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German Pages 490 [496] Year 1990
GEORG WICKRAM, SÄMTLICHE W E R K E XIII/1
AUSGABEN D E U T S C H E R L I T E R A T U R D E S XV. BIS XVIII. J A H R H U N D E R T S
herausgegeben von Hans-Gert Roloff
G E O R G WICKRAM SÄMTLICHE W E R K E
WALTER D E G R U Y T E R • B E R L I N • N E W YORK 1990
GEORG WICKRAM SÄMTLICHE WERKE
herausgegeben v o n
HANS-GERT ROLOFF
D R E I Z E H N T E R B A N D , ERSTER T E I L OVIDS METAMORPHOSEN
WALTER DE GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1990
Textredaktion: Dr. Lothar Mündt, Berlin
CIP-Titelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Wickram, Jörg: Sämtliche Werke / Georg Wickram. Hrsg. von Hans-Gert Roloff. — Berlin ; New York : de Gruyter. NE: Wickram, Jörg: [Sammlung] Bd. 13. Ovids Metamorphosen. Teil 1. - (1990) (Ausgaben deutscher Literatur des XV. [fünfzehnten] bis XVIII. Jahrhunderts ; 134) ISBN 3-11-012121-2 NE: GT
© Copyright 1990 by Walter de Gruyter & Co., D-1000 Berlin 30. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin
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K E y n Berg fandt man mehr inn der Welt So nit mit wasser war verschwelt Daß man nichts mehr davon nit sach 590 So wams bedeckt mit wassers Tach Das allenthalb darüber lieff Gar nach bey viertzig kloffter tieff Alleynig der hoch Parnassus Der sah mit zweien güpfeln ruß 595 Dann er so hoch inn die lufft ist gestigen Das etlich Sternen darauff liegen /
Das erst Büch
•w Pirrha und 605 Deucalion kummen allein inn diser flut darvon.
Noch waß er also hoch besoffen Daß davon nichts waß bliben offen Alleyn sein obresten zwen güpffel Daran sah man zwen kleiner zipffel Der eyn der ist gnant Helicon Der ander zipffel / Citeron Zu dem die Göttin Temis kam Inn eynem Schifflein gantz irsam Die Pirrha und Deucalion Brocht sie mit ir zwo alt Person Welch unter viel tausent on zal Warn überbliben uberal Jupiter sah von oben runder Wie die weit gar was gangen under Und under Sovil tausent waren Alleyn Deucalion empfaren Sampt seinem alten Weib Pirrhe Sunst was kein mensch auff erden meh Er behüt im leib vor schandt und leydt Dann sie warn Gotförchtig albeyd.
Jupiter schafft das die wasser wider an ir gewonte statt lauffen / die Wint wider eingespart / Deucalion und sein Weib Opffern den Göttern, (xiiij.y J l J p i t e r wolt jetz wider heylen Die Welt / und thet die wolcken teilen Die schwartzen gentzlich von einander 620 Den Windt Aquilon dem emband er. Der sie behend zerwarff / zertreib Das eyner nit beym andern bleyb Er hieß die flut auch schnei zergon Das erdtrich thet sich sehen lohn
56
«w Triton der Himlisch Trumeter.
iw Deß alten Deucalionis klag gegen seinem Weyb.
Georg
Wickram
Also der Himmel und die erden Eynander begunden sichtig werden So lange zeyt bedecket logen Under Wolcken und wasser wogen Triton der Himelische Trumeter Mit sein Heer hörnern bließ so seer So das der thon so weit erschall Gleich über Berg und über thal Zu rings umb auff der Welt vier ort Als wasser so den schall erhört Wich wider an sein rechte statt Do her es seinen außfluß hatt Das Meer sich wider setzen begundt Zü aller tieffest an den grundt Und jhe mehr das wasser sasse nider So mehr das Gebirg thet wachsen wider Biß das zu letzt alles gefild Dörffer Höltzer und gewildt Gentzlich wurden trucken und bloß Do zü vor grosses Wasser floß. Als aber nun das gantz Erdtrich On als volck stundt gantz elendlich Do weint der alte Deucalion Sein hertz unmütig ward davon Zü seinem Weyb gantz traurig sprach „Nun hand wir freud und ungemach Gar offt gehapt biß diser stund -•« Als unser beider sach begund Alzeit noch unserm willen ghon Wir beid noch waren jung und schon Do lebten wir in grosser freiden Wiewol wir noch sind ungescheiden Inn unserm ungefell wie es godt Sag mir mein Weib wer ich jetz Todt Wer wolt doch immer trösten dich?
Das erst Büch
•w Unfruchtbarkeit Deucalions unnd seins weibs / alters halb.
Ach werst du todt wer wolt dann mich Erfreyen jetz inn solchem leid? Doch haben uns die Götter beid Bewart vor andren menschen kinden Dann man sünst niemmant mehr thut finden Auff aller erdt dann mich und dich Es sey gleich menschen oder fich Als was die Sunn jhe hat beschinen Seind bliben wir zwey under ihnen Zu eym Exempel seind wir behalten Ach das nur müglich wer uns alten Zu geberen andre kinder jung Damit das menschlich geschlecht entsprüng Nun aber ists nit müglich mehr Dann uns das alter krenckt zu sehr -»« So wend wir Jupiter den Gott Jetz rüffen an inn unser noth." Zu eynem wasser fluß sie giengen Wuschen ir hendt vor allen dingen Auch ir angesicht und kleider glich Darnach sie zu eim Tempel sich Mit einander fügten / der do waß Mit moß bewachsen und mit graß
148
Georg
•w Ocyroe wiit eyn pferd.
1425
1430
1435
1440
Wickram
Dann sie gantz rühelt wie eyn pferd •»« Auch walget sie sich auff der erd Dauß auff dem feld inn grünem graß Jetzunt ir beste kurtzweil was Ir negel an den henden vorn Wuchssen ir zamen zu eym horn An hend und füssen hüff gewan Die vor eyn magt was wundersam Ir hals sich nach der leng erstrecket Ir zeen auß eyns roß maul sie blecket Ir goltfarb har die menni ward Sie trug an eynen mantel zart Der selb ward zu eynem roß schwantz Mit allem auch verkeret gantz Also sie ir weißheyt entgalt Daß sie verlor menschlich gestalt Chyron darumb betrübet ward Als er verlor sein tochter zart Mit ernst bat er Phebum den Gott Daß er im darinn helffen sott Er aber sich deß nichts annam Dann solche stroff von Jove kam.
Phebus inn Messania seines viehes hütet an dem gebirg / er kurtzweilet auff eyner pfeiffen / Mercurius treibt im ettlich vieh heymlich hinweg / das ersieht eyn alt mann Battus genant / Mercurius gibt im eyn ku daß er schwieg / als er aber nach seinem zusagen Mercurium im selb verriet / verkert in Mercurius inn eynen steyn. xxj. 1445 P H e b u s inn Messania was An eym lüstigen gebirg er saß
Das ander Büch
w Wo der Sonnen vieh geht.
•w Battus der verreter nimpt 14,35 eyn ku von Mercurio dass er ihn nit vermelden soll.
Battus der verreter wirt inn eyn steyn verwandlet.
Bei eyner weyd und hut des viehs Mit lust er auff eyner pfeiffen bließ Davon der feuch erfreut sein müt Eyns theyls gieng sonder hüt Hin und wider uff grüner weyd "»« Mercurius sich schnei bereyt D o er das schöne vieh erblicket Mit seim Stab er sich darzü schicket Und trieb die Geysen Schoff und rinder Von der weyd bald den berg hin hinder Das sein Phebus gar nit warnam Biß er mit dem vieh dannen kam Darzü der berg lag ann eym grund Mit dickem holtz umbwachssen stund Den raub aber niemant warnam Dann Battus der ungeschicht dar kam Mercurius wincket im zühandt Battus kam bald zü im gerant Er sagt „Batte ich bitte dich Du wölkst nit vermelden mich Daß du mich das viech sähest treiben Damit duß losest bei dir bleiben So nim die ku zü eyner gob" Battus nams an mit danck und lob Und sagt „Far frölich hin dein stroß So wenig ich mich mercken loß Als diser steyn so vor dir stoht" Mercurius für hin getrot Und thet das vieh baß inn wald füren Den Battum wolt er baß probieren Er nam an sich eyn andre gestalt Kam wie eyn hirt gelauffen baldt Zü disem Batto obgemelt Und sagt / „Ach hastu uff dem feit Keyn vieh von yemants treiben sehen Weyst dus so gib mirs zu verstehen
150
Georg Wickram
1485
1490
1495
1500 tm- Von dem steyn meld. 1505
Eyn weisse kü ich dir hie loß Darzü eyn schonen stier fast groß So du mir zeygst mein gestolen viech Wil ich damit verehren dich" Battus kant den Mercurium nim Dann er hatt andre gestalt und stimm Er dacht die zwifach schenck wer gut Und sagt im mit gedochtem müt „Ja ich hab dein viech sehen treiben Unlang umb disen berg verscheiben Do selb hinumb treybs eyner verborgen So dirs hatt gestolen disen morgen" Mercurius lachen began Und sagt bald zu dem alten man „Weh immer weh muß geschehen dir Du hast mich selb verraten mir Dann ich bin ders getrieben hab Und dir die kü zu schweigen gab (giij r = Darumb du werden solt der fart Zu eynem kißling steyn so hart Der selbig steyn noch inn dem landt Von aller meniglich wirt erkant Welcher von Batti missethat Den namen noch behalten hat Von yederman wirt er genant Meldt Und sthet noch daussen inn dem feldt.
XXIIV)
Mercurius noch volnbrachter sach mit dem Batto fleügt inn das landt Munichia / ersieht die Jungfraw Herse der Palladi opffer tragen / Mercurius wirt hart inn liebe verwundt gegen der Jungfrawen. (xxij.) A L S Mercurius die ding volnbracht 1510 Er sich eilens von dannen macht
Das ander Bück
m- Opffer der Goettin Palladi.
•w Von Herse der schonen Jungfrawen.
Bant flügel an sein hend und fuß Demnach sich inn die höhe ließ Und flog so lang biß das er kam Hin über halb Munichiam An der gegent wonet und was Allweg gern die Göttin Pallas Do ward er von der höhe gewar Viler Jungfrawen eyner grossen schar Die hatten schon geschmucket sich Vor den andren gar kostbarlich Eyn yede wolt sein gezieret baß Und trugen inn der höhe die faß Do sie ir opffer hatten inn Zu erhn Palladi der Göttin Mercurius flog ob in her Gleich wie eyn wei den hungert sehr Und wirt unden eyns oß gewar Also schwebt er auch hin und har Umb die Jungfrawen inn der höh Vor grosser lieben was im weh Sein gesicht rieht er von oben rab Der anblick im grosse freud gab Eyn Jungfraw under inen gieng -wi Davon er sonder freud empfieng Herse hieß die Jungfraw schon An schön den andren vor thet gohn Gleich wie der Mon dem morgenstern Und wie die Sonn dem Mon so fern Vorgehnt / so weit ir schöne gar Fürtraff der andren Jungfrawen schar Sie was so schon das sich davon Mercurius deß Jovi Son Gar großlich wunderen begahn Sein hertz inn grosser liebe bran Und schmaltz wie eyn blei uff eyner glüt
152
•»• A r t der buler.
>•• Buler m u t zen sich w a n n sie zu iren greten gehn wollen.
Georg Wickram
Von grosser hitz zerschmeltzen thut Mercurius schwang sich zu thal Und kam inn der Jungfrawen Sal Und nam göttlich gestalt an sich Eynem gar schonen jüngling glich Doch ehe er zu der magt wolt gohn Mutzt er sich auß der mossen schon Sein mantel legt er ordentlich Das golt zeugt auß den falten sich So schon daß er gab eynen glantz Und inn dem sal erleuchtet gantz Sein hör er glat und eben strich Das es lag glat gantz ordentlich Die rut trug er inn seiner hant Damit er den schloff macht und want Sein flügel von sein füssen bandt Darnach butzt er im selb sein schu Gantz seuberlich rieht er sich zu.
Mercurius kompt zü Aglauros / der Schwester Herse / welche ihm umb eyn güldenen solt zusagt weg und steg dadurch er kommen mög zü irer schwester Herse. xxiij. DAS hauß drei schöner kamern hatt 1565 Der yede an eyner sondern stad Warn köstlich gewelbt von edlen gesteyn Das Tdfel gemacht von helffenbeyn Inn der lincken wont Aglauros Inn der rechten was Pandrosos 1570 Herse die wonet inn der dritten Welch under andren stund inn mitten Darinn ir beyde schwestern waren
153
Das ander Büch »w Aglauros die schwester Herse verrat ir f eygen schwester.
Nun hatt Aglauros schon erfaren -»• Wie der jüngling Mercurius So schön was kommen inn das huß Sie was die frevelst undr in dreien Drumb sie an jüngling thet gedeien Mit frogen sie in scharpff ersucht Was er thet und weß er gerucht Er sprach „Das wil ich dir bald sagen Ich bin der inn die weit thut tragen Meines vatters geheys und gebott Weichs ist Jupiter der höchst Gott Derselb mein rechter vatter ist Auch sag ich dir on argen list Ich bin deiner schwester z lieb herkummen Darumb magst du wol deinen frummen Schaffen / ich schenck dir reiche gaben Hilffst mir umb das ich lieb bin haben (giij'=X X I I I " }
Du magst sein auch han grossen rhum So du wirst meiner kinder Müm Und ich mich nen der schwoger dein Darumb magstu wol frölich sein Aglauros sah den jüngling an Zwerchs mit äugen / do sie began Die Göttin Pallas anzusehen Weichs dann kurtz darvor was geschehen Sie hiesch eyn anzal gold zü miet Dafür ir schwester sie verriedt Die wolt sie heymlich inn der stillen Bringen gentzlich zü seinem willen Sie hieß in eyn weil ghen fürs hauß Den bscheydt wolt sie im bringen nauß Und in zü rechter zeit innlhon Mercurius hienauß thet gohn Aglauros beschluß bald thür und thor Mercurius wart bescheydts davor.
154
Georg
Wickram
Pallas die Göttin ergrimpt über die Aglauros vonn wegen ihres geitz / Pallas kompt zu dem Neid / verschafft mit im das hertz Aglauros zu verwandlen. xxiiij.
•w Wo der 1625 Neid sein Wohnung hat, v o n
seinem hauss art und eygentschafft.
PAllas disen bscheydt hört und sach Von grossem zorn ir weh geschach Sie erschutt iren leib von zorn Auch den schilt so sie trug davorn Die Göttin aller weißheyt voll Von zorn erbebet do zü mol Uber die selbig Aglauros Welche geboren mutterloß Deren vor vielmol was getrawet Sie aber wenig daruff schawet Sonder begeret ettlich goldt Von Mercurio zü eym Soldt Daß sie ir schwester im zuweg Gentzlich wolt bringen inn sein pfleg Pallas sich drumb nit lenger spart Und macht sich eilens uff die fart Daß sie kern zü der finstern klauß Hin zü dem Neidt bald inn sein hauß -m Das war bestrichen aussen rümb Von gifft und eyter grosser summ Schwartz anzusehen als eyn kol Das hauß ist innen jamers voll Und liegt inn eynem tieffen Thal Zü nidrigst an der erden val Dabei scheynt weder Mon noch Sunn Dabei ist weder freyd noch wun Die finsternus mit hauff da wohnt Keyn sanffte lufft noch wind do gohnt Vil tötlich fröst und grosse kelt Ist inn dem hauß und uff dem feldt
Das ander Büch
1640
1645
1650
1655 •w Pallas kompt zu dem neic j
Pallas bleyb vor der thüren stöhn Dann ir zam nicht hinein zu gohn Darumb sie mit ires spiesses ortt Sties frevelich ans Neides portt So daß die thuren schnei uffgieng Do erblickt sie den Neid gehling Welcher inn eynem winckel saß Und die gifftigen Notern fraß Das war sein herlichste speiß Pallas die heylig Göttin weiß Als sie sah den grausamen man Wandt sie zu stund ir gesicht hindan Als sie der Neid sehen begund Von der erd er langsam uff stund Und legt nider die Notern Schlangen Kam gantz langsam hinaus gegangen Er seufftzet von neid und haß Das (er~) sehen müßt die Pallas Inn solcher schöne vor im stöhn -»» u n ( j a j s o g e W apnet angethon Scheulich / dürr / mager der Neid sach
Das beyn durch all sein haut im stach / 1660 Sein hör gantz graw und fast verworren Aller seiner leib war inngeschmorren Sein brüst mit eyter überflössen Gantz grün mit gifft und gal begossen Auch mit dem gifft der argen list 1665 Sein zung gantz undergossen ist Sein äugen krum und darzü schel Sein zeen lang / rostig / wüst / und geel Zu keyner zeit er nimmer lacht Dann wann er leyd und kummer macht 1670 Dann wo er sieht angst / leiden / leyd Inn aller weit so hat er freyd
155
156 Der neidigen menschen sind vil uff erden.
Georg Wickram
Wans allen menschen ubel geht Sein hertz inn grösten freyden steht Er sucht die finster / fleücht das Hecht 75 Mag auch inn keyn weg leiden nicht Wann andren menschen güts geschieht Und wo der schnöd Neid fressen mag Der menschen glück so nacht so tag Das ist seins hertzen gröste freyd 30 Inn alln glückßfellen hat er leyd. Was Pallas mit dem Neidt redt. xxv. PAllas sagt „Weistu was ich beger? Merck mich / und meiner bet mich gwer Far hin und gieß deins neits inns hertz
igiiif=xxmry
1685
1690
1695
1700
Aglauros daß sie kum inn schmertz Welch ist Cecropis tochter eyn Die frevel Aglauros ich meyn" Diß gret / Pallas von dannen floch Der Neid sach ir grimm hinden noch Gantz nüblig durch sein augbron sach Murmlend ettliche wörter sprach Als wann er ir vergunt der ehren Doch mocht Pallas der wort nit hören Eyn rauhen dorn zum stab er trug Damit stifftet er groß unrug Mit schwartzem gwülek was er bezogen Und wo er dann kam her geflogen Do strawt und warff er ab zu thal Das laub und macht die wisen fal Woran sein schnöder othum gieng Gar grossen schaden es empfieng Habern / Gersten und das Korn
Das ander Bich
• Neid gefeit nichts.
