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German Pages 164 [184] Year 1956
SAMMLUNG
GÖSCHEN
BAND
1052
RÖMISCHE RELIGIONSGESCHICHTE von
FRANZ
ALTHEIM
o. Professor an der Freien Universität Berlin
DER
ii
GESCHICHTLICHE
ABLAUF
Zweite, umgearbeitete Auflage
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J . GOBchen'sche Verlagshandluog J . Guttentag Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trabner • Veit & Comp.
BERLIN
1956
Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten
CD Copyright 1956 by
Walter de Gruyter & Co. Berlin W 35, Genthiner Str. 13
Archiv-Nr. 1110 52 Satz und Druck: Kahmann-Druck, Berlin-Steglitz Printed in Germany
I n h a l t des z w e i t e n B a n d e s I. Ardiaik 4 1. Das älteste Rom 4 — 24 2. Königtum und frühe Republik 24 — 42 3. Untergang der altitalischen Kultur 42 — 51 II. Hochblüte 52 4. Hellenismus 52 — 62 5. Ausgang der Republik 62 — 74 6. Das augusteische Zeitalter 75 — 96 III. Ausgang 97 7. Die Kaiserzeit 97—117 8. Sonnenreligion 117—130 9. Konstantin 130-148 Anhang 1: Neue Inschriften aus der Val Camonica (zu 1, 5 f.) 149-155 Anhang 2: Konstantins Triumph von 312 (zu 2, 143 f.) 156-160 Literaturnachweis 161 — 162 Register 163—164
I n h a l t des e r s t e n B a n d e s Vorwort I. Grundlagen 1. Einwanderer und Ansässige 2. Die Etrusker II. Römische Form 3. Die Götter 4. Religio III. Die Künder 5. Vates 6. Der Geschiditssdireiber: Tacitus Literaturnachweis Register 1*
4 5 5—31 31—48 49 49—62 62 — 76 77 77—88 89-111 112—115 115-116
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I. A R C H A I K 1. Das älteste Rom 1. Natürliche Hochburg des alten Latium bildete die Masse der Albanerberge, die den Monte Cavo als Mittelstück u m schließt. Rom lag am nördlichen Randgebiet, aber Stadt wie Land nahmen von Anfang an eine bedeutsame Stellung ein. Beide reichten über den Tiber, Latiums Grenzfluß, hinweg auf etruskisches Gebiet. Der Ianiculus bildete hier den Brückenkopf. Flußabwärts war es eine kurze Strecke bis zum Meer, und aufwärts führten Tiber und Anio zu dem bis nach Cures und Tibur sich heranschiebenden Stamm der Sabiner. Die Folgen dieser besonderen Lage traten von Anfang an in Roms Geschichte hervor. Nach römischer Uberlieferung verband sidi die Gründung des Romulus mit den Sabinern unter Titus Tatius zu einheitlichem Gemeinwesen. Die Bodenforschung hat dieses Bild bestätigt. Sie lehrte eine latinische Siedlung auf dem Palatin von einer Reihe sabinischer auf den römischen Monti — Esquilin, Viminal und Quirinal — unterscheiden. Die Latiner verbrannten ihre Toten und setzten sie in t o p f u n d hüttenförmigen Aschenurnen bei; die Sabiner hingegen bestatteten die unversehrten Leichen in Baumsärgen oder inmitten von steinernen Plattensetzungen. Zwei Kulturen stießen auf Roms Boden zusammen: die Villanovakultur des mittleren Italien und die adriatische. Diese weist Verbindungen auf zu den eisenzeitlichen Kulturen der D o n a u länder und des Balkan; sie reichte im Osten bis nach Kleinasien. Träger der adriatischen Kultur waren in geschichtlicher Zeit vornehmlich Illyrier. Doch auf dem Boden
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Italiens traten die von ihnen zu Aufbruch und Landnahme gedrängten Angehörigen der oskisch-umbrischen Gruppe hinzu. Sie erhielten von ihren illyrischen Nachbarn die Fossakultur (genannt nach der Grabform, die man bei der Beisetzung ihrer Toten anwandte), in deren Besitz sie auf stadtrömischem Boden entgegentreten. Der Mischung der Stämme und Kulturen entspricht das sprachliche Bild. Das stadtrömische Latein weist im Ersatz von b und d im Wortinnern durch /, von qu. und g durch p und b (scrofa, infernus, lupus, bos) Eigenheiten auf, die der oskisch-umbrischen Gruppe angehören. Noch ins 8. Jahrhundert fiel nach der Überlieferung die Gründung Roms. In der Tat geht kein Fund auf seinem Boden in ältere Zeit hinauf. Auf das Ende des folgenden Jahrhunderts fällt das entscheidende Ereignis: der Zusammenschluß der latinischen und sabinischen, verbrennenden und begrabenden Siedlungen innerhalb des späteren Stadtgebiets. Als Zeugnis dessen wird sich das Fest Septimontium erweisen, das von sieben montes der geeinigten Stadtgemeinde begangen wurde, und in dieser Form, Zeichen römischen Festhaltens am Alten, bis in die geschichtliche Zeit gefeiert wurde. Hinzu kommt die Nekropole am Rand des späteren Forum. Sie zeigt in ihrer obersten Schicht die runden pozzi der Verbrennenden mit den Baumsärgen und steinumhegten fosse der Begrabenden vereint. Der Friedhof, ursprünglich den Verbrennenden vom Palatin gehörig, war demnach später Begrabenden von den Monti miteingeräumt worden. Ohne ausdrücklichen Rechtsakt konnten die Bewohner des Palatin ihren einstigen Begräbnisplatz den sabinischen Nachbarn nicht abtreten. Die verschiedenen römischen Siedlungen standen demnach in einem Vertragsverhältnis: sie begannen sich zu einem Gemeinwesen zusammenzuschließen. Gleichzeitig zeichnen sich die ersten etruskischen Einflüsse ab. Ein esquilinisches Kriegergrab reiht sich in einigem Abstand den großen etruskischen Fürstengräbern des 7. Jahrhunderts an. Auf dem Forum, unfern des Saturntempels, h a t cirh a u f pinpm Knrrhprrwpfa'ß pinp arrha icr+i-At-i-ncL-tc,4,«»
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Inschrift gefunden. Die Hügel des ältesten Rom tragen etruskische oder nach etruskischer Weise gebildete Namen, und dasselbe gilt von Rom selbst sowie seinem sagenhaften Gründer Romulus. Endlich darf das Vorkommen griechischer Einfuhrstücke nicht unerwähnt bleiben. Proto-korinthische Scherben fanden sich in der esquilinischen Nekropole, in der jüngeren Schicht der Forumgräber und in einem Brunnen nahe dem Vestaheiligtum. Bereits in diesen alten Schichten der Stadt war demnach das Griechentum gegenwärtig. Was von den Bodenfunden gilt, gilt auch von der Religion, wie die Betrachtung des ältesten Festkalenders zeigen wird. Wie bei den Etruskern, wie in Italien überhaupt, so bildete auch in Rom griechisches Wesen einen ursprünglichen und nicht wegzudenkenden Bestandteil. 2.
Der römische Festkalender ist in einer Reihe inschriftlicher Fassungen erhalten, deren älteste in vorcaesarische Zeit gehört. Die Hauptmasse fällt indessen erst in die Jahrzehnte zwischen der Begründung des Prinzipats und Claudius' Regierung. Späteren Zusätzen und erläuternden Notizen gegenüber, die in kleineren, rot ausgezogenen Buchstaben gegeben sind, hebt sich ein Grundstock in schwarzer Kapitalschrift ab. Er gehört noch ins 6. Jahrhundert und stellt das Verzeichnis der Feste und kultischen Begehungen des ältesten Rom dar. Seine Abfassung fällt zeitlich mit der Einbeziehung der letzten sabinischen Siedlung auf römischen Boden, des Quirinais, in das neugebildete Gemeinwesen zusammen. Vereinigung der verschiedenen Siedlungen auf römischem Boden hatte damit begonnen, daß die palatinische Gemeinde mit der sabinischen auf dem Esquilin sich zusammentat. Wie bereits angedeutet, bildete die kultische Entsprechung dieser Verbindung das Fest Septimontium. Es wurde am 11. Dezember gefeiert und dabei sieben montes ein Opfer dargebracht. Als solche werden genannt: Palatium und Cermalus, die beiden Kuppen des Palatin; dann
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die Velia, unmittelbar vor dessen Nordausgang gelegen; Fagutal, Cispius und Oppius, die Erhebungen des Esquilin; endlich der Caelius im Süden. Diesen sieben Hügeln schließt sich in unserer Uberlieferung noch ein weiterer Name an: Subura. Gemeint ist das Tal zwischen Carinae und Fagutal. Es lag innerhalb des Septimontium und wurde darum genannt. Aber als Tal wurde es unter den montes nicht gezählt. Im ältesten Kalender ist der Zusammenschluß der Siedlungen einen Schritt weiter gegangen. Unter den Göttern, die in dieser Festordnung genannt werden, erscheint Quirinus. Das setzt voraus, daß der Hügel, der seit Alters Sitz des Gottes und nach ihm genannt war — der Collis Quirinalis —, dem Stadtverband bereits angehörte. Auch Sol Indiges hatte seine Kultstätte auf dem gleichen Hügel. Die gens Aurelia, die dem Gott einen eignen Kult widmete, war sabinischen Ursprungs. Das stimmt zur Tatsache, daß die quirinalische Siedlung, ähnlich der esquilinischen, den Sabinern gehörte. Eine Bestätigung erbringt der Name der Aurelier, die auf die sabinische Bezeichnung der Sonne ausel (•'Auselii) zurückgeht. Der älteste Festkalender entspricht also dem Stadium der städtischen Entwicklung, darin zum Septimontium von einst der Quirinal hinzugekommen war. Das Kapitol lag noch außerhalb der Stadtgrenzen, und dementsprechend ist die Gründung des kapitolinischen Heiligtums dem Kalender unbekannt. Einbeziehung des Kapitols ins Stadtganze setzte voraus, daß der Forumbach sowie das Sumpfgelände, die Palatin und Velia vom kapitolinischen Hügel trennten, entwässert waren. Die Anlage der Cloaca maxima, die solche Entwässerung ermöglichte, wurde erst gegen Ende der Königszeit durchgeführt. Es gab einen Vorgänger des kapitolinischen Heiligtums, das Capitolium vetus, gleich jenem der Dreiheit von lupiter, Iuno und Minerva geweiht. Auch das ältere Capitolium begegnet nicht im ältesten Fest-Kalender, war also später als dessen Abfassung. Aber es lag nicht auf dem kapitolinischen Hügel, sondern auf dem Quirinal. Seine Errichtung fällt
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demnach noch in das Stadium, da nur dieser Hügel, doch nicht der kapitolinische, einbezogen war. Vor Errichtung des kapitolinischen Tempels und vor Einfügung des Hügels sowie des von ihm beherrschten Forum ins Stadtganze umfaßte dieses allein Septimontium und Quirinal. Es ist das Stadtbild, das im ältesten Kalender entgegentritt. Damit ist für ihn die Möglichkeit einer Datierung gegeben. Solange das Forum sumpfig war, wurde es nur am Rand zur Anlage einer Nekropole benutzt. Solcher Zustand blieb nach Ausweis der in ihr gemachten Funde bis in die ersten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts bestehen. Erst danach konnte das Forum zum Versammlungsplatz für öffentliche Angelegenheiten und zum Markt umgeschaffen werden. Die Neuerung fiel demnach in die späteren Jahrzehnte des Jahrhunderts, und übereinstimmend damit verbuchte Oberlieferung den Beginn des Tempelbaus auf dem Kapitol unter Tarquinius Priscus, die Anlage der Cloaca Maxima unter Tarquinius Superbus. Demnadi ist die entscheidende Erweiterung der Stadt in die Jahre zwischen Mitte und Ausgang des 6. Jahrhunderts anzusetzen. Der Kalender spiegelt den Zustand, der vor dieser Zeitspanne lag. Datierung mittels der Stadtgeschichte läßt sich noch schärfer fassen. Wenn das. Capitolium vetus auf dem Quirinal denselben Stadtumfang voraussetzt wie der Kalender, in diesem aber nicht erscheint, so muß die Gründung des Heiligtums zeitlich mehr gegen Ausgang des Zeitabschnittes, der durch Einbeziehung des Quirinais gekennzeichnet war, der Kalender mehr gegen dessen Beginn hin gerückt werden. Von da aus ist es nur ein Schritt bis zur Annahme, daß der Kalender eine Festordnung wiedergibt, die nadi der Vereinigung von Septimontium und Quirinal für das Gemeinwesen maßgebend war. Es muß ein besonderer Anlaß gewesen sein, der es zu derart umfassender Fest- und Kultordnung kommen ließ. Solcher Anlaß war durch die Einbeziehung der letzten noch unabhängigen Siedlung in das Stadtganze gegeben.
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In diesem Augenblick mußte man daran gehen, die Bestimmungen, die künftig für das Gemeinwesen gelten sollten, festzulegen. Es überrascht nicht, daß aus gleicher Zeit eine politische Ordnung erhalten ist. Auch die Kurienverfassung fällt in die Jahre, da alle Siedlungen auf römischem Baden sich zusammenschlössen. Formung des ältesten Rom, kultisch und politisch, zeichnet sich damit ab. 3. In der Tat erweist sich der Kalender als planmäßige Ordnung, deren Zuschnitt auf ein größeres Gemeinwesen sich nicht verkennen läßt. Dem wird durch Anordnung und Verteilung der Feste Rechnung getragen, wobei diese sich' zu Gruppen ordnen. Am deutlichsten tritt dies an März und Oktober hervor. Der erste heißt geradezu nach dem Gott Mars, und dementsprechend ziehen sich dessen Feste, bereits gegen Ende Februar beginnend (Equirria am 27.), über den gesamten Monat hin. Marstage fallen auf den 1., 14. (Equirria), auf den 17., 19. (Quinquatrus) und 23. (Tubilustrium). Ihnen entsprechen im Oktober der Tag des equus October am 15., an dem das rechte Pferd des im Rennen siegreichen Gespannes geopfert wurde, und das Armilustrium (19.); jenes steht den Equirria des März, dieses den Quinquatrus gegenüber. Schau der Waffen und Kriegshörner sowie das feierliche Rennen der Gespanne spiegeln den Auszug des Heeres im Frühjahr und seine Rückkehr im Herbst. Die von Anfang an auf den Krieg gerichtete Betätigung der Gemeinde fand im Kult ihre Entsprechung. Wenn darüber hinaus dem Opfer des Oktoberrosses die Fontinalia unmittelbar vorausgingen, wird man den häufigen Zusammenhang von Roß und Quelle dafür anführen dürfen. Eng zueinander gehören Februar und Mai, die beide den Toten gewidmet waren. Dementsprechend ist der Mai nach der Erdgöttin genannt, deren Bezeichnung als Maia, die „Große", auch in der griechischen Megale und der altindischen mahi wiederkehrt. Den Februar brachte die römische Überlieferung mit dem Totengott Februus zusam-
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men-, dem man den Dispater gleichsetzte. Neun Tage lang wurden in diesem Monat die Parentalia gefeiert; der Schlußtag (21.) allein gehörte zu den feriae publicae und war darum als einziger im Kalender verzeichnet. Mitten in die Parentalia (15.) fallen die Lupercalia, das Fest des Faunus, an denen das Volk zur Zeit der Totenfeier von allem Bösen und Bedrohlichen gereinigt wurde. Im Mai hingegen gehörten die Lemuria (9., 11. und 13.) sowie das Agonium des Veiovis (21.) den Unteren. Audi das Tubilustrium des Volcanus, Maias Kultgenossen, steht durch diese und durch die Tuba dem Totenkult nahe; sie hat in ihm eine bedeutsame Rolle gespielt. Im Juli treten die Neptunalia (23.) inmitten eines Kranzes zusammengehöriger Feste entgegen, den Lucaria am 19. und 21., den Furrinalia am 25. Im August begegnet an denselben Tagen eine weitere Gruppe von Begehungen, die sich um die Volcanalia am 23. gruppieren. Neben dem Tag, der dem Gott der Erde und des Erdfeuers galt, erscheinen die kultische Feier der Weinlese (Vinalia am 19.) sowie des Consus und der mit ihm verbundenen Ops (21. und 25.): alle beziehen sie sich auf die Ernte und damit auf die Früchte der Erde. Die Feste des April kreisen erneut um die irdische Vegetation, doch diesmal sind sie mit den verschiedenen Erscheinungsformen der Erdmutter verknüpft (Fordicidia 15.; Cerealia 19.). Die Vinalia (23.), zum Unterschied von denen im August als priora bezeichnet, entsprechen den attischen Pithoigia: es war der Tag, an dem zum ersten Mal der neue Wein gekostet ward. An dem Robigalia (25.) erflehte man das Fernbleiben des Getreiderostes von den Feldern. Auf den letzten Tag des Monats oder auf den Beginn des Mai pflegten die Floralia zu fallen, die zur Zeit des ältesten Kalenders vermutlich noch den Wandelfesten (feriae conceptivae) zugerechnet wurden. Ähnlich der Dezember. Ihn kennzeichnen eine Reihe von Begehungen, die wieder der Erde und ihrer Vegetation gelten. Die Consualia (15.) sind erneut mit einem Tag der Ops (19.) verbunden. Diva Angerona, die am 21. verehrt
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wurde, war möglicherweise eine Gottheit der Unteren, und auch die Larentalia (23.) sowie die zu den feriae conceptivae gehörigen Compitalia ordnen sich diesem Bereich zu. Beide Tage eigneten den Laren, der erste der Göttin Larentina im besonderen. Diese begegnet auch als Mutter der Laren und hieß als solche Mania; den Manen kann sie darum nicht ferngestanden haben. Noch ein Wort über den Januar. Er hat seinen Namen von Ianus, dem Gott alles Anfanges, dessen Fest auf den 9. fällt. Unmittelbar darauf folgen die Carmentalia am 11. und 15. Die Geburtsgöttin stellt sich zu Ianus, insofern jede Geburt ein Anfangen ist. Dementsprechend lag audi Ianus' ältester Tempel vor der Porta Carmentalis. Auch das Fest der Aussaat, die zu den feriae conceptivae gehörigen feriae sementivae, wurde im Januar gefeiert. Wiederum ging es um ein Anfangen, diesmal des irdischen Wachstums. An diesen Hinweisen mag es genügen. Man faßt ein planmäßiges Ordnen, eine einheitliche Gestaltung des Festbrauchs von zentralen Vorstellungen aus. Bewußte Schöpfung ist kaum zu verkennen. Ob sie von einem Einzelnen oder einer Gruppe entsprang, läßt sich nicht entscheiden. Nur dies zeichnet sich ab, daß sie aus einer bestimmten geschichtlichen Lage und zu einem nicht weniger bestimmten Zweck geschah. 4. Trotz einheitlicher Gestaltung schimmern im Kalender ältere Stufen durch. Sie führen auf ein langsames Wachstum dessen, was im ältesten Kalender Abschluß und bleibende Form erhielt. Es wird sich noch zeigen, daß eine Reihe von Gottheiten aus dem benachbarten Etrurien oder aus Griechenland gekommen war. Aber auch, wenn man von diesen Fremdgöttern absieht, stellt der Rest keineswegs ein gleichartiges Ganzes dar. Portunus bildete ursprünglich eine Bezeichnung des Ianus; er war erst nachträglich verselbständigt worden. Man erkennt ein Stadium, das vor Abfassung des Kalenders liegt und in der sich die Abspaltung eines Gottes aus einem
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umfassenden göttlichen Bereich vollzieht. Auch daran läßt sich erinnern, daß eine Reihe von Festen nicht nach Göttern genannt sind wie Opalia, Larentalia, Consualia, Furrinalia, sondern den besonderen Charakter der kultischen Begehung bezeichnen. Agonium kündete ursprünglich nur an, daß ein O p f e r vollzogen wurde. Daraus erklärt sich, daß die Tage, wo es im Kalender begegnet (9. Jan., 17. März, 21. Mai, 11. Dez.), nicht weniger als vier verschiedenen Gottheiten zugehören (Ianus, Mars, Veiovis, Sol Indiges). Audi die Quinquatrus am 19. M ä r z sind bloße Datumsangabe, die besagt, daß es sich um den fünften T a g nach dem Vollmond handelt. Von ähnlicher Art sind Armilustrium, Equirria, Poplifugium, Regifugium, Tubilustrium, und der equus October ist gar nach dem Opfertier genannt. Auch darin könnte man, mit gebührender Vorsicht, ein Übereinander verschiedener Schichten erblicken. Am weitesten führt auch hier die Stadtgeschichte. W e n n Rom aus verschiedenen Siedlungen zusammengewachsen war, liegt die Frage nahe, ob nicht bestimmte Götter des ältesten Kalender bestimmten Siedlungen zuzuweisen sind. Palatium und der Palatin enthalten den N a m e n der Pales. Das zeigt, daß diese Gottheit ursprünglich bei den verbrennenden Latinern heimisch war. Dasselbe gilt von Volcanus, dessen älteste Kultstätte, das Volcanal, innerhalb der Brandgräber des Forum lag. Consus' Altar befand sich in der vallis Murcia südwestlich des Palatin, wo später der Circus Maximus erbaut wurde. Die Anlage w a r unterirdisch und mit Erde bedeckt. Das erinnert an die älteste Art, die Feldfrüchte zu bergen, und eben vom „Bergen" (condere) der Ernte trägt der Gott seinen Namen. Auch Faunus gehört zur palatinischen Siedlung. Sein Fest waren die Lupercalia des 15. Februar. An diesem T a g vollzogen die luperci, Priester des Gottes, den Umlauf um den palatinischen Hügel. Der Brauch ist nur verständlich, wenn der Umfang dieser Hügel mit dem Umfang der Stadt zusammenfiel. Die Priesterschaft schied sich in die luperci Fabiani und Quinctiales (oder Quintiliani). Beide waren, wie ihr N a m e zeigt, ursprünglich gentilizische Sodalitäten,
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und die Fäbiani können von der gens Fabia nicht getrennt werden, deren Geschlechtsüberlieferung an den Faunuskult und die Lupercalia anknüpft. Auf der anderen Seite wurde der Gentilkult der Fabier auf dem Quirinal, nicht auf dem Palatin, vollzogen. Vermutlich wurde nach Vereinigung der quirinalisdien Gemeinde mit der palatinischen die Sodalität der Fabiani als Vertreter der ersten den Quinctiani, die zum Palatin gehörten, hinzugefügt. Mit Faunus u n d den luperci ist das Lupercal verbunden, die „Wolfshöhle", die am Fuß des Palatin lag. In ihr waren der Sage nach Romulus und Remus von der Wölfin gesäugt worden; hier befanden sich die ficus Ruminalis und die porta Romana, die zum Tiber führte. Beide können von dessen etruskischen N a m e n Rumon nicht getrennt werden. Auch Diva Rumina, die auf dem Palatin verehrt wurde, gehört zu dieser Reihe. Allen N a m e n liegt der Stamm *rum-, *Rom- zugrunde, der auch in Romulus und in Roma selbst erscheint. Wie W . Schulze gezeigt hat, enthält der Stadtname das etruskische Gentiliz *ruma. Es ist also kein Zufall, daß die Romulussage an das Lupercal und die ö r t lichkeiten der unmittelbaren Nachbarschaft anknüpft. Auch sind die Zwillinge und Söhne des Wolfsgottes Mars, von der Wölfin genährt, sinnvoll mit dem gleichfalls wolfsgestaltigen und den Wolf im Namen tragenden Faunus oder Lupercus verbunden. Als Letztes ergibt sich, daß der Stadtname Roms ursprünglich am Palatin haftete. Die antike Überlieferung hätte auch in diesem Falle das Richtige bewahrt. Auf der anderen Seite stehen solche Gottheiten, die in den sabinischen Gemeinden der römischen Monti beheimatet waren. Hier ist Flora zu nennen. Ihr ältestes Heiligtum lag auf dem Quirinal, und dementsprechend rechnete sie Varro zu den sabinischen Gottheiten, deren Altäre angeblich Titus Tatius errichtet hatte. In der T a t begegnet Flora nur bei den Vettern der Sabiner, den Samniten und sabellischen Stämmen, sowie denUmbrern. Ihr Fest Fiuusasiais ( = Floralibus) und ihr N a m e (Fluusai kerriai — Florae Cereali) begegnen
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auf der samnitischen Inschrift von Agnone. Weitere inschriftliche Weihungen finden sich im südlichen Umbrien und am Oberlauf des Anio, ein nach Flora genannter Monat in Amiternum und bei den Vestinern von Furfo. Die Bewohner des Quirinal haben bei ihrer Einwanderung auf römischen Boden die Göttin mitgebracht. Bereits genannt wurde Quirinus. Seine Gleichsetzung mit Romulus geht nicht über das 1. vorchristliche Jahrhundert zurück. Wohin der Gott gehört, zeigt die Sprache. Wie der Name des Palatin und Palatium von Pales, so ist der des Quirinal von Quirinus abgeleitet. Und auf den Quirinal hat sich in Rom stets der Kult des Gottes beschränkt. Dort besaß er ein sacellum, das zu den ältesten der Stadt gerechnet wurde. Daneben erhob sich seit dem Jahre 293 ein ungleich reicherer, mit samnitischer Kriegsbeute ausgestatteter Tempel. Quirinus war Kriegsgott und, wie sich gezeigt hat, der Kriegsgott der quirinalischen Gemeinde. Mars besaß in ihr keinen Kult. Damit drängt sich die Vermutung auf, die Gemeinden, aus denen Rom erwuchs, hätten zwei verschiedene Gottheiten des Krieges besessen: die palatinische Mars und die quirinalische Quirinus. Dementsprechend war die Priesterschaft der Salii getrennt in die palatinischen und collinischen (nach dem Collis Quirinalis); wie jene sich dem Mars, so widmeten sich diese dem Quirinus. Beide Sodalitäten blieben auch nach Vereinigung der beiden Gemeinden bestehen; in dieser Zweiteilung erinnern sie an die zuvor besprochene der luperci. Ursprüngliche Trennung bestätigt sich noch in einem weiteren Fall. Der später noch zu besprechenden Trias Iupiter, Iuno und Minerva ging eine ältere voran, die neben Iupiter noch Mars und Quirinus in sich begriff. Neben dem höchsten Gott, in dessen Verehrung sich beide Gemeinden begegneten, standen die beiden Kriegsgötter, die ihnen jeweils eigentümlich waren. Noch ein Wort zum Namen des Mars. Es läßt sich zeigen, daß seine verschiedenen Formen: Mävors, Mars und auch
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Mämers, ursprünglich innerhalb des Lateinischen heimisch waren. Denn Märs ergab sich lautgesetzlich aus älterem Mävors, wie längst erkannt ist. Aber auch Mämers, später die oskische Bezeichnung des Gottes, -läßt sich nur aus dem Lateinischen verstehen. Das älteste römische Kultlied — gemeint ist das inschriftlich erhaltene Carmen Arvale — kennt noch die vokativische Anrufung als Marmar. Das zugrundeliegende Iterativkompositum mußte im Nominativ *Marts-marts lauten und sich lautgesetzlich zu *Mämars (vgl. cena aus kertsnä) und Mämers entwickeln. Wie zu Märs das Praenomen Märcus gebildet wurde (aus *Märt-cos), so zu Mämers ein entsprechendes Mämercus. Die hocharchaischen Inschriften von Örvieto und die gleichfalls nodi ins 6. Jahrhundert zurückgehenden einer stips votiva aus Veji haben ein ins Etruskische übernommene Mamarce erhalten. Hier erscheint das Praenomen noch in der Form, die der Vokalschwächung in der zweiten Silbe (verursacht durch den frühgeschichtlichen Anfangsakzent) vorausging. 5. Audi im Kalender zeichnet sich die Zweiheit ab, aus der Rom erwuchs. Einen dritten Bestandteil bilden solche Gottheiten, die schon sprachlich nach Etrurien führen: Volcanus, Saturnus, Diva Angerona und Furrina. Alle Stämme oder Stammesgruppen, die man bei der Gründung Roms vorfindet, kehren demnach innerhalb der ältesten Fest- und Götterordnung wieder. Es darf darum nicht wundernehmen, daß unter diesen ältesten Göttern Roms auch griechische sich finden. Volcanus verbirgt unter etruskischem Namen den griechischen Hephaistos. Über Liber und sein Verhältnis zu Dionysos und Eleutheros wurde gesprochen (oben 1, 13). Ceres deckt sich so vollständig mit Demeter, daß dieselbe Gottheit vorliegen muß. Auch im Kult stößt man auf ein griechenfreies Rom nicht mehr. Die Funde griechischer Keramik innerhalb der frühesten Schicht Roms besitzen im Kalender ihre Entsprechung.
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Abgerundet wurde das Bild durch die Ausgrabungen im Heraheiligtum an der Silarusmündung, unfern von Paestum. Sie zeigen, daß es bereits in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Mittelitalien eine Bildhauerschule gab, in deren Werken griechische Gottheit und griechischer Mythos gestalteten Ausdruck fand. Man war in der Lage, zusammenhängende Geschehnisse in der Abfolge der Metopenreliefs darzustellen. Die Stellung der Griechen war nie derart, daß sie Etrusker, Latiner, Römer oder andere mittelitalische Stämme zur Aufnahme fremder Götter hätten nötigen können. Übernahme griechischer Kulte geschah überall, wo man sie beobachten kann, freiwillig. Weder politische Macht noch wirtschaftliche Einflüsse erklären die frühe und tiefgehende Wirkung der Götter Griechenlands. Ihre überzeugende und bezwingende Kraft lag allein in ihnen selbst. Sie enthüllte den Italikern ein Sein, das ihnen bislang ganz oder teilweise verborgen geblieben w a r ; sie berührte eine geistige Wirklichkeit. Was man in Italien gesucht und allenfalls in dunklem Bild geschaut hatte, war bei den Griechen klar und faßlich herausgestellt. Indem man die griechische Prägung übernahm, wurde die Wirklichkeit solch göttlicher Mächte zu deutlichem Umriß erhoben. Darum lassen sich die Grenzen zwischen Eignem und Übernommenem, Italischem und Griechischem nicht immer deutlich ziehen. Bezeichnend ist die Grabung im heiligen Bezirk nördlich des Dioskurentempels von Agrigent. Archäologische Schichtenfolge verdeutlicht, daß die Verehrung sikulischer Erdgottheiten ohne Bruch in die von Demeter und Persephone überging. Was sich hier in der Tiefenschichtung zeigt, bestätigt sich an der geographischen Lagerung der Kultorte. Von den Demeterkulten Siziliens und Unteritaliens läßt sich bis nach Rom und Etrurien eine Kette gleichartiger Gottheiten verfolgen. Ceres und Flora bei Samniten, Latinern und in Rom, die kapuanische Damosia und die etruskisch-römische Anna Perenna sind da zu nennen. Neben Demeter tritt Kore, das göttliche „Mädchen", treten Libera und die „Tochter" (futrei ker-
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riiai, Dat. Sing.) im samnitischen Cereskult von Agnone. Dasselbe Verbreitungsgebiet besaß Dionysos in seinen griechischen und italischen Erscheinungsformen. Griechische Götter und griechischer Mythos kamen dementsprechend nicht auf direktem Weg nach Rom, wenigstens nicht zur Königszeit. Der Vermittlung durch die Etrusker wurde bereits gedacht und wird noch zu gedenken sein. Von den Elymern im Westen Siziliens, in Segeste und auf dem Eryx gelangte die Sage von Aineias nach Norden. Terrakotten aus Veji beweisen, daß sie um die Mitte des 5. Jahrhunderts in Südetrurien und wohl auch im benachbarten Rom Fuß gefaßt hatten. Odysseus ist schon in den Schlußversen der hesiodischen Theogonie mit Kirke zusammen am K a p Circeji angesetzt. Aber nach Rom kam er, wie die Namensform Ulixes zeigt, nicht durch das Epos, sondern auf dem Weg über die Illyrier. Dasselbe gilt f ü r Metabos oder Messapus, in dem die älteste Form Poseidons, als Hengstes und Gatten der Erdmutter, bewahrt ist. Überhaupt haben die Illyrier mancherlei Urtümliches erhalten: in der Totenmaske, die der mykenischen gleicht, und in der Form ihrer Grabhügel, in der Bauart ihrer Burgen und der Ornamentik ihrer Goldschmiedekunst. So weist innerhalb des ältesten Kalenders alles auf die vorklassische Götterwelt der Griechen. Volcanus-Hephaistos, Liber-Dionysos, Saturnus-Kronos, die Erdmutter in ihren verschiedenen Erscheinungsformen, Poseidon führen in eine Schicht, die den Olympiern der homerischen Dichtung vorausliegt. Audi im benachbarten Veji hat man, wie aritimi der hocharchaischen Weihinschriften zeigt, die vorhomerischkleinasiatische Göttin (1yd. artimus) noch gekannt. Dem illyrischen Heros Odysseus, nicht dem edlen Dulder des Epos zu begegnen, fügt sich diesem Bild. Innerhalb des einheimischen Götterkreises schließen sich Faunus als „Würger" und Wolf, Picus der Specht und Mars als Wolf und Stier dem an: auch sie zeigen noch die tierische Erscheinungsform. Polarität von Entstehen und Vergehen, Geburt und T o d begegnen bei der Erdmutter und bei den Laren; cht'honische Bezogenheit bei Sol und Iupiter. Erst 2
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eine spätere Zeit h a t diesen von allem, was in solche Richtung wies, befreit. Dieselbe Verhaftung mit der N a t u r , wie Tiergestalt und Erdverbundenheit sie bezeugen, f ü h r t zur Verehrung des Göttlichen an Quellen, Hainen u n d Höhlen. Auch die übernommenen Griechengötter fügen sich dem ein. Volcanus-Hephaistos w a r noch das feurige Element als solches; Ceres-Demeter ward als Stute dargestellt und Liber-Dionysos brachte im Frühjahr das Blühen der Erde, aber auch die Schwärme der Toten. Soweit erweist sich römische Religion als Bestandteil des alten Italien, als Glied einer Gesamtheit, die darüber hinaus die Ägäische Welt umfaßte. Doch nichts wäre verkehrter als anzunehmen, ursprünglich sei es in Rom ebenso gewesen wie anderen Orts auch. Sondern alles weist darauf hin, daß man von Anbeginn an schöpferischer war, daß man originaler gesehen u n d schärfer geprägt hat als die Nachbarn, die bedeutungslos geblieben sind. Auch die Wiederkehr gleicher Götter und gleicher Kultformen darf darüber nicht täuschen, daß zwischen Italien und Rom eine tiefe Verschiedenheit bestand: eine Verschiedenheit der geistigen Form. 6. Es hatte sich zuvor (oben 1, 51 f.) gezeigt: auf italischer wie auf römischer Seite offenbarten sich die Götter nicht als in sich ruhendes Sein, sondern in festumrissenen Akten. Sie waren Handelnde und Tätige, und das kam auch in der göttlichen Namengebung zum Ausdruck. Rom aber hob sich von Italien dadurch ab, daß es den zeitlosen göttlichen Akt auf einen bestimmten, einmaligen Zeitpunkt festlegte. Schon bei den Göttern des ältesten römischen Festkalenders trat die einmalig-geschichtliche Ausrichtung der römischen Gottesvorstellung hervor. Nicht nur von den Italikern, auch von den Griechen setzte sich Rom durch diese ihm eigentümliche Vorstellung ab. Das zeitlich festgelegte Geschehnis erhob sich dort zu einem Rang, der bisher unbekannt war. Die geschichtliche Gottesvorstellung Roms trat dem über- und außerzeitlichen Sein der Griechengötter als eigne Welt gegenüber.
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D i e Sonderstellung, die R o m d a m i t einnahm, beschränkte sich nicht auf die Gottesvorstellung. R o m hat sich selbst als eine einmalige u n d u n w i e d e r h o l b a r e S d i ö p f u n g begriffen und hat dieses Bewußtsein v o n A n f a n g a n in S a g e u n d E i n riebt j n g sich spiegeln lassen. D i e K ö n i g e , die über R o m s V o r g ä n g e r i n A l b a L o n g a herrschten, entstammten der Ü b e r l i e f e r u n g nach sämtlich Aineias' Geschlecht. K ö n i g t u m erbte sich innerhalb des gleichen S t a m m e s fort. I n R o m hingegen fehlte das durchgehende und einheitliche K ö n i g h a u s . U n d nicht einmal a n A l b a L o n g a s K ö n i g e wollte m a n a n k n ü p f e n u n d aus solcher V e r b i n d u n g einen Anspruch herleiten. R o m u l u s bedeutete vielmehr einen N e u b e g i n n , der m i t allem Nachdruck sich ausprägte. Seine M u t t e r gehörte z w a r dem albanischen K ö n i g h a u s e an. Aber als V e s t a l e verlor sie ihre U n b e r ü h r t heit, g a b sie sich dem G o t t hin. D i e Söhne, die diesem B u n d entsprossen, wurden auf Befehl des albanischen K ö n i g s ausgesetzt und damit aus der Gemeinschaft von H a u s u n d S t a d t ausgestoßen. Eine W ö l f i n z o g die Zwillinge R o m u l u s u n d R e m u s auf. W i e ihre Ziehmutter, so w a r e n sie beide W ö l f e und W a l d g ä n g e r , ins feindliche, unheimliche D r a u ß e n getrieben u n d aus jeder Gemeinschaft verwiesen. Sie waren ganz auf sich gestellt. Dementsprechend leitete R o m u l u s seinen Herrschaftsanspruch nicht v o n Aineias her, sondern aus eigner K r a f t baute er das neue Gemeinwesen auf, erw a r b er sich die Achtung seiner Genossen und damit seine Führerstellung. R o m selbst bildete der S a g e z u f o l g e eine G r ü n d u n g besonderer A r t . V o n keiner anderen S t a d t w a r R o m als K o l o n i e angelegt. Es vermochte ebensowenig wie sein G r ü n der eine reguläre A b k u n f t vorzuweisen. Albaner u n d L a tiner vermischt mit H i r t e n , die v o n f r ü h a u f R o m u l u s ' G e fährten gewesen waren, bildeten den ursprünglichen B e stand. D a z u traten Landflüchtige, Verbrecher und sonstige Ausgestoßene, Ebenbilder des ersten K ö n i g s , die sich in d e m Asyl auf dem K a p i t o l z u s a m m e n g e f u n d e n hatten. A u d i in der Folgezeit wollte kein R ö m e r als N a c h k o m m e der A l 2*
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baner oder auch als Latiner gelten. V o n aller Umgebung hielt man sich geschieden. Es war nur folgerichtig, daß mit diesem Gemeinwesen kein Nachbar etwas zu tun haben wollte. Selbst die Frauen mußten die Römer sich rauben. „Ihr Römer habt die V o l l endung des (latinischen) Staatswesens getrübt, indem ihr Etrusker aufnahmt und Sabiner, Landstreicher, H e r d l o s e und Fremdlinge in großer Z a h l . " So läßt ein antiker G e schichtsschreiber den Albaner Mettius Fufetius zum römischen K ö n i g sprechen. Auch R o m hatte sich durch eigne T a t und K r a f t durchgesetzt. Dadurch und durch seinen "Willen zu selbständiger Gemeinschaft hatte es sich geschaffen. Ohne Ahnen und ohne einheitlichen Stammescharakter w a r es nicht gewachsen, sondern gewollt. Einmal wird sogar gesagt, die Stadt sei auf fremdem, ihr ursprünglich nicht gehörigem Boden angelegt worden. M a n versteht, wie diese Äußerung gemeint w a r . Alles L a n d , über das R o m verfügte, sollte durch W a f f e n gewalt erworben sein. D a s galt nicht nur für die späteren Eroberungen: auch das Stück Boden, das Ursprung und H e i m a t bedeutete, hatte man sich auf gleiche "Weise zu eigen gemacht. "Wieder also die Anschauung, d a ß man nichts erwerbt, geschenkt oder von eines Anderen Gnaden empfangen habe. G a n z auf der eignen K r a f t glaubte dieses Staatswesen zu ruhen. Diese Anschauungen gingen in älteste Zeit zurück. D a s Alter der Aineiassage wurde zuvor betont. Ein kapitolinisches Asyl reichte in Roms A n f ä n g e zurück, möglicherweise bis ins 6. Jahrhundert. Schon die älteste römische Gesetzgebung, die um die Mitte des 5. Jahrhunderts geschaffenen Zwölftafeln, enthielt nichts mehr von einem Asylrecht. Ob das Asyl von A n f a n g mit dem Stadtgründer in Verbindung gebracht wurde, weiß man freilich nicht. Doch für diesen zeugt ein anderes D e n k m a l : die eherne Wölfin auf dem K a p i t o l . Als man sie gegen E n d e der Königszeit aufstellte, bestand in R o m bereits die Romulussage. W a s R o m s ersten K ö n i g gekennzeichnet hatte, hielt sich auch bei seinen Nachfolgern: das Fehlen jeder blutsmäßigen
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Bindung. Sie waren in keinem Fall Romulus' Nachkommen und Leibeserben, und sie gehörten ebensowenig einem durchgehenden und einheitlichen Geschlecht an. Teilweise entstammte sie nicht einmal Rom selbst. Derselbe Geschichtsschreiber, der Mettius Fufetius die zuvor angeführte Äußerung über Rom in den Mund legte, läßt diesen fortfahren: „Sogar eure Herrscher habt ihr euch aus der Fremde geholt, und audi euer Senat besteht rfteist aus Zuwanderern." Es sei von einer sprachlichen Beobachtung ausgegangen. Das germanische W o r t für den König hängt nach seinem Ursprung mit dem für das Geschlecht zusammen. Es gehört zum gleichen Stamme wie genus und yevos. Abstammung, Königsgeschlecht und königliches Geblüt bilden die bestimmenden Voraussetzungen. Anders der römische rex. Er bezeichnet den, der das Regiment führt. Dabei klingt die Ausdehnung dieses Regiments, der Machtbereich dieses Herrschertums mit: „Reich" ist von der gleichen Wurzel gebildet. Niemals jedoch wird nach der Abstammung gefragt, und dem entspricht ein Bild, das die römische Königssage bietet. Es ergab sich bereits: nirgendwo zeigt sich eine Spur, die auf Erbfolge oder Schätzung des königlichen Stammes als solchen hinweist. Eine Nachfolgeordnung läßt sich gleichfalls nicht erkennen. Alle Könige, außer Numa und Ancus, starben nach der Überlieferung eines gewaltsamen Todes Numa und der ältere Tarquinius waren nicht einmal gebürtige Römer. Dieser war aus Etrurien eingewandert, jenen hatte man sich von den Sabinern geholt. Servius T u l Iius war gebürtiger Sklave und Jungfernsohn, Ancus galt zwar als Numas Enkel, war aber kein Sproß aus Mannesstamm. Die einzige wirkliche Stammesfolge führte über Tarquinius Priscus zu Tarquinius Superbus. Aber mit Unterbrechung durch Servius Tullius und über eine Mordtat. Einhellig verdammte die Überlieferung den letzten Tarquinier als Tyrannen und bezeichnete seine Vertreibung als gerecht. Es ist ein einheitliches Bild, das nirgends durchbrochen wird: die Ausschließung jeder blutsmäßigen und geregelten
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Erbfolge innerhalb des Königtums. Dem entspricht das Gegenbild im göttlichen Bereich. Der König stellt sich zu Iupiter, dem höchsten Gott. Audi dieser war in ähnlicher Weise isoliert. Sowenig er einen göttlichen Vater besaß, sowenig hatte er eine Gattin oder Nachkommen. Die Vorstellung des Stammvatertums war ebenso von ihm geschieden wie die des Geschlechts. Diese Besonderheit des römischen Iupiterkults wird bei der Behandlung des kapitolinischen Kultes noch entgegentreten. Sie unterschied ihn von allen italischen Iupiterkulten. Nur mit dem römischen Königtum knüpfte sich ein einigendes Band. 7. Beziehung zwischen Himmelsgott und König beschränkt sich nicht auf den gemeinsamen Gegensatz zur Geschlechtsidee. Vielmehr erweist sich eine durchgängige Parallelität beider, und sie führt wieder zu einem geschlossenen und in sich sinnvollen Bild. Wieder gibt der älteste Festkalender Auskunft. Im Kult hat das Königtum, nachdem seine politische Rolle ausgespielt war, fortgelebt; der rex sacrificulus übernahm die Obliegenheiten des einstigen Herrschers. Die Mondphasen regelten die Amtshandlungen des Königs innerhalb des einzelnen Monats. Bei Beginn der ersten Phase begrüßte er das Erscheinen des Neumondes durch ein Opfer; bei Beginn der zweiten verkündete er die Feste, die sich über den Rest des Monats verteilten. Weiter trat der König bei dem Regifugium des 23. Februar hervor, das ihn im Namen trägt. Das Fest fiel, nach dem dreißigtägigen Mondmonat gerechnet, mit dem Beginn des letzten Mondviertels zusammen. Nur oblag dem König diesmal weder eine Begrüßung noch eine Verkündigung. Er vollzog das Dahingehen des verflossenen Jahres durch die Flucht vom Comitium in eigner Person: er lebte es. Hervorzuheben ist die Berührung mit dem Königtum der Etrusker. Denn diese begrüßten ihren Herrscher beim Eintritt eines jeden Mondviertels in der Öffentlichkeit und
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richteten bei diesem Anlaß an ihn Fragen über die schwebenden Staatsangelegenheiten. Wieder bestimmte sich das Auftreten des Königs durch den Mond, diesmal auch im politischen Bereich, nicht nur im Kult. Indessen führte die Stellung des römischen Königs über die des etruskischen hinaus. Die lateinische Bezeichnung des Monats (mensis) war ursprünglich eine solche des Mondes. Nach römischer Anschauung gliederte der Mond durch die Monate den Jahreslauf. Es war darum sinnvoll, daß der König das Jahresende durch ein Fluchtritual beging. Noch einen Schritt weiter und der König trat in Beziehung zum umfassenden Element des Himmels, in dessen Ordnung sich der Lauf der Zeiten offenbart. Im republikanischen Rom stellte der triumphierende Feldherr Iupiter Optimus Maximus in eigner Person dar. Das Viergespann leuchtend weißer Rosse entsprach dem Wagen des Himmels- und Sonnengottes, die mit goldenen Sternen bestickte Toga des Triumphators dem Himmelsund Sternenmantel, der Iupiter zukam. Die goldene Krone, die der Staatssklave über dem Haupt des Siegers hielt, entstammte dem Schatz des kapitolinischen Tempels. Auch das Adlerzepter war dem Triumphator mit Iupiter gemeinsam, wie denn der gesamte Triumphalornat als solcher des Gottes bezeichnet wird. In Nachahmung des Kultbildes im Tempel mußte sich der menschliche Vertreter Iupiters gar das Gesicht mit Mennig färben, und eben dies bestätigt, daß eine Gleichsetzung mit dem Gott gemeint war. Auf der anderen Seite wird ausdrücklich gesagt, Tracht des Triumphators sei die des römischen Königs gewesen. Dies läßt sich nur dahin deuten, daß vor dem Auftreten des Triumphators der König, nach Ausweis seiner Tracht, ein Abbild des Himmelsgottes war. Auch das war sinnvoll: himmlische Ordnung, die das Jahr des Königs regelte, stellte sich damit in ihm selbst gegenwärtig dar. Iupiter war nicht nur der leuchtende Tageshimmel zu eigen. Ihm waren auch die Ideen heilig, die Tage des Vollmondes, da das nächtliche Firmament am hellsten strahlt. Alles himmlische Leuchten gehörte dem Gott zu, der diese
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Eigenschaft im eignen N a m e n zum Ausdruck brachte. Ihm entspricht in Rom ein sakrales Königtum, dessen Form durch die Spiegelung kosmischer Vorgänge bestimmt war. Entscheidendes haben zu diesem Königtum die Etrusker beigesteuert. Von ihnen war die Bezeichnung der Vollmondtage als idus übernommen. Der Mond regelte auch die Amtshandlungen des etruskischen Königs, nicht nur des römischen. Etruskisch waren die Sitte des Triumphs und die Tracht des Triumphators. Andererseits tritt das Römische in der Erweiterung auf Jahreslauf und Himmelsordnung überhaupt hervor. Dies verbindet sich mit der Ablehnung der erblichen Nachfolge und eines durchgehenden Königsgeschlechtes, des königlichen Blutes. Auch darin zeigt sich etwas, was Rom und nur ihm eigen w a r : die besondere Idee, die im Bilde Iupiters zutage tritt. 2. Königtum und frühe Republik 1. Das Ende der Königszeit brachte eine entscheidende Änderung in den Beziehungen zwischen Latium und Rom. Dieses hatte sich seit langem eine Anzahl kleinerer Latinergemeinden einverleibt. Jetzt erlag auch der bisherige Vorort, Alba Longa, der jüngeren Nebenbuhlerin. Die Bevölkerung wurde an den Tiber verpflanzt. Rom ging daran, das Verhältnis zu den Latinern zu ordnen. Der Kult des Iupiter Latiaris und die dem Gott gefeierten feriae Latinae vereinigten insgesamt 47 Gemeinden, nicht nur latinische, sondern auch solche der Herniker und Volsker. Der Latiar bildete keine Fortsetzung eines älteren Kultes, denn seine Gründung erst durch Rom ist ausdrücklich bezeugt. Auch knüpfte er nicht an die Überlieferung von Alba Longa an, denn das neue Heiligtum lag auf dem Albanerberg, im Gebiet der Cabenses, während die Lage des einstigen latinischen Vorortes auf der "Westseite des Albanersees, an der Stelle des heutigen Castel Gandolfo, zu suchen ist.
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Erneut offenbart sich Roms Gestaltungskraft. Noch kleidete sie sich in kultische Formen: sie fand in der Leitung des alljährlichen gemeinlatinischen Festes ihren Ausdruck. Aber sie bot die Handhabe zu einer Ausgestaltung nach der politischen Seite hin. Erweitert und gestärkt trat Rom in das Kräftefeld der politischen Mächte, die seit der Mitte des 6. Jahrhunderts Italiens Geschicke bestimmten. Zunächst zeichnet sich das Umsichgreifen der Etrusker ab. Gleichzeitig mit der Besetzung der Poebene und dem Eindringen in Kampanien gelangten die Etrusker auch in Rom und Latium zur Macht. In den Sagen von Mastarna, von Caele und Aule Vibenna hat sich geschichtliche Kunde erhalten. Die etruskisdie Überlieferung kommt hier zu Hilfe. Ein geschichtlicher avile vipiiennas ist durch eine Weihinschrift aus Veji, der Mitte des 6. Jahrhunderts entstammend, bekannt. Die Fresken der Tomba François in Vulci zeigen die Kämpfe des Mastarna und des Caele Vibenna mit den Römern. Einer von diesen trägt den Tarquiniernamen: also war damals das etruskisdie Geschlecht aus der Nachbarstadt Tarquinii bereits auf den Thron gelangt. Von zwei Königen aus diesem Haus, Vater und Sohn, die, nach Unterbrechung durch Servius Tullius, aufeinander folgten, wußte die römische Überlieferung. Die Erbfolge eines Geschlechtes auf dem Thron war für Rom etwas Neues, und man hat diesen Verstoß gegen römische Anschauungen keineswegs hingenommen. Schätzung des blutmäßigen Zusammenhangs tritt auch sonst in den Maßnahmen der Tarquinier hervor. Sie ketteten durch verwandtschaftliche Bande das mächtige Haus der Mamilier in Tusculum an sich und errichteten in Gabii, Collatia, Signia und Circei tarquinische Sekundogenituren. All diese Maßnahmen suchten die Latiner enger an Rom zu fesseln. Erhöhtes Gewicht, das die führende Stadt unter etruskischem Königtum gewann, kam auch darin zum Ausdruck, daß man zur Gründung eines neuen Bundesheiligtums schritt. Der neue Mittelpunkt, ein Tempel der Diana auf dem Aventin, lag diesmal in Rom selbst. Er trat mit
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eignem Anspruch neben den Iupiter Latiaris auf dem Albanerberg. In den Ausgang des Jahrhunderts fällt auch der erste erhaltene Staatsvertrag. Mit ihm erscheint Karthago im Bereich römischer Politik. Polybios, der in griechischer Übersetzung den Text erhalten hat, setzt ihn ins erste Jahr der Republik (nach seiner Rechnung 508/7), und dieser Ansatz trifft das Richtige. Tarquinier und damit römische Könige überhaupt erscheinen im Vertragstext nidit mehr. Die Adelsherrschaft war an ihre Stelle getreten. Sturz des etruskischen Königshauses führte zu einem Rückgang von Roms äußerer Macht. Man hatte fortan die Etrusker zu Feinden. Porsennas Zug gegen die Stadt, der Untergang des damals mächtigsten Hauses der Fabier an der Cremera zeigen, wie schwer der Rückschlag auf Rom lastete. Erst der Verstoß des Tyrannen Aristodemos von Kyme und der Seesieg, den Hieron von Syrakus bei der gleichen Stadt über die Etrusker erfocht, sollten eine Erleichterung bringen. Audi Latium fiel jetzt von Rom ab. Acht Gemeinden, darunter Aricia und Tusculum, taten sich zu einem neuen Latinerbund zusammen. Man stellte eigne Bundesbeamten, Diktatoren, an die Spitze; man erhob den Anspruch, ganz Latium zu vertreten. Die neue Vereinigung war gegen Rom gerichtet. An Stelle des älteren Bundesheiligtums in Rom, des Dianatempels auf dem Aventin, schuf man sich jetzt einen außerrömischen Mittelpunkt im Hain der gleichen Gottheit, der unfern von Aricia am See von Nemi lag. Der Diktator, der diese Weihung vollzog, stammte aus Tusculum und war ein Verwandter der Tarquinier. Tusculum bildete überhaupt den Mittelpunkt aller Bestrebungen, die sich gegen Rom richteten. Hier waren die Tarquinier mit dem mächtigen Geschlecht der Mamilier verschwägert und fanden an ihm einen Rückhalt. Erst nach einem Krieg, der Roms Überlegenheit in Erinnerung brachte, kam es 493 zu neuem Latinervertrag.
