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German Pages 482 [438] Year 2022
Sahrmann Praxis der Zu- und Abschläge bei der Vergütung des (vorläufigen) Insolvenzverwalters
Praxis der Zu- und Abschläge bei der Vergütung des (vorläufigen) Insolvenzverwalters Eine softwaregestützte empirische Untersuchung
von Philipp Sahrmann
RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG · Köln
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Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des interdisziplinären Promotionskollegs „Digitales Recht“ an der Universität Heidelberg und wurde von der dortigen Juristischen Fakultät im September 2021 als Dissertation angenommen. Die Disputation fand am 1. Oktober 2021 statt. Rechtsprechung und Literatur sind bis zur Fertigstellung im Mai 2021 berücksichtigt. Das Vorhaben wurde von Prof. Dr. Andreas Piekenbrock betreut, dem ich für sein Interesse an dem empirischen Forschungsansatz, seine engagierte fachliche Unterstützung, seine große Hilfsbereitschaft und die schnelle Begutachtung der Dissertation besonders danken möchte. Weiterer Dank gebührt Prof. Dr. Heinrich Schoppmeyer für die sehr zügige Erstellung des Zweitgutachtens und seine hilfreichen Anmerkungen für die Druckfassung. Den Herausgebern der Schriftenreihe „Beiträge zum Insolvenzrecht“ – Prof. Dr. Moritz Brinkmann, Dr. Bruno Kübler, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hanns Prütting und Prof. Dr. Christoph Thole – danke ich für die Aufnahme der Arbeit. Für die finanzielle Unterstützung des Promotionsvorhabens bin ich der Landesgraduiertenförderung des Landes Baden-Württemberg sehr dankbar. Darüber hinaus bedanke ich mich bei der Organisatorin, allen Betreuern, Kollegiatinnen und Kollegiaten des Promotionskollegs „Digitales Recht“ für den bereichernden und motivierenden Austausch sowie die spannenden und spaßigen Veranstaltungen. Zum Gelingen des Projektes haben auch einige weitere Personen beigetragen. Ein besonderer Dank gilt zunächst meinem Großvater Klaus-Rudolf Sahrmann, der den gesamten Entwurf des Manuskripts kritisch auf sprachliche Korrektheit und Verständlichkeit überprüft hat. Meinem guten Freund Dr. Hans-Joachim Berner und dem Team seiner Kanzlei WILLMERKÖSTER bin ich für die wertvollen Anmerkungen aus der Perspektive der insolvenzrechtlichen Praxis sehr dankbar. Er, Janis Beckedorf, Dr. Jens Gerlach, Jan Mysegades und Lisa Maddey waren nicht nur großartige Gesprächspartner zu zahlreichen forschungsbezogenen Fragen, sondern standen mir auch darüber hinaus während der Promotionszeit stets zur Seite. Danke! Schließlich haben mich meine Eltern Elvira Sahrmann und Ralf Sahrmann, meine Schwester Annika Sahrmann und meine Großeltern auf meinem gesamten bisherigen Lebensweg großzügig und liebevoll unterstützt. Dafür danke ich ihnen von ganzem Herzen.
Hamburg, im Jahr 2022
Philipp Sahrmann
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Vorwort ................................................................................................................ V Abbildungsverzeichnis .................................................................................. XVII Tabellenverzeichnis ......................................................................................... XXI Abkürzungsverzeichnis ................................................................................ XXIII Einführung .............................................................................................. 1 ........ 1 I. Problemstellung und Motivation ........................................................ 1 ........ 1 II. Untersuchungsziel und Einordnung .................................................... 7 ........ 4 III. Aufbau der Untersuchung ................................................................. 10 ........ 5 Teil 1: Rechtsdogmatik ........................................................................ 14 ........ 7 I. Insolvenzverfahren und Beteiligte .................................................... 16 1. Gerichtliche Zuständigkeit ......................................................... 18 2. Regelinsolvenzverfahren ............................................................ 22 a) Insolvenzeröffnungsverfahren .............................................. 23 aa) Insolvenzantrag .............................................................. 24 bb) Vorläufige Maßnahmen ................................................. 25 (1) Vorläufiger Insolvenzverwalter ............................... 26 (a) Typen ................................................................. 27 (b) Aufgaben bei allgemeinem Verfügungsverbot ..... 31 (aa) Vermögenssicherung und -erhaltung ....... 32 (bb) Unternehmensfortführung ........................ 35 (cc) Prozesse ................................................... 40 (dd) Steuern und Buchhaltung ......................... 41 (ee) Zustellungen ............................................. 42 (ff) Kostendeckungsprüfung ........................... 43 (gg) Sachverständiger ...................................... 44 (c) Aufgaben ohne allgemeines Verfügungsverbot ... 45 (d) Umgang mit dem Schuldner .............................. 48 (e) Haftung .............................................................. 49 (2) Vorläufiger Gläubigerausschuss .............................. 50 (3) Weitere Maßnahmen ................................................ 51 cc) Entscheidung des Gerichts ............................................. 53
........ 7 ........ 8 ........ 9 ........ 9 ...... 10 ...... 10 ...... 10 ...... 11 ....... 12 ...... 12 ...... 13 ...... 15 ...... 15 ...... 15 ...... 15 ...... 16 ....... 16 ...... 17 ...... 17 ...... 17 ...... 18 ...... 18 VII
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b) Eröffnetes Insolvenzverfahren ............................................. 55 aa) Konsequenzen für den Schuldner .................................. 56 bb) Insolvenzverwalter ......................................................... 59 (1) Inbesitznahme und Sicherung .................................. 60 (2) Verzeichnisse und Übersichten ................................ 62 (3) Unternehmensfortführung ........................................ 64 (4) Massebereinigung .................................................... 67 (a) Pfändungsfreiheit, Aussonderung, Freigabe und Aufrechnung ...................................................... 68 (b) Anspruchsdurchsetzung und Insolvenzanfechtung ......................................................... 71 (5) Prozesse ................................................................... 73 (6) Steuern, Buchhaltung, Rechnungslegung ................ 74 (7) Zustellungen ............................................................ 76 (8) Gläubigerbefriedigung ............................................. 77 (a) Führung der Insolvenztabelle ............................ 78 (b) Abgesonderte Befriedigung ............................... 80 (aa) Bewegliche Sachen und Forderungen ...... 81 (bb) Unbewegliche Gegenstände ..................... 84 (c) Liquidation oder Planverfahren ......................... 87 (d) Befriedigung der Massegläubiger ...................... 91 (e) Verteilung an die Insolvenzgläubiger ................ 94 (9) Haftung .................................................................... 98 cc) Aufhebung und Einstellung ........................................... 99 3. Besondere Verfahrensarten ...................................................... 100 a) Restschuldbefreiung ........................................................... 101 b) Eigenverwaltung ................................................................ 105 aa) Vorläufige Eigenverwaltung ........................................ 106 bb) Schutzschirmverfahren ................................................ 107 c) Verbraucherinsolvenz ........................................................ 108 d) Sondervermögensinsolvenzverfahren ................................ 111 e) Sonderinsolvenzverwaltung ............................................... 113 f) Koordinierung von Konzerninsolvenzen ............................ 114 4. Zusammenfassung .................................................................... 115 II. Vergütungssystem .......................................................................... 1. Schuldner der Vergütung .......................................................... 2. Rechtsquellen ........................................................................... a) Verfassungsrechtlicher Rahmen ......................................... b) InsO .................................................................................... c) InsVV .................................................................................
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3. Vergütung des Insolvenzverwalters .......................................... a) Berechnungsgrundlage ....................................................... aa) Belastete Massegegenstände ........................................ bb) Masseverbindlichkeiten und Unternehmensfortführung ................................................................... cc) Nichtigkeit des § 1 Abs. 2 InsVV ................................ b) Regel- und Mindestvergütung ............................................ c) Zu- und Abschläge ............................................................. d) Kosten und Auslagen ......................................................... aa) Zustellungen ................................................................. bb) Delegation .................................................................... e) Umsatzsteuer ...................................................................... f) Gesonderte Vergütungen .................................................... 4. Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters ...................... 5. Festsetzungsverfahren und Rechtsschutz ................................. a) Antrag und Anhörung ........................................................ b) Festsetzung ......................................................................... c) Öffentliche Bekanntmachung ............................................. d) Rechtsmittel ....................................................................... aa) Sofortige Beschwerde .................................................. bb) Rechtsbeschwerde ........................................................ 6. Zusammenfassung .................................................................... III. Zu- und Abschläge .......................................................................... 1. Gesetzliche Konzeption ............................................................ 2. Dogmatische Fragen ................................................................. a) Vergütungssystematische Grundfragen .............................. aa) Tätigkeits- oder Erfolgsvergütung ............................... bb) Offenes oder geschlossenes System ............................. cc) Angemessenheit der Regelvergütung ........................... (1) Degression ............................................................. (2) VergVO zu InsVV ................................................. (3) Umrechnung in Euro ............................................. (4) Preissteigerung ....................................................... (5) Erweiterte Aufgaben .............................................. (6) Kostenquote ........................................................... (7) Würdigung ............................................................. dd) Bestimmung der Berechnungsgrundlage ..................... ee) Zusammenfassung ....................................................... b) Normalverfahren ................................................................ aa) Merkmale ..................................................................... bb) Zeitliche Dynamik ....................................................... cc) Größenabhängigkeit .....................................................
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dd) Normativität ................................................................. ee) Zusammenfassung ....................................................... c) Zu- und Abschlagsgründe .................................................. aa) Tatbestände .................................................................. bb) Darstellungen ............................................................... cc) Ermessen ...................................................................... dd) Erheblichkeitsschwelle ................................................ ee) Gesetzliche Abweichungsgründe ................................. (1) Zuschläge ............................................................... (a) Aus- und Absonderungsrechte ........................ (b) Unternehmensfortführung/Hausverwaltung .... (c) Degressionsausgleich ...................................... (d) Arbeitsrechtliche Fragen ................................. (e) Insolvenzplan .................................................. (2) Abschläge .............................................................. (a) Vorläufiger Insolvenzverwalter ....................... (b) Masse bereits verwertet ................................... (c) Vorzeitige Beendigung .................................... (d) Große Masse und geringe Anforderungen ....... (e) Kleinverfahren ................................................. (f) Verfahrenskoordinator ..................................... (3) Zusammenfassende Betrachtung ........................... ff) Ungeregelte Abweichungsgründe ................................ (1) Zuschläge ............................................................... (a) Erfolg ............................................................... (b) Dauer ............................................................... (c) Statistik ............................................................ (2) Abschläge .............................................................. (a) Kasuistik .......................................................... (b) Delegation ....................................................... gg) Zusammenfassung ....................................................... d) Höhe der Abweichungen .................................................... aa) Konzeption ................................................................... (1) Verhältnis des Zeitaufwands .................................. (2) Diskussion und Alternativen .................................. bb) Prozentsätze ................................................................. cc) Angemessenheit ........................................................... dd) Marktpreise und Stundensätze ..................................... ee) Kürzung von Zuschlägen bei Delegation ..................... ff) Vergleichsrechnungen .................................................. gg) Gesamtwürdigung ........................................................ hh) Faustregeltabellen ........................................................ ii) Zusammenfassung ....................................................... X
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e) Mindestvergütung .............................................................. 360 .... 116 f) Vorläufiger Insolvenzverwalter .......................................... 365 .... 118 3. Zusammenfassende Würdigung ............................................... 369 .... 120 IV. Transparenz .................................................................................... 376 1. Veröffentlichung im Internet .................................................... 378 a) Rechtliche Vorgaben .......................................................... 379 b) Umsetzung der Internetseite ............................................... 384 2. Darstellung von Zu- und Abschlägen ....................................... 388 a) Gesetzliche Vorgaben ........................................................ 389 b) Umsetzung bis 2017 ........................................................... 390 c) Entscheidung des BGH vom 14.12.2017 ........................... 395 aa) Sachverhalt ................................................................... 396 bb) Entscheidung ................................................................ 398 cc) Diskussion .................................................................... 403 (1) Rechtliche Würdigung ........................................... 405 (a) Gesetzeswidrige faktische Veröffentlichung der Beträge ...................................................... 406 (b) Recht auf informationelle Selbstbestimmung .... 410 (c) Recht auf effektiven Rechtsschutz .................. 413 (2) Konsequenzen ........................................................ 415 (3) Zusammenfassung ................................................. 419 3. Reformbestrebungen ................................................................ 421
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V. Ergebnis .......................................................................................... 425 .... 136 Teil 2: Rechtspraxis ........................................................................... 432 .... 139 I. Stand der Forschung ....................................................................... 1. Insolvenzstatistik ...................................................................... 2. Kommerzielle Anbieter ............................................................ 3. Studien zur Veröffentlichungspraxis ........................................ 4. Zusammenfassung ....................................................................
434 436 439 442 446
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II. Methode .......................................................................................... 1. Forschungsprojekt .................................................................... 2. Statistische Grundlagen ............................................................ a) Häufigkeitsverteilung ......................................................... aa) Absolute und relative Häufigkeit ................................. bb) Maßzahlen .................................................................... (1) Lagemaße .............................................................. (2) Streuungsmaße ....................................................... b) Zusammenhänge ................................................................ aa) Korrelation und Kausalität ...........................................
448 448 452 454 455 458 459 460 461 462
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143 143 144 145 145 147 147 148 149 150
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bb) Darstellung ................................................................... cc) Zusammenhangsmaße .................................................. c) Stichproben und Signifikanz .............................................. aa) Statistisches Testen ...................................................... bb) Signifikanztests bei Vollerhebungen ...........................
465 467 469 470 475
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151 152 153 153 155
III. Datensatz ........................................................................................ 1. Beschaffung .............................................................................. a) Beobachtung aktueller Bekanntmachungen ....................... b) Abruf älterer Bekanntmachungen ...................................... 2. Überprüfung ............................................................................. 3. Aufbereitung ............................................................................. a) Beschlusstext und Metadaten ............................................. b) Mehrfache Veröffentlichungen .......................................... aa) Identische Beschlüsse .................................................. bb) Ähnliche Beschlüsse .................................................... 4. Kodierung ................................................................................. a) Einsatzmöglichkeiten von Software ................................... aa) Vorselektion ................................................................. bb) Prozessunterstützung .................................................... cc) Iterative Vorgehensweise ............................................. b) Beteiligter ........................................................................... aa) Kodierungsschema ....................................................... bb) Automatisierung ........................................................... (1) Funktionsweise ...................................................... (2) Evaluierung ............................................................ cc) Nachbearbeitung .......................................................... c) Berechnungsgrundlage ....................................................... aa) Automatisierung ........................................................... bb) Nachbearbeitung .......................................................... cc) Schwierigkeiten und Konventionen ............................. (1) Vorsteuer ............................................................... (2) Absonderungsrechte .............................................. d) Zu- und Abschläge ............................................................. aa) Kodierungsschema ....................................................... bb) Konventionen ............................................................... cc) Abweichungsgründe .................................................... (1) Listen vereinheitlichter Begründungen .................. (2) Schwierigkeiten ..................................................... (a) Mehrdeutigkeit ................................................ (b) Unterschiedliche Darstellungen ....................... (c) Beziehungen zwischen den Gründen ............... (d) Würdigung .......................................................
479 481 482 486 488 489 490 495 496 497 502 505 507 509 512 513 514 518 519 523 525 529 530 533 534 535 538 540 541 547 549 550 554 555 556 561 563
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(3) Zustellungen und Delegation ................................. dd) Automatisierung ........................................................... e) Verfahrensdauer ................................................................. 5. Finale Struktur der Daten .........................................................
565 568 570 571
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188 189 189 189
IV. Exploration ..................................................................................... 1. Überblick über die Daten .......................................................... a) Insolvenzgerichte ............................................................... b) Beteiligte ............................................................................ c) Plausibilität des Datensatzumfangs .................................... 2. Umsetzung der Veröffentlichungsvorgaben ............................. a) Makroebene ........................................................................ aa) Berechnungsgrundlage ................................................. bb) Zu- und Abschläge ....................................................... (1) Gesamtabweichung ................................................ (2) Einzelne Abweichungen ........................................ b) Mesoebene ......................................................................... c) Mikroebene ........................................................................ d) Ergebnis ............................................................................. 3. Berechnungsgrundlage und Regelvergütung ............................ a) Makroebene ........................................................................ aa) Verteilung und Zusammenhänge ................................. bb) Vergütungsvolumen ..................................................... b) Mesoebene ......................................................................... c) Ergebnis ............................................................................. 4. Zu- und Abschläge ................................................................... a) Bedeutung .......................................................................... aa) Makroebene ................................................................. (1) Häufigkeiten .......................................................... (2) Vergütungsbetrag ................................................... bb) Mesoebene – Gerichte .................................................. cc) Mikroebene .................................................................. b) Höhe der Abweichungssätze .............................................. aa) Makroebene ................................................................. (1) Verteilung .............................................................. (2) Zusammenhänge .................................................... (3) Vergütungsantrag ................................................... bb) Mesoebene ................................................................... (1) Bundesländer ......................................................... (2) Gerichte ................................................................. cc) Mikroebene .................................................................. c) Einzelabweichungen .......................................................... aa) Erheblichkeitsschwelle und Höhe ................................
573 576 577 580 583 587 589 590 593 594 596 599 604 610 612 613 613 618 621 628 631 632 633 633 640 646 649 650 651 651 654 659 664 665 667 674 675 677
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191 192 192 195 195 196 197 197 199 199 200 201 205 206 207 207 207 210 211 215 215 215 216 216 218 220 222 222 222 222 224 227 229 229 231 237 237 238 XIII
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bb) Gesetzliche Zu- und Abschlagsgründe ......................... cc) Weitere Zu- und Abschlagsgründe .............................. dd) Berechnungsgrundlage ................................................. ee) Gerichte ........................................................................ ff) Granularität .................................................................. gg) Umstrittene Gründe ...................................................... (1) Degressionsausgleich ............................................. (2) Inflation ................................................................. (3) Statistik .................................................................. (4) Erfolg ..................................................................... (a) Hohe Quote ..................................................... (b) Erhalt von Arbeitsplätzen ................................ (c) Erfolgreiche Aufgaben .................................... (5) Dauer ..................................................................... (6) Sonstige uneinheitliche Gründe ............................. (7) Delegation .............................................................. hh) Weitere Auffälligkeiten ............................................... d) Gesamtwürdigung .............................................................. e) Faustregeltabellen .............................................................. aa) Maßstabsbildung .......................................................... bb) Insolvenzgeldvorfinanzierung ...................................... cc) Buchhaltung ................................................................. dd) Schuldnerverhalten ...................................................... ee) Öffentlichkeitsarbeit .................................................... ff) Gläubigerzahl ............................................................... gg) Würdigung ................................................................... f) Kommentarzitate ................................................................ aa) Vorgehensweise ........................................................... bb) Ergebnisse ....................................................................
680 685 689 698 702 707 708 710 711 712 713 719 722 724 726 729 732 734 738 741 742 745 748 750 752 755 756 757 761
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V. Ergebnis .......................................................................................... 766 .... 275 1. Zusammenfassung .................................................................... 767 .... 275 2. Limitationen ............................................................................. 774 .... 277 Teil 3: Rechtspolitik ........................................................................... 779 .... 281 I. Kritische Würdigung ...................................................................... 780 .... 281 II. Reformansätze ................................................................................ 1. Offenes System: Stundenhonorar ............................................. 2. Geschlossenes System: Zuschlagskatalog ................................ 3. Vorschläge der Verbände und SanInsFoG ...............................
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785 787 790 793
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282 283 284 286
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III. Transparenz .................................................................................... 1. Empirie als Orientierungshilfe ................................................. 2. Optimierung der Datenbasis ..................................................... 3. Bewertung ................................................................................
799 800 804 805
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287 287 289 290
IV. Ergebnis .......................................................................................... 808 .... 292 Schlussbemerkungen .......................................................................... 810 .... 293 I. Ausblick .......................................................................................... 810 .... 293 II. Thesen ............................................................................................. 1. Rechtsdogmatik ........................................................................ 2. Rechtspraxis ............................................................................. 3. Rechtspolitik .............................................................................
815 815 815 815
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295 295 296 297
Anhang .............................................................................................................. 299 I. Forschungsdaten .......................................................................................... 301 II. Datenbeispiel ............................................................................................... 303 1. Beschlusstext ......................................................................................... 303 2. Daten nach Kodierung ............................................................................305 3. Darstellung in der Kodierungssoftware ................................................. 308 III. Tabellen ....................................................................................................... 1. Vergütungsbeschluss gesamt mit Erklärung .......................................... 2. Einzelabweichungen gesamt mit Erklärung .......................................... 3. Vergütungsbeschlüsse nach Größenklasse ............................................ 4. Vergütungsbeschlüsse nach Bundesland ............................................... 5. Vergütungsbeschlüsse nach Gericht ...................................................... 6. Einzelabweichungen nach Grund ..........................................................
309 310 311 312 314 320 372
Literaturverzeichnis ........................................................................................ 389 Stichwortverzeichnis ........................................................................................ 405
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Abbildung 1: Beispiele Säulendiagramm und Balkendiagramm .................... 146 Abbildung 2: Beispiel Histogramm ................................................................ 146 Abbildung 3: Beispiel Box-Plot ...................................................................... 149 Abbildung 4: Beispiel Box-Plot zum Vergleich mehrerer Verteilungen .............................................................................. 149 Abbildung 5: Beispiel Streudiagramm ............................................................ 152 Abbildung 6: Erstellung des Datensatzes im Überblick .................................. 157 Abbildung 7: Screenshot „Uneingeschränkte Suche“ auf der Internetseite www.insolvenzbekanntmachungen.de, abgerufen am 26.11.2020 (seit Juni 2021 nur noch für Verfahren aus dem Jahr 2017 und älter unter alt.insolvenzbekanntmachungen.de erreichbar) ............................................ 159 Abbildung 8: Screenshot eines Bekanntmachungstextes auf der Internetseite www.insolvenzbekanntmachungen.de, abgerufen am 26.11.2020 (seit Juni 2021 nur noch für Verfahren aus dem Jahr 2017 und älter unter alt.insolvenzbekanntmachungen.de erreichbar) ............................................ 159 Abbildung 9: Screenshot der verwendeten Software zur Kodierung der Veröffentlichungen (eigene Entwicklung) .......................... 169 Abbildung 10: Datenmodell für Zu- und Abschläge in Vergütungsbeschlüssen (im Stil eines UML-Klassendiagramms) ............... 180 Abbildung 11: Histogramm über die Gerichtsgrößen nach der Anzahl der relevanten Vergütungsbeschlüsse (IV und VIV, in IN-Verfahren), die zwischen 1.2.2018 und 31.1.2019 veröffentlicht wurden ................................................................ 192 Abbildung 12: Kartendarstellung der Insolvenzgerichte mit mindestens 50 Vergütungsbeschlüssen ........................................................ 194 XVII
Abbildungsverzeichnis Seite
Abbildung 13: Entwicklung des Anteils der Beschlüsse, die eine Berechnungsgrundlage enthalten, über die Monate des Beobachtungszeitraums ...................................................... 198 Abbildung 14: Kartendarstellung der Insolvenzgerichte mit dem Anteil korrekter Veröffentlichungen (IV und VIV, nur Gerichte mit mindestens 50 Vergütungsbeschlüssen) ............................. 202 Abbildung 15: Kartendarstellung der Bundesländer mit dem Anteil korrekter Veröffentlichungen (IV und VIV) ............................. 204 Abbildung 16: Streudiagramm der Berechnungsgrundlagen für Verfahren mit Festsetzungen für IV und VIV im Beobachtungszeitraum (logarithmische Skalen) ..................................... 209 Abbildung 17: Anteil der Vergütungsfestsetzungen nach Größenklassen an Gesamtzahl und Gesamtregelvergütung (IV und VIV) ........... 211 Abbildung 18: Kartendarstellung der Bundesländer mit dem Median der Berechnungsgrundlage (nur IV-Beschlüsse) ....................... 212 Abbildung 19: Streudiagramm der Insolvenzgerichte zum Zusammenhang zwischen dem Anteil der Beschlüsse mit Berechnungsgrundlage und (davon) dem Anteil der Beschlüsse, in denen die Mindestvergütung festgesetzt wurde .................... 214 Abbildung 20: Anteil der Beschlüsse mit Gesamtabweichung von der Regelvergütung nach Größenklassen, VIV und IV ................... 216 Abbildung 21: Richtung der Abweichung nach Größenklasse, VIV und IV mit bekanntem Prozentsatz der Gesamtabweichung ............................................................................... 217 Abbildung 22: Lorenzkurve zur Verteilung des Vergütungsvolumens ............. 219 Abbildung 23: Kartendarstellung der Insolvenzgerichte mit dem Anteil von Beschlüssen, die von der Regelvergütung abweichen (IV und VIV, nur Gerichte mit mindestens 50 Vergütungsbeschlüssen) ..................................................................... 221
XVIII
Abbildungsverzeichnis Seite
Abbildung 24: Streudiagramm zu Höhe der Abweichung und Berechnungsgrundlage (Berechnungsgrundlage mit logarithmischer Skala, höhere Abweichungssätze werden am oberen Rand dargestellt) ........................................................... 225 Abbildung 25: Box-Plot zur Höhe der Abweichungen nach Größenklasse des Verfahrens, aufgeteilt nach Typ (Darstellung bis zum Wert 800) ..................................................................... 226 Abbildung 26: Box-Plot zur Abweichung von der Regelvergütung nach Verfahrensdauer, nur IV-Vergütungen ............................. 227 Abbildung 27: Histogramm über den Anteil des beantragten Gesamtzuschlags, der vom Gericht bei der Festsetzung gekürzt wurde, IV und VIV .................................................................... 229 Abbildung 28: Histogramm über Median der Abweichungshöhe (unter Festsetzungen mit Abweichung) der Insolvenzgerichte, nur IV-Vergütungen .................................................................. 232 Abbildung 29: Kartendarstellung der Gerichte mit Median der Abweichung bei IVVergütungsfestsetzungen (nur Gerichte mit mindestens 20 IV-Beschlüssen mit Abweichungssatz) ............................................................... 233 Abbildung 30: Histogramm über die Höhe der Einzelzuschläge (Darstellung bis 122,5 %) ......................................................... 239 Abbildung 31: Inzidenz der gesetzlichen Zu- und Abschlagsgründe (IV- und VIV-Vergütungsbeschlüsse) ....................................... 240 Abbildung 32: Box-Plot zur festgesetzten Höhe der gesetzlichen Zu- und Abschläge (nur isolierte Festsetzungen mit Abweichungssatz über null) ...................................................... 241 Abbildung 33: Höhe der Festsetzungen bei nicht gesetzlich geregelten Zu- und Abschlagsgründen (nur Gründe mit mindestens 20 konkreten Abweichungssätzen) ........................................... 242
XIX
Abbildungsverzeichnis Seite
Abbildung 34: Anzahl der vorhandenen Paare aus Gericht und Zu-/Abschlagsgrund für die IV-Vergütung nach Mindestanzahl von Festsetzungen mit klarem Abweichungssatz; außerdem Anzahl der Gründe, bei denen die Werte mehrerer Gerichte verglichen werden können (logarithmische Skala) ........................................................................................ 248 Abbildung 35: Histogramm zur Reduzierung der Summe der Einzelabweichungen im Wege der Gesamtwürdigung, IV und VIV ............................................................................... 262 Abbildung 36: Höhe der Zuschläge für die Vorfinanzierung von Insolvenzgeld (Histogramm und Box-Plot, Darstellung bis 102,5 %) .................................................................................... 266 Abbildung 37: Höhe der Zuschläge für Aufarbeitung der Buchhaltung (Histogramm und Box-Plot, Darstellung bis 102,5 %) ............. 267 Abbildung 38: Höhe der Zuschläge für das Verhalten des Schuldners (Histogramm und Box-Plot, Darstellung bis 102,5 %) ............. 268 Abbildung 39: Höhe der Zuschläge für die Gläubigerzahl (Darstellung bis 60 % Zuschlag und 800 Gläubiger, höhere Werte werden jeweils am äußeren Rand dargestellt) ............................ 270
XX
Tabellenverzeichnis Seite
Tabelle 1:
Extrahierte und kodierte Informationen eines Vergütungsbeschlusses ..................................................................................... 190
Tabelle 2:
Extrahierte und kodierte Informationen einer Abweichungsposition ......................................................................... 191
Tabelle 3:
Anzahl der Verfahren nach Größenklasse ...................................... 208
Tabelle 4:
Bundesländer und Berechnungsgrundlage, nur IV ........................ 213
Tabelle 5:
Abweichungen nach vergüteter Rolle, nur Festsetzungen mit Berechnungsgrundlage ............................................................ 217
Tabelle 6:
Verteilung der Höhe der Abweichungen in Prozent, nach Typ, nur Festsetzungen mit Gesamtabweichung vom Regelsatz ................................................................................ 223
Tabelle 7:
Kürzungen der beantragten Abweichung nach Größenklasse, IV und VIV ........................................................................ 228
Tabelle 8:
Median der Abweichungen und Anteil der Kürzungen nach Bundesland ............................................................................ 230
Tabelle 9:
Insolvenzgerichte mit Median der Abweichungen bei IVBeschlüssen, jeweils die 8 kleinsten und die 8 größten Werte, absteigend geordnet (nur Gerichte mit mindestens 20 IV-Beschlüssen mit Abweichungssatz) ..................................... 235
Tabelle 10: IV-Beschlüsse mit Abweichungssatz aus Verfahren mit mehreren Insolvenzverwaltern, aufgeteilt nach Insolvenzgerichten ........................................................................................ 236 Tabelle 11: Höhe der IV-Zuschlagsfestsetzung zu einzelnen Sachverhalten (ohne Gruppenfestsetzung) ............................................ 244
XXI
Tabellenverzeichnis Seite
Tabelle 12: Korrelation Zuschlagshöhe und Berechnungsgrundlage, aufgeteilt nach Zuschlagsgrund (nur IV-Festsetzungen, nur Gründe mit mindestens 15 Sachverhalten mit klarem Zuschlagssatz) ................................................................................ 246 Tabelle 13: Korrelation Abschlagshöhe und Berechnungsgrundlage, aufgeteilt nach Abschlagsgrund (nur IV-Festsetzungen, nur Gründe mit mindestens 15 Sachverhalten mit klarem Abschlagssatz) ............................................................................... 247 Tabelle 14: Höhe der Einzelzuschläge (IV) nach Gericht, jeweils mindestens 8 Festsetzungen ........................................................... 249 Tabelle 15: Höhe der Einzelabschläge (IV) nach Gericht, jeweils mindestens 8 Festsetzungen ........................................................... 250 Tabelle 16: Zuschlagsgründe, zu denen Veröffentlichungen mit mehr als einer Einzelfestsetzung mit demselben Grund existieren ............ 252 Tabelle 17: Anerkannte Zuschläge für besonderen Erfolg mit eindeutigem Zuschlagssatz ............................................................ 255 Tabelle 18: Kommentarzitate in Veröffentlichungen mit Zu- oder Abschlag ........................................................................................ 273
XXII
Abkürzungsverzeichnis a. A. a. E. a. F. Abs. AG AktG AktO Alt. AO Aufl. BB BGBl. BGH BGL BR-Drucksache BT-Drucksache BVerfG BVerfGE bzgl. bzw. ca. ders. dies. d. h. DZWIR EDV EGInsO EL ESUG EuInsVO EWiR f. ff. FD-InsR FS Fn. GG ggf.
andere Ansicht am Ende alte Fassung Absatz Amtsgericht Aktiengesetz Aktenordnung Alternative Abgabenordnung Auflage Betriebs-Berater (Zeitschrift) Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Berechnungsgrundlage Bundesrats-Drucksache Bundestags-Drucksache Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts bezüglich beziehungsweise circa derselbe dieselbe/dieselben das heißt Zeitschrift für Wirtschafts- und Insolvenzrecht elektronische Datenverarbeitung Einführungsgesetz zur Insolvenzordnung Ergänzungslieferung Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen Verordnung (EU) über Insolvenzverfahren Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) und der/die folgende und die folgenden Fachdienst Insolvenzrecht (Zeitschrift) Festschrift Fußnote Grundgesetz gegebenenfalls
XXIII
Abkürzungsverzeichnis
GmbHG GVBl. H0 H1 HGB Hrsg. HTML i. H. v. ID i. d. R. InsbürO InsO InsoBekV InsStatG InsVV i. S. d. IV i. V. m. jurisPR-InsR JVEG JZ LG lit. Losebl. m. w. N. MPIfG n n. F. NIVD NJW Nr. NZI o. g. p Q1 Q3 r RegE Rn. XXIV
Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung Gesetz- und Verordnungsblatt Nullhypothese Alternativhypothese Handelsgesetzbuch Herausgeber Hypertext Markup Language in Höhe von Identifikationsnummer in der Regel Zeitschrift für die Insolvenzpraxis Insolvenzordnung Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet Insolvenzstatistikgesetz Insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung im Sinne des Insolvenzverwalter im eröffneten Verfahren (Kategorie für Vergütungsbeschlüsse) in Verbindung mit juris PraxisReport Insolvenzrecht (Zeitschrift) Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz Juristenzeitung Landgericht littera (Buchstabe) Loseblattsammlung mit weiteren Nachweisen Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung Anzahl neue Fassung Neue Insolvenzverwaltervereinigung Deutschlands e. V. Neue Juristische Wochenschrift Nummer Neue Zeitschrift für Insolvenz- und Sanierungsrecht oben genannte p-Wert (Wahrscheinlichkeitswert zur Ermittlung der statistischen Signifikanz) unteres Quartil (25 %-Quantil) oberes Quartil (75 %-Quantil) Korrelationskoeffizient nach Bravais und Pearson Regierungsentwurf Randnummer
Abkürzungsverzeichnis
RPflG RVG S. SanInsFoG SGB III sog. StaRUG StBVV SV u. a. UML UStG VerglO VergVO vgl. VID VIV Vorb. ZD ZInsO ZIP zit. ZPO ZRI z. B. ZVG ZVI ȡ
Rechtspflegergesetz Rechtsanwaltsvergütungsgesetz Satz / Seite Sanierungs- und Insolvenzrechtsfortentwicklungsgesetz Sozialgesetzbuch, Drittes Buch sogenannt Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen Steuerberatervergütungsverordnung Schlussverteilung unter anderem/und andere Unified Modeling Language Umsatzsteuergesetz Vergleichsordnung Vergütungsverordnung vergleiche Verband Insolvenzverwalter Deutschlands e.V. Vorläufiger Insolvenzverwalter (Kategorie für Vergütungsbeschlüsse) Vorbemerkungen Zeitschrift für Datenschutz Zeitschrift für das gesamte Insolvenz- und Sanierungsrecht Zeitschrift für Wirtschaftsrecht zitiert als Zivilprozessordnung Zeitschrift für Restrukturierung und Insolvenz zum Beispiel Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung Zeitschrift für Verbraucher- und Privat-Insolvenzrecht Korrelationskoeffizient nach Spearman
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„Wo es das Gesetz an festen Maßstäben fehlen läßt, stellt sich das Bedürfnis nach empirischen Untersuchungen ein, die den Blick wieder auf das Allgemeine, Typische und Regelmäßige richten und so erst die Voraussetzung für gleiche Behandlung gleichgelagerter Fälle schaffen.“ Klaus Friedrich Röhl Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 43
Einführung I. Problemstellung und Motivation Vergütungen für die Abwicklung großer Unternehmensinsolvenzen waren in den 1 letzten Jahren immer wieder Gegenstand der Tagespresse. Ob 32,31 Millionen Euro für Hubert Görg als Insolvenzverwalter von Karstadt1), 834 Millionen Euro, die Michael Frege laut einem Rechtsgutachten für die Insolvenz der Bank Lehman Brothers zugestanden haben sollen2) oder jüngst gut 22 Millionen Euro für den Sachwalter Lucas Flöther bei der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin3) – häufig führen Vergütungen in einzelnen Verfahren dazu, dass das Vergütungssystem in der Öffentlichkeit als außerordentlich großzügig dargestellt wird. Grundsätzlich errechnet sich die Vergütung als ein bestimmter Prozentsatz der Insolvenzmasse. Den drei genannten Beispielen ist jedoch gemeinsam, dass ein großer Teil des Vergütungsbetrages auf Zuschlägen zur so ermittelten Regelvergütung beruhte, weil das Verfahren einen besonderen Umfang oder eine besondere Schwierigkeit aufwies: Im Fall von Air Berlin wurde die errechnete Vergütung um etwa 75 % erhöht4), bei Karstadt verfünffacht und bei der Lehman-Insolvenz ging das Rechtsgutachten von einem Multiplikator von fast 20 aus. Verglichen mit den Vorgaben zur Ermittlung der Regelvergütung sind die Rege- 2 lungen über Abweichungen von diesem Regelsatz, also Zu- und Abschläge, weniger detailliert ausgestaltet: In der relevanten Norm des § 3 InsVV finden sich nur wenige Beispiele für Zu- und Abschlagsgründe. Dabei werden zum einen die Tatbestandsvoraussetzungen häufig eher unbestimmt formuliert, zum anderen sind die Aufzählungen nicht abschließend. Zudem liefern die Vorschriften auf der Rechtsfolgenseite keinerlei Anhaltspunkte über den Betrag, um welchen die Regelvergütung in den genannten Situationen zu erhöhen oder zu reduzieren ist. Dennoch müssen Insolvenzverwalter und Sachwalter5) die Zu- und Abschläge in ihren Vergütungsanträgen konkret beziffern, und die Insolvenzgerichte haben über diese Anträge zu entscheiden. Auch die Gläubiger müssen in der Lage sein, die Abweichungen zu beurteilen: Da sie regelmäßig die Vergütung als Teil der Verfahrenskosten (§ 54 Nr. 2 InsO) im ___________ 1) 2) 3) 4) 5)
Weber, Süddeutsche Zeitung v. 8.10.2010 (als „Forderung“ des Insolvenzverwalters enthält der Betrag offenbar die Umsatzsteuer und die Auslagenerstattung). Freiberger, Süddeutsche Zeitung v. 30.11.2012 (als „Honorarforderung“ enthält der Betrag offenbar die Umsatzsteuer und die Auslagenerstattung). Traufetter, SPIEGEL Online v. 23.3.2019 (bei dem Betrag handelt es sich um die Nettovergütung ohne Umsatzsteuer). AG Charlottenburg, Beschluss v. 1.3.2019 – 36a IN 4295/17, ZIP 2019, 727 (anstelle von 85 % des Regelsatzes wurden 150 % gewährt). In Übereinstimmung mit dem Wortlaut der InsO und der InsVV verwendet die Studie die Sprachform des generischen Maskulinum, meint damit jedoch auch weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten sowie ggf. juristische Personen.
1
Einführung
Ergebnis wirtschaftlich tragen, können sie gegen eine Festsetzung mit zu hohen Zuschlägen bzw. zu niedrigen Abschlägen vorgehen (§ 64 Abs. 3 InsO).
3 Einerseits ermöglichen es die Zu- und Abschläge, besondere Umstände eines Verfahrens flexibel bei der Vergütungsbemessung zu berücksichtigen. Da sich der Ablauf verschiedener Insolvenzverfahren erheblich unterscheiden kann, erscheint dies zunächst sinnvoll. Andererseits birgt ein solch freies System die Gefahr einer ungleichmäßigen und kaum vorhersehbaren Handhabung. Ohne klare Vorgaben ist es für die Beteiligten einerseits schwierig, eine angemessene Anpassung der Regelvergütung zu beantragen, andererseits aber auch, einen solchen Antrag oder eine gerichtliche Festsetzung zu kontrollieren.6) Bemerkenswerterweise setzt die Insolvenzordnung selbst eine im Vorhinein kalkulierbare Vergütung voraus: Schon vor Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ist zu prüfen, ob die vorhandene Masse voraussichtlich alle Verfahrenskosten decken wird (§ 26 Abs. 1 S. 1 InsO). Zu diesen Kosten zählt auch die Vergütung, inklusive festgesetzter Zu- und Abschläge.
4 In der juristischen Literatur erfahren das Regelungssystem der Zu- und Abschläge und dessen praktische Anwendung immer wieder Kritik. Häufig richtet sich diese gegen als zu hoch empfundene Zuschläge. Die Rede ist nicht nur von einer „additiven Melkkuh“7), sondern auch von einer „Insolvenzrechtliche[n] VergnügungsVerordnung“8), einem „‚Mitnahmemarkt‘, frei nach dem Motto: ‚Wer hat noch nicht, wer will noch mal?‘“9) und einem „Zuschlags(un)wesen“10). Der Justiz wird „völlig[es] Versagen […] bei der Wahrung der Interessen der Gläubiger in vergütungsrechtlicher Hinsicht“11) vorgeworfen. Der Ablauf der Festsetzung gleiche einem „orientalischen Basar“12). Außerdem seien „regionale Zufälligkeiten“13) auszumachen – in manchen Gegenden würden die Regelungen strenger gehandhabt als in anderen. Auf der anderen Seite bildet auch eine allgemein als zu streng empfundene Anwendung der Regelungen Anlass für Kritik. Steh spricht von einer „zwanghafte[n] Neigung zur Vergütungsminimierung seitens der Gerichte“14).
___________ 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14)
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Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2330). Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 29. So der Titel von Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618, allerdings mit Fragezeichen versehen. Lissner, ZInsO 2018, 1602 (1605) – der Autor bezeichnet die Aussage selbst als „überspitzt“. Holzer, NZI 2013, 1049 (1052). Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 3. Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1618). Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 29. Steh, in: Graf-Schlicker, InsO, 5. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 5.
I. Problemstellung und Motivation
So verwundert es kaum, dass Zu- und Abschläge auch immer wieder Gegenstand 5 von Reformüberlegungen zum Vergütungsrecht sind.15) Ob und in welchem Umfang ein Handlungsbedarf des Gesetzgebers besteht, hängt vor allem davon ab, inwieweit sich trotz des offenen Gesetzestextes erstens eine klare Dogmatik und daraus zweitens eine gleichmäßige, vorhersehbare Rechtsanwendung entwickelt haben. Die Antwort lässt sich also nicht dem Regelwerk allein entnehmen, sondern muss vor dem Hintergrund von Literatur, höchstrichterlicher Rechtsprechung und vor allem tatsächlicher Festsetzungspraxis der Insolvenzgerichte ermittelt werden.16) Einer großen Zahl von Literaturbeiträgen – darunter auch den wörtlich zitierten – ist gemeinsam, dass sie die reale Situation verallgemeinernd beschreiben und dies allenfalls mit anekdotischen Beispielen belegen. Sie treffen Aussagen über die Wirklichkeit, ohne diese an empirischen Auswertungen festzumachen. Beispielsweise widerspricht Henkel der These von Menn/Lissner, dass Zuschläge in nahezu jedem Insolvenzverfahren geltend gemacht würden17), und verweist dabei auf seine eigenen Erfahrungen als Insolvenzverwalter18). Dies erschwert eine objektive, kritische Auseinandersetzung mit unterschiedlichen rechtspolitischen Positionen zum System der Zu- und Abschläge. Insbesondere könnte das Bild dadurch verzerrt werden, dass die Diskussion häufig von besonders großen und damit außergewöhnlichen Verfahren geprägt wird. Kenntnisse über die tatsächliche Anwendung der Vorschriften könnten also zum 6 einen den Verfahrensbeteiligten eine Orientierung bieten, zum anderen aber auch den Regelungsgeber bei Entscheidungen unterstützen. Dass zu dieser Praxis bisher kaum empirisch basierte Beiträge existieren, ist wohl der Verfügbarkeit von Informationen geschuldet: Zwar müssen zahlreiche Entscheidungen der Insolvenzgerichte veröffentlicht werden und können von jedermann im Internet abgerufen werden. Diese werden vor allem von privaten Anbietern in großem Umfang ausgewertet. Allerdings waren jedenfalls bis Ende des Jahres 2017 die in Vergütungsentscheidungen festgesetzten Zu- und Abschläge meistens nur einzelnen Verfahrensbeteiligten bekannt.19) Lediglich in Einzelfällen wurde der vollständige Inhalt solcher Entscheidungen öffentlich bekannt gemacht. Im Dezember 2017 äußerte sich der BGH20) zur Veröffentlichung von Vergütungsbeschlüssen und stellte im Rahmen einer eigentlich nicht erforderlichen Doppelbegründung fest, dass auch die wichtigsten Daten zu Abweichungen von der Regelvergütung frei zugänglich im Internet veröffentlicht ___________ 15) Vgl. die Vorschläge NIVD/VID, Gemeinsame Reformvorschläge von NIVD und VID zur Reform der Insolvenzrechtlichen Vergütungsverordnung (InsVV) (19.11.2019); Gläubigerforum, ZInsO 2014, 650; NIVD, ZInsO 2014, 941; Blersch/Bremen, ZIP 2014, 1, dazu ausführlich unten, ab Rn. 793. 16) Vgl. Graeber, FS Kayser 2019, S. 287 (287 f.). 17) Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1620). 18) Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2333 f.) – er räumt allerdings selbst ein, dass die Erfahrungen freilich beschränkt sind. 19) Dazu Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2331). 20) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235.
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Einführung
werden müssen. Eine entsprechende Regeltreue der Insolvenzgerichte vorausgesetzt, sollte die Entscheidung den Umgang mit Zu- und Abschlägen ab dem Jahr 2018 erheblich transparenter erscheinen lassen und einen vertieften Einblick in die bisher verborgene Rechtsanwendungspraxis auf diesem Gebiet ermöglichen.
II. Untersuchungsziel und Einordnung 7 Die Zu- und Abschläge als Bestandteil des Vergütungssystems stehen im Spannungsfeld zwischen Einzelfallgerechtigkeit auf der einen sowie einer gleichmäßigen und vorhersehbaren Rechtsanwendung auf der anderen Seite. Die Arbeit soll einen Beitrag zu der Frage liefern, inwieweit das System diese Ziele in einen angemessenen Ausgleich bringt. Dieser Beitrag soll vor allem darin bestehen, einen neuen, empirischen Blickwinkel auf das Vergütungssystem zu ermöglichen: Wie stellt sich die tatsächliche Festsetzungspraxis der Insolvenzgerichte dar? Wie häufig kommen Zuund Abschläge vor und in welchem Maße beeinflussen sie das Vergütungsvolumen? Wie gehen die Gerichte mit Unklarheiten oder Spielräumen um, die sich aus der Dogmatik des Regelwerks ergeben, und lassen sich hier Muster oder systematische Unterschiede ausmachen?
8 Dafür wurden sämtliche Veröffentlichungen der Insolvenzgerichte im Zeitraum von Februar 2018 bis Januar 2019, d. h. während eines Jahres, beobachtet – insgesamt 1.139.015 Dokumente. Im Rahmen einer computergestützten Analyse der Beschlüsse wird der status quo der Vergütungsfestsetzung aufgearbeitet und beschrieben. Dabei wird die Auswertung auf Festsetzungen der Vergütung des vorläufigen und des endgültigen Insolvenzverwalters in Insolvenzverfahren mit IN-Aktenzeichen beschränkt. Auf diese Weise wird insbesondere die zahlenmäßig große Gruppe der Verbraucherinsolvenzverfahren von der Untersuchung ausgenommen.21) Bei letzteren handelt es sich meist um einfache, ähnlich strukturierte Verfahren mit kleiner Masse, so dass Zu- und Abschlägen bei der Vergütungsbestimmung eine geringere Bedeutung zukommt.22) Ein exploratives Vorgehen soll klären, welche Informationen sich überhaupt aus den veröffentlichten Vergütungsbeschlüssen entnehmen lassen. In qualitativen und vor allem quantitativen Auswertungen wird untersucht, welche Aussagen und Wertungen über das System der Zu- und Abschläge aus den Veröffentlichungen abgeleitet werden können. Die daraus folgenden empirischen Erkenntnisse sollen ___________ 21) Daneben nimmt diese Einschränkung auch Verfahren mit IE-Aktenzeichen von der Untersuchung aus (vgl. zu den relevanten Fällen § 15a Abs. 1 S. 1 Nr. 3 AktenO in Bayern). Bei Beginn des Forschungsprojekts wurde angenommen, dass es sich bei diesen Verfahren um spezielle Konstellationen mit besonderen Anforderungen handelt und daher die entsprechenden Vergütungsbeschlüsse separat betrachtet werden müssten. Da insgesamt nur 618 Bekanntmachungen in Verfahren mit IE-Aktenzeichen zu beobachten waren, wurde auf deren Berücksichtigung verzichtet. 22) Vgl. Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 13 InsVV Rn. 13, der das Unternehmensinsolvenzverfahren als Hauptanwendungsfall für Zuschläge nennt; Schmidt, ZVI 2016, 85 (86) bezeichnet die Verbraucherinsolvenzverfahren als „Massengeschäft“.
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III. Aufbau der Untersuchung
eine kritische Auseinandersetzung mit dem Regelwerk ermöglichen. Vor diesem Hintergrund lässt sich schließlich auch rechtspolitisch diskutieren, inwieweit eine erhöhte Transparenz – wie sie durch die Entscheidung des BGH geschaffen wurde – wünschenswert und sinnvoll ist und welche Perspektiven de lege lata wie de lege ferenda bestehen. Auf einer abstrakteren Ebene soll die Arbeit zugleich einen praktischen Beitrag zur 9 Rechtstatsachenforschung und quantitativen Rechtswissenschaft im Zeitalter der Digitalisierung darstellen. Mit seiner im Jahr 1914 erschienenen Abhandlung gilt Nussbaum als Begründer der Rechtstatsachenforschung.23) Dabei handelt es sich um einen Ansatz der Rechtssoziologie, der das Recht selbst als soziales Faktum betrachtet.24) Die Rechtstatsachenforschung widmet sich der Frage „wie die Formen der tatsächlichen Anwendung des Gesetzes beschaffen sind, insbesondere in welcher Weise das Gesetz von den Gerichten und dem Publikum tatsächlich angewendet wird“25). Methodisch greift dieser Ansatz auf die Instrumente der empirischen Sozialforschung zurück. Über 100 Jahre später führten Coupette/Fleckner den Begriff der quantitativen Rechtswissenschaft ein. Diese soll einerseits enger als die Rechtstatsachenforschung sein, weil man sich „auf die Analyse zählbarer Daten beschränkt“26), andererseits weiter, da auch das gesetzte Recht selbst den Untersuchungsgegenstand bilden kann.27) Soweit Informationen aus den Veröffentlichungen quantitativ ausgewertet werden, gehört die Untersuchung zur Schnittmenge der beiden Begriffsdefinitionen. Aufgrund des großen Umfangs können die Daten realistischerweise nur softwaregestützt beschafft, aufbereitet, kodiert und ausgewertet werden. Insofern stellt die Arbeit ein Beispiel für Rechtstatsachenforschung dar, die erst durch den Einsatz moderner technischer Hilfsmittel ermöglicht wird.
III. Aufbau der Untersuchung Der erste Teil ist im Schwerpunkt rechtsdogmatischer Natur und bildet das Funda- 10 ment für eine empirische Untersuchung der Vergütungspraxis. Dazu werden zunächst die Beteiligten und ihre Aufgaben in Verfahren nach der InsO dargestellt. Anschließend werden das Vergütungssystem der InsVV beschrieben und Abweichungen vom Regelsatz, also Zu- und Abschläge, in die Systematik eingeordnet. Die Darlegung dieser Grundlagen wird auf den Untersuchungsgegenstand zugeschnitten und daher stark komprimiert. Sie ist Voraussetzung dafür, einen Datensatz aus relevanten ___________ 23) Nussbaum, Die Rechtstatsachenforschung, 1914. 24) Baer, Rechtssoziologie, 2. Aufl. 2015, S. 39. 25) Nussbaum, Die Rechtstatsachenforschung, 1914, S. 11; Röhl, Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 42 ff. nennt u. a. Schmerzensgeldtabellen und Auswertungen zur Haftungsquote und zur Strafzumessung als Beispiele für Rechtstatsachenforschung. 26) Coupette/Fleckner, JZ 2018, 379 (380). 27) Coupette/Fleckner, JZ 2018, 379 (380); dazu zählt auch die Analyse von Netzwerken im juristischen Bereich, die Coupette, Juristische Netzwerkforschung, 2019 ausführlich beschreibt.
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Einführung
Veröffentlichungen zusammenzustellen und die damit verbundenen Schwierigkeiten zu bewältigen. Den Schwerpunkt dieses Teils bildet eine kritische Auseinandersetzung mit der Dogmatik der Zu- und Abschläge. Insbesondere wird ermittelt, inwieweit die Regelungen und ihre Auslegung eine klare und gleichmäßige Vergütungsfestsetzung fördern oder behindern, d. h. welche Unklarheiten und Spielräume bestehen. Es werden Fragestellungen identifiziert, zu deren Beantwortung empirische Erkenntnisse beitragen können. Da empirische Studien voraussetzen, dass entsprechende Informationen zugänglich sind, beschäftigt sich der letzte Abschnitt mit der gesetzlich vorgegebenen Transparenz in Insolvenzverfahren. Von entscheidender Bedeutung ist die Entscheidung des BGH vom 14.12.2017 zur Veröffentlichung von Vergütungsbeschlüssen im Internet.28)
11 Im Zentrum des zweiten, rechtspraktischen Teils steht eine empirische Untersuchung der Vergütungsfestsetzungen im Beobachtungszeitraum. Nach einer kurzen Darstellung des bisherigen Forschungsstandes werden die wichtigsten statistischen Begriffe eingeführt und erklärt. Es folgt eine ausführlichere Beschreibung, wie die auszuwertenden Daten erhoben, aufbereitet und kodiert wurden. Im Rahmen der sich anschließenden explorativen Dokumentenanalyse wird die Festsetzungspraxis der Insolvenzgerichte qualitativ und quantitativ ausgewertet. Schließlich ist die Aussagekraft der Datenanalyse kritisch zu hinterfragen.
12 Im kürzeren dritten Teil wird aus rechtspolitischer Sicht diskutiert, welche Aussagen über das System der Zu- und Abschläge aus der empirischen Studie folgen. Einfließen sollen dabei auch die theoretischen Überlegungen des rechtsdogmatischen Teils. Es werden Ansatzpunkte für Reformen sowie für eine Verbesserung der Rechtsanwendung ohne Umstrukturierung des Vergütungssystems erarbeitet und existierende Reformvorschläge analysiert. Dabei ist auch auf den möglichen Nutzen empirischer Auswertungen einzugehen.
13 Die Untersuchung schließt mit einem kurzen Ausblick auf die mögliche weitere Entwicklung sowie einer Darstellung der Kernaussagen in Form von Thesen.
___________ 28) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235.
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Teil 1: Rechtsdogmatik Das System der Zu- und Abschläge bildet einen Bestandteil der insolvenzrechtlichen 14 Vergütungsregelungen. Einige der Vorschriften knüpfen an Aufgaben an, die von unterschiedlichen Beteiligten während eines Verfahrens zu erfüllen sind. Eine Auseinandersetzung mit dem Regelungskomplex erfordert daher zwei einführende Schritte: Erstens ist zu klären, wer überhaupt wofür vergütet wird. Dazu ist ein Überblick über das Insolvenzrecht mit einem besonderen Fokus auf die Beteiligten und die anfallenden Aufgaben notwendig (I). Zweitens sind die Regelungen über die Vergütung und das Festsetzungsverfahren darzustellen (II). Sodann kann eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der Dogmatik der Zu- und Abschläge erfolgen (III). Schließlich wird untersucht, inwieweit die rechtlichen Vorgaben bewirken, dass Informationen über festgesetzte Vergütungen verfügbar sind und ausgewertet werden können (IV). Dabei spielt der Beschluss des BGH vom 14.12.201729) eine zentrale Rolle. Durch das am 1.1.2021 in Kraft getretene SanInsFoG30) wurde die Rechtslage ange- 15 passt. Da die beobachteten Veröffentlichungen lediglich aus den Monaten Februar 2018 bis Januar 2019 stammen, liegt den Entscheidungen ausschließlich der frühere Rechtsstand zugrunde.31) Daher gehen die folgenden Abschnitte von der früheren Rechtslage aus, wobei auf die relevanten Änderungen für neuere Verfahren hingewiesen wird.
I. Insolvenzverfahren und Beteiligte Nach § 1 InsO ist das übergeordnete Ziel des Insolvenzverfahrens, die Gläubiger 16 eines Schuldners gemeinschaftlich zu befriedigen. Die InsO sieht einen Insolvenzverwalter als Exekutivorgan32) des Verfahrens vor, der für seine Tätigkeit eine Vergütung erhält (§ 63 Abs. 1 InsO).33) Allerdings beschreibt die InsO nicht lediglich ein einziges, gleichförmiges Insolvenzverfahren. Es existieren verschiedene Verfahrensabschnitte und Varianten mit unterschiedlichen Beteiligten, deren Tätigkeit ebenfalls vergütet wird. ___________ 29) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235. 30) Gesetz zur Fortentwicklung des Sanierungs- und Insolvenzrechts (Sanierungs- und Insolvenzrechtsfortentwicklungsgesetz – SanInsFoG) v. 22.12.2020, BGBl. I 2020, 3256. 31) Insbesondere finden nach der Übergangsregelung des § 19 Abs. 5 InsVV n. F. die neuen Vergütungsvorschriften nur auf solche Verfahren Anwendung, die nach dem 31.12.2020 beantragt wurden. Auf mögliche Konsequenzen des SanInsFoG für die Bemessung von Zu- und Abschlägen wird unten, Rn. 807 eingegangen. 32) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 1. 33) Auf die Diskussion, ob der Verwalter als Amtstreuhänder tätig wird („Amtstheorie“) oder als Vertreter des Schuldners („Vertretertheorie“) wird hier nicht eingegangen, siehe dazu z. B. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 20 ff.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
17 Dieselbe natürliche Person kann gleichzeitig auf mehrere Arten verfahrenssteuernd beteiligt sein. Beispielsweise besteht im Regelfall Personenidentität zwischen dem vorläufigen Insolvenzverwalter im Eröffnungsverfahren und dem Insolvenzverwalter im eröffneten Verfahren.34) Da der Begriff des „Beteiligten“ insofern nicht immer eindeutig ist, wird hier auch von „Rollen“ gesprochen, die Personen im Verfahren einnehmen können und für die sie dann eine Vergütung erhalten.
1.
Gerichtliche Zuständigkeit
18 Insolvenzverfahren stellen gerichtliche Verfahren dar.35) Das Insolvenzgericht trifft selbst Leitentscheidungen und übt damit hoheitliche Gewalt aus.36)
19 Nach § 2 Abs. 1 InsO ist in jedem Landgerichtsbezirk grundsätzlich das Amtsgericht am Sitz des Landgerichts als Insolvenzgericht für das Insolvenzverfahren zuständig.37) Mit dem Begriff „Insolvenzverfahren“ meint die Vorschrift alle Varianten des Gesamtvollstreckungsverfahrens nach der InsO.38) Die Konzentration aller Insolvenzverfahren am Amtsgericht soll erstens den Richtern und Rechtspflegern ermöglichen, besondere Erfahrung und Sachkunde in diesem Rechtsbereich aufzubauen.39) Da das Insolvenzrecht eine besondere Nähe zu unternehmerischen Prozessen und Sachverhalten aufweist, sind vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse erforderlich. Zweitens können dadurch die technischen Hilfsmittel einfacher bereitgestellt werden, die für die Bearbeitung großer Verfahren erforderlich sind.40) Die Landesregierungen haben die Möglichkeit, andere oder zusätzliche Amtsgerichte als Insolvenzgerichte zu bestimmen und die Bezirke abweichend festzulegen (§ 2 Abs. 2 S. 1 InsO). Einige Länder haben davon bereits Gebrauch gemacht.41)
20 Die örtliche Zuständigkeit für das Verfahren regelt § 3 InsO. Nach dessen Abs. 1 ist ausschließlich das Insolvenzgericht zuständig, in dessen Bezirk der Mittelpunkt der selbständigen wirtschaftlichen Tätigkeit des Schuldners liegt, oder subsidiär, in dessen Bezirk der Schuldner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Nach dieser ___________ 34) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 22; Hefermehl, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 54 Rn. 42; amtliche Begründung zu § 11 InsVV, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 35) Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 56. 36) Becker, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 2 Rn. 4 ff. 37) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 17 Rn. 3 argumentiert dafür, entgegen der überwiegenden Meinung, aber in Einklang mit der InsO nicht von „sachlicher“ Zuständigkeit zu sprechen. 38) Madaus, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 Rn. 5. 39) BT-Drucksache 12/2443 v. 15.4.1992, S. 109; Ganter/Bruns, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 Rn. 4. 40) BT-Drucksache 12/2443 v. 15.4.1992, S. 109. 41) Eine ausführliche Auflistung findet sich bei Ganter/Bruns, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 Rn. 18; siehe auch Pape, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 2 Rn. 9.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
Formulierung beeinflusst eine rein formelle Verlegung eines Gesellschaftssitzes die Zuständigkeit nicht.42) Dennoch spielt innerstaatliches forum shopping in der Praxis eine Rolle, da verschiedene Gerichte mit Spielräumen bei der Rechtsanwendung offenbar unterschiedlich umgehen.43) Entscheidungen in Verfahren nach der InsO werden grundsätzlich vom Rechts- 21 pfleger getroffen (§ 3 Nr. 2 lit. e RPflG). § 18 Abs. 1 RPflG nennt mehrere Bereiche, die dem Richter vorbehalten bleiben. Insbesondere ist der Richter für alle gerichtlichen Entscheidungen vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens funktional zuständig. Außerdem kann sich der Richter das Verfahren ganz oder teilweise vorbehalten (§ 18 Abs. 2 S. 1 RPflG) oder später wieder an sich ziehen (§ 18 Abs. 2 S. 3 RPflG).
2.
Regelinsolvenzverfahren
Die InsO normiert ein Regelinsolvenzverfahren sowohl für natürliche als auch für 22 juristische Personen.44) Es lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: das Insolvenzeröffnungsverfahren sowie das eigentliche, eröffnete Insolvenzverfahren.
a) Insolvenzeröffnungsverfahren Im Insolvenzeröffnungsverfahren prüft das Gericht, ob die Voraussetzungen für 23 eine Eröffnung des Insolvenzverfahrens vorliegen.45) Insbesondere hat es dabei zu klären, ob ein Insolvenzgrund i. S. d. § 16 InsO existiert, der in der Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO), drohenden Zahlungsunfähigkeit (§ 18 InsO) oder Überschuldung (§ 19 InsO) bestehen kann.46) Außerdem wird geprüft, ob das Vermögen des Schuldners zumindest die Kosten des Verfahrens deckt (vgl. § 26 Abs. 1 S. 1 InsO). Bis zur gerichtlichen Entscheidung über die Verfahrenseröffnung besteht ein Bedürfnis, das schuldnerische Vermögen zu sichern. In Unternehmensinsolvenzen ist gerade diese Phase von zentraler Bedeutung für den Verfahrensverlauf.47)
___________ 42) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 17 Rn. 6. 43) Vgl. Mock, ZInsO 2008, 253 (255 ff.); zur Zulässigkeit mit Bezugnahme auf einen aktuellen Fall Hölzle/Jacoby, ZIP 2021, 337. 44) Gottwald, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 1 Rn. 38. 45) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 4 Rn. 1; Beck, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 1 Rn. 21; Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 12. 46) Ausführlich zu den Insolvenzgründen z. B. Gundlach, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 6; Hölzle, in: Bork/Hölzle, Handbuch InsR, 2. Aufl. 2019, Kapitel 3. 47) Vgl. Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 638.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
aa) Insolvenzantrag 24 Der Verfahrensabschnitt beginnt mit einem Eröffnungsantrag nach § 13 InsO. Dieser ist Voraussetzung dafür, dass das Insolvenzgericht tätig werden darf.48) Das Antragserfordernis ermöglicht es, eine Insolvenz zu vermeiden, indem im Vorfeld eine außergerichtliche Sanierung oder eine stille Liquidation umgesetzt wird.49) Seit dem 1.1.2021 kommt außerdem eine gerichtlich vermittelte Restrukturierung nach dem StaRUG in Betracht. Der Eröffnungsantrag kann sowohl vom Schuldner50) als auch von den Gläubigern gestellt werden (§ 13 Abs. 1 S. 2 InsO). Da eine (zu) späte Eröffnung die Interessen der Gläubiger beeinträchtigen kann, existiert für juristische Personen und bestimmte Gesellschaften eine strafbewehrte gesetzliche Insolvenzantragspflicht (§ 15a InsO).51)
bb) Vorläufige Maßnahmen 25 Nachdem der Antrag gestellt wurde, muss das Gericht alle erforderlichen Maßnahmen treffen, um für die Gläubiger nachteilige Veränderungen der Vermögenslage bis zur Entscheidung über den Antrag zu verhindern (§ 21 Abs. 1 InsO).52) § 21 Abs. 2 S. 1 InsO enthält eine Aufzählung solcher Maßnahmen. Diese ist ausweislich des Wortlauts „insbesondere“ nicht abschließend.53)
(1) Vorläufiger Insolvenzverwalter 26 Hier kommt eine wichtige Rolle ins Spiel: Das Gericht kann gemäß § 21 Abs. 2 Nr. 1 InsO einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellen. Gleichzeitig kann es dem Schuldner nach Nr. 2 der Vorschrift entweder ein allgemeines Verfügungsverbot auferlegen oder einen sog. Zustimmungsvorbehalt anordnen, d. h. die Wirksamkeit von Verfügungen von der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters abhängig machen. Da die aufgeführten Maßnahmen nur beispielhaft sind, darf ein ___________ 48) Mönning, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 13 Rn. 8; Beck, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 1 Rn. 26. 49) Mönning, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 13 Rn. 10; Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 4 Rn. 1. 50) Siehe zur Frage der Insolvenzfähigkeit z. B. Gundlach, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 5. 51) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 4 Rn. 1. Eine eigene Antragspflicht für natürliche Personen als Schuldner besteht nicht, Gundlach, in: Gottwald/Haas, InsRHandbuch, 6. Aufl. 2020, § 7 Rn. 2. Im Fall von juristischen Personen und Gesellschaften als Schuldner trifft die Pflicht zur Antragstellung jedoch die handelnden natürlichen Personen. 52) Es ist umstritten, ob das Gericht den Antrag vorher als zulässig „zulassen“ muss. Siehe dazu z. B. Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 2 m. w. N.; Haarmeyer/ Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 21 Rn. 16. 53) Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 21 Rn. 15; zu sonstigen Maßnahmen Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 54 f.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
Verfügungsverbot auch lediglich für bestimmte Gegenstände erlassen oder, anders herum, die Verfügungsbefugnis des Schuldners auf einzelne Gegenstände beschränkt werden.54) Die gleiche Flexibilität besteht für die Reichweite eines Zustimmungsvorbehalts.55)
(a) Typen Wird dem Schuldner ein allgemeines Verfügungsverbot auferlegt und ein vorläufiger 27 Insolvenzverwalter bestellt, geht die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über das Vermögen auf den vorläufigen Insolvenzverwalter über (§ 22 Abs. 1 S. 1 InsO).56) Man spricht dann von einem starken vorläufigen Insolvenzverwalter.57) Seine Pflichten ergeben sich aus § 22 Abs. 1 S. 2 InsO. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter ohne Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über 28 das schuldnerische Vermögen wird als schwacher vorläufiger Insolvenzverwalter bezeichnet.58) Das Insolvenzgericht muss dessen Pflichten konkret festlegen,59) wobei die Pflichten nicht über diejenigen eines starken vorläufigen Insolvenzverwalters hinausgehen dürfen (§ 22 Abs. 2 InsO).60) Wenn dem vorläufigen Insolvenzverwalter einzelne Verwaltungs- und Verfügungs- 29 befugnisse übertragen werden, ist gelegentlich auch von einem halbstarken vorläufigen Insolvenzverwalter die Rede.61) Theoretisch kann das Insolvenzgericht auch einen vorläufigen Insolvenzverwalter ohne Verfügungsverbote und ohne Zustimmungsvorbehalt bestellen. Dieser nimmt dann lediglich eine Aufsichts- und Beratungsfunktion wahr.62)
___________ 54) Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 21 Rn. 59. 55) Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 21 Rn. 65. 56) Durch den Übergang der Verwaltungsbefugnis kann der Schuldner auch keine Verpflichtungsgeschäfte abschließen, welche die Insolvenzmasse belasten (Vuia, in: Gottwald/Haas, InsRHandbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 23). 57) Z. B. Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 22 Rn. 3; Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 22 Rn. 23; Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 30; Frotscher/Schulze, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 108. 58) Vgl. z. B. Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 22 Rn. 10. 59) BGH, Urteil v. 18.7.2002 – IX ZR 195/01, BGHZ 151, 353 (366 f.), juris Rn. 37 f. 60) Siehe dazu Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 21 Rn. 50 ff. 61) Vgl. Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 29 und 159; Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 22 Rn. 11; Vuia, in: Gottwald/Haas, InsRHandbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 110. 62) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 24; Beck/Wimmer, in: Beck/ Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 26 („Informant des Insolvenzgerichts“) – dieser soll aber in der Praxis kaum Bedeutung besitzen.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
30 Die Systematik des § 22 InsO legt nahe, dass der Gesetzgeber ein allgemeines Verfügungsverbot als Regelfall angesehen hat.63) Die weitaus größte praktische Bedeutung besitzt jedoch der Zustimmungsvorbehalt mit einem schwachen vorläufigen Insolvenzverwalter.64) Dadurch wird verhindert, dass sämtliche Verbindlichkeiten, die während des Eröffnungsverfahrens entstehen, mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens automatisch zu Masseverbindlichkeiten werden (§ 55 Abs. 2 InsO).65) Diese können die Fortführung und Sanierung eines Unternehmens erschweren, weil sie vorrangig aus der Insolvenzmasse zu befriedigen sind. Bei Nichterfüllung kann der vorläufige Insolvenzverwalter nach § 61 InsO zum Schadensersatz verpflichtet sein. Außerdem trägt die Bestellung eines schwachen vorläufigen Insolvenzverwalters dem Umstand Rechnung, dass die Sicherungsmaßnahmen hinsichtlich der Rechte des Schuldners verhältnismäßig sein müssen.66)
(b) Aufgaben bei allgemeinem Verfügungsverbot 31 Die Aufgaben des starken vorläufigen Insolvenzverwalters ergeben sich zum einen aus den Verweisungen in § 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 InsO, zum anderen aus § 22 Abs. 1 S. 2 InsO. Außerdem folgen weitere Pflichten daraus, dass die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis auf den starken vorläufigen Insolvenzverwalter übergeht. Die wichtigsten Aufgaben werden im Überblick dargestellt.
(aa) Vermögenssicherung und -erhaltung 32 Der starke vorläufige Verwalter muss das schuldnerische Vermögen sichern und erhalten (§ 22 Abs. 1 S. 2 Nr. 1 InsO). Dazu hat er grundsätzlich alle Vermögensgegenstände in Besitz zu nehmen.67) Anschließend müssen die Gegenstände inven-
___________ 63) Vgl. Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 22 Rn. 3; Beck/Wimmer, in: Beck/ Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 30; a. A. wohl Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 24 m. w. N. 64) Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 22 Rn. 3 und 13; Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 30 und 139, wobei nach Rn. 140 im Regelfall ein allgemeiner Zustimmungsvorbehalt angeordnet wird. 65) Vgl. BGH, Urteil v. 18.7.2002 – IX ZR 195/01, BGHZ 151, 353. 66) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 24; Beck/Wimmer, in: Beck/ Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 156; vgl. auch Vallender, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 22 Rn. 16. Zudem begründet der starke vorläufige Insolvenzverwalter bei der Fortführung eines Unternehmens sofort Masseverbindlichkeiten. Dies birgt nicht nur ein Haftungsrisiko für den Insolvenzverwalter, sondern kann daneben auch den Erhalt des Unternehmens gefährden. 67) Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 22 Rn. 37; Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 75.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
tarisiert und ggf. bewertet werden.68) Zudem muss der Verwalter für einen ausreichenden Versicherungsschutz sorgen.69) Die Pflicht bezieht sich zunächst auf die gesamte vorhandene Haftungsmasse,70) 33 auch wenn daran fremde Rechte bestehen.71) Häufig sind Dritte (Sicherungs-) Eigentümer von Sachen, die der vorläufige Insolvenzverwalter vorfindet.72) Daraus können sich später im eröffneten Verfahren Rechte auf Aussonderung (§ 47 f. InsO) oder auf abgesonderte Befriedigung (§ 49 ff. InsO) ergeben. Unter Umständen muss sich bereits der vorläufige Insolvenzverwalter mit diesen Gläubigern auseinandersetzen.73) Im Eröffnungsverfahren kann das Insolvenzgericht anordnen, dass die entsprechenden Gegenstände nicht von den Gläubigern eingezogen oder verwertet werden dürfen und dass sie weiterhin zur Unternehmensfortführung eingesetzt werden können (§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 5 S. 1 InsO). Selbst wenn eine solche Anordnung nicht vorliegt, wird angenommen, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Gegenstände mit zukünftigen Aus- und Absonderungsrechten nicht herausgeben muss.74) Ihm steht es jedoch frei, einem Herausgabeverlangen nachzugeben.75) Von der Sicherungs- und Erhaltungspflicht wird schließlich auch Vermögen im 34 Ausland umfasst.76)
(bb) Unternehmensfortführung Unternehmen des Schuldners muss der starke vorläufige Insolvenzverwalter grund- 35 sätzlich fortführen (§ 22 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 InsO). Bei dieser Aufgabe handelt es sich letztlich um einen Spezialfall der Pflicht zur Erhaltung des Vermögens.77) Zur Fortführung zählt auch, dass der vorläufige Verwalter ausstehende Forderungen des Schuldners einzieht.78)
___________ 68) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 78 ff.; Haarmeyer/ Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 22 Rn. 42 f. 69) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 83 ff. 70) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 77 m. w. N. 71) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 72 f. 72) Vgl. Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 99. 73) Ausführlich zur Rechtsstellung des vorläufigen Verwalters Vuia, in: Gottwald/Haas, InsRHandbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 99 ff. 74) Vallender, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 22 Rn. 48 und 50; Vuia, in: Gottwald/ Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 102 m. w. N. 75) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 74. 76) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 39. 77) Vgl. Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 88a. 78) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 102 mit ergänzenden Ausführungen zur Situation bei sicherungshalber abgetretenen Forderungen in Rn. 103 ff.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
36 Alle Verbindlichkeiten, die der starke vorläufige Insolvenzverwalter begründet, gelten nach Eröffnung des Verfahrens als Masseverbindlichkeiten (§ 55 Abs. 2 S. 1 InsO). Dies räumt den Vertragspartnern eine bevorzugte Stellung ein und verhindert somit, dass diese aufgrund der Insolvenz die Belieferung einstellen.79) Entsprechend kann der Verwalter zur Sicherung der Liquidität auch so genannte Massedarlehen aufnehmen.80)
37 Beschäftigt der Schuldner Arbeitnehmer, rückt der starke vorläufige Insolvenzverwalter in die rechtliche Stellung als Arbeitgeber ein.81) Den Arbeitnehmern kann ein Anspruch auf Insolvenzgeld gegen die Bundesagentur für Arbeit zustehen, der einen Zeitraum von bis zu drei Monaten vor Insolvenzeröffnung abdeckt.82) Der Insolvenzgeldanspruch entsteht gemäß § 165 Abs. 1 SGB III regelmäßig erst nach dem Eröffnungsverfahren. Um Liquiditätsausfälle bei den Beschäftigten zu vermeiden, kann der vorläufige Insolvenzverwalter eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes veranlassen.83)
38 Die Verwertung von Vermögen ist grundsätzlich nicht Aufgabe des vorläufigen Verwalters.84) Dennoch umfasst die Unternehmensfortführung regelmäßig auch die Veräußerung von Gegenständen, in erster Linie von solchen des Umlaufvermögens.85) Ob und unter welchen Voraussetzungen der vorläufige Insolvenzverwalter bereits ganze Betriebsteile oder sogar das gesamte Unternehmen veräußern darf, ist umstritten.86)
39 Hat die Fortführung zur Folge, dass das Vermögen des Schuldners erheblich gemindert wird, kann ein Unternehmen auch stillgelegt werden. Der Stilllegung muss das Insolvenzgericht zustimmen (§ 22 Abs. 1 S. 2 Nr. 2 InsO).87)
___________ 79) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 42 und 44. 80) Zu den Voraussetzungen Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 48 ff. 81) Ausführlich Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 113. 82) Vgl. z. B. Böhm, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 22 Rn. 37 ff.; Vuia, in: Gottwald/Haas, InsRHandbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 96 ff.; Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 635. 83) Zu Konstruktion, Voraussetzungen und Verfahren etwa Böhm, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 22 Rn. 39 ff. 84) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 92. 85) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 93 f. 86) Dazu Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 95 ff. Praktisch spielt dies jedoch kaum eine Rolle, da die Eröffnung mit dem Gericht entsprechend abgestimmt werden kann. 87) Ausführlich zu Voraussetzungen und Verfahren Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 164 ff.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
(cc) Prozesse Auf den starken vorläufigen Insolvenzverwalter geht mit der Verwaltungs- und 40 Verfügungsbefugnis über das Schuldnervermögen auch die Prozessführungsbefugnis über.88) Er kann selbst Prozesse anstrengen, wenn Rechte des Schuldners betroffen sind.89) Laufende Prozesse werden nach § 240 S. 2 ZPO unterbrochen. Die §§ 85 f. InsO, welche die Aufnahme dieser Prozesse im eröffneten Verfahren regeln, gelten auch für den vorläufigen Insolvenzverwalter (§ 24 Abs. 2 InsO). In welchen Fällen und durch wen dies möglich ist, hängt davon ab, ob es sich um Aktiv- oder Passivprozesse des Schuldners oder um sonstige Prozesse handelt.90)
(dd) Steuern und Buchhaltung Der starke vorläufige Insolvenzverwalter ist Vermögensverwalter nach § 34 Abs. 3 41 AO und Verfügungsberechtigter nach § 35 AO.91) Als solcher muss er den steuerrechtlichen Pflichten des Schuldners nachkommen (§ 34 Abs. 1 S. 1 AO). Dazu zählen insbesondere die Pflicht zur Abgabe von Steuererklärungen und Umsatzsteuervoranmeldungen sowie die Aufzeichnungs- und Buchführungspflichten nach §§ 140 ff. AO.92) Neben die steuerliche Buchführungspflicht tritt die Verpflichtung nach § 21 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 InsO i. V. m. § 66 InsO, gegenüber dem Insolvenzgericht Rechnung zu legen.93)
(ee) Zustellungen Das Gericht kann bereits dem vorläufigen Insolvenzverwalter aufgeben, alle oder 42 einen Teil der erforderlichen Zustellungen selbst durchzuführen (§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 1 i. V. m. 8 Abs. 3 InsO). Ihm stehen dann alle Zustellungsformen des Insolvenzgerichts offen, insbesondere die Aufgabe zur Post mit schriftlichem Aktenvermerk (§ 8 Abs. 1 S. 2 InsO).94)
(ff) Kostendeckungsprüfung Der starke vorläufige Insolvenzverwalter hat zu prüfen, ob das Vermögen des 43 Schuldners ausreicht, um die Kosten des Verfahrens zu decken (§ 22 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 Hs. 1 InsO). Die Verfahrenskosten umfassen nach § 54 InsO die Gerichtskosten, ___________ 88) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 120; Vallender, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 22 Rn. 249. 89) Vallender, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 22 Rn. 250. 90) Ausführlich zum Thema Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 120 ff. 91) Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 108. 92) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 182. 93) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 197. 94) Ausführlich Bußhardt, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 8 Rn. 16 f.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Vergütung und Auslagen des vorläufigen Insolvenzverwalters und des Insolvenzverwalters sowie die Vergütung der Mitglieder des (vorläufigen) Gläubigerausschusses.95)
(gg) Sachverständiger 44 Schließlich kann der vorläufige Insolvenzverwalter in einer zusätzlichen Rolle als Sachverständiger mit der Prüfung beauftragt werden, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und welche Erfolgsaussichten für eine Unternehmensfortführung bestehen (§ 22 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 Hs. 2 InsO).96)
(c) Aufgaben ohne allgemeines Verfügungsverbot 45 Wird ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt, ohne dass das Gericht ein allgemeines Verfügungsverbot erlässt, geht dies in der Regel mit einem allgemeinen Zustimmungsvorbehalt einher.97) Das Gericht kann die Aufgaben dann individuell festlegen (§ 22 Abs. 2 S. 1 InsO), wobei die Pflichten nicht über diejenigen eines starken vorläufigen Insolvenzverwalters hinausgehen dürfen (§ 22 Abs. 2 S. 2 InsO).
46 Grundsätzlich rückt der schwache vorläufige Insolvenzverwalter nicht in die Arbeitgeberstellung des Schuldners ein und hat keine Prozessführungsbefugnis.98) Auch in steuerlicher Hinsicht treffen ihn keine Verpflichtungen.99) Inwieweit eine allgemeine Pflicht zur Sicherung und Erhaltung des Vermögens besteht, insbesondere durch Mitwirkung an der Unternehmensfortführung, ist unklar.100) Da der schwache vorläufige Insolvenzverwalter selbst keine Verbindlichkeiten begründet, sondern lediglich seine Zustimmung erteilt, entstehen grundsätzlich keine Masseverbindlichkeiten.101) Sog. Einzelermächtigungen können ihm aber ermöglichen, im Vorfeld genau bestimmte Masseverbindlichkeiten zu begründen.102) Auf diesem Weg kann auch der schwache vorläufige Insolvenzverwalter sicherstellen, dass ein Unter___________ 95) Vuia, in: Gottwald, Insolvenzrechts-Handbuch, 5. Aufl. 2015, § 14 Rn. 80. 96) Ausführlich Vallender, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 22 Rn. 253. 97) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 140. Theoretisch besteht auch die Möglichkeit, weder Verfügungsverbot noch Zustimmungsvorbehalt anzuordnen, siehe oben, Rn. 29. 98) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 142 f.; Mönning, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 22 Rn. 215. 99) Mönning, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 22 Rn. 215. 100) Ausführlich Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 147 und 149 ff. 101) Vallender, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 22 Rn. 11; Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 633. 102) Haarmeyer/Schildt, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 21 Rn. 66; Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 164.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
nehmen im Eröffnungsverfahren weiter mit Rohstoffen beliefert oder mit Dienstleistungen versorgt wird. Geht die Verfügungsbefugnis nur teilweise auf den vorläufigen Insolvenzverwalter 47 über, liegen die Aufgaben zwischen denen des starken und denen des schwachen Insolvenzverwalters.103)
(d) Umgang mit dem Schuldner Wird ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt, kann dieser die Geschäftsräume 48 des Schuldners betreten und dort Nachforschungen anstellen (§ 22 Abs. 3 S. 1 InsO). Außerdem treffen den Schuldner nach § 22 Abs. 3 S. 2 und 3 InsO i. V. m. §§ 97, 98 InsO Auskunfts- und Mitwirkungspflichten.104)
(e) Haftung §§ 60, 61 InsO enthalten Haftungsvorschriften für den Insolvenzverwalter. Diese 49 finden für den vorläufigen Insolvenzverwalter entsprechende Anwendung (§ 21 Abs. 2 S. 1 InsO). So haftet auch der vorläufige Insolvenzverwalter entsprechend § 60 Abs. 1 S. 1 InsO für schuldhafte Pflichtverletzungen, wobei die Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Insolvenzverwalters den Maßstab bildet (S. 2 der Vorschrift). Daneben besteht analog § 61 InsO eine Haftung für nicht voll erfüllte Masseverbindlichkeiten, welche durch den vorläufigen Insolvenzverwalter begründet wurden. Dass der starke vorläufige Insolvenzverwalter bei der Unternehmensfortführung stets Masseverbindlichkeiten produziert, allerdings ohne Einarbeitung schnell Entscheidungen treffen muss, wird als „unkalkulierbares Haftungsrisiko“105) angesehen. Dies gilt umso mehr, als Masseverbindlichkeiten auch aus gesetzlichen Ansprüchen sowie aus laufenden Dauerschuldverhältnissen entstehen können.106)
(2) Vorläufiger Gläubigerausschuss Um eine angemessene Gläubigerbeteiligung sicherzustellen, kann das Gericht einen 50 vorläufigen Gläubigerausschuss einsetzen (§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 1a InsO). Die Mitglieder des vorläufigen Gläubigerausschusses müssen den vorläufigen Insolvenzverwalter bei seiner Tätigkeit unterstützen und überwachen (§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 1a i. V. m. § 69 InsO). Besondere Bedeutung hat dieser Ausschuss für die Auswahl des vorläufigen Insolvenzverwalters: Der vorläufige Gläubigerausschuss kann einstimmig eine bestimmte Person vorschlagen, die dann vom Gericht bestellt wird ___________ 103) Siehe für Beispiele zu einzelnen Ermächtigungen Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 160. 104) Ausführlich Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 195 ff. 105) Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 136. 106) Vgl. Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 138.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
(§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 1a i. V. m. § 56a Abs. 2 S. 1 InsO).107) Betreibt der Schuldner ein Unternehmen, das bestimmte Größenkriterien erfüllt, muss ein vorläufiger Gläubigerausschuss eingesetzt werden (§ 22a Abs. 1 InsO); ansonsten soll dies auf Antrag eines Beteiligten geschehen (§ 22a Abs. 2 InsO).
(3) Weitere Maßnahmen 51 Das Gericht kann außerdem die Zwangsvollstreckung gegen den Schuldner untersagen oder einstellen, soweit nicht unbewegliche Sachen betroffen sind (§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 3 InsO). Für unbewegliches Vermögen kann der vorläufige Insolvenzverwalter nach § 30d Abs. 4 ZVG die Einstellung eines Zwangsversteigerungsverfahrens beantragen.108) Weiterhin hat das Insolvenzgericht die Möglichkeit, eine vorläufige Postsperre anzuordnen (§ 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 4 InsO). Sämtlicher Schriftverkehr kann dann vom vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Insolvenzgericht oder einem damit betrauten Sachverständigen kontrolliert werden.109)
52 Schließlich ist die Aufzählung der vorläufigen Maßnahmen nicht abschließend. Das Gericht kann also unter Wahrung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes110) auch andere, nicht ausdrücklich genannte Sicherungsmaßnahmen erlassen.111)
cc) Entscheidung des Gerichts 53 Das Insolvenzgericht entscheidet über den Insolvenzantrag.112) Liegen die Zulässigkeitsvoraussetzungen nicht vor, weist es den Antrag als unzulässig zurück. Der Antrag ist unbegründet, wenn es an einem Insolvenzgrund fehlt. Falls das Vermögen des Schuldners voraussichtlich nicht ausreicht, um die Verfahrenskosten zu decken, erfolgt eine Abweisung mangels Masse (§ 26 Abs. 1 S. 1 InsO).113)
54 Wenn dagegen alle formellen und materiellen Voraussetzungen vorliegen, eröffnet das Gericht das Insolvenzverfahren durch Beschluss (§ 27 InsO).114) Zudem ernennt das Insolvenzgericht einen „endgültigen“ Insolvenzverwalter (§ 27 Abs. 1 S. 1 InsO). Dabei muss es sich um eine für den konkreten Fall geeignete natürliche Person ___________ Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 22a Rn. 2. Beck/Wimmer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 5 Rn. 15. Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 49. Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 603. Zu sonstigen möglichen Maßnahmen Vuia, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 14 Rn. 54 f. 112) Ausführlich Gundlach, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 16 Rn. 2 ff. 113) Ausnahmen finden sich in § 26 Abs. 1 S. 2 InsO. Insbesondere können bei natürlichen Personen als Schuldner die Verfahrenskosten nach § 4a InsO gestundet werden, so dass eine Restschuldbefreiung ermöglicht wird. 114) Zum Inhalt des Beschlusses Gundlach, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 16 Rn. 25 f.
107) 108) 109) 110) 111)
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
handeln, die von den Gläubigern und von dem Schuldner unabhängig ist (§ 56 Abs. 1 S. 1 InsO). Wird die Person des Insolvenzverwalters nicht einstimmig von einem vorläufigen Gläubigerausschuss vorgeschlagen, so trifft das Insolvenzgericht die Auswahlentscheidung. Dazu führen die Gerichte Vorauswahllisten.115) Im Eröffnungsbeschluss bestimmt das Gericht bereits einen Berichtstermin nach § 156 InsO und einen Prüfungstermin nach § 176 InsO (§ 29 Abs. 1 InsO).
b) Eröffnetes Insolvenzverfahren Im eröffneten Insolvenzverfahren wird schließlich die gemeinschaftliche Befriedi- 55 gung der Gläubiger aus dem Vermögen des Schuldners bewirkt.
aa) Konsequenzen für den Schuldner Mit der Verfahrenseröffnung geht die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis an 56 sämtlichen Gegenständen der Insolvenzmasse auf den Insolvenzverwalter über (§ 80 Abs. 1 InsO). Die Insolvenzmasse erfasst nach der Legaldefinition in § 35 Abs. 1 InsO das gesamte Vermögen, das dem Schuldner zum Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung gehört und das er während des Verfahrens erlangt. § 36 InsO nimmt unpfändbare Gegenstände davon grundsätzlich aus. Wie sich aus § 51 Nr. 1 InsO ergibt, zählen auch solche Gegenstände zur Insolvenzmasse, die der Schuldner zur Sicherung von Forderungen an Gläubiger übereignet hat.116) Außerdem wird auch Vermögen des Schuldners erfasst, welches sich im Ausland befindet.117) Handelt es sich bei dem Schuldner um eine juristische Person oder eine rechtsfähige 57 Gesellschaft, wird diese nach den jeweiligen gesellschaftsrechtlichen Vorschriften mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelöst.118) Im eröffneten Verfahren gelten die §§ 97, 98 InsO unmittelbar, so dass den 58 Schuldner weitreichende Auskunfts- und Mitwirkungspflichten treffen. Handelt es sich bei dem Schuldner um eine Gesellschaft, sind die Vorschriften auf die Mitglieder des Vertretungsorgans sowie die vertretungsberechtigten persönlich haftenden Gesellschafter anwendbar (§ 101 S. 1 InsO). ___________ 115) Die Pflicht dazu ergibt sich aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz, vgl. BVerfG, Beschluss v. 23.5.2006 – 1 BvR 2530/04, BVerfGE 116, 1 (16 ff.), juris Rn. 43 ff.; ausführlich, auch zum Verfahren Zipperer, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 56 Rn. 7 ff. Für Diskussionen sorgte in den letzten Jahren die Praxis des AG Hannover, welches die Bewerber anhand umfangreicher Fragebögen bewertet („Hannoveraner Modell“), vgl. die Kritik bei Moderegger, NZI 2017, 241. 116) Hirte/Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 8 und 33 m. w. N.; Bäuerle, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 35 Rn. 40. Die Berechtigten werden jedoch bevorzugt befriedigt. 117) Bäuerle, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 35 Rn. 3; Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 80 Rn. 10. 118) Foerste, Insolvenzrecht, 7. Aufl. 2018, § 14 Rn. 139; Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 176; Holzer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 7 Rn. 7 f.
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bb) Insolvenzverwalter 59 Dem Insolvenzverwalter kommt im eröffneten Verfahren eine zentrale Rolle zu. Seine Aufgaben ergeben sich zum größten Teil aus den Vorschriften der InsO, folgen aber auch aus dem Übergang der Verfügungs- und Verwaltungsbefugnis. Einige Aufgaben sind identisch zu den bereits dargestellten Aufgaben eines (starken) vorläufigen Insolvenzverwalters.
(1) Inbesitznahme und Sicherung 60 Nach der Verfahrenseröffnung muss der Insolvenzverwalter das gesamte zur Insolvenzmasse gehörende Vermögen sofort in Besitz und Verwaltung nehmen (§ 148 Abs. 1 InsO). Diese Pflicht bezieht sich auch auf Gegenstände, bei denen zweifelhaft ist, ob sie zur Masse gehören.119) Es können sogar eindeutig massefremde Gegenstände erfasst werden, wenn ein Sicherungsbedürfnis existiert.120) Das gesamte Vermögen, welches der Insolvenzverwalter beim Schuldner tatsächlich vorfindet und in Besitz nimmt, wird häufig als Ist-Masse bezeichnet121) – insofern findet eine Abgrenzung zur Soll-Masse statt, die in den §§ 35 ff. InsO definiert ist. Die Korrektur dieser Ist-Masse, insbesondere durch Aussonderung fremder Gegenstände, erfolgt später im Rahmen der sog. Massebereinigung.
61 Um zu verhindern, dass der Schuldner Informationen vorenthält oder die Vermögenslage zum Nachteil der Gläubiger manipuliert, kann das Insolvenzgericht eine Postsperre anordnen (§ 99 InsO).
(2) Verzeichnisse und Übersichten 62 Der Insolvenzverwalter muss im Rahmen seiner Verwaltung mehrere Verzeichnisse und Übersichten anfertigen und vor dem Berichtstermin nach § 156 InsO in der Geschäftsstelle niederlegen (§ 154 InsO).122) Zum einen ermöglichen diese Verzeichnisse den Gläubigern, die Vermögenslage des Schuldners zu beurteilen.123) Insbesondere wird die Gläubigerversammlung bei ihrer Entscheidung unterstützt, ob Unternehmen des Schuldners fortgeführt werden sollen (§ 157 S. 1 InsO). Zum
___________ 119) Sinz, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 148 Rn. 7; Hirte/Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 46. 120) Sinz, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 148 Rn. 2 ff. m. w. N. 121) Hirte/Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 46; Peters, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 35 Rn. 20. 122) Kritisch dazu Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 37. 123) Sinz, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 151 Rn. 1; Haffa/Leichtle, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 151 Rn. 1.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
anderen bilden die Aufstellungen die Grundlage für die Rechnungslegung (§ 66 InsO) und dienen damit der Kontrolle des Insolvenzverwalters.124) § 151 Abs. 1 S. 1 InsO statuiert die Pflicht, ein Verzeichnis der einzelnen Gegenstände 63 der Insolvenzmasse aufzustellen. Der Insolvenzverwalter muss für jeden Gegenstand den Liquidations- und Fortführungswert bestimmen, wobei er schwierige Bewertungen einem Sachverständigen übertragen kann (§ 151 Abs. 2 InsO). Auch über die Gläubiger des Schuldners hat der Insolvenzverwalter ein Verzeichnis anzufertigen (§ 152 Abs. 1 InsO). Schließlich muss der Verwalter eine Vermögensübersicht erstellen, in der die Gegenstände der Insolvenzmasse und die Verbindlichkeiten des Schuldners im Zeitpunkt der Verfahrenseröffnung gegenübergestellt sind (§ 153 Abs. 1 S. 1 InsO). Es handelt sich also um eine Art „Eröffnungsbilanz“.125)
(3) Unternehmensfortführung Betreibt der Schuldner ein Unternehmen, kommen von der kleinteiligen Einzelver- 64 äußerung aller Gegenstände bis zur Unternehmensveräußerung im Wege eines asset deal (sog. übertragende Sanierung) oder einer Sanierung des Unternehmensträgers mittels Insolvenzplans unterschiedliche Verfahrensvarianten in Betracht.126) Um diese Optionen offen zu halten, muss der Insolvenzverwalter das Unternehmen grundsätzlich bis zur Gläubigerversammlung im Berichtstermin fortführen. Im Gesetz ist diese Pflicht nicht ausdrücklich angeordnet.127) Die einstweilige Fortführung wird aber in den §§ 157 S. 1 und 158 Abs. 1 InsO vorausgesetzt.128) So ist nach § 158 Abs. 1 InsO eine Stilllegung oder Veräußerung vor dem Gerichtstermin nur unter weiteren Voraussetzungen möglich. Der Insolvenzverwalter kann entscheiden, ob er Ansprüche aus schwebenden Ver- 65 trägen erfüllt um die Gegenleistung zu erhalten (§ 103 InsO). Die meisten Dauerschuldverhältnisse bestehen jedoch nach der Grundregel des § 108 Abs. 1 und 2 InsO fort, wobei besondere Lösungsmöglichkeiten in den §§ 109 ff. InsO geregelt sind. Wie bei dem starken vorläufigen Insolvenzverwalter rückt der Insolvenzverwalter in eine mögliche Arbeitgeberstellung des Schuldners ein. Dabei hat der Insolvenzverwalter nach § 113 InsO die Möglichkeit, Arbeitsverhältnisse mit einer Frist von höchstens drei Monaten zu kündigen. ___________ Sinz, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 151 Rn. 1. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 36. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 46. In der Praxis erfolgt eine Unternehmensveräußerung häufig unmittelbar nach Eröffnung. Für den Zeitraum nach Insolvenzeröffnung erhalten die Arbeitnehmer kein Insolvenzgeld, so dass das Unternehmen seine gesamten Kosten selbst erwirtschaften muss, damit die Masse nicht aufgezehrt wird. 128) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 45.