Aglauros wirt gar mit neides gallen übergössen. 11
Durch sein zükunfft ward gar verlorn Die schönen gebew und gemach Neidet er fast wo er die sach "»• Auch wo er frid und eynigkeyt Ersehen thet so was ims leyt Also der Neid sein weg schnei nam Biß er zum hauß Cecropis kam Do er Aglauros innen fandt Sein gifft er breyten thet zühandt Er bestreych sie mit deß Neides gall An irem leib gantz uberall Das neidig gifft auß seiner zungen Blies er Aglauros inn die lungen D o dannen theylet es sich wider Durch iren leib inn alle glider Also daß sie ir schwester ward Gantz grimm / neidig und darzü hart So daß sie ir hertzlich mißgahn Daß sie Mercurius lieb solt han Sie frass sich selb und eifert fast Der Neid ließ ir keyn rhw noch rast Wann sie ir schwester glück bedocht Frölich sie nimmer werden mocht Vor Neid wer sie gern todt gewesen Vor Neid mocht sie nimmer genesen Vor Neid was ir schmertzlichen weh Vor Neid schmaltz sie gleich wie der sehne Thut schmeltzen / wo die Sonn hin schint Und wie eyn stro von fewr verbrinnt So hart was sie von Neid verwunt Der sie vergifft hatt biß inn grunt Die züsag so sie hatt gethon -»« Mercurio / was sie grauwen schon Aglauros sass under die thür Do dann der gast solt gehn herfür
Wickram X I I l / l
158
w
Georg
Aglauros
wirt eyn steyn / also alle neidigen menschen steynner art seindt.
l
Wickram
Sie sprach „Das ich dir zu hab gesagt J a das dir werden soll die magt Das wirt dir nimmer gestat fürwor V o r dir beschleuß ich yetz thür und thor Von diser thuren weich ich nit J e t z deinethalb u m b keynen schrit S o lang das ich vertreiben d i c h " Mercurius sagt zorniglich „Das bleib gantz stet wie du hast g e s p r o c h e n " D o c h wolt ers nit lohn ungerochen E r rurt mit seiner gerten lang D i e thür / zuhandt das Schlos zersprang Aglauros wolt yetzundt uffstehn D o thet ir alle krafft entgehn Ir knie kont sie gebiegen nitt N o c h sich uffrichten u m b keyn dritt Ir gantzer leib erkaltet gar Ir angesicht ward tödtüch bleychfar Die glider waren ir weych und lam D e s neides gifft wie eyn feuerflam Sich gantz durch iren leib außbreytet Und auch durch alles gäder leydet Also k r o c h sie auff allen vieren Gleichend den andren wilden thieren So lang das ir o t h u m zerran Z u m steyn fing sie zu wachssen ahn Und ward verwandlet inn eyn steyn Das an ir gestalt nichts bleyb / alleyn Das angsicht menschlich form thet bhalten D o c h thet an im all werm erkalten Geel / grün und eyterfarb es scheyn Also ward sie Marmelsteyn Wie man den noch von färben gesprengt Sicht mancherley zusammen gemengt.
Das ander Büch
159
Mercurius fleugt wider inn den h i m e l / J u piter schickt in inn das land C r e t a m / Weichs a u c h Candia genant wirt / do selbs treibt Mercurius eyn herdt vieh / welchs do war des K ö n i g s A g e n o r s / Jupiter inn eyn Stier verwandtlet / fürt d e m K ö n i g sein tochter E u r o p a m hinweg, xxvj.
1775
1780
1785
17%
Europa von welcher der drit theil
li»
1795
A L S sich Mercurius hat grochen An Aglauros die im versprochen Zu helffen umb ir schwester schon D o floh Mercurius darvon Und wider inn den Himel kam < g i i i j " = So bald das Jupiter vernam Beruffet er in baldt für sich Und sagt „Mein Sun vernimm du mich Meim gebot solt du gehorsam seyn Und alweg thun den willen meyn D o r u m b schwing dich eilendts hinwider Hinab ans meer zur erden nider Far ghen Sidone inn das landt D o oben sthet zur lincken handt Die hechtend scheinende Pleias Welliches gestirn dein mutter waß An dem Berg findest du eyn hert Fichs / das selb treib mit deiner gert Gantz eilendts an des Meres gestadt Gleich do sich dein flug nider ladt" Bald geschach Jupiters will / die härd Ward behendt getriben / wie er begert An das gestadt noh bey dem meer D o selbst sah der G o t t Jupiter Deß Königs auß Tyri tochter schon An Meeres gestadt beim fih umbghon Noch lust spaciert sie inn dem graß
XXIIII")
160 der weit genent wirt.
w- Jupiter inn eyn Ochsen verwandlet furt Europam über meer.
Georg
Wickram
Draus sie die schönen blümlin laß Und wolt do sampt iren junckfrawen Deß meers breite über schawen Wie sie dann vormals was gewon Anß meeres gestad beym fih zu ghon Welliches fih irs vatters waß Wie ir dann handt vernummen daß Wiewol sich nit fast reümet zamen Eyn liebhaber und Gott mit namen Wellich vor andern Göttern war Der mechtigst unter allen gar Welcher die tunder / schnellen plick Durch seinen gewalt beweget dick Und so er übet seinen zorn All ding durch Fewrs gewalt wirt verlorn So das er alle weit erschreckt Der selb Gott Jupiter bedeckt Sich selbs inn eynes Ochsen gestaldt Und kam unter diß fih gar baldt Lieget inn eynes Ochsen stimm Jedoch erzeigt er sich nit grimm Sein färb waß weisser dann der sehne Weissem Ochsen fandt man nit meh Sein stirn und hörner warn so weiß Als hett man sie Balliert mit fleiß Und waren rund als werens gdreyt Sein äugen schinen alle beyd Inn seinem haupt wie eyn Christallen Europa gewan sein groß gefallen Io ob diß Ochsen gestalt so schon Wolt doch auß forcht nit zu ihm ghon Zu lest sie aber hertz empfing Das sie im etwaß neher gieng Und raufft der blümen / bodt ims dar Der Ochs nam der junckfrawen war
Das ander Buch
•»• Europa
sitzt uf dem schönen Och-
Und lecket sie ann irem Daum Jedoch thet er erwarten kaum 1835 Das er ir nit gab eynen kuß Dann er sie sunst liebt uberus Ging mit seim springen her und dar Als eyn frölicher er gebar Jetz inn die leng / dann noch der zwer 1840 Inn dem Ochsen Gott Jupiter All freud regiert in über die moß So das der Königin freud ward groß Sie nehert im so mehr und mehr -m Und strich den Ochsen hin und her lM5 M k j r e r z a r t e n w e i s s e n handt
wissent wer darin verborgen wass.
1850
1855
1860
1865
^ i t blümlein im sein gehörn umbwandt Und hat all forcht verlossen sider Der Ochs Jupiter legt sich nider Europa säumet sich nit lang Gar bald sie auff sein rücken sprang Darauff sie sanfft inn freiden saß Wust doch nit wen sie reiten waß Der Ochs rieht sich auff unter ir Gantz sitlich / sagt heimlich / „Wol mir" Gemach gieng er an meeres gestadt Mit eynem fuß hüpschlich nein tradt Demnach den andern und den dritten Biß das er mit gemachsamen schritten Kam gantz hin inn die Tieffe sehr Die junckfraw kont nit fliehen mehr Gar offt sie hinder sich thet sehen Mit grossen seufftzen / heissen trehen Sie thet auch offt und dick gedencken ,Weh mir der Ochs wirt mich ertrencken Sich selb auch / inn deß meeres tieffen' Offt thet sie iren junckfrawen riefen Das aber alles was verloren
162
Georg Wickram
Sie hielt sich an deß Ochsen hörnen Und hub da mit der andren handt 1870 Auß dem wasser ir Königklich gewandt Weichs ir der windt wegt hin und wider Und hangt ir inn daß wasser nider Also kam Jupiter darvon Mit Europa der Junckfrawen schon. (hr = X X V )
Außlegung. J l J n o so ire Pellicem vor der Theti beklagt hat / und verhindert mit andren gestirnts durchs Meer zu wandern / für wider zu Himmel und hat iren Pfawen mit den äugen Argi schön und hüpsch gezierdt / Also hüpsch und schön / als etwan auch der Rap ist gewest / diesen fug nimpt der Poet / die Fabel von der Krohen zu sagen / so vormal eyn hübsch Junckfraw was / genant Coronis / deß königs Phocidis tochter / so endtlich zu eyner Kroen ist verwandelt. Also hengt der Poet eyn fabel an die ander / gleich eyner waren Historien. Diese Coronis so von Neptuno wardt geliebt / der irer zur unzucht begert / und nötigen wolt / Pallas aber erbarmet sich irer / und verwandelt sie inn eyn kroe / und ist alle zeit bey der Palladi blieben / So aber die Pallas auch von dem Vulcano geschwecht wardt / Und Erichtonium gebar / hat die khro (so vormal Coronis was) sollichs außbracht / und also ist die khro von Palladi verhasset. Der Poet sagt anders von der stummende Onannischer sünde / sthet nit zu schreiben. Der rapp kumpt zu seiner nachbarn der Kröhin und will Phoebo anzeigen / wie seine bulschafft / auch Coronis / sunst Arsinoe / genant / mit eynem andren gesellen zu hielt / Die khro widerräth ir dasselbig / und sagt wie es ir gangen hab / wie sie mit irem geschwetz Palladis genad verloren hab / sagt auch zu eyner Warnung wie die Nyctimene eynes Königes tochter inn Leßbo inn ires Vatters beth sich heimlich verstolen hab / und so sich ires vatters beischlaffe mißbraucht hab / sei endtlich inn eyn Eul / so auff Griechisch Nyctimene heist / verwandelt worden. Der rapp hat sich des alles nit lassen irren / ist vortgefaren und Phebo Arsinoes bulschafft angezeygt / und also ist Phebus zornig worden / hat seine Arsinoen mit eynem pfeil durchschossen / und so im das leydt gethon hat / ist auch zornig worden auff den kleffer den rappen / und hat inn auß eynem sehne weissen vogel bechschwartz gemacht. Diese Fabel von der Khroe und Raben zeigen an das der schwetzer unwert ist.
163
Das ander Büch
Diese beyde v 6 g e l werden v o r anderen schwetzhafftig angezeigt / nach dem w o r t Horatii / der sagt. S E D T A C I T U S P A S C I SI P O S S E T C O R V U S , P L U S DAPIS, ET R I X / £ MULTO MINUS
HABERET
INVIDIAEQUE.
D a s ist / so der R a b stilschweigende könt ernehrt werden / w ü r d e mehr speis haben und w e n i g e r hass und abgunst. D e r R a p p wirt auch genant eyn Fellicator / welchs w o r t / v o n schand w e g e n / nit sol geteutscht werden / bedeut mißbrauch deß mundes. D e r R a p p soll auch sein eyer mit dem mund e m p f a n g e n unnd legen / schickt sich alles auff den mißbrauch der Zungen und deß mundts. V o n der krehen ist eyn sprichw o r t / Cornicari / das ist gleich eyner krehen vil schwetzen. Warlich vil schwetzen und hinderklaffen ist eyn g r o ß laster / IN MULTILOQUIO PECCATUM NON DEERIT / das ist / vil schwetzen kan sonder sünde nit sein / sagt Salomon.
Item
Qui
CUSTODIT
os
SUUM,
CUSTODIT
ANIMAM
SUAM
/
5
10
Wer
seinen mund bewart / der bewart auch sein seel. S. J a c o b sagt auch iij. 15 cap. „Wer inn keynem w o r t schnaubt / der ist eyn volk&mlicher m a n . " U n n d der H e r r sagt / w i r müssen v o n jedem unützen w o r t am jüngsten tag rechenschafft geben. D a s aber N e p t u n u s und Phebus / Pallas / beide Coronides / N y c t i m e n e alle K ö n i g / königin und königs kinder g e w e s t sein I und also schendtlich in stümmenden und anderen sünden vermackelt 20 angezeigt werden / wirt eyn anzeigens geben / das die wäre reynigkeit niergents also seltzam sei / als inn der Herren h ö f f e n / da nichts dann g e n ü g i g k e i t und wollust regieren. D e m n a c h ist eyn Sprichwort / hoch zu h o f f / tieff inn der Helle / Item / H o f f l e u t sein wilpret imm Himmel / E s hat sich eyn jeder reicher und gewaltiger w o l vorzusehen / dann darnach 25 der Stadt hoch ist / darnach ist er auch ferlicher. Wie nun der Phebus Coroniden erschossen hat / nam er das kindt (dann sie w a r schwanger) auß irem leichnam / bephal das Chironi / O c y r o e eyn Worsagerin k u m p t / sieht das kindt Phoebi / Aesculapius genant / sagt dem selbigen alles so er noch thun w e r d e / und was auß im v o r eyn man werden w u r d e / 30 D e r ursach ist J u p i t e r zornig w o r d e n / verwandelt die selbige O c y r o e n inn eyn M e r r / Raphael sagt / das diese Fz(b" = XXVybel straff die so sich irer kunst mißbrauchen / Chiron nach der Weissagung O c y r o e s ist inn eyn gestirns v o n viertzehen stern / verwandelt. Dieser Chiron was eyn hochgelerter man / milt und köstfrey etc. Diese Fabel wil das die 35 gelärthen / so sich irer kunst nit mißbrauchen / Sonder jederman zu der gerechtigkeit mit lehr und gutem E x e m p e l anhalten / hernach v o r allen andern sollen glantzen w i e das Firmanent v o r allen andern Elementen / D i ß sagt auch also der Prophet Daniel, cap. xij. D i e Fabel der v e r w a n d e l u n g Batti zu eynem steyn / Index genant / das ist I eyn prübsteyn / ist eyn Fabel w i d e r untrew / dann man sol ja auch
40
164
Georg Wickram
eynem feindt glauben halten / Aber heut helt niemant dem andern glauben / Exempel aller untrew sehen wir yetz an den höchsten heuptern der Christenheyt / erbarm sichs Got. Aglauros wirt verwandelt inn eynen steyn / ist wider das laster deß hass / neidts unnd abgunst / besonderlich a b e r w i d e r die INVIDIAM FRATERN,® GRATIS / D a s ist a b g u n s t d e r b r ü d e r -
lichen genaden / so auch heut gantz gemeyn ist. Jupiters Bül Io ist zu eyner khü verwandelt / hie wirt der schelm zu eynem Ochssen / Das ist eyn gemeyner Stier / Europa deß Königs Agenoris tochter / von wegen eiteler vorwitz / geylheyt und böser begirden / sitzt auff den Ochssen / hat sonst nichts zu schaffen. Ist eyn Warnung der Edlen und grossen Herrn / daß sie ire kinder (wo sie änderst der selbigen seligkeyt begeren) hart anhalten / sonst werden sie durch den grossen wollust und bracht also geyl / daß sie auch (wie Horatius sagt) Ebruch meditirn / dieweil sie noch kinder sein. Zu solchem dienet wunder wol das hoffieren unnd das beischlaffen auff glauben wann sie sad essens und trinckens sein / weins und lauterdrancks / O deß glaubens / O des Adels / es möcht eyner wol v o n s o l c h e m g l a u b e n s a g e n / PROH DEÜM ET HOMINUM FIDEM.