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Auch im Inneren brachte etruskisches Königtum einen kräftigen Aufschwung. Zunächst wurde der Stadtumfang nochmals erweitert. Man ging daran, die sumpfige Niederung zwischen Palatin und Kapitol zu entwässern. Das freigelegte Forum wandelte sich zum Markt und Mittelpunkt für alle öffentlichen Angelegenheiten. Ineins damit bezog man den kapitolinischen Hügel ins Stadtganze ein: er wurde zur Burg und zur Stätte des größten Heiligtums. Auf dem Kapitol erhob sich jetzt der Tempel der göttlichen Dreiheit Iupiter, Iuno und Minerva. Wie das Königsgeschlecht, so entstammte auch diese Dreiheit dem Nachbarland jenseits des Tiber. Nach etruskischer Art war der Tempel gebaut, mit drei tiefen Zellen, die den Göttern zu eigen waren, und einer quergelagerten Vorhalle. Der Bau erhob sich auf hohem Podium, und an der Front führte zum eigentlichen Tempel eine breite Treppe hinauf. Die tönernen, farbig bemalten Kultbilder, den gleichfalls tönernen und farbigen Schmuck von Giebel und First schufen Etrusker aus dem benachbarten Veji. Als Meister wird Volca genannt, erster N a m e der italischen Kunstgeschichte. Die in Veji gefundene Statue Apollons und Reste zugehöriger Figuren, neuerdings die Gestalt einer schreitenden Göttin mit einem Kind auf dem Arm, haben Volcas Art wiedererstehen lassen. Der gleichfalls gefundene Torso eines Wagenlenkers aus Veji erlaubt, sich das gefeierte Werk des etruskischen Künstlers vorzustellen: Iupiter auf der Quadriga, den First des kapitolinischen Tempels krönend. Zusammen mit der kapitolinischen Dreiheit kamen weitere Götter aus Etrurien. Minerva entstammte dem stark etruskisierten Falerii; dort begegnet auch ein Doppelgänger des Mercurius. Beide Gottheiten erhielten in Rom Tempel, wieder von Etruskern und nach etruskischem Vorbild geschaffen. Der älteste Tempel derer, die unter S. Omobuono am Fuß des Kapitols gefunden wurden, mag derselben Zeit angehören.
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Tempelbauten wurden ergänzt durch einen umfangreichen Kult- und Festapparat. Die „Großen Spiele" beging man an der Stätte des späteren Circus Maximus, zwischen Palatin und Aventin, mit Pferderennen, Faustkämpfen und großartigen Aufzügen. Gleichzeitig erscheint die etruskische Sitte des Triumphs. Regelmäßig zog fortan der siegreiche Feldherr, mit dem Ornat des Iupiter Optimus Maximus angetan und auf einer von Schimmeln gezogenen Quadriga stehend, inmitten seiner Soldaten aufs Kapitol. Wie die Zirkusspiele, so galt nunmehr auch der Triumph als fester Bestandteil der kultischen Ordnung Roms. Freilich war der „tuskanische" Tempel weder seinem Ursprung noch seiner Verbreitung nach ausschließlich etruskisch. Wie beim griechischen Tempel, so ist auch dort das Megaronhaus mitteleuropäischer Herkunft Vorbild. Die Hausformen, die auf den Felsbildern der Val Camonica entgegentreten, tönerne Hausmodelle aus dem voretruskischen Bologna oder aus Satricum geben Vorstufen. Auch die Verbreitung des Tempels greift über Etrurien hinaus. In Ardea, Satricum und Minturnae, also in Latium bis zur kampanischen Grenze, läßt er sich feststellen. Dem entspricht die Verbreitung der tönernen Antefixe und Friese, die wiederum in Latium und darüber hinaus in ganz Kampanien und in Samnium begegnen. Audi für die neuen Götter und ihren Kult war das Etruskertum nur dem Schein nach gebender Teil. Schon die Sprache zeigt die Herkunft dessen an, was unter den Tarquiniern in Rom aufgenommen wurde. Die Etrusker haben die Rolle von Vermittlern gespielt. So kam yvcbpcov als gruma, öpi'ccußos als triumphus, Ganymedes und Acheron als Catamitus und Acheruns ins Lateinische. Ähnlich steht es mit den Göttern. Bereits innerhalb des ältesten Kalenders waren Hephaistos, Demeter, Kronos, Dionysos unter etruskischem oder lateinischem Namen begegnet. Jetzt folgten Artemis, Athena und Hermes, dazu die Dioskuren auf gleichem Wege nach. Wieder erhielten sie einheimische Namen. Artemis erscheint innerhalb des römischen Kultes als Diana, Athena als Minerva und Hermes als Mercurius.
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Die Dioskuren treten unter ihrem eignen Namen getrennt auf als Castor und'Pollux, und nur die ihnen zugeordnete Quellgöttin Iuturna, älter Diuturna, enthält in ihrem N a men den halbetruskischen der göttlichen Zwillinge. Auch die neuen Griediengötter wurden Rom durch die Etrusker vermittelt. Aber auf römischer Seite ließ man es sich an der bloßen Übernahme nicht genügen. W u r d e Artemis in Etrurien mit ihrem griechischen N a m e n bezeichnet, so in Rom und Latium mit einheimischer Neubildung als Diana. Hermes hieß bei den Etruskern turms, in Rom und Praeneste aber Mercurius, ähnlich in Falerii und Capua. Die Zeussöhne erscheinen in ganz Italien als solche: tinas clinar in Tarquinii stehen iovies pucles bei den Paelignern zur Seite, und ähnlich lautete ihr N a m e bei den Marsern. Die den Dioskuren verbundenen Iuturna enthält, wie angedeutet, älteres *diu&ur- als Bezeichnung der Dioskuren. Hingegen kannte der römische Castorkult keine Gleichstellung der Zwillinge. N u r Castor besaß göttliche Wesenheit, während Pollux Tempelgenosse blieb. Weder die Sohnesschaft zum Himmelsgott wurde herausgestellt noch das Bruderverhältnis -— eine Ablehnung der Blutsbande im göttlichen Bereich, die bereits begegnet war. Minerva endlich entstammte zwar dem stark etruskisierten Falerii. Aber der Name, der das Wesen der zugrunde liegenden Athena auszudrücken bestrebt war (Minerva aus *Menes-ua, zu pevos, mens), war faliskischer Prägung und damit dem Lateinischen engstens verwandt. Er wurde nicht nur in Rom übernommen: auch die Etrusker besaßen ihn bereits im 6. Jahrhundert als menerva, wie dies archaische Weihinschriften aus Falerii zeigen. Wichtiger als alles bisher Besprochene ist der grundsätzliche Wandel, den die Einführung von Artemis, Athena und Hermes in sich schloß. Erstmals begegnen in Rom Götter Homers, Olympier also, und bald sollte ihnen Apollon folgen. Die klassische Gottesidee der Griechen hielt in Rom ihren Einzug. Nicht zufällig berichtet die Überlieferung, der Ahnherr der Tarquinier, der Bakiade Demaratos aus Korinth, sei Grieche gewesen. Lag die ge-
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schichtliche Bedeutung der Etrusker in ihrer Kulturvermittlung, so haben die Tarquinier darin einen Höhepunkt bedeutet. 3. Solange es römischer Religion noch erlaubt war, die G o t t heit sich in elementarer oder tierischer F o r m vorzustellen, blieb N a t u r die bestimmende Vorstellung. Tierische E r scheinung und Verehrung in Hainen und an Quellen, in Grotten und auf H ö h e n gehörten nicht nur zeitlich, sondern auch wesenhaft Zusammen. Es w a r das Ungestaltete in der. N a t u r , ihr Grenzenloses und Fließendes, dem der Mensch sich einordnete und darin er aufging. D i e Einführung des menschlich gestalteten Kultbildes und eines dem Gott gehörigen H a u s e s besagen, daß man von der N a t u r als selbstverständlicher N o r m abrückt. An ihre Stelle tritt der Mensch und eine von ihm gestaltete O r d nung. Auf den durch die Plastik geformten Menschenkörper beschränkt, wird das Bild des Gottes in einem Heiligtum aufbewahrt, das auch seinerseits nicht in die N a t u r gestellt ist (wie etwa ein H a i n oder eine Grotte), sondern sich nach eignen architektonischen Gesetzen aufbaut. Seitdem die ideale menschliche Gestalt zur alleinigen F o r m geworden war, die zur Darstellung des Göttlichen taugte, war an die Stelle der N a t u r der Geist getreten. Denn diese Gestalt w a r nicht gegeben, sondern geschaffen. D e r griechische Gedanke einer Autonomie der Kunst gegenüber der scheinhaften und unvollkommenen Wirklichkeit, der sich darin äußert, weist über sich hinaus auf ein neues B i l d der göttlichen Wesenheit selbst. Auch sie gründet sich nicht mehr auf N a t u r , sondern auf den Geist. Hinter der äußeren N e u f o r m u n g des Kults erscheint eine innere, in der sich die Wende in der Gottesvorstellung selbst ankündigt. D i e Apollostatue aus Veji läßt sich mit der belvederischen nicht ohne weiteres vergleichen. Wer Windselmanns Begeisterung auch in dem, w a s ihm Religion w a r , zu folgen vermag, wird bei der etruskischen Schöpfung manches vermissen. Jenes Hereintreten aus einer anderen Welt, die göttliche Leichtigkeit der Glieder ( „ Z o r n schnaubt aus
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seiner Nase und eine fröhliche Verachtung wohnt auf seinen Lippen") sind auch in griechischer Kunst nur einmal gestaltet worden. Aber wer in dem Werk des Etruskers Kraft und adelige Männlichkeit sucht, wird nicht enttäuscht bleiben. In dem übermächtigen, sieghaften Einherschreiten des Gottes mag er einen Abglanz der apollinischen Erhabenheit spüren. Es ist bereits die göttliche Gestalt, die Homer und der Dichter des delischen Apollonhymnus erschaut haben: der AIR|V ÖT&CTÖCCAOS, der mit seinem Bogen selbst die Olympischen aufschreckt. Innerhalb der griechischen Religionsgeschichte bedeuten Homers Götter nichts Ursprüngliches. Ihnen geht eine andere Schicht vorauf, deren göttliche Wesenheiten meist der Erde und der Doppelheit ihres Wirkungsbereiches angehören: dem Gebären des Lebenden und dem Bergen des Abgeschiedenen und Toten. Es war ein Reich, dessen Mitte das Mütterliche einnahm: die Erdgöttin in ihren verschiedenen Erscheinungsweisen. Von der Heiligkeit der durch sie gesetzten Ordnung aus gestaltet sich das gesamte menschliche Dasein. In dieser Welt fehlte das Männliche keineswegs, doch nahm es eine nachgeordnete Stellung ein. Stärker als in der Folgezeit ist an ihm das Zeugungskräftige herausgestellt: es bedeutete nicht Gleichstellung, sondern nur bloße Ergänzung gegenüber den mütterlichen Gewalten. Diesem Vorstellungskreis entstammten die griechischen Gottheiten, die innerhalb des ältesten Festkalenders begegnen. Neben der Erdmutter erscheinen Hephaistos und Dionysos als Volcanus und Liber, der göttliche Herrscher der vorhomerischen Welt, Kronos, als Saturnus. Dagegen hatte sich keiner der Götter Homers beobachten lassen. Erst mit dem Ausgang des 6. Jahrhunderts wurden sie in Rom übernommen. Jene beiden Epochen, in die ältere griechische Religionsgeschichte sich scheidet, finden auf römischer Seite ihr Gegenbild. Homers Religion hat den Gottheiten der älteren Zeit Rang und Würde, die ihnen gebührte, belassen. Nur bedeuten sie fortan nicht mehr einzige und gleichsam selbstverständliche Form, darin sich das Göttliche offenbart. Uber
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ihnen tat sich ein neuer Bereich auf. Er hatte sich von jeder Gebundenheit an die Erde, von jeder Verhaftung mit der Welt des Elementaren gelöst. Überwiegen des Weiblichen ist beseitigt: die neuen Götter sind männlichen Geschlechts oder vertreten mit Entschiedenheit die Vorherrschaft des männlichen Geistes. Sie verkörpern nichts stofflich Begrenztes, und sei es auch die Heiligkeit der Erde oder des Feuers, die Quellen oder die Tiefe des Meeres, sondern stets eine geistige Ganzheit. Sie beziehen sich auf den gesamten Umkreis des menschlichen Das.eins, und ihre Grenze liegt allein in ihrer geistigen Form. Anders ausgedrückt: das Ganze solchen Daseins wird in ihnen als von einer jeweils bestimmten Mitte aus gesehen. Jeder Gott besitzt seine besondere Seinsweise und eine nur ihm gehörige Gestalt. So offenbaren sich in Apollon Distanz und Erhabenheit, edle Haltung und Ebenmaß; in Athena Einsicht und kluge T a t k r a f t ; in Aphrodite X^pi?, die bezaubert u n d zum Entzücken hinreißt; in Artemis Ferne und wildes, unberührtes Draußen, aber zugleich Lust und Sprödigkeit des jungfräulichen Weibes. In Hermes endlich haben Nacht und Dunkel mit ihren überraschenden und zauberischen Gewalten, Irreführung u n d glückliches Gelingen, Verlockung und Beruhigung Ausdruck gefunden. Diese Götter treten in Rom ungefähr gleichzeitig auf. Bei Apollon ist freilich zu sagen, daß er seinen Tempel erst im späteren 5. Jahrhundert erhielt. Aber ein Apollinar auf den flaminischen Wiesen ist bereits um den Jahrhundert beginn bezeugt. Venus als Aphrodite und Stammutter dei Aineiaden erhielt zunächst keinen stadtrömischen Tempel, aber ihre Heiligtümer in Roms Nachbarschaft wandelten sich frühzeitig zu Staatskulten. Von vornherein hat das damalige Rom die klassischen Götter der Griechen in ihrer ganzen Breite erfaßt. AthenaMinerva w a r nicht, wie man gemeint hat, nur H a n d w e r k e r göttin, Hermes-Mercurius nur Handelsgott. Sondern wie sie sich von Anfang an nach allen Seiten — als Stadtherrin, im Krieg, in der Verbindung mit dem Pferd, in Kunstfertigkeit aller Art — auswirkte, und gerade in der sie kennzeichnen-
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den Seinsweise, so war auch Hermes-Mercurius göttlicher Ausdruck des Gelingens überhaupt. Die Stärke und Tiefe, mit der Rom diese Gestalten erfaßte, zeigt sich darin, daß es dann und wann zu eigner und sinnvoller Neugestaltung schritt. "Was im griechischen Vorbild nur angelegt war, wußte man zu voller Entfaltung zu bringen. D a f ü r sei ein Beispiel genannt. Bei Diana, zumal in ihrem Kult auf dem Aventin, zeigt sich Verbindung mit der Sklavenschaft. Sie berührt sich darin mit Artemis, und solche Übereinstimmung bildet neben anderen ein Zeugnis dafür, daß es sich um dieselbe Gottheit handelt. Demgegenüber wurde der Einwand erhoben, der Zusammenhang mit den Sklaven sei f ü r Diana nicht bezeichnender als f ü r andere Götter auch. Gewiß mögen viele Gottheiten in Verbindung mit den Unfreien gestanden haben. Doch nicht darum geht es, daß sie es getan, sondern wie sie es getan haben. Ist doch im Kult Dianas der Sklave nicht (wie es an sich möglich wäre) Angehöriger des Hauses und Glied der familia, sondern er wird umgekehrt als der „Fremde" verstanden. Damit wird für Diana die Verbindung mit dem Sklaven Ausdruck ihres eigensten Wesens. Denn die Fremden gehören zu ihr als Göttin des Draußen und der Ferne. Indem bei Diana dieser Sachverhalt sich ausprägt, wird ein rechtes Verständnis der zugrunde liegenden Vorstellung bei Artemis erst ermöglicht. Ineins damit muß die bisherige Auffassung sich in einem zweiten Punkt berichtigen lassen. Ihr zufolge lag die Einheit der großen griechischen Göttergestalten nicht in einmaliger Schöpfung und daraus entspringender gestaltmäßiger Geschlossenheit. Vielmehr sei durch den Wandel der geschichtlichen Lage, durch ein Mehr von Erfahrungen, die seine Verehrer durchmachten, das Wachstum des Gottes bedingt. Weit entfernt, eine Schöpfung von eigner, also religiöser Art darzustellen, bilde er eher ein Spiegelbild der geschichtlichen Schicksale des Volkes, bei dem er beheimatet sei. Rom zeigt, daß das Gegenteil der Fall war. Jene Götter, deren Wesen sich angeblich nur aus ihrer geschichtlichen 3 A l t h e i m ,
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Entwicklung begreifen ließ und die zunächst für einen örtlich und zeitlich begrenzten Wirkungskreis konzipiert wurden, haben es gleichwohl vermocht, sich über diesen hinaus Geltung zu verschaffen. Mehr noch: nicht als Erzeugnis geschichtlicher Zufälligkeiten haben sie gewirkt, sondern als Gestalten von innerer Geschlossenheit und Wahrheit. Weil sie nach ihrem Seinsgehalt sich einprägten, als W i r k lichkeiten des religiösen Bereiches (wie sie es immer und auch heute noch tun), haben sie die Kraft besessen, sich Italien und Rom (und nicht nur sie) zu erobern. Gleich der Kunst und ihrer Gestaltung der idealen menschlichen Gestalt ist hier an eine Wahrheit gerührt, und solche allein ließ den Siegeszug der neuen Gestaltung sich vollenden. Rom verhilft dazu, griechische Gottesvorstellung nach ihrer Größe und. geschichtlichen Bedeutung zu verstehen. Übernahme der homerischen Götter wird zu einem V o r gang, der beiden Teilen gleichermaßen zur Ehre gereicht: dem griechischen Schöpfer, der jene Wesenheit geschaut, und dem Römer, der sie alsbald in ihrer Tragweite begriffen hat. 4.
Für ein Volk, das Griechentum in solcher Tiefe begriff, mußte es nur ein Schritt sein, die bisherige Führung durch das Etruskertum und dessen kulturelle Mittlerstellung zu beseitigen und statt dessen griechisches Gut aus erster Hand zu übernehmen. Unter dem letzten Tarquinier sollen die sibyllinischen Sprüche nach Rom gelangt sein. In griechischer Sprache und griechischem Versmaß abgefaßt, kamen sie als fertiges Buch vom kampanischen Kyme nach Rom. In Rollenform aufgezeichnet, waren sie ein literarisches Werk, und waren sie mehr. Sie wurden in Notzeiten befragt und ausgelegt; als heiligen Schatz bewahrte man sie im kapitolinischen Tempel. Zur Befragung der zukunftweisenden Sprüche bestand ein eignes Kollegium, die II viri sacris faciundis. Ihre Zahl sollte sich später von zwei auf zehn und fünfzehn erhöhen. Der Einführung griechischer Sibyllinen entsprach, wenn sich auch in der gleichzeitigen römischen Kultdichtung Ein-
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fluß griechischer Vorbilder abzeichnete. Das inschriftlich erhaltene Lied der fratres Arvales, der Genossenschaft römischer Ackerbrüder, hat man geradezu als carmen Graecarticum bezeichnet. Das gilt nicht nur von Aufbau und innerer Formgebung, sondern auch von der äußern. Das Versmaß des Liedes, Vorform des späteren Saturnier, zeigt noch die Entstehung aus zwei lyrischen Kurzversen ionisch-attischer Herkunft. Auch im Tempelbau offenbart sich ein Hinwenden zum originalen griechischen Vorbild. Das Heiligtum der Mater Matuta in Satricum, zwischen Antium und Rom, zeigt über einer Celia etruskischer Bauart und einem weiteren Bau, der in die Mitte des 6. Jahrhunderts fiel, einen dritten, den man bereits als griechischen Tempel bezeichnen darf. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts entstanden, erhob er sich nicht auf einem Podium, sondern auf Stufen und war von einer Säulenhalle umgeben. Nur der etruskisch-ionische Fries aus Tonplatten fügte sich noch nicht dem dorischen Bau ein. Ein Schritt weiter, und die Neuerung erreichte Rom. Im Jahre 496 wurde, erstmalig auf Anweisung der Sibyllinen, der Dreiheit Ceres, Liber und Libera ein Tempel gelobt und drei Jahre später auf dem Aventin geweiht. Der Bau selbst zeigte noch die etruskische Anlage von einst. Aber das Innere war von zwei griechischen Meistern, zugleich Malern und Bildhauern, ausgestattet. Eine griechische Inschrift in Versen bekundete, daß zur Rechten Damophilos, zur Linken Gorgasos gearbeitet habe. Die neue aventinische Dreiheit bildete das chthonische Gegenstück zur himmlischen: zu Iupiter, Iuno und Minerva auf dem Kapitol. Aber im Gegensatz zu dieser war sie nicht etruskischer Herkunft. Hinter den drei Gottheiten verbargen sich Demeter, Dionysos und Kore. Herkunftsort w a r Kyme, von wo aus auch die Sibyllinen nach Rom gelangt waren; der Friedhof der dionysischen Mysten ist in der kampanischen Griechenstadt wiedergefunden worden. Dem entspricht, daß auch der aventinische Kult, nach Ciceros ausdrücklichem Zeugnis, Mysteriencharakter besaß. 3*
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Und daß man sich die Priesterinnen aus Kampanien und aus dem griechischen Unteritalien holte. Wie man mit der Vertreibung des letzten Tarquiniers die Fesseln politischer Vormundschaft abgestreift hatte, so geschah es jetzt im Bereich von Religion und Kunst. Erneut wünschte man die unmittelbare Verbindung zur griechischen Welt. Übernahme der homerischen Götter unter den etruskischen Königen hat sich als einheitliche und überlegte Tat erwiesen. Mit der aventinischen Dreiheit begann eine neue Art, sich griechische Götter anzueignen. Hungersnot, als prodigium und damit als Störung des gedeihlichen Einvernehmens mit den Göttern gefaßt, führte zur Befragung der Sibyllinen. Sie rieten zur Aufnahme von Demeter, Dionysos und Kore. Nicht Planung und freier menschlicher Entschluß stand hinter der Neuerung, sondern die bindende Kraft des göttlichen Geheißes, das sich im sibyllinischen Spruch kundtat. Eine große Zahl griechischer Götter und Kulte sollte fortan auf gleichem Wege Eingang finden. Jener Grundzug römischer Religion, wonach die Götter führen, die Menschen aber ihren Winken und Hinweisen zu gehorchen haben, ist im Jahre 496 erstmalig hervorgetreten. Als letztes ist zu sagen, daß die Dreiheit auf dem Aventin den sakralen Mittelpunkt der Plebs bildete. Das Datum der Erbauung fällt mit den Jahren zusammen, da diese erstmalig politisch hervortrat. Im Tempel befanden sich Kasse und Archiv; die Vorsteher des Heiligtums, die Aedilen, begegnen neben den Tribunen von Anfang an als plebeisdie Magistratur. Denn überall stand die Erdmutter, mochte sie Ceres oder Tellus, Anna Perenna oder Demeter Epidamos und Damosia heißen, in engster Beziehung zu Plebs und Demos. Es fügt sich dem Wesen der chthonischen Götter, daß die Plebs sich als Schwurbund zusammenschloß. Durch gemeinsamen Eid wurden die Vertreter des Standes, die Volkstribunen, als sacrosancti erklärt. Wer sich an ihnen vergriff, galt als verflucht und vogelfrei; seine Habe verfiel
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der Ceres. Die Schwurgemeinschaft, darin sich die Plebs in der Form einer lex sacrata einte, besaß eine weite Verbreitung im alten Italien. Sie diente dazu, eine untereinander verbundene, zu allem bereite Heerschar zu schaffen. Nicht nur in Rom, auch bei den Samniten von C a p u a zielte sie auf Ständekampf und Bürgerkrieg ab. Vergleich der römischen und italischen lex sacrata zeigt indessen neben Übereinstimmungen starke Verschiedenheiten. Auf italischer Seite waren solche Gemeinschaften von kurzer Dauer; alles war auf einen einmaligen und begrenzten Zweck abgestellt. Bei der römischen Plebs hingegen gewann die lex sacrata Dauer. Es ging ihr um Befestigung und Uberführung in den bestehenden Staat. In C a p u a hatten die samnitischen Neubürger, in solcher Eidgenossenschaft vereint, die etruskischen Herren der Stadt ausgemordet und dadurch die Gewalt an sich gerissen. In Rom trat an die Stelle blutiger T a t das Hineinwachsen in eine umfassende Ordnung. So geschah es, daß der Gesamteid der Gemeinde den plebeischen Sondereid ersetzte: in der Nennung des kapitolinischen Iupiter neben Ceres fand dieser Wandel religiösen Ausdruck. 5. Betonte Eigenform, die das römische Verhalten bei der Einrichtung der aventinischen Dreiheit kennzeichnet, zeigt sich auch sonst. Noch einmal muß in diesem Zusammenhang des Iupiter Optimus Maximus, des eigentlichen Staatsgottes, gedacht werden. Die Möglichkeit früher römischer Jahresaufzeichnungen in R o m läßt sich kaum bestreiten. In erster Linie dürfen die Konsularfasten genannt werden. Eine Liste der eponymen Jahresbeamten war hier so unentbehrlich wie anderswo. D a ß daran sich kurze annalistische Angaben schlössen, darf nach allem, was man über die Anfänge antiker Geschichtsschreibung weiß, vermuten. In der T a t hebt sich schon früh ein gesicherter Bestand an Nachrichten heraus: Tempelgründungen, die mit dem Ende des 6. Jahrhunderts beginnen. Auf den kapitolinischen Tempel wird sogleich zurückzukommen sein. Für den Apollos auf den
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flaminischen Wiesen, 433 nach der Überlieferung anläßlich einer Pest gelobt, 431 geweiht, gibt das Auftreten derselben Seuche im Osten des Mittelmeers die Bestätigung. Die Daten der Heiligtümer Mercurius' (495 geweiht) und Castors (499 gelobt, 484 geweiht) stimmen mit allem, was man über die Kulte dieser Götter in Roms Nachbarschaft weiß, überein, so daß auch sie als gesichert gelten müssen. Zwei um die "Wende des 6. zum 5. Jahrhundert erbaute Tempel von Ardea, von denen mindestens einer den Diaskuren gehörte, bilden die Gegenstücke. Überdies gleicht der älteste Teil des Castortempels am Forum nach seiner baulichen Technik derart dem archaischen Iupitertempel auf dem Kapitol, daß auch da sich eine Bestätigung ergibt. Diese Daten entstammten, so darf' man annehmen, den Aufzeichnungen der Pontifices, für die Tempelgründungen im Vordergrund stehen mußten. Daneben konnten sich Jahresangaben auf den Weihinschriften der Tempel erhalten. Den Namen des weihenden Magistrats, des Konsuls M. Horatius, soll Iupiters Heiligtum auf dem Kapitol getragen haben. Auch heißt es, daß dieses 204 Jahre vor der Einweihung der aedes Concordiae durch den Aedil Cn. Flavius 304 dediziert worden sei. Das Jahr des kapitolinischen Tempels galt gleichzeitig als Beginn der Republik. Vermutungen, wie es dazu kam, können hier beiseite bleiben. In jedem Fall läßt sich feststellen, daß 508/7 nicht nur das erste erhaltene Datum einer Tempelweihung, sondern auch den Beginn einer Liste des eponymen Magistrats bildete. Beides ergänzt sidi gegenseitig: das sogenannte erste Jahr der Republik war nichts anderes als der Anfang geschichtlicher Aufzeichnungen. Das Neue gegenüber der Königszeit ist nicht zu übersehen. Weder das Gründungsjahr der verschiedenen, angeblich von Servius Tullius gestifteten Fortunatempel noch das der aventinischen Diana wurden festgehalten. Auch der Triumph war mit dem kapitolinischen Tempel verbunden. Dieser war Ziel und Endpunkt des feierlichen Aufzugs. Die späteren Triumphalfasten sind aus Aufzeichnungen hervorgegangen, die die Niederlegung des Lor-
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beers vor dem Iupiterbild notierten. Sie waren eine Liste der Begehungen und Weihungen, die dem Gott galten. Erst nachträglich wurden Triumphalfasten zum geschichtlichen Denkmal gestaltet. Wieder stößt man auf ein kräftiges und freies Sichregen römischen Wesens. Das neue Geschichtsbewußtsein spiegelte sich notwendig auch im Bild des höchsten Staatsgottes. Iupiter hatte ursprünglich gleich dem vorhomerischen Zeus an den Bereichen der Unterirdischen ebenso Anteil wie am Leben im Licht, an den Toten ebenso wie an Himmel und Sonne. Jetzt wurde eine Reinigung der Gottesvorstellung vollzogen. Die chthonischen Züge, aber auch was zum Bereich von Geschlecht und Familie gehörte, endlich die bunten und vielgestaltigen Ereignisse, die der Mythos mit dem höchsten Gott verknüpft hatte — alles wurde ausgeschieden. Dieser Iupiter war ohne Gattin und Schwester, ohne Vorfahren und Nachkommenschaft. Als reiner Himmelsgott brachte er die allen Geschlechtern, Unterabteilungen, Ständen und Parteien der Bürgerschaft übergeordnete Idee schicksalhafter Zusammengehörigkeit zum Ausdruck: er wurde zur göttlichen Verkörperung der Staatsidee. U n d nicht in Vorzeit und Mythos, sondern in Geschichte hatte sich Iupiter fortan zu offenbaren. Darum gehörten Iupiter und Fatum zusammen, und in den fata lovis drückte sich solche Verbindung aus. Schicksalsmäßiges Ineinander von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fiel zusammen mit der Geschichte des Römervolkes, die in ununterbrochener Zielstrebigkeit ihrer Bestimmung entgegenschritt. 6. Für den vergleichenden Blick fallen Iupiter Optimus Maximus und die Einrichtung seines Staatskults auf dem Kapitol in eine Zeit, darin eine Reihe religiöser Schöpfungen verwandter Art das Lidit erblickten. Das 6. Jahrhundert bis herab zu seinem Ausgang zeigt überall ein Sprossen, dem wenig in der Geschichte der Religionen zu vergleichen ist. Es wird sich zeigen, daß nicht nur der zeitliche Zusammenfall, sondern auch innere Einheit alle Erscheinungen verbindet.
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Begonnen sei m i t dem P r o p h e t e n , der an den U f e r n des O x o s a u f t r a t und der bis v o r k u r z e m in einer geschichtsf e r n e n W e l t zu stehen schien. N o c h v o r w e n i g e n J a h r e n schwankten die Schätzungen zwischen 1 0 0 0 u n d 6 0 0 v. C h r . Z a r a t h u s t r a stand an der G r e n z e v o n Geschichte u n d V o r geschichte oder, w e n n m a n w i l l , an der zwischen G e schichte u n d M y t h o s . D o c h es geschah das U n e r w a r t e t e , d a ß sein „Erscheinen" sich a u f das J a h r 5 6 9 festlegen l i e ß . Dieses „Erscheinen" bezeichnete die erste O f f e n b a r u n g , die Z a r a t h u s t r a zuteil wurde. S i e fiel v o r K y r o s ' Reichsgründung, und d a z u s t i m m t , d a ß in des P r o p h e t e n H i n t e r lassenschaft nirgends eine S p u r der achaimenidischen H e r r schaft begegnet. Z a r a t h u s t r a setzt den Z u s t a n d voraus, der der Einverleibung O s t i r a n s durch K y r o s v o r a u s g i n g . D a m i t ist eine geschichtliche E i n o r d n u n g ermöglicht. Z a r a t h u s t r a w a r j ü n g e r e r Zeitgenosse des J e r e m i a v o n A n a t o t h , ä l t e r e r des D e u t e r o j e s a j a . E r steht zeitlich i n m i t t e n der M ä n n e r , die den H ö h e p u n k t jüdischen P r o p h e tentums v e r k ö r p e r n . D a s Z u s a m m e n t r e f f e n ist bedeutungsv o l l : P r o p h e t i e in O s t i r a n u n d P r o p h e t i e in J u d a bilden T e i l e einer geschichtlichen Erscheinung. Auch im b e n a c h b a r ten Indien ist B u d d h a ein j ü n g e r e r Zeitgenosse Z a r a t h u stras, und in C h i n a f ä l l t K o n f u z i u s ' A u f t r e t e n , vielleicht das Lao-dse, in dieselben J a h r e . I n G r i e c h e n l a n d bietet sich als gleichzeitiges Ereignis das A u f t r e t e n der älteren V o r s o k r a t i k e r an. Zeitlicher Z u s a m m e n f a l l ist selten bedeutungslos. E i n e H ä u f u n g v o n Gleichzeitigkeiten, g r o ß e N a m e n in sich b e greifend, bezeugt, d a ß m a n in einer Epoche schöpferischer Entscheidungen steht. U n z u r e i c h e n d e K e n n t n i s des G e schichtlichen u n d rasche V e r a l l g e m e i n e r u n g h a b e n dazu gef ü h r t , von einer geistigen „ A c h s e n z e i t " zu sprechen. M a n d a r f sie u n d die B e g r ü n d u n g , die m a n ihr gegeben hat, b e i seite lassen. D e r geistige Z u s a m m e n h a n g dessen, was m i t dem zuvor aufgerufenen N a m e n angedeutet wurde, ergibt sich von selbst. D e n n allen ist gemeinsam, d a ß sie im G e g e n s a t z z u r vorausgehenden Z e i t g r o ß e r Religionsschöpfungen stehen.
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Nach der Jahrtausendwende, als die Völkerverschiebungen der voraufliegenden Jahrhunderte abgeschlossen waren, erwuchsen Götterwelten und umfassende Ordnungen, die in Mythos und Kult, in Epos und H y m n i k Ausdruck fanden. Die Götter des homerischen Epos und die der Veden; das Pandämonium der Schang- und der frühen Dschou-Zeit, ihre Schamanen und O r a k e l ; die Jahwereligion unter D a v i d und S a l o m o n ; die üppig wuchernde Mythologie von R a s Schamra; schließlich die Fülle dessen, was auf den Felsbildern in Bohuslän und ö s t e r g ö t l a n d , in der V a l C a m o nica sich entfaltet — alles das kündet von dem Blühen einer Welt, die auch für die Folgezeit ihre Bedeutung nicht verlieren sollte. U n d doch ist der Gegensatz da. Keiner von ihnen — weder der Deuterojesaja noch B u d d h a , weder K o n f u z i u s noch die Vorsokratiker — leugnet das Dasein dieser Götter. Aber sie wünschen die Vorstellungen, die sich mit diesen verbinden, zu vertiefen und zu reinigen. Es waren leichthin lebende Götter, wie H o m e r sagt. D a s galt für die Olympier wie f ü r alle, die in den Veden angerufen werden. Genuß eines himmlischen Daseins, das menschlichen Bereichen entrückt ist; Verehrung und reichliche Opferspenden; die Liebe sterblicher Frauen; G l a n z und Schönheit einer ewigen Gegenwart; Bilderwelt des gestaltungsfreudigen Mythos — alles schien unverlierbarer Besitz. Aber die Denker, die das Gesicht des 6. Jahrhunderts prägten, waren nicht gewillt, dergleichen hinzunehmen. Sie wünschten an die Stelle des göttlichen Spiels den Ernst zu setzen. W a r es bisher so gewesen, daß jene Welt durch G l a n z und Glückseligkeit ihres Daseins sich auswies, so suchte man jetzt eine Rechtfertigung, und dieses Verlangen machte vor den Göttern nicht halt. D i e Kennzeichen der neuen H a l t u n g hießen: Entmythisierung der göttlichen Welt, philosophisch gereinigte Gotteserkenntnis, Gründung im Sittlichen und begriffliche K l a r heit an Stelle des Bildes. D i e Zuordnung zum rational gefaßten Staatsganzen und die Wirkung des Göttlichen in der Geschichte kamen als weitere Merkmale hinzu. Sie traten nicht immer in gleichem U m f a n g und in gleicher In-
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tensität hervor. Aber im Grundsätzlichen ist die H a l t u n g überall zu greifen: die philosophische Gotteserkenntnis bei Griechen u n d Indern, die sittliche Forderung bei den Juden und bei Konfuzius, die staatliche Zuordnung und das Geschichtliche bei ihnen beiden. Hier ordnet sich Rom ein. Iupiter Optimus Maximus ist das zu begrifflicher Klarheit erhobene Prinzip des Staates und als solches über jede Bindung an ein Geschlecht hinausgehoben, auch an das eigne Geschlecht. Er besitzt weder Gattin noch Nachkommen: Iuno und Minerva, die ihm auf dem Kapitol zur Seite stehen, sind nicht seine Anverwandten, sondern bloße Kultgenossinnen. Fehlt Iupiter demzufolge der Mythos, so ist er dafür der Geschichte zugeordnet. Sein göttlicher „Spruch" (fatum) vollzieht sich im geschichtlichen Werden, das Rom aus kleinen Anfängen zur Weltherrschaft führt. Staat und Geschichte vereinigen sich zu gemeinsamer Vorstellung, und diese gründet sich auf eine göttliche Gestalt, die Rom als Idee darstellt. 3. Untergang der altitalisdien Kultur 1. Eine neue Epoche leitete sich ein durch den Untergang des archaischen Italien. Die äußeren Ursachen bildeten Wanderungen und völkische Umschichtungen. Teils waren es bisher unbekannte Stämme, die aus Mitteleuropa kamen, teils solche, die, schon auf der Apenninhalbinsel wohnend, begonnene Züge fortsetzten. In zwei Vorstößen ergossen sich die Kelten. Der eine ging die Donau abwärts, erstreckte sich über Niederösterreich u n d Ungarn. Auch nach Böhmen und in die Gebiete östlich der Adria drang man vor. Der zweite Strom brach über die mittleren Alpen in Oberitalien ein. Er überrannte die Transpadana, ließ Osten und Südosten der Poebene, Schwerpunkt der Etruskerherrschaft, zunächst unbehelligt und wandte sich nach Mittel- und Süditalien. Die Zerstörung Roms, die Galliernekropole des apulischen Canosa, endlich die keltischen Söldner im Dienst Dionysos' I. von Syrakus und Karthago, bezeichnen Etappen
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und Grenzen dieses Vorstoßes. In Oberitalien fielen das etruskische Felsina (Bologna) erst um die Mitte, Spina gar erst Ende des 4. Jahrhunderts in keltische Hand. Reste der älteren Bevölkerung flohen aus der Ebene in die Alpentäler, wo ihre Spuren im Tessin und in der Val Camonica, im Etsch- und Leogratal zu greifen sind. Nur die Veneter im Osten blieben unbezwungen. Einen zweiten Mittelpunkt bildeten die Bergvölker; sie kamen nicht von außen, sondern aus Italien selbst. Die Volsker breiteten sich beiderseits der Lepinischen Berge aus. Ihr Drude veranlaßte die Herniker im Sacco-Tal, zu eignem Schutz dem Bündnis zwischen Rom und den Latinern beizutreten. Die Äquer kamen von Norden her und drangen zeitweilig bis auf den Algidus und nach Tusculum vor. Alle aber wurden an Ausdehnung übertroffen von den Samniten. Aus ihrem Kerngebiet zwischen Maiella und Matese stießen sie in vierfacher Richtung vor. Der eine Stoß führte das T a l des Aternus abwärts bis nach Corfinium und Amiternum; ein zweiter nach Picenum. Hier überschichteten Samniten und Angehörige verwandter Stämme die Kultur von Belmonte und Novilara und brandeten im Süden an einen dritten Bereich, an Apulien. Folgenreicher aber als alles Bisherige war der Vorstoß an die italische Westküste. Die Samniten eroberten das etruskische Kapua und Kyme, älteste Griechenstadt des Westens; selbst Neapel mußte ihnen Aufenthalt gewähren. Kurz darauf fiel Poseidonia in ihre Hand. Im J a h r 445 konstituierte sich von Capua aus das neue Volk der Kampaner. Bald fielen auch Lukanien und Bruttium den Eroberern zu. Herbeigeholt durch die Söldnerwerbungen Karthagos und des älteren Dionys, begannen sich Kampaner in den Städten Siziliens festzusetzen. 2.
Folge der geschilderten Vorgänge bildete das Aufhören des geistigen Lebens in Italien, soweit es sich aus griechischer Quelle speiste. Die furchtbare Umwälzung aller Verhältnisse ließ nichts dergleichen mehr aufkommen. Das Bild des
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Umschwunges zeigt sich im griechischen Unteritalien. Auch Städte, die den Samnitensturm überstanden, wie Neapel und Tarent, bewahrten allenfalls Reste einer größeren Vergangenheit, schufen nichts Neues. Das einzige, was zu nennen wäre, die um 300 literarisch gewordene Volksposse der Phlyaken, ist über die Schilderung einer zerfallenden Welt nidit hinausgekommen. Etrurien war der zweite Pfeiler, auf dem die altitalische Kultur ruhte. Es wurde kaum weniger getroffen als das italische Griechentum. Die auswärtigen und Kolonialgebiete gingen an Kelten und Samniten verloren. Mit Mühe behauptete man das eigentliche Etrurien. Auch da war man allseitigen Angriffen ausgesetzt. Die Ligurer, durch keltischen Druck aufgeschreckt, warfen die Etrusker hinter den Arno zurück. Im J a h r 384 plünderte der ältere Dionys mit einer syrakusanischen Flotte die Küsten Etruriens und Korsikas. Auch hier ging kultureller Niedergang dem politischen zur Seite. Nach dem Verlust der kampanischen Gebiete brach die unmittelbare Berührung mit der griechischen Welt ab. Jener lebendige Strom, der von griechischer Kunst ausging, begann zu versiegen. Einflüsse der Frühklassik fehlten nicht gänzlich, im allgemeinen aber blieb man bei den spätarchaischen Formen stehen. Sie wurden zu zeitlosen Normen des Schaffens während anderthalb Jahrhunderten. Erst mit dem Hellenismus setzte neues künstlerisches Leben ein. Damit wird eine Epoche des Nachlassens griechischer Einwirkung, der Trennung beider Bereiche deutlich, der als „Hiat" bezeichnet sei. Was f ü r Etrurien galt, galt f ü r ganz Italien. Uberall sank mit dem Ausgang des 5. Jahrhunderts der griechische Kultureinfluß. Von der griechischen Archaik ging die Kultur Italiens, unter Absehen von der Klassik des 5. und 4. Jahrhunderts, unmittelbar in den Hellenismus über. Der H i a t blieb nicht auf Italien beschränkt. Er zeigte sich im ganzen Westen des Mittelmeerbeckens, in K a r t h a g o ebenso wie in Spanien. Sogar im germanischen Norden ist er bemerkbar. Eine keltische Sperre, die sich im Gefolge der Ostwanderung durch ganz Mitteldeutschland legte, ließ an
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die Stelle der reichen, lebensfrohen Bronzezeit des Nordens den „Fimbulwinter" der Eisenzeit treten. Audi Rom sollte von den umwälzenden Ereignissen nicht verschont bleiben. Bevor noch im Gallierbrand der Umsturz sich vollzog, hatte der H i a t begonnen, sich auszuwirken. Kommendes kündigte sich darin an, daß man keine neuen Griechengötter mehr übernahm. Gewiß, Castor erhielt 484 einen Tempel am Forum und Apollo 431 einen solchen auf den flaminischen Wiesen. Aber beide waren Gottheiten, die schon zuvor in Rom Heimstatt gefunden hatten. Die feierliche Speisung von drei Götterpaaren, die 399 auf Grund der Sibyllinen vorgenommen wurde, galt als erste ihrer Art. Aber weder Speisung noch paarweises Auftreten von Göttern war neu: in Tusculum und Tarquinii ist dergleichen weit früher bezeugt. Auch die Gesandtschaft, die man während Vejis Belagerung nach Delphi sandte, und der Zehnte, den man nach dem Fall der Stadt dem Gott überwies, besaßen ihre Vorgänger. Selbst wenn man von den mehr oder weniger sagenhaften älteren Gesandschaften absieht, die von Rom nach Delphi gegangen sein sollen, bleibt die Tatsache, daß man in Rom noch im 6. Jahrhundert den Asylgott Lykoreus als Lucoris von dort übernahm. U n d wieder tritt ein Zeugnis aus der Nachbarschaft hinzu: Caere stand schon im 6. Jahrhundert mit Delphi in Verbindung und besaß dort ein eignes Schatzhaus. Mit dem gallischen Brand brach jede Beziehung zu neuen griechischen Göttern und ihrem Kult ab. Volle hundert Jahre wurde keine einzige griechische Gottheit übernommen. Die esquilinische Nekropole zeigt einen völligen Schwund griechischen Imports, dem ein Abbrechen der religiösen Entwicklung zur Seite geht. Nicht nur griechische Kunst und griechisches Kunsthandwerk waren in archaischer Zeit nach Rom gelangt. Am Saturnier ließ sich die Übernahme griechischer Versmaße erkennen. Das Arvallied war nach Art eines griechischen Chorliedes gebaut. Mit den ausgebildeten Formen des Dionysoskultes mußten T a n z , Gesang und Vermummung in Latium sich einstellen.
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Bis zum dionysischen Bühnenspiel schien nur ein Schritt. Und doch erfolgte im 5. und 4. Jahrhundert nichts dergleichen. Etruskische Spieler, die sich auf Tanz und musikalische Begleitung beschränkten, schlugen 364 die erste Bühne in Rom auf. Vor allem aber wirkte sich jetzt, wo der alles überschattende Einfluß des Griechentums geschwunden und die Bühne gleichsam leer war, der Einfluß jenes Volkstums und jener Kultur aus, die Italien im 4. Jahrhundert weithin prägten: die Kelten. Erst seit jüngster Zeit ist man imstande, diese Zusammenhänge schärfer zu sehen. Sie zeigen sich vor allem in der Form der religiösen Rede. 3. Stabreim und Anfangsbetonung gehören wesenhaft zusammen. Die Bindung von Wörtern oder Wortgruppen mittels des Anfangsreimes setzt voraus, daß der Wortbeginn nachdrücklich ins Ohr fällt. Mit anderen Worten: sie gründet sich auf dem Bestehen eines expiratorischen Anfangsakzentes. Weder Arvallied noch die Reste der Zwölftafelgesetzgebung zeigen Stabreim, wo dochCiceros Idealgesetzgebung von ihm und von jeder Assonanz (also auch vom Endreim) Gebrauch macht. Dementsprechend beweisen Numasioi und vhevhaked der Fibula von Praeneste, iovestod auf dem Forumcippus und iovesat der Duenosinschrift, en(dotercaesus) des ältesten Festkalenders, faliskalisches peparai sowie menerva und mamarce der archaischen Weihinschriften von Veji, daß damals von einem Anfangsakzent nicht gesprochen werden kann. Frühestens gegen Ende des 5. Jahrhunderts konnte er sich auswirken, und auch das stabreimende Carmen konnte früher nicht auftreten. In der Auguralformel bei Varro, die sprachlich weit jünger aussieht als die genannten Denkmäler, liegt es erstmalig vor. Der stabreimende, isokolisch gebaute Spruch, der für jede Art sakraler Formel, für die concepta verba der Gebete, für Götterspruch und Mahnwort, dann auch für Gesetze, besonders solche kultischen Charakters, gebraucht wurde,
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war gleich dem Saturnier kein uraltes Erbe italischen Volkstums. Wie dieser zu einem bestimmten Zeitpunkt von den Griechen übernommen, dann vom lyrischen Vers zum Sprechvers umgestaltet wurde, so geschah es auch mit dem carmen. Blütezeit des Anfangsakzentes sowie des durch Stäbe gebundenen Spruchs fällt ins 4. Jahrhundert. Mit dem Beginn der Literatur ist der Akzent zugunsten des Dreisilbengesetzes aufgegeben. Die erhaltenen Saturnier des Appius Claudius Caecus zeigen keinen Stabreim (dessen Wiederauftauchen in der Literatur braucht uns nicht zu beschäftigen). Es erhebt sich die Frage, wie sich das Auftreten von Anfangsakzent und stabreimendem Carmen in Italien erklären lasse. Unter den Nachbarsprachen kennen das Keltische und Germanische dieselbe Erscheinimg. Daß dieses auf Italien damals schon gewirkt haben könne, ist ausgeschlossen. Auch besitzt es einen Anfangsakzent nur in bedingtem Sinn: der expiratorische Akzent liegt auf der Stammsilbe. Im Keltischen hingegen ist der expiratorische Akzent auf der Anfangssilbe unbestritten. Zum mindesten gilt dies für das Inselkeltische, aber auch für das Gallische läßt er sich, wie an anderer Stelle gezeigt, wahrscheinlich machen. Entscheidend ist, daß die keltischen Sprachdenkmäler Italiens das Walten des Anfangsakzentes beweisen. Karite und karnitus zeigen im Wandel von e zu i die Wirkung solcher Betonung, ebenso trutikni, das zu genus und Verwandten gehört. Hinzu kommen Bergimus neben Bergomum, uerkimu neben uerkomui, ialkovesi neben ialikovasi, uitilios aus *uitalios. Neben dem Anfangsakzent steht wiederum der Stabreim. Nach der Vernichtung einer römischen Legion bei Clusium 295 feierten die Senonen ihre Tat, so sagt Livius, in einem Carmen. Noch vor kurzem konnte man annehmen, der Ersatz des freien indogermanischen Akzents durch den an den Wortbeginn gebundenen sowie die stabreimende Rede gehörten in eine Zeit, da alle drei Sprachstämme nebeneinander in ihrer Urheimat saßen. Die lateinischen Gegebenheiten schließen diese Auffassung aus. Es kommt hinzu, daß auch
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das Oskische und Umbrische Anfangsakzent und Carmen kannten; daß für das Oskische sich noch ein Zustand fassen läßt, der dem voraufging und freie Betonung aufwies. Dasselbe erkennt man bei dem Etruskischen, für das die archaischen Weihinschriften von Veji und Orvieto denselben Zustand bestätigen. Man hat gemeint, der lateinische Anfangsakzent sei von den Etruskern gekommen. Das hat sich sowenig halten lassen wie die umgekehrte Auffassung, nach der Etrusker und Umbrer das stabreimende Carmen den Römern entlehnt hätten. Nur soviel läßt sich sagen: jener Akzent erscheint bei Etruskern, Römern und Oskern etwa gleichzeitig, in Ablösung einer älteren Stufe, darin sich keinerlei "Wirkung der Anfangsbetonung feststellen läßt. Entsprechend tritt das stabreimende Carmen bei den Etruskern erst in der Agramer Mumienbinde und bei den Oskern noch später auf. Etrusker, Umbrer und Latiner sitzen in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie sind nicht nur durch den gemeinsamen Anfangsakzent, sondern durch das Vorhandensein des Carmen vereint. Ihnen schließen sich die Osker an, aber sie kennen das Carmen erst um die Wende des 2. und 1. Jahrhunderts. Auch im Illyrischen des südlichen Italien könnte es einen Anfangsakzent gegeben haben: Ötranto neben Hydrus, Hydruntum, Pesaro neben Pisaurum, Sälpia neben Salapia, Teurnia aus ~'Teurania ließen sich dafür anrufen. Aber von dem Carmen zeigt sich diesmal keine Spur. Noch ein zweiter Fall beweist, daß das Gefälle von Nord nach Süd verläuft. Führt im Etruskisdien und Umbrischen der Anfangsakzent zur Vokalsynkope in nichtersten Silben, so begnügt sich das Lateinische oft mit einer Vokalschwächung. Auch das Oskische zeigt Vokalschwächung neben der Synkope. Dies bestätigt, daß Ausgangspunkt und stärkste Auswirkung der Anfangsbetonung im Norden zu suchen sind. Von selbst wird man auf die italischen Kelten, also auf die Poebene als Ausgangspunkt verwiesen.