124) 125) 126) 127)
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66 Sämtliche Verbindlichkeiten, die im Rahmen der Fortführung entstehen, sind nach § 55 Abs. 1 Nr. 1 InsO Masseverbindlichkeiten.
(4) Massebereinigung 67 Die tatsächliche Ist-Masse entspricht in der Regel nicht der Soll-Masse, wie sie in § 35 ff. InsO definiert wird. Folglich muss der Insolvenzverwalter Korrekturen vornehmen, um zur Soll-Masse zu gelangen. Häufig werden die dafür erforderlichen Tätigkeiten als „Bereinigung“ der Insolvenzmasse zusammengefasst.129)
(a) Pfändungsfreiheit, Aussonderung, Freigabe und Aufrechnung 68 Zu den Aufgaben zählt zunächst die Herausgabe von Gegenständen, die nicht zur Masse gehören. Der Insolvenzverwalter muss pfändungsfreie Gegenstände (§§ 35, 36 InsO) an den Schuldner zurückgeben. Gegenstände, die aufgrund eines fremden dinglichen Rechts nicht zur Insolvenzmasse gehören, führen zu einem Aussonderungsrecht (§ 47 InsO). Auch diese Gegenstände muss der Verwalter an den Berechtigten herausgeben. Ebenfalls zur Massebereinigung wird häufig die Freigabe von Gegenständen gezählt, die eigentlich Bestandteil der Insolvenzmasse sind.130) Hat die Verwertung eines Gegenstands keine Aussicht auf Erfolg, kann der Insolvenzverwalter diesen aus der Masse freigeben. Daneben ist denkbar, dass erst in einem aufwendigen Prozess geklärt werden müsste, ob ein Gegenstand zur Masse gehört. Stehen Kosten und Chancen dafür in keinem angemessenen Verhältnis, ist ebenfalls eine Freigabe möglich, die ggf. nur deklaratorisch wirkt.131)
69 Eine Verminderung der Insolvenzmasse kann auch durch Aufrechnung eintreten, die in den §§ 94 bis 96 InsO geregelt ist. Bestand im Zeitpunkt der Eröffnung des Insolvenzverfahrens eine Aufrechnungslage, müssen Gläubiger ihre Gegenforderung grundsätzlich nicht zur Tabelle anmelden, sondern können die Hauptforderung durch Aufrechnung rückwirkend zum Erlöschen bringen.132)
70 Bestimmte Gläubiger können außerdem zur abgesonderten und damit bevorzugten Befriedigung aus einem Gegenstand berechtigt sein.133) Anders als Gegenstände,
___________ 129) Vgl. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 41 ff.; Hirte/ Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 47; Jilek/Kirchner, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 35 Rn. 4. 130) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 42; Hirte/Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 47. 131) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 43. 132) Ausführlich zu den Besonderheiten Popp, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 17. 133) Siehe unten, ab Rn. 80.
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an denen Aussonderungsrechte bestehen, zählen mit Absonderungsrechten belastete Gegenstände jedoch zur Insolvenzmasse.134)
(b) Anspruchsdurchsetzung und Insolvenzanfechtung Weiterhin hat der Insolvenzverwalter die Ist-Masse zu ergänzen: Er muss Ansprüche 71 des Schuldners geltend machen und diese, wenn nötig, gerichtlich durchsetzen.135) Dazu gehören neben Herausgabeansprüchen (vgl. § 148 Abs. 2 InsO) auch Haftungsansprüche, die einer Gesellschaft als Schuldnerin gegen ihre Gesellschafter und Organe zustehen (insbesondere aus den §§ 130a HGB, 64 GmbHG, 92 Abs. 2 AktG)136). Der Insolvenzverwalter macht nach § 92 InsO alle Ersatzansprüche für solche Schäden geltend, welche die Gläubiger gemeinschaftlich durch eine Verminderung des Vermögens erlitten haben (sog. Gesamtschaden). Schließlich bietet das Anfechtungsrecht der §§ 129 ff. InsO eine weitere Möglich- 72 keit, die Masse zu ergänzen: Mit der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens oder bereits durch Anordnung vorläufiger Sicherungsmaßnahmen nach § 21 Abs. 2 InsO wird das Vermögen des Schuldners geschützt, um eine gleichmäßige Befriedigung der Gläubiger sicherzustellen.137) Das Anfechtungsrecht dehnt diesen Schutz zeitlich aus, indem bestimmte insolvenzzweckwidrige Vermögensverschiebungen rückgängig gemacht werden, die vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder sogar vor Antragstellung eingetreten sind.138) Die §§ 130 bis 136 InsO enthalten ein ausdifferenziertes System verschiedener Tatbestände und Voraussetzungen.139) Der Insolvenzverwalter muss die Ansprüche ermitteln und ggf. durchsetzen. Inwieweit dies möglich ist, hängt entscheidend von der Dokumentation ab, die bei dem Schuldner vorhanden ist.
(5) Prozesse Wie bei dem starken vorläufigen Insolvenzverwalter umfasst der Übergang der 73 Verfügungs- und Verwaltungsbefugnis auch die Prozessführungsbefugnis.140) Für Streitigkeiten, welche die Insolvenzmasse betreffen, ist nur noch der Insolvenz___________ 134) Leithaus, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 35 Rn. 3; Hirte/Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 47 zählen die abgesonderte Befriedigung konsequenterweise nicht zur Massebereinigung. Anders systematisiert dagegen z. B. Beck, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 1 Rn. 89. 135) Vgl. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 40. 136) Mit dem SanInsFoG wird der Anspruch rechtsformneutral in § 15b InsO geregelt. 137) Vgl. Kirchhof/Freudenberg, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, Vorb. §§ 129 bis 147 Rn. 1. 138) Kirchhof/Freudenberg, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, Vorb. §§ 129 bis 147 Rn. 2; Holzer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 9 Rn. 48. 139) Kurze Übersicht über die Systematik bei Exner/Gempel, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 16 Rn. 11 f. 140) Eckardt, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 32 Rn. 1; Frotscher/Schulze, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 80.
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verwalter aktiv und passiv prozessführungsbefugt. Er kann massebezogene Ansprüche im Klageweg durchsetzen.141) Laufende Prozesse werden gemäß § 240 S. 1 ZPO mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens unterbrochen.142) Sie können gemäß §§ 85 ff. InsO wieder aufgenommen werden.143)
(6) Steuern, Buchhaltung, Rechnungslegung 74 Neben dem starken vorläufigen Insolvenzverwalter ist auch der Insolvenzverwalter im eröffneten Verfahren Vermögensverwalter nach § 34 Abs. 3 AO.144) Soweit nicht der insolvenzfreie Bereich betroffen ist, muss der Verwalter daher die steuerlichen Pflichten des Schuldners erfüllen. Dazu zählt vor allem die Abgabe von Steuererklärungen und Umsatzsteuervoranmeldungen.145) Erkennt der Insolvenzverwalter, dass eine frühere Erklärung unrichtig ist, muss er diese nach § 153 AO berichtigen.
75 Die handels- und steuerrechtlichen Buchführungspflichten des Schuldners bleiben gemäß § 155 Abs. 1 S. 1 InsO auch nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bestehen. Nach S. 2 der Vorschrift sind diese Pflichten in Bezug auf die Insolvenzmasse vom Insolvenzverwalter zu erfüllen. Daneben ist der Insolvenzverwalter auch verpflichtet, eine Schlussrechnung für die Gläubigerversammlung aufzustellen (§ 66 Abs. 1 S. 1 InsO) und ggf. Zwischenrechnungen zu legen (§ 66 Abs. 3 InsO). Die Schluss- und Zwischenrechnungen müssen unter anderem sämtliche Einnahmen und Ausgaben enthalten.146)
(7) Zustellungen 76 Auch der Insolvenzverwalter im eröffneten Verfahren kann vom Insolvenzgericht mit allen oder einem Teil der Zustellungen betraut werden (§ 8 Abs. 3 InsO).
(8) Gläubigerbefriedigung 77 Die bereinigte Insolvenzmasse dient grundsätzlich dazu, die Forderungen der Gläubiger gleichberechtigt, d. h. quotal nach Forderungshöhe zu befriedigen. Die InsO etabliert also ein System der Gesamtvollstreckung, welches das Prioritäts-
___________ Vgl. Eckardt, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 32 Rn. 18. Ausführlich Eckardt, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 32 Rn. 80 ff. Instruktiv Eckardt, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 32 Rn. 127 ff. Frotscher/Schulze, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 81. Depré/Dobler, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 35 Rn. 35; Frotscher/ Schulze, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 91 f. 146) Andres, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 66 Rn. 6.
141) 142) 143) 144) 145)
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
prinzip der Einzelzwangsvollstreckung verdrängt.147) Die Verteilung setzt einige Zwischenschritte voraus und erfolgt nach bestimmten Vorgaben.
(a) Führung der Insolvenztabelle Gläubiger müssen ihre Forderungen beim Insolvenzverwalter anmelden (§ 174 78 Abs. 1 S. 1 InsO), der darüber eine Tabelle führt (§ 175 InsO). § 39 InsO definiert nachrangige Forderungen, die nur anzumelden sind, wenn das Gericht gesondert dazu auffordert (§ 174 Abs. 3 S. 1 InsO). Nicht zur Tabelle anzumelden sind ferner Ansprüche auf Aussonderung und Masseforderungen – beide müssen direkt beim Insolvenzverwalter geltend gemacht werden.148) Für die Prüfung der angemeldeten Forderungen hat das Insolvenzgericht mit der 79 Verfahrenseröffnung bereits einen Termin festgesetzt („Prüfungstermin“, § 29 Abs. 1 Nr. 2 InsO). In dieser Gläubigerversammlung werden die Forderungen für die Verteilung festgestellt (§§ 176 ff. InsO).
(b) Abgesonderte Befriedigung In bestimmten Fällen können Gläubiger eine abgesonderte und damit bevorzugte 80 Befriedigung verlangen. Regelungen bestehen für bewegliche Sachen und Forderungen (§§ 50 f. InsO) sowie für unbewegliche Gegenstände (§ 49 InsO).
(aa) Bewegliche Sachen und Forderungen Nach § 50 Abs. 1 InsO steht Pfandgläubigern ein Recht auf abgesonderte Befriedi- 81 gung zu. Diesen werden gemäß § 51 InsO andere Gläubiger gleichgestellt, etwa solche, denen der Schuldner zur Sicherung eines Anspruchs eine bewegliche Sache übereignet oder ein Recht übertragen hat (Nr. 1). Bewegliche Sachen, an denen ein solches Absonderungsrecht besteht, darf der Insol- 82 venzverwalter nach § 166 Abs. 1 InsO freihändig verwerten, wenn sich die Sachen in seinem Besitz befinden. Er kann selbst über die Art der Verwertung entscheiden.149) Auch Forderungen, welche der Schuldner zur Sicherung eines Anspruchs abgetreten hat, darf der Insolvenzverwalter nach § 166 Abs. 2 InsO einziehen oder in anderer Weise verwerten. ___________ 147) Stürner, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, Einleitung Rn. 62; vgl. auch Pape, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 1 Rn. 2. 148) Ringstmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 11 Rn. 84. 149) Adolphsen, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 42 Rn. 163. Dies ist vor allem für eine spätere übertragende Sanierung relevant, da es dem Insolvenzverwalter ermöglicht, unternehmerische Sachgesamtheiten zusammenzuhalten, auch wenn sie mit Drittrechten belastet sind.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
83 Verwertet der Insolvenzverwalter die Sache oder Forderung, muss er den Erlös nach §§ 170, 171 InsO verteilen. Verwalter und Absonderungsgläubiger können auch abweichende Vereinbarungen treffen.150) Gemäß § 171 Abs. 1 InsO entnimmt der Insolvenzverwalter aus dem Verwertungserlös vorab bestimmte Kostenbeiträge und befriedigt aus dem verbleibenden Betrag den Gläubiger. Nach § 171 Abs. 1 InsO erhält die Insolvenzmasse einen Feststellungskostenbeitrag in Höhe von vier Prozent des Verwertungserlöses. Außerdem werden Verwertungskosten von regelmäßig fünf Prozent des Erlöses angesetzt (§ 171 Abs. 2 S. 1 InsO). Einbehalten wird auch die Umsatzsteuer, soweit die Masse durch die Verwertung mit Umsatzsteuer belastet wird (§ 171 Abs. 2 S. 3 InsO).
(bb) Unbewegliche Gegenstände 84 Steht einem Gläubiger ein Recht auf Befriedigung aus einer unbeweglichen Sache zu, also z. B. eine Hypothek an einem Grundstück des Schuldners, erfolgt gemäß § 49 InsO eine abgesonderte Befriedigung nach dem ZVG. Die Absonderungsberechtigten können selbst die Zwangsversteigerung oder die Zwangsverwaltung beantragen.151) Auch der Insolvenzverwalter kann gemäß § 165 InsO die Verwertung nach dem ZVG betreiben.152)
85 Treffen Verwalter und Absonderungsgläubiger eine Verwertungsvereinbarung, ist auch eine freihändige Veräußerung möglich (sog. kalte Zwangsversteigerung).153) Dabei vereinbaren die Parteien in der Regel einen Betrag, der als Gegenleistung für die Verwertungstätigkeiten für die Masse einbehalten wird. Für eine freihändige Veräußerung unbeweglicher Gegenstände ist nach § 160 Abs. 2 Nr. 1 InsO eine Zustimmung des Gläubigerausschusses bzw. der Gläubigerversammlung erforderlich, die häufig als „Generalermächtigung“ im Vorfeld erteilt wird.154)
86 Der Absonderungsgläubiger erhält zunächst weder Zinsen für die Nutzung eines Grundstücks durch den Schuldner, noch kann er auf Mieteinnahmen zugreifen, die durch vermietete Immobilien erzielt werden.155) Ein Zwangsverwaltungsverfahren würde hier Abhilfe schaffen. Häufig vereinbaren Verwalter und Gläubiger stattdessen eine sog. kalte Zwangsverwaltung:156) Danach werden Erträge zumindest teilweise ___________ Ringstmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 15 Rn. 147. Adolphsen, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 42 Rn. 92. Dazu Adolphsen, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 42 Rn. 112. Adolphsen, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 42 Rn. 113; Ringstmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 15 Rn. 93. Wie bei den beweglichen Gegenständen ist dies vor allem sinnvoll, wenn eine Immobilie im Rahmen einer Unternehmenstransaktion mitveräußert werden soll. 154) Ringstmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 15 Rn. 97. 155) Ringstmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 15 Rn. 98. 156) Ringstmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 15 Rn. 99.
150) 151) 152) 153)
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
an den Absonderungsgläubiger weitergeleitet, wofür im Gegenzug die Masse eine vereinbarte Gebühr erhält.
(c) Liquidation oder Planverfahren Ob und in welcher Weise der Insolvenzverwalter die Masse verwertet, hängt davon 87 ab, welchen weiteren Verfahrensverlauf die Gläubiger anstreben. Im Berichtstermin nach § 156 InsO beschließt die Gläubigerversammlung, ob das 88 Unternehmen des Schuldners vorläufig fortgeführt werden soll (§ 157 S. 1 InsO). Eine vorläufige Fortführung ist vor allem sinnvoll, wenn eine Veräußerung des gesamten Unternehmens als Einheit möglich erscheint (sog. übertragende Sanierung).157) Eine solche übertragende Sanierung bietet mehrere Vorteile: Erstens ermöglicht sie, Fortführungs- anstelle von Liquidationswerten zu erzielen. Die Fortführungswerte liegen meist deutlich höher. Zweitens entfällt der Aufwand für die Einzelverwertung sämtlicher Gegenstände. Drittens kann verhindert werden, dass Lohnforderungen der Arbeitnehmer die Masse aufzehren.158) Für eine übertragende Sanierung benötigt der Insolvenzverwalter möglicherweise mehr Zeit: Er muss potentielle Kaufinteressenten suchen und Verhandlungen führen. In dieser Phase kann es notwendig sein, den Betrieb aufrecht zu erhalten.159) Gleiches gilt, wenn die Sanierung des Schuldners im Rahmen eines Insolvenzplanverfahrens angestrebt wird (vgl. § 157 S. 2 InsO). Soweit die Beschlüsse der Gläubigerversammlung nicht entgegenstehen, hat der 89 Insolvenzverwalter die Insolvenzmasse nach dem Gerichtstermin unverzüglich zu verwerten (§ 159 InsO). Abhängig davon um welche Art von Vermögensgegenständen es sich handelt, kommen verschiedene Möglichkeiten der Verwertung in Betracht, aus denen der Verwalter wählen kann.160) Letztlich werden bei der Verwertung sämtliche Vermögenspositionen in Geld umgewandelt. Der Insolvenzverwalter muss den größtmöglichen Verwertungserlös erzielen, wenngleich es sich stets um Prognoseentscheidungen handelt.161) Auch bei einer Veräußerung eines Unternehmens als Einheit werden sämtliche Vermögensgegenstände im Wege eines asset deal übertragen.162) ___________ 157) Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 58. 158) Der Insolvenzverwalter kann Arbeitsverhältnisse nach § 113 InsO kündigen. Dabei beträgt die Frist jedoch bis zu drei Monate. Bis zur Beendigung entstehen Masseverbindlichkeiten, die vorrangig befriedigt werden. 159) Im Idealfall erfolgt die Veräußerung jedoch unmittelbar nach Eröffnung. 160) Foerste, Insolvenzrecht, 7. Aufl. 2018, § 28 Rn. 424. 161) Foerste, Insolvenzrecht, 7. Aufl. 2018, § 28 Rn. 426; Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsRHandbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 56. 162) Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 14.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
90 Soll der Unternehmensträger erhalten werden, kommt nur ein Insolvenzplanverfahren in Betracht.163) Dazu können der Insolvenzverwalter im Auftrag der Gläubigerversammlung oder der Schuldner einen Insolvenzplan ausarbeiten (§§ 157 S. 2, 217 ff. InsO). Wird dieser später bestätigt, kann sich dem Insolvenzverfahren die Überwachung der Planerfüllung anschließen (§§ 260 ff. InsO). Für den Insolvenzverwalter ergeben sich in diesem Verfahren zahlreiche besondere Aufgaben.164) Das Insolvenzverfahren selbst wird i. d. R. bereits nach rechtskräftiger Bestätigung des Insolvenzplans aufgehoben (§ 258 Abs. 1 InsO).
(d) Befriedigung der Massegläubiger 91 Die Kosten des Insolvenzverfahrens und die sonstigen Masseverbindlichkeiten sind vorab zu berichtigen (§ 53 InsO). Die entsprechenden Forderungen werden also vor den sonstigen Insolvenzgläubigern und unabhängig vom Verteilungsverfahren nach §§ 187 ff. InsO befriedigt.
92 Stellt sich heraus, dass die Masse noch nicht einmal zur Deckung der Verfahrenskosten genügt, wird das Insolvenzverfahren grundsätzlich eingestellt (sog. Massekostenarmut oder Masselosigkeit165), § 207 Abs. 1 InsO). Der Insolvenzverwalter muss dann lediglich vorhandene Barmittel verwenden, um die Verfahrenskosten (teilweise) zu berichtigen (§ 207 Abs. 3 S. 1 InsO). Verwertungshandlungen muss er nicht mehr vornehmen (§ 207 Abs. 3 S. 2 InsO).
93 Masseunzulänglichkeit liegt vor, wenn die Insolvenzmasse zwar die Verfahrenskosten deckt, aber nicht ausreicht, um die fälligen sonstigen Masseverbindlichkeiten zu erfüllen (vgl. § 208 Abs. 1 S. 1 InsO). Eine eingetretene oder drohende Masseunzulänglichkeit muss der Insolvenzverwalter dem Gericht anzeigen.166) Auch in diesem Fall wird das Insolvenzverfahren nach einer Verteilung der vorhandenen Insolvenzmasse eingestellt (§ 211 Abs. 1 InsO).167) Anders als im Fall der Massekostenarmut bleibt der Insolvenzverwalter aber zur Verwaltung und Verwertung der Masse verpflichtet (§ 208 Abs. 3 InsO).
___________ 163) Vgl. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 66. Dies kann etwa erforderlich sein, wenn Dauerschuldverhältnisse erhalten bleiben sollen (z. B. Filialmietverträge) oder öffentlich-rechtliche Genehmigungen für den Rechtsträger bestehen. 164) Ausführlich Koch/Bra, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 64. 165) Hefermehl, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 207 Rn. 11; Westphal, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 207 Rn. 1. Teilweise wird die Situation auch schlicht als Massearmut bezeichnet. 166) Wimmer, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 72 Rn. 21 f. 167) Fällt die Masseunzulänglichkeit vor Einstellung des Verfahrens weg, kann eine Rückkehr in das ursprüngliche Regelverfahren erfolgen, Hefermehl, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 208 Rn. 53 ff.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
(e) Verteilung an die Insolvenzgläubiger Der Insolvenzverwalter darf erst nach dem Prüfungstermin mit der Verteilung an 94 die Insolvenzgläubiger beginnen (§ 187 Abs. 1 InsO). Verteilungen setzen voraus, dass hinreichende Barmittel in der Insolvenzmasse vorhanden sind (§ 187 Abs. 2 S. 1 InsO). Dafür müssen Absonderungsrechte, Verfahrenskosten und sonstige Masseverbindlichkeiten gedeckt sein, und die Barmittel dürfen nicht zur Unternehmensfortführung benötigt werden.168) Vor jeder Verteilung hat der Insolvenzverwalter ein Verteilungsverzeichnis mit den zu berücksichtigenden Forderungen aufzustellen (§ 188 InsO). Der Insolvenzverwalter kann beliebig häufig Abschlagsverteilungen vornehmen. Ist ein Gläubigerausschuss bestellt, muss dessen Zustimmung vor jeder Verteilung eingeholt werden (§ 187 Abs. 3 InsO). Bei Abschlagsverteilungen bestimmt außerdem der Gläubigerausschuss auf Vorschlag des Verwalters eine Quote, die jeder Gläubiger auf seine Forderung erhält (§ 195 Abs. 1 S. 1 InsO). Ist kein Gläubigerausschuss bestellt, obliegt die Bestimmung der Quote dem Insolvenzverwalter (§ 195 Abs. 1 S. 2 InsO). Ist die Verwertung der Insolvenzmasse beendet, erfolgt eine Schlussverteilung (§ 196 95 InsO). Zur Vorbereitung erstellt der Insolvenzverwalter ein Schlussverzeichnis nach § 188 InsO.169) Das Gericht legt einen Termin für eine letzte Gläubigerversammlung – den sog. Schlusstermin nach § 197 InsO – fest, in welchem vor allem die Schlussrechnung des Insolvenzverwalters (§ 66 InsO) und das Schlussverzeichnis erörtert werden. Anschließend errechnet der Insolvenzverwalter die Quote, die auf jede Forderung ausgezahlt wird und nimmt die Auszahlungen vor.170) Kommt es nach dem Schlusstermin zu weiteren Massezuflüssen, können Nach- 96 tragsverteilungen erfolgen (§§ 203 ff. InsO). Dies gilt auch dann, wenn das Verfahren bereits aufgehoben worden ist (§ 203 Abs. 2 InsO). Der gesamte Betrag, welcher im Rahmen sämtlicher Verteilungen an die Insolvenz- 97 gläubiger ausgezahlt wird, bildet die Verteilungsmasse.171) Teilt man die Verteilungsmasse durch die Summe der Beträge aller Insolvenzforderungen, erhält man die Quote für das gesamte Verfahren.
(9) Haftung Die Haftungsvorschriften der §§ 60, 61 InsO gelten für den Insolvenzverwalter 98 unmittelbar. Er haftet also insbesondere für schuldhafte Pflichtverletzungen und für nicht oder nicht voll erfüllte Masseverbindlichkeiten. ___________ 168) 169) 170) 171)
Wegener, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 187 Rn. 11. Pechartscheck, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 22 Rn. 64. Wegener, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 196 Rn. 29. Hirte/Praß, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 35 Rn. 50.
29
Teil 1: Rechtsdogmatik
cc) Aufhebung und Einstellung 99 Nach Vollzug der Schlussverteilung hebt das Insolvenzgericht das Verfahren gemäß § 200 Abs. 1 InsO durch Beschluss auf. Bei Massekostenarmut oder Masseunzulänglichkeit wird das Verfahren eingestellt (§§ 207 Abs. 1 S. 1, 211 Abs. 1 InsO). Eine Einstellung erfolgt außerdem, wenn der Eröffnungsgrund wegfällt (§ 212 InsO) oder wenn alle Gläubiger der Einstellung zustimmen (§ 213 InsO).
3.
Besondere Verfahrensarten
100 Neben dem Regelinsolvenzverfahren normiert die InsO weitere Verfahrensarten mit zusätzlichen verfahrensleitenden Rollen.
a) Restschuldbefreiung 101 Grundsätzlich können Insolvenzgläubiger nach der Verfahrensaufhebung ihre restlichen Forderungen unbeschränkt geltend machen (§ 201 Abs. 1 InsO).
102 Handelt es sich bei dem Schuldner jedoch um eine juristische Person, wird diese mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens grundsätzlich aufgelöst (z. B. § 60 Abs. 1 Nr. 4 GmbHG). Nach Abschluss des Verfahrens wird sie regelmäßig aus dem Register gelöscht und hört auf zu existieren, so dass auch keine Forderungen mehr bestehen. Bei natürlichen Personen ist das nicht der Fall.172) Letztere haben deshalb die Möglichkeit, nach §§ 286 ff. InsO eine Befreiung von den nicht erfüllten Verbindlichkeiten zu erlangen (sog. Restschuldbefreiung).173) Während einer „Treuhandperiode“ oder auch „Wohlverhaltensperiode“174) muss der Schuldner alle pfändbaren Bezüge an einen Treuhänder abtreten (vgl. § 287 Abs. 2 InsO). Der Treuhänder kann mit dem Insolvenzverwalter personenidentisch sein. Die Rolle ist von derjenigen eines Treuhänders in Verbraucherinsolvenzverfahren abzugrenzen, die vor dem 1.7.2014 beantragt wurden.175)
103 Der Zeitraum endet für Insolvenzverfahren, die ab dem 1. Oktober 2020 beantragt wurden, drei Jahre nach Verfahrenseröffnung (§ 287 Abs. 2 S. 1 InsO).176) Früher betrug diese Zeitspanne sechs Jahre, wobei eine Verkürzung auf fünf oder drei Jahre ___________ 172) Vgl. Wimmer, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 73 Rn. 8. 173) Eine Darstellung des Verfahrens findet sich etwa bei Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 1927 ff. 174) Kritisch zu dem Begriff Ahrens, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 76 Rn. 1. 175) Zu dieser Rolle siehe unten, Rn. 109. 176) Die Änderung erfolgte durch das Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht sowie im Miet- und Patentrecht v. 22.12.2020, BGBl. I 2020, 3328 als Umsetzung der Vorgaben der Richtlinie (EU) 2019/1023. Vorher betrug diese Zeitspanne grundsätzlich sechs Jahre, wobei eine Verkürzung auf fünf oder drei Jahre möglich war (§ 300 Abs. 1 S. 2 InsO a. F.).
30
I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
möglich war (§ 300 Abs. 1 S. 2 InsO a. F.).177) Der Insolvenzschuldner muss in dieser Zeit den Obliegenheiten des § 295 InsO nachkommen. Dazu zählen vor allem, dass er eine angemessene Erwerbstätigkeit ausübt und im Fall einer Erbschaft die Hälfte des Wertes an den Treuhänder herausgibt (§ 295 Abs. 1 Nr. 1 und 2 InsO). Einmal im Jahr verteilt der Treuhänder die eingegangenen Beträge auf der Grundlage des Schlussverzeichnisses an die Insolvenzgläubiger (§ 292 Abs. 1 S. 1 InsO). Bei bestimmten Pflichtverletzungen des Schuldners kann diesem die Restschuldbefreiung versagt werden (§ 290 InsO). Wird die Restschuldbefreiung nach § 300 InsO erteilt, können die Forderungen der 104 Insolvenzgläubiger nicht mehr durchgesetzt werden.178) Dies gilt unabhängig davon, ob eine Forderungsanmeldung erfolgt ist (§ 301 Abs. 1 S. 2 InsO). Bestimmte Forderungen sind jedoch von den Folgen der Restschuldbefreiung ausgenommen, insbesondere solche aus vorsätzlicher unerlaubter Handlung (§ 302 InsO).179)
b) Eigenverwaltung Eine weitere Verfahrensart stellt die Eigenverwaltung dar (§§ 270 ff. InsO). In diesem 105 Verfahren kann der Schuldner unter Aufsicht eines Sachwalters selbst die Insolvenzmasse verwalten und über sie verfügen (§ 270 Abs. 1 S. 1 InsO). Ziel dieser Verfahrensart ist es, Aufwand und Kosten des Insolvenzverfahrens zu senken und den Schuldner zu einer rechtzeitigen Antragstellung zu motivieren.180) Mit dem SanInsFoG hat der Gesetzgeber die Vorschriften teilweise neu gefasst und zusätzliche Einstiegsvoraussetzungen geschaffen: Dem Antrag auf Eigenverwaltung müssen nun eine Eigenverwaltungsplanung und bestimmte Erklärungen beigefügt werden (§ 270a InsO n. F.).
___________ 177) Für Verfahren, die zwischen dem 17.12.2019 und dem 30.9.2020 beantragt wurden, wird die Frist in Stufen verkürzt, Art. 103k EGInsO. 178) Sie werden zu Naturalobligationen, die der Schuldner noch freiwillig erfüllen kann, Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2020, § 301 Rn. 19; Sternal, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 301 Rn. 16. 179) Die Forderungen aus vorsätzlicher unerlaubter Handlung bleiben nur bestehen, wenn bei ihrer Anmeldung der Rechtsgrund nach § 174 Abs. 2 InsO angegeben wurde, Andres, in: Andres/ Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 301 Rn. 6. 180) Beck/Lebmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 44 Rn. 3.
31
Teil 1: Rechtsdogmatik
aa) Vorläufige Eigenverwaltung 106 Mit dem ESUG, das am 1.3.2012 in Kraft trat,181) sollte die Eigenverwaltung als Sanierungsinstrument gestärkt werden.182) Dazu wurde in § 270a InsO a. F. eine spezielle Form des Eröffnungsverfahrens aufgenommen, die sog. vorläufige Eigenverwaltung, in der ein vorläufiger Sachwalter für die Aufsicht zuständig ist. Seit Inkrafttreten des SanInsFoG ist die vorläufige Eigenverwaltung in §§ 270b, 270c InsO n. F. geregelt. Das Gericht kann Sicherungsmaßnahmen nach § 21 Abs. 1 und Abs. 2 S. 1 Nr. 1a, 3 bis 5 InsO treffen (§ 270b Abs. 3 InsO n. F.). Ein allgemeines Verfügungsverbot ist in der Aufzählung der Maßnahmen nicht enthalten und kann daher nicht erlassen werden. Bisher war lediglich für das Schutzschirmverfahren (dazu sogleich) geregelt, dass das Insolvenzgericht den Schuldner auf dessen Antrag zur Begründung von Masseverbinlichkeiten ermächtigen muss (§ 270b Abs. 3 InsO a. F.). Mit dem SanInsFoG wurde diese Regelung für alle Fälle der vorläufigen Eigenverwaltung übernommen (§ 270c Abs. 4 InsO n. F.).183)
bb) Schutzschirmverfahren 107 Als besondere Form der vorläufigen Eigenverwaltung kann zur Vorbereitung einer Sanierung durch einen Insolvenzplan ein sog. Schutzschirmverfahren angeordnet werden. Auch diese Variante wurde durch das ESUG ergänzt. Im Schutzschirmverfahren ist das Gericht bei der Auswahl des vorläufigen Sachwalters grundsätzlich an den Vorschlag des Schuldners gebunden (§ 270d Abs. 2 S. 3 InsO n. F.). Dadurch wird dem Schuldner mehr Planungssicherheit gewährt, was einen Anreiz zur frühzeitigen Stellung des Insolvenzantrags bieten soll.184) Auf Antrag des Schuldners muss das Gericht Maßnahmen der Zwangsvollstreckung untersagen (§§ 270d Abs. 3 n. F. und 21 Abs. 2 S. 1 Nr. 3 InsO), was als „Schutzschirm“ bezeichnet werden kann.185)
___________ 181) Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) v. 7.12.2011, BGBl. I 2011, 2582. 182) Beck/Lebmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 44 Rn. 6. Vorher musste man von einem Insolvenzeröffnungsverfahren mit einem vorläufigen Insolvenzverwalter in ein Eigenverwaltungsverfahren übergehen. Die praktische Bedeutung war gering. 183) Dies war früher umstritten, vgl. etwa Riggert, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 270a Rn. 15a. Eine Neuerung ist, dass sich die Anordnung der Begründung von Masseverbindlichkeiten zunächst nur auf solche Verbindlichkeiten erstreckt, die im Finanzplan (als Teil der Eigenverwaltungsplanung, § 270a Abs. 1 Nr. 1 InsO n. F.) vorgesehen sind, aber mit besonderer Begründung auf sonstige Verbindlichkeiten ausgedehnt werden kann (§ 270c Abs. 4 S. 2 InsO n. F.). 184) Exner/Lebmeier, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 44 Rn. 85. 185) Kern, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2020, § 270b Rn. 7.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
c)
Verbraucherinsolvenz
Besondere Vorschriften gelten nach § 304 Abs. 1 S. 1 InsO, wenn der Schuldner 108 eine natürliche Person ist, die keine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit ausübt und ausgeübt hat. Ebenfalls erfasst sind Schuldner mit einer früheren selbständigen wirtschaftlichen Tätigkeit, bei denen aber die Vermögensverhältnisse überschaubar sind und gegen die keine Forderungen aus Arbeitsverhältnissen bestehen (S. 2). Das Verbraucherinsolvenzverfahren erfordert, dass im Vorfeld eine außergerichtliche Schuldenbereinigung versucht und vorgegebene Formulare für die Antragstellung genutzt werden.186) Liegen die genannten Voraussetzungen vor, ist zwingend ein Verbraucherinsolvenzverfahren durchzuführen.187) Für vor dem 1.7.2014 beantragte Insolvenzverfahren galten besondere Regelungen 109 in den §§ 311 bis 314 InsO a. F. Insbesondere konnte ein vereinfachtes Insolvenzverfahren durchgeführt werden, in dem die Rolle des Insolvenzverwalters mit einem eingeschränkten Aufgabenbereich als „Treuhänder“ bezeichnet wurde.188) Mit der Aufhebung der Vorschriften189) für später beantragte Insolvenzverfahren ist diese Verfahrensvariante entfallen. Im eröffneten Verbraucherinsolvenzverfahren nach aktueller Rechtslage wird stets ein Insolvenzverwalter tätig. § 15a Abs. 1 S. 1 Nr. 2 AktO190) legt fest, dass Verbraucherinsolvenzverfahren 110 nach § 304 InsO unter dem Registerzeichen IK geführt werden, also ein IK-Aktenzeichen erhalten.191) Einem Regelinsolvenzverfahren wird dagegen ein IN-Aktenzeichen zugeteilt, sofern keiner der weiteren in § 15a AktO genannten Sonderfälle vorliegt. Allerdings kann sich die Verfahrensart ändern, so dass die vergebenen Aktenzeichen nicht immer korrekt sind. Insbesondere ist ein Wechsel der Verfahrensart bis zur Verfahrenseröffnung möglich.192) Stirbt der Schuldner eines Verbraucherinsolvenzverfahrens, wird das Verfahren außerdem als Nachlassinsolvenzverfahren (dazu sogleich) fortgeführt.193)
d) Sondervermögensinsolvenzverfahren Im elften Teil der InsO finden sich weitere Verfahrensarten, die in der Überschrift 111 als „Besondere Arten des Insolvenzverfahrens“ bezeichnet werden. Dabei handelt ___________ 186) Ausführlich zum Verbraucherinsolvenzverfahren etwa Frege/Keller/Riedel, Insolvenzrecht, 8. Aufl. 2015, Rn. 2219 ff. 187) Frege/Keller/Riedel, Insolvenzrecht, 8. Aufl. 2015, Rn. 2219. 188) Frege/Keller/Riedel, Insolvenzrecht, 8. Aufl. 2015, Rn. 1181 ff. 189) Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte v. 15.7.2013, BGBl. I 2013, 2379. 190) Z. B. AktO in Bayern. Es handelt sich um Landesrecht, welches aber insoweit koordiniert ist. 191) Frege/Keller/Riedel, Insolvenzrecht, 8. Aufl. 2015, Rn. 1877 f. 192) Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 10 Rn. 12 m. w. N. 193) Frege/Keller/Riedel, Insolvenzrecht, 8. Aufl. 2015, Rn. 2376.
33
Teil 1: Rechtsdogmatik
es sich um Insolvenzverfahren über Sondervermögen.194) Nach § 11 Abs. 2 Nr. 2 InsO kann ein Insolvenzverfahren auch über einen Nachlass oder das Gesamtgut einer Gütergemeinschaft eröffnet werden. In diesen Fällen finden die besonderen Regelungen der §§ 315 bis 334 InsO Anwendung. Im Übrigen gelten die Vorschriften über das Regelinsolvenzverfahren, insbesondere wird ein (vorläufiger) Insolvenzverwalter mit den oben beschriebenen Aufgaben tätig. Es werden letztlich Regelinsolvenzverfahren über besondere Vermögen durchgeführt.
112 Gelegentlich ist insoweit von Sonderinsolvenzverfahren die Rede.195) Um eine Verwechslung mit der Tätigkeit des Sonderinsolvenzverwalters zu vermeiden (dazu sogleich), sollte besser die etwas sperrigere Bezeichnung „Sondervermögensinsolvenzverfahren“ verwendet werden.196)
e)
Sonderinsolvenzverwaltung
113 Kann ein Insolvenzverwalter bestimmte Aufgaben selbst aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen nicht erfüllen, hat das Gericht die Möglichkeit, dafür einen Sonderinsolvenzverwalter zu bestimmen.197) Diese Rolle ist gesetzlich nicht geregelt. Ein Anwendungsfall ist die Interessenkollision, z. B. wenn Schadensersatzansprüche gegen den Insolvenzverwalter geltend gemacht werden sollen.198) Auch wenn in einem Konzernsachverhalt dieselbe Person als Insolvenzverwalter für mehrere Gesellschaften tätig wird (siehe sogleich), ist für Ansprüche zwischen diesen Gesellschaften ein Sonderinsolvenzwalter erforderlich (vgl. § 56b Abs. 1 S. 2 InsO).199) Die Befugnisse des Sonderinsolvenzverwalters müssen bei der Bestellung ausdrücklich festgelegt werden und beschränken sich dann auf die genannten Handlungen.200)
f)
Koordinierung von Konzerninsolvenzen
114 Bei Insolvenzen von Unternehmensgruppen kann ein einheitliches Verfahren durch einen Gruppen-Gerichtsstand und die Bestellung derselben Person als Verwalter erreicht werden.201) Werden stattdessen die einzelnen Verfahren selbständig durch___________ 194) Vgl. Foerste, Insolvenzrecht, 7. Aufl. 2018, § 39. 195) Z. B. Hirte, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 11 Rn. 235; Breuer/Flöther, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 89 Rn. 23. 196) Diese Bezeichnung verwendet Schmidt, in: K. Schmidt, InsO, 19. Aufl. 2016, § 11 Rn. 25; Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 1 Rn. 29 sieht den Insolvenzverwalter in solchen Verfahren dagegen ausdrücklich als eine Variante des Sonderinsolvenzverwalters an. 197) Siehe z. B. Holzer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 49 ff.; Graeber, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 56 Rn. 153 – 157a. 198) Graeber, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 56 Rn. 156. 199) Graeber, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 56 Rn. 50. 200) Graeber, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 56 Rn. 154. 201) Vgl. Fendel, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, Vorb. §§ 269a–269c Rn. 1.
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I. Insolvenzverfahren und Beteiligte
geführt, sehen die §§ 269a ff. InsO eine Koordinierung vor. Dazu kann das Gericht nach § 269e InsO einen Verfahrenskoordinator bestellen, der von den Insolvenzverwaltern und Sachwaltern der Einzelverfahren unabhängig sein soll (§ 269e Abs. 1 S. 2 InsO). Dessen wesentliche Aufgabe ist es gemäß § 269f Abs. 1 S. 1 InsO, für eine abgestimmte Abwicklung der einzelnen Verfahren zu sorgen.
4.
Zusammenfassung
Neben dem Schuldner, den Gläubigern und dem Insolvenzgericht existieren in den 115 Verfahrensvarianten der InsO unterschiedliche Rollen mit verschiedenen, verfahrenssteuernden oder -begleitenden Aufgaben:
Sachverständiger
Vorläufiger Insolvenzverwalter (stark, schwach oder halbstark)
Insolvenzverwalter
Vorläufiger Sachwalter
Sachwalter
Treuhänder (nach neuer Rechtslage im Restschuldbefreiungsverfahren und nach alter Rechtslage im vereinfachten Insolvenzverfahren)
Sonderinsolvenzverwalter
Verfahrenskoordinator
Mitglied des vorläufigen Gläubigerausschusses
Mitglied des Gläubigerausschusses
Die Darstellung – mit einem Schwerpunkt auf der Tätigkeit des vorläufigen Insol- 116 venzverwalters und des Insolvenzverwalters in Regelinsolvenzverfahren – macht bereits deutlich: Umfang und Schwierigkeit der Aufgaben können sich in verschiedenen Verfahren erheblich unterscheiden. Bereits im Jahr 2003 wies Graeber treffend darauf hin, „dass alles, was im Leben eines Menschen und eines Unternehmens vorkommen kann, auch seine Abbildung in einem Insolvenzverfahren finden wird“202). Für den vorläufigen Insolvenzverwalter ist neben der tatsächlichen Ausgestaltung des konkreten Verfahrens auch entscheidend, welche Kompetenzen ihm das Insolvenzgericht zuweist. Sämtliche Varianten der Verfahren bei der Ermittlung eines Entgelts angemessen zu berücksichtigen, stellt eine Herausforderung für das Vergütungssystem dar.
___________ 202) Graeber, NZI 2003, 569 (569).
35
Teil 1: Rechtsdogmatik
117 Die InsO selbst geht offenbar davon aus, dass die Vergütung des vorläufigen und des endgültigen Insolvenzverwalters in hinreichend vorhersehbarer Weise ermittelt werden kann: Die Vergütung zählt zu den Kosten des Insolvenzverfahrens. Dass diese Kosten voraussichtlich von der vorhandenen Insolvenzmasse gedeckt werden, ist Bedingung dafür, dass erstens das Verfahren eröffnet und zweitens nicht vorzeitig eingestellt wird.
II. Vergütungssystem 118 Für Tätigkeiten im Rahmen der genannten Rollen werden die Beteiligten in unterschiedlicher Weise vergütet. Keller bezeichnet das Vergütungsrecht als eigenständiges Rechtsgebiet innerhalb des Insolvenzrechts.203) Die Regelungen über Zu- und Abschläge bilden einen zentralen Teil dieses Rechtsgebiets und können als solcher nicht isoliert betrachtet werden. Deshalb ist zunächst ein Überblick über das gesamte Vergütungssystem erforderlich, in welches die Zu- und Abschlagsregelungen eingeordnet werden. Dabei ist auch auf das Festsetzungsverfahren und möglichen Rechtsschutz gegen Vergütungsfestsetzungen einzugehen.
119 Die Darstellung wird auf die Vergütung des vorläufigen und des endgültigen Insolvenzverwalters beschränkt. Gesetzessystematisch sind Zu- und Abschläge zunächst für die Vergütung des Insolvenzverwalters im eröffneten Verfahren geregelt. Die Vergütungsvorschriften für den vorläufigen Insolvenzverwalter verweisen darauf. Zwar finden sich Verweise auch für die Vergütung des Sachwalters204) und des Verfahrenskoordinators205). Allerdings handelt es sich in diesen Fällen um besondere Verfahrensarten mit Tätigkeiten, die von denjenigen in einem Regelinsolvenzverfahren deutlich abweichen. Gleiches gilt für den Sonderinsolvenzverwalter.206) Bei den übrigen Rollen ist die Vergütung nach anderen Vorgaben zu bestimmen, so dass Zu- und Abschlägen ohnehin keine oder jedenfalls eine andere Bedeutung zukommt.207) Im rechtspraktischen Teil müssen die Beschlüsse über die Vergütung des (vorläufigen) Insolvenzverwalters dann von Vergütungsfestsetzungen für andere Rollen abgegrenzt werden.
___________ 203) Keller, Insolvenzrecht, 2. Aufl. 2020, Rn. 327. 204) §§ 10, 12 InsVV; für den vorläufigen Sachwalter gilt dies seit dem SanInsFoG auch ausdrücklich (§§ 10, 12a InsVV). 205) Vgl. § 269g InsO, der darauf verweist, dass dem Umfang und der Schwierigkeit durch Abweichungen vom Regelsatz Rechnung zu tragen ist. Ausführlich Graeber, NZI 2018, 385. 206) Zu dessen Vergütung Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 6 Rn. 11 ff. 207) Zur Vergütung für die sonstigen Rollen Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 11 (Treuhänder), § 12 (Gläubigerausschussmitglieder), § 16 (Sachverständige).
36
II. Vergütungssystem
1.
Schuldner der Vergütung
Die Vergütungen des vorläufigen Insolvenzverwalters und des Insolvenzverwalters 120 zählen nach § 54 Nr. 2 InsO zu den Kosten des Insolvenzverfahrens und sind deshalb zusammen mit den sonstigen Masseverbindlichkeiten vorweg zu berichtigen (§ 53 InsO). Damit werden sie aus dem Vermögen des Insolvenzschuldners gezahlt, gegen den sich auch der Vergütungsanspruch richtet.208) Seine Haftung ist jedoch auf den Umfang der Insolvenzmasse beschränkt – eine sog. persönliche Nachhaftung des Schuldners nach Aufhebung des Verfahrens besteht für die Vergütung nicht.209) Wird ein Verfahren nicht eröffnet, nachdem ein vorläufiger Insolvenzverwalter tätig war, setzt das Gericht die Vergütung gegen den Schuldner oder – ausnahmsweise – gegen den antragstellenden Gläubiger fest (§ 26a Abs. 2 S. 1 und 2 InsO). Obwohl grundsätzlich der Insolvenzschuldner die Vergütung schuldet, haben in 121 vielen Fällen vor allem die Gläubiger ein Interesse an einer niedrigen Vergütung: Häufig deckt die vorhandene Insolvenzmasse die Verfahrenskosten und die sonstigen Masseverbindlichkeiten, reicht aber nicht zur Befriedigung aller Insolvenzgläubiger aus. Soweit die Insolvenzforderungen nicht befriedigt werden können, werden diese oftmals endgültig uneinbringlich – entweder, weil dem Schuldner als natürliche Person die Restschuldbefreiung erteilt wird, oder, weil der Schuldner als juristische Person aufhört zu existieren. Die Vergütung mindert dann lediglich den Betrag, den die Insolvenzgläubiger zur teilweisen Befriedigung ihrer Forderungen aus der Masse erhalten. Aus wirtschaftlicher Sicht tragen in diesen Fällen die Insolvenzgläubiger die Vergütung;210) eine höhere oder geringere Vergütung wirkt sich nur bei ihnen aus. Der Schuldner selbst ist an einer niedrigen Vergütung vor allem in den folgenden 122 Konstellationen interessiert:
Ein Insolvenzverfahren wird nicht eröffnet, nachdem ein vorläufiger Insolvenzverwalter tätig war, und das Gericht setzt nach § 26a Abs. 2 S. 1 InsO die Vergütung gegen den Schuldner fest.
Es erlöschen keine Insolvenzforderungen aufgrund einer Restschuldbefreiung oder einer Auflösung des Schuldners. Der Schuldner muss dann weiterhin für sämtliche nicht befriedigte Insolvenzforderungen aufkommen. Soweit die vorhandene Masse die Vergütung deckt, trägt der Schuldner die Vergütung wirt-
___________ 208) Dies gilt für alle Masseverbindlichkeiten, Hefermehl, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 53 Rn. 30. Im Fall der Verfahrenskostenstundung nach § 4a InsO besteht außerdem ein subsidiärer Anspruch des Insolvenzverwalters gegen die Staatskasse (§ 63 Abs. 2 InsO), der jedoch auf die Mindestvergütung begrenzt ist, BGH, Beschluss v. 7.2.2013 – IX ZB 245/11, NZI 2013, 351. 209) BGH, Urteil v. 24.9.2009 – IX ZR 234/07, NJW 2010, 69; Hefermehl, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 53 Rn. 34a; Pape/Schaltke, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 53 Rn. 45. 210) Vgl. Haarmeyer, ZInsO 2014, 1237 (1246).
37
Teil 1: Rechtsdogmatik
schaftlich selbst. Gleiches gilt, wenn ausnahmsweise die Masse zur Befriedigung aller Forderungen ausreicht.
2.
Einer natürlichen Person als Schuldner wird die Restschuldbefreiung erteilt, aber die Insolvenzmasse genügt nicht zur Befriedigung aller Masseverbindlichkeiten und es verbleibt eine Nachhaftung des Schuldners.211) Eine geringere Vergütung kann dann dazu führen, dass ein größerer Teil der Masseverbindlichkeiten befriedigt wird, für die der Schuldner weiterhin haftet.
Rechtsquellen
123 Rechtliche Vorgaben für die Vergütung finden sich in der Verfassung, vor allem aber in der InsO und der InsVV.
a) Verfassungsrechtlicher Rahmen 124 Der Gesetzgeber ist nicht völlig frei darin, ein Vergütungssystem für die verfahrenssteuernden Rollen der InsO zu konstruieren. Einen Rahmen für die Ausgestaltung gibt bereits die Verfassung vor. Daraus können sich Grenzen in beide Richtungen ergeben.
125 Auf der einen Seite folgt aus Art. 12 Abs. 1 GG ein Recht der Beteiligten auf eine angemessene Vergütung:212) Diese werden durch den Staat herangezogen, eine im öffentlichen Interesse liegende Leistung zu erbringen. Für die Übernahme einer Vormundschaft entschied das BVerfG im Jahr 1980, dass es mit Art. 12 Abs. 1 GG nicht zu vereinbaren sei, keine angemessene Entschädigung dafür zu gewähren, dass jemand berufsmäßig für eine solche Leistung in Anspruch genommen werde.213) Dabei spiele es keine Rolle, ob die Aufgabe freiwillig übernommen werde. Maßgebend sei lediglich die Inanspruchnahme als solche, „der der Betroffene […] nur im Rahmen seiner Berufstätigkeit ordnungsgemäß nachkommen kann und die in der bestehenden Rechtsordnung üblicherweise nicht unentgeltlich als staatsbürgerliche Pflicht geleistet wird“214). Die Regelungen zur Vergütung des Insolvenzverwalters sind daher als Berufsausübungsregelungen an Art. 12 Abs. 1 S. 2 GG zu ___________ 211) Zum Umfang der Nachhaftung des Schuldners für Masseverbindlichkeiten Pape/Schaltke, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 53 Rn. 44 f. Die Restschuldbefreiung erfasst Masseverbindlichkeiten nicht, Hefermehl, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 53 Rn. 36 m. w. N. 212) Für die Vergütung des Insolvenzverwalters Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 2; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, Vor § 1 InsVV Rn. 1; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 48; BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282; zum Konkursverwalter BGH, Urteil v. 5.12.1991 – IX ZR 275/90 – auf die Diskussion über die Angemessenheit der Vergütung wird unten noch eingegangen. 213) BVerfG, Urteil v. 1.7.1980 – 1 BvR 349/75, 1 BvR 378/76, BVerfGE 54, 251. 214) BVerfG, Urteil v. 1.7.1980 – 1 BvR 349/75, 1 BvR 378/76, BVerfGE 54, 251.
38
II. Vergütungssystem
messen.215) Soweit keine angemessene Vergütung gewährt wird, steht die Verhältnismäßigkeit der Vorschriften in Frage.216) Auf der anderen Seite umfasst die Eigentumsgarantie der Gläubiger aus Art. 14 GG 126 auch deren Rechte gegen den Schuldner.217) Soweit eine Vergütung aus der Insolvenzmasse bezahlt wird und damit den verteilbaren Betrag schmälert, beeinträchtigt sie die Möglichkeit, diese Rechte zu realisieren.218) Regelungen über die Vergütung betreffen dann das Eigentumsrecht der Gläubiger.219) In der Literatur wird daraus teilweise die Vorgabe abgeleitet, die Insolvenzmasse dürfe jedenfalls nicht überwiegend für die Vergütung des Insolvenzverwalters verwendet werden.220) Auch die Verordnungsbegründung zur InsVV enthält den Hinweis, dass die Belastung der Insolvenzmasse durch die Vergütung die Befriedigungsaussichten der einzelnen Gläubiger nicht unzumutbar mindern darf.221)
b) InsO Gesetzlich geregelt ist die Vergütung des Insolvenzverwalters in den §§ 63 bis 65 127 InsO. Der Insolvenzverwalter hat Anspruch auf Vergütung seiner Tätigkeit und auf Erstattung angemessener Auslagen (§ 63 Abs. 1 S. 1 InsO). Dabei wird der Regelsatz der Vergütung nach dem Wert der Insolvenzmasse bei Verfahrensbeendigung berechnet (§ 63 Abs. 1 S. 2 InsO). Der dritte Satz des Absatzes bildet schließlich den Anknüpfungspunkt für Zu- und Abschläge: Er legt fest, dass dem Umfang und der Schwierigkeit der Geschäftsführung durch Abweichungen vom Regelsatz Rechnung zu tragen ist. Aufgrund expliziter Verweisungen gilt § 63 Abs. 1 InsO auch für den vorläufigen Insolvenzverwalter (§ 21 Abs. 2 Nr. 1 InsO). Für diese Rolle finden sich besondere Vorgaben in § 63 Abs. 3 InsO. § 65 InsO enthält eine Ermächtigung für das Bundesministerium der Justiz und für 128 Verbraucherschutz, Vergütung und Auslagenerstattung des vorläufigen Insolvenzverwalters sowie des Insolvenzverwalters durch Rechtsverordnung i. S. d. Art. 80 ___________ 215) Zum Konkursverwalter BVerfG, Beschluss v. 30.3.1993 – 1 BvR 1045/89, 1 BvR 1381/90, 1 BvL 11/90, BVerfGE 88, 145. 216) Vgl. BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282 und die Nachweise zur jüngeren Rechtsprechung des BGH in Fn. 376; zur Treuhändervergütung BVerfG, Beschluss v. 31.8.2005 – 1 BvR 700/05, NJW 2005, 3132. 217) BVerfG, Beschluss v. 23.5.2006 – 1 BvR 2530/04, BVerfGE 116, 1 (13), juris Rn. 34; für Darlehensforderungen im Gesamtvollstreckungsverfahren BVerfG, Beschluss v. 26.4.1995 – 1 BvL 19/94, 1 BvR 1454/94, BVerfGE 92, 262; Keller, ZIP 2014, 2014 (2016 f.). 218) Siehe oben, Rn. 121. 219) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 46; Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 121 f. – die Mehrheit der Autoren geht auf diesen Zusammenhang nicht ein. 220) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 46; Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 63 Rn. 6; Haarmeyer, ZInsO 2016, 2057 (2066); kritisch Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 35 der eine Begrenzung der Verfahrenskosten auf 50 % als „abwegig“ bezeichnet. 221) Amtliche Begründung A. 3., abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III.
39
Teil 1: Rechtsdogmatik
Abs. 1 GG zu regeln. Ausdrücklich von der Verordnungsermächtigung mitumfasst ist auch das maßgebliche Verfahren.
c)
InsVV
129 Auf der Grundlage des § 65 InsO ist die Insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung (InsVV) mit der InsO am 1.1.1999 in Kraft getreten.222) Diese regelt in ihrem ersten Abschnitt die Vergütung des Insolvenzverwalters. Die Vorschriften gelten ohne ausdrückliche Verweisung auch dann, wenn Gegenstand des Insolvenzverfahrens ein Sondervermögen ist.223) Auch für den vorläufigen Insolvenzverwalter, den Sachwalter und den Insolvenzverwalter in Verbraucherinsolvenzverfahren sind die Regelungen mit einzelnen Anpassungen in den §§ 11 bis 13 InsVV entsprechend anzuwenden (§ 10 InsVV). Seit Inkrafttreten des SanInsFoG gilt dies ebenfalls für den vorläufigen Sachwalter (§§ 10, 12a InsVV n. F.).
130 Alle Anpassungen der InsVV durch das SanInsFoG betreffen nur Verfahren, bei denen das Datum der Antragstellung nach dem 31.12.2020 liegt (§ 19 Abs. 5 InsVV n. F.).
3.
Vergütung des Insolvenzverwalters
131 Die Vorschriften des ersten Abschnitts der InsVV regeln, wie die Vergütung des Insolvenzverwalters bestimmt wird. Zunächst ist eine Berechnungsgrundlage zu ermitteln, auf deren Grundlage sich die Regelvergütung aus einer Anwendung einfacher mathematischer Formeln ergibt. Anschließend kann diese Regelvergütung durch Zu- und Abschläge angepasst werden. Neben der so ermittelten Vergütung des Insolvenzverwalters setzt das Insolvenzgericht Auslagen und Umsatzsteuer fest. Für Nachtragsverteilungen und die Überwachung eines Insolvenzplans werden jeweils gesonderte Vergütungen gewährt.
a) Berechnungsgrundlage 132 § 1 Abs. 1 S. 1 InsVV bestimmt, dass als Berechnungsgrundlage der Wert der Insolvenzmasse zugrunde gelegt wird, auf den sich die Schlussrechnung (§ 66 Abs. 1 S. 1 InsO) bezieht.224) Es handelt sich um die Soll-Masse225), wobei der Wert aller Gegenstände mit dem Verwertungserlös anzusetzen ist.226) Bei einer vorzeitigen ___________ 222) BGBl. I 1998, 2205. 223) Vgl. Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 63 Rn. 20; auch die Vergütung des Sonderinsolvenzverwalters soll nach diesen Regelungen bestimmt werden, wobei aber aufgrund des eingeschränkten Aufgabenbereichs im Vorfeld ein angemessener Bruchteil festzusetzen ist. Ausführlich dazu Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 6 Rn. 11 ff. m. w. N. 224) Hierzu Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 29. 225) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 1 InsVV Rn. 4; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 1 InsVV Rn. 4. 226) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 1 InsVV Rn. 11.
40
II. Vergütungssystem
Beendigung oder einer Aufhebung des Verfahrens nach Bestätigung eines Insolvenzplans ist die Masse nach S. 2 der Vorschrift zu schätzen. In § 1 Abs. 2 InsVV finden sich einige Vorgaben dazu, wie der maßgebliche Betrag 133 im Einzelnen bestimmt wird. Für Zu- und Abschläge sind vor allem die Regelungen über belastete Massegegenstände und über die Fortführung eines Unternehmens von Bedeutung.
aa) Belastete Massegegenstände § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV betrifft Massegegenstände, die mit Absonderungsrechten 134 belastet sind. Erlöse aus deren Verwertung stehen nicht der Masse zur Verfügung, sondern dienen vorrangig der Befriedigung des Absonderungsberechtigten (§§ 49 ff. InsO). Dabei gilt zunächst: Soweit der Erlös die Forderung des Absonderungsberechtigten übersteigt, geht dieser Überschuss vollständig in die Berechnungsgrundlage ein (§ 1 Abs. 2 Nr. 1 S. 3 InsVV).227) Empirisch stellt ein solcher Fall jedoch die Ausnahme dar.228) Darüber hinaus sind mit Absonderungsrechten belastete Gegenstände nur zu berücksichtigen, wenn diese vom Verwalter verwertet werden (§ 1 Abs. 2 Nr. 1 S. 1 InsVV). Satz 2 der Vorschrift enthält jedoch eine Einschränkung, die eine Vergleichsrech- 135 nung erforderlich macht. Unabhängig vom Vergütungsrecht gilt zunächst: Von dem Teil des Erlöses, der dem Absonderungsberechtigten zusteht, werden 4 % als Feststellungskostenbeitrag, in der Regel 5 % als Verwertungskostenbeitrag und ggf. ein Umsatzsteuerbetrag einbehalten und erhöhen die Masse (§§ 170 f. InsO).229) § 1 Abs. 2 Nr. 1 S. 2 InsVV bestimmt nun, dass der Vergütungsmehrbetrag, der auf die verwerteten Gegenstände entfällt, 50 % des Feststellungskostenbeitrags nicht übersteigen darf. Genau genommen regelt die Vorschrift also nicht, wie die Berechnungsgrundlage zu bestimmen ist, sondern beschränkt die Regelvergütung selbst.230) Die Vorschrift macht eine Vergleichsrechnung erforderlich:231) Zunächst wird die „kleine Berechnungsgrundlage“232) bestimmt. In dieser sind die belasteten Gegenstände ohne Wert anzusetzen, sofern der Erlös hinter der ___________
227) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 66; Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 1 InsVV Rn. 26; a. A. Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 12, wonach eine Verwertung durch den Verwalter auch für die Berücksichtigung des Überschusses Voraussetzung sein soll. 228) Vgl. Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 73. 229) Siehe oben, Rn. 83. 230) Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 74, der die Norm in § 3 Abs. 1 InsVV verorten würde. 231) Siehe ausführlich Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 75 ff.; Rechenbeispiel bei Amberger, in: Leonhardt/Smid/Zeuner, InsVV, 2014, § 1 Rn. 59. 232) Die Begriffe „kleine Berechnungsgrundlage“ und „große Berechnungsgrundlage“ haben sich in der Literatur eingebürgert, siehe z. B. Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 14.
41
Teil 1: Rechtsdogmatik
Forderung des Absonderungsberechtigten zurückbleibt. Daraus wird dann die Regelvergütung errechnet.
Anschließend ermittelt man die „große Berechnungsgrundlage“. Dabei werden die belasteten Gegenstände als unbelastet fingiert, so dass der gesamte Verwertungserlös die Berechnungsgrundlage erhöht. Dafür entfallen Feststellungsund Verwertungskostenbeitrag sowie ggf. die Umsatzsteuer.233) Auch auf dieser Grundlage ist die Regelvergütung zu berechnen.
Die Differenz der so ermittelten Regelvergütungen ist nun durch 50 % der tatsächlichen Feststellungskosten zu begrenzen. Daraus ergibt sich eine „Mehrvergütung“, die zu der Regelvergütung aus der „kleinen Berechnungsgrundlage“ addiert wird.
136 Vereinfachend kann formuliert werden: Für den Erlös aus der Verwertung von belasteten Gegenständen wird eine Vergütung gewährt („Mehrvergütung“), aber der Vergütungssatz ist insoweit auf 2 % des Erlöses gedeckelt. Je nach Degressionsstufe kann dieser Satz deutlich geringer sein als der ansonsten anwendbare Regelsatz des § 2 Abs. 1 InsVV.
137 Über die Einzelheiten der Anwendung der Vorschrift besteht Uneinigkeit: Erstens ist unklar, ob in die „kleine Berechnungsgrundlage“ auch der Feststellungskostenbeitrag einzubeziehen ist.234) Der BGH hat dies verneint.235) Zweitens wird diskutiert, ob die „Mehrvergütung“ nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 S. 2 InsVV überhaupt gewährt wird, wenn der Erlös die Forderung übersteigt, also ein (praktisch eher seltener) Fall des S. 3 der Vorschrift vorliegt.236) Beide Fragestellungen haben keinen relevanten Einfluss auf die Auswertung von Vergütungsentscheidungen und werden daher nicht erörtert.
138 In bestimmten Konstellationen kann der Insolvenzverwalter Zahlungen aus der Masse an Aus- oder Absonderungsberechtigte vornehmen, um diese abzufinden. Die Gegenstände zählen dann zur Insolvenzmasse. Bei der Ermittlung der Berechnungsgrundlage wird die Abfindung allerdings vom Wert dieser Gegenstände abgezogen (§ 1 Abs. 2 Nr. 2 InsVV).237) ___________ 233) Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 77. 234) Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 77 m. w. N. 235) BGH, Beschluss v. 10.10.2013 – IX ZB 169/11, NZI 2013, 1067; a. A. aber z. B. Keller, NZI 2013, 1067 (1068); Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 77 m. w. N., der von einer „MontagsEntscheidung“ spricht. 236) Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 79 m. w. N. 237) Es ist umstritten, ob die Differenz vom objektiven Sachwert (dafür Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 1 InsVV Rn. 23; Eickmann/Prasser, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 1 InsVV Rn. 40 f.; Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 1 InsVV Rn. 27) oder vom späteren tatsächlichen Vergütungserlös abgezogen wird (dafür Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 1 InsVV Rn. 24).
42
II. Vergütungssystem
Soweit die Regelungen den tatsächlichen Aufwand des Insolvenzverwalters für die 139 Bearbeitung der Absonderungsrechte nicht angemessen abbilden, sieht das Gesetz einen Zuschlag vor (§ 3 Abs. 1 lit. a InsVV).238)
bb) Masseverbindlichkeiten und Unternehmensfortführung § 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 1 InsVV bestimmt, dass die Kosten des Insolvenzverfahrens und 140 die sonstigen Masseverbindlichkeiten grundsätzlich nicht von der Berechnungsgrundlage abgezogen werden. Ausgaben, die zur Folge haben, dass ein geringerer verteilbarer Betrag für die Insolvenzgläubiger zur Verfügung steht, mindern die Vergütung also in der Regel nicht.239) Führt der Insolvenzverwalter schuldnerische Unternehmen fort, zählen sämtliche 141 Einnahmen zur Insolvenzmasse. Nach dem o. g. Grundsatz würden die Ausgaben als sonstige Masseverbindlichkeiten nicht abgezogen. § 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 2 lit. b InsVV bestimmt nun als Ausnahmevorschrift, dass bei einer Betriebsfortführung lediglich der Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben in die Berechnungsgrundlage einbezogen werden darf. Eine Fortführung mit Verlust führt zu keinem Überschuss und beeinflusst die Berechnungsgrundlage daher nicht.240) Insbesondere wird die übrige Masse nicht gekürzt. Die Vorschrift ist entsprechend auf die kalte Zwangsverwaltung anwendbar,241) nicht jedoch für eine Hausverwaltung im privaten Bereich.242) Der Aufwand des Verwalters für eine wenig profitable Betriebsfortführung wird ggf. über Zuschläge ausgeglichen (§ 3 Abs. 1 lit. b InsO).243) Eine weitere Ausnahme enthält § 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 2 lit. b InsVV: Ebenfalls von der 142 Berechnungsgrundlage abzuziehen sind Beträge, die der Verwalter für den Einsatz besonderer Sachkunde nach § 5 InsVV der Masse entnimmt.244)
cc) Nichtigkeit des § 1 Abs. 2 InsVV Graeber hält die Vorgaben des § 1 Abs. 2 InsVV zur Ermittlung der Berechnungs- 143 grundlage für nichtig.245) In § 63 Abs. 1 S. 2 InsO werde festgelegt, dass die Regelvergütung nach dem Wert der Insolvenzmasse zu berechnen ist. Die Anpassungen ___________ 238) 239) 240) 241)
242) 243) 244) 245)
Siehe unten, Rn. 263. Vgl. Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 10. Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 23. BGH, Beschluss v. 14.7.2016 – IX ZB 31/14, NZI 2016, 1543, Rn. 30; Budnik, in: BeckOKInsO, 21. Aufl. 2020, § 1 InsVV Rn. 32; a. A. Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 105; zur kalten Zwangsverwaltung siehe oben, Rn. 85. Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 126. Siehe unten, Rn. 269. Siehe unten, Rn. 161. Graeber, ZInsO 2018, 141.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
der Masse stünden dazu im Widerspruch, so dass der Verordnungsgeber die Ermächtigung des § 65 InsO überschritten habe.246) Das führe zur Nichtigkeit der Vorgaben. Insofern lasse sich die Rechtsprechung des BGH247) zur Vorschrift des § 11 Abs. 1 S. 4 InsVV a. F. übertragen: Der BGH habe diese Vorschrift als unwirksam angesehen, weil darin auch Aussonderungsgegenstände in die Berechnungsgrundlage einbezogen wurden.248)
144 Die Argumentation kann jedoch nicht überzeugen: Die InsO schreibt gerade nicht vor, auf welche Weise die Vergütung errechnet werden soll. Dass nun verschiedene Massebestandteile bei der Berechnung in unterschiedlicher Form berücksichtigt werden, führt nicht zwingend zu einem Widerspruch. Darin liegt auch der wesentliche Unterschied zur Situation bei § 11 Abs. 1 S. 4 InsVV a. F., denn nach letztgenannter Vorschrift basierte die Vergütung tatsächlich (auch) auf massefremden Positionen. Für § 1 Abs. 2 InsVV gilt dies nicht.
b) Regel- und Mindestvergütung 145 § 2 InsVV bestimmt, wie aus der Berechnungsgrundlage die Regelvergütung errechnet wird. Dazu enthält Abs. 1 eine Aufstellung von degressiv gestaffelten Vergütungssätzen. Für Verfahren, die vor dem 1.1.2021 beantragt worden sind, reichen diese von 40 Prozent der ersten 25.000 € der Berechnungsgrundlage bis zu 0,5 Prozent des Betrags, der über 50.000.000 € hinausgeht. Insgesamt werden sieben Degressionsstufen festgelegt: 1. 40 % der ersten 25.000 €, 2. 25 % von dem Mehrbetrag bis 50.000 €, 3. 7 % von dem Mehrbetrag bis 250.000 €, 4. 3 % von dem Mehrbetrag bis 500.000 €, 5. 2 % von dem Mehrbetrag bis 25.000.000 €, 6. 1 % von dem Mehrbetrag bis 50.000.000 €, 7. 0,5 % von dem darüberhinausgehenden Betrag.
146 Die Vergütung ist nicht nach oben begrenzt;249) bei einer Berechnungsgrundlage von mehr als 50.000.000 € erhält der Insolvenzverwalter für jeden weiteren Euro eine Vergütung von 0,5 Cent. Mit dem SanInsFoG wurden für neuere Verfahren ___________ 246) Graeber, ZInsO 2018, 141 (142 f.). 247) BGH, Beschluss v. 14.2.2013 – IX ZB 260/11, ZInsO 2013, 630, Rn. 6 f.; BGH, Beschluss v. 15.11.2012 – IX ZB 88/09, BGHZ 195, 322, Rn. 21 ff. 248) Graeber, ZInsO 2018, 141 (143 f.). 249) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 22.
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II. Vergütungssystem
die betragsmäßigen Grenzen aller Stufen und die Prozentsätze der ersten sechs Stufen erhöht. Außerdem wurden für Beträge ab 350.000.000 € zwei weitere Degressionsstufen mit geringeren Prozentsätzen eingeführt. Abs. 2 der Vorschrift sieht eine Mindestvergütung vor, die von der Anzahl der 147 Gläubiger mit Forderungsanmeldung abhängt. Bei weniger als zehn Gläubigern beträgt die Vergütung nach der früheren Rechtslage „in der Regel“ mindestens 1.000 € (S. 1). Bei 11 bis 30 Gläubigern ist die Vergütung je angefangene 5 Gläubiger um 150 € zu erhöhen, darüber hinaus um 100 € je angefangene 5 Gläubiger (S. 2 und 3). Auch diese Beträge wurden durch das SanInsFoG angehoben. Der Grundbetrag der Mindestvergütung wird in Verbraucherinsolvenzverfahren re- 148 duziert, wenn bestimmte Unterlagen von einer geeigneten Person oder Stelle erstellt worden sind (§ 13 InsVV): 800 € statt 1.000 € nach alter und 1.120 € statt 1.400 € nach neuer Rechtslage. Abhängig von der Gläubigerzahl ist auch diese geringere Mindestvergütung zu erhöhen.250)
c)
Zu- und Abschläge
§ 63 Abs. 1 S. 3 InsO fordert, dass dem Umfang und der Schwierigkeit der Geschäfts- 149 führung des Verwalters durch Abweichungen vom Regelsatz Rechnung getragen werden. Diese Vorgabe erfährt durch § 3 InsVV eine Konkretisierung. Ausweislich dessen Überschrift kann die errechnete Regelvergütung durch Zu- und Abschläge in beide Richtungen modifiziert werden. Auch die Mindestvergütung wird nur „in der Regel“ gewährt (§ 2 Abs. 2 S. 1 InsVV) und kann deshalb nach § 3 InsVV angepasst werden. Auf diesen Teil des Vergütungssystems wird sogleich ausführlich eingegangen.251)
d) Kosten und Auslagen Neben der Vergütung hat der Insolvenzverwalter auch einen Anspruch auf Ersatz 150 angemessener Auslagen. Die allgemeinen Geschäftskosten des Verwalters, zu denen insbesondere Personal- 151 kosten zählen, sind mit der Vergütung abgegolten. Dies erscheint eigentlich selbstverständlich,252) wird aber in § 4 Abs. 1 S. 1 und 2 InsVV ausdrücklich normiert. Auch die Kosten einer Haftpflichtversicherung werden grundsätzlich bereits durch die Vergütung kompensiert (§ 4 Abs. 3 S. 1 InsO).
___________ 250) Stephan, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 13 InsVV Rn. 15; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 13 InsVV Rn. 7. 251) Siehe unten, ab Rn. 182. 252) So auch Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 4 InsVV Rn. 1.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
152 Als Auslagenersatz kann der Verwalter eine Erstattung für besondere Kosten fordern, die ihm im Einzelfall entstehen (§ 4 Abs. 2 InsO). Entscheidend ist nicht, dass die Kosten außergewöhnlich sind, sondern dass sie – in Abgrenzung zu den allgemeinen Geschäftskosten – durch das Verfahren unmittelbar veranlasst sind.253) Außerdem können die Kosten für eine zusätzliche Haftpflichtversicherung als Auslagen erstattet werden, wenn die Verwaltung mit einem besonderen Haftungsrisiko verbunden ist (§ 4 Abs. 3 S. 2 InsO).
153 Anstelle der tatsächlich entstandenen Auslagen kann der Verwalter auch einen Pauschalsatz fordern, der in Abhängigkeit von der Verfahrensdauer und der Regelvergütung errechnet wird (§ 8 Abs. 3 InsO). Voraussetzung dafür ist nur, dass überhaupt Auslagen angefallen sind.254)
154 Im Zusammenhang mit Zu- und Abschlägen sind vor allem die beiden Themenbereiche Zustellwesen und Aufgabendelegation relevant:
aa) Zustellungen 155 Wurde dem Verwalter nach § 8 Abs. 3 InsO das Zustellwesen übertragen,255) soll er die Kosten für Porto und Schreibmaterial als Auslagen auch neben der Auslagenpauschale geltend machen können.256) Gleichzeitig fällt für die Zustellungen in der Regel ein höherer Personalaufwand an. Bei diesen Mehrkosten handelt es sich nicht um erstattungsfähige Auslagen, so dass insoweit nur eine Kompensation durch einen Zuschlag in Betracht kommt.257) Nach dem BGH kann jedoch auch ein gesamter Betrag pro Zustellung festgesetzt werden, der sowohl die Sachkosten als auch den Zuschlag für die Personalkosten umfasst.258) Der BGH ging dabei von einem Gesamtbetrag von 2,80 € pro Zustellung aus.259)
156 Mit dem SanInsFoG erklärte der Gesetzgeber Nr. 9002 des Kostenverzeichnisses zum Gerichtskostengesetz für entsprechend anwendbar (§ 4 Abs. 2 S. 2 InsVV n. F.). Diese Vorschrift sieht eine Pauschale in Höhe von 3,50 € pro Zustellung vor. ___________ Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 86. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 8 Rn. 22. Siehe oben, Rn. 76. Dies gilt für Verfahren, die nach dem 31.12.2003 eröffnet wurden, BGH, Beschluss v. 21.12.2006 – IX ZB 129/05, NZI 2007, 244; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 8 InsVV Rn. 17; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 8 InsVV Rn. 29; früher konnte über eine Doppelberücksichtigung diskutiert werden, wenn Zustellungen zu einem Zuschlag führten und die Pauschale dann wiederum von der Gesamtvergütung abhing, also der Regelvergütung zzgl. der Zuschläge. Wird für die Ermittlung der Pauschale nur die Regelvergütung herangezogen, ist eine doppelte Berücksichtigung ausgeschlossen. Zur Entwicklung etwa Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 4 InsVV Rn. 15. 257) Ausführlich Keller, DZWIR 2007, 353. 258) BGH, Beschluss v. 21.3.2013 – IX ZB 209/10, NZI 2013, 487, Rn. 25. 259) BGH, Beschluss v. 21.3.2013 – IX ZB 209/10, NZI 2013, 487, Rn. 23. 253) 254) 255) 256)
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II. Vergütungssystem
bb) Delegation § 4 Abs. 1 S. 3 InsVV stellt klar, dass der Insolvenzverwalter für besondere Aufgaben 157 im Rahmen seiner Tätigkeit Dienst- oder Werkverträge mit angemessener Vergütung zu Lasten der Masse schließen kann. Als Masseverbindlichkeiten mindern die Vergütungen die Berechnungsgrundlage grundsätzlich nicht (§ 1 Abs. 2 Nr. 4 InsVV). Selbst wenn die Dienstleistervergütung zu den Kosten der Unternehmensfortführung zählt, wird sie nur von der Berechnungsgrundlage und nicht von der Verwaltervergütung abgezogen. Der Insolvenzverwalter hat also die Kosten solcher Verträge jedenfalls nicht in voller Höhe selbst zu tragen.260) Dies gilt zunächst unabhängig davon, ob die Vergütung angemessen ist und ob es sich bei der delegierten Tätigkeit um eine besondere Aufgabe handelt.261) Unklar erscheint, wie dogmatisch mit einer insoweit unzulässigen Delegation um- 158 zugehen ist: Nach der amtlichen Begründung zur InsVV muss das Insolvenzgericht nicht prüfen, ob die Delegation den Umständen nach angemessen war, sondern lediglich, ob eine angemessene Vergütung bezahlt wurde.262) Die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit solle vom Gläubigerausschuss beurteilt werden (§ 69 InsO). Im Rahmen der Zu- und Abschläge sei dann zu überprüfen, ob die Tätigkeit des Verwalters durch die Delegation vereinfacht wurde. Daraus folgt, dass die Thematik – abgesehen von der Angemessenheit der Vergütung – ausschließlich im Rahmen eines möglichen Abschlags zu betrachten ist.263) Der BGH scheint dagegen eine zweistufige Prüfung vorzunehmen:264) Zunächst wird überprüft, ob es sich um besondere Aufgaben handelt, also solche, für deren Erfüllung auch ein Zuschlag in Betracht kommt. Ist dies nicht der Fall, sind die entnommenen Kosten von der Vergütung abzuziehen.265) Im zweiten Schritt wird untersucht, ob die Delegation besonderer Aufgaben dennoch die Tätigkeit des Verwalters erleichtert hat und dafür ein Abschlag festzusetzen ist. Auf den Abschlag ist unten noch ausführlicher einzugehen.266) Schließlich kann eine unzulässige Delegation einen Schadenersatzanspruch nach § 60 InsO auslösen.267) Weiterhin kann der Insolvenzverwalter nach überwiegender Auffassung Verträge 159 nach § 4 Abs. 1 S. 3 InsVV im eigenen Namen abschließen und die Kosten als ___________ 260) Vgl. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 25. 261) Vgl. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 81; zum Merkmal der besonderen Aufgabe Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 4 InsVV Rn. 12 und zur Abgrenzung Bork, ZIP 2009, 1747. 262) Amtliche Begründung zu § 4 InsVV, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 263) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 81. 264) BGH, Beschluss v. 11.11.2004 – IX ZB 48/04, NZI 2005, 103; BGH, Beschluss v. 11.10.2007 – IX ZB 234/06, NZI 2008, 38; dazu auch Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 4 InsVV Rn. 13. 265) BGH, Beschluss v. 4.12.2014 – IX ZB 60/13, NZI 2015, 141, Rn. 18. 266) Siehe unten, ab Rn. 309. 267) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 81.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Auslagen nach Abs. 2 geltend machen.268) Dies ist nach den allgemeinen Grundsätzen allerdings nicht zusätzlich zur Auslagenpauschale möglich.
e)
Umsatzsteuer
160 Der Insolvenzverwalter erbringt gegenüber dem Schuldner eine umsatzsteuerpflichtige Leistung (§ 3a Abs. 9 S. 1 UStG).269) Bei Vergütung und Auslagen, die sich aus den Vorschriften der InsVV ergeben, handelt es sich um Nettobeträge; die Umsatzsteuer wird also zusätzlich festgesetzt (§ 7 InsVV). Soweit der Schuldner zum Vorsteuerabzug berechtigt ist, macht der Insolvenzverwalter dies gegenüber dem Finanzamt geltend.270) Insbesondere fließt dann die Umsatzsteuer auf Vergütung und Auslagen in die Masse zurück und erhöht wiederum die Berechnungsgrundlage für die Vergütung.271) Da der Betrag schon zur Berechnungsgrundlage zählt, wenn der Massezufluss sicher feststeht, ist die (spätere) Umsatzsteuererstattung bereits rechnerisch zu berücksichtigen. Dies macht eine zweistufige Vergütungsberechnung erforderlich: Zunächst werden Vergütung und Auslagen ermittelt, um die darauf entfallende Umsatzsteuer zu bestimmen. Die Berechnungsgrundlage wird dann um diesen Betrag erhöht, um mit der neuen Berechnungsgrundlage die endgültig festzusetzende Vergütung zu ermitteln.272)
f)
Gesonderte Vergütungen
161 Ein Insolvenzverwalter, der als Rechtsanwalt zugelassen ist, kann für bestimmte Tätigkeiten Vergütung und Auslagen nach dem RVG ermitteln und diese der Masse entnehmen (§ 5 Abs. 1 InsVV). Dies gilt für Aufgaben, die ein nicht entsprechend qualifizierter Verwalter angemessenerweise einem Rechtsanwalt übertragen hätte. Die entnommenen Beträge stellen keine Auslagen nach § 4 Abs. 2 InsVV dar,273) so dass der Pauschsatz nach § 8 Abs. 3 InsVV diese nicht abdeckt. Um eine doppelte Kompensation zu vermeiden, werden die Kosten – wie bereits oben dargestellt – von der Berechnungsgrundlage abgezogen (§ 1 Abs. 2 Nr. 4 lit. a InsVV). Die Regelung gilt entsprechend für Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Verwalter mit ähnlicher Qualifikation (§ 5 Abs. 2 InsVV). ___________ 268) BGH, Beschluss v. 14.7.2016 – IX ZB 62/15, NZI 2016, 802; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 25a; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 4 InsVV Rn. 3 f. hält dies nur in Ausnahmefällen für möglich. 269) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 7 Rn. 1a. 270) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 7 Rn. 6. 271) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 7 Rn. 9. 272) Die Umsatzsteuer wird nur einmal berücksichtigt, so dass sich die Vergütung nicht immer wieder erhöht, bis ein Grenzwert erreicht ist, BGH, Beschluss v. 26.2.2015 – IX ZB 9/13, NZI 2015, 388; Karg, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 63 Rn. 10. 273) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 5 InsVV Rn. 1.
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II. Vergütungssystem
Auch für die Durchführung einer Nachtragsverteilung und für die Überwachung der 162 Erfüllung eines Insolvenzplans wird jeweils eine gesonderte Vergütung gewährt (§ 6 Abs. 1 und 2 InsVV). Diese ist unter Berücksichtigung der verteilten Insolvenzmasse bzw. des Umfangs der Tätigkeit nach billigem Ermessen festzusetzen.274)
4.
Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters
Die Tätigkeit des vorläufigen Insolvenzverwalters wird nach § 63 Abs. 3 S. 1 InsO 163 gesondert vergütet, d. h. die Vergütung ist unabhängig von derjenigen des Insolvenzverwalters zu bestimmen.275) § 63 Abs. 3 InsO enthält einige Vorgaben, die teilweise in der InsVV konkretisiert werden. Als Bemessungsgrundlage dient das Vermögen, auf das sich die Tätigkeit während des Eröffnungsverfahrens erstreckt (§§ 63 Abs. 3 S. 2 InsO, 11 Abs. 1 S. 1 InsVV). Mit Aus- oder Absonderungsrechten belastete Gegenstände werden in die Berechnungsgrundlage einbezogen, wenn sich der vorläufige Verwalter erheblich mit ihnen befasst hat (§ 11 Abs. 1 S. 2 InsVV). Die Sachen werden aber nicht berücksichtigt, wenn der Schuldner sie aufgrund eines Besitzüberlassungsvertrages in Besitz hat (§ 11 Abs. 1 S. 3 InsVV). Zum Merkmal der erheblichen Befassung existiert eine umfangreiche Kasuistik.276) Die Regelung des § 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 2 lit. b InsVV ist entsprechend anwendbar: Führt der vorläufige Insolvenzverwalter ein Unternehmen des Schuldners fort, ist nur der Überschuss in der Berechnungsgrundlage zu berücksichtigen.277) Basierend auf der Berechnungsgrundlage erhält der vorläufige Insolvenzverwalter 164 als Regelvergütung 25 % der nach § 2 InsVV berechneten Vergütung des Insolvenzverwalters (§ 63 Abs. 3 S. 2 InsO). Nicht eindeutig geht aus den Regelungen hervor, ob der Bruchteil von 25 % auch die Mindestvergütung betrifft. In der Literatur wird dies verneint – die Mindestvergütung soll in voller Höhe auch für den vorläufigen Insolvenzverwalter gelten.278) Da die Zahl der Gläubiger mit Forderungsanmeldung im Eröffnungsverfahren nicht feststehen kann, wird für die Erhöhung der Mindestvergütung nach § 2 Abs. 2 S. 2 und 3 InsVV darauf abgestellt, bei wie vielen im Eröffnungsverfahren beteiligten Gläubigern mit einer Forderungsanmeldung zu rechnen ist.279) ___________ 274) Holzer, NZI 2019, 521 (522 ff.) sieht insbesondere in der Festsetzung nach billigem Ermessen einen Verstoß gegen Art. 12 Abs. 1 GG. 275) Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 52 Rn. 2. 276) Ausführlich z. B. Zimmer, InsVV, 2018, § 11 Rn. 80 ff.; Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 11 InsVV Rn. 48 ff.; zur hohen praktischen Relevanz Lissner, ZInsO 2018, 1555 (1559). 277) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 11 Rn. 103; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 11 InsVV Rn. 19. 278) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 84; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 11 Rn. 143 m. w. N. 279) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 11 Rn. 143 m. w. N.; Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 52 Rn. 17.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
165 § 10 InsVV verweist auf § 3 InsVV, so dass auch die Regelvergütung des vorläufigen Verwalters durch Zu- und Abschläge angepasst werden kann.280)
5.
Festsetzungsverfahren und Rechtsschutz
166 Die Vergütung und die zu erstattenden Auslagen des Insolvenzverwalters werden durch Beschluss des Gerichts festgesetzt (§ 64 Abs. 1 InsO). Neben einzelnen Vorgaben zum Festsetzungsverfahren und möglichem Rechtsschutz in § 64 InsO wird das Verfahren, basierend auf der Ermächtigung in § 65 InsO, durch die Vorschriften der InsVV weiter konkretisiert.
a) Antrag und Anhörung 167 Die Festsetzung der Vergütung erfolgt nur auf Antrag des Insolvenzverwalters (§ 8 Abs. 1 S. 1 InsVV). Damit das Gericht den Antrag überprüfen kann, ist dieser schriftlich einzureichen.281) Er soll zeitlich mit der Übersendung der Schlussrechnung gestellt werden (§ 8 Abs. 1 S. 3 InsVV). In seinem Antrag muss der Insolvenzverwalter erläutern, wie er die Berechnungsgrundlage nach § 1 InsVV ermittelt hat282) und welche Dienst- und Werkverträge i. S. d. § 4 Abs. 1 S. 3 InsVV mit Dritten für besondere Aufgaben abgeschlossen wurden (§ 8 Abs. 2 InsVV). Über den Wortlaut der InsVV hinaus hat der Insolvenzverwalter auch die von ihm geltend gemachten Zuschläge in dem Vergütungsantrag ausführlich zu begründen.283) Das Antragserfordernis impliziert, dass der Verwalter einen konkreten Betrag ermitteln und beantragen muss; andernfalls ist der Antrag unbestimmt.284)
168 Der Vergütungsantrag wird lediglich dem Gericht zugeleitet. Umstritten ist, ob das Gericht den anderen Beteiligten rechtliches Gehör zu gewähren hat. Sowohl die Gläubiger als auch der Schuldner hätten daran ein berechtigtes Interesse.285) Eine entsprechende Vorgabe findet sich weder in der InsO noch in der InsVV. Mit dem systematischen Argument, dass an anderen Stellen eine vorherige Anhörung gesetzlich vorgesehen ist, halten einige Stimmen diese im Umkehrschluss bei der Vergütungsfestsetzung für nicht erforderlich.286) Nach Riedel soll zumindest die Anhörung ___________ Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 52 Rn. 13 f. Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 3. Zu den genauen Anforderungen etwa Zimmer, InsVV, 2018, § 8 Rn. 30 ff. Andres, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 64 Rn. 4; Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 66; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 6; Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 64 Rn. 12; Keller, in: Bork/Hölzle, Handbuch InsR, 2. Aufl. 2019, Kapitel 27 Rn. 153; zu den Anforderungen Zimmer, InsVV, 2018, § 8 Rn. 27 m. w. N. 284) Andres, in: Andres/Leithaus, InsO, 4. Aufl. 2018, § 64 Rn. 4; Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 64 Rn. 3; Zimmer, InsVV, 2018, § 8 Rn. 27 m. w. N. 285) Siehe oben, ab Rn. 120. 286) Keller, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 127 Rn. 44; Weiß, in: Nerlich/ Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 64 Rn. 5.
280) 281) 282) 283)
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II. Vergütungssystem
der Gläubiger entbehrlich sein, da diesen der Beschluss auch nicht gesondert zugestellt werden müsse.287) Dagegen verweisen Graeber und Mock auf den Grundsatz eines fairen Verfahrens sowie Art. 103 GG, aus denen sich eine allgemeine Pflicht ergebe, betroffene Personen vor einer gerichtlichen Entscheidung anzuhören.288) In einem nicht eröffneten Verfahren hat der BGH die Anhörung der Schuldnerin vor der Festsetzung der Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters für erforderlich gehalten.289)
b) Festsetzung Das Insolvenzgericht überprüft den Vergütungsantrag und bezieht dabei eigene 169 Erkenntnisse mit ein.290) Falls dies notwendig ist, kann das Gericht eigene Ermittlungen anstellen. Anschließend setzt es Vergütung und Auslagen gesondert fest (§ 8 Abs. 1 S. 2 InsVV). Eine Grenze für die Festsetzung bildet die beantragte Vergütung: Nach dem Grundsatz ne ultra petita darf dem Insolvenzverwalter keine höhere Vergütung zugesprochen werden.291) Die Festsetzung ist zu begründen. Aus der Begründung muss hervorgehen, dass sich 170 das Gericht mit dem konkreten Verfahren und dem Vergütungsantrag auseinandergesetzt hat.292) Da von der Festsetzung auch die anderen Beteiligten betroffen sind, ist eine Begründung auch dann erforderlich, wenn das Gericht dem Antrag des Insolvenzverwalters vollständig entspricht. Vor allem muss die Begründung Erläuterungen zu den festgesetzten Zu- und Abschlägen nach § 3 InsVV enthalten.293) Funktionell zuständig ist nach der Grundregel des § 3 Nr. 2 lit. e RPflG der Rechts- 171 pfleger, soweit sich nicht aus § 18 Abs. 1 RPflG etwas anderes ergibt. Vergütungsentscheidungen sind in dieser Aufzählung nicht ausdrücklich enthalten. Allerdings obliegt dem Richter das Verfahren bis zur Entscheidung über den Insolvenzantrag
___________ 287) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 5. 288) Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 71; Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 8. Allerdings findet Art. 103 Abs. 1 GG bei Verfahren vor dem Rechtspfleger keine Anwendung (BVerfG, Beschluss v. 18.1.2000 – 1 BvR 321/96, BVerfGE 101, 391), so dass dieser nur bei Zuständigkeit des Richters ein Anhörungserfordernis begründen kann. Ist der Rechtspfleger für die Festsetzung zuständig, kann die Pflicht zur Anhörung ausschließlich aus dem rechtsstaatlichen Grundsatz eines fairen Verfahrens folgen. Zur Zuständigkeit siehe unten, Rn. 171. 289) BGH, Beschluss v. 12.7.2012 – IX ZB 42/10, ZIP 2012, 1779 – allerdings kann die Beschwerdefrist trotz des Verstoßes zu laufen beginnen. 290) Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 64 Rn. 6. 291) BGH, Beschluss v. 10.7.2008 – IX ZB 152/07, NZI 2008, 544; BGH, Beschluss v. 28.9.2006 – IX ZB 108/05, NZI 2007, 45; BGH, Beschluss v. 12.1.2006 – IX ZB 127/04, NZI 2006, 235. 292) Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 72. 293) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 6.
51
Teil 1: Rechtsdogmatik
(§ 18 Abs. 1 Nr. 1 RPflG). Danach gilt für die Entscheidung über die Vergütungsfestsetzung folgendes:
Für die Festsetzung der Vergütung des Insolvenzverwalters ist der Rechtspfleger funktionell zuständig, sofern nicht der Richter einen Vorbehalt erklärt hat.294)
Wird ein Verfahren nicht eröffnet, ist der Richter für die Festsetzung der Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters zuständig.295)
Diskutiert wird die Zuständigkeit lediglich für die Festsetzung der Vergütung des vorläufigen Verwalters nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens.296) Hier stellt sich die Frage, ob der Richter zuständig bleibt oder ob diese Zuständigkeit ebenfalls auf den Rechtspfleger übergeht.
c)
Öffentliche Bekanntmachung
172 Der Festsetzungsbeschluss muss nicht nur den einzelnen Verfahrensbeteiligten nach § 8 InsO zugestellt werden, sondern ist auch öffentlich bekanntzumachen (§ 64 Abs. 2 S. 1 InsO).