Ende des andern Büchs Ovidii von verenderung der Gestalten.
(hi/^xxvry Das Dritt buch Ovidii von verenderung der Gestalten. Inhalt der ersten Figur deß dritten Buchs Ovidii / von verenderung der Gestalten.
Cadmus sucht sein schwester Europam Cadmo sein geselschafft gar umbkam Cadmus thet seinen gesellen klagen Den grossen wurm thut er erschlagen 5 Cadmus eyn Göttlich stimm erhört Acteon inn wald jagen fert. *
A L S nun der Ochs kam über Meer Do ließ sich der Gott Jupiter
166
«w C a d m u s verzeicht sich seins vatter reich.
»•• Das was eyn T e m p e l Apollinis / inn w e l c h e m der Gott dem volck weis saget.
Georg
Wickram
Sehen inn seiner rechten gestalt Europa in erkennet baldt J a das inn eynes Ochssen bild Sich hatt verkert der Gott so mild Agenor der K o n i g welcher was Der tochter vatter / horte das Sein tochter gantz verloren wer Derhalb er sich bekümmert sehr Er klaget auch inn kummer groß Sein tochter fast on underlos Zü Cadmo seinem Son er sprach „Son loß erwinden umb keyn sach Umbzih bald alles Königreich mein Und such die liebst schwester dein D u solt nit kommen her zü landt Dir sei dann ir wonung bekant" Cadmus zog hin inn grosser schwer Und sucht sein schwester hin und her Inn seins vatters reich weit und breyt Im aber ward nichts von ir geseyt Dann Jupiter hielt sie verholen Von dem an er sie hatt gestolen Als sie nun Cadmus nirgent fandt Verlies er vatter und das landt Seiner schwester hatt er sich verziehen Den Parnassum er uff thet stiegen Gieng uff dem berg inn eyn Betthus Inn dem der Sonnen Gott Phebus (hij" = Den leuten saget künfftig ding D o selbes fragt in der jüngling W o er hin b a w e n solt eyn Stadt
Weil er seins vatters huld nim hat Der Gott antwort im do zumal „Wann du den berg gehst ab zü thal
X X V I " ' )
Das
•w Ursprung der Stadt Thebe.
iw Cadmus frndt die ku wie im Phebus gesagt hat.
drift
Büch
U n d wirst die selb gegendt erspehen Zustund du do eyn khu thust sehen Die selbig noch nie joch getrug Weder zu wagen noch zu p f l ü g Sie geht dir vor / d r u m b folg ir nach U n d w o du siehst / sie rhaw empfach Schlag d o z u h a n d t uff dein gezelt U n d heb zu bawen ahn das feldt D a s wirt Battia das landt U n d die selb Stadt Thebe g e n a n t " Cadmus gantz frolich g i n g v o n dann U n d rufft Phebum gantz fleissig ahn S o daß er seiner bitt gerucht U n d im helffen u m b daß er sucht Sein bitt uff stund erhöret wardt D a n n ehe er vollendet sein fart U n d den berg abhin k o m m e n was D o fandt er eyn khü inn dem graß An welcher khü so gentzlich keyn Arbeyt am hals nach leib erscheyn Sonder scheyn aller arbeyt loß D a v o n sich Cadmus frewt on moß Sie gieng im vor / er folgt ir noch Ir gehörn und haupt das trug sie hoch Fast laut zü lügen begundt U n d also mit dem schrey stillstund Sie sach zü rück hinder sich wider U n d legt sich an eyner Seiten nider Cadmus ersachs ward hertzlich fro U n d danckt mit fleis dem G o t t Phebo E r fiel nider und küst die E r d e n Dahin die Stadt gebawt solt werden Und schlug damit uff sein gezelt Allenthalb u m b sich inn dem feldt.
168
Georg Wickram
C a d m u s schickt seine gesellen nach wasser / sie f u n d e n eynen b r u n n e n inn e y n e m waldt / d a b e i het eyn g r o s s e r w u r m sein w o h n u n g welcher d e m C a d m o alle seine g e s e l l e n erwürget u n d u m b b r i n g e t . ij.
Beschreibung dess grossen wurms von welchem nach mals das volck Boetie kommen ist.
C A d m u s den Göttern opffern wolt Als er das selbig billich solt Eilens er sein botten sandt Inn eynen wald gantz ungebant 75 Der war von dickem hirsten rauch Gantz finster war der wald und Strauch Keyn Sonn / noch Mon darin nit scheyn Eyn brunnen inn eym runden steyn Inn disem wald stund wassers tieff so Dahin sein gesind als samen lieff Und wolten wasser holen do Eyn grosser Serpent wonet nho Bei disem brunen inn eym hol Der war gestanck und gifftes vol 85 E r trug eyn kam rod wie eyn feur Sein anblick war gantz ungeheur Sein äugen brunnen wie eyn glüt Und schienen von ferr rot wie blüt Eyn drifach Ordnung inn seim mund Von scharpffen zeenen rund umb stund Sein zungen wie eyn nodel stach Und warn die spitz getheylt drifach Damit kont er sich krefftig weren Und alle ding zumol verseeren Als aber Cadmus botten funden Den brunnen ihn noch unerkunden D o Hessen sie nab an eym seyl Den Eymer Weichs in bracht unheyl Dann als der Eymer nam sein fall Er inn dem brunnen laut erschall
Das drift
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Buch
Der schlang inn seinem hol das hört Eilet fast zu deß brunnes ort Mit eym mechtigen grossen prausen Begund er zu dem brunnen sausen So das sein ungefüger schall An allen enden Widerhall Groß angst begegnet den elenden Der Eymer fiel auß iren henden Sie würden also gar verzagt Als sie der wurm so grausam jagt Er begund sich zu sammen schmücken Und nam den schwantz uff seinen rücken Inn eyner Scheiben sprang er geschwind Gantz grimmig an das fremb gesind Und strecket sich so lang er was Gegen in inn dem grünen graß Vor forcht mocht iren keyner fliehen Auch kont keyner sein bogen ziehen Die forcht sie all umbgeben hatt Das keyner nit wüßt was er that Inn dem griffs an der grausam schlang Den eyn er mit sein zeenen zwang Den andren wunt er mit seim schwantz Den dritten mit gestanck tödtet gantz
ii/r = Deß mag ir niemant widerstohn' Ceres was diser worten fro Doch was ir tochter nit also Besinnet / dann die toll und tum 990 Des tages gieng spatzieren umb f r Proserpina Inn den hellischen garten schon isst vonn der Darinn sie vil der frucht sah stöhn fruchf/dar umb nit mehr
U n d ° b S I S° S k a b b r a c h n a c h l u S t S i e b e n k o m s i e d a v o n erwuscht
Ll/r
314 davon mocht erledigt werden.
Georg
Wickram
U n d s c h o b die bald inn iren m u n d t D i ß achtet n i e m a n t zu der stundt Wann Ascalephus dazu kam D e r selbig melt die ding alsam U n d s a g t d i ß als a n ir a u ß f a r t D i ß m e i d u n g i m gantz zu saur wardt P r o s e r p i n a die K ö n i g i n D i e m a c h t zu e y n e m v o g e l in D a r u m b e r sie v e r m e l t der zeit Sein äugen wurden g r o ß und weit D a s haupt ward im ungstalt und breyt Sein fettich er gantz langsam treyt V o n der erden empar gelich Sein s t i m m die laut g a n t z g r a u s a m l i c h D e n leuten sagt er b ö s e m e h r Sein n a m heyst der leydig H a w e r D a s m a c h t daß er zu unzeit hat Verschwatzet Proserpine that."
Jupiter verricht den zanck zwischen Plutoni unnd Cereri / also das Proserpina den halben Monat inn der Hell / den andren am Himel sten soll / welchs der Mon ist. < ( x i i j . )
„Jupiter
sich bald understundt
Z u m a c h e n eynen fried und bundt 1015 Z w i s c h e n C e r e r e u n d P l u t o S e i m b r u d e r / der fried w a r d also D a s Proserpina solle stöhn A m H i m e l / w e l c h e ist d e r M o n / E y n halben M o n a t tag und nacht 1020 S o d a n n e y n s e m l i c h s i s t v o l n b r a c h t S o l l sie d a n n w i d e r i n n die H e l l e n Z u Plutonis diensten und gsellen
Das fönfft Büch
w Aretusa erzalt Cereri wie sie zu wasser worden sei.
•w Von der schonheyt Aretuse.
Demnach sie wider uff thut gohn Bei ir Mutter am Himel stöhn Wie mans all Monat sieht da oben Solchen vertrag thet Ceres loben Und ließ von irem trauren / klagen Sie bat / ir Aretuse sagen Wie sie zu wasser worden wer Dann sie davon nit horte mehr Aretuse deß willig was K a m auß dem wasser also naß Sie rang bald auß ir nassen hör Damit sie reden kont darvor Sie sagt ,Ich waß eyn schone maget Als man fand eyne uff der jaget Auch keyne sonst mehr seyler stalt Als ich thet uff dem gjegt imm walt Von angesicht was ich so schon Mir hett gezimmet wol eyn K r ö n Solt mich schon hon eyn Keyser gnommen Es wer im nie zu verwiß kommen D o c h achtet ich deß lobs gar nit So mir gmeynglich gaben die leut Wiewol das gmeynlich liebt den frawen Dann sie mich schon fast theten schawen So achtet ichs nit umb eyn har Ir loben daucht mich schendtlich gar Eyns mals sich umb eyn mitten tag Die sach zutrug / wie ich dir sag / Noch lust inn eynen wald ich gieng Mein köchcr an meiner seiten hieng Darzti mein bogen wolbereyt Von hitz der Sonnen und arbeyt Was mir damolen worden heyß Das über mein leib gieng der schweyß
316
Georg Wickram
1060
1065
1070
1075
1080 w Alpheus eyn wasser Gott.
1085
1090
Als wann ich gar beschüttet wer So sich ich eyn wasser on gfer Gegen mir streichen wassers reich Eynem gleüterten Zinn geleich So lauter was es das man kundt Den sand gezalen an dem grundt Weidenbeum stunden beyder seit Die gaben schatten alle zeit Inn diß wasser / ich eilet baldt Zu disem lautern wasser kalt Damit mir meiner hitz würd büß Ich tratt gantz sitlich mit eym füß Ins wasser / bald ich ward gewar Der külin / entblöst ich mich gar Und fiel mit gantzem leib hinein Dann ich mich meynt gantz sicher sein Mit lust schwam ich wider und fort Ziest hör ich hinden an eym ort Eyn gantz erschrockenliche stimm Die lautet gantz heyser und grimm Ich forcht mir sehr und wust nit was Zum Staden nehet ich mich bas ,War wiltu?' rufft mirs zweymal nha ,War wiltu doch Aretusa?' Diß was der wasser Gott Alpheus -m Und hatt do selbs stehn sein huß Ich schickt mich nackent zü der flucht ( j ) t i j " = LVvS) Darzu zwang mich junckfreilich zucht Ich vergaß an dem andern gstadt Meins gwands / daz brocht mir großen schad Dann als er mich nackend anblicket Ward er erst vast inn lieb verstricket Sein hertz gen mir gantz hefftig bran Er lag mir fast mit worten ahn Ich lieff dohin / keines wegs nit acht
Das f ä n f f t Bich
w Diana macht eyn nebel über die Aretuse so das sie Alpheus nit mer sehen mocht.
21
Dann wohin mich der lauff sunst bracht Als über thal und über bergk Wie fast er lieff auß grosser sterck Er mich doch nit beziehen kund Inn eyner guten langen stund Zu lest gieng mir auch ab die leng Do ward der weg zwischen uns eng Zwischen uns bleib eyn kleine luck Die Sun mir hinden schin zu ruck Und sach jetz vor mein äugen sthon Den schatten so von im thet ghon Sein othumb ich auch wol empfandt Welcher mein hör gehn berg auff wandt Also inn meiner lauffenden noth Ich mein hendt gehn Dianen bodt Und sagt / ,Hilff heilige Göttin Dann ich jetzundt gefangen bin Hilff mir / die du zu manchen molen Den meinen k6cher voller strolen Zu sampt dem bogen hast gthon' Diana mich erhöret schon Eyn nebel warff sie auff mich baldt -m Damit sie mich bedackt mit gewalt Alpheus stund / verwundret sich War doch so bald wer kummen ich Zweymal laut rieffen er bgundt Mir / die ich inn dem nebel stund Er umblieff offt den nebel dick Ich stundt / forcht mich sehr vor seim plick Gleich wann eyn Schof eyns Wolfes stimm Hört gehnn auß seinem hals so grimm Und ist der Wolff schon bey der stigen Das Schoff schweigt und thut gantz stil ligen Gleich eynem hasen der do leit Inn eyner Hecken lange zeyt
W i c k r a m XIII/1
318
Georg Wickram Verborgen vor den hunden
grimm
D e r l a u s e t still u n d r e g t sich A l s o was mir auch do zu 1130
nimm
mut
A l p h e u s stund mir an der
hut
D a n n er i m m sandt keyn spür sah D a s ich im vorgelauffen
mehr
wer
Ich stundt / der kalt s c h w e i ß aus m i r Und 1135
floß
v o n mir gleich eynem
H i n a b gen Thal v o n allen
enden
V o n fingern / negeln / hals / u n d A u ß beiden mein armen und K e i n hör an mir nit w a s so
klein kopff
Es hieng daran eyns schweisses A u f f h u b ich e y n e n f u ß u n d E y n w e n i g v o n der selben
henden
bein
S o mir thet sthon an m e i n e m 1140
tropff
trat
statt
D o lag der schweiß a m selben
grundt
Gleich w a n n eyns Brunnens quel do i 145
Ich fieng gleich zu verschmeltzen W i e sehne thut an der S u n n
tag
lag
Sobald Alpheus mercket 1150
das
D o w a s er auch keins w e g s nicht laß U n d leit sein m e n s c h l i c h b i l t n u ß V e r w a n d l e t sich inn w a s s e r
D i a n e rufft ich an mit
mir
bgir
,Hab ich dir gdient O G ö t t i n S o w ö l s t du hie erlösen Also Diana trewlich
reich
mich'
wielt
U n d under mir die erden
spielt
D o r i n verschloff ich schnei u n d ii6o
nider
wider
D o m i t er sich v e r m i s c h t mit
ii55
stund
an
zerghan
S o sie s c h e i n t u m b d e n m i t t e n A l s o inn wasser ich d o
brach
bach
bhend
U n d macht mich eylentzs v o n d e m W i e ich zu diser zeit n o c h p f l e g
end
Das f i i n f f t Büch
319
Under der erdt eyn weiten weg Fliß ich dohin / biß ich kum har Wie du mein worden bist gwar ii65 Diß glaub mir Cereß sicherlich Dann also ward zu wasser ich.'"
Ceres demnach sie irs zorns gemiltert / fert sie mit iren Tfachen gehn Athen / kumpt zu Triptolemo / befilcht im die frücht inn Sytiam zu füren / Triptolemus wirt übel von dem König empfangen. ( x i ü j . y „ A L S Ceres die Göttin deß Korns Vergessen hatt jetz ires zorns Rüst sie sich und wolt faren von dannen 1170 Inn iren wagen thet sie spannen Gar grosser schneller Trachen zwen Und für dohin gegen Athen Inn dem lufft bey den wolcken ho m- TriptoleKam zletzst zu eym hieß Triptolemo mus fett auff 1175 Den hieß sie sitzen auff iren wagen em Wagen Dann er die frucht solt fürn und tragen Cerens inn die ° Insel Sytiam. So im dann Ceres hatt gegeben Das man das erdtrich sehet eben Do man dann mangel het an korn (j>iiijr — LVIry »so Weichs land Ceres verderbt davorn Triptolemus sein fart bald nam Und fur inn die kalt Scitiam Do herschet der König Lincus Als im nun der bott kam zu huß 1185 Do fraget er in newer mehr Von wann er kern / welchs landts er wer
320
•w Triptolemus postiert imm lufft.
«•- Der König wolt Triptolemum bei nacht erwürgt haben / Ceres aber hilfft ihm darvon / der König wirt zu eyner Natern.