Untergang der altitalischen Kultur
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I n der Zeit des „ H i a t s " u n d d a s b e s a g t : der A b w e n d u n g v o n der griechischen K u l t u r w a r eine a l l e m Griechischen entgegengesetzte F o r m w i e d a s s t a b r e i m e n d e Carmen a u f italischem B o d e n erwachsen. E s blieb nicht allein. Z u r Seite t r a t ihm die D o p p e l u n g z u s a m m e n g e h ö r i g e r B e g r i f f e w i e im Keltischen, t r a t e n d i e s t a b r e i m e n d e n D i k o l a w i e im Germanischen. D i e K e l t e n besaßen seit d e m B e g i n n des 4. J a h r h u n d e r t s die m a ß g e b e n d e M a c h t in Italien. E t r u r i e n w a r ihnen erlegen, R o m in ihre H ä n d e g e f a l l e n , u n d k e l tische R a u b z ü g e g i n g e n w e i t bis in d e n italischen S ü d e n . H a t t e die militärische V o r h e r r s c h a f t auch sprachliche u n d religiöse E i n w i r k u n g e n z u r F o l g e ? S o d a ß die F o r m des heiligen, durch S t ä b e u n d I s o k o l i e g e b u n d e n e n Spruchs v o n den K e l t e n nach I t a l i e n gebracht w u r d e ? M a n h a t gelernt, keltischer K u n s t die A u f m e r k s a m k e i t z u schenken, die ihr g e b ü h r t . D e r L a t e n e s t i l hat I t a l i e n weithin durchdrungen. Seine D e n k m ä l e r reichen v o m k e l tischen O b e r i t a l i e n über O s i m o , F i l o t t r a n o u n d M o n t e f o r tino im nördlichen P i c e n u m bis nach C a n o s a in A p u l i e n . G e w a l t i g ist die Z a h l der bei a n t i k e n A u t o r e n erhaltenen L e h n w ö r t e r u n d G l o s s e n ; m a n schätzt sie a u f ü b e r 2 0 0 . D i e H a u p t m a s s e findet sich i m Lateinischen. I n u n m i t t e l b a r e m Z u s a m m e n h a n g z u m s t a b r e i m e n d e n Spruch steht d a s W o r t f ü r den D i c h t e r u n d göttlichen Seher, d a s dem Keltischen u n d Lateinischen g e m e i n s a m i s t : vates gegenüber gal. oüarsis» altirisch faith. D i e lautliche F o r m gestattet keinen Entscheid, ob es sich u m eine E n t l e h n u n g o d e r ein indogermanisches E r b w o r t h a n d e l t . A b e r d a s Schauen im R a u s c h , d a s u n t r e n n b a r z u der V o r s t e l l u n g des vates gehört, findet seine E n t s p r e c h u n g i m Germanischen. Neuhochdeutsches „ W u t " u n d seine W o r t s i p p e gehören d a m i t z u s a m m e n , ebenso der N a m e W o d a n s , u n d d a s f ü h r t a u f einen K e r n p u n k t . S t a b r e i m d i c h t u n g , so h a t m a n ges a g t , ist W o d a n d i c h t u n g . E n t s p r e c h e n d ist es der vates, der d a s Carmen „ s i n g t " . D e n n Carmen g e h ö r t zu canere, und 4 A l t h e i m ,
Römische R e l i g i o n s g e s c h i d u e I I
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Ardiaik
vaticinium, vaticinatio bezeugen die Verbindung beider Vorstellungen. Ennius spricht, als er seine Dichtung von der nach Väterart abzusetzen wünscht, von jenen Versen, die einstmals Fauni vatesque canebant. Wieder begegnet das Ineins von vates und canere, und um die Zusammengehörigkeit von vates und Carmen hat noch Horaz gewußt, wenn er auch beide Vorstellungen mit neuem Inhalt erfüllte. Es waren keltische Heerhaufen, die Italien durchzogen und überallhin ihren kriegerisch-rauhen Akzent, die derbe, fordernde, ungestüme und stoßweise Betonung brachten. Die Krieger sangen ihr Carmen, wenn sie den Gegner niedergeworfen hatten, wie dies unter dem Jahr 295 berichtet wird. Im Gefolge solcher Kriegszüge, Kämpfe, Siege, im Gefolge der keltischen Reisläufer, die überall, bis nach Sizilien hinab, im Dienst der Städte und ihrer Machthaber standen, wandelte sich die bisherige Sprechweise, und Gegner und Verbündete nahmen an, was die Fremden, die alle bisherige Ordnung umgestürzt hatten, ihnen brachten. Vermutlich haben nicht alle Stämme die Neuerung von den Kelten unmittelbar erhalten. Italiker mögen sie an ihre Verwandten und Nachbarn weitergegeben haben. Schwerlich ist es Zufall, daß Etrurien und Umbrien die stärkste Einwirkung erfuhren. Beide Völker hatten mit den norditalischen Kelten die gesamte Nordgrenze gemein. Mehr noch: sie haben lange mit den Eindringlingen Krieg geführt und dabei ihr Kolonialgebiet in der Poebene verloren. Vor Clusium wurden die Römer erstmalig mit den Galliern bekannt. Diese standen schon kurz nach der Wende des 5. und 4. Jahrhunderts tief im Nordteil Etruriens. Was darauf folgte: der Brand Roms, die immer wiederholten Keltenzüge der sechziger und fünfziger Jahre, die Latium verheerten, zum Bündnis mit Tibur und Praeneste, zur Festsetzung auf dem Albanerberg führten — alles war nur verständlich, wenn Etrurien und Umbrien von den keltischen Heeren widerstandslos durchzogen wurden.
U n t e r g a n g der altitalischen K u l t u r
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Die Schlacht bei Sentinum (295) brachte endlich den Umschwung. Römischer Sieg befreite die eigne Stadt und Italien überhaupt von der keltischen Vorherrschaft. Sofort wirkte sich dies aus: die Herrschaft des Anfangsakzentes ging zu Ende. Mit den siebziger Jahren ersteht in den Sprüchen des Appius Claudius Caecus das erste lateinische Buch, und seine Verse setzen bereits das klassische Dreisilbengesetz lateinischer Betonung voraus. Über Nacht war die keltische Vorherrschaft auf militärischem und sprachlichem Gebiet zu Ende gegangen. Im gleichen Augenblick trat das Griechentum von neuem fördernd, befruchtend und beglückend in das italische und römische Leben ein.
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Hochblüte
II.
HOCHBLÜTE 4. Hellenismus
Roms Sieg bei Sentinum erweckte einen Widerhall, der bis Griechenland reichte. In Timaios' Geschichtswerk und in Lykophrons Alexandra spiegelt sich die Bedeutung der neuen italischen Großmacht. Timaios entnahm Kallimachos seinen Stoff, als er in den Aitia eine Episode aus der römischen Geschichte behandelte. Schon dies bekundet, daß der „ H i a t " und mit ihm die gegenseitige Abgeschlossenheit der griechischen und italischen Kultur zu Ende gingen. Ein neuer Strom griechischer Kunst gelangte überall nach Italien. Hellenismus eroberte sich, oft in unmittelbarem Anschluß an Spätarchaisches, eine weitere Provinz. In ihr hat er sich eine eigne Formenwelt geschaffen, die gleichberechtigt neben den iranischen, kleinasiatischen und südrussischen Hellenismus trat. Auch auf Rom trafen die hellenistischen Einflüsse. Aber wie Rom allein in Italien es zu einer Literatur, die den Namen verdient, bringen sollte, so w a r auch der Weg, auf dem man das Neue aufnahm, ohne Vergleich. 1. Zwei Nachwirkungen Alexanders des Großen glaubte man in Rom zu erkennen: die Einführung der »Silberprägung 269 und die erste Aufführung eines Bühnenspiels nach griechischer Art 240. Beide seien entscheidende Ereignisse, und beide hingen untrennbar zusammen. W i e dort der wirtschaftliche Anschluß an die W e l t des Hellenismus, so werde hier der literarische und geistige angestrebt. Der Zusammenhang ist in der T a t vorhanden.
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Er ist enger noch und merkwürdiger, als es nach der angeführten Bemerkung scheinen könnte. Dabei sei ausgegangen von einigen Beobachtungen einfachster Art. Q. Fabius Maximus Rullianus, nachmaliger Sieger bei Sentinum, erscheint in seinem dritten Konsulat 308 zusammen mit dem Plebejer P. Decius Mus. Im folgenden J a h r 307 gewann ein anderes Mitglied des Patriziats, Appius Claudius Caecus, den Konsulat, und wieder stand ihm ein Mann aus plebeischem Geschlecht zur Seite: P. Volumnius. Die Abfolge dieser vier Männer in ihrer gegenseitigen Zuordnung begegnet erneut in den Jahren 297 und 296, worauf der Fabier und Decier zusammen im Folgejahr, dem von Sentinum, ein drittes Mal auftreten. Annalistische Überlieferung hat die Zusammenhänge bewahrt. Q. Fabius und P. Decius waren politische Freunde. In Frieden und Krieg vereinte sie engste Kameradschaft; es vereinte sie auch Gegnerschaft gegenüber dem Claudier. Dieser hingegen war dem Volumnier nicht weniger eng verbunden. Beiden Paaren blieben gelegentliche Zerwürfnisse nicht erspart. Doch zu dauernder Trennung kam es nie: Q. Fabius Maximus und Ap. Claudius Caecus waren und blieben die H ä u p t e r zweier sich bekämpfenden Adelsparteien. Selbst Patrizier, suchten sie in der plebeischen Nobilität ihre Anhänger. Einschneidend erwies sich Ap. Claudius' Zensur. Nicht nur durch seine Bauten: mehr noch durch den Versuch, mit neuen Mitteln die eigne Partei zu erweitern. Er unternahm es im Senat, doch er scheute auch nicht vor einer Reform der Tribus zurück. Zum ersten Mal wurden grundsässige und nicht grundsässige Bürger, Grundbesitz und bewegliches Vermögen gleich bewertet. Städtisches H a n d w e r k , dem Zensor von seiner Bautätigkeit her verpflichtet, f a n d Zugang zu allen Tribus und gefährdete damit das bisherige Übergewicht der ländlichen Bevölkerung. Diese Maßnahmen, die einem Umsturz glichen, riefen die Gegenpartei auf den Plan. Suchte Ap. Claudius unter der niederen Plebs seine Anhänger, so der fabiSche Gegenspieler innerhalb der plebeischen Nobilität. Zusammen mit
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P. Decius Mus, dem mehrfachen Kollegen im Konsulat, machte Q . Fabius während der gemeinsamen Zensur 304 die Maßnähmen des Gegners unwirksam. Nicht grundsässige Bevölkerung wurde jetzt auf die vier hauptstädtischen Tribus beschränkt und so die Gefahr, daß die bäuerliche von ihr überstimmt wurde, abgewendet. Den Claudier ließ der Gegenschlag nicht ruhen. Durch seinen treuesten Anhänger, den Freigelassenensohn Cn. Flavius, der unter Claudius' Zensur 3 0 4 zum kurulischen Aedil emporgestiegen war, ließ er die Geschäfts- und Klageformulare zusammenstellen und sie mit dem V e r zeichnis der Gerichtstage der Öffentlichkeit zugänglich machen. D a s war eine T a t , ebenso einschneidend wie die Tribusreform, und in gleichem Sinn gemeint. Das Wissen um die Rechtsformalien w a r bisher eifersüchtig gehütetes Geheimnis des Pontifikalkollegiums und seiner patrizischen Mitglieder gewesen. N u n wurde dieses Geheimnis jedermann zugänglich. Wieder erfolgte ein Gegenschlag der fabischen Partei. Aufs neue erhielt die Ausschließlichkeit patrizischen Sonderbesitzes einen Stoß, diesmal aber zugunsten der amtsfähigen plebeischen Geschlechter. Zwei entschiedene P a r teigänger der Fabier, die Brüder Cn. und Q . Ogulnius, selbst der plebeischen Nobilität angehörig, setzten als Volkstribunen 3 0 0 durch, daß die oberen Priesterstellen verdoppelt und die neu hinzugekommenen den Angehörigen jener Geschlechter, und zwar sofort, zugänglich wurden. Vergebens besann sich der Claudier seiner hochadligen Herkunft und wies, seltsamer Parteigänger der patrizischen Sache, auf religiöse Bedenken hin. P. Decius, des Q . Fabius engster Freund, verfocht den ogulnischen Antrag und verhalf ihm durch das Gewicht seiner Persönlichkeit zur Annahme. D i e durch die Zensur der beiden Verbündeten gereinigten Tribus stimmten zu, die geschlossene fabische Partei errang einen vollständigen Sieg. Allenthalben spürt man den Gegensatz der Rivalen. W a r e n P. Decius und die beiden Ogulnier für die Zulassung der capita plebis zu den Priesterstellen eingetre-
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ten, so weihte des L. Volumnius Ehefrau, obgleich selbst patrizischer Herkunft, einen Altar und ein Heiligtum der Pudicitia plebeia. Beide lagen in einem Teil des volumnischen Hauses im Vicus longus; sie wurden in bewußtem Gegensatz zum Tempel der Pudicitia patricia auf dem Rindermarkt, nahe dem Rundtempel des Hercules, gegründet. Ap. Claudius selbst hatte 296, im Kampf mit Samniten und Sabellern, Bellona einen Tempel gelobt. Die Siegesbeute, die ihm im feindlichen Lager zufiel, kam seinem Bauvorhaben zugute. Aber Q. Fabius, als Konsul und Feldherr des Folgejahres, unterließ nichts, um die Taten seines Vorgängers herabzusetzen. Wie zum Trotz ließ Ap. Claudius seinen Bellonatempel als Ruhmesdenkmal des eignen Hauses ausbauen. D a sah man die Ahnenbilder; man sah die Ämter und Taten der großen Claudier verzeichnet. Erstmalig wurde der Ruhm einer Familie auf solche Weise zur Schau gestellt. Schon vorher hatte Ap. Claudius es mit einer großartigen Bautätigkeit versucht, zu der ihm das Zensorenamt die Möglichkeit gab. Die Appische Straße und die nach ihm benannte Wasserleitung haben die Zeiten überdauert. Cn. Flavius weihte als Aedil der Concordia einen Tempel auf dem Forum. In der Folge nahm der Gegner auch hierin den Kampf auf. Im Wegebau, den die beiden Ogulnier während ihrer kurulisdien Aedilität durchführten, ist das Konkurrieren mit der Appischen Straße zu greifen. Doch die Maßnahmen, die man ergriff, beschränkten sich nicht darauf allein. Die fabische Partei verlegte jetzt den Nachdruck auf ein neues Gebiet, und der jüngere Ogulnier ging ihr dabei mit entscheidenden Taten voraus. 2. Q. Ogulnius gehörte zu den Männern, die sich in der Geschichte der römischen Religion einen festen Platz gesichert haben. Sein Name begegnet bereits anläßlich des Gesetzes, das eine Verdoppelung des Pontifikal- und Augurenkollegiums vorsah und die neugeschaffenen Stellen ausschließlich den Plebeiern vorbehielt. Kurz darauf ver-
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s t ä r k t e er den W e t t b e w e r b mit dem großen C l a u d i e r . Auch Q . Ogulnius wußte die K ü n s t l e r u n d H a n d w e r k e r R o m s z u beschäftigen. Z u s a m m e n mit seinem B r u d e r ließ er 296 aus S t r a f g e l d e r n a m ficus Ruminalis das B r o n z e b i l d einer ehernen W ö l f i n mit den Zwillingen R o m u l u s u n d R e m u s errichten u n d g a b eine Reihe anderer D e n k m ä l e r in A u f t r a g . D a r u n t e r das B i l d Iupiters auf der Q u a d r i g a : es w a r z u m Firstschmuck des kapitolinischen T e m p e l s bestimmt. V o r allem aber h a t sich Q . O g u l n i u s u m die erste E i n f ü h r u n g einer griechischen G o t t h e i t , nach über hundertjähriger Pause, verdient gemacht. I m J a h r e 2 9 1 gab m a n a u f sein Betreiben Asklepios v o n E p i d a u r o s in R o m K u l t und Tempel. Asklepios hatte gegen E n d e des 5. J a h r h u n d e r t s einen Siegeszug durch die griechische W e l t begonnen u n d seit der zweiten H ä l f t e des 4. überall F u ß gefaßt. D a m a l s erhielt er seinen K u l t in K o s u n d f ü n f z i g J a h r e später den großen T e m p e l , dessen K u n s t w e r k e ein M i m i a m b o s des H e r o n d a s beschreibt. Ins 4. J a h r h u n d e r t fiel die G r ü n d u n g des Asklepieions in P e r g a m o n , fiel auch die Errichtung des großen Asklepiostempels, der T h o l o s , und des T h e a t e r s v o n E p i d a u r o s . I m J a h r 338 b e g a n n f ü r das Asklepieion z u Korinth, das ins 6. J a h r h u n d e r t zurückreichte, eine neue Bauperiode. In T a r e n t w u r d e der K u l t u m die J a h r h u n dertwende übernommen. Dieser R e i h e schloß R o m sich zeitlich an. Eine typische Gottheit des Frühhellenismus hielt ihren E i n z u g . In R o m w u r d e der neue K u l t auf Geheiß der Sibyllinen übernommen. A n der S p i t z e der Gesandtschaft, die d a r a u f hin nach E p i d a u r o s ging, stand Q . Ogulnius. Sicherlich hat er auch dem K o l l e g i u m der D e z e m v i r n angehört, die die heiligen Sprüche b e f r a g t und d a r i n den H i n w e i s auf Asklep i o s gefunden hatten (293). D a s setzt V e r t r a u t h e i t mit griechischer Sprache u n d K u l t u r v o r a u s . S o w a r es kein Z u f a l l , daß derselbe M a n n z u s a m m e n mit Q . F a b i u s G u r g e s u n d N . F a b i u s Pictor im J a h r 273 als G e s a n d t e r an den Ptolemäerhof ging. D i e V e r b i n d u n g des Ogulniers mit Q . Fabius G u r g e s datierte aus älterer Zeit. Dieser w a r
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Konsul in dem Jahr, da wegen einer Seuche die Sibyllinen befragt wurden und auf den Gott von Epidauros verwiesen. Q. Fabius Gurges war im Tempelbau dem Ogulnier vorangegangen. Im Jahr 295 begann er den Venustempel am Circus Maximus. Es war der erste Tempel in der Stadt, der der Göttin gehörte. Denn daß Venus' Name in den ältesten Sakralurkunden nidht vorkam, bemerkten bereits die römischen Antiquare. Der Kult beschränkte sich bis dahin auf das unter ardeatischer Vorherrschaft stehende Lavinium sowie auf Ardea selbst. Der Fabier hat demnach Aphrodite — denn niemand anderes ist Venus — erstmalig Zutritt auf römischem Boden verschafft. Weiter war es vermutlich der Bruder Gaius des einen Mitgesandten nach Alexandreia, des N. Fabius Pictor, der mit Q. Ogulnius zusammen 269 den Konsulat bekleidete. Als Mitglieder zweier eng verbundener Häuser führten sie damals die Silberprägung nach griechischem Vorbild ein und öffneten so den Handelsbeziehungen zum griechischen Osten das Tor. Es sei hinzugefügt, daß der Vater der beiden Fabii Pictores dadurch zu seinem Beinamen kam, daß er den 302 geweihten Tempel der Salus auf dem Quirinal mit Wandgemälden ausschmückte. Das Werk des Fabiers leitete das Eindringen des Hellenismus auf dem Gebiet der Malerei ein. Denn schwerlich wird sich die Kunst des hochadeligen römischen Meisters nach ihrem Stil von gleichzeitigen Werken wie den Fresken der Tomba François in Vulci unterschieden haben. Und doch blieb der Claudier unbesiegbar. Mit der Hartnäckigkeit, die seinem Geschlecht eignete, griff er zur letzten Waffe. Literarische Bildung der Fabier war, eine Nachwirkung des kulturellen Primats, das einst das Nachbarvolk nördlich des Tiber innehatte, noch vorwiegend etruskisch bestimmt. Erst spät, mit dem Geschichtsschreiber Fabius Pictor, wandte sich ein Vertreter des Geschlechts der griechischen Literatur zu. Ap. Claudius hat die Möglichkeiten, die in dieser beschlossen lagen, sofort erkannt und benutzt. Damit nahm er den Kampf auf dem Gebiet auf, das
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bisher eigenstes der fabischen Partei gewesen war: er wetteiferte mit seinen Gegnern in der Einführung des Hellenismus. An Beredsamkeit und ihrer Voraussetzung, der Rechtskenntnis, übertraf Ap. Claudius alle Zeitgenossen. Man kannte juristische Schriften, die unter seinem Namen umliefen. Auf seine Anregung ging Cn. Flavius' Rechtsreform zurück. Fastos circa forum in albo proposuit, sagt Livius von der Veröffentlichung des Kalenders. Die Sammlung der legisactiones, die derselbe Cn. Flavius herausgab, bildete, wie ausdrücklich gesagt wird, ein Buch. Doch schwerlich darf man eine derartige Zusammenstellung von Formularen, nach denen Geschäft und Klage zu führen waren, ein literarisches Werk nennen. Diesen Rang dürfen erst Ap. Claudius' Sententiae beanspruchen. Grundlage mag eine griechische Anthologie gebildet haben, die der Römer erweiterte und der er das saturnische Gewand gab. Die Wahl einer metrischen Form zeigt, daß Ap. Claudius dem Spruch die geschlossene Prägung zu verleihen wünschte, die zu diesem gehört. Die Sententiae waren demnach ein wirkliches Buch. Nicht nur äußerlich (das war die Sammlung der legisactiones auch), sondern innerlich. Denn die hier vereinigte Spruchweisheit hatte durch den Willen einer ausgeprägten Persönlichkeit ihre sprachliche, metrische und weitgehend wohl auch gedankliche Form erhalten. Zuvor wurde bemerkt, daß, wo immer Rom Griechisches übernimmt, es stets seine eigne Art findet und herausstellt. Zwei Adelsparteien spielen die entscheidende Rolle. Wie sie in Wetteifer und Nachahmung die große Politik leiteten und trotz aller Gegensätze doch am gleichen Strang zogen, so haben auch beide sich des Hellenismus als geistiger Waffe bedient. Die fabische und claudische Partei haben sich in dessen Begünstigung angespornt und zu übertreffen gesucht. Auf der anderen Seite wird deutlich, in welchem Maß griechische Kultur wieder begonnen hatte, einen politischen und geistigen Faktor darzustellen. Ihr Sieg stand als Schicksal über Rom: keiner der Leitenden konnte sich dem ver-
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schließen. Doch wieder erwies sich die befruchtende Wirkung dessen, dem solcher Sieg zufiel. Die Schaffung einer römischen Literatur nach dem Vorbild der griechischen sollte zum Bewußtsein eigenen Wesens und zu dessen maßgebender Gestaltung führen. 3. Hellenistisches Rom bliebe unvollständig, wollte man nicht die orientalischen Kulte erwähnen. Ihr Siegeszug, der die beiden letzten Jahrhunderte der Republik erfüllte, begann (nach allgemeiner Auffassung) mit der Einführung des Kultes der Großen Mutter 204. Im Anschluß daran sei Rom von anderen Kulten und orientalischem Aberglauben überschwemmt worden, was schließlich den Untergang der römischen Religion herbeigeführt habe. Mag sich diese Anschauung dem allgemeinen Bild einfügen, das man sich von der Geschichte dieser Epoche zu machen pflegt — es bedarf in verschiedener Hinsicht der Berichtigung. Den Kult der Mater Deum Magna Idaea kennzeichnet, daß er von Anfang an staatlich war. Damit hängt eine Reihe von Einschränkungen zusammen, denen das kleinasiatische Ritual in Rom unterworfen wurde. Die Schaustellungen der Verschnittenen wurden beschränkt; römischen Bürgern war untersagt, dem Kollegium anzugehören. Doch nicht allein darin offenbarte sich römisches Gefühl für Würde der Götterverehrung. Bei Übernahme des Kultes haben Erinnerungen an die troische und damit asiatische Herkunft des römischen Volkes eine Rolle gespielt. Notwendig mußte dies zur Verbindung mit dem herrschenden Stand des Staates führen. Das heilige Bild trugen, bei dem ersten Empfang in der Stadt, ein junger Mann und eine Matrone, die zu den ersten Familien Roms gehörten. Seitdem feierte die Nobilität alljährlich das Fest der Göttin mit Bewirtungen und Schmausereien; aus dem gleichen Kreise wurden Sodalitäten zur Verehrung der heimgekehrten Stammutter Roms gebildet. So stellt sich römischer Staatskult der Magna Mater als eine Neuschöpfung dar, darin fremder Inhalt und römische
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Form sich zur Einheit verbanden. Ein grundlegender Unterschied von den anderen Gottheiten, die später aus Kleinasien, Syrien und Ägypten nach Rom gelangten, war damit gegeben. Mocht es sich um dionysische Mysterien oder Lehren der Chaldäer, um Serapis, Atargatis oder die knappadokische Ma-Bellona handeln, stets sind die fremden Vorstellungen von Orientalen gebracht, die in Rom sich angesiedelt hatten, werden sie von Sklaven oder von niederem Volk getragen. Nur Sullas Verehrung der Ma bildet eine Ausnahme, doch seine Religiosität steht ohnedies auf besonderem Blatt. Der große Einzelne prägte sein persönliches Verhalten auch in der Beziehung zu den Göttern. Verehrung der Venus-Aphrodite gründete sich für den Diktator auf die Gewißheit, daß ein persönliches Band ihn mit der Göttin verbinde; auch der Beiname Felix oder 'EnonppöSiTos, den er sich zulegte, war für die Zeit unerhört. Dasselbe galt von den Beziehungen zu anderen Gottheiten, deren sich Sulla in seinen Erinnerungen rühmte. In allem drückt sich die besondere Stellung des großen Individuums der Weltordnung gegenüber aus: jener Zusammenfall von Tat und Schicksal, von Daimon und Tyche, das den Träger in seinem eigensten Tun vor sich und vor anderen als Werkzeug einer höheren Notwendigkeit erscheinen läßt. Während des hannibalischen Krieges geschah es, daß in Rom erstmals die hauptstädtische Menge sich einer externa religio und deren sacrificuli ac vates zuwandte. Wechselfälle eines über fast zwei Jahrzehnte sich erstreckenden Ringens verboten diesen Menschen den Aufenthalt auf ihren ländlichen Besitzungen, die ständigen feindlichen Einfällen ausgesetzt waren. Was damals vorüberging, wurde im Lauf des 2. Jahrhunderts zur Regel. Entstehung der Latifundien, Rückgang der mittleren und kleinen Bauerngüter schufen einen besitzlosen städtischen Pöbel, der sich durch Zuzüge aus allen Teilen des Reiches vermehrte. Erst diese soziale Umschichtung erklärt den Erfolg der orientalischen Religionen. In Rom sammelte sich eine Masse entwurzelter Existenzen, die bereit war, dem Zauber einer
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fremden Welt willig zu folgen. Eine Revolution von unten, eine Durchdringung der alten Religiosität mit den Instinkten und der Einstellung der niederen Schichten läßt sich nicht wegleugnen. Weit langsamer vermochte das Neue sich den führenden Schichten zu empfehlen. Der Vorgang läßt sich an den Bacchanalien beobachten, deren orientalischer Ursprung bekannt ist. Sie waren von KampanienundGroßgriechenland ausgegangen. Ein Graecus ignobilis führte sie in Etrurien ein, und Kampaner hatten an ihrem Ritus die entscheidenden Änderungen vorgenommen. Zu Häuptern der Bewegung rechneten Angehörige der Plebs, Falisker und Kampaner. Eine nach Tausenden zählende Menge war eingeweiht, darunter Frauen und die Hefe des Volkes. Das Bild wiederholt sich bei den orientalischen Gottheiten. Fremde Sklaven, syrische negotiatores, Chaldäer und andere Ansässige der orientalischen Völker hatten sie eingeführt. Der Gegensatz all dieser Kulte zu der unter die Staatsgötter aufgenommenen Magna Mater, zu ihrer Verehrung seitens der Nobilität ist unverkennbar. Orgiasmus und Ekstase erhielten beschränktesten Raum: Cicero bezeichnet die der Großen Mutter geweihten Spiele als maxime casti, solemnes, religiosi. Demgegenüber ließen die in die Bacchanalien Eingeweihten nächtliche Rufe erschallen, die durch die ganze Stadt tönten; die männlichen Teilnehmer ergeben sich der Ekstase und ekstatischen Prophezeiungen; ehrwürdige Matronen gebärdeten sich wie Mänaden, mit aufgelösten Haaren und brennende Fackeln schwingend. Auch die fanatici der kappadokischen Ma zeigten sich in der Öffentlichkeit als Besessene: unter Schwert- und Beilhieben floß ihnen das Blut von Arm und Brust. Nobilität und Senat, Vorkämpfer des mos patrius, suchten sich den fremden Begehungen entgegenzustellen. Getroffene Maßnahmen richteten sich insbesondere gegen die heiligen Schriften; bei der Entdeckung von Numas angeblichem Grab ließ man die dort gefundenen Rollen verbrennen. Anläßlich des Bacchanalienprozesses wird ein hei-
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liger Text erwähnt, der den Einzuweihenden vorgelesen wurde; auch dieser fiel der Vernichtung anheim. Römische Auffassung hat alles, was Mysterien ähnlich sah, nur dann zugelassen, wenn es im Rahmen der Staatsreligion und unter entsprechender Kontrolle begangen wurde. Private Geheimfeiern wie die Bacchanalien und der Eid, den die Mysten abzulegen hatten, wurden als Verschwörungen aufgefaßt. Man wies darauf hin, die von den Vätern eingesetzte Religionsübung müsse die maßgebende bleiben; man sorgte sich uim die Erhaltung der Wehrkraft. Noch Cicero in seiner idealen Gesetzgebung berief sich bei dem Verbot der Mysterien auf das senatus consultum de Bacchanalibus; er hob die Bedrohung überkommener Sitte hervor. Über den nächsten politischen Zweck — Bekämpfung der orientalischen und orientalisierten Kulte — hinaus offenbart sich in solchen Äußerungen ein lebhaftes Bewußtsein der Eigenart römischer Religion. Sie wird als festumrisse' nes, durch Herkommen und Willen der Vorfahren geschaffenes System verstanden, dem verpflichtende Bedeutung innewohnt. Nachdem jene Religion jahrhundertelang, durch ein verhältnismäßig kurzes Zwischenstadium unterbrochen, fremden Einflüssen sich willig geöffnet hatte, setzte erstmals eine bewußte Abwehr nach außen, ein Beharren auf dem Überkommenen ein. Diese H a l t u n g sollte von größter Bedeutung f ü r die Folgezeit werden. 5. Ausgang der Republik 1. Zu Caesars unmittelbarer Umgebung gehörte nach eigner Angabe einer der großen Geschichtsschreiber Roms: Asinius Pollio. An der Seite seines Feldherrn hatte er bei Pharsalus und in Afrika gekämpft. Pollio wußte demzufolge von Aussprüchen Caesars zu berichten, von kleinen und kleinsten Zügen aus dem Leben seines H e l d e n ; er war auch Augenzeuge des Übergangs über den Rubico. Caesar, so berichtet dieser Gewährmann, verließ am Abend das Mahl der Freunde. Er bestieg ein Gefährt und
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begab sich zu dem Fluß, der d a m a l s Italiens G r e n z e bildete. A m U f e r a n g e k o m m e n , w u r d e n ein letztes M a l die Aussichten eines b e w a f f n e t e n Eingreifens erwogen. Weiteres Z ö g e r n w e r d e ihm selbst Unheil bringen, so lautete das Ergebnis, ein Uberschreiten des R u b i c o aber allen Menschen. K a u m w a r d a s W o r t gefallen, d a ging C a e s a r , wie v o n einem G o t t besessen, im Sturmschritt hinüber, es fiel das berühmte „ d e r W ü r f e l sei g e w o r f e n " . Schon um M o r g e n grauen w u r d e A r i m i n u m erreicht und, ohne W i d e r s t a n d zu finden, eingenommen. W a s bei C a e s a r entgegentritt, ist das Bewußtsein seiner E i n z i g a r t i g k e i t . E r legt in die Wagschale d o r t die gesamte Menschheit, hier sich allein. Seine Entscheidung f ä l l t gegen alle zugunsten der eignen Person. Doch noch eines tritt hinzu: C a e s a r tut den entscheidenden Schritt in einem Z u stand gotterfüllter Begeisterung. Beide Z ü g e kehren ständig bei Pollio wieder, u n d m a n d a r f darin L e i t m o t i v e seiner D a r s t e l l u n g erblicken. W i e d e r u m als A u g e n z e u g e berichtet er v o n der mißlungenen U b e r f a h r t über die A d r i a . Auch diesmal verläßt C a e s a r , eine Unpäßlichkeit vorschützend, v o r z e i t i g das M a h l und f ä h r t im K l e i d eines P r i v a t m a n n e s dorthin, w o das Schiff seiner w a r t e t . Seine D i e n e r besorgen alles: er selbst wartet, v e r m u m m t u n d im D u n k e l unkenntlich, abseits. Eine stürmische N a c h t scheint das U n t e r n e h m e n zu begünstigen, u n d zunächst läßt es sich gut an. A b e r als man a u f s Meer gelangt, macht die G e w a l t der W o g e n weiteres V o r k o m m e n unmöglich. D a läßt C a e s a r die M a s k e fallen und ruft dem mutlosen F ä h r m a n n z u : „ F a h r e getrost gegen die F l u t : C a e s a r e trägst du und C a e s a r s T y c h e ! " Tatsächlich gelingt es S t e u e r m a n n und B e s a t z u n g , das Schiff a u f s offene Meer zu bringen. Doch hier w i r d es v o n einer W o g e erfaßt und auf den S t r a n d g e w o r f e n ; h e r a u f k o m m e n d e r M o r g e n macht weitere Versuche aussichtslos. C a e s a r aber grollt dem Scciuöviov, d a s sich ihm gegenüber neidisch gezeigt habe. V o r P h a r s a l u s t r ä g t P o m p e i u s Bedenken, gegen C a e s a r s k a m p f e r p r o b t e Legionen u n d seine T y c h e z u r Entscheidung anzutreten. A b e r verblendet v o n den G ö t t e r n , die sein V e r -
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derben wollen, gibt Pompeius nach. Um Mitternacht ruft Caesar Mars und seine Stammutter Venus an. Darauf ergießt sich ein Glanz vom Himmel, der bis zu Pompeius' Lager reicht. Dort deutet man das Zeichen auf den eignen Sieg, und ein Traum, den die Götter Pompeius schidien, bestärkt ihn in seiner Meinung. Die gleiche Verblendung veranlaßt ihn zur Annahme der Schlacht, obwohl durch einen Gott alles bereits entschieden war, bevor noch die Schlacht begann. Pompeius' Glück hat, wie dies Caesar seinen Soldaten kündete, den Höhepunkt überschritten. Audi am Verlauf der Schlacht zeigt sich, daß die Götter gegen Pompeius stehen. Als er der Wende inne wird, zieht er sich in sein Zelt zurück gleich Aias dem Telamonier, wortlos, inmitten der Feinde, infolge der von den Göttern gesandten Verblendung. Auch seine Flucht vollzieht sich unter den gleichen Umständen. Caesars Tydie steht auf ihrem Höhepunkt. Eine Flotte kapituliert vor dem Sieger, aus Furcht vor seinem Glück, dem gegenüber man sich ohnmächtig fühlt. Doch schon der Sieg auf afrikanischem Boden ist bloßem Zufall zu verdanken, und neue Schwierigkeiten zeigen sich bei Munda. Caesar gerät in Bedrängnis, und die Hände zum Himmel erhebend ruft er zu den Göttern, sie möchten nicht durch diese Schlacht alle seine Taten zuschanden machen. Barhäuptig die Reihen durchschreitend, ermahnt er die Seinen zum Standhalten; erst am Abend wird durch eine letzte Anstrengung der Sieg errungen. Noch ist alles des Schreckens vor ihm und seines Ruhmes voll. Ehren empfängt er ohne Maß, und sie überschreiten, was einem Menschen gebührt. Derart fürchtet man ihn als Herrn und sucht seine Gnade zu gewinnen. Schon aber zeigt sich der Neid gegenüber seinem Glück und seiner übergroßen Macht. Vorzeichen künden das kommende Unheil, und am T a g seines Todes häufen sie sich, sodaß über den Ausgang kein Zweifel obwaltet. Caesar verlacht die Warnungen: am Tag von Munda seien die Vorzeichen dieselben gewesen. Man sieht, daß Caesar nicht hören will; das Geschick muß seinen Lauf nehmen. Am gleichen T a g fällt er
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unter den Hieben u n d Stichen seiner M ö r d e r , zu Füßen von Pompeius' Standbild. Asinius Pollio sah Caesars Geschichte als Vollzug eines göttlichen Geschickes. Beide Gegner, Pompeius u n d Caesar, hatten eine fest bemessene Zeit des Glücks. N u r d a ß z u m Z e i t p u n k t der Entscheidung Pompeius' Tyche ihren H ö h e p u n k t überschritten hatte, w ä h r e n d dieser bei Caesar noch bevorstand. Caesars T y c h e w i r k t e Erstaunliches, aber wiederum w a r sie nicht unbegrenzt; bei M u n d a erwies sich, d a ß sie im Absteigen w a r . Ähnlich stand es mit der H i l f e der G ö t t e r : a u d i sie, die am Rubicon u n d bei Pharsalos f ü r Caesar entschieden hatte, offenbarte sich bei M u n d a z u m letzten Male. N u r auf flehentliches Bitten hin w i r d solche H i l f e ihm nochmals gewährt. Seit seinen A n f ä n g e n berief sich Caesar auf seine Einzigartigkeit. A m Rubico h a t t e er damit Glück; bei dem V e r such, über die A d r i a zu setzen, zeigte sich erstmals die Fragwürdigkeit solchen Anspruchs. Als er glauben durfte, den endgültigen Sieg in den H ä n d e n zu haben, erhob er sich über die Grenzen, die dem Menschen gesetzt sind; er verachtete, was die G ö t t e r durch ihre Zeichen k ü n d e t e n , und f a n d den T o d . Caesars eigene Äußerungen ergeben kein derart einheitliches Bild wie Pollios Darstellung. Auf der einen Seite steht ein oft minutiöses Achthaben auf alles, was den G ö t tern g e b ü h r t ; auf der anderen zeigt sich eine H a l t u n g , die sich nur als Verachtung deuten läßt. D o r t ein H i n h ö r e n auf Vorzeichen u n d beflissene religio, hier negligentia mit allen ihren Begleiterscheinungen. Mitte aber u n d innerer Z u s a m menhang bildet f ü r Caesar wieder das Bewußtsein einer Einzigartigkeit. Es zeigt sich im Anspruch auf göttlichen U r s p r u n g des iulischen Hauses ebenso wie in dem persönlichen Verhältnis zu F o r t u n a , darin er zu stehen glaubte. Er k o n n t e v o n seiner Tyche sprechen, aber er konnte solcher Gewißheit auch eine arrogantia gegenüberstellen, die den Verdacht a u f k o m m e n ließ, er gedenke das Geschick nach seinem Willen zu beugen. 5 Altheim, Romisdie Religionsgesdiidite II
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Vereinigung der Gegensätze kennzeichnet Caesars Art. Der klarste und umfassendste Verstand, den Geschichte vielleicht gesehen hat, fühlt sich Fortuna verbunden, will sagen: dem Irrationalen. Glück und die Fähigkeit, es zu erkennen und zu nutzen, waren nach Caesars eigner Ansicht Geheimnis seines Erfolgs. Plutarch spricht von dein „großen Daimon, der ihm zu Lebzeiten eigen war und ihm nach dem Tode treu blieb als Rächer seines Mordes". öffentliche Ehren, die ihm zuteil wurden, bestätigen das Bild. Alles, was ihn über menschliches Maß erhob, nahm er an. Manche der ihm gewährten Vorrechte gemahnten an die des einstigen Königs, modite er auch das Diadem ablehnen. Nicht einmal göttliche Verehrung scheint er, neuesten Funden zufolge, ganz abgewiesen zu haben. Der Zuschnitt von Staat und Reich auf den großen Einzelnen drückt sich auf religiösem Gebiet wie auch auf staatlichem aus. Herrschaft dieses Einen war, was unausweichlich bevorstand. Daran hingen Zukunft und Neuaufbau der respublica. Aber dazu mußte dieser Einzelne sich alles nur persönlichen Strebens entschlagen: als allgemein verbindliches Gesetz hatte er vor die Welt zu treten. H a t in Caesar solche Forderung sich erfüllt? Noch blieb er mehr der Außerordentliche als der furchtbar und beglückend Wirkende, mehr der Übermächtige als der innerlich Verpflichtende. Er stand nicht in, sondern neben der respublica. Eingliederung des herrscherlichen Einen in sie — dies und nichts anderes bedeutet Augustus. 2. Philosophie und ihrem zersetzenden Einfluß pflegt man einen Hauptteil am Zerfall der römischen Staatsreligion in der Spätzeit der Republik zuzuschreiben. Neben dem übermächtigen Eindringen hellenistisch-orientalischer Religion erscheint darum meist die „Aufklärung", rationalistische Spekulation über Götter, als eine der Tendenzen dieser Zeit. Solche Auffassung bedarf gewisser Modifikationen, vor allem einer stärkeren Hervorhebung dessen, was die Philosophie an Positiven auch für die Religion gebracht hat.
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Gewiß gibt es eine Strömung, die sich z w a r nicht ausdrücklich gegen die Staatsreligion wendet, wohl aber nach ihren Folgen als gegen sie eingestellt aufgefaßt werden konnte. Ennius machte mit seiner Euhemerosübersetzung den Anfang. Nächstdem w a r es die Lehre Epikurs, die als gegen die helmischen Götter und damit gegen den Staat selbst gerichtet empfunden wurde. D a r u m sind gegen diese Lehre, ähnlich wie gegen die Bacchanalien und verwandte Erscheinungen, die staatlichen Machtmittel eingesetzt worden. Im J a h r 154 erfolgte die Ausweisung der Epikureer Alkios und Philiskos, Si'äs eiariyoüvTo r)8oväs, nachdem sieben Jahre zuvor dieselbe Maßregel auf alle Philosophen, daneben auch die Rhetoren, sich erstreckt hatte. Von weiterreichender Bedeutung ist dies zunächst nicht geworden, da die Schule Epikurs in R o m alsbald hinter der Stoa stark zurücktrat. Erst in den letzten Zeiten der Republik erstand jener in Lukrez ein gewaltiger Künder. Mit leidenschaftlicher und ein persönlichstes Anliegen darstellender Polemik gegen religio ist Lukrez' gesamtes Gedicht erfüllt. Schon in den großartigen Versen des Einganges wird Epikur als d e r Sieger gefeiert, der in der religio ein vom Himmel herab der Menschheit drohendes Schreckbild zu Boden geworfen hat. Freilich richtet dieser Kampf sich nicht gegen die Götter schlechthin, sowenig wie bei Epikur selbst. Sondern wie Lukrez gegen den erhabenen T o n religiöser Rede nicht unempfänglich geblieben ist und ihn in seinem W e r k e oft genug zum Klingen gebracht hat, wie sich seine Begeisterung f ü r den Meister zu fast religiösem Schwünge zu erheben vermag, so h a t er sich dem Eindruck der großen Göttergestalten Griechenlands nicht entziehen können. Im Prooemium des dritten Buches gestaltet sich die Vorstellung von Epikur als den Befreier von Superstition und Todesschrecken in dem Gegensatz des himmlischen Berges der Götter mit seiner strahlenden Heiterkeit und seinem nimmer gestörten Frieden zu den Gefilden des Acheron, die tief drunten im Dunkel des Erdenschoßes liegen. O d e r am Anfang des gesamten Werkes steht das Bild der Venus und ihres göttlichen Wirkens, das zum Gelingen von Lukrez' eigenem Unternehmen aufgerufen wird. Die Ge5*
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stalthaftigkeit und Größe Aphrodites — denn das ist hier Venus — hat kaum sonst in der antiken Literatur eine ähnliche Darstellung und derart begeisterte Verkündigung gefunden. So richtet sich denn Lukrez' Angriff gegen ein Anderes: gegen das Dräuen der Seher u n d Traumdeuter, gegen die Grausamkeit der Opfer, gegen Vorzeichen und Wunder u n d nicht zuletzt gegen die Knechtung der Seelen durch Jenseitsglauben und Todesfurcht. In dieser Polemik tritt gleichsam in einem Spiegelbild all das auf, was bezeichnend f ü r das letzte Jahrhundert der Republik war. D a begegnet das Einherziehen der Göttermutter unter orgiastisdiem Toben und Tanzen, da der Pythagoreer Ennius mit seinem homerischen T r a u m e ; da erscheint schließlich auch das sonstige Treiben dieser Zeit in seiner Richtung auf das Jenseits und die zukünftigen Schicksale der Seele. U n d all das unter der spezifisch römischen Form der religio gesehen und bekämpft, wie denn kaum irgendwo die römisch-italische Färbung fehlt — mag es sich nun um die parentatio mit ihrem O p f e r schwarzer Stiere oder um die Schilderung der grausen Höllenstrafen handeln, an denen die Fresken der etruskischen G r a b k a m mern reich sind. Cicero hat sich nicht gescheut, seinen kühlen Spott über eine Richtung auszugießen, die in ihrem Stifter einen Retter vor Schrecknissen preise, an die kaum ein altes Weib mehr glaube. Das mochte vom Standpunkt der römischen Nobilität, die alles derartige aus dem Bereich der religio in den der superstitio verwies oder sich in philosophischer Aufgeklärtheit darüber hinwegsetzte, allenfalls gerechtfertigt sein. Aber was Lukrez treffen wollte und traf, war jene Welt der orientalischen Gottheiten, des Jenseitsglaubens und der magischen Praktiken, die zwar nicht in jener Nobilität, wohl aber in den mittleren und unteren Volksschichten ihren Sitz hatte. U n d daß auch dem eigentlich römischen Volksglauben die Vorstellung von gespenstigen und schädigenden Mächten der Hölle, von ihren fratzenhaften Ungetümen und anderem derart nicht fremd war, vermag die Gestalt der Larenmutter zu zeigen.
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E s ist das Besondere der W i r k u n g E p i k u r s , d a ß seine L e h r e nicht nur L u k r e z , sondern auch den jungen H o r a z u n d Vergil zu den ihren zählen konnte. D i e anfängliche Gefolgschaft derer, die später z u den Erneuerern der r ö m i schen Religion gehörten, zeigt, daß, v o n dieser aus gesehen, mehr als bloß n e g a t i v e K r i t i k a n G ö t t e r n u n d K u l t v o r liegt. W i e sich noch erweisen w i r d , kennzeichnet d a s bew u ß t e N e u e r f a s s e n u n d G e s t a l t e n der großen geschichtlichen Werte R o m s und d a m i t auch seiner Religion die augusteische Epoche. N a c h allem, w a s v o r a n g e g a n g e n , w a r solche H a l t u n g nur möglich als E r g e b n i s einer neuen u n d freien W a h l . U n d diese setzte ihrerseits eine U n a b h ä n g i g keit v o r a u s , die allein gestattete, daß selbständige geistige Entscheidung an die Stelle einer bloß überkommenen, bloß naturhaft-blutsmäßigen Verbundenheit mit der V e r g a n g e n heit der eignen N a t i o n trat. Diese V o r a u s s e t z u n g : Freiheit v o n nur gewohnheitsmäßigen B i n d u n g e n , z u m a l den ererbten G ö t t e r n R o m s gegenüber, geschaffen z u haben, darin ließe sich eine der geschichtlichen W i r k u n g e n E p i k u r s u n d derer, die ihm folgten, erkennen. I n ähnlicher K ü r z e muß hier die S t o a behandelt werden, o b w o h l ihre Bedeutung noch größer gewesen ist. A l s sie in R o m z u m ersten M a l e , v o r allem durch das Wirken P a n a i t i o s ' und den maßgebenden Einfluß des Scipionenkreises, F u ß faßte, d a t a t dies auch ihre T h e o l o g i e . V o r a l l e m die wohl auf Panaitios selbst zurückgehende D r e i teilung in eine politische, mythische u n d natürliche T h e o logie hat Eindruck gemacht. D e r G e d a n k e , daß S t a a t s m ä n n e r es seien, die als Gesetzgeber auch des göttlichen Bereichs dem Menschen den G l a u b e n an himmlische Mächte in die Brust gelegt hätten, bevor dann dieser G l a u b e durch die Dichter ausgestaltet u n d geschmückt, durch die Philosophen z u r wahren Reinheit und W ü r d e erhoben w u r d e — dieser G e d a n k e h a t auf die M i t g l i e d e r des senatorischen A d e l s , die sich um den K r e i s des jüngeren Scipio scharten, seinen Eindruck nicht verfehlt. D a n e b e n traten sehr b a l d noch andere und ungleich positivere Seiten der neuen L e h r e in den V o r d e r g r u n d .
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Kein zweites unter den philosophischen Systemen hat in dem Maße weckend und befruchtend auf den römischen Geist gewirkt wie die Stoa. Ihre Ethik ist zu einem der Vorbilder römischen Verhaltens überhaupt geworden, und ebenso hat stoische Lehre auch für manche Sonderdisziplin die Grundlagen abgegeben; vielleicht die Rechtssystematik, sicher aber die Sprachwissenschaft eines Aelius Stilo ist auf ihrem Boden erwachsen. Nunmehr kam die Zeit, wo sie auch in die Geschichte der römischen Religion entscheidend eingreifen sollte. Stoische Theologie, die wie jede philosophische Götterlehre weniger eine Kritik der bestehenden Religionen als ihre Reinigung und Läuterung zum Ziele hatte, begann sich, sobald sie einmal auf römischem Boden verpflanzt war, auch dem römischen Glauben gegenüber auszuwirken. Wie sie durch allegorisch-physikalische Deutung sich mit der griechischen Götterwelt auseinandergesetzt hatte, so mußte sie es auch mit dem, was ihr im römischen Bereiche sich darbot. Dies verwirklicht zu haben, ist die T a t eines einzigen Mannes, des M. Terentius Varro, mag diese Seite seiner Wirksamkeit im Rahmen seines Gesamtschaffens auch nur eine unter vielen bedeutet haben. Von den 41 Büchern seiner antiquitates rerum humanarum et divinamm beschäftigten sich die letzten 16 mit den göttlichen Dingen. Und zwar wurde darin, ähnlich der ersten Hälfte, eine Einteilung nach Menschen, Orten, Zeiten und Sachen durchgeführt. So, daß unter diesen Rubriken erst die Priestertümer, dann die Tempel und geweihten Stätten, die Feste und Spiele, schließlich im vierten Teile die Konsekration sowie die sacra privata und publica besprochen waren. Ein fünfter und letzter Teil behandelte die Götter, wobei jeweils ein Buch den di certi und incerti anheimfiel. In einem besonderen, dritten Buche de dis praecipuis et selectis wurde eine Anzahl von Gottheiten nochmals behandelt und eine physikalische Deutung ihres Wesens gegeben. Das Ganze bedeutete einen umfassenden Versuch, von stoischen Grundlagen aus die gesamte römische Religion darzustellen. Die in diesem Umfang nie wieder erreichte
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Bearbeitung des gewaltigen Stoffes war schon f ü r das Altertum von bleibender Bedeutung gewesen und ist es, in ihren Resten, auch heute. Aber die Scheidung in di certi und incerti zeigt, daß es selbst der umfassenden Gelehrsamkeit Varros nicht mehr ganz gelungen ist, überall die Bedeutung dessen, was er in seiner Darstellung berührte, zu ermitteln. Es gab demnach f ü r ihn Götter, die er in den pontifikalen Listen als solche v o r f a n d , ohne daß sich über ihr Wesen und ihre Funktion noch etwas ausmachen ließ. Varro hat diese Lücken seines Wissens — gemäß der stoischen Anschauung, daß die Etymologie (veriloquium) eines Wortes oder Namens zur Deutung des damit gemeinten Begriffes oder Gegenstandes etwas beitragen könne — durch entsprechende sprachliche Deutungen zu schließen versucht. Auf den etymologischen Wert dieser Versuche sei nicht nochmals eingegangen, wohl aber auf die geschichtlich-prinzipielle Seite. Varros Unternehmen bedeutet nämlich einen Schritt über die gewöhnliche H a l t u n g der Stoa hinaus. Denn während man sonst damit zufrieden war, als bekannt gegebene Gottheiten nunmehr auch auf Grund der Sprachwissenschaft und einer physikalischen Religionsphilosophie deuten zu können, mündet Varros Interesse in das Antiquarische. Nicht mehr begnügt er sich damit, Bekanntes in neuem Sinn zu vertiefen, sondern es galt jetzt auch, Unbekanntes und Veraltetes aufzuhellen. Wie in Varros Sprachphilosophie überhaupt die römisch-antiquarische Tendenz neben der übernommenen griechischstoischen deutlich wird, so auch in diesem besonderen Fall. Damit ist man an einen weiteren H a u p t p u n k t herangekommen: die Sammlung des antiquarisch - sakralen Materials als solchem. Sie hat gewaltige Bedeutung gewonnen, weil sie in einem Augenblick erfolgte, da die Kenntnis der alten Bräuche und Kulte gänzlich zu entschwinden drohte. V a r r o begann mit der Ausarbeitung det res divinae in den fünfziger Jahren, also zu einer Zeit, da der kurz zuvor berührte Verfall der Staatsreligion unaufhaltsam fortzuschreiten schien. O b sein ausgesprochener Wille war, von dem sakralen Wissen zu retten, was noch
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zu retten war, läßt sich nidit sagen. Wohl aber hat sein Werk von Anfang an in diesem Sinne gewirkt. Mit schönen und würdigen Worten wird diese Bedeutung von Cicero hervorgehoben: nam nos in nostra urbe peregrinantis errantisque tamquam hospites tui libri quasi domum reduxerunt, ut possemus aliquando, qui et ubi essemus, agnoscere. Tu aetatem patriae, tu descriptiones temporum, tu sacrorum iura, tu sacerdotum, tu domesticam, tu bellicam disciplinam, tu sedem regionum, locorum, tu omnium divinarum humanarumque rerum nomina, genera, o f f i c i a , causas aperuisti ... Die angeführten Worte zeigen, wie sehr Cicero selbst die Religion seiner Vorfahren am Herzen lag. Er steht zu ihr nicht anders als zur altrömischen Literatur, zur altrömischen Vergangenheit überhaupt. Gewiß unterscheidet sich seine Stellung zu den göttlichen Dingen — im Gegensatz zu den ekstatischen Begehungen der orientalischen Kulte, dem gesuchten Tiefsinn der Astrologen und Magier, aber auch zu dem leidenschaftlichen Kampf, den Lucrez mit seiner Gegnerin religio führte — durch eine gewisse Distanziertheit. Aber das war Haltung und Verpflichtung, und wo immer ihm altrömische Frömmigkeit in großen Bildern entgegentrat, vermag auch bei ihm das Gefühl in mächtigen und erhabenen Tönen hervorzubrechen. Und wie ihm ein beinahe eifersüchtiges Streben eignet, in seinen philosophischen Schriften den griechischen Vorbildern gegenüber Rang und Ebenbürtigkeit des Römischen zu wahren, so weiß er, wo immer griechische Theologie mit Beispielen aus der eignen Religion operiert, alsbald ein passendes aus der römischen zu finden. Im Idealbild einer sakralen Gesetzgebung vollends, das Cicero im zweiten Buch seiner „Gesetze" entwirft, und in den Erörterungen, die sich den einzelnen Gesetzen anschließen, breitet sich eine Fülle echtrömischer Anschauungen über Wesen und Wirken des Göttlichen, über seine Pflege im Rahmen des Staates aus, die in der römischen Literatur kaum ihresgleichen hat. Die letzten Jahre der Republik besitzen ein doppeltes Gesicht. Auf der einen Seite scheint der Untergang der
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Staatsreligion besiegelt zu sein; auf der anderen lassen sich Zeichen eines Umschwunges bemerken, der bewußt auf die große Vergangenheit der römischen Religion zurückgreift und ihre "Werte wieder zu erwecken sucht. Die Verschiedenheit dieser H a l t u n g gegenüber dem Kult setzt sich fort in einer ebenso gerichteten Stellung gegenüber den Göttern selbst. Während dem einen diese Götter endgültig Rom sich selbst überlassen zu haben scheinen, tritt anderen Ortes ein neues Hoffen hervor. Es ist die Dichtung, in der dieser Gegensatz Ausdruck gefunden hat. Horazens 16. Epode ist erfüllt von den Bildern der Verzweiflung an der Zukunft Roms, der Sorge, daß den Barbaren des Ostens gelingen werde, was einem Porsenna oder Hannibal versagt geblieben war. Da hilft nur, dem Beispiel der Phokäer zu folgen und die Heimat zu verlassen. In der Ferne, auf den Inseln der Seligen, wird Iupiter eine neue Stätte gewähren, nachdem er auf Erden den Menschen ein immer härteres Schicksal auferl'egt hat. Gegenüber solch düsterem Bilde, in dem die Himmlischen sich von der schuldbeladenen Menschheit abgewandt zu haben scheinen, erhebt sich strahlend und zukunftsgewiß die Weissagung Vergils. Das eiserne Zeitalter, so heißt es in der vierten Ekloge, soll sein Ende haben und ein neues, goldenes heraufkommen, das sich im Geborenwerden und H e r a n wachsen eines göttlichen Kindes verkörpert. W i r d es dereinst zum Manne gereift sein, dann wird auch die Erde einer neuen Bestimmung entgegengehen. Von wunderbarem Geschehen soll sie erfüllt und ihre Bewohner aller Mühsal enthoben sein. Zur Zeit der Abfassung der Ekloge mußte diese H u l digung an Pollio als Bekenntnis zu seinem Streben verstanden werden. Also zur Politik des Ausgleichs zwischen Octavian und Antonius, die ihren H ö h e p u n k t in dem Vertrag von Brundisium fand. Vermutlich hat Vergil, was er vortrug, damals selbst in diesem Sinn verstanden. Aber Pollios Politik hatte nur kurzen Erfolg. Schon vor der Entscheidung von Actium mußte man erkennen, daß sie ein Fehlschlag war. T r o t z d e m hat Vergil an seiner Ekloge
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nichts geändert — er, der doch nach Gallus' K a t a s t r o p h e den Schluß der Georgica neu dichtete. Gewiß, Pollio w a r n u n von der Politik zurückgetreten und, w e n n m a n seine H a l t u n g auch als Opposition z u m herrschenden Regime a u f f a ß t e , so h a t t e er nicht die Folgerungen gezogen, die Gallus f ü r sich zog. Aber das allein k a n n nicht der G r u n d gewesen sein, der Vergil veranlaßte, an der vierten Ekloge alles zu belassen, wie es gewesen w a r . D e r Dichter m u ß e m p f u n d e n haben, d a ß er mit seiner Verheißung an Größeres gerührt h a t t e als es u n t e r dem begrenzten Blickwinkel der E n t stehungszeit zunächst schien. E r erkannte, daß er eine W e n d e gesehen hatte, die entscheidender u n d dauernder w a r als das, was sich an H o f f n u n g e n nach Abschluß des Paktes v o n Brundisium zunächst eingestellt hatte. U n d d a r i n mochte ihn die Tatsache bestärkt haben, d a ß die eigne Zeit mit ihm einer Meinung w a r . Vergil spricht vom magnus saeclorum ordo, der mit der neuen und letzten aetas beginne. Er hat also dem übernommenen Aionbegriff iranischen Ursprungs die römische V o r stellung des saeculum substituiert. Auch diese saecula waren eine größere, umfassende O r d n u n g , die über dem geschichtlichen Ablauf der J a h r e stand. A n f a n g u n d E n d e eines saeculum k o n n t e mit bestimmten geschichtlichen J a h r e n zusammenfallen. Aber die bisherigen Saecularfeiern bedeuteten in R o m niemals den Beginn einer neuen glücklichen Zeit. Man beging sie, wenn ein saeculum abgelaufen w a r u n d eine vergangene, unglücksbeladene Zeit zu Grabe getragen wurde. Vergil h a t den entscheidenden Schritt getan u n d verkündet, daß mit dem Ende eines alten, fluchbeladenen saeculum eine neue, glückbringende Reihe beginnen könne. D i e augusteische Zeit hat dem Rechnung getragen u n d mit dem J a h r 17 eine neue Saecularordnung eingeführt, die zum ersten Male neben dem Abschluß der alten Zeit den Beginn einer neuen glückverheißenden ausdrückte. Vergil h a t diese Feier nicht m e h r erlebt. A b e r darüber darf kein Zweifel bestehen, d a ß sie in die T a t umsetzte, was der Dichter in seiner Ekloge erstmalig geahnt u n d in gültiger F o r m gestaltet hatte.