173 Die öffentliche Bekanntmachung ist in § 9 InsO geregelt. Im Jahr 2007 trat das Gesetz zur Vereinfachung des Insolvenzverfahrens in Kraft.297) Seitdem muss eine zentrale und länderübergreifende Veröffentlichung im Internet erfolgen, welche auch auszugsweise geschehen kann (§ 9 Abs. 1 S. 1 InsO). Seit 2001298) enthält § 9 Abs. 2 S. 2 InsO eine Ermächtigung für das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, mit Zustimmung des Bundesrates die Einzelheiten dieser Veröffentlichung zu regeln. Davon hat der Verordnungsgeber im Jahr 2002 Gebrauch gemacht.299) Auf die erforderlichen Inhalte der Veröffentlichung wird später noch ausführlicher eingegangen.300)
174 Mit Ablauf von zwei weiteren Tagen nach dem Veröffentlichungstag gilt die Bekanntmachung als bewirkt (§ 9 Abs. 1 S. 3 InsO). Die öffentliche Bekanntmachung genügt dann auch zum Nachweis der Zustellung an alle Beteiligten (§ 9 Abs. 3 InsO). Zwar bleibt das Gericht zur Einzelzustellung verpflichtet; die Regelung hat allerdings Auswirkungen auf den Beginn von Rechtsmittelfristen nach § 6 Abs. 2 InsO.301) ___________ 294) Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 10; Holzer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 13. 295) Holzer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 12. 296) Holzer, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 13 m. w. N. 297) BGBl. I 2007, 509. 298) Durch BGBl. I 2001, 2711. 299) Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet v. 12.2.2002, BGBl. I 2002, 677. 300) Dazu unten, ab Rn. 378. 301) Pape, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 9 Rn. 5.
52
II. Vergütungssystem
Bei § 9 Abs. 3 InsO handelt es sich um eine Beweiserleichterung für die Zustellung, so dass sich der Fristbeginn nach dem früheren Zeitpunkt richtet.302) Die Frist beginnt selbst dann am dritten Tag nach der Veröffentlichung zu laufen, wenn überhaupt keine Zustellung erfolgt, etwa weil sich der Insolvenzschuldner nicht auffinden lässt.303)
d) Rechtsmittel aa) Sofortige Beschwerde Gegen die Festsetzung können sich der Insolvenzverwalter, der Schuldner sowie 175 jeder Insolvenzgläubiger mit dem Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde wenden (§§ 6 Abs. 1 S. 1, 64 Abs. 3 S. 1 InsO). Hierfür gilt eine Notfrist von zwei Wochen (§ 569 Abs. 1 ZPO), die grundsätzlich mit der Zustellung der Entscheidung beginnt (§ 6 Abs. 2 InsO). Da die öffentliche Bekanntmachung als Nachweis der Zustellung gilt, beginnt die Notfrist jedenfalls drei Tage nach der Veröffentlichung im Internet zu laufen.304) Das Rechtsmittel setzt voraus, dass der Beschwerdeführer durch die Entscheidung 176 beschwert ist.305) Soweit das Insolvenzgericht hinter dem Antrag des Insolvenzverwalters zurückgeblieben ist, kann dieser also geltend machen, dass ein zu geringer Betrag festgesetzt wurde. Schuldner und Gläubiger können eine Beschwerde darauf stützen, dass die festgesetzte Vergütung zu hoch ist. Nicht beschwert ist der Gläubiger etwa, wenn ihm nur eine nachrangige Forderung zusteht oder wenn die Masse mit Sicherheit nicht einmal für die Verfahrenskosten ausreicht.306) § 567 Abs. 2 ZPO legt außerdem einen Mindestbeschwerdewert von 200 € fest. Die sofortige Beschwerde ist beim Insolvenzgericht einzulegen (§ 6 Abs. 1 S. 2 InsO). 177 Dieses kann ihr abhelfen oder die Beschwerde dem Landgericht als Beschwerdegericht307) vorlegen (§ 572 Abs. 1 S. 1 ZPO). In letzterem Fall ist eine neue Entscheidung über den Antrag erforderlich.308) Das Beschwerdegericht entscheidet dann durch Beschluss (§ 572 Abs. 4 ZPO). Die Entscheidung des Insolvenzgerichts kann im Rahmen der sofortigen Be- 178 schwerde voll überprüft werden.309) Dabei gilt das Verbot einer Verschlechterung ___________ 302) BGH, Beschluss v. 20.3.2003 – IX ZB 140/02, NZI 2004, 341; BGH, Beschluss v. 5.11.2009 – IX ZB 173/08, NZI 2010, 159. 303) Pape, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 9 Rn. 5. 304) Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 23. 305) Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 64 Rn. 10. 306) Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 64 Rn. 10. 307) Ganter/Bruns, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 6 Rn. 4 f. 308) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 20. 309) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 30.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
(reformatio in peius) für den Beschwerdeführer.310) Mithin kann ein Insolvenzverwalter als Beschwerdeführer sicher sein, dass keine weitere Kürzung erfolgen wird, während Schuldner und Gläubiger in eigenen Beschwerdeverfahren keine Erhöhung der festgesetzten Vergütung fürchten müssen. Das Verschlechterungsverbot bezieht sich jedoch nur auf die insgesamt festgesetzte Vergütung. Damit kann das Beschwerdegericht einzelne Vergütungspositionen auch zum Nachteil des Beschwerdeführers ändern, sofern die Gesamtvergütung nicht nachteilig verändert wird.311) Bei einer Beschwerde des Insolvenzverwalters können so auch einzelne gewährte Zuschläge gekürzt oder weitere Abschläge vorgenommen werden, soweit das Gericht die Gesamtvergütung nicht reduziert.312)
bb) Rechtsbeschwerde 179 Nach § 7 InsO a. F. war gegen Entscheidungen über die sofortige Beschwerde die Rechtsbeschwerde zum BGH (§ 574 ZPO) möglich. Seit der Aufhebung dieser Vorschrift zum 27.10.2011 muss die Rechtsbeschwerde ausdrücklich zugelassen werden.313) Entscheidungen des BGH zu Vergütungsfragen sind seitdem seltener geworden.314)
180 Nach ständiger Rechtsprechung des BGH obliegt die Bemessung von Zu- und Abschlägen grundsätzlich dem Tatrichter.315) Das Rechtsbeschwerdegericht habe lediglich zu prüfen, ob die Gefahr einer Verschiebung von Maßstäben besteht. Auch im Rechtsbeschwerdeverfahren gilt das Verbot einer reformatio in peius.316)
6.
Zusammenfassung
181 Es wurde bereits festgestellt, dass sich die Aufgaben von Insolvenzverwaltern und vorläufigen Insolvenzverwaltern in verschiedenen Verfahren erheblich unterscheiden können. Die Regelvergütung hängt jedoch nur von der Insolvenzmasse ab, so dass die möglichen Unterschiede dort allenfalls in sehr pauschaler Form berücksichtigt werden. Abgesehen von den explizit in § 1 Abs. 2 InsVV genannten Korrekturen ist die Regelvergütung in allen Verfahren mit der gleichen Masse identisch. Es ist also die Aufgabe der Regelungen über Zu- und Abschläge, die Mannigfaltigkeit der Verläufe von Insolvenzverfahren im Vergütungssystem zu berücksichtigen. Diese ___________ Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 22 m. w. N. BGH, Beschluss v. 17.3.2011 – IX ZB 145/10, NZI 2011, 839. Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 30. Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 26. Ganter, ZIP 2014, 2323 (2324); Ganter, NZI 2016, 377 (377). BGH, Beschluss v. 12.9.2019 – IX ZB 65/18, Rn. 12; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 64 Rn. 32. 316) Frege/Keller/Riedel, Insolvenzrecht, 8. Aufl. 2015, Rn. 249. 310) 311) 312) 313) 314) 315)
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III. Zu- und Abschläge
sind zwar isoliert in § 3 InsVV geregelt, stehen aber in einem inhaltlichen Zusammenhang mit anderen Vorgaben der InsVV und spielen deshalb eine zentrale Rolle.
III. Zu- und Abschläge Die Zu- und Abschläge zur Regelvergütung sind häufig Anlass für Diskussionen 182 über das Vergütungssystem.317) Nach einem kurzen Überblick über die Konzeption, die unmittelbar aus den Vorschriften und den Materialien folgt, wird die Dogmatik der Abweichungen näher betrachtet. Insbesondere ist dabei zu untersuchen, inwieweit Unklarheiten und offene Fragen bestehen, welche die Gefahr einer ungleichmäßigen Handhabung der Vorschriften mit sich bringen. Zwar gilt § 3 InsVV per Verweis auch für den (vorläufigen) Sachwalter, den Sonder- 183 insolvenzverwalter und den Verfahrenskoordinator. Deren Aufgaben unterscheiden sich allerdings erheblich von denjenigen des vorläufigen und des endgültigen Insolvenzverwalters. Deshalb wird die Untersuchung auf die letztgenannten Beteiligten beschränkt. Aufgrund des Verweises lassen sich die dogmatischen Erwägungen jedoch teilweise übertragen. Bei der Darstellung dieses Regelungskomplexes werden bereits Fragestellungen 184 erarbeitet, die sich möglicherweise im Rahmen einer Auswertung der tatsächlichen Vergütungsfestsetzungen beantworten lassen.
1.
Gesetzliche Konzeption
Nach § 63 Abs. 1 S. 3 InsO sind dem Umfang und der Schwierigkeit der Geschäfts- 185 führung des Verwalters dadurch Rechnung zu tragen, dass eine vom Regelsatz abweichende Vergütung bestimmt wird. Die Begründung zum Entwurf der InsVV geht davon aus, dass die Regelvergütung des § 2 InsVV für ein sog. Normalverfahren gewährt wird.318) Soweit im Vergleich zu diesem Normalfall ein tatsächlich gestiegener oder geminderter Arbeitsaufwand des Insolvenzverwalters vorliegt, seien Zu- oder Abschläge nach § 3 InsVV angezeigt.319) Die Entwurfsbegründung betont außerdem, dass Zu- und Abschläge konkret tätigkeitsbezogen sind.320) Erforderlich für eine Anpassung der Regelvergütung seien Besonderheiten des einzelnen Verfahrens; pauschale Multiplikatoren oder Zuschläge kämen nicht in Betracht.321) Dementsprechend können vor allem Änderungen der äußeren Bedingungen oder des Arbeitsumfeldes nicht zu Zu- oder Abschlägen führen. ___________ 317) 318) 319) 320) 321)
Vgl. die (drastischen) Zitate oben, Rn. 4. Amtliche Begründung zu § 2, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. Amtliche Begründung zu § 3, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. Amtliche Begründung zu § 3, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. Amtliche Begründung zu § 2, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
186 § 3 Abs. 1 InsVV nennt fünf Situation, die zu einer Vergütung über dem Regelsatz führen, also einem Zuschlag. Die Vorschrift beschreibt somit, wann die Grenzen des Normalverfahrens überschritten sind. Die Auflistung dieser Zuschlagsgründe ist bereits ausweislich des klaren Wortlauts „insbesondere“ nicht abschließend.322) Gleiches gilt für die sechs in Abs. 2 beschriebenen Gründe, die einen Abschlag von der Regelvergütung rechtfertigen. Es handelt sich also jeweils um einen offenen Katalog.
187 Auf die Höhe von Zu- oder Abschlägen geht die InsVV nicht ein. 2.
Dogmatische Fragen
188 Einerseits bietet diese Ausgestaltung eine erhebliche Flexibilität: Weder sind die Gründe für eine Modifikation der Regelvergütung beschränkt, noch finden sich Vorgaben zur Höhe der Anpassung. Dadurch können alle Aspekte und Besonderheiten eines Insolvenzverfahrens bei der Bemessung der Vergütungshöhe berücksichtigt werden. Andererseits bergen solche Spielräume auch die Gefahr, dass mit ihnen nicht in einheitlicher Weise umgegangen wird. Die Höhe der Vergütung in einem Verfahren lässt sich dann kaum noch vorhersehen und es drohen Ungleichbehandlungen. Das System sollte also zumindest Vorgaben für die grundsätzliche Anwendung der Regelungen enthalten, oder entsprechende Leitlinien müssen sich jedenfalls in der Praxis ergeben.
189 Im folgenden Abschnitt wird die Dogmatik der Zu- und Abschläge untersucht. Insbesondere sind offene Probleme und Diskussionen über die Anwendung der Vorschriften herauszuarbeiten. Eine dogmatische Lösung sämtlicher Einzelfragen ist nicht Gegenstand dieser Untersuchung. Der Regelungssystematik der InsVV entsprechend, beziehen sich die folgenden Ausführungen zunächst auf die Vergütung des endgültigen Insolvenzverwalters. Erst im Anschluss ist darauf einzugehen, welche Besonderheiten für den vorläufigen Insolvenzverwalter gelten.
a) Vergütungssystematische Grundfragen 190 Die Regelungen über Zu- und Abschläge bilden einen Teil des Vergütungssystems. Die Auslegung sowie die Anwendung im Einzelfall hängen daher auch davon ab, welche übergreifenden Prinzipien und Grundsätze für das gesamte Vergütungsrecht gelten.
aa) Tätigkeits- oder Erfolgsvergütung 191 Ein Verfahren, in dem die Masse zur Befriedigung aller Forderungen ausreicht, ist aus Sicht der Gläubiger erfolgreich verlaufen. Mit steigender Masse, also mit steigendem ___________ 322) Amtliche Begründung zu § 3, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III.
56
III. Zu- und Abschläge
Erfolg des Verfahrens, erhöht sich auch die Regelvergütung des Insolvenzverwalters nach § 2 InsVV.323) So ließe sich die Vergütung des Insolvenzverwalters auf den ersten Blick als Erfolgsvergütung charakterisieren. Eine solche Anknüpfung könnte den Verwalter zusätzlich motivieren, im Sinne der Gläubiger für eine bestmögliche Verwertung zu sorgen. Auf der anderen Seite soll die Vergütung durch Zu- und Abschläge (nur) an den Umfang und an die Schwierigkeit der Geschäftsführung angepasst werden (§ 63 Abs. 1 S. 3 InsO). Auch sämtliche der in § 3 InsVV genannten Beispiele knüpfen letztlich an erhöhten oder verminderten Arbeitsaufwand des Verwalters an. Dies spricht für eine Tätigkeitsvergütung. Der Charakter der Vergütung wird in der Verordnungsbegründung nicht festgelegt.324) 192 Rechtsprechung und Literatur nehmen grundsätzlich an, die Vergütung werde für die Tätigkeit des Verwalters und nicht für dessen Erfolg gewährt.325) Teilweise ist auch die Rede von einer „erfolgsbezogenen“ oder „erfolgsorientierten“ Tätigkeitsvergütung.326) Im Vordergrund steht jedoch meist, dass die Tätigkeit als solche vergütet wird. Die Masse wird nach diesem Verständnis als Indikator für den Arbeitsaufwand betrachtet.327) Sieht man die Insolvenzmasse als Aufwandsindikator an, ergibt sich daraus, dass die 193 Regelvergütung einen von der Berechnungsgrundlage indizierten Arbeitsaufwand abdeckt. Soweit das Verfahren Besonderheiten aufweist, so dass der tatsächliche Arbeitsaufwand davon abweicht, wird dies durch Zu- und Abschläge berücksichtigt. Jedoch merkt Stoffler an, dass die Verordnungsbegründung hier einen Widerspruch aufwirft:328) So soll die hohe Degression in den oberen Stufen Ergebnisse verhindern, die von den Gläubigern als unangemessen empfunden wurden.329) War dies tatsäch___________ 323) Vgl. z. B. Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 163 m. w. N. in Fn. 592. 324) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 1 Rn. 18. 325) BGH, Beschluss v. 12.9.2019 – IX ZB 2/19, NZI 2019, 910, Rn. 13; BGH, Beschluss v. 22.11.2018 – IX ZB 14/18, NZI 2019, 139, Rn. 24; BGH, Beschluss v. 6.5.2004 – IX ZB 349/02, BGHZ 159, 122 (130), juris Rn. 22; Graeber, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz, 3. Aufl. 2017, § 51 Rn. 2; Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 10 f. sieht in der Regelvergütung eine Erfolgsvergütung, die aufgrund der Zu- und Abschläge zur Tätigkeitsvergütung wird; Prasser/ Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 3; Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 63 Rn. 13; Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 63 Rn. 4; Wolgast, in: Schmidt-Sanierungsrecht, 2. Aufl. 2019, Anhang 3 Rn. 11 der aber erfolgsbezogene Erhöhungen für möglich hält; Amberger, in: Leonhardt/Smid/Zeuner, InsVV, 2014, § 3 Rn. 1. 326) Kritisch zum Spannungsfeld Keller, ZIP 2014, 2014 (2018); Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 63 Rn. 14 sieht in § 63 Abs. 1 S. 3 InsO einen Erfolgscharakter – dies ist nicht nachvollziehbar; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 64 betonen erfolgsbezogene Elemente. 327) Keller, ZIP 2014, 2014 (2022) spricht von einem „Gradmesser“. 328) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 1. 329) Amtliche Begründung A.3 und A.4, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
lich das leitende Ziel, orientiert sich die Regelvergütung insoweit aber gerade nicht an einem typisierten Aufwand.
194 Aus der Charakterisierung als Tätigkeitsvergütung330) resultiert erstens, dass eine mangelhafte Leistung des Insolvenzverwalters grundsätzlich keine Kürzung der Vergütung zur Folge hat.331) Zweitens dürfen für einen besonderen Erfolg, z. B. in Form einer hohen Quote, keine Zuschläge gewährt werden.332) Obwohl dies einer Tätigkeitsvergütung widerspricht, wird über Zuschläge für besonderen Erfolg diskutiert.333) Eine Auswertung von Vergütungsentscheidungen kann Aufschluss darüber bringen, welche Rolle solche Zuschläge in der Praxis spielen. Daraus lässt sich ableiten, ob die Gerichte tatsächlich von einer Tätigkeitsvergütung ausgehen.
bb) Offenes oder geschlossenes System 195 Das Vergütungssystem soll den Beteiligten eine angemessene Vergütung für ihre Tätigkeit gewähren. Angemessenheit ist hier in einem wirtschaftlichen Sinn zu sehen: Die Vergütung ist angemessen, wenn sie die Kosten des vorläufigen oder endgültigen Insolvenzverwalters deckt und ihm einen Gewinn belässt.334)
196 Sollen Amtswalter für ihre Tätigkeiten in einem bestimmten Bereich angemessen vergütet werden, lässt sich dies auf zwei Wegen bewerkstelligen: Erstens kann das Vergütungssystem eine angemessene Vergütung in jedem Einzelfall sicherstellen – angemessen wird dann auch derjenige vergütet, der nur einmalig tätig wird. Man spricht in diesem Fall von einem „offenen System“.335) Dies lässt sich in der Regel vor allem durch Stundenvergütungen erreichen.336) Zweitens ist denkbar, die Vergütung so zu pauschalieren, dass diese in einzelnen Fällen unangemessen hoch oder ___________ 330) Terminologisch verwirrend ist, dass der Begriff „tätigkeitsbezogen“ für Zuschläge mehrere Bedeutungen besitzt: Häufig geht es nicht um die Abgrenzung zu „Erfolgszuschlägen“. Vielmehr wird ausgesagt, dass nur Erschwernisse der konkreten Tätigkeit in einem Verfahren einen Zuschlag begründen können, und nicht etwa allgemeine Umstände, welche sich auf alle Verfahren auswirken (vgl. BGH, Beschluss v. 4.12.2014 – IX ZB 60/13, NZI 2015, 141, Rn. 12). 331) BGH, Beschluss v. 22.11.2018 – IX ZB 14/18, NZI 2019, 139, Rn. 24; BGH, Beschluss v. 6.5.2004 – IX ZB 349/02, BGHZ 159, 122; vgl. auch Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 65 m. w. N. und Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 63 Rn. 4. 332) Dies ist umstritten. Dafür z. B. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 71, dagegen etwa Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 81 ff., der in einer hohen Quote auch eine höhere Beanspruchung sieht. 333) Siehe unten, Rn. 303. 334) Vgl. etwa BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282; Stephan, in: MüKoInsO, 4. Aufl. 2019, § 63 Rn. 17 – in Abgrenzung dazu wird häufig diejenige Vergütung als angemessen bezeichnet, die sich bei korrekter Anwendung der Vergütungsregeln ergibt, z. B. Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 56. mit Zitat von Eickmann. 335) Siehe z. B. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 2. 336) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 45.
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III. Zu- und Abschläge
niedrig ausfallen mag, sich aber im Rahmen einer Mischkalkulation über alle Tätigkeiten hinweg ein insgesamt angemessenes Vergütungsaufkommen für eine Person ergibt. Es erfolgt also eine Querfinanzierung von zu niedrig vergüteten Tätigkeiten durch zu hoch vergütete; diese kann sogar systematisch für bestimmte Fälle beabsichtigt sein. Solche Systeme werden als „geschlossen“ bezeichnet.337) Als Beispiele für geschlossene Vergütungssysteme werden etwa das RVG und die 197 StBVV genannt.338) Beide Regelwerke sind nicht frei von Spielräumen. Sie enthalten sog. Rahmengebühren (§§ 14 RVG, 11 StBVV), bei denen lediglich eine untere und eine obere Grenze für den Vergütungsbestandteil vorgegeben wird. In durchschnittlichen Fällen, also als Regelsatz, soll die sog. Mittelgebühr angemessen sein, die als arithmetisches Mittel aus Mindest- und Höchstsatz bestimmt wird.339) Rechnerisch kann der Regelsatz also höchstens knapp verdoppelt werden.340) Damit ist bereits ausgeschlossen, dass in jedem Einzelfall eine wirtschaftlich angemessene Vergütung gewährt werden kann. Die InsVV gibt zunächst eine pauschalierte Regelvergütung vor (§ 2 InsVV), die 198 aber aufgrund der Besonderheiten des Einzelfalls durch Zu- und Abschläge modifiziert wird (§ 3 InsVV). Die Charakterisierung des Vergütungssystems hängt eng mit der Frage zusammen, auf welche Weise die Zu- und Abschläge zu bemessen sind. Das lässt sich wie folgt verdeutlichen: Man stelle sich vor, dass die wirtschaftlich angemessene Vergütung in jedem Verfahren bestimmt werden kann. Ziel von offenen Systemen ist es, jeden Einzelfall wirtschaftlich angemessen zu vergüten. Wäre die InsVV ein offenes System in Reinform, müsste man die flexiblen Zuund Abschläge stets so bemessen, dass die errechnete Regelvergütung zur wirtschaftlich angemessenen Vergütung wird. Ein geschlossenes System würde dagegen jedenfalls in Kauf nehmen, dass trotz Anwendung von Zu- und Abschlägen die resultierende Vergütung wirtschaftlich unangemessen sein kann. Es wäre z. B. möglich, die Vergütung in einem konkreten Verfahren um 10 % zu senken, weil eine normalerweise erforderliche Aufgabe weggefallen ist, obwohl bereits die Regelvergütung wirtschaftlich unangemessen niedrig war. Weitergehend könnte die InsVV als geschlossenes System unangemessene Vergütungen nicht nur als Pauschalierungen hinnehmen, sondern für bestimmte Gruppen von Verfahren sogar beabsichtigen: ___________ 337) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 45. 338) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 45; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 2; Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 119; Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 63 Rn. 17. 339) Zur Mittelgebühr im RVG: Winkler, in: Mayer/Kroiß, RVG, 8. Aufl. 2021, § 14 Rn. 39 f. m. w. N.; zur Anwendung im Bereich der StBVV Feiter, in: StBVV eKommentar, Stand: 1.1.2015, § 11 Rn. 12 f. m. w. N. 340) Nach der Definition der Mittelgebühr wäre eine Verdopplung rechnerisch genau dann möglich, wenn die untere Grenze exakt null beträgt. Je höher die untere Grenze im Verhältnis zur oberen Grenze liegt, desto geringer fällt die maximale prozentuale Erhöhung der Mittelgebühr aus.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Eine nicht kostendeckende Vergütung in vielen kleinen Verfahren kann durch an sich unangemessen hohe Vergütungen in wenigen großen Verfahren kompensiert werden.
199 Würde man die InsVV als reines offenes System betrachten, verlören die Staffelsätze des § 2 InsVV letztlich ihre Bedeutung: Die Zu- und Abschläge würden „vom Ziel her gedacht“, um gerade die wirtschaftlich angemessene Vergütung zu erreichen. Dennoch wird das Vergütungssystem häufig als ein offenes System angesehen.341) Andere Autoren beschreiben die InsVV dagegen als Mischform und betonen die gesetzlich vorgesehene Pauschalierung.342) Auch der BGH äußerte bereits, dass die Vergütung nicht in jedem Einzelfall angemessen sein müsse.343) § 3 InsVV diene nicht dazu, die Pauschalierung durch § 2 InsVV zu entwerten.344) Letztere bewirke, dass in massereichen Verfahren eine deutlich höhere Vergütung vorgesehen sei, ohne dass dies immer mit einem entsprechenden Mehraufwand einhergehen müsse.345) Dies charakterisiert ein geschlossenes System. Lediglich innerhalb der Gruppe der Verfahren mit Mindestvergütung dürften die Vorschriften nach Auffassung des BGH keine systematisch zu geringe Vergütung liefern.346) Insbesondere für Verwalter, die ganz überwiegend kleine Verfahren abwickeln, sei eine Kompensation nicht gewährleistet. Das Gesetz sehe keine gleichmäßige Verteilung der Insolvenzverfahren vor.347)
200 Allerdings ist die Rechtsprechung des BGH zu dieser Einordnung nicht widerspruchsfrei: So soll ein Gesamtzuschlag oder -abschlag im Rahmen einer Gesamtwürdigung unter dem Gesichtspunkt der Angemessenheit festgelegt werden.348) ___________ 341) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 8; Blersch, EWiR 2004, 985 (985 f.) lehnt jede Mischkalkulation ab; Keller, NZI 2004, 465 (478); Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 1; Pluta/Heidrich, NZI 2004, 408 (411); wohl auch Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 121 – dabei dürfte es aber vor allem darum gehen, ob eine Querfinanzierung bestimmter Größen beabsichtigt ist; in diese Richtung auch Weiß, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 63 Rn. 4. 342) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 2 und 8; nach Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 48 sind Zu- und Abschläge pauschal festzustellen und ggf. hinzunehmen; Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 63 Rn. 17 f.; Ganter, ZIP 2014, 2323 (2327); Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 31 wobei diese in Rn. 38c eine individuelle Angemessenheitsprüfung fordern. 343) BGH, Beschluss v. 12.9.2019 – IX ZB 2/19, NZI 2019, 910, Rn. 20; BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282 (289), juris Rn. 33. 344) BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282. 345) Für einen Ausgleich zwischen kleinen und großen Verfahren auch BGH, Beschluss v. 4.12.2014 – IX ZB 60/13, NZI 2015, 141, Rn. 15. 346) BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282 (291), juris Rn. 38. 347) Blersch, EWiR 2004, 985 (985) betont, dass diese in der Praxis auch nicht darstellbar sei; so auch Ganter, ZIP 2014, 2323 (2327); kritisch auch Lütcke, NZI 2019, 367 (368). 348) Z. B. BGH, Beschluss v. 21.7.2011 – IX ZB 148/10, NZI 2011, 714; zu diesem Widerspruch Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 46; siehe dazu auch unten, ab Rn. 345.
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III. Zu- und Abschläge
Diese Formulierung legt zumindest nahe, dass wirtschaftlich unangemessene Ergebnisse nicht hingenommen werden sollen. Vielmehr wird am Ende doch der Versuch unternommen, die Regelvergütung in Richtung der wirtschaftlich angemessenen Vergütung zu modifizieren.349) Soweit keine klare, einheitliche Vorstellung davon existiert, in welchem Maße das 201 Vergütungssystem als offenes System konzipiert wurde, ist eine einheitliche Handhabung kaum zu erwarten.
cc) Angemessenheit der Regelvergütung Häufig wird diskutiert, ob die Regelsätze des § 2 InsVV überhaupt eine angemessene 202 Gegenleistung für die Tätigkeit des Insolvenzverwalters in Normalverfahren darstellen. Zahlreiche Autoren halten jedenfalls die Vergütung vor Inkrafttreten des SanInsFoG für unangemessen niedrig oder äußern sich hierzu zumindest kritisch.350) Diese Diskussion spielt auch für die Festsetzung von Zu- und Abschlägen eine Rolle: Erstens soll eine unangemessene Regelung laut einiger Stimmen die Gerichte dazu berechtigen, ihrer Entscheidung höhere Regelsätze zugrunde zu legen351) oder einen pauschalen Zuschlag zu gewähren352). Zweitens liegt es nahe, dass eine als unangemessen niedrig empfundene Regelvergütung beeinflusst, wie die Gerichte mit Spielräumen bei der Anwendung des § 3 InsVV umgehen. So mutmaßt Haarmeyer, „vergütungsrechtliche ‚Sorgen‘“ der Verwalter würden aufgrund des Vertrauensverhältnisses bei den Gerichten ein offenes Ohr finden.353) Auch Menn/Lissner sehen die „Grauzone“ des § 3 InsVV als Ausweichmöglichkeit dafür an, die nicht mehr angemessene Vergütung zu kompensieren.354) Aus diesen Gründen wird die Diskussion mit den wichtigsten Argumenten im Über- 203 blick dargestellt. Die Auseinandersetzung dreht sich dabei nicht darum, inwieweit die Kosten der Insolvenzverwalter durch die Vergütung gedeckt werden können und welche Gewinnmarge angemessen wäre. Vielmehr wird die Unangemessenheit aus dem Regelungssystem sowie vor allem den historischen Entwicklungen von Recht und Praxis hergeleitet. ___________ 349) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 48 kritisiert daran, dass im Wege der Angemessenheitsprüfung nur Kürzungen stattfänden. 350) Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 1 ff.; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 2; Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 63 Rn. 20; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 3 ff. 351) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 57 ff.; vgl. auch Zimmer, EWiR 2019, 473 (474). 352) Graeber, NZI 2015, 141 (144); Graeber/Graeber, InsVV, 2. Aufl. 2016, § 3 Rn. 119, anders allerdings in aktueller Online-Ausgabe; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 111 ff. m. w. N.; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 12, der aber eine Anpassung der Regelsätze vorzieht. 353) Haarmeyer, ZInsO 2016, 2057 (2060). 354) Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1621).
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Teil 1: Rechtsdogmatik
(1) Degression 204 Der erste Kritikpunkt betrifft bereits die degressive Ausgestaltung der Regelvergütung. Die Degression soll abbilden, dass mit einer steigenden Masse der erforderliche Aufwand nicht in gleichem Maße wächst.355) Dieser Zusammenhang wird teilweise in Frage gestellt,356) wobei den Zweifeln keine empirischen Daten zugrunde liegen. Außerdem wird angeführt, der Verordnungsgeber habe die Degressionsstufen willkürlich festgelegt.357)
205 Anlass zu Kritik liefert schließlich auch die Begründung zur InsVV: Die Regelung sollte dafür sorgen, dass „Vergütungen bei außergewöhnlich großen Insolvenzmassen nicht in unangemessene Höhen steigen“358). Dabei wird ausdrücklich auf „spektakuläre Einzelfälle vor einiger Zeit“ mit nicht immer befriedigenden Ergebnissen verwiesen. Um „exorbitant hohe Vergütungen, die vom Arbeitsaufwand, von der Leistung und von der Verantwortung des Insolvenzverwalters nicht mehr zu rechtfertigen sind, auszuschließen“359), wurde die Degression verstärkt. Einige Autoren folgern daraus, der Regelungsgeber habe sich hier von subjektiven Erwägungen leiten lassen.360)
206 Zwar waren die hoch vergüteten Einzelfälle offenbar Auslöser für die Anpassung. Allerdings geht aus der Begründung nicht klar hervor, dass der Verordnungsgeber Vergütungen bei sehr hoher Berechnungsgrundlage nicht auch typischerweise als unangemessen hoch betrachtete. Jedenfalls ist die Begründung insoweit unglücklich formuliert. Problematisch könnte die Anpassung vor allem dann sein, wenn man das Vergütungssystem als geschlossenes System betrachtet, in dem kleine Verfahren durch große Verfahren querfinanziert werden.361) Ein solches würde nämlich gerade erfordern, dass die Vergütung in massereichen Verfahren unangemessen hoch ausfällt.
___________ 355) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 13; nach Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 1 mit Verweis auf die Gesetzesbegründung soll die Degression Vergütungen verhindern, die „als unangemessen empfunden“ werden – dieses Ziel dürfte lediglich der Verschärfung der Degression durch die InsVV zugrunde liegen. Unzutreffend insoweit auch Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 177 f. 356) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 1; Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 178; kritisch auch Lorenz, in: Lorenz/ Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 1. 357) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 14; Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 30. 358) Amtliche Begründung A.3., abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 359) Amtliche Begründung A.4., abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 360) Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 178; Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 1; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 1; Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 2 InsVV Rn. 5. 361) Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 1.
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III. Zu- und Abschläge
(2) VergVO zu InsVV Bevor die InsVV im Jahr 1999 in Kraft getreten ist, war die Vergütung des Kon- 207 kursverwalters in der VergVO362) geregelt. Auch diese sah eine degressive Staffelvergütung als Regelsatz vor (§ 3 VergVO) und bot die Möglichkeit, durch Zu- und Abschläge von der Regelvergütung abzuweichen (§ 4 Abs. 1 bis 3 VergVO). Allerdings entsprach es der Praxis der Gerichte, bereits als Regelvergütung den vierfachen gesetzlichen Regelsatz in den alten und den fünffachen Satz in den neuen Bundesländern anzunehmen.363) Damit wurde dem seit Erlass der VergVO erweiterten Aufgabenkreis des Konkursverwalters Rechnung getragen.364) Nach der Begründung zur InsVV soll ausdrücklich eine solche pauschale Erhöhung für Normalverfahren nicht mehr gewährt werden.365) Im Gegenzug habe man die Regelsätze „deutlich angehoben“366). Bis zu der zweithöchsten Degressionsstufe367) sei dadurch sichergestellt, dass sich für den Insolvenzverwalter im Vergleich zur bisherigen Praxis keine Verschlechterung ergebe.368) Dem widersprechen einige Autoren. Vergleiche man die damals wie heute gelten- 208 den369) Vergütungssätze der InsVV mit den erhöhten Regelsätzen nach der VergVO, zeige sich eine deutliche Reduzierung der Regelvergütung.370) Im Verhältnis zum vierfachen Regelsatz nach der VergVO falle die Regelvergütung der InsVV in den meisten Stufen zwischen 5,6 und 14,3 % niedriger aus.371) Gleichzeitig habe sich das Aufgabenfeld des Insolvenzverwalters vergrößert.372) Dieser Erweiterung war sich jedoch der Verordnungsgeber ausdrücklich bewusst.373) Zum Ausgleich nennt die Begründung einige Neuregelungen der InsO, die eine Vergrößerung der Insolvenzmasse zur Folge haben sollen. ___________ 362) Verordnung über die Vergütung des Konkursverwalters, des Vergleichsverwalters, der Mitglieder des Gläubigerausschusses und der Mitglieder des Gläubigerbeirats v. 25.5.1960, BGBl. I 1960, 329. 363) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 23; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 2; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 5. 364) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 23, a. A. Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 29, der in dieser Anpassung einen Inflationsausgleich sieht. 365) Amtliche Begründung zu § 2, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 366) Amtliche Begründung A.4., abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 367) Die höchste Stufe sollte unangemessen hohe Vergütungen bei sehr hohen Berechnungsgrundlagen vermeiden, siehe oben, Rn. 205. 368) Amtliche Begründung zu § 2, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 369) Abgesehen von der Umrechnung der Grenzen von Deutsche Mark in Euro. 370) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 2 mit mehreren Rechenbeispielen; Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 179; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 2. 371) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 3 mit Tabelle. 372) Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 3 und 7. 373) Amtliche Begründung zu § 2, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
(3) Umrechnung in Euro 209 Ebenfalls aus historischer Sicht wird angeführt, dass der Verordnungsgeber bei der Währungsumstellung von Deutsche Mark zu Euro die Degressionsstufen im Verhältnis 2:1 umrechnete.374) Korrekt wäre jedoch der amtliche Umrechnungsfaktor von 1,95583.375) Die gerundete Umrechnung habe zu einer „nicht unbeachtliche[n] Reduzierung der Vergütung“376) geführt.
210 Rechnerisch folgt aus der Rundung, dass die Degressionsgrenzen um etwa 2,2 % nach unten verschoben wurden. Dies hat allerdings keine um 2,2 % verminderte Vergütung zur Folge,377) sondern es werden lediglich die Stufen etwas schneller erreicht. Insoweit ist die tabellarische Darstellung von Lorenz378) verwirrend: Diese vergleicht die Vergütung bei einer Berechnungsgrundlage von 50.000 € mit der Vergütung, die sich bei einer Berechnungsgrundlage von 100.000 DM ergab. Korrekterweise müsste man als ersten Betrag in diesem Vergleich 51.129,19 € ansetzen, denn die Insolvenzmasse würde mit dem korrekten Faktor umgerechnet.379) Die tatsächliche Auswirkung auf die Regelvergütung schwankt mit der konkreten Berechnungsgrundlage und liegt immer deutlich unter 2,2 %. Daher sollte eher von einer „minimalen Reduzierung der Vergütungssätze“380) gesprochen werden.
(4) Preissteigerung 211 Die überwiegende Kritik stützt sich auf eine fehlende Anpassung der Vergütung seit Erlass der InsVV. So wird zunächst argumentiert, bereits der vierfache Regelsatz der VergVO, an dem sich die InsVV von 1999 orientiert, basiere eigentlich auf dem Lohnniveau von 1989.381) Hier habe sich der Verordnungsgeber bewusst entschieden, ___________ 374) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 3; Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 30; die Umstellung erfolgte durch Art. 12 des Gesetzes zur Einführung des Euro in Rechtspflegegesetzen und in Gesetzen des Straf- und Ordnungswidrigkeitenrechts, zur Änderung der Mahnvordruckverordnungen sowie zur Änderung weiterer Gesetze v. 13.12.2001, BGBl. I 2001, 3574. 375) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 3. 376) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 30; kritisch insoweit auch Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 180; kritisch auch Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 8. 377) Anders aber: Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 63 Rn. 49; Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 2 InsVV 4a. 378) Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 9 und 10. 379) Einige Autoren folgern aus dieser Aufstellung, dass sich der Umrechnungsverlust vor allem in den hohen Degressionsstufen auswirkt, z. B. Winkler, Angemessenheit der Vergütung des Insolvenzverwalters, 2017, S. 180; Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 30. 380) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 3. 381) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 29; Lorenz, in: Lorenz/ Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 6.
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III. Zu- und Abschläge
eine eigentlich nötige Anpassung um 21,2 % nicht vorzunehmen.382) Doch auch seit Inkrafttreten der InsVV hätten sich die Lebenshaltungskosten erheblich erhöht, ohne dass die Regelsätze des § 2 Abs. 1 InsVV angepasst wurden.383) Zimmer spricht verschiedene Indizes an, die eine Preissteigerung in den Jahren 1998 bis 2015 zwischen 27 und 33 % angeben.384) Die Situation beschreibt er als „bereits derart kafkaesk, dass ihr kaum noch mit wissenschaftlicher Argumentation beizukommen ist“385). Diskutiert wird nun, ob mit der Preisentwicklung auch die Berechnungsgrundlagen 212 steigen und dies die Entwertung der Vergütung kompensiert.386) Da § 2 Abs. 1 InsVV keinen linearen sondern vielmehr einen degressiven Zusammenhang zwischen Berechnungsgrundlage und Vergütung festlegt, kann eine entsprechende Vergrößerung der Insolvenzmassen den Wertverfall nicht voll ausgleichen: Bei einer höheren Berechnungsgrundlage werden die Degressionsstufen früher erreicht, so dass die Vergütung nicht in gleichem Maße wächst. Analog zur „kalten Progression“ im Steuerrecht könnte man von einer (inflationsbedingten) „kalten Degression“ sprechen. Der genaue Effekt hängt von der Höhe der Berechnungsgrundlage ab. Haarmeyer/ Mock errechnen für eine angenommene Preissteigerung von 30 % eine Minderung der Vergütung zwischen 14 % und 0,74 %.387) Allerdings bezweifeln einige Autoren, dass die Massen überhaupt entsprechend 213 gewachsen sind.388) Graeber/Graeber werteten Pressemitteilungen des Statistischen Bundesamts aus, in denen die Anzahl der Insolvenzverfahren und die gesamte Masse über mehrere Zeiträume von jeweils vier Jahren ausgewiesen werden.389) Sie stellten keine Erhöhung der durchschnittlichen Insolvenzmasse pro Verfahren fest. Allerdings wurde lediglich eine Entwicklung über vier Jahre untersucht und dabei eine erhebliche Schwankung des Durchschnittswertes festgestellt (zwischen 1.689 € und 2.791 € pro Verfahren). Aussagen über einen möglichen Trend sind daher zweifelhaft. Dass der Wert der Insolvenzmassen in gleichen Insolvenzverfahren grundsätzlich der Preisentwicklung folgt, erscheint dagegen plausibel. Eine andere Frage ist in diesem Zusammenhang, inwieweit sich die Struktur der Verfahren zum Nachteil der Insolvenzverwalter entwickelt hat. ___________ 382) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 32; für eine bewusste Entscheidung auch Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 36. 383) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 33; Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 36 ff.; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 5. 384) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 36 ff. 385) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 40. 386) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 37; Haarmeyer/Mock, ZInsO 2018, 573 (574 ff.). 387) Haarmeyer/Mock, ZInsO 2018, 573 (575). 388) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 37a. 389) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 2 Rn. 98.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
214 Der IX. Zivilsenat hatte sich in den Jahren 2005, 2014, 2015 und 2020 mit der Frage auseinanderzusetzen, ob die Vergütungssätze der InsVV aufgrund der allgemeinen Preissteigerung nun unangemessen niedrig und deshalb verfassungswidrig sind. Dies wurde stets verneint.390) Aktuelle landgerichtliche Entscheidungen teilen diese Auffassung.391)
(5) Erweiterte Aufgaben 215 Schließlich wird angeführt, die Aufgaben und Pflichten der Insolvenzverwalter seien mittlerweile erheblich umfangreicher als bei Erlass der InsVV.392) Da für viele dieser Aufgaben kein Zuschlag gewährt werde, könnten die Regelsätze nicht auf dem Stand von 1999 verbleiben.393) Diese Kritik verdeutlicht, dass die Angemessenheit der Regelvergütung letztlich nicht völlig isoliert betrachtet werden kann. Entscheidend ist nicht nur, mit welchem Betrag ein Normalverfahren vergütet wird, sondern auch, wie umfangreich die Definition dieses Normalfalls ausfällt. Eine angemessene Regelvergütung kann man also letztlich nur festlegen, wenn zugleich feststeht, welche Tätigkeiten damit abgegolten sind – oder von der anderen Seite betrachtet: wofür daneben Zu- und Abschläge anzusetzen sind.
(6) Kostenquote 216 Für die Beurteilung der (wirtschaftlichen) Angemessenheit wären auch gesunkene Kosten der Insolvenzverwalter zu berücksichtigen.394) Einzelne Autoren fordern deshalb, dass Kanzleien ihre Kostenstruktur offenlegen.395) Eine geringere Kostenquote könnte andere eingetretene Nachteile wieder kompensieren. Die Ausführungen des BGH in einem Beschluss vom 4.12.2014 legen nahe, dass der Senat von verringerten Kosten ausgeht.396) Zimmer kritisiert, dass keinerlei empirische Belege für diese Entwicklung genannt würden.397) Eine Effizienzsteigerung – insbesondere durch den Einsatz von EDV – sei nicht nur unbewiesen, sondern sogar widerlegbar.398) So habe eine weitere geleistete Arbeitsstunde im Jahr 2014 einen deutlich geringeren ___________ 390) BGH, Beschluss v. 4.12.2014 – IX ZB 60/13, NZI 2015, 141; BGH, Beschluss v. 5.3.2015 – IX ZB 48/14, InsbürO 2015, 368; BGH, Beschluss v. 20.1.2005 – IX ZB 134/04, NJW 2005, 1508; BGH, Beschluss v. 17.9.2020 – IX ZB 29/19, NZI 2020, 1010. 391) LG Hamburg, Beschluss v. 7.1.2019 – 326 T 118/16, ZInsO 2019, 637; LG Köln, Beschluss v. 13.5.2019 – 13 T 167/18. 392) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 2 Rn. 95; Graeber, ZInsO 2019, 1590 (1593). 393) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 2 Rn. 96. 394) BGH, Beschluss v. 4.12.2014 – IX ZB 60/13, NZI 2015, 141, Rn. 16. 395) Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1620); Lissner, ZInsO 2020, 2688 (2693 f.). 396) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 61. 397) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 61 f.; kritisch auch Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2334 f.). 398) Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 64; Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2335) stellt dar, dass die softwarebasierte Ermittlung von Anfechtungsansprüchen keine erhebliche Ersparnis bringt.
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III. Zu- und Abschläge
Anteil zum Brutto-Inlandsprodukt beigetragen als noch 1971; außerdem schaffe EDV teilweise mehr neue Arbeit, als dadurch Aufwand vermieden werde. Für belastbare Aussagen darüber, wie sich die Effizienz von Verwalterbüros entwickelt hat, erscheinen diese Erkenntnisse jedoch zu pauschal. Auch bei dieser Frage müssten mögliche Zu- und Abschläge mit in den Blick ge- 217 nommen werden: Soweit Arbeitserleichterungen bereits durch einen Abschlag ausgeglichen werden, können sie keine Kompensation für eine gesunkene Regelvergütung darstellen.
(7) Würdigung Auch wenn einzelne Argumente relativiert werden müssen, lässt die Diskussion 218 eine deutliche Verschlechterung der Vergütungssituation plausibel erscheinen. Letztlich hängt die wirtschaftliche Angemessenheit der Regelvergütung davon ab, welcher Aufwand für die Bearbeitung eines Verfahrens insgesamt anfällt. Gerade zu dieser Frage werden jedoch kaum empirische Informationen vorgebracht.399) So scheint es jedenfalls einen breiten Bereich für das Ausmaß zu geben, in dem man die Regelvergütung als unangemessen empfinden kann. Dabei ist die Angemessenheit der Regelvergütung auch mit der Dogmatik der Zu- und Abschläge verbunden: Der Aufwand, welcher durch die Regelvergütung abgegolten ist, hängt von der Definition des Normalverfahrens ab. Auf die einheitliche Anwendung der Regelungen über Zu- und Abschläge kann 219 sich die Diskussion jedenfalls negativ auswirken.
dd) Bestimmung der Berechnungsgrundlage Schließlich dürfte die Bestimmung von Zu- und Abschlägen davon abhängen, ob man 220 mit Graeber die Vorgaben des § 1 Abs. 2 InsVV zur Bestimmung der Berechnungsgrundlage für unwirksam erachtet.400) Die Unwirksamkeit würde zwei der gesetzlich normierten Zuschlagsgründe in Frage stellen und in vielen Fällen zu einer deutlich erhöhten Berechnungsgrundlage führen. Dem sollte jedoch nicht gefolgt werden.
ee) Zusammenfassung Uneinigkeit besteht bereits bei den Grundlagen des Vergütungssystems. Ob die InsVV 221 in jedem Verfahren eine wirtschaftlich angemessene Vergütung generieren soll (offenes System) oder ob eine Mischkalkulation hingenommen oder sogar beabsichtigt wird (geschlossenes System), ist zentral dafür, wie Abweichungen vom ___________ 399) Kritisch dazu Smid, ZInsO 2014, 1247 (1249); Vill, FS Kübler 2015, S. 741 (746) mit Verweis darauf, dass auch politisch bewertet werden müsste, was überhaupt angemessen ist. 400) Graeber, ZInsO 2018, 141 (146); siehe dazu schon oben, Rn. 143.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Regelsatz zu bestimmen sind. Dies erscheint aber ungeklärt. Auch die Frage, inwieweit es sich um eine Erfolgs- oder um eine Tätigkeitsvergütung handelt, entscheidet darüber, wofür Zu- und Abschläge gewährt werden können. Insofern muss schon an dieser Stelle bezweifelt werden, dass der Rechtsanwendung eine klare und einheitliche Dogmatik zugrunde liegt.
222 Schließlich dürfte die Regelvergütung vor allem durch die allgemeine Preisentwicklung gesunken sein. Es besteht aber keine Einigkeit darüber, in welchem Umfang sich die Situation im Ergebnis verschlechtert hat. Daher ist zu befürchten, dass verschiedene Einschätzungen zu dieser Frage auch dazu führen, dass mögliche Spielräume unterschiedlich ausgefüllt werden.
b) Normalverfahren 223 Zu- und Abschläge nach § 3 InsVV werden gewährt, wenn Besonderheiten des Verfahrens zu einem – verglichen mit einem Normalfall – besonders großen bzw. kleinen Umfang oder einer besonders hohen bzw. niedrigen Schwierigkeit führen. Für ein Normalverfahren sollen ausweislich der Verordnungsbegründung keine Zuschläge gewährt und keine Multiplikatoren angewandt werden.401) Aus § 3 InsVV lassen sich im Umkehrschluss einzelne Charakteristika dieses Normalverfahrens herleiten.402) Darüber hinaus ist jedoch unklar, wie der Normalfall als Vergleichsmaßstab im Einzelnen beschrieben werden kann; insbesondere existiert keine gesetzliche Definition.403)
aa) Merkmale 224 Häufig wird ein Normalverfahren anhand bestimmter Kriterien definiert. Derartige Kriterien sollen erstmals von Eickmann im Jahr 1984 zusammengestellt, von Haarmeyer/Wutzke/Förster erweitert worden sein404) und finden sich nun in ähnlicher Form in einigen Kommentierungen. Wenn die tatsächlichen Merkmale eines Verfahrens über die Kriterien des Normalfalls hinausgehen, sind Zuschläge festzusetzen; bleiben sie dahinter zurück, sind Abschläge angezeigt. Auf das Zusammentreffen mehrerer Abweichungen wird später noch eingegangen.
225 Der Normalfall wird in der Literatur meist mit Hilfe der Begriffspaare qualitativ/quantitativ bzw. subjektiv/objektiv beschrieben: Aus qualitativer Sicht soll ein Normalverfahren vorliegen, wenn der Insolvenzverwalter einen bestimmten Auf___________ 401) Amtliche Begründung zu § 2, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 402) Vgl. zum Normalfall nach der VergVO Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 2 Rn. 7. 403) Statt vieler Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 29. 404) Vgl. Nowak, in: MüKo-InsO, 2. Aufl. 2007, § 2 InsVV Rn. 3 mit Nachweisen; Graeber, NZI 2013, 574 (575); Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 11.
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III. Zu- und Abschläge
gabenkatalog mit einem durchschnittlichen Aufwand erfüllt.405) Dabei soll es sich um Tätigkeiten handeln, die dem Verwalter aufgrund gesetzlicher Vorschriften zugewiesen sind oder aus seiner Rechtsstellung folgen – diese werden auch als „Regelaufgaben“ bezeichnet. Ergänzt wird dies durch quantitative Kriterien, die sich auf das Verfahren beziehen.406) In den Termini des § 63 Abs. 1 S. 3 InsO beschreiben qualitative Merkmale also eher den Umfang des Normalfalls, während die quantitativen Merkmale die Schwierigkeit festlegen.407) Nach Prasser/Stoffler sollen sich die quantitativen Merkmale aus empirischen Erkenntnissen und Entwicklungen der Praxis ergeben.408) Während die Aufstellung der quantitativen Kriterien bei Haarmeyer/ Wutzke/Förster tatsächlich nur zählbare Merkmale enthält, finden sich in anderen Kommentierungen409) darunter auch dichotome Merkmale, also solche, die entweder vorliegen können oder nicht (z. B. „ohne Übertragung des Zustellwesens“410)). Nowak bezeichnet dagegen die Aufgaben des Verwalters als subjektive Kriterien, 226 während sich objektive Kriterien auf das Verfahren beziehen sollen.411) Einige der als objektiv aufgelisteten Kriterien werden von Haarmeyer/Wutzke/Förster bei der Beschreibung des qualitativen Aufgabenkatalogs genannt.412) Da ein Merkmal des Verfahrens meist mit einer Aufgabe des Verwalters verknüpft ist, erscheint eine klare Zuordnung der Kriterien schwierig.413) Nach Auffassung einiger Autoren umfasst der Normalfall aus qualitativer Sicht die 227 folgenden Tätigkeiten.414) Diese entsprechen der Kommentierung von Haarmeyer/ Wutzke/Förster kurz nach Erlass der InsVV:
Inbesitznahme und Sicherung der Masse
Erstellung von Masseverzeichnis und Vermögensübersicht unter Rückgriff auf geeignete Aufzeichnungen und einen kooperativen Schuldner
___________ 405) 406) 407) 408) 409) 410) 411) 412) 413) 414)
Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 2 Rn. 11 ff. Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 2 Rn. 24 ff. Vgl. die Differenzierung der Gründe bei Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 5. Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 62 f. Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 62; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 7. Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 62. Nowak, in: MüKo-InsO, 2. Aufl. 2007, § 2 InsVV Rn. 3 f. Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 2 Rn. 12 ff. So auch Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 61. Nowak, in: MüKo-InsO, 2. Aufl. 2007, § 2 InsVV Rn. 4; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 8; Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 2 InsVV Rn. 28; Lorenz, in: Lorenz/ Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 25; Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 2 Rn. 12 ff.; ähnlich Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 63; Amberger, in: Leonhardt/Smid/Zeuner, InsVV, 2014, § 2 Rn. 11.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Buchhaltung (insolvenzrechtlich und handels- bzw. steuerrechtlich) unter Rückgriff auf eine ordentliche Buchführung
Entscheidung über die Fortführung oder Stilllegung des Unternehmens
Erstellung des Gläubigerverzeichnisses unter Rückgriff auf einen kooperativen Schuldner und geeignete Unterlagen
Entscheidung über die Abwicklung noch nicht erfüllter Verträge
Prüfung von Anfechtungsmöglichkeiten unter Rückgriff auf geeignete Unterlagen
Prüfung der Aufnahme schwebender Prozesse
Prüfung eingehender Forderungsanmeldungen und Eintragung in die Insolvenztabelle
Entscheidung über Ansprüche der Aus- und Absonderungsberechtigten und Herausgabe bzw. Verwertung in unstreitigen Fällen
Verwertung der Massegegenstände und Verteilung des Erlöses
228 Als quantitative Kriterien werden bei Haarmeyer/Wutzke/Förster die folgenden genannt:
Umsatz bis zu 1,5 Millionen Euro
Verfahrensdauer bis zu zwei Jahre
Prüfung und Verwertung von Fremdrechten im Umfang von 30 % der Schuldenmasse
weniger als 20 Arbeitnehmer
eine Betriebsstätte im Inland
Forderungsanmeldungen von bis zu 100 Gläubigern
Einzug von bis zu 50 Forderungen
bis zu 300 Buchungsvorgänge in der Insolvenzbuchhaltung
229 Diese Kriterien finden sich in ähnlicher Form auch in aktuelleren Kommentierungen.415)
___________ 415) Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 7; Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 2 InsVV Rn. 26; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 2 Rn. 23.
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III. Zu- und Abschläge
Die qualitative Beschreibung gibt zunächst einigermaßen klar einen Tätigkeitsumfang 230 vor. Problematisch erscheint jedoch der Hinweis, dass die Aufgaben im Regelfall einen durchschnittlichen Aufwand erfordern müssen.416) Es bleibt offen, wie dieser zu bestimmen ist. Bei einigen der quantitativen Kriterien fällt auf, dass sie nur obere Grenzen des 231 Normalverfahrens festlegen. Insoweit lässt sich der Beschreibung nicht entnehmen, wann Aufwand und Schwierigkeit geringer als üblich sind, also Abschläge von der Regelvergütung in Betracht kommen. Passend dazu beschreibt Budnik ein Normalverfahren als „durchschnittliches Insolvenzverfahren, bei dem Erhöhungstatbestände nach § 3 Abs. 1 nicht erfüllt sind“417) – auf Abschlagskriterien geht er nicht ein. Büttner kritisiert, dass sich die quantitativen Kriterien des Normalverfahrens empi- 232 risch nicht belegen lassen, obwohl deren Herkunft aus empirischen Untersuchungen teilweise behauptet wird.418) Es existiere lediglich eine einzige empirische Studie aus dem Jahr 1977419), aus der sich die genannten Kriterien aber nicht ergäben.420) Einige der in der Definition genannten Grenzen lägen deutlich über dem empirischen Durchschnitt (Umsatz, Arbeitnehmer).421) Teilweise seien die Kriterien auch schlicht ungeeignet, um damit einen Normalfall zu beschreiben.422) Auch Haarmeyer/Mock kritisieren, dass sich die Kriterien weder aus der Verord- 233 nungsbegründung ergäben noch empirisch belegt seien.423) Mit den „freie[n] Schöpfungen“ werde das Ziel verfolgt, einen einfachen „Idealfall“ als Normalverfahren zu definieren und dadurch möglichst umfassende Erhöhungen der Regelvergütung zu erreichen.424) Die Autoren definieren selbst einen Normalfall, den sie als „empirischen Grundfall“ bezeichnen.425) Die dort beschriebenen Regelaufgaben des Insolvenzverwalters sind umfassender und hängen vom Wert der Insolvenz-
___________ 416) Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 2 Rn. 11. 417) Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 5. 418) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 43; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 62 behaupten, die Merkmale würden aus der tatsächlichen Praxis stammen. 419) Gemeint ist wohl Gessner/Rhode/Strate u. a., Die Praxis der Konkursabwicklung in der Bundesrepublik Deutschland, 1978. 420) Kritisch auch Graeber, NZI 2013, 574 (575). 421) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 44 ff. 422) Etwa die Dauer, Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 54. 423) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 3. 424) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 3; Haarmeyer, ZInsO 2014, 1237 (1238). 425) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 12 ff.
71
Teil 1: Rechtsdogmatik
masse ab.426) Tatsächlich ist jedoch auch diese Beschreibung nicht empirisch gesichert427) und steht daher nur als (weiterer) Vorschlag neben den anderen Kriterien.
234 In der Rechtsprechung fand eine umfassende dogmatische Auseinandersetzung mit dem Begriff des Normalverfahrens bisher nicht statt.428)
bb) Zeitliche Dynamik 235 Die oben dargestellten Kriterien existierten bereits bei Erlass der InsVV im Jahr 1999. Sie sollten also ein gewöhnliches Insolvenzverfahren in diesem Zeitpunkt beschreiben. Offen ist, wie sich neue Pflichten und Veränderungen der Wirklichkeit auf das Normalverfahren auswirken. Es stellt sich die Frage, ob der Normalfall statisch zu einem festen Zeitpunkt bestimmt werden muss, oder ob sich der Begriff dynamisch auf ein gewöhnliches Verfahren unter den aktuellen Verhältnissen bezieht.
236 Haarmeyer/Mock429) und Lissner430) sprechen sich für eine dynamische Definition aus. Das BVerfG hat jedoch zu Zeiten der Konkursordnung entschieden, dass neu zum Aufgabenkreis des Verwalters hinzugekommene Arbeiten von der Regelvergütung nicht abgedeckt sind.431) Dies wird als klares Votum für eine statische Definition des Normalverfahrens betrachtet, die auch heute noch gelte.432) In seiner ständigen Rechtsprechung stellt der BGH darauf ab, „ob die Bearbeitung den Insolvenzverwalter stärker oder schwächer als in entsprechenden Insolvenzverfahren allgemein üblich in Anspruch genommen hat“433). Diese Formulierung ist nicht eindeutig, legt aber eine dynamische Betrachtungsweise nahe.
237 Zwar kann eine statische Definition des Normalfalls vermeiden, dass der Insolvenzverwalter für die gleiche Vergütung immer mehr Aufwand bewältigen muss. Sie verhindert also eine mittelbare Vergütungsminderung. Rein praktisch dürfte es aber für die Beteiligten zunehmend schwierig werden, ein aktuelles Verfahren mit der typischen Situation im Jahr 1999 zu vergleichen. Außerdem hätte die statische Definition bei neuen Aufgaben des Verwalters, die sämtliche Verfahren betreffen, letztlich ___________ 426) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 35 ff.; zur Abhängigkeit des Normalfalls von der Verfahrensgröße siehe unten, ab Rn. 238. 427) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 8a; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 42; Wolgast, in: Schmidt-Sanierungsrecht, 2. Aufl. 2019, Anhang 3 Rn. 77 spricht von einem weiteren, subjektiv geprägten „Idealfall“. 428) Vgl. Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 40. 429) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 4 f. 430) Lissner, ZInsO 2020, 2299 (2304). 431) BVerfG, Kammerbeschluss v. 9.2.1989 – 1 BvR 1165/87, ZIP 1989, 382. 432) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 13; auch Keller, ZIP 2014, 2014 (2020); Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 3; Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2334). 433) BGH, Beschluss v. 11.5.2006 – IX ZB 249/04, NZI 2006, 464, Rn. 42; BGH, Beschluss v. 24.6.2003 – IX ZB 453/02, NZI 2003, 547 (548), juris Rn. 9 f.
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III. Zu- und Abschläge
doch pauschale Zuschläge zur Folge. Solche wollte der Verordnungsgeber gerade vermeiden.434) Allerdings soll dies nach der Entwurfsbegründung ausdrücklich nur „für Normalverfahren“ gelten, deren Definition hier gerade in Frage steht. Insofern ist die Haltung des Verordnungsgebers nicht eindeutig. Außerdem müsste bei einer statischen Definition auch evaluiert werden, ob der Arbeitsaufwand in einzelnen Bereichen generell gesunken ist und deshalb pauschale Abschläge zu berücksichtigen sind. Unsicherheiten schafft schließlich die Frage, inwieweit eine Anpassung der InsVV – wie etwa jüngst durch das SanInsFoG – die Definition des Normalverfahrens „aktualisiert“. Insbesondere bei einer Erhöhung der Regelsätze müsste geklärt werden, ob damit einer neuen Normalität Rechnung getragen werden soll oder ob lediglich die Vergütung für das „alte“ Normalverfahren als nicht mehr passend angesehen wird.
cc) Größenabhängigkeit Daneben ist fraglich, ob die Kriterien des Normalverfahrens für jedes Verfahren in 238 gleicher Weise gelten oder ob hier Besonderheiten zu beachten sind. Die Aufstellungen in der Literatur enthalten häufig starre Grenzen (z. B. „bis zu 300 Buchungsvorgänge in der Insolvenzbuchhaltung nach Insolvenzeröffnung“435)).436) Für das Merkmal des Jahresumsatzes differenziert Budnik nach der Zahl der Mitarbeiter.437) Einige Autoren weisen ausdrücklich darauf hin, dass abhängig von der Größe des Verfahrens andere Merkmale den Normalfall bilden.438) Teilweise wird dafür (zumindest auch) auf die Branche oder die Art des Unternehmens abgestellt.439) Die Ausführungen einiger Autoren legen nahe, dass bereits der Begriff „Normalfall“ oder „Normalverfahren“ das Gegenteil einer größenabhängigen Definition bezeichnet.440) Hier wird der Terminus allgemeiner, nämlich als Situation ohne Zu- und Abschläge verwendet; insofern kann auch von einem „größenbezogenen Normalfall“ gesprochen werden.
___________ 434) Amtliche Begründung zu §§ 2, 3 InsVV, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 435) Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 7. 436) Für ein statisches Verständnis Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 4. 437) Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 2 InsVV Rn. 7. 438) Riedel, in: Stephan/Riedel, InsVV, 2010, § 2 Rn. 6; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 5 f.; Haarmeyer, ZInsO 2014, 1237 (1245); auch Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2331); Smid, ZInsO 2014, 877 (879) hält die quantitativen Kriterien bei größeren Verfahren für problematisch. 439) Vgl. Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 2 InsVV Rn. 10 f. 440) Vgl. Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 5.
73
Teil 1: Rechtsdogmatik
239 Bezieht man Verfahrensmerkmale in die Definition des Normalfalls ein, kann sinnvollerweise nur die Berechnungsgrundlage eine Rolle spielen:441) Schließlich geht es bei Zu- und Abschlägen darum, Abweichungen von einer – für eine bestimmte Berechnungsgrundlage – pauschalierten Regelvergütung festzulegen. Es stellt sich also die Frage, ob Umfang und Schwierigkeit des vorliegenden Verfahrens von einem Verfahren abweichen, für welches die pauschale Regelvergütung angemessen ist – oder präziser: vom Verordnungsgeber als angemessen angesehen wurde. Deshalb ist der einzig sinnvolle Weg, als Vergleichsmaßstab dasjenige Verfahren zu wählen, für welches die errechnete Regelvergütung vorgesehen ist. Dies ist ein durchschnittliches Verfahren mit der gleichen Berechnungsgrundlage. Andere Kriterien würden kaum zu einem sinnvollen Ausgleich führen. Der BGH stellte häufig darauf ab, ob die Bearbeitung den Insolvenzverwalter stärker als in entsprechenden Verfahren allgemein üblich in Anspruch genommen hat.442) Dies spricht für eine größenbezogene Betrachtung, wobei unklar bleibt, ob dabei (nur) das Merkmal der Berechnungsgrundlage betrachtet wurde.443) Lediglich in einer jüngeren Entscheidung zieht der BGH ausdrücklich den üblichen Aufwand „bei vergleichbaren Massen“444) heran.
240 Dem lässt sich nicht entgegenhalten, dass die mit der Verfahrensgröße wachsenden Anforderungen bereits über die Degression der Staffelsätze berücksichtigt seien.445) Die Degression trägt lediglich der Tatsache Rechnung, dass der Aufwand mit steigender Insolvenzmasse nicht linear wächst.446) Henkel führt als Beispiel an, dass Verwalter in Großverfahren häufig auf viele gut qualifizierte Mitarbeiter zurückgreifen können, was die Abwicklung vereinfache.447) Es erscheint wenig plausibel, bei einem Verfahren mit einer Masse von 50 Millionen Euro die gleiche Mitarbeiterzahl als Normalfall anzusehen wie bei einem Verfahren, bei dem die Berechnungsgrundlage nur 20.000 Euro beträgt – denn ansonsten würden, je nach Festlegung des Merkmals, ab einer bestimmten Verfahrensgröße Zuschläge in der Praxis die Regel bilden. ___________ 441) So ausdrücklich LG Münster, Beschluss v. 28.5.2019 – 5 T 300/18, ZInsO 2019, 1810 (1811), juris Rn. 8 mit ZustimmungWozniak, jurisPR-InsR 18/2019, Anm. 2; Haarmeyer, ZInsO 2016, 2057 (2062 f.) bezeichnet immerhin die Berechnungsgrundlage als wichtigsten Faktor für die Zuschlagsgewährung; so wohl auch Lissner, ZInsO 2020, 2299 (2300). 442) Z. B. BGH, Beschluss v. 24.7.2003 – IX ZB 607/02, NZI 2003, 603; BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682, Rn. 10; BGH, Beschluss v. 22.6.2017 – IX ZB 65/15, NZI 2017, 732, Rn. 7. 443) Vgl. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 27; auch Wolgast, in: Schmidt-Sanierungsrecht, 2. Aufl. 2019, Anhang 3 Rn. 78 merkt an, dass unklar bleibt, wie die vergleichbaren Verfahren zu bestimmen sind. 444) BGH, Beschluss v. 21.9.2017 – IX ZB 28/14, NZI 2017, 988, Rn. 24. 445) In diese Richtung Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 2 InsVV Rn. 11; Wolgast, in: SchmidtSanierungsrecht, 2. Aufl. 2019, Anhang 3 Rn. 75; Steh, in: Graf-Schlicker, InsO, 5. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 5, anders noch Keller, FS Görg 2010, S. 247 (255). 446) Z. B. Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 2 Rn. 98 und 191. 447) Henkel, ZInsO 2016, 2330 (2331).
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III. Zu- und Abschläge
Problematisch wäre auch die Zuschlagsbemessung: Vergleicht man den tatsächlichen Aufwand in einem großen Verfahren mit dem eines größenunabhängigen Normalverfahrens, dürfte der tatsächliche Aufwand regelmäßig ein Vielfaches betragen. In Großverfahren kämen dann gigantische Multiplikatoren zur Anwendung.
dd) Normativität Unklar ist ferner, inwieweit das Normalverfahren empirisch aus der Wirklichkeit 241 ermittelt werden soll und inwieweit es durch Vorgaben in der Verordnung normativ bestimmt wird. In § 3 InsVV werden für bestimmte Situationen Zu- und Abschläge vorgeschrieben. Der Verordnungsgeber legt damit einzelne Merkmale unabhängig davon fest, ob dies einem empirischen Durchschnitt entspricht. Beispielsweise soll der Normalfall ein Verfahren darstellen, in dem kein vorläufiger Insolvenzverwalter tätig war (vgl. § 3 Abs. 2 lit. a InsVV). Daneben könnte auch die Degression der Regelsätze herangezogen werden, um 242 den Aufwand abzuschätzen, den der Verordnungsgeber für Normalverfahren vorgesehen hat.448) Der typische Arbeitsaufwand wächst dann mit der Berechnungsgrundlage in unterschiedlicher Geschwindigkeit – je nach Größe des Verfahrens: Eine Berechnungsgrundlage von 100.000 € führt zu einer Regelvergütung von 19.750 €, während die Regelvergütung bei einer Masse von 200.000 € dann 26.750 € beträgt. Daraus lässt sich die Annahme des Verordnungsgebers ableiten, dass sich der Gesamtaufwand in typischen Verfahren mit den genannten Berechnungsgrundlagen um etwa ein Drittel unterscheidet. Dabei handelt es sich natürlich nur um sehr grobe Abschätzungen. Zwar fehlt es noch immer an einer Festlegung eines absoluten „Referenzaufwands“ – allerdings liefert die Überlegung zumindest einen Maßstab zum Vergleich zweier Verfahren. Es stellt sich die Frage, ob dies zur normativen Definition des Normalfalls heran- 243 gezogen werden kann. Dafür spricht, dass ein durchschnittliches Verfahren rein empirisch kaum bestimmbar ist. Deshalb sollten alle Anhaltspunkte über die Vorstellung des Verordnungsgebers berücksichtigt werden. Problematisch wird dies jedoch, wenn man von einem geschlossenen System mit einer Querfinanzierung der kleinen Verfahren durch große Verfahren ausgeht.449) Die Regelvergütung wäre dann gerade nicht dazu bestimmt, den typischen Arbeitsaufwand abzubilden, sondern würde bei großen Verfahren mehr als den tatsächlich typischen Aufwand vergüten. Ebenfalls problematisch ist der Hinweis in der Verordnungsbegründung, durch die starke Degression in höheren Vergütungsstufen sollten exorbitante Vergütungen ___________ 448) Im Ansatz Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 27, der die degressiv steigende Regelvergütung als zutreffenden Anhaltspunkt für die Arbeitsbelastung in Abhängigkeit von der Berechnungsgrundlage ansieht. 449) Siehe oben, ab Rn. 195.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
verhindert werden: Dies lässt sich so verstehen, dass trotz eines eigentlich höheren Aufwands nur eine geringere Mehrvergütung gewährt werden soll.
ee) Zusammenfassung 244 Sollen Zu- und Abschläge in Abhängigkeit von Umfang und Schwierigkeit eines Verfahrens festgesetzt werden, setzt dies bereits logisch eine „normale“ Situation als Vergleichsmaßstab voraus.450) Der Verordnungsgeber selbst hat diese Situation als Normalverfahren beschrieben.
245 Aus dogmatischer Sicht zeichnet die obige Diskussion allerdings ein prekäres Bild: Nicht nur fehlt es an einer anerkannten und handhabbaren Definition des Normalverfahrens. Es ist auch unklar, wie der Normalfall zu bestimmen wäre, wenn alle erdenklichen empirischen Informationen zur Verfügung stünden. Gleichwohl wird ein fiktives451) Normalverfahren von mehreren Autoren in ähnlicher Weise mittels qualitativer und quantitativer Kriterien definiert. Da für einige Kriterien keinerlei Grundlage existiert, erscheint diese Beschreibung teilweise willkürlich. Haarmeyer/ Mock sprechen von einer „interessengeleiteten ‚Erfindung‘“452), wobei auch der von ihnen als Alternative beschriebene „empirische Grundfall“ nicht vollständig empirisch basiert ist.
246 Über den Normalfall muss Klarheit herrschen, damit Zu- und Abschläge überhaupt bestimmt werden können.453) Ansonsten hängen diese „in der Luft“.454) Der Verweis auf eine Einzelfallentscheidung455) hilft kaum weiter, denn auch im Einzelfall ist ein Vergleichsmaßstab notwendig. Im Zweifel wäre eine schlichte gesetzliche Festlegung erforderlich.456) Einige Autoren weisen jedoch darauf hin, dass sich ein Normalfall aufgrund der zahlreichen Variationen aller Insolvenzverfahren überhaupt nicht definieren lasse.457) Eine besondere Schwierigkeit ergebe sich aus den verschiedenen Verfahrensarten mit unterschiedlichen Zielen.458)
___________ 450) Graeber, NZI 2013, 574 (576). 451) Kritisch dazu Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 43; Riedel, in: MüKoInsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 4; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 3. 452) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 28. 453) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 12; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 4; Graeber, NZI 2013, 574 (576); Holzer, NZI 2013, 1049 (1052). 454) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 29. 455) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 12; auch Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 5 der aber auf „entsprechende Insolvenzverfahren“ verweist. 456) Graeber, NZI 2013, 574 (575 f.) – die ebenfalls vorgeschlagene empirische Erhebung würde nicht weiterhelfen, da bereits Unklarheit über Zeitpunkt und Größenbezogenheit besteht. 457) Z. B. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 12. 458) Graeber, NZI 2013, 574 (576).
76
III. Zu- und Abschläge
c)
Zu- und Abschlagsgründe
Weicht das konkrete Verfahrens von den Vorgaben des Normalfalls ab, kann dies 247 einen Zuschlag oder Abschlag rechtfertigen.459) Zu- bzw. Abschlagsgründe und die Kriterien zur Beschreibung des Normalfalls hängen also untrennbar zusammen.
aa) Tatbestände Häufig wird bei den Abweichungen in Literatur und Rechtsprechung von Zuschlags- 248 oder Erhöhungstatbeständen auf der einen Seite und Abschlags- oder Kürzungstatbeständen auf der anderen Seite gesprochen,460) von denen jeweils auch mehrere kumulativ erfüllt sein können. Diese Terminologie ist jedoch nicht präzise: Nach der gesetzlichen Konzeption ist lediglich entweder eine höhere oder eine niedrigere Vergütung als die Regelvergütung des § 2 InsVV festzusetzen. Damit existieren eigentlich nur die beiden Tatbestände „größerer Umfang und/oder höhere Schwierigkeit“ und „kleinerer Umfang und/oder niedrigere Schwierigkeit“,461) die in der Begründung zur InsVV als gestiegener bzw. geminderter Aufwand bezeichnet werden.462) Es ist stets im Einzelfall zu ermitteln, ob der gesamte Arbeitsaufwand des Verwalters im Vergleich zu einem Normalverfahren463) tatsächlich gestiegen oder gemindert ist.464) Deshalb werden die einzelnen Zuschlagsgründe teilweise auch – richtiger – als „Zuschlagsfaktoren“465) oder „Zuschlagskriterien“466) bezeichnet. Prozessual stellen diese Faktoren Beweisangebote für die beiden Tatbestände Mehroder Minderaufwand dar.467) Die Ermittlung eines real gestiegenen oder geminderten Arbeitsaufwands setzt voraus, 249 dass sowohl der tatsächliche als auch der „normale“ Aufwand für ein Verfahren bekannt sind. Ersterer ließe sich theoretisch präzise bestimmen, z. B. mittels Erfassung der Arbeitszeiten, die auf die Verfahrensbearbeitung entfallen. Der übliche Aufwand, also der Umfang eines Normalverfahrens, ist dagegen unklar. Deshalb erlaubt es die vorgesehene Vorgehensweise von vornherein nicht, Abweichungen vom Regelsatz
___________ 459) Vgl. z. B. Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 3. 460) Z. B. BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682, Rn. 10; Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 21 ff. 461) Vgl. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 21. 462) Amtliche Begründung zu § 3, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 463) Der BGH spricht von „in entsprechenden Insolvenzverfahren allgemein üblich”, z. B. BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682, Rn. 10. 464) Vgl. z. B. BGH, Beschluss v. 16.9.2010 – IX ZB 154/09, ZIP 2010, 2056, Rn. 8. 465) Z. B. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 11; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 21. 466) Amtliche Begründung zu § 3, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III; Haarmeyer/ Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 53. 467) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 21.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
objektiv zu bestimmen. Diese können letztlich nur durch eine subjektive Bewertung festgelegt werden.468)
250 Dabei liegt es für die Beteiligten nahe, die einzelnen möglichen Erschwernis- oder Erleichterungsgründe in den Vordergrund zu stellen und sich dabei an Vergleichsfällen zu orientieren. Keller spricht insoweit von „typisierenden Fallgruppen […], die regelmäßig eine Erschwernis oder eine Erleichterung für den [Insolvenzverwalter] darstellen“469). Mithilfe dieser Fallgruppen werden einzelne Zu- und Abschläge für ein Verfahren bestimmt. Anders als wohl vom Verordnungsgeber vorgesehen, werden Zu- und Abschlagsfaktoren dadurch eher wie Vergütungspositionen mit flexibler Höhe behandelt. Die umfangreichen Auflistungen von „Zuschlagstatbeständen“ und „Abschlagstatbeständen“ in der Literatur legen ein solches Vorgehen nahe.470) Zwar können die Tatbestände letztlich auch als negative Abgrenzung des Normalverfahrens betrachtet werden. Die Darstellung fokussiert sich aber klar auf die Erschwernis- bzw. Erleichterungsgründe. Eine Aufstellung von Dornieden beschreibt diese Gründe sogar in Form umfangreicher „Checklisten“.471) In einigen Auflistungen sind auch Vorschläge zur Höhe des einzelnen Zu- oder Abschlags enthalten (sog. Faustregeltabellen).472) Dass Zu- und Abschlagsgründe praktisch wie eigene Tatbestände behandelt werden, bestätigt schließlich auch eine Differenzierung von Keller: Die Feststellung eines Erhöhungs- oder Kürzungstatbestands soll objektiv nachprüfbar sein, während es sich bei der Festlegung eines Prozentsatzes um eine tatrichterliche Einzelfallentscheidung handele.473)
251 In der Literatur findet sich die Kritik, es existierten mittlerweile zu viele Zuschlagsgründe – Holzer spricht gar von einer „Explosion der Kriterienkataloge“.474) Nach der Konzeption der Vergütungsverordnung stellt dies eigentlich kein Problem dar, denn es sind zahlreiche Begründungen dafür denkbar, dass der Aufwand in einem Verfahren besonders hoch ist.475) Wie aufgezeigt lassen sich jedoch Abweichungen vom Aufwand eines Normalverfahrens kaum objektiv bestimmen. Insofern besteht tatsächlich die Gefahr, dass sich einzelfallbezogene Begründungen über die Zeit ___________ 468) Vgl. Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 5. 469) Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 4; vgl. auch Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 9 f. 470) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 44 und 54; Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 21 f.; kritisch dazu Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 5. 471) Dornieden, InsbürO 2007, 54 (56 ff.). 472) Siehe unten, ab Rn. 352. 473) Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 2; so auch Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 7. 474) Z. B. Holzer, NZI 2013, 1049 (1052); Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 3 weisen darauf hin, dass in anderen Kommentierungen von einer unbegrenzten Anzahl ausgehen. 475) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 21.
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III. Zu- und Abschläge
als eine Art Tatbestand etablieren und irgendwann automatisch einen Zuschlag „auslösen“.476) Haarmeyer/Mock kritisieren die „Konservierung“477) einmal anerkannter Gründe, die selbst dann noch angewendet würden, wenn die Aufgaben mittlerweile ohne erheblichen zusätzlichen Aufwand erledigt werden könnten. Behandelt man Zu- und Abschlagsgründe faktisch als flexible Vergütungspositionen, 252 ermöglicht dies zumindest einen Vergleich der Festsetzungen in unterschiedlichen Verfahren. Dies schafft immerhin einen Ansatzpunkt für die Begründung und die Kontrolle der Vergütungsfestsetzungen und könnte auf diesem Weg für einheitlichere und besser vorhersehbare Festsetzungen sorgen.478)
bb) Darstellungen Da es sich bei den Abweichungsgründen nach der Konzeption der InsVV nicht um 253 feste Tatbestände handelt, lassen sich Erleichterungen und Erschwernisse auf unterschiedliche Weise darstellen:479) Erstens können Begründungen unterschiedliche Perspektiven auf denselben Sach- 254 verhalt einnehmen. So finden sich auf der einen Seite Zuschläge, die für einen Tätigkeitsbereich gewährt werden, dessen Bearbeitung besonders aufwendig oder anspruchsvoll war. Beispiele sind die Ermittlung oder Durchsetzung von Anfechtungsansprüchen480) oder ein aufwendiger Forderungseinzug481). Auf der anderen Seite tauchen auch Zuschlagsgründe auf, die an eine Erschwernis selbst anknüpfen und dabei häufig mehrere Tätigkeitsbereiche des Insolvenzverwalters betreffen. Beispielsweise wird in mehreren Verfahren ein Zuschlag für eine ungeordnete Unterlagensituation gewährt – diese führt aber regelmäßig gerade zu einem besonderen Aufwand in anderen Bereichen, z. B. bei der Ermittlung von Anfechtungsansprüchen oder dem Forderungseinzug. So heißt es in einer Zeile der Faustregeltabelle bei Lorenz auch ausdrücklich: „Mangelhafte Buchhaltung […], die sich auf alle Bereiche der Tätigkeit des Insolvenzverwalters auswirkt“482). Für dieselben Situationen können also mehrere Darstellungsmöglichkeiten bestehen: Entweder man gewährt einen Zuschlag für jeden erschwerten Tätigkeitsbereich und listet dort jeweils die Erschwernisgründe auf – oder die Erhöhung wird an den Erschwernisgrund selbst geknüpft, bei dem dann erklärt werden muss, welche Tätigkeiten erschwert wurden. ___________ 476) Kritisch Holzer, NZI 2013, 1049 (1052) „haben mittlerweile die Funktion eigener Vergütungstatbestände“. 477) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 55. 478) Nach Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 8 wird die Festsetzung „begründbar und transparent“. 479) Vgl. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 22. 480) Z. B. Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 116. 481) Z. B. Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 38. 482) Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 85.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
255 Zweitens kann die Granularität der Darstellungen variieren: So kann ein Insolvenzgericht auf der einen Seite z. B. einen Zuschlag für „arbeitsrechtliche Themen“ festsetzen, bei dem dann Unterpunkte wie eine Insolvenzgeldvorfinanzierung oder ein Sozialplan erläutert werden. Auf der anderen Seite könnten die einzelnen Aspekte auch als eigene Zuschläge behandelt und jeweils mit einem eigenen Abweichungssatz versehen werden. Auch hier kann der Insolvenzverwalter entscheiden, wie feingliedrig Zuschlagsgründe im Vergütungsantrag aufgeführt werden. Haarmeyer/ Mock sprechen sich dafür aus, dass ein Zuschlag für die Unternehmensfortführung viele Tätigkeiten umfassen müsste, die teilweise als eigene Zuschläge angesehen werden (z. B. „mehrere Betriebsstätten“).483) Die Autoren werfen den Verwaltern dabei eine bewusste „Zerlegungstaktik“ vor, durch die eine möglichst hohe Vergütung erzielt werden soll.484) Aufgrund dieses Vorgehens sollen mittlerweile fast 130 Erhöhungstatbestände existieren. Als problematisch empfindet Haarmeyer, dass etwa für die Übernahme der Arbeitgeberfunktion ein eigener Zuschlag gewährt werde, obwohl diese ohnehin Bestandteil jeder Betriebsfortführung sei.485)
256 Zwar handelt es sich bei den genannten Themen nur um Fragen der Darstellung, die auf den gestiegenen oder geminderten Aufwand für das gesamte Verfahren keinen Einfluss haben sollten. Allerdings lässt sich der gesamte Mehr- oder Minderaufwand nicht objektiv bestimmen und Abweichungsgründe werden teilweise eher wie zuoder abschlagsauslösende Tatbestände behandelt.486) Die beschriebene Flexibilität bei der Begründung birgt daher praktische Risiken für eine vorhersehbare und gleichmäßige Festsetzung: Erstens ist nicht ausgeschlossen, dass unterschiedliche Darstellungen unterbewusst zu unterschiedlichen Entscheidungen führen können. Zum Beispiel könnte die Akzeptanz für mehrere kleine Einzelzuschläge höher ausfallen als für einen großen Gesamtzuschlag mit denselben Begründungen. Zweitens lassen sich auf unterschiedliche Weise begründete Festsetzungen kaum miteinander vergleichen.
cc) Ermessen 257 Während nach § 3 Abs. 1 InsVV in bestimmten Fällen eine höhere Vergütung festzusetzen „ist“, bezeichnet Abs. 2 eine niedrigere Vergütung nur als „gerechtfertigt“. Aufgrund dieser Formulierung wird überwiegend angenommen, die Entscheidung über Zuschläge sei zwingend während im Fall möglicher Abschläge Ermessen bestehe.487) Graeber/Graeber weisen allerdings darauf hin, dass diese Unterscheidung ___________ 483) 484) 485) 486) 487)
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Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 22. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 28a. Haarmeyer, ZInsO 2014, 1237 (1246) spricht insoweit von „eskalierenden Festsetzungen“. Siehe oben, ab Rn. 248. Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 5 f.; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 23; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 143; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 13.
III. Zu- und Abschläge
jedenfalls in der Praxis keine Auswirkung haben dürfe.488) Das Angemessenheitserfordernis des § 63 Abs. 1 InsO gebiete auch die Festsetzung von Abschlägen. Hier lassen sich auch die durch Art. 14 GG geschützten Interessen der Gläubiger und des Schuldners anführen.489)
dd) Erheblichkeitsschwelle Häufig wird gefordert, dass die Abweichungen vom Normalfall eine bestimmte 258 Schwelle überschreiten, um einen Zu- oder Abschlag auszulösen.490) Dadurch sollen „Bagatellabweichungen“491) ausgenommen werden. Nach Auffassung des BGH muss für einen Zuschlag die Abweichung vom Normalfall so signifikant sein, dass ohne die Erhöhung ein Missverhältnis entstünde.492) Meist wird ein Mehr- oder Minderaufwand verlangt, der mindestens zu einer An- 259 passung der Vergütung um 5 % führt, wobei Abweichungen über dieser Schwelle dann in vollem Umfang durch einen Zu- oder Abschlag ausgeglichen werden.493) Aufgrund der unklaren Definition des Normalfalls lassen sich kleine Abweichungen häufig ohnehin kaum sinnvoll feststellen.494) Allerdings erscheint die Grenze in zweifacher Hinsicht problematisch: Erstens ist vor allem bei sehr hohen Vergütungen denkbar, dass auch einmal Zu- und Abschläge unterhalb von 5 % angemessen erscheinen.495) Zweitens wird für die Schwelle meist auf einen einzelnen Zu- oder Abschlagsgrund abgestellt.496) Welche Erschwernisse noch einen (einheitlichen) Grund bilden und wann mehrere Gründe vorliegen, ist jedoch eine reine Darstellungsfrage.497) Teilweise wird – häufig ohne nähere Begründung – zwischen Zu- und Abschlägen 260 differenziert: Eine Reduzierung der Regelvergütung soll erst in Betracht kommen,
___________ 488) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 38b; auch Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 2 f. hält eine Kürzung für zwingend. 489) Siehe oben, Rn. 126. 490) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 16 m. w. N. 491) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 16. 492) Z. B. BGH, Beschluss v. 16.9.2010 – IX ZB 154/09, ZIP 2010, 2056; BGH, Beschluss v. 11.10.2007 – IX ZB 15/07, NZI 2008, 33. 493) BGH, Beschluss v. 11.5.2006 – IX ZB 249/04, NZI 2006, 464, Rn. 24; BGH, Beschluss v. 11.10.2007 – IX ZB 15/07, NZI 2008, 33, Rn. 14; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 16. 494) So Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 16. 495) Heinze, DZWIR 2006, 471 (475) merkt sogar an, dass auch in kleineren Verfahren abgrenzbare Zuschläge existieren können, die nicht immer einen Wert von 5 % erreichen. 496) So wohl Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 16. 497) Siehe oben, Rn. 255.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
wenn der Normalaufwand um 20 % unterschritten wird.498) Für Lütcke ergeben sich die strengeren Anforderungen an einen Abschlag aus dem Prinzip der Querfinanzierung, welches laut BGH dem Vergütungssystem zugrunde liegt.499)
ee) Gesetzliche Abweichungsgründe 261 Die InsVV nennt mehrere Gründe für Abweichungen von der Regelvergütung, wobei die Aufzählungen lediglich beispielhaft sind. Eine nähere Betrachtung soll zeigen, inwieweit der Verordnungsgeber hier klare, handhabbare und konsequente Vorgaben geschaffen hat.
(1) Zuschläge 262 § 3 Abs. 1 InsVV zählt fünf Situationen auf, die zu einer höheren Vergütung führen. Nach dem Wortlaut der Vorschrift wird lediglich normiert, wann ein Zuschlag festzusetzen ist. Teilweise lassen sich den Beschreibungen aber auch Vorgaben zur Höhe des Zuschlags entnehmen.
(a) Aus- und Absonderungsrechte 263 Die Regelvergütung ist zu erhöhen, wenn die Bearbeitung von Aus- und Absonderungsrechten einen erheblichen Teil der Tätigkeit des Insolvenzverwalters ausgemacht hat, ohne dass ein entsprechender Mehrbetrag nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 angefallen ist (§ 3 Abs. 1 lit. a InsVV).
264 Diskutiert wird bereits, was unter der Bearbeitung zu verstehen ist. Die Verordnungsbegründung legt nahe, dass der Zuschlag nur Konstellationen erfassen soll, in denen der Insolvenzverwalter das Absonderungsgut nicht selbst verwertet hat und deshalb auch keine Vergütung nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 S. 2 InsVV erhält.500) Daher beschränken einige Autoren den Anwendungsbereich des Zuschlagsgrunds auf die Prüfung von Aus- oder Absonderungsrechten, bei denen keine Verwertung durch den Insolvenzverwalter erfolgte.501) Andere Autoren zählen zumindest die Verwertung selbst nicht zum Anwendungsbereich.502) Es erscheint jedoch problematisch, dass ___________ 498) Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 191; a. A. Amberger, in: Leonhardt/Smid/Zeuner, InsVV, 2014, § 3 Rn. 82. 499) Lütcke, NZI 2019, 367 (368 f.). Das erscheint jedoch nicht zwingend. Die Querfinanzierung ließe sich schon dadurch erreichen, dass in großen Verfahren für den Normalfall eine Vergütung gezahlt wird, die aus wirtschaftlicher Sicht unangemessen hoch ausfällt – selbst wenn diese durch Abschläge reduziert wird, soweit der Aufwand unter dem Normalaufwand liegt. 500) Amtliche Begründung A.4, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III; so Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 52. 501) Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 72; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 19. 502) Z. B. Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 19; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 71.
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III. Zu- und Abschläge
eine aufwendige Auseinandersetzung mit den Drittrechten außer Betracht bleiben soll, sobald ein sehr geringer oder sogar symbolischer Verwertungserlös vorliegt.503) Aus diesem Grund legen der BGH und andere Autoren das Merkmal der Befassung weit aus und erfassen auch die Verwertung.504) Eine Vergütungserhöhung nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV wird dann mittels Vergleichsrechnung auf den Zuschlag angerechnet.505) Dem Wortlaut nach erfordert der Zuschlag dann, dass der Aufwand des Insolvenz- 265 verwalters für die Bearbeitung eine bestimmte Schwelle überschreitet. Diese soll vom Umfang der sonstigen Tätigkeit abhängen („erheblichen Teil der Tätigkeit“) – die Vorschrift legt insoweit also einen größenbezogenen Normalfall nahe.506) Dabei ist unklar, welche anderen Tätigkeiten zu diesem Vergleichsmaßstab zählen: Mit Blick auf Sinn und Zweck des Zuschlagsgrunds spricht sich Zimmer dafür aus, nur solche Aufgaben zu erfassen, welche ebenfalls die Verwaltung und Verwertung der Masse betreffen.507) Das Merkmal „einen erheblichen Teil der Tätigkeit“ sei aber weitestgehend unbrauchbar. Tatsächlich beschreibt das Merkmal wohl eine typische Situation für den Zuschlag; 266 es kann aber in beide Richtungen keine Abgrenzung leisten: Erstens sind einfache Verfahren denkbar, die in jeder Hinsicht – in Relation zur Vergütung – kaum Aufwand bereiten. Selbst wenn die Bearbeitung der Drittrechte im Vergleich zu den sonstigen Tätigkeiten dann eher einen großen Anteil ausmacht, soll dies wohl kaum zu einem Zuschlag führen. Zweitens ist vorstellbar, dass ein Verfahren für die Vergütung in jeder Hinsicht sehr aufwendig ist, z. B. alle Tätigkeiten etwa doppelt so viel Aufwand erfordern wie gewöhnlich. Ein Zuschlag für die Bearbeitung von Aus- und Absonderungsrechten sollte dann nicht daran scheitern, dass der Anteil am Gesamtaufwand nicht deutlich erhöht ist. Der BGH und Teile der Literatur wollen einen Zuschlag gewähren, wenn die Be- 267 arbeitung der Aus- und Absonderungsrechte den Verwalter tatsächlich über das gewöhnliche Maß hinaus in Anspruch nimmt.508) Unklar ist, inwieweit es dabei auf den (ungeeigneten) Vergleich zu den sonstigen Aufgaben im vorliegenden Verfahren ankommen soll.509) Der Normalfall soll sich jedenfalls nicht dadurch pauschal beschreiben lassen, dass ein bestimmter Anteil der Massegegenstände mit Drittrechten ___________ 503) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 52. 504) BGH, Beschluss v. 24.7.2003 – IX ZB 607/02, NZI 2003, 603 (604), juris Rn. 8; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 53 („Prüfung und Abwicklung“); vgl. auch Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 16. 505) Siehe unten, Rn. 340. 506) Zum Merkmal der Größenbezogenheit siehe oben, ab Rn. 238. 507) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 55. 508) BGH, Beschluss v. 24.7.2003 – IX ZB 607/02, NZI 2003, 603; BGH, Beschluss v. 21.2.2008 – IX ZB 232/06; BGH, Beschluss v. 13.7.2006 – IX ZB 104/05, BGHZ 168, 321; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 56; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 16. 509) Ausdrücklich dafür Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 48.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
belastet ist.510) Vielmehr müsse der tatsächliche Arbeitsaufwand gegenüber dem Normalfall höher ausfallen. Danach ist also im Einzelfall zu begründen, wodurch der Aufwand in welchem Maße gestiegen ist. Hier kommt die Problematik zum Tragen, dass sich ein gewöhnlicher Aufwand kaum ermitteln lässt.
268 Schließlich kommt ein Zuschlag nach der Formulierung in der Verordnung nur in Betracht, wenn kein entsprechender Mehrbetrag nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV angefallen ist. Soweit die Literatur einen Zuschlag nicht bereits ablehnt, wenn ein Verwertungserlös angefallen ist, wird § 3 Abs. 1 lit. a InsVV a. E. als Vorgabe für die Höhe des Zuschlags behandelt: Im Rahmen einer Vergleichsrechnung511) ist der Zuschlag für den Mehraufwand genau um den Betrag der Vergütungserhöhung zu kürzen.512) So soll eine doppelte Kompensation des Aufwands vermieden werden.513)
(b) Unternehmensfortführung/Hausverwaltung 269 Hat der Verwalter Unternehmen fortgeführt oder Häuser verwaltet, ohne dass die Masse entsprechend größer geworden ist, muss ein Zuschlag festgesetzt werden (§ 3 Abs. 1 lit. b InsVV).
