Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar III. (1125 - 1137): Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte des 12. Jahrhunderts [1 ed.] 9783428422401, 9783428022403


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German Pages 338 [339] Year 1969

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Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar III. (1125 - 1137): Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte des 12. Jahrhunderts [1 ed.]
 9783428422401, 9783428022403

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ELMAR WADLE

Reichsgut und Königsherrschaft unter Lotbar 111.

Schriften zur Verfassungsgeschichte Band 12

Reichsgut und Königsherrsruaft unter Lothar 111. (1125-1137) Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte des 12. Jahrhunderts

Von

Dr. Elmar Wadle

DUNCKER & HUMBLOT/BERLIN

Alle Rechte vorbehalten & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1969 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Printed in Germany

© 1969 Duncker

Meiner Mutter Meinem Vater zum Gedächtnis

Vorwort Die vorliegende Untersuchung ist von der Juristischen Fakultät der Ruprecht-Karl-Universität zu Heidelberg als Dissertation angenommen worden. Nach der mündlichen Prüfung am 20. Dezember 1967 habe ich sie für die Drucklegung überarbeitet. Hierbei wurden die wichtigsten Neuerscheinungen bis zum Herbst 1968 berücksichtigt. Zur Beschäftigung mit dem Thema hat mich Herr Prof. D. Dr. Siegfried Reicke angeregt. Ihm, meinem verehrten Lehrer, bin ich für zahlreiche Hilfen und Hinweise zu tiefem Dank verpflichtet. Auch seinem Nachfolger als Direktor des Instituts für geschichtliche Rechtswissenschaft der Universität Heidelberg, Herrn Prof. Dr. Götz Landwehr, habe ich für wertvollen Rat herzlich zu danken. Mein Dank gilt ferner Herrn Ministerialrat a. D. Dr. J. Broermann, dem Inhaber des Verlages Duncker & Humblot, für die Aufnahme meiner Arbeit in sein Verlagsprogramm. Danken möchte ich schließlich meiner Frau, die mich bei der Fertigstellung des Manuskriptes und beim Lesen der Korrekturen getreulich unterstützt hat. Heidelberg, im Mai 1969

E.W

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

15

Erster Teil Das salisch-staufisehe Reichsgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

32

Zweiter Teil Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität und seine Bedeutung für das Reichsgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 § 1. Der Kampf um das salische Erbe

I. Die staufisehe Herausforderung

48

II. Das Reichsgut in der Auseinandersetzung zwischen Lothar III. und den Staufern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Rheinfranken und Elsa ß S. 60 SchwabenS. 93.

Ostfranken und Bayern S. 78 -

III. Der Sieg Lothars III. und der Ausgleich mit den Staufern

97

§ 2. Reichsgut und Hausgut

Zur Rechtsstellung des Reichsgutes insbesondere nach dem Regensburger Fürstenspruch von 1125 . ... ...... .. ... . ... . .............. . . 100 I. Zur Deutung des Regensburger Fürstenspruches . . . . . . . . . . . . . . . . 101 II. Über historische Vorbilder und geistige Herkunft des Regensburger Fürstenspruches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 III. Zum Fortwirken des Regensburger Fürstenspruches in staufiseher Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 Dritter Teil Lotbar 111. und der königliche Grundbesitz Das Reichsgut als Grundlage des süpplingenburgischen Königtums

141

§ 3. Das Her zogtum Lothars von Süpplingenburg und das Reichsgut vor

1125 ..... .. . . ...... . ........... . ..... . .......... . . . .. . . ..... ...... 142

I. Das sächsische Herzogtum als Grundlage der königlichen M acht 142 II. Herzog Lothar und das Reichsgut (1106-1125)

145

10

Inhaltsverzeichnis

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137 .... . .. . ... . ... . ........ ... .... . 152

I. Das Itinerar Lothars III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 II. Lotbar III. und die Minister\ialität ..... .. . .. ... . ........... . .. . . 161 1. Haus- und Herzogsministerialität . . . ... .... ... ......... .... .. 161

2. Reichsministerialität ............... ... ............... . . .. ... 168 Sachsen und ThüringenS. 168- Rheinfranken S.176- Mittelund Niederrheingebiet S. 189 - Osttranken und Bayern S. 201 III. Vergabungen, Bestätigungen, Erwerbungen Möglichkeiten und Hemmnisse königlicher Güterpolitik .. ... ... .. 207 1. Lotbar III. und das Hausgut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207

2. Lotbar III. und das Reichsgut ...... .... .................. .. 210 Sachsen und Thüringen, sächsische Marken und Slawengebiete S. 210 - Rheinfranken und Elsaß S. 250 - Ostfranken und Bayern S. 256 - Mittel- und Niederrheingebiet, Maasund Moselland S. 263 - Südwesten (ohne Elsaß) S. 272. Vierter Teil

Das Reichsgut im Wirkungsbereich Lotbars III. und die Unterbrechung der salisch-staufiseben Kontinuität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 Quellen und Literatur A. Quellen ......... .. .......... . ...... . ......... . ...... . .. . . . . ... . 291 B. Literatur .................... . ........................ .... . . ... 298

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331

Abkürzungen a. a.a.O. Abt. Anm. Ann. 'Arch. Auf!. Ausgewählte Quellen Bd., Bde. bearb. bes. c. Const. D,DD D L III. DA ders. Diss. Gierkes U. Görresges.

H.

HJ hg.,Hg. HZ Jaffe, Bibi. Jb., Jbb. Jg. Jh. lib. masch. MGH MIÖG (MÖIG)

anno an angeführtem Ort Abteilung Anmerkung Annalen, annales Archiv Auflage Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters (Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe) Band, Bände bearbeitet besonders canon, capitulum Constitutiones Diplom, Diplomata Diplomata regum et ;i mperatorum Germaniae, Bd. VIII: Die Urkunden Lotbars III., s. Quellen (Entsprechendes gilt für die übrigen Herrscher) Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters derselbe Dissertation Untersuchungen zur Deutschen Staats- und Rechtsgeschichte, herausgegeben von Otto Gierke Görresgesellschaft, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Sozialwissenschaft Heft Historisches Jahrbuch herausgegeben, Herausgeber Historische Zeitschrift Jaffe, Bibliotheca, vgl. Quellen Jahrbuch, Jahrbücher Jahrgang Jahrhundert liber maschinenschriftlich Monumenta Germaniae Historica Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

Abkürzungen

13

Neue Folge Nummer, numerus Neue Reihe, Nova Series Dobenecker, Regesta diplomatica necnon epistolaria Thuringiae, vgl. Quellen Sitzungsbericht SB Scriptores ss Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum SS rer. Germ. Stumpf-Brentano, Die Reichskanzler Bd. II, vgl. Quellen Stumpf Stumpf, Acta imp. Stumpf-Brentano, Die Reichskanzler Bd. III, vgl. Quellen Stutz Abh. Kirchenrechtliche Abhandlungen, herausgegeben von Ulrich Stutz T. Teil tom. tomus UB Urkundenbuch Urk.HdL. Die Urkunden Heinrichs des Löwen, vgl. Quellen vgl. vergleiche Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz VHO und Regensburg volumen vol. z. Zeitschrift Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins ZGO ZHarzV Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde ZRG Germ. Abt. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung ZRG Kan. Abt. Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung

NF nr. NR,NS Reg. Thur.

Einleitung Die Frage nach der Bedeutung des Reichsgutes in der mittelalterlichen Herrschaftsordnung nimmt in der verfassungsgeschichtlichen Forschung der letzten Jahrzehnte einen breiten Raum ein1• Trotz der großen Fortschritte, die in vielen Teilbereichen bislang gemacht werden konnten, mußte Wolfgang Metz vor wenigen Jahren feststellen, daß "die berührte Frage in weiterem Rahmen zur Zeit problematischer denn je" sei2 • Diese Beurteilung trifft, wie man dem jüngsten Buch von Metz entnehmen kann3 , auch heute noch zu. Während sich die Problematik des karolingischen Reichsgutes verdichtet hat und so einer Lösung nähergerückt ist und die Verhältnisse der 1 Mehr oder minder vollständige übersiebten über die Literatur bieten: K. Bosl, Die Reichsministerialität der Salier und Staufer (Schriftenreihe der MGH Bd. 10, Stuttgart 1950), S . 5 f. Anm. 1; W. Metz, Das karolingische Reichsgut (Berlin 1960), S. 1 ff. (Einleitung); H. Krabusch, Untersuchungen zur Geschichte des Königsgutes unter den Saliern (1024-1125) (Masch. Diss. Heidelberg 1949), S. 1 ff.; H. Weigel, Zur Organisation des karolingischen Reichsgutes zwischen Rhein, Main und Sieg, in: Nassauische Annalen Bd. 68 (1957), S. 1-32, Bd. 69 (1958), S. 31---66, Bd. 70 (1959), S. 22--40, hier: Bd. 68 S. 1 ff.; G. Rotthoff, Studien zur Geschichte des Reichsgutes in Niederlothringen und Friesland während der sächsisch-salischen Kaiserzeit (Rheinisches Archiv 44, Bonn 1953), S. 19 ff. - Die ältere Literatur zur Pfalzenforschung ist zu finden in: Deutsche Königspfl.anzen, Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung, Bde. I u. II (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte Bd. 11/1 u. 2, Göttingen 1963 und 1965); Mittelrheinische Beiträge zur Pfalzenforschung, Arbeitstagung des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V. in Verbindung mit dem MaxPlanck-Institut in Göttingen in Ingelheim am 2. und 3. Dezember 1960, in Speyer am 3. und 4. Oktober 1963 (Mainz 1962 und 1964). - Zur wirtschaftlichen Nutzung des Reichsgutes bes.: C. Brühl, Die wirtschaftliche Bedeutung der Pfalzen für die Versorgung des Hofes von der fränkischen bis zur Stauferzeit, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Bd. 16 (1965), S. 505515; ders., Fodrum, Gistum, Servitium Regis (Kölner Historische Abhandlungen Bd. 14 I/II, Köln und Graz 1968). - Zur Forschungsgeschichte und ihren Problemen vgl. insbesondere: Weigel, Organisation Bd. 68 S. 1 ff.; W. Metz, Probleme der fränkischen Reichsgutforschung im sächsischen Stamrnesgebiet, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 31 (1959), S. 77-126; ders., Zum Stand der Erforschung des karolingischen Reichsgutes, in: HJ Bd. 78 (1959), 8.1-37; K. Bosl, Probleme der Reichsgutsforschung in Mittel- und Süddeutschland, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 20 (1960), S. 305324; H. Heimpel, Bisherige und künftige Erforschung deutscher Königspfalzen, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Bd. 16 (1965) S . 461--487. 2 Metz, Reichsgut S. 1. 3 W. Metz, Staufische Güterverzeichnisse (Berlin 1964), S. 1 ff., 134 ff.

16

Einleitung

Stauferzeit schon weithin ausgeleuchtet werden konnten\ sind Funktion und Struktur des Reichsgutes in den dazwischenliegenden Jahrhunderten noch ziemlich ungeklärt. Die regionale Verteilung des Reichsgutes und seine politische Bedeutung in dieser Zeit wurden zwar schon intensiver bearbeitet5, ein tieferes Eindringen in das 10. und 11. Jahrhundert, "in die beiden für unsere Erkenntnis der materiellen Grundlagen des deutschen Königtums dunkelsten Jahrhunderte" 6 , blieb indessen bislang verwehrt; auch das Reichsgut der früheren Stauferzeit kann in seiner Bedeutung noch nicht in umfassender Weise abgeschätzt werden7 • Unter diesen Voraussetzungen erscheint es als ein beinahe gewagtes Unterfangen, das Reichsgut unter Lothar III. zum Gegenstand einer Untersuchung zu machen. Wenn es gleichwohl geschieht, so ist es unerläßlich, dies ebenso zu begründen, wie auch Art und Umfang der Fragestellung erläutert werden müssen. Die Herrschaft Lothars III. hat ein recht unterschiedliches Echo hervorgerufen. Die Zeitgenossen feierten den König zumeist in beinahe 4 F. X. Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik Kaiser Friedrichs I. (Masch. Diss. Freiburg 1951); H. Niese, Die Verwaltung des Reichsgutes im 13. Jahrhundert (Innsbruck 1905); C. Frey, Die Schicksale des königlichen Gutes in Deutschland unter den letzten Staufern seit König Philipp (Berlin 1881); W. Küster, Das Reichsgut in den Jahren 1223-1313 (Diss. Leipzig 1883); K. Weller, Zur Organisation des Reichsgutes in der späteren Stauferzeit, in: Forschungen und Versuche zur Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit, Festschrift für D. Schäfer (Jena 1915), S. 211-221; G. Landwehr, Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter (Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte Bd. 5 - Köln/Graz 1967). Einen Überblick über die Forschungsergebnisse bietet: H. Büttner, Staufische Territorialpolitik im 12. Jahrhundert, in: Württembergisch Franken Bd. 47 (1963), S. 5-27. - Im übrigen ist auf die Arbeiten von Metz (Reichsgut; Güterverzeichnisse) und Bosl (Reichministerialität) zu verweisen. 5 Vgl. vor allem die Arbeiten von: A. Eggers, Der königliche Grundbesitz im 10. und beginnenden 11. Jahrhundert (Weimar 1909); M. Stimming, Das deutsche Königsgut im 11. und 12. Jahrhundert, Teil 1 (Historische Studien, hg. von E. Ebering H. 149, Berlin 1922); B. Heusinger, Servitium regis in der deutschen Kaiserzeit (Sonderdruck Berlin und Leipzig 1922); F. Ranzi, Königsgut und Königsforst im Zeitalter der Karolinger und Ludolfinger und ihre Bedeutung für den Landesausbau (Volk in der Geschichte Bd. 3, Halle 1939); Krabusch, Königsgut, passim. Auch Bosl (Reichsministerialität) und H. Werle (in zahlreichen Arbeiten, vgl. Literaturverzeichnis) geben Einblicke in Geschichte und Verteilung des salischen Besitzes. Hinsichtlich der übrigen Literatur, insbesondere auch der Atlasarbeiten, wird auf die Ausführungen zum salisch-staufischen Reichsgut verwiesen. - Den jüngsten Beitrag zu einer ganz systematisch ausgerichteten und deshalb auf eine breitere landesgeschichtliche Grundlage verzichtenden Betrachtung des Reichsgutes bietet: M. Machleidt, Stellung und Funktion des Fiskus im deutschrechtlichen Bereich bis zum Beginn der Neuzeit (Diss. Harnburg 1965). e Metz, Güterverzeichnisse S. 4. 7 Die vorsichtigen Formulierungen von Metz (Güterverzeichnisse, passim, bes. S. 139 ff.) zeigen das sehr deutlich. Zur Problematik der "rückschreitenden Methode" allgemein vgl. etwa Bosl, Probleme S. 314.

Einleitung

17

hymnischen Elogen8 • Noch im 15. Jahrhundert trug die sogenannte lotharische Legende zu seiner Glorifizierung bei9 • Das Bild, das die Historiker unserer Zeit von seinem Königtum und seinen Erfolgen gewonnen haben, ist bekanntlich nicht immer in den hellsten Farben gezeichnet; dabei ist jedoch nicht zu verkennen, daß sich im Laufe der Zeit eine gewisse Akzentverschiebung vollzogen hat10• Hatte die ältere Forschung die Zeit des Süpplingenburgers11 vor allem in den weiteren durch das s Vgl. etwa Helmoldi presbyteri Bozoviensis Chronica Slavorum. Helmold von Bosau, Slawenchronik, hg. von B . Schneider und H. Stoob (Ausgewählte Quellen XIX, Darmstadt 1963), hier: S . 241: "Cepit in diebus Lotharii cesaris nova lux non tarn in Saxonie finibus, quam in universo regno, tranquillitas temporum, habundatia rerum, paxinter regnum et sacerdotium".- Zu weiteren Überlieferungen vgl. K. Leßmann, Die Persönlichkeit Kaiser Lotbars II!. im Lichte mittelalterlicher Geschichtsanschauung (Diss. Greifswald 1912); im übrigen s. W. Bernhardi, Lotbar von Supplinburg (Jahrbücher der deutschen Geschichte, Leipzig 1879), hier: S. 791. 9 W. Ebel, Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 2. erw. Auf!., (Göttinger rechtswissenschaftliche Studien Bd. 24, G öttingen 1958), S. 63; F. Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Entwicklung (2. Auf!., Göttingen 1967), S. 145. 10 Hier können nur einige Werke als Beispiele angeführt werden : A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Teil IV (3. u. 4. Auf!., Leipzig 1913), S. 118 ff., bes. S. 157 f .; F. Schneider, Mittelalter bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts (Handbuch für den Geschichtslehrer Bd. II!, Leipzig u . Wien 1929), S. 339-351, bes. S. 351; H . Grundmann, Das hohe Mittelalter und die deutsche Kaiserzeit, in : Die Neue Propyläen-Weltgeschichte, hg. von W. Andreas, Bd. li (Berlin 1940), S. 173-350, hier : S. 27(} ff.; J. HaUer, Epochen der deutschen Geschichte (Neue Ausgabe, Stuttgart 1940), S. 66 f. ; K. Hampe, Das Hochmittelalter (4. Aufl., München und Köln 1953), S. 184 ff., bes. S. 186 f., 191; Bernhardi, Lothar, passim, bes. S. 793 ff.; W. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit Bd. III (5. Aufl., Leipzig 189(}), IV (2. Aufl., Leipzig 1877), V (Leipzig 1880 und 1888), hier: IV S. 150-168; E. Maschke, Der Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum (Handbuch der deutschen Geschichte, hg. von L. Just Bd. I, 4, Konstanz 1957), S. 24 ff., bes. S. 28 ; P. Rassow, Das Zeitalter der Staufer 1125-1257, in: Deutsche Geschichte im Überblick, Ein Handbuch, hg. von P. Rassow (Stuttgart 1953) S. 168-210, hier: S. 169; K. Jordan, Investiturstreit und frühe Stauferzeit (1056-1197), in: B. G ebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, hg. von H. Grundmann, Bd. I (Stuttgart 1956) S. 243 -341, hier: S. 293. - Auf die ganz den Ungeist der Zeit atmende "Verteidigung" Lotbars III. von F. Lüdtke (Kaiser Lotbar der Sachse, Berlin 1937) und die dichterisch überhöhte Darstellung von R. Schneider (Kaiser Lotbars Krone, Leipzig 1937) sei hingewiesen, wenngleich beide wissenschaftlich wertlos sind. 11 Entgegen der herkömmlichen und noch verbreiteten H e rkunftsbezeichnung "von Supplinburg" wird Lothar neuerdings öfter entsprechend der modernen Ortsnamenfor m "von Süpplingenburg" genannt, vgl. etwa: W. Grosse, Lotha r von Süpplingenburg und seine Beziehungen zum Harzgebiet, in: ZHarzV Bd. 70 (1937) S. 81-99; H. Vogt, Das Herzogtum Lotbars von Süpplingenburg (1106-1125) (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens Bd. 57, Hildesheim 1959); A . K. Hömberg, Westfalen und das sächsische Herzogtum (Schriften der Historischen Kommission Westfalens 5, Münster 1963); W . Heinemann, Das Bistum Hildesheim im Kräftespiel der Reichsund Territorialpolitik vornehmlich des 12. Jahrhunderts (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens Bd. 72, Hitdesheim 1968); H. Kleinau, Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig (Veröffent2 Wadle

18

Einleitung

Ringen von Papsttum und Kaisertum bestimmten Rahmen abendländischer Geschichte gestellt, so sah man sie später immer stärker als ein Teilstück der Geschichte königlicher Herrschaftsordnung in Deutschland. Zunächst wurde das Verhalten Lotbars zur deutschen Kirche nicht mehr allein von seiner Italien- und Kirchenpolitik her interpretiert, sondern zugleich als "innenpolitisches" Handeln verstanden12• Vor allem aber geriet die Politik Lotbars in den nördlichen und östlichen Randgebieten des Reiches stärker in das Blickfeld der Historiker13• Von der landesgeschichtlichen Forschung her hat das überkommene Bild von der Herrschaft des Süpplingenburgers Schritt für Schritt weitere Korrekturen erfahren14• Nachdem schließlich in jüngster Zeit die große Bedeutung Lotbars III. für das Markt- und Städtewesen eine breitere Darstellung erfahren hat15, hat nun Franz-Josef Schmale einen Anlauf zur Neubewertung dieses Herrschers unternommen mit dem Ziel, die Politik Lothars von ihren eigenen Voraussetzungen her und in ihrer Selbständiglichungen der historischen Kommission für Niedersachsen XXX; Geschichtliches Ortsverzeichnis von Niedersachsen 2, Hildesheim 1967/6'8), bes. S. 609 f. (zum Ort Süpplingenburg). Wir schließen uns mit Rücksicht auf den sonst üblichen Gebrauch moderner Ortsnamen der Herkunftsbezeichnung dieser Autoren an. 12 E. Bernheim, Lotbar III. und das Wormser Concordat (Diss. Straßburg 1874); J. Bauermann, Die Frage der Bischofswahlen auf dem Würzburger Reichstag von 1133, in: Historische Studien, hg. von E. Ebering H. 238 (Festschrift für R. Holtzmann, 1933) S. 103-134; S. Lietzmann, Königtum und Reichsepiskopat vom Wormser Konkordat bis Barbarossa (Diss. Berlin 1944). 13 A. Hofmeister, Kaiser Lotbar und die großen Kolonisationsbewegungen des 12. Jahrhunderts, Die Aufrichtung der deutschen Herrschaft in Wagrien, in: Z. der Gesellschaft für Schleswig-holsteinische Geschichte Bd. 43 (1913) S. 353-372; B. Schmeidler, Kaiser Lotbar und der Beginn der Kolonisation des Ostens, in: Z. des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde Bd. 15 (1913) S. 156-161; ders., Niedersachsen und das deutsche Königtum vom 10. bis zum 12. Jahrhundert, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 4 (1927), S. 137-161; W. Schlesinger, Die Anfänge der Stadt Chemnitz und anderer mitteldeutscher Städte (Weimar 1952), passim; ders., Die Schönburgischen Lande bis zum Ausgang des Mittelalters (Schriften für Heimatforschung H. 2, Dresden 1935), passim; W. Brüske, Untersuchungen zur Geschichte des Lutizenbundes (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 3, Münster und Köln 1955), passim; vgl. auch H. Mitteis, Der Staat des hohen Mittelalters (7., unveränd. Aufl., Weimar 1962), S. 251 f. ("hoffnungsvolle Ansätze in der Ostpolitik"). 14 Stellvertretend sei hier ein Beitrag genannt, der Lotbar mit der Errichtung der früheren Landgrafschaften in Verbindung gebracht hat: Th. Mayer, Über die Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften, in: ZRG Germ. Abt. 58 (1938) S. 210-288, jetzt auch in: Ders., Mittelalterliche Studien (Lindau und Konstanz 1959) S. 187-201 (hiernach wird zitiert). 15 B. Diestelkamp, Welfische Stadtgründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, in: ZRG Germ. Abt. 81 (1964) S. 164-224, hier: S. 169 ff.; H. Stoob, Formen und Wandel staufischen Verhaltens zum Städtewesen, in: Festschrift für H. Aubin zum 80. Geburtstag (Wiesbaden 1965) S. 423-451, hier: S. 427 f., 437, 443; ders., Königtum und Städtewesen im 12. Jahrhundert, in: Protokoll über die Arbeitstagung 29. 3.-1. 4. 1966 auf der Insel Reichenau des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte e. V., S. 46-61, hier bes. s. 53 ff.

Einleitung

19

keit zu verstehen und den Süpplingenburger nicht - wie dies unter dem Einfluß Ottos von Freising bis in die neuere Geschichtsforschung hinein geschehen ist - an dem Maßstab der Regierung Friedrichs I. zu messen16• Wie notwendig eine erneute Betrachtung des süpplingenburgischen Königtums ist, zeigt die unterschiedliche Bewertung seiner Herrschaft selbst in der jüngeren Forschung. Während ihr auf der einen Seite "grundlegende Fortschritte" oder "überraschend weit gespannte Aktivität" 17 zugebilligt werden, finden wir andererseits Bezeichnungen wie "Episode" 18, "Zwischenspiel" 19 oder "Intermezzo" 20, eine Charakterisierung, die schon bei Hans Hirsch21 deutlich anklingt, wenn er meint: "Lothars III. Maßnahmen verfassungsrechtlicher Art lassen weder Beziehungen zu den salischen Vorgängern noch auch zu den staufiseben Nachfolgern erkennen." Dieses Zitat läßt bereits die Gründe der negativen Beurteilungen hervortreten. Die Politik der Salier und Staufer wird hier vorschnell zum Vorbild auch für das Wirken Lothars erhoben. Unter dem Aspekt der salisch-staufiseben Kontinuität mußte die Zeit des Süpplingenburgers in der Tat den Charakter einer Unterbrechung annehmen. Eine solche Betrachtung übersieht indes, daß "die Situation des Jahres 1125 als noch grundsätzlich offen betrachtet werden muß" 22 , daß das von Lothar begonnene Werk nicht nur unter dem Gesichtspunkt bewertet werden kann, daß es im Reich keinen Fortsetzer fand und deshalb auch nicht so nachhaltig auf die Struktur der Königsherrschaft einwirken konnte wie die Herrschaft der Salier oder Staufer. Allzu schnell wird oft die Tatsache übergangen, daß die Entwicklung im Norden Deutschlands durchaus anders verlief, da hier die Welfen entgegen den Intentionen der staufiseben Politik das Erbe Lothars weiterführen und zur 1e F.-J. Schmale, Lothar III. und Friedrich I. als Könige und Kaiser, in: Probleme des 12. Jahrhunderts I (Vorträge und Forschungen Bd. XII, Konstanz 1968) S. 33-52. 17 Diestelkamp, Stadtgründungen S. 208; Stoob, KönigtumS. 56. 18 HaUer, Epochen S. 66; Mitteis, Staat S. 250; ders., Deutsche Rechtsgeschichte, neubearbeitet von H. Lieberich (10. Auft. München und Berlin 1966), S. 88; M. Seidlmayer, Deutscher Nord und Süd im Hochmittelalter (Diss. München 1928), S. 102. 18 H. Büttner, Das Bistum Worms und der Neckarraum während des Frühund Hochmittelalters, in: Arch. für mittelrheinische Kirchengeschichte Bd. 10 (1958) S. 9-38, hier: S. 28; Brühl, Fodrum S. 140. 20 H. Werle, Das Erbe des salischen Hauses (Masch. Diss. Mainz 1952), S. 68 f.; ders., Die Aufgaben und die Bedeutung der Pfalzgrafschaft bei Rhein in der staufiseben Hausmachtpolitik, in: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz Bd. 57 (1959) S. 137-153, hier: S. 139. 21 H. Hirsch, Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter, 2. unveränderte Auft. mit Nachwort von Th. Mayer (Darmstadt 1958), hier: S. 235. Im Vorwort zu MGH DD L III. S. XXXI bezeichnet H i rsch die Zeit Lothars als "Einschub" in der Geschichte der Reichskanzlei. 22 Schmale, Lothar III. S. 35.

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Entfaltung bringen konnten. Demnach muß jede Darstellung der Herrschaft Lotbars III. zwar davon ausgehen, daß vieles von dem, was der Süpplingenburger im weiteren Rahmen des Reiches ins Werk setzte, im Ansatz steckenbleiben mußte. Gerade diesen Ansätzen gilt es aber nachzuspüren, wenn man das Gesamtbild seiner Herrschaft nicht verzeichnen will. Bekanntlich war "das 12. Jahrhundert ... die Zeit, in der staatlich organisiert wurde, was in den vorangehenden Jahrhunderten rahmenmäßig zu den Herrschaftsgebilden der verschiedensten Art erund zusammengefaßt war" 23 • Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt eine - wenn auch nur in Ansätzen sichtbare - Politik Lotbars III. ihre eigentliche Bedeutung. Das Verhältnis des Süpplingenburgers zum Reichsgut ist im engeren Bereich landesgeschichtlicher Forschung zwar schon behandelt worden24 , doch konnten damit nur einige - gleichwohl wichtige - Details erfaßt werden; eine das ganze deutsche Reichsgebiet einbeziehende Untersuchung steht noch aus 25 • Sie soll hier versucht werden. Die vorliegende 23 Th. Mayer, Landgrafschaften S. 187; die Entwicklung zusammenfassend: K. Bosl, Das Hochmittelalter in der deutschen und europäischen Geschichte, in: HZ Bd. 194 (1962) S. 529-567, hier bes. 543 ff. Das Wirken Lothars und der Welfen in Sachsen ist schon oft behandelt worden; vgl. außer den oben in Anm. 13 Genannten insbesondere: L. Weiland, Das sächsische Herzogtum unter Lothar und Heinrich dem Löwen (Greifswald 1866); R. Hildebrand, Der sächsische "Staat" Heinrichs des Löwen (Historische Studien, hg. von E. Ebering H. 302, Berlin 1937); L. Hüttebräuker, Das Erbe Heinrichs des Löwen (Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens H. 9, Göttingen 1927); zuletzt Vogt (Herzogtum), Hömberg (Westfalen) und Diestelkamp (Stadtgründungen). - Wie sehr die Forschung zur Ergründung der sächsischen Verhältnisse vor 1138 bzw. 1125 auf Rückschlüsse aus späterer Zeit angewiesen ist, wird insbesondere bei Vogt (Herzogtum, passim) deutlich. Nach Diestelkamp (a.a.O. S. 169) war Lothar "der eigentliche Vorgänger Heinrichs des Löwen in der Herzogswürde wie auch im größten Teil des Erbes". Zu größerer Vorsicht mahnt hingegen jetzt Reinemann, Bistum Hildesheim, passim, bes. S. 62 ff. 24 Vgl. etwa Schlesinger, Chemnitz, passim; ders., Schönburger Lande, passim; K. Mascher, Reichsgut und Komitat am Südharz im Hochmittelalter (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 9, Köln und Graz 1957). 25 Die Untersuchung von Krabusch (Königsgut), die den nur summarischen überblick von Stimming (Königsgut) vertieft hat, schließt mit dem Jahre 1125 ab. Die Arbeit von Bosl (Reichsministerialität) behandelt die Zeit Lothars III. nur beiläufig, da sie in erster Linie den Zusammenhang salischstaufiseher Politik herausstellen will. Ähnliches gilt für Werle (Erbe, und ders., Staufische Hausmachtpolitik am Rhein im 12. Jahrhundert, in: ZGO Bd. 110 [1962] S. 241-370) und H. Heuermann (Die Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I. bis König Konrad III. [1079-1152], Diss. Berlin 1939), die sich ohnehin auf den süddeutschen Raum beschränken. Die Untersuchung von Vollmer (Reichs- und Territorialpolitik) setzt im wesentlichen erst mit dem Jahre 1152 ein. Die verfassungsgeschichtlichen Aspekte des Reichsgutes unter Lothar III. werden - allerdings nur im Überblick - von Th. Mayer (Das deutsche Königtum und sein Wirkungsbereich, in: Das Reich und Europa, Leipzig 2. Auf!. 1941, auch in: Ders., Mittelalterliche Studien S. 28-44 - hiernach wird zitiert) behandelt. - Bei Schmale (Lothar III. S. 41) finden sich noch die Sätze: "Nichts erfährt man dagegen über Bemühungen,

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Arbeit hat deshalb die Aufgabe, alles zu sammeln, was die Überlieferung für die Beziehungen Lothars III. zum Reichsgut hergibt. Daß es sich bei dem angestrebten Teilbild der Königsherrschaft zwischen 1125 und 1138 nur um ein Mosaik handeln kann, das mehr oder minder große Lücken aufweist, die - wenn überhaupt - nur durch weitere landesgeschichtliche Forschung zu schließen sind, braucht kaum besonders betont zu werden. Über die Darstellung der politisch-dynamischen Seite der Reichsgutsgeschichte hinaus bietet der zweimalige Wechsel der Dynastie in den Jahren 1125 und 1138 Gelegenheit, die rechtlichen Auswirkungen des doppelten Kontinuitätsbruches auf das Reichsgut zu behandeln. Wie stark die Wahl des Süpplingenburgers Struktur und Bestand der königlichen Herrschaftsordnung beeinflußte, ist etwa am Beispiel der Reichskanzlei schon näher erörtert worden, für die das Jahr 1125 einen tiefen Einschnitt bedeutete26• Hier sollen die Folgen des Thronwechsels für die rechtliche Einordnung des königlichen Grundbesitzes eingehender untersucht werden. Dem Zufall der Überlieferung ist es zu danken, daß uns im Regensburger Fürstenspruch von 1125 ein Rechtsdokument erhalten ist, das es erlaubt, die durch den Kontinuitätsbruch notwendig gewordene Trennung von Hausgut und Reichsgut näher auf ihre rechtliche Tragweite zu untersuchen. Die hierbei anzuwendende Methode hat mehr exegetischer Art zu sein, soweit der Fragenkreis anhand des Weistums von 1125 erörtert werden kann27• Im übrigen werfen die angeschnittenen Probleme ein ganzes Bündel methodischer Fragen auf. Auf sie kann allerdings erst eingegangen werden, wenn zuvor die verwendete Terminologie geklärt worden ist. Was man unter Reichsgut zu verstehen hat, ist keineswegs so eindeutig, wie man es angesichts der Bedeutung dieses Themas und der reichhaltigen Literatur hierzu eigentlich erwarten möchte28• Walther ein Reichsterritorium aufzubauen" und "Immerhin kann Lothar das Reichsgut und die herkömmlichen Quellen der königlichen Macht nicht vernachlässigt haben". 28 Mitteis, StaatS. 328 f.; F . Hausmann, Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III. (Schriftenreihe der MGH Bd. 14, Stuttgart 1956), S. 7, 93 f.; Hirsch in MGH DD L III. S. XV, XXVII. 27 Ein Vorbild bietet die Untersuchung von H. Beumann (Zur Entwicklung transpersonaler Staatsvorstellungen, in: Das Königtum, Vorträge und Forschungen Bd. III, Nachdruck Darmstadt 1963, S. 185-224) über die so oft zitierte Stelle bei Wipo, Gesta Chuonradi c. 7, in: Die Werke Wipos, hg. von H. Bresslau (MGH SS rer. Germ., 3. Auft. Hannover und Leipzig 1915), S. 29 f. 28 Darauf ist bereits wiederholt hingewiesen worden, vgl. etwa Stimming, Königsgut S. 3; Krabusch, Königsgut S.1 ; K. Verhein, Studien zu den Quellen zum Reichsgut der Karolingerzeit, in: DA Bd. 10 (1953/54) S. 313-394 und Bd. 11 (1954/ 55) S. 333-392, hier: Bd. 10 S. 314; H. Mitteis, Die Rechtsidee in der Geschichte, Gesammelte Abhandlungen und Vorträge (Weimar 1957), s. 465.

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hat die Ursache dieser terminologischen Vielfalt angesprochen, wenn er meint, daß man "wahrscheinlich ... Reichsgut in den einzelnen Jahrhunderten inhaltlich verschieden umschreiben müsse" 29. Daß das staufisehe Reichsgut des 13. Jahrhunderts sich vom Grundbesitz der Karolingerzeit nicht nur dem Umfange nach, sondern auch in seiner Funktion und seiner Zusammensetzung unterscheidet, ist durch die neuere Forschung hinlänglich deutlich geworden30 • Die Schwankungen im begrifflichen Bereich spiegeln letztlich nur die Veränderungen wider, die in der Sache selbst begründet sind. Wenn man das Reichsgut als das "dingliche Substrat" königlicher Gewalt31 versteht, so bedeutet dies, daß das Reichsgut nicht nur die finanzielle Grundlage der königlichen Herrschaft darstellt, sondern darüber hinaus zu eben dieser Herrschaft in einer tieferen, wesensmäßigen Beziehung steht: das Reichsgut ist der dingliche Niederschlag der Königsgewalt, die Widerspiegelung königlicher Herrschaft in der Sachsphäre. Inhalt und Tragweite dieser Herrschaft bestimmen also Umfang und Funktion des Reichsgutes. Da diese Königsgewalt aber selbst keine konstante Größe ist, muß dasselbe auch von ihrem Objekt, dem Reichsgut, gelten. Kienast

Dies trifft für die hochmittelalterliche Zeit in besonderem Maße zu. Mit dem Umbruch der Herrschaftsordnung, der im 11. Jahrhundert einsetzte und im Verlauf der beiden folgenden Jahrhunderte die königliche Macht auf neue Grundlagen umstellte32, mußte auch das Reichsgut seine Bedeutung ändern. Dieser vielschichtige, in vielen Bereichen unterschiedlich schnell fortschreitende Prozeß sei hier schlagwortartig als "Übergang vom Personenverbandstaat zum Flächenstaat" gekennzeichnet. Die Regierungszeit Lothars III. fällt trotz aller Vorboten und Neuansätze um die Wende vom elften zum zwölften Jahrhundert noch fn das Anfangstadium dieser Entwicklung. Noch immer trug das Reich den Charakter eines Personenverbandes, der auf dem Lehenswesen aufgebaut war. Noch immer bildete der Grundbesitz die eigentliche Basis der königlichen Macht. Wenn sich bereits in der Politik Heinrichs IV., :e Französische Krondomäne und deutsches Reichsgut, in: HZ Bd. 165 (1942) S. 11().-117, hier: S. 116. 30 Vgl. insbesondere Th. Mayer, Wirkungsbereich, passim; Metz, Reichsgut, passim, etwa S. 90 ff., 199 f. (Zinsgut - Lehngut); ders., Güterverzeichnisse, bes. S. 33 ff. (Tafelgüter - Regiegüter) und S. 134 ff. (allgem. Fragen). 31 Vgl. etwa Beumann, Staatsvorstellungen S. 187. 32 Th. Mayer, WirkungsbereichS. 29 f.; Mitteis, StaatS. 269 ff.; Bosl, Reichsministerialität, passim, bes. 12 ff.; ders., Staat, Gesellschaft, Wirtschaft im deutschen Mittelalter, in: Gebhardt- Grundmann, Handbuch Bd. I S. 585684, hier: S. 633 ff.; G. Kallen, Das Kölner Erzstift und der "Ducatus Westfalie et Angarie" (1180), in: Jb. des Kölnischen Geschichtsvereins Bd. 31/ 2 (1957) S. 78-107, auch in: Ders., Probleme der Rechtsordnung in Geschichte und Theorie (Köln und Graz 1965) S. 223-253, hier: S. 244 ff.

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der kirchlichen und weltlichen Vogteien besonderes Gewicht beimaß, eine neue, auf hoheitliche Rechte abzielende Staatsauffassung ankündigte, so haben solche vom Grundbesitz gelösten Hoheitsrechte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts doch noch nicht die gleiche Bedeutung gewonnen. Die im Inverstiturstreit entwickelte Regalienlehre begann sich - soweit das bislang festgestellt werden konnte33 - frühestens in der Reichslandpolitik Friedrich Barbarossas voll auszuwirken. Es ist deshalb sicherlich gerechtfertigt, für die Zeit Lothars III. den Begriff Reichsgut auf den königlichen Grundbesitz in seiner Gesamtheit zu beschränken34, die gerichtlichen und finanziellen Hoheitsrechte, aber auch die unter den Stichworten Entvogtungstendenz, Blutbannleihe und Schutzvogtei bekannten Einwirkungsmöglichkeiten auf den klösterlichen Bereich grundsätzlich nicht mit einzubeziehen35• Wenn sie im Verlauf der Untersuchung dennoch bisweilen behandelt werden, so nur dann, wenn sie als Hinweis auf Reichsgut dienlich sein können, oder in Verbindung mit diesem als Bestandteil königlicher Territorialpolitik erscheinen. 33 Vgl. hierzu etwa: R. Scholz, Beiträge zur Geschichte der Hoheitsrechte des deutschen Königs zur Zeit der ersten Staufer (1138-1197) (Leipziger Studien aus dem Gebiet der Geschichte Bd. 2 H. 4, Leipzig 1896); I. Ott, Der Regalienbegriff im 12. Jahrhundert, in: ZRG Kan. Abt. Bd. 35 (1948) S. 234-304; H. Thieme, Die Funktion der Regalien im Mittelalter, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 62 (1942) S. 57-88; Weller, Organisation S. 213 ff.; Th. Mayer, Landgrafschaften S. 188; ders., Die Ausbildung der Grundlagen des modernen Staates im hohen Mittelalter, in: Herrschaft und Staat im Mittelalter, hg. von H. Kämpf (Wege der Forschung Bd. 2 - Darmstadt 1963), S. 284-331, hier: S. 296; H. Appelt, Friedrich Barbarossa und das Römische Recht, in: Römische Historische Mitteilungen H. 5 (1961/62) S. 18-34, hier: bes. S. 18 ff., 32 f.; A. Haverkamp, Die Regalien-, Schutz- und Steuerpolitik in Italien unter Friedrich Barbarossa bis zur Entstehung des Lombardenbundes, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 29 (1966) S. 3-156, hier: S. 13 f.; Metz, Güterverzeichnisse S. 150 ff. (zum Stand der Forschung). 34 Anders insbesondere: Kienast, Krondomäne S. 116; Krabusch, Königsgut S. 1; auch Stimming, Königsgut S. 3 ff. - Bosl (Probleme S. 317) zählt die Regalien zum "Reichsgut im weiteren Sinne". 35 So auch das wohl überwiegende Schrifttum, vgl. etwa: Frey, Reichsgut S. 69; Eggers, Grundbesitz S. 5; Scholz, Hoheitsrechte S. 52; Niese, Reichsgut S. 1; Metz, Reichsgut, passim; ders., Güterverzeichnisse S. 134 ff.; R. Kraft, Das Reichsgut im Wormsgau (Darmstadt 1934), S. 1; W. Schlesinger, Die Entstehung der Landesherrschaft (Sächsische Forschungen zur Geschichte Bd. 1, Dresden 1941, unveränd. Nachdruck Darmstadt 1964), passim, bes. S. 105 ff., 126, 200, 265; A. Waas, Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter (Historische Studien, hg. von E. Ebering H. 335, Berlin 1938, unveränd. Nachdruck Darmstadt 1965), S. 286 ff.; Th. Mayer, Wirkungsbereich, passim, bes. S. 29; ders., Fürsten und Staat (Weimar 1950), S. 215 ff. - Zu der in staufischer Zeit zunehmenden Bedeutung der "Reichsrechte" vgl. Vollmer (Reichsund Territorialpolitik S. 11 ff., 375 ff.) und W.-A. Kropat, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau von der Karolinger- bis zur Stauferzeit (Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde, 28. Stück, Marburg 1965), hier: bes. S. 84 ff., 204 ff.; er stellt (S. 208) "Reichsgut" den "Reichsrechten" gegenüber.

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Dem Reichsgut in einem engeren Sinne wird als Hausgut gegenüber gestellt, was dem König persönlich bzw. seinem Geschlecht zugeordnet ist36• Alle anderen Unterscheidungen innerhalb des Reichsgutes stoßen auf große Schwierigkeiten. Die oft gebrauchte Dreiteilung in Reichskirchengut, Reichslehnsgut und eine dritte, meist als Königsgut bezeichnete Gruppe ist wenig befriedigend, solange es nicht gelingt, diese dritte Gruppe nach Sachgerechteren Kriterien positiv zu definieren, als das bisher geschehen ist37 • Doch selbst wenn dies gelingen sollte, bleibt die nicht minder wichtige Frage offen, ob die generelle Ausgrenzung des verlehnten und an die Kirche vergabten Besitzes überhaupt sinnvoll ist. Dies ist zumindest zweifelhaft, wenn man die Unsicherheit bei der Bestimmung reichsministerialischer Lehen als Dienstlehen oder (schon) echte Lehen bedenkt38 ; noch fragwürdiger wird sie, will man der von Metz aufgezeigten Tatsache gerecht werden, daß derjenige Teil des königlichen Grundbesitzes, der "die regelmäßige Grundlage für die Regierungstätigkeit des herumreisenden Königs" 39 bildete, nämlich die Tafelgüter, teilweise in der Verwaltung der Kirche stand oder sich in der Hand königlicher Lehnsmannen befand40• Die damit aufgeworfenen 36 Auf Sinn und Wert dieser Gegenüberstellung wird unten § 2 näher eingegangen werden; dort ist auch die Literatur zu finden. 37 Vgl. Krabusch, Königsgut S. 1.- Wie schwierig diese Frage ist, zeigt ein Blick auf einige neuere Definitionen: H. Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. I (2. Aufl. Karlsruhe 1962), S. 268: "Eigentum des Reiches" ; Krabusch, Königsgut S. 1: " . .. die der Verwaltung der öffentlich-rechtlichen Repräsentanten des Reiches unterstanden"; Th. Mayer, Fürsten und StaatS. 242: "Eigentum des Reiches", "Reichseigentum", "Allod ... wie anderes Allod"; Kienast, Krondomäne S.116: " ... die dem König als Landesherren gehören und zustehen"; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik, passim, bes. S. 374 : "typische Bausteine der werdenden Landeshoheit". - Keines der hier verwendeten Kriterien ("Eigentum", "öffentlich-rechtliche Repräsentanten", "Landesh err" oder auch das vielgebrauchte "Grundherrschaft") vermag für das hohe Mittelalter ganz zu befriedigen; vgl. Waas, Herrschaft und Staat S. 18 (zu "privat-öffentlich"), S. 51, 149, 151, 286 f. (zu "Eigentum"); W. Ebel, Über den Leihegedanken in der deutschen Rechtsgeschichte, in: Studien zum mittelalterlichen Lehenswesen (Vorträge und Forschungen Bd. V, Lindau und Konstanz 1960) S . 11-36, hier: S. 30 f. (zu "Eigentum"); Verhein, Studien Bd. 10 S. 392 (zu "Grundherrschaft"); vgl. auch unten S. 103 Anm. 14. Terminologische Erwägungen hat - soweit ersichtlich - zuletzt angestellt M. Gelbach, Die Verfassungsgeschichte des Speyergaus im Hochmittelalter bis zur Errichtung der Landvogtei (Diss. Mainz 1966), hier: S. 3-9. Sie führen allerdings über die hier kritisierten Begriffe (S. 3: "Verwaltung des Reiches"; S. 7: "Grundherrschaft"; S. 8: "Eigentum des Reiches", "Tafelgüter, die dem König zu freier Verfügung standen") nicht hinaus. Die von G elbach (S. 7) empfohlene Dreiteilung des Reichsgutes in "Lehensgut - Reichskirchengut Tafelgut" ist kaum brauchbar, da "Tafelgut" nicht den ganzen nach Ausscheiden der beiden anderen Gruppen übrigbleibenden Güterkomplex umfassen kann; vgl. hierzu unten Anm. 43. 38 Vgl. etwa Bosl , Reichsministerialität S. 110 f. 39 Th. Mayer, Mittelalterliche Studien S. 487. 40 Metz, Güterverzeichnisse, passim, bes. S. 30 ff. -Damit sind bei weitem nicht alle Schwierigkeiten erwähnt, die eine Dreiteilung in Reichsgut, Reichs-

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Fragen bedürfen einer behutsamen Klärung; daß sie in dieser Untersuchung nicht vorgenommen werden kann, versteht sich angesichts der Kürze des behandelten Zeitraumes und der schmalen Quellenbasis von selbst. Wenn gleichwohl die überkommene Dreiteilung beibehalten wird, so kann dies nur unter dem Verzicht auf eine exakte Definition und unter gewissen Modifikationen geschehen, auf die näher einzugehen ist. Wir unterscheiden zwischen Gütern, die dem König unmittelbar und solchen, die ihm nur mittelbar zugeordnet sind 41 • Diese letztgenannte Gütergruppe umfaßt im wesentlichen den verlehnten (Reichslehnsgut) und den an die Reichskirche vergabten Besitz (Reichskirchengut), ist mit den beiden Gruppen aber nicht völlig identisch, wie sich aus dem Folgenden ergibt. Versucht man den Bereich des unmittelbaren Reichsgutes nicht zu definieren, sondern an Hand von Beispielen zu umschreiben, so erweist sich, daß terminologische und methodische Fragen ineinandergreifen. Eine solche Umschreibung ist nämlich nur sinnvoll, wenn als "unmittelbares Reichsgut" diejenigen Arten von Zuordnung des Reichsgutes zum König erfaßt werden, die in erster Linie als Objekte königlicher Reichsgutpolitik in Betracht kommen. Auf Grund der Forschungen zum salischen und staufischen Reichsgut ist dieser Komplex möglicher Gegenstände königlicher Politik in seinen wesentlichen Teilen erfaßbar. Da die Zeit Lothars III. in die salisch-staufisehe Epoche gewissermaßen eingebettet ist, kann der "Sollstand" unmittelbaren Reichsgutes in den kirehengut und Reichslehngut mit sich bringt. Vgl. etwa Bosl (Probleme S. 307), der deutlich macht, daß auch das Lehnsgut noch weiterer Differenzierung zugänglich ist, etwa in direkte Reichslehen und solche aus Kirchengut in der Form der "beneficia verbo regis" ; Waas (Herrschaft und Staat S. 286) scheidet die "Königsherrschaftsrechte" ... in solche über Reichs- und Königsgut, Reichskirchen, Reichsvogteien (Bannbezirke und Freigrafschaften) und die Reichsstädte einerseits, den ganzen Komplex des Lehnswesens andererseits". - Zur Stellung des Reichskirchengutes vgl. auch Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 126 Anm. 469, S. 248. 41 Ähnlich oder ebenso wie hier: Verhein, Studien Bd. 10 S. 314: "in unmittelbarer Nutzung und zur freien Verfügung des Königs"; Küster, Reichsgut S. 12: "alle der Reichsgewalt direkt unterstellten Gebiete"; Stimming, Königsgut S. 5: "in direkter Gewalt des Königs"; Scholz, Hoheitsrechte S. 52: " ... welches als Ausstattung des königlichen Amtes nur dem jeweiligen König zustehen sollte" ; Weller, Organisation S. 211: "der Verfügung der Krone direkt unterstehende Besitzung"; S. 215: "unmittelbares Krongut"; Frey, Reichsgut, passim, etwaS. 224 f.: "unmittelbares Reichsgut"; Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 126: "unter unmittelbarer königlicher Gewalt"; Th . Mayer in: ZRG Germ. Abt. Bd. 6{) (1940) S. 358 ff.: "unmittelbares Reichsgut"; R. Sehröder und E. Frhr. von Künßberg, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte (7. Aufi., Berlin und Leipzig 1932), S. 567: "unmittelbares Reichsgut" ; Waas, Herrschaft und Staat S. 358: "unmittelbar dem König zur Verfügung stehende Herrschaftsrechte"; Kropat, Wetterau S. 203 ff.: "unmittelbare königliche Rechte", "unmittelbar vom König beherrscht", "unmittelbare Verfügungsgewalt des Reiches".

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Jahren 1125-1137 nach den wichtigsten Objekten salisch-staufiseher Reichsgutpolitik bestimmt werden. Zu ihnen gehört zunächst das in Eigenwirtschaft des Königs stehende und von unfreien Bauern und unfreiem Gesinde verwaltete Land (Regiegut, Domänen, Fiskalbesitz), wobei allerdings offenbleibt, ob es im 12. Jahrhundert solches Land in nennenswertem Umfange überhaupt noch gibt42• Als unmittelbares Reichsgut müssen auch die Tafelgüter gelten, da sie, gleichgültig, in wessen Hand sie sich befinden, zum "Servitium regis" verpflichtet sind43 • Sodann sind auch die Güter der Reichsministerialen, seien es nun Lehns- oder Eigengüter, hierher zu zählen44 • Ferner ist das Zinsgut als unmittelbares Reichsgut anzusehen; hierbei dürfte es sich im wesentlichen nur um solches Land handeln, auf dem die Leistungspflicht der "Königsfreien" oder "Königszinser" lastete45 • 42 Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 105; Metz, Güterverzeichnisse S. 30 f. - Metz (a.a.O. S. 31) meint allerdings, im hohen Mittelalter sei "an eine regelmäßige Eigenwirtschaft mit erschöpfender Nutzung durch das Königtum . .. nur noch verhältnismäßig selten zu denken". Dies muß indessen, solange nicht tiefergreifende Untersuchungen angestellt sind, eine Vermutung bleiben, denn Metz hat seine Arbeiten im wesentlichen auf die im Tafelgüterverzeichnis (MGH Const. I nr. 440 S. 646 ff.; W. Levison und A. Schulte, Das Verzeichnis der königlichen Tafelgüter von 1064/65 und seine Handschrift, in: NA Bd. 41 [1919] S. 557-577) genannten Besitzungen beschränkt. - Niese (Reichsgut S. III) war noch der Auffassung, daß das Reichsgut bis gegen Ende des 11. Jh. aus rein grundherrschaftliehen Domänen bestand; ähnlich auch H eusinger, Servitium S. 137 f. Der Grund dieser Divergenzen liegt in der unterschiedlichen Datierung des Tafelgüterverzeichnisses. 43 Diese Konsequenz wird man für die im Tafelgüterverzeichnis genannten Güter auf Grund der Erkenntnisse von Metz (Güterverzeichnisse S. 6 ff.) und Brühl (Fodrum, passim, bes. S. 180 ff.) ziehen müssen. Hier sei jedoch auf die Bedenken Verheins (Studien Bd. 10 S. 392) und M. Weikmanns (Königsdienst und Königsgastung in der Stauferzeit, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 30 [1967] S. 314-332, hier: S. 318 mit Anm. 2) gegen das Vorhandensein "spezieller" Tafelgüter hingewiesen. Zur Funktion der Tafelgüter allgemein: Heusinger, passim; Brühl, BedeutungS. 510 f. -Daß das Tafelgüterverzeichnis der Stauferzeit zuzuweisen ist, dürfte nach den letzten Erörterungen (insbes. Metz, Güterverzeichnisse, auch K. A. Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessischer Geschichte, Beiträge zur hessischen Geschichte Bd. 1, Marburg/Lahn - Witzenhausen 1964, hier: S. 194 ff.) der so oft umstrittenen Datierungsfrage feststehen; die wesentliche Literatur hierzu ist bei Metz (a.a.O.) zu finden. 44 Dazu vgl. D. von Gladiß, Beiträge zur Geschichte der staufischen Reichsministerialität (Historische Studien hg. von E. Ebering H. 249, Berlin 1934), S. 9 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 608 ff., bes. 609-612; Metz, Güterverzeichnisse S. 41 ff., 136 ff. 45 Aus der reichhaltigen Literatur seien hier lediglich genannt: Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 74 ff., 106 ff., 128; Metz, Güterverzeichnisse S. 136; ders., Reichsgut S. 93 ff.; G. Baaken, Königtum, Burgen und Königsfreie, Studien zu ihrer Geschichte in Ostsachsen, in: Vorträge und Forschungen Bd. VI (Konstanz und Stuttgart 1961) S. 9-95; H. Dannenbauer, Königsfreie und Ministerialen, in: Ders., Grundlagen der mittelalterlichen Welt (Stuttgart 1958) S. 329-353; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte (Vorträge und Forschungen Bd. II, Lindau und Konstanz 1955); A . K. Hömberg, Die Entstehung der westfälischen Frei-

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Schließlich werden auch die niederen Reichskirchen zu dieser Gruppe gerechnet46 • Anders als die Bistümer können die Reichsabteien und reichsunmittelbaren Klöster und ihr Gut, über die - wie die Praxis der Salier während des Investiturstreites zeigt - von den Königen wie über unmittelbares Reichsgut verfügt wurde47, trotz des grundsätzlichen Einschnittes, den das Wormser Konkordat brachte, dem unmittelbaren Königsbesitz gleichgestellt werden, denn der Kampf gegen das eigenkirchenrechtliche Denken war nur allmählich erfolgreich. Noch in staufiseher Zeit wurden Reichsklöster an Bischofskirchen übertragen48 • Aus diesen Überlegungen ergibt sich zugleich, daß das Schwergewicht unserer Untersuchung auf dem unmittelbaren Reichsgut zu liegen hat. Lehnsgut oder kirchlicher Besitz finden, sofern sie nicht zum unmittelbaren Reichsgut zu zählen sind, nur am Rande Erwähnung; nur hinsichtlich der Reichsklöster ist dieser Grundsatz durchbrachen, da eine der salisch-staufiseben Praxis entsprechende Verfügungsmöglichkeit Lotbars III. berücksichtigt werden soll. Wenn es in dieser Arbeit, wie dargelegt, darum gehen soll, alles zu sammeln, was den Überlieferungen über die Beziehungen Lotbars III. zum Reichsgut zu entnehmen ist, so bedeutet dies zunächst, daß der Quellenarmut der untersuchten Zeit Rechnung getragen werden muß. grafschaften als Problem der mittelalterlichen deutschen Verfassungsgeschichte (Münster 1953), S. 92 ff.; R. Sprcmdel, Grundherrlicher Adel, rechtsständische Freiheit und Königszins, in: DA Bd. 19 (1963) S. 1- 29.- Ob man im 12. Jh. auch die Güter als Zinsgut bezeichnen soll, die sich in der Hand anderer "Gutspächter" (etwa von Reichsministerialen oder gar Adeligen) befinden (so wohl Heusinger, Servitium S. 129, 138), ist angesichts des allgemein vordringenden Lebenswesens (vgl. H. Mitteis, Staat S. 250 f., 257 ff.) doch recht fraglich. Diese Probleme brauchen hier indessen nicht weiter erörtert zu werden, da die Quellen der untersuchten Zeit keine nennenswerte Bedeutung des Zinsgutes oder der Königsfreien erkennen lassen. 4e H. Geffken, Die Krone und das niedere deutsche Kirchengut unter Kaiser Friedrich li. (1210-1250) (Diss. Leipzig, Jena 1890), bes. S. 16 ff., 52 ff.; Niese, Reichsgut S. 67; Metz, Reichsgut S. 198; Heusinger, Servitium S. 130 f.; vgl. auch H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte, Die Katholische Kirche (4. Aufl., Köln und Graz, 1964), S. 257 ff. 47 H. Feierabend, Die politische Stellung der deutschen Reichsabteien während des Investiturstreites (Historische Untersuchungen, hg. von E . Ebering, H. 3, Breslau 1913), passim; J. Ficker, über das Eigentum des Reiches am Reichskirchengute (SB. Wien 1872, Wien 1873, Neudruck Darmstadt 1967), S. 34 ff. - Insoweit bezieht Krabusch (Königsgut, passim) die Reichsabteien zu Recht in die Untersuchung ein. - Auch die Frage, ob die königliche Verfügung über Reichsklöster nach kirchlichen Anschauungen überhaupt zulässig war, braucht hier, wo es nur um die Rechtswirklichkeit geht, nicht näher erörtert zu werden. Hierzu, vor allem zur Rechtsstellung der Reichs- und Königsklöster vgl.: Th. Maver, Fürsten und Staat, passim, bes. S. 17ff., 39ff.; J. Semmler, Traditio und Königsschutz, in ZRG Kan. Abt. Bd. 45 (1959) S. 133; zum Ganzen auch : Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte S. 254 ff., 264 ff. 48 Ficker, Eigenthum S. 37 ff., 130 ff.; Heusinger, Servitium S. 134 ff., 145 f .; Fei ne, Kirchliche Rechtsgeschichte S. 260 ff., 396 ff., 406 ff.; etwas anders Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 11 ff.

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Die Beziehungen des Süpplingenburgers zum Reichsgut sind nur insoweit einer Untersuchung zugänglich, als das Reichsgut in den Jahren seiner Herrschaft erscheint. Zwar ist es möglich, auf Grund der salischen und staufischen Überlieferungen den Bestand des Reichsgutes in groben Umrissen zu beschreiben, weil die mittelalterlichen Besitzverhältnisse eine weitgehende Kontinuität aufweisen49 ; mehr als eine allgemein gehaltene Übersicht kann indessen nicht angestrebt werden50• Versucht man auf dieser Grundlage zu präziseren Fragestellungen zu gelangen, so stößt man auf entsprechende Probleme, denn die wenigen Quellen aus der Zeit Lothars III. können nur bisweilen durch Ergebnisse landesgeschichtlicher Forschung ergänzt werden. Wie die Herrschaft Lothars III. überhaupt wird auch die Geschichte des Reichsgutes in den Jahren 1125-1137 von zwei politischen Grundgegebenheiten bestimmt: dem Kampf mit den Staufern um das salische Erbe einerseits und der starken Ausgangsposition Lothars in Sachsen andererseits. Beide Komponenten sind in ihrer Auswirkung auf das Reichsgut näher zu untersuchen. Die Auseinandersetzung mit den Staufern, die einer ausführlicheren Darstellung bedarf, ist die bedeutendste Konsequenz des Dynastiewechsels von 1125. Sie steht in einem inneren Zusammenhang mit der Frage nach der Trennung von Reichsgut und Hausgut, die - allerdings nur für kurze Zeit - geradezu im Mittelpunkt des Kampfes gestanden hat. So hoch man die Bedeutung des lotharisch-staufischen Gegensatzes auch veranschlagen muß, von der Reichsgutpolitik Lothars zeichnen sie doch kaum mehr als ein Negativbild. Will man die Verhältnisse des Reichsgutes in seiner Zeit besser erfassen, so bedarf es einer ergänzenden Darstellung, die den Gegensatz nicht ausschließlich im Rahmen der salisch-staufischen Tradition sieht51, sondern ihn in den größeren Zusammenhang 1otharischer Politik stellt. Wenn man so der politischdynamischen Bedeutung des Reichsgutes unter Lothar III. nachspüren will52, so ist zunächst seine Stellung in Sachsen zu behandeln. Dies be49 Metz, Güterverzeichnisse S. 14, 143 f.; ders., Das Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs und das Problem des servitium regis in der Stauferzeit, mit besonderer Berücksichtigung Sachsens, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 32 (1960) S. 78-107, hier: S. 89; Heusinger, Servitium S. 105 f. zum Grundsätzlichen vgl. auch unten S. 108. 50 Vgl. etwa Krabusch (Königsgut S. 21), der darauf hinweist, daß es unmöglich ist, zu entscheiden, "wieviele und welche Güter sich in einem bestimmten Augenblick in den Händen eines Herrschers befanden". 51 Unter diesem Gesichtspunkt ist das Thema von Werle (Erbe; Hausmachtpolitik) und I. Dietrich (Herzog Friedrich II. von Schwaben, Masch. Diss. Gießen 1943) bereits - wenn auch mehr am Rande - behandelt worden. 52 Als Beispiele für eine solche Betrachtungsweise können die Arbeiten von Th. Mayer (Wirkungsbereich), Krabusch (Königsgut, bes. S. 2 ff.) und VollmeT (Reichs- und Territorialpolitik) gelten.

Einleitung

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deutet, daß das sächsische Herzogtum, die Beziehungen des Herzogs zum Reichsgut unter Heinrich V. und auch die Beziehungen Lotbars III. zu seinem Hausgut, das gemeinsam mit dem Reichsbesitz die königliche Herrschaft in Sachsen getragen hat, beachtet werden müssen. Insoweit kann sich unsere Untersuchung jedoch kürzer fassen, da diese Fragen zum Teil schon eingehender behandelt worden sind53• Andere Fragen gelten Bereichen, die sich hiermit und auch mit der Darstellung des Kampfes um das salische Erbe zwar bisweilen überschneiden mögen, zugleich aber wesentliche Erweiterungen bringen. So ist das Itinerar Lotbars III. für unser Thema auszuwerten. Auf die mit der Itinerarforschung verbundenen Probleme ist schon oft hingewiesen worden; sie brauchen hier deshalb nicht näher erörtert zu werden54 • Weiterhin ist die Güterpolitik Lothars III. zu behandeln, insbesondere ist zu untersuchen, wie er sich zu den zahlreichen Möglichkeiten einer Wandlung im Bestand des königlichen Besitzes55 verhalten hat. Um ein Bild von der Politik des Süpplingenburgers zu erhalten, sind aber nicht nur die Veränderungen durch Verluste und Gewinne, insbesondere durch Vergabung zu Eigen oder zu Lehen, Konfiskation und Heimfallrecht, sondern auch Güterbestätigungen und Privilegien zu beachten; auf die königliche Städtepolitik, soweit sie in engerem Zusammenhang mit Reichs- und Hausgut steht56, muß ebenso eingegangen werden wie - allgemeiner - auf die Beeinflussung der politischen Kräfte, die einer Reichslandpolitik förderlich oder hemmend gegenüberstanden. In diesem Zusammenhang sind der Burgenbau und die Ministerialität, insbesondere die Reichsdienstmannschaft, zu behandeln. Ihre große Bedeutung für die "königsstaatliche" Politik der Salier und Staufer ist schon oft gewürdigt worden. Hier sei in erster Linie auf die Arbeiten von Karl Bosl hingewiesen57• Aufgabe und Funktion der Insbesondere durch Vogt, Herzogtum. Vgl. etwa Stimming, Königsgut S. 51 ff.; Metz, Güterverzeichnisse S. 8 f.; ders., Reichsgut S. 119 ff., 137 ff.; Heusinger, Servitium S. 82 ff.; C. Brühl, Nochmals die Datierung des Tafelgüterverzeichnisses, in: DA Bd. 12 (1956) S. 527-535, hier: S. 527 ff.; G. Pfeiffer, Studien zur Geschichte der Pfalz Nürnberg, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 19 (1959) S. 303-366, hier: S. 304; G. Zimmermann, Bamberg als königlicher Pfalzort, in : Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 19 (1959) S. 203-222, hier: S. 203; W. Schlesinger, Merseburg, in: Deutsche Königspfalzen I S. 158-206, hier: S. 198 ff.Zum Itinerar Lothars III. vgl. insbes. Ch. Kuck, Das Itinerar Lothars von Supplinburg (Masch. Diss. Greifswald 1945); Th. Mayer, Wirkungsbereich (Kartenanhang); Heusinger, ServitiumS. 157, 159. 55 Hierzu vor allem Krabusch, Königsgut S. 3 ff., bes. S. 7 f.; auch Th. Mayer, Wirkungsbereich S.32 . 58 Hierzu, insbes. zur salischen und staufischen Zeit, vgl. Stoob, Formen, passim; ders., KönigtumS. 49. 57 Vgl. Literaturverzeichnis; Bosl (Reichsministerialität S. 113-121) widmet der Ministerialität Lothars III. nur einen kurzen Abschnitt, da die Kontinuität der salisch-staufischen Dienstmannschaft im Vordergrund seiner Betrachtung steht. 53

54

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Reichsministerialen hinsichtlich der königlichen Tafelgüter hat zuletzt Wolfgang Metz untersucht58 • Seine These, daß sich in staufiseher Zeit, vielleicht aber auch schon etwas früher ein "grundlegender Strukturwandel in der Verfassung der Königshöfe" vollzogen habe, nämlich die "Wandlung von der meist durch Grafen und Pfalzgrafen wahrgenommenen Vogtei zur Verwaltung durch Reichsministerialen oder anderer "beamteter" Organe" 59, weist auf eine der vornehmsten Aufgaben der Dienstmannen hin: die Zurückdrängung des Einflusses, den der Dynastenadel auf das Reichsgut ausübte60 • Damit wird aber nicht nur die Frage nach der Kontinuität der karolingischen Domänenverfassung in ottonisch-salischer Zeit61 , sondern auch die weitere, noch reichlich ungeklärte Frage nach dem Verhältnis von Reichsgut und Grafschaft angesprochen62. Daß diese vielfältig verschlungenen Probleme in dieser Arbeit nur am Rande behandelt werden können, liegt auf der Hand. Unter zwei Gesichtspunkten soll ihnen indessen auch hier Rechnung getragen werden. Einmal wird- soweit die dünne Überlieferung es gestattetden Beziehungen Lothars III. zur Ministerialität nachzugehen sein; zum anderen soll im Rahmen unserer Untersuchungen zur 1otharischen Reichsgutpolitik die These berücksichtigt werden, die Mascher für den Südharzbereich aufgestellt hat, daß nämlich Lothar III. auf Reichsgut neue Komitate errichtet habe63 • Wie sehr gerade die Behandlung dieses ss Güterverzeichnisse S. 34 ff., 144 ff. 59 Metz, Güterverzeichnisse S. 34; vgl. auch Weikmann, Königsdienst S. 316. eo Bosl, Reichsministerialität, bes. S. 25 ff. et Metz, Güterverzeichnisse S. 143 ff.; ders., Miszellen zur Geschichte der Widonen und Salier, vornehmlich in Deutschland, in: HJ Bd. 85 (1965) S. 127, hier: S. 24. - Ob die Grafenvogtei im 10. und 11. Jh. die karolingische Form der Eigenwirtschaft in so umfassender Weise verdrängt hat, wie Metz (a.a.O.) meint, bedarf weiterer Untersuchungen. Metz hat seine Beobachtungen - wie bereits oben Anm. 42 bemerkt wurde - im wesentlichen auf die Güter des Tafelgüterverzeichnisses beschränkt, und auch hierbei ergeben sich interessante Lücken wie etwa für die am Südharz gelegenen Kurien Tilleda und Wallhausen. Eine Grafenvogtei für die salische Zeit ist keineswegs nachweisbar; die Grafen von Beichlingen bringen beide Orte erst im 13. Jh. unter ihre Herrschaft, nachdem sie gegen Ende des 12. Jh. den um die Jahrhundertmitte am Südharz errichteten Komitat der Rothenburger übernommen haben (Mascher, Reichsgut S. 76 f., 89 ff.). ' 2 Hierzu vgl. etwa: Waas, Herrschaft und Staat, passim, bes. S. 153 ff., 287 f.; Metz, Reichsgut S. 171 ff., 227 ff.; ders., Güterverzeichnisse S. 144 f.; Mitteis, Rechtsidee S. 464; H. Dannenbauer, Freigrafschaften und Freigerichte, in: Problem der Freiheit (Vorträge und Forschungen Il) S. 57- 76; Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 186 ff., 200 ff.; ders., Bemerkungen zum Problem der westfälischen Grafschaften und Freigrafschaften, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 4 (1954) S. 262-277, auch in: Ders., Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters Bde. I u. II (Göttingen 1963), hier: II S. 213-253 mit Zusätzen S. 268 f.; Hömberg, Freigrafschaften, passim, bes. S. 12 ff., 107 ff.; H. K. Schulze, Adelsherrschaft und Landesherrschaft (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 29, Köln und Graz 1963),

s. 98f. 63

Reichsgut, passim, bes. S. 11 ff.; näheres dazu vgl. unten S. 217 ff.

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Problems von Forschungen auf landesgeschichtlicher Ebene abhängt, braucht kaum besonders betont zu werden. Wenn es dennoch aufgegriffen wird, so kann es sich dabei im wesentlichen nur um eine kritische Stellungnahme zu den Thesen Maschers und eine vorsichtige, auf den Harzraum begrenzte Weiterführung handeln; im übrigen kann das Problem nur beiläufig gestreift werden. Zur Art der Darstellung ist noch anzumerken, daß die Vielfalt der aufgeworfenen Fragen eine Behandlung auf verschiedenen Ebenen erforderlich macht; gleichwohl hat das Schwergewicht auf engeren, die salisch-staufisehe Reichsgutgeschichte berücksichtigenden Bereichen zu liegen; denn nur so kann die landesgeschichtliche Ebene ausreichend beachtet und die Zeit Lothars III. mit den vorausgehenden und den nachfolgenden Jahrzehnten in Beziehung gesetzt werden64 •

64

So auch Bosl, Reichsministerialität, und Vollmer, Reichs- und Territorial-

politik.

Erster Teil

Das salisch-staufisehe Reichsgut Obwohl die Herrschaft Lotbars III. mehr bedeutet als nur eine Unterbrechung der salisch-staufiseben Kontinuität, gewinnt sein Königtum im Rahmen der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte erst dadurCh seine charakteristischen Züge, daß man es mit der Herrschaft seiner Vorgänger und Nachfolger in Beziehung setzt. Dies gilt auch für die Geschichte des Reichsgutes zwischen 1125 und 1137. Ein Überblick über das Reichsgut der Salier und Staufer hat gewissermaßen das Feld abzustecken, auf dem sich das Geschehen der 1otharischen Zeit abgespielt hat. Naturgemäß stehen dabei jene Landschaften im Vordergrund, deren Reichsgut gegen Ende der Salierzeit größeres Gewicht erlangt hatte. In den Gesta Friderici, die um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden sind, sagt Otto von Freising, im Gebiet zwischen Basel und Mainz, der "provincia a Basilea usque Moguntinum", sei die "maxima vis regni", das Kernland des Reiches, gelegen1• Wenngleich dieses Wort die Verhältnisse der Stauferzeit anspricht, so gilt es - seinem Kerngehalt nach- doch auch zu Beginn des Jahrhunderts; denn schon unter den letzten Saliern war die Bildung der rheinischen Königslandschaft, die wenige Jahrzehnte später die staufisehe Macht tragen sollte, weit fortgeschritten. R h e i n f r a n k e n , der nördliche Teil der oberrheinischen Tiefebene und dessen Randlandschaften, war für das deutsche Königtum schon immer von zentraler Bedeutung gewesen; nach dem Verlust des norddeutschen Reichsgutes in den Kämpfen Heinrichs V. mit der sächsischen Opposition bildete es die eigentliche Kraftquelle der Krone. Durch die Reichsgutpolitik des letzten Saliers, die sich auch auf das E l s a ß erstreckte, fand die königliche Macht am Oberrhein eine neue Grundlage. Wie kaum ein anderes Gebiet trug der Raum zwischen Basel und Mainz den Charakter einer Königslandschaft2 • Es 1 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris, hg. von G. Waitz und B. von Simson, MGH SS rer. Germ. (3. Aufl. Hannover- Leipzig 1912), hier: I, 2 S. 28. 1 Aus der reichhaltigen Literatur zur Geschichte des Reichsgutes in Rheinfranken sind insbesondere zu nennen: Heuermann, Hausmachtpolitik, passim; Dietrich, Herzog Friedrich li., passim; Kraft, Wormsgau; K. Hampe, Die Pfälzer Lande in der Staufenzeit (München- Berlin 1915); K. Nitzsch, Die

oberrheinische Tiefebene und das deutsche Reich im Mittelalter, in: Preußisches Jb. Bd. 30 (1872) S. 239-265 und 341-381; Th. Mayer, Die Stellung

1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

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gelang Heinrich V., im Hinterland der drei Bistümer Mainz, Worms und Speyer einen starken Besitzgürtel zu schaffen. Zum ersten Mal war die Absicht des Königs beim Rücktausch des Reichslehens Alzey im Jahre 1107 zutage getreten3• Die Tatsache, daß er wenig später - ebenfalls tauschweise - die Burg Rappolstein wieder für das Reich erwarb\ zeigt, daß er im Elsaß entsprechende Bestrebungen verfolgte. Zu einem endgültigen Erfolg führte diese Politik freilich erst in den Jahren nach 1116. Dem schwäbischen Herzog Friedrich II. von Staufen, der neben seinem Bruder und dem Pfalzgrafen Gottfried von Calw während des Italienzuges Heinrichs V. (1116-1118) zum Stellvertreter im Reich bestimmt war, fiel dabei die entscheidende Rolle zu. Im Auftrag des kaiserlichen Oheims reorganisierte er die Rechte des Reiches im Elsaß und vor allem in Rheinfranken. In der Zeit zwischen Januar und August 1116 zog der Herzog von Basel nach Worms, wo er den Gegnern des Kaisers ein Treffen lieferte5 • Nach w eiteren Kämpfen um die Limburg (bei Bad Dürkheim) und um Mainz gelang es schließlich, Erzbischof Adalbert von Mainz, das Haupt der Opposition gegen die salisch-staufische Königslandpolitik, aus dem Speyergau und weitgehend auch aus dem Wormsgau zu verdrängen6 • Am Ende der Salierzeit bestand am Rheinfrankens in der deutschen Geschichte, in: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumskunde Bd. 82 (1934) Spalte 7-20; Eggers, Grundbesitz S. 28 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 217 ff., 287 ff.; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 25 ff., 168 ff., 204 ff., 228 ff.; J. Heß- Gotthold, Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes (Schriften zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern Bd. 7, Otterbach und Kaiserslautern 1962). Zur Pfalzenforschung vgl.: Mittelrheinische Beiträge; P. Classen, Bemerkungen zur Pfalzenforschung am Mittelrhein, in: Deutsche Königspfalzen I S. 75-96. Nicht zuletzt ist auf die zahlreichen Arbeiten von H. Werle hinzuweisen (vgl. Literaturverzeichnis). Gelbach, Speyergau, führt kaum über die Ergebnisse Werles hinaus. - Einen guten Überblick über das Reichsgut bieten ferner die von Werle bearbeiteten Karten in: Pfalzatlas, hg. von W. Alter im Auftrag der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (Speyer, seit 1963), hier: Karte 4 (Saliergut) und Karte 14 (Stauferzeit); für Hessen vgl. Geschichtlicher Atlas von Hessen, hg. von E. E. Stengel und F. Uhlhorn (Marburg und Frankfurt/Main, seit 1960), hier: Karten 11 a und b. 3 Kraft, Wormsgau S. 27; Stimming, Königsgut S. 121 ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 271. 4 Rappolsteinisches Urkundenbuch, hg. von K . Albrecht 1. Bd. (Colmar 1891 - künftig: Rapp. UB), nr. 8 (1114) S. 6 f.; K. F. Stumpf- Brent ano, Die Reichskanzler vornehmlich des X., XL und XII. Jahrhunderts, Bd. II: Die Kaiserurkunden des X ., XI. und XII. Jahrhunderts chronologisch verzeichnet, Bd. III: Acta imperii inde ab Heinrico I. ad Heinricum VI. usque adhuc inedita (Innsbruck 1865-1883, Nachdruck 1964), hier: Bd. II (zit. künftig: Stumpf) nr. 3109. 5 Zum Feldzug Friedrichs II. und seinem "Reichsauftrag" vgl. Heuermann, Hausmachtpolitik S. 54 ff.; D i etrich, Herzog Friedrich II. S. 65 ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 246 ff.; Gelbach, Speyergau S. 80 ff. ; im übrigen vgl. unten S. 55 Anm. 26, S. 62 ff. 6 Zu Adalbert I. von Mainz und seiner Territorialpolitik vgl.: K. H. 3 Wadle

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1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

Oberrhein ein neues Kraftzentrum der Reichsgewalt Aus einem Brief des Bischofs Bruno von Straßburg aus dem Jahre 1116 ergibt sich recht deutlich, um welches Gebiet es sich dabei in erster Linie handelte. Bruno berichtet dem Kaiser, er habe ihm zu Anhängern gewonnen "omnes a Wormatia usque Argentinam: vobis terram illam contra omnes homines retinere atque tueri" 7 • Außer dieser Königslandschaft im pfälzisch-elsässischen Raum stand dem Salier natürlich auch das übrige Reichsgut Rheinfrankens zur Verfügung, das insbesondere im Rhein-Main-Gebiet, dem "Kernland des Reiches", stark massiert war8 , aber auch im Wormsgau im Gebiet um Ingelheim einen Schwerpunkt bildete9 • Im übrigen handelte es sich Schmitt, Erzbischof Adalbert I. von Mainz als Territorialfürst (Arbeiten zur dt. Rechts- und Verfassungsgeschichte H. 2, Berlin 1920); M. Stimming, Die

Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte Bd. 3, Darmstadt 1915); H . Büttner, Das Erzstift Mainz und das Reich im 12. Jahrhundert, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 9 (1959) S . 19-36; ders., Erzbischof Heinrich von Mainz und die Staufer (1142-53), in: Z. für Kirchengeschichte Bd. sg (1958) S. 247267, hier: S. 247 ff.; ders., Die Mainlande um Aschaffenburg im frühen Mittelalter, in: Aschaffenburger Jb. Bd. 4 (1957) S. 107-128; H. Werle, Die Machtstellung des Saarbrücker Grafenhauses im 12. Jahrhundert, in: Saarbrücker Hefte Bd. 5 (1957) S. 38-46; ders., Hausmachtpolitik S. 246 f., 270 ff.; B. Witte, Herrschaft und Land im Rheingau (Mainzer Abhandlungen zur mittleren und neuerenGeschichte Bd. 3 - Meisenheim/Glan 1959), bes. S. 19 ff. 7 Bibliotheca rerum Germanicarum, hg. von Ph. Jaffe, Bde. I-VI (Berlin 1864-1873), hier: V S. 321 f. 8 Außer den in Anm. 2 genannten Arbeiten sind für das Reichsland am Untermain zu nennen: Böhmer, Die Reichslandvögte in der Wetterau, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertbumskunde Bd. I (1835/37) S. 337350; F. Uhlhorn, Grundzüge der Wetterauer Territorialgeschichte (Friedberg i. H. 1927); K. Glöckner, Das Reichsgut im Rhein-Main-Gebiet, in: Arch. für hessische Geschichte und Altertbumskunde NF Bd. 18 (1931) S. 195-216; A. Waas, Das Kernland des alten deutschen Reiches an Main und Rhein, in : DA Bd. 7 (1944) S. 1-47; ders., Herrschaft und Staat S. 227 ff.; F. Schwind, Die "Grafschaft" Bornheimer Berg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 14 (1964) S. 1-21; K. Bosl, Frankfurt, die Franken und das Reich, in: Zwischen Frankfurt und Prag, hg. von Collegium Carolinum (München 1963) S. 7-24; M. Fischer, Die Pfalz Frankfurt in karolingischer Zeit, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S. 2136; W. Schlesinger, Die Pfalzen im Rhein-Main-Gebiet, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht Bd. 16 (1965) S. 487-504 ; H. Wolf, Die Pfalz Trebur, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S. 142-153; H. Kratz, Die politische Erfassung und Struktur des Vogelsberggebietes im 12. Jahrhundert, in : Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 16 (1966) S . 35-70, hier: bes. S. 36 ff., 60 ff.; eine zusammenfassende Darstellung bietet Kropat, Wetterau. 8 H. Loersch, Der Ingelheimer Oberhof (Bonn 1885); G. Bernhard, Die beiden Ingelheim und ihre Umgebung (Rhein-Mainische Forschungen Bd. 15, FrankfurtjMain 1936); P. Classen, Die Geschichte der Königspfalz Ingelheim bis zur Verpfändung an Kurpfalz 1375, in: Ingelheim am Rhein, Forschungen und Studien zur Geschichte Ingelheims, hg. von J. Autenrieth (Stuttgart 1964), S. 87-146; ders., Die Pfalz Ingelheim, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S. 176-182; H. Schmitz, Die Pfalz Ingelheim, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S . 154-175; H. Büttner, Das Nahegebiet im Früh- und Hochmittelalter, in: Mitteilungen zur Landesgeschichte und Volkskunde in den Regie-

1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

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meist um kleinere Ansammlungen oder nur um Streugut; dies gilt nicht nur für den althessischen Raum, der ja ebenfalls dem westlichen Franken zuzurechnen ist10, sondern ebenso für das Elsaß11 • Im ö s t l i c h e n F r a n k e n und im Herzogtum B a y e r n hat der königliche Grundbesitz bis zum Beginn des 12. Jahrhunderts eine recht unterschiedliche Entwicklung durchgemacht. In Bayern 12 war das alte agilolfingische Herzogs- und spätere Reichsgut durch das Emporblühen mächtiger Adelsgeschlechter weitgehend ausgezehrt und bis auf kümmerliche Reste seines einstigen Umfanges rungsbezirken Trier und Koblenz Bd. 4 (1959) S. 67-81; ders., Die Anfänge der Stadt Kreuznach und die Grafen von Sponheim, in: ZGO NF Bd. 61 (1952) S. 433-444; W. Vogt, Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Kreuznach und der benachbarten Territorien im frühen und hohen Mittelalter (Phil. Diss. Mainz 1955). 19 K. A. Kroeschetl, Zur älteren Geschichte des Reichsklosters Hilwartshausen und des Reichsgutes an der oberen Weser, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 29 (1957) S. 1-23; ders., Hessen und der Kaufunger Wald im Hochmittelalter, Studien zur hessischen Rechtsgeschichte (Masch. Diss. Göttingen 1953), S. 33 ff.; W. Metz, Studien zur Grafschaftsverfassung Althessens im Mittelalter, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 71 (1954) S. 168-208, hier: S. 201 ff.; C. Cramer, Neue Thesen zur althessischen Verfassungsgeschichte, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 8 (1958) S. 246~292, hier bes. S. 264 ff., 270 ff.; M. Eisenträger und E. Krug, Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft (Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau Bd. 10, Marburg 1935), hier: S. 58 f.; H.-P. Lachmann, Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte des Burgwaldes im Mittelalter (Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde, 31. Stück, Marburg 1967). 11 Zum Reichsgut im Elsaß: A. Meister, Die Hohenstaufen im Elsaß, mit besonderer Berücksichtigung des Reichsbesitzes und des Familienbesitzes derselben im Elsaß 1079-1155 (Phi!. Diss. Straßburg 1890); H.-W. Klewitz, Geschichte der Ministerialität im Elsaß bis zum Ende des Interregnums (Frankfurt/Main 1929); H. Fein, Die staufischen Städtegründungen im Elsaß (Frankfurt/Main 1939); Heuermann, Hausmachtpolitik S. 55 f.; Eggers, Grundbesitz S. 20 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 190 ff.; Votlmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 33 f.; Frey, Reichsgut S. 179 ff.; Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 72 f. - "Komplexe" von Reichsgut (so Meister a.a.O. S. 23) dürfte es vor der Neuorganisation nach 1138 kaum mehr gegeben haben. Fein (a.a.O. S. 88 f.) spricht mit größerer Berechtigung von "Streugut", Dietrich (a.a.O. S. 72 f.) von "punkthafter Verteilung des Reichsgutes". 12 Zum Reichsgut in Bayern vgl.: Eggers, Grundbesitz S. 24 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 455 ff., 468 ff., mit weiterer Literatur in Anm. 5 S. 60; Votlmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 304 ff.; aus neuererZeitvor allem auch: E. Hamm (geborene Hoersch), Herzogs- und Königsgut, Gau und Grafschaft im frühmittelalterlichen Bayern (Masch. Diss. München 1949); H. Dachs, Römerkastelle und frühmittelalterliches Herzogs- und Königsgut an der Donau, in: Aus Bayerns Frühzeit, Festschrift F. Wagner zum 75. Geburtstag (München 1962), jetzt auch in: Zur Geschichte der Bayern, hg. von K. Bosl (Wege der Forschung Bd. LX, Darmstadt 1965), S. 44-84 (hiernach wird zitiert); K. Bosl, Pfalzen, Klöster und Forste in Bayern, Zur Organisation von Herzogs- und Königsgut in Bayern, in: VHO Bd. 106 (1966) S. 43-62.- Zum staufischen Besitz im bayerisch-schwäbischen Raum vgl.: Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. von W. Zorn (Veröffentlichungen der schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte, Augsburg 1950), hier: Karte S. 18 f.

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1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

zusammengeschmolzen. Und selbst die zielstrebige Politik der Staufer konnte nicht verhindern, daß das Reichsgut im 13. Jahrhundert fast vollständig der Hand des Königs entglitt. Wie stark schon im 12. Jahrhundert die Entfremdung fortgeschritten war, zeigt die Tatsache, daß die Staufer sich in den bayerischen Kernlanden nur in wenigen Bereichen festsetzen konnten, nämlich im Gebiet um Ranshofen/Braunau, im Bereich um Neuburg (an der Donau) und Regensburg und schließlich in den Marken Cham und Nahburg im Norden. Am Ausgang der Salierzeit war die Lage gewiß nicht wesentlich anders; sie war eher ungünstiger für eine Neubelebung der königlichen Rechte, denn die letzten salischen Kaiser hatten wenig Interesse für das bayerische Reichsgut aufgebracht. Überdies war schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts jenes Geschlecht als starker Widerpart königlicher Macht aufgetreten, das dann unter der Herrschaft Lothars zu einer übermächtigen Position aufsteigen sollte: das Herzogshaus der Welfen. Ganz anders liegen die Dinge beim Tode Heinrichs V. im östlichen Franken13• In den Mainlanden hatte sich entsprechend der Königslandschaft am Rhein ein Kraftzentrum des salischen Königtums herausgebildet. Zu den beiden Reichsbistümern Würzburg und Bamberg und gleichsam als Gegengewicht zu ihnen war um Nürnberg ein drittes Zentrum königlicher Macht entstanden. Die Salier hatten diese Besitzungen des Reiches im Grenzbereich zum bayerischen Nordgau neu organisiert. Auf dieser Grundlage konnten die Staufer aufbauen und durch Zusammenfassung und Neuerwerbung zu einem Königsterritorium ausbauen. Neben Nürnberg selbst sollten dann noch Altdorf und Schwabach, Weißenburg und Neumarkt als Kernpunkte erwachsen, wenn sie auch den Rang der Reichsstadt an der Pegnitz nicht erreichen konnten14• Von dem ehemals umfänglichen Reichsgut der Ottonen im sä c hs i s c h - t h ü r in g i s c h e n R a um haben sich infolge der Kämpfe in der salischen Epoche nur in drei Gebieten nennenswerte Besitzungen der Krone bis in die staufisehe Zeit hinein erhalten: im Umland von 13 Zum Reichsgut in Ostfranken und im bayerischen Nordgau vgl.: Bost, Reichsministerialität S. 385 ff.; VoHmer, Reichs- und Territorialpolitik 8.176 ff., 192 ff., 281 ff.; H. Weigel, Epochen der Geschichte Frankens, in: Mainfränkisches Jb. Bd. 5 (1953) S. 1-30; E. Frhr. von Guttenberg, Die Territorienbildung am Obermain (79. Bericht des Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg, Bamberg 1926), S. 114 f., 164, 186, 441 f., bes. S. 6 (Königsfeld); B. Schmeidter, Franken und das deutsche Reich im Mittelalter (Erlanger Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte Bd. 7, Erlangen 1930), passim. - Zur Geschichte der Königsfreien in Mainfranken vgl. etwa: Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 74. 14 Daß es sich hierbei nicht um eine vollzählige Aufstellung des Reichsgutes handeln kann, ergibt sich aus den Feststellungen von Cuttenbergs (Territorienbildung S. 6) über die Reste alten Königsgutes im Frankenwald und die verstreut auftretenden Königshufen im Obermaingebiet.

1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

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Goslar, im Helmetal zwischen Südharz und Hainleite und im Bereich von Mühlhausen und an der oberen Unstrutt 5 • Das Reichsgut um den Harz behielt bis in das 13. Jahrhundert hinein seine zentrale Bedeutung, obgleich dem Königtum nach den zahlreichen Schenkungen der ottonischen und salischen Herrscher außer den Forstbezirken im Harz und in Thüringen nurmehr im Goslarer Bereich und in Nordthüringen unmittelbares Reichsgut in größerem Umfange erhalten war. Die Besitzungen am Nordwestharz hatten die Salier in der Reichsvogtei Goslar zusammengefaßtt6 • Heinrich IV. umschrieb diese Gerechtsame im Jahre 1086, als er sich bei der Schenkung des Hofes Werla an den Hildesheimer Bischof Goslar mit den kirchlichen Besitzungen, unter ihnen das Domstift, die "specialis imperii capella" 17, de "silva que dicitur Harz cum forestali iure" und seine "clientes" ... "cum bonis eorum" vorbehielt1 8 • In der Zeit bis 1125 hatte der königliche Besitz 15 Zum Reichsgut im sächsisch-thüringischen Raum vgl. außer den in den folgenden Anmerkungen genannten Darstellungen: Eggers, Grundbesitz S. 36 ff.; BosZ, Reichsministerialität S. 482 ff., 546 ff.; VoZZmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 311 ff.; Frey, Reichsgut S. 305 ff.; H. Patze, Kaiser Friedrich Barbarossa und (ler Osten, in: Jb. für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Bd. 11 (1962) S. 13-74; W. Metz, Betrachtungen zur Pfalzenforschung, in: HJ Bd. 87 (1967) S. 91-102. 16 Aus der vielfältigen Literatur zur Geschichte des GosZarer Reichsgutes seien hervorgehoben: G. Bode, Einleitung zu: Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen, I. Teil (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen Bd. 29, Halle 1893 - künftig: UB Goslar); C. Borchers, Villa und Civitas Goslar, in: Z. des historischen Vereins für Niedersachsen 84. Jg. (1919) S. 1-102; K. FröZich, Die Verfassungsentwicklung von Goslar im Mittelalter, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 47 (1927) S. 287-486; ders., Zur Geschichte des Königsgutes im nördlichen Harzgebiet, insbesondere in den Pfalzen Goslar und Werla, in : Forschungen und Fortschritte Jg. 16 (1940) S. 354-355; E. Rothe, Goslar als salische "Residenz" (Phil. Diss. Berlin 1940); Niese, Reichsgut S. 183 ff.; Krabusch, Königsgut S. 261; BosZ, Reichsministerialität S. 13 f., 82 f., 86, 187 f., 573 ff.; zuletzt: K. Jordan, Goslar und das Reich im 12. Jahrhundert, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 35 (1963) S. 49-77; W. Berges, Zur Geschichte des Werla-Goslarer Reichsbezirkes vom neunten bis elften Jahrhundert, in: Deutsche Königspfalzen I S. 113-157; H. J. Rieckenberg, Zur Geschichte der Pfalz Werla nach der schriftlichen Überlieferung, in: Deutsche Königspfalzen II S. 174-209; S. Krüger, Einige Bemerkungen zur Werla-Forschung, in: Deutsche Königspfalzen II S. 210264; weitere, insbesonder e ältere Literatur bietet die Zusammenstellung von W. Grosse in : ZHa rzV Bd. 68 (1935) S. 86-92. 17 UB Goslar I nr. 445 (1225) S. 447 f.; zum Domstift S. Sirnon und Juda vgl. besonders Rothe, Goslar S. 36 ff., und Bode, Einleitung S. 63 ff. - Über das Vordringen Hildesheims in den Goslarer Raum, die enge kirchliche Verflechtung der Goslarer Kirchen mit dem Bistum, insbesondere die Verbindung des Archidiakonates von Goslar mit dem Amt des Hildesheimer Dompropstes, vgl. jetzt: Heinemann, Bistum Hildesheim, bes. S. 38 f., 53 ff., 68 f., 85, 106 ff.,

115 f!.

18 MGH D H IV. nr . 378 (1086) S. 504; UB Goslar I nr. 142 S. 189; Urkundenbuch des Hochstiftes Hildesheim und seiner Bischöfe, I. Teil, hg. von K. Janicke (Publicationen aus den Kgl. Preußischen Staatsarchiven Bd. 65, Leipzig 1896- künftig: UB Hochstift Hildesheim I), hier: nr. 148 S. 141. -Dazu vgl.

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1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

zwar weitere, zum Teil recht erhebliche Einbußen erlitten19, doch waren alle drei Elemente: Stadt, Harzforst und "clientes" beim Regierungsantritt Lothars III. noch vorhanden. In Goslar selbst, dem "clarissimum illud regni domicilium" 20, das bis zum Ende der Salierzeit zu einer ansehnlichen Siedlung erstarkt war21, war der Reichsbesitz allerdings größtenteils an die Reichsstifter übergegangen22 ; der Pfalzbezirk auf dem Liebfrauenberg blieb jedoch als Mittelpunkt des Reichslandes erhalten, dessen Grenzen die späteren Reichsministerialenburgen Wolfshagen, Steinberg, Wildenstein, Harzburg und Ahlsburg umschließen und in etwa mit dem Dreieck Wernigerode, Zellerfeld und Langeisheim zusammenfallen23. Einen wesentlichen Bestandteil der Goslarer Vogtei bildeten schließlich die Besitzungen der "clientes", die zu jener Vielzahl von Personen gehörten, denen in einer nur schwer überschaubaren Gliederung die Wahrung des Reichsinteresses anvertraut war24• Im südlichen und südöstlichen Vorland des Harzes war dem Königtum unmittelbarer Besitz in weit größerer Ausdehnung verblieben25 • vor allem W. Grosse, Das Schicksal des Werlaer Reichsgutes, in: ZHarzV Bd. 73 (1940) S. 16-31, hier: S . 17 f.; Jordan, Goslar S. 54 ff.; auch unten S. 171 ff. - Schon 1064 hatte Heinrich IV. bei einer Schenkung an Hildesheim Forstgebiete im Bereich der Sudburg (bei Goslar) von der Übereignung ausgenommen; MGH D H IV. nr.132 S. 172 f.; UB Goslar I nr. 93 S . 161 ff.; UB Hochstift Hildesheim I nr. 107 S. 105. 19 Die wichtigste Vergabung vor 1125 ist die übertragung des Reichsstiftes St. Geergenberg mit d er Grafschaft im Harzgau und Teilen des Waldes Al an Hildesheim; UB Goslar I nr. 171 (1108) S. 194; Stumpf nr. 3025.- Im übrigen vgl. Berges, Geschichte S. 133. 20 Lamperti monachi Hersfeldensis Annales, Lampert von Hersfeld, Annalen, hg. von 0. Holder-Egger und W. D. Fritz (Ausgewählte Quellen XIII, Darmstadt 1957), hier: a. 1071 S. 132. 21 Vgl. MGH D H IV. nr. 132 (1064) S. 172 f., D L III. nr. 61 ~1134) S. 96; UB Goslar I nr. 152 (1108) S. 195 f.; nr. 164 (1120) S . 200 f.; nr. 179 (1131) S. 214 f.; dazu Jordan, Goslar, passim. 22 Borchers, Villa S. 56 ff.; Berges, Geschichte S. 133.- Im 12. Jh. begegnen noch eine königliche Brücke und eine Mühle in Goslar, die sich im Besitz eines Ministerialen befindet; vgl. Die Urkunden Heinrichs des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern, bearb. von K. Jordan (MGH Laienfürstenund Dynastenurkunden der Kaiserzeit Bd. I, Leipzig 1941 - künftig: MGH Urk. HdL), hier: nr. 39 (1157/58) S. 55 f.; UB Goslar I nr. 324 (1188) S. 357 ff.; Stumpf nr. 4505. - Königliche Gefälle, die 1063 (MGH D H IV. nr. 117 S. 156; UB Goslar I nr. 91 S. 160 f.) und 1064 (MGH D H IV. nr. 132 S. 172 f. ; UB Goslar I nr. 93 S. 161 ff.) erwähnt werden, bestehen sicherlich noch im 12. Jh. 23 Berges, Geschichte S. 133 f. 24 K . Frölich, Die Besitz- und Herrschaftsverhältnisse in der Waldmark bei Goslar bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts, in: Festschrift für Adolf Zycha (Weimar 1941) S. 123-172, hier: S. 125; Berges, Geschichte 8.133, 146. 25 Zur Geschichte des Reichsgutes in Nordthüringen vgl. vor allem: P. Höfer, Die Frankenherrschaft in den Harzlandschaften, in : ZHarzV Bd. 40 (1907) S. 115-179, bes. 138 ff.; W. Grosse, Die Bedeutung des Harzraumes in der deutschen Kaiserzeit, in: Archiv für Landes- und Volkskunde von Niedersachsen Bd. 1940/41 S. 261-276; H. Eberhardt, Das Krongut im nördlichen Thüringen von den Karolingern bis zum Ausgang des Mittelalters, in: Z. des Vereins für thüringische Geschichte und Altertumskunde NF Bd. 37 (1943)

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Der Charakter der Landschaft vom Helmegau bis zu den im Osten der Goldenen Aue gelegenen Pfalzen Wallhausen, Tilleda und Allstedt wurde während des hohen Mittelalters entscheidend durch die königlichen Güter und Rechte bestimmt. Man hat sie mit vollem Recht als "Krongutlandschaft"26 und "Kernland des Reiches" 27 bezeichnet. Außerhalb des Harzes und seines Vorlandes28 war im 12. Jahrhundert nur noch um Mühlhausen und an der oberen Unstrut Reichsgut von einiger Bedeutung vorhanden29 • In den übrigen Teilen Sachsens gab es nur noch vereinzelt königlichen Besitz30• In Ostsachsen, im Raum zwischen Harz, Ohre, Elbe und Saale hatten die geistlichen Institute, die Markgrafen und Grafen Besitzungen und Rechte des Reiches bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts fast restlos aufgesaugt31• Die beherrschende S. 30-96; ders., Die Anfänge des Territorialfürstentums in Nordthüringen, nebst Beiträgen zur Geschichte des nordthüringischen Reichsgutes (Beiträge zur mittelalterlichen und neueren Geschichte Bd. 2, Jena 1932); ders., Landgericht und Krongut im nördlichen Thüringen, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd. 95 (1959) S. 67-108; H. Silberborth, Geschichte des Helmegaus (Nordhausen 1940); Bosl, Reichsministerialität S. 554 ff.; Mascher, Reichsgut S. 5 ff. mit weiterer Literatur S.1 Anm. 2; A. Timm, Krongutpolitik der Salierzeit am Südostharz, in: Harzzeitschrift Bd. 10 (1.958) S. 1-15. - Zur Geschichte der Königsfreien in Nordthüringen vgl. insbesondere Baaken, Königtum, passim; auch Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 74. 26 Mascher, Reichsgut S. 2, 16. 27 Eberhardt, Krongut S. 54. 28 Zum Harzforst selbst Mascher, Reichsgut S. 8 f.; auch Höfer, Frankenherrschaft S. 161 ff. - Helmegau und Goslarer Bereich sind natürlich nicht die einzigen Landschaften am Harz, in denen Reichsgut nachweisbar ist (vgl. etwa Krabusch, Königsgut S. 294; Mascher, Reichsgut S. 8 f., zum südwestlichen Vorland mit dem Königshof Pöhlde), doch dürfte es sich in den übrigen Gebieten nur um Streubesitz handeln, der in diesem Überblick nicht erfaßt werden kann. Zu Pöhlde, das im Tafelgüterverzeichnis genannt ist (MGH Const. I nr. 440 S. 647), vgl. auch H . Dannenbauer, Das Verzeichnis der Tafelgüter des römischen Königs, Ein Stück vom Testament Kaiser Friedrichs I., in: Z. für württembergische Landesgeschichte Bd. 12 (1953) S. 1-72, auch in: Ders., Grundlagen S. 354-431, hier: S. 408 ff. (hiernach wird zitiert); M. Claus, Die Burganlage "Kaiser Heinrichs Vogelherd" bei Pöhlde, Kreis Osterode, Harz, in: Deutsche Königspfalzen II S. 265-272. 29 Krabusch, Königsgut S. 285; Bosl, Reichsministerialität S. 564 ff., 573, 775; E. Kettner, Geschichte der Reichsstadt Mühlhausen i. Thür. im Mittelalter, in: Mühlhäuser Geschichtsblätter Bd. 16/17 (1917) S. 1-92. 30 Hömberg, Westfalen S. 13 ff., bes. 18, 28 mit Anm. 98 (S. 110). Der geringe Reichsbesitz, der sich im westfälischen Gebiet westlich des Teutoburger Waldes noch erhalten hatte, wird unten im Zusammenhang mit dem niederrheinischen Krongut behandelt. Dies ist nicht zuletzt deshalb gerechtfertigt, weil Westfalen nur in loser Verbindung mit dem übrigen sächsischen Stammesgebiet stand und die stärkere Einbeziehung in den Machtbereich des sächsischen Herzogs, die erst Lotbar begründet hatte, nicht von langer Dauer war (Hömberg, Westfalen S. 22 ff., bes. S. 31 f.). Die Westgrenze des Herzogtums Sachsen wurde im 12. Jahrhundert vom Teutoburger Wald gebildet (ebenda S. 46 f.). - Zum Reichsgut an der oberen Weser zuletzt: Kroeschell, Hilwartshausen, passim. 31 G. Heinrich, Die Grafen von Arnstein (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 21, Köln-Graz 1961), S. 299, 301, 327 mit Anm. 1572 ; Schulze, Adelsher rschaft S. 9 ff., 98 f., hier bes. S. 95.

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Stellung des Krongutes war hier schon viel früher verlorengegangen. Noch zur Zeit Heinrichs IV. hatte man dieses Gebiet in die "coquina imperatoris" einbezogen32 ; aber schon nach den Sachsenkriegen der Salier war der königliche Besitz so geschwächt, daß er keine Grundlage mehr für eine systematisch betriebene Politik abgeben konnte33• Reichsministerialen sind weder im Magdeburger Raum nachweisbar, noch lassen sie sich im übrigen Ostsachsen ermitteln34 • Lediglich in den Marken, wo die beherrschende Position der ottonischen und frühsalischen Könige vornehmlich in der Herrschaft über eine Burgenkette von Magdeburg bis Tangermünde ihren Ausdruck gefunden hatte35, standen dem Reich wohl noch einzelne Rechte zu. Auch blieb der prinzipielle Reichsgutcharakter der Marken, die der unmittelbaren Herrschaft des Königs durch Schenkungen an geistliche und weltliche Herren fast vollständig entzogen worden waren, bis zum 13. Jahrhundert erhalten36• Auch im Gebiet östlich der Saale war das Reichsgut durch Vergabungen an Bistümer, Klöster und Laienfürsten stark dezimiert worden37 • Zuletzt hatte Heinrich IV. Krongut in erheblichem Umfange an den Böhmenkönig übertragen, von dem es dann an Wiprecht von Groitzsch gefallen war38• Der unmittelbare königliche Besitz war demnach nicht mehr sehr erheblich. Nur noch vereinzelt, so im Umland von Altenburg39, im Bereich von Rochlitz 40 und verschiedentlich auch im Saalegebiet, wie zum Bei32 Casus monasterii Petrishusensis, hg. von 0 . Abel und L. Weiland, in: MGH SS. XX (Hannover 1868) S. 621-683, hier: II c. 31, S. 645 f. 33 Heinrich, Grafen von Arnstein, S. 327 Anm. 1572. u Heinrich, Grafen von Arnstein, S. 327 und 298 Anm. 1361; Schulze, Adelsherrschaft S. 98 f. 35 Schulze, Adelsherrschaft S. 185 ff., 206; Heinrich, Grafen von Arnstein S. 299; J. Schultze, Nordmark und Altmark, in: Jb. für die Geschichte Mittelund Ostdeutschlands Bd. 6 (1957) S. 77-106, hier: S. 80 ff. 311 Schulze, Adelsherrschaft S. 193 ff. mit Belegen. 87 W. Schlesinger, Zur Gerichtsverfassung des Markengebietes östlich der Saale im Zeitalter der deutschen Ostsiedlung, in: Jb. für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Bd. 2 (1953) S. 1-94, auch in: Ders., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters (Göttingen 1961) S. 48-132 (hiernach wird zitiert), hier: S. 60 f., 63 ff.; H. Helbig, Der wettinische Ständestaat, Untersuchungen zur Geschichte des Städtewesens und der landständischen Verfassung in Mitteldeutschland bis 1485 (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 4, München und Köln 1955), hier: S. 210; zur älteren Literatur vgl. W. Schlesinger, Egerland, Vogtland, Pleißenland, Zur Geschichte des Reichsgutes im mitteldeutschen Osten, in: Forschungen zur Geschichte Sachsens und Böhmens, hg. von R. Kötzschke (Dresden 1937) S. 6191, auch in: Schlesinger, Mitteldeutsche Beiträge S. 188- 211 (hiernach wird zitiert), hier: S. 188 ff. 38 W. Schlesinger, Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg (Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches im Mittelalter und Neuzeit Bd. IX Heft 1, Münster-Köln 1954), hier: S. 15. 39 Helbig, Ständestaat, S. 210; vgl. auch unten S. 174 f. 4° Chronicon Montis Sereni, hg. von E. Ehrenjeuchter, in: MGH SS XXIII (Hannover 1874): S. 130-226, hier: S. 145 ("provincia Rochelez"); dazu W. Hoppe, Markgraf Konrad von Meißen, der Reichsfürst und der Gründer des wettinischen Staates, in: Neues Archiv f. sächsische Geschichte und Alter-

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spiel im Burgward Treben4 1, war noch ausgedehnteres Reichsland vorhanden. Den wichtigsten Teil königlichen Besitzes bildeten jedoch die der Rodung harrenden mächtigen Wälder jenseits der Saale. Als Beispiel sei der Zeitzer Wald genannt, der in einer (wohl verfälschten) Urkunde Konrads III. 42 für das Bistum Naumburg-Zeitz erwähnt wird als "silva magna que Vorst nuncupatur". Die Waldgebiete im Osten der Saale, deren größtes die "Miriquido" genannte Wildnis des Erzgebirges war43, bildeten die Grundlage für den späteren Aufbau reichsunmittelbarer Herrschaften. Auf den hier gewonnenen Siedlungsräumen erwuchsen die Reichsterritorien der Stauferzeit, Vogt- und Pleißenland. Die Landschaften an N i e d e r r h e i n u n d M o s e l sind im Laufe des 11. und 12. Jahrhunderts mehr und mehr aus dem Ganzen des Reiches hinausgewachsen. Die drei großen Erzbistümer Mainz, Köln und Trier waren zusammen mit den weltlichen Dynasten im Auf- und Ausbau ihrer Hochstifte und Territorien schon weit fortgeschritten, so daß für den Aufbau von Königsterritorien im größeren Stil kein Raum mehr blieb. Während die staufischen Herrscher in anderen Teilen Deutschlands die Macht der Krone durch die Errichtung starker Reichsländer neu begründen konnten, fehlte ihnen im Westen des Reiches die wichtigste Voraussetzung hierfür: es gab im 12. Jahrhundert am Niederrhein und in Westfalen keinen ausbaufähigen Reichsbesitz mehr44 • Bis tumskunde Bd. 40 (1919) S. 1-51, hier: S. 23; Schlesinger, Chemnitz S.178;

ders., Gerichtsverfassung S. 69.

41 MGH D H IV. nr. 80 (1062) S. 104; Codex diplomaticus Anhaltinus, hg. von 0. von Reinemann Bd. I , 1 u. 2 (Dessau 1867-1873), hier: I, 2 nr. 17 S. 14 f. - Zur Bedeutung der edelfreien Lehensträger für die salische Reichsgutpolitik im Raum zwischen Saale und Mulde vgl. Helbig, Ständestaat s. 142 ff. 42 Regesta diplomatica necnon historiae Thuringiae, bearb. und hg. von 0. Dobenecker Bde. I-IV (Jena 1896 ff.- künftig: Reg. Thur.), hier: I nr. 1359 S. 284 (mit Anm.); Stumpf nr. 3380 (1138); Urkundenbuch des Hochstifts Naumburg, Teil 1 (967-1207), bearb. von F. Rosenfeld (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt, Neue Reihe Bd. 1, Magdeburg 1925 -künftig: UB Naumburg 1), hier: nr.143 S. 123 f.; dazu auch Helbig, Ständestaat, S. 172. - Ein anderes Waldgebiet im Pleißengau wird in UB Naumburg I nr. 158 S. 139 f. ("regalis silva Blisinensis") erwähnt; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 174, 495. 43 MGH D 0 II. nr. 90 (974) S. 104 f.; Thietmari Merseburgensis episcopi Chronicon. Thietmar von lVIerseburg, Chronik, hg. von R. Holtzmann und W. Trillmich (Ausgewählte Quellen IX, Darmstadt 1957), hier: VI, 10 S. 252. 44 Zum Reichsgut vgl. Eggers, Grundbesitz S. 16 ff., 34; Bosl, Reichsministerialität S. 316 ff.; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 257 ff.; W. Reese, Die Niederlande und das Deutsche Reich, I. Bd. (2. Aufl. Berlin 1942), S. 152 ff., 175 ff.; Rotthoff, Studien, passim; H. Wieruszowski, Reichsbesitz und Reichsrechte im Rheinland (500-1300), in: Banner Jbb. H. 131 (1926) S. 114-153; K. Wefelscheid, Pfalz und Reichsburg am Niederrhein, in: Ann. des Historischen Vereins für den Niederrhein Bd. 140 (1942) S. 1-20; A. K. Hömberg, Probleme der Reichsgutsforschung in Westfalen, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd. 96 (1960) S. 1-21; ders., Kirchliche und weltliche Landesorganisation (Pfarrsystem und Gerichtsverfassung) in den Urpfarrgebieten

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in die staufisehe Zeit hinein blieben zwar die alten karolingischen Pfalzen Kaiserswerth, Nimwegen und vor allem Aachen als die wichtigsten "königlichen Repräsentationszentren" erhalten; das um sie gruppierte Reichsgut gewährte dem Königtum noch ansehnliche Stützpunkte. Im übrigen war der Reichsbesitz aber stark zusammengeschmolzen. Er bestand im wesentlichen aus befestigten Anlagen ohne umfangreiches Hinterland. Diese Burgen hatten ihrem vorwiegend militärischen Charakter entsprechend die großen Verkehrslinien zu sichern. Die bedeutendste dieser Verbindungen war die Heerstraße von Frankfurt nach Aachen, an der eine Reihe mit Ministerialen besetzter Burgen lag, wie Oberwesel/Schönberg, Boppard, Sinzig, Hammerstein und auch Kerpen an der Erft45. Rechts des Rheines, im Gebiet zwischen Ruhr und Lippe, erhielt sich längs des Hellweges, der alten Königsstraße, noch vereinzelt Reichsgut, wie der im 14. Jahrhundert nachweisbare Besitz der "freien Reichsleute" zeigt. Im übrigen besaßen im Westfalen des 12. und 13. Jahrhunderts nur noch der alte Karolingerbesitz Dortmund und die umliegenden Königshöfe Westhofen, Brakel und Elmenhorst einige Bedeutung46. Die wenigen Streubesitzungen, die dem Königtum im Sauerland verblieben waren, spielten praktisch keine Rolle mehr. In den nordwestlichen Randgebieten des Reiches war der königliche Besitz so gering geworden, daß Friedrich I. sich "in einer Politik weiser Beschränkung und möglichst straffer Konzentration der Kräfte vom niedersten Rhein zurückzog" 47 und auch das wenige jenseits der Maas gelegene Reichsgut aufgab, indem er es an das Bistum Lüttich verpfändete48. Er zog damit den Schlußstrich unter eine Entwicklung, die im 11. Jahrhundert eingesetzt und während der Minderjährigkeit Heinrichs IV. und des südlichen Westfalen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens XXII, Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung Bd. 10, Münster 1965) S. 84-96, bes. 86, 91 ff.; H . Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes (Veröffentlichungen der historischen Kommission für Nassau XII, Wiesbaden 1958) S. 53 ff. (Nieder- und Oberlahngau, Engersgau, Auelgau). Geschichtlicher Handatlas der Deutschen Länder am Rhein, Mittelund Niederrhein, bearb. von J. Niessen (Veröffentlichungen des Institutes für geschichtliche Landeskunde an der Universität Bann, Köln und Lörrach 1950), hier: Blatt 14 und 15. - Zu den Reichsgutsresten in Oberlothringen vgl. Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 95 ff., auch S. 76 Anm. 59. 45 Bosl, Reichsministerialität S. 317 ff. 48 Ebenda, S. 343 ff.; Krabusch, Königsgut S. 246; A. Meininghaus, Die Grafen von Dortmund (Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Heft XXIV, 1915), S. 1 ff., 13 ff., 69; Niese, Reichsgut S. 19·5 ff.; Frey, Reichsgut S. 225. - Boppard, Hammerstein und Dortmund werden 1074 und 1112 unter den "loca regiae potestati assignata", 1184 unter den "locis imperio pertinentibus" genannt; Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt (Codex dipl. Moenofrancofurtanus) Bd. I, hg. von J. F. Böhmer, neu bearb. von F. Lau (Frankfurt am Main 1901), hier: nr. 17, 18, 27 S. 11 f., 14. 47 Bosl, Reichsministerialität S. 342. 48 Stumpf nr.4557 (1174/76); im übrigen vgl. Reese, Niederlande S.177; Rotthoff, Reichsgut S. 160. - Zum Ganzen auch Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 267 ff.

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in den Wirren des Investiturstreites große Fortschritte gemacht hatte. Fortan verblieben der Krone neben den Burgen und Gütern an Mosel und Rhein im wesentlichen nur im Aachener Raume und im Dreieck Nimwegen, Kaiserswerthund Dortmund unmittelbarer Besitz. Der Bestand des Reichsgutes am Ende der Salierzeit ist in etwa zu erfassen, wenn man die Veränderungen unter staufiseher Herrschaft berücksichtigt. Im Norden und Westen Niederlothringens lagen die wenig bedeutsamen Königsgüter, die Friedrich I. später aufgab. Die staufischen Besitzungen im Moselraum kamen erst unter Konrad III. in die Hand des Königs49 • Auch der Fiskus Oberwesel gelangte erst nach der Jahrhundertmitte wieder an das Reich zurück50. Im übrigen dürfte im 12. Jahrhundert der salische Reichsbesitz dem staufischen entsprochen haben. In den Auseinandersetzungen Heinrichs V. mit der von Erzbischof Friedrich von Köln angeführten niederrheinischen Opposition war er stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Andernach, Sinzig, Lüdenscheid und andere königliche Besitzungen waren 1114/5 zerstört worden51. 1122 hatte der Erzbischof die kaiserliche Burg Kerpen (an der Erft) erobert52. Auch Dortmund war zweimal in Flammen aufgegangen53. Der sächsische Herzog hatte 1123 die königliche Stadt Deventer und ihre Befestigungen angegriffen54. Durch diese jahrelangen Kämpfe wurde der Wiederaufbau der salischen Macht und damit auch des Reichsgutes im Niederrheingebiet 49 Im Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preußischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, hg. von H. Beyer, Bde. I-III (Coblenz 186ü-1874 - künftig: Mittelrhein. UB), hier: I nr. 532 (1144) S. 590 ff., heißt es u. a.: " ... quod defuncto ... Wilhelmo palatino comite omnia sua allodia iustis modis in regni proprietatem iure devenerunt ... ". Aus einer Urkunde des Pfalzgrafen aus dem Jahre 1135 ergibt sich, daß zu diesen Besitzungen das Gebiet des späteren "Reiches" Kröv, die Burg Kochern und zahlreiche Ministerialenburgen der Umgebung (wie Daun, Ulmen, Kerpen bei Daun) gehören (Mittelrhein. UB I nr. 490 S. 546; vgl. auch nr. 469 (1130) S. 528; Cod. dipl. Anhalt. I b nr. 203 S. 160); zum Moselraum vgl. im übrigen: Bost, Reichsministerialität S. 333 ff.; Wieruszowski S. 137, 148 f.; Werte, Pfalzgrafschaft S. 138 f.; auch: F. Pauty, Das Reichsgut im Landkapitel Zell an der Mosel, in: Rheinische Vierteljahrsblätter Bd. 17 (1952) S. 138-150, passim. 5° F.-J. Heyen, Reichsgut im Rheinland, Die Geschichte des königlichen Fiskus Boppard (Rheinisches Archiv Bd. 40, Bonn 1956), hier: S. 40 f.; P. Richter, Die Stadt Oberwesel im Mittelalter, in: Z. des rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz Bd. 16 (1922) S. 7-32, hier: S. 8. 51 Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 298 ff., bes. S. 301, 327; Krabusch, Königsgut S. 125; auch: E. Wisptinghoff, Friedrich I., Erzbischof von Köln (Masch. Diss. Bonn 1951), hier: S. 24 ff. (Kämpfe nach 1114), 78 ff. (Territorialpolitik). - Zu Andernach und Sinzig vgl. unten S. 196 f. Anm. 59 und 60. 52 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 204. 53 Ebenda, VI S. 301, 327; Krabusch, Königsgut S. 125. 54 Rotthoff, Reichsgut S. 6'0 f.; Vogt, HerzogtumS. 163 (Regest nr. 66); Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 250 f.

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verhindert. Gegen den Widerstand der geistlichen und weltlichen Großen konnten die Bestrebungen, die um 1100 in der Errichtung der Reichsvogtei Aachen ihren Ausgang genommen hatten 55, nicht mehr durchgesetzt werden. Die Maßnahmen Heinrichs V., unter denen die Befestigung Dortmunds56, die Auszeichnung der getreuen Stadt Deventer57 und das Privileg für die Bürgerschaft von Utrecht58 besonders bezeichnend sind59, mußten Stückwerk bleiben. An eine Ausweitung des königlichen Besitzes war kaum zu denken. Die Reichsgutpolitik des letzten Saliers verfolgte am Niederrhein keine so weitgesteckten Ziele wie in Rheinfranken oder im Nürnberger Umland. Ihre wichtigste Aufgabe war es vielmehr, den überkommenen Bestand zu behaupten. Als 1125 Lothar im Reiche nachfolgte, schien er sich in einer besseren Ausgangsposition als sein Vorgänger zu befinden, da er als Herzog von Sachsen seinen Einfluß weit nach Westen ausgedehnt hatte. Hierauf soll später noch ausführlicher eingegangen werden6°. Das auf die fränkische Eroberung zurückgehende Reichsgut im w ä b i s c h - a Ze m a n n i s c h e n Raum61 war der Krone bis zum

sch

55 Bosl, Reichsministerialität S. 104; H. Schiffers, Aachengau, Pfalzgut und Aachener Reich (Aachen 1922), S. 19; zu Aachen vgl. im übrigen unten S. 160 und bes. Anm. 37. 56 Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 305. 51 Stumpf nr. 3193 (1123); dazu Rotthoff, Reichsgut S. 60. 58 Stumpf nr. 3178 (1122) und nr. 3179 (1122): "in palatio imperatoris"; dazu vgl. Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 194 f.; Rotthoff, Reichsgut S. 134; Reese, Niederlande S. 130. 59 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Nachricht der Ann. Rodenses, hg. von G. H. Pertz, in: MGH SS XVI (Hannover 1859), S. 688-723, hier: a. 1114 S. 698: "Eodem anno factum est bellum aput Andernacum inter imperatorem Heinricum et Fridericum Coloniensis aecclesiae archiepiscopum quia rex voluit terrae huic sempiternum imponere tributum". 60 Vgl. unten S. 148. 61 Über die ältere Literatur zum Reichsgut in diesem Gebiet vgl. K. S. Bader, Der deutsche Südwesten in seiner territorial-staatlichen Entwicklung (Stuttgart 1950) S. 21 Anm. 4. Die von Bader geforderte zusammenfassende Erörterung steht noch aus. Zuletzt haben sich eingehender mit Fragen des alemannischen Reichsgutes beschäftigt: Th. Mayer, Das schwäbische Herzogtum und der Hohentwiel, in: Ders., Mittelalterliche Studien S. 325-349; H. E. Feine, Die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben im Spätmittelalter, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 66 (1948) S.148-235; H. Büttner, Staufer und Welfen im politischen Kräftespiel zwischen Bodensee und Iller während des 12. Jahrhunderts, in: Z. für württembergische Landesgeschichte Bd. 20 (1961) S. 17-73, hier: S. 19 f.; K. Schmid, Königtum, Adel und Klöster zwischen Bodensee und Schwarzwald, in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, hg. von G. TelZenbach (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte Bd. IV- Freiburg i. Br. 1957), S. 225-334, hier: S. 230 ff.; B. Schmid, Forst und Forestis als Reichsgebiet, in: Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern Bd. 44 (1958) S. 589-602; H. Weis, Die Grafen von Lenzburg in ihren Beziehungen zum Reich und zur adeligen Umwelt (Masch. Diss. Freiburg i. Br. 1959), bes. S. 107 ff., 119 ff. - Zum Reichsgut im Elsaß vgl. oben Anm. 11; in Breisgau und Ortenau: H. Büttner, Franken und Alemannen in Breisgau und Ortenau, in: ZGO NF Bd. 52 (1939) S. 323-359; im Klettgau und Alpgau; H. Maurer, Das Land zwischen Schwarz-

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Beginn des 12. Jahrhunderts weitgehend entfremdet worden. Zumeist hatten ihn Kirche und Adel in ihre Gewalt gebracht; seit dem 10. Jahrhundert hatten indessen auch die Herzöge den königlichen Einfluß auf das Reichsgut zurückgedrängt 62 • Die Versuche Ottos III. und Heinrichs II., die Rechte der Krone zurückzugewinnen, waren nur zum Teil erfolgreich und hatten letzten Endes nur eine weitere Stärkung der Reichskirche bewirkt63 • Der Investiturstreit und die damit zusammenhängenden Verfassungskämpfe, die in Schwaben besonders verheerende und umwälzende Folgen hatten, taten ein übriges. Erst unter Heinrich V. bahnte sich eine neue Entwicklung an, als Herzog Friedrich II. im Zuge seines Reichsauftrages die königlichen Rechte im Elsaß neu zu festigen suchte. Da dieses Vorgehen sich jedoch nicht auf die übrigen Teile des schwäbisch-alemannischen Raumes64 erstreckte, nimmt das Elsaß eine gewisse Sonderstellung ein, die bereits oben im Zusammenhang mit der parallelen Entwicklung in Rheinfranken behandelt wurde6s. Im restlichen Schwaben blieb der Einfluß der Krone auf den alten Reichsbesitz bis zur Stauferzeit nahezu ohne Bedeutung. Dies kann, ohne eine Vollständigkeit der Angaben zu erstreben, an einigen Beispielen deutlich gemacht werden. Das ehemalige Reichsgut im Schussengau war in der welfischen Hausmacht aufgegangen, deren Hauptorte Weingarten und Ravensburg waren66 • In das Reichsgut in und um Zürich teilten sich wald und Randen im frühen und hohen Mittelalter (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte Bd. XVI, Freiburg i. Br. 1965), hier bes. S. 50 ff., 58 ff., 16'7 f.; auf der Baar: K. S. Bader, Zur politischen und rechtlichen Entwick:lung der Baar in vorfürstenbergischer Zeit (Freiburg i. Br. 1937), hier bes. S. 15 ff.; zum Problem der Königsfreien in Schwaben, die zum Teil auf altem fränkischem Reichsboden ansässig sind, vgl. K. Weller, Die freien Bauern in Schwaben, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 54 (1934) S. 178-226, hier bes. S. 195; H. Dannenbauer, Bevölkerung und Besiedlung Alemanniens in der fränkischen Zeit, in: Z. für württembergische Landesgeschichte Bd. 13 (1954) S.1237, jetzt auch in: Ders., Grundlagen S. 284-308 (hiernach wird zitiert), hier bes. S. 298 ff. 62 Th. Mayer, Herzogtum S. 330 ff.; H.-W. K~ewitz, Das alemannische Herzogtum bis zur staufiseben Epoche, in: Oberrheiner, Schwaben, Südalemannen, hg. von F. Maurer (Straßburg 1942) S. 79-110, hier: S. 104. 63 H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben (Forschungen zm oberrheinischen Landesgeschichte Bd. XIII, Freiburg i. Br. 1964), hier: S. 98 ff., 118 ff.; M. Hellmann, Der deutsche Südwesten in der Reichspolitik der Ottonen, in: Z. für württembergische Landesgeschichte Bd. 18 (1959) S. 193-216, hier: S. 211 f.; Schmid, KönigtumS. 230 ff. 64 Über die Dreiräumigkeit des Südwestens (Bodenseeraum, Oberrheingebiet, Baar-Neckar-Raum) vgl. Th. Mayer, Herzogtum S. 326 f.; auch Mittelalterliche Studien S. 488 f.; ders., Grundlagen und Grundfragen, in: Grundfragen der alemannischen Geschichte (Vorträge und Forschungen Bd. I, Konstanz 1955) S. 7-36, hier: S. 16. 65 Vgl. oben S. 32 ff. 66 T. Mayer, Grundlagen S. 26; J. F~eckenstein, Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland, in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, hg. von G. Tellen-

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1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

seit 1098 die Lenzburger und Zähringer67 • Auch das Königsgut um Rottweil, das im 11. oder 12. Jahrhundert ebenfalls zu einer Reichsvogtei zusammengeiaßt wurde, dürfte schon früh an die Zähringer gekommen sein, ·wenngleich zu beachten bleibt, daß im Jahre 1143 der herzogliche Pfalzgraf Hugo von Tübingen im Rottweiler Königshof urkundete68 • Das zu der alten Karolingerpfalz Neidingen gehörende Königsgut auf der Baar dürfte schon im Anfang des 12. Jahrhunderts dem zähringischen Machtbereich eingegliedert worden sein, jedenfalls war das Reichsgut auf der Baar dem Königtum lange vorher entfremdet69 • Die Reichsrechte in tnm standen seit dem Ende des 11. Jahrhunderts im Besitz der Staufer70• Die karolingischen Besitzungen am Bodensee bach (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte Bd. IV, Freiburg i. Br. 1957), S. 71-136, hier bes. S. 130 ff. - Zum welfischen Besitz, der ins-

besondere im Dreieck zwischen Bodensee, Donau und Iller lag, im Osten aber auch weit über den Lech hinausgriff, vgl. auch Büttner, Staufer und Welfen S. 19 ff., 24 ff.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 13, 47; Bosl, Reichsministerialität S. 412 ff.; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 32 ff.; Bader, Südwesten S. 42 ff.; F. Prinz, Bayerns Adel im Hochmittelalter, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 30 (1967) S. 53-117, hier: S. 61 ff. - Vgl. auch Historischer Atlas für Bayerisch-Schwaben S. 18 f. 87 In der Literatur besteht keine einheitliche Auffassung darüber, was unter der "Reichsvogtei Zürich" zu verstehen ist. Über die älteren Werke unterrichten: Niese, Reichsgut S. 72, 75, 182; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 23 ff.; zuletzt H. Büttner, Die Anfänge der Stadt Zürich, in: Schweizerische Zs. für Geschichte Bd. 1 (1951) S. 529-544, hier: S. 539 f.; Weis, Grafen von Lenzburg S. 107 ff. - Heuermann (a.a.O.) will in dem 1098 verliehenen "nobilissimum Sueviae oppidum" (Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I., I, 8 MGH SS rer. Germ. S. 24) nur den Marktort Z. mit den Einnahmen aus Markt, Münze und Zoll sehen. A. Largiader (Geschichte von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. I, Zürich 1945, S. 35) versteht unter den zähringischen Rechten die "Stadt und Umgebung samt einigen zugehörigen Gebieten wie Uri". Büttner (Anfänge S. 450 ff.) weist den Zähringern die Rechte in der wirtschaftlich und militärisch erstarkten Marktsiedlung und die "Obervogtei" über die Lenzburger Rechte zu. Weis (Grafen von Lenzburg S. 108) spricht von einem Nebeneinander der Lenzburger Vogtei über die grundherrliehen Immunitäten (Fraumünster und Großmünster) und der Zähringerrechte über die Stadt. 88 Wirtembergisches Urkundenbuch, hg. von dem Königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Bde. I-IV (Stuttgart 1849-1883) (künftig: Wirt. UB), hier: II S. 411; zu Rottwen vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 408; Feine, Landgerichte S. 156 ff.; K. Weller, Die staufisehe Städtegründung in Schwaben, in: Württembergische Vierteljahresschrift für Landesgeschichte NF Bd. 36 (1930) S. 145 -268, hier: S. 149, 211; J. Leist, Reichsstadt Rottwen (Rottweil a. N. 1962), S.117. 89 Bader, Entwicklung der Baar S. 15 ff., bes. S. 20, 24 ff. 70 Notitiae fundationis et traditionum S. Georgii in Nigra silva, hg. von 0. Holder-Egger, in: MGH SS XV, 2 (Hannover 1888) S. 1005-1023, hier: S.1014. Büttner, Staufer und Welfen S. 24.- Wie eng die Verbindung Ulms zum staufischen Hause war, zeigte sich im 12. Jh., als die Staufer diese Stadt geradezu als Hausgut betrachten; M. Ernst, Miszellen zur Geschichte Ulms, in: Z. für württembergische Landesgeschichte Bd. V (1941) S. 429-450, hier : S. 438; ders., Zur älteren Geschichte Ulms, in: Ulm und Oberschwaben Bd. 30 (1937) S. 1-63, hier: S. 26 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 357, 372; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 113 ff.; Niese, Reichsgut S. 4; Werle, Erbe S. 8 Anm. 25.

1. Teil: Das salisch-staufisehe Reichsgut

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hatten, soweit sie nicht an die Kirche gekommen waren, mehrere Adelsgeschlechter unter ihre Kontrolle gebracht7 1• Im Gebiet des alten Fiskus Bodman, dem einstigen Mittelpunkt des Reichsgutes im Hegau, begegnen im 11. Jahrhundert die Grafen von Nellenburg72 • In Überlingen hat man längere Zeit eine Ausnahme sehen wollen; hier habe sich ein alter königlicher Fronhof erhalten, der das ganze hohe Mittelalter hindurch in königlichem Besitz geblieben sei. Daß die Verhältnisse nicht so lagen, hat Schmid73 dargelegt. Am Südufer des Sees schließlich bis weit in das Bündnerland hinein geboten die Grafen von Bregenz. Sie beherrschten das ehemalige Reichsgut im Gebiet der karolingischen Höfe Lustenau und Krießern, des Bregenzer Reichswaldes und der späteren Reichsherrschaft Hohenems; hier konnte das Reich erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts wieder ein Stützpunktnetz aufbauen74 • Wie hier nahm die königliche Reichsgutpolitik auch im übrigen Schwaben erst wieder in der Stauferzeit einen entscheidenden Aufschwung. Als Lothar III. die Herrschaft im Reiche antrat, stand im deutschen Süden kaum älteres Reichsgut als Grundlage seiner Macht zur Verfügung. Er konnte weder - wie nach ihm die Staufer - auf die herzoglichen Rechte in Schwaben zurückgreifen, noch konnte er - wie einst die Salier - Franken als Ausgangsbasis benutzen. Das Schwergewicht seiner Macht lag im Norden Deutschlands. Die politischen Kräfteverhältnisse, die zur Wahl des Süpplingenburgers führten, prägten der königlichen Politik nach 1126 ihre eigenen Gesetze auf; sie beherrschten auch die Reichsgutpolitik bis zum Tode Lothars, ja bisweilen noch darüber hinaus.

Büttner, Staufer und Welfen S. 19 f. Th. Mayer, Herzogtum S. 326, 329, 345 f.; ders., Die Pfalz Bodman, in: Deutsche Königspfalzen I S. 97-112, hier bes. S. 111 f. - Über die freien Bauern in der Umgebung von Badman vgl. Weller, Freie Bauern 8.195. 73 K. Schmid, Rudolf von Pfullendorf und Kaiser Friedrich I. (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte Bd. 1, Freiburg i. Br. 1954) S. 100, 226 ff.; 71

7!

hier ist auch eine Zusammenfassung der bisherigen Diskussionen zu finden. 74 L. Welti, Geschichte der Reichsgrafschaft Hoheneros und des Reichshofes Lustenau (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins Bd. IV, Innsbruck 1930); Bosl, Reichsministerialität S. 449 ff.; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 158 ff.

