Russland auf dem Wege zur Revolution [Reprint 2019 ed.] 9783111486598, 9783111119960


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Russland auf dem Wege zur Revolution
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Russland auf dem Wege zur Revolution [Reprint 2019 ed.]
 9783111486598, 9783111119960

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Russland auf dem Wege zur Revolution von

Dr. Theodor Schiemann Professor an -er Universität Berlin

Berlin 1915 Druck und Verlag von Georg Reimer

Alle Rechte, insbesondere das der über, setznng in fremde Sprache«, vorbehalte».

nTye Auffassung, daß mit Kriegsbeginn eine revolutionäre Be-wegung sofort ausbrechen würde, beruhte auf völliger Un­ kenntnis der russischen Verhältnisse.

Die überall eingeleitete

Agrarreform Stolypins gab dem russischen Bauer im Gegem tell Land, und da ihm gepredigt wurde, daß der Krieg gewaltigen Landjuwachs und damit Land für alle schaffen würde, daß man mit dem Kriege und nach demselben auch den Landbesitz der „Fremdsiämmigen" in Rußland dem orthodoxen großrussischen Bauer gebe» würde, so war der Bauer für den Krieg. Die Fremdstämmigen alle (in Finnland, dem russischen Ostsee­ gebiete, Litauen, Polen und der Ukraine) konnten sich nicht rühren, well im gesamten Westgebiete sich der Aufmarsch der Millionenheere vollzog; die ganze Beamtenschaft, die zum größten Telle überzeugt vom Siege Rußlands war und, ohne Kenntnis von der Macht des Feindes, wütend panslavistisch den führenden Machthabern folgte, war für den Krieg, well er ihr die großartigsten Nebeueinnahmen brachte; endlich hielt das auf das rigoroseste gehandhabte Kriegsrecht alles nieder. Nur die Sozialisten und die von ihnen geleitete Arbeiter­ partei standen trotzdem entschlossen gegen den Krieg. Ihre Ver­ tretung in der Reichsduma, verstärkt durch das Zentralkomitee der Partei, wies einstimmig in einer gemeinsamen Sitzung die Aufforderung der westlichen Sozialisten ab, die der Belgier van der Velde ihnen zusandte, sich mit ihnen solidarisch zu

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erklären und den preußischen Militarismus als Todfeind des Sojtalismvs mit allen Mitteln zu bekämpfen. Die russischen Sozialisten nahmen vielmehr sofort den Kampf gegen den Krieg auf, und ihre Proklamationen schlossen immer wieder: „Nieder mit dem Zaren, nieder mit dem Kriege—es lebe die Revolution i" Sie waren es auch, die überall dem Volke in Rußland den wahren Verlauf der Kriegsereignisse schüderten mit seinen Hekatomben der sinnlos zu Kanonenfntter bestimmten Soldaten. Je schlimmer es im Felde stand, desto besser lauteten die Mittellnngen der offiziellen Kriegsberichterstattung, zu desto un­ erhörteren Mitteln griff die Kriegsverwaltung mit dem Höchst­ kommandierenden an der Spitze; bis zu 3000 Rubel Strafe oder drei Monaten Gefängnis erhielt, wer etwas Ungünstiges über die Kriegslage sagte oder etwas anderes, als im offiziellen Bericht stand; dieselbe Strafe sollte jeden tteffen, der einen Verwundeten nach den Kriegsereignissen ftagte, selbst wenn der Fragende ein Verwandter, eine barmherzige Schwester oder ein anttierender Arzt war. Jeder Brief sollte von den an allen Postavstalten angestellten Zensoren gelesen werden, und da das nicht durchführbar war, wurden Briefe häufig ungelesen vernichtet. Dabei gab es keine Verlustlisten oder nur um viele Monate verspätete, ganz unvollkommene. Dagegen rief die ungeheure Menge der Verwundeten und Kranken geradezu Entsetzen hervor. Bereits im Herbste 1914 war alles überfüllt. In den südlichen und den zentralen Gouvernements, wo die Verpflegung wie überall ttostlos war, häuften sich die Ver­ wundeten und Kranken so, daß sie nicht mehr in den Städten untergebracht werden konnten und auf die benachbarten Dörfer gebracht werden mußten. Jeder, der die Dorfhütten des russischen

5 Bauern kennt und gesehen hat, wie er dort im schmutzigen ungedielten Raume mit Schweinen und Hühnern unter einem Dach lebt und dabei eine Vorstellung von der oft harten Bru­ talität des Bauern hat, weiß, daß das für die Verwundeten ziemlich gleichbedeutend mit einem Todesurteil war. Die un­ sinnige Organisation des Verwundetendienstes hat zur Folge, daß höchstens 5 % der Verwundeten in die Front zurückkehren können. In dieser Hinsicht stimmen die Aussagen aller wissen­ schaftlich geblldeten zuverlässigen Mllitärärzte überein; sie sprechen mit Grauen von ihren innerrussischen Kollegen und erklären, daß sie völlig machtlos der unstnvigen Organisation gegen­ über stehen, die die Verwundeten vor völliger Hellung in das innere Rußland und darüber hinaus abfertigen, nur um Raum zu schaffen für den unaufhörlichen Zustrom neuer Opfer. — Dies alles vollzieht sich, obgleich die täglichen stereotypen offiziellen Nachrichten von herrlichen Siegen, von geringen russischen Opfern und von vernichtenden Verlusten berichten, die der „steche und heimtückische Feind" erlitt. So lautete stets die offizielle Be­ zeichnung. Was Wunder, wenn da schon im Oktober dumpfe Gärung in die Massen kam, und Tausende in den großen Städten — wie z. B. in Charkow — sich vor der Ausgabestelle der offiziellen Telegramme sammelten und tumultuarisch brüllten, man solle ihnen die „Wahrheit" geben. Die Antwort der Regierung war, daß sie durch Kosacken mit Knute und Säbel die Ansammlungen auseinander sprengte. — I» alle Woh­ nungen kamen die schlecht verpflegten Verwundeten und bettelten, in Lumpen gehüllt, um Essen und Tabak. Armeebefehle verboten darauf aufs strengste das Betteln von Soldaten, aber was half es?

