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German Pages 228 [236] Year 1963
Alfled Briockmann Siegbert Tarrasch • Lehrmeister der Schachwelt
SIEGBERT
TARRASCH
Siegbert Tarrasch Lehrmeister der Schachwelt von
ALFRED BRINCKMANN Mit 214 Diagrammen
WALTER D E G R U Y T E R & CO. vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer • Karl. J . Trübner • Veit & Comp.
B E R L I N 1963
© Copyright 1963 by Walter de Gruytcr 6c Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp. • Alle Rechte, einschließlich des Übersetzungsrechtes und der Herstellung von Photokopien, vorbehalten. Archiv-Nr. 5 56462 • Printed in Germany • Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin W 30 • Umschlag: Ulrich Hanisch, Berlin
Vorbemerkungen
Den wesentlichen Inhalt dieses Buches bilden, wie es selbstverständlich ist, die Partien und Endspiele des Meisters. In ihnen finden seine Lehren und seine Methoden ihren lebendigen Ausdruck. Auch bedarf es keiner näheren Begründung, daß in den Kommentaren Tarrasch selbst häufig zu Worte kommt. Daß der Autor den Versuch unternommen hat, seinerseits die Partien im Geiste des praeceptors mundi zu erläutern, mögen die Leser ihm verzeihen.
Bei den Vorarbeiten zu diesem Buche hat mir mein alter, allzu früh verstorbener Freund K o n r a d B o ß hard
vom
„Tarraschklub"-Nürnberg
wertvolle
Hilfe geleistet. Ihm sei an dieser Stelle ein nachträglicher, stiller Dank ausgesprochen. Ebenso Frau G a l l , geb. Tarrasch für die Überlassung wertvollen Materials.
Kiel, Frühjahr 1963
Einleitung
Siegbert Tarrasch erblickte am 5. März 1862 in Breslau, der Heimatstadt des großen. Anderssen und anderer namhafter Schachmeister wie Harrwitz, Riemann und Schottländer, das Licht der Welt. Nach dem Besuch des dortigen Elisabeth-Gymnasiums widmete er sich in Berlin (1880—1882) und Halle (1882—1885) dem Studium der Medizin, bestand sein Staatsexamen, promovierte und ließ sich nach einem kurzen Gastspiel in Geroldsgrün 1887 als praktischer Arzt in Nürnberg nieder. Hier verbrachte Tarrasch seine besten Mannesjahre, von hier aus trat er erst so recht seinen Siegeszug in die Schachwelt an, begann sein Stern in vollen Glänze zu leuchten. Mit Nürnberg ist sein Name aufs engste verbunden und man begreift, daß seine Zeitgenossen ihn als den „Nürnberger Doktor" zu apostrophieren sich gewöhnten. Im Herbst 1914 siedelte er nach München über, um dort dann bis an sein Lebensende seine ärztliche Praxis weiter auszuüben. „Fast jeden Nachmittag war er im ,Tarrasch-Klub' am Marienplatz im Hotel anzutreffen. Er war sehr stolz und konnte außerordentlich abweisend sein gegenüber Schachspielern, die ihm nicht mit der gebührenden Achtung gegenübertraten. Hatte sich jedoch ein Schachfreund sein Wohlwollen erworben, war er stets an seinem Tisch willkommen. Tarrasch spielte mit sehr großen Figuren. Bei Analysen pflegte er stets die getauschten Steine in den Händen zu behalten, weil sich dadurch die ursprüngliche Stellung leichter wiederaufbauen ließ. Bei sehr großen Schlagwechseln kam es zuweilen vor, daß Tarrasch ,alle Hände voll zu tun hatte', was mitunter recht komisch wirkte" (Festschrift Münchener Schachclub 1836 aus dem Jahre 1961). Am 17. Februar 1934 erlag Dr. Siegbert Tarrasch einem alten Gallenleiden. Das Schachspiel erlernte Tarrasch mit 15 Jahren. Der eigentliche Beginn seiner Schachlaufbahn datiert jedoch, wie er schreibt, von dem Augenblick an, wo ihm ein Schulkamerad die überraschende Mitteilung machte, daß über das Schachspiel auch Bücher geschrieben seien. „Mir war, als wäre ich vom Tode zum Leben erwacht." Tarrasch ist also in seiner Jugend den gleichen Weg gegangen, den er später ungezählten anderen gewiesen hat. IX
Nachdem er schon in Berlin sich mit den stärksten Spielern gemessen und reiche Erfahrung gesammelt hatte, holte er sich 1883 von Halle aus auf dem Kongreß des Deutschen Schachbundes in Nürnberg den Meistertitel. Damit war das Sprungbrett gewonnen, von dem aus die Laufbahn eines der bedeutendsten Schachmeister aller Zeiten steil bergauf führen sollte. Wir fügen hier die Liste seiner Turnier- und Wettkampfergebnisse ein.
Turnier- und Wettkampfergebnisse A. Turniere Platz
Verloren
Remis
8
3
11 11
5
Frankfurt, 1887
7
Nürnberg, 1888
I.
5
3
2
Leipzig, 1888
VIII.
2
5
0
Breslau, 1889
I.
Manchester, 1890
I.
9 12
Dresden, 1892
I.
9
Leipzig, 1894
I.
Hamburg, 1885
Hastings, 1895
1 1 2
8
13
0 0 1 3
7 7
1
IV.
12
5
4
Nürnberg, 1896
III.-IV.
9
3
6
Budapest, 1896
VIII.
4
4
4
I.
23
3
Monte Carlo, 190z
V.-VII.
11
5
14 8
Monte Carlo, 1903
I.
17
3
6
Wien, 1898
II.-III.
14
4
8
Nürnberg, 1906
X.
4
9
Ostende, 1907
I.
3 8
3
5
Hamburg, 1910
X.
5
5
6
San Sebastian, 1911
V.-VI.
3
3
8
San Sebastian, 1912
IV.
9
5
5
Ostende, 1905
X
Gewonnen
I. n.-vi. V.-VI.
Nürnberg, 188}
Breslau, 1912
Platz
Gewonnen
Verloren
Remis
IV.-V.
9
4
4
Petersburg, 1914
IV.
5
6
7
Mannheim, 1914
VIII.-IX.
4
IV.
o
Berlin, 1920
V.-VTI.
4
4
1
Göteborg, 1920
IV.-VII.
5
5
5
Pistyan, 1922
XI.
5
6
7
Hastings, 1922
V.
1
5
6
Berlin, 1918
Teplitz-Schönau, 1922 Wien, 1922 Karlsbad, 1923
4
3
3
3
XIII.
1
4
8
IV.-VI.
6
2
6
XI.
5
Mährisch-Ostrau, 1923 VII.-VIII.
6
4
6 4
5
Triest, 1923
IV.
5
2
4
Meran, 1924
X.
2
3
8
5
5
Baden-Baden, 1925 Breslau, 1925 Semmering, 1926
XVI.-XVII.
3
X.
1
8
9
VI.-VII.
8
5
4
London, 1927
—
4
2
9
(Schach-Olympiade) Bad Kissingen 1928
XI.
o
4
8
Insgesamt 646 Partien; davon 270 gewonnen, 152 verloren, 224 remis
B. Wettkämpfe Gewonnen Tschigorin, 1893
Verloren
9
Walbrodt, 1894
9 7
Remis 4
0
1
Marschall, 1905
8
1
8
Lasker, 1908
3
8
5
Schlechter, 1911
3
3
10
Mieses, 1916
7
2
4
Lasker, 1916
0
5
1
Ingsesamt 98 Partien; davon 37 gewonnen, 28 verloren, 33 remis XI
Tatrasch hat also an fast allen großen Turnieren der Epoche 1885—1928 teilgenommen und mit den Besten seiner Zeit die Klingen gekreuzt. Nach den glänzenden Siegen in Breslau 1889 und Manchester 1890 erhielt er eine Einladung des Schachklubs zu Havana, dort mit Steinitz einen Wettkampf um die Weltmeisterschaft zu spielen. Aus beruflichen Gründen mußte er ablehnen. Diese Absage ist Tarrasch schwer gefallen, denn die Aussichten, den bereits im 54. Lebensjahre stehenden Steinitz Krone und Szepter abzunehmen, waren günstig. Was Lasker drei Jahre später gelang, wäre Tarrasch aller Wahrscheinlichkeit nach schon 1891 gelungen. Lasker seinerseits hatte Tarrasch nach dessen Sieg im Dresdener Turnier 1892 zu einem Wettkampf herausgefordert. Eine bissige Abfuhr war die Antwort: Lasker möge erst einmal in einem großen internationalen Turnier den ersten Preis gewinnen, dann werde man weitersehen. Aus der langen und stolzen Reihe von Tarraschs Erfolgen hebt sich der Sieg auf dem Wiener Turnier 1898 wohl am stärksten heraus. Bei 19 Teilnehmern wurde doppelrundig gespielt, es mußten also volle 36 Runden absolviert werden. Ein wahrer Marathonlauf! Am Schlüsse standen Tarrasch und der geniale Pillsbury mit 27% Punkten gleichauf an der Spitze, so daß ein Stichkampf erforderlich war. Tarrasch gewann ihn mit 2 : 1 und einer Remise. Im neuen Jahrhundert hatte Tarrasch noch einen Erfolg von höchstem Rang zu verzeichnen, in Monte Carlo 1903. Damit wurde ein Wettkampf mit Lasker um dessen Weltmeisterschaft, der schon lange die Gemüter beschäftigt hatte, geradezu zu einer Notwendigkeit. Das Hemmnis für das lange Hinauszögern lag in Laskers Honorarforderungen, die für unsere heutigen Begriffe zwar maßvoll waren, damals jedoch für unangemessen gehalten wurden, ja allgemeine Entrüstung hervorriefen. Wie es damals überhaupt zum guten Ton gehörte, auf das „bezahlte Berufsspielertum" zu wettern. 1908 endlich gelang es den vereinten Bemühungen des Deutschen Schachbundes, der Stadt München, der Stadtgemeinde Düsseldorf, zahlreicher Schachvereine und einzelner Enthusiasten die beiden Rivalen ans Brett zu bringen. Der Kampf dauerte vom 17. August bis zum 30. September 1908. Die ersten vier Partien wurden in Düsseldorf, der Rest in München ausgetragen. xn
Lasker, der 40 Jahre alt war, schlug seinen 46jährigen Widersacher überlegen mit 8:3 bei 5 Remisen. Tarrasch selbst und seine Freunde haben eine ganze Reihe von Gründen angeführt, die diese Niederlage erklären wollten und stürmisch eine Revanche gefordert. Aus ihr ist, wie zu erwarten war, nie etwas geworden. Des Rätsels Lösung ist einfach: Lasker war nicht nur stärker als Tarrasch, er überragte überhaupt seine sämtlichen Zeitgenossen um Haupteslänge. Das ist das Urteil der Schachgeschichte. „Mein Gegner", so schrieb er vor Beginn des Kampfes, „hat den Glauben an die Schönheit, ich an die Kraft. Ich glaube, daß das Kräftige auch schön sei. Er (Tarrasch) verehrt einen Gedanken, der tief ist, ich einen solchen, der Arbeit leistet." *
*
*
Wenn wir die Zeit von etwa 1890 bis 19x0 als die Tarrasch-Ära der Schachgeschichte bezeichnen, dann tun wir dies mit dem Blick auf den unübertroffenen Pädagogen Tarrasch, den Lehrmeister der Schachwelt. Es hat keinen Schachschriftsteller und keinen Schachjournalisten gegeben, der einen solch ungeheuren Einfluß auf die Verbreitung des Schachspiels und zugleich auf die Hebung des allgemeinen Niveaus ausgeübt hat wie er. An ihm hat sich der Satz des Philosophen wie selten nur bewahrheitet: scribere est agere, zu Deutsch also etwa, wer schreibt, hilft die lebendige Wirklichkeit gestalten, ist damit zugleich ein Mann der Tat. Nur dann allerdings, wenn er mit dem Gegenstande von Grund aus vertraut ist und Wesentliches auszusagen weiß. Für Skribenten gilt dieser Satz nicht. Denn viele fühlen sich berufen, doch nur wenige sind auserwählt. Mit Recht durfte Tarrasch in seinem Buch „Das Schachspiel" stolz von sich behaupten: „Zur Weiterbildung empfehle ich mein,Dreihundert Schachpartien', aus denen ganze Generationen von Schachspielern das höhere Schachspiel erlernt haben und ganz besonders ,die moderne Schachpartie'." Dies gilt bis auf den heutigen Tag, mögen auch unsere Kenntnisse und Erkenntnisse weiter vorgeschritten sein. Denn nicht, daß er schrieb, sondern wie er schrieb, war das Ausschlaggebende. Weit von der trockenen Gelehrxm
samkeit früherer Zeit entfernt („falls so und so, dann so und so . . ."), verkündete er seine Lehren in einem Stile von ungewöhnlicher Frische und Überzeugungskraft, legte er umfänglich und in gehobener Sprache im kleinen wie im großen das Verhältnis von Ursache und Wirkung dar, warb er^für das Schach, von dem er sagte, daß es wie die Liebe und die Musik die Fähigkeit habe, den Menschen glücklich zu machen. Ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein und eine unverkennbare Freude an ironischen, oft boshaften Attacken auf Andersgläubige gab seiner Schreibweise eine eigentümliche Würze. Er konnte sich das erlauben, denn er war nicht nur des Wortes mächtig, sondern auch einer der erfolgreichsten Turnierkämpfer seiner Zeit. In ihm vereinigten sich auf die glücklichste Weise der erfolgreiche Schachmeister mit dem fast noch erfolgreicheren Schachschriftsteller zu einer einmaligen Erscheinung. In seinem oben genannten Lehrbuch „Das Schachspiel" weist Tarrasch auf die Wichtigkeit des Studiums von Meisterpartien hin. „Aber nur von solchen, die mit ausführlichen und treffenden Erläuterungen versehen sind. Aus falsch glossierten Partien kann man sehr leicht Falsches lernen." Dieser Kunst, wertvolle und lehrreiche Partien ausführlich und treffend zu glossieren, begegnet man heute kaum noch. Daran mag die Schnellebigkeit unserer Zeit und die ungeheure, uns schier erdrückende Fülle des Partiematerials schuld sein. Damals spielte sich alles in ungleich größerer Geruhsamkeit ab, die Zahl der Turniere war weit geringer; man zog noch fröhlichen Herzens in denKampf, weil man noch nicht gedrängt und geängstigt wurde von „Qualifikationsfragen", von Aufstieg und Abstieg und von Urlaubssorgen; nein, manwallfahrtete, um einer Kunst zu dienen. Der ganze Gegensatz zwischen gestern und heute tritt aus einem Wort B o t w i n n i k s hervor, das er vor einiger Zeit ausgesprochen hat: „In unseren Tagen ist Schach eine angespannte Verstandesarbeit, die ein allseitiges Studium und gründliche Vorbereitung erfordert. Die Lebensweise und Trainingsmethoden eines modernen Großmeisters stellen hohe Ansprüche an den einzelnen. Der Weg zur Meisterschaft ist schwer und verlangt strenge Arbeitsmethoden." Welch eine Wandlung vom com amore des goldenen, unorganiXIV
sierten Zeitalters zum gnadenlosen Ernst der Gegenwart. Allein, aussuchen kann man sich die Zeit, in der man leben möchte, bekanntlich nicht.
Der wortgewaltige, selbstsichere Publizist Tarrasch hatte einen Gegenspieler in dem Wiener Georg Marco, der zwar als Schachmeister, obwohl zur besten internationalen Klasse gehörig, doch nicht die gleichen Erfolge aufzuweisen hat wie jener. Aber als Schachliterat und Schachjournalist steht er ihm nun nichts nach. Wenn des Nürnberger Doktors Ironie allzu üppig floß, dann stellte sich der sonst ausgesprochen gutmütige Marco in seiner „Wiener Schachzeitung" schützend vor die Angegriffenen. E r war ein eleganter Florettfechter, während Tarrasch mehr den schweren Säbel bevorzugte. Diese Duelle Marco-Tarrasch bleiben unvergessen, und wir können nur bedauern, daß es eine solche Art der Publizistik heute nicht mehr gibt. Gerade deswegen sei ein Beispiel aus jenen Tagen zitiert. Als Tarrasch das Turnier zu Cambridge Springs (1904) und insbesondere die weniger erfolgreichen Meister einer allzu scharfen Kritik unterzogen hatte, wehrte Marco energisch ab: „Das Maß ist voll und hüben und drüben mehren sich die Stimmen, die sich gegen den Brustton der Präpotenz auflehnen". Darauf Tarrasch: „Herr Marco schüttelt die Faust und stößt Verwünschungen und Drohungen gegen mich aus. Was soll das ? Will er etwa meine Präpotenz nicht anerkennen ? Dann bin ich jederzeit bereit, sie ihm zum so und so vielten Male zu beweisen; in einem Wettkampf auf acht Partien gebe ich ihm gern vier Partien, wenn es sein muß, auch mehr vor." Das war hart. Aber so leicht ließ Marco sich nicht ins Bockshorn jagen. E r schlug zurück: „Das eine steht fest: in meinem geehrten Gegner schlummern ganz ungeheure, uns allen und ihm selbst noch ganz unbekannte Kräfte. Gleichwohl scheint mir seine Idee, Meinungsverschiedenheiten durch den Zweikampf zu entscheiden, wenig Nachahmung zu verdienen. Die Berufung auf die Kraft, das Aufstreifen der Hemdsärmel mag Preisboxern zur Zierde gereichen, aber in Fragen der Kunst und Wissenschaft scheint mir die EinXV
bürgerung derartiger Argumente nicht gerade wünschenswert. Wenn aber schon durchaus gerauft werden muß, dann frage ich ergebenst: wozu die Vorgabe ? Überall wo ritterliche Affären im Zweikampfe ausgetragen werden, wird peinlichst darauf geachtet, daß die Duellanten — mögen ihre Kräfte und Fähigkeiten noch so ungleich sein — mit Waffen von gleicher Größe und Güte versehen werden. Warum setzt sich nun mein verehrter Gegner über eine ritterliche Gepflogenheit hinweg, die doch sogar von notorischen Raufbolden respektiert wird ? Warum will er mir durchaus eine Besenstange in die Hand drücken und selbst gegen mich mit einem Zahnstocher zu Felde ziehen ? Der Endzweck jedes Zweikampfes ist ja doch das Niederschlagen des Gegners und dieses Resultat erreicht man viel sicherer mit einem Dreschflegel als mit einem Zahnstocher. Aus alledem geht hervor, daß eine Vorgabe das gewünschte Endresultat ganz überflüssigerweise verzögern und wohl auch etwas unsicherer gestalten dürfte". *
*
*
Die drei Hauptwerke Tarraschs sind „Dreihundert Schachpartien" (1895), „Die moderne Schachpartie" (1912) und „Das Schachspiel" (1931). Daneben hat er eine Reihe von Turnier- und Wettkampfbüchern herausgegeben: so Nürnberg 1896, Nürnberg 1906, Petersburg 1914, Wettkämpfe gegen Marshall (1905), gegen Lasker (1908) und gegen Schlechter (1911). Er war ständiger Mitarbeiter verschiedener Schachzeitungen: „Deutsche Schachzeitung" (mit Unterbrechungen), „Deutsches Wochenschach", „Die Schachwelt". Berühmt waren auch seine Schachrubriken im „ T a g " (Berlin) und im „Berliner LokalAnzeiger". Im Jahre 1932 rief er eine eigene Zeitschrift ins Leben: „Tarraschs Schachzeitung". Sie erlosch mit seinem Tode 1934. Alle diese Veröffentlichungen hat der Verfasser natürlich für seine Arbeit herangezogen. Auch die eine oder andere Partieanmerkung R e i n f e l d s in seinem Werk „Tarrasch's best games of chess".