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6. Das Augusteische Zeitalter 1. Im Jahre 28 wurde auf dem Palacin der Tempel geweiht, der der neuen Epoche das Gepräge gab. Er gehörte in erster Linie Apollon, daneben seiner göttlichen Mutter und Schwester als Genossinnen. In einem Teil des kaiserlichen Palastes, also in solo privato erbaut, verkörperte sich in dem Heiligtum der Dank für die Hilfe, die Apollo in den Kriegen gegen Sextus Pompeius und Antonius geleistet hatte. Darüber hinaus war der Griechengott dazu ausersehen, als höchste Gottheit des Staates neben die kapitolinische Dreiheit zu treten. Soldhes Aufsteigen wirkte sich in der augusteischen Saecularfeier des Jahres 17, aber auch in der Neuordnung der sibyllinischen Sammlung aus. Nach Übernahme des Oberpontifikates im Jahre 12 verfügte Augustus eine Revision der Orakel und ließ den gereinigten Bestand aus dem Keller des kapitolinischen Iupitertempels in das neue palatinische Heiligtum überführen. Das Haus Apollos wandelte sich damit zum Mittelpunkt des ganzen, unter Leitung der einstigen Decemvirn, jetzigen Quindecemvirn stehenden graecus ritus. Ineins damit wurden die heiligen Sprüche, die das Verhalten des Staates in ungezählten Fällen bestimmt hatten, aus ihrem Zusammenhang mit den höchsten Gottheiten des republikanischen Gemeinwesens gelöst und dem neuen, mit dem kaiserlichen Haus eng verbundenen Tempel übereignet. Gleichzeitig ging mit dem Bild des Gottes selbst eine Veränderung vor. Cumae bildete die Stätte eines alten und für die Italiker, gerade auch für Rom, bestimmenden Apollokultes. Der Gott hatte sich hier mit einer Genossin verbunden, die aus der Erdtiefe ihre Sprüche vernehmen ließ. Während die Sibylle seit alters befragt wurde, hatte ihr Partner erst in ihrem Gefolge seinen Tempel auf dem Burgfelsen bezogen. Der Vorrang der Göttin, die im Dunkel ihrer Höhle hauste und wirkte, spiegelte sich im Bild des Gottes: die düsteren Seiten seines Wesens drängten sich den hellen, leuchtenden Zügen seiner Gestalt gegenüber in den Vordergrund. Der altitalische Apollo war eine Macht,
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die Seuche und Pestilenz schickte, ein Gebieter über todbringende Pfeile. Darum konnte er Unterweltsgöttern wie dem Herrn des Berges Soracte oder Veiovis gleichgesetzt werden. Auch beim Anblick der etruskischen Apollostatue aus Veii glaubt man zu spüren, wie stark die düsteren und unheilvollen Züge hervortreten. Augusteische Zeit war von soldier Einstellung weit entfernt. Jetzt trat die strahlende Gestalt des olympischen Gottes aus bisheriger Verhüllung hervor. Als Verkörperung göttlicher Hoheit, des Maßes und der vornehmen Distanz war Apollo wie kein anderer dazu ausersehen, die Haltung einer klassischen Zeit zu veranschaulichen. Am stärksten prägt sich das veränderte Bild Apollos in der Saecularfeier des Jahres 17 v. Chr. aus. Man kennt sie bis in Einzelheiten durch die inschriftlichen Akten und durch Horaz' Festlied. Glaube an den bevorstehenden Anbruch eines neuen Zeitalters, vorbereitet durch die Hoffnungen des letzten Jahrhunderts und gestaltet in Vergils vierter Ekloge, hat sich hier im Rahmen des Kultes ausgewirkt. Wenn man einst den Abschluß eines saeculum feierte, wobei die fluchbeladene alte Zeit zu Grabe getragen und darum den Göttern der Unterwelt ein Opfer dargebracht wurde, so zielte die neue Begehung, umgekehrt, auf einen glückverheißenden Neubeginn. Nicht die Unterirdischen, sondern die nährenden und segenspendenden Mächte der Natur wurden angerufen, vor allem aber die himmlischen Götter, die das Geschick des Gemeinwesens in den Händen hielten. Gleichberechtigt neben Iupiter und luno erscheint, mit seiner Schwester Diana verbunden, Apollo. Er, der im kaiserlichen Haus seine Stätte besaß, war damit der kapitolinischen Dreiheit zur Seite getreten. Vertieftes Erfassen der religiösen Idee des Griechentums ließ sich im Aneignen der klassischen Gestalt Apollos erkennen. Gleichzeitig damit zeigte sich ein neues Verhältnis zur überlieferten Religion Roms. In der Herstellung verfallener Heiligtümer, in Neuordnung der Priestertümer und nicht zuletzt in der Erkenntnis, daß Verehrung der
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Götter eine der Grundlagen des Staates und damit des römischen Wesens überhaupt bedeutete, sprach er sich aus. Bevor noch Augustus sich rühmen konnte, während seines sechsten Konsulates (28 v. Chr.) nicht weniger denn 82 T e m pel hergestellt zu haben, hatte H o r a z im gleichen Sinn seine Stimme erhoben. Rückkehr zum alten Glauben lautete seine Forderung u n d als deren sichtbares Zeichen: A u f b a u der verfallenen Heiligtümer. Denn wie Verehrung der Götter dem Staat Segen gebracht, so habe Abkehr von ihnen den Beginn allen Unheils bedeutet. Es fällt das W o r t von den di neglecti, und damit war aufgerufen, was stets den Gegensatz zur neglegentia deorum gebildet hat: religio. Mit ihr fiel f ü r H o r a z die verlangte Herstellung der Tempel zusammen. Wiederaufbau umfaßte nur eine Seite des neu sidi äußernden Interesses an der Herstellung der ererbten Religion. Nebenher geht ein neues Erwachen verschollener Riten und Begehungen, geht die Reform der Priestertümer, insofern nicht nur verschwundene Sodalitäten wie Titier und Arvalen neu ins Leben gerufen wurden, sondern Augustus selbst mit seiner nächsten Umgebung in sie eintrat. Damit w a r ein Vorbild f ü r den senatorischen Adel gegeben, der sich auf seine einstige Bedeutung, Träger des römischen Staatskultes zu sein, besann. Auch den Rittern wurde der Zutritt zu priesterlichen Stellen gestattet. Als der Herrscher im Jahre 12 zum Oberpontifikat gelangte und dieses f ü r immer mit der Kaiserwürde verband, erstreckte sich erneute Bemühung auf die ihm jetzt unmittelbar unterstellten Kollegien. Er suchte die Abneigung der vornehmen Familien, ihre Töchter zu Vestalen zu machen, durch Vermehrung der diesen zustehenden Rechte zu bekämpfen. Selbst f ü r den seit 75 Jahren unbesetzten Posten des flämen Dialis f a n d sich ein Vertreter, nachdem die Last sakraler Verpflichtungen, die auf dem Amt ruhten, gemildert worden war. T r o t z allen Zurückgreifens auf ältere Einrichtungen begnügte man sich keineswegs mit der Herstellung einer vergangenen Welt und ihrer religiösen Werte. Der Prinzipat
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war ein Neues, das es bisher nicht gab, und dieses mußte auch in der Staatsreligion den ihm gemäßen Ausdruck finden. Ausgangspunkt dieser Bestrebungen bildete die Weihung der aedes Divi Iulii auf dem alten Forum (29 v. Chr.) und die Vollendung eines neuen. Von Caesar begonnen, wurde es jetzt als Forum lulium bezeichnet. Ein Schritt weiter führt das neue Vestaheiligtum auf dem Palatin, gleich dem Apollotempel in unmittelbarer Nachbarschaft des kaiserlichen Hauses erbaut. Es trat neben das altehrwürdige Haus der Göttin auf dem Forum Romanum, mit dem wie mit keiner anderen Stätte Erinnerungen der altrömischen Religion verbunden waren. Monarchischer Gedanke, bei der Neugründung eines griechischen Kultes hervorgetreten, äußerte sich auch nach römischer Seite hin. In der Verbundenheit mit Apollo und Vesta drückte sich aus, daß das kaiserliche Haus zum Mittelpunkt des gesamten Staatskultes geworden war. Diese Neuerungen, die dem Ruhm der kaiserlichen Familie dienten, fanden ihren Abschluß in dem 2 v. Chr. vollendeten Forum Augustum. Nicht nur durch seine bauliche Form machte es Epoche, sondern durch die Stellung, die es innerhalb der Staatsreligion erhielt. Augustus wies dem Heiligtum des Mars Ultor, das der Größe des iulischen Geschlechtes gewidmet war, Vorrechte zu, die früher allein dem kapitolinischen Iupiter zustanden. Jetzt wurden sie diesem genommen und auf den neuen Tempel übertragen, der in aller Augen die Ansprüche des Prinzipats verkörperte. In dem Maße, wie kaiserliches Interesse innerhalb der Staatsreligion in den Vordergrund trat, stellt sich die Frage, welche Stellung der Prinzeps sich im Rahmen der religiösen Neugestaltungen zugedacht habe. Erstrebte Augustus göttlichen Rang? Für die Provinzen hat er die Darbringung göttlicher Ehren, sei es in Verbindung mit der Göttin Roma, sei es für sich allein, genehmigt. In Rom hingegen wurde die strenge und, wenn später auch gelegentlich durchbrochene, so doch stets als solche empfundene Norm aufgestellt, wonach nur der verstorbene Herrscher zum Gott
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des Staatskultes zu werden vermochte. Unmittelbares Vorbild dafür lieferte die Konsekrierung Caesars, der durch Beschluß von Senat und Volk im Jahre 42 unter die Götter aufgenommen worden war und dreizehn Jahre später seinen Tempel auf dem Forum erhalten hatte. Aber während der Diktator bereits auf Erden göttliche Verehrung erhielt, wies der Kaiser die gleiche Verehrung zu Lebzeiten ab und begnügte sidi mit der Bezeichnung als Divi filius. Es ist also eine Scheidung da. Römische Anschauung lehnte die Vergötterung eines Lebenden ab. Und doch wurden die Grenzen weniger streng innegehalten, als unsere Systematik es wahrhaben möchte. Was Augustus von vornherein über den menschlichen Bereich hinaushob, war das allgemeine Bewußtsein seiner einzigartigen geschichtlichen Größe. Als erste hatten die Dichter — Vergil, aber auch Horaz, das Göttliche an dieser Herrschergestalt gesehen und mit begeisterten Worten gepriesen. Es konnte nicht ausbleiben, daß die offizielle Auffassung ähnliche Bahnen beschritt. Schon der Titel Divi filius enthielt eine Vorstellung, die den Besitzer über andere Menschen hinaushob. Daran schloß sich anderes: Einreihung des kaiserlichen Namens in die Hymnen der Salier; das Recht, den Kranz des Triumphators bei allen öffentlichen Begehungen zu tragen; feierliche Begehung der Tage, an denen, nach längerer Abwesenheit, der Kaiser den Boden der Hauptstadt wieder betreten hatte. Die erteilten Ehren gewährten, trotz Ablehnung göttlichen Ranges, dem Prinzeps eine Sonderstellung, die ein engeres Verhältnis zum Göttlichen, wenn auch nicht aussprach, so doch ahnen ließ. Durch Senatsbeschluß vom Jahre 29 war bei allen öffentlichen und privaten Mahlzeiten eine Weinspende an den kaiserlichen Genius vorgeschrieben. Ergänzt wurde diese Anordnung durch die kultische Verbindung des genius Augusti mit der Larenverehrung an den compita (7 •/. Chr.). Jeder Römer erblickte im eignen Genius nicht nur seinen persönlichen Begleiter und den Erzeuger seines Lebens, sondern auch den Gott. Doch indem Augustus' Genius aus der Masse solch
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privater Genien herausgehoben und seine Verehrung allen zur Pflicht gemacht wurde, wuchs der Kaiser erneut über den gewöhnlichen Menschen hinaus. Auf Antrag des Munatius Plancus nahm Octavian im Jahre 27 den Beinamen Augustus an. Erstmals im augustum augurium bei Ennius bezeugt, weist das W o r t stets auf den sakralen Bereidi; es berührt sich mannigfach mit sanctus und religiosus. Es wird ein über den irdischen Bereidi H i n ausgehendes, dem Göttlichen sich Näherndes bezeichnet, ohne daß darum solch Übermenschliches eindeutig als Göttliches angesprochen wäre. Wenn auch gemeint, wird es dem sprachlichen Ausdruck nach in der Schwebe gelassen. Von hier aus läßt sich das Verhältnis des Kaisers zu anderen Gottheiten, besonders zu Apollo, anders deuten, als dies bisher geschehen ist. W ä h r e n d man sich bei Caesar nicht gescheut hat, ihn ohne Umschweif als Iupiter Iulius zu bezeichnen, verstand man äch bei Augustus zwar nicht dazu, die Berührung mit dem Göttlichen zu leugnen, hat aber die unmittelbare Gleichstellung des lebenden Kaisers mit dem Gott nicht vollzogen. In der zweiten Ode seines ersten Buches spricht H o r a z davon, daß Mercurius zur Erde herniedergestiegen und in Octavians Person eingegangen sei. H a b e doch der Gott seine himmlische Gestalt abgelegt u n d d a f ü r die Züge des jungen Herrschers angenommen. Der Meister eines Bologneser Altars hat dem Gedanken bildlichen Ausdruck verliehen. R o m a eilt dem ihr folgenden Mercurius voraus und dieser, in der Rechten den Caduceus, in der Linken den Beutel haltend, trägt die Züge des Kaisers. Auch auf einem gleichzeitigen Kameo erscheint der Gott mit dem H e r o l d stab zur Seite wiederum als idealisiertes Bildnis des H e r r schers. In der Bibliothek des palatinischen Tempels stand ein Bild des Prinzeps, habitu ac statu Apollinis. Wieder war das Gemeinte unverkennbar, aber die Gleichsetzung vermieden. Noch eine zweite Stelle weiß von einer Statue Augustus' cum Apollinis cunctis insignibus. Beide Angaben besagen nicht mehr, als wenn Augustus mit dem
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Lorbeerkranz oder auch mit der Triumphaltracht des kapitolinischen Iupiter in der Öffentlichkeit erscheint. Bereits Octavius, Vater des künftigen Herrschers, hatte geträumt, er sehe seinen Sohn mit dem Blitz, dem Szepter und dem Gewand des Iupiter Optimus Maximus, umgeben von den Strahlen der Sonnenkrone, auf lorbeergeschmücktem Wagen and von zwölf weißen Rossen gezogen. Ein schmerzliches Erlebnis legte Augustus nahe, sich mit der Andeutung des von ihm Gewünschten zu begnügen. Im Jahre 40, anläßlich eines Banketts der zwölf Götter, hatte Octavian erstmals seinen apollinischen Anspruch vorgetragen, in dem er selbst in der Rolle des Gottes auftrat. Man kennt noch Bruchstücke der Polemik Antonius' und ein stadtrömisches Spottgedicht, das diese Nachahmung des lectisternium als frivole Schwelgerei brandmarkte. Danach geschah es, daß der apollinische Gedanke eine Läuterung bei dem durchmachte, der ihn vertrat. Augustus ist damit dem Wesen Apollos, der wie kein anderer die Mahnung an das Menschengeschlecht vertrat, Maß zu halten und seiner Hinfälligkeit zu gedenken, in tieferem Sinn gerecht geworden als zuvor. 2.
Noch immer wird die Frage aufgeworfen, ob man von einer Religion der augusteischen Zeit sprechen dürfe. Zumindest von einer solchen, die diesen Namen dem strengsten und eigentlichen Sinne nach verdiene, und deren Kräfte sich nicht nur von politischen Antrieben herleiteten. Denn wie in den Formen des Gemeinwesens, so vermeinte man auch in der religiösen und kultlichen Neuordnung lediglich eine Schöpfung des Kaisers selbst zu erblicken. Diktiert von seinem Willen, den Staat nicht nur herzustellen, sondern ihn zugleich so aufzubauen, daß sein Gefüge auf die Person des Prinzeps als tatsächlichen Mittelpunkt hin ausgerichtet war, schien jene Ordnung gänzlich unter der Form von Zweckmäßigkeit und Berechnung sich gestaltet zu haben. Von einem echten und tiefgehenden Verhältnis zur Religion glaubte man alsdann, wenigstens beim Kaiser, nicht sprechen zu dürfen. 6 Altkeim,
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Als Bestätigung mochte erscheinen, daß allen Anzeichen nach auch die Zeit selbst einer ursprünglichen religiösen Bewegung nicht mehr fähig war. Die letzten Jahre der Republik hatten die Abwendung von den ererbten Göttern besiegelt. Epikurs Philosophie, die sie in ein seliges Zwischenreich, unerreichbar allen menschlichen Ansprüchen, verwies, konnte gerade zu Beginn der Epoche die Besten zu ihren Anhängern zählen. Einen Glauben alter A r t wollte m a n darum auch der Folgezeit nicht mehr zutrauen. Was an äußerem Glänze aufgeboten wurde, ob es nun feierlichkultische Begehung, prunkvoller Neubau oder Wiederherstellung des Alten bedeutete, konnte nur dazu bestimmt sein, nach außen, auf die breite Masse des Volkes zu wirken. Für die anderen bedeutete philosophische Spekulation über Sein und Wirken der Götter, in erster Linie die Theologie der Stoa, einen praktischen Behelf, um sich mit den überkommenen Vorstellungen abzufinden. So weit die Ansicht, die bis heute Vertreter gefunden hat und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer noch als herrschend gelten darf. Kennzeichnend f ü r sie ist die vorwiegend negative Einstellung gegenüber ihrem Gegenstand, gleichgültig, ob es um Augustus selbst oder um seine Zeit geht. Wenn hier eine grundsätzlich andere Wertung versucht werden soll, so sei mit der religiösen Gesamthaltung dieser Zeit begonnen. Die große Persönlichkeit, die ihr N a m e und Gepräge gegeben hat, wird erst zuletzt in unseren Gesichtskreis treten. W e r sich die Frage vorlegt, wie es zu jener Gesamtbewertung der augusteischen Religion gekommen sei, wird seine Untersuchung auch darauf erstrecken müssen, was diesem Urteil an allgemeinen Voraussetzungen zugrunde liegt. Solche Voraussetzungen pflegen, zumal sie meist in uneingestandener Form auftreten, mehr zu bedeuten, als es den ersten Anschein hat. In unserem Fall ist man geradezu versucht, sie als den Grundstein anzusehen, auf dem das bisherige Urteil sich aufbaut. Man erkennt dies in dem Augenblick, da man dazu übergeht, von allen Besonder-
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heiten abzusehen u n d die z u g r u n d e liegende allgemeine Anschauung herauszustellen. Entscheidend f ü r die bisherige Forschung will mir scheinen, d a ß sich ihr die geschichtliche Zeit, ähnlich der physikalischen, als gleichförmiges K o n t i n u u m darstellt. D i e Entwicklung, die in ihr v o n einer geschichtlichen Erscheinung hin zu einer anderen verläuft, erfolgt dementsprechend in g r a d w e i s e fortschreitendem Ü b e r g a n g . Sie ist ein q u a n t i t a t i v e r P r o z e ß ; das eine E n t w i c k l u n g s s t a d i u m w i r d durch allmähliche Steigerung oder M i n d e r u n g , durch Zunehmen oder Abnehmen, in ein anderes hinübergeführt. D i e v o r h a n d e n e n q u a l i t a t i v e n Unterschiede sind dadurch — b e w u ß t oder unbewußt — in einem M a ß e verwischt, d a ß m a n glauben möchte, aller geschichtliche W a n d e l bedeute im G r u n d e nur die q u a n t i t a t i v e D i f f e r e n z i e r u n g eines Gleichartigen. A b e r eben dadurch werde, so vermeinte m a n , geschichtliche E n t w i c k l u n g als solche ü b e r h a u p t erst verständlich. D e n n durch jenes gesetzmäßig allmähliche V o r wärtsschreiten w e r d e das Eintreten neuer E t a p p e n dem allgemeinen Bewußtsein zunächst noch entzogen und das S t ö rende, das in jeder Ä n d e r u n g liege, gemildert. S o sei denn möglich, d a ß ohne a l l z u heftiges Antasten des bisherigen Bestandes an Anschauungen und L e b e n s f o r m e n ein N e u e s sich vorbereiten, daß es E i n g a n g gewinnen u n d sich durchsetzen könne. E i n e entsprechende Deutungsmöglichkeit hat m a n bei dem Eintreten der augusteischen Epoche u n d ihrer neuen religiösen H a l t u n g vermißt. Diese Epoche u n d d a m i t auch ihre R e l i g i o n sind nichts Gewordenes, nichts allmählich G e reiftes, sondern ihr Erscheinen ist zeitlich an das H e r v o r treten des Herrschers g e b u n d e n : das N e u e ist gleichsam über N a c h t d a . E b e n noch eine H o c h b l ü t e der epikureischen Lehre, ein eleganter S k e p t i z i s m u s , günstigenfalls eine philosophische A u s d e u t u n g des V o l k s g l a u b e n s — u n d nur wenige J a h r e s p ä t e r ein verändertes Wesen, d a s nicht nur bislang Verschmähtes ernst n i m m t , sondern in ihm g e r a d e z u den Sinn des menschlichen Seins z u erkennen geneigt ist. H i e r schien sich gebieterisch die A n n a h m e a u f z u d r ä n g e n , d a ß es 6*
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sich nicht um etwas gesetzmäßig und auf dem eigentlich religiösen Felde Gewachsenes handle, sondern um eine angenommene Haltung, deren Beweggründe an anderer Stelle, in einer Einwirkung von außen her, zu suchen seien. Indessen ist eine Anschauung, die sich auf die Gleichförmigkeit und Kontinuität der geschichtlichen Zeit sowie einen sich darauf gründenden Entwicklungsbegriff beruft, keineswegs die einzig denkbare, j a nicht einmal eine besonders überzeugende und fruchtbare. Vielmehr bliebe zu erwägen, ob nicht umgekehrt diese geschichtliche Zeit als etwas grundsätzlich Diskontinuierliches und Ungleichförmiges gefaßt werden könne. So, daß zwischen geschichtlich bedeutungsvollen und bedeutungslosen, wesenserfüllten und wesenlosen Zeiten zu unterscheiden wäre; daß kein allmähliches Ineinanderiibergehen, sondern ein deutliches Absetzen und Wiederanheben bestünde. W i e man einmal gesagt hat, daß N a t u r sich rhythmische Atempausen zwischen der Erzeugung entscheidender Geister gönne (Pinder), so läßt sich die Geschichte überhaupt als solch eine rhythmische Bewegung, als ein Vorwärtsschreiten in Absätzen und Epochen auffassen. Es wechseln Zeiten der Beruhigung und des Nachlassens, ja solche, in denen man eine gegenläufige Bewegung zu der bisherigen zu unterscheiden glaubt, mit anderen, in denen Kräfte des Vorwärtsdrängens gleichsam mit eruptiver Gewalt hervorquellen und die Schöpfung eines Neuen in bedeutungsvollem und fruchtbarem Augenblick vollziehen. Das Werden einer solchen Schöpfung ist aber keine durch Messen, überhaupt keine auf rationalem Wege faßbare Erscheinung, sondern als T a t , als einmaliges und einzigartiges Geschehen, jeder Berechnung entzogen. Unter diesem Bilde hat sich die augusteische Zeit selbst gesehen. Nicht nur ihre staatliche und künstlerische, sondern gerade auch ihre religiöse Haltung muß sie durchaus als bewußte Wendung, als ein ganz neues Beginnen verstanden haben. D a f ü r sei nur an die Vorstellung von dem H e r a u f kommen eines neuen, glücklichen Saeculum erinnert, die innerhalb der augusteischen Religion eine zentrale Stellung
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gewonnen hat. Im Liede des Dichters wie in öffentlicher Begehung wurde diese Ankunft der neuen Zeit gefeiert. Und was sich hier im allgemeinen vollzogen hat, im Schicksal der Einzelnen spiegelt es sich wider. Für den jungen Vergil ist solch ein Wendepunkt nicht allzulange nach dem anscheinend so folgenschweren Entschluß anzusetzen, mit der Rhetorenschule auch der Poesie zu entsagen und in der Weisheit des großen Siron seine Zuflucht zu suchen. Nur ganz wenige Jahre später, und in der Hirtendichtung erscheint ein völlig anderer. In der ersten Ekloge begegnet die Verherrlichung Octavians als eines auf Erden wandelnden Gottes: das bedeutet die stärkste Abkehrung von der Lehre Epikurs. Was hier geschehen ist, läßt sich wohl einigermaßen in seiner Bedeutung begreifen. Aber wie es sich ereignet hat, das sagen zu wollen, ginge über unser Vermögen. Mitteilsamer und, wie immer, Persönlichstes zu allgemeiner Gültigkeit erhebend, hat Horaz ein entscheidendes Ereignis festgehalten. In einem gewaltigen Naturgeschehen, dem Donnerschlag aus heiterem Himmel, ist ihm das göttliche Wirken in seiner Größe sinnfällig entgegengetreten. Das Überwältigende und Plötzliche dieses Geschehens hat ihn dazu vermocht, den Irrwegen epikureischer Weisheit zu entsagen: zur Haltung von einst wird er fortan zurückkehren. In symbolischem Ereignis offenbart sich, wie sehr Abkehr von dem Bisherigen als etwas Grundsätzliches verstanden wurde, mit welcher Entschiedenheit, ja Plötzlichkeit der Sinn auch des Einzelnen einein als solches begriffenen Neuen sich zugewendet hat. Noch nach anderer Richtung hin muß jene Prüfung vorgenommen werden, die zu Eingang dieser Betrachtungen gefordert wurde. Wenn H o r a z in dem zuvor erwähnten Gedicht seine neue Erkenntnis des göttlichen numen der philosophischen „Weisheit" von einst gegenüberstellt, so ist damit auf den entscheidenden Punkt bereits hingewiesen. Denn unter den allgemeinen Voraussetzungen, die das bisherige Urteil über die augusteische Religion bestimmten, muß vor allen die Rolle erwähnt werden, die man der Phi-
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losophie oder genauer dem, was man philosophische Aufklärung nannte, anwies. Nicht nur, daß ihr überhaupt eine zersetzende und auflösende Wirkung gegenüber dem Volksganzen zufiel — gerade bei den Gebildeten soll sie es zu einem unmittelbaren und sozusagen naiven Verhalten gegenüber der Religion nicht mehr haben kommen lassen. Audi dagegen müssen Bedenken erhoben werden. "War es denn wirklich so, daß die einen sich nur auf Grund philosophisch-spekulativer Umdeutung zu neuer Verehrung der Götter bereitfanden, während die anderen mit alter und ungebrochener Naivität am ererbten Glauben hingen? Man gestehe sich: die solcherart vollzogene Trennung zwischen einer gebildeten Oberschicht und der großen Masse des Volkes und der Ungebildeten — sie müßte gerade darum, weil sie so einleuchtend, so über alle Zweifel erhaben schien, schon längst verdächtig geworden sein. Man kennt diesen Gegensatz aus der Problematik moderner Kultur zur Genüge, aber die Berechtigung, ihn ohne weiteres in der Antike wiederzufinden, ist damit noch nicht gegeben. Auch hier scheint man eine Voraussetzung an den Gegenstand herangetragen zu haben, ohne sich die Frage vorzulegen, mit welcher Berechtigung dies geschehen durfte. Zuvor müßte noch untersucht werden, ob die Philosophie wirklich jene Bedeutung besessen habe, die man ihr unbedenklich zuschrieb. Es müßte doch gefragt werden, ob ihre Rolle in Rom derart gewesen sei, daß gerade sie eine tiefgehende Trennung der Nation bewirken konnte. Wenn man von dem einzigen Lukrez absieht (der nicht ohne Grund in der Überlieferung als der einsame Denker erscheint), so ist in Rom niemals Philosophie als reine Philosophie aufgetreten. Metaphysische Leidenschaft liegt dem Römer fern, und nur Verbindung mit praktischer Weisheit hat den philosophischen Lehren allgemeinere Geltung verschaffen können. Bezeichnend ist auch das Fehlen einer philosophischen Terminologie, die sich als solche gibt; Scholastik hat sie sich ein Jahrtausend später aus eigner Kraft neugeschaffen. Was an Gedanken ausgesprochen wird, und mögen sie noch so neuartig sein oder von ferne
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herkommen, muß sich in Rom den Regeln und dem W o r t schatz der literarischen Sprache bequemen; nur selten läßt sie eine — und dann als solche gekennzeichnete u n d entschuldigte — Neuerung zu. Nicht das Esoterische, sondern das Gemeinverständliche erwartet man von der philosophischen Darstellung. Hierin, in der sprachlichen Gestaltung also, werden Giceros philosophische Schriften — wie man auch sonst über sie urteile — vielleicht immer unerreicht bleiben. Die Stellung der Philosophie ist also eine recht andere, als es zunächst den Anschein hatte. Weit entfernt, auf eine Trennung des Volksganzen hinzuwirken, hat sie eher die Tendenz, sich in immer stärkerem Maße allgemein zugänglich zu machen. Ja, in den letzten Jahren der Republik war sie auf dem besten Wege, sich auch der breitesten Masse mitzuteilen. Der Prediger stoisch-kynischer Weisheit, der mit langem Bart und abgeschabtem Mantel auf den Straßen umherzog und sich und seine Lehre dem Volke vorführte, hat seine Verewigung in der horazischen Satire gefunden. Sie selbst hat es nicht verschmäht, die treffenden Exempel und Anekdoten, die Wortspiele und Apophtegmen dieser populären Weisheit zu übernehmen, um sie, durch formende Kunst umgestaltet u n d geläutert, zu einem Bestandteil der eignen Rede werden zu lassen. U n d doch war augusteische Zeit weit davon entfernt, auf die Philosophie zurückzugreifen, sich ihrer als Mittel zu bedienen, um ein neues Verhältnis zur Religion herbeizuführen. Was man einst an Stoischem in der Aeneis zu finden glaubte, hat sich nicht in erwartetem Maße als stichhaltig erwiesen. Vor allem die Anschauung vom Wirken des fatum gründet sich nicht auf philosophischer Doktrin, sondern bedeutet, wie man betont hat, den Ausdruck einer spezifisch römisch-italischen Zeit-und Geschichtsvorstellung. Mit dem Wegfall dieses Hauptargumentes wird aber auch anderes zweifelhaft, dem man auf Grund jener Anschauung eine vielleicht allzugroße Bedeutung zugemessen hatte. Was immer an Einzelzügen über die persönliche Hochschätzung, die Augustus seinem stoischen Lehrer Areios Didymos ent-
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gegenbrachte, überliefert sein mag — es berechtigt noch nicht, daraus ohne weiteres Folgerungen auf eine stoisch gefärbte Haltung des Kaisers den Göttern gegenüber zu ziehen. Und allgemeine Erwägungen der Art, daß man Augustus einen „simplen Glauben" an die Existenz eines Mars oder Apollo unmöglich zutrauen dürfe, besagen nicht allzuviel. Denn abgesehen davon, daß solche vermeintliche Simplizität weniger in dem Wesen eines antiken Gottes als in der Betrachtungsweise des modernen Beurteilers beschlossen liegen möchte — die einfachen Tatsachen sprechen eine andere Sprache. Was Augustus' persönlichste Stellung dem Göttlichen gegenüber angeht, so darf man an jene merkwürdigen Einzelheiten erinnern, die in der Biographie des Sueton bewahrt sind. Hier tritt uns ein echter Römer entgegen — ein Römer, der sich nicht genug tun kann, die Äußerungen des numen zu registrieren, den himmlische Zeichen beunruhigen, der Träume und andere Omina mit peinlichster Sorgfalt beachtet. Mögen diese Dinge für unser heutiges Empfinden seltsame Formen annehmen, in ihnen äußert sich echte religio, die der Römer allezeit vom bloßen Aberglauben schied. Diese religio — und nicht stoische Theologie — hat auch sonst entscheidende Handlungen des Kaisers diktiert. Und wie es pietas gegenüber Göttern und Menschen ist, die Aeneas auszeichnet, so bedeutet sie auch eine Eigenschaft, die man für Augustus selbst als bezeichnend empfunden hat. Sie gehört in die Reihe der Tugenden, die Senat und Volk auf einem goldenen Schild hatten verzeichnen und dem Kaiser überreichen lassen. In pietas und religio wird die religiöse Haltung, werden die Ideale der römischen Vergangenheit bewußt aufgenommen und erneuert, und nicht anders steht es mit dem Glauben an das Wesen der Götter selbst. Kein Wort verlautet, daß man den palatinischen Apoll oder seine Schwester, daß man die kapitolinischen Götter nach irgendeiner Richtung hin spekulativ ausgedeutet habe. Sondern Kult und Dichtung nehmen sie ganz
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unbefangen als das, was sie sind: göttliche Mächte, Gestalten nur des religiösen Bereiches. Im Gegensatz zur ausgehenden Republik ist man sich gerade hierin einig. Überhaupt läßt sich sagen, daß in der augusteischen Epoche die Bedeutung des fachmäßigen Philosophierens — wohlgemerkt nur dies, nicht die philosophische Haltung schlechthin — in den Hintergrund tritt. Es ist ihr dies mit einer anderen, ihr auch sonst in manchem wesensverwandten Zeit gemein: der italienischen Hochrenaissance. Wie die Wiedererweckung des Piatonismus oder das Auftreten eines Bruno und Cardano mit der eigentlichen „goldenen Zeit" nicht zusammenfällt, so hat die augusteische Epoche den philosophischen Werken der vorangehenden Jahrzehnte, aber auch einem Seneca nichts Vergleichbares zur Seite zu stellen. Man muß an anderem Orte suchen. Wer immer danach fragt, wo das, was vollendete Renaissance über sich und ihr Verhältnis zu Gott und zu der Welt zu sagen hatte, entscheidenden Ausdruck gefunden habe, möchte für alle Zeiten auf die Fresken der Sistina oder die Stanzen verwiesen sein. Im Bilde hat es sich gestaltet, und ebenso hat die Zeit des Augustus zu diesem klarsten und sinnfälligsten Ausdrucksmittel gegriffen. In den Werken der Kunst hat auch ihr Verhältnis zur Religion seinen Ausdruck erhalten. Es äst die Plastik, vor allem das Relief, denen zu dieser Zeit eine neue Bedeutung erwuchs. Von der einst so reich entwickelten Sakralkunst des alten Italien, die auch für Rom bedeutende Werke geschaffen hatte, waren gegen Ende des 3. Jahrhunderts bestenfalls Ausläufer vorhanden. Der Geschmack der Zeit, begünstigt durch die massenhafte Einfuhr geraubten Gutes, wandte sich mit Entschiedenheit der griechischen Plastik, gerade auch der zeitgenössischen, zu. Und ihre übermächtige Geltung ließ alles, was an Ansätzen zu italisch-hellenistischer Formbildung sich regte, über eine örtliche Geltung nicht hinausgelangte, geschweige denn, daß es zur Lösung monumentaler Aufgaben gekommen wäre. Erst
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gegen Ende der Republik beginnt sich eine Plastik zu bilden, die den Namen einer römischen Kunst verdient. Die letzte Phase des Hellenismus war dazu übergegangen, die geballten Massen und den ausladenden Kontur einer leidenschaftlich bewegten Darstellungsweise zu verlassen und sich wieder den gemessenen, verhalteneren Formen zuzuwenden, die sich in den Werken der klassischen Zeit darboten. Auch in Rom findet der neue Stil Eingang. Der sogenannte Altar des Domitius Ahenobarbus, die Fresken des Mysteriensaales in der pompeianischen Villa Item zeigen, wie dieser Stil sich gegenüber einem religiösen Stoff auswirkt. Die Parallele zu ähnlichen Strömungen innerhalb'der Literatur liegt nahe und ist bereits gezogen worden. Schon in manchen Szenen des Domitiusaltars hatten sich Anfänge einer neuen, spezifisch römischen Form gezeigt. Hier setzt nun die augusteische Zeit mit ihrem eigenen Bemühen ein. Sie läßt sich — im Gegensatz zu dem reinen Klassizismus auf griechischer Seite — an einem Zurückgehen auf die "Werke der Blütezeit nicht genügen, sondern aus dem neuen Stilempfinden heraus schreitet sie fort zur Gestaltung spezifisch römischer Gehalte. Szenen aus Roms Vergangenheit, insbesondere aus der römischen Sage, wechseln auf den Denkmälern mit der Verherrlichung einer glänzenden Gegenwart. Zum ersten Male in Rom wird ein auf das Große gerichteter, repräsentativer Stil der öffentlichen Darstellung geschaffen. Er feiert nicht nur den Ruhm des kaiserlichen Hauses, sondern mindestens ebensosehr die Götter, die über den Staat und seinen Herrscher ihre schützende Hand halten. Im Tellusrelief der Ära Pacis ist die Vorstellung von der gütigen und segenspendenden Erdmutter aus ihrer ursprünglichen, naturhaften Gebundenheit zur Idealität künstlerischer Gestaltung erhoben worden. Und wenn sich hier vornehmlich eine glücklichere Fülle und Anmut mit dem Zauber poetischer Stimmung vereint, so offenbart sich anderswo eine seit der klassischen Zeit nicht mehr bemerkte Gemessenheit, vor allem in den Bildern aus der heroischen Urzeit Roms.
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Neben der Kunst und weit über sie hinaus ist es aber die Dichtung gewesen, in der sich die religiöse Haltung dieser Zeit ihren Ausdruck geschaffen hat. Damit sind wir auf das Werk der beiden Großen verwiesen, die das geistige Antlitz des damaligen Rom bestimmt haben, auf Horaz und Vergil. Als Dokument eines persönlichen Schicksals und einer persönlichen Stellung zu den göttlichen Dingen war dieser Dichtung bereits mehrfach gedacht worden. Doch sie greift in ihrer Bedeutung über diesen engumzirkten Bereich weit hinaus. Man darf aussprechen, daß ohne die Schöpfungen der augusteischen Dichter eine Vorstellung von der Religion dieser Epoche überhaupt undenkbar wäre. Für jede Betrachtung ist damit heute der Ausgangspunkt bezeichnet. Aber indem sich hier endlich eine feste Grundlage zu ergeben scheint, enthüllen sich zugleich neue Fragen und Bedenken. Das erste Bedenken beruht auf dem Wesen jener Dichtung selbst. Denn darin, daß gerade in ihr die religiöse Haltung der gesamten Zeit ihren Ausdruck finden konnte, schien ein schwerwiegender Einwand gegen die Echtheit und Ursprünglichkeit dieser Haltung zu liegen. Die ganz ausgereifte und bewußt ins Große gesteigerte Sprache der augusteischen Dichtwerke war für uns bisher — gerade wegen ihrer Reife und Bewußtheit — leicht mit dem Makel des Unnatürlichen behaftet. Es schien diesen Schöpfungen der Charakter des „Literarischen" und damit des Abgeleiteten und Sekundären anzuhaften. Kam das bei der überkommenen Wertschätzung alles Originalen beinahe einer Verurteilung gleich, so schien erst recht von hier aus kein Weg zu einem lebendigen Empfinden zu führen. Ein zweiter, damit eng zusammenhängender Einwand zielt weniger auf die Rolle der Dichtung als auf die des Dichters selbst. Die Meister der augusteischenKunst — mögen nun die Reliefs des Friedensaltars oder der Monumentalbau des Augustusforums gemeint sein — müssen für uns namenlos bleiben. Aber die horazische Ode oder die Gedichte Vergils wirken nicht nur als fertiges, geschaffenes
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W e r k , sondern zugleich als maßgebende T a t eines großen Einzelnen. D e r Dichter ist es d a r u m , der f ü r diese Zeit den T r ä g e r und K ü n d e r des Göttlichen darstellt. Z e n t r a l e Stellung der Dichtung f ü h r t mit N o t w e n d i g k e i t auf eine g a n z einzigartige geschichtliche S i t u a t i o n : die Führerrolle des Dichters selbst. Eben dies aber will sich so g a r nicht einem ü b e r k o m m e n e n K r e i s v o n Vorstellungen einfügen. Eine umfangreiche religionswissenschaftliche und religionssoziologische L i t e r a t u r w a r bemüht, gewisse G r u n d typen der religiösen Bewegungen herauszustellen. D e r Z a u berer, d e r Priester oder auch der K ö n i g erscheinen als T r ä g e r einer besonderen W e i h e ; in den orientalischen R e ligionen tritt der P r o p h e t als entscheidende Macht entgegen. Vergleichbares w a r in der augusteischen Epoche nicht z u beobachten, und damit schien G r u n d genug zu einem ablehnenden V e r h a l t e n gegeben. Eine R e l i g i o n , f ü r die der Dichter r e p r ä s e n t a t i v w a r und deren Wesentliches in dichterischer G e s t a l t u n g seinen Ausdruck f a n d , besaß innerhalb d e r bisherigen S y s t e m a t i k keinen R a u m . U n d doch w ä r e schon hier z u f r a g e n , w o eigentlich der Fehler z u suchen sei — in der besonderen A r t u n g der augusteischen Religion oder e t w a darin, d a ß jene System a t i k vielleicht doch nicht alle möglichen F ä l l e erfaßt hätte. Auch die homerische R e l i g i o n ist eine solche des Dichters, auch in ihr w a r er Führer u n d K ü n d e r ; es bleibt bezeichnend, d a ß m a n sich hier einst zu einem ähnlichen Urteil berechtigt glaubte . . . A b e r gleichviel — diese v o r läufige Feststellung überhebt nicht einer eingehenden P r ü f u n g der z u v o r a n g e f ü h r t e n E i n w ä n d e . Ihnen k a n n nur begegnet werden, indem m a n auf die Besonderheit der augusteischen R e l i g i o n oder, wenn m a n will, a u f das Befremdliche an ihr einmal eingeht. A b e r nicht, u m d a r a u s v o r a b d a s Recht z u einem v e r w e r f e n d e n U r t e i l zu schöpf e n , sondern um jene zweifellos v o r h a n d e n e Besonderheit a l s etwas in sich Sinnvolles zu verstehen. Man w a r g e w o h n t zu f o r d e r n , d a ß der Genius, wenn anders er diesen N a m e n verdienen soll, noch nie Gesagtes seinem Inneren entnehme, daß er eine geistige W e l t von
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persönlichster Prägung vor uns hinstelle. Wieweit es dabei überhaupt um Forderung gehen könne, gehört nicht hierher; nur so viel sei gesagt, daß sich neben jener scheinbar selbstverständlichen und einzig möglichen Wertung noch eine andere denken läßt. Für sie stände das allseitig Vollendete über dem Ursprünglichen, das in sich Ruhende und Anerkannte höher als das Streben nach kaum erahnten oder gar unbekannten Zielen. Und dem Formgewordenen wird der Vorzug vor den Schöpfungen des Originalgenies gegeben, denen die Spuren des Werdens noch anhaften. Eben damit ist Entscheidendes über die Dichtung der augusteischen Epoche gesagt. Nicht das sachlich Neue um des Neuen willen bedeutet für sie einen Anreiz. Sondern immer greift sie auf bereits Gegebenes zurück, um es in einer würdigen und angemessenen Form zu prägen. Gegebenes kann für den Römer unter mancherlei Gestalt vorhanden sein, als natürliches System der Welt, in dem überkommenen Gesetz der Gemeinschaft, in einer von den Göttern festgelegten Ordnung. Als Beispiel unter anderen sei das Verhältnis zur römischen Überlieferung oder, was auf das gleiche hinausläuft, zur geschichtlichen Vergangenheit herausgegriffen. Unter den hier möglichen Verhaltungsweisen ist die augusteische Zeit durch eine Selbstbesinnung, ein Nachdenken über die Grundlagen des eigenen Seins und ein bewußtes Zurückgreifen auf sie gekennzeichnet. Dieses Verhalten äußert sich sowohl den griechischen Vorbildern wie der römischen Geschichte gegenüber, und zwar beide Male in der gleichen Richtung. Es gilt nicht nur, die überkommene Welt zu erweitern und über sie hinauszuführen, es gilt zum mindesten ebensosehr, sie in ihrem Bestände und ihrer Bedeutung zu bewahren. Darum wird eine Neuerung am erfolgreichsten sein, wenn es ihr gelingt, die in dem Alten und Überkommenen liegenden Möglichkeiten zur Entfaltung zu bringen. Praktisch drückt sich dies in der Forderung aus, Beispielhaftes, das für den Römer, sei es in den klassischen Schöpfungen des griechischen Geistes, sei es im mos maiomm und seinen exempla bereits enthalten ist, ausdrücklich als solches,
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als Verpflichtung und Gewähr zugleich, zu erfassen. Darum hat die Aufgabe des neuen Geschlechtes ein Doppeltes in sich zu begreifen. Nämlich das, was die Väter einst erkannt und gesagt haben, treu zu bewahren und weiterzugeben, aber es zugleich noch klarer und sinnfälliger zu verdeutlidien, indem man aus dem Geist des Bisherigen zu neuer autoritativer Satzung fortschreitet. Für dieses lebendige Weiterschaffen und Fortwirken im gegebenen Rahmen einer Tradition sind klassisch Augustus' Worte, darin er sich rühmt: legibus novis me auctore latis multa exempla maiorum exolescentia iam ex nostro saeculo reduxi et ipse multarum rerum exempla imitanda posteris tradidi. Damit ist jedoch nur der Sonderfall eines allgemeinen Verhaltens berührt. Dem Römer war es von jeher gegeben, daß ihm Wirklichkeit weniger Problem bedeutete als uns heute. Er neigt dazu, die durch Natur oder durch menschliche Gemeinschaft gegebenen Ordnungen von vornherein als solche hinzunehmen. Er will nicht hinter die Dinge sehen oder über ihnen einen metaphysischen Bau errichten. Sondern indem er ihren gemeinhin geltenden Bestand achtet, beschränkt er sich darauf, das ihm hier gleichsam in implizierter Form Gegebene als ideelle Gesetzlichkeit herauszustellen. Das gilt neben den eigentlich geistigen Gebieten ebensosehr für die mehr praktischen, Recht und Politik. Denn wie es zur Grundhaltung der römischen Juristen gehört, der scheinbar unübersehbaren Mannigfaltigkeit der Lebensverhältnisse klare, überall zugrunde liegende Rechtsformen durch die besondere Art der Problemstellung gleichsam zu entlocken, so beschränkt sich auch römische Staatskunst sehr oft darauf, solche Erscheinungen oder Übungen, die sich stillschweigend unter dem Deckmantel älterer und andersartiger Formen bereits herausgebildet hatten, lediglich explizit zu machen und zur gesetzlichen Norm zu erheben. Hier wie dort geht es im Grunde um ein Weiterführen und Ausbauen: eine an sich schon vorhandene Ordnung, eine im Bisherigen schon gegebene Tendenz soll noch deutlicher und klarer in Erscheinung treten.
Das Augusteische Zeitalter
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Blickt man von hier aus auf die besondere H a l t u n g der augusteischen Dichtung zurück, so erscheint sie mit einem Schlag in anderem Licht. Sie ist weit davon entfernt, eine bloß literarische, dem Gesamtempfinden entfremdete und Selbstzweck gewordene Erscheinung zu sein. Sondern das, was sich hier zunächst in diesem Sinne deuten zu lassen schien: der Verzicht auf das Originale im Sinne des noch nie Dagewesenen, umgekehrt die Bereitschaft, das irgendwie bereits Gegebene als solches hinzunehmen und zum Inhalt und Gegenstand dichterischer Gestaltung zu machen — eben dies besitzt seine tiefsten Wurzeln in dem Geist der Zeit, ja des Römertums überhaupt. Dichtung hat sich hier eine H a l t u n g zu eigen gemacht, die für die Gemeinschaft, in die sie das Schicksal gestellt hatte, von allem Anfang an bezeichnend war. H o r a z hat in seinem Brief an Augustus eine Schilderung des wahren Dichters gegeben, in der sein Wirken in der Allgemeinheit, sein Einfluß auf die Bildung der Jugend umrissen wird. Wenn es dort heißt: orientia tempora notis instruit exemplis — so liegt die Übereinstimmung zwischen solchem Neugestalten berühmter und überkommener Vorbilder und der zuvor geschilderten Rolle der exempla maiorum offen zutage. Es bedarf keiner besonderen Bemerkung, daß Vergil und H o r a z einer Gesinnung und H a l t u n g Ausdruck geben, die der augusteischen Ordnung überhaupt gemäß ist. Wohl aber hat man jüngst hervorgehoben, daß nicht erst das Vorhandensein dieser Ordnung die Dichter veranlaßt hat, von dem zu künden, was sie mit dem W e r k des Prinzeps innerlich verbindet. Sondern daß schon zu einer Zeit, da dort das Neue sich kaum erst anbahnte, geschweige denn Gestalt gewonnen hatte, es im dichterischen Wort seine erste Formung erfuhr. All das, was man als den Sinn der augusteischen Epoche bezeichnet hat, den „Willen zu O r d nung, Klarheit, Maß, zum Gesainden, Erhaltenden, Beständigen" — es findet sich bei den Dichtern schon, bevor es in der staatlichen Erneuerung durch Augustus in Erscheinung tritt.