Die Tatsachen konnte man nicht ändern, und dazu kam.

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daß alle die Tausende vnd aber Tausende, die als dienstun­ fähig entlassen heimkehrten, überall in Stadt und Dorf dasselbe erjählten, daß sie schlecht verpflegt und schlecht geführt würden, daß die OMere praßten und schwelgten und im Kampfe ver­ sagten. Die armen Soldaten würden von den Kosackev geprügelt, wenn sie nicht vorgehe» wollten, und mit Maschinengewehren und aufgefahrener Artillerie zwinge man sie in den Vormarsch. Sie schllderte», wie sie ohne Gewehre mit in die Schützengräben und warten mußten, bis Gewehre für sie dadurch stei wurden, daß die Kameraden fielen, und wie ganz anders alles beim Feinde sei. Wie herrlich der verpflegt sei, wie gut dort für alle gesorgt werde, wie die OMere wie Brüder und Väter zugleich zu ihren Leuten ständen, und wie furchtbar der Feind doch im Kampfe sei. „Gegen den Deutschen siegreich kämpfen, ist un­ möglich!" — Das war der Restain. Nun stelle man sich vor, daß diese als kriegsuntauglich Entlassenen wie ein dichtes Netz das ganze Reich überzogen, und daß die ersten natürlich erst einige Monate nach Kriegsbeginn kamen, dann aber immer mehr und mehr, bis sie alle Kreise mit ihren Schllderungen durchsetzt und überall Zweifel, Unmut und Gärung verbreitet hatten. — Es folgten die Aushebungen, die immer erneuten Einberufirngen der Landwehrmävner (bis zum 38. Jahr) vom Westen bis Ostsibirien, im Oktober 1914 die Aushebung des Jahrganges 1914, der erst im Dezember 1914 fällig war; im Januar 1915 der des Jahrganges 1915, der aber erst nach fast einem Jahr—im Dezember 1915—fällig war, und schließlich im Mai 1915 der Jahrgang von 1916, der erst im Dezember 1916 fällig sein wird, also schon i2/8 Jahre voraus, und zugleich das Gerücht, daß im August 1915 der Jahrgang

7 Dezember 1917 an die Reihe kommt (also 2% Jahre voraus)! Das alles machte entsetzlich böses Blut. „Wo sind unsere Sol­ daten geblieben?"

Immer drohender erhob sich diese Frage!

Sie begann die Regierung ernstlich zu beunruhigen. Im De­ zember nun fand eine geheime Ministerkomiteesitzung statt. Sie stellte fest, daß es ganz unmöglich sei, den Landsturm ein­ zuberufen (die Landwehr, resp. Reichswehr 11. Ordnung, die Altersklassen von 38—45 Jahren), weil das den Ausbruch der Revolution sofort nach sich ziehen würde — die Rekrutenavshebungen im Januar und Mai 1915 seien daher vorzuziehen. Es kam hinzu, daß der Staat keine Mittel mehr hatte, um die Famllien der Landstürmer zu versorgen, wenn die Väter und Gatten in den „Dienst" zogen. Diese Geldnot hat auch den Zaren im Frühjahr d. I. bewogen, einen Erlaß zu unterzeichnen, daß er den Famllien der Krieger, die bisher unterstützt wurden, diese Unterstützung sperre, wenn der Krieger in Gefangenschaft fiel! Man denke an die bald 1V2 Millionen Gefangener, wobei es noch besonders ins Gewicht fällt, daß der russische Bauer sehr ftüh — vielfach vor dem 20. Jahr, also noch vor Ableistung der Wehrpflicht, heiratet. — Welche Menge unversorgter Famllien, was für ein Zündstoff zur Unzuftiedenheit — der nur durch Zwang und Zensurgesetze bekämpft wird! Ebenso schlimm wie mit den Soldaten steht es mit den Offizieren. Der Ofstziersmangel ist schon an sich ungeheuer groß, niemand wollte sich fteiwillig melden. — Wer von den Offizieren irgend konnte, verzog sich mit oder ohne legale Gründe hinter die Front. Da sich niemand fteiwillig meldete, wurde geplant, die zwei jüngsten Jahrgänge aller Hochschüler (die in Rußland Auffchub vom Militärdienst bis zum 28. Lebensjahre haben)