Als Tarrasch in die große Schachwelt hinaustrat, war Steinitz (1836—1901) König der Könige auf den 64 Feldern. Er ist es gewesen, der als erster nach XVI
Prinzipien im Schachkampfe geforscht und deren auch eine ganze Reihe gefunden hat. Die Bedeutung schwacher Punkte, rückständiger oder vereinzelter Bauern, der Bauernmajorität auf dem Damenflügel, der Vorteil des Läuferpaares, der größeren Terrainfreiheit und nicht 2uletzt der bedeutungsvolle Begriff der „balance of position", das sind Erkenntnisse, die wir ihm verdanken. Er hat der Schachforschung einen wissenschaftlichen Charakter gegeben, ohne freilich eine vollständige Theorie entwickelt zu haben. Seine Zeitgenossen verstanden Steinitz zunächst nicht und unterlagen ihrem Herrn und Meister, weil sie ihm in ihrer Unkenntnis oft freiwillig Vorteile einräumten, von deren Existenz sie gar nichts wußten. An diesen Steinitz hat Tarrasch angeknüpft. Er begriff die Bedeutung seiner Lehrsätze, erkannte aber zugleich, daß Steinitz zur Einseitigkeit neigte und die schachliche Wirklichkeit oft überforderte. „Tarraschs größtes Verdienst ist es, daß er die Steinitzsche Technik in die sonst übliche Spielweise, deren Tendenz rasche Figurenentwicklung war (Steinitz hatte diese vernachlässigt), einfügte. Damit hat Tarrasch den Stil geschaffen, der richtunggebend blieb." (Reti). Doch damit nicht genug. Entscheidend ist die Art, wie Tarrasch diesen neuen Stil, den er selbst als die letzte Offenbarung ansah, praktizierte und zugleich interpretierte. Auch er hat, wie Steinitz, kein festes Lehrgebäude aufgerichtet, sondern gibt eine Reihe von mehr praktischen Anweisungen und Regeln, die allerdings in ihrer Ausschließlichkeit den Charakter strenger Gebote haben. Verheißung wird dem zuteil, der ihnen folgt, Verdammnis, wer ihnen zuwiderhandelt oder auch nur widerspricht. Ja oder Nein! Betrachten wie die Hauptthesen. Vom Zentrum In der Eröffnung und im Mittelspiel wickelt sich der Hauptkampf, sofern es keinen Rochadeangriff gibt, nach Tarrasch im Zentrum ab. „Wer dort Bauern stehen hat, der ist in diesem Kampfe — ceteris paribus — der Stärkere. Früher verstand man unter dem Begriff Bauernzentrum die Stellung zweier Bauern auf C4 und ¿4 bzw. e5 und d j . Ich habe aber schon vor vielen Jahrzehnten erklärt, daß es schon einen wesentlichen Vorteil bedeutet, einen II
B r i a c k m a n n , Tarrasch
XVII
Bauern im Zentrum zu haben. Deshalb zieht man im ersten Zuge einen Mittelbauern, den Königsbauern oder den Damenbauern, zweckmäßig zwei Schritte und sucht, wenn der Gegner dasselbe tut, ihn zu veranlassen, seinen Mittelbauern abzutauschen, so daß man allein einen Bauern im Zentrum behält. Also nach i. ez—e4 c j — e j sucht man, sobald dies ohne Nachteil geht, den Gegner durch d2—d4 zu ej x d 4 zu veranlassen; oder nach i. d2—d4 d j — d j durch 2. C2—C4 zu d5 XC4 zu verleiten. Der Bauer im Zentrum hält einen strategischen Punkt an der Grenze der beiden Heerlager, die zwischen der vierten und fünften Reihe verläuft, den man, wenn er durch einen Bauern angegriffen wird, durch einen Bauern verteidigen muß, aber nicht kampflos aufgeben darf. Das ganze Ziel und den ganzen Erfolg des Eröffnungsgeplänkels bildet die Eroberung des Zentrums." (Tarrasch). Diese Auffassung vom Zentrumskampf ist gewiß nicht falsch, aber sie ist unvollständig, ist ein Torso. Der Zentrumskampf ist viel umfassender und komplizierter, als Tarrasch es wahrhaben wollte. Schon zu seinen Lebzeiten erhoben sich gewichtige Stimmen gegen seine Zentrumslehre, allen voran N i m z o w i t s c h (1886—1935)- Erzeigte, daß man den Kampf um das Zentrum durch Fernwirkung (fiauchettierte Läufer!) oder sonst mittelbar führen kann und bahnte damit u. a. den indischen Eröffnungen, die uns heute eine Selbstverständlichkeit sind, den Weg. Das bedeutete eine ungeheure Bereicherung der Möglichkeiten in der Eröffnung. Auch Tarrasch konnte sich den neuen Entdeckungen natürlich nicht ganz verschließen. Das Rückzugsgefecht führte er auf seine Art: „Man kann auch eine gänzlich abweichende Strategie verfolgen und die von mir entwickelten Prinzipien auf den Kopf stellen und das Gegenteil als richtig proklamieren. Man kann den materiellen Vorteil über alles andere stellen, man kann sagen: nur keinen Bauern im Zentrum haben, denn die Bauern können ja angegriffen werden und ich muß sie verteidigen. Lieber soll der Gegner das Bauernzentrum haben und ich will es angreifen. Ich halte alle diese Lehren für Irrlehren, aber — das ist Sache des Temperaments und des Charakters — manchem wird statt der geradlinigen Angriffsstrategie die entgegengesetzte mehr zusagen. Tatsächlich hat sich in der neuesten Zeit eine Schule gebildet, die die Zurückhaltung der Mittelbauern predigt." Womit Tarrasch die Situation glänzend gerettet hat: beide Teile haben Recht! Und bilden zusammen ein glückliches Ganzes. XVIII
V o n den S c h w ä c h e n Hier befinden wir Heutigen uns im großen und ganzen in Übereinstimmung mit Tarrasch. Wenn der Meister die Züge tu—I13 und I17—h6 nach vollzogener Rochade für bedenklich erklärt, wenn er sagt, bei der Aufstellung der Bauern, die ja das Gerippe der Stellung bilden, müsse man beim Fortschreiten der Partie nach Möglichkeit sehen, daß kein Bauer rückständig wird, besonders nicht auf einer für den Gegner offenen Linie, denn ein rückständiger Bauer auf einer offenen Linie sei ein schwerer Positionsnachteil; wenn er weiter vor den „Löchern" in der Stellung warnt (Felder auf der dritten oder vierten bzw. für Schwarz auf der sechsten und fünften Reihe vor einem Bauern, dessen Nachbarbauern gezogen oder geschlagen sind), so gilt dies für uns wie für Tarrasch. Was nicht ausschließt, daß eine gesunde Stellung sehr wohl einzelne Schwächen verträgt. Nach Nimzowitsch greift der „moderne Spieler" nicht immer nur Schwächen an, sondern auch starke Punkte. Ein anderer moderner Spieler, der russische Meister B r o n s t e i n , nimmt hierzu wie folgt Stellung: „Wenn Tarrasch einst lehrte: eigene Schwächen vermeiden, doch solche dem Gegner applizieren, kleine Vorteile sammeln, offene Linien besetzen, ohne entsprechende Vorbereitungen nicht angreifen> so spielt man jetzt anders. Die Meister schaffen sich selbst schwache Punkte und schwache Bauern, um die Kräfte des Gegners aus anderen Gebieten abzuziehen; sie überlassen ihm offene Linien, um die Türme für andere, mehr versprechende Operationen zu verwenden; sie führen Scheinangriffe durch, um andere Pläne zu verbergen." Ein grundsätzlicher Widerspruch zu Tarrasch liegt bei diesen Urteilen der beiden Nachfahren unseres Meisters nicht vor, höchstens eine halb ins psychologische gewandte Grenzerweiterung. Die Zeit Besonderen Wert maß Tarrasch dem Faktor „Zeit", dem „Tempo" in der Schachpartie zu, ja er trug sich in den letzten Jahren seines Lebens mit dem Gedanken, eine eigene „Tempotheorie" auszuarbeiten. In seinem Lehrbuch „Das Schachspiel" führt er aus: „Bei gutetrT Spiel gehen einmal gewonnene Tempi nicht wieder verloren. Sie setzen sich schließlich um in Raum- oder Kräftegewinn, das Gesetz von der Erhaltung der Kraft auf den 64 Feldern (Zeit = Kraft). Wer immer mit XIX
Tempogewinn arbeitet, gewinnt schließlich die Partie. Besonders im Endspiel ist sehr oft ein einziges Tempo entscheidend: der eine Spieler geht mit einem Bauern zur Dame, während der feindliche Bauer erst die vorletzte Reihe erreicht. Diese drei Faktoren: Kraft, Raum und Zeit wirken also bei jedem Zuge zusammen. Die Kunst der Eröffnung besteht nun darin, die zunächst eingesperrten Figuren wirksam zu machen, sie durch einige wenige Bauernzüge zu befreien und auf günstige Plätze zu bringen, und zwar so rasch wie möglich. Jedes Tempo muß man zur Entwicklung voll ausnützen, von Zug zu Zug muß man vorwärts kommen. Ein Spiel ist so ziemlich entwickelt, wenn nach den notwendigen Bauernzügen die leichten Figuren heraus sind und die (kurze) Rochade vollzogen ist. Es ist gut, jederzeit oder wenigstens von Zeit zu Zeit eine Bilanz über die auf dem Brett ersichtlichen Tempi aufzunehmen. Diese Tempoberechnung rührt von Alapin und mir her. Alapin hat allerdings sämtliche Züge, auch solche wie a2—a.4, in seine Rechnung aufgenommen, was auch eigentlich ganz richtig ist, während ich nur die entwickelnden Züge rechne und die anderen ignoriere, was nach meiner Ansicht und Erfahrung praktisch brauchbarere Resultate ergibt." Wie alles, was Tarrasch schreibt und sagt, klingen auch diese Thesen sehr überzeugend. Sie sind jedoch nur zum Teil richtig. Abgesehen davon, daß das Gesetz von der Erhaltung der Energie für das Schachspiel nicht gilt, weil wir es im Schach mit Gedankendingen zu tun haben und nicht mit einer materiellen Wirklichkeit, spielt der Zeitfaktor in der Schachpartie eine sehr unterschiedliche Rolle. Von großer, ja größter Bedeutung in offenen Stellungen, sinkt sein Wert in geschlossenen Stellungen und kann bis auf Null reduziert werden. „Positionsspieler", so belehrt uns B o t w i n n i k , „sind bemüht, Stellungen zu erlangen, wo der Zeitfaktor und das taktische Element keine entscheidende Rolle spielen, wo man vielmehr das Fundament auf der festen Basis der mit eiserner Konsequenz zum Siege führenden Pläne bilden kann. Bei Schachspielern vom Typ eines A l j e c h i n oder T a l steckt „alles" in der Dynamik, und der Faktor „Zeit" sowie der kombinatorische Blick sind von entscheidender Bedeutung. ,Alles' ist nicht zufällig in AnführungsXX
striche gesetzt, denn die Schachspieler dieses letzteren Typs können keinen Erfolg haben, wenn sie nicht eines feinen Positionsgefühls und der Technik mächtig sind, wie auch die Positionsspieler feine und starke Taktiker sein müssen." Beengte Stellungen Tarrasch hat einem wichtigen Zweig der Schachstrategie seine besondere Aufmerksamkeit zugewandt: der Behandlung beengter Stellungen. Die größere Terrainfreiheit ist häufig ein dauernder Positionsvorteil, den man festzuhalten und weiter auszubauen versuchen muß. Tarrasch hat vollkommen Recht, wenn er lehrt, daß andere Partieelemente wie z. B. das Läuferpaar, der Nachteil schwacher Punkte, die Beherrschung offener Linien sich in beengte Stellungen, Stellungen also, wo der Gegner über weniger Raum und über eine geringere Beweglichkeit seiner Streitkräfte verfügt, umsetzen lassen. Nach Tarrasch tragen beengte Stellungen, aber den Keim des Verlustes in sich. Von dieser These bis zur Behauptung, daß z. B. die SteinitzVerteidigung in der spanischen Partie (i. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 d6) mit ihrer Einschränkung des Königsläufers ungenügend sei, ist kein weiter Weg mehr. Hier geht Tarrasch, der dogmatische Tarrasch, zu weit. Die Erfahrung hat gelehrt und lehrt noch, daß beengte Stellungen sich in vielen Fällen, so etwa im Falle der Steinitz-Variante, oder des orthodoxen Damengambits, sehr wohl verteidigen lassen, wenn auch oft mühsam. Darüber allerdings kann nicht der geringste Zweifel bestehen, daß Tarrasch die Methoden, wie man gegen beengte Stellungen operieren muß, zur höchsten Meisterschaft entwickelt hat. Hierzu liefern die Partien dieses Buches reiches und anschauliches Material. „Man erinnere sich, daß die Mehrzahl der bekannten Turnierpartien eines Maroczy, Schlechter, Teichmann, der großen Weggenossen Tarraschs, Zernierungsarbeit war und man erkennt auch hier dessen überragenden Einfluß auf die schachliche Entwicklung seiner Zeit." (Reti). D e r beste Z u g D r . D y c k h o f f , Freund und Verehrer Tarraschs und selbst ein Spieler meisterlichen Ranges, nannte ihn in seinem Nachruf einen fanatischen WahrXXI
heitssucher und Wahrheitskünder. „ K e i n Wunder, daß seine Gegner ihm vorwarfen, er sei zu dogmatisch. Er konnte darüber herzlich lachen. Als ob es in der Wissenschaft etwas anderes geben könnte, als nach allgemein gültigen Sätzen, also ,Dogmen', zu suchen." Kein Wunder allerdings auch, daß der Dogmatiker Tarrasch zum Verfechter des „besten Zuges" wurde. Er läßt sich zu diesem Problem wie folgt vernehmen : „Man kann im Schachspiel überhaupt nicht tun, was man will, wenn man richtig spielen will, sondern man muß das tun, was man muß, was die Stellung verlangt. Das Spiel gemäß der Position, das Positionsspiel, ist das einzig richtige, die Kombinationen ergeben sich dabei ganz von selbst. Man muß da angreifen, wo man stark und der Gegner schwach ist. Die starken Punkte im eigenen, die schwachen im feindlichen Lager wird man zu besetzen, den Gegner aber an der Besetzung solcher Punkte zu hindern suchen. Jede Stellung muß man als ein Problem betrachten, bei dem es gilt, den richtigen Zug, den die Stellung erfordert und der fast immer ein einziger ist, zu finden. Nebenlösungen gibt es so gut wie gar nicht in der Schachpartie, mit Ausnahme der ersten Eröffnungszüge, w o die Wahl freisteht. Häufig, besonders, wenn der eine Spieler bereits stark im Vorteil ist, sieht es so aus, als ob ihm mehrere gleich gute Züge zur Verfügung ständen. Bei näherer Untersuchung aber stellt sich meist heraus, daß ein Z u g der stärkste, der allerstärkste ist, und nur der ist der richtige. Ist der Vorteil noch nicht so groß, dann zeigt es sich meist, daß, wenn mehrere Züge in Betracht kommen, nicht nur der eine der stärkste ist, sondern daß die anderen sogar nachteilig ausfallen, und nichts ist im Schach schwieriger, als von mehreren gleich gut erscheinenden Zügen den besten, den einzig richtigen herauszufinden." Im letzten Jahrfünft seines Lebens hat Tarrasch gar seine These vom einzig richtigen Z u g mit der Behauptung auf die Spitze getrieben, daß auf i. c i — e 4 nur i.
ej—e5 und auf i. d2—d4 nur i.
d 7 — d j die einzige, aber
vollkommen genügende Antwort sei. Gegen diese Lehre vom besten Zuge haben schon seine Zeitgenossen Sturm gelaufen. A n der Spitze Lasker, sein späterer Besieger und Weltmeister über 27 Jahre hinweg. Wir hören: „Tarraschs System ist aufgebaut auf dem XXII
bestimmten Artikel. Bei ihm heißt es oft: der korrekte Zug, selten: ein korrekter Zug. Er sagt immer: der beste Zug, nie: ein bester Zug. Vielleicht war sein System für ihn als Pädagogen wertvoll, vielleicht hat er selbst dessen Einseitigkeit und Enge empfunden, es in der Praxis gemildert und nur zum Zwecke der Theorie dessen Geltung als eine Fiktion vorausgesagt. Jedenfalls liebt er, als Meister des praktischen Spiels, das Suchen und Versuchen, welches zur Lehre von der Einseitigkeit nicht stimmt." Und an anderer Stelle: „Der Stil ist bei Tarrasch und mir gänzlich verschieden. Tarrasch schreibt über Schach, erklärt es und spielt es auf die nämliche Art, in großzügiger, tiefgründiger Weise, doch ohne starken Unterbau. Ist die Strategie des Schachspiels so, wie sie sich in seinem Kopfe malt, so ist sie wunderbar, schier unbegreiflich. Wäre die Welt nach einem solchen Vorbild geschaffen, dann wäre sie ein glitzernder Palast." Wahrscheinlich ist Lasker mit der großartigen Deutung, daß es sich bei den Lehren von Tarrasch zum Teil um Fiktionen handele, um eine Philosophie des „als ob", dem Pädagogen Tarrasch am ehesten gerecht geworden. Wenn dieser Schach lehren und unter das Volk bringen wollte, dann mußte er es als fertigen Erfahrungsbereich nehmen und gewisse klar und einfach formulierte Regeln, Gesetze und Methoden entwickeln, die jedermann verstand und doch den Zugang zum „höheren Schachspiel" (Tarrasch) erschlossen. Die letzte Wirklichkeit mochte dann später für den weiterstrebenden Schüler etwas anders aussehen. Gewiß, im Laufe der vielhundertjährigen Geschichte des Schachs haben die Menschen in das Chaos auf den 64 Feldern einiges Licht gebracht und Gut und Böse unterscheiden gelernt; in der Eröffnung sind Zugfolgen gefunden worden, über deren Wert oder Unwert kein Zweifel mehr obwaltet; darüber hinaus haben sich aus den Erfahrungen gewisse typische Gebilde herauskristallisiert, und man weiß um die Methoden, wie Stellungen mit besonderen Merkmalen behandelt werden müssen. Allein abgesehen davon, daß sich die Zahl solcher typischer Stellungen und einfacher Verhältnisse, gemessen an der Fülle der im Schach überhaupt möglichen Beziehungen, als unbedeutend erweist, ist der Schachspieler in keinem Falle der Pflicht überhoben, die jeweiligen Stellungen auf ihre Besonderheit zu prüfen und XXIII
sich 2u fragen, ob nicht eine Ausnahme von der „Regel" vorliegt. Der individuelle Charakter der Stellung ist durchaus der herrschende, der meisterliche Zug ist nach Lasker nur selten eindeutig bestimmt. Im Schach gibt es nicht nur mathematische Gewißheit, sondern auch ein freies Ermessen. Der „beste Z u g " ist eine Fiktion, aber eine Fiktion, von der eine ungeheure Wirkung ausgegangen ist und die nicht zuletzt Tarrasch zum Lehrmeister der Schachwelt gemacht hat.
XXIV
Partien
Die Beseitigung des Eindringlings d6 war gewährleistet, wenn Schwarz zuvor 17. . . . a7—a6 und dann erst Sc8 gezogen hätte. T A R R A S C H — D R . NOA Hamburg, 1885 Französisch I . e2—e4 2. d2—(I4 3- S b i — 0 3 4- e 4 — e 5
e7—e6 d7—d5 Sg8—£6 Sf6—d7
5- Sc3—e2 6. C2—C3 7- f2—£4
c 7 —C5 Sb8—c6 C5Xd4
Vielleicht etwas früh, wenn auch keineswegs fehlerhaft. Mehr Spannung bliebe jedoch im Spiel bei 7. . . . f6 8. S f j Db6. 8. c j x d4 9. L e i — d 2
Lf8—b4f
Tarrasch weist darauf hin, daß der anscheinend natürlichere Z u g 9. Sc3 zu einem aus der Spielpraxis der damaligen Zeit bekannten Qualitätsopfer führen könne, nämlich 9. . . . o—o 10. Sf3 f6 1 1 . L d j f e j : 12. f e j : T f j : ! 1 3 . gf3: D l n f 14. K f i Sd4: 15. f4 Dhj-f 16. K f z LC5 17. L e j Se5:! 18. fes: Ld7.
10. 11. 12. 13.
Sgl—f3 Ld2Xb4 Ddi—d2 Se2—03
Dd8—b6 o—o Db6xb4f Sd7—b6 Tf8—d8
Eine schwer verständliche Fortsetzung. Wenn Schwarz auf Sc4 spekuliert haben sollte, dann hätte er diesen Z u g besser sofort ausgeführt. Jetzt verhindert Weiß das Manöver. 14. 15. 16. 17. 1
Sc3—b5'. Sb5—d6 Tai—ci Keixd2
Lc8—d7 Ta8—b8 Db4Xd2f Sb6—c8
18. 19. 20. 21.
Sd6—b5 Sb5—c3 Lfi—d3 b2—b3
arj—a6 Sc8—erj Tb8—c8
Dies ist als Einleitung zu der Springerwanderung SC3—a4—C5 gedacht, die im Augenblick wegen der Antwort Se5: nicht möglich ist. 21. . . . 22. a2—a3
M ü
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Sc6—b4
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B Hl
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„ I n der Erkenntnis, daß die Springer wichtiger sein werden als die Läufer, bietet Weiß den Tausch an, den Schwarz aus denselben Gründen ablehnt", erläutert Tarrasch die Diagrammstellung. Mir will aber doch scheinen, daß Dr. Noa bei 22. . . . S d ; : 23. K d s : TC7 24. Tc2 Tdc8 besser gefahren wäre als in der Partie. Die c-Linie bliebe offen und damit die Möglichkeit, ja Wahrscheinlichkeit, einer Neutralisierung der Stellung durch den Tausch der Türme. 22. . . . 23. b 3 — b 4
Sb4—c6
Immer noch ist es nichts mit dem erstrebten 23. Sa4, wegen 23. . . . Sa5 24. SC5 T c j : ! nebst S b 3 : f .
3
h 7 —h6
23.
Selbstverständlich schafft Schwarz auf diese Weise für das spätere Vorgehen der weißen Königsflügelbauern eine Angriffsmarke und tatsächlich wird auch von hier aus die schwarze Stellung aufgerollt. Aber es ist schwer, etwas besseres zu finden. Vielleicht war die sofortige Verdoppelung der Türme in der c-Linie am Platze. Nach dem geschehenen Zuge jedenfalls entwickelt sich die zweite Phase der Partie zwangsläufig. 24. 25. 26. 27. 28. 29.
h2—h4 Kd2—e3 Tel—C2 Thi—ci g2—g4 Sf3—d2
Sc6—b8 Tc8—C7 Td8—c8 Kg8—£8 Ld7—e8 Sb8—d 7
Eine schwache Verteidigungschance bot hier noch 29. . . . b6. Doch besteht dann nicht weniger die Gefahr, daß Schwarz in Bälde die Züge ausgehen werden. jo. Sd2—b3 31. Sb3—05
Sd 7 —b6
Ein königliches Roßl 31. . . .
Sb6—C4f
Zwar wird dadurch des Weißen Aufgabe erleichtert, weil die c-Linie nunmehr endgültig geschlossen wird, allein auch ohnedem muß das Vorgehen der weißen Bauernphalanx auf dem Königsflügel zum Ziele führen.
I I I
1
H B xB i m i f Ilf S muH ¡Em B B "B W: B ü ü jg SU B B B H 38- S4—SS Vgl. die Anmerkung zum 23. Zuge. 38. 3940. 41. 42. 4344. 4546.
Tci—fi SS—g*> Tf2—e2 Tfi—ei Ke3-f4 Te2X es! Sd6—f7 Sf 7 —g 5
h6—h 5 Kf8—g8 f 7 —f6 Ld 7 —c6 Tb8—d8 f6xe5t Kg8—f8 Td8—e8 TC7—e 7
Der Fall ist auch ohne diesen Fehler hoffnungslos. Tarrasch gibt folgende amüsante Variante: 46. . . . T e j : 47. de]: Te7 48. f6 gf6: 49. ef6: Tei: 50. Sh7t Ke8 51. £7+ Kd7 52. f8D T f i f 53. Kg5 Tf8: 54. Sf8:f Ke7 5 5. g 7 Kf7 5 6. Kh6 Kg8 5 7. Sg6 und gewinnt. 47- s g 5 — h 7 t Aufgegeben. Diese Partie war Tarraschs Debüt in einem Meisterturnier. Sie lag ihm daher besonders am Herzen.
TARRASCH—GUNSBERG
32. 33. 34. 35. 36. 37.
4
Ld3XC4 Sc5—e4! Se4—d6 £4—fs TC2—f2 Sc3Xd 5
d5XC4 b7-b5 Tc8—b8 Le8—d7 Se7-d5t e6xd5
Frankfurt, 1887 Französisch 1. e2—e4 2. d2—d4 3. Sbi—C3
ej—e6 d 7 —d 5 d5 X e4
Obwohl dieser frühe Tausch im Zentrum von Meistern wie Lasker, Rubinstein, Mieses und Nimzowitsch empfohlen worden ist, wird man Tarrasch darin beipflichten müssen, daß Schwarz nur sehr schwer zu einer befriedigenden Entwicklung gelangt und daß es bessere Verteidigungen gibt. 4. S c 3 X e 4 5. L f i — d 3
Sg8—f6
Die — auch von Tarrasch in späteren Partien gewählte — Alternative besteht in 5. Sf6:f, und gleichgültig ob die Dame oder der Bauer wiederschlägt, — Weiß steht besser. 5. . . . 6. L c i -
Sb8—
Ein Z u g , der wenig leistet, denn nun konnte Schwarz mit 6 . . . . e 6 — e j sofort ausgleichen. Geboten war 6. S f j . 7. L d 3 X e 4 8. L e 4 — d 3 9. S g l — f 3 10.
Sf6 x e4 Sd7—{6 Lc8—d7 Lf8—d6 Sf6—g4
Waren schon der 8. und 9. Z u g von Schwarz etwas absonderlich, so ist es dieser Springerzug, obschon kein unmittelbarer Fehler, noch mehr. Die Rochade war am Platze. 11. L e 3 — g 5
f7—f6
Eine sehr verpflichtende Antwort, mit der Schwarz praktisch auf die kurze Rochade verzichtet und zur langen mit allen ihren bedrohlichen Folgen seine Zuflucht nehmen muß. Besser war daher 11. . . . Le 7 oder auch 11. . . . Sf6. 12. L g 5 — d 2 13. h2—h3 14.
Dd8—«7 Sg4—h6
C2—C4
Das Vorgehen dieses Bauern, das den Angriff auf die bevorstehende lange Rochade des
Gegners einleitet, ist dem Schlagen des Springers h6, der dort schlecht genug steht, bei weitem vorzuziehen. 14. . . . 15. b 2 — b 4
crj—c6
Getan wie geplant. Umkehr ist nicht mehr möglich: 15. . . . o—o 16. DC2I Z u prüfen war indessen 15. . . . Lb4:, wozu Tarrasch unter Anlehnung an das Kongreßbuch ausführt: 16. ü>4: Db4: 17. T b l Dd6 18. T b 7 : o — o 19. D C 2 f5 20. c j D d j 21. L C 4 De4 22. D c i l Lc8 23. T c 7 f4 24. T e l D g 6 25. Tc8: Tac8: 26. Te6: und Weiß ist entscheidend im Vorteil.
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16. T f i — e i In den „Dreihundert Schachpartien" kommentiert Tarrasch acht Jahre nach dieser Partie die Diagrammstellung wie folgt: „ E i n Abwartezug, um den Gegner zur Annahme des Bauernopfers zu veranlassen. Heute würde ich den Bauern nicht opfern, sondern den Angriff mit C4—cj, a2—a4, b4—b5 usw. fortsetzen. Die Partie würde dann weniger schön ausgehen, aber mit größerer Sicherheit von Weiß gewonnen werden." Der Methodiker Tarrasch gegen den Romantiker Tarrasch I
5
16. . . . 17. T a i — b i 18. D d i x d 2
Ld6xb4l Lb4Xd2 Kc8—b8!
Räumungszug für den Läufer d7, der von c8 aus die Königsstellung sichern soll. 19. C4—C5 Ld7—c8 20. T b l — D e 7 — C 7 21. T e i — b i Kb8—a8 Nach Steinitz ein Verteidigungszug zu viel. Schwarz hätte statt dessen den Springer h6 über g8—e7 zur Festigung seiner Stellung nach d5 heranholen können. Doch war auch nach dem Textzug die schwarze Stellung sehr wohl zu halten. 22. Tb3—b6! Hier war die hübsche Kombination 22. La6 ba6: 23. Da5¡ Df4 24. g3 möglich, die wegen der Mattdrohung auf b8 die Dame eingebracht hätte. Allein Schwarz ist nicht gezwungen, den Läufer zu schlagen und brauchte auch nach etwa 22. La6 Tae8 die Abwicklung 23. Lb7-. Lb7: 24. Tb7: Db7: 25. Tb7: Kb7¡, wonach er zwei Türme gegen die Dame behielt, nicht zu fürchten. Im Gegenteil I 22, . . .
e6—e5
Natürlich nicht 22. . . . ab6:, wegen 23. cb6: nebst D a j f . 23. T b l — b 4
Th8—e8
Auch jetzt war der Turm b6 nicht zu schlagen: 23. . . . ab6: 24. cb6: Dd6 25. Ta4f Kb8 26. Ta8f! Ka8: 27. D a j f nebst Matt. 24. 25. 26. 27.
6
d4X e5 Tb4—a4 Dd2—a$ Ld3Xe4
f6x ej e5—e4 Dc7—b8
27. . . .
Lc8—f$
Schwarz, der sich seit dem 16. Zuge mit großem Geschick verteidigt hat, übersieht die folgende Kombination, die allerdings auch schärferen Augen als denen Gunsbergs hätte verborgen bleiben können. Nach 27. . . . S f j wären die Chancen für beide Teile ungefähr die gleichen geblieben (28. L c 6 : ? T d i t ) . 28. Tb6—a6! Mit eherner Zwangsläufigkeit rollt jetzt ein Mattangriff ab, wie er nicht alle Tage vorkommt. Über zwölf Züge hinweg mußte alles auf das exakteste durchgerechnet werden. 28. . . . Td8—dif 28. . . . ba6: 29. Lc6:f29. Sf3—ei 30. Da5 x ei
Tdi X eif Lf5Xe4
Oder 30. . . . Te4: 31. Te4: Le4: (31. . . . ba6: 32. Te8) 32. De4 :, wie in der Partie. T e 8 x e4 31. Ta4Xe4 b7Xa6 32. D e i x e 4 Db8—b7 33. D e 4 X c 6 f Db7—b8 34. Dc6—e8f Db8—b7 35. D e 8 - e 4 t Db7—C7 36. C5—c6 Dc7—b8 37. De 4 —e8f 38. De8—d7
Die Pointe! 38. . . . 39. K g i — h 2 40. c6—07
Db8—bi+ Sh6—£5 Schwatz gab auf.
3 Louis
PAULSEN—TARRASCH
Nürnberg, 1888 Französisch 1 . e2—e4 2. d2—d4 3. e4—es
erj—e6 d7—dj
sich um den Bauern d4 zu kümmern. Es existiert eine Partie Ulvestad—Rothman aus der USA-Meisterschaft 1946, die sich wie folgt entwickelte 8. o—o Sd4: 9. Sd4: Dd4: 10. De2 Se7 1 1 . Sc; a6 12. T d i Sc6 13. La6: D e j : 14. D e j : Se5: 15. Lb7: Ta7 16. Ld5:. Hier ist es gewiß nicht Weiß, der schlechter steht. (16. . . . ed5: 17. Tei). Man sieht, wie fast in jeder Eröffnung bis auf den heutigen Tag alles im Fluß geblieben und nur verhältnismäßig weniges gesicherter Besitz ist. 8. 9. 10. 11.
... b2—b3 Lei—b2 Kei—fi
„Der entscheidende Fehler. Das ganze von Paulsen herrührende Angriffssystem findet in dieser Partie seine durchschlagende Widerlegung." So Tarrasch. Es ist eines jener kategorischen Urteile, mit denen er seine Zeitgenossen zu verblüffen — und zugleich in seinen Bann zu ziehen wußte. Wie viele seiner ohne Zaudern und Zögern vorgebrachten Behauptungen hat sich auch die vorstehende lange am Leben erhalten, bis ein halbes Jahrhundert später Nimzowitsch die Paulsen-Variante wieder hoffähig machte. 3. 4. 5. 6.
... c2—03 Sgl—f3 Lfi—d3
crj—C5 Sb8—c6 Dd8—b6 C5 x d4
Ein wichtiger Zwischenzug, denn das sofortige 6. . . . l A i wird von Weiß günstig mit 7. dc5: LC5: 8. o—o f6 9. b4 Le7 10. U 4 beantwortet (Nimzowitsch—Salwe, Karlsbad 1911). 7. C 3 x d 4 8. Ld3—«2
Lc8—d7
Um den d-Bauern zu decken. 8. Lc2 gestattet den Abtausch dieses Läufers durch 8. . . . Sb4 (9. Lb3 Lb5). Die Frage ist indessen, ob Weiß überhaupt genötigt ist,
Sg8—e? Se7— Lf8—b4f
Sonst fällt Bd4-
11. . . .
