schlag,

durch den Vor­

dann die fraglichen Fahrzeuge durch buhnenartige

Ansätze an die Sathurn-Mole gegen das Feuer südlich vor­ beilaufender feindlicher Schiffe möglichst zu schützen. Den hierüber hinausgehenden Entwurf habe ich skizzirt, um der pessimistischen Ansicht, daß bei Helgoland nichts als vielleicht eine Mole von zweifelhaftem Werthe möglich sei, mit einem positiven Vorschlage entgegenzu­ treten, und weil ich allerdings der Meinung bin. daß eine vollständigere Ausnutzung Helgolands dem Interesse sowohl der Kriegs-, wie der Handels-Marine, wie auch der HochWagner, Helgoland 3

34 seefischerei entsprechen würde.

Deshalb, sagte ich,

„sei

principiell eine vollständigere Hafenanlage anzustreben" — deren schrittweise Ausführung, nach Maßgabe de- Be­ dürfnisses und der vorhandenen Mittel, ich dann in drei Stadien der Entwickelung vorgezeichnet habe. doch nicht,

Das heißt

daß ich alle Theile für gleich wichtig und das

Ganze für unentbehrlich hielte? von 80 Millionen

Der mit dem Auswande

gegen das Hafenprojekt geführte Stoß

ist also ein Stoß in die leere Luft.

Die Hauptsache, die

Sicherung Helgolands, wird davon gar nicht berührt. — Wenn

die Vorschläge der

Stenzel'schen Broschüre:

Sicherung gegen Handstreich, Aufstellung einiger Haubitzen gegen die Ankerplätze und ein Molenstück zum Schutz von Torpedobooten durch die Bezeichnung als „Kompromiß" annehmlicher gemacht werden sollen, so ist im vorliegenden Falle kein Kompromiß zulässig,

weil die Sicherheit

Helgolands weder durch mögliche Abwesenheit der Flotte, noch auch im Falle der Anwesenheit durch ihre fragliche Leistungsfähigkeit, noch auch bei vermeintlich ausreichender Stärke durch den ungewissen Ausgang einer Seeschlacht kompromittirt werden darf. Was da als Kompromiß bezeichnet wird, ist aber an sich — mag der Ursprung zu suchen sein, wo er will — gar nicht im Stande, Helgoland wirklich zu sichern.

Es

ist eine Atrappe, durch die man sich auf möglichst wohlfeile Art mit den Forderungen der Landesvertheidigung abfinden möchte — aber nicht etwa aus Sparsinn, nicht im Sinne eines Finanzministers, dem jede neue Forderung unwill-

35 kommen ist, oder einer Presse, die wie auf ein mot d’ordre der Erörterung solcher Forderungen aus dem Wege geht, um nicht ihre Berechtigung

anerkennen zu müssen . . .

nicht in diesem Sinne wird das „Kompromiß" empfohlen. Der eigentliche Grund des Sträubens

gegen die

Anerkennung der Nothwendigkeit, für die selbständige Ver­ theidigung Helgolands zu sorgen, liegt vielmehr darin, daß, wie es in der Broschüre zunächst nur umschrieben wird, die Summe, welche für die Befestigung Helgolands aufzu­ wenden sein würde,

angeblich

„die Entwickelung unserer

Flotte nahe berührt". Vollkommen greifbar kommt der Gedanke jedoch weiter­ hin zum Ausdruck,

daß

nämlich die fraglichen Summen

der Flotte entzogen werden. Natürlich wird das, wenn auch wörtlich, so doch nicht sans phrase gesagt.

Vielmehr heißt es: „daß die Summen,

welche auf der kleinen Felseninsel, deren Wirkungskreis auf die Schußweite ihrer Geschütze beschränkt ist, zu Vertheidi­ gungszwecken festgelegt werden, der beweglichen Wehrkraft des Reiches zur See,

der Flotte, welche den Feind von

den deutschen Küsten abwehren, und die Flagge des Reiches von der Küste aus See und überall hin, wo deutsche Inter­ essen

zu vertreten sind,

ehrenvoll

tragen soll, entzogen

werden." Der gewünschte Eindruck ist damit jedoch hier nicht zu machen — schon deshalb

nicht,

weil

gleich

auf der

nächsten Seite der Broschüre selbst erklärt wird: „Im Kriegsfall ist

es nicht

bloß eine Ehrenpflicht,

36 die wieder deutsch gewordene Insel zu halten, sondern es ist auch durch ihre strategische Lage durchaus geboten, in­ dem fie einerseits dem Vertheidiger große Vortheile bietet, andererseits aber dem Angreifer . . . eine Operationsbasis in die Hand geben würde, welche ihm die Blokirung und Schädigung unserer Nordseeküste, sowie Offensivunterneh­ mungen, z. B. gegen die Elbe und Hamburg außerordent­ lich erleichtern würde." Daraus scheint denn doch zunächst dreierlei hervor­ zugehen: 1)

daß, wenn es sich um die Ehre der Reichsflagge

handelt, es uns näher liegt, sie auf Helgoland aufrecht zu halten, als sie überall hinzutragen; 2)

daß es äußerst kurzsichtig sein würde, „den Wir­

kungskreis der kleinen Felseninsel auf die Schußweite ihrer Geschütze beschränkt" zu finden; 3) daß die auf Helgoland

„zu Vertheidigungszwecken

festgelegten Summen", da sie zur Behauptung der Insel unerläßlich sind, keine verwerfliche Kapital-Anlage sein würden. Die „bewegliche Wehrkraft des Reiches zur See" für geschädigt zu erklären, weil die zur Befestigung und Ver­ theidigung

der Insel

erforderlichen

Kräfte und Mittel

naturgemäß an den Ort gebunden sind, ist lediglich Va­ riation einer

„alten Geschichte" — immer derselbe Fehl­

schluß, mit dem die Gedankenlosigkeit gegen die Festungen überhaupt argumentirt.

