Reisen in Deutschland: Eine kleine Tourismusgeschichte 9783486791563, 9783486239003

Der geschichtliche Wandel der Reise. Dieses Buch ist ein "Muß" für jeden Touristiker.

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German Pages [160] Year 1997

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Table of contents :
Vorwort
Ägypter, Griechen und Römer hinterlassen ihre Spuren
Reisen – ein menschlicher Urtrieb?
Reisen in Ägypten
Reisen in Griechenland
Reisen bei den Römern
Reisen im Mittelalter
Mittelalterliche Reisetradition
Pilger- und Wallfahrten
Zunftgesellen
Scholaren und Studenten
Die neue Zeit des Reisens
Die Grand Tour
Reisen bildet
Die bürgerliche Bildungsreise
Entdecken – Forschen – Kolonisieren
Ein Phänomen zeichnet sich ab
Die Eröffnung der Rheinschiffahrt
Die Esenbahn macht Dampf
Von Goethe zu Baedeker: Klassische Literatur und moderne Reiseführer
Thomas Cook und die Anfange der Reiseveranstalter
Als Outgoing noch Incoming war
Am Anfang war es sanft – die Wandervögel
Der Berg ruft – die Erschließung des Alpenraumes
Die Urangst des Menschen vor dem Gebirge
Renaissance – der Mensch entdeckt die Natur
18. Jahrhundert – Geisteswissenschaftliche Entdeckung der Alpen
18. Jahrhundert – Naturwissenschaftliche Entdeckung der Alpen
Die Alpen – “The Playground of Europe”
Der Skisport erobert die Alpen
Die Alpen heute – Ein zukünftiges Katastrophengebiet?
Der Gesundheit zuliebe – das deutsche Kur- und Bäderwesen
Die römische Badetradition
Vom mittelalterlichen Badewesen bis zum 30jährigen Krieg
Vom 30jährigen Krieg zur Neuzeit – Trinkkuren werden modern
Das 19. Jahrhundert – Die klassische Zeit des Badewesens
Moorbäder und Kneippkuren
Das englische Seebad
Die Entstehung deutscher Seebäder
Die deutschen Bäder in der Zwischenkriegszeit
Das deutsche Kur- und Bäderwesen nach 1945
Das deutsche Kurwesen am Ende der 90er Jahre – Beginn einer (neuen) Krise?
Die Sommerfrische
Der Sozialtourismus und was davon übrig blieb
Thüringer Ferienheim-Genossenschaft “Naturfreunde”
Feriendienst der Gewerkschaften
Die deutschen Tourismusverbände
Der Deutsche Fremdenverkehrsverband und die Deutsche Zentrale für Tourismus
Zentrale für deutsche Verkehrswerbung
Tourismus von 1933 bis 1945
Der Neubeginn nach dem Krieg
Deutscher Bäderverband
Kuren in der DDR
Der Deutsche Reisebüroverband (DRV)
Verband Deutscher Kur- und Tourismusfachleute (VDKF)
Tausend Jahre Kraft durch Freude – das Dritte Reich
Kraft durch Freude (KdF) – Eine Begriffsbestimmung
Die wirtschaftliche Bedeutung von K.d.F
Reiseziele, Reisepreise, Teilnehmer
Die Preisgestaltung bei K.d.F.-Reisen
Der Urlaubsalltag
Beginnender Massentourismus
Ende des K.d.F.-Tourismus
Vierzig Jahre Reisen bis zur Mauer
Reisen in der DDR
Reisen mit dem Feriendienst-Gewerkschaften
Reisen mit dem Jugendreisebüro Jugendtourist
Reisen in die Kinderferienlager
Reisen mit dem VEB-Reisebüro der DDR
Individuelles Reisen in der DDR
Privatreisen in das Ausland
Trampertourismus
Die Herausbildung des Deutschen Reisebüros (DER)
Vierzig Jahre Staats-Reisebüro in der DDR
Die Transporteure halten Schritt
Auf dem Wasser
Auf dem Lande
In der Luft
Der Deutschen liebstes Kind – die Entwicklung des Reisens nach 1945
Touristischer Neubeginn
Tourismus in den 50er Jahren
Tourismus in den 60er und 70er Jahren
Tourismus in den 80er und 90er Jahren
Das Unbehagen wächst
Fußnotenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Register
Die Autoren
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Reisen in Deutschland: Eine kleine Tourismusgeschichte
 9783486791563, 9783486239003

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TTB Touristik-Taschenbücher Herausgegeben von Professor Dr. Heinrich-Rudolf Lang Bisher erschienene Bände: Bartl u.a., GeoLex, 2. Auflage Berktold-Fackler • Krumbholz, Reisen in Deutschland Schmeer-Sturm, Gästeführung, 3. Auflage Schmeer-Sturm, Reiseleitung, 3. Auflage

Reisen in Deutschland Eine kleine Tourismusgeschichte

Von

Dr. Franz Berktold-Fackler und

Hans Krumbholz

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Berktold-Fackler, Franz: Reisen in Deutschland : eine kleine Tourismusgeschichte / von Franz Berktold-Fackler und Hans Krumbholz. - München ; Wies: Oldenbourg, 1997 (Touristik-Taschenbücher) ISBN 3-486-23900-7

© 1997 R. Oldenbourg Verlag Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0, Internet: http://www.oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Hofmann Druck Augsburg GmbH, Augsburg ISBN 3-486-23900-7

Inhalt Vorwort 8 Ägypter, Griechen und Römer hinterlassen ihre Spuren 9 Reisen - ein menschlicher Urtrieb? 9 Reisen in Ägypten 9 Reisen in Griechenland 9 Reisen bei den Römern 10 Reisen im Mittelalter 13 Mittelalterliche Reisetradition 13 Pilger-und Wallfahrten 14 Zunftgesellen 15 Scholaren und Studenten 16 Die neue Zeit des Reisens 17 Die Grand Tour 18 Reisen bildet 21 Die bürgerliche Bildungsreise 21 Entdecken - Forschen - Kolonisieren 23 Ein Phänomen zeichnet sich ab 29 Die Eröffnung der Rheinschiffahrt 29 Die Eisenbahn macht Dampf 30 Von Goethe zu Baedeker: Klassische Literatur und moderne Reiseführer 33 Thomas Cook und die Anfänge der Reiseveranstalter 38 Als Outgoing noch Incoming war 41 Am Anfang war es sanft - die Wandervögel 41 Der Berg ruft - die Erschließung des Alpenraumes 44 Die Urangst des Menschen vor dem Gebirge 44 Renaissance - der Mensch entdeckt die Natur 46 18. Jahrhundert - Geisteswissenschaftliche Entdeckung der Alpen . . 46 18. Jahrhundert - Naturwissenschaftliche Entdeckung der Alpen. . . 47 Die Alpen - "The Playground of Europe" 48 Der Skisport erobert die Alpen 49 Die Alpen heute - Ein zukünftiges Katastrophengebiet? 50 Der Gesundheit zuliebe - das deutsche Kur- und Bäderwesen 54 Die römische Badetradition 54 Vom mittelalterlichen Badewesen bis zum 30jährigen Krieg 54 Vom 30jährigen Krieg zur Neuzeit - Trinkkuren werden modern . . 55

Das 19. Jahrhundert - Die klassische Zeit des Badewesens Moorbäder und Kneippkuren Das englische Seebad Die Entstehung deutscher Seebäder Die deutschen Bäder in der Zwischenkriegszeit Das deutsche Kur- und Bäderwesen nach 1945 Das deutsche Kurwesen am Ende der 90er Jahre Beginn einer (neuen) Krise? Die Sommerfrische Der Sozialtourismus und was davon übrig blieb Thüringer Ferienheim-Genossenschaft "Naturfreunde" Feriendienst der Gewerkschaften Die deutschen Tourismusverbände Der Deutsche Fremdenverkehrsverband und die Deutsche Zentrale für Tourismus Zentrale für deutsche Verkehrswerbung Tourismus von 1933 bis 1945 Der Neubeginn nach dem Krieg Deutscher Bäderverband Kuren in der DDR Der Deutsche Reisebüroverband (DRV) Verband Deutscher Kur- und Tourismusfachleute (VDKF) Tausend Jahre Kraft durch Freude - das Dritte Reich Kraft durch Freude (KdF) - Eine Begriffsbestimmung Die wirtschaftliche Bedeutung von K.d.F Reiseziele, Reisepreise, Teilnehmer Die Preisgestaltung bei K.d.F.-Reisen Der Urlaubsalltag Beginnender Massentourismus Ende des K.d.F.-Tourismus Vierzig Jahre Reisen bis zur Mauer Reisen in der DDR Reisen mit dem Feriendienst-Gewerkschaften Reisen mit dem Jugendreisebüro Jugendtourist Reisen in die Kinderferienlager Reisen mit dem VEB-Reisebüro der DDR Individuelles Reisen in der DDR Privatreisen in das Ausland

55 56 58 59 60 60 61 63 64 66 68 70 70 71 73 74 79 84 85 87 88 88 88 90 91 92 . 92 93 94 95 95 95 95 96 96 97

Trampertourismus 97 Die Herausbildung des Deutschen Reisebüros (DER) 98 Vierzig Jahre Staats-Reisebüro in der DDR 101 Die Transporteure halten Schritt 105 Auf dem Wasser 105 Auf dem Lande 105 In der Luft 106 Der Deutschen liebstes Kind - die Entwicklung des Reisens nach 1945. . 108 Touristischer Neubeginn 108 Tourismus in den 50er Jahren 109 Tourismus in den 60er und 70er Jahren 111 Tourismus in den 80er und 90er Jahren 112 Das Unbehagen wächst 114 Fußnotenverzeichnis 117 Literaturverzeichnis 126 Register 131 Die Autoren 152

Vorwort Die Touristik ist sicherlich einer der dynamischsten und zukunftsträchtigsten Wirtschaftszweige überhaupt. Veränderungen im Reiseverhalten, Fortentwicklungen des Angebotes und Konzentrationsprozesse sind kaum mehr nachvollziehbar, wenn man nicht als Praktiker und Wissenschaftler ständig den Markt beobachtet. In dieser Situation darf gefragt werden, was ein Buch zur Geschichte des Tourismus überhaupt soll.

Zum einen soll es neu in die Branche Kommenden die Wurzeln des Wirtschaftszweiges beschreiben und Kollegen, die schon in Verantwortung stehen, Parallelen zu heutigen Entwicklungen aufzeigen. Aus der Geschichte lassen sich durchaus auch Fragen von heute und morgen ableiten und Lösungen finden, wie dies in diesem Buch aus der Beschreibung der Entwicklung der Tourismusveibände in Deutschland ganz deutlich wird.

Geschichte kann aber auch unterhalten und ganz nebenbei Zusammenhänge verdeutlichen, weshalb dieses Buch nicht rein chronologisch, sondern auch thematisch gegliedert wurde, wobei die Autoren aufgrund ihrer persönlichen Forschungsschwerpunkte auch einmal weniger wichtige Themen nur schwach beleuchten.

Das Buch wendet sich an Berufsanfanger, Quereinsteiger, Studenten und Auszubildende, aber auch an langjährige Praktiker, die einmal Zeit finden, über das Tagesgeschehen hinaus nach den Ursprüngen ihres Wirtschaftszweiges zu suchen. Besonders interessant ist dabei vielleicht, daß das Buch versucht, die heute sicherlich notwendige Ausdifferenzierung der Tourismuswirtschaft auf Gemeinsamkeiten zurückzuführen.

Trotz eines wissenschaftlichen Anspruches sind die Beiträge leicht lesbar, gelegentlich sogar journalistisch aufgemacht.

Tübingen, München, im Juni 1997 Prof. Dr. Heinrich R. Lang Herausgeber 8

Ägypter, Griechen und Römer hinterlassen ihre Spuren Reisen - ein menschlicher Urtrieb? Das menschliche Verlangen nach Veränderung und Aufbruch ist offensichtlich so alt, wie die Menschheit selbst. So wird bereits im ältesten überlieferten Epos der Menschheit, der im 3. Jahrtausend v. Chr. entstandenen Gilgamesch-Sage, von der Reise des Königs von Uruk zu dem jenseits des Wasser des Todes wohnenden Utnapistim berichtet. Reisen in Ägypten Die Ägypter waren allem Anschein nach das erste Volk, das aus Neugierde, Vergnügen oder zur reinen Erholung Reisen unternahm. Spätestens ab dem sog. Mittleren Reich (ca. 2040 - 1650 v. Chr.) gab es eine rege Rundreise-, Erholungsund Kurtouristik. Es handelte sich dabei vermutlich sogar um die allererste, bescheidene Urform von 'Massentourismus', denn offensichtlich reiste damals nicht nur die gesellschaftliche Oberschicht. Vielmehr war wohl ein größerer Teil der ägyptischen Gesellschaft unterwegs. Aus ihrem reichhaltigen Arsenal an Göttern, hatten die Ägypter einen Gott fiir die Reisenden bestimmt. Allein schon diese Tatsache verdeutlicht die herausragende gesellschaftliche Bedeutung der Reise im Alten Ägypten. Bevorzugte Ziele waren die Stufenpyramiden von Sakkara, die Sphinx und die drei großen Pyramiden von Gizeh, die ab etwa 2600 v. Chr. errichtet worden waren. An den Wänden dieser Bauwerke haben Archäologen die Inschriften ägyptischer Reisender aus der Zeit des Neuen Reiches (um 1552 - 1070 v. Chr.) entdeckt. Interessanterweise gehören gerade die Pyramiden noch heute zu den touristischen Hauptattraktionen und Devisenbringern Ägyptens. Reisen in Griechenland Der griechische Historiker Herodot (um 480 - 421 v. Chr.), war einer der ersten Reisenden und Touristen seines Landes. Seine Reisen können als Bildungsreisen betrachtet werden, denn es war seine erklärte Absicht, Sitten und Gebräuche anderer Länder kennenzulernen. Die Fahrten zum Aeskulaptempel in Epidaurus machen ihn zum Vorläufer heutiger Kurgäste, und die Reisen zum Orakel von Delphi könnte man als Frühform einer Wallfahrt deuten. Herodot bereiste zwischen 455 und 444

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v. Chr. das kleinasiatische Küstengebiet, Ägypten, Nordafrika, das Schwarze Meer, Mesopotamien und Italien. Nicht vergessen darf man Homer, der um 800 v. Chr. mit den Irrfahrten des Odysseus eine der ältesten und phantastischsten Reiseschilderungen verfaßte. Nach der Eroberung Trojas durchlebt der König von Ithaka auf einer 10 Jahre dauernden Heimfahrt zahlreiche Abenteuer. Seit 776 v. Chr. fanden alle vier Jahre im Heiligen Hain von Olympia, im Westen der griechischen Halbinsel Peloponnes, zu Ehren des Göttervaters Zeus Festspiele statt. Den Mittelpunkt der sportlichen Wettkämpfe bildeten die Disziplinen Laufen, Ringkampf, Faustkampf, Fünfkampf, Wagenrennen und Pferderennen. Die Olympischen Spiele waren das größte panhellenische Fest und offenbar zugleich 'Hauptreisezeit'. Sie sollen fast ganz Griechenland auf die Beine und nach Olympia gebracht haben. Wie neuere Ausgrabungen ergaben, blühten Götterverehrung und Sport in Olympia auch unter römischer Herrschaft. Erst Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Spiele durch ein Verbot des christlichen Kaisers Theodosius I. eingestellt. Seit dem achten vorchristlichen Jahrhundert ziehen also in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Scharen von Sportlern, (Sport) Funktionären und Zuschauern zu den Orten dieser sportlichen Großveranstaltungen. Gerade in der heutigen Zeit dürfte die erhoffte postive Auswirkung Olympischer Spiele auf die (Tourismus)Wirtschaft eines Landes oder einer Region ausschlaggebender Beweggrund für die Bewerbung um diese Wettkämpfe sein. Reisen bei den Römern Im Römischen Reich gab es ein Straßennetz, das sowohl qualitativ als auch quantitativ über ein Jahrtausend vorbildlich war. Um 300 n. Chr. hatten die Hauptverkehrsrouten eine Länge von 90 000 Kilometern und führten vom heutigen Großbritannien zum Indischen Ozean und von Spanien nach Ägypten. Daneben gab es noch 200 000 Kilometer an Nebenstrecken. Die Straßen waren zunächst mit einem Unterbau versehen und lediglich aufgekiest. Erst später scheint Steinpflaster üblich geworden zu sein. Die umfangreichen Verkehrsverbindungen entstanden in erster Linie aus militärischen Gründen. Mit ihnen wurde aber gleichzeitig die Grundlage für den zivilen 10

römischen Reiseverkehr gelegt. So ist es nicht verwunderlich, daß es im Römischen Reich bereits seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert eine regelrechte Tourismuswirtschaft gab. Die wohlhabenden Römer besaßen bereits Zweit- bzw. Ferien Wohnungen. Wer es sich leisten konnte, verließ während der heißen und schwülen Sommermonate das übervölkerte Rom. Bevorzugte Sommerziele waren die Albaner- und Sabinerberge oder das Meer. Deutlich drängen sich Parallelen zwischen der sommerlichen 'Flucht aus Rom' und dem heutigen, regelmäßigen sommerlichen Massenexodus aus den industriellen Ballungsräumen auf. In der Antike gab es auch schon Badereisen. Es ist bekannt, daß Römer im Sommer zu den Stränden Ägyptens und Griechenlands zogen. Bevorzugte heimische Ziele am Meer waren die klimatisch besonders begünstigten Golfe von Neapel und SoiTent mit ihren Seebädern, weniger aber die Ostküste. Der bekannteste Ferienort und das erste Luxusbad der Römer war Baiae, das etwa 16 km westlich von Neapel lag. Baiae, ursprünglich ein Heilbad mit Schwefelbädern, Kurhäusern und Wandelhallen, wurde zum Modebad der römischen Führungsschicht und letztlich zum größten Thermalbad der Antike. Obwohl man Baiae zunächst hauptsächlich besuchte, um dort Heilung zu finden, oder doch zumindest die Leiden zu lindern, entwickelte es sich nicht zuletzt durch sein Angebot an Vergnügungen und Glücksspiele zum "Las Vegas der Römischen Welt". Baiae wurde "ein der Keuschheit und Nüchternheit äußerst abträglicher Platz". Es überdauerte den politischen Untergang des Römischen Reiches. Seine Heilbäder wurden bis in die Neuzeit hinein besucht. Auch in der Bundesrepublik zeigt sich in Heilbädern wie etwa Baden-Baden, Badenweiler oder Wiesbaden die Fortführung der römischen Badetradition bis zum heutigen modernen Kurwesen. Auf diese Badetradition gehen auch die gerade in den vergangenen Jahren vermehrt errichteten Thermal- und Freizeitbäder zurück. Als Paradebeispiel aus römischer Zeit seien die Caracallathermen, die zweitgrößte Thermenanlage Roms erwähnt. Das Thermenareal umfaßte rund 110 000 Quadratmeter. Das Badegebäude war 220 Meter lang und 114 Meter breit, der innere Durchmesser des kreisrunden caldariums, des Warmbaderaumes, betrug 35 Meter. Die Gesamthöhe vom Fußboden bis zum inneren Kuppelscheitel des caldariums lag nach Berechnungen etwa zwischen 24 und 35 Meter.

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Die Bauarbeiten zu dieser gigantischen Thermenanlage am Stadtrand des antiken Roms begannen im Jahre 206 n.Chr. 216 eröffnete Caracalla den Badebetrieb. Der Eintritt war für römische die Bevölkerung kostenlos. Nach der Überlieferung sind die Thermen im 5. Jahrhundert n. Chr. noch voll in Betrieb gewesen '. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Insel Ischia im Golf von Neapel, die gerade in den vergangenen Jahren zum Lieblingsziel deutscher Reiseveranstalter wurde. Schon seit Jahrhunderten sind die zahlreichen mehr oder weniger heißen, teilweise auch radioaktiven Mineralquellen und Thermalgärten der Insel Ziel von Erholungssuchenden. Offenbar kamen schon zur Zeit der Griechen Kranke nach Ischia, in der Hoffnung auf Heilung der verschiedensten gesundheitlichen Probleme. Einige der Heilquellen, wie z.B. die in der Cavascura-Schlucht, wurden schon zur Zeit der Römer für therapeutische Zwecke genützt. Die Römer unternahmen auch bereits Bildungsreisen. Viele waren von der kulturellen Überlegenheit der Griechen überzeugt und besuchten deshalb die Überreste ihrer Kultur in Unteritalien und auf Sizilien. Wer es sich leisten konnte, fuhr nach Griechenland. Die klassische Griechenlandtour führte von Athen über Korinth, Epidauros, Sparta, Olympia nach Delphi und von dort zurück nach Athen. Im 2. Jahrhundert n. Chr. schrieb Pausanias einen zehnbändigen Reiseführer über Griechenland, mit dem er zum "Baedeker des Altertums" wurde. Seit der Unterwerfung Ägyptens (nach 31 v. Chr.) wurde auch dieses Land bereist. Zwischen 284 und 220 v. Chr. entstand eine Liste der sieben Weltwunder, die genau regelte, was man als Reisender alles gesehen haben mußte. Pflichtziele waren die Pyramiden von Gizeh, der Leuchtturm auf der Insel Pharos bei Alexandria, der Koloß von Rhodos, der allerdings 227 v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört wurde, das Mausoleum zu Halikarnassos, das Zeusstandbild des Phidias in Olympia, der Tempel der Artemis zu Ephesus und die Hängenden Gärten zu Babylon. Mit dem Ende des Römischen Reiches verfielen auch die Straßen. Dies bedeutete zugleich das Ende des touristischen Reiseverkehrs. Während des gesamten folgenden Mittelalters wurde das Reisen nicht nur mühsamer, sondern vor allem auch unsicherer.

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Reisen im Mittelalter "Die Völkerwanderung, der Zusammenbruch des Imperiums im Westen und seine Schwächung im Osten durch Araber und Awaren, die Teilung des Mittelmeerraumes in christliches Abendland und islamischen Orient, die politische Regionalisierung des Lebens im Westen und schließlich auch der Zerfall der materiellen Kultur beendeten den antiken Tourismus und reduzierten das Reisen überhaupt: Verbindungen brachen ab, Straßen zerfielen, Reisen wurden beschwerlich und gefährlich, bedeutete nicht nur jähen Wechsel zwischen unterschiedlichen Sprachen, Völkern und Herrschaftsräumen, sondern auch Preisgabe von Sicherheit und Bequemlichkeit"2. Mittelalterliche Reisetradition Trotz der ungünstigen Ausgangslage nach dem Untergang des Römischen Reiches hat es während des Mittelalters, mit dem hier im wesentlichen der Zeitraum zwischen 500 und 1500 gemeint ist - zumindest in Westeuropa - offensichtlich immer Reisende gegeben. Lange Zeit waren dies hauptsächlich Krieger, Mönche oder Einzelgänger. Das Reisen war überwiegend zweckgerichtet. Besonders deutlich wurde das mit den Kreuzzügen, die zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert die Befreiung Jerusalems von den Moslems zum Ziel hatten. Dies ist auch die Zeit, in der Könige und Kaiser beinahe ständig unterwegs waren, um zu regieren. Zu den Hoftagen in Merseburg, Quedlinburg, Goslar, Bamberg, Worms, Trier, Köln, Regensburg, Speyer, Würzburg, Mainz oder Fulda reisten die Herrscher mit ihrem gesamten Hofstaat an. Zwar gab es bereits Herbergen, doch Kaiser, König und Hofstaat erhielten Unterkunft und Verpflegung meist in den Klöstern. Wie ein roter Faden ziehen sich durch die mittelalterliche Geschichte auch die Italienzüge der Herrscher des Deutschen Reiches. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts kommt aber in die "Reise-Bewegung' ein bisher in diesem Maße nicht gekannter Schwung. Der Vorgang erlangt "quantitativ und qualitativ ein neues Aussehen". Diese Erscheinung wurde bereits in Verbindung mit einer Vorläuferbewegung des modernen Tourismus gebracht. Gerade im Spätmittelalter, in der Zeit von etwa 1300 bis zur Reformation, war das 'Unterwegssein' für die Gesellschaft kennzeichnend, und zwar nicht nur für das Deutsche Reich. Aus bisher offenbar nicht eindeutig geklärten Gründen trat es hier aber besonders deutlich hervor.

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Pilger- und Wallfahrten Le bezeichnet die Pilgerfahrt im Spätmittelalter als "Die Erscheinung..., die im höchsten Grad die Beweglichkeit der Gesellschaft jener Zeit spiegelt, die alle Stände auf die Straßen treibt und sie mit Abenteuergeist und dem tiefsten religiösen Verlangen erfüllt..."Schmugge sieht eine deutliche Verwandschaft zwischen den regelmäßigen Wallfahrten und "dem modernen Urlaubsgedanken (in einer selbstverständlich noch religiösen Form)" 4. Elkar schreibt: "Die Pilgerschaften waren die ersten Formen organisierten Reisens größeren Stils mit Herbergswesen, Krankenfürsorge und Reiseleitern. Die Pilgerführer enthalten die ältesten Klugheitsregeln und Anweisungen für Reisende überhaupt" 5. Eine besondere Blüte erlebte nach der Mitte des 11. Jahrhunderts die Wallfahrt zum heiligen Jakob nach Santiago de Compostela, für die um 1139 ein eigener Pilgerführer erstellt wurde. Die Wallfahrt bzw. Pilgerfahrt ist diejenige Reiseform, die seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart auch von großer touristischer Bedeutung ist. Seit dem späten Mittelalter beteiligten sich an den Pilgerfahrten alle sozialen Schichten, auch Frauen und sogar Kinder. Es wurde die These aufgestellt, daß jeder Mensch zumindest einmal in seinem Leben eine Pilgerfahrt unternommen hat. Die Fahrten waren entsprechend der Länge des Weges in Fempilgerfahrten (z.B. nach Rom, Jerusalem oder Santiago), überregionale Pilgerfahrten (z.B. nach Bari, Mont Saint-Michel, Einsiedeln) und lokale Pilger- bzw. Wallfahrten zu nahegelegenen Zielen unterteilt. Der Aufbruch zu einer Pilgerfahrt erfolgte in der Regel entweder als freiwillige Entscheidung oder war aufgrund eines Gelübdes religiös motiviert. Offensichtlich wurden auch nicht wenige Pilgerfahrten zur Abbüßung von Strafen angetreten. Weitere nicht zu unterschätzende Gründe für die Zunahme der Pilgerfahrten seit dem 11. Jahrhundert sind das Bevölkerungswachstum, die technischen Neuerungen und vor allem der soziale Wandel. Verstärkt wurden auch außerreligiöse Gründe für eine Pilgerfahrt mitentscheidend: "Pilgerfahrten als Zeitvertreib oder aus Prestigedenken waren seit dem 14. Jahrhundert zwar nicht die Regel, nahmen jedoch deutlich zu" 6 . Die Versorgung der Pilger hatten hauptsächlich kirchliche Einrichtungen, wie z.B. Klöster, übernommen. Unterkunft fanden die Reisenden aber auch in Kirchen. In Santiago verbrachten die Pilger in der Regel die erste Nacht in der Kathedrale, die aus diesem Grunde niemals geschlossen wurde. Neben kirchlichen Institutionen hatten sich offensichtlich bereits seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ver14

schiedene Gewerbezweige auf die berufsmäßige Beherbergung und Verpflegung der Pilger spezialisiert. Hinweise darauf finden sich in Passagen aus der Predigt Veneranda dies im Uber Sancti Jacobi, die den Betrug der Wirte, Krämer und Händler anprangern. Die Nähe zu gewissen Fehlentwicklungen des neuzeitlichen (Massen)Tourismus ist deutlich erkennbar! Bedingt durch die Reformation, die Glaubenskriege und die politische Entwicklung der frühen Neuzeit, erlebten die Wallfahrten seit etwa der Mitte des 16. Jahrhunderts eine große Krise. Eine erneute Blütezeit brach für die Pilgerfahrten erst wieder im 17. Jahrhundert an, als sie im von starker Volksfrömmigkeit geprägten Barock zu einer Massenbewegung wurden. Die vor allem auch wirtschaftliche Bedeutung der Pilgerfahrten bzw. Wallfahrten hält bis heute an. So kamen zum Heiligen Jahr 1983 schätzungsweise 18 Millionen Gläubige nach Rom. Das nächste Heilige Jahr feiert die katholische Kirche im Jahr 2000. Vorsichtige Schätzungen gehen von mindestens 40 Millionen Pilgern, Reisenden und Neugierigen aus, die dann in die Ewige Stadt mit ihren vier Millionen Einwohnern kommen werden. Bemerkenswert ist allerdings auch, daß sich die traditionelle Pilger- bzw. Wallfahrt heute immer mehr zu einer anspruchsvollen Studienreise entwickelt. Zunftgesellen Ähnlich wie die Pilger zeichnen sich vor allem die Handwerksgesellen bereits seit dem Mittelalter bis teilweise in die unmittelbare Gegenwart durch eine besonders große Mobilität aus. Quellenmäßig wird der Wanderbrauch junger Handwerksgesellen erst nach der Mitte des 14. Jahrhunderts in größerem Umfang erfaßbar. Offensichtlich handelt es sich bei den Wanderungen aber nicht um eine vollständig neue Entwicklung. Die Handwerker haben über ihre Reisen selten Aufzeichnungen gemacht. Im Mittelalter hat es auch weder Wanderbücher noch eine amtliche Registrierung der Handwerker gegeben. Dadurch wird eine quantitative Beurteilung des Gesellenwanderns wesentlich erschwert. Die Bemühungen, herauszufinden, weshalb die einzelnen Handwerksgesellen auf die Wanderschaft gegangen sind, verlieren "nie ganz den Charakter des Spekulativen" 7. Dennoch werden einige Hauptgründe deutlich erkennbar. So zwang die Spezialisierung, wie sie an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert in vielen Gewerben deutlich wird, die Handwerker dazu, 15

berufliche Erfahrungen auch außerhalb ihres unmittelbaren Lebensraumes zu sammeln. Das Wandern erfolgte hierbei also aus Gründen der Fort- und Weiterbildung. Ebenso dürften die politischen und sozialen Veränderungen, wie sie sich seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in vielen Städten vollzogen, beträchtlich zum Gesellenwandern beigetragen haben. Auch bloße Neugier und Femweh hatten offensichtlich eine gewaltige Antriebskraft. Dies wurde von den Gesellen immer wieder bestätigt. Man darf nicht vergessen, daß es sich bei den Gesellen um Halbwüchsige im Alter von etwa 15 bis 20, höchstens 25 Jahren gehandelt hat. Diese Altersgruppe stellt auch heute noch mit die mobilste Bevölkerungsschicht dar. Durch die zunehmenden Abschließungstendenzen bei den Zünften wurde es immer schwieriger, eine Meisterstelle zu erhalten. Somit hing die Mobilität der Gesellen auch mit dem Aufspüren von Berufsmöglichkeiten in fremden Städten, Regionen oder gar anderen Ländern zusammen. Es ließe sich hierbei manche moderne Parallele ziehen. Der zunächst freiwillige Wanderbrauch entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur Wanderpflicht. Sie diente den Zünften zur Ausschaltung eines unangenehm werdenden Konkurrenzdruckes. Teilweise sollte die Wanderpflicht wohl auch die Arbeitslosigkeit verdekken helfen, und außerdem war die Wanderschaft eine Vorbedingung für die Erlangung des zünftigen Meisterrechts. Die geographische Verbreitung der Gesellenwanderungen soll hier nicht näher untersucht werden. Es sei nur daraufhingewiesen, daß spätestens seit der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert deutsche Gesellen auch häufiger in das Ausland wanderten. Zu den begehrtesten Zielen gehörten die Schweiz, Holland, Dänemark und Schweden sowie Ungarn und Polen. Weniger beliebt waren offensichtlich die romanischen Länder Italien, Frankreich und Spanien. Im Laufe des 17. Jahrhunderts kamen die deutschen Handwerksgesellen auch nach England und Rußland. Scholaren und Studenten Eine bedeutende Gruppe von Reisenden besteht im Mittelalter - und in gewisser Weise sogar bis in die unmittelbare Gegenwart hinein - aus den fahrenden Schülern und Studenten. Mit dem Aufkommen der Scholastik in Frankreich und der Rechtswissenschaft im Italien des 12. Jahrhunderts setzte eine gewaltige Wissenserweiterung ein. Dies förderte auch die Entstehung entsprechender Bildungsstätten.

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In Europa gab es damals noch sehr wenige Hochschulen. Um eine Universität zu erreichen, mußte der Student in aller Regel eine Reise unternehmen. Zum Studium gehörte also "das Exil, der Auszug aus der Heimat, die Wanderung". Bevorzugte Bildungsstätten waren damals u.a. Paris und Oxford. Über die von den Studenten zurückgelegten Wege gibt es wenige Aufzeichnungen. Unbekannt bleiben auch meist die Umstände ihrer Reisen, die Gefahren oder die Schutzvorkehrungen. Dadurch ist es nahezu unmöglich, verallgemeinernde Aussagen über die Reisen der Studenten zu machen. Dies hängt hauptsächlich damit zusammen, daß - im Gegensatz zu den Pilgern und Handwerksgesellen - bei den Studenten nicht die Reise, sondern der oft mehrere Jahre dauernde Aufenthalt am Studienort von zentraler Bedeutung war. Nicht die Reise erscheint berichtenswert, sondern der Aufenthalt am Studienort. In diesem Zusammenhang muß auch das Bild vom Studenten korrigiert werden, der angeblich während seines Studiums verschiedene Hochschulen besucht hat. Man kann davon ausgehen, daß maximal 20 25 % der Studenten ihre Universität wechselten.

Die neue Zeit des Reisens Bis zur frühen Neuzeit war das Reisen in erster Linie eine Notwendigkeit zum Erreichen eines übergeordneten Ziels. Kreuzzüge wurden nicht aus Vorliebe für abenteuerliche Reisen in ferne Länder unternommen, sondern um das Heilige Land von der islamischen Herrschaft zu befreien. Um Sünden abzubüßen oder Gelübde zu erfüllen, nahmen Pilger den langen und beschwerlichen Weg nach Santiago de Compostela auf sich. Für Kolumbus war der zu erwartende materielle Gewinn auch eine wesentliche Antriebskraft für seine Seereisen. Viele Reisende kehrten aber nicht mehr nach Hause zurück, denn schlechte und unsichere Verkehrswege ließen die Reise oft zum lebensgefahrlichen Abenteuer werden. Wenn zwar bei Ägyptern, Griechen und Römern teilweise schon erste Ansätze von 'Tourismus' erkennbar sind, so dauerte es doch noch bis zum 18. Jahrhundert, bis das Kennenlernen von Land und Leuten hauptsächliches Reisemotiv wurde und die Reise damit zum Selbstzweck. Mit der von England ausgehenden Grand Tour entstand die grundlegende Frühform des Tourismus. Bis zum heutigen Verständnis von Urlaubsreisen dauerte es aber nochmals fast zwei Jahrhunderte.

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Die Grand Tour (17. und 18. Jahrhundert) Ein Adeliger, der nicht mehrere Jahre im Ausland gewesen war, wurde von Minderwertigkeitsgefühlen und sozialem Druck geplagt"8. Im 17. und vor allem im 18. Jahrhundert reisten immer mehr Engländer auf den Kontinent. Es ist zwar sehr schwierig, genaue Angaben über die Anzahl der Reisenden zu machen, deutlich wird aber, daß es - verglichen mit dem vorhergehenden Jahrhundert - eine beträchtliche Steigerung im Reiseverkehr gegeben hat. Im Jahre 1750 kamen ca. 20 000 Engländer über die Straße von Dover nach Frankreich, 1875 waren es schon etwa 40 000. Diese Reisefreudigkeit breitete sich allmählich über ganz Europa aus, die 'Grand Tour1 blieb jedoch die ureigenste Domäne der Engländer. Im Vergleich dazu war die Mobilität anderer Nationen bescheiden. Die Reise wird jetzt erstmals in ihrer Geschichte zum Selbstzweck. Das Kennenlernen von Land und Leuten ist das hauptsächliche Reisemotiv. Die Grand Tour kann deshalb als grundlegende Frühform des Tourismus betrachtet werden. Im 18. Jahrhundert war das Reisen noch ein Adelsprivileg. Die Masse der Bevölkerung verfügte weder über die erforderliche (Frei)Zeit noch über die notwendigen finanziellen Mittel. Gerade für den englischen Adel bestand eine moralisch begründete Reisepflicht. Dies erklärt zumindest teilweise, weshalb englischen Adeligen bei der touristischen Erschließimg Europas bis zum Anfang unseres Jahrhunderts die Rolle der Trendsetter zukam. Bei der zeitlichen Abgrenzung der Grand Tour werden in der Literatur unterschiedliche Ansichten vertreten. Günter legt ihren Anfang auf die Mitte des 16. Jahrhunderts 9 . Nach Turner/Ash gibt es den ersten Hinweis auf die Grand Tour 1679 mit der Veröffentlichung von Richard Lassais 'An Italian Voyage' l0 . Opaschowski ist der Ansicht, daß die "Kavaliersreisen der jungen Adligen" im 16. und 17. Jahrhundert beginnen Nach Prahl/Steinecke war im 17. und 18. Jahrhundert die Grand Tour "das gesellschaftlich definierte Reiseverhalten der Oberschichten" 12. Miethke schließlich weist daraufhin, daß beim Adel eine mittelalterliche Studienlaufbahn nicht leicht von einer Kavalierstour zu unterscheiden war 13 . In seiner wegen der Vielfalt des ausgewerteten zeitgenössischen Quellenmaterials als grundlegend für die Betrachtung der Grand Tour zu bezeichnenden Arbeit macht 18

Black deutlich, daß der Höhepunkt der Grand Tour in das 18. Jahrhundert fallt14. Diese Ansicht vertreten auch Turner/Ash. Als "Golden Age of the Grand Tour" betrachten sie die Jahre 1763 - 1793 ls . Eindeutiger als der Beginn ist das Ende der Grand Tour bestimmbar. Sie endet mit der Französischen Revolution und den nachfolgenden, napoleonischen Kriegen. Dem englischen Adel war es nicht mehr möglich, gefahrlos, frei und unbehindert das Ausland zu bereisen. Er bevorzugte jetzt verstärkt inländische Ziele und entdeckte die Vorzüge des Kurortes bzw. Seebades. Zur gleichen Zeit suchte aber das Bürgertum verstärkt die bisherigen Reiseziele des Adels auf, unternahm jedoch trotz ausreichender finanzieller Mittel deutlich kürzere Reisen. In ihrer klassischen Ausprägung war die Grand Tour eine in aller Regel mehrere Jahre dauernde Reise eines jungen englischen Adeligen. Der Adelssproß wurde von einem älteren Diener, Mentor oder Tutor begleitet. Von England aus ging die Reise über den Ärmelkanal nach Frankreich, wo zunächst in Paris ein längerer Zwischenaufenthalt eingelegt wurde. Danach ging es weiter nach Italien. Die als besonders wichtig betrachteten Städte waren in der Reihenfolge ihrer vermeintlichen Bedeutung Rom, Venedig, Florenz und Neapel. Die Rückreise erfolgte in der Regel über die Schweiz, Deutschland und die Niederlande. Die klassische Grand Tour gab es auch noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Jetzt reisten aber nicht mehr nur junge, vermögende Adelige, sondern auch Frauen, ältere Menschen und sogar ganze Familien, die in der Regel ohne Führer unterwegs waren. Bevorzugte Ziele dieser Reisenden waren Paris und die Niederlande. Immer mehr Engländer zog es auch in das östliche Zentraleuropa, besonders nach Berlin, Dresden und Wien. Selten waren englische Reisende in Skandinavien, Spanien, Süditalien, Sizilien, dem Balkan oder Griechenland anzutreffen. Die Reisefreudigkeit der Engländer wurde von der Mehrzahl ihrer eigenen Landsleute deutlich abgelehnt. Starke Kritik an den Auslandsreisen gab es offensichtlich während des gesamten 18. Jahrhunderts. Dabei war die Kritik offenbar bedeutend lauter als Stimmen, die sich zur Verteidigung der Grand Tour erhoben. Nach häufig geäußerter zeitgenössischer Ansicht waren die englischen Adelssöhne noch zu jung und im Leben zu unerfahren, um von ihrem Auslandsaufenthalt wirklich profitieren zu können. Besonders harsche Kritik ist von Lord Carpenter überliefert, der 1717 schrieb: "There are indeed some that go abroad meerly to eat 19

and to sleep: and they think if they have been at the places it is enough for them: of this number are generally those that travel young with governors: who sometimes come home as knowing as they went out". Bei den Auslandsreisen boten sich scheinbar gute Gelegenheiten für sexuelle Abenteuer. Die Reisenden waren in aller Regel jung, gesund und reich und - wenn überhaupt - wenig beaufsichtigt. Es bestand die berechtigte Angst vor Geschlechtskrankheiten, gegen die es damals teilweise noch keine Heilmittel gab. Offensichtlich tranken auch viele englische Reisende bedeutend mehr als ihnen guttat. Alkohol war billig und leicht erhältlich. Entscheidend war sicherlich auch, daß Alkoholismus gesellschaftlich zumindest nicht geächtet war. Besonders angegriffen haben die Reisekritiker - vor allem seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts - auch die hohen Reisekosten. Die öffentliche Meinung Englands fürchtete aber nicht weniger die Versuchung, die vom Katholizismus auf die Reisenden ausgehen könnte. Es bestand die Angst, daß gerade junge Adelige für den katholischen Glauben anfallig seien. Bei der negativen Beurteilung der Auslandsreisen spielte aber sicherlich auch Fremdenfeindlichkeit eine gewisse Rolle. Die Engländer unternahmen die Grand Tour aus unterschiedlichsten Gründen. Zu den wichtigsten zählen die Erhaltung der eigenen Gesundheit, kulturelle Motive, die Erziehung und Ausbildung, später dann auch das reine Vergnügen. Die oft aus gesundheitlichen Gründen unternommenen Auslandsreisen waren sicherlich das Privileg einer kleinen gesellschaftlichen Minderheit. Bekannt ist z.B. die Reise von Henry Fielding, der 1754 wegen seiner Krankheit nach Lissabon fuhr, wo er dann verstarb. Italienreisen unternahm man oft, um die italienische Kunst und Architektur vor Ort bewundern zu können. "Der europäische Adel interpretiert im 18. Jahrhundert den Mittelmeerraum als Wiege der europäischen Kultur" Günter weist daraufhin, daß Italien bis weit in das 17. Jahrhundert in Europa die kulturelle Führungsposition hatte und daß sich die allgemeine Italienbegeisterung z.B. auch auf die politische Kultur übertrug 17 Wesentliches Ziel der Grand Tour war deshalb zumindest in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts - die Vervollständigung und Abrundung der Erziehung des jungen Adeligen. Besonders im späten 18. Jahrhundert galt das Interesse der Reisenden aber immer häufiger Palästen, Kirchen, Gemäldegalerien oder Bibliotheken. Es wurde Mode, von den Italienreisen Gemälde, Statuen oder sonstige antike Erinnerungsstücke mit nach Hause zu nehmen. 20

Opaschowski sieht die Grand Tour als einen pflichtmäßigen "Bestandteil des adeligen Eiziehungs- und Ausbildungsprogramms" Neben der Vervollständigung der Bildung bzw. Erziehung war die Verfeinerung der gesellschaftlichen Umgangsformen Hauptziel der Reise. Speziell an den Fürstenhöfen konnten die benötigten gesellschaftlichen Umgangs- und Lebensformen erlernt werden. Um jedoch an den Fürstenhof zu gelangen, waren Empfehlungsschreiben notwendig. Diese erhielten die jungen Adeligen von ihrer Familie. Erst dadurch öffneten sich ihnen die Tore zur örtlichen Adelsgesellschaft. Praktischer Vorteil dieser Regelung war, daß die (adeligen) Reisenden gewerbliche Unterkünfte üblicherweise nur dort benutzen mußten, wo sie sich nicht länger aufhielten. Die erzieherische Funktion der Grand Tour führten die Zeitgenossen mit als zentrales Argument zur Verteidigung der Reisen an. Auf dem Ausbildungsprogramm der Adeligen standen z.B. Tanzen, Reiten und Fechten. Fremdsprachen wurden gelernt oder ihre Beherrschung verbessert. Zur Erziehung gehörte aber auch das Knüpfen gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Verbindungen sowie standesgemäßes Auftreten und das Erlernen der dafür benötigten Umgangsformen. "Ausbildung, Bildung und erst zuletzt Vergnügen waren die großen Ziele der Tour" Das Motiv des Vergnügens rückte erst im späten 18. Jahrhundert immer deutlicher in den Vordergrund. Die grundlegenden Triebfedern der Grand Tour faßt Black folgendermaßen zusammen: "this conflation of social and educational aspects was possibly crucial in the development of the concept of the Grand Tour in its classic mould - education for aristocratic youth - but during the course of the 18th century the stress on educational aspects declined ... Leisure clearly became more of an accepted aspect of foreign travel" 20.