Georg Wickram
Und was er hett für eynen namen Der ding bricht er ihn aller samen Sagt ,Ich bin Triptolemus gnant Athen heysset mein vatterlandt Zü dir bin ich postiert hehr -•« Weder zu landt noch zu Meer Auch nit zu schiff zu fuß auch nit Ich zeyg dirs aber an damit Dus wüst / imm lufft bin ich herkommen Mein kunst der gantzen weit bringt frummen Dann ich deß samens bring jetz har Daran die weit hatt mangel gar An Weyssen / Habern / Gerst und Korn Der König nam der wort groß zorn Gedocht ,Wo diser frembling sich Mit solcher kunst inn reisset glich Und wider bawen wirt die Erden Er möcht dem volck angnemer werden Dann ich' / also der König inn haß Ghen Triptolemo gfallen was Jedoch sagt er im Herberg zu Und meynt so bald er kern zu rhu •»» Deß nachtes schloffen an das bett Daß er in dann ertödten wött Ceres aber die Göttin gut Hatt ires dieners gute hüt Sie thet gar fleissig für in wachen Und hieß sich bald von dannen machen Den König sie schnell und behent Inn eyn gifftige Notter went Welche mit scharpffer äugen blick Thut sehen durch eyn mauren dick Als ob gantz nichts davor nit sei So scharpff hatt sie ir gsicht so frei."
Das f ü n f f t Büch
Hie hat eyn end Caliope der Jungfrawen gesprech / behelt den sig gegen den neün schwestern / welche inn Aglastern verkert / welche noch schwetzige V6g}el sind / an etlichen orten atzlen genant werden. 5 Das kindt reckt auff sein beden hend Weinend die mutter eß ansah Dann im der todt jetz was gantz nah Gar jemmerlich es weint und schrei Die mutter bhend das kindt entzwey 10 Mit seines vatters schwert thet schlagen Sein redt und leben bed gelagen Die schwester räch auch do ir leidt Dem kind sie bald sein haubt abschneidt
376
• Tereus sein eigen kindt.
Georg Wickram
Sein leib ward gar von ihn zerrissen ( j i i f — LXVIF') 1435 Eyns theils brieten sie an den spiessen Das ander ward beim Fewr gesotten Diß wirtschafft aber ward verbotten Dem gesind im hauß allen inn gmein Tereo irem mann allein 1440 Hat sie eyn semlich mol bereit Und lud ihn noch deß landts gwonheit Das er eyns mols solt mit ir essen Als sie nun waren z tisch gesessen Trug man die Speiß fürn König dar 1445 Tereus ward sein nit gwar Das er sein blüt und fleisch do fraß frist Er sagt gar offt „Ey wie kumpt / das -»« Mein Sun Ithys nit ist zugegen Und thut mit mir der molzeit pflegen."
Philomela wirfft dem Tereo seines eygnen kindts kopff inn sein angesicht / darbey er erkennen solt waß er für eyn speiß gessen het. xxij. 1450 Z u h a n d t Progne gar unzaghafft Öffnete die grausam wirtschafft Sie sagt „Du schalck / treuloß / unmilt Du hast den fressen den du wilt Dann er dir warlich ist gantz nha" 1455 Inn dem sprung her Philomela Gantz grausam mit zerstreutem har Ir hend und kleider gantz blüt far Sie warff deß kindts haupt under sie Ir tag het sie warlichen nie 1460 So gern geret als dises mol
377
Das sechste Büch >m- Tereus erkant das haupt seines kindts.
Tereus saß / war schreckens vol So bald er immer sach das haupt D o
w a f d t
er allef
sin
b e r a u
pt
Inn zorn im sein hertz thet erhitzen 1465 Beim Tisch mocht er auch nit mehr sitzen Die Tafel sties er von im trot Vermeint Progne zu schlagen thodt Sie zu erwürgen was im gach Sie flohen bald / er lieff ihn noch 1470 Vermeinet sie inn solchem jagen All beide samen zu erschlagen Sein willen aber geschähe nicht Dann inn der wunderlichen gschicht Begund es die Gött zu erbarmen 1475 Und schirmetten die beden armen Dann er zu stund ward eyn Widhopff Das schwert wuchs im auff seinem kopff Eyn langer schnabel ward sein spies Damit er vormals schoß und stieß 1480 Die Bantzer Sprinckeln stond im frey Als ob er schon gewopnet sey. Progne wirt inn eyne Schwalben / Philomela inn eyn Nachtigal / Tereus inn eynen Widhopffen verkert werden / solchs alles der not2wang Therei zu wegen brocht. xxiij. P R o g n e die Königin eyn Schwalm wardt Dann sie auch noch ist von der art Das sie auch noch bey unsern Zeiten 1485 Gern wonen thut noch bey den leuten Dann unter hauses obetach Sucht sie nach Herberg und gemach Sie ist noch schwartz an federn rieh
Georg Wickram
Den schwartzen kleidern gantz gelich 1490 Von welchen oben ist gesagt Inn welchen sie ir schwester klagt Darzu eyn fleck von rotem blüt Nit weit von irem mundt sthon thüt Der stern fleck von irs kindts blüt kam 1495 Als sie im selb das leben nam Nun hört wie Philomela ward Gantz von menschlicher gstalt verkart Sie wardt zu stundt eyn Nachtigal Wie mans noch hört inn berg und thal 1500 Klagen ir höchstes ungemach Weichs ir zuvor im waldt geschach Also flog sie schnei inn den waldt Klagen ir leidt semlicher gstalt So baldt der May herinher dringt 1505 Das laub und graß herfürher springt So höret man ir stim so Hell Imm walt / und klagt ir ungevel Und erstes krentzlein so sie trüg Und ir har ab zu rucken schlug 1510 Auch hat all ir schön gwendet sich Inn lieplichs gsang als samentlich Die noch mit irem süssem schal Fürtrifft die andern vogel all Wie sie auch andern frawen zvor 1515 Mit irer schön ist gangen vor. Boreas der mechtig Windt wirbt umb die tochter Erithee welche Orithya genant was / welche im versagt wardt / davon der mechtig Windt sehr zürnet, xxiiij. (siij" = LXVIF) D E r kummer und groß ungefell Der beyden töchtern bracht zu hell
Das
sechste
Bich
König Pandionem vor der zeit Darzü kam uff eyn ander seit Sein landt / sein reich und Königlichs huß Weichs noch im bsas Eritheus Welcher nit hatt hares breyt An ritterschafft oder reichheyt Acht kinder hatt ( e r ) an der zal Vier megt / vier knaben inn der wähl Zwo t6chtern schon erwachssen warn An schöne gleich / manbar an jarn Cephalus deren eyn bekam Procris wirt Die hieß Procris mit irem nam -m dem Cephalo 153Q Die ander Orithya hieß zum weib Boreas umb sie freien ließ vermehelt. Welcher ist eyn seer starcker windt Der warb umb das vil schöne kindt Als aber im sein bitt versagt Und im abgschlagen ward die magt Sah / das sein gütlich bitt verlorn Solchs thet dem starcken windt fast zorn Welcher do bloset Nordort her Er sagt „Mir wirt glont meiner bger Ei warumb brauch ich nit mein krafft? Hei warumb bin ich so zaghafft? Warumb thet ich die bitt bestohn? Dieweil ich solche stercke hon Damit ich thu die wolcken treiben Daß sie sich vor mir müssen Scheiben Sie mit meiner macht zusammen reyb Das ich die fewres blick rauß treyb Und mach durch tonder grossen prommen Wann ich und meins gleich zamen kommen Und inn der höh zusammen stossen Welche dann auch seind windts genossen Mit meinem starcken blost und wegen
379
380
Georg Wickram
w Boreas der keltist windt.
Boreas so 1560 der under die Erden kompt / wirdt die Erd von im zu eym erdbidem bewegt. 1565
Für ich zu sehne und schlos den regen • Ich bewegte auch das weite Meer Deß grünen waldts laub ich erfror Und mach in alles laubes blos Keyn bäum uff Erd mir ist so groß Den ich mit meiner sterck zu stundt Nit reiß mit wurtzlen auß dem grundt So ich dann under derden schliff "•« Ich sie mit gantzem gwalt ergriff Das sie sich auff mein rucken schittet Davon die gantze weit erbidet Derhalb stand ich von aller bett So ich umb Orithya thet Ich far hin zu der Erden baldt Und für sie hin mit gantzem gwalt."
Boreas inn eyner windts braut furt mit ihm hinweg die schöne Orithya / die emphet unnd gebiert von ihm zwen sün / welche flügel und federn an ihrem leib gewunnen. XXV.
ALS Boreas semlichs hatt gret Er seine flügel schütten thet 1570 Von dem ort uff do er dann lack Davon die gantze Erd erschrack Von grundt thet er uffregen sehr Die grossen hauffen sandt am Meer Inn solchem nebel / staub und sandt 1575 Flog er uff inn die höh zuhandt Den staub er von der Erd uffweget Als hett sich do eyn wint erreget So etwan eyn Stadt ist entzündt Inn disem staub und starcken windt 1580 Furt er deß Königs kindt mit im Die schrey gar laut mit heller stimm
Das sechste Büch
•w Boreas kompt zu den Cicones.
(siiif
381
I m was gegen den wolcken g o c h D i e Spatzen flogen im starck n o c h A u c h sagt man das er nie verzuck A n seim starck fürgenommen fluck B i ß er mit seiner braut hin kam Zu eynem volck das heyst mit nam Cicones / do ließ er sich wider -m Mit seiner braut zur E r d e n nider Inn grossen freyden sie umbfieng Z w e n sün sie do v o n im empfieng D i e wurden schön der Mutter glich J e d o c h irs vatters art gentzlich Sich auch an in erzeygen wardt D a n n in nach ires vatters art Wuchssen federn an allen enden Beyde an füssen und an henden D i e waren weiß graw als eyn eiß Ir namen Cethes und Calais Die furt nachmalen über See J a s o n / sampt andern gierten meh Als er in d Insel Colchas für D o mancher Held sein leib verlor So was auß seines vatters landt Welche umbkamen alle sandt D a n n sie das güldin fliß so rieh Z u gwinnen meynten all gemeynglich Darzü die güldin dpffel schon J a s o n solch gfar auch wolt bestohn D a n n er meynt je preis zu erwerben Oder ritterlich drum zu sterben.
= LXVIiry
Außlegung.
D i e Fabel Pelopis wirt erklert durch das wort: G o t t schlegt unnd heylt / Gott schlegt mit eyner güldene rutten / Gott gab / G o t t nam / sagt lob. Tantalus versucht Gott / des wirt er schwerlich verdampt. Pelops hat
25 Wickram XIII/1
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Georg
Wickram
eynen Helffenbeynenen arm bekommen vor den / so im Ceres die Göttin abgebrochen und gessen hat. Also wirt uns alles herlich erstat und vergolten I was wir hie umb Gottes willen thun oder leiden. E s kündt auch wol Allegorice außgelagt werden / das Niobe / die schwestern Pelopis / zu 5 eynem bäum verdampt wirdt / ir brüder Pelops gebessert. Wem Gott wol will dem vermag niemandt ubel. Pelopem trösten alle freunde / sonder Tereus / der hat selbst zu schaffen. Diser Tereus beschlafft seiner haußfrawen schwestern / schneid ir darnach die zung ab. Sein haußfraw Progne wil sollich ubel rechen / erwürgt ir 10 eygen kindt. Item sie kocht das und gibs dem vatter zu essen / werden also samptlich verwandelt / Tereus zu eynem Widhop / Progne zu eyner Wachteln / Ithys zu eyner Schwalb / Philumela zu eyner Nachtigal. Diß also zu bezeugen / sein noch heut bei tag genugsam argument / nemlich daß der Widhop eyn unreyner vogel ist / der inn sein eygen nest scheist / 15
w i e d a n n a u c h d e r T e r e u s REVELAVIT TURPITUDINEM SORORIS UXORIS. D e r
ketzer hat seiner haußfrawen schwester scheme entdeckt. Incestus wirt gemeynlich ketzerei genant. Das ist / so sich die nechsten blütverwanten und gesipten beschlaffen oder undter eynander freihen. Ketzer gemeynglich seindt dem Gebot / so undter den verwanten die E h verbeut / 20 zu wider. S. Ambrosius sagt / das nie güts auß sollichen Ehen entstanden sei. Wie nun d i s e r Tereus sein eygen S c h w ä g e r i n u n d h a u ß f r a w e geschendt hat / m u ß er n u n inn seinem eygenem quadt sitzen. Die Glösa ü b e r d e n L e v i t i c u m s a g t . UPUPA EST LUGUBRIS AVIS, LUCTUM AMANS. D a s
ist / der Widhopff ist e y n leyd vogel / ist gern w o leydt u n d j a m e r ist. Schickt sich wol auff alle ketzer / so gemeyniglich nichts stifften dann jamer u n d leydt. Isidorus sagt / e r neste gern inn todten grebern u n d mit menschen quadt. E r hat noch heut zu tag sein Königlich K r ö n a u f f seinem haupt. D e r gleich ist die gnad fraw Progne e y n herlicher vogel / nemlich e y n Wachtel / welch Camester nent AVEM REGIAM. Gschmeckt nach v o m 30 Adel / die edelleudt essen sie auch gern / verbieten sie d e n bawern / als das sie unwirdig seien / sollich edel fleysch zu essen. Man sieht auch noch warzeychen deß mordts an der schwalben / dann also sagt der Poet. 25
N E Q U E ADHUC DE PECTORE
C^DIS
E X C E S S E R E N O T , ® SIGNATAQUE S A N G U I N E PLUMA
35
EST.
Die Schwalb ist noch zum theyl schwartz von dem blut / und ist auch noch gern inn den heusern / mag nit inn den weiden und eckern bei vatter und mutter nesten. Und die Philomela wie sie eyn stumme J u n g f r a w ist gewest / ist sie nun zum gegen theyl eyn lautsingender vogel. Also sieht jederman das diß Fabel artig und kunstreich ist / wider die hoff 40 unkeuschheyt / so von grossem mütwil und wollust kompt. Z u solchem dient auch die folgende Fabel Boreae / deß windts oder Gottes / welcher
Das sechste Büch
383
dem König der Achaier Erichteo sein tochter beschloffen hat. Diser Gott ist nit also ehren fest gewest / wie heut unser Adel ist / welche inn iren hoffwercken und banckiren / wann sie druncken sein / bei eynander auff glauben liegen / und dannocht so keusche leut bleiben das sie inen die erbarkeyt alleyn zu schreiben. Dise edle hur Orythia hat zwen benckling geberdt / Zethum und Calaim / die selbigen haben baldt flugel bekommen / und seindt hoch inn die lufft geflogen. Inn der lufft fliegen heyst erstlich behend / geschickt und thatlich sein. Justinus legt also auß Hb. lxiiij. inn der Fabeln / darin gesagt wirdt / das die Merren inn Lusithanien nit von hengsten / sonder von Wester windt / entphahen. Dise Fabel (wie der Justinus sagt) ist keyn unärtigs gedieht / demnoch die pferd inn Lusithanien vor andern wunder schnei erfunden werden. Und es ist eyn Sprichwort / Ocyor Euro / scYine.\(siiij" = LXVIII"}\et dann der windt / das gesagt wirt von allem so schnei und hurtig ist. Zum andern heyst inn der lufft fliegen hochmütig sein / und inn der weltlichen ehr eyn grossen namen wöllen machen / darzü die edlen Nothi alle zeit meher geneygter sein gewest / dann andere gemeyner bfirger und bauren kinder. Auff dise weiß der reden sagt Horatius. Ode. 1. LIB. 1. S U B L I M I F E R I A M SIDERA V E R T I C E . Ich werd mit meinem heupt den Himel anrüren. Disem allem nach bedeuten diser Zethes und Calais starcke und behende / doch stoltz und ehrgeitzige edel Hurkinder. Von der eiteler ehr diser weit CENODOXI oder INANI GLORIA / volgt nun imm sibenden Capittel.
Ende des sechsten buch Ovidii.
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Das Siebendt buch Ovidii von verenderung der Gestalten. Inhalt der ersten Figur deß siebenden Buchs Ovidii / von verenderung der Gestalten.
Jason fert über Meer inn Colchos Medea entzünt inn liebe groß Jason das güldin fliß gewan Medea fert mit im darvon 5 Bei nacht holt sie der kreuter vil Irn alten Schweher jungern wil. *
Das siebendt Büch
(tr = LXIXrS> Wie Jason inn die Insel Colchos gefaren und aldo deß Königs tochter Medea gegen im inn grosser liebe entzünt wirdt / hilfft im durch ir kunst hinder das güldin fliß. j.
