Publikumsmagnet Sonderausstellung - Stiefkind Dauerausstellung?: Erfolgsfaktoren einer zielgruppenorientierten Museumsarbeit [1. Aufl.] 9783839432297

While special exhibitions are real crowd pullers for museums, permanent exhibitions face an existential threat to their

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German Pages 300 Year 2015

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Danksagung
1. Einführung
2. Rahmenbedingungen aktueller Museumsarbeit
3. Dauer- und Sonderausstellungen: Begriffe, Erfolgsfaktoren und Kritik
4. Empirische Studien über das Museumspublikum
5. Design der Untersuchung
6. Ergebnisse der Untersuchung
7. Typologie von Ausstellungsbesuchern und Handlungsempfehlungen für Museen
8. Literaturverzeichnis
9. Weitere Quellen: Experteninterviews
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Publikumsmagnet Sonderausstellung - Stiefkind Dauerausstellung?: Erfolgsfaktoren einer zielgruppenorientierten Museumsarbeit [1. Aufl.]
 9783839432297

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Nora Wegner Publikumsmagnet Sonderausstellung – Stiefkind Dauerausstellung?

Nora Wegner, geb. 1981, ist Geschäftsführerin eines Büros für Besucherforschung und Kulturevaluation in Karlsruhe. Die Kulturwissenschaftlerin und -managerin promovierte am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Sie ist Referentin und Dozentin für Besucher- und Evaluationsstudien an verschiedenen Hochschulen.

Nora Wegner

Publikumsmagnet Sonderausstellung – Stiefkind Dauerausstellung? Erfolgsfaktoren einer zielgruppenorientierten Museumsarbeit

Die Dissertation wurde gefördert von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2015 transcript Verlag, Bielefeld

Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Korrektorat & Satz: Nora Wegner Printed in Germany Print-ISBN 978-3-8376-3229-3 PDF-ISBN 978-3-8394-3229-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: http://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected]

Inhalt

Vorwort | 7 Danksagung | 9 1.

Einführung | 11

2.

Rahmenbedingungen aktueller Museumsarbeit | 15

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6

Finanzielle Schwierigkeiten und „Museumskrise“ | 16 Wachsende Konkurrenz für Museen | 18 Demografische Veränderungen | 20 Eventorientierung und Nachhaltigkeit | 21 Medialisierung und Veränderung der Publikumsrezeption | 23 Besucherorientierte Museumsarbeit | 25

3.

Dauer- und Sonderausstellungen: Begriffe, Erfolgsfaktoren und Kritik | 27

3.1 Definitionen von Museen und Museumsarten | 27 3.2 Dauerausstellungen/Schausammlungen | 28 3.2.1 Dauerausstellungen: Kennzeichen, Ziele und Geschichte | 28 3.2.2 Verschiedene Formen von Dauerausstellungen | 32 3.2.3 Kritik an Dauerausstellungen | 34 3.3 Sonderausstellungen/Wechselausstellungen | 35 3.3.1 Sonderausstellungen: Kennzeichen, Ziele und Geschichte | 35 3.3.2 Formen von Sonderausstellungen | 40 3.3.3 Sonderausstellungen: Erfolgsfaktoren und Kritik | 45 3.4 Aktuelle Entwicklungen bei Dauer- und Sonderausstellungen | 56 Empirische Studien über das Museumspublikum | 59 4.1 Besucherforschung an Museen | 59 4.1.1 Untersuchungsschwerpunkte der Besucherforschung an Museen | 59 4.1.2 Vergleichende Studien an Museen | 62 4.2 Untersuchungsergebnisse zu Publikumsmerkmalen | 69 4.3 Untersuchungsergebnisse zu Besuchsmotiven | 73 4.4 Segmentierung des Museumspublikums | 76 4.5 Merkmale des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen | 79 4.

5. Design der Untersuchung | 95 5.1 Forschungslücke | 95 5.2 Forschungsziel und Forschungsfragen | 98 5.3 Methodisches Vorgehen der Vorstudie | 100 5.3.1 Experteninterviews | 100 5.3.2 Besuchervorgespräche | 104 5.4 Methodisches Vorgehen der Hauptstudie | 105 5.4.1 Methodenwahl und Fragebogen | 105 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte | 117 5.4.3 Ablauf der Besucherbefragung | 134 Ergebnisse der Untersuchung | 137 6.1 Ergebnisse der Experteninterviews | 137 6.1.1 Begrifflichkeiten und Ziele von Sonder- und Dauerausstellungen | 137 6.1.2 Zielgruppen von Sonder- und Dauerausstellungen | 139 6.1.3 Publikumsresonanz | 142 6.1.4 Strategische Überlegungen | 148 6.1.5 Einschätzung der Zukunftsentwicklung | 155 6.2 Ergebnisse der vergleichenden Besucherbefragung | 158 6.2.1 Unterschiede im Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen | 159 6.2.2 Strukturen der Ausstellungsbesucher | 164 6.2.3 Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen | 178 6.2.4 Besuchsmotive und Erwartungen | 190 6.2.5 Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher | 197 6.

7.

Typologie von Ausstellungsbesuchern und Handlungsempfehlungen für Museen | 217

7.1 Typologie von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern | 217 7.1.1 Vorgehen bei der Typenbildung | 217 7.1.2 Ergebnis der Typenbildung | 221 7.2 Handlungsempfehlungen für Museen | 231 7.2.1 Empfehlungen für Ausstellungspräsentationen | 233 7.2.2 Empfehlungen für Kommunikation und Vermittlung | 250 7.3 Fazit und Ausblick | 259 8.

Literaturverzeichnis | 265

9.

Weitere Quellen: Experteninterviews | 297

Vorwort

Museen erfreuen sich in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in Deutschland wachsender Besucherresonanz. Für das Jahr 2013 erfasste das Berliner Institut für Museumsforschung insgesamt über 110 Millionen Besuche in 6538 einbezogenen Museen. Hinter diesen eindrucksvollen pauschalen Gesamtzahlen steht das komplexe Zusammenwirken unterschiedlicher Einflussfaktoren: Zu diesen zählen Angebotsstrukturen der Museumslandschaft, etwa nach Größe der Museen, ihrer Bedeutung, Standorten oder Sammlungsarten. Nur stichwortartig seien weitere Dimensionen angedeutet, wie die vielfältige Kultur- und Freizeitkonkurrenz, deren Attraktivität für unterschiedliche Zielgruppen sowie ökonomische und politische Förderprioritäten. Ein Teil dieses bemerkenswerten Besuchsaufkommens in Museen wird in aufsehenerregenden Sonderausstellungen generiert. Ob Monet in der Frankfurter Schirn, Porträts der Renaissance im Bode-Museum, Gauguin in der Fondation Beyeler in Basel oder „Das MoMA in Berlin“ – längst haben wir uns an Berichte über solche Großereignisse in den Medien gewöhnt. Und jede neue Großausstellung versucht, die letzte zu toppen: Noch mehr Besucher, noch längere Schlangen, noch höhere Erträge durch verkaufte Merchandising-Artikel, noch größeres Medienecho usw. Doch solche „Blockbuster“ genannten Präsentationen sind nur ein Teil der Museumswirklichkeit und ihrer Ausstellungstätigkeit. Nach wie vor haben die klassischen Grundaufgaben des Museums – Sammeln, Bewahren, Forschen und Präsentieren – ihre Gültigkeit. Sie finden ihren Niederschlag in der Regel nicht in spektakulären Sonderausstellungen, sondern im „Tagesgeschäft“: der eigenen Sammlung (die ihrerseits selbst teilweise höchst spektakuläre Einzelstücke enthalten kann). Im Untersuchungsfokus der vorliegenden Publikation steht die traditionsreiche Dualität der musealen Darbietungsformen Sonder- und Dauerausstellungen. Präziser formuliert geht es dabei nicht um einen konzeptionellen, theoreti-

8 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG?

schen Diskurs dieser Alternativen, sondern unter anderem um anteilige Mengen des jeweiligen Besuchsaufkommens in Sonder- und Dauerausstellungen. Aus methodologischen Gründen liegen hierfür keine präzisen Zahlen vor (etwa für die 110 Millionen Besucher in 2013). Für analytische Zwecke wären ohnehin angenäherte Stichproben aussagekräftiger, welche Schwankungen zum Beispiel zwischen Museen mit hoher, geringer oder völlig fehlender Bedeutung von Sonderausstellungsbesuchern aufzeigen können. Was ist also über Teilpublika von Sonder- und Dauerausstellungen bekannt? Der Mitverfasser dieses Vorworts Hans Joachim Klein gehört zu den Sozialwissenschaftlern in Deutschland, die mit statistisch-analytisch differenzierenden Methoden die Besucherforschung in Museen etabliert haben. Nora Wegner, seine mehrjährige Mitarbeiterin, richtet mit der vorliegenden Publikation den Fokus nun auf einen wichtigen, bisher noch viel zu wenig beachteten Teilaspekt der Besucherforschung, nämlich die Fragen: Wer sind die Besucherinnen und Besucher von Dauer- und Sonderausstellungen? Wie unterscheiden sie sich? In welchen Merkmalen differieren sie, welche unterschiedlichen Besuchsmotive und -gewohnheiten haben sie? Durch ihren im Studium des Kulturmanagement geschärften Blick geht Nora Wegner einen entscheidenden Schritt über die Analyse und Deskription hinaus und wagt sich an eine Typologie unterschiedlicher Ausstellungsbesucher. Sie entwickelt sehr plausible Strategievorschläge, wie diese unterschiedlichen Zielgruppen erreicht werden können. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich Besucher von Sonderausstellungen für die – oftmals zu Unrecht weniger beachteten – Dauerausstellungen gewinnen lassen können. Es ist sehr zu hoffen, dass diese so überzeugend formulierten theoretischen Erkenntnisse auf empirischer Grundlage ihren Weg in die praktische Museumsarbeit finden.

Ludwigsburg und Karlsbad, im Sommer 2015 Prof. Dr. Armin Klein Prof. Dr. Hans Joachim Klein

Danksagung

Vorliegende Publikation entstand im Rahmen meiner Dissertation am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Mit Fertigstellung der Arbeit möchte ich an erster Stelle meinem Doktorvater Prof. Dr. Armin Klein vom Institut für Kulturmanagement Ludwigsburg Dank aussprechen. Er ermöglichte mir die Promotion und hat mit konstruktiver Beratung und wichtigen Hilfestellungen entscheidend zum erfolgreichen Gelingen beigetragen. Ganz besonderer Dank gebührt auch meinem Zweitgutachter Prof. em. Dr. Hans Joachim Klein (Universität Karlsruhe/Karlsruher Institut für Technologie). Seine einschlägigen Arbeiten zur Besucherforschung haben mich zur Themenfindung der Dissertation angeregt. Bei der Erstellung der Arbeit war er eine große Stütze und ein immer hilfsbereiter Ansprechpartner und hatte darüber hinaus viel Einfluss auf meinen gesamten beruflichen Weg. Zu Dank verpflichtet bin ich weiterhin den Vertreterinnen und Vertretern der untersuchten Museen: Historisches Museum der Pfalz Speyer, Kulturhistorisches Museum Magdeburg, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart und TECHNOSEUM Mannheim. Ohne ihre Bereitschaft zur Teilnahme wäre die Studie nicht möglich gewesen. Vielen Dank für die sehr freundliche und hilfsbereite Unterstützung bei der Studiendurchführung und die Genehmigung der Veröffentlichung. Auch den Expertinnen und Experten, die mir für Interviews zur Verfügung standen, danke ich für die interessanten Gespräche, die mir wertvolle Informationen und Anregungen gaben. Ein herzlicher Dank gilt ebenso den vielen Museumsbesucherinnen und -besuchern, die Zeit für die Befragung und die Vorgespräche investiert haben. Weiterhin danke ich der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg für die Förderung durch das Stipendium nach dem Landesgraduiertenförderungsgesetz Baden-Württemberg und weitere Mittel. Meine Ansprechpartnerinnen in der Forschungsförderungsstelle haben mir dabei sehr geholfen.

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Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, meinem Doktorandenkollegenkreis für den konstruktiven, fachlichen Austausch zu danken. Zu nennen sind allen voran Dr. Yvonne Pröbstle, außerdem Tom Schößler und Dr. Patrick GlognerPilz, die mich stets bestärkten und mir hilfreich zur Seite standen. Für die tatkräftige Unterstützung durch engagiertes und kritisches Gegenlesen der Arbeit gilt mein besonderer Dank Carola Major, Doris Wegner, Ines Bayer und Katrin Stengele. Meinen Eltern, Doris und Bernd Wegner, danke ich sehr für ihren Rückhalt, ihr Vertrauen und die Ermöglichung meiner akademischen Ausbildung. Meinen Freunden und meiner Familie sage ich darüber hinaus ganz großen Dank. Sie haben mich mit viel Zuspruch durch diese besondere Zeit begleitet. Carola Major, Verena Katzoreck, Yvonne Neidig und Malte Wegner möchte ich besonders nennen. Ich widme die Publikation meiner Mutter, der ich aus tiefstem Herzen für ihre stetige Unterstützung dankbar bin.

Karlsruhe, im Juni 2015 Nora Wegner

1. Einführung „Ein Museum ist wie ein Baum: Die Sammlung ist der Stamm, die Sonderausstellungen sind die Äste. Die Zweige können sie kappen, der Baum lebt trotzdem weiter. Den Stamm nicht.“ (KITTELMANN IN BUCHHOLZ 2010)

Museen sind zunehmend mit finanziellen Einschränkungen konfrontiert. Gleichzeitig hat sich die Konkurrenz um die Besucherinnen1 und Besucher verschärft, da das Kultur- und Freizeitangebot in den vergangenen Jahren stark erweitert wurde. Sonderausstellungen kommt somit eine wichtige Rolle zu: Sie sind in vielen Museen ausschlaggebend für hohe Besuchszahlen, wie beispielsweise „Karl der Große. Macht Kunst Schätze“ in Aachen mit stolzen 233.000 Besuchen (2014), „Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete“ im Neuen Museum in Berlin mit beeindruckenden 600.000 Besuchen (2013) oder „Friederisiko. Friedrich der Große“ im Neuen Palais in Potsdam mit 350.000 Besuchen (2012) (vgl. Stadt Aachen 2014, Berliner Morgenpost 2013, Institut für Museumsforschung 2013: 7 f.). Das Vorzeigebeispiel für eine BlockbusterSonderausstellung in Deutschland war „Das MoMA in Berlin“: Im Jahr 2004 wurden 1,2 Mio. Besuche in der Neuen Nationalgalerie in Berlin gezählt – vor dem Museum bildeten sich, begleitet von enormer Medienaufmerksamkeit, lange Besucherschlangen (vgl. Lüddemann 2011: 18). „Das MoMA in Berlin, das war mehr als eine Ausstellung. Mindestens waren es zwei Ausstellungen. Die mehr als 200 Meisterwerke aus dem MoMA in Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie waren die eine Ausstellung. Die andere war die Schlange der

1

Auf die weibliche Form wird im Folgenden zu Gunsten der besseren Lesbarkeit verzichtet. Diese ist stets mitgemeint.

12 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG? Besucher rund um den Tempel von Mies. Im Haus gab es die Ausstellung der Kunst, vor dem Haus die Ausstellung der Kunstfreunde: Eine nicht enden wollende Performance im öffentlichen Raum, veranstaltet von der Öffentlichkeit [...] Jeder wollte bei Mies vor MoMA schlafen, lesen, warten, dösen, sich amüsieren. [...] Worauf warten die Menschen? [...] Ist es ein Event oder ist es das Vergnügen, selbst das Event zu sein?“ (Schuster in Chlebowski/Odier 2005: 9 f.)

Auch die jährliche Statistik des Instituts für Museumsforschung belegt die hohe Besucherresonanz auf Sonderausstellungen. Stets geben die Museen an erster Stelle an, dass ein starker Anstieg ihrer Besuchszahlen durch diese Ausstellungsform bedingt ist (vgl. Institut für Museumsforschung 2014: 15 f.). Wenn man das Publikum betrachtet, bestätigen auch einige Besucherstudien, dass Sonderausstellungen Hauptanlässe für Museumsbesuche sind. So sagte in einer Bevölkerungsbefragung zum Schweizerischen Landesmuseum Zürich eine Mehrheit von 71 % der Auskunftspersonen, dass sie „hauptsächlich dann ins Museum gehen, wenn dort eine interessante Sonderausstellung stattfindet“ (vgl. Klein, H.J./ Stiebel/Trinca 2000: 86 ff.). In einer Besucherbefragung in der Zeche Zollverein Essen stimmten zwei Drittel dieser Aussage zu (vgl. Klein, H.J./Trinca 2001: 44 ff.) und in einer Studie am Deutschen Museum München gut die Hälfte der Befragten (vgl. Klein, H.J. 2000: 36 ff.). Aufgrund der hohen Publikumsgunst für Sonderausstellungen legen viele Museen einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf diese Angebote. Hierdurch kann sich aber der ursprüngliche Museumscharakter verändern, bei dem die traditionellen Aufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln mit der Dauerausstellung im Mittelpunkt stehen. Auch die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestags weist in ihrem Schlussbericht auf diese Entwicklung hin: „Die Sammlung: Musealer Kern und Sorgenkind. […] Der Stellenwert der verschiedenen Kernaufgaben hat sich hier in den letzten Jahrzehnten zugunsten unmittelbarer publikumswirksamer Museumsevents deutlich verschoben. […] Dem steht aber die Gefahr gegenüber, dass zu viele zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen für kurzatmige Aktivitäten verwendet werden. Laut Expertenmeinung werden Museen durch den Erwartungsdruck der Zuwendungsgeber nach sichtbaren Erfolgen immer stärker gezwungen, sich auf das öffentlichkeitswirksame Ausstellen zu konzentrieren. [...] Ein Museum säge langfristig am eigenen Ast, wenn es das Sammeln, Bewahren und Forschen als die Basis künftiger zugkräftiger Ausstellungen und Events vernachlässige. Denn die Sammlung ist die conditio sine qua non eines jeden Museums.“ (Deutscher Bundestag 2007: 120 f.)

E INFÜHRUNG

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Museen befinden sich in Folge dessen in einem Spannungsfeld: Einerseits ist die Dauerausstellung der Kern ihres Angebots, für den sie Besucher gewinnen müssen. Andererseits brauchen sie Sonderausstellungen, um hohe Besuchszahlen zu generieren und Besuchererwartungen zu entsprechen. Vielen Museen stellt sich die Herausforderung, ausreichend Publikum auch für ihre Dauerausstellungen zu gewinnen. Klein, H.J. (1998a: 24) formuliert aus dieser Überlegung folgendes, mögliches Szenario: „Steht also der Tag bevor, an dem der ,letzte Musekanerʻ schaudernd durch die leeren Dauerausstellungen streift?“ In dem Zusammenhang wird die Frage aufgeworfen, woher diese Anziehungskraft von Sonderausstellungen kommt. Ebenso ist zu beantworten, wie das jeweilige Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen charakterisiert werden kann. Hierbei handelt es sich um eine Forschungslücke: Obwohl Besucherstudien an Museen inzwischen ein recht breites Spektrum bearbeiten, ist spezifisch zu Unterschieden zwischen Publika der Ausstellungsformen sowie deren Einstellungen wenig bekannt. Die Aufgabenstellung eines fundierten, museumsübergreifenden Vergleichs wurde noch nicht systematisch angegangen und gezielte Gegenüberstellungen des jeweiligen Publikums der unterschiedlichen Ausstellungsteile sind auch an einzelnen Museen selten. Vorliegende Arbeit soll diese Forschungslücke schließen, indem die Angebote Sonder- und Dauerausstellungen aus Sicht der Besucher untersucht werden. Das Untersuchungsziel wurde daher wie folgt formuliert: Durch eine vergleichende Untersuchung von Publika größerer Sonderausstellungen und Dauerausstellungen an verschiedenen Museen in Deutschland sollen die Publikumssegmente hinreichend charakterisiert und die Gründe für die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen analysiert werden. Aus der Untersuchung sollen Handlungsempfehlungen für Museen in Bezug auf diese Publikumsteile abgeleitet werden. Die Arbeit geht von folgenden Thesen aus: Das Publikum von Sonderausstellungen und Dauerausstellungen unterscheidet sich hinsichtlich soziodemografischer Strukturen, Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen sowie Besuchsmotiven. Eine besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf viele Museumsbesucher beeinflusst deren Erwartungen und Ansprüche. Zur Überprüfung der Thesen wurden Besucherstudien durchgeführt. Die Hauptstudien umfassten vergleichende, schriftliche Befragungen an fünf deutschen Museen zu Zeiten mit und ohne Sonderausstellung. Rund 3800 Besucher wurden im Jahr 2012/2013 befragt. Erhebungsorte waren drei historische/ archäologische Museen (Historisches Museum der Pfalz Speyer, Kulturhistorisches Museum

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Magdeburg, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle) sowie zwei naturwissenschaftliche Häuser (Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, TECHNOSEUM Mannheim). Der Untersuchung vorangestellt war eine Vorstudie mit Experteninterviews an zwölf Museen und drei Museumsberatungen sowie rund fünfundzwanzig offenen Besuchervorgesprächen. Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Kapitel 2 ordnet das Untersuchungsthema ein, indem relevante Rahmenbedingungen aktueller Museumsarbeit vorgestellt werden. Hieraus begründet sich der hohe Stellenwert von Besucherorientierung und damit die Zuwendung zum Sonder- und Dauerausstellungspublikum. Kapitel 3 klärt wesentliche Begriffe des Untersuchungsfelds Museum sowie Dauer- und Sonderausstellungen. Erfolgs- und Kritikfaktoren der Ausstellungen werden im Rahmen einer Sekundäranalyse ermittelt und diskutiert. Zudem wird auf aktuelle Entwicklungen bei Dauer- und Sonderausstellungen eingegangen. Der Forschungsstand zum Thema wird in Kapitel 4 aufgearbeitet. Es erfolgt eine Analyse empirischer Studien zu Besuchsmotiven und Segmentierungsmöglichkeiten des Museumspublikums. Den Schwerpunkt nimmt die Darstellung bisheriger Untersuchungsergebnisse zu Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern ein. Kapitel 5 stellt das methodische Vorgehen der Primäranalyse dar. Die Forschungslücke wird aufgezeigt, Forschungsziel und Forschungsfragen werden erläutert. Außerdem wird das Untersuchungsdesign von Vor- und Hauptstudie begründet. Die Studienergebnisse finden sich darauffolgend in Kapitel 6: Der erste Abschnitt beschreibt die Resultate der Interviews mit Museumsexperten zu Ausstellungszielen und Zielgruppen, zur Einschätzung der Ausstellungsformate und strategischen Überlegungen. Den Mittelpunkt bilden die Ergebnisse der vergleichenden Besucherbefragung. Diese beziehen sich auf die These zu Unterschieden des Sonder- und Dauerausstellungspublikums hinsichtlich Strukturmerkmalen, Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen sowie Motiven und Erwartungen. Weiterhin sind die Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher, und damit einhergehend Schwierigkeiten von Dauerausstellungen, Untersuchungsfragen. Kapitel 7 fasst schließlich die Resultate in Form einer Typologie von Sonderund Dauerausstellungsbesuchern zusammen (Abschnitt 7.1). Hieraus werden strategische Handlungsempfehlungen für Museen entwickelt, um ihnen ein besucherorientiertes Vorgehen hinsichtlich der unterschiedlichen Ausstellungsformate an die Hand zu geben (Abschnitt 7.2). Das Fazit gibt schließlich einen Ausblick auf Vertiefungsmöglichkeiten der Studie (Abschnitt 7.3).

2. Rahmenbedingungen aktueller Museumsarbeit

Dieses Kapitel stellt gegenwärtige Rahmenbedingungen dar, die maßgeblichen Einfluss auf die Museumsarbeit nehmen. 1 Daran schließt die Einordnung des Stellenwerts von Besucherorientierung für Museen an. Um ihre Existenz langfristig zu sichern, sind Museen angehalten, sich mit aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen und dazu Position zu beziehen. Bereits im Jahr 1974 weist die „Denkschrift Museen“ auf den direkten Bezug von Museen zu einer sich ständig verändernden Gegenwart hin: „Museen – aller Fachrichtungen – sollen keine statischen Gebilde sein. Sie sollen sich in ständiger Entwicklung, in ständigem Bezug auf die jeweilige Gegenwart befinden und ihre Aufgaben – in Forschung, Lehre und sinnvoller Freizeitgestaltung wie auch in der Erhaltung wertvollen Kulturgutes – aus dieser Gegenwart und mit Blick in die Zukunft herleiten. Ihnen kommt – im besten Sinne des Wortes – eine gesellschaftliche Bedeutung zu, in der ihnen nur wenige Institutionen des öffentlichen Lebens gleichstehen.“ (Deutsche Forschungsgemeinschaft 1974: 9)

Zahlreiche Publikationen thematisieren die gegenwärtigen Herausforderungen an öffentliche Kulturbetriebe (vgl. u.a. Deutscher Bundestag 2007, Klein, A. 2008a, Hausmann 2009, Sievers 2010, Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft 2014). Auch speziell dem Museumsbereich sind viele Publikationen gewidmet (vgl. u.a. Haus der Geschichte 1996, Kotler/Kotler 1998, Kirchberg 1

Die Darstellung der Rahmenbedingungen beschränkt sich auf die Situation der Museen in Deutschland, da sich auch die vorliegende Untersuchung auf deutsche Museen konzentriert. Die meisten Entwicklungen sind entsprechend auch in anderen europäischen Ländern festzustellen, bei einigen handelt es sich um globale Trends (vgl. auch E=MU2 Policy analysis group 2010).

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2005, Reussner 2010, Graf/Rodekamp 2012). Daher erfolgt die Darstellung zentraler Rahmenbedingungen in der vorliegenden Arbeit überblicksartig. Verweise zur Untersuchungsthematik Sonder- und Dauerausstellungen werden jeweils hergestellt.

2.1 F INANZIELLE S CHWIERIGKEITEN „M USEUMSKRISE “

UND

Der Rückgang öffentlicher Gelder stellt für viele Museen eine grundlegende Problematik dar und führt zu starken Einschnitten in ihre Arbeit: Es sind immer weniger operative Mittel vorhanden, was zur Folge hat, dass Museen zum Beispiel nicht mehr mit einer selbstverständlichen Finanzierung von Ankäufen für eine planmäßige Sammlungserweiterung oder Sonderetats für Ausstellungen rechnen können. Museen stehen somit einem Strukturproblem gegenüber, da der Großteil des Etats bereits für die Fixkosten wie Personal und Betrieb in Anspruch genommen wird und kaum mehr Gestaltungsspielraum für die inhaltliche Arbeit bleibt (vgl. u.a. Deutscher Bundestag 2007: 118). Um ihren Bestand langfristig zu sichern und ihre Aufgaben zu erfüllen, sind Museen daher zunehmend auf andere Einnahmequellen angewiesen. Audience Development, das heißt Maßnahmen der Besucherbindung und der Nichtbesuchergewinnung sind heutzutage existentiell. Ohne eine systematische Zielgruppenorientierung und einem Schwerpunkt auf passgenauen Vermittlungsmaßnahmen kann kaum mehr ein Museum bestehen (vgl. hierzu auch Abschnitt 2.6 Besucherorientierte Museumsarbeit). Verstärkt sind Museen dazu aufgefordert, Teile ihres Budgets selbst zu erwirtschaften: Neben Einnahmen aus Eintrittsgeldern, Shop und Gastronomie wurde der Bereich Sponsoring und Fundraising vielerorts professionalisiert. Aufgrund geringer Kapazitäten haben viele Museen, insbesondere kleinere Häuser, jedoch häufig weniger Möglichkeiten weitere Finanzmittel zu erschließen (vgl. u.a. Kotler/Kotler 1998, Klein, A. 2008a). In diesem Zusammenhang streben immer mehr Museen durch Umwandlung ihrer Rechtsform mehr Selbstständigkeit an, vor allem im Hinblick auf den Umgang mit finanziellen Ressourcen. Damit können aber auch Schwierigkeiten einhergehen (vgl. Rauterberg 2009). Ein weiterer Lösungsansatz, der vermehrt in der Diskussion ist, sind Fusionen mehrerer Museen (vgl. Föhl 2011a). Gegenwärtig wird der Zustand für Museen in Deutschland zum Teil sogar als „Museumskrise“ beschrieben (vgl. Blomberg 2002, Rauterberg 2004a und ausführlich Wegner 2011b: 192 ff.). In den letzten Jahrzehnten wurde eine große Zahl von Museen erbaut und eröffnet, vergrößert oder umgebaut. Die Besuchs-

R AHMENBEDINGUNGEN

AKTUELLER

M USEUMSARBEIT

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zahlen in Deutschland nahmen aber nicht parallel mit der Anzahl der Museen zu (vgl. Deutscher Bundestag 2007: 119). Die meisten Besuche finden in populären Museen und großen Sonderausstellungen statt (siehe auch Kapitel 1). Aufgrund dessen sorgt sich der Deutsche Museumsbund um ein „Auseinanderdriften der Museumslandschaft“ in große „Museums-Leuchttürme“ mit vielen Besuchern und in kleinere, kommunale Museen, die ihre Aufgaben kaum noch wahrnehmen können (vgl. Kölner Stadtanzeiger 2010). Diese „Museumskrise“ ist ein Beispiel für wenig nachhaltige Planungen ohne solide Bedarfsermittlung und Abschätzung der Folgekosten. Für viele Neubauten fehlen dauerhafte Nutzungskonzepte. Dies widerspricht den Prinzipien nachhaltigen Handelns, die darauf abzielen, nur langfristig finanzierbare Unternehmungen zu realisieren (vgl. auch Abschnitt 2.4 Eventorientierung und Nachhaltigkeit). „In Wahrheit allerdings ist der Boom eine Krise und die Krise der Boom – der Erfolg wird zum Fluch. Viele Kommunen haben zwar genug Geld für Planung und Bau, ja, sie brauchen diese Ausgaben sogar, denn weiter verschulden dürfen sie sich laut Verfassung nur, wenn sie auch in Neues investieren. Nur zählen zu diesen Neuinvestitionen nicht das Gehalt der Mitarbeiter oder die Heiz- und Sicherheitskosten. Und so wird teuer gebaut und billig betrieben. Viele Städte kürzen die Mittel, steigern aber ihre Erwartungen: Der Kunstschatz soll glänzen, und er soll Besucherrekorde brechen.“ (Rauterberg 2004a)

Die angespannte finanzielle Situation vieler Museen kann dazu führen, dass Museen sich gezwungen sehen, Teile ihrer Sammlungen zu verkaufen – eigentlich ein Tabubruch und eine Bedrohung für die Museumsidentität, worauf auch die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags (2007: 122) hinweist (vgl. auch Stamm 2011, Rawert 2011). Inzwischen gibt es zahlreiche Museen, deren Unterhalt nicht mehr gesichert ist und die letztendlich sogar von der Schließung bedroht sind (vgl. u.a. Rauterberg 2009, Kindermann 2010, Schmitz 2012, Bernhard 2013). Im Kontext der geschilderten finanziellen Schwierigkeiten erscheint es vielen Museen aussichtsreich, sich primär auf publikumswirksame Angebote wie zum Beispiel Sonderausstellungen zu konzentrieren. Es gestaltet sich deutlich schwieriger, für eine Dauerausstellungsabteilung oder eine kleine Spezialausstellung Sponsoren und andere Geldgeber zu gewinnen. Hier sieht die EnqueteKommission des Deutschen Bundestags (2007: 120 f.) die Gefahr, dass zu viele Ressourcen für „kurzatmige Aktivitäten“ eingesetzt werden und Museen gezwungen sind, sich auf das „öffentlichkeitswirksame Ausstellen“ zu beschränken. Auf diesen Aspekt wird in Abschnitt 3.3.3 genauer eingegangen – er verweist auf ein zentrales Spannungsfeld der Museumsarbeit.

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2.2 WACHSENDE K ONKURRENZ

FÜR

M USEEN

Durch die prekäre Finanzsituation sehen sich viele Museen einem wachsenden Rechtfertigungsdruck gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit ausgesetzt. Der Erfolgszwang steigt, ihre Arbeit wird zunehmend primär an Besuchszahlen gemessen. Die Leistungsfähigkeit von Museen im Vergleich zu anderen Kultur- und Freizeitanbietern kann angezweifelt werden, was zu einer starken Konkurrenzsituation führt. Sie stehen dabei nicht nur mit anderen Museen und Kultureinrichtungen in Konkurrenz, sondern mit einer immer größeren Auswahl an organisierten, auch privatwirtschaftlichen, Unterhaltungs- und Freizeitangeboten (vgl. u.a. Klein, H.J. 1996: 78 ff., Koch, A. 2002: 23 ff., John 2011: 6 f.). „Das Museum […] konkurriert ja nicht nur mit den Spiel- und Juxhöllen der deutschen Freizeitgesellschaft. Im Wettstreit liegt es auch mit der steigenden Zahl der Sach- und Fachbücher, der populären Geschichtsromane, der raffinierten CD-ROMs, der aufwändig gemachten Fernsehdokumentationen und auskunftsstarken Internet-Seiten.“ (Rauterberg 2002)

Wiese (2000: 34 ff.) nennt zahlreiche Marktsegmente der Museumsarbeit, welche diese facettenreiche Konkurrenzsituation verdeutlichen: Museen operieren – neben dem Markt der Museen – auf dem Markt der Kultur, Wissenschaft, Bildung, Freizeit, Standorte, Identifikation, des Wohlfühlens, der Andenken, Gastronomie, Events, speziellen Locations und Medien. Die nachlassende Bindung bestimmter Bevölkerungskreise an spezielle Kulturangebote, wie des Bildungsbürgertums an die Hochkultur, und eine gestiegene Mobilität vergrößern zudem die Wahlmöglichkeiten des Publikums und somit die Konkurrenzsituation. Der Kulturbegriff hat sich erweitert, das Kulturangebot diversifiziert. Bildung und Unterhaltung gehören für viele Besucher zusammen, was auf eine veränderte Erwartungshaltung des Publikums hinweist (vgl. u.a. Opaschowski 2008: 424 f., Schulze 2011: 37 ff.). Konkurrenzsituationen jüngerer Zeit, die Ausstellungen von Museen besonders beeinflussen, sind unter anderem durch eine steigende Zahl von Privat- und Firmenmuseen bedingt (wie z.B. das Museum Frieder Burda in Baden-Baden oder die Stuttgarter Museen von Mercedes-Benz und Porsche). Museen dieser Art können häufig mit populären Inhalten hohe Besuchszahlen erzielen, wodurch Publikumsansprüche sowie die Rolle der Museen als „Orte der Öffentlichkeit“ verändert werden (vgl. u.a. Deutschlandradio Kultur 2008, Ridler 2012). Insbesondere im Kunstbereich treten Privatsammler mit ihren Ausstellungen in Konkurrenz zu Museen: „Mit viel Geld, hoher Sachkenntnis und noch größerem

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AKTUELLER

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Selbstbewusstsein rollen einige Privatleute den Kunstmarkt von hinten auf. Sie diktieren Preise, bestimmen die Trends – und machen inzwischen sogar den Museen Konkurrenz“ (Herwig 2013). Diese dynamischen Entwicklungen des Kunstmarkts beeinflussen die Museumsarbeit. Privatsammler, Galeristen und Kunstmessen verändern auch Erwartungshaltungen des Publikums: „Der kommerzielle Kunstmarkt wird von vielen Betrachtern als expandierendes System wahrgenommen, das eine umfassende Kontrolle über die öffentliche Rezeption der Kunst gewinnt und schrittweise die Hegemonie musealer oder akademischer Expertise außer Kraft setzt.“ (Boll 2009: 9) Vor allem für Kunstmuseen kann ein zuweilen spannungsreiches Verhältnis zu privaten Sammlern entstehen. Die Figur des Kunstsammlers hat sich teilweise weg vom großzügigen Mäzen hin zum Kunstspekulanten gewandelt. Einige Sammler nutzen Museen „als Vergoldungsmanufaktur des Kunstmarktes“ (Maak 2005: 35). Sie stellen ihre Werke als Dauerleihgaben zur Verfügung, die jedoch jederzeit zurückgenommen werden können. Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags (2007: 121) warnt Museen davor, schwer realisierbare Übereinkünfte mit Sammlern einzugehen, die sie einengen ihre Aufgaben zu erfüllen (vgl. Rauterberg 2004a, Schmidt 2005, Rossmann 2014). Eine weitere Konkurrenzsituation ergibt sich durch Kommunen als Ausstellungsanbieter, die Ausstellungen mit besonders Erfolg versprechenden Themen zeigen. Auch sind immer mehr freie Ausstellungsbetriebe auf dem Markt, die ausschließlich populäre Themen besetzen, wie beispielsweise die Tourneeausstellung „Tutanchamun – Sein Grab und die Schätze. Die große Erlebnisausstellung“ oder „Dalí Berlin“ am Potsdamer Platz. Im Bereich der naturkundlichen und technischen Museen sind Science Center, Zoologische Gärten, Planetarien sowie Themenparks mit eigenen museumsähnlichen Einrichtungen eine besondere Konkurrenz. Deren Darstellungsarten heben sich, unter anderem hinsichtlich Inszenierungen und Interaktivität, von vielen Museen ab. Auch Wanderausstellungen zu Themen mit enormer Publikumsresonanz, wie „Gunther von Hagens‘ Körperwelten. Das Original“ oder Dinosaurier-Ausstellungen, sind hier zu nennen. Diese werden teilweise auch in Museen gezeigt, wie „Körperwelten“ 1997 bis 1998 im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim. Die Ausstellung war zwar die bis dahin bestbesuchte Ausstellung der Nachkriegszeit und erzielte mit 800.000 Besuchen eine enorme Besucher- und Medienresonanz, wurde aber aufgrund fehlender Nachhaltigkeit für das Museum kritisiert (vgl. Herzig 2012: 319). Die „Herausforderung der institutionellen Identität“ (Loomis 1996: 32 f.) für Museen wird an dieser Auflistung deutlich, denn es stellt sich die Frage, was Museen von anderen, auch kommerziellen Unternehmen mit museumsähnlichen

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Funktionen unterscheidet. Diese Entwicklungen definieren zunehmend, was Besucher von Museen und Ausstellungen erwarten. Auch Sonderausstellungen bekommen hiermit andere Funktionen zugeschrieben.

2.3 D EMOGRAFISCHE V ERÄNDERUNGEN Einschneidende gesellschaftliche Veränderungen, die an Museen zunehmende Anforderungen stellen, liegen auch im Bereich demografischer Entwicklungen (vgl. für den gesamten Abschnitt Stiftung Niedersachsen 2006, Hausmann/ Körner 2009, Sievers 2010, Fricke/Winter 2011, Dreyer 2011). Museen sind dadurch bei ihrer Angebotsgestaltung mit neuen und ausdifferenzierten Zielgruppen sowie veränderten Erwartungen und Anspruchshaltungen konfrontiert. Eine maßgebliche Entwicklung ist die rückläufige Bevölkerungszahl in Deutschland. Insbesondere in ländlichen Gebieten ist die Abwanderungsquote hoch. Die sinkende Auslastung für Museen und andere Kultureinrichtungen erhöht den Wettbewerb: „Die Museumsbesucher der nächsten 20 Jahre sind fast alle schon auf der Welt“ (Klein, H.J. 1996: 80). Daher wird die Frage nach der Legitimation von Museen lauter, was dazu führt, dass Museen vorhandene Altersjahrgänge verstärkt als Publikum gewinnen und zu mehr Besuchen anregen müssen (vgl. Roth/Richter 2006: 19). Menschen werden heutzutage deutlich älter, die Lebenserwartung steigt. Hierdurch entsteht eine immer wichtiger werdende Publikumsgruppe für Museen. „Ältere Besucher“ sind dabei keine homogene Zielgruppe, diversifizierte Angebote sind für sie notwendig. Ihren Bedürfnissen bei einem Museumsbesuch, zum Beispiel hinsichtlich Barrierefreiheit, ist zu entsprechen. Formen einer besonderen Ansprache und Beteiligung, wie über Ehrenämter, sollten weiterentwickelt werden und häufiger Anwendung finden. Beachtenswert ist aber ebenso die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen. Da ihr Anteil zurückgeht, wird auch von einer „Unterjüngung“ der Bevölkerung gesprochen (vgl. Sievers 2010: 224). Das Interesse an Kultur und damit die zukünftige Nachfrage werden aber hauptsächlich in jungen Jahren geprägt. Insbesondere da Kinder aus einem bildungsferneren Elternhaus von diesem häufig eine geringere kulturelle Anregung erfahren, ist ein gezieltes Angebot von Seiten der Museen wichtig. Verschärft wird die Situation dadurch, dass Akademiker heutzutage immer weniger Kinder bekommen (vgl. Danielzyk 2005: 194). Bezüglich der Bildungsstrukturen können Museen nicht mehr nur mit dem klassischen Publikum mit einem hohen Maß an Vorbildung rechnen, unter anderem da das Bildungsbürgertum nicht mehr selbstverständlich bestimmte Angebo-

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te der Hochkultur wahrnimmt. Es ist zudem zu beachten, dass gemeinsame Wissensbestände bei Besuchern nicht vorausgesetzt werden können und nur selten eine Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema bereits vor dem Besuch stattfindet. Museen sollten daher in der Lage sein, ein breiteres Publikum mit unterschiedlichem Bildungsniveau anzusprechen und auch kulturfernere Zielgruppen zu erschließen (vgl. Hollein 2007: 27, Sievers 2010: 224 ff.). Ein weiterer relevanter Aspekt gesellschaftlicher Entwicklungen ist die Migration und Internationalisierung. Menschen mit Migrationserfahrung sind neue und vielfältige Zielgruppen für Museen, die mit speziellen Angeboten und Ansprachen zu gewinnen sind, woraus sich besondere Anforderungen stellen. In diesem Bereich besteht noch ein großes Defizit, damit aber auch enormes Potenzial für die Museumsarbeit (vgl. Deuser 2012, Mandel 2013): So kann Migration unter anderem als Ausstellungsthema aufgegriffen oder auch Inhalt neuer Museumstypen werden (vgl. Wodzak 2012, Deutscher Museumsbund e.V. 2012, Wonisch/Hübel 2012, Bluche et al. 2013, Kamel/Gerbich 2014). In diesem Kontext sind auch Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen in der Gesellschaft anzuführen: Museen haben es mit einer Vielfalt kultureller Lebensstile und Interessen im Publikum zu tun. In solch einer heterogenen Gesellschaft ist auch das Bedürfnis nach Orientierung und Identitätsstiftung ausgeprägter, wobei Museen wichtige Hilfestellungen geben können (vgl. Schellenberg/Bachmann 2011: 43).

2.4 E VENTORIENTIERUNG

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N ACHHALTIGKEIT

Ein Aspekt veränderter Rezeptionsweisen des Publikums, der hier gesondert herausgegriffen wird, ist die „Erlebnisorientierung“ (vgl. für den Abschnitt Commandeur/Dennert 2004, Prehn 2006, Klein, A. 2006, Bröckers 2007, Müller 2010). Orientiert an Schulzes Theorie zur „Erlebnisgesellschaft“, einer Bestandsaufnahme der Kultur der Bundesrepublik Deutschland in den späten 1980er Jahren, bestimmt die „Vermehrung der Möglichkeiten“ (Schulze 1992: 54) in allen Lebensbereichen die Gesellschaft. Die Menschen sind bei jeder Entscheidung gezwungen aus einem massenhaften Angebot auszuwählen, wobei besonders die Anzahl an Erlebnisgegenständen kaum überschaubar ist. Daher werden bei diesen Entscheidungen ästhetische Werte und der subjektive Nutzen maßgeblich. Innenorientierte Problemdefinitionen bestimmen die Erlebnisorientierung zum Zentrum des Lebens (vgl. Schulze 1992: 33 ff.). Diese Einstellung führt dazu, dass das Publikum gestiegene Ansprüche an Erlebnisse und damit auch an Museumsbesuche geltend macht:

22 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG? „The most successful museums offer a range of experiences that appeal to different audience segments and reflect the varying needs of individual visitors. Research has shown that museum visitors seek experiences that cross the boundaries of learning, doing, and relishing. [...] To the extent possible, successful museums provide multiple experiences: aesthetic and emotional delight, celebration and learning, recreation and sociability.“ (Kotler/Kotler 1998: XX)

John (1997: 9) spricht in diesem Zusammenhang von einer Erweiterung des Blickwinkels der Museumsverantwortlichen auf den umfassenden Erfahrungsund Erlebnisraum Museum. Die Bedürfnisse der Besucher sind in Erfahrung zu bringen und – soweit vereinbar mit den inhaltlichen Zielen der Museen – zu erfüllen. Museen können sich dabei aber in einem Spannungsfeld zwischen ihrer inhaltlichen Zielsetzung und der Eventorientierung des Publikums befinden. Das richtige Maß im Umgang mit Museumsevents ist zu finden. Denn wenn zu viele, insbesondere inhaltslose Events ohne Bezug zum eigentlichen Museumsangebot veranstaltet werden, kann dies auch zu einer Bedrohung für Museen werden: Das Museum „[…] verhökert seine Erfahrung und Würde, es biedert sich an mit Modeund Autoschauen, mit Galadiners und langen Trubelnächten und verspielt so sein größtes Kapital: seine Glaubwürdigkeit. Nicht, dass es falsch wäre, um ein großes Publikum zu werben und auch ungewöhnliche Finanzierungswege zu gehen. Doch der Boom der Neueröffnungen, die Vervielfachung des Angebots droht aus dem Museum einen Allerweltsort zu machen – und zerstört damit seine Macht.“ (Rauterberg 2004a)

Im Sinne nachhaltiger Kulturangebote ist zu beachten, „[…] dass in der Kulturpolitik und der öffentlichen Kulturförderung dringend eine Neuorientierung erforderlich ist – ein Umdenken weg von der Kurzfristigkeit, weg von der öffentlichkeitswirksamen Eventorientierung mit ihren verpuffenden Strohfeuereffekten hin zu einer nachhaltig und langfristig orientierten Kulturpolitik, die sicher stellt, dass die Angebote auch in Zukunft von einer ausreichend großen Menge von interessierten Besuchern nachgefragt“ werden. (Klein, A. 2005: 8)

Entwicklungen, wie verstärktes Nachdenken über nachhaltige Kulturangebote (vgl. Föhl et al. 2011), über die Denkfehler der Erlebnisgesellschaft (vgl. Schulze 2007: 311) oder über eine „Sinngesellschaft“ (vgl. Romeiß-Stracke 2006), zeigen Veränderungen auf. Zunehmend wird es auch Aufgabe von

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Museen, Orientierungshilfen beim gesellschaftlichen Wandel zu bieten und auf Sinnfragen einzugehen. Events spielen dennoch weiterhin eine große Rolle für Kulturanbieter. Für Museen sind es, neben Veranstaltungen wie Museumsnächten, vor allem Sonderausstellungen, die Eventmerkmale aufweisen. Denn Events können folgendermaßen beschrieben werden: Nach Schulze (2007: 313) bestimmen die vier Faktoren Einzigartigkeit, Episodenhaftigkeit (Spannungsbogen und Dramaturgie), Gemeinschaftlichkeit und Beteiligung ein Event. Mit Gebhardt (2000: 18 ff.) lässt sich ergänzen: Events werden planmäßig erzeugt, als einzigartige Erlebnisse geplant, das heißt dazwischen liegen bemerkbare zeitliche Abstände, sie verbinden unterschiedliche ästhetische Ausdrucksformen und Existenzbereiche. Events vermitteln ein Gefühl von exklusiver Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit und sind monothematisch fokussiert (auf kommunikations-, identifikations- und distinktionsfähige Inhalte). Auf den Aspekt der Eventorientierung von Museen im Bereich Sonderausstellungen nimmt auch Kapitel 3.3.3 zu Erfolgsfaktoren der Ausstellungen Bezug.

2.5 M EDIALISIERUNG UND V ERÄNDERUNG DER P UBLIKUMSREZEPTION Einer der prägendsten Einflüsse auf die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ist die rasante Entwicklung von elektronischen Medien sowie Kommunikations- und Informationstechnologien. Museen sind hierdurch mit sich ändernden Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten ihres Publikums konfrontiert. Die „Medialisierung in Alltag und Museum“ (Graf 1996: 228) bringt enorme Neuerungen für die museale Arbeit mit sich, die sowohl Risiken als auch Chancen darstellen können (vgl. u.a. Deutscher Museumsbund e.V. gemeinsam mit ICOM-Deutschland 2006: 20, Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. 2011, Franken-Wendelstorf 2011, Thamer 2012: 33 ff., Hagedorn-Saupe 2012: 195 ff.). So kann der Medieneinfluss unter anderem die Gefahr einer nur noch kurzlebigen und oberflächlichen Betrachtungsweise bergen. Medien „[…] verführen zum Konsum einer massenträchtigen und dazu noch profitablen ‚Bilderflut‘, die die traditionelle Beziehung des Betrachters zum Bild als ein Akt des Schauens, Verstehens und natürlich auch der Muße grundlegend verändert“ (Arnhold 2000: 18 f.). Dies kann sich auf die Authentizität und Identität musealer Ausstellungen auswirken, da dynamische, mediale Darstellungen neben unbewegliche Original-

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exponate treten und drohen, diese zu verdrängen (vgl. Klein, H.J. 1996: 82 f., Blomberg 2002, Rauterberg 2010). Zunehmend werden demzufolge Aufgabenerfüllung und Effektivität von Museen angezweifelt: „Wozu braucht es noch Museen? Ist nicht das Internet längst das viel größere, viel bessere, viel demokratischere Archiv der Bilder und Dinge? Spätestens wenn Google alle Bibliotheken dieser Welt in sich aufgesogen hat, werden auch die Museen von oben bis unten abgescannt und ins Reich des Digitalen verlegt werden. Schon heute lassen sich viele Gemälde des Prado in Madrid am heimischen Bildschirm besser, detaillierter und in weit größerer Ruhe betrachten als im Museum.“ (Rauterberg 2010)

Auftrag und Aufgaben von Museen können sich mit diesen Entwicklungen ändern. Beispielsweise sieht Siebenmorgen in dem Kontext veränderte Museumsaufgaben: „Der enzyklopädische Auftrag des Museums ist zu Ende“ (Badische Neueste Nachrichten 2014: 33). Aufgrund der Möglichkeit, jederzeit unzählige Informationen über das Internet zu erhalten, dienen Museumsbesuche aus seiner Sicht nicht mehr dazu, vor Ort reines Wissen abzurufen. Stattdessen bestimmen die originalen Ausstellungsexponate, deren Kontextualisierung und die Partizipation der Besucher eine neue Museumsidee. Neben Risiken bestehen in der medialen und technologischen Entwicklung aber ebenso Chancen und Bereicherungsmöglichkeiten für Museen. Neue Medien können bei durchdachtem Einsatz die Originalobjekte eines Museums sinnvoll ergänzen, zum Beispiel in Form von Multimedia-Guides in Ausstellungen. Sie machen potenzielles Publikum auf Museumsangebote aufmerksam und binden über Social Media-Aktivitäten Besucher als Multiplikatoren ein (z.B. Facebook-Fans, Twitter-Follower, Blogger) (vgl. Frank 2011, Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung 2011). Möglichkeiten der Besucherteilnahme an Museumsaktivitäten sind in diesem Bereich vielfältig. Das Einholen von Besuchermeinungen vor der Ausstellungsplanung bis hin zu partizipativen Modellen des Ausstellens findet vermehrt statt. Zum Beispiel sind „crowd-curatedexhibitions“ vollständig aus öffentlichen Netzwerken kuratierte Ausstellungen (vgl. Baur 2012: 150 ff., Gries 2011). Simon (2012: 96) beschreibt dieses Konzept eines „partizipativen Museums“ folgendermaßen: „Wenn Menschen aktiv an Kulturinstitutionen teilhaben können, dann werden diese Institutionen zu zentralen Orten des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens. Eine partizipative Kulturinstitution definiere ich als einen Ort, an dem Besucher Inhalte miteinander schaffen, teilen und sich darüber miteinander vernetzen können. [...] Statt jedem Besucher

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die gleichen Inhalte zu präsentieren, sammeln und teilen partizipative Institutionen mit ihrem Publikum vielfältige, individualisierte und sich ständig ändernde Inhalte.“

Das Internet wird auch zu einer neuen Präsentationsfläche für Ausstellungen (vgl. Karich 2013). Museen zeigen ihre digitalisierten Exponate zusätzlich im Internet, wie beim Google Art Project, oder präsentieren bestimmte Inhalte ausschließlich in Onlineausstellungen (vgl. Hanke 2011, Scheurer/Spiller 2010). Dabei werden diese Angebote nicht als Ersatz für Museumsbesuche gesehen, sondern als zusätzlicher Besuchsanreiz: „Diese sind meiner Meinung nach auch gleichzeitig immer ein Appetizer für das Live-Erlebnis im Museum (oder unterstützen es dabei). Und genau darum geht es ja bei allen Möglichkeiten von Social Media. Als Museumsgänger möchte ich ja nicht jede Ausstellung virtuell aufs ‚Tablett‘ geliefert bekommen, sondern real vor Ort erleben.“ (Hartmann 2012) Darüber hinaus können Museen „als Orte der Stille und Vermittlung von authentischen Objekten“ (Koch, A. 2002: 27) in der schnelllebigen Gesellschaft einen wirksamen Gegensatz darstellen. Hier liegen Chancen für Museen sich von anderen Kultureinrichtungen abzugrenzen (vgl. Deutscher Bundestag 2007: 123, Janeke 2011a: 308 ff.).

2.6 B ESUCHERORIENTIERTE M USEUMSARBEIT „Ich sage hier klar und ohne Einschränkung: Was nützt eine sehr gute, wissenschaftlich fundierte Ausstellung, wenn keine oder eben nur sehr wenige Besucher sie anschauen und weder an der gezeigten großartigen Kunst noch an den neuen Erkenntnissen teilhaben, also alle Mühen letztlich vergeblich bleiben. In meinen Augen wäre dies weder ein verantwortlicher Umgang mit öffentlichen oder privaten Geldern, noch mit dem Bewahrungsund Bildungsauftrag des Museums oder den Bildungs- und Unterhaltungsbedürfnissen der Besucher.“ (Arnhold 2011: 5)

Vorstehend erläuterte Herausforderungen untermauern, wie bedeutend konsequentes, besucherorientiertes Arbeiten für Museen ist. Museen sind auf Besucher angewiesen, um ihre Aufgaben zu erfüllen und ihre Existenz zu legitimieren. Ihr aktuelles und potenzielles Publikum zu kennen und einzubeziehen ist für sie daher entscheidend. Voraussetzung hierfür ist der regelmäßige und systematische Einsatz von Besucherforschung und Evaluation (vgl. u.a. ausführlich Wegner 2011b). Eine gezielte und besucherorientierte Vermittlung der Museumsangebote ist unabdingbar, denn hierdurch können Wettbewerbsvorteile erar-

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beitet und erhalten werden, die zur Bestandssicherung und Legitimation der Museen beitragen. Neue, ausdifferenzierte Zielgruppen sind einfacher zu erreichen, wenn fundierte Informationen über sie vorliegen und ihre Bedürfnisse in die Angebotsgestaltung einfließen können. Insbesondere im Kontext nachhaltigen Handelns von Museen ist solch besucherorientiertes Handeln elementar (vgl. Föhl 2011b, Klein, A. 2005: 14). Dabei ist mit besucherorientiertem Arbeiten folgendes gemeint: „Eine Kultureinrichtung arbeitet dann besucherorientiert, wenn sie – immer im Rahmen ihrer künstlerischen und kulturellen Zielsetzungen – alle Anstrengungen unternimmt, sensibel jeweilige Besucherwünsche und Bedürfnisse wahrzunehmen, zu bedienen und vor allem langfristig zu befriedigen.“ (Klein, A. 2003: 27) Alle nach außen wirkenden Museumsbereiche sollten umfassend und systematisch an den Nutzern, auch den potenziellen, ausgerichtet werden. Dabei ist Besucherorientierung die Voraussetzung für Besucherzufriedenheit und dauerhafte Besucherbindung (vgl. Klein, A. 2003). Unbeschadet dessen gilt, dass die Ausrichtung an Besucherbedürfnissen immer im Rahmen der inhaltlichen Zielsetzungen des Museums erfolgt. Diese stehen weiter im Mittelpunkt (vgl. John 1997: 7, Klein, A. 2008: 105 ff.). Für vorliegende Arbeit bedeutet der grundlegende Stellenwert von Besucherorientierung, dass auch die Museumsangebote Sonder- und Dauerausstellungen aus Sicht des Publikums betrachtet werden müssen. Kenntnisse über die jeweiligen Zielgruppen der Ausstellungen sind für Museen grundlegend, Einstellungen und Meinungen der Besucher zu den Angeboten sind in Erfahrung zu bringen. Wie auch andere Museumsangebote müssen die Ausstellungsformen auf Publikumsresonanz, Besuchergerechtheit, Überarbeitungs- und Optimierungsmöglichkeiten überprüft werden. Das folgende Kapitel 3 definiert zuerst die Begriffe zum Untersuchungsfeld Sonder- und Dauerausstellungen, bevor in Kapitel 4 auf den Forschungsstand zu den aufgezeigten Fragestellungen eingegangen wird.

3. Dauer- und Sonderausstellungen: Begriffe, Erfolgsfaktoren und Kritik

Dieses Kapitel erläutert die zentralen Begriffe der Untersuchungsthematik. Museen, ihre Kernaufgaben sowie ihre Angebote Dauer- und Sonderausstellungen werden definiert. Dabei werden Kennzeichen und Ziele der Ausstellungen, für die vorliegende Arbeit relevante geschichtliche Entwicklungen und verschiedene Ausstellungsformen dargestellt. Dies geht einher mit einer Erörterung von kritischen Äußerungen aus der Literatur zu Dauer- und Sonderausstellungen. Speziell zu Sonderausstellungen wird außerdem auf deren mögliche Erfolgsfaktoren Bezug genommen.

3.1 D EFINITIONEN VON M USEEN UND M USEUMSARTEN Die gängige Definition für Museen lautet: „Ein Museum ist eine gemeinnützige, auf Dauer angelegte, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zum Zwecke des Studiums, der Bildung und des Erlebens materielle und immaterielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt.“ (ICOM - Internationaler Museumsrat 2010: 29)

Die Definition enthält die vier Kernaufgaben Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln/Ausstellen. Für vorliegende Untersuchungsthematik ist die Aufgabe des Ausstellens zentral. Museen können nach Hauptsammelgebieten und -schwerpunkten in verschiedene Museumsarten unterteilt werden. Auf Unterschiede zwischen Museumsarten hinsichtlich der Rolle von Dauer- und Sonderausstellungen geht folgendes Kapitel ein. Zuvor wird die Differenzierung des Instituts für Museums-

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forschung (2014: 22 ff.) in neun Museumsarten erläutert. Der prozentuale Anteil der Museumsarten innerhalb der Grundgesamtheit fällt folgendermaßen aus: • Volks-, heimatkundliche und regionalgeschichtliche Museen • • • • • • • •

(44 % der Grundgesamtheit) Kulturgeschichtliche Spezialmuseen (15 %) Naturwissenschaftliche und technische Museen (12 %) Kunstmuseen (11 %) Historische und archäologische Museen (7 %) Naturkundliche Museen (5 %) Schloss- und Burgmuseen mit Inventar (4 %) Museumskomplexe (mehrere Museen in einem Gebäude) (1 %) Sammelmuseen (mehrere Sammlungsschwerpunkte) (0,5 %)

Die Verteilung von Besuchen auf die Museumsarten ergibt eine andere Reihenfolge. Volks-, heimatkundliche und regionalgeschichtliche Museen sind in der Grundgesamtheit zwar am häufigsten vertreten, auf sie entfallen anteilig aber weniger Besuche, da viele sehr kleine Museen sind. Die meisten Besuche finden in Geschichts-/Archäologie- sowie Kunstmuseen statt. • • • • • • • • •

Historische und archäologische Museen (19 % der Besuche) Kunstmuseen (17 %) Naturwissenschaftliche und technische Museen (16 %) Volks-, heimatkundliche und regionalgeschichtliche Museen (13 %) Schloss- und Burgmuseen (12 %) Kulturgeschichtliche Spezialmuseen (10 %) Naturkundliche Museen (7 %) Museumskomplexe (4 %) Sammelmuseen (2 %)

3.2 D AUERAUSSTELLUNGEN /S CHAUSAMMLUNGEN 3.2.1 Dauerausstellungen: Kennzeichen, Ziele und Geschichte Für museale Dauerausstellungen existieren unterschiedliche Begrifflichkeiten. In vorliegender Arbeit wird primär die Bezeichnung ‚Dauerausstellung‘ verwendet, die sich auf die Definition des Deutschen Museumsbunds bezieht: „Die Dauerausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt der eigenen Sammlung“

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(Deutscher Museumsbund e.V. gemeinsam mit ICOM-Deutschland 2006: 20).1 Waidacher (1999: 239 f.) nutzt sinngemäß den Begriff der ‚Schausammlung‘, welchen er folgendermaßen definiert: „Das wesentliche Ausdrucksmittel der musealen Arbeit überhaupt ist die ständig für das Publikum verfügbare Schausammlung. […] Sie vermittelt den Hauptgehalt des musealen Thesaurus und zeigt damit die Sammel-, Forschungs-, Dokumentations- und Kommunikationsziele des Museums auf. Daher darf sie auch nicht auf vorläufigem oder fragmentarischem Wissen beruhen, sondern muß den Standard gesicherter Erkenntnisse repräsentieren. Sie ist keine bloße Ausstellung, sondern eine anschauliche erklärende Mitteilung aktueller Erkenntnisse anhand von Musealien, die als Exposita aus dem Sammlungsfundus ausgewählt wurden. Sie wird langfristig und in dauerhafter Form gezeigt, um so die grundlegende Linie des Museums möglichst vielen Mitgliedern der Gesellschaft zu vermitteln. […] Sie ist insofern dauernd, als sie als Basisausstellung ständig zur Verfügung steht. Hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes ist sie jedoch nicht dauernd, sondern langfristig.“

Weitere in diesem Zusammenhang gebräuchliche Bezeichnungen sind die der Ständigen oder Permanenten Ausstellung sowie der Sammlungspräsentation oder Sammlungsausstellung. Habsburg-Lothringen (2012a: 17) führt hierzu an, dass die Begriffe an Museen teils synonym verwendet, teils bewusst unterschieden werden (u.a. nach Zeit, Ort und Museumssparte). Waidacher nimmt in der oben angeführten Definition Bezug auf den konstitutiven Aspekt der „Dauerhaftigkeit“ von Dauerausstellungen. Die Ausstellungen sind demnach nicht unveränderlich angelegt, ihre Bestandsdauer unterscheidet sich unter anderem nach Museumsart und -konzeptionen. Bereits in der „Denkschrift Museen“ aus dem Jahr 1974 (Deutsche Forschungsgemeinschaft 1974: 147) wird darauf hingewiesen, dass „[…] auch sie [die Schausammlung, d. Verf.] nicht völlig einfrieren, nicht permanent sein darf. Diesen Wechsel fordern die Museumsleute wie auch die interessierte Öffentlichkeit. Die Formen, in denen das Museum sein Gut anbietet, müssen ständig überprüft werden sowohl im guten Gespür für das, was in den Objekten des Museums ,liegtʻ, wie auch in 1

Im Zusammenhang mit Dauerausstellungen ist die Sammlung der Museen grundlegend. Sammlungen können definiert werden als: „[…] jede Zusammenstellung natürlicher oder künstlicher Gegenstände, die zeitweise oder endgültig aus dem Kreislauf ökonomischer Aktivitäten herausgehalten werden, und zwar an einem abgeschlossenen, eigens zu diesem Zweck eingerichteten Ort, an dem die Gegenstände ausgestellt werden und angesehen werden können.“ (Pomian 1998: 16)

30 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG? einem ständigen Kontakt mit den psychologischen und didaktischen Erkenntnissen, die ihrerseits im Begreifen dessen, was Bildung sei und wie Bildung erfolge, fortschreiten.“

Aufgrund der längeren Bestandsdauer von Dauerausstellungen werden an diese Ausstellungsarten hohe Anforderungen hinsichtlich gestalterischer, konservatorischer und sicherheitsbezogener Aspekte gerichtet. Planungen für Dauerausstellungen sind in der Regel besonders vielschichtig und zeitaufwändig. Die Ausstellungen zeichnet daher folgendes aus: „Sie sind im Umfang zumeist komplexer und räumlich größer angelegt als temporäre Schauen. Dafür sind diese beschränkter und reduzierter in ihren Konzepten und Designs sowie der sozialen Praxis, die sie nahe legen.“ (Habsburg-Lothringen 2012a: 9) Die häufigsten, traditionellen Darstellungsprinzipien von Dauerausstellungen sind Klassifikation und Chronologie (vgl. Scholze 2004: 27 ff.). Klassifizierende Ausstellungen, die eine komparative Betrachtung nahelegen, verwenden „[…] exemplarische, weitgehend austauschbare Objekte als Vertreter wissenschaftlicher Systeme […]. Die Objekte werden dabei auf ihre formalen und funktionellen Eigenschaften reduziert und mit Informationen zu Fundort, -zeit und -situation etikettiert.“ Chronologisch, linear gegliederte Ausstellungen beziehen sich auf „[…] Ereignisse, Biografien und gegenständliche Überreste als (Ab)Folgen […]. Chronologien sind Hilfsmittel zur Darstellung von Zeitverläufen und entsprechen dem Wunsch, Menschen und Dinge in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu verorten und vorstellbar zu machen.“ (Habsburg-Lothringen 2012a: 10 f) Hauptziel von Dauerausstellungen ist, repräsentative Exponate der Museumssammlung langfristig der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. HabsburgLothringen (2009: 6) schreibt Dauerausstellungen folgende vielfältige Funktionen zu: „Sie gelten als wesentlich für die Identität von Museen, sind nach außen ,Visitenkarteʻ eines Hauses und prägen nach innen das Museums- und Selbstverständnis jener, die in einem Museum arbeiten wesentlich mit. Das Museum als Institution wird u.a. über ihr Vorhandensein definiert. Wesentliche gesellschaftliche Funktionen und Aufgaben des Museums scheinen an ihre Existenz und Kontinuität gebunden. So waren und sind sie für das Publikum Orte sinnlich wahrnehmbaren, wissenschaftlichen Wissens, von Identitäts-, Sach-, Orientierungs- und instrumentellem Wissen. Für ForscherInnen sind sie darüber hinaus wichtige Quellen in der Befassung mit Wissenschafts- und Geistes-, Repräsentations- und Institutionengeschichte.“

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Aus dem Kennzeichen der Dauerhaftigkeit ergibt sich ein möglicher Erfolgsfaktor von Dauerausstellungen beim Publikum. Insbesondere für bestimmte Zielgruppen von Museen ist die Verlässlichkeit eines Museumsangebots wichtig, da sie wissen, was in Dauerausstellungen zu sehen ist und beispielsweise bestimmte Exponate erwarten: „Dauerausstellungen sind in ihrer Kontinuität berechenbar, sie sind immer da, was für bestimmte Gruppen wie Schüler/innen und Touristinnen/Touristen von zentralem Interesse ist.“ (Habsburg-Lothringen 2011b: 2) Bedenkt man die musealen Kernaufgaben des Sammelns und Ausstellens, verdeutlicht dies die existenzielle Bedeutung von Dauerausstellungen für Museen. Entsprechend wird die Dauerausstellung (bzw. Schausammlung/Ständige Ausstellung) auch bezeichnet als „das Herzstück des Museums“ (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung 1989: 32) und „seine eigentliche Erscheinungsform“ (Deutsche Forschungsgemeinschaft 1974: 147). Sammlungen von Museen „bilden das Rückgrat eines jeden Museums“ (Deutscher Museumsbund e.V. gemeinsam mit ICOM-Deutschland 2006: 15) – „Museen sind Sammlungen“ (Weschenfelder/Zacharias 1992: 47). Dauerausstellungen entstanden im Verlauf der Museumsgeschichte mit dem zunehmenden Anwachsen von Sammlungen und Ausdifferenzierungen der Museumslandschaft. Zuvor wurden beispielsweise in fürstlichen und kirchlichen Schatzkammern, Kunst- und Wunderkammern oder Naturalienkabinetten vollständige Sammlungen gezeigt. Diese dienten unmittelbaren Zwecken, wie der Demonstration von Macht und Reichtum oder der persönlichen Erbauung der Sammler.2 Mit der fortschreitenden Öffnung der Museen für das Publikum am Ende des 19. Jahrhunderts ging die Trennung der Sammlung in Bereiche für Forschung und Aufbewahrung sowie Präsentationsbereiche einher: Depots bzw. Studiensammlungen waren nur für Wissenschaftler zugänglich, Schausammlungen bzw. Dauerausstellungen für eine breitere Öffentlichkeit. Entsprechend waren Schausammlungen nach ästhetischen Prinzipien gestaltet, in Studiensammlungen war die chronologische Vollständigkeit wichtig. (Vgl. für den Abschnitt Edeler 1988: 9 ff., Möbius 2006: 19 ff., Salsa 2009: 20 ff., Habsburg-Lothringen 2012a: 9 ff.).3 2

Eine schon früh städtisch verwaltete, öffentliche Kunstsammlung war die Sammlung des heutigen Kunstmuseums Basel. Diese wurden von einem Bürger angekauft, von der Universität Basel verwaltet und bereits im 17. Jahrhundert der Öffentlichkeit zugänglich gemacht (vgl. Geelhaar 1992: 9).

3

Weitere Literatur zur Geschichte von Museen und Dauerausstellungen: u.a. Steinwärder 1992: 8 ff., Pomian 1994: 108 ff., Scholze 2004, Griesser-Stermscheg/Sommer 2012.

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3.2.2 Verschiedene Formen von Dauerausstellungen In Abgrenzung zum Format Dauerausstellung ist zu erwähnen, dass es in der Museumslandschaft auch Häuser ohne eigene Sammlungen und Dauerausstellungen gibt. Diese Ausstellungshäuser weisen in ihrem Tätigkeitsfeld Ähnlichkeiten zu Museen auf, da sie museale Sonderausstellungen zeigen. Es handelt sich hier häufig um Kunsthallen oder auch Städtische Galerien und Präsentationsräumlichkeiten von Künstlerverbänden. Die Mehrheit zeigt Kunstausstellungen (87 % im Jahr 2013). In der Gesamterhebung des Instituts für Museumsforschung für 2013 (2014: 80 ff.) haben 309 Ausstellungshäuser (von 471 angeschriebenen) 5.309.434 Besuche angegeben. Diese präsentierten insgesamt 1892 Ausstellungen. Weiterhin sind Museen vorhanden, die über eine eigene Sammlung verfügen, diese aber nicht in Dauerausstellungen, sondern nur in wechselnden Zusammenstellungen, zeigen. Auf diese Form der wechselnden oder semipermanenten „Dauerausstellungen“ wird in Abschnitt 3.4 Aktuelle Entwicklungen bei Dauerund Sonderausstellungen genauer eingegangen. Eine ergänzende Form von Dauerausstellungen sind Öffentliche Studiensammlungen und Schaudepots bzw. -magazine: „Da in der Schausammlung meist nur ein geringer Teil des Gesamtbestandes ausgestellt wird, ist für besonders interessierte Museumsbesucher eine weitergehende Zugänglichkeit und Verfügbarkeit der Sammlungen erforderlich. Diese Funktion ermöglicht die Öffentliche Studiensammlung. Sie ist objektorientiert. Sie ist kein Medium der aktiven Präsentation, kann jedoch vom Publikum als museales Sacharchiv besichtigt werden. Sie dient in erster Linie der wissenschaftlichen Erkenntnisfindung und ist zugleich Reservoir und Umschlagplatz für die Schausammlung und für Wechselausstellungen. Daher ist sie auch nicht künstlerisch gestaltet, sondern nach der jeweils zweckmäßigen wissenschaftlichen, materiellen oder sonstigen organisatorischen Systematik angeordnet.“ (Waidacher 1999: 242)

Schaudepots oder Schaumagazine sind in ihrer Anlage ähnlich zu Studiensammlungen, sind aber einer größeren Zielgruppe zugänglich. Während Studiensammlungen eher für Fachwissenschaftler eingerichtet werden, können Schaudepots in der Regel von der allgemeinen Öffentlichkeit besucht werden. Es sind verschiedene Varianten begehbarer Depots bekannt, bis hin zu vollständig musealisierten und inszenierten Schaudepots. So präsentieren einige Museen, wie zum Beispiel das Historische Museum Luzern, ihre Sammlung gänzlich in der Form eines Schaudepots (vgl. Beyer 2010: 153 ff.).

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Innerhalb der Museumsarten sind Unterschiede hinsichtlich Sammlungen und Dauerausstellungen von Museen zu beachten (vgl. Deutscher Museumsbund e.V. 2013). Siebenmorgen (2010: 17 f.) spricht von einem breiten Spektrum des Sammelns von Museen.4 Jede Museumsart ist durch Spezifika der Sammlungsobjekte gekennzeichnet, wie beispielsweise die Einzigartigkeit von Kunstwerken, den Alltagsbezug kulturgeschichtlicher Objekte oder die Dynamik im Bereich technischer Inhalte. Auch die Sammlungstätigkeiten, zum Beispiel selektives Sammeln von Kunstmuseen oder eher auf Vollständigkeit angelegtes naturkundliches Sammeln, sind vielfältig. Umfang der Sammlung und Anforderungen an die Aufbewahrung weichen ebenfalls stark voneinander ab. Kulturgeschichtliche und geschichtliche Museen haben es beispielsweise mit umfangreichen Sammlungen zu tun, von denen viele Teile archiviert werden. Auch naturkundliche Museen verfügen über einen enormen Sammlungsumfang, hier ist der Unterschied zwischen wissenschaftlichen Sammlungen mit Forschungsobjekten und Schauexponaten prägend. Technikmuseen sind unter anderem mit Sammlungsobjekten in verschiedenen Formaten, bis hin zu sehr großen Exponaten und Ensembles, konfrontiert, die an die Ausstellungen hohe technische Anforderungen richten. Auch interaktive Möglichkeiten spielen in Technikmuseen eine große Rolle. Hieraus ergeben sich jeweils charakteristische Besonderheiten und Anforderungen für die Sammlungen und Dauerausstellungen der verschiedenen Museen. Unterschiede nach Museumsarten können an dieser Stelle nicht erschöpfend dargestellt werden, auf die entsprechende Literatur wird verwiesen (vgl. u.a. Große Burlage 2005: 17 ff., Verhaagh 2010: 71 ff., Deutscher Museumsbund e.V. 2011: 32 ff., Hess/Maaz 2012: 285 ff., Leinfelder/Xylander 2012: 357 ff., Gold/Lüdtke 2012: 367 ff., Porod 2012, Wenk 2012, Bertron/Schwarz/Frey 2012, Elpers/Palm 2014). 4

Definition der Sammlungsarten (Waidacher 1999: 197): „Naturwissenschaftliche Sammlungen beinhalten Materialien und Objekte aus allen Reichen der anorganischen und organischen Natur. […] Geschichtliche und kulturgeschichtliche Sammlungen umfassen grundsätzlich alle vom Menschen hergestellten oder benützten Objekte, die einen Aussage- und Beweiswert aus ihrer Eigenschaft als Zeugnisse menschlichen Wirkens beziehen. […] Kunstsammlungen enthalten materielle Objekte und virtuelle Schöpfungen, die als einmalige Erzeugnisse des Menschen individuelle Bedeutung tragen. […] Technisch-wissenschaftliche Sammlungen beinhalten Objekte und Materialien aus allen Bereichen der Natur und des menschlichen Wirkens. Sie bilden somit streng genommen keine eigene Kategorie, unterscheiden sich von anderen Sammlungen durch die Art ihrer Objektauswahl und -darstellung.“

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3.2.3 Kritik an Dauerausstellungen Ausgehend davon, dass Sonderausstellungen häufig deutlich höhere Besuchszahlen aufweisen als Dauerausstellungen (vgl. auch Kapitel 1), sind Schwierigkeiten von Dauerausstellungen Inhalt des folgenden Abschnitts. Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass bei der Ausgestaltung von Dauerausstellungen nicht die Besucher im Mittelpunkt stehen, sondern andere Überlegungen bestimmend sind: „Für viele Museumsleiter oder Kuratoren ist die Planung einer neuen Dauerausstellung einmalig in ihrer Museumskarriere. Entsprechend hoch ist der Druck und die Angst vor der Fachkollegenschaft ist manchmal größer als die Sorge um das Publikum.“ (HabsburgLothringen/Gillmann 2012: 248) „Häuser, die […] den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Bearbeitung der Sammlung legen – [werden, d. Verf.] schnell mit dem Vorwurf der Provinzialisierung belegt, sie richteten den Blick zu stark nach innen, beschäftigten sich zu sehr mit sich selbst.“ (Arnhold 2011: 1)

In diesem Zusammenhang werden Umfang und Darstellungsweise von Dauerausstellungen als wenig besuchergerecht kritisiert. Der Umfang wird als zu groß und unübersichtlich gesehen, die Ausstellung dadurch für den Besucher weniger verständlich und nachvollziehbar. „[…] Schausammlungen können nicht mithalten, wenn Großausstellungen mit ihren Sensationswerten locken. Wer sich auf Sammlungen einlässt, muss Geduld aufbringen, Geduld für das Erfassen großer Zusammenhänge, Geduld auch für die Begegnung mit Exponaten, die sich nicht auf den ersten Blick erschließen oder mit spröder Anmutung landläufigen Kunsterwartungen widersprechen.“ (Lüddemann 2011: 118)

Im Kontext einer „Musealisierung unserer kulturellen Umwelt“ (Lübbe 1982: 1) vergrößern sich Museumssammlungen zunehmend: „Und all diese Museen sind vollgestopft mit jenen Dingen, die Krzysztof Pomian Semiophoren, Zeichenträger, nennt, also die in Museen gesammelten und aufbewahrten Dinge“ (Korff 2010: 27). Siebenmorgen (2010: 23 f.) spricht hier von einer „Überfülle“ der Sammlungsstücke. Für die Besucher seien Dauerausstellungen daher schwerer zu erfassen, da die gezeigten Sammlungen „historische Zufälligkeiten“ enthalten und ein „einheitlicher analytischer Rahmen“ fehlt (Treinen 1981: 113). Sie decken ein Thema möglicherweise nicht ganz ab, was zudem das Verständnis erschwert (vgl. de Montebello 1981: 156 f.).

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In Dauerausstellungen kann weiterhin, nach Meinung der Kritiker, nur eingeschränkt auf aktuelle Ereignisse sowie Bedürfnisse von Besuchern reagiert werden. Der Anspruch, dass Dauerausstellungen weitestgehend unverändert über Jahre oder Jahrzehnte gezeigt werden sollen, führt dazu, dass mit Gestaltungsund Inszenierungsformen zurückhaltend umgegangen wird. Der Einsatz zeitgemäßer Medien findet dort eher vorsichtig statt. „Es wird erwartet, dass eine Dauerausstellung über 15 bis 20 Jahre zeitgemäß und modern wirkt, gleichzeitig klassisch und zurückhaltend ist, mit Materialien von hochwertiger Anmutung. Daraus ergibt sich ein gewisser Vorbehalt gegenüber expressiven Gestaltungen und Inszenierungen, ebenso gegenüber neuer, wenig erprobter Technik.“ (HabsburgLothringen/Gillmann 2012: 247)

Dauerausstellungen seien dementsprechend im Vergleich zu Sonderausstellungen weniger abwechslungsreich, experimentell und innovativ. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass sie seltener von museumsexternen Gestaltern, sondern meist von Fachwissenschaftlern im Museum entwickelt werden (vgl. Habsburg-Lothringen 2012a). Dauerausstellungen haftet demnach ein eher starres Image an, sie können Museen nicht im Gespräch halten und regen weniger zu Wiederholungsbesuchen an. (Vgl. für den Abschnitt auch Gardner 1986: 200, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung 1989: 50, Klein, H.J. 1997: 42, Waidacher 1999: 241). Weitere Kritikpunkte zum Ausstellungsformat Dauerausstellungen ergeben sich aus der Darstellung der Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen, auf den folgenden Abschnitt wird verwiesen.

3.3 S ONDERAUSSTELLUNGEN /W ECHSELAUSSTELLUNGEN 3.3.1 Sonderausstellungen: Kennzeichen, Ziele und Geschichte Sonderausstellungen können, abgrenzend zu Dauerausstellungen, folgendermaßen definiert werden: „Sonderausstellungen sind im Gegensatz zu ständigen Ausstellungen auf bestimmte Zeit angelegt und in ihrer räumlichen Ausdehnung begrenzter. Sie sind thematisch weniger komplex und haben häufig eine Frage-

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stellung oder These als Ausgangspunkt, vermitteln Argumente und Positionen.“ (Habsburg-Lothringen 2012b: 29)5 Für Sonderausstellungen wird synonym von Wechselausstellungen oder auch temporären Ausstellungen gesprochen. In der vorliegenden Abhandlung wird primär der Begriff ‚Sonderausstellung‘ angewandt. Diese Bezeichnung ist gängiger, wie Literatursichtung und Internetrecherchen ergaben. 6 HabsburgLothringen (2012b: 17) verweist auch auf den nicht zufriedenstellenden Forschungsstand zu Sonderausstellungen: „Ein Blick in die Literatur zeigt, dass das Thema Sonderausstellungen museologisch betrachtet im engeren Sinn keines ist. Publikationen zur Museumsgeschichte, zur Geschichte der Präsentationsästhetik, zur Vermittlung usw. rühren zwar an das Thema, Sonderausstellungen werden darin aber kaum gesondert behandelt.“ Wie obige Definition darlegt, können Museen in Sonderausstellungen weitere Themen anbieten, die sonst im Museum wenig oder nicht aufgegriffen werden. Ihre Inhalte beziehen Sonderausstellungen, neben der Museumssammlung, auch aus Leihgaben oder übernommenen Ausstellungen (vgl. Deutscher Museumsbund e.V. gemeinsam mit ICOM-Deutschland 2006: 20). Hagedorn-Saupe (2005: 82-87) führt folgende Anlässe für Sonderausstellungen auf, welche gleichzeitig weitere Funktionen dieses Ausstellungsformats verdeutlichen: • Sonderausstellungen als Reaktion auf aktuelle Anlässe, wie politische oder

gesellschaftliche Ereignisse, • Sonderausstellungen, die Werke zusammenführen, um in der Zusammenschau

Aufschluss über ein bestimmtes Thema zu geben, v.a. bei Kunstausstellungen, • Sonderausstellungen zur Präsentation eigener Museumsbestände an einem

anderem Ort, • Sonderausstellungen zur Ergänzung eigener Sammlungsbestände, • Sonderausstellungen zur Präsentation von Forschungsergebnissen,

auch zur Zusammenfassung dezentraler Ergebnisse, • Sonderausstellungen zur Präsentation restaurierter Objekte,

5

Zu dieser Definition von Sonderausstellungen ist ergänzend anzuführen, dass die begrenzte räumliche Ausdehnung im Vergleich zu Dauerausstellungen nicht für alle Sonderausstellungen gilt. Bei großen Blockbuster-Sonderausstellungen kann dieses Flächenverhältnis auch anders ausfallen.

6

Katalog der Deutschen Nationalbibliothek unter http://www.dnb.de, abgerufen am 27.06.2012: 5278 Treffer für den Suchbegriff ‚Sonderausstellung‘, 319 Treffer für ‚Wechselausstellung‘; http://www.google.de, abgerufen am 26.06.2012: Treffer für ‚Sonderausstellung‘ etwa 3.020.000, für ‚Wechselausstellung‘ 606.000 Ergebnisse.