8 jm Armee einzuberufen, um fie vom i. Januar bis zum i. Mai in den Offiziersschulen ausznbUden und auf diesem Wege an die io ooo Leutnants ins Heer einzustellen. Aber in derselben geheimen Dezemberfitznng des Minifterkomitees, in der die Unmöglichkeit erwogen wurde, den Landsturm einzuberufen, wurde festgestellt, daß der Plan, aus der Stndentenschast das Offizierskorps aufzufüllen, gleichbedeutend mit der völligen Revolutionierung des Heeres sein würde. Deshalb wurde den Hochschülern Ende Dezember mitgeteilt, daß ste ihre Studien weiter fortsetzen könnten — da stch so viele Offiziersaspiranten gemeldet hätten, daß die Offiziersschulen überfüllt wären. — Das war eine Lüge, denn es hatte sich niemand gemeldet, und es wurde nun ein trostloses Gelichter zusammengetrieben und in die Offizierskurse gesteckt — eine Gesellschaft, die nun und nimmer fähig ist, ihren Berns zu erfüllen. Der schon ftüher vorhandene Mangel an Offizieren aber hat seinen Grund darin, daß fast der ganze innerrussische Adel aus einem Großgrund­ besitzerstande sich zu der feile», verdorbenen Beamtenschaft umgebildet hat, somit eine brauchbare Schicht für die Hervor­ bringung von offiziersfähige» Elementen nicht existiert, da die anderen Schichten des Volkes noch untauglicheres Material darstellen. Nun hatte man mit Schreibern, subalternen Be­ amten, Polizisten usw. die Offiziersschulen angefüllt. Diese Leute und die in wenigen Wochen bei gänzlich ungenügendem Ausblldungsmaterial ganz roh disziplinierten 20- und iy jährigen Rekruten der Januar- und Maiaushebung, die seit Kriegsbeginn unter der revolutionären Propaganda gestanden haben, bilden heute die Ersatzformationen des erschütterten russischen Heeres, — das muß den Zusammenbruch beschleunigen.

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Ende April wurden alle höheren und mittleren Lehran­ stalten des Reiches — nach einer langen Konferenz im Unter­ richtsministerium — geschlossen. Offizielle Motivierung: die mit Eintritt der warmen Jahreszeit zu befürchtende Sevchengefahr und die Nervosität, welche infolge des Krieges Lehrer und Schüler so beherrsche, daß ein gedeihlicher Unterricht nicht mehr möglich sei — in Wahrheit aber schloß man diese Brutstätten der Revolution, well konstatiert wurde, daß die Universitäten und alle oberen Klassen der gesamten Mittelschulen des Reiches so weit revolutioniert waren, daß ein Unterricht überhaupt nicht mehr durchzuführen war. Studenten und Mittelschüler haben ununterbrochen die revolutionäre Bewegung geschürt, die vielen Industrie- und Hafenarbeiter, die wegen des Stillstandes von Industrie und Handel arbeitslos geworden, in ihre Heimatgemeinden zurück­ kehrten, habe» im Dorfe ihre revolutionäre Aufklärung ver­ breitet. Ebenso hat ununterbrochen die organisierte Propa­ ganda im Heere gearbeitet — zu Weihnachten etwa waren, nach verläßlichen Angaben der revolutionären Zentren, etwa 20—25% der Armee für den Umsturz gewonnen. Seither hat diese Bewegung bestimmt große Fortschritte gemacht, nament­ lich seit die besten Elemente des Heeres, die vielleicht 200000 deutschen Bauernsöhne der Kolonisten, durch die Erfahrung, daß der Zar durch das Februargesetz d. I. ihre Familien alle der Vernichtung preisgegeben hat, in namenloser Erbitterung nun schadevftoh die Auflösung im Heere beobachten und ent­ schlossen bei der ersten Gelegenheit sich gefangen geben.

In

derselben Weise verhalten sich die vielen Fremdstämmigen, Letten, Esten, Litauer, Polen usw.

Mit dieser revolutionäre»

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Propaganda hängt auch das sich immer wieder wiederholende Abschießen der Offiziere durch die Soldaten zusammen — das Dimensionen angenommen hat, von denen die Heeresleitung der Zentralmächte kaum in genügendem Maße unterrichtet ist, und die das Vertrauen auch tapferer russischer Offiziere zu ihren Mannschaften ganz untergräbt. — Das revolutionäre Element wird aber im ganzen Lande je länger und je mehr unterstützt durch die von Woche zu Woche sich steigernde Zahl der als dienstuntauglich entlassenen Verwundeten, die zum Teil schon an sich revolutionär, zum Teil durch die Erfahrungen im Felde Feinde der Regierung geworden sind. Sie alle werden in ihre Heimatgemeinden abgeschoben und erhalten keinerlei Unter­ stützung, weder vom Staat noch von der Gemeinde, das soll erst nach Kriegsschluß gesetzlich geregelt werden. Sie und die FauMien der Gefangenen, die auch nicht mehr unterstützt werden, bringen den ruhigeren Elementen der Bevölkerung den Giftstoff der Revolution. „Diese Regierung muß fort, damit es besser wird!" — das wird ihnen allen klar. Es rächt sich nun, daß die Regierung selbst von Kriegsbeginn an, durch die Erregung der Volksleidenschaften für den Krieg, in hohem Grade der Gesetz­ losigkeit vorgearbeitet hat und die Revolutionskomitees natürlich diese Lage für ihre Zwecke benutzen. Die ungeheuerlichen „Po­ grome" in Moskau und an zahlreichen anderen Orten sind in dem Umfang, den sie angenommen haben, nur durch die Einwirkung der Revolutionäre auf die Massen möglich ge­ worden. Zielbewußt sollen möglichst viele Fabriken zerstört, möglichst viele Warenlager vernichtet werden, um dem krieg­ führenden Staat die Lebensadern zu unterbinden und dadurch die Anarchie zu fördern, aus der sich dann das neue Leben