Zweiter Teil

Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität und seine Bedeutung für das Reichsgut Als Lotbar von Süpplingenburg in den letzten Augusttagen des Jahres 1125 in Mainz zum König erhoben und wenig später in Aachen gekrönt wurde 1, waren viele seiner Zeitgenossen davon überzeugt, daß mit seiner Herrschaft ein neues Zeitalter angebrochen sei. Zwölf Jahre später, als die Nachricht vom Tode des Kaisers Deutschland durcheilte und bald darauf die überraschende Erhebung des Staufers Konrad erfolgte, war man sich nicht weniger der Tragweite des abermaligen Dynastiewechsels bewußt2 • Die historische Bedeutung der Wahlen von 1125 und 1138 konnte freilich erst später zutage treten, als sich das Königtum Lotbars vor der langen Herrscherreihe aus salisch-staufisehern Haus geradezu als Störung des dynastischen Zusammenhangs erweisen mußte. Erst jetzt konnte der Kontinuitätsbruch in seinem ganzen Umfange offenbar werden. Heinrich Mitteis hat ihn wohl am besten charakterisiert, wenn er sagt: "So kann rückschauender Betrachtung die Regierung Lotbars fast als ein Gegenkönigtum gegen die legitime salisch-staufisehe Dynastie erscheinen3 ." Derartige Gedankengänge scheinen indes schon bei der Erhebung des Sachsenherzogs lebendig gewesen zu sein. § 1. Der Kampf um das salische Erbe I. Die staufisehe Herausforderung

Die Krone, die Lotbar zugesprochen wurde, war von Anfang an mit dem staufischen Anspruch auf die Nachfolge im Reich belastet4 • 1 Zum Thronwechsel vgl. Bernhardi, Lotbar S. 1 ff., 51 ff.; H. Sproemberg, Eine rheinische Königskandidatur im Jahre 1125, in: Aus Geschichte und Landeskunde, Forschungen und Darstellungen F. Steinbach zum 65. Geburtstag (Bonn 1960) S. 50-70. Über Voraussetzungen und Bedeutung der Wahl Lotbars jetzt auch: Schmale, Lotbar III., bes. S. 37 ff. 2 Vgl. Bernhardi, Lotbar S. 790 ff.; ders., Konrad III., Jahrbücher der deutschen Geschichte (Leipzig 1883), hier: S. 1 ff., 7 ff. 3 Staat S. 250. Stoob (Formen S. 433) spricht von einem "doppelten Geblütswechsel". 4 Die folgenden Ausführungen stützen sich im wesentlichen auf Bernhardi (Lothar). Dessen Ergebnisse stimmen mit denjenigen von I. Dietrich (Herzog Friedrich II., bes. S. 128 ff.) überein, die den Stoff lediglich in breiterer Dar-

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

49

Als Heinrich V. im Mai 1125 kinderlos starb, rechnete man offenbar fest damit, daß der Sohn der Schwester, Herzog Friedrich II. von Schwaben, zum König erhoben würde. Er und sein jüngerer Bruder Konrad, beide aus der Ehe der Salierin Agnes mit dem Staufischen Herzog Friedrich I. hervorgegangen, waren die nächsten männlichen Verwandten des verstorbenen Kaisers. Sie gehörten der Sippe des seit einem Jahrhundert regierenden Herrscherhauses an; sie waren nach dem Worte Ottos von Freising die "progenies imperatoris Henrici" 5 • Als Sproß des salischen Geschlechtes, dessen Abstammung von Karl dem Großen gerade in jenen Jahrzehnten besonderes Gewicht beigelegt wurde6 , konnte Friedrich nach Geblütsrecht die Krone für sich beanspruchen7 • Es kam hinzu, daß Heinrich V. den Anschein erweckt hatte, als wünschte er seinen Neffen als Nachfolger; ihm hatte er nämlich kurz vor seinem Tode seine Güter ("proprietates suas") übergeben und, indem er die Königin Mathilde der Obhut des Schwabenherzogs anvertraut hatte, auch die Reichsinsignien, die die Königin verwahrte, in die Hände des Staufers gebracht8 • Diese Umstände lassen mit Sicherheit darauf schließen, daß Friedrich in dem "Bewußtsein einer Art Erbberechtigung" 9 stellung bringt; sie wird - obwohl jünger - deshalb nur angeführt, soweit sich aus ihr andere Gesichtspunkte ergeben. 5 Ottonis Frisingensis episcopi Chronica sive Historia de duabus civitatibus, Otto von Freising, Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten, hg. von A. Hofmeister und W. Lammers (Ausgewählte ·Q uellen Bd. XVI, Darmstadt 1960), hier: VII, 17 S. 528; vgl. auch Ottonis et Rahewini Gesta Friderici II, 2 MGH SS rer. Germ. S. 103: "Fridericus dux ... , qui de altera (sc. familia Heinricorum de Guebelinga), id est de regum familia, descenderat". Zur Bezeichnung "Waiblinger" vgl. E. Rosenstock, Königshaus und Stämme in Deutschland zwischen 911 und 1250 (Leipzig 1914), hier: S. 15 ff., 286 f.; K. Stenzel, Waiblingen in der deutschen Geschichte (Waiblingen 1936); H.- W. Klewitz, Das salische Erbe im Bewußtsein Friedrich Barbarossas, in: Geistige Arbeit Bd. 7 (1940) S. 1-2. - Die Annales Stadenses (hg. von J. M. Lappenberg, in: MGH SS XVI [Hannover 1859] S. 271-379, hier: S. 322) nennen Friedrich "regii sanguinis"; die Annales Spirenses (hg. von G. H. Pertz, in : MGH SS XVII [Hannover 1861] S. 8Q---85, hier: S. 81) sprechen von der "progenies imperatoris". 6 In den Annales Spirenses (MGH SS XVII S. 82) heißt es: "Lutherus .. . qui oppressit genealogiam Karoli" . Bei der Wahl Konrads II. wird ebenfalls seine Zugehörigkeit zur "stirps regia" und die Verwandtschaft mit Karl dem Großen betont; vgl. die Belege bei Bernhardi, Konrad III. S. 7 f. Anm. 13. 7 Zu Geblütsrecht und -heiligkeit vgl. etwa 0. Frhr. von Dungern, Thronfolgerecht und Blutsverwandtschaft der deutschen Herrscher seit Karl dem Großen (Gotha 1910), hier: bes. S. 96 ff.; H. Mitteis, Die deutsche Königswahl, Ihre Rechtsgrundlagen bis zur Goldenen Bulle (2. erw. Aufl., Brünn, München und Wien 1944, Sonderausgabe 1965) S. 28 ff.; ders., Staat S. 197, 250, 252; F. Kern, Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter (3. Aufl., unveränd. Nachdruck der 2. Aufl., hg. von R. Buchner, Darmstadt 1962), S. 13ff.; K. Hauck, Geblütsheiligkeit, in: Liber floridus, Mittellateinische Studen P. Lehmann zum 65. Geburtstag (St. Ottilien 1950), S. 187-240, hier bes. S. 198 ff.; Conrad, Rechtsgeschichte I S. 183, 215 f. 8 Ekkehardi Uraugiensis chronica, hg. von G. Waitz, in: MGH SS VI (Hannover 1844) S. 1-267, hier: S. 264. 9 Bernhardi, Lothar S. 38 Anm. 83, vgl. auch S. 53: "Erbrecht auf den 4 Wadle

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

zur Wahlverhandlung nach Mainz kam. Wie sehr er von seinem Anspruch auf die Krone überzeugt war, zeigt sein Verhalten auf der Versammlung; er maß dem offiziellen Wahlgang keine große Bedeutung bei und erschien nicht zum ersten Verhandlungstermin. Selbst die Reichsinsignien hatte er aus der Hand gegeben10• Man kann diese Einzelheiten nicht genug betonen, um den Grad der Staufischen Verbitterung und Enttäuschung über den unerwarteten Ausgang der Wahl abschätzen zu können. Erzbischof Adalbert I. von Mainz, der Wortführer der kirchlichen Partei, hatte schon bald nach dem Tode Heinrichs V. die Initiative ergriffen, um die Nachfolge des Staufers zu verhindern. Bereits bei der Beisetzung Heinrichs V. in Speyer hatten "Erörterungen stattgefunden, deren Spitze gegen den Anspruch des nächsten Verwandten des verstorbenen Kaisers auf die Nachfolge im Reiche gerichtet war" 11 . Einen ersten Erfolg erreichte der "Königsmacher" Adalbert dadurch, daß er die Reichsinsignien in seine Gewalt brachte. Mit der Wahl Lothars, die nicht zuletzt dank des geschickten Taktierens des Mainzer Oberhirten in einem etwas undurchsichtigen Verfahren zustande kam, wurde das Ziel erreicht12 • Welche Gründe auch immer bei dieser Erhebung eine Rolle gespielt haben mögen, ob es um kirchenpolitische Interessen, um die Durchsetzung des Fürstenwahlrechts oder auch die persönliche Animosität des Erzbischofs gegen den Staufer ging, soll nicht näher erörtert werden. Die Wahl richtete sich jedenfalls eindeutig gegen das salischstaufisehe Geschlecht. Der neue Herrscher befand sich "durch seine politische Haltung in unversöhnlichem Gegensatz zu dem bisherigenKönigsgeschlecht, so daß ein Anschluß an die Tendenzen der Salier unmöglich erscheinen mußte" 13• Der alte Streit zwischen der sächsisch-kirchlichen Partei und dem salisch-staufischen Haus, der gegen Ende des Investiturstreites etwas abgeklungen war, brach in abgewandelter Form wieder auf. Zunächst schien es allerdings, als wollte sich Friedrich der Entscheidung beugen. Er suchte - wenn auch erst am dritten Tage nach der Wahl- den König auf und erwies ihm die gebührende Ehre. Er hatte diesen Schritt aber nur zögernd gemacht und sich erst zur Huldigung entschlossen, nachdem ihm befreundete Fürsten zugeredet hatten. Selbst seine Unterwerfung war von einer bezeichnenden Handlung begleitet: Thron"; Schneider, Mittelalter S. 341: "Erbansprüche"; Werle, Hausmachtpolitik S. 241: "Erbanspruch auf die Krone und den salischen Besitz". 1o Bernhardi, Lothar S . 22, 29 f. 11 Ebenda, S. 3. Sproemberg (Königskandidatur S. 54 f.) schreibt Erzbischof Adalbert über die Rolle des "Königsmachers" hinaus die Absicht zu, "die wirkliche Herrschaft im Reich an sich zu reißen". 12 Zur Wahlhandlung ausführlich Bernhardi, Lothar S. 23 ff. 13 Ebenda, S . 11.

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

51

als der König ihm gewissermaßen als Versöhnungsgabe ein Lehen anbot, schlug es der Herzog aus14 • Diese Huldigung überdeckte die Gegensätze nur, beseitigte sie aber nicht. Dies sollte sich schon bald herausstellen. Als Lothar III. sich nämlich anschickte, den mit der Krone erworbenen Anspruch auf das salische Reichsgut durchzusetzen, leisteten die Staufer Widerstand. So fand der Kampf um die Krone seine konkrete Ausgestaltung im Ringen um das Reichsgut, das sachliche Substrat königlicher Herrschaft. In Anlehnung an ein Wort Walter Schlesingers 15 kann man sagen: Der Kampf um das Reich war ein Kampf um das Reichsgut. Ein erster Schritt des Königs erfolgte im November 1125 auf dem Hoftag Lothars in Regensburg. Die hier versammelten Fürsten stellten in einem Weistum fest, daß Güter von rechtmäßig Geächteten und gegen Reichsbesitz eingetauschte Güter nicht dem König, sondern dem Reich zuständen16• Dieser auf den ersten Blick recht allgemein gehaltene Beschluß gewinnt im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Nachfolge der Salier seine eigentliche Bedeutung17• Die in ihm enthaltene Unterscheidung von Reichsgut und Hausgut konnte nämlich nur aktuell werden, weil die "Privaterben" Heinrichs V. nicht zugleich auch Nachfolger im Reich waren18• Über die Hintergründe des Fürstenspru14

15

Bernhardi, Lothar S. 48 f. Schlesinger, Entstehung der Landesher rschaft S. 265, 198 ("Der Kampf

um die Reichsverfassung ist ein Kampf um das Reichsgut"). 16 Hierzu ausführlich unten§ 2. 17 Der Regensburger Spruch muß aus der politischen Situation verstanden, also in erster Linie auf die Auseinandersetzung mit den Staufern bezogen werden. Die Meinung Heuermanns (Hausmachtpolitik S. 176 Anm. 7), der Beschluß sei "nicht ad hoc gegen die Staufer beschlossen worden", ist deshalb unverständlich (vgl. unten S. 106 f.). 18 Die Staufer werden allgemein als Privaterben (besser wohl: Familienerben oder Hauserben) der Salier angesprochen; vgl. etwa: Bernhardi , Lothar S. 55; Niese, Reichsgut S. 4, 18 ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 248 ff.; Kraft, Wormsgau S. 6; Mitteis, Staat S. 249; Klewitz, Erbe S.1; Vollmer , Reichsund Territorialpolitik S. 203; G. Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte, Bde. I und II (3. Aufi., Kiel 1880/82) Bde. III und IV (2. Aufi., Kiel 1883/85) Bd. V (2. Auft., bearb. von K. Zeumer, Berlin 1893) Bd. VI (2. Aufi., bearb. von G. Seeliger, Berlin 1896) Bde. VII und VIII (Kiel 1876/87), hier: VIII S. 241 ; G. von Below, Der deutsche Staat des Mittelalters, 1. Bd.: Die allgemeinen Fragen (Leipzig 1914), S. 185; K. Hampe, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Salier und Staufer (10. Aufi. bearb. von F. Baethgen, Heidelberg 1949), S. 110; gleichwohl bleibt unklar, wie ihre Erbenstellung zu begründen ist. Herzog Friedrich II., dem Heinrich V. - wie oben bereits erwähnt (S. 49) - seine "proprietates" überträgt, ist sicher nicht Universalerbe, denn sein Bruder Konrad erscheint in einer Urkunde des Speyerer Bischofs Günther (11461161) als "proximus heres" des Saliers (Wirt. UB II nr. 357 S. 106). Das salische Gut westlich des Rheins fällt 1125 an den Schwabenherzog, dasjenige östlich des Stromes an Konrad (hierzu vor allem Werle, Hausmachtpolitik S. 255 ff. ; auch Niese, Reichsgut S. 18 f.). - Heuermann (Hausmachtpolitik S. 84 und 176 Anm. 5; ähnlich E. Merk, War das Gericht Pfeffingen salisches Allodialgut und Reichslehen?, in: Pfälzer Heimat Bd. 12 [1961] S. 128 f.) meint, daß ein

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

ches erfahren wir aus anderen Quellen Näheres. Der sächsische Annalist schildert die Vorgänge am deutlichsten, wenn er von den Staufern sagt: " .. . plurima castella et multa alia regii iuris sibi vindicantes temeria potestate sub principatus sui conditionem hereditario iure usurpaverunt19." Mag der sächsische Autor als Parteigänger Lothars im übrigen etwas einseitig sein, in diesem Punkte wird seine Nachricht von anderen Überlieferungen bestätigt. So berichtet Otto von Freising, daß die Staufer Nürnberg "tamquam iure hereditario" in Besitz genommen hätten20, und bei Berthold von Zwiefalten heißt es: "Fridericus ... nonnulla castella bellando occupavit21.'' Unter Berufung auf ihr Erbrecht hatten die Staufer demnach salische Güter in ihre Gewalt gebracht, unter denen sich auch solche Besitzungen befanden, die dem neuen König als dem Nachfolger im Reich zustanden22. Erbanspruch auf die Hinterlassenschaft Heinrichs V. zunächst der Schwester des Verstorbenen, der Markgräfin Agnes, zugekommen sei, daß diese jedoch zugunsten ihrer Söhne aus erster Ehe auf die Erbschaft verzichtet habe. Ob die Tatsache, daß die Staufer salisches Hausgut in Franken und in Schwaben in Besitz genommen haben, sich nur auf diese Weise erklären läßt, ist indessen zweifelhaft. Heuermann geht bei seiner Deutung wohl von einer "gesetzlichen Erbfolge" aus (vgl. dazu etwa R. Hübner, Grundzüge des deutschen Privatrechts, 5. Aufl. Leipzig 1930, S. 762 ff.). Dies muß aber nicht so gewesen sein, denn nicht der gesamte salische Nachlaß wird den Staufern übergeben. Ein Teil der Güter, die durch das Aussterben des Grafenhauses Kastl-Habsberg an Heinrich V. gelangt sind, begegnen wenig später in der Hand Heinrichs Jasomirgott, des babenbergischen Halbbruders der Staufer; vgl. K . Bosl, Das Nordgaukloster Kastl, in: VHO Bd. 89 (1939) S. 4-188, hier: S. 9, 34, 60, 65 f. Freilich bleiben auch hier Fragen offen, da es unklar ist, ob diese habsbergischen Güter zum salischen Haus- oder zum Reichsgut zu zählen sind. Bosl (a.a.O.) spricht einmal von eingezogenen Reichslehen (S. 9, 44), einmal von Erbschaft (S. 34, 60, 65). Prinz (Bayerns Adel S. 78 f.) ist der Meinung, die Güter seien nicht über Heinrich V., sondern unmittelbar an die Babenberger gelangt. 19 Annalista Saxo, hg. von G. Waitz, in: MGH SS VI (Hannover 1844) S. 542 -777, hier: a. 1127 S. 765. 20 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici S. 30. 21 Die Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds, hg. von E. König und K. 0. Müller (Schwäbische Chroniken der Stauferzeit Bd. 2, Stuttgart und Berlin 1941), hier: c. 3 S. 233 f. 22 Um welche Besitzungen es sich dabei im einzelnen handelte, ist unbekannt. Auf Grund der kriegerischen Ereignisse der folgenden Jahre werden allgemein Nürnberg und Speyer genannt (Giesebrecht, Geschichte IV S. 17; Bernhardi, Lothar S. 126; Niese, Reichsgut S. 7; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; H. Breßlau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II., Bde. I und II [Leipzig 1&79/84], hier: II S. 357 ff.; Werle, Erbe S. 10 Anm. 32; Werle, Hausmachtpolitik S. 248 Anm. 22; Gelbach, Speyergau S. 90). Niese (a.a.O.) fügt noch Weißenburg am Sand (Mittelfranken), Werle (Hausmachtpolitik a.a.O.) Greding (Mittelfranken) hinzu. Ob sich der Regensburger Spruch jedoch auf diese Orte bezogen hat, ist äußerst fraglich. Mit Ausnahme der Kämpfe um Nürnberg finden alle Auseinandersetzungen um uns namentlich bekannte Orte erst nach der Erhebung Konrads zum Gegenkönig (1127) statt (dies betont hinsichtlich Speyer schon Rosenstock, Königshaus S. 310; ähnlich aber auch Werle, Erbe S. 19 Anm. 59, S. 271); nach diesem Zeitpunkt hat die Unterscheidung in Hausgut und Reichsgut ihre Bedeutung bereits wieder verloren. Außerdem sind die erwähnten Orte von den

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Der Regensburger Fürstenspruch sollte dem Vorgehen der Staufer Einhalt gebieten. Man bestritt ihnen nicht das Recht am salischen Hausgut, sondern versuchte lediglich, das Reichsgut im Saliererbe abzugrenzen. Indem zwei strittige Grundsatzfragen über die Zuordnung bestimmter Güterarten zum Reich oder zum Hauserbe entschieden wurden, wollte man diesem Ziele näherkommen23• Es hat demnach den Anschein, als hätten die Staufer eigentlich nur das salische Hausgut beansprucht, als wäre es nur über die Abgrenzung und Zuordnung einzelner Güter zu Differenzen gekommen, wobei die beiden Brüder freilich allzu bereit gewesen sein mögen, Güter, deren Reichsgutcharakter nicht ganz eindeutig war, dem Hausgut zuzuschlagen. Ob es sich dabei tatsächlich so verhalten hat, ist indessen recht fraglich; aus dem Regensburger Fürstenspruch, der ja nur eine Reaktion der königlichen Seite war, ergibt es sich nicht ohne weiteres. Ein sicherer Rückschluß von der Reaktion auf Art und Umfang der staufiseben Aktion ist nicht möglich, Saliern und somit wohl auch von den Staufern kaum als salisches Erbgut, sondern als Reichsbesitz angesehen worden (zu Speyer vgl. Werle, Hausmachtpolitik S. 256 Anm. 43; zu Nürnberg, Weißenburg und Greding vgl. unten S. 78 ff., 91, 258 ff.) - Ist es demnach unmöglich, sichere Angaben über die von den Staufern als Saliererbe beanspruchten Reichsgüter zu machen, so ist der Regensburger Spruch gleichwohl bedeutsam, wenn es darum geht, mögliche Streitobjekte zu benennen. Ob solche Besitzungen, die dem Fürstenspruch entsprechen, dann auch tatsächlich umkämpft waren, muß gegebenenfalls durch weitere Umstände wahrscheinlich gemacht werden. Auf die einzelnen Orte ist im folgenden Abschnitt zurückzukommen. Auch W erle (Erbe S. 252; Hausmachtpolitik S. 326 Anm. 276; vgl. aber auch Erbe S. 230; entsprechend Gelbach, Speyergau S. 87) zieht offensichtlich den Fürstenspruch für einzelne Besitzungen heran, wenn er dies auch nicht ausdrücklich sagt. Weshalb sich die Auseinandersetzung auf das schwäbische Stammesgebiet beschränkt haben sollte (so Klewitz, Erbe S. 1: "Kampf mit den Staufern, die als legitime Erben der Salier deren schwäbische Güter nicht preisgeben wollten"), ist nicht ersichtlich. 23 Die Deutung, die Werle (Hausmachtpolitik S. 246 ff.; ihm folgend Merk, Pfeffingen S. 128 f.) vom Regensburger Fürstenspruch gibt, ist nicht sehr präzise. Seine Auffassung, die Staufer würden "vom salischen Erbe ausgeschlossen; sie sollten also auf ihre alte Ausgangstellung in Schwaben beschränkt werden", ist in dieser Allgemeinheit sicher nicht haltbar. Gewiß war es das politische Fernziel der königlichen Seite, dem Einfluß der Staufer vor allem in Franken entgegenzuwirken und ihren Machtbereich auf schwäbisches Gebiet zu beschränken. Der Fürstenspruch von 1125 sollte den an die Staufer fallenden Teil des Saliergutes, nämlich das Hausgut, nur eingrenzen, diesen jedoch keinesfalls streitig machen. Das Hausgut der Salier wurde von Lothar nicht beansprucht (Wie hier: St imming, Königsgut S. 15; Scholz, Hoheitsrechte S. 53; Rosenstock, Königshaus S. 306 f., 310). - Mißverständlich auch Conrad (Rechtsgeschichte I S. 268): "Doch fand dieser Anspruch (der Staufer auf das salische Hausgut) keine unbeschränkte Anerkennung. Ein Teil der Güter wurde als Reichsgut in Anspruch genommen" ; ähnlich Waitz, Verfassungsgeschichte VIII S. 473 f. und Bernhardi, Lothar S. 505 Anm. 12. - Abwegig die Auffassung von A. Meister (Deutsche Verfassungsgeschichte von den Anfängen bis ins 15. Jh., 3. Aufl., Berlin 1922, S. 106), wonach den Staufern das salische Erbgut abgesprochen und dem Reichsgut zugeschlagen worden sein soll ; hierzu vgl. schon Rosenstock, Königshaus S. 306 f., 310.

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da wir nicht wissen, wie man im Lager Lothars III. das Vorgehen der Staufer beurteilt hat und ob diese Beurteilung zutreffend war. Es spricht einiges dafür, daß der König und seine Anhänger der Auffassung waren, daß es nicht nur um Abgrenzungsfragen, sondern um einen verdeckten staufischen Anspruch auf das Reich ging. Gerade in diesem Falle konnte der Fürstenspruch nämlich viel zu einer Klärung der Fronten beitragen. Die Staufer scheinen sich in der ersten Zeit auf ihr Erbrecht berufen zu haben, ohne deutlich zu machen, ob der Anspruch sich auf das Saliererbe schlechthin oder nur auf ·das - wenn auch zu ihrem Vorteil umschriebene- Hausgut bezog. Indern der Fürstenspruch die prinzipielle Unterscheidung von Reichs- und Hausgut betonte, wurden die Staufer gezwungen, das Recht Lotbars als des legitimen Nachfolgers der Salier anzuerkennen oder abzulehnen. Würden sie nämlich das Reichsgut dem neuen König überliefern oder - bei zweifelhafter Rechtslage - doch zumindest zu einer klärenden Unterhandlung bereit sein, so hieße das, daß sie die Nachfolge Lotbars III. anerkennen würden. Sollten sie jedoch die Herausgabe des in Beschlag genommenen Reichsgutes verweigern und sich auch nicht auf Verhandlungen einlassen, so würde vor aller Welt offenbar werden, daß sie das 1otharische Königturn ablehnten. Der Regensburger Fürstenspruch erweist sich somit als ein außerordentlich geschickter Schachzug. Die königliche Seite machte das Recht Lotbars III. auf das Reichsgut zum Prüfstein für die staufisehe Haltung. Sie vermied damit zugleich, daß die bekannte oder auch nur vermutete Wurzel des Konfliktes, der staufische Anspruch auf die Krone, bloßgelegt wurde, denn dies hätte einen Ausgleich zusätzlich erschwert. Nun waren die Staufer arn Zuge. Herzog Friedrich und sein Bruder wichen einer Unterhandlung im Sinne des Regensburger Fürstenspruches aus. Sie versuchten, die fällige Auseinandersetzung des Saliererbes zu vermeiden. Eine konsequente Trennung des salischen Besitzes in Reichs- und Hausgut wäre kaum möglich gewesen; sie hätte aber selbst dann, wenn alle strittigen Zuordnungsfragen durch einen Kornprorniß geklärt worden wären, Folgen gezeitigt, die für die Staufer unannehmbar bleiben mußten. Das salische Erbe bildete ja keineswegs eine einheitliche Masse, sondern setzte sich aus recht unterschiedlichen Besitzungen und Gerechtsamen zusammen. Außer dem Reichsgut und dem mit ihm eng verflochtenen Hausgut waren Kirchenlehen und auch Grafenrechte in der Hinterlassenschaft enthalten24 • Eine Herauslösung aller oder großer 24 Was in der Masse salischen Krongutes als Hausbesitz anzusprechen ist, ist kaum sicher zu bestimmen; es dürfte letzlieh unmöglich sein, das salische Erbgut vollständig aus dem späteren staufiseben Besitz herauszuschälen (Niese, Reichsgut S. 3; Kraft, Reichsgut S. 6; Stimming, Königsgut S. 16; Werle, Hausmachtpolitik S. 248). Wohl aus diesem Grunde hat man sich immer wie-

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Teile der dem Reiche zustehenden Rechte und Besitzungen hätte letztlich zur Auflösung der salischen Königslandschaften in Franken geführt. Gerade dies aber mußten die Staufer verhindern, wenn sie eine Ausgangsbasis behaupten wollten, von der aus sie den in Mainz gescheiterten Anspruch auf das Reich zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufnehmen konnten. Das Herzogtum Schwaben allein vermochte eine solche Grundlage nicht abzugeben25 • Nur wenn es ihnen gelang, den gesamten salischen Bereich in Franken zu gewinnen, hatten sie Aussicht, den Kampf um die Krone zu bestehen. In den Königslandschaften in Ostfranken und vor allem am Rhein, in denen die Staufer bereits unter Heinrich V. Fuß gefaßt hatten26, sollte ihre Stellung verstärkt und ausgebaut werden. Eine Aufsplitterung des Saliererbes hätte diese Grundlage vernichtet. der mit allgemeinen Angaben (Bliesgau, Nahegau, Wormsgau, Speyergau, Uffgau, Kraichgau, im späteren Herzogtum Rothenburg) begnügt (Niese, Reichsgut S. 3, 19; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; Bost, Reic..llsministerialität S. 144; Stenzet, Waiblingen S. 22, 24; Schotz, Hoheitsrechte S. 55; Frey, Reichsgut S. 4). Eingehendere, aber nicht abschließende Untersuchungen sind zu finden bei Krabusch, Königsgut S. 11-21; Werte, Erbe, bes. S. 221 ff.; ders., Hausmachtpolitik, passim; R. Gerstner, Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft von ihren Anfängen bis zur Ausbildung des Kurterritoriums Kurpfalz (Rheinisches Archiv Bd. 30, Bonn 1941), S. 87 ff.; H. SchreibmüHer, Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg, in: Herbipolis Jubilans (Würzburg 1952/53) S. 173-234, hier: S. 214 ff.; Metz, Miszellen S. 2 ff.; Kratz, Erfassung S. 51 f.; Getbach, Speyergau S . 58 ff. - Der kartographische Niederschlag der Arbeiten von Werle ist zu finden in: Pfalzatlas, Karte 4 (Saliergut 944-1125). In unserer Arbeit kann nicht das Ziel verfolgt werden, das salische Hausgut vom Reichsgut abzuschichten; dazu sind eingehendere landes-und ortsgeschichtliche Studien notwendig. Soweit die Unterscheidung indessen in der Auseinandersetzung unter Lothar III. für bestimmte salische Besitzungen eine Rolle gespielt haben könnte, soll näher auf sie eingegangen werden. 25 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 44ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 242ff. 26 Werte, Hausmachtpolitik S. 244 ff. Werte (a.a.O. S. 249 ff.) legt in diesem Zusammenhang großen Wert auf die Tätigkeit der Staufer im Interesse der salischen Königslandpolitik in Franken (Reichsauftrag 1116-1118; dazu vgl. auch Heuermann, Hausmachtpolitik S. 49 ff.; Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 65 ff.; auch oben S. 33, unten S. 62 ff.). Dadurch sei der Anspruch auf die salische Privaterbschaft inhaltlich bestimmt worden; der Reichsauftrag sei nach 1125 als Hausauftrag der salisch-staufiseben Dynastie erschienen. Diese Beurteilung mag für eine spätere Zeit vielleicht zutreffen, für 1125 kann sie m . E. jedoch nicht gelten. Der Reichscharakter der staufischen Tätigkeit war so ausgeprägt, daß man ihn nicht wegen des gleichzeitig verfolgten Hausinteresses in wenigen Jahren zu einem Hausauftrag umdeuten kann (vgl. Dietrich, a .a .O.). Auf das Ergebnis der Kämpfe mit Lotbar III. und die Auffassung der Staufer nach 1138 kann nicht abgestellt werden (so aber Werle a.a.O.), da sich hieraus noch nichts für die Ausgangsposition von 1125 ergibt. Das 1135 erzielte Ergebnis ist ein politischer Kompromiß; er spiegelt die ursprüngliche Streitlage nur äußerst unvollkommen wider; er ist auf andere Gründe zurückzuführen (vgl. unten S. 97 ff.). Schließlich bietet auch die Tatsache, daß die Staufer in ein Gebiet übergreifen, auf das sich ihr sogenannter Reichsauftrag überhaupt nicht erstreckt hat (Nürnberg!), einen Hinweis darauf, daß ihrer Tätigkeit zwischen 1116 und 1118 bei der Erbscha ftsfrage von 1125 keine entscheidende Bedeutung zugemessen wurde.

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Wenn die Staufer nach dem Regensburger Tag einer Entscheidung aus dem Wege gingen, so läßt dies darauf schließen, daß sie ihren Anspruch auf die Krone noch nicht aufgegeben, ihn jedenfalls nicht auf das salische Hausgut, das ihnen Lothar III. ja gar nicht bestritt, beschränkt hatten27 • Sie gaben ihre Forderungen zwar nicht ausdrücklich kund; indem sie aber das Regensburger Weistum und damit letztlich die Unterscheidung von Reichsgut und Hausgut negierten, zeigte sich, daß es ihnen von Anfang an um mehr ging als um eine Bewahrung des Status quo, nämlich um das Saliererbe im ganzen und damit eigentlich um die Krone. Eine Chronik jener Zeit trifft den Kern des staufischen Anspruches, wenn sie sagt: " ... cognati eius (sc. Heinrici) Conradus et Fredericus hereditarie regnum sibi vellent usurpare"28 • Sie "verfolgten ihr Geblütsrecht weiter" 29 , wie die nächsten Ereignisse zeigen. In Straßburg, wo in den letzten Dezembertagen des Jahres 1125 ein Hoftag stattfand, wurde über Herzog Friedrich verhandelt. Der Staufer, der nicht vor dem König erschienen war, wurde geächtet30• Über das Ver27 Dies meinen Meister (Verfassungsgeschichte S. 97) und Heuermann (Hausmachtpolitik S. 84 f.); wie hier dagegen Eggers (Grundbesitz S. 47 Anm. 1). Etwas anders Werle (Hausmachtpolitik S. 246 ff.), der der Ansicht ist, daß die Staufer vor der Erhebung Konrads zum Gegenkönig nur ihren Besitzzuwachs vor 1125 ohne Rücksicht auf dessen eigentliche Zuordnung als salisches Hauserbe beanspruchten und erst durch das Gegenkönigtum versuchten, die "königlichen Rechte und Krondomänen" zu gewinnen (a.a.O. S. 262 f.). Nach der Wahl von 1125 sei es also zunächst nur um die Wahrung des Status quo gegangen (a.a.O. S. 251). Wieder etwas anders Werle (Hausmachtpolitik S. 251 Anm. 27 a. E.): "... so schien 1125 für den neuen König noch nicht einmal die Nachfolge im Reichsgutbesitz gesichert ..." 28 Chronicon S. Andreae Castri Cameracesii, hg. von L. C. Bethmann, in: MGH SS VII (Hannover 1846) S. 526-550, hier: III, 33 S. 547. Weitere Quellenhinweise bei Bernhardi, Lothar S. 38 Anm. 83; vgl. auch oben Anm. 5 und 6. 29 Mitteis, StaatS. 250; F. Rörig (Geblütsrecht und freie Wahl in ihrer Auswirkung auf die deutsche Geschichte, Abh. Berlin 45/46 Nr. 6, Berlin 1948, S. 30) spricht von einem "geblütsrechtlichen Vorstellungen verhafteten Friedrich von Schwaben".- Daß es von vornherein um die Krone ging, betonen schon Ph. Jafte (Geschichte des deutschen Reiches unter Lothar dem Sachsen, Berlin 1843, S. 40 f., 67) und Rosenstock (Königshaus S. 329). Ähnlich Werle (Hausmachtpolitik S. 246 ff.), wenn er die Gewinnung der Königsmacht als "ein konstantes Ziel der Staufer seit 1125" bezeichnet. - Auch Stimming (Königsgut S. 15; so wohl auch Rosenstock, Königshaus S. 310) hebt hervor, daß sich die Staufer nicht mit dem Hausgut der Salier begnügten, sondern auch Reichsbesitz beanspruchten, der "den Zwecken ihrer Hausmachtpolitik zu dienen besonders geeignet" war.- Dietrich (Herzog Friedrich II. S. 141 ff.) beurteilt die Absichten, die die Staufer nach 1125 zunächst verfolgten, ausschließlich vom schwäbischen Herzogtum her. Durch das salische Erbe sollte dem staufischen Herzogtum, dem im Südwesten nur eine geringe Hausmacht zur Seite stand, das notwendige "Rückgrat" gegenüber Zähringern und Welfen geschaffen werden, das bisher durch die enge Anlehnung an das salische Königtum ersetzt worden sei. Dieser gewiß zutreffende Gedanke kennzeichnet die Situation von 1125 jedoch nicht vollständig. Spätestens seit dem Regensburger Hoftag wußten die Staufer, daß sie das salische Erbe, wie sie es verstanden, nur behaupten konnten, wenn sie im Besitz der Krone waren. 3° Zum Hoftag vgl. Bernhardi, Lothar S. 58 f.

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fahren sind wir nicht näher unterrichtet. Möglicherweise hatte Friedrich die Ladung mißachtet, die schon von Regensburg aus an ihn ergangen sein könnte, sich zur Klärung der Meinungsverschiedenheiten am Hofe Lothars einzufinden. Vielleicht war es aber auch schon zu tätlichen Unternehmungen des Staufers gekommen31 , die als Landfriedensbruch gewertet werden konnten; bei der Wahl im August war ja ein allgemeiner Reichslandfriede bis Weihnachten verkündet worden32• Schon im Januar des nächsten Jahres beschlossen die in Goslar versammelten Fürsten einen Feldzug gegen den Schwabenherzog33• Doch erst im Frühsommer, nach der mißglückten Unternehmung im böhmischen Streit, ging Lothar gegen Friedrich vor. Als dieser jedoch einem Treffen auswich, brach der König den Feldzug ab34 • Das Vorgehen gegen die Staufer scheint bei den Fürsten keinen großen Widerhall gefunden zu haben. Erst im Juni 1127 kam es um Nürnberg zu einer weiteren Begegnung. Lothar hatte kurz zuvor (29. Mai 1127) durch die Vermählung seiner einzigen Tochter Gertrud mit Heinrich von Bayern das Versprechen aus den Tagen seiner Wahl eingelöst35• In dem Welfen hatte er einen der mächtigsten Fürsten Süddeutschlands als Bundesgenossen gewonnen. Trotz dieser Unterstützung, zu der noch Herzog Sobeslaw mit böhmischen Hilfstruppen stieß, blieb dem König zunächst der Erfolg versagt. Nachdem Nürnberg, in dessen Burg die Staufer eine Besatzung gelegt hatten, mehrere Wochen lang eingeschlossen worden war, zwang die staufisehe Übermacht den König, die Belagerung auf31 Annales Patherbrunnenses, hg. von P. Scheffer- Boichorst (lnnsbruck 1870), S. 147: "nova quaedam contra regem molitus principum iudicio damnatur." 32 Zum Landfrieden: Narratio de electione Lotharii III. regis Romanorum, hg. von W. Wattenbach, in: MGH SS XII (Hannover 1856) S. 509-512, hier: S. 512; Bernhardi, Lotbar S. 49 und Anm. 108.- Mit Bernhardi (Lothar S. 59) und H. Mitteis (Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich, SB. Heide1berg 1926/7, S. 42) könnte man an ein Kontumazialverfahren denken. Dietrich (Herzog Friedrich II. S. 145) wendet hiergegen ein, daß man sich dann an die erforderliche dreimalige Ladung gehalten hätte. Nun ist es aber nicht ganz sicher, ob die dreimalige Ladung schon zu Beginn des 12. Jh. unbedingt notwendig war; vgl. dazu J. Poetsch, Die Reichsacht im Mittelalter und besonders in der neueren Zeit (Gierkes Unters. Bd. 105, Breslau 1911) S. 107 f. Allerdings spricht die Eile, mit der man gegen Friedrich vorgegangen ist, eher dafür, daß es bereits vor dem Straßburger Tag zu tätlichen Unternehmungen des Staufers gekommen war. Dann wäre an ein Strafverfahren wegen Hochverrats oder Landfriedensbruches zu denken; in solchen Fällen wurde die Ladung großzügiger gehandhabt; vgl. Poetsch, Reichsacht S. 107 f.; 0. Franklin, Das Reichshofgericht im Mittelalter, Geschichte- Verfassung- Verfahren, Bde. I und II (Weimar 1867 und 1869), hier: II S. 357 ff., R. His, Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bde. I und II (Leipzig 1920/35), hier: I S. 451 und II S. 38. 33 Bernhardi, Lotbar S. 64. 34 Bernhardi, Lotbar S. 113. 35 Ebenda, S. 38, 42 f., 121 ff.

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zugeben und sich über Bamberg nach Würzburg zurückzuziehen36. Ein Einfall des Bayernherzogs, der Friedrich von Schwaben eine förmliche Fehde angekündigt hatte, in das staufisehe Gebiet mißlang. Die Staufer konnten den Angreifer abwehren, nahmen aber die Gelegenheit nicht wahr, den Rückzug des Gegners in eine Niederlage zu verwandeln37. In dieser Vorsicht kommt nicht so sehr zum Ausdruck, daß sich die Staufer "streng in der Defensive" gehalten hätten38 ; sie waren eher gezwungen, ihre Streitkräfte zusammenzuhalten, da sie "den König im Rücken hatten"39. Eine defensive Haltung hätte auch kaum mit den Ereignissen im letzten Monat des Jahres in Einklang gestanden. Am 18. Dezember riefen schwäbische und fränkische Anhänger Herzog Konrad zum König aus40 • Die treibende Kraft dieses Schrittes war zweifelsohne Friedrich von Schwaben. Die Darstellung Ottos von Freising dürfte diesem Umstand am besten Rechnung tragen, wenn er sagt: "Conradus a fratre ac quibusdam aliis rex creatus41 . " Die Staufer nutzten ihre Erfolge über Lotbar und den Welfen, den eifrigsten Sachwalter des Königs im süddeutschen Raum. Jetzt, nachdem das Ansehen des Süpplingenburgers in den vergangenen Monaten starke Einbußen erlitten hatte, gaben die staufischen Brüder ihr Ziel klar zu erkennen. Der von der königlichen Seite an die Saliererben herangetragene Streit, ob etwas Haus- oder Reichsgut sei, uferte aus zu dem, was er seiner Tendenz nach schon seit der Wahl Lotbars war: zu einem Kampf um das salische Erbe in seiner weitesten Bedeutung, zu einem Kampf um das Reich. Was die Staufer in verschleierter Form seit Monaten be38 Ebenda, S. 125 f.; auch Kuck, Itinerar S. 6. Eine Zusammenstellung der Nachrichten über die Belagerung 1127 in: Nürnberger Urkundenbuch, hg. v. Stadtrat zu Nürnberg, bearb. vom Stadtarchiv Nürnberg (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. I, Nürnberg 1959), hier: nr. 28 Anm. 3 S. 20 f. 37 Bernhardi, Lotbar S. 137. 38 Ebenda. 39 So Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 151. 40 Bernhardi, Lotbar S. 139. Konrad war in den bisherigen Auseinandersetzungen wenig hervorgetreten. Erst bei der Belagerung Nürnbergs (1127) begegnet er mit seinem Bruder an der Spitze eines Heeres (Bernhardi, Lotbar S. 126). Auch an der Abwehr des Bayernherzogs hat er teilgenommen (a.a.O. S. 137). Er hatte sich vor 1127 auf einer Pilgerfahrt zum Heiligen Grab befunden (a.a.O. S. 4 Anm. 10). 41 Otto von Freising, Chronik VII, 17 S. 528 f. In den Gesta Treverorum, hg. von G. Waitz, in : MGH SS VIII (Hannover 1848) S. 111-260, hier: 8 . 199, heißt es geradezu: "Fridericus dux Alamannorum . . . facta conspiracione cum quibusdam iusticie inimicis fratrem suum Cuonradum regno substituit." Im übrigen vgl. die Quellenangaben bei Bernhardi, Lotbar S. 199 f. Anm. 52. Die Gründe, weshalb Friedrich, der ältere der Staufischen Brüder, zurücktrat, bleiben unklar. Da sie in unserem Zusammenhang nicht von Bedeutung sind, sei auf Bernhardi, Lotbar S. 140 f. und Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 151 f., verwiesen. Schmale (Lothar III. S. 40) schätzt den Anteil Friedrichs geringer ein, wenn er das Gegenkönigtum als einen "für Konrad typischen Plan" bezeichnet.

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ansprucht hatten, trat jetzt offen zutage. Ihr Recht auf die Nachfolge im Reich, das die Fürsten 1125 unter der Anführung Erzbischofs Adalberts nicht hatten anerkennen wollen, sollte nun mit kriegerischen Mitteln durchgesetzt werden. Der Griff nach der Krone war insofern nicht eine Art "Flucht nach vorne"; denn schon die Weigerung der Staufer, das Saliererbe nach den Grundsätzen des Regensburger Weistums auseinanderzusetzen, hatte deutlich werden lassen, daß es ihnen um die Krone ging. Die Erhebung Konrads war die eigentliche Antwort auf den Regensburger Spruch. Dem Königtum Lothars stand nun das Königtum Konrads gegenüber. Die Unterscheidung von Reichs- und Hausgut hatte damit ihren politischen Sinn verloren; Lothar konnte den Fürstenspruch nicht mehr als Waffe in der Auseinandersetzung mit den Staufern verwenden42. Möglicherweise ist diese Entwicklung durch die Kämpfe um Nürnberg beschleunigt worden. Als salisches Hausgut konnte diese Burg nämlich nicht beansprucht werden, denn ihre Reichszugehörigkeit war unter den letzten Saliern besonders deutlich hervorgetreten43 • Aus dem Zugriff der Staufer auf den Nürnberger Reichsgutskomplex und den hartnäckigen Kämpfen um dieses Bollwerk erhellt, daß es um mehr als nur darum ging, den Anspruch auf das Hausgut in seinem Umfang näher zu bestimmen. Lothar und seine Anhänger reagierten sofort auf das Vorgehen der Staufer. Noch um die Jahreswende 1127/28 verkündeten die in Würzburg um den König versammelten Bischöfe den Bann gegen Konrad, den "invasor regni" 44. Im April 1128 verhängte auch Papst Honorius II. die Exkommunikation über Konrad und seine Genossen. Innozenz II. bekräftigte die Verurteilung wenig später45 • Wahrscheinlich wurde, wie zuvor schon gegen seinen Bruder, auch gegen den Gegenkönig in einem förmlichen Verfahren die Reichsacht verhängt46 • In der Kaiserchronik 42 Kraft, Wormsgau S. 6; andeutungsweise auch Werle, Erbe S. 19 Anm. 59, S. 271. - Der Kompromiß von 1135 scheint auf die Frage der Zuordnung der salischen Güter zum Reichsgut oder zum Hausgut nicht mehr eingegangen zu sein. 1135 stand der staufisehe Anspruch auf die Krone zur Regelung an. Den Staufern wurde aus Gründen, die mit der Trennung von Haus- und Reichsgut in keiner Weise zusammenhingen, das von ihnen geforderte Saliererbe, das wohl auch Teile des Reichsgutes umfaßte, gegen den Verzicht auf die Nachfolge im Reich ausgeliefert. 43 Vgl. unten S. 80 ff., bes. S. 83. 44 Mainzer Urkundenbuch Bd. I, bearb. von M. Stimming (Darmstadt 1932 -künftig: Mainzer UB), nr. 555 (1128) S. 468. 45 Bernhardi, Lothar S. 141, 150 f., 320, 382. 48 Man könnte aber auch daran denken, daß die Reichsacht schon mit der Begehung der Tat (Hochverrat des "invasor regni") eingetreten sein könnte. Allerdings begegnet die Acht ipso facto erst in der zweiten Hälfte des 12. Jh. (Poetsch, Reichsacht S. 57 ff.; His, Strafrecht I S. 432; Franklin, Reichshofgericht II S. 357 ff., 364 ff.); vielleicht hat jedoch schon die germanische Zeit eine Friedlosigkeit ipso facto gekannt; vgl. E. Frhr. von Künßberg, Acht,

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werden beide "Ächter" genannt47 • Die Tatsache, daß die Güter Konrads konfisziert wurden, ist ein weiteres Indiz 48. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß Kirchenbann und Acht oft gleichzeitig verhängt wurden49. II. Das Reimsgut in der Auseinandersetzung zwischen Lotbar 111. und den Staufern

Der Kampf um das Reich, der das Geschehen der beiden nächsten Jahre völlig beherrschte, wurde in Deutschland von Herzog Friedrich getragen, während Konrad versuchte, in Italien Anerkennung und Unterstützung zu finden 1• Die Ereignisse am Rhein und in Ostfranken zeigen einmal mehr, daß der Schwabenherzog die treibende Kraft der Staufischen Erhebung war. In diesen Landschaften, wo das salische Königtum am stärksten verwurzelt war, mußte die Entscheidung fallen. Speyer und Nürnberg wurden die Brennpunkte des Kampfes. Später dehnte er sich auch auf das Elsaß und schließlich auf die staufischen Kernlande in Schwaben aus. Rheinfranken und Elsaß

Im rheinfränkischen Gebiet fand das Ringen seinen Höhepunkt im Kampf um Speyer. Vermutlich hatten die staufischen Brüder die Stadt erst im Frühjahr 1128 völlig in ihre Gewalt gebracht, denn in den Jahren zuvor hatte Lotbar sich noch - offenbar unangefochten - hier aufgehalten2 • Im August begann der König mit Unterstützung Erzbischof Adalberts und Herzog Sobeslaws die Belagerung. Im November wurde sie erfolgreich beendet. Lotbar versuchte, die Bürgerschaft durch Schwur und Geiselgestellung an sich zu binden, doch schon im folgenden Jahr befand sich die Stadt wieder in Staufischen Händen, und Lotbar mußte eine zweite, weit längere Einschließung vornehmen. Die Bürger leisteten hartnäckigen Widerstand, was wohl nicht zuletzt auf Eine Studie zur älteren Rechtssprache (Weimar 1910), S. 16; ablehnend H. Siuts, Bann und Acht und ihre Grundlagen im Totenglauben (Berlin 1959), s. 75 ff. 47 Kaiserchronik, hg. von E. Schröder, MGH Deutsche Chroniken Bd. I, 1 (Berlin 1964), hier: V. 17063 S. 389. - Zur Gla ubwürdigkeit der Quelle Bernhardi, Lothar S. 21 Anm. 56; zu "Ächter " vgl. auch von Künßber g, Acht S. 34 ff. 48 Dazu unten S. 97 mit Anm. 5. Entsprechende Fälle bei Franklin, Reichshofgericht I S. 24 ff., 30. 40 Vgl. Poetsch, Reichsacht S. 36 ff. und 169 f.; E. Eichmann, Acht und Bann im Reichsrecht des Mittelalters (Görresges. H. 6, Faderborn 1909), S. 25 ff., bes. S. 34 und 117 f. 1 Konrad befindet sich vom Frühsommer 1128 bis zum Frühjahr 1130 in Italien; über seine Tätigkeit Bernhardi, Lothar S. 198-209; Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 155 ff. 2 Bernhardi , Lothar S. 86 f., 128 f., 135.

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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die Anwesenheit der Gemahlin Herzog Friedrichs, Judith, zurückzuführen ist. Am 3. Januar 1130 endlich konnte der König feierlich in die Stadt einziehen8 • Außer der zweimaligen Belagerung Speyers sind uns - sieht man von der kurzen Nachricht über den weit in das Elsaß vordringenden Feldzug im Jahre 1131 4 einmal ab - keine weiteren Einzelheiten über die Kämpfe am Rhein überliefert, obwohl sich das Ringen Lothars mit den Saliererben über Jahre hinzog. Mit Sicherheit war Speyer nicht der einzige Platz, um den gestritten wurde. Gleichwohl steht diese Stadt beispielhaft für die gesamte salische Königslandschaft am Rhein. Beide Belagerungen stehen ganz im Banne der Auseinandersetzungen um die Nachfolge im Reich; schon die erste Einschließung im Sommer 1128 erfolgte nach der Erhebung Konrads zum Gegenkönig. Die Staufer konnten sich hier auf die engen Beziehungen zum salischen Königshaus stützen. Stadt und Bistum waren den Saliern so verbunden, daß man geradezu von einem salischen "Familienbistum" sprechen kann5• Den als Grablege und Familienstiftung errichteten Dom nannten die Salier ihr Eigen6• Im Jahre 1096 wird die Pfalz in Speyer als "palatium regni et episcopi" bezeichnet7 • Heinrich V. hatte die Bürgerschaft besonders begünstigt8 • Die Kleriker schließlich bezeichneten sich in einem Brief an den letzten Salier als dessen Söhne und flehten ihn als Vater an, seiner Vorfahren eingedenk zu sein, durch die sie gleichsam mit erblichem Recht ("quasi heriditorio jure") dem König anvertraut seien9 • Ansehen und Stellung der Salier wurden nun 1125 auf ihre Erben übertragen. Otto von Freising berichtet, daß die Bürger die Staufer "ob fidelitatem imperatorum qui ibidem humati sunt, tamquam eiusdem consortes" Ebenda, S. 194 f., 242 ff. Ebenda, S. 373 f.; vgl. auch unten S. 68. 5 Nitzsch, Oberrheinische Tiefebene S. 246 ff. ; H . Schreibmüller, Der staufische Geschichtsschreiber Gottfried von Viterbo und seine Beziehungen zu Bamberg, Würzburg und besonders Speyer, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 14 (1943/44) S. 248-281, hier: S. 260 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 276 f.; Werle, Erbe S. 133; ders., Hausmachtpolitik S. 270; A. Doll, Zur Frühgeschichte der Stadt Speyer, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 52 (1954) S. 133-200, hier: S. 169 ff.; ders., Speyer als Königspfalz, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S. 77-94; Gelbach, Speyergau S. 50 ff.; Stoob, KönigtumS. 49 ff. e Bosl, Reichsministerialität a .a.O. 7 Bernoldi monachi S. Blasii et Scafhusensis Chronicon, hg. von G. H. Pertz, in: MG SS V (Hannover 1844) S. 385-467, hier : S. 465; dazu: Classen, Pfalzenforschung S. 92; Doll, Königspfalz S. 79, 89. 8 Urkundenbuch zur Geschichte der Bischöfe von Speyer von F. X. Remling, Bd. I: Ältere Urkunden (Mainz 1852 - künftig: UB Speyer I), hier : nr. 80 (1111) S. 88 {,; nr. 81 (1114) S . 89 f.; Stumpf nr. 3071, 3072. Dazu vgl. Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 207. 1 Jafte, Bibi. V nr. 176 S. 308-310; auch Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 18. - In ähnlicher Weise war Heinrich V. auch den Domkanonikern von Worms verbunden; Stumpf, Acta Imp. nr. 88 (1111) S. 99. 3

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

aufgenommen hätten10• So kann es auch nicht weiter verwundern, wenn die Kaiserchronik Speyer als Hauptstadt ("houbestat") der Staufer bezeichnet11. Aber auch der Schwabenherzog hatte selbst schon in der Salierzeit eine feste Position in Speyer gewonnen. Seit Anfang des 12. Jahrhunderts hatten die Staufer - wahrscheinlich als königliches Lehen- die Obervogtei über das Hochstift inne12 • Friedrich II. hatte diese Rechte unter Heinrich V. mit Nachdruck wahrgenommen18. Unter diesen Umständen mußte Speyer geradezu zum Ausgangspunkt der staufiseben Herrschaft in Rheinfranken werden; denn das Königtum Konrads konnte sich neben der salischen Tradition auf eigene staufisehe Gerechtsame14 stützen. Der Anspruch auf die Nachfolge der Salier konnte hier am ehesten durchgesetzt werden. Die jahrelangen Auseinandersetzungen um Speyer zeigen zur Genüge, wie groß die Erfolgsaussichten der Staufer waren. Es ging dabei jedoch nicht allein um die Bischofstadt; es ging letztlich um die salische Königslandschaft im Speyer- und W ormsgau, als deren Vorort Speyer anzusprechen ist. Den Staufern, die bestrebt waren, das Erbe Heinrichs V. in vollem Umfange ihrem Haus zu erhalten, kam nicht zuletzt die Tätigkeit Herzog Friedrichs II. beim Aufbau der salischen Macht in Franken zugute. Zwar hatte der Staufer im Auftrage des Kaisers gehandelt, so daß das Reich den unmittelbaren Gewinn seiner Leistung davontrug; doch nützte der Erfolg des Schwabenherzogs nicht nur der Krone. Die Interessen des Reiches hatten zweifelsohne im Vordergrund gestanden. Werle15 nennt in diesem Zusammenhang die Staufer "Reichsbeamte". Dies mag vielleicht keine sehr glückliche Bezeichnung sein16, deutet aber Gesta Friderici c. I, 17, MG SS rer. Germ. S . 31; Bernhardi, Lothar S. 198. Kaiserchronik V. 17063, MGH Dt. Chroniken I, 1 S. 389. 12 Ober die Beziehungen der Staufer zu Speyer vgl. Werle, Erbe S. 131 ff.; ders., Hausmachtpolitik S. 356 ff.; ders., Studien zur Wormser und Speyerer Hochstiftsvogtei im 12. Jh., in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde Bd. 21 (1954) S. 80-89, hier: S . 83 ff.; Gelbach, Speyergau S. 95 f. 13 In UB Speyer nr. 80 (1111) S. 88 f. erscheint der Herzog als Intervenient. Der in Anm. 9 genannte Brief ist durch das kraftvolle Vorgehen des Staufers veranlaßt worden. 14 Möglicherweise hat Lothar zumindest. nach der Ächtung des Schwabenherzogs- die Speyerer Hochstiftsvogtei für sich beansprucht; denn schon in den ersten Jahrzehnten des 12. Jh. dürfte d ie Übung geherrscht haben, die gegen Ende des Jh. bestand, daß nämlich die Obervogtei über Speyer vom Kaiser und König als königliches Lehen in Anspruch genommen wurde. Wir wissen mit einiger Sicherheit, daß auch Konrad III. die Vogtei innegeha bt hat (Werle, Hochstiftsvogtei S. 85; ders., Hausmachtpolitik S. 288). Vielleicht trifft dasselbe für Lothar III. zu. Bei den Kämpfen des Süpplingenburgers stand jedoch gewiß nicht (mehr) die Vogtei (so offenbar Werle, Erbe S. 133), sondern das Recht auf die salische Krone und damit das Recht am Reichskirchengut im Vordergrund. 1s Hausmachtpolitik S. 249. 18 Schon Waitz (Verfassungsgeschichte VI S. 285 Anm. 5) hat darauf hingewiesen, daß es sich bei der Reichsverweserschaft Herzog Friedrichs II. 10

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§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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doch das Entscheidende an, daß Friedrich II. sich nämlich überwiegend für die Belange des Reiches eingesetzt hat. Gleichzeitig trug seine Tätigkeit jedoch in nicht geringem Maße zur Verstärkung des Staufischen Einflusses im Elsaß und in Rheinfranken beP 7 • Nach der Rückkehr des Kaisers Heinrich V. aus Italien (August 1118) hatte sich das enge Verhältnis zwischen ihm und den staufischen Brüdern zwar in zunächst zunehmendem Maße gelockert, wohl in erster Linie, weil der Schwabenherzog der Kompromißpolitik des Saliers in der Endphase des Investiturstreites nicht folgen wollte1s. Die Entfremdung war jedoch nicht allzu groß; sie führte keineswegs dazu, daß der Staufer seine Stellung im Elsaß und auch nicht im rheinfränkischen Raum verlor19• Durch sein leutseliges, frohes und freigiebiges Wesen, das Otto von Freising an ihm rühmt20, hatte Friedrich II. zahlreiche Anhänger gewonnen21 • Sein politisches Gewicht war nach wie vor bedeutend, wie sich nicht zuletzt wohl mehr um ein faktisches als ein "staatsrechtlich normiertes" Verhältnis handelt. Dietrich (Herzog Friedrich II. S. 60) bekräftigt diese Ansicht mit dem Hinweis auf die großen Abweichungen in den Quellen. Im übrigen sei darauf hingewiesen, daß der Begriff "Beamter" durch die neuzeitliche Rechtswissenschaft eine bestimmte Ausprägung erfahren hat, deshalb nur mit großer Vorsicht auf mittelalterliche Verhältnisse angewendet und besser durch "Amtsträger" ersetzt werden sollte. 17 Das Verhältnis von Reichsinteressen und staufiseher Hausmachtpolitik bei der Tätigkeit Friedrich II. wird in der Literatur recht unterschiedlich beurteilt. Während Werle (Hausmachtpolitik S. 246, 249 f.) das königliche Interesse stärker betont, hebt Stimming (Königsgut S. 124 f.: "Territorialpolitik auf eigene Rechnung") das dynastische Interesse mehr hervor. Sehr überspitzt formuliert Heuermann (Hausmachtpolitik S. 6'1 f.): "Alles das, was Herzog Friedrich tat, schuf er als Vertreter und Diener seines kaiserlichen Herrn", und (S. 65): "Die ... Burgenpolitik Friedrichs II. kam in ihrer Bedeutung ausschließlich dem Reich, nicht aber der staufischen Hausmacht zugute." Am ausgewogensten ist die Darstellung von Dietrich (Herzog Friedrich II. S. 65 ff., bes. S. 77, 115 f.). Wie hier etwa A. DoH, Das Reichsland Lautern im Mittelalter, in: Jb. zur Geschichte von Stadt- u. Landkreis Kaiserslautern Bd. 3 (1965) S. 20-35, hier: S. 29. 18 Dietrich, Herzog Friedrich li. S. 92 ff. 19 In Rheinfranken hatte die Entwicklung ihren Niederschlag in der Wormser Angelegenheit gefunden. Mit Unterstützung des Herzogs konnte Bischof Burchard von Worms gegen den erklärten Willen des Kaisers in seine Stadt zurückkehren. Zu einem ernsten Zerwürfnis zwischen Heinrich V. und seinem Neffen scheint es dagegen nicht gekommen zu sein, denn schon wenige Monate später hält sich Friedrich wieder am Hof des Kaisers auf (zum Ganzen vgl. Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 280 ff.; Dietrich, Herzog Friedrich II S. 119 ff.). Überdies zeigt gerade das Verhalten des Schwabenherzogs, wie stark seine Stellung gefestigt war (Werle, Hausmachtpolitik S. 250 Anm. 25). 20 Gesta I, 2 MGH SS rer. Germ. S. 28. 21 Ein Beispiel hierfür bietet die möglicherweise gefälschte (Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 356 Anm. 8) - Urkunde Stumpf, Acta Imp. nr. 328 (1116) S. 467, in der Heinrich V. bestätigt, daß er auf Bitten des Herzogs Friedrich dem Rüdiger von Lachen ein Gut in Schifferstadt geschenkt habe. Vermutlich handelt es sich dabei um einen Reichskirchenministerialen; vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 407. Heß- Gotthold (Hausmacht S. 19 f .) erwähnt zu 1119 einen speyerischen Ministerialen von Lachen.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

aus der Tatsache ersehen läßt, daß die Archidiakone von Trier 1120 den Herzog um Vermittlung bei Erzbischof Adalbert von Mainz baten22. Vor allem aber ergibt sich aus der staufischen Territorialpolitik, daß der Herzog keineswegs allein die salische Reichsgewalt stärken, sondern zugleich auch die eigene Hausmacht ausweiten wollte. Die Interessen des Reiches und der staufischen Dynastie liefen weitgehend nebeneinander her. Friedrich II. hat bereits vor 1125 den Grundstein zu den zahlreichen Besitzungen und Gerechtsamen in den ober- und mittelrheinischen Gebieten gelegt, die er gegen Ende seines Lebens innehatte23. Als Ausgangsbasis für das Übergreifen nach Rheinfranken diente der staufisehe Hausbesitz im Elsaß, der im wesentlichen aus den Erbgütern Hildegards, der Mutter des ersten Stauferherzogs, bestand. Sie gruppierten sich um zwei Schwerpunkte, die Familienstiftung Schlettstadt und die Staufischen Rechte am Heiligen Forst24 • Schon Herzog Friedrich I. hatte begonnen, diesen Besitz zu einem größeren staufischen Bereich auszubauen. Sein Sohn setzte diese Politik fort und dehnte den Staufischen Einflußbereich auf fränkisches Gebiet aus25 . Aus der Zeit der Auseinandersetzung mit Adalbert von Mainz und der Adelsopposition ist uns ein bezeichnendes Beispiel für das Nebeneinander von Reichsund Hausinteresse bekannt. Friedrich II. tauschte vom Bistum Straßburg den Hof Annweiler gegen den Hof Moosbrunn im Unterelsaß ein26 . Annweiler aber liegt unmittelbar am Fuße der Reichsfeste Trifels und Giesebrecht, Geschichte III S. 9.27 n. 1234. Für das staufisehe Hausgut gilt entsprechend, was oben S. 54 Anm. 24 zum salischen Hausbesitz gesagt wurde. Am besten hat Werle (Erbe S. 296) die Schwierigkeiten zusammengefaßt; ebenda (S. 291 ff.) findet sich eine Zusammenstellung des staufischen Hausgutes in Elsaß und Rheinfranken; vgl. auch GeZbach, Speyergau S. 76 ff. u Zum elsässischen Besitz der Staufer: R. Wackernagel, Geschichte des Elsaß (Basel 1919) S. 80 ff.; Meister, Hohenstaufen S. 38 ff., 57; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 18 f., 56; Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 25 ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 244 ff. 25 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 27 ff., 44 ff.; Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 25 ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 244 ff.; Heß- Gotthold, Hausmacht s. 8. 28 WerZe, Erbe S. 102 ff., 187 ff.; ders., Hausmachtpolitik S. 321; auch ders., Der Trifels als Dynastenburg, in: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz Bd. 52 (1954) S. 111-132, hier: S. 126 ff.; Gelbach, Speyergau S. 85 ff. Über den Zeitpunkt des Tausches gehen die Meinungen auseinander. Während F. Sprater (Der Trifels, die deutsche Gralsburg, Speyer 1945, S. 9) und ihm folgend Werle (Hausmachtpolitik S. 326 f. Anm. 276) 1113 annehmen, entscheiden sich G. Biundo (Der Trifels in der deutschen Kaiserzeit, Kaiserslautern 1937, S. 69), Heuermann (a.a.O. S. 63) und Bosl (Reichsministerialität S. 219) für die Zeit nach 1116. Der Hinweis auf die Rückgabe der Madenburg durch den Mainzer Erzbischof ist kaum in der Lage, das Tauschgeschäft des Staufers für das Jahr 1113 wahrscheinlich zu machen. Dasselbe gilt hinsichtlich eines Zusammenhanges mit dem Wirken Friedrichs II. nach 1116. Die Frage muß letztlich offen bleiben. 22 23

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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sollte in späterer Zeit mit dieser zu einer unzertrennlichen Einheit zusammenwachsen27• Der Schwabenherzog hatte demnach im nächsten Umkreis einer Reichsburg mit dem Aufbau staufiseben Hausgutes begonnen. Daß das staufisehe Hausinteresse in Rheinfranken in die Zeit vor 1125 zurückreicht, zeigen schließlich die Besitzungen, die sicher oder zumindest sehr wahrscheinlich schon unter den Saliern in staufiseher Hand waren. Hierzu gehören vor allem Güter in Kirchheim (heute KirchheimBolanden), aber auch im Gebiet von Kaiserslautern und Münsterdreisen (südlich Kirchheim) 28• Die Besitzungen in Boppard und Bingen, über die Pfalzgraf Hermann von Stahleck und seine Gattin, Gertrud von Hohenstaufen, wenige Jahre später verfügt haben, dürften ebenfalls auf staufisches Familiengut aus der Zeit vor 1125 zurückgehen29 • In Oppenheim hat der Herzog vor 1116 vermutlich auf Lehngut eine Burg errichtet30. Auch das Reichslehen in Nierstein dürfte er vor 1125 erworben haben31• Vielleicht war auch das Reichslehen Alzey, das außer dem Hofe 27 Bosl, Reichsministerialität S. 220; Werle, Hausmachtpolitik S. 326 f. Möglicherweise hat Friedrich noch vor 1125 auch die Straßburger Kirchenlehen in der Umgebung Annweilers erworben, die für die Zeit Friedrich Barbarossas belegt sind; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 219 f.; Werle a.a.O. 28 Werle, Hausmachtpolitik S. 300, 329 ff., 342; ders., Erbe S. 102 ff.; Doll, Reichsland Lautern S. 28 f. - Heß - Gotthold (Hausmacht S. 12 ff., bes. S. 14, 30) weist darauf hin, daß die Position Friedrichs I. in und um Kirchheim sich auf verschiedene Rechtstitel stützt, nicht zuletzt auf Speyerer bzw. alt-salischen Besitz. Eine Beziehung Herzog Friedrichs II. zum Lauterer Gebiet möchte Heß - Gotthold (Hausmacht S. 13) indessen nicht bejahen. Dagegen unter Berufung auf Werle (Erbe S. 181 ff.); H. Graf, Hatte Herzog Friedrich II. von Hohenstaufen, der Vater Barbarossas, wirklich keine Beziehungen zu Lautern?, in: Jb. zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern Bd. 3 (1965) S. 36-46, hier: S. 38 f.; ähnlich schon ders., Der Königshof und der Ort Lautern im 10. und 12. Jahrhundert in neuer Sicht, in: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Kreis Kaiserslautern des Historischen Vereins der Pfalz Nr. 2 (1957) S. 1-7, Nr. 3 (1957) S. 2-6, hier: Nr. 3 S. 3. 29 Wirt. UB III nr. 8 (1142/43) S. 496; Mittelrhein. UB II nr. 14 (1200) S. 365 ff., bes. S. 367.- Dazu vgl. Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 264; L. Baumgärtner, Hermann von Stahleck, Pfalzgraf bei Rhein (1142-1156) (Leipzig 1877), S. 8 und S. 49 (Regest nr. 74). 30 In den Kämpfen 1116/19 wird eine Burg Friedrichs II. in Oppenheim von den Gegnern zerstört (Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 84). Vermutlich hat der Staufer 0 . als Lorscher Lehen besessen oder es gewaltsam an sich gebracht (Werle, Hausmachtpolitik S. 335). Zu 0. vgl. auch: Kraft, Wormsgau S. 180 f.; R. Kraft, Das Reichsgut von Oppenheim, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 11 (1961) S. 20-41; H. Büttner, Die Anfänge der Stadt Oppenheim, in: Arch. für hessische Geschichte und Altertumskunde NF Bd. 24

(1951)

s. 17-36.

Im Jahre 1143 verzichtete Herzog Friedrich auf eine Kirche zu Nierstein, die er vom Reich zu Lehen trug; vgl. Regesta Badensia, Urkunden des Großherzoglich Badischen General-Landes-Archivs von den Anfängen bis zum Schlusse des 12. Jahrhunderts, bearb. von C. G. Dümge (Karlsruhe 1836), hier: nr. 87 S. 135; Stumpf nr. 3458; dazu H. Witte, Der heilige Forst und seine Besitzer, in: ZGO NF Bd. 12 (1897) S. 193-224 und Bd. 13 (1898) S. 389-424, 31

5 Wadle

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

Alzey selbst einen Kranz von Dörfern und Höfen umfaßte, noch unter Heinrich V. an den Staufer gelangt32• Rechts des Rheines befanden sich in der Gegend von Maulbronn staufisehe Höfe, die Gertrud ihrem Gemahl Hermann von Stahleck gegen Ende der zwanziger Jahre zugebracht hat33• Ihre stärkste Stütze aber fand die staufisehe Macht in den Vogteien über das am Südrand des Speyergaues gelegene Kloster Weißenburg34, das über bedeutenden Besitz im pfälzischen Raum verfügte, hier: Bd. 13 S. 390.- Werle (Hausmachtpolitik S. 113; auch Erbe S. 334) läßt es offen, ob das Lehen vor 1125 oder erst nach 1138 an den Herzog kam. Die Nähe Oppenheims legt jedoch nahe, daß Friedrich II. auch in N. vor 1125 Besitz innehatte; gewiß hat er sich darum bemüht. - Zu N. im übrigen vgl. Kraft, Wormsgau S. 175 ff., und Krabusch, Königsgut S. 288. u Zu Alzey vgl.: Kraft, Wormsgau S. 31 f.; Werle, Hausmachtpolitik S. 312 ff.; ders., Das Reichslehen Alzey, Studien zur hochmittelalterlichen Alzeyer Geschichte, in: Alzeyer Geschichtsblätter H. 3 (1966) S. 14-34.- Der Staufer erscheint erst nach 1138 in engerer Beziehung zu A. und dem Gebiet am Donnersberg. Zu 1147 ist ein längerer Aufenthalt des Herzogs in A. überliefert, wo er im gleichen Jahre auch stirbt (Bernhardi, Konrad S. 535 f.). Schon 1144 ergreift Friedrich II. jedoch die Initiative zur Neugründung des dem Alzeyer Gebiet benachbarten Klosters Münster-Dreisen; vgl. Acta Academia Theodoro-Palatinae, Historia et Commentationes Academiae electoralis scientiarum et elegantiorum literarum Theodoro-Palatinae, Vol. I, Mannheim 1766, hier: S. 297 ff.; Stumpf nr. 3468; dazu Werle, Erbe S. 123 ff.; ders., Hausmachtpolitik S. 346 ff.; vor allem ders., Münster-Dreisen, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte Bd. 8 (1956) S. 323-332. Über die Zeit des Erwerbes ist nichts bekannt. Während Kraft (Wormsgau S. 28 u. 45) annimmt, der Staufer habe A. 1125 in Besitz genommen, soll es nach Heuermann (Hausmachtpolitik S. 168 Anm. 129) gleich nach der Erwerbung (1107) oder erst nach 1138 an den Herzog gekommen sein. Werle (Erbe S. 122 f.; in: Hausmachtpolitik S. 312 f., enthält er sich einer Stellungnahme) spricht sich für die Zeit des Reichsauftrages nach 1116 aus. F. Böhn (Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey, Mainzer Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, Meisenheim a. Gl. 1958, hier: S. 56) folgt Kraft. Nach Graf (Königshof Nr. 3 S. 3) ist A. schon in der Zeit von 11161118 von Friedrich II. als "Mittelpunkt seiner Aktionen" gegen Mainz verwendet worden. Die Frage ist letztlich kaum zu entscheiden. Die bedeutende Rolle als Hauptstütze staufiseher Herrschaft (Werle a.a.O. spricht von "Residenz") im linksrheinischen Gebiet, die A. schon bald nach 1138 einnimmt, dürfte allerdings dafür sprechen, daß es längere Zeit in staufisehern Besitz war. Auch könnte ein Zusammenhang mit dem Regensburger Spruch bestehen; vgl. dazu unten S. 72.- Außer über die Zeit des Erwerbes besteht auch über den staufischen Besitztitel Unklarheit. Die Rechtslage vor 1107 (Lehen) hat unmittelbar danach kaum fortgedauert. Der Rückerwerb des Lehens sollte nach den Plänen Heinrichs V. ein erster Schritt zu einem königlichen Territorium am Mittelrhein sein und als solches der Krone unmittelbar zugehören (Kraft, Wormsgau S. 27, 38 f.; so auch Werle, Alzey S. 30 f.). Daß es unter diesen Umständen schon bald nach 1107 als Lehen an die Staufer gekommen ist, ist nicht sehr wahrscheinlich. Die Vermutung Kratts (Wormsgau S. 27; ihm folgend Böhn a.a.O.), daß die Staufer 1125 Alzey mit Gewalt an sich gerissen haben könnten, gewinnt somit an Gewicht. Heß- Gotthold (Hausmacht S. 8 f.) hält A. für staufisches Hausgut, vermag dies jedoch erst aus den Ereignissen nach 1138 zu folgern. Werle äußert sich über den staufischen Besitztitel nicht. 33 Wirt. UB II nr. 309 (1157) S. 110; dazu Baumgärtner, Hermann von Stahleck S. 8. 34 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 40 ff.; Gelbach, Speyergau S. 93 f.

§ 1.

Der Kampf um das salische Erbe

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und über das Hochstift Speyer, das Grafschaften im Speyergau, im Albund im Uffgau innehatte35 • Auch die Beziehungen zu dem rechtsrheinisch gelegenen Kloster Odenheim gehören in diesen Zusammenhang36. Das Ausmaß der staufischen Stellung ist deutlich daraus zu ersehen, daß bereits Friedrich I. als Herzog von Franken bezeichnet wurde, denn "dieser Titel wurde nicht immer der WirklichenRechtslage entsprechend, sondern unter Berücksichtigung der tatsächlichen Machtverhältnisse fränkischen Großen beigelegt" 37 • Als die Staufer nach dem Tode Heinrichs V. das salische Erbe antreten wollten, fanden sie also in wichtigen Landschaften Rheinfrankens die günstigsten Voraussetzungen. Ähnlich, wie wir es schon bei Speyer feststellen konnten, kam den staufischen Plänen auch in der ganzen "provincia" zwischen Basel und Mainz zweierlei zugute: sie konnten auf der lebendigen salischen Tradition, an deren Befestigung sie selbst maßgeblich Anteil genommen hatten, aufbauen und zugleich auch auf ihrer eigenen Hausmachtpolitik, die sie schon unter Heinrich V. von dem elsässischen Familiengut ausgehend in das fränkische Gebiet hineingeführt hatte. In dieser Gelegenheit, die Stellung in Rheinfranken zu verstärken und auszuweiten, m. a. W. das salische "Erbe" anzutreten, lag die große Chance für ein staufisches Königtum. Es ist nicht überliefert, ob Herzog Friedrich II. und sein Bruder schon gleich nach der Wahl des Süpplingenburgers elsässisches oder rheinfränkisches Reichsgut als Erbe beansprucht haben38• Es dürfte sich jedoch so verhalten haben, denn kaum irgendwo anders konnte der Regensburger Fürstenspruch besser zutreffen als hier. Das salische Königsland bildete keineswegs eine einheitliche Gütermasse, sondern wies eine bunte Vielfalt verschiedenartiger Gerechtsame auf. Zu altem salischen Grundbesitz, der die Grundlage bildete, waren Grafenrechte, Kirchenlehen und -vogteien hinzugekommen. Das Reichsgut war mit diesen Besitzungen eng verbunden und bisweilen geradezu verquickt. Eine Aufspaltung dieser Güter nach ihrer Herkunft, wie dies der Regensburger Beschluß verlangte, hätte das bisherige Aufbauwerk zunichte gemacht. Die Staufer, die ja die Königskrone als Erbe für sich beanspruchten, mußten eine Auflösung des salischen Königslandes verhindern. Unter diesen Umständen ist es möglich, von der Gernenglage von Hausgut und Reichsgut ausgehend einzelne Besitzkomplexe anzusprechen, die wahr35

Werle, Hausmachtpolitik S. 288; Gelbach, Speyergau S. 42 ff.

Wirt. UB III nr. 8 (1142/3) S. 496; zur zeitlichen Einordnung vgl. Dietrich, Herzog Friedrich Il. S. 264. 37 Werle, Hausmachtpolitik S. 246, 249. 38 Wie oben bereits festgestellt wurde, betreffen alle Nachrichten, die umkämpfte Orte nennen, die Zeit nach der Erhebung Konrads zum Gegenkönig -mit Ausnahme Nürnbergs; vgl. oben S. 52 Anm. 22. 38

s•

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

scheinlieh in die Auseinandersetzungen nach 1125 hineingezogen wurden. Bei diesem Versuch, die umstrittenen Güter auszumachen, bieten die Maßnahmen Lothars im Elsaß einen weiteren Anhaltspunkt. Der König ging, nachdem die Einnahme Speyers eine neue Situation geschaffen hatte, gegen die staufisehe Stellung im Elsaß vor39• Die Niederlage in Franken hat sich offensichtlich schon bald auf das Elsaß ausgewirkt. Als nämlich Lothar Mitte 1131 anrückte, war die Macht der Staufer schon so geschwächt, daß der Herzog es nicht wagte, sich in offenem Kampfe zu stellen. Der König nahm daraufhin mehrere Burgen des Feindes ein und zerstörte sie40• Eine weitere Nachricht über die Kämpfe im Elsaß ist in einem Brief des Bischofs Bruno von Straßburg enthalten41 • Der Bischof schrieb, er habe zwei (mit Namen nicht bekannte) Grafen für den königlichen Dienst gewonnen und sie durch feierlichen Treueid und Bereitstellung von Geißeln verpflichtet; er und der Graf N. versicherten, daß bei ihren Lebzeiten die Stadt und die ganze Provinz in unwandelbarer Treue im königlichen Dienst verharren und nicht aufhören würden, für die Sache des Reiches zu streiten. Auf diese Zusicherung, die abermals erkennen läßt, wie wichtig für die königliche Stellung am Rhein die Reichskirche war42, folgt eine Mitteilung, die von weit größerem Interesse ist. Bruno berichtet nämlich weiter, er habe eine Burg mit nicht geringer Mühe für die Sache des Königs halten können; auch erscheine es ihm und den übrigen Getreuen notwendig, die Burgen der Feinde zu nehmen und zu zerstören (castra inimicorum vestrorum evertere et extirpare). Leider sind uns die Namen der umkämpften Befestigungen nicht überliefert. Auffallend ist jedoch, daß durch den Brief 39 über die militärischen Maßnahmen in den Jahren zuvor ist nichts bekannt, es sei denn, man wollte in der Ortsangabe der Urkunde Lotbars vom 4. November 1126 (MGH D L III. nr. 10 S. 13: "prope Argentinamin castris") schließen, daß der König sie während eines Feldzuges ausgestellt hat. 40 Bernhardi, Lotbar S. 373 f. ' 1 Regesten der Bischöfe von Straßburg Bd. I, bearb. von H . Bloch und P. Wentzcke (Innsbruck: 1908), hier: nr. 436 S. 313 f.; auch: Jaffe, Bibl. V S. 433; dazu vgl. Bernhardi, Lotbar S. 267 f. 42 Wie stark Bischof Gebhard (1131-1140), der Nachfolger Brunos sich für die Interessen des Königs einsetzte, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, daß er im Jahre 1136 dem Staufer bei Gugenheim ein Gefecht lieferte; Reg. Straßburg nr. 458 S. 321. Bernhardi (Lothar S. 376) erwähnt ein weiteres Treffen im Jahre 1131 bei Dunzenheim. Dabei stützt er sich auf die Annales Argentinenses, hg. von Ph. Jaffe, in: MGH SS XVII (Hannover 186'1) S. 86-90, hier: S. 88. Diese -Quelle ist aber keineswegs glaubwürdig, vgl. dazu H. Bloch, Die Urkundenfälschungen Grandidiers, in: ZGO NF Bd. 12 (1897) S. 459-511. Im übrigen ergibt sich schon aus der geringen Entfernung zwischen beiden Orten, daß es sich um dasselbe Ereignis gehandelt haben muß. Schließlich sei noch vermerkt, daß nach den Annales priores codicis Ellenhardi, in: Annales Marbacenses, hg. von H. Bloch, MGH SS. rer. Germ. (Hannover 1907) S. 114, das Treffen des Jahres 1136 bei Dunzenheim stattgefunden hat. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, daß es sich nur um ein Treffen handelt und zwar jenes im Jahre 1136. '

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

69

Brunos die Bedeutung der Burgen abermals unterstrichen wird. Der Kampf mit den Staufern ist demnach im wesentlichen ein Kampf um Burgen. Dies ist eine geradezu zwangsläufige Folge der Tätigkeit Friedrichs II. Nach dem Bericht Ottos von Freising43 war gerade die Burgenpolitik das entscheidende Element des Feldzuges von 1116: " .. . secundum alveum Rheni descendens, nunc castrum in aliquo apto loco edificans vicina quaeque coegit, nunc iterum procedens relicto priore aliud munivit; ut de ipso proverbio diceretur: Dux Fridericus in cauda equi sui semper trahit castrum." Es spricht vieles dafür, daß es in den Kämpfen nach 1125 in erster Linie um diese Anlagen ging, die der Schwabenherzog bei der Neuorganisation des salisch-staufiseben Machtbereiches gegründet oder renoviert hatte. Unter diesen Gesichtspunkten soll nun - mit erheblicher Vorsicht allerdings - versucht werden, einzelne Plätze zu nennen, um die der Streit zwischen Lothar III. und den Neffen Heinrichs V. entbrannt sein dürfte. Das wohl beste Beispiel für die Verzahnung salisch-staufiseben Besitzes mit Reichsgut bildet der oben bereits erwähnte Bereich um den TrifeZs. Die Burg selbst war Reichsgut, denn sie war aus dem konfiszierten Besitz des Gegenkönigs Hermann von Salm an die Salier gekommen44. Selbst Adalbert von Mainz hatte die Zugehörigkeit der "munitissima urbs" 45 zum Reiche anerkannt; im Jahre 1113 hatte er nämlich den Trifels herausgegeben, während er die ebenfalls besetzte, zum Teil bischöflich-speyerische Madenburg zurückbehielt46. Der am Fuße des Trifels gelegene Hof Annweiler war staufisches Hausgut, da der dafür an das Straßburger Hochstift gegebene Hof Moosbrunn, der im ursprünglichen Bereich des Heiligen Forstes nahe bei der Abtei St. Walburg lag, sicherlich den Staufern gehörte47• Trifels und Annweiler bildeGesta I, 2 MGH SS rer. Germ. S. 28. 44 Werte, Hausmachtpolitik S. 62. - Heß- Gotthold (Hausmacht S. 36) hält den Trifels für salisches Hausgut; ihre Beweisführung hält indessen einer kritischen Beleuchtung nicht stand. Wenn der Trifels in den Annales Pegavienses et Bosovienses a. 1114, hg. von G. H. Pertz, in: MGH SS XVI (Hannover 1859) S. 232-270, hier: S. 251, mit den Worten "in munitissima urbe sua" als Besitzung Heinrichs V. gekennzeichnet wird, so kann man daraus ebensowenig wie etwa aus dem Begriff "allodium" auf den Rechtstitel schließen (vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 11). Auch wurden die Reichsinsignien von den Saliern keineswegs nur auf Hausgut aufbewahrt, wie das Beispiel Hammerstein zeigt (vgl. Bost, Reichsministerialität S. 321; zu Hammerstein vgl. auch unten S. 196 f.). Schließlich ist auch nicht auszumachen, ob Herzog Friedrich II. sich bei seinem Vorgehen im Auftrage Heinrichs V. auf das salischstaufisehe Gut beschränkt hat; seine Aufgabe war es vielmehr, den gesamten der salischen Krone zustehenden Besitz neu zu organisieren (vgl. oben Anm. 43

17).

45 Vgl. vorige Anmerkung. 48 Werte, ErbeS. 106 Anm. 368; Werte, Hausmachtpolitik S. 325 Anm. 273. 47 Bost, Reichsministerialität S. 204 f.; Werte, Hausmachtpolitik, S. 326 Anm. 276; Getbach, Speyergau S. 87.

2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

70

ten vermutlich schon zu dieser Zeit eine Verwaltungseinheit4s. In der näheren Umgebung von Trifels und Annweiler lagen außer straßburgischen Kirchenlehen der Staufer ursprünglich recht ansehnliche salische Besitzungen, die wenigstens zum Teil bis zum Ausgang der Salierzeit erhalten blieben, vielleicht auch revindiziert worden waren49• Reichsgut, salisches Erbe und staufisehe Gerechtsame liegen demnach schon vor 1125 eng beieinander. Herzog Friedrich II., der den Trifels sicher schon bei seinem Rheinfeldzug im Jahre 1116 berührt hatte, besaß ihn jedenfalls kurz nach dem Tode Heinrichs V., denn der Staufer brachte die Reichskleinodien hierher zur Aufbewahrung50• Auch die zahlreichen Burgen am Rande des Haardtgebirges, die in dichter Kette die Rheinebene absicherten, dürften von den Staufern nach 1125 in Anspruch genommen worden sein. Ein großer Teil von ihnen war wohl von Friedrich II. im Verlaufe seines Reichsauftrages gegründet, neu befestigt oder doch wenigstens der salischen Herrschaft zugeführt worden51• Die Burgen Gutenburg (bei Bergzabern)52, Landeck (bei Klingenmünster), Neukastell (bei Leinsweiler), Alt-Scharfeneck (am Eingang zum Hainbachtal) und Wachtenburg (bei Wachenheim) dürften Neuanlagen des Schwabenherzogs sein; zu den im Besitz der Speyerer Bischofskirche befindlichen Burgen Madenburg (bei Eschbach), Meistersei (bei Weyer), Rietburg (oberhalb Edenkoben), Kestenburg (bei Harnbach) und Ramburg53 hat sich Friedrich den Eintritt wohl ebenso erzwungen, wie er es bei der gleichfalls speyerischen Burg-Abtei Limburg (bei Bad Dürkheim) getan hat54• Die Belagerungen Speyers erwecken den Anschein, als hätten sich die Kämpfe nach 1125 im wesentlichen auf das südliche Rheinfranken beschränkt. Die Tatsache, daß der Staufer im vorangehenden Jahrzehnt in den Kämpfen gegen Erzbischof Adalbert von Mainz weiter in den Wormsgau vorgedrungen ist55, legt jedoch die Vermutung nahe, daß es sich bei den Auseinandersetzungen mit Lothar nicht anders verhalten 48 Werle, Hausmachtpolitik S. 326 f.; ders., Trifels S. 125. " Werle, Hausmachtpolitik S. 326; ders., Erbe S . 107; Heß- Gotthold, Haus-

macht S. 34 ff. 50 Ekkehardi chronicon a. 1125 MGH SS VI S. 264; dazu Bernhardi, Lothar

s.

5.

Heuermann, Hausmachtpolitik S. 61 ff.; Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 80 ff. sz Soweit zu den einzelnen Burgen nichts Besonderes vermerkt ist, wird auf die Darstellung von Heuermann (Hausmachtpolitik S. 62 ff.) und die dort angegebenen Quellen verwiesen; auch Bosl, Reichsministerialität S. 217 ff., bes. S. 234 ff. ist heranzuziehen. 53 Vgl. auch H. Werle, Ramosa, Das Kloster Ramsen, Berthold von Winzingen und die pfalzgräfliche Neustadt, in: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde Bd. 22 (1955). 54 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 21 f. ss Vgl. oben S. 33. 51

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

71

hat. Eine Burgenpolitik Friedrichs II. im Wormsgau ist freilich kaum nachzuweisen. Die Burg in Oppenheim, eine der wenigen Befestigungen, von denen man mit Sicherheit sagen kann, daß sie auf Friedrich II. zurückgeht, wurde bereits um 1116 wieder zerstört 56 • Die beiden am Donnersberg gelegenen Burgen Bolanden und Falkenstein, aber auch die Burgen Otterburg (bei Otterberg), Runeburg (bei Erfenbach) und Sterrenberg (bei Otterbach), die das Lauterer Gebiet nach Norden abschirmen konnten, werden mit dem Schwabenherzog und seiner Tätigkeit nach 1116 in Verbindung gebracht57 • Der Staufer soll vor 1125 auch die Burganlage in Alzey errichtet58 und den Königshof Lautern mit einer neuen Umfassungsmauer versehen haben59 • Über diese keineswegs immer wahrscheinlichen Vermutungen zur Burgenpolitik60 dürften nur Überlegungen hinausführen, die die besondere Situation des Saliergutes beim Tode Heinrich V. berücksichtigen. In der Nordpfalz und im Nahegebiet treffen wir nämlich ähnliche Verhältnisse an wie im Trifelsbereich. In der Gegend um Kreuznach finden wir Reichsgut, Reichslehen und salischen Hausbesitz eng verquickt61 • Im Umland des Domnersberges ist es noch schwieriger, Besitzungen des Reiches und der salischen Dynastie auseinanderzuhalten. Der ehemals hier vorhandene Reichsgutkomplex war zwar weitgehend zerfallen, doch hatte sich, insbesondere im Ausbauland, größerer Grundbesitz des Reiches erhalten62 • Im nahen Kirchheim und dessen Umgebung treffen wir Reichsgut und staufiseben Besitz aus der Zeit vor 1125 neben Gerechtsamen anderer Herren63 • Im Süden unmittelbar daran angrenzend begegnet uns altsalischer Grundbesitz am Oberlauf der Pfrimm64 • Daß Friedrich II. an dieser Gegend interessiert war, geht aus der - allerse Vgl. oben Anm. 30.

Zu Bolanden und Falkenstein vgl. unten S.180ff.; im übrigen Graf, Herzog Friedrich S. 38 ff.; Doll, Reichsland S. 29. 58 So Kraft, Wormsgau S. 41. 5 9 Graf, Herzog Friedrich S. 41. 60 So dürften Bolanden und Falkenstein kaum von Friedrich II., der Mauerring von Lautern nicht unbedingt vor 1125 errichtet worden sein; vgl. unten S. 184, 251. 61 Werle, Erbe S. 253; Vogt, Kreuznach S. 187 ff., 213 ff., 228, bes. 237 f.; im übrigen vgl. oben S. 34 Anm. 9. 62 Kraft, Wormsgau S. 159 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 260 ff. Werle (Hausmachtpolitik S. 331 Anm. 299) erhebt dagegen Einwände und stellt "allerhand Widersprüche" fest, widerlegt aber die Annahme eines Reichsgutsbezirkes am Donnersberg neben salischem Hausgut nicht. Der frühe Besitz der Reichsministerialen von Bolanden stammt sicherlich im wesentlichen aus Reichsgut; vgl. unten S. 183. 63 Aus dem Lehnsbuch Werners II. von Bolanden geht die Vielfalt der Besitztitel klar hervor; vgl. W. Sauer, Die ältesten Lehnsbücher der Herrschaft Bolanden (Wiesbaden 1882), S. 19, 24, 26; im übrigen Werle, Hausmachtpolitik S. 329 ff. 6 ' Kraft, Wormsgau S. 166 f.; Werle, Hausmachtpolitik S. 330. 57

72

2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

dings erst nach 1138 vollzogenen - Wiederbegründung des im Pfrimmtal gelegenen Klosters Münsterdreisen hervor65. Wahrscheinlich haben sich die Auseinandersetzungen mit dem König auch auf das ehemalige Reichslehen Alzey erstreckt. Die Rechtslage dieser Besitzung entsprach dem Regensburger Fürstenspruch, denn das Lehen war von den Grafen von Zütphen gegen die reichslehnbare Grafschaft Friesland eingetauscht worden und mußte somit als Reichsgut gelten66 • Auch die salisch-staufiseben Besitzungen in und um Kaiserslautern wurden nach 1125 vielleicht umkämpft. Zwar ist erst Friedrich Barbarossa als Besitzer dieses Gutskomplexes nachgewiesen67, doch gehen die staufiseben Rechte auf das Saliererbe zurück, wobei allerdings offenbleiben muß, ob es sich um salisches Hausgut oder zugleich um Reichsgut handelt88• Vielleicht war die Rechtslage um 1125 ähnlich undurchsichtig69. Einen Anhaltspunkt für Kämpfe um Kaiserslautern bieten die Stumpf nr. 3468 (1144); vgl. auch oben Anm. 32. Vgl. Werle (Alzey S. 30), der auf die Trennung von Haus- und Reichsgut nach 1125 hinweist, aber den Regensburger Fürstenspruch nicht ausdrücklich erwähnt. - Vielleicht kann man die Rechtslage als weiteren Grund dafür anführen, daß A. spätestens 1125 an die Staufer gekommen ist; vgl. oben Anm. 32. 67 Vgl. oben S. 65. 68 Für Hausgut: Graf, Königshof Nr. 2 S. 6 f.; wohl auch Bosl, Reichsministerialität S. 241. Nach Heß- Gotthold (Hausmacht S. 12 ff.) befand sich Kaiserslautern um 1081 in der Verfügungsgewalt Heinrichs IV.; dabei handelte es sich jedoch nicht um ein einheitliches altsalisches Besitzrecht, sondern um einen "in mehrere Rechtssphären" aufgegliederten Besitz (a.a.O., S. 21, 30). In dieser Gütermasse befand sich wohl auch altes Reichsgut, wie die neben der "curtis" Lautern liegende Burg selbst und zahlreiche Reichsministerialenburgen im Umland (a.a.O. S. 30 ff.). Unmittelbares Reichsgut im Bereich von K. nehmen auch an: Doll (Reichsland S. 28 f.), der ebenfalls eine stärkere Differenzierung zu befürworten scheint, und Werle (Hausmachtpolitik S. 300, 342). - Besondere Beachtung verdient die These Heß- Gottholds (Hausmacht S. 18; ähnlich schon Werle, Erbe S. 239 f.), daß ein Teil des Besitzes um K. ehedem der Markgräfin Mathilde von Tuszien gehört hatte (Otterbach, Sambach, "Lutra"). Da die mathildischen Güter 1081 von Heinrich IV. konfisziert worden sind, liegt die Vermutung nahe, daß auch im Bereich von K. der Regensburger Reichsspruch von 1125 eine Rolle gespielt haben könnte. 69 K. war einerseits alter karolingischer Besitz, den später auch die Staufer als Reichsgut behandelt haben; andererseits war K. 985 wohl als Entschädigung für die Aufgabe des Herzogtums Kärnten an die Salier gekommen, die ihrerseits wenige Jahre zuvor (978) kurz nach der Übertragung des Herzogtums ihre Zoll- und Bannrechte in Worms dem König zur Weitergabe an das Bistum zur Verfügung gestellt hatten; MGH D 0 II nr. 199 (979) S. 225 f.; MGH D 0 III nr. 9 (985) S. 405 f.; hierzu vgl. Werle, ErbeS. 122 mit Anm. 446 und S. 234; Graf, Königshof Nr. 2 S. 1 ff., Nr. 3 S. 6 f.; H. Büttner, Zur Stadtentwicklung von Worms im Früh- und Hochmittelalter, in: Aus Geschichte und Landeskunde, Forschungen und Darstellungen F. Steinbach zum 65. Geburtstag (Bonn 1960), S. 389-407, hier: S. 398 ff. Von einem Tausch im Rechtssinne ist nirgends die Rede, so aber Werle (Erbe S. 234), der außerdem in den Vorgängen von 985 eine Auswechslung von Reichslehen vermutet; gegen salische Reichslehen in Worms dürfte jedoch sprechen, daß die erst 1002 an 65

88

§ 1.

Der Kampf um das salische Erbe

73

Ausgrabungen, aus denen geschlossen werden kann, daß hier in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts eine ältere Pfalz oder Burg zerstört worden ist7°. Bis in den Moselraum oder gar in das Gebiet am Niederrhein dürften sich die Auseinandersetzungen kaum erstreckt haben71 • Doch sind auch hier Besitzungen nachzuweisen, auf die der Regensburger Fürstenspruch zutreffen könnte, wie etwa die aus dem Nachlaß der Markgräfin Mathilde von Tuszien an die Salier übergegangene Burg Briey (nordwestlich Metz)12 • Der Reichsauftrag der Staufer in den Jahren 11161118 hatte die Staufer nicht bis an die Mosel geführt. Obgleich wir nichts von kriegerischen Unternehmungen nach 1125 hören, wohl in erster Linie deshalb, weil das Moselgebiet durch die Pfalzgrafschaft gegen einen staufiseben Zugriff abgeschirmt wurde, kann doch nicht ganz ausgeschlossen werden, daß auch Güter an Mittelrhein und Mosel in die Streitigkeiten zwischen Lotbar und den Staufern hineingezogen worden sind. Heinrich V. hatte ja im Jahre 1121 einen Vorstoß in dieses Gebiet unternommen, vermutlich um den Nachlaß der um die Jahrhundertwende ausgestorbenen Grafen von Treis zu sichern73 • Außerdem scheint der letzte Salier einige Besitzungen am Rhein aus der Hand der Pfalzgrafen erworben zu haben74 • Schließlich ist noch zu beachten, daß Gertrud, die Schwester der Staufer, um das Jahr 1125 Gerechtsame in Bingen und Boppard ihrem Gemahl, dem späteren Pfalzgrafen Hermann von Stahleck, mit in die Ehe brachte75 • In diesem Zusammenhang gewinnt eine Vermutung Bernhardis16 neues Gewicht, daß nämlich die den König zur Weitergabe an das Bistum übertragene Burg der Salier kein Lehen war; vgl. MGH D H II nr. 20 S. 23. 70 Solche Kampfhandlungen dürften der Errichtung einer "salischen Ringmauer unter Herzog Friedrich II." (L. Eckrich, Beobachtungen an den ältesten Mauerresten von Burg und Pfalzkapelle in Kaiserslautern [1. Grabungsbericht], in: Nordpfälzer Geschichtsverein. Beiträge zur Heimatgeschichte 40 [1960] S. 453-467, hier: S. 460) vorangegangen sein. Dabei ist keineswegs nur an die Zeit Heinrichs V. und die Kämpfe mit Mainz zu denken (so etwas einseitig Graf, Herzog Friedrich S. 41), sondern auch an die Auseinandersetzung nach 1125. 71 Wenn Gerstner (Pfalzgrafschaft S. 66) meint, die Staufer hätten in Nieder1othringen "Anklang gefunden", so trifft das möglicherweise zu. Es ist jedoch nicht nachzuweisen, daß die Widerstände, die sich Lotbar im Rheinland, etwa in Aachen oder Köln (vgl. unten S. 191 f.) entgegenstellten, auf staufisehe Einflußnahme zurückgeführt werden müssen. 72 Vgl. Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 384 f.; Krabusch, Königsgut S. 88 f., 122; Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 762. - Zur Erwähnung Brieys und anderer lothringischer Höfe im Tafelgüterverzeichnis (MGH Const. I nr. 440 S. 648) vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 36, 48 f.; auch oben S. 42 Anm. 44. 73 Gerstner, Pfalzgrafschaft S. 76; Werle, Pfalzgrafschaft S. 138 f. 14 Mittelrhein. UB I nr. 496 S. 551 f.; Heinemann, Cod. dipl. Anh. I b nr. 256 S. 192; vgl. auch Gerstner, Pfalzgrafschaft S. 53 ff.; Krabusch, Königsgut S. 227; Gensicke, Westerwald S. 60; Werle, Pfalzgrafschaft S. 138 f. 75 Vgl. oben Anm. 29. 78 Bernhardi, Lotbar S. 215 Anm. 9.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

Maßnahmen, die Lotbar III. im Bereich des Bopparder Reichsgutkomplexes getroffen hat, sich indirekt gegen die Staufer gerichtet hätten. Möglicherweise haben sich die Auseinandersetzungen mit den staufischen Brüdern auch auf die fränkischen Gaue rechts des Rheines erstreckt. Einen ersten, allerdings recht ungewissen Hinweis gibt die Nachricht, daß Heinrich der Stolze während der zweiten Belagerung Speyers den mit einem Entsatzheer herbeieilenden Herzog Friedrich in die Flucht schlug und ihn "usque Gruoningen" verfolgte71 • Vermutlich handelt es sich bei diesem Ort um Markgröningen, das sich 1139 nachweislich im Besitz Konrads III. befindet78 • Sodann bleibt zu erwähnen, daß im Bereich zwischen dem Staufergut in Ostfranken und dem Rhein neben älterem Besitz des Herzogshauses79 auch salisches Erbgut gelegen war, das nach dem Tode Heinrichs V. wohl in die Hand der Staufer gekommen war80• Vielleicht war das bereits im schwäbischen Neckargau gelegene Waiblingen einmal Mittelpunkt des salischen Hausgutes rechts des Rheins81 • Weiter gegen Norden scheint der staufisehe Einfluß dagegen gering gewesen zu sein. Die Reichsabtei Lorsch, die Heinrich V. bis zu seinem Tode selbst in der Hand hatte82, stand auf der Seite Lothars. Sie unterstützte ihn im Kampf gegen die Staufer, insbesondere bei der Belagerung von Speyer83 und beugte sich seinem Wunsche, ledig gewordene Lehen Gottfrieds von Calw an Welf VI., den Bruder des Bayernherzogs, auszugeben84 • Dafür, daß der Kampf in das Lorscher Gebiet, insbesondere den Rhein-Neckarraum, hineingetragen wurde, besitzen wir keine Anhaltspunkte; die Tatsache, daß die Abtei Lorsch um 1130 ihren Besitzstand 77 Historia Welforum, hg. von E. König (Schwäbische Chroniken der Stauferzeit I, Stuttgart 1938), hier: c. 17 S. 30; Burchardi praepositi Uspergensis Chronicon, Die Chronik des Propstes Burchard von Ursberg, hg. von 0. Holder-Egger und B. von Simson (MGH SS rer. Germ., Hannover und Leipzig 1916), S. 13: "usque Gruoningen". 78 Wirt. UB TI nr. 312 (1139) S. 13; Stumpf nr. 3402. Bosl, Reichsministerialität S. 405; Niese, Reichsgut S. 3 Anm. 2; Giesebrecht, Geschichte IV S. 35 nr. 425; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 171. - Bernhardi (Lothar S. 245 Anm. 31 und 32) vermutet "Guoningen" bei Straßburg.- Die Frage ist kaum zufriedenstellend zu klären. Wie hier: König, in: Historia Welforum S. 118 Anm. 105. 10 Vgl. oben Anm. 33. 80 Werle, Hausmachtpolitik S. 256 f. 81 Zu Waiblingen vgl. unten S. 95 f. 81 Büttner, Worms und der Neckarraum S. 28; ders., Ladenburg am Neckar und das Bistum Worms bis zum Ende des 12. Jahrhunderts, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF Bd. 28 (1963) S. 83-98, hier:

s. 94f. 83

Codex Laureshamensis, hg. von K. Glöckner, Bd. I-III (Darmstadt

1929-1936), hier: I S. 403, 417 ff. 84 Vgl. unten S. 254 Anm. 21.

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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erweitern85 und die Staufer sich hier erst später festsetzen konntens8 , spricht eher dagegen. Das Rhein-Main-Gebiet wurde vom Streit um das Saliererbe nicht berührt, obgleich auch hier salisches Erbgut gelegen war87• Die staufische Stellung war jedoch nicht stark genug, um Ansprüche auf diesen Besitz mit militärischen Mitteln geltend machen zu können. Dies zeigte sich schon 1116, als Friedrich II. nicht zu der geplanten Unterhandlung mit den Führern der kirchlich-sächsischen Opposition nach Frankfurt gekommen war88• Später hatte er möglicherweise versucht, durch den Erwerb eines festen Stützpunktes in Oppenheim und der Lehen in Nierstein eine Ausgangsbasis für das weitere Vordringen im rechtsrheinischen Gebiet zu gewinnen. Der Widerstand Erzbischof Adalberts hatte diesen Ansatz jedoch vereitelt81 . Nach dem Ausgleich Heinrichs V. mit dem Mainzer Oberhirten war dessen Position auf Kosten der salisch-staufiseben Interessen weiter gestärkt worden90• Die enge Büttner, Ladenburg S. 95. Büttner, Neckarraum S. 30 ff.; ders., Ladenburg, passim.- Zum Reichsgut und Wormser Besitz vgl. auch Ranzi, Königsgut S. 164 ff.; R . Jülch, Die 85

85

Entwicklung des Wirtschaftsplatzes Wimpfen bis zum Ausgang des Mittelalters (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskuqde in Baden-Württemberg Reihe B Bd. 14, Stuttgart 1961), S. 11 ff., bes. S. 1ti f.; M. Schaab, Die Königsleute in den rechtsrheinischen Teilen der Kurpfalz, in: ZGO NF. 111 (1963) S. 121-175, hier bes. S. 169 ff. 87 Zum salischen Gut im Untermainland und insbesondere in der Wetterau vgl. etwa Glöckner, Rhein-Main-Gebiet S. 202 ff.; Kropat, Wetterau S. 42, 47 ff., 70; Kratz, Erfassung S. 47 ff. - Es bleibt noch zu beachten, daß über das Schicksal des salischen Besitzes in diesem Bereich keineswegs Klarheit besteht; vgl. Werle, ErbeS. 135 f., 220, 245; auch Krabusch, Königsgut S.10ff.; Schreibmüller, Ahnen S. 216. Neue Aspekte, insbesondere zum Übergang ehemals konradinischen Gutes, bietet Kropat, a.a.O. 88 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 21 f.; Vogt, Herzogtum S. 159 (Regest nr. 46). 89 1118 wurde die Burg Friedrichs II. in Oppenheim zerstört (vgl. oben Anm. 30). Nach 1125 befanden sich 0. und andere dem Kloster Lorsch gehörende Besitzungen am Rhein als Lehen in der Hand des Pfalzgrafen Gottfried. Als dieser 1133 gestorben war, veranlaßte Lothar III. die Abtei Lorsch, die Lehen an Welf VI. zu geben (Codex Laureshamensis S. 424; dazu Werle, Hausmachtpolitik S. 366 f.). Daß es sich u. a. um die Lorscher Güter in 0. gehandelt haben dürfte, ergibt sich aus dem Lehnsbuch Werners II. von Bolanden, wo Lehen Welfs in 0., Nackenheim, Rodenbach und Bodenheim erscheinen (Sauer, Lehnsbücher S. 19, 56 Anm. 86). 90 Dies gilt vor allem für den rheinhessischen Raum. Im Streit mit Heinrich V. hatte der Erzbischof die königliche Burg Stromberg (westl. Bingen) zerstört (Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 20). Der Mainzer Besitz um Bingen, im Rheingau und um die Metropole selbst umschloß das Reichsland Ingelheim (Classen, Ingelheim S. 121; Witte, Rheingau, passim; W. Fabricius, Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz Bd. 6, Bonn 1914, S. 269 ff.). Vermutlich waren in jener Zeit auch die Mainzer Burgen in Nieder-Olm und We1senau entstanden (Fabricius, Nahegebiet S. 291). - Auf die Beziehungen des Erzstiftes zum rechtsrheinischen Gebiet wird im weiteren Verlauf der Untersuchung näher eingegangen werden. Hier sei schon allgemein auf die Darstellung bei K. E. Demandt, Geschichte des Landes Hessen (Kassel und Basel 1959) S. 141 f., 236 hingewiesen; im übr.i gen vgl. oben S. 33 Anm. 6 und unten S. 251 ff.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

Verbundenheit des Erzbischofs mit Lothar III. mußte diese Entwicklung weiter fördern; schließlich war Adalbert eine der wichtigsten Stützen des süpplingenburgischen Königtums. Im Elsaß, dem wir uns nun zuwenden wollen, lagen wie in Rheinfranken salisch-staufisches Hausgut und Besitzungen des Reiches dicht beieinander. Ein anschauliches Beispiel bietet die Rechtslage am Heiligen Forst. Neben den Staufern und den Lützelburgern waren auch die Salier zu einem Drittel am Wald berechtigt91 . Am West- und besonders am Südwestrand des Forstes begegnet altes Reichsgut, so in Hochfelden, Schweighausen und Merzweiler92 • Diese Dörfer mit weiterem Besitz in benachbarten Orten hatte Heinrich IV. im Jahre 1065 als Reichslehen vergeben93 ; sie waren aber unter Heinrich V. -zumindest teilweise wieder an den König zurückgekommen94 • In staufiseher Zeit erheben sich im Bereich dieses Krongutes Burgen in Hochfelden und Mommenheim95. Möglicherweise waren diese Besitzungen schon von Friedrich II. verwaltet worden, denn im nahen Hagenau ist die Tätigkeit des Herzogs nachweisbar. Hier hatte er zwischen 1105 und 1125 eine Marktsiedlung gegründet und wohl auch die aus dem 11. Jahrhundert stammende Burg erweitert98• Etwas weiter südlich befindet sich eine weitere Ansammlung von Reichsgut in und um Marlenheim. Auch dieser Besitz stammte aus altem Reichsgut Dies ergibt sich nicht zuletzt aus dem Schicksal der Güter in nachstaufischer Zeit97• Auch im Bereich von Marlenheim erheben sich staufisehe Reichsburgen98 , so in Marlenheim selbst, in Wikkersheim und Illwickersheim. Klewitz 99 bringt eine von ihnen mit Friedrich II. in Zusammenhang; doch handelt es sich dabei um eine Vermutung, die kaum zu halten ist1°0 • 91 Witte, Heiliger Forst, passim; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 129 ff.

Meister, Hohenstaufen S. 2, 23; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 56. MGH D H IV. nr. 152 (1065) S. 196 f.; Stumpf nr. 2668. 94 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 56. 95 Bosl, Reichsministerialität S. 205 f. 98 Zu Hagenau vgl.: Heuermann, Hausmachtpolitik S. 61 ff., 129 ff.; Fein, Städtegründungen S. 13; Meister, Hohenstaufen S. 62 ff.; Werle, Erbe S. 298 f.; Witte, Heiliger Forst Bd. 13 S. 411; zusammenfassend: Klewitz, Ministerialität S. 54; zuletzt: Bosl, Pfalzen S. 27 f.; R. Will, Le Chateau, dit "Burg" de Haguenau, in: Etudes Haguenauenses NS. I (1955) S. 41-125 ; Stoob, Königtum S. 57. - Der Ort H. wurde erst nach 1142 befestigt (G. Schlag, Die 92

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Kaiserpfalz Hagenau, in: Oberrheinische Kunst Bd. 10 [1942] S. 71-85, hier: S. 72); 1143 spricht Konrad III. von dem "castellum Hagenowe" (Regesta Badensia nr. 87 S. 135). - Ob die Burgen in HochfeZden und Mommenheim ebenfalls auf Friedrich II. zurückgeführt werden können, ist ungewiß. Heuermann (Hausmachtpolitik S. 61) hält es mit guten Gründen hinsichtlich H. für unwahrscheinlich; für M. dürfte dasselbe gelten. 97 Meister, Hohenstaufen S. 24; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 55 f., insbes. S. 164 Anm. 88; Bosl, Reichsministerialität S. 205. 98 Bosl a.a.O. 99 Ministerialität S. 56 (zu Illwickersheim). 100 Zu Recht lehnt Heuermann (Hausmachtpolitik S. 55, 61) eine Rückfüh-

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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Mit em1ger Sicherheit kann man die Burg Rappolstein zu den umkämpften Plätzen zählen, da die Rechtslage hier dem Regensburger Weistum entsprach. Heinrich IV. hatte die Burg, die dem salischen Hausgut entstammtl01, im Jahre 1084 dem Bischof von Basel übertragen102. Sein Sohn hatte 1114 den Bischof veranlaßt, die Burg mit Zubehör, wozu auch ein Teil der unterhalb der Burg liegenden Siedlung Rappaltsweiler gerechnet werden muß, an das Reich herauszugeben. Ausdrücklich war hervorgehoben worden, daß dieser Platz dem Kaiser "multum necessarium" sei. Heinrich V. hatte seinerseits dem Bischof die Reichsabtei Pfäfers als Entschädigung übergeben103. Gewiß hatte Herzog Friedrich II. auf seinem Marsch von Basel nach Norden diese wichtige Festung berührtlo4. Auch die in Nähe der Staufischen Familienstiftung Schlettstadt gelegene Hohkönigsburg, die eine vorzügliche Deckung der Staufischen Hausgüter abgab, dürfte in die Kämpfe mit Lothar hineingezogen worden sein. Wir haben zwar erst zum Jahre 1147 eine Nachricht, wonach Herzog Friedrich und sein königlicher Bruder diese Feste gemeinsam besitzen105. Wie sie in den Besitz der Staufer kam, ist nicht bekannt. Die Vermutung Heuermanns 106 , daß es sich bei der Burg um altes staufisches Eigengut oder um ein Allod aus der salischen Erbschaft handele, dürfte der Wirklichkeit am ehesten gerecht werden. Jedenfalls zeigt die Behauptung Odos von Deuil, die Burg gehöre seiner Abtei St. Denis, daß die Rechtslage noch Jahre nach dem Herrschaftsantritt des ersten staufischen Königs recht unklar war. Vielleicht war die Feste deshalb schon unter Lothar umstritten worden. Ähnlich dürfte es sich bei der ebenfalls bei Schlettstadt gelegenen Burg Kinzheim verhalten haben107. rung der Burggründung in Marlenheim auf Friedrich Il. ab; er hält diesen Ort, wie auch das benachbarte Kirchheim, für "seit alters befestigt". 101 J . M. Clauß, Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsaß (Zabern 1895 ff.), S. 865. R. kam über Adelheid von Egisheim an ihren Sohn Konrad II. 102 MGH D H IV. nr. 356 S. 469; Rapp. UB I nr. 7 S. 5 f.; Stumpf nr. 2854. 103 Rapp. UB I Nr. 8 S. 6 f.; Stumpf nr. 3109. Zu Rappolstein vgl. auch: Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 120, 293 ff.; Meister, Hohenstaufen S. 86 f.; Werle, Erbe S. 252 f.; zuletzt H. Büttner, Bischof Heinrich von Basel und Münster im Gregoriental um das Jahr 1183, in : ZGO NF. Bd. 106 (1958) S. 165-175, hier: S. 170. 104 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 55, 61. 105 Ex Odonis de Deogilo libro de via sancti sepulchri a Ludovico VII. Franeorum rege suscepta, hg. von G. Waitz, in: MGH SS XXVI (Hannover 1882) S. 59-73, hier: S. 70; dazu Meister, Hohenstaufen S. 55; Klewitz, Ministerialität S. 45 f.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 148 Anm. 63; Werle, ErbeS. 293; Büttner, Bischof Heinrich S.168. · 106 Hausmachtpolitik a.a.O. - Die Meinung Meisters (Hohenstaufen S. 45), die Staufer hätten die Rohkönigsburg gewaltsam in Besitz genommen, wird von Heuermann mit einleuchtenden Gründen verworfen. 107 Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 75; Bosl, Reichsministerialität S. 209.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

Schließlich wurden wohl auch Güter der elsässischen Reichsabtei Hobetroffen108• In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß der Feldzug Lothars im Jahre 1131 gerade durch die Staufischen Übergriffe auf Kirchengut ausgelöst worden sein soll109• henburg

Ostfranken und Bayern

In Ostfranken und Bayern konzentrierten sich die kriegerischen Auseinandersetzungen im wesentlichen auf Nürnberg. Offenbar hatten die Staufer schon bald nach dem Tode Heinrichs V. diese wichtige Burg, die gleichsam als Sperriegel die Straßen- und Verbindungslinien zwischen Ostfranken und dem bayerischen Nordgau beherrschte, in ihre Gewalt gebracht. Schon zwei Jahrzehnte zuvor, während der Rebellion Heinrichs V. gegen seinen Vater, war die große militärische Bedeutung Nürnbergs und seines Umlandes deutlich geworden. Jetzt, nach dem Tode des letzten Saliers, schienen sich die Ereignisse von 1105 geradezu zu wiederholen, wenngleich beachtet werden muß, daß Nürnberg damals hinter Würzburg an Bedeutung zurückgetreten war1 • Die Staufer, die eine Besatzung in die Burg gelegt hatten, konnten Nürnberg dank ihrer starken Stellung mehrere Jahre hindurch halten. Die erste Belagerung durch Lothar III. und seine Verbündeten scheiterte an der Staufischen Übermacht2 • Danach konnten die beiden Brüder die Burg behaupten, bis es Lothar um die Mitte des Jahres 1130 endlich gelang, die Feste nach einer zweiten langwierigen Einschließung zu nehmen3• Daß sich die Staufer in Nürnberg so lange halten konnten, verdankten sie zunächst wohl der Befestigungsanlage, von deren Stärke man sich eine ungefähre Vorstellung machen kann, wenn man bedenkt, daß beide Belagerungen sich über mehrere Monate erstreckten4 • In zeit108 H. Büttner (Studien zur Geschichte des Stiftes Hohenburg im Elsaß im Hochmittelalter, in: ZGO NF Bd. 52 [1939] S. 102-138, hier : S. 131 ff.) macht es wahrscheinlich, daß Herzog Friedrich II. gegen Klosterbesitz in Oberehnheim vorgegangen ist. Heuermann (Hausmachtpolitik S. 57 ff., bes. auch S. 195 Anm. 95 a) möchte diese Maßnahmen auf das Kloster selbst beschränken. Vielleicht fanden die Gewaltakte des Herzogs kurz vor 1131 statt und nicht im Verlauf des Reichsauftrages, wie allgemein angenommen wird. Zum Jahre 1131 wird eine Brandschatzung des benachbarten Rosheim, wo das Kloster ebenfalls begütert war, überliefert (Ann. priores codicis Ellenhardi MG SS. rer. Germ. S. 144; Notae historicae Altorfenses, ebenda S. 120). Möglicherweise hat Friedrich II. auch die Burg in Oberehnheim errichtet; so Klewitz, Ministerialität S. 55, und Bosl, Reichsministerialität S. 207; Werle, ErbeS. 294. toB Vgl. die Quellen bei Bernhardi, Lotbar S. 374 Anm. 61. 1 Meyer von Knonau, Jahrbücher V S. 230 ff.; G. Juritsch, Geschichte BischofsOtto I. von Bamberg, des Pommernapostels (1102-1139) (Gotha 1899), hier: S. 307, 314; H. H . Hofmann·, Nürnberg, Gründung und Frühgeschichte, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 10 (1950) S. 1-35, hier: S. 33. ! Vgl. oben S. 57. 8 Bernhardi, Lotbar S. 264 ff.; Nürnberger UB nr. 30 S. 22. ' Pfeiffer (Nürnberg S. 362 f.) meint, daß die Befestigung Nürnbergs vor 1130 erfolgt sei.

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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genössischen Annalen wird Nürnberg denn auch als "urbs munitissima" bezeichnet5 • Außerdem hatten die Staufer aber auch in der Bevölkerung eine zuverlässige Stütze gewonnen: die "oppidani" empfingen sie nach der ersten Belagerung als "dominos suos cum magna laeticia" 6• Aber nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in der näheren Umgebung scheinen sie Anhänger gehabt zu haben; denn sie sind in der Lage, die Burg ("oppidum") mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen zu versorgen7 • Die Beschaffung des Nachschubes ging indessen keineswegs immer gewaltlos zu, wie wir aus einem Brief des Abtes Wignand von Theres an Bischof Otto von Harnberg erfahren, der sich während der Kämpfe von 1128 auf Missionsreise befand. Der Aöt schreibt, die Staufer hätten Ländereien des Hochstifts heimgesucht, Getreidevorräte weggeschleppt und überdies Abgaben verlangt; der bischöfliche Gutsverwalter in Roßtal sei zweimal in Gefangenschaft geraten, das ganze Bistum sei geplündert worden; Harnberg selbst sei von einem Angriff der Staufer nur in letzter Stunde verschont worden. Dem gleichen Bericht zufolge wurden auch die dem Hochstift gehörenden Burgen Pattenstein und Niesten (beide im fränkischen Jura) von Friedrich heimgesucht und der unterhalb Pattensteins gelegene gleichnamige Ort samt der Pfarrkirche verwüstet8 • Aber nicht nur die staufischen Truppen, auch die des Königs haben das Umland von Nürnberg sicherlich nicht besser behandelt; von den böhmischen Hilfsmannschaften wird berichtet, sie hätten die benachbarten Gebiete verwüstet und dabei selbst die Kirchen nicht verschont9 • Der Zugriff der Staufer galt nicht nur der Burg Nürnberg, sondern dem gesamten Reichsgutsblock des Umlandes, der von den Saliern "stark organisierten königstaatlichen: Position um Nürnberg" 10• Welche Burgen 5 Chronica regia Colonensis, hg. von G. Waitz, MGH SS rer. Germ. (Hannover 1880), hier: a. 1127 S. 67. - Unter "urbs" ist hier wohl nur die Burg zu verstehen, wie Pfeiffer (a.a.O.) ausführt. • Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I, 18, MGH SS rer. Germ. S. 31 f. 7 Ebenda. 8 Jaffe, Bibl. V. S. 641; UB Nürnberg nr. 28 S. 20. Dazu auch Jaffe, Lothar S. 269; von Guttenberg, Territorienbildung S. 165 Anm. 308; Juritsch, Bischof Otto S. 344 f. e Bernhardi, Lothar S. 125 Anm. 19 und S. 127. Aus den Quellen geht nicht hervor, welche Gebiete betroffen wurden. In der Cronica S. Petri Erfordensis mod. (Monumenta Erphesfurtensia saec. XII. XIII. XIV., hg. von 0. HolderEggeT, MGH SS rer. Germ., Hannover-Leipzig 1899, hier: S. 165) heißt es: " ... devastata ... omni circumposita regione . . ." ; in der Canonici Wissegradensis Continuatio Cosmae, hg. von R. Koepke, in: MGH SS IX (Hannover 1851) S. 1-209, hier: a. 1127 S. 133: "Bawariam fere usque ad Danubium vastavit et incendit"; bei Otto von Freising, Gesta Frid. I, 17 (MGH SS rer. Germ. S. 31): " .. . omnia vicina depopulando ...". 10 K. Bosl, Rotbenburg im Stauferstaat (Neujahrsbl. der Gesellschaft für fränkische Geschichte 1947/48), S. 9. - Wesentlich zurückhaltender urteilt H. Dannenbauer (Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, Arbeiten zur Rechts- und Verfassungsgeschichte VII. H., Stuttgart 1928, hier: S. 76) über die Organisation der Salier.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

und Besitzungen um das Jahr 1125 hierzu gehörten, ist allerdings nicht zu sagen, da genauere Nachrichten nur aus späterer Zeit erhalten sind. Man wird jedoch kaum fehlgehen, wenn man annimmt, daß schon am Ausgang der Salierzeit der spätere Sebalder Forst im Norden und das Gebiet um Altdorf und Schwabach im Süden zum Nürnberger Bereich zählen. Unter Konrad III. besteht ja bereits ein dichter Burgenring um die Veste an der Pegnitz: Eschenau, Kirchrüsselbach, Gründlach, Altenburg oder Alte Veste, Bürglein, Buttendorf, Wilhelmsdorf, Schnigling, Altthann (bei Altdorf) und am südlichen Ende Wettenhofen11 • Die Staufer konnten auf das Nürnberger Königsland nicht verzichten, wollten sie ihren Anspruch auf die salische Krone nicht von vornherein gefährden. Sie beriefen sich denn auch bei ihrem Vorgehen auf ihr Erbrecht. Otto von Freising berichtet, die beiden Brüder hätten das "castrum Noricum ... tamquam iure hereditario" in Besitz genommen"12. Hieraus folgt jedoch noch nicht, daß die Staufer Nürnberg als salisches Hausgut in Beschlag genommen haben13. Schon der Chronist selbst scheint der Meinung zu sein, daß der Anspruch der Staufer, die er als "heredes imperatoris Henrici" bezeichnet, nicht als Erbrecht im eigentlichen Sinne aufzufassen ist, sonst hätte er vor "iure hereditario" kaum "tamquam" eingefügt. In der Literatur unserer Tage ist die Frage, ob das salische Nürnberg dem Haus- oder dem Reichsgut zuzurechnen ist, vielfach erörtert und oft recht unterschiedlich beantwortet worden. Die Mehrzahl der älteren Autoren hat den Reichsgutscharakter der Burg aus einem Zusammenhang zwischen dem Regensburger Fürstenspruch von 1125 und den Kämpfen der folgenden Jahre ableiten wollen14. Später hat man das Problem aus diesem Zusammenhang gelöst und eine Antwort auf lan11 K. Bost, Nürnberg als Stützpunkt staufiseher Staatspolitik (Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Bd. 39, Nürnberg 1945), S. 69, 71 f.; Bost, Reichsministerialität S. 131 ff.; W. Kraft, Geschichte Frankens, Geschichtliche Entwicklung vom 11. bis 15. Jahrhundert, in: Franken, Land, Volk, Geschichte und Wirtschaft, hg. von C. Scherzer Bd. II (Nürnberg 1959) S. 17-70, hier : S. 21 f. - Zum alten Reichsgut um Nürnberg vgl. auch Dannenbauer, Entstehung S. 4 ff. 12 Gesta Friderici I, 17, MGH SS rer. Germ. S. 31; dazu Bernhardi, Lothar S. 56 Anm. 14; Rosenstock, Königshaus S. 310. 13 So die bislang überwiegende Ansicht; vgl. etwa: Jaffe, Lothar S. 60; Bernhardi, Lothar S. 125 ff.; Rosenstock, Königshaus S. 310; Niese, Reichsgut S. 6 f.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; Werte, Hausmachtpolitik S. 248 Anm. 22; Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 371 f.; E. Frhr. von Guttenberg, Das mittelalterliche Fürth im Spiegel der Reichs- und Territorialgeschichte, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 6 (1!'133) S. 369-388, hier: S. 383 f.; wohl auch Giesebrecht, Geschichte IV S. 17; Vollmer, Reichsund Territorialpolitik S. 282. 14 Breßtau , Jahrbücher II S. 357 ff.; Niese, Reichsgut S. 7; Heusi nger, Servitium regis S. 106; Krabusch, Königsgut S. 36 f.; Werte, Hausmachtpolitik S. 248 Anm. 22; Rosenstock, Königshaus S. 306, 310; Stimming, Königsgut S. 15.

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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desgeschichtlicher Grundlage gesucht1 5 • Verschiedentlich hat man Nürnberg auch grundsätzlich dem salischen Hausgut zugezählt16 • Man kann bei dieser Sachlage W erle 11 nur zustimmen, wenn er sagt, die Stellung Nürnbergs sei "reichlich unklar". Eine Erörterung dieses Fragenkreises darf nicht außer Acht lassen, daß die Unterscheidung von Haus- und Reichsgut in salischer Zeit dem Grunde und Wesen nach zwar vorhanden war, in der Praxis der königlichen Güterpolitik aber allzu oft in den Hintergrund gedrängt wurde18• Sicherlich wäre es verfehlt, allein auf bestimmte Begriffe und Bezeich'nungen abzuheben und die territorialpolitische Entwicklung zu vernachlässigen. Eine feste Terminologie darf für die Salierzeit nicht erwartet werden. Auf Grund dieser Überlegungen ist der Versuch, aus der Bezeichnung "in fundo suo", die der Annalist dem Ort gelegentlich der ersten Erwähnung (1050) beilegt19, die Zugehörigkeit zum Hausgut Heinrichs III. abzuleiten, nicht zu halten20• 15 E. Frhr. von Guttenberg, Königskirche in Fürth, in: 66. Jahresbericht des Historischen Vereins für Mittelfranken (1930) S. 125-143; ders., Fürth im Spiegel; ders., Nürnberg im Wechselspiel der politischen Mächte des Mittelalters, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Bd. 42 (1951) S. 6-13; ders., Die politischen Mächte des Mittelalters (8.-14. Jahrhundert), in: Gau Bayreuth, Land, Volk und Geschichte, hg. von H. Scherzer (2. Autl. München 1943), S. 214--275, passim; Hofmann, Nürnberg, passim. 18 Vor allem Dannenbauer (Verzeichnis der Tafelgüter S. 371 f.), der allerdings früher (Entstehung S. 3) Nürnberg dem Reichsgut und nicht dem staufischen Hausbesitz zugerechnet haben dürfte. Auch von Cuttenberg (Territorienbildung S. 114) spricht im Anschluß an Stimmi ng (Königsgut S. 73 f.) von salischem Hausgut an der mittleren Pegnitz. Bosl (Reichsministerialität S. 482) bezeichnet N. als einen "auf altem Königsgut und Salierboden gelegenen Reichsgutsmittelpunkt". Giesebrecht (Geschichte IV S. 419) nennt N. salisches "Eigengut". Bernhardi (Lothar S. 126) hält es für "wahrscheinlich", daß N. unter den Regensburger Fürstenspruch gefallen sei. Rosenstock (Königshaus S. 310) spricht von "Erbgut". 11 Werle, ErbeS. 313. 1s Vgl. unten S. 123 ff., bes. 127. 19 Ann. Altahenses, hg. von E. L. B. von Oefele, MGH SS. rer. Germ. (Hannover 1891), a . 1050 S. 46. 20 So schon Breßlau, Jahrbücher II S. 359, im Anschluß an Waitz, Verfassungsgeschichte VIII S. 240 ff.; vgl. auch A. Dopsch, Besprechung von A . Kerrl, Über Reichsgut und Hausgut der deutschen Könige im früheren Mittelalter, in: MIÖG Bd. 35 (1914) S. 515-517. - Die Ansicht Dannenbauers (Verzeichnis der Tafelgüter S. 371 f. - ähnlich G. Pfeiffer, Die Anfänge der Egidienkirche zu Nürnberg, Ein Beitrag zur ältesten Stadtgeschichte, in : Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg Bd. 37 [1940] S. 253---308, hier : S. 305 ff.), N. habe in staufiseher Zeit als Hausgut gegolten, ist in dieser Allgemeinheit nicht haltbar. Die vielen Aufenthalte Konrads III. in dieser Stadt (1138, 1139, 1;142, 1144, 1146, 1147, 1150, 1151; Nürnberger UB nr. 33·, 34, 36, 3·7, 39, 41, 49, 51, 52, 54, 57, 58, 59, 61, 62) sprechen eher dafür, daß die Burg und der sich entwickelnde Flecken nach 1138 als Reichsgut behandelt wurden. Daß N. zeitweise Aufenthaltsort des im Knabenalter verstorbenen ältesten Sohnes Konrads III. war (Be1·nhardi, Konrad S. 708, 723 f.) macht diesen Ort noch nicht zum Familiensitz (so aber Pfeiffer, a.a.O. S. 306: "Residenz"). Die Rechte des zweiten Sohnes Konrads III., des Herzogs Friedrich von Rothenburg, an N. sind beschränkt. Als er 1163 über fünf Frauen "sue proprietatis

6 Wadle

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Die Frage ist auch mit Hilfe des Fürstenspruches von Regensburg kaum zu beantworten. Zunächst ist nämlich zu beachten, daß sich aus dem kurzen zeitlichen Abstand zu der ersten Belagerung noch nicht ergibt, daß Nürnberg eines der Reichsgüter war, auf die die Entscheidung abzielte. Man hat deshalb aufzuzeigen versucht, daß Nürnberg durch Tausch oder Konfiskation an die Salier gekommen sei. Es wurde auf die Auseinandersetzungen Konrads II. mit Herzog Ernst von Schwaben, aber auch auf die Kämpfe Heinrichs II. gegen den Markgrafen Heinrich von Schweinfurt hingewiesen. Beide Meinungen führen jedoch nicht zu einem einigermaßen gesicherten Ergebnis21 • Die weitere Möglichkeit, daß die Entstehung Nürnbergs auf älteren Reichsbesitz im Bereich der Pegnitz zurückgehen könnte, wurde längere Zeit nicht erwogen, da man davon ausging, daß Heinrich II. das gesamte Reichsgut in dieser Gegend an das Baroberger Hochstift geschenkt hat22 • Einen neuen Ansatz haben dann die Forschungen zur Frühgeschichte des Nürnberger Gebietes gebracht23 • In unserem Zusammenhang ist von entscheidender Bedeutung, daß das Gebiet der späteren Stadt Nürnberg im Sprengel der Fürther Königskirche lag. Daraus kann nämlich gefolgert werden, daß der alte Reichsgutsbezirk um den Königshof Fürth sich mit größter Wahrscheinlichkeit auf das Gebiet an der Pegnitz erstreckt hat24 • Die Entwicklung de burgo Nurenbergensi" verfügen will, bedarf er der Zustimmung des Kaisers: "consensu et autoritate domni Friderici Romanorum imperatoris invictissimi" (Nürnberger UB nr. 70 S. 47 f.). Pfeiffer (a.a.O.) sucht das Genehmigungserfordernis dadurch zu erklären, daß er Friedrich Barbarossa als "Chef des Hauses" ein Zustimmungsrecht zubilligt; dabei liegt es doch wesentlich näher, N. als Reichslehen des Herzogs anzusehen (so auch Werle, ErbeS. 313)!- Schließlich sei auch auf die Feststellung Werles (Hausmachtpolitik S. 331) hingewiesen, daß Friedrich I. immer wieder bestrebt war, überall dort eine enge Verbindung zwischen Besitz und Familie herzustellen, wo kein direkter staufiseher Besitzanspruch bestand. - Ganz allgemein ist zu beachten, daß man die staufischen Verhältnisse nicht ohne weiteres auf die Salierzeit übertragen darf; dies verbietet sich m. E. zumindest dann, wenn wie im Falle Nürnbergs - mehrere Anzeichen darauf hindeuten, daß eine Besitzung vor 1138 und 1125 als Reichsgut gegolten hat (vgl. unten Anm. 31). 21 Aus der umfänglichen Literatur die hier nicht eingehender behandelt werden kann - seien genannt: Breßlau, Jahrbücher I S. 251 f., 348, II S. 357 ff., 468 ff.; S. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Bde. I-III (Berlin und Leipzig 1862-1875), hier: I S. 323 f.; von Guttenberg, Territorienbildung S. 61; Krabusch, Königsgut S. 36 f.; Werle, Erbe S. 313; eine zusammenfassende Darstellung und Kritik bieten Hofmann, Nürnberg S. 16 ff.; Pfeiffer, Nürnberg S. 303 ff. 22 Diese Haltung zeigt sich deutlich bei Niese, (Reichsgut S. 7); in Anm. 6 werden die Vergabungen Heinrichs II. an Bamberg geradezu als Erklärung dafür angeführt, daß die Herkunft N.s aus Abtretung oder Konfiskation als wahrscheinlich bezeichnet wird. 23 Vgl. die in Anm. 15 genannte Literatur. u von Guttenberg, Königskirche S. 127 ff.; ders., Das mittelalterliche Fürth, passim; H. Weigel, Locus Furthi, Studien um das karolingische Fürth, in: Fürther Heimatblätter NF 3. Jg. Nr.l/2 (1953), hier: S.17.

