243 45 60MB
German Pages 224 Year 1977
Linguistische Arbeiten
46
Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Kurt Braunmüller
Referenz und Pronominalisierung Zu den Deiktika und Proformen des Deutschen
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1977
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Braunmüller, Kurt
Referenz und Pronominalisierung : zu d. Deiktika u. Proformen d. Dt. - 1. Aufl. Tübingen : Niemeyer, 1977. (Linguistische Arbeiten ; 46) ISBN 3-484-10262-1
ISBN 3-484-10262-4 Max Niemeyer Verlag Tübingen 1977 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany
VORWORT
Die vorliegende Arbeit stellt eine überarbeitete Fassung neiner Dissertation dar, die im Dezember 1974 von Fachbereich Neuphilologie der Universität Tübingen angenormen wurde. Das Manuskript der Dissertation wurde im Sommer 1974 abgeschlossen. Später erschienene Literatur wurde nur noch in einzelnen Fällen für diese Druckfassung berücksichtigt. Herrn Prof.Dr.Otmar Werner (Freiburg/Br.) gilt mein besonderer Dank für die zahlreichen eingehenden Diskussionen und die daraus resultierende Kritik und Förderung meiner Arbeit. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen früheren Tübinger Kollegen und Freunden für ihre Hinweise und kritischen Einwände. Der Studienstiftung des deutschen Volkes verdanke ich die Förderung durch ein PrcnDtionsstipendium. Freiburg, im Frühjahr 1976
K.B.
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
v
0.
1
EINLEITUNG
1. PROPORMEN UND PROtmiNAIJSnHMSSTHEORIEN 1.1 Übersicht über die Proformen im Deutschen 1.1.O.1 Kritik an der bisherigen Behandlung der Proformen in einer gTG des Deutschen 1.1.0.2 Jemand und etwas als Proformen? 1.1.0.3 Kritik am Umfang des Begriffs Proform 1.1.1 Pro-Noninalphrasen (Pro-NPs) 1.1.2 Pro-Eigennamen (Pro-ENs) 1.1.3 Pro-Adverbien (Pro-ADVs) 1.1.4 Pro-Verbalphrasen (Pro-VPs) 1.1.5 Pro-Adjektive (Pro-ADJs) 1.1.6 Pro-Sätze (Pro-S) und Pro-Texte (Pro-T) 1.2.0 Syntaktische Pronominalisierungstheorien im Rahmen einer gTG 1.2.1 Standardtheorie 1.2.2 Generative Semantik 1.2.2.1 Bach-Peters-Paradox 1.2.2.2 De re- und de dicto-Interpretation 1.2.2.3 Undurchsichtige Referenz 1.2.2.4 Hierarchie anaphorischer Ausdrücke 1.2.2.5 Anaphorische Inseln 1.2.2.6 Generische und spezifische NPs 1.2.2.7 Zusamnenfassung 1.2.3 Interpretative Semantik 1.2.4 Zusammenfassung und Vergleich 1.3 Nicht-syntaktische Proncndnalisierungstheorien
11 11 14 15 18 19 25 26 27 28 29 32 35 40 41 42 43 43 44 45 46 47 50 51
VIII
2.
REFERENZ UND NOKUNALPHRASEN
54
2.1 Referenz und Referenztheorien 2.1.1 Referenz zur außersprachlichen Welt 2.1.2 Grammatische Referenz 0.1.3.O Skizze einiger sprachphilosophischer Referenztheorien 2.1.3.1 Frege 2.1.3.2 Russell 2.1.3.3 Strawson 2.1.3.4 Quine 2.1.3.5 Donnellan 2.1.3.6 Austin, Searle, Grice 2.1.3.7 Kripke 2.2. Eindeutigkeit und Referenz 2.2.O.1 Referenz und Kontextabhängigkeit 2.2.O.2 Genus 2.2.0.3 Topikalisierung 2.2.0.4 Präsuppositionen 2.2.O.5 Testverfahren 2.2.1 Probleme der spezifischen, definiten, generischen und undurchsichtigen Referenz 2.2.1.1 'Spezifisch' und 'definit' als NF-Merkmale? 2.2.1.1.1 Verbklassen (Implikativa, Faktiva) und spezifische NPs [Exkurs] 2.2.1.1.2 Etablierung von "Textreferenten" 2.2.1.1.3 Spezifisches und definites Referieren
57 57 58 61 61 64 64 65 67 67 69 7O 7O 72 73 74 75
2.2.1.1.4
92
Effizierende Verben
2.2.1.1.5 Existentialsätze, Ergänzungsfragen 2.2.1.2 Generische NPs oder generische Sätze? 2.2.1.3 Undurchsichtiges Referieren 2.2.1.3.1 Modalität und referentielle Undurchsichtigkeit 2.2.1.3.2 "Textreferenten" 2.2.1.3.3 Adverbien und Adjektive 2.2.1.3.4 Zusammenfassung 2.3 Zur Diskussion um die definiten Beschreibungen 2.4 Zur Deixis und Sprechsituation
76 78 81 85 87 92 93 1OO 102 1O4 1O5 107 107 114
IX
3. DEIXIS VS. ANAPHORIK? (EIN PLSDOYER FÜR EINE VEREINHEITLICHTE THEORIE DES REFERIERENS)
3.1 Deixis: Direkte Deixis und Rededeixis ("discourse deixis") 3.1.1 Paraphrasierungen direkt deiktischer Ausdrücke 3.1.2 Deixis und Lexik 3.1.3 Indizierung direkt deiktischer Ausdrücke 3.1.4 Deixis und gTG 3.1.5 Wortarten mit direkt deiktischen und rededeiktischen Elementen 3.1.5.1 Demonstrativprononina 3.1.5.2 Determinativprcncrnina 3.1.5.3 Perscnalprononina und Possessivpronomina 3.1.5.4 Adjektive und Partizipien 3.1.5.5 Adverbien 3.1.5.6 Verben 3.2 Pronominalisierung und Deixis. Skizze eines Drei-SchichtenModells 3.2.1 Syntaktische Prononinalisierung 3.2.1.0.1 Typen syntaktischer Pro-Relationen 3.2.1.1 Koreferenz 3.2.1.1.1 Identitätsbedingungen 3.2.1.1.2 Proformen als gebundene Variablen 3.2.1.1.3 Probleme im Zusammenhang mit Proformen und Koreferenz 3.2.1.1.3.1 Tilgung von Satzkonstituenten 3.2.1.1.3.2 Reflexivierung 3.2.1.1.3.3 Idiomatische Wendungen 3.2.1.1.3.4 Textgrammatische Aspekte 3.2.1.2 Klassenreferenz 3.2.1.2.1 Proformen und Klassenreferenz 3.2.1.2.3 Besonderheiten 3.2.1.2.4 Beschränkungen 3.2.1.3 Mehrdeutige Referenz 3.2.1.4 Kataphorische Pronominalisierung und Rededeixis 3.2.2 Semantische Pronominalisierung 3.2.2.1 Typologie referentieller Beziehungen 3.2.2.1.1 Referenzgleichheit 3.2.2.1.2 Referenzverschiedenheit
119
125 126 128 129 131 133 14O 141 141 143 144 145 146 149 15O 151 151 152 153 155 157 16O 161 164 164 166 167 168 17O 171 173 174 177
3.2.2.1.3 Referenzvereinigung 3.2.2.1.4 Referenzauflösung
178 178
3.2.2.1.5 Referenzerweiterung 3.2.2.1.6 Referenzeinschluß 3.2.3 Pragmatische Proncminalisierung
179 18O 181
4.
AUSBLICK: EINIGE ANFORDERUNGEN AN EIN GRAMMATIKMQDELL (UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER DEIXIS)
4.1 Pragmatik und Grantnatiktheorie 4.2 Desideratenkatalog 4.2.1 Wissen und Situationskenntnis 4.2.2 Koordinatensystem mit Referenzbezügen 4.2.3 Soziale Normen und Erwartungsnormen 4.3 Zur Leistung und Funktion der Proformen in der sprachlichen Kommunikation
184
185 191 191 191 192 192
LITERATURVERZEICHNIS
197
SACHREGISTER
21O
O.
EINLEITUNG
. Mit dieser Arbeit soll einerseits dargestellt werden, über welche Typen von Proformen das Deutsche verfügt und wie nan diese verschiedenen Typen mit einer umfassenden und möglichst einfachen Theorie erfassen und zugleich explizit beschreiben kann. Dies wird neben den Proformen er, sie, es auch zu einer Einbeziehung der Deiktika (iah, du, jetzt, hiev, dies, ...) und der sog. definiten Beschreibungen (diese? Mann, Peters Buch) führen. Andererseits wird untersucht, wie mit Proformen auf textliche Objekte und vor allem auf Objekte in der außersprachlichen Welt referiert werden kann. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, einige Einblicke in die kommunikative Leistung und Funktion der Proformen und anderer referenzfähiger sprachlicher Ausdrücke zu bekommen. 0.1 Es ist angebracht, zunächst einmal kurz aufzuzählen, mit welchen Typen von sprachlichen Ausdrücken Gegenstände gleich welcher Art bezeichnet werden können, d.h. mit welchen Ausdrücken Sprecher referieren können. Es sind dies Ausdrücke, die (im Sinne der generativen Transformationsgratiitatik (gTG)) von einer Nominalphrase (NP) dominiert werden: Eigennamen, Appellativa mit den verschiedensten Attributionen (Adjektive, Appositionen, Relativsätze) und Determinationen (Artikel, Demonstrativa, Possessiva, Zahlwörter, Mengenangaben etc.), Deiktika und dann die Proformen er, sie, es, sowie die sog. Indefinitpronomina man, jemand, etwas. Welche Kombinationen zwischen den genannten Typen von Ausdrücken möglich sind (z.B. Deiktücum oder Eigennamen und Appellativum: dieses Haus, Gabys Ball) , soll zunächst unberücksichtigt bleiben. O.1.1 Wichtig ist folgende begriffliche Klärung. Eigennamen sowie Deiktika lassen sich schon von der Wortart her eindeutig als solche erkennen. ' P r o f o r m e n ' dagegen definieren wir f u n k t i o n a l , d.h. ob es sich um eine Proform handelt, kann man nur aus ihrer Funktion im Text ersehen. Zwar lassen sich auch einige (sehr häufig gebrauchte) Proformen allein aufgrund ihrer Morphologie eindeutig als Proformen bestinnen, was zur Bildung
der traditionellen Wortart Pronomen für Lexeme wie er, sie, es geführt hat. Nur erfaßt man auf der Suche nach einer bestimmten Wortart Proform bzw. Pronomen längst nicht alle Möglichkeiten, wie man mit Hilfe von NPs auf vorangegangene NPs (mit gleichem Referenzbezug) verweisen kann. Da die meisten Wbrtartdefinitionen Aussagen über die kategorielle Zugehörigkeit und Funktion von einzelnen (isolierten) Lexemen bzw. Wörtern machen, wurde lange Zeit übersehen, daß eine NP wie dieses Haus durchaus die Funktion einer Proform bzw. eines Pronomens wie es haben kann, wenn damit auf einen (referenzidentischen) Ausdruck im Prätext wie z.B. ein großes Haus, das neue Haus, das Haus meines Vaters etc. verwiesen wird. Proformen können also nicht nur aus einem Lexem (Wort), sondern aus einer K o m b i n a t i o n von Lexemen bestehen; genau wie die in O.O erwähnten Beispiele für eine definite Beschreibung. Eine umfassende Klärung und Diskussion folgt in Kapitel 3. Um begründen zu können, daß Proformen rededeiktisch verwendete definite Beschreibungen sind, bedarf es zunächst mehrerer Voruntersuchungen und schrittweisen Erklärungen. Ohne eine eingehende Darlegung der bisherigen Forschung zu den Pronomina bzw. den Proformen des Deutschen, zur Deixis und zur Typologie referenzfähiger NPs wie z.B. definiten Beschreibungen kann diese These nicht plausibel begründet werden.
Für das Verständnis unserer Position (funktionale Bestimmung der Proformen) genügt vorläufig die folgende Definition, die von kommunikativen Begriffen wie definite Beschreibung absieht. (Da diese Begriffe in der bisherigen Diskussion der Proformen keine Rolle gespielt haben, können wir bei unserer ersten, noch immanenten Kritik der Forschung darauf verzichten.) 0.1.2 Mit dem Terminus P r o f o r m wollen wir alle die Teile in einer natürlichen Sprache bezeichnen, mit denen sich ein Sprecher auf Gegenstände beziehen kann, die bereits im Prätext genannt worden sind. Mit den Proformen wird also auf dieselben Gegenstände (z.B. Dinge oder Personen, aber auch Sachverhalte) in der außersprachlichen Welt referiert, mit denen schon mittels der Bezugsgröße im Prätext (NP), meist A n t e z e d e n s genannt, referiert wurde. R e f e r e n z bzw. Referieren nennt man den Bezug auf Außersprachliches, auf die Dinge, über die geredet werden soll. Nun kann aber auch der Sonderfall eintreten, daß das, worüber geredet werden soll, nicht etwa außerhalb, sondern innerhalb des Textes ist. Man bezieht sich z.B. auf einen vorangegangenen Abschnitt oder auf ein bestimmtes Kapitel in einem Buch (im ersten/einleitenden/obigen Kapitel) . Auch hier wird auf etwas referiert, nämlich auf die Textstelle. Dieser Sonderfall wird dann von
unserer Definition abgedeckt, wenn wir als Gegenstände, im folgenden R e f e r e n t e n oder Referenzobjekte genannt, nicht nur Personen oder Dinge zulassen, sondern auch textliche Gegenstände wie Abschnitte, Kapitel, Überschriften oder evt. auch einzelne Wörter. ( D Peter, mag Schokoladenpudding.. Er. ißt immer zwei Teller davon..
Bekommt er. ihn. einmal nicht zum Nachtisch, heult dieser kleine Junge, fürchterlich.
Dieses kleine Textbeispiel soll unsere (vorläufige) Definition von Proform veranschaulichen. (Referenzidentität wird durch identische Indizes wie i,j kenntlich gemacht. Proformen sind kursiv hervorgehoben.) Mit allen durch Indizes gekennzeichneten Ausdrücken wird auf etwas referiert. Betrachtet man nun die Proformen, werden zwei Dinge deutlich: (a) mit einer Proform (z.B. er) wird auf denselben Gegenstand referiert wie mit dem Antezedens (Peter·), und (b) es gibt, von der Ausdrucksseite her gesehen, zwei unterschiedlich aufgebaute Typen von Proformen: solche, die aus einem einzigen Wort als Ausdruck bestehen (er, ihn) und solche, die ein Syntagma von Ausdrücken bilden (dieser kleine Junge). Für beide Typen trifft unsere funktionale Definition von Proform zu. Der einzige Unterschied ist, daß Proformen von Typ er, ihn schon von der Wortart her als Proformen gelten, daß hingegen Proformen vom Typ dieser kleine Junge erst aufgrund ihrer Stellung im Text zu Proformen werden. Daraus ergibt sich, daß es im System vorgeprägte (er, sie, es) und erst noch vom Sprecher zu bildende Proformen im Deutschen gibt. So viel sei jetzt schon gesagt, daß die vorgeprägten Proformen in ihrer Ausdrucksseite kürzer und (deshalb wohl) häufiger verwendet werden als die syntagmatischen komplexeren Proformen. Die Anzahl der vorgeprägten Proformen ist begrenzt, die der syntagmatisch gebildeten dagegen nicht; zumindest nicht, was ihre lexikalische Realisierung betrifft (vgl. an Stelle von dieser kleine Junge kann man je nach Kontext - auch sagen: dieser kleine Bub, der Bengel, dieser Trotzkopf etc.). Beide Typen von Proformen dienen zur textlichen Wiedernennung von Gegenständen mittels NPs und sind somit wichtige sprachliche Mittel zur Konstituierung von Texten (vgl. dazu Harweg 1968). Sie ermöglichen dem Sprecher, mit Hilfe verschieden strukturierter NPs auf bereits im Prätext Genanntes wieder Bezug zu nehmen. 'Im Prätext bereits genannt' ist auch die Eigenschaft, die Proformen wie er und dieser kleine Junge im entsprechenden Kontext (zumindest) gemeinsam haben. Diesen Hinweis verdanke ich Prof.O.Werner; vgl.
nun auch Werner 1975b.
.1.3 Anhand von dieser in dieser kleine Junge wird ferner deutlich, daß auch D e i k t i k a eine Rolle bei der Bildung syntagmatischer Proformen spielen. Mit dem Deiktikum dies- kann der Sprecher deiktisch auf eine bereits im Prätext genannte NP verweisen wie er und wie Peter (vgl. ( D ) . Die Relation zu einer solchen NP im Prätext nennen wir R e d e d e i x i s . Unabhängig von dieser Beziehung zwischen der Antezedens-NP Peter und der Pro-NP dieser kleine Junge ist die Tatsache, daß mit beiden NPs d i r e k t auf Außersprachliches referiert wird. Wie bei den Proformen bereits demonstriert, lassen sich auch bei den deiktischen Ausdrücken zwei verschiedene Typen von Deiktika unterscheiden. Einmal einfache, nur ein Lexem (Wort) umfassende Deiktika (iah, du, hier, jetzt) sowie komplexe deiktische Konstruktionen, die aus mehreren Lexemen bestehen (dieses Haus, jenes blonde Mädchen; der gestrige Tag, die heutige Zeit). In Wirklichkeit ist das Bild noch um einiges komplizierter. Die weiteren Differenzierungen werden in Kapitel 3 ausführlich dargestellt und diskutiert. Nach Kapitel 2 wird auch der Zusammenhang zwischen Deiktika und den definiten Beschreibungen klar sein.
Mit den einfachen Deiktika, die hier genannt wurden, kann man nur direkt deiktisch auf etwas referieren, so z.B. mit iah auf den, der gerade selbst spricht Mit deiktischen Konstruktionen läßt sich nicht nur direkt auf einen Gegenstand referieren (dieser kleine Junge; sc. der hier steht), sondern man kann sie auch - wie wir gesehen haben - als Proformen verwenden und so auf bereits im Text Erwähntes verweisen (vgl. dieser kleine Junge als rededeiktische Proform zu Peter) . Dieses Beispiel soll fürs erste den im Untertitel dieser Arbeit angesprochenen engen Zusammenhang zwischen Proformen und deiktischen Ausdrücken deutlich machen. O.1.4 Doch wieder zurück zu unserer noch sehr allgemein gehaltenen, weil vorläufigen Definition von Proform in O.1.2. Daraus ist zu erkennen, daß das, was man bislang unter dem Begriff P r o n o m e n subsummiert hat, nur eine Teilmenge aus der Menge der Profonten ist und umgekehrt. Der Objektbereich, den wir mit dem Terminus Proform abdecken, umfaßt nicht nur die Lexeme, die traditionellerweise als Pronomina bezeichnet wurden (er, sie, es) und (mehr oder weniger) nur als Proformen verwendet werden können, sondern er umfaßt auch alle anderen möglichen Formen textlicher Wiederaufnahme. Bedingung ist, daß der so bezeichnete Gegenstand bereits einmal genannt ist und daß mit Hilfe bestimmter sprachlicher Mittel (wie z.B. der Verwendung von Deiktika) deutlich wird, daß sich der Sprecher wieder auf denselben Gegenstand bezieht.
0.1.5 Es wird aber auch zu zeigen sein, daß die traditionellerweise als Proranina bezeichneten Lexeme ich, du, Sie, wir ihr; man, (irgend-)jemand, (irgend-) etwas nach unserer Definition k e i n e Proformen sind, da mit ihnen nicht auf vorangegangene NPs Bezug genommen werden kann (vgl. (2a) und (3a) im Gegensatz zu (2b) und (3b)). (2)
a. *Der Sprecher, ist
schlecht gelaunt, weil ich. nicht gut ge-
schlafen habe. a.
1
*Weil ich, nicht gut geschlafen habe, ist der Sprecher. schlecht gelaunt.
b. Hans, ist schlecht gelaunt, weil er. nicht gut geschlafen b.' Weil er. nicht gut geschlafen hat,
hat.
ist Hans, schlecht gelaunt.
(3) a. *Peter. darf zuhause bleiben, weil (irgend-)jemand.
schulfrei
hat. b. Peter, darf zuhause bleiben, weil er. schulfrei
hat.
(2a) und (3a) mit ihren speziellen Indizes zeigen, daß ich bzw. jemand nicht als Proformen oder Pronomina taugen, da sie - wie wir noch zeigen werden - eine bestimmte Art von Substantiv sind. Da sie u.a. mit deiktischen Lexemen keine Verbindung eingehen können, ist eine Bildung syntagmatischer Proformen analog zu dieses Haus nicht möglich (*dieses ion, *dieser jemand) . Eine Antwort wie ... und dieser Jemand war ich ist kein prinzipielles Gegenbeispiel, da es sich hierbei um einen abweichenden speziellen Gebrauch von jemand handelt (vgl. dazu ausführlich 1 . 1 . O . 2 ) .
O.1.6 In Kapitel 3 wird der Nachweis erbracht, daß die von uns definitorisch vorgenommene Erweiterung des Begriffs Proform erst zu einer allgemeinen und vereinheitlichten Theorie und damit zu einem besseren Verständnis der Pronominalisierung führt. Ferner werden auch noch Argumente vorgebracht, die die einschränkende Gleichsetzung von Proform mit Pronomen (oder auch mit Pro-Adjektiven wie solch- oder Pro-VPs wie das machen, das tun) dazu geführt hat, rten die Granmatikforschung die Pronominalisierung fast durchweg als morphologischsyntaktisches Problem gesehen hat, ohne auszuführen, inwieweit die Pronominalisierung eine Erscheinung ist, die z.B. auch etwas mit semantischen Relationen oder situativem Wissen zu tun hat. (4) Hans gab seiner Schwester, eine so starke Ohrfeige, daß
[sie l diese
Idas (arme) Mädchen (die Kleine
i
aus der Nase blutete.
;
Es ist wohl unmittelbar einleuchtend, daß mit den hervorgehobenen Ausdrücken in (4) auf seine Schwester verwiesen wird. Mit Proformen dieser Art ist es ei-
nem Sprecher möglich, auf die Schwester von Hans zu referieren. Und eben weil dies von der kommunikativen Funktion dieser Ausdrücke her möglich ist, beziehen wir sie in unser Verständnis von 'Proform1 mit ein. H.Vater 1967, 1968a,b, 197O ersetzte zwar 'Pronomen' durch den allgemeineren Terminus Proform, um damit ähnliche Phänomene wie Pro-Adjektive oder Pro-VPs mit einem Begriff abdecken zu können. Er schränkt aber die Pronominalisierung weiterhin auf die Proformen ein, die aus nur einem Lexem wie z.B. er bestehen und deshalb, wie wir schon gesehen haben, kategorial als Proformen zu erkennen sind. Vater 1975:23f. nimmt sehr eingeschränkt im Anschluß an Steinitz 1968 eine gewisse Erweiterung seiner früheren Proformdefinition vor, indem er noch die Syntagmen ( ! ) als Proformen anerkennt, "deren Referenten echte Obermengen der vorerwähnten Referenten bilden" (1975:24), z.B. der Mann als Proform zu der Polizist.
Eine Ursache für diese bislang übliche restriktive Fassung der Begriffe Pronomen bzw. Proform dürfte wohl in der inmer noch starken Abhängigkeit vieler struktureller Grammatiken von der Tradition lateinischer und griechischer Grammatikschreibung und deren Einteilung der Wortarten liegen. Erst mit dem Aufkommen der sog. Generativen Semantik hat man erkannt, daß es sinnvoller sein kann, semantisch und nicht (nur) morphologisch Gleiches in einer Kategorie zusammenzufassen. So hat die Zerlegung der Inhaltsseite sprachlicher Zeichen in Argumente, Prädikate und Qiantoren zu einer Neugruppierung und Neuorientierung auf dem Gebiet der Gramtatikkategorien bzw. Wortarten geführt (vgl. z.B. Bachs Zusammenfassung der Kategorien Substantiv, Adjektiv und Verb zu "contentives" (Bach 1968) oder Ross 1972b mit seinem "category squish"). Zur Kritik an Bach 1968 vgl. z.B. Schachter 1973 und Werner 1975b. 0.2 An dieser Stelle sind noch einige klärende Worte zu den Begriffen grammatische Ebene und Pronominalisierung nötig. Ohne etwas zur Stellung und Operationsebene der Pronominalisierung in einer generativen Transformationsgrammatik (gTG) zu sagen, wäre nur schwer einsichtig, weshalb wir neben der (üblichen) syntaktischen auch noch von einer sog. semantischen und pragmatischen Pronominalisierung sprechen. Wenn man in Anlehnung an Chomsky 1957:11;46,Anm.6 verschiedene (grammatische) Ebenen einer linguistischen Beschreibung wie etwa Syntax oder Semantik (Chomsky nennt u.a. Phonemik und Morphemik) aus heuristischen Gründen unterscheidet, muß man den Zweck und die Kriterien einer solchen Einteilung klarlegen. Hauptzweck eines derartigen Schichtenmodells ist doch, die Komplexität der Phänomene einer natürlichen Sprache unter Verwendung des Modellbegriffs auf die Aspekte zu reduzieren, die man für sein Untersuchungsziel für relevant hält.
0.2.1 Wenn wir nun einen grammatischen Prozeß wie den der Prononinalisierung untersuchen wollen, gilt es herauszufinden, welche granitatischen Einheiten (hier: u.a. syntaktische und semantische Merkmale) jeweils dabei involviert werden. Bei dem, was wir im Anschluß an die Forschung zur Pronominalisierung in der gTG
s y n t a k t i s c h e Prononihalisierung nennen, werden lediglich
syntaktische und lexikalische Merkmale wie Genus und Numerus bei der Pronominalisierungstransformation benötigt, um zu den entsprechenden Proformen zu gelangen (Beispiel: Der kleine Junge. ... Er. [^maskulin, +Singular]). Die da1>
1>
bei resultierenden Proformen nennen wir syntaktische Proformen. Man sollte vielleicht besser von morphologisch-syntaktischen Proformen sprechen, um zum Ausdruck zu bringen, daß sie nur aus e i n e r morphologischen Einheit (Lexem) bestehen, die nur durch syntaktische Merkmale bestimmt ist. Diese Formen wie er, sie, es bilden, wie bereits erwähnt, die (eng begrenzte) Klasse der Proformen, die immer O.2.2
n u r als Proformen auftreten.
Läßt sich die Zusammengehörigkeit zweier NPs erst aus dem Vergleich
der semantischen Merkmale ermitteln, liegt eine andere Art des (textlichen) Verweisens vor, die sich auf einer anderen Ebene abspielt. (Wir sehen hier einmal von der implizit deiktischen Funktion des bestimmten Artikels in der Proform das Tier ab.) (5) Ein Bernhardiner, läuft über die Straße. Das Kind erkennt das Tier. sofort wieder, obwohl es. voller Dreck
ist.