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entwickeln soll, wie — das ist zunächst den Leitern der Bewegnng gleichglltig — im großen und ganzen aber schwebt ihnen die soziale Republik vor, in loser föderativer Form, nach Volks­ stämmen gruppiert — das Ideal von 1905 ist das absolut herrschende geblieben, nämlich eine moskavische großrussische Republik und an dieselbe lose angegliedert, getrennt durch die gewaltigen strategischen Hindernisse des Peipussees und des südlich von ihm befindlichen Sumpft und Seengebietes, sowie durch die unüberwindlichen Pripetsümpfe, die „Polesje", auch Rokitnosümpfe genannt, eine finnländische, estnische, lettische, litauische, polnische, eine kaukasische Republik usw., dann von Cholm und Rowno bis Taganrog die kleinrussisch-ruthenische Ukraine. — Die linksliberalen Elemente, die ebenso deutsch­ feindlich wie die Reaktionäre sind, wollen, wie es scheint, die eingetretene Ratlosigkeit benutzen, um an die Regierung zu kommen und dazu diese Bewegung benutzen, wenn sie auch nicht beabsichtigen, ihr den Sieg zu lassen. Der Fürst Mansyrew, der in den letzten Tagen in der Presse als Vertreter der Idee einer Ministerkoalition aus den Dumaparteien genannt wird, ist ein Glied der Kadettenpartei und hat sich während der letzten 1 y2 Jahre durch Betonung eines fanatischen Deutschenhasses ein gewisses Vertrauen der Regierungskreise erworben. — Er war 1905 zielbewußter Revolutionär und war intim mit den zentralen Revolutionskomitees der lettische» Revolutionäre und anderer Organisationen verbunden. Sein besonderer Haß gegen das baltische Deutschtum, dessen Vernichtung und Expropriation er nun fordert, erklärt sich daraus, und das brachte ihm den Vortell, daß er sich wieder als „wohlgesinnt rehabilitiert hat. Gelingt es ihm, eine größere Anteilnahme der Dumakreise

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an der Regierung herbeizuführen, so bedeutet das eine Vor­ arbeit für die Revolution, die die Entwickelung anarchistischer Zustände außerordentlich fördern wird. Der Zar und seine Umgebung, sowie der zu ihm haltende Hof der Kaiserin-Mutter, werden sich zu entscheiden haben, entweder für den den Revolutio­ nären aufs äußerste verhaßte» Höchstkommandierenden Nikolai Nikolajewitsch, hinter den sich alle Reattionäre bis zu seiner zur Palastrevolution bereiten Umgebung gruppieren, oder für das parlamentarische Koalitionsministerium, das den unpopulären Krieg gegen Erfüllung weitgehender liberaler Zugeständnisse weiter zu führen unternehmen würde. Beide Wege dürften zur Katastrophe führen. Keinen dieser Wege zu betreten und selbständig vorzugehen, dazu fehlt wohl die Ent­ schlußfähigkeit, im Hinblick auf die verzweifelte Stimmung im Heere und auf die böse Lage im Innern. Alle Russen, die zu Beginn des Krieges so wütend gegen das verhaßte germanische Joch zeterten, wurden nun durch den klaffen­ den Gegensatz zwischen ihren Wünschen und den offiziellen Berichten einerseits und den immer klarer werdenden Tat­ sachen andrerseits betroffen. Dazu kam, daß sie schwer durch die großen Nöte und die schlimme wirtschaftliche Lage litten, die der Krieg über das ganze Reich gebracht hat. Die Erhaltung und Versorgung des russischen Millionenheeres hielt man zu Beginn des Krieges für technisch undurchführbar und war voll Staunen, daß die Intendantur unter den drakonischen Anord­ nungen des Höchstkommandierenden alles Erforderliche leistete. Die aber die Verhältnisse kennen, wissen, daß man die ganze Volks­ wirtschaft Rußlands einfach ruiniert hat, und nur durch dieses Opfer die Erhaltung der Armee überhaupt möglich geworden

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ist. Diese Zerstörung Rußlands war dem Höchstkommandieren­ den gleichgiltig, soziales und wirtschaftliches Verständnis ist bei ihm nicht vorhanden, er brauchte Verpflegung für die Soldaten—die wurde besorgt — vielfach schlecht besorgt, jedenfalls ungleich, aber es wurde geschafft. Das ganze Land aber ging darüber wirtschaft­ lich aus allen Fugen. Die Ernte von 1914 war im Riesenreiche ganz buntscheckig: sehr gut war Polen, der nördliche Kaukasus, das Kubangebiet und Weststbirien; mittelmäßig der Süden und Südwesten, schlecht das Zentrum und Ostrußland, völliger Mißwuchs im Norden, Nordwesten und im baltischen Gebiet. — Das erste nun, was die Machthaber, die Kriegsgouverveure der einzelnen Mllitärbezirke taten, war, daß sie systematisch die Ausfuhr aller Nahrungsmittel aus ihren Bezirken in einen andern verboten — so daß jeder Verkehr und Handel mit Ge­ treide und Lebensmitteln aufhörte. Die Ausnahmen, die infolge von Bestechungen usw. stattfanden, waren wenig zahlreich und das hatte zur Folge, daß im Februar und März d. I. bereits ein Meterzentner Roggen in Wolhynien 24 Rbl., in Kurland 17, im Kubangebiete 6 und in Westsibirien 4 Rbl. kostete. Wo die Ernte gut war, und nichts ausgeführt werden durfte, war schließlich das Getteide fast unverkäuflich, und wo Mangel war, konnte man für kein Geld welches bekommen. Die Stadt Riga, deren deutsche Verwaltung wohl die bestgeordnete aller Städte Rußlands ist, hatte für eigene Rechnung große Vorräte zur Versorgung ihrer Bevölkerung schon im Herbst 1914 im Süden aufgekauft, jedoch trotz aller Bemühungen, Bitten und Klagen die bezahlten Lieferungen im Februar noch nicht in Riga,—weil die Mllitärgouverneure nicht die Erlaubnis zur Abfuhr gaben, und keine Waggons da waren. So mußte die zum großen