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• aufklärende Sonderausstellungen, zur Veranschaulichung bestimmter

gesellschaftlicher Themenstellungen, oft als Wanderausstellungen, • Sonderausstellungen mit kulturpolitischen Zielsetzungen, besonders

interkulturellen Vermittlungszielen. Habsburg-Lothringen (2012b: 32) ergänzt das Ziel von Sonderausstellungen, die Dauerausstellungen des Museums zu aktualisieren, indem sie Kontrapunkte setzen und alternative, neue Betrachtungsweisen ermöglichen. Zudem bieten Sonderausstellungen Experimentierplattformen, beispielsweise für neue Präsentationsformen. Ein zentrales Motiv Sonderausstellungen zu zeigen, ist die Resonanz bei Publikum, Medien und Geldgebern. Gardner (1986: 198 ff.) führt unter anderem auf Basis einer Umfrage an Museen folgende Hauptgründe für Sonderausstellungen an: öffentlichen Erwartungen entsprechen (75 % Zustimmung) und Sichtbarkeit des Museums verbessern (73 % Zustimmung). Museen erhoffen sich von Sonderausstellungen eine Publikumserweiterung, die Ansprache neuer Zielgruppen und die Gewinnung von Wiederholungsbesuchern. Dadurch können erhöhte Eigeneinnahmen und zusätzliche finanzielle Unterstützung erzielt werden. Die Aufmerksamkeit der Medien auf Sonderausstellungen gilt als mitentscheidend für den Publikumszuspruch (vgl. Fleming 2004). Das Museumsimage kann durch Sonderausstellungen verbessert werden. Museen können hierüber ein dynamisches und modernes Bild ihrer Einrichtungen vermitteln: „Museums are interested in creating better images of their institutions and in building greater visibility in order to gain public understanding, support and involvement. Special exhibitions can be an important factor in achieving these goals. Museum directors are now able to change the image of a huge, static, monolithic institution where nothing much happens, to a dynamic place where the visitor can be attracted by a variety of exhibitions on a variety of subjects resulting from a strong, temporary exhibition program.“ (Gardner 1986: 200)

Museen haben bei Sonderausstellungen im thematischen wie auch gestalterischen Bereich mehr Möglichkeiten als bei Dauerausstellungen. Bei der Gestaltung von Sonderausstellungen werden häufiger Medien und sonstige Hilfsmittel eingesetzt:

38 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG? „Konzeptionell und gestalterisch gelten Sonderausstellungen als abwechslungsreicher und experimenteller, wenn sie beispielsweise dem Publikum die Möglichkeit zu Dialog und Teilnahme geben. Sonderausstellungen wirken offen gegenüber technischer und medialer Innovation, in ihren Gestaltungskonzepten lassen sie sich von den Lösungen und Strategien anderer Raum- und Bild-Medien inspirieren. Sonderausstellungen tragen eher die persönlichen Handschriften von Kuratorinnen und Kuratoren als dies bei Dauerausstellungen der Fall ist. Dies erscheint angesichts der nur temporär notwendigen Gültigkeit der Präsentation als legitim, hat aber fallweise einfach auch damit zu tun, dass an Häusern externe Expertinnen/Experten mit der Planung von Sonderausstellungen beauftragt werden, die ein starkes kuratorisches Bewusstsein mitbringen und sich intensiver mit der Ausstellung als Medium, als kulturelles Format und Ritual auseinandersetzen.“ (HabsburgLothringen 2012b: 29)

Schließlich werden Sonderausstellungen als Entwicklungsmöglichkeiten und Impulsgeber innerhalb der Organisation Museum gesehen. Die Zusammenarbeit innerhalb des Hauses, wie auch mit anderen Kollegen und Einrichtungen, kann durch Sonderausstellungskonzeptionen angestoßen und gepflegt werden (vgl. Habsburg-Lothringen 2012b: 32). Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die geschichtliche Entwicklung großer Sonderausstellungen gegeben. Es werden Ausstellungsbeispiele vor allem im deutschen Raum genannt, die aufgrund hoher Besuchszahlen, ihrer besonderen Gestaltungsweise oder kulturpolitischer Funktionen prägnant für die Entstehungsgeschichte sind. „Ausstellungen sind nicht allein dem Museum nachgeordnet“ (Baur 2012: 142). Vorläufer von Sonderausstellungen waren Akademieausstellungen im Kunstbereich, Gewerbe- und Industrieausstellungen sowie die Weltausstellungen. Auch die „Biennale“, die seit 1895 zweijährlich stattfindende Kunstausstellung in Venedig, lässt sich hier anführen (vgl. Koch, G. F. 1967, Waetzoldt 1981: 16 f., Rydell 2008: 135 f.). An der Wende zum 20. Jahrhundert „[…] hatte das Ausstellungswesen eine ständig steigende, ja nahezu inflationäre Verbreitung und Bedeutung gewonnen“ (Mai 1986: 33). Die Weltausstellungen gelten mit ihren Präsentationsweisen für das Sonderausstellungswesen als prägend: „Die Weltausstellungen […] machten neue Formen der Präsentation populär. Ihre neuartigen Formen der Belehrung und Anregung führten den Museumskuratoren vor Augen, wie man Publikum fesselt und eroberten sich ,einen festen Platz im Museumsrepertoire‘.“ (Kretschmer 2000: 86) Ein Schwerpunkt der Entwicklung von Großausstellungen in Museen liegt in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Die Ausstellungen hatten dabei häufig politische

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Zielsetzungen, die Europaratsausstellungen seit Mitte der 1950er Jahre sind Vorbild der heutigen Landesausstellungen. Viele dieser Ausstellungen wurden nicht in Museen, sondern an anderen Veranstaltungsorten gezeigt. 1956 fand die erste überregional bedeutende, historische Großausstellung „Werdendes Abendland an Rhein und Ruhr“ in der Villa Hügel in Essen statt, die 271.000 Besucher anzog. Im selben Jahr wurde mit „Kunst und Leben der Etrusker“ eine der frühen internationalen Tournee-Ausstellungen in Deutschland gezeigt. Zu nennen ist zu dieser Zeit auch die Gründung der „documenta“ in Kassel, einer Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst. Für die 1960er Jahre sind unter anderem die großen Europaratsausstellungen „Karl der Große“ 1965 im Aachener Rathaus und „Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600“ des Landes Nordrhein-Westfalen anzuführen. Mai (1986: 53) spricht davon, dass Museen in diesen Jahrzehnten „die Stunde der Ausstellung“ schlug. Zu dieser Zeit wurden auch in den USA die ersten großen, internationalen Sonderausstellungen veranstaltet (1960 „The Splendid Century“ in The National Gallery of Art, Washington oder 1965 „The Great Age of Fresco“ am Metropolitan Museum of Art, New York). Der Begriff der „BlockbusterAusstellung“ für solch besonders große Ausstellungsereignisse wird im Englischen seit der Ausstellung „Schätze des Tutanchamun“ in den späten 1960er Jahren am Metropolitan Museum in New York verwendet (vgl. de Montebello 1981: 153 f.).7 „Starting in the late 1960s, a much greater emphasis than before was placed on the creation of ,specialʻ, temporary exhibitions. Museums seemingly competed with each other to produce bigger, bolder exhibitions until the age of the ,blockbusterʻ arrived.“ (Gardner 1986: 196) Mit dem Museumsboom der 1970er Jahre festigte sich in Deutschland der Trend zu Großausstellungen, besonders bei Kunst- und Geschichtsausstellungen. Letztere gelten als Reaktion der deutschen Kulturpolitik auf die nationale politische Situation und sind in ihrer Menge und Vielfalt eine deutsche Besonderheit (vgl. Puhle 2002: 7 ff.). Große Kunstausstellungen zu dieser Zeit waren unter anderem eine Salvador Dalí-Präsentation in der Staatlichen Kunsthalle BadenBaden 1971 oder eine Ausstellung zu Caspar David Friedrich 1974 in der Hamburger Kunsthalle mit einer „legendären Besucherschlange“ (Lüddemann 2011: 16). Ein wichtiges Ereignis der deutschen Ausstellungsgeschichte ist die 1977 am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart gezeigte Landesausstellung 7

Der Begriff ‚Blockbuster‘ bezeichnet seiner Wortherkunft nach eine hochexplosive Fliegerbombe. 1998 wurde der Begriff in Deutschland erstmals im Lexikon der Trendwörter als sehr erfolgreicher Kinofilm aufgeführt. Dessen Kennzeichen sind der Einsatz großer Budgets, das Investment und eine unwiderstehliche Dynamik (vgl. Lüddemann 2011: 13 ff.).

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„Die Zeit der Staufer“. Die Ausstellung zu Anlass des 25-jährigen Bestehens Baden-Württembergs zog 671.000 Besucher an und gilt als prägnantes Beispiel für Ausstellungen mit kulturpolitischen Zielsetzungen. Auch ihre Präsentationsweise mit inszenierten Elementen und Repliken beeinflusste zukünftige Sonderausstellungen, führte aber auch zu Kritik (vgl. Baumunk 2004: 10 ff.). Für die 1980er Jahre ist die Ausstellung zu Tutanchamun hervorzuheben, die in mehreren deutschen Städten präsentiert wurde und beispielsweise 1980 in Berlin 664.000 Besucher erreichte. Sie gilt damit als eine der meistbesuchten Kunstausstellungen der deutschen Geschichte. 1981 fand im Berliner MartinGropius-Bau die Ausstellung „Preußen. Versuch einer Bilanz“ mit 450.000 Besuchen statt, welche mit neuen Präsentationsweisen, unter anderem raumgreifenden Inszenierungen und Interpretationen, ebenfalls Trends setzte. In diesem Zusammenhang wird von der Ausstellung als „Kulturevent“ gesprochen (Korff 1999: 744). Einige Entwicklungen der 1990er Jahre sind Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten, wie ehemaligen Industriebauten, sowie neue Medien als Einfluss auf Präsentationsweisen. Die „Eventisierung“ des Ausstellungsbetriebs setzte sich auch in den 2000er Jahren fort. In diesem Kontext sind unter anderem die Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover oder die Ausstellung „Sieben Hügel – Bilder und Zeichen des 21. Jahrhunderts“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu nennen. Letztgenannte Ausstellung gilt als „Kulminationspunkt der inszenierten Ausstellungen“ (Baumunk 2004: 10 ff.). Die Gestaltung der Ausstellungen, szenografische Darstellungen, multimediale und interdisziplinäre Ansätze rückten dabei weiter in den Mittelpunkt (vgl. Baur 2012: 144 ff.).8 2004 ereignete sich mit der Ausstellung „MoMA in Berlin“ in der Neuen Nationalgalerie das „Paradebeispiel eines Blockbusters“ (Lüddemann 2011: 18). Insgesamt 1,2 Mio. Besuche, ein Tagesrekord von 11.800 Besuchen, bis zu zwölf Stunden Wartezeit vor der Ausstellung, 182.000 verkaufte Kataloge und über 3600 erschienene Medienberichte sind einige Fakten zu einer der erfolgreichsten Sonderausstellungen der Welt (vgl. Chlebowski/Odier 2005: 142 f.). 3.3.2 Formen von Sonderausstellungen Betrachtet man die deutsche Museumslandschaft, wurden im Jahr 2013 8942 Sonderausstellungen gezeigt (von 2770 der befragten Museen). Diese Zahl bezieht Ausstellungshäuser nicht mit ein. Dabei zeigen nicht alle Museen Sonder8

Vgl. für den gesamten Abschnitt zur Geschichte großer Sonderausstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg: Boockmann 1985: 67 ff., Hoffrichter 1989: 34 f., Forster 2003, Große Burlage 2005: 19, Korff 2007: 32 ff., Müller 2010: 196 ff.

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ausstellungen. Nach der Statistik des Instituts für Museumsforschung (2014: 69 ff.) waren in 40 % der deutschen Museen im Jahr 2013 keine Sonderausstellungen zu sehen. Dies kann in den Museen aber auch eine besondere Situation im Berichtsjahr sein, wie zum Beispiel durch einen Umbau bedingt. Nach Anzahl der gezeigten Sonderausstellungen pro Museum sowie deren Umfang und Dauer sind große Unterschiede zwischen den Museen vorhanden. Auch beim Bezug von Sonderausstellungen zu Dauerausstellungen bzw. Sammlungen der Museen sind verschiedene Abstufungen festzustellen: Es besteht die Möglichkeit, dass die gezeigte Sonderausstellung keinen Bezug zu den Inhalten des Museums und seiner Sammlung hat. Dies ist oft bei übernommenen Ausstellungen anderer Häuser und Wanderausstellungen der Fall. Eine andere Vorgehensweise ist, dass Sonderausstellungen aus der Museumssammlung heraus entwickelt und gegebenenfalls durch Leihgaben ergänzt werden. Gegenwärtig wird vermehrt bei Sonderausstellungstätigkeiten von solch einer „Rückbesinnung auf die Sammlung“ gesprochen, unter anderem auch bedingt durch finanziellen Druck auf Museen: „Das in den vergangenen zehn Jahren wieder entstandene Bewusstsein für den Wert der Sammlung als profilbildendes Herzstück des Museums können wir als Gegenreaktion [sehen, d. Verf.] auf eine Ausstellungskultur, die sich immer stärker löste von der Identität der Häuser und bei der die Auswahl der Themen, besser gesagt der Künstlername, zuerst durch die Besuchererwartung bestimmt wurde. […] Seither kann man den Eindruck gewinnen, dass diese Form von Ausstellungstourismus […] nachgelassen hat zugunsten einer Rückbesinnung auf Ausstellungen, deren Themen die Museen aus ihren Sammlungen heraus entwickeln oder für ihre Neuprofilierungen nutzen.“ (Arnhold 2011: 4)

Ein weiterer Aspekt der Beziehung von Sonder- und Dauerausstellung ist, dass Sonderausstellungen oder Teile davon später als Dauerausstellungen in die Museen integriert werden. Dies kann ebenfalls eine wichtige Funktion von Sonderausstellungen für Museen sein, wie im Abschnitt 3.3.1 angeführt wurde. Innerhalb der Museumsarten sind – wie auch bei Dauerausstellungen – Unterschiede in der Bedeutung von Sonderausstellungen festzustellen. Für Kunstmuseen spielen Sonderausstellungen die größte Rolle: Kunstmuseen zeigen die meisten Sonderausstellungen pro Museum, im Jahr 2013 waren dies im Schnitt 4,7 Sonderausstellungen (auf die Zahl der 375 Kunstmuseen mit mindestens einer Sonderausstellung bezogen). 74 % der Kunstmuseen präsentierten 2013 mindestens eine Sonderausstellung (vgl. Institut für Museumsforschung 2014: 69 ff.). Der Themenschwerpunkt aller Sonderausstellungen liegt im Bereich der Kunst, auch über die Museumsarten gemittelt: Zwischen 34 % (2009)

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und 40 % (2002) der jährlichen Sonderausstellungen waren Kunstausstellungen, wie das Institut für Museumsforschung von 2000-2013 auswies (siehe auch nachstehende Abbildung 1). Besonders populäre Sonderausstellungen mit hohen Besuchszahlen sind häufig Kunstausstellungen. Lüddemann (2011: 74 ff.) nennt auch als ein Kennzeichen großer Blockbuster-Ausstellungen das Thema ‚Kunst‘. Maier-Solgk (2005: 8) sieht Sonderausstellungen demzufolge als Hauptgrund für den Publikumserfolg von Kunstmuseen: „Publikumsmagneten sind Kunstmuseen heute weniger aufgrund ihrer angestammten Sammlungen, die kaum mehr Besucher anziehen als ehedem, sondern in erster Linie aufgrund großer Sonderausstellungen, die mit international bekannten Künstlern den Besuch zum Ereignis machen, das Museum zu einem Ort der Kommunikation und einem gesellschaftlichen Treffpunkt.“

Diese dominante Sonderausstellungsrolle ergibt sich auch daraus, dass Kunstmuseen aufgrund ihrer Sammlungsanlage am ehesten zu wechselnden Präsentationen angehalten sind. Nur mittels temporärer Leihgaben können sie in der Regel eine vollständige Übersicht über das Werk eines Künstlers oder eine Kunstgattung ermöglichen, was ein wichtiges Ziel von Sonderausstellungen sein kann. Auch kann es für Kunstmuseen im Vergleich zu anderen Museumsarten einfacher sein Sonderausstellungen zu organisieren. Sie haben häufig mit vom Umfang leichter zu verleihenden Ausstellungsobjekten zu tun, während zum Beispiel Technikmuseen mit sehr großen Ausstellungsstücken umzugehen haben. Weiterhin sind originale Kunstwerke als Exponate wenig vergleichbar in ihrer Bedeutung und Funktion zu Ausstellungsstücken anderer Museumsarten. Gründe hierfür sind unter anderem die ‚Aura‘ und Einzigartigkeit der Werke sowie deren bezifferbarer Wert. Zudem ist für Kunstmuseen der Einfluss eines dynamischen Kunstmarkts zu berücksichtigen, welcher auf Besuchererwartungen und ihre Rezeptionsweisen einwirkt (vgl. Kapitel 2.2 Wachsende Konkurrenz für Museen).

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Abbildung 1: Thematische Schwerpunkte der Sonderausstellungen in deutschen Museen 2013 (in %, n=absolute Zahlen) Kunst (n=3385)

38

Kulturgeschichte (n=1345)

15

sammlungsübergreifend (n=1290)

14

Volks-/Heimatkunde (n=790)

9

Historie/Archäologie (n=651) Naturwissenschaft/Technik (n=357) Naturkunde (n=233)

7 4 3

keine Angabe (n=883)

10

(Quelle: Institut für Museumsforschung 2014: 72)

Neben Kunstmuseen werden populäre Sonderausstellungen vermehrt von kulturgeschichtlichen, historischen und archäologischen Museen präsentiert, was im Kontext eines allgemeinen Booms der Beschäftigung mit Geschichte steht (vgl. Pirker et al. 2010). Vor allem aufgrund von Sonderausstellungen verzeichneten diese Museumsarten in den letzten Jahren ansteigende Besuchszahlen (vgl. Puhle 2012: 349 ff.). „Museen und Ausstellungen zur Geschichte erfreuen sich einer großen Anziehungskraft. Besonders populär sind Themen der Zeitgeschichte […]. Woher kommt das Interesse? Wie erklärt sich diese nun seit mehr als 30 Jahre anhaltende Lust auf Geschichte im Museum? [...] Die Beschäftigung mit der Vergangenheit auf der Suche nach Kontinuitäten und Orientierung nimmt zu und macht Geschichte zu einem Bezugspunkt individueller und kollektiver Identität. Daneben werden Museen als Orte der persönlichen und gesellschaftlichen Sinnstiftung wahrgenommen, sei es als Kompensation für verloren geglaubte Werte und Traditionen, aus Sehnsucht nach dem ,Echtenʻ und ,Authentischenʻ oder als ,Schule des Befremdensʻ.“ (Janeke 2011b: 1)

Thematische Schwerpunkte der gezeigten Sonderausstellungen im Jahr 2013 insgesamt waren, nach Kunstausstellungen, mit 15 % kulturgeschichtliche Themen, mit 9 % Volkskunde und mit 7 % Historie und Archäologie (siehe auch obenstehende Abbildung 1). Rund die Hälfte der historischen/archäologischen Museen haben 2013 mindestens eine Sonderausstellung präsentiert, 2,5 Sonderausstellungen pro Museum wurden gezeigt (vgl. Institut für Museumsforschung 2014: 24, 69 ff.).

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Innerhalb der Museumsarten Geschichte/Kulturgeschichte sind auch Museen vorhanden, die sich in ihrer Sonderausstellungsrolle abheben. Freilichtmuseen sind durch anders gelagerte Besuchsstrukturen und -motive gekennzeichnet. Sonderausstellungen sind hier selten der primäre Besuchsgrund, Dauerausstellungen sowie Service- und Freizeitangebote sind deutlich wichtiger für viele Besucher (vgl. Klein, H.J./Kania-Schütz/Wegner 2008: 150 f.). In einer Besucherbefragung an sieben baden-württembergischen Freilichtmuseen lagen demnach die Angaben zu Sonderausstellungen als Besuchsgrund meist nur im einstelligen Prozentbereich (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung e.V. 2011a: 35). Auch in weiteren Museen haben Sonderausstellungen eine weniger wichtige Rolle. Naturkundliche und technische Themen sind seltener Schwerpunkte von Sonderausstellungen (3 % naturkundliche, 4 % technische Sonderausstellungsthemen in 2013, dieser Wert änderte sich in den letzten zehn Jahren jeweils maximal um einen Prozentpunkt) (siehe auch obenstehende Abbildung 1). In den zurückliegenden Jahren waren aber auch in diesem Bereich einige populäre Sonderausstellungen zu verzeichnen, wie „Gigasaurier“, „Tiefsee“ oder „Körperwelten“. 54 % der Naturkunde- und 48 % der Technikmuseen zeigten in 2013 jährlich mindestens eine Sonderausstellung (vgl. Institut für Museumsforschung 2014: 69 ff.). Für Museen dieser Sammlungsrichtungen ist eine besondere Publikumsstruktur, im Vergleich zu beispielsweise Kunst- und Geschichtsmuseen, charakteristisch, worauf in Kap. 4.2 Untersuchungsergebnisse zu Publikumsmerkmalen genauer eingegangen wird. Die Publikumsstruktur hat auch auf die Rolle und Bedeutung von Sonderausstellungen in den Häusern Einfluss, da häufig andere Besuchsmotive ausschlaggebend sind. Weitere relevante Besonderheiten dieser Museumsarten sind, dass Naturkunde- und Technikmuseen mit besonders dynamischen Themen und Sammlungsgebieten konfrontiert sind. Hieraus ergibt sich eine spezielle Funktion der Dauer- und Sonderausstellungen (siehe auch Abschnitt 3.2.1 zu Unterschieden der Sammlungen nach Museumsart). Naturkundeund Technikmuseen befinden sich auch in einer speziellen Konkurrenzsituation, unter anderem zu Science Centern, Themenparks, Zoologischen Gärten oder Planetarien, was wiederum die Besuchererwartungen und die Ansprüche an ihre Ausstellungen prägt (vgl. Kapitel 2.2 Wachsende Konkurrenz für Museen). Zusätzlich zu Unterschieden von Sonderausstellungen nach Museumsarten sind solche nach Größe und Standort der Museen zu berücksichtigen. Große Museen (nach Mitarbeiterzahl, Budget, Ausstellungsfläche etc.) haben andere Möglichkeiten Sonderausstellungen zu präsentieren als kleinere Museen. In

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kleineren Häusern spielen Sonderausstellungen demnach oft eine weniger bedeutende Rolle (vgl. z.B. Morris 2003: 18 f., de Montebello 1981: 157 ff.). Sonderausstellungen können häufig auch Anreize für touristische Besuche in Museen liefern. Eine besondere Situation besteht in diesem Zusammenhang für Museen an touristischen Standorten, wie beispielsweise in Berlin oder München.9 In diesen Häusern sind Publikumsstrukturen und Besuchsmotive oft anders geprägt (vgl. auch Klein, H.J./Wegner 2010: 85 ff.): Für große, renommierte Museen gilt im Hinblick auf ihre Dauer- und Sonderausstellungen, dass Besucher mehrheitlich wegen des Museums insgesamt – folglich eher wegen der Dauerausstellungen oder bestimmter Exponate – kommen. Dies belegen auch folgende Aussagen: „Selbstverständlich sind Sammlungen wie die Dahlemer Gemäldegalerie, die Alte Pinakothek oder das Deutsche Museum, neuerdings auch die Kölner Kunstanhäufungen sogenannte ,Selbstläuferʻ. Sie können eines beständigen Besucherzustromes auch ohne besonderes publizistisches Engagement und ohne Sonderausstellungen gewiß sein. Doch handelt es sich bei diesen Instituten nicht um Regelfälle in der deutschen Museumslandschaft, sondern um rare, beneidete Ausnahmen.“ (Richter 1984: 155) „Nur wenige Museen kommen […] allein mit der Präsentation ihrer Dauerausstellungen aus. Dies sind zumeist Häuser, die internationale Reputation genießen und die deshalb von einem touristischen Publikum leben. Der Louvre, die Vatikanischen Museen oder das Pergamonmuseum verzeichnen ihre hohen Besuchszahlen nicht wegen des regen Interesses der Berliner, der Pariser oder der Römer an der Dauerausstellung oder wegen ihrer Sonderausstellungen und ihres interessanten Rahmenprogramms. Aber sie sind Ausnahmen.“ (Prehn 2006: 44)

3.3.3 Sonderausstellungen: Erfolgsfaktoren und Kritik In der Literatur sind Vermutungen zu finden, welches Gründe für den Erfolg von Sonderausstellungen beim Publikum sind. Ein Hauptgrund wird in der Themenwahl der Ausstellungen gesehen. Große Kunstausstellungen zeigen häufig bekannte Künstler oder Werke, wie die Klassische Moderne; sie enthalten berühmte Leihgaben, die vielleicht zum ersten Mal in einem Land zu sehen sind. Populäre politisch-historische oder archäologische Ausstellungen thematisieren be-

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Beispielsweise waren im Ägyptischen Museum Berlin 90 % der Besucher Touristen, im Pergamonmuseum Berlin 85 % (vgl. Schuck-Wersig/Wersig 2006: 12), im Deutschen Museum München 81 % (vgl. Blahut/Klein, H.J. 2003: 30).

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stimmte Epochen oder Kulturen, wie zum Beispiel Mittelalter, Römer, Staufer, Steinzeit oder Ägypten. Im Bereich naturkundlicher Ausstellungen sind unter anderem die Themen Dinosaurier, Körperwelten oder Tiefsee besonders erfolgreich (vgl. Statistische Gesamterhebung des Instituts für Museumsforschung 2001-2014). Dieser Erfolgsfaktor von Sonderausstellungen wird allerdings gleichermaßen auch als Kritikpunkt wegen einer zu eingeschränkten Themenfindung angeführt, worauf im folgenden Abschnitt eingegangen wird. Hinzu kommt, dass der Fokus bei Sonderausstellungen meist auf einem Thema oder einem Themenaspekt liegt – der Besucher weiß folglich eher, was ihn erwartet und findet ein überschaubares Themenfeld vor. Insbesondere im Vergleich zu Dauerausstellungen wird dieser Unterschied deutlich (vgl. auch Abschnitt 3.2.3 Kritik an Dauerausstellungen): „Die Attraktivität von Ausstellungen bei Kulturpolitikern und den Ausstellungsmachern scheint mir […] nicht zuletzt auch darin begründet zu sein, daß in ihnen ein scheinbar eindeutiger Bezug zu Wissen, ein einheitlicher analytischer Rahmen mit entsprechend ausgewählten Exponaten herstellbar ist; und die Bildungsanmutung deshalb begründbarer erscheint, als dies im allgemeinen bei Präsentationen in Museen gilt.“ (Treinen 1981: 113)

Die Darstellungsweise in Sonderausstellungen kann ebenfalls zur Publikumspräferenz beitragen. Sonderausstellungen zeichnen sich oft durch besondere Präsentations- und Inszenierungsformen aus, Medien und Zusatzangebote werden verstärkt eingesetzt. Sie gelten als abwechslungsreicher und experimenteller: „Ausgeprägt publikumswirksame Inszenierungen werden heute oftmals für Sonderausstellungen geschaffen. Mitunter kann der Erfolg groß angelegter Ausstellungen sogar mehr auf deren Inszenierung zurückgeführt werden, als auf die dort gezeigten originalen Objekte.“ (Herles 1996: 111) Auch auf Vermittlungsangebote wird bei Sonderausstellungen häufig großer Wert gelegt: „Führungen verstehen sich in Ausstellungen von selbst – umso mehr also in großen Publikumsausstellungen. Sie geben nicht nur den Rahmen, in dem Wissen vermittelt werden kann, sie bieten auch die Andockstelle für jene, die den Ausstellungsbesuch von vornherein zum Gruppenerlebnis und damit zum sozialen Ereignis machen wollen.“ (Lüddemann 2011: 87) Ein weiterer zentraler Grund für den Sonderausstellungserfolg wird im temporären, vergänglichen Aspekt der Angebote gesehen. Jede Sonderausstellung wird in dieser Zusammenstellung nur in einem begrenzten Zeitraum „mit Ablaufdatum“ gezeigt und kann dadurch zu Besuchen reizen. Diese zeitliche Begrenztheit kann Besuchern ein Erlebnis von Einzigartigkeit und Knappheit vermitteln:

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„Statistisch ist längst belegt, dass attraktive Sonderausstellungen die stärksten Frequenzbringer sind. […] Gründe hierfür sind gezielte, aktuelle Publikumsanreize via Superlativ, durch die ein um sich greifendes massives Bedürfnis erzeugt wird, an etwas epochal Einmaligem teilzuhaben, das es in dieser Formation und Qualität nicht wieder geben wird. [...] Bevor ein Nachlassen des Publikumsinteresses einsetzen konnte, waren die Ausstellungen beendet oder werden beendet sein.“ (Winkler/Holthöfer 2010: 1) „Bilder strahlen in Großausstellungen immer heller als in den Schausammlungen, in denen sie ansonsten hängen. Ihre Gruppierung zu einem begrenzten, also erlesenen Ensemble erzeugt nicht nur den Eindruck einer durchgehend unüberbietbaren Qualität, sie konstituiert auch eine Knappheit, die zum Besuch der Ausstellung reizt. Denn die Bilder einer Blockbuster-Schau sind, so die zum Gemeinplatz geronnene Feststellung, in der jeweiligen Zusammenstellung nur einmal zu sehen.“ (Lüddemann 2011: 78)

Steinecke (2007: 26 ff.) sieht in dieser Limitierung ein „Grundprinzip des Begehrenskonsums“ und leitet daraus eine Erfolgsstrategie für Kulturanbieter ab. Die Kommunikation der Knappheit von Produkten wird im Marketing allgemein als Mittel zur Attraktivitätssteigerung gesehen. Bei Sonderausstellungen handelt es sich um eine „zeitmäßige Verknappung“ des Angebots, das nur bis zu einem bestimmten Termin erhältlich ist. Der Eindruck von Knappheit kann bei Konsumenten ein Gefühl des Auserwähltseins und der Exklusivität bewirken und einen höheren sozialen Status vermitteln (vgl. Gierl/Plantsch 2007: 120 ff.). In diesem Kontext steht auch, dass Sonderausstellungen für den Besucher etwas Neues darstellen. Im Vergleich zu Dauerausstellungen, die den Besuchern schon bekannt sein können, werden in Sonderausstellungen neue Themen und Aspekte aufgegriffen. Insbesondere für Wiederholungsbesucher eines Museums vermögen Sonderausstellungen einen neuen Anreiz für erneute Besuche zu schaffen (vgl. Klein, H.J. 1997: 42). Der Eindruck eines besonderen Besuchserlebnisses wird durch den Eventcharakter von Sonderausstellungen verstärkt. Viele Sonderausstellungen werden als Events konzipiert und wahrgenommen, wie bereits in Kapitel 2.4 Eventorientierung und Nachhaltigkeit angeführt. „Blockbuster durchbrechen die Routine des Ausstellungsbetriebs. Sie stellen Spitzenereignisse dar, die ein außergewöhnliches Kunsterlebnis versprechen, das nicht wiederholbar ist. Der Blockbuster wird mit einer Fülle gesonderter Formate wie Vernissagen, Diners, Führungen und so weiter als Event inszeniert.“ (Lüddemann 2011: 26) Große Sonderausstellungen weisen alle Kennzeichen von Events auf, insbesondere Einzigartigkeit, Episodenhaftigkeit, Vermittlung von exklusiver Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit sowie Fokussierung auf ein Thema und

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Verbindung ästhetischer Ausdrucksformen (vgl. Schulze 2007: 313, Gebhardt 2000: 18 ff.). Ein herauszugreifender Aspekt des Eventcharakters von Sonderausstellungen ist das Gefühl des „Dabeigewesenseins“. Sonderausstellungen können als gesellschaftliches Ereignis gelten, an welchem Besucher teilhaben wollen, auch um „zu sehen und gesehen zu werden“. Diese Ereignisse liefern Gesprächsstoff, „darüber spricht man“ (vgl. Brauerhoch 1994: 213, Treinen 1981: 114). In der Warteschlange vor Sonderausstellungen manifestiert sich dieser Effekt besonders deutlich (vgl. auch nachstehende Kritik an Sonderausstellungen): Brauerhoch (1994: 205) spricht hier von einer „Schlange von Gleichgesinnten“, Lutz (2006) von „Schlangestehen als sozialem Akt“. „ Es ist wohl diese seltene Erfahrung des Unbedingten, die viele Besucher in den Bann der MoMA-Ausstellung zieht. [...] Hier darf man sich aufgehoben fühlen, geborgen in der großen Wartegemeinschaft. Hier stellt man sich nicht einfach an, hier reiht man sich ein. Und manche geheime Sehnsucht nach Dazugehörigkeit wird gestillt.“ (Rauterberg 2004b)

Auch die Medienresonanz auf Sonderausstellungen bewirkt deren Besuchserfolg. Populäre Sonderausstellungen gelten als Medienereignis, über das ein großes Publikum informiert ist. Medien greifen in ihrer Berichterstattung über Museen vor allem Sonderausstellungen auf. „Heutzutage hat nur ein großes Spektakel das Potenzial, ein echter Publikumsrenner zu werden, ein so genannter Blockbuster. […] Wenn ein Museum in unserer mediendominierten Welt ein Massenpublikum anlocken will, muss es in den Medien präsent sein. Und um Beachtung in den Medien zu finden, muss es Events produzieren – ein Event ist in diesem Falle etwas, das von den Medien aufgegriffen und besprochen wird.“ (Pomian 2007: 18 ff.)

Unterstützt wird dies durch aufwändige Marketingkampagnen zu Sonderausstellungen. Lüddemann (2011: 92 ff.) sieht ein Kennzeichen von Blockbustern in der „Macht der Kampagne“, die nachhaltige Aufmerksamkeit erzeugt und fokussiert, gezielt Neugier und Spannung weckt. Über vielfältige Kanäle und Maßnahmen werden verschiedene Zielgruppen auf Sonderausstellungen aufmerksam gemacht. Sonderausstellungen können in diesem Zusammenhang auch die Funktion einer Marke erfüllen. Durch gezielte Marketingkampagnen, wie auch durch

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die Besetzung eines bestimmten Themenspektrums ihrer Ausstellungen, streben Museen Markenbildungen an.10 Auch diese Fokussierung von Medienberichten und Marketingmaßnahmen auf Sonderausstellungen kann kritisch gesehen werden. Im Folgenden werden demnach Aspekte der Kritik an Sonderausstellungen dargelegt. Im Verlauf der Entwicklung von Sonderausstellungen wurden mit zunehmendem Erfolg auch kritische Stimmen laut. Ende der 1970er Jahre äußerten Glaser (1978) und Kriss-Rettenbeck (1980) „[…] die ersten Attacken auf die expandierenden Großausstellungen. Beide markieren Positionen die in einer Art Dauerkontroverse der 80er Jahre nicht selten äußerst scharf profiliert werden sollten“ (Korff 2007: 32). Als weitere Kritiker zu nennen sind hier unter anderem Georgen (1982), Boockmann (1985) und Mai (1986). Ein Hauptkritikpunkt an Sonderausstellungen war – und ist auch gegenwärtig – der Einfluss auf die Dauerausstellungen der Museen. Beispielhaft werden nachstehend einige Aussagen angeführt, die bereits aus den 1980er und 1990er Jahren stammen. Mai (1986: 10) befürchtete schon 1986, dass Dauerausstellungen neben Sonderausstellungen zweitrangig werden: „So tritt oftmals die Sammlung mehr und mehr ins zweite Glied, gewinnen die Objekte erst dann an neuem Stellenwert, wenn sie temporär in einem ungewohnten Zusammenhang erscheinen, wenn das Besondere das Gewohnte, nicht einmal Bekannte übersteigt.“ Mai spricht von einer Aufgabenverschiebung zugunsten kosten- und personalaufwändiger Sonderausstellungen, die auch durch Erwartungen von Medien und Politik gelenkt wird: „Keiner hat wohl je errechnet, was außer an Kosten pro Leihgabe an Zeit verwendet wird – es dürfte ganz beträchtlich sein. Sie steht in keinem Verhältnis zu dem, was für die ständige Sammlung übrig bleibt. [...] Aber der Zugzwang Ausstellung in einer durch Medien und politischen Erfolg bestimmten Gegenwart hat weitgehend die Dinge umgekehrt. Überspitzt auf den Nenner gebracht: Die Sammlung ist Stiefkind einer ,Exhibitionitisʻ.“ (Mai 1986: 94)

Diese Verschiebung der originären Aufgaben von Museen verdeutlicht auch Weisner (1990: 183) Anfang der 1990er Jahre:

10 Ebenso können auch die Museumsarchitektur oder der Standort eines Hauses Markenbildungsfunktionen erfüllen (vgl. hierzu ausführlich u.a. John/Günter 2008).

50 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG? „Die ursprüngliche Funktion des Museums wurde mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt, und häufig ist der Wechselausstellungsbetrieb zur Hauptfunktion geworden, so daß heute manches Museum als Institution für Wechselausstellungen mit einer angehängten Abteilung für eine Dauerausstellung erscheint und etliche Museen sich von einer bloßen Ausstellungsinstitution nach außen hin kaum unterscheiden.“

Ruhrberg (1990: 165 f.) kritisiert in derselben Publikation eine unstimmige Rollenverteilung: „Wo es früher kaum Ausstellungen gab, werden heute ganze Sammlungen abgeräumt [...]. Die Rollenverteilung stimmt nicht mehr. Pointiert ausgedrückt: Das ehedem als Kunst-,Mausoleumʻ verspottete Museum wird zum Kunst-,Rummelplatzʻ, das überforderte Publikum zum unkritischen Flaneur.“ Auch in den letzten Jahren sieht die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ in ihrem Schlussbericht eine Gefährdung von Sammlungen und Dauerausstellungen und damit des Museumsauftrags (vgl. auch Kapitel 1, Deutscher Bundestag 2007: 120 f.). Rauterberg (2009) befürchtet, auch im Zusammenhang mit finanziellen Schwierigkeiten und zunehmender Konkurrenz im Kulturbereich, einen Verlust der Identität von Museen: „Sind die Museen noch Museen? [...] Wo es aber am Selbstverständlichen mangelt, wo das Museum kein Ort der Forschung und Pflege mehr ist, wo von Bildung kaum mehr die Rede sein kann und alle Aufmerksamkeit sich auf die Spektakelschauen richtet, da verliert das Museum seine Identität und gleicht mehr und mehr einer x-beliebigen Ausstellungshalle. Seine Aufgabe als Archiv, als kulturelles Gedächtnis, als Ort gesellschaftlicher Selbstreflexion büßt es ein. Eine kunterbunte Tutanchamun-Ausstellung, komplett aus Sperrholzkulissen zusammengezimmert und privat organisiert, zieht derzeit in Hamburg Zehntausende an. Was soll man da noch in teure Wissenschaftler investieren? Wozu noch eine eigene Sammlung von Originalen unterhalten?“

Nach Ansicht der Kritiker bleiben für die übrige Arbeit von Museen bei dieser Entwicklung wenig Zeit sowie wenig finanzielle und personelle Ressourcen. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich auf in kurzen Abständen zu organisierende Sonderausstellungen, die viel Personal binden und zu einer Überforderung des Museumsbetriebs führen können (vgl. Mai 1986: 92). Insbesondere die wissenschaftliche Arbeit, das Forschen in Museen, kann unter dieser Entwicklung leiden, wie Rauterberg (2010) konstatiert: „Erstaunlich viele Museen haben in den letzten Jahren ihre wissenschaftliche Tiefenarbeit nur gelegentlich noch ernst genommen. Viel wichtiger ist es geworden, immer mehr und immer schneller immer größere Ausstellungen zu präsentieren. War es lange üblich, eine

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Dürer- oder Beckmann-Retrospektive über vier, fünf Jahre vorzubereiten und sämtliche Quellen noch einmal zu befragen, so können die Kuratoren heute oft froh sein, wenn sie die Hälfte der Zeit zugestanden bekommen. Auch ist der Mut zu komplexen Phänomenen und gewagten Thesen deutlich gesunken. Worauf es heute ankommt, sind Besucherzahlen – ein gutes Museum ist ein gut besuchtes Museum. Ob es auch gut forscht, scheint zweitrangig zu sein.“

Mit dieser Kritik an Sonderausstellungen geht die Befürchtung einher, dass Sonderausstellungen mit Leihgaben aus der ganzen Welt Kulturgut gefährden können. Empfindliche Exponate können unter dem Leihverkehr leiden, wie auch der Sammlungsbezug von Exponaten seine wissenschaftliche Bedeutung verlieren kann (vgl. bereits Waetzoldt 1981: 15, Schulz 2001: 124 ff.). „Der Ausstellungsbetrieb als olympische Disziplin hat inzwischen eine Reihe von Museen zu Verschiebebahnhöfen für Kulturtransporte werden lassen. [...] Die Kunst, so prophezeien es skeptische Rufer in der Flut, verkomme immer mehr zum Verbrauchsgegenstand.“ (Nestler 1990: 59) Weiterhin führen Kritiker an, dass durch Sonderausstellungen nicht mehr Besucher für die Dauerausstellungen der Museen gewonnen werden, sondern diese die Besucher sogar von Dauerausstellungen abziehen. Gemeinsame Besuche beider Angebote oder Besuche nur in Dauerausstellungen, während gleichzeitig eine Sonderausstellung gezeigt wird, gelten als selten (vgl. Klein, H.J. 1998a: 25, ders. 2001a: 16). „Dennoch ist ein Irrtum längst an den Tag gebracht: Ausstellungen erzeugen nicht etwa mehr Besucher für die permanente Kollektion; sie steigern vielmehr den Wunsch nach Wechsel, ziehen mithin vor allem sich selber nach. Anlaß und Ökonomie der Zeit in dem, was zu verkraften ist, lassen in der Regel nur das eine, nicht auch das andere zu.“ (Mai 1986: 94) Klein, H.J. (1999: 160) weist ebenfalls darauf hin, dass Sonderausstellungen die Kapazitäten von Besuchern ausschöpfen: „Doch, so darf man fragen, profitieren von diesen zahlreichen, länger im Haus verweilenden Besuchern eigentlich auch die ständigen Schausammlungen? Die Antwort darauf lautet eindeutig: nein! Nie waren die Säle so leer [...]. Tatsächlich absorbiert eine große Sonderausstellung das Aufnahmevermögen, die physische und psychische Kondition der Besucher so sehr, daß keine merklichen Synergieeffekte für die Dauerpräsentationen abfallen.“

Die beschriebene Verlagerung der Museumsarbeit auf Sonderausstellungen ist aus Kritikersicht dem Einfluss der Erwartungen von Besuchern, Medien, Politik und weiteren Geldgebern geschuldet. Puhle (2008: 54) beschreibt diese An-

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spruchshaltung als vielleicht größte Schwierigkeit für Museen, da nicht jede Ausstellung hohe Besuchszahlen generieren kann. Zudem entsteht durch diese Entwicklung Druck auf die Museumslandschaft insgesamt, dem viele Museen jedoch nicht gerecht werden können. Rauterberg (2002) bezeichnet die Besucheransprüche an Museen als gewaltig. Sie führen seiner Ansicht nach dazu, dass zahlreiche Museen nur „für die Einschaltquote“ leben: „[…] auch mit den Besuchern wird es schwieriger. Früher waren es Schwellenängste, heute sind es Reizschwellen, die überwunden sein wollen. Das Publikum möchte geködert werden mit duftenden Worten und prallen Namen, längst sind die gezeigten Objekte nicht mehr Verführung genug. Sie brauchen einen Rahmen um den Rahmen, brauchen Erzähler und Übersetzer. Nicht ums Hinsehen geht es mehr, sondern um Aufsehen, um viel Aufhebens mit wenig Niederschlag, um Lifestyle statt Stildiskussion.“

Besucher erwarten in Museen bestimmte Themen sowie eine entsprechende Inszenierung der Inhalte. Bradburne (2001: 75) vergleicht die Einstellung der Museumsbesucher mit der Erwartungshaltung an Kinoangebote: die Besucher warten darauf, dass in Museen ,etwas läuftʻ. Dabei wird von Kritikern in Frage gestellt, ob die Qualität der Exponate noch notwendig für Besuchsentscheidungen ist oder nur das besondere Ereignis den Ausschlag gibt (vgl. Herles 1996: 51, Rauterberg 2004b). Im Phänomen der Warteschlangen vor großen Sonderausstellungen zeigt sich aus Kritikersicht diese Haltung der Besucher besonders deutlich. Beispielhaft hierzu der sarkastische Kommentar von Zippert (2007) zur Impressionisten-Sonderausstellung in der Neuen Nationalgalerie Berlin im Jahr 2007: „Die meisten Besucher sind gar nicht an den Bildern interessiert, sondern wollen zu Hause nur damit renommieren, dass sie ,zwei volle Tageʻ angestanden hätten. Sie bekommen an der Kasse zum Preis von 50 Euro eine amtlich beglaubigte Urkunde: ,Ich hätte die Impressionistenausstellung am 4.6. um 19.10 Uhr nach 57-stündiger Wartezeit betreten können, wenn ich gewollt hätteʻ. Alle Führungen sind seit fünf Jahren ausverkauft, die Betrachtungslizenzen für vollständige Bilder sind vergeben, einige wenige Details können noch gebucht werden – etwa ein Sonnenblumenkern, eine Brustwarze oder ein Schnürsenkel. Bei der Eröffnung starben drei Besucher an Entkräftung, wurden aber von der Menge weitergeschoben und stehen bereits wieder an.“

Der Massenbesuch von Sonderausstellungen führt nach Ansicht der Kritiker zu einem fragwürdigen Besuchserlebnis. Ausstellungsbesucher können dabei ihre

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Aufmerksamkeit nicht den Exponaten widmen, was Voss (2011) wie folgt schildert: „Bisher war der Museumsbesucher, der sich die Kunstwerke nur kurz oder gar nicht ansieht, eine der liebsten Lachnummern der Kulturelite. [...] Neu ist, dass die ehemalige Lachnummer zum Ideal von ehrwürdigen Institutionen aufgestiegen ist. Der Besucher von Blockbustern soll die Originale nur eines kurzen Blickes würdigen – und liest dann im Katalog. Er bleibt länger im Museumsshop als in der Ausstellung. Er zahlt sechzehn Pfund für den Eintritt und am besten noch einmal so viel im Museumscafé. [...] Das Schauspiel, dessen Zeuge wir sind, ist der seltene Fall eines Monsters, das an seinem eigenen Gift zugrunde geht; die Blockbuster werden von ihrem eigenen Gewicht erdrückt. […] Wenn es nicht mehr möglich ist zu verweilen, sich vor ein Werk zu setzen oder sich mit Freunden davor auszutauschen, dann kann man es auch bleiben lassen. Es ist eindeutig besser, ein Gemälde nie im Original gesehen zu haben – als 4 Minuten, 17 Sekunden davor in einer Blockbusterschau zu stehen.“

Neben der Publikumserwartung werden auch die Medien als Einfluss auf Sonderausstellungen aufgeführt: Medienberichterstattungen gelten als ein Erfolgsfaktor gut besuchter Ausstellungen, Medienvertreter steuern mit ihrer Auswahl auch das Besucherinteresse. „Ohne deren Medienberichte, die gelegentlich so vollmundig klingen, als habe man es mit säkularisierten Offenbarungen zu tun, wären jedenfalls die Besucherschlangen nicht erklärbar, die Tut-anch-amuns Wanderschaft durch Deutschland zur Idealkonkurrenz für Lourdes oder Fatima verhalfen, ohne die Trommelwirbel und Fanfarenstöße von Presse, Funk und Fernsehen würde man sich schwer tun mit der Erklärung, warum es 300.000 Schaubegierige zu den Parlern nach Köln, 600.000 zum Jugendstil nach Darmstadt und 800.000 zu den Staufern nach Stuttgart gezogen hat, oder wie jeweils Hunderttausende zur ,documentaʻ ins doch ziemlich entlegene Kassel kommen.“ (Richter 1984: 155)

Hinzu kommt Kritik am Einfluss von Politik und weiteren Geldgebern auf die Museumsarbeit. Diese widmen Dauerausstellungen, die nicht die hohen Besuchszahlen von Sonderausstellungen und die große Medienresonanz erzielen, zu wenig Aufmerksamkeit. Für Museumsangebote jenseits von Sonderausstellungen ist es daher schwierig, Finanzierungsmöglichkeiten zu finden (vgl. Waetzoldt 1981: 16, Fleming 2004). „Viele Städte kürzen die Mittel, steigern aber ihre Erwartungen: Der Kunstschatz soll glänzen, und er soll Besucherrekorde brechen. Der Erfolg der MoMA-Ausstellung in

54 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG? Berlin, so hört man es von vielen Museumsleitern, hat große Begehrlichkeiten geweckt. Mehr noch als bisher gilt nun das Primat der großen Namen und der großen Zahl. Und der Direktor droht vollends zum Unterhaltungskünstler, zum Sponsorenjäger und Werbeonkel zu werden. Etliche Kunstwerke, die sich nicht zum Markenartikel eignen, darunter viele alte Meister, landen im Depot.“ (Rauterberg 2004b)

Diese Einflussfaktoren können neben der Frequenz gezeigter Sonderausstellungen auch die Auswahl von Ausstellungsthemen und -inhalten bestimmen. „[…] Museen beklagen mehr und mehr, dass nur noch solche Vorhaben Unterstützung finden, die sich in die langfristig angelegten Imagekampagnen der Unternehmen einfügen. Für kontroverse Themen gibt es keine Sponsorengelder. Die Zunahme eingeworbener Mittel täuscht darüber hinweg, dass sich das geförderte Ausstellungsprogramm mehr und mehr zu einem in jeder Hinsicht unanstößigen ,Mainstreamʻ bündelt. Dass den Medien dabei die Rolle des unbezahlten Werbeträgers zugedacht ist, versteht sich von selbst.“ (Schulz 2001: 121)

Das Themenspektrum von großen Sonderausstellungen wird folglich als eingeschränkt kritisiert. Im Gegensatz dazu kann die Themenwahl von Sonderausstellungen auch als deren Erfolgsfaktor gesehen werden, wie im obigen Abschnitt dargelegt wurde. Bereits Mai (1986: 63 ff.) schreibt in diesem Zusammenhang: „Die Star-Ausstellung gleicht dem Repertoiretheater, wo der Gegenstand natürlich längst als bekannt vorauszusetzen ist; allein die Inszenierung und das Umfeld zählen.“ Im Kunstbereich bezeichnet er Ausstellungen als „GipfelKunstgeschichte“ und „Konsens von Kulturtouristen“ (Mai 1986: 76). So sind Sonderausstellungen über bekannte Künstler erfolgreich, wie auch Ausstellungen zu fremden Kulturen sowie bestimmten Epochen (vgl. Ammann 2006). „Die Wiederholung der gängigen Ausstellungsthemen indessen hat, und dies liegt ebenso zutage, zu einem auch ästhetischen Verschleiß der Objekte geführt. ImpressionistenAusstellungen beispielsweise wirken in manchen Fällen nur mehr wie die Illustrationen zum Merchandising im Museumsshop neben dem Ausgang.“ (Schulz 2001: 123) „Blockbusters lead to a ,dumbing downʻ of the museum and its message. The public is fed a diet of names and subjects which is closely related to the cult of celebrity enjoyed by sport and movie stars – Monet, Picasso, Cezanne, James Bond, Titian, Rembrandt, Tutankhamen; Titanic, Tyrannosaurus Rex: good, bad or indifferent, the hype is relentless – less scholarship, more sensation.“ (Fleming 2004)

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Neben der eingeschränkten Themenwahl wird auch Kritik an der Präsentation von Sonderausstellungen geübt (vgl. Kaiser 2006: 16 ff.). Beanstandet wird unter anderem eine sich verselbstständigende Inszenierung, womit die Gestaltung vor den Inhalt von Ausstellungen tritt. Ausstellungen werden zunehmend als „Showgeschäft“ empfunden (vgl. Mai 1986: 84 ff., Waetzoldt 1981: 20). Vogel (2006: 71) spricht in dem Zusammenhang von einer „Inszenierungsgesellschaft“. „Immer mehr neigen Ausstellungen dazu, nicht mehr Ausstellungen von Kunstwerken zu sein, sondern sich selbst als Kunstwerk auszustellen“ (Buren, zitiert nach von Hantelmann/Meister 2010: 7). „Nicht abzuweisen ist der Eindruck, der sich zum Verdacht steigert, daß museale Objekte [...] vorwiegend unter dem Motto angefordert werden – wie im Sport und Zirkus: immer mehr, immer größer, immer kostbarer, immer imposanter, von möglichst weit her oder von möglichst berühmten Orten. Der Glanz und die Gloria, die sich unsere Vorväter mit großem Opfer, mit großen persönlichen geistigen Leistungen geschaffen haben, werden in abenteuerlicher Leichtherzigkeit vor Ort zitiert, um an ihnen gemessen bläßlich erscheinende Ideen und mit Rücksicht auf ihre historische Differenziertheit schwächliche wissenschaftliche Leistungen – meist bewirkt durch eine bedrängende Terminnot – aufzumotzen, damit es wenigstens etwas zu beschauen gibt.“ (Kriss-Rettenbeck 1980: 115)

An der Darstellung wird zudem kritisiert, dass Sonderausstellungen Deutungen vorgeben und der Besucher sich diese nicht mehr selbst erschließen kann: „Kurzum, fremde oder vergangene Deutungsschemata und Ausdrucksschemata, innere und äußere Wirklichkeiten werden zu einer Deutung fixiert. Nicht der Vorgang der Deutung wird dem Besucher präsentiert, sondern eine Deutung wird als kompakt und schlüssig in größtmöglicher Monumentalität durch konkrete Zitierung notwendig ungenügend präsentierter und erschlossener Quellen vorgesetzt.“ (Kriss-Rettenbeck 1980: 127)

Schließlich wird in der Entwicklung auch die Gefahr eines Sättigungseffekts gesehen. Ein Zuviel an großen Sonderausstellungen kann keinen Reiz mehr auf Besucher ausüben und somit ihre eigene Existenz bedrohen: „Der Trend hat längst eine paradoxe Situation geschaffen: Während jeder Blockbuster als Inbegriff des einzigartigen Kunsterlebnisses einen solitären Charakter beanspruchen muss, sorgen immer neue Exemplare dafür, dass sich die Gattung selbst inflationiert. [...] Das Format des Blockbusters steht unter dem Druck einer Erwartung, der es selbst immer wieder neue Nahrung liefert.“ (Lüddemann 2011: 18)

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3.4 AKTUELLE E NTWICKLUNGEN BEI D AUER - UND S ONDERAUSSTELLUNGEN Gegenwärtig hat man es in der Museumslandschaft mit einem breiten Spektrum von Ausstellungsformen zu tun. Dauer- und Sonderausstellungen verändern sich, unter anderem im Kontext der Anforderungen an Museumsarbeit, die in Kapitel 2 aufgeführt wurden. Neben den vorliegend schwerpunktmäßig thematisierten Großausstellungen sind viele weitere Formate von Sonderausstellungen vorhanden: „Heute ist die Bandbreite dessen, was unter dem Begriff Sonderausstellung subsumiert wird, beachtlich. Großausstellungen und solche, die in einem Schaufenster Platz finden, Gruppen- und Themenschauen, partizipative Ausstellungsformen und Aktionen gegebenenfalls außerhalb des Museums – verschiedene Konzepte und Sprachen, Formen der Vermittlung und Darstellung.“ (Habsburg-Lothringen 2012b: 24)

Dauerausstellungen werden gegenwärtig häufig Erneuerungen und Umbauten unterzogen. Jedoch ist hierzu wenig Literatur vorhanden: „Die Frage nach der richtigen und zeitgemäßen Entwicklung bzw. Erneuerung von Dauerausstellungen gehört zu den zentralen der Museumspraxis. Dies spiegelt sich in der museologischen Literatur nicht wieder. […] All diese Publikationen tangieren auch Fragen des dauerhaften Ausstellens. In ihrem Zentrum führen sie sie aber nicht.“ (HabsburgLothringen 2012a: 16)

Beim Verhältnis von Dauer- und Sonderausstellungen ist zu beobachten, dass die Grenze zwischen den Formaten zunehmend verschwimmt (vgl. HabsburgLothringen 2012b: 30, Hudson 1998: 44, Fischer, P. 2012: 57 ff.). Klassische Dauerpräsentationen werden um neue, häufig temporäre Formate erweitert: Hierzu zählen beispielsweise mediale Angebote (wie multimediale Ausstellungsführer, zusätzliche Online-Ausstellungsformate etc.) oder partizipatorische Angebote, die unter anderem Künstler, andere Wissenschaftler oder Besucher in die Ausstellungsgestaltung einbeziehen. Dabei ist die Form der „Interventionen“ in Dauerausstellungen hervorzuheben. Hier setzen sich Künstler oder andere externe Personen mit den Sammlungen und Dauerausstellungen von Museen auseinander. Sie verändern die Ausstellungen, indem sie zum Beispiel neue Elemente hineinbringen oder Präsentations- und Vermittlungsweise modifizieren. Diese Eingriffe sind überwiegend künstlerischer Art. Auf diese Weise soll Dauerausstellungen ein innovativer

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Charakter gegeben, die vorhandene Darstellung hinterfragt und auch neues Publikum gewonnen werden (vgl. Muttenthaler 2009: 16 ff., ders. 2012: 355 ff.). Im Kontext dieser sich auflösenden Grenzen der Ausstellungen verändert sich häufig auch das Größenverhältnis zwischen Dauer- und Sonderausstellungsfläche: Von einem Großteil für die Dauerausstellung in kleinere ständige Präsentationen und eine vergrößerte Sonderausstellungsfläche. Auch eine räumliche Verbindung von Sonder- und Dauerausstellungen ist möglich, welche die beiden Formate nicht mehr getrennt voneinander präsentiert. Weiterhin entwickelt sich die Darstellungsweise von Dauerausstellungen und passt sich teilweise Sonderausstellungen an: „Wurde traditionell der Sammlungspräsentation ein Gutteil der Ausstellungsfläche zugesprochen, wird man heute zunehmend mit ‚kompakten Dauerausstellungen‘ konfrontiert, die einen knappen Überblick z.B. einer Stadtentwicklung und einen Einblick in die Sammlung bieten und dabei wachsenden Sonderausstellungsflächen gegenüberstehen. Traditionelle Unterschiede verschwinden auch, wo die einst objektdichten Dauerausstellungen im wenig komplexen Stil der Sonderausstellungen mit nur noch einer ‚Story‘ für den einmaligen Durchgang neu erstehen.“ (Habsburg-Lothringen 2012b: 30)

Wechselnde Präsentationen in Dauerausstellungen können entweder ergänzend zu einer Ständigen Ausstellung gezeigt werden oder semipermanente Ausstellungen ersetzen die klassische Dauerausstellung. So wurde im Abschnitt 3.2 bereits auf Museen verwiesen, die ihre Sammlungen nicht in Dauerpräsentationen, sondern in wechselnden Zusammenstellungen ausstellen. Vor allem in Kunstmuseen finden sich Beispiele für wechselnde Dauerausstellungen, wie bereits Anfang der 1990er Jahre die halbjährlich veränderte Ausstellungsform „Szenenwechsel“ im Museum für Moderne Kunst Frankfurt oder die Sammlungspräsentation im Kunstmuseum Luzern, um hier nur einzelne Beispiele anzuführen (vgl. Fischer, P. 2012: 57 ff.). Auf diese Aspekte wird in Kapitel 7.2 Handlungsempfehlungen für Museen nochmals Bezug genommen, wenn Überlegungen zu Sonder- und Dauerausstellungspräsentationen angestellt werden.

4. Empirische Studien über das Museumspublikum

4.1 B ESUCHERFORSCHUNG

AN

M USEEN

4.1.1 Untersuchungsschwerpunkte der Besucherforschung an Museen Im Folgenden werden Untersuchungsschwerpunkte empirischer Besucherforschung1 an Museen aufgezeigt. Die Darstellung konzentriert sich weitestgehend auf Studien im deutschsprachigen Raum, da die vorliegende Arbeit auf deutsches Museumspublikum ausgerichtet ist. In den USA, wie auch in Großbritannien, Kanada oder Australien, ist Besucherforschung deutlich weiter verbreitet und erfolgt kontinuierlicher als in Deutschland (vgl. u.a. Reussner 2010).2 In Deutschland sind für den Beginn systematischer Besucherforschung an Museen vor allem Klein, H.J. (1971) und Treinen (1974) zu nennen. Die Anfänge hingen damit zusammen, dass Museen zunehmende gesellschaftliche Bedeutung erfuhren und eine Erweiterung des Publikums gefordert wurde (vgl. Deut1

Bei Studien der Besucherforschung stellen Besucher bzw. Nutzer (wie auch NichtNutzer) den primären Untersuchungsgegenstand dar. Besucherforschung umfasst Untersuchungen zur Publikumsstruktur, zu soziodemografischen Merkmalen und kognitiven Voraussetzungen der Besucher sowie zu Besuchsbedingungen und Motiven (vgl. Treinen 1997: 45, Klein, H.J. 1997). Synonym zum hier verwendeten Begriff der Besucherforschung werden in der Literatur auch die Begriffe Nutzer- oder Publikumsforschung gebraucht (vgl. zum Beispiel Reussner 2010: 8 ff., Mandel 2010: 16 ff., Glogner-Pilz 2012).

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Zum Stand der Besucherforschung an Museen im englischsprachigen Bereich vgl. u.a. Bitgood/Loomis 1993: 684 ff., Screven 1993, Bicknell/Famelo 1993, Kirchberg 1996: 51, Hooper-Greenhill 2008, Reussner 2010: 28 ff.

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sche Forschungsgemeinschaft 1974). Zuerst konzentrierte sich die Forschung vor allem auf soziodemografische Merkmale der Museumsbesucher. Bezogen auf das Publikum speziell von Sonderausstellungen stammen erste dokumentierte Besucherbefragungen aus den 1960er und 1970er Jahren. Unter anderem wurden Ausstellungsbesucher im Badischen Kunstverein Karlsruhe, im FolkwangMuseum Essen, der Kunsthalle Köln3, im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, in der Kunsthalle Kiel oder in der Staatsgalerie Stuttgart befragt (vgl. Klein, H.J. 1978: 15 ff., Klein, H.J./Bachmayer 1981: 72 ff.). Bereits 1946 wurden in den Nationalen Kunstausstellungen Dresden erste Untersuchungen zu Besucherresonanzen durchgeführt, deren Ergebnisse allerdings nur noch fragmentarisch erhalten sind. In den 1960er Jahren fanden diese eine Fortsetzung (vgl. Stiehler/ Lindner 1991: 7, Lindner 1998: 40 ff.). Seit dem Jahr 1968 wurde die documenta von Besucherbefragungen zu unterschiedlichen Schwerpunkten begleitet (vgl. Hellstern 1993: 305 ff., ders. 1998: 2 ff., Hoffrichter 1993: 495 ff., Lindner 1998: 278 ff.). Untersuchungsmethoden und Fragestellungen erweiterten sich daraufhin, unter anderem um qualitative Instrumente, Nichtbesucherbefragungen oder Evaluationen von Planungsprozessen. Die vorherrschende Leitdisziplin der Soziologie wurde um weitere Disziplinen, wie Kommunikationswissenschaft, Pädagogische Psychologie oder Kognitionspsychologie ergänzt (vgl. Reussner 2010: 39 ff., Graf/Noschka-Roos 2009: 7). Eine bedeutende Forschungs- und Dokumentationseinrichtung im Museumsbereich ist seit 1979 das Berliner Institut für Museumskunde (seit 2006: Institut für Museumsforschung). Dieses erfasst unter anderem jährlich in einer statistischen Gesamterhebung die Besuchszahlen der deutschen Museen und führt Studien zu ausgewählten Fragestellungen durch (vgl. Institut für Museumsforschung 2014). Veröffentlichungen in Deutschland, die an den internationalen Forschungsstand anschlossen, waren vor allem „Der Gläserne Besucher“, eine museumsübergreifende Besucherbefragung aus den Jahren 1984 bis 1986 (Klein, H.J. 1990), und „Neue Methoden der Ausstellungsplanung in Museen“, eine Anwendungsstudie zu verschiedenen Evaluationsformen (Almasan et al. 1993). Zunehmend fanden auch Tagungen zum Thema Besucherforschung in Museen statt (vgl. Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland 1996, Landschaftsverband Rheinland 1997).

3

1970 fand in der Kunsthalle Köln eine Besucheranalyse der Ausstellung „Herbst des Mittelalters“ statt, bei welcher 3088 Besucher Fragebögen ausfüllten. Deren Ergebnisse sind zugänglich (vgl. Klein, H.J. 1971). Ergebnisse der im Jahr 1972 erfolgten Befragung in der Ausstellung „Rhein und Maas“ mit 4400 Befragten wurden nicht publiziert (vgl. Klein, H.J. 1978: 15 ff.).

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Das Themenspektrum der Studien weitete sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend aus, gezielter wurden bestimmte Aspekte der Museumsarbeit untersucht (vgl. u.a. Treinen 2012). Die Expansion besucherbezogener Forschung hing mit der wachsenden Bedeutung von Nachfrage- und Besucherorientierung für Museen zusammen, auf welche in Kapitel 2.6 Besucherorientierte Museumsarbeit bereits Bezug genommen wurde. Beispielhaft können Untersuchungen spezieller Fragestellungen angeführt werden, wie zur Eintrittspreisgestaltung in Museen (z.B. Hummel 1996, Kirchberg 1998), virtuellen Museen (z.B. Wersig/ Graf 2000), Museumsnächten (z.B. Hagedorn-Saupe et al. 2003) oder Touristen in Museen (z.B. Bandi 2007). Aufgrund verstärkten zielgruppenorientierten Arbeitens wurden auch Besucheranalysen und -segmentierungen immer wichtiger. Indem der Zusammenhang von Lebensstilen und Milieus mit Museumsbesuchen untersucht wurde, konzentrierte sich die Forschung nicht mehr nur primär auf soziodemografische Merkmale zur Charakterisierung des Publikums (u.a. Terlutter 2000, Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung 1989, Kirchberg 1994, ders. 2005, Kohl 2006) (siehe auch Kapitel 4.4 Segmentierung des Museumspublikums). Auch Nichtbesucher von Museen und mögliche Besuchsbarrieren wurden zunehmend in den Blick genommen (u.a. Klein, H.J. 1997, Kirchberg 2005). Ausgewählte Fragestellungen der letzten Jahre waren Lernprozesse in Museen (z.B. Schwan et al. 2006, Falk/Dierking 2013, Höge 2014), Effektivität von Vermittlungsangeboten oder neue Medien in Ausstellungen und beim Forschungseinsatz (z.B. Klein, H.J. et al. 2009, Kälin/ Müller 2009, Tröndle et al. 2012, Tröndle et al. 2014, Glogner-Pilz/Kolb 2014). Vorstehend wurden bei Untersuchungsschwerpunkten an Museen frühe Studien über Sonderausstellungsbesucher bereits aus den 1960er Jahren erwähnt. Auch aktuell werden an einzelnen Museen recht zahlreich Besucherbefragungen in Sonderausstellungen durchgeführt. Publiziert werden jedoch nur wenige dieser Studien.4 Meist erfolgen die Untersuchungen auch nicht regelmäßig, sondern zu bestimmten Ausstellungen. Die gezielte Gegenüberstellung von Ergebnissen zum Sonderausstellungspublikum mit dem jeweiligen Publikum von Dauerausstellungen ist auch an einzelnen Museen selten, insbesondere da diese eine vergleichbare Erhebungsmethode erfordert und in einem ähnlichen Zeitraum erfolgen sollte. Aufgrund der punktuellen und unterschiedlichen Anwendung von 4

Die erschwerte Zugänglichkeit von Besucherstudien belegen die Ergebnisse einer Untersuchung zu Besucherforschung an öffentlichen deutschen Kulturinstitutionen. Die Hälfte der hier befragten Museen führt Besucherstudien durch, wobei 55 % von diesen keine Ergebnisse publizieren. Die übrigen führen die Ergebnisse mehrheitlich in ihren Medienberichten auf. Nur 8 % erstellen eine Publikation (vgl. Zentrum für Audience Development 2007: 8 ff.).

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Studien sind auch komparative Betrachtungen von Ergebnissen für verschiedene Museen nur bedingt möglich. Studien, die einen gezielten Vergleich des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen über mehrere Museen anstellen, sind lediglich sehr vereinzelt bekannt. Im folgenden Abschnitt werden die vorhandenen Vergleichsstudien an Museen vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt hier gemäß der Untersuchungsfrage auf dem Vergleich von Sonder- und Dauerausstellungspublika, auch Gegenüberstellungen verschiedener Museen oder Ausstellungen werden einbezogen. 4.1.2 Vergleichende Studien an Museen Die Analyse des Forschungsstands zu vergleichenden Untersuchungen an Museen bestätigt, dass Vergleichsstudien eher selten sind (vgl. Rubenstein et al. 1993: 802). Eine zu erwähnende Publikation ist die Karlsruher Schrift zur Besucherforschung mit dem Titel „Doppelpack. Zum Lobe der vergleichenden Forschung“ (Klein, H.J. 1998c). Diese geht auf vergleichende Besucherstudien und Möglichkeiten der Gegenüberstellung von Untersuchungen ein. Vorliegend untersuchte Studien, denen jeweils ein vergleichbares Erhebungsinstrument zugrunde liegt, können folgendermaßen eingeteilt werden: • Studien an mehreren Museen, die eine Gegenüberstellung des jeweiligen

Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen zum Ziel haben • Studien an einem Museum, die eine Gegenüberstellung des Publikums von

Sonder- und Dauerausstellungen beinhalten • Studien an mehreren Museen verschiedener Museumsarten (ohne eine direkte

Gegenüberstellung des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen) • Studien an mehreren Museen der gleichen Museumsart (ohne eine direkte

Gegenüberstellung des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen) • Studien an mehreren Museen mit der gleichen Ausstellung

Studien an mehreren Museen, die eine Gegenüberstellung des jeweiligen Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen zum Ziel haben Wie oben bereits angesprochen, stellen derartige Studien ein Desiderat der Besucherforschung an Museen dar. Eine Untersuchung von Hoffrichter (1990) an sechs Kölner Museen weist Ansätze dieser Aufgabenstellung auf. Hier erfolgte eine Besucherbefragung an sechs städtischen Museen verschiedener Museumsarten in Köln, welche parallel zur Dauerausstellung eine Sonderausstellung zeig-

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ten.5 Die Erhebungsphasen wurden dabei unabhängig von den gezeigten Ausstellungen definiert. In mehreren Phasen von 1987 bis 1989 füllten insgesamt 13.975 Individualbesucher ab 14 Jahren Fragebögen aus. Primäre Untersuchungsziele waren Besucherstrukturen, Präferenzen der Besucher und genutzte Informationsquellen. Seit 1988 enthielt der Fragebogen auch eine Frage nach der Sonderausstellung oder Ständigen Sammlung als Besuchsgrund und die Ergebnisse wurden entsprechend differenziert. „Diese Unterscheidung des Publikums nach der Besuchspräferenz erwies sich im weiteren als sehr fruchtbar […]. Es wurden wesentliche Varianzen zwischen den entsprechenden Publikumsteilgruppen offensichtlich.“ (Hoffrichter 1990: 42) Im Jahr 1995 schloss sich eine ähnliche Untersuchung an, welche zusätzlich zu den fünf Museen zwei Kunstmuseen einbezog (vgl. Stadt Köln 1996).6 Hier wurden 4716 Fragebögen von Individualbesuchern ausgefüllt. Fünf der sieben untersuchten Museen zeigten bei dieser Studie parallel Sonder- und Dauerausstellungen. 7 Auf die Befragungsergebnisse wird in Kapitel 4.5 Merkmale des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen weiter eingegangen. Studien an einem Museum, die eine Gegenüberstellung des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen beinhalten Von einzelnen Museen liegen Studien vor, die ihr Sonderausstellungs- mit dem Dauerausstellungspublikum vergleichen. Diese Studien erfolgten aber größtenteils zu unterschiedlichen Besuchszeitpunkten und nur unregelmäßig. Die gezielte Gegenüberstellung des Publikums war in den Untersuchungen meist nicht das primäre Ziel. Resultate aus den Befragungen werden ebenfalls in Kapitel 4.5 genannt. Das Badische Landesmuseum Karlsruhe führt regelmäßig Besucherbefragungen zu seinen Sonderausstellungen durch, welche vereinzelt durch Studien in den Dauerausstellungen ergänzt werden. Diese sind allerdings nur eingeschränkt zugänglich (vgl. u.a. Klein/Bachmayer 1981, Klein, H.J. 1998a, 1999, 2001a, 5

Die Untersuchung (Hoffrichter 1990) fand an folgenden Kölner Museen statt: Wallraf-Richartz-Museum/Museum Ludwig, Römisch-Germanisches Museum, Kölnisches Stadtmuseum, Rautenstrauch-Joest-Museum, Museum für Ostasiatische Kunst, Schnütgen-Museum.

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Untersucht wurden zusätzlich das Museum für Angewandte Kunst und die JosefHaubrich-Kunsthalle, das Museum für Ostasiatische Kunst war zum Untersuchungszeitpunkt geschlossen (Stadt Köln 1996).

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Ein Manko ist, dass sich die Befragten nicht gleichmäßig auf die verschiedenen Museen verteilen, sondern mehr als zwei Drittel im Wallraf-Richartz-Museum/ Museum Ludwig und im Römisch-Germanischen Museum befragt wurden.

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2003a, Klein, H.J./Wegner 2010). In den meisten Fällen wurden im Badischen Landesmuseum Individualbesucher über 15 Jahre schriftlich befragt. Ziele der Studien waren Aufschlüsse über Publikumsstrukturen, Besuchsbedingungen und -abläufe, genutzte Informationsquellen sowie Urteile. Klein, H.J. (1998, 2001, 2003) fasste die Befragungsergebnisse in einem direkten Vergleich über die Jahre zusammen, teilweise stellte er auch Sonder- und Dauerausstellungspublika gegenüber. Mit einer Untersuchung am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart liegen Ergebnisse zu einem weiteren baden-württembergischen Landesmuseum vor. Im Jahr 2006 wurde dort das Publikum in einer sonderausstellungsfreien Zeit sowie während der „Großen Landesausstellung Das Königreich Württemberg“ mit einem vergleichbaren Fragebogen befragt (vgl. Wegner/Klein, H.J. 2007). 1939 Individualbesucher ab 14 Jahren wurden in der Zeit ohne Sonderausstellung, 1578 während der Sonderausstellung einbezogen. Die Ergebnisse wurden direkt gegenübergestellt, um Hinweise auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Publikum zu erhalten. Ein weiteres Museum, das regelmäßig Befragungen seiner Besucher durchführt, ist das Museum für Kommunikation in Bern (vgl. Wegner/Riede 2012, Wegner/Stadler 2013). Seit 2005 erfolgen dort jährlich Besucherbefragungen in den Sonderausstellungen, ergänzt durch Untersuchungen des Dauerausstellungspublikums (in den verschiedenen Studien 1058 bis 1881 befragte Individualbesucher ab 14 Jahren). Die Befragungen haben zum Ziel, Publikumsmerkmale der unterschiedlichen Ausstellungen, Besuchsbedingungen und -verhaltensweisen, Informationsquellen sowie die Zufriedenheit der Besucher zu erheben. Neben dem Vergleich der verschiedenen Publika, wird gezielt auch nach Sonder- oder Dauerausstellung als hauptsächlichem Besuchsmotiv gefragt. Auch im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, im Deutschen Museum München sowie im Jüdischen Museum in Berlin werden regelmäßig Besucherstudien durchgeführt; Besucherforschung ist dort personell in den Häusern verankert. Hieraus hervorgehende Erkenntnisse sind jedoch nur eingeschränkt öffentlich zugänglich. Weitere Museen verfügen vermutlich ebenfalls über interne Resultate zu Sonder- und Dauerausstellungspublika. Häufiger erscheinen Vergleiche des Publikums verschiedener Sonderausstellungen an einem Museum. Zu nennen sind beispielsweise Untersuchungen in der Bremer Kunsthalle (vgl. Schmidt/Kurzeja 2008), dem Rheinischen Landesmuseum Bonn und der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (vgl. Ponert/Kleinemas 2009: 127 ff.). Auch die Bayerischen Landesausstellungen werden von Besucherbefragungen begleitet, in diesem Fall finden die Ausstellungen an verschiedenen Museen in Bayern statt (vgl. Haus der Bayerischen

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Geschichte o.J.). Für die documenta in Kassel wurden ebenfalls zahlreiche Besucherbefragungen durchgeführt (vgl. Hellstern 1993: 305 ff., Hoffrichter 1993: 495 ff., Hellstern 1998: 2 ff., Lindner 1998: 278 ff.). Im Ergebnisbericht der Befragung zur documenta X werden auch Ergebnisse mehrerer Untersuchungen miteinander verglichen (vgl. Hellstern 1998). Weitere frühe Beispiele sind Untersuchungen der Deutschen Kunstausstellungen Dresden, der Kunstausstellungen der DDR sowie der Bezirkskunstausstellungen Dresden. Lindner (1998: 40 ff.) stellte diese zusammenfassend vor, wobei die Ergebnisse der Befragungen unterschiedlich gut erhalten und dokumentiert sind. Studien an mehreren Museen verschiedener Museumsarten (ohne eine direkte Gegenüberstellung des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen) Drei umfassende Untersuchungen, die mit dem gleichen Erhebungsinstrument an mehreren Museen verschiedener Arten erfolgten, sind hier anzuführen.8 Deren Ergebnisse werden im folgenden Kapitel über Publikumsmerkmale an Museen herangezogen. Die umfangreichste vergleichende Besucherstudie an mehreren Museen ist die bereits erwähnte Publikation „Der gläserne Besucher“ (Klein, H.J. 1990). Die komparativen Befragungen fanden mit einem Stichprobenumfang von über 50.000 Besuchern an 33 Museen unterschiedlicher Museumsart im Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie ergänzend an vier Museen in Berlin statt. Befragt wurden Individual- und Gruppenbesucher ab 13 Jahren im Zeitraum von 1984 bis 1986. An allen Museen wurde dabei derselbe Fragebogen verwendet. Dieser enthielt Fragen zu soziodemografischen Merkmalen und zu Besuchsverhaltensweisen. Die Ergebnisse wurden für alle Museen sowie für einzelne Häuser dargestellt, ebenso wurden Differenzierungen nach Museumsarten, Individualund Gruppenbesuchern und weiteren Faktoren vorgenommen. Nach dem Besuch von Sonder- oder Dauerausstellung wurde nicht gefragt, die Erhebung fand an Museen mit und ohne Sonderausstellungen statt. Eine zweite museumsübergreifende Studie ist eine Untersuchung an 17 deutschen Museen aus den Jahren 1995 und 1996 (Hummel 1996). Befragt wurden 12.227 Besucher über 14 Jahre an Museen unterschiedlicher Sammlungsschwerpunkte in mehreren größeren Städten. Primäre Zielsetzung war, Informationen über die Eintrittspreisgestaltung von Museen und das Ausgabeverhalten der Besucher zu erhalten. Hierbei wurden auch die Strukturen der Besucher und einige 8

Die Resultate einer vergleichenden Untersuchung aus dem Jahr 1977 an 32 unterschiedlichen Museen der DDR sind nicht zugänglich. Diese hatte zum Ziel die Besucherstruktur der DDR-Museen und die Ursachen für gewachsene Besucherzahlen zu ermitteln. 24.435 Fragebögen wurden hierfür ausgewertet (vgl. Lindner 1998: 270 ff.).

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Angaben zu Besuchsmodalitäten erfasst. Unter den 17 Museen waren Häuser mit und ohne Sonderausstellungen sowie eine Ausstellungshalle. An einigen Stellen der Untersuchung wurde hierauf Bezug genommen, um Unterschiede des Publikums zu begründen (vgl. Hummel 1996: 77 ff.). Eine Untersuchung in der Schweiz bezog sich auf Publikumsmerkmale sowie Einstellungen zu Museen unter Besuchern an 96 Schweizer Museen verschiedener Arten (vgl. Mottaz Baran 2006). Im Jahr 2001 wurden hierfür 2045 Museumsbesucher mittels eines schriftlichen Fragebogens befragt. Ziele der Untersuchung waren Informationen zu Besucherprofilen, zu ihrer Museumsaffinität sowie zum Besuchsverhalten. Auch diese Befragung erfolgte an Museen mit und ohne Sonderausstellungen ohne eine entsprechende Differenzierung. Eine weitere Vergleichsuntersuchung an verschiedenen Kultureinrichtungen ist eine Studie zum Kulturverhalten im Rhein-Neckar-Dreieck (Bohlig/Klein, H.J./Taneda 1995). Diese erhob Informationen zu Strukturen, Verhalten, Urteilen und möglichen Zugangsbarrieren von Kulturnutzern innerhalb einer Region. Hierfür wurden 35 verschiedene Kultureinrichtungen einbezogen, darunter zwölf Museen. Insgesamt wurden 17.274 Besucher befragt. Eine so umfangreiche Untersuchungsanlage ist bis heute eher außergewöhnlich. Bei der vergleichenden Analyse konnten die Ergebnisse einzelner Einrichtungen miteinander verglichen werden, ebenso wie Resultate zu Museen im Vergleich mit anderen Kulturveranstaltern, hochkulturellen mit populären Angeboten oder einheimischen mit auswärtigen Besuchern. Zum Aspekt Sonder- und Dauerausstellungen wurden, wie in den voranstehend beschriebenen Studien, verschiedene Besuchssituationen in Museen einbezogen, aber nicht explizit unterschieden. Ergänzend sollen Benchmarking-Modelle, wie Webmark® Attraktionen, angesprochen werden (vgl. MANOVA GmbH 2014). Diese erhebt für mehrere Museen und andere Einrichtungen Informationen über Besuchermerkmale, Besuchsmotive und -bedingungen sowie Urteile. Den teilnehmenden Einrichtungen ermöglichen die Ergebnisse einen anonymen Vergleich mit anderen Museen. Möglicherweise werden hierbei auch Sonder- und Dauerausstellungsbesucher unterschieden, diese Resultate sind allerdings nicht publiziert. Studien an mehreren Museen der gleichen Museumsart (ohne eine direkte Gegenüberstellung des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen) Zusätzlich zu Untersuchungen an Museen verschiedener Arten werden an dieser Stelle beispielhaft einige Studien angeführt, die sich auf Erhebungsorte innerhalb einer Museumsart beziehen. Kohl (2006) verglich in einer Besucherbefragung die Museen K20 und K21 der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf miteinander. Die Studie

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zielte auf eine Gegenüberstellung der Lebensstile der jeweiligen Publika ab. Sie erhob auch, ob die Besucher primär wegen der Sonder-, Dauerausstellung oder der Museumsarchitektur in die Häuser kamen. Eine weitere vergleichende Befragung an Kunstmuseen bezog sich auf Besucher von sieben Museen im Düsseldorfer Umkreis (vgl. Laukner 2008). Untersuchungsinhalt waren Besucherbindungsmaßnahmen der Museen, weswegen nur Wiederholungsbesucher befragt wurden. Differenzierungen zwischen Sonder- und Dauerausstellungspublika erfolgten nicht. Weiterhin wurde die spezifische Zielgruppe der Touristen in fünf Kunstmuseen der Schweiz auf ihre Strukturen, Motive und Ansprüche untersucht (vgl. Bandi 2007). Auch hier wurden Sonder- und Dauerausstellungsbesucher gemeinsam befragt. An zehn Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin ähnlicher Sammlungsinhalte (Kunst und Kulturgeschichte) fanden über mehrere Jahre Besucherstudien statt, welche anschließend zusammengefasst wurden (vgl. SchuckWersig/Wersig 2006). Inhalte waren unter anderem die jeweiligen Publikumsmerkmale sowie Fragestellungen zu den einzelnen Museen. Manche der untersuchten Museen zeigten während der Befragung Sonderausstellungen. Die Ergebnisse verweisen auf einige Ähnlichkeiten der Publika, eine deutliche Differenz besteht zwischen touristischen und lokalen Besuchern. Klein, H.J. (1995) stellte Besucherbefragungen am Museum für Völkerkunde in Berlin-Dahlem und bei zwei völkerkundlichen Sonderausstellungen an anderen Häusern (Altes Museum, Haus der Kulturen der Welt in Berlin) gegenüber. Die Daten über Publikumsstrukturen und Besuchsverhaltensweisen wurden mit einem vergleichbaren Fragebogen erfasst. Allerdings fanden in den einbezogenen Häusern nicht jeweils Dauer- und Sonderausstellungen statt. Im Bereich der Freilichtmuseen erfolgte eine Besucherstudie an sieben Freilichtmuseen Baden-Württembergs (vgl. Klein, H.J./Bock 2000). Publikumscharakteristika an verschiedenen Standorten, Besuchsmodalitäten und Motivationen, Erwartungen und Urteile waren Untersuchungsgegenstände. Zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuch wurde nicht differenziert. Diese Untersuchung wurde 2009/2010 wieder aufgegriffen (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung e.V. 2011a). Ein Beispiel für eine vergleichende Besucherbefragung bei Schlössern ist eine Studie an drei nordbadischen Schlössern (Klein, H.J. 1995). Die dortigen Erhebungen zielten auf Besuchermerkmale, Freizeitund Kulturpraktiken sowie Urteile des Publikums ab. Ein frühes, internationales Beispiel, das hier ergänzend angeführt wird, ist die Untersuchung von Bourdieu et al. (2006) über „Europäische Kunstmuseen und ihre Besucher“. Bereits 1964 und 1965 wurden in fünf europäischen Ländern (Haupterhebung in Frankreich mit 9226 Befragungen, Kontrollerhebungen

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in Griechenland, Holland, Polen und Spanien) an mehreren Kunstmuseen Besucher mittels eines vergleichbaren Fragebogens befragt. Inhalte waren Informationen über das Publikum, dessen Charakteristika, Einstellungen zu Museen und künstlerische Vorlieben. Dabei wurden saisonale Differenzen und unterschiedliche touristische Strukturen berücksichtigt. Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern waren auch hier nicht Gegenstand (vgl. Bourdieu et al. 2006: 19 ff.). Studien an mehreren Museen mit der gleichen Ausstellung Der Vergleich von Besuchern einer Wanderausstellung an mehreren Museen ist ebenfalls selten. Dauschek/Rymarcewicz (1998) untersuchten beispielsweise die Wanderausstellung „Verflixte Schönheit“ sowie museumsübergreifend Ausstellungen zum gleichen Thema auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Publikum. Es ergaben sich verschiedene Einflussfaktoren auf die Ausstellungswahrnehmung durch die Besucher (vgl. Dauschek/Rymarcewicz 1998: 39 ff.). Eine weitere Wanderausstellung, die von Besucherinterviews begleitet wurde, war eine Ausstellung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Sexualität und Aufklärung (Meier/Klein, H.J. 1996). In diesem Rahmen fanden an drei Ausstellungsorten mündliche Gespräche mit Besuchern statt. International wurden Vergleichsstudien zu Wanderausstellungen beispielsweise an zwei Museen in den USA unternommen. Um unterschiedliche Bedingungen an den beiden Museen kontrollieren zu können, beruhte der Vergleich auf Faktoren wie Besuchszahlen, Versicherungssummen, Objektanzahl und Ausstellungsdauer (vgl. Bunch et al. 1988: 132). Eine weitere Besucherbefragung bei einer Wanderausstellung an vier Museen in Kanada ergab Gründe für die Popularität der Ausstellung, Besucherreaktionen sowie Erfolgsfaktoren für weitere Ausstellungen. Es zeigten sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Ergebnisse, wobei sich das Interesse am Ausstellungsthema als häufigstes Besuchsmotiv herausstellte (vgl. Rubenstein et al. 1993: 816). Sogar über mehrere Länder hinweg wurde ein solcher Vergleich angestellt, indem eine BlockbusterAusstellung zu Dinosauriern in vier europäischen Museen untersucht wurde (vgl. Casaleiro 1996).