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des Fürther Gebietes nach der Schenkung des Königshofes an Bamberg25 beseitigte den ursprünglichen Reichsgutscharakter nicht. Ohne jede Schwierigkeit ist dies einzusehen, wenn man annimmt, Heinrich II. habe sich bei der Vergabung der "curtis" Fürth den Bereich des späteren Nürnberger Gebietes vorbehalten. Man kommt aber auch zu keinem anderen Ergebnis, wenn man vermutet, dieses Gebiet sei an Bamberg übertragen worden und im Zuge der Revindikationspolitik Heinrichs III. ans Reich zurückgekommen26. An dem nördlich Nürnberg gelegenen Forst läßt sich zeigen, daß die von dem Salier revindizierten bambergischen Güter als Reichsgut betrachtet wurden. Dieses zwischen Erlanger Schwabach und Pegnitz gelegene Waldgebiet war von Heinrich II. als Pertinenz des Hofes Herzogenaurach an Bamberg geschenkt worden27. Heinrich III. zog es nach 1050 wieder ein. Die in diesem Forst im 12. Jahrhundert nachweisbaren Dienstmannen, deren Ahnen wohl von Heinrich III. hier angesiedelt worden sind28, sind einwandfrei als Reichsministeriale anzusprechen29. Das Land, das sie besaßen und nach dem sie sich benannten, muß demnach als Reichsgut gelten. Die alte Rechtslage belebte sich wieder, als der König das ehemalige Reichsgut wieder an sich nahm; vielleicht kann man sogar sagen, daß die Zuordnung zum Reich selbst während der Schenkung an Bamberg nicht erloschen war, denn dieses Hochstift kann wie kaum ein anderes als Reichsbistum angesprochen werden3°. Spricht schon nach diesen Überlegungen mehr dafür als dagegen, daß Nürnberg von Anfang an Reichsgut war, da es auf altem karolingischen Boden lag, so wird dieser Eindruck durch die Haltung Heinrichs V. noch bestärkt. Wenn dieser im Zollprivileg für die Wormser Bürgerschaft31 neben so eindeutig dem Reich zugeordneten Orten wie Frankfurt, Boppard, Hammerstein, Dortmund und Goslar auch die Burg-Siedlung an MGH D H II. nr. 152 (1007) S. 180 ff. So Hofmann, Nürnberg S. 18 f. MGH D H II. nr. 457 (1021) S. 579 f.; Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Bamberg, bearb. von E. Frhr. von Cuttenberg (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte VI. Reihe, München-Würzburg 1932-1963), hier: nr.171 S. 79; dazu vgl. Ranzi, Königsgut S.174 ff. 2s Vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 52 ff., 482 f. 29 So die Ministerialen von Eschenau, Kirchrüsselbach und Gründlach; vgl. Bosl, Reichsministerialität S.131; ders., Pfalzen und Forsten, in: Deutsche Königspfalzen I S. 1-29, hier: S. 18 f.; von Guttenberg, Territorienbildung, Kartenbeilage; H. H. Hofmann, Nürnberg-Fürth (Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken H. 4, München 1954), hier: S. 22 f.; Ranzi, Königsgut S.175. 30 Zimmermann, Bamberg, passim; M. Beck und H. Büttner, Die Bistümer Würzburg und Bamberg in ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung für die Geschichte des deutschen Ostens (Studien und Vorarbeiten zur Germania Pontificia Bd. III, hg. von A. Brackmann, Berlin 1937), hier: S. 181 ff.; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 293 ff.; zuletzt F . Geldner, Das Hochstift Bamberg in der Reichspolitik von Kaiser Heinrich II. bis Friedrich Barbarossa, in: HJ Bd. 83 (1964) S. 28---42. 31 UB Nürnberg nr. 26 (1112) S. 18; Stumpf nr. 3091. 25

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der Pegnitz unter die "loca imperiali potestatati assignata" zählt, so sieht er doch wohl auch sie als Reichsgut an. Da Nürnberg überdies in staufiseher Zeit ebenfalls als Reichsgut galt32, ist kaum mehr zweifelhaft, daß die Rechtslage am Ende der Salierzeit ebenso beurteilt wurde. Man wird demnach die bislang überwiegende Annahme, die Staufer hätten Nürnberg 1125 als Hausgut eingefordert33, nicht aufrecht halten können. Sie kann sich weder auf den Bericht Ottos von Freising stützen, noch ist zu beweisen, daß der staufisehe Anspruch auf Nürnberg in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Regensburger Spruch stand. Die hier zutage getretene Tendenz zur klareren Unterscheidung von Hausgut und Reichsgut mag die Entwicklung des Konfliktes .beschleunigt haben; daß der Spruch sich in seinem vollen rechtlichen Gehalt auf Nürnberg bezogen haben sollte, ist jedoch geradezu unwahrscheinlich, wenn man die Ereignisse nach 1125 im größeren Zusammenhang sieht. Als nämlich Lothar den Staufern Nürnberg zu entreißen suchte, legitimierten sie ihren Zugriff auf die Veste, indem sie offen die Krone für ihr Geschlecht beanspruchten34 • Ihre Stellung als Erben der Salier vermochte nicht den notwendigen Rechtstitel abzugeben. Vor die Wahl gestellt, auf Nürnberg, weil es Reichsgut war, zu verzichten oder aber den Anspruch auf diesen Besitz durch das - wenn auch ursurpierte- Königtum zu untermauern, wählten sie den zweiten Weg. Sie konnten sich gar nicht anders entscheiden, wollten sie ihr Recht auf 32 Vgl. etwa Bosl, Reichsministerialität S. 131 ff., 482 ff.; Vollmer, Reichsund Territorialpolitik S. 282 ff.; Werle, Erbe S. 313. - Vgl. auch oben S. 36 Anm.13. 33 Vgl. oben Anm. 13. 34 Zur Erhebung Konrads vgl. oben S. 58 f.- Von Bedeutung wäre- wenn man ihr folgen könnte - die Ansicht Bernhardis (Lothar S. 139 f.), daß Konrad in N. zum Gegenkönig gewählt worden sei. Diese Vermutung läßt sich indessen nicht aufrechterhalten. Der Wahlort von 1127 wird allein in der Kaiserchronik (hg. von E. Schröder, MGH Dt. Chroniken I, 1, Berlin 1964, Vers 17045 S . 388; hg. von H. F. Massmann, Bibliothek der gesamten NationalLiteratur Bd. IV Abt. 1 u. 2, Quedlinburg und Leipzig 1849, Vers 17060) angegeben: "Nivenburc". Hiermit ist sicherlich nicht Nürnberg gemeint, denn wenige Verse zuvor (ed. Sehröder V. 17015) wird dieser Ort als "Nurenberc" bezeichnet. Daß es sich bei dieser Erwähnung um die Burg an der Pegnitz handelt, ergibt sich aus dem Zusammenhang. Auch ist keine alte Form des Namens Nürnberg bekannt, die kein "r" enthält (vgl. E. Förstemann und H. Jellinghaus, Altdeutsches Namenbuch, 3. Aufl. Bonn 1913, Bd. II Spalte 413). Bernhardi (a.a.O.) stützt sich auf die Ausgabe der Kaiserchronik von Massmann, dessen Lesarten "Nurenb'c" und "Nurnberch" zu V. 17060 aus einer Karlsruher und einer Wiener Handschrift stammen; beide Überlieferungen enthalten aber den jüngsten (14. Jh.) Text der Chronik (Schröder, MGH Dt. Chroniken I, 1 S. 23 f.), deren erste Fassung aus der Zeit um 1150 oder 1160 stammt (ebenda S. 39 ff.); E. E. Stengel, Die Entstehung der Kaiserchronik und der Aufgang der Staufischen Zeit, in: DA Bd. 14 (1958) S. 395-417, jetzt auch in Stengel, Abhandlungen und Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichte S. 36G-383 (hiernach wird zitiert), hier: S. 377 ff., 383.- "Nivenburc" dürfte Neuenburg bei Rothenburg ob der Tauber meinen; dazu vgl. unten Anm. 40.

§ 1. Der Kampf um das salische Erbe

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das salische "Erbe" überhaupt zur Geltung bringen; Nürnberg hatte in ähnlicher Weise, wie dies Speyer und der Besitzgürtel im Hinterland der rheinischen Bistümer für Rheinfranken getan hatten, das salische Königtum im ostfränkischen Raum getragen. Diesen Eckpfeiler salischer Macht durften die Staufer Lothar nicht überlassen, wollten sie die Durchsetzung ihres Anspruches auf die Nachfolge der Salier im Reich nicht erheblich erschweren oder gar vereiteln. Die Besetzung Nürnbergs steht am Anfang jenes Strebens, das im Griff nach der Krone seinen sinnfälligsten Ausdruck fand. Sie mußte geradezu der erste Schritt der Staufer sein, wie ein Vergleich mit dem Vorgehen in Rheinfranken zeigt. Während es am Rhein um ein Gebiet ging, das schon vor 1125 mehr oder minder stark in die staufisehe Interessensphäre einbezogen worden war, hatten die Staufer zu dem Königsland um Nürnberg noch keine nähere Beziehung gehabt. Sie mußten nach der Wahl Lothars III. also möglichst rasch handeln, um ihre Position auszudehnen und soweit als möglich zu konsolidieren. Als Ausgangspunkt für den Vorstoß auf Nürnberg konnten die Besitzungen und Gerechtsame dienen, die Konrad bereits unter Heinrich V. in Ostfranken erworben hatten. Um beurteilen zu können, welche Bedeutung diesem Staufergut nach 1125 zukam, muß in Kürze auf dessen Geschichte eingegangen werden. Die staufiseben Erbgüter im schwäbisch-fränkischen Grenzgebiet waren an Konrad gefallen. Auch die Besitzungen und Lehen in Ostfranken dürfte er erhalten haben, soweit das schwäbische Herzoghaus dort begütert war35• Im Rahmen des Reichsauftrages, den Heinrich V. seinen Neffen erteilt hatte36, war Konrad - ähnlich wie seinem Bruder am Rhein - die Aufgabe zugefallen, die königliche Macht im östlichen Franken zu stärken. Der Kaiser übertrug ihm 1116 das Herzogtum Ostfranken, das im wesentlichen aus dem Würzburger Hochstift entzogenen Gerechtsamen bestand37• Gleichzeitig gelangte Konrad in den Besitz der gerade ausgestorbenen Grafen von Rothenburg-Komburg, wozu als bedeutendster Teil die Grafschaft Kochergau, die sich von der schwäbisch-fränkischen Stammesgrenze bis zur Mündung des Flusses in ss Zum staufischen Besitz in Ostfranken vgl.: Werle, Erbe S. 309 f.; ders., Hausmachtpolitik S. 244; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 42; Weller, Städtegründung S. 150. 36 Dietrich, Herzog Friedrich II. S. 60 ff.; Werle, Hausmachtpolitik S. 254 ff.; vgl. auch oben S. 62 f. 37 Über die reichhaltige Literatur zum "Herzogtum Ostfranken" unterrichten: Bosl, Rothenburg S. 9 Anm. 24; H. Werle, Titelherzogtum und Herzogsherrschaft, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 73 (1956) S. 225-299, hier: S. 289; auch G. Zimmermann, Vergebliche Ansätze zu Stammes- und Territorialherzogtum in Franken, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 23 (1963) S. 379408, hier: S. 391 ff.; im übrigen vgl. unten Anm. 59.

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den Neckar erstreckte38, und das Ausbaugebiet um Rothenburg (ob der Tauber) gehörte30 • In seinem Bestreben, alle Rechte zu behalten, die seine Vorgänger in der Grafschaft wahrgenommen hatten, überging der Staufer vermutlich zum Teil die testamentarischen Bestimmungen des letzten Komburgers. Wahrscheinlich verhinderte der Herzog, daß die letzte bedeutende Zuwendung an die Abtei ausgeführt wurde, wonach unter anderem die festen Plätze Rotbenburg und Neuenburg40 in den Besitz des Klosters übergehen sollten41 • Das Vorgehen Konrads im Vollzuge seines Reichsauftrages stieß auf erheblichen Widerstand. Es kam zu Verwüstungen und Verheerungen im Würzburger Sprengel42 • Worauf diese Gewaltakte des Staufers zurückzuführen sind, ob er ihm as Weller, Städtegründung S . 150. 89 Bosl, Rothenburg S. 10, 16; Werle, Erbe S. 146; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 49 ff. - Kraft (Geschichte Frankens S. 23) meint wohl dasselbe, wenn er von Grafschaften im Mulach-, Jagst- und Taubergau und von Vogteilehen und sonstigen Lehen im Raume von Rothenburg und Ansbach spricht. 40 Neuenburg ("Nuinburc") ist eine Befestigung in der Nähe der Rothenburg. Sie wurde später in das Gebiet der Stadt R. einbezogen (Bosl, Rotbenburg S. 12 f., Förstemann, Namenbuch II Spalten 393 und 395). Möglicherweise fand hier auch die Erhebung Konrads zum Gegenkönig statt. Mit dem "Niwenburch-Nivenburc" der Kaiserchronik (hg. von E. Sehröder V. 17045 S. 388) könnte von der Namensform her gesehen freilich auch Neuburg a. d. Donau gemeint sein; doch sprechen die politischen Verhältnisse gegen eine solche Annahme. Neuburg befand sich in der Hand des königstreuen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach (vgl. unten S. 205 Anm. 29). Für Neuenburg bei Rotbenburg spricht auch die Tatsache, daß es hauptsächlich schwäbische und fränkische Fürsten gewesen sein sollen, die Konrad erwählten (Bernhardi, Lothar s. 139). 41 Wirt. UB I nr. 2 S. 392 f. Heuermann (Hausmachtpolitik S. 101) vermutet, daß R. erst- und zwar durch Tausch- zwischen 1138 und 1142 an Konrad gekommen ist. Er stützt diese Annahme allein auf eine mögliche Parallelität zum tauschweisen Erwerb der Güter zu Dettwang; dies dürfte jedoch kaum den Verhältnissen entsprechen, die nach 1125 im östlichen Franken herrschten. - Bosl (Rothenburg S. 15) hält es für möglich, daß die alte Grafenburg der Komburger 1142 bereits in staufiseher Hand war, wobei allerdings offen bleibe, auf welchem Wege dies geschehen sei. - Als Vogt der Abtei Komburg konnte Konrad die R. nicht besitzen, denn vor 1138 befand sich die Vogtei nicht in seiner Hand (Heuermann, Hausmachtpolitik S. 50 f.; vgl. auch Bosl, Rothenburg S. 15; Bosl, Reichsministerialität S. 122). Nach seiner Erhebung nahm der Staufer die Abtei in seinen Schutz und gewährte ihr Immunität (Wirt. UB II nr. 304 [1138] S. 1 f.; Stumpf nr. 3381). Er verbot dabei dem Grafen und dessen Beamten, auf dem Gebiet der Abtei Gericht zu halten oder Eintreibungen vorzunehmen. Da Konrad aber vor der Thronbesteigung das Grafenamt selbst innehatte, müssen die unrechtmäßigen Eingriffe auf das klösterliche Gebiet ihm zugeschrieben werden. Berücksichtigt man nun, daß Konrad anläßlich der Erhebung zum Gegenkönig (1127) von den Speyerer Annalen als "dux de Rothinburc" bezeichnet wird (Annales Spirenses MGH SS XVII S. 80), und daß der vermutliche Wahlort die ebenfalls 1116 vergabte Neuenburg ist (vgl. vorige Anm.), so erscheint es als nicht unwahrscheinlich, daß es sich bei den 1138 erwähnten Übergriffen auf Komburger Gebiet um eben diese beiden Orte Rothenburg und Neuenburg handelte. 42 Ekkehardi chronicon universale MGH SS VI S. 252.

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übertragene Güter unrechtmäßigen Okkupanten entreißen mußte oder ob er seinerseits unrechtmäßige Erwerbungen machte, weil ihm die eigene Machtbasis in Ostfranken zu schmal schien43, ist nicht zu entscheiden. Hauptgegner des staufiseben Vordringens war der Bischof von Würzburg, auf dessen Kosten Konrads Stellung ja begründet worden war. Ähnlich wie der Mainzer Erzbischof im rheinischen Franken dem Schwabenherzog entgegentrat, suchte Bischof Erlung das Vordringen des Bruders zu verhindern. Mit der Rückgabe der "dignitas iudicaria in tota orientali Francia" (1120) 44 vereitelte Heinrich V., dem gegen Ende des Investitutstreites an einer allgemeinen Befriedung gelegen war, selbst den Erfolg des Staufers. Obwohl sich dieser also in Ostfranken nicht durchzusetzen vermochte, war seine Stellung dennoch bedeutend. Der entscheidende Einbruch in die Interessensphäre des Würzburger Hochstifts in Richtung auf den Maulach- und den Taubergau war getan. Der Staufer behielt die Grafschaft im Kochergau und die anderen Komburger Besitzungen; sie bildeten fortan das Kernstück staufiseben Besitzes in Ostfranken45 • Obwohl der Kampf Konrads um die herzogliche Gewalt gescheitert war, führte er den Herzogstitel weiter46 • Die Oberhoheit des Würzburgers über die Grafschaft und die übrigen einbehaltenen Besitzungen wurden von dem Staufer wohl nicht anerkannt, wie sich nach dem Tode Heinrichs V. erweisen sollte47 • Trotz der Verluste an das Kiliansbistum war der Einfluß Konrads noch ungebrochen. Im Streit um die Nachfolge Bischof Erlungs zeigt sich dies mit aller Deutlichkeit48 • Während der vom Kaiser erhobene Gebhard von Henneberg in Würzburg selbst und in dem größten Teil des Sprengels seines Amtes waltete, blieb der von den Staufern begünstigte Bischof Rugger auf den Südwesten des Bistums beschränkt. Bis zu seinem Tode im August 1125 verwaltete Rugger " ... eam partem quae Necario fluvio circumiacet" 49 • Dieses Gebiet zum Neckar hin dürfte mit dem Machtbereich Herzog Konrads im wesentlichen übereinstimmen. Bei der Wahl Lothars war demnach noch eine starke staufisehe Position vorhanden, wenn sie auch noch lange nicht jene Ausdehnung erreicht hatte, die sie gegen Ende des 12. Jahrhunderts erlangen sollte, Werle, Hausmachtpolitik S. 254; ders., Titelherzogtum S. 289. Mon. Boica Bd. 29 a nr. 444 S. 238; vgl. Heuermann, Hausmachtpolitik s. 53. 45 Bosl, Rothenburg S. 11, 16; ders., Reichsministerialität 8.151; Werle, Erbe 8.146. 46 Annales 8pirenses a. 1127 MGH 88 XVII S. 80. 47 Bosl, Rothenburg S. 16; Werle, Titelherzogtum S. 290. 48 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII 8. 189 ff.; Dietrich, Herzog Friedrich II. 8. 99 ff.; A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg (Germania 8acra NF Bd. 1 Teil 1, Berlin 1962), 8. 134 ff. 49 Ekkehardi chronicon universale MGH 88 VI 8. 259; dazu Meyer von Knonau, Jahrbücher VII 8 . 201; Wendehorst, Würzburg 8. 137, 139. 43 44

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wo das "imperiale castrum" Rothenburg möglicherweise Mittelpunkt des Staufergutes in Ostfranken, Sualafeld, Rieß und unterem Neckarland war50• In den Kämpfen um die Nachfolge der Salier ging es nicht zuletzt um die Stellung Konrads in Ostfranken. Nur wenn es gelang, die Ausgangsbasis im Würzburger Sprengel aufzulösen, konnte ein staufiseher Zugriff auf Nürnberg auf die Dauer unterbunden werden. Die Unterscheidung von Reichs- und Hausgut spielte in diesem Bereich keine Rolle als Ansatzpunkt für die Auseinandersetzung, denn von salischem Erbgut in Ostfranken ist uns nichts bekannt51 • Die aus späterer Zeit bekannten Besitzungen des staufischen Hauses gehen nicht auf alten Salierbesitz zurück52 • Ob den Staufern 1116 außer den bereits genannten Gerechtsamen des Würzburger Hochstiftes und der Komburger Grafen noch Reichslehen in Ostfranken übertragen worden sind, ist nicht gewiß53. Das im Rangau gelegene Schwabach kam vor 1138 sicherlich 50 51

Bosl, Reichsministerialität S. 385 ff. Niese (Reichsgut S. 3, 18 ff.) vermutet salisches Hausgut "im späteren

Herzogtum Rothenburg". Dies ist gewiß insofern richtig, als das Herzogtum Rotbenburg sich in staufiseher Zeit nicht nur auf ostfränkisches Gebiet erstreckte, sondern auch in das rechtsrheinische Franken hineinreichte (Werle, Hausmachtpolitik S. 256 f.). Niese nennt auch keinen Ort in Ostfranken, der salischer Herkunft ist.- Heuermann (Hausmachtpolitik S. 53) ist der Auffassung, Heinrich V. habe seinem Neffen 1116 die Würzburger Rechte übertragen, "sicherlich zusammen mit dem Rest der Besitzungen und Rechte, welche das Königtum noch in Ostfranken besaß". Um was es sich dabei handeln könnte, sagt Heuermann allerdings nicht. - Entsprechendes gilt für Bosls (Rothenburg S. 11) Darstellung: "richterliche Gewalt vermehrt um die dem Königtum noch verbliebenen Besitzungen und Rechte". Wenig später (a.a.O. S. 18) meint Bosl ohne nähere Erläuterung, daß die in MGH Const. I nr. 319 (1188) S. 453 genannte Burg "Virnsberg .. . aus salischem Erbe stammen mag". - Zutreffend dagegen Werle (Hausmacht S. 256), der feststellt, daß es "kaum größere Bestandteile von salischem Hausgut" im Herzogtum Ostfranken gegeben habe. 52 Rotbenburg wird 1188 "alodium" (MGH Const. I nr. 319 S. 453) und schon vorher "patrimonium" (Chronici Hugonis a. S. Victore Continuatio Weingartensis, hg. von L. Weiland, in: MGH SS XXI [Hannover 1869] S. 473-479, hier: S. 478) genannt. Gerade dieses Beispiel zeigt, wie wenig man aus den Verhältnissen der Stauferzeit auf die Zustände vor 1125 bzw. 1138 schließen kann. R. war Eigenbesitz der Grafen von Komburg gewesen (Wirt. UB I nr. 2 S. 393); Entsprechendes mag für das bei R. gelegene Dorf Dettwang gelten, das dem Würzburger Neumünsterstift gehörte und der Vogtei Heinrichs (1138-1150), des Sohnes Konrads III., unterstellt war (Stumpf, Acta imperii nr.109 [1142] S. 132 f.; vgl. dazu Heuermann, Hausmachtpolitik S. 50, 101; Bosl, Rotbenburg S. 14 f.). - Im Bistum Würzburg befand sich überdies auch altes staufisches Hausgut (Heuermann, Hausmachtpolitik S. 42), zu dem wohl das 1142 gegen Dettwang eingetauschte Gut zu Hopferstedt (bei Ochsenfurt) zu zählen ist (Bosl, Rotbenburg S. 16). 53 Werle (Hausmachtpolitik S. 254) spricht recht allgemein von "Reichslehen", die im Zuge des Reichsauftrages an Konrad übertragen worden seien, ohne jedoch Einzelheiten anzugeben (ähnlich auch Werle, Titelherzogtum S. 291). Die Grafenrechte des Komburg-Rothenburger Hauses könnten allenfalls zwischen 1116 und 1120 als Reichslehen gegolten haben. Nach 1120 dürf-

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nicht in staufisehe Hand54• Wie es sich mit dem Reichsgut um Schweinfurtss verhält, ist ebenfalls nicht auszumachen. Entsprechendes dürfte auch für andere in Ostfranken eventuell noch vorhandene Reichsbesitzungen56 gelten. ten sie - wenn auch ohne Billigung der Staufer - als Lehen des Würzburger Hochstiftes angesehen worden sein (Heuermann, Hausmachtpolitik S. 51; Bosl, Rothenburg S. 16). Niese (Reichsgut S. 9 Anm. 2) vermutet, daß Rotherrburg schon vor 1116 Reichslehen gewesen sein könnte. Das ist aber kaum wahrscheinlich, wenn man mit Bosl (Rothenburg S. 13) und H. Weigel (Siedlung und Kirche an der oberen Tauber im früheren Mittelalter, Erlangen 1940, S. 85 und 92) den Komburger Besitz um Rotherrburg als gräfliches Herrschaftsgebiet inmitten eines Rodungslandes abseits vom AltsiedeHand mit seinem zahlreichen Königsgut ansehen muß. - Kraft (Geschichte Frankens S. 33) vermutet anscheinend "im Raume um Rotherrburg und Ansbach" ebenfalls Reichslehen, da er von "würzburgischen Vogteilehen und sonstigen Lehen" in diesem Bereich spricht; er macht allerdings keine näheren Angaben. Zu Heuermann (Hausmachtpolitik S. 53) und BosZ (Rothenburg S. 11) vgl. Anm. 51. 54 Erst nach 1153 verfügt Herzog Friedrich IV. von Rotherrburg über ein Herrschaftsgut nebst Kirche zu Schwabach; Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt, bearb. von F. Beidingsfelder (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte 6. Reihe 1, Innsbruck 1915-1938, künftig: Reg. Eichst.), hier: S. 444; J. Looshorn, Geschichte des Bisthums Bamberg, Bd. II (München 1888) S. 277. Bosl (Reichsministerialität S. 158 Anm. 5; dagegen schon Werle, ErbeS. 314; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 188) meint, der Königshof Schw. sei bereits 1117 Zubehör des Herzogtums Rothenburg gewesen. Aus der Chronik von Zwiefalten (Zwiefalter Chroniken Ortliebs und Bertholds S. 220 = MGH SS X S. 112), auf die Bosl sich stützt, ergibt sich dies aber nicht. Hier wird lediglich Graf Chuno von Horburg als Herr von Schw. erwähnt. Bosl folgt hingegen R. Hipper (Besiedlung und älteste Geschichte der Stadt Schwabach, in: Schwabach - Stadt und Bezirk, Ein Heimatbuch, Bd. I, Schwabach 1930, S. 93-107, hier : S. 101), der Chuno von Horburg für einen staufischen Ministerialen hält. Nach den Forschungen von Cuttenbergs (Zur Genealogie der älteren Grafen von Lechsgemünd-Horburg und der Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 8/9 [1943] S. 176-222, hier: S. 190 ff., bes. S. 202) war Chuno aber der letzte Angehörige des älteren Grafenhauses Lechsgemünd, der Schwabach vermutlich als "Amtslehen" Heinrichs V. innehatte und unter dessen Ministerialen und Getreuen 1138 die "Reichsministerialen des Rangaues", Gernot von Buttendorf, Karl von Roßtal, Eberolf von Haslach und Berichtold von Schwabach begegnen (von Guttenberg, a.a.O. S. 197). Es ist allerdings zweifelhaft, ob es sich bei allen diesen Dienstmannen um Reichsministerialen handelt; zumindest bei Karl von Roßtal (Bamberger Besitz! vgl. oben Anm. 8) ist es unwahrscheinlich. K. Dinklage (Die Besiedlung des Schwabacher Landes in karolingischer Zeit, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 6/7 [1941] S. 197-219, hier: S. 200) nennt Chuno einen "königlichen Aftervasallen", macht aber über die Lehnskette keine Angaben. Die engen Beziehungen Chunos zu Bischof Otto von Bamberg (von Guttenberg, Genealogie S. 192), aber auch die Kämpfe um Roßtal lassen es wahrscheinlich erscheinen, daß der Lechsgemünder kein Parteigänger der Staufer war. 55 F. Stein, Geschichte der Reichsstadt Schweinfurt, Bd. I (Schweinfurt 1900), S. 53 f.; Niese, Reichsgut S. 8; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 186. - von Cuttenberg (Territorienbildung S. 54 f., 126 f.) erwähnt allerdings kein Reichsgut gegen Ende der Salierzeit. 56 Es ist hier etwa an weitere Güter aus Schw einfurter Erbe zu denken, die wie Kronach dem Salier zugefallen sein dürften; von Guttenberg, Territorienbildung S. 126 f. Auch das von Bischof Otto erworbene Pattenstein

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Im Streit mit den Staufern war Lothar zunächst aber kein Erfolg beschieden. Die Macht Konrads in Ostfranken war lange ungebrochen. Als sich der König im August 1127 in Würzburg aufhielt, veranstalteten die Staufer, die Lothar nach dessen Abzug von Nürnberg an den Main gefolgt waren, gleichsam dem König zum Hohn ein Turnier vor den Mauern der Stadt. Lothar vermochte sie nicht daran zu hindern57• Eine erste spürbare Einbuße erlitt Konrad, als die Acht über ihn verhängt wurde. Er verlor dadurch sicherlich Rechte, Lehen und Stellung, die ihm nach 1120 noch verblieben waren. Dazu gehörte auch, was er über die "dignitas iudicaria" hinaus an herzoglicher Gewalt in Ostfranken behalten hattess. Lothar hat sich mit diesen Vorgehen nicht begnügt. Er sicherte sich ab, indem er das Bistum Würz burg, den Hauptgegner staufiseher Interessen, in besonderer Weise stärkte. Ende 1127 berief er den ihm treu ergebenen Erfurter Propst Embricho, der bisher in der königlichen Kanzlei tätig gewesen war, auf den Stuhl des Hl. Kilian. Zugleich bekräftigte er die Herzogswürde des Bischofs, vielleicht hat er sie sogar ausdrücklich verliehen59• Würzburg wurde damit zum Vorreiter des königlichen Einflusses in Ostfranken, was nicht zuletzt darin zum Ausdruck kommt, daß der vernichtende Feldzug Lothars (1134) von hier seinen Ausgang nahm6o. dürfte aus Schweinfurter Besitz stammen (ebenda S. 60, 126, 159 mit Anm. 281); vielleicht wurde es ebenfalls von den Staufern beansprucht, wie das Vorgehen Friedrichs gegen diesen Ort vermuten läßt (vgl. oben S. 79). 57 Otto von Freising, Gesta Friderici I, 18, MGH SS rer. Germ. S. 32; Bernhardi, Lothar S. 128. 58 Monumenta Erphesfurtensia, MGH SS rer. Germ. 8.163; dazu vgl. Werle, Titelherzogtum S. 291. 59 Embricho führt als erster Würzburger Bischof den Herzogstitel auf Münzen; auf einem anderen Gepräge läßt er sich als Dynast als Reiter darstellen; vgl. E. E. Stengel, Land- und lehnrechtliche Grundlagen des Reichsfürstenstandes, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 66 (1948) S. 294-342, jetzt auch: Ders., Abhandlungen S. 133-173 (hiernach wird zitiert), hier: S. 156 mit Anm. 125 (mit weiteren Belegen); G. Kallen, Das Kölner Erzstift und der "Ducatus Westfalie et Angarie" (1180), in: Ders., Probleme der Rechtsordnung in Geschichte und Theorie (Kölner Historische Abhandlungen Bd. 11, KölnGraz 1965) S. 223-253, hier: S. 229. Im übrigen vgl. Bernhardi, Lothar S. 126 ff., 137 ff., 578 ff.; H. von Fichtenau, Bamberg, Würzburg und die Stauferkanzlei, in: MÖIG Bd. 53 (1939) S. 241-285, hier: S. 253 f.; Wendehorst, Würzburg S. 140 f.; Bosl, Rothenburg S. 19; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 85; Werle, Titelherzogtum S. 291; E. Rosenstock, Herzogsgewalt und Friedensschutz, Deutsche Provinzialversammlungen des 9.-12. Jahrhunderts (Gierkes Unters. H. 104, Breslau 1910), S. 121 ff.; Th. Mayer, Die Würzburger Herzogsurkunde von 1168 und das Österreichische Privilegium minus, Entstehung und verfassungsrechtliche Bedeutung, in: Aus Geschichte und Landeskunde (Forschungen und Darstellungen Franz Steinbach zum 65. Geburtstag - Bonn 1960) S. 247-277, hier S. 262; E . Schrader, Vom Werden und Wesen des Würzburgischen Herzogtums Franken, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 80 (1963) S. 27-81, hier: S. 57 ff. 60 Bernhardi , Lothar S. 553.

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Ob die Staufer bereits am Ausgang der Salierzeit Teile des Reichsgutes in den Gauen Sualafeld und Rieß, das Ende des 12. Jahrhunderts zum ostfränkischen Bereich gezählt wird61 , in ihre Hand gebracht haben, muß offenbleiben. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erscheint Weißenburg neben Rotbenburg als "patrimonium Friderici ducis filii Counradi regis" 62 • Wann es an Konrad gekommen ist, bleibt ungewiß. Daß der alte Königshof als Mitgift der Gemahlin Konrads, der Tochter des Grafen Berengar von Sulzbach, an den Staufer gekommen ist63 , ist recl1t unwahrscheinlich. Weißenburg, das zum Gau Sualafeld gehörte64, befand sich nicht in der Hand der Sulzbacher Grafen, sondern bis in die ersten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts bei den Grafen von HarburgLechsgemünd65. Es scheint nach dem Tode des Sualafeldgrafen Heinrich II. (um 1110-1120) in die Hand Kaiser Heinrichs V. gekommen zu sein66 • Vielleicht ist es noch vor 1125 an die Staufer übertragen worden; unter dem letzten Salier ist es im Gebiet von Weißenburg wahrscheinlich zu einer Revindikation und erneuten Konzentration des Reichsgutes gekommen6 7. 61 MGH Const. I nr. 319 (1188) S. 453 f.; vgl. auch W. Kraft, Gau Sualafeld und Grafschaft Graisbach, bearb. von E. Frhr. von Guttenberg, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 8/9 (1943) S. 110-175, hier: S. 31 ff., 66 ff., 75 f.; Bosl, Reichsmin:isterialität S. 386. Zur Geschichte des Reichsgutes, vor allem im 13. Jahrhundert, jetzt: R. Endres, Die Bedeutung des Reichsgutes und der Reichsrechte in der Territorialpolitik der Grafen von Öttingen, in: Jb. des Historischen Vereins für Mittelfranken Bd. 80 (1962/63) S. 36-54. 62 Vgl. oben Anm. 52. Zur Geschichte Weißenburgs eingehend W. Kraft, Über Weißenburg und den Weißenburger Wald in ihren Beziehungen zu den Marschällen von Pappenheim, in: Jahresbericht des Historischen Vereins von Mittelfranken Bd. 66 (1930) S. 145-174; auch Bosl, Reichsministerialität S. 147, 153; Krabusch, Königsgut S. 319; auch F. Blendinger, Weißenburg im Mittelalter, in: Jb. des Historischen Vereins für Mittelfranken Bd. 80 (1962/63) S.1-35. - W. wird von Niese (Reichsgut S. 7 - ihm folgend Werle, Hausmachtpolitik S. 248 Anm. 22) in Zusammenhang mit den Stauferkämpfen nach 1125 gebracht, da es als ehemaliger Besitz Herzog Ernst II. von Schwaben (vgl. MGH D K II. nr. 140 [1129] S. 188 ff.) unter den Regensburger Spruch fallen könnte. W. war jedoch Ende des 11. Jh. sicher nicht mehr in unmittelbarem Kronbesitz (Kraft, a.a.O., S. 146 ff.). 63 So Heuermann, Hausmachtpolitik S. 89. 6 ' Vgl. E. Frhr. von Guttenberg, Stammesgrenze und Volkstum im Gebiet der Rednitz und Altmühl, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 8/9 (1943) S. 1-109, hier : Kartenbeilage. 65 Kraft - von Guttenberg, Gau Sualafeld S. 156 ff., 191 ff. 66 Ebenda, S. 197. 61 Nach dem Tode des Grafen Heinrich II. vererbte sich Weißenburg nicht im Geschlecht der Lechsgemünder weiter (Kraft -von Guttenberg, Gau Sualafeld S. 193). Im Gebiet des alten Königshofes begegnen seit Anfang des 12. Jh. Reichsministerialen (vgl. unten S. 203; auch H. H. Hofmann, Gunzenhausen-Weißenburg, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken Reihe I H. 8, München 1960, hier: S. 24). Das über der Stadt gelegene Kloster Wülzburg, das möglicherweise von Heinrich V. gegründet wurde, stattete dieser mit der bislang königlichen Pfarrei Weißenburg nebst allen Zehnten aus; vgl. Blendinger, Weißenburg S . 6. - Niese (Reichsgut S. 9) meint, W. sei "nachweislich bereits in der Hand des Herzogs Konrad gewesen" und stützt

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

Ebenso undurchsichtig liegen die Verhältnisse im Nordgau, wo- wie etwa im Gebiet von Neumarkt-Berngau - in späterer Zeit staufisehe Besitzungen als Reichsgut nachzuweisen sind, die ehedem den miteinander stammverwandten Geschlechtern von Kastl-Habsberg und Sulzbach gehörten68 • Einige Güter waren bereits vor 1125 nach dem Tode Ottos von Kastl-Habsberg an Heinrich V. gefallen, von dem sie zum Teil als Reichslehen an Otto von Wittelsbach kamen, zum Teil nach dem Tode des Kaisers in die Hand seiner Schwester Agnes und von ihr an die Österreichischen Babenberger gelangten69• Ob auch die staufischen Brüder vor 1138 einen Anteil am Kastl-Habsbergischen Nachlaß erwarben oder doch wenigstens beanspruchten und sich die Auseinandersetzungen mit Lothar auch auf sie erstreckt haben, kann nicht entschieden werden, da der Besitz des letzten habsbergischen Grafen Otto zu wenig bekannt ist7°. Entsprechend ungewiß ist ein Streit um Greding (westlich Beilngries). Die Tatsache, daß dieser Ort gegen Ende des 11. Jahrhunderts dem geächteten Markgrafen Ekbert von Meißen abgesprochen worden ist und daß Lothar über ihn verfügt, reicht nicht dazu aus, ihn unter die vom Regensburger Fürstenspruch betroffenen Güter zu zählen71 • Allerdings scheint eine übertriebene, aber wohl doch einen Wahrheitskern enthaltende Überlieferung des Böhmischen Chronisten auf Auseinandersetzungen im Nordgau hinzuweisen. Danach soll Herzog sich auf die oben in Anm. 52 zitierte Stelle der Chronik Hugos (zum Jahre 1197); aus dieser Überlieferung ergibt sich aber lediglich, daß Konrad das Gut innehatte, nicht jedoch, daß er es schon als Herzog, also vor 1138, besaß. - Zu Bosl (Reichsministerialität S. 158 Anm. 5) vgl. oben Anm. 54. Im übrigen Sualafeldgau und im Rieß scheint Heinrich V. die adeligen Geschlechter der Graisbach, Truhedingen und Hirschberg angesetzt zu haben, um den Feudalisierungsbestrebungen der älteren Lechsgemünder entgegenzuwirken; vgl. Kraft- von Guttenberg, Gau Sualafeld S. 157 f.; Endres, Bedeutung S. 37. 68 Vgl. BosZ, Reichsministerialität S. 131 ff., 158 f., 162, 385 ff.; von Guttenberg, Mächte S. 23,9, 241 f., 261; Prinz, Bayerns Adel S. 76 ff. - Zu BerngauNeumarkt vgl. auch Dannenbauer, Entstehung S. 15 f.; ders., Verzeichnis der Tafelgüter S. 363 ff.; Metz, Güterverzeichnisse S. 21 f., 39, 46, 48. 69 Stumpf nr. 3211 (1125); Bosl, Kastl S. 9, 34, 44, 60; auch ders., Reichsministerialität S. 132, 158 f.; von Guttenberg, Territorienbildung S. 128 f. 7a BosZ (Reichsministerialität a .a.O.) hält es für möglich, daß Güter um Neumarkt-Berngau vor 1125 an die Staufer kamen, ohne jedoch andere Möglichkeiten auszuschließen (ähnlich Werle, Erbe S. 320). - Dannenbauer (Verzeichnis der Tafelgüter S. 363 ff., bes. S. 368) hält dagegen - wohl etwas zu apodiktisch - einen käuflichen Erwerb durch Friedrich I. (um 1188/89) für gesichert. Gegen diese Meinung spricht nicht zuletzt, daß schon Konrad III. über Güter in Rohr (bei Schwabach) und Hohenstein (bei Hersbruck) verfügt (Stumpf nr. 4348; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 89), es sei denn, man wollte wie Heuermann (a.a.O.) diesen Besitz auf eine Mitgift der Gemahlin Konrads zurückführen; vgl. auch unten S. 263 Anm. 42. 71 So W erle, Hausmachtpolitik S. 248 Anm. 22. Zu Greding vgl. insbes. unten S. 258 f.

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Sobeslaw im Jahre 1130 beim Zug nach Regensburg zwanzig Befestigungen zerstört haben, bei denen es sich wahrscheinlich um Burgen und Besitzungen der Gegner Lotbars und seines Schwiegersohnes gehandelt hat72 • Zu einem sicheren Ergebnis führt jedoch auch diese Nachricht nicht. Der Kampf zwischen Lotbar III. und den Staufern scheint sich auf den Nürnberger Reichsgutkomplex und das staufisehe Kernland in Ostfranken beschränkt zu haben. Das bayerische Stammesgebiet wurde allenfalls im Nordgau berührt. Keine Nachricht weist darauf hin, daß sich die Auseinandersetzungen in die Gebiete südlich der Donau erstreckt haben. Schwaben

In den von den Staufern beherrschten Gebieten im nordöstlichen Schwaben war der Einfluß Lotbars mehrere Jahre hindurch völlig ausgeschaltet. Eine Nachricht über den Feldzug in den letzten Monaten des Jahres 1126 ist hierfür bezeichnend. Der König ging von Franken, vielleicht von Würzburg, aus gegen den Schwabenherzog vor, brach dann aber die Verfolgung ab, als dieser sich in die sicheren Gebiete seiner Herrschaft zurückzog1• Offenbar wagte der König nicht, die staufischen Kernlande anzugreifen, die im Nordosten Schwabens mit den Besitzungen um den Hohenstaufen und die Familienstiftung Lorch im Schnittpunkt bedeutender Reichsstraßen vom Rhein zur Donau und von Nordnach Süddeutschland eine starke Position ausmachten2 • Auch in den folgenden Jahren wurde diese Gegend von den Kampfhandlungen nicht berührt. Die Auseinandersetzung fand auf fränkischem Boden statt. Als die Staufer aus Ostfranken und dem Rheingebiet abgedrängt worden waren, blieb ihre Macht in Schwaben noch lange ungebrochen. Sie erstreckte sich freilich keinesfalls mehr auf das Gebiet zwischen Schwarzwald, Alpen und dem von den Zähringern beherrschten burgundischen Raum. Schon 1130, als Lotbar in Basel urkundete, fungierten die wichtigsten Adligen jener Gegenden als Zeugen3 • Durch die Fehde mit den Welfen4 wurden die Staufischen Besitzungen allerdings erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Um 1131/32 verheerte 72 Can. Wiss. Cont. Cosm. a. 1130 MGH SS IX S. 134; dazu Bernhardi, Lothar S. 265. 1 Ann. Patherbrunnenses a . 1126 S. 149: "Eo (sc. Fritherico) in munitiora terrae suae se recipiente rex infecto negotio redit". Ähnlich Ann. Palidenses MGH SS XVI S. 78. 2 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 18; Bosl, Reichsministerialität S. 356 ff. - Zum stallfischen Hausgut in Nordschwaben ausführlich: Werle, Erbe s. 256 ff. 3 Vgl. MGH D L III. nr. 23 S. 34 f.; im übrigen, bes. zur Stellung der Zähringer, vgl. unten S. 272 f. 4 Zur Fehde und ihrer zeitlichen Einordnung vgl. Bernhardi, Lothar S. 845 f.; Büttner, Staufer und Welfen S. 32.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

und brandschatzte Herzog Heinrich von Bayern das gegnerische Gebiet von Daugendorf (an der Donau) bis über die Stammburg Staufen hinaus5. Eine grundsätzliche Veränderung der Machtverhältnisse brachten die wechselseitigen Kriegszüge dieser Fehde jedoch nicht. Erst der Feldzug im Spätjahr 1134 führte zum endgültigen Zusammenbruch der staufischen Macht, als Lotbar und Heinrich von Bayern gemeinsam gegen die Staufer vorgingen6 • Während der Welfe von Osten vorrückte, drang der König von Norden in Schwaben ein. Zahlreiche Burgen und Befestigungen wurden genommen und geschleift. Ulm, das "famosum oppidum Sueviae" 7 , und seine Umgebung wurden in jenen Jahren mehrfach umkämpft. Sie waren vermutlich schon vor 1131/1132 verwüstet worden; denn Herzog Heinrich sparte bei seinem Vorgehen gegen die staufisehe Hausmacht diesen Platz aus: "ad Ulmam vero divertere noluit, quia eius territoria et suburbia ac viilas non lange ante dira vastatione destituit8." Über den eigentlichen Umfang der Zerstörungen ist aus den Angaben kaum etwas Sicheres zu schließen. Doch ist es durchaus möglich, daß nur die Vorburgen (suburbia), zu Ulm gehörende Dorfsiedlungen (villae) und die Gebiete des Königshofes (territoria) betroffen worden sind, die Pfalz selbst aber verschont worden ist9• Die Staufer hatten zu Beginn des dritten Jahrzehntes die Stadt erneut befestigt1°. Vermutlich glaubten sie, diese schwäbische Hauptfeste gegen Bayern beim entscheidenden Kampf im Jahre 1134 längere Zeit behaupten zu können. Der Anhänglichkeit der Bürgerschaft, die ihnen ohnehin freundlich gesinnt war, versicherten sich die Staufer durch Geißeln, die sie aus den angesehensten Männern auswählten. Die Stadt leistete dem Angriff Herzog Heinrichs denn auch Widerstand, wurde aber im Spätjahr 1134 eingenommen, ausgeplündert und zerstört; allein die Kirchen blieben verschont. Vielleicht ging es dem Welfen, der seit 1123 Vogt der Reichenau war, auch um die Besitzungen dieser Abtei in Ulm11 . Entscheidend war für sein Vorgehen jedenfalls 5 Bernhardi, Lothar S. 434; zu Daugendorf auch Werle, Erbe S. 263 f. ("konradinisches Erbe"). e Bernhardi, Lothar S. 553 f. 7 Annales Palidenses auctore Theodoro monacho, hg. von G. H. Pertz, in: MGH SS XVI (Hannover 1859) S. 48-98, hier: S. 79. 8 Historia Welforum c. 18 S. 38; während Bernhardi (Lothar S. 434 Anm. 34) eine nähere Bestimmung des Zeitpunktes für unmöglich hält, spricht Ernst (Zur älteren Geschichte Ulms S. 34) von einer Verheerung der Stadt durch Lothar im Jahre 1129, ohne allerdings eine nähere Begründung zu geben. Ganz abwegig ist die spätere Äußerung Ernsts (Miszellen S. 438), wonach die Zerstörung Ulms auf dem in der Welfenchronik c. 18 geschilderten Feldzug Herzog Heinrichs stattgefunden haben soll; dem steht schon der klare Wortlaut dieser Quelle entgegen. 9 So Ernst, Miszellen S. 438. 10 Hierzu und zum folgenden Bernhardi, Lothar S. 553 f. mit Nachweisen. 11 Zum Reichenauer Besitz in Ulm vgl. Ernst, Miszellen S. 446 f. Ob die Welfen tatsächlich im Besitz der Vogtei über diese Güter waren, bleibt unge-

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die hohe militärische Bedeutung dieses festen Platzes, der Ausgangspunkt wichtiger Alpenstraßen war12. Ulm war wohl nicht der einzige dem Reiche verbundene Ort, um den die Kämpfe gingen. Eine Chronik des 18. Jahrhunderts weiß zu berichten, daß Konrad außer Nürnberg und Ulm auch Augsburg gegen Ende der zwanziger Jahre eingenommen habe13. Wenngleich diese Überlieferung nicht weiter auf ihre Echtheit geprüft werden kann, so wird sie durch das furchtbare Strafgericht, das Lotbar im Jahre 1132 nach einem Angriff auf königliche Mannen über Augsburg hereinbrechen ließ und durch das "einer der bedeutendsten Plätze des Reiches auf die Stufe eines offenen Ortes herabgebracht wurde" 14, als möglicherweise zutreffend ausgewiesen; der staufisch-1otharische Gegensatz dürfte bei diesem Vorgehen nämlich eine Rolle gespielt haben15. Um unmittelbares Reichsgut dürfte es bei diesen Kämpfen freilich kaum gegangen sein16. Allerdings wird man in diesem Zusammenhang an die für Augsburg vermutete spätsalische Plananlage17 zu denken haben. Unter den Burgen und Befestigungen ("castella" und "munitiones"), die der König 1134 auf seinem siegreichen Zug durch Schwaben zerstörte18, mag auch die eine oder andere Besitzung gewesen sein, die er als Reichsgut oder heimgefallenes Lehen beanspruchen konnte. Vielleicht zählte Waiblingen zu diesen Besitzungen, das die Annales Palidenses "praecipua munitionum in Suevia" nennen19. Den Ort selbst, der auf altem Reichsboden lag und später als "Mittelpunkt des Apanagegutes"20 Konrads III. angesprochen werden kann, hatten die Staufer schon um 1100 aus dem Besitz des Bistums Speyer gewonnen. Möglicherweise wurde dieser wegen seiner Nähe zum schwäbischen Kernland überaus wichtige Platz in die Auseinandersetzung um das Saliererbe hineingezogen; als ehemalige Besitzung eines Reichsbistums mußte wiß. Die Tatsache, da ß andere Reichenauer Besitzungen in der Donaugegend (bei Dürmentingen und Unslingen) im 12. Jh. unter der Vogtei der Bregenzer Grafen standen, scheint gegen welfische Vogteirechte in Ulm zu sprechen (Büttner, Staufer und Welfen S. 26). 12 Vgl. Büttner, Staufer und Welfen S. 24. 13 J. A. Doeder~ein, Weißenburgische Chronik, in: Beyträge zu der Historie Frankenlandes und der angränzenden Gegenden, hg. von J. P . Rei nhard, III. Theil (Bayreuth 1762) S. 45-108, hier: S. 57. 14 Bernhardi, Lothar S. 442. ts Ebenda, S. 439 ff. 16 Vgl. S. 159 Anm. 34. 17 E. Herzog, Die ottonische Stadt, Die Anfänge der mittelalterlichen Stadtbaukunst in Deutschland (Berlin 1964), hier: S. 194 ff.; Stoob, Königtum S. 51. 18 Bernhardi, Lothar S. 554 Anm. 21. u Ann. Palidenses MGH SS XVI S. 67.- Waiblingen liegt im schwäbischen Neckargau; vgl. F. L. Baumann, Die Gaugrafschaften im Wirtembergischen Schwaben (Stuttgart 1879), S. 109 ff. - Zu W. vgl. Stenze~, Waiblingen, passim; Krabusch, Königsgut S. 317; Wer~e. ErbeS. 251 f., 305; ders., Hausmachtpolitik S. 256 f.; auch Weller, Städtegründung S. 150 Anm. 16. 20 Wer~e, Hausmachtpolitik S . 257.

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er als Reichsgut gelten. Neben diesen Besitzrechten dürfte indessen noch anderes Reichsgut vorhanden gewesen sein, denn Heinrich IV. hatte sich im Jahre 1080, als er Waiblingen an Speyer schenkte, die "servientes illuc pertinentes eorumque possessiones" vorbehalten21 . Es kommt hinzu, daß Waiblingen im Streit um die Calwer Hinterlassenschaft von besonderer militärischer Bedeutung war22. Mit der Verurteilung in Straßburg war Friedrich II. sicherlich auch das schwäbische Herzogsgut abgesprochen worden, das er in Besitz hatte23; hierunter mag sich auch altes Reichsgut befunden haben. Vielleicht gehörte Ulm dazu, wo der Herzog 1128 mit Graf Rudolf von Bregenz einen Gütertausch vereinbarte24. Sonstiges Herzogsgut ist nicht mehr auszumachen. Das bereits erwähnte Daugendorf ist sicherlich nicht dazuzurechnen25. Auch Überlingen befand sich vor der Mitte des 12. Jahrhunderts nicht in staufiseher Hand28. Im übrigen ist zu beachten, daß der Einfluß des Herzogtums sich keineswegs auf den ganzen schwäbischalemannischen Raum erstreckte. Unter den Saliern hatten die Staufer ihre Macht zwar über die Donaulinie hinaus nach Süden in den Machtbereich der Welfen ausdehnen können27 ; im Bodenseeraum wie im ganzen Süden des schwäbischen Stammesgebietes waren sie aber nicht zu maßgeblicher Geltung gelangt28 • Schon um 1130 überwiegen die Anhänger Lothars III. im Gebiet zwischen Schwarzwald und Alpen29 . Durch die Niederlage von 1134 wurde der staufisehe Einflußbereich noch weiter zurückgedrängt. Im Gebiet südlich der Donau wurde die Überlegenheit der Welfen wiederhergestellt.

21 MGH D H IV. nr. 325 (1080) S. 427; dazu vgl. Rosenstock, Königshaus S . 16 Anm. 13. - Interessant ist hierbei auch die Parallele zur Schenkung Werlas an Hildesheim, vgl. oben S. 37. 22 StenzeZ, Waiblingen S. 34, 38 f.; Werle, Hausmachtpolitik S. 256 f.; nach Vollmer (Reichs- und Territorialpolitik S. 102) gab es kein Herzogsgut in Schwaben. 23 Werle, Hausmachtpolitik S. 247 (allerdings ohne nähere Angaben). 24 Wirt. UB I nr. 293 S. 376. 25 Der Besitz in D. gehörte vermutlich der Abtei St. Gallen; die Vogtei über ihn haben die Staufer wohl schon unter H einrich IV. erhalten, der 1093 (MGH D H IV. nr. 431 S . 576 f.) Grundbesitz in D. an St. Gallen geschenkt hatte; hierzu vgl. Büttner, Staufer und Welfen S. 24. 26 Bosl (Reichsministerialität S . 410 f.) scheint dies anzunehmen. 27 Im Jahre 1128 begegnen staufisehe Gerechtsame in der G egend von Biberach und Ochsenhausen; vgl. Büttner, Staufer und Welfen S. 31. 28 Schmid, Pfullendorf S. 103 f. Zu Überlingen vgl. oben S. 47 Anm. 73. Der staufisehe Besitz in Öhrringen (am Bodenseeausfluß in den Rhein), wo Friedrich I. 1166 einen Hof an seine ebenda gelegene Propstei v ergabte (Stumpf nr. 4077), geht sicherlich nicht auf altes Reichs- oder Herzogsgut zurück; es handelt sich vielmehr um d em Staufer zugefallenes Erbgut (Schmid, Königtum S . 240 ff.). 29 Vgl. oben S. 93.

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111. Der Sieg Lotbars 111. und der Ausgleirh mit den Staufern

Als Speyer, die "Hauptstütze staufiseben Trotzes" 1, und Nürnberg gefallen waren, hatten die Staufer den Kampf um die Krone bereits verloren. Dennoch gelang es Lothar erst vier Jahre danach, seine Gegner in ihrem schwäbischen Stammland, auf das sie zurückgedrängt worden waren, vernichtend zu treffen. Die Staufer unterwarfen sich. Auf einem feierlichen Reichstag zu Bamberg (17./18. März 1135) erlangte Friedrich Verzeihung. Sein Bruder folgte kurz darauf in Mühlhausen nach2 • Aus einem Kampf, der die Grundlagen seines Königtums erschüttert hatte3, ging Lothar als Sieger hervor. Der innere Friede im Reich war wiederhergestellt und somit die unerläßliche Grundlage für eine erfolgreiche Italienpolitik gelegt. Die staufiseben Ansprüche und Hoffnungen waren indes nicht völlig zerschlagen worden, sie waren - zum Teil wenigstens - eher legalisiert. Dies erhellt aus den Bedingungen, die Lothar bei der Unterwerfung seiner Gegner stellte. Herzog Friedrich mußte sich lediglich verpflichten, den Italienzug des Kaisers zu unterstützen. Das gleiche dürfte auch für Konrad gegolten haben, der dann auch tatsächlich an der Romfahrt teilgenommen hat4 • Von einer Bußleistung, insbesondere von Gebietsverlusten, hören wir nichts. Bei der Unterwerfung Konrads wird im Gegenteil von Geschenken des Kaisers und einer glanzvollen Entlassung des Staufers berichtet5• Ausdrücklich wird hervorgehoben, daß Konrad alle seine Güter zurückerhielt, die ihm entzogen worden waren6 • Auch den Herzogstitel führte er weiter7 • Entsprechend wurde wohl sein Bruder behandelt, der ja ebenfalls geächtet worden war und infolgedessen seine Güter und Lehen verloren hatte8 • Eine genauere Nachricht für die Konfiskation fehlt zwar, doch findet sich in einem fingierten Brief des Königs an Papst Innozenz Il. ein Hinweis. Danach soll der König berichtet haben: " . . . hostes nostros ... esse contritos a propriis etiam sedibus pulpos, constratos atque fatigatos ...9." Die Einziehung der staufiseben Güter hatte jedenfalls nur kurzen Bestand. Bernhardi, Lotbar S. 244 f. z Ebenda, S. 560 ff., 578 ff.

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Das Gegenkönigtum Konrads war mehr als ein "nur mehr phantastischer, für Konrad typischer Plan" (so Schmale, Lothar III. S. 40); die staufischen Anfangserfolge bei Nümberg und Speyer dürfen ebensowenig übersehen werden wie die lange Dauer der Auseinandersetzung. Die Überlegenheit der süpplingenburgisch-welfischen Seite stellte sich nur allmählich heraus. 4 Bernhardi, Lothar S. 562, 579. 5 Monumenta Erphesfurtensia, MGH SS rer. Germ. S. 42 u. 172: " ... regiis donis honoravit ad propria cum gloria redire permisit". • Ebenda. 7 Annalista Saxo a. 1136, MGH SS VI S. 770: "dux Ostrofranciae". s Poetsch, Reichsacht S. 174 f. 8 W. Wattenbach, Iter Austriacum 1853, in: Arch. für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen Bd. 14 (1855) S. 1-94, hier: S. 69 f.; auch Bernhardi, 3

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

Die milde Behandlung, die Lothar seinen Widersachern zuteil werden ließ, entsprach wohl nicht seinen ursprünglichen Absichten. Er hatte seine Feinde vernichten wollen und lange Zeit alle Vermittlungsversuche zurückgewiesen. Die Verheerungen, die er und sein Schwiegersohn in Schwaben angerichtet hatten, lassen dies recht deutlich werden. Wenn er nun, vermutlich auf Betreiben des einflußreichen Bernhard von Clairvaux und der römischen Kurie, seine Haltung änderte, so deshalb, weil er sich zu einem zweiten Italienzug entschlossen hatte, der eine endgültige Bereinigung des Schismas bringen sollte. Bernhardi10 beschreibt die Situation etwas überspitzt, wenn er sagt: "Der Herzog von Schwaben erlitt keine Strafe, weil es Innozenz nicht wünschte." An die Stelle der unerbittlichen Gegnerschaft war aus "außenpolitischen" Rücksichten ein Ausgleich getreten, der deutlich Kompromißcharakter trug. Werle11 hat ihn treffend formuliert: "Verzicht auf das Königtum seitens der Staufer, Verzicht auf die Abdrängung der Staufer aus Fanken von Seiten Lothars III. 12." Obwohl wir die Rückkehr der Staufer nicht in Einzelheiten erfassen können, ist doch nicht zu übersehen, daß sich das Kräfteverhältnis im Süden des Reiches so sehr zugunsten Lothars verschoben hatte, daß auch der Vergleich von 1135 das ursprüngliche Übergewicht der Staufer nicht wiederherstellen konnte. In Schwaben hat Herzog Friedrich seinen Einflußbereich - wenigstens vorübergehend - zwar bis an die Aare, also bis zum Zähringischen Rektorat Burgund, erweitern können13. Auch in Rheinfranken und im Elsaß konnten die Staufer wieder festen Fuß fassen, da ihnen der Vergleich außer dem salischen Hausgut wahrscheinlich auch Reichsgut eingebracht hatte, das mit dem Salierbesitz eng verflochten war. In Ostfranken war ihnen jedoch ein entsprechender Erfolg versagt. Hier blieben sie in erster Linie auf den mainfränkischen Besitz Konrads angewiesen14. Der von ihnen schon zu Beginn des Kampfes beanspruchte Reichsgutskomplex um Nürnberg blieb in fremder Hand: Heinrich der Lotbar S. 562 Anm. 8. - Bernhardi (a.a.O. S. 489 Anm. 1) bezeichnet den anonymen Verfasser der fingierten Briefe als ,.im allgemeinen wohlunterrichtet"; Wattenbach (a.a.O. S. 50) meint: ,.ohne Zweifel gehörte der Verfasser zu den bestunterrichteten und einsichtigsten Männern seiner Zeit". 1o Bernhardi, Lotbar S. 563 f. 11 Hausmachtpolitik S. 250. 12 Ähnlich schon Nitzsch (Oberrheinische Tiefebene S. 254), der von dem ,.bekannten Kompromiß" spricht, ,.in welchem Lotbar sich verpflichtete, die aufgetragenen Güter den Staufern als Lehen zurückzugeben". Daß das gesamte salische Gut (Hausgut? Reichsgut?) als Lehen an die Staufer zurückgegeben wurde, ist recht unwahrscheinlich. 13 Weis, Grafen von Lenzburg S. 122 f.; vgl. unten S. 272 ff. 14 Bernhardi, Lotbar S. 578 ff.; Werle, Titelherzogtum S. 291.

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Stolze hatte diesen Eckpfeiler königlicher Macht nach 1135 in seiner GewaW 5 • Insoweit war es Lotbar III. also durchaus gelungen, die Staufer vom Vergleich von 1135 her gesehen- dauernd vom Reichsgut auszuschließen. In Rheinfranken hat er dieses Ziel anscheinend nicht erreicht. Doch darf nicht unbeachtet bleiben, daß die Staufer schon 1131 auf ihren schwäbischen Stammbereich zurückgedrängt waren. Für wenige Jahre stand also auch am Rhein das Reichsgut dem Zugriff Lotbars offen. Er hat, wie noch zu zeigen sein wird18, diese Chance sicherlich gesehen. Der Kompromiß mit den Staufern hat dann offensichtlich alle Ansätze im Keime erstickt. Weitere ins Detail führende Angaben über das Schicksal des Saliergutes zwischen 1135 und 1138 lassen die spärlichen Überlieferungen zu den Ereignissen jener Jahre nicht zu. Rückschlüsse aus späterer Zeit sind nicht möglich, da sich die staufisehe Herrschaft nach der Wahl Konrads III. auf einen neuen stärkeren Rechtstitel stützen konnte, der einen Rückgriff auf den Ausgleich von 1135 überflüssig machte. Als Nachfolger im Reich und Erben der Salier konnten die Neffen Heinrichs V. nach 1138 ihre eigenen Vorstellungen über die Zuordnung salischer Besitzungen zu Haus- oder Reichsgut zur Geltung bringen. Aus der späteren staufiseben Praxis kann deshalb nicht geschlossen werden, daß sie schon vor 1138 unangefochten war, daß sie insbesondere die Billigung Lotbars gefunden hatte. Infolgedessen muß auch ungeklärt bleiben, welche rechtliche Gestalt der Ausgleich von 1135 hatte17• Es ist 15 Wie hier auch WerZe, Hausmachtpolitik S. 250; anders Kraft, Wormsgau S. 29. - Heuermann (Hausmachtpolitik S. 89) ist der Auffassung, daß alle nach 1125 umstrittenen Besitzungen den Staufern nach der Aussöhnung mit Lothar vorenthalten worden seien. Aus dem Schicksal Nürnbergs kann man das nicht folgern; dies erhellt einmal aus den späteren Besitzverhältnissen, zum anderen daraus, daß Nürnberg einen Sonderfall darstellt, den man nicht verallgemeinern darf. Insoweit finden die besonderen Verhältnisse Nürnbergs vor der Erhebung Konrads (vgl. oben S. 57 ff.) im Geschehen nach 1135 eine Entsprechung. Von keinem anderen streitbefangenen Platz ist bekannt, daß er den Staufern nicht zurückgegeben worden wäre. Der Charakter des Ausgleichs von 1135 spricht eher für eine gegenteilige Vermutung. Heuermann (a.a.O. S. 117 Anm. 27) scheint in Greding einen zweiten den Staufern verlorenen Besitz zu sehen. Wie unten (S. 257 f.) dargelegt wird, ist es nach der Geschichte Gredings jedoch unwahrscheinlich, daß es im Stauferkampf nach 1125 überhaupt umstritten war. 18 Vgl. die Ausführungen im dritten Teil unserer Arbeit. 17 Werle (Hausmachtpolitik S. 250 f.; ebenso Merk, Pfeffingen S. 128 f., und GeZbach, Speyergau S. 89) ist der Ansicht, daß der Vergleich Lothars mit den Staufern "zum ersten Mal den Grundsatz zu Fall brachte, daß königliches Hausgut zu Reichsgut werde". Er übersieht dabei, daß der König schon 1125 (Regensburger Fürstenspruch) das Hausgut der Salier gar nicht beansprucht hat. Überdies ist es zumindest fraglich, ob man überhaupt von einem solchen Grundsatz sprechen kann, wenn man mit Werle (a.a.O. S. 252) meint, daß die Unterscheidung von Reichsgut und Hausgut erst für die Zeit nach 1125 gemacht werden sollte; vgl. auch unten S. 117 Anm. 68.

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äußerst unwahrscheinlich, daß Lothar einen auf die staufisehe "Erbschaft" gestützten Anspruch auch hinsichtlich des Reichsgutes anerkannt hat18• Die im Regensburger Fürstenspruch manifest gewordene Tendenz, Reichsgut und Hausgut als eigenständige Rechtssphären zu trennen, steht dem ebenso entgegen wie die Behandlung Nürnbergs nach 1134. Es ist deshalb eher an eine Belehnung der Staufer zu denken19• Klarheit läßt si~ in dieser Frage nicht gewinnen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn bei dem Vergleich zwischen König und Gegenkönig ging es nicht in erster Linie um die Feststellung, was Rechtens war; es ging vielmehr um ein machtpolitisches Arrangement, dessen rechtlicl1e Formen sich dem politischen Gehalt anzupassen hatten und dementsprechend von geringerer Bedeutung waren. Im Vordergrund stand die politische Konsequenz: der Verzicht Lothars, die Staufer aus Franken abzudrängen. Der Streit, was im salischen Erbe als Hausgut, was als Reichsgut anzusehen sei, war seit der Erhebung Konrads III. im Jahre 1127 ohnehin eine sekundäre Frage geworden.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

Zur Rechtsstellung des Reichsgutes insbesondere nach dem Regensburger Fürstenspruch von 1125 Die Trennung von Reichsgut und königlichem Eigen ist nicht nur infolge des in der Wahl Lothars liegenden Kontinuitätsbruches möglich und notwendig geworden; sie wurde es ebenso im Jahre 1138, denn mit der Erhebung Konrad III. wurde zwar die Unterbrechung des salischstaufischen Zusammenhangs beendet, zugleich aber die - im Ansatz sich zeigende - 1otharisch-welfische Kontinuität abgebrochen. Das durch den doppelten Dynastiewechsel hervorgerufene Nebeneinander zweier dem König zugeordneter Gütermassen drängt geradezu die Frage auf, ob die besondere historische Konstellation eine mehr institutionell orientierte Deutung der Rechtslage zuläßt. Der bereits mehrfach erwähnte Regensburger Fürstenspruch bietet einen günstigen Ausgangspunkt für einen Versuch, unsere Kenntnis von der Rechtsstellung des Reichsgutes zu vertiefen. u Werle (Hausmachtpolitik S. 251) neigt wohl dieser Ansicht zu, da er sagt: Lothar ... "ließ den Anschein aufkommen, daß Reichsgut, das im Hausinteresse verwendet worden war, als Hausbesitz anzusehen sei". 18 Diese Vermutung ist in der Literatur vereinzelt anzutreffen; vgl. etwa Nitzsch, Oberrheinische Tiefebene S. 254; Merk, Pfeffingen S. 128 f.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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I. Zur Deutung des Regensburger Fürstenspruches In den Disibodenberger Annalen 1 wird über den Hoftag, der wenige Wochen nach der Erhebung Lothars im November 1125 zu Regensburg stattfand2 , folgendes berichtet: "Rege apud Radisponam in conventu principum inquirente: praedia iudicio proscriptorum a rege si iuste fortifactoribus abiudicata fuerint, vel pro his quae regno attinent commutata, utrum cedant (ditioni regiminis) vel proprietati regis: iudicatum, potius regiminis subiacere ditioni quam regis proprietati." Diese knappe Überlieferung hat in der Literatur viel Aufmerksamkeit gefunden. Immer wieder, wenn es um die Unterscheidung von Reichsgut und Hausguts ging, wurde auf sie hingewiesen. In ihr sei "zum 1 Annales S. Disibodi a . 1125 MGH SS XVII S. 23. Zur Glaubwürdigkeit der Quelle vgl. W. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, Bd. II (6. Auf!., Berlin 1894), S. 433 f.; G. Buchholz, Die Würzburger Chronik (Leipzig 1879), S. 66 ff., bes. S. 77 f. 2 Zum Hoftag vgl. Bernhardi, Lothar S. 54 ff.; vgl. auch oben S. 51 ff. 3 Kaum eine Untersuchung über das Reichsgut (i. weiteren Sinne) unterläßt es, die Frage nach dem Unterschied von Reichsgut (i. engeren Sinne: vgl. oben S. 24) und Hausgut wenigstens zu streifen. So oft dieser Problemkreis indessen berührt wird - eine grundsätzliche Abhandlung steht immer noch aus. Machleidt (Fiskus, passim) kommt zwar wiederholt auf das Verhältnis Reichsgut-Hausgut zu sprechen, behandelt es aber nahezu ausschließlich nur insoweit, ~ls es seine Frage nach einer Institution "Fiskus" betrifft; auch wird man Bedenken gegen seine sich weitgehend auf die unzuverlässige Terminologie der Quellen stützende Darstellungsweise anzumelden haben. Die Untersuchung von A. Kerrl (Über Reichsgut und Hausgut der deutschen Könige des früheren Mittelalters, Diss. Tübingen 1911) ist durch den Fortgang der Forschung überholt (vgl. Stimming, Königsgut S. 7 ff.; Heusinger, Servitium regis S . 2 Anm. 1). Eine wünschenswerte breite Behandlung des Themas kann - dies sei vorweg gesagt - auch hier nicht gegeben werden, da sich diese Arbeit in erster Linie auf die Zeit Lothars III. zu beschränken hat. Vielleicht vermögen diese Bemerkungen jedoch Anregungen zu einer gründlicheren Analyse zu geben. - Zur Terminologie sei noch angemerkt, daß (spätere) Quellen zwar den Begriff Reichsgut (vgl. etwa: Sachsenspiegel, Landrecht, hg. von K. A. Eckhardt, Germanenrechte NF, Land- und Lehnrechtsbücher, 2. Bearb., Göttingen 1955, hier: III 81 § 1 S. 263; Deutschenspiegel und Augsburger Sachsenspiegel, hg. von K. A. Eckhardt und A. Hübner, MGH Fontes iuris Germanici antiqui NS tom. III, 2. Aufl., Hannover 1933, hier: I 22 § 3 S. 96), nicht aber den des Hausgutes kennen. Im Schwabenspiegel § 124 (vgl. Schwabenspiegel, Kurzform I, hg. von K. A. Eckhardt, Germanenrechte NF, Land- und Lehnrechtsbücher, Göttingen 1960, hier : S. 216) wird unterschieden zwischen ,.des riches gut" und königlichem "eigen". Wenn in unserer Arbeit gleichwohl der Begriff "Hausgut" vorgezogen wird, so deshalb, weil der Terminus "eigen" in der Regel nur Grundeigentum meint, "gut" dagegen einen weiteren Inhalt hat; vgl. Deutsches Rechtswörterbuch, Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache, hg. von der Preußischen (Deutschen) Akademie der Wissenschaften, Weimar seit 1914, hier: II Sp. 1321 ff., IV Sp. 1285 ff. Die Problematik der Trennung zweier Gütermassen sollte nicht von vornherein auf den Grundbesitz beschränkt werden, sondern auch "Hoheitsrechte" umfassen können. Eine Verwendung des Begriffes "eigen" würde eine vorzeitige Festlegung und Verengung be-

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ersten Mal eine scharfe, unzweifelhafte Unterscheidung" beider Gütergruppen vollzogen worden'; hier komme die Trennung "am klarsten"s, "sehr viel eindeutiger" 6 zum Ausdruck; "zum ersten Mal in der deutschen Geschichte" habe "die Frage der Unterscheidung von Reichsgut und Hausgut der Dynastie praktische Bedeutung" erlangt7. Was in solchen Zitaten expressis verbis gesagt ist, findet sich mittelbar in vielen anderen Werken, die auf den Regensburger Fürstenspruch als einzigen octer ltoth zumindest als wichtigsten Beleg für die Absonderung von Reichs- und Hausgut Bezug nehmen8 • Allein schon diese hohe Einschätzung gibt Veranlassung, den Fürstenspruch einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Ein Zweites kommt hinzu. Nur wenige Jahre nach diesem Geschehen in Regensburg hat Gerhob von Reichersberg den Unterschied von Reichs- und Hausgut "präziser als irgendein Zeitgenosse"9 erfaßt. In seinem "Liber de aedificio Dei" 10 stellt er neben königliche Schenkungen aus öffentlichen Mitteln ("de regni facultate, que est res publica") solche aus privaten Mitteln ("donatio privata" - "res privata"). Man hat darin eine Unterscheidung "zwischen dem Herrscher als Privatmann und dem Herrscher als Oberhaupt des Staates" gesehen und gefolgert, Gerhob setze "einen Staat voraus, der sich nicht in der Person des Königs verkörpert" 11• Es handle sich um eine Trennung von "Person und Amt" oder "König und Krone" 12• Letztlich liege dieser Auffassung "nicht der germanische Staatsbegriff zugrunde, bei dem der Staat identisch ist mit seinem physischen Träger". Der Sfaat werde hier vielmehr als ein "selbständiges Wesen", als "juristische Person" begriffen; diese Gedanken habe Gerhob "aus dem römischen Staatsrecht übernommen deuten, die um so weniger angebracht ist, als der entsprechende Begriff "Reichsgut" ja keineswegs immer auf "Eigentum" beschränkt werden kann; hierzu ve:l. auch oben S. 23. 4 Eggers, Grundbesitz S. 47 Anm. 1. Ähnlich H. Mitteis, Politische Prozesse S. 41 Anm. 1; Scholz, Hoheitsrechte S. 53. s Meister, Verfassungsgeschichte S. 106. e Machleidt, Fiskus S. 135. 7 Kraft, Wormsgau S. 6; entsprechend Gelbach, Speyergau S. 89. 8 Aus der reichen Literatur, in der im übrigen immer wieder die Bedeutung des Unterschiedes von Reichs- und Hausgut betont wird, seien hier genannt: Bosl, Reichsministerialität S. 143 f.; von Below, Staat S. 185; Sehröder-von Künßberg, Rechtsgeschichte S. 567 Anm. 2; Conrad, Rechtsgeschichte I S. 268 ; Rosenstock, Königshaus S. 306; A . Heusler , Institutionen des Deutschen Privatrechts Bd. I. li. (Leipzig 1885/6), hier: I S. 313; H. P lani tz, Deutsche Rechtsgeschichte, 2. Aufl. bearb. von K. A . Eckhardt (Graz und Köln 1961), S. 171; zuletzt Brühl, Fodrum S. 140. 8 P. Classen, Gerhoch von Reichersberg (Wiesbaden 1960), S. 43. 10 Gerhohi praepositi Reichersbergensis opusculum de edificio Dei, hg. von E. Sackur, in: MGH Libelli de lite Bd. III (Hannover 1907, Nachdruck 1956) S. 136-202, hier: c. 21 S. 152. 11 I. Ott, Regalienbegriff S. 262. 11 W. Ullmann, Die Machtstellung des Papsttums im Mittelalter. Idee und Geschichte (Graz, Köln und Wien 1960), S. 596.

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oder aus dem kirchlich-kanonistischen Denken, dem die Unterscheidung zwischen Person und Amt, Institution und Träger geläufig ist, auf den Bereich des weltlichen Rechts übertragen" 13. Obwohl nicht ganz auszuschließen ist, daß diese Interpretation in mancher Hinsicht etwas zu weit geht14, so ist es doch zweckmäßig, sich ihrer zu erinnern, wenn man versucht, die verfassungsgeschichtliche Bedeutung des Regensburger Spruches zu ermitteln. Der geringe zeitliche 13 I. Ott, Regalienbegriff S. 262 f.; ebenso: dieselbe, Gerhoh von Reichersberg als Geschichts- und Staatsdenker des 12. Jahrhunderts (Diss. Marburg 1942), S. 218 f. - Römisch-rechtliche oder kanonistische Einflüsse nehmen ebenfalls an: H. H. Jacobs, Studien über Gerhoh von Reichersberg, in: Z. für Kirchengeschichte Bd. 50 (1931) S. 315-377, hier: S. 344, 346; E. Meuthen, Kirche und Heilsgeschichte bei Gerhoh von Reichersberg (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 6, Köln 1959), S. 72; UHmann, MachtstellungS. 595 f.; Classen, Gerhoch S. 43 mit Anm. 21. 14 Dies gilt vor allem für die Annahme Otts (Regalienbegriff S. 263; Gerhoh S. 219), die Gerhoh-Stelle setze voraus, daß man den Staat als juristische Person begreife. Gerhoh kommt es allein auf die Mitwirkungsbefugnis der Reichsfürsten ("Principum consilio") bei Vergabungen an die Kirche an. Dieses Konsensrecht und seine faktische Ausübung sollen das Kriterium dafür liefern, ob einzelne "villae" als unbelasteter Besitz oder als mit Reichsdiensten belegte Regalia zu gelten haben. Das Konsensrecht setzt nicht voraus, daß man das Reich als ein vom König zu unterscheidendes Rechtssubjekt auffaßt, wenn es auch einen die Person des jeweiligen Königs überschreitenden Gedanken enthält ("Teilhabe am Reich" - vgl. dazu unten S. 121 f.). Solche transpersonalen Elemente sind gerade im Hinblick auf das Reichsgut schon früher nachweisbar (Beumann, Staatsvorstellungen, passim; auch unten S. 123 ff.). - Die römisch-rechtlich klingende Terminologie darf nicht dazu verleiten, die Stelle allein auf Einflüsse der frühitalienischen Rechtswissenschaft zurückzuführen (so typisch Jacobs, Gerhoh S. 346; Meuthen, Gerhoh S. 72). "Publicus" und "privatus" müssen nicht römisch-rechtlich interpretiert werden: sie sind ebenso gut im Sinne von "königlich" und "nichtköniglich" zu verstehen (Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 110 ff.; Beumann, Staatsvorstellungen S. 196; auch Classen, Gerhoh S. 180 mit Anm. 46; anders Machleidt, Fiskus S. 72 ff., bes. S. 78 ff., der in dem Begriffspaar im 10. und 11. Jh. eine Unterscheidung innerhalb des königlichen Bereiches sehen will, die Trennung einer durch die "persönliche Beziehung" bestimmten Sphäre von einer anderen "von der Person unabhängigen, durch Distanz gekennzeichneten Sphäre"). An anderer Stelle gebraucht Gerhoh ebenfalls Begriffe römischer Herkunft ("ius civile - ius imperiale"), denen aber die germanische Auffassung von Herrschafts- und. Widerstandsrecht zugrunde liegt (Classen, Gerhoch a.a.O.). Es kommt hinzu, daß die Lehre vom anvertrauten Gut und auch die Lehre vom Konsensrecht ihr Vorbild in der beschränkten Verfügungsgewalt des Bischofs über das Kirchengut hat (Classen, Gerhoch S. 43). Man hat also in erster Linie an kanonistische Einflüsse zu denken. Nach Classen (Gerhoch S. 54) kannte Gerhoh - wie seine Schriften verraten - die Sammlungen Pseudoisidors, Deusdedits, Ivos von Chartres und Anselms von Lucca; Jacobs (Gerhoh S. 344) führt Gerhohs Rechtskenntnisse auf Pseudoisidor, die Capitula Angilrammi, Benediktus Levita und Deusdedit zurück; Ott (Gerhoh S. 167, 189) erwähnt Ivo und Deusdedit. - Zu beachten ist schließlich, daß Berührungen des Reichersberger Propstes mit italienischen Juristen erst für 1146 oder 1150 nachzuweisen sind (Classen, Gerhoch S. 43 Anm. 21 und S. 130 ff., 179 ff.). Dennoch kann nicht völlig ausgeschlossen werden, daß Gerhoh schon bei seinen Italienreisen 1123 u. 1126 (Classen, Gerhoch S. 26 ff.) Bekanntschaft mit dem römischen Recht gemacht hat.

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Abstand dieser Schrift zu den Ereignissen nach 1125 15, aber auch die Tatsache, daß Gerhoh zeitweise im Regensburger Sprengel lebte16, legen die Vermutung nahe, daß ähnliche Gedanken und Einflüsse, wie sie im "Liber de edificio Dei" begegnen, auch beim Regensburger Spruch eine Rolle gespielt haben könnten. Die Frage, die Lothar III. den Fürsten vorgelegt hat, ist deutlich gegliedert. In einem ersten Teil werden, verbunden durch "vel", zwei Gruppen von Besitzungen umschrieben. Es handelt sich einmal um Güter, die den vom König rechtmäßig Geächteten abgesprochen, zum anderen um Güter, die gegen "quae regno attinent" eingetauscht worden sind17• An diese Kennzeichnung knüpft die Frage an. Die Großen sollen feststellen, ob die genannten Güter der "ditio regiminis" oder der "proprietas regis" zufallen. Die Antwort der Fürsten lautet in beiden Fällen gleichermaßen: "potius regiminis subiacere ditioni quam regis proprietati". Der Wechsel von Frage und Antwort macht deutlich, daß in einem gerichtsförmigen Verfahren festgestellt werden soll, wie die vom König benannten "praedia" einzuordnen sind. Diese Form läßt bereits erken15 Sie ist zwischen 1126 und 1132 entstanden; vgl. E. Sackur, Einleitung in: MGH Ldl. III S. 136; Classen, Gerhoch S. 40. 16 Zwischen 1124 und 1132 hält sich Gerhoh in Rottenbuch, Regensburg und Cham auf; Classen, Gerhoch S. 29 ff. 17 Bernhardi (Lothar S. 55) deutet den Spruch teilweise anders: .,ob Reichsgut, welches der König von hiermit belehnten Personen durch Eintausch gegen solches Eigentum erworben habe, das durch die Acht der Konfiscation verfallen war, in den Privatbesitz des Königs überginge". Er verkennt damit die Doppelspurigkeit des Spruches. Man tut dem Wortlaut Gewalt an, wenn man annimmt, daß "his quae regno attinent" sich auf die Güter beziehen sollte, die an den König gehen; dies liefe letztlich auf eine Selbstverständlichkeit hinaus, die die Entscheidung ihres eigentlichen politischen Gehaltes berauben würde: das Reichs(lehns)-gut solle der "ditio regiminis" unterstehen, wenn es an den König zurückfalle. - Unvollständig wird der Fürstenspruch von Werle (Hausmachtpolitik S. 247; ebenso Gelbach, Speyergau S. 89) wiedergegeben; so auch schon J. Ch. Harenberg, Historia Gandersheimensis cathedralis ac collegiatae diplomatica ... (Hannover 1743), S. 1186; ähnlich Niese (Reichsgut S. 6 f.: "Handelte es sich einerseits um Güter, welche die Salier konfisziert hatten, so war daneben auch anderes streitig"; S. 7 erwähnt Niese nur die konfiszierten Güter). Jaffe (Lothar S. 40) beschränkt "quae regno attinent" auf Reichslehen. Ähnlich auch Franklin, Reichshofgericht I S. 34. - In sich widerspruchsvoll ist die Deutung Gelbachs (Speyergau S. 89), der den Regensburger Spruch einerseits auf die "bisher stets geübte Praxis" bezieht ("Ganz auf dieser Linie liegt ... "), wonach das Hausgut einer Dynastie mit der Inthronisierung gleichsam als verstaatlicht gelte (dazu unten Anm. 68), andererseits aber die hier gemachte Unterscheidung von Reichs- und Hausgut betont. - Zur Verallgemeinerung des Weistums durch Rosenstock (Königshaus S. 311) vgl. unten Anm. 24. - wie hier dagegen: Giesebrecht, Geschichte IV S. 17; von Below, Staat S. 185; Stimming, Königsgut S. 16; Sehröder-von Künßberg, Rechtsgeschichte S. 567 Anm. 2; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84.

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nen, daß es sich um ein Weistum handelt 18• Ein erster Blick auf den Inhalt des Spruches bestätigt diese Beobachtung. Frage und Antwort setzen voraus, daß es zwei Zuordnungsmöglichkeiten für die umschriebenen "praedia" gibt. Die Fürsten sollen feststellen, welcher von beiden sie zugehören, welche Zuordnung dem Recht entspricht. Zwei Besitzsphären werden im Weistum auseinandergehalten. Wenn dieser Gegensatz mit dem etwas unscharfen Wortpaar "potius-quam" gekennzeichnet wird, so braucht dies nicht weiter beachtet zu werden, denn nur die Antwort enthält diesen Passus. In der Frage des Königs ist die klare Alternative "utrum ... ditioni regiminis vel proprietati regis" verwendet. Wenn die Rechtsweisung der Fürsten nicht ebenso alternativ gefaßt ist, so mag das stilistische Gründe haben. Der Annalenschreiber hat das Weistum ohnehin kaum wörtlich überliefert. Wichtiger scheint zu sein, wie das Weistum beide Gütergruppen definiert. Die vorher näher bezeichneten praedia werden nach ihrer Bezogenheit ("cedant", "subiacere") zur "proprietas regis" und zur "ditio regiminis" unterschieden. Dabei springt zunächst der Gegensatz "rex - regimen" ins Auge. Das spätere Begriffspaar "Kaiser und Reich", "rex" und "regnum" scheint hier eine frühe Entsprechung zu finden 19• Ähnliche Schwierigkeiten, wie sie bei der Interpretation jener Formel auftreten, begegnen auch hier. "Rex" in der Verbindung mit "proprietas" soll offensichtlich die persönliche Sphäre des Herrschers, den Eigenbereich des Königs, kennzeichnen. Das "ditio regiminis" weist demnach auf einen entgegengesetzten, also nichtpersönlichen Bereich hin. Man ist deshalb geneigt, "regimen" mit "regnum" gleichzusetzen. Der Annalist gebraucht diesen Begriff ja selbst, da er bei der Kennzeichnung der Gütergruppen von "his (sc. praediis) quae regno attinent" spricht. Wenn er dann bei der Zuordnungsfrage den Ausdruck wechselt und "ditio regiminis" statt "ditio regni" verwendet, so mögen auch hier stilistische Gründe eine Rolle gespielt haben. Bedenkt man jedoch, daß die Zuordnung das Herzstück des Weistums bildet, so kann der Wechsel der Begriffe nicht ohne weiteres übergangen werden. Es kommt hinzu, daß eine Gleichsetzung von "regimen" und "regnum" die Schwierigkeiten nicht beseitigen wür18 Kern, Gottesgnadentum und Widerstandsrecht S. 266 ff.; im übrigen vgl. Ebel, Gesetzgebung S. 12 ff., bes. S. 42 (Reichsweistum) mit weiteren Nachweisen; zuletzt H. Krause, Königtum und Rechtsordnung in der Zeit der

sächsischen und salischen Herrscher, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 82 (1965) S. 198, hier: S. 35 ff. - Heuermann (Hausmachtpolitik S. 176 Anm. 7) spricht von einer "gesetzlichen Regelung". 18 R. Smend, Zur Geschichte der Formel "Kaiser und Reich" in den letzten Jahrhunderten des alten Reiches, in: Historische Aufsätze, K. Zeumer zum 60. Geb. als Festgabe (Weimar 1910) S. 439--449; von Below, Staat S. 182 ff.; vgl. auch Machleidt (Fiskus S. 90 ff.), der (S. 64 ff.) die Formel bereits zur Beschreibung der "Verfassungssituation" im 10. und 11. Jh. verwendet.

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de, denn "regnum" ist keineswegs ein eindeutiger Begrüf20• Aus dem Wortlaut des Weistums ist eine Antwort auf diese Frage nicht zu entnehmen; der politische Hintergrund muß in die Betrachtung einbezogen werden, wenn er im Weistum auch nicht erwähnt wird. Aus den Ereignissen nach dem Tode Heinrichs V.21 erhellt zunächst, daß die Unterscheidung von Gütern, die der "proprietas regis" unterliegen, und Gütern, die der "ditio regiminis" zugeordnet sind, nichts anderes meint als die Abschichtung des Hausgutes vom Reichsgut. Die Krone war 1125 nicht an einen der staufiseben Brüder, in denen das salische Geschlecht fortbestand, sondern an den Sachsenherzog gefallen. Der Grundbesitz des verstorbenen Königs mußte infolgedessen geteilt werden. An Lothar, den Nachfolger im Reich, fiel, was dem Reich zustand; an die Staufer kam, was dem salischen Geschlecht gehörte22 • Diese Aufteilung scheint den in Regensburg versammelten Fürsten selbstverständlich gewesen zu sein; hierüber brauchte man nicht zu befinden, man konnte sie als unbestritten der Rechtsweisung zugrunde legen23 • Doch nicht nur die Unterscheidung als solche war den in Regensburg versammelten Großen geläufig; auch die Kriterien, nach denen das Hausgut vom Reichsgut zu trennen war, dürften ihnen - wenigstens im Grundsätzlichen - unproblematisch gewesen sein. Sie befaßten sich nämlich nur mit einem geringen Teil des von Heinrich V. hinterlassenen Besitzes. Nur Ächtergut und Tauschgut wurden im Weistum behandelt; sie bildeten gewiß nicht die große Masse der salischen Güter24. Offensichtlich bereitete allein die Einordnung dieser beiden Güter10 "regnum" wird nicht nur in einem engeren, dinglichen Sinn als "Reichsgut" verwendet, es könnten mit diesem Begriff auch die Fürsten als "Teilhaber am Reich" im Gegensatz zum "rex", die deutschen Stämme, die Königskrone oder das Königsgericht gemeint sein; außerdem wird "regnum" gleichbedeutend mit "kunigriche" als Kennzeichnung des von der Königsherrschaft getragenen Personenverbandes gebraucht; vgl. Beumann, Staatsvorstellungen S. 187, 212, 222; ders., Das Imperium und die Regna bei Wipo, in: Aus Geschichte und Landeskunde (Festschrift für F . Steinbach, Bonn 1960) S. 11-36; Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 219 f.; J. Ficker, Fürstliche Willebriefe und Mitbesiegelungen, in: MIÖG 111 (1882) S. 1-62, hier: S. 10 f.; A . Zauner, Königsherzogsgut in Oberösterreich, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Bd. 8 (1964) S. 101-145, hier: S. 137 f . 21 Vgl. oben S. 51 ff. 11 Die unterschiedliche Behandlung des Gutes Heinrichs V. entspricht insoweit genau derjenigen, die der Schwabenspiegel später beim Tode eines Königs für königliches "aigen (eigen)" und "des richs gut" vorsieht; Schwabenspiegel § 124 (Eckhardt S. 216). 2• Insofern sagt Rosenstock (Königshaus S. 310) treffend: der im Weistum behandelte "Streit setzt die Überzeugung eines theoretisch klaren Rechts voraus". u Dies ergibt sich aus der Zusammenstellung des salischen Grundbesitzes bei Krabusch, Königsgut S. 217 ff. - Die Auffassung Rosenstocks (Königshaus S. 311), daß es 1125 bei gleichmäßiger Beurteilung der grundsätzlichen Rechtsfrage "nur hinsichtlich ganz bestimmter Nachlaßstücke" zum Streit gekommen sei, trifft die Verhältnisse nicht ganz; im Regensburger Weistum

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gruppen in das grundsätzlich anerkannte Schema "ditio reg1m1ms proprietas regis" Schwierigkeiten, was schließlich dazu führte, daß der König die "principes" nach dem Recht fragte. Zunächst ist man geneigt, auch diese Schwierigkeiten aus der politischen Situation abzuleiten25• Das Regensburger Weistum wurde ja erteilt, als der Streit zwischen Lothar III. und den Staufern um das salische Erbe schon begonnen hatte. Eine solche Ableitung ist indessen nur mit Einschränkung möglich. Gewiß ist es richtig, daß die Auseinandersetzung mit den Staufern der Anlaß war, daß das Weistum überhaupt erteilt wurde. Die weitere Annahme, daß auch die Beschränkung des Weistums auf Ächtergut und Tauschgut allein aus diesem Gegensatz erwachsen ist, würde indessen zu weit gehen. Sie würde nämlich bedeuten, daß die Staufer nach Ansicht der königlichen Seite außer dem salischen Hausgut nur noch solchen Grundbesitz beansprucht und besetzt hätten, der den im Weistum behandelten Gütergruppen zugehörte. Davon kann aber- wie wir oben28 gesehen haben- nicht die Rede sein. Es mag zwar sein, daß die Staufer auch "praedia" in ihre Hand brachten, die aus Konfiskationen oder Reichsguttausch herrührten; sie haben ihren Zugriff jedoch keineswegs auf diese Arten von Reichsgut beschränkt, sondern auch anderen Reichsbesitz in Beschlag genommen27• Die Beschränkung des Weistums auf zwei Gruppen von Reichsgut dürfte demnach einen anderen Grund haben. Man wird ihn in der Sache selbst suchen müssen. Dabei kommt uns zustatten, daß das Weistum sehr allgemein formuliert ist. Es geht ihm um eine Rechtsweisung grundsätzlicher Art, nicht um die Beurteilung der konkreten Interessenlage von 1125, wenngleich es durch diese verursacht worden ist. Wir können deshalb von den besonderen Ereignissen der Jahre nach Heinrichs V. Tod absehen und die 1125 herrschende Situation als eine Art Modellfall behandeln, ohne freilich die Tatsache aus dem Auge zu verlieren, daß es sich bei einem Weistum um "Rechtsdenken am konkreten Fall" 28 handelt. Die politische Situation vereinfacht sich damit zu folgender Gestalt: der König hat zwei "Erben", einen Nachfolger im Reich und einen Nachfolger im Geging es primär nicht um einzelne Besitzungen, sondern um zwei genau umschriebene Güterarten. 25 So vermutlich Rosenstock, Königshaus a.a.O. 28 s. 51 ff. 27 Die Besetzung Nürnbergs, auf die der Regensburger Spruch vermutlich gar nicht zutraf (vgl. oben S. 59, 80 ff.), und die geschickte, mit dem Erbanspruch verbrämte Haltung der Staufer lassen diesen Schluß mit Gewißheit zu. 28 Ebel, Gesetzgebung S. 14. -Es sei hier jedoch darauf hingewiesen, daß gerade bei den Reichsweistümern die Tendenz zu einer allgemeinen Gestaltung der Rechtsverhältnisse am ehesten in Erscheinung tritt; vgl. Krause, Königtum S. 16 ff., 28 ff., 35 ff.

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schlecht. Die Frage, die das Regensburger Weistum aufgibt, lautet dann: Wie kommt es, daß die Einordnung von Ächtergut und Tauschgut in einer solchen Situation Schwierigkeiten bereitet? Die Tatsache, daß das Weistum beide Gütergruppen dadurch umschreibt, daß es Art und Weise ihres Erwerbes durch den König angibt, läßt vermuten, daßÄchter-und Tauschgut eben dieser Erwerbungsmodi wegen schwerer zu bestimmen sind als die anderen Güter. Diese Vermutung wird bestätigt, wenn man berücksichtigt, daß die im Weistum aufgeworfene Zurechnungsfrage eine Rechtsfrage ist, die vom mittelalterlichen Rechtsverständnis her zu interpretieren ist. Für den mittelalterlichen Menschen ist das Recht seinem Wesen nach altes Recht. Auch das subjektive Recht gewinnt Würde und Geltungsgrund durch sein Alter29 • Dies bedeutet, daß eine Berechtigung in ihrer "Zugehörigkeit zum Väterbrauch" erkannt wird30• Jedes Gut ist in der unabänderlichen, von altersher bestehenden Rechtsordnung befangen. Seine Zuordnung zu einem Rechtsträger und den ihm im Recht Nachfolgenden kann nur durch freien Vertrag oder Rechtsverwirkung unterbrochen werden. Der Zugehörigkeit jeden Gutes wohnt also eine von der Rechtsordnung getragene Beständigkeit inne. Will man sie erkennen, so muß man nach der Herkunft des Besitzrechtes fragen. Jede Berechtigung muß demnach durch ihr Alter und damit durch ihre Herkunft legitimiert werden, sei es durch eine der Ordnung gemäße Verfügung des Berechtigten, sei es durch eine Rechtsnachfolge. Die Frage nach dem Rechtstitel erweist sich letztlich als eine Frage nach der Rechtsherkunft oder -ableitung. Die Verhältnisse bei den Vorfahren sind das "Maß des Rechts" und "gerade im Recht des Grund und Bodens folgt man schlechthin der Überlieferung" 31 • Ganz im Banne dieser Anschauung spricht etwa Ekkehard anläßlich der Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst im Jahre 1119 von "cunctaque regum antiquorum fiscalia " 32• Die Herkunft bestimmt auch die Einordnung eines Gutes nach "proprietas regis" oder "ditio regiminis" 33• Die Aufteilung des weitaus größ29 F. Kern, Recht und Verfassung im Mittelalter (Sonderausgabe Darmstadt 1958), S. 11 ff.; H . Krause, Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht, ZRG Germ. Abt. Bd. 75 (1958) S. 206-251, hier: bes. S. 207 ff. mit weiteren Hinweisen; ders., KönigtumS. 3 ff. 3 Kern, Recht und VerfassungS. 12. Vgl. auch Krause, KönigtumS. 22:

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"Subjektive Berechtigung einer Person und objektiv geltendes, einen größeren oder kleineren Kreis ergreifendes Recht liegen ungeschieden ineinander". 31 Krause, Königtum S. 8 ff. 32 MGH SS VI S. 254.- Meyer von Knonau (Jahrbücher VII S. 103) übersetzt wohl etwas zu eng mit "Einkünfte, die zum königlichen Gut gehört hatten". Hier ist eher an eine Gleichsetzung mit "regalia" zu denken, die 1111 ebenfalls auf die "alten Könige", nämlich bis auf Karl den Gr. zurückgeführt werden; vgl. unten Anm. 76 am Ende. 33 In den Königsurkunden ist dies mannigfach belegt; vgl. etwa die von

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ten Teiles des königlichen Besitzes machte den in Regensburg versammelten Fürsten keine grundsätzlichen Schwierigkeiten, weil die Herkunft einfach zu bestimmen war: die meisten Güter sind vom Vorgänger auf dem Thron oder von Vorfahren des Geschlechtes abgeleitet; müssen sie wieder aufgegliedert werden, wenn der Nachkomme des verstorbenen Herrschers diesem nicht mehr als König nachfolgt, so kommt es zu einer (umgekehrt) entsprechenden Rechtsnachfolge. Was der verstorbene König von seinem Vorgänger übernommen hat, fällt an den Träger der Krone; was von seinen Vorfahren auf ihn gekommen ist, gehört den Nachfahren. Diese Regel hilft indessen dann nicht viel, wenn es sich um Ächtergut oder Tauschgut handelt. Diese sind weder vom Vorgänger auf dem Throne übernommen, noch von den Vorfahren ererbt, sondern anders als die große Masse der Güter in die königliche Gewalt gelangt. Deshalb müssen auch andere Grundsätze gefunden werden, die eine Einordnung zulassen. Vor dieser Aufgabe standen die Fürsten, als ihnen Lotbar die Frage vorlegte34 • Der Annalenschreiber vom Disibodenberg teilt uns zwar die Antwort der Fürsten mit, nicht aber ihre Gründe. Gleichwohl kann versucht werden, anband der Fragestellung zu ermitteln, welche Momente den Ausschlag gaben, Ächtergut und Tauschgut der "ditio regiminis" zuzuschlagen. Im Weistum ist zunächst gesagt, daß "praedia iudicio proscriptorum a rege si iuste fortifactoribus adiudicata fuerint" der "ditio regiminis" zugehören sollen. Der hierin enthaltene Rechtssatz, daß Übeltäter, die durch königliches Urteil geächtet worden sind, ihrer Güter verlustig Kerr~ (Reichsgut und Hausgut S. 78 ff.) aufgeführten Diplome. Verhein (Studien Bd. 10 S. 314) charakterisiert die Unterscheidung von Haus- und Reichsgut als eine "Zerlegung in zwei herkunftsmäßige Bestandteile" ; dies findet sich schon bei H. Brunner, Deutsche Rechtsgeschichte Bd. I (2. Aufl. Leipzig 1906) Bd. II (2. Aufl. neu bearb. von C. Frhr. von Schwerin, München und Leipzig 1928), hier: II S. 91 (§ 69): "Der in der Herkunft begründete Unterschied zwischen fiscus und hereditas"; im übrigen vgl. auch Th. Mayer, Hohentwiel S. 340 f.; Krabusch, Königsgut S. 8.- Im Investiturstreit wurden die "temporalia" ebenfalls nach ihrer Herkunft unterschieden und eingeteilt; dazu vgl. etwa: Ott, Regalienbegriff, passim, bes. S. 237, 253, 258; dies., Gerhoh S. 182 ff.; A. Pöschl, Die Regalien der mittelalterlichen Kirchen (Festschrift der Grazer Universität für 1927, Graz 1928), S. 29 ff., 36 ff., 40 ff.; A. Scharnagel, Der Begriff der Investitur in den 'Q uellen und der Literatur des Investiturstreites (Stutz Abh. 56, Stuttgart 1908), S. 71 ff. 34 Rosenstock (Königshaus S . 311) formuliert die 1125 zur Entscheidung anstehende Rechtsfrage so: "Wird durch bestimmte Handlungen des Königs rechtsgültig sein Erbgut in Hausgut (im Sinne Rosenstocks = Reichsgut, Anm. des Verfassers) umgewandelt oder Hausgut in Erbgut?" Dies ist m. E. schief, denn von einer "Umwandlung" kann man nur da nn sprechen, wenn das betroffene Gut vorher bereits dem König zustand - wenn auch in anderer Zuordnungsart. Weder das eingetauschte, noch das Achtergut befanden sich jedoch vor dem Tausch oder dem Achtspruch in der Hand des Königs.

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gehen35, kann bis in frühe Zeiten zurückverfolgt werden. In der fränkischen Epoche, aber auch im 10. und 11. Jahrhundert ist mannigfach belegt, daß Ächtergut an den König fällt. Die Zeugnisse, in denen der Rechtssatz ausgesprochen wird, bedienen sich indessen regelmäßig unterschiedlicher Begriffe, so daß die rechtliche Einordnung des Ächtergutes "bald mehr, bald weniger bestimmt" wird36• Das Regensburger Weistum ist die erste Überlieferung, in der mit aller wünschenswerten Klarheit ausgesprochen wird, daß der eingezogene Ächterbesitz nicht dem Erbgut des Königs, sondern dem Reichsgut zuzuzählen ist. Georg Waitz hat diese Entscheidung zwar reichlich knapp, aber doch das Wesentliche treffend, kommentiert: "sie liege in der Natur der Sache"37• Die Fronung, die das Weistum behandelt, ist eine regelmäßige Folge der Reichsacht38• Der recht- und friedlos gewordene Übeltäter39 verliert sein Vermögen an den König. Ebenso wie die Verkündung der Reichsacht im Mittelalter dem König vorbehalten ist, steht ihm auch die Fronung des Ächtergutes zu. Dem Herrscher, der die Acht verhängt oder in dessen Namen sie ausgesprochen wird, gehören auch die Güter des Geächteten. Die Fronung erscheint als ein "besonderes, königsrechtliches Vollstreckungsverfahren" 40• Der König als oberster Schirm- und Schutzherr der Friedens- und Rechtsgemeinschaft ist allein in der Lage, durch seinen Spruch dem einzelnen Schutz und Frieden zu entziehen; ihm allein ist es vorbehalten, die Acht zu lösen und den Gebannten wieder 85 Aus der reichhaltigen Literatur, die auch auf die römisch-rechtlichen Einflüsse eingeht, seien genannt: His, Strafrecht I S. 414 ff.; Poetsch, Reichsacht S. 73, 174 f., 221 f.; Waitz- Seeliger, Verfassungsgeschichte VI S. 611, 613 ff.; Siuts, Bann und Acht S. 75 ff., bes. S. 78; Sehröder- v. Künßberg, Rechtsgeschichte S. 115, 208; A. Harder, Der Germanische Ächter (Würzburg 1938), S. 22 f.; W. von Iterson, Geschiedenis der Confiscatie in Nederland (utrecht 1957), S. 20, 52. ao Waitz, Verfassungsgeschichte VIII S. 254 mit Anm. 1. - Weitere Beispiele bieten: Franklin, Reichshofgericht li S. 370 Anm. 3; Kerrl, Reichsgut und Hausgut S. 82 ff.; Eggers, Grundbesitz S. 44; H . Mitteis, Politische Prozesse S. 31 ff. - In MGH D H IV. nr. 301 (1077) S. 395 wird die allgemeine Regel aufgestellt: "Lex est ius gentium inimicos regis aperte deprehensos aperte communem totius regni persecutionem pati, ut, sicut periurii infamia sunt exleges, ita bonorum suorum omnium fiant exheredes, insuper tarn ipsi quam possesiones eorum regali sententie puniendi subiaceant." 37 Verfassungsgeschichte VII S. 254. Bernhardi (Lothar S. 55) verweist auf die Konfiskationen unter Heinrich V.; für eine solche Beschränkung auf die Gütereinziehungen zwischen 1105 und 1125 finden sich weder im Weistum selbst, das ja ganz allgemein gehalten ist, noch sonstwo Anhaltspunkte. 38 Brunner, Rechtsgeschichte li S. 55 (§ 66), 607 ff. (§ 114); H. Planitz, Die Vermögensvollstreckung im deutschen mittelalterlichen Recht, Bd. I : Die Pfändung (Leipzig 1912), S. 66 ff., bes. S. 83 f.; im übrigen vgl. hierzu und zum Folgenden die oben S. 55 Anm. 32 genannte Literatur. 89 Zur Ubersetzung von "proscriptus" mit "friedlos" vgl. Hirsch, Gerichtsbarkeit S. 86. 40 Mitteis, Politische Prozesse S. 21; zur Fronung auch His, Strafrecht I

s. 426 ff.

§

2. Reichsgut und Hausgut

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in die Rechtsgemeinschaft aufzunehmen41 • Es ist die gleiche Stellung, die dem Herrscher die Macht verleiht, über die Einziehung des Vermögens zu befinden. Macht er von dieser Befugnis Gebrauch, so wird der abgesprochene Besitz der königlichen Gewalt zugeordnet; das Ächtergut unterliegt - mit den Worten des Weistums - der "ditio regiminis", nicht aber der "proprietas regis". Was der Herrscher kraft seiner königlichen Gewalt erworben hat, kann nicht dem gleichgestellt werden, was er als "proprietas" besitzt. Die Stellung, auf der die Macht zur Konfiskation beruht, wird einer nichtköniglichen, "privaten" Rechtssphäre gegenübergestellt. Die Befugnisse, die dem Herrscher als König zustehen, werden von seiner Person getrennt. Der König ist Träger der "ditio regiminis". Was er als solcher erwirbt, ist Reichsgut, nicht "proprietas regis" 42• Dies entspricht wohl dem, was der Landfriede von 1152 vom Ächtergut unter bestimmten Voraussetzungen sagt: "comes eandem hereditatem regiae ditioni assignet." Im Sachsenspiegel heißt es dann, das Eigen des Geächteten falle "in de koningleken gewalt" 43• Das Weistum enthält den weiteren Satz, daß die gegen Reichsgut eingetauschten Güter ("praedia ... pro his quae regno attinent commutata") ebenfalls dem Reichsgut zugehören. Damit wird zunächst zum Ausdruck gebracht, daß der König die Befugnis hat, "praedia ... que regno attinent" tauschweise zu veräußern. Es ist bei der Vielzahl von Reichsgutsvergabungen kaum notwendig, diesen Gedanken zu vertiefen. Der interessante Aspekt des Weistums liegt denn auch nicht in dieser Aussage, sondern in der weiteren, daß die gegen Reichsgut erstandenen praedia der "ditio regiminis" unterstehen. Dies bedeutet nämlich, daß der Reichsbesitz durch die königliche Verfügung gar nicht geschmälert wird, sondern in seinem Bestand erhalten bleibt. Das vergabte Gut gehörte dem "regnum"; dieses Wort ist hier vermutlich in seiner dinglichen Bedeutung als "Reichsgut" gebraucht. Das eingetauschte Gut schließt die Lücke, die durch die Vergabung entstanden ist. Es rückt stellvertretend in die rechtliche Stellung ein, die das vergabte Gut eingenommen hat. Es wird nicht der "proprietas regis", sondern der "ditio regiminis" zugeordnet. Das Tauschgut erwirbt den Rechtscharakter, den der vergabte Besitz verliert: es wird durch den Tausch Reichsgut. Mit aller Vorsicht, die bei der Anwendung moderner Kategorien geboten ist, kann man sagen, daß sich das Weistum damit dem Surrogations41 His, Strafrecht I S. 431, 461 ; Franklin, Reichshofgericht II S. 322, 347. n Dieser Rechtsgedanke kommt auch bei der Einordnung der Gütereinziehungen als Regalien 1158 zum Tragen: "regalia sunt hec: ... et bona contrahentium incestas nuptias, et dampnatorum et proscriptorum" (MGH Const. I nr. 175 S. 244 f.). - Sehröder - v. Künßberg (Rechtsgeschichte S. 567) sprechen von einer "Einnahmequelle des Reiches". 43 MGH Const. I Nr. 140 c. 2 S. 195 f.; Sachsenspiegel, Landrecht I 38 § 2 (Eckhardt S. 101).

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prinzip nähert. Auch derjenige Besitz wird als Reichsgut angesehen, den der König mittels Reichsgutes erworben hat. Sicherlich ginge es zu weit, wenn man annehmen wollte, die in Regensburg versammelten Fürsten hätten den von der Rechtswissenschaft des späteren Mittelalters formulierten Satz "res succedit in locum pretii et pretium in loco rei" bereits vorweggenommen44 • Es ist jedoch nicht zu verkennen, daß das Weistum der Tendenz nach diesen Grundsatz enthält. Unsere Vermutung, der rechtlichen Einordnung von Ächtergut und Tauschgut lägen andere Gesichtspunkte zugrunde als der Einordnung der großen Masse des königlichen Besitzes, wird also zum Teil bestätigt. Der Gedanke der (dinglichen) Surrogation, der das Ersatzstück gleichwertig an die Stelle des vergabten Besitztumes treten läßt, ermöglicht es, auch das Tauschgut nach Erbgang und Thronfolge zu bestimmen. Man stellt dabei nicht auf die Herkunft des erworbenen, sondern auf die des vergabten Gutes ab. Das Ersatzstück wird so eingeordnet wie der ursprüngliche Besitz, der Reichsgut war. Was zunächst als Ausnahme erschien, wird durch diese Gleichstellung wieder der Regel unterworfen. Anders verhält es sich beim Ächtergut. Hier genügte eine Reflexion auf die frühere Zuordnung nicht. Diese Gütergruppe befand sich weder in der Gewere eines Vorfahren noch in der des Vorgängers auf dem Thron. Man mußte vielmehr auf den Erwerbungsakt selbst abstellen. Die Differenzierung nach "ditio regiminis" und "proprietas regis" konnte also nicht nach dem Objekt, sondern nur nach dem Subjekt der Rechtsbeziehung erfolgen. Man mußte folglich den Gewaltbereich des Königs unterscheiden in eine "private" und eine "öffentliche" Sphäre. Da die Fronung als Ausfluß der spezifisch königlichen Gewalt verstanden wurde, waren auch die eingezogenen "praedia" in dieser Gewalt befangen; sie konnten nicht als "proprietas regis" gelten. Die Bestimmung der Rechtsqualität des Ächtergutes ist demnach nur möglich, weil auf ein die jeweilige Person des Königs überschreitendes, ein transpersonales Element abgestellt wird. Mit dieser Feststellung berühren wir den verfassungsrechtlichen Kern des Regensburger Weistums. 44 Dazu vgl. J. Kahler, Das Vermögen als sachenrechtliche Einheit, in: Arch. für Bürgerliches Recht Bd. 22 (1903) S. 1-21, hier: S. 2 ff.; Mühlenbruch, Über die s. g. iuris und facti universitates, in: Arch. für civilistische Praxis Bd. 17 (1834) S. 321-379; E. Windmüller, Die Bedeutung und Anwendungsfälle des Satzes pretium succedit in locum rei, res in locum pretii nach gemeinem Recht und Bürgerlichem Gesetzbuch (Diss. Leipzig 1902, Heidelberg 1902); 0. von Gierke, Deutsches Privatrecht Bde. I-III (München und Leipzig 1895-1917), hier: II S. 60; W. Windscheid, Über das Sondervermögen (Jur. Diss. Leipzig 1927), bes. S. 69 ff.

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Die Unterscheidung des königlichen Tätigkeitsbereiches in eine "öffentliche" und eine "private" Sphäre ist eine erste, wichtige Aussage über die dem Weistum zugrundeliegende Vorstellung vom Wesen der königlichen Herrschaftsordnung. Der dem König als solchen zustehenden Sphäre ("ditio regiminis") wird eine andere dem Herrscher als Person zustehende ("proprietas regis") gegenübergestellt. Für sich allein betrachtet ist der Begriff "ditio" noch recht allgemein im Sinne von "Gebotsgewalt" oder "Herrschaftsanspruch" 45 zu verstehen. Seine eigentliche Tragweite erhält das Regensburger Weistum erst dadurch, daß von der "ditio regiminis" die Rede ist. Ekkehard von Aura spricht anläßlich der Ereignisse von 1119 von der "ditio" des Kaisers41 ; im Kölner Gottesfrieden von 1083 und im Landfrieden von 1152 wird der Ausdruck "regia ditio" gebraucht47 • Gerade die letztgenannten Quellen verdienen besondere Aufmerksamkeit, geht es in ihnen doch um die rechtliche Behandlung des dem Friedensbrecher abgesprochenen Gutes. Wenn der Regensburger Spruch demgegenüber nicht von einer "ditio imperatoris" oder "ditio regia" spricht, so doch wohl deshalb, weil er nur so den spezifisch königlichen Bereich von der Sphäre der "proprietas regis" in ausreichender Deutlichkeit absetzen kann. Mit dem Begriff "regimen" wird indes der Bereich des mehr Subjektiven, die Sphäre des Herrschaftsträgers nicht verlassen. Der Dynastiewechsel von 1125 erzwang ja nur eine Entscheidung über die Stellung des verstorbenen Kaisers; nur dieser schied als Rechtsträger aus und nur seine Zuständigkeit mußte im Hinblick auf die zwei "Erben" aufgeteilt werden. Daß "regimen" nicht mit dem stärker objektivierenden "regnum" gleichzusetzen ist, vielmehr die aus diesem fließenden herrschaftlichen Befugnisse des Königs meint, dürfte auch dem Gebrauch von "regimen" in den Urkunden Lotbars III. entsprechen48 • Die Gegenüberstellung "ecclesie gubernacula a te dirigi et nos in regimine ... " 49 , insbesondere aber die Grundbedeutung von "regimen" als "Oberbefehl 45 So bei der Deutung anderer Quellen 0 . Brunner, Land und Herrschaft S. 90; SchuLze, Adelsherrschaft S. 69, 111, 187 ff. - In diesem allgemeinen Sinne begegnet "ditio" auch in den Urkunden Lothars; vgl. MGH D L III. nr. 1 (1125) S. 1; nr. 26 (1130) S. 42; nr. 67 (1134) S. 105; nr. 71 (1135) S. 110. 48 MGH SS VI S. 254: "imperator cunctaque regum antiquorum fiscalia suam in ditionem interim recepit." 47 MGH Const. I nr. 424 (1083) c. 6 S. 604; nr. 140 (1152) c. 2 S. 196. Ebenda c. 5 ist die Rede von "regia potestas". Im Mainzer Gottesfrieden von 1085, Const. I nr. 425 c. 6 S. 607, heißt es: "regia dignitas". - Wenn der Sachsenspiegel (vgl. oben Anm. 43) im gleichen Zusammenhang von der "koningleken gewalt" spricht, so mutet dies wie eine Übersetzung der "regia ditio" an. 48 MGH D L III. nr. 7 (1126) S. 9; nr. 26 (1130) S. 41. 49 MGH D L III. nr. 7 S. 9.

8 Wadle

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

auf dem Schiff, Steuerruder" 50 deuten auf den Zusammenhang mit der dem Mittelalter wohlbekannten Schiffsmetapher hinsl, s2. Indem die aus der königlichen Stellung fließenden Befugnisse von anderen nichtköniglichen, "privaten" 53 unterschieden werden, erscheint der König gewissermaßen in doppelter Gestalt: der "proprietas regis" entspricht die Stellung, die der König mit anderen Personen teilt, der "ditio regiminis" entspricht seine Eigenschaft als König schlechthin. Der Inhaber des Fronungsrechtes, der König als solcher, wird getrennt von dem konkreten Träger der Krone und erscheint damit als "Institution", als "Amt". In einem solchen auf das Subjekt bezogenen Sinn bezeichnet die "ditio regiminis" des Regensburger Spruches die königliche Herrschaft. Der König übt "über die verschiedenen Vermögensmassen sein dominium zu verschiedenem Recht" aus, "bei der einen aus dem Rechtstitel des Eigen und Erbe, bei der anderen aus dem Titel seines regnum, seiner Königsgewalt"s•. Die Grundlage des Rückgriffes auf das transpersonale Element königlicher Gewalt bildet demnach der besondere Rechtscharakter des Objektes dieser Gewalt, die den Dynastiewechsel überdauernde Beständigkeit des Reichsgutes. Das Reichsgut bleibt der Krone verhaftet, obwohl der Träger der Krone wechselt; wer die Krone erhält, gewinnt auch das Reichsgut. Es erscheint als eine von der jeweiligen Person des Kö50 Vgl. K. E. Georges, Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch ... (11. Auf!., Nachdruck der 8. verbesserten und vermehrten Auf!. von H. Georges, Hannover 1962), hier: li Sp. 2278. 51 Beumann, Staatsvorstellungen S. 188 ff. In direktem Bezug auf das Reich begegnet die Schiffsmetapher in MGH D L III. nr. 31 (1131) S. 48: "regni gubernacula". 52 Auch dem "regimen ducatus" des Privilegium minus (MGH Const. I nr. 159 [1156J c. 13 S. 221 f.) kommt nach Th. Mayer (Privilegium minus S. 218 f., 221, 225 ff.) ein subjektiver Aspekt im Sinne von "Herrschaftsgewalt" zu, neben den dann allerdings objektivierend "Herrschaftsbereich" tritt. Der Begriff "imperatura", auf den Mayer in diesem Zusammenhang verweist, ist interessanterweise wie das "ditio regiminis" von 1125 einer Ausnahmesituation entsprungen; vgl. H. Mitteis, Königswahl S. 120 f. Im übrigen dürfte auch der Begriff "regimen" ähnlich wie "ditio" (vgl. oben Anm. 45) allgemein die herrschaftliche Stellung bezeichnen, so etwa Anfang des 12. Jahrhunderts in der Pax Alamannica (MGH Const. I nr. 430 c. 8 S. 614): " ... dux vel comes vel advocatus vel quilibet rector, sub cuius regimine ...", oder in einer Urkunde des Würzburger Bischofs von 1103 (Monumenta Boica vol. 37 nr. 72 S. 32): "omnes regimini meo subiacentes". 53 Außer den oben Anm. 14 Genannten vgl. noch Waas, HerrschaftS. 18 ff.; Mitteis, Rechtsidee S. 468 f.; Kern, Recht und Verfassung S. 66 f., 79. 54 Ebel, Leihegedanken S. 31. In sehr allgemeiner Form trennt Ende des 11. Jahrhunderts die Pax Alsatiensis den persönlichen und den Amtsbereich: "Quod quisque ... vel proprietatis vel regiminis iure possedit ..." (MGH Const. I nr. 429 c. 10 S. 613). Trotz der Verwendung der Begriffe "proprietas" und "regimen" legt die Landfriedensnorm, die einer anderen Interessenlage entstammt, das Gewicht nicht auf die Trennung, sondern gerade auf die Verbindung beider Gütergruppen im Sinne einer Gleichbehandlung; eine Beziehung zum Königtum ist natürlich nicht zu erkennen.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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nigs unabhängige Vermögenssphäre; wie die Krone, das Symbol der königlichen Herrschaft55, ist auch das Reichsgut "Gegenstand einer transpersonalen Staatsvorstellung" 56 ; es ist ein "Teil des Reiches", eine "Pertinenz desselben" 57 ; es ist "eine an den Königshof angeschlossene Sachsphäre"58, "dingliches Königshaus" 58• Ein solch objektivierendes, das Herrschaftsobjekt von der Person des Herrschers ablösendes Verständnis des Reichsgutes steht in den letzten

Jahrzehnten der Salierzeit keineswegs vereinzelt da. Während des Investiturstreites hatte sich die schon früher in Deutschland bekannte Formel "honor regni" oder "honor imperii" weitgehend durchgesetzt, und mit diesen Ausdrücken hatte man gerade in einem objektiven Sinne die Gesamtheit der königlichen Rechte vor allem am Reichskirchengut gemeint, die weder mit den Interessen des Königs, noch mit denen der Reichsfürsten identisch waren60 • In ähnlicher Weise hatte bereits um die Jahrhundertwende, vor allem in Frankreich und England, der Begriff der "corona" eine Verdinglichung erfahren61 • Auch in den Urkunden Lothars III. hat diese Vertiefung überpersönlicher Vorstellungen ihren Niederschlag gefunden. Dabei hat man weniger an die Arrenga des nur in einem Original zweifelhafter Geltung erhaltenen Diploms für Mallersdorf zu denken62, als an die Tatsache, daß die königlichen Dienstmannen im Jahre 1128 zum ersten Mal in einer Königsurkunde als 55 Corona regni, Studien über die Krone als Symbol des Staates im späteren Mittelalter, hg. von M. Hellmann (Wege und Forschung Bd. III Darmstadt 1961); P. Classen, Corona imperii, Die Krone als Inbegriff des römischdeutschen Reiches im 12. Jahrhundert, in: Festschrift für P. E. Schramm Bd. I (Wiesbaden 1964) S. 90-101; H. Hoffmann, Die Krone im hochmittelalterlichen Staatsdenken, in: Festschrift für Harald Keller zum 60. Geburtstag (Darmstadt 1964) S. 71-85; auch Beumann, Staatsvorstellungen S. 209 f.; zum ganzen Fragenkreis auch E. H . Kantorowicz, Christus- Fiscus, in: Synopsis, Festgabe für Alfred Weber (Heidelberg 1948), S. 223-235 und ders., The King's Two bodies, A Study in Mediaeval Political Theology (Princeton 1957), bes. S. 164 ff., 336 ff. 56 Metz, Güterverzeichnisse S. 143; im übrigen vgl. Beumann, Staatsvorstellungen, passim, bes. S. 187. 57 Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 216. 58 0. von Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht Bd. I-IV (Berlin 1868-1913, Nachdruck Darmstadt 1954), hier: II S. 567. 59 Rosenstock, Königshaus S. 304. ~ 0 H.-G. Krause, Das Papstwahldekret von 1059 und seine Rolle im Investiturstreit (Studi Gregoriani VII, Rom 1960), S. 88 ff.; P. Rassow, Honor imperii, Die neue Politik Friedrich Barbarossas 1152-1159 (Neuausgabe Darmstadt 1961), S. 58 ff., 91 f., bes. S. 60; auch 0 . Brunner, Land und HerrschaftS. 48 f.; Hoffmann, Krone S. 77 f.; Classen, Corona S. 97 f. et Hoffmann, Krone, passim; Classen, Corona, passim. 62 MGH D L III. nr. 20 (1129) S. 29 : "Si, ut omnia adiciantur, regnum dei querimus et iusticiam eius et non aliter vitam nostram sed neque coronam regni stabiliri credimus nisi in obsequiis mandatorum dei et communicando necessitatibus pauperum Christi . .."; dazu: Hoffmann, Krone S. 76; Classen, Corona S. 92.

s•

116

2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

"ministeriales regni" bezeichnet werden63 • In voller Schärfe kann der überpersönliche Charakter des Reichsgutes freilich nur dann zum Ausdruck kommen, wenn neben das Reichsgut das Hausgut gestellt wird. Diese Unterscheidung begegnet wiederholt in der Zeit um 1125. Gerhob von Reichersberg trennt in seinem zwischen 1126 und 1132 niedergeschriebenen Li:ber de edificio Dei64 die "regni facultas, quae est res publica" von der "res privata" und sagt von der erstgenannten u. a.: "est enim ... regibus in posterum successuris integre conservanda". Daß diese Vorstellung nicht nur den Theoretikern geläufig war65 , zeigt das Verhalten der Königin Mathilde. Als sie nach dem Tode Heinrichs V. die Reichsinsignien an Adalbert von Mainz auslieferte, behielt sie zwei Kronen ihres Gatten zurück, um sie später einem englischen Kloster zu schenken66 • Im Regensburger Weistum wird nicht nur die Rechtsbeständigkeit des Reichsgutes betont; auch das Hausgut bleibt beim Herrscherwechsel als eigene Sachsphäre erhalten. Da es dem König als Angehörigen eines Geschlechtes zusteht, soll es nach seinem Tode dem Geschlecht verbleiben. Dies entspricht dem Wesen von Eigen und Erbe nach germanischem Rechtsbegriff: "das Erbe der Väter wird vom jeweils lebenden Geschlecht verwaltet und erhalten und weitergereicht von Treuhand zu Treuhand, nicht aber zu individuellem, dispositivem Eigentum besesea MGH D L III. nr. 14 (1128) S. 17; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 113; U. Segner, Die Anfänge der Reichsministerialität bis zu Konrad III. (Diss. Berlin 1938), S. 57. - In D L III. nr. 17 (1129) S. 22 und nr. 42 (1132) S. 69 heißt es ebenfalls "ministeriales regni", in nr. 65 (1134) S. 101: "noster et regni ministerialis". - In diesem Zusammenhang sei ganz allgemein auf die Unterscheidung zwischen Reichs- und Herzogsministerialen hingewiesen, die nicht nur unter Lotbar III., sondern bes. auch in staufiseher Zeit gemacht wurde; vgl. Vogt, Herzogtum S. 84, 116 Anm. 9; Bosl, Reichsministerialität S. 119 ff., 476 ff.; 0. Haendle, Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen (Arbeiten zur deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte H. 8, Stuttgart 1930),

S . 87.

Vgl. Anm. 10. Güterverzeichnisse S. 138 f.: "Die Unterscheidung von Reichsgut und Hausgut ... anscheinend ... nur gelegentlich in theoretischen Erörterungen, etwa bei Gerhob von Reichersberg." •• P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bde. I-III (Schriftenreihe der MGH Bd. 13, Stuttgart 1954-1956), hier: III S. 759 ff. Der Gegensatz von Reichs- und Hausgut begegnet auch in den Würzburger Verhandlungen von 1121 (MGH Const. I nr. 106 S. 158: " ... quod domnus imperator que sua et que regni sunt habeat"; dazu von Below, Staat S. 184 Anm. 4). Vgl. auch Rosenstock, Königshaus S. 310; Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S . 173. - In diesem Zusammenhang sei auch auf die Nachricht der Vita Heinrici IV. imperatoris c. 7, in: Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV., hg. von F.-J. Schmale (Ausgewählte Quellen Bd. XII, Darmstadt 1963) S. 407-467, hier: S. 438, über die Königswahl Heinrichs V. im Jahre 1098 hingewiesen: " ... iusiurandum accepit, videlicet ne umquam se vel de regno vel de praediis patris eo vivente, nisi forte ex consensu ipsius, intromitteret." Zu diesen Vorgängen vgl. auch Meyer von Knonau, Jahrbücher V 64

es Metz,

s.

27.

~

2. Reichsgut und Hausgut

117

sen"67. Die .,proprietas regis" wandelt beim Wechsel der Dynastie ihren Rechtscharakter nicht68. Die rechtliche Differenzierung von Hausgut und Reichsgut lieferte den Ansatzpunkt für die im Weistum zu entscheidenden Zuordnungsprobleme. Die Doppelung der Güter wurde auf das Subjekt, den Inhaber der Gewere am königlichen Gut, projiziert. Dies setzte eine Besinnung auf den spezifischen Charakter des "Königs", den überindividuellen Aspekt königlicher Herrschaft voraus. Die gewonnene Zweiung der königlichen Person und ihrer Funktionen ermöglichte ihrerseits die Einordnung des Ächtergutes. In diesem dialektischen Gedankengang gipfelt das Regensburger Weistum. Das gewonnene Ergebnis ist zwar aufschlußreich, gibt aber zugleich eine Reihe neuer Probleme auf. Reichsgut und königliches Erbe gehören verschiedenen Rechtsbereichen an. Dieses rechtliche Nebeneinander zweier Vermögenseinheiten, die- wie der Regensburger Fürstenspruch zeigt - gleichwohl einer Person, nämlich dem König, zugeordnet werden, fordert geradezu die Frage nach ihrem gegenseitigen Verhältnis heraus. Damit ist aber wiederum das Problem der "Staatsvorstellung" aufgeworfen, und zwar in besonders eindringlicher Weise. Es fragt sich nämlich, ob es in diesem Zusammenhang genügt, im Herrscher die 67 Ebel, Leihegedanken S. 34; Th. Mayer, Fürsten und StaatS. 216; H. Mitteis, Die Staatsnatur des alten Deutschen Reiches, in: Forschungen und Fort-

schritte Bd. 20 (1944) S. 17G-172, hier: S. 172. 68 In der Literatur (vgl. etwa Stimming, Königsgut S. 6 ff.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; Krabusch, Königsgut S. 9; Werle, Hausmachtpolitik S. 250 f.) wird immer wieder darauf hingewiesen, daß vor 1125 bzw. 1135 der Besitz des ausgestorbenen Königsgeschlechtes beim Reich verblieben sei. Von einem solchen Übergang des Hausgutes an die nachfolgende Dynastie kann im eigentlichen Sinne nur bei den Herrscherwechseln von 911 und allenfalls 1024 die Rede sein (vgl. unten S. 125 f.). Aus der keineswegs eindeutigen Praxis kann noch kein Rechtsgrundsatz abgelesen werden. Die Schwierigkeiten, die sich nach 1024 eingestellt haben, lassen ebenso wie zahlreiche andere Belege den Schluß zu, daß das Rechtsverständnis die Güter sehr wohl nach ihrer Herkunft zu unterscheiden wußte. - Bei alledem darf indessen nicht übersehen werden, daß das Hausgut des Königs nicht auf gleicher Stufe mit den Besitzungen anderer Adeliger stand, daß es vielmehr durch seine Zuordnung zum König an dessen besonderer Stellung teilhatte (vgl. etwa SchZesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 124 ff.). Insofern kann man sagen, daß das Hausgut "mit der Thronbesteigung des Eigentümers gleichsam als verstaatlicht" gelten kann (Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; Bosl, Reichsministerialität S. 143; ders., Staat, Gesellschaft, Wirtschaft S. 653). Eine völlige rechtliche Gleichordnung liegt darin aber nicht, wie sich gerade im Falle des Dynastiewechsels zeigt (vgl. etwa Conrad, Rechtsgeschichte I S. 268 Anm. 16). - Insofern kann auch Th. Mayer nicht zugestimmt werden, wenn er (Fürsten und Staat S. 242) das "Reichseigentum" im Gegensatz zu den "Reichsfürstentümern, reichsfürstlichen Lehen" als "Allod ... wie anderes Allod" behandelt und es nicht an der Rechtsqualität der "sachlichen Grundlage, die sich aus der karolingischen Erbmasse heraus bildete" (a.a.O. S. 220), teilhaben läßt.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

Privatperson vom Amtsträger zu unterscheiden, oder ob über die Vorstellung vom Königsamt hinaus eine umfassendere Vorstellung vom "Reich", vom Träger der "ditio regiminis" zum Tragen kommt. Die doppelrechtliche Zuordnung des königlichen Besitzes besagt noch nicht, daß beide Gütergruppen allein der Rechtsmacht des Königs unterliegen. Der Dynastiewechsel von 1125 erforderte lediglich eine Entscheidung über die Stellung des verstorbenen Königs, denn nur dieser schied als Rechtsträger aus. Ob dagegen das Reichsgut nur dem König oder zugleich einem oder mehreren anderen Rechtsträgern zuzuordnen ist zu dieser Frage brauchte das Weistum nicht Stellung zu nehmen, denn in ihm mußte nur das Schicksal der verwaisten Rechtsposition festgestellt werden. Aus dem Weistum selbst kann also, da es zu einer solchen Aussage keine Veranlassung hatte, eine grundsätzliche Auskunft über die ihm zugrunde liegende Staatsvorstellung nicht gewonnen werden. Ein solches Ansinnen würde die Funktion des Fürstenspruches außer Acht lassen. Dies bedeutet freilich nicht, daß sich in ihm überhaupt keine weiterführenden Anhaltspunkte finden lassen. Wie wir oben gesehen haben, bedient sich das Regensburger Weistum bei der Einordnung des Tauschgutes eines Gedankenganges, der in etwa auf eine dingliche Surrogation hinausläuft. Ziel der Überlegungen ist es offenbar, das Reichsgut vor Schmälerungen durch Tauschaktionen des Königs zu schützen; der Bestand der Vermögenseinheit "Reichsgut" soll erhalten bleiben. Durch die Eingliederung des Ersatzgutes erhält sich dieses Vermögen aber gewissermaßen "von selbst"; es wohnt ihm insoweit eine Eigenbeständigkeit inne, durch die es vom König und seinen Verfügungen unabhängig ist. Dieses objektive Element entspricht dem deutschrechtlichen Vermögensbegriff überhaupt69 • Es wird bezeichnenderweise gerade beim Wegfall des Rechtsträgers sichtbar. Otto von Gierke hat dies so formuliert7°: "Fällt die Persönlichkeit fort, so bleibt schon aus sachlichen Gründen das Vermögen entweder ein Ganzes oder geht doch nicht als Summe von Einzelsachen sondern in der Gliederung nach objektiv verbundenen Inbegriffen auf die Erben über. Nicht die ganze Rechtssphäre der fortgefallenen Persönlichkeit wird übertragen, sondern nur derjenige Teil derselben, welcher in dem Vermögen zugleich eine objektive Existenz hat. Und vor allem entsteht die Möglichkeit von Sondervermögen, welche als in sich gegliederte und abgeschlossene Massen im Verhältnis zu dem übrigen Vermögen desselben 69 von Gierke, Genossenschaftsrecht II S. 64 f.; ders., Privatrecht II S. 49 ff., 57 ff., 70 ff.; auch U. Stutz, Das Eigenkirchenvermögen, in: Festschrift für 0. von Gierke zum 70. Geburtstag (Weimar 1911) S. 1187-1268.

70

Genossenschaftsrecht II S. 65 (Hervorhebung vom Verfasser).

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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Subjekts bei dessen Leben wie nach dessen Tode ihre objektive Selbständigkeit in einem im Einzelnen sehr verschiedenen Grade zur Geltung bringen." In solcher Weise wird man auch das Reichsgut als Sondervermögen des Königs bzw. seiner Dynastie zu verstehen haben. Eine Vermögenseinheit, die sich kraft Surrogation gewissermaßen selbst erhält, erweist sich als "eine objektiv verbundene, gegliederte und bis zu irgend einem Grade geschlossene Sachsphäre" 71, eben als Sondervermögen72. Es bleibt dann freilich noch die Frage offen, worin das Besondere, das Reichsgut zur Vermögenseinheit Verbindende liegt. Eine Antwort kann hier freilich nur thesenhaft angedeutet werden. Man hat dieses Element wohl in erster Linie in der fränkischen Tradition zu sehen, die im mittelalterlichen deutschen Reich eine so große Rolle spielte73 und nicht zuletzt auch im Reichsgut fortlebte. Die Erbschaft der Karolinger machte das Reich aus; der karolingische Grundbesitz bildete den Kern des königlichen Besitzes im 10. und 11. Jahrhundert; in verschiedenen Landschaften, wie im Rheinland und in Sachsen, blieb dieser Kernbestand bis in die Stauferzeit erhalten74. Der Satz des Sachsenspiegels, daß der König nach fränkischem Recht lebe75, scheint auch für das Substrat königlicher Gewalt, das Reichsgut, gegolten zu haben. Der Besitz des Königs, das "regnum" im Kleinen, wurde als reichsfränkischer Boden angesehen, auch wenn er nicht in Franken lag78. Vielleicht darf man 71

von Gierke, Genossenschaftsrecht II S. 65.