Lb4—erj
Tarrasch versieht den Zug mit einem Rufzeichen. Seine Begründung: Weiß drohe g4, worauf der Springer nach h6 zurück müsse, während ihm jetzt, nach 1 1 . . . . Le7 das gute Feld h4 zur Verfügung stünde. Nach den Erfahrungen die inzwischen auf uns gekommen sind, wissen wir jedoch, daß Schwarz in 1 1 . . . . h j 12. g3 I14 über eine stärkere Zugfolge verfügt. Ja, nach Nimzowitsch kann er sich sogar einen Opferangriff diesen Zuschnitts leisten: 1 1 . . . . o—o 12. g4 Sh6 13. T g i f6 14. ef6: Tf6: 15. g5 T f j : 16. Lf 3: S f j . Eine Stellung, die Schwarz
7
trotz des Weniger an Material gute Aussichten eröffnen dürfte. 12. g2—g3 13. a2^a4
37—35
Notwendig (wegen der Drohung aj—04), aber auch gut genug, weil Weiß das Figurenfeld b5 gewinnt. 13. . . . 14. Le2—b5 15. Lb5 x djJ-
Ta8—c8 Sc6—b4
Auf 15. SC3 wollte Tarrasch 15. . . . Lbj: 16. Sbj: Sc2 ziehen, „mit der Drohung S e j f " . Sein alter Widersacher Nimzowitsch hat aber nachgewiesen, daß hierbei nicht Schwarz, sondern Weiß auf der Strecke bliebe, nämlich 17. Tel Scejf 18. fe3: Sej:f 19. Ke2 Sdi: 20. Tc8:f Kd7 21. Th8: Sb2: 22. Tci. Schwarz ist augenscheinlich hilflos. 15. . . . 16. Sbi—03
Ke8xd7 Sb4—c6
Der Versuch 16. . . . Da6f 17. Kg2 Sdj hätte wegen 18. Dbi! Lb4 19. Sbj keinen Erfolg. 17. SC3—b5
Sc6—arj
Linie!) rasch zu Tage treten. Hingegen hätte 18. Dd3l Sbj: 19. abj: ein Spiel mit gleichen Chancen ergeben. 18. . . . 19. Ddi—d3
Db6xa7 Da7—a6!
Sehr fein. Nach dem Damentausch (20. Ke2 Tc2f) ist Schwarz Herr in der b- und c-Linie und muß gewinnen. Was Paulsen desungeachtet noch aus der Stellung zu machen weiß, ist bewundernswert. 20. Dd3Xa6 21.
Kfl—g2
22. 23. 24. 25. 26.
Lb2—er Tai—bi Lei—d2 Tbixb3 Ld2Xa5
b7Xa6 Tc8—c2 Th8—b8 Tc2—03 TC3 x b3 Tb8xb3 Tb3—b2
Schwatz verzichtet auf 26. . . . Taj, um Tci nicht zuzulassen. Der Textzug geschieht in der Absicht Sfj—ej—C4. 27. La5—d2 28. Ld2—£4
Le7—b4 h7—h6
Besser 28. . . . Ta2. 29. 30. 3i32.
Si—S4 Thi—ai U4—ci Lei—a3 33- La3—b2 34- Lb2XC3 35- Tai—bi
Sf$-e7 Se7—c6 Tb2—C2 TC2—C4 Lb4—03 TC4XC3
„Weiß kann jetzt Bauernverlust mittels TC4 nicht mehr verhindern und spielt von nun an in geistreichster Weise auf Gegenangriff" (Tarrasch). 35. . . . 36. g4—g$l 18. Sb5 x a7 Der kritische Punkt der Partie ist erreicht. Paulsens Zug verliert, weil nun die Schwächen der weißen Stellung (Bbj, c-
8
Kd7—C7 Tc3—C4
Auf 3 6 . . . . h5 wäre 37. g6 fg6: 38. Sgj Sd4: 39. Tdi die Folge gewesen (39. .. . Tc4 40. Td4:). 37. g5Xh6 38. a4—a5l
g7Xh6 TC4—a4
Oder 38. . . . Sa5: 39. Tai Kb6 40. T b i f Ka7 und Schwarz hat Schwierigkeiten. 39. 40. 41. 42. 43. 44.
Kga—gi Kg3—g4 Tbl—di h2—h4 Sf3—ei Sei—d3l
Ta4Xaj Taj—33 T33—b3 Sc6—e7 Se 7 —f 5
Die Verteidigung soll auch weiterhin aktiv geführt werden. Ein Fehler wäre jetzt 44. . . . Sd4: 45. S c j Tb4 46. Sa6:f. 44.
a6—aj
45- S d 3 -
Tb3—C3
Damit ist das Schicksal des Bauern d4 besiegelt. Paulsen unternimmt noch einen letzten verzweifelten Versuch, mit Turm und Springer dem schwarzen König auf den Leib zu rücken. 46. T d i — b i 47. SC5—a6t
"B
KC7—d8
Nicht 47. . . . Kc6 48. Sb8f K c j 49. Sd7f Kc4 50. Sb6f Kd 3 51. T d i f Ke4 52. T e i f nebst Dauerschach. Die Lebenskraft der weißen Partie ist wahrhaft erstaunlich. 48. 49. 50. 51.
Tbl—b8f Tb8—b7 Sa6—C7f SC7—b5
51. 52. 53. 54. 55. 56.
TC3—c8 Kd8—e8 Ke8—f8
... Tb7xb5 f2—£4 Tb5—bi {4—fj Tbl—ai
Sd4xbj Tc8—a8 35—34 34—33 33 32
Der Kampf ist entschieden: Paulsens Hoffnung auf eine Pattwendung erfüllt sich nicht. Nach den weiteren Zügen 56. . . . T a 4 f 57- K h 5 K g 7 j8. fe6: fe6: 59. T g i t Kh8 60. Tai IO17 61. T g 7 t Kh8 gab er die Partie auf. Ein gewaltiges Ringen I
TARRASCH—GUNSBERG Breslau, 1889 Dreispringerspiel
Sf5Xd4
• •W B H II ü i± mmm mmFL mmM m "11 'M' H®B HMWk ^ BIN'B 47-
51. Kh5 Sf5 52. S b j TC4 und Matt auf h4-
1. 2. 3. 4.
e2—e4 Sgl—f3 Sbi—03 Lfi—C4
e7—e5
Sb8—c6 g7—ß6
Tarrasch adoptiert hier und mit den nächsten beiden Zügen eine von L. Paulsen stammende Spielweise. Der Zug 3. . . . g7—g6, der nach Keres Weiß „einiges Übergewicht" überlassen sollte, wird mit dem Läuferzug jedenfalls nicht widerlegt; dazu ist allein 4. d+ ecLj: 5. Sdjl Lg7 6. L g ; f6 7. Lf4 d6 8. Sd4: geeignet. 4. . . . 5. a2—33 6. d2—d3
Lf8—g? d 7 —d6 Lc8—e6
Ein bequemer Weg zum Ausgleich stand Schwarz hier in 6. . . . L g 4 zu Gebote (7.113 Lf 3 : 8. Df3: Dd7). Vom Textzug 6. . . . Le6 meint Tarrasch, er sei ein schwerer Fehler, der zu einer Lockerung der ganzen Königsseite und zu einer Verschlechterung der
9
schwarzen Bauernstellung führe, ein Urteil, das zweifellos viel zu weit gegriffen ist und vermudich vom Ausgang der Partie her bestimmt ist. 7. LC4X e6 8. L e i — g 5
f y x e6 Sg8—e 7
8. . . . Sf6, um anschließend den weißen Läufer mit h6 zu befragen, lag näher. Trotzdem ist der Springerzug, ob er schon gewisse Beschwerden mit sich bringt, noch kein Fehler. 9. Sc3—e2 o—o 10. Ddi—d2 Dd8—e8 r i . Lg5—h6 Für einen unmittelbaren, mit I14 beginnenden Königsangriff stehen die weißen Figuren nicht aggressiv genug. 11. . . . 12. L h 6 x g 7
Sc6—d8 Kg8xg7
IJ. S e 2 — G 3
C7—C5
Die Kritiker von damals haben über diesen Zug bedeutend die Köpfe geschüttelt. Nach meiner Meinung zu Unrecht, Gunsberg hätte den einmal beschrittenen Weg später nur konsequent weiterverfolgen sollen. Jedoch war auch 13. . . . Sf7 nebst d6—dj eine brauchbare Fortsetzung, worauf der große Steinitz, in jenen Tagen unbestritten der arbiter mundi im Schach, hingewiesen hat. 14. Dd2—e3 Ta8—c8 15. Sf3—d2 Se7—g8 Auf 1 5 . . . . b7—bj wäre sehr stark 16. a3—a4 gefolgt. 16. Sd2—04 17. 33—34
Sd8—t-j
Um b7—b5 zu verhindern. Doch ist dem Sc4 auch auf andere Weise beizukommen, wie sich gleich zeigen wird.
17. ...
18. o—o
10
Sg8—{6
MB m i ¡¡ü
Ü w II AP i SPi ü i ¡ü 11HPm ü H &JP &B H • & Mwim II S Q
W//?;
w wß y.h—iy,
18. . . .
g6—g5
Die voraufgegangenen Züge von Schwarz deuten darauf hin, daß er d6—dj spielen wollte und das war jetzt in der Tat die gegebene Fortsetzung. Dann hätte auch der Turm c8, der c$ deckt, seinen Sinn erhalten. Nach 17. . . . dj 18. Sd2 d4 19. De2 Sd6I stünde Schwarz nicht nur zur Abwehr bereit, sondern könnte eventuell auch auf dem Damenflügel Initiative entfalten. Und was 20. f4 betrifft, so waren sowohl 20. . . . ef4: als auch 20. . . . Sd7 brauchbare Erwiderungen. Eines ist jedenfalls klar, mit 18. . . . g j verliert die schwarze Partie ihr Gesicht, denn nun wird Weiß unbestritten Herr der Lage auf dem Damenflügel, während die schwarze Attacke auf dem anderen Flügel nach einigem Geplänkel verhältnismäßig leicht abgewiesen wird. 19. De3—e2 Zur Verhinderung von I17—hj. 19. . . . 20. T f i — e i !
Tc8—d8
Womit auch d6—dj verhindert ist (20. . . . dj 21. ed;: edj: 22. Se;:). 20. . . . 21. De2—d2!
Sf7—h8 De8—g6
Immerhin hätte man hier 21. . . . I17—h6 mit anschließendem Sg6 erwartet. Die Dame
leistet auf g6 nichts und fällt nachher für die Verteidigung auf dem Damenflügel aus.
ÜS m. Ix
i® i^ip' hü 'isAr
„Schwarz verzichtet nun auf die Fortsetzung des Angriffs und gewinnt durch eine feine Kombination für seinen unhaltbaren Bauern b6 den Bauern b ; " (Tarrasch). 31. 32. 33. 34. 35. 36.
Sc4xb6 De3—e2 Tb7xb6 Tb6xb8 Tei—bi b5—b6
ds—d4 Sd7 x b6 Td8—b8 Tf6xb8 Sf7—d6 Sd6—c8
m Wt. 8 B t f/mm i • mm u w&j§ w & H# mm, • Hli m • 37. {2—{3I Ü*
22. b2—b4! Nach dem Versäumnis Gunsbergs im 18. Zuge führt Tarrasch seine Partie mit äußerster Akkuratesse. Es droht bcj:, so daß Schwarz zu einer Erklärung gezwungen ist.
22. ...
b7—b6
Bitteres Mußl 22. . . . cb4: 2 ; . Db4: hätte einen Bauern gekostet. 23. 24. 25. 26.
b4—1>$! 04—a$ a5xb6 Tai—87!
Sh8—fy S£6—d7 a7xb6
Angesichts der Drohung Tb7 ist für Schwarz jetzt guter Rat teuer. Der Gegenstoß 26. . . . d; nämlich verbietet sich wegen 27. edj: edj: 28. Ses: Sdej: 29. Te5:. Man sieht, zu welch einem Riesen sich der Sc4 ausgewachsen hat. 26. . . . 27. Ta7—b7 28. S g 3 — f i
h7—h5 g5—g4 Kg7—h8
E r möchte aus der Fernfesselung des Tb7 heraus. 29. Dd2—e3
h5—114
30. K g i — h i ! Um h4—h3 zu verhindern. 30. . . .
d6—d5
H • a Bi •Hi i i n
.,1
Ein verblüffender Zug. Während alle Augen auf den Bauern b6 gerichtet sind, fällt plötzlich die Entscheidung auf der anderen Brettseite. Noch einmal sei Steinitz zitiert. E r empfahl 57. b7 Sd6 38. Tb6 Sb7: und nun erst 39. f3. Dagegen wendet Tarrasch ein: anstelle von 38. . . . Sb7: sei 38. . . . Tb7:I viel stärker, weil nach 39. Td6: T b l Schwarz einen starken Angriff erhielte, z. B. 40. K g i h j 41. g3 Dh6 und Weiß hat Schwierigkeiten. Dies gelte übrigens auch für die Variante 57. Dd2 Tb6: 38. Tb6: Sb6: 39. Da5 Df6! 40. Db6: Df2:. Man wird Tarrasch Recht geben müssen. 37. . . .
g4xf3
Erzwungen, weil sonst ohne jede Kompensation ein Bauer verloren ginge. 38. D e 2 X f 3
Kh8—gy
11
Oder 38 Sb6: (38 Tb6: 39. Df8f) 39. Sdz Sd7 40. Tb8:f Sb8: 41. Df8f Dg8 43. Dh6f Dh7 43. Df6f Dg7 44. Dh 4 :t usw. 39. Sfi—d2
Tb8xb6
Auch die Alternative 39. . . . Sb6: nutzt nichts mehr: 40. Sc4 Sd7 41. Tb8:f Sb8: 42. Se5: usw. 40. T b l — f i ! Droht Df8f. 40. . . . 41. Sd2—C4I
Sc8—d6
Schwarz gab auf (41. . . . SC4: 42. Df8f). Positionspartien dieses Stils waren damals nicht eben häufig. Und Gunsberg war einer der stärksten Spieler seiner Zeit.
VON S C H E E — T A R R A S C H
Dresden, 1892 Damenbauerspiel 1 . d2—d4 2. S g l — f 3 3. C2—C3
4. Lei—£4 5. Ddi—C2
d7-d5 C7—C5 e 7 —e6 Dd8—b6
Kein günstiges Feld für die Dame, weil ihr bald auf c8 ein schwarzer Turm als Vis-à-vis gegenübertreten wird. Da aber der Bauer b2 gedeckt werden und das Feld d2 gegebenenfalls für den Damenspringer reserviert bleiben muß, blieb als Antwort auf den schwarzen Damenausfall nur 5. Db3. 5. 6. 7. 8. 9.
12
... C3xd4 e2—e3 Sbi—C3 Lfi—e2
C5 x d4! Sb8—c6 Lc8—d 7 Ta8—c8!
9. Ld3 hätte nach 9. . . . Sb4 zum Abtausch des wertvollen weißen Königsläufers geführt. Man sieht: Schwarz steht bereits bequemer, als es ihm, dem Nachziehenden, in einem Damenbauerspiel eigentlich zukommt. Selbstverständlich heißt dies nicht, daß die Partie deswegen für ihn schon gewonnen wäre. 9. . . . Sg8—F6 10. o—o Lf8—ej 1 1 . a2— Vermutlich wollte Weiß sich gegen eine Belästigung durch Sb4 sichern. Vordringlicher war es für ihn jedoch, sich — einer alte Faustregel zufolge — mit der Dame aus der Fesselung zu lösen, etwa mit 1 1 . Taci nebst Dbi. Dann hätte er seine Bewegungsfreiheit zurückgewonnen. In Betracht kam jedoch auch 1 1 . h2—h3, um den Lf4 dem Abtausch zu entziehen. 11. . .. 12. IX}—g3
Sf&—h 5
Es fragt sich, ob 12. Dd2 hier nicht den Vorzug verdiente. Nach 12. . . . Sf4: 13. ef4: konnte Weiß dann die halb offene e-Linie, mit dem Vorpostenpunkt als Operationsbasis benutzen. Der isolierte Bauer d4 war jederzeit bequem zu decken. 12.... 13. h2 x g3 14. Le2—d3
Sh5xg3 o—o
g7—g6
f 1 Hi mm Él i m,m m
B ¡Hill H lü ¡Ü 11 H B Ü3JL11 B ¡ÜWûl üf ¿H H • IIS B
15. K g i — h 2
Ein abenteuerlicher Gedanke. Weiß will Thi ziehen, mit dem König wieder zurückkehren und dann die h-Linie ab via triumphalis benutzen. Allein zu solch hochgestimmtem Optimismus gab die Stellung bei Gott keinen Anlaß, vielmehr war die Stabilisierung der Verhältnisse auf dem Damenflügel durch 15. Tfci geboten (15. . . . Saj 16. Sfd2 nebst ev. b4). 15. . . . 16. Sf3—e 5
Sc6—a5
Hier hält sich der Springer nur zwei Züge lang. Besser daher 16. De2. 16. . . . 17. Tfx—hi 18. Se5—£3
Ld 7 —e8 f 7 —f6
Das Springeropfer auf g6 wäre natürlich völlig verfehlt: 18. Sg6: hg6: 19. Lg6: Kg 7 . 18. . . .
Sa5—C4!
Ein anderer Plan bestand in 18. . . . L f 7 nebst Ld6 und e6—es, doch dünkte Tarrasch der Textzug mit der Verstärkung des Drucks in der c-Linie noch wirksamer. 19. T a i — b i
Db6—a5
Droht Sb2:, so daß Weiß kaum etwas anderes bleibt, als den mächtigen Springer C4 vom Brett zu entfernen. 20. Ld3 x C4
21. Dc2—d2
Tc8 x 04
Das weiße Spiel wird danach immer passiver. Er hätte 21. De2 versuchen sollen, um sich mit anschließendem e3—e4 Luft zu verschaffen. 21. . . .
Le8—f 7
2i. . . . Laj:? 22. Tail 22. T b l — a i 23- gJ—g4
Tf8—c8
Weiß hat den Traum vom KönigsangrifT noch nicht ausgeträumt. Realistischer war 23. Thci, mit verteidigungsfähigem Spiel, trotz des Läuferpaares im schwarzen Lager. 23. . . .
b 7 —b6
Dieser merkwürdige Zug erklärt sich daraus, daß Tarrach den b-Bauern bereits berührt hatte, als er im letzten Augenblick bemerkte, daß das geplante b 7 —bj wegen 24. Sdj: ein grober Fehler gewesen wäre. 24- g2—g3 24. g5 fg5: 25. Sej scheitert an 25. . . . Ld6. Jetzt indessen droht es, jedenfalls in dem Sinne, daß Weiß mit dem Bauernopfer seine Stellung verbessern würde. Doch Tarrasch läßt ihm auch diese Chance nicht. 24. . . . 25. Sf3—gi
g6—g5
Danach bleibt die weiße Dame ungedeckt, so daß der schwarze b-Bauer nunmehr vorgehen kann. Vgl. die Anmerkung zum 2}. Zuge. Richtig war 25. Thci. 25. . . . 26. Sgl—e2 2 7 . Kh2—g2
b6—b5 Da5—b6 a 7 —a5
Schwarz bläst zum Schlußangriff, der Vorstoß b5—b4 muß und wird die weiße Stellung aus den Angeln heben.
¡¡üSB B&B Hü • ¡H ö II i SP • ili H mi 1 H mt m l m ' sä m B • B IS 28. Tai—a2
13
Er wehrt sich verzweifelt. Falls jetzt 28. . . . b4, so 29. ab.4: ab.4: 30. Sa4 Dc6 (30. . . . Db5 31. b3) 31. Ddi und Schwarz hätte nicht allzuviel erreicht (31. . . . Tc2 32. SC5!). Übrigens würde Tarrasch auch auf 28. Thci seinen b-Bauern nicht sofort vorgehen lassen, sondern zunächst 28. . . . Lg6 einschalten, was das Eindringen eines Turmes nach C2 sicherstellt. 28. . . . 29. D d 2 — d i
Db6—c6 Lf7-g6
Immer noch wäre 29. . . . b4 verfrüht: 30. ab4: ab4: 31. Sa4 Tc2 32. Scj. 30. D d i — a i
b$—b4
Endlich! 31. a3Xb4 32. Ta2—a6 33. T a 6 x e6
a5 x b4 Dc6—e8!
Das Eingeständnis, daß er verloren ist. Man prüfe: 33. Sdi Tc2 34. Tel Ld3 und gewinnt, oder 33. Sa4 Tc2 34. Sb6 Td8 35. Tei D b j mit dem gleichen Ergebnis. 33. . . . 34. Se2 x 03 35. Te6—b6
b4XC3 De8—dy Ley—d8
und Weiß verzichtete nach den weiteren Zügen 36. Ta6 Dg4: 37. f3 D f j 38. e4 de4: 39. fe4: Dg4 40. Dei Td4: 41. Ta7 Le4:f 42. K g i Lb6 auf die Fortsetzung der hoffnungslosen Partie.
WINAWER — T A R R A S C H
Dresden, 1892 Läufergambit 1. e2—e4 2. f2—£4
14
e7
e5
e5xf4
Die intime Kenntnis des Königsgambits, dessen Blüteperiode zu jener Zeit, als diese Partie gespielt wurde, schon vorüber war, gehörte damals sozusagen zur allgemeinen Bildung. Auch Tarrasch zeigt in dieser Partie, daß er seinen Katechismus von Grund auf gelernt hatte. Im übrigen hat er das Königsgambit immer für inkorrekt gehalten, ja nannte den Zug 2. f2—f4 geradezu „stümperhaft", anfangs wegen der Annahme des Gambits durch 2. . . . e5 X f4, später wegen des Gegengambits 2. . . . dy—¿5. Nach unserer heutigen Auffassung kann eine Widerlegung, sofern es deren überhaupt eine gibt, nur in 2. . . . e5 x f4! gefunden werden. Kenner und Könner wie Keres halten das Königsgambit praktisch für sehr wohl anwendbar.
3. L f i — 0 4
e5xf4 d7-d5
Tarrasch und seine Zeitgenossen wußten noch nicht, was wir heute wissen, daß nämlich die stärkste Entgegnung in 3. . . . Sf6 4. SC3 c6I besteht, ja daß wegen dieser Fortsetzung das Läufergambit in der modernen Turnierpraxis kaum noch anzutreffen ist. 4. 5. 6. 7.
Lc4Xd5 Kei—fi Sgr—£3 h2—h4
Dd8—h4t 87—es Dh4—h5 Lf8—gy
Schwarz muß auf die Reihenfolge der Züge achten. Er darf nicht erst 7. . . . h6 ziehen, um dann Lg7 folgen zu lassen, wegen der interessanten Wendung 8. Lf7:f Df7: 9. Se5 Df6 10. D h 5 f Kd8 11. Sfyf Ke7 12. Sh8: Dh8: 13. hg5=. 8. d2—d4 9. Sbi—C3 10. K f i — g i
Sg8^e7 h7—h6
ÄWSM^ • WH ü m mm H ¡Ü H ü 11 11JL11 'WM ¡1 B1ÜJ ü Hf 13 B ^ B zH l f p " 4 f 10. . . .
Dhs—g6
Die Alternative besteht in 10. . . . g4. Sie wurde von Tarrasch verworfen, weil sie zum Verlust des f-Bauern führt ( n . Sei). Bis hierherhat sich alles nach bekannten Vorbildern abgespielt. Nach der „Theorie" von damals soll jetzt n . Lc4 die beste Fortsetzung sein ( n . . . . Lg4 12. Sb; Sa6 13. Ld3). Doch hat auch Winawers Zug seine Meriten. 1 1 . Ddi—d3 1 1 . hs Db6. 11. . . .
C7—c6
„Der Zug ist an dieser Stelle der einzig richtige". (Tarrasch). E r bemerkt dazu, 1 1 . . . . Sbc6 würde nach 12. Sb5 Kd8 erzwingen und Weiß damit allerlei Angriffe in der d-Linie ermöglichen. Dies trifft zu. Aber Schwarz konnte analog einer Partie Charousek—Tschigoriu, die ein paar Jahre später im Budapester Turnier 1896 gespielt wurde, nach 1 1 . . . . Sbc6 den Springerausfall 12. Sbj erfolgreich mit 12. . . . o—o! 13. SC7: Sb4l abwehren (14. Db3 g4 15. Se5 De4).
Bauernkette h6—g5—f4 nicht mehr aufgelöst werden kann. 12. . . .
Dg6—hy
12. . . . Dd6 13. e5 Dc7 14. Le4 wäre gut für Weiß, ebenso 12. . . . Df6 13. e5 Df5 14. Se413. Ld5—b3 14. Sc3—e2 15. L e i — d 2
o—o Lc8—g4 Sb8—d7
Schwarz droht nun, mit Sf6 die Bauern e4 und h5 anzugreifen und dem ist mit normalen Mitteln nicht abzuhelfen. Daher hatte Winawer sich schon beim 14. Zuge entschlossen, seiner verebbenden Initiative durch ein Figurenopfer neuen Auftrieb zu geben. 16. L d 2 x £ } ! 17. S e 2 x f 4
g$xf4 Lg4xf3
Im ersten Augenblick erscheint dieser Tausch, der das weiße Bauernzentrum arrondiert, nicht recht verständlich. Eine nähere Analyse ergibt indessen, daß Schwarz bei anderen Fortsetzungen ins Gedränge gerät. Tarrasch weist auf folgende Varianten hin: a) 17. . . . Sf6 18. Se5; b) 17. . . . Tad8 18. Sh2 SC5 19. Dg3 L d ^ f 20. K f i oder 19. . . . Sb3: 20. Sg4:, mit der Drohung Sf6f. 18. g 2 X f 3
12. h4—115 Ein zweischneidiger Zug. Die schwarze Dame wird zwar auf ein ungünstiges Feld gedrängt, doch steht der Bauer auf I15 sehr exponiert, abgesehen davon, daß die schwarze
Das Resümee: Weiß hat nur zwei Bauern für die geopferte Figur. Aber er gebietet über eine breite,
15
zusammenhängende Bauernkette, die nicht nur die schwarzen Figuren daran hindert, gute Stellungen zu beziehen, sondern gelegentlich auch selbst vorzugehen und anzugreifen droht. Hinzu kommt, daß die schwarze Dame auf lange Zeit zur Untätigkeit verurteilt ist. Kurzum, die Prognose lautet für Weiß nicht ungünstig. 18. . . . 19. Dd3—e3
Ta8—d8! Sd7—C5!
Da dieser Springer wegen Ld4 nicht geschlagen werden darf, erreicht Schwarz immerhin den Abtausch des gefährlichen Läufers b j . 20. C 2 — C 3
Sc5Xb3
21. a2Xb3 22. T h i — h 2 23. §f4—e2
a7—a6 Tf8—e8 Sf6—d5
Schwarz sieht sich der Gefahr gegenüber, daß der Gegner, nach entsprechenden Vorbereitungen, mit dem f- und später mit dem e-Bauern vormarschiert. Das muß verhindert werden und darum das folgende originelle Springermanöver. Überhaupt demonstriert Tarrasch in der nächsten Partiephase in vorbildlicher Weise die hohe Kunst, dem Gegner die guten Züge zu nehmen. 24. De3—£2 25. Se2—g3 26. Sg3—ff
Sd5—C7 SC7—e6 Se6—g5
Ein erstes Ziel: fj—£4 ist wegen der Bedrohung des Be4 verhindert. 27. K g i — h i
Kg8—h8
Mit 27 Te4: 28. fe4: Se4: 29. Dh4l (nicht 29. D f j wegen 29. . . . Df5:I) ist keine Seide zu spinnen. 28. Th2—g2 29. Sf5—e3!