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Telle beschäftigungslose Rigasche Arbeiterschaft von dem ge­ wohnten billigeren Roggenbrot zum Weizenbrot übergehen und sich teurer ernähren. Während von der Regierung seit Kriegsausbruch ununterbrochen die abenteuerlichste» Nach­ richten vom hungernden Deutschland verbreitet wurden, um die Siegeszuversicht zu heben, griff langsam aber sicher der Mangel im weiten Reiche um sich, und zum Frühjahr konnten weite Strecken nicht mehr besät werden, das Saatgetreide war ver­ zehrt und anderes konnte wegen Waggonmangel und well die Kriegsgouverneure nichts durchließen, nicht herangeschafft werden. Im März endlich, als es zu spät war, hat die Regierung eine große Kommission zur Beratung dieser Mißstände eingesetzt. Nach vielen Wochen ftuchtloser Beratung kam die Kommission zum Resultat, daß den Kommandierenden einzelner Mllitärbezirke zu befehlen sei, den Nahrungsmittelverkehr fteizugeben. Eine um vieles verspätete und ganz ungenügende Maßnahme! Auch in Tellen des Reiches, wo bei richtiger Verteilung genügend Saatkorn vorhanden gewesen wäre, ist vieles «nbesät geblieben, well nichts organisiert worden ist, und der Bauer nicht zur Saat gezwungen wurde. Desgleichen habe» die durch das Februargesetz vom Zaren expropriierten Kolonisten zum größten Telle ihre Felder nicht mehr bestellt — bei dem ausgedehnten Besitze derselben gerade im Schwarzmeergebiet ist das ein sehr großer Verlust. — In unerhört brutaler Weise sind die Requisitionen betrieben worden, und zwar zum großen Teile ohne daß gezahlt wurde, vielfach wurden Requisitionsscheine erst Monate nachher aus­ gereicht, dann aber lauteten sie häufig auf niedrigere Beträge als fattisch geliefert worden war, sowohl was die Stückzahl

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oder das Gewicht anlangte als auch in betreff der anfänglich zugesicherten Preise. Nicht nur Vieh, Pferde und Getreide, sondern ebenso alle Kolonialwaren, Leder, Wein — kurz alles, was Namen hat, wurde requiriert, daher die ungeheure Teue­ rung im ganzen Reiche. Die Unterschleife und das sinnlose Vergeuden der Intendantur und der Mllitärverwaltung sind viel größer als im japanischen Kriege, nur die Methode hat sich geändert. Im japanischen Kriege wurden ungenügende Vorräte beschafft und von denselben die Hälfte gestohlen, so daß es im Heere an allem mangelte, jetzt wird das Doppelte des Erforderlichen beschafft und auch die Hälfte vergeudet, die Armee ist daher versorgt, aber der wirtschaftliche Zusammen­ bruch des Reiches steht vor der Tür. Ebenso schlimm wie der Brotmangel wirft auf die wirt­ schaftliche Lage der Stadtbevölkerung des Reiches, daß die kommunale Wirtschaft der Städte des Reiches durch das Alko­ holverbot bankerott geworden ist. Der Staat hat in Rußland den Städten nicht viele Steuerquellen zur Beftiedigung des städtischen Haushaltes belassen. Die ergiebigste ist die Besteue­ rung aller Lokalitäten, in denen Alkohol verttieben wird, vom erstklassigen Hotel bis zur Hafenspelunke. Vielfach bettägt diese Einnahme weit mehr als die Hälfte der Einkünfte. Das hat mit dem Alkoholverbot aufgehört, Neueinnahmen.sind nicht ausfindig zu machen, die Ausgaben hingegen durch gesetzliche Verpflichtungen für den Krieg außerordentlich gewachsen, und die Folge davon ist die tatsächliche Unmöglichkeit, die städtischen Haushalte weiter zu führen, was Mangel und Not in unzähligen von den städtischen Verwaltungen abhängigen Famllien mit sich bringt. Hierzu kommen noch die auf dem Verordnungs-

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wege während des Krieges eingeführten sehr großen Steuererhöhungen auf viele Berbrauchsgegenstände, erhöhte Umsatz­ steuern, Rentensteuern, Erhöhung der Post- und Telegraphen­ gebühren, usw. — alles das bedeutet in der allgemeinen Geldnot eine so große Erschwerung der Lebensführung des kleinen Beamten und des Mittelstandes, daß die Unjuftiedenheit außerordentlich gestiegen ist, während wegen des allgemeinen Niederganges diese Steuern dem Staatssäckel kaum höhere Gewinne juführen. Das klägliche Versagen der innern An­ leihen kennzeichnet die Sachlage ja auch genügend. Zu erwähnen ist noch die Kohlennot, der die Rußland verbliebene Donezkohle nicht steuern kann. Das Donezbassin produzierte bisher etwa die Hälfte des Reichsbedarfes, die Produktion ist aber während des Krieges bis zum März d. I. auf ein Drittel dieses Bedarfes gesunken. Danach erst hat man viel zu spät erkannt, daß die viel höhere» Angaben der Grubenbesitzer falsch waren. Well sie Ar­ beitermangel als Grund der ungenügenden Förderung angaben, wurden auf Befehl des Zaren alle Landwehrleute vom Kriegs­ dienst befteit, die bereit waren, als Grubenarbeiter dorthin zu gehen. Das hat zur Folge gehabt, daß viele Revolutionäre sich dorthin als Arbeiter begaben, um unter den unruhigen Grubenarbeiter» den Aufstand zu organisieren. Eine Mehr­ produktion ist nicht erreicht worden und überall im Reiche haben die Mllitärautoritäten zur Beftiedigung ihrer Bedürfnisse die Kohlenvorräte der privaten Industrie requiriert, um so ihrer Not abzuhelfen, aber sie haben dadurch faktisch viele Fabriken zum Stillstand gebracht. Ein Ersatz der Kohle durch Holz ist wohl von der Krone angeordnet worden — es sollte in diesem Jahre das vierfache Quantum in de» Kronsforsten zum Verkauf