Über den Zusammenhang von Sondervermögen und Surrogationsgedanken vgl. etwa Windmüller, Bedeutung S. 10 ff.; Windscheid, Sondervermögen S. 29, 71.- Metz (Güterverzeichnisse S. 44) betont neuerdings im Zusammenhang mit dem Tafelgüterverzeichnis die Herausbildung von Sondervermögen (mensae) im Haushalt der Staufer; hiergegen erhebt jedoch Weikmann (Königsdienst S. 316, 327) Bedenken. Den Begriff Sondervermögen gebraucht auch Machleidt (Fiskus S. 136), allerdings ohne ihn in seinem spezifisch rechtlichen Gehalt zu werten. 73 Dazu vgl. etwa: Sehröder-von Künßberg, Rechtsgeschichte S. 525 (§ 43); K.-G. Hugelmann, Stämme, Nation und Nationalstaat im deutschen Mittelalter (Stuttgart 1955), S. 50, 97, 120 ff.; Rosenstock, Königshaus S. 279 ff.; G. Tellenbach, Von der Tradition des fränkischen Reiches in der deutschen und französischen Geschichte des hohen Mittelalters, in: Der Vertrag von Verdun, hg. von Th. Mayer (Leipzig 1943) S. 181-202, bes. S. 188 f., 193 ff.; H. Heimpel, Reich und Staat im Deutschen Mittelalter, in: Arch. des öffentlichen Rechts NF Bd. 27 (1936) S. 257-283, hier: S. 274 ff.; H.- W. Klewitz, Germanisches Erbe im fränkischen und deutschen Königstum, in: Die Welt als Geschichte Bd. 7 (1941) S. 201-216; K. Hauck, Die geschichtliche Bedeutung der germanischen Auffassung von Königtum und Adel, in: Repports du XIe Congres International des Seiences Historiques (1960) III S. 96-120. 74 Metz, Reichsgut S. 231 ff.; ders., Güterverzeichnisse S. 143 ff.; Th. Mayer, Hohentwiel S. 340; ders., Fürsten und Staat S. 215 ff.; auch Semmler, Traditio, passim, bes. S. 27 f. (Reichsklöster). 75 Sachsenspiegel Landrecht III 54 § 4, Eckhardt S. 240 f. 78 Hierauf hat vor allem S. Reicke hingewiesen (vgl. den Bericht von H. Fischer in ZRG Germ. Abt. Bd. 69 [1952] S. 557); im übrigen vgl. R. Schroeder, Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland Bde. I u. II (Stettin, 72

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2. Teil: Der Bruch der salisch-stauflschen Kontinuität

verallgemeinernd sagen: die fränkische Tradition hebt das Reichsgut aus dem übrigen königlichen Gut heraus; sie prägt dessen Rechtscharakter. Die Erinnerung an die "fränkische consuetudo", mit deren Hilfe ein Jahrhundert zuvor schon einmal der "Kontinuitätsverlust des Personalstaates" bewältigt werden konnte77 , half auch über die Probleme hinweg, die der Dynastiewechsel von 1125 mit sich brachte. Für die Frage nach den Staatsvorstellungen ist dieser Befund von einiger Bedeutung. Dabei ist jedoch zu beachten, daß der Surrogationsgedanke seine vermögenserhaltene Funktion vorwiegend in den Fällen erfüllt, wo mehrere Gütereinheiten der Rechtsmacht einer Person unterworfen sind 78, wenn er auch nicht ausschließt, daß andere Personen an dieser Rechtsmacht teilhaben und diese hindern, ausschließen oder gar ersetzen können79 • Aus diesen Überlegungen kann man mit e1mger Sicherheit folgern, daß das Regensburger Weistum den König selbst als Träger der "ditio regiminis" versteht, nicht aber einen "Staat" im Sinne einer abstrakten Danzig und Elbing 1863-1874), hier: II, 3 S. 69 ff.; K. Schulz, Das Urtheil des Königsgerichts unter Friedrich Barbarossa über die Porstendorier Besitzung des Klosters Pforte, Ein Beitrag zur Geschichte des fränkischen Rechts in Thüringen und dem Osterland, in: Z. des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde Bd. 9 (1879) S. 153-240; Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 84 f.; E. E. Stengel, Der Stamm der Hessen und das "Herzogtum" Franken, in: Festschrift für K. Heymann I (Weimar 1940), auch in: Ders., Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte (Marburg 1960) S. 355-403; ders., Die fränkische Wurzel der mittelalterlichen Stadt in hessischer Sicht, in: Ders., Abhandlungen und Untersuchungen S. 404-440, hier: S. 428 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 182 f., 517, 564 f. Auf die Geltung des fränkischen Rechts in Mühlhausen und anderen thüringischen Städten ist schon öfter hingewiesen worden. In einigen Urkunden der Barbarossazeit werden Besitzungen in Porstendorf an der Saale (nördlich Jena) "iure et iudicio Franeorum (Reg. Thur. II nr. 568 [1181] S. 113; Schulz, Urteil, passim, bes. S. 236 f.) und eine Mühle in Püchau (bei Wurzen) "iure Francorum" (Reg. Thur. II nr. 574 [1180] S. 109; Schulz, Urteil S. 208; Bosl, Reichsministerialität S. 517) übertragen. Daß es sich in beiden Fällen vermutlich um Reichsgut handelt, geht daraus hervor, daß Püchau dem kaiserlichen villicus Dietrich von Leisnitz unterstand und daß in Porstendorf, das in unmittelbarer Nähe der Reichsministerialenburg Gleißberg liegt und in dessen Nähe die Ministerialen von Gleißberg über ein Flußwehr verfügen (Reg. Thur. II nr. 853 [1186/90) S. 162; Bosl, Reichsministerialität S. 547) und der Deutsche Orden größeren Besitz innehatte (Schulz, Urteil S. 156; Bosl, Reichsministerialität S. 183 f.). - Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß man bei den Konkordatsverhandlungen von 1111 bei der Feststellung, was Regalien sind und was nicht, auf den Stand der Zeit Karls des Großen zurückgreift (MGH Const. I nr. 100 S. 150; dazu: Ott, Regalienbegriff s. 253). 77 Beumann, Imperium S. 15 (zur Bedeutung des Wahlgedankens). 78 Vgl. die unten S. 128 genannten Beispiele und die Literatur oben S. 112 Anm. 44. 79 Dazu vgl. insbesondere Windmüller, Bedeutung, passim; Windscheid, Sondervermögen S. 57 ff.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

121

Rechtsperson80 ; solche Vorstellungen begegnen frühestens im 13. Jahrhundert81. Offen bleibt allerdings, ob allein der König als Rechtsträger angesehen wird oder ob neben ihm die Reichsfürsten als Mitträger der "ditio regiminis" verstanden werden. Sicherlich hat die gegenüber dem Karolingerreich gesteigerte Bedeutung der Fürsten im deutschen Reich zu einer "neuen Art von Staatlichkeit" geführt82, die in engem Zusammenhang mit dem sachlichen Substrat der Reichsgewalt, dem Reichsgut, zu sehen ist83. Auf die Stellung der Fürsten als "Teilhaber am Reich", als "Miterben" der Karolinger neben dem deutschen König, auf die Verteilung des karolingischen Erbes und dessen Bedeutung für die Herausbildung des Reichsfürstenstandes kann hier nur hingewiesen werden84. Gerade im Hinblick auf das fürstliche Konsensrecht85 müßte die rechtliche Stellung des Reichsgutes noch weiter erforscht werden. Es ist wenig befriedigend, erst für das spätere Mittelalter, als das fürstliche Konsensrecht bei Reichsgutsvergabungen in formeller Weise anerkannt und ausgeübt wurde86, von einer Art "Miteigentum" der Fürsten 80 H. Mitteis, Staat S. 154 f., 202, 326; Zeumer, Formel S. 440; von Below, Staat S. 175 ff., 180 ff., 185 ff.; Ebel, Leihegedanken S. 31. 81 Gierke, Genossenschaftsrecht III S. 358 ff., 605 f.; Krause, Dauer S. 239 ff.; U. Häfelin, Die Rechtspersönlichkeit des Staates Bd. I (Tübingen 1959), S.ll ff.; W. M. Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts Bde. I u. II (2. erw. Aufl., Wien und München 1960 u. 1962), hier: II S. 194 ff.; Machleidt, Fiskus S. 126 ff.; Kantorowicz, Christus- fiscus S. 226 ff.; ders., Two Bodies, bes. S. 94, 141 ff. 82 G. Tellenbach, Die Unteilbarkeit des Reiches, Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte Deutschlands und Frankreichs, in: HZ Bd. 163 (1940) S. 2042, auch in: Die Entstehung des deutschen Reiches (Deutschland um 900), hg. von H. Kämpf (Wege der Forschung Bd. I, 2. Aufl., Darmstadt 1963) S.U0134 (hiernach wird zitiert), hier: S. 133; ihm weitgehend folgend Machleidt, Fiskus S. 72. · 83 Anders anscheinend aber Machleidt a.a.O., bes. S. 58 ff., 85 ff. 84 Vgl. insbesondere Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 215 ff. und die unten S. 151 Anm. 42 genannte Literatur. -Zur Bedeutung des Reichsgutes bei der Herausbildung des Reichsfürstenstandes vgl. auch E. E. Stengel, Land- und lehnrechtliche Grundlagen des Reichsfürstenstandes, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 66 (1948) S. 294-342, auch in: Ders., Abhandlungen und Untersuchungen zur mittelalterlichen Geschichte S. 133-173, hier: S. 135 ff., 159 ff. 85 Dazu vgl. etwa: K. Lamprecht, Die Entstehung der Willebriefe und die Revindikation des Reichsgutes unter Rudolf von Habsburg, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte Bd. 21 (1881) S. 1-19; ders., Zur Vorgeschichte des Consensrechtes der Kurfürsten, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte Bd. 23 (1882) S. 63-116, hier bes. S. 101 ff.; J. Ficker, Vom Reichsfürstenstande, Forschungen zur Geschichte der Reichsverfassung im 12. und 13. Jahrhundert, Bd. I u. II (Bd. II bearb. von P. Puntschart, Innsbruck, Graz und Leipzig 1861-1923), hier: II S. 68 ff.; ders., Willebriefe, passim; Sehrödervon Künßberg, Rechtsgeschichte S. 567 (§ 48); von Below, StaatS. 187 f.; Niese, Reichsgut S. 5 ff.; Kern, Gottesgnadentum S. 269 ff., 278 ff.; zuletzt: H. Hoffmann, Die Unveräußerlichkeit der Kronrechte im Mittelalter, in: DA Bd. 20 (1964) S. 389-474, hier: S. 399 ff. (mit weiterer Literatur in Anm. 62); Krause, KönigtumS. 70 ff.; Landwehr, Verpfändungen S.171 ff. 86 MGH Const. III nr. 284 (1281) S. 290. Zum ersten Mal wird das Konsensrecht bekanntlich von Gerhoh von Reichersberg im Liber de aedificio dei formuliert (vgl. oben S. 102).

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2. Teil: Der Bruch der salisch-stauftschen Kontinuität

am Reichsgut oder von einer Zuordnung des Reichsgutes zu einer von König und Fürsten gebildeten Korporation oder Personenverband zu sprechen87• Beschränkt man die Behandlung des "Konsensrechtes" nicht auf die Zeit, in der es wie auch die gesamte übrige mittelalterliche Herrschaftsordnung in ihren formalrechtlichen Niederschlägen faßbar ist, so wird man die Anfänge des fürstlichen Mitspracherechtes nicht erst im Zeitalter des Investiturstreites88, sondern schon in den Anfängen des deutschen Königtums suchen müssen89• Ein weiteres Eingehen auf diese Fragen verbietet sich im Rahmen dieser Arbeit, die sich mit den Auswirkungen des Kontinuitätsbruches von 1125 auf das Reichsgut zu befassen hat, freilich von selbst90• Gleichwohl sei hier die besondere Situation am Ende des Investiturstreites betont. Die Stellung der Fürsten hatte im Verlauf des jahrzehntelangen Ringens zwischen Regnum und Sacerdotium eine erhebliche Stärkung erfahren. Dies kommt insbesondere darin zum Ausdruck, daß die Fürsten wiederholt die Interessen des Reiches gegenüber dem König vertreten, und zwar in einem zuvor unbekannten Umfange91 • In der Vita Heinrichs IV. 92 heißt es bezeichnenderweise: "Unius capitis, licet summi, deiectio reparabile regni dampnum est, principum autem conculcatio ruina regni est." Die stärkere Betonung der fürstlichen "Mitrepräsentanz" hat sicherlich auch Art und Umfang der Zuordnung des Reichsgutes im Weistum 87 von Gierke, Genossenschaftsrecht II S. 569; auch Niese, Reichsgut S. 4; von Below, Staat S. 182 ff. 88 So etwa von Gierke, Genossenschaftsrecht II S. 569; Krause, Königtum S. 70 ff.; auch Ficker, Willebriefe S. 13. 89 Hierzu jetzt Landwehr (Verpfändungen S. 188 ff.), der das Konsensrecht

vom mittelalterlichen Rechtsverständnis her interpretiert. 90 In dieseRl Zusammenhang stellt sich nicht zuletzt auch die Frage, ob es für die Zeit vor dem 12. Jahrhundert überhaupt sinnvoll ist, nach einem oder mehreren Rechtssubjekten zu suchen, die als Träger der Rechte am Reichsgut in Betracht kommen. Man wird der königlichen Stellung und der fürstlichen "Teilhabe" am Reichsgut sicherlich eher gerecht, wenn man sie mit der vom Ordo-Gedanken beherrschten Ständevorstellung in Zusammenhang bringt; dazu vgl. etwa Th. Steinbüchel, Christliches Mittelalter (Leipzig 1935) S. 122 ff., 259 ff.; Waas, Herrschaft und Staat S. 315 ff., 345 ff., bes. S. 322 ff.; Mitteis, Rechtsidee S. 469; auch L. Manz, Der Ordogedanke (Diss. Heidelberg 1936) S. 33 ff., 46 ff. Wenn "der hohe Adel ... den Träger der Krone nur als seinen "Exponenten" (Steinbüchel, a.a.O. S. 280) betrachtet, liegt es nahe, die Teilhabe am Reich und damit auch das "Konsensrecht" als Ausfluß einer grundlegenden Standesgleichheit zu sehen: "Der Stand ist selbst solidarisch-genossenschaftliche Verbundenheit seiner Glieder, aufbauend auf innerer Verantwortlichkeit dieser Glieder füreinander und darum durchlebt von wechselseitigem Helfen und Sorgen" (Steinbüchel, a.a.O. S. 271). 91 MGH Const. I nr. 69 (1080) S. 118; nr. 80, 81 (1106) S. 132 f.; nr. 106 (1122) S. 158. Im übrigen vgl. Waitz, Verfassungsgeschichte VI S. 466 f. ; H. Mitteis, Staat S. 257 ff., 197 f., 201; A. Hofmeister, Das Wormser Konkordat, Zum Streit um seine Bedeutung (Sonderausgabe Darmstadt 1962), S. 22 f., 28 f., 31 f.; auch Werle, Hausmachtpolitik S. 251 Anm. 29. 92 Vita c. 13, hg. von F.-J. Schmale S. 460.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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von 1125 beeinflußt. Die "staatsrechtliche Ausnahmesituation"13 am Ende der salischen Epoche bildete den konkreten Anlaß zur Besinnung auf das, was Rechtens sein sollte. In diese Besinnung mußten Vorstellungen einfließen, die von Tradition und Zeitgeist geprägt waren.

n. Vber historische Vorbilder und geistige Herkunft des Regensburger Fürstenspruches Das frühe und hohe Mittelalter kennt keine gradlinige Entwicklung der Staatsvorstellungen vom personalen zum institutionellen Denken. An Stelle eines "Fortschrittes" bietet sich ein "Bild . . . dialektischen Ringens personaler und transpersonaler Momente, von denen bald das eine, bald das andere zur Dominante aufsteigt" 1• Obgleich die im Investiturstreit aufbrechenden Ideen ein institutionelles Verständnis des Reiches stark begünstigt haben, kennt auch das 12. Jahrhundert noch das Auf und Ab persönlicher und überpersönlicher Elemente. Dieses Wechselspiel, dessen Grund letztlich wohl darin zu suchen ist, daß dem früheren Mittelalter die Vorstellung eines abstrakten, logisch geschlossenen Rechtssystems fremd ist2, gilt es zu berücksichtigen, wenn im folgenden Fragen nach den Vorbildern des Regensburger Weistums und seiner geistigen Herkunft angeschnitten werden. Auf diese Weise ist es vielleicht möglich, die verfassungsgeschichtliche Bedeutung des Fürstenspruches in etwa abzuschätzen'. Die Unterscheidung von Reichsgut und Hausgut begegnet schon vor dem Tod Heinrichs V. In den Quellen der ottonisch-salischen Zeit ist dieses Nebeneinander zweier Vermögenssphären, das vielleicht in die karolingische Zeit zurückreicht4, immer wieder zu finden5• Bei königSo Beumann (Imperium S. 15) zur Situation von 1024. Beumann, Staatsvorstellungen S. 214. - Eine lineare Entwicklung nimmt dagegen noch Machleidt (Fiskus, passim) an. 2 Ebel, Gesetzgebung S. 14. 83

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3 Daß es sich bei diesen Bemerkungen nicht um eine abschließende Stellungnahme zu diesen Fragen handeln kann, wurde oben S. 1(}1 Anm. 3 schon betont; im Rahmen der verfassungsgeschichtlichen Einordnung des Weistums gilt dies in besonderem Maße. ~ Zu dieser Frage, auf die hier nicht weiter eingegangen werden kann, werden im wesentlichen zwei Meinungen vertreten. Während von den einen Autoren (etwa A. Dopsch, Die Wirtschaftsentwicklung der Karolingerzeit vornehmlich in Deutschland, Bde. I u. II, 3. erweiterte Aufl. [Köln und Graz 1962], hier: I S. 168 ff., 188 ff.; Meister, Verfassungsgeschichte S. 106; Sehröder-von Künßberg, Rechtsgeschichte S. 213; zuletzt Ebel, Leihegedanken S. 30) das Bewußtsein einer Unterscheidung angenommen wird, wird dies von anderen abgelehnt (vgl. etwa: Waitz, Verfassungsgeschichte II S. 317ff.; IV S. 4, 140 ff. ; Eggers, Grundbesitz S. 4; Niese, Reichsgut S. 4; Verhein, Studien Bd. 10 S. 314, 392; Metz, Reichsgut S. 123 ff. ; Machleidt, Fiskus S. 19, 44, aber auch S. 14 f. Anm. 5, S. 36 Anm. 1; Brühl, Fodrum S. 16 Anm. 46, 59 ff., 432) oder offen gelassen (vgl. etwa Heusler, Institutionen II S. 311; auch Stimming, Königsgut S. 47). 5 In der Literatur wird dies zwar in aller Regel anerkannt; es treten je-

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

liehen Vergabungen wird zwar nur gelegentlich der Reichs- oder Hausgutscharakter einzelner Besitzungen in eindeutiger Weise gekennzeichnet; in einigen Urkunden kommt die grundsätzliche Verschiedenheit beider Rechtssphären jedoch klar zum Ausdruck. So ist in einer Urkunde Heinrichs II. die Rede von " ... curtem M. nominatam, quam ... speciali nostri iuris proprietate ad regnum non pertinente ... commutavimus"8. Zwei spätere Privilegien stellen den "propriae hereditates" die "possessiones regni" gegenüber7• Daß Reichsgut und Hausgut infolge eines Dynastiewechsels getrennt worden sind, kann indessen nicht oft der Fall gewesen sein; denn zwischen 911 und 1125 ist die Krone nur dreimal nicht vom Vater auf den Sohn übergegangen, nämlich 919, 1002 und 10248 • Mit der Situation, die durch den Tod Heinrichs V. eingetreten ist, kann man allerdings nur eine Thronfolge vergleichen, und zwar die des Jahres 919. Weder 1002 noch 1024 ist die dynastische Kontinuität in gleicher Weise abgerissen wie 919 oder 1125. Heinrich II. gehörte dem liudolfingischen Königsgeschlecht an und auch Konrad II. stammte - zumindest in weiblicher Linie- von Otto dem Großen ab9• Deshalb könnten bei der Lösung der anstehenden güterrechtlichen Probleme auch erbrechtliche Gedankengänge eine Rolle gespielt haben. Gleichwohl dürften daneben auch andoch - zum Teil recht große - Unterschiede hinsichtlich des Zeitpunktes auf, in dem die Unterscheidung Bedeutung erlangt hat. Vgl. etwa: Eggers, Grundbesitz S. 4, 45 ff. (erst nach 1002, aber schon "Bewußtwerden" unter Konrad I.); Niese, Reichsgut S. 4 (Unter Heinrich II. "mit aller wünschenswerten Klarheit"); Stimming, Königsgut S. 12 ff. (11./12. Jh.); Heusler, Institutionen II S. 312 f. ("Tendenz des Getrennthaltens unter den sächsischen Kaisern", unter Heinrich IV. "zu völliger Klarheit"); Mayer, Fürsten und Staat S. 215 f. (zuerst 911); von Gierke, Genossenschaftsrecht II S. 569 (seit 11./12. Jh.); Ebel, Leihegedanken S. 30 f. ("seit sächsischen Kaisern"); Machleidt, Fiskus S. 58 ff.; 89 ff. (seit 12. Jh.); Brühl, Fodrum S. 118 Anm. 9 ("auch dem 10. Jahrhundert weitgehend fremd"), S. 140 ("in salischer Zeit darauf kein Gewicht gelegt"); zu Kerrl vgl. oben S. 101 Anm. 3. 6 MGH D H II nr. 433 (1020) S. 554; dazu Eggers, Grundbesitz S. 46 ff., 94 ff. gegen Niese, Reichsgut S. 4; zu beiden Rosenstock (Königshaus S. 306 Anm. 22), der zu Recht darauf hinweist, daß der im Text angeführte Passus durch ein Mißverständnis auf den eingezogenen Ort Muffendorf bezogen worden ist; vgl. auch Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 216. 7 MGH D H IV. nr. 165-167 (1065) S. 214 ff. und Mainzer UB I nr. 451 (1112)

s. 358.

8 Auf die vorangehende karolingische Zeit braucht in diesem Zusammenhang nicht weiter eingegangen zu werden, da die Thronfolge bis hart an die Jahrhundertgrenze vom Teilungsprinzip bestimmt war; vgl. etwa Tellenbach, Unteilbarkeit des Reiches, bes. S. 111 ff.; K. Schmid, Die Thronfolge Ottos des Großen, in ZRG Germ. Abt. Bd. 81 (1964) S. 80-163, hier: S. 159 ff. 9 Th. Schieffer, Heinrich II. und Konrad II., in: DA Bd. 8 (1951) S. 384---437, hier: S. 384 f.; E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis Stauferzeit, in: ZGO NF Bd. 64 (1955) S. 35--115, hier: S. 70; SchreibmüHer, Ahnen Konrads II. S. 201 ff.; von Dungern, Thronfolgerecht S. 71 ff.; W. Ohnsorge, Waren die Salier Sachsenkaiser?, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 30 (1958) S. 28-53.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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dere Gesichtspunkte richtungsweisend geworden sein. Deshalb sollen auch diese Herrscherwechsel in die Betrachtung einbezogen werden. Nach dem Tode Konrads I. kam es zu einem echten Wechsel der Dynastie, da Heinrich I. mit seinem Vorgänger nicht näher verwandt war10• Zugleich bestand aber das Geschlecht des Verstorbenen in dessen Bruder Eberhard fort 11• Wie sich diese Konstellation auf das Schicksal des königlichen Gutes auswirkte, erfahren wir nicht. Vermutlich kam es zu einer Trennung von Reichsgut und Hausbesitz12• Eine solche Annahme wird nicht zuletzt dadurch nahegelegt, daß auch Heinrich I. kurz vor seinem Tode zwischen Reich und königlichem Hausgut unterschied, indem er Otto zum Nachfolger designierte und unter die übrigen Söhne die "predia cum thesauris" verteilte13. Wenige Jahre später wird durch eine Urkunde Ottos I. einprägsam belegt, daß der Wechsel der Dynastie das Auseinanderfallen von Reichsgut und Hausgut zur Folge haben kann. Der König bewidmete im ersten Jahr seiner Herrschaft Quedlinburg mit Besitzungen, die sein Vater zu Eigen gehabt hatte, und bestimmte, daß bei Übergang der Königswürde auf ein anderes Geschlecht die Vogtei seinen Nachkommen verbleiben sollte14• Das Schicksal des königlichen Gutes nach dem Tode Ottos III. ist ebenfalls nicht ganz zu erhellen. Die Besitzungen der ottonischen Linie scheinen im wesentlichen an Heinrich II., den Nachfolger im Reich, gefallen zu sein15, obwohl er keineswegs der nächste männliche Verwandte des verstorbenen Kaisers war16• Während wir 1002 nichts von einer Trennung von Haus- und Reichsgut hören, bieten die Ereignisse nach dem Tode Heinrichs II. eine ge10 G. Waitz, Jahrbücher des deutschen Reiches unter König Heinrich I., 4., auf Grund der 3. Autl. ergänzte Autl. (Leipzig 1885, Darmstadt 1963), S. 37; vgl. aber auch Kimpen, Königsgenealogie S. 36 f. 11 Waitz, Jahrbücher S. 34 ff. 12 Eggers, Grundbesitz S. 56 f.; Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 215; Krabusch, Königsgut S. 9 f.; H. Büttner und I. Dietrich, Weserland und Hessen im Kräftespiel der karolingischen und frühottonischen Politik, in: Westfalen Bd. 30 (1952) S. 133-149, hier: S. 147 ff.; I. Dietrich, Die Komadiner im fränkisch-sächsischen Grenzraum von Thüringen und Hessen, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 3 (1953) S. 57-96; Werte, Hausmachtpolitik S. 250 f. Anm. 27; Kropat, Wetterau S. 42, 47, 62 ff., 190, 200. 18 Widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres, hg. von G. Waitz und K. A. Kehr (4. Autl. MGH SS rer. Germ., Hannover und Leipzig 1904), I, 41 S. 51; dazu W. Schlesinger, Die Anfänge der deutschen Königswahl, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 66 (1948) S. 381-440, jetzt auch in: Ders., Beiträge I S . 139-192 mit Zusätzen S. 342 ff. (hiernach wird zitiert), hier:

8.164.

14 MGH D 0 I. nr. 1 S. 90; dazu vgl. Rosenstock, Königshaus S. 307; Heusler, Institutionen I S. 312 ("klare Erfassung des Gegensatzes"); zuletzt Schmid, Thronfolge Ottos S. 126 ff., bes. S. 133 f. 15 Eggers, Grundbesitz S. 5. 16 von Dungern, Thronfolgerecht S. 71 f. mit Anm. 2; R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit (900---1024) (München 1941), S. 384.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

wisse Parallele zu denen des Jahres 1125. Wenn Heinrich auch keine Nachkommen hatte, so ist das sächsische Königsgeschlecht mit ihm doch nicht ausgestorben17• Der Bruder des Königs, Bischof Bruno von Augsburg, lebte bis zum Jahre 102918• Von diesem letzten Liudolfinger ist aber eine Nachricht erhalten, die in unserem Zusammenhang von besonderem Interesse ist. Ekkehard von Aura berichtet, Konrad II. habe auf den Rat Brunos hin erwogen, das Bistum Bamberg aufzulösen, "quia idem Brun episcopus promisit reginae Giselae omnia predia hereditario iure ad se pertinentia filio eius Heinrico contradere" 19• Der Augsburger Bischof war der Ansicht, daß er Erbansprüche auf Teile des Besitzes des Baroberger Hochstiftes erheben konnte, dem Heinrich II. bei der Gründung außer Reichsgut auch große Teile des väterlichen Erbes übertragen hatte. Die von Bischof Bruno vorgeschlagene Herauslösung des Erbgutes aus der liudolfingischen Hinterlassenschaft unterblieb. Eine andere, ihr entsprechende Aufteilung wurde indessen durchgeführt. Als Konrad II. im Jahre 1027 das Herzogtum Bayern an seinen Sohn Heinrich übertrug, ließ er in Regensburg die Grafen und Schöffen Bayerns unter Eid nach den "possessiones et predia intra eandem provinciam (sc. Baiovariam) sita, quae novissent ad solium sui imperü pertinere" und den "civitatibus ad marchiam istius provinciae pertinentibus" befragen. Reichsgut und Herzogs- oder Markgrafengut wurden getrennt20• Nicht zuletzt sei auch auf die von Wipo im vielzitierten 7. Kapitel der Gesta Chuonradi berichtete Auseinandersetzung zwischen Konrad II. und den Bürgern von Pavia hingewiesen21 , die ebenfalls der Königswechsel von 1024 verursacht hat. In bestechender Prägnanz wird hier zwischen "domus regis" und "domus regalis" unterschieden und festgestellt, daß es sich bei letzterer um "aedes publicae ... non privatae" handle. Dieser kurze Überblick zeigt bereits, daß die Aufspaltung des königlichen Besitzes in Reichs- und Hausgut schon vor dem Regensburger Weistum in gleichgelagerten Fällen begegnet und daß der Unterscheidung beider Gütermassen schon vor 1125 - zumindest im Falle des So etwa Eggers, Grundbesitz S. 3; Conrad, Rechtsgeschichte I S. 181. Jahrbücher I S. 89; Wiponis Gesta Chuonradi c. 24, MGH SS rer. Germ. S.43. 18 Ekkehardi Uraugiensis chronica MGH SS VI S. 194; dazu Rosenstock, Königshaus S. 108; zuletzt: GeZdner, Hochstift Bamberg S. 33. 20 MGH Const. I nr. 439 S. 645 f. Dazu Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 216; Stimming, Königsgut S. 70; Krabusch, Königsgut S. 26, 141 Anm. 88; Waitz, Verfassungsgeschichte VII S. 244; BreßZau, Jahrbücher I S. 214 ff. Zum Begriff "solium" auch Hoffmann, Krone S. 71 f. 21 BreßZau, Jahrbücher I S. 65 ff., 80 ff.; Metz, Reichsgut S. 232; im übrigen vgl. Beumann, Staatsvorstellungen. 17

1s Hirsch,

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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Dynastiewechsels von 919 und 102422 nicht nur theoretisch-prinzipielle, sondern auch praktisch-politische Bedeutung zukommt23 • Inso22 Daß die Unterscheidung beim Dynastiewechsel eine Rolle spielte, wird in der Literatur immer wieder betont; außer den oben S. 102 in Anm. 4-7 Genannten sei hier noch hingewiesen auf: Metz, Güterverzeichnisse S. 11: "nur zu Zeiten des Dynastiewechsels spielte derselbe (Unterschied von Reichsgut und Hausgut) vorübergehend eine gewisse Rolle"; 0. Brunner, Land und Herrschaft, 5. Aufl. (Darmstadt 1965), S.171, 348; H. Mitteis, Land und Herrschaft, in: Herrschaft und Staat S. 20-65, hier: S. 43; Werle, Hausmachtpolitik S. 250 ff. mit Anm. 27. - Dagegen will Krabusch (Königsgut S. 9) vor 1125 keine Trennung von Haus- und Reichsgut infolge eines Dynastiewechsels anerkennen. 23 Insofern sagt Niese (Reichsgut S. 4) zu Recht, die Unterscheidung von Reichs- und Hausgut sei "Bestandteil des deutschen Staatsrechts geworden"; wenn er jedoch anschließend die Konsequenzen dieser Unterscheidung für die königliche Güterpolitik vermißt (a.a.O. S. 5 f.), wenn ihm folgend Eggers (Grundbesitz S. 46 f.) die "Auswirkungen auf die realen Verhältnisse" nicht nachzuweisen vermag und wenn schließlich Stimming (Königsgut S. 11) und andere (Bosl, Reichsministerialität S.143; Krabusch, Königsgut S. 8 f.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; Brühl, Fadrum S. 140 f. mit Anm.108; ähnlich Werle, Erbe S. 230) die Bedeutung der Unterscheidung auf den Fall des Dynastiewechsels einschränken und ihr im übrigen kein Gewicht beilegen wollen, so dürfte das den Tatsachen nicht gerecht werden. Das gilt aber auch für Machleidt (Fiskus S. 58 ff.), der für die Zeit des 10./11. Jh. von einer "wachsenden Trennung zwischen Kaiser und Reich" und zugleich von einer "Undifferenziertheit im Bereich des königlichen Vermögens" (a.a.O. S. 87) spricht und zur Erklärung auf die Unterschiede "zwischen der praktischen Handhabung" in der Königskanzlei und "der theoretischen Erfassung geschichtlicher Abläufe" (a.a.O. S. 88) bei den Geschichtsschreibern hinweist. - Die genannten Autoren untersuchen außer terminologisch-begrifflichen Problemen, die für das frühere Mittelalter in dieser Weise wohl gar nicht bestanden haben, zumeist noch die Frage, zu welchen Zwecken die Könige den Grundbesitz verwendet haben und vermissen dabei eine konsequente Verwendung des Reichsguts für "öffentliche" Zwecke und des Hausguts für "private" Zwecke (vgl. etwa Niese, Reichsgut S. 5 f.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 84; schon Stimming, Königsgut S. 41 ff. und Kerrl, Hausgut und Reichsgut S. 86 f.; ähnlich auch Werle, Erbe S. 230, und Machleidt, Fiskus S. 108 ff., 122, 136 f.). Dieses einseitige Abstellen auf den Verwendungszweck dürfte jedoch nicht recht sinnvoll sein, solange nicht geklärt ist, ob und inwieweit eine Unterscheidung von "privaten" und "öffentlichen" Zwecken überhaupt möglich ist. Diese Problematik ist schon oft betont (Hinweise oben S. 103 Anm. 14) worden; dennoch fehlt es noch an einer Konzeption, die diese Fragen berücksichtigt und zugleich der hier aufgewiesenen faktischen Trennung von Reichsgut und Hausgut gerecht wird. Verhein (Studien Bd. 10 S. 392 f. mit Anm. 428a) z. B., der die Unterscheidung von privatrechtliehen und öffentlichrechtlichen Belangen verneint, sagt konsequenterweise; " ... das Königsgut hatte - nach heutiger Auffassung - einen doppelten Rechtscharakter"; gleichwohl verwirft er die Scheidung von Reichs- und Hausgut als eine Trennung nach der Herkunft nicht unbedingt. - Dieser Problemkreis ist eng verflochten mit der noch weithin ungeklärten Frage nach den materiellen Grenzen königlicher Verfügungsmacht über das Reichsgut, die mit dem Problem der fürstlichen Mitrepräsentanz des Reiches ("formelle" Beschränkung) aufs engste verwoben ist (vgl. oben S. 121; neue Ansätze bringen bes. Hoffmann, Unveräußerlichkeit, passim, und Landwehr, Verpfändungen S. 151 ff., bes. S. 161 f., 188 ff., 197). Erst wenn dieser Komplex in weiterem Rahmen zufriedenstellend geklärt ist, läßt sich sagen, ob die Unterscheidung von Reichs- und Hausgut, die ja wesentlich eine Unterscheidung nach der Rechtsherkunft ist, nur in den Fällen des HerrscherweChsels eine Rolle gespielt hat oder von weitergehender Bedeutung war.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-stauftschen Kontinuität

weit brachte der Fürstenspruch von 1125 keine eigentliche Neuerung 24 . Die politischen Auswirkungen der Trennung von Reichs- und Hausgut erreichten in den Kämpfen zwischen Lothar III. und den Staufern allerdings ein bislang nicht bekanntes Ausmaß; denn nie zuvor hatte diese rechtliche Unterscheidung als Kampfmittel in der Auseinandersetzung um die Krone gedient25 . Die Vorstellung vom königlichen Amt, die im Weistum insbesondere bei der Behandlung des Ächtergutes zum Tragen kommt, geht ebenfalls auf ältere, meist von kirchlichen Vorstellungen beeinfiußte Vorbilder zurück. Sie erscheint bereits in der politischen Gedankenwelt des Frühmittelalters, um in salischer Zeit einen neuen Aufschwung zu erfahren28 . Auch das Verständnis des Reichsgutes als Sondervermögen, das im Regensburger Spruch anklingt, dürfte ältere Vorläufer haben, ist doch gerade die Vorstellung, daß bestimmte Güter einer Person als Sacheinheit zustehen, daß diese Vermögensmassen als Sondergut, als besondere "Sachverbindung" 27 neben dem übrigen Besitz stehen, im germanischdeutschen Recht vielfach anzutreffen28. Sie erscheint beim Nebeneinander von Lehens- und Allodialvermögen29 , bei den verschiedenen Gütermassen der Ehegatten30, im Gegensatz von Eigenvermögen zum Nachlaß31 und Kinder- und Mündelgut 32 und nicht zuletzt beim Eigenkirchenvermögen33. Obwohl der Surrogationsgedanke sehr gut mit dem germanisch-deutschen Vermögensbegriff harmoniert, darf doch nicht übersehen werden, daß er in ähnlicher Formulierung, wie er im Regensburger Weistum begegnet, vor dem 13. Jahrhundert nicht nachgewiesen ist34 • Der ihm zugrunde liegende Gedanke der Sicherung des königlichen Besitzstandes findet sich indessen auch früher. So kommt beispielsweise 24 So aber Krabusch, Königsgut S. 9; auch Werte, Hausmachtpolitik S. 250 f.; Brühl, Fodrum S. 140 Anm. 108, etwas anders S. 118 Anm. 9. 2s Vgl. oben S. 51 ff. 26 Vgl. etwa Beumann, Staatsvorstellungen, passim, bes. S. 203, 217 ff. mit weiteren Hinweisen; auch Ebel, Leihegedanken S. 34. 27 Stutz, Eigenkirchenvermögen S. 1261 f. 2B Kohler, VermögenS. 11. 29 Ebenda, S. 9; Hübner, Grundzüge S. 197. 3° Kohler, Vermögen S. 11; Hübner, Grundzüge S. 674 f.; W. T. Kraut, Die

Vormundschaft nach den Grundsätzen des deutschen Rechts, Bde. I und II (Göttingen 1835 u. 1847), hier: II S. 341 mit Anm. 10, 450 ff.; Schroeder, Güterrecht II S. 316, 319 f., 394 ff. 31 Kohler, Vermögen S. 9 f.; Mühlenbruch, S. 321 ff.; von Gierke, Privatrecht II S. 58 mit Anm. 47. 32 von Gierke, Privatrecht II S. 58; Kohler, Vermögen S. 11; Hübner, Grundzüge S. 705 f.; Kraut, Vormundschaft II S. 23, 54 ff., 609 f.; Heusler, Institutionen II S. 442 ff., 496. 33 Hübner, Grundzüge S. 197; Stutz, Eigenkirchenvermögen, passim. 34 Vgl. die Beispiele bei: Kohler, VermögenS. 9 ff.; Schroeder, Güterrecht II a.a.O.; Kraut, Vormundschaft II S. 341 Anm. 10.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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schon eine der Formeln von St. Gallen35, die den Gütertausch zwischen König und Vasallen behandelt, dem Surrogationsprinzip nahe, wenn es heißt, der König erhalte einen Gegenwert, " ... ut eadem possessio solis regibus hereditario iure subiecta sit in perpetuum forte precario". Als Heinrich V. das Reichslehen Alzey gegen die reichslehnbare Grafschaft Friesland eintauschte, wurde betont, daß die Handlung "aequum et iustum" sei und das Gut "ad utiHtatem regni pertinere"36• Lothar III. nahm 1131 die Burg Scharzfeld im Austausch gegen die Reichsabtei Alsleben "ad usum regni" entgegen37• Besonders deutlich wird der Gedanke der Bestandssicherung bei dem bekannten Tauschgeschäft Friedrich Barbarossas mit Heinrich dem Löwen im Jahre 115838, in dem der Kaiser das Reich für ReiChsgüter am Harz, die er dem Welfen übertragen hatte, aus Hausgut entschädigen mußte, weil er die eingetauschten Güter für sein Haus erwerben wollte. Im gleichen Sinne erlaubte Friedrich I. der Reichsministerialität, mit Klöstern nur unter der Bedingung Tauschgeschäfte über Reichsgut abzuschließen, daß das Reich dadurch Gewinn hatte39 • Nun hat man gerade diese zuletzt genannte Klausel mit entsprechenden Bestimmungen des kanonischen Rechts in Verbindung gebracht40 • Es liegt nahe, für den im Weistum von 1125 enthaltenen Surrogationsgedanken ähnliche Zusammenhänge zu vermuten. Damit haben wir bereits einen weiteren Problemkreis berührt, nämlich die Frage nach den geistigen Wurzeln des im Weistum von 1125 verkörperten Gedankengutes. 35 MGH Formulae merowingici et karolini aevi, hg. von K. Zeumer (Hannover 1886), hier: nr. 5 S. 399; dazu: Dopsch, Wirtschaftsentwicklung I S. 173. - Daß der Tausch keinen Verlust bringen dürfe, betonen auch die Formeln Markulfs nr. 23 und nr. 30, in: MGH Formulae S. 61 und 91. 36 J. F. Böhmer, Acta imperii selecta, Urkunden deutscher Könige und Kaiser mit einem Anhange von Reichssachen (Innsbruck 1870), hier: nr. 73 (1107) S. 68; hierzu Werle, Alzey S. 30 f. 37 MGH D L III. nr. 31 S. 48. 38 Codex diplomaticus Saxoniae regiae I, 2: Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen, hg. von 0. Posse (Leipzig 1889 künftig Cod. dipl. Sax.), hier: nr. 277 (1158) S.189 f.; dazu Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 430; Patze, Friedrich Barbarossa S. 35 ff., 54 ff. Zu ganz ähnlichen Fällen vgl. Scholz, Hoheitsrechte S. 71 f. mit Anm. 3; 0. Brunner, Land und HerrschaftS. 385 Anm. 2. 39 Reg. Thur. II nr. 146 (1157) S. 26 f.; Stumpf nr. 3771: "ut melius et commodius concambium regno restituatur". - Reg. Thur. II nr. 151 (1157) S. 28; Stumpf nr. 3777: "ut melior sit regni recompensatio" - Reg. Thur. II nr. 152 (1157) S. 28 f.; Stumpf nr. 3778: "ut pars que regno recompensata sit per omnia precelleret". - Weitere, ähnlich lautende Bestimmungen hat Scholz (Hoheitsrechte S. 72 Anm. 1-3) zusammengestellt. 40 Scholz, Hoheitsrechte S. 57. Zur traditionellen kirchlichen Bewertung der Tauschgeschäfte vgl. A. Pöschl, Kirchengutsveräußerungen und das kirchliche Veräußerungsverbot im früheren Mittelalter, in: Archiv für katholisches Kirchenrecht Bd. 105 (1925) S. 3-96, 347-448, hier: bes. S. 384 ff., 395 ff.; vgl. auch unten Anm. 56.

9 Wadle

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Die Suche nach den Vorbildern des im Regensburger Weistum verkörperten Gedankengutes hat nicht zuletzt die Rechtswissenschaft zu berücksichtigen, die etwa seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Gefolge der gregorianischen Reformbestrebungen und des Investiturstreites einen großen Aufschwung erlebte41 • Ein Hinweis auf die Kanonessammlungen der Bischöfe Anselm von Lucca und Bonizo von Sutri, der Kardinäle Deusdedit und Gregorius ("Polycarpus") und vor allem Ivos von Chartres einerseits und die Rechtsschulen in Ravenna, Pavia und Bologna mag hier genügen. Das römische Recht kennt das Nebeneinander verschiedener, den Herrschern zugeordneter Vermögensmassen. Dem persönlichen Privatgut des Kaisers ("patrimonium") steht eine Gruppe mehrerer, im Laufe der Zeit an Zahl und Umfang unterschiedlicher Güterkomplexe gegenüber, die meist als "fiscus" bezeichnet werden42 • Beim Tode des Princeps werden die Besitzungen - ähnlich dem Geschehen von 1125 - aufgeteilt: der zum "fiscus" gehörende Besitz geht an den nachfolgenden Kaiser über, das "patrimonium" hingegen fällt an die persönlichen Erben des Verstorbenen4s. Daß das Institut der Konfiskation, das seit dem frühen Mittelalter im fränkisch-deutschen Reich heimisch ist, eine römisch-rechtliche Wurzel hat, unterliegt keinem Zweifel44• Für die spätere Kaiserzeit läßt sich überdies eindeutig feststellen, daß konfis41 Aus der reichhaltigen Literatur hierzu vgl. etwa: Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte S. 158 ff.; Plöchl, Kirchenrecht II S. 496 ff.; P. E. Schramm, Kaiser, Rom und Renovatio (Leipzig-Berlin 1929), S. 277 ff.; H . Fitting, Die Anfänge der Rechtsschule zu Bologna (Berlin-Leipzig 1888), S. 37 ff., bes. S. 78 ff.; K. Jordan, Der Kaisergedanke in Ravenna zur Zeit Kaiser Heinrichs IV., in: DA Bd. 2 (1938) S. 85-128; A. Dempf, Sacrum imperium (3. unveränderte Aufl., Darmstadt 1962), S.170 ff.; Wieacker, Privatrechtsgeschichte S. 45 ff. - Zusammenfassend zur Einwirkung des römischem Rechts auf deutsche Verhältnisse: H . Coing, Römisches Recht in Deutschland (Ius romanum medii aevi, Pars V, 6, Mailand 1964). Zum Ganzen vgl. auch Bosl, Hochmittelalter, passim. 42 R. His, Die Domänen der römischen Kaiserzeit (Leipzig 1896), passim, bes. S. 1 ff., 27 ff. - Im übrigen und insbesondere zur Rechtsstellung des "fiscus" (Staat als Rechtsträger - selbständiges Zweckvermögen - juristische Person- Vermögen des jeweiligen Princeps) vgl. etwa: Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, Bde. I-III (3. Aufl., unveränderter Nachdruck Basel 1952), hier: II, 2 S. 998 ff.; L. Mitteis, Römisches Privatrecht bis auf die Zeit Diokletians (Systematisches Handbuch der Dt. Rechtswissenschaft I. Abt. 6. T. 1. Bd., Leipzig 1908), hier: I S . 349 ff., 362 ff.; von Gierke, Genossenschaftsrecht III S. 58 f.; P. Jörs, Römisches Privatrecht, neu bearb. von W. Kunkel (3. Aufl., Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaften, Abt. Rechtswissenschaft Bd. II, Berlin, Göttingen und Heidelberg 1949), S. 74; M. Kaser, Das römische Privatrecht, Bde. I u. II (München 1955 u. 1959) hier: I S. 261 f., II S. 103; U. von Lübtow, Bemerkungen zum Problem der juristischen Person, in: L'Europa e il Diritto Rarnano (Studi in memoria di Paolo Koschaker, Milano 1955) II S. 1-44, hier bes. S. 33 f. 43 Kaser, Privatrecht I S. 262; Mommsen, StaatsrechtS. 1135 f. 44 Brunner, Rechtsgeschichte II S. 89 f. (§ 68); von Iterson, Geschiedenis S. 20, 52; Siuts, Bann und Acht S. 46 ff., 49 ff.

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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zierter Besitz nicht dem "patrimonium" zugeschlagen, sondern der Gruppe der dem jeweiligen Princeps zustehenden Güter zugerechnet wird45. Auch der Gedanke der Surrogation ist im römischen Recht zu finden. Das klassische Recht scheint ihn allerdings nur im Rahmen der "hereditatis petitio" zu kennen46. Erst in byzantinischer Zeit dringt das den griechisch-hellenistischen Rechten eigentümliche Surrogationsprinzip stärker in das römische Recht ein. Was der Vormund mit Mündelgeld, der Mann mit Geldern der "dos", der Erbschaftsbesitzer mit Erbschaftsgeld kauft, unterliegt nach dieser späteren Auffassung dem Recht des Mündels, der Frau, des Erben. Wem das Geld gehört, das als Preis auf eine Sache gezahlt ist, dem muß auch die Sache gehören, die an die Stelle des Geldes tritt47. Es besteht demnach - vom Inhalt her gesehen - durchaus die Möglichkeit, daß römisch-rechtliches Denken auf das Regensburger Weistum eingewirkt hat. Entsprechendes gilt auch für das kanonische Recht, das vom neu erwachenden römisch-rechtlichen Denken zwar vielfach beeinflußt wurde48, im übrigen aber in einer jahrhundertealten, ungebrochenen Tradition wurzelte. Die Unterscheidung von Amtsgut und Privatgut des Amtsträgers ist im kirchlichen Bereich von altersher bekannt49. Die Gegenüberstellung von "res proprie episcopi" und "res ecclesiasticae", die schon in den Apostolischen Kanones begegnet50 , ist in den Kanonessammlungen aus der Zeit des Investiturstreites ebenfalls zu finden51• Ivo 45 W. Lehmann, über die Vermögensstrafen des römischen Rechts (Berlin 1904), S. 2 ff., 130; Th. Mommsen, Römisches Strafrecht (Leipzig 1899), S. 1005 ff.; bes. His, Domänen S. 33 f. 46 Kaser, Privatrecht I S. 615, II S. 385 Anm. 17; Jörs- Kunkel, Privatrecht S. 338 f.; F. Pringsheim, Der Kauf mit fremdem Geld (Romanistische Beiträge zur Rechtsgeschichte H. 1, Leipzig 1916), S. 139. 47 Dazu vgl. Pringsheim, Kauf a.a.O., bes. auch S. 122 ff.; Kaser, Privatrecht II S. 200 Anm. 31. 48 Vgl. etwa Coing, Römisches Recht S. 19 f. 49 Plöchl, Kirchenrecht I S. 255 ff., 270 ff.; E. Loening, Geschichte des Deutschen Kirchenrechts Bde. I und II (Straßburg 1878), hier: I S. 236 ff., 696 f.; U. Stutz, Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens von seinen Anfängen bis auf die Zeit Alexanders III., (2. Aufl. aus dem Nachlaß ergänzt und mit Vorwort versehen von H. E. Feine, Aalen 1961), S. 6 ff. mit Anm. 19; von Gierke, Genossenschaftsrecht II S. 526 ff., bes. S. 533; Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte S. 131 ff., J. Kaps, Das Testamentsrecht der Weltgeistlichen und Ordenspersonen (Buchenheim vor München 1958), passim, bes. S. 26 ff., 43. 5° Canones Apostolorum c. 40, in: Canones apostolorum et conciliorum saeculorum IV. V. VI. VII., hg. von H. T. Bruns, Bde. I u. II (Berlin 1839 - künftig: Bruns, Can.), hier: I S. 6 f. 51 Bonizo, Liber de Vita christiana, hg. von E. Perels (Texte zur Geschichte des Römischen und Kanonischen Rechts im Mittelalter I, Berlin 1930), hier: lib. III c. 102 S. 104 f. = Anselmi episcopi Lucensis Collectio Canonum, hg. von F. Thaner (Oeni-

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von Chartres, dessen Beitrag zur Beendigung der Auseinandersetzung zwischen Regnum und Sacerdotium schon oft behandelt worden ist, hat die Vorstellung vom doppelten Status des Bischofs vertieft52 • Diese Idee wird auf den König übertragen. Der Anonymus von York versteht um die Jahrhundertwende den König als "gemina persona" und sagt an Augustinus anknüpfend vom Herrscher: " .. . aliter enim servit quia homo est, aliter quia etiam rex est53." Auch der Surrogationsgedanke war dem kirchlichen Denken nicht fremd. Ivo von Chartres hat eine Vorschrift der Pariser Synode von 829 in sein Dekret aufgenommen54, in der es u. a . heißt: " ... decrevimus, ut episcopus res sui juris, quas ante episcopatum aut certe in episcopatu haereditaria successione acquisivit, secundum canonicam auctoritatem quicquid vult faciat, et cui vult conferat: postquam autem episcopus factus est, quascumque res de facultatibus ecclesiae, aut suo aut alterius nomine qualibet conditione comparaverit, decrevimus ut non in propinquarum suorum, sed in ecclesiae cui praeest iura deveniant." Die Interessenlage, die hier beschrieben wird, gleicht derjenigen, die das Regensburger Weistum behandelt. In beiden Fällen soll das mit dem Amt übertragene Gut in seinem Bestand erhalten werden. Das dabei angewandte Mittel ist gleichermaßen der Grundsatz, daß der Gegenwert als Ersatz an die Stelle des veräußerten Wertes tritt, eben das Surrogationsprinzip55. Trotz der klaren Formulierung dieses Gedankens wird man jedoch nicht annehmen dürfen, daß er in der Kanonistik am Ende der Salierzeit eine größere Rolle gespielt hat. Die Häufigkeit anderer Vorschriften zum Schutz des Kirchenvermögens, wie des grundsätzlichen Veräußerungsverbots56, der Entschädiponte 1906), hier: lib. VI c. 154 S. 340 f. = Deusdedit, Kanonessammlung, hg. von W. von Glanwell (Paderborn 1905), hier: lib. III c. 2 S. 271 f. - Vgl. auch Anselm lib. V c. 33 S. 244 f.; lib. VII c.138 S. 421; Deusdedit lib. III c. 21, 32 S. 278, 282; Ivo von Chartres, Decretum, in: S. Ivonis Carnotensis episcopi opera omnia, Tom. I (J.-P. Migne, Patrologiae cursus ... latinae, Bd. 161, Paris 1855), hier: lib. III cc. 96, 169 Sp. 217, 236 f. - Auch bei Gerhob von Reichersberg, Opusculum de edificio Dei, begegnet der Unterschied von Eigen- und Amtsgut; MGH LdL. III S. 149 Z. 25 f.; auch Migne, Patr. lat. Bd. 194 (Paris 1855) Sp. 1231 ff. 52 Kantorowicz, Two Bodies S. 44 f.; im übrigen vgl. H. Hoffmann, Ivo von Chartresund die Lösung des Investiturproblems, in: DA Bd. 15 (1959) S. 393440; R. Sprandel, Ivo von Chartres und seine Stellung in der Kirchengeschichte (Pariser Historische Studien Bd. 1, Stuttgart 1962), passim, bes. s. 64 ff., 116 ff., 161 ff. 53 Tractatus Eboracensis IV, De consecratione pontificium et regum, hg. von H. Böhmer, in: MGH Libelli de lite (Hannover 1907) S. 662-679, hier: S. 673 Zeile 23; auch S. 664 Zeile 23-30. Hierzu vgl. Kantorowicz, Two Bodies S. 45 ff.; Kern, GottesgnadentumS. 253 ff. 54 Ivo, Decretum lib. V c. 328 Sp. 423; Concilium Parisiense (829) Lib. I c. 16, MGH Conc. II, 2 S. 623; vgl. auch das Capitulare Ludwigs des Frommen von 829 (MGH Capitularia II S. 34). ss Ähnliche Belege bei Kaps (Testamentsrecht S. 30). 56 Plöchl, Geschichte I S. 270 ff., II S. 445 f . ; Loening, Geschichte I S. 240, II S. 696 f.; Pöschl, Kirchengutsveräußerungen, passim. - Interessanterweise

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gungspfiicht bei Veräußerung57, des Gebots zur Führung von Güterlisten58 und des Wahlrechts des Bischofs, bei unrechtmäßigen Veräußerungen den Gegenstand selbst oder seinen Wert zu fordern 59, lassen vermuten, daß das Surrogationsprinzip nur von beiläufiger Bedeutung war60• Seine Herkunft ist ebenso dunkel61 , wie unklar bleibt, ob es den kanonistisch geschulten Klerikern in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts bekannt war62 • Dies ändert freilich nichts daran, daß der Gedanke einer dinglichen Surrogation im kirchlichen Rechtsdenken wenigstens annäherungsweise anzutreffen ist. Diese kurzen Bemerkungen machen deutlich, daß sowohl im kanonischen als auch im römischen Recht Gedanken zu finden sind, die als Vorbilder für das Regensburger Weistum in Betracht kommen. Ob und inwieweit dies tatsächlich der Fall war, ist allerdings schwer zu erkennen. Ein zufriedenstellender Nachweis- dies sei vorweggenommen war das Verbot für Tauschgeschäfte wesentlich gemildert; hierzu Loening, Geschichte II S. 700; bes. Pöschl, Kirchengutsveräußerungen S. 12, 38, 384 ff., 394ff. 57 Ivo, Decretum lib. 111 c. 161 Sp. 235; lib. V c. 326 Sp. 423. Deusdedit lib. 111 c. 10 S. 275. Vgl. auch Loening, Geschichte I S. 237, II S. 698; Kaps, Testamentsrecht S. 26 ff. 58 Ivo, Decretum lib. 111 cc. 95, 169 Sp. 217, 236. 59 Ivo, Decretum lib. 111 c. 259 Sp. 258; Anselm lib. VI c. 155 S. 341; Deusdedit lib. 111 c. 13 S. 276; Bonizo lib. V c. 29 S. 185. 60 Daß das Surrogationsprinzip bei diesen Regelungen jedenfalls nicht im Mittelpunkt stehen konnte, entspricht dem Hinweis Pöschls (a.a.O., bes. S. 398), daß das kirchliche Veräußerungsverbot nicht die "Eigentumsfrage", sondern die "Nutzungsfrage" im Auge hatte. 61 Der Kanon der Pariser Synode von 829 mag zwar ältere Vorlagen haben, etwa Bestimmungen der Konzilien von Antiochien c. 25, Karthago (397) c. 49 und Agde (506) cc. 33, 48 (Bruns, Canones I S. 87, 134, II S. 152 f., 155; Loening, Kirchenrecht II S. 675 Anm. 2). Dem Surrogationsgedanken kommt in einer ähnlichen Formulierung, wie die Pariser Synode sie kennt, freilich nur c. 48 des Konzils von Agde nahe. Doch zeigt gerade die im folgenden c. 49 niedergelegte Pflicht des Klerikers, den durch seine verbotswidrige Verfügung entstandenen Schaden aus seinem Eigengut zu ersetzen, daß die Konzilsväter nicht an eine unmittelbare (dingliche) Surrogation dachten, sondern lediglich eine mittelbare Ersetzung des Schadens durch die Übertragung wertgleichen Privatbesitzes ins Auge faßten. Es kommt hinzu, daß der Ursprung der genannten Bestimmungen, die dem Katalog der in Agde verfaßten Vorschriften nur angefügt sind, im Ungewissen bleibt (F. Maassen, Geschichte der Quellen und der Literatur des Canonischen Rechts im Abendlande, Bd. I, Graz 1870, unveränd. Nachdruck 1956, hier: S. 203). Bedenkt man, was oben über den Zusammenhang von Surrogation und Sondervermögen gesagt wurde, so ist man geneigt, die charakteristische Ausprägung des Surrogationsgedankens auf der Pariser Synode von 829 dem Einfluß fränkisch-germanischen Rechtsdenkens zuzuschreiben (anders Loening, Kirchenrecht II a.a.O.). 6 : Ähnliche Gedanken sind nach von Gierke (Genossenschaftsrecht 111 S. 334 Anm. 276) bei Dekretisten und Dekretalisten zu finden: "Der Prälat wie der einzelne Kleriker oder Mönch erwirbt direkt für die Kirche" und zwar nicht nur, was er nomine ecclesiae, sondern auch, was er nur intuitu ecclesiae oder de bonis ecclesiae erwirbt.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

wird wohl auch nie erbracht werden können. Dennoch sollen die wenigen Anhaltspunkte gesichtet werden, die eventuell nähere Aussagen ermöglichen. Den fremden Einflüssen auf Denken und Werk Gerhohs von Reichersberg kann nachgespürt werden, weil seine Herkunft und sein Lebenslauf weitgehend bekannt sind63 • Ein ähnliches Vorhaben stößt beim Regensburger Weistum auf erhebliche Schwierigkeiten. Über den Autor der Disibodenberger Annalen wissen wir so gut wie nichts64, von den Urhebern des Weistums selbst nur wenig. Die Annalen berichten, Lothar habe die Frage nach der Zuordnung des Ächtergutes und des Tauschgutes "apud Radisponam in conventu principum" gestellt. Die Namen einiger, und zwar der wichtigsten "principes" erfahren wir aus den während des Reichstages ausgestellten Urkunden65• Es sind dies die Erzbischöfe Adalbert I. von Mainz und Konrad von Salzburg, die Bischöfe Hartwich von Regensburg, Hermann von Augsburg, Reginmar von Passau, Otto von Bamberg, Konrad von Chur, Burchard von Worms und Gerhard von Eichstätt, die Herzoge Engelbert von Kärnten und Heinrich von Bayern mit seinem Sohn, die Markgrafen Leopold von Österreich und Diepold von Vohburg, die Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach und Gottfried von Calw und schließlich Graf Berengar von Sulzbach. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß diese geistlichen und weltlichen Großen, oder doch wenigstens ein Teil von ihnen, an der Rechtsweisung beteiligt waren66• Diese Überlegung hilft indessen noch nicht viel weiter. Wir wissen nämlich über die einzelnen Fürsten, über ihre Jugend, ihre Ausbildung und politische Ideenwelt sowie ihre Ratgeber in der Regel zu wenig, als daß hieraus mit einigem Recht auf Einflüsse römisch-rechtlichen oder kanonistischen Denkens geschlossen werden könnte. Dies gilt nicht nur für den Laienadel, der hier weniger interessiert67, sondern weitgehend ea Vgl. Ott, Regalienbegriff S. 216 ff.; Meuthen, Gerhoh S. 72 f.; Jacobs, Gerhoh S. 346; insbesondere auch Classen, Gerhoch S. 43 Anm. 21. 64 W. Wattenbach und R. Holtzmann, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter Bd. I (Berlin 1930-43), S. 449, 451, 597 ff.; im übrigen vgl. oben S. 101 Anm. 1. 65 MGH D L III. nr. 2 u. 3 (1125) S. 3 ff.; dazu Bernhardi, Lothar S. 54 ff. es Wenn Bernhardi (Lothar S. 56) es für wahrscheinlich hält, daß der Erzbischof von Mainz den in Regensburg eingeschlagenen "Weg, sie (erg. die Staufer) zu verderben, ausgeklügelt" habe, so bezieht sich diese Vermutung, die sich auf Otto von Freising stützt, nicht auf die rechtliche Gestalt des Weistums, sondern nur auf die politische Bedeutung des Mainzers; ähnlich Gelbach (Speyergau S. 89), der die Territorialpolitik des Erzbischofs hervorhebt. 87 P. Kirn, Die mittelalterliche Staatsverwaltung als geistesgeschichtliches Problem, in: H V. Bd. 27 (1932) S. 523-548. - Der Mangel an Gelehrsamkeit ist indessen keineswegs auf die weltlichen Fürsten beschränkt, heißt es doch von Reginmar von Paussau, er sei ein "vir admodum in saecularibus peritus, in spiritualibus minus eruditus" gewesen; vgl. Vita Altmanni episcopi Pata-

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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auch für die geistlichen Fürsten. Über die Studienorte können nur in drei Fällen Angaben gemacht werden. Gebhard von Eichstädt hat seine Ausbildung an der Eichstätter Domschule, Burchard von Worms in Bamberg erhalten68 ; Otto von Bamberg dürfte im Kloster Wülzburg bei Eichstätt erzogen worden sein89• Über die Wirkungsstätten, an denen die Geistlichen vor der Übernahme des Bischofsamtes tätig waren, ist ein wenig mehr bekannt. Hartwich von Regensburg hatte als Kanoniker in Salzburg und Magdeburg gewirkt7°. Konrad von Chur soll in Augsburg, Chur und Straßburg Kanoniker gewesen sein71 • Konrad von Salzburg und Otto von Bamberg waren Domherren in Hildesheim72, Adalbert von Mainz war Propst am St. Cyriaks-Kloster zu Neuhausen bei Worms und am St. Servatiusstift zu Maastricht73 gewesen; beide Kleriker hatten wie Otto von Bamberg dem königlichen Hof angehört74 • Trotz ihrer Spärlichkeit bieten diese Überlieferungen einige Anhaltspunkte. Die Domschulen von Hildesheim75 und Bamberg78 unterhielten um diese Zeit bereits nachweisbare Beziehungen zur französischen Wissenschaft. Andere Verbindungen kommen hinzu: Der Bruder Hartwichs von Regensburg, der Kölner Erzbischof Friedrich, der in Bamberg Kanoniker gewesen war, hatte in Frankreich17, der ehemalige Domschalaster von Würzburg, der Schotte David, der in der Kanzlei Heinrichs V. viensis, hg. von W . Wattenbach, in: MGH SS XII (Hannover 1856) S. 226-243, hier: c. 36 S. 240. 88 J. Sax, Die Bischöfe und Reichsfürsten von Eichstädt Bde. I u. II (Landshut 1884/85), hier: I S. 59; J . Simon, Stand und Herkunft der Bischöfe der Mainzer Kirchenprovinz im Mittelalter (Weimar 1908), S. 19; Heidingsfetder, Reg. Eichstädt S. 103 f.; Giesebrecht, Geschichte III S. 892. 89 von Guttenberg, Bamberg S. 119. Für die übrigen Bischöfe können keine näheren Angaben gemacht werden; vgl. etwa zu Adalbert v. Mainz: J . F. Böhmer und C. WiH, Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe Bd. I (lnnsbruck 1877), S. LIX; zu Hermann von Augsburg: E. E. Gebete, Das Leben und Wirken des Bischofs Hermann von Augsburg 1096-1133 (Augsburg 1870), S. 14 f. 7° F. Janner, Geschichte der Bischöfe von Regensburg Bde. 1-III (Regensburg 1883-1886), hier: I S. 586; Meyer von Knonau, Jahrbücher V S. 201. 71 Ch. Meyer, Erzbischof Konrad I. von Salzburg (Diss. Jena, München 1868) S.4. 72 Simon, StandS. 41 Anm. 7; Heinemann, Bistum Hildesheim S.119. 73 F. Kolbe, Erzbischof Adalbert I. von Mainz und Heinrich V. (Heidelberg 1872), s. 17 u. 25. 74 Ch. Meyer, Konrad I. S. 4 f.; Kolbe, Adalbert I. S. 17 ff.; Böhmer- WiH, Reg. Mainz S. LIX; von Guttenberg, Bamberg S.120 f.; Juritsch, Otto von Bamberg S. 20 ff. 75 Classen, Gerhoch S. 15 f.; C. Erdmann, Studien zur Briefliteratur Deutschlands im 11. Jahrhundert (Schriften der MGH Bd. 1, Leipzig 1938), S. 202 f.; Heinemann, Bistum Hildesheim S. 118 ff. 78 Erdmann, Briefliteratur S. 18 ff.; ders., Die Baroberger Domschule im Investiturstreit, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 9 (1936) S. 1-46, hier: S. 44; auch Wattenbach- Holtzmann, Geschichtsquellen I S. 367 f. 77 Janner, Geschichte I S. 585; Wattenbach- Holtzmann a.a.O.; J. MüHeneisen, Friedrich von Schwarzenburg, Erzbischof von Köln (1099-1131) (Köln 1898), S. 4 f.; Wisplinghoff, Friedrich I. S. 9 f.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufiseben Kontinuität

eine so bedeutende Rolle gespielt hatte, hatte in Paris studiert78 • Adalbert von Mainz veranlaßte noch vor 1125, daß sein Neffe und späterer Nachfolger in Hildesheim, Reims, Paris und Montpellier seine Ausbildung erhielt79 • Hermann von Augsburg berief um 1120 den mit den kanonistischen Schriften seiner Zeit vertrauten Gerhoh, den späteren Propst von Reichersberg, als Domscholaster80• Als Gerhoh wenige Jahre danach mit dem Regensburger Klerus in Streit geriet, wurde mit den Thesen französischer Schulen argumentiert81• Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß die Mehrzahl der 1125 in Regensburg versammelten Fürsten aktiv an der letzten Phase des Investiturstreites teilgenommen hatte82• Die theoretische Auseinandersetzung, die diese Ereignisse begleitete und die nicht zuletzt von kanonistisch geschulten Klerikern getragen wurde83, ist an den Großen des Reiches sicherlich nicht ohne jede Nachwirkung vorübergegangen. Unter den Publizisten jener Jahrzehnte verdient im Zusammenhang mit dem Regensburger Weistum neben Gerhoh von Reichersberg Wido von Ferrara größere Bedeutung. Wido, der bekanntlich auf der Seite Heinrichs IV. stand84, vertrat die Auffassung, daß die "iudicia secularia et omnia quae a mundi principibus et secularibus hominibus aeclesiis conceduntur, sicut sunt curtes et praedia omniaque regalia" der Kirche nur verliehen seien und im Falle eines Herrscherwechsels an den Kaiser zurückfallen müßten ("revertuntur ad imperialia iura"), falls die Verleihung nicht vom Nachfolger erneuert werden sollte85 • Zur Begründung dieses Heimfalls führt er aus: "sicut enim imperium et 78 K. Pivec, Studien und Forschungen zur Ausgabe des Codex Udalrici, II. Teil: Der Codex Udalrici und die Kanzlei Heinrichs V., in: MÖIG Bd. 46 (1933) S. 257-342, hier: S. 307. 79 Kotbe, Erzbischof Adalbert I. S. 11. 8° Ctassen, Gerhoch S. 25 f.; vgl. auch oben S. 102. 81 Ctassen, Gerhoch S. 51. Vermutlich hängt dies damit zusammen, daß Bischof Konrad von Regensburg (1126-1132) zuvor als Lehrer am lombardischen Kolleg in Paris tätig war (Janner, Geschichte II S. 3 ff.). - Zum Einfluß französischen Denkens vgl. auch Dempf, Sacrum imperium S. 210, 239,

243.

82 Zu Adalbert von Mainz (1110-1137): Kotbe, Erzbischof Adalbert I., passim; Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 105, 140, 144, 147 u. a. m., VII s. 171, 211 u. a. m. - Konrad von Salzburg (1106-1147): Ch. Meyer, Erzbischof Konrad I. S. 4 ff., 13 ff., 20 ff.; Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 129, 158 f. VII S. 330 f. - Otto von Bamberg (1102-1139): Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 109, 178 f ., 209 VII S. 17, 211.- Hermann von Augsburg (10961133): Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 11, 15, 37, 78, 211. - Hartwich von Regensburg (1105-1126): Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 169, 178, 179 VII S. 211. - Burchard (Bucco) von Worms (1117/8-1149): Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 83, 148, 280 f. - Zu den weltlichen Fürsten vgl. Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 129, 140, 144, 154, 169, 171, 179, 181 VII

s. 1, 4, 14 ff., 121, 129, 172, 191, 211.

83 Zur Wirkung der Gedanken Ivos von Chartres z. B., bes. in Deutschland vgl. etwa Sprandet, Ivo S. 52 ff., 116 ff., 173; Hoffmann, Ivo S. 398 ff., 406. 84 C. Mirbt, Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII. (Leipzig 1894), S. 40 f. 85 Widonis episcopus Ferrariensis de scismate Hildebrandi, hg. von R. Wil-

§ 2. Reichsgut und Hausgut

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regnum non est successorium, sie iura quoque regnorum et imperatorum successoria non sunt, nec regibus et imperatoribus perpetim mauere possunt ... Sicut enim regnum et imperium ab homine transit in hominem, sie iura regni manent cum rege manente sibi regno et cum illo non manent non manente sibi imperio vel regno86 ." Wido leitet demnach die Rechtsqualität der Temporalien, die vom König stammen, aus der Qualität des Regnum oder Imperium ab; weil dieses "non successorium" sei, könnten auch die "iura regnorum et imperatorum" nicht "successoria" sein. Dieser Gedankengang entspricht ganz demjenigen, den wir für den Regensburger Fürstenspruch festgestellt haben. Darüber hinaus ist bemerkenswert, daß in der Verneinung der Eigenschaft "successorius" die Erblichkeit des Königtums abgelehnt und sein Wahlcharakter hervorgehoben wird. Das Reich geht über (" transit"), es findet keine Nachfolge im engeren Sinne von "Erbschaft" statt. Solche Gedankengänge sind nicht nur vor dem Hintergrund der Wahl Rudolfs von Rheinfeiden (1077) von Interesse87, sie treffen ebenso die Situation des Jahres 1125, wo das Wahlrecht der Fürsten nahezu unangefochtene Geltung erlangen konnte88• Ein letztes ist noch anzumerken: Wido läßt die Temporalien "saecularia" bleiben, obwohl sie mit der Vergabung an die Kirche in einen anderen Rechtskreis treten ("in ius divinum transeant"). Das alte ursprüngliche Recht des Kaisers verblaßt also nicht, es bleibt bestehen. Gerade dieser Punkt, der der kirchlichen Tradition von der Unveräußerlichkeit und Endgültigkeit des Kirchengutes nicht gerecht wird, läßt Zweifel aufkommen, ob Wido insoweit überhaupt von kanonischen Vorstellungen ausgeht, oder ob seine Argumentation nicht eher der in der fränkisch-deutschen Überlieferung verwurzelten Auffassung vom sakralen Charakter des Königsamtes entspringt89• Wie dem auch sei, die Parallelen zu den Problemen von 1125 sind offenkundig. Finden wir so im Bereich der Kirche zahlreiche Momente, die das Gedankengut mitgeprägt haben können, das den Regensburger Spruch trägt, so ist demgegenüber ein Einfluß römisch-rechtlicher Elemente unwahrscheinlich. Die italienischen Rechtsschulen standen noch in den Anfängen. Während des Investiturstreites begegnen zum ersten Mal Vertreter der neuen Wissenschaft am königlichen Hof, so etwa Irnerius von Bologna während des Italienaufenthaltes Heinrichs V. in den Jahmans und E. Dümmler, in: MGH Libelli de lite I (Hannover 1891) S. 529-567, hier: S. 564 Zeile 42, S. 565 Zeile 1 ff. 88 a.a.O. S. 564 Zeile 34 ff. 87 Vgl. etwa Paul von Bernried, Gregorii PP. VII vita, in: J. M. Watterich, Pontificium Romanorum vitae I S. 474-546, hier: c. 95 S. 530: "Qui utique regnum, non ut proprium sed pro dispensatione sibi creditum reputans, omne haereditarium ius in eo repudiavit." 88 Bernhardi, Lothar S. 23 ff.; Mitteis, Staat S. 249 f.; ders., Königswahl S. 61 ff., 99 f.; Rörig, Geblütsrecht S. 30. - Zu Widos Auffassung vgl. Mirbt, Publizisten S. 504 ff., 548 f. 89 Mirbt, Publizisten S. 506.

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2. Teil: Der Bruch der salisch-stauflschen Kontinuität

ren 1116-111890• Es ist also durchaus möglich, daß die den Kaiser begleitenden deutschen Fürsten mit Irnerius und der neuen Rechtswissenschaft in Berührung gekommen sind; ein tieferer geistiger Austausch dürfte indessen kaum stattgefunden haben. Bis tief in das 12. Jahrhundert hinein blieb die Wiederbelebung des römischen Rechts eine "rein wissenschaftliche Angelegenheit"9 1, die sich nur allmählich auf die Rechtspraxis und die Reichspolitik auswirken konnte92• Interessanterweise hat nur einer der Fürsten, die wir 1125 in Regensburg treffen, an jenem Italienzug Heinrichs V. teilgenommen, nämlich Hermann von Augsburg93• Faßt man zusammen, was über die geistige Herkunft des Regensburger Weistums gesagt werden kann, so ist zunächst festzuhalten, daß es wie seine Vorbilder im wesentlichen im herkömmlichen, vorwiegend germanisch-deutschen Rechtsdenken wurzelt, daß die gedankliche Schärfe indessen, mit der es der 1125 gegebenen Situation Rechnung trägt, vielleicht auf Einflüsse der aufblühenden Kanonistik, kaum aber auf solche des römischen Rechts zurückzuführen ist. 111. Zum Fortwirken des Regensburger Fürstenspruches in staufiseher Zeit

Ein Versuch, die verfassungsgeschichtliche Bedeutung des Weistums von 1125 in groben Zügen zu umreißen, hat schließlich die Frage nach den Auswirkungen in der Folgezeit zu stellen. Eine ausdrückliche spätere Bezugnahme auf das Weistum ist nicht bekannt. Andere Einflüsse sind nur schwer abzuschätzen, solange die Stauferdiplome nicht in einer kritischen Ausgabe vorliegen. Von aktuell-politischer Bedeutung war die Feststellung, daß Ächterund Tauschgut dem Reich zustehen, zwar nur in der Zeit vor der Erhebung Konrads von Staufen zum Gegenkönig1• Die Kämpfe nach der 90 Schramm, Kaiser S. 288 f.; Fitting, Anfänge S. 89 ff.; Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 5, 64, 77, 335. 91 Appelt, Friedrich Barbarossa und das römische Recht S. 32 f. 92 Die Bezeichnung Lotbars III. als "Romanorum imperator pius felix inclitus triumphator semper augustus" und die übrigen Teile der Lehenskonstitution von 1136 (MGH D L III. nr. 105 S. 170) lassen antikisierende Elemente erkennen, die allerdings nur die Form betreffen, der Inhalt dürfte nicht römischen Ursprungs sein; vgl. Appelt, a.a.O. S. 26. Ähnliches gilt für den schon früher nachweisbaren Titel "rex Romanorum"; hierzu vgl. R. Buchner, Der Titel "rex Romanorum" in deutschen Königsurkunden des 11. Jahrhunderts, in: DA Bd. 19 (1963) S. 327-338. - Zusammenfassend zum ganzen Fragenkomplex Coing, Römisches Recht S. 28 f. Gerade an seiner Darstellung wird deutlich, daß sowohl die Beziehungen zwischen Legisten und Kaisertum seit Heinrich V. (S. 30 f.) als auch die noch früher einsetzenden legistischen Einflüsse im Reichsrecht (S. 36 ff.) zunächst auf Italien beschränkt sind und sich frühestens unter Friedrich I. auf Deutschland auszudehnen beginnen. In diesem Sinne äußert sich auch Appelt, Friedrich Barbarossa S. 27 ff. 93 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 11, 15, 37, 78. 1 Vgl. oben S. 59.

§

2. Reichsgut und Hausgut

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Wahl Lotbars III., in denen nicht zuletzt die Unterscheidung von Hausgut und Reichsgut eine wichtige Rolle gespielt hatte, wirkten aber naturgemäß auf den hergebrachten Grundsatz zurück: das alte Recht, wonach bei einem Dynastiewechsel bei gleichzeitigem Fortbestand des alten Herrschergeschlechtes Reichsgut und Hausgut auseinanderfallen, wurde neu belebt. So kann es nicht weiter verwundern, daß 1138, als mit der Wahl Konrads zum deutschen König die gleiche Konstellation wie 1125 eintrat, der Besitz des verstorbenen Königs abermals aufgespalten wurde: Das Reichsgut ging an Konrad III. über, die süpplingenburgischen Güter fielen an die Welfen. Helmold von Bosau2 sagt von Heinrich dem Löwen: " ... possedit hereditatem multum nimis. Praeter hereditatem enim magnorum progenitorum, Lotharii cesaris et coniugis eius Riebenzen .... " Die grundsätzliche Anerkennung der Trennung von Hausgut und Reichsgut konnte freilich auch nach 1138 nicht bedeuten, daß die Staufer und Welfen über die Zuordnung bestimmter Besitzungen und Rechte immer gleicher Meinung waren. Im Einzelfall konnte es sehr wohl zu Zweifeln und Kontroversen kommen. Unter dem Gesichtspunkt der Rechtsherkunft mußte zwar aller Salierbesitz als Reichsgut, das Lotbar angefallene Erbe als Hausgut gelten3 • Eine unsichere Rechtslage dürften indes die territorialen Gewinne des Süpplingenburgers heraufbeschworen haben. Dies gilt zunächst für die Erwerbungen, die Lotbar nach 1125 gemacht hat, da er auch als König das sächsische Herzogtum beibehielt und damit die Möglichkeit einer Kompetenzverwischung bestand4. Es gilt aber auch für die spätere Herzogszeit, da die Übergriffe des Herzogs Lotbar auf Rechte des Reiches oder der Reichskirche durch seine Erhebung zum König zwar nachträglich legitimiert wurde, die Beibehaltung der Herzogswürde jedoch auch hier eine klare Offenlegung dieser Legitimation und damit der Zuordnungsfrage verhinderte5 • In der späteren Auseinandersetzung zwischen den Staufern und den Erben Lotbars scheinen in der Tat derartige Unsicherheiten eine Rolle gespielt zu haben6• 2 Helmeld von Bosau, Slawenchronik, Ausgewählte Quellen XIX, c. 102 S. 356; vgl. dazu Weiland, HerzogtumS. 91. 3 Die keineswegs immer schlüssige - Umkehrung dieses Satzes liegt mehr oder weniger ausgesprochen allen Versuchen zugrunde, die den süpplingenburgischen Herzogsbesitz aus dem welfischen Erbe herauslösen wollen; so etwa Vogt, Herzogtum, passim; Hüttebräu.ker, Erbe S. 1 f.; hiergegen Heinemann, Bistum Hildesheim, bes. S. 63 ff. 4 Vgl. unten S. 144 f. 5 Vgl. unten S. 151. • Hier sei etwa auf die Vorgänge um Segeberg hingewiesen; vgl. unten S. 247 ff. - Ob das Vordringen Lothars in den Hildesheimer Machtbereich ebenfalls hierher gehört (so Heinemann, Bistum Hildesheim S. 61 ff., 122 ff.; vgl. unten S. 217 Anm. 43) ist in dieser Allgemeinheit kaum engültig zu sagen, da gerade diese Entwicklung weder zeitlich noch strukturell mit einiger Sicherheit erfaßt werden kann. Einzelne Hinweise auf die Zeit nach 1125

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2. Teil: Der Bruch der salisch-staufischen Kontinuität

Dem Grundsatze nach hat das Wissen um die unterschiedliche Herkunft von Reichs- und Hausgut während der gesamten Stauferzeit bestanden. Man kann nicht nur beobachten, daß das Hausgut Konrads III. nicht im staufiseben Reichsgut aufgehF; in zahlreichen Urkunden der Stauferzeit begegnet das Nebeneinander ebenfalls. Ob es sich dabei um mehr handelt als um eine Unterscheidung des Besitzes nach seiner Herkunft, ist lebhaft umstritten. Die staufisehe Politik mag zwar beide Gütergruppen gleichermaßen in ihre "Staatsplanung" einbezogen haben, so daß man mit Recht von einer "Versammlung", "Verwachsung" oder gar einem "Übergang" des Hausgutes in das Reichsgut gesprochen hat8 ; eine rechtliche Gleichstellung war damit jedoch nicht verbunden. Dies zeigt nicht nur die Behandlung des staufiseben Besitzes nach dem Interregnum9; es erhellt ebenso aus früheren Überlieferungen, für die hier das Tauschgeschäft Friedrichs I. mit Heinrich dem Löwen10 stellvertretend herangezogen werden darf. Wie alle diese verstreuten Nachrichten wirft auch das durch seine Prägnanz hervorstechende Regensburger Weistum nur ein Schlaglicht auf die Rechtsgrundlagen des königlichen Besitzes. In den Kämpfen um das salische Erbe war es - wie bereits betont wurde11 - nur vorübergehend von Bedeutung, da mit der Erhebung Konrads zum Gegenkönig die Trennung von Reichs- und Hausgut gegenstandslos geworden war. Als König war der Staufer zum Zugriff auf das Reichsgut berechtigt, ja er mußte es geradezu in seine Gewalt bringen; denn nur wenn es gelang, das sachliche Substrat königlicher Macht zu beherrschen, konnte er mit einer allgemeinen Anerkennung seines Königtums rechnen. In der nämlichen Situation befand sich Lothar von Süpplingenburg am Tage seiner Wahl. schließen die Möglichkeit einer Einflußnahme schon vor 1125 nicht aus, da - wie im Text erwähnt - die legitimierende Wirkung der Königswahl die aus der Kompetenzüberschneidung von Königtum und Herzogtum resultier enden Unklarheiten auch auf die spätere Herzogszeit zurückprojiziert haben kann. Heinemann, der die Einflußsteigerung Lothars im Bistum Bildesheim auf die Zeit zwischen 1125 und 1137 beschränken möchte, scheint diese Möglichkeit nicht gesehen zu haben. Vgl. aber unten S. 166 Anm. 31 und S. 217 Anm. 43. 7 Werle, Erbe S. XVII f., 306 f. ; ders., Hausmachtpolitik S. 252 Anm. 30, S. 326 Anm. 276; anders Bosl, Reichsministerialität S. 147. - Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch die von Metz (Güterverzeichnisse S. 10) hervorgehobene Trennung von Herzogs- und Königsgut in der Stauferzeit; hierzu auch Weikmann, Königsdienst S. 315. 8 Bosl, Reichsministerialität S. 147; Niese, Reichsgut S. 7 ff., bes. S. 22 ff., 28; Metz, Güterverzeichnisse S. 31 f. 9 MGH Const. 111 nr. 28-33 (1274) S. 29 ff.; dazu Küster, Reichsgut S. 12 ff.; Niese, Reichsgut S. 5, 29, 34; vgl. auch Werle, Hausmachtpolitik S. 252 f. Anm. 33. 10 Vgl. oben S. 129 ; dazu vgl. auch W erle, Erbe S. 318: "Musterbeispiel für die Sonderung von Hausgut und Reichsgut". Im übrigen vgl. Machleidt, Fiskus S. 94 ff., und die oben S. 102 Anm. 4 genannte Literatur. 11 Oben S. 59.

Dritter Teil

Lotbar 111. und der königliche Grundbesitz Das Reichsgut als Grundlage des süpplingenburgischen Königtums Für ein Königtum, das das ganze Reich erfassen und umschließen wollte, war es eine Lebensfrage, ob es ihm gelang, das Reichsgut in den Kernländern Deutschlands, in Sachsen-Thüringen, Franken, Bayern und am Niederrhein zu beherrschen. Im Norden und Nordosten des Reiches, wo Lothar von Süpplingenburg als Herzog bereits eine unumstrittene Autorität erlangt hatte, wurde seine neue Würde ohne weiteres anerkannt. Im Süden und Westen Deutschlands indessen lagen die Verhältnisse weit weniger günstig. Zwar huldigten 1125 auch die Großen jener Gegenden in Mainz, Aachen, Worms und Regensburg dem neuen Königt, so daß es den Anschein hatte, als habe Lothar allgemein Anerkennung und Respekt gefunden. Schon bald regte sich aber der Widerstand. Vor allem wurde immer deutlicher, daß sich die Staufer nur scheinbar mit dem Ausgang der Wahl abgefunden hatten. Das langjährige zähe Ringen um die Nachfolge der Salier führte dazu, daß der Zugriff Lothars III. auf das Reichsgut gefährdet war, wo er mit dem Anspruch der Enkel Heinrichs IV. auf das salische Erbe zusammenstieß. Der Ausgleich des Jahres 1135 hat diese Situation nicht beseitigt, sondern eher noch verstärkt, soweit er den Staufern die Rückkehr in ihre alten Positionen in Franken und Schwaben ermöglichte. Nun wurde aber oben2 bereits darauf hingewiesen, daß die Zurückdrängung der Staufer aus Ostfranken, Rheinfranken und dem Elsaß bis zur Jahresmitte 1131 im wesentlichen vollendet war und das salische Gut dieser Gebiete nunmehr dem König - wenn auch zum Teil nur für höchstens vier Jahre - offenstand. Das bisher mehr negativ gezeichnete, durch den Einbruch Lothars in die salisch-staufisehe Kontinuität beherrschte Bild der Reichsgutsgeschichte nach 1125 bedarf demnach der Ergänzung. Der Abwehrkampf gegen die Staufer ist nur ein Aspekt des Geschehens. In unserer Darstellung ist noch offen geblieben, ob Anhaltspunkte für positive, aufbauende Elemente einer 1otharischen 1 2

Bernhardi, Lothar S. 47 ff., 51 ff., 54. Vgl. § 1, III.

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

Reichsgutpolitik in den freigekämpften Gebieten Süddeutschlands festzustellen sind. Diese Frage kann nicht von dem Geschehen in den übrigen Teilen des Reiches isoliert beantwortet werden, da sie nur einen Ausschnitt der königlichen Politik betrifft, deren Schwerpunkt zwischen 1125 und 1137 zweifelsohne nicht im Süden, sondern im Norden lag. Im sächsisch-thüringischen Raum konnte sich die königliche Herrschaft Lothars über das Reichsgut von Anfang an ohne Schwierigkeiten entfalten. Auch im Westen des Reiches wurde ihr nur geringerer Widerstand geleistet. Das Königtum Lothars war hier durch das hohe Ansehen seiner herzoglichen Stellung gesichert, ja der Süpplingenburger hatte bereits als Herzog Teile des Reichsgutes in seine Gewalt gebracht. § 3. Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg

und das Reichsgut vor 1125

I. Das sächsische Herzogtum als Grundlage der königlichen Macht

In der Hand Lothars hatte das sächsische Herzogtum, in dem die "Wurzeln seiner Kraft"3 lagen, einen gewaltigen Aufschwung genommen4. Während der jahrelangen Auseinandersetzungen der Sachsen mit Heinrich V., die in der Niederlage des Saliers am Welfesholz (11. Februar 1115) ihren Höhe- und Wendepunkt erreicht hatten, war es zu einer räumlichen und sachlichen Ausweitung der herzoglichen Stellung gekommen. Seit 1115 hatte sich der Einfluß des Königs auf die sächsisch-thüringischen Dinge immer mehr verringert, um in den letzten Jahren der Herrschaft Heinrichs V. nahezu ganz zu erlöschen. Dadurch war dem Herzog die dominierende Rolle zugefallen. Seine Autorität war weit über das sächsische Kernland hinaus in Westfalen und Nordthüringen, aber auch in den sächsischen Marken und den Slavengebieten östlich und nördlich der Elbe5 anerkannt. Als Heinrich V. starb, war Sachsen "zum erstenmal von der Elbe bis zum Rhein geeint" 6 • 3

Bernhardi, Lotbar S. 64.

Die folgende Darstellung kann sich kurz fassen, da über die Tätigkeit Lotbars als Herzog die ausführliche Arbeit H . W. Vogts (Herzogtum) vorliegt; dort ist auch die ältere Literatur zu finden. Die Arbeit von Vogt bildet die Grundlage des hier gegebenen Überblickes (vgl. insbesondere S. 4 ff. und 124 ff.). Weitere Literatur aus jüngster Zeit ist bei: K. Jordan (Herzogtum und Stamm in Sachsen während des hohen Mittelalters, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 30 [1958] S. 1-27), Hömberg (Westfalen) und Reinemann (Bistum Hildesheim) zu finden. 5 Vogt (Herzogtum S. 127) und Jordan (Herzogtum S. 14 f.; Nordelbingen S. 30, 47) wollen die Tätigkeit Lotbars im Bereich nördlich der Elbe nicht auf dessen Stellung als Herzog, sondern auf seine Funktion als Markgraf zurückführen; sicherlich gründet die Zuständigkeit Lotbars in der markgräflichen Stellung der Billunger. Es ist jedoch fraglich, ob man die markgräfliche (= grenzsichernde) Funktion für die Zeit Lotbars aus der herzoglichen Stel4

§ 3. Das Herzogtum Lotbars und das Reichsgut vor 1125

143

Die Macht Herzog Lothars hatte keine einheitliche Grundlage. Sie beruhte nicht nur auf den politisch-militärischen Erfolgen, die er durch die Kriegszüge gegen slawische Stämme, seine Führerschaft in den Kämpfen mit Heinrich V. und sein enges Verhältnis zur kirchlichen Partei erzielt hatte; eine nicht minder wichtige Stütze war seine territoriale Herrschaftsstellung, das "Zusammenspiel grundherrlicher, vogteilicher und gräflicher Rechte" 7• Diese Gerechtsame waren zum Teil durch die Übernahme der billungischen Herzogswürde an Lothar gekommen, zum Teil stammten sie aus lotharisch-gertrudischem Erbe. Aus dem billungischen Herrschaftskomplex, der sich aus Komitatsrechten, Vogteien und Eigengütern zusammensetzte8, waren 1106 lediglich die Hoheitsrechte auf den neuen Herzog übergegangen; der Eigenbesitz war hingegen kraftErbrechtsden Welfen und Askaniern zugefallen'. Eine Folge dieser Aufspaltung war, daß im ehemals billungischen Machtbereich die Vogtei- und Grafenrechte, die ohnehin schon vor 1106 durch das Institut der Untergrafen vom Herzog getrennt waren, fortan einer allodialen Grundlage entbehrten. Anders lagen die Verhältnisse im lotharisch-gertrudischen Bereich. Hier war die Herrschaft des Süpplingenburgers mit dichtgedrängtem Allodialgut untermauert10• Allerdings hatte ihm dieser Grundbesitz nicht von Anfang an zur Verfügung gestanden, sondern war ihm erst im Laufe der Herzogszeit zugefallen. Sein Eigengut hatte sich zunächst auf das vermutlich recht bescheidene süpplingenburgische Erbe beschränkt11 • 1116 gelangte der reichere hallung ausgrenzen sollte, war doch unter den Billungern die "militärische Führungsfunktion" (Hömberg, Westfalen S. 83 ff., bes. 95) der "eigentliche Inhalt des Herzogtums" geworden, nachdem schon bei den Liudolfingern der militärische Schutz von besonderer Bedeutung gewesen war (Hömberg a.a.O. S. 86). "Markgräfliche" Stellung und Herzogtum dürften zur Zeit Lothars, in dessen Hand das Herzogtum eine "sachliche Ausweitung" (Vogt, Herzogtum S. 132) erfuhr, zu einer Einheit verschmolzen sein. Vogt (Herzogtum S. 85 f.) spricht selbst davon, Lothar habe als Nachfolger der Billunger "mit der herzoglichen Würde die Aufgabe der nordöstlichen Grenzsicherung" übernommen. Zur Entwicklung unter Heinrich d. Löwen vgl. Jordan, Herzogtum, bes.

s. 26.

e Hömberg, WestfalenS. 31 ff., hier: S. 32. 7 Vogt, Herzogtum S. 126. 8 Zum Herzogtum der Billunger vgl.: H.-J. Freytag, Die Herrschaft der Billunger in Sachsen (Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Heft 20, Göttingen 1951), S. 25 ff.; Hömberg, Westfalen S. 15 ff., 85 ff.; Jordan, Herzogtum S. 9 ff., 15 ff., bes. S. 9 (Billunger sind nicht "Herzoge von Sachsen", sondern "Herzoge in Sachsen"); Hugelmann, Stämme, Nation und NationalstaatS. 172. 1 Vogt, Herzogtum S. 9 ff., bes. S. 10 mit Anm. 48 und 49; Hüttebräuker, Erbe S. 2. - Von "Herzogsgut", von Besitzungen also, die dem jeweiligen Herzog kraft seines "Amtes" zustehen, hören wir nichts. Anders in Süddeutschland, wo insbesondere in Bayern Herzogsgut nachweisbar ist (vgl. oben S. 35). - Zum unterschiedlichen Charakter des Herzogstums in Bayern und Sachsen vgl. Jordan, HerzogtumS. 10. 10 Vogt, Herzogtum S. 124. 11 Ebenda S. 64 ff.; Jordan, HerzogtumS. 14.

144

3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

denslebener Besitz im Derlingau in die Hand Lothars12• In den folgenden Jahren kam er durch seine Gemahlin Richenza13 in den Genuß

katlenburgischen Eigengutes, das im wesentlichen beiderseits der oberen

Leine um Einbeck, im Lis- und im Rittigau lag. Auch die Allodialgüter in der Umgebung von Braunschweig und Langensalza (Thüringen), die aus brunonischem Erbe stammten, brachte ihm Richenza zu. Vermutlich gingen northeimische Besitzungen an der Dieme!, an der oberen Weser und im Werragebiet und anderes Streugut ebenfalls als Erbe seiner Gemahlin an Lothar über. Diese Besitzungen, die durch Vogteien und Komitate ergänzt wurden14, bildeten die Grundlage, die das süpplingenburgische Herzogtum zur ersten politischen Macht in Sachsen aufsteigen ließen. Die vielschichtigen Herrschaftsgebiete um die Mittelpunkte Braunschweig, Königslutter und Katlenburg, die sein Herzogtum getragen hatten, blieben auch dem süpplingenburgischen Königtum erhalten, denn Lothar behielt nach der Erhebung zum König die herzogliche Würde bei. Er übertrug sie erst kurze Zeit vor seinem Tode seinem Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen15, nachdem er ihm schon vorher möglicherweise einzelne Gerechtsame anvertraut hatte16• 12

Vogt, HerzogtumS. 8, 66 ff.; Jordan, HerzogtumS. 15.

Über die verwandtschaftlichen Zusammenhänge und den Anfall der einzelnen Erbmassen vgl. Vogt, Herzogtum S. 6 ff., 38 f., bes. S. 8 und Anhang (genealogische Tafel). 14 Hinsichtlich der Einzelheiten sei auf Vogt (Herzogtum S. 69 ff.) verwiesen. Leider enthält diese Arbeit kein Ortsverzeichnis, das gerade in diesem Zusammenhang nützlich wäre. - Entgegen der bisherigen Forschung und insbesondere gegen Vogt (a.a.O. bes. S. 48 ff.) verneint Reinemann (Bistum Hildesheim S. 62 ff., 320 ff.) den Übergang der brunonischen Grafenrechte im Hildesheimer Sprengel auf Herzog Lothar. Näheres, soweit es unser Thema berührt, unten S. 217 ff. . 15 Wann das sächsische Herzogtum an den Welfen gekommen ist, ist nicht völlig zu klären. Nach dem Tode Lotbars III. befindet es sich in der Hand Heinrichs des Stolzen; vgl. Bernhardi, Konrad III. S. 49 f. Anm. 1. Da mehrere Überlieferungen eine widersprechende Darstellung geben, gehen auch die Ansichten in der Literatur auseinander. Während die älteren Autoren stärker differieren, ist man sich in späterer Zeit darüber einig geworden, daß eine Belehnung sicher nicht vor 1135 stattgefunden hat (Zu den Quellen und der Literatur Jaffe, Lothar, Beilage II S. 230 ff.; Weiland, Herzogtum S. 68 ff.; Bernhardi, Lotbar S. 604 Anm. 34, S. 786 Anm. 5; aus der jüngeren Literatur vgl.: Schmeidler, Franken und das deutsche ReichS. 17; Vogt, Herzogtum S. 3; Jordan, Herzogtum S. 16). Wenn einige Nachrichten die Übergabe in die ersten Jahre nach dem Herrschaftsantritt Lotbars III. setzen (so außer den bei Jaffe, Lotbar S. 280 f., genannten die Sächsische Weltchronik, hg. von L. Weiland, in: MGH Deutsche Chroniken Bd. II, Hannover 1877, S. 1-286, hier: c. 270, S. 209 und MGH D L III. nr. 73 [1135] S. 112 f.; dazu Weiland, HerzogtumS. 51 und Bernhardi, Lotbar S. 126 Anm. 21 und S. 570 Anm. 22), so dürfte dies darauf zurückzuführen sein, daß man im 12. Jh. die Machtgrundlage des Herzogs und seine spezifisch herzogliche Gewalt, die sich eigentlich erst unter Lotbar herauszubilden begann (Vogt, Herzogtum S. 128 ff.), noch als Einheit verstand. Wenn nun Lotbar - was Jafte, Lotbar S. 231, Weiland, Herzogtum S. 69 und Bernhardi, Lotbar S. 126 Anm. 21 an13

§ 3. Das Herzogtum Lothars und das Reichsgut vor 1125

145

Die Überhöhung des Herzogtums durch das Königtum brachte naturgemäß weiteren Machtzuwachs. Zu den ererbten Besitzungen kam das Reichsgut hinzu. In gewissem Umfange trifft dies auch schon für die Zeit vor 1125 zu. II. Herzog Lotbar und das Reichsgut (1106-1125)

Schon als Herzog hatte der Süpplingenburger seinen Einfluß auf die Besitzungen des Reiches so verstärken können, daß dem salischen Königtum daneben nur mehr geringe Bedeutung zukam. Nachdem die Versuche Heinrichs IV. gescheitert waren, das ausgedehnte Reichsgut in Nordthüringen, im Helmetal zwischen Harz und Hainleite durch eine gezielte Burgenpolitik eng mit der Krone zu verbinden, nahm Heinrich V. im Jahre 1112 die Pläne seines Vaters wieder auf1• Die befestigten Plätze Wallhausen und Allstedt und eine ganze Reihe von Burgen, wie Mohrungen, Kyffhäuser, Bayernaumburg und Falkenstein2 , sollten die Grundlage der königlichen Herrschaft bilden. Die Politik Heinrichs V. scheiterte indessen ebenso wie die seines Vaters am Widerstand der Sachsen, die den König zur Aufgabe seiner Pläne zwangen, ihn sogar nötigten, sich ganz aus dem sächsisch-thüringischen Raum zurückzuziehen. An diesem Erfolg der sächsischen Opposition hatte Herzog Lothar entscheidenden Anteil. Unter seiner Führung kam es nehmen- bereits kurz nach der Heirat seiner Tochter dem Welfen Besitzungen und Rechte in Sachsen, vor allem Kirchenlehen, übergeben hat - eine Praxis, die von den Staufern oft geübt wurde (Niese, Reichsgut S. 14 u. a.; A. Boss, Die Kirchenlehen der staufischen Kaiser [Diss. München 1886], hier S. 16 ff., 21 f., 32, 43 ff., 50 f. und bes. S. 48) und die vermutlich mit der sich herausbildenden Heerschildordnung (vgl. Conrad, Rechtsgeschichte I S. 255) in Zusammenhang steht - so ist es weiter nicht verwunderlich, wenn der Bayernherzog, dem ja auch billungisches Allod zugefallen ist, bisweilen im Hinblick auf Sachsen ebenfalls als "Herzog" bezeichnet wird. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß das frühere Mittelalter das Wort "Herzog" in sehr unterschiedlicher Weise verwendet; vgl. Werle, Titelherzogtum.Daß bei den Übertragungen vor 1135 nicht die herzogliche Gewalt im eigentlichen Sinne betroffen ist, ergibt sich nicht zuletzt daraus, daß 1135 Lothar III. und nicht der Welfe die herzoglichen Funktionen wahrnimmt: er läßt den in Bamberg beschlossenen Landfrieden auf einem sächsischen Hoftag zu Magdeburg beschwören (Bernhardi, Lothar S. 564, 568); außerdem ordnet er im nämlichen Jahr die Gleichstellung der sächsischen Kirchenministerialen mit den Ministerialen des Herzogtums an (MGH D L III. nr. 75 [1135] S. 116f.; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 120; Vogt, HerzogtumS. 116 Anm. 9; Weiland, Herzogtum S. 69). 16 Jaffe, Lothar S. 231; Weiland, Herzogtum S. 69; Bernhardi, Lothar S. 126 Anm. 21. 1 Aus der reichhaltigen Literatur hierzu seien erwähnt: Silberborth, Helmegau S. 224 ff., 233 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 84 ff.; Timm, Krongutpolitik S. 11 f. 2 Timm (a.a.O.) zählt mindestens fünfundzwanzig Befestigungsanlagen am Südharz. 10 Wadle

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

zur Niederlage des Saliers und seiner Anhänger am Welfesholz3 • Dieser Sieg versetzte den Herzog nicht nur "in die Lage ..., in Zukunft eine unabhängigere, rücksichtslosere Politik" 4 gegenüber den sächsischen Großen zu betreiben; er brachte auch die entscheidende Wende im Ringen mit Heinrich V., die in den folgenden Jahren zur nahezu völligen Abdrängung des Königtums aus Sachsen führte. 1115 hatte es zunächst freilich den Anschein, als könnte der König seinen Einfluß auf das Reichsgut im sächsisch-thüringischen Raum noch bewahren. Der Versuch, das königliche Interesse durch den Grafen Hermann von Winzenburg als Sachwalter abzusichern, schlug indessen fehl 5 • Noch im Sommer 1115 belagerte Lothar den von Hermann gehaltenen Falkenstein, ebenso das nahe Wallhausen, die beide zerstört wurden6• Auch der alte Pfalzort Allstedt, der Mittelpunkt eines größeren Reichsgutsbereiches mit den Orten Winkel, Wolferstädt und Farnstädt und umfänglichen Forsten7 , dürfte bei diesen Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen worden sein8 • Ein Jahr später fiel die Veste Bayernaumburg, die der Reichsministeriale Heinrich Haupt verteidigte9 • 1118 schließlich 3 Zur Schlacht am Welfesholz vgl. Vogt, Herzogtum Lothars S. 18 und 156 f. (Regest nr. 34); R. Holtzmann, Sagengeschichtliches zur Schlacht am Welfesholze, in: Sachsen und Anhalt Bd. 10 (1934) S. 71-105; Timm, Krongutpolitik S. 14 f. 4 R. G. Hucke, Die Grafen von Stade 900-1144, Genealogie, politische Stellung, Cornitat und Allodialbesitz der sächsischen Udonen (Stade 1956), S. 99. Die Arbeit war zuvor unter gleichem Titel als masch. Diss. Kiel 1955 erschie-

nen.

Eberhardt, Krongut S. 49 ff. Vogt, Herzogtum S. 19, 158 (Regest nr. 39); vgl. auch Eggers, Grundbesitz S. 39, 69, 109; Eberhardt, KrongutS. 75; Krabusch, Königsgut S. 256, 317 (gegen Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 361). - Das Vorgehen Lothars 5

8

dürfte sich in erster Linie gegen die oberhalb Wallhausens gelegene Trutzburg gerichtet haben, weniger gegen die Pfalz und den Wirtschaftshof; vgl. dazu A. Timm, Wallhausen - eine vergessene Pfalz am Südharz, in: Sachsen und Anhalt Bd. 17 (1941/43) S. 455-472, hier: S. 469. 7 Reg. Thur. I nr. 1480 (1144) S. 311 f.; nr. 1507 (1144) S. 318; II nr. 475 (1174) S. 90; nr. 555 (1179) S. 104 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 77, 546; Eggers, Grundbesitz S. 10; Krabusch, Königsgut S. 220. 8 A. Nebe, Geschichte des Schlosses und der Stadt Allstedt, in: ZHarzV Bd. 29 (1887) S. 18-95, hier: S. 28; er stützt sich auf M. C. Spangenberg, Mansfeldische Chronica (Eisleben 1572), S. 247 f. Diese Quelle ist zwar nicht unbedingt zuverlässig, doch dürfte die Notiz nicht ganz zu verwerfen sein. Nach Spangenberg (a.a.O. S. 248 a) wurden auch Eisleben, Mansfeld und Bornstedt bei diesen Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen; dazu vgl. H. Grössler, Zur Geschichte des Dorfes und der Burg Bornstedt bei Eisleben, in: Mansfelder Blätter Bd. 7 (1893) S. 104-116, hier: S. 106. - Zu Eisleben, das Ende des 12. Jh. im Tafelgüterverzeichnis (MGH Const. I nr. 440 S. 647) begegnet, vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 34, 40 mit Anm. 174. • Krabusch, Königsgut S. 287; Vogt, Herzogtum S. 21; Eberhardt, Territorialfürstentum S. 18. Die Burg ist allerdings kaum unmittelbares Reichsgut gewesen, denn sie befindet sich vor und nach den Kämpfen (wohl als Lehen) im Besitz der Grafen von Gleuß-Seeburg; vgl. H. Grössler, Zur älteren Geschichte von Bayer-Naumburg im Kreise Sangershausen, in: Mansfelder Blätter Bd. 9 (1895) S. 1-14, hier: S. 2 ff.

§ 3. Das Herzogtum Lotbars und das Reichsgut vor 1125

147

wurde nach einer langen und verlustreichen Belagerung das "castrum munitissimum" Kyffhäuser auf Veranlassung des Herzogs genommen; damit wurde der bedeutsamste Stützpunkt im Helmetal, der die Pfalz Tilleda zu schützen hatte, den Parteigängern des Saliers entwunden10• Zwei Jahre später wurde die von Leuten des Königs besetzte Wachsenburg (südwestl. Erfurt) umkämpft11• Im Januar 1120 hielt sich Heinrich V. zum ersten Male seit fünf Jahren zwar wieder im Gebiet rechts der Weser auf; der Fürstentag, den er in Goslar abhielt12, war jedoch der letzte, den er auf sächsischem Boden einberief. Die salische Macht am Harz war gebrochen, das Reichsgut dem salischen Zugriff endgültig entzogen. Die Kämpfe jener Jahre erstreckten sich auch auf die Gebiete östlich

von Elbe und Saale. Auch hier versuchte Heinrich V., die Stellung des

Reiches auszubauen. Die Burg Leisnig und die Landschaften "Nisani" (Elbkessel um Dresden) und "Budesin" (Bautzen), die er Wiprecht von Groitzsch entzogen hatte, übertrug er seinem Parteigänger Hoyer von Mansfeld 13• In Meißen setzte er den bereits erwähnten Heinrich Haupt, auf der Veste Dohna den Edelfreien Erkenbert als Burggrafen ein14• Nach der Niederlage gegen Lotbar am Welfesholz mußte Heinrich V. jedoch auch hier dem Druck der Adelsmagnaten weichen. Obgleich sich Lotbar wohl nur an den Kämpfen im sächsischen Kernland beteiligt hatte 15, kam der Sieg der Opposition in den östlichen Grenzgebieten seiner Stellung ebenfalls zugute. Dies sollte sich in den folgenden Jahren zeigen, als mit dem Tode Heinrichs von Eilenburg die Marken Meißen und Lausitz (Ostmark) ledig wurden. Heinrich V. sprach sie Wiprecht von Groitzsch zu, mit dem er sich wieder ausgesöhnt hatte; Lotbar dagegen verlieh die Mark Meißen an Konrad von Wettin, die Lausitzer Mark an Albrecht von Ballenstädt. Wiederum standen sich der König 10 Zur Burg Kyffhäuser vgl. Krabusch, Königsgut S. 276; Vogt, Herzogtum S. 22 mit Anm. 102; Timm, Krongutpolitik S. 14; zuletzt H. Eberhardt, Die Kyffhäuserburgen in Geschichte und Sage, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd. 96 (1960) S. 66-103; H. Wäscher, Die Burg Kyffhausen und ihre Erbauer, in: Natur und Heimat Bd. 9 (1960) S. 178-182. - Zu Tilleda vgl. Krabusch, Königsgut S. 313; Eggers, Grundbesitz S. 39; zuletzt H. Eberhardt und P. Grimm, Die Pfalz Tilleda am Kyffhäuser (Tilleda und Sangersbausen 1963); H. Eberhardt, Zur Geschichte der Pfalz Tilleda nach der schriftlichen Überlieferung, in: Deutsche Königspfalzen II S. 300-313. 11 Ekkehardi Uraugiensis chronica, MGH SS VI S. 256; Krabusch, KönigsgutS. 316; Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 153. 12 UB Goslar I nr. 164 (1120) S. 200 ff.; Meyer von Knonau, Jahrbücher VII

s.

146 f. Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 219; Krabusch, Königsgut S. 117; Helbig, Ständestaat S. 115; R. Jecht, Die Besitzverhältnisse und die Besitzer der Oberlausitz von 1067-1158, in: Neues Lausitzisches Magazin Bd. 105 (1929) S. 172-194, hier: S. 181 f.; zur Lokalisierung vgl. auch unten S. 242 Anm. 181. 14 Helbig, Ständestaat S. 207, 219 f. 15 Vogt, Herzogtum S. 21. 13

10•

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

und der Herzog gegenüber, entschiedener vielleicht als je zuvor. Lothar ging abermals als Sieger aus dem Konflikt hervor; der Versuch Heinrichs V., seinen Willen in sächsischen Angelegenheiten durchzusetzen, scheiterte am Widerstand des Herzogs, der seine Entscheidung mit Waffengewalt zur Geltung brachte16• Wenngleich auch verwandtschaftliche Rücksichten eine Rolle gespielt haben mögen17, so waren doch machtpolitische Gründe für das Vorgehen Lothars entscheidend. Bei diesen Kämpfen ging es nicht allein um die Besetzung der Marken. Heinrich V. scheint mit seinem Eingreifen zugleich die Absicht verfolgt zu haben, den östlich der Saale gelegenen Reichsbesitz fester an sich zu ziehen und so den Verlust der Harzposition wenigstens teilweise wettzumachen. Die Tatsache, daß Heinrich Haupt, einer der eifrigsten Sachwalter königlicher Interessen, auch an den Auseinandersetzungen östlich der Saale beteiligt war, weist auf solche Pläne des letzten Saliers hin. Im Kampf um den festen Platz Lebusa (zwischen Dahme und Schlieben) trat der königliche Ministeriale als Verteidiger auf; er leistete dem Sachsenherzog am längsten Widerstand18• Lothar wollte durch sein Eingreifen offensichtlich verhindern, daß der salische Einfluß am Rande des herzoglichen Gewaltbereiches verstärkt wurde. Möglicherweise fürchtete er auch die engen Beziehungen Wiprechts zu Böhmen19• Beide Gefahren konnte er schließlich abwenden. Am Ende der Salierzeit war seine Stellung auch im mitteldeutschen Raum unangefochten. Er hatte seinen Einflußbereich aber auch weit nach Westen ausgedehnt. Wiederholt war er in das Niederrheingebiet und nach Westfalen vorgestoßen, zum Teil auf der Seite des Königs, meist aber auf der Seite der antisalischen Opposition20• Vor allem aber war es ihm gelungen, Westfalen wieder in den Bereich des sächsischen Herzogtums einzubeziehen. Das Vorgehen gegen Dortmund, Dülmen und Deventer21 , die Vorgänge um Stadt und Bistum Münster22, die Zerstörung der den Grafen von Arnsberg gehörenden Burgen Bentheim, Rüdenberg und Rietberg23 und nicht zuletzt die Gründung der Burg Sassenberg24 sprechen eine deutliche Sprache. 18 Zum Ganzen Vogt, Herzogtum S. 27 und S. 164 f. (Regest nr. 69-71); Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 254 ff. 17 Konrad von Wettin ist mit Richenza verwandt; vgl. Vogt, Herzogtum S. 28 Anm. 159; Helbig, Ständestaat S. 65. 18 Vogt, HerzogtumS. 165 (Regest nr. 71); Bosl, Reichsministerialität S. 104;

Hoppe, Markgraf Konrad S. 9. 18 Helbig, Ständestaat S. 2; Hoppe, Markgraf Konrad S. 7 f.; Vogt, Herzogtum S.28. 20 Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 298 ff., 143 f.; Vogt, Herzogtum S. 155, 158 f., 163 (Regest nr. 28, 42, 43, 65-67). 21 Vogt, Herzogtum S. 157, 161 (Regest nr. 36, 58). 22 Ebenda, S. 157, 162 f. (Regest nr. 37, 59, 66). 23 Ebenda, S. 159, 161, 165 (Regest nr. 44, 58, 75). 14 Hömberg, Westfalen S. 113 Anm. 119; Harenberg, Historia Ganderheimensis S. 1202.

§ 3.

Das Herzogtum Lothars und das Reichsgut vor 1125

149

Wenn Lotbar nicht nur Dynastenburgen in Westfalen, sondern auch die königlichen Anlagen Falkenstein, Wallhausen und Kyffhäuser zerstörte, so mag man ihm den Glauben unterstellen, in Wahrung des Landfriedens zu handeln, weil er offensichtlichen Übergriffen der Arnsberger und der königlichen Parteigänger in Sachsen entgegentrat25• Er begnügte sich jedoch nicht mit solcher Abwehr, sondern griff als Herzog seinerseits in die Rechte des Reiches ein. Die Auseinandersetzungen um die Ostmark und die Mark Meißen, über die Lotbar das Verfügungsrecht beanspruchte und mit Gewalt durchsetzte, finden im 12. Jahrhundert keine Parallele. Läßt bereits dieser Zugriff auf Reichslehen ahnen, daß der Süpplingenburger das unmittelbare Reichsgut in ähnlicher Weise in Beschlag genommen hat26, so wird diese Vermutung auf Grund zweier Überlieferungen zur Gewißheit. Die am Nordrand des Harzes gelegene Heimburg war, wie viele andere königliche Burgen, in den Kämpfen um 1115 zerstört worden27• Nach dem Sieg der Sachsen war der Platz in die Hand des Bischofs von Halberstadt gekommen. Anfang der zwanziger Jahre ließ einer der Leute des Bischofs die Burg wieder aufbauen "ad iniuriam ducis Liutgeri". Da sie in gefährlicher Nähe der herzoglichen Blankenburg lag, wollte Lothar die benachbarte Anlage unschädlich machen. Er belagerte sie um die Jahreswende 1122/23. Trotz des Widerstandes des Bischofs, der Markgrafen Heinrich von Stade und Heinrich von Eilenburg, sowie der Grafen Ludwig von Thüringen und Rudolf von Stade wurde die Heimburg dem Herzog übergeben und von ihm gebrandschatzt28 • Daß es sich dabei um mehr handelte als um den Anspruch Lothars auf das Befestigungsrecht29, sollten die Ereignisse der folgenden Jahre zeigen. Die Gegensätze, die 1123 zwischen Lotbar und dem Halberstädter Hochstift bestanden und im Streit um die Heimburg offensichtlich durch einen Kompromiß beigelegt wurden, an dessen ZustandekommenAdalbert von Mainz maßgeblich beteiligt war30, dauerten nämlich nicht lange. Bereits im Laufe des Jahres 1123 starb Bischof Reinhard, der Widersacher Lothars. Sein Nachfolger Otto, dessen Wahl der Herzog gemeinsam mit dem Magdeburger Erzbischof und Wiprecht von Groitzsch durchsetzte31, trat den Ansprüchen Lothars sicherlich nicht mehr entgegen, als Vogt, Herzogtum S. 133. So auch Schmeidler, Niedersachsen und das deutsche Königtum S. 154. 27 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 248; Krabusch, Königsgut S. 79 und 266; Vogt, Herzogturn S. 96; zusammenfassend zuletzt: Kleinau, Ortsverzeichnis S. 265 f. 18 Annalista Saxo anno 1123, MGH SS VI S. 759; auch Vogt, Herzogturn S. 162 (Regest nr. 62). 29 Dies meint Hucke, Grafen von Stade (Diss.) S. 148; abgeändert in Ausgabe Stade 1956 S. 104. 3o Annalista Saxo a.a.O. at Vogt, Herzogturn S. 26 f. 25

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

dieser sich anschickte, die Heimburg, die er zunächst nur hatte beseitigen dürfen, wieder aufzubauen. Dieser Neubau erfolgte wohl schon vor 1125; in der Folgezeit wurde die Heimburg nämlich wie 1otharisches Eigengut behandelt: der Herzog besetzte sie mit einem Hausministerialen, mit dem sie an die Welfen überging32• Eine andere - in ihrer Echtheit allerdings umstrittene - Überlieferung betrifft ein Ereignis um das Jahr 1130. Helinburgis, die Gemahlin des Grafen Erwin I. von Tonna-Gleichen, berichtet in einer Urkunde, daß sie "a duce Ludegero rege facto" das Dorf und die zerstörte königliche Burg Volkenroda ("villam et destructum castrum regium Volkerot") gegen die Ortschaften Mehrstedt und Billeben eingetauscht habe33• Diese Burg, die altes Reichsgut war34, hatte Heinrich IV. 1073 dem Pfalzgrafen Friedrich Il. von Gaseck entrissen, der sie wohl als Reichslehen besessen hatte35• In den Sachsenkriegen dürfte sie dann zerstört worden sein. Wenngleich unklar bleibt, ob es sich bei der Burg im Zeitpunkt des Tausches mit Lothar um unmittelbares Krongut handelt36, und die Nachricht über das Geschäft keiner einwandfreien Quelle entstammt, so fügt sich dieser Vorgang doch zweifelsohne in die machtpolitische Konstellation am Ende der Salierzeit ein37 • Hüttebräuker, ErbeS. 19; Vogt, HerzogtumS. 134; auch unten S. 164 f. Reg. Thur. I nr. 1249 (ohne Jahresangabe eingefügt Ende 1130) S. 261 f.; Cod. dipl. Sax. I, 2 nr. 83 S. 65 f.; Vogt, Herzogtum S. 160 (Regest nr. 49). Die Echtheitsfrage ist oft erörtert worden. Während einige Autoren (Dobenecker, Reg. Thur. I nr. 1249 S. 261 f.; G. Rathgen, Untersuchungen über die eigen32

33

kirchenrechtlichen Elemente der Kloster- und Stiftsvogtei vornehmlich nach thüringischen Urkunden bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts, in: ZRG Kan. Abt. Bd. 17 [1928] S. 1-152, hier : S. 134 f.; H. Tümmler, Die Geschichte der Grafen von Gleichen von ihrem Ursprung bis zum Verkauf des Eichsfeldes ca. 1100--1294 [Neustadt/Orla 1929], hier: S. 107 f.; Eberhardt, Territorialfürstentum S. 14 f. Anm. 121 und S. 56; Vogt, Herzogtum S. 160 [Regest nr. 49]) die Urkunde für verfälscht halten, ihr aber zumindest einen echten Kern zubilligen, halten andere (W. von Tettau, Über die Ächtheit der Stiftungsurkunde des Klosters Volkenroda, in: Z. für thüringische Geschichte Bd. 8 [1871] S. 243-297; ihm folgend Schlesinger, Die Schönburgischen Lande S. 11 Anm. 2; Mascher, Reichsgut S. 64 Anm. 83: "im Einklang mit seiner obskuren Überlieferung ein wertloses Machwerk des 18. Jahrhunderts") sie auch inhaltlich für unrichtig. M. E. ist es zweifelhaft, ob man so weit gehen darf wie die zuletzt genannte Gruppe; zu von Tettau vgl. Tümmler a.a.O.; auch Maschers Gründe sprechen nicht unbedingt für eine völlige Ablehnung der Urkunde. Interessanterweise w urde die Übertragung Volkenrodas durch Lotbar bislang noch nicht bezweifelt. 34 Krabusch, Königsgut S. 316. Zur Lage der Burg nordöstlich von Mühlhausen vgl. Eberhardt, Territorialfürstentum S. 14 Anm. 121; auch Bosl, Reichsministerialität S. 85 mit Anm. 3. - Ebenda (S. 530) auch zu den Beziehungen der welfischen Ministerialen von Weida zu Volkenroda. 35 Reg. Thur. I nr. 1249 S. 262 mit Anm. 5; Stimming, Königsgut S. 98; Vogt, HerzogtumS. 134 Anm. 52 mit weiteren Nachweisen. 35 Es könnte sich noch zur Zeit des Tausches um Reichslehen handeln; Eberhardt, Krongut S. 60 ff. 37 Zum Zeitpunkt des Tausches (zwischen 1116 und 1125) vgl. Vogt, Herzogtum S. 160 (Regest nr. 49).

§ 3.

Das Herzogtum Lothars und das Reichsgut vor 1125

151

Im Laufe der offenen Rebellion gegen das salische Königtum hatte Herzog Lotbar Reichsbesitz in Norddeutschland in seine Gewalt gebracht. Sein Ansehen im sächsisch-thüringischen Raum war so groß, daß er es sich erlauben konnte, über Reichs- oder Reichslehensgut zu verfügen38. Schon vor der Erhebung zum König war er der eigentliche Herr des königlichen Besitzes, der innerhalb seines ausgedehnten Machtbereiches lag. Diese Vorgänge dürfen nicht dazu verleiten, ein Verfügungsrecht Lothars aus der herzoglichen Gewalt abzuleiten89 ; denn ebensowenig wie die Marken40 unterlag das unmittelbare Reichsgut in dieser Weise der Verfügungsgewalt des Herzogs. Heinrich V. hat die Vergabung der Marken keineswegs anerkannt. Da es ihm aber nicht gelang, seiner Rechtsauffassung mit militärischer Macht zur Geltung zu verhelfen, mußte er die von Lothar geschaffene Lage notgedrungen dulden. Durch die Wahl des Sachsenherzogs lösten sich die Probleme dann von selbst. Die legitimierende Wirkung dieses Aktes41 mußte auch von der salischstaufiseben Partei anerkannt werden, so daß die möglicherweise bestehenden unterschiedlichen Rechtsauffassungen gar nicht mehr zum Austrag kommen konnten42 • Mit der Erhebung zum König wurden die Beziehungen Lothars zum Reichsgut im sächsisch-thüringischen Raum auf eine neue Rechtsgrundlage gestellt. Die tatsächliche Entwicklung, die dem Süpplingenburger in den letzten Jahren seiner Herzogszeit eine "königsähnliche" Geltung eingebracht hatte, fand nunmehr auch den entsprechenden rechtlichen Ausdruck. 88 Bereits 1114 hatte Lothar gemeinsam mit den sächsischen Verschwörern das "castrum" Walbeck "ad iniuriam regis" befestigt (Vogt, Herzogtum S. 155 f. Regest nr. 30). Vielleicht waren schon damals königliche Rechte mißachtet worden; W. war ehedem ein Königshof gewesen (MGH D 0 III. nr. 7 [985] S. 401 ff.; Eggers, Grundbesitz S. 39). 89 So Vogt, Herzogtum S. 132, 134: er weist zu Recht darauf hin (S. 131 f.), daß das Erlöschen der Königsmacht in Sachsen dazu führt, daß wir den Herzog nach 1115 nicht mehr nur in seinen "Normalfunktionen" fassen können. Gerade weil die Eingriffe in die Verhältnisse der Marken und die Aneignung von Reichsburgen "das Bild eines politischen ,Notstandes"' (Vogt a.a.O.) vermitteln, sollte man diese Tätigkeit nicht ohne weiteres dem herzoglichen Bereich zuordnen. Die politisch-militärische überlegenheit Lothars darf nicht dazu führen, seine Handlungen für rechtmäßig zu halten und in der Herzogsgewalt den "Rechtsgrund" zu vermuten. Eine solche Auffassung läßt die spätere Entwicklung, insbesondere die Wahl von 1125, völlig außer Betracht. Zur Ansicht HUdebrands (Staat S. 195), daß Lothar erbrechtliche Ansprüche auf die Mark Meißen erhoben habe, vgl. Vogt a.a.O. S. 42 ff. und 133 Anm. 40. 40 Helbig, Ständestaat S. 5; Jordan, HerzogtumS. 10. 41 Ahnlieh Weiland, HerzogtumS. 41. 42 Von einer Legitimation kann man nur sprechen, wenn man Königtum und Herzogtum als wesensverschiedene Größen auffaßt; hierzu ist nicht nur zu beachten, daß erst unter Lothar eine spezifisch herzogliche Gewalt zu erkennen ist (Vogt, Herzogtum S. 128 ff.; oben S. 144 Anm. 15), auch die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis von Königtum und Herzogtum spielt in

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137 I. Das Itinerar Lotbars 111.

Im sä c h s i s c h - t h ü r i n g i s c h e n Raum und den im Osten und Nordosten angrenzenden Gebieten sind uns folgende Aufenthaltsorte Lothars überliefertl: 1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132 1133

Goslar, (Kulm), Magdeburg Goslar, Merseburg (Mai) Merseburg (April) Goslar (März/April), Quedlinburg, Goslar (Juni) Quedlinburg, Gandersheim, Goslar (Dezember) Goslar (Februar), Sachsen (Zug bis Schleswig) Altenburg, Goslar (Februar/März), Mühlhausen (Thüringen)

diesen Zusammenhang hinein; hierzu vgl. etwa: G. TeUenbach, Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand, in: Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hg. von Th. Mayer (Leipzig 1943) S. 2273, jetzt auch in: Herrschaft und Staat im Mittelalter, hg. von H. Kämpf (Darmstadt 1963 - hiernach wird zitiert), S. 191-242, hier: S. 198 ff., 218 ff.; Kallen, Erzstift Köln S. 224 f.; K. S. Bader, Volk, Stamm, Territorium, in: Herrschaft und Staat im Mittelalter S. 243-283, hier: S. 258 ff.; Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 120 ff.; K. Bosl, Herrscher und Beherrschte im deutschen Reich des 10.-12. Jahrhunderts (SB. München 1963, 2, München 1963), auch in: Ders., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa (München u. Wien 1964) S. 135-155 (hiernach wird zitiert), hier: S. 145 f. 1 Allstedt: MGH D L III. nr. 60 S. 94; Kuck, Itinerar S. 27. Altenburg: Kuck, ItinerarS. 18, 27.- Bardowick:: D L 111. nr. 62 S. 97; nr. 114 S. 182 ff.; Kuck, Itinerar S . 28. - Braunschweig: D L III. nr. 65 (1134) S . 101 f.; Kuck, Itinerar S. 2, 28, 33. - Buxtehude: D L 111. nr. 73 S. 112 f.; Kuck, Itinerar S. 31.- Fulda: D L 111. nr. 68 S. 105 f.- Gandersheim: Kuck, ItinerarS. 13. - Goslar: D L 111. nr. 18, 19 S . 22 ff.; nr. 21, 22 S. 30 ff.; nr. 31, 32 S. 47 ff.; nr. 59 S. 92 ff.; nr. 67 S. 103 f.; nr. 76 S. 117 f.; nr. 85 S. 133; Kuck, Itinerar S. 2, 6, 10, 13, 18, 27, 29, 32 ff.; Rothe, Goslar S. 31 f. - Halberstadt: D L 111. nr. 72 S. 111 f.; Kuck, Itinerar S. 28, 30. - "Harsefeld" (wohl Kloster Rosenfeld südl. Stade): Kuck, Itinerar S. 31; anders Bernhardi, Lothar S. 602. Hersfeld: D L II!. nr. 82 S. 127 f.; Kuck, Itinerar S. 33. - Königslutter: D L III. nr. 86, 87 S . 134 f.; Kuck, Itinerar S. 31, 34. - Korvey: D L III. nr. 89 S. 138 f.; Kuck, Itinerar S. 10, 34.- Lüneburg: D L II!. nr. 64 S. 100 f.; nr. 75 S. 116 f.; Kuck, Itinerar S. 28, 32.- Magdeburg: Kuck, ItinerarS. 2, 28, 30.Merseburg: D L 111. nr. 66 S. 102 f.; nr. 83, 84 S. 128 f.; Kuck, Itinerar S. 6, 7, 28, 31, 33. - Mühlhausen: D L III. nr. 42 S. 68 ff.; Kuck, Itinerar S. 19, 32.Nienburg: D L Ill. nr. 74 S. 113 ff.; Kuck, ItinerarS. 31.- Osterode: D L Ill. nr. 90S. 139 ff.; Kuck, ItinerarS. 34.- Quedlinburg: D L III. nr. 61 S. 95 ff.; Kuck, ItinerarS. 10, 12, 28, 30, 33. - Segeberg: Kuck, ItinerarS. 28. -Zweifelhaft bleibt der Aufenthalt in "Stohka" (Ausstellungsort von D L III. nr. 20 [1129] S. 27 ff.); es ist ungeklärt, ob es sich um Stöck:ey bei Nordhausen oder Stock:a bei Mallersdorf i. Bayern handelt (Bernhardi, Lothar S. 221 Anm. 29; Vorbemerkung zu MGH D L III. nr. 20 S. 28).

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

153

1134 Goslar (Januar), Altenburg, Allstedt, Halberstadt, Quedlinburg, Bardowick, Segeberg, Lüneburg, Braunschweig, Merseburg, Magdeburg, Goslar (Juni), Fulda 1135 Quedlinburg (Februar und April), Halberstadt, Magdeburg, Buxtehude, "Harsefeld", Königslutter, Nienburg, Merseburg, Lüneburg, Mühlhausen, Goslar (Dezember) 1136 Goslar (März), Hersfeld, Merseburg, Quedlinburg (?), Braunschweig, Goslar (Juni), Königslutter, Corvey, Osterode. Diese Zusammenstellung, die an Umfang die Itinerare in anderen deutschen Stammesgebieten übertrifft2, zeigt, daß das Krongut im Verhältnis zu den Bischofsitzen und Reichsabteien3 weit öfter besucht wurde, als dies im Westen und Süden des Reiches der Fall war. Goslar, das Zentrum des Reichsgutes am Nordharz", weist die meisten Besuche Lotbars auf. Da diese Aufenthalte oft längere Zeit dauerten, bisweilen sogar wohl mehrere Monate, kann man den Pfalzort am Nordharz durchaus als "Lieblingsresidenz" des Königs bezeichnen; hierhin pflegte er, solange er in Sachsen war, offenbar immer wieder zurückzukehren, wenn sächsische Angelegenheiten seine Anwesenheit an anderen Orten nicht mehr erforderten5 • Altenburg6 , Allstedt und Mühlhausen7 sind ebenfalls alter Reichsbesitz. Auch in Quedlinburg und Merseburg befand sich im 12. Jahrhundert vielleicht noch unmittelbarer königlicher Besitz8 • Während bei Buxtehude9, Bardowick10, Segeberg11 und OsteVgl. die folgenden Itinerare. In diesen Orten war sicherlich aller unmittelbare Reichsbesitz in die Hand der Kirche gelangt, vgl. etwa G. Schlag, Die deutsche Kaiserpfalzen (Großdeutsche Schriften Bd. 2, Frankfurt 1940), S. 87, zu Magdeburg. Zu Merseburg und Quedlinburg vgl. unten Anm. 8.- Über das Verhältnis Lotbars zu den sächsischen Bischofssitzen im allgemeinen vgl. etwa: Diestelkamp, Stadtgründungen S. 171 f . mit Anm. 52; Stoob, Königtum S. 53 ff.; über Lotbars Beziehungen zu Hildesheim jetzt ausführlich Heinemann, Bistum Hildesheim S. 61 ff., 122 ff. 4 Vgl. oben S. 37 Anm. 16. 5 So etwa März/April 1129 und Januar/Februar 1131; Kuck, Itinerar S. 10, 13; Bernhardi, Lothar S. 217 u. 527 Anm. 9. 6 Canonici Wissegradensis Continuatio Cosmae S. 139: "castrum ... palatium ... civitas". Vgl. auch Altenburger Urkundenbuch 976--1350, bearb von H. Patze (Veröffentlichungen der Thüringischen Historischen Kommission Bd. V, Jena 1955), hier: nr. 4 und 5 S. 5; dazu auch Schlesinger, Chemnitz 2

3

s. 118.