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Man hat darum von einer prästabilierten Harmonie gesprochen, die zwischen dem Walten des Princeps und dem, was sich in der Dichtung ausspricht, bestehe. Und doch muß man noch einen Schriet weitergehen, wenn man den Sachverhalt in seiner vollen Eigentümlichkeit erfassen will. Es muß einmal gefragt werden, ob die zeitliche Priorität der Dichtung nicht so verstanden werden könne, daß man von ihrer Führerrolle auch dem Kaiser gegenüber — zum mindesten in bestimmten Fällen — sprechen dürfe. Derart also, daß Augustus nicht nur Neuschöpfer, sondern auch Erfüller wäre — ein Erfüller jener Wünsche, deren Gestaltung einen Horaz oder Vergil zur Höhe ihres Dichtertums emporgehoben hatte. Jene spezifisch römische H a l tung, die sich an einer der objektiven Welt, der umgebenden Wirklichkeit immanenten Gesetzlichkeit orientiert — wie sie bereits für das Verhältnis des Dichters zu Volk und Zeit grundlegend war, so hätte sie auch die Haltung des Herrschers diesem Dichter gegenüber in einem nicht weniger bedeutungsvollen Sinn zu bestimmen, vermocht. Mit dem herkömmlichen Bilde des »Realpolitikers« Augustus scheint sich freilich eine solche Auffassung kaum vereinigen zu lassen. Und doch möchte gerade durch sie dieser Realpolitiker nichts von seinem Glänze verlieren. Zum wenigsten nicht für den, der die geschichtlichen Realitäten außer in den wechselnden politischen Kräftekonstellationen auch in der bleibenden staatlichen und geistigen Formung einer ganzen Nation sieht. Gerade dann, wenn in seinem Wirken das Telos der Epoche in solch umfassendem Sinne sich vollendet hätte, würde Augustus einem der höchsten Ansprüche an den Politiker, den man zu stellen vermag, genügen. Er hätte den in seiner Zeit bereits vorhandenen, bereits irgendwie angelegten oder in ihr ans Licht drängenden Tendenzen praktische Gestaltung und damit die eigentliche Erfüllung gegeben. Und dem Realpolitiker käme diese Bezeichnung auch in dem Sinne zu, daß er den geistigen Realitäten ihren Rang zuerkannt hätte.
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Die Kaiserzeit
III.
AUSGANG
7. Die Kaiserzeit 1. Das Besondere des augusteischen Zeitalters beruhte darauf, daß zur Wiedererweckung der religiösen Vergangenheit ein Neues trat. In der geschichtlichen Größe des Kaisers schien sich für die Zeitgenossen das Göttliche selbst zu manifestieren. Daß es dabei um eine echte Äußerung des religiösen Gefühls ging, haben die früheren Betrachtungen gezeigt. Noch Seneca konnte das hier zugrunde liegende Empfinden zum Ausdrude bringen: „Daß Augustus ein Gott sei", so bekennt er, „glauben wir nicht etwa, weil es uns
anbefohlen
wäre"
(deum
esse non
tamquam
iussi
credimus). Und dann fährt er, mit einer Begründung, die auf den besonderen Gegenstand seiner Sdirift abzielt, fort: „Wir gestehen, daß Augustus ein edler Fürst gewesen ist und daß der Name des Vaters gut auf ihn paßte, aus keinem anderen Grunde, als weil er auch erlittene Schmähungen, für die Fürsten empfindlicher zu sein pflegen als für tatsächlich erlittenes Unrecht, nicht mit Grausamkeit verfolgte; weil er gegen ihn gerichtete Beschimpfungen belächelte; weil es offenbar war, daß es ihm eine Strafe sei, strafen zu müssen; weil er, weit entfernt, an denjenigen die Todesstrafe vollziehen zu lassen, die er wegen Ehebruchs an seiner Tochter hätte verurteilen müssen, ihnen vielmehr, als er sie verbannte, noch Schutz- und Geleitbriefe ausstellte." Zur Verehrung der großen Persönlichkeit kam hinzu, daß in dem vates ein Seher und Künder erstanden war, der jenes zwar allgemeine, aber noch dumpfe und undeutliche 7
A 1 t h e i m , Römische Religionsgesdiidite II
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Empfinden zur Bewußtheit erhob. Diese Verbindung schöpferischer Kräfte, dieses Gegenüber von Prinzeps und Dichter, war etwas Einmaliges und Unwiederbringliches. Schon die Folgezeit fand eine veränderte Lage vor. Niemand hat mehr die Stellung eines Horaz oder Vergil im Ernste für sich zu beanspruchen gewagt. Entsprechend wurde auch die Verehrung des Kaisers nicht mehr als Ausdruck für das Wirken einer einmaligen und persönlichen Größe verstanden, sondern galt der Einrichtung des Prinzipates als solcher. Freilich kam es auch so noch zu einer ganz erheblichen Entfaltung dieses Zweiges der römischen Religion. Auf der Bahn, die durch die Einrichtung einer Pax Augusta betreten worden war, ist man folgerichtig weitergeschritten. Nicht nur, daß der Kult jener Gottheit auf Vespasians Forum eine ungleich glänzendere Stätte erhielt, es wurden noch eine Reihe anderer Personifikationen durch entsprechende Bezeichnung als von Kaiser ausgehende Segnungen charakterisiert: Clementia Caesaris, Providentia Augusta, Pietas Augusta, lustitia Augusta und dergleichen mehr. In Rom freilich ist man nicht, wie in den Provinzen, dazu übergegangen, die Mitglieder des Kaiserhauses älteren Gottheiten gleichzusetzen und ihnen als Z E U S 'EAeuÖepioS oder VEOS A I Ö V U C T O S , als vea "Hpa oder 'AcppoSl-rri einen Kult zu widmen. Aber wenn auf den beiden Attikareliefs des Bogens von Benevent Iupiter dargestellt ist, wie er, gefolgt von Iuno und Minerva, den Blitz als Symbol seiner Macht Trajan überreicht, so ist der Kaiser doch gleichsam als Statthalter Gottes auf Erden gekennzeichnet. Es wäre verkehrt, wollte man glauben, die Wendung von der Verehrung einer einzigen großen Persönlichkeit zur Verherrlichung des Kaisertums als solchem habe notwendig eine Veräußerlichung, ein Sinken der religiösen Kräfte mit sich gebracht. Eher ist man zur Annahme berechtigt, daß hier eine durch die tatsächlichen politischen Verhältnisse bedingte Akzentverlegung vor sich gegangen sei. Dadurch, daß Staatsreligion solche Änderung zum Ausdruck brachte, erwies sie sich als Träger echter Gehalte und damit als
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wirkliche Religion. Denn was immer diese Zeit bewegen mochte: Empfinden für die Größe des Reiches und die in ihm sich darstellende Kultur; Sorge für seinen Fortbestand gegenüber den Feinden im Norden und Osten; Hoffnungen auf einen endlichen Triumph — all das verkörperte sich in dem Kaisertum. Freilich war bei dieser Sachlage unerläßlich, daß der Kaiserkult in dem Maße, wie der Prinzipat selbst politisch und ideell zum Mittelpunkt des gesamten Imperiums wurde, auch innerhalb der Staatsreligion eine übermächtige Bedeutung gewann. Dies mußte auf Kosten der anderen Gottheiten geschehen. Sie alle mußten dem Neuen gegenüber zurücktreten; auch die Götter des kaiserlichen Hauses, Mars Ultor und der Palatinische Apoll, waren davon nicht ausgenommen. Behauptet hat sich nur die kapitolinische Trias, und unter den flavisdien Kaisern (Gründung des Agon Capitolinus durch Domitian 86 n. Chr.) und unter Trajan wurde sie wieder zu der beherrschenden Gottheit von Reich und Heer. Wie stark der Kaiserkult alles zurückdrängte, hat man glücklich an den inschriftlich erhaltenen Protokollen der Arvalbrüder, einer der von Augustus hergestellten Priestergenossenschaften, beobachtet. Ich kann nichts Besseres tun, als hier Wissowas Worte anzuführen. „Abgesehen von Ankündigung und Feier des alljährlich wiederkehrenden Hauptfestes der Dea Dia (der ursprünglichen Hauptgottheit der Arvalen) und von den durch außerordentliche Anlässe hervorgerufenen Piacularopfern bewegt sich die ganze Tätigkeit der Priesterschaft so gut wie ausschließlich in sakralen Loyalitätskundgebungen; außer den allgemeinen Vota für das Wohl des Herrscherhauses am 3. Januar begegnen uns ähnliche regelmäßige Jahresvota für jedes Regierungsjahr des Kaisers, ferner einmalige Bitt- und Dankgelübde und Opfer bei besonderen Gelegenheiten, so bei der Erkrankung des Kaisers oder der Niederkunft der Kaiserin; beim Auszug des Fürsten zum Feldzuge oder bei seiner siegreichen Rückkehr; endlich in der ersten Zeit, bis die flavischen Kaiser diese Feier von der Geschäftsordnung 7*
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der Arvalen entfernen, auch Opfer an allen persönlichen Gedenktagen des regierenden Herrschers und seiner Familie." Wie sehr diese ganze Gattung heiliger Handlungen dem ursprünglichen Gottesdienst der Arvalbrüder gegenüber etwas neu Hinzukommendes bedeutet habe, so heißt es weiter, ersehe man daraus, „daß die bei diesen Akten angerufenen Gottheiten ganz andere sind als die, die bei dem alten Jahresfeste und bei den Sühneopfern in Wirksamkeit treten; sogar Dea Dia, der doch der ganze Dienst der Priesterschaft gewidmet ist, erscheint nur in der allerersten Zeit — hinter der kapitolinischen Trias — in den Neujahrsvota; nachher vollziehen sich diese Loyalitätsakte durchweg, ohne daß der eigentlichen Inhaberin des Kultes auch nur mit einem Worte gedacht würde." In der augusteischen Zeit war erreicht, was kaum erreichbar schien: das römische Volk wurde noch einmal dem ererbten Glauben zurückgewonnen. Nicht Gesinnung eines vereinzelten Standes, sondern das Gefühl der Gesamtheit fand in den Worten des vates seinen Ausdruck. Und wenn Augustus es so geordnet hatte, daß nur den Senatoren und Rittern die staatlichen Priesterstellen offenstanden, so war damit zunächst nicht einer Beschränkung auf bestimmte Schichten das Wort geredet, sondern der Majestät der Götter schien es nur zu entsprechen, wenn ihrem Dienste gerade die Vornehmsten und Besten sich widmeten. In der Folge trat jedoch auch hier die Einrichtung als solche stärker hervor. Wiederum setzte sie sich an die Stelle dessen, was zunächst Ausdruck und Gestaltung eines spontanen Empfindens bedeutet hatte. Seitdem die Stimme des vates verstummt war, blieben die beiden oberen Stände, vor allem die Senatoren, als Träger des Staatskultes übrig. Dies ergab sich aus der einmal getroffenen Ordnung, wonach ihnen nicht nur die uralten Genossenschaften der Fetialen, Salier, Titier und Arvalen, sondern auch die vier großen Priesterkollegien (Pontifices, Augurn, Quindecemvirn und Epulonen) ausschließlich gehörten. Hinzu kamen, was gerade in dieser Zeit von Bedeutung war, die diesen Kollegien nahestehenden Sodalitäten der Divi impe-
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ratores; auch sie befanden sich im Besitz des senatorischen Standes. So war es ein vornehmer und exklusiver Kreis, in dessen Hand von nun an das Schicksal der Staatsreligion gelegt war. Den sodales Augustales etwa, über deren Mitgliederschaft wir durch literarische Zeugnisse und inschriftliche Listen gut unterrichtet sind, gehören die primores civitates und darüber hinaus der Kaiser Tiberius mit den Prinzen Drusus, Claudius und Germanicus an. Oder ein Beispiel aus den Arvalakten: am 29. Mai des Jahres 38 war um den Kaiser Gaius ein erlauchter Kreis versammelt, in dem ein Furius Camillus, ein Paullus Fabius Persicus und weiter noch Angehörige der Iunii Silani, der Domitii Ahenobarbi und Calpurnii Pisones erscheinen. Alle gehörten sie dem ältesten Adel Roms an; bei allen hatten die Vorfahren in der Geschichte eine bedeutsame Rolle gespielt. Dieses Urteil gilt unbeschadet dessen, daß es sich in den letzten drei Fällen um Vertreter ursprünglich plebejischer Häuser handelte. Die besondere gesellschaftliche Struktur ist nun ein weiteres, höchst bedeutsames Moment; neben dem soeben berührten Festwerden der religiösen Formen charakterisiert sie die Eigenart des römischen Staatskults in dieser Zeit. Man darf aussprechen, daß dessen Schicksal in dieser Beschränkung auf Kaiserhaus und Senat beschlossen liegt. Sie gibt der Religion Roms fortan den Charakter; auf ihr beruht ihre Würde und, wenn man will, ihre Größe. Aber in der gleichen Beschränkung ist auch der Keim des Unterganges zu suchen, mag dieser seinerseits wieder nicht ohne Größe gewesen sein. Für Rom liegen die Dinge so, daß mit dem Augenblick, da eine römische Klassik erstanden war, dieser die Rolle zufiel, die bisher das Griechentum als formende Kraft im Verlaufe der Entwicklung gespielt hatte. Nunmehr ist es die augusteische Kultur, die an seiner Stelle Vorbild und Norm bedeutet, mit denen sich spätere Jahrhunderte, in Nachahmung und Wetteifer, auseinanderzusetzen haben.
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Gerade an der Religion tritt dies hervor. Die Ordnung, die hier Augustus geschaffen hatte, wurde von jenem Kreise, der zuvor als Träger der Staatsreligion bezeichnet wurde, als maßgebend empfunden. Zum mindesten hat man mir ihr als fester Gegebenheit gerechnet, an der sich das eigene Verhalten auszurichten habe. An zwei Gruppen von Beispielen sei das ausgeführt. Einmal an der eigentümlichen Stellung gegenüber der Kaiserapotheose. Durch Augustus' eigenes Vorgehen war als Norm hingestellt worden, daß nur dem verstorbenen Herrscher die Ehre der Vergöttlichung zuerkannt wurde. Dabei blieb es innerhalb des eigentlichen Staatskultes und nicht nur dort, sondern im allgemeinen auch in den abendländischen Provinzen des Reiches. Alle Versuche, die auf göttliche Verehrung des lebenden Kaisers selbst oder auf seine Gleichstellung mit einem Gott hinausliefen (mochte es nun Apollo, Iupiter, Hercules oder ein anderer sein), hatten nur vorübergehenden Erfolg, prallten über kurz oder lang an dem Konservatismus der römischen Haltung ab. Anläßlich eines solchen Falles — dem Antrag des Anicius Cerialis, dem Kaiser Nero tamquam mortale fastigium egresso et venerationem bominum merito einen Tempel zu errichten — formuliert es Tacitus als unverbrüchliche Satzung, daß deum honor principi non ante habetur quam agere inter homines desierit. Tiberius hat, wie schon immer bekannt war und durch die neugefundenen Edikte von Gytheion bestätigt worden ist, audh für die östlichen Provinzen jeder Vergötterung seiner eigenen Person nachdrücklich gewehrt und damit der römischen Anschauung über ihren engeren Bereich hinaus Geltung zu verschaffen gesucht. Claudius, in seinem Briefe an die Alexandriner, bemühte sich, wenn auch gleichfalls ohne dauernden Erfolg, einen ähnlichen Standpunkt zu vertreten. Das Prinzip ist gewahrt auch in den Ehren, die dem verstorbenen Germanica in der neu gefundenen Tabula Hebana dekretiert werden. Schon bei dieser Behandlung der Kaiserapotheose ist deutlich, daß die strenge Auffassung der römischen Staats^
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religion im Gegensatz zu der sonst üblichen Praxis stand. Denn was sie sich und dem jeweils herrschenden Prinzeps versagte, wurde diesem seitens der Gemeinden, der Provinzen und Privaten in reicher, wenn nicht überreicher Weise gespendet. Nicht minder stark ist die Exklusivität einer anderen Erscheinung gegenüber, dem Andringen der orientalischen Gottheiten und Kulte. Schon in den beiden letzten Jahrhunderten der Republik waren sie einer der gewaltigsten Faktoren gewesen, die das Wesen der römischen Religion zu erschüttern drohten. Nunmehr aber war gleichsam alle Welt davon erfüllt, und es hat nicht an Äußerungen gefehlt, die in ihnen die lebendige Religion der Kaiserzeit haben erkennen wollen. Zwei Bereiche allerdings gab es, wo die orientalischen Götter machtlos geblieben sind — bezeichnenderweise handelt es sich um die beiden Hauptstätten antiker Kultur —, nämlich die Religion Griechenlands und diejenige Roms, wenigstens der Staatskult. Wieder ist deutlich, daß die ablehnende Haltung gegenüber dem Orientalismus in unserer Epoche nur eine Fortsetzung dessen ist, was durch Augustus in normativer Form festgelegt war. Von der einzigen Ausnahme abgesehen, daß unter Caligulas Regierung Isis einen Staatstempel erhielt, kann vor dem Beginn des 3. J a h r hunderts nirgends ein Eindringen der Fremdkulte in den Kreis der ererbten Götter Roms beobachtet werden. Mochten auch manche Kaiser sidi einer privaten Begünstigung nicht enthalten, mochte beispielsweise Nero der Syrischen Göttin, seiner wechselnden Laune entsprechend, Verehrung oder Verachtung bezeugen — all dies konnte der durch Augustus festgelegten Ordnung nichts anhaben. Es fanden sich sogar solche Herrscher, die diese Ordnung nicht nur respektierten, sondern sie darüber hinaus mit Nachdruck zu aktivieren versuchten. Denn wenn es von Hadrian heißt: sacra Romana diligentissime curavit, peregrina corttempsit, so kann das nur als eine bewußte Aufnahme der Haltung seines Vorgängers gedeutet werden. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die römische Religion der ersten beiden Jahrhunderte unserer Zeitrechnung
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durch ein bewußtes Festhalten an den Formen gekennzeichnet ist, die die augusteische Zeit geschaffen hatte. Träger dieser Überlieferung ist der senatorische Adel, dessen Anschauungen auch dort, wo er selbst nicht (oder nicht mehr) eingegriffen hat, sich gleichwohl im Grundsätzlichen auswirken. Kaiserliche Religionspolitik bewegt sich innerhalb eines senatorischen Traditionalismus, indem sie dessen Prinzipien sich zu eigen macht und sich nicht scheut, auch auf Maßnahmen des republikanischen Senates zurückzugreifen. Von dieser Feststellung aus läßt sich endlich zu einer letzten Eigentümlichkeit gelangen, die für diese Zeit bezeichnend ist: die Freude an der Form als solcher, ihrer bewußten Pflege und Ausgestaltung als „Stil", als Lebensund Daseinsform einer aristokratisch gebundenen Welt. Vor allem beginnt sich ein Hang zur Repräsentation geltend zu machen. Erst jetzt wird es durchgängig Sitte, die Protokolle kultischer Begehungen in monumentaler Form der Öffentlichkeit mitzuteilen. Die Akten der augusteischen Saecularfeier bilden den Anfang; die inschriftlichen Protokolle der Arvalen, die Fasten- und Mitgliederverzeichnisse priesterlicher Kollegien fügen sich in langer Reihe an. Einen Abschluß bildet der ausführliche, gleichfalls auf Stein verewigte Bericht über die Saecularfeier unter Septimus Severus (die bisher bekannten Reste sind durch wertvolle Neufunde ergänzt worden). Diesem Zurschaustellen des Kultischen entspricht, daß die inschriftlichen Protokolle in steigendem Maße ein minutiöses, keine rituelle oder topographische Einzelheit auslassendes Registrieren der einzelnen Vorgänge sich angelegen sein lassen. An den Akten der Arvalbrüder hat man beobachtet, wie sie an Ausführlichkeit — man möchte fast sagen: von Jahr zu Jahr — zunehmen. Während sie zu Anfang nur summarischen Bericht geben, wird in späterer Zeit kaum eine Einzelheit erspart. Auf diesem Teil der Akten beruht es zumeist, wenn man von dem Kulte noch eine Vorstellung zu gewinnen vermag; beispielsweise ist das berühmte, uralte Lied der Brüderschaft in einem
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der spätesten Protokolle erhalten. Aber auch die soeben genannten inschriftlichen Aufzeichnungen über die Saecularspiele des Jahres 204 zeigen das gleiche Bild. Gegenüber ihren augusteischen Vorgängern geht die Wiedergabe des Festaktes auch da weit mehr ins Einzelne. Ist doch das Saecularlied eines unbekannten Dichters (der Name ist nicht mehr erhalten) in vollem Wortlaut mitgeteilt, im Gegensatz zu den augusteischen Akten, die sich damit begnügen, die Schöpfung eines ungleichen Größeren kurz zu nennen. Vor allem hat Kunst sich berufen gefühlt, einen großen und wirkungsvollen Stil des Staatskultes mit ihren Mitteln zu gestalten; in der Plastik war es das Relief, das sich zu neuen und der Würde des Gegenstandes angemessenen Ausdrudesformen durchgerungen hat. Seitdem mit dem Fries der Ära Pacis der Anfang gemacht war, ist ein gewaltiger Zug ähnlicher Schöpfungen gefolgt. Sie behandeln ein zwar begrenztes, aber bedeutendes und repräsentatives Gebiet: Prozession und Triumph, Begrüßung des Kaisers durch die Götter Roms, diese selbst in Gruppen oder großer Versammlung, die Apotheose und vor allem das immer wiederkehrende Motiv des feierlichen Opferns, dem die Tötung gewaltiger Stiere in Gegenwart des Kaisers sein Gepräge gibt. Neben dieser Darstellung des Pomphaften und Repräsentativen entfaltet sich eine Freude am einfach Gegenständlichen: der Zug des Opfertieres, die kultlichen Gerätschaften oder jene Einzelheit aus dem Ritual der Salier, die ein Mosaik in der Villa Borghese wiedergibt. Aber noch tiefer und entscheidender lassen sich die Berührungen der nachaugusteischen Plastik mit der gleichzeitigen Entwicklung der römischen Religion verstehen. In dieser stand das formale Prinzip — Bewahrung und Gestaltung des Überkommenen — im Vordergrund. Von hier aus ergeben sich Beziehungen zu den formalen und stilistischen Problemen der kaiserzeitlichen Kultur und Kunst überhaupt sowie der Plastik im besondern. Solange für Rom das Normhafte und Klassische im griechischen Vorbilde beschlossen lag, hatte sich die Entwick-
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lung zu einer Polarität entfaltet, die einerseits in der Richtung auf eine immer vertiertere Erfassung dieses Vorbildes verlief, auf der anderen Seite sich in einem kräftigen und bewußten Herausstellen der nationalen Eigenart, im Wetteifer und zugleich im Gegensatz zur griechischen N o r m , gefiel. Diese fruchtbare Spannung, in der sich die Schöpfung einer römischen K u l t u r vollendete, w a r in dem Augenblick beseitigt, als in der augusteischen E p o d i e eine eigene, römische Klassik erstand. An die Stelle der Polarität von griechischer N o r m und römischer Sonderart trat eine römische N o r m und eine gleichfalls römische Gegenrichtung, deren innerstes Streben war, Widerpart dieser N o r m zu sein und ihr gegenüber ein Auflockern, U m f o r m e n und Durchbrechen sich vollziehen zu lassen. In diesem Spannungsverhältnis, dem zwischen Barock und Klassizismus vergleichbar, offenbart sich eine der kaiserzeitlichen Kultur eigentümliche innere Problematik. Was damit gemeint ist, wird an einer Gegenüberstellung der beiden Richtungen des Prosastiles deutlich werden. Auch da stehen die Verehrer der festen N o r m e n , wie sie die Alten gesetzt haben (dem Attizismus auf griechischer Seite entsprechend) dem neuen Stil (Asianismus) gegenüber. Indem dieser die klassizistische Form durchbricht, sucht er sich in Überschwang und Pathos, in Pointenreichtum, in Rhythmisierung und Kolometrie zu entladen; den Wirkungen der Dichtung wünscht er es gleichzutun, wenn nicht sie zu übertreffen. Auch in Plastik und Malerei geht eine klassizistische Richtung — oftmals latent, aber immer vorhanden und manchmal, wie in der auf das Augusteertum unmittelbar folgenden tiberianischen Epoche und dann wieder in der hadrianischen Zeit, sich zu unbestrittener Herrschaft erhebend — neben einer anderen her, die sich in ihren Prinzipien dem Asianismus zur Seite stellen läßt. Denn in ihr tritt abermals eine Auflösung und Übersteigerung überkommener, fest geprägter Formen zutage, nur daß sie sich sinngemäß in anderer Art äußert: in malerischer Wirkung an Stelle der plastischen Gestaltung, in der Einbeziehung des Ungreifbaren und Unbegrenzten, in Bewegung und
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Leidenschaft, Kontrast und Pathetik, und nicht zuletzt in einer ungehemmten Freude am Gesteigerten und Kolossalen. Die Staatsreligion läßt sich nur in einigem Abstand vergleichen, insofern ihr streng traditioneller Charakter f ü r solche Spannungen wenig Raum läßt. Aber selbst sie hat sich ihnen nicht ganz entziehen können. Es ist bezeichnend, daß betonte Erneuerung von Augustus' religionspolitischer H a l tung durch H a d r i a n mit einer Epoche des Klassizismus zusammenfällt. In der Literatur und ebenso in der Plastik ist ein Zurückgehen auf die „Alten" unverkennbar; nicht nur die Formensprache der augusteischen Reliefs wird bewußt wieder aufgenommen, sondern gelegentlich ein ausgesprochenes Archaisieren gepflegt. Umgekehrt ist die neronische und flavische Zeit, die Blüte zugleich des kaiserzeitlichen Barocks, zwar nicht durch ein Zerbrechen der augusteischen Normen charakterisiert, wohl aber durch eine freiere H a l t u n g ihnen gegenüber, eine weniger strenge Auslegung sozusagen. Zumal im Kaiserkult geht man bis an die Grenze des Möglichen. N e r o gegenüber hat es an Versuchen der Vergöttlichung nicht gefehlt, und die Aufstellung seiner riesenhaften Bildnisstatue im Vorhof des Goldenen Hauses bringt eine Erhebung über alles Irdische zum Ausdruck, wie es die augusteische Zeit nicht gewagt hatte. Sprechendes Zeugnis bildet das erste Gedicht der Silven des Statius. Es gilt dem f ü r Domitian errichteten Reiterstandbild, dem Equus Maximus auf dem Forum. In der gewaltigen Größe des Monumentes, das den Platz nicht nur beherrscht, sondern über alle Gebäude hinauszuragen scheint (gerade hier darf an ähnliche Wirkungen des Barock erinnert werden), sieht der Diditer ein Sinnbild übermenschlicher Größe des Kaisers. Ihm räumen bereitwillig die Götter der Nachbarschaft den Vorrang ein, und nachts, wenn es den Himmlischen gefällt, die Erde zu besuchen, steigen des Herrschers göttliche Verwandte herab, um mit seinem Bilde vertraute Zwiesprache zu pflegen. Künstlerische Gestaltung und religiöse Bedeutung vereinigen sich hier zum Ausdrude eines aufs höchste gesteigerten Daseins: in seinem Bild wird
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der Kaiser zu einem Mittler zwischen der Erde und dem himmlischen Sitze der Götter. Als Letztes bedarf die sakrale Architektur Roms einer Erwähnung. Sie wächst in dieser Zeit vollends ins Kolossalische und schafft einen großartigen Rahmen f ü r alle kultischen Handlungen und Begehungen. Schon im Altertum hat sie den Eindruck Roms bestimmt, und sie pflegt auch heute noch am vernehmlichsten unter alledem zu sprechen, was diese Epoche des größten äußeren Glanzes hinterlassen hat. Das Zurückgehen auf die augusteischen Vorbilder ist auch da unverkennbar, nur ist alles ins Riesenhafte und fast Übermenschliche gesteigert. Gewölbebau und axiale Gliederung der Räume sind die hauptsächlichsten Ausdrucksformen. 2.
Gegen Ende des 2. und zu Beginn des 3. Jahrhunderts zeigt sich ein erster Wandel. Neue Formen dringen in den streng behüteten Bereich der römischen Staatsreligion ein. Sie zeigen sich zuerst in der kaiserlichen Kunst, dann aber auch auf anderen Gebieten. Als Septimus Severus Ktesiphon erobert und damit den Sieg über die Parther errungen hatte, ließ er Senat u n d Volk bildliche Kunde von seinen Erfolgen zukommen. Schlachten und Belagerungen des Feldzuges wurden auf Gemälden geschildert, die öffentliche Aufstellung fanden. Auf diese Gemälde gehen die großen Reliefs zurück, die den Triumphbogen des Kaisers auf dem Forum Romanum schmücken. Sie stehen in einer Überlieferung, die über die Säulen des T r a j a n und Marc Aurel auf eine lange Reihe von Triumphalgemälden und -reliefs zurückreicht; sie wollen diese Uberlieferung um ein weiteres Glied fortsetzen. Stilistisch fügen sich die quadri des Septimusbogens der Formenwelt ein, die f ü r Malerei und Relief seit der spätantoninischen Kunst bestimmend war. Es wäre aufschlußreich, die Beschreibungen heranzuziehen, die Philostrat von gleichzeitigen Gemälden gegeben hat. Man fände dieselben Kunstmittel: die Staffelung der Figuren, um den Eindruck einer gedrängten Masse zu erwecken; die göttliche Personi-
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fizierung der Flüsse und Berge; eine kontinuierende D a r stellung, die zeitlich aufeinanderfolgende Ereignisse im Rahmen eines einzigen Bildes zusamenfaßt. Auch darin, nicht nur in der T y p i k der politischen und militärischen Szenen, ist die Nachfolge der Trajans- und Marcussäule deutlich. Schließlich wollen die übereinander gesetzten Relieftafeln des Septimusbogens in bestimmter Reihenfolge, von unten nach oben gleich den Reliefbändern der Säulen, abgelesen werden. Bewegtheit, starke Wirkung von Licht und Schatten, die mehr malerische als plastische Formgebung treten hinzu, um den Zusammenhang zu erhärten. Neben die Reliefs des Septimusbogens ist ein weiteres Denkmal öffentlichen Charakters getreten. Der T r i u m p h bogen wurde 203 auf dem Forum Romanum errichtet: aus derselben Zeit stammt der Reliefschmuck des T e t r a p y l o n in Lepcis Magna, Septimius Severus' Geburtsstadt. Gegenüber dem erzählenden, das Fortschreiten der Ereignisse unterstreichenden Stil der Triumphalsäulen und des Septimusbogens treten repräsentative Szenen in den Vordergrund. Nicht Bewegung, sondern Statik bestimmt den Eindruck. Eine bewußt angewandte Frontalität erfaßt zumal die Hauptfiguren. Entscheidende Formen der spätantiken Kunst sind damit vorweggenommen. Mit Recht dachte man an Einflüsse des Ostens. Der Ausdruck „parthische Kunst", den man verwandte, war freilich mißverständlich. Denn die Kunst der Parther bildete, wenigstens ihren Ursprüngen nach, einen Zweig des mittelasiatischen Tierstils. Man hat mit einer künstlerischen ,Koine' zu rechnen, die den gesamten Osten u m f a ß t . Sie reichte von Ostturkestan und Nordwestindien bis nach Mesopotamien und Syrien, ja bis nach N o r d a f r i k a . D u r a am Euphrat, an der Grenze des römischen und Partherreiches gelegen, gibt ein Bild der Möglichkeiten. U n d gerade Dura liefert in dem gleichzeitig oder noch früher entstandenen Fresko des Tribunen Terentius die nächste Parallele zu den Triumphalreliefs von Lepcis Magna. Beide zeigen Streben nach Repräsentation und Frontalität, die starre
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Reihung nebeneinander stehender, den Beschauer anblickender Figuren. Auf der Adventusszene des Aureliergrabes am Viale Manzoni kehrt die Reihung frontal wiedergegebener und den Beschauer anblickender Gestalten wieder. Dies wird deutlich, wenn man das ebenfalls der severischen Kunst angehörige Relief vom Palazzo Sacchetti damit vergleicht. Beide Male kommt (wenn auch in entgegengesetzter Richtung) ein Zug togabekleideter Männer aus einem T o r oder Durchgang hervor; beide Male erfolgt Begrüßung seitens des Herrschers oder eines hochgestellten Magistrats. Aber wieviel bewegter, wieviel abgestufter und entfalteter ist diese Gruppe auf dem Relief dargestellt als auf dem etwas jüngeren Wandgemälde! Noch ein Schritt weiter, und man steht vor dem steifen, hieratischen Stil, der ähnliche Szenen auf den kurz vor der Jahrhundertmitte begonnenen W a n d gemälden der Synagoge von D u r a kennzeichnet. I n der Wendung zur Frontalität war die ältere römische Kunst dem 3. Jahrhundert mit Ansätzen vorangegangen. Vor allem in der Volkskunst hatte sich Spätantike hier wie sonst vorbereitet. Damit wird die Bedeutung der östlichen Einwirkung nicht verringert: sie wird nur erklärt. Sie stellte keinen gewaltsamen Einbruch dar, bewirkte keine Überfremdung, sondern trieb voran, was in der bisherigen Entwicklung angelegt war. Sie tat es rascher und stärker, als römische Kunst von sich aus es gewagt hatte. Römisches und östliches, Eigenes und Fremdes, gingen jetzt in gleiche Richtung. Auf iranische Vorbilder hat man die Jagdszenen der südkleinasiatischen Sarkophage zurückgeführt. Schwerlich ist es Zufall, daß mit Caracalla die Löwenjagd zum bevorzugten Gegenstand der römischen Sarkophagkunst wurde. Obwohl selbständig gestaltet, verweist der Vorwurf als solcher auf Alexander und weiter auf die H o f k u n s t der Achaimeniden. Caracalla, der contra leonem etiam stetit, bewegte sich hier wie sonst im Banne seiner orientalisch beeinflußten Alexanderträume.
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Mit dem Übergang vom Stil zum Inhalt ist der Schritt getan, der zur Mitte des östlichen Einflußstromes f ü h r t . Religion bildet wie immer das Gebiet, auf dem der Orient seine Schöpferkraft bewährte. Sie liefert das Gegenbild zur künstlerischen Entwicklung, die sich f ü r das 3. Jahrhundert abgezeichnet hat — ein reicheres und bedeutungsvolles Gegenbild. Einführung östlicher Götter und Kulte war eine Bewegung, die mit ihren Wurzeln bis ans Ende des 3. J a h r hunderts v. Chr. zurückreichte. Zögernd zuerst, dann in immer rascherem und breiterem Strom drangen die fremden Vorstellungen ein, um schließlich die klassische Religion von Hellas und Rom zu überschichten und in den H i n t e r grund zu drängen . . . Dieses Bild mag, aufs Große hin gesehen, zutreffen. Sobald man ins einzelne geht, ergeben sich die Korrekturen. Römische Eigenart behauptete sich durchaus; sie behauptete sich gerade bei der Übernahme der Fremdkulte. Sie schränkte schon 205 v. Chr. die ekstatischen Begehungen im Dienst der Großen Mutter zugunsten einer römischen H a l t u n g ein (oben S. 59 f.). In der augusteischen Zeit erfolgte ein neuer, scharfer Rückschlag gegen die orientalischen Religionen. U n d bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. behauptete sidi die eigene Form mit siegreicher Kraft. Nicht nur im römischen Staatskult: auch das griechische Mutterland leistete erfolgreidien Widerstand. So verschiebt sich das Bild eines unwiderstehlichen Siegeszuges des Ostens. Aber auch darin ändert es sich, daß dieser selbst keine einheitliche Größe darstellte. Ägypten und Kleinasien, Syrien, Iran und Mesopotamien waren völkisch und geschichtlich verschiedene Größen. Und wie die Länder und Völker, so waren es die Götter. Auch wurden diese zu verschiedener Zeit in verschiedenem Maße anerkannt; vor allem: sie traten in fester Folge auf. Ein Blick auf die Münzprägung des 1.—2. Jahrhunderts zeigt, welche östlichen Gottheiten damals im Vordergrund standen. Die Kulte Ägyptens und Kleinasiens bestimmten das Bild. Vespasians Prägung brachte den stadtrömischen Tempel der Isis. Serapis hatte durch Wunderzeichen den Anspruch des
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Kaisers auf den Thron unterstützt. Sein Sohn Domitian erneuerte das Bild im Tempel der beiden ägyptischen Götter auf dem Marsfeld. E r ließ Serapis auf seinen Münzen prägen, daneben die kleinasiatische Kybele. So blieb es auch in der Folgezeit. Hadrian war schon durch seine Reisen an den landschaftlichen Besonderheiten und Uberlieferungen der Provinzen interessiert, nicht zuletzt an ihren Göttern und Kulten. Ausdruck dessen sind die unter ihm herausgebrachten Provinzserien. Hier erscheinen Isis und Serapis, um den Kaiser bei seiner Ankunft in Alexandreia zu begrüßen. Dafür bot der Triumphbogen Trajans in Alexandreia ein Vorbild: auf ihm waren auch Horos und Dionysos zu sehen. Im übrigen traten die ägyptischen und kleinasiatischen Götter auf den hadrianischen Münzen eher zurück. Nur auf den Medaillons herrschten Isis und Ky'bele vor. Auch Antonius Pius, die beiden Faustina und Lucilla, Commodus' Schwester, prägten die Göttinnen; zuweilen ist Kybele mit Attis verbunden. Auf den Münzen des Commodus selbst trat erneut Serapis hinzu, als Erhalter des Kaisers bezeichnet. .Kaiserliche Münzprägung zeigt ein ausgesprochen konservatives Bild. Attis war selten, gänzlich fehlte Osiris: die Geliebten beider Göttinnen wurden in den Hintergrund gedrängt. Es fehlen alle syrischen Gottheiten: Iupiter Dolichenus ebenso wie Atargatis oder die dortigen Baalim. Adonis blieb außerhalb wie Attis und Osiris. Mit Kybele, Isis und Serapis beschränkte man sich auf Götter, die schon unter der Republik oder in der frühen Kaiserzeit eingeführt waren. Besonderheiten fanden, wenn sie hervortraten, keine Nachfolge. Caligula war ein Verehrer der ägyptischen Götter. In seinem Palast war ein Raum, vielleicht eine Kapelle, mit Wandmalereien geschmückt, die man dem Stoffbereich des Isiskultes entnommen hatte. Der Kaiser hatte auch das Kultdrama des Osiris eingeführt. Trotzdem fand dieser in der offiziellen Prägung keinen Platz. Ägyptens Götter bildeten die Modegottheiten des damaligen Rom. An zweiter Stelle standen die Kulte Kleinasiens. Das 1.—2. Jahrhundert war die Blütezeit des Lan-
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des. Die Eigenart seiner Stämme hielt sich, besonders im Innern, ungebrochen. Die einheimischen Sprachen blieben lebendig, teilweise bis ins 6. Jahrhundert, und mit ihnen die angestammte Religion. Uralte Vorstellungen traten noch einmal ans Licht. Das zeigen die Beichtinschriflen, die dieser Zeit angehören, und es bestätigt den Montanismus, in dem man eine Erneuerung der angestammten Religion Phrygiens in christlichem Gewand hat erkennen wollen. Erst unter Commodus trat eine Verschiebung ein. Der Kaiser selbst unterwarf sich den Forderungen, die die Mysterien der Isis und des Mithras an ihre Gläubigen stellten. Neben den ägyptischen Kulten erscheint damit erstmalig, von der Ostgrenze kommend, ein iranischer — Vorwegnahme dessen, was im nächsten Jahrhundert sich weit entschiedener äußern sollte. Unter den Severern verschob sich das Bild abermals. Zunächst erstiegen die ägyptischen Götter eine neue Stufe ihrer Bedeutung; sie schienen auf ihrem Höhepunkt angelangt zu sein. Der Serapiskult gehörte zum Programm des Kaiserhauses von Anfang an. Septimius Severus besuchte während seines Aufenthaltes in Alexandreia den weltberühmten Tempel des Gottes. Verehrung, die er in dem Serapeion dem Gotte dargebracht, ließ den Kaiser seine auch aus den Papyri bekannte Ägyptenreise in angenehmer Erinnerung behalten. Hatten die bisherigen Herrscher, wenn sie sich in göttlicher Gestalt darstellen ließen, zumeist den Typus des Iupiter gewählt, so übernahm Septimius Severus für sein eigenes Bildnis den des Serapis. Nie zuvor hatte ein anderer Kaiser dies gewagt. Caracalla folgte dem Vorbild des Vaters. Auch er interessierte sich für Ägyptisches: er brachte Kultbilder aus dem Nilland nach Rom. Auf den alexandrinischen Münzen tauchen unter seiner Regierung die heimischen Götter, im Gegensatz zur Sparsamkeit der vorangehenden Zeit, in Fülle auf. Serapis erscheint an erster Stelle, und im Tempel dieses Gottes weilte der Kaiser, als er Alexandreia seinen Soldaten zum Morden und Plündern überließ. 8 A 1 t Ii e i m , Römisdie Religionsgesdiichte II
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Serapis weihte er audi das Schwert, mit dem er seinen Bruder getötet hatte. Eine Inschrift bezeichnet Caracalla geradezu als Philosarapis. In Rom weihte er auf dem Quirinal dem Gott einen Tempel, der den von Domitian errichteten an Glanz noch übertraf. Zwei Kapitelle, die den Thermen des Caracalla entstammen und heute in S. Maria di Trastevere verbaut sind, zeigen Serapis und Harpokrates. „Ein Gott ist Zeus Serapis Helios, der unbesiegliche Weltenherrscher", kündet eine Inschrift aus den gleichen Thermen. All dies scheint nur Weiterbildung dessen, was das Bild des 2. Jahrhunderts bestimmt hatte. Wie Septimius Severus überhaupt an seine Vorgänger, vor allem an das Haus der Antonine anzuknüpfen wünschte, so, möchte man glauben, auch hier. In Wirklichkeit war in beiden Fällen ein Neues da. Neben Serapis hat Septimius Severus Herakles und Dionysos zu Rang erhoben. Beide brachte er aus seiner nordafmkanischen Heimatstadt Lepcis Magna nach Rom. Diese Götter waren wohl phoinikisdien, nicht libyschen Ursprungs. Aber durch ihre Verehrung in der jahrhundertealten tyrischen Pflanzstadt an der Großen Syrte waren sie in dem neuen Erdteil heimisch geworden. Mysterien des Bacchus feierte man an verschiedenen Orten Nordafrikas. In Rom erhob sich fortan der Tempel des Liber und Hercules. Beide Götter erscheinen auf den Münzen, die anläßlich der Säkularfeier von 204 geschlagen wurden, und das neue Säkularlied hat den Namen des Bacchus gebracht. Private Verehrung ist dem kaiserlichen Vorbild gefolgt, wie die Aufdeckung eines Heiligtums an der Via Cassia gezeigt hat. Hercules und Liber waren, wie gesagt, afrikanische Götter. Afrikanisch war auch die Dea Caelestis von Karthago, die auf den Münzen des Septimius Severus und seiner Söhne erscheint, und dasselbe gilt von Serapis. Der Kaiser als gebürtiger Afrikaner ließ sich unter dem Bild eines afrikanischen Gottes darstellen. So erscheint Septimius Severus in seiner Heimatstadt: auf den Reliefs des Triumphbogens
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von Lepcis Magna, und neben ihm die beiden Stadtgötter Hercules und Liber. Damit hatte sich, unter der Decke äußerer Ähnlichkeit mit dem vergangenen Jahrhundert, ein tiefgehender Wandel vollzogen. Bisher konnten Serapis und Isis den Anspruch erheben, trotz ägyptischer Herkunft universale Geltung zu besitzen. Isis rief man gleichzeitig als Demeter, Aphrodite, Hera, Semele, Io, Tyche an. Man setzte sie der phoinikischen Astarte, der syrischen Atargatis, der iranischen Anaitis und anderen Gottheiten der griechischen und orientalischen Welt gleich. Der Isishymnos von Oxyrrhynchos vollzog sogar die Gleichung mit Maya, der Mutter Buddhas. Isis war die myrionyma, die una, quae est omnia. Darin war ihr Serapis bisher gefolgt. Er wurde Zeus und Helios angeglichen oder Dionysos; er wurde als Pantheus angerufen. Unter Septimius Severus aber geschah etwas Neues. Serapis' Verehrung wurde zum Ausdruck afrikanischer Abstammung — eine bewußte Haltung, die bei dem Kaiser auch sonst hervortritt. Vom universalen Gott hatte sich Serapis zum Vertreter eines Volkstums gewandelt. Neues, das derart sich äußerte, mußte von unabsehbaren Folgen sein, nicht zuletzt für die ägyptischen Götter selbst. Caracella folgte zunächst dem väterlichen Vorbild. Aber wie seine eigne Abkunft weniger einfach war, so auch das Bild der von ihm bevorzugten Götter. Drei Länder, bemerkte Caracallas Zeitgenosse Dio, hatten zur Wesensart des Kaisers ihren Beitrag geliefert. Von Gallien, wo er geboren war, hatte er Leichtsinn, Feigheit und Tollkühnheit empfangen; vom afrikanischen Vater das Rauhe und Ungebändigte; die Mutter hatte ihm Anschlägigkeit, die syrischem Volkstum eigen war, mitgegeben. Man kann diese Dreiheit in Caracallas religiösen Neigungen wiedererkennen. Denn neben Serapis wandte sich der Kaiser, um Heilung zu erlangen, mit der gleichen Beharrlichkeit an den keltischen Grannus, der Apollon angeglichen war. Aber auch der syrische Sonnengott warf nunmehr seine Strahlen voraus. Zwar ersdiien er als solcher auf den Münzen nicht vor Elagabal. Aber schon unter Septimius 8*
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Severus trägt der jugendliche Caracalla ebenso wie der Kaiser selbst die bedeutungsvolle Bezeichnung Invictus. Audi ist Caracalla auf derselben Münze mit dem Gestus der erhobenen Rechten dargestellt, der auf eine syrische Kultstatue des gleichen Gottes aus severischer Zeit zurückgeht. Selbst Serapis mußte sich auf den Münzen bequemen, diesen Gestus anzunehmen. Geta erscheint gleichfalls in Beziehung zur Sonne, und auf einer Inschrift wird Caracalla geradezu als Sol Invictus Imperator angeredet. Strahlenkranz und Sonnenlöwe treten auf seinen Prägungen erstmalig entgegen. Die Götter ägyptischer Herkunft waren kaum auf dem Höhepunkt ihrer Geltung angelangt, als sich solche syrischen Ursprungs neben ihnen meldeten. Durfte Septimius Severus als gebürtiger Afrikaner den afrikanischen Serapis emporheben, so tat Caracalla, unter Berufung auf das Blut, das von Mutterseite in seinen Adern floß, dasselbe mit dem syrischen Sonnengott. Keine zehn Jahre später, und dieser Gott unternahm unter Elagabal, sich zum Herrn des Reiches zu machen. Noch in einem zweiten Fall ging die Entwicklung über Caracalla hinaus. Unter Commodus hatte der Monat Oktober dem Kaiser zu Ehren den Namen Invictus erhalten; derselbe Commodus hatte an den Begehungen des Mithraskultes teilgenommen. Dem syrischen Sonnengott zur Seite erschien damit der iranische. Unter Septimius Severus war dann das stadtrömische Mithräum unter S. Prisca gegründet worden, wenig später das am Circus Maximus. Aber der entscheidende Umschwung stand erst bevor. Die erwähnte Weihinschrift an Serapis aus den Caracallathermen wurde ein zweites Mal verwandt. Der Exedra, die in deren südwestliche Außenmauer eingefügt war, hatte man nach außen hin ein Heiligtum des Mithras vorgebaut. Hierhin wurde die Inschrift gebracht. Der Name des Serapis wurde durch den des Mithras ersetzt und auf der Rückseite eine weitere Inschrift eingehauen, die beide Götter einander anglich. Mithras hatte das Denkmal eines fremden Kultes dem seinen dienstbar gemacht.