Lg7—£6
Die alte Drohung lebt auf: e4—ej nebst f3-f4.
29. . . .
16
Sg5—e6
Gut pariert! denn auf 30. e j käme 30. . . . Lg5 nebst Sf4. Am Rande erwähnt sei 30. d5 cd5 : 31. Sd5: Td5=! 32. edj: Sfy 33. Tg4 D f j I, zum Voneil von Schwarz. 30. T g 2 — g 4 Erneuerung der Drohung e4— 30. . . . 31. Se3—ff
Lf6—g5 Te8—g8
Ein Stoß ins Leere wäre 31. . . . Sf4 wegen 32. Dh2; und auf 31. . . .Lf4 hätte Schwarz, nach Tarrasch, die Überraschung 32. Tf4:l erlebt, mit der Folge 32. . . . Sf4-. 33. DI14 Se6 34. Df6f Kg8 35. T g i f Kf8 36. Sh6:, wonach die Lage von Schwarz alles andere als rosig gewesen wäre. Man erkennt hieran, wieviel Kraft nach dem Figurenopfer in der weißen Partie steckt. Fast zwanzig Züge lang, hat Schwarz am Rande des Abgrundes lavieren müssen.
ip ü llMil • i • mt iltfi • tm 11 II 11^ J. s '¡py'ß\im Ä11
§§
¡¡¡ff
RS • 32. Df2
'11 ' s H Ww//. ^
tl2
Hiernach kann Tarrasch aufatmen. Er hat nach der Partie selbst den Weg gewiesen, den sein Gegner hätte gehen sollen: 32. f4 Lf6 33. Tagi T g 4 : 34. Tg 4 : Tg8 35.Tg8:f Dg8: 36. D f j l und ein Ende ist nicht abzusehen. Schade, daß Winawer im entscheidenden Augenblick den Zug versäumt, auf den die Partie seit dem 16. Zuge angelegt war.
32. . . . 33. T a i — g i
7
Lg5-f6
Falls 35. Tg8:t Tg8: 34. f 4 , so 34. Tg4! 33. . . . 34. f}—ty
TARRASCH—MARCO
Tg8—g 5 l
Dresden, 1892 Spanisch
Zu spätl 34.... 35. e 4 x f 5
Tg5xf5! Dhyxfs
Seiner Ketten entledigt, schreitet Schwarz jetzt ungestüm zum Gegenangriff. 36. T g i — g 2
Se6—g7
37- T g 4 — g 3
Df5—bif
1. 2. 3. 4. 5.
37. • • • Sh 5 : 38. Th 3 . 38. T g 2 — g i 39. T g i — g 2 40. T g 2 — g i
Dbi—e4t De4—bif Dbi—e4t
Ende der Zeitnot.
Td8—d 5 ! Welch eine Wendung! Dh2—b8| Tgi—dl Khi—gi Tg2—f2
Tf5xh5t De4—e 3 t Lf6—h4
6. ... 7. T f i — e i
Sg8—f6 o—o
Der entscheidende Fehler, wie Tarrasch mit teuflischem Witz nachweist. Es gibt nichts anderes als 7. . . . e; X ¿4. 8. L b 5 X c 6
Ld7Xc6
Auf 8. . . . b7Xc6 ginge auf e5 ein Bauer verloren. 9. d4Xe5 10. D d i x d 8
11. Sf3Xe5
döxej Ta8xd8
Lc6xe4
Nicht u . . . . Se4:, wegen 12. Sc6:.
Weiß gab auf.
2 Briackmaon, Tarrascb
7 e5 Sb8—c6 d 7 —d6 Lc8—d7 Lf8—e7
Schlägt der andere Turm, verliert Schwarz wie folgt: 10. . . . Tfd8: 1 1 . Sej: Le4: 12. Se4: Se4: 13. Sd3 {} 14. f3 Lc5f 15. K f i , mit Figurengewinn.
Td5xf5 Kh8—h7
„Eine echte Meisterpartie, von Seiten gut gespielt" (Tarrasch).
e
Für stärker wird heute 6. Lc6: Lc6: 7. Dd3 gehalten.
p im i • i H WH H ÜÜ Hü §§ü ¡¡¡j H H ¿8 B H WMW S WW B B wB' ' m mm
43. 44. 45. 46.
e2—e4 Sgl—{3 Lfi—b5 d2—d4 Sbi—C3
6.
41. Tg3—g2
42. £4—fj
Diese Partie steht in jedem Lehrbuch, sie mag als wichtiger Beitrag zur Theorie der spanischen Partie auch hier ihren Platz finden.
beiden
12. S c 3 x e 4 13. Se5—d3
Sf6xe4
17
8
Mit dieser Demaskierung des Turmes ei beginnt die eigentliche Beweisführung. ij. . . . 14. {2 £3
•
ii
f7-f5 Le7-Hc 5 t
HP p *T
H wtw im m H wm Ri 11 1 •ä mz. Wim h & wm ¿B WM. 2g ¡§ S g ü •
/.¡TT?:'/.
15. S d j x c 5 Mit 15. K f i hätte Weiß sein Ziel verfehlt: 15 Lb6 16. fe4: (16. Sf4 Sd2f) 16. . . . fe4'.f 17. Sf4 g5 18. Te4: gf4: 19. Ke2 (oder 19. Lf4: Tdz oder 19. Tf4: Tdif 20. Ke2 Tf4: 21. Kdi: Tf 2 ) 19. . . . Tfe8 20. Te8:t Te8:. Vgl. die Anmerkung zum 10. Zuge. 15. . . .
Se4XC5
16. Lei—g5
Td8—d;
Wegen der Drohung Lej erzwungen. 17- Lg5—e7 Nicht sofort 17. C4, wegen 17. . . . Td7 18. Le7 Sdj. Nach dem Textzug gab Schwarz die Partie auf, da er nach 17. . . . Tf7 oder 17. . . . Te8 durch 18. 04 die Qualität einbüßt. Die Partie hat ihr besonderes Schicksal. Tarrasch hatte nämlich die ganze Variante, bis zum Schlußzug, bereits 1891 als Analyse in der Deutschen Schachzeitung veröffentlicht, was offenbar der Aufmerksamkeit Marcos entgangen war.
18
TSCHIGORIN — T A R R A S C H
4. Wettkampfpartie, 1893 Französisch 1. c2—C4 2. Ddi—e2
e 7 —e6 cy—C5
3- g2—g3 4. Sgl—{}
Sb8—c6 Lf8—ey
4. . . . Sd4 5. Sd4: cd4: ist nicht so stark, wenn der weiße Springer nicht auf C3 steht und durch den schlagenden Bauern vertrieben wird. 5. Lfi—g2 6. d2—d3
d7—d$
Dies ist ein wichtiger Zug in der mit 2. De2 eingeleiteten Spielweise. Weiß will den schwarzen Damenbauern niemals schlagen, um den Lc8 eingesperrt zu halten.
6. . . .
Sg8—f6
7. o—o
o—o
8. Sbi—03 Das Vorrücken des e-Bauern, worauf Sd 7 nebst f7—f6 folgen würde, liegt nicht im Plane Tschigorins, vielmehr will er seinerseits den feindlichen Damenbauern vorlocken, was für Schwarz nicht vorteilhaft wäre und den Angriff von Weiß auf den Königsflügel erleichterte. Beide Teile sind sich klar darüber, daß die Mittelbauern auf e4 und d5 besser ab auf e$ und d4 stehen. 8. . . . 9. Lei—g5
a7—a6 I17—h6
Wie sehr solche Züge geeignet sind, die Stellung zu kompromittieren, dafür gibt diese Partie ein lehrreiches Beispiel. Der Bauer liefert die Marke zum Angriff. Dies war mir ja nichts Neues. Wenn ich trotzdem den Zug machte, dessen Fragwürdigkeit
mit klar war, dann kann man hierin den Unterschied zwischen Turnier — und Matchspiel sehen. 10. Lg5—£4! 11. Tfi—ei
b7—b5
20. De2—hs
Damit will Weiß wegen der auf der e-Linie nach edj: ed5: möglichen Angriffe zum Vorrücken des Damenbauern einladen. So lange das Feld d4 für den Springer c6 zugänglich ist, kann Weiß nicht gut das Vorgehen seines f-Bauern durch Wegziehen des Springers f 3 vorbereiten. 11. . . . d5—CI4 12. SC3—di Sf6—6.1 Um e6—e5 zu spielen. 13. K g i — h i Damit stellt Weiß in feiner Weise seine Figuren zum Vorstoß des f- und g-Bauern bereit. 13. 14. 15. 16.
... Tei—gi U4—d2 Sf3—ei
17. f2—£4
Tf8—e8 e6—e5 Sd7—f8 Sf8—e6
Lc8—b7 Se6—g5 Ta8—c8
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AÜAS 11 • V
i ß
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11
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Hü B WM
Sg5—h7
Die richtige Verteidigung; Weiß drohte mit 21. Sg4 Lf8 (zur Deckung von h6) 22. 16 die schwarze Stellung zu demolieren.
1IÄÜ 1 ll#ll i
Dies ist ein strategischer Fehler, der es Schwarz ermöglicht, das Spiel zu retten. Durch Manöver der Figuren allein kann Weiß mit dem Angriff nicht durchdringen; die Bauern mußten erst vorgehen, um Bresche zu schlagen, die Figuren das Vorgehen der Bauern unterstützen und die Dame dann zum Mattsetzen hinzukommen. Schon im vorigen Zuge wäre es deshalb besser gewesen, h2—114 nebst Sf3 und Df2 zu spielen und dann den g-Bauern vorzurücken, oder auch h2—114, S f j , L f i , DI12 nebst g3—g4— g5 zu spielen. Dieser Angriff war dann wohl kaum zu parieren. Der Damenzug führt zwar auch zu einem sehr starken Angriff, gegen den sich Schwarz jedoch zur Not noch verteidigen kann. 20. . . .
Nun hat Weiß eine vielversprechende Angriffsstellung erlangt. 17. . . . 18. £4—£5 19. Sdi—f2
Schwarz benutzt jeden freien Moment, um seine Stellung auf der Damenseite zu verstärken.
w
11
g®
21. Sei—£3 22. L g 2 — f i
05—C4 ....
Die konsequentere Fortsetzung war Sg4, um wiederum das Läuferopfer auf h6 zu drohen. Die Antwort 22. . . . Sf6 wäre dann ungenügend wegen 23. Sf6:f Lf6: 24. g4 nebst I14 und g j . Dagegen wäre 22. . . . Lf8 zur Verteidigung ausreichend, ebenso hätte 22. . . . Lg5 23. Sg5: hgj: 24. h4 gh4: 25. gh4: Sf6 oder f6 nebst TC7 oder De7 den Angriff abgewehrt. 22. . . . 23. C2xd3
04x03 Sh7—g5
Damit beseitigt Schwarz eine der gefährlichen Angriffsfiguren.
19
24- Ldzxgj 25. Sf2—g4
Lejxg;
Nun droht 26. h4 Lf6 27. Sf6:f Df6: 28. g4 nebst g j . 25. . . . Kg8—f8! Ein übertaschender Verteidigungszug gegen diese Drohung, mit welchem zugleich das Feld g8 für den Springer freigemacht wird. Der Angriff 26. I14 Lf6 27. Sf6: Df6: 28. g4 würde jetzt wegen der Öffnung der h-Linie nach 28. . . . Ke7 29. g5 hg5: 30. hg5: Dd6 zu Gunsten von Schwarz ausfallen. Auch die Fortsetzung 26. h4 Lf6 27. Sfh2 (mit der Drohung Sf6: nebst Sg4 und f6) würde nach 2 7 . . . . Le7 ohne Erfolg bleiben. Nach dem weiteren 28. Sh6: gh6: 29. Dh6:f Kg8 30. Sg4 f6! 31. Dg6f Kh8 32. Sh6 Tf8 33. Sf7t Tf7: 34. Df7: hätte sich der weiße Angriff erschöpft. 26. Lfi—e2 27. h2—h4 28. Sf3—h2
Lg5—f6 Dd8—d6
Droht wieder Sf6: nebst Sg4 und {5—f6. 28. . . .
Sc6—ej
Damit wird die Drohung pariert, denn auf 19. Sf6: Df6: droht Schwarz mit der Dame den f-Bauern zu schlagen, wobei bemerkenswerter Weise der Lb7 zum ersten Male in den Gang der Ereignisse eingreift. 29. T a i — f i
Se7—g8
Nach dieser Verstärkung seines Königsflügels kann Schwarz einigermaßen aufatmen. Die schwachen Punkte h6 und f6 sind jetzt für längere Zeit gedeckt. 30. Le2—di 31. Ldi—b3 32. Sg4—f2
Tc8—cj Te8—c8
Um endlich g3—g4 spielen zu können. 32. . . .
20
Lf6—d8
•
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Nun ginge auf g3—g4 durch Sf6 die Dame verloren, Weiß muß diese daher zurückziehen, und es beginnt jetzt der zweite Teil der Partie, in welchem Tschigorin, nachdem der Figurenangriff auf die schwarze Königsstellung abgeschlagen ist, den strategischen richtigen Plan ausführt (vgl. Anmerkung zum 20. Zuge) und die Bauern vorausschickt. Wie dieser folgende heftige Sturm auf den Königsflügel durch einen Gegenangriff auf der Damenseite aufgehalten und schließlich völlig paralysiert wird, das macht diese Partie hochinteressant und bemerkenswert. 33. DI15—e2 34. Sh2—£3 3$. Lb3—di
a6—a; a5—a4 Lb7—c6
Der Beginn eines feinen Manövers, welches das Eindringen der Türme auf die zweite Reihe ermöglicht. 36. g3—g4 Damit hat Weiß die Angriffsformation erreicht, die er schon vor etwa einem Dutzend Zügen hätte erlangen können. Die so gewonnene Zeit hat Schwarz zur Verstärkung seiner Stellung auf beiden Flügeln ausgenützt, und schon ist seine Stellung auf der Damenseite so stark, daß sie den Gegner an der rücksichtslosen Verfolgung seiner Angriffspläne hindert. 36....
f 7 —f6
Verhindert;den Vorstoß des g-Bauern, denn nach dem Abtausch der Bauern würde Dh6f folgen. 37- Sf2—h3 38. De2—h2 39- a2—a3 40. SI13—f2 41. S f 2 X d i 42. Dh2—g3 43- a 3 x b 4
Lc6—e8 Le8—tj Lf7-b3 Lb3 x di TC7—c2 b 5 —b4 Dd6—a6!
Durch dieses überraschende Manöver macht Schwarz seinen a-Bauern frei, denn Weiß muß den d-Bauern, den Schlüssel seiner Stellung, decken. 44. Sdi—£2 45- 84—85 46. h4Xg5
Tc2Xb2 h6x 85 Tc8—C2
Diese Verdoppelung der Türme übt nun einen starken Gegendruck aus. 47. Sf2—g4 Nicht 47. gf6: Lf6: 48. Se5: Ley. 49. Dej: wegen 49. . . . Dh6f. 47. . . .
Da6—d6
Dies geschieht zur nochmaligen Deckung des Bauern ej.
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48. g 5 X f 6 Damit leitet Weiß einen Schlußangriff ein, gegen den es anscheinend keine Verteidigung
gibt, der jedoch in Wirklichkeit eine ebenso versteckte wie wirksame Parade zuläßt. In seiner Analyse der Partie gibt Tschigorin eine sehr geistreiche und verwickelte Kombination an, die der Verteidigung noch weit größere Schwierigkeiten bereitet hätte, nämlich 48. Dhj! in der Absicht, Dh8 nebst Sh6! folgen zu lassen. Aber auch hierauf wäre meiner Ansicht nach das Spiel für Schwarz zu halten gewesen, nämlich durch 48. . . . DC7] (um bei Dh8 nebst Sh6 diesen Springer zu schlagen und dann Df7 zu spielen) 49. gf6: Lf6: 50. Sf6: gfß: 51. Tg8:f Kg8: 52. T g i t Dg 7 ! 53. Tg7:f Kgy: 54. Dg4 Kf8 55. Dg6 T b i f 56. Sgl Tib2 57. Df6:f Kg8 und Weiß muß sich mit Remis begnügen, denn er muß das Matt auf I12 decken; zieht der Springer nach f j so wird derselbe durch Tbl zurückgerufen, worauf Tb2 den status quo herstellt; deckt er das Matt durch De5: oder Dh4, so tauscht Schwarz die Türme gegen die Dame und führt den a-Bauern zur Dame; und deckt Weiß endlich mit Schachgebot auf der hLinie, um dann seinen b-Bauern vorzurücken, so darf Weiß allerdings die Türme nicht gegen die Dame tauschen, sondern zieht sofort den a-Bauern vor: 58. Dg6f Kh8 59. Dh6f Kg8 60. bs a3 61. b6 a2 62. b7 Tb7: oder aiD. 48....
Ld8xf6
49- Dg3— h 3 Es droht jetzt 50. Sf6: gf6: 51. Tg8:t resp. 50 Df6: 51. Tg6De7 52. f6gf6: 53. Tfgi Df7 54. Dh8 und gewinnt. 49. . . .
»4—33
Wenn Schwarz sich rein defensiv verhalten wollte, so konnte er der Drohung am einfachsten mit 49. . . . DC7 begegnen. Der Textzug ist jedoch weit aggressiver. 50. Sg4Xf6 51. Tgi—g6 52. T g 6 x f 6
Dd6 x 16
a3—32
21
Mehr Aussichten auf Remis gewährte der interessante Z u g 52. Sg5! Die Stellung ist dann so verwickelt, daß sie sich fast der Analyse entzieht. gyxfö
52-
•
WM Wk H H H
H 11 8 S 11 jj ü& M
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der
22
TC2—b2 dj—dz
Weiß gibt auf, da T b l nicht zu verhindern ist. Dauer der Partie 7 % Stunden. (Anmerkungen von Tarrasch).
Spanisch
Tb2—bi Tc2—b2 T b l x dr Tb2Xd2 Td2xd3
Dame
würden
nichts
nützen, denn der König entweicht über g7 nach h8. 58. . . . 59. D c i — a i
d2 62. Ke2 T c i .
5. Wettkampfpartie, 1893
Außer diesem Zuge kamen noch Angriffsversuche auf der g-Linie mit Dame und Turm in Betracht, aber auch diese hätten den Verlust nicht mehr abgewendet; nämlich 5 j . D g j T b l 54. Sei TC7! 55. T g i Th7f 56. K g ? a i D und gewinnt. Schwieriger ist der Gewinn auf 53. T g i zu erzielen; es folgt dann am besten 53. . . . T b l 54. Sei a i D 55. D g j Tei:! 56. Dg8:f Ke7 57. De6f Kd8 58. Df6:f Kc8 59. De6f K b 7 60. Dd5f Tc6 61. D b j f Ka7 und Schwarz gewinnt.
Schachgebote
61 62. D d i — 0 4
TARRASCH —TSCHIGORIN
53. T f i — d r
... DI13—fi Sf3—d2 Dfixdx Ddi—ci Khi—gl
Auf 61. Ke3 folgt 61
mm
Jetzt ist Schwarz vor allen Schachgeboten sicher und hat Gewinnstellung.
53. 54. 55. 56. 57. 58.
K g 2 — d 4 — d 3
61. D a r — d i
1!
mß s 1 ® äMä
B
60.
Td3—c3 TC3—C2*f*
1. 2. 3. 4. 5.
e2—e4 Sgl—ij Lfi—bj L.b$—a4 Sbr—c3
e7—e5
Sb8—c6 Sg8—f6 L£8—b4
Wir haben damit eine Stellung des Vierspringerspiels mit den zusätzlichen Zügen a7—a6 und ü>5—a4 vor uns, was unter gewissen Umständen einen Unterschied ausmachen kann. Nach Keres ist die Fortsetzung 5. . . . Lb4 „gut und sichert Schwarz den Ausgleich". 6. Sc3—d5
Lb4—
Die Sachkundigen von damals wie von heute sind sich einig darin, daß der Läuferrückzug nach ej der stellungsgerechte ist. Nachteilig für Schwarz wäre 6. . . . Sdy: 7. ed5: e4 8. dc6:, weil der Läufer hier nicht wie im normalen Vierspringerspiel auf b j , sondern auf a4 steht, so daß der Z u g 8. . . . dc6: nicht mehr möglich ist und Schwarz infolgedessen einen Bauern einbüßt. Doch erhielte Weiß auch nach 6. . . . Sd5: 7. edj: Se7 8. C3 La5 9. Sej: Sd5. 10. o—o o—o 11. L b j Sf6 12. d4 die überlegene Partie. 7. o — o
b7—
In der 7. Partie des gleichen Wettkampfes unterließ Tschigorin diesen Vorstoß und zog sofort 7. . . . d6, was um eine Nuance besser ist (8. d j Lg4 9. C5 Sd7). Ein Fehler im eigentlichen Sinne ist jedoch 7. . . . b] noch nicht, wie denn überhaupt im Schach der Bogen zwischen gut und böse weit gespannt ist und jede Schwarz-WeißMalerei deshalb von Übel ist. 8. L a 4 — b j 9. d 2 — d j
d7—d6 Lc8—g4
Nach diesem ganz natürlich anmutenden Zug schlägt es fürchterlich in die schwarze Stellung ein. Richtig war 10. . . . Sd7, mit erträglichem Spiel. Sc6—e7
ff"
10. c2—C3
i
mmü i •-1 m'mm
•
•
S81 11. S f j x e s !
14. Lb3—d$ 15. £2—£4 16. Ld5 x c6f
Ta8—b8 erj—c6 Ke8—ey
Vielleicht übersieht der Gegner in der Hitze des Gefechtes das Damenschach auf b6 . . . ? 17. L c 6 — d j Mitnichten! 17. . . . 18. £4X65! 19. K g i — h i
b5—b4 Dd8—b6f
19. ¿4 Sej:. 19. . . . 20. D g 4 — h ; !
Sgöxes
Mit der Drohung Tf6: Kf6:, Dg5 matt oder Tf6: Df6: L g 5 . Weniger stark wäre 20. Dh4. Tarrasch gibt dazu die folgende interessante Variante: 20. . . . Sdj: 21. Tf6: Df6: 22. Lg5 Sf2f 25. K g i S h j f ! 24. ghj: Tbg8 und Schwarz gewinnt, wozu er allerdings ergänzend anmerkt, daß Weiß nach 2}. Df2: (anstelle von 23. K g i ) 23. . . . D g j : 24. Df7:f einen starken Angriff erhielte. Ein weiteres Beispiel für die Sorgfalt und Umfänglichkeit der Partieglossierung unseres Meisters. 20. . . .
Se5—g6
21. T f 1 x£61
Ke7Xf6
d6xej
Die weiße Dame ist tabu 11. . . . L d i : iz. Sf6:f g£6: 13. Lf7:f Kf8 14. Lh6 matt, oder 12. . . . Kf8 15. Sed7f Dd7: 14. Sd7=f Ke8 15. T d i : Kd7: 16. U 7 : und gewinnt. 12. Sd5 x f6f 13. D d i x g4
g7Xf6 Se7—g6
Nachdem der Bd3 wegen T d i nicht zu nehmen ist, bleibt die schwarze Partie natürlich hoffnungslos. Aber die Art, wie Tarrasch seinen Vorteil ausnutzt, macht auch den Schluß für den Leser reizvoll.
21. . . . Df6: 22. L g j .
23
22. Lei—g5t
Kf8—g7
21. . . . Ke5 22. Le7f. 23. Dh5—h6f 24. T a i — f i
Kg7—g8 ....
Die Pointe des brillanten Finale; Lg5 ist nicht mehr zu verhindern. 24. . . . 25. Lg5—i6 26. T f i x f ö
j . . . . d5 würde wegen 6. edj: edj: 7. c j einen Bauern kosten. 6 . Sbi—03
Le7—£6
Droht C5—C4I mit sofortigem Gewinn. 7. SC3—b$ 8. D d 3 x b 5
Sd4xb5
Tb8—f8 Db6xf6
Schwatz gab auf. Gegen Tg6:f hg6: Dg6:f gibt es keine Parade.
10 TSCHIGORIN—TARRASCH
6. Wettkampfpartie, 189} Französisch 1. e2—e4 2. Ddi—e2
cj—e6
Tschigorins ureigener Besitz. Er hat den Damenzug in ungezählten französischen Partien angewandt und mit großer Virtuosität gehandhabt. 2. . . .
C7—c5
Damit lenkt Schwarz in die sizilianische Partie ein „in welcher die Postierung der weißen Dame auf e2 dem Angriff jedenfalls nicht förderlich sein kann" (Tarrasch). 383 4. Lfi—g2 5. De2—d)
Sb8—c6 Sc6—(I4
Tschingorin behandelt die Eröffnung mehr originell als gut. Der natürliche Zug war 5. Ddi, um alsdann den neugierigen Springer mit c j zurückzuscheuchen und d4 folgen zu lassen. 5. . . . Lf8—C7
24
Sehr richtig, denn Schwarz gewinnt ein Tempo, weil der Damentausch für Schwarz wegen des offenen a-Linie und der starken Stellung der Läufers f6 für Weiß ungünstig wäre. Z. B. 9. Db6: ab6: 10. b5 1 1 . C3 Se7 12. Le3 d6 13. ¿4 b4l 9. Db5—e2 10. Sgl—I) 11. C2—03
d7—d6 Lc8—d7
Zwar wäre jetzt 1 1 . d2—d; wegen 1 1 . . . . Lb2: 12. Tbl Lcjf ein Fehler, aber 1 1 . o—o und dann erst d2—dj nebst C2—C3 hätte ein ausgeglichenes Spiel von der dem Tschigorin-System (2. De2) gemäßen Struktur ergeben. 11. . . . 12. d2—d3 13. C3—C4
Ldy—bj Db6—a6
Gewiß, der Bauer d} ist nunmehr rückständig, doch braucht Weiß sich deswegen keine grauen Haare wachsen zu lassen, um so weniger, als Schwarz ein paar Züge später
selbst genötigt wird, seinen d-Bauern in die gleiche Lage zu versetzen. 13. . . . 14. o—o
Lb5—c6 I17—h6
Zur Verhinderung von L g y
17. . . . 18. T f i — d i
15. L e i — e 3 Mit der Absicht, den d- oder auch den eBauern vorzustoßen. IJ. . . . 16. T a i — b i
Da6—b6
Weiß wird deutlich, er will mittels b4 die schwarze Stellung mit einem einzigen gewaltigen Streich zertrümmern. Der folgende Z u g von Schwarz ist daher erzwungen. 16. . . .
hatte folgendes Gegenspiel ins Auge gefaßt: 17. b3 Se7 18. a j Dc7 19. b4 ab4: 20. ab4: b6 nebst o — o . Wahrscheinlich hätte Weiß am besten auf das ganze Manöver verzichtet und sofort mit 17. T f d i das Vorgehen d3—d4 gedroht.
a7—a5
35—34 e6—e5
Dies ist positionelle Notwendigkeit, weil Weiß andernfalls mit 5
Auch jetzt würde 19. . . . C7—C5 wie oben mit 20. C2—C4 beantwortet werden: 2 0 . . . . dc4: 21. d5 De7 22. e6 Sf6 23. Tb6:, doch wäre nach 23. . . . Se4l der weiße Vorteil nicht so deutlich wie in der zum 18. Zuge angeführten Variante. 20. K g i — h i Nachdem Tarrasch das Gegenspiel cj—05 ausgeschaltet hat, beginnt er mit den Vorbereitungen zur Öffnung der g-Linie durch g*—g420. . . .