Vgl. oben S. 39 Anm. 29. Zu Quedlinburg: H. Wäscher, Der Burgberg in Quedlinburg (Berlin 1959). - Krabusch (Königsgut S. 295) hat aus Annalista Saxo a. 1115 (MGH SS VI S. 751) die Möglichkeit einer königlichen Befestigungsanlage erschlossen. Dem könnte allerdings entgegenstehen, daß "urbs" und "curtis" durch Otto I. an den Konvent in Qu. geschenkt worden sind (MGH D 0 I. nr. [936] S. 89). Noch 1100 gibt es allerdings eine "curtis" Ottos III. in Qu. (Annales Quedlinburgenses, hg. von G. H . Pertz, in: MGH SS III [Hannover 1839] S. 22-90, hier: S. 77). Vielleicht befand sich die zu 1115 erschlossene Burg als Reichskirchengut in der Hand Heinrichs V. - Die häufigen Aufenthalte Lotbars 1

8

154

3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

rode12 unklar bleibt, ob die Rechte Lothars dem Reichsgut oder dem Eigenbesitz zuzuzählen sind, können Braunschweig, Lüneburg und Königslutter mit Sicherheit als Hausgut angesprochen werden13. Die politischen Verhältnisse spiegeln sich im Itinerar auch insoweit, als Lothar'- sieht man von dem unglücklichen Böhmenfeldzug einmal ab - erst 1130 in den Gebieten im Norden (Schleswig) und Osten (Altenburg) auftritt, in dem Jahre also, in dem sich nach der Niederlage der Staufer in Speyer seine Herrschaft auch in Süddeutschland zu festigen begann14• In den m i t t e l - u n d o b e r r h e i n i s c h e n Ge b i e t e n hat sich Lothar oft aufgehalten, wie die folgende Übersicht zeigt15 : 1125

Mainz, Worms, Straßburg (Weihnacht)

und sein Privileg für die Quedlinburger Kaufleute (MGH D L III. nr. 61 [1134] S. 95 ff.) sprechen ebenso wie die Tatsache, daß Richenza nach seinem Tode die sächsische Opposition gegen die Staufer hier versammeln will (Chronica regia Coloniensis MGH SS rer. Germ. a. 1138 S. 75), deutlich für die Bedeutung des Ortes.- Zu Merseburg: In M. und seiner unmittelbaren Umgebung befand sich noch nach den Schenkungen der Ottonen unmittelbarer königlicher Besitz (MGH D K II. nr. 128 [1028] S. 173 ff.; H III. nr. 96 [1042] S. 122 f.; vgl. Eggers, Grundbesitz S. 74 ff.; Stimming, Königsgut S. 88; Krabusch, Königsgut S. 283). M. wird noch im Tafelgüterverzeichnis genannt (MGH Const. I. nr. 440 S. 647). Zur Funktion der Grafen auf Reichsgut in M. im frühen 10. Jh. vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 34. - Unter Lothar III. hatte M. wieder wachsende Bedeutung erlangt; alle fünf nachweisbaren Aufenthalte waren mit Hoftagen verbunden; zu M. als Pfalzort zuletzt: Schlesinger, Merseburg S. 178 ff., 205. 9 Die letzte Nachricht über Reichsgut in Buxtehude enthält MGH D 0 I. nr. (959) S. 205; B. fehlt in der Zusammenstellung bei Krabusch, Königsgut S. 217 ff.; vgl. auch M. Schindler, Buxtehude (VSWG Beiheft 42, Wiesbaden 1959), bes. S. 9 ff. 10 Die Zollstätte in Bardowick wird in MGH D L III. nr. 61 (1134) S. 96 genannt. Sie dürfte ebenso wie die Münze in B. dem Reich zugestanden haben; beide gerieten dann aber in die Hand der Billunger, von denen sie Lothar übernahm (Eggers, Grundbesitz S. 41; H. Hävernick, Lüneburg im 11. und 12. Jahrhundert, Ein Ausblick auf neue Forschungsmöglichkeiten, in: Lüneburger Blätter H. 3 [1952] S. 97-98; Vogt, Herzogtum S. 154 [Regest nr. 25]). Den Charakter als "königlicher Platz" unterstreicht dagegen E. Keyser, Städtegründungen und Städtebau in Nordwestdeutschland im Mittelalter (Forschungen zur deutschen Landeskunde Bd. 111, Remagen/Rhein 1958), S. 70. n Vgl. unten S. 247 ff. 12 Zu Osterode als Ausstellungsort: MGH D L III. Vorbemerkung zu D nr. 90 S. 139 f.; 0. Fahlbusch, Osterode und Herzberg, ihre geschichtliche Bedeutung und ihre Beziehungen zu dem welfischen Herrscherhaus, in: Hannoversches Magazin Bd. 10 (1934) S. 38-51, hier: S. 41. 13 Vogt, Herzogtum S. 53 f., 57 ff., 71 ff., 81, 115 f. u Vgl. oben S. 60 f. 15 Basel: MD L III. nr. 23 S . 34f.; nr. 55 S. 87f.; Kuck, ItinerarS. 11,26.Mainz: D L III. nr. 9 S. 10 ff.; Kuck, Itinerar S . 1, 2, 7. - Speyer : D L III. nr. 77, 78 S. 118 ff.; Kuck, Itinerar S. 2, 6, 8 10 f., 32. - Straßburg: D L III. nr. 5, 6 S. 6 ff.; nr. 10 S. 12 f.; nr. 15 S. 18; nr. 39 S. 63 f.; Kuck, ItinerarS. 1 f., 4 f., 8, 11, 15, 25. - Worms: D L III. nr. 1 S. 1; nr. 14 S. 17 ff.; Kuck, Itinerar

s. 1, 3 f., 8.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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1126 Straßburg (Januar), Mainz (?), Speyer, Worms, Straßburg (November) 1127 Speyer 1128 Mainz, Speyer, Worms 1129 Straßburg, Speyer (Weihnacht) 1130 Speyer (Januar), Basel, Straßburg 1131 Mainz, Straßburg 1132 1133 Mainz, Basel 1134 1135 Speyer (Weihnacht) 1136 Speyer (Januar).

Die Wende in der Auseinandersetzung mit den Staufern, die der Sieg des Königs in Speyer gebracht hat, kommt hier ebenfalls deutlich zum Ausdruck. Erst nach der Einnahme der Stadt um die Jahreswende 1129/30 begab sich der König weiter nach Süden; nachdem der staufische Widerstand im Oberrheingebiet im wesentlichen gebrochen war, stand der Weg nach Basel offen. Im Hinblick auf das Reichsgut scheint das Itinerar, in dem wir nur die rheinischen Bischofsstädte finden, jede Aussage zu verweigern. In den von Lotbar besuchten Städten gibt es am Ende der Salierzeit keinen unmittelbaren Reichsbesitz mehr; für Speyer16, Worms17 und Straßburg18 ist dies sicher, für die übrigen sehr wahrscheinlich19. Unter die16 Zum Reichsgut in Speyer ausführlich: DoH, Königspfalz, passim. Die Königspfalz war wohl schon im 11. Jh. in bischöflichen Besitz übergegangen; so bes. Classen, Bemerkungen zur Pfalzenforschung S. 91 ff.; ähnlich schon SchreibmüUer, Geschichtsschreiber S. 279 ff.; ders., Ahnen Kaiser Konrads II. S. 209 f.; etwas anders DoU, Königspfalz S. 79 ff., bes. S. 89; vgl. auch die Lit. oben S. 61 Anm. 5. 17 In Worms befindet sich seit der Zeit Heinrich Il. keine königliche Pfalz mehr; Classen, Bemerkungen S. 88 f.; Th. Uhrig, Pfalz und Bistum Worms in karolingischer Zeit, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S. 46-70, hier: S. 60, 63; SchreibmüUer, Ahnen S. 209, 216 f.; Kraft, Wormsgau S. 133; Krabusch, Königsgut S. 20.- Die Pfalz Neuhausen b. Worms bildet eine "Episode der Zeit Heinrichs V." (Classen, Bemerkungen S. 82 ff.). - Bei der möglicherweise in der Zeit Lothars III. genannten "aula regia" (Nachweise und Kritik bei Uhrig, Pfalz S. 65) dürfte es sich um die bischöfliche Pfalz handeln. Über die salischen Beziehungen zu Worms vgl. Büttner, Zur Stadtentwicklung von Worms, passim, bes. 401 ff.; Stoob, KönigtumS. 50. 18 In Straßburg bestand im 11. Jh. nur eine Bischofspfalz; der Bischof ist alleiniger Stadtherr; vgl. Schlag, Kaiserpfalzen S. 103; auch G. Wunder, Das Straßburger Gebiet, Ein Beitrag zur rechtlichen und politischen Geschichte des gesamten städtischen Territoriums vom 10. bis zum 12. Jh. (Schriften zur Verfassungsgeschichte Bd. 3, Berlin 1965), S. 20. 19 Zu Mainz vgl. Kraft, Wormsgau S. 200 ff.; Schlag, Kaiserpfalzen S. 88.1077 und 1115 wird ein palatium erwähnt (Nachweise bei Krabusch, Königs-

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

sen Umständen muß man das Itinerar in erster Linie als Ausdruck des Interesses Lothars an den rheinischen Reichsbistümern werten. Die gegebene Übersicht über die Aufenthaltsorte in Rheinfranken und im Elsaß bedarf freilich einer Ergänzung. Es lassen sich nämlich mit einiger Sicherheit zwei weitere Reisestationen des Königs im rheinischen Franken erschließen, ohne daß es allerdings möglich ist, sie zeitlich näher zu bestimmen. In einer Urkunde Konrads 111. wird berichtet, daß unter seinem Vorgänger dem Kloster St. Johann auf dem Bischofsberg (Rheingau) Güter in Ingelheim geschenkt worden sind. Die Übergabe sei geschehen "per manum praedecessoris nostri Imperatoris Lotharii" 20 • Sie erfolgte demnach wohl an Ort und Stelle unter Mitwirkung des Herrschers 21• Ebenfalls nicht unwahrscheinlich ist es, daß sich Lothar auch in Frankfurt aufgehalten hat. In einer Urkunde vom 12. Dezember 1139 für das Prämonstratenserstift Ilbenstadt bestätigt Innozenz II. unter anderem: " ... teloneum vel naulum quod dilectus filius noster Lotharius imperator hone memorie Frankenvorde pro anime sue salute donavit ...22." Die Ortsbestimmung bezieht sich wohl nicht nur auf den geschenkten Zoll, sondern auch auf den Ort der Schenkungshandlung selbst. Obwohl in diesen Fragen keine letzte Sicherheit zu gewinnen ist, spricht doch mehr dafür als dagegen, daß Lothar auch das Rhein-MainGebiet aufgesucht hat. Es ist zudem recht unwahrscheinlich, daß allein Lothar von allen Königen von Karl dem Großen bis Friedrich II. nie in Frankfurt gewesen sein soll23• Außerdem ist die allgemeine Lage nach 1125 zu beachten. Allein das Rhein-Main-Gebiet konnte die geeignete Ausgangsbasis gegen die linksrheinische Stellung der Staufer gut S. 271; auch Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 337 f.). Dabei dürfte es sich indessen kaum um eine Königspfalz handeln; bei der energischen und oftmals königsfeindlichen Politik Adalberts I. hat sich gewiß kein unmittelbares Reichsgut in der Residenzstadt des Erzbischofs erhalten können. Über eine Pfalz als möglichen Wahlort von 1125 vgl. Bernhardi, Lothar S. 27 Anm. 28. - Für Basel dürfte ähnliches gelten wie für die anderen Rheinbistümer. Nähere Untersuchungen fehlen allerdings. 20 Monumenta Boica 29 a nr. 464 S. 269; Codex diplomaticus Nassoicus, Nassauisches Urkundenbuch, hg. von W. Sauer, Bd. I (Wiesbaden 1886), hier: nr. 198 S. 134 f.; Stumpf nr. 3406. 21 Bernhardi, Konrad III. S. 133, spricht nur von einer "Bewilligung" Lothars. Der Wortlaut der Urkunde legt aber die Vermutung nahe, daß der König an der Übergabe selbst beteiligt war. 22 Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau, bearb. von H. Reimer (Hessisches Urkundenbuch II. Abt.) Bd. I (Leipzig 1891 - künftig: UB Hanau), hier: nr. 78 S. 52 ff.; UB Frankfurt nr. 20 S. 12. Friedrich I. bestätigt die Schenkung; UB Frankfurt nr. 24 (1158) S. 13; Stumpf nr. 3805. 1157 nennt Friedrich I. den Zoll zu Frankfurt kaiserlich: ("theloneum est apud frankenfort quod est imperiale"); UB Frankfurt nr. 23 S. 13; Stumpf nr. 3767.- Im übrigen vgl. S. 251 mit Anm. 6. 23 Hierauf weist Schlesinger (Pfalzen im Rhein-Main-Gebiet, S . 496) hin, der allerdings andere Schlüsse aus dieser Tatsache zieht.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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abgeben. In salischer Zeit hatten die beiden alten karolingischen Plätze Frankfurt und Ingelheim ihre Bedeutung als Pfalzen zwar eingebüßt; doch hatten sie neues Gewicht gewonnen als Zentren der sich bildenden königlichen Territorialherrschaft Frankfurt, das unter den Saliern als erster Ort unter den "loca regiae potestatis assignata" genannt wird24, lag im Kernbereich des Reichsgutes am Untermain. Ingelheim, der Mittelpunkt eines größeren Reichsgutkomplexes, des späteren "Ingelheimer Reiches", hat eine ähnliche Bedeutung im Westen des RheinMainlandes25. Die im Kampf mit den Staufern gesteigerte Bedeutung dieses Gebietes kommt in dem Bestreben Lotbars nach engeren Beziehungen zu den Reichsministerialen zum Ausdruck26• Entsprechendes gilt auch für lngelheim2 7. Spricht somit einiges dafür, daß Lotbar beide Orte besucht hat, so ist doch nicht zu verkennen, daß - wie schon in salischer Zeit28 - die rheinischen Domstädte weitaus wichtiger sind als die Stadtsiedlungen auf Reichsboden. Für B a y e r n u n d 0 s t f r an k e n sind folgende Aufenthaltsorte Lotbars 111. überliefert29 :

1125 1126 1127 1128 1129 1130

Regensburg Würzburg Nürnberg, Bamberg, Würzburg (August und Dezember) Bamberg, Nürnberg, Regensburg, Würzburg

2' MGH D H IV. nr. 267 (1074) S. 341 ff.; UB Frankfurt nr. 17 S. 11 f.; UB Frankfurt nr. 18 (1112) S. 12; Stumpf nr. 3091; UB Nürnberg nr. 26 S. 18. 25 Der Reichsbesitz um Ingelheim, der sich gegen Ende des 12. Jh. als Reichsvogtei in der Hand Werners II. von Bolanden befindet, umfaßt zu dieser Zeit beide Ingelheim, Groß-Winternheim, Freiweinheim, Wackernheim mit dem Kloster Ingelheimerhausen, die eine Hälfte von Bubenheim und den Soonwald (westl. Bingen). Diese Güter waren gewiß zu Beginn des 12. Jh. Reichsgut, denn sie stellen nur den Rest eines einst viel größeren Bereiches dar (Classen, Königspfalz Ingelheim S. 123; Bosl, Reichsministerialität S. 264). 2' Vgl. unten S. 176 ff. 27 Hier sei auch auf den von Classen (Pfalz Ingelheim S. 178; so schon Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 221 Anm. 1) aufgezeigten Aufenthalt Friedrichs I. und die in diesem Zusammenhang vorgebrachten grundsätzlichen Bedenken gegen das argurnenturn ex silentio im Rahmen der Itinerarforschung hingewiesen. 28 Stoob, KönigtumS. 51. 29 Augsburg: Kuck, Itinerar S. 19. Bamberg: MGH D L III. nr. 11 S. 13; nr. 25 S. 38 f.; nr. 54 S. 85 f.; nr. 71 S. 109 f.; Kuck, ItinerarS. 6, 11, 18, 30.Freising: D L III. nr. 52 S. 86f.; Kuck, Itinerar S. 25.- Nürnberg: Kuck, ItinerarS. 6, 12. - Regensburg: D L III. nr. 2, 3 S. 3 ff.; nr. 27 S. 42 f.; Kuck, ItinerarS. 1, 12.- Würzburg: D L III. nr. 29 S. 44 ff.; nr. 91, 92, 93 S. 142 ff.; Kuck, Itinerar S. 5 ff., 12, 19, 25, 29, 34.- "Stohka", der Ausstellungsort von D L III. nr. 20 (1129) S. 27 ff. wird u. a. als Stocka b. Mallersdorf gedeutet; vgl. oben Anm. 1.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

1131 1132 Bamberg, Würzburg, Augsburg 1133 Freising, Würzburg 1134 Würzburg 1135 Bamberg 1136 Würzburg. Außer Nürnberg, wo sich Lotbar gelegentlich der Belagerungen von 1127 und 1130 aufhielt, begegnet kein Reichsgut mehr im Itinerar. In den Bischofstädten, die den König so oft in ihren Mauern beherbergten, gibt es im 12. Jahrhundert keinen unmittelbaren Reichsbesitz mehr. Dies gilt mit Sicherheit für Würzburg und Bamberg; in den übrigen Städten dürfte es sich ebenso verhalten, wobei allenfalls Regensburg eine Ausnahme machen könnte30• 30 Zu Würzburg: K. Bosl, Würzburg als Reichsbistum, Verfassungsgeschichtliche Grundlagen des staufischen Reichskirchenregiments, in: Aus Verfassungs- und Landesgeschichte (Festschrift für Th. Mayer) I (Lindau und Konstanz 1954) S. 161-181; ders., Würzburg als Pfalzort, in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 19 (1959) S. 25-43. - Zum Jahre 1104 wird allerdings noch eine "curia imperialis in oppido W." genannt, worunter der Iinksmainische Königshof auf dem Gebirg gemeint sein dürfte (Bosl, Würzburg als Pfalzort S. 38). - Zu Bamberg: vgl. Zimmermann, Bamberg als königlicher Pfalzort; Geldner, Bamberg. Das "regale palatium", in dem 1132 die Unterhandlungen Lotbars mit Herzog Sobeslaw von Böhmen stattfanden (Can. Wiss. Cont. Cosm. MGH SS IX S. 138), ist sicherlich nicht als Pfalz zu verstehen, an der besondere königliche Reservatrechte bestanden, da Heinrich II. alle Güter und Regalien in Bamberg dem von ihm gegründeten Hochstift übertragen hatte (Zimmermann, Bamberg S. 217; vgl. auch 0. Spälter, Verschiedene Bauphasen in den älteren Abbildungen der Baroberger Pfalzanlagen? in: Jb. für fränkische Landesforschung Bd. 19 [1959] S. 223-240, hier: S. 240). - Zu Regensburg: Hier befand sich altes agilolfingisches Gut, das zwar zunächst dem Reiche zustand, dann aber mit der wachsenden Bedeutung der herzoglichen Gewalt in der "metropolis ac sedes ducum Bawarie" (Otto von Freising, Chronik VII, 25, Ausgew. Quellen XVI S. 542) dem königlichen Einfluß entzogen war. Erst Friedrich Barbarossa konnte königliche Gerechtsame wieder zur Geltung bringen (E. Klebel, Landeshoheit in und um Regensburg, in: Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg Bd. 90 [1940] S. 5-62, hier: S. 19, 49; vgl. auch M. Heuwieser, Die Entwicklung der Stadt Regensburg im Frühmittelalter, in: Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg Bd. 76 [1926] S. 75194, hier: S. 100 ff.; Krabusch, Königsgut S. 297; Eggers, Grundbesitz S. 10, 28; Bosl, Reichsministerialität S. 162 ff.; ders., Pfalzen, Klöster u. Forste S. 45 ff.). Zur Zeit Lotbars III. steht Regensburg unter dem beherrschenden Einfluß Herzog Heinrichs von Bayern; dies zeigen nicht zuletzt die Auseinandersetzungen zwischen dem Bischof und dem Herzog (Bernhardi, Lotbar S. 500). Die "curia" in der Ortsangabe einer Urkunde des Süpplingenburgers von 1130 (MGH D L III. nr. 27 S. 43.: "in curia Ratispone") bezieht sich sicherlich nicht auf eine Baulichkeit (dies scheint Krabusch, Königsgut S. 297, zu meinen), sondern auf einen von Lotbar abgehaltenen Hoftag. - Unter diesen Umständen ist es verständlich, wenn Lothar seine Oberhoheit über das Bistum besonders betont; nach einem Brief Erzbischof Konrads von Salzburg soll der König bei der Neubesetzung des Bischofstuhles im Jahre 1133 gesagt haben, "Ratisponensem episcopatum esse suum"; J. Bauermann, Bischofswahlen S. 132 (Anhang) ..

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Das Itinerar gibt einen ersten Hinweis darauf, daß Lothar dem Südosten des Reiches keine besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat. Während der mainfränkische Raum eine Vielzahl von Aufenthalten aufweist, sind für Regensburg nur zwei, für das Gebiet südlich der Donau ebenfalls nur zwei Aufenthalte gelegentlich der Italienfahrt der Jahre 1132/33 überliefert. Wenngleich Lothar auch beim zw€iten Zug nach Italien den Weg über Augsburg zum Brenner gewählt haben dürfte31, so ändert dies nichts an der Tatsache, daß die Mainlande von ihm eindeutig bevorzugt worden sind. Dies entspricht durchaus den politischen Verhältnissen. Ostfranken mußte geradezu von besonderem Gewicht sein, da es die geeignete Ausgangsbasis für ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Staufer war, die ihrerseits von ihren schwäbischen Stammlanden aus in das Maingebiet vorzustoßen versuchten. Anders liegen die Dinge in Bayern. Hier konnte sich Lothar auf den Welfen stützen, dem er weitgehend freie Hand ließ und den er - bisweilen wohl auch zum Nachteil des Reiches - gewähren lassen mußte, wollte er nicht jede Chance im Kampf mit den Staufern von vornherein zunichte machen. Die südöstlichen Grenzgebiete, die im Itinerar überhaupt nicht erscheinen, traten während der Herrschaft Lothars III. politisch noch mehr in den Hintergrund als das Herzogtum Bayern. Sieht man von den Feldzügen Lotbars III. in das staufisehe Gebiet einmal ab, so erscheinen im Itinerar nur drei am Rande des s c h w ä b i s c h - a l e m a n n i s c h e n Raumes gelegene Städte, nämlich die rheinischen Bischofsresidenzen Straßburg und Basel und Augsburg, die kirchliche Metropole Oberschwabens32• In das schwäbische Kernland ist Lothar nur gelegentlich der Auseinandersetzungen mit den Staufern vorgedrungen; eine nähere Beschreibung dieser Kriegszüge ist indessen nicht möglich33• Für die Beziehungen des Königs zum Reichsgut sind diese spärlichen Überlieferungen unergiebig34 • Das Itinerar im Ni e d e r r h e in g e b i e t spiegelt dagegen recht deutlich die Verteilung des Reichsbesitzes wider35 : 1125 Aachen, Köln (?) 1126 Köln Lotbar S. 614. Augsburg: Kuck, Itinerar S. 19, 34 f. (Aufenthalte 1132 und wohl auch 1136).- Basel und Straßburg: vgl. oben Anm. 15. 33 Vgl. Bernhardi, Lotbar S. 113, 553 ff. 34 Von dem unter Otto I. genannten "palatium" in Augsburg (MGH D 0 I. nr. 236 [962] S. 328; Eggers, Grundbesitz S. 23) hören wir in salischer Zeit nichts mehr (vgl. die Zusammenstellung bei Krabusch, Königsgut S. 217 ff.).Zu Straßburg und Basel vgl. oben Anm. 18 u. 19. 35 Aachen: MGH L III. nr. 12 (1126) S. 14 f.; nr. 41 (1132) S. 66 ff.; nr. 57 (1134) S. 89 ff.; nr. 69 u. 70 (1135) S. 107 ff.; nr. 79 u. 80 (1136) S. 122 ff.; Kuck, Itinerar S. 1, 5, 7, 13, 19, 26, 29, 33. - D nr. 12 ist in der Pfalz ausgestellt: 31

32

Bernhardi,

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Aachen 1128 Aachen 1129 Elten, Köln, Duisburg 1127

1130 1131 1132 1133 1134 1135 1136

Aachen, Lüttich, Stablo, Echternach, Trier, Neuß, Köln Köln, Aachen Köln (Weihnacht) Köln (Januar), Aachen (Januar, Dezember) Aachen (Januar) Aachen, Köln (?).

Neben der Reichskirche, die mit den Bischofsstädten Köln, Trier und Lüttich36 und den Reichsabteien Elten, Stablo und Echternach vertreten ist, begegnet also auch das Reichsgut mit der Pfalz Aachen, die den König achtmal in ihren Mauern sah, und der "villa" Duisburg37• Die "actum Auquisgrani in palatio"; Konrad III. wird 1138 "in palatio Aquis" gekrönt (Otto von Freising, Gesta Frid. I, 23, MGH SS. rer. Germ. S. 36). Duisburg: MGH D L III. nr. 17 (1129) S. 21 f.; Kuck, Itinerar S. 9. - Echternach: MGH D L III. nr. 36 (1131) S. 60; Kuck, ItinerarS. 14.- Elten: MGH D L III. nr. 19 (1129) S. 23 ff.; Kuck, ItinerarS. 9.- Köln: MGH D L III. nr. 16 (1129) S. 19 f.; nr. 40 (1132) S. 64 ff.; nr. 56 (1134) S. 88 f.; Kuck, Itinerar S. 1, 5, 9, 17 f., 26, 33. - Lüttich: MGH D L III. nr. 33, 34 (1131) S. 51 ff.; Kuck, Itinerar S. 13 f. - Neuß: MGH D L III. nr. 37, 38 (1131) S. 61 ff.; Kuck, Itinerar S. 14. - Stablo: MGH D L III. nr. 35 (1131) S. 57 ff.; Kuck, Itinerar S. 14.- Trier: MGH D L III. nr. 36 (1131) S. 60 f.; Kuck, ItinerarS. 14. 38 In diesen Städten gibt es im 12. Jh. kein unmittelbares Reichsgut mehr.Zu Köln: Das in MGH D 0 I. nr. 288 (965) S. 403 genannte "palatium" begegnet in salischer Zeit nicht mehr; vgl. Krabusch, Königsgut S. 274; Schlag, Kaiserpfalzen S. 83. - Zu Lüttich: Das im Triumphus sancti Remacli, hg. von W. Wattenbach, in: MGH SS XI (Hannover 1854) S. 433--461, hier: c. 26 S. 458, erwähnte "regis palatium" ist sicherlich als bischöfliche Pfalz zu verstehen; bei Lampert von Hersfeld (Annalen, Ausgew. Quellen XIII) a. 1071 S. 144 heißt es nur "palacium"; vgl. auch die Verhältnisse 'in Speyer (S. 61). - Zu Trier: In salischer Zeit ist in T. kein Reichsgut mehr nachweisbar. Vgl. Krabusch, Königsgut S. 217 ff.; zur vorangehenden Epoche vgl. Eggers, Grundbesitz S. 19; Schlag, Kaiserpfalzen S. 104. Zuletzt: R. Laufner, Die Pfalzen in Trier in der Aula Palatina ("Basilica") und St. Maximin, in: Mittelrheinische Beiträge (1964) S. 107-130. 37 Aus der reichhaltigen Literatur zu Aachen und dem späteren Aachener Reich vgl.: Eggers, Grundbesitz, S. 18 f.; Krabusch, Königsgut S. 218; Bosl, Reichsministerialität, bes. S. 346 ff.; A. Huyskens, Aachener Verfassungsleben bis zur Gewährung der Ratsverfassung, in: Ann. des Historischen Vereins des Niederrheins Heft 119 (1931) S. 54-85; Schiffers, Aachengau, bes. S. 11 ff.; Bosl, Pfalzen S. 20 ff.; zum Reichsgut westl. Aachens vgl. Rotthoff, Reichsgut, bes. S. 130 (Tilice), 92 f. (Herstal), 134 ff. (Vaals, Lemiers, Holset); zum Reichsgut im Raum zwischen Maas und Ruhr: S. Corsten, Das Heinsberger Land im frühen Mittelalter, in: Ann. des Historischen Vereins für den Niederrhein Heft 161 (1959) S. 5-64, hier: S. 10 (Gangelt u. Richterich), 62; zur Aachener Pfalz zuletzt: W. Kaemmerer, Die Aachener Pfalz Karls des Großen in Anlage und Überlieferung, in: Kar! der Große, Lebenswerk und Geschichte Bd. Il, hg. von H. Beumann (Düsseldorf 1965) S. 322-348. - Zu Duisburg vgl. S. 265 f.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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königlichen Besitzungen an der Rheintalstraße hat Lothar gewiß ebenfalls berührt, wenngleich man insoweit auf Vermutungen angewiesen ist38• Neuß kann wohl nicht mehr als Reichsgut angesprochen werden. Der hier gelegene Königshof war bereits im 11. Jahrhundert an das Hochstift Köln gekommen, wenn er auch erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts deutlich als kölnischer Besitz bezeichnet wird und Neuß noch 1145 als königliche Zollstätte erwähnt wird31• Die meisten Aufenthaltsorte des Königs weist also der niederrheinische Raum im Dreieck zwischen Aachen, Elten und Köln auf. Neben diesem Bereich, zu dem noch die strategisch wichtige Rheintalstraße hinzukommt, treten die nordwestlichen Randgebiete des Reiches und der Moselraum eindeutig zurück. Nur einmal ist Lothar im Gebiet westlich der Maas anzutreffen; der eigentliche Grund, daß der König einen Reichstag nach Lüttich einberief, war sicherlich sein Wunsch und die Möglichkeit, mit Papst Innozenz II. zusammenzutreffen40• Auf dem Rückweg von Lüttich besuchte der König Stablo, Echternach und Trier, um von dort wieder zum Niederrhein (Neuß) zurückzukehren. Es blieb in den folgenden Jahren bei diesem einzigen Zug in den Moselraum41 • Die recht einseitige Verteilung der Aufenthaltsorte ist sicherlich dadurch mitbedingt, daß dem König nur mehr am Niederrhein Reichsgut zur Verfügung stand. Aachen und Duisburg repräsentieren diesen Besitz im Itinerar. II. Lotbar 111. und die Ministerialität

1. Haus- und Herzogsministerialität Die zahlreichen Ministerialen, die Lothar schon als Herzog zur Verfügung gestanden hatten, blieben auch nach seiner Erhebung zum König ein wichtiges Element seiner Machtstellung in Sachsen1• Mit Ausnahme 38 Lotbar dürfte z. B. im Januar 1129 zwischen dem 20. Januar (Straßburg) und dem 2. Februar (Elten) den Weg durch das Rheintal gewählt haben; ebenso im Mai 1131 zwischen dem 2. 5. (Neuß) und der 2. Maihälfte (Mainz); vgl. Kuck, ItinerarS. 8 f., 14 f. 39 Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, hg. von Th. J. Lacomblet, Bde. I-IV (1840-58, Neudruck Aalen 1960) (künftig zit. Lacomblet), hier: I nr. 483 (1182) S. 342; nr. 524 u. 525 (1190) S. 365 f.; nr. 538 (1193) S. 376; IV nr. 622 (1145) S . 772 f.; Stumpf nr. 3500; vgl. auch Th. J. Lacomblet, Die letzten Spuren des fränkischen Salhofes zu Neuß, in: Arch. für die Geschichte des Niederrheins Bd. II, 2 (1854) S. 319-334, hier: 320 ff. 40 Bernhardi, Lotbar S. 344; Jaffe, Lotbar S. 96 Anm. 47. 41 Über einen angeblichen Aufenthalt Lotbars in Diedenhafen (Thionville) und eine hierbei ausgestellte Urkunde über den ehemaligen karolingischen Königshof Flörchingen vgl. Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 391, 394. Zu Diedenhafen und Flörchingen, die beide im Tafelgüterverzeichnis erwähnt sind (MGH Const. I nr. 440 S. 648), vgl. auch : Krabusch (Königsgut S. 243 u. 257), der feststellt, daß beide Orte unter den Saliern nicht zu belegen sind; Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 96 Anm. 7. 1 Zur herzoglichen Ministerialität Lotbars zuletzt: Vogt, HerzogtumS. 78 ff.; Kleinau, Ortsverzeichnis, unter den jeweiligen Ortsnamen; Heinemann,

11 Wadle

3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

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zweier Ministerialen, die im Bereich der ehemals brunonischen Besitzungen in Mittelthüringen ansässig waren2, treffen wir diese Iotharische Dienstmannschaft nur in den Gauen nördlich des Harzes, wo dem Reich nur mehr geringer Besitz verblieben war3, und am westlichen und südwestlichen Rand des Gebirges an. In Bardowick, Lüneburg und Wildeshausen saßen Ministerialen, die Lothar von den Billungern übernommen hatte4 • Dienstmannen brunonischer Herkunft nannten sich nach Dahlum, Flechtorf, Braunschweig und Wolfenbüttel5• Weitere Ministerialen sind in Gegenden mit süpplingenburgischen Herrschaftsrechten nachweisbar, so die von Blankenburg und Schauen und die im Diplom für Königslutter ohne Herkunftsbezeichnung genannten Ludolf, Gerhard, Giselbert, "Wasmudus" und Siegfried. Die meisten dieser Ministe'rialen haben sicherlich schon vor 1125 im Dienst des Süpplingenburgers gestanden, wenngleich die Mehrzahl erst danach in der Umgebung des Königs begegnet8 • . In der Zeugenreihe einer um die Mitte des 12. Jahrhunderts angefertigten Fälschung werden ein "Wernherus advocatus de Osterrot" und Bistum Hildesheim S. 61 ff., 329 f. - Die Arbeit von H. Lubenow, Die welfischen Ministerialen in Sachsen. Ein Beitrag zur Standesgeschichte der Stauferzeit (Masch. Diss. Kiel 1964), konnte leider nicht mehr herangezogen werden. 2 Es handelt sich um Heinrich von Weida (östl. Mühlhausen) und einen Liutmund, der später welfischen Landbesitz bei Großgrabe (östl. Mühlhausen) innehat; vgl. Haendle, Dienstmannen S. 37 ff.; Vogt, HerzogtumS. 82 mit Belegen. Heinrich von Weida besitzt Thiemsburg mit Wald und anderem Zubehör, eine Kapelle in Hornburg an der Unstrut und Lehen in "Graba", worunter wohl das bei Mühlhausen gelegene Großgrabe zu verstehen ist (MGH Urk. HdL nr. 3 u. 4 [1143) S. 3 ff.; nr. 5 [1143/4) S. 7 ff.; nr. 28 [1154) S. 39 f.; Urkundenbuch der ehemals freien Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. von K. Herquet [Halle 1874 - künftig : UB Mühlhausen) nr. 37 [1139) S. 9 f.; 43 [1154) S. 10 f.; im übrigen zusammenfassend Vogt , Herzogtum S. 74, 82). Ein weiterer welfischer Ministeriale, Erkenbert, den Vogt (a.a.O.) nicht erwähnt, tritt 1143 auf in MGH Urk. HdL nr. 4 S. 4 ff.; er begegnet schon in UB Naumburg I nr. 124 (1122) S. 109. 3 Vgl. etwa Hömberg, WestfalenS. 24. 4 Die Meinung Vogts (a.a.O.) eine "herzogliche" (= billungische) Dienstmannschaft lasse sich nicht nachweisen, ist in dieser Bestimmtheit wohl nicht richtig. Bei den Ministerialen von Bardowick und Lüneburg, beides Orte im billungischen Herrschaftsbereich (vgl. Vogt, Herzogtum S. 83, 115 f.), spricht einiges dafür, daß die "herzogliche" Dienstmannen waren. s Vogt (Herzogtum S. 48 f., 81) zählt auch Berthold von Peine zur brunonischen Ministerialität; hiergegen Heinemann, Bistum Hildesheim S. 70, 174, 329 f.- Vgl. unten S. 165 f. 8 Vor 1125 sind Ministerialen in Schauen und Blankenburg (Vogt, a.a.O. S. 78 ff.) nachzuweisen. In Urkunden Lotbars III. werden als Zeugen genannt: 1129 die . Ministerialen von Blankenburg, Dahlum, Flechtorf, Bardowick, Lüneburg, Braunschweig (MGH D L III. nr. 21, 22 S. 32 ff.), 1134 die Ministerialen von Heimburg, Dahlum (MGH D L III. nr. 59 S. 94), 1135 1otharische .Ministerialen ohne nähere Angaben (MGH D L III. nr. 74

s. 116).

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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ein "Gerbertus de Stoupnenbruch" aufgeführt7. Der Inhalt dieses angeblichen Lothardiploms interessiert hier nicht weiter; er mag auf eine echte Privaturkunde zurückgehen8 • Die Zeugenreihe dürfte in erster Linie einer Urkunde Heinrichs des Löwen und dem D. 22 Lothars entnommen sein. Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, daß einzelne Zeugen auf eine andere Quelle aus der Zeit Lothars zurückgehen'. Gerade für die Ministerialen von Osterode und Staufjenburg besteht diese Möglichkeit, denn sonst wäre kaum verständlich, weshalb der Fälscher die Namen der beiden Dienstmannen ausgewählt hat. In D. 22 werden sie nämlich beide nicht erwähnt. In der Urkunde des Welfen von 1154 wird außer "Wernerus de Osterrod" noch ein "Luithardus de Osterrod" genannt, während Gerbert von Stauffenburg, der wohl mit dem 1144 und 1147 auftretenden "Erenbertus" identisch ist10, 1154 zwar erwähnt wird, doch nicht als Zeuge, sondern lediglich im Zusammenhang mit seinen die Urkunde bezeugenden sechs Söhnen: "Basilius, Alexander, Scrudolfus, Herewigus, Bertoldus, Erenbertus (filü Erenberti de Stovfenburch)". Wenn Osterode 1152 als "opulentissima villa" bezeichnet wird, so läßt dies ebenso wie die große Nachkommenschaft des Ministerialen Erenbert auf eine längere Geschichte des welfischen Besitzes schließen11• Es kommt hinzu, daß die Rechte Heinrichs des Löwen an Osterode und Stauffenburg mit Sicherheit von Lothar III. stammen, wenngleich unklar bleibt, aufgrund welchen Titels der Süpplingenburger sie innehatte12• Vermutlich gehen sie und auch der zu 7 MGH D L III. nr. 127 (1130) S. 216 ff.; dazu und zu anderen Überlieferungen Fahlbusch, Osterode und Herzberg S. 40 f. 8 Vorbemerkung zu D L III. nr. 127 S. 216 f. 8 Ebenda; auch A. Heinrichsen, Süddeutsche Adelsgeschlechter in Niedersachsen im 11. und 12. Jahrhundert, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 26 (1954) S. 24-116, S. 109 Anm. 18. Die Urkunde Heinrichs des Löwen ist abgedruckt in: MGH Urk. HdL nr. 27 S. 38. 10 MGH Urk. HdL nr. 6 (1144) S.10; nr. 8 (1147) S.16; nr. 9 (1147) S.17; dazu G. Bode, Der Forst von Hasselfelde, Ein welfisches Allod (Quellen und Forsch. zur Braunschweigischen Geschichte Bd. li, Welfenbüttel 1912), S. 101. Schon 1133 begegnet in einer Urkunde Bischof Ottos von Halberstadt (Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, hg. von G. Schmidt [Geschichtsquellen der Provinz Sachsen Bd. 7, Halle 1878- künftig: UB Stadt Halberstadt] nr. 6 S. 5 ff.) ein "Leuldericus de Osterrode" in der Zeugenreihe; ob es sich bei ihm allerdings um einen Dienstmann handelt, ist fraglich. 11 Cronica S. Petri Erfordensis moderna, in: Monumenta Erphesfurtensia, MGH SS rer. Germ. S. 178; dazu: Fahlbusch, Osterode und Herzberg S. 41. 12 Zur Stauffenburg: Harenberg, Historia Gandersheimensis S. 704; Reg. Thur. I nr. 1198 S. 252, hält die St. für ein Gandersheimer Lehen Lothars. Diese Oberlieferung ist jedoch von zweifelhaftem Wert (Vogt, Herzogtum S. 72 Anm. 58; Mascher, Reichsgut und Komitat S. 64 f.; Kleinau, Ortsverzeichnis S. 591). Die meisten Erörterungen zur Geschichte der St. greifen auf Harenberg zurück; vgl. Hüttebräuker, ErbeS. 14; F. Günther und 0. Denker, Der Forstbesitz der Herzöge von Grubenhagen auf dem Oberharze, in: ZHarzV 48 (1915) S. 161-193; Bode, Hasselfeide S. 100 ff.; Grosse, Harzraum S. 274; Voigt, Die Staufenburg, in: ZHarzV Bd. 35 (1902) S. 396-410, hier: S. 397 mit weiterer Literatur. - Zu Osterode: K. Marwedel (Die Verfassungs-

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

ihnen gehörende Anteil am Harz auf das katlenburgische Erbe Lothars III. zurück. In der Nähe beider Orte ist nämlich ehemaliger Besitz der KaUenburger nachweisbar13• In Osterode selbst dürfte ebenfalls Gut aus diesem Erbe gelegen haben14 ; vielleicht waren Burg und "villa" Osterrode, die 1152/3 zum ersten Mal genannt werden, sogar Allodialbesitz der Grafen von Katlenburg und damit auch Lothars IIJ.1 5• Die Stauffenburg, die wahrscheinlich den Land- und Forstbezirk um den alten Königshof Gittelde18 beherrschte, dürfte katlenburger Reichslehen gewesen sein17• Diese Erwägungen berechtigen wohl zu der Annahme, daß schon zur Zeit Lothars III. in Osterode und Stauffenburg Hausministerialen saßen1s. In einer Urkunde des Süpplingenburgers aus dem Jahre 1134 werden neben dem Vogt Ludolf zum ersten Mal die Ministerialen Anno von Heimburg und Berthold von Peine genannt1 9 • Beide gehören später der welfischen Dienstmannschaft an, von beiden ist indes nicht mit Sicherheit zu sagen, ob sie schon vor 1125 1otharische Ministerialen waren20• Am ehesten mag dies für Anno von Heimburg zutreffen. Wie schon erwähnt wurde, hatte Lothar 1123 die Heimburg gebrandschatzt und sicherlich bald danach wieder aufgebaut. Wahrscheinlich hat er die neuerrichtete Burg um diese Zeit Anno zur Verwaltung übertragen21• Letzte geschichte der Stadt Osterode am Harz, in: ZHarzV Bd. 45 [1912] S. 1-65) hält 0. für eine Reichsburg; dazu Fahlbusch, Osterode und Herzberg S. 40 (daselbst auch zur älteren Literatur). Ende des 12. Jh. wird 0. im Tafelgüterverzeichnis genannt (MGH Const. I. nr. 440 S. 647); dazu vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 40. 13 Vogt, Herzogtum S. 39 ff., 69 ff. und Kartenbeilage; Hüttebräuker, Erbe S. 14 ff.; Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 410 f. ("vielleicht kaUenburgiseher Besitz"). 14 Hüttebräuker, ErbeS. 14 Anm. 18; Vogt, HerzogtumS. 70. 15 So Vogt, Herzogtum a.a.O.; anderer Meinung ist Murwedel (Verfassungsgeschichte S. 8), der 0 . für liudolfingisches Gut hält. 1~ Bode, Hasselfeide S. 102. 17 Friedrich I. bestätigt 1158 (Stumpf nr. 3793) Heinrich dem Löwen als dem Erben der katlenburgischen Lehen: "duo beneficia, forestem videlicet et comitatum ... in Lisga". Gittelde liegt im Lisgau, vgl. MGH D 0 I. nr. 312 (965) S. 426: "in ville Getlide in comitatu Lisgo". Daß die Stauffenburg katlenburgischer Besitz war, nehmen auch Günther - Dencker (Grubenhagen S. 187) an. über die spätere Zugehörigkeit von Gittelde zur Vogtei Stauffenburg vgl. Kleinau, Ortsverzeichnis S. 216, 592. 18 Vogt (Herzogtum S. 78 ff.) erwägt diese Möglichkeit nicht. 19 MGH D L III. nr. 59 (1134) S. 92 ff. 20 Vgl. oben S. 149 f. Vielleicht hatte Anno schon von 1138 jene Gerechtsame am Nordberg (bei Goslar) und jene Mühle in Goslar inne, die er um die Mitte des 12. Jahrhunderts von Heinrich dem Löwen zu Lehen trug und deren Herkunft aus dem süpplingenburgischen Erbe ausdrücklich betont wird (MGH Urk. HdL nr. 27 [1154] S. 36 ff.; nr. 39 [1157/ 8] S. 55 f.; UB Goslar I nr. 229 S. 258 f.; nr. 236 S. 269 f.; vgl. Haendle, Dienstmannen S. 23 ff.). 21 MGH Urk. HdL nr. 4-7 (1143-46) S. 4 ff.; nr. 10 (1147) S. 17 f.; nr. 20 u. 21 (1153) S. 28 ff. Vogt (Herzogtum S. 26, 48 f., 81 f.) zieht daraus den Schluß, daß beide Geschlechter Ministerialen Herzog Lotbars waren; dagegen hinsichtlich Peine Heinemann, Bistum Hildesheim (a.a.O.).

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Gewißheit ist in dieser Frage kaum zu gewinnen, ja es bleibt sogar zweifelhaft, ob Anno zwischen 1125 und 1138 überhaupt auf der Heimburg tätig war, denn anders als Bernhard, Friedrich und Esic von Blankenburg und Berthold von Peine wird Anno erstmals nach dem Tode Lothars nach dem Dienstsitz benannt22 • In der Zeugenreihe der Urkunde von 1134 steht er lediglich als "Anno cubicularius". Urklarheiten bestehen auch über die Herkunft des Geschlechtes. Möglicherweise entstammt er der Halberstädter Ministerialität23• Anno wäre dann in die herzogliche Ministerialität übergetreten, in der er 1134 als "cubicularius", 1144 als "camerarius" erscheint24• Wann dieser Übertritt erfolgt sein könnte, ist nur zu vermuten; möglicherweise fand er zwischen 1123 und 1125 statt, als der Interessenkonflikt mit dem Halberstädter Bistum um die Heimburg durch die Wahl Bischof Ottos zugunsten Lothars entschieden worden war25• Da Anno später unzweifelhaft der welfischen Ministerialität angehörte und sogar dasselbe herzogliche Hofamt bekleidete, das er schon unter dem Süpplingenburger innegehabt hatte, kann man wohl daraus schließen, daß er 1134 Lothar als dem Herzog und nicht als dem König zugeordnet war. Der Grund mag darin zu suchen sein, daß Anno schon vor 1125 Ministeriale des Herzogs geworden war; denn bei einem Übertritt nach 1125 wäre die Zuordnung zu König oder Herzog problematischer geworden26• Letztlich beeinflussen diese Unklarheiten nur am Rande das für uns wichtige Ergebnis, daß nämlich die Heimburg in der Hand eines 1otharischen Ministerialengeschlechts an die Welfen fiel: ehemaliges Reichsgut ging durch die Tätigkeit herzoglicher Ministerialen dem Reiche verloren. Eine Parallele hierzu scheinen die Vorgänge um das nach der Burg Peine benannte Ministerialengeschlecht zu bilden. Wie Anno von Heimburg und vielfach unmittelbar neben diesem begegnet auch Berthold von Peine nach 1143 in welfischen Urkunden27• Nach einhelliger Meinung gehörte seine Familie zumindest bis zum Sturz Heinrichs des Löwen (1180) der welfischen Dienstmannschaft an28 ; umstritten ist jeu MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 32 ff.; Vogt, Herzogtum S. 79 u. 162 f. (Regest nr. 63); Haendle, Dienstmannen S. 9. n Die Heimburger sind mit der Dienstmannenfamilie von Hessen wahrscheinlich stammesverwandt, demi beide Sippen führen fast dasselbe Wappen; G. Bode, Die Heimburg am Harz und ihr erstes Herrengeschlecht, die Herren von Heimburg (Forschungen zur Geschichte des Harzgebietes Bd. I, Wernigerode 1909), S. 26 ff.; nach Vogt (Herzogtum S. 80 Anm. 13) ist es ziemlich sicher, daß die von Hessen Halberstädter Stiftsministerialen waren. 24 Vogt, Herzogtum S. 81. 25 Ebenda, S. 26. " Gleichwohl kann auch diese Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden. Trotz der Uberschneidung von herzoglicher und königlicher Gewalt gingen beide Bereiche doch nicht völlig ineinander auf; hierzu vgl. auch S. 139 f., 281 ff. 27 28

Nachweis bei Vogt, Herzogtum S. 48 f. Anm. 51, S. 81. Haendle, Dienstmannen S. 30; Vogt a.a.O.; Heinemann, Bistum Hildes-

heim S. 174, 195, 275, 329 f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

doch ihre Stellung vor 1138. Die Burg Feine und die damit verbundenen Komitatsrechte, die für die Mitte des 12. Jahrhunderts nachgewiesen werden können, dürften ursprünglich Lehen der Bischöfe von Hildesheim gewesen sein29 • Aus dieser Tatsache muß man aber nicht folgern, daß Berthold, der als Zeuge im Königsdiplom von 1134 zum ersten Mal nachgewiesen werden kann, zur Zeit Lothars III. Hildesheimer Ministeriale gewesen ist30• Das erste Auftreten inmitten herzoglicher Dienstmannen, aber auch der schnelle Übergang zu Heinrich dem Löwen lassen sich besser erklären, wenn man Berthold schon für das Jahr 1134 als Ministerialen des sächsischen Herzogs und nicht als solchen des Königs, d. h. als Reichskirchenministerialen ansieht31• Die Beziehungen Lothars zu Anno von Heimburg und Berthold von Feine weisen eine bemerkenswerte Entsprechung auf: in beiden Fällen wurden in der Interessensphäre von Reichsbistümern gelegene Gerechtsame durch Ministerialengeschlechter so eng mit dem 1otharischen Herrschaftsbereich verbunden, daß diese Verflechtung den Thronwechsel von 1138 überstand. Die Nähe beider Orte zum 1otharischen Besitz32 macht diese Vorgänge verständlich. Am Westharz scheint sich eine ähnliche, ebenfalls auf Kosten der Reichskirche verlaufende Entwicklung angebahnt zu haben, die dann aber in den Anfängen steckenblieb. Einer - freilich wenig zuverlässigen- Quelle zufolge hatte der Ministeriale Widekind von Wolfenbüttel neben der Burg Scharzfeld und Gefällen aus dem Goslarer Berbau auch das "officium imperiale" in Pöhlde inne33• Daß diese Gerechtsame auf a.a.O., S. 82, 329 f. So aber Heinemann, a.a.O. - Daß Berthold von Peine 1142 (UB Hochstift Hildesheim I nr. 227 S. 206) "unter der gesamten bischofliehen Dienstmannschaft" (so Heinemann, a.a.O. S. 330) als Zeuge fungiert, zwingt, wie Heinemann selbst an anderer Stelle betont (S. 63), nicht zu dem Schluß, daß Berthold zu diesem Zeitpunkt (noch) Ministeriale Hildesheims war. Überdies dürfte es sich bei dem ebenfalls genannten Burchard von Welfenbüttel um einen welfischen Ministerialen handeln; vgl. Haendle, Dienstmannen S. 41 f. 31 Die Möglichkeit, daß Berthold oder sein Vorfahre einmal Ministeriale von Hildesheim gewesen ist, steht dem nicht entgegen. Man wird hier ebenso wie bei Anno von Heimburg an einen Übertritt in die süpplingenburgische Dienstmannschaft zu denken haben; für eine zeitliche Fixierung dieses Übertritts finden sich kaum Anhaltspunkte. Heinemann (a.a.O. S. 330) vermutet einen Zusammenhang mit den Veränderungen der Wernigeroder Grafschaftsrechte im Derlingau um 1121. Einen Übertritt erwägt Heinemann nicht, vermutlich aus grundsätzlichen Bedenken. Da diese methodischen Probleme im Zusammenhang mit den Beziehungen Lothars zum Adel wiederkehren, genügt hier ein Hinweis auf das unten S. 217 Anm. 43 Gesagte. 32 Die Heimburg liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Iotharischen Blankenburg; das Gebiet um Peine grenzt an den brunonischen Einflußbereich im Derlingau; vgl. Vogt, Herzogtum 26, 35 ff., 44 ff., 65, 71 ff. 33 Chronica ducum de Brunswick, hg. von L. Weiland, in: MGH Deutsche Chroniken II (Hannover 1877) S. 574-587, hier: c. 10 S. 581 mit Anm. 4 uhd 5; vgl. auch Mascher, Reichsgut S. 34 Anm. 8; Metz, Güterverzeichnisse S. 34, 41; Bernhardi, Lothar S. 349 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 583. - Zu Pöhlde vgl. auch oben S. 39 Anm. 28. zu Heinemann,

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§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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einer Verleihung durch Heinrich IV. beruhen, wie die Braunschweiger Chronik meint, ist sicherlich falsch34• Bedenkt man indessen, daß das Wolfenbütteler Geschlecht brunonischer Herkunft ist35 und daß Lothar im Jahre 1131 die Burg Scharzfeld von Magdeburg erwirbt38, so erscheint es als durchaus möglich, daß der König Widekind bald danach mit Aufgaben im Bereich von Pöhlde betraut hat. Das gleichzeitige Auftreten des Edelfreien Sigebodo von Scharzfeld steht dieser Vermutung nicht entgegen, denn freie und ministeriale Familien können, wie das Beispiel Blankenburg zeigt37, nebeneinander tätig sein. Die wachsende Bedeutung Sigebodos und seiner Nachkommen am Westharz 38 mag der Grund gewesen sein, weshalb die Welfen weder in Scharzfeld noch in Pöhlde vor der Übertragung beider Orte durch Friedrich Barbarossa (1158) Fuß fassen konnten39 : die 1otharisch-welfische Ministerialität war verdrängt worden. Allerdings nannte sich eine Ministerialensippe des Welfen schon vor 1158 nach der Burg Herzberg, die zusammen mit Pöhlde und Scharzfeld von dem Staufer eingetauscht wurde40• Interessanterweise hat man dieses Herzherger Geschlecht eben.:. falls auf Lothar 111. zurückführen wollen41 ; mehr als eine bloße Vermutung ist dies indessen nicht. Die wichtigste Funktion der 1otharischen Haus- und Herzogsministerialität bestand in der Burghut und in der Wahrnehmung der oft mit Burgen verbundenen Herrschaftsrechte. Peine, Blankenburg, Heimburg, Stauffenburg und Osterode, vielleicht auch Pöhlde, Scharzfeld und Herzberg befanden sich ausschließlich oder zum Teil in den Händen der Dienstmannen. Die Stadt Braunschweig, die nicht zuletzt auf Lothars Initiative hin ausgebaut worden ist42, unterstellte der König mit der Burg und dem Umland einem erstmals 1134 erwähnten "advocatus", dem Ministerialen Ludolf von Dahlum43• Die Vogteien über die Eigenklöster Königslutter und St. Aegidien in Braunschweig sollten nach ausdrücklicher Anordnung Lothars in den Händen der Klosterministe34 Mascher a.a.O.- Metz (Güterverzeichnisse S. 37) erwägt eine Verleihung durch Heinrich V. as Vogt, Herzogtum S. 52, 82. 36 MGH D L III. nr. 31 (1131) S. 47 f.; vgl. unten S. 216. 3 7 Vogt, HerzogtumS. 35 f., 79 ; vgl. auch unten S. 226. 38 Mascher, Reichsgut S. 33 ff.; unten S. 219 f. 39 Bosl, Reichsministerialität S. 44, 83, 129, 175, 583. Zum Tausch von 1158 siehe oben S. 129 Anm. 38. 40 Liupoldus von Herzberg ist Zeuge in: MGH Urk. HdL nr. 17 (vor 1152) S. 25; nr. 24 (1146-54) S. 34; nr. 27 (1154) S. 37 f. u . a. - Herzberg ist Ausstellungsort von: Urk. HdL nr. 28 (1154) S. 40; nr. 33 (1156) S. 48. · 41 Haendle, Dienstmannen S . 46 f. 42 Diestelkamp, Stadtgründungen S. 168, 171; Stoob, Königtum S. 55. 43 MGH D L III. nr. 59 (1134) S. 93 f.; vgl. auch D L III. nr. 21, 22 (1129) S. 32 ff. und das unechte D L III. nr. 127 (1130) S. 218. Dazu: Vogt, Herzogtum S. 80; Haendle, Dienstmannen S . 14 f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

rialität liegen44• Dem Michaelskioster in Lüneburg befahl der Süpplingenburger, in Zukunft alle Freienlehen nurmehr an die eigenen Dienstmannen zu vergeben45 • Einer Vermutung Karl Bosls zufolge hat Lothar die Ministerialen von Wolfenbüttel mit der seit Heinrich II. königlichen Vogtei über das Kloster Heiningen betraut46• Andere Ministerialen hatten Grafenrechte inne, wie aus späteren Quellen erschlossen werden kann47• Schließlich sei noch festgehalten, daß Lothar bemüht war, die innerhalb der Dienstmannschaft seines Hausmachtbereiches bestehenden Unterschiede auszugleichen: der eigenklösterlichen Ministerialität in Lüneburg und Wildeshausen verlieh er das gleiche Recht, das die herzoglichen Ministerialen hatten48• 2. Die Reichsministerialität Sachsen und Thüringen

Mit der Krone fielen Lothar auch die Reichsministerialen im sächsischthüringischen Raum zu. Wir wissen nicht, wie umfangreich die königliche Dienstmannschaft in der späten Salierzeit war. Da wir nur wenig von ihr hören1, dürfte sie nicht sehr bedeutend gewesen sein. Erst unter Lotbar III. trat sie deutlicher in Erscheinung. Vermutlich nahm sie während seiner Herrschaft sogar einen starken Aufschwung. Wenn die Pöhlder Annalen zu 1146 von "res mira et hactenus inaudita in regno" berichten, wonach die sächsischen Reichsministerialen in jenen Jahren ohne Geheiß des Königs häufig zu Besprechungen ("colloquia") zusammenkommen und Gericht abhalten würden, ohne daß der König, der daraufhin in Sachsen erschienen sei, an diesem Zustand etwas habe ändern können2 , so dürfte die Grundlage der darin zum Ausdruck kommenden selbstherrlichen Stellung der sächsischen Dienstmannschaft schon unter dem Süpplingenburger gelegt worden sein. 44 MGH D L III. nr. 67 (1134) S. 104f.; nr. 74 (1135) S. 114 ff.; Vogt, HerzogtumS. 84. 45 MGH D L III. nr. 75 (1135) S. 116 f .; Vogt, Herzogtum S. 116. 48 Bosl, Reichsministerialität S. 585; Haendle, Dienstmannen S. 46. Anderer Ansicht : Hei nemann, Bistum Hildesheim S. 114 m it Anm. 254, S . 246 Anm. 600. 47 Vogt, Herzogtum S. 48 f . ; Hildebrand, Staat 365. Die Vermutung Haendles (Dienstmannen S . 24 f.), daß Lothar die Reichsvogtei Goslar den (welfischen) Ministerialen von Heimburg übertragen habe, geht sicherlich zu weit; vgl. Jordan, Goslar S. 66 ff.; auch Bosl, Reichsministerialität S. 189; Voltmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 324; unten S. 212 f . 48 MGH D L III. nr. 73 (1135) S. 113; nr. 75 (1135) S. 116 f .; dazu vgl. Vogt, Herzogtum S . 83, 115 f., 119 f. 1 Bosl, Reichsministerialität S . 76 f., 82 ff. 2 Annales Palidenses S. 82; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 122 f.; Eberhardt, Territorialfürstentum S . 38.

§ 4.

Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Aus der Zeit zwischen 1125 und 1138 besitzen wir freilich nur wenige Nachrichten. Die wohl bedeutendste enthält die Urkunde Lotbars vom 26. Mai 11343• In ihr genehmigte der König, daß "Bevo de Grune'', der als "noster et regni ministerialis" bezeichnet wird, sein in der "villa Grune" gelegenes Dienstlehen von zwei Hufen dem Kloster Bursfelde schenkte. Dieses "Grune" ist mit Sicherheit als Altengrane zu deuten, das neben dem Dorf Burggrane eine der zur Pfalz Grone (bei Göttingen) gehörenden "villae regiae Gronaha" 4 war5 • Bevo ist der erste Reichsministeriale, der in diesem Krongutbereich erwähnt wird. Erst 1150 wird ein weiterer Angehöriger seiner Familie genannt6 • Wenn sein Geschlecht unter Lothar III. zum ersten Mal begegnet, so dürfte das nicht zuletzt als Anzeichen dafür zu werten sein, daß der alte Königshof und die zugehörige Pfalz unter einem Herrscher aus sächsischem Geschlecht erneut an Gewicht gewannen, nachdem sie seit der Zeit Heinrichs II. trotz des noch zu Beginn des 12. Jahrhunderts ansehnlichen Reichsgutes in der Umgebung einen erheblichen Bedeutungsverlust erlitten hatten7 • Grane, das noch im Sachsenspiegel als eine der vier sächsischen Pfalzen genannt wird8 , scheint unter den Staufern dann wieder auf seine frühere geringe Geltung zurückgefallen zu sein. Die Urkunde von 1134 ist noch aus einem weiteren Grunde bemerkenswert. Der König berichtet nämlich, daß Bevo seinen Sohn Gerung "in nostro et in regni servitio" bei der Befreiung Speyers verloren habe. Wenn Lotbar nun, vielleicht nach einigem Zögern ("tandem acMGH D L III. nr. 65 (1134) S. 101 f. Mainzer UB I nr. 326 (1070) S. 216. 5 0. FahZbusch, Die Topographie der Stadt Göttingen (Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens H. 21, Göttingen 1952), S. 112 ff.; zuletzt: A. Gauert, Zur Geschichte der Pfalz Grone nach der schriftlichen "Überlieferung, in: Deutsche Königspfalzen li S. 126-139. Im Register zu MGH D L III. S. 274 wird "Grune" als Gronau (Kreis Marienberg, Reg. Bez. Hildesheim) gedeutet. Hierfür bestehen keine Anhaltspunkte; in diesem Gronau ist im Gegenteil zu Grone bei Göttingen im 12. Jh. kein Reichsbesitz nachweisbar (vgl. Eggers, Grundbesitz S. 36 f., 66 ff.; Krabusch, Königsgut S. 262; BosZ, Reichsministerialität S. 83, 118, 571). - Wie hier Fahlbusch, Topographie S. 116, der die Argumente Bosls (a.a.O.) mit Hinweisen auf den Leitnamen der Ministerialenfamilie ("Gerungus") stützt. - G. wird auch im Tafelgüterverzeichnis aufgeführt (MGH Const. I nr. 440 S. 647). e FahZbusch, Topographie a.a.O. 7 Fahlbusch, Topographie S. 119 ff. Zum königlichen Itinerar begegnet G. 1025 zum letzten Mal; vgl. Gauert, Grone S. 127, 138. Metz (Güterverzeichnisse S. 36 f.) hebt demgegenüber die Zufälligkeiten der Itinerarforschung hervor. - Die Bedeutung der Reichsministerialen wird von Gauert (a.a.O.) stark betont. über die Beziehungen Hermanns von Winzenburg zu Grone vgl. unten S. 234 ff. 8 Sachsenspiegel III 62 § 1, Eckhardt S. 246. In dem Anfang des 12. Jahrhunderts verunechteten MGH D H IV. nr. 245 (1071) S. 310 f. (vgl. dazu Vorbemerkung S. 311) werden Hufen in mehreren umliegenden Orten als zur "curtis" Grone gehörig erwähnt. Insoweit entspricht die Urkunde sicherlich den Tatsachen. - 1146 vergabt Konrad III. die Pfalzkapelle in Grona an das Kloster Fredesloh (Stumpf nr. 3516; vgl. auch Bernhardi, Konrad III. S. 474). 3

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

quiescentes"), das Lehen "ob . nostram ac prefati filii ipsius recordationem" vergabt, so bietet dieser Vorgang ein anschauliches Beispiel für das militärische und politische Gewicht der Reichsdienstmannschaft: Lothar gab den drängenden Bitten eines Ministerialen nach, der seiner Sache in der Auseinandersetzung mit den Staufern zum Erfolg verholfen hatte, und verfügte, vielleicht um sich die Anhänglichkeit Bevos zu erhalten, in dessen Sinne über Reichsbesitz. Die Begünstigung des Eigenklosters Bursfelde, das als northeimische Stiftung an Lothar gefallen war9, tritt hinter diesem Gesichtspunkt zurück. Steht bei dieser Schenkung ein Reichsministeriale im Mittelpunkt des Geschehens, so hören wir von anderen königlichen Dienstmannen nur gelegentlich. Als erster Ministeriale aus der Krongutlandschaft am Südharz tritt Konrad Bärenhaupt als Zeuge einer 1128 beim Hoftag in Worms ausgestellten Urkunde auf10• Einige Jahre später kehrt er in einem Diplom wieder, das Lothar III. in der Pfalz Allstedt ausfertigen ließ11 • Außer ihm werden in der Zeugenreihe Konrad von Wallhausen, Volrad von Röblingen (Kreis Sangershausen) und drei weitere Ministerialen ohne Herkunftsbezeichnung ("Gosbrethus, Hildebodus, Thiedericus") genannt1 2 • Schon 1132 ist in einem Diplom Lothars 111. für das Kloster Walkenried von "ministeriales regni nostri" die Rede, ohne daß jedoch Namen oder Dienstsitz erwähnt werden13• Während diese, da sie bei der Begrenzung des an Walkenried geschenkten Wildbannes mitwirkten, wohl dem Reichsgut des westlichen Helmegaues zuzuordnen sind, gehören die Ministerialen von Wallhausen und Röblingen - und wohl auch die anderen in D. 60 genannten - zur östlichen Randzone des Kronbesitzes am Südharz. Der Umstand, daß in Wallhausen, einem der wichtigsten Pfalzorte dieses Bereiches14, unter Lothar III. zum ersten Mal Reichsministerialen nachzuweisen sind, legt die Vermutung nahe, daß die nordthüringische Dienstmannschaft zu dieser Zeit erheblich größer war, als sich dies auf 8

Vogt, Herzogtum S. 61 ff. u. 77.

MGH D L III. nr. 14 S. 17 f.; dazu vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 118, und unten S. 176 f. - Nach 113ß begegnet Konrad Bärenhaupt in Reg. Thur. I nr. 1507 (1144) S. 318 (Stumpf nr. 3485); nr. 1579 (1147) S. 332 f. (Stumpf nr. 3549). - Vielleicht entstammt der 1128 in derselben Urkunde genannte "Hermannus de Blidericheroth" ebenfalls aus dem sächsisch-thüringischen Raum. u MGH D L III. nr. 60 (1134) S. 94 f.; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 118. 1150 tauscht ein Konrad von Wallhausen mit Zustimmung Konrads III. Güter mit dem Burggrafen von Magdeburg aus (Stumpf nr. 3586; dazu Bernhardi, Konrad III. S. 890 Anm. 14). Er dürfte mit dem unter Lotbar III. auftretenden Ministerialen identisch sein. 12 Zu Wallhausen vgl. oben 8 . 146 Anm. 6; zu Röblingen: Eggers, Grundbesitz S. 39; Krabusch, Untersuchungen S. 300. 13 MGH D L III. nr. 42 (1132) S. 68 ff. 14 Vor der Schlacht am Welfesholz hat Heinrich V. sein Heer in Wallhausen zusammengezogen; Annales Pegavienses S. 252. 10

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Grund der Urkunden feststellen läßt. Die Überlieferungen aus dem folgenden Jahrzehnt bieten weitere Anhaltspunkte. In der Nähe von· Walkenried erscheint bereits 1140 ein Dietrich im Besitz der "villa" Hildwinsborn15• Im Umland der "villa" Nordhausen, deren "castrum" und "curtis dominicalis" Friedrich I. im Jahre 1158 veräußerteu', verwalteten Reichsdienstmannen den Kronbesitz, wie ein Vorgang aus dem Jahre 1148 erkennen läßt: als der Mainzer Erzbischof dem Kloster Walkenried eine Güterschenkung in diesem Gebiet sichern wollte, nannte er unter den politischen Gewalten, die zu Übergriffen fähig sind, einen "reipublicae exator", den Reichsschultheißen17• 1147 erscheinen neben Konrad Bärenhaupt die Ministerialen Gerwig und Friedrich, die eindeutig der Reichsburg Kyffhäuser zuzuordnen sind18 ; da die Anlage wahrscheinlich unter Lotbar III. wieder aufgebaut worden ist19, waren Angehörige dieser Familie wohl schon vor 1138 hier tätig. Auch in der Pfalz Allstedt dürften Iotharische Reichsministerialen gesessen haben. Zwar wird erst 1154 ein ministerialischer "villicus" von Allstedt genannt20, doch hatte schon Heinrich IV. Güter in diesem Gebiet einem Ministerialen übertragen21 • Die Dienstmannschaft im Bereich der Reichsvogtei Goslar, die zu der Vielzahl von Personen gehört, die die Interessen des Reiches wahrzunehmen hatte22 , bildete "eine besondere Spielart" 23• Ritter, Schöffenbarfreie und Reichsdienstmannen sind eng miteinander verflochten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, daß es bisweilen unmöglich ist, genauer zwischen freien und ministerialischen Familien zu unterscheiden. Dies gilt für die staufisehe Epoche und muß um so mehr für die 15 Reg. Thur. I nr. 1406 S. 293 f.; Die Urkunden des Stiftes Walkenried Abt. 1 (Urkundenbuch des historischen Vereins für Niedersachsen H. 2, Hannover 1852- künftig: Urk. Walkenried) nr. 7 S. 10; Stumpf nr. 3420. 16 Reg. Thur. II nr. 174 S. 34; Stumpf nr. 3804. Zu Nordhausen vgl. H. Silberborth, Geschichte der Freien Reichsstadt Nordhausen, in: Das tausendjährige Nordhausen Bd. I, hg. von Magistrat (Nordhausen 1927), S. 1-596; H. Silberborth, Ministerialität und Bürgertum in der Reichsstadt Nordhausen, in: HarzZ Bd. 2 (1950) S. 1-71; Eberhardt, KrongutS. 61; ders., LandgerichtS. 82. 17 Urk. Walkenried I nr. 11 (1148) S. 14 f.; dazu Mascher, Reichsgut und Komitat S. 112. - 1169 ist in einer Urkunde Friedrichs I. (UB Goslar I nr. 263 S. 294 f.; Reg. Thur. II nr. 380 S. 68; Stumpf nr. 4102) von der "villicatio Nortehusen" die Rede, zu der Hufen in Windehausen, Urbach und Bielen gehören. Zu weiterem Reichsgut in der Umgebung von N. vgl. Eberhardt, KrongutS. 61 f. 18 Reg. Thur. I nr. 1579 (1147) S. 332 f.; II nr. 50/51 (1153) S. 8; nr. 152 (1157) s. 28f. 19 Vgl. unten S. 217. 20 Reg. Thur. II nr. 67 S. 12. u MGH D H IV. nr. 74 (1061) S. 96 f .; nr. 201 (1061) S. 258; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 76 f. 22 Vgl. oben S. 38 Anm. 24. 23 Bosl, Reichsministerialität S. 573 ff., bes. S. 582; Borchers, Civitas Goslar s. 73 ff.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

voraufgehenden Jahrzehnte seit der Gründung der Reichsvogt ei (um 1070) gelten, wo die Quellen noch spärlicher fließen. Angehörige der Dienstmannensippen, die in staufiseher Zeit im Pfalzort selbst begütert waren und Bergbau- und Forstgerechtigkeiten im angrenzenden Harzbereich innehatten, begegnen bereits unter Lothar III.24 • In den beiden Urkunden für die Propstei Riechenberg25 werden nach anderen Zeugen "Herizo, Guntherus, Thiedericus barbatus, Tanko" und "Reinoldus" als "cives Goslarienses" aufgeführt. Ein Teil der Bürgerschaft, die bereits 1120 als starke Gruppe in einem Diplom Heinrichs V. auftritt26, kann gewiß als Reichsministerialen angesprochen werden. Ihrem Kreis entstammt der Goslarer Reichsvogt27 , der in späterer Zeit oftmals die Reihe der als Zeugen genannten Bürger anführt28• Der Vogt, der während der Herrschaft Lothars III. in Goslar amtete, begegnet uns nicht in den Diplomen des Königs. Aus Hildesheimer Urkunden erfahren wir jedoch, daß vor 1138 ein vermutlich dem Ministerialenstand entstammender "advocatus" Hermann tätig war29 • Da er der erste uns bekannte Vogt im 12. Jahrhundert ist, dürfte er - berücksichtigt man die schwache Stellung Heinrichs V. am Harz - sein Amt Lothar III. verdanken; unter dem Süpplingenburger wäre es demnach zu einem "Neuaufbau der Goslarer Vogtei gekommen" 30• Von den Vorfahren der führenden Dienstmannengeschlechter der Stauferzeit, wie der von dem Dike, "de Capella", "de Goslaria", von der Gowische und von Burgdorf31, lassen sich einige schon vor 1138 nachweisen. Die Familie "de Capella", die 1142 und 1147 mit Rudolf und seinen Söhnen Hermann und Ulrich auftritt32, war bereits in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts in Goslar tätig. 1147 bestätigte nämlich Bischof Bernhard von Hildesheim, daß ein gewisser Goslarer Kanoniker Sidag, die von seinen Eltern (!) gestiftete Cäcilienkapelle zu Goslar "cognato suo viro illustri Rudolfo" geschenkt habe; dies sei zur Zeit 24 Unter den "clientes", die sich Heinrich IV. samt ihren "bona" im Jahre 1086 vorbehielt (vgl. oben S. 37 Anm. 18), sind gewiß auch Ministerialen zu verstehen; unsicher ist jedoch, ob damit nur Ministerialen gemeint sind (so etwa Bosl, Reichsministerialität S. 574 f. ; Frölich, Verfassungsentwicklung S. 350; dagegen Grosse, Schicksal S. 18; jetzt auch Jordan, Goslar S. 55). Die Anfänge der Goslarer Ministerialität liegen jedenfalls vor 1125. 25 MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 32 ff. und nr. 32 (1131) S. 48 ff. " UB Goslar I nr. 164 S. 200 f. 27 Bosl, Reichsministerialität S. 575; Jordan, Goslar S. 53 ff. 28 UB Goslar I nr. 209 (1150) S. 239 f.; nr. 212 (1151) S. 341 ff. 29 UB Goslar I nr. 195 (1142) S. 226; nr. 208 (1147) S. 237; UB Hochstift Hildesheim I nr. 227 S. 205; nr. 245 S. 231; dazu Jordan, Goslar S. 61. 30 Jordan, Goslar S . 54. 1120 begegnet in Goslar ein "Eppo huius loci procurator" (UB Goslar I nr. 164 S. 200 f.; UB Hochstift Hildesheim I nr. 180 S. 161) ; ob er die Stellung eines Vogtes innehatte, bleibt ungewiß; vgl. Jordan, Goslar S. 59 f.; Stoob, KönigtumS. 52 f. 31 Bosl, Reichsministerialität S. 575 ff. 32 UB Goslar I nr. 195 (1142) S. 226 f.; nr. 108 (1147) S . 237 ff.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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seines Vorgängers Bertold geschehen, der von 1118-1130 den Bischofsstuhl innehatte33• Auch die Ministerialenfamilie "de Goslaria", deren Stammburg Wildenstein im Ockertallag und die gegen Ende des Jahrhunderts mehrere Grubenbezirke bei Goslar und eine "curia" bei der Kaiserpfalz besaß34, dürfte zu den salischen "clientes" zählen. "Herizo" und sein Bruder "Landfried " 35 sind die zur Zeit Lotbars III. nachweisbaren Angehörigen dieses Geschlechtes36• Auch der 1120 erwähnte Folcmarus gehört zur Familie von Wildenstein37 • 1133 werden zum ersten Male Angehörige der Familie von Burgdorf (nördlich Werla) genannt, die später als Inhaber der im Eckertal gelegenen Reichsburg Ahlsburg {Alardestein) und anderer Reichslehen nachzuweisen sind38• In einer Urkunde Bernhards von Hildesheim befürworteten "Arnoldus de Thornthusen et frater eius Liudgerus" mit anderen Bürgern von Dörnten die Abtrennung ihrer Kirche von der Pfarrei Hahndorf39 • Aus späteren Quellen40 ergibt sich, daß es sich dabei um Arnold von Burgdorf und seinen Bruder handelt. Ob dieser Dienstmann, der sich 1142 zum ersten Mal nach Burgdorf benannte und der 1144 in der Umgebung Konrads III. weilte41 , schon vorher hier ansässig war, muß offen bleiben. Zur Zeit Lothars scheint er, wie sich schon aus den Umständen seiner Ersterwähnung ergibt42, in erster Linie in Beziehung mit dem Hochstift Hildesheim gestanden zu haben. Auch begegnet er in einer Urkunde Bischof Bernhards von 1142 als Untervogt des Hildesheimer Klosters St. Georgenberg43• Es bleibt jedoch die Möglichkeit bestehen, daß er 33 34

35

Bode, Einleitung zu UB Goslar S. 38 Bosl, Reichsministerialität S. 576 f.

und vorige Anmerkung.

UB Goslar I nr. 164 (1120) 175 (1129) 177 u. 179 (1131) S. 200 ff., 207 ff.,

214f.

38 UB Goslar I nr. 214 (1151) S. 245 f.; nr. 229 (1154) S. 258 ff.; nr. 290 (1178) S. 314; MGH Urk. HdL nr. 27 (1154) S. 36 ff. 37 UB Goslar I nr. 164 (1120) S. 201; dazu Fröli ch, Ur- und Frühgeschichte

(1930) s. 269. 38 Bosl, Reichsministerialität S. 577; Berges, Geschichte S. 135 f; Rieckenberg, Pfalz Werla S. 185; Krüger, Bemerkungen S. 244 ff. - Der ministeria-

lische Charakter dieses Geschlechtes ist nicht immer einwandfrei festzustellen; Frölich (Verfassungsentwicklung S. 251) spricht in dieser Hinsicht zu Recht von "Dunkelheiten". Grosse (Schicksal S. 19 ff.) hält die Burgdorfer bis zum Jahre 1157 für "treie und edle Reichsministeriale". Mit Haendle (Dienstmannen S. 12) und Bosl (Reichsministerialität S. 578) darf man jedoch sicherlich davon ausgehen, daß die Familie mindestens seit 1144 zur Reichsdienstmannschaft gehört. Über weitere, im 13. u. 14. Jahrhundert nachweisbare Reichslehen der Burgdorfer bei der Harzburg, in Döhren, Döhrenhausen, Dörnten, Goslar u. a. vgl. Grosse, SchicksalS. 19 ff.; auch Krüger a.a.O. 39 UB Goslar I nr. 184 (1133) S. 219 f. 40 UB Goslar I nr. 196 (1142) nr. 200 (1144) nr. 212 (1151) nr. 213 (1151) S. 227, 229 f., 241 ff. 41 UB Goslar I nr. 196 (1142) S. 227; nr. 200 (1144) S. 229 f.; Stumpf nr. 3483. u UB Goslar I nr. 184 (1133) S. 219 f.; nr. 196 (1142) S. 227. 43 Vgl. Anm. 42.- Nach Reinemann (Bistum Bildesheim S. 246) hatten die Burgdorfer auch die Vogtei über Heiningen inne; anders Bosl (vgl. oben S. 168 Anm. 46).

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

schon vor 1138 dem Kreis der Goslarer Ministerialität angehörte; hierfür spricht nicht nur der Umstand, daß der Burgdorfer die Untervogtei von St. Georgenberg innehatte, sondern auch der etwas später nachweisbare Familienbesitz in Goslar selbst und seiner näheren Umgebung44 • In den übrigen Landschaften Sachsens und Thüringens begegnen zur Zeit Lothars Ill. keine Reichsministerialen. Dies trifft selbst für jene Gebiete zu, in denen Reichsgut noch in ansehnlichem Umfang vorhanden war, wie im Umland von Mühlhausen und im Raum östlich der Saale4s. Da hier auch in der frühen Stauferzeit nur vereinzelt Dienstmannen auftreten, kann man mit einiger Gewißheit davon ausgehen, daß die Ministerialität Lotbars Ill. nicht bedeutender war. Zwei Ministerialen, die im Umland der Reichsstadt Mühlhausen und in der Saalelandschaft südlich Naumburg begütert waren, werden in Urkunden Konrads Ill. aus dem Jahre 1140 erwähnt. Es sind dies der "ministeriali.s noster" Hermann, der über Dienstlehen in "Kermare" {wohl Görmar nordöstlich Mühlhausen) verfügt46, und Hugo von Prießnitz47 • Der "Mazelinus marcalcus domini regis", der unter Konrad Ill. begegnet, mag ein Nachkomme des 1068 von Heinrich IV. im Pleißengau beschenkten Mazelin sein4 s. Vielleicht waren in diesem Gebiet, wo bereits 1145 südöstlich von Altenburg eine Reihe Dörfer mit deutschen Namen überliefert sind, schon im dritten Jahrzehnt jene Ministerialensippen ansässig, die sich später nach diesen Orten nannten. 1143 begegnet ein Ahnherr der Dienstmannen von Nobitz49 • Für die nahegelegenen Dörfer Ehrenhain, Stünzhain, Priefel und Ponitz dürfte Ähnliches gelten50• Gleichwohl ist nicht zu verkennen, daß der eigentliche Ausbau der "terra Blisnensis" zu einem Königsterritorium erst unter den staufiu UB Goslar I nr. 324 (1188) S. 257 ff. und nr. 213 (1151) S. 242: Arnold gibt eine Mühle in Goslar zur Zeit des Propstes Gerhard (nachweisbar seit 1131, gestorben nach 1145, aber wohl länger vor 1151; dazu vgl. Bode, Einleitung UB Goslar S. 88) an Riechenberg. UB Goslar I nr. 212 (1151) S. 241 f. u. nr. 219 (1152) S. 249 f.: "Thiedwardigerode" (bei Ohlhof, nördlich Goslar), "silva Horst" (bei Goslar) und "Reinswiderode" (bei Goslar). Zur Ahlsburg vgl. oben Anm. 38. - Krüger (Bemerkungen S. 251) vermutet schon für die Salierzeit andere Reichsministerialen in Burgdorf. •s Vgl. oben S. 39 f. 48 UB Mühlhausen nr. 36 (1139) S. 8; dazu Bernhardi, Konrad III. S. 111 Anm. 22; Bosl, Reichsministerialität S. 567 ff. Über die 1otharischen Ministerialen bei Mühlhausens. oben Anm. 1. 47 UB Naumburg nr. 149 (1140) S. 130; nr. 164 (1144) S. 144; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 552. - Vielleicht waren in Breitenbuch (UB Naumburg nr. 143 (1138] S. 123 ff.; nr. 364 [1190] S. 331 f.) um 1140 ebenfalls Ministerialen tätig; vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 528. •s Bosl, Reichsministerialität S. 77. 48 Bosl, Reichsministerialität S. 523 f.; Helbig, Ständestaat S. 186 f.; H. Patze, Zur Geschichte des Pleißengaus im 12. Jahrhundert auf Grund des Zehntverzeichnisses des Klosters Bosau (bei Zeitz) von 1181/1214, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd. 90 (1953) S. 94-108, hier: S. 93. 50 Bosl, Reichsministerialität S. 515, 524 f.

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sehen Herrschern begann51 • Wenn sich im Jahre 1140 ein bischöflicher Ministeriale nach Altenburg nennt52, wenn außerdem die Vorfahren später so bedeutender Dienstmannengeschlechter wie der von Schönburg, Gröbitz und Crossen vor der Mitte des 12. Jahrhunderts eindeutig unter naumburgischem Einfluß stehen53, so ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, daß sich zur Zeit Lotbars III. die Reichsministerialität im Pleißengau noch nicht entfaltet hatte. Wir werden bei der Behandlung der Reichsgutspolitik Lotbars jedoch noch feststellen können, daß in den Jahren seiner Regierung entscheidende Grundlagen für den späteren Aufschwung des königlichen Territoriums gelegt worden sind. Die Dienstmannschaft scheint dabei keine nennenswerte Rolle gespielt zu haben; dennoch legt die Tatsache, daß die Ministerialenburg Rabenstein (zwischen Chemnitz und Waldenburg) vor 1135 errichtet worden ist54, den Schluß nahe, daß vereinzelte Ministerialen schon in Vorstaufischer Zeit in die Ausbaugebiete vorgedrungen sind. Eine gewisse Stütze findet diese Vermutung darin, daß der 1otharische Dienstmann Erkenbert von Weida 1122 eine Urkunde bezeugt, die der Bischof von Naumburg für die auf Befehl Heinrichs V. in Plauen (Vogtland) erbaute Kirche ausgestellt hat55 ; vielleicht erstreckte sich der Tätigkeitsbereich Erkenberts schon um diese Zeit bis in das Gebiet östlich der Saale56• Die Aufgaben der Reichsministerialen entsprachen im wesentlichen denen der 1otharischen Hausdienstmannschaft. Am deutlichsten ist die Tätigkeit der Ministerialen am Südharz zu erkennen, wo sie die stärkste Gruppe während der Herrschaft Lotbars III. bildeten. Ihnen oblag die Hut von Pfalzen und Burgen, wie für Wallhausen und Röblingen 51 Helbig, Ständestaat S. 209 ff., 272 ff., 297 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 495; Schlesinger, GerichtsverfassungS. 102 f. 52 UB Naumburg nr. 155 (1140) S. 137 f. 53 Zu Schönburg: UB Naumburg nr. 334 (1161-1186) S. 319; Bosl, Reichsministerialität S. 510. - Zu Gröbitz: UB Naumburg nr. 133 (1135) S. 115 f.; nr. 168 (1144) S. 147 f.; nr. 209 (1152) S. 186 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 511.- Zu Crossen: UB Naumburg nr. 130 (1133) S. 113 f.; nr. 153 (1140) S. 155; nr. 168 (1144) S. 147 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 528. 1140 nennt sich ein Naumburger Ministeriale nach Altenburg; UB Naumburg nr. 155 (1140) S. 137 f. - Über die Beziehungen Naumburgs zum Pleißengau vgl. auch UB Naumburg nr. 175 (1145) S. 154 f. und nr. 177 (1146) S. 157 f.; Schlesinger, Schönburgische Lande S. 32 ff.; zum Einfluß Lothars III. in Naumburg vgl. zuletzt Stoob, Königtum S. 53. 54 Rabenstein war später einer der Mittelpunkte der Herrschaft der Reichsministerialen von Waldenburg ; Bosl, Reichsministerialität S. 500. 55 Reg. Thur. I nr. 1170 S. 245 ff.; dazu Bosl, Reichsministerialität S. 530; W. Finkenwirth, Die Entwicklung der Landeshoheit der Vorfahren des Fürstenhauses Reuß (1122-1329) (Jenaer HiStorische Arbeiten H. 2, Bann 1912) S. 13 ff.; 16 f. Erkenbert von Weida begegnet dann wieder als Zeuge in MGH Urk. HdL nr. 4 (1143) S. 5 ff.; vgl. oben Anm. 1. 56 Bosl, Reichsministerialität S. 530; Vogt, Herzogtum S. 102 Anm. 43. Zur Tätigkeit der Vögte von Weida in staufiseher Zeit bes. auch Schlesinger, Egerland, Vogtland, Pleißenland S. 200.

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nachzuweisen und für Kyffhäuser, Allstedt und Nordhausen zu vermuten ist. Darüber hinaus erstreckte sich ihre Tätigkeit auf das Reichsland in der Umgebung. Gemeinsam mit dem Edelfreien Christian von Rothenburg bestimmten sie den Umfang des an Walkenried geschenkten Teiles aus dem Reichsforst; das Umland von Nordhausen unterstand als "villicatio" einem Ministerialen. Neben diesen Verwaltungsaufgaben kam aber auch dem militärischen Charakter der Dienstmannschaft große Bedeutung zu, wie die Nachricht deutlich werden läßt, daß Bevo von Grune seinen Sohn im Dienste des Königs verloren hat. Von sächsischen Reichskirchenministerialen hören wir in einer Urkunde Lothars III. von 112957• Gevehard von Lochtum, dem der König hierin den vom Pfalzgrafen erworbenen Besitz bestätigte, war Dienstmann des Halberstädter Hochstiftes. Möglicherweise gehörten auch die in der Zeugenreihe genannten beiden Dietrich von Dingelstedt, Arnold von Anderbeck und Dietrich von Hessen zur Stiftsministerialität; entsprechendes gilt für die ohne Ortsbezeichnung aufgeführten Zeugen "Willerus" und "Odalricus"58• Daß es sich bei den Beziehungen Lothars III. zur Halberstädter Ministerialität nicht bloß um einen gelegentlichen Kontakt handelte, kann man schon der Urkunde für Gevehard von Lochturn entnehmen. Außerdem ist zu beachten, daß dieser Dienstmann die im Harzgau gelegene "tota curtis Abbenrod" mit allem Zubehör gekauft und damit im Kernbereich Iotharischer Macht einen bedeutenden Besitz gewonnen hat. Zur Hildesheimer Dienstmannschaft bestehen ebenfalls engere Beziehungen Lothars III., wie eine Urkunde aus dem Jahre 1136 zeigt, wonach die unter Zustimmung seiner Mitministerialen ("comministerialium suorum") gemachte Schenkung Reingers an das Madenkloster zu Braunschweig (= St. Ägidien) vom Kaiser bestätigt wurde59• Hier ist nicht das geschenkte Erbgut in Berkum von Interesse, als vielmehr die Tatsache, daß ein Hildesheimer Stiftsministeriale mit dem brunonischen Hauskloster in enger Beziehung steht. Sie ist sichtbarer Ausdruck der Anziehungskraft, die der Iotharische Hausmachtbereich auf die Dienstmannschaft der Reichskirche ausgeübt hat. Rheinfranken Von kaum geringerer Bedeutung als die Ministerialen des sächsischthüringischen Raumes waren die Dienstmannen in den Landschaften an Mittelrhein und Untermain. Am 27. Dezember 1128 bekräftigt König MGH D L III. nr. 21 (1129) S. 32; dazu Vogt, HerzogtumS. 80 Anm. 12. Ebenda; über die mögliche Zugehörigkeit der Ministerialen von Heimburg zur Halberstädter Dienstmannschaft vgl. oben S. 165. 58 MGH D L III. nr. 85 (1136) S. 133. Zu den Ministerialen von Peine, die Heinemann (Bistum Hildesheim S. 329 ff.) für Hildesheimer Stiftsministerialen hält, vgl. oben S. 165 f. 51

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Lothar zu Worms auf einem vielbesuchten Hoftag in einer Urkunde1 die Schenkung von sieben Hufen im Reichsforst Dreieich an den getreuen Ministerialen {"fideli nostro ministeriali") Konrad von Hagen. Die Begünstigung dieses Dienstmannes wird näher begründet: "ob magnam ac studiosam fidelissimi serviminis sui devotionem et exhibitionem" seien die Hufen vergabt worden. Konrad sollte für seine Dienste belohnt werden. In welcher Weise er sich verdient gemacht hat, geht aus der Urkunde nicht hervor. Vermutlich hatte er sich im Kampfe gegen die Staufer hervorgetan. Ein solcher Fall ist uns aus einer späteren Urkunde2 bekannt, in der der König ausdrücklich erwähnt, daß ein Ministeriale in seinem und des Reiches Dienst bei der Befreiung der Speyerer Kirche aus der staufischen Herrschaft beteiligt war. Bei Konrad von Hagen dürfte es sich ähnlich verhalten haben. Ein Zusammenhang mit den Kämpfen in Rheinfranken ist schon durch die zeitliche Nähe gegeben. Wenige Wochen vor dem Hoftag zu Worms war die erste Belagerung Speyers erfolgreich beendet worden, ohne jedoch zu einer dauernden Verdrängung des Gegners zu führen3 • Lothar hatte in diesem ersten Waffengang die Stellung der staufischen Brüder nur wenig schwächen können. Es mußte ihm deshalb vor allem darum gehen, die königstreuen Kräfte zu sichern und an sich zu binden. Mit der Schenkung an Konrad von Hagen wollte er nicht nur diesen einzelnen Dienstmann in seiner Treue zur Krone bestärken, sondern einen weit größeren Kreis von Ministerialen ansprechen. In der Zeugenreihe der Urkunde von 1128 begegnen nicht weniger als 24 Reichsministerialen. Die Begünstigung eines ihrer Standesgenossen erfolgte in propagandistischer Absicht. Die genannten Dienstmannen sollten in ihrer Anhänglichkeit an Lothar bestärkt werden. Darüber hinaus sollte wohl auch den noch dem salischen Hause und den Staufern anhängenden Ministerialen in Franken und wohl auch Schwaben Eindruck gemacht und ihr Übergang auf Lothars Seite vorbereitet werden4 • Noch war die Auseinandersetzung mit den Staufern nicht entschieden, die im folgenden Jahr Speyer wieder in ihre Gewalt bringen konnten. Vermutlich war es das Ziel Lothars, mit den Reichsministerialen auch das Reichsgut am Unterlauf des Mains und am Mittelrhein, soweit es nicht in die Kämpfe hineingezogen worden war, gegen ein weiteres Vordringen der Staufer abzusichern. Die Mehrzahl der in dem Diplom von 1 MGH D L III. nr. 14 (1128) S. 17 f.; zu dieser Urkunde ausführlich Bosl, Reichsministerialität, S. 114 ff.; Segner, Reichsministerialität S. 56 ff. ("Dankesgeste"); J.-P. Ritter, MinisteriaHte et chevalerie, dignite humaine et liberte dans droit medieval (Lausanne 1955), S. 85 f. z MGH D L III. nr. 65 (1135) S. 101 f. 3 Die Belagerung hatte von Mitte August 1128 gegen drei Monate gedauert; Bernhardi, Lothar S. 194 f. 4 Dieser Gesichtspunkt wird m. E. von Bosl (a.a.O. S. 114) zu stark betont.

12 Wadle

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Worms genannten Ministerialen stammt aus diesem Gebiet, wo der staufisehe Einfluß noch begrenzt war. Neben zwei Reichshofbeamten, einem Dienstmann aus Thüringen und zahlreichen Ministerialen aus dem Mittel- und Niederrheingebiets begegnen unter den Zeugen eine Reihe von Dienstmannen aus dem Rhein-Mainland und dem rheinhessischen Raum. In diesem Zusammenhang interessiert nur die letztgenannte Gruppe. Neben Konrad von Hagen und dessen vermutlichen Söhnen Ulrich und Konrad 6 stammen auch Walter von Viibel und Giselbert von Trebur aus dem Untermainland. Das Geschlecht der Reichsministerialen von Hagen ( = Hain, Dreieichenhain), das wohl aus dem Frankfurter Königshof hervorgegangen ist7 , war das bedeutendste Dienstmannengeschlecht in diesem Gebiet. Noch in dem Privileg von 1128 kommt seine ursprüngliche Aufgabe, die Verwaltung des Reichsforstes Dreieich, zum Ausdruck, wenn es zur näheren Beschreibung des geschenkten Landes heißt: "terram ... sitam in regio foresto nostro Driech nuncupato inter Suinhagen" (oberer Schweinstieg bei Frankfurt) "et Mogonum fluvium iuxta rivum quendam Cuningesbach dictum" (Königs- oder Luderbach, der im Frankfurter Stadtwald in den Main mündet) "in banno foresto nostri praedicti, quem idem Cuonradus a manu nostra tenuit". Das Geschlecht, das unter Heinrich III. zum ersten Mal nachweisbar ist8 , war mit seinem Aufgabenbereich in der Folgezeit weit über die Dreieich hinausgewachsen. Unter Heinrich V. begegnen Konrad und besonders dessen Bruder Eberhard von Hagen in politischer Mission. So verhandelte Eberhard im Jahre 1120 für den Kaiser mit Beauftragten des Erzbischofs von Trier9 • Die Schenkung des zum alten Königshof ("curtis regia") Wiesbaden gehörenden Waldes an Eberhard wurde mit seinen Verdiensten im Feldzug Heinrichs V. nach Westfalen begründet1°. Konrad begegnet in der Urkunde über diese Vergabung als Zeuge. Der Einfluß des Geschlechtes auf das alte Reichsgut der Königssundra, das als Verbindungsstück zwischen dem Reichsland um Frankfurt und dem Ingelheimer Reich, aber auch als Gegengewicht zum Erzstift Mainz von großer Wichtigkeit war, 5 Der Sitz der übrigen Ministerialen ist unbekannt und auch nicht annäherungsweise bestimmbar (Bosl, Reichsministerialität S. 114 ff.). 0 Bosl, Reichsministerialität S. 116. 7 Bosl, Reichsministerialität S. 299; ders., Pfalzen S. 7. 1140 wird ein Angehöriger des Geschlechtes nach Frankfurt benannt; Lacomblet I nr. 340 S. 228 f.; Stumpf nr. 3414. - Zur Frühgeschichte der Hagen-Münzenherger vgl. auch Demandt, Geschichte Hessens S. 328 ff.; jetzt auch ausführlich Kropat, Wetterau S. 76 ff., 159 ff.; Kratz, ErfassungS. 62 f. 8 Bosl, Reichsministerialität S. 64. 8 Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 150 Anm. 8. 10 Monumenta Boica Bd. 29 a nr. 447 S. 244; Stumpf nr. 3190.

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wurde damit verstärkt11• Durch Schenkungen Heinrichs IV. und durch Heirat hatten die Hagen auch nördlich des Frankfurter Reichsgutes in der Wetterau Fuß gefaßt12 • Unter Lothar III. hat Konrad ein ähnliches Gewicht wie sein Bruder in den voraufgegangenen Jahren. Er tritt in einer Urkunde des Trierer Erzbischofs vorn Jahre 1129 als Zeuge auf13• Auch in Urkunden Adalbert I. von Mainz ist er zu finden 14• Die Ministerialen von Vilbel und Trebur stehen ebenfalls in Beziehung zum Reichsgebiet der Dreieich, die im 11. und beginnenden 12. Jahrhundert auch die Königsgrafschaft Bornheirner Berg und damit den alten Fiskus Frankfurt rniturnfaßte15• Vilbel, das Teil des Frankfurter Komplexes war, lag an der nordöstlichen Grenze des Forstes, Trebur in der südwestlichen Randzone18• Während wir von Viibel in der Salierzeit nichts hören, ist das karolingische Königsgut Trebur, das arn Knotenpunkt der alten Straßen von Oppenheirn und Mainz nach Frankfurt lag, Schauplatz wichtiger Reichstage. Unter Heinrich IV. hatte Trebur seine große Zeit erlebt17 ; noch 1119 fand hier eine Reichsversammlung statt. Trebur gehörte zu den wichtigen Orten der salischen Königslandschaft im Rhein-Main-Gebiet. Erst in späterer Zeit wurde seine Stellung schwächer, ohne jedoch völlig zu erlöschen18• Die Ministerialen von 11 Waas, Kernland S. 13; Weigel, Organisation S. 31 ff.; W.-H. Struck, Staat und Stadt in der Geschichte Wiesbadens, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 14 (1964) S. 22-66, hier: S. 24. 12 Cuno, ein Vorfahre des Geschlechtes besitzt schon im 11. Jh. Güter in der Wetterau (MGH D H IV. nr. 21 [1057] S. 26 und nr. 137 [1064] S. 179); 1143 wird Konrad nach Arnsburg benannt (Stumpf nr. 3451; Bernhardi, Konrad S. 312); zur Arnsburg, wohin die spätere Familienstiftung der Hagen verlegt wird, und zum Besitz des Geschlechtes in der Wetterau vgl. auch K . Ebel, Geschichte des Klosters Arnsburg in der Wetterau, in: Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins in Gießen NF Bd. 4 (1893) S. 66---101, hier bes. S. 70 ff.; eingehend jetzt: Kropat, Wetterau S. 76 ff., 159 ff. 13 Mittelrhein. UB I nr. 467 b (1129) S. 524 f. 14 Mainzer UB I nr. 564 (1130) S. 477 f. und nr. 566 (1130) S. 481 f. Unter Konrad III. begegnet der Ministeriale von Hagen sehr häufig: Stumpf nr. 3370, 3376, 3377, 3378 (1138); nr. 3410, 3411, 3414, 3414 d, 3420 (1140); nr. 3508

(1145), u. a. m. 15 Bosl, Reichsministerialität S. 65, 294, 308; 1143 begegnet Walter von V. in einer Urkunde Konrads III. (Stumpf nr. 3451; dazu vgl. Bernhardi, Konrad III. S . 312). 16 Zum Forst Dreieich und seinen Grenzen: Glöckner, Rhein-Main-Gebiet S. 197 f.; Niese, Reichsgut S. 168 f.; Ranzi, Königsgut S. 163 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 294 f.; ders., Pfalzen S. 7; H. B ingemer, Zur Lage des Kö-

nigshofes in Bergen, in: Z. des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde NF Bd. 40 (1917) S. 124-170, hier: S. 157 f. 17 W. Diefenbach, Die Kaiserpfalz zu Trebur (Groß-Gerau 1934), S. 15 ff.; Krabusch, Königsgut S. 313; Bosl, Reichsministerialität S. 294 f. - Zuletzt Wolf, Trebur, bes. S. 146, der (S. 149 ff.) auch näher auf die Ausdehnung des bis ins 12. Jahrhundert hinein geschlossenen Königsgutbezirkes um Trebur eingeht. 18 In der späteren Stauferzeit erstreckte sich der Herrschaftsbereich der Ministerialen von Hagen auch auf Trebur (Bosl a.a.O.). Trebur wird noch im Tafelgüterverzeichnis genannt (MGH Const. I nr. 440 S. 648).

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Hagen, Viibel und Trebur, die sich am Hofe Lothars III. aufhielten, können somit geradezu als Repräsentanten des alten Kernlandes am Main angesprochen werden. Für das linksrheinische Gebiet kann man Ähnliches von Ingelheim sagen. Hier hat Lothar dem Bericht der oben schon genannten Urkunde Konrads III. 19 zufolge bei der Übertragung von Gütern mitgewirkt, die der Ministeriale Gerlach von Ingelheim ("Gerlaho nomine de Ingilheim") dem Kloster 1St. Johann auf dem Bischofsberg schenken wollte. Der König mußte die Stiftung genehmigen, da es sich bei dem in lngelheim liegenden Besitz ("quaedam praedia ... sita in praenominata villa"} um Reichsgut handelte. Vermutlich war Lothar III. dem Verlangen des Dienstmannes nachgekommen, weil er ihn durch diesen Gnadenerweis belohnen oder auch erst für sich gewinnen wollte. Gerlach ist der erste uns bekannte Ministeriale, der sich nach Ingelheim nennt. Gleichwohl kann angenommen werden, daß bereits in der Salierzeit Reichsdienstmannen in dem alten Pfalzort und seinem Umland tätig waren20• Die Verhältnisse im Donnersberggebiet liegen nicht so klar wie in Ingelheim. Während aus der Salierzeit keine Nachrichten auf das Vorkommen von Ministerialen in diesem Raum hinweisen, treten unter Lothar Dienstmannen auf, die sich nach Burgen am Donnersberg nennen. Im Diplom vom 27. Dezember 112821 begegnet Werner von Bolanden zum ersten Mal. Er ist der älteste uns bekannte Angehörige jenes Geschlechtes, das unter Friedrich Barbarossa zu einer überragenden StelVgl. oben S. 156 Anm. 20. (Königspfalz Ingelheim S. 121) begründet seine Annahme, daß Gerlach nicht der erste Ministeriale in I. war, nicht weiter. An sich spricht schon die Tatsache, daß I. 1107 dem gefangenen Heinrich IV. zum Unterhalt zugewiesen werden sollte (Meyer von Knonau, Jahrbücher V S. 266 ff.), für eine fortgeschrittene Organisation des Reichsgutes um die alte Pfalz, mithin auch für die Anwesenheit von Reichsdienstmannen. Aus einer Urkunde Heinrichs V. aus dem Jahre 1125 (Mittelrhein UB I nr. 452 S. 510 ff.; Stumpf nr. 3212) ergibt sich außerdem, daß in salischer Zeit in der Umgebung von I. Reichsministerialen tätig waren. Heinrich V. restituiert nämlich Güter an die Abtei St. Maximin in Trier, darunter u. a. einen Hof mit Kirche in Sauerschwabenheim (südlich I.), den Heinrich IV. von seinem Ministerialen Heinrich gekauft hatte. Diesen Hof habe der Ministeriale Wolfger zusammen mit Zubehör in Ebersheim (bei Nieder-Olm) und Bretzenheim (bei Mainz) widerrechtlich in Beschlag genommen. Möglicherweise steht dieser Ministeriale mit dem in Urkunden Adalberts (Mainzer UB I nr. 526 [1124] S. 432 ff. und nr. 580 [1132] S. 497 f.) genannten Dienstmann Wolfger in Zusammenhang.Ob sich I. im 11. Jh. unter der Grafenvogtei der Emichonen befand, ist umstritten (Metz, Miszellen S. 24; Classen, Ingelheim 8.104); auf benachbartem ehemaligem Reichsgut (etwa in Flonheim) begegnen sie als Untergrafen der Salier (vgl. Kraft, Wormsgau S . 198 u. a.). 21 MGH D L III. nr. 14 S. 17 f. 19

° Classen

2

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lung aufsteigen sollte22• Die Gründung des Prämonstratenserstiftes Hane-Bolanden durch Werner wird 1129 von Adalbert von Mainz bestätigt23. Im folgenden Jahr fungiert der Bolander als Zeuge in einer Urkunde des Erzbischofs24 • Auf einen Vorfall um das Jahr 1333, in den Werner verwickelt war, bezieht sich eine Überlieferung in den Additamenta fratrum Cappenbergensium; danach soll der Bolander Magdeburger Weineinkünfte ("vini redditus"), die er seit einiger Zeit in Besitz gehabt habe, gegenüber Erzbischof Norbert als rechtmäßiges Eigentum ("legitima hereditatis suae possessio") bezeichnet haben25• 1135 bestätigt der Mainzer Oberhirte, daß Werner kurz vor seinem Tode seiner Gründung Hane ein Gut in Oppenheim, Besitz in "Nirwenburg" und eine Kapelle in Bolanden gestiftet habe26 • Aus späteren Quellen erfahren wir etwas mehr über den Besitz des ersten bekannten Bolanders. Außer der Reichsburg Bolanden selbst27 , einem "predium" in Kirch22 Zur Geschichte der Bolander zusammenfassend und mit Hinweisen auf die ältere Literatur: E . Jacob, Untersuchungen über Herkunft und Aufstieg des Reichsministerialengeschlechtes Bolanden (Diss. Gießen 1936). Aus jüngerer Zeit sind nachzutragen: Bosl, Reichsministerialität S. 196 ff., 260 ff., 609 ff.; H. Büttner, Das Privileg Lucius III. von 1182 für das Prämonstratenserstift Rodenkirchen bei Bolanden, in: ZGO Bd. 107 (1959) S. 24-39; Metz, Güterverzeichnisse S. 52 ff. 23 Mainzer UB I nr. 558 (1129) S. 471. 24 Ebenda, nr. 566 (1130) S. 491 f. 25 Additamenta fratrum Cappenbergensium, hg. von R. Wilmans, in: MGH SS XII (Hannover 1856) S. 704-706, hier: S. 706; dazu J. Bauermann, Erzbischof Norbert und die rheinischen Güter des Erzstifts Magdeburg, in: Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg Jg. 66/67 (1931/32) S. 1-39, hier: S. 1 ff. 28 Mainzer UB I nr. 602 (1135) S. 521. Den Hof in Oppenheim hat Werner I. von einem "consanguineus Chunradus" erworben; er kehrt in der Besitzliste der Urkunde Erzbischofs Konrad für Rodenkirchen von 1189 (Büttner, Privileg S. 34 ff.) wieder. Hier erfahren wir auch, daß bei der Teilung des Besitzes an Rodenkirchen kam: "predium in Oppinheim in agris, vineis et pratis quod Wernerus pater Werneri advocati partim contulit, partim Walburgis filio suo Cunrado consentiente contradedit" (Büttner, Privileg S. 36). Damit wird neben dem "consanguineus" von 1135 eine weitere Verwandte des Klosterstifters erwähnt. Da über die Art der Verwandtschaft aber nichts bekannt ist, ist die Nachricht für die Frühgeschichte der Bolander ohne große Bedeutung (vgl. Jacob, Bolanden S. 13 f.). - Bei "Nirwenburg" dürfte es sich nicht um Neuburg bei Germersheim (so Stimming, Mainzer UB I S. 522 Anm. 2), sondern eher um Neuenburg an der Nahe (unweit Kirn) handeln (so A. Köllner, Geschichte der Herrschaft Kirchheim-Boland und Stauf, Wiesbaden 1854, S. 322). Neuburg bei Germersheim wird erst im 13. Jahrhundert erwähnt; vgl. J. Probst, Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, Speyer 1898, S. 23 ff. Auch ist es kaum möglich, in der flachen Umgebung Germersheims die zum Zubehör des Hofes zählende Bergkapelle ("ipsum quoque montem cum capella") zu finden. 27 Bolanden gehört zum Pfarrbezirk der aus fränkischer Zeit stammenden Kirche St. Remigius zu Kirchheim; vgl. Urkunde Friedrichs II. vom 23. Oktober 1214, in: F. X. Remling, Geschichte der Abteien und Klöster im jetzigen Rheinbayern, I und II, Neustadt 1836, hier: II S. 374; auch Mon. Boica 30 nr. 609 S. 22 ff. - Zum Verhältnis von Kirchenorganisation und Grundherrschaft im Frühmittelalter vgl. etwa von Guttenberg, Territorienbildung

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

heim28 und außer den 1135 gestifteten Gütern in Oppenheim und "Nirwenburg" besaß er andere später an die Bolaoder Stiftungen Hane und Rodenkirchen (gegründet um 1160) übergegangene Besitzungen29 in "Rode"3°, einen Hof in "Weidenhove"31 mit Wiesen in "Svende" 32 und dem dritten Teil des Bolaoder Waldes ("tertia pars silvarum que vulgo dicuntur Holzmarelle de Bolant"), schließlich eine Hufe in "Treisa"33. Außer diesen im Zusammenhang mit Hane und Rodenkirchen genannten Besitzungen hat Werner I. von Bolaoden sicherlich noch eine Reihe anderer Gerechtsame besessen. Man hat vermutet, daß ein Teil der zwischen Werner II. und seinem Bruder Philipp von Falkenstein gegen Ende des 12. Jahrhunderts umstrittenen Güter auf eine gemeinS. 14 ff.; Metz, Probleme S. 119; Weigel, Organisation, passim. - Im Lehensbuch Werners II. wird Bolanden ("castrum Bolant") unter "de ... allodiis nostris" aufgeführt (Sauer, Lehnsbücher S. 36). Die Ministerialen haben ihren Stammsitz offensichtlich als Eigengut betrachtet. In die gleiche Richtung weist auch die Tatsache, daß die Stiftungen für das Kloster Hane mit Zustimmung der Frau und der Söhne Werners I. vollzogen worden ist (Mainzer UB I nr. 558 S. 471); Urk. von 1189, Büttner, Privileg S. 37 f.). Indessen hindert dies nicht, Bolanden als Reichsgut anzusehen, da der an unfreie Ministeriale vergabte Besitz dem Reiche nicht verlorenging. Sehr deutlich kommt dieser Sachverhalt in einer Urkunde Heinrichs V. von 1123 zum Ausdruck (Mon. Boica 29 a nr. 447 S. 244; Stumpf nr. 3190), wonach eine Schenkung an Ministeriale erfolge ,.sine diminutione regni, quia parem eum eiusdem praedii esse cognovimus" (dazu vor allem Bosl, Reichsministerialität S. 106; von Gladiß, Reichsministerialität S. 9 ff.). Metz (Güterverzeichnisse S. 70) hält Bolanden zur Zeit Werners II. für "staufisches Lehen oder Dienstgut", ohne allerdings näher auf diese Frage einzugehen. 28 Sauer, Lehnsbücher S. 31. 29 Dies ist den bei Büttner (Privileg) abgedruckten Urkunden vom 10. Februar 1189 für Rodenkirchen (a.a.O. S. 34 ff.) und Hane (Remling, Abteien II S. 343 ff. nr. 24; Besitzliste bei Büttner, Privileg S. 37 ff.) zu entnehmen. Die Bestätigungen Papst Lucius' III. können hier außer Betracht bleiben, da sie sich, soweit sie Angaben über den Besitz machen, auf die Mainzer Urkunden stützen (Büttner, Privileg). 30 Vermutlich ein abgegangenes Dorf in der Nähe Kirchheims, denn vor Werner hatte Siegfried von Kirchheim die Güter in "Rode" besessen. Es handelt sich wohl um die westlich Kriegsfeld (bei Kirchheimbolanden) gelegene Wüstung Rode; vgl. Pfälzischer Geschichtsatlas, hg. von W. Winkler, Neustadt 1935, Karten 14 und 38; auch Kraft, Wormsgau, Karte 3: .,Rothe".Möglicherweise ist dieser Ort identisch mit dem im Lehnbuch Werners II. (Sauer, Lehnsbücher S. 20, 23) erwähnten Rode, das Sauer (a.a.O. S. 57 Anm. 102) im Rheingau oder bei Erbesbüdesheim (!) vermutet. 31 Sicherlich in der Nähe des Stammsitzes, da der Bolander Wald als Zubehör gilt. J. G. Lehmann (Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser in den ehemaligen Gauen, Grafschaften und Herrschaften der baye~ rischen Pfalz, Bde. I-V, Kaiserslautern, 1858-1859, hier: I 42) bestimmt ohne nähere Angaben als "Weyerhof". 82 Wohl die bei der späteren Reichsburg Stauf gelegene Wüstung Schwanden (Pfälzischer Geschichtsatlas, Karte 14). Die südlich Otterberg gelegene Wüstung Schwanden (Kraft, Wormsgau S. 90, 113; auch Pfälz. Geschichtsatlas a.a.O.), das im ehemaligen Amt Theisberg (westlich Kaiserslautern) gelegene Schwanden (Kraft, Wormsgau S. 70) und der Hof Schwanden (westlich Kaiserslautern; vgl. K1·aft a.a.O. S. 68) dürften wegen der weiten Entfernung von Bolanden kaum in Betracht kommen. 33 Dreisen a. d. Pfrimm; zu Münsterdreisen vgl. oben S. 66 Anm. 32.

§ 4.

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same Erbschaft zurückgehen, also von Werner I. stammen könnte34 • Dies soll vor allem für die Besitzungen in der Wetterau gelten35• Es ist jedoch wenig ergiebig, diesen Vermutungen nachzugehen; sie führen zu sehr in den Bereich des Ungewissen. Halten wir uns an das einigermaßen Gesicherte, so können wir zusammenfassend feststellen, daß Werner I. von Bolanden als Reichsministeriale außer seiner Stammburg Güter und Waldungen in der näheren Umgebung von Bolanden und Kirchheim und in dem von altsalischem Besitz stark durchsetzten oberen Pfirmmtal besitzt. Der Tätigkeitsbereich des ersten unter Lothar III. ins helle Licht der Geschichte tretenden Bolandes dürfte demnach im Reichsgut am Donnersberg seinen Schwerpunkt gehabt haben. Im Südwesten von Bolanden liegt die Burg Falkenstein, nach der sich ein 1135 bezeugter Ministeriale Sigebold nennt; man vermutet allgemein, daß der in der Wormser Urkunde Lothars aufgeführte Siboldus mit ihm identisch ist36• Die Familie der Falkensteiner muß in jener Zeit recht bedeutend gewesen sein; noch vor der Jahrhundertmitte gründete ein Angehöriger dieser Sippenamens Hunfried das Kloster Enkenbach37 • Wahrscheinlich sind auch Helinger und Siegfried, ·die beide vor 1135 in Kirchheim nachzuweisen sind, Ministerialen38. 34

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Sauer, Lehnsbücher S. 75 f.; Metz, Güterverzeichnisse S. 59. Metz (a.a.O.) vermutet, daß das als "allodium" bezeichnete Besitztum

Philipps von Falkenstein dazu gehört und möglicherweise mit der ans Reich gefallenen Erbschaft der Grafen von Selbold-Gelnhausen in Zusammenhang steht. - Sauer (a.a.O. S. 76) hält dagegen die wetterauischen Güter für altbolandisch oder für Erwerbungen aus dem Nachlaß der Grafen von Nürings. - Jacob (Bolanden S. 41 f.) vermutet, daß die Güter in der Wetterau durch Schenkung Lothars an die Bolander gekommen sind. 31 Mainzer UB I nr. 602 (1135) S. 522; Jacob, Bolanden S. 27; Bosl, Reichsministerialität S. 115, 270; Werle, Hausmachtpolitik S. 344 Anm. 361. 37 Remling, Abteien II S. 131, Werle, Hausmachtpolitik a.a.O.- Die Falkensteiner scheinen später in Abhängigkeit von den Bolandern geraten zu sein; denn einerseits nannte sich nach 1157 ein Zweig dieser Familie nach dem Falkenstein (Jacob, Bolanden S. 26), andererseits begegnen noch 1173, 1184 und 1185 Hunfried und Heinrich von Falkenstein (J. G. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Herren und Grafen von Falkenstein am Donnersberge in der Pfalz, Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 3 [1872], hier: S. 3), die schon auf Grund der Namensgleichheit (Hunfried!) dem unter Lothar bezeugten Geschlecht zuzuordnen sind. Die Burg Falkenstein soll von Werner I. oder Werner II. von Bolanden (so Lehmann, Falkenstein S. 3 und Fabricius, Nahegebiet S. 480) oder zwischen 1128 und 1135 (so Jacob, Bolanden S. 27) erbaut worden sein. Beide Vermutungen sind jedoch recht unwahrscheinlich, denn die Falkensteiner erscheinen vor 1150 in einer den Bolandern durchaus ebenbürtigen Stellung; aus der Tatsache, daß Sibold 1128 noch nicht nach seinem Burgsitz benannt ist, kann man kaum auf eine Nichtexistenz der Burg schließen. Die Frage bleibt offen. Sicher ist lediglich, daß 1019 die Burg noch nicht bestand (Fabricius a.a.O.). Sie dürfte nach der Mitte des 11. Jh., also in der Zeit des allgemeinen Burgenbaues, errichtet worden sein. 38 Werner I. von Bolanden, der zwischen 1130 und 1135 gestorben ist (Jacob, Bolanden S. 12), tauschte einer späteren Nachricht zufolge (Remling, Geschichte II nr. 23 S. 340 ff.) mit Siegfried von Kirchheim Güter in "Rode". '---

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Der Ursprung dieser Dienstmannen um den Donnersberg, insbesondere die Herkunft des Geschlechtes von Bolanden, ist unbekannt. Diese Fragen können nur andeutungsweise beantwortet werden. Alle diese Ministerialen stehen in den ersten Jahren ihres Auftretens in enger Verbindung zur Reichskirche, insbesondere zum Hochstift Mainz39• Es kann deshalb als recht wahrscheinlich gelten, daß sie der kirchlichen Dienstmannschaft entstammen. Wann sie nun aber ins Donnersberggebiet gekommen sind, ob erst unter Lothar oder noch unter den Saliern, ist kaum zu sagen40• Sicher ist jedenfalls, daß zur Zeit des Süpplingenburgers Reichsministerialen am Donnersberg Burgen besitzen und daß sie auf der Seite des Königs stehen. Der neben Ingelheim und dem Alzeyer Gebiet wichtigste Reichsgutbereich im Wormsgau war durch sie vor den Staufern abgeschirmt. Helingerus begegnet in der Mainzer Urkunde für das Kloster Bolandenjl:lane von 1135 (Mainzer UB I nr. 602 S. 522) als Zeuge nach Sigebold von Falkenstein, dem Vizedom von Worms und anderen Ministerialen, von denen der unmittelbar auf Helingerus folgende Zeuge der Mainzer Vizedom Embricho von Geisenheim ist. Vielleicht war auch Helingerus Mainzer Ministeriale. Im Lehnbuch Werners II. von Bolanden wird ein Ministeriale Craft von Kirchheim als Lehens- und Burgmann zu Bolanden genannt (Sauer, Lehnsbücher S. 19, 35). Er könnte mit den unter Lothar III. genannten Helingerus und Siegfried verwandt sein. Genaueres läßt sich indessen nicht feststellen. 311 Zu Werner von Bolanden vgl. Jacob, Bolanden S. 14 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 105, 219, 260 ff.; auch oben Anm. 23 und 24. Sigebold von Falkenstein begegnet in einer Urkunde Adalberts (Mainzer UB I nr. 602 S. 522) als erster der Zeugen, unter denen sich u. a. Wormser und Mainzer Dienstmannen befinden. In dieser Zeugenreihe steht auch Helingerus von Kirchheim. In diesem Zusammenhang sei auch auf die seit 1125 auftretenden Rheingrafen hingewiesen, die der Mainzer Ministerialität angehören und später ebenfalls im Dienste des Reiches stehen (Bost, Reichsministerialität S. 282 f.; Witte, Rheingau S. 98 f.).- Auch in der Südpfalz, etwa auf Meistersei, Kestenburg und Dahn, sitzen später Ministerialen, die ursprünglich im Dienste des Hochstifts Speyer standen; H. Schreibmüller, Pfälzer Reichsministerialen (Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des K. Humanistischen Gymnasiums Kaiserslautern für die Schuljahre 1909/ 10 und 1910/11 - Kaiserslautern 1910) S. 35 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 276 f.; HeßGotthold, Hausmacht S. 41 f. - Allgemeine Ausführungen zur Beziehung zwischen Königtum und Reichskirchenministerialität bei: Bosl, Reichsministerialität S. 107 ff., 125 f.; Schreibmüller, Reichsministerialen S. 28 f.; 0 . Imhof, Die Ministerialität in den Stiften Straßburg, Speyer und Worms (Phil. Diss. Freiburg 1912). 40 Näher untersucht wurde diese Frage bislang nur für die Ministerialen von Bolanden. Sie werden von einem Teil der Autoren mit dem Reichsauftrag Herzog Friedrichs II. von 1116-1118 in Zusammenhang gebracht (Remling, Abteien II S. 152 f.; J. G. Lehmann, Urkundliche Geschichte der Burgen und Bergschlösser in den ehemaligen Gauen, Grafschaften und Herrschaften der bayerischen Pfalz, Bde. I-V, Kaiserslautern 1858-1859, hier: I S. 34 ff.; Jacob, Bolanden S. 13 f.), von anderen als spätestens um 1120 im Donnersberggebiet ansässig betrachtet (Bosl, Reichsministerialität S. 260 f.; Büttner, PrivilegS. 24; auch Schreibmüller, Pfälzer ReichsministeriaHen S.16 Anm. 7); wieder andere verweisen auf die Zeit Lothars III. (so Kraft, Wormsgau S. 163; ähnlich Vogt, Kreuznach S. 213; vgl. auch die Bemerkungen von Jacob, Bolanden S. 13, 41 f.). - Was von den Bolandern gesagt wird, kann auch für die übrigen weit schlechtererfaßbaren Dienstmannengeschlechter gelten.

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Im späteren Reichsland um Kaiserslautern treten erst in staufiseher Zeit Reichsministerialen auf, die zu einem großen Teil aus der Wormser Dienstmannschaft kommen41 • In der Urkunde Lotbars von 1128 begegnet mit Nibelungus zwar wahrscheinlich ein Wormser Ministeriale, nämlich der 1135 genannte Vizedom von Worms42 , ein Zusammenhang mit den Dienstmannen um Kaiserslautern ist jedoch nicht ersichtlich43 • Von den Reichsministerialen in der Südpfalz hören wir in der Zeit Lotbars III. nichts. Im benachbarten Elsaß verhält es sich ebenso, mit einer Ausnahme allerdings. Auf sie ist näher einzugehen. Während seines Aufenthaltes zu Speyer, vermutlich nach dem Abschluß der Belagerung im Januar 1130, bestätigte Lotbar die Schenkung des Ministerialen Gottfried von Fleckenstein44 • Dieser hatte im vorangegangenen Jahre dem Kloster St. Walburg die Dörfer Hirschtal, Kapsweyer, Weindal, Niedersteinbach und Mattstall mit dem Zehnten übertragen, dazu den ganzen Fronhof zu Schönau und das sich an Schönau im Osten anschließende Waldgebiet des großen und kleinen Schwobtales mit den dazugehörigen Bergen. Die Stiftung war für das Heil seiner und seiner Mutter und seiner Verwandten Seelen erfolgt. Gottfried, dessen Geschlecht im 12. Jahrhundert oft belegt ist45, suchte den König auf, als dieser sich noch in Speyer befand, zu einem Zeitpunkt also, da der Kampf um die unterelsässische Machtgrundlage der Staufer noch nicht entschieden war. Der Fleckensteiner gibt sich dadurch eindeutig als Staufergegner zu erkennen. Seiner Einstellung kommt deshalb besondere Bedeutung zu, da der Stammsitz seiner Familie und sein Besitz, soweit er aus der Schenkung an St. Walburg zu ersehen ist, in unmittelbarer Nachbarschaft des staufiseben Bereichs im elsässischen 41 Aus der Wormser Ministerialität stammen die im späteren 12. Jh. auftretenden Familien von Breidenborn, Beilstein, Wilenstein und Hohenecken (Schreibmüller, Pfälzer Reichsministerialen S. 56 ff.; Bosl, Reichsministerialität s. 240 ff., 247 ff.). 4z Mainzer UB I nr. 602 (1135) S. 522; dazu Jacob, Bolanden S. 27; Bosl, Reichsministerialität S. 115. 43 Ob es sich bei dem 1144 erwähnten Siegfried, dem Gründer des Klosters Otterberg, um einen Reichsdienstmann handelt (so Kraft, Wormsgau S. 69), muß offen bleiben; so schon Werle, Hausmachtpolitik S. 344 Anm. 391. Graf (Königshof Nr. 3 S. 3 und Herzog Friedrich S. 38 f.) vermutet in ihm einen Angehörigen der oberfränkischen Familie des Truchseß Volkmar von Chezelberg (vgl. unten S. 202) und bringt Siegfrfed mit dem Reichsauftrag Herzog Friedrichs II. und der Burg Kesselberg (bei Jakobsweiler am Donnersberg) in Zusammenhang (vgl. auch oben S. 71). Heß- Gotthold (Hausmacht S. 22 ff.) sieht in ihm einen Grafen von Peilstein. Gegen beide Meinungen G. Kaller, Wer gründete das Zisterzienserkloster Otterberg?, in: ZGO Bd. 113

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s. 436----441.

'' L. Pfleger, Die Benediktinerabtei St. Walburg im Heiligen Forst, in: Arch. für elsässische Kirchengeschichte Bd. VI (1931) S. 1-90, hier: S. 48 (Regest nr. 9); dazu vgl. Bernhardi, Lothar S. 246 Anm. 28; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 71, 171 f. Anm. 29 f. 45 Klewitz, Ministerialität S. 93, 102; Bosl, Reichsministerialität S. 203 f.

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Nordgau lagen48• Man hat Gottfried mit Herzog Friedrich 11. in Verbindung gebracht und vermutet, daß er zunächst Parteigänger des Staufers gewesen sei, dann aber auf die Seite Lotbars übergewechselt sei47 • Diese Meinung gibt uns Veranlassung, die Ministerialenpolitik des Schwabenherzogs kurz zu beleuchten. In vielen Darstellungen wird angenommen, daß die Grundlage der reichen stallfischen Ministerialität im Elsaß und in der Pfalz bereits unter den Saliern gelegt worden ist. Sie wird im wesentlichen auf das Wirken Friedrichs 11. zurückgeführt48• Otto von Freising hat dazu wohl die Veranlassung gegeben, denn er schließt der Schilderung des Feldzuges von 1116 ein Preislied auf die Tugenden des Schwabenherzogs an und folgert daraus, daß- um mit seinen Worten fortzufahren- "multitudo maxima militum ad eum confluerat seque ad serviendum illi ultro offerret" 49 • Gewiß hat der Chronist mit den "milites" auch Ministeriale gemeint. Nun ist aber von keinem einzigen Dienstmann vor 1138 positiv bekannt, daß er mit Friedrich II. in Beziehung stand oder gar durch ihn eingesetzt worden wäre. Über die Reichsministerialen im Elsaß ist vor der Mitte des 12. Jahrhunderts nahezu nichts überliefert50• Eine Ausnahme bildet neben dem erwähnten Gottfried von Fleckenstein allenfalls der in einer Urkunde von 1142 genannte Otto von Hunenburg51• Für die Zeit vor 1125 sind für das Elsaß keine Ministerialen nachzuweisen52• Wenn es in diesen Jahren überhaupt welche gegeben hat, so müßten sie doch in der Umgebung Herzog Friedrichs 11. oder König Konrads III. wenigstens nach 1125 oder 1138 zu finden sein. Gerade hierüber verweigern die Quellen hartnäckig die Auskunft53• Klewitz54 hat versucht, aus der Burgenpolitik Friedrichs II. auf eine salische Ministerialität zu schließen. Nun sind aber unsere Kenntnisse Vgl. unten Anm. 60. Klewitz, Ministerialität S. 102. 48 Klewitz, Ministerialität S. 52 f.; Hampe, Pfälzer Lande S. 10; Schreibmüller, Pfälzer Reichsministerialen S. 70; Bosl, Reichsministerialität S. 190 ff.; Graf, Königshof (Nr. 3) S. 2 ff.; ders., Herzog Friedrich II. S. 38 ff. 40 Gesta Friderici I, 12 MGH SS. rer. Germ. S. 28. 50 Unter Friedrich Barbarossa begegnen die ersten Reichsministerialen in Hagenau und Wickersheim (seit 1158 - Klewitz, Ministerialität S. 94, 98) und Ettendorf (seit 1163 - Klewitz, ebenda S. 92). 51 Rapp. UB I nr. 10 (1142) S. 9. Vielleicht war Otto von Runenburg auch staufiseher Herzogsministeriale, wie es für den neben ihm genannten "Widgernus pincerna" von Hagenau anzunehmen ist (Bosl, Reichsministerialität s. 192). 52 Möglicherweise war der 1105 auftretende "Rudegerus de Hagenoha" (Bosl, Reichsministerialität S. 192) Dienstmann. Doch läßt sich ein genealogischer Zusammenhang mit dem seit 1158 bezeugten Ministerialenvogt Rüdiger von Hagenau nicht beweisen. 53 Klewitz, Ministerialität S. 52 f.; Bosl, Reichsministerialitä t S. 190. 54 Ministerialität S. 54 ff. 48

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vom Burgenbau des Herzogs im Elsaß so gering, daß Heuermann55 vorgeschlagen hat, für das Elsaß nicht mehr von dem Staufer als dem Burgengründer zu sprechen. Die einzige Reichsburg, deren Erwähnung in die Zeit des Herzogs fällt, ist nämlich der Fleckenstein. Die Ausnahmestellung, die dieser Burg damit im Elsaß zufällt, läßt sich wohl am besten erklären, wenn man ihre Grenzlage zum rhein-fränkischen Raum berücksichtigt. In der Südpfalz, über deren Ministerialität wir etwas besser unterrichtet sind, liegen die Verhältnisse nämlich anders. Unter dem letzten Salier erscheinen Dienstmannen auf dem Trifels, auf Neukastell und in Lachen. Nach dem Trifels werden zwischen 1113 und 1126 die Ministerialen Konrad, Werner und Heinrich genannt58• In Lachen begegnen 1116 und 1119 Ministerialen57• In einer Urkunde Heinrichs V. vom Jahre 112358 wird unter den Ministerialen ein Heinrich von Neukastell genannt. Die Burgenpolitik Friedrichs II., die - wie oben gezeigt - im Speyergau an den Randbergen der Haardt am erfolgreichsten war, hat gewiß auch die Ministerialität dieses Gebietes stark gefördert; mehr läßt sich nicht feststellen59• Von einer Ministerialenpolitik 55 Hausmachtpolitik S. 61; demgegenüber spricht noch Gelbach (Speyergau S. 83) von einem "Burgengürtel" im Elsaß. 56 Biundo, Trifels S. 69; Bosl, Reichsministerialität S. 105, 220, 402. In einer gefälschten Urkunde Heinrichs IV. zum Jahre 1085 wird ein "Ottnand de Trifels" unter den Zeugen aufgeführt (MGH D H IV. nr. 371 S. 493 f.). Man wird dieser Urkunde, die im Vorwort als "plumpe Fälschung" charakterisiert wird, auch hinsichtlich der Zeugenreihen keinen echten Kern zubilligen können (so wohl Werle, Trifels S. 69). Der Fälscher hat offensichtlich in recht großzügiger Art die Namen bekannter Ministerialen aufgenommen und mit bekannten Burgsitzen in Verbindung gebracht. Daß ein Otnand auf dem Trifels tätig war, ist kaum wahrscheinlich. Ganz davon abgesehen bleibt die Abfassungszeit der Fälschung völlig im Dunkel. s1 Vgl. oben S. 63 Anm. 21. ss Monumenta Boica Bd. 29 a nr. 447 S. 244; Stumpf nr. 3190. 59 Schon der 1113 auftretende Heinrich von Trifels ist mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht auf Veranlassung Friedrichs II., sondern vielmehr des Kaisers selbst mit der Reichsveste betraut worden, denn der Ministeriale erscheint im gleichen Jahr, in dem der Mainzer Erzbischof die Burg an Heinrich V. zurückgegeben hat (Annales Hildesheimenses, hg. von G. Waitz, MGH SS rer. Germ. [Hannover 1878], a. 1113 S. 63), während die Tätigkeit des Staufers in Rheinfranken erst nach 1115 in verstärktem Maße eingesetzt hat. - Man hat auch Werner von Bolanden und andere Ministerialen am Donnersberg (vgl. Graf, Herzog Friedrich, passim zu Kesselberg, Sterrenberg, Runeburg und otterburg; im übrigen vgl. oben S. 71) mit dem Reichsauftrag Friedrichs II. in Zusammenhang gebracht. Die Gegnerschaft des Staufers zu Adalbert von Mainz einerseits und die enge Verbundenheit des Bolanders mit dem Erzstift Mainz andererseits machen es aber sehr unwahrscheinlich, daß Wemer durch den Schwabenherzog in das Donnersberggebiet kam (vgl. oben Anm. 23, 24, 39). - Anders könnte es sich mit Alzey verhalten haben, wo in staufiseher Zeit ein bedeutendes Ministerialengeschlecht nachzuweisen ist (Bosl, Reichsministerialität S. 241 ff.). Entsprechendes gilt für Oppenheim, wo zum Jahre 1118 von einer Burgbesatzung die Rede ist (Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 84). Auf diese Fragen kann jedoch im Rahmen dieser Untersuchung nicht näher eingegangen werden. - Zur Ministerialität im Speyergau zuletzt Gelbach, Speyergau S. 99 ff.

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des Staufers kann man für die Zeit vor 1125 allenfalls im Hinblick auf die Pfalz, nicht aber auf das Elsaß sprechen. Im übrigen handelte es sich wohl eher um eine salische denn eine staufisehe Ministerialenpolitik. Gottfried von Fleckenstein, dem wir uns jetzt wieder zuwenden wollen, ist zu der südpfälzischen Dienstmannschaft zu rechnen. Sein Stammsitz liegt im Grenzgebiet zwischen Elsaß und Rheinfranken. Vor allem aber zeigt die Stiftung von 1129, daß die Besitzungen des Fleckensteiners in das pfälzische Gebiet hinüberreichen80• Schließlich kann man wohl auch aus der Tatsache, daß Gottfried den König in Speyer aufsuchte, einen Hinweis für seine Ausrichtung nach Rheinfranken entnehmen. Möglicherweise war seine Burg von Herzog Friedrich II. gegründet und er selbst eingesetzt worden61• Die Schenkung an die staufische Abtei St. Walburg könnte darauf hindeuten; sicher ist dies jedoch nicht. Als der Fleckensteiner seine Stiftung machte, war das Verhältnis des Herzogs zu der Abtei nicht das beste62• Wie man auch immer die Vergangenheit Gottfrieds und die Herkunft seines Geschlechtes beurteilen mag, sicher ist jedenfalls, daß der Ministeriale als Anhänger Lothars und damit im Dienste des Reiches zum ersten Mal begegnet. Die Genehmigung, die der König in Speyer erteilte, entspricht seinem Verhalten in Worms und Ingelheim. Auch hier dürfte das Bemühen des Herrschers, die Reichsministerialen in ihrer Anhänglichkeit zu bestärken, maßgebend gewesen sein. Mit Gottfried von Fleckenstein besaß Lothar in dem Bereich einen Anhänger, auf den der staufisehe Anspruch sich in erster Linie erstreckte. Vielleicht haben sich andere Ministerialen im pfälzisch-unterelsässischen Grenzraum ähnlich verhalten wie der Flekkensteiner•3. Wie in den rheinfränkischen Bistümern kam sicherlich auch im Elsaß der Reichskirchenministerialität eine größere Bedeutung zu. In der Urkunde Lothars für die Straßburger Bürgerschaft treten die bischöflichen 60 Die Südgrenze des Speyergaues verlief im 12. Jh. an der Selz (MGH Const. I nr. 277 S. 372 f.); zu den Schwankungen der südlichen Gaugrenze vgl. jetzt auch Gelbach, Speyergau S. 12 f. - Die einzelnen Orte der Schenkung werden von Heuermann (Hausmachtpolitik S. 172 Anm. 29) näher bestimmt. Im Elsaß liegen Niedersteinbach und Mattstall ; Schönau, Hirschtal und Kapsweyer liegen in der Pfalz (Pfalzatlas Karte 7; auch Pfälzischer Geschichtsatlas, Blätter 2 und 6). Zur Bedeutung des Fleckenstein ("Verzahnung zwischen dem Unterelsaß und Rheinfranken") vgl. auch Heß-Gotthold, Hausmacht S. 47. 61 Vgl. Klewitz, Ministerialität S. 102; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 61,

71 f. 62

Heuermann, Hausmachtpolitik S. 71 f.