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Erst nach Caracallas, des Philosarapis' Tode, kann der iranische Gott seinen Vorgänger verdrängt haben. Hier stößt man auf einen erneuten Wandel in der Schätzung orientalischer Kulte. Unter Severus Alexander stiegen die orientalischen Bogenschützen zum Rang einer Haus- und Gardetruppe empor. Wie das Mithräum in Dura gezeigt hat, waren sie eifrige Anhänger des Gottes. Und hatten bisher orientalische Sklaven und Freigelassene, dann aus dem Osten stammende Mannschaften der rheinischen und Donaulegionen die Hauptmasse der Verehrer gestellt, so ging auch darin die Entwicklung einen Schritt weiter. Im dritten Mithräum von Poetovio findet man die Weihungen von Chargen der beiden dakischen Legionen, darunter ihres Kommandanten Flavius Aper aus gallienischer Zeit. Die orientalischen Bogenschützen haben noch einen zweiten Gott ihrer Heimat zur Geltung gebracht: Iupiter von Doliche. Der Ort tritt erst spät in die Geschichte ein. Ptolemaeus erwähnt ihn als erster unter den Städten des inneren Kommagene. Unter den letzten Antoninen begann die Münzprägung. Kein antiker Schriftsteller nennt den Namen des Gottes. Und doch hat er unter der severischen Dynastie einen Siegeszug ohnegleichen begonnen. Thrazien und die beiden Mösien, Dazien, Dalmatien, Pannonien, weiter Norikum, Rätien und die gesamte Rheingrenze bis zur Belgica, das ferne Britannien ebenso wie Numidien, Italien einschließlich Sardinien, nicht zuletzt Rom selbst haben Zeugnisse für den Kult geliefert. Die ägyptischen Kulte hatten, so sahen wir, seit dem Abgang des zweiten Severers an Geltung verloren. Sie hatten ihren Höhepunkt überschritten. Andere Gottheiten, die an der Ostgrenze des Reiches zu Hause waren, waren an ihre Stelle getreten. Rasch sollte sich der Sonnengott einer ostsyrischen Stadt zu führender Stellung erheben. 8. Sonnenreligion 1. Seit Pompeius' Tagen wurde Emesa von einem arabischen Geschlecht beherrscht. Die Namen seiner Angehörigen zeu-
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gen von ihrem Ursprung: Samsigeramos, Iamblichos, Azizos, Soaimios ebenso wie die aus späterer Zeit bezeugten: Maesa und Mamaea, Varius und Bassianus, Gessius und Soaemias. Sie standen sämtlidi zum Sonnengott von Emesa in Beziehung. Sein Priestertum erbte sich in dem Geschlecht fort, wie dies bei beduinischen Stämmen üblich war. Denn auch der Sonnengott war arabischen Ursprungs. Die safaitischen Inschriften kennen eine weibliche Gottheit sams; im Hauran begegnet sie im Namensschatz teils unter griechischer, teils in der einheimischen Form. Al-Lät „die Göttin", Femininum zu Allah, wurde gleichfalls als Sonne gefaßt. Doch neben den Sonnengöttinnen steht der Gott. Helios war Herr der Nabatäer, und ein männlicher Schams begegnet bei den beduinischen Tamlm, in Palmyra und, wie gesagt, in Emesa. Mochten auch die Einwohner Emesas ihre palmyrenischen Nachbarn als Barbaren verachten, so standen sich ihre Götter doch nahe in Kult und Glaubensvorstellungen. Auf einer Inschrift des spanischen Cordoba erscheint „der große Helios Elagabalos", Emesas Gott, neben Aphrodite und Athena. Aphrodite war bereits an anderen Orten Syriens begegnet. Athena ist auf der Inschrift selbst mit al-Lät gleichgesetzt, die im benachbarten Arabien überall verehrt wurde. Safaiten und Nabatäer hatten al-Lät in den Hauran gebracht, und man findet sie auch in Palmyra: auf Inschriften wie im Namensschatz. Vahballät, Sohn Odaenaths und der Zenobia, trug in seinem Namen den der Göttin; griechisch nannte er sich Athenodoros. Bei den Tamlm besaß Schams einen heiligen Stein und ein „Haus". Zu Tä'if wurde al-Lät in einem würfelförmigen Felsblock verehrt, darüber ein Bau für die Wächter errichtet war, die 'Attäb ibn Mälik. Die Göttin nannte ein überdachtes Heiligtum ihr eigen, wie es in Mekka ein anderer Stein besaß, die Ka'ba. Das stimmt zum Sonnengott von Emesa: auch er besaß einen Tempel, darin sein heiliger Stein bewahrt wurde. Dieser Tempel war auf der Burg der Stadt erbaut, und aus seiner Lage erklärt sich die Bezeichnung, die der Gott
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in der antiken Überlieferung trägt. Herodian, selbst Syrier, gibt uns die echte Form Elaiagabalos, will sagen: iläh ha-gabal „Gott des Berges" mit dem Artikel, der den nordarabisdien Mundarten der Umgegend eignet. Herodian beschreibt auch den heiligen Stein. Unten rund, oben spitz zulaufend, hatte er die Gestalt eines Kegels. Unebenheiten auf der Oberfläche deutete man als Bild der Sonne. Diese war dem Stein verbunden, so wie sich Schams dem bei den Tamlm verehrten Stein zugesellt hatte oder al-Lät dem Felsblock, den sie im wüsten Gebiet der Milkän ibn Kiinäna besaß. Auf der anderen Seite bezeugen arabische Quellen, insbesondere die alten Dichter, daß Gottheit und Stein auch voneinander getrennt werden konnten. Solche Trennung trat ein, sobald Streiter für den Islam sich daran machten, ein solches Götterbild zu zerstören. Eine andere altarabische Göttin, al-'Uzzä, besaß keine Steine, wohl aber drei ihr heilige Bäume. Als zwei derselben gefällt und noch der dritte übrig war, entschloß sich die göttliche Eigentümerin, dem Gegner entgegenzutreten. Bevor sie sich auf Chälid ibn al-Walid, Mohammeds Abgesandten, stürzte, feuerten die Wächter des Heiligtums ihre göttliche Herrin an: „Siehe, wenn du heute nicht Chälid tötest, wirst du in die Verachtung herabsteigen." Al-Lät war, nach anderem Bericht, zur wertlosen Sache geworden, weil sie in gleicher Lage ihre heiligen Steine verlassen hatte, ohne für sie zu kämpfen. Mit anderen Worten: wenn Götter ihre Steine und ihr Haus nicht verteidigen, verloren sie Anspruch auf Kult und eine Achtung, die man ihnen bisher entgegengebracht hatte. Also war die Verehrung des Gottes mit dem heiligen Stein verbunden. Als der Kult des Sonnengottes nach Rom übertragen wurde, folgte ihm der heilige Stein; als dann nach Elagabals Ermordung man sich in Rom des Fremdlings zu entledigen wünschte, sandte man den Stein nadi Emesa zurück. Auf einem Relief des Beltempels in Palmyra sieht man ein Dromedar, das auf dem Rüdken eine verhüllte Aedicula trägt. Dem Tier folgt ein Zug gleichfalls verhüllter Frauen,
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während ein rückwärts schreitender Mann vorangeht und die Zügel des Dromedars emporhält. An der Spitze des Zuges trottet ein ungezäumtes Maultier (oder ein Esel). Die verhüllte Aedicula auf dem Rücken des Dromedars gemahnt an die Sitte der qubba. Begeben sich beduinische Stämme in die Schlacht, so heißt man eine Jungfrau auf einem Dromedar Platz nehmen, innerhalb eines Kiosks, der den Sattel ersetzt. Sie hat die Kämpfer durch ihre Lieder, ihre Gesten, ihren Spott und notfalls dadurch aufzustacheln, daß sie sich in ekstatischer Erregung entblößt und derart sich dem Gegner zur Beute darbietet. Nichts ist schmachvoller als die qubba in die Hand der Feinde fallen zu lassen. Noch 'Aischa, die „Mutter der Gläubigen", ließ sich derart den Reihen der Ihren vorantragen, in der „Schlacht des Dromedars". Ältestes Brauchtum ist auch dort erhalten, wo an Stelle der Jungfrau ein heiliger Stein oder ein anderes Bild vom Dromedar getragen wird. Mit einem Zelt oder kostbaren Stoffen verhangen, dienen sie dem Stamm in der Schlacht als Feldzeichen. Audi dann begleiten die Frauen das Heiligtum und spornen durch ihre Lieder, unter dem Schall der Tamburine und Zymbeln, die Krieger zum Kampfe an. Altarabische Dichtung schildert die Göttin al-'Uzzä, wie sie bei Verteidigung des letzten ihrer heiligen Bäume gleich jenen beduinischen Jungfrauen sich ekstatisch entblößte. Die Geschichte des emesenischen Herrscherhauses liefert die Parallele. Dio Cassius erzählt, als im Kampf mit Macrinus die Entscheidung sich gegen Elagabal zu neigen schien, sei dessen Mutter zusammen mit Maesa, der Großmutter, inmitten des Kampfgewühls vom Wagen gestiegen — man bediente sich nicht mehr des Dromedars — und hätten durch ihre Klage die Soldaten zum Standhalten ermutigt. Elagabal selbst warf sich aufs Pferd, stürzte sich in ekstatischer Besessenheit auf den Feind und zwang ihn zum "Weichen. Man weiß nicht, ob der heilige Stein in die Schlacht mitgeführt wurde: Elagabal, Priester und Abbild des Gottes, mochte ihn ersetzen. Der Sieg wurde durch das Eingreifen der Frauen errungen.
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Vergleichen läßt sich auch Herodians Erzählung, wie gegen Ende des Sommers „der Gott selbst" sich vom Palatin zu einem zweiten Heiligtum in Roms Weichbild begab. „Der Wagen wurde gezogen von einem Gespann sechs weißer Rosse, makelloser, deren Geschirr mit viel Gold und Edelsteinen geschmückt war. Doch niemand hielt die Zügel und kein Sterblicher bestieg das Gefährt; die Zügel waren um den Gott (will sagen: um dessen Stein) geschlungen, der selbst den Wagen führte. Elagabal hingegen lief vor diesem, die Füße rückwärts gewandt, seinen Blick auf den Gott richtend und die Zügel am anderen Ende haltend". Audi hier benutzte man nicht mehr das Dromedar, sondern den Wagen; in allem Übrigen gleicht Elagabals Verhalten dem des Mannes auf dem palmyrenischen Relief, der vor dem Dromedar mit der geweihten Last schreitet. Gleich dem Kaiser richtet auch er den Blick rückwärts und hält die Zügel des Tieres. Tiere, die gewürdigt sind, den Gott zu ziehen oder zu tragen, finden selbst den Weg. Es bedarf keiner Aufzählung ähnlicher Vorgänge aus der Geschichte Israels oder der anderer, semitisdier und nichtsemitischer Völker. Wenn das palmyrenische Relief ein Maultier oder einen Esel, ungezäumt und ohne Reiter, an der Spitze der Prozession zeigt, darf man dies in gleichem Sinn deuten. Elagabal, soviel hatte sich gezeigt, bedeutet den „Herrn des Berges". Es war demnach der Gott gemeint und mit dem Berg jener, der Emesas Burg trug. Man begegnet einem Höhenkiult nach altsemitischer Weise, bestätigt durch die Gegenwart des heiligen Steines. Ähnliches kennt man aus dem nabatäischen Petra, wo die hochgelegenen, in den anstehenden Fels geschnittenen Opferplätze mit den zugehörigen ßcdTuAoi, den „Häusern des Gottes", begegnen. Der Mondgott von Karrhai, Dusares, Simios und Simia besaßen ähnliche ßai-ruAoi. Alle Gegebenheiten formen sich zu einem Bild, das über das östliche Syrien hinaus auf Arabien verweist.
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In Iulia Domna, Gattin des Kaisers Septimius Severus, hatte erstmals ein Mitglied des priesterlidien Hauses von Emesa Roms Kaiserthron bestiegen. Während die Kaiserin sich rasch von ihren Ursprüngen löste, hat ihre Schwester Iulia Maesa, haben deren Abkommen niemals die Bande zerschnitten, die sie mit ihrer Vaterstadt verbanden. Iulia wandte sich der Philosophie ihrer Zeit zu, Maesa und die ihren blieben hingegen ihrem heimischen Gott zugetan. Tochter des Hohepriesters Basianus, wachte Maesa darüber, daß ihre Enkel die priesterliche Würde bekleideten, bevor sie den Thron bestiegen. Elagabal hat sich auch nach Erlangung der Kaiserwürde als Diener seines göttlichen Herrn gefühlt. All sein Trachten war darauf gerichtet, den Sonnengott zum Herren Roms zu machen. Darum verehelichte er seinen Gott mit Karthagos Himmelskönigin; er scheute sich nicht, die ehrwürdigsten Symbole römischer Religion zum Sonnentempel bringen zu lassen: den Stein der Großen Mutter, die Schilde der Salier und Vestas heiliges Feuer. Seltsame Vorgänge hat damals Rom erblickt. Als Emesas heiliger Stein in die Hauptstadt gebracht wurde, ließ sein kaiserlicher Priester ihm einen prunkvollen Tempel auf dem Palatin erbauen. In diesem Heiligtum vollzog Elagabal, zusammen mit Mutter und Großmutter, geheime Begehungen syrischen Ursprungs, die römisches Empfinden aufs tiefste verletzten. Hekatomben wurden auf den Altären geopfert, die dem Sonnengott errichtet waren; er erhielt Spenden vom ältesten und kostbarsten Wein. Der Kaiser in eigner Person tanzte um die Altäre, begleitet von einem Chor syrischer Weiber, die Zymbeln und Tamburine schlugen. Mitglieder des senatorischen und Ritterstandes bildeten den Zuschauerkreis, und Inhaber höchster Ämter, in weißes Linnen gekleidet, taten bei den Opfern Handreichung. Elagabals Verhalten erregte die Empörung der Zeitgenossen. Man erblickte in seinen Handlungen eine Verhöhnung römischer Religion und ihrer Einrichtungen. „Er
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befahl sämtlichen römischen Beamten und all denen, die beauftragt waren, von Staats wegen ein Opfer darzubringen, den Namen des neuen Gottes Elagabal vor den Gottheiten anzurufen, an die man bei solcher Gelegenheit sich zu wenden pflegte." So wird berichtet: man tadelte an dem kaiserlichen Knaben, daß er seinen Gott noch über den kapitolinischen lupiter habe stellen wollen. In der Tat war Elagabal« Unternehmen das eines Besessenen. Vor seiner Ankunft in Rom ließ er in Überlebensgröße das eigne Bild in Priestertracht ausstellen, auf daß jedermann ihm Verehrung erweise. Einmal im Besitz der Macht, kannte er keine Zurückhaltung mehr. Ohne auf die Gefühle einer andersgearteten Welt Rücksicht zu nehmen, führte er den syrischen Kult mit allen seinen Eigenheiten ein. Syrisch waren die Aufzüge und syrisch die Diener Gottes, denen man in Rom und sonst begegnete. Wenige Jahre genügten, um eine leidenschaftliche Reaktion zu entfesseln. Sie fegte Gott und Kaiser hinweg. Dessen Vetter und Nachfolger, Severus Alexander, obwohl gleichfalls der priesterlichen Familie entsprossen, wagte nicht, den Kult seines heimischen Gottes weiterzuführen. Man sandte den heiligen Stein nach Emesa zurück. Der erste Versuch, Schams zum Reichsgott zu erheben, war mißlungen. Der Name des Kaisers, der es gewagt hatte, wurde in Rom verfemt. Daheim freilich blieb man dem Gott fanatisch ergeben. Keinen Augenblick zweifelt man an dessen Macht und daran, daß ihm die Zukunft gehörte. Das zeigt die Erhebung eines neuen Thronprätendenten im Jahre 231, mochte es sich auch um ein vorübergehendes Ereignis handeln. Davon kündet der Aithiopenroman Heliodors, der gleichermaßen in den dreißiger Jahren des Jahrhunderts erschien. Doch am Roman erweist sich auch, daß man vorsichtiger geworden war. Man wußte jetzt, daß man die Gefühle anderer schonen mußte. Neben dem Versuch, den Thron zurückzugewinnen, ging die literarische Werbung einher. Sorgfältig vermied man die römische Welt, an der man gescheitert war, um dafür den griechisch sprechenden
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Osten zu gewinnen. Heliodors Roman erwähnt weder Rom noch Italien; er nennt griechische, syrische, ägyptische, aithiopische Gottheiten, niemals jedoch eine römische. Helios, wie ihn Heliodor in seinem Werk zeichnete, konnte gleichmäßig zum Herzen eines Griechen und eines Orientalen sprechen. Obwohl im Wesen unverändert und auch jetzt noch der emesenische Gott, war er doch den Niederungen östlicher Orgiasmen entrissen und dem reinsten und leuchtendsten der Hellenengötter gleichgestellt: Apollon. Für-Heliodor war Helios nicht mehr Herr des Berges, will sagen: der Burg Emesas. Der Gott des Romans war an keine Stätte gebunden. Er war allem Irdischen sowenig verhaftet wie das himmlische Gestirn selbst; er wohnte nicht mehr in einem heiligen Stein und besaß keine Gattinnen, mit denen er hätte Hochzeit feiern können. Elagabal und seinen Nächsten hatte man Menschenopfer und sakrale Prostitution vorgeworfen, die beide in syrischen Kulten üblich waren. Auch darin unterscheidet sich Heliodors Gott von seinem Vorgänger. Im aithiopischen Meroe stößt Sisimithres altes Herkommen um und befreit das Paar der Liebenden, dem bevorsteht, anläßlich der Siegesfeier Helios und Selene geopfert zu werden. Gleichwohl hat auch in Heliodors Roman Emesas Gott auf seinen Anspruch nicht verzichtet. Eher trifft das Gegenteil zu. Wie jeder syrische Baal wünschte auch Helios, Universalgott zu werden. Aber darum gedachte er seine Mitbewerber nicht zu entthronen. Sein Machtstreben ging nicht mehr dahin, die anderen zugunsten des eignen Anspruchs herabzusetzen, sie auf einen niederen Rang zu verweisen. Vielmehr suchte er sich einer bestehenden Ordnung einzufügen. Helios herrscht bei den Aithiopen; er wird dem delphischen Apollon gleichgesetzt und dadurch dieser für Emesa gleichsam annektiert. Wie jeder Ba'al seine Ba'alä, hat auch Helios seine Genossin. In Griechenland wo man ihn Apollon angeglichen hat, ist es Artemis; in Ägypten heißt sie Isis und bei den Aithiopen Selene. Am Ende dieser Entwicklung stand eine einzige, allumfassende Gottheit, deren höchste Offenbarung die Sonne war. Helio-
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dors Roman zeigt, wie der Gott Emesas die Bahn zu solcher Wandlung einschlug. Elagabal war die syrische Bezeichnung des Gottes; sie wurde nachträglich auf den Kaiser übertragen. Auch Heliodor trug in seinem Namen den des Sonnengottes. Dodi weder dieser noch sein Diener verwandten die syrische Form (sie ist in Dura-Europos als Iabsymsos erhalten). Der Verfasser des Aithiopenromans hat auf die semitische Fassung verzichtet und die griechische Übersetzung gegeben. Wieder ist der Gegensatz zur vorangehenden Zeit offenkundig. Audi Emesa ist im Roman nicht genannt. Es erscheint im Schlußsatz. Mit Erstaunen erfährt der Leser — nachdem er für diesen reinsten Gott gewonnen ist und von dessen Macht vernommen hat —, daß es sich um den Gott Emesas handelt. Solche Überraschung hat sidi Heliodor bis zum Schluß aufgespart. Sie wird geschickt und wirkungsvoll dargeboten, gewiß. Aber das von Heliodor gewählte Verfahren zeigt auch, wie sehr die Getreuen des Gottes unter Elagabals unbedachtem Vorgehen zu leiden hatten, welcher Behutsamkeit es bedurfte, neue Anhänger zu gewinnen. 3. Unter Aurelians Regierung zag der Gott von Emesa erneut in Rom ein. Am Tag des 25. Dezember, Geburtstag aller östlichen Sonnengottheiten, wurde ein alle vier Jahre sich wiederholender Agon zu Ehren des Dens Sol Invictus gefeiert. Damit hatte er erreicht, was ihm unter Elagabal versagt geblieben war. In dem neu eingerichteten Kult konnten sich die griechischen und römischen Verehrer Apollons mit den östlichen Anbetern des Mithra und des syrischen Sonnengottes zusammenfinden. Heliodor hatte diese Möglichkeit vorbereitet, und Aurelian zögerte nicht, eine Vorstellung sich anzueignen, die den Wünschen seiner Zeit entsprach. Sonst freilich trennte den syrischen Literaten von dem illyrischen Kaiser eine Welt. Das beweist die Form, darunter der neue Kult in Rom Zugang fand.
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Zenobias Heer hatte Aurelian die Entscheidungsschlacht bei Emesa angeboten. Die Stadt bildete gleichsam die Eingangspforte Palmyras. Auch die Palmyrener verehrten den Sonnengott, ihm gehörte das größte und prunkvollste Heiligtum der Stadt. Die Kapitäle seiner Säulen waren mit vergoldeter Bronze geschmückt, und ein Säulenhof umgab das Heiligtum mit hohen und geräumigen Hallen. In einer Schlacht, die in Emesas Nachbarschaft sich abspielte, mußte Helios selbst entscheiden, ob er auf Zenobias oder Aurelians Seite stand. Als das Handgemenge begann, wandte die römische Reiterei sich zur Flucht und war nahe daran, zersprengt zu werden. Da trat eine göttliche Ersdieinung vor das Fußvolk und mahnte es zum Standhalten. Als Sieger zog Aurelian in Emesa ein und erkannte in dem dortigen Sonnengott jene Erscheinung wieder, die seinen Soldaten zur Seite gestanden hatte. Ihm zu Ehren erbaute er in Rom einen neuen Tempel an den Abhängen des Quirinal. Die Entscheidung des Gottes von Emesa kam nicht unerwartet. Das Gebiet der Stadt berührte sich mit dem Palmyras, aber beide Nachbarn waren sich darum nicht freund. Im Jahre 253—4 hatte nach glücklicher Abwehr des persischen Angriffs Sulpicius Uranius Antoninus, Thronprätendent Emesas, den Aufstieg Odaenaths vorwegzunehmen versucht. Nach Valerians Katastrophe (260) und der Beseitigung Macrianus* hatte Iunius Quietus Emesa zur Hauptstadt gewählt und Münzen mit dem Bild des Sonnengottes prägen lassen. Dann war Quietus von Odaenath unterdrückt worden; Emesa, das sich den Forderungen der palmyrenischen „Barbaren" nicht fügen wollte, hatte schwer gelitten. Es war verständlich, daß die Bürger der Stadt kein Wohlwollen für die ehrgeizige Nachbarin kannten. Dennoch behauptete Odaenath, der Sonnengott habe sich auf seine Seite gestellt. Für den jüdischen Verfasser des 14. Sibyllinenbuches war Palmyra Stadt des Sonnengottes und Odaenath der „sonnengesandte Priester", „furchtbare und schreckenerregende Löwe", der „Sonnengesandte". Doch nunmehr hatte Helios, indem er sich auf
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Seiten Aurelians und der Römer schlug, Palmyras Sturz entschieden; jene Macht, die Odaenath angeblich unterstützt hatte, war zum Feind übergegangen. Sie hatte jener Partei geholfen, der die Mehrzahl von Emesas Bürgerschaft anhing. Bezeichnend, daß die Stadt dem Sieger ohne Widerstand die Tore öffnete, während sich Palmyra bis zum bitteren Ende gewehrt hat. Wenn jetzt von Aurelian der emesenische Gott nach Rom verpflanzt wurde, so ging es nicht um den Kult einer eroberten Stadt. Emesa, weit entfernt, gleich Palmyra Roms Feindin zu sein, war dessen unterdrückte Verbündete. Der Tempel des Sonnengottes wurde mit Ehren überhäuft und erhielt reiche Schenkungen, während die Götterbilder Palmyras nach Rom als Beute gesandt wurden. Um so mehr fällt auf, daß von einer Mitarbeit der emesener Priesterschaft bei der Gründung des römischen Kultes nicht gesprochen werden kann. Helios war auf dem Höhepunkt der Schlacht den Römern zu Hilfe gekommen, im entscheidenden und bedeutsamsten Augenblick (oben 1, 52 f.). Aber römische Form sprach sich nicht nur im geschichtlichen Mythos aus, der dem neuen Gott zugewiesen wurde; sie bemächtigte sich auch des Kultes, um ihn zu durchdringen und umzugestalten. Ein Staatstempel wurde für Aurelians Sonnengott errichtet, während die Heiligtümer Elagabals auf kaiserlichem Privatboden erbaut waren. Nichts verlautet von einer Verehrung des heiligen Steins; es fehlten die orgiastischen Begehungen, mit denen der syrische Hohepriester seinen Gott verehrt hatte; es fehlten auch die Heiraten mit Göttinnen Roms oder anderer Städte. Der neue Sonnengott blieb ohne Gattin und Nachkommenschaft, wie dies von allen römischen Staatsgöttern und dem kapitolinischen Iupiter im besonderen galt. Auch jede Beziehung zur Natur, zum Entstehen und Vergehen, fehlte, während doch Elagabal seinen Herrn im Spätsommer, beim Sterben der Vegetation, aus der Stadt in feierlicher Prozession hinausgeleitet hatte. Sol Invictus war abstraktes, geistiges und
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politisches Symbol, auch darin dem kapitolinischen Iupiter gleich. Der Kult wurde nicht Syriern, sondern römischen Senatoren anvertraut, die den altehrwürdigen Pontífices gleichgestellt und wie diese in einem Kollegium vereint waren. Sie erhielten die Bezeichnung pontífices Solls, während alle übrigen als pontífices Vestae zusammengefaßt wurden. Nach der zweiten Eroberung Palmyras war der dortige Sonnentempel der Beutegier der Soldaten zum Opfer gefallen. Aurelian ließ ihn herstellen und neu weihen, aber nicht durch einen Priester der Nachbarstadt, sondern durch einen eigens bestellten Pontifex. Rom hatte auch darin die Nachfolgerschaft Emesas übernommen. Aurelians Ziel war die Herstellung des Reichs. Zwei Vorstellungen wiesen ihm dabei den Weg: auf der einen Seite Roms große Vergangenheit, auf der anderen die Einheit der Welt, die von einem Menschengeschlecht bewohnt, von einer Sonne überstrahlt wurde. Der Kaiser fühlte sich vom Sonnengott in allen seinen Unternehmungen gelenkt und glaubte ihm seinen Erfolg zu verdanken. Anläßlich einer Revolte ließ er sich zu den Soldaten vernehmen, nicht ihnen verdanke er den Thron, sondern seinem Herrn und göttlichen Führer. Gott allein verleihe den Herrschern den Purpur und bestimme die Dauer ihres Regiments. Münzen, die unter Aurelian in Serdica und Ticinum geschlagen wurden, zeigen, wie das Heer, kraft göttlicher Voraussicht, seine Treue dem Sonnengott als dem Herrn darbietet. Auf anderen Prägungen erblickt man dieselbe Gottheit als Büste oberhalb des Kaisers und der Concordia: demnach gewährleistet Sol Eintracht, Quelle des Gedeihens für das Reich. Sol war auch die Macht, die den verlorenen Osten zurückgewonnen hatte. Wenn Aurelian der Welt Friede und Eintracht brachte, führte er den Willen des Gottes aus, der ihn leitete. Darum erscheint auf den Münzen von Serdica Sol als Herr des Römerreiches, und als dessen Vertreter auf Erden lenkte der Kaiser die Geschicke der Welt.
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Ähnliches zeigt sich auch an den Schildzeichen des spätrömischen Heeres. D i e Handschriften des Staatshandbuches, der Notitia dignitatum, enthalten in farbiger Darstellung etwa dreihundert Schilde, deren O r n a m e n t i k sich zu einem großen Teil auf die Sonne und ihren L a u f , die Gestirnswelt ü b e r h a u p t beziehen. M a n d i e zeigen Sterne oder Runde, denen Strahlen oder Spitzen entwachsen; andere enthalten das Bild des Rades, häufiges M o t i v der keltischen Kunst. Zuweilen begegnet eine kreisförmige Scheibe, die auf einen U n t e r s a t z in Form eines Stabes oder einer Tülle gesetzt ist; in anderen Fällen tritt an die Stelle der Scheibe ein bärtiges Antlitz, umgeben von einem Strahlenkranz. M a n weiß, d a ß unter der ersten Form die Pannonier die Sonne verehrten. Sonnensymbolik erfüllt etwa die H ä l f t e der T r u p p e n w a p p e n , die sich in der Notitia dignitatum finden. Es w ä r e unrichtig, wollte man annehmen, d a ß diese Symbolik auf die W e n d e des 4. z u m 5. J a h r h u n d e r t zurückgehe, als dieses H a n d b u c h erstmals zusammengestellt wurde. Die neugefundenen Mosaiken spätdiokletianischer Zeit aus Piazza A r merina in Sizilien u n d der T r i u m p h b o g e n des Galerius in Saloniki beweisen, daß schon damals sich jene Bildwelt der Schilder römisdher T r u p p e n t e i l e bemächtigt hatte. Die W a p p e n der Notitia dignitatum gehen mindestens teilweise in die gleichen Jahre, wenn nicht noch höher hinauf. D e n n soviel liegt auf der H a n d : jene sonnenhaften Zeichen und Symbole, die auf den Schilden entgegentreten, müssen einem einheitlichen und b e w u ß t e n Willen entsprungen sein. Für den, der sie schuf, stand die Sonne im Mittelp u n k t seiner religiösen Gedankenwelt. Ein H e e r , das derart das Bild der Sonne vor sich hertrug, m u ß t e ein solches des Sonnengottes sein. Es gehorchte ihm u n d stand unter seinem Befehl. N u r das H e e r Aurelians k o m m t in Frage, u n d nur auf diesen k o n n t e die N e u e r u n g zurückgehen. M a n versteht, daß der. Kaiser das Reich u n d dessen Verteidiger als Einheit begriff, die u n t e r der Ägide des neuen Gottes stand. 8a A 1 t h e i m , R ö m i s c h e R e l i g i o n s g e s d i i d i t e
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Bereits in seinen Anfängen hatte Rom einen Kult des Sonnengottes besessen. Der, älteste Kalender kennt ihn unter dem Namen indiges, „Stammvater", und mannigfache Beziehungen verbanden ihn mit Vesta. Man gewinnt den Eindruck, als erstehe eine alte Welt von neuem, wenn Aurelian seine pontífices Solis den pontífices Vestae gegenübergestellt hat. Auch daran darf man erinnern, daß der älteste Sonnenkult Angehörigen der gens Aurelia anvertraut war. Aurelian konnte auf Grund seines Namens annehmen, daß Sol Vorfahr seines Geschlechtes war. Mehr noch: er durfte sich selbst als den betrachten, der altrömischen Kult mit dem von ihm eingeführten verband. 9. Konstantin
1. Die Annahme des Christentums durch spätrömisches Reich und Germanen, durch das Abendland überhaupt; die Vorkämpfer und die Widersadler des christlichen Glaubens; seine Herrschaft, seine Erstarrung und Vergreisung — das sind Vorwürfe, die die Geschichtsschreibung, solange sie einen Sinn besitzt, beschäftigen werden. Die großen Wenden, die Entscheidungen für Jahrhunderte und mehr noch: für über anderthalb Jahrtausende vorwegnehmen, fesseln auch hier den Blick des Geschichtsforschers. Stärker als zuvor ist Konstantin der Große in den Vordergrund getreten. Seine Bedeutung ist gewaltig: sie läßt sich allenfalls mit der eines Paulus und Augustin, der von Reformation und Gegenreformation vergleichen. Auch den, der Konstantins Tat als verhängnisvoll bewertet, hält der Dämon des Mannes in seinen Bann. Aus der Fülle der Fragen, die mit der Nennung Konstantins gegeben sind, sei die nach seinen Vorläufern herausgegriffen. Den Ausgangspunkt bildet die Biographie Aurelians, die in der Sammlung der Scriptores historiae Augustae enthalten ist. Man hat zu zeigen versucht, daß sie in antichristlichem Sinn geschrieben sei, daß ihr Held als heidnisches Gegenbild Konstantins gefaßt werde. Der
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Gedanke lag nahe, insofern Aurelian bereits vor Einführung der christlichen Staatskirche in der Verehrung des Sonnengottes eine für alle gültige Reichsreligion zu schaffen versucht hatte. In Aurelian trat Konstantin, im Sol Tnvictus dem Christengott der heidnische "Widerpart gegenüber. In der Entscheidungsschlacht an der Milvischen Brücke siegte Konstantin instinctu divinitatis. So lautet die Angabe der Inschrift seines römischen Triumphbogens. Aurelian wäre nach Ansicht seines Biographen ein Vorläufer gewesen, indem seine Streitmacht vi numinis, hortante quadam divina forma niederwarf. Man ist noch einen Schritt weitergegangen. Wie Aurelian eine göttliche Erscheinung in der Schlacht bei Emesa zu Hilfe kam, so sei auch Konstantin von himmlischen Heeren unterstützt worden. Die Folgerung schien auf der Hand zu liegen. Da die Sammlung der Kaiserbiographien der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts entstamme, so müsse das hier gezeichnete Bild Aurelians nachträglich sein. Indem man ein Gegenstück zum Leben und zur Legende Konstantins schuf, habe man dem sterbenden Heidentum in dem großen Schlachtenkaiser einen Heros vermittelt, der dem ersten christlichen Herrscher Roms entgegentreten konnte. Doch schon die Gegenüberstellung der göttlichen Einwirkung in den Schlachten bei Emesa und an der Milvischen Brücke müßte Bedenken erwecken. Zunächst ist es fraglich, ob instinctu divinitatis christlich zu deuten ist; darüber wird nodi zu sprechen sein. Sodann hat nicht instinctu divinitatis allein Konstantin die Vergeltung an dein Tyrannen vollzogen, sondern zugleich mentis magnitudine. Ähnliche Wendungen kehren bei Konstantins Lobredner Eusebios wieder; sie werden niemals auf Aurelian angewandt. Dafür offenbart sich bei ihm, in der göttlichen Erscheinung im kritischen Augenblick des Kampfes, eine ererbt römische Vorstellung, der sich umgekehrt nichts bei Konstantin zur Seite stellen läßt. Auch jene himmlischen Heere, die Konstantin zu Hilfe eilen, tragen unverkennbar heidnische, nicht christliche Färbung. Der vergöttlichte Vater Konstantins, Konstantius, 9
A 1 t h e i m , Römische Religionsgesdiidite I I
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führt divinas expeditiones iam divus. Übersehen ist auch, daß dieselben himmlischen Heere, als sie in die Schlacht an der Milvischen Brücke eingreifen, den Dioskuren als Schlachthelfer verglichen werden. Darüber hinaus gehen der Sonnengott dort, der vergöttlichte Kaiser hier, das alleinige Eingreifen auf der einen Seite und das siegreiche Einherstürmen an der Spitze himmlischer Scharen auf der anderen zu weit auseinander, als daß eine gegenseitige Anspielung versucht sein könnte. Es kommt hinzu, daß den vermeintlichen Übereinstimmungen gewichtige Unterschiede gegenüberstehen. Ein Vergleich von Lactantius' Schilderung mit der des Biographen lassen sie hervortreten. Konstantin erhält die Erscheinung vor der Schlacht, Aurelian während dieser; dort ist ihre Herkunft bekannt, während sie hier erst später entdeckt wird; dort die Anbringung des Christusmonogrammes auf den Schilden, hier Ermahnung zum Standhalten; dort Vorsorge für den nächsten Tag, hier Erscheinen in dem kritischen Augenblick der Schlacht; dort ein nächtliches Traumgesicht, hier eine Vision am hellen Tag. Eine weitere Nachbildung der Traumerscheinung vor der Schlacht an der Milvischen Brücke wollte man im Auftreten des Apollonios von Tyana erblicken, der seine Vaterstadt vor den Vernichtungsabsichten Aurelians rettet. Hier ist es in der Tat beide Male so, daß das Gesicht den Kaisern vor dem Ereignis bekannt wird und ihr Handeln bestimmt. Man darf hinzufügen, daß Apollonios im späten 4. Jahrhundert und gerade für die Kreise des stadtrömischen Adels, deren Anschauungen die Kaiserbiographien spiegeln, eine gesteigerte Bedeutung besaß. Aber genügt das, um die Fassung der Aureliansbiographie als nachträglich zu erweisen? In Wirklichkeit entstammt die Gegenüberstellung von Apollonios und Christus nicht erst dem Ausgang des 4. Jahrhunderts. Schon unter Diokletian erscheint sie bei Hierokles von Nikomedien in seiner Schrift Philalethes. Im übrigen wird mit keinem Wort gesagt, daß dem Kaiser vor der Schlacht an der Milvischen Brücke Christus selbst
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erschienen sei. Und doch hätte nur unter dieser Voraussetzung das Gegenüber mit Apollonios von T y a n a einen Sinn. Hinzu kommt, daß Apollonios von unnötiger Grausamkeit abmahnt, während Konstantin der Kampf unter dem caeleste Signum befohlen wird; daß Aurelian keineswegs, wie Konstantin, vor der Entscheidung steht, und vor allem: daß Apollonios' Auftreten dadurch, daß es sich um seine Vaterstadt handelt, genügend begründet ist, daß es dazu eines beabsichtigten Gegensatzes zur christlichen Legende überhaupt nicht bedarf. Audi ein dritter Fall ist nicht geeignet, den zeitlichen Vorrang der konstantinischen Legende vor der aurelianischen zu beweisen. Wie Konstantins Mutter Christin war, so läßt der Biograph diejenige Aurelians in dessen Heimatdorf Priesterin des Sol Invictus sein. Beiden Kaisern wäre demnach die Religion des Gottes, dem sie jeweils zur Herrschaft über das Reich verhalfen, von Mutterbrust an nahegebracht worden. Doch im Gegensatz zu Christus bedeutete Sol Invictus des Kaisers eigenste Schöpfung, wobei der Gott Emesas höchstens den Ausgangspunkt bildete; nichts dergleichen wird man für Christus und Konstantin annehmen wollen. So scheint bei dem Biographen eine Zurückspiegelung des späteren Reichsgottes in Aurelians Kindheit und damit wirklich eine nachträgliche Erfindung vorzuliegen. Doch wiederum bestätigt sich die Auffassung nicht. Die Priesterin des Sol Invictus verdankt ihr Dasein lediglich einer modernen Konjektur, die keine Wahrscheinlichkeit beanspruchen darf. Was im T e x t steht, ist Sol allein, und Verehrung des Sonnengottes ist aus illyrischem und thrakischem Gebiet häufig bezeugt. Aurelians Geburtsort steht nicht fest. Pannonien und Sirmium werden neben der Dacia Ripensis und Mösien genannt. Gerade dort hat man die Inschrift einer dem Sonnengott geweihten Frau gefunden. Überhaupt darf man sich fragen, ob Helena für Aurelians Mutter, wie der Biograph sie schildert, das geeignete Vorbild war. Die dörfliche Priesterin aus den Donauländern, die unter Schmähungen ihrem Gatten Dummheit und Nichtsnutzigkeit vorwirft, hat wenig mit der nobilissima 9'
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femina gemein. Gewiß war auch Helena nicht bester Herkunft. Doch ihre natürliche Vornehmheit tritt auf den Münzen wie auf den Gemmen oder an der Pariser Marmorstatuette hervor. Von der Mutter Aurelians — wenigstens nach der Schilderung des Biographen zu urteilen — trennte diese Frau eine Welt. Auch hat, was in der echten Uberlieferung über Helena im Vordergrund steht — ihre Bautätigkeit und überhaupt ihre frommen Werke während der Regierung ihres Sohnes — bei dem Biographen kein Gegenbild gefunden. Umgekehrt fehlt die seherische Begabung, die bei Aurelians Mutter hervortritt, Helena ganz. Endlich scheint übersehen zu sein, daß sowohl Eusebios wie Konstantin selbst nicht in der Mutter, sondern im Vater Konstantius das Vorbild für des Sohnes christenfreundliche Haltung erblickt haben. Aus Konstantius' Ehe mit der Tochter Maximians war Anastasia entsprossen. Ihr Name beweist, daß in diesejn Haus diristlime Sitte herrschte und weiter: daß gerade Konstantins Vater (und auf keinen Fall die verstoßene Helena) dort den Ton angab. Der Versuch, Züge der Biographie Aurelians als nachträgliche Umformung dessen zu verstehen, was diejenige Konstantins an die Hand gab, erweist sich als undurchführbar. Läßt sich demnadh aurelianische Legende nicht auf konstantinische zurückführen, so könnte ein umgekehrter Weg eingeschlagen werden. In der T a t sind Hinweise vorhanden, daß Konstantin trotz seines Verdammungsurteiles über den großen Vorgänger doch in dessen Nachfolge stand. 2. Eusebios' Rede auf die dreißigjährige Regierungsdauer Konstantins setzt ein mit Bildern, die die Lichtmacht und Lichtfülle des Allmächtigen schildern. Lichtstrahlen mit ihrem Glanz verhüllen den Anblick seiner Göttlichkeit. Himmlische Chöre der Engel und Heiligen werden erleuchtet von der Fülle des Lichtes. Im innersten Himmel verehrt alles göttliche und geistige Licht den Herrn mit seinen Lobgesängen. Davor aber ist das Firmament gleich
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einem dunklen Vorhang gespannt. Es entzieht den eigentlichen Palast Gottes den Blicken. Doch in der Vorhalle haben Sonne und Mond das Amt des Fackelträgers übernommen und fügen sich dienend dem höchsten Willen. Die alles erleuchtende Sonne, heißt es später, erkennt Gott als einzigen Herrn und wagt nicht, die ihr zugewiesene Bahn zu überschreiten. Mond und Sterne künden von Gott als Geber alles Lichtes. Auch der Logos war einst Licht, das den Vater umgab und gestaltete Schöpfung von ungestalteter schied; das mit seiner "Weisheit Strahlen heller glänzte als die Sonne. Der Kaiser, irdisches Abbild Gottes und seiner Ordnung, sendet wie die Sonne Strahlen bis in die entferntesten Teile der Oikumene. Träger dieses Lichtes, das dem Kaiser entströmt, sind die vier Caesaren; gleich Helios lenkt Konstantin das Viergespann. Schließlich wird nach einer Reihe kürzerer Vergleiche, die sämtlich demselben Bereich entstammen, die Beschreibung des himmlischen Königreiches gegeben, wo Heere unermeßlichen Lichtes den Herrn umgeben — eines Lichtes, das nicht der Sonne entspringt, sondern das stärker ist als sie und aus ewiger Quelle strömt. Denn nicht Sonne, Mond und Sterne leuchten über den Himmlischen, sondern der Logos, eingeborener Sohn des Allherrschers. Überall im Umkreis Konstantins begegnen diese Bilder, und angesichts ihrer Fülle, angesichts der gleich zu besprechenden eignen Äußerungen Konstantins sowie dessen, was sein Lobredner Eusebios hinzufügt, drängt sich auf, daß die Vorstellungen des Lichts, der Sonne und des von dieser überstrahlten Erdkreises bis in die letzten Jahre für den Kaiser eine einzigartige Bedeutung besessen haben. Freilich ist zu scheiden zwischen dem, was Konstantin selbst und was Eusebios sagt. Für den Bischof von Caesarea besaß das Licht die höhere und geistigere Wesenheit. Es besaß damit eine Stellung über der Sonne und den Gestirnen. Licht war Gott und dem Logos zugeordnet, Sonne hingegen wurde zur bloßen Dienerin beider. Eusebios mochte sich dafür auf den biblischen Schöpfungsbericht berufen, der Gott das Licht von der Finsternis scheiden
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und dann erst Sonne und Mond erschaffen ließ. Es kam hinzu, daß Sol Invictus eben noch oberster Reidisgott, daß er Gegner und Konkurrent des christlichen Glaubens gewesen war. Für Eusebios mochte es eine Genugtuung bilden, die Sonne auf den zweiten Platz zu verweisen, sie als Untergebene höherer Mächte erscheinen zu lassen und sie göttlichem Lidit unterzuordnen. Aber das blieb, wie gesagt, seine persönliche Formulierung. Konstantin nahm die Unterscheidung zwischen Licht und Sonne nicht vor. Er verwandte beide nebeneinander, ohne sich über Rangabstufungen und Größe von einst Gedanken zu machen. „Um die mittägliche Stunde der Sonne" empfing Konstantin seine Kreuzesvision, und um die gleiche Stunde stieg seine Seele zu Gott empor. Niemals, so rühmte man, habe „der Sonne Glanz" einen so großen Herrscher bestrahlt. Kraft göttlichen Auftrages gedachte der Kaiser nach seinen eignen Worten die N o t in allem Lande, das die Sonne bestrahle, zu beseitigen. Sonne und Mond, heißt es in einem anderen Schreiben, haben ihre von Gott festgelegte Bahn. Sie sind Zeichen von Gattes beständigem Willen. Vom Karfreitag spricht Konstantin als dem Licht, das heller leuchtet denn T a g und Sonne. Der „Herrentag" wird zum T a g des Lichts und als Sonntag zu einem Feiertag des Heeres. Als Konstantin die Antiochener zur Eintracht mahnt, fordert er sie auf, „die himmlische Bahn zum Lidit zu durcheilen". Wendungen wie „vom Dunkel zum Licht, von der Irrlehre zur Wahrheit" und dergleichen kehren mehrfach wieder. Auf der anderen Seite ist der Tempel von Aphaka mit seiner sakralen Prostitution des Sonnenlichtes nicht würdig und wird darum zerstört. Konstantin selbst wird geradezu mit der aufgehenden Sonne verglichen. Wie Helios seine Strahlen über die Erde sendet, so der Kaiser die Lichtstrahlen seines edlen Wesens (sein serenum lumen rühmt auch Nazarius). In Dunkel und finsterer Nacht hat Gott ein großes Licht aufleuchten lassen in seinem Diener Konstantin, heißt es an anderer Stelle. Vor dem versammelten Konzil von Nikaia trat er auf gleich einem himmlischen Boten Gottes, im strahlenden
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U m h a n g des Purpurmantels, der leuchtete wie Lichtesglanz, von feurigen Strahlen umgeben, mit dem Funkeln des Goldes und kostbarer Steine geschmückt. In Gold erstrahlen w ä h r e n d des Kampfes Konstantins Schild und W a f f e n , im Edelsteinschmuck sein H e l m . Die Vorstellung des sonnenhaften Kaisers verbindet sich mit der des Reichs. Gen M i t t a g erstreckt sich dieses bis zu Blemmyern und Aithiopen; zum A u f g a n g der Sonne hin bis an die Grenzen der Oikumene, von dem Kaiser durch der Frömmigkeit Strahlen erhellt. Dementsprechend begegnet die aufgehende und untergehende Sonne als Richtung oder Begrenzung. Indien und Britannien, A u f g a n g und U n t e r g a n g des Tagesgestirns entsprechen einander. A u d i der Gedanke einer einheitlichen Christenheit, einer einheitlichen Menschheit überhaupt, der den Kaiser beseelt, erhält von den Vorstellungen Sonne und Licht her eine Stütze. Gott läßt über alle sein Licht erstrahlen: darin liegt die Gemeinsamkeit und Einheit des Menschengeschlechtes und seines Glaubens vorgebildet. Konstantin spricht von der „Freude des reinen Lichtes", der „Süßigkeit der Gemeinsamkeit" u n d meint damit die des Glaubens. Die Gott, unser aller Aufseher, gefallende Glaubensmeinung, so heißt es einmal, soll „zu der Einheit Zusammenhang ans Licht gebracht" werden. Als ein Bau, auf zwölf Säulen ruhend und mit einer daTpoeiSijs acppayi? an der Front, erscheint dem Kaiser die christliche Kirche; ihr First r a g t bis zum Licht der Sterne. Die Denkmäler bestätigen und ergänzen, w a s Eusebios' und des Kaisers eigenen Äußerungen entnommen werden konnte. In Konstantinopel ließ dieser sich auf einer P o r p h y r säule in Helios' Gestalt darstellen. Angeblich w a r es ein W e r k des Pheidias, das d a f ü r umgearbeitet wurde. Auf dem Erdball, den die Rechte hielt, w a r ein Kreuz angebracht. Die Säule trug die Inschrift: „Konstantin, der leuchtet wie die Sonne"; der Blick des Dargestellten w a r ihrem aufgehenden Gestirn entgegengerichtet. Sogar kultische Verehrung und öffentliche Opfer sind bezeugt. Eine
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Inschrift aus Termessos in Pisidien ist dem Kaiser als vios "HAIOS, dem „Allbeschauer" (Train-Euo-rr-rTis), geweiht; das erinnert an Gott, den Aufseher (I9pcoirörr); als der ÖSIÖTTIS nahe zu gelten habe. Entsprechend ist auch die Bedeutung v o n divinitas in der gesamten Latinität. Es bedeutet die göttliche Wesenheit, und wenn es der humanitas gegenübertritt, die göttliche Weisheit zum Unterschied von der menschlichen. K o n stantin hat nun nicht allein instinctu divinitatis, sondern mentis magnitudine gesiegt. Göttliches und Menschliches haben sich in seiner T a t vereint. Die divinitas oder, wie die Panegyriker gleichbedeutend damit sagen, die mens divina hat Konstantins menschliche mens bestimmt und sie groß gemacht. Konstantin war ein OEIOC, dessen humanitas, um die W o r t e des Hermetikers zu wenden, der divinitas nahe war. Das ist neuplatonische Vorstellung und nichts anderes. M a n stelle sich einmal vor, allein die Inschrift habe auf Christliches angespielt, während die Darstellungen des Bogens Götter und insbesondere den Sonnengott bringen. Audi das Edikt von Mailand mit seiner summa divinitas läßt sich anführen. Dieser namenlose oberste voü$ entstammt der neuplatonischen Philosophie. D a r a n besteht kein Zweifel, und doch spricht es ein Herrscher aus, der den Schritt zum Christentum hin getan hat. So viel ist deutlich: für Konstantin kann zwischen neuplatonischem und christlichem Bekenntnis kein unüberbrückbarer Unterschied bestanden haben. Porphyrios war erklärter Christenfeind. Aber diese Neuplatoniker und ihre christlichen Widersacher waren ein P a a r feindlicher Brüder mit all der Erbitterung und der überraschenden Ähnlichkeit, die solche zu haben pflegen. Der Apologet des Heidentums glaubte fest auf dem Boden der antiken Götterlehre zu stehen; er glaubte diese Lehre philosophisch begründet und geläutert zu haben. Aber der v o n ihm aufgebotene Scharfsinn, die Schätze seines philologischen Wissens und Könnens hatten nur zu einem E r gebnis geführt: gegenüber dem Sonnengott waren die übrigen Götter in die zweite Linie gerückt und entwertet w o r den, und der Sonnengott selbst, diese letzte große Schöp-
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fung des späten Heidentums, hatte seinen R a n g dem Einen, Unsichtbaren, dem Schöpfergeist — mit anderen Worten: hatte ihn Gott abtreten müssen. Ohne es zu wollen, w a r auch Porphyrios Wegbereiter einer anderen Welt gewesen. Begreift man, wie schmal die Grenzen zwischen diesem Neuplatonismus und dem Christentum waren, so versteht man manches andere. Den Christen mußte v o r allem daran gelegen sein, die Wandlung und Bekehrung zu markieren. Die Grenze, die nicht allzu deutlich war, sollte überdeutlich werden. So kam es zur Legende von der Kreuzesvision, die in ihren divergierenden Fassungen den nachträglichen U r s p r u n g an der Stirn trägt. Aber auch bei Konstantin selbst läßt sich jetzt vieles verstehen, das wie Schwanken aussah, das bei einem derart geradlinigen, zupackenden, zielbewußten Herrscher unbegreiflich anmuten mußte und das doch einfach in der geistigen Lage, in die er hineingestellt war, begründet lag. Man versteht nicht nur die Beibehaltung aller sonnenhaften Vorstellungen und Bilder; die bis 317 vorhandene Darstellung des Sonnengottes auf den Münzen; die bewußte Weiterführung und U m p r ä g u n g alles dessen, w a s von Aurelian überkommen w a r ; die Fortdauer der neuplatonischen Terminologie, teils in offener Ubereinstimmung, teils in behutsamer christlicher U m f o r m u n g . M a n versteht auch die Duldung gegenüber dem Neuplatonismus und dem ihm eng verbundenen eleusinischen K u l t . Sopatros, Nachfolger des Iamblichos in der Führung der neuplatonischen Schule, hielt sich seit 322 in der Umgebung des Kaisers auf. Er durfte in der Öffentlichkeit zu seiner Rechten sitzen, sich an der Konsekration der neugegründeten H a u p t s t a d t beteiligen. Erst nach 331, gleichzeitig mit Sopratos' Hinrichtung, ist ein schärferer K u r s deutlich. Erst damals ist die Verbrennung von Porphyrios* Schriften angeordnet worden . . . M a n versteht schließlich auch, warum Konstantin mit der letzten Entscheidung, der T a u f e , gewartet hat, bis er dem T o d gegenüberstand.
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Eine Darstellung der römischen Religionsgeschichte müßte — zumindest der üblichen Vorstellung nach — mit dem Todeskampf des römischen Heidentums, seinem letzten Ringen gegen die neue christliche Staatsreligion, enden. W e n n dies hier nicht geschieht, so darum, weil es richtiger schien, mit einer Persönlichkeit abzuschließen, die die Folgezeit maßgeblich bestimmen sollte. Anstatt zu beschreiben, wie römische Religion sich auf immer schmälerem R a u m verteidigte, wie ihr Fortbestehen mehr und mehr in Frage gestellt wurde, sollte gezeigt werden, w o sie zur Schaffung einer neuen W e l t beigetragen hat. Das mag zum Schluß noch einen Schritt weiter geführt werden. In den gleichen Jahrzehnten, da der Neuplatonismus sein System schuf, entstand im benachbarten Iran der M a nichäismus. Mani machte sich den Grundgedanken des Zarathustrismus, den K a m p f zwischen Licht und Dunkel, zwischen Gut und Böse zu eigen und schuf aus vorhandenen Bestandteilen und eigner, mythenbildender Kraft das philosophisch-religiöse Gebilde seiner Lehre. Zarathustrisches Erbe, das in die neue Schöpfung eingebaut wurde, bedeutete, daß die Grundlage v o n Manis Verkündung dualistisch war. Dieser Dualismus bestimmt sie im gleichen Maße, wie die entscheidende Konzeption des Neuplatonismus durch die Einheit des Göttlichen bedingt ist. Gewiß: man verzichtet nicht auf die Mannigfaltigkeit der Götterwelt. Aber man nahm ihr den Sinn, indem man die Vielheit auf eine Einheit zurückführte. Artemis und Aphrodite — einst zwei sich ausschließende Aspekte der W e l t , die in Euripides' Hippolytos unversöhnlich und unversöhnbar aufeinanderprallten und den tragischen Konflikt heraufführten - waren nunmehr zu virtutes und effectus, SVVOCHEIS und ivipyeiai derselben göttlichen Macht geworden. In dem Maße, wie die antiken Götter ihrer F o r m und damit ihrer göttlichen Substanz beraubt wurden, wuchs die Bedeutung dessen, der sie alle in der eignen, umfassenden Wesenheit aufnahm, des Sonnengottes. Aber auch dieser blieb nur sichtbares Abbild
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und Werkzeug des großen Einen, der über ihm stand. In steil aufragender Pyramide wird die Gesamtheit der göttlichen Welt diesem als ¡SECT T Ü H Ö V T C O V unterstellt. Mani schrieb seine Schrift in der neugeschaffenen syrischen Literatursprache. Aber er war seiner Abkunft nach nicht Aramäer, sondern Iranier. Sein Vater stammte aus Hamadan in Medien, aus der Familie der Haskanlya (vermutlich eine falsche Schreibung für askäniya) und hätte somit als Arsakide zu gelten. Mit Sicherheit darf dies von Manis Mutter gesagt werden: sie entstammte den Kamsarakän, einer Seitenlinie des arsakidischen Hauses. Auch die Neuplatoniker kamen aus einem festumgrenzten Bereich. Ammonios Sakkas, die Hermetiker und Plotin selbst waren Ägypter; Porphyrien Phönizier; Longinos, Kallinikos und Amelios Syrer; Iamblichos trug einen arabischen Namen. Wenn man sich diese Herkunft vergegenwärtigt, so genügt nicht, daß man von dem Osten des Reiches spricht. Kleinasien, vor allem Kappadokien, das einmal eine wichtige Rolle spielen sollte, sind nicht darunter. Auch das semitische Element bestimmt nicht die Zusammensetzung. Wohl aber dürfte die Kennzeichnung zutreffen, daß sie alle Ländern entstammten, die später einmal Hochburgen des Monophysitismus werden sollten. Das mag auf den ersten Blick überraschend scheinen. Bei näherem Zusehen hingegen enthüllt sich eine wesenhafte Zusammengehörigkeit. Als das Konzil von Chalkedon die Einigungsformel des Westens, den „Tomos" Leos des Großen, annahm, waren die beiden Naturen Christi auch nach seiner Fleischwerdung anerkannt, trotz der Einheit der Person. Dem Bund von Konstantinopel und Rom unterlagen Dioskuros und die um ihren Patriarchen gescharten ägyptischen Bischöfe. Alles Streben der alexandrinischen Theologie war dahin gegangen, die göttliche Natur Christi zuungunsten der menschlichen zu betonen. So gewann die göttliche Seite gegenüber der menschlichen den Vorrang, und zuletzt vertrat die Kirche Ägyptens die Lehre von der einen göttlichen Natur, den Monophysitismus. Darin fanden sich die Gegner 10 A 1 t h e i m, Römische Religionsgesdiichte II
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d e r F o r m e l v o n 451 z u s a m m e n : alle, die einig w a r e n in d e r V e r w e r f u n g v o n Leos T o m o s . D i e A n n a h m e des C h a l c e d o n e n s e f ü h r t e z u m u n h e i l b a r e n Bruch m i t d e m m o n o p h y s i t i s c h e n Ä g y p t e n u n d b a l d auch m i t S y r i e n . M a n b r a u c h t e es n u r auszusprechen, u n d es w i r d einleuchten, d a ß die M o n o p h y s i t e n F o r t s e t z e r der syrischen u n d ägyptischen N e u p l a t o n i k e r sind. Beide w a r e n V e r fechter des P r i n z i p s der göttlichen E i n h e i t . Sie u n t e r d r ü c k t e n nicht gänzlich, w a s i h n e n v o r g e g e b e n w a r : w e d e r die N e u p l a t o n i k e r d i e V i e l h e i t der a n t i k e n G ö t t e r noch die M o n o p h y s i t e n d e n Logos n e b e n d e m V a t e r . A b e r sie e n t w e r t e t e n , w a s d e r E i n h e i t w i d e r s p r a c h , i n d e m sie es in ihr a u f h o b e n . Es ist die gleiche H a l t u n g , die bei d e n Neuplatonikern und Monophysiten hervortrat, und schwerlich w i r d es Z u f a l l sein, d a ß b e i d e sich aus Ä g y p t e n u n d Syrien r e k r u t i e r t e n . Leidenschaftliches S t r e b e n z u r E i n heit war f ü r d i e Menschen dieser L ä n d e r ebenso k e n n z e i c h n e n d wie f ü r I r a n d e r D u a l i s m u s . H . G r é g o i r e h a t N a c h d r u c k auf die V e r w a n d t s c h a f t v o n M o n o p h y s i t i s m u s u n d I s l a m gelegt. E r h a t E u t y c h e s , einen d e r V ä t e r d e r m o n o p h y s i t i s c h e n Lehre, als V o r l ä u f e r M u h a m m e d s bezeichnet. D i e F r a g e k a n n hier nicht e r ö r t e r t w e r d e n . So viel ist gesichert, d a ß w i e d e r u m die E n t w i c k lungen parallel verlaufen. M u h a m m e d s V e r k ü n d i g u n g w a r getragen v o n d e m G e d a n k e n d e r E i n h e i t , d a v o n , d a ß G o t t keinen „ G e n o s s e n " h a b e . D e r K a m p f gegen d e n sirk ist e i n e r der G r u n d p f e i l e r des I s l a m geblieben. W i e d e r ist es nicht a n d e r s als bei den n e u p l a t o n i s c h e n u n d m o n o p h y sitischen N a c h b a r n u n d V o r g ä n g e r n . N u r d a ß M u h a m m e d s religiöse Leidenschaft d e m , w a s m a n v o r i h m f ü h l t e u n d erstrebte, eine ungleich s c h ä r f e r e A u s p r ä g u n g gegeben h a t .