Ohne die Kenntnis lexikalisch-semantischer Relationen wie "Bernhardiner1 impliziert 'Tier1 (vgl. z.B. Katz 1972:4ff.) wäre die durch die Indizes angezeigte textliche Wiederaufnahme nicht eindeutig zu erkennen (vgl. auch schon Steinitz 1968). Die NP das Tier soll - gemäß unserer definitorischen Festlegung - das Resultat einer (auch)
s e m a n t i s c h e n Pronominalisierungs-
transformation sein und deshalb eine semantisch erschließbare Proform genannt werden. Dieses Beispiel zeigt, daß Proformen gemäß unserer obigen Definition (vgl. O.1.2) nicht nur deswegen auf vorangegangene referenzidentische NPs verweisen, weil sie mit diesen in bestimmten syntaktischen (rededeiktischen) Merkmalen (vgl. Artikelfolge: ein- ... d-) übereinstiititien, sondern weil sie mit jenen NPs zusätzlich noch bestimmte semantische Eigenschaften gemeinsam haben. Tier in der Proform das Tier verhält sich zu Bernhardiner wie Oberbegriff (allgemeiner, weniger semantische Merkmale) zu Unterbegriff (spezieller, mehr semantische Merkmale). Morphologisch-syntaktischen wie semantisch erschließbaren Proformen ist
8
also gemeinsam, daß sie isoliert einen größeren Bedeutungsumfang als ihre Antezedenten haben. So hat z.B. die morphologisch-syntaktische Proform er· einen größeren Bedeutungsumfang als etwa das Antezedens Peter, da er für alle Antezedenten mit den syntaktisch-lexikalischen Merkmalen [-tmaskulin, +Singular] stehen kann, also auch z.B. für der Tisch, der riesengroße Tisch; mein Bruder, der dort drüben steht etc. Wie schon gezeigt, hat auch Tier einen größeren Bedeutungsumfang als Bernhardiner. O.2.3 Neben einer syntaktischen und einer semantischen Ebene unterscheiden wir noch eine dritte Ebene einer linguistischen Beschreibung, die wir die pragmatische Ebene nennen. (6) a. Klaus Müller, hat beim Fußballspielen schon wieder eine Fensterscheibe eingeworfen. (der Lausbub \ b. Hat doch \ , , i } wieder nicht aufgepaßt! [der ßengel. J ^ r c. Hat doch
der Polizist . wieder nicht aufgepaßt!
Ohne die Kenntnis außersprachlicher Gegebenheiten wie etwa der, daß Klaus ein kleiner Junge (und kein Polizist) ist, der gerne Dummheiten macht, läßt sich (ohne die Indizes) nicht eindeutig feststellen, ob (6b) oder (6c) einen Ausdruck enthält, mit dem der Sprecher auf Klaus Müller referieren will. Syntaktisch-lexikalische wie semantische Merkmale liefern keine hinreichenden Anhaltspunkte, welcher Satz nun die gemeinte textliche Wiederaufnahme von Klaus Müller enthält. Werden also außersprachliche d.h. pragmatische Informationen wie Kenntnis genannter Personen, der Sprechsituation oder ein entsprechendes Vorwissen benötigt, damit bei der Pronominalisierung der zutreffende Referenzindex einer Preform zugeschrieben werden kann, sprechen wir (definitorisch) von einer p r a g m a t i s c h e n Pronominalisierung. Bei der dabei auftretenden Proform handelt es sich demzufolge um eine pragmatisch erschließbare Proform. 0.3 Zur Leistung und Funktion der Proformen sei an dieser Stelle nur so viel vorweg gesagt, daß Proformen, welcher Art auch immer, oft aus sprachökonomischen Gründen (so bei den morphologisch-syntaktischen Proformen er,sie, es) oder um zu variieren und Wiederholungen zu vermeiden (so vor allem bei den semantisch und pragmatisch erschließbaren Proformen) verwendet werden. Vom sprachökonomischen Standpunkt aus gesehen erspart sich der Sprecher bei der Verwendung von morphologisch-syntaktischen Proformen die ständige Wiederholung eines Eigennamens oder eines längeren, Eigenschaften des Gegenstandes bezeich-
nenden Syntagmas (NP). Dennoch gilt es zu berücksichtigen, daß bei identischer Wiederholung eines Ausdrucks (Sie singen ein Lied und sie lachen) die Referenzidentität auf Seiten der Proformen nicht in jedem Fall gewahrt zu sein braucht. Sie kann in besonderen Fällen auch referentiell verschieden interpretiert werden, was nur aufgrund des Prätextes festzustellen ist (sie . = die Jungen; sie . i* 3 = die Mädchen). O.4 An Stelle eines ausführlichen Forschungsberichts sollen in Kapitel 1 drei Hauptrichtungen der Grammatikforschung der Sechziger und beginnenden Siebziger Jahre (Standardtheorie von Chomsky, Generative Semantik, Interpretative Semantik) einander gegenübergestellt werden, um so exemplarisch die bisherige, fast ausschließlich syntaxorientierte Beschreibung der Proformen darzulegen. Alle Publikationen, die irgendwie mit Pronominalisierung zu tun haben, in einem Forschungsbericht zusammenfassend darstellen zu wollen, scheint uns ein kaum zu bewältigendes Unternehmen zu sein. So beschränkt sich unsere Literaturauswahl auf wichtige und/oder häufig zitierte Arbeiten zu diesem Thema. Ohne große Schwierigkeiten ließe sich die Bibliographie (im Anhang) um ein- oder zweihundert zusätzliche Titel erweitern.
Erste Ansätze zur Überwindung der rein syntaktischen Beschreibung von Proformen und Pronominalisierung finden sich in der Linguistik erst in den Siebziger Jahren (vgl. Schmidt 1973:76ff.), als die Sprechakttheorie und damit auch die Theorie über das Referieren als neue Teilgebiete in die moderne Linguistik Eingang gefunden haben (vgl. u.a. Austin 1962, Aiston 1964, Searle 1971; Linsky 1967). Erst dieser allmählichen Umorientierung des Forschungsinteresses auf Kommunikations- und Handlungstheorien (vgl. so unterschiedliche Arbeiten wie die von Wunderlich 197O, Maas 1972, Schmidt 1973 oder H.J.Heringer 1974) ist es zu verdanken, daß ein Klima geschaffen wurde, das eine teilweise Neubewertung von bereits als gesichert und relativ gut erforscht geltenden Teilgebieten einer Grammatik ermöglicht bzw. zu einer neuen Sicht ermutigt. Dies möchten wir am Beispiel der Pronominalisierung wenigstens ansatzweise zeigen. O.4.1 Diese eben angesprochene Neubewertung soll in den darauffolgenden Abschnitten dieser Arbeit versucht werden. In Kapitel 2 werden nach einem kurzen Überblick über verschiedene Referenztheorien vier Probleme im Zusammenhang mit Referenz und Eindeutigkeit behandelt. Es wird dargelegt, daß NP-Merkmale wie 'spezifisch1 und 'definit' nur scheinbar syntaktische Klassifikationsmerkmale sind. Nach der Frage, ob es gener ische Beschreibungen und generische Referenz gibt, wollen wir überprüfen,
10
welche Bedingungen vorliegen müssen, um von undurchsichtigem, d.h. nicht-eindeutigem Referieren (als Gegensatz zur eindeutig vollzogenen Referenz) sprechen zu können. In der bisherigen linguistischen Diskussion wird diese Art des Referierens häufig mit dem Begriff "opaque contexts" verbunden. Im Kontrast dazu soll das andere Extrem des Referierens, nämlich mit Hilfe von definiten Beschreibungen, betrachtet werden. Eine zentrale Frage in diesem Zusammenhang wird sein, wann diese Art von 'Beschreibungen' hinreichend sind und inwiefern Proformen etwas mit definiten Beschreibungen zu tun haben. Anders ausgedrückt: Kann mit Proformen (gleich welcher Art) beim Referieren dasselbe geleistet werden wie etwa mit definiten Beschreibungen? Und: Sind Proformen nicht durchweg als (z.T. abgekürzte) definite Beschreibungen zu verstehen? 0.4.2 Das Kapitel 3 stellt ein Plädoyer für eine vereinheitlichte Theorie von Referieren und Deixis dar. Im Anschluß daran wollen wir Argumente für die oben schon kurz angeführte These vorbringen, daß die Pronominalisierung ein Phänomen ist, das nicht nur syntaktisch beschrieben werden sollte. Da eine moderne kornnunikationsorientierte Linguistik erst in den Anfängen der Forschung steht, und deshalb nur wenige einschlägige Arbeiten unter diesem Gesichtspunkt vorliegen, werden diese Beobachtungen nicht viel mehr als erste Schritte auf diesem Gebiet sein können. O.4.3 Im darauffolgenden Kapitel 4 werden einige Ergebnisse der beiden vorangegangenen Kapitel daraufhin überprüft, in welcher Form sie in ein zu erstellendes Basismodell einer an kommunikativen Prinzipien orientierten formalen Grammatik einbezogen werden könnten. Dort wird auch Zusattinenfassendes über die Leistung und Funktion der Proformen in der sprachlichen Kctnnunikation ausgesagt. Damit soll eine erste (und sicher noch vorläufige) Bestandsaufnahme dieses Themas für eine noch zu schreibende Grammatik sprachlichen Handelns, wozu das Referieren zählt, gegeben werden.
1. PRQFORMEN UND PKDNOyilNALISIERlJNGSTHEORIEN
1.0 Bis heute haben die meisten Linguisten die Pronominalisierung als ein rein syntaktisches Phänomen angesehen. Zwar ging man von der Beschränkung auf Pro- N o m i n a weg und untersuchte alle möglichen Pro- F o r m e n , blieb aber weiterhin beharrlich auf der Ebene der Syntax. Selbst erste Schritte zu einer Erweiterung des Begriffs Proform über die Syntax hinaus in Richtung Semantik (vgl. Steinitz 1968, 1969:145ff.) oder Pragmatik (vgl. Karttunen 1968b, 1971a) führten nicht, wie man hätte erwarten können, zu einer grundsätzlichen Untersuchung des Phänomens Pronominalisierung auf eben diesen Gebieten, sondern vielmehr zu einem differenzierten Ausbau der syntaxorientierten Sprachbeschreibungsmodelle unter Einbeziehung semantischer Faktoren (vgl. z.B. Postal 1969). Dies gilt in gleichem Maße für eine erweiterte Chomsky-Syntax oder eine 'Semantosyntax1 generativ-semantischer Prägung. 1.1 Übersicht über die Proformen im Deutschen Bei dieser Übersicht über die syntaktischen Proformen stützen wir uns, neben der Duden-Grammatik (Duden 1973), auf die grundlegenden Arbeiten von H.Vater 1967, 1968a,b, 197O zu den Proformen des Deutschen. Er untergliedert in: PrcHtaninalphrasen (Pro-NPs) , Pro-Adverbien (Pro-ADVs), Pro-Verbalphrasen (Pro-VPs), Pro-Adjektive (Pro-ADJs) und Pro-Sätze (Pro-S). Charakteristisch ist nach Vater 1968a:22, daß diese Proformen unspezifizierte Formen darstellen, d.h. daß es sich um Formen handelt, die nur grundsätzliche Merkmale der betreffenden syntaktischen Kategorie enthalten. Besonders kennzeichend sei für diese Proformen ferner, daß ihnen semantische Merkmale fehlen (vgl. Katz/Fodor 1963). M.a.W., sie verfügen nur über textuelle Identifizierungsmerkmale, haben aber keine (ausgeprägte) lexikalische Bedeutung. Es wäre nun sehr einfach, gerade diese letzte Behauptung H.Vaters zum Anlaß für eine grundsätzliche Diskussion zu nehmen, ob nun Chomskys "syntaktische" Merkmale (mit denen H.Vater arbeitet) wie [menschlich] oder kategoriale Einheiten wie modal, lokal, temporal und kausal (vgl. Fig.1) nicht in Wirk-
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lichkeit doch eher semantischer als syntaktischer Natur sind. Da aber Vater 1968a innerhalb des Rahmens von Chomskys 'Aspects'-Modell (1965) bleibt, wollen wir die alte Streitfrage, wo man nun eine Grenze zwischen syntaktischen und semantischen Merkmalen in einem linguistischen Modell ziehen soll, in diesem Zusammenhang auf sich beruhen lassen (vgl. dazu u.a. McCawley 1968a) . Das Diagramm in Fig.l ist aus Vater 1968a:22 entnommen. Die versehentlich falsche Einordnung von dort und damals innerhalb der Gruppe der vorerwähnten Proformen wurde von uns richtiggestellt. Zu man schreibt Vater 1968a:22,Anm.2O noch: "Man kann im Gegensatz zu jemand eine Vielheit bezeichnen." (Kennzeichnen von jemand als objektsprachliche Größe: K . B . ) . Auf eine Wiedergabe der anderen Anmerkungen wird verzichtet, da sie zum Verständnis des Diagramms nicht unbedingt notwendig sind. In Vater 1975:42 wurde die Anzahl der Proformen von fünf (vgl.Fig.1) auf folgende drei reduziert: Pronomina [sie], Proadverbien und Proattribute. In der dort aufgeführten Tabelle tritt die Opposition "nicht-vorerwähnt" vs. "vorerwähnt" nicht mehr in Erscheinung, obwohl sie in derselben Arbeit als Subklassifizierungsmerkmal ausdrücklich noch genannt wird (1975:3O). An ihrer Stelle wird die Unterscheidung "unbestimmt" vs. "bestimmt 1 gesetzt. Eine klare und eingehende Begründung des Subklassifizierungsmerkmals wird nicht gegeben, weshalb sich unsere Kritik an dem Merkmal "nicht-vorerwähnt" nicht erübrigt. Auf die anderen Modifikationen in Vater 1975 gegenüber den vorangegangenen Arbeiten zu diesem Thema gehen wir im folgenden kurz ein, sofern sie uns als grundsätzliche Abänderungen erscheinen.
Grundprinzip der tabellarischen Aufstellung der gebräuchlichsten (nicht aller!) (syntaktischen) Proformen im Deutschen in Fig.1 ist die Aufspaltung der Proformen in vorerwähnte und nicht-vorerwähnte Formen. Wie soll man Vorerwähntheit im Rahmen eines Chomsky-Modells definieren? Etwa so, daß man sagt, vorerwähnte Proformen sind Formen, die nur dann verwendet werden dürfen, wenn eine Koreferenzrelation z.B. zu einer vorangegangenen NP hergestellt werden soll. Die Interpretation der Beziehung Proform - Antezedens (hier: Bezugs-NP) beschränkt sich in der gTG auf die textliche Beziehung zwischen den beiden genannten Größen. Diese Relation haben wir (textliches bzw. rededeiktisches) Verweisen genannt. H.Vaters Interpretation von 'vorerwähnter Proform1 läßt sich mit unserem Verständnis von 'Proform1 voll vereinbaren, da wir davon ausgehen, daß ein Sprecher mit einer Proform auf genau den Gegenstand referiert, auf den er bereits mit dem Antezedenten referiert hat. Dn Gegensatz dazu müßten dann nicht-vorerwähnte Proformen solche sein, bei denen kein Antezedens im Prätext ausfindig zu machen ist.
Sind dies aber dann
noch Proformen im Rahmen eines syntaktischen Basismodells nach Chomsky 1965? Ja handelt es sich dabei überhaupt noch um P r o -Formen? Nach unserer Definition sind dies keine Proformen mehr. Vater 1968a faßt offenbar den Begriff Proform so weit, daß er Ihn auf alle Lexeme mit einem sehr
13 (Fig.l) ÜBERSICHT ÜBER DIE GEBRÄUCHLICHSTEN PRO-FORMEN IM DEUTSCHEN (Diagramm aus Vater 1968a:28) nicht vorerwähnt
ProNP
[ +menschlich]
niemand
—
wer
ProAdverbien
ProVP
modal
lokal
wie
wo woher wohin
per sönl. Subjekt
ProSätze
4 1
4.
was für (ein)
er, sie, es
etwas was (umgangsspr . )
der dieser jener derselbe
irgendetwas irgendwas
einer meiner jener
nichts
keiner
was woran , worauf, womit, wozu usw.
welcher
temporal 1 1 wann | | | |
der (Relativpronomen)
kausal
modal
lokal
warum weshalb weswegen
so
da dort
unpers. Subjekt
(etw.) tun (etw.) machen
was tut X ? was macht X ?
ProAdjektive
[-menschlich]
jemand man
irgend jemand irgendwer irgendeiner
vorerwähnt
temporal | kausal da damals
. darum
1 1 persönl. Subjekt unpers. Subjekt
(das) tun (das) machen
(das)
tun
(was tut es ?) 1 solch welch ohne Präposition
das dies es
(mit 1 Präposition 1 daran . darin darauf
···
deshalb deswegen bei Auflösung der Koordination
was
woran , wozu ... ' weswegen, ' weshalb 1 1
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weiten Bedeutungsumfang wie jemand oder etwas ausdehnt. Weshalb sind aber dann NPs wie ein Mensch bzw. ein Ding keine Proformen? 1.1.0.1 Kritik an der bisherigen Behandlung der Proformen in einer gTG des Deutschen Vater 1968a hat anscheinend den Boden der Standardtheorie (vgl. 1.2.1) verlassen, ohne ausdrücklich auf die weitreichenden Konsequenzen dieser Entscheidung näher einzugehen. Denn wenn man schon Lexeme wie jemand, niemand, etwas und nichts zur Gruppe der Proformen zählt, sollte man auch angeben, auf welcher Beschreibungsebene in einer Chomsky-Grammatik die für eine Pro-Relation obligatorischen Antezedenten zu finden sind. Nach Chomsky 1965 müßten die Antezedenten durch syntaktische Kategoriensymbole wie NP zu repräsentieren sein. Das Merkmal [±vorerwähnt] sollte - gemäß den Prinzipien der gTG - so definiert werden: Einem Lexem (Formativ) wird immer dann [Stoffe bez. Term]
.. ., , + Demonstrativpartikel ^
(Zucker)
(dies-)
... /allgemeiner Terml (3) < _ . * , _ > [Stoffe bez. Term/ (Kaffee) (komplexer) ( ==>
+ Relativsatz (Der K. ist
singularischer Term:
===> (dieser Zucker) demonstrativischer singularischer Term
===> aus Extrakt hergestellt) (Der Kaffee, der aus Extrakt hergestellt ist)
hier: 'bilden zusammen 1 )
Bei dieser Interpretation wird andererseits aber auch deutlich, daß Quines Termentypen nicht nur nach semantischen, sondern auch nach syntaktischen Kriterien aufgestellt worden sind. Daß die Syntax dabei eine Rolle spielt, kann man an der Herleitung komplexer singularischer Terms ablesen, die keine elementaren semantischen Einheiten sind, sondern die unter Zuhilfenahme der beiden anderen Typen von Termen durch syntaktische Ableitung resultieren. So stellen seine drei Typen einen Kompromiß dar, den man durchaus rechtfertigen kann, wenn man sie unter dem Aspekt der gängigsten Typen referenzfähiger (nominaler) Kategorien in der sprachlichen Konrounikation ansieht. Welche anderen Typen von Referenzbeziehungen auf semantischer Grundlage es noch gibt, werden wir in 3.2.2 ausführlich darstellen.
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2.1.3.5 Donnellan Donnellan 1971 knüpft wieder an die von Strawson begründete Tradition an, referierende Ausdrücke im Hinblick auf ihren Gebrauch beim Kommunizieren zu untersuchen. Donnellans Fragestellungen zielen darauf ab herauszufinden, welche Arten von referentiellem Gebrauch sprachlicher Zeichen vorliegen, wenn (allein) der Sprecher (a) von der Existenz eines intendierten Gegenstandes weiß oder (b) nicht weiß, ob es für einen der Form nach potentiell referentiellen Ausdruck überhaupt einen passenden Referenten in einer möglichen Welt gibt. Den Fall (a) nannte er den r e f e r e n t i e l l e n Gebrauch. Wenn die Existenz eines Gegenstandes dem Sprecher bekannt ist, kann er auch seine Prädikationen so wählen, daß der Hörer diesen identifizieren kann. Beim a t t r i b u t i v e n Gebrauch hingegen, Fall (b), muß der Sprecher seine Angaben so wählen, daß Hörer und Sprecher das intendierte Objekt erkennen können, falls es in einer Welt vorhanden ist. (4) Hans hat die Hoffnung aufgegeben, daß die Polizei den Dieb seines Autos ausfindig macht.
Bei der einen Lesart von (4) kennt Hans den Dieb, der sein Auto vor einigen Wochen gestohlen hat, nur die Polizei hat ihn noch nicht fassen können (referentieller Gebrauch von der Dieb seines Autos). An Stelle des Ausdrucks den Dieb seines Autos könnte bei dieser Interpretation auch der Eigenname des Diebs stehen, ohne daß sich der Wahrheitswert von (4) ändern würde.
Bei der anderen Lesart, dem attributiven Gebrauch, weiß Hans nur, daß auf jemand die Eigenschaft 'Dieb des Autos von Hans sein1 zutrifft, da es bei jedem Diebstahl (den wir hier einmal annehmen) jemand geben muß, der schuld am Verschwinden seines Wagens ist. Donnellans Unterscheidung ist, wie ein Vergleich mit Satz (26) in 1.2.2.2. ergibt, durchaus parallel zu setzen mit der Verwendung des Merkmals [ispezifisch] in einem gTG-Modell (so auch Hall Partee 1972:421). Der Status der Termini in Donnellan 1971 ist aber nicht wie bei 'spezifisch1 syntaktisch-semantischer Natur, sondern eine Unterscheidung auf der Ebene der Sprachverwendung. 2.1.3.6 Austin, Searle, Grice Austin 1962, Searle 1971 und Grice 1963 betrachten in ihren Ausführungen zur Referenz nicht wie Donnellan 1971 hauptsächlich nur die Sprecherseite, sondern sie versuchen, allgemeine kcnnunikative Bedingungen anzugeben, wann ein referentieller Akt glückt und wann nicht. Searle 1971:39ff. hat den illokutionären (bedeutungstragenden) Teil eines
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Sprechaktes, wie ihn Austin 1962:92ff. eingeführt hat, unter den Aspekten der prqpositionalen (und damit auch der referentiellen Seite einerseits und dem der kcnnunikativen Funktion andererseits neu gegliedert. Der propositionale Akt, in den Referieren und Prädizieren zusammengefaßt sind, ist ohne den illokutionären Akt nicht denkbar, weil mit der Wiedergabe des reinen Sachverhalts und den damit verbundenen Referenzbeziehungen noch nichts darüber ausgesagt ist, ob es sich z.B. um eine Frage, ein Versprechen oder um eine Drohung handelt. Auch Searle untersucht wie schon Strawson (s. 2.1.3.3) hinweisende Ausdrükke (meist) im Singular, die das Merkmal 'bestimmt1 (definit) tragen. Searles 1971:47,126ff. Katalog umfaßt: (a) Eigennamen, (b) Nominalphrasen mit und ohne eingebetteten Relativsatz, (c) Pronomina sowie (d) [für einen bestimmten Bereich nur einmal vorkommende] Titel (z.B. der Papst, der Bundeskanzler).
Dies sind bis auf (d) im großen und ganzen die gleichen Punkte, wie wir sie schon bei Strawson gefunden haben. Drei Axiome (vgl. Searle 1971:121-125) müssen femer noch beachtet werden, wenn die drei oben angeführten Ausdrücke (b-d) eine eindeutige Bestimmung von Objekten erlauben sollen. So muß der betreffende Gegenstand erstens in einer möglichen Welt existieren (Axiom der Existenz), zweitens muß eine Identitätsrelation zwischen diesem Gegenstand und seinen ihm zugeschriebenen Prädikaten vorliegen (Axiom der Identität) und schließlich drittens ist das Axiom der Identifikation zu beachten, daß man erfolgreich nur dann auf etwas referieren kann, wenn dieses von anderen (ähnlichen) Gegenständen zu unterscheiden und damit vom Sprecher wie vom Hörer zu identifizieren ist. Was Searle 1971:114ff. mit der von Quine eingeschlagenen, mehr semantisch orientierten Richtung verbindet, ist seine These, daß Referenz nicht immer dann vorliegen muß, wenn die Kategorie NP auftritt. (5) Herbert ist ein ausgezeichneter Dirigent.
In (5) referiert ein Sprecher mit der NP ein ausgezeichneter Dirigent nicht, wie man aufgrund der Form der isolierten NP zunächst erwarten könnte, auf einen Gegenstand, sondern dieser Ausdruck stellt (trotz seiner nominalen Form) eine Prädikation zu Herbert dar. Aus Sätzen wie (5) ergibt sich, daß NPs nach Kopula nicht referieren, sondern prädizieren, wenn diese beiden Konstituenten von VP dominiert werden. M.a.W. mit dem Substantiv der hervorgehobenen NP in (5) wird nicht auf einen Gegenstand (ein ausgezeichneter Dirigent) referiert,
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sondern über einen anderen bereits genannten Gegenstand (Herbert) ein Prädikat geliefert {'ein ausgezeichneter Dirigent sein1 etwa im Sinne von "über ausgezeichnete Qualitäten als Dirigent verfügen'). Trotz dieser Verbesserungen der Theorie referentieller Beziehungen durch Searle gibt es anscheinend noch eine ganze Reihe weiterer Voraussetzungen für das Glücken von referentiellen Sprechakten. Dazu gehören nicht zuletzt Grice's 1968:II,6ff. Konversationsimplikaturen und das sog. kooperative Prinzip. Zu diesem Prinzip zählt Grice Forderungen wie: nur Wahres sagen, Irrelevantes weglassen, Ambiguitäten vermeiden u.a.m. Daß diese Postulate nur für Textarten gelten, bei denen informiert und argumentierend diskutiert wird, muß noch einschränkend angemerkt werden.
Als Beispiel für eine konversationeile Implikatur bei NPs sei auf die Anwendungsbedingungen für einen Ausdruck wie ein Mann hingewiesen, der nur dann gebraucht werden sollte, wenn dieser vom Sprecher so bezeichnete Mann vom riürer (noch) nicht identifizierbar ist. kannt,
Ist dieser Mann aber Sprecher wie Hörer be-
m u ß der Sprecher den Ausdruck der· Mann verwenden, um sich (gemäß
den Anwendungsbedingungen für Ausdrücke mit dem bestimmten Artikel) kooperativ zu verhalten. Verstößt ein Sprecher gegen solche (generalisierten) konversationeilen Implikaturen, verletzt er damit gleichsam eine Spielregel und verhält sich nicht mehr kooperativ zu seinem Hörerkreis (Genaueres dazu in Braunmüller 1975). In den folgenden Unterabschnitten dieses Kapitels werden noch weitere, zusätzliche Bedingungen genannt, die von den Kontrunikationsteilnehmern erfüllt werden müssen, damit sichergestellt ist, daß A genau über das Objekt redet, von dem B glaubt, A beziehe sich darauf. Zusammenfassend kann hier schon gesagt werden, daß die Frage, ob ein bestimmter Ausdruck eine definite Beschreibung ist bzw. den Anschein einer solchen Beschreibung erweckt (bestimmter Artikel/Deiktikum + Nomen, NP mit Eigennamen, eine Proform wie er), läßt sich prinzipiell mit linguistischen Mitteln feststellen (vgl. den oben in diesem Abschnitt genannten Katalog nach Searle 1971: 126ff.). Ob jedoch ein solcher sprachlicher Ausdruck auch wirklich das Referieren im einzelnen Sprechakt glücken läßt, hängt entscheidend von außersprachlichen Faktoren wie Vorwissen, Situation oder Kcoperativität (Grice) ab. 2.1.3.7
Kripke
Kripke 1972:269f.,274ff. unterscheidet bei der Verwendung von Eigennamen, definiten Beschreibungen und anderen referierenden Ausdrücken (NPs) zwischen der Gebrauchsweise als rigide oder akzidentielle Designatoren.