Bruno von Straßburg spricht in seinem bereits erwähnten (vgl. S. 68 Anm. 41) Brief an Lothar " ... de N. cum ceteris vestris ministerialibus ... ". Es ist nicht klar, ob der Bischof unter "ministerialibus" Dienstmannen im eigentlichen Sinne versteht. Der Zusammenhang legt eher die Vermutung nahe, daß allgemein von Anhängern ("Dienern") des Königs die Rede ist. Der Nachricht kann deshalb keine besondere Bedeutung zugemessen werden. ea

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Ministerialen der Stadt zum ersten Male ins helle Licht der Geschichte. Mit den übrigen Bürgern wollte der König gewiß auch die Dienstmannen des Hochstiftes ansprechen, die als Organe der bischöflichen Herrschaft zur Oberschicht der Bürgerschaft gehören. Vielleicht hatte Lotbar sogar die übrigen Dienstmannen im Auge, die um diese Zeit! in den Villikationen des Hochstifts in recht erheblicher Zahl auftreten64 • Mittel- und Niederrheingebiet

Bei der Sicherung des Reichsgutes am Mittel- und Niederrhein war schon Heinrich V. in besonderem Maße auf die Ministerialität angewiesen, die hier einen vorwiegend militärischen Charakter hatte. Bezeichnend für diese Situation ist die Überlieferung, daß das strenge Regiment eines königlichen Dienstmannes den rheinischen Aufstand von 1114 verursacht haben solP. In der Umgebung Lotbars III. treten Ministerialen aus diesem Bereich erstmals 1128 als Zeugen der bereits mehrfach erwähnten Schenkung an Konrad von Hagen auf2• Außer Theoderich von Aachen, Konrad und Arnold von Boppard werden zahlreiche Dienstmannen ohne Herkunftsbezeichnung genannt, die zum Teil ebenfalls aus nieder- oder mittelrheinischen Gebieten stammen3• Auf den propagandistischen Charakter der Begünstigung ihres Standesgenossen aus dem Untermainland hinzuweisen, mag hier genügen, da oben bereits ausführlich davon die Rede war4• In Aachen und Boppard5, zwei Schwerpunkten des Reichsbesitzes, begegnen auch später zahlreiche Ministerialen. Das wichtigste Dienstmannengeschlecht im Aachener Umland ist eine Familie, die sich nach Düren6 benennt. Neben Theoderich von Düren, 64 MGH D L III. nr. 15 (1129) S. 18 f.; dazu Klewitz, Ministerialität S. 32 ff. - Die Ministerialität des Straßburger Domkapitels wird schon 1122 von Heinrich V. privilegiert (Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 195). Zur Ministerialität von Str. vgl. auch Imhof, Ministerialität, passim, bes. S. 28 ff., 167. - Zwischen 1125 und 1135 sind Ministerialen von Str. in Bischofsheim, Dorlisheim, Königshofen, Quazenheim und Sulz nachzuweisen (Klewitz, Ministerialität S. 85 ff.). 1 Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 299 Anm. 24; Bosl (Reichsministerialität S. 104) denkt an die Reichsvögte von Aachen; Wisplinghoff (Friedrich I. S. 26) dagegen an den Ministerialen Werner von Kerpen; vgl. auch unten S. 198).- Von einer Auseinandersetzung näher nicht bekannter Reichsministerialen mit Dienstmannen der Reichsabtei Stablo über das "servitium" des Klosters erfahren wir in MGH D L III. nr. 119 (1137) S. 193; vgl. auch unten S. 200. 2 MGH D L III. nr. 14 (1128) S. 17 f. 3 Bosl, Reichsministerialität S. 116; vgl. unten S. 193 f. 4 Vgl. oben S. 177. 5 Zu Boppard und dem späteren Bopparder Reich vgl. Krabusch, Königsgut S. 232; Bosl, Reichsministerialität S. 327 ff.; und insbesondere Heyen, Boppard. 6 Düren ist alter karolingischer Besitz, vgl. A. Schoop, Geschichte der Stadt Düren bis zum Jahre 1816 (Düren 1923), S. 117; Eggers, Grundbesitz S. 19; Krabusch, Königsgut S. 247; Bosl, Reichsministerialität 8.117.

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der in Urkunden Lothars und Richenzas erwähnt wird7, treten um 1141 Rudgerus und Anselmus de Diura auf. In einem Privileg Herzog Walrams von 1135 wird Anselm als Vogt bezeichnet8 • Er dürfte der Vertreter des königlichen Interesses im Reichsgut um Düren sein. Heinrich IV. hatte den in Düren gelegenen Hof an das Bistum Verdun geschenkt. Erst in der Zeit Lothars begegnet er wiederum als Besitz des Reiches9 • Möglicherweise hat ihn der Süpplingenburger zurückgewonnen. Die interessanteste Gestalt des Aachener Bereiches ist zweifellos Theoderich oder Dietrich "de Aquis". In einem Diplom Konrads III. von 1141, aber auch schon in Urkunden der Zeit Lothars, begegnet er als "advocatus Aquensis" 10• Er ist mit Sicherheit identisch mit dem oben bereits erwähnten Theoderich von Düren11 • Die "fratres eius" des D. 37 sind nämlich Rockerus (= Rudgerus) und Anselm von Düren12• Mit Theoderich befindet sich die Aachener Reichsvogtei zum ersten Mal in der Hand der Familie, bei der sie bis 1272 bleiben sollte13• In der Urkunde von 1128 (D. 14) tritt sie zum ersten Mal in das Licht der Geschichte14. Die Dürener Ministerialen nahmen fortan dem Rang ihrer 7 MGH D L III. nr. 37 (1131) S. 61 f.; DD Richenza nr. 2 u. 3 (1136) S. 228 ff. s Ch. Quix, Geschichte der Stadt Aachen, nach den Quellen bearbeitet, mit einem Codex diplomaticus Aquensis, I u. II (Aachen 1840/41), hier: Cod. dipl. Aqu. I, 1 nr. 64 S. 44; Ch. Quix, Geschichte der ehemaligen Reichsabtei Burtscheid von ihrer Gründung im 7ten Jahrhunderte bis 1400 (Aachen 1834), hier: nr. 13 (1135) S. 214; Lacomblet I nr. 343 (1141) S. 232; IV nr. 622 (1145) S. 772. 8 MGH D H IV. nr. 19 (1057) S. 23 f .; vgl. auch Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 357, 359. 10 MGH D L III. nr. 14 (1128) S. 17 f.; nr. 17 (1128) S. 21 f.; Stumpf nr. 3432 (1141); Lacomblet I nr. 343 S. 232; vgl. auch ders., I nr. 315 (1133) S. 209; Quix, Cod. dipl. Aqu. I, 1 nr. 64 (1135) S. 44. 11 Bosl, Reichsministerialität S. 104, 116; Segner, Reichsministerialität S. 59. - Neben dem "advocatus" begegnet noch ein "villicus ·Diedericus" (Lacom~ biet I nr. 339 [1140] S. 228) und ein mit diesem wohl personengleichen "Tiricus iudex" (Lacomblet I nr. 309 [1130] S. 205; Quix, Burtscheid nr. 13 [1135] S. 214; Quix, Cod. dipl. Aqu. I, 1 nr. 64 S. 44); vgl. auch Bosl, Reichministerialität S. 347; Schiffers, Aachengau S. 20. 12 MGH D L III. nr. 14 (1128) S. 17 f.; Lacomblet I nr. 343 (1141) S. 232; IV nr. 622 (1145) S. 772 f.; Stumpf nr. 3500; Mon. Boica 31 a nr. 207 (1138) S. 392 f.; Heinemann, Cod. dipl. Anhalt, 1 b nr. 253 (1138) S. 190. - Im übrigen vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 127. 13 Bosl, Reichsministerialität S. 348 f.; Niese, Reichsgut S. 165; Schiffers, Aachengau S. 21. 14 1122 wird zwar in der Zeugenliste einer Urkunde Heinrichs nach anderen Ministerialen ein "Theodericus Aquensis iudex" genannt; W. Günther, Codex Diplomaticus Rheno-Mosellanus, Urkunden-Sammlung zur Geschichte der Rhein- und Mosellande, der Nahe- und Ahrgegend, und des Hundsrückens, des Meinfeldes und der Eifel, Theil I (Coblenz 1822), hier : nr. 95 S. 195; Stumpf nr. 3174; ob dieser Ministeriale jedoch der Dürener Familie angehört (so Bosl, Reichsministerialität S. 104), ist unwahrscheinlich. Allein die Namensgleichheit mit dem ab 1128 bekannten Aachener Vogt spräche dafür. Dagegen ist vor allem einzuwenden, daß jener Theoderich zwei Brüder namens Lothar und Konrad hat, diese Namen aber für das Aachener Vogtgeschlecht durchaus ungewöhnlich sind (vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 104 und 347 ff.). Außerdem muß "iudex" nicht gleichbedeutend mit Vogt sein;

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Wirkungsstätte entsprechend unter ihren niederrheinischen Standesgenossen eine der ersten Stellen ein15• In staufiseher Zeit veränderten sich die Verhältnisse nicht, das Ansehen des Geschlechtes wurde eher gestärkt18. In Italien, wo bereits der erste Aachener Vogt aus dieser Familie tätig war, gelangten die Nachkommen zu großem Einfluß 17• Die Bedeutung, die Theoderich für das 1otharische Königtum hatte, kann man wohl nur dann richtig einschätzen, wenn man bedenkt, wie groß der niederrheinische Widerstand in den ersten Jahren der Herrschaft Lothars war. Gerade in Aachen war es ja Ende 1127 zu einem offenen Aufstand der Bürgerschaft gegen den König1s gekommen. Was die Empörung veranlaßt haben könnte, wissen wir nicht. Die Stadt, in der der Süpplingenburger vor wenig mehr als einem Jahr zum König gesalbt worden war, scheint der Herrschaft Lothars abgeneigt geworden zu sein, "so daß dieser von vornherein durch schroffes Auftreten die Mißstimmung bis zur Widersetzlichkeit steigerte". Dies kann man wohl, Bernhardi19 folgend, dem Bericht Anselms von Gembloux entnehmen, in dem es u. a. heißt: "Sub nova enim potestate sepe res novae convertuntur, quod illico et ibi patuit. Nam Acquenses oppidani et rex non bene assenserunt, sed satis iniuriose se tractaverunt20." Der Aufruhr der Bürgerschaft wurde wahrscheinlich dadurch beigelegt, daß Lothar nachgab21• Der Zwischenfall blieb damit zwar ohne unmittelbare Folgen, doch zeigt er mit großer Eindringlichkeit, wie es um die Anerkennung des 1otharischen Königtums bestellt war. Aachen, um dessen Pfalz im 12. Jahrhundert bereits eine ansehnliche Kaufmannssiedlung bestand22, war nicht nur Mittelpunkt des wohl umfangreichsten Kronbesitzes in Niederlothringen, sondern überragte, ausgezeichnet durch die karolingische Tradition, alle anderen Orte des Reihierauf hat Bosl selbst (Reichsministerialität S. 347) aufmerksam gemacht. Schließlich ist zu beachten, daß neben dem aus Düren stammenden Vogt noch ein anderer Ministeriale Dietrich heißt (vgl. oben Anm. 11); möglicherweise ist er mit dem 1122 genannten "iudex" identisch. 15 MGH D L III. nr. 17 (1129) S. 21 f.; nr. 37, 38 (1131) S. 61 ff. 16 Außer den in Anm. 12 genannten Quellen vgl. : Cod. dipl. Sax. 2, 2 nr. 136 (1140) S. 98; Stumpf nr. 3411; Mon. Boica XXII nr. 4 8 . 170; vgl. im übrigen Bernhardi, Konr ad S. 25 Anm. 4 (1.138: Stumpf nr. 3370, 3372, 3373}; 34 Anm. 18 (1138 : Stumpf nr. 3376, 3377); 144 f. Anm. 33 (1140: St umpf nr. 3410, 3411). 17 MGH D Richenza nr. 2 u . 3 (1136} S. 228 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 127 f. und 348 f. 18 Anselmi Gemblacensis continuatio Sigeberti Chronica, hg. von L . C. Bethmann, in: MGH SS VI (Hannover 1844} S. 375-385, hier: a. 1127 S. 380; weitere Quellenangaben bei Bernhardi, Lothar S. 118 Anm. 1. 1v Bernhardi, Lothar S. 118. 20 Anselmi Gemblacensis continuatio, a.a.O. 21 " . • • moderatione eius (sc. regis) adnihilatur (sc. tumultus)"; Annales Path. S. 149. 22 Lacomblet IV nr. 622 (1145) S. 772; Stumpf nr. 3500; vgl. Huyskens, Verfassungsleben S. 56 ff., 74.

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ches. Aachen, wo nach Wipo29 "publicus thronus regalis ab antiquis regibus et a Carolo praecipue locatus totius regni archisolium habetur", war von Otto I. der vorzüglichste Königssitz diesseits der Alpen genannt worden24 ; Friedrich I. bezeichnete es als königlichen Ort, auf dessen Sitz die Römischen Kaiser gekrönt werden und der allen Provinzen und Städten an Würde und Ehre vorrangig ist25• Dieses Symbol königlichen Ansehens, das zugleich ein Kernpunkt seiner Macht am Niederrhein war, drohte sich Lothar III. zu versagen. Der ganze Ernst der Lage wird deutlich, wenn man bedenkt, daß der König auf den Rückhalt am Reichsgut angewiesen war, wollte er im Westen des Reiches seine Autorität zur Geltung bringen. Wie gering das Ansehen Lothars am Jahresbeginn 1127 war, zeigt die Tatsache, daß keiner der Fürsten und Herren aus Niederlothringen an seinem Hofe zu Aachen erschien. Nur ein einziger Graf, Karl von Flandern, hatte zwei Gesandte an den König entsandt26 • Erst 1134 war das Ansehen Lothars III. so befestigt, daß sich selbst aus den entferntesten Gegenden Lothringens, wo er bisher noch nie die gebührende Anerkennung hatte finden können, Bittsteller einfanden, um an seinem Hof zu Aachen Recht zu suchen27 • Durch den Streit um das Herzogtum Niederlothringen zwischen Gottfried von Löwen und dem 1128 von Lothar eingesetzten Walram von Limburg war der westliche Teil des Herzogtums der Autorität des Königs jahrelang nahezu völlig entzogen1l8• Sein Einfluß auf die Erzstifte Trier und Köln war nicht bedeutend. In Trier wurde 1127 der Erzstuhl neu besetzt, ohne daß etwas von einer Mitwirkung oder wenigstens einem Versuche hierzu zu hören ist29 • Der Wahl Erzbischof Alberos (11301152) widersetzte sich der König zwar anfangs; er erteilte dann aber doch seine Zustimmung30• Das Verhältnis zwischen Lothar und Albero war auch später gespannts 1• Erzbischof Friedrich von Köln (1099-1131), der bei der Wahl des Sachsenherzogs so eifrig mitgewirkt und ihn in Aachen gekrönt hatte, mied lange Zeit den Hof des Königs32 • Man sprach 1129 sogar davon, daß der Erzbischof sich an den gegen Lothar gerichteten Feindseligkeiten beteiligt habe33• 1131 konnte der König zwar seiWipo, Gesta Chuonradi, MGH SS rer. Germ. S. 28. MGH D 0 I. nr. 316 (966) S. 429 f.; Lacomblet I nr. 107 S. 63. Lacomblet I nr. 412 (1166) S. 283; Stumpf nr. 4062. - Friedrich I. nennt das Aachener Marienstift 1174 (Lacomblet I nr. 451 S. 317): "sedes et caput regni inter cisalpinas resplendens ecclesias". 28 Bernhardi, Lothar S. 118. 27 Ebenda, S. 558 f. 28 Ebenda, S. 186, 193, 237, 558 f.; Reese, Niederlande S. 80 f., 128. 2e Bernhardi, Lothar S. 132. 30 Ebenda, S. 378, 425 f. 31 Ebenda, S. 844. 32 Ebenda, S. 7, 25, 51, 115 f., 216, 218; Wisplinghoff, Friedrich I. S. 42 f. 83 Bernhardi , Lothar S. 216 Anm. 13; Wisplinghoff (Friedrich I. S. 41) spricht von einem "diplomatischen Intrigenspiel" gegen Lothar. 23

24

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nen Kandidaten für das Erzbistum durchsetzen, er gewann aber in Bruno (1131-1137) keineswegs einen bedingungslos königstreuen Anhänger34. Diese Andeutungen mögen genügen, um darzutun, wie wichtig es für Lotbar III. war, die mehr oder weniger großen Reichsbesitzungen fest in die Hand zu bekommen. Obgleich er auch unter den Fürsten im Westen des Reiches zuverlässige Parteigänger hatte, wie etwa Herzog Sirnon von Oberlothringen, seinen Halbbruder, die Pfalzgrafen Gottfried von Calw und Wilhelm von Ballenstädt oder auch den bereits erwähnten Walram von Limburg35, so behielten die Krongüter ihre unersetzliche Bedeutung als Stützpunkte königlicher Macht. Der Aufruhr in Aachen zeigt zur Genüge, daß die Reichsgutpolitik Lotbars ebenso wie die seines Vorgängers in erster Linie darauf gerichtet sein mußte, den Status quo am Mittelrhein und in Nieder-Lothringen zu erhalten. Die Stellung des Königs war notwendig defensiv. Wenn nun wenig später als ein Jahr Theoderich von Düren zum ersten Mal als ministerialis regni in der Umgebung Lotbars weilte, so zeigt dies, daß der König diesem Getreuen bei der Sicherung seines Einflusses auf das Aachener Reichsgut besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat. Auf den "Propagandacharakter" von D. 14 ist ja bereits öfter hingewiesen worden. Vielleicht war es sogar der Süpplingenburger, der Theoderich die Reichsvogtei erst übertrug. Diese Vermutung läßt sich allerdings nicht weiter erhärten. Eine Reihe weiterer Ministerialen sind für die Zeit zwischen 1125 und 1135 in Aachen selbst, aber auch in seiner nächsten Umgebung nachweisbar. Neben Theoderich von Düren begegnet 1130 und 1140 ein "iudex Diedericus" 36• Der in D. 14 nach Theoderich genannte "Thiepol-

dus" dürfte ebenfalls aus Aachen stammen. Im Nekrolog des Aachener Madenstiftes werden ein "iudex" Tibold und ein "villicus" Gerard aufgeführt; sie begegnen 1133 auch als Vater und Sohn37• Ob Tibold allerdings mit dem in D. 38 genannten "Thipoldus" identisch ist, bleibt fraglich, denn dieser steht in unmittelbarer Nähe des kölnischen Ministerialen Heinrich von Aldendorp 38• Vielleicht können auch zwei andere 34 35

Bernhardi, Lothar S. 409 ff., 521, 523, 559.

Ebenda, S. 185 f., 193 f., 234 ff., 370 f. u. a . m. ; Gerstner, Pfalzgrafen S. 65 ff.; H. Werle, Die rheinischen Pfalzgrafen als Obervögte des Erzstifts Trier im 11. und 12. Jahrhundert, in: Trierisches Jb. 1957, S . 5-14, hier bes. s. 9 ff. 36 Vgl. oben Anm. 11. 37 Bosl, Reichsministerialität S. 350; Quix, Burtscheid nr. 13 (1135) S. 214; Lacomblet I nr. 315 (1133) S . 209. 38 Bosl, Reichsministerialität S . 116; Lacomblet I nr. 280, 282-284, 287, 288 u. a. m . (S. 182 ff.); W . Pötter, Die Ministerialität der Erzbischöfe von Köln vom Ende des 11. bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts (Studien zur Kölner Kirchengeschichte Bd. 9, Düsseldorf 1967), hier: S. 21 ff. 13 Wadle

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Zeugen in D. 14, Herebertus und Liutbertus, dem Aachener Bereich zugeordnet werden, obgleich sie schwer "mit festen Vorstellungen zu verbinden" sind39• 1108 erscheint ein "nuntius imperatoris Heribertus iudex", der später auch im Nekrolog des Marlenstiftes steht40• In Urkunden Herzog Walrams von Lothringen begegnet 1135 Radulfus de Vals, der auch schon 1130 genannt wird41 • Er dürfte ein früher Angehöriger der Reichsministerialen des in unmittelbarer Nähe von Aachen gelegenen Vaals sein, in dem, wie in benachbarten alten Königsorten Richterich, Würselen, Limiers und Holset, später Ministerialen begegnen42. Seiner Familie gehörte wohl auch der um die gleiche Zeit genannte Everelmus an43. Vielleicht bestehen verwandtschaftliche Beziehungen der Familie Radulfs von Vaals zu dem ersten uns bekannten Vogt der Aachener Reichsvogtei, der ebenfalls Radulf hieß 44. "Boninga", nach dem 1141 ein zwischen Theoderich von Aachen und Rudger und Anselm von Düren aufgeführter Heinrich sich benennt, ist sicherlich ebenfalls in der Nähe Aachens zu suchen, wie die Schenkung eines Gutes zu "Boninge" an die Aachener Kirche durch deren Propst Friedrich zeigt45 • Vielleicht gab es auch in Elsloo, dessen Rechtszug im 15. Jahrhundert an den Aachener Oberhof ging, königliche Ministeriale; 1111 tritt nämlich ein Arnulf "de Eleslo" auf46 • Zum engeren Aachener Bereich sind sicherlich auch die übrigen in den Urkunden Walrams genannten, aber nicht näher bestimmbaren Macelinus, Crispianus und d essen Sohn Eccuwinus, Adolfus, Sifridus de Bubenheim, Wiricus, Reinoldus, Almericus und schließlich Werenbertus zu zählen47 • Die Aachener Ministerialität im Gebiet der alten Karolingerpfalz war demnach schon zur Zeit Lothars recht ansehnlich. ae Bosl, Reichsministerialität S. 116. Lacomblet I nr. 259 (1108) S. 167; Bosl, Reichsministerialität S. 116, 350; Ch. Quix, Necrologium Ecclesiae B. M. V. Aquensis (Aachen und Leipzig 1830), S. 4 f.; vgl. auch Schiffers, Aachengau S. 20. 41 Quix, Cod. dipl. Aqu. I, 1 nr. 63 (1130) S. 14; Quix, Burtscheid nr. 12 und 13 (1135) S. 213 f.; Lacomblet I nr. 315 (1135) S. 209 ; nr. 309 (1130) S. 205. - Zu Vaals vgl. Krabusch, Königsgut S. 315; Rotthoff, Reichsgut S. 134 ff. 42 Rotthoff, Reichsgut S. 134 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 353 f.; Rudolfus begegnet in einer Urkunde Konrads III. von 1147 (Quix, Cod. dipl. Aqu. I, 1 nr. 29 S. 20; Lacomblet I nr. 356 S. 244; Stumpf nr. 3546) für das Marienstift

•a

als "aquensis ecclesie ministerialis". 43 Lacomblet I nr. 309 u. 315 (1130-33) S. 205, 209: "Radulfus et Everelmus". 44 Bosl, Reichsministerialität S. 350. 45 Lacomblet I nr. 343 (1141) S. 232; nr. 259 (1100) S. 167.- Für eine Identität mit dem im 13. Jh. zum Nimweger Reich gehörigen "Benningen" {F. Gorissen, Nimwegen [Niederrheinischer Städteatlas II, Geldrische Städte Heft 1, Kleve 1956], S. 22) spricht nichts; vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 354; F . Gorissen, Die Burgen im Reich von Nimwegen außerhalb der Stadt Nimwegen, in: Niederrheinisches Jb. Bd. IV {1959) S. 105- 168, hier: S. 11 f. 48 Rotthoff, Reichsgut S. 70 f. 47 Quix, Cod. dipl. Aqu. I, 1 nr. 64 {1135) S. 44; Quix, Burtscheid nr. 12 u. 13

{1135)

s. 213 f.

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In Boppard, dem Hauptstützpunkt des Königtums am Mittelrhein, sind ebenfalls zahlreiche Dienstmannen nachweisbar. Sie begegnen außer in D. 14 in zwei Urkunden Lothars III. für St. Pantaleon zu Köln48 • 1129 treten als Zeugen auf "ministeriales de Bobart: Arnoldus, Cunradus, Hekkehardus, Helce villicus, Marcwardus, Berwaldus". Im Text der Urkunde werden ein Aso, dessen Sohn Herkerus und Enkel Konrad und Gertrud, die mit einem Cezolfus verheiratet war, aufgeführt. 1132 werden außer Roricus als ministerialischeZeugen aus Boppard genannt: "Cunradus, Reginfridus, Germarus, Emicho, Arnoldus, Ruoduuinus, Helzo, Henricus, Zezolfus, Guntwardus, Franco, Godefridus, Reuengerus, Engilbertus, Annicho, Volcmarus, Wigant, Volcmarus, Reginboldus, Metfrit, Burchardus, Dimo, Embrico, Eckehardus, Adelbero." Eine Reihe von Ministerialen ("Folcmar, Arnold, Conrath, Germar, Annecho, Helzo, Gotebreth et frater eius Gotefrith") werden auch 1124 in einem Diplom Heinrichs V. 49 erwähnt. Auch der in dieser Urkunde auftretende Konrad von Waldeck (Hunsrück), dessen Geschlecht unter Friedrich Barbarossa zu großer Bedeutung gelangte, gehörte zum Kreis der Bopparder Ministerialität. Entsprechendes gilt für den 1140 neben Konrad und Arnold von Boppard und dem Vogt dieses Ortes genannten Embrico von "Burgenhouen", das mit dem rechts des Rheins gelegenen Bernhofen identisch ist und über dem sich die schon 1110 erwähnte Reichsburg Sterrenberg erhebt50• Es braucht kaum mehr betont zu werden, daß der Bopparder Fiskus die umfangreichste Dienstmannschaft aufweist, die uns aus der Regierungszeit Lothars für einen Reichsgutbereich bekannt ist. Spricht schon die Zahl für die Bedeutung dieser Ministerialen51 , so kann die Nachricht in der ersten Urkunde Lothars für St. Pantaleon52 diesen Eindruck nur bekräftigen. In ihr wird erstmals - und zwar "in recht plastischer Weise" 53 - ein "villicus" namens Helce bezeugt. Als Heinrich IV. in Boppard einen Markt gegründet und zur Anlegung des Marktplatzes ein Haus seines Ministerialen Aso hatte abreißen lassen, übertrug er diesem als Entschädigung einen Weinberg in Kamp. Die Enkelin dieses Ministerialen, Gertrud, hatte beim Eintritt ins Kloster der Abtei St. Pantaleon zu Köln ihr ganzes Erbe vermacht, darunter auch jenen MGH D L III. nr. 16 (1129) S. 19 ff.; nr. 40 (1132) S. 64 f. Stumpf nr. 3414 (1124); Günther, Cod. dipl. Rheno-Mosellanus I nr. 96 S. 196; Mittelrhein. UB I nr. 444 S. 503 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 329. Von dem in der Urkunde genannten Konrad von "Walthecce", dem vermutlichen Stammvater der staufischen Reichsministerialen von Waldeck a. d. Hunsrück (Bosl, Reichsministerialität a.a.O.) hören wir unter Lothar III. nichts. 50 Lacomblet I nr. 340 (1140) S. 228; Stumpf nr. 3414; Bosl, Reichsministerialität S. 331. 51 Heyen, Boppard S. 74 ff. 52 MGH D L III. nr. 16 (1129) S. 19 ff. 53 Heyen, Boppard S. 66. 48 49

13°

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Weinberg. Der Villicus, der diesen Weinberg wohl als heimgefallenes Lehen betrachtete, hielt ihn mit Gewalt "in usum imperatoris" zurück. Dieser Zustand, so heißt es in der Urkunde Lothars III., habe bis in seine Zeit angedauert; deshalb setzte er die Abtei wieder in ihre Rechte ein. Diese Vorgänge kennzeichnen die Stellung des ministerialischen Villicus in bezeichnender Weise: er hat offensichtlich nicht nur das Recht, Reichslehen einzuziehen, sondern er nimmt die Reichsinteressen selbst über den König hinaus wahr. Die Wohlhabenheit der Bopparder Dienstmannen ist nicht zuletzt auch aus ihren frommen Stiftungen zu erkennen. In die Zeit vor 1125 fällt außer den Verfügungen der Inkluse Gertrud die Gründung des im Bopparder Bereich gelegenen Klosters Marienberg, die Heinrich V. 1124 auf Bitten der "cives Bobardie" bestätigte54 • Konrad III. konfirmierte 1140 die Schenkungen von Ministerialen aus Reichsbesitz, nämlich Gerechtsame im Wald Frankenscheid und Weinberge in "Pere" und Kestert (beide gegenüber Boppard) an das Kloster Hirzenach55• Eine vergleichbare Haltung kann man auch bei Lothar III. erkennen, wenn man von der Echtheit seiner zweiten Urkunde für St. Pantaleon ausgeht56. Sicher ist jedenfalls, daß der Süpplingenburger den Dienstmannen von Boppard besondere Aufmerksamkeit widmete und mit ihrer Hilfe einen wichtigen Stützpunkt am Mittelrhein behauptete. Indem er die salische Dienstmannschaft in gleicher Weise wie seine Vorgänger begünstigte, trug er entscheidend dazu bei, daß die Grafenvogtei, unter der sich Boppard in jenen Jahren noch befand, wenige Zeit später durch einen reichsministerialischen Vogt abgelöst werden konnte57• Kaum weniger wichtig war die weiter rheinabwärts gelegene Festung die die in unmittelbarer Nähe gelegenen Güter Remagen58, Sinzig59 und Andernach60 sowie die an ihrem Fuße gelegene

Hammerstein,

Vgl. oben Anm. 49; auch Heyen, Boppard S. 120 f. Vgl. oben Anm. 50. Vorbemerkung zu MGH D L III. nr. 40 S . 6'4 : "Original zweifelhafter Geltung". 57 Die Vogtei über Boppard befand sich bis 1139 in der Hand des Grafen Ludwig von Arnstein, der in diesem Jahr unter Verzicht auf alle seine Rechte in das von ihm gegründete Kloster Arnstein eintrat (Heyen, Boppard S. 68 ff.); er dürfte mit dem in MGH D L III. nr. 16 (1129) S. 21 genannten "Ludowicus de Quinheim" identisch sein. Schon 1140 begegnet ein reichsministerialischer Vogt "Everhardus" von Boppard (Heyen, Boppard S. 69, 75). 58 In salischer Zeit wird Remagen nicht als Reichsgut erwähnt (Krabusch, Königsgut S. 298). Konrad III. spricht in einer Urkunde aus dem Jahre 1151 (Stumpf nr. 3580; dazu Bernhardi, Konrad III. S. 875 Anm. 23) von Gütern "in territorio nostro Remnacensi". Später begegnet R. im Tafelgüterverzeichnis (MGH Const. I nr. 440 S. 648). Vermutlich war auch vor 1151 Reichsbesitz in R. vorhanden. 59 Heinrich IV. hatte 1065 die villa Sinzig, altes karolinil!isches Reichsgut (Niese, Reichsgut S. 1), mit Münze, Markt und Zoll an das Erzbistum Bremen geschenkt (MGH D H IV. nr. 173 S. 226 f.). Sie kam auch tatsächlich in Bre54

55 56

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Hauptzollstätte zu schützen hatte. Durch seine Lage in der Mitte zwischen Bingen und Köln war der Hammerstein zugleich für das gesamte Reichsgut in diesem Teil des Rheintales von überragender Bedeutung61 • Diese Burg, die unter den Saliern als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien und als Staatsgefängnis gedient hatte62 , war der Obhut eines Ministerialengeschlechtes anvertraut, das - wie der Baroberger Klerus an Heinrich V. schrieb63 "sine respectu Dei vel vestri" wiederholt gegen Kirchengut vorging. Diese Ministerialen begegnen 1105 zum ersten Mal, als Werner von Hammerstein die Reichsinsignien an den jungen König auslieferte. Um 1118/1120 sind Engelbert und Ludwig von Hammerstein als kaiserliche Unterhändler am Niederrhein und in Sachsen tätig64 • Lothar III. ist es offensichtlich gelungen, dieses maßgebliche Ministerialengeschlecht auf seine Seite zu ziehen, denn 1129 tritt in

mer Besitz (Adam von Bremen, Harnburgische Kirchengeschichte c. 28, 59; MGH SS rer. Germ. S. 171, 205). Im 12. Jh. erscheint das Gebiet von S. jedoch wieder im Besitz des Reiches (Niese, Reichsgut S. 172). Wahrscheinlich ist der Ort, der 1152 als "villa regalis Sincichel" bezeichnet wird (Otto von Freising, Gesta Frid. II, 3, MGH SS rer. Germ. S. 104), schon unter Heinrich V. an das Reich zurückgekommen. 1114 wird S., die "regia possessio", vom Kölner Erzbischof zerstört (Chron. Reg. Col. a. 1114 MGH SS rer. Germ. S. 54; Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 301; Krabusch, Königsgut S. 127). 1122 bestätigt Heinrich V. dem Kloster Burtscheid ein Gut in Sinzig, das er der Gemahlin und dem Sohne eines Ludwig von Sinzig, die sich diesen Besitz angeeignet hatten, absprach (Stumpf nr. 3174). Dieser Ludwig mag ein Reichsministeriale gewesen sein. - Auffallend ist auch, daß andere rheinisch-westfälische Güter, die im 11. Jh. an Bremen vergabt worden waren, bald wieder an die Krone zurückgekommen sind (Duisburg, Elten, Vreden; vgl. weiter unten). 60 Andernach ist ebenfalls altes Reichsgut (Eggers, Grundbesitz S. 19; Krabusch, Königsgut S. 222; Wieruszowski, Reichsbesitz S. 144 f.; auch Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 388 ff.) Herrschaft und Hof A. wurden 1157 durch Friedrich I . an Erzbischof Reinold von Köln vergabt (Lacomblet I nr. 426 S. 296 f.; Stumpf nr. 4086: "omne nostrum ius et dominium et totam nostram curtem in andernaco, cum hominibus possessionibus . . . et districtu omnique honore et iusticia eidem curti attinente"). Wie Sinzig ist auch A. als "possessio regia" 1114 beim Feldzug des Kölner Erzbischofs gegen Heinrich V. zerstört worden; in der Nähe der Stadt erlitt der Kaiser eine schwere Niederlage (Krabusch, Königsgut S. 113, 127).- Trotz der Vergabung an Köln behielt A. die Funktion eines Tafelgutes (MGH Const. I nr. 440 S. 648). Noch 1187 sind die Reichsministerialen von Hammerstein hier mit Aufgaben betraut; vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes S. 208 f. 81 Krabusch, Königsgut S. 90, 264; vgl. auch Bosl, Reichsministerialität S.117, 321 ff.; Wieruszowski, Reichsbesitz S. 140; Gensicke, Landesgeschichte s. 57 f., 207 ff. 62 Meyer von Knonau, Jahrbücher V S. 265, IV 150 Anm. 8, 309; Urkunden und Regesten zur Geschichte der Burggrafen und Freiherren von Hammerstein, bearb. von E. Frhr. von Hammerstein-Gesmold (Hannover 1891), hier: Reg. nr. 26-30 und 33, S. 9 ff. 63 Jafte, Bibl. V S. 395; vgl. von Hammerstein, Reg. nr. 25 S. 8 f. 64 von Hammerstein, Reg. nr. 27 S. 9 und Reg. nr. 32 S. 10; vgl. auch Reinemann, Cod. dipl. Anh. I b nr. 185 S. 149. - Ludwig von Hammerstein tritt 1145 neben anderen Reichsministerialen in einer Urkunde Konrads III. auf (von Hammerstein, Reg. nr. 36 S. 12).

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seiner Urkunde für Duisburg Engelbert als Zeuge auf65 • Vielleicht kann dieser Dienstmann dem Bopparder Kreis zugezählt werden, denn ein Engelbert begegnet auch unter den Ministerialen des Fiskus Boppard66. Auch auf der Burg Kerpen an der Erft (Kreis Bergheim), die der Kölner Erzbischof 1122 hatte zerstören lassen67, scheinen zur Zeit Lothars Reichsministerialen gesessen zu haben, deren Aufgabe es war, die Heerstraße zwischen dem Aachener Becken und dem Rhein zu schützen. Jener Warnerus de Kerpene, dessen gewaltsames Vorgehen gegen die Stabloer "villa" Villip (bei Bann) Lothar seinem Vorgänger folgend wiedergutzumachen bestrebt war, könnte ein königlicher Dienstmann gewesen sein68 • Gleichwohl bleiben einige Zweifel bestehen69• Eine letzte Gruppe niederrheinischer Reichsministerialen tritt ebenfalls in der Urkunde für die Duisburger Bürgerschaft auf7°. "Gunzelinus et Meinhardus de Nouiomago" sind die ersten uns bekannten Ministerialen in jedem Bereich, der mit dem dazugehörigen Reichswald, der "silva Ketile" und den königlichen Rechten an der Burg Oij und den Orten Groesbeck und Eiden den nordwestlichen Vorposten des Reiches es MGH D L III. nr.17 S. 21 f. es Bosl, Reichsministerialität S. 117. 67 Chron. Reg. Col. a. 1122 MGH SS rer. Germ. S. 60: "Carpene castellum imperatoris"; Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 204; Krabusch, Königsgut S. 273; Bosl, Reichsministerialität S. 354. 68 Stumpf nr. 3037 (1110); MGH D L III. nr. 35 (1131) S. 57 f.; nr. 93 (1136) S. 144 ff. - Im 13. Jh. befindet sich Kerpen in der Hand der Reichsministerialenfamilie von Gimnich (Bosl, Reichsministerialität S. 350 ff.); der Ort ist nach der Zerstörung also offensichtlich nicht in den Besitz des Erzstiftes Köln übergegangen. - Unter Heinrich V. sollen die Ministerialen von Kerpen auf Besitz der Abtei St. Trond in Bersdorf (Gesta abbaturn Trudonensium, hg. von R. Koepke, in: MGH SS X [Hannover 1852] S. 213-448, hier: S. 288) und von St. Pantaleon in Brockendorf übergegriffen haben (Lacomblet I nr. 312 S. 206); hierzu, insbesondere zur Echtheit der Überlieferungen vgl. Wisplinghoff, Friedrich I. S. 26 f. Anm. 11 und S. 82. 69 Bosl (Reichsministerialität S. 334 Anm. 2) meint, daß es neben den Ministerialen Karsilius und Nikolaus, die sich nach der Reichsburg Kerpen bei Daun in der Eifel benennen, Dienstmannen gleichen Namens in Kerpen an der Erft gegeben habe. Dies ist m. E. recht unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, daß es sich um ausgefallene Vornamen handelt. Bosl selbst läßt an anderer Stelle (Reichsministrialität S. 354) offen, ob die beiden Ministerialen dem einen oder dem anderen Ort zuzusprechen sind. Auch der Vogt Albero von Kerpen und sein Bruder Theoderich, die Bosl (Reichsministerialität S. 354) zur Kölner Dienstmannschaft zählen möchte, dürften aus der Eifel stammen. Die Urkunde des Kölner Erzbischofs aus den Jahren 1170--1181 (Mittelrhein. UB II nr. 51 S. 90) betrifft nämlich das Eifelkloster Himmerod. Theoderich begegnet auch in Trierer Urkunden für Himmerod (Mittelrhein. UB I nr. 11 [1171] S. 49; nr. 19 [1173] S. 56; Günther, Cod. dipl. Rheno-Mosellanus I nr. 246 S. 49; Mittelrhein. UB I nr. 610 S. 670 f.). Theoderich wäre also mit gleichem Recht der Trierer Dienstmannschaft zuzuzählen. - Vielleicht gehören die Trierer Ministerialen Garsilius von Konz und dessen Neffe Theoderich (J. Bast, Die Ministerialität des Erzstifts Trier, Trierisches Archiv Erg.-Heft XVII, Trier 1918, hier: S. 9) zur selben Sippe. 70 MGH D L III. nr. 17 (1127) S. 21 f.

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bildete71 und dessen Mittelpunkt der alte karolingische Pfalzort Nimwegen war72 • Das Auftreten der Dienstmannen Gunzelin und Meinhard läßt bereits das Bestreben Lothars lU. erkennen, die Rechte der Krone in diesem Gebiet zu erfassen. Wenn die staufischen Herrscher späterhin Nimwegen zu einem umfänglichen Komplex ("Nimweger Reich") ausbauen konnten, so dürfte dies nicht zuletzt durch die Politik des Süpplingenburgers ermöglicht worden sein. Diese Entwicklung reicht allerdings bis in die Salierzeit zurück, wie der Aufenthalt Heinrichs V. in Nimwegen wenige Wochen vor seinem Tode erkennen läßt73. In der Umgebung Lothars lU. begegnen schließlich auch mehrere

Reichskirchenministerialen des Niederrhein- und Moselgebietes, ohne

daß sich jedoch - von drei Ausnahmen abgesehen - nähere Beziehungen des Königs zu ihnen feststellen ließen74• Einer der wichtigsten Dienstmannen des Erzbistums Trier, der Burggraf Ludwig de Ponte, der recht willkürlich die Angelegenheiten der erzbischöflichen Residenz regelte und die Einkünfte und Verpflegung des Erzbischofs und seiner Kapläne bestimmte75, begleitete den König wohl auf seinem Zug durch Trierer Gebiet (1131). Als Lothar dem Kloster Echternach das Schifffahrtsrecht auf der Sauer erneuerte, beauftragte er neben anderen "Ludewigum primorem Trevirorum", die Grenzen des Schiffsweges festzustellen. In der Zeugenliste der hierüber aufgenommenen Urkunde78 führt Ludwig als "palacii custos" die Reihe der Trierer Ministerialen an. 71 Bosl, Reichsministerialität S. 342 ff.; Rotthoff, Reichsgut S. 68 f., 85, 96 f., 113 ff., 119; F. Gorissen, Heimat im Reichswald (Kleve 1950), hier bes. S. 9, 12 f.; auch Wieruszowski, Reichsbesitz S. 117, 152 f.; Gorissen, Nimwegen s. 21 ff. 72 Allgemein wird angenommen, daß die Pfalz in Nimwegen, die 1047 als

"domus regia incomparabilis operis" bezeichnet, aber bereits unter Heinrich III. zerstört worden ist (Krabusch, Königsgut S. 288; F. Gorissen, Kleve, Niederrheinischer Städteatlas I. Reihe, 1. Heft, Kleve 1952, hier: S. 1 f.; ders., Heimat im Reichswald S. 12 f.; ders., Nimwegen S. 72), erst unter Friedrich Barbarossa wiederhergestellt worden sei (Bosl, Reichsministerialität S. 117, 342 f.; Rotthoff, Reichsgut S. 113 f.). Aus Rahewin, Gesta Frid. IV, 86 (MGH SS rer. Germ. S. 344), ergibt sich aber nur, daß Friedrich I. die alte Pfalz erneuert hat. Vorher bestand mit Sicherheit bereits ein Pfalzgebäude, denn Konrad III. urkundete "in palatio N." (Stumpf nr. 3581); auch Otto von Freising, Gesta Frid. I, 67 (MGH SS rer. Germ. S. 96), berichtet zu 1151 von einem "palatium Noviomagense". - Lotbar III. erwähnt in D. 19, daß Otto III. in seiner Pfalz N. Hof gehalten habe. 73 Anselmi Gemblacensis continuatio a. 1125, MGH SS VI S. 380. 74 MGH D L III. nr. 36 (1131) S. 61: Ministerialen von Trier und Echternach; nr. 38 (1131) S. 63: Min. von Köln; Heinrich von Altendorp ist kölnischer Ministeriale, nicht Reichsministeriale, wie Bosl (Reichsministerialität S. 117) vermutet; vgl. oben Anm. 38; nr. 9, 12 (1126, 1128) S. 11, 15: Min. von St. Servatius zu Maastricht; nr. 57, 80 (1134, 1136) S. 91, 126: Min. von St. Jacob zu Lüttich; nr. 37, 38 (1131) S. 62 f.: Min. von Brauweiler (?). 75 Bernhardi, Lotbar S. 368 Anm. 48; Bosl, Reichsministerialität S. 108; Bast, Ministerialität S. 38 ff. 78 MGH D L III. nr. 36 (1131) S. 60 f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Im Diplom Lothars III. für Stablo aus dem Jahre 113777 werden bei der Regelung des jährlichen Servitium der Reichsabtei die Meinungsverschiedenheiten hervorgehoben, die über diese Frage "inter nostros et ecclesie Stabulensis ministeriales" entstanden waren. Die Forderungen der Reichsdienstmannen, die persönlich nicht aufgeführt werden, waren erheblich über die Zugeständnisse der klösterlichen Ministerialität hinausgegangen und auch die von Lothar getroffene Regelung blieb hinter den Vorstellungen der königlichen Dienstmannschaft zurück. Die Urkunde des Süpplingenburgers bietet somit einen wichtigen Hinweis auf die Aktivität der niederlothringischen Ministerialen. Weitere Nachrichten betreffen die Ministerialität des Bischofs von Utrecht. 1127 ließ Lothar einen gewissen Giselbert hinrichten, der vermutlich bischöflicher Ministeriale war und dem Hochstift Utrecht schon längere Zeit hindurch nicht unerheblichen Schaden zugefügt hatte78• In auffallendem Gegensatz hierzu steht das Verhalten des Königs zu einer Gruppe von Utrechter Dienstmannen, die sich dem Grafen Florenz von Holland, dem Neffen Lothars, angeschlossen hatten. Da sie mit den bischöflichen Gütern nicht gerade schonend umgegangen waren, hatte der Bischof sie nach dem Tode des Grafen (1133) exkommuniziert. Lothar ließ nun diese Ministerialen trotz aller Vorstellungen an seinem Hofe zu, so daß Adalbert von Mainz den Kaiser deswegen in einem Brief an Bischof Otto von Bamberg heftig tadelte79 • Weitere Einzelheiten erfahren wir nicht, insbesondere nichts über Herkunft und Funktion der Utrechter Ministerialen. Dennoch verdient das Ereignis unsere Aufmerksamkeit; es ist nämlich nicht die einzige gegen Utrecht gerichtete Maßnahme Lothars, wie später80 zu zeigen ist. Konnten wir für die sächsischen und rheinischen Gebiete zahlreiche Anhaltspunkte für die Beziehungen Lothars III. zur Reichsministerialität finden, so fehlen sie für das s c h w ä bis c h- alemannische Gebiet völlig. In den königlichen Urkunden erscheinen aber auch nur wenige Ministerialen des ostfränkisch-bayerischen Raumes. MGH D L III. nr. 119 S. 193. Lothar S. 119. 79 Ann. et notae S. Mariae Ultraiectenses, hg. von L. Weiland, in: MGH SS XV, 2 (Hannover 1888) S. 1298-1304, hier: a. 1133-1135 S. 1302; Jafte, Bibi. V S. 450 ff. - Wenn der Erzbischof schreibt, die Dienstmannen hätten sich "in familia sua (sc. imperatoris)" befunden, so ist damit gewiß nicht mehr gemeint als ein Verstoß des Kaisers gegen das Verbot, mit Exkommunizierten Gemeinschaft zu pflegen (vgl. dazu etwa Jaffe, Bibi. V S. 325 f., 226 ff., 402 f.); eine Übernahme in die Reichsministerialität wird damit kaum ausgesprochen. Zum Begriff "familia" vgl. etwa Bosl, Reichsministerialität S. 602; Stimming, Königsgut S. 58. 80 Unten S. 268 f. 77

1s

Bernhardi,

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Ostfranken und Bayern In einem Diplom zweifelhafter Geltung von 11291 nahm der König das Anfang des Jahrhunderts gegründete Kloster MaUersdorf in seinen Schutz und übergab es an Bischof Otto von Bamberg. Diese Handlung erfolgte auf Bitten eines Heinrich und dessen Sohnes Ernst, die zur "familia nostri regalis loci inferioris videlicet monasterii" (Reichsstift Niedermünster) in Regensburg gehörten und die MaUersdorf auf dem Boden des Reichsklosters gegründet hatten2 • Unter den Zeugen des königlichen Diploms begegnen noch weitere Ministerialen von Niedermünster. Die Urkunde von 1129 wird somit zu einem wertvollen Hinweis auf die engen Beziehungen Lotbars zu der Dienstmannschaft der Reichskirche. Hinsichtlich der Reichsministerialen fehlt eine entsprechende Nachricht. In keiner Urkunde wird ein Angehöriger der salischen Dienstmannengeschlechter im bayerisch-ostfränkischen Bereich ausdrücklich genannt. Allein in der Zeugenreihe der Urkunde vom 27. Dezember 11283 werden zwei Ministerialen aufgeführt, die diesem Raum zugeordnet werden können, nämlich die beiden Inhaber von Reichshofämtern Konrad Baccho und Volkmar. Der Mundschenk Konrad gehört vielleicht dem Geschlecht der Reichsministerialen von Schipf (bei Königshafen an der Tauber) an, das neben den Dienstmannen von Weinsberg und von Rotbenburg zu den drei wichtigen Ministerialenfamilien im ostfränkischen Kernland Konrads III. zählt4 • Sichere Aussagen lassen sich kaum machen. Sollte die Vermutung, daß Konrad Baccho ein Schipf ist, jedoch zutreffen, so hätte Lothar in Ostfranken einen wichtigen Gefolgsmann gewonnen. Eine gewisse Stütze für diese Vermutung kann man darin sehen, daß möglicherweise auch ein Ministeriale von Rothenburg auf der Seite des Königs steht: auf einem Hoftag zu Speyer (wohl nach 1130) begegnet ein Walter de Rotenburg5 • Mit größerer Sicherheit kann der 1128 genannte Truchseß Volkmar, der dieses Amt schon unter Heinrich V. bekleidet hatte, dem ostfränkischen Bereich zugeordnet werden. Er ist gewiß mit dem in einer Urkunde Bischof Udalrichs Il. von Eichstätt genannten MGH D L III. nr. 20 S. 27 ff. 2 Beck und Büttner, Würzburg und Bamberg S. 302-304; Bost, Reichsministerialität S. 119. 3 MGH D L III. nr. 14 S. 17 f. 4 Bast, Reichsministerialität S. 129 f. 5 Wirt. UB li S. 399. H. Jänichen (Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jh., Schriften zur südwestdeutschen Landesgeschichte Bd. 2, Stuttgart 1964, S. 80 f.) hält diesen W. für einen Angehörigen des edelfreien Geschlechtes von Rottenburg. Diese Frage soll hier nicht weiter vertieft werden; auffällig bleibt jedoch, daß der Vorname Walter bei den Rothenburger Ministerialen nicht selten ist (Bosl, Rotbenburg S. 23, 25 f.). 1

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Valcmarus dapifer de Chezelberg identisch, worunter jenes Kesselberg bei Würzburg gemeint sein dürfte, nach dem sich auch in späterer Zeit Reichsministerialen benennen6• Mit diesen Hinweisen im Diplom von 1128 sind die Überlieferungen über die Beziehungen König Lothars zu den Reichsministerialen erschöpft. Gleichwohl sind in der Zeit seiner Herrschaft zahlreiche Dienstmannengeschlechter nachweisbar, die unter den Staufern zu großer Bedeutung gelangt sind, zum Teil auch schon in salischer Zeit begegnet waren. Dies gilt zunächst für die Ministerialen auf dem alten Reichsbesitz

um Ranshofen und Braunau1 und im Gebiet zwischen Krems und Steyr8•

In einer Urkunde Heinrichs des Stolzen aus dem Jahre 1130 werden "ministeriales regni" von Raitenbuch, Braunau, Aurach, Grünburg, Imbach und Blankenbach genannt9 • Auch in Ranshofen10, Schönberg (Gemeinde Gufflham) 11 und Überackern (an der Salzach)12 sind zur Zeit Lothars Ministerialen nachweisbar. Während über die Beziehungen des Königs zu ihnen nichts bekannt ist, sprechen die Quellen deutlich für

6 Heidingsfelder, Reg. Eichstätt nr. 311 S. 101; Bosl, Reichsministerialität S. 392 f. - Bosl (a.a.O. S. 107) will, Heidingsfelder (Reg. Eichstätt a.a.O.) folgend, "Chezelberg" offenbar als Kesselberg (Krs. Hiltpoltstein, zwischen Titting und Raitenbuch) deuten. Dies ist jedoch wenig wahrscheinlich, denn in diesem Ort begegnen später keine Ministerialen mehr. Die Tatsache, daß es sich 1122 um eine Urkunde des Bischofs von Eichstätt handelt, zwingt nicht dazu, "Chezelberg" in dessen Diözese zu suchen. Die Urkunde wird ja in Bamberg ausgestellt, wo sich neben dem Truchseß Volkmar noch andere Reichsministerialen in der Umgebung Heinrichs V. aufhalten. Außer Volkmar werden allerdings lediglich "Wicnant de Schonernbergetfilius eius Kunrat" mit dem Herkunftsort angeführt. Um welches Schönberg es sich hierbei handelt, ob um Schönberg b. Hersbruck (so Heidingsfelder, Reg. Eichstätt a.a.O.) oder um Schönenberg bei Enslingen (so wohl Bosl, Reichsministerialität S. 131), muß offen bleiben. "Chezelberg" kann also auch nicht nach jenem "Schonemburg" näher bestimmt werden. 7 K. Th. Heigel und S. 0. Riezler, Das Herzogthum Bayern zur Zeit Heinrichs des Löwen und Ottos I. von Wittelsbach (München 1867), S. 175 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 61 ff., 136, 468 ff.; K. Bosl, Individuum und historischer Prozeß, in: DA Bd. 10 (1953/4) S. 475-487, hier: S. 478 ff.; anders G. Kirchner, Staatsplanung und Reichsministerialität, in: DA Bd. 10 (1953/4) S. 446-474, hier: S. 450 ff. 8 Zauner, Königsherzogsgut, passim. 9 Mon. Boica III nr. 156 S. 293; Der Traditionskodex des Augustiner-Chorherrenstiftes Ranshofen am Inn, hg. von K. Schiffmann (Archiv für Geschichte der Diözese Linz Bd. 5 [1908], Linz 1908), hier: nr. 156 S. 74; zur näheren Bestimmung vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 473 und Zauner, Königsherzogsgut S. 126 (Grünburg), S. 116 (Blankenbach). 10 Mon. Boica III nr. 25 (ca. 1125) S. 243; Schiffmann, Traditionskodex nr. 25 S. 9; Mon. Boica III nr. 48 (ca. 1130) S. 251; Schiffmann, Traditionskodex nr. 48 S. 19. 11 Mon. Boica III nr. 15 (1125) S. 241; Schiffmann, Traditionskodex nr. 15 S. 6; Bosl, Reichsministerialität S. 468; Zauner, Königsherzogsgut S. 114. 12 Mon. Boica III nr. 5 (1125) S. 314.

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eine enge Bindung an den Herzog von Bayern, in dessen Urkunden diese Dienstmannen mehrfach als Zeugen auftreten1s. Ähnlich liegen die Verhältnisse in den bayerischen Marken Cham und Nabburg 14 , wo unter Lothar Ministerialen auf altem Reichsgut nachzuweisen sind, so in Cham, Runding, Wetterfeld, Seginbach und Nabburg15, nur daß hier statt des Bayernherzogs die Diepoldinger Markgrafen den entscheidenden Einfluß ausüben. Das Fehlen jeglicher Beziehungen Lothars zu den Ministerialen am Inn und in den bayerischen Marken dürfte zunächst auf die rechtliche Sonderstellung des Reichsguts in beiden Gebieten16 zurückzuführen sein, sodann aber auf die politischen Verhältnisse nach 1125. Während der König den Welfen als seinen wichtigsten Parteigänger im Südosten weitgehend gewähren lassen mußte, war er zu schwach, um die Stellung des Markgrafen Diepold von Vohburg, der von 1125 bis 1128 zu den Staufern hielt, zu .erschüttern17 . Erst dem Nachfolger Lothars gelang es nach 1146, engere Beziehungen zu den Markministerialen anzuknüpfen18. Im Raum von Weißenburg (Franken) und Neuburg (an der Donau) dürften zur Zeit des Süpplingenburgers ebenfalls Reichsministerialen ansässig gewesen sein. Heinrich Haupt, der unter Heinrich V. eine so große Rolle im Kampf gegen die aufständischen Sachsen gespielt hatte19, 13 Mon. Boica III nr. 5 (1125) S. 314; Urkundenbuch des Landes ob der Enns Bd. II (Wien 1854- künftig: UB L. o. d. E.), hier: nr. 108 S. 161; Mon. Boica III nr. 34 (1125) S. 246; nr. 156 (1130) S. 293; Schiffmann, Traditionskodex nr. 34 S. 13; nr. 156 S. 74. -Eine neue Entwicklung scheint sich erst unter Konrad III. anzubahnen, der 1142 für das Kloster Ranshofen urkundet; Mon. Boica III nr. 6 S. 315 f.; Stumpf nr. 3442. 14 K. Bosl, Die Markengründungen Kaiser Heinrichs III. auf bayerischösterreichischem Boden, in: Z. für bayerische Landesgeschichte Bd. 14 (1944) S. 174-244, passim; ders., Die Reichsministerialität als Träger staufiseher Staatspolitik in Ostfranken und auf dem bayerischen Nordgau (69. Jahresbericht des historischen Vereins für Mittelfranken, 1941), hier: S. 72; Bosl, Reichsministerialität S. 55 f., 133 ff.; anders: Kirchner, Staatsplanung S. 460 ff.; vgl. auch von Guttenberg, Mächte S. 239, 247 f., 261. 15 Mon. Boica XXVII nr. 6 (1125) S. 8; nr. 7 (ca. 1125) S. 9; nr. 10 (1135) S. 11; nr. 11 (1135) S. 12. - Urkundenbuch des Herzogtbums Steiermark, bearb. von J . Zahn, Bd. I (Graz 1875), hier: S. 158, 164. - Zum Ganzen vgl. BosZ, Reichsministerialität als Träger S. 66 ff. 16 Zur Doppelrechtlichkeit des Reichsgutes und der Reichsministerialität vgl.: Bosl, Reichsministerialität als Träger S. 72; ders., Reichsministerialität S. 62, 136, 478 f.; ders., Individuum und historischer Prozeß S. 481; HaendZe, Dienstmannen S. 53 ff.; Zauner, Königsherzogsgut S. 101 ff.; kritisch: Schulze, Landesherrschaft S. 150 ff. 17 Bernhardi, Lotbar S. 54, 196; M. SpindZer, Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Bd. 26, München 1937), hier: S. 19 f. 18 Bosl, Reichsministerialität als Träger S. 65 f.; ders., Reichsministerialität

s. 133.

19 H. Graf zu Pappenheim, Die frühen Pappenheimer Marschälle vom XII. zum XVI. Jahrhundert, Bd. I : Regesten, Bd. II: Geschichte (Würzburg 1927), hier: I nr. 365-376 (1111-1123) S. 17 f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

gilt allgemein als der Stammvater der staufischen Marschälle von

Pappenheim, einem Ort im Bereich des alten Königshofes Weißenburg20 •

Sein Geschlecht mag schon in salischer Zeit hier tätig gewesen sein, denn bereits 1110 begegnet mit Konrad von Weißenburg ein Ministerialengeschlecht, das mit den Pappenheimern vermutlich verwandt ist21 • Ausdrücklich wird die Familie erstmals in einer Urkunde aus der Zeit zwischen 1138 und 1147 mit dem Geschlechtsnamen "de papenheim" genannt, unter den "ministeriales regni" wird sie zum ersten Male im Jahre 114022 erwähnt. Bei dem "heinricus", der in beiden Überlieferungen begegnet, dürfte es sich um Heinrich Haupt selbst, vielleicht auch um seinen gleichnamigen Sohn, den bekannten Marschall Konrads III. handeln23• Möglicherweise haben die Pappenheimer schon seit etwa 1138 die örtliche Verwaltung des Reichsgutes um Weißenburg mit dem Marschallamt vereinigt24 • Daß sie bereits vor 1140 in enger Beziehung zum Reichsgutsbereich um Neuburg (an der Donau) standen, mit dessen Vogtei sie Friedrich Barbarossa um 1197 ausstatten sollte25 , ergibt sich ebenfalls aus der Urkunde von 1140. In ihr treten nämlich außer Heinrich von Pappenheim zahlreiche Ministerialen aus der Neuburger Umgebung als Zeugen auf. Die Reihe wird angeführt von einem gewissen "Wirnt", der sicherlich mit dem bereits 1135 genannten gleichnamigen Ministerialen von Neuburg identisch ist26• Ihm folgen Dienstmannen von Straß und Sinning (beide bei Neuburg)27, von Rarbach (nordwestlich Neuburg) und von Ehekirchen (südwestlich Neuburg)28 • Von einer Beziehung Lotbars III. zu diesen Dienstmannen hören wir freilich nichts. Eine Erklärung für diesen Befund wird man darin zu suchen haben, daß Pfalzgraf Otto von Wittelsbach die Vogtei über das Reichsgut um 20 Bosl, Nürnberg S. 75 f.; ders., Reichsministerialität S. 103 f .; auch Pappenheim selbst ist altes Königsgut; Pappenheim, Regesten nr. 352 a (902) S. 16; nr. 356 (1044) S. 16. 21 ·Q uellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte Bd. I (München 1856) S. 200; dazu vgl. Kraft, Weißenburg S. 152; Hofmann, Gunzenhausen-Weißenburg S. 23 f. - Daß die Weißenburger Ministerialität schon zu Beginn des 12. Jh. recht· bedeutend gewesen sein muß, beweist auch das in jener Zeit gefälschte Ministerialenrecht; vgl. Vorbemerkung zu MGH D K Il. nr. 140 (1029) S. 188 ff.; Bosl, Nürnberg S . 75; ders., Reichsministerialität S. 41 ff. Vgl. auch oben S. 91 Anm. 67. - Demnach scheint die "Grafenvogtei" schon in salischer Zeit aufgehoben worden zu sein; vgl. auch Metz, Güterverzeichnisse S. 36. 22 Mon. Boica XXII nr. 55 S. 42; Pappenheim, Regesten nr. 379 f . S . 18 f. 23 Vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 133, 364; letzteres nimmt Pappenheim (Regesten S. 377 ff. und Geschichte S. 3) an. 24 Bosl, Reichsministerialität S. 133. 25 Metz, Güterverzeichnisse S. 77. Zu Neuburg vgl. auch Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 376; Krabusch, Königsgut S. 287. 26 Monumenta Boica XXII nr. 42 (1135) S. 35. 27 Vgl. Förstemann- Jellinghaus, Namenbuch Bd. II S. 903, 826. 28 Historischer Atlas von Bayrisch-Schwaben S . 14, 18, 24.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Neuburg und Regensburg ausübte29 und Lothar es sich infolge der Auseinandersetzung mit den Staufern zu Lasten dieses Mannes, der ihm ergeben war30, nicht leisten konnte, eine gezielte Ministerialenpolitik zu betreiben. Im Umland der so hart umstrittenen Veste Nürnberg sind in der Regierungszeit Lothars zahlreiche Dienstmannengeschlechter nachweisbar, die zum Teil schon unter den Saliern, alle jedoch unter den Staufern als Reichsministerialen hervortreten. Im Gebiet des späteren Sebalder Reichswaldes begegnen die Ministerialen von Eschenau31, Kirchrüsselbach32 und Gründlach33, im Westen und Südwesten Nürnbergs die von Wilhelmsdorf, Buttendorf3 \ Bürglein und andere aus der Umgebung von Schwabach35 ; an sie schließen sich nach Osten zu die Dienstmannen von Hiltpoltstein36, Thann37 und Diepersdorf38 im Bereich von Altdorf an und schließlich die von Benzendorf {bei Hersbruck) 39• Angehörige fast aller dieser Familien erscheinen in der Umgebung Kon29 Mon. Boica XIII nr. 12 (1140) S. 170 f.; nr. 51 (1130) S. 333 ; XV nr. 1 (1122/30) S. 370. Dazu vgl. Hamm, Herzogs- und Königsgut S. 36; Metz, GüterverzeichnisseS. 36; Prinz, Bayerns AdelS. 64 f. 30 Bernhardi, Lothar S. 54, 221, 502 ff., 566 f., u. a. m. Auch das Privileg,

das Lothar für das Kloster Indersdorf, eine Gründung Ottos, ausstellte (MGH D L III. nr. 27 [1130] S. 42 f.), ist wohl als Entgegenkommen gegenüber dem Wittelsbacher zu werten. 31 1132: Looshorn, Geschichte II S. 292 ; Urkundenregesten des Zisterzienserklosters Heilsbronn, 1. Teil (1132-1321), bearb. von G. Schuhmann und G. Hirschmann (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte III. Reihe 3. Bd., Würzburg 1957), hier: nr. 1 (1132) S. 1; von Guttenberg, Territorienbildung S. 441. - Vor 1139: Looshorn, Geschichte II S. 97; von Guttenberg, Territorienbildung S. 443. - Vgl. auch Bosl, Reichsministerialität als Träger S. 28. 32 1119: Looshorn, Geschichte II S. 133; von Guttenberg, Territorienbildung S. 442; um 1132: Looshorn, Geschichte II S. 65. 1134: ders., Geschichte II S. 61. 33 Vor 1139: Looshorn, Geschichte II S. 97. 34 1132: Looshorn, Geschichte II S. 292; von Guttenberg, Territorienbildung S. 443. 1138: Looshorn, Geschichte II S. 277; Mon. Boica XII nr. 3 S. 333. Vgl. auch Bosl, Reichsministerialität als Träger S. 38. 35 1124: Looshorn, Geschichte II S. 68; 1129: ders., a.a.O. S. 94; 1132: ders., a.a.O. S. 292; 1138: ders., a.a.O. S. 277. as Looshorn, Geschichte II S. 97 (vor 1139). 37 Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeran, hg. von J. Widemann (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF Bd. 8, München 1943), hier: nr. 758 S. 353 f.; nr. 767 ff. S. 357 ff. (zwischen 1120 und 1140); auch Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte Bd. I S. 75-78. 38 1130: Looshorn, Geschichte II S. 70 ("Dieprehtesdorf"). Bei diesem Ort handelt es sich sicherlich um denselben, der bereits 1079 erwähnt wird; vgl. von Guttenberg, Regesten von Bamberg nr. 321 S. 149 und nr. 518 S. 264 ("Dieprehdesdorf"); von Guttenberg (Territorienbildung S. 443) wollte in dem 1079 genannten "D." Dietersdorf nördlich Schwabach erkennen. Ahnliehe Divergenzen finden sich auch bei Bosl; vgl. Reichsministerialität als Träger S. 29, Reichsministerialität S. 55 und Kartenbeilage 6, wo nicht Diepersdorf, sondern Dietersdorf als Reichsburg aufgeführt ist. 39 Heidingsfelder, :aeg. Eichstädt nr. 333 (1129) S. 108; Bosl, Reichsministerialität S. 387.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

rads III. 40 • Zu König Lothar lassen sich keine Beziehungen feststellen. Ein Grund hierfür dürfte sein, daß die Ministerialen des Nürnberger Umlandes ebenso wie die Insassen des "oppidum" 41 Anhänger der staufischen Brüder oder diesen doch zumindest freundlich gesinnt waren. Gerade im Nürnberger Reichsgut, einem Kernland salischer Macht, war die Erinnerung an die hohen Zeiten Heinrichs III. und seiner Nachkommen noch lebendig. Dies kommt überaus deutlich darin zum Ausdruck, daß der aus dem Ministerialenstande stammende Bamberger Domprobst Eberhard im Jahre 1130 eine Stiftung machte, damit sein, seines Vaters Ebbo und seines gnädigsten Kaisers - gemeint ist Heinrich III. Jahrestage gefeiert wurden42• Vermutlich haben die Dienstmannen auch in den Kämpfen nach 1125 eine Rolle gespielt, wie sie das ja auch schon in den Auseinandersetzungen von 1105 getan hatten43 • Vielleicht bezieht sich auch der mahnende Brief, in dem Erzbischof Adalbert feststellt, daß die Verkündung des über Konrad verhängten Bannes in einem Teil der Bamberger Diözese auf Schwierigkeiten gestoßen sei, auf die Nürnberger Gegend44• Die Staufer hätten die Burg wohl kaum so lange halten können, hätten sie nicht im Umkreis Unterstützung gefunden. Entgegen aller Erwartung hören wir auch nach der Vertreibung der Gegner Lothars aus Nürnberg nichts von Beziehungen der Ministerialen zum König. Dagegen erscheinen sie uns in mehreren Urkunden des Bamberger Oberhirten. In der Stiftungsbestätigung Bischof Ottos für das Kloster Heilsbronn im Jahre 1132 werden neben Ministerialen des Hochstifts Otnand von Eschenau und Gernot und Rudolf von Buttendorf genannt45 • In derselben Zeugenreihe werden auch Ezzo von Bürglein und Otto von Wilhelmsdorf aufgeführt, die zwar später noch als bambergische Dienstmannen gelten, aber dennoch im Reichsinteresse tätig sind48• 1134 erscheint Baldwin von Kirchrüsselbach neben einem Edelfreien und einem bischöflichen Ministerialen in einer Urkunde des Bambergers47• Diese Beispiele mögen genügen48, um darzutun, daß der 40 Nürnberger UB nr. 37 S. 27; Stumpf nr. 3415 (1140); Mon. Boica Bd. 29 a nr. 465 S. 272; Stumpf nr. 3418 (1140); Nürnberger UB nr. 40 S. 38 (1141); Mon. Boica Bd. 29 a nr. 41 S. 29; Stumpf nr. 3,224 (1142). Mon. Boica Bd. 29\a nr. 50 S. 35 f., bes. Anm. 1; Stumpf nr. 3514 (1146). Mon. Boica Bd. 29 a nr. 65 S. 43 f.; Stumpf nr. 3758. 41 Vgl. S. 79 Anm. 6. 42 Looshorn, Geschichte II S. 70 (1130). 43 Nürnberger UB nr. 23 S. 16. 44 Jaffe, Bibl. Bd. V nr. 236 S . 414 f.; Mainzer UB nr. 555 S. 468; vgl. auch von Guttenberg, Das Bistum Bamberg (Germania Sacra 2. Abt. 1. Bd., Berlin/ Leipzig 1937), hier: S. 124; Bernhardi, Lothar S. 141 Anm. 51. - Zur Bistumsgrenze vgl. von Guttenberg, Stammesgrenze, passim. 45 Looshorn, Geschichte II S. 292; Urkundenr egesten Heilsbronn nr. 1 S. 1. 46 Looshorn, Geschichte II S. 277 (1138); Mon. Boica XII nr. 344 S. 332; Bosl, R eichsministerialit ät als Träger S. 38. 47 Looshorn, Geschichte II S. 61. 48 Vgl. im übrigen die Anm. 35-40, 42.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Einfluß des Hochstifts ähnlich wie vor 112549 auch nach 1130 auf die Dienstmannenfamilien bemerkenswert war, die dann unter den staufischen Herrschern den königlichen Interessen dienen und die recht eigentlich dem Nürnberger Umland den Charakter einer Königslandschaft verleihen sollten. Weder die Staufertreue Gesinnung der Ministerialen um Nürnberg, noch ihre engen Beziehungen zum Hochstift Bamberg vermögen indes das Verhalten Lothars hinreichend zu erklären. Während das alte Reichsgut am Inn und in den bayerischen Marken der Einwirkungsmöglichkeit des Königs infolge seiner Doppelrechtlichkeit und der politischen Lage entzogen war, sind die Verhältnisse im Nürnberger Bereich völlig entgegengesetzt geartet. Hier war die Reichstradition in salischer Zeit besonders lebendig gewesen. Lothar III. folgte dieser Überlieferung, indem er die Burg den Staufern zu entreißen suchte. Das gänzliche Fehlen irgendwelcher Nachrichten über Beziehungen des Süpplingenburgers zur Ministerialität des Nürnberger Umlandes bildet hierzu einen merkwürdigen Gegensatz, wenn man bedenkt, wie anders sich der König den salischen Dienstmannen in Rheinfranken gegenüber verhielt. Doch findet auch das Fehlen jeglicher Nachrichten eine Erklärung: Nürnberg war in die Hand Heinrich des Stolzen gelangt50• 111. Vergabungen, Bestätigungen, ErwerbungenMöglichkeiten und Hemmnisse königlicher Güterpolitik

1. Lothar III. und das Hausgut

Allodialbesitz und Vogteigerechtsame, über die Lothar schon als Herzog verfügen konnte, begegnen nach 1125 vielfach in seinen königlichen Urkunden. Zwei Privilegien aus den Jahren 1134 und 1135 kommt besondere Bedeutung zu, weil sie einen Kernbereich 1otharischen Eigengutes berühren, nämlich die Landstriche um Braunschweig und Königslutter. Die erste Urkunde stellte der Kaiser dem Kloster St. Ägidien zu Braunschweig aus, einer Stiftung der Markgräfin Gertrud, der 1117 verstorbenen Schwiegermutter Lothars1• Er erließ darin eingehende Bestimmungen über die Vogtei des Klosters und setzte unter anderem 49 Ministerialen begegnen in folgenden Urkunden Bischof Ottos : Looshorn, Geschichte II S. 65 (1108): Bürglein; ebenda S. 133 (1119): Kirchrüsselbach; ebenda S. 65 (1122): Kirchrüsselbach; ebenda S . 68 (1124): Bürglein. Es fällt auf, daß 1124 ein Baroberger Ministeriale von Gebinbach den im Eschenauer Reichsministerialengeschlecht üblichen Vornamen Otnant trägt (vgl. von Guttenberg, Territorienbildung S. 432). so Vgl. unten S. 257 ff. 1 MGH D L III. nr. 67 (1134) S. 103 ff.; dazu vgl. Vogt, Herzogtum S. 58.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

fest, daß die Vogtei unter den künftigen Erben jeweils dem Inhaber der Burg Dankwarderode zustehen sollte. St. Ägidien wurde damit derjenigen Gewalt unterworfen, die durch den Besitz der Burg die beherrschende Macht darstellte. Wurde schon durch diese Bestimmung die Macht des Eigenkirchenherren erheblich gestärkt, so bewirkte die Anordnung, daß ein Ministeriale die Vogtei "absque aliquo iure beneficii" verwalten sollte, eine weitere Steigerung der Stellung Lothars und seiner Erben. Die Schenkung von Besitz in Berkum, die der Süpplingenburger 1136 dem Braunschweiger Eigenkloster bestätigte, verdient weniger wegen des geschenkten Erbgutes, als vielmehr wegen der Person der Schenkenden Beachtung; auf ihn, den Hildesheimer Ministerialen Reinger, wurde bereits eingegangen2• Ein Jahr zuvor stellte der Süpplingenburger seinem Hauskloster ("ecclesia nostra") Königslutter eine Urkunde aus, in der er die Umwandlung des Nonnenklosters in einen Mönchskonvent bestätigte, Bestimmungen über die Rechtsstellung der "familia" und die Klostervogtei erließ und den Besitzstand der Abtei garantierte. Die von Lothar selbst und seinen Vorfahren geschenkten Güter geben einen guten Einblick in die Verteilung des Allodialbesitzes im Derlingau, unter dem der Ort Königslutter ("hereditatem nostram paternam ... cum omnibus attinentiis nihil exceptis, insuper silvas adiacentes vulgariter dictas Elm et Brock cum omnibus attinentiis") hervorsticht3 • In den übrigen Urkunden Lothars III. wird kein Eigengut mehr erwähnt4. Gleichwohl dürfte die Zeit nach 1125 eine Reihe bedeutender Vorgänge aufweisen, die nur schwer faßbar sind. Außer dem Ausbau der Stadt Braunschweig und der Organisation der Vogtei über Ort und Umland5 , ist insbesondere die Gründung der Marktsiedlung Hannover durch den süpplingenburgischen Lehngrafen Hildebold I. von Roden zu erwähnens. Einige andere Lothars Herrschaft unterstehende Klöster treten ebenfalls stärker in Erscheinung. Dem Kloster St. Michael zu Lüneburg bestätigte der Kaiser 1135 den Besitzstand und regelte die Vogtei und die Stellung der Dienstmannschaft. Kurz zuvor schon hatte er dem Alexanderstift zu Wildeshausen, das ebenfalls "ecclesia nostra" genannt MGH D L III. nr. 85 (1136) S. 133 ff.; vgl. oben S. 176. MGH D L III. nr. 74 (1135) S. 113 ff.; dazu vgl. Vogt, Herzogtum S. 53 ff., 67; Hüttebräuker, Erbe S. 23; H. Hoogeweg, Verzeichnis der Stifter und Klöster Niedersachsens vor der Reformation (Hannover und Leipzig 1908), S. 75. 4 Zu "Huneringeroth" und "Suthere" vgl. unten S. 210 ff. 5 Vgl. oben S. 167 Anm. 42, 43. 6 H. Plath, Die Anfänge der Stadt Hannover, in: Hannoversche Geschichtsblätter NF Bd. 15 (1961) S. 167-216, hier: S. 202 ff., bes. S. 206; Diestelkamp, Stadtgründungen S. 171, 173; Stoob, Königtum S. 55. 2

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§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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wird, ein Privileg über Vogtei- und Ministerialenverhältnisse erteilt7. Das aus northeimischem Erbe stammende Kloster Bursfelde hat Lothar ebenfalls begünstigt, indem er die Schenkung des Reichsministerialen Bevo von Grune an diesen Konvent genehmigte8 • Ein wichtiges Ereignis hat in den Diplomata Lothars keinen Niederschlag gefunden: Die Umwandlung des ehemals brunonischen Nonnenkonventes Romburg an der Unstrut in ein Männerkloster. Aus einer Urkunde Erzbischof Adalberts I. aus dem Jahre 1136 erfahren wir jedoch von diesem Vorgang9 • Vermutlich hat der Kaiser nicht nur in dieser Weise in die Verhältnisse des Klosters eingegriffen, denn Heinrich der Löwe berichtet, daß Lothar dem Abt bestimmte Rechte im Bereich des Klosterhofes und im angrenzenden Gebiet eingeräumt habe10• Diese Vorgänge lassen das Interesse des Königs an den thüringischen Besitzungen seines Hauses deutlich hervortreten11 • Überblickt man die wenigen Nachrichten über die Beziehungen Lothars III. zum sächsisch-thüringischen Hausgut1 2, so kommt man zu einer zweifachen Beobachtung. Zunächst fällt auf, daß alle Nachrichten aus den Jahren nach 1134 stammen, einer Zeit also, wo das Königtum Lothars im ganzen Reich anerkannt wurde. Es hat den Anschein, als hätte der König vorher nicht die Zeit gefunden, die Angelegenheiten seines Hauses in Sachsen zu regeln. Zum anderen ist bemerkenswert, daß nur in einem Falle Allodialbesitz abgegeben oder dessen Übertragung bestätigt wurde, nämlich bei der Privilegierung Königslutters. Vermutlich hat Lothar dieses Kloster als Grablege seiner Familie betrachtet und es deshalb reich ausgestattet. In allen übrigen Fällen, besonders bei der Regelung der Vogteiverhältnisse in Braunschweig, handelte es sich dagegen um Maßnahmen, die geeignet waren, Einfluß und Stellung Lothars zu stärken. 7 MGH D L III. nr. 73 (1135) S. 112 f.; nr. 75 (1135) S. 116 f. ; vgl. dazu Vogt, Herzogtum S. 115 f., 119 ff. 8 MGH D L II. nr. 65 (1134) S. 101 f.; dazu Vogt, Herzogtum S. 61 ff. Stoob (Königtum S. 54) vermutet in Lüneburg schon unter Lothar "eine bürgerliche Gesamtgemeinde". 9 Mainzer UB I nr. 608 (1136) S . 527 f. 10 MGH Urk. HdL nr. 111 (1179) S. 167 f. 11 Vogt, HerzogtumS. 59 f., 73 ff. 12 Zu allen Einzelheiten vgl. Vogt, Herzogtum, passim. Vermutlich wurde auch das Kollegiatstift zu Süpplingenburg von Lothar gegründet; ob diese Gründung jedoch nach 1125 erfolgt sein könnte, ist nicht auszumachen. Vgl. Vogt, Herzogtum S. 53; Hoogeweg, Verzeichnis S. 122; Hüttebräuker, Erbe S. 24; Kleinau, Ortsverzeichnis S. 610. - Ebenso muß ungeklärt bleiben, ob die Reformtätigkeit des Propstes Gerhard von Riechenberg in Katlenburg, die nach Reinemann (Bistum Hildesheim S. 141 Anm. 91) "im Auftrag Lothars und seiner Erben" erfolgte, in die Jahre vor 1138 fällt. Die Nachricht der Annales Stederburgenses, hg. von G. H. Pertz, in: MGH SS XVI (Hannover 1859) S. 197-231, hier: S. 205, sagt über den Zeitpunkt dieser Tätigkeit nichts aus.

14 Wadle

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz 2. Lothar III. und das Reichsgut

Sachsen und Thüringen, sächsische Marken und Slawengebiete Die Kaiserpfalz Goslar erlebte, wie wir schon dem Itinerar entnehmen konnten, unter Lothar III. eine neue Blüte. Der königliche Besitz erlitt in jenen Jahren aber auch erhebliche Einbußen durch Naturkatastrophen. Im Februar oder März 1132 soll das "palatium" eingestürzt sein, vermutlich infolge Unwetters1 • Während diese Nachricht jedoch einigen Zweifeln unterliegt2, ist es eher glaubwürdig, wenn eine andere Überlieferung berichtet, im Jahre 1137 sei ein großer Teil Goslars durch eine Feuersbrunst verwüstet worden3• Diese Nachricht bezieht sich zwar nur auf die "villa", doch wurde vielleicht auch der Pfalzbezirk vom Schadensfeuer erreicht. Zwei Urkunden Lothars III. betreffen das Reichsland um Goslar. Sie wurden beide für das im Norden der Stadt gelegene Augustinerchorherrenstift Riechenberg ausgestellt. 1129 stimmte der König einem Gütertausch zwischen dem Reichsstift St. Sirnon und Juda und der Propstei Riechenberg zu. Zugleich übertrug er dem Kloster drei Mansen zu "Huneringeroth", die ihm sein Lehnsmann Ludolf überlassen hatte4 • Zwei Jahre nach diesem Tausch bestätigte er der Propstei drei weitere Besitzungen in Jerstedt (nordwestlich Goslar), "Beningerod" und "Stapelen", die Petrus, Subdiakon und Kanoniker von St. Sirnon und Juda geschenkt hatte5 • Für das Reichsgut im Goslarer Umland sind die beiden vom König beurkundeten Vorgänge ohne größere Bedeutung. In erster Linie war Besitz der Reichskirche betroffen6• Zur Vergabung dieser Güter mußte Can. Wiss. Cont. MGH SS IX S. 138; UB Goslar I nr. 183 S. 219. Jaffe, Lothar S. 112; Giesebrecht, Geschichte IV S. 432; Bernhardi, Lothar S. 423 Anm. 4. 3 Annalista Saxo a. 1137 MGH SS VI S. 774; UB Goslar I nr. 191 S. 223; "multo incendio vastata sunt loca scilicet ... magna pars Goslarie"; Annales Palidenses MGH SS XVI S. 79: "parsque non modica Goslariensis oppidi igne consumata".- Vgl. auch Keyser, Städtegründungen S. 176. ' MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 33; "Huneringeroth" ist eine Wüstung bei Riechenberg (MGH DD L III. RegisterS. 276; Vogt, HerzogtumS. 68 Anm. 36). - Zu Riechenberg vgl. etwa Bode, Einleitung zu UB Goslar I S. 100 ff.; Heinemann, Bistum Hildesheim, bes. S. 112, 115 f. mit weiterer Literatur. 5 MGH D L III. nr. 32 (1131) S. 48 ff.; es handelt sich dabei um eine verunechtete Urkunde, die nach der Mitte des 12. Jahrhunderts hergestellt, für die aber eine glaubwürdige Aufzeichnung benutzt wurde (vgl. Vorbemerkung zu D. 32). "Beningerod" und "Stapelen" sind Wüstungen bei Riechenberg (vgl. MGH DD L III. Register S. 262 u. 291). • So die in D. 32 genannte Besitzung in der "villa Botingeroth" und die Hufen in Hahndorf (nördl. Goslar), die dem Domstift gehörten; in Jerstedt (nordw. Goslar) befindet sich im 12. Jh. der Oberhof einer großen "villicatio" des Domstiftes (MGH D H III. nr. 207 [1047] S. 272 f.; Berges, Geschichte S. 131). In Botingeroth erbaute Riechenberg wenig später eine Kirche (UB Goslar I nr. 184 [1133] S. 319 f.). 1

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§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Lothar III. als Herr der Reichskirche seine Zustimmung {"cum sententia mei consensus") erteilen. Doch kann nicht ausgeschlossen werden, daß ein Teil der verschenkten und vertauschten Besitzungen Krongut oder Dienstlehen war. Die Familie des Kanonikers Petrus, die im Bereich der alten "curtis" Werla begütert war7, dürfte zu jenen Sippen gehört haben, die 1086 als königliche "clientes" in unmittelbarer Beziehung zur Krone belassen worden warens. Außerdem ist zu beachten, daß es sich bei drei der betroffenen Orte um Rodungssiedlungen (1129: "villa Botingeroth" und "Huneringeroth"; 1131: "Beningerod") handelt, die im ehemaligen Reichswald entstanden sind9 • In diesen Dörfern hat sich noch bis ins späte 12. Jahrhundert hinein Krongut erhalten. Daß in "Huneringeroth" Reichsbesitz vorhanden war, ergibt sich nicht zuletzt auch aus der Tatsache, daß Ludolf von Wöltingerode in diesem Ort drei Hufen "a munificentia (sc. Lotharii) regni iure beneficii" innehatte10• Die beiden Urkunden für Riechenberg gewinnen erst vor dem Hintergrund des Interessengegensatzes zwischen Lothar und dem Hildesheimer Bischof ihre eigentliche Bedeutung. Im Zuge seiner Klosterpolitik hatte Bischof Berthold schon 1128 versucht, seinen Einfluß auf das Augustinerstift auszudehnen11• Diesen Plänen scheint Lothar durch sein Privileg 7 Der Stiftung des Petrus, die er am Tage seiner ersten Gelübde (?) für sich und seine Mutter, wie auch für die Seele seines Vaters und diejenigen aller lebenden und verstorbenen Verwandten machte, wohnte die Mutter bei und "consensu suo bonum opus filii sui confirmavit" (MGH D L III. nr. 32 s. 48 ff.). 8 Vgl. oben S. 173. Die Familie "de Goslaria" wurde auch nach Stapeln genannt (UB Goslar I nr. 214 S. 245 f.). 9 "Beningerothe" liegt am Rande des schon großenteils besiedelten Waldes Al (zur Lage des Waldes vgl. die Karte bei: K. Frölich, Zur Ur- und Frühgeschichte von Goslar, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 6 [1929] S. 224-264, Bd. 7 [1930] S. 265-320, Bd. 9 [1932] S. 1-51, hier: Bd. 9 S. 49). Dies ergibt sich aus der Grenzbestimmung des 1108 an St. Georgenberg geschenkten Landes: "terram quoque cum silvula circumiacentem, qui Al dicitur, quicquid inter duas publicas vias, unam que Beningerothe alteram que Immenrothe ducit" (UB Goslar I nr. 171 S. 194; vgl. auch die Bestätigung Bischof Bernhards von Hildesheim UB Goslar I nr. 180 und 181 [1131] S. 215 ff.; Berges, Geschichte S. 131). Die Lagebezeichnung "inter duas publicas vias" ist ein wichtiger Hinweis auf die Zugehörigkeit des Waldes zum Reichsgut. - Für die bei Riechenberg gelegenen Orte "Bothingeroth" und "Huneringeroth" dürfte Ähnliches gelten. - Berges, Geschichte, a.a.O., spricht von "Königsbesitz" in beiden Orten. 10 MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 33.- Vogt, HerzogtumS. 68, hält die Herkunft der drei Hufen zu H. für unbekannt. Daß es sich um Reichslehen handelt, ergibt sich m. E. schon aus dem Wortlaut der Urkunde Lothars; außerdem gehört H. sicherlich zu den Rodungsorten im ehemaligen Reichsforst (vgl. vorige Anm.). - Die Hufen in "Suthere" (Söder bei Bockenem?), die Lothar III. für das resignierte Lehen an den Wöltingeroder gibt, sind ebenfalls als Reichslehen anzusehen, da sie als Ersatzstücke in die Rechtsstellung des Besitzes zu H. einrücken. 11 UB Hochstift Hildesheim nr. 187 S. 167 f.; hierzu und allgemein zu den Spannungen zwischen König und Bistum, insbesondere auch zur Hildesheimer Klosterpolitik jetzt: Heinemann, Bistum Hildesheim S. 111 ff., 122 ff.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

von 1129, das ohne Mitwirkung des Hildesheimers erteilt wurde, entgegengetreten zu sein. Das zweite Lothardiplom für Riechenberg fällt in die Zeit nach dem Bischofswechsel von 1130, der die Gegensätze zwischen König und Bistum nicht verringerte, obwohl der Dompropst und vermutliche Diakon von Goslar, Bernhard, sicher unter Beteiligung Lothars gewählt worden ist12 • Seit 1130 ist Propst Gerhard von Riechenberg, der zur Familie des Königs ebenso wie zum Hildesheimer Domstift enge Beziehungen pflegte, eine der Schlüsselfiguren im Goslarer Raum. In der Urkunde Lothars UI. von 1131 wird er "dilectus ac fidelissimus noster Gerhardus Richenbergensis prepositus" genannt. In den ersten Jahren konnte er die Gegensätze zwischen König und Bistum noch ausgleichend beeinflussen; letztlich förderte er die süpplingenburgisch-welfischen Interessen dann doch stärker als die Hildesheims13• In diesen Zusammenhang gehören einige Beobachtungen zum welfischen Besitz im Bereich der Reichsvogtei Goslar. Bereits oben wurde erwähnt, daß Lehnsmannen Heinrichs des Löwen um die Jahrhundertmitte Gerechtsame in Kantiggerod (wüst bei Goslar), am Nordberg ("quicquid iuris et proprietatis possederam in monte qui vulgo Nortberch dicitur")14 und eine Mühle in Goslar ("antiquum molendini locum iuxta pontem regis situm ad ius nostre proprietatis pertinentem")15 innehatten. 1147 schenkte der Welfe dem 1otharischen Hauskloster Königslutter "predium quoddam omnem scilicet terram et silvam Walesberg dieturn ad orientam plagam Harzesburg sitam" 16• Alle diese Güter sind wohl auf Lothar UI. zurückzuführen17• Wie sie in die Hand der Welfen kamen, ob als süpplingenburgisches Erbgut oder als Reichs- oder Kirchenlehen, ist kaum zu entscheiden; mit noch weniger Gewißheit läßt sich etwas über die Besitzrechte Lothars sagen. Um Hausgut handelte es sich sicherlich nicht, denn im Goslarer Gebiet ist sonst kein 12 Heinemann a.a.O. 129 ff.- Ausdruck der Spannungen ist das auffallende Zurücktreten des neuen Goslarer Archidiakons Dietrich in den Hildesheimer Urkunden einerseits und sein gegen die Hildesheimer Politik bezüglich der Winzenburg gerichtetes Wirken in Rom andererseits; vgl. Heinemann, a.a.O. S. 131 f. mit Anm. 53, 54. n Gerhard war mit Bischof Bernhard befreundet, der ihm 1130/ 31 auch die Leitung der Hildesheimer Propstei St. Geergenberg übertrug; die neugeschaffene Bischofskanzlei war anfangs mit Riechenherger Stiftsherrn besetzt ; das 1otharisch-welfische Kloster Katlenburg wurde von Gerhard reformiert; alle Nachweise bei Heinemann, a.a.O. S. 140 f. 14 UB Goslar I nr. 229 (1154) S. 258 ff.; MGH Urk. HdL nr. 27 S. 36 ff. Zur Lage des Nordberges vgl. Karte bei Frölich, Ur- und Frühgeschichte Bd. 9

s. 49.

UB Goslar I nr. 236 (1157/8) S. 369 f.; MGH Urk. HdL nr. 39 S. 55 f . MGH Urk. HdL nr. 10 (1147) S. 17 f.; "Walesberg" = Woldsberg; vgl. Kleinau, Ortsverzeichnis S. 252 (unter Hasselburg). 17 Vogt, Herzogtum, führt keine der hier behandelten Güter an, obwohl zumindest für den Besitz in Kantiggerod und am Nordberg ein Zusammenhang mit dem Lotharerbe wahrscheinlich ist. - Hüttebräuker erwähnt diese Besitzungen nur im Register (Erbe S. 75, 80, 86, 96) als welfische Güter. 15

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§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Allodialbesitz des Süpplingenburgers bekannt18 • Ähnliches gilt auch für Kirchenlehen19• Am ehesten wird man den bekannten Tatsachen gerecht, wenn man die welfischen Besitzungen als Reichsgut ansieht, die Lothar seinem Schwiegersohn zu Lehen übertragen hat. Zwar besitzen wir nur hinsichtlich des Nordberges einen Hinweis auf die weiterbestehende Verbindung mit dem Reich, doch dürfte es sich bei der Mühle in Goslar selbst und dem zur Harzburg gehörenden "predium Walesberg" entsprechend verhalten20 • Eine abschließende Klärung der aufge,worfenen Fragen ist freilich kaum möglich. Dunkel liegt auch über dem Schicksal des Besitzes der 1126 ausgestorbenen Herren von Veckenstedt21 • Sie waren im Bereich des ehemaligen Reichshofes Ilsenburg begütert22• Möglicherweise fiel nach dem Tode Walos von Veckenstedt ein Teil seiner Güter an das Reich23 • Viel18 Nur "Huneringeroth" liegt in diesem Bereich; dazu Vogt, Herzogtum Kartenanhang, und unten Anm. lOB. 1147 verfügte Heinrich der Löwe gleichzeitig über Güter bei Kneitlingen (nordöstlich Schöppenstedt), die sicher dem 1otharischen Hausgut entstammen, das in jener Gegend reich vertreten war (Vogt, Herzogtum S. 71 ff. und Kartenbeilage). Da diese Besitzungen jedoch von den im Harz gelegenen weit entfernt in einer ganz andersartigen Umgebung liegen, kann man von ihnen nicht auf eine Hausgutszugehörigkeit der "terra et silva Walesberg" schließen. 19 Am Nordberg hat auch das Hochstift Hildesheim Anrechte (UB Goslar I nr. 226 [1154] S. 256); im nordwestlich von Goslar gelegenen Othfresen trägt Heinrich der Löwe Güter von Hildesheim zu Lehen (MGH Urk. HdL nr. 32 [1156] S. 46 f.).- Bei der Vergabung der welfischen Güter an Riechenberg ist von einem Zusammenhang mit Hildesheimer Lehen nichts zu hören. Die Urkunde von 1147 scheint zwar einen Hinweis auf Anrechte der Bischöfe von Hildesheim und Halberstadt am "Walesberg" zu geben, wenn es heißt, die Vergabung sei "episcoporum banno roborata" erfolgt. Eine solche Beteiligung läßt sich indessen leicht damit erklären, daß das begünstigte Kloster (Königslutter) und die geschenkten Güter im Halberstädter Sprengel, das Gebiet an der Harzburg aber in dem Teil des Harzgaues lag, dessen Grafschaft Hildesheim zustand; vgl. MGH D H IV. nr. 218 (1069) S. 276 f.; dazu Vogt, Herzogtum S. 31 ff., 144, und unten Anm. 101. 20 Zum Nordberg vgl. UB Goslar I nr. 242 (1157) S. 274. Der Bereich der Harzburg gehört zu den Reichswäldern um Goslar; Berges, Geschichte S. 135. Nach 1138 scheinen diese Besitzungen infolge des staufisch-welfischen Gegensatzes der ersten Stauferzeit dem Einfluß der Krone zunehmend entfremdet worden zu sein. - Die Hufen in Kantiggerode dürften dagegen Iotharisches Eigengut gewesen sein, denn Heinrich d. L. nennt sie 1154: "de iusta patrimonii mei hereditate". - In diesem Zusammenhang ist auch auf die starke Stellung welfischer Ministerialen in Goslar hinzuweisen; vgl. Jordan, Goslar S. 66 ff.; Patze, Friedrich Barbarossa S. 32 f. 21 Annalista Saxo a. 1126 MGH SS VI S. 765; dazu Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 73, 109; G. Bode, Das Erbe der Edelherren von Veckenstedt und der Vicedomini von Hildesheim, Grafen von Wassel, in: ZHarzV Bd. 43 (1910) S. 1-57, passim, bes. S. 3. 22 Bode, Edelherren von Veckenstedt S. 3; P. Höter, Hasselburg, Wohldsberg, Bovingerode, in: Braunschweigisches Magazin Bd. 15 (1909) S. 1-5; Höfer, Frankenherrschaft S. 158 Anm. 2. 23 Der größte Teil des Allodialgutes fiel wohl an die Erben der Veckenstedter, die Vicedomini von Hildesheim (Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 109), doch könnte ein Teil auch an das Reich gefallen sein. Einen Anhaltspunkt

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

leicht gehörten die 1147 erwähnten Teile des Harzburggebietes zu diesem Erbe. Daß dieses Gebiet und die in den Sachsenkriegen des 11. Jahrhunderts zerstörte Reichsveste unter Lothar III. wieder in das politische Geschehen am Nordharz einbezogen werden, geht aus einer Notiz der Pöhlder Annalen hervor. Diese berichten beim Tode des Bischofs Rudolf von Halberstadt (1136-1149), er habe aus Sorge um den Frieden der Umwohner den Bau der Harzburg verhindert und sich dadurch den langjährigen Haß derjenigen zugezogen, die bereits begonnen hatten, dort zu wohnen24• Wer diesen Burgbau veranlaßt hat, ist nicht bekannt. Auch hiermit lassen sich Vermutungen verbinden, auf die jedoch erst weiter unten eingegangen werden soll. Etwas reichhaltiger sind die das Gebiet am Südharz betreffenden Urkunden Lothars III. Für das am Südharz gelegene Kloster Walkenried hat Lothar III. zwei Urkunden ausgestellt. 1152 bestätigte er die Ausstattung des von Adelheid von Klettenberg gegründeten Konventes und schenkte selbst einige angrenzende Besitzungen {"contigua quedam adicientes") und den Wildbann ("ius nostrum quod wiltban dicitur") innerhalb der Grenzen: "Imminrode", Sachsenburg, Mosberg, Eichberg und "Ratheresrode"25. Zwei Jahre später bestätigt der König eine weitere hierfür bildet die Zerstörung der den Veckenstedtern (als Gandersheimer Lehen?) gehörenden Derenburg. Wahrscheinlich wollte Friedrich von Sommersehenburg verhindern, daß sie in die Hand Lotbars fiel und seine eigene Stellung in diesem Bereich gefährdet wurde; vgl. H.-D. Starke, Die Pfalzgrafen von Sommersehenburg (1088-1179), in: Jb. für die Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands Bd. IV (1955) S. 1-71, hier: S. 21; P. Höfer, Der Königshof Bodfeld im Harz, in: ZHarzV Bd. 45 (1912) S. 115-126, hier: S. 121; anders Bode, Edelherren von Veckenstedt S. 6. - Höfer, Rasselburg S. 3, möchte den Anfall des Veckenstedter Erbes früher ansetzen, nämlich in die Zeit nach 1105, als der Ilsenstein zerstört wurde. M. E. kommt eher ein Übergang nach 1126 in Betracht, da um 1110 die Stellung Lotbars noch nicht so gefestigt war, daß er Reichsgut hätte an sich ziehen können; vgl. auch Vogt, Herzogtum s. 13. 24 Ann. Palidenses a. 1149 MGH SS XVI S. 84. Vermutlich handelt es sich nur um einen Neubau auf dem sog. kleinen Burgberg; dazu vgl. W. Lüders, Die Geschichte der Harzburg, in: Die Harzburg und ihr Gebiet (Goslar 1922) S. 17-25, hier: S. 21 f.; R. Wiries, Geschichte des Amtes Harzburg nach seinen Forst-, Flur- und Straßennamen (Braunschweig 1942), S. 12 f. - Über andere kaum glaubhafte Überlieferungen in Chroniken des 14. Jh., wonach Konrad III. an der Wiederherstellung der Harzburg beteiligt gewesen sein soll, vgl. H. von Strombeck, Zur Geschichte der Harzburg, in: ZHarzV Bd. 4 (1871) S. 156-169, hier: S. 157 ff. - Zur salischen Zeit vgl. UB Goslar I nr.120 u. 121 (1073) S. 178 ff.; nr. 128 (1176) S. 184 f. - Die eigentliche Neuerrichtung der Harzburg wird allgemein Friedrich I. zugeschrieben; vgl. UB Goslar I nr. 293 (1180) S. 315 ff.; Lüders, Harzburg S. 22 f.; zuletzt Kleinau, Ortsverzeichnis S. 247. 25 MGH D L III. nr. 42 (1132) S. 68 ff.; zu Walkenried vgl. P. Lemcke, Geschichte des freien Reichsstiftes und der Klosterschule Walkenried (2. Aufl. Leipzig o. J.); H. Wiswe, Die Bedeutung des Klosters Walkenried für die Kolonisierung der Goldenen Aue, in: Braunschweigisches Jb. Bd. 31 (1950) S. 59-70. Zur Lage der in D. 42 genannten Orte vgl. Silberborth, Helmegau, Kartenanhang.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Zuwendung an Walkenried. Im Diplom vom 12. April 113426 wird berichtet, daß die Gründerin Adelheid von einem Ekkehard "de Almundisleue" ein Gut in Berbisleben (zwischen Uthleben und Windehausen) gekauft und an das Kloster geschenkt habe. Da dieser Besitz Reichsgut war ("quia de regno fuit"), mußte Lotbar der Übertragung zustimmen. Außerdem fügte er noch weitere kleine Dinge ("adminicula") in Berbisleben, nämlich zwei Gehölze und eine Wiese, hinzu. Die beiden Urkunden Lotbars III. eröffnen eine umfängliche Reihe von Reichsgutsvergabungen an Walkenried27• In die Zeit der süpplingenburgischen Herrschaft fällt wohl auch der Erwerb eines Hofes in Nordhausen, der ebenfalls aus Reichsgut stammen dürfte28• Während mit Berbisleben Besitz südlich der alten fränkischen Siedlung Nordhausen29 vergabt wird, handelt es sich bei der ersten Begünstigung in D. 42 um Krongut in unmittelbarer Nähe des Klosters. Besonderes Interesse verdient dabei die Grenzbestimmung des Wildbannes. Sachsenburg und Mosberg (westlich und nordwestlich von Walkenried) wurden nämlich von Heinrich IV. als Schutzburgen angelegt, die den Zugang zum Reichs..: gut am Südharz sichern sollten30• Wenn Lotbar in diesem in salischer Zeit oft umstrittenen Bereich über Reichsbesitz verfügt, so darf man hierin - wie so oft bei derartigen Vergabungen - wohl in erster Linie eine fromme Stiftung erblicken. Doch bleibt zu erwähnen, daß in beiden Fällen eine Mitwirkung Richenzas hervorgehoben wird. Da die Gemahlin Lotbars mit der Stifterin von Walkenried weitläufig verwandt war, könnten auch verwandtschaftliche Beziehungen die Schenkungen motiviert haben31• Nicht zuletzt sei aber auch auf die kolonisatorische Tätigkeit Walkenrieds hingewiesen. MGH D L III. nr. 60 (1134) S. 94 f. Reg. Thur. II nr. 146 (1157) S. 26 f.; nr. 412 (1170) S. 76; nr. 452 (1172) S. 86; nr. 787 (1188) S. 149; nr. 794 (1188) S. 150 f. ; nr. 797 (1188) S. 151 f. - Zu einer näher nicht bestimmbaren Zeit fand in Gegenwart Lothars ein Tauschgeschäft zwischen Walkenried und Fulda statt (Urk. Walkenried nr. 1 S. 3). 28 Silberborth, Geschichte S. 107, 572. 29 Ebenda, S. 25 f.; Krabusch, Königsgut S. 289. N. wird im 12. Jh. "villa regia" (Otto von Freising, Chronik VII, 8; Ekkehardi Chron. a. 1105 MGH SS VI S. 227) und "curtis regia" (UB Mühlhausen nr. 44 [1180] S. 11) genannt. 30 Eberhardt, Krongut S. 58. Walkenried dürfte ehedem der zu diesem Burgensystem gehörende Wirtschaftshof gewesen sein; vgl. Wiswe, Bedeutung S. 65. - Nach einer nicht ganz zuverlässigen Überlieferung wurde W. gegründet: "ad radices Hercyniae sylvae in praediis ... pertinentibus ad imperiale castrum Sachsenberg tune destructum"; Reg. Thur. I nr. 2111 S. 255 f. 31 Lemcke, Geschichte S. 2. Das Interesse Lothars an der Stiftung ergibt sich nicht nur aus den beiden erwähnten Urkunden. Schon als Herzog hat er die Gründung Walkenrieds unterstützt, indem er seine Halberstädter Lehen in Sargstedt zur Verfügung stellte, damit Adelheid den Ort Walkenried von den Ansprüchen des Klosters Huysburg befreien konnte (Reg. Thur. I nr. 1199 S . 252; Urk. Walkenried nr. 1 S. 1 ff.). 1131 wohnte er überdies einem Tausch zwischen W. und der Abtei Fulda bei, durch den W. die "villa 28

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Im Jahre 1131 tauschte der König die Reichsabtei Alsleben32 an das Erzstift Magdeburg gegen die Burg Scharzfeld mit Zubehör33• Diese Handlung erfolgte "ob carissimae nostrae coniugis Rikce dilectique ac fidelis nostri venerabilis Magdeburgensis archiepiscopi Norberti petitionem". Der Anstoß zu dem Tausch war demnach vom Erzbischof ausgegangen, was denn auch anderwärts bestätigt wird, wenn es heißt: "(Norbertus) abbatiam ... ab imperatore Lothario precibus et praediorum commutationibus sibi donari impetravit"34• Mit dem Kloster, das in der Urkunde Lothars 111. als "innerlich und äußerlich verfallen" bezeichnet wird, gelangte die Hälfte der Stadt Alsleben und anderes dem Kloster gehörendes Eigengut des Stiftergeschlechtes, der sächsischen Udonen, in die Hand des Erzbischofs. Bald danach konnte das Erzstift seinen Besitz abrunden, indem es von Irmgard, der Gemahlin des 1106 verstorbenen Markgrafen Udo, den noch im Stader Eigentum stehenden Teil der Stadt hinzu erwarb35. Für den König scheint die Verfügung über das Kloster nur von Vorteil gewesen zu sein, da er mit Scharzfeld eine bedeutende Veste "ad usum regni" gewann, die das 1otharische Haus- und Reichsgut am Südharz abzusichern hatte36• Die Burg, die in der Folgezeit eine große Rolle spielen sollte, lag am 'südwestlichen Rande des Gebirges. Sie verstärkte dank ihrer günstigen Lage die Kontrolle über die westlichen Zugangswege zum Reichsbesitz im Helmegau. Über Art und Umfang der Pertinentien erfahren wir aus der Urkunde nichts. Möglicherweise gehörten Forstgebiete im Harz dazu; dies zeigt ein Vergleich mit anderen Harzburgen, wie etwa Ilfeld oder Bodfeld37• Daß auch die Vogtei über das Magdeburger Eigenkloster in Pöhlde zu Scharzfeld gehörte, ist zumindest für die Zeit vor 1138 unwahrscheinlich38. Damit verliert aber auch die Vermutung, Lothar 111. habe mit Hunderoth" gegen den bei W. gelegenen Ort "Engilharderoth" erwarb (Urk. Walkenried nr. 1 S. 3; Stumpf nr. 3257; Bernhardi, Lothar S. 350 Anm. 2). 82 An der Saale südl. Bernburg; zur Abtei A. vgl. Bauermann, Erzbischof Norbert S. 26 Anm. 94. 88 MGH D L III. nr. 31 (1131) S. 47 f.; dazu Bernhardi, Lothar S. 349 f. 34 Bernhardi, Lothar S. 350 Anm. 1. 35 Hierzu vgl. zuletzt: Hucke, Grafen von Stade (Stade 1956) S. 149 ff., bes. s. 151 f. 36 Zum Reichsgut am Südwestharz (Pöhlde, Herzberg u. a.) : Mascher, Reichsgut und Komitat S. 8 f. und Karte I; auch oben S. 39 Anm. 28. - Vielleicht wollte Lothar III. zugleich auch das katlenburgische Erbe in der Nähe der Burg sichern (Vogt, Herzogtum S. 41). 87 Mascher, Reichsgut S. 43 Anm. 57 und S. 60 mit Anm. 62. 38 Gegen Mascher (Reichsgut S. 36 f.), der davon ausgeht, daß die Vogtei zwischen 983 und 1204 an das Reich (?) zurückgekehrt ist und daß .,in diesen Zeitraum nur ein entsprechendes wichtiges Ereignis fällt, nämlich die Erwerbung der Burg Scharzfeld, des Machtzentrums der späteren Stiftsvögte, durch den König", läßt sich einwenden: Einmal sind die Grafen, die Scharzfeld bereits seit 1131 besitzen, erst seit dem 13. Jh. als Vögte von Pöhlde nachweisbar (Mascher, Reichsgut S. 36 f.); zum anderen ergibt sich aus der Umwandlung des Klosters in einen Prämonstratenserkonvent durch Erz-

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der Burg "nicht so sehr eine militärische Bastion, als vielmehr herrschaftliche Rechte" erwerben wollen39, ihre eigentliche Stütze. Die Rolle, die Scharzfeld am Südwestharz gewann, scheint die Reichsveste Kyffhäuser am Südostrand des Gebirges erfüllt zu haben. Vermutlich fiel die Neuerrichtung dieser 1116 zerstörten Befestigung in die Herrschaftszeit Lothars40 • Auch in den Bereich des Harzes selbst hat der König gestaltend eingegriffen. Darauf weist der in der Nähe von Bodfeld gelegene Lüdershof hin, der auf die Initiative Lothars zurückzuführen sein dürfte41 • Von nicht geringerer Bedeutung als die bisher genannten Ereignisse, war für den Harz und seine Randlandschaften eine Entwicklung, die auch in anderen Teilen Sachsens die Herrschaftsstrukturen wandelte: die "Grafschaftsreform" Lothars42• Eine Vielzahl der neuen Dynastenfamilien, die seit der Wende des 11. zum 12. Jahrhundert in herrschaftlicher, später regelmäßig als Grafschaften bezeichneter Stellung auftreten, hat man mit dem Süpplingenburger in Verbindung gebracht43 • Auf bischof Norbert von Magdeburg (1129 - Belege bei Mascher, Reichsgut S. 36), wie eng zu dieser Zeit die Beziehungen des Stiftes zu Magdeburg waren. Schließlich ist zu beachten, daß die Initiative zum Tausch Scharzfeld-Alsleben von Norbert ausging. Unter diesen Umständen muß man wohl davon ausgehen, daß die Vogtei erst nach 1138, frühestens aber nach dem Tode Norberts im Jahre 1134 an die Scharzielder kam. Für Mascher scheint indessen zu sprechen, daß die Braunschweiger Chronik (MGH Dt. Chroniken II. S. 581) berichtet, Scharzfeld und das "officium imperiale in Polede" hätten sich schon vor 1125 in einer Hand befunden; ob diese Nachricht zutrifft, ist indessen sehr zweifelhaft; dazu vgl. oben S. 166 f. 39 Mascher, ReiChsgut S. 37. 40 Eberhardt, Krongut S. 71; Eberhardt, Kyffhäuserburgen S. 75 ff.; vgl. auch oben S. 147 mit Anm. 10. 41 Höfer, Königshof Badfeld S. 121 f.; auch Grosse, Harzraum S. 274; Hüttebräuker, Erbe S. 20. 42 Hildebrand, Staat S. 364 ff. ; Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 112 f.; zur Kritik am Begriff "Grafschaftsreform" vgl. Heinrich, Arnstein S. 298 Anm. 1363 ("punktweise Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse zugunsten des Reiches"); jetzt auch Heinemann, Bistum Hildesheim S. 66 ff. 43 Das Auftreten der Adelsgeschlechter (und auch der Ministerialenfamilien) wird in der Regel mit der Tätigkeit Lotbars vor 1125 in Verbindung gebracht; außer den in der vorigen Anm. Genannten vgl. etwa: Hüttebräuker, Erbe, passim; Silberborth, Helmegau S. 227, 246 ff.; Eberhardt, Territorialfürstentum S. 12 ff. und bes. Vogt, Herzogtum, passim. Gegen eine solche "einseitige Bindung an die herzogliche Hausmacht" weist Reinemann (Bistum Hildesheim S. 63, 156) völlig zu Recht auf die Beziehungen der Ministerialenund Adelsgeschlechter zu Lotbar als König hin. Wie diese Beziehungen im einzelnen Falle ausgesehen haben, ist - wenn überhaupt - nur nach weiterführenden Einzelstudien zu sagen. Eine Hauptschwierigkeit bildet dabei sicherlich die "Kompetenzüberschneidung des Königtums und des sächsischen Herzogtums" (Heinemann a.a.O.). Eine völlige Verwischung beider Bereiche ist nicht eingetreten; vgl. unten S. 282. So sehr man R einemann zustimmen möchte, wenn er davor warnt, das plötzliche Auftreten der neuen Familien in den Zeugenlisten lotbarischer Urkunden sofort als Lehnsverhältnis zu deuten (zum Herzog oder zum König?), so unbefriedigend ist jedoch sein Versuch (a.a.O. bes. S. 63 ff.), die "nur sehr schwer faß- und kontraHierbare Ein-

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

dieses Geschehen brauchte unsere Untersuchung nicht weiter einzugehen, wäre nicht in jüngerer Zeit, insbesondere durch KarZ Mascher44, dargelegt worden, daß drei dieser Geschlechter, nämlich die Grafen von Scharzfeld, Rotbenburg und Ilfeld-Honstein, von Lotbar III. am Südharz eingesetzt und daß ihre Komitate vom König auf Reichsgut errichtet worden seien. Einen ähnlichen Zusammenhang zwischen Reichsgut und neugebildeten Herrschaftsbezirken vermutet man auch am Nordharz45• Alle diese Maßnahmen seien auf eine planmäßige Politik des Königs zurückzuführen, die "nur das Teilstück eines weit umfassenderen Vorganges" seien und in anderen Teilen des Reiches eine Entsprechung finde46• Die von Mascher gewonnenen Ergebnisse sind in unserem Zusammenhang von einiger Bedeutung. Die Errichtung von Komitaten auf unmittelbarem Krongut könnte nämlich als gewollte Schmälerung der königlichen Stellung und letztlich als ein Verzicht auf die unmittelbare Zuordnung des Reichsguts zugunsten Adliger aufgefaßt werden. Mit einem solchen Verhalten wäre Lotbar III. von der Politik der Salier abgewichen, die - wie das Vorgehen Heinrichs V. noch einmal gezeigt hatte - versucht hatten, das Reichsgut am Südharz durch Burgen und Reichsministerialen abzusichern und dem unmittelbaren Einfluß des Königs offenzuhalten47• Die Thesen Maschers sind indessen nicht unangefochten geblieben48• In dieser Untersuchung können die von ihm und seinen Kritikern aufwirkung" Lothars einseitig als politische, nicht aber auch als rechtliche Erscheinung zu werten. Die Hinwendung der meisten dieser Geschlechter zu den Welfen (vgl. Reinemann a.a.O. S. 165, 174 u. a.) dürfte nicht nur machtpolitische Gründe gehabt haben, sondern bisweilen auf - im Einzelfall zweifellos schwer nachweisbare - herzogliche Rechtspositionen Lotbars zurückgehen. Im übrigen dürfte die vielfach unklare Rechtslage die welfische Politik begünstigt haben. Würde man bei der rechtlichen Zuordnung den Akzent in erster Linie auf das Königtum Lothars setzen, so müßte man das welfische Vorgehen zumeist als Usurpation verstehen. Eine solche Interpretation dürfte der staufisch-welfischen Auseinandersetzung nicht ganz gerecht werden, es sei denn, man wollte sich den Standpunkt der Staufer zu eigen machen. Reinemann scheint einer solchen Sicht zuzuneigen, wenn er schreibt (a.a.O. S. 156), die Welfen hätten die Möglichkeit genutzt, die Beziehungen zu Lothar "als einseitige Bindung an das sächsische Herzogtum umzudeuten".Die schwierige zeitliche Fixierung des süpplingenburgischen Vorstoßes, die einen weiteren Unsicherheitsfaktor bildet, tritt hinter der Problematik der Zuordnung zu herzoglicher oder königlicher Gewalt zurück; diese Frage ist nämlich nicht - wie Reinemann offensichtlich meint - auf die Zeit nach 1125 beschränkt, sondern reicht auch in die spätere Herzogszeit zurück; vgl. oben S. 139. 44 Mascher, Reichsgut, passim, bes. S. 111-116; vor Mascher schon: Grosse, Lothar, passim; ders., Harzraum, passim; vgl. auch Heinrich, Arnstein S. 261 Anm. 1206. 45 Mascher, Reichsgut S. 113 f.; auch Grosse, a.a.O. 48 Mascher, Reichsgut S. 114. 47 Vgl. oben S. 145 ff. 48 Eberhardt, Landgericht, passim, und die Besprechungen von: H. Eberhardt, in: GGA Bd. 12 (1958) S. 221-225; W. Metz, in: Niedersächsisches Jb.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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geworfenen Probleme, die über die Zeit des Süpplingenburgers weit hinausführen, natürlich nicht in umfassender Weise behandelt werden; dennoch muß zu ihnen Stellung genommen werden, soweit sie die Beziehungen Lothars III. zum Reichsgut betreffen. Es muß dabei insbesondere gefragt werden, ob das Reichsgut, das sich in späterer Zeit in der Hand der Grafengeschlechter befindet, diesen in irgendeiner Form, etwa als Amtsgut oder Lehen, von Lothar III. übertragen wurde. Eine Beantwortung dieser Frage ist zweifelsohne nur in sehr engen Grenzen möglich. Ein einigermaßen gesichertes Bild von den Besitzverhältnissen der Grafen kann frühestens für das 13. Jahrhundert gegeben werden, da erst in dieser Zeit die urkundliche Überlieferung etwas reichhaltiger ist49• Wann diese Geschlechter in den Besitz der Reichsgüter gelangt sind, ist in den wenigsten Fällen zu sagen, und selbst dann kann es sich nur um ungefähre Angaben handeln. Urkundliche Zeugnisse dafür, daß eine der Grafenfamilien am Südharz vom Königtum mit Reichsgut ausgestattet worden ist, fehlen jedenfalls für die Zeit Lothars III.50• Einige Vorgänge aus dieser Zeitspanne lassen jedoch darauf schließen, daß Übertragungen von Reichsbesitz stattgefunden haben. Ein Jahr nachdem Lothar III. die Burg Scharzfeld vom Erzstift Magdeburg eingetauscht hat, wird das nach ihr benannte Geschlecht zum ersten Mal erwähnt: Der Edelfreie Sigebodo von Scharzfeld beansprucht im Jahr 1132 verschiedene umstrittene Rechte auf thüringische Güfür Landesgeschichte Bd. 29 (1957) S. 263-265; H. Dannenbauer, in: Z. für Württembergische Landesgeschichte Bd. 16 (1957) S. 239; K. Kroeschell, in: ZRG Germ. Abt. Bd. 75 (1958) S. 430-432; H. Patze, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte Bd. 43 (1957) S. 482-483.- Vgl. auch ders., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen I. Teil (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 22, Graz 1962), S. 209 Anm. 5. 49 Mascher, Reichsgut S. 39, 48 f., 73, 89 u. a. ; Eberhardt, LandgerichtS. 73 f. 50 Aus den Amtsfunktionen der Grafen am Südharz, die vereinzelt im 12. Jh., in ihrem eigentlichen Umfange jedoch erst im 13. und 14. Jh. klarer hervortreten, kann man selbst dann noch nicht auf Reichsgutsübertragungen an diese Geschlechter durch Lothar III. schließen, wenn man die Errichtung ihrer Komitate durch diesen Herrscher beweisen könnte; ein solcher Schluß setzt nämlich voraus, daß Grafenamt und Reichsgut in einer funktionellen Beziehung zueinander gestanden haben. Urkundliche Belege hierfür sind aus der Zeit vor 1150 nicht vorhanden; ob ein solcher Zusammenhang in späterer Zeit nachweisbar ist, ist umstritten. Mascher (Reichsgut und Komitat, passim) nimmt es an, während es Eberhardt (Landgericht S. 73 ff.) mit beachtenswerten Gründen verneint. Da diese Frage hier nicht weiter verfolgt werden kann, soll im folgenden - wie übrigens auch Mascher (Komitat S. 25, 39, 47 u. a.) es tut - grundsätzlich zwischen Besitzverhältnissen und Amtsfunktionen unterschieden werden. Es kommt hinzu, daß die Grafschaften des 12. Jahrhunderts keineswegs eine einheitliche Struktur aufweisen; für die ostsächsischen und ostfälischen Grafschaften haben dies Schulze (Adelsherrschaft, bes. S. 98 ff.) und Reinemann (Bistum Hildesheim S. 66 ff.) aufgezeigt, für den Südharzbereich dürfte Ähnliches gelten. Zur Problematik der Grafschaft im 12. Jahrhundert allgemein vgl. auch E. Wadle, Artikel "Graf, Grafschaft", in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

ter51 • Die Tatsache, daß Sigebodo sich nach einer Burg benennt, die der König erst kurz zuvor erworben hat, macht es sehr wahrscheinlich, daß der Scharzielder seine Stammburg im Einverständnis mit Lothar III. besitzt. Ob der König die Burg dem Edlen Sigebodo übertragen hat, ist aus diesem Zusammenhang noch nicht zu entnehmen. Dazu müßte erwiesen werden, daß Sigebodo nicht schon vor 1131 den Scharzfeld innehatte. Die Vermutung Maschers, daß die Familie aus dem Obereichsfeld stammt52, spricht bereits für eine Übertragung. Die Tatsache, daß in der Tauschurkunde von 1131 nicht im geringsten von Rechten eines Burginhabers als Lehnsmann oder Amtsträger gesprochen wird, fügt ein weiteres Moment hinzu53• Damit kann zwar kein lückenloser Beweis erbracht werden; es muß aber als wahrscheinlich gelten, daß Lothar III. Sigebodo mit der Burg betraut hat. Zumindest ist anzunehmen, daß der König den Scharzfelder, der sich häufig in der Begleitung des Königs aufhielt54, nach 1131 in diesem Besitz bestätigt hat. Mit der Burg dürfte auch der Zubehör in die Hände der Familie Sigebodos gekommen sein. Schon oben wurde festgestellt, daß es sich dabei vermutlich um ein Forstgebiet im Harz, vielleicht auch die Vogtei über Pöhlde, handelte55• Von anderem Reichsbesitz des Scharzfelders hören wir erst später, so von Gütern in Witagerode, Pöhlde und in dem in der Goldenen Aue gelegenen Othstedt (wüst nördlich Heringen) 56 ; vor 1140 ist sicherlich keine dieser Besitzungen in der Hand des Geschlechtes Sigebodos57• Das an den Scharzfelder Bereich im Osten anschließende Waldgebie_t scheint eine ähnliche Entwicklung durchgemacht zu haben. Ilfeld, der Stammsitz einer um die Jahrhundertmitte nachweisbaren Grafenfamilie, war vermutlich ebenfalls eine Reichsburg58• Es ist denkbar, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, daß dieses Krongut ebenfalls unter Lothar III. 51 MGH D L III. nr. 31 S. 47 f.; Traditionen des Hochstiftes Regensburg S. 791; Mainzer UB nr. 612 S. 531; Reg. Thur. I nr. 1264 S. 264; nr. 1332 S. 279; dazu Mascher, Reichsgut S. 33. 52 Mascher, Reichsgut S. 42; vgl. auch Eberhardt, Landgericht S. 70; Eberhardt, in: GGA Bd. 12 (1958) S. 223. 53 Hätte Sigebodo die Burg bereits vom Hochstift Magdeburg zu Lehen getragen, so wäre er sicherlich bei der Übereignung an das Reich erwähnt worden. 54 Er ist Zeuge in MGH D L III. nr. 60 (1134) S. 94 f. und nr. 91 (1136) S. 142 f.; auch Mainzer UB nr. 608 (1136) S. 527; Reg. Thur. I nr. 1320 S. 277. Dazu Mascher, Reichsgut S. 35; Vogt, HerzogtumS. 41 Anm. 22. 55 Vgl. oben S. 166 f. 56 Belege bei Mascher, Reichsgut S. 39 mit Anm. 36, S. 41 mit Anm. 49; hier auch weitere Orte, die vermutlich Königsgut waren (Königshagen, Osterode!). 57 Witagerode ist seit 1140 (Reg. Thur. I nr. 1406 S. 293 ff.), Pöhlde bis 1158 (Cod. dipl. Sax. I A nr. 277 S. 189 f.) Reichsgut. Von Besitzungen der Scharzielder in oder in der Nähe dieser Orte hören wir - wie sich aus den von Mascher, Reichsgut S. 41 Anm. 48 angeführten Quellen ergibt - erst im 13. Jh.; für die Belege zu Othstedt (S. 39 Anm. 36) gilt dasselbe. 58 Mascher, Reichsgut S. 46 ff., bes. 48 Anm. 10, S. 60.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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einem aus dem mittelthüringischen Raum stammenden Geschlecht übertragen worden ist59 • Große Bedeutung dürfte das Geschlecht vor der Stauferzeit nicht gehabt haben, denn außer Ilfeld selbst sind Forstgerechtsame am Südharz und andere auf Reichsgut zurückgehende Besitzungen frühestens Anfang des 13. Jahrhunderts nachweisbar60• Bei der schon oben erwähnten Abgrenzung des an Walkenried geschenkten Teiles aus dem Reichsforst, den Mascher zum Ilfelder Bezirk rechnet6 1, hören wir nichts von einer Mitwirkung oder auch nur vor einer Rücksichtnahme auf irgendwelche Komitatsrechte62 • Das Waldrevier, zu dem wohl auch der Bereich der späteren, an seinem Südrand gelegenen, Rodedörfer gehört hat, dürfte als Zubehör der Stammburg Ilfeld an die Grafenfamilie gekommen sein63 • Die meisten aus Reichsgut stammenden Besitzungen liegen außerhalb des ursprünglichen Ilfelder Harzgebietes und sind wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in die Hand der Grafen gelangt. Woffleben und Niedersachsenwerfen sind noch 1140 als unmittelbares Krongut bezeugt, während Ilfelder Besitz an diesen Orten erst um 1240 erwähnt wird64 • Die Güter in der 59 Mascher, Reichsgut a.a.O., bes. S. 57 ff. Seine Argumente können zwar eine Einsetzung durch den König, nicht aber eine Einsetzung durch Lothar III. wahrscheinlich machen. Uber die Vorgeschichte des Geschlechtes ist zu wenig bekannt, als daß hieraus sichere Schlüsse gezogen werden könnten (Eberhardt, Landgericht S. 73). Aus der einzigen Nachricht aus der Zeit zwischen 1125-37 (Mainzer UB nr. 482 [1128] S. 429 : ein Graf Adelger hat vor diesem Jahre dem Stift Jechaburg eine Schenkung gemacht), kann man noch nicht mit einiger Gewißheit folgern, daß es Lothar III. war, der Ilfeld vergabt hat (vgl. oben Anm. 50), und daß das Geschlecht Adelgers vorher am Südharz nicht heimisch war (vgl. unten Anm. 73). Der Titel .,comes" muß sich nicht auf eine Grafschaft am Südharz beziehen, die vom vermuteten Schenkungsort ziemlich weit entfernt gewesen wäre. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß die einzige Erwähnung des Ilfeld-Honsteiner Komitatgerichtes (1212) sich auf eben jene Gegend bezieht, wo der 1128 genannte Adelger eine Stiftung gemacht hat (Mascher, Reichsgut S. 53 mit Belegen). Fügt sich diese Überlieferung mit der aus dem Jahre 1128 nicht zwangloser zusammen, wenn man den Komitat nicht am Harz (so Mascher a.a.O., der eine Ausdehnung des eigentlichen Grafschaftsbezirkes annehmen muß), sondern in Thüringen sucht? - Zum Vergleich mit Scharzfeld, auf den sich Mascher (Reichsgut S. 59) stützt, vgl. weiter unten. 60 Vgl. die Belege bei Mascher, Reichsgut S. 48 Anm. 8 und S. 54 Anm. 33, auch S. 49 f. 6t Mascher, Reichsgut, Kartenbeilage II; zum Verhältnis der Grafen von Ilfeld-Honstein zum Walkemieder Gebiet: Reg. Thur. II nr. 1867 (1219) S. 340; nr. 2119 (1223) S. 381; III nr. 192 f. (1231) S. 38; nr. 1123 (1243) S. 187. 62 MGH D L III. nr. 42 (1132) S. 68 ff.; vgl. Mascher, Reichsgut S. 58 f. Die Tatsache, daß ein Edelfreier mitwirkt, nämlich Christian von Rothenburg, dessen Geschlecht in diesem Bereich in späterer Zeit keinerlei Rechte zustehen (Mascher, Reichsgut S. 71 ff.), zeigt recht deutlich, daß die Ilfelder zur Zeit Lothars III. in diesem Landstrich noch keine Funktion zu erfüllen haben. 63 Mascher, Reichsgut S. 48 mit Anm. 10 und S. 60. 6 ' Mascher, Reichsgut S. 48 Anm. 10. Reg. Thur. I nr. 335 (927) S. 80; nr. 1406 (1140) S. 293 f.; III nr. 940 (1240) S. 159; Ilfelder Regesten, Auszüge aus den Urkunden des ehemaligen Prämonstratenser-Klosters Ilfeld am Harz von C. Köhler, aus dem Nachlaß des Verfassers hg. von W. Brandt (Ilfeld und Bremen 1932), hier: nr. 42 (1247) S. 31.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

westlichen Goldenen Aue spielten erst seit etwa 1230 eine größere Rolle. Von älteren Rechten der Ilfelder in diesem Gebiet hören wir nichts65• In vielen Orten, wo später gräflicher Lehnsbesitz nachweisbar ist, werden vor 1230 nur unmittelbarer Reichsbesitz und Reichsministerialengut erwähnt66. Zwar schließt dies nicht unbedingt aus, daß die Ilfelder nicht ebenfalls Güter in diesen Dörfern innehatten; dies ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich, denn eine solche Besitzlage hätte in den Urkunden sicherlich einen stärkeren Niederschlag gefunden, zumal ja auch in später·er Zeit Reichsministerialen und Grafen nebeneinander als Besitzer auftretenor. Während die Vergabung {wohl als Lehen) an die Herren von Scharzfeld und Ilfeld-Honstein mit mehr oder weniger Gewißheit festgestellt werden kann, trifft dies für die Grafen von Rothenburg nicht zu68. Zwar scheint Christian, der Stammvater dieses Geschlechtes, in einem engeren Verhältnis zu Lothar 111. gestanden zu haben, denn er wird im Jahre 1132 von diesem als "fidelis noster" bezeichnet und gemeinsam mit Reichsministerialen beauftragt, die an das Kloster Walkenried geschenkten Wälder aus dem verbleibenden Reichsforst auszuscheiden und die Grenze des Klosterbezirkes festzulegen68• Berücksichtigt man außer dieser Königsnähe, daß Christian in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs aus dem Jahre 1136 zum ersten Mal der Titel "comes" beige• 5 Die frühesten Belege Maschers (Reichsgut S. 49 f. mit Anm. und S. 112) über den Besitz der Ilfelder stammen aus den Jahren 1217 (Reg. Thur. II nr. 1766 S. 322) und 1234 (llf. Reg. nr. 32 S. 29). • Dies ist in folgenden von Mascher (Reichsgut S. 49 f. Anm. 12, 14) aufgeführten Orten der Fall: Heringen: seit 1155 (Bosl, Reichsministerialität S. 554, 563; Mascher, Reichsgut S. 49 Anm. 12); Obersalza: seit 1157 (Eberhardt, Krongut S. 74; Mascher, Reichsgut S. 50 Anm.14); Othstedt: vor 1200 (Bosl, Reichsministerialität S. 556, 560 ff.; Mascher, Reichsgut S. 52 Anm. 24; Eberhardt, KrongutS. 71 ff.); Görsbach: vor 1200 (Bosl, Reichsministerialität S. 561 f.). - Wieso Mascher (Reichsgut S. 49 Anm. 12) Görsbach nicht als ursprüngliches Reichsgut ansehen will, ist unverständlich; die Schenkung an Fulda (Mascher, Reichsgut S. 11) muß nicht allen Reichsbesitz erfaßt haben; bei der Heringen betreffenden Vergabung war es ja auch nicht der Fall; Nikolausrode: vor.1239 (Bosl, Reichsministerialität S. 561 f.); Beringen: vor 1188 (Bosl, Reichsministerialität S. 558); Berbisleben: 1134 (MGH D L III. nr. 60S. 94 f.); Windehausen und Urbach: Um 1169 sind beide neben Bielen Bestandteile der "villicatio" Nordhausen (UB Goslar I nr. 263. S. 294 f.). -Zur Bedeutung der Reichsministerialen im Bereich um Nordhausen vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 554 ff.; Silberborth, Ministerialität und Bürgertum S. 1 ff. • 7 Ein anschauliches Beispiel hierfür ist Heringen; vgl. Bosl, Reichsministerialität S. 561; Mascher, Reichsgut S. 49 Anm. 12. • 8 Anders Mascher, Reichsgut S. 71 ff., bes. S. 91. 10 MGH D L III. nr. 32 (1132) S. 48 f.; dazu Mascher, Reichsgut S. 59 f., 74; im übrigen Mascher (a.a.O. S. 70) mit weiteren Belegen in Anm. 2.