Reisen bildet Die bürgerliche Bildungsreise Spode weist darauf hin, daß die bürgerliche Bildungsreise in einigen Formen des heutigen Tourismus fortlebt und auch einen gewichtigen Beitrag zur Entstehung des Tourismus geleistet hat. Er macht aber ebenso deutlich, daß sich die bürgerliche Bildungsreise zu keiner eigenständigen touristischen Reiseform entwickelt hat 21 . Mehr als fraglich erscheint die Ansicht Opaschowskis, wonach sich die Bildungsreise 21

im Laufe des 19. Jahrhunderts zur traditionellen Reise der Deutschen entwickelt haben soll22 Zeitlich wie inhaltlich überschneidet sich die bürgerliche Bildungsreise mit anderen Reiseformen. Deshalb wird sie hier nur am Rande abgehandelt. Die bürgerliche Bildungsreise wurde "Uberwiegend oder ausschließlich mit dem Ziel unternommen ..., durch die persönliche Begegnung mit der Natur, mit den Menschen und ihrer Kultur das Wissen zu erweitem, persönliche Fähigkeiten auszubilden, den Geschmack zu verfeinem und die Urteilsfähigkeit zu schärfen. Im Unterschied zur Forschungsreise sucht sie ihre Ziele zumeist im Umkreis der eigenen Kultur ... Da sie sich in der Regel Orten zubewegt, die im Selbstverständnis eines bestimmten Kulturkreises als bedeutend und sehenswert gelten, bewegt sie sich auf die Geschichte zu, auf die in ihr vermittelten Monumente, Überreste und Schauplätze"23. Diese Begriffsbestimmung verdeutlicht bereits die Nähe zur Grand Tour. Eines ihrer großen Ziele war nämlich ebenfalls der Erwerb von Bildung. Ludwig ist sogar der Ansicht, daß die Grand Tour "in erster Linie eine Bildungsreise" war u . Reiseziele der jungen Bürger waren die historischen Stätten Italiens, Griechenlands oder Frankreichs. Mit zu den ersten Vertretern der bürgerlichen Reisenden wird der französische Philosoph Michel de Montaigne gerechnet. Im Jahre 1580 reiste er in 17 Monaten durch die Schweiz und Süddeutschland nach Italien. Sein Reisetagebuch wurde aber erst 1774 veröffentlicht. Der Schwerpunkt der bürgerlichen Bildungsreise liegt im 18. Jahrhundert. Besonders nach 1789 kann diese Reiseform teilweise als bürgerliche Fortfuhrung einer adeligen Reisetradition gesehen werden. Jean Jacques Rousseau hatte als Ergebnis seiner Reisen 1761 den Roman "La nouvelle Heloise" veröffentlicht, in dem mit großer Begeisterung die landschaftliche Schönheit der Schweiz beschrieben wird. Das "Journal meiner Reise im Jahre 1769" ist die Beschreibung von Johann Gottfried Herders Reise, die er im Juli 1769 in Riga antrat und im März 1770 beendete. Sie führte ihn über Kopenhagen und Helsingör durch den Ärmelkanal, weiter nach Paimboeuf an der Loire-Mündung bis nach Nantes. Dort hielt er sich dreieinhalb Monate auf. Über Paris reiste er nach Brüssel, Antwerpen, Leiden, Amsterdam, Hamburg, Kiel und schließlich zurück nach Eutin in Holstein. Die erste vollständige, jedoch sehr fehlerhafte Veröffentlichung des Reisejournals gab es erst 1846. 22

Zu den bekanntesten bürgerlichen Reisenden gehört Johann Wolfgang von Goethe. Wie er selbst schrieb, stahl er sich am 3. September 1786 um drei Uhr früh aus Karlsbad fort, um nach Italien zu reisen. Im Juni 1788 kehrte er nach Deutschland zurück. Das Tagebuch seiner italienischen Reise veröffentlichte er aber erst 30 Jahre später. Der soziale Bewegimgsraum der bürgerlichen Reisenden war ziemlich klein. "Sie bewegten sich innerhalb eines dichten Netzes der sich bildenden oder gebildeten Gesellschaft, die für das Leben eines fremden Volkes im Ausland nur wenig Interesse zeigte. Sie blieben unter sich, sowohl vom Bildungsstand, vom Geschlecht als auch vom Alter her, denn es reisten fast nur junge aufgeschlossene Leute. Das gab ihnen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit"2S. Auch in diesem Fall wird die Nähe zur Grand Tour wieder deutlich. Einen besonderen Einfluß hatten die bürgerlichen Bildungsreisen auf die zeitgenössische Literatur. Neben den schon angeführten Werken sind besonders hervorzuheben Christian Weises "Drei Erznarren" (1672), Christian Reuters "Schelmuffsky" (1696), Laurence Sternes "Sentimental Journey" (1768), Wilhelm Heinses "Ardinghello" (1787), Goethes "Wilhelm Meister" (1821) und Jean Pauls "Levana" (1807). Die unmittelbarste Beziehung der typischen bürgerlichen Bildungsreise des 18. Jahrhunderts zur Gegenwart besteht wohl darin, daß eine gewisse Verwandtschaft zu den heutigen 'Studienreisen' erkennbar ist. Entdecken - Forschen - Kolonisieren "Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdekkung". (Lichtenberg) Ähnlich wie die bürgerliche Bildungsreise überschneiden sich die Entdeckungs- und Forschungsreisen zeitlich mit anderen Reiseformen. Die Ära der Entdeckungsreisen nach Übersee begann Ende des 15. Jahrhunderts mit den Fahrten der Portugiesen und Spanier zu den Küsten und Inseln Mittel- und Südamerikas. Erstmals wurden unter Einsatz des eigenen Lebens - Reisen in bisher unbekannte oder lediglich vermutete Gebiete unternommen. Die Geschichte des Reisens trat damit in eine neue Dimension. Es war eine Besonderheit der großen Expeditionen am Ende des 15. 23

Jahrhunderts, daß sie von den Regierungen Portugals und Spaniens aktiv gefördert und unterstützt wurden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß die Spanier 1492 die letzten Mauren aus ihrem Land vertrieben hatten. Die siebenhundert Jahre der Rückeroberung (Reconquista) gingen nahtlos über in die Eroberung (Conquista) der Neuen Welt.

Wichtige Entdeckungsreisen Ende des 15. Jahrhunderts Allererste Ansätze der Entdeckungsreisen können bis zur Jahrtausendwende zurückverfolgt werden. Damals stießen Wikinger unter Leif Eriksson auf ihren Fahrten bereits bis nach Grönland und Nordost-Amerika vor. Und der Venezianer Marco Polo bereiste mit seinem Vater und einem Onkel von 1271 bis 1295 Zentral-, Ost- und Südasien. Bis fast zum Ende des Mittelalters fuhren Seefahrer nur an den Meeresküsten entlang, ihre Schiffe waren für eine mögliche Überquerung des Ozean nicht geeignet. Auch Leif Eriksson hatte Neufundland auf der Küstenroute über Island und Grönland erreicht. Erst Ende des 15. Jahrhunderts entstanden Schiffe, die für Hochseefahrten tauglich waren. Gleichzeitig wurden die benötigten Navigationsinstrumente für Ozeanüberquerungen erfunden. Erst dies ermöglichte die Entdeckungsreisen seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. 1492 'entdeckt' Christoph Kolumbus (1451 - 1506) Amerika. Wohl kaum ein anderer Name ist so mit den Entdeckungsreisen verbunden, wie der des aus Genua stammenden Abenteurers. Nach jahrelangen Versuchen, einen Geldgeber zu finden, gewann Kolumbus das spanische Königshaus für seine Idee, daß man bei einer Fahrt von Europa übers Meer nach Westen schließlich Indien erreichen müßte. Diesen Gedanken hatten zuvor schon Aristoteles und später der Römer Seneca geäußert. Am 3. August 1492 stach Kolumbus mit seinen drei Schiffen "Santa Maria", "Nina" und "Pinta" sowie 120 Mann Besatzung vom südspanischen Hafen Palos aus zur ersten seiner insgesamt vier Reisen zur Erkundung des Seeweges nach Indien in See. Nach zehnwöchiger Fahrt landete er am 12. Oktober 1492 auf der Bahamainsel Guanahani, die er "San Salvador" nannte. Kolumbus war fest davon überzeugt, Indien erreicht zu haben. Auf dieser Reise kam er noch nach Kuba und Haiti, betrat jedoch nicht das nordamerikanische Festland.

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Die besondere Bedeutung der Expedition des Kolumbus im Jahr 1492 liegt darin, daß dies "die erste transatlantische Seereise" war, "die sofortige, bedeutende und bleibende Ergebnisse zeitigte". "Seit dieser Zeit zog ein ständiger Strom von Menschen, Pflanzen und Tieren von Europa nach Amerika und wieder zurück. Christoph Kolumbus brachte Amerika fest in den europäischen Wirkungsbereich" 26 . Andererseits kann diese Reise als Beginn der weltweiten Hochseeschiffahrt und damit auch der modernen Entdeckungsreisen gesehen werden, die heute jedermann an Bord komfortabler Kreuzfahrtschiffe unternehmen kann. 1487 umsegelt der Portugiese Bartholomäus Diaz (ca. 1450 - 1500) das Kap der Guten Hoflnung, die Südspitze Afrikas. Wegen starker Stürme erzwingen die Matrosen jedoch die Rückfahrt nach Lissabon. 1497 - 1504 bereist Amerigo Vespucci (1451 - 1512) die Neue Welt. Nach ihm wurde der eigentlich von Kolumbus entdeckte neue Kontinent - auf Vorschlag des deutschen Geographen Martin Waldseemüller - "Amerika" genannt. Auf einer Reise im Jahre 1501 hatte der in portugiesischen Diensten stehende Italiener Vespucci herausgefunden, daß die Küste Brasiliens zur Neuen Welt gehört und nicht ein Teil Asiens ist. 1498 entdeckt der Portugiese Vasco da Gama (ca. 1469 - 1524) bei seiner Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung den Seeweg nach Ostindien. 1519 - 1522 gelingt einer Expedition unter dem in spanischen Diensten stehenden Portugiesen Ferdinand Magellan (um 1480 - 1521) die erste Weltumsegelung, mit der gleichzeitig auch die Kugelgestalt der Erde nachgewiesen wurde. Magellan sollte für Karl V. einen Westweg zu den Molukken in Ostindien finden, um das portugiesische Handelsmonopol auf diesen Gewürzinseln zu brechen. Die Inseln im IndischMalayischen Archipel waren damals zwischen Spanien und Portugal hart umkämpft. Von den fünf Schiffen Magellans und 256 Mann Besatzung kam nach dreijähriger Abwesenheit am 6. September 1522 nur noch ein Schiff mit 18 Mann Besatzung in den spanischen Hafen Sanlucar zurück. Die mitgebrachten Gewürze deckten jedoch nicht nur die Kosten für die Magellan-Expedition, sondern warfen für die spanische Krone zusätzlich noch einen beträchtlichen Gewinn ab. Magellan erlebte die Rückkehr nach Spanien nicht mehr. Auf dem Weg zu den Molukken landete er 1521 auf den zu den Philippinen gehörenden Lazarus-Inseln. Zunächst versuchten er und seine Begleiter die Eingeborenen zum Christentum zu 25

bekehren, als sich die Spanier dann noch in interne Streitigkeiten der StammesfÜrsten einmischten, wurden Magellan und acht seiner Matrosen am 27. April 1521 von den Insulanern getötet. Das Ausmaß der Strapazen, denen sich die Pioniere der Entdeckungsreisen aussetzten, ist für heutige Touristen schwer vorstellbar. Entsprechend groß muß die (Reise)Motivation gewesen sein, die als Mindesteinsatz das eigene Leben forderte. Opaschowski weist darauf hin, daß für die Reisen hauptsächlich macht- und handelspolitische Ziele ausschlaggebend waren: "Gewinnsucht, Abenteuerlust und religiöser Eifer sind ihre Motive gewesen" 27 . Nach den Entdeckern kamen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Eroberer. Im Zeitraum von nur 15 Jahren gelang es Spaniern in Mittel- und Südamerika, die indianischen Hochkulturen der Azteken, Maya und Inka zu vernichten. 1519 -1521 erobert Herman Cortei Mexiko. Das Reich der Azteken unter ihrem Herrscher Montezumas wird vernichtet. 1531 - 1534 erobert Francisco Pizarro Peru und zerstört das Inkareich. Der materielle Beweggrund der Erobeningen lag in der Suche nach den Edelmetallen Gold und Silber. Moralisch wurden die blutigen Kriegszüge mit dem Hinweis auf die Bekehrung der Heiden zum christlichen Glauben gerechtfertigt: "Die Konquistadoren mögen Räuber gewesen sein, die Mission erfüllte sie aber ebenso"2*. Wie bereits erwähnt, folgten den großen Entdeckungen die Eroberungen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Während des 17. Jahrhunderts begann in vielen Fällen die koloniale Unterwerfung. Dieses Schicksal teilten sich Amerika, Afrika sowie weite Teile Asiens und des Pazifiks. 1584: Virginia, die erste englische Kolonie in Nordamerika, wird durch Walter Raleigh gegründet. 1607: Gründung von Jamestown (Virginia) 1621: Englische Glaubensflüchtlinge (Pilgrim Fathers) errichten eine Siedlung in Massachusetts.

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Wichtige Entdeckungsreisen seit dem 18. Jahrhundert Die großen Entdeckungsreisen Ende des 15. Jahrhunderts haben auch eine Tradition begründet, die zu den wissenschaftlichen Forschungsreisen des 18. und vor allem des 19. Jahrhunderts führt. Die Wirkung geht aber noch weiter. Bis in die unmittelbare Gegenwart ist "ein allgemeines Interesse für ferne Reisen und Entdeckungsfahrten wachgeblieben"29. Einer der bekanntesten Forschungsreisenden des 18. Jahrhunderts war der englische Kapitän James Cook (1728 - 1779). Auf drei Weltumsegelungen erforschte er den Stillen Ozean nach einem bisher unbekannten, dort aber vermuteten großen Kontinent. Auf Cooks erster Expedition waren auch ein Naturwissenschaftlicher, ein Astronom und ein Kunstmaler dabei. An der 2. Weltumsegelung nahm der deutsche Schriftsteller, Völkerkundler und Naturforscher Georg Forster (1754 - 1794) mit seinem Vater, dem Naturforscher und Pädagogen Johann Reinhold Forster, teil. Nach Opaschowski begann mit Georg Forster "die Epoche der Forschungs- und Entdeckungsreisen, die sich als eine weltumfassende, aber ganz und gar apolitische Bewegung entwickelte und* allein auf eine Erweiterung des geistigen Horizonts gerichtet war" 30 . Auf seinen Forschungsreisen vervollständigte Cook die Kenntnis vom Umriß des australischen Kontinents, den bereits Anfang des 16. Jahrhunderts holländische Seefahrer entdeckt hatten. Für die geographische Kenntnis des Südpazifiks legte er eine entscheidende Grundlage, und schließlich konnte der Engländer nachweisen, daß es den vermuteten Kontinent im Süden des Pazifiks nicht gab. Wesentliche Triebfeder für das Reisen waren jetzt nicht mehr primär die macht- und handelspolitischen Ziele der frühen Entdeckungsreisen. "Reiselust, Tatendrang, Wißbegierde und wissenschaftlicher Eifer, aber auch Kühnheit, Mut und Ausdauer charakterisieren die meisten jungen Entdecker und Forscher" 31. Besonders im 19. Jahrhundert kam dem wissenschaftlichen Aspekt als Reisemotiv die vielleicht sogar entscheidend Bedeutung zu. Der Naturforscher Alexander von Humboldt (1769 - 1859) bereiste Westeuropa und Zentralasien. Seine Reisen durch Mittel- und Südamerika (1799 und 1804) schrieb er in einem 30bändigen Weile nieder, das zum Standardwerk der wissenschaftlichen Reisebeschreibung wurde. 27

Gustav Nachtigall (1834 - 1885) zählt zu den bedeutendsten deutschen Afrikaforschern. Seine Reisen führten ihn in die Sahara und den Sudan. 1884 erwarb er Togo und Kamerun als Schutzgebiete für das Deutsche Reich. Der englische Naturforscher Charles Darwin (1809 - 1882) unternahm zwischen 1832 und 1837 eine Weltreise, von der er umfangreiche naturkundliche Funde mitbrachte. Sein Tagebuch wurde später veröffentlicht. Darwin ist auch der Begründer der modernen Evolutionstheorie. Dem englischen Journalisten und Afrikaforscher Henry Morton Stanley (1841 1904) gelang 1874 - 1877 die erste Durchquerung Zentral afrikas. 1871 fand er auf einer Expedition den verschollenen schottischen Missionar und Wissenschaftler David Livingstone. Dieser hatte Süd- und Zentralafrika erforscht und dabei auch die Victoriafälle des Sambesi entdeckt. Der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen (1861 - 1930) durchquerte 1888 als erster Mensch Grönland. 1893 - 1896 leitete er eine Expedition zur Erforschung des Nordpolarmeeres. Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang Thor Heyerdahl. Der norwegische Anthropologe, Entdecker und Abenteurer wurde 1947 weltberühmt, als er auf dem nach alten Inka-Konstruktionen gebauten Balsa-Floß "Kon-Tiki" den Pazifik von Peru bis Tahiti überquerte. Mit dieser lOltägigen Ozeanfahrt über 8000 Kilometer bewies Heyerdahl, daß die Besiedelung Polynesiens auch von Südamerika möglich gewesen ist. Diese These war bisher von der Wissenschaft stets verworfen worden. Durch die Entdeckungs- und Forschungsreisen wurden für den modernen Touristen zusätzlich zu den traditionellen Reiseländern des europäischen Kontinents - neue attraktive Reiseziele erschlossen. Man kann darin sogar die Wurzeln des modernen Ferntourismus sehen. Moderne Femreisen rücken - soziologisch betrachtet - auch in die Nähe eines reinen Imitationsverhaltens. "Was jenen kühnen Forschungsreisenden damals gelang, will auch der moderne Tourist erringen - wenn auch nur in einer gänzlich harmlosen Wiederholung ihrer Taten" 32. "Abenteuer ja - Risiko nein", ist das zeitgemäße Motto. Für die frühen Entdeckungsreisenden war es häufig eine Reise ohne

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Wiederkehr. So wurde James Cook 1779 auf Hawai von Eingeborenen erschlagen und - wie erwähnt - Ferdinand Magellan bei Kämpfen auf den Philippinen getötet. Eine zahlenmäßig kleine Elite von Abenteurern ist auf der Suche nach neuen, 'inneren' Kontinenten heute wieder bereit, das eigene Leben als Einsatz zu wagen. Der bekannteste Vertreter ist zweifellos der Südtiroler Extremalpinist und Bergschiiftsteller ReinholdMessner, der verschiedene Expeditionen durchgeführt und als erster Bergsteiger alle 14 Achttausender der Erde bezwungen hat. Ein Phänomen zeichnet sich ab Im 19. Jahrhundert wurde die Grundlage des modernen Massentourismus gelegt. Die Eisenbahn vergrößerte die Transportkapazität, senkte die Beförderungskosten und erhöhte gleichzeitig die Reisegeschwindigkeit. Diese lag bisher bei durchschnittlich 5 km/h, obwohl im römischen Kaiseireich schon 7,5 km/h erreicht wurden. Zunächst nur für den Gütertransport bestimmt, entwickelte sich die Eisenbahn bald zum wichtigsten Personenbeförderungsmittel. In Westdeutschland blieb die Bahn bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus das wichtigste Verkehrsmittel. Die Eröffnung der Rheinschiffahrt Die Erfindung der Dampfmaschine war von ausschlaggebender Bedeutung für den Tourismus, leitete sie doch vor allem im Verkehrswesen eine große Umwälzung ein. Anfangs des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Dampfsegler gebaut, die auch bei Flaute fahren konnten und damit eine wichtige Voraussetzung für den Beginn einer planmäßigen Schiffahrt, fiir die Linienschiffahrt schufen. Im Jahre 1816 führ erstmals ein Dampfschiff auf dem Rhein, die "Prinz von Oranien". Dieses von tausenden Neugierigen verfolgte Ereignis war gleichzeitig die Geburtsstunde der regelmäßigen Personenschiffahrt auf dem Rhein, dem Main und der Mosel. 1828 wurde die Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft gegründet, aus der die Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG hervorging. Als 1833 der Deutsche Zollverein entstand und der Rhein als Verkehrsweg frei und ohne Behinderungen benutzt werden konnte, begann der Tourismus der Neuzeit. Nun war es möglich geworden, via Rheinland Frankreich, die Schweiz, die Niederlande und Großbritannien leichter, schneller und bequemer zu erreichen. Von jedem

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Rheinhafen fuhr man nach Rotterdam und stieg dort auf die Überseedampfer um. Von Düsseldorf bestanden die ersten Direktverbindungen. Heute blickt die Köln-Düsseldorfer auf eine 160jährige Erfahrung in der Passagierschiffahrt zurück, verfügt über 22 moderne Schiffe, die in jedem Jahr etwa 600.000 km zurücklegen und 1,2 Millionen Passagiere befördern, überwiegend Touristen. Baedeker erkannte die Bedeutung der Rheinschiffahrt und schuf den ersten Reisefuhrer über den Rhein. 1839 schrieb er:33 "Seitdem die Verwaltung der Dampfschiffe gestattet, daß der Reisende an allen Stationsorten aussteigen und ein folgendes Schiff mit derselben Karte zur Weiterreise benutzen kann, hauptsächlich seitdem die Schiffe täglich einigemal stromauf- und abwärts fahren, kann man die Vortheile des Dampfschiff-Reisens in etwa mit den Annehmlichkeiten der Fußwanderung verbinden. Die genußreichste Art, den Rhein zu bereisen, ist unstreitig die Fußwanderung. Man ist frei, kann sich ungehindert nach allen Richtungen hin bewegen, verweilen, wo man will, Höhen besteigen und kleine Seitenthäler besuchen. Auch die leibliche Pflege braucht hierbei nicht außer Acht gelassen zu werden. In allen Städten und selbst in den Dörfern am Rheine gibt es gute Gasthöfe oder Wirtshäuser. Wer frisch umher schaut mit gesunden Sinnen, wird auf einer Fußwanderung am besten alle die zahlreichen Schönheiten auffinden, welche das gesegnete Rheinthal darbietet, und sich ihrer mit offenem Herzen erfreuen." Die Eisenbahn macht Dampf "Die Entstehung und Entwicklung des Fremdenverkehrs in seiner heutigen Form ist in erster Linie der Eisenbahn zu verdanken. Sie verdient die Bewertung als Pionier des Fremdenverkehrs und die Auszeichnung als solcher. Ihr Bau hat vielfach die in Frage kommenden Gebiete dem Fremdenverkehr erst eigentlich erschlossen und ihre Vervollkommnung fast überall entscheidend zu seiner Förderung beigetragen" 34 . Dieser vor einem halben Jahrhundert aufgestellten Behauptung ist im Grunde nichts hinzuzufügen. Sie ist vielmehr durch die nachfolgende Entwicklung ausreichend bestätigt worden. Die Revolution im (Personen-)Transportwesen ist eng mit der revolutionären Entwicklung bei der industriellen Produktion verbunden. Der Ausgangspunkt des entstehenden Eisenbahnwesens ist deshalb das England des frühen 19. Jahrhunderts. 30

Der erste Vorschlag, Eisenbahnen fiir den öffentlichen Verkehr einzusetzen, geht offenbar auf das Jahr 1802 zurück. Der tatsächliche Geburtstag des Eisenbahnwesens ist jedoch der 27. September 1825, als die Eisenbahnstrecke Stockton Darlington eröffnet wurde, die allerdings bis 1833 dem Gütertransport vorbehalten blieb. Fünf Jahre später wurde die Linie Liverpool - Manchester eröffnet. Ihre besondere Bedeutung lag darin, daß sie die erste Strecke mit regelmäßiger Passagierbeförderung war. Auf dieser Linie sollen bereits im ersten Jahr 445000 Personen befördert worden sein. Die besondere Bedeutung der Linie Liverpool - Manchester liegt aber auch darin, daß hier der ursächliche Zusammenhang zwischen der industriellen Revolution und der revolutionären Entwicklung auf dem Transportwesen besonders deutlich wird. Nicht der Transport von Personen war beim Bau der Strecke ausschlaggebend, sondern vielmehr "das erhöhte Verkehrsbedürfnis zwischen dem Baumwoll-Einfuhrhafen und dem Baumwoll-Industriezentrum"35. Durch die Eisenbahn wird beim Personenverkehr zunächst einmal die Transportkapazität bedeutend vergrößert. Postkutschen beförderten in der Regel sechs bis zwölf Passagiere, die Personenzüge konnten jedoch mehrere hundert Personen aufnehmen. Auf der Strecke Liverpool - Manchester beförderte ein einziger Zug so viele Personen wie dreißig Postkutschen. Gleichzeitig mit der Vergrößerung der Transportkapazität ging auch eine erhebliche Senkung der Transportkosten einher. Nach Prahl/Steinecke kostete die Beförderung mit der Bahn nur noch ein Zehntel des Postkutschenpreises36. Dadurch eröffnete sich - vorerst nur theoretisch - die Möglichkeit, daß auch weniger wohlhabende Bevölkerungsschichten am Reiseverkehr teilnehmen konnten. Theoretisch war diese Möglichkeit zunächst deshalb, da es in der Mitte des 19. Jahrhunderts für Arbeiter und Angestellte keine gesetzlichen Urlaubsregelungen gab und der größte Teil der Bevölkerung zu der aus beruflichen Gründen sowieso unabkömmlichen Landbevölkerung gehörte. Den gesellschaftlichen Unterschichten blieben als Reisezeit vorerst nur die arbeitsfreien Sonn- und Feiertage. Nach Opaschowski haben bis zum 19. Jahrhundert die regelmäßigen Ruhe- und Feiertage im Jahr vollkommen ausgereicht. "Ein außergewöhnliches Erholungsbedürfhis gab es nicht, auch ein besonderes Schutzbedürfiiis der Jugend lag nicht vor"37. Erst als offensichtlich wurde, daß die Industrialisierung zu einer verstärkten physischen und psychischen Belastung der Arbeitnehmer führte, kam es allmählich 31

auch zu einer Verkürzung der Arbeitszeit bzw. zur Gewährung von arbeitsfreien Tagen, um die Arbeitskraft zu erhalten. Dadurch wurde es erst möglich, daß der Tourismus am Ende des 19. Jahrhunderts seinen ersten Höhepunkt erreichte: "Eine jahrhundertelange, in den letzten Jahrzehnten geradezu hektisch verlaufene Entwicklung fand ihren vorläufigen Abschluß"38. Neben der Erhöhung der Transportkapazität und der Fahrtkostensenkung wurde mit der Eisenbahn auch die Reisegeschwindigkeit erhöht und dadurch der touristische Aktionsradius der Reisenden beträchtlich ausgeweitet. Die erste öffentliche Eisenbahnstrecke auf dem europäischen Kontinent wurde 1835 zwischen den Städten Brüssel und Mecheln eingerichtet. Am 7. Dezember des gleichen Jahres nahm mit der 6 km langen Strecke von Nürnberg nach Fürth die erste deutsche Eisenbahnlinie ihren Betrieb auf. Die 115 Kilometer lange Bahnstrecke von Leipzig nach Dresden wurde am 7. April 1839 dem Verkehr übergeben. Dies war zugleich auch die erste deutsche Eisenbahnlinie, der eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung zukam. Ausgehend von den städtischen Zentren erfolgte in Deutschland seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der Ausbau des Bahnnetzes in einem rasanten Tempo. Wenn auch gerade in der Anfangsphase der Bahn die politische Zersplitterung Deutschlands dem Bau durchgehender Strecken hinderlich war, so erwiesen sich - zumindest für den Streckenausbau - die Kriege von 1864,1866 und 1870 als vorteilhaft. Die militärische Notwendigkeit eines raschen Truppentransports ließ das Eisenbahnnetz rasch anwaschsen. Zwischen 1835 und 1860 verfünffachte sich in Deutschland die Streckenlänge. 1860 umfaßte sie 11 600 Kilometer. Bis zum Jahre 1880 wurde sie nochmals verdreifacht, um schließlich 1914, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 63 700 Kilometer zu erreichen. Die Ausweitung des Eisenbahn-Streckennetzes förderte auch die Entwicklung des Tourismus. So verband die Bahn in Norddeutschland die Küstenorte an der Nordund Ostsee mit den Großstädten und den großen Industrieregionen. Damit wurde die touristische Erschließung dieser Gegend vorbereitet. Deutlich spiegelt sich die herausragende Bedeutung der Eisenbahn als Beförderungsmittel in den explosionsartig steigenden Passagierzahlen wider. Die Bahn beförderte in Preußen 1860 4,46 Millionen Passagiere, 1870 waren es 17,41 Millionen, 1880 32

71,55 Millionen, 1890 274,55 Millionen um im Jahre 1900 schließlich bis auf 581,63 Millionen zu klettern39. Auch in Bayern wurden in der ersten Phase des Bahnstreckenbaus bis etwa 1880 zunächst hauptsächlich die städtischen Zentren miteinander verbunden. Erst die Vizinal- und Lokalbahnen leiteten die touristische Erschließung des bayerischen Alpenraumes ein. In das Allgäu kam die Eisenbahn relativ spät. Nach Iinmenstadt führte zwar bereits 1853 eine Bahnlinie, Sonthofen erhielt aber erst 1873 und Oberstdorf gar erst 1888 einen Eisenbahnanschluß. Am 30. November 1895 wurde die Bahnstrecke Kempten - Nesselwang - Pfronten eröffnet. Dies hatte auf den Tourismus in der Region eine sehr positive Auswirkung. In Pfronten verdoppelte sich z.B. von 1895 auf 1896 die Anzahl der Gästeübemachtungen von 10000 auf 20000 40

Bereits am 1. Juni 1889 war die Bahnlinie Füssen - (Markt)Oberdorf offiziell eröffnet worden. Von München oder Lindau aus konnte man jetzt mit der Bahn über Bießenhofen nach Füssen gelangen. Mit diesem Bahnanschluß erhielt der Tourismus im östlichen Allgäu, und speziell im Nahbereich der bayerischen Königsschlösser, einen gewaltigen Aufschwung. Das Beispiel des nach jahrzehntelangen Planungen letztlich doch niemals ausgeführten Fernbahnprojektes macht deutlich, daß es nicht immer nur technische oder eigentumsrechtliche Schwierigkeiten waren, die dem Ausbau der Eisenbahnstrecken im Wege standen. Auch politische Überlegungen waren von entscheidender Bedeutung. Der Gedanke einer direkten Eisenbahnverbindung von Augsburg oder München bis nach Mailand, die gleichzzeitig das Allgäu über den Brenner mit Tirol verbunden hätte, geht bis auf das Jahr 1843 zurück. Befürworter dieser Idee fanden sich damals in Schwaben, Tirol und Norditalien. Das Fernbahnprojekt scheiterte aber offensichtlich am Widerstand der bayerischen und der österreichischen Regierungen. Die Bayern wollten die Verbindung nach Tirol über die Inntaltrasse, die Österreicher fürchteten Konkurrenz für ihre Arlbergbahn. Von Goethe zu Baedeker - Klassische Literatur und moderne Reiseführer Das Reisen wurde durch Johann Wolfgang von Goethe unmittelbar zum Thema der klassischen Literatur erhoben. Zwar hat es schon vorher Darstellungen deutscher Landschaffen gegeben, aber Goethe bewirkte mit seinen literarischen Reise-

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beschreibungen, daß immer mehr Menschen zu Fuß, zu Pferd oder im Landauer unterwegs waren, um sein Naturerlebnis nachzuvollziehen. "Letzten Winter hat mir eine Reise auf den Harz das reinste Vergnügen gegeben ... Ich machte mich allein auf, etwa den letzten November, zu Pferde, mit einem Mantelsack und ritt durch Schloßen, Frost und Kot auf Nordhausen den Harz hinein in die Baumannshöhle, über Wernigerode, Goslar auf den hohen Hart und stand den 8. Dezember, glaub ich, Mittags um eins auf dem Brocken oben in der heitersten, brennendsten Sonne, über dem anderthalb Ellen hohen Schnee und sah die Gegend von Teutschland unter mir alles von Wolken bedeckt, daß der Förster, den ich mit Mühe persuadirt hatte, mich zu fuhren, selbst vor Verwunderung außer sich kam, sich da zu sehen, da er viele Jahre am Fuße wohnend das immer unmöglich geglaubt hatte ..." 41 . Später findet man Goethes Eindrücke seiner Harzwanderung im "Faust" wieder: "Seh die Bäume hinter Bäumen Wie sie schnell vorüber rücken, Und die Klippen, die sich bücken, Und die langen Felsennasen, Wie sie schnarchen, wie sie blasen!" 42 Um 1800 wurde auf dem Brocken ein festes Haus errichtet. Heinrich Heine unternahm im Jahre 1824 seine Harzreise und schrieb: "Nach dem Stande der Sonne war es Mittag, als ich auf eine Herde stieß, und der Hirt, ein freundlich blonder junger Mensch, sagte mir: der große Berg, an dessen Fuß ich stände, sei der alte, weltberühmte Brocken ... Der Berg ist hier mit vielen großen Granitbrocken übersäet, und die meisten Bäume mußten mit ihren Wurzeln diese Steine umranken oder sprengen, und mühsam den Boden suchen, woraus sie Nahrung schöpfen können... es ist ein äußerst erschöpfender Weg, und ich war froh, als ich endlich das langersehnte Brockenhaus zu Gesicht bekam" 43 . Kein anderer als Goethe entdeckte auch die Schönheiten des Thüringer Waldes und förderte persönlich die Erschließung dieses Mittelgebirges für Reise und Erholung. Goethe zogen Täler und sanfte Höhen im Ilmtal, bei Ilmenau und Manebach an; über fünfzig Mal soll er in seinem Leben dorthin gewandert, geritten und kutschiert sein. 34

Er malte die Landschaft, wie er sie vom Hange des Kickelhahns bei Ilmenau sah, den Stützerbacher Grund, die Höhle am Hermannstein. "Hoch auf einem weit rings sehenden Berge im Regen sitz ich hinter einem Schirm von Tannenreisen ... Die Täler dampfen alle an den Fichtenwänden herauf', schrieb er auf eine Zeichnung, die er als Gruß an Charlotte von Stein schickte. Im September 1783 wohnte er eine Woche in dem Jagdhäuschen auf dem 861 m hohen Kickelhahn und schrieb eines Abends mit Bleistift ans Fenster: Über allen Gipfeln ist Ruh'; In allen Wipfeln Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde Ruhest du auch. Nirgendwo in der deutschen Literatur wurde die Abendstimmung einer Landschaft so gefühlsbetont auf die Vollendung eines Menschen übertragen. Goethes Beziehungen zu Ilmenau und dem Kickelhahn führten noch im 18. Jahrhundert dazu, daß in diesem Tal des Thüringer Waldes mehr Hotels und Gastwirtschaften entstanden als anderswo. Damen und Herren des Weimarer Hofes, des Bürgertums und Literaten ließen sich nach Ilmenau bringen und bestiegen den Kickelhahn. Bald kamen auch Gäste aus Frankfurt und Leipzig. Entdeckerfreude trieb den Gothaer Geographen und Geologen Karl von Hoff und seinen Freund Christian Jacobs in den Thüringer Wald. Fünfzehn Jahre lang sammelten sie Material, das sie zwischen 1807 und 1812 in der Ettingerschen Buchhandlung zu Gotha unter dem Titel "Der Thüringer Wald besonders für Reisende geschildert" veröffentlichten. Die beiden ergänzten sich vortrefflich. Während von Hoff den geowissenschaftlichen und hydrographischen Teil zusammentrug, schilderte Jacobs Menschen und ihre Arbeit und beschrieb die botanischen Sehenswürdigkeiten der Landschaft. Es entstand ein einzigartiges zeitgeschichtliches Dokument mit großer Ausstrahlung für den Tourismus.

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Auch in anderen deutschen Landen hatte die Herausgabe von Landschaftsbeschreibungen den Tourismus inspiriert. Und die touristische Literatur nahm Formen an. Sie bot "standardisierte Hinweise auf Reiserouten, Reisezeit, Unterkünfte, Paß- und Zollformalitäten, Zug-, Bus-, Bahn- und Schiffsverbindungen und Währungsangaben" 44 und enthielt nicht nur organisatorische und technische Hinweise für Reise und Unterkunft, sondern strukturierte zugleich die Reiseerfahrung der Benutzer weitgehend vor ... Die Reiseführer bestimmten, was man in Paris, London, Rom, der Schweiz gesehen haben mußte"45. Um 1832 erschien die 1. Auflage von Prof. Kleins "Rheinreise von Straßburg bis Düsseldorf" im Verlag Friedrich Röhling, den Baedeker im gleichen Jahr übernahm. Die 2. verbesserte Auflage "Rheinreise von Straßburg bis Rotterdam" war 1835 der Einstieg des Karl-Baedeker- Verlages in die Reisefilhrerliteratur. 1842 erschien Baedekers "Handbuch für Reisende durch Deutschland und im Oesterreichischen Kaiserstaate". Es beschrieb Sehenswürdigkeiten entlang den großen Verkehrswegen. Durch seine "zuverlässige Recherche und die standardisiert-pedantische Aufbereitung der Information" hatte sich Baedeker "eine derartige Autorität" erworben, "daß er schließlich selbst im Englischen zum Gattungsbegriff wurde" 44. Eine Kostprobe bietet die Beschreibung des Harzes, einer Landschaft, der vom Baedeker-Verlag viel Zeit und Platz in allen Reiseführern gewidmet wurde, ehe 1920 ein spezieller Harzfuhrer erschien. "Der Harz", schreibt Baedeker, "der nördlichste Gebirgszug Deutschlands, ist ungefähr 12 M. lang und 4 M. breit; der größte Theil desselben gehört Hannover, das übrige Gebiet Preussen, Braunschweig und AnhaltBernburg. Er wird in den Ober- und Unterharz eingetheilt, der erstere die dem Brocken westlich, der andere die östlich gelegene Hälfte. Der Oberharz hat tiefer eingeschnittene Thäler, steile finstere Schluchten und meist Tannen- und Fichtenwaldung. Der Unterharz bietet seine größere Anzahl lieblicher Landschaften und ist bei weitem der besuchenswerthere. Die Gebirgsart besteht aus Granit, die jüngeren Gebilde sind Grauwacke und Thonschiefer. Der Unteiharz, wenigstens die Vorberge, werden gewöhnlich schon zu Pfingsten besucht und erscheinen dann, besonders wegen des frischen Waldgrüns und der wasserreichen Bäche, sehr malerisch."47 Wahren Genuß, so fugt Baedeker hinzu, hat von der Reise nur der Fußgänger. Ausführlich beschreibt er dann Goslar, Clausthal, Osterode, Brocken, Ilsenburg, 36

Wernigerode, Blankenburg, Rübeland, Bodetal, Roßtrappe, Hexentanzplatz, Ballenstedt und Quedlinburg. Im Jahre 1851 teilt Baedeker seinen Reiseband in Südund Westdeutschland und in Mittel- und Norddeutschland; 1899 erscheint Nordwestdeutschland - der Anteil der Informationen wird immer ausiuhrlicher. 1850 gründete Carl Grieben - bald war er ein harter Konkurrent für Baedeker - in Berlin einen Verlag, den er später an Albert Goldschmidt verkaufte. Grieben rief übrigens acht Verlage ins Leben, die er stets, wenn sie gut liefen, weiterveräußerte. Die einzige Bedingung Carl Griebens war, daß der neue Verleger die Reiseführer weiterhin unter dem Namen Grieben herausbringen mußte. So lebt der Grieben bis heute fort. In den von 1850 bis 1863 herausgegebenen Reiseführern - die 62 Bände wurden größtenteils von Grieben selbst erarbeitet - konzentriert er sich besonders auf kleine, vorerst auch noch weniger bekannte Reisegebiete und auf die östlichen Landesteile von Deutschland. Er gibt eine Menge nützlicher Hinweise zum Reiseweg, zur Übernachtung, zu den Entfernungen und über medizinische Betreuung. In schneller Reihenfolge kamen Band 2: Harz, Band 3: Thüringen, Band 4: Dresden und die Sächsische Schweiz, Band 5: Dresden, Band 6: Berlin heraus. Ab 1863 schuf der Verlag Albert Goldschmidt für Griebens Reisebücher einen großen Markt. Er brachte gleichzeitig gebundene Ausgaben und davon eine broschürte Kurzfassung für bedeutend weniger Geld heraus. Noch vor der Beschreibung der Sehenswürdigkeiten setzte er umfangreiche Informationen über Herbergen, Gastwirtschaften, Verkehrsverbindungen, Entfernungen und medizinische Betreuung. Für Aussichtspunkte wurden erstmals Panorama-Karten beigefügt. 1864 erschien ein weiterer Konkurrent auf dem Markt: Meyers Bibliographisches Institut in Hildburghausen, das ab 1874 in Leipzig wirkte. Meyers Reisebücher erschienen bis 1868 unter dem Namen ihrer Autoren wie "Wegweiser durch den Harz" von Heinrich Pröhle und "Neuestes Reisehandbuch für Thüringen" von Heinrich Schwerdt und Alexander Ziegler. Im Jahre 1872 richtete der Verlag eine eigene Reisebücherredaktion ein, die alle zwei Jahre aktuell überarbeitete Ausgaben herausgab und sich dazu nun eines großen Stammes ortskundiger Informanten bediente. Neue Titel erschienen, 1888 Dresden und die Sächsische Schweiz, 1903 Ostseebäder und Städte an der Ostsee, 1913 Leipzig, 1914 Erzgebirge. Meyers Reisebücherredaktion war bis 1963 tätig, wurde dann vom Leipziger BrockhausVerlag und später bis 1990 vom Berliner Tourist-Verlag weitergeführt. Nach der 37

Wende wurden Teile dieser DDR-Verlage vom Polyglott-Verlag Dr. Bolte KG, München, und vom Mairs Geographischem Verlag, Ostfildern, erworben. Griebens und Meyers Reisebücher zwangen auch den Baedeker-Verlag zu umfangreichen Recherchen und Informationen. Deutsche Reisegebiete vorzustellen, zögerte der Baedeker-Verlag lange Zeit hinaus. Zwar war schon 1855 Südbayem und 1878 Berlin editiert worden, doch erst ab 1920 kamen "Brandenburg", "Harz", "Sachsen", "Thüringen", 1921 "Schwarzwald" und 1922 "Ostseeküste" als Regionaltitel heraus. Grieben und Meyers Bibliographisches Institut waren da schneller, andere neue Verlage auch. Die Reisebeschreibungen von Goethe, Heine, Seume, Andersen, Humboldt und vieler anderer regten das Zeitalter des modernen Reisens an und schufen für Baedeker, Grieben, Meyer, Woerl und Richter einen neuen einträglichen Buchmarkt. Klassiker und Reisebuchverleger bereiteten so je auf ihre Weise das Jahrhundert des Massentourismus vor.