Und doch sollte man meinen, es

sei nichts leichter zu begreifen, als daß gerade durch Nicht-

37 befestigung oder unzureichende Befestigung solcher Orte, die man unter allen Umständen in der Hand behalten will und muß, die beweglichen Kräfte in viel höherem und geradezu unerträglichem Maße gebunden werden würden, da man jene Orte sich doch nicht selbst überlasten kann, wenn sie nicht darauf eingerichtet sind. „CtXX’

OU

Sovorcov

TOt>C OtVOTJTOOc“

„toutow •j'vtuaac itpoStSaaxsiv.“

Hätten etwa mit dem Hinweis auf die sichere Rettung durch die Feldarmee Metz oder Königsberg, Thorn oder Straßburg u. s. w. nur „gegen Handstreich" gesichert wer­ den sollen, weil angeblich eine stärkere, allen Eventualitäten gewachsene Befestigung eine Benachtheiligung der Feldarmee gewesen sein würde? Ist es eine Schädigung unserer Flotte gewesen, daß man das Pillauer Tief, die Weichselmündung, Swinemünde, den Kieler Hafen, Elbe-, Weser- und JadeMündung befestigt hat?

Wird sie nicht um so freier in

ihren Operationen, je mehr man sich aus die eigene Ver­ theidigung dieser Punkte verlassen kann? Gerade das Inter­ esse der Flotte selbst also fordert, daß sie nicht bei Helgo­ land an die Kette gelegt werde. Daß die zu dessen Befestigung nöthigen Summen der Flotte entzogen würden, ließe sich allenfalls noch sagen, wenn die Marine-Verwaltung mit einem fixirten Pausch­ quantum zu wirthschaften und die Aufgabe hätte,

damit

sowohl die Befestigung von Helgoland, wie die Kosten der Flotte zu bestreiten. Die Befestigung von Helgoland ist aber keine Privat-Angelegenheit der Marine, sondern

38 Sache der allgemeinen Landes-Vertheidigung, und Niemand wird der Marine-Verwaltung zumuthen, Mittel, die ihr zu andern Zwecken bewilligt sind, zur Befestigung von Helgoland zu verwenden.

Wenn nichts destoweniger

die hierzu erforderlichen Summen schon im Voraus als der Flotte entzogen bezeichnet werden, so scheint dem die An­ schauung zu Grunde zu liegen, daß jede Ausgabe des Reiches zu andern Zwecken, eine Verkürzung dessen sei, was der Marine gebühre. Mit solcher Austastung wäre dann nicht weiter zu diskutiren. werden.

Spielraum

dürste

ihr

aber

nicht gelaffen

Käme sie zur Geltung, so würden auch ähn­

liche Folgen nicht ausbleiben, wie sie ehemals der Parti­ kularismus für die Erbauung der vierten Bundessestung gehabt hat.

Das deutsche Reich hat jedoch Feinde rings­

um, und keine Zeit zu verlieren wie der deutsche Bund. Woran also liegt es, daß die Sache noch nicht weiter gediehen ist als bisher? Soll die Sicherheit Helgolands von der problematischen Entwickelung der Flotte abhängig, ge­ macht werden? Soll der Beginn der Befestigungs-Arbeiten verschoben bleiben, bis die von dem Resultat langwieriger Voruntersuchungen abhängige Frage der Hafenanlage ent­ schieden werden kann? Wozu darauf warten, während für die Sicherung Helgolands die größte Eile geboten ist? Diejenigen dringendsten Maßregeln,

die zur Siche­

rung gegen überraschende Wegnahme und zur Herstellung einer Kriegskommunikation nach dem Oberlande nöthig sind, hätten, ohne dem weiteren Befestigungsplane vorzu-

39 greifen, schon unmittelbar nach dem 18. Juni v. I. fest­ gestellt, und am 10. August, dem Tage der Flaggenhifsung in Angriff genommen, so wie die Herstellung der Kommu­ nikation nach dem Oberlande auch den Winter hindurch fortgesetzt werden können, um sie möglichst bald fertig zu haben, da ihre Benutzung schon für den Transport schwerer Geschütze und Panzer zu wünschen ist.

Das zu diesen

Vorkehrungen erforderliche Geld hätte der Reichstag ganz gewiß nicht

nachträglich bewilligt. ohne Geldbewilligung

Befestigungsarbeit

nicht

Möge er nun

wenigstens

auseinander gehen,

den

erleiden. Berlin, im März 1891.

und die

geringsten Aufschub

mehr

Nord

Wv

EockwesserJinie

----Niedrig-wassertinie Z Meter Tiefe.

Maaastab 1:30 000.

f*

Alk Rechte-vor!

Lochte •varbebaHwi

&*iÜ4t,f(oo»mtee1890.