Kg8—h8
Um beizeiten die Kontraposition Tg8 nebst g7—g6 einzunehmen. 21. T f x — g l 22. T b l — f x
Te8—g8 a6—a5
Schlechter nimmt seine Operationen auf dem Damenflügel wieder auf; der ins Herz der schwarzen Stellung zielende Läufer a3 soll vertrieben und so das weiße Angriffsmaterial um eine Figur verringert werden. 23- g2—S4
e i s
6
Selbstverständlich muß der Bauer f ; durch einen Bauern gedeckt werden, auf daß die weiße Bauernlawine nicht in Bewegung gerate. Z . B . 23. . . . b4 24. g f j : Df5: 25. Lei c6 26. Tf2, mit der Drohung T g j . 24. 25. 26. 27.
C2—c) Tgi—g2 C3xb4 g4Xfs
Ta8—b8 b5—b4 a5Xb4
Ein Zwijchenzug im rechten Augenblick, der Weiß zum Besitz der g-Linie verhilft. Denn nach 27. . . . 28. T g 2 X g 8 f
g6xf5
ist Schwarz zu 28. . . .
De6xg8
genötigt, weil der Turm b8 an den Bauern b4 gefesselt ist. Zu prüfen war natürlich auch 28. . . . Kg8: 29. T g i f Kf8. Doch stünde der schwarze König hier ohne Frage unsicherer als auf h8. Es könnte folgen: Lei nebst DI15 und gegebenenfalls Tg5. 29. T f i — g l jo. La3—ci
Dg8—£7
61
30. . . .
Tb8—b6
Die Neutralisierung der g-Linie durch 30. . . . Tg8 war nicht zu erreichen, weil 31. Tg8:f Kg8: 32. Ldi\ den b- oder d-Bauern gekostet hätte. 3 1 . Lex—d2
Tb6—a6
Weiß steht vortrefflich (g-Linie, gedeckter Freibauer e5, schwacher Bauer b4), aber erst nach dem Textzug, der den weißen Läufer frei gibt, geht die Partie für Schlechter zwangsläufig verloren. E r hätte sich mit 31. . . . Tb8 32. Dg2 Sf8 33. Lei Sg6 noch kräftig zur Wehr setzen können. 32. L d 2 X b 4 33. D f 3 - g 3 !
Ta6xa2
Droht e5—e6! 33. . . .
Sd 7 —f8
Falls 3 j . . . . Ta6, so 34. Ld6! cd6: 35. e6! und falls 34. . . . Sf8, so 35. e6! Se6: 36. Le5t34. 35. 36. 37-
62
Lb4—trf. Le7—f6| h2—h4 D ß3—>>3!
Sf8—g6 Kh8—g8 Kg8—£8 Ta2—a8
38. Db3—b4f! Schwarz gab auf, denn auf 38. . . . Kg8 folgt 39. I15 und auf 38. . . . Ke8 39. Dbyl Ein prachtvolles Finale.
26 TARRASCH—PILLSBURY
Wien, 1898, Stichkampf Vierspringerspiel In Tarraschs Schachlaufbahn hat diese Partie eine besondere Bedeutung. Sie war die dritte des auf vier Partien gehenden Stichkampfes gegen seinen genialen Rivalen Pillsbury in dem wohl bedeutendsten Turnier der Schachgeschichte, dem „Kaiser-Jubiläums-Schachturnier Wien 1898", (19 Teilnehmer, doppelrundig). Gewann Tarrasch, benötigte er in der letzten Partie nur eines Remis, um Sieger zu werden. Wie es in der Tat dann auch sich zutrug. Man spürt den Stolz und die Freude mit ihm, wenn man in seinen Erläuterungen zur Partie beim entscheidenden 20. Zug liest: „Als ich ihn sah, überlief es mich eiskalt. Ich fühlte sofort, daß dies der entscheidende Z u g nicht nur der Partie, sondern des Stichkampfes und damit des größten Turniers aller Zeiten sei".
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
e2—e4 Sgl—f3 Lfi—bs Sbi—03 o—o d2—d3 Lei—g5 b2XC3
erj—es Sb8—c6 Sg8—f6 Lf8—b4 o—o ¿7—d6 L b 4 X 03 Sc6—cj
Pillsburys Zug. Es gibt bessere, etwa die Metger-Verteidigung 8. . . . De7. 9. Lb5—C4 So freilich läßt sich der Springerzug nicht widerlegen. Die richtige Behandlungsweise besteht in 9. SI14 Sg6 10. Sg6: fg6: 1 1 . Lc4f Kh8 12. f4 h6 i j . fej: de5: 14. Lh4 g5 15. Lg3 De7 16. d4Tarrasch entschuldigt sich jedoch ausdrücklich damit, daß er den Zug 9. LC4 nur gewählt habe, um die gebräuchlichen Spielweisen 9. Sh4 oder 9. Lf6: zu vermeiden. 9. . . .
Lc8—e6
Den richtigen Weg hat in dieser Stellung Lasker in einer Partie gegen Janowski (Wettkampf 1909) gewiesen: 9. . . . Sg6 10. Sh4 Sf4l 1 1 . U 4 : ef4-. 12. S f ; Lg4 13. Dd2 L f j : 14. gf3: Shj! Hiervon konnte Pillsbury allerdings nichts wissen, denn als diese Partie gespielt wurde, weilte er bereits seit drei Jahren nicht mehr unter den Lebenden (1872—1906). Leuchtend wie der Stern Pillsbury jäh am Firmament empor gestiegen war, erlosch er wieder.
10. 11. 12. 13. 14.
Lg5Xf6 Lc4xe6 Sf3—h4 Sh4Xg6 fa—£4
g7Xf6 f7Xe6 Se7—g6 h7Xg6
HP ^
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HR 8 B Up ¡ ¡ ¡ ¿ ¡ ¡ j B • 8ä l l II
a
Kein Zweifel, die schwarze Bauernstellung auf dem Königsflügel ist locker und anfällig, nach Tarrasch „häßlich"; daß die Partie jedoch deswegen auch verloren sein müsse, kann nicht zugegeben werden, denn gar so leicht sinkt die Waagschale im Schach nicht. 14. . . .
Kg8—g?
Eine bessere Verteidigung bot nach Tarrasch 14. . . . f 6 — K o m m e n t a r e von damals hielten 15. fe5: de;: 16. g4 für eine Weiß günstige Fortsetzung, doch ist Skepsis erlaubt, ob dies für die nach 16. . . . f4 entstehende Stellung zutrifft. 15. {4—£5! 16. e 4 X f 5
e6xf5 Tf8—h8
Der Abriegelungsversuch 16. . . . g5 wäre wegen 17. h4 umsonst. Nach dem Textzug aber droht dies Manöver. 17. tjxg6
Th8—h6
Wenn Schwarz jetzt noch zu Tg6: kommt, hätte er nichts mehr zu befürchten. Aber so einfach liegen die Dinge nicht. Vielleicht hätte das unbefangene 17. . . . Kg6: zur Rettung der Partie genügt, da nach 18. D g 4 f K f 7 die Dd8 und der Ta8 rasch zur Hilfeleistung herbeieilen würden. 18. T a i — b i ! Unscheinbar, doch riesenstark. Schwarz muß zur Deckung des Bauern b7 einen Zug ver-
63
lieten und damit das Eingreifen dieses Turmes auf dem Königsflügel zulassen. 18. . . . 19. T b l — b 4
b7—b6 Dd8—d7
„Ein Fehlzug, dessen Pointe aber so wenig nahe liegt, daß keiner der im Nebenzimmer zahlreich versammelten Meister sie bemerkte; sie erwarteten alle den Angriff D f j . Aber Weiß steht auch bei 19. . . . D c j überlegen, wie eine spätere Analyse zwischen Pillsbury und mir bestätigte". (Tarrasch). Z . B . 20. Tg4 Tg6: 21. Tg6:f Kg6: 22. Dg4t Kf7 23. Dc4t nebst T f j .
Die Kapitulation. Auch anders war Schwarz natürlich verloren. Es folgte noch 26. Da8 e4 De7 X e4 27. d3 X e4 Tg6—g4 28. T f i — e i Kg7—f6 29. g2—g3 Kf6—ej 30. C2—C3 Tg4—g7 31. K g i — g 2 Tg7—b7 32. a2—a4 aj—a6 33. h2—114 b6—bj 34. a4Xb5 a 6 x b j 35. C4Xb5 Tb7Xb5 36. Kg2—h3 C5—C4 37. Kh3—g4 Tbj—b2 38. I14—h5 Tb2—C2 39. T e i — h i Tc2—a2 40. hj—h6 Ta2—a8 41. h6—h7 Ta8—-h8 42. K g 4 — g j Ke5 X e4 43. Kg5—g6 Ke4—d3 44. Kg6—g7 T h 8 x h 7 f 45. K g 7 x h 7 Kd3 X C3 46. T h i — d l und Schwarz gab auf.
27
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20. T f i x f ß ! 21. D d i — l y f
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H
H
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Kg7Xf6 Kf6—g7
Auf 21. . . . Kg6: folgt 22. Tg4t Kh7 23. De4f mit baldigem Matt. 22. Df3Xa8
07—c$
Oder 22. . . . c6 23. TC4 und die weiße Dame kehrt mit heiler Haut zurück. 23. T b 4 — b i ! 24. T b l — f i
Th6xg6
Die Reiseroute dieses Turmes war nicht alltäglich: T a i — b i — b 4 — b i — f i , und was er leistete, war des höchsten Lobes wert. 24. . . . 25. C3—C4
64
Dd7—ey e5—e4
Wolf—Tarrasch
Monte Carlo, 1903 Spanisch 1. e2—e4 2. Sgl—{3 3. L f i - b 5
erj—e$ Sb8—c6 f7-f5
Tarrasch hat sich häufiger dieser von ihm selbst als gewagt bezeichneten Verteidigung bedient. Ihr Vater ist der russische Schachmeister von Jaenisch, der sich erstmalig im Jahre 1847 mit ihr im „Palamede" befaßte. Es hat mehr als zwei Menschenalter gedauert, bis man den Tücken des Gambits auf die Spur kam; — heute sind wir so weit, daß man dem Gegenangriff 3. . . . f 7 — f j in der Meisterpraxis kaum noch begegnet 4. d2—d3 Die stärkste Fortsetzung besteht zweifellos in 4. SC3. Doch ist auch der Textzug sehr wohl spielbar. 4. . . . 5. d 3 x e 4 6. o—o
f5Xe4 Sg8—f6 d7—d6
7. D d i — d j 8. Lei—g5 9. Sbi—d2
Lc8—g4 Lf8—e7
Natürlicher erscheint 9. Sc}. Auch 9. Lf6: und dann Sc} kam sehr in Betracht. 9. . . .
Dd8—d7
9. . . . o—o hätte wegen 10. Dc4f einen Bauern gekostet.
„Das heißt das Harakiri an sich selbst vollziehen. 13. Sh2 mußte geschehen". (Tarrasch). 13. . . . 14. T f i — d i
LI15—g6
Offenbar in der Absicht, Sd2—fi—g3 folgen zu lassen. Doch dazu kommt es nicht. 14. . . . 15. S f 3 x g 5
h6—h$!
Die Alternative 15. Lg5: ist gleichfalls ungünstig für Weiß: 15. . . . hg4: 16. SI14 gh3: 17. Sg6: Tg8. 15. . . . 16. Lb5—04
h5xg4
Droht Le6. 16. ... 17. Dd3—bj
Man hat den Eindruck, daß Weiß nun nach wenigen Zügen die Waffen strecken müßte. Doch nichts davon!
10. h2—h3 Wir erinnern uns an die Partie Tarrasch— Marco (Vgl. Partie Nr. 22), wo von der Bedeutung des Zuges h2—hj des näheren die Rede war. Die vorliegende Partie gibt eine weitere lehrreiche Illustration zu diesem Thema. Zu weniger verpflichtet hätte 10. Lc4 oder erst 10. a; und dann Lc4. 10. . . . 1 1 . a2—a3 12. Lg5—e3
Lg4—h5 I17—h6
Mit 12. Lf6: hätte Weiß ein schwerwiegendes Tempo gewonnen (12. . . . Lf6: 13. Lc4) und vor allem auch den Springer f6 beseitigt, der später bei den schwarzen Aktionen eine große Rolle spielen wird. ••• 13- g2—84
Sc6—d8 g4Xh3
g7—85
5 Briackmann, Tarrasch
18. f2—£3
Sffr—g4l
Ein neuer Keulenschlag. Es droht Se3: nebst Th5 mit Figurengewinn. Der nächste Zug von Weiß ist daher erzwungen. 19. 20. 21. 22.
Sg5—e6 Se6—grf Sg7—e6f Lc4Xe6
Sg4xe3 Ke8—f8 Sd8x e6 Lg6—£7!
Dieses überraschende Manöver mußte Tarrasch schon beim 18. Zuge vorausgesehen haben. Nach 22. . . . Dd8 23. De3: wäre Weiß aller Sorgen ledig gewesen und auch die interessante Fortsetzung 22. . . . 23. Khi Sdi: 24. Ld7: Sf2f 25. Kg2 hiDf 26. Thi: Shi: dünkte unserem Meister nicht recht befriedigend. 23. L e 6 x f 7 24. T a i x di
Se3Xdi Le7—h4
65
1 W ü• ü i S ÜP
ä
Wk 'ffiM// *g7—g5 Te8—e7
Hier ist der Ort, wo das berühmte Tarraschwort fiel: „Ein süßer Trost ist ihm geblieben, nämlich der a-Bauer, der im Endspiel zum Freibauern werden könnte. Aber vor das Endspiel haben die Götter das Mittelspiel gesetzt". Weiß kann sich die Exkursion zum feindlichen Damenflügel erlauben, weil er mit seiner Dame rechtzeitig zurückkehren wird.
30. . . .
31. Kgi—hi 32. Da7—a6! 32
Dg$—£4
Th8—g8 Kf8—gy
Tg 4 : 33. Dc8t!
33. Da6—d3 Der rocher de bronze in der weißen Stellung ist der Läufer g4, er muß, wenn Schwarz weiterkommen will, eines Tages durch Qualitätsopfer beseitigt und so der Weg zu
66
einem KönigsangrifF frei gemacht werden. Wünschenswert ist dabei auch, daß der Läufer h4 auf die Diagonale gl—C5 gebracht wird, denn in seiner Stellung auf I14 leistet er nur wenig. Aus diesem Grunde war 33. De2l der richtige Zug, weil danach das folgende Manöver nicht möglich gewesen wäre. Es hätte dann noch ganz in den Sternen gestanden, wie Schwarz die Partie gewinnen wollte.
33. . . . 34. Dd 3 -
LI14—fz\ Kg7—h8!
Wenn nämlich jetzt 35. Df2:, dann 35. . . . Tg 4 : 36. Se3 Tgz! 37. Sgz: hgzlt 38Kg2: TI17 39. K g i TI13 40. Td3 Dcif 41. D f i Thif usw. Man erkennt an dieser Variante, welche Bedeutung dem Zug 33. Dez! (an Stelle von 33. Dd3) zugekommen wäre.
35. Tdi—d2 36. a3—a4
Te7-f7
36. Dfz: Tg 4 :. Uz—d4
36. . . .
Droht Tg4:.
37. Td2—di 38. c2—03
Tf7—g7 Ld4—ia
Ein origineller Läuferl Falls 39. Df2:, so 39. . . . Tg4: und falls 39. Td2, so 39. . . . Tg 4 : 40. fg4-. Tg 4 : 41. Dfz: De 4 :+ 42. Khz Tgif-
39. Sfi—b2 40. De2—fi 41. D£i—e2
Df4—g3 Lfa—e3
41. Dh3'.t Dhs: 42. Lh3: T g i f .
41. . . . 42. Tdi—fi
Tg7-f7 Tf7-f4
„Nun endlich ist die Zernierung vollständig, sämtliche weißen Figuren stehen patt. Auf 43. DC2 geschieht 43. . . . T8g4: 44. Sg4: Dg4: 45. fg4: Tfi:f nebst T f z f . Andernfalls wartet Schwarz ab, bis der Gegner seine Bauernzüge verbraucht hat, worauf die Kapitulation erfolgen muß. Die Stellung ist von ungewöhnlicher Schönheit und reich an hübschen Mattführungen". (Tarrasch). 43. 44. 45. 46.
b2—b3 C3—C4 Tfi—bi De2—fi
c-j—c6 Le3—C5 LC5—f2 Tg8xg4
Weiß gab auf, da auf 47. Sg4: Df3:t und auf 47. fg4: Le3 entscheidet.
TARRASCH—TAUBENHAUS
Monte Carlo, 1903 Spanisch e2—e4 Sgl—f 3 Lfi—b5 o—o d2—d4
e
7 c5 Sb8—c6 Sg8—f6 Sf6x e4 Lf8—e 7
Noch 1931 („Das Schachspiel"), als bereits reiche Erfahrungen über die Berliner Ver5:
6. Ddi—e2 7. Lb5Xc6 8. dL}Xe5
Se4—d6 b7Xc6 Sd6—1$
Von den beiden hier in Frage kommenden Springerzügen, nach b7 und £5, findet der letztere in dieser Partie seine Widerlegung. 9. D e 2 — e 4
gj—g6
10. Sf3—d4 Einfach und stark. Das handgreifliche 10. 84 Sg7 11. Lh6 0—0 12. g5 Te8 13. Lg7: Kg7: 14. Dh4 d j ergäbe nichts klares.
28
1. 2. 3. 4. 5.
teidigung (3. . . . Sf6 nebst 3. . . . Se4:) vorlagen und Klarheit über sie bestand, hat Tarrasch den Standpunkt vertreten, daß Schwarz in 5. . . . Sd6 (an Stelle von 5. . . . Le7) „eine ganz einfache Verteidigung, die rasch zum Ausgleich führt", zur Hand hätte. Träfe dies zu, wäre das spanische Problem allerdings gelöst und wir hätten keine Sorgen mehr. Wir wissen aber, daß dies nicht der Fall ist. Nach 5. . . . Sd6 6. Lc6: dc6: 7. de5: Sf5 8. Dd8:f Kd8: bricht Tarrasch seine Analyse ab, während sie eigentlich erst einsetzen sollte. Das allgemeine Urteil geht heute und ging auch damals schon dahin, daß Weiß nach 9. T d i f Ke8 10. SC3 h6 11. b3 Lb4 12. Lb2 LC3: 13. LC3: wenn auch nicht erheblich, so immerhin im Vorteil ist. Doch ein Tarrasch ohne Prätentionen und Widersprüche wäre eben nicht Tarrasch.
10. . . .
Sf5 x d4
Etwas besser, aber letztlich ebenso unbefriedigend ist der Rückzug 10. . . . Sg7, wegen 11. Lh6 o—o 12. SC3 Tb8 13. Tadi. 11. D e 4 X d 4 12. Lei—h6 13. Sbi—03
o—o Tf8—e8 Le7—gj
Damit beraubt Schwarz sich des letzten Schutzes seiner schwarzen Felder und gerät in einen akuten Notstand. Mehr Möglich-
67
keiten
bot 1 3 . . , . d j
14. ed6: e. p. L£6
oder 14. £4 Le6. 14. L h 6 x g 5
Dd8xg5
B
i
B
B"B m m mm, HEB B H "als
Te7—e6
Auf 23. . . . f 7 — f 5 käme 24. f 2 — { 4 mit der Drohung Te7: nebst T e i .
i
mb
m
2j. T f i — e i
24. S h 7 — g 5
Te6—e7
25. T e i x e 7 t
Ke8xe7
26. T a i — e i f Schwarz gab auf. E r wird Matt oder verliert die Dame. a) 26
K f 8 27. S h 7 t K g 8 28. T e 8 f ;
b) 26
K d 6 27. S e 4 t Ke6 28. S f 6 f K f 5
29. D e 4 t ! oder 27. . . . K d ;
28. T d t f ;
c) 26. . . . Kd8 27. S f 7 : f matt.
15. Sc3—«4!
29
Nutzt sofort die auf f6 gähnende Leere aus. Selbstverständlich hätte auch das methodische und banalere 1 5 . f 4 einen siegreichen
Pillsbury—Tarrasch
Angriff erbracht.
16
15....
Dg5xes
16. S e 4 — f 6 f
Kg8—f8
Monte Carlo, 1903 Spanisch
K h 8 17. DI14, mit der Doppeldrohung
Dhy: matt und Se8:. 1 7 . Dd4—114 17
Te8—e6
Kf8—e8
e7— Sb8—c6
3. L f i - b
f7-f
5
5
4. S b i — C 3
Te7 18. Dh6 matt.
18. S f 6 x h 7 f
1. e2—e4 2. S g l — £ 3
U m die Untersuchung dieser Fortsetzung hat
sich
Df Dyckhoff, Fernschachmeister
Der weiße Springer ist fürchterlich, er droht,
von höchstem Rang und Graden, besondere
gemeinsam
Verdienste erworben. E r war einer der Ver-
mit der
Dame,
abwechselnd
Matt, Damen- oder Qualitätsgewinn. Falls
trauten
18
Münchener Hotels „Peterhof" am Marien-
K g 8 , so 19. Sg5 T e 7 20. Taei! D e i :
19. S h 7 — g j
Des—f6
20. DI14—h6
Te6—ej
21. Sg5—h7
Df6—h8
Anders war das Matt auf f8 nicht abzuwenden. Dh8—g7
Oder 22. . . . D e j 23. S f 6 f Kd8 24. D h 8 f .
68
im
Schachzirkel
des
platz und einer seiner begeistertsten Schüler.
2 i . D h 7 f nebst Matt.
22. D h 6 — b 4
Tarraschs
4. . . .
Sg8—f6
Ungewöhnlich. Der schulmäßige Z u g ist 4
fe4:. 5. e 4 x f 5
Damit ist eine A r t angenommenen Königsgambits mit vertauschten Farben entstanden (1. e4 ej 2. f4 ef4: 3. S f j Sf6 4. SC3 IA54),
was bedeutet, daß Weiß — mit einem Zug mehr — unmöglich eine schlechte Partie haben kann. 5. . . . es—e4 6. Ddi—e2 Daß dieser Damenzug ein Fehler ist, wird von Tarrasch schlagend bewiesen. Nach 6. Sg5 wäre umgekehrt der Vorteil auf Seiten von Weiß gewesen: 6. . . . dj 7. dj Lly. 8. de4: de4: 9. De2 Ld6 10. Lc6:f bc6: j i . DC4I Partie Prczepiorka—Tarrasch, Nürnberg 1906. Tarrasch geriet nach seiner eigenen Aussage „in eine sehr prekäre Lage", was in seinem Munde schon etwas heißen will, gewann aber dank der menschenfreundlichen Mithilfe seines Gegners schließlich doch noch die Partie. 6. ... 7. Lb5 x c6
Dd8—erj
Jetzt hätte 7. Sgj nicht die gleiche Wirkung wie beim 6. Zuge. Man sehe: 7 d5 8. dj h6 9. Se6 Le6:10. fe6: De6: 11. de4: de4: 12. f j o—o—o i j . Lc6: Dc6: 14. fe4-. Lb4 und Weiß steht bemitleidenswert. Nach dem Textzug 7. Lc6: erhält Schwarz ein mächtiges Zentrum; schlägt Weiß aber nicht, wird die weiße Dame durch ScLj. unter Tempoverlust nach di zurückgedrängt. •j. ... 8. Sf3—h4 9. d2—d4
1
¥
m mt j§f mim
&
Ü!
9. . . .
b7xc6 d7—d$
i AH PIA »7—351
1
Ein Zug von weittragender Bedeutung und im höheren Sinne die Ursache der Niederlage von Weiß. Sein König wird in der Mitte festgehalten und gerät bald in das Kreuzfeuer der schwarzen Figuren. 10. Lei—g5 11. Lgsxf6
Lc8—a6
Auf Damenzüge, z.B. nach d2, folgt 11. . . . Tb8 und falls dann 12. o—o—o, so 12. . . . Daj! 11. . . . 12. De2—h5t
De7x£6 Ke8—¿7!
Hierzu spricht Mieses ein großes Wort gelassen aus, das man über fast jede Partie dieses Buches setzen könnte: „Die Partie ist außergewöhnlich interessant, aber schwer zu analysieren, da man in dem Labyrinth verwickelter und geistreicher Kombinationen leicht auf einen Irrweg geraten kann". 13. SI14—g6
Df6 x 39. T b l Ta3:f 40. K f 2 T a j 41. Ke3 Kd6 42. T d i f Kc6 43. Td5 Ta2l Tarrasch seinerseits hat sich eingehend mit den Folgen von 34. T b l beschäftigt. Hier seine Analyse: 34. . . . Ta3: 35. bc5: bc5:
und nun a) 36. T b j : T c j : 37, T b y f Kd6 38. T b 6 f Kd7 39. T b 7 f Kcö 40. Te7 Kd6 41. Th7: C4 42. dc4: T g ) nebst Tg2:-]-. Die weißen Bauern sind sämtlich schwach und der weiße König steht schlecht, außerdem droht Schwarz sich durch späteren Angriff auf den e-Bauern mittels T e j zwei verbundene Freibauern zu verschaffen oder falls Weiß den e-Bauern durch Th4 deckt, durch KC5 den Bauern C5 zu gewinnen; b) 36. cd4: Tnzf 37. K e i cd4: 38. T b j : Kf6 39. T b 6 f K g j 40. Te6 K f 4 41. Tf6f Kg3 (41. . . . Ke3 42. Tf3 matt) 42. Te6 Kg2: 43. T e j : Kh3: 44. T d j h j 45. Td4: h4 und die schwarzen Bauern sind schneller.
m• m •m•
•
36. . . . 37. Kd2—03 m
i
i
I
Sil II S§ ¡Ü kB S II H i§ 34. . . .
c j x b4l
Eine verblüffende Antwort I Denn Schwarz gestattet damit dem Gegner drei verbundene Freibauern im Zentrum. 35. d 4 X e 5 36. d3—d4
Ka3 b2 49. e^ b i D 50. e8D Db3 matt; c) 39. Kc2 b4 40. T d i Td8 41. Kb3 Ta8 42. Kb4: a2 43. T a i Kd4 44. Kb3 Kd3: 45. e5 Te8 46. Ta2: Te5: und Schwarz gewinnt. In unserer schnellebigen Zeit sind Analysen in dieser Ausführlichkeit zu einer großen Seltenheit geworden. Heute überlassen die Kommentatoren sei es aus Zeitmangel, sei es aus Bequemlichkeit den Leser nach einer kurzen Zugfolge mit dem ominösen „ u s w . " dem Rätselraten und der Verzweiflung, jenem „ u s w . " , über das Bogoljubow sich so gerne lustig machte und das für manche Kommentatoren in der Tat nur als ein asylum ignorantiae zu werten ist.