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gestellt werden — aber das ist faktisch nicht durchführbar. Durch die Ausweisung und Drangsalierung aller Juden im Westund Nordwestgebiete, dem großen Waldreservoir Rußlands, ist der Holzhandel, der ausschließlich in Judenhanb war, ver­ nichtet und desorganisiert, was nebenbei die Wirkung hat, daß die Mllionen, die für Holzankäufe, Bearbeitung «ad Ausftchr der Hölzer und ihre Flößung in das Volk kommen und von denen Westrußland zum großen Telle lebt, versiegt sind und dadurch dem Volke eine wesentliche Nahrungsquelle verstopft ist. Es kommt hinzu, daß von allen westeuropäisch gebildeten Ärzten Rußlands eine ungeahnte Verbreitung von Cholera, Typhus usw. im ganzen Reiche vorausgesagt wird, zum TeU hat sie schon begonnen, nichts ist dagegen an Vorbeugungsmaßregeln geschehen, die hygienischen Verhältnisse sind trostlos, es herrscht ein unerhörter Mangel an allen Desinfeftionsmitteln und Arzneien. All dieses nun hat, ohne den Haß gegen Deusschland zu mlldern, die Mißstimmung gegen die Regierung sehr verschärft, und alles das wird von der Revolution klug benutzt. Schon im Februar dieses Jahres wußte die Gendarmerie in Petersburg, daß es den revolutionären Zentren gelungen war, eine Organi­ sation zu schaffen, die der des Jahres 1905 weit überlegen ist. Die Regierung hatte die Fäden in der Hand und wußte viel, wenn auch nicht alles, aber sie hielt es für zu gefährlich, durch Massenverhastungen vorzugehen, und befürchtete davon einen vor­ zeitigen Losbrach und damit eine schlimme Rückwirkung auf den Westen, auf Rumänien und Italien — auch glaubte sie, daß die Bewegung durch das siegreiche Eindringen nach Ungarn und den Schiemann, Rußland zur Revolution.

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Marsch auf Pest niedergehalten werden würde, während im Falle einer russischen Niederlage, au die sie zwar nicht glaubte, ihrer Auffassung nach ohnehin alles verloren war. Diese Anschauung herrschte auch in den Hofkreistn. Die Verleihung des Ehren­ säbels durch dm Zaren an den HSchstkommandierenden für die Vereinigung Galiziens mit Rußland und die krampfhaften offiziellen Siegesfeiern im ganzen Reiche, waren nichts anderes als Beruhigungsmittel gegen die Propaganda, der unmittel­ bar darauf folgende Zusammenbruch in Galizien der Anfang vom Ende — es sei denn, daß es Rußland gelingt, schnell Frieden zu schließen, durch die dann noch erhaltenen Heeresteile die Revolution niederzuhalten und durch die Preisgabe der „Fremd­ stämmigen" an die Bauern die Revolution zu ersticken. In dem Falle würde die ganze Schuld am Mißlingen dieses Krieges den verbündeten Wesimächten und den Fremdsiämmigen auf­ gebürdet werden, den Juden, Deutschen, Esten, Letten, Litauern und Polen; man würde sie expropriieren, aussiedeln und ver­ nichten, ein furchtbares Los würde die Deutschen Rußlands treffen. — Die weitere Durchführung der Stolypinschen Agrar­ reform würde das großrussische Bauerntum über die bisher nicht überschrittene Völkergrenze des Peipus und der Pripetsümpfe bis an die Grenzen des Deutschen Reiches bringen und die agressive Idee, die von Rußland in seiner jetzigen Gestalt nicht zu trennen ist, würde durch diesen Verlauf eine ungeahnte Kraft und Nachhaltigkeit gewinnen, die in unverhältnismäßig kurzer Zeit mit ganz andern Machtmitteln ihre Revanche suchen würde. Sie würde dabei Unterstützung finden in dem da­ durch verstärften Glauben von der Unbesiegbarkeit Rußlands bei all den vielen Millionen Fremdstämmiger von Finnland

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bis jum Schwarzen Meer, die diese Erkenntnis mit ihrer kultu­ rellen Vernichtung besiegeln müßte«. Wenso würde Mßland der gewaltige Machtfaktor für die Balkanvölker bleiben und damit auch die größte Gefahr für die Zentralmächte. Kommt es hingegen nicht jum Frieden, so dürfte das eintreten, was die Revolutionäre erstreben — der Generalstreik der Industriearbeiter und des gesamten Proletariats, sowie aller revolutionierten staatlichen Institutionen (Post, Telegraph, Eisenbahn usw.) in dem Momente, wo die Zersetzung des Heeres durch die fortschreitenden Niederlagen und die Propa­ ganda so weit vorgeschritten ist, daß die Milttärrevolte losbricht: das würde dann die allgemeine Anarchie bedeuten, in Finn­ land und im Kaukasus vielleicht den bewaffneten Aufstand, und für die Fremdstämmigen in dem großen Gebiete zwischen der Ostsee und der deutschösterreichischen Grenze einerseits und dem Peipus und den Rokitnosümpfen andrerseits die Rettung bringen, ganz wie ein rascher Friede alle diese Elemente west­ europäischer Kultur vernichten würde. Seit ich diese Zeilen dem Druck übergab, hat die in ihnen angekündigte große Wandlung bereits begonnen. Die Anstifter des Krieges, der Minister des Auswärtigen Ssassonow behauptet sich nur mühsam, der Minister des Innern Maklakow und der Kriegsminister Ssuchomlinow sind in das Pri­ vatleben zurückgestellt worden, wahrscheinlich wird ihnen der Ministerpräsident Goremykin bald folgen. Die Stellung des Generalissimus, des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, ist un­ sicher geworden und ein Koalitionsministerium, in dem die Männer der Kadettenpartei zu überwiegen hoffen ist in der