Thomas Cook und die Anfänge der Reiseveranstalter Die Eisenbahn legte vor allem durch die im Vergleich zur Postkutsche schon erwähnte Vergrößerung der Beförderungskapazität und eine damit einhergehende Senkung der Beförderungskosten die Grundlage für die Entstehung des neuzeitlichen Massenreiseverkehrs. Zu seiner endgültigen Initiierung fehlte nur noch die entsprechende Organisation. Die Geschichte der organisierten Eisenbahnreise hat wie kein anderer der am 22. November 1808 in Melbourne/Derbyshire geborene Engländer Thomas Cook geprägt. Am 5. Juli 1841 stellte er einen Sonderzug zusammen, mit dem 570 AntiAlkoholiker von Leicester zu einer Protestversammlung nach Loughborough gebracht wurden. Nach Pudney war Cook mit dieser Bahnreise der erste Privatmann, der in England einen öffentlichen Ausflugszug leitete48. Das Besondere an dieser Reise bestand in der persönlichen Leitung von Thomas Cook. Diese war deshalb so wichtig, da ja die meisten seiner Reisenden noch völlig reiseunerfahren waren. Zum selbstverständlichen Service des Hauses Cook gehörte es später, für die Gäste 38

jeweils einen kleinen Reiseführer mit Hinweisen auf interessante Sehenswürdigkeiten zu erstellen. Angespornt durch seinen Erfolg von 1841 übernahm Cook die Ausrichtung weiterer Reisen. Am 4. August 1845 veranstaltete er z.B. eine Fahrt, die von Lciccstcr, Nottingham und Derby nach Liverpool und zurück führte, l'udney ist der Ansicht, daß diese Reise den eigentlichen Anfang des Hauses Thomas Cook & Son bedeutete 49

Von Mai bis Oktober 1851 organisierte Cook Sonderzüge zur Weltausstellung nach London. Die Grenzen der britischen Inseln ließ er zum ersten Mal hinter sich, als er 1855 die Organisation von Reisen zur Pariser Weitausstellung übernahm, und am 4. Juli begann die erste große, von Cook persönlich geleitete Rundreise auf dem Kontinent. Sie ging von Harwich über Antwerpen, Brüssel, Waterloo und Köln den Rhein entlang, weiter nach Mainz, Frankfurt, Heidelberg, Baden-Baden, Straßburg und zurück über Paris und Le Havre nach Southhampton. Im Juli 1864 fuhren die ersten Cook-Touristen nach Italien, im Frühjahr 1866 leitete Cook junior die erste Reise nach Nordamerika, und 1869 fand die erste Reise nach Palästina und zum Nil statt. Im Jahre 1877 hatte Cook eigene Büros in Europa, Amerika, Australien, im Mittleren Osten und in Indien. Bekannt ist auch, daß das Haus Cook 1880 Arrangements für die Besucher der Oberammergauer Passionsspiele anbot. Als Thomas Cook 1892 verstarb, bot sein Unternehmen Reisen in praktisch alle Länder der Erde an. 1991, also rund 100 Jahre später betrieb die Firma Thomas Cook nach eigenen Angaben 1750 Reisebüros, Servicestellen und Vertretungen in 114 Ländern. Cooks Reisen waren hauptsächlich auf die Bedürfhisse des Kleinbürgertums, das durch die Industrialisierung in England zu Wohlstand gekommen war, zugeschnitten. Andererseits verfügte das Haus Cook über so einzigartige Reiseerfahrungen, daß z.B. auch der amerikanische Präsident Grant, der Prinz von Wales, Kaiser Wilhelm II. und sogar indische Fürsten seine Dienste in Anspruch nahmen. Worin bestand nun aber die epochale Leistung von Thomas Cook? "Er stellte erste Pauschal- und Gesellschaftsreisen ... zusammen, erfand das Reisesparen, den Hotelgutschein und entwickelte komplette Arrangements, die vom Frühstück bis zur Rundfahrt alles enthielten" 50. Oder anders ausgedrückt: "Seine bahnbrechende Leistung bestand darin, daß er die Chance von Eisenbahn und Dampfschiff als Massentransportmittel genutzt und mit einem umfassenden Bündel zusätzlicher Leistungen zu einem Gesamtangebot verbunden hatte" Cook hat den Reisemar39

schall der Grand Tour abgelöst und die aristokratische Reiseepoche durch eine demokratische, nämlich den Tourismus, ersetzt. Der organisatorische Grundstein für den heutigen Massenreiseveikehr war um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Engländer Thomas Cook gelegt worden. Die Thomas Cook Firmengruppe ist heute ein Unternehmen der Westdeutschen Landesbank, die u. a. einen dreißigprozentigen Anteil am größten deutschen Reiseveranstalter, der Touristik Union International, hat. Gleichzeitig mit dem zunehmenden Reiseverkehr entstanden auch in Deutschland erste Reisebüros. Im Jahre 1854 gründete der Lehrer Karl Riesel, der bei der Organisation und Durchführung von Schulreisen praktische Erfahrungen gesammelt hatte, in Berlin das erste deutsche Reisebüro. Riesel bot seinen Kunden folgende Dienste an: "Veranstaltungen von Gesellschaftsreisen nach allen Teilen der Erde, im Frühjahr nach Oberitalien einschl. Rom, Neapel und Korfu; Spanien, Nordafrika und dem Orient. Im Sommer nach Norwegen, Schweden und dem Nordkap - Schweiz, Tirol, Frankreich, England, Belgien, Holland; Im Herbst nach dem Orient. Programm gratis. Fahrkartenverkauf fiir in- und ausländische Eisenbahn- und Dampfschiffgesellschaften, Zusammenstellung und Besorgung zusammenstellbarer Fahrscheinhefte für In- und Ausland sowie direkte Billets und Saisonkarten nach Badeorten und Sommerfrischen, Ausarbeitung von Reiseplänen sowie Auskünfte mündlich und schriftlich über Reisen nach allen Ländern der Erde; Internationales Bäderauskunftsbüro, Zentralauskunfisstelle für Nord- und Ostseebäder, Verlag und Expedition von Karl Riesels Verkehrsreiseblättern und Karl Riesels Hotelfiihrer (Auflage jährlich 15.000 Exemplare). 52 Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte das Reisebüro Riesel seine Existenzgrundlage verloren. Es wurde nach dem Kriege nicht mehr wiedereröflnet. 1863 begann Louis Stangen in Berlin mit dem Verkauf von Pauschalreisen. 1868 vereinigte er sich mit seinem Bruder Carl zu 'Carl Stangens Reisebüro'. Ihre Reisen führten in die Sächsische Schweiz, an die Nord- und Ostsee, nach Süddeutschland, Österreich und die Schweiz, aber auch in den Orient. Das Reisebüro Stangen stellte sogar 'Separat-Kurierzüge' zusammen, die Vorläufer der modernen Sonderzüge. Im Jahre 1905 wurde das Reisebüro Stangen an die Hamburg-Amerika Linie verkauft. 40

Zu den Pionieren der deutschen Reisebranche gehört auch das Stuttgarter Unternehmen Rominger. Seit 1842 organisierte der Stuttgarter Johannes Rominger für deutsche Amerika-Auswanderer die Schiffsüberfahrt von Le Havre nach New York. Die Firma Rominger ist somit Deutschlands ältestes Reisebüro überhaupt und nach dem Touristikkonzern Thomas Cook das Zweitälteste Reiseunternehmen der Welt. Reisehandbücher gab es bereits seit Jahrhunderten. Wegen ihrer oft phantastischen Reisebeschreibungen waren sie für den Reisenden jedoch nicht immer besonders hilfreich. Die jetzt im 19. Jahrhundert entstehenden Reiseführer sollten die Reisenden umfassend informieren.

Als Outgoing noch Incoming war Wer in Deutschland zu Erholungs- und Urlaubszwecken verreiste, blieb bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus vorwiegend im Inland. Adel und Großbürgertum kurierten ihre Leiden in deutschen Heilbädern und Kurorten. Der bürgerliche Mittelstand fuhr in die deutsche Sommerfrische, und später reisten KdF-Touristen hauptsächlich in deutsche Urlaubsorte. Lediglich einzelne Bergsteiger erprobten ihr Können an österreichischen und schweizer Bergen. Auch der deutsche Nachkriegstourist blieb noch lange Inlandsreisender. Finanzielle Erwägungen, Sprachbarrieren, mangelnde Mobilität oder unzureichende Verkehrserschließung waren einige der Haupthindemisse für einen umfangreichen Auslandsreiseverkehr. Im Jahre 1968 fuhren erstmals mehr westdeutsche Touristen ins Ausland als im Inland blieben. Seit Anfang der 90er Jahre verbringen jedes Jahr etwa zwei Drittel der Deutschen aus den alten Bundesländern ihren Haupturlaub im Ausland. Das Reiseverhalten der Touristen in der ehemaligen DDR hat sich nach der Wende in raschem Tempo dem westdeutschen Trend angeglichen. Der Deutschlandtourismus steht jedoch nicht vor dem Untergang, denn immer mehr Kurzreisen fuhren zu innerdeutschen Zielen.

Am Anfang war es sanft - die Wandervögel Nach den großen spektakulären Gipfelsiegen über die Viertausender in den Alpen und dem Einsetzen des Tourismus in die Berge wurden in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die ersten Bergsteigerclubs und Wandervereine gegründet. Sie warben in Vorträgen für die Natur und veranlaßten auch den Bau erster Schutzhütten. Die einen Vereine organisierten das Wandern in die Natur und verpflegten 41

sich aus dem Rucksack. Andere schlössen sich zusammen, vor allem Gastwirte und Hoteliers, um die Selbstversorger zu vertreiben und den Bau von Unterkünften zu verhindern. 1901 gründete Karl Fischer im Steglitzer Ratskeller die "Wandervögel" und löste eine neue Welle von Vereinsgründungen aus. Schüler, Studenten, Christliche Handwerker ... sie alle entdeckten ihre Liebe zur Natur und eroberten Wald und Flur. Und es entstand eine völlig neue Industrie für Wanderkleidung, Rucksäcke, Zelte ... und neuartige Lebensmittel. Die Erbswurst und die Beutelsuppen eroberten den Markt. Auch die Hoteliers und Gastwirte kamen auf ihre Kosten und räumten den Touristen die Möglichkeit ein, ihre mitgebrachten Vorräte am Tische zu verzehren. Die touristische Selbstorganisation der Arbeiterbewegung begann gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts. Zwölfjunge Männer trafen sich am 5. August 1890 auf einer Parkbank im Berliner Friedrichshain und gründeten den Turnverein "Fichte". Den Namen wählten sie bewußt, denn die Ideen des Philosophen Johann Gottlieb Fichte von Freiheit und sozialem Fortschritt begeisterte sie. Zehn Jahre später zählte dieser Verein 1.200 Mitglieder, die sich außer am Turnen auch für gemeinsame Wanderfahrten begeisterten und ihren Kindern und Jugendlichen frohe Ferientage gestalteten. Die Turn- und Wanderfahrten führte sie zu markanten Aussichtspunkten, Zeltplätzen und Spielwiesen, und sie nutzten sie, um die Schönheiten der Heimat kennenzulernen und über soziale Probleme anderer Gegenden zu reden. Da die finanziellen Mittel für Reisekosten und Verpflegung sehr beschränkt waren, Urlaubstage so gut wie noch nicht gewährt wurden, blieben die Ausflüge meistens nur auf ein oder zwei Tage beschränkt. 1933 gehörten diesem Berliner Verein etwa 3.500 Mitglieder an, er wurde nach der Machtergreifimg durch die Nationalsozialisten aufgelöst und verboten. 1895 erfolgte die Gründung der Touristen Vereinigung "Die Naturfreunde" in Wien. Hier wollte man, den bürgerlichen Alpenvereinen zum Trotz, auch dem Arbeiter zumindest eine organisierte Teilnahme am Bergsport ermöglichen. Mit den bescheidenen Beiträgen entstand bis 1933 ein Netz von Naturfreundehäusern und Wanderhütten, die über Deutschland und Österreich gut verteilt waren. Die TouristenVereinigung "Naturfreunde" erreichte bis 1933 einen Mitgliederstand von etwa 40.000. Auch sie wurde 1933 verboten und aufgelöst, die Naturfreundehäuser 42

beschlagnahmten die Nationalsozialisten, nutzten sie selbst oder verkauften sie in Privathand. Nach dem Krieg wurde zwar die TV Naturfreunde wieder gegründet, sie erhielt auch einen Teil ihrer Häuser zurück, doch infolge des starken Ansteigens des individuellen Tourismus erlangte sie nicht wieder ihre einstige Bedeutung. Eine weitere Form der Wandervereine lieferten die Handwerksburschen, die, nachdem sie freigesprochen waren, mangels Arbeitsplatz am Heimatort auf die Walze gingen. Sobald sie Arbeit fanden und ansässig wurden, gründeten sie Arbeiterwandergruppen, um ihre Art zu wandern weiter zu pflegen. Auf diese Weise entstanden zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und 1933 eine Vielzahl von Wandervereinen im ganzen Land. Anfang der zwanziger Jahre begannen sich die ersten Organisationen für das Reisen der Arbeiter, Angestellten und Beamten herauszubilden, deren Träger vor allem die Industrie- oder konfessionellen Gewerkschaften waren. Es gab auch Zusammenschlüsse von Betrieben, Gewerkschaften und der TV Naturfreunde, z. B. die Jenaer Ferienheimgenossenschaft Naturfreunde e. V., die bis 1933 zahlreiche Ferienheime erwarb, die von den Reiseabteilungen der Gewerkschaften vermittelt worden sind. Da die Gewerkschaften auch in Österreich, Schweiz, Belgien, Polen und Ungarn über dieserart Ferienheime und Wanderquartiere verfugen, kam es auch zu ersten Auslandsreisen, die jedoch keine allzu große Beteiligung erreichten. "Ihr alle könnt unter Palmen wandeln! Afrika und Amerika sind keine Märchen mehr!" heißt es zwar in den Reiseblättem des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit in Berlin (Ausgabe 2/1928), doch diese Reisewünsche konnten sich die deutschen Arbeiter erst vierzig Jahre später erfüllen. Im Gegensatz zum Bürgertum wollten sich die proletarischen Touristenvereine neue Inhalte geben. "Mit jenen Sehenswürdigkeiten und Naturschönheiten, die im Baedeker mit einem oder zwei Sternen verzeichnet sind, darf es für uns nicht abgetan sein" heißt es in den Reiseblättem des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit von 1930: "Wir wollen die Menschen und Völker bei der Arbeit kennenlernen, die sozialen Zustände erforschen und Einblick in jene dunkeln Bezirke des menschlichen Daseins nehmen... 53

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Das Wandern, der eigentliche Gründungszweck der TV Naturfreunde, erhielt bereits vor dem ersten Weltkrieg einen neuen Akzent. "Der Naturfreund", die Zeitschrift der Touristenvereinigung, erhob im Namen ihrer Mitglieder oft die Stimme für den Erhalt der Natur und gebar die Idee vom Sanften Tourismus. "Wir halten es für unsere Pflicht, mit darüber zu wachen, daß die freie Natur in erster Linie der Erholung und Entspannung des arbeitenden Volkes dienen soll und frei von allen unnötigen entstehenden Veränderungen bleibt," schrieb "Der Naturfreund" Verhindern konnten die Naturfreunde so gut wie nichts, weder die organisierten noch die unorganisierten. Denn inzwischen hat der Tourismus in den letzten drei Jahrzehnten eine ungeahnte Entwicklung genommen. In zwei bis drei Stunden kann jeder Europäer jedes Ferienzentrum in Europa erreichen, und erreicht es mit den großen Reisebüros preiswerter als mit jeder anderen Organisationsform. Die ständige Zunahme der Motorisierung belastet die Umwelt trotz aller Proteste im höchsten Maße; ein Ende dieser Entwicklung ist vorerst nicht abzusehen. Die Kategorie des "Sanften Tourismus" im reinsten Sinne des Wortes wird es dabei niemals geben, denn auch Wanderer, Radwanderer und Wasserwanderer nutzen ihr Auto, um den Einstieg zu ihrer Tour zu erreichen.

Der Berg ruft - die Erschließung des Alpenraumes " ... seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ... trachtete der Mensch danach, das Gebirge zu erobern ... Der Eroberung, die mit dem 19. Jahrhundert ihr vorläufiges Ende fand, folgte in unserem Jahrhundert die Beherrschung, die Nutzbarmachung und heute die Zerstörung" 55. Die Urangst des Menschen vor dem Gebirge Seit Urzeiten scheint der Mensch die Berge gefürchtet zu haben. Er glaubte sie von Geistern oder Riesen bewohnt oder sah in ihnen gar das Versteck von Drachen und ähnlichen Unwesen. Der sagenumwobene Yeti des Himalajagebirges, ein angeblich affenähnlicher Schneemensch, konnte - zumindest im Blätterwald der Boulevardpresse - als letzter Vertreter der Bergungeheuer bis zum heutigen Tag überleben. Im antiken Griechenland hielt der Mensch das höchste Gebirge, den Olymp, für den Sitz der Götter und im Alten Testament steht geschrieben: "Der Herr war auf den Sinai, auf den Gipfel des Berges herabgestiegen. Er hat Mose zu sich auf den Gipfel des 44

Berges gerufen, und Mose war hinaufgestiegen" 56. Dort erhielt Mose die zehn Gebote. Aber nur Auserwählte durften auf den Berg. "Doch der Herr sprach zu ihm : Geh hinunter, und komm zusammen mit Aaron wieder herauf! Die Priester aber und das Volk sollen nicht versuchen, hinaufzusteigen und zum Herrn vorzudringen, sonst reißt er in ihre Reihen eine Bresche" Diese deutliche Drohung hatte offensichtlich Langzeitwirkung. Am Ende des 15. Jahrhunderts brach der Mensch zwar zu risikoreichen Entdeckungsreisen in bisher unbekannte Welten auf, traute sich aber noch nicht, die offen vor ihm liegenden Alpengipfel zu besteigen. Trotz einer unausrottbar erscheinenden Angst hatten sich aber dennoch schon früh Menschen in den Alpenraum vorgewagt. Im September 1991 wurde von Touristen unter dem Eis des Similaungletschers im Tiroler Ötztal, in einer Höhe von 3200 Metern, eine mumifizierte männliche Leiche entdeckt, die nach Ansicht von Wissenschaftlern rund 4000 Jahre alt ist und somit aus der frühen Bronzezeit stammt. Der Fund dieses 'Similaun-Menschen' stellte eine archäologische Sensation dar, da mit ihm die bisher von der Wissenschaft vertretene Ansicht, wonach sich der frühzeitliche Mensch aus Angst vor bösen Geistern nicht in so hochgelegene Regionen gewagt habe, modifiziert werden mußte. Der SimilaunMann war mit Pfeil und Bogen sowie dem für die Bronzezeit typischen Randleistenbeil bewaffnet. Offensichtlich hatte er Hochwild gejagt. Unklar ist noch die Todesursache. Nach den Verletzungen am Kopf und am Rücken zu urteilen könnte der 'Mann aus dem Eis1 sowohl bei einem Unfall als auch gewaltsam ums Leben gekommen sein. Feste Wege und Straßen sind in den Alpen erst aus römischer Zeit bekannt, wenn es auch vorher sicherlich schon Alpenübergänge gab. Die Römer hatten das Wegenetz hauptsächlich aus militärischen Gründen angelegt. Ihre ersten Kriegszüge in das Voralpengebiet fallen in die Zeit zwischen 154 und 120 v. Chr. Die bekannteste und wohl auch spektakulärste Alpenüberquerung der Antike führte der karthagische Feldherr Harmibai an. Während des zweiten Punischen Krieges zog er im Winter 218 v. Chr. mit einem Heer von schätzungsweise 30 000 bis 50 000 Fußsoldaten, 9000 Reitern und 37 Elefanten über die Alpen, um die Römer zu bekämpfen.

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Renaissance - Der Mensch entdeckt die Natur Mit der Renaissance entwickelte der Mensch auch ein wissenschaftliches Interesse an der Natur. Der italienische Dichter Francesco Petrarca ( 1304 - 1374) bestieg mit seinem Bruder Girardo am 26. April 1336 den 1900 Meter hohen Mont Ventoux in den südfranzösischen Alpen und wurde dadurch zum "Begründer des modernen Alpinismus" 58. Diese Bergtour ist deshalb besonders bemerkenswert, da Petrarca "der erste uns bekannte Mensch des Mittelalters" war, der aus reiner Neugier auf einen Berg gestiegen ist und gleichzeitig darüber einen Bericht angefertigt hat 59 . Die wissenschaftliche Erforschung der Alpen geht auf Aegidius Tschudi (1505 1572) zurück. 1538 veröffentlichte er unter dem Titel 'De Alpina Rhaetia' die erste topographische Abhandlung über die Westalpen. Auch bei dem Botaniker Konrad Gesner (1516-1565) war das Bergsteigen kein Selbstzweck, sondern Nebenprodukt der wissenschaftlichen Neugier. Sein Hauptinteresse galt der alpinen Pflanzenwelt. Die Bergtouren von Petrarca, Tschudi oder auch Gesner lösten noch keine alpinistische Massenbewegung aus. 18. Jahrhundert - Geisteswissenschaftliche Entdeckung der Alpen Mit dem 18. Jahrhundert brach für die Entdeckung der Berge eine entscheidende Phase an. "Es war, als ob mit einem Schlag in den verschiedensten Teilen der Alpen ein Aufbruch nach oben erfolgt sei. Die Scheu vor der Hochregion schwand immer mehr. Ganz gleich, ob es sich um Berggruppen der Ost- oder Westalpen handelte, ob um die Niederen oder die Hohen Tauem, das Rätikon, die Berge der Zentralschweiz oder die Hochalpen Savoyens - von überall her wurden plötzlich Bergbesteigungen gemeldet" 60 . Der schweizer Arzt, Naturforscher und Dichter Alb recht von Haller (1708 - 1777) war im Alter von 20 Jahren für längere Zeit durch die schweizer Bergwelt gereist. Seine Erlebnisse beschrieb er in dem Epos 'Die Alpen', das 1729 anonym und drei Jahre später unter seinem eigenen Namen veröffentlicht wurde. Eine kulturfeindliche Haltung, Kritik an der Unmoral und dem Luxus der Städte kennzeichnen das Gedicht. Hallers Interesse galt dabei weniger der landschaftlichen Schönheit als vielmehr den dort lebenden Menschen. Die Entdeckung der Alpen begann zwar mit Hallers Gedicht, ihre landschaftliche Erschließung erfolgte aber durch französisch-schweizerischen Philosophen Jean 46

Jacques Rousseau (1712 - 1778). In seinen 1761 veröffentlichten Roman 'La nouvelle héloise' setzte Rousseau der schweizer Alpenlandschaft ein sprachliches Denkmal. Seiner Aufforderung 'Retour á la Nature' kamen zahllose Menschen, die des Stadtlebens überdrüssig waren, bereitwillig nach. Jetzt begann die Zeit der 'Schweizerreisen'. Die Alpenbegeisterung entwickelte sich zur Massenbewegung. 18. Jahrhundert - Naturwissenschaftliche Entdeckung der Alpen 1716 erschien von dem Züricher Arzt Johann Jakob Scheuchzer (1672 - 1733) eine 'Naturgeschichte der schweizerischen Gebirge'. Von 1779 bis 1796 veröffentlichte Horace Bénédict de Saussure (1740 - 1799) sein vierbändiges Werk 'Voyages dans les Alpes'. Dies sind die Eckdaten, zwischen denen die grundlegende naturwissenschaftliche Erforschung der Alpen stattfand. Scheuchzer war noch fest davon überzeugt, daß in den Bergen Drachen hausten. Trotzdem wagte er ausgiebige Gebirgswanderungen, auf denen er Pflanzen, Mineralien und Fossilien sammelte. Daneben machte er astronomische und barometrische Experimente. Der gebürtige Genfer Naturforscher Saussure hatte die gesamten Schweizer Alpen bereist. Als er 1760 zu Gletscherstudien nach Chamonix kam, wollte er auf dem Montblanc eine wissenschaftliche Forschungsstation errichten. Er fand jedoch niemanden, der bereit gewesen wäre, mit ihm auf den höchsten Berg der Alpen zu steigen. Erstmals wurde der Montblanc am 8. August 1786 von Michel Gabriel Paccard, einem Arzt aus Chamonix, und seinem Begleiter Jacques Balmat bestiegen - und zwar ohne Seil, Eispickel oder Steigeisen. Paccard, der wissenschaftliche Untersuchungen durchführte, hatte schon früher erfolglos versucht, den Montblanc zu bezwingen. Fast genau ein Jahr später, am 3. August 1787, gelang es auch Saussure mit einer größeren Gruppe von Führern und Trägern, den Montblanc zu ersteigen und dort wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Haller und Rousseau haben die geisteswissenschaftliche Entdeckung der Alpen vorbereitet, Saussure leitete die alpinistische und die nachfolgende touristische Erschließung der Alpenwelt ein.

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Die Alpen - 'The Playground of Europe' Vor allem junge Engländer machten seit Anfang des 19. Jahrhunderts die Schweiz als Reiseland touristisch bekannt. Die englische Oberschicht besaß für touristische Abenteuer Zeit und Geld, und außerdem spielte die sportliche Betätigung in der englischen Gesellschaft schon immer eine besondere Rolle. Besonders großes Interesse für die Alpen erweckte in England Albert Smith, der 1851 mit einer Gruppe Engländer den Montblanc bestiegen hatte. Über dieses Unternehmen hielt er in London mehrere Jahre lang Vorträge. Durch eine entsprechende Gestaltung des Vortragssaales wurden die Zuhörer psychologisch geschickt auf die Alpenwelt eingestimmt. Die Bühne hatte die Form eines Schweizer Chalets, davor war ein kleiner See angelegt. Felsenstücke, eidgenössische Fahnen und großformatige Bilder des Montblanc an den Wänden trugen zur perfekten Illusion einer Alpenlandschaft bei. Das goldene Zeitalter der Bergbesteigungen konzentrierte sich auf die Jahre zwischen 1854 und 1865. Während 1854 die meisten Alpengipfel noch unbezwungen waren, hatte man im Jahre 1865 neunzig Prozent bestiegen. Die meisten Bergsteiger kamen damals aus England. So wurden zwischen 1852 und 1857 von insgesamt 64 Besteigungen des Montblanc 60 von Engländern gemacht. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß sich der erste Alpenverein, der 'Alpine Club', im Dezember 1857 in London etablierte. Die konstituierende Sitzung des Österreichischen Alpenvereins fand im November 1862 statt. Im Jahre 1863 wurden der 'Schweizer Alpen-Club' und der 'Club Italiano' gegründet. Die Gründung des Deutschen Alpenvereins erfolgte am 9. Mai 1869 in München. Im Jahre 1873 schlössen sich der Deutsche und der Österreichische Alpenverein zusammen. Das wissenschaftliche Interesse an den Alpen, das z.B. bei Saussure noch im Vordergrund gestanden hatte, war am Ende des goldenen Zeitalters der Bergbesteigungen noch immer vorhanden, der rein sportliche Aspekt gewann aber zusehends an Bedeutung. Der Engländer Edward Whymper (1840 - 1911) hatte bereits mehrfach erfolglos versucht, das 4478 Meter hohe Matterhorn zu besteigen, als er 1865 mit einer Siebener-Seilschaft einen neuen Versuch wagte. Am 14. Juli 1865 gelang es ihm, mit seinen Begleitern den Gipfel des Matterhoms noch vor einer italienischen Gruppe zu erreichen. Beim Abstieg riß aber ein Seil, und vier Bergsteiger stürzten tödlich ab. Nur Whymper und die beiden Bergführer überlebten. Der wirkliche Unfallhergang konnte nie ganz geklärt werden. In der englischen Öffent48

lichkeit führte der tragische Vorfall zu einer starken Kritik am Klettern. "Welchen Zweck hat es, steile Felsen zu erklimmen und dann eine halbe Stunde auf dieser luftigen Erhebung der Erdkugel stehen zu können? Wer hat dem Menschen das Recht gegeben, die Gabe des Lebens einfach wegzuwerfen, um mit Affen, Katzen und Eichhörnchen in Wettbewerb zu treten?" fragte die Londoner Times nach der Whymper-Tragödie61. Unbezwungen waren zu diesem Zeitpunkt in den Alpen nur noch die Nordwand des Matterhorns, die Nordwand des Grand Jorasses im Montblanc-Gebiet und die EigcrNordwand im Bemer Oberland. Die Nordwand des Matterhorns wurde erstmals von den Münchner Brüdern Toni und Franz Schmid durchstiegen. Am 1. August 1931 erreichten sie den Berggipfel. Rudolf Peters und Martin Maier, ebenfalls aus München, bezwangen 1935 die Nordwand des Grand Jorasses. Der Eiger war von dem Engländer Charles Barrington und seinen Führern Christian Almer und Peter Bohren erstmals 1858 über den Westgrat bestiegen worden. Seit Mitte der dreißiger Jahre gab es verschiedene Versuche, den Berg durch die Nordwand zu bezwingen, jedoch fast alle endeten tragisch. Erst 1938 gelang es einem deutsch-österreichischen Team {Fritz Kasparek, Heinrich Harrer, Ludwig Vörg und Adreas Heckmaier), die Nordwand zu überwinden. Es sollten noch fast 50 Jahre vergehen, bis der Südtiroler Extgrembergsteiger Reinhold Messner im Himalajamassiv den vierzehnten und damit letzten Achttausender dieser Welt bestiegen hatte. Der Skisport erobert die Alpen Die Anfänge des Skilaufens lassen sich in den Alpen bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Größere Bedeutung erhielten die aus Skandinavien stammenden 'Schneeschuhe' aber erst kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert. Der Skisport konnte jetzt "das Stadium der schmerzhaften Laufversuche Mutiger und der skeptischen Reaktion Außenstehender überwinden"62. Das erste Ski-Lehrbuch mit dem Titel 'Das Schneeschuhlaufen und seine Verwendung für Jagd, Sport und Verkehr' von Max Schneider wurde im Jahre 1892 veröffentlicht. Während die Skiläufer anfangs häufig noch dem Gespött der Öffentlichkeit ausgesetzt waren oder gar der Geistesschwäche verdächtigt wurden, stieg ihr Ansehen beträchtlich, als FridtjofNansen die Bedeutung der Ski als Fortbewegungsmittel bei seiner Grönland-Durchquerung hervorhob. 49

Beim Skitourismus kam den Engländern eine ähnliche Vorreiterfunktion zu wie bei der bergsteigerischen Eroberung der Alpen. Der Thomas Cook der Schweizer Alpen hieß Sir Henry Lurtn, ein ehemaliger Missionar. In den neunziger Jahren organisierte er für den britischen Adel und das Besitzbürgertum exklusive Wintersport-Gruppenreisen. Er buchte erstklassige, kleine Hotels, in denen seine Gäste vor britischen Mittelschicht-Reisenden oder Angehörigen anderer Nationen abgeschirmt waren. In heute so bekannten Schweizer Wintersportorten wie Adelboden, Pontresina, SilsMaria oder Klosters trug Lurrn wesentlich zur Entwicklung des Tourismus bei. Die ersten deutschen Skiclubs wurden nicht in den Alpen, sondern in Oberhof Thüringer Wald (1884), in Braunlage im Harz und in Todtnau im Schwarzwald gegründet. Im Schwarzwald und im Oberharz erfolgte 1895 auch die Gründung der weltweit ersten Skiverbände. Im Jahre 1887 waren im Allgäu einheimische Alpinisten mit Skier erstmals auf den 1749 Meter hohen Stuiben über Immenstadt und den 1987 Meter hohen Breitenberg bei Pfronten gestiegen63. Die Alpen heute - Ein zukünftiges Katastrophengebiet? Die touristische Eroberung der Alpen - und damit die heutige Situation - wurde seit spätestens den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts systematisch vorbereitet. Ein Eckstein in der Erschließung der Berge bedeutete im deutsch-österreichischen Alpenraum 1876 die Gründung eines 'Komitees zur Hebung des Fremdenverkehrs' durch den deutschen und österreichischen Alpenverein (DÖAV). Auf Initiative dieser Vereinigung wurden z. B. auf den Poststrecken Oberinntal und Vintschgau die alten Postkarren 1877 durch moderne Landauer ersetzt, die Rundreisemöglichkeiten erweitert und mit der österreichischen Regierung über den Bau von Gebirgsstraßen verhandelt. Die erste grundsätzliche Hütten- und Wegebauordnung fiel in die Zeit zwischen 1877 und 1879. Im Jahre 1894 gab es in den Ostalpen 134 eingerichtete Hütten, 1909 aber schon 242.1930 war der DÖAV mit 429 Hütten der größte "Beherbergungskonzern" der Alpen M . Betätigungsfeld des DÖAV wurde jetzt auch - in Fortfuhrung der Tradition von Saussure - die wissenschaftliche Alpenforschung. Gletscherbeobachtung, meteorologische Messungen und die Herausgabe eines 'Atlas der Alpenflora' standen im Mittelpunkt der Arbeit. Aber nicht nur Wege und Unterkünfte waren dem DÖAV wichtig. Die Touristen sollten sich auch ohne Führer im Gebirge zurechtfinden können. Den Anfang machte 50

der Alpenverein zwischen 1874 und 1878 mit einer Karte der Ötztaler und Stubaier Alpen, die im Maßstab 1 : 50000 herausgegeben wurde. Erste Grundsätze für das alpine Rettungswesen wurden kurz vor der Jahrhundertwende aufgestellt, der Organisationsplan für das alpine Rettungswesen entstand zwischen 1901 und 1906, und im Jahre 1920 folgte in München die Gründung der Bergwacht. Erstaunlicherweise protestierten bereits im Jahre 1919 die Mitglieder auf der ersten Generalversammlung des DÖAV nach dem ersten Weltkrieg gegen eine weitere Erschließung der Alpen. 1928 sprach sich der DÖAV für den Naturschutz und gegen den Bau weiterer Bergbahnen aus. Rückblickend bleibt allerdings nur festzustellen, daß diese Vorstellungen und Forderungen jedoch nicht verwirklicht wurden. Der Tourismus hat in den Alpen eine Eigendynamik entwickelt, die heute außer Kontrolle zu geraten scheint. Innerhalb von nur einem Jahrhundert ist der gesamte Alpenraum touristisch vollständig erschlossen und zu einem der bevorzugten Standorte der 'weißen Industrie' geworden. Trotz aller Kritik darf nicht vergessen werden, daß bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Alpen "zu den ärmsten und unterentwickeltsten Gebieten Europas" zählten und daß den Einheimischen der Tourismus zunächst beträchtliche wirtschaftliche Vorteile brachte Die Touristen brachten Devisen und schufen direkt oder indirekt dringend benötigte Arbeitsplätze. Mit der Infrastruktur verbesserte sich auch die Lebensqualität, und die Abwanderung der jungen Generation - vielleicht eines der größten Probleme der Bergregionen - konnte gestoppt werden. Erst der Glaube an ein unbegrenztes Wachstum führte zur heutigen Misere. Bei der touristischen Erschließung der Alpen seit dem 19. Jahrhundert leistete in einer ersten Phase die Eisenbahn einen entscheidenden Beitrag. "Touristische Nachfrage und Verkehrserschließung standen... in wechselseitigem Zusammenhang" 66 1867 wurde die Bahn über den Brenner fertiggestellt, 1884 war die Alpenerschließung per Schiene komplett. Nach den Eisenbahnen kamen die Bergbahnen. Als erste wurde 1871 die Rigibahn eröffnet. In der Schweiz gibt es heute ca. 1200 Skilifte und 500 Seilbahnen, in Österreich 3900 Lifte und 150 Seilbahnen

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Die zweite Phase des alpinen Massentourismus bestimmte das Automobil, mit dem seit den fünfziger Jahren der eigentliche Sturm auf die Alpen einsetzte. Im Auto erreichte die Touristenflut die abgelegensten Gebirgsdörfer. Die Übernachtungszahlen kletterten in Tirol zwischen 1950 und 1980 von rund drei auf 41 Millionen68. Mit jährlich 100 Milliarden Fahrkilometer sind Mitte der 90er Jahre die Belastungsgrenzen in der Alpenregion längst weit überschritten69. Das Auto bringt Bergsteiger, Bergwanderer und Mountainbiker, alle Skitouristen, vom Abfahrer über den Langläufer und Tourengeher bis zum Heliskier. Skifahrer begnügen sich heute auch nicht mehr damit, Berge nur im Winter zu befahren. Mittlerweile sind 36 Gletscher als Sommerskigebiete erschlossen. Außerdem gehen immer mehr Wintersportorte dazu über, fehlendes Weiß - auf Kosten der Natur - mit Schneekanonen herbeizuzaubern 70. Rund 25 Prozent des Welttourismus findet heute in den Alpenländern statt 71 . Die Alpenländer erwirtschaften bei jährlich rund 500 Millionen Übernachtungen schätzungsweise 52 Milliarden Dollar, und damit fast ein Viertel des touristischen Weltjahresumsatzes. 70 Prozent der zwölf Millionen Alpenbewohner leben vom Tourismus 72. Diese Entwicklung fordert einen hohen Preis: "Zweifellos ist der Tourismus wie kein anderer Wirtschaftsbereich in den Alpen für die Eingriffe in die Natur verantwortlich..."73. Spätestens seit Beginn der siebziger Jahre wurde z.B. damit begonnen, Gebirgstäler systematisch mit Hotel- und Freizeitbauten, Ferienoder Zweitwohnungen zuzubetonieren und neue Skigebiete zu erschließen. Folge dieser Erschließungs- und Zersiedlungswelle war auch, daß der Siedlungsraum bis unmittelbar an das Gebirge herangeschoben wurde. Zur gleichen Zeit trug ein stark zunehmender Autoverkehr erheblich zur drastischen Verschlechterung der Umweltund Lebensqualität bei. Die Alpen sind dabei in dreifacher Weise von Bedeutung, nämlich als Ort der Erholung, als Region für die Ernährung des Menschen und als schutzwürdiger Naturbereich 74. Der zu gewährende Schutz ist vielleicht die wichtigste Aufgabe. Gegen diese Verpflichtung wird gerade durch die wachsende Auto-Belastung der Alpenregion mit dem Waldsterben als Folge am stärksten verstoßen. Besonders deutlich zu beobachten ist dies u.a. an der starkbefahrenen Fernpaßstrecke. "Das Waldsterben rafft die alten Bäume dahin, das Wild frißt die jungen Pflanzen ... Muren werden als Vorboten künftiger Katastrophen gedeutet" 75 . Das Europäische Parlament hat Maßnahmen beschlossen, um den Tourismus in den Alpen in Zukunft umweit-, sozial- und kulturverträglich zu gestalten. Doch dafür ist es vielleicht jetzt schon zu spät. Der Berg ruft nicht mehr nur, er kommt bereits! So

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verursachten z.B. im Jahre 1987 im oberitalienischen Veltlintal starke Regenfälle verheerende Murenabgänge. Und im August 1991 hatte sich im oberbayerischen Ferienort Inzell eine durch sintflutartige Regenfalle entstandene Mure vom 1280 Meter hohen Teisenberg auf den Ortsteil Hutterer zugewälzt. Die auf 70.000 Kubikmeter geschätzte Mure war nur wenige hundert Meter vor einem Feriendorf zum Stillstand gekommen. Im gleichen Jahre 1991 unterzeichneten die Umweltminister von Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz sowie die Europäische Union die internationale Konvention zum verstärkten Schutz der Alpen. Damit verbunden ist u. a. ein flächendeckendes Konzept zur umweltverträglichen Nutzung der Alpen als Wasserreservoir, Klimakammer und Erholungsraum. Trotzdem geht es den Bergwäldern heute nicht besser. Immer häufiger können sie ihre natürliche Funktion als Schutz gegen Steinschlag, Erdrutsche und Lawinen nicht mehr erfüllen. Auch 1995 und 1996 gab es Katastrophen dieser Art. Die bayerische Staatsregierung hat den durch Erschließung besonders gefährdeten bayerischen Alpenraum schon vor Jahren in drei Zonen eingeteilt. In Zone A dürfen z.B. Bergbahnen und Skiabfahrten errichtet werden - wenn keine Bodenerosion droht und die weitere land- und forstwirtschaftliche Nutzung gewährleistet wird. In Zone B werden entsprechende Eingriffe nur dann gestattet, wenn sie den Erfordernissen der Raumordnung nicht widersprechen. Zone C ist eine Tabuzone und ausschließlich der "naturverträglichen und naturverbundenen Erholung" vorbehalten 76. Trotz dieser Maßnahmen gerät der Berg aber auch in Bayern in Bewegung. Gewaltige Muren wie die vom August 1991 in Inzell können - nach Ansicht von Experten - durch entsprechende Regenfalle jederzeit ausgelöst werden. Schon im Jahre 1985 hatte der Deutsche Alpenverein eine 'Katastrophenkarte' erstellt, auf der Gebiete verzeichnet sind, die bedroht werden, falls der Bergwald seine Schutzfunktion eines Tages nicht mehr erfüllen kann. Die meisten der gefährdeten Gebiete liegen im Oberallgäu77. Heute ist die Zukunft der Alpen ungewisser denn je. Es verwundert nicht, daß erste Impulse zu einem 'sanften Tourismus' besonders in den Alpengebieten zu verspüren waren. Dieser Gedanke wurde zu einem beträchtlichen Teil auch aus der Not geboren, doch die Tourismusverantwortlichen haben zwischenzeitlich - vielleicht zu spät - erkannt, daß intakte Landschaft und Natur das größte Kapital des Tourismus sind. So liegt der Journalist Hans Eckart Rübesamen mit seinem Urteil vielleicht gar nicht so verkehr, wenn er kurz vor der Jahrtausendwende über die Alpen schreibt: 53

"Galten sie bis vor etwa zehn Jahren noch als Inbegriff einer teilen Welt' und als Region ausgesprochener Harmonie zwischen Mensch und Natur, so dominiert heute eher die negative Sicht als einem von Umweltzerstörungen heimgesuchten quasi Katastrophengebiet" 78.

Der Gesundheit zuliebe - das deutsche Kur- und Bäderwesen "Historisch gesehen darf schließlich festgestellt werden, daß das Bäderwesen aufgrund seiner langen und illustren Tradition dem allgemeinen Fremdenverkehr den Weg geebnet und gewissermaßen touristische Pionierarbeit geleistet hat" 79.