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«v Medea die gros Zauberin.
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j A s o n mit seinen geferten zwar Uff Meeres flüt leyd groß gefar Biß sie das landt mochten erkunden Zulest sie doch das ort erfunden Da Phasis fleisset inn das Meer Da namen sie irs weges ker Und richten ire segel satt Gerad gegen des Königs Hauptstat Mit freyden gingen sie an landt Gar baldt Jason eyn weg erfandt Daß er selbs vor den Konig ging Der könig sie gar schön empfing Und fragt was ir anliegen wer Als er verstundt Jasons beger Das er suchet das gülden Fliß Do brachts dem König kümmernis Er zeygt Jasoni an die gfar So darunder verborgen war Als dan was gferlich angst und noth Grausam erschrecken / grimmer thot Weil im der König solch angst erzalt Des Königs tochter des jünglings gstalt Ermessen ward / gantz tieff entzünt Medea hieß des Königs kindt Q j e tochter inn der Zauberei
War scharpff und irer kunst fast frei Dann was sie inn irm sinn gedocht Durch ir kunst bald zu wegen brocht
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386 Medea entzint inn liebe gegen Jasoni.
Medea redt und antwort mit ir selbs.
Georg Wickram
Medea gwan semlichen lust -»« Zu Jasoni / das sie nit wust Wie sie ir hertz möcht wenden ab Antwort sie offt ir selber gab Sie sagt „Medea gib dich baldt Inn Jasoni deß jünglings gwalt Dann im der Gott der lieb wont bei Doch wundret mich fast wie im sei Das ich mein hertz soll gefangen han "»t Gegen eym gantz landtfrembden man Ach krenck dich nit / Medea / fast Gegen dem jungen frembden gast Was kümmert dich sein angst und noth Oder ob er kom inn den todt Solt ich meins vatters gnad und huldt Verlieren / und s e i n e r ) ungedult Gegen mir selb eyn ursach werden Nun hab ich gschworen mit geferden Den Göttern und dem vatter mein Mein ehr zu bhalten keüsch und rein Solt ich mit eynem frembden man Ziehen vom vatter weit hindan So würdt ich an der frembt eyn gast Und allem volck eyn uberlast Mir wirt wol inn meins vatters reich Eyn man / so mir mag sein gleich Darumb schlag ich auß meinem hertzen Eyn solchen vergeblichen schmertzen Dann es fast übel ist gethon O weh ich mag nit widerstohn Vernunfft rath mir an eynem end Die lieb zu ruck mich wider wendt Ach theyl ich im mein hülff nit mit So kompt er umb / do für hülff nit Die Götter stünden im dann bei
Das siebendt Büch
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Nun muß ich doch bekennen frei Das Jason meiner lieb ist werdt Wen wolten doch sein züchtig gberdt Sein Adentlich wolgstalte jugent Sein herkummen / ritterlich tugent Nit zu seiner lieb thun bewegen? Mein hertz imm leib sich thut erregen Königlicher krönen ist er wert Ach das er meines leibs begert Der wolredende jüngling milt Bekleydet mit der tugent schilt Er ists der so weiblichs gemüt Bewegen kan durch sein gilt Nun will ich suchen schnellen roth Damit im nit den grimmen todt Tühen die Ochssen ungeheur Durch ir außspewendt stinckendt feur Ich will in auch erreten baldt Vor der grausamen Ritter gwalt So auß den zenen wachssen werden Deß Serpents / so man s wirfft in d Erden Ich sicher ihn vor ungemach Dann im schatt nichts der feuren Trach Ich soll im helffen wunder schnell Hinder das gülden Widder Fell Ach solt sein schone drumm zergohn Mein tag müst ich inn trauren stöhn Inn jamer und kleglichem weynen -»« Ja warlich wer mein hertz gantz steynen Und kelter dann eyn hartes eisen Solt ich im nit mein gnad beweisen = LXIX")> Doch thu ich gantz unweißlich dran Das ich nit faren loß den man Das er den Ochssen werd zu theyl Oder den starcken Rittern geyl
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Georg Wickram
Und loß im den brinnenden Trachen 100 Seins jungen lebens entschafft machen Er fare recht dahin sein stroß Meiner hülff bleibet gantz bloß Dann so ich in erlösen thet Und er den gülden Schepper het 105 Sein lieb er zu eyner andren went Und thet als wann er mich nit kent Ja wann solchs gschicht so muß in Gott Hinnemen mit dem grimmen todt Doch zeyget mir sein tugent / das 110 Er leb on allen falsch und haß Wie möcht eym solchem jüngling frei Semliches laster wonen bei Auch mag ich nemen in inn pflicht Das er mich darff verlossen nicht 115 Bei den Göttern muß er mir schweren Sein trew nimmer von mir zu keren Ei was soll mir solch forcht und schwer? Ich bin doch gantz gewis / das er Nimmermehr wirt gelossen mich 120 Inn das Griechische Königrich Wirt er mich freuntlich mit im füren Mich daselbst als eyn Königin zieren Do werden mir landt / stedt und leüth Underthan sein zü aller zeit 125 Die Adelichen schonen frawen Werd ich inn meinem dienst anschawen Mit dem Jason will ich darvon Und solt ich all mein freünd verlonh Den vatter / brüder / schwestern mein 130 Zepter und krön soll mir nit sein Eyn hindernus an meiner fart Ich darff mich auch nit bsorgen hart Mein vatter ursach seiner tag
Das siebendt Büch
Mir nimmer nachgefolgen mag So ist mein bruder noch eyn kint Dem solche weg unkündig sindt Die schwester mag mich nit abwenden So ich mich bsinn an allen enden Verlos ich nur eyn sach gering Bekum dardurch sehr grosse ding Wann ich den Jason bring zu landt Werdt ich sehr gelobt inn meinem standt Von seinem volck gleich jung und alten Das ich irn Herren hab behalten Ach wie werd ich inn Kriechenlandt Groß zierheyt finden allerhandt So mir hie mögen haben nicht Dann uns davon das Meer entzücht Auch werd ich haben eynen man So keyn weib gnug volloben kan Welchen ich nimmer will verlossen Mit im ziehen all gbirg und strossen Ja werens schon gantz schlupffrig eiß Noch folg ich im mit gantzem fleiß Und solt ich schon bston uff dem Meer Mancher handen sorgen schwer Das uns die steyn und schroffen groß Zuwider weren solcher moß Das unser schiff doran zergingen Noch graust mir nit vor solchen dingen Von Scylle und Charybdis gwalt -»i Hört man sagen grausamer gstalt Weichs sei eyn höle inn dem Meer Lauff zwirbeis weiß zusammen sehr Wo das begreiff eyn schiff / zustundt Verschluckt es das biß an den grundt Das ander sei eyn Thier / der moß
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Georg Wickram
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Mit vil grausamen heuptern g r o ß S o b a l d i m e y n schiff k o m p t z u g s i c h t G r e i f f t es d a r i n u n d l o ß e t nicht E r w i s c h t h e r a u s so v i l es m a g D e s v o l c k s / v e r s c h l i n g t das w i e ich sag N o c h m a g m i c h solche g r o s s e g f a r V o n l i e b a b w e n d e n nit e y n h a r B a l d ich J a s o n e m h a b e u m b f a n g e n Z u s t u n d ist m i r all s o r g e n t g a n g e n So ich m i c h f r e u n t l i c h zu i m s c h m u c k W i e w o l m i c h w i d e r treibt z u r u c k D a s ich m e i n g u t e s g s c h r e y v e r l o s U n d m a c h m i c h selb a n e h r e n b l o s A c h w i e w e r d ich d e m v a t t e r m e i n B r i n g e n so s c h m e r t z l i c h g r o s s e p e i n ? " W i e w o l M e d e a solchs b e d o c h t Sie iren lust nit z e m m e n m o c h t Sie s t u n d uff / w a r d i n n t e m p e l g o h n D r i n n die d r i f a c h e G ö t t i n s t ö h n W e l c h e m i t n a m e n sindt g e n e n t L u n a / die o b der E r d e n b r e n t D i a n a / bsitzt die E r d e n satt P r o s e r p i n a / ir w o n u n g hatt
Z u u n d r i s t i n n der H e l l e n g r ü n t / A l s M e d e a solch w e g b e g u n t Z u w a n d r e n / b k o m p t ir uff der s t r o ß J a s o n / d a v o n sie a u ß der m o ß 195 A n z ü n t w a r d t g a r m i t n e w e m f e u r Von dem anblick deß jünglings theur D i e lieb so jetz v e r t r o c k n e t w a r A n z ü n t sich w i d e r g a n t z u n d g a r ( j i j r — G l e i c h e y n e m k o l e n so v e r d e c k t 200 M i t e s c h e n ist u n d w i r t e m p l e c k t V o n e y n e m s t a r c k e n lufft u n d w i n d t H e p t jetz v o n n e w e m an u n d b r i n t
LXXry
Das siebendt Buch
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210
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iw Medea gibt sich Jasoni für 220 elgen'
225
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Also die lieb inn ir uffgieng Gantz schnei / do sie sach den Jüngling Dann er fast schon gezieret was Scheyn gantz durchleuchtend über d maß Medea gantz an im vergnafft Als wern ir äugen an ihn ghafft Ir bein und marck ann ir erkalt Sie docht / ,Du bist eyn Gott / ich halt' Jason thet sich zu iren nohen Bot ir sein hand / thet sie umbfohen Und sprach / „O Junckfraw Erentrich Welt euch erbarmen über mich Und helffend mir das ich gesig Darumb versprich ich mich ewig Zu dienen euch / sunst andrer kein Ach bgnodend mich zart Junckfraw rein" Medea sach Jasonem ahn Züchtig zu weinen sie began Und sagt / „O jüngling nimm von mir Mein trew / das ich will helffen dir Dann mich die liebe darzu zwingt Dein Edle schön mich dohin dringt So du mich nemen wilt zu weib Und mir ergeben deinen leib Mich mit dir füren über Meer" Jason ward ir geloben sehr Bey obgemelten Göttin rieh Mit eidt thet er verpflichten sich Imm Tempel ward die glübt volbrocht Medea nimmer warten mocht Eyn kraut thet sie dem Jüngling geben Sagt im sein krafft und tugent eben Damit möcht er wol sicher fechten Das im die ding kein schaden brechten Weder die Stier / Risen noch Trach
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Georg
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• Die feurspeiende Ochsen.
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Wickram
Jason sich iren gantz versprach Und wider inn sein Herberg kart Deß andren tags mit freuden wart Am andern tag deß morgens fru Schickt sich Jason eilendts darzu Zum kampff / do das volck solchs vernam Uff eyn gefildt zusammen kam Eyn groß anzal von mann und Frawen Dem kampff und wunder zu zuschawen Der Künig saß inn eym gestül Mit Depichen bhangt am schatten kül Uff sein Zepter sich lenen thet Dem kampff und streit zuschawen weth Jason stund do inn helden müt Angthon mit schilt und hämisch gut Do kamen feur spewende thier Ungzempter starcker Ochsen vier Auß iren Meulern gieng das fewr Gleich eynem Ofen ungehewr Wann sie den Othum von ihn Hessen Zu iren naßlöchern außpliessen Eyn fewrflammenden bösen gstanck Das graß davon ward welck und kranck So sies mit othum bliessen ahn Jason als eyn gehertzter man Die ungeheuren thier anlieff Auß krafft deß krauts sie schnei angriff Den gstanck und flammen wag er ring So aus im wüsten beuchen gieng Das feur inn ihnen braßlet sehr Als wann das eyn Kalckofen wer Jasons gesellen waren leydig Als sie sahen die Ochsen freidig Gegen Jasoni innher tringen So gar mit ungeheuren Sprüngen
Das siebendt
w Jason zempt die Ochsen. iw Jason kempfft mit den rittern die aus der erden gewachssen.
Büch
393
Aber durch Zauberey und kunst Mocht im nit schaden solcher brunst Jason die Ochsen machet zam Ackert mit ihn / die zeen er nam Von dem Serpent / sehts inn den grundt Do wuchsen auß der erdt zu stundt Vil starcker Risen on zal "»» Fast wolgewopnet überal Sein gselschafft erschrack sehr der ding Und sprachen fast zu dem Jüngling Davon ward er manlich und kün Schlug sich fast inn der wisen grün Mit disen starcken Risen allen Darab sein volck nam klein gefallen Von leydt wanden sie ire hendt Medea an dem selben endt Den grossen streit von Jason sach Davon im hertzen weh geschach Sie sprach heimlich zur selben stundt Etlich Caracter / die sie kundt Davon deß Helden mannes mut Erstarckt und ward noch baß behut Auch schickt Medea im eyn steyn Deß krafft und Tugent was nit kleyn So baldt er die Risen domit rürt Er sie aus irer Ordnung fürt Und wurden untereynander drant Das je eyner den andern schant Schlugen eynander selb zu todt Dardurch kam Jason ausser noth ( j i j v = LXXV) Dann im gewendet ward sein leidt Davon die Kriechen nemen freidt Dieweil ir Herr hatt überwunden Die gewachßnen mann inn kurtzen stunden Medea sich kaum mocht enthalten
394
Georg Wickram
Ir hertz wolt ir inn freiden spalten Inn irem sinn wünscht s offt heymlich 310 ,Ach das ich mocht umbfohen dich Nach meines hertzen lust und bgir Grösser freud möcht nit gschehen mir' Sie lobt das kraut und auch sein krafft Das ahn im hat solch meisterschafft 315 Auch das die Gött solchs dran gleit Drumb sie ihn allen groß lob seit Noch hatt Jason nit gantz und gar Gesiget inn der grossen gfar Er schickt sich bald zum dritten kampff 320 Eyn Trach vol fewr unnd schwebeis tampf Den must er auch gentzlich besthon Wann sunst mocht sein will nit furghon.
Jason kempfft mit dem ungeheuren Trachen / macht ihn also auß anleitung Medee schloffen / fert demnach mit dem gülden fliß und Medea darvon. ij. j A s o n wolt jetz den grossen Trachen Auch seines lebens entschafft machen 325 Welcher do was grausam und wildt Eyn ungeheur erschrocken bildt Mit scharpffen zenen / spitzen klawen Das eym billich darob thet grawen Er hatt eyn dreyfechtige Zungen 330 Sein leib waß groß und gar getrungen Deß gülden Apffelbaums er hut Darzu deß reichen Widders gut Jason den Wurm mit safft begoß Von eynem kraut / des tugent groß 335 Wircket vil Wunders an der stett
Das siebendt Büch
Sampt vil Caractern so er redt Davon der Trach gantz hart entschlieff Jason zun gülden Apffeln lieff Und brach der ab so vil er wolt Nam auch das reiche Fliß von goldt Heimlich er zu Medea kam Die hatt bereit ir gschefft als sam Für mit Jason heimlich darvon Sie nam im Jüngsten brüder schon Medea zer- 345 Und als der vatter schnei noch eilt hawet iren Sie i m Bruder inn stuck zertheilt jüngsten bruDer vatter ir stetz eilet nach der inn Eyn fuß sie bhendt herfürher zoch stucken. Damach das haupt / bald druff eyn hand Warffs hin / der vatter bald erkant Die stuck / stund ab / klaupt sie zusammen Inn solcher weil ab dem weg kamen Jason und auch Medea klug Das Meer sie bhend inn Kriechen trug Die Kriechen baldt vernummen hand Das ire Sün kernen zu land So mit Jasoni gwesen waren Und mit ihm über Meer gefaren •w Opffer der Die Kriechen vil khü theten bringen Krichen. Ir hörner bhenckt mit gülden ringen Die schlugen sie damider bhendt Vil Weirauch ward aldo verbrent Das bschach den Göttern z gfallen als Jasons vatter deß selben mals Alters halb nit zugegen war Dann er uff im hatt vil der jar Eyn solchs Jason bekümmern thet Zu seinem weib Medeam redt „Ach du mein außerweite krön Dem ich mich gmacht hab unterthon
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•w Jason bitt Medeam das sie seinen vattet wider jung machen wòll.