Ke7—e6
Noch einmal seziert Tarrasch mit der ihn auszeichnenden Gründlichkeit die vorliegende Stellung. Er führt aus: 36. K C 2 baj: 37. Kb3 Td4 38. Kc3 Ke5: und nun a) 39. T d i Ta4 40. Kb3 KtL). 41. T a i Kd3: 42. e5 Te4 43. Ta3: Te5: und gewinnt; b) 39. T d i Ta4 40. T a i b4t 41. Kb3 b j 42. T d i a2 43. T a i Kd4 44. Ta2: Ta2: 45. Ka2: Kd3: 46. e j Kc2 47. e6 b3f 48.
b4Xa3 a3—a2
'WB Ä
A
m • mm B MM B k mm ill
§
•
i
i
%
Die letzte Partiephase hebt an. Um die feindlichen Damenflügelbauern unschädlich zu machen, wird Weiß seine Mittelbauern hergeben müssen, wonach Schwarz dann die Entscheidung auf dem Königsflügel herbeiführt. 38.
g2—g4
Auch andere Züge retten nichts mehr. Z. B. 38. Kd3 Ta3t 39. Kc2 Tg3 40. Taz: Tgz-.f 41. Kb3 Ta2: 42. Ka2: g5 43. Kb3 h j 44. K b 4 g4 45. hg4: hg4: 46. K b j : g3 47. d j f K e j : 48. Kcö g2 und gewinnt (Fine).
91
38. 3940. 41. 42. 4344. 4546. 47-
Kc3—d3 Kd3—04 KC4 x b3 T a i x a2 Ta2—a6 Kb3—C2 Ta6xb6f Tb6xb4 Kc2—d2
sfi—gs
bs—b4 b4-b3t Ta4Xd4 Td4xe4 Te4-e3t Te3 x h3 Ke6xej Th3_e3 Te3—e4
und Weiß gab auf. Nach 48. Tb7 Ö 4 49. TJ17: Kg4: ist eine theoretische Gewinnstellung erreicht. Die Partie ersetzt ein ganzes Lehrbuch. „Eines ergibt sich aus dem anderen und alles greift harmonisch ineinander wie die Räder eines Uhrwerks. Aber sie ist nur etwas für Feinschmecker". (Tarrasch).
bei einer guten Stellung frei bewegen können. Der Textzug leitet einen solchen Entfesselungsplan ein". (Tarrasch). 8. . . . 9. Sbi—d2
o—o Sb8—c6
Auch nach 9. . . . Sbd7 10. Sfi Te8 11. Sg3 Sf8 12. h3 wäre Weiß im Vorteil. 10. C2—cj
d6—
Jetzt hat dieser Zug nicht mehr die gleiche Wirkung wie im 6. Zuge. Außerdem zeichnet sich schon die Aufhebung der Fesselung durch Sd2—f 1—gj nebst h2—hj ab. 11. Sd2—fi 12. Sfi—g3 13. h2—113
Dd8—d7 Ley—d6 Lg4xf}
Die anderen Möglichkeiten: a) 13. . . . Le6 14. Se5, mit weit überlegenem Spiel für Weiß; b) 13. . . . Lg3: 14. hg4:l Ld6 15. U5, zum Vorteil für Weiß;
37 T A R R A S C H — M A R S HALL
14. Wettkampfpartie, 1905 Russisch 1. e2—e4
e7—e5
2. Sgl—ij
Sg8—{6
3. 4. 5. 6.
d7—d6 Sf6xe4 Lc8—g4 Se4—f6
Sf3Xe5 Se5—{3 d2—d4 Lfi—d3
Schwarz hat in der russischen Partie immer ein beengtes Spiel, wenn er den Zug d6—d5 unterläßt oder wie hier zu spät ausführt. 7. o—o 8. Tfi—ei
Lf8—cy
„Wenn eine Fesselung eingetreten ist ( 5 . . . . Lg4), so ist es das wichtigste Erfordernis, sie zu beseitigen, denn alle Steine müssen sich
92
c) 13. . . . U15 14. Ü5 Dd8 und nun kann Weiß mit 15. SI15: Shj: 16. Lh7:f Kh7: 17. Sg 5 f Kg6 18. Dd 3 f f5 19. Te6f Sf6 20. g4 ein schnelles Ende herbeiführen. 14. Ddi x Nun droht unter anderem sehr stark Sfs, so daß Schwarz keine andere Wahl hat, als auch noch den zweiten weißen Springer zu tauschen und damit dem Gegner zwei mächtige Läufer zu überlassen. 14. . . . 15. f2Xg3
Ld6xg3
Gut war auch 15. Dg3:, mit der etwaigen Folge IJ. . . . Tfe8 16. Lh6 g6 17. Df3 Shj 18. g4. Bei dem Textzug hatte Tarrasch sich aber genau ausgerechnet, daß er nach acht Zügen forciert den Gewinn eines wichtigen Bauern bei guter Stellung einbringen wird.
•i i §j|
ü 1Pü II H•i fl & Ja •f• Pfc 4-
m ±
Wk
4iW//s /H m
1516. 17. 18. 19. 20.
... Lei—g5 Taixei Teixe8f Ldj— Df3—ezl
Ta8—e8 Te8 x e i f Tf8—e8 S£6xe8 Dd7—d6 Kg8—£8
Marshall wird sich von dem doppelten Turmtausch einige Erleichterung versprochen haben. Doch dies ist ein Irrtum, wie u. a. die Variante 20. . . . Sf6 21. Lf6: gf6: 22. Dg4f Kh8 23. D h j oder 22. . . . Kf8 2j. LI17: beweist. 2 1 . Lg5—£4
Dd6—e7
Auf 21. . . . Df6 würde 22. Ld7 De7 (22. . . . Sd6 23. Ld6:f) 23. De7: nebst Le8: und LC7: gleichfalls einen Bauern gewinnen. Und falls 21. . . . Dd8, so wie in der Partie 22. D b j . Die Überlegenheit der Läufer über die Springer kommt so recht zur Geltung. 22. De2—b;I „Jetzt ist guter Rat teuer, ein Bauer geht verloren. Schwarz, der hier über eine Stunde nachdachte, spielt in den nächsten Zügen darauf, mit seiner Dame ebenfalls ins feindliche Spiel einzudringen und so die Partie zu retten". (Tarrasch.) 22. 23. 24. 25.
... U4—d2 Dbsxb7 Db7Xc6
gl 85 h7—h6 Dey—e2 De2 x d2
26. D c 6 x h 6 f 27. Dh6—c6! 28. Dc6—C5t
Kf8—e7 Dd2 x b2 Ke7—d8
Oder 28. . . . Kf6 29. Dd5: mit Mattdrohung (29 K g 7 30. Ld7). 29. D c 5 x d 5 f 30. U 5 — g 4
Se8—d6 Db2xcj
Auf 50. . . . i j — f 6 würde 31. De6 folgen und auf 30. . . . Dd2 31. C4 Da2: 32. D g j : f nebst C4—C5. 3 t. D d $ x g s f 32. D g j — e 5 f 33. K g i — h 2
Kd8—e8 Ke8—£8 Dc3—C4
IUP• n IIU • ü§• Mü ü 0 H II ÄR s P I & B • ä m • tj
tw,
Wifr 9 m
34. a2—33!
Weiß hat zwei Bauern mehr und muß durch seinen freien h-Bauern gewinnen. Doch darf er nichts überstürzen. So wäre nach 34. h4 Da2: 35. h5 Dd2 36. Dh8f Ke7 37. h6 Se8I 38. h7 Dh6f 39. L h j Sf6 nicht Schwarz, sondern Weiß der Geprellte. 34. . . .
Dc4—bj
Droht Damentausch mit anschließendem SC4 und Bauerngewinn. 35. Lg4—e2 36. a3—a4
Dbj—b2
Wegen ähnlicher Wendungen wie beim 34. Zuge darf der Bauer immer noch nicht aüfgegeben werden.
93
36. . . . 37-
Db2—c2
h3—1N
Doch jetzt ist es so weit! 37- . . .
D C 2 X 04
38. h4—115
Da4—e8
Auch der Versuch, den Vormarsch des h-Bauern durch 38. . . . Dc2 aufzuhalten, ist zum Scheitern verurteilt: 39. Dh8f Ke7 40. Lf3 Se8 41. g4! Sf6 42. g5 Sh7 43. g6 oder 41. . . . Dd2 42. D e j f Kf8 43. g5 und gewinnt. 39. D e s — h 8 f 40. D h 8 — e 5 f
Kf8—er/ Ke7—d8
Falls 40 Kf8, so 41. D h 8 t Ke7 42. D g 7 Df8 43. h6 Se8 44. D e j t Kd8 45. h7 Sg7 46. D f 6 f Kd7 47. Lg4f Ke8 48. Dc6f Ke7 49. D c j f nebst Df8: usw. 41. 42. 43. 44.
I15—h6 De5—f&f h6—h7 Le2—bst
De8—f8 Kd8—e8 Sd6—e4
und Matt im nächsten Zuge.
38
tausch-Variante folgt. Bei dem von Köhnlein gewählten Aufbau bleibt die Stellung geschlossen, was immerhin den Vorteil hat, daß das schwarze Läuferpaar nicht zur Geltung kommt, wie bei der Variante 5. d2—d45....
Nach 5.. . . f7—f6 könnte Weiß nachträglich in die d2—d4-Variante einlenken. Der Textzug verhindert dies, hat aber gewisse andere Nachteile, die in dieser Partie sichtbar werden. 6. d2—d3 Gut ist auch 6. Se5:, worauf sowohl 6. . . . Dg5 7. d4 Dg2: 8. D f j Df3: 9. Sf3: („. . . und die weiße Stellung ist wegen der Zentralbauern vielleicht etwas günstiger", nach Keres) als auch 6. . . . Lf2:f 7. Kf2: DcLtf 8. K e i D e j : 9. d3 („. . . und Weiß hat das bessere Spiel", gleichfalls nach Keres) folgen kann. 6. ...
Nürnberg, 1907 Spanisch 1. 2. 3. 4. 5.
e2—e4 Sgx—f) Lfi—b5 Lbjxc6 Sbi—03
e7—ej Sb8—c6 a7—a6 d7Xc6
Nach Euwe besteht die logische Fortsetzung in 5. d2—¿4, weil Weiß sich damit sofort eine klare Bauernmajorität auf dem Königsflügel verschafft und so der Idee der Ab-
94
Dd8—d6
Da Schwarz auf kurz oder lang doch f7—f6 ziehen muß, tut er es am besten sofort: 6. . . . f7—f6 7. 1x3 Le3: 8. fe3: Sh6! 9. d4 De7 10. De2 b5 11. o — o Sf7 12. Df2 Lb7 13. Sh4 Sd6. 7. L e i — e 3
KÖHNLEIN — T A R R A S C H
Lf8-c5
Lc5xe3
Tarrasch hält diesen Tausch für notwendig, da Weiß sonst seinerseits auf c j schlüge und mit anschließendem d ; — d 4 Vorteil erlange. Weiß hätte dann die Bauernmajorität auf dem Königsflügel, ohne mit einem schwarzen Läuferpaar rechnen zu müssen wie bei der Spielweise 5. d2—d48. 9. 10. 11.
fixe3 Ddi—e2 Sf$—h4 g2—g4!
Sg8—cy fj—16 Lc8—e6
Sehr gut. Weiß will Sf5 spielen und sich für den Fall, daß der Springer geschlagen
würde, die g - L i n i e öffnen. Sperrt Schwarz
Wiederum ausgezeichnet gespielt. D e r Z u g
das F e l d f j durch n . . . . g 6 , w ü r d e Bauer
nimmt der schwarzen D a m e das F e l d a5,
f6 schwach, was sich freilich leichter hätte
v o n w o aus sie die Bewegungsfreiheit der
ertragen lassen, als die Partiefortsetzung.
weißen Steine — Fesselung des Springers c j ! — hemmen würde. 16. . . .
Kc8—b8
D e r schwarze Springer soll über c8 auf das starke F e l d d6 gebracht w e r d e n . 17. T h i — b i
Db4—C5
1 8 . SC3—34!
DC5—ay
D i e D a m e gerät damit außer G e f e c h t , w e n n sie auch dem eigenen K ö n i g einigen Schutz gewährt. Auf 1 8 . . . . D d 6 w ü r d e die V e r d o p p e l u n g der ii. ...
weißen T ü r m e in der b-Linie bald tödlich
Dd6—b4
werden u n d noch schlimmer w ü r d e es nach 18. . . . Daj:-f- aussehen: 1 9 . K c i
Beginn
des
großen
Wagnisses.
Tarrasch
spekuliert auf 1 2 . o — o — o , u m dann mittels 1 2 . . . . D a 5 u n d b y — b j einen A n g r i f f einzuleiten. D a s sieht gewiß vielversprechend aus, allein es bleibt beim f r o m m e n Wunsch.
Sc8 20.
d j — d 4 e j x d 4 2 1 . S c j D c j : 22. Tby."!- K b 7 : 23. D a 6 : f
nebst Matt.
1 9 . C2—C4! D a s Verteidigungsmanöver S e 7 — c 8 — d 6 soll
1 2 . Sh4—£5!
Db4xb2
durch C4—cj unmöglich gemacht werden,
13. K e i — d z
L e 6 x f5
so daß der folgende Z u g e r z w u n g e n ist.
Oder I J . . . . S f j : 14. g £ ; : Lc8 (sonst T a b i nebst T b y : ) 1 5 . T a g i ! mit mächtiger weißer Initiative.
Z . B . 1 9 . . . . K a 8 20. C4—cj T b 8 2 1 . S b ö f l C 7 x b 6 22. C5 x b 6 und die schwarze D a m e ist mattgesetzt. 19.
14. g 4 x f j
c6—C5
20. Sa4—C3
N u n droht T a b i D a ; , T b 7 : , was sich mit
Z u prüfen war hier 20. K c i nebst D e 2 — a 2 — a j u n d E r o b e r u n g v o n C5.
1 4 . . . . b 7 — b 6 nicht verhindern läßt, weil
20. . . .
Se7—c8
nach 1 5 . a 2 — a ; D a m e n Verlust durch T h b i
21. SC3—dj
Sc8—d6
unvermeidbar wäre. Endlich droht Schwarz auch einmal etwas,
1 5 . a2—a4t
nämlich
Droht T h b i . 15. . . . 1 6 . a4— a$l
Db2—b4
cj—c6
und
nach
Fortzug
des
Springers den e- oder c-Bauern zu gewinnen. 22. K d 2 — 0 3
C7—c6
23. S c j — b 6
Kb8—07
95
¡1 s • «m i m ®i t im m pp m m È 11 ¡Ü È • â B il ü§ m m pM • • 4Ê.® ¡ jf §H 11m i H rnà 24. T b l — g i ! „Nun greift Weiß plötzlich auf dem anderen Flügel an, dem die schwarze Dame nicht zur Hilfe kommen kann. Schwarz muß schon zu Problemzügen (dem berühmten Healyschen Räumungszug) seine Zuflucht nehmen, um seine Dame wieder ins Spiel zu bringen." Dieser Hinweis Tarraschs auf das Problemschach darf als Kompliment gegenüber seinem Gegner Köhnlein gewertet werden, der nicht nur ein Meister des praktischen Spieles war, sondern auch den großen Problemkomponisten zuzurechnen ist. 24- . . . 25. De2—b2
Td8—g8
Die konsequente Fortsetzung bestand in der Verdoppelung der Türme in der g-Linie. Tarrasch selbst gibt folgende Variante: 25. Tg2 Kd8 26. Tagi Se8 27. D h j g7—g6 28. Df3 und die Überlegenheit der weißen Stellung ist eklatant. 25. . . . 26. Sb6—04 27. Sa4Xcj
Day—b8 g7—
Stärker zuvor 27. Db6f. 27. . . . 28. Db2—aj 29. Tai—bi
96
Db8—a7 g6xf5
Köhnlein hält an dem energischen Stil fest, in dem er bisher die Partie geführt hat. Wahrscheinlich war aber 29. e4Xf5 S f j : 30. T g f i doch nachhaltiger. 29. jo. 31. 32. 33. 34.
... Sc5xb7 Da3—e7t De7xf6 T g i x g8f Df6 x c6
f5xe4 Sd6xb7 Kc7—b8 Kb8—a8 Th8xg8
Mit der Drohung Tb6. Tarrasch muß wie vorher schon, so auch jetzt seine ganze Verteidigungskunst aufbieten, um nicht trotz seines materiellen Übergewichtes doch noch zu unterliegen. Eben dadurch erhält die Partie ihre besondere Note. e4xd3! d3—d2
34. . . . 35. Tbr—b6
Möglich war auch 35. . . . Td8 36. Ta6: d3—dz 37. Ta7:f Ka7: 38. Db6f Ka8 39. 35—a6 T d j f 40. K d j : (40. Kb4 Sd8l) 40. . . . dz—diDf nebst Dauerschach. 36. 37. 38. 39.
Kc3 x d2 Kd2—C3 Dc6—07 a5 x b6
Tg8—d8f Td8—d6 Td6 x b6 Da7—b8
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A
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40. DC7XI17 Der Verlustzug. Mit 40. C4—cj war die Partie remis.
39
Z. B. 40 Dd8 41. Kcz (nicht 41. 05—c6, wegen 41. . . . DC7: 42. b6x cy Sd6) 41. . . . Db8 42. Kc? usw. 40. . . .
TSCHIGORIN—TARRASCH
Sb7—05
Ostende, 1907
Womit der Bauer b6, die Stütze des weißen Spiels, verloren geht (41. Dg6 Db6: 42. Db6: Sa4f). 41. 42. 43. 44.
h2—h4 Dh7—g8f Dg8—d5f I14—h5
Db8xb6 Ka8—b7 Kb7—ay
Auf 44. Des: hätte das Vorgehen des aBauern gewonnen. Jetzt folgt ein problemartiger Schluß. 44. . . . 45. Ke3—da
SC5—a4f
a) 45. Kd3 ej—e4f mit Matt oder Damengewinn; b) 45. KC2 Db2f 46. K d j es—e4f! 45. . . . 46. Kd2—c2 47. Ke2—d3
B
Db6—b4f! Db4—b2f
11
11
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11 11
47. . . .
§1
B
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H B
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ej—e4t
Weiß gab auf, da er Matt wird oder die Dame verliert. 7 B r i n c k m a n n , Tarrasch
Sizilianisch Im allgemeinen Teil ist von dem publizistischen Gegenspieler Tarraschs, Marco, ausführlicher die Rede gewesen. Die vorliegende Partie bietet ein Beispiel dafür, in welch entwaffnend liebenswürdigem Tone der Wiener Meister mit seinem „Nürnberger Doktor" in den Kommentaren zu interessanten Partien jener Zeit die Klingen kreuzte. 1. 2. 34. 5. 6.
e2—e4 Sbi—03 ga—g3 C4Xdj Lfi—g2 d2—d3
C7—C5 erj—e6 ¿7— e6xd$ Sg8—f6
Minder günstig wäre 6. dz—d4, weil Schwarz nach 6. . . . ccLf. 7. Dd4: Sc6 ein wertvolles Tempo gewinnt. Noch ungünstiger wäre 6. Sgez (mit der löblichen Absicht 7. d4 cd4: 8. Sd4:), da Schwarz dj—d4—djl spielen würde. 6. . . . 7. Sgl—e2
.
Lf8—07 ...
Nun ist dj—d4 gehörig vorbereitet. Tarrasch beeilt sich daher 7. . . .
ds—d4
zu spielen, da sonst der Bauer'd; zur Achillesferse der schwarzen Stellung werden könnte. 8. Sc3—e4 9. o—o 10. Se2—£4
o—o Sb8—c6 Sc6—ej
97
HPJLü iü
provoziert wird. Besser war 16. . . . De7, um den Angriffsversuch f4—f 5 sofort g7—g6 zu unterdrücken." Wie aber, wenn nun Weiß auf c6 schlägt (um der De7 die Deckung zu entziehen und dann erst f 4 — z u spielen). Betrachten wir einige niedliche Varianten:
4
I. 16. . . . De7 17. Lc6:! bc6: 18. f5 g6 (um den Angriffsversuch sofort zu unterdrücken) 19. Dez! gf5: 20. T f j : Kh8 21. Lg5 f6 Ii. Se4xf6f Zu diesem Zuge bemerkt Tatrasch: „Mit wenigen zwingenden Zügen beseitigt Weiß den ganzen Vorteil, den er bisher erlangt hat; gerade seine so günstig postierten Figuren tauscht er ab und entwickelte dabei noch das feindliche Spiel. I i . h z — h j sollte geschehen, um Lc8—g4 zu verhindern." Gewiß war h2—I13 ein gediegener Zug für Positionsspieler, aber Tschigorin ist ein Kombinatoriker und schon nach wenigen Zügen erlangt er eine formidable Angriffsstellung — zum Beweise, daß er noch nicht den ganzen Vorteil seiner Stellung „beseitigt" hat. 11. . . . 12. Sf4—d5 13. f 2 — f j
Le7Xf6 Le8—g4
Ausgezeichnet, denn nach 13. . . . Dd5: 14. fg4: hat Weiß offenbar wieder die überlegene Stellung. 13. . . . 14. Sd5 x f6f
Lg4—e6 Dd8xf6
„Nun steht Schwarz etwas besser", meint Tarrasch, aber das Bild ändert sich sofort. 15. i}—{4 16. Ddi—115
Se 5 —c6 Le6—{$
Tarrasch sagt: „Keine glückliche Art, den c-Bauern zu decken, da hierdurch ein gefährlicher Angriff
98
a) 22. Te5 fg5: 23. Te6: Df7 24. T f i . Weiß ist in Vorteil, da er bald einen der Bauern C5, c6, g5 erobern wird. b) 22. Tel fg5: 23. D e j f Dg-/ 24. De6: mit eklatantem Vorteil für Weiß. II. 16. . . . De7 17. Lc6: bc6: 18. f5 Ld5 19. f6 gf6: (erzwungen) 20. Lh6. Weiß gewinnt nun mindestens die Qualität. Wir ersehen daraus, daß Schwarz auch nach dem angeblich besseren Zuge 16. . . . De7 einem heftigen, lang andauernden Angriff ausgesetzt ist. Die Behauptung, daß die von Tschigorin im 11. Zuge eingeschlagene Richtung verfehlt ist, erweist sich somit als unzutreffend. Es ist interessant, wie oft selbst die Ansichten der Großmeister einander antipodisch gegenüberstehen. Tschigorin wählt mit genialem Tiefblick die energischste Spielweise, sein Gegner aber hält diese Fortsetzung für ganz deplaciert. 63—S4 18. Dh5—h3 19. £4—f; 20. Lg2—e4!
87—g6 U,-d7 g6xf5
Wieder einmal finden wir bei Tschigorin den Glan der Jugend und die Bedächtigkeit des Alters. 20. 21. 22. 23.
... Lei—h6 g4Xf; Kgi—hi
Sc6—ej Tf8—e8 Kg8—h8 Te8—g8
25. 26. 27. 28.
Lh6—d2 Tfi—£4 T£4—f3 Le4Xc6
Ld7—c6 Tg8—g7 Te8—g8
Verschlimmert die Lage hoffnungslos. 28....
Df6 x c6
Sehr gut, da 29. f6 wegen 29.. . . Tg3 augenscheinlich nicht zu fürchten ist. 29. Tei—fr Nur mit 23. . . . Sg8 hatte Schwarz Aussicht, sich über Wasser zu halten. Aber wie so oft führt auch hier ein schlechter Zug zum Gewinn und der blinde Zufall erweist sich mächtiger als die schönsten Berechnungen. Derartige Fälle verdienen immer wieder und wieder betont zu werden, da die Ansicht, daß im Schach immer das bessere Spiel entscheidet, zu falschen Vorstellungen und schiefen Einrichtungen geführt hat. Man schleudert den glücklichen Siegern hohe Preise an den Kopf, während man die Besiegten, die vielleicht rühmlicher gekämpft, nach dem Prinzip vae victis mit leeren Taschen heimschickt. 24. Tai—ei Es ist sehr oft gut, zunächst alle Reserven ins Treffen zu führen; stets aber sollte man zunächst untersuchen, ob sich nicht mit den bereits mobilisierten Streitkräften ein entscheidender Schlag führen läßt. Hier war das möglich. Die jüngeren Kräfte des Meisterturniers stellten unmittelbar nach der Partie fest, daß Tschigorin mit Tf 1 — f 4 — h4 (drohend Lf8) sehr bald einen schönen Sieg erfochten hätte. 24. . . .
Ta8—e8!
Nun wäre 25. Tf4 wegen 25. . . . S f j : sofort verderblich. Der Angriff des Weißen ist somit zu Ende, der des Schwarzen beginnt und wird gleich unwiderstehlich. 7«
Tg7—g4\
Der Springer droht via f 5 nach I14 zu reiten, jo. Ld2—ei
Se7 X i$
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Auf 30. Dhj hätte 30.. . . D£3 r-fl entschieden. Weiß gibt auf, da er gar nichts mehr erfinden kann; auf 31. Lf 2 würde am raschesten 31. . . . Tf4 entscheiden, z . B . 32. Lei Se3 33. Tf2 Tfg 4 .
40 T a r r a s c h — J anows k i Ostende, 1907 Vierspringerspiel 1. e2—e 4 2. S g l — t j
ej— Sb8—c6
99
j. 4. 5. 6. 7.
Sbi—C3 Lfi—b; o—o d2—d3 Lei—g5
Sg8—f6 Lf8—b4 d7—d6 Sc6—erj
Das Vierspringerspiel gehört zu den klassischen Eröffnungen der Tarrasch-Ära, vom Meister selbst oft und mit Erfolg angewandt. Trotzdem ist die Frage, was als beste Verteidigung anzusehen sei, bis in die Gegenwart nicht zur Ruhe gekommen. Auch Tarrasch hat seinen Standpunkt wiederholt ändern müssen, um dann in seinem Spätwerk „Das Schachspiel" nach 1. e4 e5 2. S f j Sc6 3. Sc; Sf6 4. Lb; den Zug 4. . . . a6 für die einfachste, zum Ausgleich genügende Fortsetzung zu erklären, ein Urteil, das die moderne Theorie jedoch nicht akzeptiert. 8. Sfj—h4 9. Lbs—04
C7—c6 Lc8—g4
Ausgleich erzielt Schwarz hier mit 9. . . . dj, was sowohl für 10. ed5: Sedj: als auch für 10. L b j Dd6! 1 1 . h j h6 12. Lf6: Df6: 13. Dh5 LC3: 14. bc;: Dg5! gilt. 10. {2—fj
Lg4—e6
1 ¡Ü SÜ I M SR ü i II B H iü ÜÜi ¡Ü ffl
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Dd8—e8
5*
Das naheliegende 15. . . . Kg7 wäre wegen 16. f j ef5: 17. ef5: sofort verderblich, weil sowohl Dg6:f als auch Db4: drohte. Wie in der oben erwähnten Partie Tarrasch— Pillsbury offenbart sich auch hier die ungeachtet des reduzierten Materials außerordentliche Anfälligkeit des schwatzen Königsflügels. 16. £4—tj 17. e4Xf5 18. b2XC3 18 19. Tfi—£3
11. 12. 13. 14. 15.