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Wenn ein Sprecher einen Eigennamen oder z.B. eine NP wie ein (1) Meter als sog. rigiden Designator gebraucht, geht er (ebenso wie dann der Hörer) davon aus, daß dieser Designator in jeder beliebigen möglichen Welt inner dasselbe bezeichnet.Es sei also nicht nötig, ja sogar unzulässig, (die Maßangabe) ein Meter durch einen Ausdruck wie die Länge von S zum Zeitpunkt t zu ersetzen, weil (a) diese definite Beschreibung als umschreibende Charakterisierung von ein Meter nicht inner, d.h. nur unter ganz bestürmten Umständen zutrifft (Ausdehnung unter Wärmeeinfluß etc.) und weil (b) solche und ähnliche definiten Beschreibungen nach Kripke nie hinreichend genau das wiedergeben können, worauf sich der Sprecher mit dem rigiden Designator ein Meter habe beziehen wollen, nämlich auf eine festgelegte Maßeinheit. Da solche definiten Beschreibungen wie die Länge von S zum Zeitpunkt t nur für eine bestimmte Situation zutreffen, nannte sie Kripke akzidentielle Designatoren. Festzuhalten bleibt, daß rigide Designatoren, zu denen ein Sprecher auch Demonstrativa (1) machen kann (Kripke 1972:345,Anm. 16), nicht zur Bedeutungsbeschreibung dienen wie die definiten Beschreibungen, sondern nur zur Referenzfestlegung bzw. zur Referentenfixierung. 2.2 Eindeutigkeit und Referenz 2.2.O Bevor wir auf einige Probleme der spezifischen, definiten, generischen und undurchsichtigen Referenz im Zusammenhang mit der referentiellen Eindeutigkeit näher eingehen (2.2.1), wollen wir vorweg noch andere allgemeine sprachliche Faktoren anführen, die bei jedem Referieren, das auf Eindeutigkeit abzielt, eine Rolle spielen können. Außerdem sei nochmals betont, daß alle Faktoren, die in diesem Kapitel bei der Beschreibung der verschiedenen Referenzarten bei NPs genannt werden, in glei-; eher Weise für die Proformen gelten, da diese erst zu Proformen aufgrund ihrer Funktion im Text werden. Nur in dieser anderen Funktion liegt ihr Hauptunterschied zu den anderen NPs. 2.2.O.1 Referenz und Kontextabhängigkeit An erster Stelle werden meist, wenn es um referentielle Eindeutigkeit geht, gleich nach den Eigennamen die definiten Beschreibungen genannt. Unter definiten Beschreibungen versteht man im allgemeinen alle die Ausdrücke, die die Funktion einer NP in einem Satz einnehmen und deren Substantiv durch den bestimmten Artikel, Deiktika oder Eigennamen und meist noch zusätzliche Prädikationen (Attribute, Relativsätze, Appositionen) so gekennzeichnet ist, daß damit eine Identifikation des vom Sprecher intendierten Objekts möglich ist.
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Ziel jeder Referenz ist, ein Einverständnis zwischen dem Sprecher und dem Hörer zu erreichen in bezug auf das, worüber sie reden (vgl. dagegen schon die in 2.1.3.1 erwähnten Einwände von Kripke 1972:255 und passim.). Wie wir schon in der Einleitung zu diesem Kapitel 2 festgestellt haben, sind die definiten Beschreibungen nicht kontextunabhängig, d.h. sie sind nur dann hinreichend in ihren Referenzbezügen, wenn ein noch genau zu untersuchendes Maß an gemeinsamem Vorwissen bei den Gesprächspartnern und den situativen Gegebenheiten vorliegt. Liegt ein solches Mindestnaß an Gemeinsamkeit nicht vor, weiß der Hörer nur, daß es einen Gegenstand (zumindest für den Sprecher) geben muß, auf den diese Beschreibung zutrifft, den der Hörer aber nicht kennt bzw. zu identifizieren nicht in der Lage ist. Jede Art von fiktionaler Literatur - um diesen Sonderfall gleich zu erwähnen arbeitet mit solchen definiten Beschreibungen, um dem Leser eine Figur so vorzustellen, daß dieser für den weiteren Verlauf der Geschichte oder des Romans die so vorgestellte Person von anderen unterscheiden kann. Oft werden auch bloß Eigennamen (Kafka: Joseph K.) oder Proformen (Er, Sie) verwendet. Entscheidend ist nur, daß der Leser distinkte Angaben für diese fiktionale Welt vom Autor erhält. Ähnlich verläuft auch das Hinweisen und Prädizieren auf Objekte in der realen Welt. Für eine eindeutige Kommunikation kennt es darauf an, daß der Sprecher (a) das Objekt A gegenüber allen anderen Objekten (B,C ...) als distinkt kennzeichnet und (b) so viel Information über Quantifizierung (vgl. Werner 1975c) und charakteristische Eigenschaften gibt, daß der Hörer die betreffenden Objekte in Übereinstimmung mit seinen Erfahrungen und seinem Wissen über die Welt in ein Koordinatensystem von (z.T. gelernten) Referenzpunkten (vgl. z.B. Dahl 1972:1f.) bringen kann, das mit dem des Sprechers möglichst deckungsgleich ist. Werden diese beiden Bedingungen erfüllt, kann man sagen, daß diese Beschreibung definit bzw. hinreichend war. Außer den Eigennamen und definiten Beschreibungen kann man auch mit morphologisch-syntaktischen Proformen ( e r ) , allen anderen als Proformen fungierenden NPs sowie den Deiktika so referieren, daß sie genau ein Objekt bzw. eine genau abgegrenzte Anzahl von Objekten bezeichnen. Proformen und Deiktika sind also in ihrer kommunikativen F u n k t i o n den Eigennamen und den (nicht als Proformen verwendeten) definiten Beschreibungen ä q u i v a l e n t (vgl. auch Werner 1974). Sieht man hier einmal von dem unterschiedlichen grammatischen Aufbau dieser referenzfähigen NPs ab, fällt vor allem die unterschiedliche Art der Kbntextabhängigkeit auf. Mit Eigennamen kann man unabhängig von der jeweiligen Sprechsituation auf ei-
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nen Gegenstand eindeutig referieren. Voraussetzung ist aber, daß sie einmal als eine bestiitmte Bezeichnung für etwas gelernt worden sind. Sie sind zwar kontextunabhängig in bezug auf die Sprechsituation, jedoch abhängig von der Situation, in der die Referenzbeziehung zwischen sprachlichem Ausdruck und Referenten einmal hergestellt wurde. Man könnte dies als Abhängigkeit vom Vorwissen bezeichnen. Definite Beschreibungen und Deiktika bedürfen, um richtig verstanden zu werden, der Kenntnis der Situation, in der sie geäußert wurden, während bei den Deiktika (hier, der da etc.) die nicht-verbale Information in Form von Gestik und unmittelbarer Kenntnis der Gegebenheiten der Sprechsituation eine nähere verbale Beschreibung des Referenten weitgehend überflüssig macht, werden bei den definiten Beschreibungen mehr oder weniger große Teile dieser nichtverbalen Information in Form von charakterisierenden Prädikationen gegeben, so daß sich eine unmittelbare Kenntnis der situativen Umstände erübrigen kann. Deiktika wie definite Beschreibungen sind also beide situationsabhängig. Proformen sind defintionsgemäß immer vom Prätext abhängig. Eine textuell bzw. kontextuell unabhängige Proform gibt es nicht. Ob mit den eben genannten referenzfähigen NPs nun wirklich eine geglückte Referenzbeziehung hergestellt wird, hängt also entscheidend davon ab, ob ihre jeweilige Art der Kontextbedingtheit beim Referieren berücksichtigt wurde (vgl. auch Ballmer 1972:198). Erst dann erfüllen z.B. definite Beschreibungen das, was ihr Name verspricht, nämlich etwas definit, d.h. h i n r e i c h e n d zu "beschreiben" bzw. zu bezeichnen (vgl. 2.2.1). Sprachliche Kriterien sind also nicht allein ausschlaggebend für das Zustandekommen von Referenzbeziehungen, was man etwa nach der Lektüre sehr vieler philosophischer wie vor allem linguistischer Arbeiten zu Fragen der Referenz mittels definiter Beschreibungen oder Eigennamen meinen könnte (Ausnahmen u.a. Karttunen 1968b und Werner 1975b). 2.2.O.2 Genus Für Sprachen, die wie das Deutsche das grarmatische Genus kennen, ist das (lexeminhärente) Genus eine weitere Möglichkeit, referentielle Eindeutigkeit auf der Textebene mittels zwei referenzidentischen NPs zu erreichen. Dieses sprachliche Mittel wird hauptsächlich bei der anaphorischen (und kataphorischen) Pronominalisierung eingesetzt und es ist so lange erfolgreich, wie die Bedeutung der Verben (Selektionsbeschränkungen!) und evt. vorhandene weitere NPs mit verschiedenen Genera, mehrdeutige grammatische Referenzbezüge nicht zulassen. Dennoch kommen Sätze vor, bei denen das Genus und die Bedeutung der Verben
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solche Aiibigui täten nicht auf lösen können. (6) Die Frau, übergibt der Schwester, die kleine Inge . i j k Sie (?) kennt sie (?) sehr gut. (Werner 1975a:52)
Auch gibt es Fälle, bei denen dag granmatische Genus durch das natürliche Geschlecht ersetzt wird (7) oder bei denen ein Genus gewählt werden muß, das sich nach einer bestimmten sprachlichen Konvention richtet (8), ohne daß es sich dabei nach dem natürlichen Geschlecht der betreffenden Person (Referent) zu richten hätte. (7) Das Mädchen, kann nahezu alles; nur von Kochen hat < ^ Ahnung.
i> keine i '
(8) Der Detektiv stellte fest, daß jemand. [+mask] gestern abend in das Wochenendhaus eingebrochen ist, und daß er. [durch Konvention t+mask]] dabei einen Nachschlüssel benutzt haben muß. Wie die weitere Untersuchung ergab, war die Haushälterin. , _ . . [-mask] der Täter.
Bei Satzfolgen oder Texten wie (8) ist es unmöglich, mittels des konventionell festgelegten Genus von jemand [maskulin] so auf Objekte zu referieren, daß n u r bei jedem erneuten Auftreten dieses Genusmerkmals auf dasselbe Objekt referiert wird. Wird also wie in (8) vom Sprecher angenonmen, daß jemand und die Haushälterin referenzidentisch sind, kann er diese ReferenzIdentität hier nicht mittels des Genus kenntlich machen. Auf eine Formel gebracht kann man mit Werner 1975a:52ff. die Genera - von den genannten Ausnahmen abgesehen - als "Indizes für ReferenzIdentität" (auf der Textebene) bezeichnen. Bei den morphologisch-syntaktischen Proformen sind die Genera für den Hörer wichtige Hinweise zum Wiedererkennen von bereits hergestellten (außersprachlichen) Raferenzbezügen. 2.2.0.3 Topikalisierung Nicht selten wird auch das sprachliche Mittel der Topikalisierung eingesetzt, wenn der Sprecher anniirnrt, daß der als Topic gesetzte Redegegenstand für den Hörer einen bekannten Fixpunkt darstellt (vgl. Sgall 1973:3f.). 'Topic1 bei Sgall 1973 entspricht in Chomsky 1969 dem Begriff Präsupposition. Allgemein kann man sagen, daß Topic, dem in der traditionellen Grammatik 'Thema1 entspricht, voraussetzt, daß bei den Koranunikationspartnern bereits Einverständnis über die Existenz dieses topikalisierten Radegegenstandes in deren Diskursuniversum vorliegt. Um die Bedingung der (textlichen) referentiellen Eindeutigkeit zu erfüllen, muß dieser Redegegenstand (Topic) außerdem noch durch den vorangegangenen Kontext so spezifiziert sein, daß keine Unklarheiten auftreten.
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Kiefer 1972a:301,Anm.13 zeigt an Sätzen wie (9), daß die Topikalisierung die kognitive Bedeutung von Sätzen in Richtung auf eine spezifische, d.h. eine nur für den Sprecher eindeutige Referenzbeziehung hin verändern kann. (9) a. Jeder in diesem Zimmer spricht zwei Sprachen
(-spez.)
b. Zwei Sprachen werden von jedem in diesem Zimmer gesprochen. (+spez.)
Die Topikalisierung der NP zwei Sprachen in (9b) hat (nach dem Urteil vieler, aber nicht aller Sprecher) zur Folge, daß im Gegensatz zu (9a) referentielle Eindeutigkeit erzielt wird, weil nun klar ist, daß zwei bestimmte Sprachen gemeint sind. Topikalisierte NPs gelten als (textuell) eindeutig, weil dem Hörer der Referent bereits bekannt sein muß. Auf die hervorhebende Wirkung der Betonung der topikalisierten NP und des Intonationsverlaufs in solchen Sätzen wollen wir hier nur hinweisen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß mit Hilfe der Topikalisierung einmal ein bereits im Diskursuniversum aufgetretener Redegegenstand eindeutig wieder aufgenommen werden kann. Auch kann diese Art der syntaktischen Hervorhebung beim Hörer bewirken, daß dieser die betroffene NP spezifisch interpretiert. Das setzt voraus, daß das durch diese Extraposition hervorgehobene Objekt in eine referentielle Identitätsrelation zu einem vorher erwähnten Redegegenstand zu bringen ist (vgl. (9b)).
2.2.0.4 Präsuppositionen Unter den Voraussetzungen oder Vorbedingungen für eine eindeutige Referenzbeziehung sind zuerst die sog. Präsuppositionen zu erwähnen. Hier sollte allerdings gleich darauf hingewiesen werden,daß der Begriff der Präsupposition in der Literatur sehr unterschiedlich definiert wird. Zu "Präsuppositionen" sind .schon die verschiedensten Dinge erklärt worden, sofern sie auch nur entfernt etwas mit Voraussetzungen für die sprachliche Kommunikation zu tun hatten (vgl. allgemein dazu Ebert 1973a).
Stalnaker 1972:387f. definiert Präsuppositionen ganz allgemein als Propositionen, die Implizit angenommen werden, bevor der sprachliche Prozeß abläuft. Hinzuzufügen wäre noch, daß Präsuppositionen während des ganzen kommunikativen Vorgangs gelten und bestehen bleiben. Nur wenn die Präsuppositionen eines Satzes erfüllt sind, kann dem Satz der (referenzsemantische) Wahrheitswert "wahr" zugesprochen werden. Neben den sog. logischen Präsuppositionen (wie den lexikalischen oder idiosynkratischen) sind die existentiellen Präsuppositionen von entscheidender Bedeutung (vgl. ausführlich dazu Kiefer 1972a). Wie wir bereits in 2.1.3 darauf
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hingewiesen haben, kann ein Sprecher erst dann erfolgreich eine Referenzbeziehung herstellen, wenn die Existenz des betreffenden Gegenstandes gegeben ist. Andernfalls wird die Äußerung, in der dieser Ausdruck vorkommt, als sinnlos, unangemessen oder falsch bezeichnet. Dennoch wäre es falsch zu sagen, diese Äußerung hätte keine Bedeutung. Die sog. pragmatischen Präsuppositionen (vgl. Ebert 1973a:47) spielen insofern für die Eindeutigkeit von Referenzbeziehungen eine Rolle, als diese die Annahmen des Sprechers über A=»g Wissen des Zuhörers repräsentieren. So ist es dann für den Sprecher einfacher, eindeutig auf ein Objekt hinzuweisen, wenn er auf bereits von ihm gegebene Informationen darüber rekurrieren kann. Pragmatische Präsuppositionen (wie z.B. die Annahmen des Sprechers über Vorinformationen auf der Hörerseite) lassen sich, soweit wir sehen, noch nicht durch formale Testverfahren wie bei den logischen Präsuppositionen (Negationstest) exakt ermitteln, weshalb es schwierig ist, ihren Beitrag zum eindeutigen Referieren genau festzustellen. 2.2.0.5 Testverfahren Eine weitere wichtige Voraussetzung für die referentielle Eindeutigkeit von sprachlichen Zeichen ist, ob diese in Konstruktionen auftreten, in denen das Prinzip der S u b s t i t u i e r b a r k e i t von referierenden nominalen Konstruktionen anwendbar ist oder nicht (vgl. z.B. Frege 1962a oder Quine 196O: 142f.). Dieses Prinzip gilt dann als erfüllt, wenn eine NP, mit der ein Sprecher auf etwas referiert, in einem Satz durch eine andere, mit dieser referenzidentischen NP ersetzt werden kann, ohne daß sich der Wahrheitswert des Satzes ändert (vgl. (1O)). (10) a. Cicero, war ein römischer Staatsmann. i
b. Tullius. war ein römischer Staatsmann.
Für NPs, die in Sätzen erscheinen, die ihrerseits von performativen (z.B. wünschen) oder weltschaffenden Verben (z.B. träumen, sich ausdenken) abhängig sind, gilt dieses Prinzip der Substituierbarkeit nicht (vgl. Mates 1969:41ff.) wie (11b) deutlich macht. (11) a. ödipus, wollte JoJcaste. heiraten. u,, .1t
b. ftödipus. wollte { . i\ Mutter heiraten, i l sejne_. / ( ' # ' bedeutet hier "falsch" in einer wahrheitsfunktionalen semantischen Interpretation.)
Das Verb wollen gehört offenkundig zu der Klasse von Verben, nach denen das Substitutionsprinzip nicht anwendbar ist. Die Intentionalität bei wollen zielt nicht (nur) auf die referenzsemantische Ebene in einer Sprachbeschreibung ei-
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ner möglichen Welt, sondern (auch) auf die Ebene des Wissens einer Person (hier: ödipus), bei der eben Jokaste und ödipus ' Mutter nicht bedeutungsgleich sind. Probleme ähnlicher Art werden ausführlich in dem Abschnitt über undurchsichtiges Referieren (2.2.1.2) besprochen. Als weiteres Testverfahren für die Eindeutigkeit von Referenzbeziehungen ist noch der Test mit der direkten K o m m e n t i e r u n g zu nennen. Posner 1972:89f. hat zwei Charakteristika gefunden, an denen sich definite von indefiniten NPs in konnunikativer Hinsicht unterscheiden: 1. Ist eine Existenzbehauptung in der Satzoberfläche durch eine definite Nominalphrase realisiert, so ist sie weder kommentabel noch koramentatfähig. (1972:89) 2. Ist eine Existenzbehauptung in der Satzoberfläche durch eine indefinite Nominalphrase realisiert, so ist sie koraraentatfähig und innerhalb bestimmter Sätze sogar kommentabel . (1972:9O)
D.h. mit einem negativen Kommentar wie (12b) kann bei definiten NPs nie die Existenz (a) des Objekts negiert (^) werden, das diese NP repräsentiert (12c), während dies bei indefiniten NPs wohl der Fall ist (13c). (Die durchzogene Linie unter den ar und b.-Sätzen ist ähnlich wie in der Aussagenlogik als "daraus folgt 1 zu interpretieren.) (12) a. Der Gärtner ist immer der Mörder. /stimmt nicht \ b DaS ' \ist nicht wahr/ ' c. Der Gärtner (3) ist nicht immer der Mörder. d. (Nicht der Gärtner (3) ist immer der Mörder. ( ( 1 2 d ) ist nur dann die korrekte Schlußfolgerung aus (12a,b), wenn der Gärtner stark betont ist.) (13)
a. Helga ist mit einem Linguisten verheiratet.
/stimmt nicht. \t . b. Das (ist . ^ nicht , . ._ wahr/ c. Helga ist mit keinem Linguisten (Ο ιΛ VI (0 tJ ^TJ O Ό
•H
U)/
—.
£
\
LKW
b. Deutscher Gewerkschafts-===> bund
DGB
c. #[North Atlantic Treaty ===> Organization] (21) a. Automobil
NATO (vgl. auch OPEC, SALT, MBFR, KSZE etc.)
===>
Auto (vgl.
b. Omnibus
===>
Bus
c. #[Schutzpolizist]
===>
Schupo
d. #[Kraftradmelder]
===>
Kradmelder
schwed. bil)
( t t = [ w e n i g gebräuchlich], ==> = wird abgekürzt zu)
Unsere (oben wiederholte) Definition von 'Proform' läßt auch zu, daß (morphologische)
A b k ü r z u n g e n wie in (2O) und (21) als Proformen in einem
Text fungieren können. Abkürzungen vom Typ (2O) eignen sich bei Referenzidentität zu einer pronominalen Wiedernennung eines vorangegangenen nicht-abgekürzten Ausdrucks (Ein Lastkraftwagen. "l·
... Der LKW. . . . ) . L·
Wenn die Abkürzung gebräuchlicher ist als der nicht-abgekürzte Ausdruck, kann bereits die Abkürzung in der Antezedens-NP erscheinen (Ein LKW. ... Der LKW. . . . ) . Somit besteht ein fließender Übergang zu dem Typ der Abkürzung, wie er in ( 2 1 ) dargestellt ist.
Die Abkürzungen von Typ (21) hingegen verhalten sich - in syntaktischer Hinsicht - nicht mehr wie Kürzel für etwas, sondern wie eigenständige Substantive, mit denen man in einer NP auf etwas referieren kann. ( 2 2 ) Der Deutsche Gewerkschatfsbund (DGB) . lehnt den Gesetzesentwurf der Koalition zur Mitbestimmung ab, da er den Vorstellungen des DGB./ seinen. Vorstellungen nicht voll entspricht. Der DGB. ist ferner der Ansicht, daß ... ^
In Sätzen bzw. Texten wie (22), in denen eine Abkürzung an Stelle eines längeren Ausdrucks pronominal verwendet wird, könnte man also, wenn man wollte, von speziellen morphologischen Proformen sprechen. Diese Proformen unterscheiden sich von den syntaktisch-morphologischen Proformen wie er, sie,
es dadurch, daß sie
neben der Wiederholung der syntaktischen Merkmale Genus und Numerus (vgl. den Artikel) auch noch Teile der Ausdrucksseite der Bezugslexeme bzw. Bezugs-NPs wiedernennen (Der —Deutsche — Gewerksohafts&und. _ 7, ...
Der DGB.1, . . . ) . Wegen dieser
149
engen Bindungen an die morphologische Struktur der Bezugslexeme ist der Anwendungsbereich solcher Abkürzungen im Gegensatz zu den Proformen wie er sehr eingeschränkt. Wie die Auswahl der Abkürzungen in (2O) und (21) zeigt, lassen sich - ganz allgemein - solche Ausdrücke, die die Funktion von Proformen übernehmen können, durch Aneinandereihung von Buchstaben (20a,b) oder Silbenkombinationen (21c,d) sowie durch Kürzung von Lexemen (21a,b) bilden. In diesen Ableitungsmöglichkeiten unterscheiden sich solche pronominal verwendbaren Abkürzungen grundlegend von den morphologisch-syntaktischen Proformen. Denn bei diesen Proformen wie er ist - wie eben bereits an einem Beispiel ausgeführt wurde - k e i n e morphologische (Teil-)Ähnlichkeit mit ihren Bezugsgrößen zu beobachten, sondern die Pro-Relation kommt lediglich durch Numerus- und Genusübereinstimmung (sowie durch das Merkmal 'im Prätext bereits genannt") zustande (das Haus/'das Tier es), was häufig zu Mehrdeutigkeiten und Mißverständnissen führt (vgl. 3.2.1.1/ 3). Außerdem gibt es nur relativ wenige solcher morphologisch-syntaktischen Proformen für NPs (vor allem ev, sie, es; sie), was zwar einerseits von der Lexik her gesehen ökonomisch ist, andererseits aber zu den schon erwähnten Mehrdeutigkeiten führen kann. So präzise, weil unmißverständlich eine pronominal verwendete Abkürzung vom Typ der· LKW in dieser Hinsicht ist, muß doch berücksichtigt werden, daß Bildungen wie z.B. (21c) genauso viel Speicherkapazität verlangen wie ihre (längeren) Bezugslexeme. 3.2.1 Syntaktische Pronominalisierung 3.2.1.O Mit unserem Vorschlag, die Anaphorik als Teil der Deixis zu behandeln (3.O) und die Pronominalisierung selbst auf verschiedenen Ebenen eines Sprachbeschreibungsmodells operieren zu lassen (3.2.O), sind einige der in Kapitel 1 dargelegten Schwierigkeiten der Standardtheorie Chomskys und ihrer Weiterentwicklungen vom theoretischen Ansatz her ausgeräumt worden. Gleichzeitig wurde der Weg für eine allgemeinere Erklärung grammatischer Pro-Relationen bereitet. Bevor einige wichtige Probleme der syntaktischen Pronominalisierung angesprochen werden, sei noch ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es den Rahmen dieser Untersuchung bei weitem sprengen würde, wenn wir hier alle Ergebnisse und Vorschläge der bisherigen Forschung zu diesem Thema in Referatform oder in Diskussionen berücksichtigen wollten. Dies scheitert zum einen daran, daß es mehrere hundert Abhandlungen dazu gibt (vgL die Auswahl im Literaturverzeichnis) , deren Ergebnisse zu überschauen und womöglich noch in eine einzige generative Beschreibung zu integrieren, heute nahezu unmöglich ist.
150 In einem 1968 erschienenen Kompendium transformationeller Theorien und Beschreibungen zur englischen Syntax (Stockwell et al. 1968:185) werden nur etwa 3O Arbeiten zur Pronorainalisierung ausgewertet. Schon bei dieser sehr eingeschränkten Auswahl syntaktischer Arbeiten wird deutlich, daß diese Ansätze und Lösungsvorschläge zum Teil miteinander unvereinbar sind.
Zum anderen werden die meisten Untersuchungen zu Detailfragen der Pronominalisierung, zur Ordnung der Transformationsregeln u.a.m. von unserer Revision der syntaktischen Pronominalisierungstheorien nur mittelbar berührt, da es uns mehr um die Prämissen und die theoretische Fundierung von Proforman in einem Sprachbeschreibungsmodell sowie um das Referieren mit solchen Ausdrücken geht. 3.2.1.0.1
Typen syntaktischer Pro-Relationen
Es lassen sich drei Typen syntaktischer Pro-Relationen (Anaphorik) aufstellen, die alle zur (pronominalisierenden) Rededeixis zählen: (a) die K o r e f e r e n z , d . h . das Referieren mittels zweier sprachlicher Zeichen (NPs) auf ein
einzelnes Objekt oder auf mehrere Objek-
te (vgl. auch Dik 1968:71), (b) die K l a s s e n r e f e r e n z
, d.h. das Referieren mittels zweier
sprachlicher Zeichen (NPs) auf eine Klasse von Objekten, und schließlich (c) d i e m e h r d e u t i g e
R e f e r e n z , d.h. d a s Referieren mit-
tels zweier sprachlicher Zeichen auf mehrere mögliche Objekte ("sloppy identity"). Vergleicht man diese Typologie der Referenz etwa mit der von Gross 1973:204, ist zu erkennen, daß seine "discourse reference" (Textreferenz mit Hilfe von er, sie, es; sie als Proformen) und "lexical reference" (lexikalische Referenz mit Hilfe von ein-, ein solch- als Proformen) zu den Pro-Relationen Koreferenz (a) bzw. Klassenreferenz (b) zu zählen sind. Seine "external referents", also deiktische Ausdrücke, mit denen man sich direkt auf die Sprechsituation bezieht (dies-, jen- z.B.) hat nach unseren Definitionen nur etwas mit Referieren, jedoch nichts mit Pronominalisierung zu tun. "Inclusion reference" (Inklusionsreferenz mit Hilfe von ein- von diesen als Proform), Gross" vierten Typ von Referenzrelation, rechnen wir zu einer Untergruppe der semantischen Pronominalisierung. Es wird in Abschnitt 3 . 2 . 2 noch zu zeigen sein, daß Gross 1 typologische Einteilung nicht alle Pro-Relationen und Referenztypen erfaßt, die in einer natürlichen Sprache wie dem Deutschen möglich sind.