Die römische Badetradition Nicht wenige deutsche Heilbäder und Kurorte fuhren ihre Badetradition auf römische Ursprünge zurück. Wiesbaden, das 40 n. Chr. gegründete Aquae Mattiacae, hatte bis zur Vertreibung der Römer im 4. Jahrhundert Thermenanlagen. In Badenweiler wurden 1783 die Reste einer römischen Badeanlage aus der Zeit um 75 n. Chr. entdeckt. In Aachen hatten die Römer am Ende des 1. Jahrhunderts im Bereich des heutigen Doms gebadet und um 200 n. Chr. benutzten sie die Heilkraft der heißen Kochsalzquellen von Baden-Baden.

Vom mittelalterlichen Badewesen bis zum 30j8hrigen Krieg Zwischen dem Ende der römischen Herrschaft und dem 30jährigen Krieg (1618 1648) verlor das Badewesen in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Die mittelalterlichen Badestuben standen nicht im besten Ruf. Dennoch hatte sich in einigen Orten, die über warme Quellen verfugten, ein bescheidenes Badewesen entwickelt. In Wildbad wurde seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in Thermalwasser gebadet. Im 14. Jahrhundert nahm das Badeleben in Baden-Baden einen neuen Aufschwung, zur gleichen Zeit entwickelte sich bei Ems ein erster Badebetrieb. Wieviele Gäste die frühen Badeorte besuchten, ist unbekannt. Sicher ist aber, daß damals Badereisen "vorzugsweise eine Angelegenheit führender Kreise" waren 80 .

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Vom 30jährigen Krieg zur Neuzeit - Trinkkuren werden modern Während bis zum 30jährigen Krieg (Heil)Wasser hauptsächlich für Bäder verwendet wurde, kam in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit der Entdeckung mineralhaltiger Quellen die Trinkkur in Mode. In Pyrmont wurde sie 1661 eingeführt, in Aachen entstand um 1670 eine "Trinkkuranlage mit Garten, Brunnen und Wandelhalle" Die Trinkkur bot "eine langfristige, innere Gesundung und Kräftigung des Körpers; das Bad dagegen diente zu dieser Zeit hauptsächlich der Reinigung und Entspannung des Körpers. In geringem Umfang wurde dieses Badewesen aber in den bekannten Traditionsorten weitergeführt"82. Adlige Kreise entdeckten die Trinkkur als neue Variante ihres sommerlichen Amüsements. Wichtiger als Heilwasser wurden den verwöhnten Gästen schon bald die gesellschaftlichen Vergnügungen, wie Therateraufiuhrungen, Konzerte und Glücksspiele. Das 19. Jahrhundert - Die klassische Zeit des Badewesens Ihre Blütezeit erreichten die deutschen Heilbäder im 19. Jahrhundert. In der ersten Jahrhunderhälfie stieg Baden-Baden zum Weltbad auf, und für Wiesbaden kam die Bezeichnung Weltkurstadt' in Gebrauch. Ems avancierte nach 1834 "zum glanzvollen Modebad des internationalen Publikums"83. Zwischen 1867 und 1887 nahm der preußische König Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm /., seinen jährlichen Kuraufenthalt in Ems. Der Name von Bad Ems ist auch eng mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 verbunden. Seitdem Preußen zusammen mit weiteren norddeutschen Staaten 1866 Österreich und das gesamte übrige Deutschland in der Schlacht bei Königgrätz/Böhmen besiegt hatte, hatten sich auch die Beziehungen zu Frankreich zunehmend verschlechtert. 1870 wollte ein Prinz aus einer hohenzollerischen Nebenlinie den spanischen Königsthron besteigen. Dieser Kandidatur hatte der preußische König Wilhelm I., als Chef des Hauses Hohenzollern, auf Bismarcks Rat hin, zugestimmt. Die öffentliche Erregung in Frankreich, wo eine Verschiebung des europäischen Gleichgewichts der Mächte befürchtet wurde, veranlaßte die Hohenzollern kurze Zeit später auf ihre Kandidatur wieder zu verzichten. Noch im gleichen Sommer forderte der französische Gesandte Graf Benedetti auf der Kurpromenade von Bad Ems vom preußischen König, daß er sich verpflichten solle, 55

niemals wieder seine Zustimmung zu geben, falls die Hohenzollern auf ihre Kandidatur zurückkommen sollten. Dieses Verlangen wurde aber von Wilhelm I. zurückgewiesen. Die Vorgänge in Bad Ems ließ der König nach Berlin telegraphieren, wo sie in gekürzter Form von Bismarck als "Emser Depesche" an die Presse weitergegeben wurden. Nach den diplomatischen Gepflogenheiten der damaligen Zeit brachte die Emser Depesche die französische Regierung in größte Schwierigkeiten. Die direkte Folge war die französische Kriegserklärung an Deutschland vom 19. Juli 1870. Verursacht hat die Emser Depesche den Krieg allerdings nicht. Eine der großen Bädergründungen des 19. Jahrhunderts ist Bad Reichenhall. Am 15. Mai 1846 wurde mit dem 'Curhaus Achselmannstein' das erste Kurhotel in Reichenhall eröffnet. Dieses Datum gilt gleichzeitig als die Geburtsstunde des Weltbades. Nachdem der bayerische König Max II. 1848 fünf Wochen lang im Achselmannstein gekurt hatte, wurde die Stadt zum Treffpunkt der vornehmen Welt. Verbunden war der Aufstieg der Bäder mit einer Renaissance der Badekur. "Das stundenlange Ausharren im Bad ... wurde abgeschafft zugunsten einer auf Wasseranalysen und zu heilender Symptome abgestimmten Hydrotherapie... Seit etwa 1830 entwickelte sich eine wissenschaftliche Balneologie und wachsendes medizinisches Interesse an der Kur; mit der Erstellung wirklicher Indikationslisten ... konnten jeweils einzelne Bäder für bestimmte Krankheiten empfohlen werden" M. Trink- und Badekuren standen jetzt gleichberechtigt nebeneinander. Moorbäder und Kneippkuren Gleichzeitig mit der Weiterentwicklung der Balneologie erfolgte ihre Erweiterung in zwei wesentlichen Bereichen: Moor wurde als Kunnittel (wieder)entdeckt, und in Wörishofen revolutionierte ein Pfarrer die Hydrotherapie. Das Wissen um die Heilkraft des Moores reicht bis in das Altertum zurück. Jedoch erst seit den letzten 150 bis 200 Jahren nutzt man - speziell bei rheumatischen Beschwerden und Frauenleiden - immer häufiger Moorbäder. Aibling in Oberbayem wurde 1845 das erste Moorbad Bayerns. Oberbayerische Moorbadeorte und speziell Aibling dienten wiederum dem württembergischen Allgäu als Vorbild. Dort wurden 1936 in Bad Wurzach erstmals Moorbäder verabreicht. Heute sind etwa 20 Prozent der deutschen Heilbäder und Kurorte als Moorheilbäder anerkannt.

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Der 1821 in der Nähe des schwäbischen Ottobeuren geborene Sebastian Kneipp hat die Wassertherapie entscheidend weiterentwickelt und gilt deshalb als Wiederentdecker natürlicher Heilweisen. Den Anstoß zu seinem therapeutischen Konzept erhielt Kneipp durch die eigene Krankheit. 1849 stieß der seit 1844 an schwerer Lungentuberkulose leidende Theologiestudent auf das Buch Unterricht von der wunderbaren Heilkraft des frischen Wassers bei dessen innerlichem und äußerlichem Gebrauche durch die Erfahrung bestätigt'. Diese Schrift war 1738 erstmals herausgegeben und 1831 neu aufgelegt worden. Kranken wurde geraten, "sich in einem kalten Quell oder Flusse morgens und abends zu baden, und zwar ... bis über den Kopf eintauchen, hernach den Hut aufsetzen und einen Mantel umnehmen und alsdann bis an den Gürtel im Wasser sitzen bleiben" 85. Während seiner Dillinger Studienzeit befolgte Kneipp erstmals im November 1849 diesen Rat und badete in der eiskalten Donau. Obwohl die erhoffte Besserung zunächst ausblieb, gab Kneipp nicht auf - und wurde schließlich wieder völlig gesund. Seit 1881 wirkte Kneipp als Pfarrer in Wörishofen. Er war aber nicht nur der 'Wasserdoktor', sondern hatte seine Therapie mit entsprechenden Lebensregeln verbunden. Die Kneipp-Kur ruht auf fünf Säulen: Hydrotherapie, Pflanzenheilkunde, Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Ordnungstherapie. Mit dieser Gesundheitslehre hatte Kneipp weltweit sehr großen Erfolg. Der Kurbetrieb in Wörishofen wurde offiziell 1889 aufgenommen. Allerdings war die Bevölkerung gegenüber Kurgästen zunächst noch recht distanziert: "Die Wörishofer waren keineswegs begeistert, erfüllten zwar die Bitten ihres Pfarrherrn, Gäste aufzunehmen, verhielten sich aber ihnen gegenüber sehr reserviert"86. Über das Kurleben in Wörishofen zu Lebzeiten Kneipps schreibt ein Chronist: "Von den hohen und höchsten Würdenträgern der verschiedenen Länder angefangen bis herab zum einfachsten Taglöhner sind hier alle Stände und Berufsarten vertreten ... Alle Erdteile haben Kurgäste hierher gesendet, und alle Sprachen der Kulturvölker kann man hier vernehmen"87. Damals wohnten in Wörishofen und seiner näheren Umgebung ständig über 2000 Kurgäste. Die Heilung bestehender Krankheiten und nicht das Vergnügen waren das Hauptanliegen von Pfarrer Kneipp. Nach Theaterauffiihrungen, Ball- und Konzertsälen, einer Spielbank oder sonstigen Amüsiermöglichkeiten, die adligen Kreisen zu dieser Zeit in anderen Bädern bereitwillig angeboten wurden, suchte der internationale Hochadel in Wörishofen deshalb vergebens. Wörishofen entwickelte sich nicht zum krisen57

anfälligen aristokratischen Modebad. Es wurde vielmehr Vorbild für eine Vielzahl von Kneippbädern und Kneipp-Kurorten, die "besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, förmlich wie Pilze aus dem Boden schössen"88. Das englische Seebad Anfang des 18. Jahrhunderts entstand von England ausgehend mit den Seebädern eine weitere Variante des neuzeitlichen Kurortes. Arzte waren überzeugt, daß Meerwasser - äußerlich und innerlich angewendet - bei einer Vielzahl von Krankheiten hilfreich sei. Seit 1730 wurde in Scarborough und seit 1736 in Brighton im Meer gebadet. Auch Ramsgate gehörte zu den ersten Seebadeorten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Großbritannien 60 Seebäder. "Ihr gemeinsames Kennzeichen war neben der weitgehenden Gleichförmigkeit und Austauschbarkeit des touristischen Angebots ihre Lage im Einzugsbereich der industriellen, großstädtischen Ballungsgebiete" 89. Beim Meeresbaden standen zunächst nicht Sport, Spiel oder gar Spaß im Vordergrund, sondern allein der therapeutische Nutzen des Wassers. Der Badegast mietete einen Badekarren, der ins Meer gezogen oder geschoben wurde. In diesem Karren entkleidete man sich und stieg dann über ein Treppchen nackt ins Wasser, um ein kurzes Bad zu nehmen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es beim Baden keine Trennung nach Geschlechtern. In Großbritannien wurde aber 1871 für Männer ein Nacktbadeverbot erlassen. In die englischen Seebäder kam zuerst die Aristokratie. Bald rückte jedoch das Bürgertum nach, das durch die Industrielle Revolution zu Reichtum und Ansehen gekommen war. Der britische Adel suchte sich neue Bademöglichkeiten und 'entdeckte' ab etwa 1830 diefranzösische,später auch die italienische und spanische Mittelmeerküste. Im ersten Drittel des 20.Jahrhunderts folgte das britische Großbürgertum, anschließend wohlhabende (Kontinental)Europäer und Amerikaner. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 'entdeckten' in England nach Adel und Bürgertum schließlich Arbeiter und kleine Angestellte die Seebäder. Möglich wurde dies durch den Ausbau der Eisenbahn und eine Verkürzung der Arbeitszeit an den Wochenenden. So fuhren etwa am Ostermontag des Jahres 1844 über 15000 Londoner mit dem Zug nach Brighton. Für die neuen touristischen Zielgruppen gab es Musikhallen, Karrusseis, Achterbahnen oder Spielautomaten. In den meisten Badeorten wurden nach 1880 auch Piers errichtet, die von der Uferpromenade aus 58

ins Meer hinausführten. "Die Hers, häufig mit orientalischen Stilelementen versehen, wurden bald zu den ... neuen Statussymbolen der Badeorte: Ihre Zahl, Größe, Länge und Ausstattung symbolisierten die Attraktivität des jeweiligen Badeortes" 90. Die Entstehung deutscher Seebäder 1793 entstand an der Ostsee westlich von Rostock mit Doberan-Heiligendamm das erste deutsche Seebad. Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin hatte in Heiligendamm eine Badeanstalt einrichten lassen. Die Gästeunterkünfte befanden sich im nahen Doberan. Bei der Anlage dieses Bades stand nicht der medizinische Nutzen im Vordergrund. Der Landesherr beabsichtigte vielmehr, seine Staatsfinanzen zu sanieren und eröffnete zunächst zwei Spielbanken, die auch mit großem wirtschaftlichem Erfolg geführt wurden. Bezeichnenderweise benutzte nur etwa die Hälfte der Gäste während ihres ein- bis zweimonatigen Aufenthalts an der Ostsee die Badeeinrichtungen. 1797 wurde Norderney das erste deutsche Nordseebad. Wie in England, so kam auch in Deutschland zuerst der Adel, dann das Bürgertum. "Die deutschen Arbeiter hatten finanziell und organisatorisch nicht die Möglichkeit zu ähnlichen Reisen wie in England, lediglich Beamte und Angestellte reisten"91. In der Zeit von 1793 bis 1848 wurden 26 Seebäder gegründet. Mit Ausnahme von Doberan, Cranz in Ostpreußen und Putbus auf Rügen fanden sich überall private Geldgeber. Die Jahre zwischen 1849 und 1871 waren für die Bäder - sicherlich mitbedingt durch die politischen Ereignisse - eine Zeit des Stillstandes und durch stagnierende Besucherzahlen gekennzeichnet. Seit der Reichsgründung 1871 erlebten die Seebäder aber einen enormen Aufschwung. 65 Prozent der 142 Bäder, die es 1914 an der Ostsee gab, entstanden im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Um 1895 stiegen die Besucherzahlen mit der Hochkonjunktur sprunghaft an. Nach Cranz kamen im Jahre 1870 1148 Gäste, 1890 waren es 6500 und 1910 bereits 14517. Swinemünde steigerte seine Gästezahlen zwischen 1870 und 1910 von 1081 auf 39445 92. Dieser Besucherboom wurde erst durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen. Bis zur Reichsgründung standen die Seebäder hinsichtlich Komfort, Eleganz, Unterhaltungsmöglichkeiten, Unterkunftsangebot und Besucherzahlen ganz im Schatten der binnenländischen Heilbäder. Von 1900 bis 1914 wurden aber mit dem Kolberger Strandschloß (1900), den Kur- und Konversationshäusern in Swinemünde (1900), Binz (1908) und Zoppot (1911) die berühmtesten Kurhausbauten an der

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Ostseeküste errichtet. Zur gleichen Zeit begann der Bau von Seebrücken, Seestegen und Uferpromenaden. Die deutschen Bäder in der Zwischenkriegszeit Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges ging die große Zeit der alten Heilbäder ihrem Ende entgegen. In den meisten Kurorten wurden Lazarette eingerichtet, der Kurbetrieb kam fast überall zum Erliegen. Wörishofen z.B. hatte zwischen 1914 und 1918 10000 verwundete Soldaten aufgenommen. Nach dem Ersten Weltkrieg trat in der Medizin die Behandlung mit chemischen Arzneimitteln ihren Siegeszug an. Seit Jahrhunderten bewährte natürliche Heilmethoden, zu denen auch das Bäderwesen gehörte, verloren zunehmend an Bedeutung. Zwischen dem Ende des Ersten und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt das deutsche Kur- und Bäderwesen keine entscheidenden, zukunftsweisenden Impulse mehr und die wirtschaftliche Situation nach 1918 ermöglichte nur noch einer kleinen Minderheit den Kuraufenthalt im Heilbad. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 wurden viele Kurorte Lazarettstädte. Später kamen oft Evakuierte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene, der Kurbetrieb kam praktisch fast überall zum Erliegen. Das deutsche Kur- und Biderwesen nach 1945 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Ostdeutschland die noch aus der Vorkriegszeit vorhandenen Kurorte vor allem vom Feriendienst des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) und von der staatlichen Sozialversicherung der DDR belegt. In Westdeutschland erlebte die Kur eine Renaissance und entwickelte sich nach der Rentenreform, die zum 1. Januar 1957 wirksam wurde, zu einem wesentlichen Bestandteil des Gesundheitswesens. In der Reformgesetzgebung von 1957 hat der Gesetzgeber festgelegt, daß die Erbringung von Rehabilitationsleistungen vor der Gewährung von Renten rangiert. Die Rentenversicherer haben deshalb die gesetzliche Verpflichtung, den Grundsatz "Rehabilitation vor Rente" zu realisieren. Vor 1945 waren Kurgäste praktisch ausschließlich private Gäste. Sie mußten Unterkunft, Arzt und Kurmittel aus eigener Tasche bezahlen und erhielten ihre Kosten nicht ersetzt. Heute kommen Krankenkassen und Versicherungsträger für die anfallenden Kur- bzw. Rehabilitationskosten ganz oder zumindest teilweise auf. Nach 1945 mußten sich aus Gründen der Wirtschaftlichkeit auch bisherige Luxusbä60

der mit internationalem Publikum zunehmend auf Kassenpatienten der Sozialversicherungen umstellen. Das (westdeutsche Kur- und Bäderwesen entwickelte sich in drei Phasen: "Zuerst rasches expansives Wachstum, bedingt durch steigende Kaufkraft, verbunden mit vermehrter Freizeit und zunehmender Mobilität. Darm qualitative Ausformungen und Verfeinerungen der Infrastrukturen, um den erhöhten Ansprüchen des Publikums auch hinsichtlich seines Gesundheitsbewußtseins sowie den Bedingungen der modernen Medizin und Balneo-Technik nachzukommen. Schließlich Investitionen zum Umweltschutz im weitesten Sinne, um durch den Erhalt aller wichtiger Ressourcen (Gewässer, Luft, Ruhe usw.) letztlich die Kurorte selbst lebensfähig zu erhalten" 93. Entscheidend für die Entwicklung des (west)deutschen Kurwesens war jedoch, daß mit der 1957 vollzogenen Neuregelung des Rentenrechts und der Rehabilitation ("Rehabilitation geht vor Rente") die Kurorttherapie ihre volle sozialrechtliche Anerkennung erreichte. Damit war die Grundlage für das heutige Kurwesen gelegt. Auch das medizinische Konzept der Kur hat sich grundlegend verändert. Während früher das passive Warten auf die Genesung üblich war, müssen die Kurpatienten heute aktiv an der Wiederherstellung ihrer Gesundheit mitarbeiten: "Die moderne Rehabilitation soll, durch Aktivierung des Rehabilitanden und die Stärkung seines eigenverantwortlichen Handelns sowie durch gezielte Arbeit an körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen, einen längerfristigen Heilerfolg ... bewirken. Sie erfordert als 'Ganzheitsbehandlung' unter anderem umfassende, individuell abgestimmte physikalische Therapie, Balneologie, Diätetik, psychologische und pädagogische Hilfen. Dazu gehört nicht nur die Fortfuhrung und Anwendung der gelernten Wege, möglichst gut mit der Erkrankung und ihren ggf. bleibenden Folgen umzugehen ... und das Training gesundheitsbewußten und krankheitsgemäßen Verhaltens, sondern möglichst auch die Teilnahme an unterstützenden ambulanten Aktivitäten vor Ort... oder - falls notwendig - die Durchführung weiterer stationärer Rehabilitationsmaßnahmen"94. Das deutsche Kurwesen am Ende der 90er Jahre - Beginn einer (neuen) Krise? In Deutschland gibt es Ende 1996 etwa 330 staatlich anerkannte Heilbäder und Kurorte. Fast 80 % davon sind kommunale Bäder. Der Anteil der Staatsbäder liegt bei unter 10 %, der Anteil der Privatbäder beträgt knapp 15 %. Pro Jahr werden dort bei mehr als neun Millionen Gästen über 110 Millionen Übernachtungen registriert. 61

Somit finden ca. 40 % aller Übernachtungen des Inlandstourismus in den Heilbädern und Kurorten statt. In der Rangfolge der Tourismusstatistik folgt auf die Großstädte Berlin, München und Hamburg bereits das niederbayerische Bad Füssing. Insgesamt bieten die deutschen Heilbäder und Kurorte rund 310000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt vom Kurgeschehen abhängen. Die von ihnen erwirtschaftete Wertschöpfung wird auf über 20 Milliarden Mark pro Jahr berechnet. In Deutschland existieren mit den Trägern der Kranken- und Rentenversicherung vereinbarte und über sie abgerechnete Kuren für präventive und rehabilitative Maßnahmen. Diese Kuren werden entweder ambulant oder stationär durchgeführt. Die Mindestdauer einer Kur betrug bisher vier Wochen. Neben den Kuren werden in Rehakliniken und ähnlichen Spezialeinrichtungen Anschlußheilbehandlungen durchgeführt. Grundsätzlich hat in Deutschland jeder Kranken- und Rentenversicherte unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf Bezuschussung einer Kur- oder Rehabilitationsmaßnahme. 1995 wurden z.B. von der Rentenversicherung 900000 und von der Krankenversicherung 1,2 Millionen Kurmaßnahmen bewilligt. Ende Juni 1996 wurde allerdings im Deutschen Bundestag das 'Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung' verabschiedet, das gerade im Kur- und Bäderwesen eine gegenteilige Wirkung haben wird. Für den stationären Kurbereich - Anschlußheilbehandlungen sind ausgenommen - bedeutet dies folgende Änderungen: Die Kurdauer wird von vier auf drei Wochen gekürzt. Der Abstand zwischen zwei Kuren verlängert sich von drei auf vier Jahre. Die tägliche Zuzahlung des Patienten von bisher 12 Mark wird auf 25 Mark erhöht. In den neuen Bundesländern steigt die tägliche Zuzahlung von 9 auf 20 Mark. Weiterhin können bei stationären Patienten pro Kurwoche in Zukunft zwei Urlaubstage angerechnet werden. Diese seit 1. Januar 1997 geltenden Bestimmungen, mit denen im stationären Kurbereich jährlich 3,26 Milliarden Mark eingespart werden sollen, werden zumindest für einen Teil der deutschen Kur- und Rehabilitationseinrichtungen katastrophale Auswirkungen haben. Der Deutsche Bäderverband rechnet mit einem Verlust von 40000 Arbeitsplätzen im deutschen Kur- und Bäderwesen.

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Die Sommerfrische Seit etwa Mitte des 19. Jahihundeits entstand mit der Sommerfrische eine spezifisch deutsche Form der Urlaubsreise. Während Adel und Großbürgertum das Leben in den mondänen Kurorten und Bädern genossen, schlug die vom bürgerlichen Mittelstand ausgehende touristische Entwicklung mit der Sommerfrische eine neue, zukunftsweisende Richtung ein. Urlaubs- oder Erholungsreisen waren zu dieser Zeit noch immer das Privileg einer Minderheit. Neben dem Adel und dem Großbürgertum konnten zunächst nur Beamte und teilweise Angestellte in den Urlaub reisen. Das Reichsbeamtengesetz von 1873 sah eine Uriaubsgewährung ohne Bezahlung vor, nicht jedoch den Urlaubsanspruch. Erst nach 1910 fuhren auch selbständige Kaufleute und Handwerker in die Sommerfrische. Von den deutschen Arbeitern hatten vor 1914 nur etwa 10 % Anspruch auf Urlaub. Erst 1933 wurde die Urlaubszeit für alle Arbeitnehmer gesetzlich geregelt95. Die Sommerfrische war sicherlich für die Erholung wichtig, genauso bedeutsam war sie aber auch für das soziale Prestige. Sommerfrische bedeutete Urlaub in einer landschaftlich schönen Gegend. Während die Kurorte in aller Regel ohne Kinder besucht wurden, kam in die Sommerfrische die gesamte Familie mit. "Man führ stets in den gleichen Ort und in die gleiche Unterkunft. Die Anreise erfolgte meist mit der Bahn. Die Form der Unterkunft war kleinbürgerlich - provinziell, bescheiden, rustikal, mit Familienanschluß. Bei den wohlhabenderen Familien dauerte die Sommerfrische meist von Ende Juni bis Anfang September..." Die Erwartungen an die Sommerfrische waren recht bescheiden: "Kinderfeste und Kegelbahn, Kammermusik und Kammwanderung waren Urlaubshöhepunkte. Die Hotels und Pensionen hießen nicht - wie in den Zielorten des adligen und großbürgerlichen Tourismus - Metropol', "Bristol', Tvliramar1, 'Atlantik' oder 'Continental', sondern Haus Heckenrose', "Pension Immergrün', Haus Habmichlieb' oder 'Villa Hertha"'97. Für die Sommerfrischler, die häufig aus (Groß)Städten oder Industriegebieten kamen, war das Naturerlebnis wesentlich. Sommerfrischen gab es in den Mittelgebirgen, in den Alpen und am Meer. Beim Urlaub an der See standen nicht mehr die Heilwirkung des Wassers oder das Flanieren auf der Strandpromenade im Mittelpunkt, sondern das erholsame Strandleben mit der ganzen Familie. Allerdings war am Strand noch die übliche Straßenbe63

kleidung vorgeschrieben. Erst allmählich kamen Badeanzüge in Mode, die aber den Körper vollständig bedecken mußten. Herren- und Damenbadeanstalten waren räumlich voneinander getrennt. Es kam einer kleinen Sensation gleich, als 1902 in Westerland auf Sylt zusätzlich zur Herren- und Damenbadeanstalt ein Familienbad eingerichtet wurde. Gebadet werden durfte dort aber nur in hochgeschlossenen schwarzen Badekostümen. Der Erste Weltkrieg bedeutete für die Entwicklung des Tourismus international einen tiefen Einschnitt. Die mit der Sommerfrische schon vor 1914 begonnene touristische Entwicklung wurde durch den Weltkrieg allerdings nur kurz unterbrochen und setzte sich nach den Kriegs- und Krisenjahren in zunächst noch bescheidenem Maße fort. Die Sommerfrischler-Bewegung fand nach 1933 im KdF-Tourismus eine gewisse Fortsetzung und kann somit indirekt auch als eine der Keimzellen des neuzeitlichen deutschen Massentourismus gesehen werden.

Der Sozialtourismus und was davon übrig blieb Das Verlangen nach Erholung für arbeitende Menschen, nach Freizeit, vor allem nach bezahlter Freizeit, ist uralt. In einem Amtsbrief der Kölner Beutelmacher von 1397 wurden den Handweiksgesellen die freien Tage vorgeschrieben. Das waren die Tage von Weihnachten, Ostern, Pfingsten und die Marientage. Während der Reformationszeit wurden diese Kirchenfeiertage weitgehend eingeschränkt. Dennoch erzwangen die Handwerksgesellen erneut freie Zeit, den Blauen Montag. Sie kamen halt erst Montagmittag zur Arbeitsstelle oder dösten - statt zu arbeiten - vor sich hin. Die Meister gaben dafür keinen Lohn, wenn sie überhaupt welchen zahlten. Mit Entwicklung der industriellen Produktion führten die Besitzer der Werkstätten und Fabriken von Anfang an eine 14- bis 16stündige Arbeitszeit pro Tag ein. Es gab einen freien Tag in der Woche - den Sonntag. Diese hohe menschliche Arbeitsintensität zeigte bald schwerwiegende Folgen: die Arbeitsleistung sank, die Unfälle stiegen, die Erkrankungen häuften sich. Mediziner und Soziologen begannen sich damit zu beschäftigen, Forderungen nach bezahlter Freizeit wurden erhoben, sowohl von den Medizinern als auch von den Arbeitern.

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Das Karlsruher Aibeitsstatut legte 1898 erstmals fest, "daß Arbeitern auf Ansuchen bis zur Dauer von acht Tagen Urlaub gewährt werde, ohne daß eine Unterbrechung der Lohnzahlung oder Kürzung ihres Lohnes stattfindet". Diese Bestimmung hatte jedoch zahlreiche Einschränkungen und kaum ein Fabrikant hielt sich daran. Später wurde dieses Statut für Beamte und städtische Arbeiter angewendet, die bereits zehn Dienstjahre vollendet hatten und älter als 35 Jahre waren. An echten Urlaub war noch nicht zu denken, wohl aber verwendete man bereits das Wort Urlaub in der Werbung für Arbeitskräfte in gesundheitsgefährdeten Berufen. Die Sächsische Eisengießerei Chemnitz versprach, den Tag vor Pfingsten freizugeben und die Anilin-Werke-AG sogar einen Wochenurlaub. 1896 begannen die Jenaer Zeisswerke als erstes Unternehmen in Deutschland, ihren Mitarbeitern jährlich einen kurzen Erholungsurlaub mit Bezahlung zu gewähren. 1905 gab es 34 Firmen, und 1908 weisen die Zahlen des Kaiserlichen Statistischen Amtes 126 Städte aus, in denen städtische Beamte bezahlten Urlaub erhielten. Allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, daß höhere Arbeitsleistungen nur dann möglich sind, wenn sich die Arbeiter und Angestellten regelmäßig erholen können. Es war ein Anfang. Millionen deutscher Arbeiter erhielten jedoch weiterhin keine bezahlte Freizeit. Zunehmend begannen nun die Gewerkschaften, sich der Forderungen nach bezahltem Urlaub anzunehmen. In verschiedenen Publikationen wiesen Gewerkschafter nach, wie notwendig Urlaub und Erholung für die Reproduktion der Arbeitskraft war und forderten die Einsicht der Unternehmer. Doch nur vereinzelt setzten die Gewerkschaften, voran der Metallarbeiterverband, bei den Tarifverhandlungen - vor allem infolge mächtiger Streikaktionen - das Recht auf bezahlte Freizeit durch. Diese ersten Regelungen sahen damals vor für 1 Jahr Beschäftigung 3 Tage Urlaub, für 2 Jahre 4 Tage, für 3 Jahre 6 Tage, für 5 Jahre 10 Tage und für 6 Jahre Beschäftigung bis zu 12 Tagen Urlaub. Die "Internationale Rundschau der Arbeit" stellte in einem Beitrag dar, wieviele Bergarbeiter bis 1930 Urlaubsansprüche erkämpft hatten: Ubertage-Arbeiter nach 1 7 Jahren Beschäftigung erhielten 3 - 9 Tage Urlaub; Unteitage-Arbeiter erhielten

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nach lOjähriger Arbeit 10 Tage und nach 20jähriger Arbeit im Berg 12 Tage bezahlten Urlaub. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Urlaubsanspruch durch ein Gesetz geregelt, danach erhielt jeder deutsche Arbeiter das Recht auf 14 Tage bezahlten Urlaub im Jahr. Mit dem Recht auf Urlaub war noch nicht die Möglichkeit gegeben, daß sich Arbeiter erholen oder eine Ferienreise antreten konnten. Wie sollten sie das Geld dafür aufbringen? Es entstand die Idee, eine eigene gewerkschaftliche Ferienkultur zu schaffen, eigene Ferienheime zu bauen oder zu erwerben, einlache Unterkünfte ohne jeglichen Luxus. Im Jahre 1909 ließ der Bund der Technischen Angestellten in Sondershausen für 117.000 Mark ein Ferienhaus errichten, in dem bis zum Ausbruch des Ersten Wektkrieges 2.880 Urlauber weilten. Thüringer Ferienheim-Genossenschaft "Naturfreunde" Im Jahre 1913 gründeten Zeissarbeiter, die Gewerkschaften und der TouristenVereinigung "Die Naturfreunde" die Thüringer Ferienheim-Genossenschaft "Naturfreunde", Sitz Jena. Es war ein erster und erfolgreicher Versuch, für Arbeiter und Angestellte bezahlbare Ferienplätze zu schaffen. Bis 1928 erwarb die Ferienheimgenossenschaft 12 Ferienheime und 2 Wanderquartiere im Thüringer Wald, Erzgebirge und in der Dübener Heide. In einem Wanderheftchen wird das Genossenschaftsheim Reiherhorst in Klein-Köris vorgestellt, eine ehemalige Unterkunft für Ziegeleiarbeiter: "Schön sieht unser Haus von der Chaussee gesehen aus. Die prächtigen Bäume rahmen das Haus wundervoll ein. Im ersten Stock liegen die 15 Fremdenzimmer, während im Erdgeschoß noch zwei Fremdenzimmer vorhanden sind, so daß das Heim im ganzen über 17 stattliche Zimmer verfügt. Außerdem ist aber auch ein Massenlager für 80 Personen vorgesehen, so daß in unserem lieben Heim nicht weniger als 126 müde Schläfer ihr Haupt zur Ruhe betten können. Im Untergeschoß befindet sich die gewaltige Küche mit Zubehör, gleich links der Eingang zum geräumigen Speisesaal... Auch ist eine kleine Bücherei vorhanden. Das Schönste aber ist ein neuer, prächtiger und wohlklingender Radioapparat98. 66

Eine Übersicht in der "Arbeitswelt" von 1929 gibt Aufschluß über die Frequentierung dieser ersten gewerkschaftlichen Ferienheime: Jahr 1927 1928

Personen 16.294 18.120

Übernachtungen 43.969 49.064

Verweildauer 2,69 Tage 2,71 Tage

Ähnlich der Thüringischen existierte auch eine "Brandenburgische Ferienheimgenossenschaft Naturfreunde", die sich Brafegena nannte. Aus dem Bericht der Generalversammlung 1932 geht hervor, daß ihr etwa 1.000 Mitglieder angehörten, die Anteile von mindestens 10 Marie eingezahlt hatten. Auch sie besaß eigene Ferieneinrichtungen. Im Jahre 1924 begann die "Gewerkschaft der Angestellten" durch eine Abteilung Urlaubs- und Studienreisen mit Sitz in Hamburg, Ferienreisen zu organisieren und gab ab 1925 eine Reisezeitschrift "Wir reisen" heraus. Es wurden u. a. Sechs-TageFahrten durch Ostseebäder, Harz, Berlin-Potsdam, Spreewald und der Pauschalaufenthalt in verschiedenen Ferienheimen angeboten. Im Jahre 1932 brachte der sozialdemokratische Dietz-Verlag, Frankfurt/Main, erstmals einen "Arbeiter-Wanderftlhrer" heraus. Der Führer stellte die Reise-Abteilung des Ortsausschusses Leipzig des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes vor, die sich später als Reiseveranstalter ADGB etablierte. Im Jahre 1931 organisierte dieser Ortsausschuß Leipzig des ADGB u. a. folgende Reisen: Im Kraftwagen durch den Thüringer Wald. Dauer 4 Tage. Reisekosten 47 - 52 RM Im Kraftwagen nach dem Harz. Dauer 4 Tage. Reisekosten 40 - 55 RM 9 9 Der Leipziger Ortsausschuß gab auch eine Zeitschrift "Ich fahr in die Welt" heraus. Eine Übersicht nannte gewerkschaftseigene Ferienheime für Deutschland 24, Österreich 6, Belgien 5, Frankreich 2, Finnland 1, Niederlande 2, Schweiz 4, Polen und Ungarn je eines I0°. Zur Finanzierung der Ferien bot die Reise-Abteilung den Gewerkschaftsmitgliedern an, ein Reiseguthaben auf der Gewerkschaftsbank zu sparen. 1922 wurde in Berlin die Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten 67

gegründet, die bis 1932 in 187 Orten Deutschlands Filialen öffnen konnte. Die Sparer eröffneten hier ab 1 Marie Einlage ein Konto. Die Bank verfügte zeitweilig über 170 Millionen Mark Einlage. Sie finanzierte Wohnungsbauten und den Erwerb von Ferienheimen. 1932 besaß der ADGB über 100 Ferieneinrichtungen in Deutschland. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 endete das erste Kapitel des gewerkschaftlichen Ferienwesens. Alle Heime der Gewerkschaften und der Ferienheimgenossenschaften in Jena und Brandenburg wurden beschlagnahmt, für die Kraft-durch-Freude-Reisen genutzt oder in Privathand verkauft. Feriendienst der Gewerkschaften Nach dem Krieg wurden in Ostdeutschland die Ferienheime des ADGB - soweit sie den Krieg unbeschadet überstanden hatten - vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) übernommen und als Heime des FDGB-Feriendienstes eröffnet. Im November 1951 beschloß eine erste Arbeitstagung des "FDGB-Feriendienstes" in Oberhof, das Erholungswesen in der DDR grundlegend auszubauen. Vierzig Jahre lang wurde dieser Feriendienst als eine der größten Errungenschaften der Arbeiter in der DDR gepriesen. 1989 verfügte er über 615 zentrale Ferienheime, 372 Vertragshäuser, Ferienhotels und das Urlauber-'Traumschiff' Arkona. Dazugerechnet wurden etwa 12.600 betriebliche Ferieneinrichtungen, insgesamt also eine Kapazität von 5,1 Millionen Urlaubsplätzen im Jahr. Trotzdem mußten viele Werktätige 10-12 Jahre warten, ehe sie einen der Ferienplätze zugeteilt bekamen. Denn auch bei den Gewerkschaften war es, wie überall in der DDR: Wer keine Beziehungen hatte, bekam nichts. Dafür fuhren die Partei- und Gewerkschaftsfunktionäre mehrfach im Jahr, und gratis obendrein, in die Belletagen der Ferienheime oder in die luxuriösen FDGB-Präsidiumsheime. Erst nach der Wende erfuhren die 9 Millionen Gewerkschaftsmitglieder, wie der FDGB nach der Oberhofer Tagung das "Erholungswesen grundlegend ausbaute". Im Jahre 1952 startete die Volkspolizei eine "Aktion weiße Rose", in derem Verlauf hunderte Besitzer von privaten Ferienpensionen und kleinerer Hotels um ihr Eigentum gebracht worden sind. Als Schieber, Spekulanten und Konterrevolutionäre bezeichnet wurden sie verhaftet, verurteilt und von ihrem Besitz vertrieben. Die Polizei beschlagnahmte einige Millionen Mark an Bargeld und Schmuck; hunderte Pensionen und Hotels waren als Volkseigentum deklariert und dem Feriendienst der 68

Gewerkschaften zur Nutzung übergeben worden. Die Enthüllungen Uber die "Aktion weiße Rose" nach der Wende bedeuteten das Ende des einst so gerühmten Sozialtourismus in der DDR. Inzwischen wurden viele Ferienheime von Hotelketten übernommen, modernisiert und als Hotels eröffnet. Die enteigneten Pensionen und Hotels wurden ihren einstigen Besitzern zurückgegeben. Verschiedene Formen des Sozialtourismus lebten nach 194S auch in der Bundesrepublik Deutschland wieder auf, sowohl bei den Gewerkschaften als auch in den fünf großen Wohlfahrtsorganisationen wie Arbeiterwohlfahrt, Rotes Kreuz, Caritas, Diakonisches Werk oder in einigen Organisationen, die im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband organisiert sind. Besonders ausgeprägt war der Sozialtourismus in der 1919 von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gegründeten Arbeiterwohlfahrt, die heute etwa 600.000 Mitglieder zählt. Von den Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuschüssen der Länder gestaltet sie ftir Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien die Stadtranderholung und Ferienausflüge im Inund Ausland, in jedem Jahr etwa ftir 150.000 junge Menschen. Zur Seniorenarbeit gehört ein Kur- und Erholungstourismus mit Reisen, die zum Selbstkostenpreis vorbereitet werden. In den letzten Jahren ist hier jedoch ein starker Rückgang zu verzeichnen. Viele Senioren sind bis ins hohe Alter mobil, fahren noch selbst mit dem Auto in den Urlaub. Darüber hinaus war festzustellen, daß verschiedene Reise-Anbieter preiswerte Ferienaufenthalte offerieren, Kurz- und Werbereisen, die bedeutend billiger sind als sie von der Arbeiterwohlfahrt vorbereitet werden können. So gilt für den Sozialtourismus, was auch im organisierten Tourismus festzustellen ist: Der Wunsch, individuell zu reisen, steigt enorm. Der Bedarf an Sozialreisen geht ständig zurück. ET spielt heute kaum noch eine nennenswerte Rolle.

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Die deutschen Tourismusverbände Der Deutsche Fremdenverkehrsverband und die Deutsche Zentrale für Tourismus Bis zum Jahre 1900 bildeten sich im Deutschen Reich etwa 200 Verkehrs- und Verschönerungsvereine. Im Königreich Sachsen hatten sich bereits zahlreiche Vereine zum "Verband Sächsischer Verkehrsvereine" zusammengeschlossen; in Hessen beabsichtigten mehrere Badeorte, mit dem seit 1892 existierenden "Allgemeinen Deutschen Bäderverband" (ADB) erstmals einen Regionalverband ins leben zu rufen. Der Kaufmann W. Ehrenfels, Vorsitzender des "Frankfurter Verkehrsvereins", kam allen zuvor und schickte in Eilsendungen an alle bekannten Verkehrsvereine in Deutschland Einladungen zu einer gemeinschaftlichen Beratung im Januar 1902 in Frankfurt/Main. Aus 23 deutschen Städten kamen Delegierte zusammen und tauschten ihre Gedanken aus, wie sie sich in einem Bund vereinen könnten, um gemeinsame Besucherweibung anzuregen und neue Mitglieder aus dem Mittelstand und Wirtschaftsunternehmen zu gewinnen. Gleichzeitig sollte der vorgesehene Bund Einfluß darauf nehmen, daß neuartige und schnellere Verkehrsmittel sowie günstigere Verkehrsverbindungen entwickelt würden, daß die Sommerferien an Schulen und Lehranstalten zur besseren Ausnutzung der Beherbergungseinrichtungen im Land dezentralisiert würden, daß eine zentrale Informationsstelle geschaffen und ein Austausch der Werbemittel unter den Mitgliedern des Bundes erfolgen könne. Schließlich wurde ein Archiv für Arbeits- und Werbeschriften angelegt und festgelegt, daß Werbung im In- und Ausland und vor allem intensive Aufklärung bei den Behörden über die Bedeutung des Fremdenverkehrs betrieben werden sollte. Die Delegierten der Frankfurter Beratung stimmten den Vorschlägen zu, ergänzten sie durch weitere Gedanken und gründeten einstimmig den Bund Deutscher Verkehrsvereine (BDV). Am zweiten Beratungstag wählten sie einen provisorischen Vorstand, der Satzungen ausarbeiten sollte, einigten sich darauf, daß der Frankfurter Verkehrs-Verein vorerst als BDV-Geschäftsstelle füngieren sollte, und beriefen für Oktober 1902 die erste Mitgliederversammlung nach Düsseldorf ein. In Düsseldorf trafen sich dann erneut die Vertreter von 23 Vereinen; aus Bad Nauheim, Braunschweig, Brühl, Darmstadt, Düsseldorf, Elberfeld, Flensburg, Frankfurt/Main, Guben, Göttingen, Hamburg, Hamm, Hanau, Hann.Münden, Hannover, Hildesheim, Kassel, Krefeld, Leipzig, Lübeck, Mühlhausen/Elsaß, Osnabrück und Straßburg. Der erste Landesfremdenverkehrsverband, der Verband Sächsischer Verkehrs-Vereine, 70

empfahl seine Statuten und die Düsseldorfer Gründungsversammlung entschied sich dafür, diese als Satzung des BDV anzunehmen. Als seine wesentliche Aufgabe sah der BDV die "Förderung der deutschen Veikehrsinteressen und Unterstützung seiner Mitglieder mit Rat und Tat, sowohl untereinander als auch seitens des Bundes". Als Sitz des BDV wurde Leipzig bestimmt, in den Vorstand wurden die Städte Braunschweig, Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und Straßburg gewählt. Im Jahr 1906 zählte der BDV 30 Mitglieder. 1910 wurden im Ausland bereits die ersten drei Informationsstellen eingerichtet; und der BDV beteiligte sich mit einer Großwerbung an der Brüsseler Weltausstellung. 1911 erfolgte die amtliche Eintragung des BDV ins Leipziger Vereinsregister; zu diesem Zeitpunkt war die Mitgliederzahl des BDV auf 262 angewachsen. Für Selbstdarstellung und Werbemaßnahmen wurde vom BDV in Düsseldorf bis 1904 die Monatsschrift "Wandern und Reisen" herausgegeben; in Frankfurt/Main erschien bis 1909 das "Illustrierte Fremdenblatt Union", in Darmstadt die Zeitschrift "Verkehr" und von 1908 bis 1930 die erste Auslandszeitschrift "Deutschland". Mit seinen Aktivitäten regte der BDV die Reiselust vorrangig des Mittelstandes und gehobener Kreise der Wirtschaft an. Nicht zuletzt deshalb entstanden kurze Zeit später die ersten Vereine für das Wandern, fiir Jugend-, Gewerkschafts- und Ferienheimreisen, die wiederum Mitglieder des BDV wurden. Trotz seines großen Engagements, deutsche Reisegebiete populär zu machen, registrierte der BDV zunehmend den Hang der Deutschen für Auslandsreisen. Er appelierte deshalb an die nationale Pflicht der Deutschen, doch erst einmal die deutsche Heimat kennenzulernen, gab eine Menge Geld für Werbung aus unf forderte öffentlich "Deutsche, reiset in Deutschland!"