100
Lg5x£6 LC4 x e6 {$—£4 Sh4Xg6 Ddi—g4
g7Xf6 I7 xeö Se7-g6 h7Xg6
g j 19. h4. Tf8—h8
Nunmehr droht aber doch Abriegelung der Stellung durch g6—g5. 20. f $ X g 6 !
Die vorliegende Partie hat eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Partie Tarrasch—Pillsbury vom Wiener Turnier 1898, die der Leser auf S. 62 findet. Tarrasch selbst spricht scherzhaft von einem Plagiat, so stark sei die Ähnlichkeit zwischen beiden in Anlage und Durchführung.
eöxfs Lb4Xc3 Kg8—g?
De8—07
Die Unzulänglichkeit seiner Eröffnungsstrategie verfolgt Schwarz buchstäblich bis zum letzten Atemzug. Denn der Bauer g6 ist immun, wegen 20. . . . Dg6: 21. Dd7f Df7 (21 Kg8 22. Tg3 oder 21. ..'. Kf8 22. Tafi) 22. Tg3f Kf8 23. Dd6:f De7 (23 Ke8 24. T f i Th6 25. Tafi) 24. De7:f Ke7: 25. T g 7 f , mit zwiefachem Bauerngewinn; und versucht Schwarz, den Bauern g6 mittels 20. . . . Th6 zurückzugewinnen, entscheidet sehr elegant und getreu dem erwähnten Pendant Tarrasch—Pillsbury das Turmopfer auf f6, also 21. Tf6:! Kf6: 22.
T f i f K g r 23. T f y f D£ 7 : (falls 23. . . . Kg8, so 24. Dg5 Th8 25. Df6) 24. gfyjf KI7: 25. Dd7f usw. 21. h2—h4 22. T a i — f i 23. h4—h5
d6—d$ Ta8—f8 Th8—h6
Für den Augenblick sind die weißen Freibauern blockiert und ist ein Weiterkommen nicht recht ersichtlich. Doch bald naht in Gestalt des g-Bauern ein neuer Feind. 24. T f i — i 2 25. Dg4—f$ 26. g2—g4! 2
Nach dem Textzug 30. h6f gab Janowski die Partie auf, (30. . . . Kg8 31. h7f Kg7 32. Tf8:).
Th6—h8 De7—d6 Dd6—e 7
7- 84—85!
Die Posaunen von Jericho! 27. . . .
föxgj
28. 0 f 5 x £8f! 29. T f 3 x f8
Th8 x f8 De7xf8
Entfernt sich die Dame, z. B. 29. . . . Dd6, so folgt Matt durch T i f 7 nebst Th8; und wenn 29. . . . DC5, so 30. cLj. 30. hs—h6f! Die Pointe I Ohne dieses Zwischenschach wäre der ganze Durchbruch ein Stoß ins Nichts gewesen: 30. Tf8: Kf8: und das Bauernendspiel würde Remis, da Weiß zwei getrennte Freibauern zu bewachen hat.
41 LASKER —TARRASCH
3. Wettkampfpartie, 1908 Spanisch I. e2—e4 e7—ej 2. S g l - i j Sb8—c6 a7—a6 3- L f i — b 5 Sg8—f6 4- L b j — a 4 Lf8—ey 5- 0—0 6. T f i — e i b7-b5 d 7 —d6 7- La4—b3 8. C2—C3 Sc6—aj C7—05 9- Lb3—C2 Dd8—07 10. d2—(L4 1 1 . Sbi—d2 Sa5—c6 12. H2—H3 0—0
Eine bekannte Stellung der Tschigorin-Verteidigung der spanischen Partie, wie sie auf den Turnieren jener Zeit an der Tagesordnung war. Vier Hauptfortsetzungen stehen Weiß zu Gebote: 13. de5:, 13. d j , 13. Lbi und 13. S f i . Lasker wählt die letztgenannte. 13. Sd2—fi Das Bauernopfer, das Weiß hiermit anbietet, ist damals aus der Perspektive dieser und
101
einer anderen Partie des gleichen Wettkampfes Lasker—Tarrasch Gegenstand lebhafter Streitgespräche gewesen. Überwiegend bezweifelten die Sachkenner dessen Korrektheit. Neuere Untersuchungen haben jedoch ergeben (Pachmann, Keres), daß der Ausgleich für Weiß gesichert ist. 13. . . . 14. C3Xd4
05 xcL( Sc6xd4
Die Alternative 14. . . . ecL^: ist nicht stärker. Weiß kann sich entweder mit 15. Te2 Db6 16. Td2 d5 17. ed5: Sdj: 18. Sd4: Lb4 19. Td$ Se5 20. Tg3 den Bauern zurückholen oder chancenreich mit 15. S g j Sd7 16. Sf5 Lf6 17. Lb3 fortfahren. 15. S f 3 x d 4 16. S f i — g 3
Sf6—d7
Um dem Läufer 07 Platz zu machen. Der Bauer 3—d5 Weiß kann jetzt den d-Bauern ohne Schaden nicht mehr schlagen: 20. Sd4: (natürlich nicht 20. DcLj:, wegen 20. . . . S f j f ) 20. . . . SC4I 21. LC4: Ld4: mit Angriff auf I2, oder 21. Le3 Se3: 22. fe3: und der isolierte weiße Doppelbauer würde für die weiße Partie eine schwere, kaum tragbare Dauerbelastung bilden. 20. . . . 21. D d i — b 3
Ta8—a-j
Droht Sd4: Dd4:, L e j . Für 21. Sd4: gilt das in der Anmerkung zum 20. Zuge Gesagte. 21. . . . 22. g 2 — g 4
Ta7—C7
Weiß, mit einem Bauern weniger, sucht sein Heil in einem Königsangriff. 22. 23. 24. 25.
... Sf5—h6f g4—g5 Db3—g3
gl~g6 Kg8—gy Lf6—d8
25. . . .
i-j—f6I
Sehr stark, ja entscheidend. Schwarz dreht den Spieß um und wird mit der Öffnung der f-Linie selbst zum Angreifer. Er droht zunächst sehr massiv igy, Lg5: Lgy., Dg5: Sfjt26. S h 6 — f j f Lasker kompliziert das Spiel nach Kräften. Falls jetzt 26. . . . g f j : , so 27. gf6:f Kh8l (27. . . . Kf6: 28. Dg5 matt) 28. Lh6 und Weiß hat einen gefährlichen Angriff. „Ich überlegte mir kaum einen Augenblick, ob ich den Springer schlagen sollte, denn der Z u g 26. . . . Kh8 ist offenbar viel stärker, der Springer bleibt immer noch angegriffen und Schwarz gelangt sofort zum Gegenangriff" (Tarrasch). Den Stützungszug 26. I14 wäre wegen 26. . . . f g j : 27. h g j : Tf4:l 28. D f 4 : Lg5: 29. Dg5: Sf3f ein grober Fehler, und was 26. gf6:f betrifft, so wäre nach 26. . . . Lf6: von einer weißen Initiative gleichfalls nichts mehr zu spüren. Schwarz wird sein Spiel mit Tc2 weiter verstärken. 26. ... 27. Sf5—h4
Kg7—h8
Um ein gelegentlich auf f3 drohendes Springerschach auszuschalten. Nicht viel besser wäre 27. gf6: Lf6: 28. Sh6 wegen 28. . . . g j l , wonach Weiß entweder auf e j tauschen oder den Läufer nach d2 zurück-
103
ziehen müßte, was ihm beides zum Unheil gereicht hätte. 29. L g j : scheitert an 29. . . . Lg5: 30. Dg5: Tg727. . . . 28. U 4 X g $ 29. Dg3 x g5
föxg5 Ld8 x g5 d4—dj!
Der schmächtige Jüngling von einst ist zu einer Großmacht und zum entscheidenden Faktor für die schwarze Partie herangewachsen. Der Gegenangriff rollt jetzt in breiter Front auf die weiße Stellung zu. Doch gibt der Weltmeister sich so leicht nicht geschlagen. 30. K g i — h i Auf 30. D g j oder 30. Te3 gewinnt 30. . . . TC2 und auf 30. T f i LI13:. Und daß der Damentausch (30. Des ^03:) zu raschem Ruin führt, versteht sich am Rande (31. Te3: TC2). 30. . . .
TC7—C2
Auch 30. . . . Dlz: hätte genügt. 31. T e r — e 3 31. f2—{4 wäre wegen 31. . . . Df2 32. Sg2 Sf 3 verfehlt. 31....
T f 8 x f2
w M i in B • W i W ü Hi B • X Ä-a-üi m Ä m llJLii
¡¡§ H &
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B&
•• §
Eine Stellung voller Kraft und Saft. Schwarz droht Th2f, K g i T h g 2 f , Sg2: Sf3f mit Damengewinn. Aber auch Weiß hat eine
104
Drohung in petto, nämlich Df6 matt, sobald der Gegner mit seinem Turm die f-Linie verläßt. Darauf basiert Laskers Verteidigung. 32. SI14—g2 Ein hübscher Schluß ergäbe sich nach 32. Sf3, nämlich 32. . . . Tf3: 33. Tf3: Th2t 34. Kh2: S f 3 t . 32. . . .
d3—d2
33. T a i — g i
TC2—ci
34. Dgj—€7
Tcixgif
Sofort zu Ende war die Partie mit 34. . . . T f f i . Nach dem Textzug muß Tarrasch sich noch anstrengen. 35. K h i x g i 36. K g i x f2 37. Kf2—ei
d2—diDf D d i —f3f Db6—ayf
Einfacher war 37. . . . Sdjf 38. Kd2 (38. Td3: D f 2 matt) 38 Dasf 39. K d j : Ddi matt oder 39. Kc2 Dg2:f usw. 38. Te3—03 39. De7Xd6
Lc8xh3
Mattdrohung I Doch nun wird der weiße König im Schach-Schach-Angriff zur Strecke gebracht. 39.... 40. b2XC3 41. Kei—e2
Da5xc3t! Df3XC3f
a) 41. K d i Lg4 matt; b) 41. K f i D c i f 42. K f 2 D d 2 f ; c) 41. K f 2 Ddzf. 41. 42. 43. 44.
... Ke2—e3 Ke3—£4 Kf4Xg5
Dc3—C2f Dc2—d3f g6—g5t
K e j : DC3 matt
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£¡§
44- • • •
Se 5 —i-fi
Weiß gab auf. „Mit meinem Spiel in dieser Partie war ich zufrieden. Zwar hatte ich das richtige Gefühl, daß mein Gegner mit dem Rückgewinn des geopferten Bauern das bessere Spiel erlangen würde, allein da er den günstigen Moment dafür verstreichen ließ und statt dessen auf Königsangriff spielte, gelang es mir, gerade durch diesen verschmähten Bauer das Spiel 2u entscheiden. Es war eine schöne Partie". (Tarrasch).
TARRASCH—LASKER
IO. Wettkampfpartie, 1908 Spanisch c2—e4 Sgl—{3 Lfi—b5 o—o
j . d2—d4 6. Ddi—e2
Lf8—cj Se4—d6
Andere Züge sind schlechter: a) 6. . . . dj 7. Se5: Ld7 8. Lc6: bc6: 9. Tei und Schwarz kann wegen der Drohung f3 nebst Sd7: und De7: nicht rochieren; b) 6. . . . f j 7. des: o—o 8. SC3 SC3: 9. Dc4f Kh8 10. DC3: und Schwarz wird Schwierigkeiten mit der Entwicklung seines Damenflügels haben.
42
1. ». 3. 4.
Mißkredit geraten und von der Bühne fast völlig verschwunden war. Kurz vor dem Wettkampf hatte jedoch ein brasilianischer Schachfreund namens Dr. Caldas Viana eine Verstärkung gefunden oder glaubte jedenfalls eine solche gefunden zu haben (vgl. den 13. Zug von Schwarz), und sie war es, die Lasker in drei Partien seines Wettkampfes gegen Tarrasch ins Feld führt. Die „Rio de Janeiro-Variante" hat zwar den Krieg Lasker—Tarrasch mit halbwegs heiler Haut überstanden, ohne aber eine vollständige Rehabilitierung der Spielweise 4. . . . S&4: gebracht zu haben. So gesehen ist die vorliegende Partie die Historie einer Eröffnung, an Hand welcher man verfolgen kann, wie sich im Laufe der Zeit ein abschließendes theoretisches Urteil herauskristallisiert.
erj—1$ Sb8—c6 Sg8—f6 Sf6 x 04
Lasker greift damit auf eine Verteidigung zurück, die zur Zeit dieses Wettkampfes dank der Forschungen Pillburys stark in
7. L b 5 X c 6
b7Xc6
7.. . . dc6: hat wegen 8. de5: Sf j 9. Tdi Ld7 10. Sc} seine Bedenken. 8. d4Xe5
Sd6—b7
Auch hier scheint 8. . . . Sf j Weiß leicht im Vorteil zu lassen: 9. De4 g6 10. Sd4 Sd4: 11. Dd4: 0—0 12. Lh6 Te8 13. Sc;. (Vgl. Tarrasch—Taubenhaus, Nr. 28.) 9. Sbi—03
o—o
105
l •m i mt •ML
§§ §§
I
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HP 11 §§ ÜB H fH §1 ¡8 IÜVÜISf &i s S M ^ ü &8 ig iS
M
10. T f i — e i
Pillsburys Zug. Seinetwegen galt die Variante 4. . . . Se4: als ungünstig für Schwarz, weil der Vorstoß dy—d5 verhindert wird. Auf xo. . . . d5 nämlich geriete Schwarz nach 1 1 . ed6: e. p. Ld6: 12. Lg5 Dd7 13. Se4 sofort in einen positioneilen Notstand, ebenso nach 10. . . . f6 1 1 . Dc4t Kh8 12. Lf4 fej: 13. Se5:. Auch nach 10. . . . Te8 ist des Schwarzen Lage nicht rosiger; es folgt 1 1 . DC4! SC5 12. Sg5 Lgy. 13. hgy. Dg5: 14. Dc5:Te6 15. Dd4! und nun würde 15. . . . d6 wegen 16. ed6: cdö: (16. . . . Td6: 17. Te8 matt) 17. Te6: einen Bauern kosten, bei dazu schlechterer Stellung. Doch wie bereits in der Anmerkung zum 4. Zuge gesagt und wie wir gleich sehen werden, ist das Thema 10. Tei damit nicht abgetan. Die moderne Theorie stellt aus diesem Grunde den Zug 10. SCL4! zur Diskussion, mit der etwaigen Folge 10. . . . L c ; 1 1 . Tdi LcLj: 12. Td4: Te8 13. DI15 g6 14. Df3 und Keres hält die weiße Stellung für besser (14. . . . Te5: 15. U4). 10. . . . 1 1 . Sf3—d4 12. L e i — e 3
Sb7—05 SC5—e6
Auf 12. Sf5 gleicht Schwarz die Spiele mit 12. . . . f6 13. Se7:t De7: 14. f4 fe5: 15. De;: d6 aus. 12. . . .
106
Se6 x d4
Nach einer abenteuerlichen Reise beendet dieser Springer seine Laufbahn. Von zwölf Eröffnungszügen kommen allein sieben auf sein Konto. 13. Le3—d4 „Soweit ist die Partie identisch mit der zweiten Stichpartie Pillsbury—Tatrasch vom Wiener Turnier 1898. Dort geschah jetzt 13. . . . d7—dj, worauf Pillsbury 14. Sa4' zog und schließlich zur Bestzung des Punktes C5 mit dem Springer gelangte, was das schwarze Spiel vollständig lahmlegte" (Tarrasch). 13. . . .
c6—05
Auftakt zur „ R i o de Janeiro-Variante".
mm Wm±m mmtrnt mwMf.mrm Wt Wß 1
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i s i t f l s f l
14. Ld4—e3 15. e5 x d6 i. V.
d7—dj Le7 x d6
Auf diese Stellung kommt es an. Hat Schwarz in seinem Läuferpaar eine genügende Kompensation für seine unverkennbaren Bauernschwächen ? Oder gar Aussicht auf Königsangriff? Der Verlauf der Partie beweist, daß dies nur bedingt der Fall ist und Weiß bei seiner intakten Stellung und Vollentwicklung seiner Streitkräfte keinen Anlaß hat, schwarz zu sehen. Lasker wird sich über die Mängel der Variante nicht im unklaren gewesen sein, aber es lockte ihn, sie auf ihre Verteidigungsfestigkeit zu prüfen. Von jeher hat ihn die
Frage interessiert: was verträgt eine Stellung,
Hier steht die D a m e stark, sie droht und
bevor ihr Gleichgewicht gestört ist?
deckt nach allen Seiten. Den Bauern b2 darf Schwarz jetzt nicht
1 6 . SC3—e4
schlagen: 20. . . .
In der 8. Partie des Wettkampfes zog Tarrasch 16. D h 5 , was sich als wenig wirksam erwies; in der 14. Partie 16. T d i , was wahr-
T e i : matt) 23. . . .
16
...
viel besser durch 20. . . . Te6! erreichen.
Dez: 20. T e z : Td8 2 1 . T e 7
der
so entstandenen
unangenehmen klar besser.
gleichen Läufer klar das bessere Endspiel.
richtiger hierfür
a) 17. SC5: L c j : 18. LC5: D g 5 mit Mattdrohung auf g2 und Angriff auf
den
Läufer C5; b) 17. L c 5 : LC5: 18. SC5: L g 2 : 19.
Kg2:
D g 5 f nebst DC5:, zum Vorteil v o n Weiß. Mit dem Textzug entdoppelt Weiß zwar die schwarzen Bauern, schafft auch ungleiche bleibt
der
Bauernkomplex
d6—C5 Angriffen ausgesetzt. Fällt Bauer d6, wird auch Bauer c j nicht am Leben bleiben. 17. . . .
sagt
Schwäche des Bauern
Jedoch
müßte
Verteidigung
d6
Schwarz
Remis
bei
erreichen
können, weil die ungleichfarbigen Läufer
1 7 . Se4 x d6
doch
Stellung
Keres: „ D i e weiße Stellung ist wegen der
L d 7 22. T d i und Weiß hat trotz der un-
Läufer,
Lb7—c6
E r will D d 7 verhindern, doch dies ließ sich Lc8—b-j
. . L h 2 : f 17. K h z : D h 4 f 18. K g i
De4: 19. Lcy.
g6 24. D f 4 , mit der
20. . . .
Von Nicht 16.
DC3 22:
Doppeldrohung D f 6 und T b 7 : .
scheinlich noch stärker ist als 16. Se4. Beide Partien wurden remis.
Db2: 21. T b l
T e c i Da3 23. Lh6 (23. T b 7 : D c i : f 24. L e i :
07 x d 6
18. T a i — d i
Dd8—16
1 9 . C2—C4
Tf8—e8
die
günstigsten
Voraussetzungen
schaffen." Das wäre dann also das letzte Urteil über die „ R i o de Janeiro-Variante". 21. Tei—e2l Lasker versank hiernach in tiefes Nachdenken und verbrauchte nicht weniger als 56 Minuten Bedenkzeit. E r wird sich davon überzeugt haben, daß das geplante 2 1 . . . . Te6 an 22. Lg5 D g 6 23. Te6: scheitert und daß auch mit 2 1 . . . . T b 8 22. b3 d j 23. c d j : L d ; 24. T e d 2 (24. T d j : D a i f ) 24. . . . Le6 25 Da4l keine Lorbeeren zu ernten sind. 21. . . .
Te8—e4
22. D g 4 — g 3
Df6—e6
Z u 22. . . .
TC4:, was allgemein erwartet
wurde, führt Tarrasch aus: 23. Td6: Td8 24. T d 8 : f D d 8 : 25. h j l und Weiß ist wegen der Drohungen Lh6 und T d 2 in Vorteil. 23. h 2 — h 3 ! T e 4 — g 4 mußte natürlich verhindert werden. 23. . . .
Ta8—d8
Z u prüfen war 23. . . . DC4:. Tarrasch hätte 20. D e 2 — g 4 !
dann mit 24. Lh6 g6 25. Te4: De4: 26. Td6:
107
43
fortgesetzt und wegen der Mattgefahren, denen Schwarz ausgesetzt ist, auf Gewinn gestanden. Der Läufer h6 steht zu stark. Es droht bereits Tc6: Dc6:, De5 f6, De724. T e 2 — d 2 25. L e j — h 6 !
Te4—es De6—g6
25. . . . Dh6: 26. De;:! 26. Lh6—£4
® Hl iüi
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Weiß ist am Ziele, Bauer d6 ist vier Mal angegriffen und fällt. 26. . . . 27. I J 4 X d6 28. D g 3 — g 4
Tej—e6 Dg6—115
Kurz vor Toresschluß hatte Tarrasch noch Gelegenheit, die Partie zu verlieren: 28. Le5 D d i : f 29. T d i : T d n f 30. K h z Tg6. 28.... 29. h 3 X g 4 30. Ld6 x 05
Dh5xg4 Te6—e4 ...
Oder 30. . . . T e i f 31. T e i : Td2: 32. b4 Ta2: 33. bs Ld7 34. T d i Le8 35. Td8 Te2 36. La7: und gewinnt. 30.... 31. T d i x d2 32. T d 2 — d 6
T d 8 x d2 hy—
und Lasker gab mit einem Seitenblick auf seinen dezimierten Heerhaufeii die Partie auf (32. . . . Le8 33. Td8).
108
TARRASCH—LASKER 12. Wettkampfpartie, 1908 Vierspringerspiel Ein Wunderwerk an methodischer Partieführung! Die Art, wie Tarrasch eine kleine Nachlässigkeit seines Widersachers in der Eröffnung ausnutzt, ist unnachahmlich und um so höher einzuschätzen, als ihm in Lasker eiii Verteidigungskünstler gegenübersaß, der seinesgleichen nicht hatte und der auch in dieser Partie das äußerste tut. 1. 2. 3. 4. 5.
e2—e4 Sgl—£3 Lfi—b$ Sbi—C3 o—o
e7—ej Sb8—c6 Sg8—16 Lf8—b4 d7—d6
Daß dies ein Fehler ist, wird von Tarrasch zwingend bewiesen. Es gibt keine andere Fortsetzung als 5. . . . o—o. 6. Sc3—d5l
Lb4—C5
Nach 6. . . . La5 wäre der Stoß 7. d4 noch stärker als in der Partie 7. d2—d4 8. Sf3 x d4
e j x d4
Die Alternative und nicht die schlechtere bestand in 8. Lg5, z. B. 8. . . . o—o 9. Lc6: bc6: 10. Sf6:f gf6: 11. Lh4. Tartasch verzichtete auf sie, weil er den von ihm eingeschlagenen Weg für einfacher und sicherer hielt. 8. . . .
Lc5 x d4
Ein schwerer Entschluß, denn der Tausch entwickelt Weiß und überläßt ihm dazu das Läuferpaar. Aber auf 8. . . . Ld7 wäre Tarrasch mit 9. Sf5! in Vorteil gekommen; z. B. 9. . . . L f j : 10. ef5: Sd5: 11. D d j : und
nun gewinnt Weiß entweder einen Bauern oder zerstört dem Gegner mit Teif die Rochade; falls jedoch 10. . . . o—o, so n . Lg5, mit mörderischer Fesselung. 9. D d i x d 4 10. Sds x f 6 f
o—o Dd8xf6
Ohne Damentausch würde Weiß bei der aufgerissenen schwarzen Königsstellung nach menschlichem Ermessen schon im Mittelspiel gewinnen. 11. Dd4xf6
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„Weiß hat nun nichts erreicht als die Zersplitterung der schwarzen Königsflügelbauern und das Ubergewicht von zwei Läufern über Läufer und Springer". (Tarrasch). Diese bescheidenen Vorteile gegen einen Lasker zum Siege auszunutzen, ist natürlich kein Kinderspiel. 12. Lei—h6 13. T f i — e i !
Tf8—e8
Deckt den Bauern e4 und macht das Feld f i als Asyl für den Läufer bj frei, der nach einem anderen Zuge mittels a7—a6, Lb5—dj Sc6—b4 abgetauscht würde. 13. . . . 14. Lb5—fi
vj—a6
Hier waren die Folgen von 14. . . . Sb4 zu prüfen. Tarrasch gedachte das Problem wie folgt zu lösen: 15. Tej Sc2: 16. Tg3f oder
15. . . . Kh8 16. Tg3 Tg8 17. Ld2 Sc2: 18. Tci nebst TC7:, mit totaler weißer Überlegenheit. 14. . . .
Kg8—h8
Schwarz bereitet das folgende Springermanöver vor, das seinem Königsflügel einen gewissen Halt geben soll und auch tatsächlich gibt. Zudem kann Weiß mit Tej zu jeder Zeit zu dem Königszug gezwungen werden. 15. Lh6—d2l Eine Umgruppierung von nachhaltiger Wirkung; der Läufer steht auf C3 weit stärker als auf h6 und wird jetzt 20 Züge lang die Seele des weißen Spiels sein. 15. . . . 16. Ld2—03
Sc6—erj Se7—g8
Diese Stellung hatte Lasker bei seinem 14. . . . Zuge im Auge. Der Springer ist zwar nach Tarrasch „rückständig" geworden, aber er sichert immerhin die wichtigen Felder h6 und f6 und ermöglicht damit überhaupt erst eine Verteidigung, die diesen Namen verdient. „Das Element der Springer ist der Angriff. Außerdem aber sind sie sehr gut zum Schutze einer ganzen Gegend geeignet, so ist z. B. bekanntlich der Springer auf f j bzw. f6 die beste Deckung der Rochadestellung". (Tarrasch). 17. £2—£4 Weiß strebt e4—ef an, was eigentlich überrascht, weil dabei der schwarze Doppelbauer aufgelöst wird. Trotzdem verbürgt gerade dieser Vorstoß den weißen Sieg. 17. . . .