Neue Inschriften aus der Val C a m o n i c a
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Anhang I: Neue Inschriften aus der Val Camonica (zu 1, 5 f.) 1. In den Commentari dell'Ateneo di Brescia 1954 (erschienen 1955; zitiert wird nach dem Sonderdruck) hat E. Süß, verdienter Leiter des Museo Civico, sieben weitere, unter seiner Mithilfe gefundene Inschriften veröffentlicht. Da jeweils zwei und drei von ihnen zusammengehören und die letzten, wie sich zeigen wird, einen Satz bilden, erhöht sich die Zahl über die 14 schon bekannten — nach der bei Altheim-Trautmann, Vom Ursprung der Runen (1939) 9 f. gegebenen Zusammenstellung — hinaus auf 18. Das jetzt Gefundene gehört zum Bedeutsamsten, was das Alpental bisher an Inschriften erbracht hat. Es ermöglicht, wenn es dessen noch bedurfte, die endgültige Feststellung, um welche Sprache es sich handle und wo diese in die Geschichte des alten Italien einzuordnen sei. E. Süß hat sich darauf beschränkt, die neuen Inschriften in Abbildungen und mit den nötigen Fundabgaben vorzulegen. Sein generöser Verzicht auf Lesung und Deutung ermöglicht es dem Mitforscher, sich selbst daran zu versuchen. Alle Inschriften sind linksläufig und im nordetruskischen Alphabet geschrieben. Abgesehen von Stellen, da sie beschädigt sind, lassen sich die Inschriften ohne Schwierigkeit lesen 1 ). 15. Fundort Naquane. E. Süß, a. O. 6 fig. 2—3. ariüluz •1pr[• Jz Schreibung des umgekehrten a entspricht des in den lepontisdien Inschriften u n d in Magre: dazu (und zu allem Fol1) D i e folgenden A u s f ü h r u n g e n w u r d e n zusammen mit E. T r a u t m a n n verfaßt. 10*
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Anhang I
genden) die Schrifttafel J . Whatmough's in: The Prae-Italic Dialects 2 (1933), 502. I findet sich ähnlich auf der Inschrift Nr. 13: Altheim-Trautmann, a. O. 16 f.; Abb. 16 zweites Zeichen von links; p nur im ostitalischen Alphabet, mit dem das der Val Camonica auch « gemein hat. ariüluz kann von latein. hariolus, ariolus nicht getrennt werden. Ob das folgende Wort Eigenname des Sehers oder ein zweites Appellativum war, läßt sidi nicht mehr entscheiden. Auslautendes -z = latein. -s ist von den früher gefundenen Inschriften her geläufig: Altheim-Trautmann, a. O. 22; F. Altheim, Geschichte der lateinischen Sprache (1951) 94. Über die Frage des Auslaut-Rhotazismus: a. zul. gen. O. 409. 16.
Fundort Naquane, wenig unterhalb von 15. Die bei E. Süß, a. O. 7 f. fig. 4—6 angeführten Inschriften gehören zusammen. iüviu iuzaz aplu Die erste Zeile ist senkrecht zu den beiden anderen in den Zwischenraum der Umrisse zweier Fußsohlen eingefügt, derengleichen auch sonst unter den Felsbildern der Val Camonica begegnen. Bisher war v in gleicher Form nicht belegt. Die beiden Querhasten sind durch Punkte ersetzt. Dieselbe Umstilisierung findet man bei einer ganzen Reihe von Zeichen des Alphabetes von Sondrio und des ostitalischen: J . Whatmough, a. O. 514; 525; 528; 551. Darunter auch bei jener Form des i, die mit kurzer, angesetzter Querhasta v am meisten ähnelt: J . Whatmough, a. O . 514; 524. Das Alphabet von Sondrio ist dem der Val Camonica unmittelbar benachbart. Umgekehrtes a in der zweiten Zeile ist — bereits Zeichen späteren Ursprungs: Altheim-Trautmann, a. O. 28 f. — in der lateinischen Form gegeben. Zur Schreibung von u Zeile 2 vgl. J . Whatmough, a. O. 518 und das entsprechende Zeichen des etruskischen Alphabets. Das unvollständige Zeichen zu Beginn der
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dritten Zeile ergänzt sich, wie der Ansatz des unteren Winkels zeigt, ohne Schwierigkeit zu einem a. Noch ein Wort über das Nebeneinander von einheimischem « und lateinischem a auf derselben Inschrift. Damit werden die Gründe, die ich in: Gesch. d. lat. Spr. 93 f.; 501 f. gegen E. Vetters Deutung von ü als gestürztes a angeführt habe, um einen weiteren vermehrt. Denn im vorliegenden Fall schließt das Vorhandensein eines zweifellosen a aus, daß das von mir als ü gelesene Zeichen den Lautwert a besaß. Es kommt hinzu, daß a im alten Alphabet nie gestürzt ist und am spitzen oberen Ende einen kleinen Querstrich aufweist (Altheim-Trautmann, a. O. Abb. 7; 16), den ü an gleicher Stelle nicht kennt. Damit ist, wie ich hoffe, die vielerörterte Frage endgültig geklärt. Die Deutung lautet: loviu(m) iures Apollinem „du mögest bei Apollo Iovius schwören". Man bemerke den Abfall des auslautenden m in iuviu, übereinstimmend mit dem Altlateinischen. Weiter Rhotazismus im Inlaut zwischen Vokalen und im Auslaut nach Vokal, beidemal auf der Stufe z und damit zwischen 5 und r, in iuzaz. Der Gottesname ist in etruskischer Form gegeben. Bei der Nachbarschaft zu den oberitalischen Etruskern und den zahlreichen Entlehnungen, die bei der Schrift beginnend sich über die Eigennamen bis zur Felsbildkunst erstrecken (Altheim-Trautmann, a. O. 27 f.), ist die Übernahme des Gottesnamens nicht verwunderlich, Iuviu . . . aplu hat innerhalb der Val Camonica seine Parallele in Nr. 13 (Altheim-Trautmann, a. O. 16 f.): leima iuvi'la — Lima lovia. Verbindung eines Gottesnamens mit einem von einem zweiten Gottesnamen abgeleiteten Adjektiv entspricht einer im alten Italien weitverbreiteten Bildungsweise: Altheim-Trautmann, a. O. 16; F. Altheim, a. O. 99 f.; Rom. Religionsgesch. 1 (1951), 101 f.; E. Norden, Aus altrömischen Priesterbüchern (1939) 216 f. Vorausstellung von iuviu zeigt, daß darauf der Nachdruck lag. Iuzaz ist um des Stabreimes willen nachgezogen; Abfall von -m in iuviu gestattete überdies Endreim zwischen erstem und letztem Wort.
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Einer Bemerkung bedarf nodi das Verbum. luzaz = iuras ist zunächst 2. Sing. Ind. Praes. Doch ist daran zu erinnern, daß man altlatein. vindicere neben vindicare kennt, und wie vindicta sich vom ersten ableitet, so lictor nicht von ligare, sondern von *ligere. Wollte man dementsprechend *iurere neben iurare ansetzen, so ergäbe sich bei iuzaz die Deutung als 2. Sing. Konj. Praes. Dem Sinne nach ist sie vorzuziehen. 17. Fundort: Naquane. E. Süß, a. O. 7 f. fig. 7. uezuelez Die Schriftform ist ohne Besonderheit. Der Eigenname besitzt in Vessuena: The Prae-Italic Dialects 3 (1933), 103 seine Entsprechung. Auch an die Form Vesvtrtna, a. O. 86, und den Vesulus mons, a. O. 75 (vgl. 50) wäre zu erinnern. 18.
Fundort: Salita della Zurla. E. Süß, a. O. fig. 8. supre eyo Süß hatte vor seiner Aufnahme die Buchstaben mit Kreide ausgezogen. Dabei wurde am vierten Zeichen von links die mittlere Schräghasta und das überragende Oberteil der Längshasta übersehen. Audi der Bestand am rechten Rand blieb undeutlich. Auf meine Bitte übersandte mir Süß eine neue Aufnahme, zusammen mit einer vorläufigen Lesung: upreexu, mit lateinischem u an erster Stelle. Freilich vermag ich an u bei dem letzten Zeichen nicht zu glauben. Auch ist ganz rechts vor dem ersten u noch ein weiteres Zeichen zu erkennen. Richtig gesehen ist e beim vierten Zeichen von links. Das zweite der von Süß gelesenen u (letztes Zeichen links) ist ein beiderseits geöffnetes o. Die Form ist aus dem lepontischen Alphabet bekannt: J . Whatmough, a. O. 98 Nr. 284; 518. Sodann kehren sie auf den keltischen Inschriften von Novara und Tuder wieder: J . Whatmough, a. O. 172; 177. Aus dem lepontischen Alphabet und dem nahverwandten von Novara und Tuder erklärt sich auch der von Süß übersehene Buchstabe am weitesten rechts: ein
N e u e Inschriften aus der Val C a m o n i c a
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dreistrichiges s in Form einer flachen Spirale. Übereinstimmung mit dem Alphabet der italischen Kelten darf um so weniger überraschen, als sich zahlreiche keltische Motive und sogar die Darstellung des keltischen Gottes Cernunnos auf den Felsbildern der Val Camonica gefunden haben: Altheim-Trautmann, Rom. Mitt. 1939, 1 f. Bei supre muß zunächst des im Venetischen, in der Transpadana und Aemilia bezeugten Cognomens Super, Superus (The Prae-Italic Dialects 3, 137) gedacht werden. Audi Weiterbildungen wie Superiana, Supernus, Superua sind im gleichen Raum bezeugt. Folgendes e%o kann nur das Personalpronomen der 1. Person sein. Es bedarf des Hinweises, daß dieses Pronomen nicht in der Lautgestalt erscheint, die latein. ego entspräche. Vielmehr liegt venet. eyo vor, und bis auf weiteres wird man annehmen dürfen, daß die Spradie des Nachbarvolkes hier auf die Camunni eingewirkt hat. Über Inschriften mit Selbstvorstellung im Ich-Typus hat E. Norden (a. O. 265 f.) gehandelt. Wenn nicht der Gegenstand selbst spricht, spricht sein Verfertiger. Sollte man die Künsterinschrift eines der Urheber der benachbarten Felsbilder gefunden haben? 2. Nach Lesung und Deutung der Inschriften gilt es, die geschichtlichen Folgerungen zu ziehen. Begonnen sei mit der Datierung. Als frühestes Stück darf 17 gelten. Hier zeigen sich noch alle Besonderheiten des nordetruskischen Alphabets. Nur das Auftreten von u bildet eine Neuerung. Nach Inhalt (Eigenname) und Schrift stellt es sich zu Nr. 1—5, den Namen der Roccia delle iscrizioni an den Scale di Cimbergo: Altheim-Trautmann, Vom Ursprung der Runen 10 f.; F. Altheim, a. O. 92 f. Zugleich erlaubt diese Inschrift, die Geschichte der Schreibungen ü, u und o zu verstehen, die bisher manche Schwierigkeiten boten. Die ältesten Inschriften der Val Camonica — Nr. 13 von der Roccia delle iscrizioni und Nr. 11 von Sassiner — zeigen ü unterschiedslos für u und o: zel%üz, ülüiülüz
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Anhang I
(= Ulviulus); rüviüz. Die unterste Inschrift der Roccia — Nr. 4 enotinüz — und Nr. 17 zeigen das Eindringen von o und u. N r . 16 scheidet u = o von « und Nr. 13 — nördlich von San Siro: leima iuvila — weist gleichfalls u auf. Nach lateinischer Weise schreibt Nr. 13 o und u = u und v. Dagegen können Nr. 16 und 18 wegen des Auftretens des lateinischen Alphabets frühestens dem 2. Jahrhundert v. Chr. entstammen. Das Sprachliche bestätigt diesen Ansatz. Auftreten von u in der Flexion der nominalen -o-Stämme (aritiluz; iüviu) und -&- statt -ove-, -ou- in iuzaz weist auf jüngere Zeit. Nr. 15—16 sondern sich als eigner, dem Gott apluApollon geweihter Bezirk aus. Der „Seher" (ariüluz) gehört mit Gewißheit zu ¿/»/»-Apollo. Nachdem vates möglicherweise als keltisches Lehnwort zu gelten hat (F. Altheim, a O. 318; 460), fehlt eine eigene lateinische Bezeichnung für den Seher. Schon in den ältesten Bezeugungen hat hariolus, hariolari, hariolatio abschätzigen Sinn. Trotzdem scheint die alte Bezeichnung des Sehers und seiner Tätigkeit durch. Nachdem das Wort jetzt auf einer Inschrift der Yal Camonica aufgetaucht ist, hat hariolus, ariolus, ariüluz alle Aussicht, jene vermißte Bezeichnung zu sein. Und weil sie die älteste war, ist sie wohl auch am frühesten der Abwertung verfallen. Als etwa im Verlauf des 4. Jahrhunderts keltisches vates eindrang, muß jener Prozeß' begonnen haben. Daß auch vates dann denselben Weg gegangen ist und erst durch die augusteische Dichtung seine einstige Würde zurückerhielt, ist bekannt. Schließlich sei hervorgehoben, daß aritiluz zeigt, daß der vokalische Anlaut, nicht die Aspiration bei der lateinischen Entsprechung als ursprünglich zu gelten hat. Damit entfällt die oft behauptete etymologische Verwandtschaft zu haruspex. Zum Schwurgott wird Apollo erst durch seine Verbindung mit Iupiter. Sancus (Gen. Sanquos) trat bereits in Nr. 14 entgegen (Altheim-Trautmann, a. O. 17 f.). Darum ist auf 16 iüviu vorangestellt und mit iuzaz stabreimend
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verbunden. Daß der Schwörende in die vorgezeichnete Fußspur zu treten hatte, ist wahrscheinlich, obwohl mir Vergleichbares aus altitalischem oder römischem Brauch nicht bekannt ist. Zusammenfassend sei wiederholt, daß an der Zugehörigkeit der Sprache der Camunni zu latino-faliskischen Dialektgruppe kein Zweifel mehr bestehen kann. Unsere Zuweisung, die vor nunmehr fast zwanzig Jahren erfolgte, hat sich an den Neufunden erhärtet. Auch die sprachlichen Gemeinsamkeiten, die das Venetische und jene Gruppe während ihres Durchzuges durch das östliche Poland ausgebildet hatten (zuletzt H . Krähe, Die Indogermanisierung Griechenlands und Italiens 50 f.; SB. Akad. Heidelberg 1950, 3, 22 f.), haben sich bestätigt. Venetisches eyo auf 18, das doch nicht in venetischem Alphabet geschrieben ist, bildete eine weitere Überraschung.
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Anhang II
Anhang II: Konstantins Triumph von 312 (zu 2, 143 f.) J. Straubs Aufsatz, der sich um den Nachweis bemüht, Konstantin habe es unterlassen, im Anschluß an seinen Triumph von 312 das Kapitol zu besuchen (Historia 4 [1955], 297 f.), muß mit allem Nachdruck widersprochen werden. Ein Verhör der Aussagen, die die Panegyriker zur Verfügung stellen, erweist das Gegenteil. Zunächst Panegyricus 12, nach E. Baehrens' Zählung in der zweiten Auflage. Der Redner bedient sich der Wendungen, die von der Inschrift des Konstantinbogens geläufig sind: animi magnitudo 8, 4; divino monitus instinctu 11, 4; divina mens 16, 2. Der Kaiser ist demnach als Verehrer des neuplatonischen Geistgottes (F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum 46 f.), nicht als Christ angesprochen (gegen J. Straub, a. O. 300 f.). Konstantin feiert seinen Sieg über die Franken (Frühjahr 313) mit einem Triumph (23, 3). Quo caedibus hostium utitur edam ad nostrum omnium voluptatem et pompam munerum de reliquiis barbaricae cladis exaggerat. Anspielung auf die pompa triumphalis, die nun einmal zum Kapitol ging, läßt sich schwerlich übersehen. Von der spectaculorum mora wird nach dem Sieg über Maxentius gesprochen (19, 6), ebenso von den diebus munerum aeternorumque ludorum. Wieder stellt sich die Beziehung zur pompa munerum (23, 3) ein. Daneben begegnen die Spiele für den kapitolinischen Iupiter (aeternorum ... ludorum) ein. Alle waren sie et ilio die et aliis (19, 5), am Tag des triumphalen Einzugs und den folgenden, wie üblich. Konstantin betrat während seines Einzugs das palatium — gewiß (19, 3). Doch zuvor hatte Konstantin das Kapitol besucht. Das
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zeigt einmal: quacumque numen tuum tardo molimine currus inveheretur {19, 1). Für den, der statt apologetischer Wünsche einmal Roms Religion berücksichtigt, ist der Sachverhalt unmißverständlich. Angespielt ist auf den Triumphator, der während seines Zuges mit Iupiter eins ist (daher numen tuum), und auf den Wagen des Gottes, dessen sich der Sieger beim T r i u m p h bedient (was Straub, a. O. 301 Anm. 1, anführt, beweist nichts dagegen). Der siegreiche Feldherr ist ausführendes Organ des Gottes selbst, und in diesem Sinn wird ein zweites Mal, bezeichnenderweise anläßlich von Konstantins kriegerischer Tätigkeit, von dessen numen gesprochen (13,2). U n d dann: was sollte die Wendung: altitudo culminum videbatur attolli (19, 1; gegenüber den tecta der Stadt gesagt) anderes meinen als das Kapitol? Straub ist das Mißgeschick passiert, daß er eben die Stelle zugunsten seiner Behauptung anruft ( a . 0 . 3 0 1 ) , die deren Unrichtigkeit beweist. Das Zeremoniell — erst Zug aufs Kapitol, dann Besuch des Palatin — vollzog sich in der gleichen Form, wie der erwartete Rombesuch Diokletians und Maximians beschrieben wird: hi, cum primum ad te redeant triumphantes, uno cupiunt invehi curru, simul adire Capitolium, simul habitare Palatium (10, 13, 2). Ebenso sagt Herodian (2, 14, 2) von Septimius Severus nach der Beseitigung seiner Vorgänger: äveAöcbv I? TÖ TOÜ Aiös TinEvos Kai Oüjas ccvfiAÖEV ¿5 TCT ßAAIASICR.
Auch die Anspielung auf Iupiters Blitz 13, 2 sollte man nicht übersehen. Sie steht neben der Wendung: dem ille mundi creator et dominus. Auf Aurelians Münzen hieß der Sonnengott dominus, und der Srinioupyös bestätigt, daß es sich um den neuplatonischen Sonnengott handelt (F. Airheim, Aus Spätantike und Christentum 18 f.). Dies fügt sich den Münzbildern, die bis 320 Iupiter und Sol bringen (J. Straub, a. O. 308). Dazu nehme man den Panegyricus des Nazarius 4. Nur die Hauptstellen seien ausgehoben: dicendus in urbem ingressus est imperatoris 30, 4; nullt tarn laeti triumphi quos annalium vestustas in litteris habet 30, 5. Vergleich
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Anhang
II
mit den Triumphen von einst zeigt, daß der Konstantins sich grundsätzlich in nichts von ihnen unterschied. In der T a t begegnet erneut der currus — also Iupiters Wagen, auf dem der Sieger zum Kapitol fährt. Dazu nehme man die Anspielungen auf die vincti duces (31, 1), die captivi alienigenae, die praeda (31, 2) und das abgeschnittene Haupt des besiegten Tyrannen (31, 4). Damit sind die wichtigsten Bestandteile des Aufzugs zum Kapitol aufgezählt, und folgerichtig begegnet auch hier die pompa (32,1). Damit entfallen alle Vergleiche, die J . Vogt (Relazioni del Congresso di Scienze Storiche 1955, 4, 741) gezogen hat 1 ). Es freut mich, daß Vogt meine neuplatonische Deutung von divinitas (F. Altheim a. O. 50 f.) anerkennt (a. O. 470). Trotzdem kann er sich nicht enthalten, Umdeutungen aufs Christliche hin vorzunehmen. Vorab sei gesagt, daß die öfters wiederkehrende Anschauung, göttliches Wirken und Eingreifen vertrage sich nicht mit neuplatonischer Gottesvorstellung, weise vielmehr auf christliche, ein Irrtum ist. Auf den neuplatonischen Sriuiovpyös, auf SripioupyiKoi
6toi,
auf
die
göttlichen
¿VEpyeicti
und
5uväiisi5 (F. Altheim, a. O. 18 f.) braucht man nur zu verweisen. Ebensowenig enthält das Gegenüber von Konstantins divina praecepta und Maxentius' superstitiosa maleficia (4, 4) eine Spitze gegen das Heidentum. Dasselbe gilt von der Bemerkung gegen die haruspicum monita (2, 4). Sie alle zeigen nur Konstantins neuplatonische Haltung. Wer mit der divina mens ein secretum besitzt (2, 5), bedarf solcher Hinweise nicht. Nur der Tyrann Maxentius war genötigt, prodigiis aut metus sui praesagiis (14, 3) Gehör zu schenken. Schließlich entspricht die Scheidung (2,4 f.) zwischen dem einen dem, der dann als divina mens bezeichnet wird, und den di minores (jener dem Kaiser, diese den übrigen Menschen zugeordnet) genau dem, was Porphyrios in seiner Schrift über den Sonnengott gelehrt hatte (F. Altheim, a. O. 18 f.). Denn auch da stehen die Götter (einschließlich Helios', an dem sie teilhaben) dem großen Einen gegenüber. 1) Idi d a n k e J . Vogt, d a ß er m i r brieflich seine S t e l l u n g n a h m e m i t g e t e i l t und damit eine schärfere F o r m u l i e r u n g meiner E i n w ä n d e ermöglicht h a t .
Konstantins T r i u m p h v o n 3 1 2
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Schon die Nennung mehrerer Götter sollte zeigen, daß keine Wendung gegen das Heidentum (J. Vogt, a. O. 741) vorliegt, sondern allein dessen philosophische und das besagt: neuplatonische Durchdringung, Rechtfertigung und Erhöhung. Bestätigt wird dies durch die spoliatorum templorum piacula, die Maxentius vorgeworfen werden (4,4). Denn der Redner macht sich zum Anwalt der beraubten heidnischen Heiligtümer und rühmt Konstantin um ihrer Erhaltung willen. Wer an der Überlieferung ändert, zeigt, daß er sie nicht verstanden hat. lllum (sc. sequebantur) denique spoliatorum templorum, trucidati senatus, plebis Romanae fame necatae piacula, te abolitarum calumniarum, te prohibitarum delationum, te conservatio atque homicidarum sanguinis gratulatio. Der Redner spielt mit der doppelten Bedeutung von piaculum, das zugleich Untat (nicht „Sünde", denn das wäre Hineintragen von Christlichem in eine Vorstellung römischer Religion) und Sühne bedeutet. Den Mordtaten Maxentius', zweigegliedert nach Senat und Plebs, stehen die Sühnungen abolitarum calumniarutn und prohibitarum delationum gegenüber (beide von vorangehendem piacula abhängig). In den göttlichen Bereich aber führt das Dankesfest (gratulatio). Conservatio aber ist damit eng verbunden, und wenn sie auf Seiten Maxentius' eine Entsprechung besitzen soll, so kann sie nur die der Tempel meinen. Es ist dieselbe Zeit, da sich Konstantin auf einem der Medaillons des Konstantin seines Bogens darstellen läßt, wie er velato capite Diana opfert (J. Straub, a. O. 305). Erstaunlich ist auch die Bewertung, die J . Vogt Nazarius' Panegyricus zuteil werden läßt (a. 0 . 7 4 2 f.). Mars erscheine ohne göttliche Substanz, als Ausdruck für das Kriegsglück. Wie, wenn dieses zu solcher Substanz gehört hätte? Mars dubius und fortunae vicissitudo (7, 1) könnten bei jedem lateinischen Autor der Vergangenheit stehen. Und was besagen Martii strepitus 30, 4, Fama und Victoria 32, 4 oder Hercules 16, 6? Hat man vergessen, welche Rolle dieser in der kaiserlichen Religion, seit den Antoninen, gespielt hat? Auch Mars erscheint auf den
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Anhang II
Münzen bis 320 (J. Straub, a. O. 308), Victoria und Hercules am Konstantinsbogen.— Zu 7, 3 wird bemerkt: „Fern von allem Deismus1) kennt also Nazarius einen weltregierenden, die Menschen richtenden Gott"; das sei „in der Art des persönlichen Gottes der Christen" zu verstehen (J. Vogt, a. O. 742). Schade nur, daß dieser Gott mit dem neuplatonischen Terminus divinitas bezeichnet ist (7, 3), und dieser kehrt 13, 5 und 27, 5 vis divinitatis wieder. Daß es Aberglaube ist, deus als Bezeichnung des Einen nur christlich und nicht auch neuplatonisch zu verstehen, sei hinzugefügt. Einer Bemerkung bedürfen noch die „himmlischen Heerscharen". Sie seien, meint Vogt, von Nazarius dem Alten und Neuen Testament entnommen. Dagegen ist zu sagen, daß der Redner den Ausdruck caelestes exercitus (der doch allein etwas besagte!) in den Kapiteln 14—15 überhaupt nicht verwendet. Wohl aber heißt es, Constantius betreibe divinas expeditiones iam divus (14, 6). Divus: ist dies christlich? Vogt selbst hat bemerkt, daß das Erscheinen der Dioskuren verglichen wird. Aber er hat nicht angeführt, daß auch sie als divirti bezeichnet sind (15, 4; vgl. divinum opem 15, 3). Auch bei Nazarius ist es an der Zeit, daß mit solcher Ausdeutung Schluß gemacht wird.
1) D e i s m u s m e i n t nicht die R e l i g i o n V o l t a i r e s , s o n d e r n , verstanden habe, die neuplatonische Gottesvorstellung.
wenn
idi
recht
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Literaturnachweis 1. Das älteste Rom F. Altheim, Römische Religionsgesdi. 1 (1951), 77-98; Römische Gesdiiditc 1 (1953), 9-38; 54-67; 78-80. Einzelfragen. Letzte Äußerungen zum archäologischen B e f u n d : £ . G j e r s t a d , Early Rome I (1951); A. W . van Buren, Amer. J o u r n . Arch. 1954, 323. — Volcanus: etruskisdie Abteilung bezweifelt v o n H . Krähe, Satura Weinreich 63 f . ; dagegen Römische Geschichte 2 (1953), 443 f. — Neue Funde aus Foce d i Sele: A. W. van Buren, Amer. J o u r n . A r d i . 1953, 214; 1954, 324. — Uber den interrex E . Stuart Staveley, H i s t o r i a 3 (1954), 219 f. Wichtig S. 195 A n m . 2. Servius und Tarquinius Superbus, nach anderer Überlieferung Tarquinius Priscus, sind ohne interrex eingesetzt. H i e r ist der Bruch zwischen römischer Einsetzung und etruskischer Erbfolge innerhalb e i n e s Geschlechtes deutlich. J . N . Lambert in: Studi in onore di P. de Francisci 1 (1954), 339 f.; Revue hist. de d r o i t français 1954, 496 ff. ; W . M ü l l e r in Müller-Trathnigg, Religionen d. Griechen, Römer u. Germanen (1954) 105 f.
2. Königtum und f r ü h e Republik F. Altheim, Römische Religionsgeschichte 1 (1951), 151-174; 221-246; Römische Geschichte 2 (1953), 107-152; 170-201. Einzelfragen. Apollon: J . G a g é , Apollo Romain (1955) 19 f. — T e r r a k o t t a statue der D i a n a aus C i v i t à Castellana; P . T . Rathbone in: London N e w s Illustr. 19. 9. 53, S. 435 f. — Über Wesen und Datierung der kapitolinischen Fasten wird eine Untersuchung R . Stiehls Neues bringen. — Z u r Datierung Z a r a t h u s t r a s : Altheim-Stiehl, Z t s d i r . f ü r Religions- und Geistesgeschichte 8 (1956), 1 f.
3. Untergang der altitalisdien K u l t u r F. Altheim, Römische Religionsgeschichte 1 (1951), 255-74; Römischc Geschichte 1 (1951), 292-351; Geschichte der lateinischen S p r a d ^ (1952) 253-327. Einzelfragen. Etruskischer A k z e n t und P u n k t i e r u n e : E. Sittig in: Satura Weinreich 131 f. — Alter der 1. germanischen Lautverschiebung: V. Pisani, Die Sprache 1 (1949), 136 f . ; H . Krähe, Beitr. z . Namensforsch. 1954, 213 f . ; Sprache und Vorzeit 132 f . ; H . Rosenfeld, Beitr. z. Gesch. d. alten Sprache u. L i t . 77 (1955), 242 A n m . 2; K . Hauck, Saeculum 6 (1955), 193 und A n m . 53. — Keltische Lehnwörter auf Speisen bezüglich: J . Colin, Latomus 12, 286 f. — Über den keltischen Ursprung der italischen Losorakel wird eine Arbeit v o n T . Yoshimura herauskommen; abwegig K . Latte, R E . 18, 854 f.
4. Hellenismus F. Altheim, Rom und der Hellenismus (Amsterdam-Leipzig 1942) 17-126; Römische Religionsgeschichte 2 (1953), 51-59. Einzelfragen. Magna M a t e r : P. Lambrecht in: Soc. Royale Belge d ' A n t h r o p . 62 (1951), 44 f.; Bull. Inst. hist. Belge de Rome 27 (1952), 141 f.
5. Ausgang der Republik F. Altheim, Römische Religionsgeschichte 2 (153), 65-87. Einzelfragen. Caesars Göttlichkeit: A. E. Raubitschek, Journ. Rom. S t u d . 4-1 (1954), 65 f . ; C . K o c h , Ztschr. für Religions- und Geistesgesch. 1937, 17 (Caesarstatue mit der Inschrift deo invicto); Tempel des Apollon Caesar auf Z y p e r n :
162 London News Illustr. 1952, 588 f . ; P. Lambrechts, La N o u v e l l e Clio 1953, 68 A n m . 2. — Caesar und F o r t u n a : H . Erkell, Augustus, Felicitas, F o r t u n a 79 f . ; 160 f. (für midi nicht überzeugend). — A . Alföldis Studien über Caesars Monarchie (Lund 1953) halte ich in rast allen Einzelheiten f ü r u n z u t r e f f e n d . — Ciceros Stellung: C . Koch in: Festschrift K o n r a t Ziegler (1954) 102 f. — Ennius' T r a u m : F. Altheim, Rom. Reügionsgesdiichte 1 (1951}, 287-296; d a z u O . Skutsch, The Annais of Q u i n t u s Ennius (1951) 9 f . ; H . Fucns, Museum H e l v e t i c u m 12, 201 f. — L a r e n m u t t e r : E, Tabeling, Mater Larum ( F r a n k f u r t e r Studien 1, 1932) 19 f . ; 68 f.
6. Das augusteische Zeitalter F. Altheim, Römische Religionsgeschichte 2 (1953), 191—253. Einzelfragen. Apollo und Augustus: P . Lambrechts i n : La Nouvelle Clio 1953, 65 f.; J . Liegle, Arch. J a h r b . 1941, 91 f.; J . Gagé, Apollo Romain (1955) 419 f. — Z u r D e u t u n g von Vergils erster Ekloge F. Altheim, Römische Religionsgesch. 2, 131-143 (gegen F. Klingner, Hermes 62, 129 f.).
7. Die Kaiserzeit F. Altheim, Römische Religionsgeschichte 2 (1953), 328—346; N i e d e r g a n g der Alten Welt (1952) 2, 199-218. Einzelfragen. Caligulai P . Lambrechts in: Bull. Inst. hist. Belge de Rome 28 (1953), 219 f. — Sakrale Kunst: I. Scott Ryberg, Rites of tbe State Religion in R o m a n Art. Mem. Amer. Acad. Rome 22 (1955). — Afrikanische Götter: G . Charles-Picard, Les dieux de l ' A f r i q u e antique 73; 115; 127 f. -
8. Sonnenreligion F. Altheim, Niedergang der Alten Welt 2, 218-222; 266-289; 331-351; Aus Spätantike u n d Christentum (1951) 1 - 5 8 ; Altheim-Stiehl, P o r p h y r i o s und Empedokles (1954); F. Altheim, Literatur und Gesellschaft in der ausgehenden Antike 1, 93 f . ; 2, 272 f . ; Roman und D e k a d e n z (1952). Einzelfragen. Arabischer Sonnenkult: G. Ryckmans, Les religions préislamiques. 2. Auflage, 1941; vgl. J . More au, Mélanges Grégoire 3, 283 f. — Weihung an Sdiams: H . Ingholt, P a r t h i a n Sculptures f r o m H a t r a (1954); Yale Class. Stud. 14 (1955), 131 f. — Porphyrios* Schrift über die Sonne: F. Altheim, Aus Spätantike und Christentum 1 f . ; P . Courcelles, Les lettres grecques en Occident 19 f . — Illyrischer Sonnenkult: W. Beschewliew, Epigrafiki Prinosi (1952) 21; 85. — Scbildzeichen: G . V. Gentili, La Villa R o m a n a di Piazza Armerina (1953); L o n d o n News Illustr., N o v . 26 1955, S. 912; R . Delbrueck, Pöobleme aer Lipsanothek von Brescia 79 f. —
9. Konstantin F. Altheim, L i t e r a t u r und Gesellschaft im ausgehenden A l t e r t u m 1, 127 f. (u. a . : gegen A . A l f ö l d i i n : 25 J a h r e röm.-german. Kommission 17 f . ) ; Aus Spätantike u n d Christentum 44 f. Einzelfragen. A . A l f ö l d i i n : Studies in R o m a n Economic in H o n o r of A . C . J o h n s o n (1951) 303 f . ; J . Moreau (Herausg.), Lactance de la mort des persécuteurs 1 - 2 (1954); Revue des études anc. 43, 307; B y z a n t . Ztschr. 47, 134 f . ; H i s t o r i a 4 (1955), 234 f . ; Annales Savarienses 2, 100 f . ; P . Orgels, La première vision de C o n s t a n t i n . I n : Bull, de l ' A c a d . Royale de Belgique, 5. série 34 (1948); H . G r é g o i r e , Les persécutions dans l'empire Romain. Mém. A c a d . Royale de Belgique 46, 1 (1951). F. Vittinghofï i n : R h e i n . Mus. 96, 338 f . ; J . Vogt, D i e Konstantinische Frage (Die Bekehrung Konstantins). In: Relazioni del 10. C o n g r . internaz. di scienze storiche 6, 733 f. — Ober divinttas und Sonnenverehrung bei Konstantin: H . Dörries, Das Selbstzeugnis Konstantins. A b h . A k a d . G ö t t . 3, 34 (1954), 342 f ; 352 f. (unrichtig und ohne Kenntnis meiner Arbeiten); vgl.die Kritik J . M o r e a u s in: B y z a n t . Z t s c h r . 48 (1955), 402 f. Auch der „monothéisme solaire* dürfte nachgerade überholt sein.
163
Register Adisenzeit 40 Aesculapius 56 f. Agonium 10. 12 Aineias 17. 20 Alba Longa 19. 24 Al-Lat 118 Anastasia 134 Anfangsakzent 46 f. Apollo 29 . 30 f. 32. 37 f. 75 f. 78. 80 f. 99. 124. 125. 150 f. 154 Apollonios von Tyana 132 f. Ardea 38 Artemis 17. 28. 124 Arvalen 99 f. 101 Arvallied 15. 35. 45 Asianismus 106 Asinius Pollio 62 f. 73 Asyl 20 augustus 80 Aurelian 126 f. 130 f. 140 f. Aurelii 7. 130. Bacdianalien 61 f. 67 Baitylos 121 Caligula 112 Capitolium vetus 7 f. Capua 37. 43 Caracalla 110. 113 f. carmen 46 f. 49 f.
Ceres 16 f. 18. 35 f. 37 I Cicero 72 j Circus 28 ! Claudius Caecus, Ap. 47. 51. 53 f. 57 f. • Cloaca Maxima 7 f. i Consus 12 j Delphi 45 1 Demeter 15. 16 f. 28. 35 ! Diana 25 f. 33. 76 ! Dionysos 15. 28. 31. 35. j 45. 112. 114 : Dioskuren 28 f. 38. 45 • Divi filins 79 ; divinitas 131 f. 142. 143 f. j 158. 160
] felix 60 j feriae conceptivae feriae sementivae Flora 10. 13 f. Fluchtritual 23 Fortuna 65 fossa 5
10 f. 11
Frontalität 110 Genius 79 f. Griechen 15 f. 18. 30 f. 44 f. 51. 52. 56 f. 75. 76. 101. 106
Hadrian 103. 112 Heliodor von Emesa 123 f. Herakles 114 f. 159 Hiat 44 f. 49. 52 Elagabal 118 f. 121. 122 f. Horaz 69. 73. 76. 80. Emesa 117 f. 120. 122. 85 f. 91. 95 f. 123 f. 126 f. Epikur 67 f. Iden 23 f. Equus Domitian! 107 Illyrier 4 f. 17. Esquilin 5. 6 f. 45 Isis 111 f. 115. 124 Etrusker 5 f. 11. 22 f. 24. Iupiter 14. 17. 22. 23 f. 25. 27 f. 30. 42. 46. 48. 26. 28. 35. 37 f. 42. 56. 50 76. 78. 80. 98. 99 Eusebios 134 f. Iuturna 29 exempta 93 f. Kaiserkult 98 (. 102 Fabier 53 f. 56 f. Kalender 6 £. 9 f. Fasten 37. 38 f. Kapitol 7. 27. 38 fatum 39. 87. Kelten 42 f. 44. 49 f. Faunus 12. 17. 50 Konstantinsbogen 143 f.
164 Kurien 9 Kyme 34 f. 43. 75.
Register Notitia
dignitatum 129 f. Serapis 60. 111 f. 113 f. 115 October equus 9. 12. Sibyllinen 34. 35. 45. 56. 75 Odysseus 17 L a b a r u m 138. 140 Sol 7. 17. 116. 117 f. Ogulnii 54 f. 55 f. Laren 11. 68 125 f. 133 f. 138 f. Osker 5. 48 145 f. Latiner, Latium 4 f. 24. P a l a t i n 4 f. 6. 75. 99 Stabreim 46. 48 25. 26. 28. 29. 48 P a l m y r a 119 f. 126 f . Stoa 69 f. lectisternium 45. 81 Philosophie 66 f. 86 f. 89 lex sacrata 37 T a r q u i n i e r 8. 21. 25 f. Plebs 36 f. 60 f. Liber 15. 17 f. 31. 35 f. 29 f. 34. 36 Porphyrios 141 f. 114 f. Tempel 27 f. 30. 35. 37 f. pozzo 5 Lucoris 45 Terentius Varrò, M . 70 f. prodigium 36. 158 Lukrez 67 f. 86 Totenmaske 17 luperci 12 f . 14 Q u i r i n a l 6 £. 14 Triumph 23. 24. 28. 38 f. Quirinus 14 156 f. Tyche 60. 63 f. M a g n a Mater 59 f. 61. 68. religio 60. 67. 77. 88. Iii V a l Camonica 28. 149 f. rex 21. 22 f. Maia 9 f. vates 49. 60. 97 f. 100. Roma, N a m e 13 Mani 146 f. 154 Romulus 13. 19. 20. Mars 9. 12. 13. 14 f. 17. Veji 15. 27. 45 Rubico 63 78. 99. 159 Venus 32. 60. 64. 67 f. Vergil 69. 73 f. 91. 95 f. Mercurius 28. 32 f. 38. 80 Sabiner 4 f. 13 Metabus 17 Saecularspiele 74. 76. 105 Vesta, Vestale 6. 19. 78 Volca 27 Milvische Brüdie 132. 140 Salier 14 Volcanus 10. 12. 15. 17 f. Minerva 14. 27. 28. 29. Samniten 13. 14. 17. 43 v 28. 31 32. 35. 42 sams 118 Volsker 43 Mithras 113. 116 f. Septimusbogen 108 f. Monophysiten 147 f. Z a r a t h u s t r a 40. 146 Septimontium 5. 6 f. Mysterien 35 f. 61 f.
GESA M 7VERZEICHNIS SAMMLUNG GÖSCHEN DAS WISSEN DER WELT IN KURZEN KLAREN, ALLGEMEINVERSTÄNDLICHEN EINZELDARSTELLUNGEN NACH DEN LEHRPLÄNEN DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄTEN UND HOCHSCHULEN AUFGEBAUT JEDER BAND DM 2,40 DOPPELBAND DM 4,80
STAND JANUAR 1956
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Biologie Botanik Chemie Deutsche Sprache und L i t e r a t u r Elektrotechnik Englisch E r d - und L ä n d e r k u n d e Französisch Geologie Germanisch Geschichte Griechisch Hebräisch H o c h - und T i e f b a u Indogermanisch Italienisch Kristallographie Kunst L a n d - und F o r s t w i r t s c h a f t Lateinisch Maschinenbau Mathematik Mineralogie Musik Pädagogik Philosophie Physik Psychologie Publizistik Religionswissenschaften Russisch Sanskrit Soziologie Technologie Volkswirtschaft Wasserbau Zoologie
11 U 10 . 5 13 6 7 6 12 6 4 6 7 15 6 6 12 4 12 6 . . . 13 8 12 4 3 3 9 3 7 4 7 7 3 10 ~ 7 15 11
Geisteswissenschaften Philosophie Einfahrung In die Philosophie von H. Leisegang. 2. Auflage. 145 Seiten. 1953 Erkenntnistheorie von G.Kropp. 1. Teil: Allgemeine G r u n d legung. 143 Seiten. 1950 Hauptprobleme der Philosophie von G. Simmelf-. 7., u n v e r ä n d . Auflage. 177 Seiten. 1950 Geschichte der Philosophie I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 1. Teil. V o n T h a l e s b i s L e u k i p p o s . 2 . , erweiterte Auflage. 135 Selten. 1953 I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W. Capelle. 2. Teil. Von der Sophistlk bis lum T o d e P i a t o n s . 2., s t a r k erweiterte Auflage. 144 Seiten 1953 . . . . I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von W.Capelle. 3. Teil. Vom T o d e P i a t o n s bis z u r Alten S t o a . 2., s t a r k erweiterte Auflage. 132 Seiten. 1954 . . . . I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e von IV. Capelle. 4 . Teil. Von d e r Alten Stoa bis z u m Eklektizismus im 1. J a h r h u n d e r t v. Chr. 2., s t a r k erweiterte Auflage, 132 Selten. 1954 V: D i e P h i l o s o p h i e d e s M i t t e l a l t e r s von J. Koch. I n Vorbereitung V I : V o n d e r R e n a i s s a n c e b i s K a n t von K.Schilling. 234 Selten. 1954 Bd. V I I : I m m a n u e l K a n t von G.Lehmann. In Vorbereitung. V I I I : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. I. Teil. 151 Seiten. 1953 I X : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. 2. Teil. 168 Selten. 1953 X : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. In V o r b e r e i t u n g Die geistige Situation der Zeit (1931) von K. Jaspers. 3., u n v e r ä n d e r t e r A b d r u c k der 1932 bearbeiteten 5. Auflage. 211 Selten. 1953. Zur Zeit n u r Ganzleinen DM 4,80 Philosophisches Wörterbuch v o n M. Apel f . 4., u n v e r ä n d e r t e Auflage. 260 Seiten. 1953 Philosophische Anthropologie von M. Landmann. 266 Seiten. 1955 Bd.
Pädagogik
• Psychologie
Bd.
281
Bd.
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Bd.. .500
Bd.
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Bd'.
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394/394a Bd. 536 Bd.
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Geschichte der Pädagogik v o n ff. Weimer. 11., neubearbeitete u n d v e r m e h r t e Auflage. 176 Selten. 1954 Therapeutische Psychologie. F r e u d — Adler .— J u n g von W. M. Kranefeldt. Mit einer E i n f ü h r u n g von C. G. Jung. 2. Auflage. 152 Seiten. 1950 Sozial Psychologie von P. R. Hofstätter. 1956. In Vorbereitung Bd. Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moetie. 1956.- I n Vorbereitung Soziologie. Geschichte u n d H a u p t p r o b l e m e von L. von Wiese. 5. Auflage. 162 Selten. 1954 Industrie- und Betriebssoziologie von R. Dahrendorf. 118 Selten. 1956
Bd.
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Bd. 1034 104 / 104a Bd.
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101
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103 3
Religionswissenschaften Jesus von M. Dibelius f . 2. Auflage. Unveränderter Nachdruck. 137 Selten. 1949 Bd. 1130 Paulus von M. Dibelius f . Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben und zu Ende geführt von W. G. Kümmel. 2. Auflage. 155 Seiten. 1956 . Bd. 1160
Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 Seiten. 1953 Systematische Modulation von R. Henried. 2. Auflage. 136 Selten. 1950 Der polyphone Satz von E. Pepping. 1. Teil: Der cantus-firmusSatz. 2. Auflage. 223 Selten. 1950 Harmonielehre von H. J. Moser. I: 109 Seiten. 1954 Technik der deutschen Gesangskunst von H. J. Moser. Dritte, durchges. u. verbesserte Auflage. 144 Seiten mit 5 Fig. 1954 Bd. Die Kunst des Dlrtglerens von H. W. von Waltershausen f . 2. Auflage. 138 Seiten. 1954 Die Technik des Klavierspiels aus dem Geiste des musikalischen Kunstwerkes von K. Schubert f . 3. Auflage. 110 Seiten. 1954 Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. Oehlmann. 180 Seiten. 1953 Allgemeine Musiklehre von H. J. Moser. 2., durchges. Auflage. 155 Seiten. 1955 Bd.
Bd.
344
Bd. 1094 Bd. 1148 Bd.
809
576/576a Bd. 1147 Bd. 1045 Bd.
170
220/220a
Kunst Stilkunde von H. Weigert. I : Vorzeit, Antike, Mittelalter. 2. Auflage. 136 Seiten. Mit 94 Abbildungen. 1953 I I : Spätmittelalter und Neuzeit. 2. Auflage. 146 Seiten. Mit 84 Abbildungen. 1953 Archäologie von A. Rumpf. I : Einleitung, historischer Überblick. 143 Selten mit 6 Abbildungen im Text und 12 Tafeln. 1953 11: Die Archäologensprache. Die antiken Reproduktionen. 136 Seiten mit 7 Abbildungen im Text und 12 Tafeln. 1956
Bd.
80
Bd.
781
Bd.
538
Bd.
539
Geschichte Einführung In die Geschichtswissenschaft von P . Kirn. 2. Auflage. 121 Seiten. 1952 Bd. Kultur der Urzeit von F. Behn. 4. Auflage der „Kultur der Urzeit". Band I—III von M. Hoernes. I : Die vormetallischen Kulturen. (Die Steinzeiten Europas. Gleichartige Kulturen In anderen Erdteilen). 172 Seiten mit 48 Abbildungen. 1950 Bd. I I : Die älteren Metallkulturen. (Der Beginn der Metallbenutzung. Kupfer- und Bronzezeit in Europa, im Orient und in Amerika). 160 Seiten mit 67 Abbildungen. 1950 Bd. I I I : Die jüngeren Metallkulturen. (Das Eisen als Kulturmetall. Hallstatt-Latine-Kultur In Europa. Das erste
270
564 565
Auftreten des Eisens In den anderen Erdteilen). 149 Seiten mit 60 Abbildungen. 1950 Bd. 566 Vorgeschichte Europas von F. Behrt. Völlig neue Bearbeitung der 7. Auflage der „Urgeschichte der Menschheit" von M. Hoernes. 125 Seiten mit 47 Abbildungen. 1949 . . Bd. 42 Von den Karolingern zu den Staufern von J. Halter. Die altdeutsche Kaiserzeit (900—1250). 3. Auflage. 141 Selten mit 4 Karten. 1944 Bd. 1065 Deutsche Geschichte Im Zeltalter der Reformation, der Gegenreformation und des 30jährigen Krieges von F. Härtung. 129 Seiten. 1951 Bd. 1105 Deutsche Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart von W. Treue (4 Bände). In Vorbereitung Bd. 35 Quellenkunde der deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts) von K. Jacob f. I : Einleitung. Allgemeiner Teil. Die Zeit der Karolinger. 5. Auflage. 118 Selten. 1949 . Bd. 279 I I : Die Kaiserzelt (911—1250). 4. Auflage. 127 Selten. 1949 Bd. 280 I I I : Das Spätmittelalter (vom I nterregnum bis 1500). Unter Verwendung der Hinterlassenschaft herausgegeben von F. Weiert. 152 Seiten. 1952 Bd. 284 Badische Geschichte von A. Krieger. 137 Seiten. 1921 . . . Bd. 230 Geschichte Englands von H. Preller. I : bis 1815. 3., stark umgearbeitete Auflage. 135 Seiten mit 7 Stammtafeln und 2 Karten Im T e x t . 1952. . . . Bd. 375 I I : von 1815 bis 1910. 2., völlig umgearb. Auflage. 118S. mit 1 Stammtafel und 7 Karten im T e x t . 1954 . . Bd. 1088 Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika von O. Graf zu Stolberg-Wernigerode. 192 Selten mit 10 Karten im Text. 1956 Bd. 1051/1051a
Deutsche Sprache und Literatur Deutsches Rechtschreibungswörterbuch von M. Gottschald. 2., verbesserte Auflage. 269 Seiten. 1953 . . . . B d . Deutsche Wortkunde von A. Schirmer. Eine kulturgeschichtliche Betrachtung des deutschen Wortschatzes. 3., durchgesehene Auflage. 109 Selten. 1949 . . . . Deutsche Sprachlehre von W. Hofstaetter. 9., neubearbeitete Auflage von G. Spree. 144 Seiten. 1953 Stimmkunde für Beruf, Kunst und Hellzwecke von H. Biehle. 111 Seiten. 1955 Redetechnik von H. Biehle. Einführung in die Rhetorik. 115 Seiten. 1954 Sprechen und Sprachpflege von H. Feist. (Die Kunst des Sprechens). 2., verbesserte Auflage. 99 Seiten mit 25 A b bildungen. 1952 Der Nlbelunge N6t In Auswahl mit kurzem Wörterbuch von K. Langosch. 9., umgearbeitete Auflage. 164 Seiten. 1953 Deutsches Dichten und Denken von der germanischen bis zur staufischen Zelt von H. Naumann. (Deutsche Literaturgeschichte v o m 5. —13. Jahrhundert). 2., verbesserte Auflage. 166 Selten. 1952 Deutsches Dichten und Denken vom Mittelalter zur Neuzeit von G.Müller (1270—1700). 2., durchgesehene Auflage. . 159 Selten. 1949
200/200a Bd.
929
Bd.
20
Bd.
60
Bd.
61
Bd. 1122 Bd.
1
Bd. 1121 Bd. 1086 5
Die deutschen Personennamen v o n M. Gotischald. 2., besserte Auflage. 151 Seiten. 1955 Althochdeutsches Elementarbuch von H. Naumann t XV.Betz. 2. Auflage. 156 Seiten. 1954 Mittelhochdeutsche Grammatik v o n H. de Boot und R. niewski. 139 Seiten. 1956
Indogermanisch
verund Wis-
Bd.