151
3.2.1.1 Koreferenz 3.2.1.1.0 Bei der Koref erenz stiimtt die Proform (P) in den syntaktischen Merkmalen mit ihrem Antezedenten (A) überein. Sowohl mit P wie mit A referiert man auf bestimnte Gegenstände (vgl. Fig. in 2.1.2). Voraussetzung für diese ProRelation ist, daß man sich mit beiden Sprachzeichen (P und A) auf d e n s e l b e n Gegenstand bezieht. In der frühen gTG (vgl. Chomsky 1965:146) wurde dies durch die Bedingung der strikten Identität sowohl struktureller wie lexikalischsemantischer Art ausgedrückt (vgl. auch Grinder 1971). 3.2.1.1.1
Identitätsbedingungen
Daß p h o n o l o g i s c h e Identität nicht ausreicht, beweisen die Beispiele unter (23). ( 2 3 ) a. Die Mutter
[von Peter] hat die Mutter
gefunden.
b. *Die Mutter
[von Peter] hat sich
gefunden.
b . ' Die Mutter
[zu der Schraube] hat sich
gefunden.
(Du brauchst nicht mehr weitersuchen.) c. Die Mutter
hat sie
gefunden.
d. Die Mutter
hat sie
gefunden.
Wenn i,j,k verschiedene Referenten und 1,2 die beiden Lesarten von Mutter (1: 'weibliches Elternteil von x 1 ; 2: 'Gegenstück einer Schraube") repräsentieren, würde die rein phonologische Identität der beiden NPs wie in (23a) zu einer unzulässigen reflexiven Pronominalisierung führen, falls wie in (23b) die Mutter· (in der Lesart 1) als Antezedens zu sich angesehen würde. Dennoch ist die phonologische Form von (23b) als (23b') mit der Lesart 2 von Mutter durchaus grammatisch, was u.E. mit dafür spricht, die Pronominalisierung bzw. Reflexivierung möglichst bald nach der lexikalischen Einsetzung operieren zu lassen, um Lesarten wie (23b) möglichst früh herauszufiltern. Im Fall von (23a) ist nur eine Pronominalisierung denkbar, wenn das Antezedens außerhalb dieses Satzes liegt und nicht koreferent mit die Mutter,"Z* ist. So ist dann in (23c) etwa eine dem Hörer bekannte Mutter zu einer bestiimtten Schraube, in (23d) etwa die Mutter von einem Freund von Peter als Antezedens denkbar, wenn auch für letztere Lesart der Ausgangssatz (23a) mit die Mutter., . und die Mutter* ... nicht voll akzeptabel. (23c/d) fallen als isolierte Sätze in unserem Drei-Schichten-Modell nicht mehr unter die (syntaktische) Pronominalisierung, da in diesem Fall keine Antezedenten auf der Textebene, d.h. im selben Satz zu finden sind.
An Beispielen wie (23a) ließen sich noch andere Bedingungen für die Pronominalisierungs- und Reflexivierungstransformation ableiten, so z.B. die Beschrän-
152
kungen für die Reflexivierung innerhalb von Sätzen. Wir verweisen dazu auf die ausführlichen Untersuchungen von Lees/Klima 1963, Langacker 1969 und Stockwell et al. 1968: Bd.1:183-252, bes.:23O u. 236) sowie auf unser Referat dieser Arbeiten in 1.2.1.1/2. Die andre Bedingung der strikten Identität, nämlich die s t r u k t u r e l l e Identität der zu proncminalisierenden koreferenten NPs, erwies sich als zu stark. Sätze wie (24) führen, wie schon in 1.2.2.1 gezeigt wurde, zu infiniten Strukturbeschreibungen, da die zu paraphrasierenden Pronomina in der Paraphrase immer wieder auftauchen und so zu einem unendlichen Rekurs eingebetteter NPs führen. ( 2 4 ) Der Junge., der ihn. sich wünschte, erhielt den Preis., den er. verdiente.
(Mönnich 1971:154)
Strukturelle Rekursivitäten infolge der strikten Identitätsbedingung bei der Pronominalisierung gingen in die Forschung als Bach-Peters-Paradox ein.
3.2.1.1.2
Proformen als gebundene Variablen
In einer an der formalen Logik orientierten Sprachbeschreibung hat man zwei Lösungsmöglichkeiten gefunden, um solche infiniten Rekursivitäten wie beim Bach-Peters-Paradox (24) zu vermeiden. Nach dem Ansatz von McCawley 1968a;1969, der eine Trennung von Individuenvariable mit Referenzindex (xj und dem lexemischen Inhalt einer NP (z.B. 'Haus sein') vorsieht, werden alle nicht lexikalisch von einer NP wie z.B. das Haus belegten Individuenvariablen
(in einer Satzformel) am Schluß der Ableitung
durch die dem Index entsprechende Proform (es) ersetzt. Man kann aber auch, wie dies in den meisten anderen Darstellungen auf formallogischer Grundlage üblich ist, die Pronomina als gebundene Variablen im PrädikatenkaUcül beschreiben (vgl. jedoch Hall Partee 1972:441, Anm. 17) und so dem Bach-Peters-Paradox entgehen. Gegen diesen Ansatz wenden sich vor allem Geach 1968:1O8ff. und-Karttunen 1969, da er nicht in allen Fällen zutreffe. Karttunens Einwände zielen mehr auf die Nichtberücksichtigung außersprachlicher Sachverhalte ab und sind demzufolge keine eigentlich syntaktischen Argumente. Karttunen 1969:llOf. geht von folgender Situation aus: .,, ., liebt ist Frau von (A) Harry _^ Mary ^ Harry John —"*
^^ Betty
^ John
(B) Der Mann, der seine Frau liebte, küßte sie. Gemäß der Sprechsituation (A) wird Mary in der Aussage (B) von zwei
153 Männern geliebt, nämlich von Harry und von John. Deshalb könne die NP der Mann, der Mary liebte auch weder dem einen noch dem anderen Mann, also Harry oder John, zugeschrieben werden. Sätze wie (C) sind aus demselben Grund nicht eindeutig zu interpretieren, wenn man (A) zugrundelegt. (C) Der Mann, der Mary
liebte, küß-te sie.
Geach dagegen argumentiert formal, indem er nachweist, daß z.B. bei der Reflexivierung zwei gebundene Variablen (ohne Bezugsgröße, an die sie gebunden werden könnten!) vorkommen können, deren Scopus (Reichweite) außerdem nicht einmal deckungsgleich ist. Beispiel: (25) a.
(^x)
( (^y)
(y VERLETZ
->
VERLETZ y) -> VERLETZ x) (in Anlehnung an Geach 1968:108) b. Für jeden, der sich verletzt, gilt, daß wenn er jemanden verletzt, er sich selbst verletzt.
Selbst wenn man von diesen beiden Einwänden absieht, bleibt immer noch die Frage offen, wie man morphologisch-syntaktische Proformen exakt als gebundene Variablen bestimmen soll, wenn ihre Antezedenten nicht im selben Satz vorkommen, sondern irgendwo im Prätext. Qn die Vorteile dieses an der formalen Logik orientierten Lösungswegs nicht zu verlieren, wollen wir folgende Lösung vorschlagen. Karttunens Bedenken betreffen letztlich nicht die syntaktischen Relationen, sondern beziehen sich auf Informationen, die aufgrund einer bestintnten Sprechsituation angenontien wurden. Nur wenn beim Hörer dieses Wissen vorhanden ist, entstehen Mehrdeutigkeiten, die sich mit der Syntax allein nicht mehr bewältigen lassen (vgl. die obige Erläuterung zu Karttunen 1969). Geachs Einwand könnte man dadurch begegnen, daß man in (25) an Stelle von eine Individuenkonstante einsetzt, die die Menge aller Menschen umfaßt, wozu dann allerdings die einfache Prädikatenlogik nicht mehr ausreicht. Als abhängige Variable könnte y in diesem Fall weiter beibehalten werden. Liegen die Bezugsgrößen außerhalb desselben Satzes, dann es sich einmal um einen Fall für eine grammatische Beschreibung handeln, die über die Satzgrenzen hinausgeht (Textgrammatik) oder es liegt wie bei ich, du, hier etc. keine (syntaktische) Pro-Relation mehr vor, da diese Ausdrücke direkt deiktisch auf die Sprechsituation zu beziehen sind. 3.2.1.1.3 Probleme im Zusammenhang mit Proformen und Koreferenz 3. 2. 1.1. 3. O Welche der in 1.1 diskutierten Proforman kommen nun für die koreferentielle Pronominalisierung in Betracht? Kriterium dafür ist die Bedingung, daß sie Antezedenten auf der Textebene haben. Bei Lexemen wie jemand, etwas, irgendein- etc. liegen die Bezugsgrößen , d.h.
154
hier die Referenten, auf einer nicht-textlichen Ebene, was von vornherein eine syntaktische Kbreferenzrelation mit solchen Ausdrücken ausschließt. Diese Ausdrücke haben wir in 1.1.O.2 als Substantive mit sehr allgemeiner lexikalischer Bedeutung behandelt. Es gibt allerdings Fälle, in denen Formen wie jemand oder etwas selbst als Antezedenten auftreten, was uns zu dem Schluß führte, daß es sich bei diesen Formen in Wirklichkeit um Substantive und nicht um Proformen handelt. (26) Jemand, weckt mich jeden Morgen um 6 Uhr, indem er. seine. Autotür zuschlägt und den Motor laut aufheulen
läßt.
Statt jemand hätte man in (26) ohne weiteres auch einen Eigennamen oder eine andere (nicht-prononinal verwendete) NP einsetzen können. (Etwas wird in analogen Fällen durch es oder dies koreferent wieder auf genanten.) Von der gerade genannten Ausnahme abgesehen, eignen sich alle anderen Proformen, die in Vater 1968a:28 als "vorerwähnte Pro-Formen" bezeichnet werden (vgl. 1. 1.O), zur syntaktischen Pronominalisierung. Eigens hinzuweisen gilt es dabei noch auf Proformen, die (zumindest in der Tiefenstruktur) nicht als selbständige Konstituenten auftreten. So kommt das ProAdjektiv solch- (27) wie die Pro-VPs (das) machen/tun (28) nicht ohne NP-Konstituenten aus, wenn sie auch wie bei solch- nur in der Tiefenstruktur vorliegen und im Verlauf der weiteren Ableitung (meist) getilgt werden. (27) Xaver ißt nur grüne Bananen, während Peter solche [Bananen] nicht mag. (28) Wilfried kauft jeden Montag den "Spiegel", während Heinrich das nicht tut. Bei der Pro-Relation, die solch- zugrundeliegt, handelt es sich allerdings um eine Referenz auf Klassen (vgl. 3 . 2 . 1 . 2 ) . Mit das in (28) bezieht man sich auf ein Prädikat ( ' j e d e n Montag den "Spiegel" kaufen 1 ) bzw. auf eine VP.
Pro-Adverbien bilden Koreferenzrelationen entweder zu vorangegangenen Präpositionalphrasen (sich —· auf eine Bank.-z, setzen - sich darauf"— setzen) oder zu Adverbien, auf die durch Pro-Adverbien wie damals, dort etc. rededeiktisch verwiesen werden kann (in London - dopt). Mit Pro-Sätzen läßt sich ein Bezug auf vorangegangene Sätze oder auch VPs (Aussagen über Referenten) herstellen (vgl. (29)). Dies kann z.B. durch so, daran, hierauf, wodurch u.a. Proformen geschehen. Beispiel: (29) Der Student hat Tag und Nacht auf sein Examen gebüffelt. konnte er die Prüfung noch bestehen.
Nur so
In (29) wird mit der Proform so die Konstituente VP des vorangegangenen Satzes (pronominalisierend) rededeiktisch wiederaufgenommen. Mit so bezieht man sich somit auf die Aussage, die über diesen Studenten gemacht worden ist.
155
3.2.1.1.3.1 Tilgung von Satzkonstituenten Wie schon Satz (27) andeutete, kann bei einer bestimmten syntaktischen Pro-Relation, die wir als Klassenreferenz bezeichnen, die Angabe der Klasse bei der Proform wegfallen, ohne daß dadurch die semantische Interpretation beeinflußt würde. Auch bei der Koreferenz sind Tilgungen möglich, nur diesmal auf der Seite des Antezedenten (vgl. auch Bresnan 1971 und Hall Partee 1973). (3O) a. Harry hat keine Frau, aber Bill, und sie ist eine Nörglerin. (Grinder/Postal 1971:276)
In der Cberflächenstruktur fehlt die Antezedens-NP zu sie, der Frau von Bill. Eine wesentlich tiefere Struktur für (3Oa) muß (a) das Antezedens für sie: eine Frau enthalten, (b) die (im Deutschen vorhandene) Verschmelzung von Negation und unbestimmtem Artikel auflösen und (c) die Pronominalisierung von eine Frau zu sie erklären können, (vgl. (30b)). (30) b. Harry hat NEG(eine F r a u . ) , aber Bill hat eine Frau, und diese (Frau) . ist
eine Nörglerin.
Im Verlauf der transformationeilen Ableitung wird aufgrund der Koreferenzrela-
tions zwischen eine Frau . und diese (Frau.) . eine weitere Pronominalisierung 3 0 vorgenommen, so daß sie . an Stelle von diese (Frau) . tritt. 3 3 Bemerkenswert an diesem Beispiel ist, daß Prädikationen wie 'keine Frau haben" bzw. 'eine Frau haben1 dann zu Antezedenten werden können, wenn solche Prädikationen in ihrer Oberflächenstruktur (!) Nomina enthalten, die schon von der Kategorie her prinzipiell referenzfähig sind. (31) *Harry ist nicht verheiratet, aber Bill, und sie ist eine Nörglerin. Der englische Beispielsatz bei Grinder/Pcstal 1971:276(l2b) enthält vife und nicht woman: "Harry doesn't have a wife but Bill does and she is a nag."
Wenn man davon ausgeht, daß '(k)eine Frau haben" synonym mit "(nicht)verheiratet sein" ist, ist für die Pronominalisierung solcher Prädikate ihre lexikalische Realisierung ausschlaggebend. (3Oa) und (31) sind in der Tiefenstruktur synonym (also bedeutungsgleich und nicht nur referenzgleich), aber (31) weist keine referenzfähigen Noninalteile in der betreffenden Prädikation auf, die an der Oberflächenstruktur andeuten könnte, welche NP(s) getilgt worden sind. Im Gegensatz zu Postals 1969 "anaphorischen Inseln" (AI) (vgl. 1.2.2.4) sind bei den "missing antecedents" (MA) - und um solche handelt es sich hier - die betreffenden Antezedenten aus der Oberflächenstruktur ablesbar ((32): Wagen), während sie bei den AI nur in einer semantischen Paraphrase vorkamen ((33a): "Waise sein" = 'keine Eltern mehr haben1).
156 ( 3 2 ) Fritz wäscht jeden Samstag seinen Wagen und seine Schwester das auch.
tut
Diesen Satz kann man auf zwei Arten interpretieren. Bei der einen Lesart wäscht die Schwester (zusammen mit ihrem Bruder) den Wagen des Bruders; bei der anderen Lesart jedoch, der MA-Lesart, wäre das an der Oberfläche getilgte Antezedens ihren Hagen. In (32) war die Tilgung nur möglich aufgrund der Teilgleichheit der beiden Antezedens-NPs (vgl. dazu die Zwischenstruktur ( 3 2 ' ) ) : ( 3 2 ' ) Fritz wäscht jeden Samstag seinen Magen und seine Schwester wäscht jeden Samstag ihren Hagen. (MA) Zudem spielt noch eine Rolle, ob es sich um Syntagmen mit Possessivpronomina der dritten Person wie in seinen Wagen waschen handelt, bei denen der Hörer u.U. wie in ( 3 2 ) über die vorhandene Genusinkongruenz hinwegsehen kann. (33) a. (?) Max ist Waise, aber meine Eltern leben. (AI) b. *Max ist Waise, aber meine leben. (Postal 1969:2O9)
Die Akzeptabilität von Sätzen mit AI hängt stark davon ab, ob eine gängige Paraphrase für diese AI vorhanden ist wie bei (33a) 'keine Eltern mehr haben1. Selbst Teilgleichheit wie bei der MA-Lesart von (32) reicht bei den AI nicht für eine akzeptable Pro-Relation aus (vgl. (33c)). (33) c. *Max ist elternlos, aber meine leben.
Geben die zu prononinalisierenden NPs in einer tieferen Struktur (34b) in Folge einer Metonymie selbst nur Teile der NPs wieder, mit denen (als ganze) auf etwas referiert wird (34a), kann es im Fall der pronominalen Koreferenz zu Ungrammatikalitäten kamen (34c), weil die Selektionsbeschränkungen des Verbs nach den getilgten Teilen der zugrundeliegenden NPs verlangen (vgl. auch Borkin 1972). (34) a. Brecht, singt Brecht.-Songs. b. Brecht, singt Brecht.. i ^ i c. "Brecht, singt sich, (selbst).
Aufgrund der Selektionsbeschränkungen, denen NPs in Verbindung mit dem Verb singen normalerweise unterliegen, interpretiert ein Hörer (34b) wie (34a). Nach Lees/Klima 1963:23 muß aber wegen der strikten Identität der beiden NPs im selben einfachen Satz (34b) zu (34c) prononinalisiert werden, was jedoch bei der Objekt-NP in (34) (pars-pro-toto-Relation: Breoht steht für Breeht-Songs) nicht mehr zulässig ist. In keiner transformationellen Ableitung könnte generell verhindet werden, daß ein Generationsmechanismus Strukturen als Out-put-Strukturen passieren läßt, solange es noch Transformationen gibt, die auf diese Strukturen anwendbar sind.
Die Derivation in (34) zeigt deutlich, daß es Fälle gibt, bei denen nicht reflexiv pronominalisiert werden darf, obwohl die syntaktischen Bedingungen da-
157
für vorliegen. Dies kann nur vermieden werden, wenn man entweder die Ableitungsgeschichte berücksichtigt (vgl. Lakoff 197O) oder es unmöglich macht, daß nach einer bestimmten Art der Tilgung von Konstituenten eben der (semantischen) parspro- toto-Relation, eine Reflexivierung noch angewendet werden darf. (Zur Referenzproblematik bei solche "beheaded NP's" [pars-pro-toto-Relationen] vgl. auch Lakoff 1974:29ff.) 3.2.1.1.3.2
Reflexivierung
Bei der Reflexivierung treten noch andere Schwierigkeiten in bezug auf die Koreferenz auf. (35) Die Nachbarskinder, die neue Kleider bekommen hatten, schauten sich im Spiegel an. (36) a. Die 25 Abiturienten sahen sich in der Schülerzeitung abgebildet, b. Die 25 Abiturienten sahen, daß sie in der Schülerzeitung abgebildet waren.
Sich in (35) und (36a) sowie sie in (36b) können auf zweierlei Weise interpretiert werden. Einmal repräsentiert sich/sie die G r u p p e der Nachbarskinder oder der Abiturienten, das andere Mal stehen diese Proformen für jedes e i n z e l n e Element dieser Mengen. Lakoff 1972:554f. spricht in solchen Fällen von Quantoren- und Gruppenlesart, wobei man Quantorenlesart treffender mit Einzellesart bezeichnen sollte (vgl, auch McCawley 1972b:372). (36b) weist schon darauf hin, daß Ambiguitäten nicht allein auf die Reflexivpronomina beschränkt sind (vgl. unten ( 3 7 ) ) . S o n d e r f ä l l e und Probleme der Reflexivierung treten auch in Sätzen mit Nomina wie Bild, Foto, Buch, Geschichte, Erzählung etc. auf, bei denen dieselben Personen in einem Subjekt- wie in einem Objektverhältnis zu den in diesen Sätzen wiedergegebenen Handlungen stehen. In der amerikanischen Linguistik hat man dafür den Sammelbegriff "picture nouns" gewählt. Dieser Begriff wurde unseres Wissens von F. [Harris]Warshawsky [1965]/1974:bes.3-5 geprägt (vgl. auch Jackendoff 1968a oder Stockwell et al. 1968: B d . l : 2 2 5 - 2 2 7 ) . (37) a. Hans, war ganz sicher, daß das Foto von ihm. . gut beim Ent1 -i / J wickeln herauskommen würde. b. Hans, war yganz sicher, daß er. das Foto \™. 1 j . , \ beim i i [(?) vo/rsich.J Entwickeln gut hinbekommen würde.
Von ihm in (37a) k a n n trotz seiner nicht-reflexiven Form in einer Lesart als reflexiv zu Hans im übergeordneten Satz interpretiert werden. Selbst noch die reflexive Interpretation ist ambig. So kann es sich (a) um das von ihm (=Hans) aufgenommene Foto handeln oder (b) um das Foto, auf dem er abgebildet
ist.
158 (Als Kuriosität ist vielleicht noch anzumerken, daß sich diese beiden Lesarten nicht einmal zu widersprechen brauchen, wenn man an Fotos denkt, die mit Selbstauslöser aufgenommen sind.)
Tritt aber wie in (37b) eine Pro-NP wie er in dem eingebetteten Satz auf, referiert man mit von ihn unzweifelhaft auf eine andere Person. Die Reflexivität kann zwar durch sich in (37b) ausgedrückt werden, doch greift man meistens, um Mißverständnisse zu vermeiden, zu einer Umschreibung wie das Foto, auf dem er . 1r
abgebildet ist.
Für einige Sprecher des Deutschen hat (38) auch eine reflexive Lesart. (38) Hans, ließ mich ein Bild von ihm... sehen.
In (38) wie auch schon in (37a) kann man also bei Annahme einer Koreferenzrelation zwischen Hans und ihn mittels eines nicht-reflexiven Pronomens Reflexivität ausdrücken. In den nordgermanischen Sprachen (vgl. Braunmüller demn.) und im Hindi (vgl. D.Cohen 1973) gibt es sogar zahlreiche Fälle, in denen eine Reflexiv-Possessiv-Relation zum Subjekt des Satzes mittels anderer Formen als den (eigentlichen) reflexiven Possessiva ausgedrückt werden muß. Das skandinavische (nur reflexive) sin sowie Hindi apnä umfassen also einen Bereich, der kleiner ist als der aller möglichen Reflexiv-Possessiv-Relationen in diesen Sprachen.
Nicht nur die Beschreibung der verschiedenen Interpretationen, sondern auch die grammatische A b l e i t u n g reflexiver Proformen hat in der frühen gTG einige Schwierigkeiten bereitet, die auch von der Generativen Semantik z.T. noch nicht befriedigend gelöst worden sind. Bei Sätzen wie (39a) führt die Anwendung der Bedingung für Koreferenz, nämlich ffog Prinzip der strikten (lexikalischen und strukturellen) Identität der beiden koreferenten NPs, zu einer Lesart, die n i c h t der Intention des Sprechers entspricht (39b). (Wenn man statt von strikter Identität von referentieller Identität spricht, vermeidet man solche und ähnliche Probleme. Etwas unbefriedigend ist hierbei aber, daß die referentielle Identität nur postuliert und mit Indizes markiert, jedoch nicht formal abgeleitet werden kann.) (39)
a. Jeder Linguist, schätzt sich, am meisten. b. Jeder Linguist, schätzt jeden Linguisten am meisten. c.
(
)
(Vy) [ ( ( S ( x , y ) -»· S ( y , x ) >
(L(x) -»· L ( y ) ) ) -»· (x = y) ]
Da die formale Logik bislang noch keinen eigenen Quantor für jed- entwickelt hat, der den distributiven (d.h. das einzelne Element betonenden) Charakter von jed- im Gegensatz zu all- zum Ausdruck bringt, ist unsere vereinfachte Notation mit (39b") identisch. (39)
b. 1 Alle Linguisten schätzen alle Linguisten am meisten.
Zu einer anderen logischen Interpretation von Sätzen wie (39a) siehe McCawley 1972c:532. Er interpretiert darin, abweichend von der üblichen
159 Prädikatenlogik, quantifizerende Elemente wie jed- als Verben ^Prädikate?) , die - ebenfalls abweichend - nicht für Mengen von Individuen gelten ( z . B . {Linguisten}), sondern für Mengen von Propositionen [!?].
(39b) ist vielmehr nahezu die Umkehrung der Bedeutung von (39a), da die tiefenstrukturelle Wiederholung der vollen Antezedens-NP bewirkt, daß eine nicht-reflexive Relation zwischen den beiden lexikalisch identischen Ausdrücken (jeder Linguist) entsteht. Eine formallogische Beschreibung mit gebundenen Variablen würde ebenso wie die klassische gTG-Notation auf eine Beschreibung hinauslaufen, wie sie in Satz (39b) als Paraphrase angegeben ist, da beide Argumente denselben Wert haben und beide an Aliquanteren gebunden sind (vgl. (39c)). Schuld an der Unzulänglichkeit solcher Paraphrasen ist der für jed- (und all-) stehende Allquantor, der einen eindeutigen reflexiven Bezug von einem jeden beliebigen Element einer Menge auf d a s s e l b e Element dieser Menge unterbindet. Sobald man jedoch nicht mehr Individuen, sondern Mengen von Individuen als Ausgangs- und Bezugspunkt nimmt, löst sich u.E. dieses Problem. Wenn man in (39c) und y als Einermengen interpretiert, ist sichergestellt, daß nur die Lesart (39a) resultiert. (4O) a. Ein Linguist, schätzt sich, am meisten. b. Ein (beliebiger) Linguist, schätzt sich, am meisten.
c. Ein (bestimmter) Linguist, schätzt sich, am meisten.
(40a) hat zwei mögliche Interpretationen. Bei der b-Lesart referiert ein Sprecher nicht-spezifisch auf irgendeinen Linguisten, während er sich bei der c-Lesart spezifisch auf einen bestaunten Linguisten bezieht, den er entweder nicht näher (mit einem Eigennamen) bezeichnen kann oder will. Bei diesen beiden Lesarten von (4Oa) treten, was die Reflexivpronomina anbelangt, weitere Ambiguitäten nur dann auf, wenn nicht die pronominale Form, sondern jeweils die volle NP eingesetzt wird (statt sich.: einen (beliebigen/bestimmten) Linguisten ,.). Dies führt dazu, daß eine Reflexivrelation nicht zustande kommt. Es ist dann immer von einem anderen beliebigen/bestimmten Linguisten (j) die Rede. Trifft man aber die Konvention , daß in einem nicht-komplexen Satz bei zwei gleichmächtigen, hier identischen (Einer-)Mengen von Individuen ([ ] [ ]) die zweite Menge imner als gebundene Mengenvariable dargestellt wird und deshalb (hier: reflexiv) pronominalisiert werden muß, lassen sich auch (40b/c) eindeutig unter Kbreferenzbedingungen ableiten. Diese Konvention verhindert ferner, daß reflexive Pro-Relationen zwischen zwei Objekt-NPs (also nicht wie meist zwischen der Subjekt- und einer Objekt-NP) von der Reflexivierung ausgeschlossen werden, wie dies Leys 1973 befürchtet hat (41). Lf
160 ( 4 1 ) Der Schüler multiplizierte 4. mit sieb selbst, und erhielt 16 als Ergebnis.