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4.2 U NTERSUCHUNGSERGEBNISSE ZU P UBLIKUMSMERKMALEN Während im vorangegangenen Kapitel eine Übersicht über Schwerpunkte musealer Besucherstudien sowie über Vergleichsbefragungen gegeben wurde, werden in diesem Kapitel Ergebnisse ausgewählter Studien zu Merkmalen des Museumspublikums aufgezeigt. Das Publikum wird folgend über die soziodemografischen Angaben Geschlecht, Alter und Schulabschluss sowie Häufigkeiten von Museumsbesuchen und Begleitungen beim Besuch charakterisiert (vgl. auch ausführlich Wegner 2011a: 139 ff.). Bei vielen Merkmalen sind Differenzen zwischen Besuchern verschiedener Museumsarten festzustellen, welche schwerpunktmäßig aufgeführt werden. Bereits im voranstehenden Kapitel 3 zu Dauer- und Sonderausstellungen wurde auf Unterschiede zwischen den Museumsarten bei Sammlungen und Sonderausstellungsrolle hingewiesen. Um die Studien besser vergleichen zu können, werden die neun vom Institut für Museumsforschung (vgl. Kapitel 3.1) definierten Museumsarten zusammengefasst. Diese Zusammenfassung wird in vielen Untersuchungen praktiziert (vgl. u.a. Klein, H.J. 1991: 58 ff., Kirchberg 1996: 161 f.). • (Kultur-)Geschichtsmuseen

(Museen der Volks- und Heimatkunde, Historie/Archäologie, Schloss- und Burgmuseen, kulturgeschichtliche Spezialmuseen), • Kunstmuseen, • Technik-/Naturwissenschaftsmuseen sowie • Naturkundemuseen. Zur Darstellung der Merkmale des Museumspublikums werden die vorhandenen Vergleichsstudien (Klein, H.J. 1990, Hummel 1996, Mottaz Baran 2006) um zugängliche Untersuchungsergebnisse einzelner Museen ergänzt. Zu berücksichtigen ist, dass den Studien verschiedene Zielsetzungen und Vorgehensweisen zugrunde lagen und sie aus unterschiedlichen Jahren stammen. Meist wurde das Publikum unabhängig von der besuchten Ausstellung einbezogen und befragte Sonder- und Dauerausstellungsbesucher wurden nicht unterschieden. Trotz der zu berücksichtigenden Verschiedenheiten treten Gemeinsamkeiten im Museumspublikum auf. Es sei aber darauf hingewiesen, dass jedes Museum ein individuelles Publikumsprofil hat, das sich auch nach Faktoren wie aktuelles Ausstellungsangebot, Besuchssaison oder Konkurrenzsituation unterscheidet.

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Befunde zu soziodemografischen Merkmalen des Museumspublikums zeigen zum Geschlechterverhältnis, dass insgesamt unter Museumsbesuchern etwas mehr Frauen als Männer anzutreffen sind. Bei der Befragung an rund hundert Schweizer Museen waren im Schnitt 53 % der Besucher weiblich (vgl. Mottaz Baran 2006: 41 ff.), bei der Untersuchung an 17 deutschen Museen 52 % (vgl. Hummel 1996: 61 ff.). Unterschiede zwischen Museumsarten bestehen in teils deutlichen, weiblichen Mehrheiten an Kunstmuseen9 und auch kulturgeschichtlichen Häusern. 10 Männer bevorzugen in der Regel Technikmuseen. 11 Naturkundliche Museen zählen viele Familien zu ihrem Publikum, weswegen Anteile von Frauen und Männern ausgeglichener sind.12 Im Museumspublikum sind ältere Jahrgänge überdurchschnittlich vertre13 ten. Bei der Besucherbefragung in der Schweiz war beispielsweise jeder zweite Befragte über 50 Jahre alt (vgl. Mottaz Baran 2006: 46). Insbesondere für die Museumsarten Kulturgeschichte14 und Kunst15 ist ein Alterungstrend festzustel9

Beispielergebnisse für das Geschlechterverhältnis in Kunstmuseen: 56 % Frauen in Schweizer Kunstmuseen (vgl. Mottaz Baran 2006: 41 ff.); 60 % in der Staatsgalerie Stuttgart (vgl. Staatsgalerie Stuttgart 2009); 60 % im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (vgl. Rombach 2007: 113); 63 % in der Sammlung Berggruen Berlin (vgl. Schuck-Wersig/Wersig 2006: 8)

10 Beispielergebnisse für das Geschlechterverhältnis in kulturgeschichtlichen Museen: 56 % Frauen im Landesmuseum Württemberg (vgl. Wegner/Klein, H.J. 2007: 8 f.); 56 % am Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart (vgl. Klein, H.J. 2006: 15 f.); 53 % im Pergamonmuseum in Berlin (vgl. Schuck-Wersig/Wersig 2006: 8) 11 Beispielergebnisse für das Geschlechterverhältnis in Technikmuseen: 64 % Männer bei der Vergleichsuntersuchung an 37 Museen (vgl. Klein, H.J. 1990: 143); 60 % im Deutschen Museum München (vgl. Blahut/Klein, H.J. 2003: 39 ff.) 12 Beispielergebnisse für das Geschlechterverhältnis in Naturkundemuseen: 52 % Frauen am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart (vgl. Staatliches Museum für Naturkunde 2011: 4) 13 Zu den Ergebnissen zu Altersstrukturen sei angemerkt, dass es sich bei den Studien in der Regel um Individualbesucherbefragungen handelt, die Schulklassen und andere Gruppen nicht erfassen. In den meisten Untersuchungen wurden Besucher auch erst ab einem Alter von 12 bis 15 Jahren befragt. 14 Beispielergebnisse zur Altersstruktur an kulturgeschichtlichen Museen: 65 % über 50 Jahre am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart bei einer Sonderausstellung (vgl. Wegner/Klein, H.J. 2007: 7 f.); zwischen 23 % und 64 % bei Studien am Badischen Landesmuseum Karlsruhe (vgl. Klein, H.J. 2003b: 118 f.) 15 Beispielergebnisse zur Altersstruktur an Kunstmuseen: 48 % über 50 Jahre in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall (vgl. Klein, H.J./Bock/Trinca 2002: 18 f); 50 %

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len. In Naturkunde- und Technikmuseen ist das Publikum vergleichsweise jünger, unter anderem weil diese viele Eltern mit Kindern anziehen und dadurch den Altersschnitt unter erwachsenen Auskunftspersonen verjüngen.16 Ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau im Museumspublikum ist ein weiteres Charakteristikum. Schulabschlüsse sind in vielen Untersuchungen ein Merkmal, welches das Besuchsverhalten stark beeinflusst. Bereits die Besucherbefragungen in den Jahren 1984 bis 1986 ergaben einen im Vergleich zur Bevölkerung überdurchschnittlich ausgeprägten Anteil höherer Bildungsabschlüsse (vgl. Klein, H.J. 1990: 179 ff.), welcher sich auch in aktuelleren Studien bestätigt (vgl. u.a. Hummel 1996: 69 ff.). Unterschiede sind auch hier zwischen Besuchern verschiedener Museumsarten vorhanden: Vor allem in Kunstmuseen sind viele Besucher mit Universitätsabschlüssen anzutreffen, 17 auch in kulturgeschichtlichen Museen stellen Akademiker häufig die Publikumsmehrheit. 18 Naturkundliche und technische Museen sprechen ebenso überdurchschnittlich viele Hochschulabsolventen an, deren Anteil ist aber meist nicht so stark ausgeprägt wie in Kunst- und Kulturgeschichtsmuseen.19 Abweichend sind die Befunde beispielsweise für viele Freilichtmuseen, in welchen Akademiker nicht in der Mehrheit sind (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung e.V. 2011a: 16). Ergebnisse zu Museumsbesuchshäufigkeiten machen deutlich, dass in Kunstmuseen die meisten Besucher mit ausgeprägtem Museumsinteresse anzutreffen sind (vgl. z.B. Klein, H.J./Bock/Trinca 2002: 25). Kunstmuseen weisen in der Staatsgalerie Stuttgart (vgl. Staatsgalerie Stuttgart 2009); 62 % im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (vgl. Rombach 2007: 113) 16 Beispielergebnisse zur Altersstruktur an Technik- und Naturkundemuseen: 15 % über 50 Jahre am Museum für Kommunikation in Bern in Dauerausstellungen (vgl. Wegner/Riede 2012.); 17 % am Deutschen Museum München (vgl. Blahut/Klein, H.J. 2003: 24 ff.); 31 % am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart (vgl. Staatliches Museum für Naturkunde 2011: 4) 17 Beispielergebnisse zur Bildungsstruktur an Kunstmuseen: 55 % Akademiker in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall (vgl. Klein, H.J./Bock/Trinca 2002: 20 ff.); 62 % in der Alten Nationalgalerie in Berlin (vgl. Schuck-Wersig/Wersig 2006: 10); 70 % im K20 in Düsseldorf (vgl. Kohl 2006: 98) 18 Beispielergebnisse zur Bildungsstruktur an kulturgeschichtlichen Museen: 55 % Akademiker im Badischen Landesmuseum Karlsruhe (vgl. Klein, H.J. 2003b: 120 f.); 44 % im Landesmuseum Württemberg Stuttgart (vgl. Wegner/Klein, H.J. 2007: 9 ff.) 19 Beispielergebnisse zur Bildungsstruktur an technischen und naturkundlichen Museen: 40 % Akademiker im Deutschen Museum München (vgl. Blahut/Klein, H.J. 2003: 27 ff.); 32 % im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart (vgl. Kubin 2007: 27)

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häufig auch die höchsten Anteile von Stammbesuchern auf. Auch das Publikum kulturgeschichtlicher Häuser zeichnet sich als museumsaffin aus und besucht generell öfter Museen als das Publikum technischer und naturkundlicher Museen (vgl. z.B. Klein, H.J. 1990: 224 ff.). Untersuchungen zur Begleitung bei Museumsbesuchen ergeben, dass die meisten Besucher nicht alleine kommen – unabhängig von der Museumsart.20 In Kunst- und Kulturgeschichtsausstellungen bilden (Ehe-)Partner vielfach die Begleitung. 21 Familienmitglieder gehen, wie bereits angesprochen, dafür oft gemeinsam in Naturkunde- und Technikmuseen (insbesondere mit Kindern/ Enkelkindern).22 Alleine sehen sich Besucher noch am ehesten Kunstmuseen an, gefolgt von kulturgeschichtlichen Häusern. Hierfür ist die Lage und Infrastruktur dieser Museen ein möglicher Grund, wie auch ein Mangel an geeigneter Begleitung zum Beispiel in höheren Altersjahrgängen. Die dargestellten Unterschiede zwischen Museen verschiedener Arten verweisen auf Gemeinsamkeiten des Publikums von Kunstmuseen mit dem kulturgeschichtlicher Museen bzw. des Publikums von Technikmuseen mit dem naturkundlicher Museen. Dies bestätigen auch Untersuchungsresultate zu bevorzugten Museumsarten: Die meisten Befragten nennen hier den besuchten Museumstyp als den beliebtesten, am ehesten werden dann Kunst- und Kulturgeschichtsmuseen sowie Technik- und Naturkundemuseen gemeinsam besucht (vgl. Klein, H.J. 1990: 309 ff., ders. 1991: 16 ff.).

20 Beispielergebnisse zu Besuchen in Begleitung: 77 % in Begleitung an 96 Schweizer Museen (vgl. Mottaz Baran 2006: 95 ff.); rund 80 % an 37 untersuchten Museen (vgl. Klein, H.J. 1990: 231 ff.); 80 % an 17 untersuchten Museen (vgl. Hummel 1996: 73 ff.) 21 Beispielergebnisse zur Begleitung an Kunst- und Kulturgeschichtsmuseen: 31 bis 39 % mit Partner am Landesmuseum Württemberg (vgl. Wegner/Klein, H.J. 2007: 40 ff.); 37 bis 48 % am Badischen Landesmuseum (vgl. Klein, H.J. 2003b: 126 f.) 22 Beispielergebnisse zur Begleitung an Naturkunde- und Technikmuseen: 40 % mit Familie an Naturkundemuseen, 52 % an Technikmuseen bei Vergleichsuntersuchung an 37 Museen (vgl. Klein, H.J. 1990: 231 ff.); 73 % am Naturkundemuseum Stuttgart (vgl. Kubin 2007: 11 f.)

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4.3 U NTERSUCHUNGSERGEBNISSE

ÜBER DAS

ZU

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B ESUCHSMOTIVEN

Nach der Beschreibung von Strukturmerkmalen werden nun vorhandene Erkenntnisse zu Besuchsmotivationen des Museumspublikums dargelegt. Zu Besuchsmotiven speziell von Sonder- bzw. Dauerausstellungen sind kaum Studien bekannt, auch zu Motiven für Museumsbesuche unabhängig vom Ausstellungsformat existieren eher wenig aktuelle und museumsübergreifende Studien. In den aufgeführten Vergleichsstudien von Klein, H.J. (1990), Hummel (1996) und Mottaz Baran (2006) wurden einzelne Fragen nach Besuchsmotiven gestellt. Zu berücksichtigen ist, dass Museumsbesuche selten aus einem einzelnen Grund getätigt werden, sondern verschiedene Dimensionen zusammenspielen. Diese können zudem situationsbedingt und verschiedenen Einflüssen unterworfen sein. Treinen (1991: 42) resümiert in seinem Artikel zu „Motivationen zum Museumsbesuch“: „[…] daß ein Museumsbesuch keine einzelne Motivation als Grund oder Ursache besitzt, sondern daß sehr unterschiedliche Grunderfahrungen und Verhaltensgewohnheiten zusammenfallen müssen, um derartige kulturelle Angebote auch zu realisieren.“ Weiterhin ist zu beachten, dass Entscheidungen für Museumsbesuche als Prozess ablaufen: Zuerst muss beim potenziellen Besucher ein Bedürfnis geweckt werden. Bevor er die eigentliche Besuchsentscheidung trifft, sammelt er Informationen und bewertet mögliche Alternativen, welche in die Ausführung münden. Diesen Prozess beeinflussen verschiedene externe und interne Aspekte (vgl. Kotler/Kotler 1998: 105 ff., Fischer, T. 2006: 28 ff., Klein, A. 2011a: 121 ff.). Falk und Dierking (1992, 2013) drücken die Komplexität eines Museumsbesuchs in ihrer Beschreibung „The museum experience“ aus. Sie führen an, dass eine Museumserfahrung individuellen, sozialen bzw. soziokulturellen und physischen Einflüssen unterworfen ist. Der individuelle Kontext des Museumsbesuchers ist durch seine persönlichen Erfahrungen, Kenntnisse und Interessen bestimmt, der soziale/soziokulturelle Kontext durch seine Besuchsbegleitung und den Kontakt mit anderen Besuchern und schließlich der physische Kontext durch das Museum mit seinem Standort, Erscheinungsbild, Ausstellungen und Objekten (vgl. Falk/Dierking 1992: 2 ff.). Pekarik et al. (1999: 153 ff.) ermittelten in einer Studie ebenfalls verschiedene Dimensionen von Erfahrungen bei einem Museumsbesuch. Sie interviewten Besucher an neun amerikanischen Museen und teilten die Ergebnisse in objektbezogene, kognitive, nach innen gerichtete und soziale Besuchserfahrungen ein. Diese Kategorisierung lässt sich auf Besuchsmotive übertragen und wird für die folgende Darstellung von empirischen Ergebnissen zu Museumsbesuchsmotiven verwendet. Die Kategorien ergänzen und überlappen sich teilweise.

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Zu objektbezogenen Museumsbesuchsgründen bzw. Erfahrungen zählen Pekarik et al. (1999: 157) die Motive, in Museen originale, seltene, ungewöhnliche und wertvolle Objekte zu sehen. Kirchberg (2005: 258) formuliert dies ergänzend als Vorliebe für berühmte und spektakuläre Museumsstücke. Auch das Besuchsmotiv der Schönheit von Museumsobjekten, von Kotler/Kotler (1998: 35) als ästhetische Museumserfahrung bezeichnet, gehört hierzu. Museumsobjekte können dem Betrachter außerdem einen Orientierungsrahmen vermitteln (Motive: Betrachtung von Objekten aus der Vergangenheit, aus dem Kulturerbe, als Zeugen von Traditionen) (Mottaz Baran 2006: 77 ff.). In den Bereich kognitiver Besuchsmotive fallen Begründungen, wie im Museum zusätzliches Wissen gewinnen zu wollen oder vorhandenes Verständnis zu vertiefen (Pekarik et al. 1999: 157 f.). Diese Kategorie wird in einigen Studien auch als Bildung, Lernerfahrung (Kotler/Kotler 1998: 35) sowie Weiterbildung, Erweiterung der Allgemeinbildung oder von speziellem Wissen benannt (Kirchberg 2005: 258, Klein, H.J. 1990: 279 ff., Höge 2014: 21). Weiterhin kann das Interesse am Ausstellungsthema diesem Bereich zugeordnet werden (Mottaz Baran 2006: 77 ff.). Introspektive Gründe für Museumsbesuche sind nach Pekarik et al. (1999: 158 f.), das in Museen mögliche Reflektieren von Objektbedeutungen, das Hineinversetzen in andere Zeiten und Orte, Erinnerungen, die Erfahrungen einer spirituellen Verbindung und von Zugehörigkeit. Die Suche nach Selbstbestätigung und -findung kann als Besuchsgrund ergänzt werden (Schuck-Wersig et al. 1993: 8). In weiteren Studien werden als innengerichtete Motive angeführt: Realitätsflucht (Slater 2007: 149), Verzauberung (Kotler/Kotler 1998: 35) und Kontemplation (auch Museen als Ort der Muße, um Erbauliches im Stillen zu genießen) (u.a. Kirchberg 2005: 258). Auch das Motiv Spaß und Unterhaltung bei einem Museumsbesuch (u.a. Kirchberg 2005: 258) kann hier eingeordnet werden, ebenso wie der Erholungs- (Kotler/Kotler 1998: 35) oder Genussaspekt (Packer/Ballantyne 2002: 189). Weiterhin sind Neugier, Schau- und Sensationslust (Schuck-Wersig et al. 1993: 8, Hummel 1996: 79), wie auch Überraschungen durch unerwartete Eindrücke (Kirchberg 2005: 258) mögliche introspektive Besuchsmotive. Gemeinsame Unternehmungen mit Freunden, Familie oder anderen Begleitungen sowie das Erleben von Geselligkeit stellen soziale Aspekte eines Museumsbesuchs dar (u.a. Pekarik et al. 1999: 159, Kirchberg 2005: 258, Kotler/ Kotler 1998: 35). Auch einer Begleitung Dinge zu zeigen oder zu erklären, wird in diesem Zusammenhang angeführt. Des Weiteren fallen die Suche nach sozialer Anerkennung/Prestige durch einen Museumsbesuch und der Besuch als Gesprächsstoff in diese Kategorie (Schuck-Wersig et al. 1993: 8).

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Trotz der angesprochenen Unterschiede der Untersuchungen und der abweichenden Formulierungen, zeichnet sich eine Ergebnistendenz ab: Kognitive Besuchsmotive, vor allem ‚Bildung/Lernen im Museum‘ und ‚Interesse am Ausstellungsthema oder an bestimmten Objekten‘ werden in vielen Studien am häufigsten genannt (u.a. Klein, H.J. 1990: 279 ff., Hummel 1996: 79 ff., Kirchberg 2005: 258 ff., Mottaz Baran 2006: 76 ff., Rombach 2007: 145 ff., Wegner/Riede 2012: 26 ff., Höge 2014). Innengerichtete Motive, wie Reflektion und Selbstfindung oder Unterhaltung, sind seltener bestimmende Besuchsgründe. Auch der soziale Aspekt eines Museumsbesuchs ist meist nicht der primäre Grund – obwohl die meisten Besuche gemeinsam stattfinden (vgl. Kapitel 4.2 Untersuchungsergebnisse zu Publikumsmerkmalen). Das bedeutet nicht, dass diese anderen Besuchsgründe keine Rolle bei einer Entscheidung spielen. Sie werden von den Besuchern aber nicht als an erster Stelle ausschlaggebend genannt. Die Abfrage von Besuchsmotiven erfolgte in den meisten Studien unabhängig von Sonder- oder Dauerausstellung. Die wenigen Untersuchungen, in denen eine Differenzierung der Ergebnisse nach besuchter Ausstellung erfolgte, werden im Kapitel 4.5 Merkmale des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen dargestellt. Zuvor wird noch speziell auf Motive für die Teilnahme an Museumsevents eingegangen. Ein gesonderter Blick wird auf Besuchsmotive von ‚Events‘ geworfen, da diese Ergebnisse auch Hinweise auf Besuchsgründe für Sonderausstellungen geben können. Die Erlebnisqualität kann ein kennzeichnender Aspekt von Sonderausstellungen sein, wie in Kapitel 3.3.3 Erfolgsfaktoren und Kritik aufgezeigt. Axelsen (2007: 195 ff.) untersuchte Teilnahmemotive bei zwei Sonderveranstaltungen in Kunstmuseen (Festival und Veranstaltungstag). Dabei wurde zwischen häufigen und gelegentlichen Museumsbesuchern unterschieden. Häufige Besucher nannten als Besuchsgrund die Neuheit des Angebots, also objektbezogene Gründe (Erfahrungen, die sonst nicht gemacht werden können, einzigartige Objekte, Neues entdecken, einzigartige Möglichkeit, zeitliche Begrenztheit des Angebots). Für Personen mit geringerer Museumsaffinität war die soziale Interaktion mit ihrer Begleitung am häufigsten ausschlaggebend, Familienunternehmungen und Besuche aufgrund von Empfehlungen spielten für sie eine größere Rolle. Besucherbefragungen bei Museumsnächten ergaben für die Lange Nacht der Museen in Berlin zu ähnlichen Anteilen die Motive Neugier, außergewöhnliche Öffnungszeiten, Wunsch Museen kennenzulernen, spezielles Programm und gemeinsames Kulturerlebnis (vgl. Hagedorn-Saupe et al. 2003: 31 ff.). Bei einer Befragung zur Langen Nacht der Museen in Stuttgart waren die Erwartungen

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unbekannte Museen und bestimmte Ausstellungen kennenzulernen ebenfalls ausschlaggebend, außerdem die besondere Atmosphäre (vgl. umbra Markt- und Sozialforschung 2008: 9). Besucher der Museumsnacht Köln nannten das gemeinsame Erlebnis und Kunstinteresse als entscheidend, insbesondere auf jüngere Teilnehmer traf dies zu (vgl. Lange Nacht der Kölner Museen 2011). Bei der 1. Dortmunder Museumsnacht waren primäre Besuchsmotive die Kombination aus Rahmenprogramm und Ausstellungen/Vielseitigkeit des Angebots, der interaktive und ereignishafte Aspekt sowie die Atmosphäre und gemeinsame Unternehmung (vgl. Funke 2002: 52 ff.).23 Die Motive der Besucher von Museumsevents wurden in den Studien unterschiedlich erhoben, dennoch werden einige Begründungen in mehreren Befragungen angeführt. Dies trifft auf objektbezogene Motive zu, wie Museen kennenlernen und ein spezielles Programm sehen, sowie auf soziale Gründe. Auch die außergewöhnliche Atmosphäre bei Museumsevents ist in mehreren Studien ein Motiv. Soziale Aspekte sind für Personen mit geringerer Museumsaffinität dabei häufig wichtiger. Kognitive Besuchsmotive scheinen im Rahmen von Museumsevents möglicherweise weniger bedeutend zu sein.

4.4 S EGMENTIERUNG

DES

M USEUMSPUBLIKUMS

Segmentierungsmöglichkeiten von Museumsbesuchern in verschiedene Teilgruppen sowie Studien mit Bezug zu Milieu- oder Lebensstilmodellen ergänzen voranstehende Darstellung. Diese Studien verwenden mehr als demografische Daten der Besucher als Grundlage. Besuchsmotive, Einstellungen, Erwartungen und Verhaltensweisen werden einbezogen. Dabei ist allerdings kaum eine Studie bekannt, in der ein Bezug dieser Typologien zu Besuchen von Sonder- und Dauerausstellungen hergestellt wird (erste Ansätze sind zu finden in SchuckWersig et al. 1993). Auch sind Bedenken gegen diese Publikumssegmentierungen zu berücksichtigen: „[…] an Bildung und Erwerbsstatus festgemachte Unterscheidungen werden in ihrer gesellschaftlichen Relevanz und Aussagefähigkeit für verschiedenste Fragestellungen angezweifelt. Stattdessen seien mit Konzepten wie Lebensstil oder Milieu verbundene kategoriale Aufschlüsselungen geeigneter, durchgreifend in bestimmten Teilmengen der Bevölkerung anzutreffende Wertorientierungen, Präferenzen und Verhaltensmuster zu erklären.

23 Bei einigen Studien ist nicht dokumentiert, in welchem Wortlaut die Motive abgefragt wurden.

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Leider bestehen derzeit noch erhebliche empirische Defizite zu einer übereinstimmend anerkannten und griffigen Identifikation der neuen Zurechnungskategorien.“ (Blahut/Klein, H.J. 2003: 27)

Terlutter (2000) entwarf ein Konzept eines kulturspezifischen Lebensstils in Bezug auf Museumsbesuche. Er definierte den kulturspezifischen Lebensstil über die Ausprägungen kulturelle Bildung bzw. Unterhaltung (inhaltliche Dimension) sowie Erlebnis- und Prestigeorientierung (Ausmaß an Öffentlichkeit) (vgl. Terlutter 2000: 70). Zu diesen Dimensionen wurden Aussagen im Fragebogen gebildet, ergänzt durch Angaben zum allgemeinen Freizeitstil, zum Bild der Befragten von Museen und ihrem Besuchsverhalten. 323 Personen aus der Bevölkerung wurden mündlich befragt. Mittels einer Clusteranalyse erfolgte eine Einteilung in die drei Cluster Erlebnisorientierte, Bildungs- und Prestigeorientierte sowie Kulturmuffel. Diese unterscheiden sich in ihren soziodemografischen Strukturen, in Freizeitverhalten, Ansprüchen und Museumspräferenzen. Hieraus konnten erste Handlungsempfehlungen für Museen abgeleitet werden, wie sie sich zur Zielgruppenerreichung positionieren können. Vorrangig über Angaben zu Besuchsmotivationen teilte Falk (2006) Museumsbesucher in Gruppen ein. Mittels 191 Besucherinterviews an einem Museum in den USA und einer späteren Nacherhebung mit 52 dieser Befragten wurden fünf Gruppen zugeordnet: Entdecker (Besuchsmotive Neugier und Interesse), Vermittler (Begleitung v.a. von Kindern), berufs- oder hobbymäßiger Besucher (spezielles Interesse mit großem Vorwissen), Erfahrungssucher (Motiv Erfahrungen) und spiritueller Pilger (Motiv Reflektion, Verjüngung) (vgl. Falk 2006: 151 ff.). Im Rahmen 200 qualitativer Interviews an zwei Berliner Museen erhoben Schuck-Wersig et al. (1993) zehn Besuchertypen: Traditionsgebundene, sozial aufgeschlossene Typen, Bildungsbürger, leidenschaftliche Museumsbesucher, Pflichtbesucher, introvertierte Typen, sachliche Typen, Ästheten, unkonventionelle Typen sowie Avantgardisten. Unter anderem waren hierfür Besucherstrukturen und -aktivitäten, Motive und Bindungen an das Museum Bestandteile der Gespräche. Ein Differenzierungsaspekt waren auch Besuche von Sonder- und Dauerausstellungen, was im folgenden Kapitel aufgegriffen wird (vgl. SchuckWersig et al. 1993: 13).24 Speziell eine Segmentierung von Wiederholungsbesuchern war das Ziel der bereits erwähnten Untersuchung an sieben Kunstmuseen im Umkreis von 24 Welche Daten der Gruppierung von Schuck-Wersig et al. (1993) zugrunde liegen, ist nicht umfassend offengelegt. Diese beruhten auch auf persönlichen Einschätzungen durch die Forscher.

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Düsseldorf. Aus einer Befragung 652 mehrmaliger Besucher wurden Cluster analysiert. Es ergaben sich die folgenden fünf Gruppen: langfristig mit dem Museum Verbundene, nach Abwechslung Suchende, Leidenschaftliche, Anspruchsvolle und Beständige. Gebildet wurden diese aufgrund von Angaben zu Besuchermerkmalen, Besuchshäufigkeiten und -bedingungen, Einschätzungen sowie Verbundenheit zum Museum (vgl. Laukner 2008: 263 ff.). Ebenfalls eine bestimmte Zielgruppe wurde bei der Untersuchung von Bandi (2007) analysiert. Die Studie bezog sich auf Touristen in Kunstmuseen, welche 456 Fragebögen in fünf Schweizer Museen ausfüllten. Auch hier wurde eine Clusteranalyse mit vier Gruppen erstellt: anspruchsvolle und unterhaltungsorientierte, destinations-, kunst- sowie bedeutungsorientierte Museumstouristen. Ansprüche und Erwartungen der Besucher an verschiedene Aspekte des Museumsangebots waren bestimmende Faktoren (vgl. Bandi 2007: 113 ff.). Außerdem wird in Untersuchungen zum Museumspublikum auf vorhandene Lebensstil- oder Milieumodelle Bezug genommen und deren Zusammenhang analysiert (vgl. auch Föhl/Glogner-Pilz 2011, Bröckers 2007: 64 ff.): In seiner Darstellung der „Erlebnisgesellschaft“ beschreibt Schulze (1995: 277 ff.) fünf soziale Milieus, für deren Entstehung Alter, Bildung sowie Alltagsästhetik bedeutsam sind. Er führt Angehörige des Niveaumilieus sowie des Integrationsund Selbstverwirklichungsmilieus als, zumindest gelegentliche, Museumsbesucher an (vgl. Schulze 2005: 283 ff.). Im Unterhaltungs- und Harmoniemilieu sind Museumsaufenthalte nicht üblich. Dies überprüfte Kirchberg (2005: 248 ff.) in einer Bevölkerungsstudie, welche vor allem für den Besuch von Kunstmuseen Zusammenhänge mit den Erlebnismilieus Schulzes bestätigte. In einer Studie an den Düsseldorfer Kunstmuseen K20 und K21 untersucht Kohl (2006) Unterschiede der Lebensstile der Besucher. Hier wurde unter anderem Bezug genommen auf Spellerbergs (1996) Typologie, welche Lebensstile anhand kultureller Geschmacksmuster anordnet. Untersuchungsinhalte waren in diesem Zusammenhang Besucherstrukturen, Einschätzungen der Befragten zu Kunstkompetenzen und -präferenzen sowie Lebenszielen. Es ergaben sich wenig signifikante Unterschiede der Lebensstile dieser Publika verschiedener Kunstrichtungen (vgl. Kohl 2006: 161 ff.). Das KGSt-Gutachten zu Besucherorientierung und Wirtschaftlichkeit von Museen stellt einen Bezug der wertorientierten Lebensstil-Typologie von Gluchowski (1988) zu Museumsbesuchen her (vgl. Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung 1989: 37 ff.). Gluchowskis Lebensstilmodell beruht unter anderem auf Angaben zu soziodemografischen Merkmalen, Einstellungen zu Politik, Technik und Konsum sowie Bedeutungen von Familie, Beruf und Freizeit. Neben der prozentualen Verteilung der neun Lebensstile in

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der Bevölkerung werden in dem Gutachten mögliche Erwartungen der Gruppen gegenüber verschiedenen Museumsangeboten aufgeführt. Gehobene Konservative und linksliberal integrierte Postmaterialisten werden dabei zu häufigeren Museumsbesuchern gezählt. Einen Zusammenhang von Museumsbesuchen zu den Sinus-Milieus® des Sinus-Instituts Heidelberg (2010) analysieren Wersig/Graf (2000: 173 ff.). Die zehn Sinus-Milieus beziehen demografische Merkmale sowie Lebensauffassungen und Lebensweisen der Bevölkerung ein und werden nach sozialer Lage und Grundeinstellungen unterschieden. Wersig/Graf banden in einer Bevölkerungsstudie Fragen ein, die sich an der Erhebung der Sinus-Milieus orientierten, und ermittelten Anteile von Museumsnutzern nach Milieugruppen. Es zeigte sich, dass die kleinbürgerlichen, postmodernen und liberal-intellektuellen Lebensstilgruppierungen eine überdurchschnittliche Neigung zum Museumsbesuch aufweisen.

4.5 M ERKMALE DES P UBLIKUMS D AUERAUSSTELLUNGEN

VON

S ONDER -

UND

Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Untersuchungsfrage, welche Erkenntnisse zum jeweiligen Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen an einem oder mehreren Museen vorhanden sind. Die aufgeführten Studien liefern hierzu Ergebnisse meist neben ihrer primären Zielsetzung. Die Resultate werden gegliedert in soziodemografische und geografische Strukturen, Nutzung von Informationsquellen und Besuchsverhaltensweisen (Erst- oder Wiederholungsbesuch, Begleitung, Aufenthaltsdauer). Auch auf Besuchsmotive und Parallelbesuche in den jeweils anderen Ausstellungen wird eingegangen. Dabei zeichnen sich Tendenzergebnisse übergreifend in mehreren Studien ab. Die analysierten Vergleichsstudien wurden in Kapitel 4.1.2 an Museen bereits vorgestellt. Es handelt sich um Studien mit einem gezielten Vergleich der Publikumsteile an mehreren Museen (Hoffrichter 1990/Stadt Köln 1996) oder an einem Museum (Wegner/Klein, H.J. 2007, Wegner/Riede 2012) sowie um Untersuchungen mit anderen Zielsetzungen, die dennoch eine Gegenüberstellung ermöglichen (Klein, H.J. 1981-2010). An entsprechenden Stellen wird die Darstellung durch Einzelergebnisse weiterer Studien ergänzt (Schuck-Wersig et al. 1993, Koch, A. 2002, Kohl 2006, Rombach 2007, Klein, H.J./Wegner 2010, Wegner/Riede 2012, Wegner/Stadler 2013). Am Ende dieses Kapitels findet sich in den Tabellen 6-9 eine Beschreibung der analysierten Studien anhand ihrer Inhalte (untersuchte Museen und Ausstellungen), Vorgehensweisen (Untersu-

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chungszeitraum, Methode, Stichprobe) sowie Zielsetzungen. Die tabellarische Darstellung verdeutlicht auch die Unterschiede der Studien. Diese sind zu berücksichtigen, wenn übergreifende Ergebnisse abgeleitet werden. Tabelle 1 vergleicht Befragungsresultate zu den soziodemografischen Merkmalen Geschlecht, Alter und Schulabschlüsse der beiden Teilpublika. Bei Geschlechteranteilen im Publikum sind wenig prägnante Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern festzustellen. Eine häufig weibliche Publikumsmehrheit in den Museen ist nicht speziell auf das Angebot Sonder- oder Dauerausstellung zurückzuführen. Differenzen nach Themen der Sonderausstellungen wurden zum Beispiel im Museum für Kommunikation in Bern offensichtlich: Eine Ausstellung zu E-Gitarren sprach deutlich mehr Männer an, im Gegensatz zu Themen wie Tier-Mensch-Kommunikation oder Kommunikation mit dem Jenseits (vgl. Wegner/Riede 2012: 8). Befunde zu Altersstrukturen zeigen für einige Museen, dass das Sonderausstellungspublikum im Schnitt älter als das der Dauerausstellungen ist. Im Landesmuseum Württemberg war dieser Effekt besonders deutlich: Das Durchschnittsalter stieg bei der Sonderausstellung „Das Königreich Württemberg“, von 44 Jahren bei der Befragung in der Dauerausstellung, auf 55 Jahre. Dies ist aber nur als ein Tendenzergebnis zu verstehen, denn die Untersuchungen belegen auch, dass unter anderem die Themen von Sonderausstellungen Einfluss auf die Altersstruktur haben. Im Museum für Kommunikation in Bern beispielsweise war es das Ziel einiger Sonderausstellungen, anhand der Themen wie E-Gitarren oder Handykommunikation, explizit eine jüngere Zielgruppe anzusprechen. In diesem Museum sind zudem die Dauerausstellungen besonders für Familienbesucher interessant, was eine Mehrheit mittlerer Altersgruppen (vor allem Eltern) begründet. Demnach sind stets das Museumsprofil und die Zielgruppenausrichtung der Angebote einzubeziehen. Weiterhin sind Korrelationen zwischen den Merkmalen vorhanden: Die Entfernung des Wohnorts der Besucher kann unter anderem mit der Altersstruktur zusammenhängen (vgl. Klein, H.J./Wegner 2010: 90 ff.). Auch sind selbstverständlich Unterschiede zwischen Museumsarten in Rechnung zu stellen (vgl. Kapitel 4.2 Untersuchungsergebnisse zu Publikumsmerkmalen). Die Befunde zu höchsten Schulabschlüssen im Publikum hängen mit den jeweiligen Altersstrukturen zusammen. Angehörige älterer Jahrgänge haben in der Regel seltener akademische Abschlüsse erworben als jüngere Personen, hiermit korrespondieren die Verteilungen beispielsweise im Landesmuseum Württemberg und im Museum für Kommunikation in Bern.

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Tabelle 1: Gegenüberstellung ausgewählter Ergebnisse zu soziodemografischen Merkmalen des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen Merkmal/ SonderausstellungsStudie publikum Geschlechteranteile im Publikum: Kölner 61 % Frauen (WallrafMuseen Richartz-Museum), 51 % (Stadtmuseum) (Stadt Köln 1996: 56 ff.) Landesmuseum 55 % Frauen (Wegner/Klein, H.J. 2007: Württemberg, 8 f.) Stuttgart Themenunterschiede bei Museum für Geschlechteranteilen: Kommunikamehr Frauen 52-62 % tion, Bern (Wegner/Riede 2012: 8 f.) Altersstrukturen des Publikums: Kölner etwas älter Museen (45 % über 45 Jahre im Wallraf-Richartz-Museum, 53 % im Stadtmuseum) (Stadt Köln 1996: 56 ff.) Badisches älter, bis 30 Jahre 46 % Landesmuseum (1976/77) Karlsruhe (Klein, H.J./Bachmayer 1981: 128 f.)

Dauerausstellungspublikum 54 % Frauen (WallrafRichartz-Museum), 45 % (Stadtmuseum) (Stadt Köln 1996: 56 ff.) 56 % Frauen (Wegner/Klein, H.J. 2007: 8 f.) Geschlechteranteile eher ausgeglichen: Frauenanteil um 50 % (Wegner/Riede 2012: 8 f.) etwas jünger (35 % über 45 Jahre im Wallraf-Richartz-Museum, 44 % im Stadtmuseum) (Stadt Köln 1996: 56 ff.) jünger, bis 30 Jahre 61 % (1976/77) (Klein, H.J./Bachmayer 1981: 128 f.)

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Merkmal/ Studie Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Sonderausstellungspublikum „Königreich Württemberg“ 2007 älter: Durchschnittsalter 55 J., 65 % über 50 Jahre (Wegner/Klein, H.J. 2007: 7 ff.) Unterschiede nach Museum für Ausstellungsthemen: Kommunikaeher älter (über 50 Jahre tion, Bern 25-38 %) sowie jünger (bis 30 Jahre 22-37 %) (Wegner/Riede 2012: 9 ff.) Hamburger älter: 24 % bis 34 Jahre, Kunsthalle 47 % über 50 Jahre (Koch, A. 2002: 161 f.) Höchste Schulabschlüsse des Publikums: Landesmuseum mehr einfache Bildungsabschlüsse Württemberg, (Akademiker 40 %, Stuttgart Haupt-/Realschule 42 %) (Wegner/Klein, H.J. 2007: 9 f.) Museum für mehr Akademiker 27-44 % Kommunika(eher Fachpublikum) tion, Bern (Wegner/Riede 2012: 12)

Dauerausstellungspublikum Ständige Sammlungen 2007 jünger: Durchschnittsalter 44 J., 34 % über 50 Jahre (Wegner/Klein, H.J. 2007: 7 ff.) mehrheitlich Familien: Altersgruppe 30-40 Jahre häufig (20-34 %) (Wegner/Riede 2012: 9 ff.)

jünger: 63 % bis 34 Jahre, 4 % über 50 Jahre (Koch, A. 2002: 161 f.) mehr höhere Bildungsabschlüsse (Akademiker 44 %, Haupt-/Realschule 34 %) (Wegner/Klein, H.J. 2007: 9 f.) weniger Akademiker 23 % (eher Familienpublikum) (Wegner/Riede 2012: 12)

Die Mehrzahl der Studien ergibt zur geografischen Herkunft der Publika, dass in Sonderausstellungen lokale und regionale Besucher überwiegen, in Dauerausstellungen überregionale und internationale Besucher (siehe folgende Tabelle 2). Dabei sind Korrelationen mit Erst- und Wiederholungsbesuchen zu berücksichtigen, worauf untenstehend weiter eingegangen wird. Die Ausstrahlungskraft von Museen und Ausstellungen hängt zudem nachweislich mit der Bewerbung und Berichterstattung zusammen, welche für die Studien genauer zu untersuchen wären. Häufig werden Sonderausstellungen regional beworben, woraus sich eine höhere Wahrnehmung im Nahbereich des Museums ergibt. Erneut ist auch auf die Berücksichtigung des Ausstellungsthemas zu verweisen: Themen mit Lokalbezug, wie „Das Königreich Württem-

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berg“ im Landesmuseum Württemberg, sprechen in der Regel ein einheimisches Publikum stärker an. Im Badischen Landesmuseum zeigten sich diese themenbedingten Unterschiede in der Herkunftsverteilung des Publikums über mehrere Sonderausstellungen: Eine Ausstellung zu Anatolien wurde von mehr überregionalen Besuchern angesehen, eine Ausstellung zur Badischen Revolution mehr aus der näheren Umgebung. Tabelle 2: Gegenüberstellung ausgewählter Ergebnisse zur geografischen Herkunft des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen Merkmal/ SonderausstellungsStudie publikum Geografische Herkunft des Publikums: Kölner mehr lokale/regionale Museen Besucher: Römisch-Germanisches Museum Ausländer 13 % Besuchsgrund Sonderausstellung, WallrafRichartz-Museum 9 % (Hoffrichter 1990: 42 ff.) Stadtmuseum Kölner 69 % Besuchsgrund Sonderausstellung; Wallraff-Richartz-M. 41 % (Stadt Köln 1996: 56 ff.) Badisches „Vor 12.000 Jahren in Landesmuseum Anatolien“ 2007 mehr Karlsruhe Fernbesucher: Nahbereich 33 %, andere Bundesländer 45 % (Klein, H.J./Wegner 2010: 101) Landesmuseum „Königreich Württemberg“ Württemberg, mehr lokale/regionale: Stuttgart Nahbereich 52 %, Fernbesucher 14 % (Wegner/Klein, H.J. 2007: 11 ff.)

Dauerausstellungspublikum mehr Fernbesucher (überregional/international): Römisch-Germanisches Museum Ausländer 45 % Besuchsgrund Dauerausstellung, WallrafRichartz-Museum 32 % (Hoffrichter 1990: 42 ff.) Stadtmuseum Ausländer 41 % Besuchsgrund Dauerausstellung; Wallraff-Richartz-M. 51 % (Stadt Köln 1996: 56 ff.) Dauerausstellung 2007 mehr lokale/regionale Besucher: Nahbereich 44 %, andere Bundesländer 34 % (Klein, H.J./Wegner 2010: 101) Dauerausstellung 2007 mehr Fernbesucher: Nahbereich 32 %, Fernbesucher 46 % (Wegner/Klein, H.J. 2007: 11 ff.)

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Merkmal/ Studie Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K21, Düsseldorf

Sonderausstellungspublikum mehr lokale/regionale Besucher (Rombach 2007: 118)

Dauerausstellungspublikum

mehr lokale/regionale Besucher: Saarländer 66 % Besuchsgrund Sonderausstellung (Klein, H.J./Wegner 2010: 95) mehr lokale/regionale: Nahbereich 53 % Besuchsgrund Sonderausstellung (Kohl 2006: 105 ff.)

mehr Fernbesucher: andere Bundesländer und Ausland 32 % Besuchsgrund Sonderausstellung (Klein, H.J./Wegner 2010: 95) mehr Fernbesucher: Ausländer rund 66 % Besuchsgrund Dauerausstellung (Kohl 2006: 105 ff.)

Angaben der Besucher zu genutzten Informationsquellen (Aufmerksamkeit auf die Ausstellung/das Museum) hängen mit der geografischen Herkunft der Besucher bzw. Unterschieden in der Reichweite der Bewerbung und Berichterstattung zusammen (siehe Tabelle 3). Zudem wird eine Sonderausstellung von Museen in der Regel anders beworben als eine Dauerausstellung; sie wird unter anderem deutlich mehr von Medienberichten begleitet. Diesen Unterschied zeigen die Untersuchungsergebnisse klar: Sonderausstellungsbesucher werden deutlich öfter über Presseartikel aufmerksam, bei Kunstausstellungen auch über Fernsehberichte. Empfehlungen aus dem Familien- und Freundeskreis spielen für beide Publikumsteile eine größere Rolle. Dauerausstellungsbesucher nennen außerdem frühere Besuche/die allgemeine Bekanntheit des Museums als ausschlaggebend, auch über Reiseführer informieren sie sich öfter.

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Tabelle 3: Gegenüberstellung ausgewählter Ergebnisse zu genutzten Informationsquellen des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen Merkmal/ SonderausstellungsStudie publikum Genutzte Informationsquellen: Kölner Museen häufig Medienberichte 23-46 %, Empfehlungen 14-29 % (Hoffrichter 1990: 48 ff.)

Badisches Landesmuseum Karlsruhe Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Museum für Kommunikation, Bern

Medienberichte 48-71 %, Empfehlungen 25-41 %, Plakat 20-27 % (Stadt Köln 1996: 9 ff.) häufig Medienberichte, Plakate, Empfehlungen (Klein, H.J. 2003a: 128 ff.) „Königreich Württemberg“ 2006 häufig Medienberichte 57 %, Plakate 29 %, Empfehlungen 26 % (Wegner/Klein, H.J. 2007: 33 ff.) häufig Medienberichte 15-35 %, Tipps Freunde 22-33 % (Wegner/Riede 2012: 47)

Dauerausstellungspublikum häufig Empfehlungen 15-27 %, Reiseführer 10-29 %, frühere Besuche 9-21 % (Hoffrichter 1990: 48 ff.) Reiseliteratur 29-45 %, Empfehlungen 20-43 %, frühere Besuche 19-34 % (Stadt Köln 1996: 9 ff.)

Dauerausstellung 2006 häufig frühere Besuche/ allgemein bekannt 36 %, Empfehlungen 21 %, Reiseführer 21 % (Wegner/Klein, H.J. 2007: 33 ff.) häufig Tipps von Freunden und Familie (Wegner/Riede 2012: 47)

Zu Besuchsverhaltensweisen des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen werden Ergebnisse zu Erst- und Wiederholungsbesuchen, Begleitungen und Aufenthaltsdauer aufgeführt (siehe auch Tabelle 4). In vielen Sonderausstellungen fanden sich in den Untersuchungen mehr Wiederholungs- und Stammbesucher als Erstbesucher. Besucher, die zum ersten Mal in dem betreffenden Museum waren, sahen sich häufiger die Dauerausstellung an bzw. nannten diese als primären Besuchsgrund. Dies hängt, wie angesprochen, wiederum mit der Herkunft der Besucher und der wahrgenommenen Berichterstattung zusammen. Personen aus der näheren Museumsumgebung

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haben häufiger die Gelegenheit zu mehrmaligen Besuchen als solche aus weiterer Entfernung. Es ist zu vermuten, dass bei einigen Besuchern erst durch neue Sonderausstellungen ein Anreiz geschaffen wird, einen erneuten Museumsbesuch zu unternehmen. Die Studie von Laukner (2008: 270 ff.) bestätigt diese Anziehungskraft von Sonderausstellungen für Wiederholungsbesucher. Die Frage nach Motiven für wiederholte Besuche ergab häufig die Abwechslung, Einzigartigkeit und Präsentation der Sonderausstellungen. Hinsichtlich der Begleitung der Besucher waren in den meisten Untersuchungen wenig prägnante Resultate zu konstatieren oder diese Angaben wurden nicht vergleichend erhoben. Für das Landesmuseum Württemberg und das Museum für Kommunikation in Bern zeichnet sich die Tendenz ab, dass Dauerausstellungen häufiger von Familienbesuchern angesehen wurden als Sonderausstellungen. Dieses Resultat ist sicherlich auch von Ausstellungsthemen und der Zielgruppenorientierung der Museen abhängig. Die Erhebung der Aufenthaltsdauer in den Ausstellungen ergibt für das Landesmuseum Württemberg eine deutlich längere Verweilzeit in der jeweiligen Sonderausstellung, obwohl deren Ausstellungsfläche kleiner als die der Dauerausstellungen ist und ein gemeinsames Eintrittsticket für Sonder- und Dauerausstellung angeboten wurde. Für die anderen Museen zeichnen sich keine einheitlichen Tendenzen ab, unterschiedliche räumliche Gegebenheiten haben hierauf Einfluss. Tabelle 4: Gegenüberstellung ausgewählter Ergebnisse zum Besuchsverhalten des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen Merkmal/ SonderausstellungsDauerausstellungsStudie publikum publikum Erst- oder Wiederholungsbesuche des Publikums: Kölner mehr Wiederholungsmehr Erstbesucher: Museen besucher: rund 75 % rund 66 % (Hoffrichter 1990: 56) (Hoffrichter 1990: 56) Badisches Unterschiede nach Landesmuseum Ausstellungsthemen Karlsruhe (Klein, H.J. 2003a: 124 ff.); mehr Wiederholungsmehr Erstbesucher besucher „Italiensehnsucht Dauerausstellungen 1997: der Deutschen“ 1997: 66 % Erstbesucher, 33 % mind. 4 Vorbesuche 20 % mind. 4 Vorbesuche (Klein, H.J. 1998a: 24 f.) (Klein, H.J. 1998a: 24 f.)

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Merkmal/ Studie Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Hamburger Kunsthalle

Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Kunstsammlung NordrheinWestfalen K20/K21, Düsseldorf

Sonderausstellungspublikum mehr Wiederholungsbes.: 42 % Erstbesucher, 38 % mind. 2 Vorbesuche (Wegner/Klein, H.J. 2007: 22 ff.) mehr Wiederholungsbesucher, starke Bindung an Kunsthalle (Koch, A. 2002: 167 ff.) mehr Wiederholungsbesucher (Rombach 2007: 118)

mehr Wiederholungsbesucher: mind. 4 Vorbesuche 58 % Besuchsgrund Sonderausstellung (K20); mind. 4 Vorbesuche 90 % (K21) (Kohl 2006: 105 ff.) Begleitung des Publikums: mehr Besuche mit Partner: Landesmuseum Württemberg, 39 % Partner, Stuttgart 19 % Familie, 16 % Freunde, 15 % alleine (Wegner/Klein, H.J. 2007: 40 ff.) Museum für eher Besuche mit Partner Kommunikation, und Freunden Bern (Wegner/Riede 2012: 43 ff.) Aufenthaltsdauer des Publikums: Landesmuseum längerer Aufenthalt: Württemberg, 53 % über 2 Stunden Stuttgart (Wegner/Klein, H.J. 2007: 42 ff.)

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Dauerausstellungspublikum mehr Erstbesucher: 68 % Erstbesucher, 17 % mind. 2 Vorbesuche (Wegner/Klein, H.J. 2007: 22 ff.)

mehr Erstbesucher: Erstbesucher 78 % Besuchsgrund Dauerausstellung (K20) (Kohl 2006: 105 ff.)

mehr Familienbesuche: 31 % Partner, 32 % Familie, 18 % Freunde, 16 % alleine (Wegner/Klein, H.J. 2007: 40 ff.) mehr Familienbesucher 31-50 % (Wegner/Riede 2012: 43 ff.) kürzerer Aufenthalt: 26 % über 2 Stunden (Wegner/Klein, H.J. 2007: 42 ff.)

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Für das Publikum einer Sonderausstellung ist diese häufig auch der Hauptbesuchsgrund (auch wenn die Dauerausstellung parallel besichtigt wird). Diese Werte liegen in den Befragungen bei bis zu 90 %. Für Besucher von Dauerausstellungen sind in den Befragungen der Überblick über das Museum oder bestimmte Abteilungen ausschlaggebend. Teilweise werden auch andere Gründe, wie Ausflüge, der Begleitung das Museum zeigen oder museumsspezifische Aspekte, wie die Aussicht vom Turm des Badischen Landesmuseums, genannt (siehe auch Tabelle 5). Synergieeffekte der Ausstellungsformate, ausgedrückt durch parallele Besuche in den jeweils anderen Ausstellungen, unterscheiden sich zwischen den untersuchten Museen unter anderem nach Größe und Bekanntheit der Ausstellungen. Hoffrichter (1990: 56) bezeichnet für die Kölner Museen solche Koppelbesuche ausgehend von Sonderausstellungen als „häufig“ (allerdings ohne Zahlenbeleg). In den baden-württembergischen Landesmuseen sieht sich die Mehrheit der Besucher neben der Sonderausstellung die Museen nicht weiter an, vermutlich da die Sonderausstellungen die (Zeit- und Aufnahme-)Kapazität bereits voll in Anspruch nehmen. Klein, H.J. (2001a: 16 f.) schätzt für das Badische Landesmuseum Karlsruhe im Besuchsjahr 1998, dass 20 % des Publikums mit Besuchsgrund Sonderausstellung auch die Dauerausstellung besuchen, 65 % von diesen nicht. 15 % kommen wegen der Dauerausstellung, hiervon tätigen 10 % einen Parallelbesuch in der Sonderausstellung und 5 % nicht. Zu generellen Besuchsmotiven der jeweiligen Publika sind vereinzelt Ergebnisse aus den Studien ablesbar, die sich allerdings unterscheiden. So war für die Dauerausstellungsbesucher der Kölner Museen die Erweiterung des Allgemeinwissens etwas wichtiger als für die Sonderausstellungsbesucher (Stadt Köln 1996: 51 ff.). Im Museum für Kommunikation in Bern ist der Wunsch etwas zu lernen in beiden Publikumsteilen breit ausgeprägt. Unterschiede zeigen sich bei Familienunternehmungen, die in den Dauerausstellungen wichtiger sind, und Überraschungen, welche häufiger für die Sonderausstellungen angeführt werden (vgl. Wegner/Riede 2012: 26 ff.). Die Studie von Schuck-Wersig et al. (1993: 105 ff.) gibt weitere Hinweise auf differierende Besuchsmotive und Erwartungen: Dauerausstellungsbesuche sind eher von „sozialen“, „traditionellen“ und „pflichtbewussten“ Gründen bestimmt, während Sonderausstellungsbesucher als „leidenschaftlich“, „unkonventionell“ und „avantgardistisch“ charakterisiert werden.

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Tabelle 5: Gegenüberstellung ausgewählter Ergebnisse zu Sonder- und Dauerausstellungen als Besuchsgründe, Parallelbesuchen und generellen Besuchsmotiven des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen Merkmal/ SonderausstellungsDauerausstellungsStudie publikum publikum Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung: ohne Sonderausstellung während SonderausstelBadisches 1997: Besuchsgrund lung 1997: Besuchsgrund Landesmuseum Museum allgemein 60 %, Sonderausstellung 66 %, Karlsruhe Abteilungen 30 % Museum allgemein 20 % (Klein, H.J. 1998a: 24 ff.) (Klein, H.J. 1998a: 24 ff.) ohne Sonderausstellung während „Königreich Landesmuseum 2006: Württemberg“ 2006: Württemberg, Überblick 29 %, Sonderausstellung 83 %, Stuttgart Abteilungen 20 %, Abteilungen 7 %, Objekte/Überraschungen Überblick 5 %, Objekte/ 18 % Überraschungen 5 % (Wegner/Klein, H.J. 2007: (Wegner/Klein, H.J. 2007: 27 ff.) 27 ff.) Besuchsgrund SonderMuseum für Kommunikation, ausstellung 66-88 % (Wegner/Stadler 2013: 35) Bern Parallelbesuche von Sonder- bzw. Dauerausstellung: Kölner Museen „Allerdings wird der Besuch von Sonderausstellungen häufig zum aktuellen Anlaß genommen, die jeweilige ständige Sammlung mit bzw. erneut zu besichtigen.“ (Hoffrichter 1990: 56) Badisches Sonderausstellung neben Sonderausstellung Landesmuseum „Italiensehnsucht“ 1997: 1997: 27 % Antike, Karlsruhe 84 % Sonderausstellung 10-15 % übr. Abteilungen (Klein, H.J. 1998a: 25) (Klein, H.J. 1998a: 25)

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Merkmal/ Studie Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Sonderausstellungspublikum „während der Ausstellung ‚Badische Revolution‘ war die Dauerausstellung noch nie so leer“ (Klein, H.J. 1999: 160) Sonderausstellungsbesuche „Badische Revolution“ 1998: geschätzt 95 % (Klein, H.J. 2001a: 16 f.) Sonderausstellungsbesuch Landesmuseum 2006 gesamt 96 %, andere Württemberg, Abteilungen 2-12 % Stuttgart (Wegner/Klein, H.J. 2007: 48 ff.) Unterschiede zwischen Museum für Kommunikation, Ausstellungen; 39-71 % der SonderausstellungsBern besucher auch nur dort (Wegner/Stadler 2013: 39) Generelle Besuchsmotive: Kölner Museen seltener Motiv Allgemeinwissen 20 %, anregende Unterhaltung ähnlich 20 % (Stadt Köln 1996: 51 ff.) Museum für Lernen ähnlich, Kommunikatihäufiger Überraschung on, Bern (Wegner/Riede 2012: 24) 2 Berliner Aktivitätsmuster Mitläufer Museen seltener (9 %); Besuchertypen eher: Ästhet 14 % (zu 9 %), leidenschaftlich 13 % (zu 10 %), unkonventionell 7 % (zu 4 %) (Schuck-Wersig et al. 1993: 105 ff.)

Dauerausstellungspublikum

neben Sonderausstellung 1998: geschätzt 35 % in Dauerausstellung (Klein, H.J. 2001a: 16 f.) ohne Sonderausstellung 2006: besuchte Abteilungen 26-75 % (Wegner/Klein, H.J. 2007: 48 ff.) 29-61 % neben Sonderausstellung auch Dauerausstellung (Wegner/Stadler 2013: 39)

etwas häufiger Motiv Allgemeinwissen 25 %, anregende Unterhaltung ähnlich 18 % (Stadt Köln 1996: 51 ff.) Lernen ähnlich, häufiger Familie (Wegner/Riede 2012: 24) Aktivitätsmuster mehr Mitläufer (32 %), Programmpunkt unter vielen; Besuchertypen eher: Pflichtbesucher 14 % (zu 5 %), traditionsgebunden 16 % (zu 11 %), sozial 17 % (zu 14 %) (SchuckWersig et al. 1993: 105 ff.)

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Tabelle 6: Besucherbefragungen an Museen der Stadt Köln mit einem Vergleich der Besucher mit primärem Besuchsgrund ständige Sammlung oder Sonderausstellung

Studien

Untersuchte Museen

Museumsart Sonderausstellungen während Untersuchung Untersuchungsjahre Methode

Stichprobe

Zielsetzung der Studie

behandelter Aspekt Sonder-/Dauerausstellung

Stadt Köln (1996): Hoffrichter (1990): Die Kölner Museen und Ergebnisse der Besucherbefragung 1995 ihr Publikum (2). in den Museen der Ergebnisse aus BeStadt Köln. sucherbefragungen. 7 Museen der Stadt 6 Museen der Stadt Köln: zusätzlich zur Köln: Wallraf-Richartzersten Untersuchung Museum/Museum Museum für Angewandte Ludwig, RömischKunst, Josef-HaubrichGermanisches Museum, Kunsthalle; Kölnisches Stadtmuseum, Rautenstrauch-Joest- Museum für Ostasiatische Kunst geMuseum, Museum für schlossen Ostasiatische Kunst, Schnütgen-Museum Kunst, Historie/Archäologie, Regionalgeschichte außer Josef-Haubrichalle Museen zeigten Kunsthalle und Schnütparallel Sonder- und gen-Museum parallel Dauerausstellungen Sonder- und Dauerausst. 1988-1989 1995 schriftliche Eingangsschriftliche Eingangsbefragung, auch englisch befragung, auch englisch und französisch und französisch Individualbesucher ab Individualbesucher ab 14 J., Stichprobe, 14 J., Stichprobe, 13.975 Befragte 4716 Befragte Informationen über Besuchermerkmale, Motive, Werbemaßnahmen, Zufriedenheit; Vergleich zwischen Museen; Vergleich der Besucher mit Besuchsgrund Sonder- und Dauerausstellung Frage nach Sonderausstellung oder ständiger Sammlung als Hauptbesuchsgrund; Differenzierung der jeweiligen Publikumsteile

92 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND D AUERAUSSTELLUNG?

Tabelle 7: Besucherbefragungen am Badischen Landesmuseum Karlsruhe in Sonderausstellungen und teilweise vergleichend in der Dauerausstellung Studien

Untersuchtes Museum Museumsart Sonderausstellungen während Untersuchung

Untersuchungsj. Methode Stichprobe

Zielsetzung der Studie

behandelter Aspekt Sonder-/ Dauerausstellung

Klein, H.J. (1998a): Der letzte Musekaner./ ders. (2001a): Das Interesse des Publikums. / ders. (2003b): PublikumsBarometer. Badisches Landesmuseum Karlsruhe

Klein, H.J./ Bachmayer (1981): Museum und Öffentlichkeit.

Klein, H.J./ Wegner (2010): Touristen im Museumspublikum.

Sammelmuseum (Historie/Archäologie, Kulturgesch., Kunst) UntersuchungszeitSonderausstellungen Unterraum mit Sondersuchungszeit- von 1997 bis 2002, ausstellung „Vor zu Themen Italien, raum mit 12.000 Jahren in Cartoons, Badische SonderausAnatolien“ und Revolution, Jahrstellung hundertwenden, Kre- ohne Sonder„Kykladenausstellung ta, Spätmittelalter, inseln“ und ohne Sonder- teils Zeitraum ohne Sonderausstellung ausstellung 1976-77 1997-2002 2007 nicht bekannt schriftliche Ausschriftliche Ausgangsbefragungen gangsbefragungen nicht bekannt Individualbesucher Individualbesucher über 15 J., über 15 J., je 300-1500 Befragte 536 Befragte InformatioInformationen u.a. Informationen u.a. nen u.a. über über Besuchermerküber BesucherBesuchermerkmale, male, Motive, merkmale, Werbung Verhalten, Werbung, Werbung Zufriedenheit Vergleich Vergleich BesuchsVergleich BesuchsBesuchsphase phase mit und ohne phase mit und ohne mit und ohne Sonderausstellung Sonderausstellung Sonderausst.

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Tabelle 8: Vergleichende Besucherbefragungen am Landesmuseum Württemberg in einer Sonderausstellung und in der Schausammlung Studie

Untersuchtes Museum Museumsart Sonderausstellungen während Untersuchung Untersuchungsjahr Methode

Stichprobe Zielsetzung der Studie behandelter Aspekt Sonder-/ Dauerausstellung Größe Teilpublikum

Wegner/Klein, H.J. (2007): Der große Spagat. Besucher in der Schausammlung des Landesmuseums Württemberg und in der Großen Landesausstellung ‚Das Königreich Württemberg 1806 – 1918 Monarchie und Moderne‘. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart Sammelmuseum (Historie/Archäologie, Kulturgeschichte, Kunst) Untersuchungszeitraum mit Großer Landesausstellung ‚Das Königreich Württemberg 1806 – 1918 Monarchie und Moderne‘ und ohne Sonderausstellung 2006 schriftliche Ausgangsbefragung, Fragebogen in 6 Sprachen, vergleichbarer Fragebogen für Sonderund Dauerausstellungsbefragung Individualbesucher ab 14 Jahre, gesamt 3517 Befragte Besuchermerkmale, Verhalten, Motive, Werbemaßnahmen, Urteile; Vergleich des Sonder- und Dauerausstellungspublikums Frage nach Hauptbesuchsgrund und Parallelbesuch der anderen Ausstellungen; 2 Befragungsphasen ohne Sonderausstellung, 1 mit Sonderausstellung verglichen 1939 befragte Dauer-/1578 Sonderausstellungsbesucher

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Tabelle 9: Besucherbefragungen am Museum für Kommunikation in Bern in den Sonderausstellungen und teilweise vergleichend den Dauerausstellungen Studien

Untersuchtes Museum Museumsart Sonderausstellungen während Untersuchung

Untersuchungsj. Methode Stichprobe Zielsetzung der Studie

behandelter Aspekt Sonder-/ Dauerausst. Größe Teilpublikum

Wegner/Stadler (2013): Bin Wegner/Riede (2012): ich schön? Evaluation der Endbericht zur Gesamtgemeinsamen Wechselbefragung 2011/12 im ausstellung im Museum für Museum für KommunikaKommunikation und im tion. Naturhistorischen Museum (Befragung von Dauer- und der Burgergemeinde Bern. Sonderausstellungsbesuchern mit Vergleich (mit Vergleich bisheriger bisheriger Befragungen) Sonderausstellungsbefragungen) Museum für Kommunikation, Bern Technik/Kulturgeschichte Dauer- und SonderausstelStromgitarren 2005/06, lungsbesucher 2008; haarsträubend 2006/07, Besucher zur Zeit mit und Bilder, die lügen 2007/08, ohne Sonderausstellung Goodbye & Hello 2008/09, 2011/2012 Gerücht 2009/10, Wo bisch? 2010/11, Warnung 2011/12, Bin ich schön? 2012/13 2005-2013 2008, 2011/12 schriftliche Ausgangsbefragung, französische Übersetzung Individualbesucher ab 14 J., Individualbesucher ab 14 J., 1149 bis 1881 Befragte 1181 bis 1515 Befragte Vergleich der Sonderausstel- Vergleich des Gesamtlungsbesucher, Besucherpublikums, Besuchermerkmerkmale, Werbemaßmale, Werbemaßnahmen, nahmen, Zufriedenheit Zufriedenheit Frage nach hauptsächlichem Besuchsgrund und Parallelbesuchen; Vergleich der Sonder- und Dauerausstellungspublika 744 Sonder-, 220 Dauerausstellungsbesucher (2008); 433 ohne Sonderausstellung/ 1082 mit (2011/12)

5. Design der Untersuchung

Die dargestellten Erfolgsfaktoren bzw. Schwierigkeiten von Dauer- und Sonderausstellungen in Kapitel 3 sowie der analysierte Stand empirischer Forschung zum Untersuchungsthema in Kapitel 4 belegen das Forschungsdesiderat, an das vorliegende Studie anschließt. Die Forschungslücke wird in diesem Kapitel zusammengefasst und es werden Untersuchungsthesen und -ziel entwickelt. Daraus erfolgt die Formulierung der Forschungsfragen der Untersuchung. Anschließend wird das methodische Vorgehen von Vor- und Hauptstudie der Erhebung erläutert.

5.1 F ORSCHUNGSLÜCKE Auf die eingeschränkte Zugänglichkeit vieler Besucherstudien wurde in Kapitel 4 zum Forschungsstand verwiesen. Hinzu kommt, dass Studien eher unregelmäßig durchgeführt werden und aufgrund unterschiedlicher Vorgehensweisen nur bedingt miteinander vergleichbar sind. In anderen Ländern, wie den USA und Großbritannien, ist der Einsatz von Besucherforschung deutlich fortgeschrittener: „In Deutschland hingegen fristet die Besucherforschung ein rudimentäres Dasein. [...] Die meisten Untersuchungen stellen nach wie vor [...] nicht veröffentlichte universitäre Abschlussarbeiten dar [...] oder hausinterne Untersuchungen der Kultureinrichtungen. [...] Die wenigsten Untersuchungen sind thematisch umfassend angelegt und beziehen mehrere Kultureinrichtungen ein. Und die wenigsten Untersuchungen werden publiziert oder allgemein zugänglich gemacht.“ (Reuband 2012: 29 f.)

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Reuband betont damit die Bedeutung eines Vergleichs über mehrere Einrichtungen, um die Aussagekraft von Ergebnissen zu steigern. Auch Klein, H.J. (1998b: 2) bestätigt dies: „Zahlen zu ermitteln und präzise Bedingungen dafür aufzustellen, ist eine Sache. Eine Aufgabe, die unbestreitbar wichtig, schwierig und mühsam sein kann. Eine zweite Sache ist es, die ermittelten Zahlen zutreffend und verantwortungsvoll zu interpretieren. Und für diese letztendliche Zwecksetzung der quantitativen Deskription gewinnt der Vergleich bzw. die Verfügbarkeit über eine Vergleichsbasis oder mehrere Vergleichsmöglichkeiten seine unverzichtbare Bedeutung. […] erst durch Inbezugsetzung mehrerer, mindestens zweier ‚vermessener‘ Aussageobjekte wird ein Orientierungspunkt bzw. Bewertungsmaßstab gewonnen.“

Komparative Untersuchungsresultate für mehrere Museen sind dennoch selten, wie Kapitel 4.1.2 Vergleichende Studien an Museen darlegte. Erkenntnisse über die Besucher werden – insbesondere in vergleichender Perspektive – häufig vernachlässigt. Im Kontext gegenwärtiger Rahmenbedingungen aber, wie finanziellen Schwierigkeiten und verschärfter Konkurrenz für Museen, demografischen Veränderungen sowie Medialisierung, stehen Museen zunehmenden Anforderungen gegenüber. Diesen können Museen nur mit einer strategischen und besucherorientierten Arbeitsweise begegnen, die das Publikum mit einbezieht (vgl. Kapitel 2). Ein Spannungsfeld der Museumsarbeit ist durch die zwei zentralen Museumsangebote Dauer- und Sonderausstellungen bedingt: Häufig erzielen Sonderausstellungen hohe Besuchszahlen, während – oft größere und mit bedeutenden Exponaten ausgestattete – Dauerausstellungen nur wenig besucht werden. Kapitel 3 zu Dauer- und Sonderausstellungen verwies mit der Darstellung von Erfolgsfaktoren und Kritik an den Ausstellungen auf dieses Spannungsfeld. Trotzdem erfolgt eine Analyse von Dauer- und Sonderausstellungen aus Besuchersicht nur eingeschränkt. Dass Ergebnisse zum Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen gezielt gegenübergestellt werden, ist selten. Insbesondere Erkenntnisse über mehrere Museen sind lediglich vereinzelt vorhanden. Kapitel 4 zum Forschungsstand zu empirischen Studien über das Museumspublikum zeigte auf, dass Untersuchungsschwerpunkte der Besucherforschung an Museen anders gelagert sind. Die angeführte Besucherbefragung von Hoffrichter (1990) sowie die Anschlussstudie der Stadt Köln (1996), durchgeführt an sechs bzw. sieben Kölner Museen, weisen Ansätze der Aufgabenstellung eines museumsübergreifenden Vergleichs von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern auf. Die Studiendurch-

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führung liegt allerdings schon einige Jahre zurück, so dass Veränderungen der Publikumsstrukturen möglich sind. Die Untersuchungen bezogen auch nicht in jedem untersuchten Museum jeweils eine Befragungsphase mit und ohne Sonderausstellung ein. Es erscheint für die Fragestellung aber relevant, dass auch Erkenntnisse über ausschließliche Dauerausstellungsbesucher mit möglicherweise anders gelagerten Charakteristika und Motiven erhoben werden. Zudem wurde nur der primäre Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung abgefragt und nicht auch tatsächlich stattfindende Ausstellungsbesuche oder generelle Ausstellungspräferenzen. Ein weiteres Manko besteht darin, dass sich die Befragten nicht gleichmäßig auf die verschiedenen Museen verteilten, da Museen unterschiedlicher Sammlungsinhalte und Größe einbezogen wurden, und einige Museen die Ergebnisse dominierten. Zusammenhänge nach Museumsarten zu analysieren erscheint aber insbesondere bei dieser Untersuchungsfrage bedeutend. Erste Unterschiede in der Rolle von Dauer- und Sonderausstellungen wurden in Kapitel 3 erläutert. Auch bei der jährlichen Gesamterhebung des Instituts für Museumforschung bleibt die Frage nach Publikumsstrukturen in Sonder- und Dauerausstellungen unbeantwortet. Hier kann nur bedingt zwischen Besuchen der beiden Ausstellungsformen unterschieden werden (vgl. Institut für Museumsforschung 2014: 7 ff.). Während Gegenüberstellungen der Publika von Sonder- und Dauerausstellungen an mehreren Museen demzufolge kaum bearbeitet sind, wird dieser Vergleich auch an einzelnen Museen nur selten vorgenommen. Veröffentlichte Studien sind nur wenige bekannt. Die verfügbaren Untersuchungen an den badenwürttembergischen Landesmuseen und dem Museum für Kommunikation in Bern wurden in Kapitel 4.5 analysiert. Sie liefern Ergebnisse zu soziodemografischen Publikumsstrukturen, zur Nutzung von Informationsquellen sowie zu Besuchsverhaltensweisen. Diese ergaben sich allerdings meist neben der primären Zielsetzung der Studien. Hieraus konnten Tendenzergebnisse abgeleitet werden, die sich übergreifend in mehreren Studien abzeichneten, erste Unterschiede zwischen den Publikumssegmenten wurden belegt. Klein, H.J. (2003b: 143) kritisiert diese Forschungslücke hinsichtlich Dauerausstellungsbesuchern: „Wir haben [...] auch die vernachlässigte Analyse des Publikums von Dauerausstellungen als Vergleichsbasis angemahnt. Diese Defizite erscheinen uns symptomatisch für die Fixiertheit auf die Resonanz von Sonderausstellungen und sollten baldmöglichst korrigiert werden.“ Er führt die Bedeutung von Untersuchungen des Besuchsmotivs Sonder- oder Dauerausstellung an, ebenso von Parallelbesuchen beider Ausstellungsformen und Angaben

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zum Kontext der Besuche (vgl. Klein, H.J. 1998b: 8, 1996: 80, 2001b: 2641, 2003a: 124 ff.). Solche Studien zu Besuchsmotiven speziell von Dauer- bzw. Sonderausstellungen sind, wie vorstehend aufgezeigt, kaum bekannt. Bei den dargestellten Untersuchungen zu Besuchsgründen (Kapitel 4.3 und 4.5) wurden diese unabhängig von Sonder- oder Dauerausstellung erhoben. Als eindeutiges Resultat lässt sich festhalten, dass das Publikum von Sonderausstellungen diese primär auch als Hauptbesuchsgrund nennt (auch wenn die Dauerausstellung parallel besucht wird). Wo Gründe für diese Anziehungskraft liegen, war dabei aber nicht Untersuchungsbestandteil, ebenso wenig ob die Bevorzugung von Sonderausstellungen eine generelle Präferenz ist. Forschungsergebnisse zu parallelen Besuchen in beiden Ausstellungsteilen unterschieden sich zwischen den untersuchten Museen und beruhten teilweise nur auf Schätzungen. Mögliche Barrieren für Besuche von Dauerausstellungen waren kein Untersuchungsgegenstand. In Kapitel 3.2 und 3.3 wurden Besuchsmotive für Dauer- und Sonderausstellungen aus der Sekundäranalyse der Literatur, das heißt ohne empirische Belege, abgeleitet: Es erfolgte eine Darstellung dieser vermuteter Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen und Schwierigkeiten von Dauerausstellungen. Im Kontext dieser bruchstückhaften Erkenntnisse zum Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen bilden Erfolg versprechende Museumsstrategien im Umgang mit den Ausstellungen eine weitere Forschungslücke. Kapitel 2.6 untermauerte, wie bedeutend besucherorientiertes und strategisches Handeln für Museen ist. Sowohl aus Perspektive der Einrichtungen, als auch der Besucher, sind jedoch kaum Informationen dazu vorhanden, wie Dauerausstellungen innovativ umgesetzt werden können, indem sie zum Beispiel sinnvoll belebt werden oder eine Verbindung zwischen Sonder- und Dauerausstellungen hergestellt wird.

5.2 F ORSCHUNGSZIEL UND F ORSCHUNGSFRAGEN Aus der dargestellten Forschungslücke werden für vorliegende Arbeit folgende Thesen formuliert: Das Publikum von Sonderausstellungen und Dauerausstellungen unterscheidet sich hinsichtlich soziodemografischer Strukturen, Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen sowie Besuchsmotiven. Eine besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf viele Museumsbesucher beeinflusst deren Erwartungen und Ansprüche.

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Als Untersuchungsziel wird definiert: Durch eine vergleichende Untersuchung von Publika größerer Sonderausstellungen und Dauerausstellungen an verschiedenen Museen in Deutschland sollen diese Publikumssegmente hinreichend charakterisiert und die Gründe für die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen analysiert werden. Aus der Untersuchung sollen Handlungsempfehlungen für Museen in Bezug auf diese Publikumssegmente abgeleitet werden. Daraus abgeleitete Forschungsfragen werden mit Präzisierungsfragen nachstehend aufgelistet: 1. Wie unterscheidet sich das Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen? 1.1 Wie sind die Strukturen der Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen jeweils zu beschreiben? 1.1.1 Welche soziodemografischen Merkmale weisen die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen auf? 1.1.2 Wie ist die allgemeine Museumsaffinität von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern ausgeprägt? 1.2 Wie sind Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher zu beschreiben? 1.2.1 Wie stellen sich Entscheidungsfaktoren der Besucher von Sonderund Dauerausstellungen dar? 1.2.2 Wie verhalten sich die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen in den Museen? 1.3 Welches sind Besuchsmotive für Sonder- bzw. Dauerausstellungen und Erwartungen an diese? 1.3.1 Welches sind Motive für Sonder- und Dauerausstellungsbesuche? 1.3.2 Welche Erwartungen haben Besucher an Sonder- und Dauerausstellungen? 2. Was macht die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen für viele Museumsbesucher aus? 2.1 Wie beurteilen Besucher Sonder- und Dauerausstellungen? 2.2 Wo liegen Besuchsbarrieren für Dauerausstellungen? 2.3 Haben Museumsbesucher eine generelle Präferenz für Sonder- oder Dauerausstellungen? 2.4 Unter welchen Bedingungen würden Wiederholungsbesuche in Museen stattfinden und welche Rolle spielen Sonder- und Dauerausstellungen für wiederholte Besuche?

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3. Welches können Erfolg versprechende strategische Überlegungen zum Umgang mit Dauer- und Sonderausstellungen sein? 3.1 Wie können Ausstellungsschwerpunkte zielgruppenspezifisch betont werden? 3.2 Können Dauer- und Sonderausstellungen sinnvoll verbunden werden? 3.3 Wie sind Möglichkeiten zur Belebung von Dauerausstellungen einzuschätzen? 3.4 Welche zielgruppenspezifischen Kommunikations- und Vermittlungsmaßnahmen für Dauer- und Sonderausstellungen bestehen?

5.3 M ETHODISCHES V ORGEHEN DER V ORSTUDIE Nach Erläuterung von Forschungslücke sowie Forschungsziel und -fragen, wird im folgenden Kapitel zuerst das methodische Vorgehen der Vorstudie dargelegt. Aufgrund der aufgezeigten Forschungslücke erfolgte eine Primärerhebung, um das auf die Fragen abgestimmte Datenmaterial direkt im Untersuchungsfeld zu erheben (vgl. Kromrey 2009: 78 ff.). Diese Erhebung umfasste eine Vorstudie mit einem offenen, qualitativen Themenzugang. Hier fanden Expertengespräche sowie offene Besuchervorgespräche statt. Methode der anschließenden Hauptstudie war eine schriftliche Besucherbefragung. Die Methodenwahl konzentrierte sich auf Methoden der Befragung, da sich die zu untersuchenden Aspekte größtenteils weniger gut beobachten lassen. 5.3.1 Experteninterviews 5.3.1.1 Methodenwahl und Inhalte des Leitfadens Im ersten Teil der Vorstudie wurden qualitative, offene Experteninterviews mit 25 Gesprächspartnern, bestehend aus Vertretern verschiedener Museen sowie Museumsberatern, durchgeführt (vgl. Flick 2007: 214). Ziel dieses Untersuchungsteils war das Forschungsthema zu sondieren. Es wurde angestrebt, museumsinterne Sichtweisen auf die Thematik einzubeziehen, verschiedene Meinungen und Erfahrungswerte zu sammeln und die Fragestellung weiterzuentwickeln. Die Interviews dienten zudem dazu, die Forschungslücke und Relevanz der Fragestellung zu überprüfen. Die Interviews wurden mittels eines problemzentrierten, teilstandardisierten Gesprächsleitfadens geführt (vgl. Mayring 2002: 67 ff., Gläser/Laudel 2004: 10 ff.). Formulierung und Reihenfolge der Fragen wurden vorab entworfen, in der jeweiligen Gesprächssituation aber flexibel gehandhabt. Die Teilstandardi-

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sierung diente dennoch der Zielorientierung der Gespräche und vereinfachte deren Auswertung und Vergleichbarkeit (vgl. Diekmann 2007: 542 ff.). Der Interviewleitfaden wurde nach Analyse des Forschungsstands und der Entwicklung von Untersuchungszielen und Forschungsfragen erstellt. Für die Befragung von Museumsberatern gab es eine zweite Variante des Leitfadens, welche allgemeine Einschätzungen und zusätzliche Fragen enthielt. Orientiert an Mayring (2002: 70 ff.) gestaltete sich der Aufbau des Leitfadens wie folgt: Nach Einführung in das Forschungsvorhaben standen zu Beginn Sondierungsfragen. Diese allgemein gehaltenen Fragen bezogen sich auf Ziele von Dauer- und Sonderausstellungen in den befragten Museen bzw. in Museen allgemein sowie auf bestimmte Begrifflichkeiten. Darüber hinaus waren spontane Ad-hoc-Fragen möglich, die sich jeweils im Gespräch ergaben. Die folgenden Leitfadenfragen umfassten die wesentlichen Fragestellungen der Untersuchung zu folgenden Themenbereichen: • Zielgruppen von Sonder- und Dauerausstellungen • Publikumsresonanz auf Sonder- und Dauerausstellungen • Gründe für einen möglicherweise unterschiedlichen Publikumserfolg von

Sonder- und Dauerausstellungen • strategische Überlegungen zu Sonder- und Dauerausstellungen und innovative Beispiele • Einschätzung der Zukunftsentwicklung von Sonder- und Dauerausstellungen 5.3.1.2 Auswahl der Interviewpartner und Ablauf der Interviews Die Experteninterviews fanden mit 22 Gesprächspartnern an zwölf Museen und mit drei Museumsberatern statt (siehe Tabelle 10 und Kapitel 9 mit weiteren Quellen). Die Befragten wurden so ausgewählt, dass möglichst differenzierte Sichtweisen und Erfahrungen aufgenommen werden. Unter ihnen waren auch Vertreter der fünf Erhebungsorte der Besucherbefragung, deren Wahl im folgenden Kapitel 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte ausführlich erläutert wird. Die einbezogenen Museumsarten waren schwerpunktmäßig, wie auch in der anschließenden Besucherbefragung, Museen des Bereichs Kulturgeschichte (historische/archäologische Museen, Sammelmuseen der Kunst- und Kulturgeschichte, ein regionalgeschichtliches und ein völkerkundliches Museum). Zudem wurde an drei naturwissenschaftlichen/technischen und einem naturkundlichen Museum befragt. Eine weitere Streuung erfolgte in Bezug auf die Standorte der Museen, die Größe der Museen (nach Mitarbeiterzahl, Ausstellungsfläche und Besuchszahlen) sowie deren Rechtsformen und Organisationsstrukturen.