270 Ein Gewinn aus der Unternehmensfortführung erhöht die Berechnungsgrundlage (§ 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 2 lit. b InsVV) und damit auch die Regelvergütung. Wenn die Mehrvergütung den Aufwand für die Fortführung nicht angemessen kompensiert, ist ein Zuschlag festzusetzen.514) Die Formulierung des Zuschlagsgrundes legt nahe, dass bereits jegliche Tätigkeit im Rahmen der Fortführung nur dann von der Regelvergütung abgedeckt wird, wenn dadurch eine angemessene Vergütungserhöhung erzielt wird.515) Einige Autoren sind deshalb der Auffassung, dass die Unternehmensfortführung nicht zum Normalverfahren gehört und daher keine Regelaufgabe darstellt.516) Teilweise wird für einen Zuschlag dagegen zusätzlich gefordert, dass die
___________ 510) BGH, Beschluss v. 24.7.2003 – IX ZB 607/02, NZI 2003, 603; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 57; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 67; a. A. Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 21, Grenze bei 30 %. 511) Kritisch dazu unten, ab Rn. 340. 512) Beispiele bei Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 52; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 17. 513) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 52; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 69 will den Feststellungskostenbeitrag nicht in den Wert des unbelasteten Vermögens einbeziehen; außerdem soll sich der Zuschlag nur auf die Regelvergütung ohne den auf 50 % begrenzten Feststellungskostenbeitrag beziehen. 514) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 55. 515) So Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 79. 516) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 88; Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 21; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 23; a. A. Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 53.
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III. Zu- und Abschläge
Tätigkeiten den Insolvenzverwalter in erheblichem Umfang in Anspruch genommen haben.517) Der Zuschlag wird abstrakt bestimmt und im Rahmen einer Vergleichsrechnung 271 insoweit gekürzt, als die Regelvergütung aufgrund der erhöhten Berechnungsgrundlage höher ausfällt.518) In der Literatur findet sich die Kritik, dass dadurch gerade eine besonders erfolgreiche Fortführung zu geringeren Zuschlägen führt als eine defizitäre.519) Dies erscheint jedoch nicht überzeugend: Erstens wird die erfolgreiche Unternehmensfortführung rechnerisch nicht schlechter gestellt, sondern nur gleichbehandelt. Zweitens entspricht es gerade dem Charakter einer Tätigkeitsvergütung, dass ein Erfolgsmoment bei der Zuschlagsbemessung ausgeblendet wird.520) Dennoch hat der BGH zugelassen, dass der Zuschlag bei besonderem Einsatz des Verwalters ausnahmsweise nicht entsprechend gekürzt wird.521) Eine solche Ausnahme widerspricht dem Konzept einer echten Tätigkeitsvergütung. Die genannten Grundsätze gelten auch für die Verwaltung von Immobilien. Im Fall 272 der kalten Zwangsverwaltung522) findet die Vorschrift des § 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 2 lit. b InsVV ebenfalls (ggf. entsprechende) Anwendung:523) Wie bei der Unternehmensfortführung erhöht lediglich der Überschuss aus der Tätigkeit die Berechnungsgrundlage. Für eine Hausverwaltung im Privatvermögen gilt dagegen die Grundregel des § 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 1 InsVV, so dass die Kosten der Verwaltung nicht von der Berechnungsgrundlage abgezogen werden.524) In der Vergleichsrechnung wären dann die gesamten Einnahmen zu berücksichtigen.
(c) Degressionsausgleich § 3 Abs. 1 lit. c InsVV sieht einen Zuschlag als „Degressionsausgleich“525) vor. Er- 273 forderlich ist, dass der Insolvenzverwalter eine bereits große Masse mit erheblichem Arbeitsaufwand gemehrt hat und die Regelvergütung aufgrund der degressiven ___________ 517) BGH, Beschluss v. 11.10.2007 – IX ZB 15/07, NZI 2008, 33, Rn. 16; Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 54; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 26, der jedoch als Gegenbeispiel die Beauftragung eines Interimsmanagers zulasten der Masse nennt. 518) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 60 ff. mit Rechenbeispiel; Büttner, in: HambKommInsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 90. 519) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 92. 520) Dadurch, dass andere Zuschläge von einer höheren Berechnungsgrundlage profitieren, nicht aber von einem Betriebsfortführungszuschlag, kann die erfolgreiche Fortführung günstiger sein. Dieser „Vorteil“ wird allerdings kompensiert, wenn man den Normalfall größenbezogen definiert. 521) BGH, Beschluss v. 12.5.2011 – IX ZB 143/08, NZI 2011, 630, Rn. 15. 522) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 97; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 108. 523) Siehe oben, Rn. 141. 524) Zimmer, InsVV, 2018, § 1 Rn. 126. 525) Ausführlich dazu z. B. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 111.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Ausgestaltung keine angemessene Gegenleistung dafür darstellt. Nach der Verordnungsbegründung soll der neu eingefügte Zuschlagsgrund die stärkere Degression bei der Regelvergütung kompensieren. Dadurch ließen sich „besondere Leistungen bei großen Insolvenzmassen angemessen berücksichtigen“526).
274 Die Vorschrift enthält keine Aussage darüber, wann eine große Masse vorliegt. Häufig wird eine Berechnungsgrundlage von mindestens 250.000 € gefordert.527) Von dieser Grenze geht auch der BGH aus.528) Aus empirischer Sicht hält Büttner den Betrag für deutlich zu hoch.529)
275 Der Zuschlagsgrund wirft weitere dogmatische Fragen auf. Mit dem Verweis auf „besondere Leistungen“ deutet die Verordnungsbegründung darauf hin, dass vor allem ein Erfolg vergütet werden soll. Dies lässt sich dadurch relativieren, dass die Vorschrift auch einen „erhebliche[n] Arbeitsaufwand“ fordert. Dennoch bleibt unklar, weshalb dieser Mehraufwand gerade dann besonders vergütet wird, wenn er zu einer Erhöhung der Masse geführt hat. Darüber hinaus ist unklar, in welchen Fällen der Zuschlagsgrund die Vergütung um welchen Betrag erhöhen soll.
276 Geht man davon aus, dass der normalerweise erforderliche Arbeitsaufwand mit steigender Berechnungsgrundlage langsamer wächst, erscheint die Vorschrift letztlich überflüssig. Denn alle Zuschläge gleichen gerade Situationen aus, in denen der tatsächliche Aufwand im Vergleich zum typischen Arbeitsaufwand zu hoch ausfällt. Wird eine große Masse erhöht, sind zwei Konstellationen denkbar: Erstens kann die bereits große Masse ohne entsprechenden Aufwand entstanden sein. Dann erscheint es unangemessen, für die Erhöhung einen Zuschlag zu gewähren – oder man müsste auf der anderen Seite erhebliche Abschläge dafür berücksichtigen, dass ohne entsprechenden Aufwand bereits eine große Masse vorliegt. Zweitens ist möglich, dass der Aufwand für die große Masse bereits angemessen war. Aufgrund der degressiven Konzeption der Regelsätze ist der im Normalfall erforderliche Aufwand für die Mehrung einer großen Masse geringer als bei einer kleinen Masse. Deshalb führt die tatsächlich aufwendige Erhöhung schon nach allgemeinen Grundsätzen zu einem Zuschlag.
277 Besonders deutlich wird das, wenn man in den Regelsätzen eine gesetzliche Typisierung des Arbeitsaufwands sieht.530) Dazu ein fiktives Rechenbeispiel: Ein Verwalter hat ein in jeder Hinsicht durchschnittliches Verfahren mit einer Berechnungsgrundlage von 1.000.000 € bearbeitet. Dann ergibt sich die Möglichkeit, ___________ 526) Amtliche Begründung A.4., abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 527) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 112 m. w. N.; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 76. 528) BGH, Beschluss v. 8.11.2012 – IX ZB 139/10, NZI 2012, 981, Rn. 12. 529) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 79 f. 530) Siehe oben, ab Rn. 241.
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III. Zu- und Abschläge
durch eine aufwendige Anfechtung eine zusätzliche Masse von 200.000 € zu erzielen. Der Arbeitsaufwand für die Anfechtung beträgt 20 % des gesamten sonstigen Aufwands. Vergleicht man die Regelvergütungen für die Berechnungsgrundlagen 1.000.000 € und 1.200.000 €, lässt sich argumentieren, dass der Verordnungsgeber von einer Erhöhung des typischen Aufwands für diese 200.000 € um etwa 8,4 % ausgeht.531) Nur ein solcher Mehraufwand für die Anfechtung wäre von der Regelvergütung abgedeckt. Der tatsächliche Aufwand ist dagegen um 20 % gewachsen. Er beträgt also 120 % ÷ 108,4 % = 110,7 % des so ermittelten Normalfalls, was durch einen entsprechenden Zuschlag auszugleichen wäre.532) Lediglich wenn man annimmt, dass die Regelsätze nicht einmal den typischen Ar- 278 beitsaufwand kompensieren oder im Wege einer Querfinanzierung bei großen Verfahren mehr als den durchschnittlichen Aufwand vergüten sollen,533) kann dem Zuschlagstatbestand eine eigenständige Funktion zukommen. Die genaue Rolle der Vorschrift bleibt also unklar. Wenn der Zuschlagsgrund nicht nur – deklaratorischen – Auffangcharakter haben soll, lässt sich kaum bestimmen, wofür in welcher Höhe Zuschläge zu gewähren sind.534) Außerdem ließen sich mit dem erheblichen Arbeitsaufwand regelmäßig auch weitere Zuschläge begründen, so dass eine Abgrenzung erforderlich würde.535) Der BGH will die Vorschrift deshalb nur bei der Bestimmung eines Gesamtzuschlags miteinbeziehen.536) In der Literatur finden sich dagegen verschiedenste Ansätze, den Degressionsausglich in Abhängigkeit von den Degressionsstufen des § 2 Abs. 1 InsVV zu berechnen.537) Dem Zuschlagsgrund kommt also eine Sonderrolle zu.
(d) Arbeitsrechtliche Fragen Der Insolvenzverwalter erhält einen Zuschlag, wenn er durch arbeitsrechtliche Fragen 279 erheblich in Anspruch genommen wurde (§ 3 Abs. 1 lit. d InsVV). Als Beispiele ___________ 531) Regelvergütung bei Berechnungsgrundlage von 1.000.00 €: 47.750 €; bei Berechnungsgrundlage von 1.200.000 €: 51.750 €. 532) Realistischer erscheint es natürlich, direkt von der Berechnungsgrundlage von 1.200.000 € auszugehen und dann den Mehraufwand bezogen auf ein normales Verfahren mit dieser Masse zu ermitteln. Theoretisch dürfte sich das Ergebnis nicht unterscheiden; praktisch scheitert eine auch nur halbwegs objektive Bestimmung daran, dass für keine Berechnungsgrundlage Klarheit über den Normalfall herrscht. 533) Siehe oben, Rn. 243. 534) Siehe z. B. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 113 ff. mit Lösungsansätzen. 535) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 115 f. 536) BGH, Beschluss v. 8.11.2012 – IX ZB 139/10, NZI 2012, 981; kritisch dazu Blersch, EWiR 2012, 803 (804); ablehnend Keller, NZI 2013, 19, der einen Ausgleich herstellen möchte, indem die Regelsätze des § 2 Abs. 1 InsVV in modifizierter Weise angewendet werden. Siehe auch Keller, ZIP 2014, 2014 (2018). 537) Übersicht mit Rechenbeispielen bei Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 61 ff.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
für konkrete Bereiche nennt die Vorschrift das Insolvenzgeld, den Kündigungsschutz und Sozialpläne.
280 In der Literatur werden zahlreiche Aufgaben genannt, die einen Zuschlag rechtfertigen können.538) Wie der Wortlaut „erheblich“ nahelegt, soll ein gewisser Umfang der Bearbeitung arbeitsrechtlicher Fragen mit der Regelvergütung abgegolten sein. Wie dieser zu bestimmen ist, wird nicht ausgeführt. Die in der Norm genannten Beispiele betreffen unterschiedlich große Unternehmen.539) Anders als in anderen Konstellationen betont der BGH hier nicht die notwendige Einzelfallbetrachtung, sondern hält einen Zuschlag erst dann für gerechtfertigt, wenn mindestens 20 Arbeitnehmer betroffen sind.540) Diese Grenze wird als zu pauschal541) und empirisch unzutreffend542) kritisiert. Problematisch erscheint auch, dass der BGH eine Grenze ohne Bezug zur Größe des Verfahrens definiert.
281 Arbeitgebertätigkeiten werden häufig im Rahmen einer Unternehmensfortführung relevant.543) Insofern ist eine Abgrenzung erforderlich. Normale Arbeitgeberaufgaben sollen keinen Zuschlag rechtfertigen, sondern allenfalls bei der Bemessung des Zuschlags für die Unternehmensfortführung berücksichtigt werden.544)
(e) Insolvenzplan 282 Schließlich erhält der Insolvenzverwalter einen Zuschlag, wenn er einen Insolvenzplan ausgearbeitet hat (§ 3 Abs. 1 lit. e InsVV).
283 Die Ausarbeitung ist nach diesem Wortlaut also nie von der Regelvergütung abgedeckt.545) Nach dem klaren Wortlaut „ausgearbeitet“ kommt es nicht darauf an, ob ___________ 538) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 117. 539) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 57. 540) BGH, Beschluss v. 18.12.2003 – IX ZB 50/03, NZI 2004, 251 (253), juris Rn. 18; BGH, Beschluss v. 28.9.2006 – IX ZB 212/03, ZInsO 2007, 439, Rn. 12; BGH, Beschluss v. 22.2.2007 – IX ZB 120/06, ZIP 2007, 826, Rn. 9; BGH, Beschluss v. 9.10.2008 – IX ZB 182/04, ZInsO 2008, 1265, Rn. 2; kritisch Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 119 m. w. N. Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 59. 541) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 119; gegen eine starre Grenze auch Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 68; vgl. auch Fábián, DZWIR 2020, 606 (612): ein erheblicher Teil des Aufwands bei der Insolvenzgeldvorfinanzierung falle unabhängig von der Arbeitnehmerzahl an. 542) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 60 f., der keine Mitarbeiter als Normalfall betrachtet; so auch Fábián, DZWIR 2020, 606 (611). 543) Auch Massenentlassungen bei der Stilllegung eines Betriebs können komplexe arbeitsrechtliche Fragen aufwerfen, wie etwa das Verfahren der Fluggesellschaft Air Berlin zeigt, vgl. BAG, Urteil v. 13.2.2020 – 6 AZR 146/19, BAGE 169, 362 und BVerfG, Beschluss v. 5.1.2021 – 1 BvR 1771/20, 1 BvR 1847/20, 1 BvR 1865/20, 1 BvR 1866/20, 1 BvR 1925/20, 1 BvR 1939/20, 1 BvR 1940/20, 1 BvR 1946/20, NZI 2021, 331. 544) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 92; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 118. 545) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 24.
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III. Zu- und Abschläge
der Plan auch angenommen wird.546) Maßgeblich ist also die Tätigkeit des Verwalters, nicht dessen Erfolg.547) Der Zuschlag kann auch für die Stellungnahme zu und Überarbeitung von einem Insolvenzplan des Schuldners gewährt werden.548)
(2) Abschläge War der Aufwand des Insolvenzverwalters geringer als im maßgeblichen Vergleichs- 284 fall, wird ein Abschlag von der Regelvergütung vorgenommen. § 3 Abs. 2 InsVV beschreibt beispielhaft sechs Abschlagsgründe.
(a) Vorläufiger Insolvenzverwalter Ein Abschlag von der Regelvergütung des Insolvenzverwalters ist gerechtfertigt, 285 wenn in einem Verfahren ein vorläufiger Verwalter tätig war (§ 3 Abs. 2 lit. a InsVV). Der Wortlaut der Vorschrift deutet darauf hin, dass allein die Bestellung des vorläufigen Verwalters einen Abschlag auslöst. Entscheidend soll jedoch sein, dass dessen Tätigkeit den tatsächlichen Arbeitsaufwand des Insolvenzverwalters reduziert hat.549) Die Formulierung legt nahe, dass der Normalfall von keiner vorherigen Tätigkeit 286 eines vorläufigen Verwalters ausgeht. War der Insolvenzverwalter selbst – wie üblich – als vorläufiger Verwalter tätig, sollen deshalb bereits die im Eröffnungsverfahren gewonnenen Kenntnisse in aller Regel einen Abschlag rechtfertigen. Diesen „Regelabschlag“ geben Graeber/Graeber mit 5 % an.550) Einzelne Autoren sind der Auffassung, darüber hinaus dürften nur Tätigkeiten zu einem Abschlag führen, für die der vorläufige Insolvenzverwalter bereits einen Zuschlag erhalten hat.551) Dass die vergütungsrechtliche Behandlung im Rahmen einer anderen Festsetzung relevant sein soll, erscheint jedoch zweifelhaft. Der BGH und Teile der Literatur lehnen diese Differenzierung ab.552) Wenn der vorläufige Insolvenzverwalter Aufgaben erledigt, die eigentlich dem In- 287 solvenzverwalter obliegen, soll dies durch wertmäßig korrespondierende Zu- und ___________ 546) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 32; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 123. 547) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 123. 548) BGH, Beschluss v. 11.10.2007 – IX ZB 15/07, NZI 2008, 33, Rn. 16; BGH, Beschluss v. 22.2.2007 – IX ZB 106/06, NZI 2007, 341, Rn. 23; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 127; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 32. 549) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 40; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 82; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 111 ff. 550) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 303a. 551) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 303a. 552) BGH, Beschluss v. 11.5.2006 – IX ZB 249/04, NZI 2006, 464, Rn. 26; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 41.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Abschläge korrigiert werden.553) Dies erscheint praktikabel und sollte als Ergebnis angestrebt werden; die Festsetzung eines konkreten Wertes als Zu- oder Abschlag passt jedoch dogmatisch nicht zur sonstigen Systematik.
(b) Masse bereits verwertet 288 War die Masse im Zeitpunkt der Amtsübernahme bereits zu einem wesentlichen Teil verwertet, rechtfertigt dies einen Abschlag (§ 3 Abs. 2 lit. b InsVV). Diese Situation kann z. B. durch einen Wechsel des Insolvenzverwalters oder die Tätigkeit eines vorläufigen Verwalters eintreten.554) Denkbar ist auch, dass die Masse zum größten Teil aus Geldmitteln besteht555) – dann könnte allerdings auch ein Abschlag nach lit. d oder ein nicht geregelter Abschlag vorgenommen werden.
289 Die Formulierung legt nahe, dass eine teilweise Abwicklung bei Übernahme des Amtes noch als normal anzusehen ist. So kommt der Abschlag nach einer Auffassung erst in Betracht, wenn etwa die Hälfte der Masse verwertet ist.556) Dass ein darüber liegender Aufwand stets noch einen Normalfall darstellen soll, erscheint jedoch zweifelhaft.
(c) Vorzeitige Beendigung 290 Ein Abschlag ist auch festzusetzen, wenn das Verfahren oder das Amt des Insolvenzverwalters vorzeitig endet (§ 3 Abs. 2 lit. c).557) Da die unterschiedlichen Abschnitte eines Verfahrens unterschiedlich arbeitsintensiv sind, kann der Abschlag nicht einfach durch einen Vergleich der verstrichenen Zeit mit der erwarteten Dauer ermittelt werden.558)
291 Geht man davon aus, dass der Arbeitsaufwand für ein Normalverfahren mit steigender Berechnungsgrundlage zunimmt, sollte dies in die Bestimmung des Abschlags einfließen: Wenn bereits die Berechnungsgrundlage aufgrund der früheren Beendigung geringer ist, reduziert sich auch der normalerweise erforderliche Aufwand. Wenngleich dies nicht schematisch einen Abschlag ausschließt,559) sollte der Abschlag in diesem Fall niedriger ausfallen.
___________ 553) BGH, Beschluss v. 1.2.2007 – IX ZB 279/05, Rn. 9; Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 305. 554) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 42. 555) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 307. 556) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 131; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 42. 557) Zur Beendigung des Verfahrens siehe oben, Rn. 99. 558) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 310. 559) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 310.
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III. Zu- und Abschläge
(d) Große Masse und geringe Anforderungen Wenn ein Verfahren mit großer Masse lediglich geringe Anforderungen an den 292 Verwalter stellt, ist ein Abschlag gerechtfertigt (§ 3 Abs. 2 lit. d InsVV). Eine große Masse soll nach Auffassung einiger Autoren – entsprechend der Auslegung beim Degressionsausgleich nach § 3 Abs. 2 lit. c InsVV – bei mindestens 250.000 € vorliegen.560) Die genaue Rolle der Vorschrift ist unklar: Nach Prasser/Stoffler folgt daraus, dass 293 ein Abschlag wegen geringer Anforderungen nur in Betracht kommt, wenn auch die Masse hinreichend groß ist.561) Der BGH sieht in der Norm dagegen lediglich ein Beispiel für eine Situation, die einen Abschlag rechtfertigt.562) Ein Abschlag wegen geringer Anforderungen soll daher auch möglich sein, wenn keine große Masse vorliegt. Der Verordnungsgeber habe bewusst von „bindenden Vorgaben […] abgesehen, weil im Einzelfall alle in Betracht kommenden Faktoren umfassend berücksichtigt und gegeneinander abgewogen werden müssen“563).
(e) Kleinverfahren Außerdem ist ein Abschlag gerechtfertigt, wenn die Vermögensverhältnisse des 294 Schuldners überschaubar sind und die Zahl der Gläubiger oder die Höhe der Verbindlichkeiten gering ist (§ 3 Abs. 2 lit. e InsVV). Der Abschlagsgrund wurde 2013 in die InsVV aufgenommen564) und bezieht sich auf Verfahren nach § 5 Abs. 2 InsO.565) Der Abschlag soll die Erleichterungen ausgleichen, die das Gesetz für solche Verfahren vorsieht.566)
(f) Verfahrenskoordinator Schließlich ist ein Zurückbleiben der Vergütung hinter dem Regelsatz gerechtfertigt, 295 wenn im Verfahren ein Verfahrenskoordinator nach § 269e InsO bestellt worden ist (§ 3 Abs. 2 lit. f InsVV).
___________ 560) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 312; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 136. 561) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 138. 562) BGH, Beschluss v. 23.3.2006 – IX ZB 20/05, NZI 2006, 347, Rn. 5 f. 563) BGH, Beschluss v. 23.3.2006 – IX ZB 20/05, NZI 2006, 347, Rn. 5. 564) BGBl. I 2013, 2379. 565) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 316; dazu etwa Ganter/Bruns, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 5 Rn. 64a ff. 566) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 316.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
(3) Zusammenfassende Betrachtung 296 Die in § 3 InsVV genannten Zu- und Abschlagsgründe stellen nur Regelbeispiele dar.567) Dass gerade diese Gründe aufgezählt werden, wirkt auf den ersten Blick beliebig. Betrachtet man zunächst die Zuschlagsgründe, waren die Buchstaben a und b bereits in § 4 Abs. 2 VergVO enthalten. Da besondere vergütungsrechtliche Vorschriften sowohl für Absonderungsrechte (§ 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV) als auch für die Betriebsfortführung (§ 1 Abs. 2 Nr. 4 S. 2 lit. b InsVV) existieren (und auch in der VergVO existierten), erscheint die Nennung dieser beiden Gründe als Ausgleich568) konsequent. Der – etwas missglückte – Degressionsausgleichszuschlag nach § 3 Abs. 1 lit. c InsVV wurde eingeführt, um die gleichzeitig verstärkte Degression der Regelsätze zu kompensieren. Es mag noch nachvollziehbar sein, dass der Verordnungsgeber den Insolvenzplan als besondere Variante im Verfahrensablauf mit typischerweise erheblichem Aufwand explizit aufführen wollte. Warum daneben gerade arbeitsrechtliche Fragen als einziger sonstiger Zuschlagsgrund aufgezählt werden, bleibt unklar; insbesondere, da sich die Erhöhung des Aufwands häufig auch im Rahmen der Unternehmensfortführung begründen lässt. Aus der Zusammenstellung selbst lässt sich also kaum ein bestimmtes Konzept mit allgemeinen Aussagen ableiten.569)
297 Von den gesetzlichen Abschlagsgründen knüpfen fast alle an besondere, in der InsO verankerte Varianten des Verfahrensablaufs an. Eine Ausnahme gilt nur für § 3 Abs. 2 lit. d InsVV: Die dort geforderten geringen Anforderungen an den Verwalter sind letztlich immer der Grund für eine reduzierte Vergütung. Hätte der Verordnungsgeber auf das Merkmal der großen Masse verzichtet, würde es sich um einen echten Auffangtatbestand handeln. Mit Blick auf die Konsistenz von gesetzlichen Zu- und Abschlagsgründen stellt sich die Frage, weshalb sich unter den Zuschlagsgründen kein korrespondierendes Beispiel findet (kleine Masse und hohe Anforderungen).570) Vergleicht man die Darstellungen, ist ein klares System nicht erkennbar.
298 Es ist unklar, inwieweit die genannten Zu- und Abschlagsgründe auch vorgeben, wann in einem Bereich kein Zu- oder Abschlag in Betracht kommen soll. Zum Abschlag nach § 3 Abs. 2 lit. d InsVV argumentiert der BGH ausdrücklich, dass es sich bei den genannten Gründen lediglich um Beispiele handeln soll, mit denen keine weitergehende Aussage verbunden ist. Auch der Degressionszuschlag nach § 3 Abs. 1 lit. c InsVV schließt nicht aus, dass für eine arbeitsintensive Massemehrung ein Zuschlag auch dann gewährt wird, wenn keine große Masse vorliegt. Schließlich kann auch das Merkmal „einen erheblichen Teil der Tätigkeit“ bei dem Zuschlag ___________ 567) 568) 569) 570)
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Vgl. Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 102. Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 23. Kritisch auch Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 20. A. A. Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 156, der in § 3 Abs. 1 lit. c InsVV einen korrespondierenden Zuschlag sieht.
III. Zu- und Abschläge
für die Bearbeitung von Aus- und Absonderungsrechten keine Abgrenzung leisten. Wenn es sich bei den gesetzlichen Gründen aber um schlichte Beispiele ohne Abgrenzungsfunktion handelt, bieten sie kaum eine Hilfestellung dazu, Charakteristika des Normalfalls zu ermitteln.
ff) Ungeregelte Abweichungsgründe Letztlich können beliebige Umstände dazu führen, dass der Aufwand eines Insol- 299 venzverfahrens über oder unter dem Normalfall liegt. So kommen zahlreiche weitere Begründungen für Zu- und Abschläge in Betracht.
(1) Zuschläge Regelaufgaben können durch einen höheren quantitativen Umfang (z. B. Einzug von 300 sehr vielen Forderungen) oder durch besondere, qualitative Erschwernisse (z. B. besondere rechtliche Fragen bei einzelnen Forderungen) aufwendiger werden. Außerdem können Umstände dazu führen, dass der Insolvenzverwalter Aufgaben bearbeiten muss, die nicht mehr zu den Regelaufgaben zählen. In der Literatur finden sich umfangreiche Darstellungen zu relevanten Fallgruppen.571) Da der Normalfall weder bestimmt noch objektiv bestimmbar ist, wird für mehrere 301 Situationen diskutiert, ob und inwieweit diese einen Zu- oder Abschlag begründen können. Haarmeyer/Mock führen zahlreiche in der Literatur häufig genannte Zuschlagsgründe auf, die einen Zuschlag gar nicht oder nur ganz ausnahmsweise rechtfertigen sollen.572) Beispielsweise seien weder für eine unzureichende Buchhaltung, eine Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes noch für den Forderungseinzug Abweichungen gerechtfertigt.573) Eine umfassende Darstellung oder gar Auseinandersetzung mit sämtlichen Begrün- 302 dungen ist nicht Gegenstand dieser Untersuchung. Stattdessen wird exemplarisch die Diskussion über drei mögliche Zuschlagsgründe umrissen und eingeordnet:
(a) Erfolg Es ist umstritten, ob für einen besonderen Erfolg in Form einer hohen Befriedi- 303 gungsquote für die Insolvenzgläubiger ein Zuschlag gewährt werden kann.574) Charakterisiert man die Vergütung als Tätigkeitsvergütung und betrachtet Zuschläge als Ausgleich für einen gestiegenen Arbeitsaufwand, muss eine solche Begründung für einen Zuschlag ausscheiden. Die überwiegende Literatur lehnt einen Erfolgszu___________ 571) 572) 573) 574)
Etwa bei Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 102 ff.; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 128 ff. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 56 ff. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 68, 74, 79. Dafür Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 81.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
schlag deshalb als systemwidrig ab.575) Der BGH teilt diese Auffassung.576) Wenig konsequent erscheint jedoch, dass er später beim Zuschlag für die Unternehmensfortführung eine Erfolgskomponente anerkannt hat.577) Das AG Hamburg ging später noch einen Schritt weiter und gewährte einen Erfolgszuschlag mit dem Argument, der erfolgreiche Insolvenzverwalter müsse besser vergütet werden als der nicht erfolgreiche.578) Dies negiert den Tätigkeitscharakter der Vergütung.
304 Einige Autoren befürworten außerdem einen Zuschlag, wenn in einem Insolvenzverfahren ein erheblicher Anteil der Arbeitsplätze erhalten wurde.579) Auch diese Begründung knüpft ausschließlich an einen Erfolg an und sagt zunächst nichts darüber aus, inwieweit der Aufwand des Insolvenzverwalters höher ausgefallen ist. Ein solcher Zuschlag ist deshalb abzulehnen.580)
(b) Dauer 305 Gegenstand einiger Entscheidungen des BGH sind Zuschläge wegen einer überdurchschnittlichen Dauer des Insolvenzverfahrens. Eine Erhöhung der Regelvergütung allein wegen der Verfahrensdauer soll danach nicht in Betracht kommen.581) Entscheidend seien nur die in dieser Zeit erbrachten Tätigkeiten. Häufig werde die längere Dauer durch Tätigkeiten verursacht, für die bereits ein Zuschlag gewährt wurde. Der allein durch die Dauer verursachte Mehraufwand bei den Routinetätigkeiten stelle regelmäßig keine ausreichende Abweichung vom Normalfall dar, die einen Zuschlag rechtfertigen würde.582) Auch diese Entscheidung betont, dass Zu- und Abschläge immer an einen veränderten Arbeitsaufwand des Verwalters anknüpfen. Bei einer kurzen Verfahrensdauer hält der Verordnungsgeber einen Abschlag für gerechtfertigt.583)
306 Die Auffassung des BGH kann man also vor allem als Vorgabe für die Darstellung von Zuschlägen betrachten. Danach ist die Verfahrensdauer kein geeignetes An___________ 575) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 140; Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 165; Haarmeyer/ Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 71. 576) BGH, Beschluss v. 6.5.2004 – IX ZB 349/02, BGHZ 159, 122. 577) Siehe oben, Rn. 271. 578) AG Hamburg, Beschluss v. 23.5.2016 – 67g IN 184/07, ZVI 2016, 330, Leitsatz 4. 579) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 116; Haarmeyer/ Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 3 Rn. 78. 580) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 124; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 72. 581) BGH, Beschluss v. 16.9.2010 – IX ZB 154/09, ZIP 2010, 2056; BGH, Beschluss v. 26.2.2015 – IX ZB 34/13, ZInsO 2015, 765, Rn. 7; BGH, Beschluss v. 7.10.2010 – IX ZB 115/08, ZInsO 2010, 2409, Rn. 8. 582) BGH, Beschluss v. 16.9.2010 – IX ZB 154/09, ZIP 2010, 2056; kritisch Prasser/Rendels, EWiR 2010, 791 (792). 583) Amtliche Begründung A.4., abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III.
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III. Zu- und Abschläge
knüpfungskriterium und sollte nicht als „Bezeichnung“ für einen Zuschlag verwendet werden.584) Gleichwohl findet sich der Zuschlag z. B. in der Faustregeltabelle von Lorenz585), der ab einer Verfahrensdauer von zwei Jahren einen Zuschlag von 10 % für jedes weitere angefangene Jahr vorschlägt. Büttner argumentiert außerdem, dass der Verwalter bei einer längeren Dauer das Verfahren vorfinanziere.586) Es ist jedoch zweifelhaft, ob es sich dabei um eine zuschlagsfähige Tätigkeit des Insolvenzverwalters handelt.
(c) Statistik Mit Inkrafttreten des Insolvenzstatistikgesetzes am 1.1.2013587) wurde den Insol- 307 venzverwaltern die Erhebung und Übermittlung bestimmter Verfahrensdaten auferlegt. Zimmer ist der Auffassung, diese „Abwälzung der Tätigkeiten vom Rechtspfleger auf den Insolvenzverwalter [könne] im Grunde nicht ‚gratis‘ durch die Regelvergütung abgegolten sein“588). Graeber/Graeber halten einen Zuschlag für angemessen, der jedoch mit lediglich 11,10 € für ein IN-Verfahren beziffert wird.589) Dagegen lehnen Haarmeyer/Mock einen Zuschlag ab, da es sich lediglich um die Erfüllung gesetzlicher Pflichten handele.590) Das Ergebnis hängt hier davon ab, ob das Normalverfahren in zeitlicher Hinsicht als statisch oder dynamisch betrachtet wird.591) Die Diskussion über den Zuschlagsgrund bezeugt, dass über die Definition des Normalfalls keine Einigkeit besteht.
(2) Abschläge (a) Kasuistik Anders als bei den Zuschlagsgründen sind die Auflistungen nicht gesetzlich gere- 308 gelter Abschlagsgründe in der Literatur eher überschaubar.592) Von großer Bedeutung ist der Einsatz von Mitarbeitern und Dienstleistern zu Lasten der Masse (dazu ___________ 584) Vgl. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 69; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 37. 585) Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, Anhang II – entgegen der Kommentierung zu § 3 Rn. 65. 586) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 75. 587) Insolvenzstatistikgesetz v. 7.12.2011, BGBl. I 2011, 2582, 2589, das durch Artikel 2 des Gesetzes v. 22.11.2019, BGBl. I 2019, 1746 geändert worden ist. 588) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 151 der zur Lösung jedoch eine Erhöhung der Regelsätze durch die Gerichte propagiert; dafür auch Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 54, Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 137 und Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 101, 196 (5 – 10 %). 589) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 259b. 590) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 79. 591) Siehe oben, ab Rn. 235. 592) Ganter, ZIP 2014, 2323 (2327) merkt dazu an: „honi soit qui mal y pense“.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
sogleich). Daneben findet sich häufig nur allgemein ein Hinweis auf einen Abschlag wegen geringer Anforderungen (auch bei geringer Masse).593) Lorenz fordert dafür eine Abweichung vom Normalverfahren um mindestens 20 %.594) Gelegentlich wird ausdrücklich eine geringe Zahl von Gläubigern als Grund für einen Abschlag genannt.595) Auch ein Lottogewinn, eine Arbeitsersparnis aufgrund einer Tätigkeit in Parallelverfahren oder die Tatsache, dass ein Insolvenzverwalter seinen Pflichten nicht nachkomme, tauchen als Abschlagsgründe auf.596) Dass für typische Abschläge keine umfangreiche Kasuistik existiert, legt eine geringe praktische Bedeutung nahe.
(b) Delegation 309 Der Insolvenzverwalter wird in der Regel nicht ausschließlich selbst tätig. Regelmäßig wird er durch eigene Mitarbeiter unterstützt (vgl. § 4 Abs. 1 S. 2 InsVV). Daneben kann der Insolvenzverwalter auch auf externe Dienstleister zurückgreifen. Ob angestellt oder selbständig – sofern der Insolvenzverwalter selbst die Kosten der Hilfskräfte trägt, spielt deren Einsatz für die Vergütung keine Rolle. Der Insolvenzverwalter kann selbst entscheiden, wie er die Verfahrensbearbeitung betriebswirtschaftlich sinnvoll organisiert.597) Auswirkungen auf die Vergütung können sich ergeben, wenn Aufgaben zu Lasten der Masse delegiert werden, also der Insolvenzverwalter Verträge mit Mitarbeitern oder Dienstleistern für den Schuldner abschließt.598) Dies ist nach § 4 Abs. 1 S. 3 InsVV nur für besondere Aufgaben möglich, also für solche, die nicht durch die Regelvergütung abgedeckt sind.
310 Wird eine Regelaufgabe delegiert und der Verwalter insoweit entlastet, ist dies nach der Verordnungsbegründung599) durch einen Abschlag auszugleichen.600) Nach Auffassung des BGH und einiger Autoren soll der Abschlag als Euro-Betrag in
___________ 593) So in der Tabelle bei Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, Anhang II; auch Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 242 ff.; Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 56 nennt nur die Delegation. 594) Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, § 3 Rn. 102. 595) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 327; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 124. 596) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 330, 333 und 333a. 597) Vgl. Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 328; Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 13. 598) Ausführlich zu den Möglichkeiten Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 4 Rn. 15 ff. 599) Amtliche Begründung zu § 3 und § 8, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 600) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 249, der aber darauf hinweist, dass der Insolvenzverwalter geltend machen kann, durch die Delegation keine Arbeitsersparnis erzielt zu haben; dies gilt nicht, wenn die Aufgabe durch einen Mitarbeiter der Schuldnerin durchgeführt wird, vgl. BGH, Beschluss v. 10.7.2008 – IX ZB 152/07, NZI 2008, 544.
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III. Zu- und Abschläge
Höhe der Vergütung des Dienstleisters erfolgen.601) Allerdings gleichen Zu- und Abschläge gemäß der gesetzlichen Konzeption einen tatsächlich gestiegenen oder gesunkenen Aufwand aus. In dieses System passt es nicht, als „Abschlag“ genau die an den Dienstleister bezahlte Vergütung abzuziehen: Letztere kann nur einen Anhaltspunkt dafür liefern, inwieweit der Aufwand des Insolvenzverwalters tatsächlich reduziert wurde. Da es sich um eine unzulässige Delegation handelt (§ 4 Abs. 1 S. 3 InsVV), erscheint es im Ergebnis zutreffend, auch bei verhältnismäßig geringer Aufwandsersparnis stets den gesamten entnommenen Betrag abzuziehen (und nicht etwa lediglich einen prozentualen Abschlag vorzunehmen, wenn dieser betragsmäßig geringer ausfällt). Allerdings wirkt die Konstruktion mittels eines Abschlags nach § 3 Abs. 2 InsVV systemwidrig.602) Spätestens wenn eine Gesamtbetrachtung603) durchgeführt wird, stellt sich die Frage, wie ein betragsmäßiger Abzug in diesem Rahmen berücksichtigt werden kann.604) Einige Autoren sehen dagegen nicht jede Delegation einer Regelaufgabe als unzu- 311 lässig an.605) Als Maßstab wird wirtschaftlich sinnvolles Handeln herangezogen.606) Nur wenn der Verwalter danach in unzulässiger Weise delegiert, soll die gezahlte Vergütung abgezogen werden. Ansonsten sei der Abschlag nach der konkreten Arbeitsersparnis zu bemessen. Ein Abgrenzungsproblem tritt auf, wenn der Insolvenzverwalter eine Aufgabe voll- 312 ständig delegiert, die bis zu einem gewissen Umfang eigentlich als Regelaufgabe gilt, aber im konkreten Verfahren nicht mehr von der Regelvergütung abgedeckt wird. Dies ist etwa der Fall, wenn der Verwalter eine sehr komplexe Ermittlung von Anfechtungsansprüchen an einen Rechtsanwalt überträgt.607) Erstens würde ein Zuschlag für diese Tätigkeit entfallen oder erheblich gemindert.608) Zweitens geht der BGH davon aus, dass dem Verwalter in diesem Fall auch der Aufwand für eine Regelaufgabe erspart bleibt.609) Insoweit kommt ein Abschlag in Betracht,610) ___________ 601) BGH, Beschluss v. 4.12.2014 – IX ZB 60/13, NZI 2015, 141, Rn. 18; Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 251; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 4 InsVV Rn. 3; Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 34. 602) Keller, in: HK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 4 InsVV Rn. 30 spricht sich dafür aus, zur Prüfung und Geltendmachung eines Gesamtschadens (§ 60 InsO) einen Sonderinsolvenzverwalter nach § 92 S. 2 InsO zu bestellen. Siehe auch Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 2 Rn. 185. 603) Siehe oben, ab Rn. 235. 604) Nach Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 4 InsVV Rn. 108 wird – allerdings ohne nähere Begründung – direkt die Regelvergütung des § 2 InsVV gemindert. 605) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 4 InsVV Rn. 108; Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 2 Rn. 182 ff. 606) Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 2 Rn. 130 ff. 607) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 254. 608) Siehe unten, Rn. 338. 609) BGH, Beschluss v. 11.10.2007 – IX ZB 234/06, NZI 2008, 38. 610) Ganter, ZInsO 2016, 677 (681).
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Teil 1: Rechtsdogmatik
der aber nicht in einem vollständigen Abzug der gezahlten Vergütung besteht.611) Zimmer lehnt dagegen einen Abschlag mit dem Argument ab, wenn gar keine Aufgabe mit gewöhnlichem Umfang vorliege, könne eine solche auch nicht durch die Delegation erspart werden.612) Dies überzeugt nicht, da Abschläge einen Ausgleich dafür darstellen, dass der Aufwand im Vergleich zu einem (fiktiven) Normalfall geringer ist. Führt die Delegation nun dazu, dass in einem bestimmten Bereich nicht einmal das „normale“ Maß an Aufwand anfällt, ist eine Abweichung vom Regelsatz angezeigt.
gg) Zusammenfassung 313 Zu der Frage, wofür Abweichungen vom Regelsatz festgesetzt werden können, finden sich Diskussionspunkte und Spielräume. Eigentlich existieren keine einzelnen „Tatbestände“, die jeweils Zu- und Abschläge auslösen, sondern es ist lediglich die gesamte Abweichung vom Normalfall zu ermitteln. Aufgrund des unbestimmten Normalfalls dürfte die einzig handhabbare Möglichkeit sein, bestimmte Erhöhungsoder Minderungsgründe isoliert zu betrachten und für diese jeweils einzelne Erhöhungen oder Minderungen der Vergütung festzulegen. Das entspricht offenbar der allgemeinen Praxis. Die Formulierung der Begründungen lässt erhebliche Spielräume: Ob die Gründe an den Tätigkeitsbereich oder an die Erschwernis anknüpfen und was noch als einheitlicher Grund behandelt wird, bleibt den Beteiligten überlassen. Es ist nicht auszuschließen, dass die gewählte Darstellung auch das Ergebnis beeinflusst.
314 Zur Entwicklung einer klaren Dogmatik tragen die in § 3 InsVV genannten Gründe kaum bei: So erscheint etwa der Degressionsausgleich letztlich überflüssig und mehrere der im Gesetz genannten Merkmale sind nicht zur Abgrenzung geeignet. Während der BGH z. B. die große Masse bei § 3 Abs. 2 lit. d InsVV als Voraussetzung ignoriert, definiert er an anderer Stelle sogar pauschale Grenzen, wie etwa 20 Arbeitnehmer. Weshalb gerade die aufgeführten Gründe ausdrücklich als Beispiele genannt werden, lässt sich nur teilweise historisch und systematisch erklären.
315 Neben den gesetzlichen Zuschlagsgründen hat sich eine umfangreiche Kasuistik weiterer Gründe für Erhöhungen entwickelt. Einige davon sind jedoch insgesamt oder hinsichtlich einzelner Fragen umstritten, was häufig auf unklare Grundlagen zurückzuführen ist – insbesondere den Tätigkeits- oder Erfolgscharakters der Vergütung und die Bestimmung des Normalfalls. Typische ungeregelte Abschlagsgründe sind seltener zu finden. Dass nach unzulässiger Delegation von Regelaufgaben der gezahlte Betrag als Abschlag berücksichtigt werden soll, bricht letztlich mit dem System der aufwandsbezogenen Zu- und Abschläge. ___________ 611) Insoweit a. A. Laubereau, ZInsO 2016, 496 (498). 612) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 254.
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III. Zu- und Abschläge
d) Höhe der Abweichungen Ist dem Grunde nach ein Zu- oder Abschlag angezeigt, muss die Abweichung von 316 der Regelvergütung konkret beziffert werden. Die InsVV selbst enthält keine Vorgaben dazu, wie Zu- und Abschläge der Höhe nach zu bemessen sind.
aa) Konzeption Meist wird betont, bei der Bemessung handele es sich um eine tatrichterliche Er- 317 messensentscheidung, bei der alle Umstände des Einzelfalls zu berücksichtigen seien.613) Entscheidend ist jedoch, auf welche Weise Abweichungen vom Normalfall überhaupt als Zu- oder Abschlag quantifiziert werden können. Zwar wird man in der Praxis Verfahren niemals so exakt „vermessen“ können, dass eine vollständig objektive Berechnung möglich ist. Herrscht aber schon über die theoretische Konzeption keine Klarheit, lassen sich die Abweichungen selbst in rein fiktiven Sachverhalten mit allen erdenklichen Informationen nicht bestimmen. Es bleibt dann unklar, nach welchem Wert überhaupt gesucht wird. Das hat zur Folge, dass die Angemessenheit eines bestimmten Wertes weder sinnvoll begründet noch im Nachhinein diskutiert werden kann.
(1) Verhältnis des Zeitaufwands Nach der Verordnungsbegründung soll maßgebendes Bemessungskriterium der 318 tatsächlich gestiegene oder geminderte Arbeitsaufwand des Insolvenzverwalters sein.614) Der Arbeitsaufwand kann mit dem Zeitaufwand gleichgesetzt werden, der für den Verwalter und seine Mitarbeiter angefallen ist.615) Die Begründung legt nahe, die Regelvergütung in dem Verhältnis anzupassen, in dem der tatsächliche Aufwand den Normalfall über- oder unterschreitet:616) Benötigt der Insolvenzverwalter die doppelte Zeit (z. B. 200 Stunden), die er im Normalfall aufwenden müsste (z. B. 100 Stunden), würde das einen Zuschlag von 100 % rechtfertigen. Für einen einzelnen Aufgabenbereich lässt sich der Zuschlag berechnen, indem man die prozentuale Aufwandssteigerung in diesem Bereich mit dem Anteil multipliziert, den die Aufgabe typischerweise in Bezug auf den Gesamtaufwand ausmacht. Nimmt z. B. die Vermögensermittlung im Normalfall etwa 20 % der gesamten Zeit in Anspruch und wird dafür im konkreten Verfahren etwa der 1,5-fache Aufwand benötigt, wäre ein Zuschlag von 50 % (Aufwandserhöhung bzgl. der einzelnen Aufgabe) × 20 % (Anteil der Aufgabe am Gesamtaufwand) = 10 % festzusetzen. Konzeptionell würde sich ___________ 613) Z. B. Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 4; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 12. 614) Amtliche Begründung zu § 3, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang III. 615) Vgl. Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 14. 616) So auch der Vorschlag von Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616).
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Teil 1: Rechtsdogmatik
bei diesem Vorgehen aus der Regelvergütung ein Preis für einen bestimmten Aufwand ergeben. Zu diesem Preis würde dann auch der Mehraufwand vergütet.617)
319 Dies ist allerdings nur sinnvoll, wenn der im Normalfall erforderliche Aufwand mit steigender Berechnungsgrundlage anwächst, das Normalverfahren also größenbezogen bestimmt wird.618) Bei einem konstanten Normalverfahren würde nämlich der Mehraufwand von 100 Stunden immer zu einem Zuschlag von 100 % führen. Dadurch wüchse mit steigender Berechnungsgrundlage (und damit steigender Regelvergütung) auch der Vergütungsmehrbetrag für denselben absoluten Mehraufwand immer weiter an. Dies kann nicht richtig sein.
320 Auch eine größenbezogene Bestimmung des Normalfalls könnte wegen der Degression der Regelsätze noch zu unerwünschten Ergebnissen führen: Geht man von einem linearen Zusammenhang zwischen Berechnungsgrundlage und normalem Aufwand aus, wäre für ein durchschnittliches Verfahren A mit einer Berechnungsgrundlage von 200.000 € der doppelte Aufwand erforderlich wie für ein durchschnittliches Verfahren B mit 100.000 €. Ein Verwalter, der nun für eine Tätigkeit in Verfahren B einen Zuschlag von 100 % erhält, hat den gleichen Aufwand wie der Verwalter in Verfahren A ohne Zuschlagstätigkeit. Trotz des gleichen Aufwands erhielte der Verwalter in Verfahren B mit Zuschlag aber eine höhere Gesamtvergütung, denn wegen der Degression beträgt die Regelvergütung in Verfahren A nicht das Doppelte von derjenigen in Verfahren B. Dieses Problem besteht nicht mehr, wenn man für das Normalverfahren von einem nur degressiv steigenden Aufwand ausgeht.619)
321 Schließlich belohnt eine Bemessung, die an den tatsächlichen Zeitaufwand anknüpft, eine ineffiziente Verfahrensbearbeitung. Dagegen benachteiligt sie Verwalter, die aufgrund ihrer Erfahrung oder bereits erworbener Spezialkenntnisse ein Verfahren besonders ressourcenschonend abwickeln können.620) Systematisch folgt aus § 3 InsVV, dass nur Besonderheiten des Verfahrens Zu- und Abschläge begründen können. Deshalb erscheint etwa ein Zuschlag allein wegen des Mehraufwands durch eine schlechte Büroorganisation ausgeschlossen.621) Für die Zuschlagsbemessung kann ein zeitlicher Mehraufwand also nur entscheidend sein, soweit er auf den ob___________ 617) Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616). 618) Siehe oben, ab Rn. 238. 619) Zum degressiv steigenden Aufwand siehe oben, Rn. 242. Spätestens diese Überlegung beseitigt auch die von Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616) genannte Schwäche, dass gleiche Tätigkeiten unterschiedlich honoriert werden. 620) Vgl. Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 16; dies wird zum Teil dadurch relativiert, dass eine im Einzelfall geeignete Person zu bestellen ist (§ 56 Abs. 1 S. 1 InsO), vgl. Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 4 InsVV Rn. 19. 621) Vgl. BGH, Beschluss v. 11.6.2015 – IX ZB 50/14, NZI 2015, 782, Rn. 10 – bei übertragenen Zustellungen soll ein personeller Mehraufwand, der durch „unwirtschaftliche Arbeitsweise“ verursacht ist, nicht vergütet werden.
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III. Zu- und Abschläge
jektiven Anforderungen des Verfahrens beruht. Daraus könnte man die allgemeine Regel ableiten, dass der tatsächliche Arbeitsaufwand objektiviert werden muss: Anstelle der aufgewendeten Zeit wird der – in Bezug auf den konkreten Verfahrensablauf – typische Aufwand für einen geeigneten, aber durchschnittlichen Verwalter betrachtet und mit dem Normalfall verglichen. Zum konkreten Verfahrensablauf müsste auch die Delegation von Aufgaben zu Lasten der Masse zählen, denn nach der Verordnungsbegründung soll die Arbeitsersparnis durch Abschläge ausgeglichen werden. Der Zuschlag bildet also ab, in welchem Verhältnis der im konkreten Verfahren objektiv erforderliche Aufwand von dem Aufwand abweicht, der in einem Normalverfahren erforderlich ist. Der erforderliche Aufwand wird in aller Regel dem tatsächlich angefallenen Aufwand entsprechen. Die Präzisierung ermöglicht aber, bei deutlichen Abweichungen Korrekturen vorzunehmen, um ein angemessenes Ergebnis zu erzielen. Die Beschreibung liefert keine praktische Handlungsanleitung, sondern stellt vielmehr 322 ein abstraktes Konzept für die theoretisch richtige Bemessung dar: Weder lässt sich der Aufwand für ein Normalverfahren beziffern, noch dürften in der Praxis der tatsächliche oder gar der objektiv erforderliche Zeitaufwand exakt bestimmbar sein. Das Konzept liefert daher eher eine Richtlinie und eine Argumentationshilfe für alle Beteiligten. Es stellt keine Alternative zu anderen Ansätzen wie der Bestimmung mittels Faustregeltabellen oder Marktpreisen dar,622) sondern gibt vor, welchen Wert man theoretisch zu erzielen versucht. Ein Gesamtzuschlag von 50 % ist danach genau dann angemessen, wenn der objektiv erforderliche Aufwand in dem konkreten Verfahren eineinhalb mal so hoch ausfällt wie in einem Normalverfahren. Ein einzelner Zuschlag für eine Aufgabe von 20 % ist angemessen, wenn die Aufgabe im Normalfall etwa ein Fünftel des gesamten Aufwands ausmacht und diese im konkreten Verfahren doppelt so aufwendig ausfällt wie im Normalverfahren – oder wenn eine Aufgabe normalerweise 10 % des Gesamtaufwands ausmacht und im konkreten Verfahren dreimal so aufwendig war wie normal. Praktische Orientierungshilfen (z. B. Faustregeltabellen, die Bemessung nach 323 Marktpreisen oder Vergleichsrechnungen) können danach beurteilt werden, inwieweit sie das theoretische Konzept umsetzen.
(2) Diskussion und Alternativen Die beschriebene Konzeption lässt sich aus der gesetzlichen Systematik und der 324 Verordnungsbegründung ableiten. Sie liefert ein konsistentes System der Bemessung aufwandsbezogener Zu- und Abschläge und verleiht den Prozentsätzen eine intuitiv verständliche Bedeutung. Dennoch ist unklar, inwieweit Literatur und Rechtsprechung diese Auffassung teilen. ___________ 622) Deshalb ist die Einordnung des Ansatzes von Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616) neben anderen, praktischen Bemessungstechniken zweifelhaft.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
325 In den meisten Literaturbeiträgen und in der Rechtsprechung finden sich keine klaren Aussagen zum Konzept der Zuschlagsbemessung. Keller spricht an einer Stelle von einer Minderung der Vergütung um einen „Faktor an Arbeitsersparnis“623). Dies deutet zumindest darauf hin, dass konzeptionell das Verhältnis zwischen normalem und tatsächlichem Zeitaufwand maßgeblich sein soll. Weniger deutlich äußert sich der BGH. Er verweist etwa darauf, dass das „Leistungsbild der entfalteten Verwaltertätigkeit im Einzelfall“ zu würdigen und „zu dem Grundsatz einer leistungsangemessenen Vergütung […] in Beziehung“624) gesetzt werden muss. Dies hilft freilich kaum weiter. Zwar halten der BGH und einige Autoren eine Bemessung nach dem Zeitaufwand ausdrücklich für verfehlt.625) Dabei geht es aber meist um die Frage, ob ein angemessenes Stundenhonorar als Vergleichswert herangezogen werden kann.626) Dass man dies als systemfremd ablehnt, steht nicht im Widerspruch zur dargestellten Konzeption. Ebenfalls ist es mit dieser Konzeption zu vereinbaren, vom Verwalter nicht zu verlangen, den tatsächlich angefallenen Zeitaufwand zu erfassen und darzulegen:627) Eine solche Messung erscheint bereits deshalb nicht sinnvoll, weil schon der genaue Aufwand in einem Normalverfahren unbekannt ist, so dass eine strenge mathematische Berechnung ohnehin ausscheidet.
326 Andererseits existieren auch einige Äußerungen, die der beschriebenen Konzeption entgegenstehen: Roth weist darauf hin, dass der Verordnungsgeber wohl gleich ein Stundenhonorar vorgesehen hätte, wenn eine Anknüpfung an den Zeitaufwand beabsichtigt gewesen wäre.628) Dafür spricht auch ein systematischer Vergleich zur Vergütung der Mitglieder des (vorläufigen) Gläubigerausschusses, die gemäß § 17 InsVV nach Stundensätzen bestimmt wird. Allerdings erklärt die Verordnungsbegründung ausdrücklich den Arbeitsaufwand für maßgeblich. Außerdem abstrahiert die vorgestellte Konzeption vom realen Zeitaufwand, indem erstens ohnehin nur eine Abschätzung stattfinden kann und zweitens auf den objektivierten Aufwand abzustellen ist. Neben den Kriterien „Zeitaufwand“ und „Sach- und Fachkunde“ möchte Roth auch das Kriterium „Haftungsrisiko/Verantwortung“ für die Bemessung von Abweichungen heranziehen. Letzteres findet jedoch weder in § 63 InsO noch in der InsVV eine Stütze. Außerdem ist unklar, wie die Quantifizierung mittels dieser Kriterien ablaufen soll. Nach einer strengen Auffassung von Haarmeyer/Mock sollen ___________ 623) Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 186 (vgl. auch Rn. 16 f.). 624) BGH, Beschluss v. 4.7.2002 – IX ZB 31/02, NZI 2002, 509 (510), juris Rn. 11. 625) BGH, Beschluss v. 12.1.2012 – IX ZB 97/11, ZInsO 2012, 300, Rn. 5; BGH, Beschluss v. 25.6.2009 – IX ZB 118/08, ZInsO 2009, 1511, Rn. 3; BGH, Beschluss v. 1.3.2007 – IX ZB 278/05, ZInsO 2007, 370, Rn. 11; Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 14; Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 4a; Dorell, in: Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier, Insolvenzrecht, 4. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 4. 626) BGH, Beschluss v. 1.3.2007 – IX ZB 278/05, ZInsO 2007, 370, Rn. 11. 627) Aus diesem Grund gegen die Anknüpfung an den Zeitaufwand Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 15. 628) Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 14.
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III. Zu- und Abschläge
Zuschläge lediglich eine „ultima ratio für die Fälle unzumutbar niedriger Vergütungen“629) darstellen. Eine solche Einschränkung lässt sich den Regelungen aber nicht entnehmen. Umstritten ist jedenfalls, ob der Normalfall von der Größe eines Verfahrens abhängt. 327 Lehnt man eine größenabhängige Definition ab, kann nicht allein der prozentuale (objektivierte) Mehraufwand entscheidend sein. Ansonsten wären in allen nicht mehr ganz kleinen Verfahren automatisch erhebliche Zuschläge festzusetzen, die in großen Verfahren – trotz bereits gestiegener Regelvergütung – geradezu explodierten. Den Vorschriften lässt sich keine echte alternative Konzeption entnehmen. Deshalb bliebe praktisch kaum etwas anderes übrig, als die Abweichungen rein nach subjektiv empfundener Angemessenheit festzulegen. Zwar stellen Entscheidungen über einen Wert, bei denen sich das „richtige“ Er- 328 gebnis auch nicht theoretisch errechnen lässt, in der Praxis keine Seltenheit dar. Als Beispiele seien das Strafmaß und die Benotung einer juristischen Klausur genannt. Besonders herausfordernd ist jedoch, dass die InsVV nicht einmal Anhaltspunkte für die richtige Höhe der Zu- und Abschläge enthält. Anders als bei der Strafzumessung existiert kein „Zuschlagsrahmen“, aus dem sich ableiten ließe, welche Werte überhaupt als hoch und welche als niedrig anzusehen sind. Und anders als im Fall von Klausurnoten wird auch nicht in abstrakter Weise beschrieben, für welche Fälle z. B. ein Zuschlag von 10 % vorgesehen ist. Insofern kann man sich nur an anderen Fällen und an Vorschlägen der Literatur orientieren. Ist aber gar nicht klar, welcher Wert überhaupt bestimmt werden soll, lässt sich kaum ermitteln, wann Fälle als vergleichbar anzusehen sind und welche Unterschiede die Höhe wie beeinflussen. Auseinandersetzen müsste man sich jedenfalls damit, welche Auswirkungen höhere oder niedrigere Berechnungsgrundlagen auf den Zuschlagssatz haben sollen.630)
bb) Prozentsätze Wenn man die Zu- und Abschläge nach dem Verhältnis bemisst, in dem der tat- 329 sächliche Arbeitsaufwand von einem „normalen“ Aufwand abweicht, liegt die Formulierung als Prozentsatz (Bruchteil) der Regelvergütung nahe. Dies soll der üblichen Praxis entsprechen.631) Wird ein Zu- oder Abschlag als Prozentsatz festgesetzt, bezieht er sich auf die noch nicht durch Zu- oder Abschläge veränderte
___________ 629) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 9a. 630) Vgl. Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 26 f. 631) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 34.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Regelvergütung nach § 2 InsVV.632) Zu dieser Regelvergütung zählt auch ein Mehrbetrag nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV.633)
330 Die Verordnung macht über die Art der Festsetzung keine Vorgaben. Grundsätzlich kann die Abweichung deshalb auch als Euro-Betrag festgesetzt werden.634) Theoretisch handelt es sich dabei nur um unterschiedliche Darstellungen, denn beide Varianten lassen sich problemlos in die jeweils andere Angabe umrechnen. Soweit sich die genaue Höhe eines Zu- oder Abschlags nicht objektiv bestimmen lässt, kann eine Entscheidung darüber jedoch (auch unterbewusst) durch verschiedenste Umstände beeinflusst werden.635) Dass die Darstellung eines Zuschlags durchaus Auswirkungen auf die subjektive Bewertung haben kann, legen Graeber/Graeber mit der Aussage nahe, ein Prozentsatz verschleiere die konkreten Auswirkungen eines Zu- oder Abschlags.636)
331 Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine höchstrichterliche Entscheidungen zur „Dogmatik“ der Prozentsätze: So legte der BGH fest, dass sich die Abweichungen bei der Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters nicht auf den Bruchteil von 25 % der Regelvergütung des (endgültigen) Insolvenzverwalters beziehen, sondern auf die volle Regelvergütung.637) Letztlich handelt es sich dabei nur um eine Vorgabe hinsichtlich der Darstellung, denn die Sätze mit unterschiedlichem Bezugspunkt können beliebig ineinander umgerechnet werden. Die Entscheidung trägt deshalb zwar zur Einheitlichkeit bei; sie legt jedoch nahe, dass eine objektive Bestimmung nicht möglich ist und man sich deshalb eher an pauschalen Vorgaben orientiert, etwa an solchen in Faustregeltabellen.638)
332 Werden dem Insolvenzverwalter die Zustellungen übertragen, kann der Zuschlag für den zusätzlichen Personalaufwand als Betrag pro Zustellung bestimmt und auch als Euro-Betrag festgesetzt werden.639) Eine betragsmäßige Bemessung erfolgt auch, wenn der Verwalter eine Regelaufgabe zu Lasten der Masse delegiert hat ___________ 632) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 39. 633) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 39 m. w. N. 634) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 34; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 19. 635) Vgl. Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 4a der eine Umrechnung in Euro deshalb kritisch sieht. 636) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 34; auch Haarmeyer, ZInsO 2016, 2057 (2063) fordert ausdrücklich eine Umrechnung in Euro. 637) BGH, Beschluss v. 4.11.2004 – IX ZB 52/04, NZI 2005, 106 (106), juris Rn. 9; auch Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 11 InsVV Rn. 72; siehe dazu auch unten, ab Rn. 366. 638) Siehe unten, ab Rn. 352. 639) BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682, Rn. 26; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 34 – nach dem BGH soll eine Änderung dieses Zuschlags im Rahmen der Gesamtabwägung ohnehin nicht in Betracht kommen. Die Festsetzung als EuroBetrag stelle deshalb eine zulässige Vereinfachung dar.
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III. Zu- und Abschläge
und deshalb die Vergütung des Dritten als Abschlag von der Regelvergütung abgezogen wird.640) In beiden Fällen ist das Vorgehen pragmatisch, da die Bestimmung eines gewöhnlichen Aufwands ohnehin kaum möglich erscheint. Diese Bemessung passt allerdings nicht ganz in ein System, welches an einen realen Mehr- oder Minderaufwand anknüpft und dabei die Pauschalierung des § 2 Abs. 1 InsVV berücksichtigt.
cc) Angemessenheit Graeber/Graeber sprechen sich dafür aus, für jeden Zu- oder Abschlag eine Ange- 333 messenheitsprüfung durchzuführen.641) Der errechnete Zuschlag sei als Euro-Betrag den konkreten Umständen gegenüberzustellen und ggf. zu korrigieren.642) Damit propagieren die Autoren eine Überprüfung der wirtschaftlichen Angemessenheit der Abweichungen. Andere Stimmen lehnen dies ausdrücklich ab.643) Keller schlägt vor, bei zählbaren Erschwernisgründen – wie etwa einer hohen Zahl 334 von Gläubigerausschusssitzungen – einen Grundwert zu ermitteln.644) Im genannten Beispiel wäre dies der Zuschlag, der auf eine Ausschusssitzung entfällt. So könne überprüft werden, ob etwa eine Erhöhung von 25.000 € pro Gläubigerausschusssitzung angemessen sei. Auch hier wird letztlich die wirtschaftliche Angemessenheit beurteilt. Zwar setzt ein Zuschlag auch nach dem BGH voraus, dass die Verhältnisse im 335 Einzelfall dazu führen, dass ein Missverhältnis zur Regelvergütung besteht.645) Um die Pauschalierung des § 2 Abs. 1 InsVV nicht zu entwerten, sollte dieses Missverhältnis jedoch innerhalb des Vergütungssystems bestimmt werden. Die entscheidende Frage sollte also lauten: Liegt der Aufwand in solchem Maße über demjenigen Aufwand, den der Verordnungsgeber mit dieser Regelvergütung abgelten wollte? Schließlich sind auch die genauen Maßstäbe für die Beurteilung der wirtschaftlichen Angemessenheit nicht klar.
dd) Marktpreise und Stundensätze Werden einzelne Leistungen des Insolvenzverwalters auch am Markt angeboten, 336 stellt sich die Frage, inwieweit dies bei der Bemessung von Zuschlägen Berücksichtigung finden muss. Einige Autoren halten es für sinnvoll, die Höhe der Zuschläge ___________ 640) 641) 642) 643)
Siehe oben, Rn. 310. Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 29. Wohl auch Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 7a. Mit Verweis auf die Querfinanzierung Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 4a. 644) Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 31 und 92. 645) BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
anhand empirischer Marktpreise für diese Leistungen zu bestimmen.646) Grundsätzlich widerspricht dieses Vorgehen der Systematik der Zu- und Abschläge:647) Der Marktpreis für eine Leistung kann zwar einen Hinweis darauf liefern, welche Zuschlagshöhe wirtschaftlich angemessen wäre. Es sollte aber nicht als primäres Ziel der InsVV angesehen werden, jede einzelne Tätigkeit in wirtschaftlich angemessener Weise zu vergüten. Soweit sich allerdings aus den Preisen auf einen typischen Arbeitsaufwand schließen lässt, kann dies bei der Argumentation berücksichtigt werden. Da es aber an einem klaren Konzept zur Quantifizierung von Zu- und Abschlägen fehlt, ist nachvollziehbar, dass Akteure sich auch an Marktpreisen und gängigen Stundensätzen orientieren.
337 Einige Autoren wollen Marktpreise heranziehen, um damit die Höhe von Zuschlägen zu begrenzen: Da die Gläubiger einen Anspruch auf kostenoptimierte Abwicklung haben, könne der Insolvenzverwalter für eine Leistung keine höhere Vergütung erhalten, als diese am Markt gekostet hätte.648) Jedenfalls für extreme Abweichungen erscheint dies im Ergebnis zutreffend; zweifelhaft ist jedoch, ob diese Problematik tatsächlich im Rahmen des Systems der Zu- und Abschläge gelöst werden muss. Lehnt man die Kürzung von Zuschlägen ab, kommt in besonderen Fällen ein Anspruch nach § 60 Abs. 1 S. 1 InsO in Betracht. Für den Weg über diese Haftungsnorm sprechen die zusätzlichen Voraussetzungen, die vor allem solche Fälle ausscheiden, in denen die Möglichkeit einer erheblich günstigeren Delegation nicht hinreichend vorhersehbar war.
ee) Kürzung von Zuschlägen bei Delegation 338 Besondere Aufgaben i. S. d. § 4 Abs. 1 S. 3 InsVV führen regelmäßig zu einem Zuschlag. Werden sie zulässigerweise zu Lasten der Masse delegiert, muss dies bei der Bemessung des Zuschlags berücksichtigt werden:649) Die Masse darf für dieselbe Tätigkeit nicht doppelt durch die Vergütung des Dritten und die Vergütung des Insolvenzverwalters belastet werden.650) Der Zuschlag muss also gekürzt werden oder ganz entfallen. Häufig bleibt in solchen Situationen für den Verwalter noch ein eigener Aufwand, etwa für die Auswahl, Steuerung und Überwachung des Dritten.651)
___________ 646) Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616); Lissner, ZInsO 2016, 1606 (1611); Graeber/Graeber, ZInsO 2013, 1284 (1288). 647) Vgl. Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 3c. 648) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 7a; Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616); Lissner, ZInsO 2016, 1606 (1611); Graeber/Graeber, ZInsO 2013, 1284 (1288). 649) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 36 und 253. 650) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 36. 651) Ausführliche Beispiele für den Interimsmanager bei der Unternehmensfortführung Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 38.
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III. Zu- und Abschläge
Werden durch die Delegation auch Regelaufgaben erleichtert, kann dies außerdem zu einem Abschlag führen.652) Es soll der gängigen Praxis entsprechen, einen Zuschlag für eine delegierte Sonder- 339 aufgabe (lediglich) um den Betrag der Vergütung zu kürzen, die an den Dritten bezahlt wurde.653) Dies steht jedoch im Widerspruch zu einem System der Zu- und Abschläge, welches den real gestiegenen oder gesunkenen Arbeitsaufwand betrachtet.654)
ff) Vergleichsrechnungen Nach der Formulierung des § 3 Abs. 1 lit. a InsVV ist ein Zuschlag festzusetzen, 340 wenn „die Bearbeitung von Aus- und Absonderungsrechten einen erheblichen Teil der Tätigkeit des Insolvenzverwalters ausgemacht hat, ohne daß ein entsprechender Mehrbetrag nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 angefallen ist“. Der zweite gesetzliche Zuschlagsgrund liegt vor, wenn „der Verwalter das Unternehmen fortgeführt oder Häuser verwaltet hat und die Masse nicht entsprechend größer geworden ist“ (§ 3 Abs. 1 lit. b InsVV). Beiden Formulierungen ist gemeinsam, dass ein Zuschlag ausscheiden soll, wenn entweder die Vergütung (lit. a) oder die Berechnungsgrundlage (lit. b) bereits „entsprechend“ erhöht wurde. Diese Einschränkung bezieht sich nach der überwiegenden Auffassung in der Literatur (lediglich) auf die Zuschlagshöhe und macht eine Vergleichsrechnung erforderlich. Dazu ist zunächst ein abstrakt angemessener Zuschlagssatz zu bestimmen. Der daraus folgende Zuschlagsbetrag wird dann um den Betrag gekürzt, um den die Vergütung bereits erhöht wurde. Auf diese Weise soll ein „korrigierter“ Zuschlagssatz bestimmt werden.655) Die Vergleichsrechnung wird als zwingend angesehen und muss dem Vergütungsantrag beigelegt werden.656) Dazu folgendes Rechenbeispiel: Ein Insolvenzverwalter hat mit großem Aufwand ein Unternehmen fortgeführt; dadurch wurde die Berechnungsgrundlage von 25.000 € auf 45.000 € erhöht. Die Regelvergütung nach den Staffelsätzen des § 2 Abs. 1 InsVV beträgt also 40 % × 25.000 € + 25 % × 20.000 € = 15.000 €. Grundsätzlich erscheint aufgrund des Umfangs und der Schwierigkeit der Unternehmensfortführung ein Zuschlag von 50 % angemessen, also rechnerisch 7.500 €. Allerdings wurde die Vergütung durch die Unternehmensfortführung bereits um 5.000 € erhöht, denn ohne die Massesteigerung würde die Regelvergütung nur 10.000 € betragen (40 % × 25.000 €). Deshalb können nur noch weitere 2.500 € als Zuschlag festgesetzt werden. Der korrigierte Zuschlagssatz beträgt also 16,67 % (2.500 € von 15.000 €). ___________ 652) 653) 654) 655) 656)
Siehe oben, ab Rn. 310. Metoja, ZInsO 2016, 1612 (1616). Vgl. Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 17, 186. Vgl. Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 9. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 21.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
341 Nach Auffassung des BGH folgt aus diesen gesetzlichen Zuschlagsgründen die allgemeine Regel, dass bei allen masseerhöhenden Gründen eine Vergleichsrechnung vorgenommen werden muss.657) Für die Gewährung eines Zuschlags sei stets erforderlich, „dass die bewirkte Erhöhung der Regelvergütung keine angemessene Vergütung der Tätigkeit darstellt“658). Diese Vergleichsrechnung solle für jeden einzelnen Zuschlagstatbestand vorgenommen werden.659) Der Entscheidung lag ein Zuschlag für die Ermittlung und Durchsetzung von Anfechtungsansprüchen zugrunde. Einige Autoren sind dagegen der Auffassung, aus den beiden genannten Gründen lasse sich kein allgemeines Prinzip ableiten.660) Außerdem wird bezweifelt, dass sich tatsächlich für alle Fälle bestimmen lässt, welcher Teil der Masse auf der zuschlagsbegründenden Tätigkeit beruht.661)
342 Letztlich hängt die Vergleichsrechnung eng damit zusammen, wie der Umfang des Normalverfahrens definiert wird. Geht man von einer größenabhängigen Definition aus, wird die Berechnungsgrundlage herangezogen, um den gewöhnlichen Aufwand zu bestimmen. Bei hoher Berechnungsgrundlage wird z. B. auch ein höherer Aufwand für die Bearbeitung von Anfechtungsansprüchen den Normalfall bilden – für einen festen Mehraufwand fällt der prozentuale Zuschlag deshalb geringer aus, als wenn die Berechnungsgrundlage niedriger liegt. Ein Mehraufwand von 50 Stunden führt bei einer Berechnungsgrundlage von 1.000.000 € zu einem geringeren Zuschlagssatz als wenn die Masse 200.000 € beträgt. Bei einer Bemessung sämtlicher Zu- und Abschläge nach diesen Grundsätzen kommt es bereits gar nicht zu der vom BGH befürchteten doppelten Honorierung.662) Durch die (nachträgliche) Kürzung des Zuschlags wird derselbe Umstand letztlich zum zweiten Mal zulasten des Insolvenzverwalters berücksichtigt. Möchte man gleichwohl eine Vergleichsrechnung vornehmen, muss man den abstrakt angemessenen Zuschlag anhand eines Normalverfahrens mit der noch nicht erhöhten Berechnungsgrundlage bemessen.
343 Vor diesem Hintergrund wirft die Vergleichsrechnung weitere dogmatische Schwierigkeiten auf: Führt eine aufwendige Sonderaufgabe zu einer großen Massemehrung, liegt am Ende eine höhere Berechnungsgrundlage vor (z. B. 1.000.000 € statt 500.000 € aufgrund mehrerer Anfechtungen, die zu einem „abstrakt angemessenen“ Zuschlag von 100 % führen). Abgesehen von dem Zuschlag für Anfechtungen würde man sonstige Zu- und Abschläge wohl an einem Verfahren mit der finalen ___________ 657) BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 8 ff. 658) BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682, Rn. 15. 659) BGH, Beschluss v. 8.3.2012 – IX ZB 162/11, NZI 2012, 682, Rn. 16; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 10. 660) Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 4d. 661) Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 11. 662) BGH, Beschluss v. 16.10.2008 – IX ZB 179/07, NZI 2009, 49; BGH, Beschluss v. 7.10.2010 – IX ZB 115/08, ZInsO 2010, 2409.
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III. Zu- und Abschläge
Masse von 1.000.000 € bemessen. Zuschläge dürften dann niedriger ausfallen als bei einem Verfahren mit Berechnungsgrundlage von 500.000 €, da der übliche Aufwand in größeren Verfahren höher liegt. Allerdings wird der höhere Normalaufwand bereits vollständig dadurch berücksichtigt, dass die Mehrvergütung zwischen den Berechnungsgrundlagen 1.000.000 € und 500.000 € im Rahmen der Vergleichsrechnung in voller Höhe vom Zuschlag abgezogen wird. Die Massemehrung würde dem Insolvenzverwalter also letztlich doppelt angerechnet. Die Aussage einiger Autoren, dass sich die Massemehrung letztlich positiv auf andere Zuschläge auswirkt,663) muss also relativiert werden. Sie impliziert, dass andere Zuschläge ganz ohne Rücksicht auf die gestiegene Berechnungsgrundlage bestimmt werden, es sich also eher um pauschale Prozentsätze für bestimmte Tatbestände handelt oder der Normalfall größenunabhängig ermittelt wird. Die Vergleichsrechnung liefert damit nur scheinbar ein einfach handhabbares 344 Hilfsmittel zur objektiveren Bemessung von Zuschlägen.664) Man kann sich bereits fragen, ob es tatsächlich einfacher ist, einen „abstrakt angemessenen“ Zuschlag zu bestimmen, anstatt direkt den Mehraufwand bezogen auf ein entsprechend größeres Verfahren anzugeben. Beides dürfte in der Praxis kaum objektiv möglich sein. Legt man der Zuschlagsbestimmung aber das beschriebene theoretische Konzept zugrunde, zeigt sich, dass die Vergleichsrechnung zu Folgeproblemen führt. Auch wenn diese Probleme in der praktischen Umsetzung wohl keine Rolle spielen, lassen sie an der Vorgehensweise zweifeln. Die Vergleichsrechnung sollte in der Praxis allenfalls als gedankliche „Plausibilitätskontrolle“ eines bestimmten Zuschlagssatzes angewendet werden.665) Ein Verzicht auf die Rechnung widerspricht schließlich auch nicht den Vorgaben der InsVV: Wie oben dargestellt,666) beschreibt § 3 InsVV lediglich typische Situationen, in denen ein Zu- oder Abschlag in Betracht kommt – es handelt sich gerade nicht um Tatbestände, die für einen Bereich präzise und abschließend regeln, wann ein Zuschlag vorliegen kann. Dass die Berechnungsgrundlage oder die Vergütung nicht entsprechend erhöht wurden, lässt sich als Beschreibung der typischen Situation auffassen, in denen ein Ausgleich erforderlich ist. Auch ein systematischer Vergleich mit den anderen gesetzlichen Zu- und Abschlagsgründen spricht dafür, dass die Vorschrift keine Rechenregel für die Zuschlagshöhe vorgeben soll.
___________ 663) So Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 66; nach BGH, Beschluss v. 12.5.2011 – IX ZB 143/08, NZI 2011, 630 sind andere Zuschläge nicht in die Vergleichsrechnung einzubeziehen. 664) Keller, ZIP 2014, 2014 (2019) spricht von einer „Scheinobjektivität“. 665) In diese Richtung auch Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 32, der die Kürzung als Ermessensentscheidung betrachtet. 666) Siehe oben, Rn. 296.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
gg) Gesamtwürdigung 345 Es liegt nahe, zur Bestimmung des Gesamtzu- oder Gesamtabschlags zunächst für jeden relevanten Zu- und Abschlagsgrund einen Prozentsatz festzulegen und die Sätze dann zu summieren.667) Schwierigkeiten bereitet dabei, dass sich ein Mehroder Minderaufwand nicht immer trennscharf einzelnen Tatbeständen zuordnen lässt. Vielmehr sind Überschneidungen möglich, die natürlich nicht doppelt vergütet werden dürfen.668) Beispielsweise kann eine unvollständige Buchhaltung zu einem Mehraufwand für die Aufarbeitung führen, der durch einen Zuschlag ausgeglichen wird. Gleichzeitig könnte dadurch die Unternehmensfortführung erschwert werden und deshalb ein Zuschlag für diesen Bereich höher ausfallen.669) Die schiere Summe dieser beiden Zuschläge läge dann allerdings über dem prozentualen Mehraufwand für das gesamte Verfahren. Wie das Beispiel zeigt, treten Überschneidungen vor allem deshalb auf, weil Zuschläge sowohl an die Tätigkeit als auch an einen Erschwernisgrund anknüpfen können.670) Hinzu kommt, dass Tätigkeitsbereiche so grob beschrieben werden können, dass sie sich teilweise überschneiden: Zum Beispiel kann der Bereich „Anfechtungen“ die Ermittlung der Ansprüche umfassen, was auch allgemein unter die Tätigkeit „Vermögensermittlung“ fällt.
346 Mit seiner ständigen Rechtsprechung löst der BGH dieses Problem: Das Insolvenzgericht müsse lediglich eine angemessene Gesamtwürdigung vornehmen. Dabei sei nicht erforderlich, die Höhe für alle relevanten Zu- oder Abschlagsgründe festzulegen. Es genüge „die Prüfung dem Grunde nach, so dass anschließend in einer Gesamtschau unter Berücksichtigung von Überschneidungen und einer auf das Ganze bezogenen Angemessenheitsbetrachtung der Gesamtzuschlag oder Gesamtabschlag bestimmt werden kann“671).
347 Das Vorgehen vermeidet zwar die schwierige Ermittlung der genauen Überschneidungen einzelner Abweichungen. Problematisch erscheint jedoch vor allem der Begriff „Angemessenheitsbetrachtung“: Dieser legt nahe, den Gesamtzu- oder -abschlag anhand einer als angemessen empfundenen Vergütung zu bestimmen oder zu überprüfen. Die Gesamtabweichung würde dann so bemessen, dass sie eine wirtschaftlich angemessene Vergütung liefert. In gleicher Weise wie eine Angemessenheitsprüfung ___________ Z. B. Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 81. Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 14. Vgl. Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 72. Zu unterschiedlichen Anknüpfungen siehe oben, Rn. 254. Graeber, ZInsO 2020, 2293 (2295) führt als Beispiel eine Unternehmensfortführung an (Tätigkeit), bei der Probleme mit den Arbeitnehmern bestanden und die Schuldnerin bzw. deren Organe nicht angemessen mitarbeiteten (jeweils konkrete Erschwernis). 671) BGH, Beschluss v. 20.5.2010 – IX ZB 11/07, BGHZ 185, 353, Rn. 9; BGH, Beschluss v. 11.5.2006 – IX ZB 249/04, NZI 2006, 464, Rn. 12; erstmalig entschieden von BGH, Beschluss v. 24.7.2003 – IX ZB 607/02, NZI 2003, 603 (604 f.), juris Rn. 17; kritisch dazu Rendels, EWiR 2003, 1043 (1044).
667) 668) 669) 670)
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III. Zu- und Abschläge
einzelner Zu- und Abschläge672) widerspricht dies dem pauschalierten System der InsVV. Zudem ist unklar, wie eine wirtschaftlich angemessene Vergütung überhaupt ermittelt werden soll. Ein solches Vorgehen führt dazu, dass Vergütungsfestsetzungen kaum überprüfbar, schwer vergleichbar und dadurch auch wenig vorhersehbar werden. Deshalb fordern einige Stimmen, dass im Rahmen einer Gesamtbetrachtung ledig- 348 lich doppelt berücksichtigte Sachverhalte korrigiert werden.673) Graeber betont vor allem die Pflicht der Insolvenzgerichte, die Reduzierung präzise und transparent zu erläutern.674) Dies werde in der Praxis nicht gewährleistet – vielmehr erschöpfe sich die Begründung häufig in Floskeln. Andere Autoren wehren sich vollständig gegen das Konzept einer nachträglichen Modifikation der Summe und fordern, Überschneidungen bereits bei der Höhe der einzelnen Sätze zu berücksichtigen.675) Dem lässt sich jedoch entgegenhalten, dass es willkürlich ist, aufgrund einer Überschneidung den einen oder den anderen Einzelzuschlag zu reduzieren. Dies würde eine objektive Festsetzung der Einzelzuschläge erschweren. Haarmeyer/Mock betrachten die Gesamtabwägung zwar ebenfalls kritisch, bezeichnen sie aber als notwendigen Korrekturfaktor:676) Erstens fehle es den Gerichten an der wirtschaftlichen Urteilskraft sowie an Einblicken in die Kostenstrukturen der Insolvenzverwalter. Zweitens würden in einigen Vergütungsanträgen zahlreiche unbedeutende Zuschläge aufgenommen und aufsummiert. Damit werde das Ziel verfolgt, das Gericht zu überfordern und damit zu veranlassen, dass der Antrag ohne genauere Prüfung schlicht akzeptiert werde. Die Gesamtwürdigung biete den Gerichten hier einen Ausweg. Der Umstand, dass ohnehin keine Vorgabe dazu existiert, welche Lebenssachverhalte 349 einen eigenen Zuschlag bilden, relativiert die Forderung nach Einzelfestsetzungen. Es besteht also ohnehin die Möglichkeit, Zu- und Abschläge für weite Lebensbereiche zu bemessen. Problematischer ist jedoch die nachträgliche Kürzung einer errechneten Summe: Erstens darf diese – wie bereits dargestellt – nicht an die (wirtschaftliche) Angemessenheit anknüpfen. Zweitens könnte eine freie Gesamtwürdigung die Ergebnisse auch unterbewusst beeinflussen: Aus der kognitiven Psychologie ist der „Ankereffekt“ bekannt. Dieser beschreibt u. a., dass Schätzungen unbewusst davon beeinflusst werden, dass ein bestimmter Ausgangswert zur Verfügung steht, selbst wenn letzterer eigentlich keine Rolle spielt.677) Die Autoren beschreiben ein Expe___________ 672) Siehe oben, ab Rn. 333. 673) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 42; Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 170. 674) Graeber, ZInsO 2020, 2293 (2296 f.), wobei er eine genaue Festsetzung für jeden Zuschlag nicht für entscheidend hält. Vgl. auch Graeber, DZWIR 2020, 16 (18). 675) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 34; Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 3a; Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 35. 676) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 127. 677) Tversky/Kahneman, Science 1974, 1124 (1128).
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Teil 1: Rechtsdogmatik
riment, in dem Probanden die Einwohnerzahlen verschiedener Länder schätzen sollten, nachdem über ein Glücksrad eine Zahl zwischen 0 und 100 ermittelt wurde. Tatsächlich beeinflusste das Ergebnis des Glücksrads, welche Einwohnerzahlen die Teilnehmer nannten. Für die Bemessung von Schmerzensgeld wiesen Chapman/ Borstein durch Experimente nach, dass allein die geforderte Summe Einfluss darauf hat, in welcher Höhe die Probanden einen Anspruch anerkennen.678) Es ist also nicht auszuschließen, dass ein Zuschlag von z. B. 100 % eher akzeptiert wird, wenn der Antrag vorher eine „an sich“ angemessene Summe von 200 % ermittelt und diese im Rahmen der Gesamtwürdigung auf 100 % reduziert.679)
350 Die Gesamtwürdigung sollte deshalb vor allem gedanklich überprüfen, ob die Summe der Zu- und Abschläge auch den geschätzten gesamten Mehr- oder Minderaufwand realistisch abbildet. Ist dies bei kursorischer Betrachtung nicht der Fall, wäre zu fragen, ob einzelne Zu- und Abschläge falsch bemessen sind oder ob Überschneidungen vorliegen. Letztere können zu einer Änderung der Abweichung führen, sollten dann aber ausführlich und nachvollziehbar begründet werden.680)
351 Die Überlegungen werfen die Frage auf, welche Rolle die Gesamtwürdigung in der Praxis spielt und welches Ausmaß die Anpassungen annehmen. Dies ist bei der Auswertung der Vergütungsentscheidungen zu untersuchen.
hh) Faustregeltabellen 352 In der vergütungsrechtlichen Literatur finden sich zahlreiche Auflistungen von Gründen und angemessenen Zuschlagssätzen, sog. Faustregeltabellen.681) Diese sind nach Auffassung des BGH nicht verbindlich.682) Im Rechtsbeschwerdeverfahren verbiete sich auch ein Vergleich mit Entscheidungen anderer Landgerichte.683) Der BGH sieht es nicht als seine Aufgabe an, entsprechende Aufstellungen selbst aus den Einzelfällen zu entwickeln.684) Er erkennt jedoch an, dass Faustregeltabellen
___________ 678) Chapman/Bornstein, Applied Cognitive Psychology 1994, 519 (526). 679) In diese Richtung nennt Mock, ZInsO 2019, 641 (644) die Reduzierung einer errechneten Zuschlagssumme von 175 % auf 65 % des Sachwalters im Air-Berlin-Verfahren „fast schon gönnerhaft“. Nach Blersch, NZI 2019, 529 handelt es sich hierbei lediglich um eine „Gesamtwürdigung vor allem wegen verschiedener Überschneidungen“. 680) Graeber, ZInsO 2020, 2293 (2296 f.). 681) Siehe z. B. Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV § 116, 149; Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 84 f.; Wolgast, in: Schmidt-Sanierungsrecht, 2. Aufl. 2019, Anhang 3 Rn. 121; Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 3 Rn. 78; Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 195 ff. 682) BGH, Beschluss v. 22.3.2007 – IX ZB 201/05, ZInsO 2007, 370. 683) BGH, Beschluss v. 13.11.2008 – IX ZB 141/07, ZInsO 2009, 55, Rn. 10. 684) BGH, Beschluss v. 13.11.2008 – IX ZB 141/07, ZInsO 2009, 55, Rn. 10.
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III. Zu- und Abschläge
dem Tatrichter eine Orientierungshilfe bieten.685) Als solche werden sie von einigen Autoren für die Bestimmung der Zu- oder Abschlagshöhe akzeptiert.686) Auch Landgerichte orientieren sich bei der Überprüfung von Vergütungsfestsetzungen an solchen Tabellen.687) Tatsächlich lässt auch der BGH die in der Literatur genannten Zuschlagssätze nicht unberücksichtigt. So heißt es etwa in einer Entscheidung: „Diese tatrichterliche Feststellung hat das Rechtsbeschwerdegericht hinzunehmen. Dies gilt um so mehr, als der gewährte Zuschlag sich mit 20 v. H. am unteren Rand dessen befindet, was für solche Tätigkeiten zugebilligt wird (vgl. FK-InsO/Lorenz, § 3 InsVV Rn. 48; Haarmeyer/Wutzke/Förster, aaO § 3 Rn. 72; Kübler/Prütting/ Eickmann, aaO § 3 InsVV Rn. 44; Graeber, aaO Rn. 267).“688)
Soweit Faustregeltabellen als Orientierungshilfe für die Abweichungshöhe anerkannt 353 oder genutzt werden, muss man das Konzept einer Zu- oder Abschlagsbemessung anhand des real gestiegenen oder gesunkenen Arbeitsaufwands als gescheitert betrachten.689) Bereits ein (Mehr-)Aufwand für die zu- oder abschlagsbegründende Tätigkeit lässt sich kaum verallgemeinern. Vor allem aber hängt der Abweichungssatz davon ab, welcher sonstige Aufwand im Rahmen des Verfahrens erforderlich ist. Hier scheint es unmöglich, schlicht von einem einzigen, typischen Fall auszugehen und deshalb einen Prozentwert vorzuschlagen. Den Faustregeltabellen kann also nur der Gedanke zugrunde liegen, dass Zuschläge eher als Pauschalen behandelt werden,690) wobei der genaue Satz je nach empfundener Schwierigkeit im Einzelfall noch etwas variieren kann. Bemerkenswert ist der Hinweis bei Haarmeyer/Wutzke/ Förster, dass die genannten Prozentsätze in der Regel angemessen sind, je nach Verfahren aber auch höhere Zuschläge in Betracht kommen.691) Auf geringere Zuschläge wird dagegen nicht hingewiesen. Prinzipiell handelt es sich bei den Informationen in den Tabellen entweder um 354 Werte aus gerichtlichen Entscheidungen, Werte aus anderen Literaturquellen oder eigene Vorschläge der Autoren. Zwar sind Gerichte selbst dann nicht an bestimmte Abweichungssätze gebunden, wenn diese regelmäßig in anderen Entscheidungen festgesetzt werden. Allerdings kann hier ein Phänomen zum Tragen kommen, welches als „Bandwagon-Effekt“ bekannt ist: Dieser beschreibt, dass die Veröffentlichung von Daten über das Verhalten bestimmter Bevölkerungsgruppen gerade das beschriebene
___________ 685) BGH, Beschluss v. 1.3.2007 – IX ZB 277/05, ZInsO 2010, 1855, Rn. 7; BGH, Beschluss v. 21.7.2016 – IX ZB 70/14, BGHZ 211, 225, Rn. 59. 686) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 19. 687) Z. B. LG Hannover, Beschluss v. 23.8.2010 – 11 T 20/10, juris. 688) BGH, Beschluss v. 22.2.2007 – IX ZB 106/06, NZI 2007, 341, Rn. 23. 689) Insoweit kritisch Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1619). 690) Vgl. Riedel, in: Stephan/Riedel, InsVV, 2010, § 3 Rn. 7. 691) Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 3 Rn. 77.
113
Teil 1: Rechtsdogmatik
Verhalten bestärken kann – es liegt also eine sog. self-fulfilling prophecy vor.692) Entscheidend dafür ist, dass die empirischen Aussagen akzeptiert werden. Der Effekt stellt eine Form der Eigendynamik oder Reflexivität soziologischer Aussagen dar. Auch bei rechtlichen Bewertungen erscheint eine Entscheidung entgegen einer Mehrheitsmeinung zumindest besonders begründungsbedürftig. Daher kann sich die Kenntnis einer bestimmten, gängigen Rechtsanwendungspraxis auf die Zuschlagsbemessung auswirken.693) Berücksichtigt man dies, können die Informationen in den Faustregeltabellen die Festsetzung in problematischer Weise beeinflussen:
Eigene Vorschläge der Autoren sind vor allem dann irreführend, wenn sie nicht deutlich als solche gekennzeichnet werden.694) Insbesondere in einem Umfeld aus empirischen Werten können sie schnell den falschen Eindruck vermitteln, dass die tatsächliche Praxis der Gerichte beschrieben wird.
Gleichermaßen problembehaftet sind Zitate aus anderen Literaturquellen, da nicht immer erkennbar ist, ob die Aussage letztlich auf eine Meinung der anderen Autoren oder eine empirische Erkenntnis zurückgeht.
Doch auch die scheinbar rein objektive Wiedergabe gerichtlicher Entscheidungen birgt die Gefahr, einen falschen Eindruck hervorzurufen: In sämtlichen Kommentierungen werden für jeden Zu- und Abschlagsgrund nur wenige Entscheidungen mit festgesetzten Prozentsätzen genannt. Dabei ist nicht erkennbar, inwieweit diese Entscheidungen tatsächlich repräsentativ für die bundesweite Praxis sind. Eine anekdotische Darstellung mehrerer Beschlüsse mit ähnlichem Inhalt kann aber leicht als allgemeiner Trend wahrgenommen werden.695) Schließlich handelt es sich bei den Nachweisen häufig um Beschwerdeentscheidungen der Landgerichte, da diese eher veröffentlicht werden als gewöhnliche Festsetzungsbeschlüsse. Bekannt sind damit vor allem Vergütungsentscheidungen, die zwei Bedingungen erfüllen: Erstens wurde Beschwerde eingelegt und zweitens hat das Landgericht seine Entscheidung zur Veröffentlichung vorgesehen. Daher ist zu beweifeln, dass die Beschwerdeentscheidungen tatsächlich repräsentativ für die Menge aller Vergütungsentscheidungen sind.
355 Die Überlegungen zeigen: Selbst wenn man Zu- und Abschläge eher als pauschale Vergütungspositionen mit gewisser Flexibilität betrachtet, sind Faustregeltabellen ___________ 692) Röhl, Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 237 m. w. N.; der Effekt wurde von Lazarsfeld/Berelson/Gaudet, The People’s Choice, 3. Aufl. 1968, S. 107 für unentschlossene Wähler beschrieben, die eher denjenigen Kandidaten wählten, von dem sie dachten, dass dieser auch von der Mehrheit gewählt würde. 693) Vgl. Röhl, Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 43. 694) Kritisch zur fehlenden Trennung von „Wunsch und Wirklichkeit“ Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 18. 695) Lissner, ZInsO 2020, 2299 (2302) kritisiert sogar, dass in solche Tabellen „für gewöhnlich nur verwalterangenehme Entscheidungen Einzug finden“.