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legt wird70, so kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit folgern, daß Lothar 111. den Rothenburger als Graf eingesetzt hat71• Ob Christian zu dieser Zeit Reichsgut besessen oder erhalten hat, ergibt sich daraus noch nicht. Die Rothenburg selbst, die oberhalb Kelbra am Nordabhang des Kyffhäusermassivs errichtet war, wird erstmalig 1128 in Verbindung mit Christian genannt72• Sie könnte Reichsgut gewesen sein. Aus der unmittelbaren Nähe zur Reichsveste Kyffhäuser kann man das nicht ohne weiteres schließen73 • Ein schwaches Anzeichen für die Beziehungen der Rothenburg zum Reich könnte man allenfalls in der Tatsache sehen, daß die Nachfolger der älteren Rothenburger Grafen, ein Zweig der Grafen von Beichlingen, seit 1210 einen Adler im Siegel führen, während die anderen Linien andere Wappen benutzen74 • Ein Beweis für die ehemalige Reichszugehörigkeit der Rothenburg ist dies freilich nicht; denn es bleibt unklar, ob das Wappen auf den Besitz der Rothenburg oder auf die Nachfolge in die Funktionen der älteren Rothenburger Grafen zurückzuführen ist75• Andere aus Reichsgut stammende Besitzungen, die Christian zugeschrieben werden könnten, sind nicht bekannt. Daß schon der erste Rothenburger diejenigen Reichslehen besessen hat, die seine Nachkommen, die Grafen von Kirchberg, Beichlingen und Stolberg76 innehaben, ist nicht wahrscheinlich zu machen. Vom Kirchberger und Stolberger Besitz im Helmeried und am Südharz 70 Mainzer UB nr. 608 S. 527 f. Der 1134 in einem Diplom Lothars III. (MGH D L III. nr. 63 S. 99 f.) genannte "comes Christinus" dürfte kaum mit dem Rothenburger identisch sein; diese Urkunde wurde vermutlich in Bardowick, also weitab vom Wirkungskreis des Rothenburgers ausgestellt (vgl. Vorbemerkung zu D. 63) und betrifft eine Angelegenheit (Neumünster!), die einen Edelherren vom Südharz kaum weiter interessiert haben wird; vgl. auch Mascher, Reichsgut S. 71 Anm. 2; 0. von Dungern: Königsgericht und Reichsfürstenstand zur Zeit Kaiser Lothars III., in : Wirtschaft und Kultur, Festschrift zum 70. Geburtstag von A. Dopsch (Baden bei Wien/Leipzig 1938) S. 300-328, hier: S. 310. 71 So Mascher, Reichsgut, passim. 72 MGH D L 111. nr. 22 (1128) S. 32 f. 73 Ein solcher Schluß wäre nur dann gerechtfertigt, wenn zu erweisen wäre, daß das Kyffhäusergebirge in seiner Gesamtheit ehemals dem Reich gehörte. Dieser Nachweis ist jedoch gewiß ebenso wenig zu erbingen wie es unmöglich ist, das ganze Südharzgebiet als geschlossenen Besitzkomplex der Krone aufzufassen, in dem das Königtum alleiniger Landesherr und eigenständiger Adel nicht vertreten ist; Eberhardt, Landgericht S. 72 f.; auch GGA Bd. 12 (1958) S. 222; Dannenbauer, Z. f. württembergische Landesgeschichte Bd. 16 (1957) S. 239; Metz, Niedersächsisches Jahrbuch Bd. 39 (1957) S. 264; anders Mascher, Reichsgut S. 12, 50, 53, 59. 74 Mascher, Reichsgut S. 80; Eberhardt, LandgerichtS. 71. 75 Das Wappen der älteren Grafen von Rothenburg ist nicht überliefert. Auch die Art der Verwandtschaft der Beichlinger mit der Familie Christians von R. ist nicht völlig zu klären (Mascher, Reichsgut S. 77 ff., 80). 78 Während die Verwandtschaft zwischen den älteren Rothenburgern und den Grafen von Kirchberg und von Beichlingen feststeht (Mascher, Reichsgut S. 70 ff., 77 ff.), ist der Zusammenhang mit den Stolbergern nicht in gleicher Weise gesichert (Mascher, a.a.O. S. 80 ff.).

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

erfahren wir erst Anfang des 13. Jahrhunderts; von ehemaligem Krongut in der Hand der Beichlinger ist erstmals 1251 die Rede77 • Da auch über Ursprung und Herkunft der älteren Rothenburger Linie keine genauere Kenntnis besteht78 , wäre die Vermutung, daß schon Christian Reichsgut besessen oder erhalten hat, letztlich nur zu halten, wenn man Beziehungen zwischen seinem Komitat und dem Reichsgut feststellen könnte. Ein solcher Funktionszusammenhang ist aber gerade für die Rothenburger nicht nachzuweisen. Er ergibt sich aus der Gerichtstätigkeit der Rothenburger und der ihnen nachfolgenden Geschlechter im 12. und 13. Jahrhundert nicht79 • Es dürfte bezeichnend sein, daß die einzige gesicherte Nachricht über Beziehungen Christians zum Reichsgut, nämlich seine oben erwähnte Tätigkeit bei der Begrenzung des Walkenrieder Bereichs, nicht als Beleg für einen Zusammenhang zwischen Grafenamt und Krongut herangezogen werden kann: diese Wälder liegen außerhalb des wahrscheinlichen Grafschaftsbezirkes80• Mascher weist wiederholt auf die parallele Entwicklung der adeligen Herrschaften am Südharz hin und stützt nicht zuletzt damit seine These, daß die Ilfelder und Rothenburger Komitate von Lothar III. auf Reichsgut errichtet worden seien81 • Eine solche Argumentation vermag freilich nicht recht zu überzeugen, wenngleich gewisse Vergleiche berechtigt sind. Eine ähnliche Entwicklung kann man am ehesten bei den Graf77 Die frühesten Belege für Kirchberger Besitz (Mascher, Reichsgut, S. 74 Anm. 17): Reg. Thur. II nr. 2363 (1226) S. 416; für Stolberger Besitz (Mascher, Reichsgut S. 81 Anm. 55): Reg. Thur. II nr. 1467 (1210) S. 273; für Beichlinger Besitz (Mascher, Reichsgut S. 81 Anm. 47): Reg. Thur. II! nr. 1989 (1251) S . 315. Die Forstgerechtsame d er Stolberger am Südharz erscheinen von Anfang an als Mainzer Lehen (Mascher a.a.O. S. 82). Selbst wenn man sie als Erbschaft der Rothenburg - Kirchberger ansehen will, bleibt doch ungeklärt, wann sie an diese gekommen sind. Bei der engen Beziehung Christians von R. zum Erzstift Mainz (Mascher, a.a.O. S. 57 ff.) ist jedoch nicht unwahrscheinlich, daß schon er den Forstbezirk als Mainzer Lehen erhalten hat. 78 Mascher (Reichsgut S . 89) versucht, die Herkunft der Rothenburger aus dem nördlichen Mittelthüringen nachzuweisen; dazu : Eberhardt, Landgericht S. 71; und ders., GGA Bd. 12 (1958) S. 223. 79 Eberhardt, Landgericht S. 74 ff., bes. 88; auch oben Anm. 50. Selbst Mascher beschränkt sich auf die Feststellungen: "Hinweise auf die Obliegenheiten, die ihnen" (den Rothenburgern) "selbst zuwuchsen, fehlen vollständig" (S. 74); "Die Aufgaben der Inhaber des Komitates können nur allgemein als eine Verpflichtung dem Reiche und dem nordthüringischen Krongute gegenüber angegeben werden; weitere Aussagen lassen die spärlichen Quellen nicht zu" (S. 89); "Der spezielle Inhalt des Mandates läßt sich nur vage in der Wahrung von Reichsinteressen erblicken" (S. 92). 80 Vgl. Kartenbeilagen II und III bei Mascher , R eichsgut und oben S. 170. 81 Mascher, Reichsgut S. 59, 91; insbesondere bei der Gesamtwürdigung der Politik Lothars III. am Südharz (S. 111 ff.) stützt sich Mascher auf diese Parallelität; der Eindruck, daß hier ein Gedanke, der bewiesen w erden soll, zugleich als Beweismittel dient, kann nicht völlig beiseite geschoben werden.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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schaften der Scharzfelder und Ilfelder feststellen. Beide Bereiche umfassen im wesentlichen Forstrechte und Besitzungen am Südharz; es handelt sich also in erster Linie um Ausbauland. Beim Komitat der Rothenburger Grafen ist ein ähnliches Schwergewicht nicht feststellbar; ihr Bereich erstreckt sich im wesentlichen über altbesiedeltes Vorland am Südharz. Eine Entsprechung zu dem den Osten der Goldenen Aue umfassenden Rothenburger Gebiet bilden nicht die Komitate von Scharzfeld und Ilfeld, sondern der spätere Komitat der Herren von Klettenberg in der westlichen Goldenen Aue. Beide Grafschaften beziehen sich auf eine Landschaft, deren Charakter in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts noch entscheidend durch Reichsgut geprägt wird, das bis in die Zeit der fränkischen Herrscher zurückreicht. Nordhausen und sein Umland im westlichen Teil, Wallhausen, Tilleda und Kyffhäuser und ihr Zubehör im östlichen Teil sind die Hauptorte dieser Krongutlandschaft. Das Ausbauland der Südharzforsten war offensichtlich weniger stark mit dem Königtum verbunden als das wirtschaftlich weit bedeutendere Altsiedelland. Dieser Unterschied hat sicherlich auch die Entwicklung der Südharzlandschaft beeinflußt, wie das Auftreten der Reichsministerialen zeigt. Es hat den Anschein, als hätte Mascher neben den im 12. Jahrhundert emporstrebenden Dynasten diesem anderen Element, das die Geschicke des Südharzes unter Lothar III. mitbestimmt hat, zu wenig Bedeutung zugemessen. Die königliche Dienstmannschaft, die in der Zeit Lothars III. eine starke Entfaltung erfahren hat, begegnet gerade im Bereich des altbesiedelten Krongutes. Sie verwaltete die Landschaft um Nordhausen mit dem Hauptteil der Goldenen Aue; im östlich anschließenden Teil des Helmegebietes befinden sich mit Wallhausen, Allstedt und Kyffhäuser die beherrschenden Orte in ihrer Hand82• Die von Lothar III. möglicherweise eingesetzten Grafen verfügen dagegen vor 1140 nur in der Randzone der alten Königslandschaft über Besitzungen des Reiches. Die Grafen von Scharzfeld und vielleicht auch die Herren von Ilfeld-Honstein haben Krongut mit Forstgerechtsamen des Reiches am Südharz erhalten. Die älteren Rotbenburger dürften dagegen von Lothar III. noch nicht mit Reichsbesitz betraut worden sein. Ihre Funktionen und Besitzungen im Vorland des 82 Während Mascher (Reichsgut S. 112, 119 f.) die Entwicklung im Westen der Goldenen Aue ähnlich beurteilt, mißt er den Reichsministerialen im späteren Rothenburger Komitatsbereich (dazu Mascher, Reichsgut, Kartenbeilage II) keine Bedeutung zu. Gerade in diesem Bereich sind aber in salischer Zeit neben den Pfalzen Wallhausen und Tilleda schon viele königliche Befestigungsanlagen nachweisbar, so bei Rottleberode, Berga, Breitungen, Roßla, Questenberg, Kelbra und schließlich Kyffhäuser (Timm, Krongutpolitik S. 11 ff.) ; in staufiseher Zeit sitzen Reichsministerialen in Roßla, Leinungen, Brücken, Breitungen und Uftrungen (Bosl, Reichsministerialität S. 557 f.; Timm, Wallhausen S. 468) mit Besitz in diesen und in umliegenden Orten (u. a. Wallhausen, Hackpfüffel, Questenberg).

15 Wadle

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

Harzes dürften ebenso wie die der Klettenherger einer späteren Zeit angehören83. Wenngleich mit diesen Überlegungen die Möglichkeit nicht widerlegt werden kann, daß Lothar III. auch den Grafen von Rothenburg in irgendeiner Form Reichsgut übergeben hat, so dürfte doch feststehen, daß man diese Möglichkeiten nicht in einer solchen Weise zu einer Wahrscheinlichkeit erheben kann, wie Mascheres tut84 . Am Nordharz, wo mehrere Geschlechter ebenfalls unter Lothar III. zum ersten Mal nachweisbar sind, verlief die Entwicklung wohl ähnlich wie in den Forstgebieten am Südrand des Gebirges. Poppo, der älteste uns bekannte Angehörige der Familie, die sich nach der Blankenburg nannte, tritt in der Zeit des Süpplingenburgers in zahlreichen Urkunden, vor allem der Bischöfe von Halberstadt, auf. Während er 1123/24 noch ohne Titel und Stammsitz begegnet, wird er 1128 "comes" genannt; seit 1133 wird er nach der Blankenburg genannt85. Vermutlich hat Lothar, der die Grafschaft im Harzgau zum größeren Teil von Halberstadt, zum kleineren Teil von Hildesheim zu Lehen trug, Poppo nach 1125 als Untergrafen im Halberstädter Teil seines Komitates eingesetzt86 . Die Stammburg selbst, zu der ein größeres Waldgebiet gehört hatB7, zählt zum 1otharischen Eigenbesitz88• Vermutlich hat Lothar diese Anlage und auch den Regenstein, die andere später blankenburgische Burg im Harzgau, errichten lassen89. Zwei Überlieferungen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bieten zuverlässige Zeugnisse über die Beziehungen der Blankenburger 83 Zu den Grafen von Klettenberg vgl. Mascher, Reichsgut S . 17 ff. und 120 f . 84 Dannenbauer (Z. für Wttgb. Landesgeschichte Bd. 16 [19571 S. 239) spricht von einer "kategorischen Erklärung" Maschers, die glaubhaft sei, sich aber leider nicht durch Quellenaussagen belegen lasse. 85 Urkundenbuch des Hochstifts Halbersta dt und seiner Bischöfe, hg. von G. Schmidt, Teil I u. II (Publicationen aus d en K. Preußischen Staatsarchiven Bd.17 u. 21, Leipzig 1883/84 - künftig: UB Hochstift Halberstadt), hier: I nr. 159 (1123/ 24) S. 132; nr. 162 (1128) S. 134; nr. 169, 171 (1133) S. 140, 143; nr. 176 (1135) S. 147; nr. 193 (1139) S. 165; UB Goslar I nr. 194 (1139) S. 225 f. In den folgenden Jahren begegnet er in UB Hochstift Halberstadt I nr. 201, 202, 205 (1144) S . 170 f ., 174; nr. 212 (1144/45) S . 179; n r. 213, 214 (1146') S. 181, 183; nr.216 (1147) S. 185; nr.222, 223 (1148) S. 191; nr.227 (1147/ 49) S. 195; nr. 232 (1150) S. 199; UB Goslar I nr. 241 (1158) S. 274 ff. 88 Zum Zeitpunkt der Einsetzung: Grosse, Lotbar S. 96; Vogt, Herzogtum S. 32 ff.; Hüttebräuker, Erbe S. 45; Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 103; W. Grosse, Die mittelalterlichen Gerichte und Gerichtsstätten im Harzgau, in: ZHarzV Bd. 72 (1939) S. 4-56, hier: S. 9, 55 f. 87 1209: "Blankenburg et oppidum sub castro, nemora adiacentia quae ad hoc pertinent" (nach Hüttebräuker, Erbe S. 19). , 88 Vogt, Herzogtum S. 65; Hüttebräuker, Erbe S. 18, 45; Bode, Hasselfeide S. 109 ff.; P . Höfer, Der Forst von Hasselfelde, in : ZHarzV Bd. 46 (1913) S. 297 -303. hier: S. 300. 89 Grosse, Harzraum S. 273.

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zum Reichsgut. In der Goslarer Vogteigeldlehnrolle (um 1244)90 werden Angehörige des Geschlechtes als Lehensträger aufgeführt91 • Das Lehensregister Siegfrieds II. von Blankenburg aus den Jahren 1209-1227 enthält zahlreiche Güter unter dem Titel: "Haec sunt bona quae comes sifridus cuius avus fuit comes Poppo tenet ab Imperio ... " 92 • Dabei handelt es sich um Orte im Harz, unter ihnen Selkenfelde (wüst zwischen Stiege und Güntersberge), Albrechtsfelde (wüst zwischen Wienrode und Wendefurth) und "tres villas quae dicuntur omnes Hasilfelde" und insbesondere um Wälder und Forsten im Gebirge. Schon 1199 erscheint ein "Tidericus de Hazlevelde" als Lehnsmann der Blankenburger im Besitz von Gerechtsamen im Harz93 • Diese Besitzungen dürften Teile des zum alten Königshof Rasselfelde gehörigen Waldes sein, der im Süden an die Forsten von Ilfeld und Stolberg, im Norden an den Bodfelder und Blankenburger Forst grenzte94 • Während die Vogteigeldlehen kaum bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zurückreichen dürften, ist es durchaus möglich, daß sich die im Lehensregister aufgeführten Güter schon zu dieser Zeit in der Hand der Blankenburger befunden haben. Wenn in diesem Verzeichnis zum Namen des Lehensinhabers "cuius avus fuit comes Poppo" hinzugesetzt wird, so ist dies wohl nicht deshalb geschehen, um Siegfried mit dem Namen seines Vorfahren zu schmücken, sondern um ihn als Rechtsnachfolger jenes Poppo zu kennzeichnen. Da dieser "avus" sicherlich mit dem Poppo aus der Zeit Lothars identisch ist95 , dürfte man kaum fehlgehen, wenn man Siegfrieds II. "bona quae tenet ab imperio" diesem ersten Blankenburger zuschreibt. Vermutlich hat er sie als erster seines Geschlechtes erhalten. Das Recht seines Nachkommen sollte offenbar durch Berufung auf diese Vergabung bekräftigt werden. Bedenkt man nun, daß Poppo von Lothar III. mit der Grafschaft im Harzgau belehnt wurde, so muß es zumindest als möglich gelten, daß er auch die 90 UB Goslar I nr. 606 S. 562-565; zur Vogteigeldlehnrolle zuletzt: Metz, Güterverzeichnisse S. 122 ff.; auch Bode, Einleitung zu UB Goslar I S. 35. 91 UB Goslar I nr. 606 S. 563: "Dux de Bruneswick XXV marcas que fuerunt comitis Conradi de Reginstein"; S . 565: "comites de Blankenhorch XXIII talenta, que nunc habent burgenses de Goslarie". 92 G. Bode und L. A. Leibrock, Das Güterverzeichnis und das Lehnsregister des Grafen Sigfr id II. von Blankenburg aus den Jahren 1209-1227, in : ZHarzV Bd. 2 (1869) S. 71-94, hier: S. 89; vgl. auch Kleinau, Ortsver zeichnis S.10, 253. 93 UB Stadt Halberstadt nr. 12 S. 13 f. 94 Zum Hasselfeider Forst : Bode, Hasselfelde, passim, bes. S. 115 ff. ; Höfer, Hasselfeide S. 301 f.; auch Grosse, Harzraum S. 274. - Daß es sich dabei um ein Reichslehen handelt, ergibt sich aus der eindeutigen Sprache des Registers (Höfer, Hasselfeide S. 297; Hüttebräuker, Erbe S. 18; gegen Bode, a.a.O.). 95 G. Schmidt, Zur Genealogie der Grafen von Regenstein und Blankenburg bis zum Ausgange des 14. Jahrhunderts, in: ZHarzV Bd. 22 (1889) S. 1-48, hier: S. 1 ff.

15•

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Reichslehen im Gebiet des Hasselfeider Forstes von demselben König erhalten hat~8• Vielleicht hat Poppo noch anderes Krongut als Lehen innegehabt oder sogar von Lotbar erworben97• Dieser Frage kann im Rahmen dieser Arbeit freilich nicht weiter nachgegangen werden; es dürfte schwer sein, über den Besitz der frühesten Blankenburger einigermaßen Aufschluß zu gewinnen9s. Während sich für die Blankenburger eine Verbindung mit den Reichsforsten mit einiger Wahrscheinlichkeit herstellen läßt, ist dies für die Grafen von Wöltingerode, die ebenfalls nach 1125 in den Urkunden Lotbars auftreten99 , nicht im gleichen Maße möglich. Sie übten Grafenrechte am Nordharz aus, vor allem in den Landstrichen beiderseits der Oker. Einen Teil dieser Rechte haben sie vermutlich der Vermittlung 96 Höfer, Hasselfeide S. 300; Höfer, Frankenherrschaft S. 1~; Hii.ttebräuker, Erbe S. 18 f .; Bode, Hasselfeide S. 122 f. 97 Zu denken w ä re an Besitz in Silstedt und Ströbeck (UB Hochstift Halberstadt I nr. 171 [1133] S. 142 f.; nr. 222 [1148] S. 191; nr. 319 [1187] S. 289); an beiden Orten ist altes Reichsgut nachweisbar (MGH D 0 III. nr. 177 [995] S. 588; nr.183 [995] S. 592 f.).- Graf Heinrich von Blankenburg (1173-1241) hat Güter in Wülferstedt, eine Mühle und einen Hof in Goslar und ein Viertel der Grube "Sweizegen" am Rammelsberg (UB Goslar I nr. 331 S. 360 f .). In Utzleben, in unmittelbarer Nähe der Gandersheim gehörigen alten Königsburg Derenburg, dür fte ebenfalls altes Reichsgut vorhanden gewesen sein. Die Blankenburger üben hier zwischen 1230 und 1231 gräfliche Funktionen aus (Urkundenbuch des in der Grafschaft Wernigerode belegenen Klosters Drübeck, hg. von E. Jacobs [Geschichtsquellen der Provinz Sachsen Bd. 5, Halle 1874], nr. 9 S. 22 f.); vgl. Grosse, GerichteS. 17 ff.; über Reichsgut in U.: Eggers, Grundbesitz S. 38. - Ob es sich um ehedem Veckenstedtische Güter handelt (vgl. oben S. 213 f.)? 98 Außer königlichem Gut haben die ersten Blankenburger sicher auch Lehen anderer Herren, etwa der Bischöfe von Halberstadt oder Hildesheim besessen; vgl. z. B. UB Goslar I nr. 482 (1227) S. 565; UB Hochstift Bildesheim I nr. 563 (1201) S. 540 ff. 99 1129 wird "Liudolfus de Waltingerod" zum ersten Mal in der Umgebung Lothars III. (MGH D L III. nr. 18 S. 23), 1133 erstmals "comes" genannt (UB Hochstift Halberstadt I nr. 167 S. 136 ff.). Seit 1129 begegnen er und seine Söhne in MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 33; nr. 31, 32 (1131) S. 48, 51; nr. 59 (1134) S. 94; nr. 85, 91 (1136) S . 134, 143; nr. 114 (1137) S. 184; UB Goslar I nr. 194 (1139) S. 225 f.; nr. 195, 196 (1142) S. 226 f.; UB Hochstift Halberstadt I nr. 193 S. 164 f .; nr. 206 (1144) S. 174 ff.; nr. 213 und 214 (1147) S. 179 ff.; u. a . m. - Die Herren von Wöltingerode-Woldenberg waren sicherlich schon vor 1125 am Nordharz begütert, wie die Erwähnung Ludolfs a ls Vogt des Goslarer Dom st iftes im Jahre 1109 zeigt (UB Gosla r I nr. 155 S. 197; vgl. MGH D L III. nr. 22 S. 33; auch B erges, Geschichte S. 127). Ihre Stammburg W. liegt etwa 10 km nor döstlich Goslar. Die Herkunft des Geschlechts ist dunkel. Ob sie eine "ortseinheimische oder eine heimisch gewordene Familie" (Berges a .a.O.) sind, ist umstritten (Vogt, Herzogtum S. 34). - Zur Geschichte der W. allgemein: G. Bode, Entwurf einer Stammtafel der Grafen von Wöltingerode. Woldenberg, Woldenbruch, Harzburg, Werder und Woldenstein, sowie der Grafen von Werder und Enne älteren Stammes, in: ZHarzV Bd. 23 (1890) S . 1-98; M. Moll, Die Ritterbür tigen im Braunschweiger Land, in: Z. des Historischen Vereins für Niedersa chsen Bd. 80 (1915) S. 205- 315, hier: S. 245 ff.; zuletzt Heinemann, Bist um Hildesheim, passim, bes. S. 320 f.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Lothars zu verdanken100• Über ihre Beziehungen zum Reichsgut am Oberharz - zumal in der Zeit Lothars III. - erfahren wir nur wenig, obwohl sich ihr Herrschaftsbereich über den westlichen Harzgau101 und 100 Die bisherige Forschung hat die Wöltingeroder zumeist als Untergrafen Lotbars im Grenzgebiet der Bistümer Halberstadt und Hildesheim betrachtet; an Lotbar seien diese Rechte aus väterlichem oder brunonischem Erbe übergegangen, vgl. statt aller anderen Vogt, HerzogtumS. 32 ff.; Reinemann (Bistum Hildesheim, bes. S. 61 ff., 320 f.) verneint jetzt einen solchen Erbgang und damit jede lehnrechtliche Beziehung zu Herzog Lothar; die Wöltingeroder seien hier vielmehr Hildesheimer Lehensträger gewesen (ähnlich schon FröHch, Verfassungsentwicklung S. 298 f. Anm. 3; Berges, Geschichte S. 145; Krüger, Bemerkungen S. 241 ff.). Wenngleich man R einemann zustimmen muß, wenn er auf Vogts (Herzogtum S. 48 f.) keinesfalls zwingende Beweisführung hinweist, so geht er doch wohl zu weit, wenn er die Grafenrechte der Wöltingeroder etwas pauschal von Hildesheim herleitet. Die anfängliche, aber spätestens 1143 abgelegte Gegnerschaft der Wöltingeroder gegen die Welfen (vgl. Reinemann a.a.O. S. 163 ff.) erklärt sich zwanglos aus der hervorragenden Rolle der Grafen als Hildesheimer Lehensträger, sie zwingt indes nicht zu der Annahme, keines der Grafenlehen sei von Hildesheim (oder Halberstadt) an den Süpplingenburger verlehnt und von diesem an die Wöltingeroder als "Untergrafen" weiterverliehen worden. Die Komitatsrechte der W. sind nicht nur von Hildesheim abgeleitet, wie schon der Umstand zeigt, daß die Lehen im Ambergau vom Reich und vom Reichsstift Gandersheim stammen. Auch die Rechte im westlichen Harzgau müssen nicht unmittelbar von Hildesheim zu Lehen gegangen sein. Vgl. die fol1~ende Anmerkung. 101 Der Entwicklung der Grafenrechte im Harzgau wird Reinemann (Bistum Hildesheim, bes. S. 62 ff.) m . E. nicht ganz gerecht, da er die Rolle Hildesheims etwas einseitig bewertet. Gerade im Harzgau liegt die Annahme eines Zusammenhanges mit Lotbar nahe. Während die 1051 (MGH D H III. nr. 279 S. 380) an Hildesheim übergegangenen brunonischen Grafschaften den Harzgau nicht umfaßten, war dies bei den 1069 (MGH D H IV. nr. 218 S. 276 f.) vergabten Grafschaften zwar der Fall, doch diese Grafenrechte im Harzgau ("sculdacia") befanden sich nicht in der Hand eines Brunonen, sondern in der des Süpplingenburgers Gebhard. Dieser - 1052 bei der Schenkung der Harzgaugrafschaft an Halberstadt ausgesparte (vgl. MGH D H III. nr. 281 S . 382; dazu Vogt, Herzogtum S. 31 ff., bes. S. 32 Anm. 12) - Teil der Grafenrechte kam wahrscheinlich auf Lothar, der auch im Halberstädter Grafschaftsanteil seinem Vater Gebhard nachgefolgt ist (Vogt a.a.O. ; Reinemann, Bistum Hildesheim S. 66). Wenn 1108 bei der Vergabung einer Grafschaft im Harzgau an Hildesheim (UB Hochstift Hildesheim I nr. 164 S . 149) keine süpplingenburgischen Rechte erwähnt werden, so deshalb, weil dieser Teil des westlichen Harzgaues mit dem 1069 geschenkten nicht identisch ist (so richtig Reinemann a.a.O. S. 56). Dieser Befund läßt m. E. nur den Schluß zu, daß die "Grafschaft" im westlichen ebensowenig wie im übrigen Harzgau eine rechtliche Einheit gebildet hat; man wird vielmehr mit einem Bündel von Grafenrechten in mehreren Händen zu rechnen haben. Ein Teil dieser Grafenrechte im westlichen Harzgau lag sicherlich in der Hand Lothars, und zwar wie schon bei Gebhard als Hildesheimer Lehen; so ist die zu 1114 erwähnte Lage des Ortes "Wenderoth" (UB Hochstift Halberstadt I nr. 137) in der Grafschaft Lotbars am ehesten zu erklären (Vogt, Herzogtum S. 34 f.). Vor allem aber erklärt es die Tatsache, daß Abbenrode 1129 "in ducatu ducis Heinrici" lag (MGH D L III. nr. 21 S. 32), wobei "ducatus" mit Rücksicht auf den (bayerischen) Herzogstitel des Welfen an die Stelle des eigentlich richtigen "comitatus" trat; nicht die Bezeichnung war entscheidend, sondern die Rechtszuständigkeit des Welfen. Die aus lehenrechtlichen Gründen notwendig gewordene Übertragung der 1otharischen Kirchenlehen an Heinrich (vgl. oben S. 144 Anm. 15) begründete vermutlich auch die 1143 erkennbaren Rechte der Wel-

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

den südlichen Leragau erstreckt, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum Reichsbezirk um Goslar liegt. Daß solche Beziehungen bestanden haben, geht schon aus der Tatsache hervor, daß im Jahre 1151 vor dem Gericht der Wöltingeroder in "Azingerothe" (wüst bei Goslar) eine Mühle in Goslar aufgelassen wurde102• Offensichtlich sind die richterlichen Aufgaben des Grafen im Stadtgebiet um diese Zeit noch nicht durch die Kompetenzen des Reichsvogtes verdrängt1°3 • Eine ähnliche Nähe zum Reichsgut finden wir auch bei dem 1147 genannten Gerichtsort Stöckheim104 ; er lag bei Lengde im Norden des Rarlingeberges (Harlyberg, nördlich Wöltingerode), der vermutlich alter Kronbesitz war105• Schließlich sei darauf hingewiesen, daß der Wöltingeroder bereits seit 1133 im Bereich um Werla als (Hildesheimer Lehns-) Graf fungierte 106 • fen im Harzburgbereich (vgl. oben Anm. 19). Einen anderen Teil des westlichen Harzgaues, wohl den 1108 mit Georgenberg vergabten, trugen die Wöltingeroder zu Lehen, die ja auch Vögte von Georgenberg waren (unten Anm. 116). Wenn die Wöltingeroder Mitte des 12. Jahrhunderts die Grafenrechte des gesamten westlichen Harzgaues innehaben (Heinemann, Bistum Hildesheim S. 69) und somit auch über den 1otharisch-welfischen Anteil verfügen, so liegt insoweit die Annahme einer Einsetzung durch Lothar oder dessen Erben durchaus nahe. Die Wöltingeroder Grafschaft im westlichen Harzgau wäre dann zum Teil direkt, zum Teil nur indirekt über Lothar oder die Welfen von Hildesheim abgeleitet. Insoweit könnte man die Wöltingeroder auch als "Untergrafen" Lothars begreifen. Daß ihre Grafschaft ein recht komplexes Gebilde war, weiß auch Heinemann, der (a.a.O. S. 42 Anm. 211) ausdrücklich betont, daß später bei den Wöltingerodern befindliche Grafenrechte im südlichen Leragau (westlicher Teil des "Adelhard-Komitats") und im Ambergau nicht an Hildesheim kamen, sondern "in fremder Hand" blieben und eine spätere Verleihung dieser "Grafenrechte im Raum Goslar" durch Heinrich V. vermutet (S. 320), ohne allerdings hierfür mehr ins Feld führen zu können als die Wöltingeroder Vogtei über St. Sirnon und Juda und allgemeine Erwägungen zur Territorialpolitik des Saliers. Sollte man nicht auch hier eher an Lothar denken? - Einer Lösung der aufgezeigten Probleme ist mit Sicherheit nur näherzukommen, wenn man die Mahnung Heinemanns, daß die "Grafschaft" des frühen 12. Jahrhunderts eine andere Struktur hatte als die der vorangehenden Zeit (vgl. a.a.O. S. 70 Anm. 40), auch auf die Herren von Wöltingerode erstreckt. 102 UB Goslar I nr. 213 (1151) S. 244 f. 103 Berges, Geschichte S. 143. Die verfassungsrechtliche Gestalt der Reichsvogtei ist im 11. Jh. noch nicht voll entwickelt, wie man früher anscheinend vermutet hat (vgl. etwa Frötich, Verfassungsentwicklung S. 297 f., Bode, Einleitung zu UB Goslar I S. 37 ff.). 104 UB Hochstift Halberstadt I nr. 215 (1147) S. 184; dazu Grosse, Gerichte S. 54 ff.; Vogt, HerzogtumS. 32 Anm.13. 105 MGH D H III. nr. 305 (1053) S. 414 f. Auch der H. liegt in einem ursprünglich zu Werla gehörigen Reichsforst; H . J. Rieckenberg, MagdeburgWerla, in: DA Bd. 15 (1959) S. 228- 236, hier: S. 231 ff.; W. Lüders, Der Übergang der Reichsburg Rarlingeburg in welfischen Hausbesitz, in: ZHarzV Bd. 47 (1914) S. 217-226, hier: S. 225 f.; ders., Der Rarlingeberg bei Vienenburg, eine welfische Burg des 13. Jh., in: ZHarzV Bd. 59 (1926) S. 46-79, hier: S. 57 ff.; Krabusch, Königsgut S. 264; Berges, Geschichte S. 127; Rieckenberg, Pfalz Werla S. 180; auch Heinemann, Bistum Hildesheim S. 73. Einen weiteren Gerichtsort in "Culingerode" (wüst bei Abbenrode) möchte Vogt (Herzogtum S. 33 Anm. 13) aus UB Goslar I nr. 612 (1245) S. 568 erschließen. 106 Nachweise bei Krüger, Bemerkungen S. 241 ff.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Reichsgut im Lehensbesitz der Grafen ist nur schwer nachzuweisen107. Aus der Zeit Lothars III. hören wir, daß sich Besitzungen in "Huneringeroth" beziehungsweise "Suthere" in ihrer Hand befinden, bei denen es sich vermutlich um Reichsgut handelte108• Ausdrücklich werden Reichslehen erst in der Vogteigeldlehnrolle genannt1°9 , doch haben die Grafen schon unter Friedrich I. wichtige Besitzungen im Goslarer Reichsbezirk inne. Wohl in den achtziger Jahren wird ihnen die Burghut der wiedererrichteten Harzburg übertragen, die den Goslarer Bereich und namentlich den Silberbergbau nach Osten abschirmt110• In der Nähe der Burg, die im 11. Jahrhundert Mittelpunkt eines noch relativ intakten Krongutkomplexes war, haben die Wöltingeroder später die Forstorte Kopperbrock, Kopperberg, Wildenberg und Westerode und Anrechte am Bergbau inne111 • Daß sie diese Gerechtsame schon im 12. Jahrhundert besessen haben, kann man nur vermuten. Vielleicht sind sie mit der Harzburg übertragen worden112• Einige Hinweise deuten sogar darauf hin, daß schon Graf Ludolf I. sie besessen und sie möglicherweise von Lothar III. erhalten haben könnte. Zunächst sei daran erinnert, daß der Süpplingenburger Teile des zum Harzburgbereich ge107 Im folgenden kann es natürlich nicht um ein vollständiges Verzeichnis der Wöltingeroder Lehen gehen, zumal schon Berges (Geschichte S. 127) festgestellt hat, daß die "allodiale" und "amtsrechtliche" Machtbasis der Grafen ununterscheidbar ist. Es sollen deshalb nur Beispiele genannt werden, die mit dem weiteren Goslarer Bereich im Zusammenhang stehen könnten. Nienrode (1216): UB Goslar I nr. 397 S. 403 ff.; Wald Pandeibach ("Pandelbeke") (1238/45): UB Goslar I nr. 562 (1238) S. 535; nr. 612 (1245) S. 568; zur Lage dieses Waldes vgl. K~einau, Ortsverzeichnis S. 457; der Forst war wohl ehemaliges Reichsgut; Zehnten und Vogtei im Wald Bilstein (vor 1227) : UB Goslar I nr. 485 S. 477; dazu G. Günther, Das Dörrefeld, in: ZHarzV Bd. 42 (1909) S. 25-39, hier: S. 30; Günther- Denker, Grubenhagen S. 186; Wald Horbeke (südöstlich Zellerfeld) und Hahnenberg (bei Oker) (1269): Bode, Einleitung zum UB Goslar I S. 36; Günther, Dörrefeld S. 36'; Gitter (1313) : Berges, Geschichte S. 132; Dörnten (1357): Berges, Geschichte S. 123; "Thuringeroth" (wüst am Kreyenberg) (1384): Berges, Geschichte S. 134 f. 108 MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 33; zu "Huneringeroth" vgl. oben Anm. 18; bei "Suthere" dürfte es sich um einen wüsten Ort bei Wöltingerode handeln, nicht um Söder bei Bockenern (so Register zu MGH DD L III. S. 291 und Vogt, Herzogtum S. 68 Anm. 36). In "Suther" bei Wöltingerode begegnet noch 1384 Reichsgut (Berges, Geschichte S. 134 f.); außerdem hat die Familienstiftung der Wöltingeroder in "Sudhere" - "Solthere" Besitz inne; vgl. UB Goslar I nr. 324 (1185) S. 357 f.; nr. 368 (1206) S. 388; nr. 417 (1221) S. 424 f.; UB Hochstift Hildesheim I nr. 368 (1174) S. 351. 109 UB Goslar I nr. 606 S. 56'2; dazu Berges, Geschichte S. 142. 110 Die Grafen von W. werden nach 1180 bisweilen nach der Harzburg genannt (UB Hochstift Halberstadt I nr. 319 [1187] S. 289; UB Goslar I nr. 323 [1188] S. 357; nr. 338 [1194] S. 365); im übrigen vgl.: Bode, Einleitung zu UB Goslar I S. 35, 55; Wiries, Harzburg S. 14; Bode, Stammtafel S. 12. 111 Berges, Geschichte S. 130, 135; Wiries, Harzburg S. 119. 112 So Frölich, Besitz- und Herrschaftsverhältnisse S. 137 f.; Bode, Einleitung zu UB Goslar I S. 55 f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

hörenden Woldsberg erworben haben dürfte113• Die Nachricht über die Bewohner der Reichsburg zur Zeit des Bischofs Rudolf von Halberstadt wurde bereits oben besprochen114• Sie gewinnt in diesem Zusammenhang einen neuen Aspekt. Es ist zwar nicht überliefert, wer diese Burgleute waren; man dürfte jedoch kaum fehlgehen, wenn man annimmt, daß es sich um Parteigänger Lothars III. handelte, die sich schon vor der Amtszeit Bischof Rudolfs im Harzburgbereich angesiedelt haben. Der Vorgänger Rudolfs, Bischof Otto, hat in starker Abhängigkeit vom König gestanden115• Unter seiner Amtszeit ist ein Widerstand gegen ein Vorgehen Lothars oder eines seiner Parteigänger am wenigsten zu erwarten. Vielleicht darf man in Ludolf von Wöltingerode einen der Hauptinteressenten an der Harzburg sehen. Als Graf im Leragau, als Vogt des Domstiftes und des Hildesheimer Klosters St. Georgenberg116 und als Lehensmann des Königs und des Bischofs von Hildesheim117 war Ludolf einer der einflußreichsten Männer am Oberharz 118. Es ist durchaus denkbar, daß er mit Billigung Lothars versucht haben könnte, seinen Machtbereich im Gebiet der Harzburg auf Kosten der Halberstädter Stellung auszuweiten119• Diese Überlegungen müssen freilich eine schwache Hypothese bleiben. Einigermaßen sicher scheint auf Grund der beiden Überlieferungen zum Harzburgbereich nur zu sein, daß in diesem Teil des Goslarer Bezirkes zur Zeit Lothars III. zwischen Halberstadt und Iotharisch-welfischen Anhängern Interessengegensätze bestanden haben. Vgl. oben S. 212 f. Annales Palidenses a. 1149 MGH SS XVI S. 84; dazu Wiries, Harzburg S. 12 f.; Lüders, Harzburg S. 22; vgl. oben S. 214 f. 115 Bernhardi, Lothar S . 212 f ., 219 f., 282 ff. 118 MGH D L III. nr. 22 (1129) S. 33; UB Goslar I nr.175 S. 207 f.; UB Goslar I nr. 196 (1142) S. 227. 117 Hildesheimer Lehen der W. liegen in Othfresen (südlich Salzgitter UB Goslar I nr. 235 [1156] S . 268) und A stfeld (östlich Langeisheim - UB Goslar I nr. 288 [1178] S . 312). Vermutlich befinden sich unter den 1188 dem Woldenberger Hauskloster geschenkten Gütern auch Hildesheimer Lehen (vgl. UB Goslar I nr. 324 S. 357 ff.). us Vgl. auch Berges, Geschichte S. 127: "Die bei weitem mächtigste Familie im Hochmittelalter". 119 Ähnlich auch Lüders, Harzburg S. 22; Klei nau, Ortsverzeichnis S. 247, spricht von einem "Versuch des Neubaus" der Wöltingeroder um 1140. -Interessanterweise wird der Wiederaufbau der eigentlichen Harzburg unter Friedrich I. mit den Woldenbergern oder deren Burgmannen in Verbindung gebracht, wenn es in der Chronik Arnolds von Lübeck (Arnoldi chronica Slavorum, hg. von G. H. Pertz MGH SS. rer. Germ. [Hannover 1868], II, 18 S. 60 f.) heißt: "Fridericus autem imperator ipsum montem edificare cepit, quia ... nullam diminutionem regni sui pati voluit. Rebellabant autem hii qui in castro Waldenberch positi erant et non valuerunt, sed potius, castro eorum destructo, ipsi ad castrum imperatoris migraverunt." - Zu den Beziehungen der Ludolf von W. zum B er eich der Harzburg vgl. auch MGH Urk. HdL nr. 6 (1144) S. 10; nr. 27 (1154) S. 38; nr. 32, 33 und 34 (1156) S. 47 ff.; nr. 39 (1158) S . 56 u. a. m . 113

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§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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In diesem Zusammenhang muß auch das Vordringen der Herren von

WeTnigeTode 120 in den Harzraum gesehen werden. Ihren Komitat, der

vermutlich überhaupt keine Grafschaft im älteren landrechtliehen Sinne war121, hat man ebenfalls auf Lothar von Süpplingenburg zurückgeführt122. Dem kann allenfalls insoweit zugestimmt werden, als die seit 1121 einsetzende Benennung dieses Geschlechtes nach seiner am Nordostrande des Harzes gelegenen Stammburg Wernigerode eine Verlagerung seines Herrschaftsbereiches anzeigt. Diese Ereignisse fallen noch in die Herzogszeit Lothars. Anfangs der zwanziger Jahre dürfte Adalbert 1., der um diese Zeit die Beziehung zu seinem ursprünglichen Lehnsherrn, dem Bischof von Hildesheim, abbrach und fortan in ein engeres Verhältnis zum Bistum Halberstadt trat, Besitzungen und Gerechtsame, insbesondere Forstrechte im Umkreis seiner Stammburg erhalten haben123. Zwar ist nicht zu verkennen, daß diese Güter im Bereich ehemaligen, dann aber an die Reichskirche übergegangenen Reichsgutes lagen124, daß die Wernigeroder im 16. Jahrhundert Rechte im Brockengebiet vom Reich zu Lehen trugen125, und daß sie zwischen 1114 und 1141 die Vogtei über das Kloster Ilsenburg und vor 1130 die über Drübeck und außerdem nach 1126 wohl auch Veckenstädter Besitz gewinnen konnten126 ; doch genügen diese Vermutungen kaum, um eine Übertragung von Grafenrechten oder von Reichsbesitz durch Lothar III. nach 1125 in nähere Erwägung zu ziehen127• 120 Zu diesem Geschlecht vgl. : W. Grosse, Aus der Frühgeschichte der Grafschaft Wernigerode, in: ZHarzV Bd. 62 (1929) S. 1-22, Bd. 68 (1935) S. 126135; Reinrichsen, Adelsgeschlechter S. 84 ff.; Grosse, Gerichte S. 47; Reinemann, Bistum Hildesheim S. 70, 327 ff. 121 Grosse, GerichteS. 47; Reinrichsen, Adelsgeschlechter S. 85. 122 So Grosse, Lotbar S . 97; vgl. auch Reinrichsen, Adelsgeschlechter S. 85; Rildebrandt, Staat S. 365. 123 UB Hochstift Halberstadt I nr. 151 S. 125; dazu Heinrichsen, Adelsgeschlechter S . 85, 88; Grosse, Frühgeschichte (1935) S. 130 ff.; Reinemann, Bistum Hildesheim S. 328 f. 124 Reinrichsen, Adelsgeschlechter S. 86, 88; Grosse, Frühgeschichte (1935) S.132. 125 Grosse, Frühgeschichte (19·29) S. 13; (1935) S. 130; Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 86. 126 Grosse, Frühgeschichte (1929) S. 18; (1935) S . 132; Grosse, Gerichte S. 47. 127 Daß auch die Herren von Schladen von Lothar III. als Grafen eingesetzt worden sein könnten, wie Grosse (Lothar S . 97) vermutet, ist recht unwahrscheinlich. Die Herr en von Schiaden erscheinen 1110 als Lehensleute des Bischofs von Hildesheim; erst nach 1175 wird ein Angehöriger des Geschlechts als Graf erwähnt; Moll, Ritterbürtige S. 238 ff.; Berges, Geschichte S. 145 ff.; H. Dürre, Regesten der Grafen von Schladen, in: ZHarzV Bd. 23 (1890) S. 235-291, hier: S. 242 (Regest nr. 42); Rieckenberg, Pfalz Werla S. 178, 193 ff.; vgl. auch Krüger (Bemerkungen S. 239 ff.), die die Frage nach einem Zusammenhang der Herren von Schiaden mit einer "Neuordnung der Komitate" aufwirft (a.a .O. S. 241). Zu diesem Fragenkomplex jetzt vor allem Reinemann (Bistum Hildesheim S. 67 ff., 70, 320 ff.), der das Auftreten der Herren von Schiaden in den größeren Zusammenhang der übrigen, im Hildesheimer. Sprengel aufstrebenden Adels- und Herrengeschlechter stellt, und

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

Das -

in seinem Umfang nur schwer faßbare - Reichsgut im Leinescheint unter dem Süpplingenburger einen nicht geringen· Bedeutungszuwachs für das Reich erfahren zu haben. Auf eine solche Entwicklung lassen nicht nur die oben schon behandelten Reichsministerialen von Grone schließen, sondern auch Vorgänge, die mit der Ächtung des Grafen Hermann II. von Winzenburg im Jahre 1130 zusammenhängen. Die Güter des Grafen, der wegen der Ermordung Burchards von Lokkum verurteilt wurde, wurden durch Fürstenurteil eingezogen: "Hermannus ... provinciali comitia, honoribus, dignitatibus, principum iudicio abdicatur128." Er .scheint demnach nicht nux: seine Lehen, sondern auch seinen Eigenbesitz eingebüßt zu haben. Sein Stammsitz, auf den er sich nach dem Urteil geflüchtet hatte, wurde auf Veranlassung des Königs belagert129• Nachdem er sich bedingungslos ergeben hatte, wurde er von Lothar nicht begnadigt, sondern gefangengesetzt. Die Winzenburg, ein Hildesheimer Lehen, ließ der König schleifen. Über das Schicksal des Allodialgutes erfahren wir nichts. Man wird indessen nicht annehmen dürfen, daß Eigenbesitz in stärkerem Umfange angetastet wurde, denn Hermanns Stellung wurdetrotz des Verfahrens gegen ihn nicht völlig beseitigt. Noch im gleichen Jahr erscheint er in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs; drei Jahre später tritt er wiederum als Zeuge auf180• Unter Konrad III. gewann er dann sein altes Ansehen wieder zurück; die Winzenburg konnte er freilich erst später wieder erlangen131• Wichtiger als der Verlust der Eigen- und Lehensgüter ist in unserem Zusammenhang jedoch die Tatsache, daß Hermann 1130 zugleich die Grafschaft im Leinegau abgeben mußte. Mit dieser Grafschaft, wohl kaum mit seiner meist als "landgräflich" bezeichneten Stellung, die mit "übergräflichen, auf Sachsen bezüglichen Attributen" ausgestattet gebiet

-nach dem Beispiel von K. H . Schulze (vgl. unten Anm. 166)- an organisatorische Eingriffe der salischen Herrscher im Raume Goslar-Hildesheim denkt. 128 Chronicon Gozecense, hg. von R. Koepke, in: MGH SS X (Hannover 1852) S. 140-157, hier: c. 20 S . 155. - Die übrigen weniger ausführlichen Überlieferungen sind bei Bernhardi (Lothar S. 262 Anm. 14) und Patze (Landesherrschaft S. 594 ff.) zu finden. - Zur Ermordung Burchards vgl. Bernhardi, Lotbar S. 257 mit Anm. 7. Zu Hermann von Winzenburg und seinem Geschlecht vgl. auch Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 42 ff., und vor allem Patze, Landesherrschaft S. 582 ff.; zuletzt Heinemann, Bistum Hildesheim, bes. S. 133 ff. 129 Bernhardi, Lotbar S. 262, 345. 130 Mainzer UB I nr. 570 (1130) S. 486 f.; Lacomblet, hier: nr. 319 (1134) S. 311 f.; im übrigen vgl. Patze, Landesherrschaft S. 600 f. Nach 1139 nennen sich Hermann und sein Bruder Heinrich Grafen von "Asleburch" (zwischen Hohen- und Nordassel, bei Burgdorf); 1143 verfügen sie über Eigengut in Derneburg (südlich Burgdorf); vgl. UB Hochstift Hildesheim nr. 231 S. 210; dazu Heinemann, Bistum Hildesheim S. 135, mit weiteren Hinweisen auf den Allodialbesitz der Winzenburger a.a.O. S. 134 f., 324. 131 Vgl. UB Hochstift Hildesheim I nr. 263 (1150) S. 239 f., und Patze, Landesherrschaft a.a.O.

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war 132, waren offensichtlich Funktionen und Zuständigkeiten auf Reichsgut verbunden. Als Konrad III. im Jahre 1146 die Kapelle der Pfalz Grone an das Kloster Fredesloh übertrug, geschah dies mit Zustimmung des Winzenburgers 133 • Nun ist zwar nicht einwandfrei nachzuweisen, daß diese Funktionen von Hermann schon vor 1130 wahrgenommen worden sind 134, eine solche Vermutung fügt sich aber gut zu dem oben bereits beschriebenen erstmaligen Auftreten der Reichsministerialen von Grone und deren besonderer Auszeichnung durch Lotbar III.1 35 , legt sie doch die Annahme nahe, daß die Dienstmannen um Grone in winzenburgische Rechte eingerückt sind. Es ist immerhin aufschlußreich, daß es "mindestens eine gewisse Zeitlang" keinen Grafen im Leinegau gab 1s6 • Der 1otharischen Ministerialität wäre es demnach -wenn auch nur für einige Jahre- gelungen, die Grafengewalt über Reichsgut einzudämmen. Einer solchen Entwicklung entspräche schließlich die Vermutung, daß die Göttinger Marktsiedlung um St. Johannis ihre Begründung Lotbar III. verdankt1 37 • Das Nachlassen des königlichen Interesses an Grone nach 1138 mag nicht zuletzt mit der Wiedereinsetzung Hermanns von Winzenburg in seine früheren Rechte zusammenhängen. Daß es sich bei allen diesen Erwägungen nur um Vermutungen handeln kann, sei nochmals betont1 38• Bekräftigt werden diese Überlegungen durch die Vorgänge um die Wiedererrichtung der Winzenburg. Bereits 1131 dürfte Lotbar III. dem Bischof von Hildesheim die Erlaubnis erteilt haben, die geschleifte Burg wieder herzustellen139 • Schon wenige Jahre später erwirkte indes der Dompropst Dietrich, der im Gegensatz zu Bischof und Domklerus stand, ein päpstliches Verbot der Wiederverlehnung. Hinter diesem Verbot stand letztlich der Süpplingenburger, in dessen Auftrage Dietrich han132 133

Patze, Landesherrschaft S. 599. Stumpf nr. 3516; Bernhardi, Konrad III. S. 474. Vgl. auch Metz, Güter-

verzeichnisse S. 35. 134 Hermann von Winzenburg erhält von Konrad III. schon bald nach dessen Herrschaftsantritt freigewordene Reichslehen (Ann. Patherbrunnenses S. 167); auch die Befugnisse in Grona könnten um diese Zeit erst übertragen worden sein, als der Staufer dem Winzenburger wieder zum alten Ansehen verhalf. 135 MGH D L III. nr. 65 (1134) S. 101 f.; vgl. oben S. 169. 136 Patze, Landesherrschaft S. 600, der eine Wahrnehmung der Grafenrechte durch den benachbarten Ludowinger für wahrscheinlich hält. 137 Keyser, Städtegründungen S. 142 ff., bes. S. 144; Diestelkamp, Stadtgründungen S. 176. 138 Ob man die Zustimmung bei der Kapellenschenkung als Ausfluß einer umfassenderen Grafenvogtei über das Reichsgut in Grone interpretieren darf (so Metz, Güterverzeichnisse S. 35), müßte wohl näher untersucht werden. 139 Chronicon episcoporum Hildesheimensium, hg. von W. Wattenbach, in: MGH SS VII (Hannover 1846) S. 845-873, hier: S. 855; dazu Heinemann, Bistum Hildesheim S. 143 Anm. 102.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

delte140• Offensichtlich hatte Lotbar die Absicht, eine Rückkehr der Winzenburger in eine der Schlüsselpositionen des Hildesheimer Sprengels zu verhindern. Daß er dieses Ziel erreicht hat, wurde bereits erwähnt. Weitergehende Erfolge, wie sie etwa für Grone zu vermuten waren, konnte der Süpplingenburger nicht für sich verbuchen. Die Winzenburg verblieb bei Hildesheim; sie wurde durch bischöfliche Ministerialen verwaltet141 • Man darf die Stärkung, die das Reich durch den Fall des Winzenburgers insbesondere im Leinegau erfahren hat, nicht zu hoch veranschlagen; denn in der Nachbarschaft konnte das Erzstift Mainz ungehindert in die Rechte der Krone einbrechen: Adalbert I. stellte 1128 das im Grenzgebiet von Hessen und Leinegau gelegene Reichskloster Hilwartshausen (an der Weser) unter seinen Schutz und umging dabei den König, den Eigenherrn des Klosters142 ; ein ähnliches Vorgehen des Erzbischofs ist auch in anderen Gegenden Hessens zu beobachten143• In diesem Zusammenhang ist möglicherweise das Auftreten der Grafen von Ziegenberg zu sehen, die sich nach der gleichnamigen Burg am Ostrande des Kaufunger Waldes benennen und in deren Herrschaftsbereich, der wohl auch Teile des Reichswaldes umfaßte, der alte Königshof Ermschwerd (an der Werra) liegt144• Vielleicht gehen diese Befugnisse auf eine Ausstattung durch Lotbar III. zurück. Im Grenzbereich von Sachsen/Thüringen und Hessen war das dynastische Element ohnehin stärker als das Königtum. Hier sei insbesondere auf die engen Beziehungen Lotbars zu dem zwischen Oberweser, Rhume, Leine sowie Fulda und Werra amtierenden Grafen Siegfried IV. von NortheimBoyneburg hingewiesen145, dessen Stellung einen direkten Einfluß des Königs auf das Reichsgut an der Werra überflüssig machte bzw. verhinderte. Erst nach dem Tode des kinderlosen Northeimers erhielt das Reich mit der Boyneburg einen Mittelpunkt für das Reichsgut an der 140 UB Hochstift Hildesheim I nr. 106 (1133-1136) S. 189 f.; hierzu, insbesondere zur Datierung und zur Stellung des Dompropstes, vgl. Heinemann, Bistum Hildesheim S. 131 f. mit Anm. 53. 141 UB Hochstift Hildesheim I nr. 245 (1147) S . 231 f.: Conradus de Winzenburch ; vgl. Heinemann, Bistum Hildesheim S. 171 Anm. 237. 142 Mainzer UB I nr. 550 (1128) S. 457; vgl. L. Falck, Klosterfreiheit und Klosterschutz, Die Klosterpolitik der Mainzer Erzbischöfe von Adalbert I. bis Heinrich I. (1100-1153), in: Arch. für mittelrheinische Kirchengeschichte Bd. 8 (1956) S. 21-75, hier: S. 41, 61, 66; auch Patze, Landesherrschaft S. 203 f. 143 Vgl. unten S. 251 ff. 144 Kroeschell, Hessen und der Kaufunger Wald S. 33 ff.; er weist auf die interessanten verwandtschaftlichen Beziehungen der Ziegenherger zu den Grafen von Scharzfeld-Lauterberg hin (a.a.O. S. 36 Anm. 130). 1 45 K.-H. Lange, Die Stellung der Grafen von Northeim in der Reichsgeschichte des 11. und früheren 12. Jahrhunderts, in: Niedersächsisches Jahrbuch Bd. 33 (1961) S. 1-107, hier: S. 98 ff.

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Grenze von Hessen und Thüringen146• Diese Erwerbung war für das nahegelegene Eschwege, wo trotz der Schenkungen an Speyer noch königliches Gut vorhanden war, von großem Gewicht147 • Das Reichsgut um Mühlhausen ist uns bereits bei der Gründung Volkenrodas und im Itinerar Lothars III. begegnet; möglicherweise hat es damit jedoch nicht sein Bewenden, da man die Gründung der Blasiusstadt von Mühlhausen auf den Süpplingenburger zurückgeführt hat148• Doch darf man diese eventuellen Ansätze nicht zu hoch bewerten. Wie im Grenzbereich zu Hessen dominierten in der Zeit Lothars III. auch im übrigen Thüringen die adeligen Mächte, ja der König selbst hat den Vorrang eines dieser Geschlechter weiter verstärkt. Nach der Absetzung des Winzenburgers übertrug Lothar dessen "übergräfliche" Stellung auf die verwandten Ludowinger, die auf Grund dieser Verleihung der Landgrafenwürde ihre Stellung in Thüringen auszubauen und zu entwickeln begannen. Auf diese Weise konnte er in einem Bereich, wo der Krone nur mehr wenig unmittelbarer Besitz zustand, eine mittelbare Kontrolle über die adeligen Kräfte gewinnen149• Trotz des Verlustes von Hilwartshausen blieben die Reichsklöster im Westen des sächsisch-thüringischen Raumes ein bedeutsamer Faktor der Königsherrschaft Lothars 111. Hier sei zunächst auf die Urkunden für Fulda und Hersfeld hingewiesen. Beide Reichsabteien bildeten noch in 1411 Bosl, Reichsministerialität S. 184 f., 570 ff.; K. A. Eckhardt, Politische Geschichte der Landschaft an der Werra und der Stadt Witzenhausen, 2. Aufl. (Marburg 1928), hier: S. 38 f.; K . G. Bruchmann, Der Kreis Eschwege, Territorialgeschichte der Landschaft an der mittleren Werra (Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau, 9. Stück, Marburg 1931), S. 37, 40, 57; zum Ganzen zuletzt: Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt S. 98 ff., bes. S. 151 f. 147 Eschwege wird Ende des 12. Jh. im Tafelgüterverzeichnis genannt; MGH Const. I nr. 440 S. 648. Heinrich IV. hatte hier 1075 Besitz an Speyer geschenkt; MGH D H IV. nr. 277 S. 354 ff. Ob man sagen kann, daß der Eschweger Besitz trotz der Schenkung an Speyer seine Eigenschaft als königliches Tafelgut nicht verloren hat, ist zweifelhaft, da man in Eschwege zwei Reichsgutkomplexe zu unterscheiden hat; Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt S. 194 ff., bes. S. 201 ff.; im übrigen vgl. Bruchmann, Kreis Eschwege S. 20 ff.; Metz, Güterverzeichnisse S. 41, 64 f., 137 u. a.; K. A. Eckhardt, Eschwege im Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 6 (1956) S. 253-257. 148 Stoob, Königtum S. 54 f.; dort auch Hinweise auf andere Ansichten. 149 Zum Ganzen vgl. Patze, Landesherrschaft S. 208, 594 ff., bes. S. 599 f. Anders als Patze, der in der Übertragung der übergräflichen Gewalt von Hermann von Winzenburg auf Ludwig von Thüringen eine räumliche Verschiebung von Sachsen nach Thüringen sieht, meint Eckhardt (Eschwege als Brennpunkt S.l34 ff., bes. 147), Hermann II. von Winzenburg habe schon 1123 in Thüringen "kraft Amtes oder in Vertretung des noch minderjährigen Grafen Siegfried IV. von Northeim-Boyneburg" dem Gericht vorgesessen. Gegen diese Vermutung spricht m. E. die von Eckhardt selbst (a.a.O. S. 137) erwähnte Überlieferung, in der Hermann II. im Jahre 1122 noch als "filius parvulus" bezeichnet wird.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

staufiseher Zeit die wichtigsten Stützen königlicher Macht zwischen Thüringen und dem Reichsland am Untermain. Der Abtei Fulda stellte Lothar zwei Privilegien aus, auf deren Inhalt hier nicht näher eingegangen zu werden braucht150• Im Streit zwischen Hersfeld und dem Bistum Halberstadt um die Zehntrechte im sächsischen Friesenfeld wiederholte er die Entscheidung Heinrichs V. zugunsten der AbteP 51 ; zwei Jahre später unterstellte er in einem weiteren Diplom für Hersfeld alle auf den Gütern des Klosters sich Ansiedelnden diesem als Eigenleutem. Eine ähnliche Bedeutung kam auch der Abtei Corvey zu. Schon vor 1125 hatte das Kloster auf der Seite des Sachsenherzogs gestanden153• Als König bestätigte Lothar in zwei Urkunden verschiedene Gerechtsame; möglicherweise hat er Corvey auch durch Schenkungen im slawischen Missionsgebiet begünstigt154• Zu den Reichsklöstern Kemnade, Fischbeck und wohl auch Herford, deren Vogtei Lothar von den Billungern übernommen hatte155, dürfte er auch während seiner Königsherrschaft engere Beziehungen unterhalten haben. Die Reichsstifte in Goslar und in Heiningen sind bereits ausführlicher behandelt worden156 ; es bleibt noch einiges über das ebenfalls im Hildesheimer Sprengel liegende Damenstift Gandersheim nachzutragen. Hier nahm der König in der Weihnachtszeit des Jahres 1130 die bedingungslose Ergebung Hermanns von Winzenburg entgegen157• Schon im Jahre zuvor hatte Lothar Besitzungen in Dankeisheim (nordwestlich Gandersheim), die nach dem Tode zweier erbenloser Freier an das Reich gefallen waren, dem Gandersheimer Eigenkloster Clus geschenkt; an der Gründung dieses Stiftes hatten Lothar und seine Gemahlin vermutlich regen Anteil genommen158. Das Interesse Bertholds von Hildesheim an Clus, das noch 1127 tätigen Ausdruck gefunden hatte159, scheint schon bei dieser Privilegie150 MGH D L III. nr. 26 (1130) S. 39 f.; nr. 53 (1133?) S. 84 f.; zu Fulda als Aufenthaltsort vgl. oben S. 152 f. 151 MGH D L III. nr. 68 (1134) S. 105 f.; vgl. auch Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 77 f.; Bernhardi, Lothar S. 556 f.; E. Hölk, Zehnten und Zehntkämpfe der Reichsabtei Hersfeld im frühen Mittelalter (Marburger Studien zur älteren deutschen Geschichte II, 4, Marburg 1933), S. 82 ff. Zum Itinerar vgl. oben S. 152 f. 152 MGH D L III. nr. 82 (1136) S. 127. 153 Feierabend, Reichsabteien S. 156 f. 154 MGH D L III. nr. 13 (1128) S. 15 f.; nr. 62 (1134) S. 97.; im übrigen vgl. unten S. 249; zum Aufenthalt Lothars in Corvey oben S. 152 f . 155 Vogt, Herzogtum S. 116 ff., 119. 156 Oben S. 168, 173, 210 ff. 157 Heinemann, Bistum Hildesheim S. 134; anders Bernhardi, Lothar S. 345. - Zu Gandersheim vgl. etwa noch: Eggers, Grundbesitz S. 12, 36, 58; Hoogeweg, Verzeichnis S. 38. 158 MGH D L III. nr. 18 S. 22 f.; dazu H. Goetting, Die Gründung des Benediktinerklosters Clus, in: Braunschweigisches Jahrbuch Bd. 40 (1959) 8.1739, hier: S. 36 ff.; Kleinau, Ortsverzeichnis S. 136 f. 15& Goetting, Clus S. 18.

§ 4.

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rung eine Rolle gespielt zu haben. Für das zweite, Clus betreffende Lotbardiplom kann insoweit kein Zweifel bestehen. Es bestätigte im Januar 1134 die Unterstellung des anderen Gandersheimer Eigenklosters in Brunshausen unter Clus und verschiedene andere Reformmaßnahmen der Äbtissin von Gandersheim. Wiederum war der Maßnahme Lothars ein Eingriff des Bischofs von Bildesheim vorausgegangen160 • Die hierbei ausgestellte Bischofsurkunde wurde im Lotbardiplom aber nicht ausdrücklich erwähnt; auch sind unter den Zeugen der königlichen Urkunde keine Angehörigen des Hildesheimer und Gandersheimer Klerus vertreten. Außerdem wich die Verfügung des Süpplingenburgers trotz der starken textlichen Anlehnung an die bischöfliche Urkunde von deren Reformmaßnahmen ab, die die Stellung Bildesheims verstärken konnten. Alle diese Umstände lassen die Absicht Lothars offenbar werden, dem Einfluß des Hochstiftes in Gandersheim und Clus zu steuern. Einen dauernden Erfolg hat er - jedenfalls soweit er Clus betrifft nicht erzielt1 61 • Über königliche Maßnahmen, die das Reichsgut im übrigen sächsischen Stammland betreffen, erfahren wir kaum etwas. Zwar können auch einige Grafschaften in Ostsachsen mit Lothar Ill. in Verbindung gebracht werden; daß sie jedoch zur Wahrung von Rechten und Besitzungen des Reiches errichtet wurden, ist kaum anzunehmen, da das Krongut in diesem Bereich nur mehr eine untergeordnete Rolle spielte162 • Am ehesten trifft dies für die Grafschaft Mühlingen zu, die das Produkt einer Neuordnung in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ist163 • Die Nähe Magdeburgs verstärkt diese Vermutung einer Initiative Lothars Ill., denn sowohl das 1134 ledig gewordene Erzbistum als auch die 1135 nach dem Heinrichs von Groitzsch heimgefallene Burggrafschaft Magdeburg gingen in die Hände von Vettern des Kaisers über164 • Überdies tritt uns in der Urkunde Lothars für die Magdeburger Kaufleute 165 ebenfalls sein Interesse an dieser Stadt entgegen. Die anderen Grafschaften im Raum zwischen Harz, Elbe und Ohre, die in ihrer regelmäßigen Struktur bereits am Anfang des 12. Jahrhunderts sichtbar werden, dürften in die salische Zeit zurückreichen166• Inwieweit diese Neubildungen mit der königlichen Reichsgutspolitik im Zusammenhang stehen, muß hier offen bleiben, hat doch Schulze 161 160 MGH D L III. nr. 59 (1134) S. 92 ff.; UB Hochstift Hildesheim I nr. 208 (1134) S. 190 f.; dazu bes. Heinemann, Bistum Hildesheim S. 150 ff. 1a1 Reinemann a.a.O. S. 152. 1 6 2 Vgl. oben S. 39. 163 Heinrich, Arnstein S. 298 ff. 184 Bernhardi, Lothar S. 84, 550 f., 597. 165 MGH D L III. nr. 92 (1136) S. 143 f. 166 Schulze, Adelsherrschaft, bes. S. 95 ff.; er denkt an eine Reorganisation

der Grafschaftsverfassung durch Heinrich IV. 16 7 Adelsherrschaft S. 98 ff.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

dargetan, wie problematisch das Verhältnis von Reichsgut und Komitat in Ostsachsen ist. Eine befriedigende Antwort ist auf diese Frage wohl nie zu finden. In weit größerem Maße als dies im Harzraum der Fall ist, müssen wir uns hier mit Andeutungen begnügen. Der Anteil des Königtums an der Ausbildung des lückenlosen Netzes von Grafschaften in Ostsachsen ist wohl ebenso schwer zu ergründen wie der Anteil der "Allodialgrafschaften", der "legalen Selbstausbildung der Herrschaftsrechte"188. Etwas deutlicher treten in den Diplomata Lothars die Beziehungen zu den Reichsstiftern Quedlinburg und Nienburg hervor169• Quedlinburg wurde durch eine Privilegierung der Kaufleute mittelbar begünstigt. Die Abtei Nienburg erhielt von Lothar ihre alten Rechte bestätigt. Die Übertragung der Reichsabtei Alsleben an das Erzstift Magdeburg sei in diesem Zusammenhang nochmals erwähnt17o. Die Landschaften östlich der Saale hat Lothar - sieht man von dem Feldzug nach Böhmen ab171 - 1132 zum ersten Mal wieder aufgesucht. Altenburg, wo der König 1132 "in palatio" einen Hoftag abhielt172, erscheint mit diesen Ereignissen zum ersten Mal seit 1069 wieder in der Überlieferung. Nach Adam von Bremen173 hat Heinrich IV. neben anderen Städten das Tafelgut "Plisna", das mit dem Reichsgut um Altenburg identisch ist174, dem Erzbischof von Bremen übergeben. Da in der Folgezeit jedoch keine Beziehungen Bremens zum Pleißenland erkennbar sind, Altenburg dagegen in der übrigen Überlieferung als Königsbesitz betrachtet wird, ist fraglich, ob die Schenkung an das Erzstift überhaupt in Kraft getreten oder doch wenigstens bald danach wieder rückgängig gemacht worden istm. Vermutlich handelte es sich lediglich um ein 168 Heinrich, Arnstein S. 261 ff., 413 ff., bes. S. 263, 420; Schulze, Adelsherrschaft S. 68 ff.; Helbig, Ständestaat S. 83 ff., 130 ff.; Schlesinger, Gerichtsverfassung S. 68 ff.; Heinrichsen, Adelsgeschlechter S. 85. - Zum Begriff der Allodialgrafschaft vgl. etwa H. Aubin, Die Entstehung der Landeshoheit nach niederrheinischen Quellen (Historische Studien hg. von E. Ebering H . 143, Berlin 1920), S. 159 ff.; Hirsch, Gerichtsbarkeit S. 174, 201; von Guttenberg, Territorienbildung S. 242; Th. Mayer, Ausbildung S. 302; vgl. auch oben Anm. 50. 169 Quedlinburg: MGH D L III. nr. 61 (1136) S. 95 ff.; im übrigen vgl. oben S. 153 Anm. 8. Nienburg: MGH D L III. nr. 30 (1130) S. 46 f. 110 Vgl. oben S. 216 f. 171 W. Wegener, Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter (Ostmitteleuropa in Vergangenheit und Gegenwart Bd. 5, Köln und Graz 1959), hier : S. 70 ff.; D. Schäfer, Lothars III. Heereszug nach Böhmen 1126, in: Historische Aufsätze, Karl Zeumer zum 60. Geburtstag als Festgabe (Weimar 1910), s. 61-80. 172 Can. Wiss. Cont. Cosm. MGH SS IX S. 139 -VB Altenburg nr. 4 S. 5; 1132 soll auch das Pfalzgebäude in Altenburg eingestürzt sein (Bernhardi, Lothar S. 423 Anm. 4). 173 MGH SS. rer. Germ. S. 171, 205; UB Altenburg nr. 3 S. 5. 174 Schlesinger, Chemnitz S. 118. 175 H. Patze, Recht und Verfassung thüringischer Städte (Thüringische Ar-

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"kurzes Zwischenspiel" 178• Gleichwohl bleibt der Zeitpunkt der Rückkehr unbekannt. Zur Zeit Lotbars ist Altenburg sicherlich wieder Reichsbesitz. Wenn man auch nicht sagen kann, daß der Süpplingenburger die Schenkung an Bremen rückgängig gemacht hat, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß er das Pleißenland dem Königtum wieder zugeführt hat. Er hat die in den Kämpfen der Salierzeit stark geschwächte Bindung an das Reich erneuert. Dabei hatte es nicht mit gelegentlichen Besuchen sein Bewenden. Lotbar hat darüber hinaus veranlaßt, daß um 1135 Markt und Münze in Altenburg errichtet wurden. Wahrscheinlich hat er den aufblühenden Handel planmäßig gefördert; die in jenen Jahren zuziehenden Kaufleute hat er möglicherweise mit Goslarer Recht bewidmet177• Der Ausbau des Altenburger Umlandes dürfte ebenfalls unter Lotbar III. eingesetzt haben, so daß man bereits für seine Zeit von einer "deutschen Durchsetzung des Pleißenlandes im Südosten Altenburgs" sprechen kann178• Eine neue Möglichkeit bot sich gegen Ende seiner Regierungszeit. 1135 starb mit Heinrich der letzte männliche Angehörige des Hauses Groitzsch179• Die Reichslehen fielen heim; unter ihnen verdient die Mark Niederlausitz, die Heinrich seit 1131 innegehabt hatte und die jetzt an Konrad von Wettin kam180, besonders Erwähnung. In unserem Zusammenhang ist das Schicksal des Groitzscher Allodialbesitzes von größerem Interesse. Zu diesem Besitz, der besonders reich war, gehörten vor allem größere Schenkungen aus Königsgut, so die Komplexe Budechivstudien Bd. 6), S. 14 f.; Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 418 Anm.320. 178 Schlesinger, Landesherrschaft der Herren von Schönburg S. 15. 177 Schlesinger, Chemnitz S. 119 ff.; Stoob, Königtum S. 54. Möglicherweise steht die gesteigerte Einflußnahme Lotbars in Altenburg in Zusammenhang mit seinem beherrschenden Einfluß auf das Erzstift Bremen. Über die Beziehungen Lothars zu Erzbischof Adalbero (1123-1148) und die Förderung der Bremer "Patriarchats"-Pläne vgl. auch G. Glaeske, Die Erzbischöfe von Harnburg-Bremen als Reichsfürsten (937-1258) (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens Bd. 60, Hildesheim 1962), bes. S. 127 ff. Vielleicht hat Bremen zugunsten seiner Metropolitanrechte auf andere Interessen verzichtet; auffallend ist jedenfalls, daß neben Altenburg noch andere ehedem an Bremen vergabte Abteien und Reichsgüter unter Lothar (so Elten vgl. unten S. 267) oder doch in den ersten Jahrzehnten des 12. Jh. wieder in unmittelbarer Beziehungen zur Krone stehen (vgl. zu Sinzig oben S . 196 Anm. 59; zu Vreden unten S. 267). - Zum angeblichen Übergang der Bremer Hochstiftsvogtei an Herzog Lotbar vgl. Hucke, Grafen von Stade S. 105, 143 ff. 178 Patze, Pleißengau S. 93; Bosl, Reichsministerialität S. 523 f.; Helbig, Ständestaat S. 186 f. 179 Jecht, Oberlausitz S. 191; H. Patze, Die Pegauer Annalen, die Königserhebung Wratislaws von Böhmen und die Anfänge der Stadt Pegau, in: Jb. für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Bd. 12 (1963) S. 1-62, hier: s. 7 ff., 40. 180 Hoppe, Markgraf Konrad S. 14 ff.; Jecht, Oberlausitz S. 190; Bernhardi, Lotbar S. 365, 596. Zum Heimfall der Burggrafschaft Magdeburg vgl. oben s. 239. 16 Wadle

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

sin und Nisani (Westoberlausitz und Elbkessel um Dresden181), das Gebiet um Zwickau182 und in der Nähe des Stammsitzes Groitzsch die Burgen Leisnig und wahrscheinlich auch Colditz183. Über das Schicksal dieser Hinterlassenschaft sind mehrere Versionen überliefert. Die beiden extremen Meinungen, wonach das gesamte Eigengut an die Wettiner184 oder an Böhmen185 gefallen sei, können nicht richtig sein, denn 1158 erwarb Friedrich I. von Rapoto von Abenberg Güter aus dem Nachlaß Heinrichs von Groitzsch. An Rapoto war mit diesem Besitz es handelt sich um die Burgen Leisnig, Colditz und Mohrungen, die Veste Lausigk, den Hof Schkölen, den Gleißberg und den Berg Jenzig186 - über seine Gemahlin Mathilde, die Tochter der Schwester Heinrichs von Groitzsch, wohl der größte Teil der Hinterlassenschaft gekommen. Ein anderer Teil der Erbschaft Berthas fiel an ihren Pflegesohn Dedo187. Nun sind aber nicht nur im Besitz dieser Schwester Heinrichs Stücke Groitzscher Herkunft festzustellen, auch bei Böhmen und Wettin sind sie nachweisbar. Böhmen besaß 1139 die Reichsburg Dohna188 ; der böhmische Einfluß erstreckte sich - zumindest in den ersten Jahren auch auf Nisani und Budesin189. Bei Wettin befanden sich um 1144 die Oberlausitz (mit Budesin und Gau Milska) und NisanP90. Auch die Burg Groitzsch fiel an Wettin191. Möglicherweise ist auch an Kunigunde, die zweite Gemahlin Wiprechts, Besitz aus dem Groitzscher Erbe gekom181 Beide Besitzungen hat Wiprecht von Groitzsch vom Herzog von Böhmen, seinem Schwiegervater, als Mitgift erhalten, der sie seinerseits von Heinrich IV. bekommen hatte ; vgl. Jecht, Oberlausitz S. 181; Schlesinger, Chemnitz S. 170; Schlesinger, Gerichtsverfassung S. 69; Helbig, Ständestaat S. 19; L. Bönhoff, Der Gata Nisan in politischer und kirchlicher Beziehung, in: Neues Arch. für sächsische Geschichte Bd. 36 (1915), S. 177-211, hier: S. 203; W. Heinich, Wiprecht von Groitzsch und seine Siedlungen (Mitteldeutsche Heimat H . 8, Dresden 1932), S. 19. Auf die Bestimmung der im Tafelgüterverzeichnis genannten Orte "Nisana" (= Reichsburg Nonen westl. Dresden) und "Milisa" (=Burg westl. Merseburg) durch Eckhardt (Eschwege S. 196) kann hier nicht näher eingegangen werden. 182 Schlesinger, Schönburger Lande S. 32 ff.; L . Bönhoff, Der Gau Zwickau, seine Besitzer und seine Weiterentwicklung, in: Neues Arch. für sächsische Geschichte Bd. 40 (1919) S. 241-295. 183 Heinich, Wiprecht S. 12; Krabusch, Königsgut S. 117. 184 Chronicon Montis Sereni MGH SS XXIII S. 144. 185 So die Annales Gradicenses, hg. von W. Wattenbach, in: MGH SS XVII (Hannover 1861) S. 644-652, hier: a. 1136 S. 650; dazu Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 416. 188 Cod. dipl. Sax. I, 2 nr. 277 (1158) S. 189 f.; UB Altenburg nr. 11 (1150) S. 10; Bosl, Reichsministerialität S. 175; vgl. oben S. 129. 187 Schlesinger, Chemnitz S. 170. 188 Can. Wiss. Cont. Cosm. MGH SS IX S. 144; Bönhoff, Nisan S. 204. 18~ Jecht, Oberlausitz 192; Helbig, Ständestaat S. 219. Vgl. auch Hoppe, Markgraf Konrad S. 17, und Schlesinger, Gerichtsverfassung S. 103. 19° Cod. dipl. Sax. I, 2 nr. 175 (1144) S. 122 f. - J echt, Oberlausitz S. 193; Schlesinger, Chemnitz S. 170; R . Kötzschke und H. Kretschmar, Sächsische Geschichte 1. Band (Dresden 1935), S. 74. 1 91 Helbig, Ständestaat S. 304.

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men; denn 1139 verkaufte sie an den Böhmenherzog verschiedene im Gaue Nisani gelegene Burgen192. Aus diesen Überlieferungen erhellt, wie verwickelt die Lage hinsichtlich des Groitzscher Besitzes ist. Die Meinungen der oben erwähnten Chroniken sind gewiß zu einseitig, also unrichtig. Doch ist wohl kaum mehr aufzuklären, wie die Aufteilung an die verschiedensten Personen zustande kam. Schlesinger 193 nimmt an, daß das gesamte Erbe zunächst dem Reiche heimfiel und dann in verschiedener Weise verwendet wurde. Diese Lösung könnte die Entwicklung nach 1135 verständlicher machen; doch hat sie zur Voraussetzung, daß kein Erbe Heinrichs von Groitzsch vorhanden war und gerade dies ist schwerlich zu erweisen. Die Vermutung Schlesingers hätte jedoch noch einen anderen Vorteil. Es ließe sich nämlich erklären, daß ein weiterer Erbe bekannt ist, der bisher noch gar nicht genannt wurde: das Reich: Es kommt durch den Tod Heinrichs von Groitzsch in den Besitz von Gebieten, die unter Heinrich V. noch nicht Gegenstand besonderen Reichsinteresses gewesen waren. Hierzu gehörten zunächst Besitzungen im "territorium" Zwickau, das sich 1118 in der Hand der Gräfin Bertha, der ersten Frau Wiprechts194 befand. Dieses Gebiet kam nach 1135 wohl größtenteils ans Reich, denn in staufiseher Zeit lassen sich eine Reihe reichsunmittelbarer Herrschaften meist ministerialen Charakters um Zwickau nachweisen. Der Ort Zwickau selbst kam mit einigen umliegenden Dörfern möglicherweise gleich an die Wettiner195 ; jedoch ist nicht völlig unwahrscheinlich, daß die Zwickauer Nikolaistadt auf Lothars Anregung hin angelegt worden ist196. Auch in Groitzsch selbst, wo unter den Staufern Reichsministerialen ansässig sind, dürfte das Königsturn Besitz erworben haben197; vielleicht gilt Ähnliches für Leisnig 198. Die Klöster Bürgel und Pegau kamen sicherlich ans Reich. 1136 schon nahm Lothar 192 Can. Wiss. Cont. Cosm. MGH SS IX S. 144.- Es könnte sich dabei aber auch um Teile des Wittums Kunigundes handeln, wie Bönhoff, Nisan S. 204, meint. 193 Schlesinger, Chemnitz S. 170. 194 Reg. Thur. I nr. 1130 (1118) S. 237; Schlesinger, Schönburger LandeS. 33; 0. Kötzschke, Markgraf Dietrich von Meißen als Förderer des Städtebaues, in: Neues Arch. für sächsische Geschichte Bd. 45 (1924) S. 7-46, hier: S. 32. 195 Schlesinger, Schönburger Lande S. 32 f.; ders., Chemnitz S. 170; ders., Landesherrschaft der Herren von Schönburg S. 17. 198 Stoob, Königtum S. 54. 197 Bosl, Reichsministerialität S. 519 f.; Helbig, Ständestaat S. 304; H. Schiekel, Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen im 12. und 13. Jh. (Mitteldeutsche Forschungen Bd. 7, Köln- Graz 1956), S. 32 f.; Schlesinger, Chemnitz S. 170. 198 So Schlesinger, Chemnitz S. 170 und 200 Anm. 1; ihm folgt Helbig (Ständestaat S. 211), der außer in Leisnig auch in Colditz königliche Eigentumsrechte nach 1135 feststellt. Freilich werden diese Vermutungen dadurch geschwächt, daß beide Orte 1158 von Friedrich I. erworben werden (Cod. dipl. Sax. I, 2 nr. 277 S. 189 f.; UB Altenburg nr. 11 S. 10), wenngleich dieser Umstand frühere Gerechtsame nicht unbedingt ausschließt. 16°

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

III. Bürgel in seinen Schutz und regelte die Vogteiverhältnisse; zuvor war Bürgel Eigenkloster des Hauses Groitzsch gewesen199• Entsprechendes gilt auch für Pegau200 • Zwar hat sich eine Urkunde Lothars nicht erhalten; doch ist eine solche wahrscheinlich ausgestellt worden. 1201 ist Pegau nämlich im Besitz des Reiches nachweisbar201 ; der Besitzübergang dürfte 1135 stattgefunden haben. Einen weiteren Hinweis bietet das Totenbuch des Klosters, in das der Name Lothars aufgenommen worden ist, während es die Namen seiner Vorgänger nicht enthält. Auch darf wohl das Schicksal des Klosters Bürgel als Hinweis auf ein ähnliches Geschick von Pegau gewertet werden. Vielleicht darf man auch die Anlage der Oberstadt in Pegau mit der St. Laurentius-Kirche und dem großen Markt auf den Süpplingenburger zurückführen202 • Daß Lothar zu Pegau in ein besonderes Verhältnis getreten war, ergibt sich schließlich aus der Tatsache, daß es Mönche von Pegau sind, die auf Lothars Veranlassung an der Gründung des Klosters Chemnitz beteiligt sind. Damit kommen wir zur wohl bedeutendsten Maßnahme des Süpplingenburgers im Bereich östlich der Saale: Aus der Bestätigungsurkunde Konrads III. von 1143 erfahren wir, daß Lothar das Kloster Chemnitz gegründet hat203 • Im Nekrolog der Abtei erscheint er als "pie memorie Lottarius imperator, fundator Kemnizcensis ecclesiae"204• Die Zeit der Stiftung ist nicht bekannt; doch erfolgte sie vermutlich um 1135, da sie von Pegauer Mönchen durchgeführt wurde, Pegau selbst aber nicht vor dieser Zeit in engere Beziehung zum Reich getreten ist. Außerdem ist die günstige politische Lage nach dem Aussterben des Hauses Groitzsch zu beachten, die dem Königtum eine neue Chance bot2os.

° Chronicon Montis Sereni MGH SS XXIII S. 203. oo Patze, Pegauer Annalen S. 40: Schutzvogtei kam 1134 "automatisch an das Reich". 201 MGH D L III. nr. 84 (1136) S. 130 ff. 202 Patze, Pegauer Annalen S. 44 f.: Erweiterung "wohl noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts". 203 Reg. Thur. I nr. 1456 S. 304 f.; Codex diplomaticus Saxoniae Regiae, Zweiter Hauptteil Bd. VI: Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster, hg. von H. Ermisch (Leipzig 1879) -künftig: Cod. dipl. Sax. II, 6, hier: nr. 302 S. 263 f.; Stumpf nr. 3452. - Bosl (Reichsministerialität S. 174) hält seine Meinung, das Kloster Chemnitz sei von Konrad III. gegründet worden, selbst an anderer Stelle nicht aufrecht (ebenda, S. 500). Zuletzt: J. Leipoldt, Die Entstehung von Chemnitz (seit 1953 Karl-Marx-Stadt), in: Zur Frühgeschichte von Chemnitz/Karl-Marx-Stadt (Beiträge zur Heimatgeschichte von Karl-Marx-Stadt H. 12, Karl-Marx-Stadt 1965), S. 78-98. 204 Cod. dipl. Sax. II, 6 Anhang II S. 481; Richenza wird ebenda S. 477 "imperatrix fundatrix Kemnizcensis ecclesie" genannt. 205 Schlesinger, Chemnitz S. 85 f. - Andere Daten vor 1130 so die Chemnitzer Klostertradition: 1125 (vgl. dazu Kuck Anm. 14 a zu 1136; Schlesinger, Chemnitz S. 85 f.) - sind schon deshalb kaum richtig, weil ein Interesse Lothars am Ostsaalischen Gebiet für den Zeitraum 1125-1132 nicht nachzuweisen ist. Außerdem dürfte der Kriegszug gegen Böhmen einer Kiesterneugründung kaum förderlich gewesen sein. 19

2

§ 4.

Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Die Gründung des Klosters Chemnitz hatte große Bedeutung. Im westlichen Erzgebirge, inmitten weitläufiger königlicher Waldungen, entstand ein Vorposten der Rodungs- und Kolonialarbeit Es ist ein erster Vorstoß, der unter den Staufern verstärkt fortgesetzt werden sollte. Die planmäßige Ausbauarbeit des Reiches auf dem weitläufigen Königsboden208 - in staufiseher Zeit sitzen auf dem Rodungsland viele Reichsministerialen, besonders im westlichen Erzgebirge, im Gebiet um Chemnitz207 - begann unter Lothar III. Friedrich I. bestätigte 1158, daß der Süpplingenburger seine Zustimmung zu einer Gütervergabung an die Kirche zu Weißenfeld erteilt habe208• Die betroffenen Besitzungen in Lissa und Kattersnaundorf (beide südwestlich Delitzsch), die in der Ostmark liegen, dürften allerdings nicht unmittelbares Reichsgut, sondern Reichslehen der Markgrafen sein208 • Zweimal hat Lothar Ill. über Gerechtsame in der sächsischen Nordmark verfügt. 1135 übertrug er dem Kloster Hillersleben den Getreidezins in den beiden Orten "Potgorizi" und "Bosici" 210• Diese "Wozop" genannte Abgabe war eines der wenigen Rechte, das dem Königtum in der Markgrafschaft verblieben war211 • Doch zeigt gerade das Diplom Lothars 111., daß die unmittelbare Verfügungsgewalt vom Markgrafen ausgeübt wurde. Eine 1136 ausgestellte Urkunde des Kaisers betrifft wiederum Rechte in der Nordmark: der Süpplingenburger befreit die Magdeburger Kaufleute von den Zollrechten in Tangermünde, Mellingen und Elbeu, nicht aber in Bardowick212 • Auch diese Zölle befinden sich im 12. Jahrhundert in der Hand der Markgrafen213• Gleichwohl bleibt die Aussparung Bardowicks auffällig. Nimmt man hinzu, daß der König nach 1129 den älteren Markt in Bardowick zur Stadt ausgebaut haben könnte214, so liegt die Vermutung nahe, Lothar, der bereits als Herzog die Stellung der Markgrafen aus dem Hause Stade geschwächt hatte215, habe mit solchen Maßnahmen seinen Einfluß auf das Markengebiet verstärken wollen. 208 Schlesinger, Egerland, Vogtland, Pleißenland S. 195; ders., Entstehung und Bedeutung der sächsisch-böhmischen Grenze, in: Neues Arch. für sächsische Geschichte Bd. 59 (1938) S. 6-38, hier: S. 25 ff.; Bosl, Reichsministerialität s. 495. 207 Bosl, Reichsministerialität S. 498 ff.; Schlesinger, Chemnitz S. 37. 208 Cod. dipl. Sax. I, 2 nr. 289 S. 197 f.; Stumpf, Acta imp. nr. 133 (1158)

s. 170.

209 Die Schenkung (vgl. vorige Anm.) erfolgte "permissione et mandato Lotheri imperatoris et marchionum ipsius terre". 210 MGH D L III. nr. 72 (1135) S. 111 f.; dazu Schulze, Adelsherrschaft S. 199. m Schulze, Adelsherrschaft S. 198 ff. 212 MGH D L III. nr. 92 (1136) S. 143 f. 213 Schulze, Adelsherrschaft S. 201 f. 214 Dies vermutet Stoob, Königtum S. 54. 215 Hucke, Grafen von Stade (Stade 1956) S. 100 ff.; Vogt, Herzogtum S. 13 ff., 25 f., 165 (Regest nr. 76).

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Eine andere Beobachtung dürfte in dieselbe Richtung weisen. Nach dem Tode Heinrichs von Stade (1128) kam es zu einem förmlichen Übergang der Bremer Lehnsgrafschaft Stade an den ehemals udonischen Ministerialen Friedrich, der schon vor seiner endgültigen Freilassung (nach 1124) die Grafschaft "verwaltet" und als Günstling des Sachsenherzoges und späteren Königs eine besondere Rolle in der Auseinandersetzung mit den Markgrafen gespielt hatte216 • Man möchte vermuten, daß es schon bei dieser Bevorzugung des ehemaligen Ministerialen durch den Bremer Erzbischof zu einer Einflußnahme Lothars gekommen ist. Klarer treten die Absichten des Königs bei der Behandlung der heimgefallenen Nordmark zutage. Lothar gab nämlich das Lehen nicht sofort wieder aus. Weder Albrecht von Ballenstädt noch Udo von Freckleben, die beide als Bewerber auftraten, erhielten die Belehnung. Erst 1130 vergab der König die Mark wieder, aber nicht an Albrecht oder an Udo, sondern an Konrad von Plötzkau217. Albrecht hatte schon bald nach dem Tode Heinrichs von Stade versucht, die Nordmark mit Gewalt an sich zu bringen. Dabei war er mit dem Mitbewerber Udo und den Leuten des Königs ("amici regis") in Kämpfe geraten; sie hatten ihn vertreiben können, als er versuchte, die Burg Tunderleben (bei Neuhaldensleben) einzunehmen218• Ein anderes Kastell der Nordmark, die an der Südgrenze gelegene Hildagesburg, hatte Albrecht tatsächlich durch einen nächtlichen Handstreich in seine Gewalt gebracht und danach in Asche gelegt219 • Die Tatsache, daß der Ballenstädter im Grenzgebiet von Nordmark und Nordthüringgau auf den Widerstand von Anhängern Lothars III. stieß, legt ebenso wie dessen Zögern bei der Wiederverlehnung der Nordmark die Vermutung nahe, daß der König versucht haben mag, Rechte der Krone in der Nordmark geltend zu machen. Ob allerdings auch unmittelbares Reichsgut dabei eine Rolle gespielt haben könnte, 21s Hucke a .a.O. S. 101, 104 f. ; Vogt a.a.O. Friedrich hatte die Grafschaft bis zu seinem Tode (1135) inne (Hucke a.a.O. S. 108). - In diesem Zusammenhang sei an den vermutlichen Aufenthalt Lothars im Kloster Harsefeld (vgl. oben S. 152) erinnert. Die Vogtei hierüber war mit der Grafschaft Stadc verbunden und befand sich wohl ebenfalls in der Hand Friedrichs, der übrigens hier auch begraben wurde; vgl. Hucke a.a.O. S. 159 mit Anm. 1074. 217 Hucke Grafen von Stade (Diss.) S. 66 ff., 151 ff. In der Ausgabe Stade 1956, S. 48 f ., 105 ff., nimmt Hucke eine Übertragung der Mark an Albrecht schon im Jahre 1128 an; Lothar habe sie ihm dann 1130 jedoch wieder entzogen. Im Hinblick auf die schon 1129 ausgebrochenen K ämpfe mit Udo, auf dessen Seite die Anhänger des Königs stehen, ist dies nicht recht überzeugend. 21 8 Annalista Saxo a. 1129 MGH SS VI S. 766; Ann. Palidenses a. 1129 MGH SS XVI S. 77.- Zum Begriff "amici" vgl. etwa 0. Brunner, Land und Herrschaft S. 20 ff. 219 Annalista Saxo a.a.O.; Ann. Palidenses MGH SS XVI S. 78; Annales Magdeburgenses hg. von G. H. Pertz, in: MGH SS XVI (Hannover 1859) S. 105-196, hier : S. 185.

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ist nicht zu sagen. In ottonischer und salischer Zeit, als das Königtum im Markengebiet eine beherrschende Position eingenommen hatte, hatte sich seine Macht vornehmlich auf die Herrschaft über die Schutzburgen an der Elbgrenze begründet, die sich in langer Kette von Magdeburg über Hildagesburg, Tangermünde, Arneburg und Walsleben bis Werben hinzogen220. Möglicherweise wollte Lotbar seinen Einfluß auf diese Anlagen im altmärkischen Raum verstärken, der, obwohl der unmittelbaren Verfügungsgewalt des Königs entzogen, doch weiterhin prinzipiell als Reichsgut galt221 . In diesem Zusammenhang ist wohl auch an die Einsetzung von Dynasten zu denken; so etwa die Herrschaft der Grafen von Hillersleben mit dem Mittelpunkt Grieben222, die Grafschaft Gardelegen223 und die Herren von Tangermünde224. Nennenswerte Erfolge können einer solchen königlichen Politik indessen nicht beschieden gewesen sein, da um die Mitte des 12. Jahrhunderts an den meisten dieser Burgen Herrschaftsrechte des Markgrafen nachweisbar sind, der Einfluß des Königtums dagegen fast völlig abgedrängt ist225. Den Slawengebieten östlich und nördlich der Eibe, die während seiner Herzogszeit eine so große Rolle gespielt hatten, widmete Lotbar auch nach seiner Erhebung zum König große Aufmerksamkeit226. Bereits 1127 220 221 222

Schulze, Adelsherrschaft S. 185 ff.; Schultze, Nordmark S. 80 ff. Schulze, Adelsherrschaft S. 193. Dazu Schulze, Adelsherrschaft S. 29 f., 46 f. ; er erwägt eine Einsetzung

durch Heinrich V. als Gegengewicht zum Sachsenherzog und dem Markgrafen von Stade (ebendaS. 47). 223 1133 tritt erstmals ein Edelfreier Volkmar von Gardelegen auf (UB Hochstift Halberstadt nr. 167 S. 136 ff.; dazu Schulze, Adelsherrschaft S. 70 ff.). 224 Schulze, Adelsherrschaft S. 76 f.: "Einsetzung spätestens unter Konrad III.". 225 Ebenda, S. 185 ff., bes. S. 192. 228 Zur Ost- und Missionspolitik Lothars vgl.: Th. Mayer, Das Kaisertum und der Osten im Mittelalter, in: Deutsche Ostforschungen I (1942) S. 291309, auch in: Ders., Mittelalterliche Studien S. 60-76 (hiernach wird zitiert), hier: S. 70 ff.; W. Schlesinger, Bemerkungen zu der sog. Stiftungsurkunde des Bistums Havelberg von 946 Mai 9, in: Jb. für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands Bd. 5 (1956) S. 1-38, jetzt auch in: Ders., Mitteldeutsche Beiträge S. 413-446, hier: S. 432 ff.; Brüske, Geschichte des Lutizenbundes S. 97 ff.; Hampe- Baethgen, Kaisergeschichte S. 122 f. ; Glaeske, Erzbischöfe von Harnburg-Bremen S. 135 ff. Weitere Literatur oben S. 18 Anm. 13. Ob man die Tätigkeit Lothars nach 1125 im Slawengebiet der königlichen oder der herzoglichen Gewalt zuordnen soll, ist kaum zu entscheiden. Aus der späteren Politik der Welfen wird zumeist auf eine herzogliche Zuständigkeit Lothars geschlossen (so etwa schon Weiland, Herzogtum S. 70 ff.); indes läßt das Verhalten Konrads III. (ebenda S. 85 f.) vermuten, daß dieser der Meinung war, Segeberg unterstehe der königlichen Gewalt. Dies entspricht wohl auch der Ansicht Friedrichs I., wie sich aus dem mit Heinrich dem Welfen geschlossenen Kompromiß von 1152 ergibt, wonach dem Welfen als dem Vertreter der Reichsgewalt die Ausübung übertragener Rechte im Slawengebiet zugestanden wird; MGH Const. I. nr. 147 S. 206. In dieser Regelung dürften staufisch-welfische Interessengegensätze beigelegt worden sein, die letztlich einer unentschiedenen Rechtslage vor 1138 entsprungen waren.

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oder 1128 unternahm er einen Zug über die Elbe227• Während des Kampfes gegen die Dänen (1131) kam Lothar in das Gebiet der Wagrier (zwischen Eibe und Eider), das er auf Veranlassung des Missionars Vizelin 1134 €in zweites Mal aufsuchte228• In das dritte Jahrzehnt fällt auch die bedeutendste Maßnahme des Königs in Nordelbingen, die Gründung des "castrum regale" 229 auf dem Alberg in der Nähe des heutigen Segeberg. In einer Urkunde aus dem Jahre 1137 wird über die Erbauung dieser Burg berichtet!30• Sie war von erheblicher militärischer Bedeutung, was nicht zuletzt daraus hervorgeht, daß der Platz schon früher einmal vom Dänenkönig Knut befestigt worden war23 1• Die neuerrichtete Anlage Lothars wurde mit einer vielköpfigen Besatzung belegt, und zwar derart stark, daß die Slawenfürsten nach dem Bericht Helmolds von Bosau eine Bedrohung des ganzen Umlandes fürchten mußten232• Es war offensichtlich das Ziel Lothars III., die Missionierung und Kolonisierung durch die militärisch-politische Sicherung des Landes zu stützen. Besonderes Interesse verdient der Umstand, daß er den neugeschaffenen Stützpunkt bei Segeberg nicht den Grafen von Holstein unterstellte, die er 1110 in jenem Grenzgebiet eingesetzt hatte, sondern einem Lehensmann ("satellitum suum") namens Hermann233• Ob in diesem Vorgehen eine frühe Entsprechung zu den von Heinrich dem Löwen nach 1180 geschaffenen, einem Präfekten unterstellten Burgbezirken234 zu sehen ist, muß offen bleiben. Die Burg und auch das von ihr beherrschte Gebiet blieben jedenfalls zunächst unmittelbar dem König zugeordnet. Von hier aus konnte der Amtsbereich der Schauenburgischen Lehnsgrafen in Holstein und Stormarn kontrolliert werde, eine Funktion, der im Elb-Weser-Gebiet, besonders gegenüber den Grafen von Stade, bereits seit 1123/24 die Burg Bremervörde diente235• Bereits unter Lothar setzte auch der Ausbau des Segeberger Umlandes ein. Wenngleich die eigentliche Kolonisation erst nach den Rückschlägen der Jahre 1138/39 größere Fortschritte machen konnte238, so zeigt doch gerade die 227

Bernhardi, Lothar S. 158; Brüske, Lutizenbund S. 97 ff. Kuck, Itinerar S. 16, 28; K. Jordan, Nordetbingen und

Lübeck in der Politik Heinrichs des Löwen, in : Z. des Vereins für lübeckische Geschichte Bd. 39 (1959) S. 29-48, hier: S. 31 f. 229 Helmold von Bosau, Slawenchronik, Ausgewählte Quellen XIX, c. 53 228

s.

198.

MGH D L III. nr. 114 (1137) S. 182 ff.; dazu zuletzt: K. Jordan, Die Anfänge des Stiftes Segeberg, in: Z. der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Bd. 74/5 (1951) S. 59-94, hier: S. 65 ff. 281 Helmold, Slawenchronik c. 49 u. 53 S. 186 ff., 198 ff. 232 Ebenda, c. 53 S. 200. 233 Ebenda, c. 53 S. 200; vgl. auch Hofmeister, Lothar und die Kolonisationsbewegungen S. 362. 234 Diestelkamp, Stadtgründungen S. 214 f. 23 5 Vogt, Herzogtum S. 25, 165 (Regest nr. 76); Stoob, Königtum S. 55. 236 Hofmeister, Lothar und die Kolonisationsbewegungen S. 365; auch Schmeidler, Lothar und der Beginn der Kolonisation S. 259 f. 280

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Überweisung eines Landstriches in der Umgebung des Alberges mit sechs Dörfern nebst Zuhörungen an die vom König bei der Burg gegründete Kirche237, daß der Landesausbau bereits begonnen hatte. Auch die Bezeichnung des geschenkten Landes als "terra ... cum silva" oder "campum ... cum deserto" deutet auf Kolonialland hin. 1138 bestanden bereits ein "suburbium Sigeberg et omnia circumstantia, in quibus Saxones erant contubernia" 238• Die späteren Ereignisse238 können die weitreichende Planung des Süpplingenburgers nicht entwerten. Mit der Gründung des castrum Alberg schuf er in Nordelbingen eine erste feste Stütze königlicher Macht. Das Verfügungsrecht über dieses Land, das hierin zum Ausdruck kommt, hatte Lothar bereits vorher beansprucht, als er den Einwohnern Slawiens und Holsteins gestattete, ihre Güter an das Kloster Neumünster und andere Missionsklöster, die Vizelin vielleicht noch errichten würde, zu veräußern240• Ein kurzer Blick ist noch auf die Maßnahmen Lothars III. zu werfen, die Pommern betreffen. 1136 schenkte er dem Hochstift Bamberg dem Fiskus zustehende Tribute in mehreren Provinzen des Landes und sicherte dem Bistum zugleich den Besitz der von Bischof Otto erbauten Missionskirchen zu241• Mit der Begünstigung Bambergs wollte der König gewiß nicht nur den Bischof belohnen, sondern zugleich das Engagement des Bistums verstärken und damit die Missionierung und Germanisierung Pommerns fördern. Auch dem Kloster Corvey soll Lothar ein Gebiet im Slawenlande geschenkt haben, das Abt Wibald im Verlaufe des Wendenkreuzzuges 1147 in Besitz nahm242 • Eine nennenswerte Erweiterung des königlichen Einflußbereiches kann aus diesen Vorgängen indessen nicht abgelesen werden. Die Urkunde Lothars III. für Bamberg enthält einen deutlichen Hinweis auf die künftige Entwicklung der Slawengebiete, wenn es heißt, die erwähnten Provinzen lägen in der Markgrafschaft Albrechts, und die Vergabung der Tribute sei mit seiner Zustimmung geschehen. Inwieweit diese Umschreibung des Ballenstädter Herrschaftsbereiches den tatsächlichen Verhältnissen entsprach, ist zwar unklar243 ; sie zeigt jedoch deutlich, wer das künftige Schicksal der ostelbischen Gebiete maßgeblich bestimmen sollte: es ist nicht der König, sondern Albrecht der Bär, den MGH D L II!. nr. 114 (1137) S. 182 f. Helmold, Slawenchronik c. 55 S. 204. Ebenda, c. 55 ff., S. 204 ff. MGH D L II!. nr. 63 (1134) S. 99 f.; dazu vgl. B. Schmeidler, Neumünster in Holstein, seine Urkunden und seine kirchliche Entwicklung im 12. Jahrhundert, in: Z. der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Bd. 68 (1940) s. 78-179. 241 MGH D L II!. nr. 91 (1136) S. 142 f.; dazu Juritsch, Geschichte des Bischofs Otto I. 242 Jaffe, Bibl. I nr. 150 S. 245. 243 Brüske, Lutizenbund S. 105. 237 238

239 240

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

Lothar nach Wiedergewährung der königlichen Gunst an der sächsischen Grenze eingesetzt hatte, um nach dem Ausgleich mit dem Herzog von Polen, der ebenfalls nach Pommern drängte, das Interesse des Reiches in sicherer Hand zu wissen244 • Eine Reichsgutpolitik kam in diesen Gebieten nicht mehr in Betracht. Rheinfranken und Elsaß

Die Beziehungen Lothars III. zum Reichsgut in diesen Landschaften wurden in erster Linie von der Auseinandersetzung mit den Staufern geprägt. Einige wenige Nachrichten stehen mit diesem Geschehen, das oben ausführlich behandelt wurde\ nicht in unmittelbarem Zusammenhang; auf sie soll hier näher eingegangen werden. Einen ersten wichtigen Hinweis enthält der bereits oben erwähnte Brief Bischof Brunos von Straßburg. In ihm heißt es unter anderem: " .. . de constituende munitione N., sicut vos praecepitis ... " 2• Um welche Burg es sich dabei handelt, ist nicht überliefert. Ebenso ungewiß muß bleiben, ob sie tatsächlich errichtet worden ist; nach Brunos Bericht waren die Anhänger des Süpplingenburgers nämlich der Meinung, man solle, bevor man an den Bau einer neuen Burg ginge, zuerst die befestigten Plätze des Feindes niederlegen. Vielleicht wurde die von Lothar angeordnete Anlage deshalb verzögert oder gar nicht ausgeführt. Doch können diese Einzelheiten dahingestellt bleiben. Das Entscheidende liegt ja weniger darin, daß Lothar III. tatsächlich eine Befestigung hat anlegen lassen, als vielmehr darin, daß er selbst die Initiative dazu ergriffen hat. Der König verwendete damit das gleiche Mittel, das sein Gegner gebraucht hatte, als er im Zuge des Reichsauftrages die salisch-staufisehe Herrschaft über die ober- und mittelrheinischen Landschaften neu begründet hatte. Der Befehl Lothars, einen befestigten Platz anzulegen, ist unter diesen Umständen gewiß nicht als Ausnahmeerscheinung zu werten. Man wird in ihm vielmehr ein Anzeichen dafür sehen müssen, daß der König sich nicht damit begnügt hat, die Burgen der Staufer einzunehmen oder zu schleifen, sondern bestrebt war, das dem Gegner abgerungene Land nun seinerseits durch Burgen zu sichern, seien es nun eroberte oder auch neuerrichtete Anlagen. Der Reichsministerialität, deren Beziehungen zum 1otharischen Königtum bereits dargestellt worden sind, kam dabei eine entscheidende Bedeutung zu, war doch den Ministerialen allenthalben die Hut königlicher Burgen anvertraut. Eine andere Nachricht scheint in dieselbe Richtung zu weisen. Spangenberg sagt in seiner Mansfeldischen Chronik von Lothar III: "Von 244 Ebenda, S. 94; Juritsch, Bischof Otto S. 330, 416; Schlesinger, Havelberg S. 434 f. ; zum ganzen vgl. auch J. Schultze, Die Mark Brandenburg Bd. I (Ber-

lin 1961), S. 66 ff. 1 s. 60 ff.

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Stedten hat er gebawet Keyserslautter am Rhein ... " 3• Wenngleich wir nirgends eine Bestätigung dieser Überlieferung finden, ihr also keine weitere Bedeutung zumessen dürfen, bleibt doch zu beachten, daß sie mit den schon oben angeführten Ausgrabungsergebnissen über die Zerstörung einer älteren Burg in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts durchaus harmoniert4 • Es bleibt eine offene Frage, ob Lothars Befehl zum Burgbau auch im pfälzischen Bergland Folgen zeitigte. Völlig auszuschließen ist dies nicht5 • Ein Blick auf die Reichsgutsvergabungen Lothars erhellt einen weiteren Aspekt seiner Beziehungen zum Reichsgut. Die wichtigste das rheinfränkische Reichsgut betreffende Urkunde, die Schenkungsbestätigung für Konrad von Hagen, wurde bereits oben ausführlich erörtert. Ihre Bedeutung liegt nicht so sehr in der Tatsache, daß Reichsbesitz einem Ministerialen übertragen wurde, als vielmehr in der darin zutage tretenden Absicht des Königs, sich die Reichsministerialität zunutze zu machen. Einen ganz anderen Charakter weist die Begünstigung des Prämonstratenklosters Ilbenstadt auf, von der ebenfalls bereits die Rede war. Zu einem näher nicht bestimmbaren Zeitpunkt erließ ihm Lothar den Mainzoll zu Frankfurt. Vielleicht übertrug der König um die gleiche Zeit auch ein Haus in Frankfurt an Ilbenstadt; dies wird jedenfalls von den Ebenstädter Chorherren im 17. Jahrhundert behaupte~. Die Schenkung des Zolles wurde klar motiviert: sie erfolgte aus religiösen Motiven ("pro anime sue salute"). Daneben haben jedoch sicherlich auch andere Gründe mitgespielt, wie etwa der Einfluß Erzbischof Norberts von Magdeburg, des Gründers des Prämonstratenserordens. Insbesondere darf nicht übersehen werden, daß das Hochstift Mainz in engen Beziehungen zu Ebenstadt stand7• Lothar hat gewiß auch das Interesse Adalberts I. berücksichtigt, vielleicht hatte der Erzbischof die Vergabung Vgl. oben S. 68 'Anm. 41. Mausfeldische Chronica S. 256 a.; ebenso Harenberg, Historia S. 1202: "extruxit ... Caesarislutheram prope Renum". 4 Vgl. oben S. 72 f. 5 Demgegenüber will vor allem Graf (Königshof, passim, und Herzog Friedrich, passim) nur eine Burgenpolitik des Staufers in Betracht ziehen; vgl. auch oben S. 70 ff. und 185 ff. 6 L. Clemm, Die Urkunden der Prämonstratenserstifter Ober- und NiederIlbenstadt, in: Arch. für hessische Geschichte und Altertumskunde NF Bd. 14 (1925) S. 129-223 und S. 617-666, Bd. 15 (1926) S. 147-224 und S. 385--440, hier: Bd. 15 nr. 549 (1629) S. 184; nr. 665 (1660) S. 406. - Zu I. zuletzt: F. P. Mittermaier, Zur Gütergeschichte der Prämonstratenserstifte Ober- und Niederilbenstadt in der Wetterau, in: Hessisches Arch. für Geschichte und Altertumskunde Bd. 14 NF (1951) S. 89-118. - Im übrigen vgl. oben S. 156 Anm. 22. 7 Mainzer UB I nr. 513 (1123) S. 415 f.; nr. 571 (1131) S. 487 f.; nr. 585 (1133) S. 502 f. - Büttner, Erzstift Mainz S. 21 ; W. Dersch, Hessisches Klosterbuch (2. Aufl. Marburg 1940) S. 21; Kropat, Wetterau S. 116 f. 2

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sogar veranlaßt, denn die Begünstigung des Klosters fügt sich gut in seine Territorialpolitik. Nach den Kämpfen mit Heinrich V. hatte der Mainzer die Macht seiner Kirche am Main systematisch ausgebaut. Im östlichen Teil läßt er 1122 die Burg Aschaffenburg anlegen8• In die gleiche Zeit fällt der Erwerb der halben Burg Eppstein (Taunus) vom König9 , zu der Adalbert - wohl in der Regierungszeit Lothars - die andere Hälfte und die Festung Idstein von den Herren von Eppstein dazugewann10. Diese Beispiele mögen genügen, um anzudeuten, wie groß der Einfluß des Erzstiftes am Unterlauf des Maines geworden war11 • Noch in der Mitte des 12. Jahrhunderts waren Reichsbesitz und Reichsministerialen in der Wetterau durch das Übergewicht von Mainz "weitgehend ausgeschaltet" 12, was nicht zuletzt durch die Herrschaft über Ilbenstadt begründet war. In ähnlicher Weise drang das Erzstift Mainz auch im Ebsdorfer-Amöneburger Becken auf Kosten des Reiches vor. Die Entwicklung, die etwa

im Jahre 1120 mit dem Erwerb des Reichsklosters Amöneburg ihren Anfang genommen hatte, kam erst unter der Herrschaft Konrads III. zum 8 Ekkehardi chronicon a. 1122 MGH SS VI S. 259. Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 203; K. Dinklage, Burg und Stadt Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Jb. Bd. 4 (1957) S. 51-73, hier: S. 60. 0 Mainzer UB I nr. 521 (1124) S. 426 f.; Stumpf nr. 3198; Cod. dipl. Nass. nr. 172 S. 101; dazu Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 270. 10 Eppstein und Idstein werden 1135 im Verzeichnis der Erwerbungen Adalberts genannt (Mainzer UB I nr. 616 S. 536 f.). Zur Bedeutung beider Burgen für den Königssundragau zuletzt: W . Pietsch, Die Entwicklung des Territoriums der Herren von Eppstein im 12. und 13. Jahrhundert vornehmlich auf Grund ihrer Lehensverzeichnisse, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 12 (1962) S. 13--49, hier: S. 26, vgl. auch Krabusch, Königsgut S. 254. u In die Zeit Lothars III. fällt noch die mainzische Erwerbung von 10 Hufen in Praunheim, die das Eindringen in den Raum um Frankfurt deutlich werden läßt, Mainzer UB I nr. 579 S. 496 f.; dazu vgl. K. Draudt, Die Grafen von Nüring, in: Forschungen zur Deutschen Geschichte Bd. 23 (1882) S. 365480, hier: S. 476 f.; Bosl, Reichsministerialität S. 302 ff. - Auch die engen Beziehungen der Grafen von Selbold-Gelnhausen zu Mainz gehören hierher. Dieses Geschlecht geriet um 1130 in zunehmendem Maße unter den Einfluß des Erzbischofs. 1133 wird Dietrich von Gelnhausen in einer Urkunde Adalberts als Zeuge genannt (Mainzer UB I nr. 586 S. 504; hierzu und im übrigen vgl. H. Büttner, Zur Geschichte von Stift Selbold und seiner Beziehungen zu den Erzbischöfen von Mainz im 12. und 13. Jahrhundert, in: Arch. für hessische Geschichte und Altertumskunde NF Bd. 20 [1938] S. 262-279, hier: S. 268 ff.; Kratz, Erfassung S. 58 ff., 64 f., 68 f.). Nach dem Aussterben des Grafenhauses gewannen die Staufer als Lehnsträger des Hochstiftes um 1158 als wichtigsten Teil des Erbes die Burg Gelnhausen (Bosl, Reichsministerialität S. 288; Kratz, Erfassung S. 60). - Vielleicht stammen auch die Zehnten, die Konrad III. im Jahre 1143 dem Kloster Langenselbold, einer Gründung der Grafen, schenkt, aus solchem Kirchenlehen (UB Hanau nr. 79 S. 54 f.; Stumpf nr. 3451). Daß diese Rechte auf einer Erbschaft des Reiches beruhen könnten (so Niese, Reichsgut S. 36 f.; wohl auch Metz, Güterverzeichnisse S. 59), ist recht unwahrscheinlich, da noch 1151 Angehörige des Gründergeschlechtes in Urkunden des Mainzer Erzbischofs begegnen (UB Hanau nr. 90 u. 91 s. 62, 64 f.). 12 Büttner, Erzbischof Heinrich S. 261.

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Abschluß 13• Um die gleiche Zeit konnte Adalbert das bisher reichsunmittelbare Stift Wetter dem Mainzer Erzstift unterstellen14 • Man darf den Rückzug des Reiches aus diesem Bereich wohl ebenso wie das Geschehen am unteren Main mit der politischen Lage in der Zeit des Süpplingenburgers in Zusammenhang bringen. Lotbar war auf die Unterstützung angewiesen, die der Mainzer Oberhirte im Kampf mit den Staufern leistete; er mußte dessen territoriale Ansprüche dulden, ihnen vielleicht sogar, wie es im Falle Ilbenstadt zutreffen mag, entgegenkommen15 • Eine ähnliche Hilfestellung Lothars, wie wir sie bei der Ausdehnung des Mainzer Bereiches vermuten können, ist für andere Reichskirchen nicht zu erschließen. Doch auch bei ihnen stand die Entwicklung nicht still, wie etwa die Aktivität des Klosters Lorsch um- 1130- also nach den Verlusten des Stauferkampfes16 - zeigt. Die Abtei konnte nicht nur eine neue Kirche einweihen, sondern auch die um 1114/16 zerstörte Burg Weinheim wieder aufbauen und mit der Übernahme des Klosters Neuburg den Vorstoß in das Neckartal verstärken 17• Ähnliche Gründe mögen Lotbar bewogen haben, im Streit um das Erbe des 1133 verstorbenen Pfalzgrafen Gottfried von Calw zugunsten des Grafen Welf VI., des Bruders Heinrichs des Stolzen einzuschreiten18• Welf, der mit der erbberechtigten Tochter des Pfalzgrafen vermählt war, forderte das Gesamterbe und mußte diesen Anspruch gegen den Neffen Gottfrieds, den Grafen Albert von Löwenstein, durchsetzen. Ein kurzer Blick auf die Erbschaft zeigt, daß Lothar großes Interesse haben mußte, den Streit zugunsten des Welfen zu entscheiden. Die Eigengüter des verstorbenen Pfalzgrafen lagen in der Ortenau (Schauenburg}, im Kraichgau (Kislau, Heidelsheim, Mingolsheim und Oberöwisheim} und vor allem in unmittelbarer Nachbarschaft der staufiseben Besitzungen in Nordschwaben und Ostfranken (Cannstatt, Möhringen, Plieningen, Echterdingen, Sindelfingen, Neckarau, wohl auch Weinsberg und Mark13 H. Diefenbach, Der Kreis Marburg, seine Entwicklung aus Grafschaften, Herrschaften und Ämtern bis ins 20. Jh. (Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau, 21. Stück, Marburg 1943), hier: S. 56, 75, 116 ff.; vgl. auch Cramer, Neue Thesen S. 266. 14 Lachmann, Burgenwald S. 75, 79; Diefenbach, Kreis Marburg S. 75, 85 ff. 15 In diesem Zusammenhang sei auch auf die Beziehungen zwischen Mainz und dem Reichskloster Kautungen hingewiesen; möglicherweise wollte Adalbert I. mit der Begünstigung dieser Abtei im Jahre 1126 (Mainzer UB I. nr. 540 S. 447 f.) eine ähnliche Entwicklung einleiten. - Eine gegen die Abtei S. Remis (in Reims) gerichtete Absicht, eigenkirchenrechtliche Bindungen zu Mainz zu schaffen, schreibt Falck (Klosterfreiheit S. 31) auch dem Mainzer Privileg für das Kloster auf dem Remigiusberg (bei Kusel, Nordpfalz) zu; vgl. Mainzer UB I nr. 544 (1127) S. 451. 16 Vgl. oben S. 74. 1 7 Büttner, Ladenburg S. 94 f. 18 Hierzu vgl. Bernhardi, Lotbar S. 504 ff.; Heuermann, Hausmachtpolitik s. 86f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

gröningen)1 9• Die Staufer, die von Albrecht von Löwenstein um Hilfe angegangen wurden, konnten schließlich doch aus den Kämpfen herausgehalten werden. Indem Welf seinen Anspruch durchsetzte, wurde der Einfluß der Staufer erneut geschmälert. Lothar III. förderte diese Entwicklung. Er bewegte nicht nur Konrad von Zähringen, die von diesem angemeldeten Ansprüche auf das Calwer Erbe aufzugeben20, sondern er sorgte auch selbst dafür, daß sieben der Reichsabtei Lorsch gehörende Lehen, die der verstorbene Pfalzgraf innegehabt hatte, an Welf VI. übergeben wurden21 • Von einem Versuch des Königs, Teile der Hinterlassenschaft zugunsten des Reiches einzubehalten, ist nichts bekannt. Ein solches Vorhaben hätte dem königlichen Interesse gewiß mehr geschadet als genützt. Eine aktive Reichsgutpolitik war hier durch die Notwendigkeit eingeschränkt, Bundesgenossen in der Auseinandersetzung mit den Staufern zu erhalten und bestärken. Das erfolgreiche Vorgehen gegen die Staufer führte zwangsläufig zu einer Stärkung der Dynasten, die zu der salisch-staufiseben Königslandpolitik in Opposition gestanden hatten. Diese Sachlage brachte indessen nicht nur eine Einschränkung der 1otharischen Reichsgutpolitik mit sich; sie gefährdete darüber hinaus den gegen die Staufer erkämpften Einfluß des Königs auf den Reichsbesitz. Man braucht sich nur die Übergriffe des Erzbischofs von Mainz auf Reichsburgen und königliche Güter unter Heinrich V. zu vergegenwärtigen22 , um die Gefahren für den Bestand des Reichsgutes ermessen zu können, die nach der Ausschaltung der Staufer drohten. Für die Zeit Lothars III. sind derartige Übergriffe in Rheinfranken und im Elsaß zwar nicht überliefert, sie sind jedoch ziemlich wahrscheinlich. Hier ist etwa an einen Vorstoß des Saarbrücker Grafenhauses in das Gebiet von Kaiserslautern zu denken23 • Vor allem 19 Heuermann, Hausmachtpolitik S. 86, 177 Anm. 24; zu Weinsberg vgl.: Niese, Reichsgut, S. 12; Bosl, Reichsministerialität S. 362; zu Markgröningen: Bernhardi, Konrad III. S. 120; H. Römer, Markgröningen in der Landes-

geschichte (Markgröningen 1933), S. 65 ff.; vgl. auch oben S. 74. 20 Historia Welforum c. 21, Schwäb. Chron. d. Stauferzeit I S. 38. 21 Codex Laureshamensis I S. 423 f. Zu diesem Lehen zählen wohl auch die späteren Besitzungen Welfs in Oppenheim, Nackenheim, Rodenbach und Bodenheim; vgl. Sauer, Lehnsbücher S. 19, 56 Anm. 86; Werle, Erbe S. 142 Anm. 552; ders., Hausmachtpolitik S. 366 f. 22 Heinrich V. klagt selbst über das Vorgehen des Mainzers; Mainzer UB nr. 451 (1112) S. 358 ff.; nr. 467 (1116) S. 374 ff. Erzbischof Adalbert habe nicht nur den Stromberg eingenommen, er habe auch "alia castra nostra" besetzt und "castra nostra fidei sue commendata, quedam non concessa sibi usurpat"; Trifels und Madenburg befanden sich zeitweise in der Hand Adalberts, aber auch gegen die Limburg und selbst gegen Speyer soll er vorgegangen sein; Meyer von Knonau, Jahrbücher VI S. 259 f. VI S. 20, 22. Auch Alzey, Kaiserslautern und Burgen in der Nordpfalz waren vielleicht betroffen; so vermutet Graf, Königshof Nr. 3 S. 2 ff. und ders., Herzog Friedrich S. 38 f.; im übrigen vgl. die oben S. 34 Anm. 6 angegebene Literatur. 23 A. Doll, Die geschichtliche Entwicklung des Landkreises, in: Landkreis Kaiserslautern, Monographie einer Landschaft (Trautheim b. Darmstadt und Mainz 1961) S. 27-38, hier: S. 30; Graf, Herzog Friedrich S. 41.

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aber gilt dies für die Grafen von Leiningen, die im Bereich von Hochspeyer und Waldleiningen Reichsbesitz in ihre Hand gebracht haben24 • Vielleicht darf man dieses Vorgehen mit der Landgrafschaft im Speyergau in Verbindung bringen, die zwar erst unter Friedrich Barbarossa erwähnt wird, möglicherweise jedoch auf die Initiative Lothars III. zurückgeht25. Der in der Landfriedensurkunde von 1179 genannte Landgraf gehörte dem leiningischen Geschlecht an, das in scharfer Opposition zu den Saliern gestanden hatte, in den Kämpfen nach 1125 jedoch auf der Seite Lothars III. zu finden istu. Außerdem bieten die beiden Landgrafschaften im Elsaß, die beide durch den Süpplingenburger geschaffen wurden27, eine parallele Erscheinung. Mit dem Hinweis auf die Errichtung der Landgrafschaften durch Lothar III. gewinnt freilich auch das Vordringen des Adels im Bereich alten Reichsgutes einen anderen Aspekt. Die Einsetzung von Reichsministerialen war- wie den Verhältnissen am Harz entnommen werden kann - nicht das einzige Mittel, das Lothar anwendete, um das Reichsgut der Krone nutzbar zu machen; er hat vielmehr auch einzelne Dynasten auf Reichsbesitz eingesetzt. Es ist durchaus möglich, daß er im hessisch-fränkischen Raum entsprechend vorgegangen ist. Zwei Fälle scheinen in diese Richtung zu weisen. Im Gebiet der späteren Reichsstadt Wetzlar begegnet im Jahre 1129 mit Hartrad von Merenberg zum ersten Mal ein Angehöriger der DyDoll, a.a.O. H. Werle, Die Landgrafschaft im Speyergau, in: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz Bd. 59 (1961) S. 71-75, passim. Vgl. jetzt auch Gelbach (Speyergau S. 114 ff.), der die Entstehung der Landgrafschaft deshalb 24

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nicht in die Zeit Lothars setzen möchte, weil es diesem "letztlich nicht gelang", die Staufer "aus ihrer Position in Speyer zu verdrängen" (a.a.O. S. 117); er übersieht dabei, daß dies dem Süpplingenburger für wenige Jahre sehr wohl gelungen ist (vgl. oben S. 98). Es dürfte an dem Kompromißcharakter des Ausgleiches mit den Staufern liegen, wenn die Landgrafschaft nach 1135 an sie übergegangen und nicht völlig beseitigt worden ist. 26 Werle, Hausmachtpolitik S. 272 f. ("entschiedene Gegner der Staufer"); ders., Landgrafschaft S. 72 f. - Bischof Siegfried II. von Speyer (11261142), der ein zuverlässiger Gegner der Staufer war, stammt aus diesem Geschlecht; vgl. Bernhardi, Lothar S. 87, 130, 195, 375, 507, 557, 604 f., 611. Auch Bischof Embricho von Würzburg (1125-1147) dürfte dieser Familie angehört haben (Bernhardi, Lothar S. 137 f.; auch oben S. 90). 27 Mayer, Landgrafschaften bes. S. 193 f.; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 7 f. - G. Frhr. Schenk zu Schweinsberg, Beiträge zur Frage nach der Bedeutung der Landgrafschaft, in: Forschungen zur deutschen Geschichte Bd. 16 (1876) S. 524-555, hier bes. S. 539 f.; auch Th. Mayer, Die historisch-politischen Kräfte im Oberrheingebiet im Mittelalter, in: ZGO NF Bd. 52 (1939) S. 1-14, auch in: Ders., Mittelalterliche Studien S. 387-403 (hiernach wird zitiert), hier: S. 397.

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nastenfamilien, die später als Sachwalter des Reiches anzusprechen sind28• Zwei Jahre später wird das Geschlecht der Edelfreien von Büdingen zum ersten Mal nach seinem Stammsitz genannt29 • Wenn auch nicht zu verkennen ist, daß die Anfänge ihres Besitzes bis in die Karolingerzeit zurückreichen, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß die Büdinger in der Reichspolitik erst unter den Staufern Bedeutung erlangt haben. Ihr Tätigkeitsbereich war dann vor allem das Reichsgebiet Glauberg/ Büdingen, das neben der Dreieich eines der beiden Kerngebiete ist, auf dem die Staufer die Neuorganisation der Wetterau aufbauen konnten30• Die Zuständigkeit der Büdinger im Reichswald zwischen Kinzig, Salz, Nidder und dem Limes wird zwar vielfach auf die Salierzeit zurückdatiert81, eine andere Meinung will sie jedoch später ansetzen32• Wenn man in dem ersten Hervortreten unter Lothar III. den Beginn einer Entwicklung sehen kann, die sich in der Stauferzeit voll entfalten konnte, so möchte man annehmen, daß es Lothar war, der die Grundlage für den späteren Aufstieg des Geschlechtes durch die Wildbannschenkung verbreitert hat. Mehr als eine Vermutung wird man hier ebenso wie bei den Herren von Merenberg kaum anstellen können. Ostfranken und Bayern

Der Kampf um das salische Erbe, der die Maßnahmen Lothars III. in den Landschaften am Rhein bestimmte, beherrschte auch seine Beziehungen zum Reichsgut in Ostfranken und Bayern. Die kaum näher bestimmbaren Gewinne, die das erfolgreiche Vorgehen gegen die Staufer in Ostfranken gebracht hatte, kamen dem Reich nicht lange zugute1. Nach dem Vergleich von 1135 kehrten die Staufer in ihre Position in Mainfranken zurück. Von Ansätzen einer königlichen 28 K. H. May, Territorialgeschichte des Oberlahnkreises (Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 18, Marburg 1939), hier: S. 23, 69 f.; vgl. auch: K. Drauth, Das Reichsschloß Kalsmunt, in: Arch. für hessische Geschichte und Altertbumskunde Bd. 14 (1876) S. 465490, hier: S. 465 f.- Anderer Meinung: K. Interthal, Die Reichsvogtei Wetzlar, Ursprung und Geschichte bis zu ihrem Übergang an die Landgrafschaft Hessen 1536 (Beiträge zur Geschichte Wetzlars H. 1, Wetzlar 1928), hier: S. 1 ff. 28 Mainzer UB I nr. 571 S. 487 f.: "gerlacus et frater eius Ortwinus de Budingen". Zu diesem Geschlecht zuletzt: H. Philippi, Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen (Schriften des Hessischen Amtes für geschichtliche Landeskunde 23, Marburg 1954); K. E. Demandt, Die Herren von Büdingen und das Reich in staufiseher Zeit, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte Bd. 5 (1955) S. 49-84; Kropat, Wetterau S. 72, 154 ff.; Kratz, Erfassung S. 60 ff. 30 Demandt, Büdingen S. 347; Glöckner, Rhein-Main-Gebiet S. 205; Kratz, Erfassung, passim. 31 Demandt, Büdingen S. 51 ff.; Philippi, Büdingen S. 52 f., 56; Kropat, Wetterau S. 72. 32 Vgl. Kratz, ErfassungS. 60 f. 1 Vgl. oben S. 85 ff.

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Güterpolitik erfahren wir nichts. Sonstige Veränderungen sind kaum zu erschließen2 • Die Reichskirche, insbesondere der Bischof von Würzburg, dürfte hier -wie schon während der Kämpfe der Jahre zuvor - die zuverlässigste Stütze des Königtums gewesen sein3 • Etwas anders verlief die Entwicklung im Nürnberger Reichsland, das den Staufern nach ihrer Niederlage gegen Lothar vorenthalten blieb. Die Weingartner Welfenchronik berichtet, daß Heinrich von Bayern nach seiner Hochzeit mit der Tochter König Lothars (29. Mai 1127) das Herzogtum Sachsen, "Norinberch, Gredingen et omnia beneficia quae imperator ab episcopis et abbatibus habuit" empfangen und daraufhin den Kampf gegen den Schwabenherzog versprochen habe4 • Die Chronik kann, soweit sie von Nürnberg, Greding und den Kirchenlehen spricht, sicherlich Glaubwürdigkeit beanspruchen5• Fraglich bleibt allerdings, ob sie die Ereignisse auch zeitlich richtig einordnet. Eine Vergabung Nürnbergs wird wohl kaum vor der Einnahme der Burg im Jahre 1130 2 Der Vollständigkeit halber sei hier festgehalten, daß die Grafen von Wertheim um 1130 die Burg, nach der sie sich seit 1132 benennen, auf "altem Reichsgrund" erbaut haben. Ob sie mit der staufischen Reichsgutpolitik (so W. Störmer, Marktheidenfeld, Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken H. 10, München 1962, S. 63 f.) oder nicht eher - hierfür spricht die Zeit ihres ersten Auftretens, wie auch die Bedeutung des Würzburger Raumes in den Kämpfen mit den Staufern - mit Lothar in Verbindung zu bringen sind, soll hier nicht näher erörtert werden, da es sich bei dem Besitz der Grafen sicherlich um Reichskirchengut handeln dürfte. 3 Vgl. oben S. 90. 4 Historia Welforum c. 16, ed. König S. 30. In der Ausgabe L. Weilands (MGH SS rer. Germ., Hannover 1869 S. 25) heißt es abweichend "Nourenberch". 5 Wattenbach, Geschichtsquellen II S. 335, billigt dem Weingartener Autor der Historia Welforum, die nach 1167 entstanden ist, "redlichen Fleiß und lobenswerthe Treue" zu; auch strebe er nach urkundlicher Genauigkeit, wenn er auch die ihm näher liegenden Ereignisse vom welfischen Gesichtspunkt auffasse. - Die Zuverlässigkeit der Quelle wird dadurch nicht gemindert, daß zugleich von der Verleihung des Herzogtums Sachsen die Rede ist. Heinrich hat dieses Herzogtum sicherlich noch zur Zeit Lothars III. erhalten; unklar ist lediglich der Zeitpunkt der übertragung. Daß Nürnberg und Greding an den Welfen gegeben worden sind, ist ebenfalls gewiß. Heinrich der Stolze hat Nürnberg noch nach dem Tode Lothars in Besitz; Konrad III. ist erstmals im August 1138 in Nürnberg nachweisbar (Nürnberger UB nr. 33 S. 24). - Daß mit "Norinberch" oder "Nourenberch" die Veste an der Pegnitz gemeint ist, ist ebenfalls gesichert. Bernhardi (Lothar S. 126 Anm. 21) macht Bedenken geltend, die sich auf die Lesart der Weilandsehen Ausgabe stützen. Sie dürften mit der abweichenden Ausgabe E. Königs behoben sein (vgl. die vorige Anm.). - Aus der Ursperger Chronik (MGH SS XXII S. 341: " ... apud civitatem Nurenberc ... ducaturn Saxonia et omnia beneficia ...") kann nicht auf eine Unrichtigkeit der Welfenchronik geschlossen werden, da jene aus dem 13. Jh. stammt und die Ereignisse vor 1138 sicherlich ungenauer wiedergibt als die fast zeitgenössische Chronik aus Weingarten (vgl. Wattenbach, Geschichtsquellen II S. 448 f.). - Zum Ganzen vgl. auch Bernhardi, Lothar a.a.O.; Jaffe, Lothar S. 60 und oben S. 144.