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Die Gesprächspartner haben verschiedene hauptamtliche Positionen in den Museen inne: Sie sind in der Direktion, im Bereich Marketing/ Kommunikation/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung/ Bildung/ Museumspädagogik oder den Ausstellungsabteilungen tätig. Ergänzt wurden die Interviews durch Gespräche mit Museumsberatern, die zum Untersuchungsthema publiziert haben (vgl. u.a. Habsburg-Lothringen 2009, ders. 2012a/b, John/Dauschek 2008) und eine museumsübergreifende Betrachtungsweise einbringen konnten. Gemeinsames Kriterium der einbezogenen Museen war, dass alle regelmäßig verschiedene Dauer- und Sonderausstellungen zeigen. Gezielt wurden auch Vertreter von Museen ausgewählt, welche sich in Phasen der Planung oder Realisierung von neuen Konzepten befinden. Den Interviews ging ein Pretest des Leitfadens an einem Museum voraus. Im Zeitraum von September 2011 bis Februar 2012 führte die Verfasserin die Gespräche (ein Gespräch ergänzend im Juni 2012). Sie fanden hauptsächlich als persönliche Face-to-face-Interviews statt, zwei Gespräche aus organisatorischen Gründen telefonisch. In manchen Fällen wurde, nach Wunsch der Interviewten, parallel mit mehreren Ansprechpartnern gesprochen oder es wurden an einem Museum mehrere Gespräche geführt. Die durchschnittliche Dauer eines Interviews lag bei 60 Minuten. Das Verhalten der Interviewerin war als neutral bis weich zu beschreiben: Dies förderte freie und offene Antworten, die Gesprächssituation sollte möglichst wenig beeinflusst werden. Es wurde darauf geachtet, die Regeln zu Interviewerverhalten und -auftreten zu beachten und den Interviewereinfluss möglichst zu kontrollieren (vgl. Atteslander 2003: 149 ff.). Die Gespräche wurden digital aufgezeichnet und Beobachtungen zusätzlich notiert. Die Transkription erfolgte stichwortartig anhand einheitlicher Regeln (vgl. Flick 2007: 379 ff.). Anschließend wurden die Abschriften den Gesprächspartnern zugesandt, um von diesen genehmigt sowie gegebenenfalls korrigiert und ergänzt zu werden. Das Datenmaterial wurde daraufhin mittels zusammenfassender Inhaltsanalyse ausgewertet. Wenig aussagekräftige Teile und bedeutungsgleiche Ausführungen wurden weggelassen sowie ähnliche Aussagen zusammengefasst. Aus diesen Aussagen wurden übergeordnete Kategorien gebildet. Es fand eine Überprüfung statt, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Interviewpartnern bestehen, welche Äußerungen häufiger getätigt wurden und welche Resultate für die weitere Studie besonders wichtig sind (vgl. Flick 2007: 410 ff.). Diese werden in Kapitel 6.1 dargestellt. Erkenntnisse, die direkt in die Konstruktion des Erhebungsinstruments der Hauptstudie einflossen, greift bereits Kapitel 5.4.1 Methodenwahl und Fragebogen auf.

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Tabelle 10: In den Experteninterviews vertretene Museen/Beratungen Museum/Beratung

Museumsart

Erhebungsorte der Hauptstudie: Historisches Museum der Pfalz Speyer

Historie/Archäologie

Kulturhistorisches Museum Magdeburg

Historie/Archäologie

Landesmuseum für Vorgeschichte Halle

Historie/Archäologie

Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

Naturkunde

TECHNOSEUM Mannheim

Naturwissenschaft/Technik

Weitere Museen: Bernisches Historisches Museum

Deutsches Museum München Landesmuseum Mainz Landesmuseum Württemberg, Stuttgart

Linden-Museum Stuttgart – Staatliches Museum für Völkerkunde Museum für Kommunikation Frankfurt Stadtmuseum Stuttgart (in Planung) Museumsberater: John - Beratung für Museen und Kultur Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern; Bundesverband Museumspädagogik Museumsakademie Joanneum

Sammelmuseum (Archäologie, Geschichte, Numismatik, Ethnografie) Naturwissenschaft/Technik Sammelmuseum (Kunst- und Kulturgeschichte) Sammelmuseum (Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte) Historie/Archäologie (Völkerkunde) Naturwissenschaft/Technik und Kulturgeschichte Historie/Archäologie (Regionalgeschichte)

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5.3.2 Besuchervorgespräche 5.3.2.1 Methodenwahl und Inhalte des Leitfadens Nach den Experteninterviews wurden im zweiten Teil der Vorstudie 23 qualitative, problemzentrierte Interviews mit Museumsbesuchern geführt. Ziel der Gespräche war, die Untersuchungsthematik weiter zu sondieren und die Hauptstudie vorzubereiten. Mittels der offenen Vorgehensweise wurden Besuchermeinungen auf bisher gegebenenfalls nicht bedachte Aspekte überprüft. Die Methode der persönlichen Face-to-face-Interviews ermöglichte, flexibel im Gespräch zu reagieren und die Besucher zu vertieften Meinungsäußerungen anzuregen. Weiterhin konnte ein Test von Frageformulierungen und Begrifflichkeiten der anschließenden Befragung erfolgen. Die Testergebnisse flossen in die Entwicklung des schriftlichen Besucherfragebogens ein. Die Besucherinterviews wurden mittels eines teilstandardisierten Leitfadens geführt (vgl. Flick 2007: 210 ff., Mayring 2002: 67 ff.). Der Leitfaden orientierte sich an den Forschungsfragen und am Überprüfungsbedarf der Hauptstudie. Er bezog sich im ersten Teil auf Bedingungen des Museumsbesuchs, Urteile zu den Ausstellungen und Besuchsverhaltensweisen der Auskunftspersonen. Mit diesen Sondierungsfragen sollte in das Gesprächsthema eingeführt und das Besucherverständnis der Begrifflichkeiten Sonder- und Dauerausstellungen überprüft werden. Auch konnten verschiedene Frageformen getestet werden. Der Hauptteil enthielt offene Leitfadenfragen zu Sonder- und Dauerausstellungen als Besuchsanlässen, entsprechenden Präferenzen der Besucher sowie Assoziationen und Einstellungen zu den beiden Ausstellungsformen. Besuchermeinungen zum Umgang von Museen mit diesen Angeboten wurden erhoben. Abschließend erfasste der Leitfaden die wichtigsten Daten zur Person. 5.3.2.2 Auswahl der Gesprächspartner und Ablauf der Gespräche Der Inhalt des Leitfadens wurde in mehreren Schritten im Verlauf der Gespräche konkretisiert. Zuerst wurde der Leitfaden im Dezember 2011 in vier ausführlichen Vorgesprächen mit interessierten Personen getestet, welche Gelegenheitsoder Vielbesucher von Museen waren. Daraus resultierten Präzisierungen der Frageinhalte, Kürzungen sowie Änderungen von Reihenfolge und Formulierungen. Außerdem zeigte sich, dass das Verständnis mancher Begriffe ohne Erklärung nicht vorausgesetzt werden konnte, worauf in der anschließenden Besucherbefragung geachtet werden musste. Im Februar 2012 folgten 19 Gespräche mit Besuchern an zwei Erhebungsorten der Hauptstudie (siehe ausführlich Kapitel 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte). Dabei war es wichtig ein Museum einzubeziehen, an welchem bereits die

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zu untersuchende Sonderausstellung gezeigt wurde, sowie eines ohne größere Sonderausstellung.1 Bei der Auswahl wurde beachtet, dass Besucher verschiedener Altersgruppen, Frauen und Männer sowie Besucher in unterschiedlichen Begleitformen angesprochen werden. Diese Streuung sollte Sichtweisen verschiedener Besuchergruppen einbeziehen. Die Dauer der Gespräche lag zwischen 5 und 25 Minuten. Die Gespräche wurden digital aufgezeichnet und stichwortartig transkribiert. Das Datenmaterial wurde in einer zusammenfassenden Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse flossen in den Fragebogen der Hauptstudie ein, was folgend bei dessen Beschreibung aufgeführt wird.

5.4 M ETHODISCHES V ORGEHEN DER H AUPTSTUDIE 5.4.1 Methodenwahl und Fragebogen 5.4.1.1 Methode der schriftlichen Befragung Im Sinne der Methodentriangulation bereiteten die qualitativen Forschungsmethoden der Vorstudie die quantitative Hauptstudie vor (vgl. Flick 2008: 11 ff., 75 ff.). Nachdem die Vorstudie die Untersuchungsthematik sondierte, sollte die schriftlich standardisierte Besucherbefragung anschließend eine breitere Datenbasis erheben. Ziele waren Zusammenhangsanalysen und direkte Vergleiche der Ergebnisse. Die offene Vorstudie und der ausführliche Pretest des schriftlichen Fragebogens ermöglichten es, einen standardisierten Fragebogen zu erstellen, dessen geschlossene Fragen vollständige Antwortvorgaben enthielten. Dadurch konnte der Nachteil standardisierter Befragungen, keine Antworten über die vorgegebenen Kategorien hinaus zu erhalten, aufgefangen werden. Zudem wurden auch offene und halboffene Fragen in die Befragung aufgenommen (vgl. Atteslander 2003: 235 ff., Glogner-Pilz 2012: 23 ff.). Gründe für eine schriftliche Besucherbefragung waren folgende: Vorteile gegenüber mündlichen Interviews sind unter anderem ein verminderter Zeit-, Personal- und Kostenaufwand, der eine größere Anzahl von Befragungen ermöglicht. Im vorliegenden Fall konnte die Untersuchung dadurch parallel an mehreren Museen erfolgen. Zudem entfällt bei schriftlichen Befragungen der mögliche Einfluss eines Interviewers, ehrlichere und offenere Antworten sind möglich.

1

Elf Gespräche erfolgten an zwei Besuchstagen im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart mit der Sonderausstellung „SEX“ sowie acht an einem Besuchstag im Historischen Museum der Pfalz Speyer.

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Die Befragten können die Fragen länger durchdenken als im mündlichen Interview und sich die benötigte Zeit nehmen. Durch persönliches Verteilen der Fragebögen über geschultes Personal können die Befragten gleichwohl motiviert und die Ausfüllsituation kontrolliert werden. Verstärkt zu beachten ist bei einer schriftlichen Befragung, dass der eingesetzte Fragebogen selbsterklärend, verständlich und ansprechend gestaltet sein muss. Auch der Umfang muss wohlüberlegt sein. Dem Pretest des Instruments kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung zu (vgl. Atteslander 2003: 175 f., Diekmann 2007: 437 ff.). Wie diese Aspekte bei der Fragebogenerstellung berücksichtigt wurden, erläutert folgende Beschreibung. 5.4.1.2 Inhalte und Gestaltung des Fragebogens Bei der Besucherbefragung kamen mehrere Varianten des Erhebungsinstruments zum Einsatz: Der Fragebogen war jeweils in einer Variante für die Untersuchungsphase mit Sonderausstellung sowie ohne Sonderausstellung vorhanden, damit die Fragen zu Urteilen, Informationsverhalten oder Vorkenntnissen eindeutig auf die Ausstellungen bezogen werden konnten.2 Weiterhin wurde an jedem Erhebungsort ein eigener Fragebogen eingesetzt. Um die direkte Vergleichbarkeit sicherzustellen, enthielt dieser für alle Museen identische Fragen, es wurde aber jeweils das entsprechende Museumslogo, der Museums- und Ausstellungsname verwendet und auf Museumsspezifika (z.B. bestimmte Ausstellungsteile, Angebote, Standorte etc.) eingegangen.3 Bei der Fragebogenkonstruktion waren die Resultate der Vorstudie, die Analyse des Forschungsstands und die formulierten Forschungsfragen grundlegend (Übersicht über Themenblöcke, Fragestellungen und entsprechende Forschungsfragen siehe Tabelle 11). Die Inhalte des Fragebogens werden im Folgenden in der Reihenfolge der Forschungsfragen dargestellt.

2

Eine Frage wurde nur in der Befragungsphase mit Sonderausstellung gestellt (Barrieren für den Dauerausstellungsbesuch), eine Frage nur in der Phase ohne Sonderausstellung (Urteil zur Orientierung in der Dauerausstellung).

3

Auf eine fremdsprachige Übersetzung des Fragebogens wurde verzichtet, da die ausgewählten Museen keine ausgesprochen touristisch frequentierten Einrichtungen sind.

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Tabelle 11: Übersicht über Fragestellungen im Besucherfragebogen und entsprechende Forschungsfragen Fragestellungen im Fragebogen (Fragennr.) (ggf. unterschieden nach Sonder-/ Dauerausstellungsfragebogen) Welche der Ausstellungen war für Sie heute der Hauptbesuchsgrund? (Frage 6.a) Welche der Ausstellungen haben Sie heute im Museum besucht? (Frage 6)

Ihr Geschlecht? (Frage 21) Ihr Alter? (Frage 22) Ihr höchster Schulabschluss? (Frage 23) Ihr Wohnort? Ihre PLZ? (Frage 24 und 24.a) Besuchen Sie das Museum als Tourist in [Erhebungsort] und Umgebung? (Frage 25) Wie oft im Jahr besuchen Sie insgesamt Museen und Ausstellungen? (Frage 17) Welche Museumsart besuchen Sie am liebsten? (Frage 18)

Sind Sie heute zum ersten Mal hier im Museum? (Frage 1) Wenn Sie schon hier im Museum waren, welche Ausstellungen haben Sie bei früheren Gelegenheiten angesehen? (Frage 1.a) Wann war Ihr letzter Besuch hier? (Frage 1.b) Wann haben Sie den Entschluss für den heutigen Besuch gefasst? (Frage 3) Wie sind Sie auf die Sonderausstellung/das Museum aufmerksam geworden? (Frage 9) Wie schätzen Sie Ihre Vorkenntnisse zum Thema der Sonder-/Dauerausstellung ein? (Frage 10)

Forschungsfragen

1. Wie unterscheidet sich das Publikum von Sonderund Dauerausstellungen? 1.1 Wie sind die Strukturen der Besucher jeweils zu beschreiben? 1.1.1 Welche soziodemografischen Merkmale weisen die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen auf? 1.1.2 Wie ist die allgemeine Museumsaffinität von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern ausgeprägt? 1.2 Wie sind Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen der Besucher jeweils zu beschreiben? 1.2.1 Wie stellen sich Entscheidungsfaktoren der Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen dar?

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Fragestellungen im Fragebogen (Fragennr.) (ggf. unterschieden nach Sonder-/ Dauerausstellungsfragebogen) Sind Sie heute alleine oder in Begleitung gekommen? (Frage 2) Wie lange haben Sie sich heute insgesamt hier im Museum aufgehalten? (Frage 4) Haben Sie heute weitere Angebote im Museum besucht? (Frage 7) Verbinden Sie den heutigen Museumsbesuch mit anderen Unternehmungen in [Erhebungsort]? (Frage 5)

Aus welchen Motiven sind Sie heute hauptsächlich in das Museum gekommen? (Frage 8) Was haben Sie beim Besuch der Sonderausstellung/des Museums in besonderem Maß erwartet? (Frage 13)

Wie bewerten Sie folgende Aspekte der Sonderausstellung/besuchten Dauerausstellung? Wie beurteilen Sie den Umfang der Sonderausstellung/besuchten Dauerausstellung? Wie beurteilen Sie die Orientierung in der Dauerausstellung? (Fragen 14 und 14.a/14, 15 und 16) Wie bewerten Sie die Sonderausstellung/die besuchte Dauerausstellung insgesamt? Wenn Sie heute die Dauerausstellung besucht haben, wie bewerten Sie diese insgesamt? (Fragen 11 und 16/11)

Forschungsfragen

1.2.2 Wie verhalten sich die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen in den Museen?

1.3 Welches sind Besuchsmotive für Sonder- bzw. Dauerausstellungen und Erwartungen an diese? 1.3.1 Welches sind Motive für Sonder- und Dauerausstellungsbesuche? 1.3.2 Welche Erwartungen haben Besucher an Sonderund Dauerausstellungen? 2. Was macht die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen für viele Museumsbesucher aus? 2.1 Wie beurteilen Besucher Sonder- und Dauerausstellungen?

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Fragestellungen im Fragebogen (Fragennr.) (ggf. unterschieden nach Sonder-/ Dauerausstellungsfragebogen) Was hat Ihnen an der Sonderausstellung/ Dauerausstellung besonders gut gefallen? Und was hat Ihnen weniger gut gefallen? (Frage 12) Falls Sie heute neben der Sonderausstellung nicht in der Dauerausstellung im übrigen Teil des Museums waren: Warum haben Sie diese nicht besucht? (Frage 15/-) Museen zeigen in Sammlungs-/Dauerausstellungen einen Querschnitt ihrer Sammlung über eine längere Zeit. In Sonderausstellungen sind wechselnde Themen in einem bestimmten Zeitraum zu sehen. Wenn Sie insgesamt an Ihre Besuche in Museen denken: Besuchen Sie eher Dauer- oder Sonderausstellungen? (Frage 19) Was sind die Gründe hierfür? (Frage 19.a) Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Museum schon einmal besucht. Was könnte im Allgemeinen ein Anreiz für einen erneuten Besuch sein? (Frage 20)

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Forschungsfragen

2.2 Wo liegen Besuchsbarrieren für Dauerausstellungen? 2.3 Haben Museumsbesucher eine generelle Präferenz für Sonder- oder Dauerausstellungen? 3. Welches können Erfolg versprechende strategische Überlegungen zum Umgang mit Sonder- und Dauerausstellungen sein? 2.4 Unter welchen Bedingungen würden Wiederholungsbesuche in Museen stattfinden und welche Rolle spielen Sonder- und Dauerausstellungen? 3. Welches können Erfolg versprechende strategische Überlegungen zum Umgang mit Sonder- und Dauerausstellungen sein?

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Forschungsfrage 1. Wie unterscheidet sich das Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen? Um die Forschungsfragen zu beantworten, war die Einordnung der Befragten als Sonder- oder Dauerausstellungsbesucher zentral. Als Basis diente die Angabe, welche Ausstellung den Hauptanlass für den Besuch darstellte (Frage 6.a: Welche der Ausstellungen war für Sie heute der Hauptbesuchsgrund?). Daneben wurde erfasst, welche Ausstellungen die Auskunftspersonen am Besuchstag tatsächlich angesehen haben (Frage 6: Welche der Ausstellungen haben Sie heute im Museum besucht?). Auch museumsspezifische Angebote, wie FamilienSonderausstellungen, bestimmte Dauerausstellungsteile oder -exponate wurden einbezogen. Hier sollten gezielte und zufällige Sonder- und Dauerausstellungsbesucher unterschieden sowie Erkenntnisse zu Parallelbesuchen gewonnen werden. Die Begrifflichkeiten Dauer-, Sammlungs- oder Ständige Ausstellung wurden im Fragebogen analog der Terminologie am jeweiligen Erhebungsort verwendet, damit sie für die Besucher eindeutig waren. Zusätzlich wurde eine kurze Erläuterung der Begriffe Sonder- und Dauerausstellungen im Fragebogen aufgeführt (siehe Frage 19: Museen zeigen in Dauerausstellungen einen Querschnitt ihrer Sammlung über eine längere Zeit. In Sonderausstellungen sind wechselnde Themen in einem bestimmten Zeitraum zu sehen.). Forschungsfrage 1.1 Wie sind die Strukturen der Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen jeweils zu beschreiben? 1.1.1 Welche soziodemografischen Merkmale weisen die Besucher von Sonderund Dauerausstellungen auf? Das Sonder- und Dauerausstellungspublikum sollte unter anderem über soziodemografische Strukturangaben charakterisiert werden. Bei der Abfrage wurde – wie auch in den übrigen Frageblöcken – die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit vorhandenen Befunden an den Erhebungsorten (vgl. Kapitel 5.4.2) sowie dem Forschungsstand und der Vorstudien beachtet (vgl. Kapitel 4 und 5.3). Wie in Kapitel 4.5 dargelegt, sind aus Besucherstudien einzelne Ergebnisse zu Strukturmerkmalen bekannt. Auch die Expertenaussagen bezogen sich in den Interviews auf Publikumsunterschiede anhand soziodemografischer Aspekte. Daher wurden im eingesetzten Fragebogen Geschlecht, Alter, höchster Schulabschluss und Wohnort sowie touristischer Besuch der Befragten ermittelt (Fragen 21 bis 25).

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1.1.2 Wie ist die allgemeine Museumsaffinität von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern ausgeprägt? Zur generellen Museumsaffinität wurde die jährliche Besuchshäufigkeit abgefragt (Frage 17: Wie oft im Jahr besuchen Sie insgesamt Museen und Ausstellungen?). Zusätzlich zielte die Frage nach bevorzugten Museen darauf ab, Differenzen in Publikumsstrukturen und Präferenzen nach Museumsarten zu berücksichtigen (Frage 18: Welche Museumsart besuchen Sie am liebsten?). Diese Differenzen wurden auch in den Expertengesprächen angeführt. Forschungsfrage 1.2 Wie sind Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher jeweils zu beschreiben? 1.2.1 Wie stellen sich Entscheidungsfaktoren der Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen dar? Erhobene Faktoren zur Besuchsentscheidung dienten der weiteren Charakterisierung der Publikumssegmente. Durch die Unterscheidung zwischen Erst- und Wiederholungsbesuchen in Sonder- und Dauerausstellungen, sollte untersucht werden, inwieweit die Ausstellungen erste Besuchsanreize oder Anlässe für Wiederbesuche darstellen (Frage 1: Sind Sie heute zum ersten Mal hier im Museum?). Hierzu ergaben die analysierten Besucherstudien und die Expertengespräche einige Resultate. Von Wiederholungsbesuchern wurde zusätzlich die Anzahl bisheriger Besuche erfragt, ebenso welche Ausstellungen sie bei früheren Gelegenheiten besucht haben (Frage 1.a: Wenn Sie schon hier im Museum waren, welche Ausstellungen haben Sie bei früheren Gelegenheiten angesehen?). Außerdem waren Zeitpunkt und Thema des letzten Besuchs eine Untersuchungsfrage (Frage 1.b: Wann war Ihr letzter Besuch hier?). Mögliche Unterschiede in der Besuchsplanung erfassten die Fragen nach dem Zeitpunkt der Entscheidung (Frage 3: Wann haben Sie den Entschluss für den heutigen Besuch gefasst?) und der Aufmerksamkeit, je nach Befragungsphase für Sonder- bzw. Dauerausstellung (Frage 9: Wie sind Sie auf die Sonderausstellung/das Museum aufmerksam geworden?). Weiterhin gehörten Selbsteinschätzungen der Befragten über ihre Vorkenntnisse zum jeweiligen Ausstellungsthema zum Themenkomplex (Frage 10: Wie schätzen Sie Ihre Vorkenntnisse zum Thema der Sonderausstellung/der besuchten Dauerausstellung ein?). Vergleiche der Gefallensurteile zwischen „Kennern“ und „Nicht-Kennern“ sollten hier im Mittelpunkt stehen.

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1.2.2 Wie verhalten sich die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen in den Museen? Zur Beschreibung der Besuchsverhaltensweisen und Analyse etwaiger Unterschiede machten die Auskunftspersonen Angaben zu ihrer Begleitung (Frage 2: Sind Sie heute alleine oder in Begleitung gekommen?) und Aufenthaltsdauer (Frage 4: Wie lange haben Sie sich heute insgesamt hier im Museum aufgehalten?). Zu diesen Aspekten sind aus anderen Studien und den Experteninterviews bereits einzelne Ergebnisse vorhanden. Zudem wurde die Nutzung weiterer Angebote, wie Shop, Gastronomie, Führungen und Veranstaltungen, erfragt (Frage 7: Haben Sie heute weitere Angebote im Museum besucht?), ebenso wie Informationen zum Besuchsrahmen (Frage 5: Verbinden Sie den heutigen Museumsbesuch mit anderen Unternehmungen?). Forschungsfrage 1.3 Welches sind Besuchsmotive für Sonder- bzw. Dauerausstellungen und Erwartungen an diese? 1.3.1 Welches sind Motive für Sonder- und Dauerausstellungsbesuche? Generelle Motive für den Museumsbesuch wurden erhoben, um die Publikumssegmente weiter zu unterscheiden (Frage 8: Aus welchen Motiven sind Sie heute hauptsächlich in das Museum gekommen?). Aus Untersuchungen ist bekannt, dass bei Museumsbesuchen verschiedene Dimensionen zusammenspielen (vgl. z.B. Klein, H.J. 1984: 119 f.), weswegen bis zu acht Antworten gegeben werden konnten. Die verwendeten Antwortkategorien orientierten sich an der Einteilung von Besuchsmotiven nach Pekarik et al. (1999: 153 ff.). Je zwei der Antworten gehörten zu einer Motivgruppe: • Objektbezogene Motive: schöne Objekte sehen/ seltene Objekte sehen • Kognitive Motive: Interesse für ein bestimmtes Thema/ Wissen erweitern,

Kenntnisse vertiefen • Introspektive Motive: Anregung zum Nachdenken/ Unterhaltung, Spaß • Soziale Motive: gemeinsame Unternehmung/ Austausch mit Anderen,

Gesprächsstoff 1.3.2 Welche Erwartungen haben Besucher an Sonder-/Dauerausstellungen? Neben Motiven waren die Erwartungen der Besucher an Sonder- bzw. Dauerausstellungen (je nach Befragungsphase) sowie ihre entsprechenden Beurteilungen zentrale Fragen. Hierfür sollten aus 13 Ausstellungsaspekten die wichtigsten Erwartungen genannt werden (Frage 13: Was haben Sie beim Besuch der Sonderausstellung/des Museums in besonderem Maß erwartet?). Die Formulierung der Items bezog sich auf analysierte Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten von

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Sonder- bzw. Dauerausstellungen, welche sich in den Experteninterviews und Besuchervorgesprächen bestätigten bzw. weiter ausdifferenzierten. Die Aspekte deckten den Bereich Ausstellungsinhalte ab, da interessante Ausstellungsthemen sowie Neuheit und Aktualität von Sonderausstellungen (aktuelle Inhalte und neue Aspekte) als mögliche Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen eingeschätzt wurden. Auch Erwartungen an kognitive (lehrreicher Besuch) und objektbezogene Aspekte (besondere und bedeutende Objekte), verbunden mit dem Erfolgsfaktor Besonderheit, wurden einbezogen. Der Bereich Ausstellungsgestaltung umfasste moderne und abwechslungsreiche Gestaltung, sowie passenden Medieneinsatz als mögliche spezielle Kennzeichen von Sonderausstellungen. Ebenso wurden Verständlichkeit und Übersichtlichkeit der Ausstellung abgefragt. Zwei weitere relevante Aspekte waren Kindgerechtheit der Ausstellung sowie angenehme Atmosphäre. Ausstellungsinhalte: • interessantes Ausstellungsthema • aktuelle Inhalte • neue Aspekte • lehrreicher Besuch • besondere Objekte • bedeutende Objekte Ausstellungsgestaltung: • moderne Gestaltung • abwechslungsreiche Gestaltung • passender Medieneinsatz • verständliche Ausstellung • übersichtliche Ausstellung Weitere Aspekte: • kindgerechte Ausstellung • angenehme Atmosphäre

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Forschungsfrage 2. Was macht die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen für viele Museumsbesucher aus? Forschungsfrage 2.1 Wie beurteilen Besucher Sonder- und Dauerausstellungen? Zur Analyse der Anziehungskraft von Sonderausstellungen sollten unter anderem die Gefallensaussagen der Besucher dienen. Über eine Schulnote als geläufiger Bewertungsmaßstab wurden Gesamturteile zu den besichtigten Ausstellungen erhoben (Frage 11: Wie bewerten Sie die Sonderausstellung/die besuchte Dauerausstellung insgesamt?/in der Phase mit Sonderausstellung zusätzlich: Frage 16: Wenn Sie heute die Dauerausstellung besucht haben, wie bewerten Sie diese insgesamt?). Korrespondierend mit der voranstehenden Frage nach Erwartungen der Besucher wurde zu den formulierten 13 Items der Grad der Zufriedenheit erfragt (Frage 14: Wie bewerten Sie folgende Aspekte der Sonderausstellung/der besuchten Dauerausstellung?). Diese detaillierten Bewertungen wurden über ein Polaritätsprofil erfasst. Solch eine Frageform erhebt über gegensätzliche Adjektivpaare Einstellungen zu Untersuchungsobjekten. Wenn Befragtengruppen miteinander verglichen werden sollen, ist diese Abfrage besonders interessant (vgl. Glogner-Pilz 2012: 52 f., Butzer-Strothmann et al. 2001: 65 ff., Friedrichs 1999: 184 ff.). Nach dem Pretest wurde das Polaritätsprofil vereinfacht: Alle positiv formulierten Items standen auf der linken Seite der Frage, die verwendete Skala war fünfstufig. Zudem wurden eine Erklärung und ein Ausfüllbeispiel vorangestellt. Ein anschließend zu bewertender Aspekt war der Umfang der Ausstellungen (Frage 14.a/15: Wie beurteilen Sie den Umfang der Sonderausstellung/besuchten Dauerausstellung?). In der Untersuchungsphase ohne Sonderausstellung wurde darüber hinaus ein Urteil zur räumlichen Orientierung in der Dauerausstellung erbeten (Frage 16: Wie beurteilen Sie die Orientierung in der Dauerausstellung?). Diese Fragen ergänzten offen zu äußernde Begründungen (Frage 12.a: Was hat Ihnen an der Sonderausstellung/der besuchten Dauerausstellung besonders gut gefallen?/Frage 12.b: Und was hat Ihnen weniger gut gefallen?). Forschungsfrage 2.2 Wo liegen Besuchsbarrieren für Dauerausstellungen? Frage 6 nach besuchten Ausstellungen ermittelte, wie häufig Sonder- und Dauerausstellungen zusammen besucht werden. In der Untersuchungsphase mit Sonderausstellung wurden die Besucher ergänzend um eine Auskunft gebeten, warum sie ggf. nicht zusätzlich in der Dauerausstellung waren (Frage 15: Falls Sie heute neben der Sonderausstellung nicht in der Dauerausstellung im übrigen Teil des Museums waren: Warum haben Sie diese nicht besucht?). Die Ant-

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wortmöglichkeiten entwickelten sich aus der bisherigen Recherche und bezogen sich auf folgende Barrieren: • • • • • • •

mangelndes Interesse an der Dauerausstellung Nichtgefallen der Dauerausstellung zu großer Umfang der Ausstellungen knapper Zeitrahmen des Museumsbesuchs Besuch zu einem anderen Zeitpunkt möglich Desinteresse an einem wiederholten Besuch Unkenntnis der Dauerausstellung

Forschungsfrage 2.3 Haben Museumsbesucher eine generelle Präferenz für Sonder- oder Dauerausstellungen? Einen Kern der Untersuchung stellte die Frage nach einer generellen Präferenz der Besucher für Sonder- oder Dauerausstellungen dar (Frage 19: Wenn Sie insgesamt an Ihre Besuche in Museen denken: Besuchen Sie eher Dauer- oder Sonderausstellungen?). Begründungen für diese Präferenzen wurden anschließend offen erfragt (Frage 19.a: Was sind die Gründe hierfür?). Diese Frage sollte die Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher überprüfen. Über Zusammenhangsanalysen sollte ermittelt werden, welche Personenkreise allgemein häufiger Sonder- oder Dauerausstellungen besuchen und warum. Die Besuchervorgespräche ergaben, dass die große Mehrzahl der Auskunftspersonen diese Frage beantworten und eine begründete Gesamtpräferenz angeben kann. Die Präferenzen wurden über vorgegebene Antwortmöglichkeiten erfasst, womit Abstufungen der Präferenzen, wie auch Besucheranteile ohne eindeutige Vorlieben, ermittelt werden sollten: • besuche hauptsächlich Dauerausstellungen • besuche etwas häufiger Dauerausstellungen • besuche Dauer- und Sonderausstellungen ähnlich häufig/

mache keinen Unterschied • besuche hauptsächlich Sonderausstellungen • besuche etwas häufiger Sonderausstellungen

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Forschungsfrage 2.4 Unter welchen Bedingungen würden Wiederholungsbesuche in Museen stattfinden und welche Rolle spielen Sonder- und Dauerausstellungen für wiederholte Besuche? Schließlich wurde eine Frage zu allgemeinen Anreizen für Wiederholungsbesuche gestellt, um die Bedeutung von Sonder- und Dauerausstellungen, wie auch weiteren Angeboten, für erneute Museumsbesuche zu erwägen (Frage 20: Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Museum schon einmal besucht. Was könnte im Allgemeinen ein Anreiz für einen erneuten Besuch sein?). Neben Sonderausstellungen bezogen sich die Antworten auf mögliche „Belebungen“ der Dauerausstellung durch Neuerwerbungen, wechselnde Aspekte oder Sonderpräsentationen. Weiterhin deckten sie die Bereiche Kommunikation, Preisgestaltung und Veranstaltungen ab. Die gewählten Antwortmöglichkeiten waren folgende: • neu erworbene Exponate • wechselnde Aspekte in der Dauerausstellung • Präsentation eines ‚Objekt des Monats‘ • Sonderausstellung • Medienberichte über das Museum • Veranstaltung • preisliche Vergünstigung Der Fragebogen war in thematische Blöcke gegliedert (vgl. u.a. Deutscher Städtetag 1994: 26, Butzer-Strothmann et al. 2001: 24 f.). Zur Erhöhung der Teilnahmebereitschaft war der Umfang auf 25 Fragen begrenzt, die im Schnitt in zehn Minuten beantwortet werden konnten.4 Der Fragebogen wurde übersichtlich gestaltet, farbig auf 170 g-Papier gedruckt und auf ein handliches A5Format gefaltet. Die Formulierung der Fragen orientierte sich an den entsprechenden Regeln (vgl. u.a. Atteslander 2003: 161 ff., Diekmann 2007: 479 ff.). Möglichst verständliche, präzise und neutrale Fragestellungen wurden eingesetzt. Weitestgehend fanden geschlossene Fragen zum Ankreuzen Verwendung, die eine leichtere Beantwortung und Auswertung gewährleisteten. Daneben kamen halboffene und offene Fragestellungen zum Einsatz, um Antwortmöglichkeiten zu vervollständigen und offene Äußerungen der Befragten zu erfassen. In den voranstehenden Ausführungen wurden die Resultate des Pretests bereits berücksichtigt. Dieser diente dazu, Verständlichkeit und Handhabbarkeit des Fragebogens zu überprüfen, Missverständnissen vorzubeugen sowie die 4

Butzer-Strothmann et al. (2001: 23) empfehlen einen Befragungsumfang von maximal 15 Minuten und 25 Fragen.

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durchschnittliche Befragungszeit einzuschätzen (vgl. Butzer-Strothmann et al. 2001: 24). Neben Tests des Fragebogens mit Museumsmitarbeitern und Bekannten der Verfasserin wurden im März 2012 an drei der Erhebungsorten Pretests durchgeführt. Dabei füllten rund 40 Besucher den Fragebogen aus und gaben dazu Rückmeldungen. Hieraus resultierten leichte Kürzungen und Vereinfachungen des Fragebogens, teilweise wurde die Reihenfolge der Fragen und Antwortvorgaben geändert sowie Hinweise deutlicher hervorgehoben. 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte 5.4.2.1 Auswahlkriterien Ausgehend von den Forschungsfragen war der Vergleich der Besuchsphasen mit und ohne Sonderausstellung für die Untersuchung grundlegend. Es war folglich Bedingung, dass in den einbezogenen Museen regelmäßig sowohl Dauerausstellungen als auch Sonderausstellungen gezeigt werden. Im vorgesehenen Erhebungszeitraum im Jahr 2012 musste es ausreichend lange Phasen ohne Sonderausstellungen geben, damit auch Publikum erfasst werden konnte, das ausschließlich in den Dauerausstellungen war. 5 Dies sollte nicht nur im Untersuchungsjahr der Fall sein, sondern – soweit ersichtlich – eine typische Situation für die Museen darstellen. Weiterhin sollten die untersuchten Sonderausstellungen im gleichen Gebäude wie die Dauerausstellungen zu sehen sein, da in Fällen ausgelagerter Ausstellungen Parallelbesuche und Verknüpfungen zwischen den Angeboten nur schwer zu untersuchen sind.6 Die Besucherbefragung fand an fünf Museen statt. Diese Anzahl wurde als sinnvoll angesehen, um ausreichend Vergleiche anstellen zu können. Neben dem zeitlichen Vergleich innerhalb des Publikums zu verschiedenen Besuchsphasen erfolgte ein Querschnittsvergleich über mehrere Museen. Dieser sollte museumsübergreifende Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede in Publikumsstrukturen und -aussagen ermitteln, was unter anderem Klein, H.J. (1998b: 2) als bedeutend einschätzt. Er weist aber auch darauf hin, dass bei einem korrekt interpretierten Vergleich eine große Anzahl miteinander in Bezug stehender Einflussgrößen zu berücksichtigen ist. Um verschiedene Museen zielführend gegenüberzustellen, müssen diese daher mehrere Gemeinsamkeiten haben. Es ist jedoch auch zu betonen, dass jedes Museum eine individuelle Struktur aufweist (vgl. u.a. Reussner 5

An vielen für die Untersuchung analysierten Museen stellte sich heraus, dass es dort keine oder nur sehr kurze Zeitphasen ohne Sonderausstellungen gibt.

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Sonderausstellungen in anderen Gebäuden stellen auch eine Ausnahme in der Museumslandschaft dar. 95 % der Sonderausstellungen fanden 2012 in museumseigenen Räumen statt (vgl. Institut für Museumsforschung 2013: 62).

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2010: 9, Klein, H.J. 1990). Im Folgenden werden die weiteren Kriterien für die Auswahl der fünf Erhebungsorte beschrieben. Die Untersuchung konzentrierte sich auf Museen in Deutschland, um einen möglichen Einfluss von Mentalitäts- und Traditionsunterschieden sowie Strukturgegebenheiten bei Museen und Publikum in verschiedenen Ländern zu vermeiden. Bezugsbasis der Auswahl war die „Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland“ des Instituts für Museumsforschung. Die Statistik bezieht sich für das Untersuchungsjahr 2012 auf Angaben von 4848 deutschen Museen. 2750 (57 %) dieser Museen zeigten in 2012 eine oder mehrere Sonderausstellungen (vgl. Institut für Museumsforschung 2013: 7, 60). Aus dieser Grundgesamtheit wurden größere Museen mit Besuchszahlen zwischen 100.001 und 500.000 Besuchen pro Jahr ausgewählt. 7 Sehr stark frequentierte Museen mit über 500.000 jährlichen Besuchen wurden ausgeklammert, da dies nur wenige Häuser in Deutschland betrifft (0,5 % der Museen 2012, vgl. Institut für Museumsforschung 2013: 18). Diese großen Museen werden meist auch von vielen Touristen besucht, was eine wenig vergleichbare Besuchssituation darstellt. Sonderausstellungen sind für diese Museen oft weniger besuchsentscheidend, worauf in Kapitel 3.3.2 eingegangen wurde. Kleinere Museen mit weniger als 100.000 jährlichen Besuchen wurden ebenfalls nicht aufgenommen, da Sonderausstellungen hier häufig aufgrund begrenzter Möglichkeiten weniger bedeutend sind. Auch hätte eine Befragung in weniger stark besuchten Museen über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden müssen. Wie das Institut für Museumsforschung (2013: 18 ff.) belegt, verteilen sich viele Museumsbesuche auf Häuser der gewählten Besuchsgrößenklasse: Von den einbezogenen Museen meldeten 4,5 % (219 Museen) jährliche Besuchszahlen von 100.001 bis 500.000, auf diese entfielen 39 % aller Besuche (etwa 44 Mio.) im Jahr 2012. Weiteres grundlegendes Auswahlkriterium war die Museumsart nach Hauptsammelgebieten. „Um Aussagen treffen zu können, die über den Einzelfall hinaus von Interesse sind, müssen die […] gewählten Fallbeispiele Ähnlichkeiten aufweisen. Neben der Größe eines Museums […] ist die Art der Sammlung entscheidend. Sie beeinflusst den Stellenwert der museumstypischen Aufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen, Interpretieren und Präsentieren.“ (Dauschek 2001: 12) Unterschiede zwischen Museumsarten in Formen und Stellenwert von Sonder- und Dauerausstellungen behandelte Kapitel 3. Besucherstudien in Museen 7

Es wurden auch Museen einbezogen, die in den vorherigen Jahren geringere Besuchszahlen aufwiesen, wenn für das Jahr 2012 zwischen 100.001 und 500.000 Besuche erwartet wurden.

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belegen deutliche Differenzen in den Publikumsstrukturen verschiedener Museumsarten, wie in Kapitel 4.2 ausgeführt. Der Festlegung der Untersuchungsorte lag die Unterscheidung des Instituts für Museumsforschung in neun Museumsarten zugrunde. Es wurde entschieden, mit drei historischen/archäologischen Museen eine der Museumsarten mit breiterer inhaltlicher Palette in den Blick zu nehmen. Nicht einbezogen wurden Museen, deren Sammlung regional konzentriert oder auf ein spezifisches Thema eingegrenzt ist, da hier meist besondere Besuchssituationen vorliegen (vgl. u.a. Klein, H.J. 1990: 190 ff.). Ebenfalls wurden Gedenkstätten innerhalb der historischen und archäologischen Museen als spezielle Museumsform nicht untersucht. Historische und archäologische Museen verzeichnen in den letzten Jahren einen Zuwachs der Besuchszahlen, der hauptsächlich auf populäre Sonderausstellungen zurückzuführen ist. Wie in Kapitel 3.3.2 geschildert, beschäftigten sich einige der besucherstärksten Sonderausstellungen der letzten Jahre mit historischen Themen. Insgesamt ist ein Boom der Auseinandersetzung mit Geschichte auch in anderen Bereichen zu konstatieren. Hinsichtlich ihrer Besuchszahlen stellen historische/archäologische Museen die größte Gruppe mit 17,5 % der Museumsbesuche. In der gewählten Besuchsgrößenklasse (100.001 bis 500.000 jährliche Besuche) befanden sich 2012 39 Museen und damit 11 % der erfassten historischen und archäologischen Museen. Insgesamt ist die Museumsart in dieser Besuchsgrößenklasse damit am stärksten vertreten (vgl. Institut für Museumsforschung 2013: 20 ff.). Dennoch spielen Sonderausstellungen, wie gezeigt, in Kunstmuseen eine noch weitaus dominantere Rolle: Kunstmuseen sind die Museumsart, in der am meisten Sonderausstellungen pro Museum zu sehen sind (vgl. Institut für Museumsforschung 2013: 22). Zu angeführten Besonderheiten von Kunstmuseen im Hinblick auf Sonder- und Dauerausstellungen zählt, dass Kunstmuseen ihrer Sammlungsanlage nach am stärksten zu Leihgaben und damit Sonderausstellungen angehalten sind, um einen vollständigen Überblick über ein Thema, einen Künstler oder eine Epoche zu zeigen. Zudem sind einzigartige Kunstwerke als besondere Form von Ausstellungsobjekten sowie Präsentationsweisen in Kunstmuseen wenig mit anderen Museumsarten vergleichbar. Aufgrund dessen wurde der „Publikumsmagnet Kunstmuseen“ (Maier-Solgk 2005: 8) nicht in die Untersuchung aufgenommen. Für einen Vergleich auch über mehrere Museumsarten wurden zusätzlich zu den drei historischen/archäologischen zwei Museen wissenschaftlicher Richtungen einbezogen. Diese sollten Unterschiede zur Museumsart Geschichte/ Archäologie aufweisen: Den drei Museen wurden demnach ein technisches und ein naturkundliches Museum gegenübergestellt. Kulturgeschichtliche Museen

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und Kunstmuseen unterscheiden sich von Technik- und Naturkundemuseen unter anderem in ihren Publikumsstrukturen stark (vgl. Kapitel 4.2 Untersuchungsergebnisse zu Publikumsmerkmalen). Auf die Rolle und Bedeutung von Sonderausstellungen in diesen Häusern hat dies Einfluss. Technische und naturkundliche Themen sind weniger häufig Schwerpunkte von Sonderausstellungen, es sind aber einige Ausnahmen populärer Ausstellungen und Wanderausstellungen bekannt. Insgesamt finden in Museen dieser Art jeweils etwas weniger Besuche statt als in historischen und archäologischen Museen: 16 % der Besuche 2012 entfielen auf naturwissenschaftliche/technische Museen, 7 % auf naturkundliche. In der gewählten Besuchsgrößenklasse befanden sich 2012 24 naturwissenschaftliche und 20 naturkundliche Museen (vgl. Institut für Museumsforschung 2013: 20 ff.). Diese beschriebenen Unterschiede der Museumsarten, insbesondere bei Publikumsstrukturen und der Rolle von Sonderausstellungen, sind beim Vergleich der Erhebungsorte zu berücksichtigen. Die Untersuchung konzentriert sich hier auf dennoch übergreifend geltende Ergebnisse oder starke Abweichungen. 5.4.2.2 Beschreibung der Erhebungsorte Dieser Abschnitt stellt die Erhebungsorte der Untersuchung vor. Die Auswahl erfolgte anhand von Listen des Instituts für Museumsforschung mit den erfassten Museen der entsprechenden Sammlungsarten und Besuchszahlengrößen, ergänzt durch Literatur- und Internetrecherche. Für die möglichen Erhebungsorte wurde untersucht, ob im geplanten Zeitraum Besuchsphasen mit und ohne Sonderausstellungen vorgesehen sind.8 Bei der Wahl der Sonderausstellungen wurde darauf geachtet, dass diese größere Ausstellungen – nach Konzeption und erwarteter Besuchszahl – sind und dass die Ausstellungslaufzeit ausreichend für die Untersuchung ist. Dieses Kriterium war wichtig, um durch die Sonderausstellungen bedingte Effekte auf das Publikum auch eindeutig erfassen zu können. Die Themen der Sonderausstellungen sollten zudem nicht allzu spezifisch angelegt sein: Unter anderem wurden Themen ausgeklammert, die nach Aussage der Museen eher untypisch für ihr Ausstellungsprogramm sind. Auch wurden keine primär regionalen Themen ausgewählt, um verzerrende Einflüsse auf die Publikumsstruktur zu vermeiden. Weiterhin wurde Wert darauf gelegt, dass es während der Befragungen keine außergewöhnlichen Situationen in den Museen gab,

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Einige der angefragten Museen konnten im Jahr 2011 noch keine verbindliche Auskunft über die Sonderausstellungsplanungen in 2012 geben.

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wie kürzliche Neueröffnungen etc.9 Die potenziellen Erhebungsorte wurden angeschrieben und über das Forschungsvorhaben informiert. Die endgültige Auswahl war schließlich abhängig davon, welche der potenziellen Untersuchungsorte eine verbindliche Teilnahme zusagten und ob die Durchführung der Befragung in den Museen möglichst zielführend erschien. Die Untersuchung wurde an folgenden Museen durchgeführt: Historische/archäologische Museen: • Historisches Museum der Pfalz Speyer • Kulturhistorisches Museum Magdeburg • Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Naturkundemuseum: • Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart Technikmuseum: • TECHNOSEUM – Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim Diese fünf Museen zeigen eine Dauerausstellung und im gleichen Gebäude einbis mehrmals jährlich Sonderausstellungen. Im Erhebungsjahr 2012 wurde in allen Häusern eine große Sonderausstellung mit bis zu 225.000 Besuchen präsentiert. Die Museen weisen jährliche Gesamtbesuchszahlen zwischen rund 100.000 bis 300.000 Besuchen auf. Die untersuchten Sonderausstellungen der drei historischen/archäologischen Museen wurden in der Statistik des Instituts für Museumsforschung (2013: 9) auch als besonders gut besuchte Ausstellungen im Jahr 2012 angeführt. Nachstehend erfolgt die Beschreibung der fünf Museen anhand ihrer Dauerausstellungen, Besucherinfrastruktur und Museumsorganisation. Es wird auf ihr Sonderausstellungsangebot sowie die untersuchte Sonderausstellung eingegangen und Erkenntnisse zum Publikum aus vorhandenen Besucherstudien werden angeführt.

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In zahlreichen deutschen Museen wurden zum Untersuchungszeitpunkt umfangreiche Baumaßnahmen und Neukonzeptionen durchgeführt, weswegen diese nicht in die Untersuchung einbezogen werden konnten.

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Historisches Museum der Pfalz Speyer Sammlungsausstellung: Das Historische Museum der Pfalz Speyer präsentiert als historisches/archäologisches Museum in seinen Sammlungsausstellungen einen Überblick zur Geschichte und Entwicklung der Pfalz. Die Sammlungsausstellungen sind gegliedert in die Abteilungen Urgeschichte, Römerzeit, Neuzeit, Domschatz und Weinmuseum. Die Ausstellungsfläche beläuft sich insgesamt auf etwa 6000 qm. Der Ursprung der Sammlung liegt im Jahr 1869, das heutige Museumsgebäude am Domplatz besteht seit 1910. Seit 1990 verfügt das Museum zusätzlich über einen Neubau für Sonderausstellungen. Teile der Sammlungsausstellungen werden in unregelmäßigen Abständen erneuert oder in vollständig überarbeiteten Neupräsentationen gezeigt. Im Erhebungsjahr 2012 waren kleinere Teile der Sammlung in Überarbeitung. Kinder- und Jugendmuseum: 1999 eröffnete mit dem im Gebäude befindlichen Jungen Museum Speyer das erste Kinder- und Jugendmuseum in Rheinland-Pfalz, das mit interaktiven Stationen und erlebnisorientierten Inszenierungen kindgerechte Darstellungen bietet. Im Jungen Museum Speyer werden parallel zum Sonderausstellungsthema entsprechende Familien-Sonderausstellungen gezeigt, wie auch eigene Sonderausstellungen für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Besucherinfrastruktur: Neben diesem Angebot stehen den Besuchern ein Museumsshop und das „Café m“ im Innenhof zur Verfügung (teilweise während Zeiten ohne Sonderausstellung geschlossen). Die regulären Museumsöffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, bei einem Eintrittspreis von 8 Euro (ermäßigt 6 Euro). Museumsorganisation: Das Museum ist als Stiftung des öffentlichen Rechts organisiert. Dort arbeiteten zum Untersuchungszeitpunkt 44 Personen. Sonderausstellungen: Das Themenspektrum der Sonderausstellungen des Historischen Museums der Pfalz ist breit gefächert, dort werden häufig über die Sammlung hinausgehende Themen präsentiert. Neben Ausstellungen zu verschiedenen Epochen sowie Themen mit internationaler Ausrichtung, haben kleinere Foto- und Kunstausstellungen einen Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen. Zusätzlich zu großen Sonderausstellungen werden kleinere Sonderpräsentationen gezeigt, für welche auch Abschnitte der Sammlungsausstellungen flexibel eingesetzt werden. Im Jahr 2010/2011 waren Sonderausstellungen zu sehen über „Hexen – Mythos und Wirklichkeit“ mit einer Familien-Sonderausstellung, die Fotografieausstellung „Idole“ sowie „Amazonen – Geheimnisvolle Kriegerinnen“, „Die Salier – Macht im Wandel“ und die dazugehörige Familien-MitmachAusstellung „Burg Drachenfels – Reisen ins Mittelalter“. In der Regel werden

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größere Sonderausstellungen etwa von Frühjahr bis Herbst eines Jahres gezeigt, gefolgt von einer Ausstellung von Herbst bis zum Frühjahr. Die Laufzeiten der Sonderausstellungen lagen in den letzten beiden Jahren zwischen 23 und 69 Kalenderwochen (mit Verlängerungen). Von der gesamt etwa 6000 qm betragenden Ausstellungsfläche sind für Sonderausstellungen ca. 1000 qm und 700 qm für Familien-Sonderausstellungen verfügbar (28 % der Gesamtfläche). Der Sonderausstellungsbereich ist in der Regel zugänglich über einen eigenen Eingang. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung können die Besucher entweder direkt zurück ins Museumsfoyer und zum Ausgang oder in den Innenhof mit Café und den Zugängen zu den Sammlungsausstellungen gelangen. Die Gesamtbesuchszahl des Museums lag im Jahr 2010 bei 146.703 Besuchen, 2011 bei 207.061 und im Untersuchungsjahr 2012 bei 149.646. Besuche von Sonder- oder Sammlungsausstellungen können nicht getrennt erfasst werden, da stets Kombi-Eintrittskarten angeboten werden. Auf die Zeiten mit Sonderausstellungen entfällt aber ein großer Teil der Besuche im Museum. Untersuchte Sonderausstellung: Die in die Befragung einbezogene Sonderausstellung im Historischen Museum der Pfalz Speyer trug den Titel „Ägyptens Schätze entdecken – Meisterwerke aus dem Ägyptischen Museum Turin“. Sie zeigte weltweit bedeutende Stücke aus der Sammlung des Turiner Museums: „Die Ausstellung präsentiert herausragende Werke altägyptischer Kunst. Sie spannt den Bogen von der ersten Welle der Ägyptenbegeisterung unter Napoleon Bonaparte bis hin zu spannenden Grabungsprojekten der Gegenwart. […] Neben großartigen Skulpturen werden außergewöhnliche Objekte in großartigem Erhaltungszustand das Alltagsleben im Alten Ägypten vergegenwärtigen“ (Historisches Museum der Pfalz Speyer 2012b). Die Inhalte der Ausstellung wiesen demnach keinen Bezug zur Sammlung des Historischen Museum der Pfalz auf. Die Sonderausstellung enthielt 350 Originalexponate des Turiner Museums, welche in einer durch das Historische Museum der Pfalz gestalteten Präsentation zu sehen waren. Parallel wurde in einem separaten Raum eine FamilienSonderausstellung mit dem Titel „Ägyptens Schätze entdecken. Eine MitmachAusstellung des Jungen Museums“ gezeigt.10 Die Laufzeit der Sonderausstellung betrug 31 Wochen (11.3. bis 2.9.2012, verlängert bis zum 14.10.2012). Der Eintrittspreis wurde gegenüber der Zeit ohne Sonderausstellung auf 13 Euro (ermäßigt 11 Euro) erhöht. Die Ausstellung „Ägyptens Schätze“ zog insgesamt mehr als 125.000 Besucher an.

10 Die Familien-Sonderausstellung wurde bis in die Befragungsphase ohne Sonderausstellung verlängert, für die vorliegende Untersuchung aber als wenig beeinflussend eingeschätzt.

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Besucherstudien: Das Historische Museum der Pfalz Speyer führt zu vielen seiner Sonderausstellungen Besucherbefragungen durch. Daraus sind Erkenntnisse zu Publikumsstrukturen der Sonderausstellungen, Besuchsverhaltensweisen, Motiven und Urteilen der Befragten vorhanden (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung e.V. 2011b). (Vgl. für den gesamten Abschnitt: Historisches Museum der Pfalz Speyer 2010, 2012a, 2012b, Experteninterview mit Karle-Coen 2011). Kulturhistorisches Museum Magdeburg Dauerausstellung/Ständige Ausstellung: Das Kulturhistorische Museum Magdeburg (historisches/archäologisches Museum) befasst sich in seiner Dauerausstellung mit der Geschichte Magdeburgs und mit europäischer Kulturgeschichte. Die Sammlung enthält Objekte aus den Bereichen Archäologie, Mittelalter, Frühe Neuzeit und Neuzeit. Weiterhin besitzt das Kulturhistorische Museum Gemälde-, Möbel- sowie kunsthandwerkliche Sammlungen, auch Münzen, Medaillen und Militaria zählen zu den Exponaten. In der Sammlung sind über 460.000 Objekte enthalten. Das gesamte Museum hat eine Ausstellungsfläche von 3600 qm. 1906 wurde das Kulturhistorische Museum Magdeburg (damals Museum für Kunst und Gewerbe) eröffnet, die Sammlungsgeschichte geht bis 1849 zurück. Das Museum erlebte mehrere Umstrukturierungen durch kriegsbedingte Zerstörungen, zwischenzeitliche Integrierungen des städtischen Technikund Naturkundemuseums und zahlreiche Umbauten. 1995 begann die – bis zum Zeitpunkt der Untersuchung andauernde – Sanierung und Überarbeitung des Museums. 2010/2011 wurde ein Anbau für Sonderausstellungen fertiggestellt und Teile der neuen Dauerausstellung zur Stadtgeschichte eröffnet. Sukzessive werden hierzu weitere Abschnitte ergänzt. Eine Besonderheit des Museums ist der wechselnd bespielte „Kaiser-Otto-Saal“ (2001 nach Restaurierung eröffnet) mit dem Original des „Magdeburger Reiters“. Zudem findet jährlich über mehrere Wochen im Innenhof das museumspädagogische Programm „Megedeborch“, ein historisches Spiel für Kinder und Jugendliche, statt. Museum für Naturkunde Magdeburg: Das Museum für Naturkunde Magdeburg ist eine selbstständige Museumseinrichtung, die mittelfristig unter dem Dach des Kulturhistorischen Museums integriert ist (Ausstellungsfläche 900 qm). Mit einem Besuch im Kulturhistorischen Museum lösen Besucher auch den Eintritt für das Museum für Naturkunde. Besucherinfrastruktur: Das Kulturhistorische Museum Magdeburg verfügt über einen Museumsladen und Verpflegungsautomaten. Während großer Sonderausstellungen wird zusätzlich ein Café mit Bedienung eingerichtet. Die

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Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt 3 Euro (ermäßigt 2 Euro, freier Eintritt für Schulklassen). Museumsorganisation: Träger des Museums ist die Landeshauptstadt Magdeburg. Die Anzahl der Museumsmitarbeiter beläuft sich auf etwa 25 Personen. Sonderausstellungen: Das Themenspektrum der Sonderausstellungen des Kulturhistorischen Museums Magdeburg ist vielfältig. Es werden überregionale Landesausstellungen, Ausstellungen mit stadtgeschichtlichem Bezug, ebenso wie Kunstausstellungen gezeigt. Die Größe der Ausstellungen differiert dabei stark von kleinen Sonderpräsentationen aus der eigenen Sammlung hin zu großen Landesausstellungen. Die Sonderausstellungen haben unterschiedliche Laufzeiten (2010/2011 zwischen 9 und 52 Wochen) und werden häufig parallel veranstaltet. Sie sind in verschiedenen Räumlichkeiten im Museum zu sehen, der Hauptbereich für Sonderausstellungen im 1. Obergeschoss ist 1200 qm groß. 2010/2011 waren im Kulturhistorischen Museum Magdeburg folgende Sonderausstellungen zu sehen: Die stadtgeschichtliche Ausstellung „Magdeburg lebt!“ sowie die Kunstausstellungen „Idylle und Wildnis“, „Edmund Wodick (18161886)“, „Künstler-Generationen“ und „Magdeburger Stadtansichten“. Außerdem wurde die kunsthandwerkliche Ausstellung „Die Fayence- und Steingutmanufaktur der Familie Guischard (1756-1839)“ gezeigt. Seit dem Jahr 2001 präsentiert das Museum in Abständen von drei bis fünf Jahren große Landes-/Europaratsausstellungen zu Themen des Mittelalters mit internationaler Resonanz. 2001 begann diese Ausstellungsreihe mit der Europaratsausstellung „Otto der Große, Magdeburg und Europa“ und wurde 2006 mit „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962-1806 – Von Otto dem Großen bis zum Ausgang des Mittelalters“ (Ausstellung des Europarats und Landesausstellung Sachsen-Anhalt) fortgeführt. 2009 fand die Landesausstellung SachsenAnhalt „Aufbruch in die Gotik – Der Magdeburger Dom und die späte Stauferzeit“ statt. Insbesondere diese Sonderausstellungen ziehen eine große Besucherzahl an: 301.590 Besuche (2001), 248.700 Besuche (2006), 72.000 Besuche (2009). Die Erfassung von Besuchen getrennt nach Dauer- und Sonderausstellungen ist im Kulturhistorischen Museum Magdeburg aufgrund gemeinsamer Eintrittstickets und teilweise verbundener Räumlichkeiten nicht möglich. 2009 waren 81.819 Besucher im Museum, 2010 16.466 und 2011 25.555 (starker Rückgang wegen temporärer Schließung von Ausstellungsräumen). Im Untersuchungsjahr 2012 lag die Gesamtbesuchszahl bei 120.366 (vgl. Landeshauptstadt Magdeburg 2011, 2012).

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Untersuchte Sonderausstellung: In die vorliegende Studie wurde am Kulturhistorischen Museum Magdeburg die Landesausstellung Sachsen-Anhalt „Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter“ einbezogen. „Das Ausstellungsprojekt zeigt erstmals die Bedeutung des Kaisertums in der europäischen Geschichte des ersten Jahrtausends. Kostbare Originalobjekte aus Antike und Frühmittelalter verdeutlichen Macht und Anspruch des römischen Kaisertums sowie die Wandlungen dieser Herrscheridee im Frühmittelalter“ (Kulturhistorisches Museum Magdeburg 2012a). Die Ausstellung war gegliedert in die Bereiche Römische Kaiserzeit, Spätantike, Byzanz, Karolinger und Ottonen. Eine inhaltliche Verbindung zur Dauerausstellung des Museums war in Teilen durch den historischen Bezug zur Stadt Magdeburg gegeben. Die Ausstellung umfasste rund 350 Exponate aus 17 Ländern. Sie wurde auf einer Fläche von 1200 qm gezeigt, wobei der neue Anbindungsbau erstmals bespielt wurde. Die Ausstellung war in einem Rundgang angelegt und endete so, dass die Besucher das Museum entweder direkt verlassen oder die Dauerausstellungen und das Museum für Naturkunde besichtigen konnten. Die Laufzeit betrug 15 Wochen vom 27.8. bis 9.12.2012. Die Öffnungszeiten wurden auf alle Wochentage von 10 bis 18 Uhr erweitert und der Eintritt inklusive Dauerausstellung auf 12 Euro (ermäßigt 9 Euro) erhöht. Die Landesausstellung zog insgesamt 106.444 Besucher an. Besucherstudien: Das Kulturhistorische Museum Magdeburg führte zu den Europarats-/Landesausstellungen 2001 und 2006 sowie der vorliegend untersuchten Sonderausstellung Besucherbefragungen durch. Hiermit können Aussagen getroffen werden über Besucherstrukturen und Urteile zu den Ausstellungen (vgl. Antz et al. 2002, ift Freizeit- und Tourismusmarketing GmbH 2007, Schneider 2013). (Vgl. für den gesamten Abschnitt: Puhle 2006, Kulturhistorisches Museum Magdeburg 2011, 2012a, 2012b, Puhle/Köster 2012, Experteninterview mit Horstrup/Kärgling/Köster 2012). Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Dauerausstellung: Das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle zeigt archäologische Funde mit Schwerpunkt auf Ausgrabungen aus Sachsen-Anhalt und beherbergt eine der ältesten und größten Archäologiesammlungen in Deutschland (archäologisches Museum). Die Dauerausstellung umfasst die Abteilungen Alt-, Mittel-, Jungsteinzeit und Frühbronzezeit. Sie wird in den nächsten Jahren um Sammlungsstücke von der Mittelbronzezeit bis in die Frühe Neuzeit erweitert. Die Darstellung der Dauerausstellung ist stark von inszenatorischen Elementen geprägt. In der Abteilung Frühbronzezeit ist mit der „Himmelsscheibe von Nebra“ einer der bedeutendsten archäologischen Funde des vergangenen Jahr-

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hunderts zu besichtigen. Die Ausstellungsfläche des Landesmuseums für Vorgeschichte beträgt insgesamt 3100 qm, der Sammlungsbestand umfasst mehr als 15 Millionen Funde. Das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (damals Provinzialmuseum) wurde 1884 in der Neuen Residenz am halleschen Dom eingerichtet (später Landesanstalt für Vorgeschichte). Das daraufhin eigens geschaffene neoklassizistische Museumsgebäude wurde 1918 mit einer neu gestalteten Dauerausstellung eröffnet. Nach einigen Umstrukturierungen während des Krieges und zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Dauerausstellung 1994 aufgrund von Baumaßnahmen geschlossen. 1997 erfolgte die Umbenennung in den vollständigen Museumsnamen Landesamt für Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte – Sachsen-Anhalt. Die Dauerausstellung wurde nach der Schließung komplett neukonzipiert und seit der Teileröffnung 2003 sukzessive erweitert. Nach einer Generalsanierung eröffnete das Museum 2008 wieder. Besucherinfrastruktur: Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ist für Besucher ein Café und ein Museumsshop eingerichtet. Das Museum ist Dienstag bis Freitag von 9-17 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag von 10-18 Uhr. Eine Eintrittskarte kostet 5 Euro (ermäßigt 3 Euro). Museumsorganisation: Das Museum ist als Landesmuseum dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt nachgeordnet. Im Museum sind 14 festangestellte sowie 3-10 temporäre Mitarbeiter beschäftigt. Sonderausstellungen: Im Landesmuseum für Vorgeschichte wird in der Regel alle ein bis zwei Jahre eine Sonderausstellung über einen längeren Zeitraum gezeigt. 2010 und 2011 war die Wanderausstellung „Elefantenreich. Eine Fossilwelt in Europa“ (40 Wochen) zu sehen, ab Ende 2011 wurde die untersuchte Ausstellung „Pompeji, Nola, Herculaneum. Katastrophen am Vesuv“ präsentiert. Die Themen der Sonderausstellungen sind vielfältig und gehen häufig über die Inhalte der Dauerausstellung hinaus. Die vor 2010 gezeigten Ausstellungen beschäftigten sich beispielsweise mit Themen wie Martin Luther, Kliekener Cranach-Altar, Saladin und die Kreuzfahrer oder Nasca-Indianer. Die Sonderausstellungsfläche umfasst 1300 qm und befindet sich im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss des Museums. Nach dem Besuch der Sonderausstellung kann der Besucher entscheiden, ob er die Dauerausstellung im Obergeschoss besichtigt oder das Museum direkt verlässt. Die Besuchszahlen des Landesmuseums für Vorgeschichte lagen 2010 bei 103.944, 2011 bei 72.323 und 2012 bei 222.321 Besuchen. Besuche von Dauerund Sonderausstellung werden aufgrund eines gemeinsamen Eintrittspreises nicht separat erfasst. Wegen der langen Laufzeit der Sonderausstellung 2010/11

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sind Unterschiede der Besuchszahlen zwischen Zeiten mit und ohne Sonderausstellung schwer ermittelbar. Es besteht nach Aussage der Museumsverantwortlichen die deutliche Tendenz, dass die Sonderausstellungen mehr Besucher anziehen. Untersuchte Sonderausstellung: Der Titel der analysierten Sonderausstellung lautete „Pompeji, Nola, Herculaneum. Katastrophen am Vesuv“ (Landesausstellung Sachsen-Anhalt). „Die Ausstellung präsentiert das römische Leben am Hang des Vulkans in einem völlig neuem Licht. Zum ersten Mal wird der Vesuvausbruch des 1. Jahrhunderts n. Chr. in eine diachrone Abfolge von Naturkatastrophen eingebettet, die vom 2. Jahrtausend v. Chr. bis in die Spätantike das Leben der Bewohner Kampaniens geprägt haben. […] Der Fokus der Ausstellung liegt auf den Spuren des Alltags, die dem Besucher einen unmittelbaren Zugang zu vergangenen Lebensweisen ermöglichen. Das Spektrum erstreckt sich von einem komplett erhaltenen Inventar einer bronzezeitlichen Hütte bis hin zur prachtvollen Ausstattung eines römischen Stadthauses“ (Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 2012b). In der Ausstellung waren vorgeschichtliche Funde und Ausgrabungen des letzten Jahrzehnts, wie auch Rauminszenierungen zu sehen. Sie war in folgende Themenbereiche unterteilt: Prolog - Der Vesuv, Leben und Sterben am Hang des Vesuvs, Das tägliche Leben in Pompeji, Eine kontinuierliche Bedrohung, Das soziale Leben in Pompeji, Rom und Germanien sowie Antikenrezeption. Das Sonderausstellungsthema hat damit wenig Bezug zur Dauerausstellung des Hauses. Die Ausstellung wurde auf einer Fläche von 1300 qm über zwei Ebenen gezeigt. 500 Exponate bzw. Exponatkomplexe waren dort vorhanden, die Ausstellung enthielt Objekte von 25 Leihgebern. Die Ausstellung lief vom 9.12.2011 bis zum 8.6.2012 und wurde bis 26.8.2012 verlängert, womit sie schlussendlich 37 Wochen zu sehen war. Insgesamt besuchten 224.155 Besucher die Sonderausstellung. Die Öffnungszeiten wurden auf Dienstag bis Sonntag von 9 bis 19 Uhr ausgeweitet, montags war die Ausstellung für Gruppenführungen geöffnet. Die Eintrittspreise erhöhten sich von 5 Euro auf 8 Euro (ermäßigt 5 Euro), inklusive Dauerausstellung. Besucherstudien: Im Landesmuseum für Vorgeschichte werden regelmäßig interne Besucherbefragungen mit ausgelegten Kurzfragebögen durchgeführt. Diese erfolgen mit einem vergleichbaren Erhebungsinstrument während Sonderund Dauerausstellungen und geben Aufschluss über Publikumszusammensetzungen und Besuchsverhaltensweisen (vgl. Landesmuseum für Vorgeschichte 2012c). (Vgl. für den gesamten Abschnitt: Meller 2004, ders. 2012, Meller/ Dickmann 2011, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 2012a, ders. 2012b, Halle Spektrum 2012, Experteninterview mit Schefzik 2012).

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Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart – Schloss Rosenstein Dauerausstellung: Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart präsentiert seine Exponate in zwei unterschiedlichen Gebäuden. Das historische Schloss Rosenstein – in welchem die Untersuchung stattfand – beherbergt eine biologische Dauerausstellung. Diese ist gegliedert in die Abteilungen Evolution, Vielfalt der Pflanzen und Tiere, heimische Lebensräume, Lebensräume der Erde vom Pol bis zum Äquator sowie das Meer und seine Säugetiere. Die Dauerausstellung wird auf einer Fläche von gesamt 2700 qm präsentiert. Das Museum am Löwentor befindet sich in einem eigenen Gebäude, das in etwa 15 Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Es beinhaltet eine Dauerausstellung zu den Themen Paläontologie und Geologie. Da in der vorliegenden Untersuchung die Dauer- und Sonderausstellung im Schloss Rosenstein einbezogen wurde, konzentriert sich die Beschreibung weitestgehend auf diesen Museumsteil. Der Sammlungsursprung des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart liegt im 16. Jahrhundert. Das Museum im ehemaligen königlichen Landhaus Schloss Rosenstein wurde im Jahr 1955 eröffnet. Im Schloss Rosenstein wurde bis 1993 die Schausammlung neugestaltet, die fortlaufend modernisiert wird. Nach der gegenwärtigen Aktualisierung der Dauerausstellung im Museum am Löwentor ist eine grundlegende Überarbeitung im Schloss Rosenstein geplant. Besucherinfrastruktur: Im Schloss Rosenstein befindet sich ein Museumsshop, das Museumscafé ist im Museum am Löwentor. Die Öffnungszeiten beider Museen sind Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt in das Schloss Rosenstein kostet 4 Euro (ermäßigt 2,50 Euro), für 5 Euro können beide Gebäude besucht werden. Museumsorganisation: Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart ist ein Eigenbetrieb des Landes Baden-Württemberg. Im Museum (Schloss Rosenstein und Museum am Löwentor) sind etwa 74 festangestellte Mitarbeiter beschäftigt (davon rund 50 Wissenschaftler und Präparatoren). Sonderausstellungen: Die Themen der Sonderausstellungen im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart ergänzen in der Regel die Inhalte der Dauerausstellungen. Sie beziehen sich auf bestimmte Themenaspekte oder auch auf große Querschnittsthemen. 2010/2011 waren im Schloss Rosenstein folgende Sonderausstellungen zu besichtigen: „Der Fluss des Lebens. 150 Jahre Evolutionstheorie“ und „grad°wanderung – Ausstellung zum Klimawandel“ (gemeinsam mit Museum am Löwentor) sowie die kleinere Fotoausstellung „Momentaufnahmen – Artenvielfalt im Fokus“ und die Wanderausstellung „World Champions of Nature“. Ende 2011 wurde die untersuchte Sonderausstellung „SEX“ eröffnet. In der Regel ist im Schloss Rosenstein einmal im Jahr eine größere

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Sonderausstellung über einen längeren Zeitraum zu sehen (2010/2011 zwischen 29 und 34 Wochen), ergänzt durch kleinere Ausstellungen (2010/2011 von 3 bis 7 Wochen Dauer). Die Fläche für Sonderausstellungen beläuft sich auf 300 qm und ist nicht vollständig vom Dauerausstellungsbereich abgetrennt. Sie liegt im zentralen Bereich des Museumsgebäudes und grenzt an zwei Dauerausstellungssäle an. Daher können die jeweiligen Besuchszahlen nicht getrennt ermittelt werden. 2010 waren 98.534 Besucher im Schloss Rosenstein, 2011 79.708 und 2012 100.734 (gesamt Museum für Naturkunde 188.904, 2012 218.500). Die Publikumsresonanz auf die Sonderausstellungen ist über die letzten Jahre unterschiedlich ausgefallen, tendenziell werden die Besuchszahlen zu Zeiten mit Sonderausstellungen höher. Untersuchte Sonderausstellung: Die analysierte Sonderausstellung im Staatlichen Museum für Naturkunde – Schloss Rosenstein trug den Titel „SEX“ und thematisierte die Vielfalt der Sorge für Nachkommenschaft im Tier- und Pflanzenreich. „Die Ausstellung SEX […] vermittelt die Mechanismen der Fortpflanzung aus evolutionsbiologischer Sicht und beleuchtet so überraschend neue Aspekte eines uralten Themas. […] Die Ausstellung zeigt, mit welcher Raffinesse und unterschiedlichsten Methoden Tiere und Pflanzen dabei vorgehen, möglichst erfolgreich für Nachkommenschaft zu sorgen“ (Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 2012b). Die Ausstellung war gegliedert in die Teile Kontaktbörse, Das erste Date, Im Separee, Der Tag danach, Familienalltag, Warum SEX?, Primatensex sowie ein Kino mit mehreren Filmen. Der Bezug des Themas zur Dauerausstellung war hiermit gegeben, es erfolgten aber keine direkten Verweise. Die Ausstellungsfläche belief sich auf 300 qm. Die Sonderausstellung war 29 Wochen zu sehen (Laufzeit 27.10.2011 bis 20.5.2012). Der Eintrittspreis wurde von regulär 4 auf 5 Euro (ermäßigt 3 Euro) angehoben. 81.700 Besucher waren in der Sonderausstellung „SEX“. Besucherstudien: Besucherbefragungen wurden vom Museum für Naturkunde Stuttgart bei mehreren Sonderausstellungen durchgeführt. Dabei kam häufig ein vergleichbarer Fragebogen zum Einsatz, der Fragen zu Publikumsstrukturen, Verhaltensweisen und Urteilen enthielt. Auch die Sonderausstellung „SEX“ wurde mit diesem Fragebogen zusätzlich in der hauseigenen Befragung evaluiert (vgl. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 2003, 2011a, Kubin 2007). (Vgl. für den gesamten Abschnitt: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 2010, ders. 2011b, ders. 2012b, Experteninterview mit Schmid/Wilhelm 2011).

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TECHNOSEUM – Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim Dauerausstellung: Das TECHNOSEUM in Mannheim ist ein Naturwissenschafts-/Technikmuseum, das in seiner Dauerausstellung die Technikgeschichte des deutschen Südwestens und ihre sozialen Auswirkungen zeigt sowie zahlreiche interaktive Experimentierfelder zu Naturwissenschaften und Technik präsentiert. Der chronologisch angelegte Gang durch die Dauerausstellungsabteilungen wird mit der Einführung „Wege zur Industrialisierung“ eingeleitet. Daran schließt sich eine Ausstellungseinheit zur Residenzstadt Mannheim vor der Industrialisierung an („Wirtschaft, Wissenschaft und Technik im Zeitalter der Aufklärung“). Beginn und Verlauf der industriellen Entwicklung im 19. Jahrhundert werden schwerpunktmäßig anhand von Drucktechniken und der Papier- und Textilherstellung gezeigt („Von der bürgerlichen Lesekultur zur Massenkommunikation“, „Vom Handpapierschöpfen zur maschinellen Fertigung“, „Vom Hausgewerbe zur Textilfabrik“). Unter anderem die Themenkomplexe Maschinenbau, -arbeit und Eisenbahnwesen veranschaulichen anschließend den Fortgang der Industrialisierung sowie Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung („Die Eisenbahn erschließt den Raum“, „Arbeiten und Leben um 1900“, „Industrieller Maschinenbau und soziale Frage“, „Die Großstadt im Industriezeitalter“). Auf weiteren Ausstellungsebenen werden neuere Entwicklungen aufgegriffen, wobei Kunststoff, Energie, Mobilität und Bionik exemplarisch gezeigte Bereiche sind. In die Ausstellungsebenen sind die naturwissenschaftlichen Experimentierausstellungen „Elementa 1 bis 3“ integriert. Die Dauerausstellungen werden im TECHNOSEUM auf einer Ausstellungsfläche von gesamt 9000 qm mit mindestens 10.000 Exponaten gezeigt. Als besonderes Angebot sind täglich mehrere Vorführungen an Originalexponaten zu erleben. Zusätzlich gehört das Museumsschiff Mannheim am Neckarufer mit einer eingebundenen Ausstellung zum Museum. Das TECHNOSEUM wurde 1990 in einem eigens errichteten Gebäude eröffnet (damals Landesmuseum für Technik und Arbeit Mannheim) und ist damit ein noch junges Museum. 2004/2005 wurden die ersten beiden Teile der interaktiven Ausstellung Elementa eingerichtet. 2007 bis 2010 erfolgten Renovierungs- und Umbauarbeiten, im Zuge derer auch eine neue Sonderausstellungsfläche geschaffen und das Haus in TECHNOSEUM (mit dem Untertitel Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim) umbenannt wurde. 2011 eröffnete der dritte Teil der Elementa. Die Dauerausstellung des TECHNOSEUM wird aufgrund der dynamischen Ausstellungsinhalte permanent aktualisiert. Dabei werden auch Teile von Sonderausstellungen in die Dauerausstellung integriert.

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Elementa: Die Elementa stellt eine Besonderheit des Museums dar. Diese drei Dauerausstellungsteile bieten naturwissenschaftliche Experimentierstationen, an denen die Besucher selbst an Hands-on-Objekten Versuche nachvollziehen können und dabei von TECHNOscouts angeleitet werden. Ergänzt werden die Experimente durch den direkten Bezug auf historische Exponate. Besucherinfrastruktur: Das TECHNOSEUM verfügt über einen Museumsshop und mit der „Arbeiterkneipe“ über ein gastronomisches Angebot sowie Verpflegungsautomaten. Es ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintrittspreis beträgt 6 Euro (ermäßigt 4 Euro). Museumsorganisation: Das TECHNOSEUM ist als Stiftung des öffentlichen Rechts getragen vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Mannheim organisiert. Dort arbeiten 125 Personen sowie täglich etwa 20 Personen von Dienstleistern. Sonderausstellungen: Die Sonderausstellungen im TECHNOSEUM sollen die Themenbereiche der Dauerausstellung vertiefen und spezifizieren. Teilweise sind auch Wanderausstellungen zu sehen, die beispielsweise als Kunstausstellungen wenig Bezug zur Dauerausstellung aufweisen. Eine Ausnahme stellte die populäre, extern organisierte Wanderausstellung „Körperwelten“ dar, die 1998/99 im Haus gastierte. In der Regel wird im TECHNOSEUM eine große Sonderausstellung jährlich über einen längeren Zeitraum von vier bis sechs Monaten präsentiert. 2010 und 2011 waren größere Sonderausstellungen mit einer Dauer zwischen 21 und 34 Wochen zu sehen, ebenso wie eine kleine Wanderausstellung von vier Wochen Dauer. Die Sonderausstellungen 2010/2011 waren: „Nano! Nutzen und Visionen einer neuen Technologie“, „Die Sammlung. 1001 Objekt zum Hören & Sehen“, die Wanderausstellung „Wunderkammer Wissenschaft“ sowie ab Ende 2011 die untersuchte Ausstellung „Unser täglich Brot… Die Industrialisierung der Ernährung“. Die separate Fläche für Sonderausstellungen im TECHNOSEUM ist 900 qm groß und liegt innerhalb der Dauerausstellung, so dass deren Besucher ebenfalls Teile der Dauerausstellung durchqueren. Auch die Gastronomie befindet sich innerhalb der Dauerausstellung. Die Besuche von Dauer- und Sonderausstellungen werden im TECHNOSEUM nicht separat erfasst. Seit 2011 ist ein elektronischer Zähler an Ein- und Ausgang des Sonderausstellungsraums vorhanden, der Aufschluss über die Besuche in der Sonderausstellung (nicht aber über Parallelbesuche) geben kann. Die Gesamtbesuchszahl des TECHNOSEUM lag 2010 bei 184.336 Besuchen, 2011 bei 156.147 (davon 59.857 Besuche während der Laufzeit der Sonderausstellung „Nano!“) und 2012 bei 187.130 Besuchen (davon 77.890 in diesem Jahr während der Sonderausstellung „Unser täglich Brot…“). Im Jahr 2009 wurden

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wegen Umbauarbeiten keine Sonderausstellungen gezeigt, wobei die Besuchszahlen leicht rückläufig waren. Die Auswertung der gezählten Besuche in der Sonderausstellung ergab für 2011, dass zwischen 50 % und 90 % der Gesamtbesucher während einer Sonderausstellung diese auch ansehen. Im TECHNOSEUM sind demnach auch die Dauerausstellungen mit der interaktiven Elementa ein starker Anziehungspunkt für die Besucher.11 Untersuchte Sonderausstellung: Die Sonderausstellung des TECHNOSEUM, die in die Befragung aufgenommen wurde, war die Große Landesausstellung Baden-Württembergs „Unser täglich Brot… Die Industrialisierung der Ernährung“. Die Ausstellung beschäftigte sich mit den Themen Ernährung und industrielle Nahrungserstellung. „Die zukünftige Verfügbarkeit von Nahrung, deren Zusammensetzung, aber auch der Zusammenhang von Nahrungsproduktion und Umweltbelastung sind wichtige Themen der Ausstellung, die den Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart betrachtet“ (TECHNOSEUM Mannheim 2012c). Damit stellte sie mit dem Thema Ernährung auch einen Bezug zu kleinen Dauerausstellungsteilen her. Im Rahmenprogramm fanden explizit Verknüpfungen zur Dauerausstellung statt, indem diese bei Führungen ebenfalls besichtigt wurde. Die Ausstellung „Unser täglich Brot…“ präsentierte auf der Sonderausstellungsfläche von 900 qm 425 Exponate aus eigenen Beständen und 10 Leihgaben. In die Ausstellung war eine Experimentierstation integriert, an welcher durch TECHNOscouts Vorführungen zu Lebensmittelversuchen stattfanden. Weiterhin waren interaktive Elemente zentraler Ausstellungsbestandteil. Die Ausstellungslaufzeit betrug insgesamt 33 Wochen (vom 29.10.2011 bis 29.4.2012 und Verlängerung bis 10.6.2012). Der Eintrittspreis bleibt im TECHNOSEUM bei Sonderausstellungen gleich (6 Euro, ermäßigt 4 Euro). Die Besuchszahlen der Sonderausstellung beliefen sich über den gesamten Zeitraum auf 101.153. Besucherstudien: Für das TECHNOSEUM Mannheim wurden in den letzten Jahren diverse Besucherstudien durchgeführt. Unter anderem fanden vor und nach Einführung der Elementa Befragungen im Haus statt, die Informationen über Strukturen und Besuchsverhaltensweisen enthielten (vgl. Klein, H.J./Kunstmann 2004, Kunstmann/Klein, H.J. 2005). Vorliegende Untersuchung kann vor allem verglichen werden mit einer Befragung unter Individual- und Gruppenbesuchern in 2012/13. Zur Zeit der Sonderausstellung „Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863-2013“ sowie ohne Sonderausstellung wurden hier Besucher einbezogen (vgl. Klein, H.J./Antonatou/Leiacker 2014). 11 Im TECHNOSEUM wurde während Teilen der Befragungsphase ohne Sonderausstellung eine kleinere Sonderausstellung für Kindergärten und Grundschulklassen gezeigt, welche für die Untersuchung als nicht relevant eingeschätzt wurde.