114
III. Zu- und Abschläge
auch als Orientierungshilfe mit Vorsicht zu verwenden. Es stellt sich die Frage, inwieweit sich die Angaben mit der tatsächlichen Festsetzungspraxis decken, die Tabellen also die Wirklichkeit abbilden. Dies kann nur im Rahmen einer empirischen Untersuchung der Vergütungsbeschlüsse geklärt werden. Weiterhin bleibt zu untersuchen, inwieweit die Insolvenzgerichte die Tabellen zur Orientierung heranziehen, und wie groß die praktische Bedeutung der verschiedenen Kommentierungen ist.
ii) Zusammenfassung Es ist zu bezweifeln, dass der Bemessung von Zu- und Abschlägen ein klares Konzept 356 zugrunde liegt. Nachvollziehbar und systematisch stimmig wäre es, Abweichungen in genau dem Verhältnis festsetzen, in dem der tatsächliche (bzw. der objektivierte) zeitliche Aufwand von dem Aufwand abweicht, der in einem Normalverfahren erforderlich ist. Zahlreiche Kontroversen um die richtige Bemessung legen nahe, dass ein solches 357 Konzept jedenfalls nicht allgemein anerkannt ist: So wird diskutiert, Abweichungen als Euro-Beträge auszuweisen und deren (wirtschaftliche) Angemessenheit zu überprüfen. Daneben wird ein Rückgriff auf Marktpreise und Stundensätze zur Bestimmung der Zuschlagshöhe vorgeschlagen. Zudem soll bei einer zulässigen Delegation die gezahlte Vergütung einen Zuschlag betragsmäßig mindern. Diese Methoden erscheinen selbst als praktische Hilfsmittel zur Umsetzung eines kaum handhabbaren Konzepts ungeeignet, denn sie orientieren sich rein an der wirtschaftlichen Angemessenheit. Die Vergleichsrechnungen bei masseerhöhenden Zuschlägen vermitteln nur eine 358 Scheingenauigkeit; auch ist umstritten, wann diese zur Anwendung kommen sollen. Würde man Zu- und Abschläge nach dem Verhältnis des Zeitaufwands bemessen, könnte man letztlich auf die Rechnungen verzichten. Die vom BGH vorgenommene Gesamtwürdigung ist bereits deshalb problematisch, weil sie auf eine Überprüfung der (wirtschaftlichen) Angemessenheit hindeutet. Zudem können Entscheidungen unbewusst beeinflusst werden. Schließlich legen die Faustregeltabellen nahe, dass eine objektivierte, aufwandsbezogene Bemessung nicht stattfindet. Mangels einer klaren Dogmatik besteht also bei der Bestimmung der Höhe der 359 Abweichungen ein erheblicher Spielraum. Eine einheitliche Handhabung kann überhaupt nur dadurch erreicht werden, dass die Zu- und Abschläge in eigentlich systemfremder Weise eher wie pauschale Vergütungspositionen betrachtet werden, wobei sich die Beteiligten an Tabellen und vergangenen Entscheidungen orientieren und so zu gleichmäßigen Festsetzungen gelangen.
115
Teil 1: Rechtsdogmatik
e)
Mindestvergütung
360 Schwierigkeiten bereitet der Umgang mit Zu- und Abschlägen im Zusammenhang mit der Mindestvergütung nach § 2 Abs. 2 InsVV.696) Hauptanwendungsfall dieser Vorschrift dürften Verfahren mit keiner oder einer nur geringen Insolvenzmasse sein. Da sich die Mindestvergütung aber abhängig von der Anzahl der Gläubiger erhöht, kann sie auch in massereichen Verfahren mit sehr vielen Gläubigern über der Regelvergütung liegen.697) So wurde etwa im Verfahren über das Vermögen der Fluggesellschaft Air Berlin mit 700.000 Gläubigern auf die Mindestvergütung abgestellt.698) Zwar wird in der Literatur die Auffassung geäußert, die Mindestvergütung sei ihrem Telos nach in größeren Verfahren mit erheblichem Massebestand von vornherein nicht anwendbar.699) Der Verordnungsgeber hat eine solche Einschränkung jedoch bewusst nicht vorgesehen.700)
361 Nach dem Gesetzeswortlaut gilt die Mindestvergütung lediglich „in der Regel“. Deshalb besteht in Rechtsprechung und Literatur Einigkeit, dass auch der Mindestsatz durch Zu- und Abschläge nach § 3 InsVV angepasst werden kann.701) Die Vorschrift des § 2 Abs. 2 InsVV normiert also keine absolute untere Grenze der Verwaltervergütung, sondern beschreibt vielmehr eine Mindestregelvergütung702) oder – anders herum betrachtet – die Regel-Mindestvergütung703).
362 Dabei stellt sich die Frage, wie der Normalfall als Vergleichsmaßstab zu bestimmen ist. Der Normierung einer Mindestvergütung in Abhängigkeit von der Gläubigerzahl liegen rechtstatsächliche Untersuchungen zugrunde.704) Diese ermittelten den zeit___________ 696) Zur Mindestvergütung siehe oben, Rn. 147. 697) Eine Tabelle zum Vergleich von Regel- und Mindestvergütung findet sich bei Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 109. 698) Allerdings wurde hier gar keine Berechnungsgrundlage ermittelt, vgl. Mock, ZInsO 2019, 641 (643). 699) Mock, ZInsO 2019, 641 (643); wohl auch Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 54. 700) Eickmann, NZI 2005, 205 (207); Vill, FS Kayser 2019, S. 1043 (1048 f.) und Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 21 ff. mit Verweis auf die amtliche Begründung zur Verordnung zur Änderung der Insolvenzrechtlichen Vergütungsverordnung v. 4.10.2004, BGBl. I 2004, 2569, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang VII. 701) Z. B. BGH, Beschluss v. 27.4.2010 – IX ZB 172/08, Rn. 2 m. w. N.; Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 2 InsVV Rn. 14a; Zimmer, InsVV, 2018, § 2 Rn. 82; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 15. 702) Diesen Begriff verwenden etwa Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 103; Eickmann, NZI 2005, 205 (207). 703) Begriff bei BGH, Beschluss v. 16.12.2010 – IX ZB 39/10, ZIP 2011, 132, Rn. 4. 704) Die amtliche Begründung, abgedruckt bei Zimmer, InsVV, 2018, Anhang VII, verweist auf die Untersuchungen von Hommerich/Ebers, Zeitlicher Aufwand von Insolvenzverwaltern/Treuhändern in masselosen Insolvenzverfahren (30.8.2004) und Institut für freie Berufe (IFB), Kostensituation in masselosen Regel- und Verbraucherinsolvenzverfahren (Stundungsverfahren) (2004).
116
III. Zu- und Abschläge
lichen Aufwand und die Kostensituation in masselosen Insolvenzverfahren. Dabei zeigte sich, dass Aufwand und Kosten eines massearmen Verfahrens mit der Zahl der Gläubiger korrelieren.705) Der Verordnungsgeber sieht also in der Gläubigerzahl einen Indikator für einen typischen Aufwand des Verwalters. Diesen typischen Aufwand decken die Regelsätze des § 2 Abs. 2 InsVV ab. Abweichungen werden durch Zu- und Abschläge ausgeglichen. Es liegt nahe, dass in Verfahren mit Mindestvergütung die Schwerpunkte der Verwaltertätigkeit anders verteilt sind.706) Damit muss das ohnehin problematische Konzept eines Normalverfahrens nochmal um ein massearmes Normalverfahren erweitert werden,707) dessen Umfang von der Anzahl der Gläubiger abhängt. Während für kleine, masselose Verfahren empirische Erkenntnisse vorliegen, erscheint die Bestimmung des Normalfalls in Verfahren mit sehr vielen Gläubigern problematisch: Welcher Aufwand für die unterschiedlichen Tätigkeiten ist in einem massearmen Verfahren mit 10.000 Gläubigern typisch? Jedenfalls kommt ein Zuschlag allein wegen einer hohen Gläubigerzahl bei der Mindestvergütung nicht in Betracht.708) Auch Vergleichsrechnungen für masseerhöhende Zuschlagsgründe können denklogisch keine Rolle spielen.709) Nach Keller soll zunächst die Vergütung nach § 2 Abs. 1 InsVV mit der Vergütung 363 des § 2 Abs. 2 InsVV verglichen werden – jeweils ohne Zu- und Abschläge.710) Der höhere Betrag bilde dann die Regelvergütung, welche ggf. nach § 3 InsVV angepasst werde. Eine Ausnahme soll jedoch für Zuschläge wegen einer hohen Gläubigerzahl gelten: Um diese sei die Regelvergütung zu erhöhen, bevor sie mit dem Mindestsatz verglichen wird.711) Andere Autoren wollen sämtliche Zu- und Abschläge auf die
___________ 705) Kritisch dazu aber Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 2 InsVV Rn. 14a. 706) Vgl. Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 22. 707) Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 2 InsVV Rn. 27 spricht von „Kriterien eines (masselosen) Kleininsolvenzverfahrens“; vgl. die eigenen Kriterien bei Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 2 InsVV Rn. 14a; Vill, FS Kayser 2019, S. 1043 (1063 f.) weist darauf hin, dass die Zuschlagshöhe nicht mehr von der Höhe der Regelvergütung abhängig sein kann. 708) Vill, FS Kayser 2019, S. 1043 (1064); Eickmann, NZI 2005, 205 (207). 709) Vill, FS Kayser 2019, S. 1043 (1063). 710) Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 110. 711) Keller, NZI 2005, 23 (27); ausführlich Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 123 ff.: Ein Problem soll entstehen, wenn die Regelvergütung nach § 2 Abs. 1 InsVV zwar unter der Mindestvergütung liegt, die Regelvergütung aber wegen der hohen Gläubigerzahl deutlich über die Mindestvergütung hinaus zu erhöhen wäre. Der Insolvenzverwalter erhielte dann „nur“ die niedrigere Mindestvergütung, weil bei dieser ein Zuschlag für die hohe Gläubigerzahl nicht in Betracht komme. Die Korrektur erscheint eigentlich nicht nötig: Zwar mag die Mindestvergütung in solchen Konstellationen als Ausgangspunkt zunächst geringer ausfallen. Allerdings wird auch der Normalfall auf andere Weise bestimmt, so dass die sonstigen Zuschlagssätze höher liegen können. Lediglich wenn man Zu- und Abschläge eher als prozentuale Pauschalen betrachtet, ist die Vorgehensweise sinnvoll.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Regelvergütung bereits in den Vergleich miteinbeziehen.712) Konsequenterweise müsste man dann jedoch auch bei der Mindestvergütung alle Abweichungen nach § 3 InsVV berücksichtigen. Dies würde regelmäßig erfordern, die (erhöhte oder verminderte) Vergütung nach zwei verschiedenen, unbestimmten Normalfällen zu ermitteln. Die Vorgehensweise von Keller vermeidet immerhin eine solche problematische und kaum objektivierbare Berechnung.
364 Die Ausgestaltung des § 2 Abs. 2 InsVV als Regel-Mindestvergütung, die von der Zahl der Gläubiger abhängig und nach oben nicht begrenzt ist, kann die Vergütungsbemessung also erheblich erschweren.713) Vor allem in großen Verfahren mit zahlreichen Gläubigern und relativ kleiner Insolvenzmasse ist zu bezweifeln, dass sich Zu- und Abschläge auch nur annähernd objektiv bestimmen lassen. Insofern bleibt wohl praktisch kaum eine andere Möglichkeit, als – wie von Keller angedeutet714) – schlicht auf pauschalierte Prozentsätze zurückzugreifen, die gleichermaßen für die Regel- und für die Mindestvergütung gelten.
f)
Vorläufiger Insolvenzverwalter
365 Bei der Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters sollen Art, Dauer und Umfang der Tätigkeit berücksichtigt werden (§ 11 Abs. 3 InsVV). Aufgrund des Verweises in § 10 InsVV kann auch die Regelvergütung für das Eröffnungsverfahren durch Zu- und Abschläge angepasst werden.715) Es handelt sich um eine selbständige Vergütung, so dass auch Abweichungen vom Regelsatz für diesen Verfahrensteil eigenständig zu bestimmen sind.716) Genau wie bei der Vergütung des (endgültigen) Insolvenzverwalters ist hier jedoch unklar, wie der Normalfall als Vergleichsmaßstab aussehen soll.717) Budnik zieht schlicht die Kriterien des Normalverfahrens heran und definiert den Aufgabenkreis sehr eng.718)
366 Der BGH ist der Auffassung, dass die gleichen zu- oder abschlagsbegründenden Umstände für den vorläufigen und den endgültigen Insolvenzverwalter grundsätzlich ___________ 712) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 54a; Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 14. 713) Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 2 InsVV Rn. 14a kritisiert die Vorschrift als „erheblichen Systembruch“. 714) So sollen andere Zuschläge als für die Gläubigerzahl „gleichermaßen“ bei Regel- und Mindestvergütung gewährt werden, Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 4 Rn. 136. 715) Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 11 InsVV Rn. 68; nach Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 11 Rn. 105 fehlt es an einer gesetzlichen Grundlage für § 11 Abs. 3 InsVV, so dass die Regelungen keine Anwendung finden. 716) Vgl. BGH, Beschluss v. 12.9.2019 – IX ZB 65/18, Rn. 15 m. w. N., wonach ein Zuschlag für Sanierungsbemühungen im Eröffnungsverfahren nicht einfach durch einen (höheren) Zuschlag für die übertragende Sanierung im eröffneten Verfahren ersetzt werden kann. 717) Vgl. Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 11 InsVV Rn. 69. 718) Budnik, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 11 InsVV Rn. 18.
118
III. Zu- und Abschläge
mit dem gleichen Prozentsatz zu bemessen sind.719) Dieser Prozentsatz bezieht sich auf die volle Regelvergütung des § 2 Abs. 1 InsVV, nicht lediglich den Anteil des vorläufigen Insolvenzverwalters von 25 %.720) Ein Zuschlag von 50 % auf die Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters verdreifacht also seine regelmäßige Vergütung. Dieser Grundsatz ist jedoch zu pauschal formuliert und lässt sich in dieser Form nicht mit einer Bestimmung nach dem Arbeitsaufwand vereinbaren: Würde das obstruktive Verhalten eines Schuldners z. B. typischerweise dazu führen, dass jede Aufgabe bei der Verfahrensbearbeitung etwa 25 % mehr Zeit in Anspruch nimmt, erhielte der vorläufige Insolvenzverwalter mit dieser Erschwernis grundsätzlich das doppelte seiner üblichen Vergütung. Dies erscheint zweifelhaft. Sinnvolle Ergebnisse bringt die Aussage nur hervor, soweit der absolute Mehrauf- 367 wand für den vorläufigen und den endgültigen Insolvenzverwalter aufgrund einer bestimmten Erschwernis typischerweise gleich hoch ist: Der Bruchteil von 25 % als Vergütung des vorläufigen Verwalters impliziert, dass der Gesetzgeber dem Eröffnungsverfahren etwa ein Viertel des Aufwands eines eröffneten Verfahrens mit gleicher Berechnungsgrundlage beimisst. Wenn ein Mehraufwand von 10 Stunden im eröffneten Verfahren eine Steigerung um 25 % bedeutet, würde derselbe Mehraufwand im Eröffnungsverfahren 4 × 25 % = 100 % des Normalaufwands des vorläufigen Verwalters ausmachen. Stattdessen kann man den Wert auch einfach mit 25 %, bezogen auf die Regelvergütung des endgültigen Verwalters, bemessen. Insofern kann der gleiche Abweichungsprozentsatz nur herangezogen werden, wenn ein Umstand zu einem vergleichbaren absoluten Mehr- oder Minderaufwand führt. Ob dies typischerweise der Fall ist, müsste für jeden Zu- und Abschlagrund separat betrachtet werden. Die Aussage des BGH legt erneut nahe, dass Zu- und Abschläge eher als Pauschalen behandelt werden.721) Anders als bei der Vergütung des endgültigen Verwalters können für den vorläufigen 368 Insolvenzverwalter auch Gegenstände in die Berechnungsgrundlage miteinbezogen werden, die mit Absonderungsrechten belastet sind.722) Insofern kann im selben Verfahren eine höhere Berechnungsgrundlage vorliegen. Diese impliziert einen höheren Normalaufwand, was bei der Bemessung der Zu- und Abschläge berücksichtigt werden muss.723) Haarmeyer/Mock sind sogar der Auffassung, dass die Komplexität des Verfahrens in der umfassenden Berechnungsgrundlage typischerweise bereits abgebildet sei. Deshalb müssten quantitativ orientierte Zuschläge im ___________ 719) BGH, Beschluss v. 4.11.2004 – IX ZB 52/04, NZI 2005, 106. 720) Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 11 InsVV Rn. 72. 721) Insoweit ist auch die Aussage bei Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 11 InsVV Rn. 61 kritisch zu sehen, wonach die Tatbestände und Prozentsätze für den endgültigen Verwalter herangezogen werden können. 722) Siehe oben, Rn. 163. 723) Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 11 InsVV Rn. 72.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
Grundsatz von vornherein ausscheiden.724) Auf der anderen Seite fehlen jedoch Masseerhöhungen durch Insolvenzanfechtungen, da die Ansprüche erst mit Verfahrenseröffnung entstehen.725)
3.
Zusammenfassende Würdigung
369 Das Vergütungssystem kombiniert eine pauschalierte Regelvergütung mit Zu- und Abschlägen, die verfahrensspezifische Besonderheiten miteinbeziehen. Auf den ersten Blick wirkt dies wie eine sinnvolle Kombination, um die Vergütungsfestsetzung einerseits handhabbar und vorhersehbar zu gestalten, andererseits aber auch die breiten Variationsmöglichkeiten eines Insolvenzverfahrens zu erfassen. Die genauere Betrachtung der Dogmatik liefert jedoch ein anderes Bild.
370 Grundsätzlich herrscht zwar Einigkeit, dass die Abweichungen vom Regelsatz keine Pauschalen darstellen, sondern anhand des Einzelfalls zu bestimmen sind. Dabei bestehen jedoch zwei Kernprobleme: Erstens erfordert die Bestimmung einen Vergleich des konkreten Verfahrens mit einem Normalfall. Dieser ist jedoch nicht nur unbestimmt, sondern nicht einmal bestimmbar. Zweitens fehlt es bereits an einem theoretischen Konzept der Festlegung konkreter Abweichungen. Weder den Kommentierungen noch der Rechtsprechung lässt sich eine klare Aussage dazu entnehmen, wann genau z. B. ein Zuschlag von 50 % korrekt ist – selbst wenn man den Umfang eines Normalverfahrens und den Sachverhalt in idealisierter Form festlegen könnte. Zwar existieren andere Systeme, in denen auch eine theoretische Bemessung eines „richtigen“ Wertes nahezu ausgeschlossen erscheint. Beispielsweise dürfte sich kaum ermitteln lassen, wann eine Freiheitsstrafe genau 2,5 Jahre betragen muss. Da aber Einigkeit besteht, dass Zu- und Abschläge an den Aufwand des Insolvenzverwalters anknüpfen sollen, lässt sich ein solches logisches, theoretisches Fundament der Bemessung hier durchaus konstruieren. Dieses hilft zwar nicht unmittelbar bei der praktischen Bestimmung der Abweichungen. Es bietet jedoch eine Grundlage für Argumentationen hinsichtlich der angemessenen Abweichung (welche sonst „in der Luft hängen“) und ermöglicht, dass sich eine stimmige Dogmatik zu Einzelfragen entwickeln kann, z. B. zum Umgang mit Vergleichsrechnungen. Unklar ist, inwieweit Rechtsprechung und Literatur dieses Konzept ihren Überlegungen zugrunde legen.
371 Es wurde gezeigt, dass die Festsetzung von Zu- und Abschlägen im Einzelnen dogmatisch unklar ist und unterschiedlich beurteilt wird. Es herrscht Streit darüber, wofür Zu- und Abschläge gewährt werden und wie genau diese zu bemessen sind. Dies betrifft teilweise auch die gesetzlichen Abweichungsgründe, aus denen sich ein konsistentes System nicht ableiten lässt. Spielräume und Unklarheiten bestehen ___________ 724) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 11 Rn. 106 f. 725) Stephan, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 13 InsVV Rn. 36.
120
III. Zu- und Abschläge
auch hinsichtlich der Darstellung und der Vorgehensweise, etwa ob die Begründungen an den Tätigkeitsbereich oder den Erschwernisgrund anknüpfen oder wie man Überschneidungen berücksichtigt. Solche Fragen sollten zwar an sich keine Auswirkungen auf das Ergebnis haben. Da jedoch auch hinsichtlich des Ergebnisses erhebliche Spielräume bestehen, können Darstellung und Vorgehensweise die Entscheidung doch (unbewusst) beeinflussen. Mit dem Ankereffekt bei der Gesamtwürdigung wurde sogar ein anerkanntes kognitionspsychologisches Phänomen identifiziert, das bei der Entscheidung eine Rolle spielen kann. Auch die Tatsache, dass die Regelvergütung als unangemessen niedrig empfunden wird, könnte in die Entscheidungen einfließen. Wenig hilfreich sind auch die teilweise widersprüchlich wirkenden Entscheidungen 372 des BGH – so wird stets die notwendige Einzelfallbetrachtung betont, während für einzelne Abweichungsgründe feste Grenzen gelten sollen (z. B. mindestens 20 Arbeitnehmer oder mindestens eine Masse von 250.000 €). Auch betrachten zahlreiche Entscheidungen die Vergütung ausdrücklich als Tätigkeitsvergütung, während eine erfolgreiche Betriebsfortführung dann doch eine Sonderbehandlung erfährt. Einige Erkenntnisse vermitteln schließlich den Eindruck, dass die eigentlich auf- 373 wandsbezogenen Zu- und Abschläge für jegliche Vergütungskorrekturen herangezogen werden sollen: Ob eine betragsmäßige Aufwandserstattung für Zustellungen, die Korrektur unzulässiger Delegationen oder die Durchsetzung einer kostenoptimierten Verfahrensbearbeitung tatsächlich in diesem Rahmen behandelt werden sollten, kann bezweifelt werden. Dies mag für den Gesetzgeber komfortabel sein – es macht die Festsetzungen aber schlechter vergleichbar und verwässert eine aufwandsbezogene Konzeption. Dazu passt, dass der Gesetzgeber für die neue Rolle des Verfahrenskoordinators gar keinen Versuch unternimmt, die Regelvergütung sinnvoll zu bemessen. Vielmehr verlässt er sich darauf, dass über Zu- und vor allem Abschläge eine im Ergebnis angemessene Vergütung ermittelt wird.726) Der Verfahrenskoordinator erhält nämlich die Regelvergütung des Insolvenzverwalters, wobei als Berechnungsgrundlage die Insolvenzmassen der Einzelverfahren summiert werden (§ 269g Abs. 1 S. 2 InsO). Da gar keine Massen verwaltet werden,727) passt diese Berechnung nicht und hat eine deutlich zu hohe Regelvergütung zur Folge.728) Die Tatsache, dass die derart unbestimmten Abweichungen vom Regelsatz letztlich 374 für beliebige Sachverhalte und in beliebiger Höhe festgesetzt werden können, begründet erhebliche Zweifel an der Konstruktion des Vergütungssystems. Wenn sich Zu- und Abschläge nicht objektiv ermitteln lassen, können sie von Insolvenzverwaltern nicht sinnvoll beantragt, von Gerichten nicht sinnvoll festgesetzt und ___________ 726) Vgl. Graeber, NZI 2018, 385 (387). 727) Berner/Zenker, NZI-Beilage 2018, 30. 728) Graeber, NZI 2018, 385 (387).
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Teil 1: Rechtsdogmatik
von Gläubigern und Schuldnern nicht sinnvoll kontrolliert werden. So verwundert es nicht, dass einige Autoren bemerken, das aktuelle System führe seit Jahren nicht zu sinnvollen Ergebnissen.729) Büttner bezeichnet die Festsetzungen im Rahmen des Vergütungssystems sogar als willkürlich.730)
375 Einiges deutet darauf hin, dass Zu- und Abschläge aufgrund dieser Unklarheiten in der Praxis häufig als Tatbestände behandelt werden, die eine pauschale Abweichung auslösen: Wenn ein bestimmter Sachverhalt vorliegt, bekommt der Verwalter dafür grundsätzlich einen bestimmten Prozentsatz, der je nach konkreter Situation etwas höher oder niedriger ausfallen kann. Richtig umgesetzt könnte dies wenigstens zu einer einigermaßen vorhersehbaren Festsetzung der Abweichungen führen. Dennoch bergen die Unklarheiten und Spielräume die Gefahr, dass jeder Anwender der Vorschriften eine eigene Praxis entwickelt. Tatsächlich beklagen einige Autoren, dass Zu- und Abschläge in verschiedenen Regionen unterschiedlich festgesetzt würden.731) Beispielsweise sei die Festsetzung in der Stadt strenger als auf dem Land.732) Daneben kann die „Verselbständigung“ vor allem der Zuschlagsgründe die Regelvergütung in eine bloße „Grundvergütung“733) oder Sockelvergütung umwandeln. Ein Vergleich der Aufstellungen der Zuschläge mit denjenigen der Abschläge legt nahe, dass Haarmeyer/Mock diese Befürchtung nicht ganz zu Unrecht äußern. Zuschläge würden mittlerweile „in faktisch jedem Insolvenzverfahren geltend gemacht“734). Auch der Umfang der Zuschläge werde ständig größer. Auf der anderen Seite wird jedoch auch eine „zunehmend restriktive Handhabung von Ermessensspielräumen“ durch die Insolvenzgerichte beklagt.735) Wie die Gerichte tatsächlich mit den Unklarheiten und Spielräumen umgehen, kann nur eine empirische Untersuchung klären.
IV. Transparenz 376 Die unklare Dogmatik der Zu- und Abschläge steht einer objektiven Bemessung im Wege. Insofern bleibt allen Beteiligten kaum etwas anderes übrig, als sich an Entscheidungen in vergleichbaren Fällen zu orientieren, also an der tatsächlichen Festsetzungspraxis in der Vergangenheit. Dieses Vorgehen setzt voraus, dass hinreichende Informationen verfügbar sind. Einzelne, anekdotische Entscheidungen ___________ 729) Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 12. 730) Büttner, in: HambKomm-InsO, 7. Aufl. 2019, § 2 InsVV Rn. 57 f.; auch Blersch, in: BK-InsO, Losebl., Stand: 74. EL 12/2020, § 3 InsVV Rn. 2; einen Verstoß gegen das Willkürverbot sieht BGH, Beschluss v. 12.9.2019 – IX ZB 2/19, NZI 2019, 910, Rn. 19 nicht. 731) Holzer, NZI 2013, 1049 (1052); Graeber, NZI 2013, 574 (577); Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 2 Rn. 8a. 732) Graeber, NZI 2013, 574 (576). 733) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 28. 734) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 9a. 735) NIVD/VID, Gemeinsame Reformvorschläge von NIVD und VID zur Reform der Insolvenzrechtlichen Vergütungsverordnung (InsVV) (19.11.2019), S. 1 mit Verweis auf INDat Report 4/2019, S. 12.
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IV. Transparenz
der Beschwerdegerichte helfen dabei kaum – allgemeine Aussagen über die Handhabung der Zu- und Abschläge lassen sich nur aufgrund umfassenderer Einblicke in die Festsetzungen der Insolvenzgerichte treffen. Da zahlreiche insolvenzgerichtliche Beschlüsse im Internet veröffentlicht werden 377 müssen, besteht in Verfahren nach der InsO grundsätzlich eine besondere Transparenz. Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit sich auch Informationen darüber gewinnen lassen, wie die Regelungen über Zu- und Abschläge angewendet werden. Insbesondere könnte eine Entscheidung des BGH zur Auslegung der Veröffentlichungsvorgaben die Situation verändert haben.
1.
Veröffentlichung im Internet
Der Allgemeinheit werden weitgehende Einblicke in die Verfahren nach der InsO 378 ermöglicht. Eine zentrale und länderübergreifende Veröffentlichung im Internet nach § 9 InsO ist für zahlreiche Beschlüsse gesetzlich vorgeschrieben.736) Sie erfolgt auf einer Internetseite, die für Besucher unter der Adresse „www.insolvenzbekanntmachungen.de“ erreichbar ist (amtliche Fußnote zu § 9 Abs. 1 S. 1 Hs. 1 InsO).
a) Rechtliche Vorgaben Die InsoBekV737) regelt die genauen Modalitäten der Veröffentlichung. Insbesondere 379 finden sich in § 2 Vorgaben zu Datensicherheit und dem Schutz vor Missbrauch. Danach muss durch technische und organisatorische Maßnahmen gewährleistet werden, dass die Daten bei der Übermittlung elektronisch signiert werden (Nr. 1), während der Veröffentlichung unversehrt, vollständig und aktuell bleiben (Nr. 2) und nach Ablauf von zwei Wochen nach der Veröffentlichung nur noch eingeschränkt abgerufen werden können (Nr. 3). Nach zwei Wochen muss in der Abfrage erstens der Sitz des Insolvenzgerichts an- 380 gegeben und zweitens eine der folgenden Informationen ergänzt werden:
Familiennamen oder Firma des Schuldners (lit. a und b),
Sitz oder Wohnsitz des Schuldners (lit. c),
Aktenzeichen des Insolvenzgerichts (lit. d),
Registernummer und Sitz des Registergerichts (lit. e).
___________ 736) Eine Auflistung der Fälle, in denen die öffentliche Bekanntmachung ausdrücklich angeordnet ist, findet sich bei Madaus, in: BeckOK-InsO, 21. Aufl. 2020, § 9 Rn. 1; das Insolvenzgericht soll nach pflichtgemäßem Ermessen auch in anderen Situationen Veröffentlichungen vornehmen können. 737) Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet v. 12.2.2002, BGBl. I 2002, 677.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
381 Damit soll sichergestellt werden, dass ein Schuldner nach dem Ablauf der Frist nur noch auffindbar ist, wenn ein Nutzer gezielt nach ihm sucht. Daneben enthält § 2 Abs. 1 InsoBekV den Hinweis, dass die Angaben der lit. a bis e auch unvollständig sein können, solange sie Unterscheidungskraft besitzen. In diesem Fall darf das Ergebnis der Abfrage zunächst nur eine Übersicht enthalten, in der ausschließlich die (vollständigen) Daten nach lit. a bis e dargestellt werden (§ 2 Abs. 2 S. 1 InsoBekV). Die weiteren Informationen dürfen erst nach Auswahl eines Datensatzes übermittelt werden.
382 Am 14. Oktober 2019 wurde die InsoBekV an die Vorgaben des Art. 27 EuInsVO738) angepasst.739) Diese Vorschrift nimmt auf Art. 25 EuInsVO Bezug, welcher eine Vernetzung der Insolvenzregister der Mitgliedstaaten vorsieht, wobei das Europäische Insolvenzportal als zentraler Zugangspunkt für Informationsabfragen dienen soll. Gemäß Art. 27 Abs. 3 EuInsVO darf der Zugang zu Pflichtinformationen (Art. 24 Abs. 2 EuInsVO) nur dann von zusätzlichen Suchkriterien abhängig gemacht werden, wenn es sich bei dem Schuldner um eine natürliche Person handelt, die keine selbständige wirtschaftliche Tätigkeit ausübt oder ausgeübt hat. Daher wurde die eingeschränkte Sichtbarkeit von Bekanntmachungen nach dem Ablauf von zwei Wochen auf diese Fälle beschränkt (§ 2 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 InsoBekV n. F.).740) Die Änderungen sind nach Art. 2 der Änderungsverordnung jedoch erst am 30. Juni 2021 in Kraft getreten.741)
383 Endgültig zu löschen sind die Daten spätestens sechs Monate nach der rechtskräftigen Aufhebung oder Einstellung des Insolvenzverfahrens (§ 3 Abs. 1 InsoBekV). Die Insolvenzgerichte müssen dafür sorgen, dass die Bekanntmachungen von jedermann in angemessenem Umfang unentgeltlich eingesehen werden können (§ 4 InsoBekV).
b) Umsetzung der Internetseite 384 Wie sich aus Abbildungen in einem Aufsatz aus dem Jahr 2004742) ergibt, wurde die Internetseite seit der Erstellung bis in das Jahr 2021 praktisch nicht verändert. Seit Juni 2021 sind Bekanntmachungen zu Verfahren aus dem Jahr 2018 und jünger nur noch über eine neue Version der Internetseite abrufbar („neu.insolvenzbekanntmachungen.de“). Die im Rahmen dieser Untersuchung verwendete Internet___________ 738) Verordnung (EU) 2015/848. 739) Erste Verordnung zur Änderung der Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet v. 14.10.2019, BGBl. I 2019, 1466. 740) BR-Drucksache 338/19 v. 31.7.2019, S. 6 f. 741) Die Verordnungsbegründung verweist darauf, dass die Durchführungsverordnung (EU) 2019/917 in Art. 1 eine Vernetzung der Insolvenzregister bis zu diesem Datum vorsieht, BR-Drucksache 338/19 v. 31.7.2019, S. 7. 742) Mäusezahl, InsbürO 2004, 53 (58 ff.).
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IV. Transparenz
seite zeigt mittlerweile nur noch Bekanntmachungen zu älteren Verfahren und ist unter der angepassten Adresse „alt.insolvenzbekanntmachungen.de“ erreichbar.743) Zur Umsetzung der rechtlichen Anforderungen wird in der ursprünglichen Version 385 zwischen „uneingeschränkter Suche“ und „Detail-Suche“ unterschieden. Während bei der ersten Variante auch ohne die Eingabe von Suchbegriffen alle Bekanntmachungen der letzten zwei Wochen angezeigt werden, müssen bei der „Detail-Suche“ die Suchkriterien des § 2 Abs. 1 Nr. 3 InsoBekV spezifiziert werden. Die Einschränkung erscheint jedoch aus mehreren Gründen problematisch: Erstens kann ein Interesse an der Prüfung bestehen, ob über das Vermögen einer 386 Person oder einer Gesellschaft in der Vergangenheit das Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Selbst wenn der vollständige Name und sogar der Wohnort oder Sitz bekannt sind, muss zusätzlich das richtige Insolvenzgericht ausgewählt werden. Das könnte dazu führen, dass entsprechende Bekanntmachungen nicht einfach auffindbar sind. Ein solches Ergebnis läuft aber der Publizität zuwider, die im Verfahren gerade beabsichtigt ist. Die Änderungen, welche am 30. Juni 2021 in Kraft getreten sind, lösen diese Problematik zumindest für alle Unternehmensinsolvenzen. Zweitens sind die zusätzlichen Kriterien in lit. a bis e von sehr unterschiedlicher 387 Spezifität. Während das Aktenzeichen oder die Registernummer ein Verfahren eindeutig identifizieren, dürfte der Sitz oder Wohnsitz des Schuldners zu zahlreichen weiteren Ergebnissen führen. Da Listen über alle Orte in Deutschland existieren, ließe sich so auch relativ einfach über viele (automatisierte) Suchen zu allen Kombinationen aus Insolvenzgericht und Ort ein vollständiges Abbild der aktuellen Datenbank erzeugen. Das sollte durch die Vorgaben in der InsoBekV jedoch gerade verhindert werden. Ein solches Vorgehen könnte zwar durch technische Maßnahmen erschwert werden, z. B. indem Nutzer bei jeder Suche aufgefordert werden, eine schwer lesbare Buchstabenkombination aus einem Bild in ein Textfeld zu übertragen (sog. CAPTCHA744)). Allerdings fordert § 4 InsoBekV die Möglichkeit der Kenntnisnahme für jedermann, so dass jede Einschränkung auf eine barrierefreie Nutzung hin überprüft werden muss. Dies dürfte erklären, weshalb bisher keine entsprechenden Schutzvorkehrungen ersichtlich sind.745)
___________ 743) Vgl. die Hinweise unter www.insolvenzbekanntmachungen.de, abgerufen am 20.7.2021. 744) Die Abkürzung steht für „Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart“. 745) Für die vernetzten Register sieht die Durchführungsverordnung (EU) 2019/917 Maßnahmen zum Schutz gegen automatisierte Abfragen ausdrücklich vor und nennt die Nutzung eines „Captcha-Moduls“ als Beispiel (Anhang, 5. lit. f).
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Teil 1: Rechtsdogmatik
2.
Darstellung von Zu- und Abschlägen
388 Auch Beschlüsse, in denen die Vergütung der Verfahrensbeteiligten festgesetzt wird, sind von den Insolvenzgerichten öffentlich bekannt zu machen. Einblicke in die Festsetzung von Zu- und Abschlägen wurden jedoch erst durch eine Entscheidung des BGH im Jahr 2017 ermöglicht, die neue Anforderungen an die öffentliche Bekanntmachung von Vergütungsbeschlüssen formuliert hat.
a) Gesetzliche Vorgaben 389 Grundsätzlich kann die Veröffentlichung im Internet auszugsweise geschehen (§ 9 Abs. 1 Hs. 2 InsO). Für den Festsetzungsbeschluss über die Vergütung des Insolvenzverwalters legt § 64 Abs. 2 S. 2 Hs. 1 InsO fest, dass die festgesetzten Beträge nicht zu veröffentlichen sind.746) Stattdessen muss der Hinweis eingefügt werden, dass der vollständige Beschluss in der Geschäftsstelle eingesehen werden kann (§ 64 Abs. 2 S. 2 Hs. 2 InsO). Ausweislich der Gesetzesbegründung soll diese Vorschrift das Persönlichkeitsrecht des Insolvenzverwalters schützen.747) Mit der Möglichkeit, den vollständigen Beschluss auf der Geschäftsstelle einzusehen, seien die Interessen der Beteiligten gewahrt.
b) Umsetzung bis 2017 390 Diese Vorgaben setzten die Gerichte um, indem sie im Veröffentlichungstext lediglich feststellten, dass die Vergütung des Insolvenzverwalters festgesetzt wurde. Ein typischer Text lautet etwa: „Die Vergütung und die zu erstattenden Auslagen des Insolvenzverwalters sind festgesetzt worden (§§ 63, 64 InsO). Dieser Beschluss ist mit einem fristgebundenen Rechtsmittel angreifbar. Der vollständige Beschluss kann in der Geschäftsstelle des Amtsgerichts Paderborn, Am Bogen 2 – 4, 33098 Paderborn, Zimmer Nr. 250 eingesehen werden.“748)
391 Die vollständigen Inhalte der Vergütungsentscheidungen waren deshalb regelmäßig nur den Verfahrensbeteiligten bekannt. Von festgesetzten Zu- und Abschlägen erfuhr die Öffentlichkeit erst, wenn entweder die Informationen von einem Beteiligten preisgegeben wurden oder wenn gegen einen Beschluss mittels Beschwerde vorgegangen wurde und das Beschwerdegericht seine Entscheidung veröffentlichte.
392 Da die öffentliche Bekanntmachung als Zustellungsersatz die zweiwöchige Beschwerdefrist in Gang setzt, musste sich der BGH in der Vergangenheit bereits mit entsprechenden Texten befassen. Dabei hatte er zunächst keine Zweifel an der be___________ 746) Kritisch schon im Jahr 2008 Becker, in: Nerlich/Römermann, InsO, Losebl., Stand: 41. EL 4/2020, § 9 Rn. 11. 747) BT-Drucksache 12/7302 v. 19.4.1994, S. 162. 748) Graeber/Scholz-Schulze, ZInsO 2018, 694 (694).
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IV. Transparenz
schriebenen Praxis der Insolvenzgerichte geäußert.749) Erforderlich für die Zustellungswirkung sei lediglich, dass die Entscheidung korrekt bezeichnet ist. Auch eine fehlerhafte Rechtsbehelfsbelehrung stehe dem Beginn der Rechtsmittelfrist nicht entgegen.750) Mit Blick auf das Gebot effektiven Rechtsschutzes aus Art. 19 Abs. 4 GG in Ver- 393 bindung mit dem Rechtstaatsprinzip erschien das Vorgehen der Gerichte jedoch problematisch. Das BVerfG hatte 1987 zu einem entsprechenden Bekanntmachungstext für die Vergütung eines Vergleichsverwalters entschieden, dass der bloße Hinweis auf einen ergangenen Beschluss eine einwöchige Beschwerdefrist nicht in Gang setzen könne.751) Dies stelle eine unangemessene Verkürzung des Rechtsschutzes dar. Vielmehr müsse in der Veröffentlichung zumindest der Entscheidungsausspruch selbst mitgeteilt werden, so dass der Adressat eine mögliche Beschwer feststellen kann, ohne den Weg zum Amtsgericht auf sich zu nehmen. Die maßgebliche Norm des § 119 der Vergleichsordnung, die Voraussetzungen und Rechtsfolgen der öffentlichen Bekanntmachung regelt, entspricht dabei der Vorschrift des § 9 InsO. Diese Entscheidung fand in der Literatur und der Rechtsprechung des BGH kaum 394 Beachtung. Der IX. Zivilsenat stellte 2009 lediglich fest, dass auch die unvollständige Veröffentlichung einen effektiven Rechtsschutz gewährleiste.752) Als Begründung verwies er auf die zwingende besondere Zustellung (§ 64 Abs. 2 S. 1 InsO) und den Hinweis auf die Möglichkeit, den vollständigen Beschluss in der Geschäftsstelle einzusehen. Hierauf wurde in der Literatur nur vereinzelt eingegangen. Vorwerk vertrat die Auffassung, dass auch mit der längeren Beschwerdefrist von zwei Wochen noch kein effektiver Rechtsschutz gewährleistet sei.753)
c)
Entscheidung des BGH vom 14.12.2017
In einem Beschluss vom 14.12.2017 beschäftigte sich der BGH nochmals mit der 395 Frage, wie die ordnungsgemäße Veröffentlichung eines Vergütungsbeschlusses gestaltet sein muss, damit sie die Rechtsmittelfrist in Gang setzt.754)
___________ 749) 750) 751) 752)
Siehe z. B. BGH, Beschluss v. 10.11.2011 – IX ZB 165/10, ZIP 2011, 2479. BGH, Beschluss v. 24.3.2016 – IX ZB 67/14, NZI 2016, 397. BVerfG, Beschluss v. 2.12.1987 – 1 BvR 1291/85, BVerfGE 77, 275. BGH, Beschluss v. 5.11.2009 – IX ZB 173/08, NZI 2010, 159; so auch BGH, Beschluss v. 12.7.2012 – IX ZB 42/10, ZIP 2012, 1779; BGH, Beschluss v. 14.11.2013 – IX ZB 101/11, NZI 2014, 22. 753) Vorwerk, NZI 2011, 7 (11). 754) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
aa) Sachverhalt 396 Im zugrunde liegenden Insolvenzverfahren hatte das Amtsgericht Paderborn im Januar 2016 gleichzeitig Beschlüsse über den Schlusstermin und über die Vergütung des Insolvenzverwalters erlassen. Diese Beschlüsse stellte es dem Insolvenzverwalter und den Erben des Schuldners zu. Im Internet veröffentlicht wurde ein einheitlicher Text für beide Beschlüsse. Auf den ersten Blick wirkt dieser jedoch wie eine bloße Bestimmung des Schlusstermins, ohne dass auf die Vergütungsfestsetzung eingegangen wird. Erst nach der Rechtsmittelbelehrung folgt der Hinweis, dass die Vergütung des Insolvenzverwalters festgesetzt wurde und der Beschluss in der Geschäftsstelle eingesehen werden kann.755) Mangels optischer Trennung vermittelt dieser Absatz eine Zugehörigkeit zur Rechtsmittelbelehrung.
397 Im Mai 2016, also etwa vier Monate nach der Veröffentlichung des Beschlusses, legten zwei Gläubiger gegen die Vergütungsfestsetzung Beschwerde ein. Diese wurde wegen Fristablaufs als unzulässig verworfen. Die Veröffentlichung im Januar habe bereits die zweiwöchige Beschwerdefrist in Gang gesetzt.
bb) Entscheidung 398 Dem ist der BGH entgegengetreten. Die Frist habe nicht zu laufen begonnen, weil keine öffentlichen Bekanntmachung des Vergütungsbeschlusses erfolgt sei.
399 Der BGH beantwortete nicht nur die Frage, ob ein Beschlusstext, der sich optisch innerhalb der Rechtsbehelfsbelehrung eines anderen Beschlusses befindet, noch den Anforderungen an eine öffentliche Bekanntmachung genügt. Hierzu führte der Senat aus, dass bei mehreren Beschlüssen getrennte Veröffentlichungen erforderlich seien.756) Insbesondere der Hinweis auf einen weiteren Beschluss unter der irreführenden Überschrift „Rechtsmittelbelehrung“ sei unzureichend.757) Insoweit bestätigt der IX. Zivilsenat seine bisherige Rechtsprechung zu dieser Frage.758)
400 Daneben setzte sich der BGH auch mit den Anforderungen an eine Veröffentlichung der Vergütungsfestsetzung selbst auseinander. Die Entscheidungsbegründung führt zunächst aus, dass ein bloßer Hinweis auf einen ergangenen Beschluss nicht ausreichend sei. Damit gibt der IX. Zivilsenat ausdrücklich seine frühere Position auf.759) Aus dem Wortlaut des § 64 Abs. 2 S. 1 InsO ergebe sich, dass der Beschluss selbst öffentlich bekannt gemacht werden müsse. Nach § 64 Abs. 2 S. 2 InsO seien ___________ 755) Der gesamte Beschluss des Amtsgerichts Potsdam findet sich in BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 3. 756) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 35. 757) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 36. 758) BGH, Beschluss v. 17.11.2011 – IX ZB 83/11, ZInsO 2012, 51; BGH, Beschluss v. 17.11.2011 – IX ZB 85/11, NZI 2011, 978. 759) BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 30.
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IV. Transparenz
lediglich die Beträge nicht zu veröffentlichen. Dies wird durch eine systematischteleologische Argumentation untermauert: Aus der Zustellungsfunktion der öffentlichen Bekanntmachung folge, dass es den Adressaten möglich sein müsse, in vergleichbarer Art und Weise Kenntnis zu nehmen. Deshalb seien grundsätzlich Beschlusstenor und Gründe zu veröffentlichen. Auch historisch sei das Ziel der öffentlichen Bekanntmachung eine möglichst effektive Form der Veröffentlichung. Eine Verkürzung des Rechtsschutzes müsse dabei vermieden werden. Vor dem Hintergrund dieser Argumentation könne auch § 9 Abs. 1 S. 1 Hs. 2 InsO 401 kein anderes Ergebnis entnommen werden: Zwar ermögliche die Vorschrift eine auszugsweise Veröffentlichung. Damit die Beteiligten ihre Rechte wahrnehmen könnten, seien aber der Beschlusstenor sowie die für das Verständnis maßgeblichen Teile der Beschlussgründe zu veröffentlichen. Das lege auch eine historisch-teleologische Betrachtung der Vorschrift nahe: Die Regelung existiere seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung und sei ausweislich der Gesetzgebungsmaterialien vor allem aus Kostengründen eingeführt worden.760) Da die Veröffentlichung früher in einem amtlichen Blatt zu erfolgen hatte, sei erstens der Platz beschränkt gewesen und zweitens habe die Länge des Veröffentlichungstextes auch die Kosten beeinflusst. Diese Gründe seien mit der Veröffentlichung im Internet jedoch weggefallen. Im Beschluss wird zudem darauf hingewiesen, dass schützenswerte Interessen der Beteiligten grundsätzlich eine Kürzung des Beschlusstextes ermöglichen könnten.761) Für die Interessen des Insolvenzverwalters enthalte jedoch bereits die Vorschrift des § 64 Abs. 2 S. 2 InsO eine entsprechende gesetzgeberische Entscheidung. Nach dem Beschluss sind die folgenden Mindestanforderungen an eine wirksame 402 öffentliche Bekanntmachung zu stellen: Erstens muss der Beschlusstenor enthalten sein und darf lediglich um die festgesetzten Beträge anonymisiert werden. Zweitens sind die „Berechnungsgrundlage […], die zugrunde gelegten Zuschläge und Abschläge einschließlich einer schlagwortartigen Bezeichnung und der im Rahmen der Gesamtschau […] festgesetzte Gesamtzuschlag oder -abschlag“762) zu veröffentlichen. Nur die Einzelheiten der Begründung können aus dem Veröffentlichungstext entfernt werden, ohne dass dies dem Beginn der Beschwerdefrist entgegensteht.763) Um Rechtsfehler zu vermeiden kann das Insolvenzgericht auch den gesamten Beschlusstext ohne die festgesetzten Beträge veröffentlichen.
___________ 760) 761) 762) 763)
BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 28. BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 29. BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 26. BGH, Beschluss v. 14.12.2017 – IX ZB 65/16, NZI 2018, 235, Rn. 27.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
cc) Diskussion 403 Basierend auf einer Lektüre des Sachverhalts erscheint das Ergebnis naheliegend. Weite Teile der Entscheidung des BGH stellen jedoch eine nicht erforderliche Doppelbegründung dar. So hätte es der Senat in Einklang mit seiner bisherigen Rechtsprechung schlicht bei der Erklärung belassen können, dass eine separate Bekanntmachung des Vergütungsbeschlusses erforderlich sei und jedenfalls die Veröffentlichung innerhalb der Rechtsmittelbelehrung eines anderen Beschlusses nicht genüge. Stattdessen wollte der Senat offenbar zusätzlich klarstellen, dass – abweichend von der bisherigen Rechtsprechung – der bloße Hinweis auf einen ergangenen Beschluss keine ausreichende öffentliche Bekanntmachung darstellt. Hier verweist die Entscheidungsbegründung auf die Vorgabe des BVerfG von 1987764), die in der Zwischenzeit kaum Beachtung gefunden hat. Weitergehend setzt sich der Beschluss des BGH dann noch mit den genauen Anforderungen an den Veröffentlichungstext auseinander.
404 In der Literatur hat die Entscheidung ein breites Echo erfahren; unter anderem wurde von einem „Paukenschlag“765) gesprochen. Der VID wandte sich mit einem offenen Brief an die Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit.766) Während sich nur wenige Beiträge detailliert mit der rechtlichen Argumentation zur Auslegung der Vorschriften auseinandersetzen, beschäftigen sich die meisten Autoren vor allem mit den mittelbaren Konsequenzen.
(1) Rechtliche Würdigung 405 Auf den ersten Blick erscheint die rechtliche Argumentation des BGH schlüssig und konsequent.767) Haarmeyer bemüht in der Überschrift zu seiner Entscheidungsanmerkung sogar die Floskel „Der Blick in das Gesetz erleichtert die Rechtsfindung“.768) Der Wortlaut des § 64 Abs. 2 InsO scheint der bisherigen Praxis entgegenzustehen und die angeführten historischen, systematischen und teleologischen Argumente untermauern dieses Ergebnis. Dennoch finden sich auch Ansatzpunkte für Kritik.
___________ 764) BVerfG, Beschluss v. 2.12.1987 – 1 BvR 1291/85, BVerfGE 77, 275. 765) Vallender, NJW 2018, 1359 (1364). 766) VID, Internetveröffentlichung im Insolvenzverfahren – aktuelles Urteil des BGH (IX ZB 65/16) (12.1.2018); auch der Gravenbrucher Kreis wandte sich offenbar an die Bundesbeauftragte, vgl. Gravenbrucher Kreis, ZRI 2020, 330 (330 Fn. 1). 767) So Haarmeyer, ZInsO 2018, 139 (139); Wozniak, jurisPR-InsR 2018, Anm. 1; Wozniak, ZInsO 2018, 974 (975); Prütting, EWiR 2018, 113 (114). 768) Haarmeyer, ZInsO 2018, 139.
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IV. Transparenz
(a) Gesetzeswidrige faktische Veröffentlichung der Beträge Vorbehalte aus systematisch-teleologischer Sicht äußert Keller in seiner Entschei- 406 dungsanmerkung.769) Er weist darauf hin, dass die Argumentation des BGH die Vorgabe des § 64 Abs. 2 S. 2 InsO nicht hinreichend miteinbezieht. Ihrem Wortlaut nach bestimmt diese Vorschrift zwar nur, dass die festgesetzten Beträge nicht zu veröffentlichen sind. Nach der Auslegung des IX. Zivilsenats wäre der Satz jedoch nahezu überflüssig, da sich aus den zu veröffentlichenden Angaben ohne weiteres die festgesetzten Beträge berechnen ließen. Dass die festgesetzte Vergütung einfach errechnet werden kann, wird auch in weiteren Beiträgen angesprochen.770) Tatsächlich müssten – ergänzend zu den Mindestanforderungen des BGH – zu- 407 mindest zwei weitere Informationen im Veröffentlichungstext enthalten sein, damit die exakte Vergütung in sämtlichen Fällen ermittelt werden kann:771)
Erstens müsste der Wert der Gegenstände bekannt sein, an denen Absonderungsrechte bestehen. § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV legt fest, dass der Mehrbetrag der Vergütung, der auf belastete Massegegenstände entfällt, 50 % der Feststellungskosten nicht übersteigen darf. Deshalb kann die Vergütung, die sich aus einer schlichten Anwendung der Sätze des § 2 Abs. 1 InsVV ergibt, deutlich zu hoch ausfallen.772)
Zweitens wäre die Angabe der Gläubigerzahl erforderlich, da die Höhe der Mindestvergütung von diesem Wert abhängt. Auch in großen Verfahren kann die Mindestvergütung deutlich über der Regelvergütung liegen.773)
In bestimmten Fällen kann sich also die tatsächlich festgesetzte Vergütung erheblich 408 von der Vergütung unterscheiden, die nur auf der Basis einer Berechnungsgrundlage und eines Gesamtzu- oder -abschlags errechnet wird. Allerdings ist unklar, ob der BGH diese Besonderheiten überhaupt im Blick hatte. Da die Entscheidungsbegründung vor allem die Rechtsschutzmöglichkeit der Beteiligten betont, müssten konsequenterweise der Wert der Absonderungsrechte und die Gläubigerzahl auch in der Veröffentlichung enthalten sein: Es handelt sich um Teile der Beschlussgründe, die für das Verständnis der Entscheidung maßgeblich sind. Legt man dieses Verständnis zugrunde, führt die Schwärzung der festgesetzten Be- 409 träge zu keinem wesentlich verringerten Informationsgehalt. Die Auslegung ist ___________ 769) Keller, NZI 2018, 235 (240). 770) Wozniak, jurisPR-InsR 2018, Anm. 1; Kießner, FD-InsR 2018, 401902. 771) Daneben müsste die Veröffentlichung berücksichtigen, dass die abzugsfähige Vorsteuer die Berechnungsgrundlage erhöht (siehe oben, Rn. 160). Dem wäre allerdings schon damit Rechnung getragen, dass als Berechnungsgrundlage der entsprechend erhöhte Betrag veröffentlicht würde. 772) Siehe oben, ab Rn. 134. 773) Dies war z. B. bei der Sachwaltervergütung im Verfahren über das Vermögen der Fluggesellschaft Air Berlin der Fall, siehe oben, Rn. 360.
131
Teil 1: Rechtsdogmatik
dann systematisch-teleologisch mit § 64 Abs. 2 S. 2 InsO nur in Einklang zu bringen, wenn dieser lediglich eine Darstellung der Beträge „auf den ersten Blick“ verhindern soll. Ausweislich der Materialien zur InsO sollte die Vorschrift einem Anliegen des Bundesbeauftragten für den Datenschutz Rechnung tragen und das Persönlichkeitsrecht des Verwalters schützen.774) Dieser Zweck lässt sich kaum erreichen, wenn die festgesetzten Beträge aus den vorhandenen Informationen ermittelt werden können. Gestützt wird dieser Einwand schließlich durch den Hinweis in der Gesetzesbegründung, aufgrund der Möglichkeit, den vollständigen Beschluss in der Geschäftsstelle einzusehen, wären die Interessen der Betroffenen ausreichend berücksichtigt: Lässt sich die Vergütung errechnen, gibt es gar keinen Anlass, den vollständigen Beschluss einzusehen, um die festgesetzten Beträge zu erfahren.
(b) Recht auf informationelle Selbstbestimmung 410 Darüber hinaus könnte die faktische Veröffentlichung der Beträge auch gegen höherrangiges Recht verstoßen. Von Kritikern der Entscheidung wird angeführt, eine Offenlegung der Informationen verletze das Grundrecht des Insolvenzverwalters auf informationelle Selbstbestimmung.775) Keller weist darauf hin, dass die Summe aller Vergütungen für jeden Verwalter und damit dessen vollständiger Verdienst ermittelt werden könne.776)
411 Zwar erfasst das Recht auf informationelle Selbstbestimmung grundsätzlich Informationen über Einkommensverhältnisse. Dies hat das BVerfG in einem Nichtannahmebeschluss festgestellt, in dem es um die Veröffentlichungen der Vergütungen von Vorstandsmitgliedern gesetzlicher Krankenversicherungen ging.777) Gegen eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts kann jedoch angeführt werden, dass die Vergütung nur grobe Rückschlüsse auf das persönliche Einkommen des Insolvenzverwalters zulässt. In Kanzleien mit mehreren Berufsträgern werden Vergütungen üblicherweise nach unterschiedlichen Schlüsseln verteilt. Viele Insolvenzverwalter sind zudem auch als Rechtsanwälte tätig, so dass die Verwaltervergütungen ohnehin nur einen Anteil an den Gesamteinnahmen der Kanzlei ausmachen. Und selbst bei Kanzleien mit lediglich einem Berufsträger, der ausschließlich als Insolvenzverwalter tätig ist, müssen von den Einnahmen noch sämtliche Kosten des Kanzleibetriebs abgezogen werden. Anders als der Betrieb einer konventionellen Rechtsanwaltskanzlei erfordert die Insolvenzverwaltung häufig deutlich mehr Personal pro Berufsträger. Die Kostenquote kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Dabei ist ___________ 774) BT-Drucksache 12/7302 v. 19.4.1994, S. 162. 775) Gravenbrucher Kreis, ZInsO 2018, 2068 (2068); VID, Stellungnahme des Verbandes Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) zum Referentenentwurf einer Ersten Verordnung zur Änderung der Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet (7.9.2018), S. 11; Theurich/Degenhardt, NZI 2018, 870 (876) sehen außerdem einen Verstoß gegen die DSGVO. 776) Keller, NZI 2018, 235 (240). 777) BVerfG, Beschluss v. 25.2.2008 – 1 BvR 3255/07, NJW 2008, 1435.
132
IV. Transparenz
schließlich zu berücksichtigen, dass einige Verfahren einen Zeitraum von mehreren Jahren in Anspruch nehmen, wobei der Aufwand in verschiedenen Phasen unterschiedlich ausfällt. Dies erschwert eine Abschätzung des persönlichen Einkommens anhand der Vergütungen. Eine Verletzung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung des Insolvenzverwalters erscheint deshalb zweifelhaft. Daneben wird vorgebracht, die Veröffentlichungen könnten persönliche Daten der 412 Schuldner enthalten und deshalb auch deren Persönlichkeitsrecht verletzen.778) Zwar können vor allem die Begründungen zu festgesetzten Zuschlägen persönliche Umstände eines Schuldners offenbaren. Ein höherer Aufwand kann sich nämlich z. B. auch durch Krankheit oder Haft eines Schuldners ergeben. Allerdings fordert der BGH nicht, dass jede Begründung in allen Einzelheiten wiedergegeben wird. Außerdem besteht die Möglichkeit, im Veröffentlichungstext auch schlagwortartige Bezeichnungen eines Zuschlagsgrunds hinreichend abstrakt zu formulieren. Eine pauschale Rechtsverletzung ist daher nicht ersichtlich.
(c) Recht auf effektiven Rechtsschutz Die Auslegung des BGH verletzt damit zwar nicht das Persönlichkeitsrecht der Be- 413 teiligten. Wie oben ausgeführt, lassen sich ihr jedoch gewichtige teleologischsystematische Argumente entgegenhalten. Die Entscheidungsbegründung stützt sich auf das Recht der Beteiligten auf effektiven Rechtsschutz. Fraglich ist, ob dies tatsächlich eine umfassende Veröffentlichung gebietet. Im Gesetzgebungsverfahren zur InsO war der Rechtsausschuss der Auffassung, der 414 Anspruch der Betroffenen auf effektiven Rechtsschutz sei durch die Möglichkeit erfüllt, den Beschluss in der Geschäftsstelle einzusehen. Für die VerglO hatte das BVerfG jedoch entschieden, dass damit dem Rechtsschutzinteresse gerade nicht ausreichend gedient sei.779) Insofern muss untersucht werden, ob die Situation nun im Kontext der InsO anders zu beurteilen ist. Dafür lassen sich zwei Gründe anführen: Erstens wurde die Frist verlängert – diese beträgt nun zwei statt nur einer Woche. Zweitens können die Beteiligten durch die Veröffentlichung auf einer Internetseite wesentlich einfacher Kenntnis davon erlangen, dass der Beschluss ergangen ist. Den Rechtsschutzmöglichkeiten wird also auch durch den bloßen Hinweis besser Rechnung getragen als dies in der Konstellation der Fall war, die der Entscheidung des BVerfG zugrunde liegt.
(2) Konsequenzen Heftiger diskutiert als das methodische Vorgehen des Senats werden die mittelbaren 415 Konsequenzen der Entscheidung. Da sich die gesamte Vergütung aus den veröf___________ 778) Theurich/Degenhardt, NZI 2018, 870 (876). 779) BVerfG, Beschluss v. 2.12.1987 – 1 BvR 1291/85, BVerfGE 77, 275.
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Teil 1: Rechtsdogmatik
fentlichten Informationen ermitteln lasse, befürchtet Keller in einigen Fällen eine unnötige „Skandalisierung und Diskreditierung“780). Zudem besteht die Besorgnis, dass Übersichten über den Verdienst der Verwalter erstellt und publiziert würden.781) Nach der pointierten Auffassung von Reck führt die Entscheidung dazu, dass „Vergütungsbeschlüsse als Wartezimmerlektüre“782) dienen. Zum Umgang mit Zu- und Abschlägen ließen sich sowohl für Insolvenzverwalter als auch für Richter und Rechtspfleger umfangreiche Auswertungen erstellen.783) Die Kenntnis darüber, wer geringe Zuschläge beantragt und wo geringe Zuschläge festgesetzt werden, könnte auch die Verwaltervorschläge beeinflussen.
416 Weiterhin wird argumentiert, die detaillierte Veröffentlichung könne für ein Unternehmen oder andere Beteiligte negative Folgen haben: Durch die Zuschlagstatbestände würden auch interne Informationen preisgegeben, was insbesondere den Unternehmenserfolg nach einer Sanierung beeinträchtigen könne.784)
417 Schließlich führe die Entscheidung zu einer großen Unsicherheit: Da für Fälle in der Vergangenheit regelmäßig keine korrekte Veröffentlichung vorliege, seien die Rechtsmittelfristen nicht in Gang gesetzt worden.785) Weil eine Verwirkung die Aufhebung des Verfahrens voraussetze, könnten insbesondere in größeren Insolvenzverfahren noch Jahre nach der Vergütungsfestsetzung Rechtsmittel eingelegt werden. Tatsächlich geht auch der BGH in neueren Entscheidungen davon aus, dass entsprechende Bekanntmachungen die Frist nicht in Gang gesetzt haben.786)
418 Teilweise werden die Auswirkungen der Entscheidung aber auch ausdrücklich befürwortet. Die Transparenz könne einem problematischen Umgang mit Zu- und Abschlägen entgegenwirken.787) Mock verweist darauf, dass die Veröffentlichung ein geeignetes Mittel bilde, überhöhte Vergütungsfestsetzungen durch den öffentlichen Druck zu verhindern.788) Da auch die Mitglieder bestimmter Gesellschaften ihre
___________ 780) 781) 782) 783) 784)
785) 786) 787)
788)
134
Keller, NZI 2018, 235 (240). Heyer, ZD 2018, 171 (174). So die Überschrift bei Reck, ZVI 2018, 87. Reck, ZVI 2018, 87 (89). Keller, NZI 2018, 235 (240); Gravenbrucher Kreis, ZInsO 2018, 2068 (2068); Gravenbrucher Kreis, ZRI 2020, 330 (331 f.); Frind, ZInsO 2018, 435 (438); kritisch auch Thole, NZI 2019, 632 (638). Kießner, FD-InsR 2018, 401902. BGH, Beschluss v. 12.9.2019 – IX ZB 65/18, Rn. 8. Wozniak, ZInsO 2018, 974 (976); gegen eine Offenlegung der einzelnen Zuschlagssätze aber Wozniak, jurisPR-InsR 2018, Anm. 1. Nach Haarmeyer, ZInsO 2018, 139 (140) wird „der Verweis auf anonyme Entscheidungen anderer Gerichte […] peu a peu der Vergangenheit angehören“. Mock, in: Uhlenbruck, InsO, 15. Aufl. 2019, § 64 Rn. 16. Kritisch dazu Vuia, ZInsO, 2401 (2409).
IV. Transparenz
Vergütungen veröffentlichen müssten, sei die erstrebte Verdeckung zweifelhaft.789) In diesem Sinne hält auch Blümle „offensive Klarheit“ für vorzugswürdig.790)
(3) Zusammenfassung Die Diskussion zeigt, dass bei der Veröffentlichung von Vergütungsbeschlüssen ein 419 Konflikt zwischen den Interessen der Gläubiger und des Schuldners auf der einen Seite und denen des Insolvenzverwalters auf der anderen Seite besteht. Dies war dem Gesetzgeber offenbar bewusst. Dass die entsprechende Regelung aber – was aus dem Beschluss des BGH folgt – nur eine Kenntnisnahme „auf den ersten Blick“ verhindern soll, erscheint zweifelhaft. Fordert man stattdessen, dass sich die festgesetzten Beträge nicht aus den veröffentlichten Informationen ergeben dürfen, ist die Veröffentlichung für die Gläubiger jedoch kaum wertvoller als ein bloßer Hinweis auf den ergangenen Beschluss. Insofern ist der Gesetzgeber aufgerufen, vor allem die möglichen Konsequenzen der Entscheidung politisch zu bewerten und eine klare Regelung zu schaffen. Erfolgen die Veröffentlichungen nach den Vorgaben des BGH, werden umfassende 420 Einblicke in den Umgang der Gerichte mit Zu- und Abschlägen ermöglicht. Prinzipiell besteht für jedermann die Möglichkeit, für jedes Verfahren eines jeden Gerichts einzusehen, welche Abweichungen vom Regelsatz festgesetzt wurden. Da neben den festgesetzten Zu- und Abschlägen auch die Berechnungsgrundlage des Vergütungsbeschlusses veröffentlicht werden muss, lassen sich die Abweichungssätze sogar der Verfahrensgröße zuordnen.
3.
Reformbestrebungen
Von den Ländern Hamburg und Thüringen wurde Anfang des Jahres 2020 ein Ge- 421 setzesentwurf erarbeitet, der letztlich die Entscheidung des BGH in der InsO verankern sollte.791) Zur Begründung wurde angeführt, dass einige Rechtspfleger unter Berufung auf ihre Unabhängigkeit weiterhin nur einen Hinweis auf einen ergangenen Beschluss veröffentlichten.792) Dadurch seien die Vergütungsfestsetzungen grundsätzlich unbefristet angreifbar. Der Entwurf schlug deshalb vor, § 64 Abs. 2 InsO wie folgt zu formulieren: „Der Beschluss ist vorbehaltlich der Sätze 2 und 3 vollständig öffentlich bekannt zu machen […]. Die festgesetzten Beträge sind nicht zu veröffentlichen. Stehen ausnahmsweise schützenswerte Interessen Beteiligter einer vollständigen Veröffentlichung
___________ 789) So auch Wozniak, ZInsO 2018, 974 (976). 790) Blümle, in: Braun, InsO, 8. Aufl. 2020, § 64 Rn. 9; für Transparenz auch Lissner, ZInsO 2018, 1555 (1606 f.). 791) BT-Drucksache 19/18736 v. 22.4.2020; BR-Drucksache 67/20 v. 5.2.2020; kritisch dazu: Gravenbrucher Kreis, ZRI 2020, 330; Reck, ZVI 2020, 457 (457 f.). 792) BT-Drucksache 19/18736 v. 22.4.2020, S. 6.
135
Teil 1: Rechtsdogmatik der Beschlussgründe entgegen, so sind die entsprechenden Teile der Beschlussgründe von der Veröffentlichung auszunehmen; dies ist kenntlich zu machen. […]“
422 In ihrer Stellungnahme betrachtete die Bundesregierung den Vorschlag allerdings kritisch.793) Da der Entwurf sehr offen formulierte Ausnahmen enthalte, sei zweifelhaft, ob Gerichte mit abweichender Rechtsauffassung tatsächlich ihre Veröffentlichungspraxis ändern würden. Außerdem müssten auch die Interessen der Insolvenzverwalter und der Schuldner berücksichtigt werden.
423 Der Regierungsentwurf zum SanInsFoG794) ging einen anderen Weg. § 64 Abs. 2 InsO-RegE sah vor, dass nur die Tatsache bekannt gemacht werden sollte, dass ein Beschluss ergangen ist. Dennoch trug der Entwurf auch den Interessen der Gläubiger Rechnung: So sollte die Beschwerdefrist auf vier Wochen verlängert werden (§ 64 Abs. 3 S. 3 InsO-RegE). Sofern ein Gläubigerinformationssystem genutzt wird, sollte der Beschluss außerdem dort eingestellt werden. Die Beschwerdefrist sollte dann vorher nicht zu laufen beginnen.
424 Der Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz hat die Änderung gestrichen. Die Möglichkeit der Gläubiger, Rechtsmittel gegen fehlerbehaftete Vergütungsfestsetzungen einzulegen, dürfe nicht erschwert werden.795) Die Begründung betont ausdrücklich, dass es bei der Auslegung des BGH nach der Entscheidung vom 14.12.2017 bleiben solle. Das SanInsFoG796) lässt § 64 InsO folglich unangetastet.
V. Ergebnis 425 Sowohl das Eröffnungsverfahren als auch das eröffnete Insolvenzverfahren können ganz unterschiedlich ablaufen. Welche Aufgaben der vorläufige und der „endgültige“ Insolvenzverwalter dabei zu erfüllen haben und wie hoch der Aufwand dafür ausfällt, kann von Verfahren zu Verfahren erheblich variieren. Das Vergütungssystem muss dafür sorgen, dass die Beteiligten trotz dieser Unterschiede ein angemessenes Entgelt für ihre Tätigkeiten erhalten.
426 Nach der InsVV steht den Beteiligten als Regelvergütung schlicht ein bestimmter Anteil der Insolvenzmasse zu, die als Berechnungsgrundlage für die Vergütung dient. Aufgrund der Degressionsstufen des § 2 Abs. 1 InsVV wird dieser Anteil mit steigender Berechnungsgrundlage immer kleiner. Für einzelne Konstellationen enthält § 1 Abs. 2 InsVV besondere Vorgaben zur Ermittlung der Berechnungsgrundlage. Außerdem wird der Vergütungsbetrag begrenzt, der auf mit Absonderungsrechten belastete Massegegenstände entfällt. Alle anderen Besonderheiten der ___________ 793) 794) 795) 796)
136
BT-Drucksache 19/18736 v. 22.4.2020, S. 10. BT-Drucksache 19/24181 v. 11.12.2020. BT-Drucksache 19/25353 v. 16.12.2020, S. 13 f. Siehe Fn. 30.
V. Ergebnis
Verfahren müssen ggf. nach § 3 InsVV durch Abweichungen von der Regelvergütung berücksichtigt werden, also durch Zu- und Abschläge. Da § 3 InsVV – abgesehen von wenigen Beispielen – weder klare Vorgaben macht 427 noch Grenzen definiert, kann an Stelle der errechneten Regelvergütung theoretisch ein beliebiger Betrag festgesetzt werden. Im Zentrum dieses Teils stand die Frage, inwieweit eine klare Dogmatik zu Abweichungen vom Regelsatz existiert. Es wurde gezeigt, dass sich eine solche aus den vorhandenen Vorschriften kaum ableiten lässt und sich auch nicht in Literatur und Rechtsprechung herausgebildet hat. Die Problematik beginnt bereits bei der Bestimmung, was Zu- und Abschläge eigentlich ausgleichen sollen: Unklar ist, ob ein besonderer Erfolg berücksichtigt oder eine als unangemessen niedrig empfundene Regelvergütung durch Zuschläge kompensiert werden können. Auch bleibt fraglich, inwieweit die Vergütung in jedem einzelnen Verfahren angemessen sein soll, oder ob sogar eine Querfinanzierung zwischen größeren und kleineren Verfahren beabsichtigt ist. Unklar ist außerdem, welche Merkmale ein Normalverfahren ohne Zu- und Ab- 428 schläge aufweist oder wie der notwendige Vergleichsmaßstab überhaupt theoretisch bestimmt werden sollte. Selbst wenn dafür eine Definition existierte, bliebe doch die Frage offen, wie genau Abweichungen davon als Zu- und Abschläge quantifiziert werden können. Aus den gesetzlichen Vorgaben und den ausdrücklich genannten Beispielen lässt sich ein konsistentes System nicht ableiten. Insgesamt wurden zahlreiche Streitpunkte, Spielräume und Unklarheiten identifiziert. Auch wenn einige davon letztlich nur die Darstellung oder die Vorgehensweise betreffen, dürfen potentielle Auswirkungen auf das Ergebnis nicht unterschätzt werden: Gerade wenn wenig dogmatische Klarheit herrscht und auch hinsichtlich des Ergebnisses Spielräume verbleiben, können auch unbewusste psychologische Effekte die Festsetzungsentscheidung erheblich beeinflussen. Eine Lösung all dieser Probleme – sofern dies de lege lata überhaupt möglich sein 429 sollte – war nicht Gegenstand der Untersuchung. Allerdings wurde ein theoretischer Ansatz zur Bemessung von Abweichungen identifiziert, bei dem unklar ist, inwieweit er bereits unausgesprochen zur Anwendung kommt: Ein Zuschlagssatz sollte genau dem Anteil entsprechen, den der (objektivierte) Mehraufwand im konkreten Verfahren im Vergleich zum Normalfall ausmacht. Wenn ein Verfahren aufgrund tatsächlicher Schwierigkeiten einen doppelten Aufwand verursacht, sollte die Vergütung so hoch ausfallen, wie die Vergütung in einem anderen Verfahren, in dem der doppelte Aufwand als „normal“ angesehen wird. Andere Bemessungsmethoden scheinen dagegen willkürlich – jedenfalls finden sich keine Anhaltspunkte dazu, wie die Bemessung ansonsten erfolgen soll. Da Normalfall und tatsächlicher Aufwand meist unklar sind, ermöglicht der hier favorisierte Ansatz auch keine präzise Ermittlung der Zu- und Abschläge. Er bietet aber eine Orientierung: Macht etwa die Forderungsprüfung typischerweise ein Fünftel des Gesamtaufwands aus, müsste
137
Teil 1: Rechtsdogmatik
der doppelte Aufwand in diesem Bereich durch einen Zuschlag von etwa 20 % ausgeglichen werden.
430 Da der Normalfall und die Dogmatik unklar sind und der genaue Aufwand in kaum einem Verfahren bekannt sein dürfte, ist zu bezweifeln, dass Zu- und Abschläge tatsächlich objektiv bemessen werden. Die Beteiligten haben nur die Möglichkeit, sich an Gründen und Abweichungssätzen aus anderen Entscheidungen zu orientieren. Zu- und Abschläge werden dann eher als pauschale Vergütungspositionen behandelt. Nicht zuletzt die langen Auflistungen möglicher Zuschlagsgründe oder sogar „Faustregeltabellen“ mit Abweichungssätzen sprechen für diese These.
431 Wie tatsächlich mit Zu- und Abschlägen umgegangen wird, konnten die Beteiligten bisher nur der eigenen Erfahrung und einzelnen veröffentlichten Gerichtsentscheidungen entnehmen. Zwar fordert die InsO eine Veröffentlichung von Vergütungsentscheidungen auf einer Internetplattform, die eine Abfrage sämtlicher Bekanntmachungen ermöglicht. Aus den Regelungen geht aber nicht klar hervor, welche Informationen in veröffentlichten Vergütungsentscheidungen enthalten sein müssen. Die Auslegung des BGH sieht vor, dass der veröffentlichte Text die Berechnungsgrundlage, die einzelnen Zu- und Abschläge inklusive einer schlagwortartigen Bezeichnung sowie die festgesetzte Gesamtabweichung enthält. Damit werden umfassende Einblicke in die tatsächliche Vergütungspraxis ermöglicht. Aus rechtlicher Sicht erscheint die Entscheidung zweifelhaft. Insofern ist bemerkenswert, dass der Gesetzgeber nach längerem Hin und Her mit dem SanInsFoG die Vorschrift des § 64 InsO unverändert gelassen und sich ausdrücklich für die Rechtsauffassung des BGH ausgesprochen hat.
138
Teil 2: Rechtspraxis Die Regelungen über Zu- und Abschläge zur Vergütung des (vorläufigen) Insolvenz- 432 verwalters sind aus dogmatischer Sicht unklar und bieten erhebliche Spielräume, die in der Literatur auch als „Grauzone“797) bezeichnet werden. Inwieweit das Vergütungssystem deshalb nicht zu sinnvollen Ergebnissen führt, hängt jedoch wesentlich davon ab, wie die Vorschriften praktisch angewendet werden. Seit der Entscheidung des BGH vom 14.12.2017 müssen Informationen über festgesetzte Zu- und Abschläge in allen Vergütungsfestsetzungen auf einer frei zugänglichen Internetseite veröffentlicht werden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, Beschlüsse zu beobachten und auf dieser Grundlage Aussagen über die tatsächliche Festsetzungspraxis zu treffen. Eine solche empirische Betrachtung ist auf zwei Ebenen relevant: Erstens lässt sich überprüfen, inwieweit die konstruktiven Probleme des Systems auch praktisch relevant werden. Zweitens kann die Untersuchung eine Hilfestellung für Insolvenzgerichte, Insolvenzverwalter, Schuldner und Gläubiger bei der Beantragung, Festsetzung oder Kontrolle von Zu- und Abschlägen bieten. Nicht zuletzt besteht dadurch die Chance, die Anwendung der Vorschriften zu vereinheitlichen. Zunächst ist der Forschungsstand in diesem Bereich darzustellen (I). Anschließend 433 werden das Erkenntnisziel und die Vorgehensweise dieser Untersuchung beschrieben (II). Die Ausführungen geben auch einen Überblick über die angewandten Methoden der deskriptiven Statistik und erläutern die wichtigsten Grundbegriffe dieses Bereichs. Der folgende Abschnitt beschreibt ausführlich, wie der Datensatz für die Untersuchung zusammengestellt wurde (III). Die Exploration dieser Daten bildet den Schwerpunkt des rechtspraktischen Teils (IV).
I. Stand der Forschung Im rechtsdogmatischen Teil wurden Aussagen einiger Autoren zum Umgang der 434 Insolvenzgerichte mit Zu- und Abschlägen genannt.798) Soweit ersichtlich, liegen den Aussagen jedoch keine umfassenden empirischen Auswertungen zugrunde. Rechtstatsächliche Studien zur Vergütungsfestsetzung in Insolvenzverfahren finden sich in der juristischen Literatur bisher nicht.799) Daten aus Insolvenzverfahren werden jedoch zum einen im Rahmen der Insolvenz- 435 statistik, zum anderen von privaten Anbietern erhoben und verarbeitet. Es stellt sich die Frage, ob hier bereits Auswertungen über die Vergütung existieren. Außerdem untersuchen einzelne Literaturbeiträge, inwieweit die Gerichte die Vorgaben ___________ 797) Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1621). 798) Ausführlich, aber ohne Nachweise etwa Graeber, NZI 2013, 574 (576 f.). 799) Eine Auflistung zahlreicher Beiträge zu Rechtstatsachen und Statistik im Insolvenzrecht findet sich etwa bei Gottwald, in: Gottwald/Haas, InsR-Handbuch, 6. Aufl. 2020, § 1.
139
Teil 2: Rechtspraxis
des BGH zur Veröffentlichung von Vergütungsbeschlüssen umsetzen. Aus den Ergebnissen lassen sich bereits Möglichkeiten und Grenzen einer Studie ableiten.
1.
Insolvenzstatistik
436 Seit 1. Januar 2013 findet das Gesetz über die Insolvenzstatistik (InsStatG) Anwendung.800) Ausweislich dessen § 1 werden monatliche und jährliche Erhebungen über Insolvenzverfahren als Bundesstatistik durchgeführt, um wirtschaftliche Planungsentscheidungen zu unterstützen. § 4 Abs. 1 S. 3 legt den Amtsgerichten (Nr. 1) sowie den Insolvenzverwaltern, Sachwaltern und Treuhändern (Nr. 2) die Pflicht zur Übermittlung bestimmter Informationen über die Verfahren auf. Welche Daten danach übermittelt werden müssen, regeln die §§ 2 und 3 InsStatG. Die aufbereiteten Statistiken werden regelmäßig vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht.
437 Weder die Vergütung noch die Berechnungsgrundlage nach § 1 InsVV zählen zu den übermittelten Merkmalen. Aussagen zur Vergütung lassen sich den Daten also nicht entnehmen. Mit Angaben zur Betriebsfortführung, zum Sanierungserfolg und zur Insolvenzgeldvorfinanzierung finden sich zwar einzelne Erhebungsmerkmale, deren Vorliegen auch als Begründung für einen Zuschlag angeführt werden kann. Da festgesetzte Zuschläge als solche aber nicht erfasst werden, lassen die Daten keine Aussagen über die Festsetzungspraxis zu.
438 Zum 1.1.2022 treten einige Änderungen aufgrund des SanInsFoG in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt muss auch die Höhe der festgesetzten Vergütung und der Auslagen der Beteiligten übermittelt werden (Art. 9 Nr. 3 lit. g SanInsFoG). Daraus könnten in Zukunft Auswertungen über die (gesamte) Vergütung in Insolvenzverfahren erstellt werden. Daten über Zu- und Abschläge werden jedoch weiterhin nicht erhoben. Die Begründung zum Regierungsentwurf weist ausdrücklich darauf hin, dass bisher auch keine Daten vorliegen, die einen mittelbaren Schluss auf das Umsatzvolumen der Insolvenzverwalter ermöglichen.801)
2.
Kommerzielle Anbieter
439 Neben dem Statistischen Bundesamt existieren auch kommerzielle Anbieter, die Informationen erheben und in aufbereiteter Form kostenfrei oder gegen Gebühr anbieten. Es ist davon auszugehen, dass dafür vor allem die Veröffentlichungen auf der Webseite www.insolvenzbekanntmachungen.de ausgewertet werden.
440 Allen voran veröffentlicht der Anbieter INDat regelmäßig Auswertungen über die Bestellung von Insolvenzverwaltern. In den „Reports“ sind unter anderem je zwei ___________ 800) Gesetz über die Insolvenzstatistik v. 7.12.2011, BGBl. I 2011, 2582; dazu ausführlich Heyer, NZI 2012, 945. 801) BT-Drucksache 19/24181 v. 11.12.2020, S. 113.
140
I. Stand der Forschung
Übersichten über die „Top 30 Verwalter“ und die „Top 30 Kanzleien“ enthalten.802) Die erste Liste ist dabei jeweils nach der Anzahl der Verfahren des Verwalters bzw. der Kanzlei sortiert, die zweite Liste jeweils nach Umsatz. Dabei meint Umsatz allerdings nicht den Umsatz des Verwalters oder der Kanzlei, sondern kumuliert den letzten bekannten Jahresumsatz der Schuldnerunternehmen. Anders als es auf den ersten Blick scheint, werden also keine Informationen aus Vergütungsfestsetzungen ausgewertet. Ein ähnliches Informationsangebot stellt das Unternehmen STP mit dem „Insolvenz-Portal“ bereit.803) Bislang finden sich in keiner Veröffentlichung detailliertere Informationen zur 441 Vergütung des Insolvenzverwalters oder die dabei berücksichtigten Zu- und Abschläge.
3.
Studien zur Veröffentlichungspraxis
Anlässlich der Entscheidung des BGH vom 14.12.2017 untersuchten Bergner/Berg, 442 inwieweit die Insolvenzgerichte die Mindestanforderungen des BGH an eine öffentliche Bekanntmachung von Vergütungsbeschlüssen umsetzen.804) Die Autoren beobachteten Veröffentlichungen im Zeitraum von Januar bis März 2018 und stellen nun exemplarisch einzelne Bekanntmachungen der Amtsgerichte Charlottenburg, Köln, Hamburg und München in anonymisierter Form vor. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass die Veröffentlichungspraxis uneinheitlich ist: Auf der einen Seite werden die Mindestanforderungen des BGH nur teilweise umgesetzt; auf der anderen Seite existieren auch Veröffentlichungen, in denen sogar die festgesetzten Beträge enthalten sind.805) Bei mehreren Insolvenzgerichten stellen Bergner/Berg auch eine uneinheitliche Praxis innerhalb des Gerichts fest. Schließlich weisen sie darauf hin, dass einige Veröffentlichungen auch Inhalte der Vergütungsanträge enthalten. Die Ergebnisse eines größer angelegten Forschungsprojekts des Deutschen Instituts 443 für angewandtes Insolvenzrecht e. V. zur gleichen Frage beschreibt Haarmeyer.806) In diesem Projekt wurden sämtliche Vergütungsentscheidungen über den zehnmonatigen Zeitraum vom 1.10.2018 bis zum 31.7.2019 betrachtet (insgesamt 184.357). Dabei handelt es sich um Veröffentlichungen auf der Internetseite www.insolvenzbekanntmachungen.de, die von dem privaten Anbieter STP erhoben und bereitgestellt worden waren.807) Aus diesen Veröffentlichungen untersuchten die Forscher händisch eine repräsentative Stichprobe mit insgesamt 1.061 Beschlüssen. Die Menge ___________ 802) 803) 804) 805) 806) 807)
Z. B. INDat Report 07/2018, S. 43. www.insolvenz-portal.de, abgerufen am 20.12.2020. Bergner/Berg, ZIP 2018, 858 (861 ff.). Bergner/Berg, ZIP 2018, 858 (863). Haarmeyer, ZInsO 2019, 1869. Haarmeyer, ZInsO 2019, 1869 (Fn. 10).
141
Teil 2: Rechtspraxis
wurde durch die Vorgabe eines Konfidenzniveaus von 95 % und einer Fehlermarge von maximal 3 % ermittelt.808) Je nachdem, inwieweit die Beschlüsse den Mindestanforderungen genügten, wurden diese in Kategorien 0 bis 5 eingeordnet. Der Autor der Studie betrachtete nur Veröffentlichungen der Kategorien 4 und 5 als wirksame Bekanntmachungen. Eine Veröffentlichung der Kategorie 5 muss auch Informationen über den Antrag des Verwalters enthalten und geht damit – anders als vom Autor beschrieben – über die Anforderungen des BGH hinaus.
444 Die Untersuchung gelangt zu dem Ergebnis, dass fast 96 % der Veröffentlichungen so fehlerhaft sind, dass keine wirksame Bekanntmachung vorliegt.809) In über einem Drittel der Veröffentlichungstexte werde lediglich auf den Beschluss hingewiesen oder die Vergütungsfestsetzung sei in oder unter einem anderen Beschlusstext „versteckt“. Haarmeyer spricht von einem „deprimierende[n] Befund zur Wahrung der Rechtstaatlichkeit“810). Die Ergebnisse werden noch nach Bundesländern aufgeteilt. Schließlich hebt der Autor einige Insolvenzgerichte für die deutlich überdurchschnittliche Qualität ihrer Veröffentlichungen hervor.
445 Die Studie trübt die Hoffnung, dass den Veröffentlichungen nach der Entscheidung des BGH umfassende Informationen über die Vergütungspraxis der Insolvenzgerichte entnommen werden können.
4.
Zusammenfassung
446 Mangels entsprechender Daten sind in der offiziellen Insolvenzstatistik keine Auswertungen über die Vergütungsfestsetzungen zu erwarten. Rechtstatsächliche Beiträge in der juristischen Literatur zeigen, dass die im Internet veröffentlichten Vergütungsbeschlüsse auch nach der Entscheidung des BGH nur wenig Transparenz bieten. Es ist damit zu rechnen, dass auch für eine Untersuchung der Vergütungsbeschlüsse lediglich unvollständige Daten zur Verfügung stehen. Beide Studien stellen fest, dass die Veröffentlichungstexte teilweise auch Aussagen über den Vergütungsantrag des Insolvenzverwalters enthalten. Diese Information kann Aufschluss darüber geben, inwieweit das Gericht beantragte Zuschläge anerkannt hat. Sie sollte deshalb bei der vorliegenden Untersuchung berücksichtigt werden.
447 Offenbar werden die Veröffentlichungen bereits von mehreren Unternehmen gespeichert und genutzt. Vergütungsbezogene Auswertungen liegen bislang jedoch nicht vor. ___________ 808) Die Stichprobe ist also so gewählt, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % der Mittelwert der Stichprobe um höchstens 3 % von dem Mittelwert der Grundgesamtheit (sprich: dem „richtigen“ Mittelwert) abweicht. 809) Haarmeyer, ZInsO 2019, 1869 (1876). Auf die Frage, inwieweit sich dieses Ergebnis durch die Erkenntnisse der vorliegenden Studie stützen lässt, wird unten, ab Rn. 587 eingegangen. 810) Haarmeyer, ZInsO 2019, 1869 (1877); vgl. auch Haarmeyer, BB 2019, I.
142
II. Methode
II. Methode 1. Forschungsprojekt Im Rahmen dieser Studie sollen die öffentlich verfügbaren Informationen ausge- 448 wertet werden, um ein möglichst detailliertes Bild der Wirklichkeit der Zu- und Abschläge bei der Verwaltervergütung zu zeichnen. Betrachtet werden lediglich Veröffentlichungen über die Festsetzung der Vergütung des vorläufigen und des endgültigen Insolvenzverwalters.811) Der Beobachtungszeitraum beträgt dabei ein Jahr. Die offenbar ohnehin geringe Datenqualität812) soll nicht zusätzlich darunter leiden, dass Gerichte ihren Veröffentlichungsprozess nicht unmittelbar nach der Entscheidung des BGH umstellten. Deshalb beginnt der Zeitraum am 1. Februar 2018 und endet am 31. Januar 2019. Schließlich wird die Untersuchung auf Verfahren mit IN-Aktenzeichen beschränkt. Insbesondere werden damit Verbraucherinsolvenzen („IK-Verfahren“)813) ausgenommen, da Zu- und Abschläge in diesen Verfahren seltener zu erwarten sind.814) Zudem besteht die Hoffnung, dass die Veröffentlichungsvorgaben in größeren Verfahren eher umgesetzt werden, so dass die Qualität der Daten ohne Berücksichtigung der IK-Verfahren höher ausfällt. Die Auswertung der Veröffentlichungstexte stellt aus methodischer Sicht eine Do- 449 kumentenanalyse dar.815) Soweit dies möglich ist, sollen die Inhalte der Veröffentlichungen vor allem quantitativ ausgewertet werden.816) Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit das System der Zu- und Abschläge auch in der Praxis problematische Ergebnisse hervorbringt. Diese Frage lässt sich nicht einfach in Hypothesen fassen, die mittels statistischer Tests überprüft werden könnten. Vielmehr bietet sich ein deskriptives und exploratives Vorgehen an: Ausgehend von den vorhandenen ___________ 811) Der Einschränkung liegt die folgende Überlegung zugrunde: Da die Aufgaben teilweise identisch sind und grundsätzlich die gleichen Zu- und Abschlagssätze gelten sollen, sind die Beschlüsse in gewissem Maße auch untereinander vergleichbar. Bei den anderen Beteiligten, z. B. dem (vorläufigen) Sachwalter, unterscheidet sich bereits die Tätigkeit erheblich, so dass die Vergütungsfestsetzungen immer getrennt betrachtet werden müssten. Die ebenfalls interessante Frage, wie Abweichungen vom Regelsatz für diese Beteiligten gehandhabt werden, ist deshalb nicht Gegenstand dieser Untersuchung. 812) Siehe oben, ab Rn. 442. 813) Siehe zu dieser Verfahrensvariante oben, Rn. 108. 814) Vgl. Fn 22; siehe zur Nichtberücksichtigung der äußerst seltenen Beschlüsse in Verfahren mit IE-Aktenzeichen bereits Fn. 21. 815) Baer, Rechtssoziologie, 2. Aufl. 2015, S. 272 bezeichnet die Dokumentenanalyse als wichtige Methode empirischer Rechtsforschung. 816) Vgl. Salheiser, in: Baur/Blasius (Hrsg.), Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung 2014, S. 813 (824); zur Unterscheidung qualitativ und quantitativ Baer, Rechtssoziologie, 2. Aufl. 2015, S. 270 f. Hier könnte man weiter differenzieren: Erstens sind bestimmte Inhalte bereits quantitativer Natur, z. B. die Berechnungsgrundlage in Euro. Zweitens können qualitativ bestimmte Merkmale (z. B. „es wurde ein Zuschlag für die Unternehmensfortführung festgesetzt“) quantifizierend ausgewertet werden („in wie vielen Beschlüssen wurde ein Zuschlag für die Unternehmensfortführung festgesetzt?“).
143
Teil 2: Rechtspraxis
Daten werden die enthaltenen Informationen möglichst umfassend beschrieben und – wo immer möglich – daraus allgemeine Aussagen über die Praxis und Folgerungen für das Vergütungssystem abgeleitet und diskutiert. Bei der Auswertung der Daten kommen vor allem Methoden der deskriptiven Statistik zur Anwendung (dazu sogleich).
450 Die Auswertung soll auf mehreren Ebenen stattfinden: Auf der Makroebene sind generelle Aussagen über die allgemeine Zu- und Abschlagspraxis von Interesse. Daneben wird auf der Mesoebene auch der Umgang mit den Vorschriften für einzelne Gerichte oder Bundesländer als regionale Einheiten betrachtet. Dabei interessiert vor allem, inwiefern sich tatsächlich eine unterschiedliche Praxis abzeichnet. Auf diesen Ebenen erfolgt die Untersuchung hauptsächlich quantitativ. Schließlich werden auch Besonderheiten einzelner, bemerkenswerter Beschlüsse herausgestellt (Mikroebene) – hierbei handelt es sich dann um eine rein qualitative Betrachtung.
451 Die Untersuchung soll alle relevanten Bekanntmachungen berücksichtigen, nicht lediglich eine repräsentative Stichprobe. Es handelt sich also grundsätzlich um eine Vollerhebung817). Die quantitative Auswertung der Inhalte erfordert, dass die relevanten Informationen aus den Texten in einer strukturierten Form beschrieben werden (sog. Kodierung818)). Um die Datenmenge zu bewältigen, soll die Kodierung soweit wie möglich automatisiert819) oder zumindest computergestützt erfolgen.
2.
Statistische Grundlagen
452 Bei der quantitativen Auswertung der kodierten Dokumenteninhalte kommen Methoden der (vor allem) deskriptiven Statistik zur Anwendung. Letztere liefert Methoden, die zur Beschreibung und Exploration von Daten genutzt werden können (sog. explorative Datenanalyse).820) Die wichtigsten Grundbegriffe dieses Bereichs werden im Folgenden dargestellt.821) ___________ 817) Zu diesem Begriff Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 22. 818) In der deskriptiven Statistik wird dieser Begriff teilweise enger verstanden und bezeichnet die Umformung von Werten qualitativer Merkmale (meist Texte) in ein Format, welches von Statistikprogrammen verarbeitet werden kann (meist Zahlen), Toutenburg/Heumann, Deskriptive Statistik, 2009, S. 14. Hier ist jedoch der gesamte (auch interpretative) Prozess der Extraktion der relevanten Informationen aus den Dokumenten gemeint. 819) Vgl. Scharkow, in: Möhring/Schlütz (Hrsg.), Handbuch standardisierte Erhebungsverfahren in der Kommunikationswissenschaft 2013, S. 289 (291). 820) Bei der explorativen Datenanalyse handelt es sich um eine Weiterführung und Verfeinerung der deskriptiven Statistik, Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 11 f. 821) Die allgemeinen Grundlagen der Statistik werden in zahlreichen Lehrbüchern dargestellt, z. B. Toutenburg/Heumann, Deskriptive Statistik, 2009, Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016 und Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016. Zu einigen Themen im juristischen Kontext Risse, NJW 2020, 2383. Eine umfassende Darstellung in englischer Sprache bietet Finkelstein/Levin, Statistics for Lawyers, 3. Aufl. 2015.