17 Wadle

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3. Teil: Lotbar !II. und der königliche Grundbesitz

erfolgt sein~. Jedenfalls ist festzuhalten, daß der König zwei wichtige Besitzungen im bayerisch-fränkischen Bereich dem Welfen überläßt7 • Über Nürnberg braucht an dieser Stelle nichts mehr gesagt zu werden. Anderes gilt für Greding. Seine Erwähnung gleich nach der Burg an der Pegnitz erweckt zunächst den Anschein, als handle es sich bei dieser Besitzung ebenfalls um Reichsgut Aus ihrer Vorgeschichte ergibt sich jedoch, daß sie wahrscheinlich Lehen des Bischofs von Eichstätt war. Henrich IV. hatte im Jahre 1091 bestätigt, daß er das "predium" Greding mit Zubehör, was wenige Jahre zuvor dem geächteten Markgrafen Ekbert von Meißen durch Fürstenurteil entzogen und dem Kaiser zugesprochen worden war, der Eichstätter Kirche zweimal zurückgegeben habe 8 • Nach diesem Diplom war Greding der Kern der Güter ("bonorum summa"), die dem Hochstift nach den Privilegien seiner Vorgänger seit alters gehört hatten, ihm jedoch von Bedrängern entzogen worden waren. Im Jahre 1093 hatte Heinrich der Fette von Nordheim, der Gatte Gertruds, der Schwester und Erbin des Markgrafen Ekbert, Greding für sich verlangt9 • Vermutlich ist der Nordheimer mit seiner Forderung durchgedrungen, denn Bischof Udalrich von Eichstätt ist seit 1093 nicht mehr in der Umgebung des Kaisers zu finden, vermutlich, weil er über die Entscheidung Heinrichs IV. verstimmt war10• Über die Tochter Heinrichs von Nordheim, Lotbars Gemahlin Richenza, mag Greding in die Hand des Sachsenherzogs gekommen sein11• Vielleicht hat der Süpplingenburger aber auch nur den alten Anspruch seines Schwiegervaters aufgegriffen und den Streit mit Eichstätt beigelegt, indem er Greding als Lehen empfing12• Bei der Übergabe an den Herzog von 8 Die Übertragung Nürnbergs kann durchaus früher erfolgt sein als die Belehnung mit dem Herzogtum Sachsen, die erst in den Jahren vor dem Tode Lotbars III. stattfand. Der Chronist nennt alle Vergabungen an Heinrich im Zusammenhang, da es ihm wohl in erster Linie auf die Tatsache der übertragung ankommt, nicht aber auf die Zeit der Übertragungshandlung; der Weingartener Mönch hatte vermutlich die Absicht, die Parteinahme Heinrichs gegen seinen Schwager mit der von Lotbar gewährten Verstärkung der welfischen Position zu erklären. Aus seiner Sicht ist das "Ob" entscheidend, nicht dagegen das "Wann". 7 Die Kirchenlehen dürften in erster Linie in Sachsen zu suchen sein, wo Heinrich der Stolze, als einer der Billungererben ohnehin Besitzungen innehatte (Bernhardi, Lotbar S. 122), und Lotbar über zahlreiche Vogteigerechtsame verfügte (Vogt, HerzogtumS. 115 ff.; auch oben S. 142 ff.) . 8 MGH D H IV. nr. 418 (1091) S. 557; vgl. Heidingsfelder, Reg. Eichstätt nr. 267 S. 89 f.; Krabusch, Königsgut S. 87. 8 Nürnberger UB nr. 21 S. 14 f.; vgl. Heidingsfelder, Reg. Eichstätt nr. 268 S. 90; von Guttenberg, Reg. Bamberg nr. 565 S. 281 f. 10 Heidingsfelder, Reg. Eichstätt, a.a.O.; so auch Lange, Grafen Northeim, S. 85 f., der meint (a.a.O. S. 86 Anm. 31), daß schon Heinrich der Fette Greding als Eichstätter Lehen erhalten habe. 11 So Vogt (Herzogtum S. 78), der allerdings offen läßt, ob es sich um Eigengut oder Lehen Lotbars handelt. 12 So Bernhardi, Lotbar S. 120 Anm. 21.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Bayern ist der Ort wahrscheinlich Kirchenlehen, denn Greding wird in der Welfenchronik unmittelbar vor "omnia beneficia, quae imperator ab episcopis et abbatibus habuit" genannt. Schließlich spricht auch das von Heinrich IV. erwähnte lange Anrecht Eichstätts dafür, daß das Gut dem Bistum nie ganz entzogen worden ist1 3 . Die Frage, in welcher Rechtsform Greding an den Welfen übergeben wurde, braucht nicht weiter verfolgt zu werden. Entscheidend ist in unserem Zusammenhang, daß Lothar seinem Schwiegersohn zwei Besitzungen aus Reichsgut bzw. Königsland vergabte. Ob dem Welfen oder dessen Freunden noch anderer Grundbesitz, etwa das Reichsgut um Berngau-Neumarkt1 4, übergeben wurde, muß wohl dahingestellt bleiben15• Die Maßnahmen Lothars deuten darauf hin, daß er nicht die Absicht verfolgte, das Reichsgut, das er eben erst dem bedrohlichen Zugriff der Staufer entzogen hatte, als unmittelbaren königlichen Besitz zu erhalten oder gar zu einer bedeutenderen Königslandschaft auszubauen, wie dies unter seinem Nachfolger auf dem Thron erfolgen sollte. Es scheint Lothar genügt zu haben, das Entstehen eines staufiseben Machtkomplexes im fränkisch-bayerischen Grenzbereich zu verhindern und somit der Opposition einen zentralen Raum Süddeutschlands zu entreißen. Heinrich dem Stolzen, der sich 1127 und wohl auch 1130 an den Kämpfen um Nürnberg beteiligt hatte16, fiel die Aufgabe zu, ein erneutes Vordringen der Staufer zu verhindern. Mit dem Besitz des Nürnberger Reichslandes rückte der Welfe in eine beherrschende Position im Nordgau ein. Seine Stellung hatte sich bisher auf die herkömmlichen übergeordneten Rechte des Herzogs beschränkt. Nun wurde sie erheblich gestärkt und erfuhr auch gegenüber den mächtigen Dynastengeschlechtern des Nordgaus, den Markgrafen von Vohburg und den Grafen von Sulzbach, eine Aufwertung17• Gleichwohl bleibt zu beachten, daß Lo13 Dannenbauer (Verzeichnis der Tafelgüter S. 364 ff.) ist offensichtlich dieser Meinung, wenn er Greding als Allod bezeichnet; es sei "nicht weniger als viermal hintereinander durch Frauenhand vererbt" worden. Dies ist m. E. nicht in vollem Umfange zu halten. Selbst wenn man annimmt, Heinrich der Fette von Nordheim habe den Erbanspruch seiner Gemahlin durch~tesetzt, so bleibt doch zu beachten, daß Heinrich IV. Gr. als alten Eichstätter Besitz ansieht, der dem Hochstift unrechtmäßig durch Ekbert von Meißen entrissen worden ist. Eine Übertragung an den Northeimer ist sicherlich nur aus politischer Rücksichtnahme erfolgt (vgl. von Guttenberg, Reg. Bamberg, nr. 565 S. 281 f.); damit wurde der Erbanspruch des Northeimers keineswegs anerkannt. Auch hat Heinrich der Stolze Gr. unmittelbar von Lothar selbst und nicht über dessen Erbtochter Gertrud durch E r bgang erhalten. 14 So Kraft (Geschichte Frankens S. 22), allerdings ohne nähere Hinweise. 15 Keine der von Bosl (Reichsministerialität S. 132, 159) aufgezeigten Möglichkeiten, wie Neumarkt an die Staufer gekommen sein könnte, läßt sich als die wahrscheinliche ausmachen. Entsprechendes dürfte für Berngau gelten (vgl. Bosl, ebenda S. 160). 18 Bernhardi, Lothar S. 126, 266 f. 17 Vgl. von Guttenberg, Mächte, passim, bes. S. 242; Prinz, Bayerns Adel S. 76 ff.- Das Vordringen Heinrichs des Stolzen weist eine gewisse Ähnlich-

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

thar III. seinen Schwiegersohn (oder seinen Enkel) als Nachfolger betrachtete18. Gewiß hat ihn auch dieser Umstand dazu bewogen, die Macht des Welfen in dem die Mainlande und den Nordgau zugleich beherrschenden Raum zu festigen. Nürnberg verblieb offensichtlich in der Hand Herzog Heinrichs. An die Staufer fiel es jedenfalls nach deren Aussöhnung mit dem Kaiser nicht zurück, denn noch 1138 gebot der Welfe über die Burg19. Wie stark dennoch die Beziehung Nürnbergs zum Reich war, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, daß der Bayernherzog die Reichskleinodien, die ihm Lothar anvertraut hatte, hier aufbewahren ließ20• Der Besitz Nürnbergs war auch für den Schwiegersohn des Königs mit der Nachfolge im Reich verbunden. Die Vergabungen an den Bayernherzog lassen das Verhalten Lothars zu den Ministerialen des Nürnberger Umlandes in einem anderen Licht erscheinen. Da in diesem Raum keine unmittelbaren Herrschaftsfunktionen auszuüben waren, kann es nicht verwundern, wenn über die Beziehungen zur Dienstmannschaft um Nürnberg nichts überliefert ist. In den Urkunden Lotbars III. begegnet Reichsgut in Ostfranken überhaupt nicht, im bayerischen Stammland dagegen einige Male. Am 18. August 1127 bestätigte der König dem Hochstift Bamberg den "locum Scambach dieturn in pago Nortgowe situm . .. cum omnis pertinentiis"21. Heinrich II. hatte schon den alten Fiskus Schambach (= Hohenschambach bei Hemau), dessen Kern der spätere bambergische Distrikt Tangriotel bildet, an die Bamberger Kirche geschenkt22. Mit der Bestätigung kam Lothar den Interessen Bischof Ottos im Regensburger Sprengel23 entgegen; vermutlich wollte er sich der Sympathie des Barobergers versichern. Eine Reihe von Urkunden Lothars III. ist für die Geschicke einiger Reichsklöster im Herzogtum Bayern von Bedeutung. keit mit der Politik Herzog Heinrichs II. gegen Ende des 10. Jb. auf (vgl. von Guttenberg, Mächte S. 228 ff.). 18 Wattenbach, Iter Austriacum S. 72 f.; dazu vgl. Jaffe, Lotbar S. 119; Bernhardi, Lotbar S. 43, 786; Heuermann, Hausmachtpolitik S. 89. 19 Bernhardi, Konrad III. S. 49 Anm. 1; Nürnberger UB nr. 33 Anm. 5 S. 24; anders Giesebrecht, Geschichte V S. 7 Anm. 1. 20 Bernhardi, Lotbar S. 786; vgl. vorige Anm. 21 MGH D L III. nr. 11 S. 13. 22 MGH D H II. nr. 144 (1007) S. 172 f.; vgl. H . Dachs, Die Entstehung der Stadt Hemau "auf dem Tangrintel", in: VHO Bd. 90 (1940) S. 125-163; Dannenbauer, Verzeichnis der Tafelgüter S. 376; Bosl, Reichsministerialität S. 160, 162.

u In der Urkunde wird gleichzeitig die Abgabe des Novalzehnten der bambergischen Besitzungen im Bistum Regensburg an Otto und seine Nachfolger bestätigt. Dabei handelt es sich um Land, das erst zu Beginn des 12. Jh. in Ausbau genommen worden ist, vgl. Beck - Büttner, Würzburg und Bamberg, bes. S. 287 Anm. 2.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Die Abtei Benediktbeuren, die unter den Saliern ein wechselvolles Schicksal gehabt hatte und zuletzt dem Hochstift Augsburg unterstellt worden war24, wurde von Lothar in dieser Abhängigkeit zunächst bestätigt25, einige Jahre danach jedoch als Reichskloster wiederhergestellt26. Drei Jahre später mußte der König die Unabhängigkeit erneut bekräftigen und den Bischof von Augsburg ein weiteres Jahr danach ermahnen, die Reichsunmittelbarkeit der Abtei zu achten27. Größere Bedeutung wird man diesen Vorgängen nicht beimessen dürfen. Die Initiative zur Wiederherstellung der Unabhängigkeit ging nämlich nicht vom König selbst, sondern von Innozenz II. aus, der Lothar ermahnte, der Abtei die Freiheit zurückzugeben28• Auch in wirtschaftlicher Hinsicht scheint das Reich keine großen Vorteile gewonnen zu haben, denn die Abtei hatte ihren alten Glanz und Reichtum längst eingebüßt29. Eine andere, die Reichsabtei Niedermünster betreffende Urkunde wurde oben bereits erwähnt30• Das Kloster Mallersdorf, das Ministerialen von Niedermünster auf dessen Grund und Boden gegründet hatten, wurde aus der Botmäßigkeit der Regensburger Reichsabtei gelöst und sollte als unabhängiger Konvent unter Königsschutz stehen. Die Reichsunmittelbarkeit, die Lothar mit dieser Verleihung möglicherweise angestrebt hatte, kam indessen nicht zum Tragen. Kurz darauf befindet sich MaUersdorf nämlich in Abhängigkeit von Bambergs1• Vermutlich hat Lothar seine ursprüngliche Absicht aufgegeben und Mallersdorf sogar selbst an das Hochstift übereignet. Ein solches Verhalten ist nicht nur in einigen Überlieferungen bezeugt32, es gewinnt auch durch einen gleichartigen Vorgang an Wahrscheinlichkeit, nämlich die Übertragung Münchsmünsters an Bamberg. 24

Feierabend, Reichsabteien S. 83 ff.; Krabusch, Königsgut S. 227.

MGH D L III. nr. 3 (1125) S. 3: "abbatiam Burram que publici iuris erat"; dazu Bernhardi, Lotbar S. 56. 26 MGH D L III. nr. 52 (1133) S. 83. 27 MGH D L III. nr. 77 (1136) S. 118 ff.; nr. 116 (1137) S. 186; dazu Bernhardi, Lotbar S. 710 f. 28 Germ. Pont. li, 1 nr. 1 S. 72. 29 Lotbar sagt selbst (MGH D L III. nr. 77 S. 119) von der Abtei: "nam idem locus magne nobilitatis et opulentie priscis temporibus noscitur exstitisse, sed nunc variis eventuum casibus pene defecisse". 30 MGH D L III. nr. 20 (1129) S. 27 ff.; vgl. oben S. 201. Zur Echtheitsfrage vgl. Vorbemerkung und von Guttenberg, Bistum Bamberg S. 134 f. 31 E. Klebel, Eigenklosterrechte und Vogteien in Baiern und Deutschösterreich, in: MIÖG Erg. Bd. 14 (1939) S. 183-214, hier: S. 276; von Guttenberg, Bistum Bamberg S. 134 f.; mit ausf. Quellenangabe Beck- Büttner, Würzburg und Bamberg S. 302 ff. 31 Vita Ottonis auctore monacho Prufeningensi, hg. von R. Koepke, in: MGH SS XII (Hannover 1856) S. 883-903, hier: S. 887; Excerpta de Ottone ex Libris Andreae abbatis S. Michaelis Babenbergensis, hg. von R. Koepke, in: MGH SS XII (Hannover 1886) S. 903-909, hier: S. 908; Relatio de piis operibus Ottonis episcopi Bambergensis, hg. von 0. Holder- Egger, in: MGH SS XV, 2 (Hannover 1888) S. 1151-1166. 25

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Im Jahre 1133 resignierten der Herzog von Bayern und Markgraf Diepold von Vohburg die Lehen, die der ehemaligen Reichsabtei Münchsmünster (östlich von Ingolstadt) durch die Säkularisation Herzog Arnulfs entzogen worden waren, und überließen sie Lothar "sub imperialem iurisdictionem"33. Dieser behielt das Kloster und seine Güter jedoch nicht für das Reich, sondern gab sie dem Hochstift Bamberg weiter, da Bischof Otto den Konvent, der bis zum 12. Jahrhundert abgewirtschaftet hatte, neu begründet und reformiert hatte34• Die Übergabe an Bamberg, die im Jahr darauf bestätigt wurde 35, erfolgte auf Betreiben des Bamberger Bischofs; sie entsprach auch ganz den Absichten, die dieser seit Jahren verfolgte. In einer gezielten Territorial- und Klosterpolitik führte Otto das Bamberger Hochstift einer neuen Blütezeit entgegen, so daß man ihn als den "Wiederhersteller der Schöpfung Heinrichs II." bezeichnet hat36 • Er bediente sich dabei, wie die Beispiele Münchsmünster und wohl auch MaUersdorf zeigen, nicht zuletzt auch der Autorität und der Gunst Lothars III.37 • Die Verfügungen des Königs kamen in beiden Fällen nicht dem Reich, sondern in erster Linie dem Hochstift Bamberg zugute. Größere Nachteile haben sie für die Krone freilich auch nicht gebracht; es dürften im Gegenteil die Vorteile überwogen haben, denn es mußte für Lothar viel bedeuten, Otto von Bamberg, der in der Auseinandersetzung mit den Staufern offenbar zunächst eine neutrale Haltung eingenommen hatte, auf seiner Seite zu wissen. Der Vollständigkeit halber sei noch die Urkunde erwähnt, die Lothar kurz vor seinem zweiten Italienzug für das Kloster Formbach (Niederbayern) ausstellte38• Die Fürsorge, die in diesem Privileg zutage tritt, war nur ein Teil der Maßnahmen, die Lothar um diese Zeit für die Hausklöster seiner Familie überhaupt traf39 • Der König bestätigte im wesentlichen nur ältere Verfügungen. 33 MGH D L III. nr. 54 (1133) S. 85 f.; Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Klosters Münchsmünster, bearb. von M. Thiel und 0 . Engels (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF Bd. 20, München 1961), hier: nr. 3 S. 5 f.; zur Geschichte von M. vgl. ebenda S. 58 ff., insbesondere S. 60 und 64. 34 Zur Neugründung vgl. Vorbemerkung zu Traditionen Münchsmünster nr. 2 S. 88 f.; von Guttenberg, Bistum Bamberg I S. 134; von Guttenberg, Territorienbildung S. 166 mit Anm. 320; Beck- Büttner, Würzburg und Bamberg S. 294 ff.; Bernhardi, Lothar S. 508; Juritsch, Bischof Otto S. 396. 35 MGH D L III. nr. 66 (1134) S. 102 f.; Traditionen Münchsmünster nr. 4

s. 6f.

36 von Guttenberg, Bistum Bamberg S. 144, 157; zur Klosterpolitik Ottos von Bamberg: von Guttenberg, a.a.O. S. 126 ff.; Beck- Büttner, Würzburg und Bamberg S. 246 ff. 37 1125 hatte Lothar III. schon für das von Otto gegründete Kloster Prüfening ein Privileg ausgestellt (MGH D L III. nr. 4 S. 4 ff.); Reichsbesitz wurde dabei nicht berührt. 38 MGH D L III. nr. 33 (1136) S. 128 ff.; dazu und zu Formbach im übrigen vgl. Bernhardi, Lothar S. 597 f. ; von Guttenberg, Mächte S. 241. 39 Zu Königslutter und Hornburg (an der Unstrut) vgl. oben S. 208 f.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Überblickt man die Maßnahmen Lothars III., die für den Reichsbesitz in Bayern von Bedeutung sind, so fällt auf, daß nur im Zusammenhang mit den Vorgängen um Nürnberg und Greding und den Privilegien für Benediktbeuren, Mallersdorf, Münchsmünster und Formbach Reichsgut erwähnt wird. Alle diese Maßnahmen, vielleicht mit Ausnahme der Wiedergewinnung Benediktbeurens, lassen erkennen, wie sehr Lothar von politischen Rücksichten und dynastischen und familiären Bindungen beeinflußt und eingeschränkt wurde. Diese Umstände werden bei den übrigen Restbeständen königlichen Grundbesitzes in Bayern, zu denen Beziehungen Lothars nicht nachweisbar sind, ebenso deutlich. Das Reichsgut am Inn war fest in der Hand des Bayernherzogs. 1125 urkundet er in Ranshofen "in palatio". Er gründete in diesem Ort, der "ad regnum pertinens" galt, ein Chorherrenstift, das fortan als herzogliches Eigenkloster erscheint, und stattete diese Stiftung mit Gütern in der Umgebung (u. a. in Braunau) aus40. Im Markengebiet verfügte Diepold von Vohburg 1135 ebenfalls über Reichsgut, nämlich über die am Fuß der Reichsburg Cham gelegene Marktsiedlung Altenmarkt41. Möglicherweise konnte sich sogar Konrad von Staufen nach der Aussöhnung mit dem König im Nordgau festsetzen42. Werfen diese Überlieferungen wenigstens ein schwaches Licht auf die Beziehungen Lothars zum Reichsgut im bayerischen Kernland, so liegen die Verhältnisse in den Grenzgebieten im Süden und Osten völlig im Dunkel. Weder Österreich noch Tirol, Kärnten oder Steiermark wurden in den Tätigkeitsbereich Lothars III. einbezogen43.

Mittel- und Niederrheingebiet, Maas- und Moselland Über die Beziehung des Königs zum Reichsgut im Gebiet von Maas und Niederrhein erfahren wir mehr. 40 Mon. Boica III nr. 15 S. 324 f.; Klebe!, Eigenklosterrechte S. 280; Bosl, Reichsministerialität S. 473. 41 Mon. Boica XVII nr. 22 S. 13; H. Dachs, Der Umfang der kolonisatorischen Erschließung der Oberpfalz bis zum Ausgang der Agilolfingerzeit, in: VHO Bd. 86 (1936) S. 159-178, hier: S. 163 ff. mit Anm. 26. 42 Die Güter in Rohr und Hohenstein kamen vielleicht als Mitgift seiner Gemahlin Gertrud von Sulzbach um die Jahreswende 1135/36 an den Staufer (vgl. Heuermann, Hausmachtpolitik S. 89). Es bleiben jedoch einige Unklarheiten bestehen, nicht zuletzt deshalb, weil Hohenstein 1269 als bambergisches Lehen erscheint (Niese, Reichsgut S. 34); vgl. auch oben S. 92 Anm. 70. 4S Das Privileg für das Bistum Gurk (MGH D L III. nr. 29 [1130] S. 44 ff.) ist die einzige Urkunde Lothars III., die den Südosten des Reiches betrifft. Sie ist jedoch, da sie keine Reichsunmittelbarkeit des Bistums verlieh insoweit ist die Urk. gefälscht (vgl. Vorbemerkung zu D. 29 S. 44 f.) - hier ohne größere Bedeutung.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

In zwei Urkunden für das Kloster St. Pantaleon in Köln bestätigte der König diesem Weinberge in Kamp (gegenüber Boppard), die zum Teil von der Inkluse Gertrudt, zum Teil von seinem Ministerialen Rorich beim Eintritt in das Kloster geschenkt worden waren2 • Die Bedeutung beider Vorgänge dürfte weniger darin zu suchen sein, daß Reichsgut vergabt oder dessen Vergabung bestätigt wurde; insoweit e11scheinen beide Handlungen als Akte der Frömmigkeit, die der König zu schützen und zu fördern bereit war. Die viel wichtigere Aussage beider Urkunden betrifft das Verhältnis Lothars III. zur Bopparder Reichsministerialität; da dieser Aspekt bereits oben ausführlich besprochen wurde, kann es hier mit einem Hinweis sein Bewenden haben. Zwei am 2. Mai 1131 in Neuß ausgestellte Diplome Lothars betreffen den aus dem Nordteil des alten fränkischen Ardennenforstes erwachsenen Reichswald Osning, das Waldgebiet um Aachen, Düren und Monschau3. Der König bestätigte darin den Klöstern Brauweiler und Sie.gburg, daß ihren Höfen in Pier (bei Düren) das Recht auf Holzbezug und Schweinemast im Forst zustehe. Die Waldgräfin Alverada von Kuyck und ihre Söhne hatten diese Befugnisse bestritten, die dann jedoch in einem gerichtlichen Verfahren festgestellt worden waren4• Beide Urkunden verdienen unser Interesse; sie lassen erkennen, daß Lothar die Oberhoheit über das Waldgrafenamt, dessen Funktionen in der Aufsicht über die von Klöstern, Städten, Dörfern oder Höfen beanspruchten Waldnutzungsrechte bestehen, für sich in Anspruch nimmt. Obwohl der König damit die Reichszugehörigkeit des Forstes zwischen Maas und Rhein betont, ist jedoch nicht zu übersehen, daß mit der Waldgrafschaft die eigentliche Herrschaft über das Gebiet in Dynastenhand liegt. 1 MGH D L III. nr. 16 (1129) S. 19 f.; s. oben S. 195 f. Zur Vorgeschichte vgl. MGH D H IV. nr. 49 (1105) S. 688 f.: Gertrud von B. schenkt drei Höfe (Ministerialenlehen) in Kamp, Langershausen und Dalheim an St. Pantaleon. Heinrich V. bestätigte die Schenkung (Stumpf nr. 3020; Lacomblet I nr. 270 S. 174; dazu Heyen, Boppard S. 60). Die Inkluse bedachte nicht nur das Kölner Kloster, sondern auch die Abtei St. Alban zu Mainz, denn deren Abt Werner verfügte 1135 über einen Weinberg, den die "matrona" Gertrud v. B. seinem Kloster geschenkt hatte (Mainzer UB I nr. 604 S. 524). - Außer Gertrud wird wie in D L III. nr. 16 auch hier ihr Vater "Herigerus" genannt. Von einer Beteiligung Lothars III. an diesem letztgenannten Vorgang hören wir nichts. 2 MGH D L III. nr. 40 (1132) S. 64 f.; dazu vgl. oben S. 196. 3 H. Kaspers, Comitatus Nemoris, Die Waldgrafschaft zwischen Maas und Rhein (Beiträge zur Geschichte des Dürener Landes Bd. 7, Düren und Aachen 1957), hier bes. S. 89 f.; Wieruszowski, Reichsbesitz S. 142; auch S. Corsten, Der Forstbezirk Vlatten-Heimbach, Ein Beitrag zur Geschichte der nordöstlichen Eifel, in: Aus Geschichte und Landeskunde, Forschungen und Darstellungen F. Steinbach zum 65. Geburtstag (Bonn 1960), S. 184-209, hier bes. s. 197 ff., 201. 4 MGH D L III. nr. 37, 38 (1131) S. 62 f.; Lacomblet I nr. 343 (1141) S. 232; dazu Kaspers, Comitatus S. 69 ff.

§ 4.

Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Ähnliches dürfte für das Waldgebiet bei Duisburg gelten. In einer Urkunde für die Bürger dieses Ortes bewilligte der König 1129 die abgabenfreie Nutzung der Steinbrüche im angrenzenden, zur "villa" gehörenden Forst5 • Die Begünstigung der "cives regie ville nostre Duisburch vocate" erfolgte auf Bitten der Bürger nach einem Urteil des Herzogs Walram von Niederlothringen, des "magister foresti eidem ville adiacentis". Diese Bezeichnung läßt vermuten, daß Walram im Duisburger Wald eine ähnliche Stellung innehatte wie Alverada von Kuyck im Osning. Während die Adelsrechte im Osning jedoch auf wesentlich ältere Verleihungen zurückgehen, ist es fraglich, ob die Zuständigkeit des niederlothringischen Herzogs weit in die Salierzeit zurückreicht. In der Urkunde Lothars III. wird der Forst ausdrücklich als Pertinenz von Duisburg bezeichnet, dessen wechselvolles Schicksal unter den letzten Saliern er vermutlich geteilt hatte. Heinrich IV. hatte 1065 die "curtis" Duisburg mit ihrem Zubehör, darunter den - mit dem 1129 genannten Wald zumindest zum Teil identischen - Forst im Dreieck zwischen Rhein, Düssel und Ruhr ("forestum in triangulo trium fluvium scilicet reni Tussale et Rure situm") an Erzbischof Adalbert von Bremen geschenkt, der vier Jahre später auch in den Besitz des Hofes gekommen sein dürfte6 . Zwar hören wir erst 1125 - anläßlich eines Aufenthaltes Heinrichs V. 7 - wieder etwas von Duisburg, doch scheinen die Besitzrechte des Bremer Erzstiftes schon früher erhebliche Einbußen erlitten zu haben. Ein entsprechender Hinweis ist den in Duisburg geprägten Münzen zu entnehmen8 • Die Schenkung an Bremen hatte zunächst bewirkt, daß auf den Duisburger Pfennigen dem Bilde des Königs ein Krummstab hinzugefügt wurde. Schon im Jahr 1066 wurde der Krummstab jedoch wieder weggelassen; auch Gepräge aus dem Jahre 1087 weisen ihn nicht auf. Lassen es schon diese Münzfunde als fraglich erscheinen, ob die Schenkung an Bremen überhaupt längere Zeit Bestand hatte, so macht eine weitere Nachricht aus der Mitte des 12. Jahrhunderts sehr wahrscheinlich, daß Duisburg spätestens unter Heinrich V. an das Reich zurückgefallen ist. In einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Arnold von 11559 heißt es nämlich, sein Vorgänger Adalbert (1110-1137) habe während des Streites mit Heinrich V. den Kaufleuten aus dem königlichen Gau Duisburg ("de dusburc quodam pago regali") in Mainz unangemessen hohe Zölle abverlangen lassen. Duisburg muß demnach schon vor 1125 wieder königlich geworden sein. 5 MGH D L III. nr. 17 (1129) S. 21 f. e MGH D H IV. nr. 172 (1064) S. 225; Adam von Bremen, Harnburgische Kirchengeschichte III, c. 28, 59, MGH SS rer. Germ. S. 171, 205; dazu Krabusch, Königsgut S. 247 f. 7 Stumpf nr. 3212; vgl. dazu Meyer von Knonau, Jahrbücher VII S. 322. 8 Suhle, Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jh. (2. Aufl. Berlin 1964) S. 68 f. 9 Lacomblet I nr. 382 (1155) S. 264 f.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Gleichwohl gewann der Ort erst unter Lothar III. wieder größere Bedeutung. 1129, anläßlich der Privilegierung der Bürgerschaft, wurde er zum ersten Mal als "villa regia" bezeichnet10• Wenig später wird der Ort abermals erwähnt, als der König auf Veranlassung Richenzas "de censu nostro quem Duisborch habemus, uno quoque anno duo talenta probate monete" 11 an das Stift Elten schenkte. Der Besitz des Reiches in Duisburg war von beträchtlichem Wert. Genaueres erfahren wir aus einer Urkunde Konrads III. aus dem Jahre 114512, in der er seinen getreuen Bürgern nachträglich die Bauten genehmigte, die sie um die Pfalz und den Königshof und auch auf dem Marktplatz ("circa palatium et curiam regalem sive supra forum") errichtet hatten. Ausdrücklich wird erwähnt, daß der König die Genehmigung deshalb erteilt habe, damit der Ort von den Einwohnern instand gehalten werde. Außerdem biete der Platz jetzt auch geeignetere Unterkünfte für die Abhaltung von Hoftagen. Der Zusammenhang mit dem ersten Privileg Lothars wird deutlich: die Bautätigkeit, die schon in der Urkunde von 1129 den Bürgern die Veranlassung gab, ihr Recht an den Steinbrüchen durch Urteil zu sichern, tritt uns im Diplom des Staufers in konkreter Weise entgegen. Die Anfänge der planmäßigen Siedlung fallen demnach in die Zeit Lothars 111.1 3 • Während seiner Herrschaft scheint Duisburg der wichtigste Platz des Reiches in jener Gegend gewesen zu sein, nachdem er in salischer Zeit lange im Schatten des nahen Kaiserswerth gestanden hatte14• Die alte Karolingerpfalz war für den Süpplingenburger anscheinend von geringerer Bedeutung. Zwar bestand schon vor 1138 um das Reichsstift St. Suitberg eine größere Siedlung15 ; die alte Pfalz war, wenn sie überhaupt noch vorhanden war, gewiß recht unansehnlich, sonst hätte die Überlieferung gewiß nicht so sehr betont, daß Friedrich Barbarossa hier ein reichgeschmücktes Haus habe erbauen lassen 16• In staufiseher 10 MGH D L III. nr. 17 (1131) S . 21 f. Zu beachten ist freilich, daß Heinrich IV. 1071 noch über Reichsgut im Süden Duisburgs verfügen kann, u. a. über Rheinheim und Mündelheim; MGH D H IV. nr. 247 (1071) S. 313 f. Es ist also nicht der ganze zu D. gehörende Reichsbesitz an Bremen verschenkt worden. u MGH D L III. nr. 19 (1129) S. 23 ff. 12 Lacomblet I nr. 353 S. 242; Stumpf nr. 3499. 13 So auch Stoob, Königtum S. 56. 1' Kaiserwerth ist bei vielen Urkunden Heinrichs III. und Heinrichs IV. Ausstellungsort; vgl. Krabusch, Königsgut S. 272. - Zu K. im übrigen siehe Eggers, Grundbesitz S. 34; Bosl, Reichsministerialität S. 316 ff., 370; Urkundenbuch des Stiftes Kaiserswerth, bearb. von H . Kelleter (Bonn 1904), Einleitung S. XLVff. 16 Konrad 111. privilegiert im Jahre 1145 "apud Werde" die Kaufmannschaft ("homines et mercatores nostri") der Marktsiedlung (Lacomblet IV nr. 622 S. 772; Stumpf nr. 3500). 10 Kelleter, Einleitung zu UB Kaiserswerth S. XLII ff.

§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Zeit sollte Kaiserswerth den benachbarten Ort dann allerdings bald überrunden17• In das dritte Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts fällt eine bedeutende Stadterweiterung in Dortmund18• Inwieweit man sie auf eine königliche Initiative zurückführen kann, bleibt unklar. Vielleicht darf man sie sogar mit Lothar in Verbindung bringen19, der seinen Einfluß ja schon gegen Ende der Salierzeit weit nach Westen vorgeschoben hatte. Eine ähnliche Entwicklung wie Duisburg hat offenbar auch das bei Nimwegen gelegene Frauenstift Elten durchgemacht, das Heinrich IV. ebenfalls dem Bremer Erzbischof geschenkt hatte. Wie die gleichzeitig an Bremen vergabte Abtei Vreden (Westfalen) kam auch Elten im 12. Jahrhundert an das Reich zurück. Während wir jedoch erst aus einer Urkunde Friedrichs 1.2° von der wiederhergestellten Reichsunmittelbarkeit Vredens erfahren, begegnet Elten schon unter Lothar als Reichskloster. Der König bekräftigte, vermutlich im April 1129, die von den drei Ottonen verliehene Rechtsstellung des Stiftes, die derjenigen von Essen, Quedlinburg und Gandersheim gleichen soll und bestätigte zugleich den Besitzstand. Zugleich stiftete er - wie bereits erwähnt einen Teil der königlichen Gefälle zu Duisburg21 • Mit dieser Begünstigung wollte der König einen finanziellen Beitrag zur Wiederbegründung des Klosters leisten; dies ergibt sich nicht zuletzt aus dem Zusammenhang mit der Neukonsekration der Stiftskirche. Bei der Privilegierung des Klosters Elten knüpfte Lothar ausdrücklich an die Tradition der sächsischen Kaiser an. Dieser Bezug zu den Ottonen ist interessanterweise auch bei Duisburg gegeben, denn diese Pfalz hatte in sächsischer Zeit eine bedeutende Rolle gespielt22 • Offensichtlich hat das Vorbild der ottonischen Politik das Vorgehen Lothars 111. nicht nur in Sachsen und im Osten Deutschlands, sondern auch am Niederrhein beeinflußt. Bosl, Reichsministerialität S. 326 ff., 340 ff. L. von Winterfeld, Untersuchungen zur ältesten Geschichte Dortmunds, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark Bd. 31 (1924) S. 7-76, hier: S. 38, 47 ff., 53; dies., Die Entstehung der Stadt Dortmund, in: ebenda Bd. 48 (1950) S. 5-97, hier: S. 74. 19 So anscheinend Stoob, KönigtumS. 56. 20 Lacomblet I nr. 426 (1167) S. 296; nr. 563 (1198) S. 392 f.; MGH D H IV. nr. 351 (1083) S. 464; nr. 377 (1085) S. 503. - Zur Geschichte von Vreden vgl. Feierabend, Reichsabteien S. 159, 163 f.; R. Wilmans, Studien zur Geschichte 17 18

der Abtei Vreden, in: Z. für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Bd. 32 (1874) S. 111-159, hier: S. 155 f.- Zu Elten: Feierabend, Reichsabteien S.163. n MGH D L III. nr. 19 (1129) S. 23 ff.; zur Datierung vgl. daselbst die Vorbemerkung. 22 Wefelscheid, Pfalz S. 19. MGH D 0 I . nr. 59 (944) S. 141; nr. 358 (968) S. 491 f.; nr. 397 (970) S. 539 f. ; D 0 III. nr. 235 (996) S. 649 ff.; nr. 387 (1001) S. 817; D H II. nr. 258 (1013) S . 302 f.

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

Eine weitere Maßnahme Lotbars III. betrifft das Gebiet am niedersten Rhein, wo dem Königtum nur mehr wenige Rechte verblieben wa-

ren. Die wichtigste Besitzung war hier der Reichshof Tiel, der als Zollstätte (1134) im Privileg für die QuedlinburgerKaufleute genannt wird23 • Daß Lothar III. der Landschaft am Unterlauf des Rheines besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat, lassen schon seine Beziehungen zu den Ministerialen des Hochstifts Utrechts erkennen, auf die bereits eingegangen wurde24• Die nun zu besprechenden Ereignisse stehen hiermit in engstem Zusammenhang. Bereits 1126 vereinigte Lotbar die beiden friesischen Grafschaften im Oster- und Westergau, die Heinrich IV. dem Markgrafen Ekbert abgesprochen und der Utrechter Kirche zugewiesen hatte, mit der Grafschaft Holland25, die die Söhne Petronillas (Gertruds), der Halbschwester des Königs, innehatten28 • Vermutlich war diese nahe familiäre Bindung ausschlaggebend für das Handeln Lothars. In einer Gegend, wo der Einfluß des Reiches bislang gering war, konnte Lotbar sich auf die Anhänglichkeit des ihm verwandten Grafenhauses stützen. Wenige Jahre zuvor hatte er es gegen Heinrich V. unterstützt27• Jetzt, wo er selbst die Krone erlangt hatte, bestärkte er es in seiner Stellung, vor allem auch in der späteren Auseinandersetzung mit den Grafen von Kuyck. Die Begünstigung der Utrechter Ministerialen erscheint hierbei in neuem Licht, wenn man bedenkt, daß Bischof Andreas von Utrecht ebenfalls dem Kuykschen Geschlecht angehörte28 • Lotbar scheint das Vorgehen seiner Neffen gegen Utrecht zumindest gebilligt zu haben29 • Es muß jedoch fraglich bleiben, ob außer den familiären Beweggründen noch weitergehende Ziele das Handeln Lotbars bestimmten, ob er etwa 23 MGH D L III. nr. 61 (1134) S. 95 f. Zu ·Tiel vgl. Eggers, Grundbesitz S. 17, 104; Rotthoff, Reichsgut S. 128 ff.; Krabusch, Königsgut S. 312; Frey, Reichsgut S. 220 f. u Vgl. oben S. 200. 25 Quellenbelege bei Bernhardi, Lotbar S. 514 Anm. 4; auch Krabusch, Königsgut S. 86. - Konrad III. machte bereits 1138 die Verfügung Lotbars wieder rückgängig (Stumpf nr. 3370; Bernhardi, Konrad S. 26).- Lothar, dessen Gattin eine Nichte Ekberts von Meißen war, hat die Konfiskation der Güter des Markgrafen sicherlich nicht anerkannt; er verfügte ja auch über ein anderes (Lehens-)Gut, das Heinrich IV. Ekbert entzogen hatte, nämlich Greding (vgl. oben S. 257 f.). 26 Bernhardi, Lotbar S. 513 ff.; Reese, Niederlande S. 128. 27 Vogt, Herzogtum S. 163 f. (Regest nr. 65-67). 28 Bernhardi, Lotbar S. 187 Anm. 4, S. 518 Anm. 16, S. 520 f. Der Streit zwischen Florenz von Holland und den Grafen von Kuyck entbrannte, da diese sich weigerten, Florenz ihre Nichte "Heiwiwa", die Tochter ihrer Schwester "Aleida", zur Frau zu geben (Bernhardi, Lotbar S. 517 ff.). Die angestrebte Verbindung wäre auch für das Reichsgut am Niederrhein bedeutsam geworden, wenn man mit Bernhardi (Lothar S. 518 Anm. 14) "Aleida" mit der in D L III. nr. 37 u. 38 genannten "Alverada de Cuch" identifiziert. Diese hatte nämlich die Waldgrafschaft im Osning als Reichslehen inne (Kaspers, Comitatus S. 67 ff.). 29 Ann. S. Mariae a. l135, MGH SS XV, 2 S.1302: "seu valente seu permittente Liudgero imperatore".

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über die Absicherung des Reichsgutes um Nimwegen, Elten und Tiel hinaus dem Königtum weitere Machtmittel zuführen wollte30• Als nämlich der Sohn Petronillas von den Grafen von Kuyck erschlagen wurde, begnügte sich der König mit einer Verbannung der Übeltäter; von einer härteren Sühne, etwa einer Konfiskation ihrer Güter hören wir nichts31• Auch als 1136 der Bann über die Grafen wiederholt wurde, wird nichts über einen Güterentzug berichtet32 • Lothar III. ließ die Möglichkeit, dem Königtum neuen Grundbesitz zuzuführen, offensichtlich ungenutzt. Vielleicht war sein Ansehen in diesem Gebiet zu einer solchen Maßnahme doch zu gering. Dietrich, der Bruder des erschlagenen Florenz, war ja kein eifriger Verteter der königlichen Interessen, wie sich aus seinem Zusammenspiel mit den gebannten Grafen von Kuyck und dem Bischof von Utrecht ersehen läßt33• Ein "niederrheinländisch-sächsischer Zusammenhalt"34, wie er gegen die Salier bestanden hatte, existierte kaum mehr. Im Bereich jenseits der Maas hören wir von unmittelbarem Reichsbesitz in der Zeit Lothars III. nur wenig. 1135 weist der König der Marienkirche zu Antwerpen den von Heinrich V. an eine andere Kirche vergabten Zehnt in der Nähe der Stadt zu35• Es ist das letzte Mal, daß wir von einer königlichen Verfügung über Rechte in der Mark Antwerpen hören, die seit 1106 fester Bestandteil des Herzogtums Brabant war36• In Echt, dessen Kirche mit Einkünften Lothar, Heinrich IV. folgend, dem Reichsstift zu Maastricht bestätigte, befand sich zwar ein Königshof; ihn trugen jedoch die Grafen von Wasserberg zu Lehen37. In einer anderen Urkunde für das St. Servatius-Stift ist von "omnes pertinentes ad iusticiam regis" in Maastricht die Rede38. Aus diesem Zeugnis kann man zwar nicht zwingend auf das Vorhandensein weltlichen Reichsgutes schließen, da sich dieser Passus auch aus der Oberhoheit des Königs über das Reichsstift erklären läßt. Da aber Konrad III. wenige Jahre später die Rechte an der Maasbrücke zu Maastricht an St. Servatius schenkt39 und auch Friedrich I. 1174 Reichsbesitz in Maast30 In Utrecht selbst befand sich nur eine königliche Jagdpfalz (Stumpf nr. 3179); dazu vgl. Schlag, Kaiserpfalzen S.107; Rotthoff, Reichsgut S. 134.Vielleicht bezieht sich die Nachricht der Ann. S. Mariae a. 1131 (MGH SS XV, 2 8.1302): "conbusta est maior domus cum toto palatio ... " auf dieses Gebäude. 31 Bernhardi, Lotbar 8. 519 ff. 32 Ebenda, 8. 591; auch Jaffe, Lotbar 8.170 f. aa Bernhardi, Lotbar S. 519 f. 34 Reese, Niederlande S. 128. 35 MGH D L III. nr. 69 (1135) S.l07 f.; dazu: Rotthoff, Reichsgut 8. 34. •• Rotthoff a.a.O. 17 MGH D L III. nr. 12 (1128) 8. 14 f.; vgl. MGH D H IV. nr. 394 (1087) 8. 394 f.; dazu vgl. Rotthoff, Reichsgut 8. 66; Corsten, Heinsberger Lande

8. 62f. 38 3'

MGH D L III. nr. 41 (1132) 8. 66 ff. Stumpf nr. 3395; Bernhardi, Konrad S. 102.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

richt verpfändet40, könnte hier durchaus zur Zeit Lothars III. Krongut vorhanden sein. Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, daß das Reichsgut zu Maastricht erst nach dem Tode des Grafen Gottfried von Namur (1139) an die Krone gelangt ist41 • Damit sind die Nachrichten über unmittelbares Reichsgut im westlichen Niederlothringen bereits erschöpft. In auffallendem Gegensatz hierzu stehen die zahlreichen Urkunden, die Lothar III. den Abteien und Stiften jener Randzone im Westen des Reiches ausgestellt hat42 • Die Reichspropstei St. Servatius zu Maastricht und die "in confinio et in ingressu regni mei (sc. Lotharii)" 43 gelegene Abtei Nivelles verdienen dabei besondere Beachtung, da sie noch nach der Mitte des 12. Jahrhunderts als so wertvoll erscheinen, daß Friedrich I. sie von der Verpfändung des Reichsbesitzes an das Bistum Lüttich ausnahm44 • Weiter nach Süden schließt sich die Reichsabtei Stablo-Malmedy an, von deren Abt Wibald Heinrich der Löwe später sagte: "carissimus Wiboldus gloriosissimo avo nostro imperatori Lothario diu multumque ac fideliter servivit et in administratione Romani imperii singulari constantia usque ad mortem adhesit" 45 • Stablo erhielt drei Diplome von Lothar, darunter das bedeutende Privileg vom 22. Sept. 1137, das fortan die Grundlage für die Sicherung der Reichsunmittelbarkeit bildete«. Die beiden Urkunden, die der Süpplingenburger für die Kölner Klöster Brauweiler und Siegburg ausgestellt hat, wurden bereits behandelt47 • Im Einflußbereich des Trierer Erzstiftes lagen die beiden Reichsklöster Echternach und Prüm, die Lothar ebenfalls in ihrer Bindung an das Reich bestärkte48• Daß der König die Rechte auf Iothringischen Abteien zu bewahren trachtete, zeigt sich am deutlichsten in seinem Verhalten zu 40

41

Stumpf nr. 4557; ders., Acta imp. nr.155 (1174/76) S. 209. Rotthoff, Reichsgut S. 105 f.; zuM. vgl. auch Niese, Reichsgut S. 2 Anm.l.

Vgl. die Privilegien Lotbars (MGH D L III.) für: St. Servatius, Maastricht: nr. 9 (1126) S. 10 ff. ; nr. 12 (1128) S. 14 f.; nr. 41 (1132) s. 66 ff.; St. Jakob, Lüttich: nr. 57 (1134) S. 89 ff.; nr. 80 (1136) S. 124 ff.; St. Maria, Antwerpen: nr. 69 (1135) S. 107 f.; Nivelles: nr. 79 (1136) S. 122 ff.; Waulsort (Waussore) a. d. Maas: ein Privileg Lotbars III. kann aus Stumpf, Acta Imp. nr. 118 (1152) S. 145 erschlossen werden. 43 MGH D L III. nr. 79 (1136) S. 122 ff. 44 Stumpf nr. 4557 (1174-1176); vgl. auch Reese, Niederlande S. 156, 177. 45 MGH Urk. HdL nr. 8 (1147) S. 14 f. 46 MGH D L III. nr. 35 (1131) S. 57 ff.; nr. 93 (1136) S. 144 ff.; nr. 119 (1137) S. 190 ff.; Bernhardi, Lotbar S. 366; zu Stablo-Malmedy vgl. Rotthoff, ReichsgutS. 126; Heusinger, ServitiumS. 47; auch oben S. 200. 47 MGH D L III. nr. 37, 38 (1131) S. 61 ff.; vgl. oben S. 264. 48 Echternach: MGH D L III. nr. 36 (1131) S. 60 f. Prüm: Lotbar ließ 1132 einen seiner treuesten Anhänger, Abt Albero von Nienburg, zum Vorsteher von Prüm wählen (Bernhardi, Lothar S. 510 f. mit Anm. 35). 42

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St. Maximim in Trier. Lothar hatte sich offensichtlich längere Zeit dem

Bestreben Alberos von Trier widersetzt, die Abtei für das Erzstift zu gewinnen. Schließlich sagte er während des Feldzuges in Apulien eine förmliche Untersuchung der Ansprüche des Erzbischofs zu, ohne jedoch eine endgültige Entscheidung zu treffen. Sie blieb dem Nachfolger vorbehalten, der die Abtei an Trier abgab 49 • Das positive Bild, das die Urkunden Lothars von seinem Verhältnis zu den Reichsklöstern im Westen des Reiches vermitteln, kann jedoch kaum darüber hinwegtäuschen, daß der königliche Einfluß auch auf diese Abteien und Stifter wesentlich vom allgemeinen politischen Ansehen des Herrschers abhing. Daß es hiermit in Niederlothringen und im Moselraum nicht zum besten bestellt war, wurde bereits mehrfach betont. Ein Ereignis des Jahres 1136 macht dies noch besonders deutlich. Nach dem Tode des Abtes Anselm von Gembloux gerieten Herzog Gottfried von Löwen und Graf Heinrich von Namur über die Nachfolge im Reichskloster derart in Streit, daß sie zu den Waffen griffen. Bei dem mannigfachen Kriegselend, das sich nun über jene Gegenden verbreitete, gingen der Ort Gembloux samt der Pfarrkirche in Flammen auf50• Ähnliche Verhältnisse klingen auch in der Urkunde Lothars III. für Nivelles an, wenn er von der Abtei als "crebra tyrannorum grassatione quassata" spricht51• Die Vogteien beider Klöster befanden sich in der Hand Herzog Gottfrieds52• Die Rechte des Adels am Reichsgut, die uns in der Zeit Lothars begegnen, reichen in der Regel in frühere Jahrhunderte zurück. Es ist aber durchaus möglich, daß der Süpplingenburger selbst- seinem Vorgehen in Sachsen entsprechend - im niederrheinischen Raum Dynasten mit Funktionen auf Reichsgut betraut hat, die uns aus salischer Zeit unbekannt sind. Diese Vermutung wird von Beobachtungen gestützt, auf die in Kürze eingegangen werden soll. Im Engersgau, der - wie Andernach, Hammerstein, Sinzig und Remagen zeigen - umfängliches Reichsgut aufweist53, tritt 1139 erstmals ein Angehöriger des Geschlechtes der Grafen von Sayn auf, die in späterer Zeit zahlreiche ehemalige Reichsbesitzungen in ihrer Hand haben54• Eine andere Dynastenfamilie, die Herren von Hochstaden (bei Frimmersdorf an der Erft), besitzt die Grafenwürde erst nach 1126; Gerhard II. von Hochstaden wird in zahlreichen Urkunden Lothars III. bis49 Stumpf nr. 3392 (1139); Mittelrhein. UB I nr. 510 S. 565. Vgl. Bernhardi, Lothar S. 772; ders., Konrad III. S. 90 Anm. 34. 5° Continuatio Gemblacensis a. 1136, MGH SS VI S. 385; vgl. Bernhardi, Lothar S. 617 f . 51 MGH D L III. nr. 79 (1136} S. 122 ff. 52 Reese, Niederlande S. 150. 53 Gensicke, Landesherrschaft S. 56 ff.; s. oben S. 196 f. 54 Gensicke, Landesherrschaft S. 61, 149 f.

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3. Teil: Lotbar III. und der königliche Grundbesitz

weilen mit, bisweilen ohne den Titel "comes" als Zeuge aufgeführt55• Dietrich, der Sohn der Erbtochter Gerhards Il., wird wenig später "lantgravius Theodericus de Hostaden" genannt50• Zeitpunkt und Titellegen es nahe, die Anfänge dieser Stellung unter Lothar III. zu suchen, der auch in anderen Gegenden des Reiches Landgrafen als dem König unmittelbar unterstellte und von anderen Gewalten unabhängige Sachwalter des Reiches eingesetzt hat57• Diesen Vermutungen kann im Rahmen dieser Arbeit freilich nicht weiter nachgegangen werden. Südwesten (ohne Elsaß)

Im schwäbisch-alemannischen Raum, wo dem unmittelbaren Reichsgut nur mehr geringe Bedeutung zukam, ist die für das Niederrheingebiet eben nur angedeutete Entwicklung vielleicht am besten zu fassen. Oben schon wurden die unter Lothar neu errichteten Landgrafschaften im Elsaß erwähnt1• Hier bleibt ein anderes Ereignis nachzutragen, das den königlichen Besitz im Südwesten des Reiches betraf, ohne in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Kampf um das salische Erbe zu stehen: die Übertragung des Principatus Burgundiae an Konrad von Zähringen im Jahre 11272 • Durch diese neugeschaffene Stellung wurde die Wahrnehmung der königlichen Rechte im Raum zwischen Jura und Alpen in die Hand eines der bedeutendsten schwäbischen Dynasten gelegt. Davon wurde nicht zuletzt das Reichsgut betroffen. Aus einer Urkunde Konrads III. für das Kloster Interlaken3 erfahren wir, daß der König über einige ausdrücklich der Krone zugeschriebene Besitzungen erst verfügen konnte, nachdem er mit dem Zähringer verhandelt hatte. Das königliche Recht an Grindelwald und Iseltwald- um diese handelt es sich bei der Schenkung - wurde demnach durch ein Mitwirkungsrecht Konrads als "Regierer Bürgendens"4 eingeschränkt. Das zähringische Recht dürfte 55 Ohne "comes" in: MGH D L III. nr. 9 (1126) S.ll; nr.12 (1128) S. 15; nr. 16 (1129) S. 21; nr. 36 (1131) S. 60 f.; nr. 38 (1131) S. 63; nr. 40 (1132) S. 66; nr. 41 (1132) S. 68; nr. 80 (1136) S. 126; mit "comes" in: nr. 14 (1128) S. 17; nr. 17 (1129) S. 22; nr. 37 (1131) S. 62; nr. 58 (1134) S. 92. - Im übrigen vgl. G. Droege, Pfalzgrafschaft, Grafschaften und allodiale Herrschaften zwischen Maas und Rhein in salisch-staufiseher Zeit, in: Rheinische Vierteljahrsblätter Bd. 26 (1961) S. 1-21, hier: S. 12 ff., bes. S. 13 f. 58 Droege, Pfalzgrafschaft S. 13. 57 Vgl. Th. Mayer, Landgrafschaften, passim; vgl. auch oben S. 217 ff., 255 ff. 1 Oben S. 255. z Annales Sancti Disibodi S. 23. - Zum Rektorat Burgund im übrigen: Bernhardi, Lotbar S. 134 ff.; H. Büttner, Basel, die Zähringer und Staufer, in: Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde Bd. 57 (1958) S. 5-22, hier: S. 22; ders., Staufer und Zähringer im politischen Kräftespiel zwischen Bodensee und Genfer See während des 12. Jahrhunderts (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. 40, 3 -Zürich 1961), S. 42 ff.; auch Weis, Grafen von Lenzburg S. 119, 127, 148 ff. 3 Stumpf nr. 3521 (1146); dazu Büttner, Staufer und Zähringer S. 27 f. 4 So wird Konrad in der aus dem 15. Jb. stammenden Übersetzung einer Urkunde Lotbars III. genannt; MGH D L III. nr. 24 S. 37.

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sich auf den gesamten Reichsbesitz in der heutigen Westschweiz erstreckt haben. Die Städte Bern, Murten, Gümmenen, Solothurn und andere Gerechtsame in diesem Gebiet, die 1218 nach dem Aussterben des Zähringerhauses an das Reich zurückfielen, gehen sicherlich auf alten Reichsbesitz zurück, der 1127 der Herrschaft Konrads unterstellt wurde5. Daß die königlichen Rechte an Wald und unerschlossenem Gelände vom Herzog ausgeübt wurden, zeigt das bereits erwähnte Privileg Konrads III. Diese Gerechtsame machten wohl den Kern des Reichsgutes aus, denn auch in zwei Urkunden für das Kloster Einsiedeln von 1114 und 1143 wird betont, daß Wald, sei es nun Forst oder Einöde, dem Reich gehöre~.

Durch die Errichtung des Rektorates Burgund wurde die unmittelbare Zuordnung des Reichsgutes zum König, die ohnehin kaum noch der politischen Realität entsprach, zwar aufgehoben; indem Lothar III. die Reichsrechte jedoch einem königstreuen Dynasten übertrug, verstärkte er zugleich die Verbindung mit dem Reich. Als Graf Rainald von Burgund im Jahre 1127 die Lehensfolge verweigerte, war der König kaum in der Lage, die Rechte der Krone selbst mit Aussicht auf Erfolg zu wahren. Die Macht der Staufer war zu dieser Zeit noch ungebrochen. Das Elsaß befand sich noch fest in ihrer Hand, so daß dem König der Zugang nach Süden geradezu versperrt war. Man darf deshalb in der Einsetzung des Zähringers nicht nur einen Akt der Schwäche sehen wollen7. Sie war in der gegebenen politischen Situation, die ganz von der Auseinandersetzung mit den Staufern beherrscht wurde, die wohl günstigste Lösung. Konrad von Zähringen, der in den angrenzenden Landschaften über starke Machtmittel verfügte8 , sollte jene burgundischen Gebiete, die unter den Saliern schon weitgehend der königlichen Gewalt entfremdet worden waren und durch den Abfall des Grafen Rainald noch stärker bedroht wurden, für das Reich zurückgewinnen. Die Errichtung des Rektorates Burgund und seine Übertragung an die Zähringer unter Zuerkennung des Erbes der ausgestorbenen Grafen von 5 E. Heyck, Geschichte der Herzöge von Zähringen (Freiburg i. Br. 1891), S. 491 ff.; Niese, Reichsgut S. 40. 6 Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft Abt. I Bd. 1, bearb. von T. Schieß (Aarau 1933), hier: nr. 104 S. 48 ff. (auch Stumpf nr. 3108) : ". . . vastitatem cuiuslibet invie heremi nostre imperiali cedere potestati ..."; nr.130 S. 59 ff. (auch Stumpf nr. 3456): ". .. silvam sive eam forestem seu heremum vel vastam solitudinem appelari placeat ... ad regni proprietatem pertinere comprobatur". Vgl. auch: B. Schmid, Forst S. 599 ff. 7 Bernhardi, Lothar S. 136. 8 Das zähringische Gebiet reichte von Breisgau und Ortenau über den Schwarzwald hinweg bis auf die Baar; südlich des Hochrheins erstreckte es sich bis nach Burgund hinein; als dritter Komplex stand ihnen die Reichsvogtei Zürich zu. Vgl. etwa Heuermann, Hausmachtpolitik S. 10 f., 20 ff., 45 f.; Bader, Südwesten S. 35 ff.; Büttner, Staufer und Zähringer S. 13 ff.; Th. Mayer, Der Staat der Herzöge von Zähringen, in: Mittelalterliche Studien S.350-364.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Hochburgund entsprach insoweit ganz dem Zweck, den Lothar mit dem Aufbau der Landgrafschaften verfolgte: königsferne Gebiete sollten enger mit dem Reich verbunden werden9 • Die Beauftragung Konrads brachte zugleich eine wesentliche Entlastung im Kampf mit den Staufern. Der Zähringer wurde von dem ihm verwandten schwäbischen Herzoghaus ferngehalten; an den Kampfhandlungen selbst nahm Konrad allerdings nicht teil. Aus den Urkunden Lothars III. erfahren wir sonst nichts über Veränderungen im Reichsgut Auch enthalten sie keine Nachricht über Reichsdienstmannen. Andere Maßnahmen Lothars sind kaum zu erschließen. Vielleicht gibt es eine Ausnahme: Einer Vermutung Karl Bosls 10 folgend wird man annehmen können, daß Lotbar dem welfischen Ravensburg das Marktrecht verliehen hat. Interessante Aufschlüsse geben jedoch die Überlieferungen über das Verhältnis des Königs zur Reichskirche. Dies kann nicht weiter verwundern, da - wie bereits erwähnt - nach dem Niedergang des unmittelbaren Kronbesitzes nur mehr das Recht über die Reichskirche eine Grundlage königlicher Herrschaft abgeben konnte. In der gebotenen Kürze sei hier das wesentliche festgehalten. Lothar III. begnügte sich nicht damit, seine Stellung gegenüber den Hochstiftern Basel 11 und Konstanz 12 und der Reichspropstei SS. Felix und Regula zu Zürich 13 zu sichern; er versuchte auf zahlreiche Klöster Th. Mayer, Landgrafschaften S. 194. Bosl, Reichsministerialität S. 412. 11 Bischof Berthold (1120/23-1133) sympathisierte zunächst anscheinend mit den Staufern; deshalb kam es wohl zu der für Basel ungünstigen Bestätigung der Freiheit St. Blasiens (MGH D L III. nr. 6 [1126] S. 7 ff.; dazu Bernhardi, Lothar S. 509). Seit 1130 ist der Bischof jedoch auf der Seite Lothars zu finden, der ihm schließlich den Besitz der Silbergruben im Breisgau bestätigte (MGH D L III. nr. 23 u. 24 [1131] S. 34 ff.; nr. 39 [1131] S. 63 f.; hierzu vgl. auch H. Büttner, St. Blasien und das Bistum Basel im 11. und 12. Jahrhundert, in: Zs. für schweizerische Kirchengeschichte Bd. 44 [1950] S. 138148, hier: S. 146 ff). Im Jahre 1133 setzte Lothar seinen Parteigänger Albero, den Abt von Nienburg, als Bischof ein (Bernhardi, Lothar S. 510 f.). 12 Bischof Ulrich II. von Konstanz (1127-1139), der sich zeitweilig mit der Bürgerschaft auf die staufisehe Seite stellte, wurde 1126 von Herzog Heinrich von Bayern angegriffen; Regesta episcoporum Constantiensium, bearb. von P. Ladewig, Th. Müller und A. CarteHieri (Innsbruck 1895-1905), hier: Bd. 1 nr. 762 S. 92. Nach der Niederlage der Staufer im Elsaß ist der Bischof wieder in der Umgebung Lothars nachweisbar (MGH D L III. nr. 33 [113,1] S. 51 ff.; nr. 55 [1133] S. 87 f.; nr. 92 [1136] S. 143 f.). 13 MGH D L III. nr. 23 (1130) S. 34 f., das nahezu wörtlich mit dem Privileg Heinrichs V. (Stumpf nr. 3107) übereinstimmt (vgl. Vorbemerkung zu MGH D L III. nr. 23 S. 34). In beiden Urkunden ist von "regii fiscalini" die Rede. Besondere Bedeutung kommt diesem Ausdruck jedoch nicht mehr zu, er kann nur als ein "Durchschimmern der ursprünglichen Rechtslage" (Büttner, Anfänge von Zürich S. 536) gewertet werden. Unmittelbare königliche Rechte waren nicht mehr vorhanden, seit die Zähringer beziehungsweise Lenzburger die Reichsvogtei über Z. in der Hand hatten. Die im Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, bearb. von J. Escher und P. Schweizer, Bd. I (Zürich 8

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§ 4. Hausgut und Reichsgut 1125-1137

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Einfluß zu gewinnen14 und stellte insbesondere die Reichsunmittelbarkeit der Graubündener Abteien Pfäfers 15 und Disentis 16 wieder her. Der zuletzt genannten Maßnahme des Königs kommt besondere Bedeutung zu, denn die beiden Klöster lagen in der Nähe der Bündener Pässe 17 und beherrschten die Ausgänge der Alpenstraßen nach Norden. Nicht zuletzt des staufischen Widerstandes wegen war es wichtig, daß Pfäfers und Disentis königlich gesinnt waren; über einen der Bündener Pässe, den Septimer, war Konrad von Staufen nach Italien gezogen, um dort seinen Anspruch auf die Nachfolge im Reich durchzusetzen18• Demgegenüber ist jedoch nicht zu verkennen, daß auch die Klosterpolitik von der Notwendigkeit beherrscht war, Bundesgenossen in der Auseinandersetzung mit den Staufern zu finden und erhalten. So hat Lothar die zähringische Vogtei über St. Blasien entgegen den Ansprüchen Basels bestätigt19 und die anfänglich wohlwollend aufgenommenen 1888), hier: nr. 301 (1153) S. 184 u. nr. 326 (1173) S. 205 genannte Kaiserpfalz dürfte ebenfalls mehr aus Tradition so genannt worden sein. Im übrigen vgl. oben S. 46 Anm. 67. 14 Rheinau (Reichskloster): MGH D L III. nr. 1 (1125) S. 1 f.; dazu Büttner, Staufer und Zähringer S. 19; auch Feierabend, Reichsabteien S. 81. Beuron: MGH D L III. nr. 33 (1131) S. 51 ff. Interlaken: MGH D L III. nr. 55 (1133) S. 87 f. St. Blasien: MGH D L III. nr. 6 (1125) S. 7 ff. Trub: MGH D L III. nr. 24 (1130) S. 35 f. Einsiedeln (Reichskloster): MGH D L III. nr. 86 u . 87 (1136) S. 134 ff. Rüggisberg (südlich Bern): Einer Urkunde Friedrichs I. zufolge soll Lothar diesem Priorat ein Privileg ausgestellt haben (Stumpf, Acta imp. nr. 335 [1152]

s. 477 f.).

Rot (bei Leutkirch): aus Wirt. UB II nr. 414 (1179) S. 193 (Stumpf nr. 4279) wird eine Urkunde Lothars für R. erschlossen; dazu Büttner, Staufer und Welfen S. 30. Reichenau (Reichskloster): Seit 1123 ist Herzog Heinrich von Bayern Vogt dieser Abtei (Büttner, Staufer und Welfen S. 26). Bei dem in einer Urkunde Friedrichs I. genannten Privileg Lothars III. für Ottobeuren (Mon. Boica 29 a nr. 520 [1171] S. 399; Stumpf nr. 4124) handelt es sich um eine Fälschung; vgl. J. Lechner, Schwäbische Urkundenfälschungen des 10. und 12. Jh., in: MIÖG Bd. 21 (1900) S. 28-106, hier: S. 100. 15 MGH D L III. nr. 5 (1125) S. 6 f. Heinrich IV. hatte Pfäfers an Basel gegeben (MGH D H IV. nr. 443 [1195] S. 597 f.); Heinrich V. hatte die Unterstellung unter dieses Bistum zunächst nicht erwähnt (Stumpf nr. 3038), dann aber doch bestätigt (Stumpf nr. 3109; vgl. Feierabend, Reichsabteien S. 90 ff.). Seit 1114 hatten sich die Päpste wiederholt für die Unabhängigkeit von Basel eingesetzt (Germania Pontificia Vol. II auct. A. Brackmann [Berlin 1923 u. 1927, Neudruck 1960], hier: II nr. 6-10 S. 113 f.). 16 MGH D L III. nr. 88 (1136) S. 137 f.; vgl. auch Germania Pontificia II, 2 nr. 2 S. 107. - Zur Geschichte der Abtei: Krabusch, Königsgut S. 244; Eggers, Grundbesitz S. 21; Büttner, Staufer und Zähringer S. 11 f., 14 f. 17 Hierzu vgl. K. Schrod, Reichsstraßen und Reichsverwaltung im Königreich Italien 754-1197 (Beiheft 25 zur Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 1931), S. 6 ff.; Bosl, Reichsministerialität S. 149; Büttner, Staufer und Welfen S. 34 f. 18 Bernhardi, Lothar S. 198. 19 MGH D L III. nr. 6 (1125) S. 7 ff.; Büttner, St. Blasien und das Bistum Basel, passim.

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3. Teil: Lothar III. und der königliche Grundbesitz

Beschwerden der Abtei Rheinau wegen der Vogteianmaßung der Lenzburger letztlich unbeachtet gelassen, da die Grafen von Lenzburg nach den Zähringern das wichtigste Adelsgeschlecht im Südwesten waren20 •

20 MGH D L III. nr. 1 (1125) S. 1; dazu Feierabend, Reichsabteien S. 81; Büttner, Staufer und Zähringer S. 19; Weis, Grafen von Lenzburg S. 137 ff. ~

Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, daß zwei der kleineren Adelsgeschlechter Oberrätiens, die Herren von Belmont und die Herren von Castrisch, in den Jahren 1137/39 erstmals genannt werden, ohne daß allerdings ein Zusammenhang mit der königlichen Politik zu erkennen wäre; vgl. Clavadetscher, Reichsgut S. 60, 63.

Vierter Teil

Das Reichsgut im Wirkungsbereich Lotbars 111. und die Unterbrechung der salisch-staufiseben Kontinuität Als im März und August des Jahres 1135 die Herrschaft Lothars III. auf den Reichstagen von Bamberg und Magdeburg ihren glanzvollen Höhepunkt erreichte1, war sein Königtum im ganzen Reiche unangefochten. Die Kräfte und Faktoren, auf die seine Macht sich stützte, unterschieden sich freilich von Landschaft zu Landschaft. Diese Uneinheitlichkeit findet in den Beziehungen Lothars zum Reichsgut ihren Niederschlag. Nicht überall war es dem Süpplingenburger gelungen, seine Herrschaft über den königlichen Grundbesitz unangefochten auszuüben oder gar zu vertiefen. Die Ausgangsposition in Sachsen2 konnte in weitem Umfange ausgebaut werden. Diese Gebiete, in denen die herzogliche Macht Lothars auf Grundbesitz, Vogteien und Grafenrechten erwachsen war, erscheinen allerdings erst mehrere Jahre nach der Königswahl im Wirkungsbereich des Königs. Im Itinerar begegnen sie erstmals 1133 mit Bardowick, Lüneburg und Braunschweig; in den folgenden Jahren hat Lothar dann noch mehrfach in die Verhältnisse dieses Bereiches eingegriffen. Der verhältnismäßig späte Zeitpunkt dieser Maßnahmen, unter denen die Neubegründung des Klosters Königslutter und die Haus- und Herzogsministerialität betreffende Anordnungen hervorstechen, können nicht darüber hinwegtäuschen, daß der herzoglichen Machtgrundlage schon zu Beginn der Königszeit eine unverändert große Bedeutung zukam. Gleichwohl ist nicht zu verkennen, daß der Anfall des Reichsgutes den Tätigkeitsbereich Lothars nachhaltig beeinflußte3 • Das Schwergewicht verlagerte sich von den Landstrichen um Braunschweig, Königslutter und Katlenburg stärker auf den Harz und seine Randlandschaften, wo Hausund Reichsgut in engem Beieinander ein Bollwerk königlicher Macht entstehen ließen. Goslar, das Zentrum des Reichsgebietes am Nordwestharz, übertraf als Lieblingsresidenz Lothars III. alle anderen sächsischen Orte. Weisen die Urkunden für Riechenberg ebenfalls auf den Goslarer Bereich, so 1 2 9

Bernhardi, Lothar S. 560 ff., 572 ff. Oben§ 3.

Zum Folgenden oben S. 36 ff., 141 ff., 161 ff., 207 ff., 210 ff.

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4. Teil: Das Reichsgut im Wirkungsbereich Lotbars III.

erscheinen in den Privilegien für Gandersheim und Clus die daran westlich anschließende Landschaft und im Diplom für Walkenried das Königsland am Südharz, als dessen östlicher Ausläufer die Pfalz Allstedt im Itinerar begegnet. Wie sehr der Harz und sein Vorland im Mittelpunkt des Interesses Lothars standen, wird bereits in mehreren teils gesicherten, teils erschlossenen Neuansätzen seiner Krongutpolitik deutlich. Die Übernahme der Heimburg hatte schon den Weg vorgezeichnet, den Lothar am Harz weiter verfolgen würde. Der Eintausch der Feste Scharzfeld gegen die vergleichsweise wertlose Reichsabtei Alsleben war nur ein weiterer Schritt. Die Vorgänge um die Harzburg und das Aussterben der Herren von Veckenstedt, die Anlage des Lüdershofes und die Baugeschichte der Kyffhäuserburgen bieten neue Anhaltspunkte. Sie werden ergänzt durch das Auftreten von Reichsministerialen in der Goldenen Aue und im Goslarer Umland. Berücksichtigt man weiterhin die 1otharischen Ministerialensitze am Nord- und Westharz, so schließen sich die Besitzungen am Harz zu einem Bogen zusammen, der sich von Blankenburg und Heimburg über den Goslarer Reichsbezirk mit der Harzburg, Osterode, Katlenburg und Stauffenburg, Pöhlde, Scharzfeld und Kyffhäuser um den Westharz bis zum Reichsgut und den Pfalzen im Helmetal spannte. Diese Güter und Gerechtsame bildeten natürlich keinen geschlossenen Komplex, wurden aber dennoch durch die Herrschaft des Süpplingenburgers zu einer den ganzen Raum umgreifenden politischen Einheit verbunden. Ebenso vielgestaltig wie die rechtliche Herkunft der einzelnen Gerechtsame war auch diejenige der von Lothar abhängigen Herrschaftsträger. Auf Haus- und ~eichsgut begegnen in seiner Zeit nicht nur Ministerialen, deren Aufgaben von der einfachen Güterverwaltung bis zur Wahrnehmung wichtiger Ämter, wie Grafschaft, Vogtei und Burghut, reichen konnte; neben ihnen haben auch Edelfreie und Grafen wichtige Funktionen inne. Dies scheint besonders für das Reichsgut am Südharz zuzutreffen, wo Lothar nicht nur die Ministerialität begünstigte (Konrad Bärenhaupt, Konrad von Wallhausen, Valrad von Röblingen, u. a.; vielleicht auch Widekind von WaUenbüttel auf Scharzfeld), die aus salischer Zeit stammte, vielleicht aber auch teilweise von ihm eingesetzt worden war, sondern auch Edelfreie und spätere Grafen (Sigebodo von Scharzfeld, Grafen von Ilfeld, Christian von Rothenburg) mit der Wahrnehmung königlicher Interessen am Reichsgut betraute. Die Steigerung des Adelseinflusses auf den Reichsbesitz konnte sich nur allmählich zum Nachteil der Krone bemerkbar machen; für Lothar III. bedeutete sie noch eine Intensivierung der königlichen Herrschaft4. Am Nordharz scheint eine ähnliche Entwicklung eingesetzt zu haben, doch handelt es sich hier, wo Lothar schon als Herzog wichtige Kirchen4

Vgl. Mascher, Reichsgut S. 111 ff.

4. Teil: Das Reichsgut im Wirkungsbereich Lothars III.

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lehen zur Verfügung standen, eher um eine Einbeziehung des Reichsgutes in den Herrschaftsbereich der schon vor 1125 hier ansässigen und von Lothar abhängigen Adels- und Ministerialengeschlechter. Auch das Übergreifen der süpplingenburgischen Politik in den Machtbereich des Bischofs von Hildesheim5 ist in seinen Auswirkungen auf den königlichen Grundbesitz nur schwer zu erfassen. Sie sind am ehesten in der Kollision bischöflicher und königlicher Interessen in Goslar und Gandersheim zu sehen. Doch dürfte Lothar in der nördlichen Hälfte des Hildesheimer Sprengels über die gesteigerte Anziehungskraft seines Königtums und der daraus resultierenden engeren Bindung der Hildesheimer Vassalität an den 1otharisch-welfischen Einflußbereich auch territoriale Gewinne erzielt haben; hier ist etwa an das Auftreten eines Angehörigen der herzoglichen Dienstmannschaft in dem ursprünglich Hildesheimer Gebiet um Peine zu denken. Der Sturz Hermanns von Winzenburg, eines der wichtigsten Lehnsleute Hildesheims, hatte der "expansiven Territorialpolitik" Lothars III. im Hildesheimer Bistum neue Einflußmöglichkeiten eröffneVl; sie blieben indes nicht darauf beschränkt. Wenige Jahre nach dem Vorgehen gegen den Winzenburger, dessen übergräfliche Stellung im Leinegau offenbar auch eine Zuständigkeit auf Reichsgut umfaßte, tritt im Bereich der alten Pfalz Grone (bei Göttingen) erstmals ein Ministeriale auf, dessen besondere Verdienste im Stauferkampf Lothar dadurch belohnt, daß er die Vergabung eines Dienstlehens zu frommen Zwecken gestattete. Man wird kaum fehlgehen, wenn man hierin einen Versuch des Königs erkennt, den Reichsbesitz im Bereich der alten Pfalz näher an die Krone heranzuführen. Die vermutete Aktivität Lothars in Göttingen weist letztlich in dieselbe Richtung. Auch das Reichsgut um Mühlhausen war in den Wirkungsbereich Lothars einbezogen. Hier sind die Verfügung über Volkenroda, der Aufenthalt in Mühlhausen, die vermutliche Gründung der Blasiusstadt, die 1otharischen Ministerialen in der näheren Umgebung der Stadt und schließlich die Reform des Hausklosters Hornburg zu nennen. Im benachbarten Bereich an der mittleren Werra mag es ebenfalls zu Initiativen Lothars gekommen sein, wie die möglicherweise auf ihn zurückgehende Tätigkeit der Grafen von Ziegenberg zeigt; der Übergang der Abtei Hilwartshausen an das Erzstift Mainz läßt indessen darauf schließen, daß hier wie im ganzen thüringischen Bereich die Politik Lothars auf einen harten Konkurrenten stieß, den Erzbischof von Mainz. 5 Heinemann, Bistum Hildesheim S. 61 ff., S. 122 ff. Dazu, insbesondere zur Problematik einer näheren zeitlichen Fixierung dieser Vorgänge vgl. oben s. 139, 144 f., 217. 8 Heinemann, Bistum Hildesheim S. 123, 133 ff.

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4. Teil: Das Reichsgut im Wirkungsbereich Lotbars III.

Günstiger lagen die Verhältnisse zum Teil in den Gebieten östlich der Saale. Der Raum der späteren "terra Blisnensis" (Pleißenland) bildete einen zweiten Schwerpunkt 1otharischer Politik. Um den Mittelpunkt Altenburg, das seit der vielleicht nie vollzogenen Schenkung an das Erzstift Bremen erstmals unter Lothar wieder in engerer Beziehung zur Krone erscheint, finden sich erste Ansätze für eine stärkere deutsche Durchsetzung des Pleißengaues. Einen nachhaltigen Aufschwung erfuhr die königliche Stellung, als 1135 Teile des Groitzscher Erbes an die Krone fielen, darunter Güter um Zwickau, Groitzsch und Leisnig und insbesondere die Klöster Bürgel und Pegau. Gerade diese Abteien, die von großer Bedeutung für den weiteren Landesausbau waren, hat Lothar III. nicht nur privilegiert, sondern auch zur Gründung des Klosters Chemnitz herangezogen, das zum Kristallisationskern des späteren Reichslandes im westlichen Erzgebirge wurde. Gleichzeitig mit diesem kolonisatorischen Vorstoß dürfte der Aufschwung der städtischen Marktsiedlungen in Altenburg, Pegau und Chemnitz eingesetzt haben. Den Reichsministerialen scheint bei diesen Vorgängen im mitteldeutschen Raum noch keine tragende Rolle zugefallen zu sein; sie begegnen östlich der Saale in vorstauftscher Zeit nur vereinzelt. Und selbst die Staufer haben bei der Reorganisation der Burggrafschaften zunächst weniger auf Ministerialen als auf Edelfreie und niederen Adel zurückgegriffen7 • Unter diesen Umständen wäre es sicherlich verfehlt, von einer gezielten Reichslandpolitik Lothars III. in den Gauen östlich der Saale zu sprechen. Noch lange üben Kirche und Dynasten den entscheidenden Einfluß aus8 • Dennoch bleibt zu beachten, daß der Ausbau jener Gebiete, die neben den von Friedrich I. hinzuerworbenen Teilen der Groitzscher Erbschaft Schwerpunkte des späteren Reichslandes an der Pleiße bildeten9, auf die Initiative des Süpplingenburgers hin in Angriff genommen wurde. In den nordöstlichen Randgebieten Sachsens, wo Lothar nach dem Tode Heinrichs von Stade (1129) möglicherweise den Versuch gemacht hat, die Stellung der Markgrafen zugunsten der Krone zurückzudrängen, hören wir von einem interessanten Vorstoß. Durch den Bau einer Burg in Segeberg und ihre Übergabe an einen königlichen Lehensmann unterstützte der König nicht nur die auch sonst geförderte Missionierung und Kolonisation des umliegenden Landes, er sicherte darüber hinaus wie schon vor 1125 mit der Anlage von Bremervörde - seinen unmittelbaren Einfluß in Nordelbingen, den er als Herzog begründet und als 1 Vgl. etwa Schlesinger, Chemnitz S. I99 f .; Helbig, Ständestaat S. 206 ff.; Metz, Güterverzeichnisse S. 35, 43. 8 Helbig, Ständestaat S. 2 ff., 8 f., 32, 34; Schlesinger, Schönburgische Lande S.32. 9 Patze, Pleißenland S. 83; Schlesinger, Chemnitz S. 15; Helbig, Ständestaat s. 9 f .

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König durch den Kampf gegen Slawen und Dänen weiter gefestigt hatte. Nach dem Tode Lothars gingen diese Ansätze dem Königtum allerdings wieder verloren. In den übrigen Teilen Sachsens und Thüringens war das Reichsgut zu spärlich, als daß es zu einer Neubegründung der königlichen Macht hätte herangezogen werden können. Die zum Teil möglicherweise auf den Süpplingenburger zurückgehende Grafschaftsorganisation Ostsachsens deutet an, daß der König hier auf andere Mittel zur Intensivierung seiner Herrschaft angewiesen war. Dieses Bestreben, die vielfältigen Herrschaftsrechte des Adels dem Reiche dienstbar zu machen, findet in der endgültigen Begründung der thüringischen Landgrafschaft unter den Ludowingern eine Parallele. Überblickt man die Beziehungen Lothars III. zum sächsisch-thüringischen Reichsgut, so wird deutlich, daß eine königliche Güterpolitik im Osten und Norden und erst recht im Südwesten des sächsischen Kernbereiches allenfalls in Ansätzen sichtbar wird; sie wird auch in den ferneren Gebieten von dem Bestreben begleitet, die Kraft der Reichskirche (Magdeburg, Merseburg, Naumburg, Halberstadt, Quedlingburg, Nienburg, Gandersheim, Corvey) und der aufstrebenden Stadtgemeinden (Altenburg, Pegau, Chemnitz, Magdeburg, Quedlinburg, Bardowick, Lüneburg, Braunschweig, Hannover, Goslar, Göttingen, Mühlhausen) für die königlichen Zwecke heranzuziehen. Am engeren Einflußbereich der großen Adelsgeschlechter findet die königliche Politik freilich regelmäßig ihre Grenze, so beispielsweise im sächsischen Kolonialland an der Macht der Ballenstädter und Wettiner und im Grenzgebiet zu Hessen an der Stellung der Winzenburger, Northeimer und Ludowinger. Eine eigentliche Reichslandpolitik ist lediglich im sächsischen Kernland, vor allem am Harz und in seinen Randgebieten, festzustellen. Der Grund liegt auf der Hand: nur hier, wo die ererbten Besitzungen sich mit dem Reichsgut zu einem dichteren Neben- und Miteinander königlichen Grundbesitzes ergänzten, konnte die Machtgrundlage des 1otharischen Königtums auch als territoriale Größe in Erscheinung treten. Herzogliche und königliche Befugnisse, Reichsgut und Hausgut scheinen sich während der Herrschaft Lothars III. zu einer neuen Gesamtheit verschlungen zu haben. Daß der Süpplingenburger die herzogliche Würde erst gegen Ende seines Lebens dem Welfen übertragen hat, läßt erkennen, wie sehr er königliche und herzogliche Gewalt als politische Einheit verstand. Insoweit dürfte es auch wenig sinnvoll sein, streng zwischen den beiden Elementen zu unterscheiden. Den Zeitgenossen dürfte eine solche Differenzierung ohnehin fremd gewesen sein10• Die Interessen des Königtums und die Interessen des sächsischen Herzog10

Vogt, HerzogtumS. 3; Weiland, HerzogtumS. 70 ff.

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tums waren identisch. Nur in der Erwartung einer ~nterschiedlichen Nachfolge in Königs- und Herzogswürde hätten die Belange beider Bereiche auseinanderfallen können. Die Möglichkeit einer solchen Entwick:lung hat Lothar zwar sicherlich nicht übersehen, sie entsprach aber nicht seinen politischen Intentionen; ein anderes als ein welfisches Königtum hat er sicherlich nicht vorbereiten wollen. Unter diesem Aspekt ist die Übertragung des sächsischen Herzogtums an Heinrich den Stolzen zu sehen. Königtum und sächsisches Herzogtum sollten nach Lothars Plänen in welfischer Hand vereint bleiben11 • Nun zeigt aber gerade die Möglichkeit der Ausgliederung des sächsischen Herzogtums noch zu Lothars Lebzeiten, daß er sich der rechtlichen Differenziertheit seiner Stellung in Sachsen bewußt war. Im Rahmen seiner Territorialpolitik finden wir allerdings nur selten einen deutlichen Hinweis auf dieses Wissen12• Andere Vorgänge, so insbesondere das Vordringen in den Hildesheimer Sprengel und die Errichtung der Burg Segeberg, sind keineswegs eindeutig der herzoglichen oder der königlichen Gewalt zuzuordnen13• Am deutlichsten kommt die Verzahnung beider Sphären in der Anwendung von Angehörigen der Hausund Herzogsministerialität auf Reichsgut oder Reichskirchengut (so etwa auf der Heimburg und in Feine) zum Ausdruck. Trat also während der Herrschaft Lothars III. im sächsischen Kernbereich die rechtliche Verschiedenheit hinter der territorial-politischen Einheit zurück, so schob sich mit der unterschiedlichen Rechtsnachfolge nach seinem Tode- ähnlich wie 1125 - der rechtliche Gesichtspunkt wieder in den Vordergrund. Die Position, die Lothar zusammengefügt hatte, zersplitterte in ihre Bestandteile. Daß das 1otharische Hausgut wieder vom Reichsgut abgesondert wurde, konnte 1138 keine Frage sein, nachdem der Grundsatz der Trennung von Reichsgut und Hausgut wenige Jahre zuvor noch als selbstverständlich gegolten hatte und das 11 Unter diesem Gesichtspunkt ist es möglich, von einer "Hausmachtpolitik" Lothars zu sprechen. Es dürfte aber zu weit führen, während der Königszeit des Süpplingenburgers eine herzogliche Hausmachtpolitik anzunehmen (so aber Heinemann, Bistum Hildesheim S. 63); vorsichtiger geht Schmale (Lothar III. S. 39) mit dem Begriff "Hausmacht" um. 12 Die Burg Scharzfeld wurde "in concambium ad usum regni" übernommen (MGH D L III. nr. 31 [1131] S. 48); der Anfall der Güter in Dankeisheim erfolgte "in potestatem regni" (a.a.O. nr. 18 [1129] S. 23); Münchsmünster wurde "sub imperialem iurisdictionem" gestellt (a.a.O. nr. 54 u. 66 [1133/34] S. 86, 102). Die Zugehörigkeit zum 1otharischen Erbe wird beispielsweise in den Urkunden für Königslutter (a.a.O. nr. 74 [1135] S. 115: "hereditatem nostram paternam") und das Braunschweiger Marienkloster (nr. 67 [1134] S. 105: "Advocatiam ... iuri nostro heredique nostro .. . reservantes") betont. ts Es sei denn, man wollte die Rechtslage unter Lothar III. von den Verhältnissen nach 1137 her interpretieren; hiergegen bestehen jedoch grundsätzliche Bedenken, da der politische Gegensatz zwischen Staufern und Welfen die ursprüngliche Rechtslage beeinflußt und möglicherweise auch verwischt haben kann. Vgl. auch oben S. 99 f., 139.

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Problem der unterschiedlichen Nachfolge sich in der gleichen Weise stellte wie 1125. Im Einzelfalle haben die Welfen bei dieser Abschichtung sicherlich die Zuordnungsfrage, die zu Lebzeiten Lothars infolge der Überhöhung des Herzogtums durch das Königtum bisweilen im Unklaren geblieben war und auch gar nicht immer beantwortet zu werden brauchte, in ihrem Sinne ausgedeutet14 • Infolge einer derartigen nachträglichen15 Ausnutzung der Kompetenzüberschneidungen unter Lothars Herrschaft dürfte dessen Übergreifen in den Hildesheimer Sprengel letztlich die welfische Stellung gestärkt haben. Wenngleich wohl auch hier ältere rechtliche Verbindungen mit dem süpplingenburgischen Hausmachtkomplex eine Rolle gespielt haben mögenHJ, so dürfte doch gerade die unentschiedene, auslegungsfähige Rechtslage in vielen Fällen der welfischen Politik willkommene Ansatzpunkte geboten haben. Die besondere Stellung des königlichen Grundbesitzes im sächsischthüringischen Raum erhellt nicht nur aus den Geschehnissen nach 1138, sondern auch aus einem Vergleich mit der Politik Lothars in den übrigen Teilen des Reiches. Nicht so reibungslos wie in Sachsen erfolgte der Zugriff des Königs auf das Reichsgut in Niederlothringen 11. Am ehesten erreichte Lothar sein Ziel am Niederrhein. Die Ausweitung der sächsischen Herzogsgewalt bis nach Westfalen dürfte diese Entwicklung begünstigt haben. Aber nicht nur das wenige in Westfalen noch vorhandene Reichsgut, von dem wir unter Lothar III. übrigens nicht hören, galt es zu behaupten, sondern auch die wichtigen Stützpunkte am Mittel- und Niederrhein, vor allem das traditionsreiche Aachen. Der Widerstand, der dem König zu Beginn seiner Herrschaft gerade hier geleistet wurde, wich offenbar bald einer engeren Beziehung des Süpplingenburgers zu der alten Karolingerpfalz ; sie weist nach Goslar die meisten Aufenthalte auf. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die seit 1128 bezeugten, aus 14 Von einer "Umdeutung" kann Reinemann (Bistum Hildesheim S. 156 f.) nur sprechen, da nach seiner Meinung die Beziehung zu Lotbar von den betroffenen Ministerialen und Adeligen einseitig als Bindung an das Königtum aufgefaßt wurde. Etwas anders scheint Reinemann selbst diese Frage zu beurteilen, wenn er (a.a.O. S. 63) die Fragwürdigkeit der Annahme einer "einseitigen Bindung an die herzogliche Hausmacht Lothars" betont und hervorhebt, daß "im gleichen Maße" (Hervorhebung vom Verfasser) die "enge Bindung zum Königtum" beachtet werden müsse. 15 Wenn man mit Reinemann das Königtum des Süpplingenburgers in den Vordergrund stellt, ist es nicht recht schlüssig, schon Lotbar eine "geschickte politische Ausnutzung" der Kompetenzüberschneidung zuzuschreiben (so aber Reinemann a.a.O. S. 63, ähnlich S. 156); die Zuordnungsfrage spielte für Lotbar keine so große Rolle, wohl aber für die Welfen. 16 Hier sei etwa auf das Auftreten der 1otharischen Ministerialen in der Herrschaft Peine hingewiesen, das auf diese Weise dem Einfluß des HUdesbeimer Hochstifts entfremdet wurde; vgl. oben S. 165 f . - Im übrigen vgl. oben S. 139, 217 Anm. 43. 17 Vgl. oben S. 41 ff., 73, 148 f., 159 f., 189 ff., 263 ff.

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Düren stammenden ministerialischen Reichsvögte von. Aachen. Zwar kann nicht mit Sicherheit erwiesen werden, daß sie von Lotbar eingesetzt worden sind; Zeit und Umstände ihres ersten Auftretens legen diese Vermutung aber nahe. Ähnliche Ansätze zu einer Neubegründung der königlichen Herrschaft über das Reichsgut finden wir am Mittelund Niederrhein, wo Lotbar die Ministerialität von Boppard begünstigte und die königliche Herrschaft über Duisburg, Elten und wohl auch Sinzig erneut zur Geltung brachte. Das Auftreten von Reichsministerialen in Hammerstein, Kerpen und Nimwegen und die Beziehungen Lotbars zur Dienstmannschaft der Reichskirchen und -klöster, insbesondere derjenigen Utrechts, verstärken diesen Eindruck. Dabei darf jedoch nicht übersehen werden, daß der Adel noch einen großen Einfluß auf das Reichsgut hatte. Die bis 1139 bestehende Grafenvogtei über Boppard findet in den Vogteirechten Herzog Walrams im Gebiet von Duisburg und der Waldgrafschaft Alveradas von Kuyck im "Osning" Parallelen; ja möglicherweise hat Lotbar selbst zur Entstehung weiterer Dynastenrechte über Reichsgut beigetragen, wie man aufgrund des Auftretens der Grafen von Sayn im Engersgau vermuten möchte. Eine Vermehrung des Reichsgutes, zu der etwa das Verfahren gegen die Grafen von Kuyck Gelegenheit geboten hätte, fand zwar nicht statt; aufs Ganze gesehen dürfte es aber gelungen sein, über die Wahrung des überkommenen Bestandes hinaus den königlichen Einfluß zu bekräftigen, sei es durch ausdrückliche Bestätigung, so im Falle Duisburgs, Eltens und des "Osning", sei es durch eine Förderung der Reichsministerialität, so in Aachen/Düren, Nimwegen, Hammerstein und Boppard. Nicht zuletzt spiegelt sich das starke Interesse Lotbars III. am Westen des Reiches in den zahlreichen für Klöster und Abteien ausgestellten Urkunden, unter denen diejenigen für die Reichskirchen in den reichsgutsarmen Gebieten westlich der Maas und im Moselraum besondere Beachtung verdienen. Die Beziehungen Lotbars III. zum Reichsgut in Franken, Schwaben und Bayern18 wurden in entscheidendem Maße durch die Auseinandersetzung mit den Staufern geprägt; die Kämpfe erstreckten sich zwischen den Brennpunkten Speyer und Nürnberg vom Rhein über Schwaben und Ostfranken bis vor die Tore Würzburgs und Bambergs und zum bayerischen Nordgau. Durch den Widerstand der Staufer wurde nicht nur mehrere Jahre lang der unmittelbare Zugriff Lotbars auf das wichtige Reichsgut um Nürnberg und das salische Königsland im südlichen Rheinfranken verhindert, sondern auch die Abhängigkeit des Königs von anderen politischen Kräften, vor allem von der Reichskirche und dem Adel Süddeutschlands, vergrößert. Den Zugang zum Reichsgut 18

Vgl. oben S. 32 ff., 44 ff., 57 ff., 60 ff., 154 ff., 176 ff., 200 ff., 250 ff., 272 ff.

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konnte der König zwar mit Waffengewalt erzwingen; die Rücksicht, die er auf seine Bundesgenossen nehmen mußte, verhinderte jedoch letztlich eine aktivere Reichsgutpolitik, die nicht zuletzt eine Reichsministerialenpolitik hätte sein müssen. Schon das Itinerar im süddeutschen Raum, wo außer den Bischofsstädten an Rhein, Main und Donau nur Nürnberg und vielleicht auch Frankfurt und Ingelheim begegnen, läßt die überragende Bedeutung der Reichskirche erkennen. Auch alle echten Gewinne - soweit sie überhaupt faßbar sind - vermehrten nicht den unmittelbaren königlichen Besitz, sondern das Reichskirchengut. Ein Teil davon trug allerdings zur Ausweitung des königlichen Einflusses bei. Dies gilt für Benediktbeuren, dessen Reichsunmittelbarkeit Lothar wiederherstellte, besonders aber für die Klöster Rheinau, Pfäfers und Disentis, durch die der König im reichsgutsarmen Gebiet am Oberrhein und den Paßstraßen in Graubünden Einfluß zu gewinnen suchte. Andere Gewinne kamen indessen nur den Reichsbistümern zugute. Als Beispiel sind Münchsmünster und wohl auch MaUersdorf zu nennen; in beiden Fällen schmälerte Lothar den königlichen Besitz zugunsten der Klosterpolitik Ottos von Bamberg, dessen territorialen Zielen er auch sonst entgegenkam, wie die Bestätigung des ehemaligen Reichsgutes Schambach zeigt. Nicht nur der Bamberger, auch der Würzburger, dessen "herzogliche" Stellung Lothar vermutlich bekräftigte, und der Mainzer, dessen Interessen in Ilbenstadt Lothar durch Schenkungen aus dem Reichsgut in Frankfurt entgegenkam, trugen zumindest mittelbare Gewinne davon. Außer der Reichskirche beeinflußte auch der Adel in starkem Maße die Beziehungen des Süpplingenburgers zum Reichsgut im Süden Deutschlands. In erster Linie sind hier die Staufer zu nennen, die nach der Aussöhnung in ihre schon unter Heinrich V. begründeten Positionen am Rhein und in Ostfranken zurückkehrten. Die jahrelangen Kämpfe gegen ihre Ansprüche führten letztlich zu keiner Vermehrung des unmittelbaren Reichsgutes; mit Nürnberg und vielleicht auch Ulm überließ Lothar die wenigen königlichen Besitzungen, die den Staufern über die Versöhnung im Jahre 1134 hinaus entzogen werden konnten, dem Welfen, seinem wichtigsten Parteigänger. Im äußersten Südwesten verfuhr der König ebenso, indem er dem Grafen von Lenzburg die Abtei Rheinau überließ und Konrad von Zähringen mit der Errichtung des burgundischen Rektorates die wenigen Gerechtsame der Krone in diesem Bereich unterstellte. Die Landgrafschaften der Habsburger und Runeburger im Elsaß und wohl auch die der Leininger im Speyergau sind ebenfalls in diesem Zusammenhang zu sehen. Eine Entsprechung zu dieser Steigerung der Adelsherrschaft über das Reichsgut finden wir in den Beziehungen Lothars III. zur Reichsministerialität. Eine Inanspruchnahme der Dienstmannschaft ist nur dort zu

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beobachten, wo Lotharden Adel bekämpfte und ihn nicht seinerseits in den Dienst des Königtums zu stellen suchte. Im Südwesten des Reiches hören wir nichts von einer Reichsministerialität. Die bayerische Dienstmannschaft, die zwischen 1125 und 1138 im Umland der Reichsburg Nürnberg, auf dem Reichsgut um Weißenburg und Neuburg an der Donau und im Gebiet um Ranshofen und Braunau anzutreffen ist, hat Lothar III. nicht für seine Zwecke herangezogen, vermutlich, weil er die Stellung Heinrichs des Stolzen, der das Reichsgut im Nordgau und am Inn beherrschte, und die des Pfalzgrafen von Wittelsbach, der die Grafenvogtei über den Reichsbesitz um Neuburg und Regensburg innehatte, nicht schmälern wollte. Die Tatsache, daß der Süpplingenburger die wohl im ostfränkisch-nordbayerischen Raum ansässigen Reichshofdienstmannen von den salischen Vorgängern übernahm, kann diesen Befund kaum abschwächen. Bezeichnenderweise begegnen sonst nur Ministerialen der Reichskirche, und zwar die des Klosters Niedermünster in Regensburg, in engeren Beziehungen zu Lothar III. In Rheinfranken liegen die Verhältnisse etwas anders. Hier scheint der König versucht zu haben, seine Herrschaft im stauferfreien Teil Rheinfrankens durch Reichsministerialen abzusichern. Am deutlichsten kommt dies in der Urkunde für Konrad von Hagen zum Ausdruck: zwischen den beiden Belagerungen von Speyer schenkte Lothar in W orms in Anwesenheit zahlreicher Standes~enossen diesem Getreuen bisheriges Dienstlehen zu Eigen. Kaum weniger bezeichnend ist die Tatsache, daß der König die fromme Stiftung des Ministerialen Gottfried von Fleckenstein in den Tagen der staufischen Niederlage vor Speyer genehmigte. Diese Ministerialenpolitik, die sich auch in einer entsprechenden Bestätigung für einen Ingelheimer Ministerialen, im Auftreten der Reichsministerialen von Bolanden und anderer rheinhessischer Ministerialen neben den Dienstmannen der Frankfurter Gegend (Hagen, Vilbel, Trebur) abzeichnet, sollte offenbar auf das den Staufern abgerungene Gebiet im Speyergau ausgedehnt werden. In enger Verflechtung mit dem Rückgriff auf die Ministerialität dürfte eine Burgenpolitik gestanden haben, die Lothar III. einer beiläufigen, elsässisches Gebiet betreffenden Notiz zufolge betrieb, die aber in ihrem Umfange nicht näher bestimmbar ist. Daß sich dieses Vorgehen vor allem auf die Pfalz erstreckte, ist nur zu vermuten. Um dauerhafte Lösungen kann es sich ohnehin nicht gehandelt haben, da die Staufer ihre angestammte Position in Rheinfranken und am Elsaß zurückgewinnen konnten. Die vielschichtigen Beziehungen Lothars III. zum Reichsgut lassen nur bedingt deutlich werden, worin sich seine Reichsgutpolitik von der seiner Vorgänger und Nachfolger unterscheidet.

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Die Abweichungen sind zunächst- wenn auch nur andeutungsweisein den Mitteln seiner Politik zu erkennen. Die Reichsministerialität, die wichtigste Stütze salischer Reichsgutpolitik, hat Lotbar zwar nicht vernachlässigt; neben ihr vertraute er jedoch - insoweit von der salischen Linie abweichend - in verstärktem Maße auch adeligen Herren die Wahrnehmung von Rechten des Reiches an. Dieses Verhalten ist vor allem im Harzbereich zu beobachten, es dürfte aber auch in anderen Landschaften des Reiches eine Entsprechung gefunden haben. Man wird diese Politik mit Mascher auf die andere Einstellung des Süpplingenburgers zum Dienst des Adels am Reiche zurückführen dürfen, auf die "Verwurzelung in einer Landschaft, deren Gesicht ganz außerordentlich vom Adel und vom Recht dieses Adels auf Herrschaft geprägt wurde" 19 • Neben der verstärkten Heranziehung des Adels erhielt die Reichsgutpolitik Lotbars in der - im Vergleich zu den Saliern - verstärkten Beachtung des aufstrebenden Städtewesens und der Zunahme städtischer Neuanlagen20 besondere Akzente. Die Unterschiede liegen zum anderen - und das dürfte für die Geschichte des Reichsgutes bedeutender geworden sein - in der räumlichen Komponente. Lotbar III. hatte zwar nach langwierigem Ringen sein Königtum im ganzen Reich zur Geltung bringen können; eine tiefere Verwurzelung seiner Herrschaft, die nicht zuletzt einen festen Zugriff auf das Reichsgut voraussetzte, ist ihm jedoch nur im Norden des Reiches gelungen. Ihren prägnanten Ausdruck finden diese Verhältnisse in einem Brief an Papst Innozenz II., den Lotbar nach der zwistigen Bischofswahl in Halberstadt um eine baldige Entscheidung bittet, "quia vero in partibus Saxonie, maximein praefata ecclesia imperialis dignitas consistit" 21 • Wie groß die Bedeutung dieser "Hausmacht" war, erwies sich in den Jahren 1125-1137 oft genug22 • Im Westen, von Frankfurt bis zum Niederrhein, hat Lothar zukunftsträchtige Ansätze gelegt. In Franken blieben ihm jedoch dauernde Erfolge versagt. Nachdem der jahrelange Widerstand der Staufer endlich gebrochen war, folgte der Vergleich von 1135 zu schnell, als daß der 19 Mascher, Reichsgut S. 116; wenn er daran anschließend jedoch vermutet, Lothar habe "die geplante Durchbildung der staatlichen Organisation im Reich nicht in eine unmittelbare Königsherrschaft einmüden" lassen wollen, sondern sich im wesentlichen jenes Personenkreises bedient, "der kraft seines Geburtsstandes zur Herrschaftsausübung bestimmt erschien", so geht das m. E. zu weit, da die für den Südharzbereich gewonnenen Ergebnisse nicht ohne weiteres verallgemeinert werden dürfen, zumal ihnen selbst, besonders soweit es die Reichsministerialität anlangt, nicht immer zugestimmt werden kann. n Stoob, Königtum S. 56. 21 Jafte, Bibl. V S. 524. 22 Beispielhaft sei auf die ausschließlich sächsische Beteiligung am Romzug von 1132 hingewiesen; vgl. Bernhardi, Lothar S. 421 f. und S. 438 mit Anm.5.

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königliche Zugriff auf das Reichsgut organisatorische Formen hätte annehmen können. Die Rückkehr der Staufer ist wohl die am schwersten wiegende Konsequenz des Ausgleiches, da sie die latente Gefahr eines staufischen Königtums wiedererstehen ließ. Dem Nachgeben Lotbars in Franken scheint auf den ersten Blick die Tatsache zu entsprechen, daß er sich auch aus Bayern, insbesondere dem bayerischen Nordgau, zurückgezogen hat. Man ist deshalb zunächst geneigt, der Annahme Stoobs28 zuzustimmen, Lothar habe das Königtum auf Niederdeutschland als Basis zurückführen wollen. Eine solche Beurteilung dürfte indessen schon mit der Politik des Süpplingenburgers am Mittel- und Niederrhein nicht ganz zu vereinbaren sein. Sie übersieht überdies, daß der Vergleich mit den Staufern einer Zwangslage entsprungen ist, in der dem Kaiser die Schwächung seiner Position in Franken und im Elsaß als das geringere Übel erscheinen mußte. Vor allem läßt die Wertung Stoobs die Nachfolgefrage außer Betracht. Lothar hat seit dem Bündnis mit dem Bayernherzog in diesem oder seinem um 1129 geborenen Erben, dem Enkel des Königs, den Nachfolger im Reich gesehen. Aus dieser Vorstellung entsprang eine "Gleichstellung der welfischen Interessen mit denen des Königtums" 24 • Die zurückhaltende Reichsgut- und Ministerialenpolitik Lotbars in Bayern und Ostfranken zugunsten der Stärkung der Macht Heinrichs des Stolzen erscheint unter diesen Voraussetzungen geradezu als eine Vorbereitung des welfischen Königtums. In der Zielsetzung, wenn auch nicht in den Methoden, entspricht das Verhalten Lotbars zum Reichsgut um Nürnberg seiner Politik im Norden Deutschlands. Einem Welfen als König hätte im bayerischen Herzogtum und im Nürnberger Reichsland eine entscheidende Machtbasis im Süden des Reiches zur Verfügung gestanden. Die unter Heinrich V. verlorene, von Lothar aber für die Krone zurückgewonnene und neu gefestigte Harzposition und die in ihrer Ausbaufähigkeit erkannten Landschaften zwischen Altenburg und Chemnitz wären mit dem gesamten Erbe des Kaisers an den Welfen gefallen. Einem auf solche Grundlagen gefestigten Königtum wären die Staufer nicht gewachsen gewesen. Auch für die Reichsgutpolitik gilt, was Schmale 25 von dem Königtum Lotbars als ganzem sagt, daß es nämlich "Neues in sich" berge, "dessen endgültige Gestalt man ahnt, wenn man sich ein nach Lotbars Willen verwirklichtes welfisches Königtum vorstellt". Man muß also eine lotharisch-welfische Kontinuität hinzudenken, wenn man den Torso süpplingenburgischer Reichsgutpolitik in seiner Bedeutung richtig einschätzen will. Die Maßnahmen Lotbars waren eben "wesentlich vorbereiKönigtum S. 56. u Schmale, Lothar III. S. 40. Ebenda S. 40; vgl. auch S. 44.

2a

25

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tender Art" 26 • Sie hätten ihre Ergänzung und Vollendung finden können, wäre 1138 statt Konrad ein Welfe zum König erhoben worden. Durch die Wahl des Staufers wurde der Reichsgutpolitik Lothars der "aufbauende und in die Zukunft weisende Sinn" 27 genommen. Der Übergang der Krone an die Staufer erzwang eine Neuorientierung der königlichen Reichsgutpolitik. Nach 1138 lag die Ausgangsbasis in Schwaben und im Elsaß und in den salischen Königslandschaften Frankens. Im Harzbereich, dem dritten Kernland des salischen Reiches neben Bayern und dem Rhein-Main-Gebiet, konnten die Staufer nur noch "Rückzugsgefechte" 28 liefern. Schon unter Friedrich I. gerieten "die in die welfische Besitzsphäre eingestreuten Königsgüter" in eine "ausgesprochene Randlage" 29 • Die nach dem Sturz Heinrichs des Löwen eingeleitete Wende der königlichen Politik konnte die Position des Reiches nicht mehr retten30• Der Verlust der 1otharischen Machtstellung in Sachsen zog für die Staufer ähnliche Konsequenzen nach sich, wie sie die Niederlage am Welfesholz für die Salier gezeitigt hatte31 • Das Schwinden des königlichen Einflusses auf Sachsen schwächte naturgemäß auch den Einfluß des Königtums am Niederrhein, wo die Staufer nur noch eine defensive Reichsgutpolitik betreiben konnten und mehrfach zum Rückzug gezwungen waren. Nur im östlichen Mitteldeutschland haben sie durch den Aufbau königlicher Territorien die Ansätze Lothars III. kraftvoll entfaltet. Dennoch konnte das staufisehe Königtum die Verluste, die der Dynastiewechsel von 1138 mit sich gebracht hatte, nicht ersetzen; das Übergewicht der Welfen, Askanier und Wettiner im sächsischen Stammland und seinen nördlichen und östlichen Randgebieten konnte nicht mehr aufgewogen werden. Das deutsche Königtum verlor "seine Verwurzelung im Norden, aber auch die Kraft zu einer Verklammerung von Nord und Süd"32 • Diese Entwicklung ist eine Folge der salisch-staufischen Kontinuität, die Lothar und die Welfen nicht brechen, sondern nur unterbrechen konnten. Der Süpplingenburger und seine Erben konnten die Staufer nicht vom Reiche abdrängen, sie konnten aber auch ihrerseits nicht aus ihrer durch Lothar begründeten Vormachtstellung verdrängt werden. Dieses Kräfteverhältnis, das die Geschicke des deutschen Königtums vor allem im 12. Jahrhundert zutiefst geprägt hat, war nicht zuletzt durch 26

27

2s 29 30

31

hin.

Th. Mayer, Wirkungsbereich S. 34. Vgl. Rörig, Geblütsrecht S. 32. Th. Mayer, Wirkungsbereich S. 34. Vollmer, Reichs- und Territorialpolitik S. 312 ff., bes. S. 319, 321, 333, 338. Ebenda, S. 321, 337, 372. Auf diesen Zusammenhang weist auch Wisplinghoff (Friedrich I. S. 29)

32 So Rampe - Baethgen (Kaisergeschichte S. 125), die dabei allerdings nicht speziell die Reichsgutpolitik, sondern die gesamte Tätigkeit im Auge haben. - Ähnlich Th. Mayer, Wirkungsbereich S. 34; Seidlmayer, Nord und Süd s. 63 ff.

19 Wadle

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die Trennung von Reichsgut und Hausgut bedingt. Die besondere Konstellation, die durch die Königswahlen von 1125 und 1138 enstanden war, legte eine der Wurzeln königlicher Herrschaft bloß. Im Regensburger Fürstenspruch tritt ihre verfassungsrechtliche Bedeutung am deutlichsten zutage. Die Wahl des Sachsenherzogs entgegen den staufiseben Ansprüchen auf das salische Erbe führte dazu, daß der Rechtscharakter von Reichsgut und königlichem Eigen neu überdacht wurde. Der Wechsel des Königshauses forderte eine Besinnung auf die tragenden, über die Person des Herrschers hinausführenden Elemente heraus. Das "Bewußtsein einer lebendigen und gewollten staatlich-politischen Kontinuität vom Vorgänger her" 33 mußte eine Vertiefung erfahren. Dies geschah dadurch, daß mit dem Übergang des Reichsgutes auf den Nachfolger auf dem Thron und insbesondere durch die Einordnungsweise des Tauschgutes die Transpersonalität des Reichsgutes in den Vordergrund gerückt wurde. Die Gegenüberstellung von Reichsgut und Hausgut und vor allem die Rechtsbestimmung des Ächtergutes machten darüber hinaus eine Besinnung auf die überpersönlichen Elemente königlicher Herrschaft notwendig. So wurde am Objekt und Begriff des Reichsgutes als eines dinglichen Substrates der Königsgewalt die sonst in erster Linie auf die Person des Herrschers abgestellte Staatsvorstellung überwunden, ja die Königsgewalt selbst wurde in einem transpersonalen Sinne verstanden, weil erst dies die Einordnung bestimmter "praedia" ermöglichte. Die Vorstellungen, die im Regensburger Reichsweistum ihren Niederschlag gefunden haben, bieten keineswegs etwas völlig Neues. Sie finden sich in ähnlicher Weise schon früher, etwa in der öfter erwähnten Stelle bei Wipo 34• Der Spruch von 1125 hält sich im Rahmen der herkömmlichen, vorwiegend germanisch-fränkischen Rechtstradition. Insofern kommt dem Weistum neben anderen entsprechenden Überlieferungen lediglich eine paradigmatische Bedeutung zu. Gleichwohl darf man die besondere Situation am Ende des Investiturstreites, "in dessen Verlauf die überlieferten und vorhandenen personalen und transpersonalen Faktoren in ein neues Verhältnis zueinander treten" 35, nicht unterschätzen. Die nachkarolingische Entwicklung hatte bald diese, bald jene Vorstellung begünstigt. Der Investiturstreit hingegen förderte wie kaum ein anderes politisch-geistesgeschichtliches Geschehen die Vorstellung des "Staates" als einer Institution. Nur auf diesem Hintergrund konnte die 1125 eingetretene Konstellation zu einer sol"t!h prägnanten Feststellung des rechtlichen Unterschiedes von Reichsgut und Hausgut führen, wie sie im Regensburger Weistum enthalten ist. 33

34

Schieffer, Heinrich II. und Konrad II. S. 387 mit Anm. 3. Beumann, Staatsvorstellungen, passim, bes. S. 187, 194.

as Ebenda, S. 214.

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Register Soweit Ortsnamen nur zur Bezeichnung von Bistümern, Klöstern, Herrschaften usw. verwendet werden, ist dies - in der Regel - vermerkt. Hochgestellte Zahlen verweisen auf Anmerkungen. Aachen 42 ff., 73 71 , 141, 159 ff., 189 ff., 264, 283 ff. Abbenrode 176, 229101 Ahlsburg 38, 173 Al, Wald 3819 Albrechtsfelde 227 Aldendorp 193, 19974 Allstedt 38, 145 f., 170 f., 176, 278 Alsleben, Abtei 129, 216, 240, 278 Altdorf 36 Altenburg 40, 152 ff., 174 f., 240 ff., 280 f., 288 Altenburg (b. Nürnberg) 80 Altengrane 169 Alt(en)thann, s. Thann Altenmarkt 263 Alzey 33, 65 f., 71 f., 129, 187 59 , 254 22 Anderbeck 175 Andernach 43, 44 59 , 196 f., 271 Annweiler 64 f., 69 f. Ansbach 86 39 , 89 53 Antwerpen 269 'Arneburg 247 Arnsburg 17912 Arnstein, Kloster 196 Aschaffenburg 252 Asselburg 234130 Astfeld 232 117 Augsburg 95, 157 ff.; Bistum 261 Aurach 202 "Azingerothe" 230 Bamberg 58, 79, 97, 135, 145 15, 157 f., 277; Bistum 36, 82 f., 89 54, 126, 206 f., 249, 260 ff., 284 f. Bardowick 152 ff., 162, 245, 277, 281 Basel 32 f., 93, 154 ff., 159; Bistum 77, 274 f. Bayernaumburg 145 f.

Beilstein 18541 Belmont 27520 Benediktbeuren, Kloster 261, 263, 285 "Beningerod" 210 f. Benningen 19445 Bentheim 148 Benzendorf 205 Berbisleben 215 Berga 225 Beringen 222 66 Berkum 176, 208 Bern 273 Berngau 92, 259 Bernhofen 195 Bersdorf 19868 Beuron, Kloster 275 14 Bielen 171 17 Billeben 150 Bilstein, Wald 231101 Bingen 65, 73, 7590 Bischofsberg, Kloster St. Johann 156, 180 Bischofsheim 1896' Blankenbach 202 Blankenburg 149, 162, 165 ff., 226 ff., 278 St. Blasien, Kloster 27411, 275 "Blidericheroth" 17010 Bodenheim 7589, 25421 Badfeld 216 Badman 47 Bolanden 71, 180 ff., 18759 , 286 "Boninga" 194 Boppard 42, 65, 73 f., 83, 189, 195 f., 264, 284 Bornstedt 1468 "Bosici" 245 "Botingeroth" 2106, 211 Boyneburg 236 f. Brakel42

332

Register

Braunau 36, 202, 286 Braunschweig 144, 152 ff., 162, 167 f., 176, 207 ff., 277' 281 f. Brauweiler, Kloster 19974, 264, 270 Breidenborn 18541 Breitenbuch 17447 Breitungen 225s2 Bremen, Erzbistum 196 f. 59 , 240 f., 265, 267,280

Bremervörde 248, 280 Bretzenheim 18020 Briey 73 Brockendorf 198ss Brücken 22582 Brunshausen 238 f. Bubenheim 15725 "Budesin" 147, 241 f. Büdingen 256 Bürge!, Kloster 243 f., 280 Bürglein 80, 205 ff. Burgdorf 172 ff. Burggrane 169 Bursfelde, Kloster 169 f., 209 Burtscheid, Kloster 19759 Buttendorf 80, 8954, 205 f. Buxtehude 152 ff. Cannstatt 253 Castrisch 27620 Cham 36, 203, 263; Mark 36, 203 Chemnitz 244 f., 280 f., 288 "Chezelberg" 18543 , 202 Chur 135 Clus, Kloster 238 f., 277 Colditz 242 f. Corvey, Kloster 152 f., 238, 249, 281 Crossen 175 "Culingerode" 230105 Dahlum 162, 167 Dalheim 2641 Dankeisheim 238, 28212 Daugendorf 94, 96 Daun 4349 Derenburg 2142s, 22897 Derneburg 234130 Dettwang 8641 , 8852 Deventer 43 f., 148 Diedenhafen 161 41 Diepersdorf 205 Dietersdorf 20538

Dingelstedt 176 Disentis, Kloster 275, 285 Döhren 17338 Döhrenhausen 173s8 Dörnten 173, 231101 Dohna 147, 242 Dorlisheim 18964 Dortmund 42 ff., 83, 148, 267 Dreieich, Forst 177 ff. Dreisen 182; s. a. Münsterdreisen Drübeck, Kloster 233 Dülmen 148 Düren 189 ff., 264, 284 Dürmentingen 9511 Duisburg 160 f., 19759, 198, 265 ff., 284 Dunzenheim 684 2 Ebersheim 180~o Echt 269 Echterdingen 253 Echternach, Kloster 160, 199, 270 Ehekirchen 204 Ehrenhain 174 Eichberg 214 Eichstätt, Bistum 135, 258 f. Einheck 144 Einsiedeln, Kloster 273, 27514 Eisleben 1468 Elbeu 245 Eiden 198 Elmenhorst 42 Elsloo 194 Elten 160 f., 19759, 266 f., 269, 284 "Engilharderoth" 21631 Enkenbach, Kloster 183 Eppstein 252 Ermschwerd 236 Eschenau 80, 83 29, 205 f. Eschwege 237 Essen, Kloster 267 Falkenstein (Nordthüringen) 145 f., 149

Falkenstein (a. Donnersberg) 71, 182 ff. Farnstädt 146 Fischheck 238 Flechtorf 162 Fleckenstein 185 ff., 286 Flörchingen 16141 Flanheim 18020

Register Formbach, Kloster 262 f. Frankfurt (Main) 75, 83, 156 f., 178 f., 251 f., 285 ff. Fredesloh, Kloster 1698, 235 Freiweinheim 15725 Fürth 82 f. Fulda 152 f., 215, 237 f. Gandersheim, Kloster 152, 16312, 2142s, 22897 , 238 f., 267, 278 f., 281 Gardelegen 247 Gebinbach 20749 Gelnhausen 25211 Gembloux 271 Gimnich 19868 Gittelde 164 Gitter 231 107 Glauberg 256 Gleisberg 12076, 242 Görmar 174 Görsbach 22265 Göttingen 235, 279, 281 Goslar 37 ff., 57, 83, 147, 152 f., 16420, 16847, 171 ff., 210 ff., 228 ff., 238, 277 ff., 283 "Graba" 1622 Greding 52 f. 22, 92, 9·915, 257 f., 263, 26825

Grieben 247 Grindelwald 272 Gröbitz 175 Groesbeck 198 Groitzsch 241 ff., 280 Grane 169 f., 176, 234 ff., 279 Großgrabe 162 Groß-Winternheim 15725 Grünburg 202 Gründlach 80, 8329, 205 "Gruoningen" 74 Gümmenen 273 Gugenheim 6842 Gurk, Bistum 26343 Gutenburg 70 Hackpfüffel 225 82 Hagen (Hain) 177 ff., 189, 251, 286 Hagenau 76, 18650-52 Hahndorf 210 Hahnenberg, Wald 231'07 Hain, s. Hagen Halberstadt 152 f., 165; Bistum 149, 176, 213 19, 214, 226, 229, 231 ff., 238, 281, 287

333

Hammerstein 42, 6944, 83, 196 ff., 271, 284

Hane, Kloster 181 f. Hannover 208, 281 Harlyberg (Harlingeberg) 230 "Harsefeld" 152 f., 246216 Harzberg 38, 212 ff., 231 f., 278 Haslach 8954 Hasselfeide 227 f. Heidelsheim 253 Heilsbronn, Kloster 206 Heimburg 149 f., 164 ff., 17658, 278, 282 Heiningen, Kloster 168, 17343 , 238 Herford, Kloster 238 Heringen 222 66 , 67 Hersfeld, Kloster 152 f., 237 f. Herzberg 167, 216 36 Herzogenaurach 83 Hessen 16523, 176 Hildagesburg 246 f. Hildesheim 135; Bistum 37, 1396, 14414, 166, 172 ff., 176, 211 ff., 226, 229 f., 238 f., 279, 282 f. Hildwinsborn 171 Hilwartshausen, Kloster 236, 279 Hillersleben 245 Himmerod, Kloster 1986V Hirschtal 185, 1886o Hirzenach, Kloster 196 Hochfelden 76 Hochspeyer 255 Hochstaden 271 f. Hohenburg, Abtei 78 Hohenecken 18541 Hoheneros 47 Hohenschambach, s. Schambach Hohenstaufen 9,3 Hohenstein 9270 , 26342 Hohkönigsburg 77 Holset 194 Hornburg (a. d. Unstrut) 1622 , 209, 279 Hopferstedt 8852 Horbeke, Wald 231'07 "Hunderoth" 21631 Huneburg 71, 18759 Hunenburg 186 "Huneringeroth" 2084, 210 f., 21318, 231 Huysburg, Kloster 21531 Idstein 252 Ilbenstadt, Kloster 156, 251 f., 285 Ilfeld 216, 218, 220 ff., 227, 278 Illwickersheim 76

334

Register

Ilsenburg, Kloster 213, 233 Ilsenstein 21423 Imbach 202 "Imminrode" 214 Indersdorf, Kloster 205 30 Ingelheim 34, 156 f., 178, 180, 285 Ingelheimerhausen, Kloster 15725 Interlaken, Kloster 272, 27514 Iseltwald 272 .Jenzig 242 Jerstedt 210 Jechaburg, Kloster 221 59 Kaiserslautern 65, 71 f., 185, 251, 254 Kaiserswerth 42 f., 266 f. Kamp 195 f., 264 Kantiggerod 212 f. Kapsweyer 185, 18860 Katlenburg 144, 20912, 21213, 277 f. Kattersnaundorf 245 Kaufungen, Kloster 25315 Kelbra 22582 Kemnade, Kloster 238 "Kermare" 174 Kerpen (b. Daun) 4349 , 19869 Kerpen (a. d. Erft) 42 f., 189\ 198, 284 Kesselberg (a. Donnersberg) 18543, 18759 Kesselberg (Krs. Hiltpoltstein) 2026 Kesselberg (b. Würzburg 202) Kestenburg 70 "Kestert" 196 "Ketile", Wald 198 Kinzheim 77 Kirchheim (-Bolanden) 65, 71, 181 ff. Kirchrüsselbach 80, 83 29, 205 ff. Kislau 253 Kneitlingen 21319 Kochern 4340 Köln 73 71 , 160 f.; Erzbistum 41, 192 f., 19760 , 19868 , 69 ; St. Pantaleon 195 f., 264 Königsfeld 3618 Königshagen 22056 Königshafen 18964 Königslutter 144, 152 ff., 162, 167, 207 ff., 212, 277, 28212 Komburg, Abtei 85 f. Konstanz, Bistum 274 Konz 19889

Kopperberg 231 Kopperbrock 231 Korvey, s. Corvey Kreuznach 71 Krießern 47 Kröv 4349 Kronach 8956 Kulm 152 Kuyck 264, 268, 284 Kyffhäuser 145, 147, 149, 171, 176, 217' 223, 225, 278 Lachen 6321 , 187 Landeck 70 Langeisheim 38 Langensalza 144 Langenseihold 25211 Langershausen 2641 Lausigk 242 Lausitz, Mark 147 ff., 241 ff. Lebusa 148 Leinungen 22582 Leisnig 147, 242, 280 Limburg (b. Bad Dürkheim) 33, 70, 25422 Limiers 194 Lissa 245 Lochturn 176 Lorch, Kloster 93 Lorsch, Kloster 653°, 74, 758°, 253 f. Lüdenscheid 43 Lüdershof 217,278 Lüneburg 152 ff., 162, 168, 2098, 277, 281 Lüttich 160f.; Bistum 42, 270; St. Jacob 19974, 27042 Lustenau 47 "Lutra" 7288 Maastricht 269 ff.; St. Servatius 135 Madenburg 6428, 69 f., 25422 Magdeburg 40, 135, 14515, 152 f., 239, 245, 247, 277, 281; ErzbistumI67, 181, 216 f., 220, 281 Mainz 32 f., 48, 50, 141, 154 f., 16188, 179, 65; Erzbistum 33, 7370, 178 ff., 184, 18759, 22477, 236, 251 ff., 279, 285 f.; St. Alb an 2641 Mallersdorf, Kloster 201, 261 ff., 285 Mansfeld 1468 Marienberg, Kloster 196

Register Markgröningen 74, 253 f. Marlenheim 76 Mattstall 185, 1886° Maulbronn 66 Mehrstedt 150 Meißen 147; Mark 147 ff. Meistersei 70 Mellingen 245 Merenberg 255 f. Merseburg 152 ff., 281 Merzweiler 76 Mingolsheim 253 Mähringen 253 Mobrungen 145 Mommenheim 76 Monschau 264 Moosbrunn 64, 69 Mosberg 214 f. Mühlhausen (Thür.) 37, 39, 97, 12076, 152 ff., 174, 237, 279, 281 Mühlingen 239 Münchsmünster, Kloster 261 ff., 28212, 285 Mündelheim 266 Münster 148 Münsterdreisen, Kloster 65 f., 72 Muffendorf 1246 Murten 273 Nabburg 203; Mark 36, 203 Nackenheim 7589, 25421 Naumburg, Bistum 41, 175, 281 Neckarau 253 N eidingen 46 Neuburg (a. d. Donau) 36, 8640 , 203 ff., 286 Neuburg (b. Germersheim) 18126 Neuburg (a. Neckar), Kloster 253 Neuenburg (a. d. Nahe) 18!26 Neuenburg (b. Rotbenburg o. d. Tauber) 8434, 86 Neuhausen 135, 15517 Neukastell 70, 187 Neumarkt 36, 92, 259 Neumünster, Kloster 249 Neuß 160 f., 264 Nieder-Olm 759o Niedersachsenwerfen 221 Niedersteinbach 185, 1886o Nienburg, Kloster 152 f., 240, 281 Nienrode 23}107 Nierstein 65, 75

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Niesten 79 Nikolausrode 22266 Nimwegen 42 f., 19445 , 199, 269, 284 "Nirwenburg" 181 "Nisani" 147, 242 ff. Nivelles, Kloster 270 f. Nobitz 174 Nordhausen 171, 176, 215, 22266 Nürnberg 36, 52 u. 22 , 5526, 57, 584o, 59 f., 6738, 78 ff., 88, 90, 97 ff., 107!8, 157 f., 205 ff., 257 ff., 263, 284 ff., 288 Oberehnheim 78108 Oberöwisheim 253 Obersalza 22266 Oberwesel 42 f. Odenheim, Kloster 67 Ohningen 952s Oij 198 Oppenheim 65, 71, 75, 179, 181, 1875e, 254%1 Osning, Wald 264 f., 26823, 284 Osterode 152 ff., 162 ff., 22056, 278 Othfresen 232111 Othstedt 220, 22266 Otterbach 71 f. Otterberg, Kloster 18543 Otterburg 71, 18759 Ottobeuren, Kloster 27514 Pandelbach, Wald 231101 Pappenheim 204 Pavia 126 Pegau 243 f., 280 f. Feine 1625 , 164 ff., 17659, 279, 282 f. "Pere" 196 Pfäfers, Abtei 77, 275, 285 Pier 264 Plauen 175 Plieningen 253 Pöhlde 3928, 166 f., 216 f., 220, 278 Ponitz 174 Porstendorf 12078 "Potgorizi" 245 Pottenstein 79, 8958 Praunheim 25211 Priefel174 Prießnitz 174 Prüfening, Kloster 26237 Prüm, Kloster 270 Püchau 12016

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Register

Quazenheim 18984 Quedlinburg 152 ff., 268, 281; Kloster 125, 240, 267' 281 Questenberg 225s2 Rabenstein 175 Raitenbuch 202 Ramburg 70 Ranshofen 36, 202, 263, 286 Rappolstein 33, 77 Rappaltsweiler 77 "Ratheresrode" 214 Ravensburg 45, 274 Regensburg 51, 93, 101, 126, 141, 157 ff., 205; Bistum 260 f.; Niedermünster 201, 261, 286 Regenstein 226 Reichenau, Kloster 94, 275 14 "Reinswiderode" 17444 Remagen 196, 271 Remigiusberg, Kloster 25315 Rheinau, Kloster 27514, 276, 285 Rheinheim 25510 Richterich 194 Riechenberg, Kloster 172, 210 ff., 277 Rietberg 148 Rietburg 70 Rochlitz 40 "Rode" 182 Rodenbach 7589, 25421 Rodenkirchen, Kloster 182 Röblingen 170, 175, 278 Rohr 92 70 , 26342 Rorbach 204 Rosenfeld, Kloster 1521 Rosheim 78 108 Roßla 22582 Roßtal 79, 89s4 Rot, Kloster 27514 Rotheuburg (o. d. Tauber) 85 f., 88 f., 91, 201 Rotheuburg (Nordthüringen) 3081 , 176, 218, 221 62 , 222 ff., 278 Rottenburg 20!5 Rottreberode 22582 Rottweil46 Rüdenberg 148 Rüggisberg, Kloster 27514 Runding 203 Sachsenburg 214 f. Salzburg 135 Sambach 7268

Sargstedt 21531 Sassenberg 148 Sauerschwabenheim 1802o Sayn 271, 284 Schambach 260, 285 Alt-Scharfeneck 70 Scharzfeld 129, 166 f., 216 ff., 278, 28212 Schauen 162 Schauenburg 253 Schipf 201 Schkölen 242 Schiaden 233121 Schleswig 152, 154 Schlettstadt 64, 77 Schifferstadt 5321 Schnigling 80 Schönau 185, 1886o Schönberg (b. Oberwesel) 42 Schönberg 202 u. 8 Schönburg 175 Schönenberg 202o Schwabach 36, 88 f., 205 Schwanden 182 Schweighausen 76 Schweinfurt 88 f. Segeberg 1396, 152 f., 247 228, 248 f., 280,282 Seginbach 203 Selbold 18335, 252u Selkenfelde 227 Siegburg, Kloster 264, 270 Sils·tedt 22897 Sindelfingen 253 Sinning 204 Sinzig 42 f ., 196 f., 271, 284 Söder 21Po, 23P08 Solothurn 273 Soonwald 15725 Speyer 50, 52 f. 22, 60 ff., 67 f., 74, 85, 97, 154 f., 169, 177, 25422, 284, 286; Bistum 33, 60 ff., 67, 95, 237 Stablo, Kloster 160 f., 1891, 198, 200, 270 Stade, Grafschaft 246 "Stapelen" 210 Stauf 18232 Stauffenburg 163 f., 278 Steinberg 38 Sterrenberg (b. Bernhofen) 195 Sterrenberg (b. Otterbach) 71, 18759 Stocka 1521, 15729 Stöckey 1521 Stöckheim 230

Register "Stohka" 1521, 15729 Stolberg 227 Straß 204 Straßburg 34, 56, 68, 154 f., 159, 16!38, 188 f.; Bistum 188 f., 250 Ströbeck 22897 Stromberg 7590, 25422 Stünzhain 174 Sudburg 3818 Süpplingenburg 1711, 20912 Sulz 18964 "Suthere" 2084 , 21!1°, 231 Tangermünde 40, 245, 247 Thann 80, 205 "Thiedwardigerode" 17444 Thiemsburg 1622 Thionville, s. Diedenhafen "Thuringeroth" 23!107 Tiel 268 f. Tilleda 3081 , 39, 147, 225 Treben 41 Trebur 178 ff., 286 Treis 73 ·Trier 160 f.; Erzbistum 41, 192, 19869 , 199, 271; St. Maximin 271 Trifels 64 f., 69 f., 187, 25422 St. Trond, Kloster 19868 Trub, Kloster 27514 Tunderleben 246 Uberackern 202 Überlingen 47, 96 Uftrungen 22582 Ulm 46, 94 ff., 285 Ulmen 4349 Unslingen 9511 Urbach 171 17, 222sa Utrecht 44, 269 30 ; Bistum 200, 268 f., 284 Utzleben 22897 Vaals 194 Veckenstedt 213, 278 Verdun, Bistum 190 Viibel 178 ff., 286 VUlip 198 Volkenroda 150, 279 Vreden, Kloster 19759 , 267 Wachsenburg 147 Wachtenburg 70 Wackernheim 15725

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Waiblingen 74, 95 f. Walheck 15!38 St. Walburg, Abtei 69, 185, 188 Waldeck 195 Waldenburg 175 Waldleiningen 255 Walkenried, Kloster 170 f., 214 f., 222, 278 Wallhausen 3061 , 39, 145 f., 149, 170, 175, 225, 278 Walsleben 247 Waulsort, Kloster 27042 Weida 1622, 175 Weindal185 Weingarten 45 Weinheim 253 Weinsberg 253 f. Weisenau 7580 Weißenburg (Bayern) 36, 52 f. 22, 91, 203 f., 286 Weißenburg (Elsaß), Abtei 66 Weißenfeld 245 "Wenderoth" 229101 Werben 247 Werla 37, 96 21 , 211, 230 Wernigerode 38, 233 Wertheim 2582 Westerode 231 Westhafen 42 Wettenhafen 80 Wetter, Kloster 253 Wetterfeld 203 Wetzlar 255 Wickersheim 76, 18650 Wiesbaden 178 Wildenberg 231 Wildenstein (Ocker) 38, 173 Wildeshausen 162, 168, 208 Wilenstein 18541 Wilhelmsdorf 80, 205 f. Windehausen 171 17, 222ee Winkel146 Winzenburg 234 ff., 279 Witagerode 220 Wöltingerode 211, 228 ff. Woffleben 221 Woldsberg 212 f., 232 Wolfenbüttel162, 166 ff., 278 Wolferstä.dt 146 Wolfshagen 38 Worms 33 f., 7269, 83, 141, 154 f., 170, 177, 286; Bistum 33, 184 f.

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Register

Wülferstedt 22897 Wülzburg, Kloster 91 67, 135 Würselen 194 Würzburg 58 f., 78, 90, 93, 157 f., 284; Bistum 36, 85 ff., 90, 257, 285

Zeitz 41 Zellerfeld 38 Ziegenberg 236, 279 Zürich 45 f., 273 8, 274 f . Zwickau 242, 243, 280