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(Vgl. für den gesamten Abschnitt: TECHNOSEUM Mannheim 2009, 2011a, 2011b, 2012a, 2012b, 2012c, 2013, Herzig 2012, Experteninterview mit Kaysers 2011, mit Herzig/Zweckbronner 2012). 5.4.3 Ablauf der Besucherbefragung Folgender Abschnitt beschreibt den Ablauf der Besucherbefragungen: Auswahl, Ansprache und Anzahl der Auskunftspersonen werden erläutert, ebenso wie die Zeiträume der Untersuchungen. In die Besucherbefragung einbezogen wurden Besucher im Alter ab 14 Jahren. Die Altersbeschränkung orientierte sich am Vorgehen anderer Besucherstudien (vgl. u.a. Deutscher Städtetag 1994: 54). Befragt wurden Individualbesucher 12 und Besucher in Kleingruppen unter zehn Personen, das heißt größere Gruppen, Schulklassen und Teilnehmer vorab gebuchter Führungen erhielten keinen Fragebogen. Für diese ist von einer abweichenden Besuchsmotivation und -situation auszugehen, weswegen ein eigenes Erhebungsinstrument notwendig gewesen wäre.13 Die Besucher füllten den Fragebogen nach dem Ausstellungsrundgang aus (Ausgangsbefragung) (vgl. Deutscher Städtetag 1994: 44 ff.). Sie wurden, je nach organisatorischen Möglichkeiten, an der Museumskasse oder am Ende des Ausstellungsbesuchs persönlich angesprochen. Jeder Besucher auf den die Auswahlkriterien zutrafen, wurde um seine freiwillige Befragungsteilnahme gebeten. Es fand eine Teilerhebung statt, bei der die Bedingungen der Auswahl vorher festgelegt waren. Aufgrund von Verweigerungen der Besucher konnten nicht alle Elemente der definierten Grundgesamtheit befragt werden (vgl. Butzer-Strothmann et al 2001: 18, Glogner-Pilz 2012: 82 ff.). Das Museumspersonal bzw. zusätzliche Hilfskräfte wurden für die Verteilung der Fragebögen von der Verfasserin geschult und erhielten zudem eine schriftliche Handreichung. Durch die persönliche Ansprache, Schreib- und Sitzmöglichkeiten sowie ein kleines Geschenk (u.a. Stifte des Museums, Postkarten, Traubenzucker) wurden die Besucher zusätzlich motiviert, den Fragebogen zu beantworten.

12 Mit Individualbesuchern sind nicht nur Besucher ohne Begleitung gemeint, sondern „[…] all jene Besucher, die nicht im Kontext organisierter Gruppen wie Vereine, Verbände, Schulklassen oder Reisegruppen die Museen besuchen“ (Hoffrichter 1990: 41). 13 Zum Beispiel bestätigt eine Untersuchung von Hoffrichter (1989: 53), dass Schulklassen in Museen ein abweichendes Besuchsverhalten zu Individualbesuchern und Erwachsenengruppen zeigen.

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Als Befragungszeitraum war das Jahr 2012 ab Frühjahr vorgegeben. Grundlegend war, dass die Befragungen in Phasen von jeweils mindestens drei Wochen mit einer publikumsrelevanten Sonderausstellung sowie ohne größere Sonderausstellung stattfinden konnten. Hierbei mussten Verlängerungen der Sonderausstellungslaufzeit eingeplant werden. 14 Um eine Vergleichbarkeit der Befragungssituationen sicherzustellen, mussten mehrere Faktoren berücksichtigt werden: Die Befragungen sollten nicht ausschließlich in den Schulferien im jeweiligen Bundesland stattfinden, da während der Ferienzeit spezifische Verteilungen im Publikum vermutet werden. Weiterhin sollte es keine Überschneidungen mit anderen Besucherbefragungen in den Museen geben. Zudem wurde Wert darauf gelegt, dass es keine Verzerrungen durch außergewöhnliche Situationen in den Museen gab, wie eine längere Komplettschließung des Hauses oder große Neueröffnungen. Die Zeiträume wurden ferner so definiert, dass die Befragung nicht direkt zu Beginn der Sonderausstellungen erfolgte, da während des Eröffnungszeitraums besondere Effekte der Publikumsverteilung zu erwarten waren. Zudem startete nicht direkt nach einer beendeten Sonderausstellung die nächste Befragung, um mögliche nachwirkende Einflüsse auszuschließen. Damit das Publikum aussagekräftig beschrieben werden kann, wurde auch darauf geachtet, dass die Befragung an verschiedenen Wochentagen stattfand (vgl. Deutscher Städtetag 1994: 54 ff.). Je nach Rücklauf waren die Erhebungszeiträume in den Museen unterschiedlich lang. Insgesamt wurden 3778 gültige Fragebögen zurückerhalten (Verteilung nach Erhebungsorten und Befragungsphasen siehe Tabelle 12). Als ungültig wurden Fragebögen aussortiert, die unvollständig, von Besuchern unter 14 Jahren oder mehreren Personen zusammen ausgefüllt wurden. 2599 Fragebögen (69 %) wurden von Besuchern während der Befragungsphase mit Sonderausstellung beantwortet und 1179 ohne Sonderausstellung (31 %). Da aus den Statistiken der Museen bekannt war, dass die Besuchszahlen ohne Sonderausstellung geringer sind, wurde die Anzahl zu sammelnder Fragebögen entsprechend angepasst. Dennoch erwies es sich an einigen Museen schwieriger, die Befragung während der Zeit ohne Sonderausstellung durchzuführen, weil insgesamt wenig Besucher anzutreffen waren und sich eher Gruppenbesucher im Publikum befanden. Bei der Auswertung ist daher zu berücksichtigen, dass in zwei Museen, trotz Verlängerungen der Befragungszeit, eine geringere Fragebogenanzahl als angestrebt erzielt wurde.

14 In der Arbeitshilfe des Deutschen Städtetags (1994: 53 f.) werden zwei Wochen während einer Sonderausstellung als ausreichender Befragungszeitraum empfohlen.

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Insgesamt wurden in den Museen zwischen 640 und 893 Fragebögen zurückerhalten. Diese Anzahl wird als ausreichend angesehen, um aussagekräftige Vergleiche und Zusammenhangsanalysen anstellen zu können (vgl. Glogner-Pilz 2012: 86 f., Deutscher Städtetag 1994: 54, Butzer-Strothmann et al. 2001: 18).15 Tabelle 12: Anzahl der gültigen Fragebögen nach Erhebungsorten und Befragungsphasen

Museum Historisches Museum der Pfalz Speyer Kulturhistorisches Museum Magdeburg Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart TECHNOSEUM Mannheim Gesamt

Anzahl der gültigen Fragebögen Phase mit Phase ohne Sonderausst. Sonderausst. Gesamt 513

127

640

549

118

667

546

274

820

512

381

893

479

279

758

2599

1179

3778

15 Der Deutsche Städtetag (1994: 54) empfiehlt eine Zahl von mindestens 350 Fragebögen pro Erhebungskampagne, je nach angestrebter Differenzierungstiefe. Paatsch und Schulze (1992: 104 f.) nennen mindestens 300 Fragebögen als ausreichend, Butzer-Strothmann et al. (2001: 18) 250 Fragebögen.

6. Ergebnisse der Untersuchung

Dieses Kapitel legt die Resultate der voranstehend beschriebenen Vor- und Hauptstudie dar. Im ersten Abschnitt wird auf die Ergebnisse der Experteninterviews an zwölf Museen und drei Museumsberatungen eingegangen. Diese werden in der Reihenfolge der gestellten Leitfadenfragen ausgeführt.1 Anschließend nimmt die Auswertung der vergleichenden Besucherbefragung den Schwerpunkt ein.

6.1 E RGEBNISSE

DER

E XPERTENINTERVIEWS

6.1.1 Begrifflichkeiten und Ziele von Sonder- und Dauerausstellungen Im Vorfeld der Experteninterviews wurde recherchiert, welche Begrifflichkeiten in den einbezogenen Museen für ‚Dauerausstellungen‘ und ‚Sonderausstellungen‘ eingesetzt werden. Kapitel 3 wies diesbezüglich bereits auf verschiedene Verwendungen hin. Es bestätigte sich eine einheitliche Tendenz für die Bezeichnung ‚Sonderausstellung‘, die in zehn der zwölf Museen gebraucht wird. Das Museum für Kommunikation in Frankfurt und das Bernische Historische Museum nutzen ‚Wechselausstellung‘, da „Sonderausstellung nach nicht normal klingt“ (Gold 2011: Zeile 406) bzw. „sich eher nach Sonderfall anhört“ (Messerli 2011: Zeile 153). Die Begriffsverwendung ‚Dauerausstellung‘/‚Ständige Ausstellung‘/‚Schausammlung‘ oder ‚Sammlungsausstellung‘ ist in den Museen uneinheitlicher: In 1

Eine Übersicht zu den befragten und hier zitierten Experten findet sich in Kapitel 9: weitere Quellen. Die Zeilenangaben beziehen sich auf die Transkripte der Interviews, die aufgrund des Umfangs hier nicht beiliegen.

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fünf der zwölf Museen wird ‚Dauerausstellung‘ gebraucht. Die beiden Museen mit der Bezeichnung ‚Wechselausstellung‘, sehen dazu ‚Dauerausstellung‘ als passendes Pendant. Weiterhin wird im geplanten Stadtmuseum Stuttgart bewusst der Name ‚Ständige Ausstellung‘ benutzt, da „Dauer ewig klingt, ständig ist nicht so ewig“ (Dauschek 2011: Zeile 205). Auch im Kulturhistorischen Museum Magdeburg wird – neben ‚Dauerausstellung‘ – in einigen Publikationen von ‚Ständiger Ausstellung‘ gesprochen. Das Landesmuseum Mainz verwendet mit ‚Dauerausstellung‘ sowie ‚Sammlung‘ ebenfalls mehrere Namen. Im Landesmuseum Württemberg wird ausdrücklich nicht mehr der Begriff ‚Dauerausstellung‘, sondern ‚Schausammlung‘ angewandt: „Dauerausstellung hat den Touch, dass etwas ewig steht“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 141). Im Historischen Museum der Pfalz Speyer werden ‚Sammlungsausstellungen‘ gezeigt, im Linden-Museum Stuttgart sowie im Deutschen Museum München wird meist von ‚Abteilungen‘ gesprochen. Diese Varianz der Begrifflichkeiten hatte Konsequenzen für die Formulierungen in der Besucherbefragung, welche jeweils museumsspezifisch gewählt wurden (siehe Kapitel 5.4.1 zum Fragebogen). Nach Begrifflichkeiten wurden die Experten einleitend nach Zielen von Sonder- und Dauerausstellungen in ihrem Museum gefragt. Hiermit sollte bereits eine mögliche Unterscheidung zwischen den Angeboten und deren Publika bewusst gemacht werden. Zudem wird die Darstellung von Ausstellungszielen aus der Sekundäranalyse in Kapitel 3 daran überprüft. Die Museen führten meist verschiedene, abgegrenzte Zielsetzungen von Sonder- und Dauerausstellungen an. Einige Gesprächspartner betonten aber auch, dass sie Sonder- und Dauerausstellungen „nicht als zwei unterschiedliche Dinge“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2012: Zeile 22) sehen bzw. diese jeweils unter übergeordneten Zielsetzungen, wie dem Museumsleitbild, stehen. Im Folgenden werden die Aussagen der Experten in der Regel nach der Häufigkeit der Nennungen dargestellt. Entsprechend der Dauerausstellungsdefinitionen (Kap. 3.2.1), war die Präsentation der Sammlung das am häufigsten genannte Ziel von Dauerausstellungen: z.B. „Präsentation der grandiosen Sammlungsbestände“ (Messerli 2011: Zeile 25); „beste Dinge und Querschnitt der Sammlung zeigen“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 38). Außerdem wurden Dauerausstellungen, insbesondere an Geschichtsmuseen, Bedeutungen für die Identität der Stadt oder Region zugeschrieben. Einige Gesprächspartner führten auch den Bildungsschwerpunkt ihrer Dauerausstellungen an: „verlässliche Bildungslandschaft bilden“ (Schmid/Wilhelm 2011: Zeile 21), „nachhaltige Arbeit leisten“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 38). Wenn in den Museen öffentlich zugängliche Leitbilder vorhanden waren, unterstrichen diese die hohe Bedeutung der Dauer-

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ausstellung. Im Landesmuseum Württemberg beispielsweise wurde formuliert: „Die Sammlungen sind zentraler Bestandteil des kulturellen Erbes des Landes. Sie zu bewahren, gezielt auszubauen und zu vermitteln, ist die wichtigste Aufgabe“ (Landesmuseum Württemberg 2007: 12). Die angeführten Ziele von Sonderausstellungen unterschieden sich von Dauerausstellungen unter anderem hinsichtlich ihres thematischen Ansatzes, wie auch in Kapitel 3.3.1 verdeutlicht: In Sonderausstellungen sahen die Experten am häufigsten die Möglichkeit, Themen zu vertiefen oder zu ergänzen. Einige gaben auch an, mit Sonderausstellungen thematisch über ihre Sammlung hinauszugehen und Themen mit einem regional breiteren Zugang zu zeigen. Weiterhin können sie in Sonderausstellungen mit Leihgaben arbeiten und Kooperationen mit anderen Museen eingehen. Auch Chancen auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren, einen Gegenwartsbezug herzustellen sowie bestimmte Anlässe aufzugreifen wurden angeführt. Sonderausstellungen haben schließlich die Aufgabe Zielgruppen zu erweitern: Viele Museen beabsichtigten mit den Ausstellungen unterschiedliche und neue Zielgruppen zu erreichen sowie die Attraktivität des Museums zu steigern: z.B. „Sonderausstellungen haben die eigentliche Funktion, Publikum ins Museum zu bringen“ (Messerli 2011: Zeile 32). Es wurde auch angemerkt, dass das Publikum Sonderausstellungen erwartet: „Es ist so, dass das selbstverständlich ist und prinzipiell zur Erwartungshaltung eines Publikums gehört“ (Groß/Mertens/Saal/Stockhammer 2012: Zeile 25). 6.1.2 Zielgruppen von Sonder- und Dauerausstellungen Forschungsfrage 1. Wie unterscheidet sich das Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen? Um Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungspublika zu ermitteln, wurden die Gesprächspartner gefragt, ob sie ihre Ausstellungen für jeweils andere Zielgruppen konzipieren. Die Antworten der Museen unterschieden sich hier: Von rund der Hälfte wurden klare Unterschiede gesehen und die Ausstellungen entsprechend der verschiedenen Adressaten entwickelt. 2 Beispielsweise wurde ausgesagt: „Dies unterscheidet sich ganz klar in Planungen, in Marketing- und Werbemaßnahmen“ (Messerli 2011: Zeile 57). Ein Museumsberater führt hierzu ergänzend an, dass man „sich hüten sollte von dem Publikum zu sprechen. Der erste Schritt zur Attraktivierung ist die Einsicht, dass beide Formate tendenziell ein je unterschiedliches Publikum haben“ (John 2011: Zeile 60). 2

Unterschiedliche Zielgruppen von Sonder- und Dauerausstellungen wurden genannt vom Bernischen Historischen Museum, geplanten Stadtmuseum Stuttgart, LindenMuseum Stuttgart, Historischen Museum der Pfalz und Landesmuseum Mainz.

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Die andere Hälfte der Museen ging eher von einer großen Schnittmenge der Publika aus.3 Je nach Thema der Sonderausstellungen sahen aber alle Museen spezifische Unterschiede in den Zielgruppen und versuchen Personen mit Spezialinteressen für die Ausstellungen zu erreichen. Ob tatsächlich ein anderes Publikum zu vielen Sonderausstellungen als in die Dauerausstellung kommt, konnte der Großteil der Museen nur auf Beobachtungen und Vermutungen gründen. In den wenigsten Fällen waren Besucherstudien mit einem gezielten Vergleich beider Publikumsteile vorhanden, was die aufgezeigte Forschungslücke stützt. 4 Gut die Hälfte der untersuchten Museen hat, teilweise regelmäßig, Befragungen bei ihren Sonderausstellungen durchgeführt, worauf ihre folgend dargestellten Äußerungen zu Publikumsstrukturen beruhen. Die Antworten der Museumsberater zu einem generell unterschiedlichen Publikum in Sonder- und Dauerausstellungen fließen ebenfalls ein. Die Analyse des Forschungsstands verwies bereits auf einige Strukturunterschiede der Besucher (vgl. Kapitel 4.5). Hinsichtlich der Altersverteilung der Publika schätzten mehr Museen – insbesondere die kulturhistorischen Häuser –, dass ihr Sonderausstellungspublikum älter als das der Dauerausstellung ist. In einem Fall wurde dies umgekehrt gesehen. Bezogen auf das Bildungsniveau sagten einige Museen aus, dass in ihrer Dauerausstellung mehr regelmäßige Museumsbesucher mit höherer Bildung zu verzeichnen sind, ebenso wie manche dies für ihre Sonderausstellungen vermuteten. Unterschiede im Einzugsgebiet der Ausstellungen sahen sie insofern, dass vermehrt mit Sonderausstellungen ein überregionales bis internationales Publikum gewonnen wird, während die Dauerausstellung eher von Besuchern aus der Region angesehen wird. In einigen Museen, vor allem an touristisch stark frequentierten Standorten (u.a. in München oder Bern), besucht auch ein touristisches Publikum hauptsächlich die Dauerausstellung. Auch im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle findet sich ein eher überregionales Publikum in der 3

Weniger Unterschiede zwischen den Ausstellungspublika wurden von folgenden Museen angegeben: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Landesmuseum Württemberg, Deutsches Museum München, TECHNOSEUM Mannheim, Museum für Kommunikation Frankfurt, Kulturhistorisches Museum Magdeburg, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle.

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Im Landesmuseum Württemberg fand eine Besucherbefragung bei einer Sonderausstellung sowie im Vergleich bei zwei Besuchsphasen ohne Sonderausstellung statt, die teils deutliche Unterschiede ergab (vgl. Wegner/Klein, H.J. 2007). Im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle werden seit 2003 Besucherbefragungen mit ausgelegten Fragebögen durchgeführt, die auch Phasen ohne Sonderausstellungen umfassen. Hier zeigen sich Unterschiede u.a. hinsichtlich Erst- und Wiederholungsbesucheranteilen.

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Dauerausstellung, da dort mit der „Himmelsscheibe von Nebra“ ein international bekanntes und bedeutsames Exponat präsentiert wird. Bezogen auf Anteile von Erst- und Wiederholungsbesuchern betrachteten die Museen mehrheitlich Sonderausstellungen als Anlässe für Wiederbesuche. Einige sagten zudem aus, dass sie mit Sonderausstellungen auch Erstbesucher gewinnen können. In manchen Museen wurde beobachtet, dass Wiederholungsbesucher eher in Dauerausstellungen zu finden sind, insbesondere bei bestimmten Veranstaltungen. Mit Familienbesuchern hatten die Museen unterschiedliche Erfahrungen: Werden Familienbesucher als wichtige Zielgruppe des Hauses definiert, sind diese häufig in beiden Ausstellungsteilen stark vertreten. In einigen Museen frequentierten Familien, aufgrund spezieller Angebote, die Dauerausstellungen stärker. Dies wurde mit der Verlässlichkeit und Planbarkeit des Angebots in Dauerausstellungen begründet. Noch stärker traf das auf die Zielgruppe der Schulklassen zu, welche von einigen Museen als eine der wichtigsten Dauerausstellungszielgruppen genannt wurde. Zur Frage nach der Häufigkeit paralleler Besichtigungen von Sonder- und Dauerausstellungen hatten die meisten Museen ebenfalls nur Vermutungen. Rund die Hälfte nahm an, dass nach der Sonderausstellung auch die Dauerausstellung besucht wird. Sie führten dies auf den gemeinsamen Eintrittspreis oder die Lage der Sonderausstellung in einem zentralen Museumsbereich zurück. Auch ein eher geringer Umfang von Sonderausstellungen wurde als Parallelbesuchsanreiz in der Dauerausstellung gesehen. Wegen eines bestimmten Dauerausstellungsexponats wurde am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle erwartet, dass Parallelbesuche ausgehend von Sonderausstellungen getätigt werden. Schließlich wurde von einigen Museen gemutmaßt, dass am ehesten Erstbesucher zusätzlich die ihnen noch unbekannten Ausstellungsteile ansehen. Die andere Hälfte der Museen ging davon aus, dass Parallelbesuche eher selten stattfinden, was sich mit dargestellter Sonderausstellungskritik deckt. Einige haben hierzu auch Belege aus Besucherstudien oder Kassenstatistiken angeführt. 5 Die wichtigste Besuchsbarriere war nach Meinung der Gesprächspartner der große Ausstellungsumfang. Nach einer gewissen Besuchszeit sahen sie die Aufnahmekapazität der Besucher als erschöpft an: „Man muss überlegen, 5

Im Bernischen Historischen Museum besuchten laut einer Befragung in der Wechselausstellung 12 % der Besucher noch Teile der Dauerausstellung (vgl. Messerli 2011: Zeile 94). Ein ähnlich großer Anteil war dies im Historischen Museum der Pfalz Speyer (vgl. Karle-Coen 2011: Zeile 129). Im Linden-Museum Stuttgart nutzten etwa 10 % das Kombiticket und sahen neben Sonderausstellungen noch die Dauerausstellung an (vgl. Otto-Hörbrand 2011: Zeile 104).

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ob es sinnvoll ist noch die Dauerausstellung zu durchlaufen. […] Man überfordert den Besucher auch“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 110). Einzelnennungen weiterer Barrieren waren getrennt liegende Ausstellungsbereiche oder Orientierungsschwierigkeiten. Diese angeführten möglichen Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern sowie die Aussagen zu Parallelbesuchen wurden in die Besucherbefragung einbezogen und dort überprüft.6 6.1.3 Publikumsresonanz Forschungsfrage 2. Was macht die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen für viele Museumsbesucher aus? Alle in die Experteninterviews einbezogenen Museen zeigen jährlich mindestens eine Sonderausstellung. Unterschiedlich sind Anzahl7 und Größe der Sonderausstellungen: Das Verhältnis der Fläche der Sonderausstellung zur Dauerausstellung liegt in den Museen zwischen rund 10 % und 40 % (300 qm bis 4000 qm), wobei unterschiedliche Konzepte der Verbindung zu beobachten sind (siehe auch folgender Abschnitt 6.1.4 Strategische Überlegungen). Die erfragten Besuchszahlen der Museen belegen für die deutliche Mehrheit den großen Publikumserfolg von Sonderausstellungen und damit die Ausgangsthese. In den meisten Museen war zwar aufgrund eines gemeinsamen Eintrittspreises keine getrennte Besuchszahlenerfassung möglich, die Besuche zu Zeiten mit Sonderausstellungen waren aber meist deutlich höher. Je nach gezeigter Sonderausstellung entfielen bis zu 90 % auf diese Phasen. Einige Museen bestätigen auch den deutlich höheren Stellenwert von Sonderausstellungen bei ihrer Arbeit: z.B. „unterschiedlicher Stellenwert auf jeden Fall: […] Personal- und Finanzressourcen wurden zu überwiegendem Teil in Wechselausstellungen investiert“ (Messerli 2011: Zeile 83); „Es ist auch bei meiner Arbeit absolut die Sonderausstellung, auf die sich komplett das ganze Augenmerk richtet“ (KarleCoen 2011: Zeile 120). Eine andere Situation zeigte sich explizit für die naturkundlichen und technischen Museen: Bei diesen war der Unterschied nach Besuchszahlen nicht so deutlich bzw. Dauerausstellungen wiesen die höheren Zahlen auf. Diese Differenzen nach Museumsarten werden folgend genauer thematisiert. 6

Ein nicht in die Befragung einbezogenes Ergebnis war die hohe Bedeutung von Dauerausstellungen für Schulklassen, da diese wie beschrieben in der Erhebung ausgeklammert wurden (vgl. 5.4.3 Ablauf der Besucherbefragung).

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Hinsichtlich der Sonderausstellungsanzahl konzentrieren sich manche Museen auf eine über etwa sechs Monate gezeigte Sonderausstellung im Jahr, während andere eine größere Anzahl anbieten.

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6.1.3.1 Sonderausstellungen Bezugnehmend auf die Forschungsfrage nach einer besonderen Anziehungskraft von Sonderausstellungen, wurden die Experten nach Gründen für den Publikumserfolg von Sonderausstellungen gefragt. Museumsspezifische und allgemeine Aussagen hierzu werden nachstehend zusammengefasst. Abgeglichen werden die Resultate mit der Darstellung von Erfolgsfaktoren aus der Sekundäranalyse. Die Experten bekräftigten dabei die meisten Aspekte, auf einige legten sie aus Museumssicht einen größeren Schwerpunkt. Nahezu alle Interviewpartner bestätigten, dass der Publikumserfolg von Sonderausstellungen durch die Themenwahl begründet ist: z.B. „Themenwahl ist das A und O bei Sonderausstellungen“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 162), „Das Reinziehen in die Sonderausstellungen funktioniert über Themen“ (Schmid/Wilhelm 2011: Zeile 167). Ein gelungenes Thema wurde folgendermaßen beschrieben: „Das Thema muss den Besucher betreffen“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2012: Zeile 163) oder „es müssen mehrheitsfähige, vermarktbare Themen sein“ (Messerli 2011: Zeile 141). Es wurde bejaht, dass bestimmte Ausstellungsthemen häufiger in der Museumslandschaft zu finden sind, da „der Besucher eher etwas anschaut, von dem er schon öfter gehört hat“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 112). Beispiele waren Themen wie Ägypten, klassische Moderne, Impressionisten, Antike, Gold oder berühmte Persönlichkeiten. Die Formulierung eines geeigneten Ausstellungstitels wurde ebenfalls betont: „Es ist genauso wichtig einen Titel zu formulieren, damit man das nach außen tragen kann“ (Horstrup/ Kärgling/Köster 2011: Zeile 164). Weiterhin bewirkten Leihgaben in Sonderausstellungen nach Meinung einiger Interviewter die Attraktion: z.B. „Man hat die Gelegenheit aus verschiedenen Museen europaübergreifend fantastische Leihgaben zu einem Thema zusammenzubekommen, die man sonst in diesem Umfeld so nie gemeinsam sehen würde“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2011: Zeile 244). Daneben war ein häufig bestätigter Erfolgsgrund die Gestaltung von Sonderausstellungen. Von einigen Interviewten wurde die Gestaltung als „Gesamtkunstwerk […] oder visuelles Erlebnis“ (Messerli 2011: Zeile 115) mit einer „stimmigen Dramaturgie“ (Schmid/Wilhelm 2011: Zeile 173) bezeichnet. Szenografie, Inszenierungen und das Erzählen von Geschichten spielten nach Expertenmeinung dabei eine Rolle. Auch ermöglichten Sonderausstellungen eine zeitgemäßere Darstellung (u.a. bezeichnet als up to date, pfiffiger, frischer, mutiger, experimenteller, spielerischer) sowie den Einbezug aktueller Medien und interaktiver Angebote. Es wurde weiterhin angeführt, dass Sonderausstellungen leichter zu verstehen sein können als Dauerausstellungen. Dies ist auch dadurch bedingt, dass deren Thema in einem Gesamtkontext gezeigt wird: z.B. „Sonderausstellungen haben einen großen Reiz, da man vieles kompakt sehen kann. […]

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Konzept und Input bekommt man mitgeliefert“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 121), „Ein großer Vorteil von Sonderausstellungen überhaupt ist, dass sie kontextualisieren: Sie versammeln Exponate in einer bestimmten Erzählstruktur, erschließen das Werk eines Künstlers. Jemand kann ohne Kenntnisse zu Sonderausstellungen kommen und wird dann eingeführt“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2012: Zeile 222). Ein Aspekt war hierbei auch ein leichter rezipierbarer Sonderausstellungsumfang: z.B. „sind übersichtlicher, man muss sich nicht durch die ganzen Abteilungen quälen, man weiß was einen erwartet“ (John 2011: Zeile 69). Weiterhin wurde die Erlebnisqualität von Sonderausstellungen als erfolgreich eingeschätzt. Hierunter wurden verschiedene Aspekte verstanden, wie ein „Rundum-Erlebnisparcours […] in unserer Freizeit-, Fun- und Erlebnisgesellschaft“ (Messerli 2011: Zeile 116), auch Ausstellungseröffnungen mit Medienpräsenz sowie der Wunsch an einem Event beteiligt zu sein. Ebenso wurde das vielfältige Rahmenprogramm zu Sonderausstellungen als Begründung herangezogen. Zudem war die temporäre Anlage von Sonderausstellungen ein oft angesprochener Erfolgsanlass: Sonderausstellungen wurden als „etwas Neues, Begrenztes, das man danach nie wieder sehen kann […] und das die meisten Kulturaffinen nicht verpassen wollen“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 142) beschrieben. „Das Enddatum spielt mit ein“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 117), „das Publikum will immer etwas Neues“ (John 2011: Zeile 62), „eine Sonderausstellung ist eine Verknappung von etwas […], ist Saisonware, die es wirklich nur in der Zeit gibt“ (Schefzik 2012: Zeile 193). Insbesondere durch begleitende Medienberichterstattung wurde dies erklärt, die „sehr auf den Neuheitswert fokussiert“ ist (u.a. Groß/Mertens/Saal/Stockhammer 2012: Zeile 185). Zum Thema Bewerbung und Marketing wurde in den Interviews separat nachgefragt, inwiefern diesbezüglich Unterschiede für die Ausstellungen bestehen. Alle Befragten bestätigten, dass ihre Marketingmaßnahmen schwerpunktmäßig für Sonderausstellungen unternommen werden. Dieser Erfolgsfaktor wurde aus der Innensicht der Museen deutlich hervorgehoben. Der Unterschied wurde zum Beispiel als Verhältnis 80:20 für Sonderausstellungsmaßnahmen (Schmid/Wilhelm 2011: Zeile 215) oder zehnmal so hoch beziffert (OttoHörbrand 2011: Zeile 169). In einzelnen Häusern wurde auch angegeben, dass ausschließlich Sonderausstellungen beworben werden. Die Bedeutung der Bewerbung wurde als sehr groß eingeschätzt: „Man muss Sonderausstellungen im Gespräch halten“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 186), „ist ganz wichtig, dass es in den Medien besprochen wird“ (Bühler/Noschka-Roos 2011: Zeile 146), „Wechselausstellungen schaffen Anlässe […], ist ganz wichtig, um medial das Interesse aufrecht zu halten“ (Gold 2011: Zeile 162).

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Ihre Dauerausstellungen bewarben manche Museen vor allem im Veranstaltungsbereich. Auch führten sie an, dass über das Sonderausstellungmarketing das gesamte Museum beworben wird: z.B. „Wir versuchen über Werbung zu Sonderausstellungen auch das Haus als Ganzes interessant und attraktiv zu machen“ (Herzig/Zweckbronner 2012: Zeile 226). Einzelne Interviewpartner berichteten allerdings von Erfahrungen, dass Werbemaßnahmen für Dauerausstellungen nur eingeschränkt und kurzfristig funktionierten: z.B. „Wenn man das Verhältnis umkehren würde, würde es sich nicht amortisieren, es würde nicht ziehen – man bekommt die Leute nicht in die Dauerausstellung“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 171). Dieser Einstellung widersprach ein Museumsberater: „Dauerausstellungen werden ja nicht mehr beworben. Das ist ganz merkwürdig, die lässt man links liegen, das ist unglaublich. […] Weshalb vernachlässigt man die Dauerausstellungen so, was Öffentlichkeitsarbeit angeht? […] Man müsste eigentlich beides als gemeinsames Format bewerben, als zusammengehörige und unlöslich miteinander verbunden Formate begreifen und dies dann auch in Bezug auf Konzept, Umsetzung, Vermittlung und Marketing entsprechend praktizieren. […] Wenn die Museen auch nur ansatzweise so viel Kommunikationsaufwand für ihre Dauerpräsentationen betreiben würden, kämen auch deutlich mehr Besucher“ (John 2011: Zeile 85). Der beschriebene Publikumserfolg von Sonderausstellungen wurde von vielen Befragten als allgemeines Museumsphänomen gesehen: z.B. „Das ist eine gewisse Konjunktur“ (Messerli 2011: Zeile 169), „das ist einfach der Trend der Zeit“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 194). Einige Auskunftspersonen hoben dies besonders für historische Sonderausstellungen oder Kunstausstellungen hervor. Diesbezügliche Unterschiede nach Museumsarten und Standorten werden im folgenden Abschnitt differenzierter dargestellt. Auf die angeführten Erfolgsfaktoren nahm der Fragebogen der Hauptstudie Bezug. Erwartungen und Urteile des Publikums zum Beispiel zu Themenwahl, Objekten und Gestaltung, sowie Wahrnehmungsunterschiede der Marketingmaßnahmen wurden erfragt.

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6.1.3.2 Dauerausstellungen Aus der Frage nach der Attraktivität von Sonderausstellungen ergaben sich auch mögliche Schwierigkeiten von Dauerausstellungen. In Kapitel 3.2.3 Kritik an Dauerausstellungen wurden diese erörtert. Die Aussagen der Museumsexperten stützten viele der Begründungen, verdeutlichten und differenzierten sie. An erster Stelle führten die Experten die Problematik eines verstaubten Images von Dauerausstellungen an. Das kann auch mit der Begrifflichkeit zusammenhängen: „der Begriff Dauerausstellung ist auch schwierig vom Wording, […] es hat staubigen Touch“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 210); „in diesem Wort steckt auch ein bisschen Staub“ (Karle-Coen 2011: Zeile 200); „klingt so langweilig: danach, dass das immer ist“ (Groß/Mertens/Saal/Stockhammer 2012: Zeile 236). Eine Anmerkung untermauerte das beispielhaft: „Dann fragt man: was ist denn los? Und da sagt niemand: die Dauerausstellung ist los“ (Dauschek 2011: Zeile 133). Hinzu kommt eine häufig als unzeitgemäß empfundene Darstellung von Dauerausstellungen, die ihre „Halbwertszeit“ oder „Verfallszeit“ überdauern. Die Interviewten nannten eine ideale Bestandsdauer von sieben bis zehn Jahren für Dauerausstellungen, die häufig, und das teils deutlich, überschritten wird. In Dauerausstellungen findet daher ihrer Ansicht nach zu wenig Wechsel statt: z.B. „Man muss Dauerausstellungen ständig verändern und anpassen“ (Gold 2011: Zeile 201); „man muss unbedingt und kontinuierlich aktualisieren“ (Schefzik 2012: Zeile 246). Eine flexiblere Gestaltung könnte diese Imageschwierigkeiten beheben. Es ist aber nach einigen Aussagen auch zu beachten, dass das Ausgangskonzept der Dauerausstellung nicht durch den Wechsel gebrochen werden darf. Auf diese strategischen Überlegungen wurde in den Gesprächen weiter eingegangen, wie untenstehend dargelegt. Präzisiert wurden unzeitgemäße Dauerausstellungsgestaltungen unter anderem als zu ähnlich, langweilig oder zurückhaltend. Es wurde angesprochen, dass gerade Sonderausstellungen mit Inszenierungen und Aktivitäten Erwartungen wecken, die von Dauerausstellungen nicht erfüllt werden können. „Es ist gewissermaßen die Kehrseite des Erfolgs der Wechselausstellungen. Museen strafen sich natürlich auch etwas selbst: man macht spektakuläre Wechselausstellungen als Erlebnisse und tolles Ausflugsziel – der Besucher kommt in Dauerausstellungen und hat Objekte in Vitrinen aneinandergereiht […].Es braucht manchmal etwas mehr Erlebnis, Interaktivität und Eigeninitiative“ (Messerli 2011: Zeile 192). Eine weitere Schwierigkeit wurde darin gesehen, dass Dauerausstellungen sehr komplex und vielfältig sein können und Besucher dadurch überlasten: z.B. „Tut es euch nicht am gleichen Tag an, ihr werdet erschlagen. […] Man überfordert den Besucher auch“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 114). Eine Zufälligkeit ihrer Inhalte verhindert klare Besuchererwartungen: „Sammelsurium quer durch

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die Jahrhunderte“ (Groß/Mertens/Saal/Stockhammer 2012: Zeile 299). Auch sind manche Dauerausstellungen nur mit Hintergrundwissen für den Besucher zu erschließen: z.B. „In der Regel ist die Hinführung des Besuchers nicht so sehr die Intention, man zeigt was man hat und vielleicht kommt im zweiten Schritt die Erläuterung dazu“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2012: Zeile 231). Schließlich führten einige der Geschichtsmuseen als Problematik an, dass die Wirkung ihrer Dauerausstellung aufgrund der Sammlungsschwerpunkte regional begrenzt ist. Wenn sich Dauerausstellungen wenig verändern, wurde weiterhin vermutet, dass das Publikum keine wiederholten Besuche unternimmt: z.B. „Man bildet sich ein, man hat mit einem Besuch schon alles gesehen“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 203); „Vielfach sagt man: da war ich einmal drin, das kenne ich“ (KunzOtt 2011: Zeile 120). Auch verschieben die Besucher Dauerausstellungsbesichtigungen, da diese ja immer noch angesehen werden können. Damit untermauerten die Experten aus ihrer Innensicht die angeführte Kritik an Darstellungsweisen von Dauerausstellungen (vgl. Kapitel 3.2.3). Die Besucherbefragung griff diese Aspekte auf und überprüfte sie aus der Perspektive des Publikums. Ergänzend wurde in den Interviews die stark eingeschränkte Finanzsituation der meisten Museen betont. Insbesondere für die Arbeit an Dauerausstellungen ist die Generierung von Finanzmitteln problematisch: z.B. „Es liegt daran, dass die Finanzen nicht da sind. […] Es gibt die Diskrepanz, dass Politik und Träger immer auf das schauen, was große Besucherzahlen bringt. […] Bei einer schicken Sonderausstellung ist es da viel leichter“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 142); „Wenn wir das Gleiche in der Dauerausstellung tun könnten, was wir für die Sonderausstellung machen, dann wäre da vielleicht noch eine geringe Diskrepanz, aber sie wäre nicht mehr so riesig“ (Groß/Mertens/Saal/Stockhammer 2012: Zeile 265); „Fremdmittel einwerben ist mühsam, für die normalen Ausstellungen geht es eigentlich gar nicht – das ist die Crux“ (Horstrup/ Kärgling/Köster 2012: Zeile 183); „Aber dafür müsste man viel Geld in die Hand nehmen, um das zu verändern. […] Ich glaube es liegt im System, in der Struktur der Dauerausstellungen“ (Kunz-Ott 2011: Zeile 126). Im Gegenzug äußerten einige Museen auch Gründe für den Erfolg von Dauerausstellungen beim Publikum. An erster Stelle untermauerten sie die „Verlässlichkeit“ des ständigen Angebots, insbesondere für die Zielgruppen Schulklassen und Familien (vgl. auch Kapitel 3.2.1): „Dieses konservative Beständige und Bestehende, dass man weiß, man kann das Objekt dort sehen, […] das ist eine enorme Qualität“ (Messerli 2011: Zeile 381). Gerade hinsichtlich bestimmter Ausstellungsexponate und -inhalte wird die Verlässlichkeit geschätzt: z.B. „Dauerausstellungen leben von herausragenden Exponaten, wegen derer man wiederkommt“ (Dauschek 2011: Zeile 129). Dies gilt vor allem für touristi-

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sche Besuche, die in einigen der einbezogenen Museen häufiger in Dauerausstellungen getätigt werden. Auch auf diese Erfolgsfaktoren von Dauerausstellungen wurde in der Besucherbefragung eingegangen. Auf die Museumslandschaft insgesamt bezogen, nannten einige Experten touristische Standorte als „Sonderfälle“, was Kapitel 3.3.2 bestätigt. Einige große, besonders renommierte Museen wurden als Ausnahmen gesehen, die wegen ihrer Dauerausstellungen bzw. des Museums insgesamt besucht werden: „Einige können auch ohne Sonderausstellungen auskommen, […] hängt entscheidend von Thema und Qualität der Sammlung ab“ (John 2011: Zeile 124). Unter anderem wurden hier Louvre in Paris, British Museum in London, Kunsthistorisches Museum Wien, Berliner Museumsinsel, Städel Museum Frankfurt oder Deutsches Museum München genannt. In der Hauptstudie wurden besonders touristisch frequentierte Standorte aufgrund dieser Sonderrolle ausgeklammert (vgl. Kapitel 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte). Nach Museumsarten unterschieden die Experten ebenfalls einige Fälle, in denen Sonderausstellungen eine weniger dominante Rolle spielen: Wie oben angeführt haben Dauerausstellungen in vielen naturkundlichen und technischen Museen eine hohe Bedeutung, auch nach Besuchszahlen. Die Gesprächspartner aus dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart erklärten beispielsweise, dass „es wenig Naturkundemuseen in Deutschland gibt, die den Sonderausstellungs-Hype mitmachen und mitmachen können. […] Dominante Dauerausstellungen sind Kerngeschäft, Sonderausstellungen Add-ons. […] Dies hängt auch mit der Publikumsstruktur zusammen: wir sind ein klassisches Einsteigermuseum. Naturkundemuseen haben weniger Berührungsängste populär zu sein und Besucher haben weniger Berührungsängste mit uns“ (Schmid/Wilhelm 2011: Zeile 232). Weiterhin wurden Freilichtmuseen und Kindermuseen als Einrichtungen mit einem Schwerpunkt auf Dauerausstellungen genannt. Um diesen Unterschieden gerecht zu werden, berücksichtigte die Besucherbefragung verschiedene Museumsarten. 6.1.4 Strategische Überlegungen Forschungsfrage 3. Welches können Erfolg versprechende strategische Überlegungen zum Umgang mit Sonder- und Dauerausstellungen sein? Ein weiterer Gesprächsschwerpunkt waren strategische Überlegungen zum Umgang mit Sonder- und Dauerausstellungen, sowohl an den befragten Museen als auch an anderen Häusern. Voranzustellen ist diesem Themenkomplex der beispielhafte Hinweis einer Auskunftsperson: „Man muss aufpassen: es gibt kein Patentrezept, es gibt ein Set von Möglichkeiten“ (John 2011: Zeile 195).

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6.1.4.1 Verbindung von Sonder- und Dauerausstellungen Ein erster abgefragter Aspekt war eine mögliche Verbindung von Sonder- und Dauerausstellungen, auf welche bereits kurz in Kapitel 3.4 Aktuelle Entwicklungen Bezug genommen wurde. Eine Verbindung über den Eintrittspreis wird in allen einbezogenen Museen durch ein Kombiticket für Sonder- und Dauerausstellungen angestrebt. Die drei Technikmuseen bieten durchgehend einen Einheitspreis an, auch wenn keine Sonderausstellung gezeigt wird – welcher vergleichsweise niedrig angesetzt ist. In diesen Museen sind die Besuchszahlen der Dauerausstellung besonders hoch. Die übrigen Museen erhöhen den Eintrittspreis, wenn sie eine Sonderausstellung zeigen. Die Erhöhung fällt in einigen Häusern recht deutlich aus, teilweise wird hier noch nach Größe der Sonderausstellungen unterschieden. Sechs der Museen geben während der Sonderausstellung automatisch ein Kombiticket aus, häufig weil eine getrennte Eintrittskartenkontrolle schwer möglich ist. Zwei Häuser bieten während Sonderausstellungen ein Sonderausstellungsticket sowie ein Kombiticket zu einem leicht höheren Preis an. Zur bisherigen Preisgestaltung in Museen äußerte sich ein Berater jedoch kritisch: „Man könnte viel machen bei der Preispolitik: es ist ganz erstaunlich, dass Museen zusätzlich für Sonderausstellungen Eintritt nehmen“ (John 2011: Zeile 158). Die Erfahrungen der Museen mit Kombitickets sind unterschiedlich: In einigen Museen wird das Kombiticket als erfolgreich eingeschätzt, in anderen Museen wird es nicht sehr häufig erworben. Etwas mehr als die Hälfte der in die Interviews einbezogenen Museen verfügt über eine Sonderausstellungsfläche, die räumlich von den anderen Ausstellungsteilen abgetrennt ist. In den übrigen Häusern betritt man während eines Sonderausstellungsbesuchs auch Teile der Dauerausstellung. Hinsichtlich dieser räumlichen Gegebenheiten sahen die Museumsverantwortlichen wenig Einfluss und Veränderungsmöglichkeiten. Teilweise wurde die räumliche Verbindung der beiden Ausstellungen aber explizit positiv bewertet: „Die Verbindung ist eine gute Sache: es gibt Besucher, die durch die Sonderausstellung auf das Haus aufmerksam werden und dann nochmal wegen der Dauerausstellung kommen“ (Herzig/Zweckbronner 2012: Zeile 103). Dies bestätigten auch die Museumsberater: „Schlecht ist, wenn die Sonderausstellung weit weg ist von der Dauerausstellung oder wenn ein Café dazwischen ist“ (Dauschek 2011: Zeile 248); „Ich plädiere also nachdrücklich für inhaltliche, räumlich-funktionale und architektonisch-gestalterische Brücken und Wechselbezüge zwischen Dauerpräsentation und Sonderausstellung. Die Brache, die man hier immer noch vorfindet, könnte mit wenig finanziellen Mitteln, aber umso mehr Fantasie und Kreativität zum Blühen gebracht werden“ (John 2011: Zeile 165). Es wurde von einer Aus-

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kunftsperson aber auch zu bedenken gegeben, dass eine räumliche Überschneidung störend sein kann: In einem Museum „ist mir aufgefallen, dass der Sonderausstellungs- im Sammlungsausstellungsbereich verlief, das habe ich als störend empfunden. Ich habe mich eingeengt gefühlt, das hat thematisch auch nicht gepasst“ (Karle-Coen 2011: Zeile 246). Eine inhaltliche Verbindung in Form von Verweisen in der Sonderausstellung auf die Dauerausstellung wurde von einigen Museen erprobt, aber nur als eingeschränkt sinnvoll erfahren. Gründe hierfür waren unter anderem ein fehlender inhaltlicher Bezug der Themen, die begrenzte Aufnahmekapazität der Besucher oder Orientierungsschwierigkeiten im Museum. Ein Befragter führte zusätzlich an, dass „Sonderausstellungen sich von Dauerausstellungen abheben und neue Besucher gewinnen sollen, wobei eine zu starke Verknüpfung vielleicht gar nicht dienlich wäre“ (Schefzik 2012: Zeile 315). Grundsätzlich wurde in einigen Museen betont, dass die Themen der Sonderausstellungen immer aus der Dauerausstellung entstehen, auch wenn es keine expliziten Verweise für die Besucher gibt. „Es gibt verstärkt die Tendenz wieder mehr mit den Sammlungen zu arbeiten und daraus Sonderausstellungen zu machen, weil es ein wirkliches Gefälle gegeben hat“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 194); „Ich sehe Dauerausstellung und Wechselausstellung wirklich sehr eng zusammen, ich hoffe durch das Eine Besucher für das Andere zu generieren. […] Dies geht nur dann, wenn es einen gewissen Zusammenhang gibt im Thematischen. […] Es ist nicht nachhaltig, wenn es keinen Bezug hat“ (Gold 2011: Zeile 359). Eine weitere inhaltliche Verbindung war der Übertrag von Elementen aus Sonderausstellungen in Dauerausstellungen. Einschränkend wurde genannt, dass die Gestaltung der beiden Ausstellungsteile unterschiedlich ist: „Ich erhoffe mir, dass durch die Erweiterung in den Wechselausstellungen das in die Dauerausstellung einfließt. […] Wo ich auch glaube, dass es gut funktioniert, ist der Effekt, dass man sich wechselseitig befruchtet: das eine kann das andere pushen, kann Aufmerksamkeit erregen, bestenfalls sogar mit verändern. Dafür müsste eine Verbindung zwischen beiden bestehen“ (Gold 2011: Zeile 133). Eine erfolgreiche Verbindung in mehreren Häusern erfolgt über das Rahmenprogramm zu Ausstellungen. Beispielsweise werden Führungen gezielt von Sonderausstellungen aus angeboten, in deren Rahmen dann auf die Dauerausstellungen hingewiesen wird oder diese besucht werden. Abschließend kann konstatiert werden, dass die Gesprächspartner hinsichtlich Verbindungen von Sonder- und Dauerausstellungen verschiedene Erfahrungen gemacht haben und unterschiedliche Meinungen vertraten. Ein Museumsberater plädierte eindeutig für ein gemeinsames Format: „Es muss grundsätzlich neu gedacht werden: Die Häuser denken noch in starren Kategorien Daueraus-

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stellungen und Sonderausstellungen. Es ist mein Credo, dass man das grundlegend aufbricht. […] Ich bin kein Freund von starren, statischen Gegenüberstellungen von Dauerausstellungen und Sonderausstellungen. Während man in anderen Bereichen eine frische Durchlüftung sieht, ist das für mich noch ein weitgehend alter Zopf, da ist noch nicht mal die Schere angesetzt. […] Es ist eine ganz wichtige Sache, dass die Formate als Einheit gesehen werden, man muss sie als gemeinsames Produkt erkennen und vermarkten“ (John 2011: Zeile 293). Hingegen äußerte eine andere Auskunftsperson beispielhaft deutliche Skepsis: „Das ist ein Argument das man immer benutzt, dass man Leute dann noch in die Dauerausstellung holt. Wenn man Tickets für beide verkauft, kann man es nicht kontrollieren. […] Dies ist eher nur ein Lippenbekenntnis. […] Es ist kein großer Schwerpunkt, es klingt gut, aber ich glaube nicht wirklich daran“ (Dauschek 2011: Zeile 231). 6.1.4.2 Aktualisierung und Belebung von Dauerausstellungen Viele der befragten Museen stellten zur Zeit der Gespräche Überlegungen zu einer Aktualisierung ihrer Dauerausstellung an. Die Dauerausstellungen wurden in vielen Fällen als veraltet empfunden und sollten veränderten Sehgewohnheiten angepasst werden. Möglichkeiten eines Wechsels der Inhalte und Präsentationsformen in Dauerausstellungen als aktuelle Entwicklungen wurden bereits in Kapitel 3.4 thematisiert. Das TECHNOSEUM Mannheim machte beispielsweise die Belebung der Dauerausstellung zu einem Schwerpunkt seiner Ausstellungstätigkeit: „Es ist auch Konzept dieses Museums: es soll keine kontemplative Umgebung, sondern ein aktives, arbeitendes Museum sein. […] Arbeit wird hier mit allen Sinnen erfahrbar gemacht, es ist ein interaktives Haus und das wird überall gelebt. […] Es ist ganz wichtig, dass der gebotene Stoff an aktuelle Entwicklungen heranführt“ (Kaysers 2011: Zeile 117). Im Deutschen Museum München sollen bis ins Jahr 2025 alle Dauerausstellungen aktualisiert und erneuert werden. Bereits vor der Umsetzung des Masterplans ist es auch hier möglich, aktuelle Themen in die Dauerausstellungen zu integrieren: „Die Variabilität ist Konzept“. Auch werden „permanente Sonderausstellungen“ mit jährlich wechselnden Objekten gezeigt (vgl. Bühler/ Noschka-Roos 2011: Zeile 197). Das Landesmuseum Württemberg plante zur Zeit des Interviews die Neueröffnung seiner „neuen spektakulären Schausammlung ‚LegendäreMeister Werke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg‘“. Die Verantwortlichen schilderten dies folgendermaßen (vgl. Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 209 ff.): Die Schausammlung wird komplett überarbeitet, eine verständliche Ausstellung geschaffen und ein chronologischer Rundgang ermöglicht. Bestimmte Themen, die

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in allen Zeitperioden interessant sind, werden in epochenübergreifenden Exponatgruppierungen gezeigt. In der neuen Ausstellung wird die regionale Identität des Landes einen großen Stellenwert haben, wie auch die Partizipation der Besucher: Mitmachstationen, Medieneinheiten und Vermittlungsebenen speziell für Kinder werden ein wichtiger Bestandteil sein. Der Wechsel in der Schausammlung wird eine bedeutende Rolle einnehmen, da die Betrachtungsart der Besucher sich geändert hat. Sonderausstellungen aus der Sammlung heraus sind geplant, damit Depots geöffnet werden können. Auch werden neue Teile der Schausammlung kontinuierlich eröffnet. Die Verantwortlichen überlegten von Planungsbeginn an, wie die Schausammlung weiter belebt werden kann. Sie wird zur Eröffnung auch mit einem entsprechenden Budget beworben wie eine Sonderausstellung. Im Bernischen Historischen Museum und im Linden-Museum Stuttgart waren Neukonzeptionen der Dauerausstellung zur Zeit der Gespräche im frühen Planungsstadium. Das Bernische Historische Museum gab für seine Neukonzeption die Ausgangsüberlegung an, den Dauerausstellungen stärkeres Gewicht zu geben (vgl. Messerli 2011: Zeile 266 ff.). Das Haus verfügt nach Aussagen des Direktors „über riesige Dauerausstellungen mit jährlich nur etwa 10.000 Besuchern, in welchen aber sensationell tolle, spektakuläre Bestände präsentiert werden“. Der Anspruch ist, mit den Dauerausstellungen mehr Besucher anzuziehen, wobei verstärkt Schulen und Familien mit einem differenzierten Programm angesprochen werden sollen. Überlegungen sind, nicht eine Dauerausstellung zu schaffen, sondern mehrere Themenausstellungen, um diese besser unterscheiden und bewerben zu können. Auch Interaktionsmöglichkeiten sollen ein wichtiger Aspekt sein. Das Bernische Historische Museum bestätigte ebenfalls die Bedeutung des Wechsels in der Dauerausstellung, indem überlegt wird, etwa alle fünf Jahre eine der Ausstellungen zu überarbeiten. Auch im Linden-Museum Stuttgart ist es nach Aussagen des Gesprächspartners bei den Planungen wichtig, dass man „von dem Dauercharakter wegkommt, die Ausstellung modulartiger aufbaut, punktuelle Themen herausgreift und einen häufigeren Wechsel anstrebt“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 254 ff.). So soll das Besucher- und Medieninteresse sichergestellt werden. Weiterhin soll die Dauerausstellung verkleinert werden, um den Besuchern einen Überblick in kürzerer Zeit zu ermöglichen. Die aktuelle Situation einiger Dauerausstellungen wird teils radikal beschrieben: „Ist verschenkte Fläche. […] Man muss überlegen, wie wichtig Dauerausstellungen eigentlich wirklich noch sind. […] Man kann schon intelligente Wege finden Dauerausstellungen zu beleben, aber man muss immer etwas extra machen. Wenn man keine Angebote in den Daueraus-

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stellungen macht – dann sind sie tot, dann sind sie einfach leer“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 256). Auch andere Gesprächspartner plädierten für einen Wechsel in Dauerausstellungen: „Es ist ein gutes Konzept nicht im Sonderausstellungs-Zyklus für vier bis fünf Monate, sondern in einem etwas längeren Zyklus für ein bis zwei Jahre zu wechseln. […] Wenn man nur ein oder zwei Objekte verändert, das ist zwar nett, aber das merkt keiner“ (Dauschek 2011: Zeile 180). „Es ist ein älterer Wunsch von mir, dass es keine statischen Dauerausstellungen gibt, sondern nur noch Dauerausstellungen mit permanentem Wandel. […] Dass man einen bestimmten Themenbereich überarbeitet und das nutzt, was man in Wechselausstellungen gemacht hat“ (Gold 2011: Zeile 225). Museumsberater bestätigten die Bedeutung der Flexibilität: „Das wäre etwas, wie Dauerausstellungen besser funktionieren können: wenn sie nicht durchgängig in der gleichen Methode präsentiert werden. […] Mein Rat für ein lebendiges Museum ist: unterschiedliche Formate überlegen, unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. […] Manchmal funktioniert die Form der Irritation: etwas gegen den Strich zu bürsten, Erwartungen nicht zu bedienen, Fragen bei Besuchern zu erzeugen“ (Kunz-Ott 2011: Zeile 237). Eine weitere angeführte Möglichkeit der Ausstellungsaktualisierung war der Medieneinsatz in Ausstellungen: Über Medien als sinnvolle Ergänzung kann kurzfristig und flexibel reagiert werden. Insbesondere im Bereich Neue Medien (z.B. E-Books, Web 2.0) beinhalten diese großes Potenzial. Zudem wurden Veranstaltungen und Events genannt, die den Erlebnischarakter eines Besuchs verstärken, wie u.a. ein differenziertes Rahmenprogramm, Eröffnungen von Dauerausstellungen oder auch Besucherclubs. Beispielhafte Aussagen hierzu waren: „Es muss etwas passieren, man muss eher über Events nachdenken. […] Dann gibt es einen Anlass, man hat ein Erlebnis“ (Dauschek 2011: Zeile 217); „Es ist auch ein Mittel Dauerausstellungen zu beleben, indem man Themenaspekte heraushebt und sie mit anderen Medien (z.B. Theater, Musik, Lesungen) oder Begleitprogrammen neu ins Bewusstsein bringt. Dann haben Besucher wieder Spaß an Dauerausstellungen, sehen diese mit anderen Augen. […] Wenn man ein bisschen des Eventcharakters von Sonderausstellungen in Dauerausstellungen investieren würde, würde sich das schon auszahlen, da muss man etwas tun“ (John 2011: Zeile 299). Aber auch hinsichtlich spezieller Veranstaltungen in Dauerausstellungen haben einzelne Museen weniger positive Erfahrungen gemacht: „Man hat immer wieder verschiedene Events geplant, um gerade das Stammpublikum über verschiedene Veranstaltungsreihen anzusprechen: Schlaglichter, in denen besondere

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Highlights aus Sammlungen präsentiert werden, die ein VIP aus der Region vorstellt. Da war die Resonanz aber gering“ (Karle-Coen 2011: Zeile 221). Abschließend ist anzuführen, dass einige der Museen an dieser Stelle auf die Schwierigkeiten durch finanzielle und personelle Einschränkungen hinwiesen: z.B. „In jeder Museumplanung steht, dass die Dauerausstellung flexibel sein soll und ich habe noch keine gesehen, wo es klappt. Irgendwann muss man sich entscheiden, wenn das Geld knapp wird – das erste was aufgegeben wird, ist das Prinzip der Flexibilität“ (Dauschek 2011: Zeile 197). 6.1.4.3 Innovative Beispiele für Sonder- und Dauerausstellungen Befragt nach innovativen Beispielen für den Umgang mit Sonder- und Dauerausstellungen an anderen Museen, nannten die Experten unterschiedliche Erfahrungen. Einige konnten hier auch nur eingeschränkt positive Beispiele nennen: „Ich habe noch kein Haus gesehen, dass das ganz schlüssig gelöst hat“ (Messerli 2011: Zeile 350). Zum Wechsel in Dauerausstellungen fielen den Auskunftspersonen einige Beispiele ein: Hierzu zählten semipermanente Dauerausstellungen für mehrere Jahre, die sich einem Themenbereich widmen, wie es beispielsweise im Naturhistorischen Museum in Bern, dem Schweizerischen Landesmuseum Zürich oder im Musée de la Civilisation in Quebec der Fall ist. Auch längere Sonderausstellungen, wie Jahresausstellungen im Stapferhaus Lenzburg, wurden angeführt. Weiterhin wurde das Städel Museum in Frankfurt erwähnt, in welchem monatlich kleine Sonderausstellungen in der Sammlung gezeigt werden: „Man hat das Gefühl, die ständige Sammlung dort ist auch ständig in Bewegung“ (OttoHörbrand 2011: Zeile 304). Interventionen wurden ebenfalls als innovative Möglichkeiten empfunden. Beispielhaft wurde das Ausstellungsprojekt im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen angesprochen, wie auch Interventionen im Schlossmuseum Friedberg oder durch die Museumsakademie Joanneum (vgl. auch Kapitel 3.4 Aktuelle Entwicklungen). Weiterhin sahen die Experten Schaudepots und -magazine als mögliche innovative Ausstellungsformen (vgl. auch Kapitel 3.2.2). „Es gibt auch andere Formate, Zwischenstufen, wie Schaudepots, Schaumagazine. […] Es kann nicht angehen, dass wir nur zwei Formate haben“ (John 2011: Zeile 219). Genannte Beispiele in diesem Bereich waren das Museum Rietberg in Zürich, das Focke Museum Bremen und das Überseemuseum in Bremen oder das Schlossmuseum Jever. „Gläserne Labore“ im Museum für Naturkunde in Berlin wurden ebenfalls als interessante Zwischenform betrachtet. Zudem empfanden die Gesprächspartner einige Museen mit zielgruppenspezifischem Führungs- und Veranstaltungsprogramm als beispielgebend (z.B.

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Stapferhaus Lenzburg) oder Häuser mit differenzierten Audioguide- oder Multimediaführungen (z.B. Städel Museum Frankfurt). Derartige Best PracticeBeispiele werden in Kapitel 7.2 Handlungsempfehlungen für Museen aufgegriffen. 6.1.5 Einschätzung der Zukunftsentwicklung Abschließend wurden die Museumsexperten gebeten, die Zukunftsentwicklung der Formate Sonder- und Dauerausstellungen einzuschätzen. Unterschiedlich wurde gesehen, ob es hinsichtlich Sonderausstellungen einen „Sättigungseffekt“ beim Publikum geben könnte: Rund die Hälfte der Museen hielt es für möglich, dass zu viele – insbesondere große – Sonderausstellungen keinen Reiz mehr auf das Publikum ausüben. Aussagen hierzu waren z.B.: „Es wird vielleicht eine gewisse Ermüdung geben. Man muss aufpassen, man kann das ja nicht immer noch mehr überbieten“ (Messerli 2011: Zeile 375); „Wir werden uns mit der Eventisierung der Sonderausstellung so überbieten, dass es irgendwann ausgereizt ist. […] Der Besucher wird das irgendwann blicken: er möchte auch mal zur Ruhe kommen, einen konzentrierten Blick finden, vielleicht nicht mehr so gehetzt werden. […] Irgendwann dreht das Rad so schnell, dass man sagen muss: jetzt ist gut“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 298); „Die reißerische Art finde ich nicht so gut: ich finde den Weg gefährlich, wie man das immer weiter toppen will. […] Manche Museen kannibalisieren sich mit Besuchern, wenn mehrere Sonderausstellungen parallel laufen. […] Ich gehe davon aus, dass ein paar Verlierer auf der Strecke bleiben, das könnte die Eventkultur, die großen Highlight-Ausstellungen in Museen sein. […] Es geht ja auch schon zurück mit den großen Sonderausstellungen: dies war eine kurzfristige Sache ohne nachhaltigen Effekt, dieser Zug fährt ab“ (Herzig/Zweckbronner 2012: Zeile 281). Mögliche Gründe für solch einen Sättigungseffekt wurden in einer zu häufigen Themenwiederholung, Veränderungen in Erwartungen und Strukturen des Museumspublikums und demografischen Entwicklungen gesehen. Auch Überlegungen zu Ressourcen wurden angestellt, da Sonderausstellungen nicht mehr finanzierbar sein und die Personalkapazitäten überschreiten könnten: „Die Frage ist auch, wie lange man sich die großen Sonderausstellungen noch leisten kann“ (Dauschek 2011: Zeile 289); „Mammut-Ausstellungen sind häufig eine Überforderung“ (Kunz-Ott 2011: Zeile 154); „Sonderausstellungen binden unheimlich personelle Kräfte, Anderes geht einfach flöten“ (Herzig/Zweckbronner 2012: Zeile 284).

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Andere Gesprächspartner empfanden die Finanzierungsschwierigkeiten für Sonderausstellungen weniger deutlich: „Vielleicht ist es auch gar nicht so schwierig wieder große Sonderausstellungen zu finanzieren, wenn man deutlich machen kann […], dass Sonderausstellungen nicht nur Geld kosten, sondern dies in vielfacher Weise zurückgeben“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2012: Zeile 340). Abgesehen von den angesprochenen großen Highlight-Ausstellungen, sahen grundsätzlich alle Befragten das Format Sonderausstellungen als Format mit Zukunft an, das weitere Entwicklungsmöglichkeiten enthält: z.B. „Da kann noch viel passieren mit Sonderausstellungen“ (Dauschek 2011: Zeile 287); „Gut gemachte, interessante Sonderausstellungen finden immer ihr Publikum. […] Das ist ein erstaunliches Phänomen, dass dieses doch unzeitgemäß zeitgemäße Ausstellungsformat in unserer heutigen Mediengesellschaft funktioniert. Der Umstand, dass sich das Format Ausstellung so lange so erfolgreich behaupten konnte, hat etwas Paradoxes und Ambivalentes und hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass es die Museen bislang verstanden haben, das Format mit der allgemeinen Medienentwicklung anzupassen und mit dieser zu synchronisieren“ (John 2011: Zeile 112). Einige betonten die besonders hohe Bedeutung von Sonderausstellungen für Museen auch in Zukunft, welche ohne Sonderausstellungen um ihre Existenz bangen müssten: z.B. „Es wäre der gesellschaftliche Tod für die Institution Museum, wenn man Wechselausstellungen weglässt: man muss sich über die gesellschaftliche Relevanz beweisen“ (Messerli 2011: Zeile 409); „Sonderausstellungen sind überlebensnotwendig“ (Kunz-Ott 2011: Zeile 169). Auch dass Sonderausstellungen noch mehr Relevanz erhalten und Dauerausstellungen verdrängen könnten, merkten manche Gesprächspartner an (vgl. 3.3.3 Erfolgsfaktoren und Kritik zu Sonderausstellungen). Sie führten dies unter anderem auf die Erwartungen von Politik, Geldgebern und Medien zurück: „Es wird das Gewicht zugunsten der Wechselausstellung weiter verschoben: dies sind die Highlights, wo auch die Politik gerne darauf schaut“ (Gold 2011: Zeile 332); „Auch der Fokus der Presse liegt voll auf Sonderausstellungen, der Rest spielt nicht die Rolle, ist vergebene Liebesmühe. […] Man muss den Fokus voll auf die Sonderausstellung richten“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 244). In diesem Zusammenhang wurden von einigen Museen Sonderausstellungen mit längerer Laufzeit vorgeschlagen, wie auch größere Ausstellungsflächen für Sonderausstellungen: „In der Beratung sagen wir: weniger Platz für Dauerausstellungen und mehr Platz für Sonderausstellungen“ (Kunz-Ott 2011: Zeile 258); „Große komplexe Dauerausstellungen sollten mittelfristig zurückgeschraubt werden. […] Sie sollten als Appetizer und Einstieg dienen, durchaus auch mit Highlights, und Themen anreißen, die im Profil des Hauses stecken. […] Von der Tendenz

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muss die Dauerpräsentation kleiner und pointierter werden“ (John 2011: Zeile 284). Dennoch betonten hinsichtlich der Zukunft von Dauerausstellungen nahezu alle Gesprächspartner deren unentbehrliche Bedeutung (vgl. Kapitel 3.2.1): Begründet wurde dies unter anderem mit dem Museumsauftrag und den musealen Aufgaben sowie dem Stellenwert von Dauerausstellungen für die museale Identitätsbildung. Die Legitimation von Museen hängt von Sammlungen und Dauerausstellungen ab, Dauerausstellungen bilden das Fundament für die Museen. Sie liefern Grundinformationen als eine verlässliche Komponente für Besucher. Dass Museen ohne Dauerausstellungen nur noch reine Ausstellungshäuser wären, sagten mehrere der Interviewten aus: z.B. „Dann läuft man schnell Gefahr, die Institution Museum ad absurdum zu führen, dann könnten Museen auch ein Ausstellungshaus sein. […] Wenn man nur Sonderausstellungen macht, nehmen sich Museen einen Teil ihrer Legitimität“ (Dauschek 2011: Zeile 327). Weitere beispielhafte Aussagen waren: „Museen sind angetreten, die Sammlungen für viele Generationen zu bewahren und kulturelles Erbe zu vermitteln – wenn man das nur über Sonderausstellungen macht, stimmt etwas in der Aufgabenerfüllung nicht“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 197); „Es ist inhärenter Bestandteil der raison d`être für die überwiegende Mehrzahl der Museen, dass Dauerausstellungen Kerngeschäft bleiben. […] Nur weil Sonderausstellungen das erfolgreichere Format vermeintlich sind, brauchen Museen trotzdem Dauerausstellungen: für die Identitätsbildung, für das Profil, für die Seele des Museums“ (John 2011: Zeile 271); „Materielle Kultur braucht einen Bewahrort; wir würden uns eines Schatzes berauben, wenn wir diesen nicht auch präsentieren würden“ (Horstrup/Kärgling/Köster 2012: Zeile 313). Einige Experten sahen auch einen Trend in Dauerausstellungen: „In den nächsten zehn Jahren geht der Trend eher in Richtung Schausammlung: […] Ein riesiger Schatz kann nicht einfach weggesperrt werden. Der Trend sich in unserer Riesenwelt mit der eigenen Identität auseinanderzusetzen, wird dazu führen, sich mit Region zu beschäftigen“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 291). Eine Anmerkung dazu, dass der Vergleich von Dauer- zu Sonderausstellungen nur eingeschränkt möglich ist, soll ebenfalls angeführt werden: „Man tut letztendlich den Schausammlungen sehr viel Unrecht, wenn man sie immer mit den Sonderausstellungen vergleicht. Es ist ein anderes Konzept. […] Fast immer fällt die Schausammlung dadurch negativ ab, was nicht sein muss. Der Vergleich ist nicht gerechtfertigt. […] Sonderausstellung und Schausammlung, das eine bedingt ja auch das andere“ (Ewigleben/Scholz 2011: Zeile 126). Teilweise wurde jedoch auch angesprochen, dass die Berechtigung von Dauerausstellungen überhaupt überdacht werden sollte: „Man muss überlegen,

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wie wichtig Dauerausstellungen eigentlich wirklich noch sind. […] Es ist eine legitime Frage, für was man Dauerausstellung eigentlich noch braucht“ (OttoHörbrand 2011: Zeile 276) oder „Wir hatten die Diskussion, ob es überhaupt eine Dauerausstellung braucht – das ist, wie ich finde, eine sehr berechtigte Frage“ (Dauschek 2011: Zeile 100). Die Bedeutung des Untersuchungsthemas Umgang mit Dauer- und Sonderausstellungen wurde von allen Museen bestätigt. Beispielaussagen waren: „Es machen sich doch alle Häuser diese Überlegungen. […] Ist etwas ganz Entscheidendes: die Erfahrung, dass man mit Wechselausstellungen ein breites Massenpublikum ins Haus bringt, das bringt einen schon ins Nachdenken“ (Messerli 2011: Zeile 211) oder „Dies ist ein großes Thema. Man weiß, der Trend geht immer mehr in Richtung Sonderausstellung […] Es ist wichtig, dass Besucher kommen, sonst kann man Objekte auch nur in einem Archiv bewahren, da wären sie vielleicht auch besser aufgehoben“ (Otto-Hörbrand 2011: Zeile 359). Die Lösung für den angemessenen Umgang mit beiden Formaten wurde als nicht einfach angesehen: „Museen leiden daran, weil die Lösung so schwierig ist offenbar, sonst hätten das alle doch längst gemacht“ (Messerli 2011: Zeile 211); „Ich sehe keine großen Konsequenzen bislang bei Museen, bisher relativ wenig Problembewusstsein und Bereitschaft zu reagieren. […] Ist für mich wirklich ein weißer Fleck, was Konsequenzen anbelangt“ (John 2011: Zeile 306).

6.2 E RGEBNISSE DER VERGLEICHENDEN B ESUCHERBEFRAGUNG Im folgenden Abschnitt werden die Ergebnisse der vergleichenden Besucherbefragung an fünf Museen vorgestellt. Gegliedert nach Forschungsfragen, bezieht sich der erste Teil auf Unterschiede des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen im Hinblick auf ihre Merkmale, Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen sowie Besuchsmotive und Erwartungen. Der zweite Teil befasst sich mit Gründen für eine besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher. Die Ergebnisse werden zuerst in ihrer Gesamtheit, dann differenziert nach Erhebungsorten aufgeführt. Jedes Teilkapitel schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Resultate und Beantwortung der jeweiligen Forschungsfrage ab.

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6.2.1 Unterschiede im Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen Frage 6.a: Hauptbesuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung Die Besucher wurden gefragt, ob sie hauptsächlich wegen der Sonder- oder der Dauerausstellung in die Museen kamen und anhand dieses Hauptbesuchsgrunds verglichen. Der gezielte Sonder- oder Dauerausstellungsbesuch wurde als entscheidend für ihre Charakterisierung angesehen, diese Befragten werden im Folgenden als gezielte Besucher des jeweiligen Ausstellungsformats bezeichnet. Besuche weiterer Ausstellungsteile – die gegebenenfalls auch spontan oder zufällig erfolgen – werden in einem zweiten Schritt betrachtet. Die Befragten konnten als Hauptbesuchsgrund, neben den Antwortmöglichkeiten Sonder- oder Dauerausstellung, auch bestimmte Dauerausstellungsteile nennen (diese werden im Folgenden zum Besuchsgrund Dauerausstellung zusammengefasst). Auch sonstige, offen zu äußernde Gründe („keine der Ausstellungen“) konnten angegeben werden, was nur selten wahrgenommen wurde (5 %) und daher in der weiteren Auswertung nicht mit aufgeführt wird. In der Befragungsphase, in der die Museen Sonderausstellungen zeigten (2599 Befragte)8, war für die Publikumsmehrheit die Sonderausstellung der Besuchsgrund (84 %), wie Abbildung 2 verdeutlicht. 12 % der Besucher kamen in dieser Phase wegen der Dauerausstellung (9 % wegen der gesamten Dauerausstellung, 3 % wegen bestimmter Teile). Die übrigen 4 % nannten keine bestimmte Ausstellung als ausschlaggebend für den Besuch. Während der Befragungsphase ohne Sonderausstellungen (1179 Befragte) war für rund zwei Drittel die gesamte Dauerausstellung der Besuchsanlass (64 %), für 27 % spezielle Dauerausstellungsteile. Über beide Befragungsphasen betrachtet (3778 Befragte) ergab das einen Gesamtanteil von 58 % Sonderausstellungs- und 37 % Dauerausstellungsbesuchern, die gezielt die jeweilige Ausstellung besichtigten, und in der weiteren Auswertung gegenübergestellt werden. Hierbei ist selbstverständlich zu berücksichtigen, dass Sonderausstellungen nur in einer Befragungsphase den Besuchsanlass bilden konnten.9

8

In den folgenden Ergebnisdiagrammen wird stets die Anzahl gültiger Antworten, d.h. ohne fehlende Angaben, aufgeführt (n=).

9

Es ist weiterhin zu beachten, dass die Anzahl der Befragten in der Phase mit Sonderausstellungen – entsprechend der Besuchsverteilung in den Museen – größer war, als in der Phase ohne Sonderausstellungen.

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Die Analyse vorhandener Besucherstudien verdeutlichte bereits den hohen Stellenwert von Sonderausstellungen als Besuchsgrund (vgl. Abschnitt 4.5). In den Befragungen ergaben sich Werte zwischen 66 % und 88 % für die Sonderausstellung als Besuchsanlass. Dies ähnelt dem ermittelten Wert von 84 % in der vorliegenden Studie (Phase mit Sonderausstellung). Abbildung 2: Sonder- oder Dauerausstellung als Hauptbesuchsgrund der Befragten (in %, n=absolute Nennungen) Besuchsgrund Sonderausstellung

84

0

58 12

Besuchsgrund Dauerausstellung/Teile Besuchsgrund keine der Ausstellungen

37 4 5

91

9

Phase mit Sonderausstellung (n=2553) Phase ohne Sonderausstellung (n=1138) Gesamt (n=3691)

Nach Erhebungsorten differenziert: Die Bedeutung von Sonder- oder Dauerausstellungen als Besuchsgrund unterschied sich an den fünf untersuchten Museen.10 In den drei historischen/archäologischen Museen dominierte die Sonderausstellung (Besuchsanlass Sonderausstellung für 91 % im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 11 , 98 % im Historischen Museum der Pfalz Speyer und 99,6 % im Kulturhistorischen Museum Magdeburg während der Phase mit Son10 Anzahl der Befragten in den fünf Museen: Historisches Museum der Pfalz Speyer 640 Fragebögen (17 %), Kulturhistorisches Museum Magdeburg 667 Fragebögen (18 %), Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 820 Fragebögen (22 %), Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 893 Fragebögen (23 %), TECHNOSEUM Mannheim 758 Fragebögen (20 %). 11 Für das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle bestätigte sich in der museumsinternen Besucherbefragung zur gleichen Sonderausstellung (2066 Fragebögen) ein ähnlich hoher Anteil von 92 % Befragten mit Besuchsgrund Sonderausstellung (ohne Besuchsgrund beide Ausstellungen) (vgl. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 2012c: 1).

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derausstellung). In den beiden Naturkunde-/Technikmuseen machte dieser Anteil im Museum für Naturkunde Stuttgart und TECHNOSEUM Mannheim 67 % bzw. 70 % aus. Hier kam jeweils gut ein Viertel der Besucher auch wegen der Dauerausstellung (28 %, 25 %). Dass während der Zeit mit Sonderausstellung dennoch die Dauerausstellung den Besuchsanlass darstellte, war im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle bei 9 % der Fall (48 Personen). An den beiden anderen historischen/archäologischen Museen kam dies nur ganz vereinzelt vor (5 Personen im Historischen Museum der Pfalz Speyer und 2 Personen im Kulturhistorischen Museum Magdeburg). Bei dieser Frage bestätigte sich demnach ein Unterschied zwischen den Museumsarten in Bezug auf die Rolle von Sonder- und Dauerausstellungen (vgl. Kapitel 3 Dauer-/Sonderausstellungen und 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte). Beide Befragungsphasen betrachtet, verdeutlich das Ergebnis auch die Unterschiede zwischen den Museumsarten: Für das Publikum des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart war die Dauerausstellung insgesamt etwas häufiger ausschlaggebend für einen Besuch (56 %) als die dort gezeigte Sonderausstellung „SEX“ (36 %). Im TECHNOSEUM Mannheim waren diese Anteile fast ausgeglichen (50 % wegen Dauerausstellung, 44 % wegen Sonderausstellung „Unser täglich Brot“).12 In den anderen Museen überwog die Sonderausstellung als Besuchsgrund (zwischen 83 % und 59 %). Frage 6: Besuchte Ausstellungen Neben Sonder- oder Dauerausstellung als hauptsächlicher Besuchsgrund wurden, um die Auskunftspersonen weiter einzuordnen, die tatsächlich von ihnen besuchten Ausstellungen abgefragt. Wie zu erwarten, besuchte während der Befragungsphase mit Sonderausstellungen auch die große Mehrheit diese (95 %), 84 % hatten die Sonderausstellung als Besuchsgrund angegeben. Betrachtet man kombinierte Besuche beider Ausstellungen, waren in dieser Phase 12 Im TECHNOSEUM Mannheim wurde zur nächsten Großen Landesausstellung Baden-Württembergs „Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863-2013“ (2012/13) eine weitere Besucherbefragung durchgeführt (685 schriftlich Befragte während der Befragungsphase mit Sonderausstellung, gesamt 1113 befragte Individualbesucher). Diese ergab während der Sonderausstellung als Besuchsgründe 58 % gezielte Dauerausstellungsbesucher und 42 % Sonderausstellungsbesucher (ohne Nennung beide Ausstellungen). Bei dieser Sonderausstellung fiel der Anteil gezielter Besucher entsprechend etwas geringer aus als bei vorliegender Untersuchung zu „Unser täglich Brot… Industrialisierung der Ernährung“, die hohe Bedeutung der Dauerausstellung im TECHNOSEUM Mannheim bestätigte sich (vgl. Klein, H.J./ Antonatou/Leiacker 2014: 92).

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gut die Hälfte des Publikums (52 %) ausschließliche Sonderausstellungsbesucher. 43 % sahen beide Ausstellungen und 5 % nur die Dauerausstellung. Über beide Befragungsphasen betrachtet, waren insgesamt 36 % aller Befragten als Sonderausstellungsbesucher einzuordnen, ähnlich viele (35 %) als Dauerausstellungsbesucher und 29 % als Besucher beider Ausstellungsteile. Diesbezügliche Unterschiede zwischen Museen, unter anderem nach Museumsart, Größe und Bekanntheit der Ausstellungen, wurden bereits in Forschungsergebnissen zur Häufigkeit von Parallelbesuchen von Sonder- und Dauerausstellungen nachgewiesen (vgl. Kapitel 4.5). In den analysierten vorhandenen Befragungen lagen die Anteile ausschließlicher Sonderausstellungsbesucher zwischen 37 % und 95 %. Der hier ermittelte Gesamtwert von 52 % der Befragten, die nur die Sonderausstellung angesehen haben, liegt demnach „im Mittelfeld“. Auch in den vorausgegangenen Experteninterviews an Museen wurde erfragt, wie häufig parallele Besuche in den jeweiligen Museen stattfinden (vgl. Kapitel 6.1.2). Rund die Hälfte aller befragten Museumsvertreter (von insgesamt 12 Museen) vermutete, dass in ihrem Museum von Sonderausstellungen ausgehend auch die Dauerausstellung besucht wird. Gründe dafür waren bestimmte Objekte in der Dauerausstellung, ein gemeinsamer Eintrittspreis oder die räumliche Lage der Sonderausstellungsfläche. Die übrigen Museen nahmen vor allem wegen des großen Umfangs von Sonderausstellungen an, dass Parallelbesuche eher selten stattfinden. Das vorliegende Ergebnis von 43 % der Befragten, die parallel zur Sonderausstellung auch die Dauerausstellung ansahen, fand sich demnach in Teilen der Expertenmeinungen bestätigt. Untersuchte man, von welcher Ausstellung diese 43 % Parallelbesuche ausgingen, ergab sich ein Anteil von 35 % der Befragten, die gezielt wegen der Sonderausstellung kamen und zusätzlich noch die Dauerausstellung besuchten. Gezielt die Dauerausstellung besichtigt und anschließend noch die Sonderausstellung gesehen, haben 8 % der Befragten, also deutlich weniger. Potenzial für Parallelbesuche von Dauerausstellungen ist demnach vorhanden, was im Folgenden noch weiter analysiert wird (siehe untenstehende Frage nach Besuchsbarrieren). Dennoch bestätigt sich auch die dargestellte Problematik, dass Sonderausstellungen häufig die vollständige Aufmerksamkeit von Besuchern auf sich ziehen und Dauerausstellungen nicht zusätzlich besucht werden (vgl. 3.3.3 Erfolgsfaktoren und Kritik zu Sonderausstellungen, 6.1.3 Experteninterviews zu Publikumsresonanz). Nach Erhebungsorten differenziert: Zwischen den fünf Museen unterschieden sich, entsprechend differierender Besuchsgründe, auch die Häufigkeiten besuchter Ausstellungen. Im Historischen Museum der Pfalz Speyer und im

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Kulturhistorischen Museum Magdeburg sah eine große Publikumsmehrheit nur die Sonderausstellungen an (85 % bzw. 86 % während der Phase mit Sonderausstellung). In diese Museen kamen nahezu alle Besucher wegen der Sonderausstellung. An den drei anderen Häusern waren in dieser Phase hingegen die meisten Besucher in beiden Ausstellungen (68 % Parallelbesuche im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, 67 % im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle und 50 % im TECHNOSEUM Mannheim). Die Mehrheit der dortigen Besucher gab die Sonderausstellung als Besuchsgrund an und sah zusätzlich die Dauerausstellung. Am deutlichsten war dies im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, wo 60 % von der Sonderausstellung aus auch die Dauerausstellung besichtigten (noch 7 % Parallelbesuche von der Dauerausstellung aus). Im TECHNOSEUM Mannheim gingen 37 % Parallelbesuche von der Sonderausstellung aus und 13 % von der Dauerausstellung. Anteilig die meisten kombinierten Besuche gezielter Dauerausstellungsbesucher fanden im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart statt: 21 % besuchten wegen der Dauerausstellung das Museum und waren dann auch in der Sonderausstellung, 47 % kamen wegen der Sonderausstellung und gingen ebenfalls in die Dauerausstellung. Merkmale und Verhaltensweisen der Parallelbesucher ähnelten dabei denen der gezielten Sonderausstellungsbesucher. Ausschließlich die Dauerausstellung besichtigt, auch wenn eine Sonderausstellung in den Museen zu sehen war, haben nur kleine Befragtenanteile (5 %). Am ehesten war dies im TECHNOSEUM Mannheim der Fall, wo 16 % in dieser Befragungsphase nur in der Dauerausstellung waren. Lediglich vereinzelt gaben Besucher dies im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (2 %) sowie im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart an (1 %). In den historischen/archäologischen Museen in Speyer und Magdeburg waren keine Besucher während dieser Phase ausschließlich in den Dauerausstellungen. Dass Sonder- und Dauerausstellungen an den untersuchten Museen unterschiedlich oft besichtigt wurden, lag außerdem unter anderem an der architektonischen Anordnung der Ausstellungsflächen. Im Museum für Naturkunde Stuttgart und im TECHNOSEUM Mannheim sind die Sonderausstellungsflächen in die Dauerausstellungen integriert, wodurch Sonderausstellungsbesucher zumindest auf kleinere Dauerausstellungsteile aufmerksam werden. Diese beiden Museen verfügen auch über die anteilig kleinsten Sonderausstellungflächen im Vergleich zu ihren Dauerausstellungen (um 10 %, an den anderen Museen zwischen 28 % und 42 %), so dass der geringere Sonderausstellungsumfang eher zu einem zusätzlichen Dauerausstellungsbesuch veranlassen kann.