Zentrale für deutsche Verkehrswerbung Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges erlebte der BDV eine emorme Entwicklung. Ab 1913 wurden aufgrund von Verträgen mit Schiffahrtsgesellschaften, Reisebüros und deutschen Firmen im Ausland 50 BDV-Informationsstellen eröffnet. Eine Zentrale wurde eingerichtet. Fast alle Verkehrsvereine im Deutschen Reich hatten sich dem BDV als Mitglieder angeschlossen 101. Während des Ersten Weltkrieges kam der Fremdenverkehr praktisch zum Erliegen. Sofort nach dem Krieg begann der BDV aber energisch mit seiner Wiederbelebung. Die Eisenbahnlinien 71

setzten Ferien- und Ausflugszüge in die schönsten deutschen Reisegebiete ein. Der BDV nutzte die Gelegenheit und warb in den Zugabteilungen mit Bildern von deutschen Landschaften. Reisebüros, Schiffahrtsgesellschaften und Eisenbahnvertretungen übernahmen ebenfalls wieder Werbung für deutsche Feriengebiete. Schon 1917 hatte der BDV angeregt, nach dem Krieg eine zentrale Stelle für Fremdenverkehrsarbeit zu schaffen, um die Wirtschaftslage aufzubessern und das Vertrauen in Deutschland wiederherzustellen. Am 20.02.1920 wurde diese Anregung Wirklichkeit und die "Reichsbahnzentrale für deutsche Verkehrswerbung (RDV)" mit Sitz in Berlin gegründet. Ihre Aufgabe: "Förderung des Reiseverkehrs im Ausland nach Deutschland, aber auch des innerdeutschen Verkehrs ... durch eine planmäßige Werbetätigkeit auf gemeinnütziger Grundlage"102. Für die Mitarbeit in der RDV engagierte man erfahrene Praktiker des BDV. Bald jedoch bildeten sich zwischen BDV und RDV Interessengegensätze heraus. Der durch Krieg und Inflation mittellos gewordene BDV mußte immer wieder der finanzstarken RDV nachgeben. So wurde 1922 der Sitz des BDV von Leipzig nach Magdeburg verlegt und die Satzungen so verändert, daß nur noch die regionalen Fremdenverkehrsverbände und Spitzenorganisationen, nicht mehr örtliche Vereine, Mitglied im BDV sein durften. 1927 wurde der Sitz des BDV nach Berlin verlegt, weil man sich in der Nähe maßgeblicher Behörden günstigere Arbeitsbedingungen versprach. Mit der RDV traf man schließlich eine Übereinkunft, daß der BDV künftig für die Angelegenheiten des innerdeutschen Fremdenverkehrs und seine Werbung, die Reichsbahnzentrale für alle Fragen der Fremdenverkehrsarbeit und Werbung im Ausland zuständig sein sollte. 1928 wurde die RDV aufgelöst und an ihre Stelle die "Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr" gegründet. Außerdem wurde eine "Reichsarbeitsgemeinschaft für deutsche Verkehrsförderung" ins Leben gerufen. Diese übernahm die von RDV und BDV gemeinsam herausgegebene Wochenzeitung "Verkehr und Bäder" und machte sie zu einem wirksamen Fachblatt für den Fremdenverkehr. 1929 wurde Dr. Konrad Adenauer neuer Vorsitzender des BDV. Auch seinem kurzen aber wirkungsvollen Bemühen war es zu verdanken, daß sich der BDV zu einer echten Dachorganisation des Fremdenverkehrs entwickeln konnte. 1930 beschloß eine BDV-Mitgliederversammlung unter Adenauers Vorsitz eine neue Satzung, die aus dem Bund Deutscher Verkehrsvereine den "Bund Deutscher Verkehrsverbände" werden ließ. Dem BDV gehörten als Mitglieder die Regionalverbände an und den Regionalverbänden die örtlichen Verkehrsvereine. Im gleichen 72

Jahr schlössen sich alle mit dem Fremdenverkehr befaßten Institutionen zum "Reichsausschuß für den Fremdenverkehr" zusammen, der durch Erlaß des Reichsverkehrsministers 1931 zum "Hauptausschuß für Fremdenverkehr" und 1933 erneut in "Reichsausschuß für Fremdenverkehr" umbenannt wurde. Tourismus von 1933 - 1945 Im Jahre 1933 endete für den BDV der demokratische Abschnitt seiner Verbandsgeschichte. BDV und ADB wurden mit sofortiger Wirkung zum "Bund Deutscher Verkehrsverbände und Bäder" umbenannt, daraus wurde ab 1936 der Reichsfremdenverkehrsverband mit eigenständigen Landesfremdenverkehrsverbänden. Die in sieben Fachabteilungen aufgegliederte RFV-Zentrale erhielt Weisungsrecht. Alle Gemeinden, in denen die Zahl der Übernachtungen die Zahl der Einwohner um 25% überstieg, deklarierte der RFV zu Fremdenverkehrsorten und Mitgliedern des jeweiligen Landesverbandes. Diesem mußten fortan festgelegte Beiträge entrichtet werden. Das "Gesetz über den Reichsfremdenverkehrsverband" von 1936 stellte den RFV endgültig unter die Aufsicht der speziell dafür geschaffenen Abteilung Fremdenverkehr im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Goebbels berief den bayerischen Wirtschaftsminister Hermann Esser zum Präsidenten des RFV und zum Staatssekretär in seinem Ministerium. Die Wochenzeitschrift "Verkehr und Bäder" erschien ab sofort unter dem Titel "Der Fremdenverkehr" und war als amtliches Verkündungsblatt autorisiert. Die regionalen Verbände und örtlichen Vereine waren vom RFV zum Pflichtbezug veranlaßt. Im "Haus des Fremdenverkehrs" am Potsdamer Platz in Berlin erhielt der RFV repräsentative Räume. Jeder Landesfremdenverkehrsverband, die wichtigsten Heilbäder und das Mitteleuropäische Reisebüro bekamen repräsentative Informationsschalter. In den Ausstellungsräumen fanden regelmäßig Städte- und Landschaftsausstellungen sowie häufige Presseveranstaltungen statt. Die "Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr" blieb als selbständiges Unternehmen erhalten, war jedoch ebenfalls dem Goebbelsministerium unterstellt. In der Reichswerbeschule führte man jedoch spezielle Ausbildungskurse für RFVWerber ein. In der Anweisung Nr. 1 des RFV wurde außerdem die Herstellung von Fremdenverkehrswerbefilmen vorgeschrieben.

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In der Vorbereitungsphase der Olympischen Spiele 1936 in Berlin und in GarmischPartenkirchen übertrug das Olympische Komitee der "Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr" die gesamte Auslandswerbung und machte deren Auslandsvertretungen zu Außenstellen nationalsozialistischer Propaganda. Drei Jahre nach dem friedlichen Olympia begann Deutschland gegen die meisten europäischen Länder Krieg zu fuhren. Das Ende des Fremdenverkehrs begründete Goebbels auf seine Art: "Erst siegen, dann reisen!" So las man jetzt auf den Werbeflächen der Reichsbahnwagen. Vom Haus des Fremdenverkehrs am Potsdamer Platz blieben im Bombenregen nicht einmal die Fundamente erhalten. Der Neubeginn nach dem Krieg 1946 wurde dem Deutschen Städtetag eine Eingabe vorgelegt, die eine Einheitsorganisation für das Verkehrswesen und Bäderwesen für äußerst notwendig hielt und die nun um die Zustimmung der Aufsichtsbehörden zur Wiederaufnahme der Verbandstätigkeit nachsuchen sollte. Vier Wochen später trafen sich auf der Hohensyburg bei Dortmund Vertreter von Organisationen des Fremdenverkehrs und von Behörden. Sie einigten sich, daß in der britischen Besatzungszone die Landesfremdenverkehrsverbände und der BDV wieder entstehen sollten. Aus einer Dachorganisation, die Fremdenverkehr und Bäderwesen vereinigen sollte, wurde jedoch nichts. Bereit im Juli 1946 war ein Bäderwirtschaftsverband gegründet worden, 1947 bildete sich daraus der Deutsche Bäderverband. Nach Verhandlungen mit süddeutschen Landesverbänden erfolgte im Juni 1947 in Köln die Neugründung des "Bundes Deutscher Verkehrsveibände". 1948 richtete der BDV in Frankfurt/Main seine Geschäftsstelle ein. Im gleichen Jahr wurde auch die Auslandswerbung wieder in Gang gebracht. Es entstand die Deutsche Zentrale für den Fremdenverkehr (ZFV), die unter anderem die Aufgaben der einstigen "Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr" fortfuhren sollte. Der BDV und die ZFV (die spätere Deutsche Zentrale für Tourismus) etablierten sich gemeinsam in der Frankfurter Beethovenstraße 69 und brachten ab 1949 gemeinsam das Fachblatt "Der Fremdenverkehr" heraus, das im Juni 1990 eingestellt wurde. 1963 gab sich der BDV in Lübeck seinen neuen Namen: Deutscher Fremdenverkehrsverband (DFV).

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Auch im Osten Deutschlands gab es nach Kriegsende mehrfache Versuche, die alte Verbandsstruktur neu zu beleben. Diese Initiativen wurden auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration verboten, wiedergegründete Landesverbände in Thüringen und Sachsen wurden aufgelöst, ebenso die Touristenorganisationen Naturfreunde, der Thüringer Waldverein oder die Sektionen des Deutschen Alpenvereins. Naturfreundehäuser und Alpenvereinshütten wurden in Volkseigentum überfuhrt, eine Auswahl der besten Pensionen und Hotels der sowjetischen StaatsAktiengesellschaft INTOURIST zur Nutzung übergeben. Nach dem Vorbild der sowjetischen Monopolbetriebe für den Fremdenverkehr INTOURIST (Auslandsveikehr) und TOURIST (Inlandveikehr) sollte in der Ostzone und späteren DDR der organisierte Tourismus aufgebaut werden. So entstanden nach Gründung der DDR das staatliche Reisebüro, das Eiholungswesen der Gewerkschaften und der Jugendorganisationen sowie die Wander- und Bergsteigersektionen im Sportbund. Sie alle organisierten wohl, vor allem aber kontrollierten sie den Tourismus. Der individuelle Tourismus sollte unterbunden werden, auch weil im Thüringer Wald, an der Mecklenburger Seenplatte und im Erzgebirge ausgedehnte militärische Sperrgebiete ausgewiesen waren. Touristen waren da unerwünscht, schon gar keine, die unkontrolliert in Hütten und Hotels übernachten wollten. Trotz dieser Einschränkungen der individuellen Reisemöglichkeiten im eigenen Land war das Reisen auch der Ostdeutschen Lieblingsbeschäftigung. Mit Öflhung der innerdeutschen Grenzen begann ein neues Kapitel in der Geschichte des DFV. Noch im Dezember 1989 wurde ein "Ständiger Arbeitskreis deutschdeutscher Fremdenverkehr" gebildet, der in Berlin zusammenkam. Es wurden erste Informationen zum Tourismus ausgetauscht und Maßnahmen festgelegt, um die bevorstehenden Reiseaktivitäten im Reisejahr 1990 zu sichern. Ein vom DFV erarbeitetes Positionspapier empfahl gangbare Wege in der Zusammenarbeit der Touristiker, in der Aus- und Weiterbildung sowie der Forschung im Tourismus. Der DFV stellte im Anschluß erste Kontakte zum damaligen Tourismusminister der DDR, Prof. Dr. Bruno Benthien, her. Im Februar kam der gesamtdeutsche Arbeitskreis ein weiteres Mal zusammen, und das große Engagement der DFV-Mitgliedsverbände und -Städte zahlte sich aus. Im Grandhotel an der Friedrichstraße konnten Vertreter von DDR-Ministerien, Zuständige für das Erholungswesen, Vertreter wissenschaftlicher Forschungseinrichtungen und von Reiseorganisationen begrüßt werden. Zu dieser Sitzung wurde ein ausführliches Positionspapier zum Aufbau touristischer Organisationen und zur Zusammenarbeit mit der Tourismuswirtschaft in der Bundesrepublik vorgelegt und diskutiert. Femer ging es um die Ausarbeitung von Marketingstrategien im Städtetourismus, Camping- und Jugendtourismus. Der 75

enorme Anstieg des Besuchsverkehrs und des grenznahen Verkehrs machte auch das Thema Verkehrsentwicklung dringlich. Auf der Internationalen Tourismusbörse 1990 in Berlin, die ein reges Interesse an den Ausstellern aus der DDR auslöste, konnten die persönlichen Kontakte und Fachgespräche zwischen dem DFV, den touristischen Vertretern und Regierungsdelegationen aus der DDR fortgesetzt werden. Insgesamt gab es bis zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten im Oktober 1990 eine Fülle von Gesprächen, Kontakten und Abstimmungen, die sich jedoch durch den häufigen Wechsel von Personen und der Umgestaltung der Verwaltungsstruktur der künftigen neuen Bundesländer als äußerst mühsam erwiesen. Dennoch konnte die Hilfe des DFV wirksam und den reisewilligen DDRBürgern geholfen werden, indem das Ministerium für innerdeutsche Beziehungen und der ADAC angeregt wurden, Informationsschriften für Reisen in die Bundesrepublik, und umgekehrt auch für Reisen in die DDR, herauszubringen und zu verteilen. Auch Angebote für preisgünstige Reisen und Kurzreisen wurden reichlich publiziert. Für Touristiker in der DDR wurde innerhalb kurzer Zeit ein umfassendes Nachschlagewerk, der "Leitfaden für die praktische Tourismusarbeit", herausgebracht und kostenlos an touristische Informationsstellen, Landratsämter, Bibliotheken und andere Institutionen ausgegeben. Das war eine wertvolle Hilfe für die Bewältigung der ständig wachsenden Aufgaben, ergänzt durch konkrete Bildungsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Seminar für Fremdenverkehr in Berlin. Nach dem 3. Oktober 1990, dem Tag der Wiedervereinigung, wandelten sich die Voraussetzungen für das Miteinander. Die ersten Landesfremdenverkehrsverbände aus den neuen Bundesländern stellten ihren Aufhahmeantrag zur Mitgliedschaft im DFV. Fachleute aus den neuen Verbänden konnten voll in die Arbeit der Fachausschüsse, der Geschäftsführerkonferenz und anderer Gremien integriert werden. Die neuen Verbände erhielten materielle Unterstützung durch Geld- und Sachmittel, und sie erhielten vor allem fachlichen Rat. So halfen die Verbände aus Baden-Württemberg und Bayern in Sachsen, die Landesverbände aus Hessen und Rheinland-Pfalz engagierten sich in Thüringen, Niedersachsen gab in Sachsen-Anhalt Unterstützung , Schleswig-Holstein in Mecklenburg-Vorpommern und die Verbände von Rheinland und Westfalen brachten touristisches Know-how nach Brandenburg. Der Prozeß des Zusammenwachsens der Tourismusverbände ist heute im wesentlichen abgeschlossen.

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Zu den Mitgliedern des Deutschen Fremdenverkehrsverbandes (DF V) gehören heute 6.000 Ferienregionen und -gemeinden in 16 Bundesländern. Der DFV pflegt kontinuierliche Lobbyarbeit gegenüber den politischen Gremien der Bundesregierung, den Parteien und dem Deutschen Bundestag; er unterhält Kontakte zu den Wirtschaftsministerien der einzelnen Länder. 1995 war der DFV maßgeblich an der Gründung der"Deutschiand-Informations- und Reservierungsgesellschaft" (DIRG) beteiligt, die das Ziel hat, rasch eine flächendekkende und umfassende Aufbereitung des touristischen Angebotes im elektronischen Reservierungssystem zu erreichen. Bisher ist es gelungen, über 500 deutsche Ferienregionen und -gemeinden im DIRG zu vernetzen. 1995 unterzeichnete der DFV eine Kooperationsvereinbarung mit der DZT und wurde 1996 Mitbegründer und Mitgesellschafter der Deutschland Tourismus Marketing GmbH, in der - nach Feststellung des DFV - alle "Maßnahmen zur Vermarktung deutscher Feriengebiete im In- und Ausland gebündelt und effektiver eingesetzt werden". Als erste Maßnahmen werden Angebote wie "Deutsche Städte erleben" und "Kultursommer in Deutschland" vorbereitet. Auch mit dem Verkehrswesen arbeitet der DFV eng zusammen. 1992 wurde das sogenannte "Bahnpapier" erarbeitet, in dem die Wünsche und Anregungen des DFV an die Deutsche Bahn AG zur kontinuierlichen Entwicklung von Transfermodellen und von Erleichterungen des Gepäcktransfers in die Ferienregionen zusammengefaßt sind. Zu den künftigen Aufgaben zählt der DFV u. a. die VoAereitung der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover, die Fortschreibung des umweltfreundlichen "Positionspapiers" und Fortsetzung des bundesweiten Wettbewerbs "Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland"; der Ausbau eines Radfernwegenetzes; die weitere Verbesserung der Qualität durch Klassifizierung von Hotels, Ferienhäusern und -Wohnungen sowie die Marketingoffensive für Urlaub und Reisen in Deutschland unter dem Motto "Entdecken Sie Neuland!". Die Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr (DZT) hat nach ihrer Satzung im Ausland für Deutschland zu werben und dabei die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Institutionen zu pflegen. Zu den wesentlichen Zielen gehören u. a., die touristischen Positionen Deutschlands auf internationalen Reisemärkten zu stärken und den deutschen Marktanteil am internationalen Tourismus durch höhere Deviseneinnahmen und Ausländerübernachtungen zu stärken.

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In den vergangenen Jahren wurden durch die DZT die Marketingaktivitäten zielstrebig verstärkt und diese auf enge Kooperation mit prädestinierten Partnern ausgedehnt. Zu einem wichtigen Partner ist beispielsweise das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) geworden. Die gemeinsame Arbeit mit dem BPA trägt wesentlich zur Imageverbesserung Deutschlands im Ausland bei. Gemeinsam mit dem Deutschen Fremdenverkehrsverband (DFV), dem Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) und dem Deutschen Hotel- und Gaststätten-Verband (DEHOGA) wurde Ende 1996 die Deutschland Tourismus Marketing GmbH (DTM) gegründet. Sie hat das Ziel, nicht nur für Reisen nach Deutschland zu werben, sondern künftig auch Schwerpunktthemen wie Städtereisen, Kultur- und Musikreisen sowie die Jubiläen prominenter historischer Persönlichkeiten in Deutschland zu vermarkten. Im Lutheijahr gelang es der DZT in Städten wie Wittenberg, Eisleben, Erfurt, Worms und Torgau sowie in weiteren 12 Lutherstädten und ihrer unmittelbaren Umgebung die Zahl der Ausländerübemachtungen, teilweise um 15% bis 20%, die Auslastung der Hotelkapazität auf über 70% zu erhöhen und damit schließlich auch die Deviseneinnahmen beträchtlich zu steigern. Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft e. V. (BTW1. Berlin Der BTW wurde im Dezember 1995 gegründet und nahm 1996 seine Arbeit auf. Zu den Mitgliedern gehören u. a. Deutsche Bahn AG, Deutsche Lufthansa AG, HAPAG-Lloyd Flug GmbH, NUR Touristik GmbH, LTU International GmbH & Co KG, Messe Berlin, Start-Holding GmbH und TUI-Touristik-Union International GmbH & Co KG, DEHOGA und DRV. Der BTW vertritt die gemeinsamen Interessen und Belange seiner Mitglieder gegenüber Politik, Legislative und Exekutive sowie Wirtschaft und Öffentlichkeit in Deutschland - und mit nur einer, aber sehr gewichtigen Stimme auch in europäischen Gremien. Mit der Gründung des BTW gelang es, maßgebliche Unternehmen der Tourismuswirtschaft und starke Verbände unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen. Als sensationell bezeichnet es der BTW, daß erstmals Incoming- und Outgoing-Interessenten, Verbände und Unternehmen in einem Boot sitzen. Zu den Aufgaben und Zielen des BTW gehören u. a.: Die Stärkung und Sicherung des Tourismusstandortes Deutschland Schaffung wettbewerbsfähiger Rahmenbedingungen 78

Unterstützende Maßnahmen in der Beschäftigungspolitik Neuordnung und Konzentration öffentlicher Mittel Abbau von Steuern, Abgaben und Regulierungen als Voraussetzung für Wachstum, Stabilität, Beschäftigungszunahme und Existenzgründungen und die Durchsetzung globaler Umweltschutzprogramme. Die wiitschaftspolitische Bedeutung des Tourismus dokumentiert der BTW so: Über 2 Mio Arbeitnehmer erwirtschaften jährlich DM 200 Mrd und damit 6% des gesamten Volkseinkommens. Der Tourismus ist heute die Branche mit dem höchsten Wachstumspotential.

Der Deutsche Bäderverband Die Heilkräfte des Wassers kennt der Mensch seit frühgeschichtlichen Zeiten. Und er nutzte sie auch. Bronzezeitliche Funde und Relikte der Römerzeit beweisen es. Man fand an historischen Heilquellen nicht nur Gieß- und Trinkgefäße, sondern auch Opfergaben, wie Schmuck und wertvolle Gebrauchsgegenstände. Bedeutende Ärzte der Antike wie Hippokrates und Galenos entwickelten bereits Therapien unter Ausnutzung von Thermen und Schwefelquellen sowie von Heilschlamm. Seit der Antike ist auch das Mineralwasser als Tischwasser im Gebrauch und wurde für den Kurgebrauch bereits über weite Strecken versandt. Betrachtet man sich allein im südwestlichen Deutschland die Überreste römischer Badeanlagen, kann man den hohen Stand der antiken Badekultur ermessen. Ab dem 12. Jahrhundert etwa beginnt eine neue Epoche, in der sich das Naturheilwesen weiter entwickelt. Avicenna beschreibt die verschiedenen Heilquellen und gibt Ratschläge, wie sie bei verschiedenen Krankheiten anzuwenden sind. Im 14. Jahrhundert gibt es erstmals einen Ratgeber für Kurreisende. Um 1350 berichtet Heinrich von Herford über die Pyrmonter Quellen. 1367 wird Wildbad im Schwarzwald entdeckt. Um 1480 erscheint ein erstes deutsches Bäderverzeichnis. "Dieses Püchlein saget uns von allen Paden, die von Natur heiß sein". Darin sind schon Baden-Baden, Wiesbaden, Ems, Wildbad, Liebenzell und andere Bäder beschrieben. Im großen Ganzen verliefen die Kuren mehr oder weniger zufällig. Es gab zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch keine Badeärzte, die Heilquellen wurden nach eigenem Gutdünken benutzt. Aus alten Niederschriften geht hervor, daß die Badegäste für gewöhnlich drei Wochen am Kurorte blieben, man badete vier bis zehn Stunden, eben solange, bis der Badeausschlag auftrat, den man als Zeichen für den Kurerfolg ansah. Während der Kur 79

entwickelte sich zwangsläufig die Unterhaltung, das gemeinsame Frühstück, Lesen, Schreiben und Musizieren. Als erster deutscher Arzt beschäftigt sich Paracelsus näher mit den Heilquellen, setzt sich mit den Wirkungen der verschiedenen Quellen auseinander, gibt eine Liste von Indikationen für diverse Krankheiten heraus. Eine Analyse der Heilwasser konnte er jedoch natürlich noch nicht vornehmen. Während die Quellen im 16. und 17. Jahrhundert noch überwiegend zum Baden verwendet worden sind, setzt sich ab dem 18. Jahrhundert immer mehr die Trinkkur durch, entwickelt sich ein ausgedehnter Brunnenversand, beginnt auch schon vereinzelt die Werbung für deutsche Badeorte. Mit Leibniz beginnt die Bäderwissenschaft. Als erster stellt er Wetter, Krankheit und Krankheitscharakter in Zusammenhang und fordert von den Ärzten, durch Aufzeichnungen diese Zusammenhänge zu erforschen. Erstmals besuchen Universitätsärzte die Heilquellen und fertigen darüber ausfuhrliche Berichte an. So erscheint von Hufeland eine "Praktische Übersicht der vorzüglichsten Heilquellen Deutschlands". Justus von Liebig errichtet 1826 in Gießen das erste chemische Laboratorium für den experimentellen Unterricht. Unter seiner Leitung erhält auch die chemische Analyse der Heilquellen erstmals wissenschaftliche Grundlagen. Neben den Heilquellen als natürlichem Heilmittel wird im 18. Jahrhundert auch die Klimaheilkunde entdeckt. Vorerst auf das Meeresklima beschränkt, wird 1794 die erste Seebadeanstalt in Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste gegründet. Hier werden den Kurgästen Wannenbäder mit erwärmtem Meereswasser verordnet. Kurze Zeit später entsteht in Norderney das erste Seebad nach englischem Vorbild. In enger Verbindung mit der medizinischen Entwicklung des Heilbäderwesens begannen die Kurbetriebe nach wirtschaftlichen Grundsätzen zu arbeiten. Sie mußten das Geld verdienen, um die Anlagen und Einrichtungen der Kurorte zu erhalten und zu erneuern. Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden im Bäderwesen die ersten Vereinigungen. 1847 begann, als Voraussetzung dafür, die "Balneologische Zeitung" zu erscheinen. Ihre Aufgabe war es, der Forschung und Entwicklung der Kurtherapie Unterstützung zu geben. 1872 gründete Bürgermeister Dengler von Bad Reinerz den "Schlesischen Bädertag", 1884 entstanden der "Thüringer Bäderverband", der"Harzer Bäderverband" und der "Schwarzwald-Bädertag", 1895 der "Verband Deutscher Nordseebäder" und 1900 der "Verband Deutscher Ostseebäder". In diesem Prozeß der 80

Herausbildung von landesweiten und regionalen Verbänden luden für den 23. April 1892 führende deutsche Bäderwissenschaftler, Badeärzte und Badetechniker zur Konstituierung des "Allgemeinen Deutschen Bädertages" nach Leipzig ein. An der Zusammenkunft nahmen fast alle namhaften deutschen Bäder teil, u. a. Bad Reinere, Wiesbaden, Bad Kissingen, Bad Oeynhausen, Bad Nauheim, Bad Reichenhall, Bad Pyrmont, Bad Salzungen ... Im Gründungsaufruf hies es u. a. ..."Uberall regt sich der Wunsch nach einheitlicher Organisation, die kleinliche Furcht vor der Concurrenz schwindet vor der Erfahrung, daß nur unter gemeinsamer Anstrengung große Erfolge, die für den Einzelnen unerreichbar sind, erzielt werden. Für unsere herrlichen deutschen Bäder, unsere zahlreichen Heilanstalten und Sanatorien, ob sie an den Mineralquellen des Binnenlandes, auf den Höhen der Gebirgszüge oder an den Küsten unserer Meere liegen, gilt das Gesagte aber in erster Linie. An diesen Stätten treffen sich die mannigfaltigen Interessen der ärztlichen Wissenschaft mit denen des technischen und geschäftlichen Betriebes. Gerade hier ist das Bedümis nach einem Sammelpunkt zur Vertretung gemeinschaftlicher Interessen und gemeinschaftlicher, berechtigter Forderungen, der Wunsch der leitenden Persönlichkeiten ... Fühlung mit einander zu nehmen, mit wichtigen Betriebserneuerungen sich vertraut zu machen und schädigende Einflüsse abzuwehren, dringender und gebietender geworden als irgend sonst"103. In die neue Satzung schrieb man: "Die am 23. April 1892 zu Leipzig gebildete Vereinigung deutscher Kurorte, Badeärzte und Verwaltungsbeamter fuhrt den Namen: Allgemeiner Deutscher Bäderverband". Der Vorsitz wurde dem Geheimen Medizinalrat Dr. Wagner übertragen, der ihn neun Jahre bis zum Jahr 1901 innehatte. Die Mitglieder des ADB trafen sich einmal im Jahr zu Bädertagen, um wichtige Fragen in Referaten und Diskussionen zu behandeln. Solche Themen wie Gehalt und Klassifikation der Mineralwässer, Hygiene in Kurorten, Kurortegesetz, Kurtaxfragen zeigen das mannigfaltige Interesse der Mitglieder. Zwischen den Bädertagen diente die "Allgemeine Bäderzeitung" zur Verständigung untereinander. Im Jahre 1907 wurde vom Kaiserlichen Gesundheitsamt - nach langer Vorbereitung unter tatkräftiger Mithilfe der Kurorte - erstmals ein "Deutsches Bäderbuch" herausgegeben. In Darstellungen der Lage und Einrichtungen wurden die Badeorte beschrieben, chemische Analysen der wichtigsten Heilquellen ergänzten die Informationen. Damit 81

hatte es erstmals ein Staat geschafft, seine Heilquellen umfassend vorzustellen. Noch heute bringt die "Reisen in Deutschland Verlagsgesellschafts mbH" Darmstadt in jedem Jahr im Auftrage des Deutschen Fremdenverkehrsverbandes und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bäderverband das Handbuch "Reisen in Deutschland" heraus, in dem alle Kurorte Deutschlands sowie sonstige Tourismusorte und Kooperationen vorgestellt werden. Auf dem Bädertag 1923 in Bad Harzburg wurde beschlossen, die ADB-Geschäftsstelle nach Berlin zu verlegen, um engere Kontakte zu den zentralen Behörden und den anderen Organisationen des deutschen Fremdenverkehrs pflegen zu können. Gemeinsam mit der Reichszentrale für deutsche Verkehrswerbung wurde wöchentlich die deutsche Zeitschrift "Verkehr und Bäder" herausgegeben. Mit der Umwandlung der politischen Verhältnisse in Deutschland und der Zusammenlegung des ADB und DF V zum Bund Deutscher Verkehrsverbände und Bäder und späteren Reichsfremdenverkehrsverbandes endete die Geschichte des Allgemeinen Deutschen Bäderverbandes. Im Oktober 1933 wurden alle deutschen Fremdenverkehrsorganisationen nach Berlin beordert. Auf der vom Propagandaministerium initiierten Tagung wurde der "Bund Deutscher Verkehrsverbände und Bäder" gegründet, als Präsident der bayerische Wirtschaftsminister Hermann Esser eingesetzt. Der "Allgemeine Deutsche Bäderverband" löste sich auf, und sein Vermögen wurde auf den neuen Bund übertragen. In der Folgezeit gliederten sich auch die regionalen Bäderverbände in den BDVB ein. Im März 1936 wurde der Bund Deutscher Verkehrsverbände und Bäder durch Reichsgesetz in den "Reichsfremdenverkehrsverband" umgewandelt und so eine Zwangsorganisation geschaffen, in dem das Bäderwesen einem "Wissenschaftlichen Ausschuß für Bäder- und Klimaheilkunde" unterstellt wurde. Als ein Vorteil erwies sich, daß man zum ersten Male an einer Hochschule, an der Universität Breslau, einen Lehrstuhl für Bäder- und Klimaheilkunde schuf und die Leitung dem erfahrenen Bäderarzt, Prof. Dr. med. Heinrich Vogt, übertrug. Gemeinsam mit 14 weiteren Baineologen brachte er 1940 das hervorragende "Lehrbuch der Bäder und Klimaheilkunde" heraus. Das Jahr 1943 bedeutete das Ende des Reichsfremdenveikehrsverbandes, und es schien, daß es auch das Ende des deutschen Bäderwesens sein sollte. Doch schon im Frühjahr 1946 tastete sich Kurdirektor Horstmann von Bad Salzuflen vor und lud Vertreter der westfälischen und niedersächsischen Heilbäder ein, um die Möglichkeiten für den Neuaufbau eines 82

Verbandes zu erörtern. Drei Monate später, am 5. Juli 1946, entstand unter Leitung von Dr. Kronheim, Stadt- und Kurdirektor von Bad Oeynhausen, der "Wirtschaftsverband der Bäder in der britischen Besatzungszone". Dr. Kronheim setzte sich mit viel Energie dafür ein, daß ein Teil der beschlagnahmten Betten und Pensionen von der Besatzungsmacht zurückgegeben wurden und für das allmählich wiederentstehende Kurwesen genutzt werden konnte. Vom 11.-14. September 1947 kamen im Nordseebad Norderney die Kurdirektoren zahlreicher deutscher Heilbäder zum ersten "Deutschen Bädertag" nach dem Kriege zusammen und gründeten den "Deutschen Bäderverband" (DBV) neu. Sie schufen die alten Fachabteilungen wie Bäderwirtschaft, Badeärzte und Bäderwissenschaft wieder und wählten Dr. Kronheim von Bad Oeynhausen zum Präsidenten. Auf diesem ersten Nachkriegsbädertag formulierte Prof. Dr. Stahl-Braunschweig den Leitgedanken des künftigen Bäderwesens in Deutschland: "Der Platz in den eigentlichen Heilbädern möge den Kranken vorbehalten bleiben, und zwar für die Leidenden aus allen Schichten der werktätigen Bevölkerung, die hier ihre Gesundheit und neue Kräfte finden sollen. Geheimnisvolle, seit Jahrtausenden webende Kräfte der Tiefe sind hier am Werk. Generationen unserer Vorfahren haben sie Hilfe gespendet, und sie werden es tun, solange Menschen unseren deutschen Boden bewohnen und hier arbeiten und ihr Brot finden" 104. 1947 knüpfte der DBV erste Beziehungen zum Ausland an und wurde 1950 in die "Federation Internationale du Thermalisme et du Climatisme" (FTTEC) aufgenommen. Bereits im Mai 1948 hat der Deutsche Bäderverband, dessen Sitz seit 1951 in Bonn ist, ein Verzeichnis der Heilbäder, Kurorte, Sanatorien und Kinderheime in den drei Westzonen herausgegeben. Der Deutsche Bäderverband, die zentrale Interessensvertretung der heute ca. 310 deutschen Heilbäder und Kurorte, ist ein Verbände-Verband mit 5 Vereinen als Mitglieder. Diese sind der Wirtschaftsverband Deutscher Heilbäder und Kurorte, der Verband Deutscher Badeärzte, die Vereinigung für Bäder- und Klimakunde, der Verband Deutscher Heilbrunnen/Verband Deutscher Heilbrunnen-Großhändler und seit der Wiedervereinigung der Heilbäderverband der 5 neuen Bundesländer. Eine der Hauptaufgaben bestand in der jüngsten Vergangenheit darin, die Interessen der Heilbäder und Kurorte gegenüber den mit den Gesundheitsreformen der Bundesregierung verbundenen Einsparplänen zu vertreten. Der DBV ist auch Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen. Seit 1949 erscheint die Verbandszeitschrift Heilbad und Kurort. 1953 wurden erstmals die "Begriffsbestimmungen für Kurorte, Erholungsorte und Heilbrunnen" veröffentlicht. Damit 83

soll sichergestellt werden, daß in Fragen der Anerkennungsvoraussetzungen einheitliche Grundsätze angewandt werden. Auch der Deutsche Bäderkalender wird vom Deutschen Bäderverband herausgegeben. Er liefert reichhaltige Informationen über den aktuellen Stand sowie die wissenschaftlichen Grundlagen der Kurortmedizin und gibt Auskunft über die Angebote der deutschen Heilbäder und Kurorte.

Kuren in der DDR Auch in der sowjetischen Besatzungszone gab es 1946 und 1947 mehrfache Versuche von ehemaligen Kurdirektoren, die Regionalverbände des ADB neu zu beleben und den Anschluß zum DBV herzustellen. Die sowjetische Militäradministration in Deutschland ließ die Wiedergründung des Bäderverbandes nicht zu, beschlagnahmte die meisten Kureinrichtungen, nutzte sie als Wohnungen, Ferieneinrichtungen, Sanatorien, Lazarette oder Kasernen für Angehörige der Sowjetarmee. Erst nach Gründung der DDR wurden vereinzelte Objekte freigemacht und den Gewerkschaften zur Nutzung als Kureinrichtung übergeben.

Für die Betreibung der Kureinrichtungen war in den vierzig Jahren DDR einzig und allein der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund zuständig, der dreiwöchige prophylaktische und vierwöchige Heilkuren vergab. Dabei ging es nicht in jedem Falle nur nach der Bedürftigkeit der Werktätigen, sondern auch nach Beziehungen. Höhere Funktionäre der SED und des Staates führen regelmäßig drei und vier Mal in die schönsten Heime, die vor dem Zutritt Neugieriger weiträumig abgeschirmt und bewacht wurden. In den Kureinrichtungen für das Volk herrschten teilweise Zustände mit Gefangnischarakter. So belegen Anzeigen an die Staatsanwaltschaft in Plauen, die nach der Wende unbearbeitet gefunden worden sind, daß z. B. im Gynäkologischen Sanatorium von Bad Elster die Fenster vergittert und die Fensterknebel abgeschraubt waren. Das medizinische Personal führte Kontrollen der persönlichen Sachen der Kurpatienten - auch in deren Abwesenheit - durch. In vielen Einrichtungen gab es ein schwarzes Brett, an denen belanglose "Vergehen" angeprangert wurden, z. B. wenn ein Patient geraucht oder wenn er mal in einer der Gaststätten des Kurortes ein Bier getrunken hatte. Kein Kurpatient hatte die Chance, auf eine Beschwerde Recht zu bekommen; im Gegenteil, er bekam nie wieder eine Kur.

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Die Wiedervereinigung schließlich ließ 1990 den DBV um fünf Landesverbände größer werden. Bereits kurz nach dem Fall der Mauer entstanden erste Bäderverbände in Sachsen und Thüringen. Sie sahen - so die Protokolle der Gründungsversammlungen - ihre erste und einzige Aufgabe darin, das Niveau der Kureinrichtungen rasch zu erhöhen, der allgemeinen Qualität westdeutscher Kurorte bald anzugleichen und eine annehmbare Infrastruktur in den ostdeutschen Kurorten zu schaffen.

Der Deutsche Reisebüroverband (DRV) Emst Kelterbom, der vor dem Ersten Weltkrieg in Göttingen ein Reisebüro betrieb, lud zum 18. September 1913 seine Kollegen aus anderen Gegenden Deutschlands nach Frankfurt/Main ein. Und wirklich: 30 Leute kamen da im Hotel Monopol zusammen und erklärten ihre Bereitschaft, einem Reisebüroverband beizutreten. Zu dieser Zeit gab es in Deutschland etwa 400 Reisebüros, etwa die Hälfte vermittelte Gesellschaftsreisen. Ziel der neuen Organisation war es, die zahlreichen Auswüchse im Reisegewerbe einzudämmen. Da gab es Lehrer, die Gesellschaftsreisen veranstalteten, Zeitungen, die unter journalistischem Kennzeichen einen schwunghaften Handel mit Reisen organisierten, und es gab Reisebüros, die nur vorübergehend bestanden und mit den Einnahmen über Nacht verschwanden. Die Mitglieder des Reisebüroverbandes forderten klare Bestimmungen im Handelsgesetz, Regelung der Arbeitszeiten in den Reisebüros, das Studium vorbildlicher Einrichtungen, die Gründung einer Rechtsberatung, ein Pressebüro, eine Personalvermittlung, die Herausgabe einer Zeitung für das Reisepublikum u. a. m. Der Reisetag in Frankfurt endete damit, daß die anwesenden Mitglieder den "Central-Verband der Reisebüros" gründeten, ja, man ging noch weiter und bot allen Reisebüros der Welt die Mitgliedschaft an. Als Vorsitzender des Verbandes wurde Emst Kelterborn gewählt. Er redigierte und editierte auch das "Internationale Verkehrscentralblatt", das alle 14 Tage erschien. Schon im Februar 1914 begann es, alle Gesellschaftsreisen zu propagieren, die von den Mitgliedern des Verbandes angeboten wurden und zwei Monate später nahm das Organ den Namen "Der Weltreisende" an. Es wurde von den Mitgliedsreisebüros des Verbandes an die Kunden vertrieben. Doch die Einigkeit im Verband hielt nicht vor. Kelterborn forderte eine finanzielle Grundlage, doch die Mitglieder wollten keine so enge Bindung eingehen. So kam es 85

im Juni 1914 zu einer Umgründung unter dem Namen "Internationaler Verband der Reisebüros (IVR)". Er war der erste internationale Zusammenschluß, dem Reisebüros aus zahlreichen europäischen und arabischen Ländern angehörten. Während des Krieges konnte sich der Verband wenig entfeiten, nach dem Kriegsende entstand das Deutsche Reisebüro und 1921 eine "Vereinigung Deutscher Reisebüros" (VDR). Zwar existierte der IVR noch bis 1935, doch er blieb ohne Bedeutung. Die Gründung der VDR erfolgte am 19. Februar 1921 im Berliner Hotel Exelsior durch 50 namhafte deutsche Reisebüros. Aufgabe des Verbandes sollte es sein, die Berufs- und Wirtschaftsinteressen zu wahren, den unlauteren Wettbewerb und unreelle Auswüchse zu bekämpfen, Rechtsschutz zu leisten und das Niveau des Verkehrswesens und Fremdenverkehrs in Deutschland zu heben. Schon zwei Jahre später hatte die VDR über 130 Mitglieder, und es fehlte keins der namhaften Reisebüros im Lande. Als Organ der VDR erschien in jedem Monat die Zeitschrift "Reisebüro". Im Jahr 1933 wurde auf Goebbels Weisung der Name des Verbandes in "Nationale Vereinigung Deutscher Reisebüros" umgewandelt und ein neuer Vorstand gewählt. Die NVDR war nun die offizielle Organisation des deutschen Reisebürowesens geworden. Für die einzelnen Länder wurden Gruppenführer eingesetzt. Mit der völligen Gleichschaltung wurde die NVDR zum "Hilfsgewerbe des Verkehrs" (RVH) erklärt. Daraufhin löste sich im Juni die Vereinigung selbst auf. Für die RVH bestand Zwangsmitgliedschaft und es wurden Zwangsbeiträge erhoben. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges endete die Tätigkeit dieser Hilfsgewerbevereinigung, entstanden auf Initiative Bayerns, Hessens und Niedersachsens verschiedene Zusammenschlüsse von Interessengemeinschaften der Reisebüros. Im April 1950 gründeten schließlich zwanzig namhafte Vertreter dieser Gemeinschaften eine Organisation für Deutschland, die "Interessengemeinschaft Deutscher Reiseunternehmer". Sie war der Auftakt für die Konstituierung des "Deutschen Reisebüro-Verbandes" am 10. August 1950. Zum Vorsitzenden wählte man Fritz Käppier vom DER Frankfurt/Main. Der Deutsche Reisebüroverband (DRV) gehört heute zu den größten Reisebüroverbänden der Welt. Ihm gehören über 4.800 Reisebüros und Reiseveranstalter, über 700 Hotels, Fluggesellschaften, Autovermieter, Reedereien, Fremdenverkehrsämter, Die Deutsche Bahn AG und Reiseunternehmen im Ausland an. 70% der Gesamtumsätze der deutschen Reisebüros werden durch DRV-Mitgliedsbetriebe erwirtschaftet. Zu den Helen des DRV gehören u. a. die Wahrnehmung der Interessen der 86

deutschen Reisebranche untereinander und gegenüber der Politik. Der DRV bietet Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen Branchen. Wichtige Aufgaben sind Marktinformationen und Statistiken, Öffentlichkeitsarbeit, Maßnahmen zur Verkaufsförderung, Fortbildung der Fachkräfte und Förderung geeigneten Nachwuchses, Gewährung von Rat und Hilfe in Rechts- und Steuerangelegenheiten der Mitglieder und die Bekämpfung unlauterer Geschäftsmethoden. Der DRV ist in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens ein wichtiger Partner der Reisebranche geworden, der mit großer Fachkompetenz und Erfahrung im In- und Ausland hohes Ansehen genießt.