Kh8—g7
Er muß aus der Schußlinie des Läufers c j heraus, um den Damenflügel entwickeln zu
109
können. Falls 17. . . . Ld7, so 18. ej iey. 19. fej: de5: 20. L e j : f mit Gewinn des Bauern c j . 18. T e i — e } Jetzt wäre 18. e4—ej verfrüht, wegen 18. . . . fej: 19. fe;: djl, was in der vorigen Anmerkung, mit der Läuferstellung auf d7 nicht angängig war. 18. . . . 19. L f i — d 3 20. T a i — e i
Kg7—f8 Lc8—d7 Ld7—
X U M i WM 4- '-iZM I i i r Ü 4. •mm 5. 1. . . . Ta7 würde denselben Königsmarsch gestatten und 1. . . . Tc6 würde sofort verlieren, weil 2. Kd5 den Turm angreift und sofort Bauern- und Läuferschach droht, ohne daß der Turm dies durch Rückzug auf die zweite Reihe verhindern könnte. Höchstens käme statt des Königszuges für Schwarz noch 1. . . . Tb6 in Betracht, was aber mit der Folge 2. Kd5 Tb5f 3. Lc5 Ta5 zu derselben Stellung führt wie das Hauptspiel 1. . . .
Weiß zieht und gewinnt.
Kg8—h8
Nun stellt Weiß mit 2. K e 5 — d j
In diesem ganz außerordentlich schwierigen, aber feinen und lehrreichen Endspiel verfügt Weiß über eine starke Waffe: er droht beständig h6—hvf" nebst Läuferschach oder umgekehrt. Ganz verfehlt wäre es, den Bauern zu ziehen außer mit sofortiger Entscheidung, denn sonst schlägt Schwarz den Läufer und wenn dann der König den Springer in der Deckung den Bauern ablösen will, setzt er patt. Natürlich strebt der weiße König nach g6, aber bis er dieses Ziel erreicht, dauert es beinahe 50 Zügel Wie schwierig dieses Endspiel ist, geht schon aus der erstaunlichen Tatsache hervor, daß Weiß mit dem plausiblen Anfangszuge, nämlich 1. Ke6—d5 bereits den Gewinn aus der Hand gibtl Denn es folgt 1. . . . Tarf 2. Lc5 Ta4l und Schwarz erzwingt das Remis, denn er droht auf h4 den Bauern anzugreifen und, wenn er vorgeht, zu schlagen; auf 3. Ld4 stellt 3. . . . T a j f die vorige Lage wieder her und auf 3. hyf Kg7 4. LcLtf opfert sich der Turm und es kommt zu der bereits erörterten Remisstellung. Der richtige Anfangszug ist 1. Keß—e$ worauf Schwarz am besten den König zieht. Denn 1. . . . Ta5f würde den König nur
190
die Drohung L e j t her, die Schwarz mit 2. . . .
Ta6—a5f
pariert. Es folgt 3. Ld6—C5 worauf Schwarz keinen anderen Zug hat als den Königszug, denn auf 3. . . . Ta4 oder andere Turmzüge auf der a-Linie gewinnt Ld4f und auf 3. . . . T b j entscheidet 4. Kc6 mit der Drohung des Läuferschachs. Nach 3. . . .
Kh8—g8
muß Weiß wieder, wie vorher auf der sechsten Reihe, den Läufer entfesseln, 4. Kd 5 —04 worauf Schwarz die Drohung mit 4. ...
Ta5—34t
pariert. Es folgt 5. Lc5—b4 6. KC4—b$
Kg8—h8 Ta4—aj
Notwendig, um nach dem Läuferschach das Bauernschach zu verhindern. 7. Lb4—C3f 8. LC3—f6
Kh8—g8 Ta7—07
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und nun beginnt endlich der Marsch nach g6, den Schwarz nicht hindern kann, weil der Turm beständig die vorletzte Reihe bewachen muß. Unnötig zu sagen, daß der schwarze König wegen h6—117 nicht ziehen darf. TC7—dy 9- Kb 5 —b6 10. Kb6—c6 Td7-a7 11. Kc6—d$ Tay—d7f 12. Kdj—e$ Td7-b7 Tb7—a7 13- K e 5 - f 5 14. K f 5 - g 4 Tay—b 7 1 5- Kg4—h$ Tby—a 7
er durch ein Springerschach verloren. Das Feld a7 aber kann man ihm noch durch den Läufer auf C5 nehmen. Hierzu gehört wieder ein feines und kunstvolles Manöver: 17. Lf6—d8 18. Ld8—C7
Tay—by Tby—a7
18. . . . Tb5f 19- s 8 5 t nebst Kg6. 19. LC7—d6 20. Ld6—cj
Tay—by
Jetzt muß Schwarz seinen König ziehen und den weißen nach g6 gelangen lassen; denn wenn der Turm die vorletzte Reihe aufgibt, entscheidet (z. B. auf 20. . . . Tb8) 21. S g ; f nebst 117t und 2j. IxLff. Doch schalten wir zurück. Schwarz kann sich nämlich nach 17. Ld8 viel hartnäckiger mit
•
\!
Nun geht es aber zunächst nicht weiter, da auf 16. Kg6 Tg7f den König zurückwirft. Diese Pattwendung wird durch
4h
Sh)' w
16. Sgs—e6! vereitelt, denn jetzt würde bei Tgyf der Springer schlagen. Schwarz muß also den Entscheidungszug Kg6 durch 16. . . .
Kg8—h 7 l
verhindern. Damit stellt sich ein neues schweres Problem: wie soll Weiß seinen König nach g6 bringen und dort (gegen T g 7 f ) behaupten? Durch Zugzwang. Der Turm muß auf der vorletzten Reihe bleiben, wo ihm nur die Felder a~j und b7 zur Verfügung stehen, denn auf d7 wie auf f7 geht
17. . . .
Tay—a6!
verteidigen. 18. Se6—g5f
Kh7—h8!
Der König darf nicht nach g8, weil er nach 19. LC7, die beständige Drohung h7f nebst Läuferschach nicht mehr parieren könnte. 19. Ld8—C7 Ta6—37! 20. L c 7 — K h 8 — g 8 21. Le5—f6
191
Es sieht so aus, als ob Weiß in den letzten sechs Zügen um keinen Schritt vorwärts gekommen wäre, denn genau dieselbe Stellung war schon mit dem 15. Zuge erreicht. Nur war damals Weiß am Zuge. Schwarz zieht wieder 21. . . .
Ta7—b7
Oder 21. . . . Tg7 22. Se6 Ta7 2}. Kg6 oder 22 T g i 23. Sgj T h i t 24. Kg6. Auf 21. . . . Td7 22. Se6 kann der Entscheidungszug Kg6 nicht durch 22. . . . KI17 verhindert werden, wegen des Turmverlustes durch Sf8f und auf 22. . . . Kly ginge der Bauer vor. Der Turm muß also (ausgerechnet 1) gerade nach b7 ziehen und dieser geringe Unterschied, daß der Turm auf b8 statt auf ay steht, gestattet nun die Wiederholung des im 16. Zuge begonnenen Manövers, aber diesmal mit durchschlagendem Erfolg: 22. 23. 24. 25. 26. 27.
Sg$—e6 LAS—d8 Ld8—07 LC7—d6 Ld6—b4 Lb4—05
Kg8—117 Tb7—a7 Ta7—b7 Tb7—aj Ta7—b7
Jetzt muß der schwarze König ziehen, ob nach g8 oder h8. 27. . . . 28. KI15—g6
Kh7—g8
Das Ziel ist endlich erreicht und es folgt der letzte, kurze A k t des Dramas: der Läufer geht über d4 oder f8 und gy, wo er zur Verhinderung des drohenden Bauernmatts geschlagen werden muß, worauf der Springer wieder schlägt.
192
10
il B HP— Jf jt § • H i H B H ÜP ü Hü B ¥B i 11 H B H B B B H • B
•
•
Weiß zieht und gewinnt; Weiß hat nichts anderes, als auf b; die Damen zu tauschen, denn mit 1. Dd2f erreicht er gar nichts: und schlägt er den Läufer, so gibt Schwarz mit 1. . . . D c i f 2. Ka2 DC2 ewiges Schach. Nach dem Damentausch aber steht der schwarze König patt, und aus der Pattstellung läßt sich — vielleicht — eine Mattstellung gestalten. 1. D d 7 — b s t 2. a4 x b j
Dbixb5
Natürlich darf Weiß nicht mit dem anderen Bauern schlagen, denn dann könnte der c-Bauer ziehen und der Läufer würde bald durch Läuferschach den weißen König zurückdrängen und den eigenen befreien. Jetzt aber, nach ab5:, ist der schwarze König hoffnungslos eingesperrt, er kann auf c6, b7 oder vielleicht auch auf durch den Springer mattgesetzt werden. Wie aber kommt der Springer nach b7 oder c6 ? a) Nach b7 kann er über d8 oder d6 gelangen. Dorthin kommt er aber nur über f7. f7 ist also ein kritisches Feld. b) Nach c6 kann er über e5 oder ey gelangen. Dorthin kommt er aber nur über g6. g6 ist also ein weiteres kritisches Feld, wohin der Springer streben muß.
Das Problem lautet also: wie kommt der Springer nach ij oder g6. Folgendes sind die Reiserouten, die der Springer einschlagen muß: Sf2—e4—g5—f7 oder Sf2—e4—f6—g8—h6 oder Sfz—g4—h6—(7 oder Sf2—g4—f6— g8—h6—f7 oder Sfz—e4—£6—dy—f8—g6 oder Sf2—dj—ei—fj—114—g6. Verlegt der Läufer dem Springer den Weg, so kann ihn Weiß durch einen Tempozug mit dem König zwingen, eines der bedrohten Felder freizugeben. Hat der Springer endlich eines der kritischen Felder erlangt, so wird der Gewinn ebenfalls durch einen Tempozug erzwungen. Nach diesen Auseinandersetzungen dürfte die Lösung und das Verständnis dieses höchst schwierigen Problems verhältnismäßig leicht sein.
Sf7; oder 5. . . . L e j 6. Sd7 Ld6 (Sb8 muß verhindert werden) 7. Ka3l Lc7 8. Sf8 nebst Sg6. Zieht aber der Läufer auf der Diagonale ci—h6 (mit Ausnahme von g5), so darf der Springer nicht nach g8 gehen; dort würde er nämlich durch Lgj! patt gestellt werden. Nur wenn Schwarz mit 5 . . . . Lg5 fortfährt, kann 6. Sg8 geschehen, weil der Läufer das Feld h6 freigeben muß, da er das Feld e j nicht unbewacht lassen darf. Hat aber der Läufer beliebig auf der Diagonale ci—h6 gezogen, dann muß der Springer seine Reise über d7 fortsetzen. Z. B.
Schwarz zieht am besten
6. Sh7 würde jetzt wegen der Antwort 6. . . . Lh6! wirkungslos bleiben, denn auf den Königszug nach a3 folgt wieder L c i f nebst Lh6.
2. ...
LC7—£4
Mit 2. . . . Ld8 würde er den Gewinn für Weiß sehr erleichtern; es folgt 3. Se4, womit der Springer sowohl nach d6 wie nach d2 zu gehen droht, was Schwarz nicht verhindern kann; auf 3. . . . Lg5 folgt 4. Sd6 nebst Sb7 matt, auf 3. . . . Le7 oder 3. . . . LC7 4. Sd2 nebst Sb3 matt. Gerade, um die Punkte d2 und d6 zu decken, geht der Läufer nach f4. 3. Sf2—e4 4. Ka3—b3
U4—cif Lex—(4
Jetzt ist dem Springer das Feld g5 verlegt und so muß er seine Reise über f6 fortsetzen. 5. Se4—f6 Zieht nun der Läufer auf der Diagonale b8—112, so kann der Springer nach Belieben über g8 und h6 auf f7 landen oder über d7 und f8 auf g6, z. B. 5. . . . Le5 6. Sg8 Ld6 (Se7 muß verhindert werden) 7. Sh6 nebst 13 B r i n c k m a n n , Tarrasch
5. . . . 6. Sf6—&j
6. . . .
IS4—e3
Le3—f4
Um die Felder e5 und b8 zu decken. 7. Sd7—f8
nebst Sg6.
5. . . .
IJ4—e 5
Oder
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ss w,
H®1
6. Sf6—d 7
193
Hier ist auch 6. Sg8 Ld6! (zur Verhinderung von Se7) 7. Sh6 nebst Sf7 möglich. 6 7. 8. 9. 10.
Kb3—a3l Sd7—f8 Ka3—b3 S£8—g6
Le 5 —d6 Ld6—{4 Lf^-cif Lei—gs
und der Springer hat eines der kritischen Felder erreicht.
194
Ist dies der Fall, so wird der Gewinn durch einen Tempozug sofort erzwungen: 10. . . . Lf6 (oder auch 10. . . . Ld6) 1 1 . und der Springer gewinnt eines der Felder es oder er/ Ebenso ist es, wenn der Springer nach £7 gelangt ist und der Läufer ihm auf ej oder cj die Felder d6 und d8 verwehrt. Auf den Tempozug Ka3 muß er eines der entscheidenden Felder preisgeben.
Auúklang
13»
Die Polemik zwischen dem immer streitlustigen, selbstbewußten Tarrasch und dem liebenswürdigen, nicht minder geistreichen Marco waren das attische Salz in der Publizistik des ersten Jahrzehnts unseres Jahrhunderts. In der Einleitung zu diesem Buche werden unsere Leser dazu bereits einiges gefunden haben. Das nun folgende „Turmgambit", das, wie man annehmen darf, auf Marco zurückgeht und in dem noch einmal des praeceptors Schwächen und Stil in milde Ironie getaucht werden, mag der versöhnlichen Ausklang unserer an Thesen und Antithesen so reichen Betrachtungen sein. Turmgambit (gespielt vom i.—15. Januar 1906, bei einer Bedenkzeit von 24 Stunden für je zwei Züge I)
denn da der Turm hl gar nicht vorhanden ist, kann ihm der Springer auf auch nicht den Ausgang versperren. 2. . . . 3. c2—C3
Ein Bluffzug; aber ich lasse mich natürlich nicht bluffen und ziehe selbstverständlich: 4. e2 x d3! 5. L f i — e 2
6. 7. 8. 9.
Weiß ohne Turm h i .
1. ha—h4 Dieser von mir erfundene Z u g ist genial, erstens weil er das von mir stammende Turmgambit einleitet und zweitens, weil der Turm sofort ins Spiel kommen könnte, wenn er vorhanden wäre. 1. . . . Es wird vielen sehr aber mir kommt es hiermit den Grund Bauern und damit legt.
d7—d5 merkwürdig erscheinen, so vor, als ob Schwarz zum späteren Sextupelzum Verlust der Partie
2. S g l — h 3 Dieser Zug verfolgt aufs konsequenteste den Vorteil, den die offene h-Linie gewährt;
Sb8—c6 Sc6—d4
Schon wieder ein Bluffzug und ein sehr genialer; Schwarz will mir einen isolierten Tripelbauern machen, was mich natürlich nicht im geringsten kümmert. Ich kann nur immer wieder betonen, daß ein Tripelbauer gar nichts schadet, wenn man dabei eine Figur gewinnt.
HARUN TAR-RASCHID—MARABOUT
Die Anmerkungen zur Partie sind dem „Sansibarer Lokalanzeiger" entnommen und größtenteils das Werk Harun tar-Raschids.
d5—d4 64—d3
C3xd4 Sbi—03 o—o SC3—e4
b-j—b$ Sg8—f6 b5—b4
Da ich an dieser Stelle keinen guten Zug sah, so ist es kein Wunder, daß ich einen schlechten machte. Glücklicherweise läßt sich mein Gegner die Gelegenheit entgehen, den kostbaren Tripelbauern aufzulösen. 9. . . . 10. b2—b3 11. b3 x C4
c7—c5 05—04 27—a5
M flu.S # 8 M H H i ü i H 1 s 1 ü H 11 11 1! ÜSl^li Hf H ¿A m in 2 i || & III« B S ¡s# H =
12. D d i — c 2
197
Diesen Z u g hat mir der Wiener Meister Marco unter dem Siegel der strengsten Verschwiegenheit verraten. Ich wollte ihn einmal probieren — und nicht wieder. Er hat mir schon, wie ich ihn machte, nicht gefallen, er ist häßlich. 12. . . . i j . a2 x b3
b4—b3
Ein Fingerfehler. Ich wollte eigentlich den h-Bauern ziehen und erwischte unglücklicherweise den a-Bauem. Ich war nämlich beim letzten Schlittschuhwettlaufen ausgerutscht und hatte mit den linken Fuß verstaucht, was zur Entschuldigung dienen möge. 13. . . . 14. L e i — a 3
Lc8—a6
Man wird sich vielleicht über diesen schwachen Z u g wundern, aber mir hatte es die See angetan. Ich war durch die balsamische Seeluft körperlich so ermüdet, daß ich zu einer intensiven geistigen Anstrengung ganz unfähig war. Beim nächsten Z u g aber merkte ich, von w o diese Veränderung meines Spieles kam. Ich ließ das Fenster schließen, mit dem Erfolge, daß ich von da ab immer das stärkste spielte. 14. . . .
Sf6—d7
15. T a i — e i 16. Sh3—g5
La6—hj I17—115
17. Se4—03 Die einzige Fortsetzung, die den minimalen Stellungsvorteil des weißen Spieles zur Geltung bringt. Weiß läßt sich natürlich seinen Tripelbauern um keinen Preis auflösen. 17. . . . 18. SC3—d5 19. C 4 x d 5
f7—f5 L b 7 x d5
Das ist der kollossale Vorteil, den Weiß erlangt hat: ein Quadrupelbauer und drei
198
offene Linien, die der weiße Turm nach Herzenslust besetzen kann. 19. 20. 21. 22.
... La3—C5 b3—b4 f2—£4
Th8—h6 aj—a4 a4—a3 e7—ej
g i Ü. , m SU 11ä i §n a
• s 2 mf g f
mm 8 ®r ITH II wm fa mim I;'jfflJL H • ¡J 23. {4 x e5 Ich konnte auch en passant schlagen, aber ich unterließ es, erstens um das Geheimnis zu wahren und zweitens, damit der geniale junge Afrikaner, der nicht wußte, was en passant-Schlagen heißt, dies auch nicht erfahre. 23. . . .
a3—a2
Bei diesem Zuge bemerkte ich, wie die 63 anmutigen Gattinnen meines Gegners, die bisher dem Spiele mit Verständnis gefolgt waren, einander bedeutungsvolle Blicke zuwarfen. 24. LC5—d6 25. DC2—a4
Ta8—c8 Tc8—c$
Schwarz macht lauter plausible Züge. 26. b4 x 05 27. 05 x d6
T h 6 x d6
Ein neuer Vorteil für Weiß und noch viel gewaltiger als der vorige: ein QuintupelBauer und vier offene Turmlinien. 27. . . .
f$—£4
28. e j — e 6
Natürlich hätte ich hier mit Le2 X hst gj—g6 nebst Lh5 x göf sozusagen unter Donner und Blitz matt setzen können. Aber ich habe bereits seit zwanzig Jahren darauf hingewiesen, daß es kein Kunststück ist, mittels Läuferopfer auf I17 mattzusetzen. Dergleichen ist nur etwas für Dilettanten, ich aber spiele nur für Feinschmecker. 28. . . .
a2—axD
29. L e 2 X h 5 f
g7—g6
30. e ö x d 7
Matt
J§ M*M §§ ÜÜ im SP m m im ±
Y/y/yM-.
m m fm m m¡¡f 8 ¡¡§ HR ¿11 IN ü ¡¡j Ä• • 1§ H i§
Diese Partie erscheint mir, was Ansammlung und Ausnützung minutiösester Vorteile betrifft, im höchsten Grade bemerkenswert. Erst ein Doppelbauer, dann ein Tripelbauer, ein Quadrupelbauer, Quintupelbauer und Zum Schluß ein Sextupelbauer, fünf offene Turmlinien und Doppelabzugsschachmatt. Mehr kann man von einem Menschen nicht verlangen. Ich denke, daß ich mit Recht auf diese Partie stolz sein darf.
199
Anfang
Eröffnungsübersicht (mit Seitenzahl der Partien) Spanisch 17, 22, 29, 34, 42, 47, 58, 64, 67, 68,
Falkbeer Gambit 162
72, 77, 85, 94, 1 0 1 , 105, 1 1 6 , 123, 126,
Französisch 3,4, 7, 8 , 2 4 , 5 1 , 1 2 0 , 1 4 1 , 1 6 9 , 1 7 4
130. T 34. 157. 160, 169, 1 7 1 , 172, 173, 176
Sizilianisch 76, 97, 173
Vierspringerspiel 60, 62, 99, 108, 1 1 4
Caro-Kann 153
Dreispringerspiel 9
Skandinavisch 148
Italienisch 39
Damengambit 27, 36, 45, 50, 81, 83, 1 1 2 , 128
Evans Gambit 176
Albins Gegengambit 145
Ungarisch 56
Damenbauerspiel 12, 150
Russisch 31, 54, 92, 170
Königsindisch 164
Schottisch 139
Nimzowitsch-Indisch 175
Läuferspiel 88
Indisch 1 7 1 , 175
Läufergambit 14
Birds Eröffnung 136
Die Gegner Tarraschs (mit Seitenzahl der Partien) Alapin 81 Baird 47 Bernstein 130 Bird 169 Burn 50, 172, 173, Breyer 150
Gunsberg 4, 9 Janowski 99 Köhnlein 94, 174 Lasker 1 0 1 , 105, 108 Leonhardt 83, 141
Chajes 160
Marco 17, 54, 85
Charousek 1 7 1
Maroczy 76
Davidson 175
Marschall 88, 92
Duras 134
Mason 176
Dürsch und Verbündete 72
Mieses 139, 148, 174
Dyckhoff 1 1 2
Noa 3
Gilg 175
Nimzowitsch 128
203
Paulsen 7
Steinitz 58
Pillsbury 42, 62, 68
Tartakower 145
Reti 153
Taubenhaus 67, 170
Schallopp 169
Teichmann 77, 120, 126
von Schewe 12, 27
Tschigorin 18, 22, 24, 39, 97,
Schiffers 36, 51
Walbrodt 31, 34, 45
Schlechter 29, 6o, 116
Winawer 14
Showalter 56
Wolf 64, 157
Spielmann 114, 123, 162
Yates 164
204
A. BRINCKMANN KURT RICHTERS BESTE PARTIEN 2., erweiterte und verbesserte Auflage. Oktav. Mit mehr als 100 Partiebeispielen, einigen Schachaufgaben und 15 Bildern. VIII, 162 Seiten. 1961. Kartoniert DM 8,90 Die unorthodoxe Spielweise K. Richters macht das Nachspielen seiner Partien für Schachfreunde aller Spielstärken zu einem Genuß. Die Freude am Risiko, die Lust am Kampf und eine fast ungezügelte Phantasie findet der Leser auf Schritt und Tritt in den RichterPartien. Man muß A. Brinckmann Dank dafür wissen, daß er sie dem Schachpublikum auf anregende und unterhaltende Weise nahe gebracht hat. So entstand kein dickleibiger Wälzer, sondern ein echtes Volksbuch des Schachspiels, fernab jeder Langeweile. Pfälzer Tageblatt Richters kühn angelegte Partien mit ihren überraschenden Wendungen, die an den Stil des jetzigen Weltmeisters denken lassen, sind auch heute noch reizvoll und lebendig wie einst. Jeder Schachfreund wird beim Nachspielen genußreiche Stunden erleben. Industrie-Schach-Echo
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A. ALJECHIN (ALEKHINE) AUF DEM WEGE ZUR WELTMEISTERSCHAFT (1923—1927) 2. Auflage. Oktav. Mit 100 Partien und 173 Diagrammen. VIII, 226 Seiten. 1955. Kartoniert DM 9,80 Trotz der vielen Brettbilder ist das kein Lehrbuch für Schach, sondern eher eine kostbare Lektüre für jeden Spieler, die ihm neue Anregungen gibt und zugleich das Können des Autors widerspiegelt. Heilbronner Stimme Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft ist in besonderem Maße bezeichnend für das Schaffen Aljechins überhaupt. Das Buch liest sich beinahe romanhaft. Schweizerische Schulleitung
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S. RESHEVSKY MEINE SCHACHKARRIERE Mit 80 ausgewählten Partien. Oktav. 210 Seiten. 1957. Kartoniert DM 12,80 Man hat mit Recht die Selbstbiographie des Großmeisters Reshevsky als einen schachlichen Bestseller der Vereinigten Staaten bezeichnet. Es ist das Verdienst des Verlages, dieses interessante Werk in bester Ubersetzung auch dem deutschen Kreis servieren zu können. Ausgezeichnet glossierte Partien des amerikanischen Matadors bestechen den prüfenden Schachfreund. Sehr aufschlußreich die kritischen Äußerungen zum Turnierspiel und zum Erfolg im internationalen Sektor. Die märchenhafte Karriere eines Wunderkindes des Schachs, die bis zur Spitze in das internationale Weltschach führte, zieht sich wie ein roter Faden durch dieses sehr empfehlenswerte Buch des amerikanischen Meisters S. Reshevsky. Der Generalanzeiger
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TARTAKOWERS GLANZPARTIEN 1905—1930 Eine Auswahl seiner besten Schachpartien aus den Jahren 1905 bis 1930, von ihm selbst erläutert; zugleich ein unsystematisches Lehrbuch der Eröffnungsspiele und der allgemeinen Strategie. Oktav. 227 Seiten. 1956. Kartoniert DM 12,— In munterem Plauderton, gemischt mit dem Tartakower eigenen sarkastischen Humor, werden dem Leser Wahr- und Weisheiten aufgetischt, die dem stets lernbegierigen Schachamateur eine Welt erschließen. Kölnische Rundschau Der französische Großmeister Dr. Tartakower ist wohl die originellste Gestalt in der typenreichen Schar der internationalen Schachelite. Man hat ihn als den letzten Ritter des Schachs bezeichnet: stets war er auf der Suche nach neuen Abenteuern auf dem Brett mit den 64 Feldern. Glänzender Stilist und geistvoller Spötter, hat er sich auch in der Schachliteratur einen Namen gemacht. Westdeutsche Allgemeine
W. Ä. FÖLDEÄK 100 PREISGEKRÖNTE SCHACHPARTIEN Oktav. V m , 135 Seiten. 1952. Kartoniert DM 6,80 Wem die künstlerische Seite des Schachs am Herzen liegt und wer sich beste schachliche Unterhaltung verschaffen will, der greife zu dem Werk. Freie Presse
M. M. BOTWINNIK DER SCHACHWETTKAMPF BOTWINNIK-SMYSLOW um die Weltmeisterschaft im Jahre 1954 in Moskau. Deutsche Übersetzung von Dr. H. Lehmann. Oktav. 100 Seiten. 1957. Kartoniert DM 6,80 Dieses Buch gehört zum ,Handwerkszeug* eines jeden besseren Schachspielers. Die 24 Partien des Wettkampfes um die Weltmeisterschaft zwischen den beiden Größten in der Welt des Schachs bieten eine solche Fülle von theoretischem, analytischem und praktischem Material, daß sie ein ganzes Lehrbuch ersetzen. Die Partien sind von dem ehemaligen Weltmeister selbst glossiert, und man darf ohne Übertreibung sagen, daß der Autor Botwinnik dem Schachmeister Botwinnik würdig zur Seite steht. Schwabische Donau-Zeitung
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