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Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle schlug sich an dieser Stelle unter anderem die Attraktivität des populären und besonders beworbenen Dauerausstellungsexponats der „Himmelsscheibe von Nebra“ im Ergebnis nieder. Diese wurde von den Befragten häufig zusätzlich zur Sonderausstellung angesehen (26 % haben zusätzlich die „Himmelsscheibe von Nebra“ besichtigt, 41 % die gesamte Dauerausstellung). Auch weitere Exponate der Dauerausstellung des Landesmuseums verfügen demnach über eine hohe Anziehungskraft, hier sind zum Beispiel die lebensgroßen Rekonstruktionen von Elefanten und Neandertalern zu nennen. Diese besondere Bedeutung der Dauerausstellungsexponate im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle zeigt sich an mehreren Stellen der folgenden Ergebnisauswertung. Zudem wurde die dortige Dauerausstellung in den letzten Jahren neu eingerichtet, wobei nach Aussage der Museumsverantwortlichen besonderer Wert auf die Präsentation gelegt wurde: Die Ausstellung wurde stark inszeniert, bietet Exponate ästhetisch ansprechend, spielerisch und auf hohem Niveau dar. Im TECHNOSEUM Mannheim waren die interaktiven Teile „Elementa 1 bis 3“ ein Anziehungspunkt der Dauerausstellung. Dauerausstellungsbesucher im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart suchten ebenfalls mehrheitlich bestimmte Abteilungen auf, wie den mit großen Objekten bestückten Wal- oder Elefantensaal. Spezifische Exponate wurden auch in der Vorstudie als möglicher Erfolgsfaktor von Dauerausstellungen gesehen (vgl. Kapitel 6.1.3 Experteninterviews). Das Eintrittsticket war in allen fünf Museen ein Kombiticket, das auch den Besuch der Dauerausstellung ermöglichte, und hatte demnach keinen Einfluss auf die unterschiedliche Besuchshäufigkeit (vgl. Kapitel 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte). 6.2.2 Strukturen der Ausstellungsbesucher Um das Sonder- und Dauerausstellungspublikum anhand seiner Strukturmerkmale zu vergleichen, wurden soziodemografische Daten und Angaben zur Museumsaffinität erhoben. 6.2.2.1 Soziodemografische Merkmale der Besucher Die Ergebnisse zu den Publikumsstrukturen Geschlecht, Alter, höchster Schulabschluss sowie Wohnort und touristischer Besuch werden im Folgenden jeweils differenziert nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung dargestellt.

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Frage 21: Geschlechterverteilung bei Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern Betrachtet man die Anteile von Frauen und Männern innerhalb der Besuchergruppen, unterschieden sich Sonder- und Dauerausstellungsbesucher signifikant. 13 Gezielt wegen einer Sonderausstellung besuchten mehr Frauen die Museen (61 %), wegen einer Dauerausstellung 52 %.14 15 Auch die Frage nach besuchten Ausstellungen belegte die signifikant höhere Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Besucherinnen: Unter ausschließlichen Sonderausstellungsbesuchern waren 62 % Frauen, bei beiden Ausstellungen 57 % und unter Dauerausstellungsbesuchern 54 %. Nach Erhebungsorten differenziert: In allen untersuchten Museen waren Besucherinnen insgesamt in der Mehrheit. 16 Dem Gesamtergebnis entsprechend, unterschieden sich Sonder- und Dauerausstellungsbesucher auch an den einzelnen Erhebungsorten nach Geschlecht. Dies war vermutlich unter anderem durch die Ausstellungsthemen bedingt: So zeigten sich die höchsten Frauenanteile

13 Für die Ermittlung signifikanter, d.h. statistisch nachweisbarer, Zusammenhänge zwischen Angaben zum Besuchsgrund und davon abhängigen Variablen wurden mit der Statistiksoftware SPSS Kreuztabellen berechnet und Signifikanztests durchgeführt. Der Wert Chi-Quadrat nach Pearson gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass sich ergebende Differenzen ein nicht-zufälliges (signifikantes) Ergebnis beinhalten. Bei Werten unter .05 bzw. unter .001 (hochsignifikant) wird dieser Zusammenhang in der vorliegenden Auswertung als signifikant ausgewiesen (vgl. Diehl/Staufenbiehl 2002: 193 ff., Atteslander 2003: 318 ff.). Nicht signifikante Zusammenhänge, die im Folgenden aufgeführt werden, werden mit * gekennzeichnet. 14 Insgesamt waren mehr Besucher weiblich (58 %), was generellen Erkenntnissen zum Publikum von Museen entspricht (vgl. Kapitel 4.2). 15 Um mögliche Verzerrungen der Ergebnisse durch die unterschiedlich große Fragebogenanzahl der Befragungsphasen mit/ohne Sonderausstellung zu analysieren, wurde für jede Variable testweise eine Gewichtung der Fälle auf gleiche Anteile unternommen (vgl. Diehl/Staufenbiehl 2002: 85 ff.). Bei der Geschlechterverteilung ergab sich gewichtet ein nahezu identischer Wert (57 % Frauen). Es sind demnach keine Verzerrungen zu konstatieren. In der folgenden Darstellung wird für die einzelnen Ergebnisse darauf hingewiesen, falls relevante Abweichungen vorhanden sind. 16 Die größten Frauenanteile insgesamt wurden im Historischen Museum der Pfalz Speyer (63 %) und im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (60 %) festgestellt, gefolgt vom Museum für Naturkunde Stuttgart (59 %) und Kulturhistorischen Museum Magdeburg (54 %). Nur im TECHNOSEUM Mannheim war der Geschlechteranteil insgesamt nahezu ausgeglichen (51 % Frauen).

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unter Besuchern der Sonderausstellungen zu Ägypten (65 %) 17, Fortpflanzung im Tierreich (65 %)18, Katastrophen am Vesuv (64 %)19 und Industrialisierung der Ernährung (62 %)20. Insbesondere bei der kunstorientierten Ägypten-Ausstellung und der Ausstellung zu Ernährung bestätigten auch die Museumsverantwortlichen speziell weibliche Zielgruppen. Die Sonderausstellung „Otto der Große“ in Magdeburg wich hiervon mit 53 % Besucherinnen etwas ab, das Ausstellungsthema Macht und Anspruch des römischen Kaisertums sprach Besucherinnen und Besucher zu ähnlich großen Anteilen an.21 Signifikante Unterschiede zu Dauerausstellungsbesuchern waren für das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle und das TECHNOSEUM Mannheim festzustellen, wo durch die Dauerausstellungen deutlich weniger Frauen angesprochen wurden. Im TECHNOSEUM Mannheim waren unter gezielten Dauerausstellungsbesuchern Männer in der Mehrheit (57 %), was für Technikmuseen generell einen üblichen Befund darstellt (vgl. Kapitel 4.2). Auch bei den vorhandenen Studien zu Unterschieden im Publikum (vgl. Kapitel 4.5) hatte das Ausstellungsthema großen Einfluss. Tendenziell wurden auch hier Frauen häufiger von Sonderausstellungen angezogen. 17 Die Geschlechterverteilung im Historischen Museum der Pfalz Speyer zeigte sich in bisherigen Befragungen unterschiedlich nach Sonderausstellungsthemen: Ähnliche Anteile wie bei der Ägyptenausstellung (65 %) ergaben sich bei Ausstellungen zu Hexen (63 %) und Amazonen (59 %), weniger Frauen waren in den Ausstellungen zu Saliern (50 %) und Wikingern (48 %) (1003 bis 1454 Fragebögen) (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung e.V. 2011b: 37). 18 Im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart waren in der museumseigenen Sonderausstellungsbefragung etwas weniger Frauen (60 %) als in der vorliegenden Befragung. Bei vorhergehenden Ausstellungen fielen Frauenanteile aufgrund der Themen geringer aus (Saurier 57 % und Klimawandel 52 %; 290 und 643 Fragebögen) (vgl. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 2012: 3, Kubin 2007: 6). 19 Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle wurde in der hauseigenen Befragung in „Pompeji, Nola, Herculaneum“ ebenfalls eine weibliche Mehrheit (55 %) festgestellt, welche aber nicht so ausgeprägt wie in vorliegender Untersuchung war (vgl. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 2012c: 3). 20 Im TECHNOSEUM ergab die Befragung in der Sonderausstellung zur Arbeiterbewegung themenbedingt einen höheren Anteil männlicher Besucher (51 %) als bei der Ernährungsausstellung (38 % Männer). Auf die Geschlechterverteilung hat demzufolge das Ausstellungsthema Einfluss (vgl. Klein, H.J./Antonatou/ Leiacker 2014: 23). 21 Im Kulturhistorischen Museum Magdeburg bestätigte sich in einer museumsinternen Befragung zur gleichen Sonderausstellung die leichte Mehrheit von Frauen im Publikum (51 %) (1065 Interviews) (vgl. Schneider 2013: 27).

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Frage 22: Altersstrukturen der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher Wie bei der Geschlechterverteilung unterschieden sich Sonder- und Dauerausstellungsbesucher auch in ihren Altersstrukturen signifikant.22 Besucher, die wegen Sonderausstellungen kamen, waren im Schnitt älter (47 Jahre) als die Dauerausstellungsbesucher (43 Jahre). Über 50 Jahre fanden sich entsprechend mehr gezielte Sonderausstellungsbesucher, zwischen 30 und 50 verhältnismäßig mehr Dauerausstellungsbesucher (vgl. Abbildung 3). Dies war auch durch verschiedene Begleitungen beim Besuch begründet: Im Alter zwischen 30 und 50 waren besonders viele Familien im Publikum, für welche Dauerausstellungen teils interessanter waren. Hierauf wird später genauer eingegangen (vgl. Kapitel 6.2.3 Besuchsverhaltensweisen).23 Die bisher bekannten Ergebnisse zu Publikumsstrukturen in Sonder- und Dauerausstellungen bestätigen diesen Befund eines im Schnitt älteren Sonderausstellungspublikums ebenfalls für einige, insbesondere kulturhistorische Museen. Es wurde aber auch ein themenbedingter Unterschied belegt (vgl. Kapitel 4.5). Ebenso wurde in den Experteninterviews von einigen Museen vermutet, dass ihr Sonderausstellungspublikum älter ist. Insbesondere Vertreter historischer Museen gaben dies an (vgl. Kapitel 6.1.2). Abbildung 3: Altersstrukturen im Publikum nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (in %, n=absolute Nennungen) 14-20 J.

11 11

14 14

21-30 J. 31-40 J.

10

41-50 J.

19 19

51-60 J.

19

61-70 J. über 70 Jahre

13 12

24

17

10 7 Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2104) Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1309)

22 Zu den Altersangaben ist zu berücksichtigen, dass Besucher unter 14 Jahren sowie Schulklassen und sonstige Kinder- und Jugendgruppen nicht einbezogen wurden. 23 Insgesamt war die Altersgruppe 41 bis 50 Jahre am stärksten im Publikum vertreten (21 %), gefolgt von 51- bis 70-Jährigen (16 %/15 %). Angehörige dieser Gruppen stellen häufig auch in anderen Besucherstudien Mehrheiten (vgl. Kapitel 4.2).

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Nach Erhebungsorten differenziert: Das Publikum der fünf untersuchten Museen wies unterschiedliche Altersstrukturen auf, korrespondierend auch mit generellen Strukturunterschieden zwischen Museumsarten (vgl. Kapitel 4.2).24 Für drei der Museen (Kulturhistorisches Museum Magdeburg25, Museum für Naturkunde Stuttgart26 und TECHNOSEUM Mannheim27) war signifikant, dass ihre Sonderausstellungen ein älteres Publikum anzogen. Dafür kamen in diese Museen Personen im mittleren Alter häufiger wegen Dauerausstellungen. Im Historischen Museum der Pfalz Speyer war der Altersunterschied weniger deutlich, was auf die parallel zu „Ägyptens Schätze entdecken“ gezeigte Familien-Sonderausstellung zurückgeführt werden kann. Diese sprach auch Eltern (oft im Alter 40 bis 50 Jahre) besonders an. Frage 23: Bildungsabschluss der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher Ein weiteres charakterisierendes Merkmal war das Bildungsniveau des Publikums, erfasst durch den höchsten erreichten bzw. angestrebten Schulabschluss. Befragte mit Besuchsgrund Sonder- bzw. Dauerausstellung unterschieden sich diesbezüglich ebenfalls signifikant: Unter gezielten Sonderausstellungsbesuchern waren anteilig mehr Akademiker (52 %) als unter Dauerausstellungsbesuchern (42 %) (vgl. Abbildung 4).28 Diesen Zusammenhang erwarteten in den Experteninterviews einige der Museen für ihr Publikum (vgl. Kapitel 6.1.2). 24 Insgesamt war im Museum für Naturkunde das jüngste Publikum anzutreffen (Schnitt 38 Jahre), gefolgt vom TECHNOSEUM Mannheim (45 Jahre). In den kulturhistorischen Museen lag der Altersschnitt zwischen 46 (Speyer) und 53 Jahren (Magdeburg). 25 Für das Kulturhistorische Museum Magdeburg wurden ähnliche Altersstrukturen in Besucherbefragungen bei anderen Landesausstellungen festgestellt (vgl. Antz et al. 2002: 26, ift Freizeit- und Tourismusmarketing GmbH 2007: 8). 26 Die Altersstrukturen bestätigten sich für das Museum für Naturkunde Stuttgart in der Ausstellung „gradºwanderung“ (vgl. Staatliches Museum für Naturkunde 2012: 4). 27 Auch bei der nachfolgenden Sonderausstellung zur Arbeiterbewegung im TECHNOSEUM Mannheim bewies sich der signifikante Unterschied, dass die Sonderausstellungen anteilig mehr älteres Publikum als die Dauerausstellung anzogen: Während dieser Sonderausstellung waren 40 % der Befragten über 50 Jahre, zu der Zeit ohne Sonderausstellung nur 23 %, was unter anderem mit dem hohen Anteil von Familien in der Dauerausstellung zusammenhängt. Auch die altersspezifischen Angaben zum Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung belegten diese Differenz (vgl. Klein, H.J./Antonatou/Leiacker 2014: 23 f., 92 f.). 28 Insgesamt stellten Besucher mit höheren Abschlüssen (Abitur/Hochschulabschluss) einen Anteil von drei Vierteln, was das generell überdurchschnittlich hohe Bildungsniveau von Museumsbesuchern bestätigt (vgl. Kapitel 4.2).

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Abbildung 4: Höchste (angestrebte) Schulabschlüsse im Publikum nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (in %, n=absolute Nennungen) Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2084) Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1285) Haupt-/Realschule

20

28

32

52

26

Abitur/(Fach-)Hochschulreife

42 Hochschulabschluss

Nach Erhebungsorten differenziert: Dass mehr Akademiker wegen Sonderausstellungen die Museen besuchten, galt signifikant für das Kulturhistorische Museum Magdeburg (62 % Akademiker, 39 % wegen Dauerausstellungen) sowie das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart (50 % bzw. 37 %). Auch für das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle und das TECHNOSEUM Mannheim 29 zeigten sich derartige Tendenzen. Unterschiede der Bildungsstrukturen zwischen den untersuchten Häusern waren weiterhin durch die Museumsart bedingt: Wie aus Besucherstudien bekannt, stellen Akademiker in kulturgeschichtlichen Museen (nach Kunstmuseen) häufig die Publikumsmehrheit (vgl. Kapitel 4.2).30

29 Auch in der Folgeuntersuchung am TECHNOSEUM Mannheim zog die Sonderausstellung „Durch Nacht zum Licht“ etwas mehr Akademiker an als die Dauerausstellung und bestätigte diesen Befund (51 % gegenüber 46 % ohne Sonderausstellung) (vgl. Klein, H.J./Antonatou/Leiacker 2014: 25 f.). 30 Der insgesamt ausgeprägteste Akademikeranteil fand sich vorliegend im Kulturhistorischen Museum Magdeburg (57 %) und im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (54 %), gefolgt vom Historischen Museum der Pfalz Speyer (46 %). In den beiden naturwissenschaftlichen Museen war dieser nicht so deutlich (je 42 %).

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Frage 24: Wohnort der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher Das Einzugsgebiet der Ausstellungen wurde über die Angaben der Befragten zu ihrem Wohnort ermittelt. Diese wurden eingeteilt in die Stadt, in der sich das jeweilige Museum befindet, den Umkreis bis 20 km/Nahbereich, das übrige Bundesland (bei Speyer, Mannheim und Halle auch das nahe angrenzende Bundesland) sowie andere Bundesländer und Ausland31. Bei der Frage bestand erneut ein signifikanter Zusammenhang zwischen Befragten mit Besuchsgrund Sonderausstellung einerseits bzw. Dauerausstellung andererseits. 32 Aufgrund starker Unterschiede zwischen den Erhebungsorten war dieser Zusammenhang im Gesamtergebnis weniger deutlich zu erkennen: Hier stammten Sonderausstellungsbesucher etwas häufiger aus der Stadt (18 % gegenüber 15 % mit Besuchsgrund Dauerausstellung) und dem übrigen Bundesland (31 % zu 28 %). Betrachtet man aber die einzelnen Erhebungsorte, sprachen Sonderausstellungen in vier der Museen deutlich mehr Besucher aus der näheren Umgebung an. Dies wird nachstehend differenziert dargestellt. Insbesondere auf den Zusammenhang mit Erstund Wiederholungsbesuchen in den Ausstellungen sei an dieser Stelle zur Erklärung bereits verwiesen (vgl. 6.2.3 Besuchsentscheidungen). Dass Sonderausstellungen verstärkt aus dem Nahbereich besucht werden, belegten einige der vorhandenen Besucherstudien. Die Studien machten aber auch Einflüsse von Bewerbung und Berichterstattung sowie von Ausstellungsthemen mit Lokalbezug deutlich (vgl. Kapitel 4.5). Diese Einflüsse werden im Abschnitt zur Besuchsentscheidung weiter untersucht. In den Expertengesprächen (vgl. Abschnitt 6.1.2) nahmen die Interviewpartner im Unterschied dazu auch häufig an, dass mit Sonderausstellungen eher ein überregionales bis internationales Publikum gewonnen wird. Wie gezeigt wird, traf dies in der vorliegenden Untersuchung nur auf einen Erhebungsort zu. Nach Erhebungsorten differenziert waren Unterschiede im Einzugsgebiet der Museen unter anderem durch Verschiedenheiten der Standorte, wie Städtegrößen und Umland bedingt.33 Aufgrund dessen ist das Resultat dieser Frage besonders 31 Beim Anteil ausländischer Besucher ist zu berücksichtigen, dass der Fragebogen nur in deutscher Sprache vorhanden war. 32 Es ist darauf zu verweisen, dass keine Gruppenbesucher in die Erhebung einbezogen wurden. Über Reisegruppen kann demnach keine Auskunft gegeben werden, diese hätten die Ergebnisse zum Wohnort der Besucher und anderen Fragen vermutlich verändert. 33 Insgesamt war der höchste Anteil von Fernbesuchern im Kulturhistorischen Museum Magdeburg (65 % aus anderen Bundesländern/Ausland), gefolgt vom Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (48 %). In den übrigen Museen waren Fernbesucher seltener (Speyer 27 %, Mannheim 19 % und Stuttgart 13 %). Im Naturkunde- und Technik-

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abhängig von Museumsspezifika. Der dargestellte Zusammenhang, dass Sonderausstellungen anteilig mehr Besucher aus Stadt und Umkreis anzogen, war für drei der Museen signifikant (Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Museum für Naturkunde Stuttgart und TECHNOSEUM Mannheim34) (vgl. nachstehende Abbildung 5). In Halle kamen 31 % der Besucher aus Stadt und Umkreis gezielt wegen der Sonderausstellung (im Vergleich zu 14 % bei den Dauerausstellungen). In Stuttgart machten Personen aus dem Nahbereich in Sonderausstellungen sogar 64 % aus, in Mannheim 61 %. In diesen drei Museen waren dafür in den Dauerausstellungen mehr Fernbesucher anzutreffen, insbesondere am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle stellten Fernbesucher 71 %. Am Historischen Museum der Pfalz Speyer war dieser Unterschied zwischen Besuchern von Sonder- oder Dauerausstellung weniger stark ausgeprägt. Für das Kulturhistorische Museum Magdeburg kehrte sich die Verteilung der Herkunftsstrukturen um: Die Sonderausstellung „Otto der Große und das Römische Reich“ sprach deutlich mehr Besucher aus weiterer Entfernung an (70 %), als die Dauerausstellung (46 %).35 In Magdeburg war auch erklärtes Sonderausstellungsziel, ein überregionales Publikum zu erreichen.

museum war die nähere Umgebung am besten erschlossen: 56 % bzw. 51 % kamen dort aus der Stadt und dem Umkreis bis 20 km der beiden größten Städte Stuttgart und Mannheim. Im Historischen Museum der Pfalz Speyer reisten anteilig am meisten Besucher aus dem übrigen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg an (47 %), Speyer ist unter den Standorten auch die kleinste Stadt. 34 Der vorliegende Unterschied beim Einzugsgebiet von Sonder- und Dauerausstellungen am TECHNOSEUM Mannheim wurde in der Folgeuntersuchung nicht festgestellt. Möglicherweise sind hier themenbedingte Differenzen sowie Unterschiede in der jeweiligen Bewerbung der Sonderausstellungen in Rechnung zu stellen (vgl. Klein, H.J./Antonatou/ Leiacker 2014: 94). 35 Den relativ geringen Anteil von Besuchern aus Sachsen-Anhalt bestätigte die hauseigene Untersuchung zur Sonderausstellung (vgl. Kulturhistorisches Museum Magdeburg 2012b), wie auch die Befragung zur vorherigen Ausstellung „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation“ (vgl. ift Freizeit- und Tourismusmarketing GmbH 2007: 8 f.).

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Abbildung 5: Wohnort des Publikums der untersuchten Museen nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (in %, n=absolute Nennungen) Sonderausstellung: Historisches Museum der Pfalz Speyer (n=498) Kulturhistor. Museum Magdeburg (n=530) Landesmuseum für Vorgesch. Halle (n=481) Museum für Naturkunde Stuttgart (n=322)

24

25

25

14 4 12 25

70

6

36

31

TECHNOSEUM Mannheim (n=318)

26

33

33

26

27

35

26

9 13

Dauerausstellung: Historisches Museum der Pfalz Speyer (n=88) Kulturhistor. Museum Magdeburg (n=101) Landesmuseum für Vorgesch. Halle (n=308) Museum für Naturkunde Stuttgart (n=492) TECHNOSEUM Mannheim (n=367)

35

13

27

16

10 4 15 18 12

16

36

11

46 71

32 30

34 34

16 24

Stadt Umkreis bis 20 km/Nahbereich übriges Bundesland anderes Bundesland/Ausland

Frage 25: Touristische Strukturen der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher Ergänzend zu den Wohnortangaben ordneten sich die Auskunftspersonen als touristische oder nicht-touristische Besucher ein.36 Touristische Besucher wurden weiter unterteilt in Tagesausflügler, Kurzurlauber oder Urlaubsreisende. 37

36 Bei Ergebnissen zu touristischen Besuchen ist zu berücksichtigen, dass die Befragungszeiträume nicht hauptsächlich in den Schulferien lagen. Diese Terminierung kann auf das Resultat Einfluss haben. 37 Insgesamt gaben etwas mehr Befragte an, als Touristen im Museum zu sein (54 %). Die meisten von ihnen (37 %) haben einen Tagesausflug in die jeweilige Ausstellung

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Der Unterschied zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern war hier, wie auch beim voranstehenden Zusammenhang mit dem Wohnort, signifikant. Aufgrund großer Abweichungen zwischen den Erhebungsorten fiel dies im Gesamtergebnis aber ebenfalls weniger deutlich aus. Insgesamt kamen wegen Sonderausstellungen etwas mehr Nicht-Touristen in die Museen (46 %) als wegen Dauerausstellungen (44 %). Dauerausstellungen besichtigten 23 % Urlauber gezielt, im Vergleich zu 15 % bei Sonderausstellungen. Diese Angaben hingen direkt mit dem Wohnort der Befragten zusammen, weswegen bei den meisten Fragen die gleichen signifikanten Zusammenhänge nach Wohnort und touristischem Besuch festzustellen waren. So wohnten nichttouristische Besucher erwartungsgemäß mehrheitlich am Museumsstandort und im Umkreis. Touristische Tagesausflüge wurden am häufigsten aus dem übrigen Bundesland sowie anderen Bundesländern unternommen, Urlauber stammten zur großen Mehrheit aus anderen Bundesländern oder dem Ausland. Nach Erhebungsorten differenziert: Signifikante Korrelationen nach Besuchsgrund ließen sich vor allem für das Kulturhistorische Museum Magdeburg feststellen, wo insgesamt die meisten Fernbesucher/Touristen im Publikum waren. 38 Diese wurden besonders häufig von der Sonderausstellung „Otto der Große“ angesprochen (73 % Touristen, im Vergleich zu 51 % in der Dauerausstellung). In den übrigen Museen wurde entsprechend das gegenteilige Resultat ermittelt, hier kamen nicht-touristische Besucher aus der näheren Umgebung öfter wegen der Sonderausstellung. Vor allem am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle war dies der Fall: Nicht-Touristen waren zu 46 % wegen der Sonderausstellung dort, dafür nur 23 % wegen der Dauerausstellung.

unternommen, 13 % besuchten das Museum im Rahmen eines Kurzurlaubs und 4 % bei einer Urlaubsreise (im Folgenden werden die Kurzurlauber und Urlaubsreisenden zusammen dargestellt). 38 Insgesamt fand sich im Kulturhistorischen Museum Magdeburg der höchste Anteil von Touristen (70 %) (Tagesausflügler und Urlauber zusammengefasst). Gefolgt wird dies vom Historischen Museum der Pfalz Speyer (65 %) und dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (63 %). In den beiden naturwissenschaftlichen Museen fiel der touristische Besucheranteil geringer aus (Museum für Naturkunde Stuttgart 41 %, TECHNOSEUM Mannheim 39 %).

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6.2.2.2 Allgemeine Museumsaffinität der Besucher Die Befragten wurden, neben den soziodemografischen Angaben, über ihr allgemeines Museumsbesuchsverhalten charakterisiert. Hierzu gehörte die jährliche Besuchshäufigkeit, um zwischen seltenen, gelegentlichen und häufigen Museumsbesuchern unterscheiden zu können. Zudem ermöglichte die Frage nach bevorzugten Museumsarten, Differenzen in Publikumsstrukturen und Präferenzen nach Themenrichtungen zu berücksichtigen. Frage 17: Museumsbesuchshäufigkeit der Sonder-/Dauerausstellungsbesucher Hinsichtlich ihrer jährlichen Museumsbesuchshäufigkeit waren zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern keine signifikanten Unterschiede festzustellen. Es bestand die Tendenz, dass in Sonderausstellungen etwas mehr habituelle Museumsbesucher kamen (37 % mit mindestens fünf jährlichen Besuchen gegenüber 33 % in Dauerausstellungen). An einem Museum (Kulturhistorisches Museum Magdeburg) war diese Korrelation signifikant.39 Nach Erhebungsorten differenziert: Entsprechend der im Forschungsstand eruierten Unterschiede zwischen Museumsarten, wies das Publikum der untersuchten historischen/archäologischen Häuser eine generell höhere Museumsaffinität auf, als das in technischen und naturkundlichen Museen (vgl. Abschnitt 4.1.2). 40 Zusammengefasst waren an den drei historischen/archäologischen Museen mehr regelmäßige Museumsbesucher mit mindestens fünf Besuchen im Jahr (41 %), an den beiden anderen thematischen Museumsarten 26 %. Unterschied man Sonder- und Dauerausstellungsbesucher an den Museen, fielen für das Kulturhistorische Museum Magdeburg signifikante Korrelationen auf: Die dortige Sonderausstellung reizte mehr regelmäßige Museumsbesucher (51 % mind. 5 Besuche), während die Dauerausstellung noch von 33 % besucht wurde. In den übrigen Museen wurden ähnliche Tendenzen bzw. geringe Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern konstatiert. 41 39 Ihre Besuchshäufigkeit von Museen insgesamt bezifferte rund die Hälfte der Befragten (48 %) mit zwei bis vier jährlichen Besuchen. Gut ein Drittel gab häufigere Besuche an (22 % fünf bis neun Besuche, 12 % noch öfter). Seltenere Museumsgänger mit höchstens einem jährlichen Besuch waren rund ein Fünftel (18 %). 40 Die Besucher des Kulturhistorischen Museums Magdeburg gaben die höchste Museumsaffinität an (48 % mindestens fünf jährliche Besuche). In den anderen historischen/archäologischen Museen machte dieser Anteil 41 % am Landesmuseum für Vorgeschichte und 35 % am Historischen Museum der Pfalz aus. Für das Naturkundeund Technikmuseum zählten noch 25 % bzw. 27 % zu häufigen Besuchern. 41 Im TECHNOSEUM Mannheim zeigte sich auch bei der nachfolgenden Besucherbefragung, dass zu der Erhebungszeit mit Sonderausstellung mehr museumsaffines

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Frage 18: Bevorzugte Museumsarten von Sonder-/Dauerausstellungsbesuchern Die Frage nach bevorzugten Museumsarten ergab, dass gezielte Besucher der Sonderausstellungen häufiger Museen der Kulturgeschichte (52 %) und auch Kunst (37 %) präferierten. Dafür nannten Dauerausstellungsbesucher Naturkunde- (38 %) und Technikmuseen (32 %) vergleichsweise öfter (siehe Abbildung 6).42 Die unterschiedlichen Präferenzen der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher erklären sich unter anderem durch deren beschriebene Strukturmerkmale, wie auch im Kapitel zum Forschungsstand ausgewiesen. Befragte mit einer generell ausgeprägten Museumsaffinität (mindestens fünf jährliche Museumsbesuche) bevorzugten am meisten Kulturgeschichts-/Geschichts- (60 %) und Kunstmuseen (50 %), weniger Technik- und Naturkundemuseen (noch je 14 %). Ähnlichkeiten zwischen Kulturgeschichts- und Kunstmuseumsbesuchern auf der einen Seite sowie Naturkunde- und Technikmuseumsbesuchern auf der anderen Seite bestätigen sich durch diese Ergebnisse.

Publikum kam (38 % mit mehr als vier jährlichen Besuchen gegenüber 22 %) (vgl. Klein, H.J./Antonatou/Leiacker 2014: 36 f.). 42 Bei der Frage nach beliebten Museumsarten waren bis 2 Nennungen möglich. Insgesamt ergaben sich Kulturgeschichts-/Geschichtsmuseen (43 %) als Lieblingsmuseen, da in diesen auch die meisten Personen befragt wurden (2127 Befragte, 56 %). An zweiter Stelle präferierten die Befragten Kunstmuseen (31 %). Gefolgt wurde dies von Naturkunde- (27 %) und Technikmuseen (24 %) (in den beiden naturwissenschaftlichen Museen wurden 1651 Besucher befragt).

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Abbildung 6: Bevorzugte Museumsarten des Publikums nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (bis 2 Nennungen möglich; in %, n=absolute Nennungen) Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2027)

Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1316)

37

20 18 24

52

32 32

38

Kulturgeschichts-/ Geschichtsmuseen bevorzugt Kunstmuseen bevorzugt Naturkundemuseen Technikmuseen

Nach Erhebungsorten differenziert war zu erwarten, dass Besucher der drei kulturgeschichtlichen Häuser diese Richtung auch mehrheitlich bevorzugten (zusammen 60 %). Auch Kunstmuseen wurden von diesen öfter genannt (37 %). In den naturwissenschaftlichen Museen überwogen dafür entsprechend die Angaben für Naturkunde- (38 %) und Technikmuseen (35 %).

Zusammenfassung der Ergebnisse: Forschungsfrage 1. Wie unterscheidet sich das Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen? Sonderausstellungen sind der ausschlaggebende Grund für viele Museumsbesuche – dies bestätigten die Befragungsergebnisse. Waren in den untersuchten Museen größere Sonderausstellungen zu sehen, kamen wegen diesen die meisten Besucher (84 %). Dabei ermittelte die Studie deutliche Unterschiede zwischen Museen verschiedener Arten: In den drei historischen/archäologischen Museen waren Sonderausstellungen noch häufiger besuchsentscheidend, als in den beiden naturwissenschaftlichen Museen. Interessant war zudem die Frage nach „Synergieeffekten“ der Ausstellungsformate: Regt ein Besuch in der Sonderausstellung auch zur parallelen Besichtigung der Dauerausstellung an? Mehr als die Hälfte der Besucher sah nur die Sonderausstellung – besonders in zwei der historischen Museen. Dass 43 % zusätzlich in der Dauerausstellung waren, verweist aber auf Potenzial für Parallelbesuche. Diese wurden unter anderem durch bestimmte Exponate,

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architektonische Ausstellungsverbindungen oder einen überschaubaren Umfang animiert. Kommen Besucher auch gezielt wegen Dauerausstellungen in die Museen, während dort eine Sonderausstellung zu sehen ist? Bei 12 % der Befragten war dies der Fall. Der eher geringe Anteil macht erneut die dominante Rolle von Sonderausstellungen aus Publikumssicht deutlich. In den Strukturmerkmalen unterschied sich dieser Teil des Publikums wenig von Dauerausstellungsbesuchern, die zu der Zeit ohne Sonderausstellung anzutreffen waren. 5 % unter den 12 % gezielten Dauerausstellungsbesuchern sahen sich ausschließlich die Dauerausstellung an und wurden nicht von einer Sonderausstellung angezogen. Die Dauerausstellung im TECHNOSEUM Mannheim hatte dabei die meisten alleinigen Besucher. 1.1 Wie sind die Strukturen der Besucher von Sonder-/Dauerausstellungen zu beschreiben? 1.1.1 Welche soziodemografischen Merkmale weisen die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen auf? Sonder- und Dauerausstellungsbesucher unterscheiden sich in zahlreichen Merkmalen: So befanden sich unter denjenigen, die gezielt wegen Sonderausstellungen in die Museen kamen, mehr Frauen. Diese waren weiterhin häufiger in höherem Alter ab 50 Jahren, Dauerausstellungsbesucher waren in mittleren Altersgruppen überdurchschnittlich vertreten. Öfter von Sonderausstellungen angezogen wurden auch Akademiker, das Bildungsniveau der Dauerausstellungsbesucher war breiter. Die Ausstellungen erreichten Besucher eines unterschiedlichen Einzugsgebiets: In vier der fünf Museen gewannen Sonderausstellungen anteilig mehr Publikum aus der näheren Umgebung, häufig als Wiederholungsbesucher. Nur im Kulturhistorischen Museum Magdeburg wurden durch die Sonderausstellung „Otto der Große“ deutlich mehr touristische Fernbesucher angesprochen. Unterschiede der Werbemaßnahmen können hier einen großen Einfluss haben (siehe dazu auch folgende Ergebnisse zu Aufmerksamkeitsweckung). 1.1.2 Wie ist die allgemeine Museumsaffinität von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern ausgeprägt? Keines der beiden Ausstellungsformate zog signifikant mehr museumsaffine Besucher an. Eine Tendenz bestand insofern, dass in Sonderausstellungen etwas mehr gewohnheitsmäßige Museumsbesucher angetroffen wurden.

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Demgegenüber unterschieden sich die bevorzugten Museumsarten der Teilpublika: Sonderausstellungsbesucher präferierten deutlich häufiger Kulturgeschichts- und Kunstmuseen, während bei Dauerausstellungsbesuchern Naturkunde und Technik höher in der Gunst standen. 6.2.3 Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen Weitere Forschungsfragen neben den Publikumsstrukturen waren unterschiedliche Entscheidungsprozesse für die Besuche sowie Verhaltensweisen in den Ausstellungen. 6.2.3.1 Entscheidungsfaktoren der Besucher Als Faktoren der Besuchsentscheidung wurden Erst- oder Wiederholungsbesuch im Museum43, Zeitpunkt des Entschlusses, Art des Aufmerksamwerdens sowie Vorkenntnisse zum Ausstellungsthema erhoben. Frage 1: Erst- und Wiederholungsbesucher im Sonder- und Dauerausstellungspublikum Auf die Frage, welche Ausstellungen eher Erst- oder Wiederholungsbesucher anzogen, zeigten sich Sonderausstellungen signifikant häufiger als Wiederholungsbesuchsanreize: Gezielte Sonderausstellungsbesucher hatten schon öfter das jeweilige Museum besucht (58 % mindestens einmal), als Besucher der Dauerausstellungen (42 %) (siehe Abbildung 7).44 Dies hing auch damit zusammen, dass Sonderausstellungsbesucher an vier der Museen häufiger aus dem Nahbereich kamen, weswegen sie bereits mehr Gelegenheiten zu dortigen Besuchen hatten. Erstbesucher reisten vermehrt aus weiterer Entfernung an (unter Besuchern aus anderen Bundesländern/dem Ausland waren 69 % Erstbesucher, aus dem übrigen Bundesland des Museumsstandorts außerhalb des Nahbereichs 51 %). In den analysierten Studien zu Publikumsstrukturen zeigten sich Sonderausstellungen ebenfalls als Anlässe für wiederholte Besuche (vgl. Abschnitt 4.5), auch die Expertengespräche untermauerten diesen Zusammenhang (vgl. 6.1.2).

43 Die Frage nach Zeitpunkt und Thema des letzten Besuchs ergab für die Gesamtauswertung keine entscheidenden Resultate und wird daher nicht weiter dargestellt. 44 Insgesamt stufte sich rund die Hälfte des Publikums als Erstbesucher des jeweiligen Museums ein (48 %). 16 % waren Folgebesucher mit einem bisherigen Besuch, ebenso viele waren schon zwei- bis viermal im Museum und 20 % mehr als viermal.

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Abbildung 7: Erst- und Wiederholungsbesucher im Publikum nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (in %, n=absolute Nennungen) Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2147)

42

Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1352)

17

58

Erstbesuch schon zwei- bis viermal

18

15

23

12

15

schon einmal besucht schon mehr als viermal

Nach Erhebungsorten differenziert: Dass Wiederholungsbesucher häufiger wegen Sonderausstellungen erneut in die Museen kamen, war an allen Erhebungsorten der Fall. Bei diesem Ergebnis kann demnach von einer allgemeingültigen Tendenz ausgegangen werden. Signifikant fiel der Zusammenhang für das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 45 (53 % Wiederholungsbesucher bei der Sonderausstellung, 24 % bei der Dauerausstellung) und das TECHNOSEUM Mannheim46 (66 % bzw. 47 %) aus. Frage 1.a: Bei früheren Gelegenheiten besuchte Ausstellungen Ergänzend wurden die Wiederholungsbesucher der Museen gefragt, ob sie bei früheren Gelegenheiten dort Sonder- und/oder Dauerausstellungen besucht haben. So konnten weitere Informationen zur Bedeutung der Ausstellungen für wiederholte Besuche ermittelt werden. Insgesamt wurden bei früheren Gelegenheiten am häufigsten die Sonderausstellungen der Museen angesehen (68 %). 58 % der Befragten besuchten bereits die gesamte Dauerausstellung und 17 %

45 In der museumsinternen Sonderausstellungsbefragung zu „Pompeji“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle wurde ein ähnlicher Erstbesucheranteil ermittelt, in vorherigen Ausstellungen waren etwas mehr Erstbesucher (um 60 %) (vgl. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 2012c: 2). 46 Die Folgeuntersuchung im TECHNOSEUM Mannheim zeigte ebenfalls auf, dass Wiederholungsbesucher anteilig häufiger wegen der Sonderausstellung (33 %) kamen als Erstbesucher (17 %). Insgesamt spielte aber die Dauerausstellung hier die größte Rolle (vgl. Klein, H.J./Antonatou/Leiacker 2014: 94).

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bestimmte Dauerausstellungsteile.47 Wie zu erwarten hatten Befragte, die aktuell den Besuchsgrund Sonderausstellung angaben, diese auch früher schon häufiger besucht (80 % gegenüber 42 % mit Besuchsgrund Dauerausstellung). Nach Erhebungsorten differenziert sahen in den historischen/archäologischen Museen große Besuchermehrheiten bisher die Sonderausstellungen (94 % in Speyer, 83 % in Magdeburg, 70 % in Halle). Am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle spielte auch die Dauerausstellung (mit der „Himmelsscheibe von Nebra“) eine große Rolle: 66 % hatten diese bereits besucht. Dieses Exponat nannte auch die Hälfte der Befragten (48 %) explizit als besichtigt. Unterschiede zwischen den Museumsarten bestätigten sich: Im TECHNOSEUM Mannheim waren 60 % der Wiederholungsbesucher bereits in einer oder mehreren Sonderausstellungen, im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart ein deutlich kleinerer Anteil von 38 %. In diesen Museen wurden bei früheren Gelegenheiten häufiger die Dauerausstellungen angesehen (66 % in Mannheim, 87 % in Stuttgart). Nach Besuchsgründen unterschieden war es an allen Erhebungsorten der Fall, dass aktuell gezielte Sonderausstellungsbesucher auch bei früheren Gelegenheiten häufiger Sonderausstellungen angesehen haben. Frage 3: Zeitpunkt des Entschlusses für den Ausstellungsbesuch Weitere Fragen waren, wann und wie sich die Befragten jeweils für den Ausstellungsbesuch entschieden. Gezielte Sonderausstellungsbesucher trafen signifikant häufiger im Voraus den Entschluss: 60 % von ihnen mindestens eine Woche vor dem Museumsaufenthalt. Dieser Anteil war bei Dauerausstellungsbesuchern nur halb so groß (30 %), 51 % entschieden sich erst am Besuchstag selbst oder am Vortag (vgl. Abbildung 8).48 Das Entscheidungsverhalten für Sonder- und Dauerausstellungen wich demnach deutlich voneinander ab. Hier hatte auch die Anreisedistanz zum Museum Einfluss.

47 Bei Gewichtung der Fälle der Befragungsphasen mit/ohne Sonderausstellung auf gleiche Anteile, wurden bei der Frage nach bisher besuchten Ausstellungen kleinere Abweichungen festgestellt. Für Besuche von Sonderausstellungen (nicht gewichtet 68 %) ergab sich ein etwas niedrigerer Wert von 63 %, dieser Unterschied ist als gering einzuschätzen. 48 Insgesamt lag für rund die Hälfte der Befragten der Entscheid länger als eine Woche zurück (47 %). 18 % entschieden sich in der Woche des Besuchs, 28 % am Tag oder Vortag des Besuchs und nur 7 % spontan vor dem Museum (spontan und heute/ gestern im Folgenden zusammen dargestellt).

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Abbildung 8: Zeitpunkt des Besuchsentschlusses nach Besuchsgrund Sonderund Dauerausstellung differenziert (in %, n=absolute Nennungen) Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2133) Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1347)

23

17

51

spontan/heute/gestern entschieden

60

19

diese Woche

30

vor längerer Zeit

Nach Erhebungsorten differenziert bestätigte sich an allen fünf Museen, dass Sonderausstellungsbesuche signifikant häufiger vor längerer Zeit geplant wurden. Dieses Resultat kann demnach auf eine allgemeingültige Tendenz verweisen.49 Einhergehend mit der unterschiedlichen Bedeutung von Sonder- und Dauerausstellungen waren auch hier deutliche Differenzen zwischen den Museumsarten festzustellen: 58 % der Befragten haben sich für den Besuch einer Sonderausstellung in den historischen/archäologischen Museen vor längerer Zeit entschieden, 33 % in Naturkunde-/Technikmuseen. Frage 9: Aufmerksamkeit auf die Ausstellungen Wie die Besucher auf die Ausstellungen aufmerksam wurden, wurde je nach Befragungsphase für Sonder- bzw. Dauerausstellung erhoben. Abbildung 9 stellt die Antworten aus beiden Befragungsphasen gegenüber. In Kapitel 4.5 wurde bereits deutlich, dass Art, Umfang und Reichweite von Bewerbung und Berichterstattung für Sonder- und Dauerausstellungen stark abweichen können. In der Regel werden Sonderausstellungen von Museen stärker beworben und von Medienberichten begleitet, was als ein Erfolgsfaktor der Ausstellungen gilt. Auch die befragten Experten bestätigten, dass in ihren Museen Marketingmaßnahmen schwerpunktmäßig (oder nahezu ausschließlich) für Sonderausstellungen eingesetzt werden (vgl. Abschnitt 6.1.3). Für die Erhebungsorte der vorliegenden Befragung bekräftigten sich deutliche Unterschiede der jeweiligen Maßnahmen, worauf folgend genauer eingegangen wird.

49 Der hohe Anteil längerfristiger Besuchsentscheidungen für die Sonderausstellungen am Historischen Museum der Pfalz Speyer bestätigte sich in der Befragung zu „Die Salier“ (65 %) (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung 2011b: 13).

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Die Besucherantworten untermauerten diese Differenzen in der Bewerbung der Ausstellungen (vgl. Abbildung 9): Auf Sonderausstellungen wurden die Besucher signifikant häufiger über Medienberichte in Zeitungen/Zeitschriften (41 %) und Radio/TV (14 %) aufmerksam. Im Vergleich dazu gaben nur 10 % an, dass sie von den Dauerausstellungen über die Presse erfuhren, noch 5 % über Radio/TV. Auch die Werbemedien Plakate (30 %) und Prospekte/Flyer (14 %) spielten für Sonderausstellungen eine wesentlich größere Rolle (im Vergleich zu 6 % bzw. 5 % bei Dauerausstellungen). Tipps von Bekannten, Freunden oder Familie hatten für beide Ausstellungen eine ähnlich hohe Bedeutung (31 % bzw. 32 %). Über Homepage/Newsletter wurden anteilig etwas mehr Besucher auf die Dauerausstellungen aufmerksam (12 % gegenüber 9 %). Für die Dauerausstellungen wurde am häufigsten angegeben, dass sie von früheren Besuchen/allgemein bekannt sind, also kein gezielter Impuls erfolgte (37 %, im Vergleich zu 9 % bei Sonderausstellungen). Zu kleineren Anteilen wiesen auch Reiseführer/touristische Reiseangebote häufiger auf sie hin (7 % gegenüber 1 %). Abbildung 9: Aufmerksamkeit auf die Sonder-/Dauerausstellungen (Mehrfachnennungen möglich) (in %, n=absolute Nennungen; *gekennzeichneter Zusammenhang nicht signifikant) Zeitung/Zeitschrift

41

10

31 32 30

Tipps von Bekannten, Familie* Plakate

6

Radio/TV

14

5

Prospekt/Flyer

14

5 9

frühere Besuche/allg. bekannt

9

Homepage/Newsletter

12

7 6 4 3

Außenwerbung am Museum* erst vor dem Museum* Reiseführer/tourist. Reiseangebot

37

1

7

Aufmerksamkeit auf Sonderausstellung (n=2410) Aufmerksamkeit auf Dauerausstellung/Museum (n=1146)

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Nach Erhebungsorten differenziert zeigten sich die Unterschiede in der Aufmerksamkeit auf Sonder- oder Dauerausstellungen durchgängig an allen Museen, weswegen von allgemeingültigen Tendenzen auszugehen ist. Besonders deutlich fiel der Unterschied für Presseberichterstattung am Kulturhistorischen Museum Magdeburg aus: Die Sonderausstellung „Otto der Große und das Römische Reich“ erzielte ein bundesweites Medienecho mit 3165 Artikeln (vgl. Kapitel 6.1.3 Experteninterviews), 62 % der Ausstellungsbesucher wurden entsprechend über Medien aufmerksam. Bei Dauerausstellungsbesuchern in Magdeburg machten die Antworten Zeitungen/Zeitschriften hingegen nur noch 11 % aus. 50 Der geringste Unterschied bestand diesbezüglich zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Rund ein Fünftel (19 %) wurde in Halle auf die Dauerausstellung auch über die Presse aufmerksam (40 % auf die Sonderausstellung). Diese erreichte damit ebenfalls eine relevante Medienpräsenz. Am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle werden gezielt auch eigene Marketingmaßnahmen für die Dauerausstellung eingesetzt. Der Verantwortliche nannte im Expertengespräch unter anderem Pressearbeit, Printprodukte, Anzeigen, Plakate und Banner, spezielle Maßnahmen für touristische Zielgruppen sowie Merchandisingartikel. Dies schlug sich in circa 65 Presseberichten explizit zur Dauerausstellung im Jahr 2012 nieder, in zwei der anderen Museen wurden im Gegensatz dazu für das Jahr keine Berichte zur Dauerausstellung angegeben. Bei den analysierten Sonderausstellungen lag die Anzahl der Medienberichte dafür zwischen 130 und über 3000 an den fünf Museen. Auch Plakatierungen und Außenwerbung am Gebäude erfolgten an den Museen verstärkt für Sonderausstellungen, teilweise nahezu ausschließlich. Diesbezüglich zeigte das Resultat am Historischen Museum der Pfalz Speyer, dass Plakate und Außenwerbung auch für Dauerausstellungen relevant sein können. 15 % und 20 % gaben in der Phase ohne Sonderausstellung an, dass sie auf diese Weise von dem Museum erfuhren. Empfehlungen aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis hatten an allen Erhebungsorten für beide Ausstellungen eine hohe Bedeutung. Differenzen könnten unter anderem auf den Zeitpunkt der Erhebung zurückzuführen sein, da sich Ausstellungen nach einer gewissen Laufzeit vermutlich eher „herumgesprochen“ 50 Eine hohe Bedeutung von Presseberichten für die Sonderausstellungen am Kulturhistorischen Museum Magdeburg ergab auch die museumseigene Befragung (43 %) (vgl. Schneider 2013: 27 f.), wie auch die Studie zur vorherigen Ausstellung „Heiliges Römisches Reich“ (61 %) (vgl. ift Freizeit- und Tourismusmarketing GmbH 2007: 9 f.). Zu beachten ist auch, dass die vorliegende Befragung gegen Beginn der Ausstellung erfolgte, wo Medienberichte besonders häufig sind.

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haben (Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, Museum für Naturkunde Stuttgart und TECHNOSEUM Mannheim). Frage 10: Vorkenntnisse der Besucher zu den Ausstellungsthemen Vorkenntnisse der Besucher zum jeweiligen Ausstellungsthema waren eine weitere Untersuchungsfrage. Hier ordneten die Befragten ihr Vorwissen selbst ein, je nach Erhebungsphase für das Thema der Sonder- oder Dauerausstellung. Die Themen der untersuchten Sonderausstellungen waren: Ägyptens Schätze, Otto der Große, Katastrophen am Vesuv, Fortpflanzung im Tierreich und Industrialisierung der Ernährung. Insgesamt gaben mehr als zwei Drittel der Besucher sehr gute bis eher gute Vorkenntnisse für das jeweilige Thema an (68 %), darunter 19 % sehr gute. 32 % schätzen diese weniger/ nicht gut ein. Ähnlich verteilten sich die Einschätzungen zu den Dauerausstellungsthemen. Bei dieser Frage war demnach kein signifikanter Unterschied vorhanden. 67 % kannten sich mit den Dauerausstellungsthemen sehr gut oder eher gut aus. Der Anteil von Befragten mit sehr viel Vorwissen war mit 13 % etwas geringer als bei den Sonderausstellungen. Es war demnach für beide Ausstellungsarten von einem höheren Besucheranteil mit guten Vorkenntnissen auszugehen. Für die Interpretation der Besucherurteile zu den Ausstellungen ist der Zusammenhang mit den Vorkenntnissen interessant, worauf nachstehend eingegangen wird. Nach Erhebungsorten differenziert haben Sonderausstellungsbesucher an mehreren Museen vergleichsweise höhere Vorkenntnisse als die Besucher der Dauerausstellungen angegeben. Dies war vor allem im Historischen Museum der Pfalz Speyer, Landesmuseum für Vorgeschichte Halle und TECHNOSEUM Mannheim der Fall (weniger/kein Vorwissen gaben in Speyer 37 % zur Dauerausstellung und 30 % zur Sonderausstellung an, in Halle 40 % gegenüber 35 % und in Mannheim 29 % gegenüber 17 %). Besonders im TECHNOSEUM Mannheim fällt der hohe Anteil von Befragten auf, die sehr gute/gute Vorkenntnisse zum Sonderausstellungsthema Industrialisierung der Ernährung angeben (83 %). Möglicherweise ist dies durch die breite Allgemeinthematik der Sonderausstellung begründet. Dieser Unterschied ist für die beiden anderen Museen weniger deutlich. 6.2.3.2 Verhaltensweisen der Besucher in den Museen Verhaltensweisen der Besucher in den Ausstellungen wurden über deren Begleitung, Aufenthaltsdauer und Nutzung weiterer Museumsangebote erfasst.51 51 Die ebenfalls gestellte Frage nach anderen Unternehmungen am Museumsstandort ergab für die Gesamtauswertung keine entscheidenden Resultate und wird daher nicht aufgeführt.

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Frage 2: Begleitung der Besucher in die Ausstellungen Hinsichtlich der Begleitung bestanden zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern signifikante Unterschiede (siehe Abbildung 10): Sonderausstellungen wurden häufiger von Besuchern mit dem (Ehe-)Partner angesehen (38 %), bei Dauerausstellungen machte diese Begleitform noch 25 % aus. Ebenso waren Freunde, Bekannte und Kollegen etwas öfter gemeinsam in Sonderausstellungen (15 % im Vergleich zu 10 % in Dauerausstellungen). Eine große Differenz zeigte sich bei Familienbesuchen: Gezielte Dauerausstellungsbesucher waren mehrheitlich Familien (46 %), während dies bei Sonderausstellungen nur 28 % angaben. Bezüglich unbegleiteter Besuche wichen die beiden Gruppen nur geringfügig voneinander ab.52 Eine höhere Anziehungskraft von Dauerausstellungen auf Familienbesucher zeigte sich auch in einigen der analysierten Besucherstudien (vgl. Kapitel 4.5) sowie in den Expertengesprächen (Kapitel 6.1.2). Begründet wurde dies unter anderem mit der Verlässlichkeit und Planbarkeit des Dauerausstellungsangebots, interaktiven Angeboten in Dauerausstellungen sowie bestimmten Objekten mit Erinnerungswert. Abbildung 10: Begleitung des Publikums nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (in %, n=absolute Nennungen) Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2133) Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1339)

28

38

46

Familie Freunde, Bekannte, Kollegen sonstige Begleitung

15

25

10

11

8

9

10

(Ehe-)Partner/in, Freund/in alleine

52 Die häufigste Begleitung insgesamt waren Familienangehörige (35 %, darunter 18 % mit Eltern oder Kindern und 17 % mit sonstigen Angehörigen). Ähnlich häufig waren (Ehe-)Partner/Partnerin (32 %), noch 13 % wurden von Freunden, Bekannten, Kollegen begleitet und 11 % waren alleine in den Museen. Die übrigen 9 % waren mit Familie und Freunden oder in kleineren Gruppen anzutreffen.

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Die Begleitung beim Besuch hing stark mit dem Alter der Befragten zusammen: Familienbesucher waren häufig zwischen 30 und 50 Jahren (rund 50 %) sowie im Alter bis 20 Jahre (57 %). Besuche mit dem Partner wurden dafür öfter in höherem Alter ab 50 Jahren getätigt (über 45 %). Freunde, Bekannte, Kollegen waren vermehrt die Begleitung jüngerer Personen bis 30 Jahre. Bei Strukturbeschreibungen des Sonder- und Dauerausstellungspublikums wurde bereits auf Altersdifferenzen hingewiesen, die mit diesen unterschiedlichen Begleitformen korrelieren. Nach Erhebungsorten differenziert:53 In drei der fünf Museen (Kulturhistorisches Museum Magdeburg, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 54 , TECHNOSEUM Mannheim55) bestand der signifikante Unterschied darin, dass Familien häufiger von Dauerausstellungen angezogen wurden. Besucher mit Partner oder Freunden, Bekannten, Kollegen waren dafür vermehrt in Sonderausstellungen. Im Historischen Museum der Pfalz Speyer fiel diese Verteilung aufgrund des speziellen Familienangebots etwas anders aus (hier waren Familienbesucher öfter auch in Sonderausstellungen).56 Für das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle war kein signifikanter Zusammenhang festzustellen.

53 Entsprechend aufgezeigter Publikumscharakteristika an verschiedenen Museumsarten (vgl. Kapitel 4.2) waren insgesamt die meisten Familien im Naturkunde- und Technikmuseumspublikum (43 % und 42 % in beiden Befragungsphasen). Im Historischen Museum der Pfalz Speyer waren 37 % Familienangehörige, wo die zusätzlich gezeigte Familien-Sonderausstellung Einfluss hatte. In den anderen beiden historischen/archäologischen Museen war der Partner die häufigste Begleitung. 54 Im Museum für Naturkunde Stuttgart hatte das Thema der Sonderausstellung „SEX“ Einfluss auf die Besucherstrukturen: Der Familienanteil lag mit 18 % in der vorliegenden Befragung (bestätigt durch 24 % in der museumsinternen Befragung zur gleichen Sonderausstellung) deutlich unter dem früherer Ausstellungen (bis zu 73 % Familien) (vgl. Staatliches Museum für Naturkunde 2012: 4, Kubin 2007: 11 f.). 55 Im TECHNOSEUM Mannheim belegten auch weitere Untersuchungsergebnisse die höhere Anziehungskraft der Dauerausstellung mit den interaktiven Ausstellungsteilen „Elementa“ auf Familienbesucher. So fanden sich 14 % Familien in der Sonderausstellung zur Arbeiterbewegung, während 60 % Familien in der Dauerausstellung waren. Der niedrige Familienanteil in der Sonderausstellung war vermutlich auch durch das Ausstellungsthema Arbeiterbewegung bedingt (vgl. Klein, H.J./ Antonatou/Leiacker 2014: 95 f.). 56 Der Anteil von Familien im Historischen Museum der Pfalz Speyer fiel bei bisherigen Sonderausstellungen unterschiedlich aus, auch je nach Koppelung mit angebotenen

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Frage 4: Aufenthaltsdauer im Museum Auch die Aufenthaltsdauer in den Museen insgesamt unterschied sich signifikant danach, ob die Befragten wegen Sonder- oder wegen Dauerausstellungen kamen. Sonderausstellungbesucher gaben eine durchschnittlich längere Verweilzeit an (57 % über 2 Stunden), als Dauerausstellungsbesucher (44 % über 2 Stunden).57 Diese Frage bezog sich auf den Aufenthalt im gesamten Museum, worunter auch Parallelbesichtigungen mehrerer Ausstellungen und Besuche in Museumsshop und -gastronomie fielen. Differenziert man die Angaben nach besichtigten Ausstellungen, nannten Besucher von Sonder- und Dauerausstellung dann auch die längste Verweilzeit (65 % über 2 Stunden). Ausschließliche Sonderausstellungsbesucher blieben aber etwas länger (53 %) als Dauerausstellungsbesucher (51 %), obwohl die Dauerausstellungen der Museen eine größere Fläche umfassen. Nach Erhebungsorten differenziert sind die unterschiedlich großen Ausstellungsflächen der fünf Museen zu berücksichtigen: Insgesamt sind diese zwischen 2700 m² und 9000 m² groß, das Verhältnis von Sonder- zu Dauerausstellungsfläche liegt zwischen 10 % und 42 % (vgl. Abschnitt 5.4.2 Auswahl der Erhebungsorte). Sonderausstellungsbesucher hielten sich vor allem im Kulturhistorischen Museum Magdeburg sowie im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle deutlich länger als Dauerausstellungsbesucher auf. 58 Auch im Historischen Museum der Pfalz Speyer und im Museum für Naturkunde Stuttgart fiel der Besuch mit Sonderausstellung etwas ausgedehnter aus. Abweichend war das Ergebnis für das flächenmäßig größte Museum, das TECHNOSEUM Mannheim: Hier dauerte der Besuch in der Zeit ohne Sonderausstellung länger (83 % über 2 Stunden, 55 % mit Sonderausstellung). In diesem Museum ist die Sonderausstellungsfläche auch im Verhältnis am kleinsten (10 % der Gesamtfläche des Museums). Frage 7: Besuch weiterer Museumsangebote Ergänzend interessierte zum Aufenthalt, ob die Besucher weitere Angebote der Museen nutzten (Museumsshop, Gastronomie, Führungen und Veranstaltun-

Familien-Ausstellungen. In den bisherigen Besucherbefragungen lag er zwischen 14 % und 36 % (vgl. Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung 2011b: 35). 57 Insgesamt hielten sich 7 % der Befragten bis zu 1 Stunde in den Museen auf, 41 % 1 bis 2 Stunden und 34 % 2 bis 3 Stunden. Die übrigen 18 % verweilten mehr als 3 Stunden. 58 Für beide Museen ist zu berücksichtigen, dass Teile der Dauerausstellungen während der Sonderausstellungen geschlossen waren.

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gen).59 Besucher, die wegen Sonderausstellungen in die Museen kamen, nutzten signifikant häufiger den Museumsshop (44 %) als Dauerausstellungsbesucher (34 %). Das gastronomische Angebot wurde dafür vergleichsweise etwas öfter bei Dauerausstellungsbesuchen wahrgenommen (42 % gegenüber 36 % bei Sonderausstellungen).60 Nach Erhebungsorten differenziert: Besonders für das Historische Museum der Pfalz Speyer zeigte sich, dass Sonderausstellungsbesucher häufiger im Museumsshop waren. Vor allem im TECHNOSEUM Mannheim waren dafür Dauerausstellungsbesucher vermehrt Nutzer der Gastronomie. Für das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle war kein Unterschied zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern festzustellen, die Angebote wurden von beiden Teilpublika häufig frequentiert. Zusammenfassung der Ergebnisse: Forschungsfrage 1.2 Wie sind Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen der Sonder- und Dauerausstellungsbesucher jeweils zu beschreiben? 1.2.1 Wie stellen sich Entscheidungsfaktoren der Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen dar? Entscheidungen für den Besuch einer Sonderausstellung verliefen anders als für den einer Dauerausstellung: So waren Sonderausstellungen häufiger Anreize für wiederholte Aufenthalte in den Museen, besonders wenn die Besucher aus der näheren Umgebung kamen. In Dauerausstellungen fanden sich demgegenüber mehr Erstbesucher. Das Resultat verweist bereits auf die Fragestellung, wie eine (unveränderte) Dauerausstellung zu einem erneuten Besuch anregen kann. Wiederholungsbesucher hatten auch bei früheren Gelegenheiten in den Museen mehrheitlich Sonderausstellungen angesehen, häufig direkt die vorherige oder eine nicht weit zurückliegende Ausstellung. In einigen Museen

59 Insgesamt nutzten 40 % der Befragten keine weiteren Museumsangebote. Am häufigsten waren die Übrigen im Museumshop (40 %) und der Gastronomie (38 %). An Führungen nahmen 6 % teil, an Veranstaltungen noch 3 %. Gruppenbesucher und Teilnehmer spezieller Museumsveranstaltungen sollten auch nicht explizit in die Befragung einbezogen werden. Aufgrund der geringen Anzahl dieser Nennungen werden Führungen und Veranstaltungen in der Auswertung nicht weiter berücksichtigt. 60 Das gastronomische Angebot wurde nur abgefragt, wenn es in den Museen in der jeweiligen Erhebungsphase ein solches gab.

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fanden die letzten Besuche vor allem in Sonderausstellungen zu ähnlichen Themen, wie den Mittelalterausstellungen in Magdeburg, statt. Ein museumsspezifischer Unterschied zeigte sich erneut zwischen den Museumsarten: In Naturkunde- und Technikmuseen hatten Dauerausstellungen ein vergleichsweise höheres Gewicht, da wiederholte Besuche hier öfter auch von Dauerausstellungen ausgingen. Auch wann sich das Publikum für den Besuch entschied, wich stark voneinander ab: Sonderausstellungsbesuche wurden deutlich länger im Voraus geplant, Dauerausstellungen hingegen spontaner angesehen. In den historischen/archäologischen Museen war dies besonders ausgeprägt. Unterschiede in der Planung hingen auch damit zusammen, wie man auf die Ausstellungen aufmerksam wurde. Diesbezügliche Differenzen führte bereits der Forschungsstand auf: Von Sonderausstellungen erfuhren die Befragten häufiger durch Berichte in den Medien, wie auch durch Werbemaßnahmen der Museen. Tipps aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis waren für beide Teilpublika relevant. Für Dauerausstellungen spielte eine größere Rolle, dass sie allgemein oder von früheren Besuchen bekannt waren, auch Internetseiten und Reiseführer waren hier wichtige Informationsquellen. Diese Ergebnisse zur unterschiedlichen Aufmerksamkeit zeigten sich an allen fünf Museen. Die Befragung machte aber auch deutlich, dass Berichterstattung und Bewerbung ebenso für Dauerausstellungen eine relevante Publikumsresonanz erzielen können, wenn ein Schwerpunkt auf diese Maßnahmen gelegt wird. 1.2.2 Wie verhalten sich die Besucher von Sonder- und Dauerausstellungen in den Museen? Inwiefern sich Begleitung, Aufenthaltsdauer und Nutzung von Shop und Gastronomie unterschieden, waren weitere Untersuchungsfragen. Vor allem die Begleitung beim Ausstellungsbesuch wich zwischen den Teilpublika ab: Sonderausstellungen wurden öfter gemeinsam mit dem (Ehe-)Partner besucht, auch die Begleitung durch Freunde, Bekannte oder Kollegen war zahlreicher. Dauerausstellungen zogen im Gegensatz dazu mehrheitlich Familien an. Bereits das Kapitel zum Forschungsstand enthielt diesbezüglich Belege, ebenso vermuteten die befragten Experten derartige Zusammenhänge. Dass Familien mehrheitlich Dauerausstellungen besichtigen, liegt unter anderem daran, dass deren Besuch besser planbar ist und bestimmte familien- und kindgerechte Angebote bietet. In Sonderausstellungen hielten sich die Besucher durchschnittlich länger

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auf, obwohl die Dauerausstellungen flächenmäßig größer waren. Besuchten die Auskunftspersonen beide Ausstellungen, blieben sie erwartungsgemäß am längsten im Museum. Hinsichtlich der Nutzung weiterer Museumsangebote, wie Shop oder Gastronomie, waren Unterschiede weniger deutlich. Tendenziell wurde neben Sonderausstellungen häufiger der Museumsshop aufgesucht, neben Dauerausstellungen ein gastronomisches Angebot. 6.2.4 Besuchsmotive und Erwartungen Nach Publikumsstrukturen, Besuchsentscheidungen und -verhaltensweisen bezog sich eine weitere Forschungsfrage auf generelle Motive der Besucher und ihre Erwartungen an die Ausstellungen. 6.2.4.1 Motive für Sonder- und Dauerausstellungsbesuche Frage 8: Motive für Ausstellungsbesuche Die Besuchsmotive werden für die beiden Befragungsphasen mit bzw. ohne Sonderausstellung gegenübergestellt. Die Befragten konnten aus acht Antworten ihre hauptsächlichen Motive auswählen sowie zusätzlich eine sonstige, offene Antwort geben. 61 Eingeteilt waren die Antworten in objektbezogene, kognitive, introspektive und soziale Beweggründe (vgl. Abschnitt 5.4.1).62 Signifikante Unterschiede zwischen Besuchsgründen für Sonder- und Dauerausstellungen ergaben sich folgende (vgl. Abbildung 11)63: Die insgesamt am

61 Sonstige Gründe wurden von 2 % der Auskunftspersonen genannt. Dies waren Einzelnennungen, weswegen diese für die Auswertung als nicht relevant erachtet werden. 62 Insgesamt waren kognitive Motive (Wissen erweitern/Kenntnisse vertiefen, 58 % und Interesse für bestimmtes Thema, 48 %) am wichtigsten. Auch in den vorab analysierten Studien zeigte sich, dass Bildungs-/Lernmotive besonders bedeutend für Museumsbesuche sind (vgl. Kapitel 4.3). Nach kognitiven Motiven waren gemeinsame Unternehmungen (42 %) häufig ausschlaggebend. Objektbezogene Motive führten 29 % (seltene Objekte sehen) und 22 % (schöne Objekte) an. Noch 19 % wollten vor allem Unterhaltung/Spaß haben, 16 % zum Nachdenken angeregt werden. Schließlich gaben 6 % den Austausch mit Anderen/Gesprächsstoff als Besuchsgrund an. 63 Bei Gewichtung der Fälle der Befragungsphasen mit/ohne Sonderausstellung auf gleiche Anteile, wurden bei der Frage nach Besuchsmotiven kleinere Abweichungen festgestellt. Für das Motiv Interesse für bestimmtes Thema (nicht gewichtet 48 %) ergab

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häufigsten genannten Aspekte Wissen erweitern/Kenntnisse vertiefen und Interesse für ein bestimmtes Thema spielten für Sonderausstellungen eine größere Rolle. Vor allem beim Themeninteresse war der Unterschied deutlich (63 % der Sonderausstellungsbesucher nannten dies, im Vergleich zu 27 % bei Dauerausstellungen). Auch den Wunsch seltene Objekte zu sehen, äußerten Sonderausstellungsbesucher häufiger (objektbezogen). Diese Betonung des Ausstellungsthemas und der Objekte geht einher mit genannten Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen in voranstehenden Kapiteln (vgl. Abschnitte 3.3.3 und 6.1.3). Für Befragte, die gezielt wegen der Dauerausstellung kamen, war ebenfalls das Motiv Wissen zu erweitern am wichtigsten. Deutliche Abweichungen gab es hingegen bei weiteren Nennungen: Gemeinsame Unternehmungen (soziales Motiv) waren für sie vergleichsweise ausschlaggebender (51 % im Vergleich zu 35 % bei Sonderausstellungen). Auch Unterhaltung/Spaß (introspektives Motiv) suchte diese Gruppe häufiger (26%). Abbildung 11: Hauptsächliche Motive für den Museumsbesuch nach Besuchsgrund Sonder- oder Dauerausstellung differenziert (Mehrfachnennungen möglich) (in %, n=absolute Nennungen; *gekennzeichneter Zusammenhang nicht signifikant) Wissen erweitern/Kenntnisse vertiefen

52

Interesse für bestimmtes Thema

35

seltene Objekte sehen

26

51

32

21 23

schöne Objekte sehen* 12

Unterhaltung/Spaß

26

17 14

Anregung zum Nachdenken* Austausch mit Anderen/ Gesprächsstoff*

63

27

gemeinsame Unternehmung

64

7 5 Besuchsgrund Sonderausstellung (n=2125) Besuchsgrund Dauerausstellung (n=1335)

sich ein etwas niedrigerer Wert von 43 %, dieser Unterschied ist als gering einzuschätzen.

192 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Nach Erhebungsorten differenziert, fielen signifikante Unterschiede der genannten Besuchsmotive zwischen den Museumsarten auf: Für Besucher von historischen/archäologischen Museen waren kognitive Besuchsmotive wichtiger (Themeninteresse 57 % gegenüber 37 %), ebenso wie seltene Objekte (41 % zu 14 %). Im Naturkunde- und Technikmuseum wurden dafür vergleichsweise häufiger die Besuchsgründe Unternehmungen (53 % zu 33 %) und Unterhaltung/ Spaß (31 % zu 9 %) angegeben. 6.2.4.2 Erwartungen an Sonder- und Dauerausstellungen Frage 13: Besuchererwartungen an die Ausstellungen Die Erwartungen der Besucher an Sonder- bzw. Dauerausstellungen wurden anhand von 13 Aspekten abgefragt, von denen bis zu vier genannt werden konnten. Sie bezogen sich auf die Bereiche Ausstellungsinhalte, Gestaltung sowie Kindgerechtheit/Atmosphäre (vgl. Abschnitt 5.4.1 Fragebogen). Zusätzlich gab es eine sonstige Antwortmöglichkeit.64 Im folgenden Kapitel werden die Resultate zu Erwartungen mit den entsprechenden Urteilen abgeglichen. An Sonderausstellungen hatten die Befragten vergleichsweise höhere Erwartungen als an Dauerausstellungen, sechs Aspekte wurden signifikant häufiger genannt (vgl. Abbildung 12). Sonderausstellungsbesucher erwarteten vermehrt ein interessantes Ausstellungsthema, wie auch besondere und bedeutende Objekte (Bereich Inhalte). Weiterhin wurde für Sonderausstellungen öfter angegeben, dass dort neue Aspekte und aktuelle Inhalte zu sehen sein sollten (ebenfalls Bereich Inhalte). Im Bereich der Gestaltung wurde in Sonderausstellungen mehr Wert auf einen passenden Medieneinsatz gelegt. Bereits bei der voranstehenden Frage zu Besuchsmotiven ergaben sich ähnliche Resultate. Auf diese Aspekte als Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen wurde auch in der Literatur sowie den Experteninterviews Bezug genommen (vgl. Kapitel 3.3.3 und 6.1.3). Vor allem die Themenwahl und Aktualität von Sonderausstellungen sowie bestimmte Objekte wurden dort angeführt. Von Dauerausstellungen erhofften sich die Auskunftspersonen im Vergleich dazu signifikant öfter eine kindgerechte Ausstellung sowie eine angenehme Atmosphäre. Dabei war Kindgerechtheit, wie zu erwarten, am häufigsten für Familienbesucher bedeutend. In Dauerausstellungen waren den Besuchern demnach weitere Bereiche, neben Inhalten und Gestaltung, wichtiger. Bei den übrigen Aspekten gab es keine signifikanten Unterschiede (Bereich Inhalte: lehrreicher Besuch; Bereich Gestaltung: moderne, verständliche, abwechslungsreiche, übersichtliche Ausstellung). 64 Sonstige Erwartungen nannten nur 1 % der Befragten, weswegen diese in der weiteren Auswertung nicht dargestellt werden.

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 193

Abbildung 12: Hauptsächliche Besuchererwartungen an die Sonderausstellungen bzw. Dauerausstellungen/Museum (bis 4 Nennungen möglich) (in %, n=absolute Nennungen; *gekennzeichneter Zusammenhang nicht signifikant) interessantes Ausstellungsthema

49 52

lehrreicher Besuch* besondere Objekte

33

bedeutende Objekte

17

11

22 23

abwechslungsreiche Gestaltung*

passender Medieneinsatz angenehme Atmosphäre aktuelle Inhalte kindgerechte Ausstellung

24

23 22 23

übersichtliche Ausstellung*

moderne Gestaltung*

39 38 39

verständliche Ausstellung*

neue Aspekte

58

43

17 15 16 11 15 10 10

27

15 29

Erwartung an Sonderausstellung (n=2369) Erwartung an Dauerausstellung (n=1119)

Nach Erhebungsorten differenziert bestanden Unterschiede insbesondere zwischen den Museumsarten (siehe Abbildungen 13 und 14): Von den historischen/ archäologischen Museen erwarteten die Besucher in beiden Ausstellungsformen signifikant häufiger besondere und bedeutende Objekte. Besonders im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle fielen die Erwartungen an Dauerausstellungsobjekte hoch aus. Besucher im Naturkunde- und Technikmuseum erwarteten dafür öfter einen lehrreichen Besuch, wie auch kindgerechte Ausstellungen.

194 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Abbildung 13: Hauptsächliche Besuchererwartungen an die Sonderausstellungen nach Museumsart differenziert (bis 4 Nennungen möglich) (in %, n=absolute Nennungen; *gekennzeichneter Zusammenhang nicht signifikant) 57 60

interessantes Ausstellungsthema* 47

lehrreicher Besuch besondere Objekte

51

16 37

verständliche Ausstellung* bedeutende Objekte

41

35

3

übersichtliche Ausstellung

27

15 18

neue Aspekte

32

abwechslungsreiche Gestaltung

48 16

moderne Gestaltung*

52

20

15 18

passender Medieneinsatz*

15 15

angenehme Atmosphäre* 9

aktuelle Inhalte kindgerechte Ausstellung

53

7

28 15

historische/archäologische Museen (n=1554) naturkundliche/technische Museen (n=815)

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 195

Abbildung 14: Hauptsächliche Besuchererwartungen an die Dauerausstellungen nach Museumsart differenziert (bis 4 Nennungen möglich) (in %, n=absolute Nennungen; *gekennzeichneter Zusammenhang nicht signifikant) 44

lehrreicher Besuch interessantes Ausstellungsthema

36

besondere Objekte 13

17

abwechslungsreiche Gestaltung

29

27 22 21

übersichtliche Ausstellung*

28

9 17 13

moderne Gestaltung* neue Aspekte*

42 23

angenehme Atmosphäre*

42 44

24

kindgerechte Ausstellung

bedeutende Objekte

49

39

verständliche Ausstellung*

58

10 12

passender Medieneinsatz*

9

aktuelle Inhalte*

8

14 12

historische/archäologische Museen (n=490) naturkundliche/technische Museen (n=629)

196 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Zusammenfassung der Ergebnisse: Forschungsfrage 1.3 Welches sind Besuchsmotive für Sonder- bzw. Dauerausstellungen und Erwartungen an diese? 1.3.1 Welches sind Motive für Sonder- und Dauerausstellungsbesuche? Unterschiede in ihren Besuchsmotiven dienten dazu, die Teilpublika weiter zu charakterisieren. Hier wurde ermittelt, dass Sonder- und Dauerausstellungsbesuchen deutlich andere Motivlagen zugrunde liegen. Beide wurden insgesamt häufig aus kognitiven Beweggründen (Wissenserweiterung/Themeninteresse) angesehen. Für Sonderausstellungen waren diese Motive allerdings noch wichtiger: Das Interesse für ein bestimmtes Thema war hier ausdrücklich ausschlaggebend, was den Erfolgsfaktor des eingegrenzten Sonderausstellungsthemas untermauerte. Besuchsgründe waren weiterhin Objekte der Sonderausstellungen, vor allem seltene Exponate wollten Sonderausstellungsbesucher öfter sehen. Diese kognitiven und objektbezogenen Motive waren besonders bei historischen/archäologischen Sonderausstellungen entscheidend. Dauerausstellungen wurden aus anderen Gründen besucht: So fanden Besichtigungen öfter statt, um gemeinsam etwas zu unternehmen. Der soziale Aspekt hatte höhere Bedeutung. Auch unterhalten zu werden und Spaß zu haben, spielte eine größere Rolle. Die starken Unterschiede bei Besuchsmotiven sind für die weitere Charakterisierung ein wesentliches Ergebnis. 1.3.2 Welche Erwartungen haben Besucher an Sonder- und Dauerausstellungen? Was die Befragten von den Ausstellungen erwarteten, hing mit ihren jeweiligen Besuchsmotiven zusammen. Insgesamt waren die Erwartungen an Sonderausstellungen höher als an Dauerausstellungen. Demnach erhofften sich die Auskunftspersonen in Sonderausstellungen häufiger ein interessantes Thema sowie besondere und bedeutende Objekte zu sehen. Der Anspruch an die Exponate war vor allem in den historischen/archäologischen Museen ausgeprägt. Weitere Besucheräußerungen bestätigten Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen: Auch neue und aktuelle Inhalte wünschte sich das Publikum mehr, ebenso wie einen passenden Medieneinsatz. Währenddessen spielte für Besucher von Dauerausstellungen besonders ein kindgerechtes Angebot eine große Rolle, da viele Familien im Publikum waren. Außerdem versprachen sie sich öfter eine angenehme Atmosphäre beim Besuch. Demnach wurden in Sonderausstellungen Inhalte und Gestaltung betont, während in Dauerausstellungen weitere Aspekte wichtiger waren.

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 197

6.2.5 Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher Um die Anziehungskraft von Sonderausstellungen aus Besuchersicht zu analysieren – und damit einhergehend Schwierigkeiten von Dauerausstellungen –, wurden differenzierte Urteile zu den Ausstellungen erhoben. Befragte, die nur die Sonderausstellung angesehen haben, wurden außerdem nach Barrieren für den Dauerausstellungsbesuch gefragt. Eine zentrale Frage war weiterhin, ob und aus welchen Gründen die Besucher eine generelle Präferenz für Sonder- oder Dauerausstellungen haben. Schließlich wurde die Rolle der Ausstellungen für Wiederholungsbesuche in Museen ermittelt. 6.2.5.1 Besucherurteile zu Sonder- und Dauerausstellungen Neben Gesamtnoten zu den besichtigten Ausstellungen, wurden von den Befragten differenzierte Bewertungen zu 13 Ausstellungsaspekten erbeten. Zusätzlich beurteilten sie den Ausstellungsumfang und die Orientierung in der Dauerausstellung.65 Frage 11/16: Gesamtbewertungen der Besucher zu den Ausstellungen Beim Vergleich der jeweiligen Urteile zu Sonder- und Dauerausstellungen ist zu beachten, dass eine direkte Gegenüberstellung nur eingeschränkt möglich ist. Die untersuchten Ausstellungen waren sehr verschieden, ihnen lagen unterschiedliche Themen, Konzeptionen und Ausgestaltungen zugrunde.66 Betrachtet man dennoch die Gesamturteile zu den Ausstellungen, fielen die Noten für die Sonderausstellungen etwas besser aus. Der Schulnotenschnitt lag bei 1,77, die Dauerausstellungen wurden im Schnitt mit der Note 1,83 bewertet.

65 Die ergänzende offene Frage dazu, was den Besuchern besonders gut/weniger gut an den Ausstellungen gefallen hat, ergab für die Gesamtauswertung keine relevanten Resultate und wird hier nicht dargestellt. 66 Auch das Vermittlungsangebot zu den Ausstellungen unterschied sich. An allen fünf Erhebungsorten wurde sowohl für Sonder-, als auch für Dauerausstellungen ein differenziertes Angebot für verschiedene Zielgruppen gemacht, zum Beispiel über Führungen, Workshops, Vorträge und Veranstaltungen. Diese sind jedoch nicht direkt vergleichbar, umfassten jeweils unterschiedliche Formate und wurden auch verschieden häufig nachgefragt. Für das gesamte Untersuchungsjahr 2012 bestand an den Erhebungsorten die Tendenz, dass es an den historischen/archäologischen Museen mehr Teilnehmer beim Rahmenprogramm zu Sonderausstellungen gab, an den naturwissenschaftlichen Museen beim Dauerausstellungsprogramm.