Georg Wickram
Ach hilff und roth dem vatter mein Das ihm eyns theils der jaren sein Abgangen / und leg mir die zu -»» Domit er lenger leben thu" Mit weinen äugen er sie batt Medea im geantwurt hat „ O Jason das mag nit erghon Den Götten solche ding zu sthon Wie möcht ich kürtzen dir dein leben Und das eym andern menschen geben Sein altes leben ihm erlengen Die Gotter mügens nit verhengen Hecate die Göttin drifältig Semlicher dingen ist gewaltig Die tag zu kurtzen und zu strecken Doch loß dich mein redt nit erschrecken Und hab dein J o r inn irem bhalter Mag ich dann deines vatters alter Erringern / will ich mich nit sparen Und mich inn aller kunst erfaren Ich wil ihn machen jung von art Als do er erstmal schar sein bart Dar zu helff Göttin Hecate Dann ich mich der müh untersthe."
Wie Medea inn der nacht hinfert wunderparZaubeliche Kreuter zu irer (jiijr — LXXI'} rei graßt / damit sie iren Schweher jung machen meynet. iij. 395 A L S nun der Mon der dritten nacht Voll werden soll inn seiner macht Bei nacht und hellem Mone schein Macht sich Medea uff alleyn
Das nebendt
w Medea zu irer Zauberei ruft die nacht ahn.
Medea erzelt ihr kunst.
26
Büch
Gantz barfüs unbedecktem haupt Ir hör zerflogen und zerstraubt Sie kam für eynen waldt / war grün Medea die Zauberin kün Der Himel blaw vol Sternen was Alleyn der taw hatt gmachet naß Das gfögel saß an seiner rhu Keyn ander thier hört man darzü Das laub an beümen hatt auch rast All Creaturen schlieffen fast Medea hub uff ire hend Und want sich uff der weit fier end Dreimolen sich umbwenden thet Eh dann sie keyn wort nie geredt Demnach neygt sie sich uff die Erd Ir har inn kulen taw rumbkert Und thet damit besprengen sich Zum gebet schicket sie sich glich Und rufft die nacht gantz treulich ahn Das sie ir solt eyn beistandt than Sie sagt / „O nacht wie trew du bist Mir nit müglich zu sagen ist Ich ruff euch ahn inn diser wildt Das wasser / weldt und grünen gfildt Ir G6tt so der nacht hand gewalt Ach helffent mir inn solcher gstalt O du drifache Hecate Mir jetz inn meiner kunst beisthe Dann du hast mechtig gwalt und krafft Kreutern / wort / wurtzeln meysterschafft Dur die ich offt bezwungen hon -m Die wasserflüs / berg uffzugohn Ich zwing die stechent Noter scharpff Wann ich ir gifft und eyter darff Mit worten / kreütern ich offt bindt
Wickram XIII/1
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Georg
Wickram
Die ungestüm rauschenden windt Steig unverletzt inn Meeres grünt Wann ichs beger zu aller stundt Was wütendt Meer das kann ich stillen Die wolcken ich nach meinem willen Zusammen inn eyn finstre jag Wans schon ist an eym mitten tag Kan ich sie hin und wider treiben Die hohen berg kan ich Scheiben
•w Zauberer müssen den teuffei zu hilff haben.
Den waldt kan ich ohn windt bewegen Die starcken beum müsent sich tregen Reiß sie mit wurtzlen auß der erden Zu boden sie gefellet werden Den Mon durch kunst mach ich auch voll Die Erden Spalt ich all zumol Hinab biß inn die tieff der Hell Was geyster ich daraus erwel Die müssen zu mir uffher faren Die todten so verstorben waren Müsent auch wider uffher gohn Die feuren Ochssen musten lohn Ir grimmen müt und gehn zu joch Die gwachssen Ritter zwang ich och Musten eynander selb erschlagen Was soll ich von dem Trachen sagen Der deß güldenen Schöppers hüt Und auch des Apffelbaumes gut Welcher die gülden äpffel tragen Mit schloff thet ich den trachen schlagen Das er entschlieff und nie erwacht Biß Jason gantz von dannen bracht Die Apffel und das gülden Fliß Furts inn Kriechen ohn hindernis Jetz bedörfft ich der kreuter gwalt Damit ich meinen Schweher alt
Das siebendt
•»• Medea fert uff eynem karren inn welchem zwen Trachen waren gespannen. >•• Der schon walt Tempe.
Namen etlicher grossen berg.
•w Namen etlicher wasser.
26»
480
485
Büch
Möcht machen wider jung von joren Bit euch ir Götter ausserkoren Ir wolt mir hie zu meim brauch geben Den karren so ich sih hie neben Darinn zwen Trachen stehn gespannen Werden mich füren gwis von dannen" Medea streych mit irer hant Die Trachen inn dem karren gspant Als sie den Göttern danck gesaget Steigs uff den karrich unverzaget Leytet sittig der Trachen zeum ••» Und für hin über alle bäum Hoch inn den wolcken / biß sie kam Uber das gantz Thessaliam Do sah sie auff der Erden stöhn Tempe / den waldt ahn bäumen schon •»« Darinn vil kreuter / wurtzlen / safft Wuchssen / die hatten grosse krafft / Wiewol Medea vor was gwon Die z holn uff Ossa und Pelion Uff dem Pindus und Otrius Und uff der höhe Olympus Der kreuter graßt sie nach der schwer Nach ires hertzen will und bger Etlich sie nur das kraut abschnitt Die andren nams die wurtzel mitt (.tti]" = Inn den lauteren brunnen quallen Fandt sie auch kraut nach irem gfallen An dem Staden Sperchiades
Fandt sie auch kraut ir kunst gemeß Amphrysus und auch Enipeus Deßgleich auch das wasser Peneus Das gab ir auch köstliches graß So sie zu ir kunst notturfft was Als Medea neün gantzer tag
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LXXI")
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w Medea probiert ihr kunst.
Georg
Wickram
Uff dem gebierg und weiden lag 505 Wurtzlen und kreuter suchen that Und sie jetzund ir notturfft hatt Sie solchs uff iren karren leyt Die Trachen stunden gleich bereyt Und warten irs gebotts mit fleis 510 Medea inn der kunst gantz weis Etliche kreuter zammen bandt Bestreych die Trachen beyde sandt Zustund ir alte heut von in Durch krafft der kreuter gieng dahin 515 Sie wurden beyd so junger gstalt Als weren sie erst eyns jars alt Davon Medea ward gewis Ir würd glingen ohn hindernis. Als Medea ir bereytschafft zamen bringt / fert sie wider mit iren Trachen zu hauß / macht iren Schweher wider jung. iiij. M E d e a uff den karrich saß 520 Wie sie ir kunst thet lernen das Die beyden zügel z handen nam Für durch den lufft / inn Kriechen kam Und ließ sich vor dem hoff zu thal Gieng umb keyn ding nit inn den Sal 525 Auch sonst under keyn dach noch gmeur Redt auch keyn wort die künstnern teur Von wasen sie zwen Althar macht Der recht ward Hecate eracht Der zu der lincken Seiten stundt 530 Bawt sie der juget / inn den grünt Macht sie zwo gruben zimlich groß Eyns schwartzen Stieres blüt sie goß
Das siebendt Buch
w Medea bettet zu den hellischen Göttern.
Medea gantz alleyn sein will.
Inn beyde gruben / mit milch gmischt U n d honig / so geleütert ist Demnach thets fallen uff den grundt D e n K ö n i g der Hell sie bitten bgundt D e s gleich sein weib und all sein gsellen So / daß sie irem Schweher wöllen Sein alten leib noch lenger sparen -»« D a n n sein Seel jetz zur Hell solt faren Medea ward ir bitt gewert Demnach sie an das gsindt begert D a s ir Schweher E s o n e m alt Jetz zuher tragen solten baldt D a s gschach / er ward mit blosser haut Dahin glegt uff das krefftig kraut Gantz gdeckt / das er nichts sah noch hört Medea sprach etliche wort Die machten in entschloffen gar Sie sagt „Ir umbstender nempt war Gehnt hin das ir die heylig gschicht Nit sehen mit unreynem g s i c h t " / D a s volck als samen gieng darvon Medea blib gantz eynig stöhn / -m Sie nam inn d handt eyn brant und schaub Darzü eyn Questen gmacht von laub S o baldt sie das imm blüt gnetzet Sie die ding wider v o n ir setzet U n d lieff schnell u m b den Althar sehr Drei mal als wann sie sinnlos wer J a gleich als wer sie truncken satt D e n Althar sie bereychet hatt Mit schwebel / und i m Schweher schloffen Reycht sie auch / als sie rumb was glauffen D a stundt sie still / laß etlich wort U n d sprengt die ding uff alle ort Mit der Laubquesten gfült v o n blüt
402
Was die Zaubererin Medea zu ihr Zauberei gebraucht hab.
Georg
Wickram
Ir breytschafft was gemachet gut D a s stundt und sod fast bei dem feur Medea nam die kreuter teur Deßgleich die wurtzlen und den samen D a s schut sie inn den kessel zamen Sie nam auch steyn und Meeres gries Weliches das Meer liegen ließ S o es anlauffet grausam flüt Die fettich von eym Strixen gut N a m sie mit federn / fleysch und beyn Der Strix soll etwan gewesen sein E y n man und durch die Götter wert Inn eyn solchen vogel verkert Medea nam auch eyns wolffs geyl Warffs inn kessel eyn guten theyl Drei heut nam sie auch v o n den schlangen S o alters halben ab warn gangen Eyns alten Hirtzen leber nam D a s unschlit so d r u m b steht als sam Mit sampt dem fei so darumb klebt Der müst 900 jar han glebt Auch nam sie v o n dem Sternen schiessen D e s schmaltzes so davon thut fliessen Sie thet auch inn den kessel legen E y n hirrn von eyner alten kregen (_tiiijr = LXXIIr) Die ding nam sie alle zusammen U n d noch wol tausent stück mit namen Rurts sieden undereynander fast Mit eynes starcken Ölbaums ast Der selb was vor lang gwesen dürr S o baldt sie in stieß inn das gschirr D o fieng er an zü grünen baldt Bracht laub / blüst / frücht / gantz schöner gstalt U n d war der schäum v o m kessel sprang U f f E r d e n so vor gdorret lang
Das siebendt
Buch
403
Do wuchs zustund blümlin und graß So krefftig die materi was 605 Als nun die ding waren vollent Medea nam eyn messer bhendt Und stachs irm Schweher durch sein hals Sein altes blüt lieff v o n im als Sie goß der salben inn die wundt 6io Auch schut sie ims inn seinen mundt Er was v o r gantz graw als eyn Straus tw Eson wirt wider
jung.
D a s selb g r a w h ö r g i e n g alles r a u ß "»•
Sein alte haut gel / zeh und bleych Ward weiß / fleyschfarb gantz lind unnd weych 615 Die alten tieffen runtzlen hol Wurden getrungen fleysches vol Auch gwan er frisch und junges blüt Dabei eyn jungen frechen müt War starck und mutig wie er v o r 620 Was gwesen umb sein 40. jor Davon Medea freyd ward groß Inn irem hertzen über d moß.
Außlegung. D i e Meerschiffung Jasonis / Zethes / Calais unnd anderer grosser Herren diser weit / Gottes kinder / ursach ist alleyn der teuffels geitz und bracht / das also Horatius bekent sagende. I L L I ROBUR ET AES T R I P L E X C I R C A PECTUS E R A T , QUI F R A G I L E M T R U C I
5
C O M M I S I T PELAGO R A T E M P R I M U S E T C .
Das ist / Der erstlich sich auff das wasser hat dörffen wagen / hat eyn hertz gehabt verfasset inn Eychen bäumen / holtz und dreifeltigs Ertz. Das Eychenholtz bedeut unmenschliche hertte und toi künheyt / das dreifeltig Ertz / wie Christopherus Lan. sagt / bedeut eyn unsetlich begir zum G o l t und Silber. Das gülden Fei bedeut (wie Strabo sagt) eyn wasser
10
404
5
10
Georg
Wiekram
inn der Inseln Colchos / so gülden sant hat. U n d herzu dienet auch der bäum so gülden i p f f e l hat getragen. Die Ochssen so f e w r speien / und der Trach / bedeuten die grosse fahr / so das gelt und gut mit sich bringt. V o n disem sagt der Poet: EFFODIUNTUR OPES, IRRITAMENTA MALORUM. M a n n grebt auß der E r d e n das G o l t / zu eyner anreytzung alles ubels. Christus nent das reichthumb SPINAS / das ist D o r n e / und der heylig A p o s t e l nent es LAQUEOS DIABOLI, strick des Teuffels. D i e kriegs gurgeln / so auß den zenen des trachen gewachssen sein / sich selbst erschlagen / bedeut das / wie man sagt / NERVI BELLI, AURUM. D i e k r a f f t des kriegs ist golt. Diser jamer ist g r o ß und g e m e y n / und ist d o c h nit also g r o ß / als die hertzlich blindtheyt der grossen Fürsten und Herrn / so solch ir eygen Verderbnis leibs und see! nit erkennen m ö g e n nach dem der Poet sagt. P R O H SUPERI, QUANTUM MORTALIA PECTORA COEC/E N O C T I S HABENT.
P f u y der schandt / w i e gar verblent ist der menschen kinder hertz: Was sol ich sagen v o n den gemeynen leuthen / leyen / und anders standts der Geystlichen sampt den Weltlichen / so auch andre erleuchte (wie sie sagen) v o r andern des MAMMONIS CENODOXI/G VENERIS und anderer teuffei eygene MANCIPIA sein. Und w i e kompts das der teuffelisch geitz / w o l u s t / bracht / 20 und üpigkeyt / frevel / gewalt / und der gleichen finsternis mehr bei den erleuchten erfunden w e r d e n / dann bei den unerleuchten? O w i e eyn E v a n g e l i / O w e l c h eyn erleüchtung. J u n c k e r J a s o n ist eyn weydlicher Held / er wil G o l t unnd ehr haben j oder wil sein leben daran w o g e n . Was hat der A d e l v o n anbegin a u f f E r d e n jamers erregt? was hat er böser 25 that begangen? D i e G y g a n t e n haben den J o v e m auß (Jiiij" — L X X 1 I ' ) dem H i m m e l wöllen stürtzen / Phaeton / das hurnkindt / hat der Sonnen w a g e n wöllen regirn / L y c a o n hat J o v e m selbst wöllen todtschlagen / Tantalus hat seinen eygnen Son Pelopen den G ö t t e r n zu essen geben / sie versuchende. S u m m a der P l u t o inn der Hellen hat v o r den edlen 30 Bastarten nit m ö g e n friden behalten / dann der Herculeß erstlich / darnach hat ihn der Perithous Molestirt. E y n histori der Göttlichen warheit / beg r e i f f t diese Fabeln alle / was sagstu v o n dem N e m r o t h ? O b auch w o l derselbig erster M o n a r c h / w o es im nach seinem sinn g a n g e n w e r / G o t t imm himel unfexirt hett gelassen? A b e r w i d e r zum J a s o n e / E r hat glück / der 35 K ö n i g Aetas entphengt inen sampt seinen Stalbrüdern herrlich / deß K ö nigs tochter / das g e n o d t Frewlein M e d e a / sieht den J a s o n e m und sagt. 15
Q U E M NISI CRUDELEM NON T A N G A T IASONIS /ETAS? E T GENUS ET FORMA?
Wer künth also unmenschlich sein den nit der J u n g tegen J a s o n / das 40 edel kindt / das schöne kindt belusten möcht? D a s ist VITA CONTEMPLA-
Das siebendt Bich
405
TIVA / Das betrechtlich leben der Hofftentzern. Was? Lieb brengt Lieb / Jason ist nit so ehrnvest / das er auff glauben eyn liebe lange nacht inn liebes arm schlaff / sonder bewegniß deß fleischs. Er beschlafft seinem wirt sein Tochter / und entfürt sie im / also volgt groß jammer und leidt / Wie dann sollichs bey andern Poeten genungsam angezeigt wirdt. OVIDIUS IN TRISTIBUS sagt / das inn Scytien gedachtes jammers warzeichen noch vorhanden seihen. Besonder die statt Tomos / Der ursach Tomos genant / das die Medea doselbst iren Bruder hab zu stücken gehawen. Justinus thut solcher herrlicher that kein meidung / so er eyn Compendium oder Epithome gleich dem L. FLORO / vorgenommen hat zu schreiben. Die grausamkeit aber und unsinnigkeyt der liebe / sampt der Zauberey / deren hie gedacht wirdt / ist keyn Fabel / sonder eyn gewisse Histori. Der wachender Trach und hütter deß gülden Felleß bedeut der geitzigen hitz unnd unrhu. Der ursach vergleicht der Poet MARTIALIS PATERNIUM / eynen geitzigen mann / dem selbigen Trachen sagende. N U M M I C U M TIBI S I N T OPESQUE T A N T ^ Q U A N T A S CIVIS HABET PATERNE RARUS: L A R G I R I S NIHIL, INCUBASQUE GAZ/E U T M A G N U S D R A C O : QUEM C A N U N T POET/IL CUSTODEM S C Y C I T I FUISSE L U C R I .