144
II. Methode
Bei statistischen Daten handelt es sich um konkrete Ausprägungen (Beobachtungswer- 453 te oder nur Werte) von Merkmalen (auch Variablen) bestimmter statistischer Einheiten.822) Beispielsweise kann ein Vergütungsbeschluss als statistische Einheit aufgefasst werden. Für jeden Vergütungsbeschluss lässt sich bestimmen, wessen Vergütung darin festgesetzt wird. Damit besitzt ein Vergütungsbeschluss das Merkmal „Beteiligter“ mit den beiden möglichen Ausprägungen „vorläufiger Insolvenzverwalter“ und „Insolvenzverwalter“. Ein weiteres Merkmal „Berechnungsgrundlage“ kann dagegen beliebige Euro-Beträge annehmen.823) Ein fiktiver Vergütungsbeschluss könnte also die Beobachtungswerte „Insolvenzverwalter“ und „243.022,87 €“ aufweisen.
a) Häufigkeitsverteilung Liegt eine Reihe von Daten vor, ist regelmäßig von Interesse, welche Ausprägungen 454 eines Merkmals mit welcher Häufigkeit auftreten.
aa) Absolute und relative Häufigkeit Die absolute Häufigkeit gibt an, wie oft eine bestimmte Ausprägung vorkommt. 455 Dagegen beschreibt die relative Häufigkeit, welchen Anteil die Beobachtungen mit einer bestimmten Ausprägung an der Gesamtzahl aller Beobachtungen ausmachen.824) Beispielsweise könnte in einem Datensatz aus Vergütungsbeschlüssen das Merkmal „Beteiligter“ 10.000 mal den Wert „vorläufiger Insolvenzverwalter“ und 30.000 Mal den Wert „Insolvenzverwalter“ annehmen (absolute Häufigkeit). Die relative Häufigkeit der Ausprägung „vorläufiger Insolvenzverwalter“ beträgt dann 25 %, die der Ausprägung „Insolvenzverwalter“ 75 %. Existieren nur wenige Ausprägungen, können die Häufigkeiten einfach genannt oder 456 in einer Tabelle dargestellt werden. Grafisch lassen sie sich mittels Kreisdiagramms oder Säulendiagramms bzw. Balkendiagramms (Abbildung 1) veranschaulichen.825) Die letzten beiden Darstellungen unterscheiden sich nur in ihrer Ausrichtung: Beim Säulendiagramm wird die Häufigkeit auf der y-Achse abgetragen, während dies beim Balkendiagramm auf der x-Achse geschieht.826) ___________ 822) Zu den Grundbegriffen z. B. Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 2 ff. 823) Weiterhin lässt sich jedem Merkmal ein Skalenniveau zuordnen, das von den möglichen Ausprägungen und ihrer Bedeutung abhängt. Aufsteigend nach dem Informationsgehalt geordnet unterscheidet man Nominal-, Ordinal-, Intervall-, Verhältnis- und Absolutskala. Ausführlich dazu Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 15 ff. und Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 6 ff. 824) Siehe z. B. Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 38 ff. 825) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 32 f.; Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 44 lehnen Säulendiagramme für nominalskalierte Merkmale ab, weil die Reihenfolge der Säulen eine Reihenfolge der Ausprägungen suggeriere. Stattdessen solle die Visualisierung mittels Kreisdiagramm erfolgen. Da die Verhältnisse in einem Kreisdiagramm ungleich schwerer zu erfassen sind, wird dem hier nicht gefolgt. 826) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 32.
145
Beteiligter
Teil 2: Rechtspraxis
Anzahl
4.000
2.000
IV VIV 0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000 30.000
Anzahl Stuttgart
Leipzig
München
Köln
Hamburg
Essen
Frankfurt
Düsseldorf
Dortmund
Berlin
0
Gericht
Abbildung 1: Beispiele Säulendiagramm und Balkendiagramm Links findet sich ein Säulendiagramm für die Verteilung der Werte des Merkmals „Gericht“, rechts ein Balkendiagramm für die Verteilung der Werte des Merkmals „Beteiligter“.
457 Häufig enthalten die statistischen Einheiten stetige oder quasi-stetige Merkmale, die beliebig viele oder nahezu beliebig viele Ausprägungen annehmen können.827) Ein Beispiel bildet die Berechnungsgrundlage in einem Vergütungsbeschluss. Die Häufigkeitsverteilung lässt sich dann nur sinnvoll beschreiben, indem man für bestimmte Wertbereiche Klassen bildet und dann die Häufigkeiten der Klassen ermittelt. Grafisch kann die Verteilung dann mittels Histogramms dargestellt werden (Abbildung 2):828) Ähnlich wie beim Säulendiagramm werden die Klassen als Rechtecke visualisiert, wobei die Breite den Bereich der Klasse beschreibt und die Höhe der Häufigkeit der Klasse entspricht. 12.000
10.000
Anzahl
8.000
6.000
4.000
2.000
0 0 25.00050.00075.000 0100.000 1025.000 1050.000 1075.000 2000.000 2025.000 2050.000 2075.000 3000.000 3025.000 3050.000 3075.000 4000.000 4025.000 4050.000 00 4075.000 500.000
Berechnungsgrundlage
Abbildung 2: Beispiel Histogramm Dargestellt wird die absolute Häufigkeit der Ausprägungen des (quasi-stetigen) Merkmals „Berechnungsgrundlage“.
___________ 827) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 11. 828) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 50.
146
II. Methode
bb) Maßzahlen Insbesondere zur Beurteilung oder zum Vergleich von Verteilungen bietet es sich 458 an, auf Maßzahlen zurückzugreifen. Diese beschreiben bestimmte Eigenschaften der Merkmalswerte durch eine Zahl.829) Beispielsweise könnte man an der durchschnittlichen Höhe der Berechnungsgrundlage interessiert sein.
(1) Lagemaße Lagemaße geben über die zentrale Tendenz eines Merkmals Auskunft:830)
459
Der Modus (oder auch Modalwert) gibt an, welche Ausprägung eines Merkmals am häufigsten beobachtet wurde.
Das arithmetische Mittel wird häufig auch als Durchschnitt bezeichnet und kann von vielen Menschen intuitiv interpretiert werden.831) Zur Berechnung summiert man alle Merkmalswerte und teilt das Ergebnis durch deren Anzahl. Vereinzelte sehr hohe oder sehr niedrige Werte (sog. Ausreißer) können das Ergebnis erheblich beeinflussen. Dies ist besonders dann problematisch, wenn es sich bei den Ausreißern um fehlerhafte Daten handelt.
Der Median ist dagegen robust gegenüber Ausreißern.832) Ordnet man alle Beobachtungswerte zu einem Merkmal der Größe nach, bildet der Wert genau in der Mitte den Median. Bei einer geraden Anzahl von Werten wird als Median regelmäßig das arithmetische Mittel der beiden mittleren Werte berechnet. Aufgrund dieser Definition beeinflussen einzelne Ausreißer den Median kaum; insbesondere spielt es keine Rolle, wenn die Ausreißer gigantisch große oder kleine Werte annehmen. Geht man etwa davon aus, dass ganz vereinzelte Insolvenzverfahren mit extrem hohen Massen existieren, gibt der Median der Berechnungsgrundlage besser darüber Aufschluss, um welchen Wert sich die meisten Beschlüsse verteilen. Das arithmetische Mittel läge dann höher.
___________ 829) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 67. 830) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 67; Risse, NJW 2020, 2383 (2383) zählt die genannten Maße zu den mathematisch-statistischen Themen, die jeder Jurist kennen muss. 831) In bestimmten Situationen sollte stattdessen das geometrische Mittel bestimmt werden, Kosfeld/ Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 89. Die Berechnung des arithmetischen Mittels setzt ein mindestens intervallskaliertes Merkmal voraus, vgl. Fn. 823. 832) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 77.
147
Teil 2: Rechtspraxis
(2) Streuungsmaße 460 Während Lagemaße die zentrale Tendenz beschreiben, geben Streuungsmaße an, wie aussagekräftig diese zentrale Tendenz ist. Beispielsweise kann sich aus zahlreichen Vergütungsbeschlüssen mit ganz unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen ein Median von 10.000 € ergeben. Denselben Median würde jedoch auch eine Menge von Beschlüssen liefern, die alle eine Berechnungsgrundlage von genau 10.000 € enthalten. Streuungsmaße ermöglichen hier eine Differenzierung.
Sehr einfach lassen sich die Extremwerte ermitteln, also der kleinste Wert (Minimum) und der größte Wert (Maximum). Die Differenz wird als Spannweite bezeichnet.833) Ausreißer haben hier einen deutlichen Einfluss. Grundsätzlich beschreibt ein p-Quantil (z. B. 10 %-Quantil) denjenigen Wert, für den gilt, dass ein Anteil von p (z. B. 10 %) aller Werte kleiner ist. Der Median bildet genau das 50 %-Quantil, weil nach seiner Definition 50 % aller Werte darunter liegen oder genau dem Median entsprechen. Die Quantile 25 %, 50 % und 75 % werden auch als unteres Quartil (Q1), mittleres Quartil (Q2, also der Median), und oberes Quartil (Q3) bezeichnet. Der Interquartilsabstand gibt nun die Differenz zwischen dem oberen und dem unteren Quartil an; er umfasst also die mittleren 50 % aller Werte. Wie der Median sind auch die anderen beiden Quartile robust gegenüber Ausreißern.834) Als Fünf-Punkte-Zusammenfassung einer Verteilung wird auch die Kombination aus den beiden Extremwerten sowie den Quartilen bezeichnet.835) Sie setzt sich also zusammen aus: Minimum, 25 %-Quartil, Median, 75 %-Quartil, Maximum Mittels der Quartile lässt sich eine Verteilung auch in vereinfachter Form grafisch veranschaulichen. Dazu dient der Box-Plot (oder auch Box-Whisker-Plot, Abbildung 3).836) Ein Rechteck, also die Schachtel („box“), reicht vom unteren zum oberen Quartil und schließt damit 50 % aller Werte ein. Der Median wird innerhalb des Rechtecks markiert. Von den Enden des Rechtecks werden Linien gezogen, sog. whiskers. Im ursprünglichen Boxplot geht die untere Linie bis zum Minimum, die obere Linie bis zum Maximum. Häufiger findet sich jedoch ein modifizierter Boxplot: Die untere Linie wird dann zum kleinsten Wert gezogen, der höchsten um den 1,5-fachen Interquartilsabstand unter dem unteren
___________ 833) 834) 835) 836)
148
Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 111. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 61 f. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 62. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 62; Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 115.
II. Methode
Quartil liegt. Entsprechend reicht die obere Linie bis zum größten Wert, der aber maximal um den 1,5-fachen Interquartilsabstand über dem oberen Quartil liegen darf. Werte, die außerhalb der Linien liegen, werden als Punkte eingezeichnet. 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190 200
Zuschlagssatz
Abbildung 3: Beispiel Box-Plot
Box-Plots ermöglichen auch, mehrere Verteilungen in einer Grafik vergleichend zu visualisieren (Abbildung 4). Gericht
Frankfurt Heidelberg Heilbronn Mannheim 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
130
140
150
160
170
180
190 200
Zuschlagssatz
Abbildung 4: Beispiel Box-Plot zum Vergleich mehrerer Verteilungen
Die Standardabweichung gibt an, wie hoch die durchschnittliche absolute Abweichung der Werte vom arithmetischen Mittel ist.837) Zur Berechnung bestimmt man zunächst die Varianz, indem man alle einzelnen Abweichungen vom Mittelwert quadriert und davon den Durchschnitt ermittelt (die Quadrate werden also aufsummiert und das Ergebnis durch die Zahl der Werte geteilt). Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass das Vorzeichen einer Abweichung keine Rolle spielt. Da die Varianz letztlich die durchschnittliche quadratische Abweichung darstellt, lässt sie sich schlecht interpretieren. Deshalb wird mittels Anwendung der Quadratwurzel die Standardabweichung errechnet.
b) Zusammenhänge Bisher wurde gezeigt, wie die Verteilung eines einzigen gemessenen Merkmals be- 461 schrieben und visualisiert werden kann. Häufig wird man sich jedoch auch dafür interessieren, ob ein Zusammenhang zwischen zwei Merkmalen besteht. So ließe sich z. B. die Frage stellen, ob in länger dauernden Insolvenzverfahren auch tendenziell eine höhere prozentuale Abweichung vom Regelsatz festgesetzt wird, also ein höherer Zuschlag.
___________ 837) Siehe zu Standardabweichung und Varianz Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 120.
149
Teil 2: Rechtspraxis
aa) Korrelation und Kausalität 462 Grundsätzlich ist dabei Vorsicht geboten. Der Frage nach einem Zusammenhang liegt häufig die Vermutung zugrunde, dass der Wert eines Merkmals den Wert eines anderen beeinflusst, also eine kausale Beziehung besteht.838) Im genannten Beispiel könnte man etwa vermuten, dass Zuschläge für die lange Dauer festgesetzt werden839) und die Verfahrensdauer deshalb die Höhe des Gesamtzuschlags beeinflusst. Statistische Verfahren können jedoch nur ermitteln, ob die Daten einen Zusammenhang zeigen. Man spricht insoweit von einer bloßen Korrelation. Diese ist zwar Voraussetzung dafür, dass eine kausale Verknüpfung besteht, denn im Falle einer Kausalität würde man korrelierte Werte finden.840) Umgekehrt lässt sich jedoch nicht von der Korrelation auf eine Kausalität schließen.841) Für eine gefundene Korrelation sind drei Erklärungen denkbar:842)
Es liegt tatsächlich eine kausale Beziehung in eine Richtung vor. Die Korrelation gibt allerdings keinen Aufschluss darüber, welches Merkmal das andere beeinflusst.843)
Es besteht keine Beziehung und die Korrelation der Werte ist rein zufällig. Wahrscheinlichkeitstheoretische Überlegungen können jedoch Aufschluss darüber geben, wie realistisch diese Erklärung ist.
Häufig beeinflusst eine dritte Größe beide korrelierten Merkmale in gleicher Weise. Im Beispiel erscheint naheliegend, dass besonders schwierige Verfahren nicht nur aufgrund ihrer Besonderheiten hohe Zuschläge rechtfertigen, sondern auch aufgrund ihrer Komplexität überdurchschnittlich lange dauern. In solchen Fällen liegt eine Scheinkorrelation vor,844) die eigentlich besser als „ScheinKausalität“ bezeichnet werden müsste.
___________ 838) Vgl. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 140. 839) Zur Diskussion über diesen Zuschlagsgrund siehe oben, Rn. 305. 840) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 142 ff. beschreibt mit der verdeckten Korrelation eine Situation, in der die Datenmenge hinsichtlich eines untersuchten Zusammenhangs in mehrere Teilmengen zerfällt. Eine Korrelation besteht innerhalb jeder Teilmenge, auf die gesamte Datenmenge betrachtet ist diese jedoch nicht erkennbar. 841) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 218. 842) Mit juristischem Bezug Risse, NJW 2020, 2383 (2384). 843) Vgl. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 140. 844) Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 218 f.; vgl. auch Fahrmeir/Heumann/ Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 141.
150
II. Methode
Die Kausalität lässt sich letztlich nur durch Experimente nachweisen. Man müsste 463 also künstliche Situationen schaffen, in denen nur das eine Merkmal variiert wird und müsste dann die Veränderung des anderen Merkmals betrachten.845) Im Beispiel wäre erforderlich, den Insolvenzgerichten genau das gleiche Verfahren mehrfach vorzulegen, wobei lediglich die Verfahrensdauer verändert wird. Praktisch bleibt meist nur, alternative Erklärungen zu ermitteln und, soweit dies 464 möglich ist, in die statistische Untersuchung miteinzubeziehen.846) Dadurch wird eine Kausalität zwar nie vollständig bewiesen; sie ist aber wahrscheinlicher, wenn der Einfluss naheliegender alternativer Erklärungen statistisch oder argumentativ widerlegt werden kann. Hätte man im Beispiel etwa den tatsächlichen Arbeitsaufwand des Insolvenzverwalters und seiner Angestellten zur Verfügung, würde man womöglich eine starke Korrelation zur Dauer und zur Höhe des Zuschlags sehen.
bb) Darstellung Bei Merkmalen mit wenigen möglichen Ausprägungen kann eine zweidimensionale 465 Häufigkeitstabelle (auch Kontingenztabelle) aufgestellt werden, aus der sich ergibt, welche Kombinationen der Werte besonders häufig auftreten.847) Für stetige oder quasi-stetige Merkmale (z. B. Berechnungsgrundlage und Gesamtzu- 466 oder -abschlag) ist das nicht möglich. Hier bietet sich eine grafische Darstellung der Werte-Kombinationen in einem Koordinatensystem an, um den Zusammenhang beurteilen zu können.848) In einem solchen Streudiagramm (auch „Scatter-Plot“) bildet die x-Achse den Wertebereich für das eine und die y-Achse den Wertebereich für das andere Merkmal (Beispiel in Abbildung 5). Die konkreten Merkmalswerte jeder statistischen Einheit werden als Punkt in dem Koordinatensystem markiert. Liegen die Punkte so, dass höhere Werte des einen Merkmals tendenziell auch mit höheren Werten des anderen Merkmals einhergehen, liegt ein positiver Zusammenhang vor. Nehmen die Werte des einen Merkmals dagegen tendenzmäßig ab, wenn die Werte des anderen Merkmals steigen, besteht ein negativer Zusammenhang.
___________ 845) Vgl. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 140. 846) Vgl. Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 141. 847) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 105 ff.; Kosfeld/Eckey/Türck, Deskriptive Statistik, 6. Aufl. 2016, S. 190 ff. 848) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 121.
151
Teil 2: Rechtspraxis 80
Abweichungssatz
60
40
20
0
−20
−40 0
50.000
100.000
150.000
200.000
250.000
300.000
350.000
400.000
450.000 500.000
Berechnungsgrundlage
Abbildung 5: Beispiel Streudiagramm Die stetigen bzw. quasi-stetigen Merkmale Berechnungsgrundlage und Zuschlagssatz werden gemeinsam abgebildet. Ein Zusammenhang ist nicht erkennbar.
cc) Zusammenhangsmaße 467 Auch für die Beschreibung von Zusammenhängen lassen sich Maßzahlen berechnen. Diese liefern stets Werte zwischen –1 und 1, wobei –1 die stärkste messbare negative Korrelation und 1 die stärkste positive Korrelation darstellt. Ein Wert von 0 bedeutet, dass kein Zusammenhang nachgewiesen wurde.
Bekannt ist der Korrelationskoeffizient nach Bravais und Pearson (auch empirische Kovarianz), der häufig mit dem Buchstaben r bezeichnet wird.849) Dieser sagt jedoch lediglich aus, wie stark der lineare Zusammenhang zwischen zwei Merkmalen ist.850) Je eher die Punkte in einem Streudiagramm auf einer Geraden mit positiver Steigung liegen, desto näher liegt r bei 1. Je näher sie an einer Geraden mit negativer Steigung liegen, desto eher nähert sich r dem Wert –1 an. Nichtlineare positive oder negative Zusammenhänge werden nicht erfasst. Außerdem gibt das Maß nicht an, wie stark die Steigung einer solchen Geraden ist. Ein sehr hoher Wert für r bedeutet also nicht, dass die Werte des einen Merkmal stark ansteigen, wenn die Werte des anderen Merkmals erhöht werden. Er bedeutet lediglich, dass die Wertpaare nahezu eine perfekte Gerade bilden. Auch
___________ 849) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 126 ff., auch zur Darstellung und Erläuterung der Berechnung. 850) Fahrmeir/Heumann/Künstler u. a., Statistik, 8. Aufl. 2016, S. 129.
152
II. Methode
bei r = 1, also einer perfekten positiven Korrelation, besteht die Möglichkeit, dass die Gerade mit allen Punkten nur sehr flach ansteigt.
Eine Alternative bieten Rangkoeffizienten wie Spearmans ȡ (griechischer Kleinbuchstabe „rho“). Bei der Berechnung werden den Werten für die beiden zu vergleichenden Merkmale Ränge zugewiesen. Den Spearman-Koeffizienten erhält man, indem man statt der Wertepaare lediglich die Rangpaare betrachtet und für diese dann den Koeffizienten nach Bravais und Pearson ermittelt.851) Damit kann ȡ jeden monotonen Zusammenhang messen, denn bei streng monotoner Steigung der echten Wertpaare würden die ermittelten Rangpaare genau auf einer Geraden mit der Steigung von 1 liegen. Die Ersetzung der Werte durch Ränge sorgt auch dafür, dass der Spearman-Koeffizient robuster gegenüber Ausreißerwerten ist.
Während die Werte 1, 0 und –1 bei Korrelationskoeffizienten eine klare Bedeutung 468 besitzen, ist die Interpretation der Zwischenwerte schwieriger. In der Literatur existieren unterschiedliche Vorschläge. Beispielsweise wird die folgende Einteilung genannt (wobei ŇrŇ „Betrag von r“ den Wert des Koeffizienten ohne Vorzeichen meint – das Vorzeichen gibt lediglich Auskunft darüber, ob die Korrelation positiv oder negativ ist):852)
ŇrŇ 0,1: kein Zusammenhang
0,1 50.000 (n = 9) 0,00 0,05
0,10
0,15
0,20
0,25
0,30
0,35
0,40
0,45
0,50
0,55
0,60
0,65
0,70
0,75
0,80
0,85
0,90
0,95 1,00
Anteil der Beschlüsse mit Abweichung
Abbildung 20: Anteil der Beschlüsse mit Gesamtabweichung von der Regelvergütung nach Größenklassen, VIV und IV
635 Ebenfalls interessant ist die Verteilung von Zu- und Abschlägen in den Größenklassen (Abbildung 21): Bei den kleinen Verfahren handelt es sich immerhin bei knapp einem Drittel der Abweichungen mit bekanntem Prozentsatz um Abschläge; der Anteil sinkt aber stark, so dass in der Gruppe der Berechnungsgrundlagen zwischen 50.000 und 250.000 € nur noch 6 % der Festsetzungen nach unten abweichen.
216
IV. Exploration
Größenklasse (BGL in T€)
1. 0 – 25 (n = 993) 2. 25 – 50 (n = 719) 3. 50 – 250 (n = 2.107) 4. 250 – 500 (n = 721) 5. 500 – 25.000 (n = 887) 6. 25.000 – 50.000 (n = 14) 7. > 50.000 (n = 8) 0,00 0,05
0,10
0,15
0,20
0,25
0,30
0,35
0,40
0,45
0,50
0,55
0,60
0,65
0,70
0,75
0,80
0,85
0,90
0,95 1,00
Verteilung Zuschlag
Abschlag
Abbildung 21: Richtung der Abweichung nach Größenklasse, VIV und IV mit bekanntem Prozentsatz der Gesamtabweichung
Die Daten liefern keine Erklärung dafür, dass die Vergütung in kleinen Verfahren 636 deutlich seltener vom Regelsatz abweicht und dass Abschläge mit steigender Berechnungsgrundlage immer seltener vorkommen. Zunächst ist denkbar, dass kleinere Verfahren weniger Besonderheiten aufweisen. Außerdem macht die Regelvergütung bereits einen großen Anteil der verfügbaren Insolvenzmasse aus, so dass Zuschläge die Befriedigung der Gläubiger erheblich beeinträchtigen. Schließlich könnte auch die Motivation, Zuschläge geltend zu machen, bei einer geringen Grundvergütung und einem kleineren Massebestand niedriger sein. Lässt man die kleinen Verfahren außer Betracht, können zwei Erkenntnisse fest- 637 gehalten werden: Erstens wird in der Regel nicht der Regelsatz festgesetzt, sondern eine abweichende Vergütung. Zweitens stellt das System der Zu- und Abschläge faktisch ein Zuschlagssystem dar. In Tabelle 5 werden die Werte nach der vergüteten Rolle aufgeteilt. Die Aufstellung 638 zeigt, dass Abweichungen und insbesondere Zuschläge für den vorläufigen Insolvenzverwalter deutlich häufiger auftreten. Dies erscheint nachvollziehbar, da diese Verfahren tendenziell aufwendiger sind; Vergütungen des vorläufigen Insolvenzverwalters beziehen sich ausschließlich auf solche Verfahren. Tabelle 5: Abweichungen nach vergüteter Rolle, nur Festsetzungen mit Berechnungsgrundlage Beteiligter IV VIV
Anzahl
BGL (Median)
Anteil Abweichung
davon Abschlag
16.931
12.506,56 €
23,71 %
14,34 %
3.508
50.000,00 €
53,71 %
1,08 %
Diese Begründung wird gestützt, wenn man die 1.348 IV-Vergütungen mit Be- 639 rechnungsgrundlage betrachtet, zu denen auch eine VIV-Festsetzung im Beobachtungszeitraum vorliegt: Davon enthalten 45,55 % eine Abweichung vom Regelsatz und der Median der Masse liegt bei 54.670,39 € – diese Werte liegen deutlich über 217
Teil 2: Rechtspraxis
denen aller IV-Festsetzungen (Tabelle 5). Interessant erscheint auf den ersten Blick jedoch, dass es sich bei 15,98 % dieser Abweichungen um Abschläge handelt, also bei einem verhältnismäßig hohen Anteil. Ganz überwiegend liegt in den genannten Fällen allerdings ein (eher pauschaler) Abschlag wegen der Arbeitserleichterung durch die Tätigkeit eines vorläufigen Insolvenzverwalters vor (§ 3 Abs. 2 lit. a InsVV).
(2) Vergütungsbetrag 640 Aus den errechneten Regelvergütungen in allen Festsetzungsbeschlüssen und dem Abweichungssatz lässt sich für jede Festsetzung der Abweichungsbetrag ermitteln. Da sich Zu- und Abschläge auch auf den Mehrbetrag nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 S. 2 InsVV beziehen, führt die Unklarheit bei der Berechnungsgrundlage dazu, dass es sich auch hier eher um Abschätzungen handelt.
641 Addiert man sämtliche Beträge, ergeben sich Zuschläge von 243.103.388,27 € und Abschläge von 1.039.187,71 €, also eine saldierte Abweichung von 242.064.200,56 €. Hochgerechnet auf alle Beschlüsse mit Zu- oder Abschlag (also auch diejenigen, bei denen der Abweichungssatz geschwärzt wurde) ergibt sich eine Gesamtabweichung von 262.058.490,26 €. Damit liegt der Anteil des Vergütungsvolumens, welcher auf Zuschlägen basiert, über dem Anteil, der sich aus der Regelvergütung ergibt (226.239.411,08 €). Hochgerechnet auf sämtliche Vergütungsbeschlüsse, d. h. auch diejenigen mit geschwärzter Berechnungsgrundlage, liegt das gesamte Zuschlagsvolumen bei 479.908.473,52 € (also deutlich über dem hochgerechneten Regelvergütungsvolumen von 414.312.889,91 €).986)
642 Erstens bedeutet dies, dass Zuschläge für die Insolvenzverwalter eine sehr hohe wirtschaftliche Bedeutung besitzen. Daraus folgt für den Regelungsgeber: Möchte man das Vergütungssystem reformieren, indem die Zuschläge weitestgehend abgeschafft werden, und soll das gesamte Vergütungsvolumen nicht sinken, so müsste man die Regelvergütung mehr als verdoppeln. Zweitens zeigt sich die große Verantwortung der Insolvenzgerichte, da mehr als die Hälfte des gesamten Vergütungsvolumens auf der Grundlage des offen formulierten § 3 InsVV verteilt wird.
643 Unter Berücksichtigung eines eventuellen Zu- oder Abschlags kann auch die Gesamtvergütung jedes einzelnen Verfahrens errechnet werden.987) Abbildung 22 zeigt die Lorenzkurve zur Verteilung des gesamten Vergütungsvolumens.988) Dafür wurden alle Verfahren aufsteigend nach der Gesamtvergütung sortiert. Auf der x-Achse ___________ 986) Der Anteil des Zuschlagsvolumens am Regelvergütungsvolumen stellt letztlich das (nach Vergütung) gewichtete arithmetische Mittel des Abweichungssatzes dar. 987) Das Eröffnungsverfahren mit der Vergütung für den vorläufigen Insolvenzverwalter wird dabei jeweils als eigenes Verfahren betrachtet. 988) Zur Lorenzkurve Toutenburg/Heumann, Deskriptive Statistik, 2009, S. 86 f. Die Lorenzkurve stellt eine Konzentration von Merkmalswerten grafisch dar. Als Maßzahl für diese Konzentration kann der Gini-Koeffizient berechnet werden.
218
IV. Exploration
findet sich der Anteil der Verfahren an der Gesamtzahl. Auf der y-Achse wird der Anteil abgetragen, den die Summe aller Vergütungen dieser Verfahren am gesamten Vergütungsvolumen ausmacht. Die Lorenzkurve bestätigt, dass die Vergütung über die Verfahren sehr ungleich verteilt ist: So machen die größten 1,5 % der Verfahren etwa 50 % des gesamten Vergütungsvolumens aus und die kleinsten 50 % der Verfahren gewähren weniger als 5 % der gesamten Vergütung. 1,00 0,95 0,90 0,85
Anteil der kumulierten Vergütung an Vergütungsvolumen
0,80 0,75 0,70 0,65 0,60 0,55 0,50 0,45 0,40 0,35 0,30 0,25 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 0,00 0,05
0,10
0,15
0,20
0,25
0,30
0,35
0,40
0,45
0,50
0,55
0,60
0,65
0,70
0,75
0,80
0,85
0,90
0,95 1,00
Anteil Verfahren an Gesamtzahl (aufsteigend sortiert nach Vergütung) mit Zuschlägen
ohne Zuschläge
Abbildung 22: Lorenzkurve zur Verteilung des Vergütungsvolumens
219
Teil 2: Rechtspraxis
644 Die Verteilung begründet Zweifel am Ansatz einer Querfinanzierung, wonach defizitäre kleine Verfahren durch große und lukrative Verfahren ausgeglichen werden können:989) Der wesentliche Teil des Vergütungsvolumens entsteht in nur ganz vereinzelten Verfahren. Deshalb erscheint es wenig realistisch, dass jeder Verwalter gelegentlich von einem solchen Verfahren profitieren kann. Wie sich aus der Grafik ergibt, verstärken die Zuschläge diesen Effekt erheblich – ohne deren Berücksichtigung würde sich die Hälfte des Vergütungsvolumens auf etwa 11 % aller Verfahren verteilen.
645 Leider schränkt diese Verteilung letztlich auch die Aussagekraft der Untersuchung ein: Wenn die Vergütung in einzelnen Großverfahren einen wesentlichen Teil des Gesamtvolumens ausmacht, kann eine einzelne fehlerhafte Veröffentlichung bereits dazu führen, dass ein deutlich verfälschtes Ergebnis angenommen wird.
bb) Mesoebene – Gerichte 646 Abbildung 23 stellt jedes Gericht auf der Karte als Kreis dar. Die Größe der grauen Umrandung zeigt dabei die Gesamtzahl der Vergütungsbeschlüsse, während die Größe des inneren, ausgefüllten Kreises die Anzahl der Beschlüsse mit Berechnungsgrundlage darstellt. So ist z. B. zu erkennen, dass in München zwar insgesamt viele Beschlüsse existieren, jedoch nur ein kleiner Teil davon auch eine Berechnungsgrundlage enthält. Die Farbe des ausgefüllten Kreises gibt an, welcher Anteil aller Vergütungsbeschlüsse mit Berechnungsgrundlage von der Regelvergütung abweicht.
___________ 989) Zum Konzept der Querfinanzierung siehe oben, ab Rn. 195.
220
IV. Exploration Ländergrenzen © GeoBasis-DE/BKG 2019
FL
HUSM HST EUT HRO
NMS HL
NOST
CUX
PI SCBK
SN
STD
BRHN
WHV
NB
HH REBK
AUR
TOST
HB
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WIL KH
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ES
IN GP NU
TÜ
OG
PA
LA
UL
HCH
A MÜ
RW M
VS FR
WOR
LÖ
Anteil mit Abweichung 0,3
TS
KE
Beschlüsse gesamt 100
0,2
RO
WM
RV KN
500
Beschlüsse mit BGL 1.000
2.000
100
500
1.000
2.000
0,4
Abbildung 23: Kartendarstellung der Insolvenzgerichte mit dem Anteil von Beschlüssen, die von der Regelvergütung abweichen (IV und VIV, nur Gerichte mit mindestens 50 Vergütungsbeschlüssen)
221
Teil 2: Rechtspraxis
647 Auf den ersten Blick scheinen größere Gerichte tendenziell seltener von der Regelvergütung abzuweichen als kleinere. Tatsächlich besteht eine negative SpearmanKorrelation zwischen der Gesamtgröße und dem Anteil der Abweichungen (ȡ = –0,33, p < 0,001). Dieser lässt sich auch nicht einfach durch eine unterschiedliche Veröffentlichungspraxis erklären: Auch wenn man den Anteil der Beschlüsse mit Abweichung nur für solche Beschlüsse berechnet, in denen mehr als die die Mindestvergütung festgesetzt wurde, findet sich eine ähnliche Korrelation (ȡ = –0,29, p < 0,001). Ob und in welche Richtung eine Kausalität besteht, lässt sich den Daten nicht entnehmen. Denkbar wäre etwa, dass bei Gerichten mit einer größeren Zahl von Verfahren bestimmte Erschwernisse häufiger auftauchen und daher eher als „normal“ angesehen werden.
648 Wenig überraschend erscheint die Erkenntnis, dass Gerichte mit hoher MedianBerechnungsgrundlage in verhältnismäßig mehr Festsetzungen vom Regelsatz abweichen als Gerichte mit niedrigen Massen (ȡ = 0,74, p < 0,001).
cc) Mikroebene 649 Vor dem Hintergrund der erheblichen Bedeutung der Zuschläge ist es bezeichnend, dass in einzelnen Veröffentlichungstexten anstelle der Regelvergütung von einer „Grundvergütung“ gesprochen wird.990) Dagegen enthalten andere Bekanntmachungen den ausdrücklichen Hinweis, bei der Regelvergütung handele es sich gerade nicht um eine Sockel- oder Grundvergütung.991) Da die genannten Begriffe vor allem innerhalb von Textbausteinen auftauchen dürften, erscheint eine quantitative Auswertung dieser Thematik nicht sinnvoll.
b) Höhe der Abweichungssätze 650 Sodann stellt sich die Frage, um welche Prozentsätze die Vergütungen in den Verfahren durch Zu- und Abschläge modifiziert werden. Im Fokus steht dabei zunächst die gesamte Abweichung in einem Vergütungsfestsetzungsbeschluss; die einzelnen Zu- und Abschlagstatbestände werden später separat betrachtet.
aa) Makroebene (1) Verteilung 651 Tabelle 6 bietet einen Überblick über die Verteilung der Abweichungshöhe, aufgeteilt nach der vergüteten Rolle. Dabei wurden nur Festsetzungen berücksichtigt, bei denen sich insgesamt eine Abweichung vom Regelsatz ergibt. Damit bleiben ein___________ 990) Z. B. AG Cochem, Bekanntmachung v. 9.2.2018 – 1 IN 111/12, ID 2055835 und AG Straubing, Bekanntmachung v. 23.10.2018 – IN 99/12, ID 697753. 991) AG Hannover, Bekanntmachung v. 10.9.2018 – 907 IN 71/14 – 8 -, ID 894187.
222
IV. Exploration
zelne Festsetzungen außer Betracht, bei denen sich entweder die Zu- und Abschläge aufheben oder ein beantragter Zuschlag vollständig abgelehnt wurde. Tabelle 6: Verteilung der Höhe der Abweichungen in Prozent, nach Typ, nur Festsetzungen mit Gesamtabweichung vom Regelsatz Beteiligter
Anzahl Minimum Maximum Median
Mittelwert Standardabw.
IV
3.751
–85,00
2.375,00
25,00
50,36
85,96
VIV
1.777
–15,00
780,00
30,00
40,72
42,76
Die Zu- und Abschläge fallen sehr unterschiedlich aus: Für den endgültigen Insol- 652 venzverwalter reicht die Bandbreite von einem Abschlag in Höhe von 85 % der Regelvergütung bis zu einem Zuschlag in Höhe der knapp 24-fachen Regelvergütung. Die hohe Standardabweichung von etwa 86 bestätigt die breite Streuung der Werte. Bei der Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters liegen die Prozentsätze der 653 Abweichungen näher zusammen, die Standardabweichung beträgt nur knapp über 40. Lediglich der Median liegt etwas über dem entsprechenden Wert für den Insolvenzverwalter. Bei der Interpretation dieser Zahlen ist jedoch folgendes zu berücksichtigen: Die Untersuchung folgt der Vorgabe des BGH, wonach sich die Zu- und Abschlagssätze auf die volle Regelvergütung beziehen (und nicht nur auf den Bruchteil von 25 %, den der vorläufige Insolvenzverwalter erhält).992) Dadurch werden die für einzelne Tatbestände festgesetzten Abweichungen zwischen Insolvenzverwalter und vorläufigem Insolvenzverwalter vergleichbar, allerdings ist die prozentuale Auswirkung auf den Ausgangsbetrag der Vergütung größer – um den Faktor vier: Ein Zuschlag für den vorläufigen Insolvenzverwalter von 25 % sorgt bereits dafür, dass er eine doppelt so hohe Vergütung erhält wie in einem Verfahren ohne Besonderheiten. Und ein Abschlag von 25 % ließe seine gesamte Vergütung entfallen, also 100 % davon. Möchte man also ermitteln, um welchen Faktor der Vergütungsbetrag des vorläufigen Insolvenzverwalters durch Zu- und Abschläge tatsächlich beeinflusst wird, müssten die Prozentsätze mit vier multipliziert werden. Dann lägen sowohl die maximale Abweichung nach oben als auch Median und Mittelwert deutlich über den Werten für den Insolvenzverwalter. Bezogen auf den Regelvergütungsbetrag könnte man die Abweichungen für den vorläufigen Insolvenzverwalter deshalb auch als großzügiger bezeichnen: In mehr als jedem zweiten Vergütungsbeschluss wird eine Abweichung festgesetzt (siehe oben, Tabelle 5), und im Mittel liegt diese Abweichung bei einem Zuschlag von mehr als der 1,5-fachen Regelvergütung des vorläufigen Verwalters.
___________ 992) Siehe oben, Rn. 366.
223
Teil 2: Rechtspraxis
(2) Zusammenhänge 654 Zunächst wird untersucht, ob die Berechnungsgrundlage in einem Verfahren mit der Höhe der Abweichung zusammenhängt. Denkbar wäre, dass große Verfahren eher mit kleineren prozentualen Abweichungen einhergehen, weil die Regelvergütung bereits hoch ist und deshalb kleinere Abweichungssätze zu großen betragsmäßigen Abweichungen führen.993) Dabei ist jedoch zu beachten, dass vor allem Verfahren mit kleinen Berechnungsgrundlagen (bis zu 50.000 €) keine Zuschläge in Höhe des Vielfachen der Regelvergütung zulassen, weil bereits die Regelvergütung zwischen 40 % und 32,5 % der Berechnungsgrundlage und damit der verfügbaren Masse beträgt.
655 Das Streudiagramm in Abbildung 24 legt nahe, dass ein positiver Zusammenhang besteht – bei großen Verfahren scheinen die Abweichungen tendenziell höher zu sein. Da zahlreiche Verfahren mit relativ geringen Massen und verhältnismäßig wenige Verfahren mit sehr hohen Berechnungsgrundlagen existieren, wurde zur besseren Darstellung eine logarithmische Skala gewählt und die dargestellte Abweichung auf 700 % begrenzt. Höhere Werte sind am oberen Rand eingezeichnet. In der Grafik ist zu erkennen, dass bei der IV-Vergütung besonders hohe Zuschläge von über 100 % deutlich häufiger mit hohen Berechnungsgrundlagen über 100.000 € auftreten. Auf der anderen Seite kommen sehr kleine Zuschläge bei großen Berechnungsgrundlagen (etwa ab 1.000.000 €) nur noch vereinzelt vor. Der SpearmanKoeffizient liegt für IV-Vergütungen bei ȡ = 0,64 (p < 0,001) und für VIV-Vergütungen bei ȡ = 0,46 (p < 0,001).
___________ 993) In diese Richtung Riedel, in: MüKo-InsO, 4. Aufl. 2019, § 3 InsVV Rn. 7; ablehnend Keller, Vergütung und Kosten, 4. Aufl. 2016, § 5 Rn. 36.
224
IV. Exploration 700
600
IV
Abweichungssatz (in %)
500
400
300
200
100
0
−100 700
600
VIV
Abweichungssatz (in %)
500
400
300
200
100
0
−100 1
10
100
1.000
10.000
100.000
1.000.000
10.000.000
100.000.000 1.000.000.000 0.000
Berechnungsgrundlage (in €)
Abbildung 24: Streudiagramm zu Höhe der Abweichung und Berechnungsgrundlage (Berechnungsgrundlage mit logarithmischer Skala, höhere Abweichungssätze werden am oberen Rand dargestellt)
225
Teil 2: Rechtspraxis
656 Der positive Zusammenhang zwischen Berechnungsgrundlage und Höhe der Gesamt-
IV VIV
Größenklasse (BGL in T€)
Größenklasse (BGL in T€)
abweichung wird auch deutlich, wenn man bei den Verfahren nach Größenklasse differenziert. Der Box-Plot in Abbildung 25 veranschaulicht, dass der Bereich zwischen dem unteren und dem oberen Quartil, in dem sich die mittleren 50 % der Abweichungen befinden, mit steigender Größenklasse immer höher liegt. Für die größten beiden Klassen haben die Werte aufgrund der geringen Zahl von Beschlüssen allerdings nur eine geringe Aussagekraft. 1. 0 – 25 (n = 738) 2. 25 – 50 (n = 471) 3. 50 – 250 (n = 1411) 4. 250 – 500 (n = 475) 5. 500 – 25.000 (n = 573) 6. 25.000 – 50.000 (n = 8) 7. > 50.000 (n = 6)
1. 0 – 25 (n = 254) 2. 25 – 50 (n = 248) 3. 50 – 250 (n = 696) 4. 250 – 500 (n = 246) 5. 500 – 25.000 (n = 314) 6. 25.000 – 50.000 (n = 6) 7. > 50.000 (n = 2) −100 −50
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
550
600
650
700
750 800
Abweichungssatz (in %)
Abbildung 25: Box-Plot zur Höhe der Abweichungen nach Größenklasse des Verfahrens, aufgeteilt nach Typ (Darstellung bis zum Wert 800)
657 Mit der Berechnungsgrundlage wächst also nicht nur der Anteil der Verfahren mit Zuschlag,994) sondern es steigen auch die Zuschlagssätze. In Verfahren mit Berechnungsgrundlagen von mehr als 500.000 € erhält der Insolvenzverwalter in über 85 % der Fälle einen Zuschlag und im Median wird die Regelvergütung mehr als verdoppelt. Dies spricht klar dagegen, dass die Beteiligten von einem empirisch bestimmten Normalfall ausgehen; vielmehr bildet ein erheblicher Zuschlag den Regelfall. Auch lassen die steigenden Zuschläge daran zweifeln, dass die Berechnungsgrundlage eine große Rolle bei der Ermittlung der gewöhnlichen Anforderungen spielt.
658 Ebenfalls in einem Zusammenhang mit der Höhe der Abweichungen steht die (anhand des Aktenzeichens überschlagsmäßig ermittelte) Dauer des Verfahrens. Dies veranschaulicht Abbildung 26: Bei den IV-Festsetzungen nimmt die Höhe der Abweichung ab einer Verfahrensdauer von 7 Jahren mit steigender Dauer tendenziell zu, der Spearman-Koeffizient liegt bei ȡ = 0,41 (p < 0,001). Dies erscheint auf den ersten Blick plausibel, wird doch über die Dauer als eigener Zuschlagstatbestand diskutiert. Allerdings besteht auch eine positive Korrelation zwischen Ver___________ 994) Siehe oben, Rn. 634.
226
IV. Exploration
fahrensdauer und Berechnungsgrundlage.995) Es muss daher offenbleiben, in welche Richtungen mögliche Kausalitäten verlaufen. Für die Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters lässt sich hier keine Korrelation nachweisen (ȡ = 0,00, p = 0,995). Ein entscheidender Grund dafür dürfte sein, dass die anhand des Aktenzeichens geschätzte Dauer wenig über den Zeitraum des Eröffnungsverfahrens aussagt.996) 300
250
Abweichungssatz (in %)
200
150
100
50
0
−50
−100 0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
Verfahrensdauer (in Jahren)
Abbildung 26: Box-Plot zur Abweichung von der Regelvergütung nach Verfahrensdauer, nur IV-Vergütungen
(3) Vergütungsantrag Einige Veröffentlichungen enthalten nicht nur die vom Gericht festgesetzte Ab- 659 weichung von der Regelvergütung, sondern auch Informationen darüber, welche Abweichung der vorläufige oder endgültige Insolvenzverwalter in seinem Vergütungsantrag geltend gemacht hat. Da das Gericht bei der Festsetzung nicht über den Antrag hinausgehen darf, kommt nur eine Kürzung der beantragten Vergütung in Betracht. Dies war in 395 Vergütungsfestsetzungen mit Berechnungsgrundlage
___________ 995) Siehe oben, Rn. 616. 996) Da die Beschlüsse über die Bestellung des vorläufigen Insolvenzverwalters und über die Eröffnung in vielen Fällen erst erhebliche Zeit nach Erlass veröffentlicht wurden, konnte die Dauer der Verfahrensabschnitte nicht ohne Weiteres automatisiert ermittelt werden, siehe oben, Rn. 570.
227
Teil 2: Rechtspraxis
der Fall, was einem Anteil von 6,63 %997) an den Vergütungsfestsetzungen mit Zuoder Abschlag entspricht. Hinsichtlich der vergüteten Rolle (IV oder VIV) unterscheidet sich dieser Anteil nahezu nicht (6,62 % IV und 6,65 % VIV).
660 Für jede Größenklasse der Verfahren stellt Tabelle 7 dar, welcher Anteil aller Festsetzungen mit Zuschlag gekürzt wurde. Dabei fällt auf, dass dieser Anteil mit steigender Berechnungsgrundlage (und damit auch steigendem mittleren Zuschlag) stetig anwächst, und zwar von etwa 4,5 % bei den kleinen Verfahren auf über 10 %. Bei den größten Klassen existieren überhaupt nur so wenige Festsetzungen, dass die Werte nicht aussagekräftig sind. Tabelle 7: Kürzungen der beantragten Abweichung nach Größenklasse, IV und VIV Größenklasse (BGL in T€) Anzahl Abweichungssatz (Median) 1. 0 – 25
Anteil gekürzt
1.009
15,00
731
20,00
6,29 %
2.132
25,00
6,85 %
4. 250 – 500
724
50,00
8,98 %
5. 500 – 25.000
891
90,00
10,33 %
14
288,00
0,00 %
8
463,93
0,00 %
2. 25 – 50 3. 50 – 250
6. 25.000 – 50.000 7. > 50.000
4,56 %
661 Der Grund für diesen Anstieg über die Größenklassen lässt sich den Daten nicht entnehmen. Einerseits wäre als Erklärung denkbar, dass die Gerichte bei den insgesamt größeren Beträgen strenger agieren. Andererseits erscheint nicht ausgeschlossen, dass die (vorläufigen) Insolvenzverwalter in lukrativeren Verfahren eher großzügige Zuschläge geltend machen und dabei auch das Risiko eingehen, dass diese vom Gericht gekürzt werden.998) In jedem Fall findet offenbar eine gerichtliche Kontrolle statt.
662 Das Histogramm in Abbildung 27 stellt dar, um welchen Anteil beantragte Zuschläge gekürzt wurden (eine Kürzung um den Anteil 50 % liegt etwa vor, wenn ein beantragter Zuschlag von 30 % nur in Höhe von 15 % gewährt wird). Meistens liegt dieser Anteil zwischen 15 und 35 % des beantragten Satzes. Daneben wird in zahlreichen Fällen der Zuschlag vollständig abgelehnt, während ansonsten Kürzungen um mehr als die Hälfte eher selten vorkommen. In drei Fällen wurde anstelle einer beantragten Erhöhung der Regelvergütung sogar ein Abschlag festgesetzt. ___________ 997) Der Anteil bezieht sich dabei nicht nur auf Vergütungsfestsetzungen, in denen insgesamt vom Regelsatz abgewichen wurde, sondern auch auf Fälle, in denen nach vorgenommener Kürzung die Regelvergütung festgesetzt wurde. Dies betrifft 57 Beschlüsse. 998) In diese Richtung Menn/Lissner, ZInsO 2016, 1618 (1619).
228
IV. Exploration 65 60 55 50
Anzahl (n = 330)
45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0,00
0,10
0,20
0,30
0,40
0,50
0,60
0,70
0,80
0,90
1,00
1,10
1,20
1,30
1,40
1,50
1,60
1,70 1,80
Kürzung des Gesamtzuschlags um Anteil
Abbildung 27: Histogramm über den Anteil des beantragten Gesamtzuschlags, der vom Gericht bei der Festsetzung gekürzt wurde, IV und VIV
Bei dieser Auswertung bleibt zu bedenken, dass sich die Qualität der einzelnen 663 Veröffentlichungen stark unterscheidet und mit einer großen Wahrscheinlichkeit nicht alle Kürzungen genannt sind.
bb) Mesoebene Einzelne Autoren kritisieren, dass die Bemessung von Zu- und Abschlägen regio- 664 nalen Zufälligkeiten unterliege. Deshalb wird untersucht, inwieweit sich Unterschiede zwischen den Bundesländern und schließlich zwischen den einzelnen Insolvenzgerichten ausmachen lassen.
(1) Bundesländer Betrachtet man den Median der Abweichungen in den Bundesländern in Tabelle 8, 665 springt zunächst ein einzelner, sehr niedriger Wert ins Auge: Bei den Vergütungen des Insolvenzverwalters beträgt der Median in Mecklenburg-Vorpommern 10 %, während sich nahezu alle anderen Werte zwischen 20 und 40 % bewegen. Dafür liegt in Mecklenburg-Vorpommern der Median für die VIV-Festsetzungen mit 42,6 % am höchsten, während er in den anderen Ländern zwischen 20 und 38 % schwankt. Allerdings ist die absolute Zahl der Festsetzungen mit Abweichung in Mecklenburg-Vorpommern sehr gering, so dass beide Werte wenig aussagekräftig 229
Teil 2: Rechtspraxis
sind. Gleiches gilt für die Länder Saarland, Sachsen und Thüringen, wobei der Median dort jeweils nicht aus dem Rahmen fällt. Lässt man diese Länder außer Betracht, können allenfalls leichte Unterschiede hinsichtlich der mittleren Höhe der Abweichungen festgestellt werden. Tabelle 8: Median der Abweichungen und Anteil der Kürzungen nach Bundesland Bundesland
Anzahl IV mit Abweichung
Abweichung IV (Median)
Anzahl VIV mit Abweichung
Abweichung VIV (Median)
Anteil gekürzt
BadenWürttemberg
530
25,00
262
22,50
11,07 %
Bayern
318
25,00
134
35,00
11,98 %
Berlin
241
40,00
85
35,00
0,00 %
Brandenburg
145
24,50
53
38,00
1,01 %
53
38,11
35
33,84
16,85 %
Hamburg
155
25,00
90
30,00
7,29 %
Hessen
382
30,00
204
29,88
7,46 %
21
10,00
10
42,57
6,25 %
Niedersachsen
439
30,00
244
35,64
9,80 %
NordrheinWestfalen
880
25,00
424
30,00
4,62 %
Rheinland-Pfalz
Bremen
MecklenburgVorpommern
171
30,00
86
25,00
4,26 %
Saarland
18
20,00
13
20,00
28,13 %
Sachsen
65
40,00
19
25,00
2,38 %
Sachsen-Anhalt
30
32,50
22
29,13
7,55 %
SchleswigHolstein
128
30,00
76
26,41
4,37 %
Thüringen
106
30,00
9
35,00
5,17 %
666 Deutlicher unterscheidet sich der Anteil der Vergütungsfestsetzungen, die von dem Antrag des vorläufigen oder endgültigen Verwalters abweichen. Bei den extremen Werten von Berlin auf der einen Seite sowie Saarland und Bremen auf der anderen Seite ist zu beachten, dass in diesen Ländern jeweils nur ein einziges Insolvenzgericht (für IN-Verfahren)999) existiert. Dennoch deuten die Zahlen darauf hin, dass in Bremen und vor allem im Saarland deutlich mehr Kürzungen der Vergütungsanträge stattfinden als im Durchschnitt. Dies stützt die Aussage von Haarmeyer/Mock, ___________ 999) Vgl. Fn. 937 für Berlin.
230
IV. Exploration
dass die Vergütungsfestsetzungspraxis im Saarland besonders die Interessen der Gläubiger wahre.1000) In Berlin ist dagegen unklar, ob Kürzungen der beantragten Vergütung überhaupt veröffentlicht werden; insofern könnte der Anteil von 0 % auch schlicht Ausdruck der Veröffentlichungspraxis des Insolvenzgerichts Charlottenburg sein.
(2) Gerichte Für eine vergleichende Betrachtung der Insolvenzgerichte wird die Datenbasis be- 667 schränkt: Es werden nur Gerichte berücksichtigt, von denen mindestens 20 Festsetzungen der Vergütung des Insolvenzverwalters vorliegen, welche von der Regelvergütung abweichen und den genauen Prozentsatz enthalten.1001) Diese Einschränkung reduziert die Zahl der Gerichte bereits auf 61 und illustriert damit, dass die Datenbasis trotz einer großen Gesamtzahl an Veröffentlichungen noch ausbaufähig ist. Das Histogramm in Abbildung 28 zeigt die Verteilung des Medians der Abweichungen bei den IV-Vergütungen. Bei den meisten Gerichten liegt dieser zwischen 20 und 35 %. Allerdings finden sich auch Gerichte mit sehr hohem oder sehr niedrigem Wert. In Lüneburg und Delmenhorst liegt der Median bei einem Zuschlag von über 60 %, in Heilbronn und Bochum dagegen sogar bei einem Abschlag von 10 %.
___________ 1000) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, Vorb. Rn. 29. 1001) Weitergehend könnte man einschränken, dass die Zahl der Veröffentlichungen mit Abweichung auch mindestens einen bestimmten Anteil an der gesamten Anzahl der Vergütungsbeschlüsse des Insolvenzgerichts darstellt. Dadurch würde verhindert, dass große Gerichte, die aber nur sehr wenige Beschlüsse korrekt veröffentlichen, mit einem mit großer Wahrscheinlichkeit verzerrten Median mit einbezogen werden.
231
Teil 2: Rechtspraxis
Anzahl Gerichte, mind. 20 Festsetzungen mit Abweichung (n = 61)
14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 −10
−5
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
Abweichungssatz IV (Median, in %)
Abbildung 28: Histogramm über Median der Abweichungshöhe (unter Festsetzungen mit Abweichung) der Insolvenzgerichte, nur IV-Vergütungen
668 Die Karte in Abbildung 29 zeigt weder klare regionale Häufungen besonders hoher oder niedriger Abweichungen noch ein Gefälle in eine bestimmte Richtung. Vielmehr kann der Median der Abweichung auch bei örtlich dicht zusammenliegenden Gerichten erheblich variieren, wie es etwa in Nordrhein-Westfalen und BadenWürttemberg zu sehen ist. Ein klarer Zusammenhang zwischen der Größe eines Gerichts – hier gemessen an den Bekanntmachungen mit Berechnungsgrundlage – und der Höhe der festgesetzten Abweichungen lässt sich der Grafik nicht entnehmen. Tatsächlich zeigt auch der Spearman-Koeffizient keine Korrelation (ȡ = 0,01, p = 0,933). Auch zwischen der Größe des Gerichts und dem Anteil der gekürzten Anträge besteht kein Zusammenhang (ȡ = 0,05, p = 0,688).1002) Die Aussage, Vergütungsfestsetzungen seien auf dem Land großzügiger als in der Stadt, kann durch die verfügbaren Daten also nicht belegt werden.
___________ 1002) Beide genannten Korrelationen wurden nur für Gerichte ermittelt, von denen mindestens 20 Festsetzungen mit Abweichung vom Regelsatz vorliegen.
232
IV. Exploration Ländergrenzen © GeoBasis-DE/BKG 2019
NMS NOST
HL
HH
HB
LG
OL DEL SY
VER
NP
P
H OS
B FF
BS HI BI
MS KLE DU
E
BO
DO
DT CB
PB
W
D
MHL
EF K
C
GI
AC MOBR
MGN
FDB
OF
WI
CO F
HU BT
DA WÜ MA
HD
HN
LB KA
BAD
S
ES
A RW
TS
WM
RV KE
Abweichung (Median, in %)
Beschlüsse mit BGL 50
0
20
40
200
Beschlüsse mit Abweichung 500
1.000
50
200
500
1.000
60
Abbildung 29: Kartendarstellung der Gerichte mit Median der Abweichung bei IVVergütungsfestsetzungen (nur Gerichte mit mindestens 20 IV-Beschlüssen mit Abweichungssatz) Die Größe der ausgefüllten, inneren Kreise repräsentiert die Gesamtzahl der Beschlüsse mit einer Abweichung vom Regelsatz, nicht nur die Beschlüsse mit Abweichungssatz.
233
Teil 2: Rechtspraxis
669 Die Erkenntnisse werfen die Frage auf, ob bestimmte Gerichte bei der Bemessung von Zu- und Abschlägen großzügiger agieren als andere, oder ob die Unterschiede ausschließlich auf den Besonderheiten der Verfahren basieren. Leider lassen die Daten insoweit keinen Schluss zu. Allerdings können andere Informationen hinzugezogen werden, um erkannte Unterschiede zu relativieren oder zu bestätigen.
670 Tabelle 9 enthält einige Informationen für die acht Gerichte mit den höchsten und die acht Gerichte mit den niedrigsten Abweichungen. Wie oben bereits festgestellt, besteht auf Makroebene ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Berechnungsgrundlage und der Höhe einer Abweichung. Unter den Verfahren, in denen von der Regelvergütung abgewichen wird, liegt der deutschlandweite Median bei 100.587,05 € (nur IV). In Bochum beträgt dieser Wert lediglich ca. 20.000 € und ist damit verhältnismäßig niedrig. Auch die angenäherte Verfahrensdauer hängt mit der Abweichungshöhe zusammen und liegt in Bochum im Mittel mit 4,7 Jahren eher niedrig (deutschlandweit 6,3 Jahre). Dies relativiert den Impuls, auf eine besonders strenge Handhabung des § 3 InsVV zu schließen – der geringe Median der Abweichungen lässt sich (zumindest teilweise) durch die Verfahrensstruktur erklären. Auch Heilbronn liegt mit weniger als 60.000 € unter der Median-Berechnungsgrundlage aller Festsetzungen, wenn auch nicht ganz so deutlich. Allerdings finden sich auch unter den Gerichten mit niedrigem Median solche mit eher hohen Berechnungsgrundlagen.
234
IV. Exploration
Tabelle 9: Insolvenzgerichte mit Median der Abweichungen bei IV-Beschlüssen, jeweils die 8 kleinsten und die 8 größten Werte, absteigend geordnet (nur Gerichte mit mindestens 20 IV-Beschlüssen mit Abweichungssatz) Berechnungsgrundlage und Dauer beziehen sich nur auf die Festsetzungen mit Abweichung vom Regelsatz, nicht auf alle Beschlüsse des Gerichts. Gericht
Anzahl mit Abweichungssatz
Abweichung (Median)
23
70,00
157.396,56 €
4,52
4,35 %
Delmenhorst
26
63,50
166.771,33 €
7,46
0,00 %
Düsseldorf
26
50,00
122.588,81 €
7,31
3,85 %
Hanau
31
50,00
190.390,06 €
6,77
0,00 %
Wiesbaden
30
47,15
227.355,82 €
7,17
3,23 %
Frankfurt
75
44,00
139.914,89 €
5,49
3,90 %
Aachen
66
42,50
127.290,30 €
7,58
1,33 %
Chemnitz
49
40,00
126.611,03 €
6,86
1,45 %
Würzburg
22
20,00
52.645,02 €
4,50
8,70 %
Cottbus
30
17,50
78.747,07 €
6,73
0,00 %
Oldenburg
25
15,00
233.802,71 €
5,68
20,00 %
Norderstedt
35
15,00
74.986,26 €
6,49
2,63 %
Bayreuth
35
15,00
125.617,78 €
8,17
12,82 %
Detmold
62
10,00
53.718,63 €
6,68
6,45 %
Bochum
93
–10,00
20.478,48 €
4,61
4,12 %
Heilbronn
77
–10,00
57.578,64 €
4,65
23,26 %
Lüneburg
BGL Dauer (Median) (Mittelwert)
Anteil gekürzt
Auch eine weitere Konstellation kann relativierend in den Blick genommen werden: 671 Wechselt in einem Verfahren die Person des Insolvenzverwalters, liegen zwei Festsetzungen vor.1003) Für den früheren Insolvenzverwalter kommt in solchen Situationen ein Abschlag nach § 3 Abs. 2 lit. c InsVV in Betracht, für den späteren Insolvenzverwalter nach lit. b. Folglich dürfte die Abweichung bei beiden Vergütungen geringer ausfallen, als wenn lediglich eine einzige Person tätig gewesen wäre. Statt einer einzelnen Festsetzung mit hohem Zuschlag könnten dann in die Auswertung mehrere Festsetzungen mit geringerem Zuschlag einfließen. Treten solche Verwalterwechsel bei einzelnen Gerichten gehäuft auf, könnte dies das Ergebnis beeinflussen. Dafür spricht, dass Insolvenzverwalter häufig vor allem bei bestimmten Gerichten regelmäßig bestellt werden, so dass z. B. eine plötzliche eingetretene Arbeitsunfähigkeit gleich mehrere Verfahren bei einem Gericht betrifft. Tatsächlich finden sich ___________ 1003) Siehe oben, ab Rn. 497.
235
Teil 2: Rechtspraxis
unter den IV-Vergütungsfestsetzungen mit Gesamtabweichung für Bayreuth 8 und für Bochum 21 Beschlüsse in Verfahren mit mehreren Verwaltern (Tabelle 10). Bei beiden Gerichten ist damit die Aussagekraft fast jedes fünften Beschlusses eingeschränkt. Die Tabelle zeigt, dass der Median der Abweichung bei solchen Festsetzungen erwartungsgemäß niedrig ausfällt. Bei beiden Gerichten ist also möglicherweise nicht nur eine strenge Anwendung der Vorschriften für die niedrige Medianabweichung verantwortlich. Tabelle 10: IV-Beschlüsse mit Abweichungssatz aus Verfahren mit mehreren Insolvenzverwaltern, aufgeteilt nach Insolvenzgerichten Ein Beschluss ist in der Tabelle enthalten, wenn mehrere IV-Festsetzungen mit dem gleichen Gericht und Aktenzeichen vorliegen. Die rechte Spalte gibt den Median des Abweichungssatzes dieser Beschlüsse an. Gericht
Festsetzungen mit Abweichungssatz aus Verfahren mit mehreren Verwaltern
Anteil an allen Festsetzungen mit Abweichungssatz
Abweichung (Median)
Bayreuth
8
22,86 %
–50,00
Bochum
21
22,58 %
–25,00
Heidelberg
2
4,76 %
–30,00
Kempten
3
10,34 %
–35,00
Koblenz
2
18,18 %
5,00
Ludwigsburg
1
2,63 %
–25,00
Münster
2
4,00 %
33,50
Oldenburg
2
8,33 %
–10,00
672 Um zu beurteilen, wie streng oder großzügig Gerichte mit Zu- und Abschlägen umgehen, kann auch der Anteil gekürzter Vergütungsanträge herangezogen werden. Auf der Makroebene wurde festgestellt, dass Kürzungen eher in größeren Verfahren mit tendenziell höheren Zuschlägen vorkommen. Über alle Festsetzungen mit einer Abweichung von der Regelvergütung beträgt der Anteil 6,63 %. Betrachtet man nun die bereits genannten Gerichte mit besonders geringem oder besonders hohem Median der Abweichungen, kann Folgendes festgestellt werden: In Heilbronn liegt der Anteil der Kürzungen bei über 24 %, d. h. etwa jeder vierte Vergütungsantrag mit Abweichungen wird gekürzt. Auch in Oldenburg liegt die Quote bei etwa 20 %. Dagegen finden sich unter den Gerichten mit hohen Zuschlägen nur Kürzungsanteile von unter 5 %, also deutlich unter dem Wert für ganz Deutschland – und das, obwohl der Median der Berechnungsgrundlagen bei diesen Gerichten hoch ist, und man deshalb eigentlich einen überdurchschnittlichen Anteil gekürzter Vergütungsanträge erwarten würde. Die Gerichte mit besonders hoher oder besonders niedriger Medianabweichung scheinen also nicht dem allgemeinen Trend zu folgen.
236
IV. Exploration
Insgesamt deuten die Informationen darauf hin, dass tatsächlich Unterschiede in 673 der Großzügigkeit der Gerichte bestehen. Um dies weiter zu untersuchen, müssten noch mehr Merkmale der Verfahren in den Blick genommen werden. Praktisch kann man allerdings nie ganz sicher sein, dass die Unterschiede Ausdruck einer unterschiedlichen Gerichtspraxis sind, und nicht etwa auf (bisher nicht betrachteten) Merkmalen der Verfahren beruhen. Hinzu kommt, dass der Bedarf an Daten mit jeder weiteren Differenzierung erheblich wächst. Doch selbst wenn die unterschiedliche Handhabung hier überwiegend auf nicht erfassten Merkmalen der Verfahren basiert, könnte das Ergebnis aufgrund psychologischer Effekte relevant sein: Im ersten Teil wurde festgestellt, dass die Zuschlagsbemessung erhebliche Spielräume bietet. Werden an einem Gericht regelmäßig sehr hohe Zuschläge gewährt, könnte allein dies dazu führen, dass solche Zuschläge nicht mehr als ungewöhnlich angesehen und daher – auch unbewusst – eher anerkannt werden.
cc) Mikroebene Nach Auffassung des BGH beziehen sich Zu- und Abschlagssätze bei der Vergü- 674 tung des vorläufigen Verwalters nicht auf den Bruchteil der Regelvergütung von 25 %, sondern auf die volle Regelvergütung. Dennoch existieren vereinzelt Festsetzungen, in denen die Abweichungssätze nur für den Vergütungsbruchteil des vorläufigen Verwalters festgelegt werden.1004) Zwar erfolgt jeweils eine Umrechnung in den Anteil der „vollen“ Regelvergütung, so dass der Bezug klar erkennbar ist. Die unterschiedliche Bemessung birgt jedoch die Gefahr, dass die Zu- und Abschlagssätze aus psychologischen Gründen uneinheitlich festgesetzt werden: So klingt etwa ein „Zuschlag von 75 %“ deutlich niedriger als ein „Zuschlag von 300 % auf den Vergütungsbruchteil des vorläufigen Insolvenzverwalters“. Entsprechende Beschlüsse kommen so selten vor, dass sich der Effekt nicht messen lässt. Außerdem kann diese Praxis nicht bestimmten Insolvenzgerichten zugeordnet werden, die Veröffentlichungen treten vielmehr verstreut auf.
c)
Einzelabweichungen
Aus den Bekanntmachungen ließen sich 9.889 Einzelzuschläge und -abschläge extra- 675 hieren, davon 8.897 Zuschläge und 992 Abschläge. Diese bestehen jeweils aus der Bezeichnung in der Veröffentlichung des Insolvenzgerichts, einem zugeordneten Grund sowie dem beantragten und dem festgesetzten Prozentsatz. Außerdem können mehrere solcher Einzelzuschläge oder mehrere Einzelabschläge zu einer Gruppe verbunden sein, wenn ein bestimmter Abweichungssatz ausdrücklich für mehrere ___________ 1004) Z. B. AG Cuxhaven, Bekanntmachung v. 9.2.2018 – 12 IN 99/17, ID 1989170 (außerdem unklar, ob der Satz 18,25 oder 18,75 beträgt); AG Goslar, Bekanntmachung v. 6.6.2018 – 32 IN 69/16, ID 1650817; AG Münster, Bekanntmachung v. 17.8.2018 – 79 IN 15/18, ID 900983.
237
Teil 2: Rechtspraxis
Gründe zusammen festgesetzt wurde (z. B. ein Zuschlag von 20 % für Aufarbeitung der Buchhaltung und das obstruktive Verhalten des Schuldners).
676 3.541 der einzelnen Zuschläge und 584 der Abschläge enthalten einen konkreten festgesetzten Abweichungssatz (der auch den Wert null haben kann, wenn das Gericht einen beantragten Zuschlag nicht gewährt hat). Bei den übrigen Positionen existiert entweder nur eine Festsetzung für mehrere Gründe zusammen (Gruppen) oder der Abweichungssatz ist unbekannt. Es finden sich 217 Gruppenfestsetzungen mit Abweichungssatz, in denen insgesamt 493 der Einzelabweichungen enthalten sind.
aa) Erheblichkeitsschwelle und Höhe 677 Nach Auffassung des BGH und Teilen der Literatur kommen Zu- oder Abschläge lediglich in Betracht, wenn die Vergütung um mindestens 5 % angepasst werden müsste.1005) In der Praxis wird diese Regel offenbar auf den einzelnen Zu- oder Abschlag bezogen: Es finden sich nur 33 einzelne Zuschläge und 3 Abschläge mit einem festgesetzten Abweichungssatz von unter 5 %. Bei mehr als der Hälfte dieser Zuschläge handelt es sich um Fälle des § 3 Abs. 1 lit. b InsVV (Unternehmensfortführung oder Hausverwaltung), so dass mit hoher Wahrscheinlichkeit die Vergleichsrechnung für den niedrigen Zuschlag verantwortlich ist.
678 Bemerkenswert ist daneben, dass der Wert von 5 % offenbar auch als Abstufung für die Höhe von Zu- und Abschlägen dient: Bei nur 388 Einzelzuschlägen und -abschlägen ist der festgesetzte Prozentsatz kein Vielfaches von 5 – also bei weniger als 10 % der Abweichungen mit Prozentsatz. Auch bei diesen Festsetzungen handelt es sich ganz überwiegend um Zuschläge für die Fortführung eines Unternehmens oder (jedoch deutlich seltener) die Verwaltung von Immobilien, d. h. solche, bei denen man der gesetzlichen Formulierung entnehmen kann, dass eine Vergleichsrechnung stattfinden soll. Dies legt zwei Schlüsse nahe: Erstens spielen Vergleichsrechnungen bei anderen Zuschlagsgründen in der Praxis offenbar keine besonders große Rolle, obwohl der BGH diese bei massemehrenden Zuschlägen für grundsätzlich erforderlich hält.1006) Zweitens spricht die grobe Abstufung dagegen, dass sich Abweichungssätze ganz präzise bestimmen lassen oder dass ein entsprechender Versuch unternommen wird.
___________ 1005) Siehe oben, ab Rn. 258. 1006) Siehe oben, Rn. 341; 20 Einzelfestsetzungen mit nicht durch 5 teilbarem Zuschlagssatz beziehen sich auf einen Zuschlag für Anfechtungen. Offenbar wird hier ebenfalls einigermaßen häufig eine Vergleichsrechnung durchgeführt. Die Festsetzungen stammen von ganz unterschiedlichen Gerichten, so dass keine Aussage dahingehend möglich ist, dass einzelne Gerichte immer eine präzise Korrektur vornehmen, während andere Gerichte einfach einen bestimmten Prozentsatz festlegen.
238
IV. Exploration
Das Histogramm über die Höhe der Einzelzuschläge in Abbildung 30 stützt die 679 letztgenannte These. Dort ist zunächst erkennbar, dass die meisten Zuschläge in Höhe von etwa 10 % festgesetzt werden. Daneben finden sich lokale Maxima bei 50 % (sehr deutlich), 75 % und 100 %. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die meisten Einzelzuschläge mit einem durch 5 teilbaren Prozentsatz festgesetzt wurden, so dass die Festsetzungen tatsächlich genau auf 50 %, 75 % und 100 % lauten. Dies legt nahe, dass Zuschläge häufig recht grob pauschaliert werden. Hinsichtlich des Beteiligten (vorläufiger oder endgültigen Insolvenzverwalter) unterscheidet sich die Verteilung kaum. 450 400 350
IV
Anzahl
300 250 200 150 100 50 0 0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
100 105 110 115 120
75
80
85
90
95
100 105 110 115 120
Zuschlagssatz (in %) 450 400 350
VIV
Anzahl
300 250 200 150 100 50 0 0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
Zuschlagssatz (in %)
Abbildung 30: Histogramm über die Höhe der Einzelzuschläge (Darstellung bis 122,5 %)
239
Teil 2: Rechtspraxis
bb) Gesetzliche Zu- und Abschlagsgründe 680 Betrachtet werden zunächst die in § 3 InsVV aufgelisteten Zu- und Abschlagsgründe. Diese sind für insgesamt 39,03 % aller Einzelabweichungen verantwortlich. Abbildung 31 stellt dar, wie häufig die jeweiligen Gründe im Beobachtungszeitraum auftauchten. Unter den Zuschlägen kommt dabei die Unternehmensfortführung nach § 3 Abs. 1 lit. b Alt. 1 InsVV mit großem Abstand am häufigsten vor. Zuschläge für den Ausgleich der Degression nach lit. c oder die Ausarbeitung eines Insolvenzplans nach lit. e sind dagegen mit einer absoluten Häufigkeit von unter 100 relativ selten.
681 Noch bemerkenswerter ist die Aufstellung der gesetzlichen Abschlagsgründe: Hier machen Abschläge wegen der Tätigkeit eines vorläufigen Insolvenzverwalters nach § 3 Abs. 2 lit. a InsVV mit etwa 600 Festsetzungen weit mehr als die Hälfte aller beobachteten Abschlagssachverhalte aus. Die übrigen gesetzlichen Abschlagsgründe spielen praktisch kaum eine Rolle. Ein Abschlag nach dem erst 2018 neu eingefügten1007) Buchstaben f kam im Beobachtungszeitraum nicht vor. lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
Zuschlag
lit. b (Hausverwaltung) lit. b (Unternehmensfortführung) lit. c (Degressionsausgleich) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen) lit. e (Insolvenzplan)
Abschlag
lit. a (Vorläufige Verwaltung) lit. b (Masse bereits verwertet) lit. c (Vorzeitige Beendigung) lit. d (Geringe Anforderungen) lit. e (Verhältnisse überschaubar) 0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1.000
1.100
1.200
1.300
1.400
1.5001.600
Anzahl IV
VIV
Abbildung 31: Inzidenz der gesetzlichen Zu- und Abschlagsgründe (IV- und VIV-Vergütungsbeschlüsse)
682 In welcher Höhe die entsprechenden Zu- und Abschläge festgesetzt wurden, zeigt der Box-Plot in Abbildung 32. Dabei wurden lediglich Festsetzungen betrachtet, in denen ein Zuschlagssatz größer als 0 (bzw. ein Abschlagssatz kleiner als 0) festgesetzt wurde und es sich nicht um eine Gruppenfestsetzung handelte.
___________ 1007) BGBl. I 2017, 866.
240
Zuschlag
lit. a (Aus- und Absonderungsrechte) (n = 155) lit. b (Hausverwaltung) (n = 66) lit. b (Unternehmensfortführung) (n = 674) lit. c (Degressionsausgleich) (n = 18) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen) (n = 339) lit. e (Insolvenzplan) (n = 47)
Abschlag
IV. Exploration
lit. a (Vorläufige Verwaltung) (n = 327) lit. b (Masse bereits verwertet) (n = 21) lit. c (Vorzeitige Beendigung) (n = 45) lit. d (Geringe Anforderungen) (n = 19) lit. e (Verhältnisse überschaubar) (n = 39) 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
Abweichungssatz (in %)
Abbildung 32: Box-Plot zur festgesetzten Höhe der gesetzlichen Zu- und Abschläge (nur isolierte Festsetzungen mit Abweichungssatz über null)
Bei den Zuschlägen der Buchstaben a bis d liegt der Median zwischen 15 und ca. 683 22 % und die Hälfte aller Festsetzungen bewegen sich zwischen 10 und etwa 35 %. In allen Fällen finden sich auch einige Ausreißer, bei den Buchstaben b, c und d sogar über den Wert von 120 hinaus. Dennoch unterscheidet sich die Verteilung der Abweichungshöhen zwischen diesen Gründen kaum. Zuschläge für die Ausarbeitung eines Insolvenzplans fallen dagegen deutlich höher aus – hier bewegt sich die Hälfte aller Festsetzungen zwischen 25 und 100 %. Die Festsetzungen zu gesetzlichen Abschlagsgründen liefern ein bunteres Bild: So 684 liegt der Abschlag für die Tätigkeit eines vorläufigen Verwalters nach § 3 Abs. 2 lit. a InsVV in den meisten Fällen zwischen 5 und 10 %, mit Median 10 %. Ausreißerwerte finden sich kaum. Dies legt nahe, dass bei diesem Abschlagsgrund in der Regel weniger die tatsächliche Arbeitsersparnis ermittelt wird. Vielmehr scheinen die Gerichte eine (geringe) Pauschale festzusetzen. Dass die Werte bei lit. b und c tendenziell höher liegen und breiter gestreut sind, erscheint plausibel, denn ein Wechsel des Insolvenzverwalters ist in allen Stadien des Verfahrens denkbar.
cc) Weitere Zu- und Abschlagsgründe Der Box-Plot in Abbildung 33 stellt die Höhe der Abweichungssätze zu gesetzlich 685 nicht geregelten Zu- und Abschlagsgründen dar. Dabei wurden nur Gründe berücksichtigt, zu denen mindestens 20 konkrete Festsetzungen existieren.
241
Zuschlag
Anfechtungen (n = 99) Auslandsbezug (n = 66) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen (n = 161) Forderungseinzug (n = 79) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansp… (n = 37) Gläubigerausschuss (n = 28) Gläubigerzahl (n = 109) Grundstücksverwertung (n = 86) Konzernstruktur / Beteiligungen (n = 68) Mehrere Betriebsstätten (n = 28) Schuldnerverhalten (n = 294) Schwierige Rechtsfragen (n = 33) Sonstige Zuschläge (n = 117) Steuern (n = 58) Verfahrensdauer (n = 61) Vermögensermittlung (n = 36) Verwertung (Handlungen / Probleme) (n = 72) Übertragende Sanierung (n = 415)
Abschlag
Teil 2: Rechtspraxis
Delegation (n = 38) Gläubigerzahl (n = 109) Sonstige Abschläge (n = 26) Unterdurchschnittliches Verfahren (n = 43) Verfahrensdauer (n = 61) 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
Abweichungssatz (in %)
Abbildung 33: Höhe der Festsetzungen bei nicht gesetzlich geregelten Zu- und Abschlagsgründen (nur Gründe mit mindestens 20 konkreten Abweichungssätzen)
686 Es fällt auf, dass der Median bei fast allen Zuschlagsgründen zwischen 15 und 20 % liegt. Bei den meisten Gründen wurde in der Hälfte der Fälle (dargestellt durch das Rechteck im Box-Plot) ein Abweichungssatz zwischen 10 und 25 % festgesetzt. Lediglich bei Zuschlägen für eine übertragende Sanierung beträgt der Median vergleichsweise hohe 25 %.
687 Dass die Höhe der Abweichungen bei fast allen Zuschlagsgründen recht einheitlich verteilt ist, dürfte zunächst Verwunderung auslösen – denn bei korrekter Zuschlagsbemessung würde dies bedeuten, dass alle Zuschlagsgründe den Aufwand des Verwalters über eine Vielzahl von Verfahren in ähnlicher Weise beeinflussen. Das erscheint jedoch zweifelhaft. Als Erklärung kommt – wieder einmal – in Betracht, dass man sich bei der Bemessung häufig eher an einem pauschalen Wert orientiert, als dass versucht wird, einen konkreten Aufwand zu ermitteln.
688 Bei den Abschlägen ist bereits die Kasuistik weit weniger ausgeprägt. Die festgesetzten Prozentsätze liegen tendenziell unter denen für Zuschläge.
242
IV. Exploration
dd) Berechnungsgrundlage Es wurde bereits festgestellt, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Gesamt- 689 abweichung in einem Verfahren und der Berechnungsgrundlage bzw. der Größenklasse existiert.1008) Betrachtet man die Einzelzuschläge mit eindeutigem Zuschlagssatz, lässt sich für jede Größenklasse der Median des festgesetzten Zuschlags bestimmen. Tabelle 11 enthält diese Aufstellung für Zuschläge, die bei der IV-Vergütung ge- 690 währt wurden. Über die Größenklassen hinweg ist allenfalls ein leichter Anstieg des Medians zu erkennen; insbesondere bei den höchsten Größenklassen 6 und 7 stammen die Werte nur aus insgesamt drei unterschiedlichen Verfahren, so dass die Aussagekraft eingeschränkt ist. Die Höhe einzelner Zuschläge scheint also in geringerem Maße mit der Berechnungsgrundlage zusammen zu hängen, als dies für den Gesamtzuschlag gilt. Das wird auch durch den niedrigen Spearman-Koeffizienten von ȡ = 0,24 (p < 0,001) bestätigt. Das AG Hamburg spricht sich in einer Veröffentlichung sogar dafür aus, bei höheren Berechnungsgrundlagen tendenziell niedrigere Zuschläge festzusetzen: Hinsichtlich „der Höhe der einzelnen Zuschlagstatbestände [sei] auch auf die sehr hohe Berechnungsgrundlage abzustellen“1009). Offenbar hängt der höhere Gesamtzuschlag in größeren Verfahren eher mit der 691 Anzahl der gewährten Zuschläge zusammen, wie sich ebenfalls der Tabelle entnehmen lässt. Tatsächlich nimmt auch der Korrelationskoeffizient zwischen der Berechnungsgrundlage eines Verfahrens und der Anzahl der Zuschläge mit ȡ = 0,57 (p < 0,001) einen deutlich höheren Wert an.1010)
___________ 1008) Siehe oben, Rn. 655. 1009) AG Hamburg, Bekanntmachung v. 10.9.2018 – 67c IN 133/14, ID 943430. 1010) Bei der Ermittlung wurden alle Zuschlagssachverhalte mit positiver oder fehlender Abweichung (also jedenfalls ungleich null) berücksichtigt, auch wenn es sich dabei um eine Gruppenfestsetzung handelte. Einbezogen wurden nur Verfahren, die mindestens einen Zuschlagstatbestand enthalten.
243
Teil 2: Rechtspraxis
Tabelle 11: Höhe der IV-Zuschlagsfestsetzung zu einzelnen Sachverhalten (ohne Gruppenfestsetzung) Größenklasse (BGL in T€)
Gründe (Anzahl)
aus Verfahren (Anzahl)
Zuschlag (Median)
Gründe pro Verfahren (Mittelwert)
1. 0 – 25
214
192
19,00
1,11
2. 25 – 50
160
132
15,00
1,21
3. 50 – 250
701
439
20,00
1,60
4. 250 – 500
381
159
22,78
2,40
5. 500 – 25.000
663
164
25,00
4,04
6
1
45,45
6,00
10
1
90,00
10,00
6. 25.000 – 50.000 7. > 50.000
692 Betrachtet man allerdings den Zusammenhang zwischen der Berechnungsgrundlage und dem festgesetzten Zuschlag für jeden einzelnen Zuschlagsgrund, zeigen sich deutliche Unterschiede (siehe sogleich in Tabelle 12). Offenbar hängt es vom Zuschlagsgrund ab, ob die einzelnen Festsetzungen mit steigender Berechnungsgrundlage höher ausfallen oder nicht.
693 Geht man von einem größenbezogenen Normalfall aus, kann das Maß des Zusammenhangs Anhaltspunkte dafür liefern, wie die Gerichte die Mehrbelastung einschätzen. Würde ein Zuschlagsgrund z. B. eine Tätigkeit betreffen, die unabhängig von der Verfahrensgröße immer genau fünf Stunden in Anspruch nimmt, müsste der Prozentsatz mit steigender Berechnungsgrundlage immer geringer werden; denn dieser feste Mehraufwand würde im Vergleich zu dem Aufwand eines Normalverfahrens immer geringer ins Gewicht fallen. Der Aufwand für ein Normalverfahren ohne Zuschläge wächst mit steigender Berechnungsgrundlage degressiv an. Bei Verfahren mit doppelter Berechnungsgrundlage ist der Aufwand nach der gesetzgeberischen Konzeption also nicht doppelt so hoch. Berücksichtigt man diesen Umstand, lassen sich die möglichen Ergebnisse wie folgt interpretieren:
Negativer Zusammenhang: Ist der Zusammenhang zwischen Berechnungsgrundlage und Zuschlagssatz negativ, legt dies die folgende Erklärung nahe: Der Aufwand aufgrund der Erschwernis wächst tendenziell mit steigender Berechnungsgrundlage schwächer als der typische Aufwand für das Insolvenzverfahren (welcher bereits nur degressiv steigt). Im Extremfall handelt es sich bei der Erschwernis um eine einmalige Tätigkeit mit nahezu konstantem Aufwand, unabhängig von der Berechnungsgrundlage.
Positiver Zusammenhang: Besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Berechnungsgrundlage und Zuschlagssatz, deutet dies darauf hin, dass der Zusatzaufwand mit der Verfahrensgröße tendenziell stärker wächst als der Aufwand
244
IV. Exploration
in einem Normalverfahren ohne Zuschläge. Die Degression der Regelsätze wird damit (zumindest teilweise) kompensiert. Dies wäre z. B. der Fall, wenn die Erschwernis bei der doppelten Berechnungsgrundlage auch tatsächlich doppelt so viel Mehraufwand für den Verwalter bedeutet.
Kein Zusammenhang: Liegt zwischen Berechnungsgrundlage und Zuschlagssatz kein klarer Zusammenhang vor, sind zwei Konstellationen denkbar: Erstens könnte der Aufwand für den Zuschlagstatbestand in genau gleichem Maße degressiv wachsen wie der sonstige Aufwand. Dies wäre etwa der Fall, wenn eine Erschwernis immer dazu führt, dass der Insolvenzverwalter für jede einzelne Tätigkeit genau doppelt so lange benötigt wie ohne die Erschwernis. Dann wäre für den Zusatzaufwand stets ein Zuschlag von 100 % zu gewähren, und zwar unabhängig von der Berechnungsgrundlage. Zweitens besteht auch die Möglichkeit, dass der konkrete Mehraufwand schlicht unabhängig von der Berechnungsgrundlage ist, die Verfahrensgröße also keine Rolle spielt.
Die Übergänge zwischen diesen Konstellationen sind fließend, es handelt sich jeweils 694 eher um Tendenzen. Außerdem liefert das Korrelationsmaß keine Aussage darüber, wie stark sich die Zuschläge bei steigender Berechnungsgrundlage verändern. Ein Blick auf die Werte in Tabelle 12 zeigt, dass stärkere Korrelationen (mit |ȡ| 0,5) 695 zwar in beide Richtungen existieren, jedoch nur ein deutlicher negativer Zusammenhang vorliegt: Offenbar werden Erschwernisse bei der Arbeit mit dem Gläubigerausschuss eher als ein Aufwand betrachtet, der bei größeren Verfahren immer weniger ins Gewicht fällt. Dagegen scheint der Aufwand für die kalte Zwangsverwaltung und die (übertragende) Sanierung mit steigender Berechnungsgrundlage stärker zu wachsen als der Aufwand in einem Normalverfahren. Dies lässt sich damit erklären, dass es sich um Aufgaben handelt, die im Normalfall überhaupt nicht vorgesehen sind, so dass die vom Verordnungsgeber angenommenen Skaleneffekte nicht unbedingt eintreten. Wenig überraschend ist die starke Korrelation bei einem Zuschlag nach § 3 Abs. 1 lit. c InsVV – dieser soll ja gerade die Degression der Regelsätze ausgleichen. Bei vielen anderen Tatbeständen scheint die Höhe des Zuschlags dagegen eher unabhängig von der Größe des Verfahrens zu sein. Bei den Abschlagstatbeständen zeigt sich ein anderes Bild: Es wurde bereits fest- 696 gestellt, dass Verfahren mit reduzierter Regelvergütung mit steigender Berechnungsgrundlage immer seltener vorkommen. Da Abschläge dabei von den zunehmenden Zuschlägen kompensiert werden könnten, sagt dies noch nichts darüber aus, welcher Zusammenhang zwischen der Höhe von Abschlägen und der Berechnungsgrundlage besteht. Tatsächlich ist dieser nur leicht negativ (ȡ = –0,23, p < 0,001), d. h. bei höherer Berechnungsgrundlage fällt der Prozentsatz der Minderung geringer aus. Betrachtet man diejenigen Veröffentlichungen, in denen mindestens ein Abschlagstatbestand mit eindeutigem Abweichungssatz vorkommt, nimmt die Zahl der Abschlagssachverhalte tendenziell nicht zu (ȡ = 0,03, p = 0,357). Auch
245
Teil 2: Rechtspraxis
für die einzelnen Abschlagstatbestände lassen sich keine Korrelationen zwischen der Abweichungshöhe und der Berechnungsgrundlage nachweisen (Tabelle 13). Tabelle 12: Korrelation Zuschlagshöhe und Berechnungsgrundlage, aufgeteilt nach Zuschlagsgrund (nur IV-Festsetzungen, nur Gründe mit mindestens 15 Sachverhalten mit klarem Zuschlagssatz) Grund
Anzahl
Spearman-ȡ
p-Wert
Gläubigerausschuss
20
–0,63
0,003
Anfechtungen
88
–0,04
0,685
lit. e (Insolvenzplan)
46
0,02
0,899
Verfahrensdauer
51
0,03
0,848
lit. b (Hausverwaltung)
55
0,05
0,728
Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen Steuern
126
0,06
0,486
57
0,08
0,545
Sonstige Zuschläge
76
0,10
0,403
Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
33
0,12
0,517
Schwierige Rechtsfragen
24
0,16
0,469
Konzernstruktur/Beteiligungen
47
0,17
0,257
Prozesse/Rechtsstreitigkeiten
15
0,18
0,529
Vermögensermittlung
24
0,18
0,404 0,000
Schuldnerverhalten
211
0,25
Verwertung (Handlungen/Probleme)
62
0,27
0,032
lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
111
0,31
0,001
97
0,32
0,002
Gläubigerzahl Auslandsbezug
34
0,33
0,060
Forderungseinzug
67
0,37
0,002
83
0,38
0,000
264
0,38
0,000
Grundstücksverwertung lit. b (Unternehmensfortführung) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
185
0,46
0,000
Übertragende Sanierung
203
0,50
0,000
Kalte Zwangsverwaltung
17
0,54
0,027
lit. c (Degressionsausgleich)
16
0,74
0,001
246
IV. Exploration
Tabelle 13: Korrelation Abschlagshöhe und Berechnungsgrundlage, aufgeteilt nach Abschlagsgrund (nur IV-Festsetzungen, nur Gründe mit mindestens 15 Sachverhalten mit klarem Abschlagssatz) Anzahl
Spearman-ȡ
p-Wert
Sonstige Abschläge
Grund
23
–0,06
0,802
lit. e (Verhältnisse überschaubar)
39
–0,05
0,762
lit. b (Masse bereits verwertet)
21
0,02
0,921
Delegation
29
0,05
0,796
lit. d (Geringe Anforderungen)
18
0,08
0,747
lit. c (Vorzeitige Beendigung)
45
0,09
0,544
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
327
0,14
0,011
41
0,20
0,219
Unterdurchschnittliches Verfahren
Der Zusammenhang zwischen Abweichungssatz und Berechnungsgrundlage ist auch 697 hilfreich, wenn man die Festsetzungspraxis verschiedener Gerichte vergleichen möchte: Besteht bei einem Zu- oder Abschlagsgrund eine Korrelation, sollte man nur Festsetzungen für ähnlich große Verfahren gegenüberstellen. Die theoretischen Überlegungen zeigen jedoch auch, wie schwer sich bereits der Zusammenhang zwischen einer degressiven Regelvergütung und prozentualen Abweichungssätzen zum Ausgleich eines Mehraufwands kognitiv fassen lässt.
ee) Gerichte Auf eine unterschiedliche Festsetzungspraxis der Insolvenzgerichte würde hindeuten, 698 dass sich die Abweichungssätze für denselben Zu- oder Abschlagsgrund deutlich unterscheiden. Dazu wird die Verteilung der Festsetzungen für jedes Paar aus Gericht und Abweichungsgrund betrachtet (ein solches Paar bilden z. B. AG Heidelberg und Unternehmensfortführung). Um überhaupt sinnvolle Aussagen treffen zu können, müssen pro Paar auch hinreichend viele Festsetzungen mit klarem Abweichungssatz existieren. Dies ist allerdings selten der Fall, wie Abbildung 34 veranschaulicht: Verlangt man z. B. mindestens 10 Festsetzungen für die Vergütung des Insolvenzverwalters mit angegebenem Prozentsatz, verbleiben weniger als 20 Paare, wobei sich darunter nur zwei Zu- oder Abschlagsgründe finden, für die Werte verschiedener Gerichte verglichen werden können.
247
Teil 2: Rechtspraxis 10.000
2.000 1.000
Anzahl
200 100
20 10
2
20
19
18
17
16
15
14
13
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
1
Mindestanzahl Festsetzungen pro Grund Gründe mit mehreren Gerichten
Paare (Gericht und Grund)
Abbildung 34: Anzahl der vorhandenen Paare aus Gericht und Zu-/Abschlagsgrund für die IV-Vergütung nach Mindestanzahl von Festsetzungen mit klarem Abweichungssatz; außerdem Anzahl der Gründe, bei denen die Werte mehrerer Gerichte verglichen werden können (logarithmische Skala)
699 Tabelle 14 und Tabelle 15 enthalten die Aufstellungen für alle Paare mit mindestens 8 Festsetzungen. Der Abweichungsgrund mit den meisten Vergleichsmöglichkeiten ist dabei eindeutig der Abschlag nach § 3 Abs. 2 lit. a InsVV wegen der Tätigkeit eines vorläufigen Insolvenzverwalters. Hier ist bemerkenswert, dass die Gerichte Ludwigsburg und Syke diesen Abschlag mit Median von 5 % festsetzen, während die meisten Gerichte eher einen Abschlag von 10 % vornehmen. Dies deutet auf eine unterschiedliche Handhabung hin. Interessanterweise ist in einer Bekanntmachung des AG Hannover von einem „Regelabschlag in Höhe von 5 %“1011) die Rede, obwohl der Median dieses Gerichts bei 7,5 % liegt. Gleicht man die Werte mit den großzügigen und strengen Gerichten in Tabelle 9 ab, zeigt sich ein erstaunlicher Zusammenhang: Mit den Amtsgerichten Detmold, Heilbronn, Norderstedt und Oldenburg finden sich häufige Einzelfestsetzungen dieses Abschlags überhaupt nur unter den Gerichten, die ohnehin als eher streng erscheinen – keines der Gerichte mit hohem Median taucht in der Tabelle auf. Das AG Heilbronn weist ___________ 1011) AG Hannover, Bekanntmachung v. 6.2.2018 – 907 IN 975/11 – 9 -, ID 1431806.