Gemäß unserer Konvention wird die zweite, mit der ersten identische Mengenvariable als gebundene Variable angesehen und deshalb proncminalisiert. Die Rückwärtspronominalisierung (42a) oder extraponierte pronominalisierte Objekt-NPs (42b) stehen nicht im Widerspruch zu dieser Konvention, da solche Permutationen erst später in einer transformationeilen Ableitung vorgenommen werden. (42) a. Umbringen wollte sich. Franz, natürlich nicht durch sein, übermäßiges Rauchen. b. Sich, umbringen, das wollte Franz, natürlich nicht durch sein, übermäßiges Rauchen.
3.2.1.1.3.3 Idiomatische Wendungen Abschließend sei noch im Zusammenhang mit Koreferenzproblemen darauf hingewiesen, daß sich idiomatische Wendungen nur als g a n z e zur Bildung von ProRelationen eignen. (43) Der arme Schlucker, hat schon wieder Pech gehabt. Auch seine, vierte Frau ist ihm. nach kurzer Zeit davongelaufen. ( 4 4 ) Django ließ den Sheriff ins Gras beißen, was er lieber nicht hätte tun sollen.
Wie diese Beispiele zeigen, können NPs (43) und Sätze (44) mit idiomatischen Konstruktionen als ganze Antezedenten in Pro-Relationen darstellen, was mit dafür spricht, daß sie den anderen, nicht-idiomatischen Satzkonstituenten in dieser Beziehung gleich sind. Teilpronominalisierungen ergeben dagegen fast immer ungrammatische Sätze (45b). So gesehen sind idiomatische Ausdrücke in ihrem grammatischen Verhalten Postals 1969 anaphorischen Inseln vergleichbar. Während bei Postals Generativer Semantik (mit lexikalischer Dekomposition) aus technischen Gründen verhindert werden muß, daß Teile von Lexemen (Prädikationen) auf einer prälexikalischen Ableitungsstufe schon pronominalisiert werden, gilt es bei den idiomatischen Syntagmen ganz allgemein zu verhindern, daß auf der syntaktischen Ebene nur Teile (an Stelle des ganzen idiomatischen Ausdrucks) von der Pro-Relation erfaßt werden (vgl. 3 . 2 . 1 . 1 . 3 . 1 sowie Seuren 1974) .
Der Grund dafür ist,
daß sich idiomatische Wendungen in der Regel nicht (44/45)
oder in Einzelfällen nur teilweise (43) aus ihren lexikalischen Einzelbestandteilen ableiten lassen und deshalb semantisch (und oft auch syntaktisch) gesehen eine Einheit wie sonst nur die nicht-idiomatisch gebrauchten Lexeme bilden (z.B. statt die Flinte ins Korn werfen - aufgeben, resignieren). (45) a. Otto hat die Flinte,,, ins Korn geworfen. b. "Franz holte sie. wieder heraus.
(Burger 1973:9O)
Es wird bei diesem Beispiel davon abgesehen, daß die Pronominalisierung
161 in (45) bei wörtlicher Interpretation von die Flinte ins Korn werfen durchaus einen grammatischen Satz ergibt, der dann allerdings nicht mehr die Bedeutung von Otto hat aufgegeben/resigniert hat.
(46) a. Der Arbeiter hatte die Nase . voll von der monotonen Fließband^^ i arbeit. b. ?? Sein Kollege hatte sie. (noch) nicht voll. c. *Sein Kollege hatte sie. leer.
Kcmmt zur meist unzulässigen Teilproncminalisierung noch die Negation des idiomatischen Ausdrucks (46b) oder einer seiner Konstituenten hinzu (46c), erhöht sich der Grad der Nicht-Akzeptabilität bis zur Ungramnatikalität. Dennoch scheint es einige wenige Fälle zu geben, bei denen sowohl Teilpronominalisierung als auch Negation nicht zu unzulässigen Sätzen führen (46d). (46) d. Ich hab' die Nase, voll! Hast du sie. nicht auch voll? i i
Was die Erklärung von (46d) so schwierig macht, ist neben der nicht zu erwartenden Granmatikalität auch die Art der Koreferenzrelation. Der Sprecher von (46d) referiert nämlich nicht auf eine bestimmte Nase (wenn dies theoretisch auch denkbar wäre), weil es konkrete Referenzbeziehungen dieser Art zu außersprachlichen Gegenständen bei idiomatischen Ausdrücken nicht gibt (vgl. auch (45), ebenso wie z.B. dort, wo der Pfeffer wächst), sondern der Sprecher stellt lediglich eine innersprachliche Pro-Relation her (die Nase voll haben - sie voll Traben) . Dennoch kann man die These vertreten, daß die Akzeptabilität von Teilproncminalisierungen bei idiomatischen Ausdrücken um so wahrscheinlicher ist, je näher die Bedeutung eines solchen Ausdrucks mit der Bedeutung der Summe seiner Konstituenten in Zusammenhang steht. In Fällen wie (45) kann es somit keine zulässigen Teilpronominalisierungen geben, da der idiomatische Ausdruck in keinem erkennbaren Verhältnis zu der Bedeutung seiner Konstituenten (mehr) steht (vgl. allgemein dazu Burger 1973). Hält diese These einer umfassenden empirischen Überprüfung stand, könnte man die Möglichkeit, Teile von idiomatischen Wendungen zu pronominalisieren, als Gradmesser für die 'Idiomatizität1 von solchen feststehenden Syntagmen heranziehen. 3.2.1.1.3.4 Textgramnatische Aspekte Koreferenz als syntaktische Pro-Relation findet sich nicht nur auf der Satzebene, sondern dient in gleichem Maße zum Verknüpfen von Sätzen zu Texten (vgl. in erster Linie Harweg 1968, dann ferner auch Dressler 1972:22ff. oder Schmidt 1973:76ff.). Da wir aber auf die sehr komplexen Vorgänge, die bei der Konstituierung eines Textes mitwirken, im Rahmen dieser Untersuchung nicht eingehen
162
können, wollen wir nur einige Aspekte der Koreferenz auf der Textebene herausgreifen. Textuelle Kbreferenz läßt sich u.a. mittels morphologisch-syntaktiscdier Proformen wie er, sie, es; sie und pronominal verwendeten Deiktika (dies-, Jen-) in NPs herstellen. Wahrend Pro-NPs wie er allgemein zur pronominalisierenden Rededeixis zählen, gehören diese Deiktika bei der textlichen Wiederaufnahme zwar auch zu dieser Art der Rededeixis. Außerdem kommt aber noch die Prädikation [+nah (im Prätext)] bei dies- bzw. [-nah (im Prätext)] bei Jen- hinzu. Daß sich dies- auf die letzte NP des vorhergehenden Satzes bezieht, soll folgender Test deutlich machen. (47)
a. Ein Autohändler verkauft einen Jaguar. b. Er sieht wirklich gut aus. c. Dieser sieht wirklich gut aus.
Da die Selektionsbeschränkungen des Verbs (so die gTG) hier nicht zur Desambiguierung des Referenzbezugs herangezogen werden können, sind kompetente Sprecher des Deutschen bei der semantischen Interpretation von er und dieser allein auf die rededeiktischen Informationen der beiden Proformen angewiesen. Fast ausnahmslos wird dieser bei einem Test wie (47) auf Jaguar bezogen, während das Urteil bei er sehr schwankt. Dennoch überwiegt die Zahl der Interpretationen, bei denen er koreferent zu ein Autohändler verstanden wird. Er und dieser werden somit von vielen Informanten auf bestimmte syntaktische Positionen im vorangegangenen Satz bezogen. Als Tendenz zeichnet sich auch im Vergleich mit Sätzen vom Typ (48) ab, daß Pro-NPs wie er, sie, es bei neutralem Kontext eher auf die Subjekt-NP (47a/48a), pronominal verwendetete Deiktika wie dieser, diese, dieses dagegen eher auf die letzte (Objekt-)NP des vorangegangenen Satzes bezogen werden (47b/48b). (48)
a. Hans sieht seinen Vater nach langer Zeit wieder. b. Er ist inzwischen geschieden. c. Dieser ist inzwischen geschieden.
Im Vergleich zu (47) hat sich die Wahrscheinlichkeit wesentlich erhöht, daß er nur koreferent zu Hans und dieser nur koreferent zu Vater interpretiert wird. Steinitz 1969:144 hat herausgefunden, daß sich Pro-Adverbien (daneben) und Präpositionalphrasen (PP) mit Proformen (neben ihm) nicht auf dieselbe NP im vorangegangenen Satz beziehen. (49)
Im Zimmer stand ein Sessel, auf dem Sessel stand ein Korb, a. neben dem Sessel stand eine Tasse ===> daneben stand eine Tasse. b. neben dem Korb stand eine Tasse ===> neben ihm stand eine Tasse.
Bei Steinitz' Beispiel (49) ist die sonst übliche Distribution von ProAdverb (daneben) und PP mit Proform (neben ihm) aufgehoben, da NPs feh-
163 len, die etwas Belebtes bezeichnen. Normalerweise referiert ein Sprecher mit neben ihm auf Belebtes (Personen), und mit daneben auf Unbelebtes.
Ist also kein Substantiv oder Eigenname für etwas Belebtes (z.B. Hans) in einem Satz vorhanden, auf das die PP mit Proform (neben ihm) bezogen werden kann, ist diese PP auf die letzte NP eines Satzes zu beziehen. Diese Regel gilt allgemein für die Koreferenz in Texten (vgl. ( 4 9 ' ) ) . ( 4 9 ' ) Im Zimmer stand ein Sessel und auf dem Sessel stand ein Korb. a. Daneben stand eine Tasse. b. Neben ihm stand eine Tasse.
Den Beispielen (47) bis (49") ist gemeinsam, daß Proformen, die explizit hinweisenden Charakter haben (dies-) oder die den Pro-Charakter einer referenzfähigen Satzkonstituente - im Gegensatz zu einer Proform mit vergleichbarer Funktion (daneben (49a/a')) - besonders hervortreten lassen wie z.B. neben ihn (49b/b') in der Regel auf die letztgenannte NP des vorangegangenen Satzes bezogen werden. Auf ihm liegt stets ein Akzent, sofern nicht eine andere Präposition kontrastiv daneben gestellt wird (vgl. ( 4 9 " ) ) . (49") Neben, nicht auf ihm stand eine Tasse.
Für die Einführung von neuen Referenten in einem Text gilt allgemein, daß die betreffende NP beim ersten Auftreten mit dem unbestinnten Artikel, bei jeder weiteren koreferenten Wiederaufnahme mit dem bestimmten Artikel gekennzeichnet wird (vgl. z.B. Kunrner 1971:177). Diese Funktion der Wiederaufnahme kann auch von einer Pro-NP Übernamen werden. (5O) a. Kin Student, kommt eben aus der ÜB. iDer Student . b. \Dieser Student. trägt einen Stoß Bücher unter dem Arm.
u.
(Dieser.
Dennoch finden sich einige Fälle, bei denen ein sog. "Textreferent" im vorangegangenen Satz an der Oberflächenstruktur nicht erkennbar ist, jedoch im nachfolgenden Satz durch eine Proform koreferent (!) wieder aufgenommen wird. (51) a. Der kleine Klaus spuckte auf den Fußboden, b. Seine Mutter putzte es. sofort wieder a u f . ( 5 2 ) a. Morgen fährt die ganze Klasse ins Schullandheim. (Auf diese Fahrt.} , . . , _ , _ b. < , i> freut sie sich schon seit Wochen. ^ arau ^ ;
Zu es in (51b) muß es in der Tiefenstruktur von (51a) einen auf dem Weg zur Oberflächenstruktur getilgten, weil lexikalisch nicht belegten "Textreferenten" (z.B. 'etwas1 [sc. 'Spucke']) als Antezedens-NP geben. In (52a) ist eine Quasi-Nominalisierung (das (Ins-Sohullandheim-)Fahren; vgl. Härtung 1964:62ff. und Vater 1968a:25f.) in einer tieferen Struktur anzunehmen,
164
die entweder durch eine (echte) Notdnalisierung, ein ncren actionis oder durch eine Proform im Folgesatz syntaktisch wieder aufgenommen wird (52b). Nur wenn solche syntaktischen Antezedenten in der Tiefenstruktur angesetzt werden, läßt sich das merkwürdige Phänomen erklären, daß (a) zwischen den a- und den b-Sätzen eine Pro-Relation besteht, aber (b) keine Antezedenten auf der Textebene erkennbar vorhanden sind und (c) trotz anscheinend fehlender Antezedenten keine direkt deiktischen Formen wie z.B. dies oder das da in (51b) gewählt wurden. Erst bei Annahme von ' Dunny'-NPs, d.h. von NPs, die nur in einer tieferen Struktur erscheinen und lexikalisch nicht belegt sind, löst sich dieser Widerspruch (51a')· (Solche 'Dumny'-NPs lassen sich wie im Fall von (51) aber semantisch füllen: 'Spucke'.) (51) a . 1 Der kleine Klaus spuckte [ETWAS] auf den Fußboden.
Bei (52b) würde eine direkt deiktische Interpretation von darauf von vornherein aussscheiden, da 'ins Schullandheim fahren' eine Prädikation ist,
auf die nicht
direkt deiktisch Bezug gencnmen werden kann. Darauf ließe sich allenfalls proncniinalisierend rededeiktisch als Pro-Satz auslegen. Wir geben aber auch hier der Ncfliinalisierungshypothese den Vorzug: (52)
3.2.1.2
a. 1 Morgen [SCHULLANDHEIM-FÄHREN] der ganzen Klasse.
Klassenreferenz
3.2.1.2.1
Proformen und Klassenreferenz
Die zweite Möglichkeit einer syntaktischen Pro-Relation ist die Klassenreferenz. Unter Klassenreferenz verstehen wir die Wiederaufnahme des Referenten einer NP durch eine andere NP, die die Pro-Relation nicht unter der Bedingung der Referenzidentität in bezug auf einzelne Objekte, sondern unter der Bedingung der Klassenidentität wieder aufgreift (vgl. auch 3.2.1.O.1). Es wird keine Pro-Relation zwischen zwei Sprachzeichen aufgestellt, mit denen auf denselben Gegenstand referiert wird. Vielmehr ninmt man mittels der Proform Bezug auf die Klasse, von der in der Ai.tezedens-NP nur ein Element genannt wird. Nur der Typ, nur die bestürmenden Eigenschaften dieser Klasse werden also pronominal wiederaufgenommen. (53)
a. Herbert wünscht sich ein rotes Auto. (a) ein rotes Auto. (ß) ein rotes. , .,, ( ) ein solches Auto. b. Peter will auch \ . 1. . , . . „ . ( ö ) ein derartiges Auto. ( ) so ein Auto. ( ) so eines. ( ) eines in dieser Art. c. *Peter will auch das rote Auto.
165
Voraussetziong für die Klassenreferenz in diesen Sätzen ist,
daß die Antezedens-
NP nicht den bestürmten Artikel enthält. Nur so ist zu gewährleisten, daß sich der Sprecher auf ein beliebiges und nicht auf ein bestirmttes Element einer Klasse bezieht. Weist die Antezedens-NP doch den bestimmten Artikel auf wie in ( 5 3 a ' ) , so liegt ein Sonderfall vor. (53)
a.' Herbert wünscht sich das rote A u t o , b. ( ) Peter will auch so eines.
Damit ( 5 3 b ^ ) ) e i n e klassenreferente pronominale Wiederaufnahme zu ( 5 3 a ' ) ist, muß der Referent zu das rote Auto bereits bekannt sein und außerdem darf es sich um kein Unikum handeln, sondern es muß sich um ein Exemplar aus einer Menge von gleichartigen Gegenständen handeln.
Im Gegensatz zur Koreferenz verfügt das Deutsche bei der Klassenreferenz über nicht weniger als sieben verschiedene Proformen bzw. Syntagmen, die Proformen kcnriunikativ äquivalent sind (vgl.(53b)). Zunächst fällt auf, daß bei der Klassenreferenz die genaue Wiederholung der Antezedens-NP durchaus grammatisch ist (ein rotes Auto). Um Koreferenz eindeutig auszudrücken, ist meist die Pronominalisierung der zweiten (koreferenten) NP obligatorisch. ( 5 3 ' ) a. Herbert wünscht sich das rote Auto.. b. ? Peter will auch das rote A u t o . . c. Peter will es. auch. ( 5 3 b ' ) ist unter Koreferenzbedingungen als Fortsetzung von ( 5 3 a ' ) weniger akzeptabel als ( 5 3 c ' ) > Zur fakultativen Pronominalisierung vgl. Morrisroe 1969.
Der Klassenbezug kann aber auch ohne Proform zustande können, indem nur ein Teil der Merkmale dieser Klasse zum Referieren verwendet wird ( ( ß ) in (53b)). Bei allen anderen Proformen sind entweder Pro-Adjektive ( , ) oder Paraphrasen von Pro-Adjektiven ( , , ) für die Herstellung der Pro-Relation erforderlich. Semantisch sind diese Pro-Konstruktionen dadurch gekennzeichnet, daß sie die Prädikationen der Antezedens-NP teilweise ( , , ) oder ganz ( , n ) pronominal wiedergeben. So gesehen müßten sie eher zur semantischen als zur syntaktischen Pronominalisierung gezählt werden. Für unsere Einordnung unter die syntaktischen Pro-Relationen spricht, daß mittels (Teil-)Wiederholungen und (Teil-)Substituierungen auf der morphologisch-syntaktischen Ebene einer Grammatik die Pro-Relation zustande kommt. Ein Rückgriff ins Lexikon bzw. auf die semantische Komponente eines Grantnatikmcdells (Teil-von-Relationen, Wortfelder etc.) ist im Gegensatz zu den semantischen Pro-Relationen nicht nötig, (vgl. 3.2.2). (54)
a. Herbert trinkt häufig Bier. b. Auch Peter schmeckt
c.
,. „ jdieser Gerstensaft! \dieses Getränk j
Auch Peter schmeckt das Bier/ dieses Bier.
166
Die syntaktische Klassenreferenz bei Stoffnamen, die man hier vielleicht treffender mit Mengenreferenz bezeichnen sollte, beschränkt sich meist auf die Wiedernennung der Antezedens-NP (Bier - Bier) . Bei den anderen Arten der Klassenreferenz in (54b) handelt es sich bereits um semantische Pro-Relationen, zu deren Aufstellung es Informationen aus der semantischen Komponente bedarf
(Bier
1
= Gerstensaft sowie 'Bier impliziert 'Getränk'). Wie schon in (53c), so sind auch in (54c) pronominale Wiederaufnahmen mit NPs, die den bestimmten Artikel oder Deiktika enthalten, keine grammatisch korrekten Proformen zu (54a), was durch "*" angedeutet wird. (54) d. ? Auch Peter schmeckt ein Bier.
Zweifelhaft ist,
ob ein Bier in (54d) als Proform mit Klassen- bzw. Mengenrefe-
renz auf Bier in (54a) gelten kann. Wenn man ein Bier als verkürzte Form von ein Glas Bier oder ein Krug Bier ansieht, fällt (54d) nicht unter diese Art der syntaktischen Referenz, da hier eine (semantische) Teil-von-Relation vorliegt. Nicht die Klasse bzw. Menge als ganze oder ein beliebiges Element bzw. eine beliebige Untermenge davon erscheinen dann in der Pronominalisierung, sondern ein bestimmter Teil einer Menge wird wieder aufgegriffen. 3.2.1.2.2
Klassenreferenz vs. Sinnidentität
Grinder/Postal 1971:269ff. sprechen bei Sätzen wie (53a,b) bzw. englischen Sätzen mit such oder one als Proformen, von sinnidentischen anaphorischen Ausdrücken ("identity of sense anaphora"), ohne jedoch klar zu sagen, daß es sich hierbei um einen Referenzbezug auf ein (anderes) Element derselben Klasse handelt. Nur wenn auf den Aspekt des Referierens auf dieselbe Klasse besonders hingewiesen wird, läßt sich erkennen, welchen komnunikativen Zweck die sog. Proncrninalisierung unter Sinnidentitätsbedingungen hat. Es geht nämlich dabei keineswegs um eine Pronominalisierung etwa zwischen zwei Lexemen, die denselben "Sinn" bzw. dieselbe Bedeutung haben, sondern um die referentielle Wiederaufnahme von Prädikationen, die für die Antezedens-NP t y p i s c h sind; die also letztlich die Eigenschaften der Klasse dieser Elemente bestimmten. Im Deutschen kann man diese Wiederaufnahme von typischen Eigenschaften einer Klasse mittels der in (53b) aufgeführten Proformen ausdrücken. 3.2.1.2.3
Besonderheiten
(55) Glaubst du an den Weihnachtsmann? a. Ja, denn ich habe neulich einen (solchen) gesehen. b. Nein, denn ich habe noch keinen gesehen.
Wie (55) zeigt, können auch NPs mit bestimmtem Artikel klassenreferente Pro-Re-
167
lationen eingehen. Bedingung dafür ist,
daß diese NPs selbst schon Typen und
keine Individuen repräsentieren. Bei der Bejahung der Existenz solcher Typen wie in (55a) wird aufgrund der Proform einen nur behauptet, daß Vertreter dieses Typs existieren. Nähme der Sprecher auf einen dem Hörer genau bekannten Weihnachtsmann Bezug, müßte wie in (56b) mit -ihn pronominalisiert werden. (56)
a. Kennst du den Weihnachtsmann vor dem Kaufhaus am Marktplatz? b. Ja, denn ich habe vor einigen Tagen mit ihm gesprochen.
Ihn in (56b) würde dennoch von den meisten Sprechern des Deutschen wie in (55a) auf einen Typus und nicht auf eine einzelne Person bezogen werden, da dieser Weihnachtsmann in erster Linie eine Symbolfigur, einen bestimmten Typus repräsentiert. l WG l ch G \ (57) Auf dem letzten Kolloquium trafen Linguisten aus Europa aus Amerika. >·" '
(58) Der Senator aus Kansas traf einen aus Missouri.
(Lakoff 1968a:34)
Klassenreferenz kann wie die Koreferenz auch zur Vermeidung von unnötigen Wiederholungen dienen, was dann wichtig wird, wenn Antezedens und Proform im selben (einfachen) Satz auftreten (vgl. (57) und (58)). Sowohl im Singular wie im Plural werden in solchen Fällen die Nomina getilgt, so daß nur noch der unbestimmte Artikel und (falls dieser wie im Plural an der Oberf lache nicht realisiert wird) die Pro-Adjektive solch-/welch- als Proformen übrig bleiben. Bemerkenswert ist,
daß die Antezedens-NP in (58) den bestimmten Artikel auf-
weist, ohne daß es sich dabei um einen Typus wie in (55) handelt. Offenbar können Berufsbezeichnungen, Titel, Amter etc. bei der Klassenreferenz sowohl mit bestimmtem wie mit unbestiimitem Artikel stehen. Wird bei diesen Bezeichnungen für Klassen von Individuen (und bei deren Pronominalisierungen) der bestimmte Artikel gewählt, präsupponiert dies, daß es entweder nur einen Vertreter dieser Klasse in einem bestimmten Bereich gibt (vgl. (58')) oder daß es sich um ein Individuum handelt, auf das der Sprecher bereits referiert hat. ( 5 8 ' ) Der Senator aus Kansas traf den aus Missouri.
Der Proform einen (aus Missouri) in (58) ist diese Information nicht mehr zu entnehmen, d.h. es ist offen, ob es einen oder mehrere Senatoren aus Missouri gibt. 3.2.1.2.4
Beschränkungen
Klassenreferenz zu einer vorangegangenen NP ist nicht möglich, wenn die pronominal wieder aufzunehmende Eigenschaft in ein Ncrninalkompositum eingegangen (59)
*Mein Freund schaffte sich einen Kühlschrank an und ich mir eine solche Truhe.
ist.
168 (60) *Fritz schenkte seinem Sohn zu Weihnachten eine Spielzeugeisenbahn und Franz überraschte sein Patenkind mit einer solchen Dampfmaschine.
Eine klassenreferente Pro-Relation auf das "head"-Glied (Jespersen) in (59) und (60) (-sahrank; -eisenbahn) ist ebenfalls nicht zulässig wie (61) zeigt (vgl. auch Teleman [1970]:16). (61)
*Mein Freund schaffte sich einen Kühlschrank an und ich mir einen solchen für die Wand. (^ Wandschrank)
Pronominalisierungen dieser Art scheitern daran, daß nur Attribute und keine "modifier"-Glieder (Kühl-; Spielzeug-) sich dafür eignen. (61) würde, falls man diesen Satz als grammatisch akzeptieren würde, sogar besagen, daß der Sprecher sich einen Wandkühlschrank und nicht einen Wandschrank angeschafft hat. In Anlehnung an Postal 1969 könnte man Nominalkomposita als "anaphorische Inseln" für Pro-Relationen ansehen, die Klassenreferenz ausdrücken (vgl. 1.2.2.4). 3.2.1.3 Mehrdeutige Referenz Bei der mehrdeutigen Referenz, der dritten Form syntaktischer Pro-Relationen, handelt es sich um eine Art des Referierens, bei der die Identitätsbedingungen der Koreferenz oder der Klassenreferenz verletzt worden sind. Im Falle verletzter Koreferenzbedingungen (vgl. (62) gegenüber (62 1 )) können die betreffenden Proformen entweder formal korrekt auf die Antezedens-NP oder nur sinngemäß auf diese NP angewendet werden, so daß zwei Lesarten möglich sind. (62)
Maria, flickt ihre Strümpfe., und Hanna, wirft sie,, weg. 1 * D (Radvila 1972:4) ( 6 2 ' ) Maria flickt ihre Strümpfe., und Hanna, wirft ihre Strümpfe. weg. -i D J (63) Otto, läßt seine Hemden, waschen, während Paul. sie p waschen und 2 D bügein läßt. (64)
Oskar, hat hat beim Skifahren < . _ i i \ f und und seine Freundin. , ,1 , , , Isein rechtes Bein.jj j das linke gebrochen. *· i (· /
Formal gesehen muß sie in (62) unter Koreferenzbedingungen auf ihre [=Marias] Strümpfe bezogen werden, was aber in der Regel wohl nicht gemeint ist. Der Hörer ergänzt vielmehr ihre [-Hannas] Strümpfe, damit sie in (62) über die passende Antezedens-NP verfügt (vgl. ( 6 2 ' ) ) . Im allgemeinen wird also der sinngemäßen Interpretation der Vorzug gegeben. Bei der Klassenreferenz entstehen Ambiguitäten gewöhnlich dadurch, daß nur eine der in der Bezugs-NP erwähnten Prädikationen wieder aufgenommen wird, so daß offen bleibt, auf welche Klasse die Proform sich bezieht (65). (65)
Klaus sammelt kleine blaue Muscheln, a. seine Schwester aber nur große [blaue Muscheln/Muscheln], b. seine Schwester aber nur weiße [Muscheln].