Das ist / So du hast so vil gelts und guts / das dir wenig gleich erfunden werden / Gibts nichts / hütsts alleyn deß schätz / auff die weise deß grossen Trachen / den die Poeten sagen das er sey eyn hütter deß waldes Marti gewihen etc. Dieser Teuffei so nichts thut / dann das er schlindt / muß auch endtlich verstöret werden. ESA 33. We dir / der du Raubest. Ists nit also / du wirst auch beraubet werden? Ob auch das wort Christi zu unseren zeitten w o r erkant werde. Mein hauß / so eyn bett hauß sein solt / Ist eyn mordt g r u b worden. Alles so die Kirch hat / ist eitel A l m u ß / aber die Trachen habens inn / behaltens inen alleyn / also das auch der arm Priester / und wann er Homerus / Ja David selbst were / müst auff der gassen betteln. Die Münch inn den Klöstern seind auch Trachen und L i n d t w ü r m e n worden / sein eytel MANCIPIA der Hoffschmeichler / denen sparen sie / denen samlen sie / Wann die selbigen kommen / schöpffen sie mit dem grossen Löffel auff / und sein eyn eitel verthüligkeit. Was aber die heilig Göttlich lehre / kunst / und armut anlangt / die selbigen zu erhalten und zu ehren / sein die schentlichen Galli / hondt ja Trachen geitzick / Ist kein w u n d e r das Gott solchen Trachen eynen Jasonem zu schickt / der inen den Bettel sack schüttelt. Summa alle Weltliche geitzigen sein Trachen / alle Geistliche geitzigen seindt Teuffei.
= LXXIIITy Inhalt der andern Figur des siebenden buchs Ovidii von verenderung der Gestalten.
Pelias wirt von ir umbrocht Von Jasoni wirt sie verschmacht Egeus halt eyn grossen tag Von (Eaco) und Cephali frag 5 Eacus sagt sein grosse noth Eacus bit Jupiter den Gott. *
Medea gleißnet / iren vettern Peliam gleich irem Schweher jung zu machen / beredt seine beiden Töchtern das sie irem vatter den hals abstechen / demnach fleücht die Zaubrerin Medea darvon / leßt Peliam todt ligen. v. ALS Medea die ding voln brocht Die grosse untrew sie bedocht 625 So Pelias irs mannes frindt
Das siebendt
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655 iw Eyn falsche P rob ' 660
Büch
Dem Jason zu hat gricht geschwindt So das er ihn schick über Meer Gegen dem ungezemten heer Als gwesen warn die Ochsen wildt Deßgleich die Ritter gantz unmilt Als er stritt umb das gülden Fliß Pelias meint / Jason solt gwiß Umbkommen / Solch untrewer rath Medeam fast verdrossen hadt Sie gieng hin inn sein hauß feischlich Thet keines argen annhemen sich Pelias töchtern wolgethon Die Medeam empfiengen schon Ir vatter was von alter schwach Das er nit vil mehr hört und sach Medea zeigt ihn ahn mit list Wie ir schweher jung worden ist Die Töchtern liegen ir vast ahn Das im vatter den schwachen man W611 wider zu vermögen bringen Medea schweiget zu den dingen Gleissend / als wann sies ungern thet Sie legen ann sie grosse beth Zu letzt versprach sie ihn der dingen Hies ir eyn alten Widder bringen An dem wolt sie ir kunst Probieren Und ihn mit jungem alter zieren Sie brochten ir den Widder dar Deß lange woll rauch zottet gar Mit eyner rauch rumpfechten stirn Uff seinem haupt eyn starck gehirn Medea stieß ihn inn die Salb Do ward im sein leib allenthalb Mit frischer newer haut und woll (v" = Gantz kraus und schon geziert das mol
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LXXIII")
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Die tcechtern entsetzend sich iren vatter umbzubringen.
Georg
Wickram
Sein hörner wurden kurtz und klein Gleich eynem jungen Lemblin schein So drei tag mutter milch het gsogen Die töchtern wurden mit betrogen Lagen Medea vester ahn D a s iren vatter den alten mann Seins alters halb wolte entladen D a s sagt sie ihn zu sunder schaden Sie nam valsch kreuter inn eym schein Und schüts inn eynen Kessel nein Und sods als wans die rechten weren Damit volstreckt sie ir begeren Sie wartet auch der nacht mit fleiß D o braucht sie kunst semlicher weiß Dann als Pelias gsind und er Zu rhu warn gangen / schlieffen sehr Schut sie unkrefftig kreutter zammen Und hieng sie über Fewres flammen Den töchtern gäbe sie den roth Sie müsten iren vatter zu todt Thun schlagen / als blüt von im lassen Wies irem Schweher gthon der massen Sie Voigten ir und giengen trodt Hin inn irs vatters Kemminodt Zu dem schloff beth do er anlag Jedoch scheucht jede vor dem schlag Dann sie jammert deß vatters sterben Drumb thet Medea fleissig werben Und sprach den töchtern zu mit fleiß Sagt / „Soll ich hie erlangen preiß Ann ewerm vatter / müßt ir lohn Das alt geblüt gantz von im ghon Damit er gantz newes inn sich vaß" Wiewols den Töchtern zwider waß Noch giengen sie gmeinlichen dar
Das siebendt Büch
•w Klag des vatters gegen seinen tochtern.
w Medea verflucht manche gegent / deren von kurtze wegen etlich aus sind gelossen.
Verhüben ire äugen gar Und schlugen gemeinlich noch dem alten E r wacht / thet seine hend fürhalten Und sagt / „ O ir mein liebsten kindt "»« Ach was ist das für böse sündt? O lieben töchtern schonend min Denckt das ich ewer vatter b i n " Dieweil er also fürt sein klag Gab im Medea eynen schlag Das ihm sein haupt gantz vom leib kam Inn seinem blüt uff dem beth schwamm Medea schwang sich schnei darvon Ließ die bkümmerten töchtern sthon Bei irem vatter inn dem leidt Medea war inn grosser freidt Das sie sich an dem Pelias Gerochen hatt semlicher maß Sie für hin durch die wolcken schnei Noch dem volnbrachten ungevell Medea hatt auch zeit der Sachen Das sie mit den fliegenden Trachen
Dann als die new Brautlauff geschach
Das siebendt Büch
•w Medea will ires mans Sun mit gifft umbbringen.
w Cerberus der hellisch thorhuter von Herculi umbbrocht.
411
Sie im sein beide kindt erstach Und schwang sich noch semlicher roch Inn eym lufft inn die wolcken hoch Jason het sie sunst auch umbrocht Dise Medea obgedocht Zu Aegeo dem Künig kam Welcher König sie zum weib nam Gar kurtz darnach kam auch zuhuß Deß Königs Sun gnant Theseus Der kam erst auß seiner mütter landt Und was noch mencklich unbekant Inn manheit hatt sich der Jüngling Geübt und gehandlet grosse ding Dardurch erlangt groß lob und preiß Der kam jetz dar inn gastes weiß Medea baldt eyn gifft bereit -»• Inn eynen Tranck sie solichs leit Aconitum nent man das gifft Dann es all andre übertrifft Den hat sie brocht auß Scytia Der selb gewachsen was alsa Als Hercules der Heidt so tewr Cerberum den helhundt ungehewr Zoh aus der Hellen do er lag Mit seiner ketten an den tag Welcher Hundt grausam widerbal Das inn eym gantzen land erschal Er schäumt auch sehr auß seim Schlund Wo der schäum hinfallen begundt So er inn zorn von im thet schwingen Do thet zu stundt eyn kraut entspringen Das was dem schäum gleich weiß unnd blanck Aus dem Medea macht den tranck Dieweil keyn gifft sunst war so arck Weder so krefftig noch so starck
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Georg
Wickram
Den tranck gabs irem man Aegeo Der reicht in seinem Sun Theseo 795 Welcher im noch waß unbekant Theseus nam den inn sein handt Als er ihn nun reicht zu dem mundt Und wolt jetz trincken an der stundt Den tranck auß eynem gülden kopff 8oo So erkent Aegeus den knopff Welchen Theseus am schwert trug Den kopff er im auß der hand schlug Und ward seins Suns zukunfft fast fro Medea bleib nit lenger do 805 Inn eym nebel sie sich verstal Und macht sich eilens aus dem Sal Der Zauber ir deß hilff thet geben Sunst wer sie kummen umb ir leben.
Von dem Opffer Aegei und wie in Minos umb hülff anrüfft wider die von Athen / auch wie Aegeus antwurt. vij. A.Egeus grosser freuden pflag 8io Als er erlept hat solchen tag Das im sein Sun was kummen wider Er schlug gar vil der Ochsen nider So man den Gottern Opffern wolt Er hies auch das man eilens solt 815 Eyn hoff außrieffen inn dem landt Zu dem das volck kam alles sand Inn freiden auff deß Königs Fest Das wardt gehalten uff das best Dann man fandt inn der gantzen statt 820 Kein haus do man nit freudt inn hatt Jedoch ward solche grosse freid
Das siebendt Büch
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Eacus K6-
nig inn Oenopia.
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Vermischet mit etlichem leidt Welches dann bracht dem König schwer Dann Aegeo kamen die meer Wie im Minos der König von Crete Unzalbarlichen schaden thete Dann er verhergt im all sein landt Mit schwert / mit rauben und mit brandt Ursach eyn schul was zu Athen Darauff hatt Minos eyn Son sthen Welcher mit tugend was geziert Gantz fleissig und wol er studiert Deß trugen im die andren haß Eyns mols er inn eym fenster saß Do trungen sie auff inen sehr Und stiessen in nab inn das Meer Davon Minoß ergrimmet hart Eyn groß heer er versamlen wardt Schickts inn das landt mit gantzem gewalt Und für er heimlich eilens baldt Schnei uff dem mehr biß das er kam Inn das Künigreich Oenopiam Aeacus was der selb Künig gnant Noch seiner müter hies das landt Egina hieß die mutter sin Von Jupiter empfieng sie ihn Minos sagt zu im „Ich beger Von dir Konig hundert Ritter An Athen will ich rechen nun Das sie umbrocht hand meinen Sun Androgeum mein liebes kindt" Egeus antwort im geschwindt „Die von Athen seind mir zu lieb Fürwor ich sie mit nicht betrieb Dann ich ihn alles guten gan" ivij" = LXXIIIP Minos der für inn zorn hindan
27 Wickram X1II/1
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y
414
Georg Wickram
Und sagt „Dir wirt ir freuntschafft leyt Das glob ich dir bei meinem eydt Soll anders ich erleben daß" 860 Damit Konig Minos für sein Straß.
Cephalus wirt von den Atheniensern inn botschaffs weis zu Eaco gesandt / umb hülff wider den König Minos / Cephalus fragt Aeacum nach seinem alten hoffgesindt / davon Aeacus ser betrübt wirt. viij.
865
870
875
880 Wie Cephalus und sein
I N dem so sieht man uff dem Meer Eyn schiff von ferrem streichen her Welches do schiffet von Athen Druff sassen Pallantis sün zwen Welcher was vor Montalban Seins leibs und lebens worden ahn Clitus und mit namen Buten Cephalus was eyner und auch Luten So bald sie an deß Meers port kamen Lieffen des Königs sün bedsamen Von irer Bürg herab behendts Empfingen da mit Reverentz Die drei so auch warn Königs kindt Sie achtents auch für ire frindt Welch do warn Phocus und Thelamon Auch Peleus von dem sidher von Der starck Achilles ward geborn Doch was Cephalus lang davorn Auch mehr gewesen an dem endt Drumb er bald von in ward erkent Sie hiesent in bald wilekum sein Freuntlich / darzü die jüngling fein •»« Die namen sie bald bei der handt
Das siebendt geselschafft empfangen worden.
•w Bit und Werbung Cephali an den König.
27*
Büch
Furtens zum K6nig alle sandt Cephalus von art wolberedt Sein botschafft eilens werben thet Sagt „O her König mich hand her gsant Die von Athen / den man ir landt Uberzeucht gar inn starcker maß Darümb König zu hertzen faß Dein alte freuntschafft / und ir trew / Die wölkst jetzundt machen new Und schick ihn deiner Ritterschafft Damit gemehret werd ir krafft" So bald er semlichs hatt geredt Der König im geantwort hett „Laß ab von deiner bitt so sehr Athen hat mir zu gbieten mehr Was ich für volck hab inn meim landt Soll in sein bholffen alles sandt Auch was ich sonst geleysten kan Wiewol mir neulich volcks zerran Meins alten volcks ich keyn mehr hab Mit todt sindts mir all gangen ab Mein stat und landt voll jungs volcks ist An junger manschafft mir nichts brist" Cephalus sagt / „So muß dein rieh Nit schwecher werden ewiglich Ich frey mich diser juget sehr Seh auch warlichen keynen mehr So vor bei dir inn deim reich saß Als ich das nechstmol bei dir was Eyn gantz gleichs alter seh ich hie So ich mein tag hab gsehen nie Wo seindt die alten? ich seh keynen" Der König hub fast ahn zu weynen Und sagt / „Ach den du noch thust fragen
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416
Georg
Wickram
Seindt todt und faul / kan ich dir sagen Und gantz zu Erden worden schon 920 Wie solches gschach / hör mich darvon" Aeacus erzelt Cephalo eyn grausamen grossen sterben / welchen Juno durch iren Neid so sie zu im getragen / inn seinem landt zu gericht hat / so das von vergifftung der wasser vieh und leut sterben, ix.
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„ J l J n o mein Mutter hasset sehr Drumb sie mich gbar von Jupiter Sie nam auch sonder groß vertrieß Drumb ich mein gantze lantschafft hieß Nennen nach meiner Mutter Eginen Dann kurtze zeit hernach verschinen Schickt sie mir eyn plag inn das landt Uber mein gantz Königreich alsandt Juno eyn dicken schwartzen lufft Gleich wers eyns finstern regens tufft Von gifft rhab uff die Erden ließ Althalben wie deß Meeres grieß Vergifft den boden uberall Do wuchssen Notem ohne zal Inn den weihern / brunnen und pfützen Das gifft thet inn das wasser sitzen Welcher dann diß wassers tranck Der must sterben ohn allen danck Diß jamer aller erst begundt Erstlich zu kommen an die hundt Das doch der kleynist schaden was Das gwildt und gfögel auch nit gnaß (viijr = TLXXVrS) Das Schof gieng Serben biß es starb Der Schefer auch nichts dran erwarb
Das siebendt Bich
945 Weder an der wollen noch Fell Umb die Ochssen stund es gantz hell Welche do zogen inn dem joch Die armen Pferdt und Esel och Die stürben auch gar schnell zuhandt 950 Das reit roß gar keyn hülff nit fandt Von seinem schnellen lauff gschwindt Starb es dahin gleich wie eyn windt So grausam wütet dise sucht Den Hirschen halff auch nit sein flucht 955 Die zeen hulffen nit das wildt Schwein Der Ber vergaß der stercke sein Wann sie all traff der gmeyne schlag Das landt voll todten Cörper lag Imm holtz / uff dckern und inn wegen 960 Darzü was es so lang gelegen So das sein die wölff nit enmochten Die vögel nit darnach gedochten Der unlust so fast davon floß So das der gstanck ward also groß 965 Das bei dem pflüg der ackerman Gantz gehes sterben do began Und lag bei seinen Ochssen todt Also fing erst an solche noth Das volck ward kranck gleich wie das vich 970 So bald eyner lag der kranckheyt siech Der dorrt gentzlich auß inn seim leib Was Othums dann von inen treib Verderbt in ihre hels und Zungen Das sie zerkloben und zersprungen 975 Sie kundten vor der grossen hitzen Weder geliegen noch gesitzen Keyn beth so das schon gmacht von siden Mocht keyner under im geliden Sie wurffen von in alle decken
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•w Eacus wolt lieber sterben • dann solchen jamer an seinem volck sehen.