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Bildung. Die Parole lautet: Krieg bis |ttttt Äußersten und Einführung eines parlamentarischen Regiments; aber völlig unsicher ist, ob das eine wie das andere Ziel überhaupt noch zu erreichen ist. Die Krisis ist akut geworden, ihr Ausgang nicht voraus, jvfehen, aber alle Anzeichen «eisen darauf hin, daß Rußland auf dem Wege zur Revolution ist.

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Nus dem Vorwort )ur dritten Nuflage. ... „Daß das Buch aus einem juristischen auch j« einem politi­ schen wurde, liegt im Thema, sowie in der einjigartigen, gewaltigen Zeit. Die Geschichte der völkerrechtswidrigen Kriegsgreuel hat sich allmählich ju einer Betrachtung zahlreicher zusammenhängender Kriegsftagen überhaupt entwickelt, ist sohin eine Art von politisch­ völkerrechtlichem Lexikon des Weltkrieges geworden, in dem leider, um das Werk nicht allzu sehr anschwellen zu lassen, manche interessante Frage nur gestreift werden konnte. Die Neuauflage mußte an stch, um vollkommen auf der Höhe der kriegerischen Ereignisse zu stehen, in tatsächlicher und recht­ licher Richtung bedeutend erweitert werden. Der tatsächliche Stoff hat stch seit dem Anfang Dezember, der Zeit des Abschlusses der i. Auflage, bis zum Abschlüsse der 3. Auflage (15. Juni 1915) unge­ fähr verdoppelt. Der 2. TeU (Seerecht) ist nahezu eine neue Arbeit. Diese Zunahme des Stoffes hat in der Art der Kriegsführung ihren Grund. Nicht bloß Munition, auch diplomatische und sonstige amtliche Kriegs-Arbeit zeitigt dieses titanenhafte Ringen der Großmächte und Völker in ungeahntem Um­ fange. Es mußte sonach, um die verlagstechvisch nachteüige Trennung in 2 Bände zu vermeiden, durch sorgfältige Sichtung, Kürzung und bessere Gruppierung tellweise Raum für den neuen Stoff ge­ schaffen werden, zumal dem Verfasser erst jetzt das ganze amtliche Tatsachenmaterial zugänglich gemacht werden konnte. Nur ausnahmsweise fand eine bloße Verweisung auf den ab­ geänderten Inhalt der 1. Auflage statt. Im übrigen erfüllt es den Verfasser, dem ärztliches Macht­ wort den Dienst an der Front versagte, mit Genugtuung, daß die günstige Aufnahme des Buches ihm die Möglichkeit gibt, einen kleinen Tell seiner Dankbarkeit an das heldenmütige deutsche Heer zu Wasser und zu Lande und seine Waffenehre durch die Fortsetzung dieser literarischen Arbeit zur Aufklärung des In- und Auslandes abtragen zu dürfen. Möge dem Deutschen Reiche beim Abschlüsse der nächsten Auflage ein glorreicher Frieden beschert sein!" München, 1. Juni 1915.

Der Verfasser.