169
Alle vier genannten Beispiele (62) bis (65) können von Hörern bzw. Lesern als mehrdeutig aufgefaßt werden. Werden sie ambig interpretiert, wurde einmal (formal korrekt) der pronominalen Koreferenzrelation, das andere Mal den Erfahrungen und dem Wissen der Vorzug gegeben. Wenn es auch bei (62) und (63) unwahrscheinlich ist, daß jede der handelnden Personen nicht mit ihren eigenen Wäschestücken umgeht, ist in (64) wohl mit großer Sicherheit vorauszusetzen, daß es nicht Oskars Freundin war, die ihm das andere Bein gebrochen hat. Aus (62) bis (64) läßt sich also der Schluß ziehen, daß mehrdeutige syntaktische Koreferenzbezüge (a) entweder die Folge nicht beachteter formaler Koreferenzbedingungen auf der Sprecherseite oder (b) das Resultat strikt angewendeter Proncminalisierungsregeln durch den Hörer oder Leser sein kann. Anders ausgedrückt, benutzt bei (a) der Sprecher die Erfahrungen und das Wissen des Adressaten, um sich die Wiederholung der Bezugs-NP zu ersparen, hält bei (b) der Adressat dagegen solche Faktoren für weniger wichtig als bestimmte syntaktische Regeln und Prozesse. So zeigt die mehrdeutige Referenz einmal mehr, daß (wie wir u.a. schon bei den definiten Beschreibungen gesehen haben) sprachliche und außersprachliche Faktoren zusaimienkomnen müssen, damit die Referenz eindeutig ist. D.h. je mehr in den genannten Beispielen allein die sprachliche Information (formal korrekte Koreferenz) berücksichtigt wird, desto weniger wird Außersprachliches für die Auflösung solcher mehrdeutigen Pro-Relationen herangezogen und umgekehrt. Diese Beispiele zeigen ferner, daß es nicht nur syntaktische (und semantische) Ambiguitäten gibt, sondern daß sich Ambiguitäten auch in Lesarten auflösen lassen, die erst aufgrund außergrammatischen Wissens entstehen. Zur Desambiguierung von Lakoffs 1968c:63 Beispiel (161) genügt die semantische Komponente. (161) The children are ready to eat and so are the chickens. ( 1 6 1 ' ) ?? Die Kinder sind fertig/bereit zum Essen und die Hühnchen auch. Damit der entsprechende deutsche Satz ( 1 6 l 1 ) , der nur wenig akzeptabel ist, nicht erzeugt wird, muß in der zugrunde liegenden Struktur die Pronominalisierung von VPs mit verschiedenen Lesarten verhindert werden. Dieses Beispiel von Lakoff 1968c zeigt ferner, daß nicht nur für NPs (vgl. 3 . 2 . 1 . 1 . 1 ) , sondern ebenso für VPs das Prinzip der Lesartenidentität (wenigstens) im Deutschen gilt (fertig: (1) 'gar'; (2) 'bereit').
Bei (65), einem Beispiel für mehrdeutige Klassenreferenz, sind drei Lesarten möglich. In (65a) kann einmal kleine blaue Muscheln und das andere Mal kleine Muscheln Bezugs-NP zu den Profornen große [blaue Muscheln] bzw. große9 [Muscheln] sein. Der Grund dafür ist, daß große- auf die Menge aller Elemente verweist, die die Eigenschaften 'blau1 und "Muschel sein' aufweisen, während bei große,., der Gegensatz zwischen den Mengen der kleinen Muscheln und der großen Muscheln betont wird (vgl. auch ( 6 6 ) ) . J.
£1
170 (66) a. Klaus sammelt kleine, seine Schwester nur große Muscheln. b. Klaus sammelt .feieine Muscheln, seine Schwester nur große.
Die dritte Lesart von (65), (=65b), besagt, daß die Schwester von Klaus weiße Muscheln sammelt. Um kleine weiße Muscheln kann es sich hierbei nicht handeln, da kleine in der Antezedens-NP v o r dem Attribut blaue steht, zu dem weiß ein mögliches Antonym ist. (65b) macht somit deutlich, daß die lineare Abfolge der Attribute in der Antezedens-NP für die Proncminalisierung bei Klassenreferenz relevant ist, da sie die Art und die Anzahl der möglichen Lesarten bestimmt. Die mehrdeutige Referenz kann man einerseits zu der Art von Referenz rechnen, der nicht strikte Identität, sondern "sloppy identity" (verschwommene Identität; Ross) zugrundeliegt. Kennzeichen der "sloppy identity" ist, daß die Proform ledigleich sinngemäß auf die Antezedens-NP zu beziehen ist ((62) bis ( 6 4 ) ) . Andererseits kann man auch solche mehrdeutigen Pro-Relationen unter dem kcmnunikativen Gesichtspunkt des undurchsichtigen Referierens betrachten, als dessen Hauptmerkmal das für den Hörer undurchsichtige und damit mehrdeutige Referieren auf Außersprachliches gelten kann. 3.2.1.4 Kataphorische Proncminalisierung und Rededeixis Bei der syntaktischen Pronominalisierung (bestehend aus Koreferenz, Klassenreferenz und mehrdeutiger Referenz) als einer der drei Formen der (pronominalisierenden) Rededeixis gibt es neben den bisher dargestellten wiederaufnehmenden, anaphorischen Proformen auch noch etliche vorausweisende, kataphorische Proformen. Solche kataphorischen Proformen dienen dazu, auf nachfolgende Gegenstände, über die geredet werden soll, hinzuweisen bzw. sie anzukündigen. Dies leisten (1) Pro-NPs und Pro-Adverbien, die auf extraponierte Objektsätze und Adverbialsätze hinweisen (67), (2) die Determinativpronomina, die restriktive Relativsätze anzeigen (68), sowie (3) die Pro-NPs es und das, die zur Ankündigung von nachfolgenden Objektsätzen und Infinitivkonstruktionen dienen können (69).
t
(67) a. l
/, daß etc ...
(direkte) objektsät'ze mit fak-
ro-NP
tivem Inhalt
Beispiel: Er bedauerte (die Tatsache/es), daß er nicht kommen konnte.
darum, darauf, (i)(von einer Präpositionaldarüber, dar(i) daß phrase dominierte) Objektunter, davor (ii) wie ''' sätze und etc. (ii) Adverbialsätze Pro-ADV Beispiel: (i) Er bat darum, daß man ihm Brot geben solle. (ii)
Er wollte näheres darüber erfahren, sem Unfall kommen konnte.
wie es zu die-
171
(67) c.
darum, des-"! halb, deswe-\
> weil ...
Pro-ADV
Adverbialsätze mit kausalem Inhalt
'
Beispiel: Er telefonierte (deshalb) , weil er die Adresse ver_ _ gessen hatte. l der l . . , . . restriktive Relativsätze L·· · · J +N) , Relativpron. .. l derjenige TDet . pron . Beispiel: Derjenige, der mit seinem Auto die Einfahrt soll sich sofort melden. es l dasjj
C
(69) ,
'_' '
versperrt,
(i) Infinitivsätze (ii) (nachgestellte) Objektsätze
Beispiel: (i) Er wußte es nicht auf eine andere Art zu machen. (ii) Er tat nur (das) , was recht und billig war.
Anzumerken ist noch, daß es andere (germanische) Sprachen gibt, die im Gegensatz zum Deutschen schon auf der Ausdrucksseite zwischen zwei verschiedenen Arten von Proformen unterscheiden, je nach dem, ob diese anaphorisch oder kataphorisch verwendet warden. So unterscheidet z.B. das Schwedische zwischen dem nur anaphorisch zu verwendenden Relativpronomen vilket und dem, einen neuen Redegegenstand einführenden kataphorischen Relativpronomen vad, wofür im Deutschen beidemale was zu stehen hat. (A) Er wurde von Freunden eingeladen, was (vilket)
ihn sehr freute. (anaphorisch) (B) Er dachte daran , was (vad) er in seiner Rede sagen sollte. ( kataphor i seh ) (Mehr dazu in Braunmüller [1973]/1976: 519-521 . Zum Relativsatz im Englischen vgl. Thompson 1971:84-87.)
3.2.2
Senantische Pronominalisierung
In unserem Drei-Schichten-Modell stellt die semantische Pronominalisierung eine weitere Ebene dar, auf der Pro-Relationen etabliert werden können. Im Gegensatz zur syntaktischen Pronominalisierung verlaufen diese pronominalen Beziehungen nicht zwischen Satzkonstituenten wie NP, von denen nur die Bezugsgröße (Antezedens) (volle) lexemische Bedeutung hat, sondern zwischen Satzkonstituenten, die beide
lexemisch voll spezifiziert sind und eine differenzierte lexikali-
sche (situationsunabhängige) Bedeutung auch dann haben, wenn sie nicht pronominal verwendet werden. Bei solchen seroantisch erschließbaren Proformen (meist NPs) tritt der ProCharakter erst dadurch zutage, daß sie in eine inhaltliche Beziehung zu einer anderen Konstituente gebracht werden können, zu der aufgrund der linearen Abfolge der Konstituenten und der lexikalischen Bedeutung der zweiten Konstituente, also der Proform, eine bestaunte lexütalisch-semantische Beziehung besteht.
172
Dies sei an folgendem Beispiel illustriert. (7O)
a. Obwohl die Villa, von einer dichten Hecke umgeben war, konnte man dennoch von außen sehen, daß in dem Haus, noch Licht brannte.
In dem Haus wird erst dann zu einer semantisch erschließbaren Proform zu die Villa, wenn (a) eine (syntaktische) koreferente Proform fehlt und die PP in dem Haus deren potentielle Position einnimnt (vgl. dazu (70b)) und wenn (b) die semantisch erschließbare Proform zum selben Wortfeld wie das Lexem der Bezugs-NP (Villa) gehört. Eine solche Proform darf aber nicht im Widerspruch zu den konstitutiven semantischen Merkmalen des Lexems der Bezugs-NP stehen, da sonst Uhgrammatikalität die Folge ist, weil der Hörer keine weitgehende Merkmalsübereinstimnung mehr mit diesem Lexem (Villa) erkennen kann (7Oc). Merkmalsübereinstinmungen zwischen den Nomina von Antezedens und Proform, hier (7Oa) zwischen (die) Villa und (das) Haus, sind somit die Grundbedingung jeder solchen pronominalen Beziehung. Erst dann kann ReferenzIdentität zwischen diesen Konstituenten postuliert werden. (7O)
b. Obwohl die Villa . von einer dichten Hecke umgeben war, konnte man dennoch von außen sehen, daß in ihr/darin. noch Licht brannte. c. *Obwohl die Villa, von einer dichten Hecke umgeben war, konnte man dennoch von außen sehen, daß in dieser H ü t t e , noch Licht brannte.
Ein etwas schwieriger Punkt in unserer Definition ist das Postulat, daß die Merkmale von semantisch erschließbaren Proformen nicht im Widerspruch zu den konstitutiven (semantischen) Merkmalen der Bezugslexeme stehen dürfen, falls eine Pro-Relation zustande kommen soll. D.h. übergeordnete Begriffe (Supernyme) wie Haus, Gebäude, Bauwerk sowie Begriffe, die auf derselben hierarchischen Stufe wie das Bezugslexem in einem Wortfeld stehen (Kohyponyme) wie Landhaus, Landsitz können zu dem Antezedens die Villa pronominale Fortsetzungen bilden. Die Merkmale der genannten Kohyponyme dürfen allerdings nach Ansicht des Adressaten (Leser) in keiner Weise dem Bezugslexem (hier: Villa) widersprechen, da sonst nicht die vom Sprecher (Schreiber) intendierte Referenzidentität zwischen Antezedens und Proform erkannt wird. Zu der Terminologie der strukturellen Semantik, die wir hier übernehmen, siehe Wiegand 1973:4Off.,58.
Hütte und Wolkenkratzer, um ein weiteres Beispiel zu nennen, stehen (ungefähr) auf derselben hierarchischen Stufe wie Villa und sind damit den Supernymen Haus bzw. Gebäude untergeordnet. Sie stehen jedoch in ihrer semantischen Beschreibung (teilweise und zwar in entscheidenden Merkmalen) im Gegensatz zu Villa. Diese Beziehung nennen wir mit Wiegand 1973 Inkonymie. Eine semantische Pronominalisierung zwischen Inkonymen ist aber unmöglich, da sich die Merkmale der
173
betreffenden Lexeme widersprechen. Mittels solcher lexikalischer Hierarchisierungen läßt sich auch ohne Zuhilfenahme umfangreicher und expliziter semantischer Analysen von Wortfeidern ermitteln, wann bestimmte Lexeme in semantischen Pro-Relationen nicht im Widerspruch zu ihren Bezugsgrößen stehen, da sie den gleichen oder einen größeren Bedeutungsumfang als diese haben. Damit haben wir gezeigt, daß nur Supernyme (Haus, Gebäude) nicht aber Hyponyme oder gar Inkonyme (Hütte, Wolkenkratzer) semantisch erschließbare Proformen (hier zu die Villa) sein können. Um die semantische gegenüber der pragmatischen Pronominalisierung (vgl. 3.2.3) abzugrenzen, reicht vorerst der Hinweis, daß bei der semantischen Pronominalisierung nur auf s i t u a t i o n s u n a b h ä n g i g e s semantisches Wissen eines Sprechers über seine Sprache rekurriert wird. Dieses allen Sprechern bekannte sprachliche Wissen über Bedeutungsrelationen in Wortfeldern (bzw. in der lexikalischen Komponente einer Graimiatik allgemein) stellt sicher, daß solche pronominalen Beziehungen genau wie alle syntaktischen Pro-Relationen unabhängig von der jeweiligen Sprechsituation und dem Vorwissen der Gesprächspartner zu interpretieren sind. Von den in 3 . 2 . 1 . 3 genannten Beispielen für mehrdeutige Referenz (62) bis (65) wollen wir in diesem Zusammenhang einmal absehen, da sie sehr selten sind und ambige Konstruktionen dieser Art meist vermieden werden, weil sie zu Mißverständnissen führen.
3.2.2.1 Typologie referentieller Beziehungen 3.2.2.1.0 Wunderlich 1972a:109 hat versucht, eine Übersicht über mögliche Referenzbeziehungen zu geben. Seine Fragestellung lautete nicht: Welche pronominalen Wiederaufnahmen sind in einem Text möglich, sondern: Welche Arten von Referenzbeziehungen gibt es und wie werden sie sprachlich realisiert. Er unterscheidet dabei sechs verscheidene Arten der Referenzbeziehung zwischen zwei oder mehreren Objekten oder Mengen von Objekten, die in Form von NPs in einem Text vorliegen. Im einzelnen nennt Wunderlich 1972a (1/2) die Referenzgleichheit in bezug auf ein einzelnes Objekt oder eine Menge von Objekten, (3) die Referenzverschiedenheit, (4) den Referenzeinschluß bei abgegrenzten Objekten oder (5) einer nicht abgegrenzten Objektmenge sowie (6) die Referenzvereinigung. Auf eine explizite Charakterisierung nach Wunderlich 1972a wird hier verzichtet, da wir im folgenden eine umfassende Typologie referentieller Beziehungen vorstellen werden. Grundgedanke unseres Drei-Schichten-Modells ist die The-
174
se, daß es pronominale Beziehungen auf der syntaktischen, seitantischen und pragmatischen Ebene eines Grammatikmodells gibt; daß also die Pronctninalisierung sich nicht nur auf die Syntax und die in 3.2.1 aufgeführten syntaktischen Proformen beschränkt. Wenn wir jetzt eine Typologie referentieller Beziehungen aufstellen, so soll damit nachgewiesen werden, (a) daß es Pro-Relationen auf allen drei genannten Ebenen eines Grammatikmodells gibt und (b) daß Wunderlichs Katalog von Referenzbeziehungen systematisiert und vervollständigt werden kann, so daß am Ende eine Übersicht über alle möglichen Typen des Referierens mit NPs im Zusammenhang mit dem Pronominalisieren vorliegt. Wir haben diese Typologie deshalb in dem Abschnitt über die semantische Pronominalisierung eingereiht, weil auf diese Weise am besten einsichtig wird, wo die Grenzen und die unterschiede zur syntaktischen Pronominalisierung einerseits und zur pragmatischen Pronominalisierung andererseits liegen. Eine solche Typologie läßt sich außerdem erst aufbauen, wenn aufgrund der Erweiterung des Bereichs der Pro-Relationen auch solche Referenzbeziehungen miteinbezogen werden können, bei denen auf das Wissen des Sprechers über semantische Beziehungen in seiner Sprache (semantische Pronominalisierung) sowie auf Wissen zurückgegriffen werden kann, das sich aus der Kenntnis der Welt im allgemeinen oder einer bestimmten Sprechsituation im besonderen herleitet (pragmatische Pronominalisierung). 3.2.2.1.1 Referenzgleichheit Bei dem ersten zu zugleich wichtigsten Referenztyp, der Referenzgleichheit (A), unterscheidet man zweckmäßigerweise zwischen einem Referieren mit zwei NPs auf Individuen und einem Referieren auf Mengen (vgl. Fig.9). Ferner sollte noch berücksichtigt werden, ob die Referenzgleichheit aufgrund lexemischer Teilidentität zweier NPs zustande kommt oder nicht. Fig.9 gibt eine schematische Übersicht über die Identitätsbedingungen und die dabei auftretenden Arten der Pronominalisierung (siehe nächste Seite).
175 (Fig.9) ^** Referenzart Art der Pronominalisierurig"
syntaktisch
(A) REFERENZGLEICHHEIT ( a ) zweier NPs, mit denen a u f I n d i v i d u e n referiert wird: - bei lexemischer Teilidentität: ein Mann - der Mann - dieser Mann
pragmatisch
- bei Referenzidentität allein: 1 l ) ein Mann - er - dieser (2) die Villa - das Haus die Penne - die Schule (3) Peter - die alte Schlafmütze
syntaktisch
(b) zweier NPs, mit denen auf M e n g e n riert wird: - bei lexemischer Teilidentität; Männer - die Männer - diese Männer
syntaktisch semantisch
syntaktisch semantisch pragmatisch
- bei Referenzidentität allein: (1) Männer - sie - diese (2) die Bäume - der Wald die Laternen -die Lampen (3) einige Männer - die Schulfreunde her
refe-
von frü-
Die syntaktische Prononinalisierung ist in diesem Schema gleich zweimal vertreten (in (a) und in ( b ) ) . Bei den Beispielen, die unter der Bedingung lexikalischer Teilidentität angeführt worden sind, handelt es sich um NPs, die zwar miteinander koreferent sind, aber dennoch nicht morphologisch-syntaktische Proformen bilden, wie sie in 1.1.O und 3.2.1 beschrieben worden sind. Solche Beispiele wie ein Mann - der/dieser Mann stellen insofern einen Sonderfall der syntaktischen Koreferenz dar, als untypischerweise nicht zumindest das N der Antezedens-NP bei der pronominalen Wiederaufnahme getilgt worden ist. NPs dieser Art lassen sich in der gTG auch als Zwischenstufen bei der Ableitung von morphologisch-syntaktischen Proformen ansehen, deren Endstufe dann die Pro-NPs er oder dieser sind (vgl. Postal 1966): (ein Mann) - der Mann ===> der/dieser 0 ===> er Schon Quine 1961:3f. hat darauf hingewiesen, daß Proformen wie er auch indefinite NPs wie z . B . ein Mann als Antezedens haben können. Diese indefiniten NPs sind jedoch immer nur durch definite NPs ersetzbar.
Solche koreferenten NPs wie ein Mann - der Mann nehmen deshalb eine Zwischenstellung zwischen der (nicht-pronominalen) Wiederholung einer NP (ein Mann ein Mann) und der koreferenten Pronominalisierung mit einer morphologisch-syntaktischen Proform ein (der· Mann - er). Typische Beispiele morphologisch-syntaktischer Proformsn finden sich in Fig.9 jeweils unter (a/1) und (b/1). Mit welchen Arten von Lexemen in einer NP eine semantische Pronominalisie-
176
rung möglich ist, wurde in 3.2.2 am Beispiel von die Villa - das Haus demonstriert. Die Bedingung der Referenzidentität gilt auch dann als erfüllt, wann für die semantische Wiederaufnahme ein Lexem benutzt wird, das dieselbe Extension wie das der Antezedens-NP hat, jedoch nicht derselben stilistischen Ebene angehört (Penne - Schule). Sind zwei Mengen referenzgleich, kann auch mittels Kollektiva (Wald, Gebirge) pronominalisiert werden, sofern die lexikalische Komponente der betreffenden Sprache für diese Menge von Objekten einen Sammelbegriff kennt (die Berge das Gebirge; Flüsse und Seen - die Gewässer). In allen diesen Fällen reicht die Sprachkenntnis eines kompetenten Sprechers aus zu erkennen, daß die unter (a/2) und (b/2) in Fig.9 angeführten Beispiele unter der Bedingung referentieller Identität kommunikativ äquivalent sein können. D.h. wird mit den genannten Ausdrücken eine semantische Pro-Relation gebildet, ändert sich der Wahrheitswert des betreffenden Satzes nicht, da beide Lexeme dieselbe Extension haben. Um eine semantische Pro-Relation zu bilden, ist die gleiche Intension zweier Lexeme dagegen nicht nötig, da lediglich Referenz- und nicht Bedeutungsidentität das ausschlaggebende Kriterium für diese Art der Pronorninalisierung ist. Auf Referenzgleichheit bei pragmatischer Prononinalisierung werden wir erst im nächsten Abschnitt eingehen. Dies gilt ebenso für die folgenden fünf Typen ((B) bis (F)) referentieller Beziehungen. Zuvor gilt es noch einen Sonderfall der semantischen Pronominalisierung zu erwähnen, nämlich wenn zwischen Antezedens und Proform lediglich eine pars-prototo-Relation besteht. Hierbei trifft die eben gemachte Feststellung der gleichen Extension der in Frage kommenden Lexme formal gesehen nicht mehr zu, da nur eine Teilmenge der Bezugsmenge auf der Ausdrucksseite als Proform wieder erscheint. Dennoch verwendet der Sprecher die Proform so, daß der Hörer annehmen muß, ffoft die Bedingung der (vollen) Referenzgleichheit auch weiterhin Gültigkeit hat. (71) Günther hat sich ein Sportflugzeug, gekauft. Die(se) Maschine, erreicht zwar nicht Schallgeschwindigkeit, ist aber doch überraschend schnell.
Pars-pro-toto-Relationen in Verbindung mit semantischer Pronominalisierung sind ziemlich selten und beschränken sich, soweit wir sehen, auf das Wortfeld 'Fahrzeuge '. Nur das Lexem Maschine eignet sich offenbar als einziges für eine kommunikativ äquivalente Proform zu Lexemen dieses Wortfelds wie Sportflugzeug oder Motorrad. Bezieht man noch außersprachliches Wissen mit ein, wie dies bei der pragmatischen Prononinalisierung der Fall ist, erhöht sich die Zahl der pronominal verwendbaren pars-pro-toto-Relationen nicht unwesentlich (vgl. z.B. (72)). Dennoch bleiben Relationen dieser Art ein wenig verbreiteter Sonderfall
177
von pronominalen Wiedemennungen. (72) Gestern fuhren wir mit seinem neuen Jaguar.. Der 12-Zylinder. überall sofort a u f .
fiel
Zur Etablierung von "Textreferenten" genügt es aber, zuerst ein Lexem (z.B. Auto) in einer NP und damit einen Referenten einzuführen, um dann ohne weitere explizite Teil-von-Relationen d i r e k t auf einzelne, konstitutive Teile eines solchen Referenten (wie z.B. dem Motor oder die Reifen bei einem Auto) Bezug nehmen zu können (vgl. Karttunen 1968b:22-26). (73) Hans fährt mit seinem Wagen/Auto, bei Regen viel zu schnell. Dabei haben die Reifen fast kein Profil mehr!
3.2.2.1.2
Referenzverschiedenheit
Die Referenzverschiedenheit (B) kommt für die Pronominalisierung per definitionem n i c h t in Betracht, da die Bedingung der ReferenzIdentität nicht erfüllt ist. Dennoch lassen sich auch hier Konstruktionen finden, so z.B. die lexemische Teilidentität, die schon bei der Referenzgleichheit (A) eine Rolle spielten. Um referentielle Verschiedenheit auszudrücken, gibt es zwei Möglichkeiten. Bei der ersten bleibt der Bezug auf die Klasse gleich und es wechselt nur die Referenz von einem Element dieser Klasse zu einem anderem Element derselben Klasse. Morphologisch-syntaktische Mittel wie der Wechsel des Quantors reichen aus, um den Wechsel des Referenzbezugs anzuzeigen (dies- N vs. Jen- N ) . Bei der zweiten Möglichkeit ändert sich der Bezug auf die Klasse. Un den Gegensatz zwischen zwei Elementen zweier Klassen auszudrücken, genügt ein Austausch der Lexeme, die zur Bezeichnung der Klasse dienen. In diesem Fall geben also nicht syntaktische, sondern lexikalisch-semantische Mittel den referentiellen Gegensatz wieder (der Junge -das Mädchen). (Fig.10) tleferenzart
grammatisch! Ebene
syntaktisch
semantisch pragmatisch
(B) REFERENZVERSCHIEDENHEIT (a) zweier NPs, mit denen auf zwei verschiedene I n d i v i d u e n d e r gleichen Menge referiert wird: - bei lexemischer Teilidentität: dieser Junge - jener Junge der Junge da - der Junge dort - ohne lexemische Teilidentität: 1l) der eine - der andere dieses Pferd - jener Gaul (2) dieses Auto - jene Karre
178 (Fig.lO Fortsetzung)
syntaktisch
(b) zweier NPs, mit denen auf zwei verschiedene M e n g e n m i t gleichen Eigenschaften referiert wird: - bei lexemischer Teilidentität: diese Gruppe Mädchen - jene Gruppe Mädchen - ohne lexemische Teilidentität: ( 1 ) die Jungen - die Mädchen diese Jungen - jene Buben (2) diese Autos - jene Blechkisten
seraantisch pragmatisch
Nicht nur semantisches Wissen wie unter ( 1 ) , sondern auch außersprachliches Wissen (2) eignet sich dazu, kctnnunikativ äquivalente Klassen von Objekten zu bilden, deren Elemente dann mit Hilfe morphologisch-syntaktischer Mittel wie den Wechsel der Quantoren einander kontrastierend gegenübergestellt werden können.