198 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

39 % der Auskunftspersonen beurteilten die Sonderausstellung mit der Note sehr gut, bei Dauerausstellungen 33 %. Die Kritikanteile (Schulnoten 3 bis 6) fielen sehr ähnlich aus (12 % und 13 %). Nach Erhebungsorten differenziert bewertete an allen fünf Museen eine Besuchermehrheit die Ausstellungen als sehr gut/gut. Die Meinungen fielen an den Museen unterschiedlich gut aus, auf deren Verschiedenheiten wurde bei der Beschreibung der Erhebungsorte bereits eingegangen. An drei der fünf Museen war die Sonderausstellungsnote besser als die zur Dauerausstellung. An den anderen zwei Häusern wurden Sonder- und Dauerausstellung im Schnitt nahezu gleich gut bewertet. Frage 14: Besucherbewertungen zu einzelnen Ausstellungsaspekten Detaillierte Ausstellungsurteile wurden mittels der 13 formulierten Aspekte erhoben, für die auch die Erwartungen der Besucher abgefragt wurden. Diese Aspekte wurden in einem Polaritätsprofil über gegensätzliche Adjektivpaare mittels fünfstufiger Rating-Skalen bewertet.67 Aus den Ergebnissen wurden Mittelwerte gebildet, welche für Sonder- und Dauerausstellungen verglichen werden (siehe folgende Abbildung 15).68 Die Gegenüberstellung ergab, dass – entsprechend dem Gesamturteil – insgesamt mehr Sonderausstellungsaspekte besser ankamen. Signifikant besser ausgefallen ist die Bewertung des interessanten Themas (Mittelwert 1,48 zu 2,02 bei Dauerausstellungen), des passenden Medieneinsatzes (2,09 zu 2,16) und der modernen Gestaltung (2,04 zu 2,11). Ein interessantes Thema und einen passenden Medieneinsatz erwarteten die Besucher von Sonderausstellungen auch häufiger. In den Experteninterviews und der Sekundäranalyse wurden unter anderem auch diese Erfolgsfaktoren für Sonderausstellungen angenommen. Eine bei Dauerausstellungen signifikant bessere Kritik erfuhren die Aspekte kindgerechte Ausstellung69 (Mittelwert 2,57 zu 3,8 bei Sonderausstellungen) und 67 Um die Reliabilität der eingesetzten Skalen zu überprüfen, wurde als „Maß der internen Konsistenz der definierten Skala“ Cronbachs Alpha berechnet (Diehl/Staufenbiehl 2002: 539 ff.). Der Wert beziffert, wie genau das zu messende Merkmal durch die Frage erfasst wird. In vorliegendem Fall liegt Cronbachs Alpha für Sonder- und Dauerausstellungsurteile bei 0,86. Dieses Ergebnis verweist auf ein zuverlässiges Messmodell (vgl. Moosbrugger/Kelava: 124 ff.). 68 Die Mittelwerte bei vorliegender Frage wurden gebildet aus der fünfstufigen Skala von 1 = positiv formulierter Aspekt trifft voll zu bis 5 = negativ formulierter Aspekt trifft voll zu. 69 Insbesondere für das Urteil zu einer kindgerechten Ausstellung ist zu berücksichtigen, dass Vermittlungsangebote in der Befragung nicht explizit Thema waren. Teilnehmer

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 199

angenehme Atmosphäre (2,08 zu 2,3). Dies entsprach auch den Erwartungen der Auskunftspersonen an Dauerausstellungen. Die 13 Aspekte wurden weiterhin zusammengefasst zu den Bereichen Ausstellungsinhalte (interessantes Thema, aktuelle Inhalte, lehrreich, besondere Objekte, neue Aspekte, bedeutende Objekte), Gestaltung (modern gestaltet, leicht verständlich, abwechslungsreich gestaltet, übersichtlich, passender Medieneinsatz) und weitere Aspekte (kindgerecht, angenehme Atmosphäre). Für den Bereich der Inhalte ergab sich ein besseres Urteil für die Sonderausstellungen (Mittelwert 1,86 zu 1,93). Auch bei den Gestaltungsaspekten war dies der Fall (1,81 zu 1,90). Die weiteren Meinungen zu Kindgerechtheit und Atmosphäre fielen entsprechend für die Dauerausstellungen besser aus (1,87 zu 2,18). Abbildung 15: Bewertungen zu Aspekten der Sonder- und Dauerausstellungen (Mittelwerte der Zustimmung; *gekennzeichneter Zusammenhang nicht signifikant) interessantes 1,48 Thema

2,02

1,67

lehrreich* besondere Obj.*

2,48

2,28

aktuelle Inhalte*

1,61

neue Aspekte*

langweilig

2,15

nicht lehrreich*

2,21

gewöhnliche Obj.* keine neuen Aspekte* unbedeutende Obj.*

2,36

bedeutende Obj.*

2,8

1,65

2,41

2,04

modern gestaltet

1,85

leicht verständl.* abwechslungsr. gestaltet*

2,11

übersichtlich*

2,08

passender Medieneinsatz

2,09

schwer verständlich*

2,29

eintönig*

2,22

unübersichtlich

2,08 1

unpassender Medieneinsatz

2,16 2,57

kindgerecht

altmodisch

1,96

2,07

angenehme Atmosphäre

überholte Inhalte*

3,8

unangenehme Atmosphäre

2,3

2 3 Sonderausstellung

nicht kindger.

4 5 Dauerausstellung

des Rahmenprogramms, Kinder und Schulklassen wurden nicht befragt. Zudem spielten beim Urteil zur Kindgerechtheit die unterschiedlichen Themen der einbezogenen Sonderausstellungen eine große Rolle (z.B. Fortpflanzung im Tierreich).

200 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Nach Erhebungsorten differenziert sind Unterschiede in den Ausstellungsbewertungen zu konstatieren. Auch beim Gesamturteil war dies festzustellen, auf die eingeschränkte Vergleichbarkeit wurde verwiesen. Differenzen zwischen den Museen verschiedener Arten zeigten sich insbesondere bei Urteilen zu besonderen und bedeutenden Objekten in Sonderausstellungen: Diese wurden an den drei historischen/archäologischen Museen deutlich besser bewertet als an den Naturkunde- und Technikmuseen. Bei Dauerausstellungsurteilen ist das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle hervorzuheben, das mit seiner modern gestalteten Dauerausstellung besonders gute Bewertungen erhalten hat. Vor allem die Gestaltungsaspekte gefielen den Besuchern hier entsprechend sehr gut. Auch auf bedeutende Objekte traf dies wegen einiger populärer Dauerausstellungsexponate zu. Frage 14.a/15: Besucherbewertungen zum Ausstellungsumfang Ein zusätzlicher Bewertungsaspekt war der Umfang der Ausstellungen. Insgesamt empfand die große Mehrheit der Befragten die Größe sowohl für Sonder-, als auch für Dauerausstellungen als gerade richtig (81 % bei Sonderausstellungen, 80 % bei Dauerausstellungen). Von den übrigen Auskunftspersonen wurden beide Ausstellungen eher zu kurz (14 % Sonder-/16 % Dauerausstellungen) als zu lang eingeschätzt. Die Besucherangaben bestätigten damit nicht die Vermutungen aus den Experteninterviews und der Sekundäranalyse, dass Schwierigkeiten von Dauerausstellungen an deren großem Umfang liegen. Zu beachten ist, dass diese zufriedenen Urteile aber von den Befragten stammen, die auch tatsächlich in den Dauerausstellungen waren. Befragt man Nicht-Besucher von Dauerausstellungen nach ihren Besuchsbarrieren spielt der große Dauerausstellungsumfang eine Rolle, wie an späterer Stelle noch gezeigt wird (Abschnitt 6.2.5 Anziehungskraft von Sonderausstellungen). Nach Erhebungsorten differenziert waren Unterschiede in den Urteilen zum Ausstellungsumfang zu erwarten, da die Museen über verschieden große Ausstellungen und -umfänge verfügen (vgl. Abschnitt 5.4.2 Erhebungsorte). An allen fünf Häusern hat dennoch die Besuchermehrheit den Umfang der Ausstellungen als richtig eingeschätzt. Frage 16: Besucherbewertungen zur räumlichen Orientierung in den Dauerausstellungen Ergänzend zum Ausstellungsumfang wurde nach der Orientierung in den Dauerausstellungen der Museen gefragt. Hierbei bestätigten sich Orientierungsschwierigkeiten einiger Besucher in den Dauerausstellungen, die in den Experteninterviews und der Sekundäranalyse angesprochen wurden. Kritikanteile

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 201

(Schulnote 3 bis 6) lagen insgesamt bei 31 %, was einen ernstzunehmenden Anteil darstellt. Die Mehrheit der Befragten war demnach allerdings zufrieden mit der Orientierung, die Hälfte vergab die Note gut, 20 % die Note sehr gut. Nach Erhebungsorten differenziert waren auch hier Abweichungen vorhanden, zusammenhängend mit der unterschiedlichen Architektur, Größe der Ausstellungsflächen, Art der Leitsysteme usw.. Kritikanteile lagen an den fünf Häusern zwischen 27 % und 45 %. 6.2.5.2 Besuchsbarrieren für Dauerausstellungen Frage 15: Barrieren für den Besuch der Dauerausstellungen In der Befragungsphase mit Sonderausstellung besuchte gut die Hälfte des Publikums (52 %) ausschließlich diese. 43 % waren in beiden Ausstellungen, 5 % nur in der Dauerausstellung. Die 52 % ausschließlichen Sonderausstellungsbesucher wurden gefragt, weshalb sie nicht zusätzlich in der Dauerausstellung waren (siehe Abbildung 16). Als Besuchsbarriere nannte die Hälfte den zu großen Ausstellungsumfang, zumindest für denselben Besuchstag (51 % „war mir zu viel“). Im voranstehenden Abschnitt ergaben die Urteile der Dauerausstellungsbesucher mehrheitlich, dass sie deren Umfang angemessen fanden. Auf die Gruppe der Sonderausstellungsbesucher traf dies demnach für einen gekoppelten Besuch beider Ausstellungen nicht zu. Besonders Fernbesucher/Touristen sagten aus, dass ihnen ein Dauerausstellungsbesuch zu viel war (59 %). Auch Besucher mit einer geringeren Vorkenntnis zum Ausstellungsthema nannten dies häufiger (55 %). In den Experteninterviews an Museen (vgl. Abschnitt 6.1.3) und der Sekundäranalyse (vgl. Abschnitt 3.2.3) wurden der große Umfang der Ausstellungen und die begrenzte Aufnahmekapazität der Besucher auch als größte Barriere für Parallelbesuche angesehen. Gefolgt wurde dies vorliegend von der Barriere „keine Zeit“ (27 %), was mit der Begründung des zu großen Umfangs einhergeht. Außerdem war ähnlich vielen Befragten (24 %) die „Dauerausstellung schon bekannt“. Diese Wiederholungsbesucher der Museen sahen sich folglich nicht zu einem erneuten Besuch in der Dauerausstellung veranlasst. Auch dieser Aspekt bestätigt die Aussagen in den Experteninterviews und der Sekundäranalyse zu Schwierigkeiten von Dauerausstellungen. Noch gut ein Zehntel gab an, dass sie die Dauerausstellung „beim nächsten Mal besuchen können“. Die übrigen Begründungen („kein Interesse am Thema“, „nichts von Dauerausstellung gewusst“ oder „Dauerausstellung gefällt mir nicht“) waren weniger relevant für die Besucher.

202 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Abbildung 16: Besuchsbarrieren für die Dauerausstellungen (Frage an reine Sonderausstellungsbesucher) (Mehrfachnennungen möglich, in %, Angaben von n=2658) war mir zu viel

51

keine Zeit

27

Dauerausstellung schon bekannt

24

kann ich beim nächsten Mal besuchen

11

kein Interesse am Thema

5

nichts von Dauerausstellung gewusst

3

Dauerausstellung gefällt mir nicht

0,5

Nach Erhebungsorten differenziert ergab sich an den fünf Museen eine ähnliche Reihenfolge der Begründungen. Die Besuchsbarriere „war mir zu viel“ wurde an vier der fünf Museen von den meisten Befragten genannt. Im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle wurde noch etwas häufiger angegeben, dass die Dauerausstellung schon bekannt ist und deswegen nicht erneut besucht wird. Im TECHNOSEUM Mannheim war außerdem die Barriere „keine Zeit“ ähnlich oft ausschlaggebend. Zusammenfassung der Ergebnisse: Forschungsfrage 2. Was macht die besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen für viele Museumsbesucher aus? 2.1 Wie beurteilen Besucher Sonder- und Dauerausstellungen? Warum ist die Publikumsresonanz auf Sonderausstellungen häufig so ausgeprägt? Zu dieser Frage gaben unter anderem die Urteile der Besucher Hinweise. Auch wenn der Vergleich der beiden Formate und der verschiedenen Museen nur eingeschränkt möglich ist, bestätigten sich dabei folgende Anhaltspunkte für Ausstellungserfolge: Insgesamt erfuhren Sonderausstellungen ein noch positiveres Gesamturteil als die Dauerausstellungen. Sie schnitten vor allem in den Bereichen Inhalte und Gestaltung besser ab. Korrespondierend mit ihren Erwartungen stuften Besucher die Sonderausstellungsthemen häufiger als interessant ein, auch gefielen ihnen dort die moderne Gestaltung und der Medieneinsatz besser. Bei Dauerausstellungen wurde im Vergleich öfter die Kindgerechtheit und Atmo-

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 203

sphäre als sehr gut herausgestellt. Dabei gab es aber auch Unterschiede nach Erhebungsorten: Zum Beispiel erhielt die Gestaltung der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle sehr positive Urteile, auch an anderen Häusern gab es besondere, spezifische Stärken der Dauerausstellungen. Eine ermittelte Schwierigkeit von Dauerausstellungen war die räumliche Orientierung: Rund ein Drittel der Besucher fand sich weniger gut in den großen Dauerausstellungen zurecht, deren Übersichtlichkeit ist zu überprüfen. Mit dem Umfang der Ausstellungen war hingegen die große Mehrheit zufrieden. Entgegen einiger Vermutungen in den Experteninterviews bedeutete dies, dass die schon erreichten Besucher den Ausstellungsumfang nicht als „abschreckend“ empfanden. 2.2 Wo liegen Besuchsbarrieren für Dauerausstellungen? Demgegenüber bestätigten sich für Nicht-Besucher diese Vermutungen: Sahen sich Befragte nur die Sonderausstellung an und waren nicht zusätzlich in der Dauerausstellung, begründeten sie dies mehrheitlich mit dem zu großen Umfang oder damit einhergehend mit fehlender Zeit. Dies war an allen Museen der Fall. Auch dass die Dauerausstellung schon bekannt war und zu keinem erneuten Besuch veranlasste, wurde als Grund angeführt. Damit bekräftigten sich Schwierigkeiten von Dauerausstellungen, die auch das Kapitel zum Forschungsstand aufzeigte. 6.2.5.3 Generelle Präferenz für Sonder- oder Dauerausstellungen Frage 19: Besucherpräferenzen für Sonder- oder Dauerausstellungen Die Frage nach einer möglichen allgemeinen Präferenz der Besucher für Sonder- oder Dauerausstellungen stellte einen Untersuchungsschwerpunkt dar. Die Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher und die Unterscheidung der Teilpublika sollten hiermit überprüft werden. Anschließend wurden Begründungen für die Präferenzen offen erfragt, um weiteren Aufschluss über Erfolgsfaktoren und Schwierigkeiten der Ausstellungsformate zu erhalten. Insgesamt 39 % der Befragten sagten aus, dass sie Sonder- und Dauerausstellungen ähnlich häufig besuchen bzw. keinen Unterschied machen. Gefolgt wurde diese Angabe von einem Drittel, die hauptsächlich/etwas häufiger Sonderausstellungen besichtigen. Etwas weniger Befragte (28 %) gaben an, dass sie hauptsächlich/etwas häufiger Dauerausstellungen ansehen.70 Die Anteile waren dem-

70 Bei Gewichtung der Fälle der Phasen mit/ohne Sonderausstellung auf gleiche Anteile, wurden bei der Frage nach Ausstellungspräferenzen kleinere Abweichungen festge-

204 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

nach eher ausgeglichen, es zeigte sich unter den Gesamtbefragten keine mit Abstand dominierende Ausstellungspräferenz (siehe Abbildung 17). Bedenkt man, dass in den vorherigen Kapiteln eine ausgeprägte Publikumsresonanz pro Sonderausstellungen belegt wurde, fiel das Befragungsergebnis mit 33 % Sonderausstellungspräferenzen nicht entsprechend deutlich aus. Ein Grund hierfür war vermutlich, dass die Befragten sich nicht eindeutig positionieren wollten. Da sie in verschiedenen Besuchssituationen unterschiedliche Ausstellungen favorisieren, fiel ihnen eine verallgemeinernde Entscheidung schwer. Hinzu kann kommen – allerdings entgegen der Ergebnisse der Besuchervorgespräche, dass den Auskunftspersonen der Unterschied zwischen Sonder- und Dauerausstellungen nicht präsent genug war, um sich zu entscheiden. Offene Anmerkungen zu den Präferenzen (siehe nächste Frage 19.a) geben hierzu weiteren Aufschluss. Auch bei Gesprächen mit den Verantwortlichen an den untersuchten Museen zur Einschätzung der Ergebnisse nahmen diese an, dass das Ergebnis für Sonderausstellungspräferenzen höher ausfällt. Sie erklärten sich dies auch vor allem mit der verallgemeinernden Frage. Außerdem sind bei dieser Frage deutliche Unterschiede nach Besuchsgrund vorhanden, wie folgend gezeigt wird. Abbildung 17: Allgemeine Präferenz des Publikums für Sonder- oder Dauerausstellungen (in %, Angaben von n=3537) ähnlich häufig/kein Unterschied

39

hauptsächlich Sonderausstellungen

19

etwas häufiger Sonderausstellungen

14

hauptsächlich Dauerausstellungen

15

etwas häufiger Dauerausstellungen

13

33 % Sonderausst.

28 % Dauerausst.

stellt. Für Sonderausstellungspräferenzen (nicht gewichtet 33 %) ergab sich ein etwas niedrigerer Wert von 29 %, für Dauerausstellungen (nicht gewichtet 28 %) ein entsprechend höherer Wert von 32 %. Dieser Unterschied ist als gering einzuschätzen.

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| 205

Differenziert nach aktuellem Besuchsgrund der Auskunftspersonen, ergab sich ein zu erwartender, signifikanter Unterschied zwischen gezielten Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern. Beide Gruppen sagten zwar zu gleich großen Anteilen aus, Sonder- und Dauerausstellungen ähnlich häufig zu besuchen (39 %). Befragte mit Besuchsgrund Sonderausstellung sprachen sich dann aber zu rund der Hälfte (47 %) auch allgemein für Sonderausstellungen aus, nur 14 % von ihnen für eine generelle Dauerausstellungspräferenz. Genau umgekehrt zeigten sich die Anteile bei Befragten, die wegen der Dauerausstellung kamen: Hier nannten 47 % eine Vorliebe für Dauerausstellungen und 14 % für Sonderausstellungen. Die in den vorherigen Kapiteln aufgezeigten Unterschiede zwischen Befragten mit aktuellem Besuchsgrund Sonder- bzw. Dauerausstellung werden untermauert durch die Zusammenhangsanalysen zu diesen generellen Ausstellungspräferenzen. Der Besuchsgrund und die generelle Präferenz korrelierten stark miteinander: Kamen Besucher am Befragungstag wegen einer Sonderausstellung, bevorzugten sie auch im Allgemeinen mehrheitlich Sonderausstellungen. Dies wird im Folgenden durch eine kurze Darstellung der Zusammenhänge mit Angaben zur generellen Ausstellungspräferenz belegt. Soziodemografische und geografische Merkmale: Etwas mehr Frauen als Männer gaben an, im Allgemeinen häufiger Sonderausstellungen zu besuchen (36 % der Frauen im Vergleich zu 31 % der Männer). Bei Männern war dafür die Dauerausstellungspräferenz ausgeprägter (31 % zu 24 %). Nach Altersgruppen zeigte sich, dass ältere Befragte ab 50 Jahren öfter Sonderausstellungen ansehen. (Diese Nennungen lagen im Alter ab 50 Jahren um 40 %, während sie bei Jüngeren zwischen 26 % und 30 % ausmachten.) Auskunftspersonen unter 50 Jahren bevorzugten etwas häufiger Dauerausstellungen. Weiterhin gaben Akademiker am häufigsten eine Sonderausstellungspräferenz an (38 %). (Bei Befragten mit Abitur machte dieser Anteil noch 32 % aus, mit Haupt-/Realschulabschluss 28 %.) Haupt-/Realschulabsolventen favorisierten eher Dauerausstellungen. Nach Wohnort der Befragten fielen die Unterschiede nicht so deutlich aus. Es bestand die Tendenz, dass Besucher aus dem Umkreis allgemein häufiger Dauerausstellungen präferieren als die aus weiterer Entfernung. Allgemeine Museumsaffinität: Zwischen beliebten Museumsarten unterschied sich das Ergebnis deutlich: Hauptsächlich/häufiger Sonderausstellungen besuchten Auskunftspersonen, die am liebsten die Museumsarten Kulturgeschichte (38 %) und Kunst (43 %) ansehen. Bei Naturkunde- und Technikmuseumsliebhabern machte dieser Anteil noch je 24 % aus. In dieser Gruppe wurden Dauerausstellungen häufiger bevorzugt (37 % Naturkunde-, 39 %

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Technikmuseen). Durch Museumsarten bedingte Unterschiede, die sich an vielen Stellen der Untersuchung zeigten, werden hiermit untermauert. Entscheidungsfaktoren für Besuche: Unterschied man Erst- und Wiederholungsbesucher der Museen, wurde auch bei dieser Frage deutlich, wie wichtig Sonderausstellungen als erneuter Besuchsanreiz sind. Wiederholungsbesucher gaben auch generell an, mehr in Sonderausstellungen zu gehen (36 % der Befragten mit mehr als vier Aufenthalten). Unter Erstbesuchern waren dies noch 30 %, sie favorisierten ähnlich oft auch Dauerausstellungen. Nach dem Zeitpunkt für den Besuchsentschluss gefragt, bestand hier ebenfalls ein signifikanter Unterschied: Befragte, die sich vor längerer Zeit für den Museumsbesuch entschieden, nannten häufiger eine allgemeine Sonderausstellungspräferenz (40 %) als kurzfristig aktivierte Besucher (26 %). Verhaltensweisen der Besucher: Auch nach der Begleitung beim Besuch wichen die angegebenen Ausstellungspräferenzen ab: Befragte Paare besuchten allgemein häufiger Sonderausstellungen (40 %), ebenso wie unbegleitete Besucher (38 %). Dafür bestätigte sich die wichtige Rolle von Dauerausstellungen für Familienbesuche. Besucher in Begleitung von Eltern/Kindern nannten zu 38 % eine Dauerausstellungspräferenz, in Begleitung sonstiger Familienangehöriger zu 33 %. Besuchsmotive: Die Korrelation zwischen Besuchsmotiven und Ausstellungspräferenzen wurde ebenfalls belegt. Sonderausstellungen wurden häufiger von Befragten favorisiert, die aus kognitiven Motiven in die Museen kamen (Interesse für bestimmtes Thema 42 % und Wissen erweitern/Kenntnisse vertiefen 34 %). Dauerausstellungspräferenzen nannten dafür mehr Personen, die wegen Unterhaltung/Spaß (39 %) und gemeinsamer Unternehmungen (34 %) den Besuch tätigten. Nach Erhebungsorten differenziert wurden vor allem Unterschiede zwischen den Museen verschiedener Arten deutlich: Unter Besuchern der drei historischen/archäologischen Museen überwog die Sonderausstellungspräferenz (40 %), neben der Vorliebe für beide Ausstellungsarten (43 %). Besonders im Publikum des Historischen Museums der Pfalz Speyer war diese ausgeprägt. Naturkunde- und Technikmuseumsbesucher waren hingegen deutlich öfter allgemeine Dauerausstellungsgänger (41 %), 35 % bevorzugten beide Ausstellungsformen. Vor allem Befragte im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart gaben insgesamt häufiger Dauerausstellungen als favorisiert an.

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 207

In einem weiteren Analyseschritt wurden die Besucherantworten zur generellen Ausstellungspräferenz, dem aktuellen Besuchsgrund Sonder-/Dauerausstellung sowie den besuchten Ausstellungen kombiniert. Dies ergab zwölf Kombinationen der drei Fragen: Abbildung 18 veranschaulicht die acht aussagekräftigsten Kombinationen. Die übrigen werden daraufhin in Abbildung 19 dargestellt. Am häufigsten waren unter den Befragten „ausschließliche“ Sonderausstellungsbesucher (19 %). Das heißt diese präferierten generell Sonderausstellungen, kamen auch aktuell wegen der Sonderausstellung und besichtigten nur diese. Vor allem an den untersuchten historischen/archäologischen Museen in Speyer und Magdeburg stellten sie das Publikum (27 % im Vergleich zu 10 % an den Naturkunde-/Technikmuseen). Die Dominanz von Sonderausstellungen wird hiermit untermauert. An zweiter Stelle standen „ausschließliche“ Dauerausstellungsbesucher (15 %). Im Gegensatz zu Sonderausstellungsbesuchern fanden sie sich mehrheitlich in den Naturkunde-/Technikmuseen (27 % im Vergleich zu 7 %). Diese Gruppe war, wie zu erwarten, vor allem in der Befragungsphase ohne Sonderausstellung anzutreffen, in der Zeit mit Sonderausstellungen machten sie nur 3 % aus. Die Unterschiede nach Befragungsphasen werden ebenfalls in Abbildung 18 aufgeführt. Ähnlich häufig waren gezielte Besucher der Sonderausstellungen, die generell beide Ausstellungsformen favorisierten (14 %) sowie gezielte Dauerausstellungsbesucher mit einer Präferenz für beide Ausstellungsformen (13 %). Die Dauerausstellungsbesucher fanden sich wiederum vor allem in der Zeit ohne Sonderausstellung im Publikum, sie stellten während Sonderausstellungen nur 1 %. Für beide zeigte sich ebenfalls die oben erläuterte Korrelation nach Museumsarten. Gefolgt wurden diese Kombinationen von Parallelbesuchern, die ausgehend von der Sonderausstellung auch die Dauerausstellung ansahen. 11 % mit einer generellen Präferenz für beide Ausstellungen sowie 9 % mit Sonderausstellungspräferenz zählten hierzu. Vor allem am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle waren diese Befragten anzutreffen. Es wurde bereits erläutert, dass dort oft Besuche beider Ausstellungen erfolgten. Weniger häufig waren Besucher vertreten, die neben der Dauerausstellung zusätzlich die Sonderausstellung ansahen: 3 % solcher Parallelbesucher mit einer generellen Dauerausstellungspräferenz, 2 % mit einer Präferenz für beide Ausstellungen wurden ermittelt. Parallelbesuche fanden demzufolge mehrheitlich von Sonderausstellungen ausgehend statt.

208 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Abbildung 18: Kombinationen der Angaben zu allgemeiner Ausstellungspräferenz (Frage 19), Besuchsgrund Ausstellung (Frage 6.a), besuchten Ausstellung (Frage 6) nach Befragungsphasen unterschieden (in %, n=absolute Nennungen; Angaben von n=3299) allg. Sonderausstellungen - Sonderausst. Grund - Sonderausst. besucht (n=644)

19 0

allg. Dauerausstellungen - Dauerausst. Grund - Dauerausst. besucht (n=509) allg. beide Ausstellungen - Sonderausst. Grund - Sonderausst. besucht (n=448) allg. beide Ausstellungen - Dauerausst. Grund - Dauerausst. besucht (n=416) allg. beide Ausstellungen - Sonderausst. Grund - beide besucht (n=350) allg. Sonderausstellungen - Sonderausst. Grund - beide besucht (n=303) allg. Dauerausstellungen - Dauerausst. Grund - beide besucht (n=90) allg. beide Ausstellungen - Dauerausst. Grund - beide besucht (n=70)

15

3

45 14

0

40 11

0 9 0

0

19

13

1

0

28

3 4 2 3

15

13 Gesamt Befragungsphase mit Sonderausstellung Befragungsphase ohne Sonderausstellung

Zu kleineren Anteilen waren „Ausnahmebesucher“, das heißt Besucher mit wechselnden Präferenzen, im Publikum vertreten. Bei diesen widersprach der aktuelle Besuchsgrund der allgemeinen Ausstellungspräferenz (siehe Abbildung 19): 5 % bevorzugten allgemein Sonderausstellungen, sahen sich am Befragungstag aber gezielt eine Dauerausstellung an. Bei ebenso vielen war dies umgekehrt der Fall. Noch 4 % favorisierten generell Dauerausstellungen, besichtigten beide Ausstellungen und kamen aber wegen einer Sonderausstellung. Bei 0,7 % zeigte sich dies umgekehrt. Insgesamt machten diese „Ausnahmebesucher“ 15 % der Befragten aus.

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 209

Abbildung 19: „Ausnahmebesucher“ bei Kombinationen der Angaben zu allgemeiner Ausstellungspräferenz (Frage 19), Besuchsgrund Ausstellung (Frage 6.a), besuchten Ausstellung (Frage 6) nach Befragungsphasen unterschieden (in %, n=absolute Nennungen) allg. Sonderausstellungen Dauerausst. Grund - Dauerausst. besucht (n=154) allg. Dauerausstellungen Sonderausst. Grund - Sonderausst. besucht (n=151) allg. Dauerausstellungen Sonderausst. Grund - beide besucht (n=140) allg. Sonderausstellungen Dauerausst. Grund - beide besucht (n=24)

5

0,5

15 5

7

0 4 0

0

0,7 1

6

Gesamt Befragungsphase mit Sonderausst. Befragungsphase ohne Sonderausst.

In einem folgenden Analyseschritt wird eine Besuchertypologie entwickelt. Die Grundlage hierfür bildet diese Kombination der Fragen zur Einordnung als Sonder- oder Dauerausstellungsbesucher (vgl. Kapitel 7.1). Frage 19.a: Begründungen für Ausstellungspräferenzen Offene Begründungen der Befragten zu ihren Ausstellungspräferenzen lieferten vertiefende Informationen zu den Aussagen. Die offenen Antworten wurden Kategorien zugeordnet und ausgezählt. Dass die Befragten Sonder- und Dauerausstellungen ähnlich oft besuchen bzw. keinen Unterschied machen, wurde insgesamt am häufigsten angegeben (39 %). Der Hauptgrund hierfür war, dass Besuche aus Interesse am Thema unternommen werden – unabhängig vom Ausstellungsformat. 63 % der offenen Begründungen (294 Personen) bezogen sich hierauf, wie Tabelle 13 zeigt. Beispielaussagen hierzu waren: „Ich besuche eben, was mich interessiert.“ oder „Das kommt auf das Thema an und nicht auf die Ausstellungsart.“ Außerdem wurde die Präferenz beider Ausstellungen damit erklärt, dass Ausstellungen nach dem gebotenen Wissen ausgewählt werden (11 %): „Erweiterung des Wissens“, „Auffrischung“ oder „Allgemeinbildung“. Auch dass ihre Besuchsentscheidungen nach Rahmenbedingungen unterschiedlich sind, führten 8 % explizit an. Sie besuchen zum Beispiel auf Reisen oder je nach Begleitung andere Ausstellungen: „Im Urlaub fast immer Dauerausstellungen, spezielle Sonderausstellungen eher zu Hause.“, „Besuche von Ver-

210 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

wandten“ oder „je nach Interesse der Kinder“. Weiterhin sagten 7 % aus, dass sie nicht gezielt in Museen gehen und sich daher vorab nicht über die Ausstellungen informieren („Es muss halt grad passen. Was mache ich heute? Gehe ich wieder ins Museum?“). Vergleicht man diese Begründungen für die Präferenz beider Ausstellungen mit denen für Sonder- oder Dauerausstellungen in den folgenden Tabellen, war an dieser Stelle der Besuch nach Themeninteresse unabhängig vom Ausstellungsformat besonders ausschlaggebend. Auch die Nennungen Wissenserweiterung und nicht gezielte Besuche waren am häufigsten. Tabelle 13: Häufigste Gründe für Ausstellungspräferenz Dauer- und Sonderausstellungen ähnlich häufig/mache keinen Unterschied Dauer- und Sonderausstellungen ähnlich häufig

n

in %

Interessant/Themeninteresse

294

63 %

Wissenserweiterung/lehrreich

51

11 %

Abhängig vom Besuchsrahmen (u.a. Urlaub, Begleitung)

36

8%

Keine gezielten Besuche

32

7%

Aktuell/neu/Dauerausstellung bekannt

31

7%

Zeitfrage/Sonderausstellung temporär

14

3%

Besonderheit/besondere Exponate

6

1%

Bewerbung/Information

2

0,4 %

Eingegrenztes Thema

-

-

466

100 %

Gesamt

Befragte die hauptsächlich/häufiger Sonderausstellungen besuchen, begründeten dies mehrheitlich damit (Tabelle 14), dass sie die Themen von Sonderausstellungen interessanter finden (28 % der Nennungen, 211 Personen): „Sonderausstellungen sind für meinen Geschmack interessanter.“ oder „Die ausgewählten Themen sind meistens besonders interessant.“. An mehreren Stellen der Ergebnisauswertung zeigte sich bereits der Erfolgsfaktor des Ausstellungsthemas für Sonderausstellungen. Ähnlich viele Nennungen (26 %) bezogen sich darauf, dass Sonderausstellungen aktuelle und neue Themen behandeln, während Dauerausstellungsinhalte häufig schon bekannt sind: „Sonderausstellungen bringen neue oder nicht bekannte Objekte und Befunde.“, „Dauerausstellungen der regionalen

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 211

Museen kenne ich schon lange.“ oder „Bei Dauerausstellungen ist es immer dasselbe.“. Weiterhin wurde die Vorliebe damit erklärt, dass Sonderausstellungen nur vorübergehend innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu sehen sind (11 %): „Sonderausstellungen sind zeitlich befristet und somit vergänglich, daher schnell zugreifen.“, „weil die besonders selten sind“, „Einen Besuch der Dauerausstellung kann man immer später machen, aber die Sonderausstellung ist nur für kurze Zeit.“ oder „Man nimmt sich den Besuch dann wirklich vor.“. Sonderausstellungen stellten durch diese Befristung auch etwas Besonderes dar (9 %): „Habe das Gefühl, etwas Besonderes zu sehen.“, „begrenzte Möglichkeit besondere Objekte zu sehen“ oder „Man kann direkt vor Ort bedeutende Kunstwerke aus anderen Ländern/Städten sehen, ohne selbst hinzufahren.“. Außerdem bestätigte sich die Eingrenzung des Themas als Stärke von Sonderausstellungen (10 %): „Darstellung zu einem Aspekt in großem Umfang und in Details“, „Konzentration auf das Wesentliche“ oder „Ein zusammenhängendes Thema ist einprägsamer, Dauerausstellungen zeigen von vielen Themen nur jeweils Bruchteile.“. Auch die häufiger wahrgenommene Werbung und Information zu Sonderausstellungen war ein Aspekt (8 %): „Durch Werbung für Sonderausstellungen bekomme ich erst Anreize, das Museum zu besuchen.“. Diese Begründungen untermauerten zahlreiche analysierte Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen (Themenwahl, Aktualität/Neuheit, Vergänglichkeit, Besonderheit, thematische Eingrenzung, Bewerbung). Nicht bestätigt wurde durch die Besucherbefragung der Aspekt des Dabeiseins/der Zugehörigkeit. Die Befragten führten diesen nicht explizit als Besuchsmotiv oder als Begründung für Sonderausstellungspräferenzen an. Im Vergleich zu den Begründungen für Dauerausstellungspräferenzen bzw. für beide Formate, war für Sonderausstellungen deren Aktualität/Neuheit besonders ausschlaggebend. Außerdem bevorzugten hier zahlreiche Befragte das eingegrenzte Ausstellungsthema und den Aspekt des Besonderen.

212 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Tabelle 14: Häufigste Gründe für Ausstellungspräferenz hauptsächlich/häufiger Sonderausstellungen Hauptsächlich/häufiger Sonderausstellungen

n

in %

Interessant/Themeninteresse

211

28 %

Aktuell/neu/Dauerausstellung bekannt

198

26 %

Zeitfrage/Sonderausstellung temporär

82

11 %

Eingegrenztes Thema

78

10 %

Besonderheit/besondere Exponate

70

9%

Bewerbung/Information

62

8%

Wissenserweiterung/lehrreich

28

4%

Abhängig vom Besuchsrahmen (u.a. Urlaub, Begleitung)

28

4%

Keine gezielten Besuche

5

0,5 %

762

100 %

Gesamt

Die generelle Präferenz für Dauerausstellungen wurde von den Auskunftspersonen demgegenüber wie folgt begründet (siehe Tabelle 15): 25 % der Nennungen (78 Personen) bezogen sich darauf, dass Dauerausstellungen interessantere Themen behandeln: „Sonderausstellungen haben oft Themen, die mich einfach nicht interessieren.“, „Teilweise sind die Sonderausstellungen zu speziell und dann ist für mich das Thema uninteressant.“ oder „Man ist nicht an ein Thema gebunden, man wird nicht von wechselnden Themen überrascht.“. Zum Aspekt der Ausstellungsthemen waren demnach ambivalente Ansichten unter den Befragten vorhanden. Ähnlich viele Befragte sagten aus, dass sie unter bestimmten Bedingungen, wie im Urlaub oder mit Begleitpersonen, lieber Dauerausstellungen ansehen (21 %): „Wir reisen viel und gehen dann eher in die Dauerausstellungen.“ oder „Wir machen Schulausflüge zu verschiedenen Museen“. Auch konnten einige Befragte Dauerausstellungsbesuche leichter ermöglichen, da sie nicht in einem vorgegebenen Zeitraum stattfinden müssen (18 %). Das für Sonderausstellungen angeführte Argument der Vergänglichkeit wurde demnach auch gegenteilig gesehen: „Der Zeitrahmen von Sonderausstellungen ist oft zu kurz und passt oft nicht zu meiner Planung.“, „Sonderausstellungen verpasse ich meistens.“ oder „bessere Planbarkeit von Dauerausstellungen“. Weitere Begründungen waren, dass Museen nicht gezielt besucht werden und daher eher Dauerausstellungen angesehen werden (10 %) und entsprechend

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 213

auch, dass über Dauerausstellungen mehr Informationen vorhanden sind (9 %): „Zeit und Ort von Dauerausstellungen sind einfacher zu ermitteln.“ oder „Oft sind mir Sonderausstellungen nicht bekannt.“. Auch dass in Dauerausstellungen etwas hinzugelernt werden kann, war eine Begründung (7 %): „Wunsch nach Gesamtüberblick“, „Dauerausstellungen sind oft besser, sie haben sich ja auch schon bewährt.“ oder „Dauerausstellungen stecken tiefer und länger im Thema und sind demnach detailreicher.“. Für Dauerausstellungspräferenzen wurde entsprechend häufiger mit dem Rahmen des Besuchs und dem Zeitaspekt argumentiert. Auch dass Museumsbesuche nicht gezielt erfolgen, wurde hier vergleichsweise oft angeführt. Tabelle 15: Häufigste Gründe für Ausstellungspräferenz hauptsächlich/häufiger Dauerausstellungen Hauptsächlich/häufiger Dauerausstellungen

n

in %

Interessant/Themeninteresse

78

25 %

Abhängig vom Besuchsrahmen (u.a. Urlaub, Begleitung)

67

21 %

Zeitfrage/Sonderausstellung temporär

55

18 %

Keine gezielten Besuche

31

10 %

Bewerbung/Information

27

9%

Wissenserweiterung/lehrreich

22

7%

Besonderheit/besondere Exponate

16

5%

Aktuell/neu/Dauerausstellung bekannt

14

5%

Eingegrenztes Thema

4

0,5 %

314

100 %

Gesamt

6.2.5.4 Bedingungen für Wiederholungsbesuche in Museen Frage 20: Allgemeine Anreize für erneute Museumsbesuche Schließlich wurde die Rolle von Sonder- und Dauerausstellungen, wie auch weiteren Angeboten, für Wiederholungsbesuche von Museen im Allgemeinen ermittelt (siehe Abbildung 20). Dabei sagte die Mehrheit der Besucher aus, vor allem wegen Sonderausstellungen erneute Museumsbesuche zu tätigen (72 %). Dies belegt die hohe Bedeutung von Sonderausstellungen als Besuchsanstoß. Bevorzugten die Befragten generell Sonderausstellungen, nannten sie diesen Anreiz noch häufiger (82 %).

214 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

An zweiter Stelle gaben die Auskunftspersonen an, dass sie Museen wiederholt wegen neu erworbener Exponate besuchen (45 %). Diese Nennung wurde öfter von Auskunftspersonen mit einer Präferenz für Dauerausstellungen (47 %) sowie für beide Ausstellungsformate (49 %) gemacht. Gefolgt wurde dies vom Anreiz wechselnder Aspekte in der Dauerausstellung (37 %). 71 Dieser spielte, wie zu erwarten, bei einer generellen Präferenz für Dauerausstellungen ebenfalls die größere Rolle (41 %). Ein Viertel der Befragten sprach sich für Veranstaltungen als Besuchsanlass aus, was neben den voranstehenden Gründen ebenfalls in den Experteninterviews als erfolgreiche Strategie genannt wurde (vgl. Abschnitt 6.1.4). Medienberichte über das Museum, preisliche Vergünstigungen sowie Präsentationen eines ‚Objekt des Monats‘ hatten einen weniger großen Stellenwert für einen wiederholten Besuch. Abbildung 20: Allgemeine Anreize für erneute Museumsbesuche des Publikums (Mehrfachnennungen möglich) (in %, Angaben von n=3506) Sonderausstellung

72

neu erworbene Exponate

45

wechselnde Aspekte in der Dauerausst.

37

Veranstaltung

24

Medienberichte über das Museum

15

preisliche Vergünstigung

14

Präsentation eines 'Objekt des Monats'

9

sonstige Anreize

8

Sonstige, offen genannte Wiederholungsbesuchsanreize stammten von 8 % der Auskunftspersonen. Am häufigsten bezogen sich diese auf die Möglichkeit der Vertiefung/Auffrischung des Wissens bei einem erneuten Besuch (32 % der Nennungen, 78 Personen). Außerdem waren Besuchsanlässe, der Begleitung das Museum zu zeigen (44 Nennungen) oder bestimmte Exponate zu sehen (38 Nennungen). Auch dass beim ersten Besuch nicht alles gesehen wurde, war eine

71 In einer Besucherbefragung zu Wiederbesuchsgründen an Museen wurde eine abwechslungsreiche Dauerausstellung ebenfalls unter den fünf häufigsten Gründen genannt, eine abwechslungsreiche und einzigartige Sonderausstellung war noch etwas wichtiger (vgl. Laukner 2008: 270).

E RGEBNISSE DER U NTERSUCHUNG

| 215

Möglichkeit (28 Nennungen). Bei diesen Angaben waren kaum Unterschiede zwischen den Befragungszeiten mit und ohne Sonderausstellung festzustellen. Nach Besuchsgrund differenziert war ein signifikanter Unterschied vorhanden: Sonderausstellungen wurden häufiger als Besuchsanreiz von Befragten angegeben, die auch aktuell wegen einer solchen im Museum waren (78 % im Vergleich zu 63 % mit Besuchsgrund Dauerausstellung). Die übrigen Aspekte führten die Auskunftspersonen ähnlich häufig an. Nach Erhebungsorten differenziert ergab sich an allen Erhebungsorten die gleiche Reihenfolge der Besuchsanreize. Bemerkenswerte Unterschiede zeigten sich insofern, dass neu erworbene Exponate besonders an den drei historischen/archäologischen Museen genannt wurden, an den Technik- und Naturkundemuseen hatten diese etwas weniger Bedeutung. Zusammenfassung der Ergebnisse: Forschungsfrage 2.3 Haben Museumsbesucher eine generelle Präferenz für Sonder- oder Dauerausstellungen? Ob auch eine generelle Präferenz für die jeweiligen Ausstellungen besteht, war ein Untersuchungsschwerpunkt – ergänzend zu Unterschieden am aktuellen Besichtigungstag zwischen gezielten Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern. Die Frage ergab größere Anteile von Besuchern, die generell lieber Sonderausstellungen ansehen (33 %), etwas weniger Befragte favorisierten Dauerausstellungen (28 %). Die meisten gaben allerdings an, beide Formate ähnlich häufig zu besuchen oder keinen Unterschied zu machen (39 %). Diese Befragten entschieden sich je nach Besuchssituation und Rahmenbedingungen oder je nach Themeninteresse für die Besichtigung einer Ausstellung, unabhängig vom Ausstellungsformat. Es ergab sich aus den Besucheraussagen demnach keine dominierende Ausstellungspräferenz, entgegen der in den voranstehenden Kapiteln belegten hohen Publikumsresonanz pro Sonderausstellungen. Betrachtete man die Angaben jedoch jeweils unterschieden nach dem aktuellen Besuchsgrund, zeigten sich die Vorlieben eindeutiger: So gab die Hälfte der gezielten Sonderausstellungsbesucher an, Sonderausstellungen auch generell zu bevorzugen. Gründe dafür waren auch hier, dass deren Themen überschaubarer und interessanter eingeschätzt wurden. Auch dass sie nur in einem bestimmten Zeitraum zu sehen sind und dadurch etwas Besonderes darstellen, wurde angeführt. Personen, die wiederum gezielt Dauerausstellungen besuchten, präferierten öfter auch generell diese Ausstellungsform. Ebenfalls die Hälfte machte

216 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

diese Aussage. Das interessantere Thema war auch hier die häufigste Begründung. Demzufolge wurde das Thema der Ausstellungen unterschiedlich gesehen: Es sprachen sich sowohl Dauerausstellungsliebhaber für interessantere Themen bei Dauerausstellungen aus, wie auch Sonderausstellungspräferenzen hiermit begründet wurden. Weiterhin wurde angegeben, dass Dauerausstellungen unter bestimmten Bedingungen, wie auf Reisen, lieber angesehen werden oder aufgrund des fehlenden Ablaufdatums leichter und mit weniger Planungsaufwand zu besuchen sind. Angaben zur Ausstellung als aktueller Besuchsgrund und zur allgemeinen Präferenz korrelierten demnach stark miteinander: Die Befragten wiesen häufig die jeweils gleichen Merkmale, Verhaltensweisen und Motive auf. Kombinationen der Antworten zu Besuchsgrund, Ausstellungspräferenz sowie besuchten Ausstellungen bestätigten dies ebenfalls. Mittels der Zusammenfassungen konnten zudem Besucher identifiziert werden, die unterschiedliche Ausstellungen als Besuchsgrund und generelle Präferenz nannten und demzufolge in der weiteren Auswertung nicht eindeutig als Sonder- oder Dauerausstellungsbesucher eingeordnet werden konnten. Diese Kombinationen bildeten die Basis für die folgende Entwicklung einer Besuchertypologie, welche die jeweiligen Ausstellungsbesucher präzise klassifiziert. Forschungsfrage 2.4 Unter welchen Bedingungen würden Wiederholungsbesuche in Museen stattfinden und welche Rolle spielen Sonder- und Dauerausstellungen für wiederholte Besuche? Schließlich wurden die Besucher gefragt, aus welchen Gründen sie wiederholt in Museen kommen. Die Antworten unterstrichen Sonderausstellungen als wichtigste Wiederholungsbesuchsanreize. Eine deutliche Mehrheit sagte dies aus. Zahlreich wurden auch neu erworbene Exponate und wechselnde Aspekte in Dauerausstellungen als Anlässe angeführt. Für Dauerausstellungsbesucher waren diese wichtiger als für Sonderausstellungsbesucher, hier besteht demnach ein Potenzial, um Besichtigungen von Dauerausstellungen anzuregen. Kapitel 7.2 zu Handlungsempfehlungen für Museen geht auf diesen Aspekt ausführlich ein.

7. Typologie von Ausstellungsbesuchern und Handlungsempfehlungen für Museen

7.1 T YPOLOGIE VON S ONDER - UND D AUERAUSSTELLUNGSBESUCHERN Das folgende abschließende Kapitel fasst die Untersuchungsresultate zusammen, indem auf ihrer Grundlage Typen von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern entwickelt werden. Es wird erläutert, wie bei der Typenbildung vorgegangen wurde und wie die Besuchertypen zu beschreiben sind. Ziel ist, die Unterschiede im Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen zu verdeutlichen und die Teilpublika weiter zu differenzieren. Hiervon ausgehend werden strategische Handlungsempfehlungen für Museen entworfen. 7.1.1 Vorgehen bei der Typenbildung Aus der umfassenden Analyse der Befragungsresultate ergaben sich die Variablen zur Typisierung der Besucher. Eine Typologie wird definiert als Ergebnis eines Gruppierungsprozesses, bei dem die befragten Besucher in Gruppen eingeteilt werden, die jeweils durch eine oder mehrere bestimmte gemeinsame Ausprägungen von Merkmalen und Eigenschaften gekennzeichnet sind. Die entwickelten Gruppen werden auch als Typen bezeichnet (vgl. Kluge 1999: 26 f., Kelle/Kluge 2010: 85, Schmidt-Hertha/Tippelt 2011: 23). Die Typenbildung diente vorliegend dazu, die Befragungsergebnisse zu strukturieren und Gemeinsamkeiten bzw. Differenzen zwischen Besuchergruppen sichtbar zu machen. Die Besuchertypen wurden empiriegeleitet auf der Grundlage des vorliegenden Datenmaterials definiert (vgl. Kuckartz 2006: 4052 ff.). Anhand der gewählten

218 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG?

Variablen erfolgte die Gruppierung der Datensätze und mittels Kreuztabellierung die Überprüfung auf signifikante Unterschiede der Gruppenmerkmale.1 Die verwendeten Variablen zur Typisierung der Besucher waren die Einordnungen als Sonder- oder Dauerausstellungsbesucher sowie die Besuchsmotive, was folgend begründet wird. Im vorherigen Kapitel 6.2 wurden – Bezug nehmend auf die Forschungsthese – alle erhobenen Variablen für Sonder- und Dauerausstellungsbesucher verglichen. Die Besucher wurden unterschieden nach: Ausstellung als aktueller Grund des Besuchs sowie den dabei besuchten Ausstellungen. Zudem wurden die Differenzen zwischen Sonder- und Dauerausstellungspublika anhand der Frage nach ihren generellen Ausstellungspräferenzen überprüft und bestätigt. Aus der Kombination der Antworten auf diese drei Fragen (Ausstellung als aktueller Besuchsgrund, besuchte Ausstellungen, generelle Ausstellungspräferenz) resultierten zwölf Kombinationen (siehe Ergebnisse in Kapitel 6.2.5). Diese ermöglichten die Auskunftspersonen als Sonder- und Dauerausstellungsbesucher, sowohl am Befragungstag als auch in ihrem allgemeinen Verhalten, zu charakterisieren. Um sie bei der Typenbildung präzise als jeweilige Teilpublika einzuordnen, wurden die Kombinationsmöglichkeiten weiter untersucht. Die Analyse signifikanter Unterschiede im Antwortverhalten zwischen diesen zwölf Gruppen ergab, dass Befragte mit einer generellen Präferenz für beide Ausstellungen große Ähnlichkeiten zu Befragten mit dem jeweils gleichen aktuellen Besuchsgrund aufwiesen. Daher wurde die Variable Sonder- oder Dauerausstellung als aktueller Besuchsgrund als entscheidend für die Charakterisierung angesehen und die Befragten hiernach zugeordnet. Das heißt Besucher mit einer generellen Präferenz für Sonder- und Dauerausstellungen, die wegen einer Sonderausstellung in das Museum kamen, wurden mit gezielten Sonderausstellungsgängern zusammengefasst, die auch allgemein Sonderausstellungen präferierten. Ebenso wurde bei Besuchern mit Dauerausstellungspräferenzen verfahren (siehe Abbildung 21). In der Typologie nicht berücksichtigt wurden dabei Besucher mit wechselnden Präferenzen („Ausnahmebesucher“) (n=469, 15 %), bei welchen sich die generelle Ausstellungspräferenz und der aktuelle Besuchsgrund widersprachen. Dies waren demnach Befragte mit einer allgemeinen Sonderausstellungspräferenz, die aber aktuell wegen der Dauerausstellung kamen (5,7 %) sowie 1

Die Analyse der Gruppenunterschiede erfolgte über Signifikanztests mit dem Wert Chi-Quadrat nach Pearson (vgl. Diehl/Staufenbiehl 2002: 193 ff., Atteslander 2003: 318 ff.). Dieses Verfahren erschien aufgrund des Skalenniveaus der vorliegenden Daten geeigneter als beispielsweise die Durchführung einer Cluster- oder Diskriminanzanalyse (vgl. Backhaus et al. 2000).

T YPOLOGIE UND H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

| 219

Personen mit einer allgemeinen Dauerausstellungspräferenz, aber dem aktuellen Besuchsgrund Sonderausstellung (9 %). So konnte sichergestellt werden, dass die Zuordnung durch den Besuchsgrund eindeutig ausfiel. Diese Zusammenfassung ergab 1745 Befragte als Sonderausstellungs- (62 %) und 1085 als Dauerausstellungsbesucher (38 %). Abbildung 21: Zusammenfassung zu Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern aufgrund der Angaben zu allgemeiner Ausstellungspräferenz, Besuchsgrund Ausstellung, besuchter Ausstellung (Angaben von n=3299; in %, n=absolute Zahlen) allg./Grund Sonderausstellung Sonderausst. besucht (n=644)

19

allg./Grund Dauerausstellung Dauerausst. besucht (n=509)

15

allg. beide/Sonderausstellung Grund Sonderausst. besucht (n=448)

14

allg. beide/Dauerausstellung Grund Dauerausst. besucht (n=416)

13

allg. beide/Sonderausstellung Grund beide besucht (n=350)

11

allg./Grund Sonderausstellung - beide besucht (n=303)

9

allg. Sonderausstellung - Dauerausst. Grund - Dauerausst. besucht (n=154)

5

allg. Dauerausstellung - Sonderausst. Grund - Sonderausst. besucht (n=151)

5

allg. Dauerausstellung - Sonderausst. Grund - beide besucht (n=140)

4

allg./Grund Dauerausstellung - beide besucht (n=90)

3

allg. beide/Dauerausstellung Grund beide besucht (n=70)

2

allg. Sonderausstellung - Dauerausst. Grund - beide besucht (n=24)

0,7

Sonderausstellungsallg./Grund besucher Sonderausstellung Sonderausst. besucht (n=644) Dauerausstellungsallg./Grund besucher Dauerausstellung Dauerausst. besucht (n=509) „Ausnahmeallg. Sonderausstellung besucher“ Grund Dauerausst. Dauerausst. besucht (n=154)

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Um Sonder- und Dauerausstellungsbesucher zu typisieren, wurden weiter ihre Besuchsmotive als bestimmende Variablen zugrunde gelegt. Bei den ermittelten Motiven zeigten sich hochsignifikante Abweichungen zwischen den Teilpublika (siehe Ergebnisse in Abschnitt 6.2.4). Zudem ergaben sich zahlreiche Korrelationen zwischen Motiven und anderen untersuchten Besuchermerkmalen. Die Besuchsgründe hingen demnach mit Strukturmerkmalen des Publikums und weiteren Eigenschaften zusammen. Auch in anderen Studien sind Motive von Museumsbesuchern die Variablen, die für die Entwicklung von Typologien verwendet werden (siehe Forschungsstand Kapitel 4.3 und 4.4). Erfragt wurden die Motive des Ausstellungspublikums in vorliegender Studie über acht Antwortmöglichkeiten, von welchen mehrere genannt werden konnten (vgl. Kapitel 5.4.1 Fragebogen). Je zwei der acht Gründe waren einer Motivgruppe zugeordnet (objektbezogene, kognitive, introspektive, soziale Motivgruppen). Für die Einteilung in Besuchertypen wurde im Folgenden jeweils dasjenige Motiv pro Gruppe verwendet, bei dem sich hochsignifikante Abweichungen zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern zeigten und das somit die Besucher prägnant unterschied.2 Da Museumsbesuchen meist nicht nur ein Motiv zugrunde liegt (siehe Forschungsstand Kapitel 4.3), wurden je zwei Motive miteinander kombiniert. Einbezogen wurden daher: Kognitive/objektbezogene Motive (häufiger bei Sonderausstellungsbesuchern): • Interesse für bestimmtes Thema (gesamt 48 % der Nennungen) • seltene Objekte sehen (gesamt 29 % der Nennungen) Soziale/introspektive Motive (häufiger bei Dauerausstellungsbesuchern): • gemeinsame Unternehmung (gesamt 42 % der Nennungen) • Unterhaltung/Spaß (gesamt 19 % der Nennungen) Die kognitiven/objektbezogenen Besuchsmotive gaben 2291 Befragte an und die sozialen/introspektiven Motive 1816 Befragte. Für die Besuchertypologie wurden Überlappungen der Motivnennungen vermieden, damit die Zuordnung 2

Nicht in die Einteilung einbezogen wurden folgende Motive: Wissen erweitern/Kenntnisse vertiefen (kognitiv), da hier der Unterschied zwischen den Teilpublika nicht stark ausgeprägt war. Beide nannten dieses Motiv am häufigsten (gesamt 58 %). Bei den übrigen Motiven waren keine signifikanten Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern festzustellen, zudem wurden sie seltener angeführt: schöne Objekte sehen (objektbezogen, 22 %), Anregung zum Nachdenken (introspektiv, 16 %), Austausch mit Anderen/Gesprächsstoff (sozial, 6 %).

T YPOLOGIE UND H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

| 221

trennscharf war.3 Somit befanden sich noch 1378 Befragte in der Gruppe kognitiver/objektbezogener Besuchsmotive (60 %) und 903 in derjenigen mit sozialen/ introspektiven Motiven (40 %). 699 Befragte, die Motive aus mehreren Gruppen nannten, wurden nicht einbezogen. Bei genauerer Analyse waren diese in ihren Merkmalen zu unterschiedlich, um hieraus einen weiteren, eigenen Besuchstyp zu bilden. 7.1.2 Ergebnis der Typenbildung Aus der erläuterten Gruppierung der Daten ergaben sich vier Typen von Ausstellungsbesuchern, die nachstehend weiter charakterisiert werden:4 • Themen-/objektbezogene Sonderausstellungsbesucher

(50 %, n=858) • Unternehmungs-/unterhaltungsbezogene Dauerausstellungsbesucher

(25 %, n=437) • Themen-/objektbezogene Dauerausstellungsbesucher

(14 %, n=233) • Unternehmungs-/unterhaltungsbezogene Sonderausstellungsbesucher

(11 %, n=193) Wie auch folgende Abbildung 22 zeigt, waren diese Besuchertypen unterschiedlich häufig unter den Auskunftspersonen vertreten. Die insgesamt größte Gruppe stellten themen-/objektbezogene Sonderausstellungsbesucher, welche die Hälfte der einbezogenen Befragten ausmachten. An zweiter Stelle standen mit einem Viertel der Auskunftspersonen unternehmungs-/unterhaltungsbezogene Dauerausstellungsbesucher. Hiermit wird der Unterschied zwischen den jeweiligen Teilpublika deutlich: Für Sonderausstellungsbesucher waren Thema und Objekte als Motive schwerpunktmäßig ausschlaggebend. Im Gegensatz dazu gaben Dauerausstellungsbesucher häufiger Unternehmung und Unterhaltung an. Themen-/

3

Da die Motive als Mehrfachnennungen abgefragt wurden, konnte es zu Nennungen aus beiden Motivgruppen kommen. In der Auswertung nicht weiter berücksichtigt wurden daher Befragte, die mindestens ein Motiv aus den beiden Gruppen themen-/ objektbezogene und unternehmungs-/unterhaltungsorientierte Motive genannt haben.

4

1721 der befragten Besucher wurden diesen vier Typen zugeordnet. Fehlende Angaben der Besucher zu Motiven und/oder zur Einordnung als Sonder- oder Dauerausstellungsbesucher werden im Folgenden nicht dargestellt, dadurch sind die kleineren absoluten Zahlen als die Gesamtzahl der Befragten zu begründen.

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objektbezogene Dauerausstellungsbesucher (14 %) sowie unternehmungs-/ unterhaltungsbezogene Sonderausstellungsbesucher (11 %) waren hingegen die seltener vertretenen Besuchertypen. Abbildung 22 enthält die für die Besuchertypen gewählten charakterisierenden Bezeichnungen. Die Benennung der Typen erfolgte nach besonders auffälligen und unterscheidenden Merkmalen innerhalb der Gruppen. Hierfür wurden neben den angegebenen Besuchsmotiven auch weitere Variablen, wie Erwartungen an die Ausstellungen und Entscheidungsverhalten, einbezogen. Die wichtigsten Kennzeichen der Typen finden sich anschließend in einer stichwortartigen Gegenüberstellung (siehe Tabelle 16). Folgende Bezeichnungen für die Besuchertypen wurden gewählt: • Typ G Gezielt-inhaltsorientierte Besucher

(Themen-/objektbezogene Sonderausstellungsbesucher, 50 %) • Typ E Edutainment-orientierte Spontanbesucher (Unternehmungs-/unterhaltungsbezogene Dauerausstellungsbesucher, 25 %) • Typ O Objektorientierte Sightseeing-Besucher (Themen-/objektbezogene Dauerausstellungsbesucher, 14 %) • Typ U Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher (Unternehmungs-/unterhaltungsbezogene Sonderausstellungsbesucher, 11 %) Zusätzlich zu den vier Typen werden in der Abbildung über Pfeildarstellungen jeweils die Besucheranteile ausgewiesen, die parallel zu einer Ausstellung zusätzlich auch noch Dauer- bzw. Sonderausstellungen besichtigten. Diese Angaben beziehen sich entsprechend nur auf die Phase mit Sonderausstellungen, was die kleineren absoluten Zahlen bei Dauerausstellungsbesuchern erklärt.

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Abbildung 22: Ermittelte Besuchertypen (in %, n= absolute Zahlen)

(Sonderausstellungsbesucher = rot, Dauerausstellungsbesucher = grau dargestellt) *nur in Phase mit Sonderausstellung

Zu berücksichtigen ist bei den entwickelten Typen, dass diese eine Variante der Gruppierung des Datenmaterials darstellen. Es wären auch andere Vorgehensweisen der Typenbildung mit weiteren Variablen denkbar. Wie auch bei anderen analysierten Besuchertypologien erscheinen die gebildeten Typen situationsabhängig: Es ist möglich, dass die gleiche Person je nach Kontext und Bedingungen des Museumsbesuchs auch anderen Typen zugeordnet werden kann. Hierfür können zum Beispiel unterschiedliche Begleitungen in die Ausstellung ausschlaggebend sein, wie Besuche mit Familienangehörigen, Freunden oder Fachkollegen. Auch der Besuchsanlass, beispielsweise im Rahmen einer Urlaubsreise oder eines Ausflugs am Heimatort, kann verschiedene Typenzuordnungen bedingen. In diesem Zusammenhang sei auch verwiesen auf die Ausführungen von Schulze (2005: 210 ff.) zu verschiedenen Möglichkeiten der Segmentierung und zum Unschärfeproblem bei empirischen Typenbildungen. Im folgenden Abschnitt werden die Besuchertypen ausführlich charakterisiert. Voranstehend findet sich die Zusammenfassung ihrer Merkmale in Tabelle 16.

Tabelle 16: Gegenüberstellung der charakterisierenden Merkmale der Besuchertypen

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7.1.2.1 Typ G Gezielt-inhaltsorientierte Besucher (50 %, n=858) Sonderausstellungsbesucher mit themen-/objektbezogenen Motiven waren die größte Befragtengruppe. Der inhaltsorientierte Ausstellungsbesuch war für sie besonders kennzeichnend: Ohne die Themenstellung und Objekte dieser bestimmten Sonderausstellung hätten sie das Museum vermutlich nicht aufgesucht, womit sich Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen bestätigten. Ihr Besuch erfolgte gezielt wegen dieser Ausstellung und war länger im Voraus geplant (70 % mehr als eine Woche vor dem Besuch). Dieser Sonderausstellungsbesuchertyp wurde daher als gezielt-inhaltsorientierter Besucher bezeichnet. Angehörige des Typs sind mehrheitlich museumsaffin, regelmäßige Ausstellungsbesuche sind Bestandteil ihrer Freizeit (89 % mindestens zwei Museumsbesuche/Jahr). Befragt nach Anreizen für wiederholte Museumsbesichtigungen führten sie insbesondere weitere Sonderausstellungen an (79 %), diese stellten für sie die ausschlaggebenden Anlässe dar. Besonders häufig waren die gezieltinhaltsorientierten Besucher in historischen/archäologischen Museen vertreten (79 %).5 Sonderausstellungen hatten, wie erläutert, in diesen Museumsarten eine bedeutende Rolle. Die Befragten präferierten auch generell am meisten diese Richtung (58 %), gefolgt von Kunstmuseen (43 %). Erwartungen dieser Auskunftspersonen an die Sonderausstellungen entsprachen ihren Besuchsmotiven: Sie erwarteten schwerpunktmäßig ein interessantes Thema (61 %) sowie besondere und bedeutende Objekte (47 % bzw. 32 %). Auch neue Aspekte (20 %) erhofften sie sich vergleichsweise oft, was einen weiteren Grund für die Anziehungskraft von Sonderausstellungen darstellt. Am wenigsten bezogen sich ihre Erwartungen auf eine angenehme Atmosphäre (11 %) und eine kindgerechte Ausstellung (5 %). Strukturmerkmale weisen die gezielt-inhaltsorientierten Besucher als älteste Gruppe (60 % über 50-Jährige) mit einem hohen Bildungsniveau (79 % mit Hochschulreife) aus. Unter ihnen befanden sich, im Zusammenhang mit der ausgeprägten Museumsaffinität, die meisten Wiederholungsbesucher (59 %). Sowohl Personen aus der näheren Museumsumgebung (30 %), als auch viele Fernbesucher (43 % aus anderen Bundesländern/Ausland) nannten die Sonderausstellung als Besuchsgrund. Sie verteilten sich auf Ausflügler und Urlauber (59 %), wie auch auf Nicht-Touristen (41 %).

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Angehörige dieses Typs verteilten sich wie folgt auf die fünf Erhebungsorte: 281 Befragte am Kulturhistorischen Museum Magdeburg, 202 am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, 195 am Historischen Museum der Pfalz Speyer, 117 am TECHNOSEUM Mannheim, 63 am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart.

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Aufmerksam auf die Sonderausstellung wurde dieser Besuchertyp deutlich am häufigsten über Medienberichte (52 % Zeitung/Zeitschrift, 18 % Radio/TV), was mit der frühzeitigen Planung des Besuchs zusammenhing. Dass Sonderausstellungen von einer entsprechenden Medienresonanz begleitet werden, wurde bereits als Erfolgsfaktor belegt. Die Auskunftspersonen unternahmen den Besuch mehrheitlich gemeinsam mit ihrem (Ehe-)Partner (41 %), auch mit Familienangehörigen (21 %) oder ohne Begleitung (19 %). Sie hielten sich vergleichsweise am längsten in den Museen auf (64 % über 2 Stunden). Gezielt-inhaltsorientierte Besucher waren zum größeren Teil nicht zusätzlich in der Dauerausstellung, zwei Drittel hatten nur die Sonderausstellung besucht. Sie begründeten dies damit, dass ihnen der Dauerausstellungsbesuch zu viel erschien (54 %) und sie keine Zeit mehr hatten (26 %), unter anderem wegen ihres bereits langen Aufenthalts. Auch kannten sie die Dauerausstellung schon und fühlten sich daher zu keinem weiteren Besuch angeregt (23 %), besonders wenn sie aus dem Nahbereich der Museen stammten. Parallelbesucher innerhalb dieser Gruppe, die neben der Sonderausstellung auch die Dauerausstellung ansahen (33 %), waren öfter zum ersten Mal in den Museen und daher zusätzlich auch an der Dauerausstellung interessiert.6 7.1.2.2 Typ U Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher (11 %, n=193) Die zweite Gruppe von Sonderausstellungsbesuchern stellte insgesamt die kleinste Gruppe dar. Sie war dem anderen Motivbereich Unternehmung/ Unterhaltung zuzuordnen. Für diesen Besuchertyp ist die Kombination einer gemeinsamen, erlebnisreichen Unternehmung mit einer unterhaltsamen und interessanten Sonderausstellung ausschlaggebend. Deswegen werden sie hier als unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher bezeichnet. Kennzeichnend war für die Gruppe, dass sie die Sonderausstellung ausschließlich in Begleitung besuchten. Der Aspekt des Dabeiseins und des Gesprächsanlasses als ein Attraktivitätsfaktor von Sonderausstellungen, schlug sich hier nieder. Dabei dominierte keine Begleitform eindeutig (Familie 35 %, Partner 29 %, Freunde/Bekannte/Kollegen 22 %). Angehörige des unternehmungsorientierten Typs entschieden sich recht spontan für den Besuch (58 % in dieser Woche/am Besuchstag). Ihre Sonderausstellungsbesichtigung erfolgte demgemäß weniger gezielt, die erlebnisreiche Unternehmung stand im Vordergrund.

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Parallelbesucher unter gezielt-inhaltsorientierten Besuchern waren am häufigsten im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle anzutreffen (63 % der dortigen Vertreter des Typs unternahmen einen Besuch von Sonder- und Dauerausstellung).

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Das Ausstellungsthema spielte auch für diese Besucher eine wichtige Rolle (obwohl sie als Motiv nicht das Themeninteresse angaben): Die höchsten Erwartungen hatten sie an ein interessantes Sonderausstellungsthema (58 %). Zudem erhofften sie sich neue Aspekte zu sehen (20 %). Ausstellungsobjekte hatten für diesen Besuchertyp vergleichsweise geringere Bedeutung (28 % erwarteten explizit besondere, 18 % bedeutende Objekte).7 Der Anspruch an die Gestaltung der Ausstellung war bei diesem Typ in der Gegenüberstellung am stärksten: Zusätzlich zu einem interessanten Thema erwarteten sie oft eine abwechslungsreich und modern gestaltete Ausstellung (25 % bzw. 24 %). Mit der Gestaltung bestätigte sich ein weiterer Grund für den Sonderausstellungserfolg. Diese Besucher waren die jüngste Gruppe (nur 25 % über 50 Jahre), demzufolge kann der im vorherigen Kapitel aufgezeigte Altersunterschied zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern weiter differenziert werden. Gemeinsam war den Sonderausstellungsbesuchertypen das hohe Bildungsniveau (hier 81 % mit Hochschulreife), ebenso ein großer Anteil von Wiederholungsbesuchern (56 %). Diese Gruppe nannte auch häufiger Sonderausstellungen als allgemeinen Wiederholungsbesuchsanreiz (80 %). Angehörige dieses Typs kamen oft aus der näheren Umgebung in die Museen (49 % aus Stadt/Umkreis). Ihre Museumsbesuchshäufigkeit war etwas weniger ausgeprägt als bei dem gezieltinhaltsorientierten Typ G (20 % maximal ein jährlicher Besuch) und sie gaben keine eindeutige Präferenz für bestimmte Museumsarten an. Unternehmungsund erlebnisorientierte Besucher waren an allen Untersuchungsorten zu kleineren Anteilen vertreten, etwas weniger an den historischen/archäologischen Häusern als an den naturwissenschaftlichen.8 Aufmerksam auf die Sonderausstellung wurden diese Besucher – entsprechend der hohen Bedeutung gemeinsamer Unternehmungen – am meisten über Tipps aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis (48 %). Auch Werbung der Museen (35 % Plakate) und Medienberichte (31 % Zeitung/Zeitschrift) waren für sie ausschlaggebend.

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Da sowohl Motive für den Ausstellungsbesuch als auch Erwartungen an die Ausstellungen abgefragt wurden, ergibt sich für diesen Besuchertyp, dass von der Sonderausstellung ein interessantes Thema erwartet wird, obwohl das Themeninteresse nicht das Motiv darstellt. Angaben zu Erwartungen und Motiven können sich demnach überlappen.

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Angehörige dieses Typs verteilten sich wie folgt auf die fünf Erhebungsorte: 60 Befragte am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, 42 am Historischen Museum der Pfalz Speyer, 35 am TECHNOSEUM Mannheim, 29 am Kulturhistorischen Museum Magdeburg, 27 am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle.

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Mehrheitlich hatte dieser Typ ebenfalls nur die Sonderausstellung besucht (58 %). Barrieren für den Dauerausstellungsbesuch waren auch hier der Ausstellungsumfang (46 %), obwohl der Museumsaufenthalt insgesamt kürzer ausfiel (55 % bis zwei Stunden). Weiterhin wurde Zeitmangel als Hinderungsgrund angeführt (31 %), ebenso dass die Dauerausstellung schon bekannt war (21 %). Parallelbesucher (42 %) waren innerhalb dieses Typs mehr Erstbesucher, die das Museum noch nicht kannten.9 7.1.2.3 Typ O Objektorientierte Sightseeing-Besucher (14 %, n=233) Die folgenden beiden Charakterisierungen beziehen sich auf Besucher in den Dauerausstellungen. Dauerausstellungsbesucher mit themen-/objektbezogenen Motiven machten eine kleinere Gruppe aus. Sie waren vor allem gekennzeichnet durch einen objektorientierten Besuch der Dauerausstellung: Dieser Typ nannte das Besuchsmotiv seltene Objekte am häufigsten, demnach war der Erfolgsfaktor repräsentativer Exponate in Dauerausstellungen hier entscheidend. Das Interesse am Thema war nicht so ausschlaggebend wie für Sonderausstellungsbesucher dieser Motivgruppe. Entsprechend erwarteten sie vor allem besondere und bedeutende Objekte in der Dauerausstellung zu sehen (46 % bzw. 31 %). Vergleichsweise oft gaben sie auch eine angenehme Atmosphäre als Erwartung an (19 %). Ein weiteres Kennzeichen des Typs war der hauptsächlich touristische Besuch (69 % Urlauber/Ausflügler). In dieser Gruppe befanden sich deutlich die meisten Personen aus anderen Bundesländern und dem Ausland (57 %) sowie Erstbesucher (64 %). Dass Dauerausstellungen wegen ihrem kontinuierlichen Angebot für die Zielgruppe Touristen besonders interessant sein können, fand hiermit eine Bestätigung. Da sich die Mehrheit eher kurzfristig entschied (59 % in dieser Woche/am Besuchstag), kann davon ausgegangen werden, dass die Dauerausstellung im Rahmen des touristischen Ausflugs oder Urlaubs besichtigt wurde, aber nicht den Reiseanlass bildete. Aufgrund dessen wurde die Bezeichnung objektorientierte Sightseeing-Besucher gewählt. Angehörige des Typs waren ähnlich museumsaffin wie die Sonderausstellungsbesucher dieser Motivgruppe Thema/Objekte (87 % mindestens zwei Mu-

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Parallelbesucher unter unternehmungs- und erlebnisorientierten Besuchern waren am häufigsten im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart und im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle anzutreffen (jeweils 66 % der dortigen Vertreter des Typs U besuchten Sonder- und Dauerausstellung).

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seumsbesuche pro Jahr). 10 Objektorientierte Sightseeing-Besucher bevorzugten ebenfalls am häufigsten Kulturgeschichtsmuseen (43 %). Betrachtet man die Verteilung an den Erhebungsorten, waren sie zur Hälfte am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle anzutreffen, wo die Untersuchungsergebnisse einen hohen Stellenwert der Dauerausstellungsexponate aufzeigten.11 Strukturmerkmale wiesen die Besucher als zweitälteste Gruppe nach dem gezielt-inhaltsorientierten Typ G aus (48 % über 50-Jährige).12 Das Bildungsniveau der Gruppe war ebenfalls überdurchschnittlich, aber nicht so ausgeprägt wie bei den Sonderausstellungsbesuchern (hier 73 % mit Hochschulreife). Aufmerksam auf die Dauerausstellung wurde dieser Typ am ehesten, weil die Ausstellung allgemein bekannt war (27 %) oder aufgrund von Tipps (21 %). Auch Reiseführer wurden vergleichsweise oft genutzt (11 %). Die häufigste Begleitung beim Besuch waren Partner (31 %) und Familienangehörige (27 %). Jeder Vierte (24 %) sah sich die Dauerausstellung aber auch alleine an. Diese Gruppe verweilte am kürzesten im Museum, vermutlich wegen des begrenzten Zeitbudgets beim touristischen Aufenthalt (62 % bis 2 Stunden). Die Objektorientierung dieses Besuchertyps bestätigte sich durch die genannten Wiederholungsbesuchsanreize: Neu erworbene Exponate (56 %) wurden vergleichsweise am häufigsten angegeben. Sonderausstellungen wurden ebenfalls als Anstoß angeführt (68 %), weiterhin wechselnde Aspekte in der Dauerausstellung (41 %). Neuerwerbungen und wechselnde Aspekte reizten Dauerausstellungsbesucher mehr, als Besucher von Sonderausstellungen.

10 Die Besucherangaben zur Museumsaffinität differierten bei diesem Analyseschritt mehr zwischen ihren Besuchsmotiven als zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchen, wie im vorherigen Ergebniskapitel dargestellt. Themen- und objektbezogene Besuchertypen waren häufiger besonders museumsaffin. 11 Angehörige dieses Typs verteilten sich wie folgt auf die fünf Erhebungsorte: 116 Befragte am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, 47 Befragte am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, 29 am TECHNOSEUM Mannheim, 24 am Historischen Museum der Pfalz Speyer, 17 am Kulturhistorischen Museum Magdeburg. 12 Die Angaben zum Alter der Besucher konnten mittels der Typenbildung ebenfalls weiter differenziert werden: Ein höheres Alter der Besucher korrelierte demzufolge stärker mit den Motiven Themen-/Objektorientierung als dem Besuch von Sonderoder Dauerausstellung.

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7.1.2.4 Typ E Edutainment-orientierte Spontanbesucher (25 %, n=437) Unternehmungs- und unterhaltungsbezogene Besucher waren die größere Gruppe der Dauerausstellungsbesucher, insgesamt stellten sie die zweitgrößte Gruppe. Für Dauerausstellungen bestätigten sich demnach gemeinschaftliche Unternehmungen und Unterhaltung als wichtigere Besuchsmotive, im Vergleich zu Themen und Objekten bei Sonderausstellungen. Der Unterschied zwischen den beiden Ausstellungsformen wurde hier besonders deutlich. Angehörige dieser Gruppe waren folglich dadurch zu charakterisieren, dass sie den Schwerpunkt auf eine gemeinsame Unternehmung legten. Mehrheitlich tätigten sie den Dauerausstellungsbesuch mit Familienangehörigen (58 %). Dass leichter planbare Dauerausstellungsbesuche für Familien besonders interessant sein können, bestätigte sich. Bei den Erwartungen an den Dauerausstellungsbesuch zeigte sich, dass zusätzlich zur Unternehmung die kognitive Dimension bedeutend war: Die Auskunftspersonen erwarteten vor allem eine lehrreiche (57 %) und verständliche (46 %) Dauerausstellung, kombiniert mit Unterhaltsamkeit – diese Kombination wurde als Edutainment-Orientierung zusammengefasst. 13 Zudem erhofften die Auskunftspersonen aufgrund der hohen Bedeutung des familienorientierten Besuchs häufig eine kindgerechte Ausstellung (40 %), wie auch eine angenehme Atmosphäre (28 %). Ein weiteres Charakteristikum dieses Typs war die spontane, kurzfristige Planung des Dauerausstellungsbesuchs (77 % am Besuchstag/ diese Woche). Der Museumsaufenthalt dieser Gruppe war am wenigsten gezielt und inhaltsabhängig, was auch ein Kennzeichen von Dauerausstellungsbesuchen sein kann. Hieraus resultierte die Bezeichnung Edutainment-orientierte Spontanbesucher. Angehörige des Typs waren, im Gegensatz zu den anderen Besuchern, mehrheitlich in den untersuchten Naturkunde-/Technikmuseen anzutreffen (82 %).14 Die hohe Bedeutung von Dauerausstellungen in diesen Museumsarten schlug sich hier nieder. Diese Richtungen wurden von der Gruppe auch bevorzugt (46 % Naturkunde-, 40 % Technikmuseen). Die Besucher wiesen die vergleichsweise geringste Museumsaffinität auf (22 % max. ein Museumsbe13 Der aus dem Amerikanischen stammende Begriff Edutainment wird als Kombination aus Bildung (Education) und Unterhaltung (Entertainment) verwendet (vgl. u.a. Kretschmer 2000, Wohlers 2002, Balloffett/Courvoisier/Lagier 2014). 14 Angehörige dieses Typs verteilten sich wie folgt auf die fünf Erhebungsorte: 193 Befragte am Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, 167 am TECHNOSEUM Mannheim, 31 am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, 31 am Kulturhistorischen Museum Magdeburg, 15 am Historischen Museum der Pfalz Speyer.

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such/Jahr). Unter ihnen fanden sich etwas mehr Erst- (53 %), als Wiederholungsbesucher (47 %). Anhand ihrer Strukturen waren Edutainment-orientierte Spontanbesucher als zweitjüngste Gruppe (53 % 30- bis 50-Jährige) mit dem breitesten Bildungsniveau (66 % mit Hochschulreife) zu charakterisieren. Sie stammten häufig aus der näheren Umgebung der Museen (47 % aus Stadt/Umkreis). Als Gründe für die Aufmerksamkeit auf die Dauerausstellung nannten sie – wie auch die anderen Dauerausstellungsbesucher – dass die Ausstellung allgemein oder von früheren Besuchen bekannt war (38 %) sowie Tipps (35 %). Tipps wurden besonders oft von unternehmungsorientierten Besuchertypen angeführt. Diese Gruppe hielt sich eher kurz im Museum auf (53 % bis 2 Stunden), vor allem im Vergleich zum gezielt-inhaltsorientierten Typ G. Als Anreize für Wiederholungsbesuche gaben sie auch Sonderausstellungen an (56 %), mit den anderen Gruppen gegenübergestellt wurden diese aber seltener genannt. Wechselnde Aspekte in der Dauerausstellung waren vergleichsweise der stärkste Anstoß (43 %), gefolgt vom Neuerwerb von Exponaten (42 %).

7.2 H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN FÜR M USEEN Die hier aufgezeigten strategischen Handlungsempfehlungen gehen primär von der Aufgabenstellung aus, Besucher für Dauerausstellungen zu gewinnen. Dies ist dadurch begründet, dass wie dargestellt in vielen Museen Sonderausstellungen deutlich höhere Besuchszahlen erzielen, während Dauerausstellungen Schwierigkeiten mit ausreichend Publikumszuspruch haben. Die Empfehlungen leiten sich daher ab aus der analysierten Anziehungskraft von Sonderausstellungen und Schwierigkeiten vieler Dauerausstellungen aus Publikumssicht sowie Unterschieden der Ausstellungspublika. Es bleibt festzuhalten, dass Sonderausstellungen ein bedeutendes Angebot für viele Museen sind. Um Besucher anzusprechen und zu binden, können sie nicht auf Sonderausstellungen verzichten, da diese insbesondere für wiederholte Besuche oft den wichtigsten Anreiz darstellen. Zusätzlich sollte es aber Ziel der Museen sein, das Sonderausstellungspublikum zu parallelen Besichtigungen der Dauerausstellung anzuregen oder für einen weiteren Besuch auf diese aufmerksam zu machen. Derartige Synergieeffekte zwischen den beiden Formaten sind verstärkt zu nutzen. Es soll hier nicht darum gehen, die Existenzberechtigung von Dauerausstellungen anzuzweifeln, auch wenn dies in den Experteninterviews (Kapitel 6.1.5) angesprochen wurde. Denn ausgehend von der Definition von Museen und ihren

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Aufgaben sollte sich diese Frage nicht stellen (vgl. auch Kapitel 3 zu Dauerausstellungen). Dauerausstellungen konstituieren die Museumsidentität und unterscheiden Museen von Ausstellungshäusern, die elementaren Aufgaben des Sammelns und Bewahrens begründen sich durch sie. Aufgrund der vorliegenden Studienergebnisse wird allerdings angeraten, dringend über die Präsentationsweise von Dauerausstellungen nachzudenken. Die Untersuchung verweist einerseits auf das Potenzial von Dauerausstellungen aus Besuchersicht, besonders für bestimmte Zielgruppen, andererseits verdeutlicht sie aber große Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungspublika. Museen sollten daher den Mut haben, auch mit ihren Dauerausstellungen innovativ umzugehen und sie zu verändern. Empfehlungen hierfür liefern folgende Konzeptüberlegungen. Selbstverständlich müssen diese vor dem Hintergrund finanzieller Einschränkungen der Museumsarbeit gesehen werden. In dem Kontext sollte aber die Budgetverteilung überdacht werden: In vielen Museen werden finanzielle und personelle Ressourcen schwerpunktmäßig für Sonderausstellungen eingesetzt, was eine Vernachlässigung der Dauerausstellungen bedeuten und die Museumsidentität gefährden kann. Mehr Beachtung der Dauerausstellungen kann sich jedoch auszahlen, wie auch die nachstehenden Best Practice-Beispiele zeigen. Dabei ist es nicht allein Aufgabe der Museen, ihre finanziellen Mittel anders einzusetzen, sondern auch seitens der Zuwendungsgeber sollte die vorherrschende Konzentration auf Sonderausstellungen überdacht werden. Überlegungen sind auf verschiedenen Ebenen anzustellen: Vorliegend werden sie in Ausstellungspräsentation sowie Kommunikation und Vermittlung gegliedert.15 Diese Ebenen beziehen sich auf die entwickelten Forschungsfragen: 3. Welches können Erfolg versprechende strategische Überlegungen zum Umgang mit Dauer- und Sonderausstellungen sein? 3.1 Wie können Ausstellungsschwerpunkte zielgruppenspezifisch betont werden? 3.2 Können Dauer- und Sonderausstellungen sinnvoll verbunden werden? 3.3 Wie sind Möglichkeiten zur Belebung von Dauerausstellungen einzuschätzen? 3.4 Welche zielgruppenspezifischen Kommunikations- und Vermittlungsmaßnahmen für Dauer- und Sonderausstellungen bestehen?

15 Dabei gehen einzelne Aspekte des Kulturmarketing, wie Empfehlungen zur Produkt-, Preis- oder Servicepolitik, in diesen Punkten auf (vgl. Klein, A. 2011a).