248
IV. Exploration
nicht nur den geringsten Median aller Festsetzungen auf, sondern bemisst auch den Regelabschlag des § 3 Abs. 2 lit. a InsVV am strengsten. Ebenfalls relativ häufig findet sich der Zuschlag für die Unternehmensfortführung 700 (§ 3 Abs. 1 lit. b Alt. 1 InsVV). Da dieser Zuschlag jedoch zumindest leicht mit der Berechnungsgrundlage zusammenhängt und außerdem unterschiedlich bemessen werden kann – nämlich vor oder nach einer vorgenommen Vergleichsrechnung1012) – sind die Vergleiche hier weniger aussagekräftig. Tabelle 14: Höhe der Einzelzuschläge (IV) nach Gericht, jeweils mindestens 8 Festsetzungen Grund
Gericht
Q1
Median
Schuldnerverhalten
Charlottenburg
13,75
20,00
25,00
Q3 Anzahl 20
Steuern
Charlottenburg
10,00
12,50
27,50
8
lit. b (Unternehmensfortführung)
Charlottenburg
15,00
25,00
50,00
13
lit. b (Unternehmensfortführung)
Hannover
13,96
20,00
50,00
11
lit. b (Unternehmensfortführung)
Norderstedt
18,75
20,00
31,25
8
lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
Bielefeld
16,25
25,00
25,00
8
lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
Oldenburg
15,00
20,00
25,00
8
lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
VillingenSchwenningen
9,25
17,50
26,25
8
lit. e (Insolvenzplan)
Charlottenburg
31,25
75,00 100,00
10
Übertragende Sanierung
Charlottenburg
19,00
25,00
45,00
11
Übertragende Sanierung
Verden
25,00
40,00
50,00
9
Übertragende Sanierung
Wiesbaden
26,25
60,00
70,00
8
___________ 1012) Siehe oben, Rn. 547.
249
Teil 2: Rechtspraxis
Tabelle 15: Höhe der Einzelabschläge (IV) nach Gericht, jeweils mindestens 8 Festsetzungen Grund
Gericht
Q1
Median
Q3
Anzahl
Unterdurchschnittliches Verfahren
Charlottenburg
–22,37
–20,00
–18,75
8
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Detmold
–10,00
–10,00
–5,00
15
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Hamburg
–10,00
–10,00
–10,00
20
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Hannover
–10,00
–7,50
–5,00
10
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Heilbronn
–15,00
–10,00
–10,00
16
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Ludwigsburg
–7,50
–5,00
–5,00
15
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Norderstedt
–10,00
–10,00
–5,00
17
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Offenbach
–10,00
–10,00
–5,00
11
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Oldenburg
–10,00
–7,50
–5,00
14
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Potsdam
–10,00
–10,00
–10,00
13
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Ravensburg
–15,00
–10,00
–7,50
11
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Syke
–10,00
–5,00
–5,00
15
lit. a (Vorläufige Verwaltung)
Weilheim
–10,00
–10,00
–5,00
8
lit. c (Vorzeitige Beendigung)
Bayreuth
–60,00
–50,00
–30,00
8
lit. c (Vorzeitige Beendigung)
Bochum
–45,00
–25,00
–20,00
13
lit. e (Verhältnisse überschaubar)
Heilbronn
–26,25
–25,00
–18,75
12
701 Insofern bleibt festzuhalten: Unterschiede bei den Abweichungssätzen zu einem Zu- oder Abschlagsgrund würden am deutlichsten auf eine unterschiedliche Handhabung der Vorschriften hindeuten. Zwar finden sich Anhaltspunkte für ein uneinheitliches Vorgehen der Gerichte, allerdings wären für sicherere Aussagen noch deutlich mehr Daten erforderlich.
ff) Granularität 702 Einzelne Autoren kritisieren, dass Zuschläge manchmal in viele einzelne Zuschlagsgründe aufgespaltet würden, wodurch sich ein höherer Gesamtzuschlag für einen Grund ergeben könne („Zerlegungstaktik“1013)). Es existiert keine Vorgabe über die Granularität von Zuschlagsbegründungen.1014) Probleme können daher entstehen, wenn die Darstellung tatsächlich in uneinheitlicher Weise erfolgt.
___________ 1013) Zu diesem Begriff siehe oben, Fn. 484. 1014) Siehe oben, Rn. 255.
250
IV. Exploration
Um dieses Phänomen umfassend zu untersuchen, müsste zunächst auf einer abstrak- 703 ten Ebene überprüft werden, welche unterschiedlichen Gründe eigentlich zusammengehören – so stellt etwa die „Grundstücksverwertung“ einen Unterfall des Bereichs „Verwertung“ dar. Aufgrund der unterschiedlichen und sehr groben Beschreibungen der Gerichte erscheint dies nicht sinnvoll. Stattdessen werden Beschlüsse betrachtet, in denen mehrere Einzelzu- oder -abschlagsfestsetzungen mit klarem Abweichungssatz existieren, denen hier der gleiche Grund zugeordnet wurde. Beispielsweise hat das AG Bayreuth in einem Verfahren Zuschläge in Höhe von je 10 % für „die Insolvenzgeldvorfinanzierung“ sowie „die Bearbeitung der Arbeitsverhältnisse“ festgesetzt,1015) wobei für beide der Zuschlagsgrund des § 3 Abs. 1 lit. d InsVV (arbeitsrechtliche Fragen) kodiert wurde. Dagegen gewährte etwa das AG Münster einen einheitlichen Zuschlag von 20 % für „Insolvenzgeldvorfinanzierung und Arbeitnehmerangelegenheiten“1016). Tabelle 16 stellt dar, dass die Zahl solcher Kombinationen insgesamt überschaubar 704 ist. Die mit Abstand meisten Beispiele stammen aus dem Bereich „arbeitsrechtliche Fragen“. Beispielsweise finden sich in einer Entscheidung des AG Bielefeld1017) sechs entsprechende Einzelzuschläge mit jeweils eigenem Zuschlagssatz, in einer Entscheidung des AG Coburg1018) vier. Das AG Wiesbaden verzichtet bei fünf einzelnen Tatbeständen zwar auf eine genaue Festsetzung, nennt aber jeweils ein Intervall, in dem entsprechende Zuschläge „anerkannt werden“1019). Daneben wird vereinzelt auch der steuerliche Bereich aufgeteilt1020) (eigene Zuschläge für Steuererklärungen, Betriebsprüfung und steuerliche Abgrenzung). Außerdem finden sich eine Aufteilung der übertragenden Sanierung in Vorbereitung und Durchführung1021) sowie Einzelzuschläge für die Ausarbeitung/Umsetzung eines Insolvenzplans und dessen Überwachung.1022)
___________ 1015) AG Bayreuth, Bekanntmachung v. 3.4.2018 – IN 62/16, ID 1284082. 1016) AG Münster, Bekanntmachung v. 2.7.2018 – 72 IN 72/16, ID 1787536. 1017) AG Bielefeld, Bekanntmachung v. 10.7.2018 – 43 IN 1071/07, ID 467861 (für die Differenzlohnberechnung wurden die beantragten 25 % jedoch abgelehnt). 1018) AG Coburg, Bekanntmachung v. 8.3.2018 – IN 418/08, ID 1496439. 1019) AG Wiesbaden, Bekanntmachung v. 10.7.2018 – 10 IN 26/18, ID 846456 – die festgesetzten Prozentsätze für diese Intervalle wurden als fehlend kodiert. 1020) AG Cloppenburg, Bekanntmachung v. 6.9.2018 – 9 IN 44/17, ID 939283; AG Delmenhorst, Bekanntmachung v. 4.5.2018 – 12 IN 91/16, ID 1967070; AG Delmenhorst, Bekanntmachung v. 26.10.2018 – 12 IN 92/16, ID 1314576. 1021) AG Goslar, Bekanntmachung v. 20.2.2018 – 33 IN 119/08, ID 1464403. 1022) AG Norderstedt, Bekanntmachung v. 2.10.2018 – 66 IN 226/15, ID 1849409.
251
Teil 2: Rechtspraxis
Tabelle 16: Zuschlagsgründe, zu denen Veröffentlichungen mit mehr als einer Einzelfestsetzung mit demselben Grund existieren Grund
Festsetzungen mit mehr als einem Einzelzuschlag
Maximale Anzahl Einzelzuschläge
Mittelwert Anzahl Einzelzuschläge
Median der Zuschlagssumme
Anfechtungen
1
2
2,00
122,47
Auslandsbezug
1
2
2,00
30,00
Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
1
2
2,00
40,00
Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
1
2
2,00
25,00
Ermittlung von Ansprüchen
1
2
2,00
30,00
Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
3
2
2,00
60,00
Konzernstruktur/ Beteiligungen
1
2
2,00
80,00
Prozesse/ Rechtsstreitigkeiten
1
2
2,00
15,00
Steuern
3
3
2,67
50,00
Verwertung (Handlungen/Probleme)
1
2
2,00
75,00
lit. b (Unternehmensfortführung)
1
2
2,00
115,00
20
6
2,40
35,00
lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen) lit. e (Insolvenzplan) Übertragende Sanierung
1
2
2,00
180,00
10
2
2,00
70,00
705 Betrachtet man die Festsetzungen im Bereich des § 3 Abs. 1 lit. d InsVV (arbeitsrechtliche Fragen), liegt der Median der Zuschlagssummen mit 35 % deutlich über dem Median aller Festsetzungen für diesen Zuschlagsgrund (15,00 %). Gleiches gilt für den Bereich der übertragenden Sanierung (hier 70 %, Median aller Festsetzungen 25,00 %). Dies könnte darauf hindeuten, dass die Aufteilung tatsächlich zu einem tendenziell höheren Zuschlag führt. Für einen echten Vergleich müssten jedoch auch ähnliche Sachverhalte vorliegen. Während bei den „zerlegten“ Zuschlägen alle einzelnen Gründe genannt sind, lassen sich diese bei Verfahren mit nur einem einheitlichen Zuschlag für den arbeitsrechtlichen Bereich häufig nicht ermitteln. Weiterhin ist unklar, ob der Vergütungsantrag einzelne Sätze enthalten hatte und
252
IV. Exploration
diese lediglich in der Veröffentlichung zusammengefasst wurden. Eine belastbare Aussage kann man insofern nicht treffen. Für einen Vergleich bei anderen Zuschlagsgründen liegen ohnehin zu wenige Daten vor. Insgesamt lässt sich den Veröffentlichungen nicht entnehmen, dass die Aufteilung von 706 Zuschlägen ein besonders häufiges Phänomen ist. Die These, dass eine Aufteilung zu höheren Zuschlägen führt, lässt sich nicht eindeutig stützen. Da Unterschiede auf der Grundlage der Daten nicht ausgeschlossen werden können, wäre eine einheitlichere Darstellung dennoch wünschenswert.
gg) Umstrittene Gründe Bei einigen Zu- und Abschlagsgründen wird darüber diskutiert, ob überhaupt eine 707 Abweichung vom Regelsatz angezeigt ist und wie diese im Einzelnen ermittelt wird. Die Veröffentlichungen können Erkenntnisse darüber liefern, wie die Insolvenzgerichte tatsächlich mit diesen Abweichungen umgehen.
(1) Degressionsausgleich Der BGH ist der Auffassung, dass ein Zuschlag nach § 3 Abs. 1 lit. c InsVV nicht 708 isoliert festzusetzen ist, sondern ein Degressionsausgleich lediglich im Rahmen der Gesamtabwägung berücksichtigt werden kann.1023) Auf der Grundlage der „veröffentlichte[n] Entscheidungen“ vermutet Dorell, dass ein solcher Zuschlag kaum geltend gemacht worden sei.1024) Tatsächlich finden sich jedoch 18 entsprechende Einzelfestsetzungen mit einem konkreten Prozentsatz.1025) In der Praxis folgen damit nicht alle Entscheidungen der Auffassung des BGH. Die Berechnungsgrundlage liegt in sämtlichen Beschlüssen über 250.000 €, so dass insoweit die Anforderungen beachtet werden. Vereinzelt wird die Vorschrift offenbar als allgemeiner Auffangtatbestand betrachtet. 709 So hielt das AG Oldenburg einen „Zuschlag in Höhe von 10 % gem. § 3 Abs. 1 Buchst. C InsVV für den Mehraufwand des Insolvenzverwalters hinsichtlich der Verhandlungen mit Kreditinstituten für Sanierungsbemühungen zur Gestaltung einer Auffanggesellschaft“
für angemessen.1026)
___________ 1023) Siehe oben, Rn. 278. 1024) Dorell, in: Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier, Insolvenzrecht, 4. Aufl. 2020, § 3 InsVV Rn. 69. 1025) Z. B. AG Lüneburg, Bekanntmachung v. 19.4.2018 – 46 IN 72/12, ID 1198468 (10 % für die „arbeitsreiche Generierung einer großen Masse“). 1026) AG Oldenburg, Bekanntmachung v. 29.6.2018 – 33 IN 51/15, ID 1764457.
253
Teil 2: Rechtspraxis
(2) Inflation 710 In der Literatur wurde vereinzelt darüber diskutiert, die Entwertung der Regelvergütung aufgrund der allgemeinen Preisentwicklung durch einen Zuschlag auszugleichen.1027) Ein solcher Zuschlag findet sich jedoch in keiner der betrachteten Veröffentlichungen. Falls Gerichte die Regelvergütung als unangemessen niedrig ansehen und die Absicht haben, dies zu korrigieren, kann die Korrektur nur in der Bemessung der anderen Zu- und Abschläge liegen.
(3) Statistik 711 In der Literatur ist umstritten, ob die Erfüllung der Pflichten nach dem Insolvenzstatistikgesetz einen Zuschlag rechtfertigt.1028) Ein solcher Zuschlag wurde im Beobachtungszeitraum lediglich in zwei Verfahren vom Amtsgericht Delmenhorst anerkannt, und zwar jeweils in Höhe von 5 %.1029) In beiden Fällen handelt es sich um Verfahren mit einer geringen Regelvergütung, so dass der Zuschlag lediglich zu einer Mehrvergütung von etwa 180 und 240 € führt. Darüber hinaus finden sich keine Hinweise darauf, dass (vorläufige) Insolvenzverwalter bei anderen Gerichten Zuschläge für diese Aufgaben geltend gemacht haben. Der Zuschlagsgrund spielt also nahezu keine Rolle.1030) Dennoch ist bemerkenswert, dass ausgerechnet das AG Delmenhorst – welches bereits als eher großzügig aufgefallen ist (vgl. oben, Tabelle 9) – entsprechende Zuschläge gewährt hat.
(4) Erfolg 712 Die Vergütung des (vorläufigen) Insolvenzverwalters wird überwiegend als Tätigkeitsvergütung betrachtet. Zuschläge sollen daher den Arbeitsaufwand ausgleichen, nicht dagegen einen Erfolg honorieren.1031)
(a) Hohe Quote 713 Dennoch scheint Uneinigkeit darüber zu bestehen, ob für den Erfolg eines Insolvenzverfahrens in Form einer hohen Befriedigungsquote ein Zuschlag gewährt werden kann.1032) Einige Gerichte lehnten beantragte Erfolgszuschläge ab, teilweise auch ___________ 1027) Siehe oben, ab Rn. 202. 1028) Siehe oben, Rn. 307. 1029) AG Delmenhorst, Bekanntmachung v. 4.5.2018 – 12 IN 91/16, ID 1967070; AG Delmenhorst, Bekanntmachung v. 26.10.2018 – 12 IN 92/16, ID 1314576. 1030) Beim AG Darmstadt wurde neben der Pauschale für übertragene Zustellungen eine weitere Pauschale für die Statistikmeldungen beantragt, die das Gericht jedoch abgelehnt hat, AG Darmstadt, Bekanntmachung v. 26.9.2018 – 9 IN 514/13, ID 966025. 1031) Siehe oben, Rn. 192. 1032) Siehe oben, ab Rn. 303.
254
IV. Exploration
mehrfach. Dazu zählen das AG Hamburg mit fünf Beschlüssen, das AG Meiningen mit zwei Veröffentlichungen sowie die Amtsgerichte Köln, Osnabrück, Detmold und Saarbrücken.1033) Beim AG Detmold fiel bereits eine eher strenge Handhabung auf. Dagegen wurden von anderen Insolvenzgerichten Erfolgszuschläge in Höhe von 5 bis 50 % ausdrücklich anerkannt, wie Tabelle 17 zeigt. Tabelle 17: Anerkannte Zuschläge für besonderen Erfolg mit eindeutigem Zuschlagssatz Gericht
Formulierung (Originalzitat)
Antrag
Festsetzung
Betrag
Kleve
erreichte 100 %-ige Befriedigung der Gläubiger
20,00
5,00
1.157,63 €
Worms
Weit überdurchschnittliche Befriedigungsquote
10,00
10,00
2.657,50 €
Rottweil
Bereich „besonderer Erfolg“ wurde bei einer Quote von knapp 50 %
–
10,00
2.132,30 €
Worms
Besonderer Erfolg bei der Gläubigerquote
–
15,00
3.603,00 €
Tostedt
besonderen Erfolges
–
20,00
2.472,81 €
Wiesbaden
Hohe Gläubigerbefriedigung
–
20,00
9.214,53 €
Wolfratshausen
überdurchschnittliche Gläubigerbefriedigung von ca. 26 % ereicht werden
20,00
20,00
4.415,68 €
Wetzlar
Befriedigungsqoute von mehr als 30 %
25,00
25,00
7.789,58 €
Kassel
besonderen Erfolg, hier die vollständige Befriedigung der Gläubiger aus dem Verwertungserlös
–
30,00
7.306,80 €
Wiesbaden
besonderen Verfahrenserfolg
–
40,00 24.709,47 €
Charlottenburg
vollständige Befriedigung aller Gläubiger
–
50,00
9.236,93 €
___________ 1033) Hamburg AG Hamburg, Bekanntmachung v. 17.9.2018 – 67g IN 356/07, ID 1836503; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 4.7.2018 – 67g IN 128/12, ID 784760; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 25.6.2018 – 67g IN 291/10, ID 1712489; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 5.9.2018 – 67g IN 406/13, ID 937600; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 10.10.2018 – 67g IN 31/13, ID 983815; AG Meiningen, Bekanntmachung v. 27.12.2018 – IN 154/13, ID 1410766; AG Meiningen, Bekanntmachung v. 28.5.2018 – IN 303/10, ID 1299061; AG Köln, Bekanntmachung v. 13.9.2018 – 75 IN 122/12, ID 949330; AG Osnabrück, Bekanntmachung v. 9.3.2018 – 46 IN 4/15, ID 1188065; AG Detmold, Bekanntmachung v. 11.10.2018 – 10 IN 257/08, ID 985497; AG Saarbrücken, Bekanntmachung v. 26.6.2018 – 112 IN 2/09, ID 1280710.
255
Teil 2: Rechtspraxis
714 Den betragsmäßig höchsten Zuschlag für „besonderen Verfahrenserfolg“ gewährte das AG Wiesbaden1034) mit 24.709,47 € (40 %), welches bereits durch eher großzügige Abweichungen aufgefallen ist (Tabelle 9).
715 Daneben existieren zahlreiche Veröffentlichungen, aus denen nur die festgesetzte Gesamtabweichung hervorgeht, wobei der besondere Erfolg als einer der Zuschlagsgründe erwähnt wird. Mit Lüneburg, Wiesbaden und Aachen finden sich darunter drei der Gerichte, bei denen eine hohe Medianabweichung und ein relativ geringer Anteil gekürzter Vergütungsanträge festgestellt wurde.1035) Unter den Gerichten mit niedriger Abweichung liegt lediglich eine Veröffentlichung des AG Heilbronn vor.1036) Bemerkenswert ist, dass die Beschlüsse auch von Gerichten stammen, die einen isolierten Zuschlag im Beobachtungszeitraum abgelehnt hatten. Beispielsweise begründet das AG Hamburg einen Gesamtzuschlag von 150 % mit der Formulierung „Die Komplexität der Angelegenheit, die Konzernverflechtung, die umfangreiche Ermittlungstätigkeit und der Erfolg für die Gläubiger sind ausreichende Gründe um diesen Zuschlag zu gewähren“1037)
716 und scheint damit einen Erfolgszuschlag anzuerkennen. Dies steht im klaren Widerspruch zu einem anderen Festsetzungsbeschluss desselben Gerichts, indem ein solcher Zuschlag mit der folgenden Begründung pauschal abgelehnt wird: „Zuschläge [kommen] nur für Tätigkeiten des Verwalters in Betracht […], nicht für die Dauer des Verfahrens oder seinen ‚Erfolg‘. Der ‚Erfolg‘ des Verwalters zeigt sich insbesondere durch die Massemehrung, die auch die Erhöhung der Vergütung zur Folge hat. Darauf noch einen ‚Erfolgszuschlag‘ zu gewähren, würde die zu einer Doppelhonorierung für dieselbe Tätigkeit führen, die zu vermeiden ist“.1038)
717 Auch aus Saarbrücken findet sich ein Beschluss, in dem besonderer Erfolg in Form einer hohen Quote neben anderen Gründen zur Rechtfertigung einer Vergütungserhöhung angeführt wird.1039) ___________ 1034) AG Wiesbaden, Bekanntmachung v. 8.5.2018 – 10 IN 517/04, ID 1611961. 1035) AG Lüneburg, Bekanntmachung v. 10.12.2018 – 46 IN 74/16, ID 688678; AG Lüneburg, Bekanntmachung v. 7.5.2018 – 56 IN 22/16, ID 1294429; AG Wiesbaden, Bekanntmachung v. 28.5.2018 – 10 IN 42/12, ID 1957073; AG Aachen, Bekanntmachung v. 2.5.2018 – 92 IN 17/15, ID 1293068. 1036) AG Heilbronn, Bekanntmachung v. 27.2.2018 – 17 IN 670/11, ID 2127367 („besonderer Verfahrenserfolg. Erreichen einer Quote von 100 %, auch für die nachrangigen Gläubiger nach § 39 InsO“). 1037) AG Hamburg, Bekanntmachung v. 4.1.2019 – 67b IN 288/09, ID 1416385. 1038) AG Hamburg, Bekanntmachung v. 25.6.2018 – 67g IN 291/10, ID 1712489. 1039) AG Saarbrücken, Bekanntmachung v. 21.3.2018 – 110 IN 10/07, ID 412271. Daneben existiert auch ein solcher Beschluss des AG Osnabrück, Bekanntmachung v. 20.12.2018 – 61 IN 33/14 (41), ID 1919388 – allerdings wird in zwei weiteren Beschlüssen dieses Gerichts ein Erfolgszuschlag separat ausgewiesen und nur der Prozentsatz geschwärzt: AG Osnabrück, Bekanntmachung v. 19.7.2018 – 41 IN 24/11 (62), ID 855418 und AG Osnabrück, Bekanntmachung v. 9.1.2019 – 41 IN 18/12 (62), ID 1215108. Das Gericht scheint einen isolierten Erfolgszuschlag also nicht generell abzulehnen.
256
IV. Exploration
Insgesamt liegt auch hier ein bedenklicher Umgang mit den Zuschlagsgründen vor: 718 Es erscheint zweifelhaft, einen Zuschlag für besonderen Erfolg abzulehnen, den besonderen Erfolg dann aber als Begründung für einen bestimmten Gesamtzuschlag anzuführen. Ein Blick auf den Geschäftsverteilungsplan des AG Hamburg und die Aktenzeichen der Verfahren offenbart für dieses Gericht eine weitere mögliche Erklärung: Während die Aktenzeichen der ablehnenden Beschlüsse mit „67g“ beginnen, enthält der gewährende Beschluss ein „67b“-Aktenzeichen und ist damit nach dem Geschäftsverteilungsplan einer anderen Abteilung zugeordnet. Dementsprechend könnte auch ein anderer Rechtspfleger oder Richter1040) für die Festsetzungen zuständig sein.
(b) Erhalt von Arbeitsplätzen Ebenfalls unter „Erfolg“ lässt sich der Erhalt von Arbeitsplätzen subsumieren. Die- 719 ser Zuschlagsgrund wird im Beobachtungszeitraum weniger uneinheitlich gehandhabt: Lediglich das AG Cloppenburg lehnte einen solchen Zuschlag ab, welchen der Insolvenzverwalter in Höhe von 5 % beantragt hatte.1041) Dabei argumentierte das Gericht, der Zuschlag für die Betriebsfortführung decke den Sachverhalt bereits hinreichend ab, und verwies auf die Kommentierung von Haarmeyer/Mock1042), welche die Existenz eines solchen Zuschlags grundsätzlich verneint. In einer anderen Veröffentlichung hat das AG Cloppenburg dann jedoch einen solchen Zuschlag in Höhe von 5 % gewährt, sogar neben einer Erhöhung für die Betriebsfortführung.1043) Andere Gerichte erkennen dagegen isolierte Zuschläge mit dieser Begründung in 720 Höhe von 5 bis 60 % an.1044) Häufig wird der Zuschlagsgrund mit anderen Gründen kombiniert, z. B. mit einem Zuschlag für die übertragende Sanierung.1045) Anders als der Erfolg in Form einer hohen Quote ist der „Erhalt von Arbeitsplätzen“ 721 regelmäßig mit konkreten Tätigkeiten oder möglichen Erschwernissen verbunden. Insofern lässt sich argumentieren, dass der Zuschlagsgrund nur eine verkürzte Darstellung des Aufwands ist, für den der Zuschlag eigentlich gewährt wird. Es könnte sich also schlicht um eine terminologische Ungenauigkeit handeln. Den Daten lässt sich nicht entnehmen, wie genau der Zuschlagsgrund in den Festsetzungsbeschlüssen ___________ 1040) 1041) 1042) 1043) 1044)
Siehe zur Zuständigkeit oben, Rn. 171. AG Cloppenburg, Bekanntmachung v. 27.2.2018 – 9 IN 44/17, ID 951946. Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 3 Rn. 58. AG Cloppenburg, Bekanntmachung v. 16.3.2018 – 9 IN 90/17, ID 2197390. AG Cottbus, Bekanntmachung v. 29.10.2018 – 63 IN 167/17, ID 2478866 (5 %); AG Friedberg, Bekanntmachung v. 22.1.2019 – 60 IN 273/07, ID 1955754 (10 %); AG Erfurt, Bekanntmachung v. 5.6.2018 – 171 IN 634/08, ID 705131 (30 %); AG Reinbek, Bekanntmachung v. 9.10.2018 – 8 IN 326/09, ID 980397 (60 %). 1045) Z. B. AG Hannover, Bekanntmachung v. 22.11.2018 – 902 IN 304/04 – 6 -, ID 704078.
257
Teil 2: Rechtspraxis
verstanden wird. Jedenfalls besteht aber bei einer solchen Formulierung die Gefahr, dass gerade das enthaltene Erfolgselement die Zuschlagsbemessung beeinflusst. Dieses sollte bei einer Tätigkeitsvergütung keine Rolle spielen, auch nicht unbewusst. Die schlagwortartige Bezeichnung ist deshalb abzulehnen.
(c) Erfolgreiche Aufgaben 722 Bei anderen Zuschlagsgründen wird die erfolgreiche Erfüllung der Aufgabe häufig im Rahmen der (meist stichwortartigen) Bezeichnung ausdrücklich betont. Beispielsweise wurden Zuschläge für die „erfolgreiche übertragende Sanierung“1046), den „erfolgreichen Forderungseinzug“1047), eine „erfolgreiche Geltendmachung von Anfechtungsansprüchen“1048) und eine „erfolgreiche Betriebsfortführung“1049) gewährt. Insgesamt finden sich 52 Einzelzuschläge, bei denen „erfolgreich“ in der Bezeichnung enthalten ist. Am häufigsten betrifft dies den Zuschlagsgrund übertragende Sanierung (32 Beschlüsse), gefolgt von Anfechtungen (6 Beschlüsse).
723 Auch hier bleibt unklar, inwieweit die erfolgreiche Aufgabenerfüllung tatsächlich beeinflusst hat, in welcher Höhe ein entsprechender Zuschlag anerkannt wurde. Für die übertragende Sanierung liegt der Median unter den Zuschlägen für eine „erfolgreiche“ Tätigkeit bei 20 %, was genau dem allgemeinen Median für diesen Zuschlagsgrund entspricht. Hier ist also keine großzügigere Festsetzungspraxis erkennbar. Allerdings ist die Datenmenge eher klein. Es erscheint jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass ein ausdrücklich in der Zuschlagsbegründung genannter Erfolg auch bewusst oder unbewusst bei der Bemessung berücksichtigt wird. Die schlagwortartige Bezeichnung des Zuschlagsgrunds sollte deshalb ohne diesen Hinweis auskommen.1050)
(5) Dauer 724 Da Zuschläge zur Regelvergütung aufgrund konkreter Erschwernisse oder Tätigkeiten gewährt werden, stellt die reine Verfahrensdauer keinen geeigneten Grund dar.1051) Dementsprechend lehnten einige Gerichte einen Zuschlag für die Dauer des Verfahrens ausdrücklich ab, darunter Hamburg in drei Beschlüssen sowie Heilbronn, ___________ 1046) 1047) 1048) 1049) 1050)
AG Verden, Bekanntmachung v. 13.8.2018 – 11 IN 170/09, ID 1296121. AG Essen, Bekanntmachung v. 31.7.2018 – 160 IN 141/15, ID 2122433. AG Meppen, Bekanntmachung v. 15.11.2018 – 9 IN 44/12, ID 1031707. AG Meiningen, Bekanntmachung v. 4.1.2019 – IN 119/16, ID 1409085. BGH, Beschluss v. 28.9.2006 – IX ZB 212/03, ZInsO 2007, 439, Rn. 10 weist ausdrücklich darauf hin, dass es dem Tätigkeitscharakter der Vergütung widerspricht, bei Sanierungsbemühungen darauf abzustellen, ob diese erfolgreich waren. Dies steht freilich im Widerspruch dazu, wie der BGH die Vergleichsrechnung bei Zuschlägen für die Unternehmensfortführung einschränkt. 1051) Siehe oben, Rn. 305.
258
IV. Exploration
Bayreuth und Flensburg mit jeweils zwei Beschlüssen. Dagegen erkannte z. B. das AG Lüneburg einen isolierten Zuschlag für die Verfahrensdauer an.1052) Teilweise wurde immerhin ausdrücklich auf die „Tätigkeiten“ während der langen Dauer abgestellt.1053) Insgesamt sind zwei Dinge bemerkenswert: Erstens scheinen die bereits als eher 725 großzügig eingeschätzten Gerichte einen solchen Zuschlag tendenziell eher zu gewähren (Lüneburg), während die oben als strenger bezeichneten Insolvenzgerichte den Zuschlag eher ablehnen (Heilbronn und Bayreuth). Zweitens finden sich von einigen Gerichten, die einen isolierten Zuschlag abgelehnt haben, auch Beschlüsse, in denen der Zuschlagsgrund dann doch neben anderen Gründen genannt wird, so etwa zwei Beschlüsse des AG Hamburg.1054) Dabei fällt auf, dass der Zuschlag wieder in „67g“-Aktenzeichen abgelehnt wird, während sich die gewährenden Beschlüsse auf Verfahren mit „67a“-Aktenzeichen beziehen.1055) Offenbar scheint auch hier innerhalb des Gerichts eine unterschiedliche Praxis vorzuliegen.
(6) Sonstige uneinheitliche Gründe Auch bei weiteren Zuschlagsgründen fällt eine uneinheitliche Handhabung auf. Dies 726 betrifft zunächst einen Zuschlag für Zahlungszusagen des Insolvenzverwalters: Während ein Beschluss des AG Landshut einen solchen Zuschlag mit Verweis auf Graeber/Graeber1056) generell ablehnt1057), wurde der Zuschlagsgrund in mehreren anderen Entscheidungen anerkannt.1058) In ähnlicher Weise lehnte das AG Münster einen Zuschlag für einen Jahresumsatz 727 des Schuldners von mehr als 1,5 Millionen Euro mit der Begründung ab, dass ausschließlich die Tätigkeit des Insolvenzverwalters vergütet wird.1059) Von anderen Gerichten wurden dagegen Zuschläge wegen eines hohen Umsatzes i. H. v. 5 % ___________ 1052) AG Lüneburg, Bekanntmachung v. 29.8.2018 – 47 IN 84/12, ID 928042. 1053) AG Pinneberg, Bekanntmachung v. 23.3.2018 – 71 IN 319/05, ID 1544929. 1054) AG Hamburg, Bekanntmachung v. 12.7.2018 – 67a IN 401/09, ID 1149429; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 27.9.2018 – 67a IN 30/08, ID 960861. 1055) Abgelehnt wurde der Zuschlag bei: AG Hamburg, Bekanntmachung v. 27.3.2018 – 67g IN 401/13, ID 1533525; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 25.6.2018 – 67g IN 291/10, ID 1712489; AG Hamburg, Bekanntmachung v. 17.9.2018 – 67g IN 356/07, ID 1836503. 1056) Graeber/Graeber, InsVV-Online, § 3 Rn. 292; gegen einen solchen Zuschlag auch Zimmer, InsVV, 2018, § 3 Rn. 178. 1057) AG Landshut, Bekanntmachung v. 2.5.2018 – IN 951/14, ID 1601916. 1058) AG Straubing, Bekanntmachung v. 23.10.2018 – IN 99/12, ID 697753 (5 %, mit Verweis auf die Mehrarbeit und das persönliche Haftungsrisiko); AG Hof, Bekanntmachung v. 12.12.2018 – IN 517/12, ID 1075425; AG Hof, Bekanntmachung v. 19.9.2018 – IN 153/17, ID 1840459. 1059) AG Münster, Bekanntmachung v. 2.7.2018 – 72 IN 72/16, ID 1787536.
259
Teil 2: Rechtspraxis
gewährt, u. a. von den offenbar eher großzügigen Gerichten Delmenhorst und Lüneburg.1060)
728 Auch für das Vorliegen eines allgemeinen Verfügungsverbots (starke vorläufige Verwaltung) wollten das AG Saarbrücken und das AG Hannover generell keinen Zuschlag gewähren.1061) Dies entspricht auch der Auffassung des BGH.1062) Dagegen setzte das AG Mannheim einen solchen Zuschlag in Höhe von 5 % fest.1063)
(7) Delegation 729 Die Delegation von Aufgaben zu Lasten der Masse kann nicht nur zur Kürzung von Zuschlägen führen, sondern auch Abschläge auf die Vergütung zur Folge haben.1064) Insbesondere wenn Regelaufgaben durch externe Dienstleister durchgeführt werden, ist unklar, wie die Höhe des Abschlags ermittelt wird – einerseits könnte man den ersparten Aufwand betrachten, andererseits auch einfach die gezahlte Vergütung als Abschlag abziehen.
730 Es liegen knapp 40 Abschläge mit klarem Abweichungsprozentsatz vor. Die Festsetzungen bewegen sich – mit einer Ausnahme – zwischen –5 und –50 %, wobei nur Vielfache von 5 % vorkommen. Offenbar wurde hier also nicht einfach eine gezahlte Vergütung in einen Prozentsatz umgerechnet. Dagegen fanden sich im Kodierungsprozess auch einige Bekanntmachungen, in denen ein Euro-Betrag von der Vergütung abgezogen wurde.1065) Beide Bemessungsvarianten treten also in der Praxis auf; die Handhabung ist uneinheitlich.
731 Interessant erscheint auch, dass Delegationen von Sonderaufgaben offenbar nicht nur zur Kürzung der entsprechenden Zuschläge führen,1066) sondern vereinzelt auch als eigenständige Abschläge angesetzt werden. So hat das AG Hof z. B. einen Zuschlag für die Unternehmensfortführung i. H. v. 150 % gewährt, aufgrund der Tätigkeit eines Interimsmanagers dann aber ausdrücklich einen separaten Abschlag von ___________ 1060) AG Delmenhorst, Bekanntmachung v. 25.7.2018 – 12 IN 136/03, ID 860520; AG Delmenhorst, Bekanntmachung v. 24.4.2018 – 12 IN 137/03, ID 1591568; AG Lüneburg, Bekanntmachung v. 8.10.2018 – 56 IN 80/15, ID 1855268; AG Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bekanntmachung v. 10.1.2019 – 6 IN 60/18, ID 2121227; AG Offenburg, Bekanntmachung v. 25.5.2018 – 30 IN 153/17, ID 2072403. 1061) AG Saarbrücken, Bekanntmachung v. 13.9.2018 – 105 IN 26/16, ID 1834230; AG Hannover, Bekanntmachung v. 14.12.2018 – 908 IN 528/17 – 3 -, ID 1082126. 1062) BGH, Beschluss v. 24.6.2003 – IX ZB 453/02, NZI 2003, 547 (548), juris Rn. 10. 1063) AG Mannheim, Bekanntmachung v. 30.12.2018 – 1 IN 2156/17, ID 1110193. 1064) Siehe oben, Rn. 310. 1065) AG Bielefeld, Bekanntmachung v. 14.1.2019 – 43 IN 994/17, ID 1250701 (Steuererklärungen); AG Cottbus, Bekanntmachung v. 6.7.2018 – 63 IN 268/10, ID 41784 (Personalbereich); AG Bayreuth, Bekanntmachung v. 26.2.2018 – IN 227/06, ID 1487775 (Erstellung der Insolvenzlöhne und Insolvenzgeldbescheinigung) – dies wurde jeweils nicht als Abschlag kodiert. 1066) Siehe oben, Rn. 338.
260
IV. Exploration
20 % festgesetzt.1067) Der Unterschied betrifft zwar letztlich nur die Darstellung. Er erschwert aber einen Vergleich verschiedener Festsetzungen.
hh) Weitere Auffälligkeiten Vereinzelt finden sich ungewöhnliche Methoden zur Berechnung der Zuschlagshöhe. 732 Das AG Wiesbaden berechnete einen Zuschlag für die Aufarbeitung der Buchhaltung anhand von Stundensätzen qualifizierter Buchhalter und Bilanzbuchhalter.1068) Aus der Veröffentlichung geht hervor, dass der Insolvenzverwalter den genauen Zeitaufwand ermittelt und angegeben hatte. In einer Entscheidung des AG Frankfurt am Main wird eine Mehrbelastung des Insolvenzverwalters bei der Immobilienverwertung angenommen.1069) Zum Ausgleich gewährte das Gericht jedoch keinen Zuschlag, sondern stellte stattdessen auf die „große Berechnungsgrundlage“ ab und verzichtete auf die Anwendung des § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV. Bei den Abschlägen fällt auf, dass nur selten einzelne Erleichterungen der typischen 733 Aufgaben berücksichtigt werden. Dass z. B. wegen einer einfachen Verwertung1070) oder übersichtlicher Buchungsvorgänge1071) ein Abschlag festgesetzt wird, kommt eher selten vor. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Entscheidung des AG Bochum, in der das Gericht ausführlicher einzelne Tätigkeiten bewertete und dafür Abschläge festlegte.1072) Dies entspricht einem Abgleich aller Merkmale mit denen eines Normalverfahrens. Dabei scheint es sich aber eher um die Ausnahme als um die Regel zu handeln.
d) Gesamtwürdigung Die Gesamtwürdigung bei der Festsetzung von Zu- und Abschlägen ist immer 734 wieder Gegenstand von Diskussionen.1073) Es stellt sich die Frage, welche Bedeutung diesem Vorgehen tatsächlich zukommt. Eine Aussage über die Anpassung des Gesamtzu- oder -abschlags im Wege der 735 Gesamtwürdigung erfordert einen detaillierten Veröffentlichungstext: Neben der Gesamtabweichung müssen auch die Abweichungssätze für alle einzelnen Zu- und Abschläge aufgeführt werden.1074) In den Daten finden sich nur 112 Vergütungsbeschlüsse, in denen die festgesetzte Gesamtabweichung unterhalb der Summe der ___________ 1067) AG Hof, Bekanntmachung v. 1.3.2018 – IN 28/10, ID 1997401. 1068) AG Wiesbaden, Bekanntmachung v. 26.2.2018 – 10 IN 142/11, ID 2121070 – eine solche Bestimmung ist systematisch zweifelhaft, siehe oben, Rn. 336. 1069) AG Frankfurt, Bekanntmachung v. 5.6.2018 – 810 IN 188/10 A-17-5, ID 1647517. 1070) AG Alzey, Bekanntmachung v. 14.5.2018 – 1 IN 61/15, ID 1213608 (Abschlag von 5 %). 1071) AG Köln, Bekanntmachung v. 14.5.2018 – 75 IN 391/14, ID 1211536. 1072) AG Bochum, Bekanntmachung v. 15.1.2018 – 80 IN 18/13, ID 2179588. 1073) Siehe oben, ab Rn. 345. 1074) Manchmal geben Gerichte Intervalle der anzuerkennenden Abweichung an. In diesen Fällen wurde der mittlere Wert als festgesetzter Abweichungssatz behandelt.
261
Teil 2: Rechtspraxis
einzelnen Abweichungen liegt.1075) Manchmal wird dabei auch die Anpassung aufgrund von Überschneidungen als „Abschlag“ bezeichnet.1076) Das Histogramm in Abbildung 35 stellt dar, um welchen Anteil die Summen der Einzelabweichungen in den relevanten Vergütungsbeschlüssen reduziert wurden (eine Reduzierung um den Anteil von 50 % liegt etwa vor, wenn bei einer Summe von 70 % nur ein Zuschlag von 35 % festgesetzt wird). In vielen Entscheidungen wurde offenbar schlicht abgerundet, nachdem die Vergleichsrechnung zu einem ungeraden Zuschlag geführt hatte (z. B. Festsetzung von 30 % statt 30,13 %1077) oder 56 % anstelle von 56,57 %1078)). Insgesamt ist die Höhe der Anpassungen breit gestreut. Während die Summe der Abweichungssätze meistens um maximal 15 % reduziert wurde, finden sich auch Festsetzungen mit lediglich der Hälfte des errechneten Wertes (Zuschlag von 82 % statt rechnerisch 157 %1079) oder 95 % anstatt 195 %1080)). Der auffälligen Reduzierung um 100 % liegt ein Beschluss zugrunde, der bei einem Abschlag von 20 % (nach § 3 Abs. 2 lit. b InsVV) in der Gesamtschau einen Abschlag von insgesamt 40 % festsetzte.1081) 20 18
Anzahl Festsetzungen
16 14 12 10 8 6 4 2 0 0,00 0,05
0,10
0,15
0,20
0,25
0,30
0,35
0,40
0,45
0,50
0,55
0,60
0,65
0,70
0,75
0,80
0,85
0,90
0,95 1,00
Anteil Reduzierung der Summe
Abbildung 35: Histogramm zur Reduzierung der Summe der Einzelabweichungen im Wege der Gesamtwürdigung, IV und VIV
___________ 1075) Da das Gericht nicht über den Antrag des Verwalters hinausgehen darf, erscheint der umgekehrte Fall ausgeschlossen. 1076) AG Oldenburg, Bekanntmachung v. 9.5.2018 – 61 IN 6/12, ID 1125550; AG Wiesbaden, Bekanntmachung v. 12.10.2018 – 10 IN 161/13, ID 1860392 setzt sogar aufgrund „möglicher Überschneidungen“ und der Bestellung zum vorläufigen Verwalter ausdrücklich einen Abschlag von 30 % fest. 1077) AG Mühldorf, Bekanntmachung v. 4.4.2018 – IN 204/12, ID 1965703. 1078) AG Aurich, Bekanntmachung v. 22.1.2019 – 9 IN 51/15, ID 1261162. 1079) AG Göttingen, Bekanntmachung v. 16.8.2018 – 74 IN 24/07, ID 900149. 1080) AG Bad Hersfeld, Bekanntmachung v. 25.9.2018 – 11 IN 75/09, ID 1204354. 1081) AG Gießen, Bekanntmachung v. 25.6.2018 – 6 IN 228/05, ID 1314793.
262
IV. Exploration
Die Daten deuten darauf hin, dass eine Anpassung im Rahmen der Gesamtwürdigung 736 relativ selten vorkommt: Zwar ist bei Veröffentlichungen, die nur einen Gesamtzuoder -abschlag ausweisen, nicht klar, ob eine modifizierende Gesamtwürdigung stattgefunden hat. Allerdings existieren 763 Vergütungsbeschlüsse mit mindestens zwei Einzelabweichungen mit Prozentsatz, bei denen die Summe der Einzelsätze genau dem gesamten Zu- oder Abschlagssatz entspricht. Nach dem Kodierschema bedeutet dies, dass die Summe entweder auch explizit als Gesamtabweichung genannt wird oder dass keine Gesamtabweichung im Beschlusstext enthalten ist. Es stellt sich als unwahrscheinlich dar, dass die Gerichte einzelne Abweichungssätze detailliert aufführen, einen (niedrigeren) Gesamtzu- oder -abschlag dann aber nicht nennen. Damit finden sich deutlich mehr Beschlüsse, in denen die Abweichung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht im Rahmen einer Gesamtwürdigung reduziert wurde. Mit einem Wert von 80,00 % liegt der Median des festgesetzten Zuschlags in den 737 Beschlüssen mit Gesamtwürdigung deutlich über dem Median aller Festsetzungen. Die Anpassung im Rahmen der Gesamtwürdigung spielt also vor allem bei hohen Zuschlagssätzen eine Rolle. Eine erhebliche Anpassung des Gesamtzuschlags schränkt letztlich die Aussagekraft der „festgesetzten“ Einzelzuschläge ein: Es ist zu vermuten, dass hohe einzelne Zuschlagssätze seltener in Frage gestellt werden, wenn im Nachhinein ohnehin eine deutliche Korrektur erfolgt.
e)
Faustregeltabellen
Während sich sämtliche Kommentierungen zur InsVV mit möglichen Zu- und Ab- 738 schlagsgründen auseinandersetzen, gehen nur einige davon auch auf die Höhe der jeweiligen Abweichungen ein. Häufig werden „Faustregeltabellen“ bereitgestellt, die eine Orientierung bieten sollen. Die Bedenken hinsichtlich dieser Praxis wurden bereits ausführlich erörtert.1082) Insbesondere ist unklar, inwieweit die Tabellen die Realität wiedergeben, es sich also um empirische Werte handelt. Dies soll anhand der beobachteten Veröffentlichungen ermittelt werden. Theoretisch ließe sich die Untersuchung für alle in der Literatur genannten Gründe 739 durchführen. Allerdings enthalten die Kommentierungen unterschiedliche Systematiken der Zu- und Abschlagsgründe (insbesondere eine unterschiedliche Granularität) und der Bemessung der jeweiligen Abweichungen (etwa eine Abstufung anhand anderer Merkmale, wie der Mitarbeiterzahl). Deshalb wird hier kein vollständiger Abgleich vorgenommen; vielmehr sollen einzelne Gründe exemplarisch untersucht werden. Als umfassendere „empirische Tabelle“ zu sämtlichen Abweichungsgründen, die im Rahmen dieser Untersuchung betrachtet wurden, kann die Aufstellung im Anhang III. 6. dienen.
___________ 1082) Siehe oben, Rn. 353.
263
Teil 2: Rechtspraxis
740 Die Betrachtung beschränkt sich auf die Faustregeltabellen in den Kommentierungen von Prasser/Stoffler, Keller, Lorenz und Haarmeyer/Wutzke/Förster.1083)
aa) Maßstabsbildung 741 Zu fast jedem Abweichungsgrund wurden zahlreiche Festsetzungen in unterschiedlicher Höhe beobachtet. Deshalb muss zunächst abstrakt bestimmt werden, wann man davon sprechen kann, dass die Realität hinreichend von den Prozentsätzen in der Faustregeltabelle abweicht. Es ist also ein Maßstab für die Abweichung erforderlich. Dies setzt die Kenntnis darüber voraus, wie die Angabe eines Prozentsatzes (z. B. „+ 25 %“) oder eines Intervalls (z. B. „+ 10 % bis + 25 %“) zu einem Abweichungsgrund genau zu verstehen ist. Unzweifelhaft dürfte sein, dass ein genannter Prozentsatz nicht einfach pauschal für den Sachverhalt festgesetzt werden soll. Darüber hinaus enthalten die Kommentierungen jedoch keine klaren Handlungsanleitungen. Dieser Untersuchung liegen die folgenden lebensnahen Interpretationen der Faustregeltabellen zugrunde:
Ein angegebener Prozentsatz soll den Abweichungssatz für einen Zu- oder Abschlagsgrund darstellen, der in der Regel festzusetzen ist.1084) Abweichungen von diesem Prozentsatz sind in beide Richtungen möglich, die meisten Festsetzungen sollten sich aber um den angegebenen Wert bewegen. Würde man der Faustregeltabelle folgen, müsste also der Median der Zu- oder Abschläge in der Nähe des angegebenen Satzes liegen. Faustregeltabelle und Realität passen damit nicht zusammen, wenn der Median der Festsetzungen deutlich von einem angegebenen Prozentsatz abweicht.
Ein angegebenes Intervall wird so verstanden, dass die meisten Werte in diesem Bereich liegen sollen, wobei auch hier weitere Abweichungen nach oben oder unten möglich sind.1085) Zum Abgleich mit der Realität können die angegebenen Intervallgrenzen mit dem unteren und dem oberen Quartil (Q1 und Q3) verglichen werden, denn zwischen letzteren bewegt sich die Hälfte aller Festsetzungen. Liegt eine erhebliche Abweichung vor, entspricht die Faustregeltabelle nicht der Realität.
Ein nach unten offenes Intervall (z. B. „bis zu 25 %) wird als Intervall von 5 % bis zur angegebenen oberen Grenze behandelt.
___________ 1083) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 116; Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, Anhang II; Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 3 Rn. 78 – die Tabelle von Lorenz entspricht im Wesentlichen derjenigen in Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 84 f. 1084) Dies entspricht auch dem Hinweis bei Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 3 Rn. 77, dass der genannte Satz in der Regel angemessen ist. 1085) Dagegen gehen einzelne Gerichte offenbar davon aus, dass es sich um eine echte Grenze handelt, so z. B. AG Bochum, Bekanntmachung v. 21.9.2018 – 80 IN 727/08, ID 960617.
264
IV. Exploration
bb) Insolvenzgeldvorfinanzierung Bei der Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes handelt es sich um eine relativ klar 742 abgrenzbare Tätigkeit, die auch in einigen Veröffentlichungen auftaucht. Zugeordnet wurde der Zuschlagsgrund des § 3 Abs. 1 lit. d InsVV (arbeitsrechtliche Fragen). In den Faustregeltabellen werden als Höhe des Zuschlags folgende Werte genannt:1086)
Prasser/Stoffler: 25 %
Keller: 50 % bis 75 %
Lorenz: bis 25 %
Haarmeyer/Wutzke/Förster: 25 % bis 20 Beschäftigte, 35 % bei 20 bis 100 Beschäftigten, 50 % bei mehr als 100 Beschäftigten1087)
Diese Angaben unterscheiden sich bereits erheblich. Für den Abgleich wurden nur 743 Einzelfestsetzungen betrachtet, deren schlagwortartige Bezeichnung sich ausdrücklich auf die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes beschränkt (also nicht etwa „Arbeitgeberangelegenheiten, insbesondere Insolvenzgeldvorfinanzierung“). Tatsächlich finden sich 58 solche Festsetzungen. Zwischen dem Zuschlagssatz und der Berechnungsgrundlage besteht nur eine leichte Korrelation (ȡ = 0,30, p = 0,022), so dass eine entsprechende Differenzierung nicht unbedingt nötig ist.
___________ 1086) Nachweise zu den Tabellen in Fn. 1083. 1087) Diese ausführliche Differenzierung findet sich unter der Überschrift “Vorfinanzierung InsOGeld”. Als Unterpunkt von „Arbeitsrecht“ wird dagegen auch ein Satz von „bis zu 25 %“ genannt, wobei dann für mehr als 20 Arbeitnehmer ein weiterer Zuschlag von 50 % in Betracht kommen soll.
265
Teil 2: Rechtspraxis 20 18 16 14
Anzahl
12 10 8 6 4 2 0 0
5
10
15
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50
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60
65
70
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85
90
95
100
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
100
Zuschlagssatz (in %)
Abbildung 36: Höhe der Zuschläge für die Vorfinanzierung von Insolvenzgeld (Histogramm und Box-Plot, Darstellung bis 102,5 %)
744 Würde man in einer empirisch basierten Faustregeltabelle lediglich einen konkreten Wert angeben, böte sich der Median an. Dieser liegt hier bei 10 %. Als Intervall erscheint der Bereich zwischen dem ersten und dritten Quartil sinnvoll, hier also 6,25 bis 18,75 %. Damit sind die Werte von Prasser/Stoffler, Keller und Haarmeyer/ Wutzke/Förster weit von der Realität entfernt. Lediglich die Kommentierung von Lorenz, welche man als „5 bis 25 %“ verstehen kann, kommt dem tatsächlichen Befund nahe.
cc) Buchhaltung 745 Findet der Insolvenzverwalter ein ungeordnetes Belegwesen oder eine unordentliche Buchhaltung vor, kann dies einen Zuschlag rechtfertigen. Die folgenden Abweichungssätze finden sich dazu in der Literatur:1088)
Prasser/Stoffler: 25 % („Aufarbeitung ungeordnetes Belegwesen/Buchhaltung”) und 15 % bis 25 % („mangelhafte bzw. gänzlich fehlende Buchhaltung“)1089)
Keller: 25 % („Aufarbeitung ungeordneter Buchhaltung“) bzw. 25 % bis 50 % („Aufarbeitung steuerrechtlich notwendiger Buchführung“)
___________ 1088) Nachweise zu den Tabellen in Fn. 1083. 1089) Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 116.
266
IV. Exploration
Lorenz: „bis zu 25 %“
Haarmeyer/Wutzke/Förster: 25 % („Ungeordnetes Belegwesen“)
Die tatsächliche Verteilung der 161 Festsetzungen mit klarem Abweichungssatz ist 746 in Abbildung 37 dargestellt. 45 40 35
Anzahl
30 25 20 15 10 5 0 0
5
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15
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25
30
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0
5
10
15
20
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30
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40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
100
Zuschlagssatz (in %)
Abbildung 37: Höhe der Zuschläge für Aufarbeitung der Buchhaltung (Histogramm und Box-Plot, Darstellung bis 102,5 %)
Auch hier erscheint die Angabe eines Regelzuschlags von 25 % oder 15 bis 25 % im 747 Vergleich zur tatsächlichen Praxis zu hoch. Die Angabe „bis zu 25 %“ von Lorenz entspricht dagegen recht genau der Realität.
dd) Schuldnerverhalten Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man, wenn man Zuschläge für das Verhalten 748 des Schuldners oder der Vertreter betrachtet. Dafür werden in den Faustregeltabellen die folgenden Prozentsätze vorgeschlagen:1090)
Prasser/Stoffler: 25 % („obstruktives bzw. unkooperatives Verhalten“)
Keller: 25 % („obstruktives Verhalten“)
___________ 1090) Nachweise zu den Tabellen in Fn. 1083.
267
Teil 2: Rechtspraxis
Lorenz: bis zu 25 %
Haarmeyer/Wutzke/Förster: 25 % (jeweils für „obstruktiver“, „unbekannter Aufenthalt“, „besondere Schwierigkeiten im Umfang“ und „gerichtliche Anhörung zur zwangsweisen Durchsetzung des Auskunftsanspruchs“)
749 Tatsächlich finden sich 294 Einzelzuschläge, wobei in der Hälfte der Fälle ein Prozentsatz zwischen 10 und 25 % festgesetzt wurde und der Median bei 20 % liegt (Abbildung 38). Mit Ausnahme der Kommentierung von Lorenz erscheinen die Werte in den Tabellen etwas zu großzügig. 80
70
60
Anzahl
50
40
30
20
10
0 0
5
10
15
20
25
30
35
40
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50
55
60
65
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75
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85
90
95
100
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
80
85
90
95
100
Zuschlagssatz (in %)
Abbildung 38: Höhe der Zuschläge für das Verhalten des Schuldners (Histogramm und Box-Plot, Darstellung bis 102,5 %)
ee) Öffentlichkeitsarbeit 750 Für die „Erstellung von Presseerklärungen/Interviews in Funk und Fernsehen“ nennen Prasser/Stoffler in ihrer Faustregeltabelle einen Zuschlagssatz von 25 % mit einem Verweis auf eine Entscheidung des LG Frankfurt/Oder von 2010.1091) Den gleichen Prozentsatz enthält die Aufstellung von Keller für „besondere Öffentlichkeitsarbeit“. Auch Lorenz führt die genannte Entscheidung mit einem Zuschlag
___________ 1091) LG Frankfurt/Oder, Beschluss v. 22.1.2010 – 19 T 214/09, nicht veröffentlicht; Schmidt, ZInsO 2012, 1886 sprach sich in Reaktion auf die Entscheidung für eine grundsätzliche Anerkennung eines solchen Zuschlagstatbestands aus.
268
IV. Exploration
von 25 % als (einziges) Beispiel für „verfahrensbezogene Öffentlichkeitsarbeit“ an.1092) Im Beobachtungszeitraum betrug der höchste Zuschlag für Presse- oder Öffent- 751 lichkeitsarbeit jedoch lediglich 15 %, wobei nur eine Festsetzung in dieser Höhe existiert;1093) daneben wurde fünfmal ein Zuschlag von lediglich fünf Prozent gewährt. Bei drei dieser fünf Festsetzungen wurde der Zuschlag von beantragten 20 % (einmal) bzw. 10 % (zweimal) gekürzt. Die Angabe von 25 % als „Faustregel“ ist somit weit von der Realität entfernt.
ff) Gläubigerzahl Bei der Gläubigerzahl handelt es sich um einen quantifizierbaren Zuschlagsgrund. 752 In der Literatur werden die folgenden Zuschläge vorgeschlagen:1094)
Haarmeyer/Wutzke/Förster wollen für 100 Gläubiger einen Zuschlag von 10 % gewähren und für je 100 weitere Gläubiger eine weitere Erhöhung von 30 – 50 %
Prasser/Stoffler: 15 – 20 % bis 200 Gläubiger, dann 15 % pro 100 weitere
Keller: 25 % für mehr als 100 Gläubiger, 50 % für mehr als 200 Gläubiger
Lorenz: ab 100 Gläubiger je 100 Insolvenzgläubiger mehr 10 %
Für sämtliche Veröffentlichungen, die eine Einzelfestsetzung mit diesem Grund 753 enthalten, wurde versucht, die Zahl der Gläubiger zu bestimmen. Falls diese nicht aus dem Veröffentlichungstext hervorging, wurde stattdessen die Zahl der angemeldeten Forderungen notiert. Ein entsprechender Wert wurde in 54 Festsetzungen ermittelt. Das Streudiagramm in Abbildung 39 zeigt die Zuschlagshöhe in Abhängigkeit von der Zahl der Gläubiger. Zwar wird im Bereich 100 bis 200 Gläubiger häufig ein Zuschlag von 10 % festgesetzt. Eine weitere Erhöhung von 10 % oder gar 30 – 50 % pro 100 Gläubiger entspricht jedoch nicht der Wirklichkeit. Die Darstellungen von Keller und Haarmeyer/Wutzke/Förster liegen damit deutlich über dem empirischen Befund. In ähnlicher Weise könnte man z. B. bei dem Zuschlag für arbeitsrechtliche Fragen 754 die Zahl der Mitarbeiter miteinbeziehen, oder bei einer Erhöhung für die Betriebsfortführung die Dauer.
___________ 1092) Nachweise zu den Tabellen in Fn. 1083. 1093) AG Dessau-Roßlau, Bekanntmachung v. 12.12.2018 – 2 IN 92/18, ID 1975632. 1094) Nachweise zu den Tabellen in Fn. 1083.
269
Teil 2: Rechtspraxis 60 55 50 45
Zuschlagssatz (in %)
40 35 30 25 20 15 10 5 0 0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
550
600
650
700
750
800
Anzahl Gläubiger (oder ggf. Forderungen) BGL in T€ 1. 0 – 25 2. 25 – 50 3. 50 – 250 4. 250 – 500 5. 500 – 25.000 6. 25.000 – 50.000 7. > 50.000
Beteiligter IV VIV
Abbildung 39: Höhe der Zuschläge für die Gläubigerzahl (Darstellung bis 60 % Zuschlag und 800 Gläubiger, höhere Werte werden jeweils am äußeren Rand dargestellt)
gg) Würdigung 755 Insgesamt zeigen sich Abweichungen zwischen den Angaben in den Faustregeltabellen und der Realität. In der Regel sind die Aufstellungen in der Literatur großzügiger als die Festsetzungen der Insolvenzgerichte. Diese Erkenntnis sagt natürlich nichts darüber aus, welche Werte eher dem typischen Mehraufwand entsprechen. Auf den ersten Blick scheinen die Feststellungen den Vorwurf zu untermauern, dass die Kommentierung „interessengeleitet“ erfolge. Dies muss jedoch relativiert werden: Als Informationsquellen für tatsächlich festgesetzte Zu- und Abschläge stehen vor allem veröffentlichte Beschwerdeentscheidungen zur Verfügung. Dabei handelt es sich aber weder um eine hinreichend große noch eine zufällig ausgewählte Stichprobe der Vergütungsentscheidungen. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass diese ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit zeichnen und tatsächlich die in den Tabellen genannten Prozentsätze wiedergeben. Dass nun entsprechende Informationen zur Verfügung stehen, erfordert aber eine zeitnahe Anpassung der Aufstellungen.
270
IV. Exploration
Zumindest müsste klar gekennzeichnet werden, dass bestimmte Prozentsätze die Meinung eines Autors darstellen.
f)
Kommentarzitate
Von denjenigen Veröffentlichungen, in denen Zu- und Abschläge ausgewiesen 756 werden, geben die meisten lediglich kurz die Gründe und Prozentsätze an. Ein Teil der Veröffentlichungstexte enthält jedoch auch ausführlichere Begründungen, in denen auch auf Gerichtsentscheidungen, Aufsätze und Gesetzeskommentare verwiesen wird. Haarmeyer/Mock sehen vor allem in einer „interessengeleitete[n] Kommentierung“1095) eine Ursache für das Versagen des Vergütungssystems. Die einzige unabhängige Kommentierung stamme von Stephan/Riedel1096) und werde nie in die Rechtsprechung eingebunden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Zusammenhänge zwischen der Festsetzung von Zu- und Abschlägen und den Zitaten von Gesetzeskommentaren festgestellt werden können.
aa) Vorgehensweise Für die Erhebung der Daten bietet sich ein zweischrittiges Vorgehen an. Zunächst 757 wurden die relevanten Kommentierungen mit ihren Zitationsvarianten identifiziert. Anschließend wurde ermittelt, in welchen Veröffentlichungstexten die Kommentierungen vorkommen. Um überhaupt Verweise auf Gesetzeskommentare im Text erkennen zu können, 758 wurde zunächst nach Verweisen auf bestimmte Randnummern gesucht. Diese lassen sich mittels eines regulären Ausdrucks recht zuverlässig erkennen: Gesucht wurde nach allen Varianten von Rn, Rdn, Rdnr, Randnr, Rz, Rdz, Randz, jeweils in beliebiger Groß- und Kleinschreibung („case-insensitive“) und mit oder ohne Punkt. Die Ergebnisse wurden dann mit ihrem Kontext dargestellt, d. h. inklusive 100 Zeichen vor und nach dem Rundnummernverweis. Aus dieser generierten Liste mit zahlreichen Fundstellen konnten manuell die Kommentierungen mit den unterschiedlichen Schreibweisen abgeleitet werden. Dabei wurde nochmals deutlich, welche Schwierigkeiten die Auswertung von Texten 759 mit sich bringt, die von Menschen verfasst sind: Neben vereinzelten Schreibfehlern finden sich auch systematische Fehler, z. B. tritt die Abkürzung „InsO“ mehrfach mit einer Null anstelle des großen O auf und „InsVV“ wird gelegentlich zu „InsW“, was der korrekten Schreibweise – je nach Schriftart – durchaus ähneln kann. Die Kommentierung von Graeber/Graeber wird teilweise auch „Graebner“ oder „Graber“ genannt. ___________ 1095) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019, § 11 Rn. 14. 1096) Stephan/Riedel, InsVV.
271
Teil 2: Rechtspraxis
760 Anschließend waren reguläre Ausdrücke für die verschiedenen Kommentierungen zu entwickeln. Alle relevanten Bekanntmachungen wurden daraufhin untersucht, welche Kommentierungen in ihnen zitiert sind. Betrachtet wurden lediglich die Kommentierungen mit Faustregeltabellen Haarmeyer/Wutzke/Förster („H/W/F“), Kübler/Prütting/Bork („K/P/B“), Keller, Frankfurter Kommentar („FK“), Lorenz/ Klanke sowie die übergreifende Darstellung von Graeber/Graeber („Graeber“).1097) Darüber hinaus wurde die Kommentierung von Haarmeyer/Mock1098) („H/M“) berücksichtigt, die zwar keine klassischen Faustregeltabellen enthält, aber als Neuauflage der Kommentierung von Haarmeyer/Wutzke/Förster insbesondere viele Zuschläge pauschal ablehnt oder eine restriktive Bemessung nahelegt.
bb) Ergebnisse 761 In lediglich 331 Veröffentlichungen mit festgesetzter Abweichung findet sich mindestens einer der genannten Nachweise. Bezogen auf alle Veröffentlichungen mit Zu- oder Abschlag handelt es sich dabei nur um einen kleinen Anteil von unter 10 %. Der Median der Berechnungsgrundlage unter diesen Verfahren liegt bei 161.763 €, der Median der festgesetzten Abweichung beträgt 35 %. Beide Werte liegen über denjenigen Werten, die sich für die Menge aller Veröffentlichungen mit einer Abweichung ergeben – die genannten Kommentierungen werden also eher in großen Verfahren mit höheren Zuschlägen genannt.
762 Die ersten drei Spalten in Tabelle 18 zeigen, in wie vielen Bekanntmachungen und von welchen Gerichten die jeweiligen Kommentierungen zitiert werden. Die Kommentare von Haarmeyer/Mock, die Vorauflage von Haarmeyer/Wutzke/Förster sowie Graeber/Graeber kommen mit Abstand am häufigsten vor. Viele Gerichte, bei denen mehrere Bekanntmachungen mit Zitaten vorliegen, zitieren unterschiedliche Kommentierungen. Allerdings existieren auch Fälle, in denen sich ein Gericht nahezu auf eine Kommentierung beschränkt, z. B. Koblenz mit 9 Bekanntmachungen, in der die Kommentierung von Haarmeyer/Wutzke/Förster genannt wird. Auch Wetzlar und Gießen zitieren häufig diese Kommentierung (12- und 7-mal), während die aktuellere Auflage mit häufig abweichender Auffassung gar keine Berücksichtigung findet. Eine kursorische Durchsicht offenbart jedoch, dass es sich bei den Zitaten von Koblenz und Gießen um Textbausteine handelt, während nur Wetzlar tatsächlich mit den Werten der Tabelle argumentiert.
___________ 1097) Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV, 4. Aufl. 2007, § 3 Rn. 78; Prasser/Stoffler, in: K/P/B, InsO, Losebl., Stand: 85. EL 9/2020, § 3 InsVV Rn. 116 (Zuschläge) und 149 (Abschläge); Lorenz, in: FK-InsO, 9. Aufl. 2018, § 3 InsVV Rn. 84 (Abweichungssätze) und 85 (Gerichtsentscheidungen); Lorenz, in: Lorenz/Klanke, InsVV, 3. Aufl. 2017, Anhang II. 1098) Haarmeyer/Mock, InsVV, 6. Aufl. 2019.
272
IV. Exploration
Tabelle 18: Kommentarzitate in Veröffentlichungen mit Zu- oder Abschlag Kommentar
H/W/F
H/M
Anzahl Gerichte (Anzahl Veröffentlichungen)
Weitere Zuschlag Quellen (Median) (Durchschnitt)
Gekürzt (Anteil)
139 Bad Hersfeld (1); Bayreuth (1); Bochum (7); Chemnitz (5); Crailsheim (2); Darmstadt (2); Detmold (11); Dortmund (1); Erfurt (4); Esslingen (1); Fulda (16); Gießen (7); Hameln (1); Hannover (1); Idar-Oberstein (1); Koblenz (9); Leipzig (1); Limburg (1); Lingen (4); Ludwigshafen am Rhein (14); Mannheim (1); Mayen (8); Memingen (2); Meppen (2); Montabaur (1); Münster (7); Offenbach (3); Osnabrück (1); Potsdam (1); Rottweil (2); Syke (1); VillingenSchwenningen (1); Weilheim (1); Wetzlar (12); Worms (6)
0,45
40,00
19,42 %
96 Bayreuth (7); Bielefeld (2); Bochum (7); Chemnitz (2); Cloppenburg (1); Coburg (3); Darmstadt (2); Detmold (5); Dresden (1); Fulda (5); Hamburg (4); Hameln (1); Hechingen (1); Heilbronn (1); Husum (1); Idar-Oberstein (1); Köln (2); Leer (1); Lingen (3); Ludwigshafen am Rhein (1); Mainz (1); Mannheim (1); Marburg (1); Mayen (1); Münster (3); Offenbach (2); Stade (1); Syke (22); Traunstein (3); Walsrode (1); Weilheim (1); Wiesbaden (1); Wilhelmshaven (6); Worms (1)
0,86
40,00
41,67 %
273
Teil 2: Rechtspraxis
Kommentar
Graeber
Anzahl Gerichte (Anzahl Veröffentlichungen)
116 Aachen (1); Bad Hersfeld (1); Bamberg (2); Bayreuth (6); Cloppenburg (1); Coburg (6); Crailsheim (2); Darmstadt (2); Detmold (4); Dortmund (2); Eutin (1); Flensburg (1); Fulda (8); Gießen (3); Hamburg (3); Hannover (5); Heilbronn (6); Kassel (1); Köln (9); Landshut (1); Leer (4); Mannheim (1); Mayen (1); Meppen (1); Mühldorf (1); München (1); Münster (1); Offenbach (5); Oldenburg (8); Syke (13); Traunstein (5); Villingen-Schwenningen (2); Wilhelmshaven (8)
Weitere Zuschlag Quellen (Median) (Durchschnitt)
Gekürzt (Anteil)
0,73
30,00
44,83 %
K/P/B
32 Bamberg (1); Bochum (1); Detmold (7); Erfurt (1); Heilbronn (7); Karlsruhe (2); Offenbach (2); Offenburg (2); Stralsund (3); Syke (5); Weilheim (1)
1,44
36,26
28,13 %
Keller
23 Bamberg (1); Bochum (2); Cloppenburg (1); Crailsheim (1); Darmstadt (1); Detmold (3); Essen (2); Heilbronn (1); Kleve (1); Memmingen (1); Offenbach (2); Syke (6); Weilheim (1)
2,13
65,00
43,48 %
FK
17 Darmstadt (1); Detmold (4); Heilbronn (1); Meppen (3); Offenburg (1); Syke (5); Walsrode (1); Weilheim (1)
1,71
65,00
35,29 %
Lorenz/ Klanke
15 Bamberg (1); Bayreuth (4); Darmstadt (1); Detmold (4); Gießen (2); Heilbronn (1); Münster (1); Wetzlar (1)
0,93
20,00
26,67 %
763 Bei der Höhe der Median-Abweichung finden sich nur geringe Unterschiede; die Werte für Keller, FK und Lorenz/Klanke sind dabei wenig aussagekräftig, weil nur 274
V. Ergebnis
wenige Veröffentlichungen existieren. Außerdem treten Zitate von Keller und FK im Durchschnitt mit etwa zwei anderen der genannten Quellen zusammen auf, was die Aussagekraft weiter relativiert. Interessanter erscheint der Anteil der Kürzungen: Der Anteil gekürzter Vergütungsanträge ist bei Zitaten von Haarmeyer/Mock mehr als doppelt so hoch wie bei Zitaten der großzügigeren Vorauflage. Auch die Kommentierung von Graeber/Graeber scheint häufig im Zusammenhang mit einer Kürzung des Vergütungsantrags genannt zu werden. Betrachtet man einzelne der bereits als streng oder großzügig eingeordneten Ge- 764 richte, fällt der folgende Zusammenhang auf: Das eher strenge Gericht Bayreuth zitiert vor allem die strengeren Kommentierungen Haarmeyer/Mock und Graeber/ Graeber, nur ein einziges Mal dagegen die Vorauflage von Haarmeyer/Wutzke/ Förster. Auch beim AG Oldenburg fielen die Abweichungen eher gering aus. Hier finden sich nur Zitate der Kommentierung von Graeber/Graeber. Dagegen verweisen Beschlüsse des eher großzügigen AG Wetzlar fast nur auf die eher großzügige Kommentierung von Haarmeyer/Wutzke/Förster. Insgesamt ist die Aussagekraft der Daten jedoch als begrenzt zu betrachten: Erstens 765 kommen ohnehin nur wenige Kommentarzitate vor, und es ist zweifelhaft, ob die Menge der Veröffentlichungen mit solchen Zitaten tatsächlich eine zufällige Stichprobe darstellt. Zweitens, und darin dürfte das Hauptproblem liegen, wird der Kontext der Zitate nicht berücksichtigt. Es spielt keine Rolle, ob der Beschluss eine Kommentierung nennt, um eine ganz allgemeine vergütungsrechtliche Aussage zu belegen, oder ob er gerade auf die Abweichungssätze der Faustregeltabelle eingeht. Insbesondere die Nachweise zu allgemeinen Aussagen in Textbausteinen verfälschen ein quantitativ ermitteltes Ergebnis. Bei den Kommentierungen, die sich auf das gesamte Insolvenzrecht beziehen (FK, Kübler/Prütting/Bork) könnte eine solche Verzerrung besonders relevant werden.
V. Ergebnis Im Folgenden sollen die wichtigsten Erkenntnisse aus der Exploration kurz zu- 766 sammengefasst werden. Anschließend ist darauf einzugehen, welche Faktoren die Aussagekraft der Untersuchung beschränken.
1.
Zusammenfassung
Es wurde dargestellt, dass die Veröffentlichungsvorgaben des BGH überwiegend 767 nicht eingehalten werden. Von einzelnen größeren Gerichten (z. B. Düsseldorf und München) liegen sogar kaum korrekte Veröffentlichungen vor. Eine Verbesserung über die Zeit ist im Beobachtungszeitraum nicht zu erkennen. Das System der Zu- und Abschläge stellte sich in der Untersuchung als Zuschlags- 768 system dar: Mehr als die Hälfte des hier angenäherten Vergütungsaufkommens von ca. 900 Millionen Euro basiert auf Zuschlägen. Je höher die Berechnungsgrundlage, desto häufiger liegt die Vergütung über der Regelvergütung. Bei den Verfahren ab 275
Teil 2: Rechtspraxis
einer Berechnungsgrundlage von 50.000 € wird in mehr als jeder zweiten Vergütungsfestsetzung insgesamt ein Zuschlag festgesetzt. Abschläge kommen praktisch überhaupt nicht vor. Die Beteiligten gehen also offenbar nicht von einem empirischen Normalfall aus. Die Zuschläge sorgen dafür, dass nur etwa die größten 1,5 % der Verfahren für 50 % des Vergütungsvolumens verantwortlich sind – betrachtet man nur den Regelsatz, liegt der Anteil der Verfahren immerhin bei 11 %.
769 Mit steigender Berechnungsgrundlage wird auch ein höherer Prozentsatz als Gesamtzuschlag festgesetzt. Dies kommt vor allem dadurch zustande, dass die Zahl der Einzelzuschläge zunimmt. Nur für den Zuschlagsgrund „Gläubigerausschuss“ wird der gewährte Prozentsatz bei einer höheren Berechnungsgrundlage immer kleiner. Ansonsten finden sich mehrere Gründe, bei denen mit der Berechnungsgrundlage auch der Zuschlagssatz steigt (insbesondere Degressionsausgleich, übertragende Sanierung und arbeitsrechtliche Fragen). Für die meisten Gründe lässt sich jedoch kein klarer Zusammenhang nachweisen.
770 Einige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Zuschläge meistens eher pauschal festgelegt werden, ohne einen Aufwand tatsächlich zu bestimmen. Dafür sprechen auffallend viele Festsetzungen mit einem Prozentsatz von genau 10, 50, 75 und 100 %. Außerdem sind für fast alle Gründe die gewährten Zuschlagssätze sehr ähnlich verteilt, der Großteil der Festsetzungen liegt immer in einem ähnlichen Bereich. Auch eine Korrektur der Summe im Rahmen der Gesamtwürdigung findet nur selten statt, wobei häufig nur eine geringe Anpassung vorgenommen wird. Diese Pauschalierung legt zwar nahe, dass die in der Literatur befürchtete „Zerlegungstaktik“, also die Aufspaltung einzelner Zuschläge in mehrere kleine Einzelzuschläge, tatsächlich zu höheren Vergütungen führen kann. Eine solche Zerlegung wurde aber nur in sehr eingeschränktem Umfang festgestellt.
771 Bei mehreren Abweichungsgründen wurde eine unterschiedliche Festsetzungspraxis beobachtet – dies betrifft Zuschläge für Statistikmeldungen, Erfolg, Dauer, Zahlungszusagen, Jahresumsatz und für ein Verfügungsverbot. Die Auffassung des BGH bleibt dabei häufig unbeachtet, insbesondere hinsichtlich der Zuschläge für besonderen Erfolg und eine lange Verfahrensdauer. Unterschiede bestehen nicht nur zwischen den Insolvenzgerichten, sondern es finden sich auch einander widersprechende Festsetzung desselben Insolvenzgerichts, z. B. des AG Hamburg für einen Erfolgszuschlag. In uneinheitlicher Weise werden Zuschläge gelegentlich als EuroBeträge festgesetzt. Manchmal orientiert sich die Begründung ausdrücklich an Stundensätzen und die – zweifelhafte, aber vom BGH geforderte – Vergleichsberechnung für masseerhöhende Zuschlagsgründe wird offenbar nur in einigen Fällen durchgeführt. Abweichungssätze für den vorläufigen Insolvenzverwalter werden überwiegend auf die volle Regelvergütung, vereinzelt aber auch auf den Vergütungsbruchteil bezogen.
772 Die quantitative Auswertung auf der Mesoebene legt nahe, dass einzelne Gerichte die Abweichungen vom Regelsatz großzügiger handhaben als andere. Insbesondere 276
V. Ergebnis
unterscheidet sich der Median der Gesamtabweichung sowie der Anteil der Festsetzungen, die eine geringere Vergütung gewähren als vom (vorläufigen) Insolvenzverwalter beantragt. Diese Einschätzung wird durch mehrere, eher qualitativ orientierte Auswertungen bekräftigt: Für die uneinheitlich behandelten Zuschlagsgründe gewähren die großzügigen Gerichte eher Zuschläge als die strengeren Gerichte (z. B. Statistikmeldungen, Erfolg, Dauer, Jahresumsatz). Häufige Festsetzungen des Abschlags wegen der Tätigkeit eines vorläufigen Verwalters (§ 3 Abs. 2 lit. a InsVV) finden sich vor allem bei den ohnehin strengeren Gerichten, und das strengste Gericht setzt dafür auch den höchsten Abschlag fest. Anhand mehrerer Zuschlagsgründe (Insolvenzgeldvorfinanzierung, ungeordnete 773 Buchführung, Schuldnerverhalten, Öffentlichkeitsarbeit, Gläubigerzahl) wurde exemplarisch gezeigt, dass die meisten Faustregeltabellen nicht der Wirklichkeit entsprechen. Die in den Tabellen genannten Zuschlagssätze fallen teilweise deutlich zu hoch aus. Bemerkenswert ist ein Zusammenhang zwischen der Nennung vergütungsrechtlicher Literatur und der Festsetzung von Zu- und Abschlägen: Beschlüsse, welche die strengere Kommentierung von Haarmeyer/Mock zitieren, kürzen Vergütungsanträge deutlich häufiger als solche, in denen die großzügigere Vorauflage von Haarmeyer/Wutzke/Förster genannt ist.
2.
Limitationen
Die Aussagekraft der Studie wird vor allem durch die gewählten Methoden und die 774 Qualität der Daten bestimmt. Methodisch wurde ein explorativer Ansatz verfolgt, so dass die Untersuchung nicht von einer konkreten Fragestellung ausging. Dieses Vorgehen kann ein breites Spektrum von Erkenntnissen hervorbringen. Allerdings erscheint es kaum möglich, bei der Kodierung bereits alle Besonderheiten zu berücksichtigen, die für eine vertiefende Diskussion einzelner Auffälligkeiten möglicherweise relevant sind. Zwar können Programme zur automatisierten Kodierung jederzeit angepasst und neu ausgeführt werden. Soweit die Kodierung aber nur durch Software unterstützt wird, d. h. grundsätzlich manuell erfolgt, hat eine Änderung der Vorgehensweise häufig zur Folge, dass alle bereits kodierten Dokumente noch einmal betrachtet werden müssen.1099) Die Beschreibung der Zusammenstellung des Datensatzes zeigt, dass auch scheinbar 775 objektive quantitative Untersuchungen von subjektiven Entscheidungen beeinflusst werden können. Insbesondere wurde hier von einigen Annahmen ausgegangen, die nicht zwingend zutreffen (vor allem hinsichtlich der Berechnungsgrundlage und ___________ 1099) Dies wäre etwa erforderlich, wenn im Nachhinein nach großer oder kleiner Berechnungsgrundlage unterschieden werden sollte, soweit ein Vergütungsbeschluss die entsprechenden Informationen enthält. Bei anderen Anpassungen kann ggf. eine softwaregestützte Vorauswahl erfolgen, um die Zahl der nochmals zu betrachtenden Dokumente zu reduzieren.
277
Teil 2: Rechtspraxis
der Zu- und Abschläge1100)). Dies war erforderlich, weil die Informationen in den Veröffentlichungstexten häufig unvollständig oder jedenfalls nicht eindeutig sind. Aufgrund des explorativen Ansatzes ließen sich Annahmen und Konventionen nicht aus einem konkreten Untersuchungsziel ableiten. Auch für die Systematisierung der Zu- und Abschlagsgründe und die entsprechende Zuordnung zu den Bezeichnungen im Beschlusstext existiert keine eindeutig „richtige“ Lösung.1101)
776 Da die Veröffentlichungsvorgaben des BGH nur unzureichend umgesetzt werden,1102) liefert auch die „Vollerhebung“ im Ergebnis einen unvollständigen Datensatz. Dieser kann nicht ohne weiteres als repräsentative Stichprobe angesehen werden.
777 Neben den beschriebenen Annahmen und der Veröffentlichungsqualität ergeben sich aus der Vorgehensweise die folgenden weiteren Limitationen:
Ein Beschluss wurde berücksichtigt, wenn die Veröffentlichung innerhalb des Beobachtungszeitraums erfolgte. Das Datum der Gerichtsentscheidung selbst lässt sich einigen Bekanntmachungen nicht entnehmen.1103) Es wurde deshalb nicht aus den Beschlusstexten extrahiert. Offenbar handelt es sich bei einigen Veröffentlichungen tatsächlich um ältere Vergütungsfestsetzungen.1104) Diese könnten die abgeschätzte Summe der im Beobachtungszeitraum festgesetzten Vergütung beeinflussen.
Beschlüsse in Insolvenzverfahren über Sondervermögen1105) wurden nicht aus dem Datensatz entfernt und sind deshalb enthalten. Allerdings wurde bei den Festsetzungen über die Vergütung eines „Sonderinsolvenzverwalters“ nicht nochmal kontrolliert, ob das Gericht den Begriff für den Insolvenzverwalter in einem Verfahren über ein Sondervermögen verwendet hat. Der Datensatz kann insoweit Unschärfen aufweisen.
Die Studie berücksichtigt nur die Festsetzungsentscheidungen der Insolvenzgerichte. Mögliche Rechtsmittel und deren Erfolg konnten in die Auswertung nicht miteinbezogen werden.
Besonderheiten der einzelnen Zu- und Abschläge konnten nicht umfassend berücksichtigt werden, selbst wenn diese im Einzelfall aus den Veröffentlichungen hervorgingen. Beispielsweise kann ein Zuschlag auch deshalb niedriger ausfallen oder ganz abgelehnt werden, weil der Insolvenzverwalter die Aufgabe teilweise
___________ 1100) 1101) 1102) 1103) 1104) 1105)
278
Siehe oben, ab Rn. 534 und Rn. 547. Siehe oben, ab Rn. 549. Siehe oben, ab Rn. 587. Z. B. AG Bremen, Bekanntmachung v. 30.4.2018 – 526 IN 5/15, ID 1599499. Z. B. AG Bayreuth, Bekanntmachung v. 8.3.2018 – IN 58/09, ID 1496805. Zu dieser Verfahrensvariante siehe oben, Rn. 111.
V. Ergebnis
zu Lasten der Masse delegiert hat.1106) Da diese Informationen gar nicht kodiert wurden, konnten sie in die Auswertung nicht miteinbezogen werden. Gleiches gilt, wenn ein Gericht aufgrund von Überschneidungen willkürlich einen von mehreren Zuschlägen gekürzt oder gestrichen hat. Zum Beispiel lehnte das AG Hannover einen Zuschlag für die Informationsbeschaffung ab, weil bereits ein Zuschlag für obstruktives Schuldnerverhalten und für die mangelhafte Unterlagensituation gewährt wurde.1107) Ebenso hätte ein anderer Zuschlag gestrichen werden können. Dieses Beispiel macht deutlich, dass unterschiedliche Darstellungen einen Vergleich der Festsetzungen erschweren.
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist die Kodierung der Zuschläge für Zustellungen und für die Delegation von Regelaufgaben zu berücksichtigen.1108) Insbesondere wenn man die betragsmäßige Erhöhung der Vergütung für Zustellungen stets als Zuschlag kodieren würde, läge die Zahl der Beschlüsse mit einer Abweichung vom Regelsatz deutlich höher.
Es wurde bereits dargestellt, dass bei der Kodierung Spielräume verblieben und im Fall von unklaren Formulierungen auch subjektive Entscheidungen getroffen werden mussten. Schließlich sind einzelne Fehler bei der Kodierung kaum vermeidbar.
Der explorativen Studie könnten deshalb Untersuchungen konkreter Einzelfragen 778 folgen, in denen die gewonnenen Erkenntnisse präzisiert und ergänzt werden. Je nach untersuchter Fragestellung erfordert dies eine erneute, spezifischere Kodierung der relevanten Daten, die durch das Untersuchungsziel vorgegeben wird.
___________ 1106) Ausführlich mit Delegation etwa AG Detmold, Bekanntmachung v. 11.10.2018 – 10 IN 257/08, ID 985497. 1107) AG Hannover, Bekanntmachung v. 11.4.2018 – 903 IN 209/14 – 7 -, ID 1563222. 1108) Siehe oben, ab Rn. 565.
279
Teil 3: Rechtspolitik Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung lassen sich in die rechtspolitische 779 Diskussion über das System der Zu- und Abschläge als Bestandteil des Vergütungssystems einbringen. Dabei legt eine kritische Würdigung (I) zunächst eine Reform des geltenden Vergütungssystems nahe (II). Soll dies vermieden werden, stellt sich die Frage, ob jedenfalls die Handhabung der Vorschriften durch mehr Transparenz verbessert werden kann (III).
I. Kritische Würdigung Im ersten Teil wurde bereits dargestellt, dass erhebliche Spielräume und Unklar- 780 heiten bei der Bestimmung von Zu- und Abschlägen bestehen. Die empirischen Erkenntnisse über die Festsetzungspraxis zeigen, dass diese Spielräume unterschiedlich ausgefüllt und Abweichungen vom Regelsatz uneinheitlich festgesetzt werden. Besonders problematisch erscheinen dabei vor allem zwei Punkte: Erstens existieren mehrere Zuschlagsgründe, die in manchen Beschlüssen anerkannt, in anderen dagegen pauschal abgelehnt wurden. Zweitens lassen die Daten den Schluss zu, dass einige Insolvenzgerichte die Vergütung grundsätzlich großzügiger bemessen, während andere Gerichte auffallend streng vorgehen. Es hängt also auch vom jeweiligen Gericht (oder sogar vom einzelnen Rechtspfleger oder Richter) ab, für welche Sachverhalte überhaupt Zu- und Abschläge gewährt werden und wie hoch diese ausfallen. Dabei geht es bei den Zu- und Abschlägen nicht um kleinere Anpassungen der Regelvergütung – vielmehr machen Zuschläge mehr als die Hälfte des gesamten Vergütungsvolumens aus. Insofern beschreibt der teilweise auch in den Veröffentlichungen verwendete Begriff „Grundvergütung“ die Regelvergütung durchaus treffend. Das vorgefundene Ergebnis einer massiven Anhebung der Regelvergütung mag 781 sinnvoll und notwendig sein. Der Weg dorthin sollte jedoch keinesfalls über ein unklares Regelwerk führen, welches einen erheblichen Teil der Vergütung davon abhängig macht, wo der (vorläufige) Insolvenzverwalter tätig wird und wer über den Vergütungsantrag entscheidet.1109) Nach dem BGH verfolgt der Verordnungsgeber mit der weitgehend pauschalierten 782 Ausgestaltung der Gebührenregelungen unter anderem die Ziele Rechtssicherheit, Kalkulierbarkeit der Ausgaben, leichtere Handhabbarkeit und eine Entlastung der Gerichte.1110) Die rechtsdogmatischen und rechtspraktischen Erkenntnisse zeigen, dass das geltende Vergütungsrecht aufgrund der Zu- und Abschläge keines dieser Ziele erreichen kann. Vielmehr kann man den Eindruck gewinnen, dass die pauscha___________ 1109) Vgl. auch Vill, FS Kübler 2015, S. 741 (749) mit Verweis auf eine unterschiedliche Großzügigkeit der Rechtspfleger. 1110) BGH, Beschluss v. 15.1.2004 – IX ZB 96/03, BGHZ 157, 282 (287), juris Rn. 28.
281
Teil 3: Rechtspolitik
lierte Regelvergütung nur kaschiert, dass das Endergebnis nicht von einer klaren, objektiven Berechnung, sondern letztlich von unklaren, teilweise subjektiv bemessenen Abweichungen abhängt. Vor dem Hintergrund dieser Feststellungen und der großen wirtschaftlichen Bedeutung ist auch kaum nachvollziehbar, dass lediglich eine Entscheidung durch einen einzelnen Rechtspfleger vorgesehen ist.1111)
783 Die Unklarheiten sind nicht nur für die Gläubiger problematisch. Die meisten Verwalterbüros stellen größere Unternehmen mit einer Vielzahl von Mitarbeitern dar. Es besteht ein Bedürfnis, dass deren Finanzplanung nicht zum „Lotteriespiel“1112) wird. Außerdem liegt eine besondere Interessenkonstellation vor: Die wirtschaftliche Zukunft des Insolvenzverwalters hängt nicht nur von der Vergütung eines konkreten Verfahrens ab, sondern auch davon, für welche anderen Verfahren Bestellungen erfolgen und wie die Tätigkeit dort vergütet wird. Da bei beiden Entscheidungen Spielräume bestehen, ist der Verwalter an einem guten Verhältnis zu den Insolvenzgerichten interessiert. Wie dargestellt, basiert in den meisten Fällen ein großer Teil der Vergütung auf unklaren Vorschriften, die von verschiedenen Rechtspflegern unterschiedlich ausgelegt werden. Beantragen Verwalter hohe Zuschläge, so müssen sie regelmäßig befürchten, als zu „gierig“ eingeschätzt zu werden, selbst wenn es eigentlich um eine übliche Größenordnung geht.1113) Der wirtschaftliche Schaden kann dann höher ausfallen, als wenn der Verwalter auf einen Teil der Vergütung verzichtet, den er eigentlich hätte erzielen können. Diese Interessenkonstellation betrifft auch Rechtsmittel gegen Vergütungsentscheidungen, in denen die beantragte Vergütung gekürzt wird.1114) Laut Graeber machen einige Gerichte nicht einmal ein großes Geheimnis darum, dass sie auf Rechtsmittel mit einer veränderten Bemessungspraxis reagieren, also vorhandene Spielräume in Zukunft anders nutzen.1115)
784 In Hinblick auf die Zu- und Abschläge muss das Vergütungsrecht deshalb als reformbedürftig bezeichnet werden.
II. Reformansätze 785 Die beschriebenen Probleme lassen sich nur durch eine Abkehr von einer Mischung aus offenem und geschlossenem System vollständig lösen: Das flexible Vergütungssystem ermöglicht zwar, auf alle Besonderheiten des jeweiligen Insolvenzverfahrens einzugehen. Es begünstigt aber eine ungleichmäßige Handhabung und sorgt dafür, dass die Vergütung für die Beteiligten kaum vorhersehbar ist. Insofern stellt sich die Frage, ob nicht Flexibilität zugunsten von Gleichmäßigkeit und Vorhersehbarkeit ___________ 1111) 1112) 1113) 1114) 1115)
282
Graeber, FS Kayser 2019, S. 287 (291). Blersch, EWiR 2012, 803 (804). Lissner, ZInsO 2018, 1555 (1555). Graeber, NZI 2013, 574 (576 f.). Graeber, FS Kayser 2019, S. 287 (293).
II. Reformansätze
zurücktreten sollte.1116) Das Vergütungssystem könnte dafür entweder vollständig als offenes oder als geschlossenes System konstruiert werden.1117) Die Ansätze sollen hier nur grob skizziert und vor dem Hintergrund der dogmatischen und praktischen Erkenntnisse kurz erörtert werden. Vorschläge zur Reform des Vergütungsrechts wurden in der Vergangenheit von 786 unterschiedlichen Verbänden erarbeitet. Deren Auswirkung auf das System der Zuund Abschläge wird im Anschluss überblicksartig dargestellt.
1.
Offenes System: Stundenhonorar
Die Vergütung könnte als Stundenhonorar ausgestaltet werden. Auf diese Weise 787 werden bereits die Gläubigerausschussmitglieder (§ 17 Abs. 1 InsVV), der Sachverständige (§ 9 Abs. 2 JVEG) sowie der Treuhänder für die Erfüllung bestimmter Aufgaben (§ 15 Abs. 1 InsO) vergütet. Obwohl die neue Rolle des Sanierungsbeauftragten nach dem StaRUG mit derjenigen eines Sachwalters vergleichbar ist, erhält der Sanierungsbeauftragte eine Vergütung für jede Arbeitsstunde (§ 81 Abs. 1 StaRUG).1118) Der Gesetzgeber hat sich hier offenbar bewusst gegen eine Regelung nach dem Vorbild der §§ 2 und 3 InsVV entschieden.1119) Eine Stundensatzberechnung erscheint auf den ersten Blick als vollständige Neu- 788 ordnung des Vergütungssystems. Bestimmt man die Höhe von Zu- und Abschlägen aber nach dem Verhältnis des gestiegenen oder geminderten Arbeitsaufwands, ist der Unterschied möglicherweise kleiner, als es zunächst scheint: Nach überzeugender Auslegung des geltenden Rechts muss der (teilweise objektivierte) Mehraufwand eines Verfahrens mit einem bestimmten Normalaufwand verglichen werden. Dabei dürfte der tatsächlich angefallene Aufwand in aller Regel auch dem objektiv erforderlichen Aufwand entsprechen. Der – im Vergleich zum Normalfall – doppelte tatsächlich Aufwand müsste also grundsätzlich zur doppelten Regelvergütung führen, mithin zu einem Zuschlag von 100 %. Daraus folgt, dass ein bestimmter Zeitaufwand letztlich mit einem bestimmten Betrag vergütet wird. Da sich tatsächlich weder der Aufwand des Normalfalls bestimmen lässt, noch Angaben zu einem realen Zeitaufwand oder gar zu einem im konkreten Verfahren objektiv erforderlichen Aufwand ___________ 1116) A. A. Vill, FS Kübler 2015, S. 741 (746) mit der Aussage, die Vergütungsstruktur habe sich bewährt. 1117) Ganter, ZIP 2014, 2323 (2327) merkt an, dass die Ziele eines offenen Systems (Angemessenheit in jedem Verfahren) und eines geschlossenen Systems (Pauschalierung, dadurch Transparenz und Berechenbarkeit) letztlich unvereinbar sind. 1118) Flöther, NZI-Beilage 2021, 48 (48 und 51), der jedoch angesichts des Aufgabenprofils und der Haftung das Stundenhonorar kritisiert. 1119) Mit Blick auf den Effizienzgedanken in der Restrukturierungsrichtlinie spricht sich Zimmer, ZInsO 2020, 2117 (2124 f.) für eine Stundenvergütung aus und lehnt insbesondere eine offene Regelung wie § 3 InsVV ab. Gegen eine Stundenvergütung aber Blersch, NZI-Beilage 2019, 77 (78).