Verband Deutscher Kur- und Tourismusfachleute (VDKF) Im April 1951 konstituierte sich der "Verband der Kur- und Tourismusfachleute e. V.", eine Berufsorganisation, die es sich zur Aufgabe machte, berufliche Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten. Diesem Gründungstag war auf dem Deutschen Bädertag 1950 in Bad Pyrmont ein aufsehenerregendes Referat von Dr. Friedemann Schütte vorausgegangen, in dem die wichtige Rolle all der Menschen gewürdigt wurde, die sich aktiv für den Aufbau des deutschen Fremdenverkehrs eingesetzt hatten. Der VDKF formulierte seine wichtigsten Aufgaben für die Satzung, u. a. die Vertretung der Berufsinteressen, die Ausbildung und Förderung von Nachwuchskräften und eine angemessene Altersversorgung für seine Mitglieder. Viele der damaligen Probleme haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Größte Aufmerksamkeit widmete der VDKF der Aus- und Weiterbildung. 1964 gründete er das Deutsche Seminar für Fremdenverkehr in Berlin, das heute zu den führenden Weitelbildungseinrichtungen Deutschlands gehört. Auch den Pirmasenser Fachkursus für die Fremdenverkehrspraxis trug der VDKF mit. Mit dem Deutschen Reisebüro-Verband und dem Bundesinstitut für Berufsbildung wurde 1975 der Ausbildungsberuf Reiseveikehrskaufmann und -kauflrau geschaffen. So können seit über 20 Jahren eigene Fachkräfte für den Fremdenverkehr ausgebildet werden. Vom VDKF wurde außerdem regelmäßig wissenschaftliches Material herausgebracht und auf die Vervollkommnung der Ausbildung Einfluß genommen. Einer der größten Erfolge des Verbandes aber war es, unter seinen Mitgliedern das Gefühl kollegialer Solidarität entwickelt zu haben. Davon profitierten auch die Kollegen aus den neuen 87

Bundesländern im Prozeß der Wiedervereinigung Deutschlands. Sie konnten aus dem Erfahrungsschatz der Fachleute des VKDF schöpfen und erhielten Unterstatzung jeglicher Art. Überhaupt wurden die Kollegialität und der Erfahrungsaustausch zu den wichtigsten Arbeitsprinzipien für Gegenwart und Zukunft, die eine höhere Qualität in der Fremdenverkehrsarbeit erfordern.

Tausend Jahre Kraft durch Freude - Das Dritte Reich "Ich will, daß dem Arbeiter ein ausreichender Urlaub gewährt wird und daß alles geschieht, um ihm diesen Urlaub sowie seine flbrige Freizeit zu einer wahren Erholung werden zu lassen. Ich wünsche das, weil ich ein nervenstarkes Volk will, denn nur allein mit einem Volk, das seine Nerven behält, kann man wahrhaft große Politik machen"105. Kraft durch Freude (KdF) - Eine Begriffsbestimmung Die nationalsozialistische Gemeinschaft "Kraft durch Freude' wurde auf Weisung Hitlers am 27. November 1933 von Robert Ley, dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF) in Berlin proklamiert. Unter der DAF begann im Jahre 1934 ihr organisatorischer Aufbau. Als Vorbild diente die faschistische italienische Freizeitorganisation 'Opera Nazionale Dopolavoro' (OND). Im Gegensatz zur OND faßte die KdF aber alle Berufsgruppen in einer einzigen Organisation zusammen. Sie bestand seit 1938 aus den Ämtern 'Schönheit der Arbeit', 'Sport', "Feierabend', "Reisen, Wandern und Urlaub', "Deutsches Volksbildungswerk' sowie 'Wehnnachtsheime'. Aufgaben der KdF waren Erhaltung und Steigerung der (Arbeits)Leistung durch sozialpolitische Maßnahmen sowie politische Kontrolle und Lenkung der Bevölkerung während ihrer Freizeit im Sinne der nationalsozialistischen Weltanschauung. Die wirtschaftliche Bedeutung von K.d.F. Durch die K.d.F.-Bewegung kam es in Deutschland zum ersten Reiseboom. Großen Teilen der Bevölkerung, die bisher keinen Urlaub hatten, bot sich erstmals die Möglichkeit zu verreisen. Die K.d.F.-Angebotspalette reichte von Wanderungen und Tagesausflügen, Bahnfahrten an die See oder ins Gebirge, Skikursen in den Alpen bis zu Seereisen auf modernen Kreuzfahrtschiffen. Gerade unter der Arbeiterschaft war der Wunsch nach Freizeitreisen stark vorhanden, scheiterte aber bisher gleichermaßen an zeitlichen wie finanziellen Gründen. Eine Umfrage unter 42000 Berliner 88

Siemensarbeitem hatte z.B. gezeigt, daß 28500 der Befragten noch nie einen Urlaub außerhalb von Berlin verbracht hatten l06 . Die Mehrzahl der K.d.F.-Urlauber konnte während ihres Ferienaufenthalts nicht viel Geld ausgeben, K.d.F.-Gäste waren überwiegend klassische 'Billigtouristen'. Die ersten K.d.F.-Touristen, die ins Allgäu reisten, kamen im Februar 1934 nach Nesselwang. "Die Marktgemeinde Nesselwang hat sich im Dezember 1933 als erste Fremdenverkehrsgemeinde im ganzen Allgäu dafür eingesetzt, daß der Ort mit K.d.F. Gästen belegt wird zu einer Zeit als sich die damaligen Fremdenverkehrsgemeinden durchaus ablehnend gegen K.d.F. Gäste verhalten haben. Man war anderorts auf solche Gäste schlecht eingestellt, weil mit den gebotenen Preisen nichts herausschaute" m . Wirtschaftlich interessant wurde es für einen Ort aber, wenn K.d.F.-Touristen in großer Zahl kamen. Im Jahr 1937 waren in Nesselwang 6549 K.d.F.-Urlauber untergebracht. Das Verkehrsamt mußte dafür an die DAF einen Werbekostenzuschuß von 523,93 Mark abfuhren. Dieser Betrag wurde - wenn auch widerwillig bezahlt, denn Orte, die sich an den Werbekosten nicht beteiligten, schieden als K.d.F.-Aufhahmeorte aus. Bei K.d.F .-Reisegruppen handelte es sich stets um eine größere Anzahl von Reisenden. Nach Nesselwang kamen mit jedem Sonderzug etwa 200 Gäste 108. Welche wirtschaftliche Bedeutung der K.d.F.-Tourismus für einen Ort erlangen konnte, zeigt wiederum das Beispiel Nesselwang, wo sich seit dem Sommer 1938 für den Tourismus eine existenzgefährdende Krise abzeichnete. "Wir sind eine Fremdenverkehrsgemeinde und sind auf Fremdenverkehr angewiesen", schrieb der Bürgermeister im Februar 1939 an den Landrat. Der Ortsverband beklagte sich, daß Nesselwang seit August 1938 bei der Zuweisung von K.d.F.-Gästen vollkommen übergangen worden war: "Seit Mitte August 1938 durften wir keinen K.d.F. Gast mehr beherbergen, obwohl uns bekannt ist, daß sich viele K.d.F. Gäste gerade für den Winter nach Nesselwang gemeldet hatten ... Dadurch ist in unserem Orte eine außerordentlich starke Beunruhigung entstanden, die sich jetzt gegen alle Persönlichkeiten, die am Fremdenverkehr oder der Gemeinde irgendwie beteiligt sind, Luft macht. Als erstes Opfer mußte unser Verkehrsamtsleiter... daran glauben, gegen den sich die größte Wut Luft macht. Ich mußte ihm auf den 1. April ds. Jhs. seine Stelle kündigen ... Hier stehen 1000 Betten leer, während im benachbarten Pfronten seit Weihnachten fast ununterbrochen viele K.d.F. Gäste untergebracht sind". Der Bürgermeister fuhr in seinem Schreiben fort: "Hilft man uns bei unseren eigenen 89

großen Anstrengungen zu einem ausreichenden K.d.F. Fremdenverkehr nicht, dann wird unsere Gemeinde sehr bald wieder als Notstandsgebiet zu bezeichnen sein" l09. Die Teilnehmerzahl in den K.d.F.-Urlaubsorten stieg von 2,3 Millionen im Jahre 1934 bis auf 10,3 Millionen im Jahr 1938. Im gleichen Zeitraum kletterte die Anzahl der Teilnehmer an sonstigen Freizeitveranstaltungen von 9,1 Millionen auf 54,6 Millionen. Der K.d.F.-Umsatz betrug 1939 2,5 Milliarden Marie. Dies sind Zahlen, die deutlich die Popularität der K.d.F.-Bewegung belegen Reiseziele, Reisepreise, Teilnehmer Die große Masse der K.d.F.-Touristen reiste innerhalb von Deutschland. Viele Fahrten führten in wirtschaftlich unterentwickelte Randgebiete des Deutschen Reiches, wie etwa in die Eifel, die bayerische Ostmark oder das Allgäu. Reisen in diese Grenzgebiete dienten somit indirekt der Wirtschaftsförderung. Ferienorte, in denen sich gehobenen Bevölkerungskreise aufhielten und Kurorte gehörten - mit gewissen Einschränkungen bei den Seebädern - nicht zu den Zielen von K.d.F.Fahrten. Die begehrten SchifFsreisen wurden nur in befreundete Staaten wie Italien, Spanien oder Portugal unternommen und blieben relativ wenigen Reisenden vorbehalten. 1937 sollen an den Kreuzfahrten 150000 Touristen teilgenommen haben. Bei Auslandsfahrten war der direkte Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung nicht vorgesehen. "Die TC.d.F.'-Schiffe führen in die norwegischen Fjorde oder vor die englische Südküste - man betrachtete Land und Leute aus räumlicher Distanz, versehen mit der ideologischen Interpretation durch Reiseleitung und Reisenachbam. Landgänge waren die Ausnahme - allenfalls wurden sie gemeinsam in geschlossenen Gruppen unternommen, die individuelle Begegnungen und Freundschaften mit Einheimischen nicht zuließen" K.d.F.-Fahrten waren konkurrenzlos preisgünstig. Bei einem durchschnittlichen Monatsverdienst von etwa 150 Reichsmark zahlte ein Berliner Arbeiter für eine 8tägige Urlaubsfahrt an die Ostsee 32 Mark. Im Preis enthalten waren Bahnfahrt, Unterkunft, Verpflegung und die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen " 2 . Für die Jahreswende 1936/37 wurden in Berlin drei Eisenbahnreisen nach Nesselwang angeboten. Sie dauerten acht bis zwölf Tage und kosteten von 73,50 Mark bis 105 Mark " 3 . Eine 8tägige Busrundfahrt durch Italien war für 80 Mark zu haben, und

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für eine 18tägige Seereise nach Madeira mußte man inklusiv aller Nebenkosten 120 Mark bezahlen " 4 . Ein besonderes Projekt des K.d.F.-Tourismus waren zehn geplante K.d.F.-Bäder, die 'Bäder der Zwanzigtausend1, von denen eines bei Binz auf Rügen fast fertiggestellt wurde. Der 4,2 km lange Betonklotz enthielt einheitlich ausgestattete Zimmer für 10.000 Urlauber. In jedem zweiten Geschoß war ein Speisesaal eingerichtet. Alle 100 m befand sich ein Treppenhaus mit Duschen und Toiletten. Im Kellergeschoß war eine U-Bahn-Linie geplant, deren Bauarbeiten im zweiten Kriegsjahr eingestellt worden sind. Der längste Wohnblock von Deutschland steht heute unter Denkmalschutz und wird teilweise als Hotel und Jugendherberge genutzt. Die K.d.F.-Urlaubergruppen sollten die berufliche und soziale Zusammensetzung der Gesellschaft widerspiegeln. Deshalb verreisten mit K.d.F. neben Arbeitern auch Akademiker, Künstler oder (leitende) Angestellte. Diese Touristen wurden mit Hilfe eines Fragebogens von staatlicher Seite ausgewählt. Der Anteil der Arbeiter war beim K.d.F.-Tourismus jedoch unterproportional. Bei Landreisen betrug er zwischen 23 % und 39 %, bei Seereisen 14 % bis 17 % 115. Die Preisgestaltung bei K.d.F.-Reisen Die angebotenen Reisen waren nicht staatlich subventioniert. K.d.F. garantierte seinen. Vertragspartnern wie Transport- und Beherbergungsunternehmen oder gastronomischen Betrieben langfristig eine gleichbleibend gute Auslastung und bekam dadurch entsprechend hohe Preisnachlässe. Viele K.d.F.-Reisen fanden auch außerhalb der Hauptreisezeiten statt. Im Frühjahr und Herbst gab es bei Privatunterkünften, Gasthöfen oder Hotels besonders günstige Tarife. Auch die privaten Wirtschaftsbetriebe hatten ihren Teil zur Unterstützung der K.d.F.Bewegung beizutragen. Die Betriebe waren zunächst verpflichtet, ausreichend Urlaub zu gewähren. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft erhöhte sich der jährliche Mindesturlaub fiir Industriearbeiter von drei auf bescheidene sechs Tage. Zusätzlichen Urlaub erhielten Jugendliche und Teilnehmer an Kursen nationalsozialistischer Organisationen. Die privaten Betriebe waren aber auch für eine entsprechende Verwendung des Urlaubs zu K.d.F.-Veranstaltungen mitverantwortlich. Außerdem hatte jedes Unternehmen pro Jahr mindestens eine KdF-Betriebsfahrt auf eigene Kosten durchzuführen. Die privaten Betriebe wurden letztlich die organisatorischen Träger der K.d.F.-Bewegung. Die Preispolitik bei K.d.F.-Fahrten war außerdem nicht 91

auf Gewinnmaximierung, sondern höchstens auf Deckung der Selbstkosten ausgerichtet 116. Der Urlaubsalltag Während der Ferienaufenthalt bei privaten Reiseveranstaltern nach eigenen Vorstellungen gestaltet werden konnte, war bei K.d.F.-Reisen der Urlaub straff durchorganisiert: "Pünktlichkeit und Disziplin, d.h. Einordnen in die Gemeinschaft, können zur planmäßigen Durchführung aller Urlaubspläne beitragen ...", konnten z.B. die K.d.F.-Urlauber in Nesselwang auf einem speziellen Informationsblatt lesen 117 . Nach der Ankunft in Nesselwang wurden die Gäste am Bahnhof begrüßt und dann auf ihre Unterkünfte verteilt. Am ersten Tag fand um 9 Uhr beim örtlichen Kriegerdenkmal eine Flaggenhissung statt. Im Anschluß daran wurde das Wochenprogramm bekanntgegeben. Gleich zu Beginn des Urlaubs gab es noch einen gemeinsamen Ortsrundgang, einen Heimat- und Kameradschaftsabend. Auch die folgenden Tage waren alle verplant. Auf dem Programm stand eine Halbtagesfahrt zum Schloß Neuschwanstein, eine Tagesfahrt nach GarmischPartenkirchen mit Gelegenheit zur Fahrt mit der deutschen Zugspitzbahn oder eine weitere Fahrt nach Garmisch-Partenkirchen, bei der Schloß Linderhof besichtigt und die Partnachldamm besucht wurden. Schließlich fand auch eine Bodensee-Rundfahrt statt. Am letzten Urlaubstag mußten sich die K.d.F.-Urlauber um 18.30 Uhr am Fahnenmast zum Abschiedsappell versammeln lls . Beginnender Massentourismus Wenn durch den K.d.F.-Tourismus in Deutschland auch ein erster Reiseboom einsetzte, so machten sich aber auch erste negative Auswirkungen eines beginnenden Massentourismus bemerkbar. In einer Nesselwanger Chronik heißt es dazu: "Aber wie alles seine Kehrseite hat, so traten zu den nicht unwesentlichen Einnahmen für Privatzimmer, Wirtschaften, Handel und Gewerbe, sowie auch für die Gemeinde selbst manche negative Erscheinung: Unerzogene Menschen beiderlei Geschlechts verlärmten die behagliche Ruhe unseres so anheimelnden Ortes, wie die idyllische Stille unserer Wald- und Berglandschaft, beraubten die alpine Flora, scheuchten das Wild auf und ließen in den öffentlichen Lokalen und auf den Straßen bis in die Morgenstunden hinein ziemlich laut »kennen, daß ihnen die gute Kinderstube etwas abging" 1,9

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Diese negativen Begleiterscheinungen, die sich auch in dem Slogan 'Im Feld und auf der Heide verlor ich Kraft durch Freude' widerspiegeln, waren der politischen Führung offenbar bekannt. Im Protokoll der 5. Tagung der Reichsarbeiterkammer am 24. November 1936 in Berlin steht dazu: "Wir sind uns... klar, daß die Einrichtungen der "Kraft durch Freude' unter keinen Umständen zu organisierten Vergnügungsmaßnahmen auswachsen dürfen, sondern daß sie dazu da sind, eine seelisch und körperlich gesunde Bevölkerung zu schaffen" l2°. Die Mißstände müssen in Nesselwang zumindest zeitweise so arg gewesen sein, daß sich die K.d.F.-Orgnisatoren gezwungen sahen, ein Informationsblatt mit Verhaltensregeln für ihre Urlauber herauszugeben. "Wenn ihr mal abend später nachhause geht, unterlaßt auf den Straßen das Singen und Jodeln, damit andere Kameraden, die bei offenen Fenstern schlafen wollen, ihre Nachtruhe haben. In Nesselwang weilen zur Zeit auch eine große Zahl von Kurgästen und war das Verhältnis zwischen Kurgästen und K.d.F.-Urlaubern stets ein herzliches, sorgt dafür, daß es so bleibt"! 121 Dieses Merkblatt enthält erstaunlicherweise auch naturschützende Ratschläge, die an den heute aktuellen 'sanften Tourismus' - den schonenden Umgang mit der Natur erinnern: "Beim Wandern bleibt schön am Wege und lauft nicht auf den Wiesen, die unseren Bauern das kostbarste Gut sind. Laßt auch die Blumen stehen, andere die des Weges kommen, wollen sich auch noch der Blumenpracht erfreuen. Viele seltene Blumen stehen unter Naturschutz ... Laßt das Wild in Ruhe - schützt den Wald vor Waldbrandgefahr" m . Ende des K.d.F.-Tourismus Am 1. September 1939 begann mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen der Zweite Weltkrieg. Dies war auch das Ende der K.d.F.-Urlaubsreisen. Für den deutschen Tourismus wurde bedeutsam, daß über die wehrfähige männliche Bevölkerung sogleich eine Urlaubssperre verhängt wurde, die erst am 14. Januar 1940 wieder aufgehoben wurde. Auch nach der Aufhebung der Urlaubssperre durfte sich der Tourismus nicht ungehindert entfalten. Im Januar 1940 erhielt z.B. der Nesselwanger Bürgermeister von der Augsburger National-Zeitung, dem Gaublatt der NSDAP, ein Schreiben, in dem mitgeteilt wurde, daß die Anzeige "Nesselwang empfiehlt sein Skigelände' nicht aufgenommen werden könne: "Im Zusammenhang mit den Massnahmen zur Einschränkung des Reiseverkehrs auf der Reichsbahn ist den Zeitungen die Veröffentlichung von Ankündigungen untersagt, die geeignet sind,

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die Bevölkerung zur Durchführung privater Reisen anzuregen. Darunter fidlen auch alle Anzeigen von Wintersportplätzen, Luftkurorten usw" m . Interessant ist auch, daß die K.d.F.-Schiffe bei Kriegsbeginn zu Lazarett-Schiffen umgebaut wurden. Bereits zuvor waren Angehörige der Legion Condor, deutsche Soldaten, die im Spanischen Bürgerkrieg (Juli 1936 - März 1939) auf der Seite Francos gekämpft hatten, auf KdF-Schiifen nach Deutschland zurückgebracht wurden.

Vierzig Jahre Reisen bis zur Mauer Das Bedürfiiis zu reisen war - wie in der Bundesrepublik - auch bei DDR-Bürgern stark ausgeprägt. Das Bedürfiiis wuchs um so mehr, weil in der DDR weder Einfamilienhäuser und Baumaterial noch hochwertige Konsumgüter wie Autos, Waschmaschinen, Femseher, HiFi-Anlagen kaum oder nur mit langer Wartezeit zu bekommen waren. So stiegen einerseits die Spareinlagen an und erreichten bis 1988 einen Höchststand von über 14.000 M/DDR pro Kopf der Bevölkerung. So wurden beträchtliche Mittel für das Reisen aufgewendet. Untersuchungen des Studienkreises für Tourismus Starnberg e. V. ergaben, daß die Reiseintensität in der DDR jährlich auf über 12 Millionen Personen, etwa 70%, angestiegen war. Sie lag damit höher als in der Bundesrepublik. Etwa 21 - 22% verreisten jährlich zweimal, etwa 7% dreiund noch mehrmal. Nicht in diesen Zahlen enthalten ist das Reiseverhalten von höheren und höchsten Staats- und Parteifunktionären, die in jedem Jahr regelmäßig zwei bis dreimal in den Urlaub, wenigstens einmal zu einer Heil- und zu einer prophylaktischen Kur in die für die allgemeine Öffentlichkeit gesperrten Sonderheime fuhren. Die Hotelbasis der DDR Die wichtigste Hotelkette gehörte der Vereinigung INTERHOTEL. 1989 gab es 31 Hotels mit 32.000 Betten. Jedoch nur die sogenannten Valuta-Hotels, u. a. das Grandhotel Berlin, Merkur in Leipzig und Bellevue in Dresden besaßen eine Ausstattung, die internationalen Ansprüchen genügte. Weitaus mehr Hotels und Pensionen - etwa 4.500 mit rund 200.000 Betten - besaßen HO, Konsum, Mitropa und private Betreiber. Diese Betriebe und Pensionen waren in der Mehrzahl arg heruntergewirtschaftet. Durch die sozialistische Planwirtschaft bedingt, erhielten sie

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weder Baumaterial, noch Wirteporzellan und -glas, Hotelwäsche, Heizungs- und Belüftungsanlagen oder moderne Küchentechnik. Reisen in der DDR Bis zum Sommer 1961 konnten DDR-Bürger noch viele Länder Westeuropas besuchen, indem sie mit beantragter Genehmigung offiziell in die Bundesrepublik reisten, dort ihre Reisepapiere gegen einen Reisepaß der Bundesrepublik eintauschten und so ungehindert fahren konnten. Nach ihrer Rückkehr gaben sie den Paß zurück und fuhren wieder in die DDR. Nach dem Bau der Mauer am 13. August 1961 zeigte die Kompaßnadel für DDRBürger nur noch in Richtung Osten. Das Reiseverhalten läßt sich - gemessen am Jahr 1988 - in folgende Gruppen einteilen: Reisen mit dem Feriendienst der Gewerkschaften Der FDGB-Feriendienst vermittelte in 615 zentrale Ferienheime, 372 Vertragshäuser sowie 12.600 Betriebsferienheime, einige Interhotels und für das Luxusschiff Arkona jährlich 5,1 Mio Urlaubsreisen. Diese Reisen wurden aus Mitteln der Gewerkschaften und des Staatshaushaltes suventioniert. Reisen mit dem Jugendreisebüro Jugendtourist In den Jugendtouristhotels, Jugendherbergen und Ferienlagern sowie im Austausch mit internationalen Jugendorganisationen (etwa 30.000 Plätze in 36 Ländern) standen jährlich 2 Mio Reisen zur Verfügung. Diese wurden aus Mitteln des DDR-Staatshaushaltes subventioniert. Reisen in die Kinderferienlager In die Ferienlager der Pionierorganisationen und in Betriebskinderferienlager verreisten jährlich 1 Mio Kinder. Diese Reisen wurden aus Mitteln des Staates, der Gewerkschaften und Kommunen subventioniert.

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Reisen mit dem VEB Reisebüro der DDR Das staatliche Reisebüro, hervorgegangen ans dem Mitteleuropäischen Reisebüro und dem Deutschen Reisebüro, vermittelte jährlich etwa 1,1 Mio Reisen. Davon etwa 600.000 Wochenend- und Kurzreisen in die eigenen Reisegebiete oder nach Polen, Ungarn und überwiegend in die Tschechoslowakei und andere etwa 350.000 Urlaubs- und Städtereisen in die sozialistischen Länder, etwa 100.000 Inlandreisen in eigene Ferienhotels und Vertragshäuser und nicht zuletzt aufgrund ständig steigender Forderungen der Bevölkerung etwa 40.000 Reisen jährlich nach Jugoslawien, Finnland, Griechenland, Zypern, Japan, China, Korea und Österreich. Die Reisen in die sozialistischen Länder waren durch den Staatshaushalt teilsubventioniert (z.B. die Flug- und Bahntarife). In die übrigen Länder mußten stark überhöhte Preise bezahlt werden, die zwischen 3.000 (z. B. eine Woche Finnland) und 12.000 (z. B. zehn Tage Japan) M/DDR lagen. Mit dem Vertrag über eine Auslandsreise, die erforderlichen Beziehungen zu einer Reise vorausgesetzt, erwarb der DDRBürger noch kein Recht auf die Reise. Ausschlaggebend war prinzipiell die Zustimmung der Sicherheitsorgane. Individuelles Reisen in der DDR Individuelle Reisen waren die Reisen, die sich ein großer Teil der Bevölkerung selbst "organisierten". Großer Beliebtheit erfreuten sich dabei Campingreisen an die Küste oder an die Binnenseen. Jährlich waren etwa 2,5 Mio Camper unterwegs. Wohlwollend gestattet waren in der DDR "Ferien auf dem eigenen Wochenendgrundstück". Durch diese Ferienart sollten die Bedürfnisse nach anderen Reisearten vermindert werden. Sie wurde jährlich von 1,4 Mio Wochenendgrundstücksbesitzern und mindestens weiteren 1 - 2 Familienmitgliedern genutzt, ingesamt 3 Mio Personen. Befragungen ergaben, daß Ferien auf dem eigenen Grundstück keineswegs die Bedürfnisse nach Auslands- oder FDGB-Reisen vermindert hätten, im Gegenteil: Die meisten fuhren trotzdem ein- bis zweimal in die Ferien. Hinzu kommt, daß die Besitzer von Wochenendgrundstücken international zwischen Balaton, Böhmen und Ostseeküste ihre Ferienquartiere austauschten.

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Privatreisen in das Ausland Diese Art von Reisen kam auf Einladung von Familienangehörigen oder Bekannten zustande und meistens genügte für die Ausstellung eines Visums ein handgeschriebener Brief mit dem Poststempel des Absenderortes. Natürlich reisten auch einige Bürger zu Verwandtenbesuchen, aber die meisten unternahmen abenteuerliche Reisen. So traf man Trabi-Kolonnen auf dem Großen Kaukasus-Autoring, radtrampende Lehrlinge auf der Krim, zahlreiche Bergsteiger im Tienschan oder im bulgarischen Rilagebirge. Die Zahl dieser Reisenden betrug jährlich etwas über 1 Mio. In dieser Zahl freilich sind auch die "Datschenaustauscher" mit enthalten. Tramper-Tourismus Man schätzte die Jugendlichen, die jährlich mit Ruck- und Schlafsack zwischen Hoher Tatra, Masurischen Seen und Ostseeküste herumzogen und ihre Unterkunft "Freipoofe" nannten, auf etwa 0,8 Mio. Es waren meistens Jugendliche, die von niemandem versorgt, teilweise auch an der Grenze zurückgewiesen oder bei Kontrollen aufgegriffen und zurückgeschickt worden sind. Dazu wurden die Personalausweise abgenommen und diese erst am Heimatort wieder ausgehändigt. Das gleiche Schicksal erlitten zahllose junge Tschechen und Slowaken, wenn sie ohne behördlich bestätigten Ferienplatz an der Ostsee Urlaub machen wollten. Das Recht, in ganz Deutschland zu reisen, war nur den Rentnern vorbehalten; jährlich beantragten etwa 3,5 Mio Rentner Reisen zu Verwandten in der Bundesrepublik. In den letzten Jahren erhielten außerdem etwa 1 Mio Bürger vor dem Rentenalter, auch Jugendliche, das Recht, zu Familienereignissen (Silber- oder Goldhochzeit, runde Geburtstage ab 50 und andere Anlässe). Es waren Reisen, die mehrfach dazu benutzt wurden, Deutschland auf die Schnelle kennenzulernen, in die Alpen zu schauen, eine Rhein- oder Moseltour zu unternehmen oder vor den Ostfriesischen Inseln einmal in der Nordsee zu baden. Gelegentlich traf man die "Verwandtenbesucher" aber auch auf der Rialtobrücke in Venedig oder unterm Eiffelturm in Paris. Die Möglichkeit, kurzzeitig die Reisepapiere in einen Paß der Bundesrepublik einzutauschen, gab es nach drei Jahrzehnten immer noch. Zusammenrechnen lassen sich die einzelnen Gruppen nicht; viele Zahlen sind doppelt erfaßt, denn es wurde nie gefragt, wie man in der DDR zu seiner Urlaubsreise gekommen war... Fest steht aber, daß ca. 70% der DDR-Bürger mindestens einmal im Jahr verreisten und 30% ihren Heimatort auch während des Urlaubs nicht verließen. 97

Die Herausbildung des Deutschen Reisebüros (DER) Im April 1920 gingen per Reichsgesetz die Ländereisenbahnen von Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg in das Eigentum des Deutschen Reiches über, es entstand die Deutsche Reichsbahn (DR). Sie gab sich alle Mühe, den Personenverkehr zu fördern. 1917 gründete die Deutsche Reichsbahn das erste Deutsche Reisebüro. 1922 begann die Mitropa mit einem Versuchs-Service und bot im Zug den Reisenden Verpflegungsbeutel an, zehn Jahre später verfugte sie über 1.000 Schlaf- und Speisewagen. Der Verkauf von Eisenbahntickets war eine der ersten und wesentlichen Aufgaben des Deutschen Reisebüros (DER) und späteren Mitteleuropäischen Reisebüros (MER). 1917 wurde von den deutschen Landesregierungen, die im Besitze von Bahnen waren, von der HAPAG und dem Norddeutschen Lloyd ein Gesellschaftsvertrag für die Gründung der Deutschen Reisebureau GmbH (DER) fixiert. Nachdem sich auch die österreichischen und ungarischen Bahnen dem Unternehmen angeschlossen hatten, wurde 1918 der Name DER in MER, Mitteleuropäische Reisebüro GmbH, umgewandelt. Bald wurden von den Reisebürofilialen mit den Fahrkarten auch die ersten Fremdenzimmer angeboten. So entwickelte sich das MER zu einem Reiseanbieter. 1927 verkauften die MER-Zweigstellen Billetts für 21.000 Strecken in der Welt und verfügten über 6.000 Vertragshotels. Zu den Oberammergauer Festspielen 1927 setzte die Deutsche Reichsbahn erstmals Sonderzüge ein und brachte einige Tausend Touristen aus dem Norden Deutschlands nach Oberbayem. 1945 wurde Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt. Im Westteil des Landes entstand aus der Deutschen Reichsbahn die Deutsche Bundesbahn, aus der Mitropa die Deutsche Schlaf- und Speisewagengesellschaft. Im Osten blieben die Bezeichnungen DR und Mitropa erhalten. Der Anfang war in beiden Teilen des Landes schwer. Über 50% der Speisewagen waren gänzlich zerstört, die wenigen noch intakten Wagen beschlagnahmten die Sieger für ihre Truppentransporte. Nur in Hamburg und Frankfurt gab es noch einigermaßen zumutbare Bahnhofsgaststätten. Im Osten suchten die Deutsche Reichsbahn und die Mitropa noch Brauchbares aus den Trümmern und nahmen die 98

Arbeit auf. Tausende Kilometer elektrische Fahrleitungen, Schienen, Weichen, Brücken wurden hier demontiert und zur Modernisierung der Transibirischen Eisenbahn nach dem Osten abtransportiert. Dennoch fuhr im ersten Ausflugszug 1951 von Berlin in den Harz im letzten Abteil des letzten Waggons ein MitropaAbteil mit und bot für 5 g Fettmarken der Lebensmittelkarte eine heiße Suppe mit Dörrgemüse an. Eigens für den Tourismus wurde nun von den Ostbehörden eine Tageslebensmittelkarte geschaffen, die sogenannte Reisekarte. Mit der Unterzeichnung des Vertrages war das MER verpflichtet worden, bei der Verkehrswerbung eng mit dem Bund Deutscher Verkehrsvereine (BDV) zusammenzuarbeiten und die Drucksachen der dem BDV angehörenden Verkehrsvereine zu vertreiben. Da das MER außerdem verpflichtet war, alle Überschüsse aus dem Fahrkartenverkauf für die Verkehrswerbung einzusetzen, förderte es die deutsche Fremdenverkehrswirtschaft in ungeahntem Maße und wurde später selbst zu einem der bedeutendsten Reisebüros der Welt. Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg, denn der Erste Weltkrieg brachte flir die deutschen Staatsbahnen riesige Verluste. Über 7.000 km des Streckennetzes gingen mit Territorialabtrennungen verloren. 8.000 Lokomotiven, 13.000 Personen- und 280.000 Güterwagen - in einwandfreiem Zustand - verlangten u. a. die Siegermächte als Reparationsleistungen, ehe sie den Friedensvertrag in Versailles unterzeichneten. Die prekäre Finanzlage der einzelnen Eisenbahnen zwang schließlich dazu, am 1. April 1920 die Ländereisenbahnen zur Deutschen Reichsbahn zusammenzuschließen. Erst nach den Wirren der Inflationszeit begann wieder der Aufschwung im MER. 1924 gab es schon 184 deutsche und 354 ausländische Vertretungen. Die Geschäftsräume, die sich zuerst Unter den Linden befanden, waren hier wie auch in der Leipziger Straße in Berlin zu klein geworden. Das MER mietete ein Geschäftshaus in der Voss-Straße 2. Im Laufe der folgenden Jahre konnte das MER, das in Deutschland nun in Berlin, Frankfurt/Main und Köln eigene Reisebüros unterhielt, mit allen wichtigen Eisenbahn-, Schiffs- undVerkehrsunternehmen der Welt und mit rund 6.000 Hotels in allen Teilen der Erde Verträge abschließen.

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Im Jahre 1929 erreichte das MER einen Umsatz von 194 Millionen Mark, der in 245 Inlandsvertretungen und 754 Auslandsvertretungen erzielt wurde. In Paris, Rom und London waren eigene Büros des MER entstanden. In den Jahren 1923 bis 1938 zahlte das MER einen Verkehrswerbungsbeitrag von fast 14 Millionen Mark an seine Gesellschafter, einen Betrag, der zum größten Teil der Reichsbahnzentrale für den deutschen Reiseverkehr, der Vorgängerin der heutigen Deutschen Zentrale für Tourismus, für Werbemaßnahmen zur Verfugung gestellt wurde. Vom Jahre 1934 an ging es erneut aufwärts. Der Umsatz, der durch die Weltwirtschaftskrise 1932 auf 142 Millionen abgefallen war, stieg nun auf 183 Millionen. Im Juli 1935 kaufte das MER das ehemalige Palasthotel am Potsdamer Platz für 2,6 Millionen Mark und ließ es nach den modernsten Erkenntnissen zu einem vorbildlichen Verwaltungsgebäude mit der damals größten Reisebürofiliale Deutschlands ausbauen. Bei Kriegsausbruch 1939 hatte das MER 15 eigene Büros, davon vier in Berlin, je eines in Frankfurt, Köln, Heidelberg, Paris, London, Mailand, Rom, Budapest, New York, Los Angeles und ein Gemeinschaftsbüro mit der Fa. Delfino in Buenos Aires, außerdem 336 Inlands- und 850 Auslandsvertretungen. Und es erzielte einen Umsatz von über 250 Millionen Mark. Die Zerstörung des MER-Verwaltungsgebäudes in Berlin in der Nacht vom 23./24. November 1943 führte zu einer dezentralisierten Verlagerung der einzelnen Abteilungen nach Wien, Badgastein, München, Torgau und anderen Orten. Schon einige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen verschiedene Reisebüros, wieder Fahrausweise zu verkaufen. Dies war für die in München arbeitende Ausweichstelle des MER Anlaß, die Verhandlungen mit der deutschen Eisenbahnverwaltung und den Besatzungsstellen aufzunehmen. Die Leitung des MER wurde nach Frankfurt/Main ins Hotel Monopol verlegt, in dem damals auch die von den Besatzungsbehörden eingesetzten Verantwortlichen der Reichsbahn tätig waren. Aber es gelang nicht viel, weil es keine einheitliche Reichsbahn und keine zentrale Verwaltung mehr gab. Jede Besatzungszone hatte ihre eigene Bahnverwaltung unter Aufsicht der betreffenden Besatzungsmacht. Daraus ergab sich, daß das MER ebenfalls auf drei Zonen aufgeteilt wurde und keine zentrale Verwaltung mehr bestand. Man versuchte, das Beste daraus zu machen.

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Mitten in diesen Neubeginn fiel der Beschluß des Alliierten Kontrollrates vom 4. November 1946, der die Tätigkeit des MER auf Deutschland einschränkte, den Verkauf von Fahrkarten untersagte und das MER zwang, sich in Deutsches Reisebüro (DER) umzubenennen. Durch diese Anordnung wurde nicht nur der Name eines der größten und bedeutendsten Reiseunternehmen der Welt nach 28jähriger Tätigkeit mit einem Federstrich ausgelöscht, sondern auch einer ausschließlich friedlichen Zwecken dienenden Einrichtung die bisherige Existenzgrundlage entzogen. Nun begann für das DER eine schwere Zeit des Ganz-von-vorne-Anfangens. Besonders nach der Währungsreform im Jahre 1948 stand es in einer Krise. Diese konnte jedoch schnell überwunden werden. 1949 hatte das DER schon wieder 179 Angestellte und einen Umsatz von nahezu 100 Millionen Mark aufzuweisen. Im Jahre 1953 zählte das DER bereits wieder eigene Büros in Berlin, Frankfurt/Main und Köln, im Bundesgebiet 325 Vertretungen, in West-Berlin 27, im Ausland 239, insgesamt also 591. Die Gesamtzahl der Angestellten betrug 273. Ein für das DER sehr wichtiges Ereignis war das Inkrafttreten der Pariser Verträge am 23. Oktober 1954. Mit der Wiederherstellung der Souveränität der Bundesrepublik wurde nämlich automatisch die Kontrollratsverfügung vom 4. November 1946 gegenstandslos und alle in dieser Verfügung enthaltenen Beschränkungen des DER aufgehoben. Das DER erhielt seine Freizügigkeit und seinen früheren Rechtsbesitz zurück.124 Das DER entwickelte sich erneut zu einer bedeutenden Reisebüro-Organisation. Aber die Entwicklung des Massentourismus, vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten, haben ihm ebenbürtige Konkurrenten entstehen lassen.

Vierzig Jahre Staats-Reisebüro in der DDR Eine Wiederbelebung des ostdeutschen Reisebüros versuchte die Sowjetische MiUtäradministration in Deutschland (SMAD) am 27. Juli 1945 mit dem Befehl Nr. 17, der die Gründung von Zentralverwaltungen verschiedener Wirtschaftszweige anordnete. Anfang August wurde die Zentralverwaltung und die Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn gebildet, ein paar Tage später öffnete die ehemalige 101

Zweigstelle 5 des MER, Unter den Linden, in Berlin fiir den Publikumsverkehr wieder ihre Türen. Zwar bestanden die Schaufenster nur aus Pappe, doch Reiselustige hielt das nicht ab. In dieser ersten Nachkriegsperiode waren vor allem 'Hamsterreisen' gefragt. Die Städter fuhren auf die Dörfer und tauschten Hausrat, Teppiche, Kleidung, Schmuck und Antiquitäten gegen Lebensmittel ein. Die Mitarbeiter des Berliner Reisebüros erteilten dafür Zugauskünfte und verkauften Fahrkarten. Im Oktober 1948 befahl die amerikanische Militärregierung, alle Beziehungen zu den im Ostteil von Berlin liegenden Betrieben und Institutionen abzubrechen und zum 31. März 1949 kündigte die Westberliner Geschäftsleitung des DER allen Angestellten im Ostteil der Stadt die Arbeitsplätze. Die Deutsche Reichsbahn, die über die Aktienmehrheit des Reisebüros verfugte, gründete daraufhin am 15. Februar 1949 eine eigene Geschäftsleitung des DER flir die Sowjetische Besatzungszone. Diese war der Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn unterstellt. Mit dem DER der Sowjetischen Besatzungszone arbeiteten zu diesem Zeitpunkt 28 private Reisebüros, 13 kommunale, 8 betriebseigene und das Reisebüro des Leipziger Messeamtes zusammen. Wenige Wochen später fuhr ein erster Sonderzug mit Ausflüglern in den Harz. Ab 1949 gab es in Berlin und Leipzig wieder Stadtrundfahrten und erste Urlaubsrciscn mit Übemachtungs- und Verpflegungsleistungen. Für die Übernachtung mußten die Reisenden eigene Bettwäsche mitbringen, flir die Verpflegung mußten Reisemarken abgegeben werden. Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 und der Übergabe der Verwaltungsfunktionen durch die SMAD an die Ministerien wurde das Reisebüro der DDR nun dem Ministerium für Verkehrswesen unterstellt. Streng nach der Aufgabenstellung des staatlichen sowjetischen Reisebüros INTOURIST wurde auch die Arbeit des Reisebüros der DDR gefuhrt. Zunächst begann die Erschließung neuer Urlaubsziele. Die bis dahin nicht enteigneten Hotels und Pensionen wurden als Vertragspartner gewonnen. Erstmals wurden auch Reisebürogehilfen ausgebildet. Ab 1954 begann das Reisebüro der DDR mit der polnischen Fluggesellschaft LOT Verträge über erste Touristenreisen nach Polen abzuschließen, worauf die Gründung einer Auslandsabteilung im Reisebüro erfolgte.