Nus den zahlreichen Beurteilungen: deutscher Reichsanzeiger (v. SS. März 1915): „... Mit vollster Objektivität prüft der Verfasser die DölkerrechtSwidrigkeite» deS Dreiverbands.... Er bietet eine Gammluna rechtlich gewürdigten Tatsachen­ materials, die in dieser Vollständigkeit bisher von keiner Seite gegeben worbe« war.... Derjenige, der den gegenwärtigen Krieg von der rechtlichen Sette aus würdigen will, kann an dem Buche nicht vorübergehen." Militärwochenblatt (Nr. 31/32): „Eine wuchtige und packende Anklageschrift gegen die barbarische Kriegführung der DretverbandSstaaten und t«gleich eine Ehrenrettung der deutsche« Kriegführung.... Wir hoffe», daß daS mit großer Sorgfalt und Sachkenntnis lückenlos zu­ sammengestellte Buch eine Waffe der Aufklärung für deutsche Sitte, deutsche Waffenehre und deutsche Rechtsliebe fern möge und ei» Ansporn für das deutsch« Volk, aus­ zuharren." Dr. jur. Karl Strupp (Zrankfurt a. M.) in -er Zranksorter Zeitung: „...Daß de« „Praktikern" unter den Juristen (die das Völkerrecht gering schätzen) nunmehr in ihrer eigene» Mitte ein Gegner entstanden, und daß dieser gerade einer ihrer Angesehensten ist, darf von der Wissenschaft d«S Völkerrechts mit nicht geringer Befriedigung konstatiert «erde«. Deshalb allein schon verdient das Buch den «ärmsten Dank aller derer, die a»S Beruf und Neigung sich in de» Dienst deS Völkerrechts gestellt, auch dann, wen« es sich nicht dabei das anerkennenswette Ziel gesteckt hätte, „eine Anklage gegen die Kriegführung des Dreiverbandes" zu erhebe« und durchzuführen..." Die Beißn« .Liberale Korrespondenz": „Aus d« Fülle der Schriftwerk« über de« gegenwärtigen Weltkrieg verdient ei« Werk besondere Hervorhebung, well es in seiner Art zunächst daS einzige, in d« Form seiner Anlage und Materialsichtung sich« eins d« eindrucksvollsten all« literarische» Kriegserscheinungen sei» wirb. ES ist nicht nur eine völkerrechtliche Anklage gegen die fortgesetzte Kette von DölkerrechtSbrüchen unserer Gegner, sondern nach dem in Kriegszeiten doppelt bttechtigten Grundsätze, daß der Hieb die beste Deckung ist, brandmarft die Schrift auch in eindrucksvollster Wesse die systematische Verleumdung der deutsche« Kriegführung. ES sind Worte eines glühenden Patrioten und z»gleich spricht die Empörung des in seinem Rechtsempfinden schwerverletzte» Juristen auS jedem Satze.... Das Buch ist geschrieben mit der Gründlichkeit wissenschaftliche« deutschen Fleißes — im vat«lä»dssche» Interesse wird man ihm eine «eit über die LaadeSgrenze« reichende Wirkung wünschen müssen." Deutsche Tageszeitung: .......... Wen» Dr. Müller, wie aus dieser Probe hervorgeht, mit erfrischender bayerischer Derbheit die Handlungsweise des Dreiverbandes geißelt, so trägt doch and«erf«its sein Buch wissenschaftliches Gepräge. Er hat nur das gesammelt und verwertet, was zuserläsflg berichtet worden ist.......... Die „Deutsche Tageszeitung" ist verhältnismäßig selten in der Lage gewesen, dem Abgeordnete» Dr. Müller-Meiningen zuzustimmen. Um so mehr gereicht es uns zur Befriedigung, daß wir diesem seinem Buche warme Anerkennung zolle» können." Zur 2. ftuslage: Zränkischer Kurier: „Das neue Werk Dr. MüllerS, ein Buch von eminentem Werte und Interesse, ist jetzt nach ; Wochen bereits in 2. Auflage erschienen. Sin Beweis, welch außer­ ordentliche Beachtung die mit einem wahre» Bienenfleiß gesammelte und mit hervor­ ragender Sachkenntnis kritisch besprochene Zusammenstellung der „Fälle", di« dies« Krieg gezeitigt, im Zulande wie im neutralen Auslande gefunden hat."

Geheimrat Dr. von Liszt in 6er vosstschen Zeitung in einer längeren Vesprechung: «Et» höchst »eitgemäße« Buch, ba< hoffentlich in de» weitesten Kreise« di« em dient« Beachtung findet...." Vudapester Tageblatt (Viktor von Retenet): «Ein wuchtige«, mit glühender retdeuschast «ad fanatischer EhrltchkeitSliebe geschriebene« Werk... Seine juristische» Qualitäten gebe» ja auch in allererster Linie dem ueaen Werke eine so groß«, wett über den Tag hinausgehende Bedeutung. Wer orientiert sei» will, dem kan» ein gediegenere«, überfichtlichere« und dabei auch fließender geschriebenes Werk «nmSglich empfohlen werden." hilft (Erich Epck): «Mau muß Dr. Müller dankbar sei», daß et in seinem umfangreichen Werke auf Sruud eine« umfassenden Material« — gerade»«» überwältigend ist die Füll« der Anklage» — de« Beweis führt, wie England, Franfteich und Rußland die Sätze de« Völkerrecht« mit Füße» getreten haben." Dir Weserzeitung: «Ei» Arftaal von Nachweist«.... Der Verfasser beherrscht sowohl historisch wie systematisch da« Gebiet vollständig." Geheimrat Dr. Köhler (D. Iur.-Ztg.): «Da« lesenswerte Werk ist eine flammende Anklageschrift gegen dt« »Lgellosta DSlkerrechtsverletzuagen.... Die tatsächlichen Belege find besonder« dankenswert." Münchener Neueste Nachrichten: «Wir freuen «»«, die deutsche Sffentlichkeit auf eine« der lebendigsten Bücher hiarnweisea, die der große Krieg bisher hervorgebracht hat. Die Schrift ist auf einem große» Material von amtlichen und privaten Veröffentlichungen aufgebaut.........Es wäre irrig, wollte man hinter dem Titel nur eine die Juristen interessierende theoretische Untersuchung vermuten. Wir habe« e« vielmehr mit einer »»gleich scharfsinnigen und tat beste» Sinne temperamentvoll packende» Rechtfertigung de« deutsche» Vorgehen« zu tun, in der »eben dem Juristen und vielleicht «och vor ihm der deutsche Politiker zu Worte kommt..." Jurist. Literaturblatt (Zriebrich Sieft): „Diese« hochaktuelle, fesselnd und anregend geschriebene Buch «endet sich an die weitesten Kreise de« dentschea Volke«."... In 6er Leipziger Zeitschrift für deutsche« Recht sagt 6er herau«geber Staateminister Dr. von Miltner «. a.: „Innerhalb der überaus stnchtbare» Kriegsliteratur unserer Zeit nimmt die« Buch einen hervorragenden Platz et».... Mit anßerordeatlichem Geschick ist da« Material »« einer Anklage mit vernichtender Wucht aufgebaut. Verwertet ist nur gan» zuverlässiges Material. Da« Werk vereinigt strengst« Sachlichkeit mit echter Vaterlandsliebe. Der Verfasser hat sich durch sei» Eintreten für da« Recht, die Sitte und die Waffenehre Deutschland« ein Verdienst erworben."

Bestellzettel. Unter»eichneter bestellt

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Expl.

Müller-Meiningen, Der Weltkrieg 1-14-15 und der „Zusammenbruch des Völkerrechts" broschiert M. 7.—



dasselbe........................................................................... gebunden M. 8.—

Ort und Oatvm:

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