Bildet ein Sprecher also referentielle Oppositionen, sollte immer
ein
Faktor entweder der Quantor oder das Nomen konstant bleiben, damit der Gegensatz deutlich erkennbar ist. 3.2.2.1.3
Referenzvereinigung
Bei der Referenzvereinigung (C) , dem dritten Typ referentieller Beziehungen, geht es darum, verschiedene Individuen bei der pronominalen Wiedernennung in einem Lexem zusammengefaßt zu bringen. (Fig.11)
^""•Referenzart "*-*. Art der Pronominalisiefung«
(C)
REFERENZVEREINIGUNG
syntaktisch
( 1 ) Hans und Peter - sie - diese ich und du/ihr - wir ich und er (sie) - wir
semantisch pragmatisch
(2) PKHs und LKWs - die Fahrzeuge/Autos (3) Hans und Peter - die beiden Lausbuben
Bei der syntaktischen Pronominalisierung können im Gegensatz zu (2) und (3) in Fig.11 auch die Rollenvariablen der ersten und zweiten Person (ich, du/Sie) sowie die dritte Person mit einer Proform wiederaufgenommen werden. Für die semantische Pronominalisierung
(2) eignen sich hierbei nur Oberbegriffe (Super-
nyme) wie Fahrzeuge, die die Vereinigungsmenge der in der Antezedens-NP repräsentierten Referenten abdecken. 3.2.2.1.4
Referenzauflösung
Das Gegenstück zur Referenzvereinigung bildet die Referenzauflösung (D). Sie
179
stellt eine Umkehrung der Reihenfolge von Bezugsgröße (Antezedens) und Proform dar (Kataphorik) und ist, was die Syntax anbelangt, deshalb mit der Rückwärtspronominalisierung im Prinzip vergleichbar. Als Charakteristikum der Referenzauflösung kann man die differenzierte Auflösung einer Mengenangabe in ihre einzelnen Elemente ansehen. Wie die Beispiele in Fig.12 zeigen, ist es in den meisten Fällen noch nötig, diese Umkehrung der Pronominalisierungsrichtung durch Einfügen von d.h. oder sowohl ... wie extra kenntlich zu machen. (Fig.12) •Referenzart Art der Pronominalisiei syntaktisch
semantisch pragmatisch
(D) REFERENZAUFLÖSUNG
(1) sie - (d.h.) Karl und Franz wir - ich und er/du (2) Kraftfahrzeuge - (d.h.) PKffs und LKHs (3) alle Mitarbeiter - (sowohl) Arbeiter wie Angestellte
Anzumerken ist noch, daß diese umgekehrte syntaktische Pro-Relation (sie (d.h.) und Franz) nur dann als syntaktische Pro-Relation eingeordnet werden kann, wenn diese Abfolge der Konstituenten erst im Verlauf der Ableitung durch eine Permutationstransformation zustandegekommen ist. Andernfalls sind Beispiele dieser Art unter (3) einzustufen, da aus den syntaktischen Merkmalen von sie nicht zu entnehmen ist, für welche Referenten diese Proform steht. 3.2.2.1.5 Referenzerweiterung Im Fall der Referenzerweiterung (E) geht es darum, zwei oder mehrere typische oder auch beliebige Elemente einer Menge durch die Bezeichnung für die ganze Menge pronominal wieder aufzunehmen. Das Kriterium der Referenzidentität wird dabei auf die Identität zweier Mengen oder Klassen erweitert, von denen bei deren erster Erwähnung nur charakteristische bzw. beliebige Teile stellvertretend für alle anderen Teile genannt werden. (Fig.13) ^"•Referenzart Art der —* Pronoroinalisieruiig«
semantisch pragmatisch
(E) REFERENZERWEITERUNG (1) Hans, Fritz, ... - alle Jungen (ohne) Säge, Hammer, Beißzange, ... (kurz, ohne) Handwerkszeug (2) dieses Haus und das da, ... - alle Renaissancebauten (am Marktplatz)
180
Im Gegensatz zur Referenzvereinigung (vgl. Fig.11) sind bei der Referenzerweiterung keine syntaktischen Pro-Relationen denkbar, da zumindest einige semantische Merkmale gebraucht werden, um festzustellen, zu welcher Klasse die in der Bezugsgröße genannten Elemente gehören. Nur durch eine semantische Analyse von Handwerkszeug z.B. kann man herausbekamen, daß Säge, Hammer, Beißzange u.a.m. dazu gehören. Wendet ein Sprecher diesen Referenztyp an, geht es ihm immer um eine Verallgemeinerung der Eigenschaften der bereits genannten typischen (bzw. beliebigen) Elemente in Richtung auf alle Elemente dieser Klasse. Unter den Aspekt der Referenzerweiterung fällt auch die von Boeder 1968: 246 gemachte Beobachtung, daß man nicht ( A ) , sondern nur (B) sagen kann: (A) *liebe Kinder, ich habe dir etwas Schönes mitgebracht (B) lieber Peter, ich habe euch etwas Schönes mitgebracht.
3.2.2.1.6 Referenzeinschluß Als Umkehrung der Referenzerweiterung fungiert der Referenzeinschluß (F). Hier findet sich auch wieder, wie bei den ersten beiden Typen, eine Vielzahl von Möglichkeiten (Fig.14). (Fig.14) ^"»Referenzart ' , Art der Pronominal!sierung.
syntaktisch semantisch pragmatisch
syntaktisch semantisch pragmatisch
(F) REFERENZEINSCHLUSS (a) von einem Objekt: - bei lexemischer Teilidentität: Dosen - eine Dose - beim Bezug auf dieselbe Klasse: (1) Dosen - eine Büchse (2) Dosen - eines dieser Blechdinger (b) von mehreren Objekten: - bei lexemischer Teilidentität: Dosen - solche/diese/jene Dosen - beim Bezug auf dieselbe Klasse: (1) Dosen - solche Büchsen (2) Dosen - diese blauen und roten
Gefäße
Bei allen diesen Beispielen wird durch die Prononinalisierung die Verallgemeinerung aufgehoben, d.h. der Sprecher greift sich ein oder mehrere typische oder auch beliebige Elemente aus einer Menge heraus und referiert bei einer solchen pronominalen Wiederaufnahme der Bezugsmenge nur stellvertretend auf eines der Elemente aus dieser Menge (Beispiel: Dort drüben stehen (viele/20) Dosen. Eine Dose enthält immer/jeweils 03 >1 weiße Lackfarbe.). Als Identitätsbedingung gilt, wie schon bei der Referenzerweiterung (E), die Identität zweier Mengen oder Klassen. Nur diese Art der Identität (Mengen-
181
Identität) ist sowohl dem Antezedenten (Dosen) wie der Proform (solche Büchsen) gemeinsam. 3.2.3 Pragmatische Proneminalisierung 3.2.3.1 Wie schon an mehreren Stellen im letzten Abschnitt (3.2.2) ausgeführt wurde, liegt der wesentliche Unterschied zwischen der semantischen und der pragmatischen Proneminalisierung darin, daß bei letzterer außersprachliches Wissen die Verbindung zwischen Proform und Antezedens herstellt. Syntaktische Angaben (Genus- und Numeruskongruenz) und semantische Relationen (Implikation: z.B. Klaus impliziert 'männlich') a l l e i n können diese Verbindung zwischen zwei koreferenten NPs nicht zustande bringen, was (74c) und (75b) belegen. In vielen Fällen gibt es auch überhaupt keine Übereinstinmung im Genus zwischen Antezedens und Proform. (74) a. Klaus, hat beim Fußballspielen schon wieder eine Fensterscheibe eingeworfen. b. Hat doch { , " i\ wieder nicht aufgepaßt! [der Bengel. } c. Hat doch der Polizist , wieder nicht aufgepaßt! (75) a. Napoleon schätzte Goethe, so sehr, daß er den Verfasser des Werther, bereits kurz nach seiner Ankunft empfing. b. Napoleon schätzte Goethe, so sehr, daß er den Verfasser des Wilhelm Teil . schon kurz nach seiner Ankunft empfing.
Die Beispiele (74) und (75) illustrieren die beiden Arten von Wissen, die dem Hörer als eine Art "Vermittlungsinstanz" dienen, damit dieser die betreffenden NPs als referenzgleich interpretieren kann: (a) das situative Wissen und (b) das enzyklopädische Wissen. Unter enzyklopädischem Wissen (b) verstehen wir alle nicht-sprachlichen Informationen, die sich ein Sprecher/Hörer aufgrund seiner Bildung und Lebenserfahrung angeeignet hat und über die er für einen längeren Zeitraum verfügt. Bellert 1972:18 spricht bei Beispielen wie (75a) von enzyklopädischer Quasi-Implikation, da die nachfolgende NP sich durch eine Art Implikation aus der ersten NP ableiten lasse. Davon zu unterscheiden sind Informationen, die den Kommunikationsteilnehmern Aufschluß über bestimmte referentielle Zuordnungen und Gegebenheiten in einer Sprechsituation geben. Solches, nur für e i n e Sprechsituation gültiges Wissen, nennen wir situatives Wissen (a). Wissen um die Umstände der Sprechsituation liegt auch bei den Beispielen für pragmatische Pronominalisierung in der Referenztypologie von 3.2.2.1 zugrunde.
182
Trotz dieser klaren Kriterien, die zur Abgrenzung von (a) und (b) angeführt wurden, ist festzustellen, daß in einer bestimmten Situation erworbenes Wissen zu bleibendem Wissen werden kann (vgl. (74) und (76)). (76) Na, hat der Lausbub. (=Klaus,) wieder etwas angestellt? Ein Beispiel dafür ist der Vorgang des Erinnerns, bei dem einmal gespeicherte Referenzbeziehungen wieder abgerufen werden (vgl. auch (83) und (83) in 2.4.1). Auf die obigen Beispiele angewendet heißt dies, daß bei (75a) eine Referenzbeziehung zwischen den beiden NPs nur zustande kennt, weil der Sprecher als bekannt beim Hörer voraussetzt, daß er sich mit Goethe und der Verfasser des Werther auf ein und dieselbe Person bezieht. Referenzgleichheit komnt somit auf einer außersprachlichen Ebene zustande, die wir definitorisch pragmatische Ebene genannt haben. Bei (74) muß schon die Sprechsituation dem Hörer vertraut sein, um zu wissen, daß die Epitheta der Lausbub und der Bengel und nicht etwa die NP der Polizist auf Klaus bzw. die Person Klaus zu beziehen sind. Erst das Verhalten von Klaus ermöglicht es, ihn zu der Gruppe von Jungen zu zählen, die sich wie Lausbuben verhalten. Gerade Epitheta wie Lausbub, Dwmkopf, Schlafmütze etc. werden nicht selten zur pronominalen Wiederaufnahme verwendet (vgl. Lakoff 1968a:16ff.). Sie tragen mehr lexikalische Bedeutung als die Deiktika der da oder dieser, weshalb sie sich besser als die Deiktika dazu eignen, in bezug auf eine Person (Referenten) eine feste, d.h. dauerhafte ReferenzZuordnung einzugehen. So ist es denkbar, daß ein Hörer von (74) später einen Satz wie (76a) äußert. (76b) ist hingegen nur in der jeweils aktuellen Sprechsituation referentiell eindeutig zu interpretieren. (76) a. Na, hat der Bengel. (=Klaus.) wieder etwas angestellt? ( v g l . ( 7 6 ) ) b. Na, hat der da. (=Klaus.) wieder etwas angestellt?
Ebenso wäre (76c) wie schon (76b) unter Bezugnahme auf (74) viel weniger eindeutig und würde wohl meist zu Rückfragen nach dem referentiellen Bezug von er führen. (76) c. Na, hat er. ^Klaus,,) wieder etwas angestellt?
3.2.3.2 Hauptzweck pragmatisch erschließbarer Proformen ist die Vermeidung der ständigen Wiederholung von Eigennamen oder definiten Beschreibungen und/oder den dazu passenden morphologisch-syntaktischen Proformen wie z.B. er oder sie. Gleichzeitig können bei der textlichen Wiederaufnahme neue Informationen über den Referenten gegeben werden, indem charakteristische Eigenschaften bei der pronominalen Wiedererwähnung hinzugefügt werden. Dieses Verfahren finden sich sehr häufig im "Spiegel". (77) a. Gerhard Löwenthal. ...
183 b. Der Mainzer Pistolen-Träger. ... 1 c. ... der Festredner. ... (Der Spiegel 28 (1974), Nr.19 1 vom 6.Mai 1974, S.162)
Beispiel (77) zeigt, obwohl willkürlich herausgegriffen, idealtypisch eine Art der Verkettung, die mit pragmatischen Pronominalisierungen arbeitet. Der Terminus Pronominalisierung wurde hier zurecht gewählt, da die NPs in (77b) und (77c) keine Wiederholungen, sondern Wiederaufnahmen des Referenten der NP von (77a) darstellen. Diese Wiederaufnahmen sind mit syntaktischen (und semantischen) Proformen komnunikativ äquivalent, da sie deren syntaktische Position einnehmen und sich so verhalten, daß sich der Wahrheitswert der betreffenden Sätze nach einer Substitution durch diese pragmatischen Proformen nicht ändert. Dies rührt daher, daß in allen diesen Fällen diese Person charakterisierende Eigenschaften referenzgleich und stellvertretend für die ganze Person stehen. 3.2.3.3 Alle hier genannten Beispiele liefern Argumente dafür, daß die Pronominalisierung keineswegs ein innersprachlicher oder gar nur ein syntaktischer Vorgang ist,
bei dem Wissen, Erfahrung und Situationskenntnis keine Rolle spie-
len. Schon L.Cohen 1970:267 hat deutlich gemacht, daß die Fähigkeit, synthetisches, faktisches Wissen zu erwerben, ein zentraler Punkt einer Sprecherkompetenz ist. Geht man also mit L.Cohen 1970 von der Chcmskyschen Kompetenz eines idealen Sprecher/Hörers weg und zur Kcqpetenz eines (typisierten) r e a l e n Kortinunikationsteilnehmers über, liegt die pragmatische Pronominalisierung nicht mehr außerhalb des Erklärungsanspruchs und der Beschreibungsmöglichkeiten von Sprachbeschreibungsmodellen. Nur diese Erweiterung ermöglicht es, Fälle der Deixis und der Sprechsituation adäquat zu beschreiben und in einem allgemeineren Zusammenhang zu erklären, ohne daß dies - wie vielfach in der Generativen Semantik - zu Versuchen führt, pragmatische Faktoren allein mit den Mitteln einer semantisierten Syntax erfassen zu wollen. Unser Drei-Schichten-Modell nimmt deshalb die Deixis als Grundlage des direkt deiktischen wie des rededeiktischen Referierens. Aus dieser Sicht stellt dann die Deixis nicht mehr einen Sonderfall, sondern die Grundlage allen Referierens dar.
4.
AUSBLICK: EINIGE ANFORDERUNGEN AN EIN GRAMMATIKMODELL (UNTER BERÜCKSICHTIGUNG DER DEDCIS)
4.0 Die folgenden, mehr allgemeinen Vorüberlegungen zu einem Grarrmatikmodell, das im Gegensatz zu den bisherigen formalen Spracnbeschreibungsmodellen um eine deiktisch-kcranonikative Komponente erweitert '«rden soll, ist zunächst als Desideratenkatalog für die weitere Forschung gedacht. Diese Desiderate (vgl. 4.2) ergeben sich den Ergebnissen und Vorschlägen der zurückliegenden drei Kapiteln. Es sei nur daran erinnert, daß beispielsweise Erwartungsnormen, Rollenbeziehungen, Formen des situativen und enzyklopädischen Wissens u.a.m. bislang weitgehend aus den in 1.2 erwähnten formalen SpradTbeschreibungsmodellen ausgeklammert blieben. Des weiteren sollen diese Vorüberlegungen eine erste Skizze für eine (noch auszuarbeitende) Granmatiktheorie sein, bei der die erwähnten Faktoren gebührend berücksichtigt werden. Eine formalisierte Darstellung streben wir hier noch nicht an, da viele Punkte, die dabei mitspielen, viel zu wenig erforscht sind, als daß sie ohne weiteres in Form von exakten Regeln gefaßt werden könnten. Als Beispiele sei nur auf die Strukturierung unseres Wissens von der Welt oder, wie im Fall der Deiktlka, auf die Gliederung des Wahrnehmungsfelds bei Sprecher und Hörer verwiesen. Bei beiden Beispielen bedarf es noch intensiver psychologischer und psycholinguistischer Forschungen, bis regelhaft dargestellt und damit auch generell ausgesagt werden kann, z.B. bis zu welcher (relativen) Entfernung eines Gegenstandes vcm Sprecher er diesen noch mit dieses X bzw. das X deiktisch bezeichnen würde und ab welcher Entfernung er das X dort oder jenes X da drüben sagen würde. Daß Überlegungen dieser Art nicht unwesentlich für eine Grammatiktheorie sind, die den (typisierten) realen Sprecher/Hörer als Ausgangspunkt nimmt, dürfte schon nach diesen ersten Andeutungen auf dem Hintergrund von Kapitel 2 und 3 einleuchten. Denn ohne z.B. die genauen Anwendungsbedingungen für die Deiktika wie dieses} das da, das dort zu kennen, ist es nicht möglich, eine exakte Referenzsemantik dieser Formen auszuarbeiten.
185 4.1
Pragmatik und Grammatiktheorie
4.1.0 Doch bevor wir diesen Desideratenkatalog und eine Skizze eines solchen Grammatikmodells aufstellen, seien noch kurz in einem Abriß einige Arbeiten der beiden bislang vorhandenen Ansätze zur Einbeziehung pragmatischer Faktoren von der Methode her charakterisiert. Da ist an erster Stelle die schon in 1.2 dargestellte generative Transformationsgraitnatik (gTG) und ihre Weiterentwicklungen in Form der Generativen und Interpretativen Semantik zu nennen. Diese Richtung struktureller Sprachbeschreibung hat "additiv" (Schmidt 1973:11) oder, wie man auch formulieren könnte, in konzentrischen Kreisen von einer generativen Syntax ausgehend ihren Objektbereich ständig erweitert (einfache Aussagesätze, komplexe Sätze, NichtAussagesätze, Texte), um ihrem Erklärungsanspruch, die tatsächliche [Sprach-] Kenntnis eines Sprechers zu spezifizieren (Chomsky 1965:8;3f.), schließlich doch noch gerecht zu werden. So kam es nach der Semantik (Katz/Fodor 1963) zur Einbeziehung pragmatischer Variablen in diese erweiterten Syntaxmodelle (vgl. z.B. Stalnaker 1972:383). Wegweisend waren u.a. die Einbeziehung von Aktanten (Agens, Objektiv, Dativ etc.) und Rallenvariablen (Sprecher, Angesprochener, Ausgangspunkt bzw. Ziel einer Handlung) (Fillmore 1968;1971;1972a), die tiefenstrukturelle Formalisierung (eigentlich: syntaktische Beschreibung) von performativen Verben (Ross 197O) und die Hereinnahme deiktisch-situativer Faktoren (vgl. z.B. Wunderlich 197O/71), um nur einige der wichtigsten zu erwähnen. Ziel dieser Methode ist es, durch schrittweise Erweiterung des Regelapparates allen grammatisch korrekten Sätzen einer Sprache eine strukturelle Beschreibung zuteilen zu können. Bei diesem Vorgehen wurde schließlich auch entdeckt, daß es so etwas wie eine "kommunikative Kompetenz" (Campbell/Wales 1970:247249) geben müsse. Gerade bei den Faktoren 'Kontext1, 'Situation1, 'kommunikative Beziehungen1 setzt die andere Richtung der Sprachbetrachtung ein. Als Beispiel für diese Auffassung sei auf linguistischer Seite Schmidts 1973: 43ff. "Theorie der kommunikativen Handlungsspiele" genannt. Er geht, wie vor ihm schon L.Wittgenstein, davon aus, daß Sprechen soziales Handeln ist und daß jeder Sprecher in einer Kommunikationsgemeinschaft lebt, nach deren (normativen) Regeln er sich nicht zuletzt auch beim Sprechen zu richten hat, um erfolgreich kommunizieren und sich durchsetzen zu können. Schmidt hat denzufolge keine primär syntaktische oder syntakto-semantische Auffassung von Sprache, sondern er sieht sie "als eine Menge von Regeln für sinnvolles/erfolgreiches verbales Handeln in einer Kbmnunikationsgemeinschaft" an (Schmidt 1973:44; Grund-
186
legendes und Originäres dazu bei Wittgenstein 1967). Hauptaufgabe dieser Richtung der Linguistik wird es sein, anzugeben, wie die Korrelationen zwischen sprachlichem Handeln und sprachlichen Zeichenketten (auf der Textebene als adäquater Ebene der Komunikation) aussehen. Bislang liegen nur wenige Ansätze dazu vor (vgl. aber H.J.Heringer 1974). 4.1.1 Die von uns geforderte gTG, die um eine deiktisch-kommunikative Komponente erweitert worden ist, könnte die Vorteile der beiden Ansätze verbinden, wenn es gelingt, die errreichten Fortschritte der Formalisierung in der Generativen (oder Interpretativen) Semantik mit den Erkenntnissen aus der Text- und Kcmnunikationstheorie zu verbinden. Es soll hier aber gleich vorweg gesagt werden, daß auf lange Sicht gesehen eine Handlungstheorie wohl die umfassendste Theorie für sprachliche Kommunikation bzw. für sprachliches Handeln sein wird. Bis aber dieses anspruchsvolle Ziel erreicht ist, wird es noch etliche Jahre dauern, und es spricht deshalb einiges für die von uns hiermit vorgeschlagene Interimslösung. Unser Vorschlag sieht vor, eine (generative) syntaktischsemantische Basiskomponente, die nach dem Vorbild der Generativen Semantik mit einer an der formalen Logik orientierten Beschreibungssprache operiert, durch eine (zusätzliche) interpretative d e i k t i s c h - k o m m u n i k a t i v e K o m p o n e n t e zu ergänzen. Diese, beim gegenwärtigen Stand der Forschung nach nicht genau zu formalisierende Komponente hätte dann etwa den Status innerhalb einer Grammatiktheorie, der mit dem der (lexikalischen) Semantik im Jahre 1963 (Katz/Fodor 1963) vergleichbar ist, als nur die ersten wichtigen Gliederungsprinzipien und Kategorien ("semantic markers") der interpretativen semantischen Komponente bekannt waren. Konkret gesprochen heißt das, daß diese deiktisch-kommunikative Komponente folgende Ergebnisse unserer vorangegangenen Untersuchung beinhalten sollte: (I) die M o d i des R e f e r i e r e n s : Dazu gehören die in 2.2 dargelegten Bedingungen für (a) spezifisches (b) nicht-spezifisches (c) definites (d) generisches und (e) undurchsichtiges Referieren. (II) die direkte D e i i s und die beiden Formen der Rededeixis als Arten, referentielle Beziehungen in einem Sprechakt auszudrücken (vgl. (3.O und 3.1). (III) d i e Faktoren d e s n i c h t - s p r a c h l i c h e n K o n -
187
t e x t e s im Zusantnenhang mit def initer Beschreibung und den drei Arten der Prononinalisierung (als den drei Erscheinungsformen der prononinalisierenden Rededeixis). Gerade diese Faktoren werden besonders wichtig, wenn es sich um deiktische Beziehungen oder etwa um die pragmatische Pronominalisierung handelt. Nur angedeutet wurden in den vorangegangenen Abschnitten die folgenden Gesichtspunkte, die auch in dieser deiktisch-konnunikativen Komponente berücksichtigt werden sollten: (IV) rfag enzyklopädische W i s s e n und die Kenntnis der Gegebenheiten der S p r e c h s i t u a t i o n im allgemeinen, (V) das von Sprecher und Hörer internalisierte K o o r d i n a t e n s y s t e m zur Speicherung und Wiedererkennung von Referenzbezügen und Referenzidentitäten, sowie (VT) die sozialen N o r m e n und Erwartungsnormen, die bei der (realen) Kommunikation eine bedeutende Rolle spielen. (Auf diese letzten drei Punkte gehen wir in 4.2 noch etwas näher ein.) Erst wenn diese drei ersten Faktoren bei der referenzsemantischen Interpretation eines Satzes oder einer Satzfolge berücksichtigt worden sind, kann man sagen, daß wesentliche Bedingungen einer (typisierten) realen Kommunikation beachtet wurden. Es wird hier absichtlich nicht von Texten gesprochen, weil die Größen, die eine Folge von Sätzen zu einem Text machen, bislang noch nicht hinreichend geklärt sind (vgl. u.a. van Dijk 1972, Dressler 1972 und Schmidt 1973).
So läßt sich dann auch feststellen, an welchen Faktoren ein erfolgreiches Kommunizieren gescheitert ist. Nimmt beispielsweise ein Sprecher nicht auf das enzyklopädische Wissen seines Adressaten beim Äußern von Satz (1) Rücksicht, wird dieser (1) u.U. nicht richtig verstehen und die intendierte Referenzidentität nicht erkennen. (1) Napoleon schätzte Goethe, so sehr, daß er den Verfasser des Werther, bereits kurz nach seiner Ankunft empfing.
Verfehlt wäre es z.B. auch, wenn ein Sprecher spezifisch auf etwas referieren wollte und dabei ein Verb wählte, das sog. opake Kontexte erzeugt, so daß der Hörer nicht erkennen kann, ob sich der Sprecher auf ein bestimmtes oder ein beliebiges Objekt bezieht. 4.1.2 Daß die Berücksichtigung kommunikativer und situativer Faktoren unerläßlich ist, zeigt ferner die bisherige Behandlung d.h. genauer Nichtbehandlung deiktischer Ausdrücke in der gTG. Lokale und temporale Deiktika wie hier/dort
188
oder damals ließen sich zwar rein klassifikatorisch zu den Adverbien zählen, wurden aber oft wegen ihrer Situationabhängigkeit nicht in eine grammatische Beschreibung aufgenommen, da die semantische Komponente nur situationsunabhängigen Lexemen (Nomina, Adjektiven, Verben) eine Bedeutung zuschreiben konnte. Lediglich bei den Itollenvariablen ich/wir.. ,„ und du/(Sie)/ihr hat man versucht, mit Hilfe notationeller Hilfskonstruktionen diese Formen wie Artikel (Postal 1966; Jacobs/Rosenbaum 1968:92ff.) oder wie Nomina (Chomsky 1962:225) in der (syntaktischen) Tiefenstruktur zu behandeln. Nur an dieser einzigen Stelle äußert sich Chomsky, soweit wir sehen, explizit zur Stellung der Personalpronomina bzw. Rollenvariablen der ersten und zweiten Person in seiner gTG. Deiktika bleiben aber bei ihm weiterhin außer acht.
Erst als Ende der sechziger Jahre pragmatische Faktoren in die Grammatiktheorie miteinbezogen wurden, konnten Ansätze zur Beschreibung von Sätzen mit deiktischen Konstituenten vorgeschlagen werden (vgl. Wunderlich 1970/71). Von selten der Handlungstheorie liegen unseres Wissens noch keine Vorschläge in bezug auf die Deiktika vor. Nicht zuletzt aus diesem Grund spricht dieses Fehlen von eingehenden Untersuchungen über die Funktion und den Status von deiktischen Ausdrücken für unseren Vorschlag, die in 1.2 angeführten syntakto-semantischen Basismodelle durch eine deiktisch-kommunikative Komponente zu ergänzen. Mit der in 4.1.1 schon aufgezählten Erweiterung des Beschreibungsapparats im Hinblick auf pragmatische Faktoren wird es außerdem möglich, eine vereinheitlichte Theorie des Peferierens auf der Grundlage der Deixis (3.0) in einer eigenen Komponente zu erfassen. Es entfällt damit die Notwendigkeit, z.B. definites oder generisches Referieren auf Gegenstände bzw. Sachverhalte allein mit Hilfe einer syntaktischen Beschreibung erklären zu müssen, wie dies bislang der Fall war. D.h. außergrammatische Faktoren werden nicht mehr ausschließlich auf der Grundlage syntaktischer oder semantischer Distributionsregeln der Sprechsituation interpretiert werden. Eine schematische Skizze (Fig.1) soll veranschaulichen, welche Komponenten eine solche, an der realen Kommunikation orientierte gTG aufweisen müßte (siehe dazu die nächste Seite). Diese Skizze weist als Ausgangspunkt eine syntaktisch-semantische Basiskomponente auf, etwa in der Art, wie sie von einigen Vertretern der Generativen Semantik vorgeschlagen wird. Zwischen Lexikon und Basisregeln muß einerseits eine Wechselbeziehung bestehen, da sonst nicht das Wissen über Wortfelder und lexikalische Hierarchien miteinbezogen werden kann, was bei der semantischen Pronominalisierung wichtig wird. Andererseits gilt es zu verhindern, daß in
189 Modellen mit lexikalischer Zerlegung die syntaktische Pronominalisierung operiert, noch bevor die phonologische Matrix dem generierten Lexikoneintrag zugeordnet wird. D . h . es gilt zu verhindern, daß die syntaktische Pronominalisierung noch v o r der lexikalischen Einsetzung bzw. der Ersetzung von semantischen Strukturen durch Lexikoneinträge (vgl. Lakoff 1971c) operiert und es sog. anaphorischen Inseln bedarf (Postal 1969), um ungrammatische Pronominalisierungen zu unterbinden. (Fig.l) syntaktische u. semantische Komponente
syntaktische u. semantische H Lexikon Basisregeln BASISSTRUKTUREN Transformationsregeln | | OBERFLÄCHENSTRUKTUREN
phonologische Komponente
deiktischkommunikative Komponente
. phonologische Regeln
*
semantische Repräsentation mit Referenzzuordnungen in einer bestimmten Sprechsituation
T
phonologische Repräsentation
Ohne größere Schwierigkeiten läßt sich diese Ausgangskomponente übrigens in eine (generative) syntaktische und eine (interpretative) semantische Teilkomponente wieder aufgliedern, so daß ein Basismodell entsteht, wie es von der Interpretativen Semantik angenotinen wird. Wichtig ist nur, daß die lexikalischsemantische Repräsentation nicht die endgültige Stufe der inhaltlichen Beschreibung eines Satzes darstellt, sondern daß jeder lexikalisch-semantischen Repräsentation auch noch eine referenzsemantische Interpretation folgt. Dabei werden dann alle die in 4.1.1 angesprochenen pragmatischen Faktoren berücksichtigt. Bei Modellen, wie sie von der Sprechakttheorie (Searle 1971) und der Handlungs- bzw. Komunikationstheorie (vgl. z.B. Schmidt 1973) angestrebt werden, müssen alle diese pragmatischen Faktoren bereits in der "Basiskomponente" enthalten sein, da im Sprechakt bzw. bei einer sprachlichen Handlung nicht die Syntax, sondern sprachliches Handeln in einer bestimmten Situation und unter bestaunten Voraussetzungen (Rollen, Abhängigkeitsverhältnisse etc.) Ausgangspunkt der Beschreibung ist. Letztes Ziel der von uns vorgeschlagenen Grammatik mit deiktisch-kcnnunikativer Komponente soll es sein, anzugeben, bei welcher Anordnung terminaler Elemente in einer Ableitung und unter welchen Voraussetzungen ein Sprecher Referenzbeziehungen herstellen kann und wann ihm dies nicht gelingen kann. M.a.W. welche nicht-sprachlichen Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine sprachliche Kcnnunikation unter Einbeziehung von referentiellen Zuordnungen glückt,
190
d.h. von Adressaten akzeptiert und verstanden wird. Dazu ein einfaches Beispiel: (2) Dort drüben regnet es herein.