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Erste Reisegruppen aus der DDR konnten ab 1954 nach Polen, in die Tschechoslowakei und bald in die Sowjetunion fahren. 1955 kamen bereits 15.000 Ausländer in die DDR. Das ergab neue Probleme. Die Anzahl der Zweigstellen mußte erhöht und auch ihre Ausstattung verbessert werden. Die Zweigstelle in Chemnitz bestand aus zusammengestellten Kisten, über die ein Belag gedeckt war. Nicht besser waren die Schalter der Erfurter Zweigstelle ausgestattet. Auch das Buchungssystem entsprach nicht den Anforderungen. Auf der einen Seite konnte die Nachfrage nicht gedeckt werden, auf der anderen Seite blieben Reisen unverkauft, weil keine Übersicht vorhanden war. Bis zur Wende 1990 wurde das Problem nicht bewältigt. Oft saßen die Mitarbeiter des Reisebüros nach Feierabend und an den Wochenenden und schrieben tausende Buchungsbelege mit der Hand aus. 1958 wurde das Reisebüro der DDR ein selbständiger volkseigener Betrieb und übernahm alle Rechte, die vordem der Deutschen Reichsbahn als Gesellschafter zustanden. Das Reisebüro der DDR wurde damit offizielles Staatliches Organ für den Auslandstourismus der DDR. So entwickelten sich in den vier Jahrzehnten die Betreuungsleistungen des Reisebüros der DDR: Jahr

1958 1968 1978 1988

Urlaubs- und Ausflugsreisen für DDR-Bürger/Inland

1,72 3,58 4,33 2,61

Mio Mio Mio Mio

Auslandsreisen für DDR-Bürger

43.100 452.700 1.174.100 1.142.500

Service für ausländische Gäste in der DDR

37.100 481.200 817.600 1.209.400

Der Rückgang in den letzten zehn Jahren war auf den ständigen Devisenmangel der DDR zurückzuführen.

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Fazit: In den vierzig Jahren seines Bestehens betreute das Reisebüro der DDR nach eigenen Angaben etwa 20 Millionen Ausländer und vermittelte an 42 Millionen DDR-Bürger, etwa je zur Hälfte, Reisen im In- und Ausland. Wie hoch dabei die roten Zahlen waren, wird nicht mehr zu ermitteln sein. Während die Bevölkerung laut Ausschreibungen die Reisen teuer bezahlen mußte (14 Tage Japan 13.000 Mark, Ägypten 11.000 oder Jugoslawien 8.000 Mark/DDR), wurden viele Reisen an Staats- und Parteifunktionäre verschenkt - das ergaben Veröffentlichungen nach der Wende. Sowjetbürger zahlten für 14-Tage-Reisen in die DDR prinzipiell nur einen durchschnittlichen Monatsverdienst von 80 Rubel, das waren nach dem offiziellen Kurs von 1 : 3,2 etwa 250 Mark/DDR. Den Rest der Kosten übernahm der DDR-Staatshaushalt. Nach der Wiedervereinigung liquidierte die Treuhand das Reisebüro der DDR. Deutsches Reisebüro (DER) Am Deutschen Reisebüro besitzt die Deutsche Reichsbahn (DR), heute Deutsche Bahn AG (DB) Anteile von 50%. Weitere wichtige Teilhaber sind die HAPAG Lloyd GmbH, das Amtliche Bayerische Reisebüro GmbH (ABR) und die Lufthansa Commercial Holding. Das DER verfugt heute über 1.300 Reisebüro-Agenturen und 122 eigene Niederlassungen. DER gehört mit durchschnittlich DM 1,5 Mrd Jahresumsatz und etwa 8% bis 9% Marktanteil nach den Reiseuntemehmen TUI (25%), NUR (12,5%) und LTT (10%) zu den vier führenden Vertriebsorganisationen der Reisebranche in Deutschland. Ursprünglich im Auftrag der Eisenbahnen auf den Verkauf von Bahntickets orientiert, ist das DER heute Generalagent von 19 Reedereien, zahlreicher Hotelgruppen und anderer Touristikunternehmen. Als Reiseveranstalter tritt DER unter dem Namen DERTOUR (1995: DM 1,05 Mrd Umsatz) auf und ist auf eine Vielzahl von Reiseprogrammen spezialisiert. Das Deutsche Reisebüro ist außerdem an ausländischen Unternehmen in USA, Kanada, Japan, Ungarn, Großbritannien, Italien und Spanien beteiligt, die 1995 einen Umsatz von DM 271 Mio erzielten. In Deutschland ist DER an 50 Reiseuntemehmen u. a. TUI, ABR und anderen Unternehmen wie DERDATA, DERPART und START beteiligt.

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Die Transporteure halten Schritt Auf dem Wasser Zu den ältesten Transporteuren im Fremdenverkehr gehören der Norddeutsche Lloyd und die HAPAG. Ende vergangenen Jahrhunderts verfugten die beiden Seereedereien über 75 Schiffe und beförderten im Jahr etwa eine Viertelmillion Passagiere. Noch vor der Jahrhundertwende begann der Norddeutsche Lloyd Schiffsausflüge in den Norden Europas, die HAPAG in den Orient anzubieten. Der Schiffstourismus entwickelte sich bis 1932 mit Riesenschritten, es entstanden eigene Reisebüros. Der Norddeutsche Lloyd gründete mit der britischen Firma Cook & Son eine WeltreiseGmbH und zog in ein repräsentatives Haus in Berlin, Unter den Linden 22. Beiden führenden deutschen Reedereien wurde der Krieg zum Verhängnis. Am Kriegsende hatten sie keine Schiffe mehr, so begründeten beide Seereedereien mit je 50% Anteil den Schiffsreisen-Spezial-Veranstalter Seetours Hapag-Lloyd, heute SeetoursIntemational Frankfurt. Sie betrieben ihre Reisebüros in der Hoffnung, eines Tages mit Kreuzfahrten in aller Welt wieder ins Geschäft zu kommen. Zunächst unterbrachen die schnellen Transporteure Bahn, Auto und Jet die hohe Zeit der Schiffsreisen. Aber den Schiffsreisen, dem schwimmenden Urlaubsparadies mit dem beschaulichen Landausflug an fernen Ufem, gehören bereits wieder Gegenwart und Zukunft. Auf dem Lande Im Jahre 1886 stellte Carl-Friedrich Benz das erste Automobil in der Öffentlichkeit vor, vier Jahrzehnte später gab es in Deutschland etwa 265.000 Autobesitzer. Doch nur wenige ahnten damals, daß eines Tages das Auto zum wichtigsten Transportmittel im Tourismus werden sollte. Bereits Mitte der zwanziger Jahre entstand das Projekt, ein Autobahnnetz in Deutschland zu schaffen, 1932 wurde zwischen Bonn und Köln der erste Abschnitt der Autobahn in Betrieb genommen. Auch die Deutsche Reichsbahn hielt mit und startete 1938 den ersten Auto-Reisezug. 100 Jahre nach dem ersten "Benz" ist das Auto zum Hauptreiseverkehrsmittel im Tourismus geworden. Von den 50 Mio deutschen Urlaubern 1995 benutzten 52,3% den Pkw, 28,8% das Flugzeug, 9,8% den Bus und 8% die Bahn.

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In der Luft 1903 flogen die Gebrüder Wright erstmals mit einem Motorflugzeug und sechs Jahre darauf wurde die Deutsche Luftschiflährts-AG gegründet, die 1910 mit dem Zeppelin "Deutschland" und 24 Passagieren die erste Luitreise unternahm. Leider widmete man sich in der Folgezeit nur dem Flugzeugbau, auch der Zeppelin könnte in der Zukunft im Tourismus noch eine große Rolle spielen. 1926 entstand die Deutsche Lufthansa AG, die von ihr beförderten Passagiere erreichten 1927 erstmals die Zahl von einhunderttausend. Das Jahr 1952 gilt aber als das eigentliche Geburtsjahr des Lufttourismus. Die Bundesbahn, das Deutsche Reisebüro und andere Unternehmen gründeten eine Aktiengesellschaft, aus der 1955 die neue Deutsche Lufthansa AG hervorging. Am 1. April 1955 nahm sie mit einer Convair 340 von Hamburg aus den Linienverkehr nach Düsseldorf, Köln, Frankfurt und München auf. Wenige Tage später fanden die ersten Probeflüge nach Paris, London und Madrid statt, und erstmals flog eine Superconstellation in die USA. Auch in der DDR starteten 1956 unter dem Namen Lufthansa, später Interflug, die ersten Flugzeuge vom Typ Iljuschin 14 von Berlin-Schönefeld nach Erfurt, Dresden, Heringsdorf und Barth, ein Jahr später begann der Linienverkehr zwischen Berlin via Prag nach Bulgarien, nach Warschau und Moskau. 20,3 Mio Touristen flogen - laut Condor-Marketing-Forschung, 1995 in den Urlaub, davon 20% im Linienverkehr und 60% im Charterverkehr. Die statistische Übersicht zeigt seit 1989 einen konstanten Aufwärtstrend bei der Wahl des Flugzeuges als Beförderungsmittel im Tourismus:

1989 1991 1993 1995

Linienverkehr 3,3 Mio 4 Mio 6,6 Mio 8 Mio

Charterverkehr 6,6 Mio 7,4 Mio 10,1 Mio 12,3 Mio

Die Deutsche Lufthansa AG, Frankfurt/Main, wurde 1926 gegründet, 52% der Anteile gehören der Bundesrepublik Deutschland. Mit ihren 200 Maschinen (in der Zahl auch die 36 Maschinen des Tochterunternehmens Condor) befördert sie im Jahr etwa 41,4 Mio (1996) Passagiere zu 180 Zielen in 90 Ländern, das ist weltweit der

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3. Platz unter den Luftfahrgesellschaften. Allein von Frankfurt/Main und München werden von der LH täglich 20 Ziele in Europa angeflogen. Ein bedeutendes Tochterunternehmen der LH ist die Condor-Flugdienst GmbH, die 1955 durch die LH, Bahn AG, HAPAG und Norddeutscher Lloyd gegründet worden ist. Zur Condorflotte gehören 36 Maschinen mit 8.400 Plätzen. Condor unternimmt in der Sommersaison wöchentlich 500 Ferienflüge zu 70 Zielen und von allen deutschen Verkehrsflughäfen aus. Die LH ist ferner zu 49% an der französischen Fluggesellschaft EUROBERLIN beteiligt. Weitere wichtige Flug-Unternehmen sind die AIR Berlin GmbH & Co Luftverkehrs KG, Berlin und die HAPAG Lloyd Flug GmbH, Hannover. Die AIR Berlin wurde 1978 mit einer gemieteten Boeing 707 als Lufttaxiuntemehmen gegründet. 1991 stieg Joachim Hunold von LTU als Gesellschafter ein. AB verfugt heute über acht Maschinen vom Typ Boeing 737/400 mit insgesamt 1.336 Plätzen. Keins der Flugzeuge ist älter als zwei Jahre. AB fliegt für Alltours, Air Marin, Club Mediterranée, Fischer Reisen, Hellas Reisen, ITS, Kreutzer, NUR, Olimar Flugreisen, PTI, Transair, TUI, Unger Reisen und Werner Tours zu allen touristisch wichtigen Zielen im Mittelmeerraum, Kanaren, Madeira, Ägypten und Irland von allen größeren deutschen Verkehrsflughäfen. 1996 beförderte AB 1,45 Mio Fluggäste und erzielte einen Umsatz von DM 285 Mio. Die Fluggesellschaft LTU International Airways entstand 1955. Sie gehört mit 34,3% der Westdeutschen Landesbank und mit 65,7% vier weiteren Gesellschaftern. Zur LTU zählen auch die LTU Süd München, die LTE Palma de Mallorca und die RAS Fluggesellschaft mbH. LTU und LTU Süd verfugen über sechs Airbusse A 330-300, 15 Boeing 767 und 757 und vier MD-11 Trijets, die LTE über weitere drei Boeing 757. Die LTU-Flotte bietet über 8.000 Sitzplätze und beförderte 1995/96 von zehn deutschen Flughäfen annähernd 7 Mio Passagiere zu 70 Zielen auf allen Kontinenten. Zur LTU gehört auch die Hotelgesellschaft LTI mit 26 internationalen Hotelbetrieben (12.300 Betten), sechs Nilkreuzfahrtschiffe und eine Cateringgesellschaft mit einer Tageskapazität von 22.000 Menüs. 1996 wurde - durch den tragischen Absturz einer Birgen Air Maschine vor der Dominikanischen Republik bedingt - eine neue Qualität in der Flugsicherheit durchgesetzt. Durch Übertragung aller Kompetenzen auf das Luftfahrtbundesamt und die Bildung einer Task Force mit 18 hochspezialisierten Flugingenieuren, ist das LBA in der Lage, verstärkt ausländische Fluggesellschaften zu kontrollieren. So 107

wurden zahlreiche Flugzeuge wegen technischer Mängel am Boden festgehalten. Die konsequenten Kontrollen der Task Force haben sich weltweit herumgesprochen mit dem Ergebnis, daß ausländische Fluggesellschaften mit "kritischem" Fluggerät Deutschland nicht mehr anfliegen.

Der Deutschen liebstes Kind - die Entwicklung des Reisens nach 1945 Touristischer Neubegimi Nach 1945 verhinderten in Deutschland zunächst die Kriegsfolgen eine Entwicklung des Tourismus. Als besonders hemmend erwiesen sich die Schäden im Verkehrsund Beherbergungswesen. Durch Kriegseinwirkung und - vor allem in Ostdeutschland - wegen Reparationsleistungen, wurde der Großteil des deutschen Vorkriegseisenbahnnetzes zerstört. Die noch vorhandenen Transportkapazitäten dienten hauptsächlich dem Gütertransport und erst an zweiter Stelle der Personenbeförderung. Hotels waren zerstört, mit Flüchtlingen und Verletzten belegt oder von den alliierten Siegennächten beschlagnahmt. Die Nahrungsmittel- und Energieknappheit wirkten sich in den ersten Nachkriegsjahren auch auf die Gastronomie äußerst negativ aus. Das vielleicht entscheidende Hindernis für die Entwicklung des Tourismus war aber die geringe Geldwertstabilität. Insgesamt hatte es in Deutschland bis zur Währungsreform vom 20. Juli 1948 keinen nennenswerten Tourismus mehr gegeben. Erst nachdem die schlimmste materielle Not überwunden war, dachten die Deutschen wieder ans Reisen. Für den Ende der 40er Jahre in Westdeutschland einsetzenden touristischen Aufschwung gibt es mehrere Hauptgründe. Zunächst bestand nach den Jahren des Krieges und persönlicher Entbehrungen in weiten Teilen der Bevölkerung ein 'touristisches Nachholbedürfnis'. Es war seit der Währungsreform realisierbarer geworden, wenn auch zunächst lange Arbeitszeiten und geringe Urlaubsansprüche die Entwicklung des Tourismus noch behinderten. Zweitens war nach 1945 das touristische Know-how der Vorkriegszeit teilweise noch vorhanden. Hier konnte rasch angeknüpft werden, und schließlich schuf das 'Wirtschaftswunder' mit steigenden Realeinkommen die materiellen Voraussetzungen für den - zunächst ausschließlich - westdeutschen Massentourismus.

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Als Beispiel für die Kontinuität der touristischen Vorkriegstradition steht Dr. Carl Degener, Mitbegründer der 1948 in Ruhpolding ins Leben gerufenen 'Arbeitsgemeinschaft DER-Gesellschaftsreisen'. Beteiligt waren daran das Amtliche Bayerische Reisebüro (ABR), das Deutsche Reisebüro (DER), Hapag-Lloyd und das Reisebüro Dr. Carl Degener. Im Winter 1948/49 bot die Arbeitsgemeinschaft bereits 19 Ziele im bayerischen Alpenraum an, 1949 hatte sie fast 40000 Reiseteilnehmer. Mitentscheidend für den Erfolg der Arbeitsgemeinschaft waren Degeners Vorkriegskontakte zu bestimmten Zielorten. Seine Partner verfugten ebenfalls über wertvolle touristische Beziehungen und ein funktionierendes Vertriebsnetz in allen drei westlichen Besatzungszonen. Von Degener stammte schließlich die Idee des TumusSonderzugreiseverkehrs. Mit jedem Sonderzug wurden 1200 Urlauber von Hamburg in die Bayerischen Alpen gebracht. Die Fahrt dauerte damals noch 22 Stunden. Der westdeutsche Tourismus hatte 1949 - nicht zuletzt durch Degeners Aktivitäten wieder einen Umfang von etwa einem Drittel des letzten Vorkriegsjahres 1938 erreicht125. Tourismus in den 50er Jahren In den 50er Jahren waren Italien, Südtirol und der Gardasee die ersten Traumziele deutscher Auslandsurlauber. Für Italien brauchte man ein Visum, das bei 14 Tagen Aufenthalt 4,10 Mark kostete. Um aber überhaupt nach Italien zu gelangen, war für Österreich noch ein 3 Mark teures Durchreisevisum erforderlich. Die Reise durch Österreich mußte zudem innerhalb von 72 Stunden beendet sein 126. Noch im Januar 1946 hatte der österreichische Bundeskanzler gesagt: "Arbeit und Buße sind für die Deutschen im Augenblick die einzige Medizin - und nicht Erholung in Österreich" 127, doch schon bald entwickelte sich Österreich zu einem bevorzugten Reiseziel der Deutschen. Von einem massenhaften Auftreten deutscher Touristen im Ausland kann in den 50er Jahren jedoch nicht die Rede sein. Hauptsächlich aus finanziellen Gründen verbrachten die meisten Deutschen ihren Urlaub noch im Inland. 1954, als erstmals Daten zur touristischen Entwicklung erhoben wurden, verreisten 24 % der deutschen Bevölkerung im Alter über 14 Jahre. Dies entsprach 9,3 Millionen Personen ,2S. Davon blieben 85 % im Inland, nur 15 % reisten ins Ausland. Die Auslandsreisen gingen hauptsächlich nach Österreich (6 %) und Italien (4 %). 43 % der Urlauber wohnten damals noch bei Verwandten und Bekannten, 17 % in Privatzimmern, 15 % in Pensionen, 14 % waren in Hotels und 5 % auf Campingplätzen untergebracht. Als 109

Verkehrsmittel der Haupturlaubsreise dominierte die Eisenbahn. 1954 verreisten damit 56 % der Urlauber. Einen PKW verwendeten 19 % und mit dem Bus fuhren 17% der Touristen. Die 1948 gegründete 'Arbeitsgemeinschaft DER-Gesellschaftsreisen' nannte sich ab 1951 'Touropa'. Im Winter 1950/51 kamen erstmals Österreich, die Schweiz und Italien ins Programm. Bei den Eisenbahnfahrten waren Nachtfahrten oft unvermeidbar, im Winter 1952/53 wurden deshalb Hängematten getestet. Die meisten Testpersonen sollen "herrlich geschlafen und sogar geträumt" haben l29, dennoch wurden keine weiteren Hängematten-Tests unternommen. Die Touropa stellte vielmehr 1953 auf der deutschen Verkehrsausstellung in München ihren FemexpreßLiegewagen vor: "Pro Abteil sechs bequeme, weich gepolsterte Sitze, die für die Nachtfahrt mit wenigen Griffen als Liegebetten hergerichtet werden konnten; mit Häkeldeckchen für die Kopfstützen, Fenstervorhängen, Teppichboden und Lautsprechern für die musikalische Unterhaltung und Informationen über den Fahrtverlauf' 13°. Im Touropa-Fernexpreß betreuten zudem Zugpagen die Fahrgäste. Sie halfen beim Ein- und Aussteigen, richteten die Betten her, gaben Decken und Kissen aus, kümmerten sich um das Frühstück und waren schlichtweg 'Mädchen für alles'. Die Erfolge von Touropa brachten auch andere Reiseunternehmen auf den touristischen Markt. Im Frühjahr 1953 wurde die Hummel-Reise gegründet, und im gleichen Jahr stieg Ameropamit 63 Zielen in fünf Ländern in das Sonderzuggeschäft ein. Im November 1953 entstanden in Hannover aus dem Zusammenschluß mehrerer Touristikunternehmen die Scharnow Reisen, das norddeutsche Gegenstück zur Münchner Touropa. Das Bahnreisen wurde in den folgenden Jahren qualitativ nicht mehr entscheidend verbessert. Neuerungen betrafen jetzt fast ausschließlich Reiseziele und Urlaubsprogramme. Die Bedeutung der Bahn nahm auch ständig ab: 1960 benutzten sie 42 % der Reisenden als Verkehrsmittel für ihre Urlaubsreise, 1970 waren es 24 %, im Jahr 1980 16 %. 1990 verreisten in den alten Bundesländern nur noch 8,0 % bzw. 3,3 Millionen Urlauber mit der Bahn. In den neuen Bundesländern waren es 28,0 % oder 3,7 Millionen Reisende. Neben dem Bahn-, Auto- und Bustourismus wurden den Westdeutschen Mitte der 50er Jahre auch wieder See- und Flugreisen angeboten. Eine 17tägige Flugreise nach Teneriffa kostete 1956 einschließlich Vollpension 1095 Mark. Für den Flug, der

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heute rund vier Stunden dauert, benötigte das Flugzeug mit Zwischenstops in Lyon, Barcelona, Madrid, Tanger, Casablanca und Agadir fast zwei Tage 131. Zur Nachkriegskreuzfahrt kam der entscheidende Anstoß 1958 wiederum von Carl Degener. "Er kombinierte regelmäßig durchgeführte siebentägige Adria-HellasKreuzfohrten ab und bis Venedig mit der Möglichkeit, die Kreuzfahrt wochenweise zu Badeaufenthalten oder Bus-Rundreisen in Dubrovnik, Korfü, Athen oder Rhodos zu unterbrechen. So konnte sich jeder seine Reise ganz nach Interessen und Geldbeutel zusammenstellen. Die Landaufenthalte senkten die Gesamtkosten; Unterkünfte standen von der schlichten Pension bis zum Grandhotel zur Wahl" Tourismus in den 60er und 70er Jahren 1960 reisten 28 % oder 11,8 Millionen Westdeutsche in den Urlaub m . In den 60er Jahren erlangte das Auto als Reisemittel die gleiche Bedeutung, die zuvor der Bahn zugekommen war. 1954 fuhren erst 19 % mit dem PKW in den Urlaub. 1960 benützten immerhin schon 38% der Reisenden das Auto für die Urlaubsreise. Der Prozentsatz der Auto-Urlauber stieg fast ständig an und erreichte 1968 erstmals einen Anteil von 60 %, der seitdem ziemlich konstant gehalten wird. Mit der zunehmenden privaten Motorisierung wurde für die westdeutschen Urlauber auch das Ausland attraktiver. 1960 blieben noch 69 % im Inland, 31 % reisten ins Ausland. 1968 verreisten mit 51 % oder 8,6 Millionen erstmals mehr Bundesbürger ins Ausland als im Inland blieben. Seitdem hat der Anteil der Reisenden, die ihre Haupturlaubsreise im Ausland verbringen, prozentual fast ständig zugenommen. In wechselnder Reihenfolge waren und sind die beliebtesten Auslandsreiseziele Spanien, Italien und Österreich. Der Trend zu Auslandsreisen wurde durch die seit Beginn der 60er Jahre angebotenen Charterflüge noch verstärkt. Im Vergleich zur individuell erstellten Reise waren Flug-Pauschalreisen bedeutend billiger. 1962 kostete die 15tägige individuelle Flugreise nach Cala d'Or auf Mallorca 624 Mark. Im gleichen Jahr waren bei Schamow zwei Wochen Mallorca pauschal schon für rund 420 Mark zu buchen 134. Durch den zunehmenden (Charter)Flugverkehr, der 1960 noch bei 1 % lag, 1978 aber bereits 14 % erreicht hatte, stieg die Kapitalintensität beträchtlich. In den 60er Jahren kam es in der westdeutschen Tourismusindustrie deshalb zu ersten großen Firmenzusammenschlüssen. Anfang der 60er Jahre bot erstmals das Versandhaus 111

Quelle in seinen Katalogen besonders preisgünstige Reisen an. 1963 gründete auch das Versandhaus Neckermann ein eigenes Reiseunternehmen, die Neckermann und Reisen Touristik (NUR). Neckermann-Reisen wurden bald zum Inbegriff für Billigtourismus. Möglich wurden die Niedrigpreise durch Großeinkauf von Hotelkapazitäten, durch hohe Auslastung der gecharterten Flugzeuge und durch gute Werbemöglichkeiten in den Firmenkatalogen. 1976 übernahm die Karstadt AG die NUR. 1970 kam noch die Kaufhof AG mit dem Unternehmen International Tourist Services (ITS) auf den Markt. Ihre hauptsächliche Zielgruppe waren Kunden der Warenhäuser. Als Reaktion auf diese Entwicklungen schlössen sich 1967/68 die Veranstalter Hummel, Scharnow, Dr. Tigges und Touropa zur Touristik Union International (TUI) zusammen. Später kamen weitere Reiseveranstalter dazu. Neben den Versand- und Kaufhäusern drängte auch die Gewerkschaft auf den lukrativen Reisemarkt. Die gewerkschaftlichen Feriendienste organisierten sich als 'Gemeinwirtschaftliche Unternehmung für Touristik' (gut-Reisen), und der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) betätigte sich ebenfalls als Reiseveranstalter. "Mit dieser Entwicklung war der Übergang von der eher klein- und mittelbetrieblich verfaßten Reisewirtschaft der 50er und 60er Jahre zur großbetrieblichen Struktur markiert. Ursprünglich branchenfremde Unternehmen - wie etwa Kaufund Versandhäuser, Banken, Verlage - drangen in den Reisemarkt ein und förderten die bereits vorhandenen Konzentrationstendenzen"135. Dies hält bis heute unvermindert an. Tourismus in den 80er und 90er Jahren Die Entwicklung des Tourismus hat sich seit 1945 wirtschaftlichen und politischen Krisen gegenüber als recht stabil erwiesen. Weder die Rezession von 1966/67 und der Ölpreisschock im Jahr 1973, noch der Golfkrieg (1991) oder der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien (1991/96) konnten - außer in den direkt betroffenen Krisengebieten - die Reiselust nachhaltig bremsen. Der PKW setzte in den 80er und 90er Jahren seinen Siegszug als bevorzugtes Reiseverkehrsmittel fort. Während 1950 in Westdeutschland jährlich etwa 200000 Autos produziert wurden, waren es allein 1991 mehr als fünf Millionen Fahrzeuge 136. Der Anteil der PKW-Urlauber hat sich seit 1968 bei etwa 60 % eingependelt. Von geringen Rückgängen Ende der 60er und Anfang der 80er Jahre abgesehen, ist die

112

Reiseintensität der westdeutschen Bevölkerung kontinuierlich gestiegen. Sie lag 1990 in den alten Bundesländern bei 68,2 % oder 33,4 Millionen Reisen. 1971 startete der Bayerische Rundfunk mit seinem Verkehrsfimk, einem Autofahrerservice, der bald von anderen Sendern übernommen wurde. Zehn Jahre später waren die ersten ADAC-Stauberater im Einsatz. Aber auch diese Einrichtungen konnten nicht verhindern, daß deutsche Autobahnen mittlerweile nicht nur zur Urlaubszeit teilweise völlig überlastet sind. Der Verkehrsfimk muß sich immer häufiger auf die Bekanntgabe von Staumeldungen beschränken, Stauberater werden Blitzableiter für entnervte Autofahrer. "Aus dem geruhsamen Reisen im Wagen ist eine Fahrt mit allen nur erdenklichen Hindernissen geworden. Jedermann ist darauf aus, die Anreise zum Urlaubsziel so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Verstopfte Straßen, Baustellen, Unfälle, kilometerlange Staus sowie stundenlange Wartezeiten an den Grenzen und Mautstellen verleiden vielen die Freude. Um ans Ferienziel zu gelangen, muß sich der AutoReisende mit viel Geduld und Zeit wappnen"137. Wenn auch immer noch die meisten Deutschen die 'schönste Zeit des Jahres' innerhalb Deutschlands verbringen, so steigt die Zahl derer, die im Urlaub ins Ausland verreisen, fast kontinuierlich an. Bei einer gesamtdeutschen Reiseintensität von 77,8 % ging die Zahl der Deutschlandurlaube im Jahre 1995 auf 22 Millionen zurück. Die fünf wichtigsten Inlandsdestinationen waren Bayern, gefolgt von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Niedersachsen. Die Zahl der Auslandsreisen betrug 42,5 Millionen. Verluste mußten die Alpenländer verkraften, während Fernreisen boomten. Die fünf wichtigsten Auslandsreiseziele waren 1995 Spanien, Italien, Österreich, Frankreich und Griechenland. Behebtestes Verkehrsmittel blieb auch 1995 wieder das eigene Auto (52,3 %), gefolgt vom Flugzeug (28,8 %). Weniger gefragt als Transportmittel waren Bus (9,8 %) und Bahn (8 %) 1M. Der Deutschland-Urlauber der 90er Jahre ist nicht mehr der pflegeleichte, anspruchslose Gast der 50er oder frühen 60er Jahre. Um Deutschland auch für Deutsche als Reiseziel attraktiv zu halten, bedarf es vielfältiger Anstrengungen, vor allem aber einer Diversifizierung und merklichen Qualitätssteigerung des touristischen Angebots. Ferien auf dem Bauernhof, Aktiv-Urlaub, Städtereisen oder spezielle Arrangements, wie etwa 'Gesundheitswochen', werden heute fast überall offeriert. Auf den Deutschland-Urlauber warten moderne Tennishallen, Golfplätze, Eisstadien, 113

künstlich beschneite Skipisten oder attraktive Spaßbäder. Für regnerische Urlaubstage halten viele Touristenorte Schlechtwetterprogramme oder sonstige 'wasserdichte' Vorschläge bereit. Zahlreiche touristische Anbieter haben sich auch auf bestimmte Zielgruppen spezialisiert, wie etwa Singles, Senioren, Gesundheits- oder Kurzurlauber. Die qualitative Veränderung im Tourismus zeigt sich bei der Unterkunftswahl besonders deutlich. Der Gast möchte im Urlaub nicht schlechter wohnen und leben als bei sich zu Hause. Komfortable Unterkünfte mit Dusche, Bad und WC werden als Standard vorausgesetzt. Zwischen 1970 und 1980 gab es im westdeutschen Beherbergungsgewerbe etwa 1.030.000 Betten. Im gleichen Zeitraum ging die Anzahl der Betriebe von 45000 auf43000 zurück. Von 1980 bis 1986 stieg die Zahl der Betten wieder auf 1.760.000 in etwa 48000 Betrieben. Gewinner dieser Entwicklung waren Hotels und Gasthöfe mit einer Zunahme von 23000 auf 31000 Betriebseinheiten sowie Ferienzentren, Ferienhäuser und Ferienwohnungen. Deutlich an Attraktivität verloren haben Pensionen und Fremdenheime. Ihre Zahl sank zwischen 1970 und 1986 von rund 19000 auf 10000 139. Ebenfalls zu den Verlierern gehören die Anbieter von Privatzimmern. Unterkünfte, die nur mit fließendem Wasser ausgestattet sind und häufig noch aus der Pionierzeit des deutschen Nachkriegstourismus stammen, feilen zusehends aus dem Markt. Modernisierungen scheitern aber oft an finanzieller Unrentabilität, baulicher Unmöglichkeit, dem fortgeschrittenen Alter der Gastgeber oder der fehlenden wirtschaftlichen Notwendigkeit einer Fortführung des Betriebs. Die bei den Reiseveranstaltern seit Ende der 60er Jahre feststellbare Konzentrationsbewegung ist noch nicht zu Ende. Mitte der 90er Jahre gibt es in Deutschland rund 800 Reiseveranstalter, 700 bis 750 kleine und 20 bis 30 mittelgroße Unternehmen 140. Der mit Abstand größte deutsche Reiseveranstalter ist die Touristik Union International.

Das Unbehagen wächst Massentourismus ist ein Phänomen, das in seiner heutigen Form erst rund ein Vierteljahrhundert alt ist. Die Grenzen des touristischen Wachstums sind noch nicht erreicht, die Belastbarkeit der Umwelt und der "bereisten1 Bevölkerung dagegen in vielen Fällen schon lange überschritten.

114

Allmählich deutlicher werdende ökologische Folgen des Massentourismus lassen den Ruf nach einem 'alternativen' oder 'sanften' Tourismus, einem schonenden Umgang mit der Landschaft und Natur, laut werden. So unbestreitbar die Notwendigkeit der touristischen Neubesinnung ist, so wenig ist klar, wie sie in der Realität aussehen könnte. Einzelne Ökoinseln werden den Tourismus insgesamt nicht retten können. Ob die immer lauter vernehmbare Forderung nach 'Qualität vor Quantität' zur Problemlösung beiträgt oder nur das Reisen fiir bestimmte Gesellschaftsgruppen zum unerreichbaren, weil unbezahlbaren Luxusgut macht und dadurch neue Probleme schafft, erscheint auch angesichts der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Massentourismus mittlerweile mehr als zweifelhaft. Praktikabler ist da möglicherweise eine touristische Selbstbeschränkung, die für ganze Tourismusregionen zur Frage des wirtschaftlichen Überlebens werden könnte 141. Ein zunehmendes Problem entsteht für die Tourismusbranche auch durch die international feststellbare Tourismusmüdigkeit, eine in manchen Fällen schon als Tourismusfeindlichkeit zu bezeichnende abwehrende Haltung der 'bereisten' Bevölkerung. So wurden z.B. im Sommer 1991 auf einem von Touristen viel befahrenen Radwanderweg im Altmühltal Reißnägel im Wert von etwa 500 Mark ausgestreut. Die Polizei ging davon aus, daß dies kein Lausbubenstreich, sondern "eine gezielte Störung des Fremdenverkehrs"142 war. Auch auf dem Radweg um den Bodensee, für den noch vor wenigen Jahren intensiv geworben wurde, sind die massenhaft anrollenden Radfahrer zur 'Plage' geworden. In den Zeitungen rund um den See gibt es immer wieder Berichte über Auseinandersetzungen zwischen FahiTadtouristen und Fußgänger, die nicht ausschließlich verbal ausgetragen werden. Eine Studie der Kärntner Tourismusgesellschaft fand 1991 heraus, daß in Kärnten, das pro Jahr von 2,5 Mio. Touristen besucht wird, jeder zweite Einheimische mit den Gästen etwas Negatives verbindet143. Diese und ähnliche Vorfälle bzw. Untersuchungsergebnisse machen deutlich, daß die Haltung der einheimischen Bevölkerung gegenüber ihren Gästen einer starken Veränderung unterliegt, deren langfristige Auswirkungen heute noch nicht absehbar sind. Die zukünftige Entwicklung des Tourismus vorherzusagen ist mit beträchtlichen Schwierigkeiten verbunden, da sie immer auch eng von der gesamtwirtschaftlichen Lage in den einzelnen Ländern und vom Zustand der Weltwirtschaft abhängig ist. Die World Tourism Organization rechnet allerdings weltweit mit einer Verdoppelung der Touristen bis zum Jahre 2010 auf über eine Milliarde. 115

"Der Freizeilmensch der Zukunft will fast alles haben: Ruhe und Rummel, Individual- und Massentourismus, Natur für alle und gleichzeitig intakte Landschaft, Kurzurlaub und Langzeiturlaub. Der Freizeittourist der 90er Jahre will öfter und kürzer rund ums Jahr verreisen und alle paar Jahre auf die ganz große Reise gehen. Aus dem Reisetraum wird ein Lebensstil" 144. Die internationale Tourismuswirtschaft hat nach Mitteilung der World Tourism Organization (WTO) in Madrid 1996 weltweit 593 Mio touristische Ankünfte gezählt. Die Einnahmen aus dieser Wachstumsbranche stiegen 1996 auf die neue Rekordhöhe von 423 Mrd US-Dollar, davon 245 Mrd US-Dollar in Europa und 13 Mrd US-Dollar in Deutschland. Deutschland liegt nach den USA, Spanien, Frankreich, Italien, Großbritannien und Österreich auf Platz 7. Die Tourismusbranche wird sich - so Forschungsergebnisse der World Travel & Tourism Council (WTTC) - in den nächsten zehn Jahren wie folgt entwickeln: Für die internationale Tourismusbranche wird ein reales Wachstum von 46% prognostiziert. Die Ausgaben für den Tourismus werden von jetzt 423 Mrd USDollar auf 884 Mrd US-Dollar steigen. Weltweit werden dann 260 Mio Menschen im Tourismus beschäftigt sein, d. h. es entstehen 120 Mio neue Arbeitsplätze.

116

Fußnotenverzeichnis 1

Vgl. Erika Brödner, Die römischen Thermen und das antike Badewesen, Darmstadt 1983, S. 220 fF.

2

Wolfgang Günter, Geschichte der Bildungsreise, in: Wolfgang Günter , Handbuch für Studienreiseleiter. Pädagogischer, psychologischer und organisatorischer Leitfaden für Exkursionen und Studienreisen, Starnberg 1982, S.14 (Zit.: Günter, Bildungsreise)

3

Jacques Le GofF, Das Hochmittelalter (= Fischer Weltgeschichte, Band 11), Frankfurt/M 1975, S.58

4

Ludwig Schmugge, Unterwegssein im Spätmittelalter. Zusammenfassung, in: Peter Moraw , Unterwegssein im Spätmittelalter (=Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 1), Berlin 1985, S.105

5

Rainer S. Elkar, Reisen bildet. Überlegungen zur Sozial- und Bildungsgeschichte des Reisens während des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Boris J. Krasnobaev / Gert Röbel / Heibert Zeman , Reisen und Reisebeschreibungen im 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung, Berlin 1980, S.53

6

Klaus Herbers, Der Jakobsweg. Mit einem mittelalterlichen Pilgerfuhrer unterwegs nach Santiago de Compostela, Tübingen 1986, S.40 (Zit.: Herbers, Jakobsweg)

7

Knut Schulz, Die Handwerksgesellen, in: Peter Moraw , Unterwegssein im Spätmittelalter (= Zeitschrift fiir historische Forschung, Beiheft 1), Berlin 1985, S.74

8

Hans-Werner Prahl / Albert Steinecke, Der Millionen-Urlaub. Von der Bildungsreise zur totalen Freizeit, Frankfurt/M. - Berlin - Wien 1981, S.137 (Zit.: Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub)

9

Günter, Bildungsreise, S. 18

10

Vgl. Louis Turner/John Ash, The golden hordes. International tourism and the pleasure peripheiy, London 1975, S.32 (Zit.: Turner / Ash, International tourism)

11

Vgl. Horst W. Opaschowski, Tourismusforschung, Opladen Opaschowski, Tourismusforschung)

12

Vgl. Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S. 12 f.

13

Vgl. Jürgen Miethke, Die Studenten, in: Peter Moraw , Unterwegssein im Spätmittelalter (= Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 1), Berlin 1985, S.60

1989,

S.53 (Zit.:

117

14

Vgl. Jeremy Black, The British and the Grand Tour, London 1985, S. 1 (Zit.: Black, Grand Tour)

15

Vgl. Louis Turner/John Ash, The golden hordes. International tourism and the pleasure periphery, London 1975, S.38

16

Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.139

17

Günter, Bildungsreise, S. 17

18

Opaschowski, Tourismusforschung, S.53f.

19

Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.137

20

Black, Grand Tour, S.247

21

Vgl Hasso Spode, Der moderne Tourismus - Grundlinien seiner Entstehung und Entwicklung vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, in: Dietrich Storbeck , Moderner Tourismus. Tendenzen und Aussichten, Trier 1988, S.48 (Zit.. Spode, Moderner Tourismus - Grundlinien)

22

Vgl. Opaschowski, Tourismusforschung, S.61

23

Günter, Bildungsreise, S.7

24

Klemens Ludwig, Von Schusters Rappen zum Düsenjet. Zur Geschichte des Reisens, in: Klemens Ludwig / Michael Has / Martina Neuer , Der neue Tourismus. Rücksicht auf Land und Leute, München 1990, S.33f.

25

Opaschowski, Tourismusforschung, S.61, vgl. auch Spode, Moderner Tourismus Grundlinien, S.47

26

Meilensteine der Geschichte. Vom Pharaonenstaat bis heute, Berlin o. J , S 297 (Zit.: Meilensteine)

27

Opaschowski, Tourismusforschung, S.61

28

Meilensteine, S.317

29

Opaschowski, Tourismusforschung, S.61

30

Opaschowski, Tourismusforschung, S.62

31

Opaschowski, Tourismusforschung, S.61 f.

11!

32

Opaschowski, Tourismusforschung, S.64

33

Baedeker, Rheinreise von Straßburg bis Düsseldorf, Koblenz 1839

34

Walter Hunziker / Kurt Krapf, Gnindriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre, Zürich 1942, S. 168

35

Wolfgang Schivelbusch, Geschichte der Eisenbahnreise, Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19. Jahrhundert, München - Wien 1977, S.84

36

Vgl. Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S. 150

37

Opaschowski, Tourismusforschung, S.71

38

Opaschowski, Tourismusforschung, S.73

39

Vgl. Opaschowski, Tourismusforschung, S 71

40

Vgl. "Stellenweise so kühn wie eine Gebirgsbahn" - Bahnstrecke Kempten - Pfronten wird 100 Jahre alt, in: Allgäuer Zeitung, 23. August 1995

41

Johann Wolfgang v. Goethe Brief an Johann Heinrich Merck vom 5 .8 .1778 Gedenkausgabe der Goethe-Werke Band 18 "Briefe der Jahre 1764 - 86", S. 400, Artemis-Verlag Zürich 1951

42

Johann Wolfgang v. Goethe "Faust, erster Teil" in "Faust und Urfaust" Verlagsbuchhandlung Dietrich, Leipzig, 2. Ausgabe 1940, S. 153

43

Heinrich Heine: Harzreise Sämtliche Werke; Band 2, S. 39 Winkler-Verlag, München 1980

44

Alex Hinrichsen, Baedekers Reisehandbücher 1832 - 1990, Berlin 1991, S. 10

45

Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S. 158

46

Alex Hinrichsen, Baedekers Reisehandbücher 1832 - 1990, Berlin 1991, S. 13, 56, 57 und 60

47

Karl Baedeker Handbuch für Reisende durch Deutschland und im Oesterreichischen Kaiserstaate, Koblenz 1842, S. 211

119

48

Vgl. John Pudney, Alles inbegriffen. Die Geschichte des Hauses Cook, Stuttgart 1955, S.52 (Zit.: Pudney, Cook)

49

Vgl. Pudney, Cook, S.72

50

Spode, Moderner Tourismus - Grundlinien, S.55f.

51

Günter, Bildungsreise, S.24f.