Georg
Wickram
Und theten sich uff d erden strecken Gantz blos / dann die hitz was so hart Die Erd von in erhitzet wardt Do halff auch keynes Artzes roht Dann sie auch gehes lagen todt So bald sie zü den siechen giengen Zustund sie die kranckheyt empflengen Das sie selb vil eh todt gelagen Dann die / dem sie mit artznei pflagen Sie truncken auß den drüben pfützen Do fandt man nichts / so sie mocht nützen Uff den weiern und uff den wägen Sie elendt / müd und krafftlos lagen Mancher bückt sich / begert zu trincken So thet er unders wasser sincken Ertranck schwachheyt halb an der Stadt Keyn hülff noch roth ir keyner hatt Auß der stat krochen sie alsandt Und lagen zerstrawt uff dem landt Als wann die Stadt eyn ursach wer Irer hartsäligen kranckheyt schwer Auch sah man inn den feldern breyt Volck liegen wie die schoff zerstrewt Gleich wie das Ecker von der Eych Thut fallen und die epffel weych Durch faulhe vom bäum fallen nider Gleich wo man sach hin und herwider Wo eyner nur sein gsicht hin bot Do lag das volck kranck oder todt Ach ich hett gern das leben mein Verschetzet / do mocht es nit sein Dann ich must sampt meinem gesindt Sehen eyn solche noth so gschwindt Weichs mir gar grossen schmertzen brocht Gar offt ich hin und wider gdocht
Das siebendt Büch
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1015 N e m p t w a r d e s T e m p e l s / d e n i r s e h e n D r i n n ist fast g r o s s e b i t t g e s c h e h e n Inn d e m Jupiter der g r o ß Gott A n g r ü f f e t w i r t stets frü u n d spot D e r g ü l d i n A a r ist d r u f f m i t f l e i ß 1020 G e s e t z e t / d e m r e i c h e n G o t t z u p r e i s A l d o batt für den m a n das w e i b D e r vatter für seins kindes leib D o c h e h sie b s c h l u s s e n i r g e b e t t Sie der todt h i n g e n o m m e n hett 1025 S o d a s d i e b i t t e n d e n e h s t ü r b e n D a n n d i e / v o n d e m w e g e n sie w ü r b e n Offt m a n inn iren henden fandt D e n W e i r a u c h so n o c h u n v e r b r a n t Die O c h s s e n so z u m O p f f e r bracht 1030 S t u r b e n e h e d a n n sie w u r d e n g s c h l a c h t E y n s o l c h s ist s e l b g e s c h e h e n m i r Dann man mir furt eyn Ochssen für J u p i t e r w o l t ich o p f f e r n in Dabei auch stunden mein drei Son 1035 A l s o i c h f ü r m e i n k i n d t u n d r e i c h W i l o p f f e r n / feit d e r O c h s g l e i c h Vor unser aller angesicht W i e w o l er w a s g e s c h l a g e n nicht Es thetten auch inn solcher noth 1040 V i l l e u t i n s e l b e r a n d e n t o d t Also die schmertzlich grosse forcht A n in s e m l i c h e n t r ü b s a l w o r c h t S o d a s sie m e y n t e n g n e s e n s i n W a n n sie m i t t o d t f ü r e n d o h i n 1045 D i e t o d t e n l a g e n u n v e r g r a b e n Dann niemant mocht weil darzü haben (viijv= D o wardt verbrant inn eyner sum Der böß / deßgleichen auch der f r u m
LXXV),
420
Georg Wickram
Do begieng man die todten liehen 1050 Alnthalben unbescheidenlichen Do wardt vergessen aller pflicht Weder weibs noch mans acht man nicht Das kindt trawrt umb sein vatter klein Es wardt das graben zum gebein 1055 Darzu das holtz zum todten fewr Jetz mangels halben worden tewr."
Aeacus bitt den Gott Jupiter umb eyn ander volck / Im wirt eyn zeichen an eynem bäum geben / an welchem bäum sehr vil Omessen lieffen / welche all zu jungen starcken Mannen wurden.
Georg Das
sie w a r d
Eyn
fischer
Wickram
/ und
was
/ zu
gantz gleich
So mit den
stedt
gethon
anglen fischen
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Er sach sich u m b
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Sein kauffte magt
doch hin wer
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fischer
Von
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1295
Die magt Und
kleydern' zu stund
an ir h a n e y n
fraget
sich sah anders
ir selb f r a g e n d o
Der fischer sprach 1300
verwildt
bildt
,Glaub
dich und
sicherlich
sähe
diser meiner fischen
Dann
man
began
Das noch heut niemant A n
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/ als er
Sie freyet sich / das sie der Nach
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m i c h u n s alle
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Ich sich a u c h stets d e n fischen Anders
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w o
warlich nicht sehen
zu
thu.'"
Erisichton / von wegen grosses hungers / v er kaufft sein tochter / welche alle mol inn eyn ander gestalt verwandlet ward / und also offt inn verkerter gestalt verkaufft ward / damit ir vatter (seinen) hunger büsset. xiiij. 1305
„ Ü E r Und
man
gieng also hin sein
was gantz traurig aus der
Die Tochter Welcher
kam
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sie offt v e r k a u f f e t
D i e tochter aber alle i3io
An
vatter
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wardt dann eyn
man
Das acht Bich
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1320
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Zu eynem Pferdt ward sie etwan So neret ihn die tochter lang Doch ward im zuletzst also bang Von grossem hunger ungehab Biß er sein eygen fleisch hie ab Und fraß das seim hunger zu statt Wie mancher der wort wunder hat So ich hie vornen hab erzalt Nun hab ich sein auch vollen gwalt Das ich mein leib und gestalt verwildt Inn dreyerley verkerter bildt Zu eynem man wirdt ich zuzeiten Demnach eyn kleine weil ich beiten So lig ich uff der erdten lang Bin eyn grausamer grosser Schlang Demnach eyn Ochs gar freysamlich Wie ir dann mügent sehen mich An disem meinem eynen horn Das ander ich vor lang verlorn Als mir das von der Stirn gebrochen" Also hat diser fluß gesprochen Und erseufftzet zu solchen Worten Das sie es alle sammen horten.
Außlegung. D i e Athener sein fro / das sie von der Tyranney Mynois erlöst sein. Opffern Cereri / Bacho und Minerve / das verdreust die andern Götter / besonderlich Junonem / die schickt eyn grausams wildt Schwein das Athenisch landt zu verheeren. Meleager / eyn junger Tegen / legt ehr ein / das Wildtschwein zu fahen / die andern Helten und Jeger vergünnen im die ehr / und also erhept sich eyn zanck / imm selbigen erwürgt Meleager zwen seiner mutter brüder. Dieses Meleagri mutter hat eyn scheit oder holtz gehatt daran das leben Meleagri gelegen was / sollichs hat (^iiif — LXXXVIII")) seine mutter verbrant und sich selbst erstochen /
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Georg
Wickram
ire zwen brüder zu rechen. Meleagri schwestern sein vor leidt inn v6gel verwandelt. Also hat sich Juno gerächt / gleich auch Achelous fünff Inseln erseufft / der ursach das sie andren Göttern hatten geopffert und ir nit. Der Gottloß Pirothous hat dieses seinen spot / Lelex aber sagt noch eyn wunder dergleich / nemlich wie Baucis und Philemon / zwei arme alte Bawers eheleuth / Gotts förchtig inn zwen alle zeyt blüende beum seien verwandelt worden. Dieser reden verwundert sich Theseus / dem hengt Acheronis an / das sollich verwandelung den Göttern nit unmüglich sei / gibt im zwey Exempel deß Prothei / der sich / so offt er wolt / inn andre Figuren verwandelt. Item wie der Gottloß Erisichton mit deß hungers straff benötigt ward sein tochter zu verkauffen. So aber die tochter / eyn Gottförchtigs meidlein / den vatter nehret j hat sie der Neptunus zu eynem man verwandelt / und also ist sie auß deß Kauffmans handt / der sie kaufft hatt / erledigt. Erstlich / so vil den zorn Junonis anlangt / wil diese Fabel / das nit mehr dann eyn war Gott sei. Dann w o vil Götter weren / möchten / wie Athanasius inn seinem buch CONTRA GENTILES / anzeygt / nimmer eyns bleiben / und also must Himmel und Erdt zu boden ghen. Zum andern haben wir eyn klerlich anzeigung das der Heyden Gött nicht änderst sein gewest dann eytel Tyrannen / so die leuth bezwungen haben sich an zu betten. Diß wirt noch klerlicher durch den spruch Demadis der zu den Atheniensern / so den Alexandrum nit wolten anbetten / sagt. „Sehet zu / das ir nit die Welt verlieret / so ir Alexandrum nit wolt inn dem Himmel wissen und anbetten." Zum dritten sieht man inn der Fabeln deß jemerlichen todts deß thewren Helten Meleagri / seiner mutter / geschwistert unnd verwarnen. Was vor groß leidt und jammer durch die Ehrgeitzigkeyt dieser weit Edlen kumpt. Zum vierten sieht man hie der SUPERSTITION bösen lohn. SUPERSTITIO, ist eyn falsch Gotts dienst und aberglaub. Als dann ist / so sich die Gelehrten zancken: Ob Joannes der Teuffer mehr imm Himmel verdiensts hab dann Joannes der Evangelist / und ob unser liebe fraw genediger sei zum Grimmenthal / doselbst sie umb eyn vorbitt zu erbitten / dann inn eyner jeden Pfarkirch. Diser aberglaub ist eyn Gottes unehr / ist eyn ursach aller kirchenspaltung und alles Jamers. Endtlich will dise Fabel anzeygen / das eyn jeder der eynfeltig wandret / wol wandret. Baucis und Philemon sein arme fromme / alte ehleut / lassen sich mit dem ihren begnügen / thun jederman nach / ja über ir vermögen / gut / bekümmern sich nit hoch mit grossen fragstücken diser unnd jhener Puncten. Es ist eyn besondere schöne fabel Baucis und Philemonis. Es ist auch eyn recht schöner verß. C U R A D E Ü M D U SUNT, ET QUI COI.UERE, C O L A N T U R .
Gott wirt alle Gottseligen behütten / und alle so Gott ehren / sollen geehrt werden. Dis ist wol zum zil der warheyt geschossen / und recht von der ehr der seligen gesagt / deren namen ewig blüet / PSAL. 1.
Das achí Buch
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1 0 . E C C L E S I A S T . 1 5 . 4 0 . 4 1 . 4 4 . 4 7 . Und alle so Gott ehren / sollen geehrt werden. J O A N N I S 1 2 . Wo man inn solcher eynfeltigkeyt Gott trewlich / sonder alle Disputation / dieneten / würde baß auff Erden sthen. Nun aber sein wir geradten auff die Disputation unnd fragstück / und vergessen damit der güten werck / so der Religion volnkommenheyt sein J A C O B I . < 2 > . Proteus / der Meer Gott / ist gewest eyn Son deß großmechtigen Gottes deß Meers Oceani / und seiner herlichen haußfrawen der grossen Göttin deß Meers Thetidis / verwandtet sich inn was gestalt er wolt / Jetz was er eyn Schoff / dann eyn Wolff / jetz eyn Taub / dann eyn Habicht. Demnach ist eyn Sprichwort / P R O T E O M U T A B I L I O R / Das ist / noch unstandthafftiger dann Proteus / wird gesagt wider alle wanckelmütigen. Dis ist also mit den geweitigen / wann sie wöllen / ists weiß / und wann sie wöllen / ists schwartz / derhalb auch eyn Sprichwort ist / Mann soll den Herren wol dienen / und ubel vertrawen. Erisichtones eyn geweitiger Tyrann inn Thessalien / eyn verachter der Götter / ließ den heyligen walt Cereri / der Göttin der frücht / gewihen / abhawen. Ceres berufft die Famem / das ist den Hunger / vom berg Caucaso / die selbig F A M E S wirckt oder schafft eynen unsittlichen Hunger inn dem Erisichtone / also das er endtlich auch sein eygne tochter ( Ar — LXXXfXr/ hat müssen verkauffen: Die tochter aber was edeles stammes / hat ihr der ursach weh gethon / das sie eyn magt sein solt / wie der Poet sagt / D O M I N U M C E N E R O S A R E C U S A T . Die dirn was edel / hat sich des Herren beschwert. Und also hat sie den Neptunum / der sie geschwecht hatt / an geruffen / der sie zu eynem man verwandlet / und also erledigt. Dise fabel drawet allen S A C R I L E G I S / das ist / kirchen dieben oder kirchen reubern: Es ist eyn Sprichwort / ungerecht güt deihet nit. So diß also inn warheyt erfunden ist von allen gemeynen güttern / böses tittels besessen worden / vil gewisser soll solch Sprichwort verstanden werden von allem kirchenraub. Dann wie S. Hieronymus E P I S T O L A 3 4 . sagt. Das laster deß kirchenraubs ubertritt alle andre dieberei und rauberei. Das dem Hieronymo wol zu glauben ist / demnach auch C I C E R O IN O F F I C I I S sagt / das es vil eyn grössere sünde sei eyn gemeyn zu berauben / dann eynem besonderem etwas abnemen mit diebstal oder raub. Nun aber / so eyn armer Christ vil tausent mal / ja unzelich eyn heyliger tempel Gottes ist / dann alle thun und stifft der gantzen weit / unnd so alles güt der Geystlichen oder der kirchen / biß auff die kelch und Monstrantzen / der armen schätz ist / volgt / das es das höchst S A C R I L E G I U M ist / so man den armen ihren schätz nit treulich / nach gelegenheyt der Personen und zeit außtheylt. Das auch also. S . H I E R O N Y M U S inn gedochter Epistel bekent / sagende. A C C E P I S S E PROVERB.
A L I Q U I D EROGANDUM PAUPERIBUS, APERTISSIMI S C E L E R I S EST, OMNIUM P R / E -
Das ist / was nemen oder behalten von dem / so man den armen außtheylen solt / ist eyn öffentlich laster so allen DONUM C R U D E L I T A T E M SUPERANS.
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Georg Wickram
Raub ubertrit. Dise Erisichtones werden auch öffentlich gestrafft mit eynem unsittlichem Hunger / deß verfluchten geitz / darinn sie so mehr und mehr schrappen unnd schinden / mehr unnd mehr / gleich dem Tantalo inn der Hein / zu schrappen und schinden hunger und durst 5 haben. Dann dem geitzigen mangelt eben so wol das er hat / als das so er nit hat / hie mangeln den weltlichen Tyrannen landt und leuth / den geystlichen B E N E F I C I A (wie sie es nennen) und pfrünen. Diß alles ist eyn geringes / das aber ist schrecklich / das der geitz eyn wurtzel (wie der Apostel sagt TIMOTH. 6.) ist alles ubels. Ja es ist am aller schrecklichsten 10 das die geitzigkeyt eyn wäre abgötterei ist / E P H E S I O S 5 . Durch disen Abgott werden die geitzigen also verblendet / das sie vor eynen Gottes dienst halten / so die aller höchst Gottes lasterei ist / under andrem vil / widerstrebung der warheyt / verteydung beyde der Simonei und ketzerei / alles aberglaubens und kirchenspalt etc. Diß seind die heylige vätter des 15 vatter landts / und die heylige Pastores / so ire eygne kinder verkauffen und vertrucken. Es sein alle arme Weyßen und witwen beyder Geystlicher und Weltlichen heerschafft kinder. Die heerschafft aber / so der Teuffei Mammon besessen hat / thoben und wütten wider ir eygen blüt und fleysch. Die arme tochter ist dannocht dem grausamen vatter getrew / 20 nehret und ehret in. Neptunus der Gott so sie geschwecht hat / das ist / der sie zu solchem elend versehen hat / kompt ir zu hülff / macht sie zu eynem man / und also auch frei. Solch weib möcht wol heyssen Androgene oder Virago. Wer ist aber solch weib / so auch eyn man ist? P A U P E R T A S P A C I E N S ET SAPIENS / Das armüt so gedultig und weiß ist. Solch Androgene 25 oder P A U P E R T A S ist warlich Edel / auch vor Gott und allen heyligen Engeln / dann sie ist von newem auß Gott geborn. Dise ist warlich / S E M P E R L I B E R A , das ist / alle zeit frei. Dann wie S . Hieronymus sagt E P I S T O L A A D S I M P L I C I A N U M . S A P I E N T I S E R V I R E L I B E R T A S EST. Dem weisen ist sein dienen freiheyt unnd Adel. Und der gedultig ist besser und edler 30 dann der aller geweitigst Tyran. Der Tyran unnd geltnarr kan nimmer fro werden / dann wie der Apostel sagt / ist er inn vil grausamen begirlichheyten verworren. Und also hat er keyn Adel oder freiheyt / dann die / so er von den armen weysen und geduldigen knechten / so sie ihn lern unnd füren / bekompt. Demnoch ist der nerrisch König des weisen knechts 35 knecht. Also bleibt die Androgene / oder PAUPERTAS SAPIENS ET P A C I E N S , ewig edel und frei / und wirt ir vatter Erisichtones zu eynem knecht deß teuffels.
Ende des Achten buchs Ovidii.