Die Äußerung eines Satzes wie (2) ist nur dann sinnvoll und wird ihren Zweck erfüllen, wenn der Hörer - die Sprechsituation kennt, also - zur Zeit der Äußerung persönlich anwesend
ist,
- sich in der Nähe des Sprecherstandortes (und nicht bei der Öffnung, durch die es hereinregnet) aufhält und - sich wie der Sprecher in einem (weitgehend) geschlossenen Raum befindet. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, was anhand der Regeln und Anwendungsbedingungen für Lexeme und Sätze in der deiktisch-konmunikativen Komponente überprüft werden muß, kann der Hörer (j) (2) etwa folgende referenzsemantische Repräsentation zuschreiben: (3) Von einem Ort , der von mir. (dem Hörer) und dem Sprecher, entfernt ist, dringt Regen in einen (weitgehend) geschlossenen Raum ein.
Die referentielle Zuordnungen leiten sich also direkt aus den Gegebenheiten der jeweiligen Sprechsituation ab. 4.1.3 Vergleicht man Satz (1) mit Satz (2) unter dem Gesichtspunkt der Anhängigkeit von Außersprachlichem, fällt ein qualitativer Unterschied in bezug auf diese außersprachlichen Faktoren auf. Bei ( 1 ) , um dies kurz aufzunehmen, muß der Sprecher Grund zu der Annahme haben, daß der Hörer aufgrund seines (enzyklopädischen) Wissens eine Referenzbeziehung zwischen dem Verfasser des Werther und Goether herstellen kann. So gesehen stellen die außersprachlichen Voraussetzungen bei den Sätzen (1) und (2) A n w e n d u n g s v o r b e d i n g u n g e n für Sätze dar, die der Sprecher berücksichtigen muß, will er erfolgreich kommunizieren. Während er die Gegebenheiten für Satz (2), also die Größen der Sprechsituation, leicht überprüfen kann, hängt es bei den Anwendungsvorbedingungen von Satz (1) von der Einsätzung des Adressaten durch den Sprecher ab, welches Wissen der Sprecher auf dessen Seite erwarten kann. Deshalb sollte man bei diesen Anwendungsvorbedingungen für Sätze (ähnlich wie schon bei den Deiktika) unterscheiden zwischen: (a) beschreibenden und (b) evaluierenden Kategorien. Zu (a) zählen die Kategorien derjenigen Anwendungsvorbedingungen, die sich aus den umständen der Sprechsituation direkt ergeben und die in ihrem rein gliedernden und beschreibenden Charakter unabhängig von der Beurteilung durch den Sprecher sind. Darunter fällt u.a. die Position des Hörers zur Sprechzeit, der
191
Standort des Sprechers, die Sprechzeit selbst. Kurz alle Faktoren, die der Wahrnehmung unmittelbar zugänglich sind. Bei (b), den evaluierenden Kategorien, spielt das persönliche Urteil des Sprechers und seine Einschätzung des Adressaten die entscheidende Rolle. So unterliegen soziale Einstufungen (Anredefornen), Erwartungsnonren (auch in stilistischer Hinsicht; vgl. Abraham/Braunmüller 1971:10ff.), das Abwägen des Vorwissens auf selten des Adressaten u.a.m. wartenden Kategorien. Diese basieren auf einem sozial vermittelten Normen-und Vfertsystem des Sprechers und steuern oder beeinflussen seine Haltung zum Hörer und/oder Angesprochenen. 4.2 Desideratenkatalog 0.2.O Der zu Beginn dieses Kapitels erwähnte Desideratenkatalog läßt sich in drei Forschungsbereiche gliedern, von denen man sagen kann, daß sie zum Gegenstandsbereich einer kommunikativen Kompetenz (im Sinne von Campbell/Wales 1970) und damit auch zur deiktisch-konrnunikativen Komponente unseres Grammatikmodells gehören. 4.2.1 Wissen und Situationskenntnis Zuletzt wurde am Beispiel der pragmatischen Pronominalisierung (3.2.3) noch einmal deutlich, daß hierbei situatives und enzyklopädisches Wissen unerläßlich sind, um erkennen zu können, daß mit zwei NPs auf denselben Referenten referiert wird. Auch zur korrekten Interpretation von Deiktika wie ich, hier oder jetzt bedarf es einer genauen Kenntnis der Sprechsituation, damit eine Äußerung referenzsemantisch interpretiert werden kann. Einzelheiten über die Strukturierung unseres Wissens von der Welt sowie über Kategorien, die dem Sprecher zur Gliederung einer bestimmten Sprechsituation zur Verfügung stehen, sind zumindest was die linguistische Seite anbelangt - unseres Wissens noch unzureichend erforscht und stellen somit ein Desiderat dar. 4.2.2 Koordinatensystem mit Referenzbezügen Unter einem solchen Koordinatensystem ist ein Gliederungs- und Speichersystem zu verstehen, in dem Erfahrungswerte und gelernte Referenzbezüge nach bestimmten (bislang unbekannten) Gesichtspunkten aufgeschlüsselt und gespeichert vorliegen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß jeder Kommunikationsteilnehmer über ein derartiges System verfügt, über dessen genaue mentale Realisierung damit allerdings noch nichts ausgesagt ist. Wie auch immer die Strukturierung und Speicherung von Wahrnehmungen und referentiellen Zuordnungen aussehen mögen,
192
auf eine solche oder damit vergleichbare Komponente kann wohl kaum verzichtet werden, da andernfalls Sätze wie (1) sowie alle Sätze, deren Referenzbeziehungen auf bereits Vergangenes rekurrieren, nicht zu erklären sind. 4.2.3 Soziale Normen und Erwartungsnormen Schließlich dürfen soziale Konventionen und Normen, die bei der sprachlichen Kommunikation von Belang sind, nicht außer acht gelassen werden. Welche dabei im einzelnen zu berücksichtigen sind, kann in diesem Zusanmenhang nicht ausgeführt werden. Bei den Proformen, um wenigstens ein Beispiel zu nennen, gilt es, die Bedingungen zu beschreiben, unter denen bei der Anrede du und Sie normalerweise verwendet werden. Zu den Erwartungsnormen zählen z.B. neben der Einschätzung des Adressaten in bezug auf seine Stellung in der Gesellschaft auch die Beurteilung des Vorwissens (Bildung, Ausbildung) über einen bestimmten Vorgang oder Sachverhalt. Je nach dem wie ein Sprecher sein Gegenüber einschätzt, wird er ohne weitere Erläuterungen auf Vergangenes direkt Bezug nehmen oder Sätze wie z.B. (1) an den Hörer richten, ohne befürchten zu müssen, daß dieser die ReferenzIdentität nicht sofort erkennt bzw. das Referenzobjekt nicht in sein Koordinatensystem eingliedern kann. Diese drei Hauptpunkte eines Desideratenkatalogs sollten lediglich andeuten, auf welchen (in diesem Zusanmenhang relevanten) Teilgebieten die linguistische Forschung noch am Anfang steht, die sie aber, will sie die kommunikative Kompetenz eines (typisierten) realen Sprecher/Hörers beschreiben, nicht außer acht lassen darf. 4.3 Zur Leistung und Funktion der Proformen in der sprachlichen Kommunikation 4.3.0 Unter drei Gesichtspunkten wollen wir abschließend die Leistung und Funktion der Proformen im Deutschen zusammenfassend darstellen. Zuerst unter dem Aspekt der Pronominalisierung als grammatischer Vorgang, dann als Mittel der Rededeixis und zuletzt unter dem Aspekt des Referierens als Sprechakt allgemein. 4.3.1 Bei der koreferenten syntaktischen Pronominalisierung haben die Proformen die Aufgabe, umständliche Wiederholungen vorangegangener Satzkonstituenten (z.B. NPs oder ADVs) zu vermeiden. Sie dienen damit der Vereinfachung der Oberflächenstruktur, also der Ausdrucksseite eines Satzes, weil nicht Bezugsgrößen als ganze, d.h. mitsamt ihren einzelnen lexikalischen Belegungen, identisch wiederholt werden, sondern weil nur eine textliche Referenzbeziehung mittels
193
des Merkmals 'im Prätext bereits genannt1 zu diesen hergestellt wird. Für diesen Zweck genügt es in der Regel, wenn durch syntaktische Merkmale in Form von Genus- und Numerusangaben der Bezug zum Antezedens im Prätext klargelegt wird. Alle morphologisch-syntaktischen Proformen bilden unter Koreferenzbedingungen mit diesen Angaben (und gegebenenfalls mit noch einigen wenigen anderen Angaben wie z.B. 'kausal' bei deshalb/deswegen) Pro-Relationen. Mehrdeutigkeiten aufgrund dieser wenigen Angaben lassen sich dabei nicht ganz ausschließen (zumal wenn sich z.B. eine Proform in gleicher Weise auf zwei NPs mit gleichem Genus und Numerus beziehen läßt), halten sich aber durch das Wissen des Hörers um den sprachlichen wie nicht-sprachlichen Kontext in Grenzen. Da alle morphologisch-syntaktischen Proformen in der Regel aus nur einem Lexem bestehen (er, dieser, ,.,, weshalb, darum, ...) und die Antezedenten sich meist aus zwei oder mehreren Lexemen (z.B. Artikel, Adjektiv und Substantiv) zusammensetzen, kann man sagen, daß unter lexikalischen wie syntaktischen Gesichtspunkten gesehen diese kurzen und nur als Proformen zu verwendenden Ausdrücke ein sehr ökonomisches Mittel sind, um Wiederholungen syntaktisch komplexerer und lexikalisch aufwendigerer Konstruktionen zu vermeiden. Von ausführlichen Paraphrasen in Form von längeren definiten Beschreibungen wie bei aus diesem Grund für deshalb/deswegen u.a. (vgl.1.1.3) wollen wir hier einmal absehen, auch wenn diese Paraphrasen mit den einfachen und kurzen Proformen wie deshalb/deswegen kommunikativ äquivalent sind. Diese Äquivalenz rührt daher, daß diese kurzen Proformen rededeiktische Kürzel für definite Beschreibungen sind.
Bei Mehrdeutigkeiten muß allerdings in Kauf genommen werden, daß z.B. Vereinfachungen auf der morphologischen Ebene (kurze, sehr allgemein verwendbare Ausdrücke) zu einer stärkeren Belastung auf der syntaktischen und der semantischen Ebene (Unklarheiten des textlichen Bezugs) führen. Dasselbe gilt auch umgekehrt: Je mehr lexikalisch-semantische Information die Proform enthält, desto weniger spielen syntaktische bzw. morphologische Merkmale (z.B. Genusidentität) zum Erkennen der Referenzidentität eine entscheidende Bolle. Bei ambigen syntaktischen Referenzbeziehungen bedarf es somit der semantischen Komponente (Selektionsbeschränkungen der Verben) oder gar außersprachlichen Wissens, um referentielle Eindeutigkeit zu erzielen. Das eben Gesagte trifft in gleicher Weise auch für die Abkürzungen zu, die pronominal verwendet werden, da solche Abkürzungen wie der LKW oder der DGB dieselbe grammatische Funktion wie die anderen koreferenten Proformsn erfüllen. 4.3.2 Bei der Klassenreferenz, der zweiten Möglichkeit, syntaktisch zu pronominalisieren, kann bei der Proform entweder das Bezugsnonen weggelassen werden (rote Kpfei - rote) und/oder das Attribut durch ein Pro-Adjektiv pronominali-
194
siert werden (rote Kpfel - solche [Äpfel]). Da es im Deutschen keine speziellen Proformen nur für die Klassenreferenz gibt, muß bei der Wiederaufnahme entweder ein Teil der Bezugsgröße (NP) lexikalisch identisch oder mittels Pro-Adjektiven wie solch-/derartig- wiederholt werden. So gesehen kann man bei der Klassenreferenz nur unter Einschränkungen von einer Vereinfachung auf der lexikalischen und syntaktischen Seite sprechen, wenn auch die Tendenz zu elliptischen Konstruktionen offenkundig ist. 4*3.3 Von Vereinfachung der Ausdrucks- wie der Inhaltsseite von Proformen kann im Zusammenhang mit der semantischen Pronominalisierung nicht mehr gesprochen werden, da es bei dieser Art zu pronominalisieren keine spezielle Proformen gibt, sondern die Pro-Relation durch referenzgleiche Ausdrücke (NPs), auch in Form von Oberbegriffen oder annähernd synonymen Begriffen, ausgedrückt wird. Semantisch erschließbare Proformen werden vielmehr dann eingesetzt, wenn der Sprecher z.B. eine stilistische Alternative zu den (einfachen) morphologischsyntaktischen Proformen sucht und nicht auf Außersprachliches beim Hörer Bezug nehmen kann oder will, um die Referenzgleichheit der Proform mit einem vorangegangenen Ausdruck anzuzeigen. Abwechslung (Variation) und die Verwendung von Ausdrücken mit gleichem oder größerem Bedeutungsumfang (Extension) als dem der Bezugs-NP kennzeichnen diese Art der Proformen. 4.3.4 Verwendet ein Sprecher sog. pragmatische Proncminalisierungen, sind die Möglichkeiten zu variieren trotz mehrmaligem Referieren auf dasselbe Objekt um einiges größer als etwa noch bei der semantischen Pronominalisierung. Pragmatische Pronominalisierungen werden nur durch die Situationskenntnis und das Vorwissen auf der Adressatenseite begrenzt. Solange ein Sprecher annehmen kann, daß der Adressat über Außersprachliches als eine Art 'Vermittlungsinstanz" die Referenzgleichheit zwischen zwei (oder mehreren) sprachlichen Zeichen erkennen kann, sind ihm, was Abwechslung und Variation anbelangt, keine Beschränkungen auferlegt. Ja, er kann sogar mit pragmatisch erschließbaren Proformen noch neue Informationen (auch in Form von wertenden Charakterisierungen) dem Hörer mitteilen, falls mehrdeutige Interpretationen beim Adressaten aufgrund der syntaktisch-semantischen Position der NPs und aufgrund der Vorkenntnisse über die Sprechsituation bei ihm ausgeschlossen sind. Die Leistung dieser drei Arten der Pronominalisierung für die sprachliche Kommunikation besteht kurz gesagt darin, daß man entweder mittels weniger morphologisch-syntaktischer Proformen auf Satzkonstituenten k u r z rededeiktisch
195
hinweisen kann oder mit semantisch und pragmatisch erschließbaren Proformen v a r i i e r e n und/oder n e u e I n f o r m a t i o n e n (auch wertender Art) bei der pronominalen Wiederaufnahmen einführen kann (vgl. auch Paduceva 1970). 4.3.5 Betrachtet man die Proformen unter dem Aspekt der (pronominalisierenden) Rededeixis, treten andere Faktoren in den Vordergrund. Da ist an erster Stelle bei den morphologisch-syntaktischen Proformen ihre starke Kontextabhängigkeit zu nennen. Nur mittels des rededeiktischen Hinweisens, daß der Referent, von dem wieder die Rede ist, bekannt weil im Prätext schon einmal genannt ist, wird dem Hörer zusammen mit syntaktischen Mitteln wie Genus- und Numeruskongruenz erst zu erkennen gegeben, auf welchen Referenten sich der Sprecher bezieht. Sobald dieser rededeiktische Bezug klar ist, gelingt auch die Referenz mit der Proform. Bei den semantisch und pragmatisch erschließbaren Proformen komnen zu diesem rededeiktischen Hinweis unterstützend noch weitere semantische bzw. außersprachliche (situative) Informationen hinzu, die es dem Hörer ermöglichen sollen, den vom Sprecher intendierten Referenzbezug auf den im Prätext bereits genannten Referenten zu erkennen. In allen drei Fällen ist die (pronominalisierende) Rededeixis die Voraussetzung dafür, daß mit der Proform auf dasselbe Objekt referiert werden kann wie mit der betreffenden anderen NP im Prätext. 4.3.6 Beim referentiellen Sprechakt fungieren die Proformen als Redeteile, die es dem Sprecher ersparen, bei wiederholtem Referieren unter den Bedingungen des definiten, spezifischen, nicht-spezifischen, generischen und undurchsichtigen Referierens die lexikalisch voll spezifizierte NP nochmals in derselben Form zu verwenden. Wie schon bei der syntaktischen Pronominalisierung gilt auch hier, daß die Proformen ein ökonomisches Mittel sind und zur Vereinfachung bei der lexikalischen Belegung auf der Oberflächenstruktur beitragen. Voraussetzung dafür ist jedoch, daß die bereits genannten Koreferenzbedingungen beim definiten und spezifischen Referieren eingehalten werden. Beim undurchsichtigen Referieren genügen bei einer Lesart jedoch die Bedingungen der Klassenreferenz. Nur bei diesem Modus des Referierens können die Proformen dazu benutzt werden, um referentielle Mehrdeutigkeiten hervorzurrufen; sei es nun, um den Hörer im Unklaren zu lassen, oder sei es, weil der Sprecher keine klaren Bezugsangaben machen kann. Referiert ein Sprecher generisch auf außersprachliche allgemeingültige Gesetzlichkeiten oder auf sprachliche Definitionen, kann er dabei kei-
196
ne Ausdrücke mit (direkten) Deiktika verwenden, da diese nur zum aktuellen Referieren auf ein bestimmtes Objekt oder eine Klasse von Objekten eingesetzt werden dürfen. Die Leistung der Proformen unter dem Aspekt des referentiellen Sprechaktes gesehen liegt im wesentlichen darin, Wiederholungen und damit (unnötige) Redundanzen zu vermeiden.
LITERATURVERZEICHNIS
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SACHREGISTER
Abkürzungen 148f. Adjektive, deiktische 143f. Adverbien, deiktische 144f.
Deixis - Übersicht 123 Demonstrativpronomina 14O Dependenzgrammatik 33
Ambiguitäten, referentielle 81ff. 168ff.
Desideratenkatalog
Anapher, sinnidentische 124, 166
Determinativpronomina 141
Anaphorik 119ff., 124f.
Dialog (Indizeswechsel) 23, 13Of.
Anaphorische Ausdrücke 43f.
Ebene (grammatische) 6, 148f.
Anaphorische Inseln 4 4 f . , 155f.
Eigennamen 63, 7 1 f . , 1 9, 113, 135
Antezedens 2, 2O, 59, 147
Epitheta 4 3 f . , 182
Anwortpartikel 31f.
Ergänzungsfragen 92f.
Anwendungs(vorBedingungen 128f., 184, 190
Existentialsätze 92f.
Artikel - bestimmter 79, 1O9, 132f. - unbestimmter 78f. 'Aspects'-Modell 12, 2 2 f . , 3 3 f f . , 38 Bach-Peters-Paradox 41f. Beschreibung - definite 57, 6 2 f f . , 77, 107ff., 120f. - generische 78 - spezifische 77 - nicht-spezifische 78 definit, Definitheit 22, 113f. Deiktika 4, 58, 6O, 72, HO, 114ff., 126ff., 134ff., 184 deiktisch-kommunikative Komponente 184ff. Deixis (direkte) - allgemein 114ff., 119ff., 1 2 4 f f . , 131, 139f., 186 - Orts- 117, 134, 137 - Personal- 117, 134, 137 - Zeit- 117, 134, 137
191ff.
Existenz 68, 8O, 92, Hof. Fragepronomina 2Of. Gebrauch (von definiten Beschreibungen) - attributiver 67 - referentieller 67 Generische Sätze 93ff. Genuskongruenz 19, 72f. Grammatik - funktionale 33 - kategoriale 33 Identität - lexikalische 158 - phonologische 151 - referentielle 36, 73, 111, 158 - Sinn- 166 - strikte 36, 41f. 152, 158 - strukturelle 152 - verschwommene ("sloppy identity") 124f. Idiomatische Wendungen 16Of. Implikation
(logische)
128f.
Indefinitpronomina 5, 1 4 f f . , 21, 73,
211
Indefinitpronomina 141f., 153f.
Pro-Eigennamen 25
Indizes, Indizierung 36, 42, 48, 129ff.
Proformen - Definition I f . , 5f., l l f f . , 27, 59, 120f. - Extension 18ff., 23, 35, 4 8 f . , 148f. - Leistung und Funktion 192ff. - morphologisch-syntaktische 7, l l f f . , 121, ISOff. - pragmatisch erschließbare 8, 181ff. - semantisch erschließbare 7, 33, 171ff. - vorerwähnte/nicht-vorerwähnte 1 2 f f . , 154 - Übersicht 13
Interpretation (de re/de dicto) 42f. Klassenreferenz ISO, 1 6 4 f f . , 193f. Kommentierung 76 Kompetenz 183, 185 Kontextabhängigkeit von NPs 7Off. 8 1 f f . , 186f. Kooperatives Prinzip 69, 91, 1O4, 141 Koordinatensystem 113, 187, 191 Koreferenz - allgemein 57, 124, I S O f f . , 168ff., 192f. - textuelle 162ff. Koreferenztabelle 48 Merkmale (grammatische) l l f . , 14f., 17, 2 2 f . , 24, 7 7 f f . , 87f. Metonymie 156f. missing antecedents 155f. Nominalkomposita 28, 167f. Normen, Erwartungsnormen 187, 192 NPs
-
definite 7 9 f f . , 89 generische 4 5 f . , 93ff. indefinite 79 nicht-referierende 68 nicht-spezifische 8 1 f f . , 1O1 spezifische 46, 81ff. Übersicht l, 112
pars-pro-toto-Relationen 157, 176 Personalpronomina 5, 2 2 f f . , 38f., 131f., 141f. picture nouns 157f. Possessivpronomina 2 1 f . , 142f. "Postzedens" 2O, 124 Presupposition 74f. Pragmatik 127, 185ff. Pro-Adjektive 28f., 126, 164f. Pro-Adverbien 2 6 f . , 162f.
Pronomen, Pro-Nomina - allgemein 4, 6, 11 - exophorische 21, 119 Pronominal!sierung - allgemein 119ff., 146ff. - anaphorische 2O, 43 - kataphorische 2O, 26, 117, 138, 170f. - pragmatische 8 , 5 2 , 181 f f . , 194f. - rückwärts 36f., 124 - semantische 7, 33, 52, 171 f f . , 194 - syntaktische 7, 3 5 f f . , 1 4 9 f f . , 192ff. - vorwärts 36f., 124 - zyklische 36f., 124 Pronominalisierungstheorien 3 2 f f . , 51f. 1 4 6 f f . , 188 Pro-Nominalphrasen 19ff. Pro-Sätze/Pro-Texte
29ff.
Pro-Verbalphrasen 2 7 f . Pro-Verben 28 Rededeixis - allgemein 4, 5 2 f . , 116f., 1 2 0 f f . , 125ff., 138, 170f., 195 - satzübergreifend 162ff. - Übersicht 123 Referent 3, 5 8 f f . , 85 Referentielle Fixpunkte 71, 9O, 134ff. Referenz - allgemein 2, 39, 5 5 f f . , - auf ein Stück Text 6O - -auflösung 178f. - -einschluß IBOf.
76ff.
212 Referenz - -erweiterung 179f. - -gleichheit 174ff. - grammatische/textliche 5 7 f f . Identität 36, 73, 111, 158 - mehrdeutige 1O2, ISO, 168ff. -Mengen- 165f. » , . .. . „-, - undurchsichtige 43 - -Vereinigung 178 - -Verschiedenheit 177f. D ,, . , , , . ,-_,.-,- zur außersprachlichen Welt 5 7 f f . 71ff. ;nztheorien 61ff. 61ff. Referenztheorien Referenztypen ISO, 173ff. Referieren - definites 9Of. - generisches 9 4 f f . , 1O7 - Modi des Referiens 8 8 f f . , 186, 195f. - nicht-definites 91 - nicht-spezifisches 89, lol - spezifisches 8 7 f f . , 107 - undurchsichtiges 89f., lOOff.
Verben - effizierende 92 - faktive 84f., 86f. - implikative 8 3 f . , 86f. - mit deiktischen Elementen 145f. Wissen - enzyklopädisches 56, 169, 181, * P _ situatives 181 184 18y l g l . __. ' ' - Vorwissen 56, 65, 71 world creating verbs 46, 75, 1O3 Wortarten (mit deiktischen Elementen) 133ff. Zahlwörter (Quantoren) ' ^bestimmte 18, 97
Reflexivierung 152, 156ff. Reflexivpronomina 157ff. Relationen, semantische 1 7 I f f . Relativpronomina 171 Rollenvariablen 23, HO, 114, 13Off., 137, 141f. Semantik - allgemein 54f. - Generative 33f., 4 O f f . , 5Of. - Interpretative 3 3 f . , 4 7 f f . , 5Of. Sprechsituation 114ff., 181f., 191 Standardtheorie (vgl. 'Aspects'-Modell) 14, 3 5 f f - , 51 Stratifikationsgrammatik 33 Substituierbarkeit von NPs 7 5 f . , 1O1 Teilpronominalisierungen 45, 16Of. textgrammatisehe Aspekte 161ff. "Textreferenten" 8 5 f f . ,
lO3ff.
Topikalisierung 7 3 f . , 81 Typologie referentieller Beziehungen 150, 173ff. Unikalität lO8f. , H O f f . Variablen, gebundene 126, 152f., 158ff.