52

Zitiert nach Karl Fuss, Geschichte des Reisebüros (= Schriftenreihe des Deutschen Reisebüro-Verbandes, Band 8), Darmstadt 1960, S.56

53

Reiseblätter des Reichsausschusses für sozialistische Bildungsarbeit, 4/1930

54

Zeitschrift Der Naturfreund 1/1949

55

Roy Oppenheim, Die Entdeckung der Alpen, Frauenfeld - Stuttgart 1974, S.259 (Zit.: Oppenheim, Alpen)

56

Exodus, 19,20

57

Exodus, 19,24

58

Opaschowski, Tourismusforschung, S.65

59

Vgl. Leopold Lukschanderl, Rettet die Alpen. Europas Dachgarten in Bedrängnis, Wien 1983, S. 171 (Zit.: Lukschanderl, Alpen)

60

Lukschanderl, Alpen, S. 185

61

Zitiert nach: Peter Amstutz, Magnet für Waghalsige und Verrückte, in: Allgäuer Zeitung, 12. Juli 1990

62

Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.55

63

Vgl. Hans Bachmann, Der Geschichte des Skilaufs auf der Spur, in: Schwäbische Zeitung, 05.Januar 1995

64

Peter Grimm, Kein Land reicht in den Himmel. Die Erschließung der Alpennatur, in: Charivari, Mai 1990 (^Sonderheft 100 Jahre Urlaub in Bayern), S.93

65

Vgl. Mit Bergsteigern kam Wohlstand ins Allgäu, in: Allgäuer Zeitung, 17. Juni 1991

66

Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.53

12C

67

Vgl. Klemens Ludwig, Weniger könnte mehr sein. Tourismus im Alpenraum, in: Klemens Ludwig / Michael Has / Martina Neuer , Der neue Tourismus. Rücksicht auf Land und Leute, München 1990, S.106 (Zit.: Ludwig, Alpenraum)

68

Vgl. Ludwig, Alpenraum, S. 104f

69

Vgl. 120 Millionen Urlauber jährlich setzen dem Alpenraum schwer zu, in: Allgäuer Zeitung, 18. November 1995

70

Vgl. Michael Munkler, Großes Aufrüsten mit Schneekanonen, in: Allgäuer Zeitung, 30 Juli 1996

71

Vgl. 120 Millionen Urlauber jährlich setzen dem Alpenraum schwer zu, in: Allgäuer Zeitung, 18. November 1995

72

Vgl. EG will umweltverträglichen Alpentourismus, in: Touristik Aktuell, Nr. 25, 18. Juni 1991

73

Ludwig, Alpenraum, S. 103

74

Vgl. Oppenheim, Alpen, S.274

75

'Am Verbiß im Wald hat sich fast nichts geändert', in: Allgäuer Zeitung, 10. Juni 1991

76

Vgl. Fremdenverkehrprogramm 1987, S.37

77

Vgl. Klaus Schlösser, 'Laufender Berg' kommt täglich zwei Meter weiter ins Tal, in: Allgäuer Zeitung, 21. August 1991

78

Hans Eckart Rübesamen, Die Alpen - nicht nur ein Sündenfall, in: Süddeutsche Zeitung, 20. Juli 1991

79

Herbert Pfisterer, Das 'Kurland' Bayern. Zur Historie des Bädertourismus, in: Charivari, Mai 1990, S.34 (Zit.: Pfisterer, Bayern)

80

AMK Berlin , Reisen und Tourismus - Ein historischer Überblick. Zusammengestellt aus Anlaß der 20. ITB Berlin 1986, Berlin 1987, S.79 (Zit: AMK Berlin, Tourismus)

81

Petra Simon / Margrit Behrens, Badekur und Kurbad. Bauten in deutschen Bädern 1780 1920, München 1988, S.13 (Zit.: Simon/Behrens, Badekur)

82

Simon/Behrens, Badekur, S.9

83

Simon/Behrens, Badekur, S.85 121

84

Simon/Behrens, Badekur, S.10

85

Zitiert nach Ludwig Burghardt, Bad Wörishofen. Ein Baueradorf wird Weltbad, Bad Wörishofen 1983\ S.23 (Zit.: Burghardt, Wörishofen)

86

Zitiert nach Stadt. Kurdirektion Bad Wörishofen , Sebastian Kneipp Museum Bad Wörishofen, Bad Wörishofen o. J., S.19 (Zit.: Kneipp-Museum)

87 88 89 90 91 92 93 94

Zitiert nach Burghardt, Wörishofen, S.96 Pfisterer, Bayern, S.37 Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.31 Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.30 Vgl. Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.36 Vgl. Bothe, Kurstädte, S.518f. Pfisterer, Bayern, S.38 Rudolf Kolb, Bedeutung und Zukunft der REHA-Maßnahmen der Rentenversicherungsträger, in: Bayerischer Heilbäderverband , Kuren in Bayern, Bad Kissingen o.J., S.34f.

95

Vgl. Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.170

96

Walter Freyer, Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, München - Wien 19902, S.23

97 Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S.159f. 98 Vgl. Trojan, Sonnentage in Reiherhorst, Dietz-Verlag 1929, S. 15 99 Arbeiter-Wanderfuhrer, Dietz-Verlag 1932 100

Zeitschrift "Ich fahr in die Welt", Herausgeber: Kulturabteilung des Ortsausschusses Leipzig des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB, 1/1931

101

"1902 - 1972 Deutscher Fremdenverkehrsverband DFV", Boldt-Verlag Bonn, S. 102

102

ebda., S. 83

103

Günther Nohl "1892 -1972 Deutscher Bäderverband" DBV, Bonn 1972, S. 22/23

122

104

"1892 - 1972 Deutscher Bäderverband", Boldt-Verlag, Bonn 1972

105

Adolf Hitler zu Robert Ley; zitiert nach Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub, S 160

106

Vgl. Timothy W. Mason, Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft. Dokumente und Materialien zur deutschen Aibeiterpolitik 1936 - 1939, Opladen 1975 (=Schriften des Zentralinstituts filr sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, Band 22), S.84 (Zit.: Mason, Arbeiterklasse)

107

Zitiert nach Franz Berktold-Fackler, Luftkurort und Wintersportplatz, in: Wilhelm Liebhart , Nesselwang - Ein historischer Markt im Allgäu, Sigmaringen 1990, S.204 f. (Zit: Berktold-Fackler, Luftkurort)

108

Vgl. Berktold-Fackler, Luftkurort, S.205

109

Zitiert nach Berktold-Fackler, Luftkurort, S.206f

110

Vgl. Mason, Arbeiterklasse, S.85. Spode, Moderner Tourismus - Grundlinien, S.69, weist darauf hin, daß von den bis 1939 verkauften 43 Millionen Reisen 84 % Tagesausflüge waren. Von den vertreibenden 7 Millionen Urlaubsreisen entfielen rund 10 %, d.h. 690000 Reisen, auf Kreuzfahrten

111

Prahl/Steinecke, Millionen-Urlaub S. 174

112

Vgl. AMK-Berlin, Tourismus, S.110

113

Vgl. Berktold-Fackler, Luftkurort, S.204

114

Vgl. Spode, Moderner Tourismus - Grundlinien, S.69

115

Vgl. Spode, Moderner Tourismus - Grundlinien, S.70

116

Vgl. Christian Fink, Die "Kraft-durch-Freude'-Bewegung, in: Hans-Werner Prahl/ Albrecht Steinecke , Arbeitstexte für den Unterricht, Stuttgart 1985, S. 37

117

Zitiert nach Berktold-Fackler, Luftkurort, S.205

118

Vgl. Berktold-Fackler, Luftkurort, S.205

119

Luis Dürrwanger, Nesselwang in Kultur und Geschichte, Nesselwang 1954, S.258

120

Zitiert nach Mason, Arbeiterklasse, S. 182

121

Zitiert nach Berktold-Fackler, Luftkurort, S.206

123

122

Zitiert nach Berktold-Fackler, Luftkurort, S.206

123

Zitiert nach Berktold-Fackler, Luftkurort, S.207

124

Vgl. Chronik: 25 Jahre Reisebüro der DDR, Berlin 1974

125

Vgl. Werner Prahl, Die Entwicklung der modernen Touristik seit 1945, in: Dietrich Storbeck , Moderner Tourismus, Tendenzen und Aussichten, Trier 1988, S.120 (Zit.: Prahl, Touristik seit 1945)

126

Vgl. Gert Kreyssig, Mit der Vespa über den Brenner, in: Ärztliche Reise & Kultur Journal, Nr. 6 (Mai 1990), S.39f.

127

Zitiert nach Kreyssig, Brenner, S. 40

128

Vgl. Studienkreis fiir Tourismus , Urlaubsreisen 1954 - 1985. 30 Jahre Erfassung des touristischen Verhaltens der Deutschen durch soziologische Stichprobenerhebungen, Starnberg 1986. Auch die folgenden Zahlenangaben zum Reiseverhalten der Deutschen sind dieser Broschüre entnommen.

129

Zitiert nach Heinz Göckeritz, Mit Volldampf in die 60er, in: Ärztliche Reise & Kultur Journal, 6/1990 (Mai 1990), S.52 (Zit.: Göckeritz, Volldampf)

130

Göckeritz, Volldampf, S.52

131

Vgl. Prahl, Touristik seit 1945, S. 125

132

Heinz Göckeritz, Wogende Wellen und frische Brise, in: Ärztliche Reise & Kultur Journal, Nr. 6 (Mai 1990), S.30

133

Diese und die folgenden Zahlenangaben zum touristischen Verhalten der Deutschen sind wieder entnommen aus: Studienkreis fiir Tourismus , Urlaubsreisen 1954 - 1985. 30 Jahre Erfassung des touristischen Verhaltens der Deutschen durch soziologische Stichprobenerhebungen, Starnberg 1986

134

Vgl. Hans-J. Kliem-Köncke, Trend - Damals. Die Zukunft lag vor der Tür, in: Ärztliche Reise & Kultur Journal, Nr. 6 (Mai 1990), S.7

135

Prahl, Touristik seit 1945, S. 127

136

Vgl. Autofirmen vor neuem Produktionsrekord, in: Allgäuer Zeitung, 30. August 1991

137

Henno Heintz, Große Freiheit auf Rädern. Reisen mit dem eigenen Wagen. Vom Nachkriegstraum zum stop and go, in: Ärztliche Reise & Kultur Journal, 6/1990 (Mai 1990), S 66

124

138

Alle Zahlenangaben sind entnommen: Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. , Erste Ergebnisse der Reiseanalyse 'Urlaub + Reisen 96'

139

Vgl. Prahl, Touristik seit 1945, S.129

140

Vgl. Freyer, Tourismus, S. 167 f

141

Vgl. Gottfried Aigner, "Wenn voll ist, wird geschlossen" - Mittelmeerinsel Capri denkt über eine Beschränkung der Touristenanzahl nach, in: Touristik Aktuell, Nr. 22 (28 Mai 1991), S.26

142

Reißnägel auf dem Radwanderweg, in: Süddeutsche Zeitung, 3. August 1991

143

Vgl. Was Kärntner von Touristen halten, in: Schwäbische Zeitung, 28 November 1991

144

Opaschowski, Tourismusforschung, S. 174

125

Literaturverzeichnis Aigner, Gottfried , 'Wenn voll ist, wird geschlossen' - Mittelmeerinsel Capri denkt über eine Beschränkung der Touristenanzahl nach, in: Touristik Aktuell, Nr. 22 (28. Mai 1991), S.26. AMK Berlin (Hrsg.), Reisen und Tourismus - Ein historischer Überblick. Zusammengestellt aus Anlaß der 20. ITB Berlin 1986, Berlin 1987. Amstutz, Peter, Magnet für Waghalsige und Verrückte, in: Allgäuer Zeitung, 12. Juli 1990. Bachmann, Hans, Der Geschichte des Skilaufs auf der Spur, in: Schwäbische Zeitung, 05. Januar 1995. Baedeker, Karl, Rheinreise von Straßburg bis Düsseldorf, Koblenz 1839. Baedeker, Karl, Handbuch für Reisende durch Deutschland und im österreichischen Kaiserstaate, Koblenz 1842. Bayerische Staatsregierung (Hrsg.), Entwurf des Fremdenverkehrsprogramms der Bayerischen Staatsregiening, München 1987. Berktold-Fackler, Franz, Luftkurort und Wintersportplatz, in: Wilhelm Liebhart (Hrsg.), Nesselwang - Ein historischer Markt im Allgäu, Sigmaringen 1990, S. 201-216. Black, Jeremy, The British and the Grand Tour, London 1985. Brödner, Erika, Die römischen Thermen und das antike Badewesen, Darmstadt 1983. Burghardt, Ludwig, Bad Wörishofen. Ein Bauerndorf wird Weltbad, Bad Wörishofen 1983J. Dürrwanger, Luis, Nesselwang in Kultur und Geschichte, Nesselwang 1954. Elkar, Rainer S., Reisen bildet. Überlegungen zur Sozial- und Bildungsgeschichte des Reisens während des 18. und 19. Jahrhunderts, in: Boris J. Krasnobaev / Gert Röbel / Herbert Zeman (Hrsg.), Reisen und Reisebeschreibungen im 18. und 19. Jahrhundert als Quellen der Kulturbeziehungsforschung, Berlin 1980, S.51-82. Fink, Christian, Die 'Kraft-durch-Freude'-Bewegung, in: Hans-Werner Prahl / Albrecht Steinecke (Hrsg.), Arbeitstexte für den Unterricht, Stuttgart 1985, S.34-38. Forschungsgemeinschft Urlaub und Reisen e.V. (Hrsg.), Erste Ergebnisse der Reiseanalyse 'Urlaub + Reisen 96'. Dieses Skript wurde anläßlich der ITB im März 1996 in Berlin veröffentlicht. Freyer, Walter, Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, München - Wien 19902.

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Ohne Verfasser (chronologisch nach Erscheinungsdatum geordnet) Reiseblätter für sozialistische Bildungsarbeit, Hamburg 4/1930. Zeitschrift: Ich fahr in die Weh', Ortsausschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB),, Leipzig 1931. Dietz-Arbeiter-Wanderfuhrer, Dietz-Verlag, Frankfurt/Main, 1932 Zeitschrift: "Der Naturfreund', München 1/1949 Chronik: 25 Jahre Reisebüro der DDR, Berlin 1974

129

Meilensteine der Geschichte. Vom Pharaonenstaat bis heute, Berlin o. J. (= neubearbeitete und ergänzte Fassung des Werkes Milestones of History, London 1982.) 'Am Verbiß im Wald hat sich fast nichts geändert', in: Allgäuer Zeitung, 10. Juni 1991. Mit Bergsteigern kam Wohlstand ins Allgäu, in: Allgäuer Zeitung, 17. Juni 1991. EG will umweltverträglichen Alpentourismus, in: Touristik Aktuell, Nr. 25, 18. Juni 1991. Reißnägel auf dem Radwanderweg, in: Süddeutsche Zeitung, 3. August 1991. Autofirmen vor neuem Produktionsrekord, in: Allgäuer Zeitung, 30. August 1991. Was Kärntner von Touristen halten, in: Schwäbische Zeitung, 28. November 1991. 'Stellenweise so kühn wie eine Gebirgsbahn' - Bahnstrecke Kempten - Pfronten wird 100 Jahre alt, in: Allgäuer Zeitung, 23. August 1995. 120 Millionen Urlauber jährlich setzen dem Alpenraum schwer zu, in: Allgäuer Zeitung, 18. November 1995.

130

Register Aachen ABR Achselmannstein ADAC ADB Adelboden ADGB Adria-Hellas-Kreuzfahrten Aegidius Tschudi Aeskulaptempel in Epidaurus Ägypten Ägypter Aibling Air Marin AIR BERLIN GmbH & Co Luftverkehrs KG, Berlin Aktion weiße Rose Albert Smith Albrecht von Haller Alexander von Humboldt Alkohol Alkoholismus Allgäu Allgemeine Bäderzeitung Allgemeiner Deutscher Bädertag Allgemeiner Deutscher Bäderverband Allgemeiner Deutscher Bäderverband Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund Alltours Alpen Alpenländer Alpenverein Alpenvereinshütten Alpine Club Altmahltal Amerigo Vespucci Amerika Ameropa Amsterdam Amtliches Bayerisches Reisebüro GmbH (ABR) Anhalt-Bernburg Anilin-Werke-AG

54 104 56 76, 113 73, 81, 82, 84 50 67, 68 111 46 9 10, 11, 12, 17, 107 9 56 107 107 68, 69 48 46 27 20 20 33, 90 81 81 81, 82 82 67 107 48, 50, 51, 52, 53, 63 52 48 75 48 115 25 25, 39 110 22 104, 107, 109 36 65

Anspruch auf Urlaub Antike Antwerpen Aquae Mattiacae Araber Arbeiter-Wanderführer Arbeiterwohlfahrt Arbeitsgemeinschaft der hessischen Heilbäder Arbeitsgemeinschaft DER-Gesellschaftsreisen Ardinghello Arkona Arlbergbahn Ärmelkanal Athen Augsburg Ausflugszug Australien Awaren Azteken Bad Füssing Bad Harzburg Bad Kissingen Bad Nauheim Bad Oeynhausen Bad Pyrmont Bad Reichenhall Bad Reinerz Bad Salzungen Bad Wurzach Baden Baden-Baden Badenweiler Baden-Württemberg Bäder der Zwanzigtausend Badereisen Bäderwirtschaftsverband Badetradition Badgas tein Baedeker Baedeker-Verlag Bahn Bahn AG Baiae 132

63 11 22, 39 54 13 67 69 83 107, 110 23 68, 95 33 22 12, 111 33 99 39 13 26 62 82 81 70, 81 81, 83 81 56, 81 81 81 56 98 11,39,54,55 11, 54 76, 113 91 11 74 54 100 30, 33, 36, 37, 43 38 63 107 11

Balaton 96 Balkan 19 Ballenstedt 37 Balneologie 56, 61 Balneologische Zeitung 80 Bamberg 13 Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten 67 Bari 14 Barth 106 Bartholomäus Diaz 25 Baumannshöhle 34 Bayerische Königsschlösser 33 Bayern 33,76,98,113 BDV 71, 72, 73, 74, 99 Belgien 40, 43 Bergbahnen 51, 53 Bergwacht 51 Berlin 19, 37, 38, 40, 62, 67, 74, 94, 101, Berliner Reisebüro 102 Berlin-Potsdam 67 Berlin-Schönefeld 106 Berner Oberland 49 Betriebskinderferienlager 95 Bewegungstherapie 56 Bießenhofen 33 Bildungsreise 9, 12, 21 Binz 59, 91 Birgen Air 107 Blankenburg 36 Blauer Montag 64 Bodetal 36 Boeing 707 107 Böhmen 96 Brafegena 67 Brandenburg 38, 68, 76 Brandenburgische Ferienheimgenossenschaft Naturfreunde 67 Brasilien 25 Braunlage 50 Braunschweig 36, 70, 71 Breitenberg 50 Brenner 33 Breslau 82 Brighton 58 133

Brocken Brockenhaus Brühl Brüssel Brüsseler Weltausstellung BTW Budapest Buenos Aires Bulgarien Bund der Technischen Angestellten in Sondershausen Bund Deutscher Verkehrsverbände und Bäder Bund Deutscher Verkehrsverbände Bund Deutscher Verkehrsvereine Bund Deutscher Verkehrsvereine (BDV) Bundesbahn Bundesinstitut für Berufsbildung Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) Bürgerliche Bildungsreise Cala d'Or Mallorca Caldarium Campingreisen Caracalla Caracallathermen Caritas Carl Degener Carl Grieben Carl Stangens Reisebüro Cavascura-Schlucht Chamonix Charles Darwin Charterflüge Chemnitz China Christoph Kolumbus Clausthal Club Italiano Club Mediterranée Compostela Condor Condor-Flugdienst GmbH Condor-Marketing-Forschung Conquista Cook 134

34, 36 34 70 22, 32, 39 71 78 100 100 106 66 73, 82 72, 74, 82 72, 99 70 106 87 78 21, 22, 23 111 11 96 12 11 69 111 37 40 12 47 28 112 65, 103 96 24 36 48 107 17 106, 107 107 106 24 39

Cook & Son Cranz DAF Dänemark Darlington Darmstadt David Livingstone DBV De Alpina Rhaetia Degener DEHOGA Delphi Der Fremdenverkehr Der Naturfreund Der Weltreisende DER Derby DERDATA DER-Gesellschaftsreisen DERPART DERTOUR Deutsche Bahn AG Deutsche Bahn AG (DB) Deutsche Bundesbahn Deutsche Lufthansa AG Deutsche Luftschiffahrts-AG Deutsche Reichsbahn Deutsche Reichsbahn (DR) Deutsche Reisebureau GmbH (DER) Deutsche Schlaf- und Speisewagengesellschaft Deutsche Zentrale für Fremdenverkehr (DZT) Deutsche Zentrale für den Fremdenverkehr (ZFV) Deutsche Zentrale für Tourismus Deutscher Alpenverein Deutscher Automobilclub (ADAC) Deutscher Bädertag Deutscher Bäderverband Deutscher Bäderverband (DBV) Deutscher Fremdenverkehrsverband (DFV) Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Deutscher Reisebüro-Verband Deutscher Zollverein

105 59 88 16 31 70, 71 28 85 46 109 78 9, 12 73, 74 44 85 98, 101, 102, 104 39 104 109 104 104 77, 78, 86 104 98 78, 106 106 98, 102, 103, 104 98 98 98 77 74 74,100 48, 53, 75 112 83 62 83 75, 77, 78 78 69 86, 87 29 135

Deutsches Bäderbuch Deutsches Reich Deutsches Reisebüro Deutsches Reisebüro (DER) Deutsches Seminar für Fremdenverkehr in Berlin Deutschland Deutschland Tourismus Marketing GmbH Deutschland Tourismus Marketing GmbH (DTM) Deutschland-Informations- und Reservierungsgesellschaft (DIRG) Deutschlandtourismus DFV Diakonisches Werk Diätetik Die Alpen Die Naturfreunde DÖAV Doberan Doberan-Heiligendamm Dominikanische Republik Dortmund DR Dr. Carl Degener Dr. Tigges Drei Erznarren Dresden DRV Dübener Heide Dubrovnik Düsseldorf DZT Edward Whymper Eiger Eiger-Nordwand Einsiedeln Eisenbahn 29, 30, 31, Eisleben Elberfeld Ems England Entdeckungen Entdeckungs- und Forschungsreisen Entdeckungsreisen Entdeckungsreisende 136

81 13, 98 98, 106 98, 101, 107, 109 76 19, 71 77 78 77 41 76, 77, 82 69 61 46 42 50, 51 59 59 107 74 98 107 112 23 19, 37, 32, 94, 106 78, 87 66 111 30, 70, 71, 106, 36 77, 78 48 49 49 14 32, 38, 51, 59, 109 78 70 54, 55, 56 16, 17, 19, 20, 40 26 23 23, 24, 27 28

12 Epidauros 78, 103, 106 Erfurt 56 Ernährungstherapie 26 Eroberungen 37, 66, 75 Erzgebirge 107 EUROBERLIN 39 Europa 22 Eutin 28 Evolutionstheorie 77 EXPO 2000 Hannover 16 Fahrende Schüler und Studenten 34 Faust 68 FDGB 95, 98 FDGB-Feriendienst FDGB-Reisen 96 83 Federation Internationale du Thermalisme et du Climatìsme (FITEC) 25 Ferdinand Magellan Ferienheimgenossenschaft 66 33 Fernbahnprojekt 14 Fernpilgerfahrten 28 Ferntourismus 96 Finnland 107 Fischer Reisen Flensburg 70 Florenz 19 27 Forschungs- und Entdeckungsreisen 27 Forschungsreisen 28 Forschungsreisende 46 Francesco Petrarca 26 Francisco Pizarro 35, 39, 100, 106 Frankfurt 70, 71, 74, 101 Frankfurt/Main Frankfurter Verkehrsverein 70 Frankfurter Verkehrs-Verein 70 Frankreich 16, 18, 19,29, 40,113 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) 60 97 Freipoofe Fremdenfeindlichkeit 20 29, 30 Fremdenverkehr Fremdenverkehrs Wirtschaft 99 28, 49 Fridtjof Nansen Friedrichshain 42 13 Fulda 137

Fürth Füssen Gardasee Garmisch-Partenkirchen Generaldirektion der Deutschen Reichsbahn Genua Gesellen Gesellenwandern Gesellenwanderungen Gesetz über den Reichsfremdenverkehrsverband Gewerkschaft der Angestellten Gilgamesch-Sage Gizeh Goethe Golden Age Golf von Neapel Goslar Göttingen Grand Jorasses Grand Tour Griebens Reisebücher Griechen Griechenland Grönland Großbritannien Großer Kaukasus-Autoring Guanahani Guben Gustav Nachtigall gut-Reisen Haiti Haller Hamburg Hamburg-Amerika-Linie Hamm Hanau Handwerksgesellen Hängende Gärten zu Babylon Hann. Münden Hannibal Hannover HAPAG HAPAG Lloyd Flug GmbH 138

32 33 109 74, 92 101, 102 24 16 16 16 73 67 9 9 33, 34, 35 19 11, 12 13, 34, 36 70 49 17, 18, 19, 20, 21, 23, 39 38 17 11, 12, 19, 45, 96, 113 24, 28 10, 29 97 24 70 28 112 25 47 22, 62, 70, 71 40 70 70 15, 16, 17 12 70 45 36, 70 98, 105, 107 78

HAPAG Lloyd Flug GmbH, Hannover

107

HAPAG Lloyd GmbH

104

Hapag-Lloyd

107, 109

Hart

34

Harwich

39

Harz

34, 36, 37, 38, 50, 67

Harzer Bäderverband

80

Hauptausschuß für Fremdenverkehr

73

Haus des Fremdenverkehrs

73

Hawaii Heidelberg

29 39, 100

Heilbäder

54, 56

Heilbäder und Kurorte

41, 61

Heiligendamm

59

Heiliges Jahr

15

Heiliges Land

17

Heinrich Heine

34

Hellas Reisen

107

Helsingör

22

Henry Lunn

50

Henry Morton Stanley Heringsdorf

28 106

Herman Cortez

26

Hermannstein

35

Herodot Hessen

9 76, 98

Hexentanzplatz

37

Hildburghausen

37

Hildesheim

70

Hilfsgewerbe des Verkehrs (RVH)

86

Himalajagebirge

44

Himalajamassiv

49

Hitler

88

HO

94

Hohe Tauern

46

Hohensyburg

74

Hoher Tatra

97

Holland

16, 40

Homer

10

Horace Bln&lict de Saussure

47

Hotelgesellschafi LTT

107

Hummel

112

Hummel-Reise

110

Hutterer 53 Hydrotherapie 56 Illustriertes Fremdenblatt Union 71 Ilmenau 35 Ilmtal 35 llsenburg 36 Immenstadt 33, 50 Indien 25, 39 Indischer Ozean 10 Inka 26 Inkareich 26 Inntaltrasse 33 Interessengemeinschaft Deutscher Reiseuntemehmer 86 Interflug 106 INTERHOTEL 94 International Tourist Services (ITS) 112 Internationale Tourismusbörse 1990 76 Internationaler Verband der Reisebüros (IVR) 86 INTOURIST 75, 102 Inzell 53 Irland 107 Ischia 12 Island 24 Italian Voyage 18 Italien 16, 19, 22, 23, 39, 90, 109, 111, 113 Ithaka 10 James Cook 29 Jamestown 26 Japan 96 Jean Jacques Rousseau 22, 46 Jena 68 Jenaer Ferienheimgenossenschaft Naturfreunde 43 Jenaer Zeisswerke 65 Jerusalem 13, 14 Johann Gottfried Herders Reise 22 Johann Jakob Scheuchzer 47 Johann Wolfgang von Goethe 23 Jugendreisebüro Jugendtourist 95 Jugendtouristhotels 95 Jugoslawien 96 K.d.F. 41, 88, 89, 90, 91, 93, 94 K.d.F.-Tourismus 64 Kaiser Wilhelm I. 56 140

Kaiser Wilhelm II. Kamerun Kanaren Kap der Guten Hoffnung Kapitän James Cook Karl Riesel Karl-Baedeker-Verlag Karlsbad Kärnten Karstadt AG Kassel Kaufhof AG Kempten Kickelhalm Kiel Kinderferienlager Klosters Kneipp Kneippbäder Kneipp-Kuroite Kolberger StrandschloB Köln Köln-Düsseldorfer Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG Koloß von Rhodos Kolumbus König Max II. Konquistatoren Konsum Kon-Tiki Kopenhagen Korea Korfu Korinth Kraft durch Freude Kraft durch Freude (K.d.F.) Kraft-durch-Freude-Reisen Kranken- und Rentenversicherung Krefeld Kreutzer Kreuzfahrtschiffe Kreuzzüge Krim

39 28 107 25 27 40 36 23 115 112

70 112

33 35 22 95 50 58 58 58 59 13, 39, 100, 101, 106 30 29 12 17, 23, 24, 25 56 26 94 28 22 96 40, 111 12 93 88 68 62 70 107 25 13, 17 97

Kuba Kur- und Bäderwesen Kuren Kurorte La nouvelle hiloise Lazarus-Inseln Le Havre Lehrbuch der Bäder und Klimaheilkunde Leicester Leiden Leif Eriksson Leipzig Leitfaden für die praktische Tourismusarbeit Leuchtturm auf der Insel Pharos bei Alexandria Levanna Lindau Lissabon Liverpool Loire-Mündung London Londoner Times Los Angeles LOT Loughborough Louis Stangen LTE Palma de Mallorca LTT LTU International Airways LTU International GmbH & Co KG LTU Süd München Lübeck Luftfahrtbundesamt Lufthansa Lufthansa Commercial Holding Madeira Madrid Magellan Mailand Mainz Manchester Manebach Marco Polo Martin Waldseemüller 142

25 54, 60, 61, 62 62 54, 56 47 26 39, 40 82 39 22 24 32, 35, 37, 70, 71, 81, 94 76 12 23 33 20. 25 31, 39 22 36, 39, 48, 100, 106 39 100 102 38 40 107 104 107 78 107 70 107 106 104 107 106 26 33, 100 13, 39 31 35 24 25

Massachusetts Massentourismus Masurische Seen Matterhom Mausoleum zu Halikarnassos Maya Mecheln Mecklenburger Seenplatte Mecklenburg-Schwerin Mecklenburg-Vorpommern Melbourne/Derbyshire MER Merkur Merseburg Messe Berlin Metallarbeiterverband Mexiko Meyers Bibliographisches Institut Meyers Reisebücher Michel de Montaigne Michel Gabriel Paccard Mindesturlaub Mitropa Mitropa-Abteil Mittelalter Mitteleuropäische Reisebüro GmbH Mitteleuropäisches Reisebüro (MER) Mittlerer Osten Molukken Monatszeitschrift "Wandern und Reisen" Mont Saint-Michel Mont Ventoux Montblanc Moor Moorbäder und Kneippkuren Moorheilbäder Moskau Mühlhausen/Elsaß München Nacktbadeverbot Nantes Nationale Vereinigung Deutscher Reisebüros Naturfreundehäuser

26 9, 29, 52, 64, 92 97 48, 49 12 26 32 75 98 76, 113 38 98, 99, 100, 101 94 13 78 65 26 37 38 22 47 91 94,98 99 13 98 98 39 25, 26 71 14 46 47, 48 56 56 56 106 70 33, 48, 62, 100, 106 58 22 86 75

Navigationsinstrumente Neapel Neckermann und Reisen Touristik (NUR) Nesselwang Neufundland New York Niederen Niederlande Niedersachsen Nina Nord- und Ostsee Nordafrika Nordamerika Norddeutscher Lloyd Norderney Norditalien Nordkap Nordost-Amerika Nordpolarmeer Norwegen Nottingham NUR NUR Touristik GmbH Nürnberg Oberallgäu Oberammergau Oberammergauer Festspiele Oberammergauer Passionsspiele Oberbayem Oberdorf Oberharz Oberhof Oberstdorf Odysseus Oldenburg Olimar Flugreisen Olymp Olympia Olympische Spiele OND Opera Nazionale Dopolavoro (OND) Orakel von Delphi Ordnungstherapie 144

24 19,40 112 33, 89, 90, 93 24 40, 100 46 19,29 76, 113 24 40 40 39 98, 105, 107 59 33 40 24 28 40 39 104, 107 78 32 53 98 98 39 98 33 50 50, 68 33 10 98 107 45 10, 12 10, 74 88 88 9 56

Orient 40 Osnabrück 70 Osterode 36 Österreich 40, 43, 96, 109, 111, 113 Österreichischer Alpenverein 48 Ostindien 25 Ostmark 90 Ostsee 37 Ostseebäder 67 Ostseeküste 38, 97 Ötztal 45 Ötztaler Alpen 51 Oxford 17 Paimboeuf 22 Palästina 39 Palos 24 Paris 17, 19, 22, 36, 39, 97, 100, 106 Pausanias 12 Pazifik 28 Peloponnes 10 Personenschiffahrt 29 Peru 28 Pflanzenheilkunde 56 Pfronten 33, 50, 90 Philippinen 26, 29 Pilger 17 Pilger- und Wallfahrten 14 Pilgerfahrt 14, 15 Pilgerführer 14 Pilgrim Fathers 26 Pinta 24 Pionierorganisationen 95 Playground of Europe 48 Polen 16, 43, 96, 103 Polynesien 28 Pontresina 50 Portugal 24,90 Postkutsche 31, 38 Potsdamer Platz in Berlin 73 Prag 106 Präsident U.S. Grant 39 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (BPA) 78 PreuBen 33, 36, 98 145

Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrtsgesellschaft Prinz von Oranien Privatbäder Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung PTI Putbus Pyramiden von Gizeh Pyrmont Quedlinburg Ramsgate RAS Fluggesellschaft mbH Rätikon RDV Reconquista Reformation Regensburg Rehabilitation Reichsausschuß für Fremdenverkehr Reichsbahn Reichsbahnzentrale für den Deutschen Reiseverkehr Reichsbahnzentrale für deutsche Verkehrswerbung (RDV) Reichsbeamtengesetz Reichsfremdenverkehrsverband Reichsgesetz Reinhold Messner Reisebüro Reisebüro der DDR Reisebüro Dr. Carl Degener Reisebüros und Reiseführer Reiseführer Reisegeschwindigkeit Reisehandbücher Reisekarte Reisezeitschrift "Wir reisen" Reparationsleistungen RFV Rhein Rheinland Rheinland-Pfalz Rheinschiffahrt Rhodos Rigibahn Rilagebirge 146

29 29 61 62 107 59 9, 12 55 13, 37 58 107 46 72 24 13, 15 13 60 73 101 72, 73, 74, 100 72 63 82 82 29, 49 75, 96, 101 102, 103 109 40 41 29, 32 41 99 67 107 73 29, 30, 39 29, 76 76 30 111 51 97

Robert Ley Rom Römer Rominger Römische Badetradition Römischer Reiseverkehr Römisches Reich Rotes Kreuz Rotterdam Rousseau Roßtrappe Rübeland Ruhpolding Rufiland RVH Sachsen Sachsen-Anhalt Sächsische Schweiz Sahara Sakkara San Salvador Sanfter Tourismus Sanlucar Santa Maria Santiago Santiago de Compostela Savoyen Scarborough Schamow Schamow Reisen Schelmuffsky Schleswig-Holstein Schloß Linderhof Schlofi Neuschwanstein Scholaren und Studenten Scholastik Schwaben Schwarzwald Schwarzwald-Bädertag Schweden Schweiz Schweizer Alpen-Club Sebastian Kneipp

88 11, 14, 15, 19, 36, 40, 100 11, 17, 54, 45 40, 41 11 11 10, 11, 12, 13 69 29, 36 47 37 36 107 16 86 38, 70, 75, 76, 98 76 37, 40 28 9 24 44, 53, 93, 115 25 24 14 14, 17 46 58 111, 112 110 23 113 92 92 16 16 33 38, 50 80 16, 40 16, 19, 22, 29, 36, 40, 43, 110 48 56

Seebad 19, 58 Seebäder 59 Seetours Hapag-Lloyd 105 Seetours-International Frankfurt 105 Sentimental Journey 23 Sieben Weltwunder 12 Sils-Maria 50 Similaungletscher 45 Similaun-Mensch 45 Sinai 45 Sizilien 12, 19 Skiclub 50 Skisport 49 Skitourismus 50 SMAD 102 Sommerfrische 41, 63 Sonthofen 33 Sorrent 11 Southhampton 39 Sowjetische Besatzungszone 102 Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) 101 Sowjetunion 103 Sozialtourismus 64,69 Sozialversicherung der DDR 60 Spanien 10, 16, 19, 24, 40, 90, 111, 113 Sparta 12 Speyer 13 Sphinx 9 Spreewald 67 Staatsbäder 61 Ständiger Arbeitskreis deutsch-deutscher Fremdenverkehr 75 START 104 Start-Holding GmbH 78 Stockton 31 Straßburg 36, 39, 70 Straße von Dover 18 Strecke von Nürnberg nach Fürth 32 Streckenlänge 32 Stubaier Alpen 51 Student 17 Studienkreis für Tourismus Starnberg e.V. 94 Studienreisen 23 Stuiben 50 148

Stützerbacher Grund Süd- und Zentralafrika Südamerika Sudan Südbayern Süddeutschland Süditalien Südtirol Swinemünde Tahiti Task Force Teisenberg Tempel der Artemis zu Ephesus Teneriffa Therapie Thermal- und Freizeitbäder Thomas Cook Thor Heyerdahl Thüringen Thüringer Bäderverband Thüringer Ferienheim-Genossenschaft "Naturfreunde" Thüringer Wald Thüringer Waldverein Tienschan Tirol Todtnau Togo Torgau Tourismus Tourismusfeindlichkeit Tourismusmüdigkeit TOURIST Touristenorganisationen Naturfreunde Touristenvereinigung Naturfreunde Touristen-Vereinigung "Die Naturfreunde" Touristik Union International (TUI) Touristik Union International Touropa Transair Transibirische Eisenbahn Trendsetter Trier Trinkkur

35 28 2g 28 38 22, 40 19 109 59 28 107 53 12 111 61 11 38, 40, 41, 50 28 37, 38, 75, 76 80 66 34, 35, 50, 66, 67, 75 75 97 33, 40, 52 50 28 78, 100 17, 21, 32 115 115 75 75 43 66 112 114 109, 110, 112 107 99 18 13 55 149

Troja Tschechoslowakei TUI TUI-Touristik-Union International GmbH & Co KG Turnverein "Fichte" TV Naturfreunde Umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte in Deutschland Ungarn Unger Reisen Urlaubsregelungen USA Vasco da Gama VDKF VDR Venedig Verband Deutscher Kur- und Tourismusfachleute e.V. Verband Deutscher Nordseebäder Verband Deutscher Ostseebäder Verband Sächsischer Verkehrsvereine Verkehr Verkehr und Bäder Verkehrscentralblatt Verkehrsfunk Verkürzung der Arbeitszeit Versandhaus Neckermann Versandhaus Quelle Virginia Völkerwanderung Voyages dans les Alpes Währungsreform Waldsterben Wallfahrt Wander- und Bergsteigersektionen im Sportbund Wanderbücher Wanderpflicht Wanderschaft Wandervögel Warschau Wassertherapie Waterloo Weltausstellung Werner Tours Wernigerode 150

10 96, 103 104, 107 78 42 43,44 77 16, 43, 96 107 31 106 25 87 86 19,97 87 80 80 70 71 72, 73, 82 85 113 59 112 111 26 13 47 107 52 9, 14, 15 75 15 16 15 42 106 56 39 39 107 34, 36

West-Berlin Westdeutsche Landesbank Westerland auf Sylt Westfalen Whymper-Tragödie Wien Wiesbaden Wikinger Wildbad Wilhelm Meister Wirtschaftsverband der Bäder in der britischen Besatzungszone Wissenschaftlicher Ausschuß für Bäder- und Klimaheilkunde Wittenberg Wörishofen Worms Württemberg Würzburg Yeti Zeitschrift "Ich fahr in die Welt" Zentral-, Ost- und Südasien Zentralafrika Zeppelin Deutschland Zeusstandbild des Phidias in Olympia ZFV Zoppot Zugspitzbahn Zunftgesellen Zweigstelle 5 des MER Zweit- bzw. Ferienwohnungen Zypern

101 107 64 76 49 19, 100 11,54,55,81 24 54 23 83 82 78 56, 57, 60 13, 78 98 13 44 67 24 28 106 12 74 59 92 15 102 11 96

151

Die Autoren Dr. Franz Berktold-Fackler (1955), studierte an der Universität Augsburg sowie in Großbritannien Englisch und Geschichte. Nach Staatsexamen und Referendariat wendete er sich dem Tourismus zu, erlangte eine Zusatzausbildung und begann als stellvertretender Verkehrsamtsleiter in Nesselwang. Danach war er kurzzeitig Leiter der Kurverwaltung Kisslegg/AIlgäu und ist nun seit 1989 in gleicher Funktion in Bad Wurzach/Allgäu tätig. Seit 1993 ist er zusätzlich Dozent in der Fachrichtung Tourismusbetriebswirtschaft an der Berufsakademie Ravensburg. Die Promotion erlangte er 1993 an der Universität Augsburg über ein tourismusgeschichtliches Thema.

Die Schwerpunkte seiner tourismusgeschichtlichen Forschungen liegen im Bereich Tourismusgeschichte des Alpenraumes sowie der Geschichte des Tourismus während des Nationalsozialismus.

Hans Krumbholz (1934) studierte Journalistik und Geschichte an der Universität Leipzig. Seither beschäftigt er sich mit dem Tourismus und sammelte und archivierte alles, was zum Thema zu bekommen war. In der DDR gehörte er zum sehr kleinen Kreis der ja nur eingeschränkt arbeitenden Reisejournalisten und beschrieb, so gut es ging, die Gebiete, in die man reisen durfte. Seine tourismusgeschichtlichen Schwerpunkte liegen im Bereich Sozialtourismus, Geschichte der Tourismusverbände und natürlich in der 40jährigen Tourismusgeschichte der DDR.

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Mit Eröffnung des Gasthauses „Zum Luchs" in Schwarzwald bei Oberhof begann Ende des 19. Jh. der Tourismus im Thüringer Wald (Heute „Hotel zum Luchs" in Schwarzwald - Luisenthal)

Alte Seebrücke Heringsdorf um 1900

Ein besonderer Kurgast: M a x i m Gorki weilte 1922 in Bad Saarow zu Kur

Zeichnung zum Thema „Wanderschaft" von Ludwig Richter

HUe übrigen ®d|te jaulen bie ortsüblichen ?enflon»prel|e. Sei einem Bufentyalt unter 4 lagen »erben ffio^nung unb Serpftegung ju ben ortsüblichen greifen einjeln berechnet.

,,£>au« N e p t u n " / O f l n e n f f r a ß c 8

© ie Senfion ,i)aus Meptun" in Wjibti, Sünenftr. 8, gleichfalls Srholungsheim ber Seutfchen Arbeitsfront, ift herrlich in näd)fter 9täl>e be< ftonjertplaftes am 6tranb gelegen mit freier 9usficht über bie Oftfee. Sa» jjaus ift neujeitlid) eingerichtet unb E>at Ijelle freunblidje 3immer mit großen überbauten Seranben, in allen 3ln""ern ift fliefjenbes SSaffer, unb menn einmal ber Sonnenbranb gar ju feijr plagt, bann (ann man im Siegeftut)! auf bem offenen Saiten bie Seeluft genießen. Vnmelbunflrn finö an bas i)(im bireft ju ridjten.

Seite aus KdF-Prospekt: Angeboten wird „Haus Neptun", Ahlbeck (vorher Ferienheim der DAG) und „Strandhaus" Bansin (vorher Ferienheim der christlichen Gewerkschaft). Siehe Geschichte Sozialtourismus, Standort: Deutsche Staatsbibliothek

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