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Zudem sind Differenzen nach Museumsarten zu berücksichtigen, die voranstehend ausführlich aufgezeigt wurden. Im Folgenden nehmen die strategischen Empfehlungen Bezug auf verschiedene Museumsarten. Bei den Beispielen werden auch Kunstmuseen betrachtet, die in der Besucherbefragung ausgeklammert wurden. 16 Die Empfehlungen sind zielgruppenspezifisch ausgestaltet und hier jeweils auf die vier entwickelten Besuchertypen abgestimmt. Schwerpunktmäßig werden dabei Sonderausstellungsbesuchertypen betrachtet, welche auch für Dauerausstellungen gewonnen werden sollen. Schließlich ist zu betonen, dass die Empfehlungen nicht verallgemeinernd auf jedes Museum übertragbar sind. Rahmenbedingungen und Vorgaben für die Arbeit von Museen sind spezifisch. Die Empfehlungen sind daher differenziert, unter Umständen individuell, zu prüfen. Die Ausarbeitung gibt Anregungen und Hinweise, in welchen Bereichen weiteres Potenzial für die Museumsarbeit liegen kann. Nachstehend werden in jedem Abschnitt die Empfehlungen zuerst stichwortartig in einer Übersicht jeweils für die vier Besuchertypen zusammengefast. Daran schließt die ausführliche Erläuterung anhand von Best Practice-Beispielen verschiedener Museen an, wobei schwerpunktmäßig die Sonderausstellungsbesuchertypen betrachtet werden. 7.2.1 Empfehlungen für Ausstellungspräsentationen Hinsichtlich Präsentationsweisen der Ausstellungen beziehen sich die Überlegungen auf die Betonung von Schwerpunkten, Verbindungen zwischen Sonder- und Dauerausstellungen sowie Belebungsmöglichkeiten von Dauerausstellungen. 7.2.1.1 Betonung von Ausstellungsschwerpunkten Forschungsfrage 3.1 Wie können Ausstellungsschwerpunkte zielgruppenspezifisch betont werden? Gezielt-inhaltsorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Eingrenzung von Dauerausstellungsthemen • Weniger umfangreiche Dauer- und Sonderausstellungen • Herausstellung und Inszenierung von Highlight-Objekten in Dauerausstellung

16 Bei der Auswahl der Beispiele wurden Museen aus deutschsprachigen Ländern betrachtet, die sich unter anderem über Publikationen im Bereich Sonder- und Dauerausstellungen hervorgetan haben.

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Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher von Sonderausstellungen: Eingrenzung von Dauerausstellungsthemen Weniger umfangreiche Dauer- und Sonderausstellungen Identifikationsstiftung und Personalisierung in Dauerausstellungen Schwerpunkt auf Gestaltung der Dauerausstellungen

• • • •

Objektorientierte Sightseeing-Besucher von Dauerausstellungen: • Herausstellung und Inszenierung von Highlight-Objekten in Dauerausstellung Edutainment-orientierte Spontanbesucher von Dauerausstellungen: • Identifikationsstiftung und Personalisierung in Dauerausstellungen Je nach Motiven und Erwartungen der anzusprechenden Zielgruppen können in Dauerausstellungen verschiedene Schwerpunkte gesetzt werden. Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchertypen waren diesbezüglich deutlich: Betrachtet man vorrangig Sonderausstellungsbesucher, sind für gezieltinhaltsorientierte Besucher besonders Themen und Objekte der Ausstellungen ausschlaggebend. Hingegen steht für unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher ein geselliges Erlebnis, kombiniert mit einem interessanten und neuen Ausstellungsthema im Vordergrund. Auf diese beiden Sonderausstellungsbesuchertypen fokussieren sich die Überlegungen. Wichtig ist daher ebenso für Dauerausstellungen zu betonen, wie dort den Motiven entsprochen wird. So können auch Sonderausstellungsbesucher unter Umständen stärker für diese gewonnen werden. Für beide Besuchertypen ist in diesem Kontext eine eingegrenzte Darstellung der Dauerausstellungsinhalte zu empfehlen. Das klar definierte, überschaubare Thema von Sonderausstellungen zeigte sich als ein Attraktivitätsfaktor. Dauerausstellungen dagegen wurden als sehr komplex empfunden. Beispielsweise könnte Besuchern in Form von Themenausstellungen leichter kommuniziert werden, welche Inhalte Dauerausstellungen bieten (vgl. HabsburgLothringen 2012a: 13). Auch eine Behandlung der verschiedenen Dauerausstellungsteile als jeweils eigene Ausstellung kann als Gliederungs- und Kommunikationsprinzip anzuraten sein, insbesondere bei sehr umfangreichen Dauerausstellungen. Unklaren Erwartungen der Besucher kann so entgegengewirkt werden und je nach Zielgruppe können verschiedene Inhalte/Ausstellungen betont werden. Generell sind kleinere Dauerausstellungen, die einen einfachen Überblick über die Inhalte ermöglichen, eine Empfehlung. Diese gilt insbesondere deshalb, weil Sonderausstellungsbesucher am häufigsten aufgrund des zu großen Um-

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fangs nicht zusätzlich in der Dauerausstellung waren. Durch eine kompaktere Dauerausstellungsgestaltung, ergänzt durch Vertiefungsmöglichkeiten bei Bedarf, können Besuche beider Ausstellungen angeregt werden. Das Befragungsergebnis stützt diesen Rat, da besonders an Dauerausstellungen die Orientierung und Übersichtlichkeit kritisiert wurde. Dabei sind beispielsweise Übersichtspläne wichtig, die deutlich an mehreren Stellen im Museum bereitgestellt werden und Rundgänge für unterschiedliche Zeitspannen und Vertiefungsbedarfe bieten. Ebenso ist in diesem Zusammenhang auch der teils sehr große Umfang von Sonderausstellungen zu überdenken, welcher häufig bereits die volle Rezeptionskapazität des Publikums beansprucht. Welche Ausstellungsgröße für die anvisierten Zielgruppen geeignet ist und welche Inhalte vertieft angeboten werden können, lässt sich durch zielgerichtete Evaluationen von Ausstellungskonzepten unter Einbezug des potenziellen Publikums überprüfen. Im Abschnitt 7.2.1 zu Empfehlungen für Ausstellungspräsentationen wird erläutert, dass Besucher auch mit der konkreten Erwartung kommen können, bestimmte Inhalte oder Objekte in den Ausstellungen zu sehen. Hier besteht die Gefahr, diese zu enttäuschen. Demzufolge sind Untersuchungen, inwieweit den Erwartungen entsprochen wird und ob die Ausstellungsgliederung verständlich ist, demnach ebenso bedeutend. Dabei ist stets zu berücksichtigen, dass es letztendlich in der Verantwortung der Museumsfachleute bleibt über die Schwerpunktsetzung zu entscheiden, auch damit diese nicht auf Kosten wichtiger Themen und Exponate geht. Beispiele für Eingrenzung von Dauerausstellungsthemen: • Das Historische Museum Basel zeigt seine Sammlung in Form von Themeninseln, die in sieben Kapiteln jeweils eine wichtige Begebenheit der Stadtgeschichte aufgreifen und so einen Überblick bieten („Stadtgeschichte in Ereignissen“). Hierzu zählt beispielsweise das Basler Erdbeben von 1356, der Bildersturm von 1529 oder die Industrialisierung der Stadt (vgl. Historisches Museum Basel 2014). • Ein weiteres Beispiel für eine Themenausstellung ist die Ständige Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Diese ist zur besseren Übersicht in charakterisierende Themen der Stadt gegliedert, wie Leipzig als Sport-, Buch-, Musik- oder Messestadt und kann jeweils gezielt unter diesen Aspekten besichtigt werden („Themen einer Stadt“) (vgl. Rodekamp 2013). • Ein Dauerausstellungsteil im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern widmet sich als abgeschlossene eigene Ausstellung dem Thema „Leben und Tod“ („C’est la vie“). Dieser verbindet mehrere Aspekte der Sammlung, wie etwa verschiedene Tierarten, Fragen der Fortpflanzung, Lebenszyklen

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oder Sinneswahrnehmungen. Die Ausstellung wurde mit Preisen für die Gestaltung ausgezeichnet und wird auch über eigene Werbemittel beworben (vgl. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern 2010). • Das völker- und naturkundliche Übersee-Museum Bremen bietet seine Ständige Ausstellung nach globalen Themen gegliedert („Erleben, was die Welt bewegt!“). Hier werden unter anderem Kommunikation, Weltwirtschaft, Klimawandel, Migration sowie Menschenrechte in verschiedenen Gesellschaften und Kulturen thematisiert (vgl. Übersee-Museum Bremen 2014). Die Betonung identifikationsstiftender Dauerausstellungsthemen ist insbesondere für Besucher aus dem Nahbereich der Museen und auch jüngere Zielgruppen zu empfehlen, welche zum Typ der unternehmungs- und erlebnisorientierten Besucher gehörten. Auch für die Gruppe der Edutainment-orientierten Spontanbesucher der Dauerausstellungen ist diese Strategie ansprechend. Die Bedeutung bestimmter Ereignisse und Persönlichkeiten für Stadt und Region des Museums wird hier herausgestellt und bekannte Personen können als Leitfiguren der Dauerausstellung fungieren. Auch Personalisierungen der Darstellungen können hier ansetzen. Dabei werden die Informationen in Form von Geschichten realer oder fiktiver Personen erzählt, wodurch Besucher emotional angesprochen werden (vgl. Gößwald 2012, Mulder 2012, Whalley 2012). Beispiele für Identifikationsstiftung und Personalisierung: • Das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven arbeitet gezielt mit personalisierten, gefühlsmäßigen Bezügen zum Ausstellungsthema Aus- und Einwanderung. In der Dauerausstellungsabteilung „Galerie der 7 Millionen“ werden beispielsweise persönliche Lebensgeschichten von Auswanderern vorgestellt, in „Der Fotoladen“ können Familienalben von Immigranten und ihren Lebensereignissen betrachtet werden (vgl. Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven 2014). • Als weiteres Beispiel für identifikationsstiftende Themenschwerpunkte kann die 2012 neu eingerichtete Schausammlung des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart angeführt werden. Diese bezieht Besucher unter anderem über interaktive Umfragen zur persönlichen Einschätzung der Landeszukunft ein. Humorvolle Fragen, zum Beispiel zur zukünftigen Staatsform, zur Zukunft der Kehrwoche oder der Kässpätzle werden dabei verwendet. Auch ein emotionaler Einstieg mittels eines Films mit Luftaufnahmen zum Bundesland, die Wiedererkennungswert für die Besucher haben, ist ein Ausstellungsteil (vgl. Landesmuseum Württemberg 2014).

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• Ein ergänzender Sammlungsausstellungsteil „WeltKultur/GlobalCulture“ im

Badischen Landesmuseum Karlsruhe stellt direkt Fragen an die Besucher, wie: „Wer bin ich? Wie hat mich meine Herkunft geprägt?“ und erzählt zu diesen Fragestellungen die Geschichten einzelner Menschen. Zudem bietet die Ausstellung ein Forum für den Austausch zu den Themen Heimat und Identität, wo Besucher auch in die Ausgestaltung einbezogen werden (vgl. Badisches Landesmuseum Karlsruhe 2014). Neben der Betonung von Themen sind für gezielt-inhaltsorientierte Besucher die Ausstellungsexponate ein besonderer Anziehungspunkt. Sonderausstellungen veranlassen sie ebenfalls durch seltene und bedeutende Objekte zu Besuchen. Häufig können Museen auch in ihren Dauerausstellungen derartige Exponate bieten, welche für das Publikum aber besonders inszeniert werden müssen. Daher ist eine durchdachte Herausstellung und Kommunikation der HighlightObjekte in Dauerausstellungen zu empfehlen. Diese gilt auch für objektorientierte Sightseeing-Besucher, die in Dauerausstellungen ebenfalls aufgrund bestimmter Exponate anzutreffen waren. Dabei ist zu beachten, dass keine Exponate vernachlässigt werden, die ebenfalls für das Verständnis der Ausstellung entscheidend sind, sondern Ziel ist eine klare Struktur der Ausstellung zu schaffen und durch die Highlights auch auf andere Inhalte aufmerksam zu machen. Highlight-Objekte in Dauerausstellungen können beispielsweise solche mit auffälligem Wiedererkennungswert, mit einer emotionalen Bedeutung oder besonderem Stellenwert für die Stadt oder Region sein. Auch besonders große, spektakuläre Objekte zählen hierzu. Über Befragungen der Besucher können Museen zusätzliche Hinweise darauf erhalten, auf welche Exponate in ihren Ausstellungen dies zutrifft. Diese sollten besonders gekennzeichnet und beworben werden (siehe untenstehender Abschnitt zu Kommunikationsmaßnahmen). Für derartige Objekte kann die Herausstellung in Form einer speziellen Inszenierung in der Ausstellung empfehlenswert sein (zum Beispiel eine Präsentation mit ausreichend Platz oder in einem eigenen Raum). Vermittlungsangebote können ebenfalls gezielt auf die Objekte eingehen (siehe untenstehender Abschnitt zu Vermittlungsmaßnahmen).

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Beispiele für Herausstellung von Highlight-Objekten: • Ein eindrückliches Beispiel ist das Landesmuseum für Vorgeschichte Halle, das den hohen Attraktivitätsgrad der „Himmelsscheibe von Nebra“ gezielt durch eine besondere Gestaltung und Bewerbung erreicht. Die Himmelsscheibe befindet sich in einem eigens eingerichteten, abgedunkelten Ausstellungsraum, wo nur dieses Exponat von beiden Seiten zu sehen ist. Vor dem Raum werden ausführliche Erklärungen geboten, außerdem können sich Besucher über Filme und weitere Materialien zusätzlich informieren. Zudem wird das Exponat extra beworben, beispielsweise auf Flyern, Plakaten oder Bannern am Gebäude („Das Original“) und ist auch in Form zahlreicher Merchandisingartikel im Shop vertreten. Weitere Exponate in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle werden ebenfalls effektvoll inszeniert, beispielsweise der lebensgroße Elefant in der Wand oder der Neandertaler in „Denkerpose“ (vgl. Experteninterview mit Schefzik 2012). Selbstverständlich verfügt nicht jedes Museum in seiner Dauerausstellung über solch ein ausgesprochen hochkarätiges Exponat. Aber in vielen Museen sind bedeutende Objekte vorhanden, bei deren Inszenierung und Herausstellung man sich an diesem Beispiel orientieren kann. • Auch besonders große Stücke, wie lebensechte Tiernachbildungen im Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart oder Eisenbahn und Autos im TECHNOSEUM Mannheim, können Highlight-Objekte sein. Diese werden dort zentral im Ausstellungsraum präsentiert und gesondert ausgeschildert. Im TECHNOSEUM kann die Eisenbahn auch aktiv für Fahrten genutzt werden (vgl. Experteninterview mit Herzig/Zweckbronner 2012, TECHNOSEUM Mannheim 2009). Für den Typ des unternehmungs- und erlebnisorientierten Besuchers ergab sich ein besonderer Anspruch an die Gestaltung der Ausstellungen. Die Gestaltung wurde generell als ein Erfolgsfaktor von Sonderausstellungen ermittelt. Für die Zielgruppe ist demnach vorrangig auch eine moderne und abwechslungsreiche Gestaltung der Dauerausstellungen zu empfehlen. Beispiele zeigen, wie Museen aufgrund der Inszenierung ihrer Dauerausstellungen Besuchererfolge erzielen (vgl. u.a. Scholze 2004, Kaiser 2006, Baur 2012). Zumindest in Teilen sollten daher Möglichkeiten gesucht und genutzt werden, um Dauerausstellungen in ihrer Gestaltung zu verändern und zu aktualisieren. Insbesondere im vielfältigen Bereich des Multimedia-Einsatzes liegt hier Potenzial, auch kurzfristig und flexibel zu reagieren und Ausstellungsinhalte sinnvoll zu ergänzen, worauf noch genauer eingegangen wird. Auch an dieser Stelle sind Evaluationen zu empfeh-

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len, wie die Gestaltung bei Besuchern ankommt. Insbesondere betrifft dies die Verständlichkeit und Besuchergerechtheit von Inszenierungen. Beispiele für Schwerpunkte auf der Dauerausstellungsgestaltung: • Teile der Dauerausstellung des Landesmuseums für Natur und Mensch Oldenburg werden wie eine Kunstausstellung inszeniert. Die sinnliche Wahrnehmung des interdisziplinären Themas Natur- und Kulturgeschichte steht hier im Vordergrund. Bei der Gestaltung wurden die Räumlichkeiten explizit einbezogen, indem manche Exponate wie spektakuläre Skulpturen im Raum präsentiert werden. So befindet sich beispielsweise ein großer Moorblock mitten im Ausstellungsraum. Die Anordnung zielte auch auf unübliche Blickführungen ab, wie Präsentationen am Boden oder an der Decke, oder Darstellungen von Objekten entgegen ihrem ursprünglichem Maßstab (z.B. riesige Käferund Ameisenskulpturen) (vgl. Fehr 2007, Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg 2014). • Ebenfalls im Bereich naturkundlicher Museen ist der erwähnte Dauerausstellungsteil „C’est la vie“ im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern durch Inszenierungen geprägt. Die vielfältigen Aspekte des Themas Leben und Tod werden anhand zahlreicher Exponate, Themenwelten und interaktiver Stationen mit Besuchereinbezug erzählt. Mit dem „Exploratorium“ ist eine Forscherwerkstatt in die Dauerausstellung integriert, wo Besucher ihre eigenen Sinne auf die Probe stellen oder an Fröschen, Küken und Schmetterlingen studieren können, wie sich Leben entwickelt (vgl. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern 2010). • Zahlreiche weitere Museen zeichnen sich bereits durch eine besondere Gestaltung ihrer Dauerausstellungen aus. Einige in den Experteninterviews angeführten Best Practice-Beispiele waren das LVR-RömerMuseum Xanten, das Deutsche Hygiene-Museum Dresden, das Alpine Museum der Schweiz in Bern, das Museum für Kommunikation Nürnberg oder das Militärhistorische Museum in Dresden.

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7.2.1.2 Verbindungen zwischen Sonder- und Dauerausstellungen Forschungsfrage 3.2 Können Dauer- und Sonderausstellungen sinnvoll verbunden werden? Gezielt-inhaltsorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Inhaltliche Verbindungen zwischen Sonder- und Dauerausstellungen • Verbindungen über Eintrittspreis • Kommunikationsmaßnahmen und Vermittlungsangebote zur Verbindung Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Räumlich-funktionale Verbindung zwischen Sonder- und Dauerausstellungen • Verbindungen über Eintrittspreis • Kommunikationsmaßnahmen und Vermittlungsangebote zur Verbindung Eine Möglichkeit, um Sonderausstellungsbesucher zu Besichtigungen der Dauerausstellung anzuregen, wird hier in Verbindungen der beiden Ausstellungen gesehen. Zumindest die Information über das Angebot neben der Sonderausstellung sollte für alle Besucher deutlich sein. Bereits an der Kasse können Besucher auf die Dauerausstellung hingewiesen werden und beispielsweise einen Übersichtsplan erhalten, ebenso sollte die Dauerausstellung nach dem Sonderausstellungsrundgang (über Ausschilderungen oder aufgrund der architektonischen Anordnung) sichtbar sein. Auch Hinweise auf die Dauerausstellung für einen nächsten Besuch oder ein kleiner Einblick, der möglicherweise zu einem Wiederbesuch veranlasst, sind sinnvoll. Umgekehrt zahlt sich ein solches Vorgehen ebenso ergänzend aus, wenn Dauerausstellungsbesucher aktiv auf die Sonderausstellungen aufmerksam gemacht werden. Da sich aus vielen Experteninterviews ergab, dass nicht bekannt ist wie häufig Parallelbesuche stattfinden, sollten diese für eine bessere Einschätzung statistisch erfasst werden. Falls keine elektronische oder händische Zählung möglich ist, wäre auch eine Kurzabfrage an der Kasse denkbar. Für gezielt-inhaltsorientierte Besucher kann eine erfolgreiche Verbindung über die Inhalte der Ausstellungen erfolgen. Anknüpfungspunkte an bestimmte Objekte oder Themen in der Dauerausstellung sollten gezielt genutzt und beworben werden. Direkt in der Sonderausstellung kann eine möglichst auffällige Information über die Bezüge integriert sein, indem zum Beispiel Fotos der Dauerausstellungsobjekte an passender Stelle zu sehen sind oder eindeutig per Fußspuren oder Hinweisen ausgeschildert wird. Auch bereits vor der Besichtigung können gemeinsame Werbe- und Informationsmedien die Verbindung herstellen. Weiterhin sind Verknüpfungen denkbar, indem Sonderausstellungen aus Dauer-

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ausstellungsinhalten heraus entwickelt werden oder auch Aspekte der Sonderausstellungen anschließend in die Dauerausstellung einfließen. Auf diese Möglichkeiten geht nachfolgender Abschnitt weiter ein. Für die Gruppe der unternehmungs- und erlebnisorientierten Besucher werden räumlich-funktionale Verbindungen der Ausstellungen als vorrangig effektiv gesehen. Wenn die Besucher nach der Sonderausstellung in Teile der Dauerausstellungen gelangen oder sich das gastronomische Angebot in deren Räumlichkeiten befindet, erfolgt leicht Aufmerksamkeit auf die Dauerausstellung. Auch ein Museumsshop kann durch seine Lage zwischen Dauer- und Sonderausstellungen eine Verknüpfung herstellen. Liegen die Ausstellungen in getrennten Bereichen und wird der Besucher nach dem Sonderausstellungsrundgang direkt zum Museumsausgang geleitet, wie es an einigen Erhebungsorten der Fall war, fällt die Verbindung deutlich schwerer. Hinsichtlich einer Ausstellungsverbindung sind auch Überlegungen zur Preispolitik anzustellen. Für viele Museen ist ein Kombiticket für beide Ausstellungen zu empfehlen, das einen zusätzlichen Besuch der Dauerausstellung erleichtert. Auf diese Möglichkeit sollten die Besucher explizit hingewiesen werden. Ob dieses Angebot wahrgenommen wird, ist durch Kassenstatistiken und Evaluation zu ermitteln. Zu denken ist auch an spezielle Rabattangebote für Dauerausstellungsbesuche, beispielsweise in Form von Gutscheinen bei einer Sonderausstellung, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums einen kostenlosen Eintritt in die Dauerausstellung ermöglichen. Darüber hinaus können Kommunikationsmaßnahmen und Vermittlungsangebote Verbindungen zwischen den Ausstellungen herstellen, was für alle Besuchertypen entsprechend ausgestaltet werden kann. Empfehlungen hierzu sind untenstehend weiter ausgeführt. Beispiele zu Verbindungen von Sonder- und Dauerausstellungen: • Das Historische Museum Luzern stellte 2014 eine inhaltliche Verbindung her, indem die Sonderausstellung „Schweizer Momente. 24.499 Fotos“ in die Sammlungsausstellung integriert wurde. Von der Bevölkerung eingebrachte Fotos von etwas, das für sie die Schweiz ausmacht, ergänzten für einen bestimmten Zeitraum die Sammlungsausstellung und eröffneten durch die Gegenüberstellung neue Perspektiven (vgl. Historisches Museum Luzern 2014). • Im TECHNOSEUM Mannheim wurden Sammlungsteile als Sonderausstellungen gezeigt: „Die Sammlung. 1001 Objekte zum Hören und Sehen“ (2011) und „Sammlung 2. Der elektrische Haushalt“ (2014) boten temporär eine Auswahl der Sammlungsexponate dar (vgl. TECHNOSEUM Mannheim 2014).

242 | P UBLIKUMSMAGNET S ONDERAUSSTELLUNG - STIEFKIND DAUERAUSSTELLUNG? • Im TECHNOSEUM Mannheim befindet sich weiterhin die Sonderausstel-

lungsfläche innerhalb der Dauerausstellungen, wodurch deren Besucher zumindest einen Teil der Dauerausstellung wahrnehmen. Auch das Museumsrestaurant „Arbeiterkneipe“ liegt in den Räumlichkeiten der Dauerausstellungen und ist gestalterisch an diese angepasst. Während die Besucher hier etwas Essen oder sich Ausruhen, blicken sie auf interessante weitere Teile der Ausstellungen. Gekoppelt ist diese Verbindung an einen gemeinsamen Eintrittspreis für beide Ausstellungen. 7.2.1.3 Belebung von Dauerausstellungen Forschungsfrage 3.3 Wie sind Möglichkeiten zur Belebung von Dauerausstellungen einzuschätzen? Gezielt-inhaltsorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Kombination unterschiedlicher Ausstellungsformate • Temporäre Dauerausstellungsformate • Aus der Sammlung entwickelte Sonderausstellungen • Interventionen in Dauerausstellungen • Schaudepots und -magazine als Sonderform von Dauerausstellungen Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Kombination unterschiedlicher Ausstellungsformate • Temporäre Dauerausstellungsformate • Interaktive und partizipative Elemente in Dauerausstellungen Objektorientierte Sightseeing-Besucher von Dauerausstellungen: • Kontinuität und wechselnde Aspekte in Dauerausstellungen • Aus der Sammlung entwickelte Sonderausstellungen • Interventionen in Dauerausstellungen • Schaudepots und -magazine als Sonderform von Dauerausstellungen Edutainment-orientierte Spontanbesucher von Dauerausstellungen: • Kontinuität und wechselnde Aspekte in Dauerausstellungen • Interaktive und partizipative Elemente in Dauerausstellungen • Spezielle kind- und familiengerechte Angebote in Dauerausstellungen

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Für alle Besuchertypen ist es bedeutend, dass die Dauerausstellungen nicht unveränderlich bestehen bleiben. An diesem Punkt wird eine der größten Herausforderungen der Museumsarbeit deutlich. Ein großer Teil des Publikums erwartet neue Aspekte und wird durch eine gleichbleibende Dauerausstellung weniger zu weiteren Besichtigungen veranlasst. Dies untermauern die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung. Die Limitierung und zeitgemäße Verknappung bei Sonderausstellungen durch den temporären Zeitraum markierten einen der großen Unterschiede zu Dauerausstellungen und stellten einen bedeutenden Erfolgsfaktor dar. Demzufolge ist eine Empfehlung, auch in Dauerausstellungen temporäre Aspekte einzubringen und verstärkt zu kommunizieren, wofür folgender Abschnitt Anregungen bietet. Um dies zielgruppenorientiert auszugestalten, können Evaluationen der angemessenen Art und Menge temporärer Inhalte Handreichungen liefern. Auch Befragungen von Nicht- bzw. Nicht-mehrBesuchern der Museen geben wichtige Hinweise auf Schwierigkeiten der Dauerausstellungen und Hinderungsgründe für erneute Besuche. Daneben ist aber auch eine gewisse Kontinuität und Verlässlichkeit in der Dauerausstellung wichtig: Einige Besucher erwarten bestimmte Exponate und Inhalte, was insbesondere auf die beiden Dauerausstellungsbesuchertypen zutrifft. Diesen sollte ebenfalls entsprochen werden, indem die Inhalte beibehalten bzw. unter neuen Perspektiven gezeigt werden. Welche Ausstellungsinhalte dies betrifft, kann über Befragungen gezielt ermittelt werden – selbstverständlich neben der Expertise der Museumsfachleute. Aufgrund der Erfolgsfaktoren Neuheit und Vergänglichkeit von Sonderausstellungen werden besonders für Sonderausstellungsbesucher wechselnde Aspekte in Dauerausstellungen empfohlen. Dabei kann die Kombination unterschiedlicher Ausstellungsformate sinnvoll sein: Große Sonderausstellungen und kompakte Dauerausstellungen, wie auch ergänzend kleine Themen-Sonderausstellungen, können interessant sein. Wegen der Gefahr einer Sättigung sollten allerdings nicht zu viele Ausstellungen parallel gezeigt werden, da sich sonst die Zugkraft einzelner Ausstellungen auf die Besucher abschwächt. Temporäre oder semipermanente Dauerausstellungsformate können weiter dem Wunsch nach Wechsel entsprechen (vgl. Habsburg-Lothringen 2012a: 13 ff.). Einige Museen zeigen daher nur für einen begrenzten Zeitraum kleinere Dauerausstellungen zu bestimmten Themenbereichen. Manche Museen sind gänzlich in Form dieser Jahres- oder Mehrjahresausstellungen gestaltet. Auch gibt es Museen, die Teile ihrer Dauerausstellungen für einen regelmäßigen Wechsel vorsehen, wie die folgenden Beispiele veranschaulichen. Eine zumindest in Teilen flexibel und modulhaft gestaltete Dauerausstellung wird hier generell als empfehlenswert angesehen.

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Beispiele für „temporäre Dauerausstellungsformate“: • Im 2014 wiedereröffneten LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster ist das erklärte Ziel, kreativ mit der Dauerausstellung umzugehen und dabei eine Kombination aus Wechsel und Bestand zu schaffen. Bestimmte Sammlungsräume sind für regelmäßig veränderte Zusammenstellungen unter neuen Perspektiven vorgesehen. Der von einigen Besuchern erwarteten Kontinuität wird dennoch entsprochen, indem Hauptwerke (sogenannte „Fixpunkte“) beibehalten und hervorgehoben werden (vgl. Arnhold 2011: 3). • Auch im vorarlberg museum in Bregenz, das 2013 wiedereröffnet wurde, zielt die Dauerausstellung auf einen Wechsel ab. Sie soll in Abständen von einigen Jahren einem grundlegenden Wandel unterzogen werden, um ein „lebendiges Museum“ entstehen zu lassen. Neue Erkenntnisse und Perspektiven aus Sonderausstellungen fließen dabei kontinuierlich ein (vgl. Natter/Reichel 2012: 102 ff.). • Ein Museum, das seine Sammlung gänzlich in wechselnden thematischen Jahresausstellungen zeigt, ist das Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln. Themen waren unter anderem Liturgie und Eucharistie und ihre Beziehungen zur Kunst, 2013/2014 war die Jahresausstellung „zeigen verhüllen verbergen. Schrein – Eine Ausstellung zur Ästhetik des Unsichtbaren“ zu sehen. Diese beschäftigte sich mit dem Bewahrten, Verborgenen und Verhüllten in der Kunst- und Kulturgeschichte und stellte Sammlungsexponate mit Alltagsgegenständen und Gegenwartskunst gegenüber (vgl. Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln 2014). • Das Alpine Museum der Schweiz in Bern präsentiert seine Sammlung ebenfalls in Form von Jahresausstellungen. Beispiele für Jahresthemen waren „Bergsteigen im Medizinzeitalter“ (2014/2015) und davor Ausstellungen zum Schweizer Alpen-Club oder Alpenhotels. Ein Raum für kleinere Sonderausstellungen ergänzt die Jahresausstellungen („Biwak“) (vgl. Alpines Museum der Schweiz 2014). • Auch im Literaturmuseum der Moderne in Marbach findet in der Schausammlung zur Literatur des 20. Jahrhunderts gezielt ein Wechsel statt. Diese wird regelmäßig aktualisiert: Etwa halbjährlich werden Objekte ausgetauscht, häufig in Verbindung mit Veranstaltungen. Ein kleiner Raum ist zudem für wechselnde Präsentationen in kürzeren Abständen vorgesehen („Ausstellungsreihe: fluxus“) (vgl. Strittmatter 2012). Temporäre Ausstellungen können dabei aus der eigenen Museumssammlung heraus entwickelt werden, wie voranstehend bei inhaltlichen Ausstellungsverbindungen aufgeführt. Zahlreiche Beispiele verdeutlichen, wie solche Neu-

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präsentationen in einem veränderten Kontext und einem befristeten Zeitraum zu Besuchen anregen können. Besonders für gezielt-inhaltsorientierte Besucher sind solche Konzepte anzuraten, da durch sie inhaltliche Bezüge zwischen Sonder- und Dauerausstellung geschaffen werden. Ebenso erscheint diese Präsentation vorhandener Bestände aus neuen Perspektiven für objektorientierte Besucher interessant. Beispiele für aus der Sammlung entwickelte Sonderausstellungen: • Das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt ist ein weiteres Beispiel, neben der bereits angeführten Sammlungspräsentation als Sonderausstellungen im TECHNOSEUM Mannheim. Hier waren einige erfolgreiche Sonderausstellungen mit Werken aus der Sammlung zu sehen: So wurden zum Beispiel im Jahr 2005 in „Spinnwebzeit. Die ebay-Vernetzung“ bei ebay ersteigerte Gegenstände mit Exponaten der Sammlung gegenübergestellt und so in einem gänzlich neuen Kontext erschlossen (vgl. MMK Museum für Moderne Kunst 2014). • Die temporäre Sammlungspräsentation „Vice Versa“ im Städel Museum Frankfurt gewährte 2014 einen ungewöhnlichen Blick auf ausgewählte Bestände, indem Rückseiten von Gemälden ausgestellt wurden. Hieran wurde aufgezeigt, welche Informationen die Rückseiten liefern und die Präsentation enthielt auch bisher nicht ausgestellte Depotbestände (vgl. Städel Museum 2014). • Die Kunsthalle zu Kiel führte das Prinzip der jährlich wechselnden Sammlungspräsentationen über mehrere Jahre durch: „Eines ist klar: Das Publikum kommt heute nicht wegen der Bestände, sondern wegen der Ausstellungen in die Museen. Was zählt, sind die Aktivitäten […]. In seinem Haus hat Luckow [damaliger Direktor der Kunsthalle, d. Verf.] ein Format entwickelt, das im jährlichen Wechsel die Sammlung ganz neu aufmischt und jede Neupräsentation zu einem spannenden Ereignis macht. Unter dem Label ‚See History‘ werden einmal im Jahr die Karten neu gemischt. Und zwar mit dem Blick der Außenstehenden.“ (Büsing/Klaas 2008) Im Jahr 2004 wurden in der Kunsthalle bei der Ausstellung „Der demokratische Blick“ erstmals neue Zugangsformen zur Sammlung erprobt. Hierfür wählten alle Museumsmitarbeiter ihre Lieblingsexponate aus dem Depot aus und gestalteten deren Präsentation. Zu den Akteuren zählten neben Wissenschaftlern und Verwaltungspersonal auch Aufsichten und Reinigungskräfte. Im darauffolgenden Jahr wurden siebzehn Privatsammler als Kuratoren eingeladen, welche die Ausstellungen zusätzlich durch Leihgaben aus ihrem Besitz anreicherten („Der private Blick“). 2008

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erfolgte die Werkauswahl und Gestaltung durch internationale Künstler („Kreative Vision“) (vgl. Luckow 2009, ders. 2012, Bieber 2009). Eine Möglichkeit der inhaltlichen Belebung von Dauerausstellungen in kleinerem Umfang sind Interventionen. Wie in Kapitel 3.4 erläutert, greifen bei Interventionen Künstler oder andere externe Personen in die Dauerausstellungen ein und geben dieser beispielsweise durch Hinzufügungen oder Kommentare einen neuen Charakter (vgl. Muttenthaler 2012: 356 ff.). Werden diese Eingriffe von gezielten Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen begleitet, können sie auf die Dauerausstellung aufmerksam machen. Gut dokumentierte Beispiele sind Interventionen im Rahmen der Ausstellung „50 Blicke hinter die Dinge – Auf der Suche nach den Geheimnissen des Museums“ im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen (vgl. Fayet 2005: 109 ff.) oder das „Machine Project“ am Los Angeles County Museum of Art (vgl. Allen et al. 2009). Die Interventionen „[…] funktionieren als temporäre Installation, als zuweilen ganz lapidare Eingriffe in die Schausammlungen von Museen, indem für eine begrenzte Zeit einzelne Objekte, Objektensembles oder kleine kohärente Sammlungen hineinkomponiert werden. Wir verstehen Interventionen vor allem als einen Zeigegestus, eine kleine ‚Zutat‘, die den Blick auf die ‚dauerhafte‘ Sammlung schärft und erneuert und ihr so andere, bislang nicht wahrnehmbare Seiten abgewinnt. […] Die hinzugefügten Dinge sind gleichsam Blicköffner, sie knüpfen auf verschiedene Weise – historisch, thematisch oder motivisch, ästhetisch oder sammlungsgeschichtlich – an das Vorhandene an und machen es neuen Lesarten zugänglich.“ (Hürlimann/Lepp 2009)

Beispiele für Interventionen in Dauerausstellungen: • Im Wien Museum wurde unter anderem die Intervention „Batzen, Wuschel und Zapfen. Witzzeichner besuchen das Museum“ durchgeführt, in deren Rahmen neun Karikaturisten die Dauerausstellung kommentierten. Sie erstellten Karikaturen zu einem ausgewählten Exponat, welche anschließend korrespondierend ausgestellt wurden. „Sie zielten etwa auf ein mit dem Objekt verknüpftes historisches Geschehen, auf Objektauswahl und Bedeutungs-Generierung oder den Mangel an Gegenwartsbezogenheit und gesellschaftlichen Kontexten. Intendiert war, zum Lachen aber auch zum Nachdenken anzuregen“ (Muttenthaler 2009: 18 f.). • In den vier Häusern der Staatlichen Museen Kassel sollte die Intervention „Museumsökonomie – Das Kasseler Museums-ABC“ den Besuchern die zusammengehörigen Sammlungen und ihre Geschichte näherbringen. In den Dauerausstellungen wurden bedeutenden Exponaten oder Raumsituationen

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Texte mit jeweils einem Buchstaben des Alphabets hinzugefügt. Jedem Buchstaben waren Begriffe der „musealen Ökonomie“ zugeordnet: „A wie Aufseher, B wie Besucher, C wie Chronologie, D wie Depot“ usw. Mittels eines Begleithefts konnten die Besucher diese entdecken. „Verteilt über rund 10.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche entfaltete das Kasseler MuseumsABC seine Wirkung eher durch seine Beiläufigkeit. Es war nichts weiter, als eine Fußnote, eine kleine Hinzufügung, ein Stolperstein, um den Betrachter mit der ganzen Befremdlichkeit des Museums zu überraschen und darüber zu verunsichern, was eigentlich zu sehen ist – in einem Museum und durch das Museum.“ (Hürlimann/Lepp 2009: 29) Ein weiteres Format, das Museumssammlungen in anderer Weise zeigt, sind Schaudepots und Schaumagazine (siehe auch Kapitel 3.2.2). Diese können ebenfalls vor allem inhalts- und objektorientierte Typen zu Besuchen anregen. Schaudepots und -magazine präsentieren die Objekte, orientiert an Aufbewahrungsweisen im Depot, in größerer Dichte als in Dauerausstellungen. Sie bieten weniger interpretierende Erklärungen, sondern die Exponate stehen oft für sich. So können sie einen reizvollen und geheimnisvollen Charakter erhalten. Es gibt unterschiedliche Varianten von Schaudepots und -magazinen – von die Dauerausstellungen ergänzenden Schaudepots, hin zu vollständig als Schaudepots inszenierten Museen (vgl. Beyer 2010: 153 ff., Becker 2006: 31). Beispiele für Schaudepots und -magazine: • Das Focke-Museum Bremen bietet neben seiner Dauerausstellung ein Schaumagazin, das sich in einem Bau mit Verbindung zum Museumsgebäude befindet. Dort sind in verschiedenen Konstellationen Tausende von bislang nicht gezeigten Objekten zu sehen. Mit verschiedenen medialen Angeboten, wie Computerterminals, kann das Schaumagazin erschlossen werden (vgl. Focke-Museum Bremen 2014). • Das Völkerkunde- und Kunstmuseum Museum Rietberg in Zürich zeigt fast sämtliche Objekte in einem öffentlichen Schaudepot. Dieses ist architektonisch interessant gestaltet, hell erleuchtet und soll mit seiner Glasfassade den Eindruck eines transparenten Museums vermitteln (vgl. Museum Rietberg 2014). • Ein komplett als Schaudepot gestaltetes Museum ist das Historische Museum Luzern. Es nimmt damit Bezug auf seinen Ursprung als Zeughaus, wo „Zeug“ zur Geschichte des Kantons und der Region gelagert und ausgestellt wurde. Angelehnt an solch ein Lager befinden sich die Objekte in nummerierten Metallregalen, versehen mit einem Strichcode zum Abruf weiterer Informatio-

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nen. Die Besucher können über einen Scanner mehr zu den Objekten erfahren und auch thematische „Scanner-Rundgänge“ durch das Depot unternehmen. Eingeteilt ist das Museum neben dem Schaudepot in ein „Zwischenlager“ für Sonderausstellungen sowie ein „Schaulager“, wo der Zugang über Schauspielführungen erfolgt (vgl. Historisches Museum Luzern 2014). Weiterhin können interaktive Ausstellungselemente und Partizipationsmöglichkeiten für Besucher Dauerausstellungen beleben (vgl. u.a. Gesser et al. 2012, Gerbich 2013). Besonders für unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher, die wegen einer gemeinsamen Unterhaltung in Museen kommen, erscheint diese Strategie erfolgreich, ebenso für Edutainment-orientierte Spontanbesucher, die meist in Begleitung der Familie sind. Diesbezüglich besteht die Möglichkeit, einzelne interaktive Elemente in die Ausstellung zu integrieren, in direkter Gegenüberstellung oder ergänzend zu den Originalexponaten, oder ganze interaktive Abteilungen einzurichten. Auch belebende Elemente durch multimediale Angebote sind in diesem Kontext zu erwähnen, worauf untenstehend bei Vermittlungsmaßnahmen genauer eingegangen wird. Hinsichtlich interaktiver Angebote sind auch spezielle kind- und familiengerechte Angebote in Dauerausstellungen zu empfehlen, insbesondere für Besuchertypen, die vor allem mit der Familie in Dauerausstellungen kommen. Zu denken ist beispielsweise an Kinderstationen in der Dauerausstellung oder auch an eine eigene Kinderebene. Hierauf nehmen die folgenden Beispiele Bezug. Die Partizipation des Publikums bei der Ausstellungsgestaltung, zum Beispiel durch Einbringen von Objekten oder Beteiligung in Form von Erzählungen, kann darüber hinaus ein wichtiger Ansatz sein. Über Vorab-Evaluationen können potenzielle Besucher bereits in die Planung von Ausstellungen einbezogen werden und so ihre Einschätzungen und Bedürfnisse berücksichtigt wissen. Gerade bei der aufwändigeren Planung von Dauerausstellungen ist dies anzuraten, um eine besucherorientierte Gestaltung zu erzielen (vgl. Klein, H.J. 1993, Wegner 2008). Beispiele für Interaktivität und Partizipation: • Ein Beispiel für die Verbindung von interaktiven Elementen und Originalexponaten in Dauerausstellungen ist die „Elementa“ im TECHNOSEUM Mannheim. In drei Dauerausstellungsteilen können die Besucher an naturwissenschaftlichen Experimentierstationen selbst Versuche nachvollziehen, bei Bedarf unter Anleitung von TECHNOscouts. Die Hands-on-Elemente haben zudem einen direkten Bezug zu historischen Exponaten der Sammlung. Die „Elementa“ ist in drei Teile gegliedert: Themen zur Zeit der Industrialisie-

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rung, der Hochindustrialisierung um 1900 und aktuelle Entwicklungen (vgl. TECHNOSEUM Mannheim 2014). • Ein Beispiel für einen durch interaktive Elemente angereicherten Dauerausstellungsteil ist im Museum für Kommunikation in Bern zu finden, wo die Ausstellung „As Time Goes Byte“ einen Überblick zu 50 Jahren Computergeschichte und einen Zukunftsausblick liefert. Neben zahlreichen Ausstellungsobjekten können die Besucher an interaktiven Stationen spielerisch mehr über Computertechnik erfahren. Beispiele sind ein Geräuschespiel zu Peripheriegeräten, ein Kugelcomputer zum binären Zahlensystem oder ein Wohnzimmer der Zukunft zum Thema Wohnen in 20 Jahren. Teile der Dauerausstellung werden flexibel bespielt, um auch aktuelle und zukunftsorientierte Themen aufgreifen zu können. • Bereits in die Planung dieser Dauerausstellung wurden Meinungen und Wünsche potenzieller Besucher einbezogen. Eine Vorab-Evaluation ermittelte, wie groß das Interesse des Publikums an dem Thema der Ausstellung ist und welche Inhalte behandelt werden sollten (vgl. Messerli 2012, Wegner 2008). Bei der Planung „[…] ging es immer auch um Fragen wie: Wer sind unsere Besucher? Wen wollen wir als unsere Besucher? Für wen machen wir unsere Dauerausstellungen? Welche Erzählungen sind für unsere Besucher relevant? Welche Erzählungen verstehen unsere Besucher? Welche Erzählungen faszinieren unsere Besucher? […] Für das Museum für Kommunikation hat sich diese konsequente Besucherorientierung bewährt.“ (Messerli 2012: 178) • Das vorarlberg museum in Bregenz gestaltete einen Dauerausstellungsteil unter Einbezug der Bevölkerung: Seit der Wiedereröffnung 2013 ist „Sein & Mein. Ein Land als akustische Passage“ zu sehen, wo Vorarlberger als Augenzeugen, Betroffene und Experten über bestimmte Ereignisse im Land berichten. So werden Selbstverständnis der Bevölkerung und Besonderheiten des Landes thematisiert. Die Mitwirkung der Bevölkerung war dabei grundlegend für die Ausstellung und soll durch Veranstaltungen im Museum fortgeführt werden (vgl. vorarlberg museum 2014).

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7.2.2 Empfehlungen für Kommunikation und Vermittlung Forschungsfrage 3.4 Welche zielgruppenspezifischen Kommunikations- und Vermittlungsmaßmaßnahmen für Dauer- und Sonderausstellungen bestehen? 7.2.2.1 Zielgruppenspezifische Kommunikationsmaßnahmen Gezielt-inhaltsorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Eigene Kommunikationsmaßnahmen für Dauerausstellungen sowie gemeinsame Maßnahmen für beide Ausstellungen • Beispielmaßnahmen: Einzugsgebiet im Nahbereich und überregional; frühzeitige Maßnahmen; Hauptkanäle Pressearbeit, Werbung • Botschaften: Ausstellungsinhalte und Besonderheit/Aktualität, eingegrenzte Dauerausstellungsthemen, Highlight-Objekte und Neuerwerbungen, Ausstellungsverbindungen, Wechsel in Dauerausstellungen • Kommunikationsanlässe: Themenmanagement, Neueröffnungen • Begrifflichkeit ‚Dauerausstellung‘ überdenken Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Eigene Kommunikationsmaßnahmen für Dauerausstellungen sowie gemeinsame Maßnahmen für beide Ausstellungen • Beispielmaßnahmen: Einzugsgebiet verstärkt im Nahbereich; • kurzfristige Maßnahmen; Hauptkanäle Werbung, Social Media, Multiplikatoren • Botschaften: Unternehmung/Unterhaltung, eingegrenzte Dauerausstellungsthemen, Identifikationsstiftung und Personalisierung, Ausstellungsgestaltung, Ausstellungsverbindungen, Wechsel in Dauerausstellungen • Kommunikationsanlässe: Neueröffnungen, Aktivitäten • Begrifflichkeit ‚Dauerausstellung‘ überdenken Objektorientierte Sightseeing-Besucher von Dauerausstellungen: • Eigene Kommunikationsmaßnahmen für Dauerausstellungen • Beispielmaßnahmen: Einzugsgebiet verstärkt überregional; • frühzeitige und kurzfristige Maßnahmen; Hauptkanäle Außenwerbung, Reiseführer, Tourismuskooperationen • Botschaften: Highlight-Objekte und Neuerwerbungen, Wechsel und Kontinuität in Dauerausstellungen

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Edutainment-orientierte Spontanbesucher von Dauerausstellungen: • Eigene Kommunikationsmaßnahmen für Dauerausstellungen • Beispielmaßnahmen: Einzugsgebiet verstärkt im Nahbereich; • kurzfristige Maßnahmen; Hauptkanäle familienbezogene Medien, Außenwerbung, Multiplikatoren • Botschaften: Unternehmung/Edutainment, Kinder- und Familienangebote, Identifikationsstiftung und Personalisierung, Wechsel und Kontinuität in Dauerausstellungen Hinsichtlich Kommunikationsmaßnahmen der Museen zeigten sich in der Untersuchung deutliche Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungen: Die Museen konzentrierten sich in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mehrheitlich auf Sonderausstellungen, entsprechend wurden die Befragten sehr unterschiedlich auf die Ausstellungen aufmerksam. Einzelne Beispiele bewiesen aber, dass die Maßnahmen bei einem zielgerichteten Einsatz auch für Dauerausstellungen effektiv sein können. Daher lautet eine generelle Empfehlung, Dauerausstellungen in der Presseund Öffentlichkeitsarbeit nicht zu vernachlässigen und ihnen einen ähnlichen Stellenwert wie Sonderausstellungen beizumessen. Damit einhergehend sollte die Budgetverteilung überdacht werden. Die ermittelte Bedeutung von Dauerausstellungen für bestimmte Zielgruppen und das Potenzial für Parallelbesuche bestärken dies. Dauerausstellungen sollten dabei sowohl eigenständig mit spezifischen Maßnahmen, als auch gemeinsam mit Sonderausstellungen kommuniziert werden. So zeigte sich eigenes Informations- und Werbematerial zu Dauerausstellungen an einigen der untersuchten Museen als effektiv. Da dies aber nicht an allen Museen vorhanden war, ist generell anzuraten, die Information zu und Sichtbarkeit von Dauerausstellungen zu verbessern. Zudem sollten Dauerausstellungen bei erfolgreichen Sonderausstellungen gezielt mit angesprochen und beworben werden: Beide Ausstellungen können als gemeinsames Format begriffen und zum Beispiel zusammen auf allen Werbemedien genannt werden. Vor allem für Sonderausstellungsbesucher ist dies bedeutend. Für eine direkt auf die jeweiligen Zielgruppen ausgerichtete Kommunikation sollten über Zielgruppenanalysen das Einzugsgebiet der Ausstellungen und der geeignete Zeitpunkt der Maßnahmen ermittelt werden. Vorliegend wurden für die Besuchertypen unterschiedliche Herkunftsgebiete erhoben: So kamen insgesamt mehr Sonderausstellungsbesucher aus dem Nahbereich der Museen, während unter Dauerausstellungsbesuchern (v.a. objektorientierter Typ) auch viele Fernbesucher waren. Sonderausstellungsbesuche wurden häufig deutlich länger im Voraus geplant, hier waren Medienberichte und Werbung besonders aus-

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schlaggebend – bei Dauerausstellungen waren für die kurzfristigeren Besucher beispielsweise auch Außenwerbung an den Museen oder Reiseführer wichtig. Tipps aus dem Bekannten- oder Freundeskreis waren vor allem für häufig jüngere, unternehmungsmotivierte Besucher in Sonder- und Dauerausstellung anregend. Gezielte Kommunikationsmaßnahmen sollten jeweils die empfohlene Betonung von Ausstellungsschwerpunkten, Strategien zur Ausstellungsverbindung oder zur Belebung von Dauerausstellungen hervorheben. So sind Kommunikationsbotschaften für Sonderausstellungsbesuchertypen unter anderem eingegrenzte Themen von Dauerausstellungen, für objektorientierte Typen bestimmte Objekte oder Neuerwerbungen. Insbesondere hinsichtlich Objekten in Dauerausstellungen kann ein Markenbildungseffekt angestrebt werden. Zu denken ist hier an die Verwendung der Objekte als „Werbegesicht“ auf Medien des Museums oder als Merchandisingartikel im Museumsshop. Auch die Besetzung bestimmter Ausstellungsthemen durch ein Museum kann eine Marke ausmachen, wie beispielsweise die Wahl der Sonderausstellungsthemen im Badischen Landesmuseum Karlsruhe zeigt. Eine gezielte Themenauswahl und -mischung und deren entsprechende Kommunikation kann auch auf Dauerausstellungsinhalte übertragen werden (vgl. u.a. John/Günter 2008, Klein, A. 2007). Beispiele für zielgruppenspezifische Kommunikationsbotschaften: • Das Museum für Kommunikation in Bern kommuniziert seine Dauerausstellungen differenziert, indem drei Ausstellungen zu verschiedenen Themen gezeigt werden. Unter dem Überbegriff „Abenteuer Kommunikation“ beschäftigt sich die Dauerausstellung „nah und fern: Menschen und ihre Medien“ mit der menschlichen Kommunikation, „As Time Goes Byte: Computergeschichte und digitale Kultur“ mit Computerhistorie und „Bilder, die haften: Welt der Briefmarken“ mit Philatelie. Die Ausstellungen werden zielgruppenspezifisch mit jeweils eigenen Maßnahmen, zum Beispiel eigenen Plakaten für jede Ausstellung, beworben (vgl. Museum für Kommunikation Bern 2014). • Ein Schwerpunkt auf Exponaten der Schausammlung des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart wird schon durch den Ausstellungstitel „Legendäre MeisterWerke“ hervorgehoben. Die Ausstellungsbeschreibung betont dies: „Atemberaubende Steinzeitkunst, kostbare Grabbeigaben, mächtige Könige und vieles mehr erwarten den Besucher. […] Im 2. Stock im Alten Schloss erwarten Besucherinnen und Besucher die Geschichte(n), die sich hinter den über 1.000 Exponaten verbergen.“ Zudem sind Höhepunkte aus den Sammlungen im Rundgang extra gekennzeichnet und es werden spezielle Führungen hierzu angeboten (vgl. Landesmuseum Württemberg 2014).

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• Eine weitere Möglichkeit, Exponate besonders herauszustellen, sind die

Objektpatenschaften des Landesmuseums für Natur und Mensch Oldenburg. Hier können sich Besucher ein Objekt aussuchen, für das sie gegen einen Gegenwert lebenslang persönlicher Pate werden. Dies wird mit einer Urkunde mit Foto und Informationen zum Objekt belegt, auf Wunsch auch mit der namentlichen Nennung auf einer Patentafel im Foyer und am Objekt (vgl. Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg 2014). Dauerausstellungen im Gespräch zu halten ist eine Herausforderung für Museen. Die Empfehlungen zielen demnach darauf ab, auch für Dauerausstellungen Neuigkeit und Aktualität zu vermitteln und Kommunikationsanlässe zu schaffen. Für Sonderausstellungen zeigte sich dies als wichtiger Erfolgsfaktor. Solche Gelegenheiten kann unter anderem ein systematisches Themenmanagement in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kreieren: Zu aktuellen Anlässen, wie Jahrestagen, Geburtstagen oder Jubiläen, kann der Bezug zu einem Thema der Dauerausstellung hergestellt werden. Museen besetzen damit regelmäßig wechselnde Schwerpunkte und bieten Themen aus anderen Perspektiven an (vgl. u.a. Gut 2007). Weitere Gelegenheiten, die für Kommunikationsmaßnahmen bedeutend sein können, sind Neueröffnungen von Dauerausstellungsteilen oder für objektorientierte Besucher Neuerwerbungen, die dann auch entsprechend inszeniert werden sollten. Auch im Bereich von Social Media-Aktivitäten liegt enormes Potenzial, mit vergleichsweise geringem Aufwand, Kommunikationsinhalte für Dauerausstellungen zu generieren (vgl. u.a. Scheurer/Spiller 2010, Frank 2011). Beispiele für Kommunikationsanlässe für Dauerausstellungen: • Im TECHNOSEUM Mannheim liegt ein Schwerpunkt der Pressearbeit auf der Dauerausstellung. „Aufhänger“ wie Neugestaltungen von Ausstellungsteilen oder Objektübernahmen werden hierfür gezielt genutzt. Weiterhin werden für Pressevertreter exklusive Veranstaltungen angeboten, zum Beispiel Blicke hinter die Kulissen bei Restaurierungen oder Depotbesichtigungen (vgl. Teerling 2013). • Das Museum für Kommunikation Frankfurt betreibt systematisch Themenmanagement und knüpft bei aktuellen Anlässen an bestimmte Dauerausstellungsinhalte an. Beispielsweise wurde am 150. Jahrestag des ersten dokumentierten Telefongesprächs in einer Sonderaktion der Telefonversuch nachgestellt, was eine erfolgreiche Presseresonanz erzielte (vgl. Meldt 2013). • Die Neueröffnung seiner Schausammlung begleitete das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart 2012 mit einem vergleichbaren Aufwand wie für große Sonderausstellungen. Dieser umfasste umfangreiche Marketingkampag-

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nen mit Werbung, Pressearbeit und vielfältigen Veranstaltungen. Zum Beispiel wurde bei der Bewerbung der Fokus auf bestimmte Lieblingsstücke der Mitarbeiter und der Bevölkerung gelegt, um Highlight-Objekte hervorzuheben. Schon vor der Eröffnung konnten Besucher hinter die Kulissen blicken, an Baustellenführungen oder Theaterstücken auf der Baustelle teilnehmen oder Hintergrundberichte in Podcasts verfolgen. Eine weitere Aktion waren T-Shirts zur Eröffnung, die von Verkäufern auf dem Wochenmarkt um das Museumsgelände getragen wurden. Stets wurde die Neuheit der Ausstellung propagiert, indem Werbemittel den deutlichen Hinweis „NEU! Ab 25. Mai 2012“ enthielten (vgl. Experteninterview mit Ewigleben/Scholz 2011). Die entsprechende Presseresonanz lautete dann auch: „Nach zwei Jahren Sanierung präsentiert das Württembergische Landesmuseum seine Schausammlung – frisch, neu, spannend. Kurz: spektakulär.“ (Schleider 2012: 33) Auf die Neueröffnung des Dauerausstellungsteils „Barry – Der legendäre Bernhardinerhund“ im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern machte das Museum auf seiner Facebook-Seite über einen Countdown aufmerksam. Die letzten zehn Tage vor Eröffnung wurden täglich neue Hinweise eingestellt, wie spezielle Hintergrundinformationen, Fotos von der Ausstellungseinrichtung, von Mitarbeitern oder Exponaten. Auf die Dauerausstellung verweist auch eine eigene Homepage, wie dies bei vielen Sonderausstellungen üblich ist (vgl. Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern 2014). Um Besucherpartizipation und Schwerpunktsetzung auf Objekte zu kombinieren, können auch beispielsweise Lieblingsobjekte aus den Dauerausstellungen gekürt werden. Das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster betreibt dies über Facebook, wo der Aufruf, Lieblingsbilder zu posten, mit exklusiven Gewinnspielpreisen wie einer Vorabbesichtigung des neuen Museums kombiniert wurde. Auch im Städel Museum in Frankfurt können in der „Mein Städel-Community“ Lieblingswerke der Besucher online gesammelt und sogar bewertet werden (vgl. Bamberger 2009). Weiterhin werden im TECHNOSEUM Mannheim besondere Objekte aus der Dauerausstellung im Wechsel herausgegriffen und online mit einer interessanten Hintergrundgeschichte präsentiert („Im TECHNOSEUM entdeckt: Das Zisch-Gleitflächenboot oder das Handplanetarium“). Auch Rätsel zur ursprünglichen Funktion von alten Objekten, wie einem Toaster oder dem ersten Haartrockner, rufen auf Facebook zur Beteiligung auf (vgl. TECHNOSEUM Mannheim 2014). Eine weitere Möglichkeit über Social Media-Aktivitäten auf Dauerausstellungen aufmerksam zu machen, sind Tweetups. Dabei werden Besucher eingeladen per Twitter vom Museumsaufenthalt oder einer speziellen Veranstaltung

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im Museum zu berichten, was Vernetzungen vor Ort und außerhalb des Museums bewirken kann. Beispiele hierfür sind Tweetups im Städel Museum in Frankfurt, im Verkehrsmuseum Dresden oder im Bode-Museum in Berlin (vgl. Kulturkonsorten 2013). Schließlich ist Museen zu empfehlen, die Begrifflichkeit „Dauerausstellung“ zu überdenken. Aufgrund der analysierten Schwierigkeiten des Images von Dauerausstellungen beim Publikum – vor allem unter Sonderausstellungsbesuchern – sollte der Vorstellung einer zu „dauerhaften“, dadurch möglicherweise langweiligen und verstaubten Dauerausstellung entgegengewirkt werden. Namen wie Sammlungspräsentation oder Schausammlung können einen anderen Eindruck erwecken. Die Titelgebung für einzelne Teile der Dauerausstellung kann für die Kommunikation sinnvoll sein – insbesondere wenn es sich um Museen handelt, bei welchen der Museumsname dem Besucher wenige Informationen zum Ausstellungsinhalt gibt (zum Beispiel „Landesmuseum“). Auch ist eine Möglichkeit, Sonder- und Dauerausstellungen gemeinsam als „Ausstellungen“ zu kommunizieren, wie die Beispiele zeigen. Beispiele für Begriffsverwendungen der Ausstellungsformate: • Im Landesmuseum Württemberg werden Sonder- und Dauerausstellungen gemeinsam kommuniziert: Auf der Museumshomepage finden sich unter der Kategorie „Ausstellungen“ auch die Schausammlungen, wie der neue Teil „LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg. Ab 25.5.2012“ (vgl. Landesmuseum Württemberg 2014). • Auch im vorarlberg museum in Bregenz ist auf den ersten Blick der Unterschied zwischen Sonder- und Dauerausstellung nicht erkennbar. Die Dauerausstellungsteile sind hier mit Titeln wie Sonderausstellungen versehen: „buchstäblich vorarlberg“, „vorarlberg. ein making-of“, „Römer oder so“ und „Sein & Mein“ (vgl. vorarlberg museum 2014). • Auch das Museum für Kommunikation in Bern zeigt wie erwähnt seine Dauerausstellungen in drei abgetrennten Teilen mit jeweils eigenem Titel und Kommunikationskonzepten (vgl. Museum für Kommunikation Bern 2014).

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7.2.2.2 Zielgruppenspezifische Vermittlungsmaßnahmen Gezielt-inhaltsorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Inhaltsbetonte Vermittlungsangebote mit dem Charakter von Aktualität und Besonderheit: • z.B. Audioguide-/Multimedia-Führungen, Kuratoren-/Direktorenführungen, Blicke hinter die Kulissen, Depotführungen, „Gastkommentare“ aus anderen Disziplinen, Seminare Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher von Sonderausstellungen: • Unterhaltsame, kommunikative Vermittlungsangebote: • z.B. Veranstaltungen, Feste, Einbezug anderer Kultursparten, Abend- und Nachtführungen, „Art after work“, dialogische Führungen, Schauspielführungen, Museumsclubs, Stadtspaziergänge, Verbindungen mit gastronomischem Angebot, Kombination mit Ausflügen Objektorientierte Sightseeing-Besucher von Dauerausstellungen: • Objektbetonte Vermittlungsangebote mit Überblickscharakter: • z.B. Highlight-Führungen, Überblicksführungen („5 Highlights in 30 Minuten“), Audioguide-/Multimedia-Führungen, vertiefende Angebote zu bestimmten Objekten, Stadtspaziergänge Edutainment-orientierte Spontanbesucher von Dauerausstellungen: • Vermittlungsangebote für Familien: z.B. Familien-, Schauspielführungen, Kombination mit Ausflügen • Vermittlungsangebote für Kinder: z.B. Kinderwerkstätten, Kindergeburtstage, Ferienprogramme, Museumsquiz, Kinder führen Kinder Bei Vermittlungsmaßnahmen sind generell zielgruppenspezifisch ausgerichtete Angebote, wie Führungs- und Veranstaltungsprogramme, zu empfehlen, welche die Ausstellungsschwerpunkte und Stärken betonen. Auch zur Verbindung zwischen Sonder- und Dauerausstellungen und der Belebung von Dauerausstellungen können Vermittlungsangebote gezielt beitragen. Im Folgenden werden Beispiele dafür gegeben, wie die oben angeführten Empfehlungen über Vermittlungsmaßnahmen aufgegriffen und umgesetzt werden können. Je nach Zielgruppe sollten Vermittlungsangebote die verschiedenen Besuchsmotive aufgreifen: So ist für gezielt-inhaltsorientierte Besucher wichtig, dass auf der inhaltlichen Ebene etwas Neues und Besonders geboten wird. Auch die Dauerausstellung belebende Angebote sprechen besonders diesen Typ an.

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Für unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher sind unterhaltsame Angebote als Gesprächsanlässe interessant, die auch den Eventcharakter betonen. Beispiele für ein differenziertes, zielgruppenspezifisches Vermittlungsprogramm: Ein gelungenes Beispiel für differenzierte Vermittlungsmaßnahmen, mit einem Schwerpunkt auf der Ständigen Sammlung, bietet das Städel Museum in Frankfurt mit über 50 unterschiedlichen Vermittlungsprogrammen (vgl. Wagner 2012, Städel Museum 2014): • Für gezielt-inhaltsorientierte Besucher erscheinen aus dem Vermittlungsangebot des Städel Museum unter anderem Kustodenführungen interessant, bei welchen Sammlungsleiter exklusive Einblicke zu ausgewählten Aspekten geben. Weiterhin hat das Museum spezielle Führungen zur Architektur des Hauses oder mit Blicken hinter die Kulissen im Programm. Bei der Führungsreihe „Gastkommentare“ berichten Personen aus anderen Disziplinen, wie Politik, Wirtschaft oder Geistes- und Naturwissenschaften, über ihre Sichtweisen auf die Sammlung. • Auf unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher abgestimmt sind besonders Workshops, Stadtspaziergänge zu Motiven von Sammlungswerken oder Rätsel zu unbekannten Objekten aus dem Depot („Kunst auf dem Prüfstand“). Auch Programme, wie „Art after work“ (Gruppenführungen nach Feierabend mit Ausklang an der Bar) und „Kunstgenuss“ (Führung und Kunstgespräche bei Kaffee und Kuchen) sprechen diese Zielgruppe an. Weiterhin werden für sie angeboten: „Treffpunkt Kunst“ (Möglichkeit bei einer dialogischen Führung die eigenen Perspektiven zu den Werken zu diskutieren) und „Städel Dialog“ (Führungen in Form eines Dialogs zweier Kunstwissenschaftler). • Speziell für Familien offeriert das Museum schließlich Programme, wie Kinderführungen und -workshops, Märchenreisen oder Familienführungen. Auch Seminare speziell für Großeltern, die mit ihren Enkeln das Museum besuchen möchten („Mit Oma und Opa Kunst erleben“), können gebucht werden. Auch zur Verbindung zwischen Sonder- und Dauerausstellung bieten, wie oben empfohlen, Vermittlungsmaßnahmen Möglichkeiten. So sind für gezielt-inhaltsorientierte Besucher Angebote interessant, welche die Ausstellungen auf der Inhaltsebene verknüpfen. Beispielsweise können Teilnehmer im Rahmen einer Sonderausstellungsführung auch abschließend kurz einen passenden inhaltlichen Aspekt der Dauerausstellung besichtigen und so auf diese aufmerksam gemacht werden. Für unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher wiederum sind zum Beispiel Veranstaltungen zur Sonderausstellung, die ebenfalls die Dauer-

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ausstellungen bespielen, Verbindungsvarianten (wie Museumsfeste oder Theateraufführungen). Beispiele für Ausstellungsverbindungen durch Vermittlungsangebote: • Im Linden-Museum Stuttgart finden derartige Verbindungen über das Rahmenprogramm zu Sonderausstellungen statt. Zum Beispiel gab es zur Sonderausstellung „Merhaba Stuttgart – 50 Jahre deutsch-türkisches Anwerbeabkommen“ Führungen in der Sonderausstellung und der inhaltlich passenden Dauerausstellungsabteilung. Diese Orient-Abteilung wurde am Familientag im Museum auch mit Angeboten, wie Geschichtenerzählern oder Kinderschminken, einbezogen (vgl. Experteninterview mit Otto-Hörbrand 2011). • Auch im TECHNOSEUM Mannheim verknüpfen Programme zu Sonderausstellungen diese mit der Dauerausstellung. Bei Führungen in Sonderausstellungen finden Stippvisiten in der Dauerausstellung und umgekehrt statt. Zur Sonderausstellung „Unser täglich Brot“ hatte zum Beispiel die Getreidemühle in der Dauerausstellung Bezug und wurde bei Führungen und Veranstaltungen mit besichtigt (vgl. Experteninterview mit Kaysers 2011). Um Wechsel in Dauerausstellungen zu schaffen, sind ebenfalls entsprechende Vermittlungsangebote zu empfehlen. Das obige Beispiel des zielgruppenspezifischen, innovativen Vermittlungsprogramms im Städel Museum verdeutlicht Belebungsmöglichkeiten für die Dauerausstellung. Weitere vorgestellte Beispiele beziehen sich auf Belebungen durch multimediale Angebote, welche besonders einfach flexibel gestaltet werden können. Beispiele für Belebung der Dauerausstellung durch multimediale Vermittlungsangebote: • Die Dauerausstellung des Literaturmuseums der Moderne Marbach wird durch das multimediale Führungsangebot „M3“ ergänzt. Das stetig aktualisierte Gerät bietet neue Perspektiven auf die Sammlung und ergänzende Informationen: Die Besucher besichtigen mit dem tragbaren Computer die Ausstellung, wobei er zu jedem Exponat eine Abbildung und vertiefende Kommentare, ggf. auch Ton- und Videoaufnahmen, liefert. Er zeigt auch verschiedene Rundgänge durch die Dauerausstellung unter bestimmten Blickwinkeln (z.B. alle Exponate eines Autors, zeitgleich entstandene Werke oder Exponate zu verschiedenen Schlagwörtern, wie ‚Arbeit am Text‘‚ ‚Rückseiten‘, ‚Collage‘). Dieser Weg durch die Ausstellung wird nach dem Rundgang gespeichert und die abgerufenen Informationen können erneut betrachtet und vertieft werden (vgl. Gfrereis 2008, Strittmatter 2012).

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• Auch im Deutschen Auswandererhaus Bremerhaven kann sich der Besucher

die Dauerausstellung über ein multimediales Führungsangebot erschließen. Beim Eintritt erhält er mit der „iCard“ eine Chipkarte, über die er an Computer- und Hörstationen Informationen abrufen kann. Mittels dieser Führungsvariante nimmt der Besucher die individuelle Perspektive eines Auswanderers und eines Einwanderers an, deren Geschichten an mehreren Stationen erzählt werden (vgl. Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven 2014). • Im Stapferhaus Lenzburg wurde die Jahresausstellung „HOME. Willkommen im digitalen Leben“ (2010/11) durch eine iPad-Führung begleitet, die explizit „nicht als Informationsträger, sondern als Befragungs- und Orientierungstool“ fungieren sollte (Lichtensteiger 2011: 176). Über dieses Angebot wurden die Besucher individuell angesprochen und einbezogen, die Führung fand jeweils nach einem vorab erstellten Interessensprofil statt. Zusätzlich diente eine Vermittlungsperson („Host“) als persönlicher Ansprechpartner und Begleiter. Diese führte in das Ausstellungsthema ein, erklärte die iPad-Führung und sprach nach dem Rundgang mit den Besuchern auch über Ergebnisse der iPadAnwendungen. Zum Beispiel konnten die Besucher über das iPad Videos betrachten und danach ihre persönliche Einschätzung abgeben, welche mit Ergebnissen anderer Besucher verglichen wurde (vgl. Lichtensteiger 2011: 175 f.).

7.3 F AZIT

UND

AUSBLICK

Forschungsziel der vorliegenden Ausarbeitung war eine vergleichende Untersuchung von Publika größerer Sonderausstellungen und Dauerausstellungen an verschiedenen Museen in Deutschland. Analysiert wurden Unterschiede zwischen den Teilpublika, weiterhin Gründe für die hohe Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf viele Besucher sowie Schwierigkeiten von Dauerausstellungen aus Publikumssicht. Kapitel 1 führte in die Thematik ein und belegte durch Besuchsstatistiken die Attraktion von Sonderausstellungen auf Museumsbesucher. Anschließend verdeutlichte Kapitel 2 den hohen Stellenwert von Besucherorientierung für Museen, indem Rahmenbedingungen aktueller Museumsarbeit, wie finanzielle Schwierigkeiten, zunehmende Konkurrenz und Veränderungen der Rezeptionsweisen, aufgeführt wurden. Wie wichtig es für Museen ist, sich in diesem Kontext gezielt der Frage nach ihren Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern zuzuwenden, wurde damit untermauert.

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Kapitel 3 klärte die Definitionen zum Untersuchungsfeld Sonder- und Dauerausstellungen. Verschiedene Begrifflichkeiten, Ziele und Kennzeichen der Ausstellungsformate wurden erläutert. Es folgten ein kurzer geschichtlicher Abriss der Ausstellungsentwicklungen sowie die Darstellung von Unterschieden zwischen Museumsarten. Die Ausführungen unterstrichen die existenzielle Bedeutung von Dauerausstellungen für die Museumsidentität. Auch die hohen Erwartungen von Publikum, Medien und Zuwendungsgebern an Sonderausstellungen wurden beschrieben. Das Kapitel diskutierte erste Ergebnisse aus der Sekundäranalyse zu Erfolgsfaktoren von Sonderausstellungen und Schwierigkeiten von Dauerausstellungen. Die Vermutungen gingen dahin, dass bei Dauerausstellungen Umfang und Verständlichkeit weniger besucherfreundlich sind. Zudem wurde eine Hauptproblematik darin gesehen, dass sie zu lange Zeit unverändert bestehen bleiben, nicht aktuell und zu wenig abwechslungsreich sind. Dauerausstellungen kann aufgrund dessen ein statisches Image anhaften. Demgegenüber sind Sonderausstellungen bei vielen Besuchern erfolgreicher, da sie populäre, aktuellere und eingegrenzte Themen besetzen und ihre Präsentation vielfältiger ist. Durch ihre begrenzte Laufzeit können sie einen attraktivierenden Knappheitseffekt erzeugen. Zudem haben Sonderausstellungen häufig Eventcharakter: Besucher wollen „dabei sein“, was durch Marketingkampagnen und Medienresonanz gefördert wird. Diesbezüglich wurden aber auch kritische Stimmen angeführt, insbesondere wegen der Aufgabenverschiebung und Gefährdung des Museumsauftrags. Den Forschungsstand zum Thema arbeitete Kapitel 4 auf. Hier erfolgte eine Analyse empirischer Vergleichsstudien an Museen. Vertiefend ging das Kapitel auf Ergebnisse zu Besuchsmotiven und Segmentierungsmöglichkeiten ein. Zu Merkmalen speziell des Publikums von Sonder- und Dauerausstellungen besteht eine Forschungslücke, welche an dieser Stelle aufgezeigt wurde. Tendenzresultate aus verschiedenen Studien ergaben sich unter anderem zu Altersstrukturen, Anreisedistanzen, Informationsquellen oder Besuchsverhaltensweisen. Diese stellten eine Grundlage der folgenden Primäranalyse dar. Das Erhebungsdesign der durchgeführten Studien erläuterte Kapitel 5. Vorbereitend wurden Experteninterviews an zwölf Museen und mit drei Museumsberatern sowie dreiundzwanzig offene Besuchervorgespräche geführt. Diese erbrachten verschiedene Erfahrungswerte zum Thema aus Museumssicht und bereiteten die Hauptstudie vor. Die anschließende umfassende, schriftliche Befragung von rund 3800 Besuchern beantwortete die Forschungsfragen. Die Befragung fand zu Zeiten mit und ohne Sonderausstellung an fünf Museen statt. Der Einbezug von drei historischen/archäologischen Museen (Historisches Museum der Pfalz Speyer, Kulturhistorisches Museum Magdeburg, Landesmuseum für

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Vorgeschichte Halle) sowie vergleichend einem Naturkunde- und einem Technikmuseum (Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart und TECHNOSEUM Mannheim) bestätigte unter anderem Unterschiede zwischen Museumsarten hinsichtlich der Ausstellungsformate. Die Ergebnisse der Studie wurden in Kapitel 6.1 (Experteninterviews) und 6.2 (vergleichende Besucherbefragung) ausführlich dargestellt. Die Untersuchungsthese, dass sich das Publikum von Sonder- und Dauerausstellungen unterscheidet, wurde belegt (Forschungsfrage 1). Differenzen wurden insbesondere hinsichtlich Besuchsmotiven und Erwartungen an die Ausstellungen festgestellt. Auch Altersverteilungen, das Einzugsgebiet der Ausstellungen, die Anteile von Erst- und Wiederholungsbesuchern, die Begleitpersonen oder das Entscheidungsverhalten wichen beispielsweise deutlich voneinander ab. Zudem wurden die Gründe für eine besondere Anziehungskraft von Sonderausstellungen auf viele Museumsbesucher ermittelt (Forschungsfrage 2): Das interessant wirkende und klar eingegrenzte Thema von Sonderausstellungen sowie die präsentierten Objekte stellten einen der Haupterfolgsfaktoren dar. Als weitere Stärke erwies sich der übersichtliche Umfang von Sonderausstellungen. Auch ihre Aktualität, Neuheit und zeitliche Begrenzung machte sie für viele Besucher zu einem besonderen Angebot. Die Resultate fasste Kapitel 7.1 in Form einer Typologie von Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern zusammen, wobei vier Typen entwickelt wurden: Sonderausstellungsbesucher: • Typ G Gezielt-inhaltsorientierte Besucher • Typ U Unternehmungs- und erlebnisorientierte Besucher Dauerausstellungsbesucher: • Typ O Objektorientierte Sightseeing-Besucher • Typ E Edutainment-orientierte Spontanbesucher Die Typenbildung ermöglichte es, die Befragungsresultate zusammenzufassen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Sonder- und Dauerausstellungsbesuchern zu verdeutlichen. Angepasst an die Besuchertypen wurden zielgruppenorientierte, strategische Handlungsempfehlungen abgeleitet, wie Museen erfolgreich und besucherorientiert mit den Ausstellungsformaten umgehen können (Kapitel 7.2). Möglichkeiten, Ausstellungsschwerpunkte zu betonen, die Formate zu verbinden und Dauerausstellungen zu beleben, wurden erörtert. Zu zielgruppenspezifischen Kommunikations- und Vermittlungsmaßnahmen wurden schließlich weitere Empfehlungen gegeben (Forschungsfrage 3).

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Vorliegende Studie erzielte wichtige Resultate, um die Forschungslücke hinsichtlich vergleichender Befunde zum Sonder- und Dauerausstellungspublikum zu schließen. Resümierend soll ein Ausblick gegeben werden, an welchen Stellen zusätzlicher Forschungsbedarf gegeben ist und Folgestudien ansetzen sollten. Die Besucherbefragung fand an fünf Erhebungsorten statt, wobei Museen bestimmter vergleichbarer Kriterien und Museumsarten untersucht wurden. Diese Auswahl der Erhebungsorte sollte erweitert werden, um zusätzlich Aussagen über andere Museumsarten, wie Kunst-, Volks-/Heimatkunde- oder kulturgeschichtliche Spezialmuseen, treffen zu können. Einige Befragungsergebnisse hatten allgemeingültigen Charakter, während sich andere Befunde spezifisch nach Museumsarten zeigten. Zwischen Museen verschiedener Arten wurden deutliche Unterschiede hinsichtlich Publikumsmerkmalen und der Rolle von Sonder- und Dauerausstellungen festgestellt. Zudem wäre ein Ausbau der Studie durch eine breitere Auswahl der Standorte untersuchter Museen denkbar. Unter anderem könnten zusätzlich ausgesprochen touristische Orte einbezogen werden, die hier ausgeklammert wurden. Die Ergebnisse sind zum Teil abhängig von Themen der verschiedenen untersuchten Sonderausstellungen. An einigen Erhebungsorten werden regelmäßig zu mehreren Ausstellungen Besucherstudien durchgeführt, welche ein noch aussagekräftigeres Bild des Publikums ermöglichen. Dies wäre für alle Museen und derartige Studien zu empfehlen. Dabei sollten die Erhebungen auch innerhalb mehrerer Zeiträume stattfinden, um Unterschiede nach Schulferien oder Jahreszeiten noch ausführlicher zu berücksichtigen. Die Untersuchungsanlage erforderte eine Konzentration auf bestimmte Zielgruppen der Befragung. So konnten keine Gruppenbesucher, darunter Schulklassen und Veranstaltungsteilnehmer, berücksichtigt werden. Ferner wurden Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren nicht einbezogen. Eine Erweiterung der Befragungspersonen, insbesondere um die wichtige Zielgruppe der Gruppenbesucher, wäre demnach sinnvoll. Auch ist anzuraten, die quantitativ angelegte Studie durch qualitative methodische Zugänge zu ergänzen. Diese können vertiefende Resultate zu Besuchsmotiven und -vorlieben ergeben und insbesondere die Publikumsaussagen zu Präferenzen für Sonder- oder Dauerausstellungen präzisieren.

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Die beschriebenen Erweiterungen und Ergänzungen der Untersuchungsanlage ermöglichen es, die ausgeführten Ergebnisse über das Sonder- und Dauerausstellungspublikum breiter abzustützen. Die vorgestellte Typologie von Ausstellungsbesuchern kann somit überprüft und weiterentwickelt werden. Damit Museen erfolgreich im Spannungsfeld zwischen Erwartungen an spektakuläre Sonderausstellungen sowie traditioneller Aufgabenerfüllung mit Bewahrung und Aktualisierung der Dauerausstellungen bestehen können, ist die Forschungsfrage weiter zu bearbeiten. Für eine gezielte, vertiefte Untersuchung des Sonder- und Dauerausstellungspublikums an Museen stellt die vorliegende Studie eine Grundlage dar.

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Schriften zum Kultur- und Museumsmanagement Patrick S. Föhl, Patrick Glogner Kulturmanagement als Wissenschaft Überblick – Methoden – Arbeitsweisen. Einführung für Studium und Praxis September 2016, ca. 150 Seiten, kart., ca. 13,80 €, ISBN 978-3-8376-1164-9

Carl Christian Müller, Michael Truckenbrodt Handbuch Urheberrecht im Museum Praxiswissen für Museen, Ausstellungen, Sammlungen und Archive Januar 2016, ca. 200 Seiten, kart., ca. 25,99 €, ISBN 978-3-8376-1291-2

Oliver Scheytt, Simone Raskob, Gabriele Willems (Hg.) Die Kulturimmobilie Planen – Bauen – Betreiben. Beispiele und Erfolgskonzepte Dezember 2015, ca. 400 Seiten, kart., ca. 49,99 €, ISBN 978-3-8376-2981-1

Leseproben, weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.transcript-verlag.de

Schriften zum Kultur- und Museumsmanagement Martin Tröndle Die reflexive Kulturorganisation Theorie und Praxis des integrierten Kulturmanagements (unter Mitarbeit von Julian Stahl) Oktober 2015, ca. 220 Seiten, kart., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2918-7

Andrea Hausmann (Hg.) Handbuch Kunstmarkt Akteure, Management und Vermittlung 2014, 480 Seiten, kart., zahlr. Abb., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2297-3

Ina Roß Wie überlebe ich als Künstler? Eine Werkzeugkiste für alle, die sich selbst vermarkten wollen (2., unveränderte Auflage 2014) 2013, 192 Seiten, kart., zahlr. Abb., 19,80 €, ISBN 978-3-8376-2304-8

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Schriften zum Kultur- und Museumsmanagement Carsten Baumgarth, Berit Sandberg (Hg.) Handbuch Kunst-UnternehmensKooperationen

Susan Kamel, Christine Gerbich (Hg.) Experimentierfeld Museum Internationale Perspektiven auf Museum, Islam und Inklusion

Oktober 2015, ca. 300 Seiten, kart., zahlr. Abb., ca. 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3026-8

2014, 482 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-2380-2

Julia Hilgers-Sekowsky Kooperationen zwischen Museen Hemmnisse in der Zusammenarbeit und ihre Überwindung

Nina Johanna Haltern Jenseits des konventionellen Kultursponsorings Chancen alternativer Kooperationen zwischen Unternehmen und Kulturorganisationen

August 2015, 332 Seiten, kart., zahlr. Abb., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-3073-2

Siglinde Lang Partizipatives Kulturmanagement Interdisziplinäre Verhandlungen zwischen Kunst, Kultur und Öffentlichkeit Juli 2015, 242 Seiten, kart., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-3083-1

Michaela Conen Strategisches Management in Museen Mit Change Management und Balanced Scorecard aktiv gestalten März 2015, 232 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2843-2

2014, 376 Seiten, kart., 36,99 €, ISBN 978-3-8376-2641-4

Klaus Georg Koch Innovation in Kulturorganisationen Die Entfaltung unternehmerischen Handelns und die Kunst des Überlebens 2014, 398 Seiten, kart., 34,99 €, ISBN 978-3-8376-2621-6

Christiane Schrübbers (Hg.) Moderieren im Museum Theorie und Praxis der dialogischen Besucherführung 2013, 256 Seiten, kart., zahlr. Abb., 26,80 €, ISBN 978-3-8376-2161-7

Reinhold Knopp, Karin Nell (Hg.) Keywork4 Ein Konzept zur Förderung von Partizipation und Selbstorganisation in der Kultur-, Sozial- und Bildungsarbeit

Lorraine Bluche, Christine Gerbich, Susan Kamel, Susanne Lanwerd, Frauke Miera (Hg.) NeuZugänge Museen, Sammlungen und Migration. Eine Laborausstellung

2014, 350 Seiten, kart., zahlr. farb. Abb., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2679-7

2013, 200 Seiten, kart., zahlr. Abb., 29,80 €, ISBN 978-3-8376-2381-9

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