422
Bd. 1111 Bd. 1108
• Germanisch
Gotisches Elementarbuch von H. Hempel. G r a m m a t i k , T e x t e mit U b e r s e t z u n g u n d E r l ä u t e r u n g e n . 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. .165 Seiten. 1953 Bd. 79 Germanische Sprachwissenschaft v o n H. Krähe. 1: Einleitung u n d Lautlehre. 3. Auflage. In Vorbereitung Bd. 238 I I : Formenlehre. 2. Auflage. 1 4 0 S e i t e n .1948 Bd. 780 Altnordisches Elementarbuch v o n . F. Ranke. Schrifttum, Sprache, T e x t e m i t Übersetzung und W ö r t e r b u c h . . 2., durchgesehene Auflage. 146 Seiten. 1949 Bd. : 1115
Englisch • Französisch
•
Italienisch
Altengllsches Elementarbuch von M. Lehnert. Einführung, G r a m m a t i k , T e x t e m i t Ü b e r s e t z u n g und W ö r t e r b u c h . 3., verbesserte Auflage. 178' Seiten. 1955 Historische neuenglische Laut- und Formenlehre von E. Ekurall. 3., d u r c h g e s e h e n e Auflage. 150 Seiten. 1956 . . Englische Literaturgeschichte. I : Die a l t - und mittelenglische Periode von F. Schubel. 163 Seiten. 1954 . I I : Von d e r Renaissance bis z u r A u f k l ä r u n g von Paul Meissner f . 139 Seiten. 1937 . ! I I I : R o m a n t i k lind Viktöriariismus von Paul Meissner f . 150 Seiten. 1938 I V : Das 20. J a h r h u n d e r t von Paul Meissner f . 150 Seiten. 1939 Beowulf von M. Lehnert. E i n e Auswahl m i t E i n f ü h r u n g , teilweiser Übersetzung, A n m e r k u n g e n u n d etymologischem W ö r t e r b u c h . 2., verbesserte Auflage! 135 Seiten. 1949 Shakespeare von P . Meissner f . 2. Auflage, n e u b e a r b e i t e t von M. Lehnert. 136 Seiten. 1954 Romanische Sprachwissenschaft v o n H. Lausberg. 1: Einleitung u n d Vokalismus. 160 Seiten. 1956 . . B d . I I : K o n s o n a n t i s m u s . 95 Seiten. 1956 Italienische Literaturgeschichte v o n K. Vossler f . U n v e r ä n derter N a c h d r u c k der 1927 erschienenen 4., d u r c h g e sehenen und verbesserten Auflage. 148 Seiten. 1948
Griechisch •
735
Bd. 1114 B d . 1116 Bd. 1124 B d . 1136 Bd. 1135 Bd. 1142 128/128a B d . 250 Bd.
125,
Bd. Bd.
117 118
Bd.
111
Bd.
114
Lateinisch
Griechische Sprachwissenschaft v o n W. Brandenstein. I : Einleitung, L a u t s y s t e m , Etymologie. 160 Seiten. 1954 I I : In Vorbereitung Geschichte der griechischen Sprache I : Bis z u m A u s g a n g d e r klassischen Zelt. Von O. Hoffmann f . 3., u m g e a r b e i t e t e Auflage von A. Debrunner. 156 Selten. 1-954 I I : G r u n d f r a g e n u n d G r u n d z ü g e d. nachklass. Griechisch. Von A. Debrunner. 144 Seiten. 1954
e
Bd. 1125 Bd.
Geschichte der griechischen Literatur von W. Nestle. 2., verbesserte Auflage. I : Von den A n f ä n g e n bis auf Alexander d. Gr. 148 Seiten. 1950 Bd. I I : Von Alexander d. Gr. bis z u m Ausgang der Antike. 128 Seiten. 1948 '. Bd. Geschichte der lateinischen Sprache von F. Stolz f . 3., s t a r k u m g e a r b e i t e t e Auflage von A. Debrunner. 136 Seiten. 1953 Bd.
Hebräisch
• Sanskrit
•
763/763a 764/764a Bd. 1158. Bd.
66
Länderkunde
Afrika von F. Jaeger. Ein geographischer Überblick. 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. I : Der L e b e n s r a u m . 179 Seiten mit 18 Abbildungen. 1954 I I : Mensch u n d K u l t u r . 155 Seiten m i t 6 Abbildungen. 1954 Iberoamerika von O. Quelle. In Vorbereitung Australien und Ozeanien von H. J. Krug. 176 Seiten mit 46 Skizzen. 1953 Kartenkunde von M. Eckert-Greifendorff f . 3., durchgesehene Auflage v o n W. Kleffner. 149 Seiten m i t 63 A b b . 1950
Volkswirtschaft
492
Russisch
Hebräische Grammatik von G. Beer f . 2., völlig n e u b e a r b e i t e t e Auflage von R. Meyer. I : Schrift-, L a u t - u n d Formenlehre I. 157 Seiten. 1952. Bd. I I : Schrift-, L a u t - und Formenlehre II. 195 Seiten. 1955 Bd. Sanskrit-Grammatik von M. Mayrhofer. 89 Seiten. 1953 . . Russische Grammatik von G. Berneker. 6., u n v e r ä n d e r t e Auflage von M . Vasmer. 155 Seiten. 1947
Erd- und
70 557
•
Bd. 910 Bd. 911 B d . . 856 Bd.
319
Bd.
30
Publizistik
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre von K. Mellerowicz. 9., u n v e r ä n d e r t e Auflage. 1956. I : 142 Seiten Bd. I I : 112 Seiten Bd. I I I : 143 Seiten Bd. Allgemeine Volkswirtschaftslehre von A. Paulsen. I : Grundlegung, W i r t s c h a f t s k r e i s l a u f . 138 Seiten mit 11 A b b i l d u n g e n . 1956 Bd. I I : H a u s h a l t e , U n t e r n e h m u n g e n , M a r k t f o r m e n . In Vorbereitung Bd. I I I : P r o d u k t i o n s f a k t o r e n , Geldwesen. In V o r b e r e i t u n g . . Bd. I V : K o n j u n k t u r , A u ß e n h a n d e l , staatliche A k t i v i t ä t . In Vorbereitung Bd. Zeitungslehre von E. Dovifat. 3., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. 1955. I : Theoretische u n d rechtliche G r u n d l a g e n , N a c h r i c h t u n d Meinung, S p r a c h e u n d F o r m . 148 Seiten. 1955 . . . . Bd. I I : R e d a k t i o n , Die S p a r t e n , Verlag u n d Vertrieb, W i r t s c h a f t u n d Technik, Sicherung der öffentlichen Aufgabe. 158 Seiten. 1955 Bd.
1008 1153 1154 1169 1170 1171 1172 1039 1040 7
Naturwissenschaften Mathematik Geschichte der Mathematik v o n J. E. Hofmann. I : Von den A n f ä n g e n bis z u m A u f t r e t e n von F e r m a t und Descartes. 200 Seiten. 1953 Mathematische Formelsammlung v o n F. Ringleb. Vollständig u m g e a r b e i t e t e N e u a u s g a b e des Werkes von O. Th. Bürklen. 6., durchgesehene Aufl. 274 Seiten mit 57 Figuren. 1956. In V o r b e r e i t u n g Fünfstellige Logarithmen v o n A. Adler. Mit mehreren graphischen R e c h e n t a f e l n u n d h ä u f i g v o r k o m m e n d e n Zahlwerten. 2. Auflage. N e u d r u c k . 127 Seiten mit 1 T a fel. 1949 Höhere Algebra von H. Hasse. 3., verbesserte Auflage. I : Lineare Gleichungen. 152 Seiten. 1951 I I : Gleichungen höheren Grades. 158 Seiten m i t 5 Figuren. 1951 Aufgabensammlung zur höheren Algebra v o n H. Hasse u n d W. Klobe. 2., verbesserte u n d v e r m e h r t e Auflage. 181 Seiten. 1952 Elementare und klassische Algebra vom modernen Standpunkt von W. Krull. 2., erweiterte Auflage. I : 136 Seiten. 1952 Einführung in die Zahlentheorie v o n A. Scholz f . 2. Auflage, überarbeitet von B. Schoeneberg. 128 Seiten. 1955 . . . Elemente der Funktionentheorie v o n K. Knopp. 4. Auflage. 144 Seiten m i t 23 Fig. 1955 Funktionentheorie von K. Knopp. 8 . Auflage. I : Grundlagen der allgemeinen Theorie der analytischen Funktionen. 139 Seiten mit 8 Fig. 1955 I I : Anwendungen u n d W e i t e r f ü h r u n g der allgemeinen Theorie. 130 Seiten m i t 7 Fig. 1955 Aufgabensammlung zur Funktionentheorie von K. Knopp. 4. Auflage. I : Aufgaben zur elementaren F u n k t i o n e n t h e o r i e . 135 Seiten. 1949 I I : Aufgaben zur höheren F u n k t i o n e n t h e o r i e . 151 Seiten. 1949 Repetltorlum und Aufgabensammlung zur Differentialrechnung von A. Witting f . 2., n e ü b e a r b e i t e t e Auflage. Durchgesehener N e u d r u c k . 145 Seiten. 1949 Repetltorlum und Aufgabensammlung zur Integralrechnung von A. Witting f . 2., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. Durchgesehener N e u d r u c k . 121 Seiten m i t 32 Figuren und 309 Beispielen. 1949 Gewöhnliche Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 4., neubearbeitete Auflage. 129 Seiten. 1951 Partielle Differentialgleichungen v o n G. Hoheisel. 3., neubearbeitete Auflage. 130 Seiten. 1953 Aufgabensammlung zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen von G. Hoheisel. 2., u m g e a r b e i t e t e Auflage. 124 Seiten. 1952 Mengenlehre von E. Kamke, 3., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. 194 Seiten mit 6 Figuren. 1955 Bd. 8
Bd.
226
Bd.
51
Bd.
423
Bd.
931
Bd.
932
B d . 1082 Bd.
930
Bd. 1131 B d . 1109 Bd.
668
Bd.
703
Bd.
877
Bd.
878
Bd.
146
Bd.
147
Bd.
920
B d . 1003 Bd. 1059 999/999a
Darstellende Geometrie von W. Haack. I : Die wichtigsten D a r s t e l l u n g s m e t h o d e n . G r u n d - u n d A u f r i ß ebenflächiger K ö r p e r . 110 Seiten mit 117 Abbild u n g e n . 1954 Bd. 142 I I : K ö r p e r m i t k r u m m e n Begrenzungsflächen. K o t i e r t e P r o j e k t i o n e n . 129 Seiten m i t 86 A b b i l d u n g e n . 1954 . . Bd. 143 I I I : A x o n o m e t r i e . Perspektive. P h o t o g r a m m e t r i e . I n Vorbereitung Bd. 144 Sammlung von Aufgaben und Beispielen zur analytischen Geometrie der Ebene v o n R. Haussner f . Mit den v o l l s t ä n digen Lösungen. 139 Seiten mit 22 Figuren im T e x t . N e u d r u c k . 1949 Bd. 256 Nichteuklidische Geometrie von R. Baldus f . Hyperbolische G e o m e t r i e d e r E b e n e . 3., verbesserte Auflage, d u r c h gesehen u n d herausgegeben v o n F. Löbell. 140 Seiten m i t 70 Figuren im T e x t . 1953 Bd. 970 Differentialgeometrie v o n K. Strubecker (früher Rothe). I : K u r v e n t h e o r i e der Ebene u n d des R a u m e s . 150 Seiten m i t 18 F i g u r e n . 1955 Bd. 1 1 1 3 / 1 1 1 3 a Einführung In die konforme Abbildung von L. Bieberbach. 4. Auflage. 147 Seiten mit 42 Zeichnungen. 1949 . . . Bd. 768 Vektoranaly 1s von S. Valentiner. N e u d r u c k der 7. A u f l a g e (1950). 138 Seiten mit 19 Figuren. 1954 Bd. 354 Vermessungskunde von P. Werkmeister. I : S t ü c k m e s s u n g u n d Nivellieren. 9. Auflage. 165 Seiten mit 145 Figuren. 1949 Bd. 468 I I : Messung v o n Horizontalwinkeln. Festlegung von P u n k t e n im K o o r d i n a t e n s y s t e m . A b s t e c k u n g e n . 7. Auflage. 151 Seiten m i t 93 Figuren. 1949 Bd. 469 I I I : T r i g o n o m e t r i s c h e und barometrische H ö h e n m e s s u n g . T a c h y m e t r i e u n d Topographie. 6. Auflage. 147 Seiten m i t 64 F i g u r e n . 1949 Bd. 862 Versicherungsmathematik von F. Böhm. I : E l e m e n t e d e r Versicherungsrechnung. 3., v e r m e h r t e u n d verbesserte Auflage. Durchgesehener Neudruck. 151 Seiten. 1954 Bd. 180 I I : L e b e n s v e r s i c h e r u n g s m a t h e m a t i k . E i n f ü h r u n g in die t e c h n i s c h e n G r u n d l a g e n d e r Sozialversicherung. 2., verbesserte Auflage. 205 Seiten. 1953 Bd. 917/917a
Physik Einführung In die theoretische Physik v o n W. Döring. I : Mechanik. 119 Seiten m i t 29 Abbildungen. 1954 . . Bd. 76 I I : -Das elektromagnetische Feld. 123 Seiten m i t 15 Abbild u n g e n . 1955 Bd. 77 I I I : O p t i k . 117 Seiten mit 32 Abbildungen. 1956 . . . . Bd. 78 IV: T h e r m o d y n a m i k . Mit 9 Abbildungen. I n V o r b e r e i t u n g Bd. 374 Atomphysik von K. Bechert u. Ch. Certhsen. 3., u m g e a r b . Aufl. I : Allgemeine G r u n d l a g e n . I. Teil v o n Ch. Gerthsen. 123 Seiten m i t 35 Abbildungen. 1955 Bd. 1009 I I : Allgemeine G r u n d l a g e n . I I . Teil v o n Ch. Gerthsen. 112 Seiten m i t 48 Abbildungen. 1955 Bd. 1033 I I I : Theorie des A t o m b a u s . I. Teil v o n K. Bechert. 148 Seiten m i t 16 Abbildungen. 1954 Bd. 1123/1123a IV: Theorie des A t o m b a u s . 2. Teil von K. Bechert. 170Seiten 9
Differentialgleichungen der Physik von P. Sauier. 2. Auflage. 148 Selten mit 16 Figuren. 1950 Bd. 1070 Physikalische Formelsammlung von G. Mahler und K. Mahler. 9., durchgesehene Auflage. 153 Seiten mit 69 Figuren. 1955 Bd. 136 Physikalische Aufgabensammlung von G. Mahler u. K. Mahler. Mit den Ergebnissen. 8., durchgesehene Auflage. 127 Seiten. 1955 Bd. 243
Chemie
Geschichte der Chemie von G. Lockemann. In kurzgefaßter Darstellung. I : Vom Altertum bis zur Entdeckung des Sauerstoffs. 142 Seiten mit 8 Bildnissen. 1950 Bd. 264 I I : Von der Entdeckung des Sauerstoffs bis zur Gegenwart. 151 Seiten mit 16 Bildnissen. 1955 Bd. 2 6 5 / 2 6 5 a Anorganische Chemie von W. Klemm. 8. Auflage. 184 Seiten mit 18 Abbildungen. 1954 Bd. 37 Organische Chemie von W. Schlenk. 6., erweiterte Auflage. 263 Seiten. 1954 : Bd. 3 8 / 3 8 a Allgemeine und physikalische Chemie von W. Schulze. 4., neubearbeitete Auflage. I : 139 Seiten mit 10 Figuren. 1955 Bd. 71 I I : 177 Selten mit 37 Figuren. 1956 Bd. 6 9 8 / 6 9 8 a I I I : 1956. In Vorbereitung Bd. 786 Analytische Chemie von J. Hoppe. 5., verbesserte Auflage. I : Reaktionen. 135 Seiten. 1950 Bd. 247 I I : Gang der qualitativen Analyse. 166 Seiten. 1950 . . Bd. 248 Maßanalyse von G. Jander und K . J. Jahr. Theorie und Praxis der klassischen und der elektrochemischen Titrierverfahren. 7. Auflage. I : Grundlagen. Oxydatlons- und Reduktionsanalysen. In Vorbereitung Bd. 221 I I : Neutralisations- und Fällungsanalysen. In Vorbereitung Bd. 1002 I I I : Komplexometrie. Konduktometrie. Potentiometrie. In Vorbereitung Bd. 1004 Thermochemie von W. A. Roth. 2., verbesserte Auflage. 109 Selten mit 16 Figuren. 1952 Bd. 1057 Physikalisch-chemische Rechenaufgaben von E. Asmus. 2. Auflage. 96 Seiten. 1949 . . Bd. 445 Stöchlometrische Aufgabensammlung von W. Bahrdt und R. Scheer. Mit den Ergebnissen. 5., verbesserte Auflage. 120 Seiten. 1952 Bd. 452 Elektrochemie und ihre physikalisch-chemischen Grundlagen von A. Dassler. I : 149 Selten mit 21 Abbildungen. 1950 Bd. 252 I I : 178 Seiten mit 17 Abbildungen. 1950 Bd. 253
Technologie
Warenkunde von K.Hassakt und E.Beutel f . 7. Auflage. Neubearbeitet von A. Kutzelnigg. I : Anorganische Waren sowie Kohle und Erdöl. 116 Seiten mit 19 Figuren. 1947 .Bd. I I : Organische Waren. 143 Seiten mit 32 Figuren. 1949 . Bd. Die Fette und öle von K. Braun f . 5., völlig neubearbeitete und verbesserte Auflage von Th.Klug. 145 Seiten. 1950 Bd. 10
222 223 335
Die Seifenfabrikation v o n K. Braun f . 3., n e u b e a r b e i t e t e u n d verbesserte Auflage v o n Th. Klug. 116 Seiten mit 18 A b b i l d u n g e n . 1953 Bd. Textilindustrie. I : Spinnerei und Zwirnerei von A. Bltimcke. 112 Seiten m i t 4 3 Abbildungen. 1954 Bd.
336 184
Biologie Einführung in die allgemeine Biologie von M. Hartmann. In V o r b e r e i t u n g Hormone v o n G. Koller. 2., neubearbeitete u n d erweiterte Auflage. 187 Seiten m i t 60 Abb. u n d 19 Tabellen. 1949 . Fortpflanzung Im Tier- und Pflanzenreich v o n J, Hämmerling. 2., e r g ä n z t e Auflage. 135 Seiten mit 101 A b b . 1951 . Geschlecht und Geschlechtsbestimmung im Tier- und Pflanzenreich v o n M. Hartmann. 2., verbesserte Auflage. 116 Seiten mit 61 Abbildungen u n d 7 Tabellen. 1951. . Grundriß der allgemeinen Mikrobiologie von W. Schwartz. I : 104 Seiten mit 17 Abbildungen. 1949 I I : 93 Seiten m i t 12 Abbildungen. 1949 Symbiose der- Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen v o n P. Buchner. 2., verbesserte u n d v e r m e h r t e Auflage. 130 Seiten mit 121 Abbildungen. 1949
Bd.
96
Bd. 1141 Bd. 1138 B d . 1127 Bd. 1155 Bd. 1157 B d . 1128
Botanik Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches v o n H. Heil. 2. Auflage. 138Seiten m i t 9 4 A b b l l d u n g e n u n d I T a b e l l e . 1950 Bd. 1137 Morphologie der Pflanzen von L. Geitler. 3. Auflage. 126 Selten m i t 114 A b b i l d u n g e n . 1953 . . B d . 141 PflanzenzQchtung von H. Kuckuck. 3., völlig u m g e a r b e i t e t e Auflage. I : G r u n d z ü g e der P f l a n z e n z ü c h t u n g . 132 Selten m i t 22 Abbildungen. 1952 Bd. 1134 Die Laubhölzer v o n F. W. Neger f- u n d E. Münch t. K u r z g e f a ß t e Beschreibung d e r in Mitteleuropa gedeihenden L a u b b ä u m e u n d S t r ä u c h e r . 3., durchgesehene Auflage, herausgegeben von B. Huber. 143 Seiten mit 6 3 Figuren u n d 7 Tabellen. 1950 Bd. 718 Die Nadelhölzer (Koniferen) und übrigen Gymnospermen v o n F.W.Negerf u n d E.Münchf. 4 . A u f l a g e . Durchgesehen u n d e r g ä n z t v o n B. Huber. 140 Seiten mit 75 Figuren, 4 Tabellen u n d 3 K a r t e n . 1952 B d . 355
Zoologie Entwicklungsphysiologie der Tiere v o n F. Seidel. I : Ei u n d F u r c h u n g . 126 Seiten mit 29 A b b i l d u n g e n . 1953 I I : K ö r p e r g r u n d g e s t a l t u n d Organbildung. 159 Seiten m i t 42 A b b i l d u n g e n . 1953 Das Tierreich. F i s c h e v o n D. Lüdemann. 130 Seiten m i t 65 Abbild u n g e n . 1955 I n s e k t e n von H. von Lengerken. 128 Seiten m i t 58 Abb i l d u n g e n . 1953
B d . 11C2 Bd. 1163 Bd.
356
Bd.
594 11
L u r c h e von K.Herter. 140 Selten mit 129 Abbild. 1955 S p i n n e n t i e r e von A.Kaestner. 96 S.mlt 55Abb. 1955 W ü r m e r von S.Jaeckel. 112Selten mit 36Abbild. 1955 W e i c h t i e r e von S.Jaeckel. 92 Seiten mit 3 4 Abbildungen. 1954 S t a c h e l h ä u t e r von S. Jaeckel. 100 Seiten mit 46 Abbildungen. 1955 S c h w ä m m e u n d H o h l t l è r e von H. J. Hannemann. 95 Selten mit 80 Abbildungen. 1956 K r e b s e von H. E. Gruner und K . Decken. Mit 43 Abbildungen. 1956. In Vorbereitung P r o t o z o a von E. Reichenow. 1956. In Vorbereitung Vergleichende Physiologie der Tiere von K. Herter. 3. Auflage der „Tierphysiologie". I : Stoff- und Energiewechsel. 155 Seiten mit 6 4 Abbild. 1950 I I : Bewegung und Reizerscheinungen. 148 Seiten mit HO Abbildungen. 1950
Bd. 847 Bd. 1161 Bd. 439 Bd.
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692
Bd. Bd.
329 330
Land- und Forstwirtschaft Landwirtschaftliche Tierzucht von H. Vogel. Die Züchtung und Haltung der landwirtschaftlichen Nutztiere. 139 Seiten mit 11 Abbildungen. 1952 Kulturtechnische Bodenverbesserungen von O. Fauser. 4., neubearbeitete Auflage. I : Allgemeines, Entwässerung. 122 Seiten mit 47 Abbildungen. 1947 I I : Bewässerung, Ödlandkultur, Umlegung. 150 Selten mit 67 Abbildungen. 1949 Agrikulturchemle von K . Scharrer. I : Pflanzenernährung. 143 Seiten. 1 9 5 3 . I I : Futtermittelkunde. 1956. In Vorbereitung
Geologie • Mineralogie • Kristallographie Kristallographie von W. Bruhns f und P. Ramdohr. 4. Auflage. 106 Seiten mit 163 Abbildungen. 1954 Bd. 210 Einführung In die Kristalloptik von E. Buchwald. 4., verbess. Auflage. 138 Selten mit 121 Figuren. 1952 Bd. 619 Lötrohrproblerkunde von M. Henglein. Mineraldiagnose mit Lötrohr- und Tüpfelreaktion. 3., verbesserte Auflage. 91 Seiten mit 11 Figuren. 1949 Bd. 483 Mineral- und Erzlagerstättenkunde von H. Huttenlocher f . I : 128 Seiten mit 3 4 Abbildungen. 1954 Bd. 1014 I I : 156 Seiten mit 48 Abbildungen. 1954 Bd. 1015/1015a Allgemeine Mineralogie von R. Brauns f und K. F. Chudoba. 9., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von BraunsChudoba. 104 Seiten mit 107 Figuren, 1 Tafel, 2 Tabellen. 1955 Bd. 29 Spezielle Mineralogie von R. Brauns f und K. F. Chudoba. 9., erweiterte Auflage der „Mineralogie" von BraunsChudoba. 133 Seiten mit 105 Figuren. 1955 Bd. 31 Petrographle. Von W. Bruhns t und P. Ramdohr. 4., durchgesehene Aullage. 104 Selten mit 10 Figuren. 1955 . . Bd. 173 Geologie von F.Lotze. 176 Selten mit 80 Abbildungen. 1955 . . Bd. 13 12
Technik Elektrotechnik Grundlagen der Elektrotechnik von O. Mohr. 2 Bände. In Vorbereitung Bd. 196/197 Die Gleichstrommaschine von K. Humburg. Durchgesehener Neudruck. I: 102 Seiten mit 59 Abbildungen. 1949 Bd. 257 I I : 98 Seiten mit 38 Abbildungen. 1949 Bd. 881 Die synchrone Maschine von K. Humburg. Neudruck. 109 Seiten mit 78 Bildern. 1951 Bd. 1146 Induktionsmaschinen von F. Unger. 2., erweiterte Auflage. 142 Seiten mit 49 Abbildungen. 1954 Bd. 1140 Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen von H.H.Meinke. 160 Seiten mit 114 Abbildungen. 1949 . Bd. 1156 Theoretische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte von F. Kesselring. 3. Auflage. 144 Seiten mit 92 Abbildungen. 1950 Bd. 711 Einführung In die Technik selbsttätiger Regelungen von W. zur Megede. 1956. In Vorbereitung Bd. 714/714a Elektromotorische Antriebe (Grundlagen f ü r die Berechnung) von A. Schwaiger. 3., neubearbeitete Auflage. 96 Seiten mit 34 Abbildungen. 1952 Bd. 827 Technische Tabellen und Formeln von W. Müller. 4., verbesserte und erweiterte Auflage von E. Schulze. 152 Selten mit 105 Figuren. 1951 Bd. 579 Überspannungen und Überspannungsschutz von G. Frühauf. Durchgesehener Neudruck. 122 Seiten mit 98 Abbildungen. 1950 Bd. 1132
Maschinenbau Metallkunde. Einführendes über Aufbau, Eigenschaften und Untersuchung von Metallen und Legierungen sowie über Grundlagen des Schmelzens, des Gießens, des Verformens, der Wärmebehandlung, der Oberflächenbehandlung, der Verbinde- und Trennarbeiten von H. Borchers. I : Aufbau der Metalle und Legierungen. 3. Auflage. 1956. In Vorbereitung I I : Eigenschaften. Grundzüge der Form- und Zustandsgebung. 2. Auflage. 154 Selten mit 8 Tabellen und 100 Abbildungen. 1952 Die Werkstoffe des Maschinenbaues von A. Thum und C. M. Freiherr von Meysenbug. 1: 1956. In Vorbereitung Dynamik von W. Müller. 2., verbesserte Auflage. I: Dynamik des Einzelkörpers. 128 Seiten mit 48 Figuren. 1952 I I : Systeme von starren Körpern. 102 Seiten mit 41 Figuren. 1952 Technische Schwingungslehre von L. Zipperer. 2., neubearbeitete Auflage.
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I : Allgemeine Schwingungsgleichungen, einfache Schwinger. 120 Seiten mit 101 Abbildungen. 1953 Bd. 953 I I : Torsionsschwingungen in Maschinenanlagen. 102 Seiten mit 59 Abbildungen. 1955 Bd. 9 6 1 / 9 6 1 a T r a n s f o r m a t o r e n v o n W. Schäfer. 2. Auflage m i t 74 Abbildungen. 1956. In Vorbereitung Bd. 952 Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung von K. P. Matthes. I : 110 Seiten m i t 27 Abbildungen, 11 Z a h l e n t a f e l n im Text u n d 1 T a f e l a n h a n g . 1954 Bd. 561 I I : Fertigungstechnische Grundlagen der neuzeitlichen Metallbearbeitung. 101 Seiten mit 30 A b b i l d u n g e n u n d 5 Tafeln im T e x t . 1955 Bd. 562 Die Maschinenelemente v o n E. A. vom Ende. 3., verbesserte Auflage. Mit 175 Figuren u n d 9 T a f e l n . 1956. I n Vorbereitung Bd. 3 Das Maschinenzeichnen mit Einführung in das Konstruieren von W. Tochtermann. 4. Auflage. I: Das Maschinenzeichnen. 156 Seiten mit 77 T a f e l n . 1950 Bd. 589 I I : Ausgeführte Konstruktionsbeispiele. 130 Seiten m i t 58 T a f e l n . 1950 Bd. 590 Getriebelehre von P. Grodzinski. 2., n e u b e a r b e i t e t e Auflage. I : Geometrische Grundlagen. 159 Seiten m i t 142 F i g u r e n . 1953 Bd. 1061 Gießereitechnik von H. Jungbluth. I : Eisengießerei. 126 Seiten m i t 44 Abbildungen. 1951 . . Bd. 1159 Die Dampfkessel und Feuerungen einschließlich Hilfseinrichtungen in Theorie, K o n s t r u k t i o n u n d B e r e c h n u n g v o n W. Marcard f . 2. Auflage. N e u b e a r b e i t e t von K. Beck. I : Die theoretischen Grundlagen. W ä r m e , V e r b r e n n u n g , W ä r m e ü b e r t r a g u n g . 150 Seiten m i t 42 A b b i l d u n g e n und 16 Tabellen. 1951 Bd. 9 I I : Dampfkessel. 147 Seiten m i t 43 A b b i l d u n g e n . 1952 . . Bd. 521 Dampfturbinen von C. Zietmann. 3., verbesserte Auflage. I : Theorie der D a m p f t u r b i n e n . 140 Seiten m i t 48 Abbild u n g e n . 1955 Bd. 274 I I : Die B e r e c h n u n g der D a m p f t u r b i n e n und die K o n s t r u k tion d e r Einzelteile. 134 Seiten m i t 111 A b b i l d u n g e n . 1956 Bd. 715 I I I : Ihre Wirkungsweise, B e r e c h n u n g u n d K o n s t r u k t i o n . Mit 9 0 Abbildungen. 1956. In V o r b e r e i t u n g Bd. 716 Industrielle Kraft- und Wärmewirtschaft von F. A. F. Schmidt. 1956. In Vorbereitung Bd. 3 1 8 / 3 1 8 a Technische Thermodynamik von W. Nusselt. I : Grundlagen. 4., verbesserte Auflage. 144 Seiten m i t 71 Abbildungen. 1956. In Vorbereitung Bd. 1084 I I : Theorie der W ä r m e k r a f t m a s c h i n e n . N e u d r u c k . 144 Seiten m i t 87 Abbildungen u n d 32 Z a h l e n t a f e l n . 1951 . . Bd. 1151 Autogenes Schweißen und Schneiden v o n H. Niese. 5. Auflage. N e u b e a r b e i t e t von A. Küchler. 136 Seiten mit 71 Figuren. 1954 Bd. 499 Die elektrischen Schweißverfahren von H. Niese. 2. Auflage. N e u b e a r b e i t e t von H. Dienst. 136 Seiten mit 58 Abbildungen. 1955 Bd. 1020 Hebezeuge Von G. Tafel. I : 2., v e r b e s s e r t e Auflage. 276 Seiten mit 230 Figuren. 1954 . Bd. 4 1 4 / 4 1 4 a 14
Wasserbau Wasserkraftanlagen von A. Ludin. I : Planung, Grundlagen u n d Grundzüge. 124 Seiten mit 60 Abbildungen. 1955 I I : In Vorbereitung Verkehrswasserbau von H. Dehnert'.. I : E n t w u r f s g r u n d l a g e n , Flußregelungen. 103 Seiten mit 52 T e x t a b b i l d u n g e n . 1950 I I : Flußkanalisierungen u n d Schiffahrtskanäle. 94 Seiten mit 60 T e x t a b b i l d u n g e n . 1950 I I I : Schleusen u n d Hebewerke. 98 Seiten mit 70 T e x t a b bildungen. 1950 Talsperren von F. Tölke. 122 Seiten mit 70 Abbildungen. 1953 Wehr- und Stauanlagen von H. Dehnert. 134 Seiten mit 90 Abbildungen. 1952
Hoch- und
Bd. Bd.
665 66.6
Bd.
585
Bd.
597
Bd. 1152 B d . 1044 Bd.
965
Tiefbau
Festigkeitslehre von W. Gehler f u n d W. Herberg. 1: Elastizität, P l a s t i z i t ä t u n d Festigkeit der B a u s t o f f e u n d Bauteile. Durchgesehener u n d erweiterter N e u d r u c k . 159 Seiten mit 18 Bildern. 1952 B d . 1144 I I : F o r m ä n d e r u n g , P l a t t e n , S t a b i l i t ä t und B r u c h h y p o thesen. Bearb. von W. Herberg und N. Dimitrov. 187 Seiten mit 94 Bildern. 1955 Bd. 1 1 4 5 / U 4 5 a Statik der Baukonstruktionen von A. Teichmann. I : Grundlagen. 101 Selten m i t 51 Abbildungen u n d 8 Form e n t a f e l n . 1956 B d . 119 Grundlagen des Stahlbetonbaus von A. Troche. 2., neubearbeit e t e u n d erweiterte Auflage. 208 Seiten m i t 75 Abbildungen, 17 Bemessungstafeln u n d 20 Rechenbeispielen. 1953 ' . B d . 1078 Fenster, Türen, Tore aus H o l z u n d Metall. Eine A n l e i t u n g zu ihrer guten G e s t a l t u n g , wirtschaftlichen Bemessung und h a n d w e r k s g e r e c h t e n K o h s t r u k t l o n von W. Wickop. 4., überarbeitete Auflage. 155 Seiten mit 95 Abbildungen 1955 . . .Bd. 1092 Die wichtigsten Baustoffe des Hoch- und Tiefbaus von O. Graf. 4., verbesserte Auflage. 131 Seiten m i t 63 Abbildungen. 1953 B d . 984 Baustoffverarbeitung und BaustellenprUfuntg des Betqns von A. Kleinlogel. 2., n e u b e a r b e i t e t e und erweiterte Auflage. 126 Seiten m i t 35 Abbildungen. 1951 B d . 9.78 Heizung und Lüftung v o n J. Körting f u n d W. Körting. 8., n e u ; bearbeitete Auflage. I : Das Wesen u n d die Berechnung der Heizungs- u n d Lüftungsanlagen. 140 Seiten m i t 29 Abbildungen und 18 Zahlentafeln. 1951 B d . 342 I I : Die A u s f ü h r u n g der Heizungs- u n d L ü f t u n g s a n l a g e n . 152 Seiten mit 165 Abbildungen u n d 7 Zahlentafeln. 1954 B d . 343
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SAMMLUNG GÖSCHEN - BANDNUMMERNFOLGE 1 3 9 13 20
Langosch, Der N i b e l u n g e N 6 t v o m E n d e , Maschinenelemente M a r c a r d - B e c k , Dampfkessel I Lotze, G e o l o g i e Hofstaetter-Spree, D t . Sprachlehre 29 Brauns-Chudoba, A l l g . Mineralogie 30 E c k e r t - G r e i f e n d o r f f - K l e f f n e r , Kartenkunde 31 Brauns-Chudoba, Spez. Mineralogie 35 Treue, Deutsche Geschichte 37 K l e m m , A n o r g a n i s c h e Chemie 38'S8a Schlenk, Organ. Chemie 42 Behn, V o r g e s c h i c h t e Europas 51 Bürklen-Ringleb, M a t h e m a t i sche F o r m e l s a m m l u n g 60 Biehle, S t i m m k u n d e 61 Biehle, R e d e t e c h n i k 66 Berneker-Vasmer, Russische Grammatik 70 Nestle, Griech. L i t e r a t u r gesch. I 71 Schulze, A l l g e m . und physikalische Chemie I 76 Döring, E i n f ü h r g . i. d . theoret. Physik I 77 Döring, E i n f ü h r g . i. d. theoret. Physik I I 78 Döring, E i n f ü h r g . i. d . theoret. Physik I I I 79 H e m p e l , Got. E l e m e n t a r b u c h 80 W e i g e r t , Stilkunde I 96 H a r t m a n n , A I g. Biologie 101 v . W i e s e , Soziologie 103 Dahrendorf, I n d u s t r i e - u n d B e triebssoziologie 104/104a H o f s t ä t t e r , Sozlalpsychol. 111 H o f f m a n n - D e b r u n n e r , Geschichte der griech. Sprache I 114 Debrunner, Geschichte der griech. Sprache I I 117 Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft I 118 Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft I I 119 T e i c h m a n n , S t a t i k der Baukonstruktionen 125 Vossler, Italienische Literaturgeschichte 128/128a L a u s b e r g , R o m a n . S p r a c h 136 Mahìer, Physikalische F o r m e l sammlung 16
141 Geltler, M o r p h o l o g i e der Pflanzen Haack, Darst. G e o m e t r i e I Haack, Darst. Geometrie I I H a a c k , Darst. G e o m e t r i e I I I W e i m e r , Geschichte der P ä d a gogik 146 W i t t i n g , Repetitorium und A u f g a b e n s a m m l u n g zur D i f f e rentialrechnung 147 W i t t i n g , Repetitorium und A u f g a b e n s a m m l u n g zur I n t e gralrechnung 156/156a L a n d m a n n , Philosoph. Anthropologie 170 Oehlmann, Musik des 19. Jahrhunderts 173 B r u h n s - R a m d o h r , P é t r o g r a phie 180 B ö h m , Versicherungsmathematik I 184 B l ü m c k e , Spinnerei und Z w i r nerei 196 Mohr, Grundlagen der Elektrotechnik I 197 Mohr, Grundlagen der E l e k t r o technik I I 200/200a G o t t s c h a l d , D t . R e c h t schreibungswörterbuch 210 B r u h n s - R a m d o h r , K r i s t a l l o graphie 220/220a Moser, A l l g e m e i n e Musiklehre 221 Jander-Jahr, Maßanalyse I 222 H a s s a k - B e u t e l , W a r e n k u n d e I 223 H a s s a k - B e u t e l , W a r e n k u n d e I I 226 H o f m a n n , Geschichte der M a thematik I 228 V o g e l , L a n d w . T i e r z u c h t 230 K r i e g e r , B a d . Geschichte 238 K r ä h e , G e r m a n . Sprachwiss. 1 243 Mahler, P h y s l k a i . A u f g a b e n sammlung 247 H o p p e , A n a l y t i s c h e Chemie I 248 H o p p e , A n a l y t i s c h e Chemie I I 250 Lausberg, R o m a n . Sprachwiss. I I 252 Dassler, E l e k t r o c h e m i e I 253 Dassler, E l e k t r o c h e m i e I I 256 Haussner, A u f g a b e n s a m m l u n g zur analytischen G e o m e t r i e der Ebene 257 H u m b u r g , D i e Gleichstrommaschine I 142 143 144 145
264 Lockemann, Geschichte der Chemie I 265/265a Lockemann, Geschichte der Chemie II 270 Kirn, Einführung in die Geschichtswissenschaft 274 Zietemann, Dampfturbinen I 279 Jacob, Quellenkunde der deutschen Geschichte I 280 Jacob, Quellenkunde der deutschen Geschichte II 281 Leisegang, Einführung In die Philosophie 284 Jacob-Weden, Quellenkunde der deutschen Geschichte III 318/318a Schmidt, Industrielle K r a f t - und Wärmewirtschaft 319 Krug, Australien und Ozeanien 329 Scharrer, Agrikulturchemie I 330 Scharrer, Agrikulturchemie II 335 Braun-Klug, Fette und Öle 336 Braun-Klug, Seifenfabrikation 342 Körting, Heizung und Lüftung I 343 Körting, Heizung und Lüftung II 344 Moser, Musikästhetik 354 Valentiner, Vektoranalysis 355 Neger-Münch, Nadelhölzer 356 Lüdemann, Fische 374 Döring, Einführung in die theoretische Physik IV 375 Preller, Geschichte Englands I 394/394a Schilling, Von der Renaissance bis Kant 414/414* Tafel, Hebezeuge I 422 Gottschald.Dt.Personennamen 423 Adler, Fünfstell. Logarithmen 432 Borchers, Metallkunde I 433 Borchers, Metallkunde II 439 Jaeckel, Würmer 440 Jaeckel, Weichtiere 441 Jaeckel, Stachelhäuter 442 Hannemann, Schwämme und Hohltiere 443 Gruner-Deckert, Krebse 444 Relchenow, Protozoa 445 Asmus, Physlkal .-chemische Rechenaufgaben 452 Bahrdt-Scheer, Stöchiometrische Aufgabensammlung 468 Werkmeister, Vermessungskunde I 469 Werkmeister, Vermessungskunde II 476 Thum-Meysenburg, Die Werkstoff* des Maschinenbaues I
483 Henglein, Lötrohrprobierkunde 492 Stolz-Debrunner, Geschichte der lateinischen Sprache 499 Niese, Autogen. Schweißen 500 Simmel, Hauptprobleme der Philosophie 521 Marcard-Beck, Dampfkessel und Feuerungen II 536 Lehmann, Kant 538 Rumpf, Archäologie I 539 Rumpf, Archäologie II 557 Nestle, Griechische Literaturgeschichte II 561 Matthes, Werkzeugmaschinen I 562 Matthes, Werkzeugmasch. II 564 Belm, Kultur der Urzeit I 565 Behn, Kultur der Urzeit II 566 Behn, Kultur der Urzeit III 571 Lehmann, Philosophie des 19. Jahrhunderts 576/576a Moser, Gesangskunst 579 Müller-Schulze, Techn. Tabellen 585 Dehnert, Verkehrswasserbau I 589 Tochtermann, Maschinenzeichnen I 590 Tochtermann, Maschinenzeichnen 11 594 Lengerken, Insekten 597 Dehnert, Verkehrswasserbau 11 619 Buchwald, Kristalloptik 665 Ludin, Wasserkraftanlagen I 666 Ludln, Wasserkraftanlagen II 668 Knopp, Funktionentheorie I 691 Fauser, Kulturtechn. Bodenverbesserungen I 692 Fauser, Kulturtechn. Bodenverbesserungen II 698/698a Schulze, Allgemeine und physikalische Chemie II 703 Knopp, Funktionentheorie II 709 Lehmann, Philosophie des 19. Jahrhunderts II 711 Kesselring, Berechnung der Schaltgeräte 714/714a zur Megede, Einführung in die Technik selbsttätiger Regelungen 715 Zietemann, Dampfturbinen II 716 Zietemann, Dampfturbinen III 718 Neger-Münch, Laubhölzer 735 Ekwall, Hlst. neuengl. Lautund Formenlehre 763/763a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik I 764/764a Beer-Meyer, Hebräische Grammatik II 17
768 Bieberbach, E i n f ü h r u n g in die konforme A b b i l d u n g 780 Krähe, Germ. Sprachwiss. II 781 Weigert, Stilkunde II 786 Schulze, Molekülbau 807 Kropp, E r k e n n t n i s t h e o r i e I 809 Moser, Harmonielehre I 826 Koch, Philosophie des Mittelalter? 827 Schwaiger, Elektromotorische Antriebe 845 Lehmann, Philosophie Im ersten Drittel des 20. J a h r h . 847 Herter, Lurche 851 Moede, Psychologie des Berufs- u n d Wirtschaftslebens 856 Quelle, Iberoamerika 857 Capelle, Oriech. Philosophie I 858 Capelle, Griech. Philosoph. II 859 Capelle, Griech.Philosoph. III 862 Werkmeister, Vermessungskunde I I I 863 Capelle, Griech. P h i l o s o p h . IV 877 Knopp, A u f g a b e n s a m m l u n g zur F u n k t i o n e n t h e o r i e I 878 Knopp, A u f g a b e n s a m m l u n g zur F u n k t i o n e n t h e o r i e II 881 Humburg, Gleichstrommaschilne II 902 Mülfer, D y n a m i k I 903 Müller, D y n a m i k II 910 Jaeger, Afrika I 911 Jaeger, Afrika II 917/917a Böhm, Versicherungsm a t h e m a t i k II 920 Hoheisel, Gewöhnliche Differentialgleichungen 929 Schirmer, D t . W o r t k u n d e 930 Krull, E l e m e n t a r e und klassische Algebra I 931 Hasse, Höhere Algebra I 932 Hasse, Höhere Algebra II 952 Schäfer, T r a n s f o r m a t o r e n 953 Zipperer, T e c h n . Schwingungslehre I 961/96la Zipperer, Techn. Schwingungslehre II 965 Dehnert, W e h r - u. Stauanlagen Ó70 Baldus-Löbell, Nichteuklid. Geometrie 972 Herter, Tierphysiologie I 973 Herter, Tierphysiologie II 978 Klelnlogel, Baustoffverarbeitung u n d Baustellenprüfung des Betons 984 Graf,Die wichtigsten Baustoffe des Hoch- und Tiefbaus 18
999/999a K a m k e , Mengenlehre 1000 J a s p e r s , Geistige Situation 1002 J a n d e r - J a h r , Maßanalyse II 1003 Hoheisel, Partielle Differentialgleichungen 1004 J a n d e r - J a h r , M a ß a n a l y s e I I I 1008 Mellerowicz, Aligemeine Betriebswirtschaftslehre I 1009 Bechert-Gerthsen, A t o m p h y sik I 1014 H u t t e n l o c h e r , Mineral- u n d Erzlagerstättenkunde I 1015/1015a H u t t e n l o c h e r , Mineraiu n d E r z l a g e r s t ä t t e n k ü n d e II 1021 Niese-Dienst, Elektr. Schweißverfahren 1031 Apel, Philosophisches Wörterbuch 1033 Bechert-Gerthsen, A t o m p h y sik II 1043 Krariefeldt, T h e r a p e u t i s c h e Psychologie 1*039 Dovifat, Zeitungslehre I 1040 Dovifat, Zeitungslehre II 'v 1044 Tölke, Talsperren 1045 Schubert, Technik des Klavierspiels 1051/1051a zu Stolberg-Wernigerode, Gesch. d . Verein. S t a a t e n v. Amerika 1057 Roth, Thermochemie 1059 Hoheisel, A u f g a b e n s a m m l g . z . d . gewöhnl. u . p a r t . Differentialgleichungen 1061 Grodzlnski, Getriebelehre I 1065 Maller, Von den Karolingern zu den S t a u f e r n 1070 Sauter, Differentialgleichungen d e r P h y s i k 1078 Troche, S t a h l b e t o n b a u 1082 Hasse-Klobe, Aufgabens a m m l u n g z u r Höheren Algebra 1084 Nusselt, Technische T h e r m o dynamik I 1086 Müller, Dt. Dichten u.Deriken 1088 Preller, Geschichte Engld. II 1092 Wickop, F e n s t e r , T ü r e n , Tore, 1094 Hernried, S y s t e m . Modulation 1105 H ä r t u n g , Dt. Geschichte im Zeitalter der Reformation 1108 de Boor-Wisniewski, .Mittelhochdeutsche G r a m m a t i k 1109 K n o p p , Elemente der F u n k tionentheorie 1111 N a u m a n n - B e t z , Althochdeutsches E l e m e n t a r b u c h
1113/1113a Strubecker, Differentialgeometrie I 1114 Schübe!, Englische L i t e r a t u r geschichte I 1115 Ranke, A l t n o r d . E l e m e n t a r buch 1116 Meissner, Englische Literaturgeschichte II 1121 N a u m a n n , D t . Dichten u n d Denken 1122 Feist, Sprechen u n d Sprachpflege 1123/1123a Bechert-Gerthsen, A t o m p h y s i k III 1124 Meissner, Englische Literaturgeschichte III 1125 Lehnert, Altengl. E l e m e n t a r buch 1127 H a r t m a n n , Geschlecht u n d G e s c h l e c h t s b e s t i m m u n g im Tier- u n d Pflanzenreich 1128 Buchner, S y m b i o s e der Tiere mit pflanzl. Mikroorganismen 1130 Dibelius, J e s u s 113! Scholz-Schoeneberg E i n f ü h r u n g in die Zahlentheorie 1132 F r ü h a u f , Ü b e r s p a n n u n g e n und Ü b e r s p a n n u n g s s c h u t z 1134 K u c k u c k , P f l a n z e n z ü c h t u n g I 1135 Lehnert, Beowulf 1136 Meissner, Englische Literaturgeschichte IV 1137 Heil, Entwicklungsgeschichte des Tier- u n d Pflanzenreichs 1138 H ä m m e r l i n g , F o r t p f l a n z u n g im Tier- und Pflanzenreich 1140 Unger, I n d u k t i o n s m a s c h i n e n 1141 Koller, H o r m o n e 1142 Meissner-Lehnert, Shakespeare
1144 Gehler, Festigkeitslehre I 1145 1145a Herberg, Festigkeitslehre II 1146 H u m b u r g , S y n c h r o n e Maschine 1147 v. W a l t e r s h a u s e n , K u n s t des Dirigierens 1148 Pepping, D e r p o l y p h o n e S a t z I 1151 Nusselt, T e c h n i s c h e T h e r m o d y n a m i k II 1152 D e h n e r t , Verkehrswasserbau III 1153 Mellerowicz, Allg. Betriebswirtschaftslehre II 1154 Mellerowicz, Allg. Betriebswirtschaftslehre III 1155 Schwartz, Mikrobiologie I 1156 Meinke, K o m p l . Berechng. d. Wechselstromschaltungen 1157 Schwartz, Mikrobiologie II 1158 Mayrhofer, S a n s k r i t - G r a m matik 1159 J u n g b l u t h , Gießereitechnik I 1160 D i b e l i u s - K ü m m e l , P a u l u s 1161 Kaestner, S p i n n e n t i e r e 1162 Seidel, E n t w i c k l u n g s p h y s i o logie der Tiere I 1163 Seidel, Entwicklungsphysiologie der Tiere II 1165/1165a Bechert-Gerthsen, A t o m p h y s i k IV 1169 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre I 1170 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre II 1171 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre I i i 1172 Paulsen, Allgem. Volkswirtschaftslehre IV
AUTORENREGISTER Adler 8 Apel 3 Asmus 10 Bahrdt-Scheer 10 Baldus-Löbell 9 Baumgartner 8 Bechert-Gerthsen 9 Beèr-Meyer 7 Behn 4/5 Berneker-Vasmer 7
Bieberbach 9 Biehle 5 Blümcke II Böhm 9 de Boor-Wisniewski 6 Borchers 13 Brandenstein 6 B r a u n - K l u g 11 B r a u n s - C h u d o b a 12 B r u h n s - R a m d o h r 12
Buchner 11 Buchwald 12 Bürklen-Ringleb 8 Capelle 3 Dahrendorf 3 Dassier 10 Debrunner 6 Dehnert 15 Dibelius 4 Dibelius-Kümmel 4 19
Döring 9 Dovifat 7 Eckert-GreifendorffKleffner 7 Ekwali 6 v o m Ende 14 Fauser 12 Feist 5 Frühauf 13 G e h l e r - H e r b e r g 15 Geitler 11 Gottschald 5/6 Graf 15 Grodzinski 14 Gruner-Deckert 12 Haack 9 Haller 5 H ä m m e r l i n g 11 Hannemann 12 H a r t m a n n 11 Härtung 5 Hassak-Beutel 10 Hasse 8 Hasse-Klobe 8 Haußner 9 H e i l 11 Hempel 6 Henglein 12 H e r b e r g 15 Hernried 4 H e r t e r 12 Hoffmann-Debrunner HOfmann 8 Hofstaetter-Spree 5 Hofstätter 3 Hoheisel 8 H o p p e 10 H u m b u r g 13 Huttenlocher 12 Jacob 5 Jacob-Weden 5 Jaeckel 12 Jaeger 7 Jander-Jahr 10 Jaspers 3 Jungbluth 14 Kaestner 12 Kamke 9
20
Kesselring 13 Kirn 4 K l e i n l o g e l 15 K l e m m 10 Knopp 8 Koch 3 K o l l e r 11 K ö r t i n g 15 Krähe 6 Kranefeldt 3 Krieger 5 Kropp 3 Krug 7 Krull 8 Kuckuck I I Landmann 3 Langosch 5 Lausberg 6 Lehmann 3 Lehnert 6 Leisegang 3 v o n Lengerken 12 L o c k e m a n n 10 L o t z e 12 Ludin 15 L ü d e m a n n 11 Mahler 10 M a r c a r d - B e c k 14 M a t t h e s 14 Mayrhofer 7 zur M e g e d e 13 Meinke 13 Meissner 6 Mellerowicz 7 Moede 3 M o h r 13 Moser 4 G. Müller 5 W . Müller 13 Müller-Schulze 13 Naumann 5 Naumann-Betz 6 N e g e r - M ü n c h 11 Nestle 7 Niese 14 Niese-Dienst 14 Nusselt 14 Oehlmann 4
Paulsen 7 Pepping 4 Preller 5 Quelle 7 Ranke ü Reichenow 12 Ringleb 8 R o t h 10 Rumpf 4 Sauter 10 Schäfer 14 Scharrer 12 Schilling 3 Schirmer 5 Schlenk 10 Schmidt 14 Scholz-Schoeneberg 8 Schubel 6 Schubert 4 Schulze 10 Schwaiger 13 Schwartz 11 Seidel 11 Simmel 3 zu S t o l b e r g Wernigerode 5 Stolz-Debrunner 7 Strubecker 9 T a f e l 14 T e i c h m a n n 15 T h u m - M e y s e n b u g 13 T o c h t e r m a n n 14 T ö l k e 15 Treue 5 T r o c h e 15 U n g e r 13 Valentiner 9 Vogel 12 Vossler 6 v o n W a lter sh au s e n 4 Weigert 4 Weimer 3 Werkmeister 9 W i c k o p 15 von Wiese 3 Witting 8 Zietemann 14 Zipperer 13