283
Teil 3: Rechtspolitik
vorliegen, wird in der Praxis pauschaliert. Die Pauschalierung kann damit in erster Linie als Ausgleich für Definitions- und Messunschärfen des Zeitaufwands betrachtet werden. Dies wirft die Frage auf, ob solche Unschärfen sinnvoll sind, wenn sich der angenäherte Wert in den meisten Fällen auch exakt messen ließe.1120) Soweit Zuschläge nach Marktpreisen bestimmt werden, orientiert man sich zum Teil bereits an Stundenhonoraren.
789 Marktübliche Stundensätze vorausgesetzt, könnte ein solches offenes System in jedem Einzelfall eine wirtschaftlich angemessene Vergütung liefern. Der Gesetzgeber müsste dabei sicherstellen, dass massearme Verfahren dennoch eröffnet werden können, z. B. durch einen Anspruch gegen die Staatskasse.1121) Als Kompensation für den Aufwand der Zeiterfassung müssten die Vergütungsanträge weniger ausführlich begründet werden. Gegen eine solche Konzeption lässt sich jedoch anführen, dass pauschalierte Vergütungen die Beteiligten zu einer möglichst effizienten Verfahrensbearbeitung anhalten. Dieser Anreiz ginge bei einem Stundenhonorar verloren.1122) Würde man dies dadurch korrigieren, dass angefallene Arbeitszeit auf ihre Erforderlichkeit oder Angemessenheit hin überprüft würde, so ergäben sich neue Spielräume und Diskussionspunkte. Auch wäre bei einem Stundenhonorar die Vergütung im Vorfeld nicht besser vorhersehbar.1123)
2.
Geschlossenes System: Zuschlagskatalog
790 Vorzugswürdig erscheint deshalb der entgegengesetzte Ansatz. Dieser stellt die pauschalierte Vergütung in den Vordergrund. Nicht nur die Regelvergütung, sondern auch Zu- und Abschläge werden als echte Pauschalen bestimmt. Die quantitativen Auswertungen legen nahe, dass dies eher der empirischen Festsetzungspraxis entspricht. Dafür lassen sich zunächst die kleinen und ähnlich gelegenen Intervalle anführen, in denen sich die meisten Festsetzungen eines nahezu jeden Abweichungsgrundes bewegen. Zudem werden auch bei den größten Regelvergütungen die meisten Zuschläge in 5-Prozent-Schritten festgesetzt, wobei die Werte 50 %, 75 % und 100 % verhältnismäßig häufig auftreten. Echte Messungen des Aufwands scheinen nicht stattzufinden. Schließlich wird eher selten von der Möglichkeit Ge___________ 1120) Auch Wozniak, ZInsO 2018, 974 (976) merkt kritisch an, dass die InsVV eigentlich eine Tätigkeit vergüten soll, zur Berechnung dann aber den Umweg über die Masse und die nachträgliche Anpassung geht. Allerdings lässt sich dieser Gedanke auch als Kritik an der hier favorisierten Konzeption der Zuschlagsbemessung und damit als Argument für eine rein pauschale Bemessung verwenden, vgl. Roth, in: Hess, Kölner Kommentar InsO, 2021, § 3 InsVV Rn. 14. 1121) Smid, ZInsO 2014, 877 (880 f.) hält ein Stundenhonorar aus diesem Grund auch de lege ferenda für sachwidrig. 1122) Ganter, ZIP 2014, 2323 (2332); Graeber, NZI 2013, 574 (578); kritisch auch Smid, ZInsO 2014, 877 (881). 1123) Ganter, ZIP 2014, 2323 (2332).
284
II. Reformansätze
brauch gemacht, im Rahmen einer Gesamtwürdigung einen geringeren Zuschlag festzusetzen oder Überschneidungen präzise zu berücksichtigen. Wenn die Zu- und Abschläge in der Praxis ohnehin häufig wie Pauschalen behandelt 791 werden, ließe sich das System auch entsprechend ausgestalten. Erforderlich wäre zunächst, die Regelvergütung wirtschaftlich angemessen festzulegen. Anschließend könnte ein überschaubarer Katalog von Zu- und Abschlagstatbeständen mit klaren Abweichungssätzen geschaffen werden, wie er bereits vom VID im Jahr 2014 vorgeschlagen wurde (siehe dazu sogleich).1124) Dieser würde letztlich eine – negativ formulierte – Kodifikation des Normalfalls darstellen. Welche Gründe man mit welchen Beträgen oder Prozentsätzen vergütet, ist Aufgabe einer politischen Diskussion. Ein solches System würde zwar nicht mehr ermöglichen, jede denkbare Besonderheit eines Verfahrens zu berücksichtigen. Dafür wäre eine einheitlichere und besser vorhersehbare Vergütungsfestsetzung sichergestellt. Außerdem würden die Erstellung und Prüfung der Vergütungsanträge weniger Aufwand verursachen. Anders als bei einem Stundenhonorar wäre der Anreiz zur effizienten Verfahrensbearbeitung nicht gefährdet. Ein Abweichungskatalog hätte zudem den Vorteil, dass die Vorschriften eine echte und verbindliche Diskussionsgrundlage für Abweichungen von der Regelvergütung und die zugrundeliegende Dogmatik bilden würden. Schließlich müsste der Gesetzgeber für bestimmte Korrekturen der Regelvergütung, etwa bei einer unzulässigen Delegation, klare Regelungen entwickeln und könnte dies nicht einfach der beliebigen Anwendung von Zu- und Abschlägen überlassen. Eine empirische Untersuchung des status quo kann den Regelungsgeber bei der 792 Konzeption eines solchen Systems unterstützen: So lässt sich ermitteln, für welche Sachverhalte momentan welche Zu- und Abschläge festgesetzt werden. Geht man davon aus, dass die Gesamtvergütungen aktuell grundsätzlich angemessen sind, könnten auf dieser Basis die Regelvergütung und die Werte für Zu- und Abschläge festgelegt werden. Der Regelungsgeber müsste sich für letzteres nicht an den Faustregeltabellen orientieren, welche in der Regel nicht die Realität wiedergeben. Vielmehr könnte man die empirisch gewonnenen Werte als Ausgangspunkt verwenden und jeweils hinterfragen, wie eine angemessene Pauschale am besten festgelegt wird. Dazu lassen sich auch die Zusammenhänge zwischen Berechnungsgrundlage und Zuschlagssatz heranziehen, welche für die einzelnen Gründe ermittelt wurden.
___________ 1124) Blersch/Bremen, ZIP 2014, 1; zustimmend Ganter, ZIP 2014, 2323 (2334) und Holzer, NZI 2015, 145 (149); für einen Zuschlagskatalog auch Lissner, ZInsO 2020, 502 (514); Vill, FS Kübler 2015, S. 741 (751) hält dagegen einen Zuschlagsrahmen und eine Gesamtdeckelung für vorzugswürdig.
285
Teil 3: Rechtspolitik
3.
Vorschläge der Verbände und SanInsFoG
793 Nach den zahlreichen dargestellten Schwierigkeiten verwundert es kaum, dass Diskussionen über das Vergütungsrecht auch regelmäßig die Regelungen über Zuund Abschläge betreffen. Die seit 2014 von den wichtigsten Verbänden erarbeiteten Reformvorschläge enthalten dazu unterschiedliche Ansätze:
794 Mit ihrem Entwurf aus dem Jahr 2014 wollte die NIVD1125) einzelne Zu- und Abschlagsgründe aus dem Gesetz entfernen und die Vergleichsrechnungen bei masseerhöhenden Zuschlägen streichen. Entfallen sollte der Zuschlag für den Degressionsausgleich. Bei den Abschlägen war geplant, lediglich die gesetzlichen Gründe lit. b (Masse bereits verwertet) und lit. c (vorzeitige Beendigung) beizubehalten. Durch den Vorschlag würden zwar einzelne, tatsächlich problematische Vorgaben der InsVV korrigiert. Eine Lösung der beschriebenen Grundproblematik lässt sich mit diesen Anpassungen jedoch nicht erreichen.
795 Das Gläubigerforum1126) und der VID1127) schlugen drastischere Änderungen vor: Beide legten einen festen Katalog von Zu- und Abschlagsgründen fest. Der Entwurf des Gläubigerforums sieht zwar keine einzelnen Prozentsätze vor, allerdings ist die Höhe des Gesamtzuschlags auf 50 % der Regelvergütung begrenzt. Sowohl die Beschränkung auf die genannten Abweichungsgründe als auch die maximale Zuschlagshöhe kann mit Beschluss der Gläubigerversammlung außer Kraft gesetzt werden. Einige der gesetzlichen Zuschlagsgründe enthalten ausdrückliche Erfolgskomponenten, z. B. soll ein Zuschlag gewährt werden, wenn „der Verwalter das Unternehmen operativ saniert und einen erheblichen Teil der Arbeitsplätze erhalten hat“ (§ 3 Abs. 1 lit. a des Entwurfs). Demgegenüber sieht der Vorschlag des VID für alle gesetzlichen Abweichungsgründe einen festen oder gestaffelten Prozentsatz vor.1128) Außerdem sind die mit der Regelvergütung abgegoltenen Tätigkeiten ausdrücklich festgelegt. Weitergehende Aufgaben soll der Verwalter abschlagsfrei delegieren oder dafür eine Vergütung nach dem RVG verlangen können.
796 Beide Vorschläge schränken die Flexibilität bei der Festlegung von Zu- und Abschlägen zugunsten einer erhöhten Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit ein. Der Entwurf des Gläubigerforums lässt jedoch die Bestimmung der Abweichungshöhe ungelöst. Besonders schwierig erscheint dies bei den – bisher systemfremden – Zuschlägen mit Erfolgskomponente. Das Problem wird immerhin dadurch relativiert, dass der Gesamtzuschlag stark begrenzt ist. Der Entwurf des VID geht dagegen deutlich in Richtung eines echten geschlossenen Systems mit festen Pauschalen. Es ___________ 1125) 1126) 1127) 1128)
286
NIVD, ZInsO 2014, 941 (942 f.). Gläubigerforum, ZInsO 2014, 650 (652). Blersch/Bremen, ZIP 2014, 1 (5 ff.). Blersch/Bremen, ZIP 2014, 1 (15 f.).
III. Transparenz
ist davon auszugehen, dass beide Vorschläge den Umgang mit Zu- und Abschlägen erheblich vereinheitlichen würden. Sowohl NIVD als auch VID erarbeiteten im Jahr 2019 weitere Vorschläge, die ledig- 797 lich kleinere Anpassungen vorsehen.1129) Im selben Jahr wurde ein gemeinsamer Reformvorschlag ausgearbeitet, dem die Intention zu Grunde liegt, sich auf das „technisch kurzfristig Umsetzbare“ zu konzentrieren.1130) Diese Vorschlag lässt das Zu- und Abschlagssystem weitgehend unangetastet:1131) So sollen die Vergleichsrechnungen entfallen und an den Abschlag wegen der Tätigkeit eines vorläufigen Verwalters (§ 3 Abs. 2 lit. a InsVV) werden höhere Anforderungen gestellt. Außerdem schlugen die Verbände vor, den Abschlagsgrund der überschaubaren Vermögensverhältnisse (§ 3 Abs. 2 lit. e InsVV) zu streichen. Wie bei dem Entwurf der NIVD aus dem Jahr 2014 ist nicht davon auszugehen, dass die vorgeschlagenen Änderungen zu einer wesentlichen Verbesserung führen würden. Trotz aller Schwierigkeiten und der umfangreichen Vorschläge, insbesondere aus 798 dem Jahr 2014, wurden durch das SanInsFoG keinerlei Änderungen an den Vorschriften über Zu- und Abschläge vorgenommen.1132)
III. Transparenz Mit dem SanInsFoG wurden die Regelsätze des § 2 InsVV für nach dem 31.12.2020 799 beantragte Verfahren angehoben. Wenngleich eine umfassendere Reform der Systematik wünschenswert wäre,1133) erscheint eine solche auf absehbare Zeit kaum realistisch. Möglicherweise relativieren jedoch die Auswirkungen der BGHEntscheidung vom 14.12.2017 die beschriebene Problematik.
1.
Empirie als Orientierungshilfe
Es ist anzunehmen, dass die ungleichmäßige Handhabung jedenfalls auch dadurch 800 begünstigt wird, dass vorläufige und endgültige Insolvenzverwalter, Rechtspfleger, Richter, Gläubiger und Schuldner nur begrenzte Einblicke in die tatsächliche Festsetzungspraxis besitzen. Wie die quantitative Untersuchung zeigt, geben nicht einmal die Faustregeltabellen die Realität in einer repräsentativen Weise wieder. ___________ 1129) Berner/Zimmer, INDat Report 4/2019, 11 (für NIVD); VID, Reformvorschläge des VID zur InsVV (2.8.2019); Vergleich und kritische Stellungnahme: Reck, ZVI 2020, 3. 1130) NIVD/VID, Gemeinsame Reformvorschläge von NIVD und VID zur Reform der Insolvenzrechtlichen Vergütungsverordnung (InsVV) (19.11.2019), S. 3; kritisch, insbesondere zum Umfang der vorgeschlagenen Erhöhung und der Tatsache, dass das System der Zu- und Abschläge weiterhin Schwierigkeiten bereitet, Lissner, ZInsO 2020, 502 und Reck, ZVI 2020, 37. 1131) NIVD/VID, Gemeinsame Reformvorschläge von NIVD und VID zur Reform der Insolvenzrechtlichen Vergütungsverordnung (InsVV) (19.11.2019), S. 10 ff. 1132) Vgl. Graeber, NZI 2021, 370 (376). 1133) So auch Blersch, NZI-Beilage 2021, 91 (96), „Nach der Reform ist also vor der Reform!“.
287
Teil 3: Rechtspolitik
Mehr Transparenz hinsichtlich der Zu- und Abschlagspraxis könnte insofern zu einem einheitlicheren Umgang mit den vorhandenen Spielräumen führen.
801 Die Veröffentlichung festgesetzter Zu- und Abschläge ermöglicht es, die Festsetzungspraxis so aufzuarbeiten, dass sich die Beteiligten an ihr orientieren können.1134) Für die Aufbereitung stellt diese Studie ein Beispiel dar. Sie kann jedoch keine allumfassende Darstellung liefern, sondern ist vielmehr auch als Umsetzungsvorschlag für breitere Kommentierungen zu verstehen. Die Verfügbarkeit der Informationen vorausgesetzt, lassen sich Darstellungen konstruieren, welche die unterschiedlichen Fragestellungen der Beteiligten beantworten.
802 Empirische Darstellungen sind für die gerichtliche Festsetzung zwar nicht verbindlich. Anders als Faustregeltabellen kann man diese jedoch nicht einfach als kaum repräsentativ zurückweisen.1135) Vielmehr dürfte die umfassende Kenntnis der Rechtsanwendungspraxis und der damit einhergehende Begründungsdruck für abweichende Entscheidungen beeinflussen, wie Gerichte Zu- und Abschläge bemessen; ein Phänomen, das als Eigendynamik soziologischer Aussagen bezeichnet wird.1136)
803 Konkret könnten umfassende Auswertungen Antrag, Festsetzung und Kontrolle der Abweichungen vom Regelsatz auf folgende Weise unmittelbar und mittelbar unterstützen:
Bisher unbekannte Abweichungsgründe werden als solche erkannt. Dies ermöglicht eine frühzeitige Diskussion darüber, ob und unter welchen Voraussetzungen für den jeweiligen Sachverhalt eine Abweichung von der Regelvergütung angezeigt erscheint.
Auch für umstrittene Zu- und Abschlagsgründe lassen sich meist drei bis fünf Beschlüsse anführen, in denen die Abweichung bejaht wird.1137) Dies entspricht auch etwa der Anzahl der Entscheidungen, die in Faustregeltabellen für allgemein akzeptierte Begründungen genannt sind. Empirische Darstellungen würden offenlegen, ob es sich bei beispielhaft aufgeführten Entscheidungen tatsächlich um repräsentative Aufstellungen oder vielmehr um Einzelfälle handelt.
Vor allem kann die Verteilung der Abweichungssätze bei der Bestimmung der Höhe helfen: Zwar lässt sich der Mehraufwand im Vergleich zum Normalverfahren nicht messen; dennoch kann für einen konkreten Erschwernisgrund eingeschätzt werden, ob es sich – im Vergleich zu anderen Verfahren mit ähnli___________ 1134) In diese Richtung wohl Smid, ZInsO 2014, 1247 (1253), der eine Auswertung von Entscheidungen zur Bildung von Fallgruppen für möglich hält, um eine Gleichbehandlung zu erreichen. 1135) Siehe oben, ab Rn. 352 und Rn. 755. 1136) Röhl, Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 43; dazu bereits oben, Rn. 354. 1137) Z. B. Erfolg, Dauer, Erhalt von Arbeitsplätzen. Sogar für die Statistikmeldungen existieren zwei Festsetzungen im Beobachtungszeitraum.
288
III. Transparenz
cher Situation – eher um einen großen oder kleinen Mehraufwand handelt. Bei einem als durchschnittlich empfundenen Mehraufwand könnte man sich am Median der Verteilung orientieren. Darüber hinaus dienen die Quartile und Quantile als Richtlinie: Soll ein beantragter Zuschlagssatz für Auslandsbezug z. B. über dem dritten Quartil liegen, bedeutet dies, dass mindestens 75 % der Festsetzungen mit derselben Begründung geringer ausfallen. Alle Beteiligten können sich die Frage stellen, ob der Mehraufwand aufgrund des Auslandsbezugs im Vergleich zu anderen Verfahren mit Auslandsbezug tatsächlich im oberen Viertel liegt. Zwar ergeben sich auch aus den empirischen Verteilungen keine klaren Regeln. Allerdings verteilt ein solches Vorgehen zumindest die Argumentationslast. Insolvenzverwalter können die empirischen Daten bereits bei ihren Vergütungsanträgen berücksichtigen. Gerichte, Schuldner und Gläubiger können dann überprüfen, ob die Einordnung des Verfahrens plausibel erscheint.
2.
Schließlich würden auch Insolvenzgerichte erkennen, ob ihre Festsetzungspraxis generell oder hinsichtlich einzelner Begründungen als besonders streng oder besonders großzügig erscheint. Sie könnten überprüfen, ob die Unterschiede tatsächlich in Besonderheiten der Verfahren begründet sind oder ob sie möglicherweise ihren Entscheidungen andere Maßstäbe zugrunde legen. Im Sinne einer einheitlichen Rechtsanwendung ließe sich dann entsprechend nachsteuern.
Optimierung der Datenbasis
Was auf den ersten Blick vielversprechend erscheint, begegnet jedoch Schwierig- 804 keiten: Bereits aus dieser Studie geht hervor, dass die Datenlage umso dünner wird, je konkreter man die Fragen formuliert. Beispielsweise lässt sich den Auswertungen nicht entnehmen, ob Zuschläge für eine ungeordnete Buchhaltung für Verfahren mit einer Berechnungsgrundlage zwischen 50.000 und 250.000 € in Hamburg tendenziell höher ausfallen als in München. Im Idealfall müsste die Datenlage also in zwei Richtungen verbessert werden:
Mehr Breite: Die Auswertung weiterer Vergütungsbeschlüsse sorgt dafür, dass mehr Informationen zur Verfügung stehen und dadurch besser differenziert werden kann. Da die Veröffentlichungsvorgaben durch das SanInsFoG entgegen dem ursprünglichen Entwurf doch nicht eingeschränkt wurden, dürfte die Menge der verfügbaren Festsetzungen stetig anwachsen. Trends und Unterschiede werden dadurch immer klarer erkennbar.
Mehr Tiefe: Ein größerer Umfang der Datenbasis lässt sich auch dadurch erreichen, dass mehr Informationen in den Veröffentlichungen bereitgestellt werden. Dazu zählt zunächst, dass Insolvenzgerichte die Anforderungen des BGH an eine korrekte Veröffentlichung vollständig umsetzen. Dies ist aktuell nicht der Fall. Für einzelne Gerichte enthält nur ein kleiner Teil der Bekanntmachungen 289
Teil 3: Rechtspolitik
Angaben zur Berechnungsgrundlage und zu festgesetzten Zu- und Abschlägen. Würden sich tatsächlich alle Veröffentlichungen an dem hier dargestellten Kodierungsschema orientieren, ließen sich auch auf der Grundlage einer kleineren Zahl von Vergütungsbeschlüssen klarere Aussagen treffen. Nach längerer Diskussion hat der Gesetzgeber nicht nur an § 64 Abs. 2 InsO festgehalten, sondern sich sogar ausdrücklich für die Auslegung des BGH ausgesprochen. Dies sollte die Insolvenzgerichte dazu veranlassen, die erforderlichen Informationen in sämtlichen Veröffentlichungen bereitzustellen. Daneben können unterschiedliche Darstellungen der Zu- und Abschläge einen Vergleich erschweren oder verhindern. Dieses Problem ließe sich dadurch lösen, dass Abweichungssätze stets für eine Kombination aus Tätigkeitsbereich und Erschwernisgrund beantragt und festgesetzt werden und dies auch entsprechend veröffentlicht wird (z. B. schwieriger Forderungseinzug wegen Auslandsbezugs). Durch eine solche, einheitliche Darstellung könnten unterschiedliche Festsetzungen besser miteinander verglichen werden. Zwar handelt es sich bei den Bezeichnungen in den Veröffentlichungstexten nur um Zusammenfassungen längerer Vergütungsanträge; diese deuten allerdings darauf hin, dass sich die Darstellungsformen in der Praxis tatsächlich unterscheiden. Würden sämtliche Abweichungsgründe in der vorgeschlagenen Weise dargestellt, könnte dies auch ein weiteres Problem relativieren: Der richtige Umgang mit Überschneidungen von Abweichungsgründen erscheint ungeklärt.1138) Da Überschneidungen aber häufig gerade darauf beruhen, dass ein Abweichungsgrund an die Tätigkeit anknüpft, ein anderer an den Erschwernisgrund, würde das vorgeschlagene Vorgehen bereits einige Überschneidungen vermeiden.
3.
Bewertung
805 Die umfassende Veröffentlichung der Vergütungsentscheidungen kann also zumindest dazu beitragen, dass die Regelungen über Zu- und Abschläge in einheitlicherer Form angewendet werden. Um den Beteiligten nützliche Informationen für unterschiedliche Fragestellungen zu bieten, sollten zwar noch mehr Daten zur Verfügung stehen, als in dieser Studie verwendet wurden. Es ist aber damit zu rechnen, dass dies in Zukunft der Fall sein wird. Dass der Gesetzgeber die Vorschrift des § 64 Abs. 2 InsO unverändert gelassen hat, ist deshalb aus rechtspolitischer Sicht zu begrüßen. Die Rechte der Gläubiger werden nicht nur dadurch gestärkt, dass ihnen mehr Zeit zur Prüfung von Rechtsmitteln bleibt. Vielmehr erhalten sie durch empirische Aufbereitungen die Möglichkeit, geltend gemachte Zu- und Abschlagssätze einzuordnen und über deren Angemessenheit zu diskutieren.
___________ 1138) Siehe oben, ab Rn. 345.
290
III. Transparenz
Drei Punkte trüben jedoch den Optimismus: Erstens lassen die Ergebnisse dieser 806 Studie daran zweifeln, dass die Rechtsanwendung tatsächlich überall vereinheitlicht werden kann. Wenn mit den Veröffentlichungsvorgaben des BGH und z. B. dessen Aussagen zu Erfolgszuschlägen sogar höchstrichterliche Vorgaben häufig unbeachtet bleiben, ist fraglich, inwieweit bloße empirische Darstellungen die Festsetzungspraxis entscheidend verändern können. Zweitens zielt ein solches Vorgehen nicht primär auf eine angemessene, „richtige“ Festsetzung ab. Orientieren sich alle Beteiligten an der bestehenden Praxis, wird vielmehr die zentrale Tendenz des status quo perpetuiert.1139) Drittens wurde die Regelvergütung durch das SanInsFoG erhöht. Wendet man die 807 neuen Vergütungsregelungen auf die hier untersuchten Festsetzungen an, lässt sich errechnen, dass das Regelvergütungsvolumen um 18,53 % steigen würde.1140) Fraglich ist, ob Zuschläge deshalb zukünftig geringer ausfallen. Soweit die Neuregelung auch die Anforderungen eines Normalverfahrens verändert, müsste dies konsequenterweise der Fall sein.1141) Die Gesetzesbegründung differenziert hier: Während mit der Erhöhung der Stufengrenzwerte um 40 % das gestiegene Preis- und Einkommensniveau ausgeglichen werden soll, wurden die Prozentsätze angehoben, um den gestiegenen Anforderungen Rechnung zu tragen.1142) Der Inflationsausgleich darf sich grundsätzlich nicht auf die Bemessung der Zuschläge auswirken; vielmehr will der Gesetzgeber ausdrücklich für den gleichen Aufwand eine höhere Vergütung gewähren. Lediglich wenn Gerichte die Zuschläge aufgrund einer als unangemessen niedrig empfundenen Regelvergütung eher großzügig bemessen haben, wären diese in Zukunft zu mindern. Soweit mit den höheren Regelsätzen erhöhte Anforderungen ausgeglichen werden, müssten Zuschläge eigentlich geringer ausfallen:1143) Zum einen erscheint es möglich, dass diese erhöhten Anforderungen bisher durch Zuschläge ausgeglichen wurden. Zum anderen geht der Gesetzgeber nun ausdrücklich von einem höheren Normalaufwand aus, so dass ein bestimmter absoluter Mehraufwand im Vergleich zum Normalfall weniger ins Gewicht fällt. All dies lässt sich kaum quantifizieren und birgt die Gefahr einer uneinheitlicheren Festsetzungspraxis. ___________ 1139) Vgl. Röhl, Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 238. 1140) Hinsichtlich Vorsteuererstattung, Absonderungsrechte und Mindestvergütung unterliegt die Berechnung denselben Unschärfen, die bereits bei der Ermittlung des Regelvergütungsvolumens nach der früheren Fassung der InsVV bestanden. Graeber, NZI 2021, 370 (371) stellt in einer Tabelle dar, für welche Berechnungsgrundlagen sich die Anpassung inwieweit auswirkt. 1141) Lissner, ZInsO 2020, 2688 (2695) geht davon aus, dass Zuschläge seltener werden. A. A. Graeber, NZI 2021, 370 (376), der gerade keinen Willen des Verordnungsgebers sieht, die Praxis der Zu- und Abschläge anzupassen. 1142) Vgl. BT-Drucksache 19/24181 v. 11.12.2020, S. 249. 1143) A. A. Graeber, NZI 2021, 370 (376).
291
Teil 3: Rechtspolitik
IV. Ergebnis 808 Der empirische Befund erhärtet die Kritik am System der Zu- und Abschläge. Zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten sollte ein Regelwerk konstruiert werden, welches sich entweder klar als offenes System mit einem Stundenhonorar oder als geschlossenes System mit katalogisierten, pauschalen Zu- und Abschlägen positioniert. Letzteres erscheint vorzugswürdig. Empirische Auswertungen über die herrschende Vergütungspraxis können den Gesetzgebungsprozess unterstützen. Da die Vergütung erst kürzlich durch das SanInsFoG angepasst wurde, ist mit einer solchen Reform jedoch kaum zu rechnen. Dabei offenbart die Diskussion darüber, inwieweit die Anhebung der Regelsätze die Zuschlagsbemessung beeinflusst, noch einmal die dogmatischen Schwierigkeiten des geltenden Systems.
809 Die mit der Entscheidung des BGH vom 14.12.2017 geschaffene und nun aufrecht erhaltene Transparenz kann zwar zur Verbesserung der Situation beitragen: Sie ermöglicht den Beteiligten, sich an der tatsächlichen Praxis zu orientieren, und legt ungewöhnliche Festsetzungen offen. Da sich daraus keine verbindlichen Regeln ergeben und die dogmatischen Fragen ungeklärt bleiben, muss die Forderung nach einer Neukonzeption aufrechterhalten werden. Immerhin sind problematische Entwicklungen der Vergütungspraxis in Zukunft besser erkennbar.
292
Schlussbemerkungen I. Ausblick Abschließend wird auf drei verschiedenen Ebenen ein Blick in die Zukunft geworfen. 810 Die erste davon betrifft die Rechtssetzung und die Rechtsanwendung im Vergütungsrecht: Nach der Reform durch das SanInsFoG ist mit einer eigentlich erforderlichen Neuordnung in der absehbaren Zukunft nicht zu rechnen. Die Frage nach dem „richtigen“ Normalfall und nach der Quantifizierung von Abweichungen werden also ungelöst bleiben. Es ist zu hoffen, dass die vom BGH geschaffene Transparenz dennoch dazu beiträgt, dass die Regelungen zumindest in einheitlicherer Weise angewendet und die Vergütungen deshalb besser vorhersehbar werden. Einen Anteil dazu sollten „empirische Kommentierungen“ leisten, welche in Zukunft vermehrt die Rechtsanwendungspraxis in umfassender Form darstellen werden. Dass dadurch erkennbare Unterschiede zwischen den Gerichten – wie von Reck befürchtet – Verwaltervorschläge beeinflussen1144) oder sogar zu einem innerstaatlichen forum shopping führen, darf bezweifelt werden: Eine empirisch festgestellte besondere Strenge oder Großzügigkeit bezieht sich immer nur auf die Vergangenheit und bietet Argumentationspotential für neue Vergütungsanträge. Auf der zweiten Ebene stellt sich die Frage, wie die empirische Studie im Vergü- 811 tungsrecht sinnvoll erweitert und ergänzt werden kann. Es wurde dargestellt, dass die betrachtete Datenmenge für einige Vergleiche zu gering ausfällt. Bereits die Aufarbeitung weiterer Beschlüsse könnte also neue Erkenntnisse hervorbringen. Die Studie konnte zwar keine spürbare Verbesserung in der Umsetzung der Veröffentlichungsvorgaben des BGH über die Zeit nachweisen. Da der Gesetzgeber nun aber ausdrücklich an der Rechtsauffassung des BGH festhalten will, ist zu hoffen, dass in Zukunft mehr Informationen bereitstehen. Um diese effizient verarbeiten zu können, sollten spezifische Werkzeuge zur Extraktion aus den Veröffentlichungstexten konstruiert werden: Der Kodierungsvorgang hat gezeigt, dass in der Regel die Beschlüsse eines Insolvenzgerichts ähnlich strukturiert sind oder zumindest auf einer überschaubaren Zahl von „Vorlagen“ basieren. Statt sich allgemein auf bestimmte Begriffe zu stützen, könnten die Werkzeuge für bekannte Varianten einen eigenen Regelsatz enthalten. Dies erfordert zwar einen erheblichen initialen Aufwand, verspricht dann aber eine deutlich erhöhte Genauigkeit bei der automatischen Kodierung und macht eine manuelle Betrachtung in vielen Fällen überflüssig. Außerdem könnte der Versuch unternommen werden, eine geeignete Ontologie für Zu- und Abschlagsgründe zu entwerfen. Diese sollte zwischen Tätigkeitsbereich und Erschwernisgrund differenzieren und Beziehungen zwischen den Gründen berücksichtigen. Eine hinreichende Datenmenge vorausgesetzt, würde ein solches System präzisere Vergleiche zwischen unterschiedlichen Festsetzungen ermöglichen. ___________ 1144) Reck, ZVI 2018, 87 (89).
293
Schlussbemerkungen
812 Daneben erscheint eine Ausweitung der Untersuchung auf weitere Beteiligte sinnvoll. Insbesondere zu Zu- und Abschlägen bei der Vergütung des (vorläufigen) Sachwalters liegen bisher kaum empirische Erkenntnisse vor. Längerfristig sollte außerdem die dynamische Entwicklung der Zu- und Abschläge betrachtet werden: Wie verändert sich die Menge der anerkannten Zu- und Abschlagsgründe und wie entwickeln sich die Abweichungssätze? Von besonderem Interesse ist dabei, ob sich die Festsetzungen in Verfahren, die nach dem 31.12.2020 beantragt wurden, von den Festsetzungen in älteren Verfahren unterscheiden. Daraus lässt sich ableiten, inwieweit die Insolvenzgerichte in der Neuregelung der Regelsätze auch eine Anpassung der Normalfallkriterien sehen. Betrachtet man die Entwicklung der Berechnungsgrundlagen, muss in Zukunft nicht mehr darüber spekuliert werden, inwieweit sich die Vergütungen zum Nachteil der Beteiligten entwickelt haben.
813 Schließlich kann man auf einer dritten, abstrakteren Ebene die Rechtstatsachenforschung selbst in den Blick nehmen: Lässt sich die Studie als allgemeines Beispiel dafür heranziehen, dass mit der Hilfe von Software auf viele Rechtsbereiche ein neuer, empirischer Blickwinkel ermöglicht werden kann? Grundsätzlich sind Gebiete denkbar, in denen ähnliche Fragestellungen auftreten. Neben den Themen Strafzumessung und Schmerzensgeldhöhe1145) könnte man etwa daran interessiert sein, welche Minderungssätze bei Miet- oder Reisemängeln anerkannt werden. Die größte Schwierigkeit derartiger Forschungsprojekte dürfte jedoch darin bestehen, die erforderlichen Daten zu beschaffen. Dass sämtliche Vergütungsbeschlüsse mit verhältnismäßig geringem Aufwand beobachtet werden können, stellt aktuell eine Besonderheit dar. Es wurde gezeigt, dass dennoch ein erheblicher manueller Aufwand für die Kodierung notwendig war. Müssten dazu auch die Entscheidungen über einzelne Anfragen bei den Gerichten beschafft und möglicherweise sogar digitalisiert werden, wären Projekte in dieser Größenordnung kaum realisierbar. Immerhin kann eine abgeschlossene Untersuchung Folgeprojekte aus technischer Sicht erheblich vereinfachen: Zum einen lassen sich einmal entwickelte Werkzeuge weiterverwenden. Zum anderen können manuell kodierte Datensätze als Trainingsdaten für die Entwicklung von Programmen zur automatische Kodierung dienen.
814 Es bleibt zu wünschen, dass zukünftig auch andere Gerichtsentscheidungen in größerem Umfang zur Verfügung stehen, so dass empirisch orientierte Forschungsprojekte neue Perspektiven auf das Recht ermöglichen können. Die Erkenntnisse können zur Akzeptanz, Verbesserung und Weiterentwicklung des Rechtssystems beitragen.1146)
___________ 1145) Zur Bemessung von Schmerzensgeld existieren bereits umfangreiche Entscheidungssammlungen, z. B. Slizyk, Schmerzensgeld 2021, 17. Aufl. 2020. 1146) So weist etwa Röhl, Das Dilemma der Rechtstatsachenforschung, 1974, S. 249 darauf hin, die Kriminalsoziologie habe „vor allem durch empirische Strafzumessungsforschung und Dunkelfelduntersuchungen die Selbstgerechtigkeit der Strafjustiz wohltuend erschüttert“.
294
II. Thesen
II. Thesen Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie lassen sich mit den folgenden Thesen zu- 815 sammenfassen:
1.
Rechtsdogmatik
(1)
Das Vergütungssystem muss einen angemessenen Ausgleich für mehrere Verfahrensvarianten mit jeweils auch im Einzelnen potentiell unterschiedlichen Verläufen vorsehen. Die InsVV enthält nur für wenige Situationen ausdrückliche Sonderregelungen; die meisten Besonderheiten müssen durch Zu- und Abschläge ausgeglichen werden.
(2)
Das System der Zu- und Abschläge ist so konzipiert, dass erhebliche Unklarheiten bei der Rechtsanwendung bestehen. Insbesondere ist der Normalfall als Vergleichsmaßstab weder bestimmt noch bestimmbar. Auch besteht keine klare Konzeption, wie Abweichungen von diesem Normalfall als Zu- oder Abschläge quantifiziert werden. Gesetze und Materialien legen nahe, Abweichungen nach dem Verhältnis zu bemessen, in dem der objektivierte Zeitaufwand für das konkrete Verfahren vom Zeitaufwand eines Normalverfahrens abweicht. Es ist unklar, inwieweit diese Konzeption in Literatur und Rechtsprechung anerkannt ist.
(3)
Die unklare Dogmatik liegt auch darin begründet, dass zentrale Fragen des Vergütungssystems unbeantwortet sind, die den Umgang mit Zu- und Abschlägen entscheidend beeinflussen. Insbesondere ist ungeklärt, inwieweit die InsVV ein offenes oder ein geschlossenes System darstellt und welche Rolle eine erfolgreiche Verfahrensbearbeitung spielen soll.
(4)
Einige Schwierigkeiten und Spielräume scheinen auf den ersten Blick nur die Darstellung oder die Vorgehensweise zu betreffen. Da sich jedoch ein objektiv richtiges Ergebnis kaum ermitteln lässt, könnten auch formale Unterschiede durch psychologische Effekte unbewusst das Entscheidungsergebnis beeinflussen.
(5)
Da der Normalfall völlig unbestimmt ist, können sich die Beteiligten praktisch nur an vergangenen Entscheidungen und an Tabellen in der Literatur orientieren. Dies führt dazu, dass Zu- und Abschläge eher als pauschale Vergütungspositionen mit einem gewissen Spielraum bei der Höhe behandelt werden.
(6)
Die Entscheidung des BGH vom 14.12.2017 macht die praktische Anwendung der Regelungen über Zu- und Abschläge transparent. Dieses Ergebnis folgt aus einer eigentlich nicht erforderlichen Doppelbegründung in der Entscheidung, wobei die entsprechende Auslegung aus rechtlicher Sicht nicht zwingend erscheint.
295
Schlussbemerkungen
2.
Rechtspraxis
(1)
Empirische Auswertungen zur Vergütungspraxis liegen bisher nicht vor. Was Zu- und Abschläge betrifft, finden sich lediglich anekdotische Aussagen oder sehr kleine Stichproben.
(2)
Trotz der klaren Vorgaben des BGH erfolgen die Veröffentlichungen nur unzureichend, ohne dass nach einem Jahr eine deutliche Tendenz zu einer umfassenderen Umsetzung der Entscheidung erkennbar ist. Auch einzelne große Insolvenzgerichte verweigern die korrekte Veröffentlichung fast vollständig.
(3)
Die Regelvergütung bildet nicht die Regel, sondern in größeren Verfahren eher die Ausnahme. Ab einer mittleren Verfahrensgröße wird in weit mehr als jedem zweiten Verfahren von der Regelvergütung abgewichen.
(4)
Das System der Zu- und Abschläge ist faktisch ein Zuschlagssystem. Abschläge spielen nur eine untergeordnete Rolle. Dass bei größeren Verfahren insgesamt eine geringere Vergütung als die Regelvergütung festgesetzt wird, kommt nur in Ausnahmefällen vor.
(5)
Bei den Zuschlägen handelt es sich nicht um geringe Anpassungen der Regelvergütung. Von dem gesamten, hier ermittelten Vergütungsvolumen von etwa 900 Millionen Euro basiert mehr als die Hälfte auf Zuschlägen zur Regelvergütung.
(6)
In größeren Verfahren wächst die prozentuale Vergütungserhöhung sogar überproportional zur Berechnungsgrundlage: Je höher die Berechnungsgrundlage, desto höher fällt tendenziell nicht nur der Zuschlagsbetrag, sondern auch die prozentuale Abweichung aus.
(7)
Zuschläge haben zur Folge, dass die Verteilung des Vergütungsvolumens auf die Verfahren noch weniger gleichmäßig ausfällt: Betrachtet man nur die Regelvergütung, entfällt die Hälfte des gesamten Vergütungsvolumens auf die größten 11 % der Verfahren. Bezieht man Zu- und Abschläge mit ein, liegt dieser Anteil der Verfahren bei nur noch 1,5 %.
(8)
Die Daten deuten darauf hin, dass sich Gerichte bei der Festsetzung von Zuund Abschlägen unterschiedlich streng verhalten. Dies zeigt sich in der Höhe der Abweichungen sowie in dem Anteil gekürzter Vergütungsanträge.
(9)
Für bestimmte Sachverhalte gewähren einzelne Gerichte einen Zuschlag, während andere diesen pauschal ablehnen. Teilweise unterscheidet sich insoweit sogar die Festsetzungspraxis innerhalb eines Insolvenzgerichts. Auch hier werden Entscheidungen des BGH teilweise ignoriert.
296
II. Thesen
(10) Die Unterschiede lassen sich nicht nach Region oder Bundesland verorten. Auch bei benachbarten Insolvenzgerichten zeigt sich teilweise eine abweichende Festsetzungspraxis. (11) Die umstrittene Gesamtwürdigung ließ sich eher selten nachweisen, wird dann aber sehr unterschiedlich gehandhabt. (12) Die aus dogmatischer Sicht problematischen Faustregeltabellen weichen teilweise erheblich von der Realität ab.
3.
Rechtspolitik
(1)
Die empirischen Erkenntnisse bestätigen die Bedenken der rechtsdogmatischen Betrachtung: Aufgrund der Zu- und Abschläge bietet das Vergütungssystem weder Rechtssicherheit noch sind die Regelungen für einen der Beteiligten einfach zu handhaben.
(2)
Die unbefriedigende Situation müsste eigentlich durch eine Reform des Zu- und Abschlagssystems gelöst werden. Das Vergütungssystem sollte entweder als echtes offenes System (Stundenhonorar) oder echtes geschlossenes System (fester Zu- und Abschlagskatalog) ausgestaltet werden.
(3)
Behält man das vorhandene System bei, könnte man zumindest der uneinheitlichen Handhabung durch mehr Transparenz in Form von empirischen Kommentierungen entgegenwirken. Insoweit ist rechtspolitisch zu begrüßen, dass die Veröffentlichungsvorgaben für Vergütungsbeschlüsse durch das SanInsFoG nicht angepasst wurden. So ist mit einer wachsenden Datengrundlage zu rechnen.
(4)
Die Anpassung der Regelsätze durch das SanInsFoG schafft neue Unsicherheit bei der Festsetzung von Zu- und Abschlägen, da unklar ist, inwieweit die Änderung auch den vergütungsrechtlichen Normalfall modifiziert.
297
Anhang
Anhang
I. Forschungsdaten Der empirischen Untersuchung liegen Datendateien mit den im Beobachtungszeitraum abgerufenen Bekanntmachungen, den kodierten Vergütungsbeschlüssen sowie den kodierten Abweichungspositionen zugrunde.1147) Diese wurden mit Hilfe verschiedener Python-Programmbibliotheken ausgewertet. Die im Text der Studie enthaltenen Zahlenwerte, Grafiken und Tabellen wurden dabei automatisch erzeugt. Der gesamte Programmcode ist in mehreren Jupyter Notebooks1148) enthalten. Von der Internetseite www.insolvenzbekanntmachungen.de müssen die Bekanntmachungen nach einer bestimmten Zeit entfernt werden (§ 3 InsoBekV). Deshalb können die Dokumente sowie deren wesentliche Inhalte nicht dauerhaft öffentlich bereitgestellt werden. Unter https://doi.org/10.11588/data/IQVLLB findet sich eine Übersicht aller Bekanntmachungen, die zwischen Februar 2018 und Januar 2019 abgerufen und deshalb in der Untersuchung berücksichtigt wurden. Neben der öffentlichen ID und dem Abrufdatum sind die extrahierten Merkmale Gericht, Aktenzeichen und Entscheidungsgegenstand enthalten. Außerdem finden sich Informationen dazu, ob die Bekanntmachung als Duplikat markiert wurde, ob es sich um einen Vergütungsbeschluss handelt (oder genauer, wessen Vergütung darin festgesetzt wird) und ob in diesem Beschluss eine Berechnungsgrundlage enthalten ist. Das Datenfeld „id“ in diesem Datensatz entspricht der ID, die in Fußnotenzitaten dieser Studie angegeben wird. Der Datensatz enthält die folgenden Informationen:1149) Datenfeld
Datentyp
Bedeutung
id
number
Interne ID
file
text
Öffentliche ID auf www.insolvenzbekanntmachungen.de
added_at
text (ISO-Datum)
Abrufdatum
az
text
Extrahiertes Aktenzeichen
gericht
text
Extrahiertes Insolvenzgericht (vereinheitlicht)
___________ 1147) Für die Auswertungen wurden die Daten im JSON-Format (kurz für JavaScript Object Notation) bereitgestellt. 1148) Jupyter Notebooks sind Dokumente einer web-basierten Entwicklungsumgebung für mehrere Programmiersprachen, u. a. Python, siehe https://jupyter.org (abgerufen am 20.12.2020). 1149) Der Datensatz wird im JSON-Format bereitgestellt. Bei den angegebenen Datentypen handelt es sich daher um die von JSON vorgesehen Typen.
301
Anhang
Datenfeld
Datentyp
Bedeutung
gegenstand
text
Extrahierter Gegenstand des Beschlusses (vereinheitlicht)
ist_duplikat_auto
boolean
Automatisch als Duplikat gekennzeichnet?
ist_duplikat_manuell boolean
Manuell als Duplikat kodiert?
ist_duplikat
boolean
Handelt es sich um ein Duplikat? (true, wenn entweder ist_duplikat_auto oder ist_duplikat_manuell true sind)
beteiligter_auto
text
Automatische Zuordnung des Beteiligten, dessen Vergütung festgesetzt wird
beteiligter_manuell
text
Manuelle Kodierung des Beteiligten, dessen Vergütung festgesetzt wird
beteiligter
text
Beteiligter, dessen Vergütung festgesetzt wird (beteiligter_manuell überschreibt ggf. beteiligter_auto)
ist_bgl_vorhanden
boolean
Enthält der Vergütungsbeschluss eine Berechnungsgrundlage?
302
Anhang
II. Datenbeispiel Das folgende Beispiel zeigt den anonymisierten Text eines veröffentlichten Vergütungsbeschlusses1150) und die dazugehörigen strukturierten Daten nach der Kodierung (ein Vergütungsbeschluss und mehrere Abweichungspositionen).1151) Alle nachträglichen Auslassungen sind durch […] gekennzeichnet. Zur Veranschaulichung wird außerdem ein Bildschirmausschnitt aus der für diese Untersuchung entwickelten Kodierungssoftware1152) mit den Daten des Beschlusses abgebildet.
1. Beschlusstext 46 IN 33/12: In dem Insolvenzverfahren über das Vermögen der […] sind die Vergütung und Auslagen des Insolvenzverwalters Rechtsanwalt […] festgesetzt worden. Gemäß § 64 Abs. 2 S. 2 InsO sind die festgesetzten Beträge nicht zu veröffentlichen. Der vollständige Beschluss kann in der Geschäftsstelle des Amtsgerichts – Insolvenzgericht – Lüneburg eingesehen werden. Die Festsetzung wird wie folgt bekannt gemacht:
EUR Nettovergütung gemäß InsVV
EUR um Prozentsatz eingeben % erhöht zuzüglich
EUR Umsatzsteuer darauf in Höhe von 19 %
EUR Auslagen zuzüglich
EUR Umsatzsteuer darauf in Höhe von 19 %
EUR Zustellungskosten gemäß § 8 Abs. 3 InsO zuzüglich
___________ 1150) AG Lüneburg, Bekanntmachung v. 5.12.2018 – 46 IN 33/12, ID 1975116. 1151) Die Struktur der Daten ist oben, ab Rn. 569 im Überblick dargestellt. 1152) Siehe oben, ab Rn. 509.
303
Anhang EUR Umsatzsteuer darauf in Höhe von 19 %
EUR Gesamtbetrag Dem Insolvenzverwalter wird gestattet, den festgesetzten Betrag nach Rechtskraft des Beschlusses der Insolvenzmasse zu entnehmen. G r ü n d e: Mit Schriftsatz vom 11.10.2018 beantragte der Insolvenzverwalter die Festsetzung seiner Vergütung und Auslagen. Die Vergütung ist gemäß § 1 Abs. 1 InsVV nach dem Wert der Insolvenzmasse zu berechnen, auf die sich die Schlussrechnung bezieht. Diese beträgt 215.302,32 EUR. Ausgehend von dieser Berechnungsmasse ergibt sich gemäß § 2 Abs. 1 InsVV eine Regelvergütung in Höhe von 27.821,16 EUR. Im Verfahren ist es zu folgenden Zuschlagsfaktoren gekommen: 70 % für die Betriebsfortführung für 8 Monate 40 % für die schwierige Zusammenarbeit mit der unkooperativen Schuldnerin und für die aufwendige Aufarbeitung der ungeordneten Buchhaltung 15 % für die überlange Verfahrensdauer Geltend gemacht und in seinem Antrag begründet wurden vom Verwalter Zuschlagsfaktoren von insgesamt 140 %. Im Hinblick auf den Sachvortrag und den Akteninhalt bestanden gegen die Gewährung des Zuschlags in der beantragten Höhe Bedenken, so dass eine antragsgemäße Festsetzung nicht erfolgen konnte. Beantragt waren 30 % für die überlange Verfahrensdauer. Eine überlange Verfahrensdauer rechtfertigt als solche keinen Zuschlag. Sie kann einen Zuschlag rechtfertigen, wenn dadurch der Verwalter stärker als in Insolvenzverfahren allgemein üblich in Anspruch genommen worden ist (BGH, Beschl. v. 11. Mai 2006 aaO S. 1207 Rn. 42; S. 1205 Rn. 12). Der Insolvenzverwalter begründet die 30 % in seinem Antrag unter anderem mit der Aufbereitung der ungeordneten Buchhaltung. Insofern findet hier eine Überschneidung mit einem anderen Zuschlagstatbestand statt, da die Aufbereitung der Buchhaltung bereits einen Zuschlagsfaktor darstellt. Bei Gesamtwürdigung ist daher nur ein Zuschlag von 15 % für die überlange Verfahrensdauer aufgrund der außergewöhnlich starken Inanspruchnahme des Insolvenzverwalters angemessen. Ansonsten konnten die Zuschlagsfaktoren antragsgemäß festgesetzt werden, so dass sich ein Zuschlagsfaktor von insgesamt 125 % ergibt. Die geltend gemachten Zustellungskosten gemäß § 8 Abs. 3 InsO sind in Höhe von 353,70 EUR nebst Umsatzsteuer in Höhe von 19 % festzusetzen.
304
Anhang Die Festsetzung der Auslagen ergibt sich aus § 8 Abs. 3 InsVV. Die Erstattung der Umsatzsteuer auf die Vergütung und Auslagen ergibt sich aus § 7 InsVV. Rechtsmittelbelehrung […]
2. Daten nach Kodierung Vergütungsbeschluss ID
1975116
Datum
2018-12-05
Volltext
[…]
Gericht
Lüneburg
Aktenzeichen
46 IN 33/12
Schuldner
[…]
Gegenstand
Entscheidungen im Verfahren
Beteiligter
IV
Berechnungsgrundlage
215.302,32
Abweichung vorhanden
Ja
Antrag gekürzt
Ja
Beantragt
140
Festgesetzt
125
Abweichungsposition ID
26830
ID Vergütungsbeschluss
1975116
Ist Gruppe
Nein
ID Gruppe Ist Zuschlag
Ja
Grund
lit. b (Unternehmensfortführung)
Bezeichnung
Betriebsfortführung für 8 Monate
Antrag gekürzt
Nein
Beantragt
70
Festgesetzt
70
305
Anhang
Abweichungsposition ID
26831
ID Vergütungsbeschluss
1975116
Ist Gruppe
Ja
ID Gruppe Ist Zuschlag
Ja
Grund Bezeichnung Antrag gekürzt
Nein
Beantragt
40
Festgesetzt
40
Abweichungsposition ID
26832
ID Vergütungsbeschluss
1975116
Ist Gruppe
Nein
ID Gruppe
26831
Ist Zuschlag
Ja
Grund
Schuldnerverhalten
Bezeichnung
schwierige Zusammenarbeit mit der unkooperativen Schuldnerin
Antrag gekürzt
Nein
Beantragt Festgesetzt
306
Anhang
Abweichungsposition ID
26833
ID Vergütungsbeschluss
1975116
Ist Gruppe
Nein
ID Gruppe
26831
Ist Zuschlag
Ja
Grund
Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
Bezeichnung
aufwendige Aufarbeitung der ungeordneten Buchhaltung
Antrag gekürzt
Nein
Beantragt Festgesetzt
Abweichungsposition ID
26834
ID Vergütungsbeschluss
1975116
Ist Gruppe
Nein
ID Gruppe Ist Zuschlag
Ja
Grund
Verfahrensdauer
Bezeichnung
überlange Verfahrensdauer
Antrag gekürzt
Ja
Beantragt
30
Festgesetzt
15
307
Anhang
3. Darstellung in der Kodierungssoftware
308
Anhang
III. Tabellen Im Folgenden werden die wichtigsten zusammenfassenden Werte (Aggregatwerte) auf zwei Ebenen tabellarisch dargestellt: Die erste Ebene betrifft die Menge der Vergütungsbeschlüsse, die zweite Ebene die Menge der Einzelabweichungen. Die ersten Tabellen beschreiben jeweils die Gesamtmenge und differenzieren dabei zusätzlich nach der vergüteten Rolle. Außerdem werden die Kennzahlen kurz erläutert. Damit bilden diese Tabellen auch gleichzeitig eine Legende für die Tabellenüberschriften der folgenden Seiten. Für die Menge der Vergütungsbeschlüsse schließen sich Aufstellungen an, welche die Werte für alle Größenklassen, Bundesländer und Insolvenzgerichte darstellen. Diese Tabellen sind ebenfalls nach der Vergütung des endgültigen und des vorläufigen Insolvenzverwalters aufgeteilt. Es folgt eine Aufstellung der Kennzahlen für Einzelabweichungen, die nach den Abweichungsgründen aufgeschlüsselt sind. Für die Menge der Einzelabweichungen ist zu beachten, dass bei der Kodierung der Vergütungsbeschlüsse erhebliche Spielräume und Unsicherheiten bestanden. Dies wird durch die scheinbar rein objektive Darstellung von Zahlenwerten verdeckt. Insofern muss die Aussagekraft der Informationen geringer bewertet werden als bei den Kennzahlen auf Ebene der Vergütungsbeschlüsse.
309
310
Anzahl korrekt (Berechnungsgrundlage, Abweichung nicht unklar, keine fehlende Einzel-
Summe der Regel- bzw. Mindestvergütungen (angenähert)
Berechnungsgrundlage Median (unter den Beschlüssen mit Abweichung)
Dauer in Jahren Mittelwert (unter den Beschlüssen mit Abweichung)
Abw BGL M
Abw Dauer Ø
Abw Max
Summe der festgesetzten Zuschläge abzgl. der Abschläge in Euro (angenähert)
Festgesetzte Abweichung Maximum
Abw M
Σ Abw €
Festgesetzte Abweichung Median
Abw Ø
Σ RV €
Festgesetzte Abweichung Minimum
Festgesetzte Abweichung Mittelwert
Abw Min
Anzahl mit gekürztem Vergütungsantrag
Anteil mit Abschlag / N Abw klar
% Ab
Anteil mit gekürztem Vergütungsantrag / Abweichung vorhanden oder auf 0 gekürzt
Anzahl mit Abschlag
N Ab
% Gek
Anzahl mit Abweichung und bekanntem Abweichungssatz
N Gek
Anteil korrekt / N
% Kor
N Abw klar
abweichung)
N Kor
1.897
4.037
Anzahl mit Abweichung
Berechnungsgrundlage Mittelwert
Anteil mit Abweichung / N BGL
Berechnungsgrundlage Median
BGL M
BGL Ø
N Abw
Anteil mit Berechnungsgrundlage / N
% BGL
% Abw
505.836,28 €
12.506,56 € 210.050,02 €
Anzahl mit Berechnungsgrundlage
VIV
6,34
99.834,32 €
199.802.539,56 €
205.273.052,55 €
2.375,00
25,00
51,40
–85,00
6,73 %
275
14 , 3 4 %
531
3.702
49,90 %
15.243
23,84 %
55, 43 %
16.931
3,16
112.994,45 €
42.261.661,01 €
20.966.358,54 €
780,00
30,00
40,92
–15,00
6 ,71 %
128
1, 0 7 %
19
1.771
39,58 %
2.724
54,08 %
50.000,00 €
50,97 %
3.508
6.883
N BGL
IV
Anzahl
N
30.547
Erklärung
Wert
1. Vergütungsbeschlüsse gesamt mit Erklärung
5,31
103.882,23 €
242.064.200,56 €
226.239.411,08 €
2.375,00
29,76
48,01
–85,00
6,72 %
403
10, 0 5 %
550
5.473
48,00 %
17.967
29,03 %
5.934
260.816,60 €
16.620,80 €
54,61 %
20.439
37.430
Gesamt
Anhang
25,00
Spearman-Koeffizient für Zusammenhang Festsetzung und BGL
€M
ρ BGL
(nur Festsetzungen ≠ 0)
Berechnungsgrundlage Median
Festgesetzter Betrag (angenähert) Median
BGL M
Anzahl Antrag gekürzt
Anteil Antrag gekürzt / N
% Gek
%0
N Gek
Anzahl mit Abweichungssatz von 0
Anteil mit Abweichungssatz von 0 / N klar
N0
Festgesetzter Satz 75%-Quantil (nur Festsetzungen ≠ 0)
Festgesetzter Satz Maximum (nur Festsetzungen ≠ 0)
Q2
15,00
Festgesetzter Satz Median (nur Festsetzungen ≠ 0)
M
Max
5, 00
Festgesetzter Satz 25%-Quantil (nur Festsetzungen ≠ 0)
Q1
0,34
3.38 0,13 €
238.862,45 €
4,29 %
297
5,51 %
157
380,00
–70,00
41,10 %
Anteil mit Abweichungssatz / N
2.848
Festgesetzter Satz Minimum (nur Festsetzungen ≠ 0)
Anzahl mit Abweichungssatz
N klar
IV 6.930
Min
Anzahl
% klar
Erklärung
Wert
N
2. Einzelabweichungen gesamt mit Erklärung VIV
0,15
3.629,69 €
214.451,07 €
4,49 %
133
4,70 %
60
100,00
25,00
15,0 0
10,00
–30,00
43,16 %
1.277
2.959
0,29
3.474,88 €
230.924,60 €
4,35 %
430
5,26 %
217
380,00
25,00
15,00
10,00
–70,00
41,71 %
4.125
9.889
Gesamt
Anhang
311
312
935
387
5. 500 – 25.000
2
303
4. 250 – 500
7. > 50.000
1.054
3. 50 – 250
6
532
2. 25 – 50
6. 25.000 – 50.000
1.224
1. 0 – 25
VIV
7
707
5. 500 – 25.000
7. > 50.000
632
4. 250 – 500
9
3.009
3. 50 – 250
6. 25.000 – 50.000
1.937
1.937
2
6
387
303
1.054
532
1.224
7
9
707
632
3.009
10.630
10.630
9
15
1. 0 – 25
9
15
1.094
2. 25 – 50
IV
7. > 50.000
6. 25.000 – 50.000
1.094
4.063
3. 50 – 250
4. 250 – 500
5. 500 – 25.000
4.063
2.469
935
2.469
11.854
11.854
N BGL
1. 0 – 25
N
2. 25 – 50
Gesamt
BGL Klasse (in T€)
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
100,00 %
% BGL
3. Vergütungsbeschlüsse nach Größenklasse
146.560.926,57 €
32.484.808,61 €
1.347.199,34 €
352.416,98 €
99.655,19 €
35.646,16 €
10.401,98 €
98.754.704,79 €
31.043.829,61 €
1.019.616,10 €
338.472,27 €
94.540,85 €
34.528,81 €
3.893,55 €
98.754.704,79 €
31.043.829,61 €
1.146.731,85 €
340.904,06 €
96.066,56 €
34.750,98 €
4.335,51 €
BGL M
146.560.926,57 €
33.564.842,90 €
2.632.327,54 €
355.180,93 €
115.249,24 €
36.447,37 €
10.432,58 €
159.977.571,75 €
31.861.200,50 €
2.063.028,20 €
349.224,96 €
110.914,75 €
35.649,22 €
6 . 3 6 8 ,4 7 €
156.996.095,05 €
32.542.657,46 €
2.264.416,54 €
351.155,08 €
112.039,18 €
35.821,20 €
6.788,12 €
BGL Ø
2
6
331
258
748
267
272
7
9
630
511
1.530
508
819
9
15
961
769
2.278
775
1.091
N Abw
100,00 %
100,00 %
85,53 %
85,15 %
70,97 %
50,19 %
22,22 %
100,00 %
100,00 %
89,11 %
80,85 %
50,85 %
26,23 %
7,70 %
100,00 %
100,00 %
87,84 %
82,25 %
56,07 %
31,39 %
9,20 %
% Abw
1
2
271
210
742
410
1.088
6
4
448
445
2.375
1.726
10.239
7
6
719
655
3.117
2.136
11.327
N Kor
50,00 %
33,33 %
70,03 %
69,31 %
70,40 %
77,07 %
88,89 %
85,71 %
44,44 %
63,37 %
70,41 %
78,93 %
89,11 %
96,32 %
77,78 %
40,00 %
65,72 %
70,05 %
76,72 %
86,51 %
95,55 %
% Kor
2
6
314
246
696
248
254
6
8
573
475
1.411
471
738
8
14
887
721
2.107
719
992
N Abw klar
Anhang
0
7. > 50.000
2,95 %
115
14
5
0
0
3. 50 – 250
4. 250 – 500
5. 500 – 25.000
6. 25.000 – 50.000
7. > 50.000
8
3
1
0
3. 50 – 250
4. 250 – 500
5. 500 – 25.000
6. 25.000 – 50.000
0
3
2. 25 – 50
7. > 50.000
4
1. 0 – 25
VIV
8,15 %
100
0,00 %
0,00 %
0,32 %
1,22 %
1,15 %
1,21 %
1,57 %
0,00 %
0,00 %
0,87 %
21,23 %
294
1. 0 – 25
39,84 %
0,00 %
0,00 %
0,68 %
2. 25 – 50
IV
0
6. 25.000 – 50.000
17
6
123
3. 50 – 250
4. 250 – 500
5. 500 – 25.000
5,84 %
103
2,36 %
14,33 %
298
30,04 %
% Ab
2. 25 – 50
N Ab
1. 0 – 25
Gesamt
BGL Klasse (in T€)
0
0
28
23
44
15
16
0
0
64
42
102
31
30
0
0
92
65
146
46
46
N Gek
0,00 %
0,00 %
8,46 %
8,88 %
5,84 %
5,62 %
5,80 %
0,00 %
0,00 %
10,11 %
8,19 %
6,59 %
5,96 %
3,61 %
0,00 %
0,00 %
9,54 %
8,42 %
6,35 %
5,84 %
4,16 %
% Gek
75,00
40,00
–10,00
–15,00
–15,00
–5,00
–10,00
325,00
15,00
–25,00
–60,00
–85,00
–60,00
–70,00
75,00
15,00
–25,00
–60,00
–85,00
–60,00
–70,00
Abw Min
164,50
169,64
74,79
49,24
33,18
23,26
25,79
625,48
627,19
143,14
69,28
35,94
17,10
8,76
510,23
431,10
118,94
62,44
35,03
19,23
13,12
Abw Ø
164,50
122,50
61,55
45,00
27,79
20,00
20,00
588,93
495,00
120,00
53,20
25,00
20,00
10,00
463,93
288,00
90,00
50,00
26,91
20,00
15,00
Abw M
254,00
423,83
780,00
245,00
200,00
110,00
175,00
1.000,00
2.375,00
773,30
350,00
375,00
260,00
250,00
1.000,00
2.375,00
780,00
350,00
375,00
260,00
250,00
Abw Max
871.679,63 €
920.097,64 €
7.778.366,28 €
2.530.461,16 €
5.485.397,31 €
1.710.624,96 €
1.669.731,54 €
13.142.680,02 €
5.367.258,04 €
48.790.468,79 €
20.999.305,22 €
61.726.722,75 €
24.526.886,92 €
30.719.730,80 €
14.014.359,66 €
6.287.355,69 €
56.568.835,07 €
23.529.766,39 €
67.212.120,06 €
26.237.511,88 €
32.389.462,34 €
Σ RV €
4.695.441,39 €
6.130.717,68 €
21.190.700,35 €
4.073.231,36 €
5.011.582,94 €
756.648,51 €
146.560.926,57 €
32.484.808,61 €
1.359.168,74 €
352.736,68 €
103.871,29 €
36.371,35 €
16.628,38 €
79.067.707,39 €
78.868.749,96 €
403.338,78 €
31.288.341,39 €
1.132.163,07 €
340.167,89 €
110.217,62 €
36.314,40 €
11.387,31 €
93.601.653,97 €
31.288.341,39 €
1.208.348,51 €
343.331,78 €
108.467,07 €
36.314,40 €
13.031,60 €
Abw BGL M
29.038.621,55 €
68.138.560,25 €
11.031.638,30 €
11.326.555,85 €
1.077.029,37 €
321.384,28 €
83.564.191,36 €
35.169.339,23 €
89.329.260,59 €
15.104.869,66 €
16.338.138,78 €
1.833.677,88 €
724.723,06 €
Σ Abw €
2,50
5,17
3,45
3,18
3,06
3,16
3,04
8,50
12,75
9,25
7,38
6,31
5,12
4,14
7,00
9,50
7,20
5,95
5,24
4,45
3,86
Abw Dauer Ø
Anhang
313
314
128
826
Holstein
Schleswig-
1.310
665
173
1.016
Sachsen-
Anhalt
510
245
1.812
84
864
Saarland
1.751
Sachsen
Pfalz
Rheinland-
Westfalen
1.914
5.779
3.380
8.932
Niedersachsen
Nordrhein-
Vorpommern
Mecklenburg-
1.863
2.984
Hessen
874
1.183
Hamburg
948
217
421
1.078
Brandenburg
1.546
1.785
2.618
N BGL
Bremen
4.991
2.179
Berlin
4.363
N
Bayern
Württemberg
Baden-
Gesamt
Bundesland
50,76 %
17,03 %
28,15 %
34,29 %
49,34 %
64,70 %
56,63 %
15,50 %
62,43 %
73,88 %
51,54 %
87,94 %
70,95 %
35,76 %
60,00 %
% BGL
4. Vergütungsbeschlüsse nach Bundesland
19.143,13 €
37.171,23 €
15.818,28 €
12.203,91 €
25.152,14 €
11.488,61 €
23.641,69 €
14.758,02 €
21.632,32 €
17.177,62 €
39.896,88 €
12.366,93 €
11.006,75 €
15.698,04 €
20.021,61 €
BGL M
172.651,07 €
3.176.927,54 €
131.563,52 €
238.311,00 €
210.827,41 €
202.408,25 €
241.708,26 €
92.773,98 €
252.207,13 €
569.370,08 €
608.813,03 €
274.764,63 €
178.932,02 €
272.906,08 €
219.866,71 €
BGL Ø
212
55
120
31
304
1.379
703
44
632
254
91
236
338
569
838
N Abw
31,88 %
31,79 %
23,53 %
36,90 %
35,19 %
23,86 %
36,73 %
34,38 %
33,92 %
29,06 %
41,94 %
24,89 %
21,86 %
31,88 %
32,01 %
% Abw
566
161
438
63
743
4.859
1.775
111
1.709
681
202
882
1.477
1.562
2.311
N Kor
43,21 %
15,85 %
24,17 %
25,71 %
42,43 %
54,40 %
52,51 %
13,44 %
57,27 %
57,57 %
47,98 %
81,82 %
67,78 %
31,30 %
52,97 %
% Kor
206
53
85
31
258
1.313
688
31
588
245
89
198
326
452
795
N Abw klar
Anhang
5
31
38
7
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-
7,77 %
2
16
Sachsen-Anhalt
Schleswig-
Holstein
3,77 %
4
4,71 %
3
9,68 %
8,14 %
Saarland
21
Sachsen
Pfalz
Rheinland-
Westfalen
5,52 %
10,59 %
38
139
Niedersachsen
12,65 %
5,62 %
12,63 %
Nordrhein-
Vorpommern
6,46 %
22,58 %
25
Brandenburg
8,28 %
27
Berlin
15,04 %
14,72 %
% Ab
68
117
N Ab
Bayern
Württemberg
Baden-
Gesamt
Bundesland
12
4
2
9
11
63
70
2
44
18
15
2
0
55
90
N Gek
5,58 %
7,14 %
1,67 %
28,13 %
3,61 %
4,51 %
9,82 %
4,55 %
6,92 %
7,03 %
16,30 %
0,84 %
0,00 %
9,57 %
10,59 %
% Gek
–85,00
–10,00
–50,00
–20,00
–45,00
–80,00
–40,00
–30,00
–60,00
–50,00
–40,00
–60,00
–70,00
–70,00
–85,00
Abw Min
45,66
57,06
56,70
32,74
49,73
44,33
51,46
32,30
48,78
40,95
73,11
48,88
66,23
52,34
37,48
Abw Ø
773,30
900,00
30,00 30,00
300,00
150,00
400,00
502,50
490,40
199,61
490,00
350,00
577,86
600,00
2.375,00
1.000,00
461,00
Abw Max
30,00
20,00
30,00
25,00
32,60
25,00
30,00
25,00
38,11
25,00
37,50
27,25
25,00
Abw M
6.644.696,59 €
7.555.488,11 €
5.372.391,71 €
914.356,50 €
10.225.809,94 €
56.689.589,42 €
21.338.086,21 €
1.025.854,31 €
22.600.126,70 €
10.779.727,49 €
3.867.095,79 €
9.576.248,51 €
13.961.552,62 €
20.569.273,23 €
29.792.184,20 €
Σ RV €
3.979.607,63 €
49.397.594,85 €
2.064.118,80 €
407.136,19 €
6.960.194,95 €
36.875.361,16 €
19.083.346,07 €
345.506,89 €
19.962.156,04 €
8.984.327,87 €
8.342.594,92 €
12.996.872,39 €
21.343.460,45 €
28.931.737,39 €
19.153.759,66 €
Σ Abw €
95.309,92 €
166.220,06 €
124.116,82 €
69.634,42 €
86.255,72 €
95.064,97 €
120.289,78 €
65.424,25 €
107.606,31 €
94.864,76 €
184.232,05 €
99.747,32 €
108.636,91 €
108.400,09 €
114.348,30 €
Abw BGL M
5,85
5,58
6,02
6,32
5,43
5,57
4,82
4,84
5,41
5,44
4,45
6,09
5,59
5,12
4,62
Abw Dauer Ø
Anhang
315
316
1.452
104
2.299
717
Hessen
Thüringen
Holstein
Schleswig-
825
1.022
454
541
143
871
Sachsen-
Anhalt
460
160
1.611
Sachsen
67
692
Saarland
Pfalz
Rheinland-
1.374
4.873
7.258
Nordrhein-
Westfalen
1.526
2.772
639
Niedersachsen
Vorpommern
Mecklenburg-
775
Hamburg
834
158
924
301
Bremen
1.355
1.522
2.111
471
N BGL
Brandenburg
4.254
1.855
Bayern
Berlin
Württemberg
Baden-
3.529
Thüringen
IV
N
959
Bundesland
55,03 %
52,94 %
16,42 %
28,55 %
41,88 %
50,36 %
67,14 %
55,05 %
14,50 %
63,16 %
82,45 %
52,49 %
90,26 %
73,05 %
35,78 %
59,82 %
49,11 %
% BGL
BGL M
17.647,55 €
16.759,79 €
25.066,66 €
14.141,43 €
7.217,56 €
20.207,00 €
8.712,49 €
16.328,40 €
6.142,25 €
17.804,39 €
14.595,44 €
32.952,53 €
10.116,02 €
8.177,12 €
12.112,49 €
14.839,65 €
18.431,94 €
BGL Ø
115.532,24 €
95.433,71 €
3.726.573,33 €
99.508,48 €
205.777,72 €
181.351,34 €
180.757,53 €
132.456,94 €
74.527,01 €
265.717,86 €
251.043,08 €
556.166,52 €
161.155,57 €
112.292,05 €
221.749,69 €
182.582,76 €
113.500,57 €
119
135
32
96
18
208
932
452
30
405
164
56
178
249
399
564
128
N Abw
% Abw
26,21 %
24,95 %
22,38 %
20,87 %
26,87 %
30,06 %
19,13 %
29,62 %
28,85 %
27,89 %
25,67 %
35,44 %
21,34 %
18,38 %
26,22 %
26,72 %
27,18 %
412
478
136
400
54
603
4.253
1.447
92
1.355
520
148
778
1.303
1.358
1.906
427
N Kor
% Kor
49,94 %
46,77 %
15,61 %
24,83 %
33,75 %
43,89 %
58,60 %
52,20 %
12,83 %
58,94 %
67,10 %
49,17 %
84,20 %
70,24 %
31,92 %
54,01 %
44,53 %
106
130
31
66
18
172
886
444
21
383
155
54
145
241
318
532
115
N Abw klar
Anhang
% Ab
9,14 %
33,33 %
5
29
35
7
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-
16
Schleswig-
Thüringen
9
12,31 %
2
Sachsen-Anhalt
Holstein
6,45 %
4
8,49 %
6,06 %
2
11,11 %
12,21 %
Sachsen
21
Saarland
Pfalz
Rheinland-
Westfalen
8,11 %
15,24 %
36
135
Nordrhein-
9,26 %
Niedersachsen
Vorpommern
18,71 %
23
15,86 %
11,20 %
27
Berlin
Brandenburg
21,80 %
7,83 %
20,13 %
116
9
N Ab
64
Bayern
Württemberg
Baden-
IV
Thüringen
Bundesland
6
9
3
2
6
7
47
45
1
29
13
8
2
0
37
60
6
N Gek
5,04 %
6,52 %
9,38 %
2,08 %
31,58 %
3,35 %
4,97 %
9,83 %
3,33 %
7,09 %
7,83 %
14,04 %
1,12 %
0,00 %
9,18 %
10,43 %
4,69 %
% Gek
–30,00
–85,00
–10,00
–50,00
–20,00
–45,00
–80,00
–40,00
–30,00
–60,00
–50,00
–40,00
–60,00
–70,00
–70,00
–85,00
–30,00
Abw Min
63,48
50,06
69,86
62,18
40,56
53,84
47,35
52,37
27,55
54,80
42,56
76,06
50,49
72,78
51,69
41,38
61,74
Abw Ø
30,00
30,00
30,00
40,00
25,00
30,76
25,00
30,00
10,00
30,00
25,00
39,06
25,00
40,00
25,00
25,00
30,00
Abw M
Σ RV €
490,40
460,00
773,30
900,00
300,00
150,00
400,00
502,50
5.269.208,56 €
5.882.030,40 €
7.311.294,22 €
5.079.988,97 €
818.907,98 €
9.309.119,87 €
52.370.414,73 €
18.341.778,02 €
902.233,09 €
20.775.710,43 €
490,00 199,61
8.822.114,51 €
3.394.107,44 €
8.672.458,78 €
12.635.718,43 €
18.788.847,74 €
26.899.119,40 €
5.326.929,74 €
350,00
577,86
600,00
2.375,00
1.000,00
461,00
460,00
Abw Max
Σ Abw €
3.166.186,42 €
2.607.203,65 €
48.913.392,09 €
1.422.834,00 €
331.548,94 €
5.118.595,97 €
28.780.212,13 €
10.723.617,21 €
227.400,02 €
17.653.869,94 €
5.387.006,52 €
6.805.410,15 €
9.187.523,38 €
19.057.266,60 €
24.750.868,80 €
15.669.603,76 €
3.236.425,30 €
88.935,09 €
102.868,83 €
124.509,65 €
109.742,20 €
70.698,04 €
77.498,41 €
98.655,09 €
99.007,93 €
29.145,82 €
124.265,85 €
89.425,88 €
116.732,20 €
89.476,53 €
100.610,01 €
87.194,54 €
112.241,80 €
86.815,34 €
Abw BGL M
6,90
6,73
7,13
6,94
6,89
6,52
6,57
5,73
6,48
6,68
6,25
5,26
7,28
6,49
5,92
5,88
6,55
Abw Dauer Ø
Anhang
317
318
24
120
408
685
109
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-
Thüringen
Holstein
Schleswig-
134
288
17
124
30
145
Sachsen-
Anhalt
50
85
201
17
172
Saarland
377
388
906
608
1.674
235
59
114
Sachsen
Pfalz
Rheinland-
Westfalen
Nordrhein-
Niedersachsen
Vorpommern
411
154
Brandenburg
191
737
324
263
507
N BGL
Berlin
834
N
Bayern
Württemberg
Baden-
VIV
Bundesland
12,69 %
43,06 %
20,69 %
24,88 %
20,00 %
45,62 %
54,12 %
63,82 %
22,02 %
60,00 %
57,60 %
49,17 %
74,03 %
58,95 %
35,69 %
60,79 %
% BGL
45.916,34 €
41.947,09 €
184.490,44 €
57.069,08 €
44.504,76 €
51.144,29 €
35.828,35 €
106.267,83 €
75.308,59 €
35.657,97 €
25.553,17 €
69.642,97 €
57.591,30 €
53.854,26 €
64.509,40 €
58.585,27 €
BGL M
59.243,12 €
509.542,94 €
556.949,28 €
426.469,90 €
366.530,40 €
329.417,14 €
318.858,54 €
671.392,57 €
171.844,22 €
204.475,79 €
1.434.948,62 €
749.798,58 €
1.105.904,58 €
651.692,04 €
568.951,78 €
375.106,20 €
BGL Ø
9
77
23
24
13
96
447
251
14
227
90
35
58
89
170
274
N Abw
52,94 %
62,10 %
76,67 %
48,00 %
76,47 %
55,81 %
49,34 %
64,69 %
58,33 %
55,23 %
38,30 %
59,32 %
50,88 %
46,60 %
64,64 %
54,04 %
% Abw
15
88
25
38
9
140
606
328
19
354
161
54
104
174
204
405
N Kor
11,19 %
30,56 %
17,24 %
18,91 %
10,59 %
37,14 %
36,20 %
53,95 %
17,43 %
51,68 %
39,46 %
45,00 %
67,53 %
53,70 %
27,68 %
48,56 %
% Kor
9
76
22
19
13
86
427
244
10
205
90
35
53
85
134
263
N Abw klar
Anhang
0,00 %
3
0
Hessen
Mecklenburg-
0
Schleswig-
Thüringen
0
0,00 %
0
Sachsen-Anhalt
Holstein
0,00 %
0
0,00 %
0,00 %
1
7,69 %
0,00 %
Saarland
0
Sachsen
Pfalz
Rheinland-
Westfalen
0,82 %
0,94 %
2
4
Nordrhein-
2,22 %
Niedersachsen
Vorpommern
1,46 %
2
Hamburg
3,77 %
0,00 %
2
0
Brandenburg
0,00 %
2,99 %
0,38 %
% Ab
Bremen
4
0
Berlin
1
N Ab
Bayern
Württemberg
Baden-
VIV
Bundesland
0
3
1
0
3
4
16
25
1
15
5
7
0
0
18
30
N Gek
0,00 %
3,90 %
4,17 %
0,00 %
23,08 %
4,17 %
3,56 %
9,80 %
7,14 %
6,61 %
5,56 %
20,00 %
0,00 %
0,00 %
10,47 %
10,91 %
% Gek
10,00
5,00
5,00
5,00
–5,00
5,00
–12,50
–15,00
5,00
–15,00
–10,00
3,16
–5,00
5,00
–10,00
–8,33
Abw Min
41,22
38,15
39,01
37,67
21,91
41,51
38,06
49,81
42,28
37,52
38,19
68,55
44,47
47,65
53,86
29,60
Abw Ø
35,00
26,41
29,57
25,00
20,00
25,00
30,00
37,50
42,57
29,76
30,00
33,84
38,00
35,00
36,00
22,50
Abw M
101,00
245,00
170,00
160,00
75,00
205,00
266,00
469,82
87,68
200,00
155,00
334,75
254,00
315,00
780,00
115,00
Abw Max
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762.666,20 €
244.193,89 €
292.402,74 €
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916.690,07 €
4.319.174,69 €
2.996.308,19 €
123.621,22 €
1.824.416,27 €
1.957.612,98 €
472.988,35 €
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1.325.834,20 €
1.780.425,49 €
2.893.064,79 €
Σ RV €
70.238,88 €
1.372.403,98 €
484.202,76 €
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75.587,25 €
1.841.598,98 €
8.095.149,03 €
8.359.728,86 €
118.106,87 €
2.308.286,10 €
3.597.321,35 €
1.537.184,77 €
3.809.349,02 €
2.286.193,85 €
4.180.868,59 €
3.484.155,90 €
Σ Abw €
66.908,53 €
75.179,11 €
240.463,23 €
131.507,99 €
69.634,42 €
93.856,65 €
92.774,94 €
144.312,96 €
118.743,94 €
84.841,30 €
107.097,62 €
316.656,23 €
185.050,21 €
146.177,47 €
178.070,42 €
119.353,53 €
Abw BGL M
2,44
4,34
3,41
2,84
5,54
3,27
3,51
3,17
1,40
3,04
4,03
3,20
2,83
3,01
3,23
2,08
Abw Dauer Ø
Anhang
319
320
2
151
46
131
89
243
15 3
318
82
Alzey
Amberg
Ansbach
Arnsberg
Aschaffenburg
Augsburg
Aurich
73
Bad Neuenahr-
136
96
188
36
74
555
Baden-Baden
Bamberg
Bayreuth
Bersenbrück
Betzdorf
Bielefeld
Ahrweiler
79
66
118
Bad Kreuznach
23
Bad Homburg
505
40
10
170
50
110
83
41
116
Bad Hersfeld
28
186
0
27
23
136
162
Aalen
426
N BGL
508
N
Aachen
Gesamt
Gericht
90,99 %
54,05 %
27,78 %
90,43 %
52,08 %
80,88 %
90,41 %
66,95 %
71,55 %
56,10 %
34,15 %
58,49 %
0, 00 %
62,14 %
2,25 %
20,61 %
50,00 %
83,95 %
83,86 %
% BGL
5. Vergütungsbeschlüsse nach Gericht
7.934,22 €
14.505,41 €
341,35 €
14.912,79 €
8.942,23 €
32.347,36 €
27.233,55 €
34.300,64 €
19.501,64 €
16.172,38 €
49.227,02 €
10.248,83 €
11.640,94 €
6.201,52 €
46.017,09 €
31.240,28 €
12.406,59 €
17.969,17 €
BGL M
112.373,49 €
154.336,80 €
68.259,44 €
435.421,48 €
104.904,16 €
236.535,99 €
511.022,06 €
57.207,29 €
94.232,30 €
65.027,56 €
103.996,47 €
657.322,38 €
373.498,49 €
6.201,52 €
156.584,25 €
92.138,10 €
118.533,78 €
164.168,39 €
BGL Ø
108
12
3
53
10
34
29
19
26
9
17
53
0
35
0
14
10
29
123
N Abw
21,39 %
30,00 %
30,00 %
31,18 %
20,00 %
30,91 %
43,94 %
24,05 %
31,33 %
39,13 %
60,71 %
28,49 %
23,18 %
0,00 %
51,85 %
43,48 %
21,32 %
28,87 %
% Abw
427
35
9
159
47
105
65
64
74
18
26
156
0
138
2
13
23
133
372
N Kor
76,94 %
47,30 %
25,00 %
84,57 %
48,96 %
77,21 %
89,04 %
54,24 %
63,79 %
43,90 %
31,71 %
49,06 %
0 ,00 %
56,79 %
2,25 %
9,92 %
50,00 %
82,10 %
73,23 %
% Kor
100
12
3
47
10
32
28
19
25
5
17
40
0
31
0
11
10
29
114
N Abw klar
Anhang
Gericht
0,00 %
Bad Neuenahr-
1
2
Bielefeld
Betzdorf
Bayreuth
0
13
Bamberg
Bersenbrück
1
0
Baden-Baden
Ahrweiler
26,32 %
5
0
Bad Kreuznach
1,00 %
16,67 %
0,00 %
27,66 %
0,00 %
3,13 %
4,00 %
20,00 %
1
1
Bad Homburg
23,53 %
15,00 %
9,68 %
0,00 %
Bad Hersfeld
6
0
4
3
Arnsberg
Aschaffenburg
Augsburg
3
0
Ansbach
Aurich
0
0
Amberg
5
0
0
7
1
0
0
0
0
0
1
1
0
1
0
2
2
20,00 %
10,34 %
3
Aalen
2
N Gek
Alzey
% Ab
2,63 %
N Ab
3
Aachen
Gesamt
4,63 %
0,00 %
0,00 %
12,96 %
10,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
5,88 %
1,85 %
8,33 %
7,14 %
0,00 %
6,90 %
1,61 %
% Gek
–35,00
–20,00
25,00
–70,00
3,40
–25,00
10,00
–45,00
–50,00
–60,00
–15,00
–40,00
–20,00
10,00
–25,00
–85,00
–20,00
Abw Min
59,99
42,92
33,33
40,66
58,94
61,97
58,87
12,80
50,74
24,00
22,15
69,58
37,84
63,31
46,80
57,27
48,45
Abw Ø
32,50
20,00
25,00
25,00
28,25
37,50
45,00
12,50
30,00
25,00
15,00
32,50
20,00
35,00
49,00
40,00
35,35
Abw M
400,00
200,00
50,00
385,00
370,00
400,00
198,00
122,82
230,00
100,00
75,00
1.000,00
242,00
200,00
200,00
320,00
502,50
Abw Max
4.207.829,70 €
366.761,32 €
54.215,97 €
2.519.887,07 €
373.401,24 €
1.402.274,22 €
1.116.052,84 €
881.996,23 €
749.171,80 €
170.639,93 €
298.950,71 €
2.594.821,24 €
0,00 €
1.821.386,67 €
5.167,48 €
336.908,32 €
272.514,34 €
1.237.630,50 €
4.488.271,31 €
Σ RV €
2.827.727,96 €
183.911,68 €
24.198,12 €
2.776.061,61 €
361.124,87 €
1.198.746,26 €
776.544,65 €
68.454,85 €
459.711,78 €
14.255,64 €
77.432,85 €
13.482.724,70 €
0 ,0 0 €
1.688.845,45 €
0,00 €
223.755,06 €
124.259,60 €
777.489,33 €
4.404.737,35 €
Σ Abw €
108.647,27 €
48.817,00 €
285.000,00 €
125.617,78 €
246.202,43 €
146.853,35 €
95.062,93 €
41.021,81 €
62.275,19 €
19.022,36 €
78.233,50 €
97.676,98 €
72.190,92 €
173.398,01 €
65.380,65 €
170.177,76 €
89.541,56 €
Abw BGL M
5,57
6,42
3,33
7,49
5,50
4,53
5,82
4,47
5,20
7,60
3,65
3,48
5,71
4,64
3,60
5,10
5,62
Abw Dauer Ø
Anhang
321
322
1
350
71
74
92
Bremen
Bremerhaven
Bückeburg
168
173
Dessau-Roßlau
Detmold
39
49
87
Deggendorf
Delmenhorst
388
600
Darmstadt
170
45
77
94
113
38
220
Cuxhaven
266
Cottbus
11
38
14
Cochem
128
Crailsheim
133
21
359
643
34
1.546
24
193
105
2.178
Coburg
Cloppenburg
Chemnitz
Charlottenburg
Celle
58
182
Braunschweig
448
132
490
477
1
Bonn
17
Bitburg
29
N BGL
Bochum
N
44
Gericht
Bingen am Rhein
98,27 %
26,79 %
88,51 %
79,59 %
64,67 %
83,19 %
100,00 %
82,71 %
78,57 %
96,24 %
61,76 %
55,83 %
70,98 %
1,09 %
78,38 %
33,80 %
55,14 %
57,69 %
27,67 %
91,43 %
5,88 %
65,91 %
% BGL
BGL M
19.345,06 €
54.800,00 €
24.923,53 €
19.286,47 €
30.504,34 €
24.528,27 €
24.763,83 €
11.624,80 €
82.703,62 €
20.573,15 €
41.729,20 €
14.415,64 €
11.006,75 €
18.444,51 €
11.689,76 €
21.162,76 €
40.677,50 €
20.612,91 €
7.833,51 €
7.719,63 €
2.297.000,00 €
28.846,80 €
BGL Ø
228.844,87 €
11.878.470,36 €
728.432,74 €
123.513,78 €
221.454,86 €
126.186,35 €
85.386,78 €
360.043,68 €
323.819,66 €
542.388,20 €
353.430,44 €
136.371,50 €
178.932,02 €
18.444,51 €
76.025,60 €
2.673.686,00 €
352.041,26 €
138.810,69 €
111.175,75 €
165.125,45 €
2.297.000,00 €
69.813,79 €
78
17
36
7
129
29
12
45
7
37
12
91
338
1
15
9
82
37
29
119
1
8
N Abw
% Abw
45,88 %
37,78 %
46,75 %
17,95 %
33,25 %
30,85 %
31,58 %
20,45 %
63,64 %
28,91 %
57,14 %
25,35 %
21,86 %
100,00 %
25,86 %
37,50 %
42,49 %
35,24 %
21,97 %
26,56 %
100,00 %
27,59 %
159
39
65
34
361
94
38
204
11
114
19
309
1.477
1
58
23
179
88
105
375
0
21
N Kor
% Kor
91,91 %
23,21 %
74,71 %
69,39 %
60,17 %
83,19 %
100,00 %
76,69 %
78,57 %
85,71 %
55,88 %
48,06 %
67,81 %
1,09 %
78,38 %
32,39 %
51,14 %
48,35 %
22,01 %
76,53 %
0,00 %
47,73 %
78
15
35
6
125
29
12
40
7
31
12
67
326
1
15
9
80
34
26
116
0
8
N Abw klar
Anhang
Darmstadt
Detmold
30
0
0
7
Cuxhaven
Dessau-Roßlau
33,33 %
4
Crailsheim
2
8
Cottbus
0
0
Cochem
Deggendorf
5,60 %
3
Coburg
Delmenhorst
5,97 %
2
38,46 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
33,33 %
20,00 %
0,00 %
9,68 %
16,67 %
4
Chemnitz
0,00 %
Cloppenburg
0
Celle
0,00 %
0,00 %
6,25 %
0,00 %
3,85 %
46,55 %
8,28 %
0
% Ab
0,00 %
27
0
Bremerhaven
Bückeburg
Charlottenburg
0
5
1
Bonn
Bremen
54
Bochum
Braunschweig
0
Bitburg
N Ab
0
Gericht
Bingen am Rhein
6
1
0
2
12
4
0
0
0
5
3
1
0
0
2
0
15
0
0
7
0
0
N Gek
7,69 %
5,56 %
0,00 %
25,00 %
9,23 %
12,90 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
13,51 %
25,00 %
1,10 %
0,00 %
0,00 %
12,50 %
0,00 %
18,07 %
0,00 %
0,00 %
5,79 %
0,00 %
0,00 %
% Gek
–20,00
15,00
10,00
–20,00
–34,61
10,00
–20,00
–60,00
10,00
–25,00
–20,00
–50,00
–70,00
50,00
5,00
10,00
–40,00
4,21
–55,00
–80,00
15,00
Abw Min
35,43
115,27
61,44
130,00
47,50
41,83
35,27
43,00
55,00
52,10
47,11
53,73
66,23
50,00
35,67
107,58
69,23
69,99
36,23
13,25
52,87
Abw Ø
15,00
50,00
47,50
17,50
30,00
37,00
26,72
20,25
25,00
35,00
46,15
30,00
37,50
50,00
25,00
50,00
35,00
38,85
30,00
5,57
59,50
Abw M
319,00
900,00
215,00
745,00
490,00
144,90
170,00
600,00
195,00
310,00
140,00
250,00
2.375,00
50,00
120,00
577,86
442,50
350,00
100,00
495,00
75,00
Abw Max
Σ RV €
2.014.694,21 €
6.222.067,45 €
1.247.145,14 €
460.295,47 €
4.880.097,80 €
964.959,56 €
376.219,51 €
2.651.566,44 €
178.377,04 €
1.784.604,80 €
315.627,87 €
3.590.127,02 €
13.961.552,62 €
7.377,80 €
469.064,76 €
1.183.721,25 €
2.683.374,54 €
1.067.465,82 €
1.051.533,50 €
3.428.418,00 €
18.422,50 €
248.426,92 €
Σ Abw €
1.889.138,18 €
48.997.846,95 €
1.219.520,02 €
414.630,81 €
5.201.555,06 €
369.502,77 €
142.637,08 €
5.584.087,28 €
100.200,13 €
1.197.283,78 €
247.180,68 €
1.759.930,64 €
21.343.460,45 €
3.688,90 €
176.956,74 €
5.203.849,96 €
3.138.744,96 €
884.192,52 €
378.425,47 €
2.895.149,45 €
0,00 €
93.084,90 €
71.247,77 €
338.449,93 €
283.133,96 €
64.878,34 €
82.250,00 €
184.653,38 €
88.324,57 €
78.747,07 €
82.703,62 €
150.779,85 €
108.547,34 €
126.611,03 €
108.636,91 €
18.444,51 €
108.401,25 €
140.194,83 €
190.314,50 €
109.455,53 €
117.307,36 €
34.751,99 €
134.409,94 €
Abw BGL M
6,17
4,60
6,17
7,00
5,58
5,07
6,83
5,83
6,00
6,39
2,58
5,79
5,59
1,00
3,87
4,89
4,40
6,68
5,12
4,55
6,50
Abw Dauer Ø
Anhang
323
324
655
770
342
Duisburg
Düsseldorf
Erfurt
298
584
274
234
159
Frankfurt
Frankfurt/Oder
Freiburg
Friedberg
76
80
Goslar
Göppingen
90
106
148
Gießen
295
Gera
Gifhorn
34
246
Fürth
14
51
57
134
0
43
53
63
Fritzlar
Fulda
128
9
214
23
46
193
467
16
164
89
511
150
547
N BGL
114
Flensburg
84
211
Esslingen
Eutin
673
Essen
55
640
Dresden
Eschwege
N
670
Gericht
Dortmund
17,50 %
67,11 %
38,51 %
84,91 %
11,53 %
54,47 %
68,25 %
0 , 00 %
80,50 %
3,85 %
78,10 %
51,03 %
20,18 %
54,76 %
91,47 %
69,39 %
29,09 %
47,95 %
11,56 %
78,02 %
23,44 %
81,64 %
% BGL
BGL M
48.147,40 €
22.154,06 €
1.256,18 €
15.862,16 €
25.359,04 €
18.633,11 €
21.100,99 €
28.912,35 €
30.227,33 €
17.366,68 €
27.156,78 €
90.257,39 €
19.884,48 €
17.115,78 €
22.594,50 €
4.746,23 €
20.781,66 €
40.112,74 €
7.877,32 €
18.341,83 €
8.199,98 €
BGL Ø
105.726,45 €
216.335,10 €
39.648,32 €
105.482,96 €
200.509,00 €
334.516,55 €
109.937,15 €
75.359,52 €
188.607,33 €
97.811,88 €
755.747,43 €
242.370,88 €
93.092,89 €
354.040,68 €
194.412,15 €
182.143,10 €
127.889,85 €
194.536,27 €
628.411,05 €
107.500,73 €
102.701,70 €
5
22
11
29
12
42
17
0
52
8
73
113
13
11
62
126
4
43
39
98
28
104
N Abw
% Abw
35,71 %
43,14 %
19,30 %
32,22 %
35,29 %
31,34 %
39,53 %
40,63 %
88,89 %
34,11 %
37,92 %
56,52 %
23,91 %
32,12 %
26,98 %
25,00 %
26,22 %
43,82 %
19,18 %
18,67 %
19,01 %
9
33
53
90
31
101
41
0
115
7
177
291
19
46
148
389
14
156
53
431
129
468
N Kor
% Kor
11,25 %
43,42 %
35,81 %
84,91 %
10,51 %
41,06 %
65,08 %
0,00 %
72,33 %
2,99 %
64,60 %
49,83 %
16,67 %
54,76 %
70,14 %
57,80 %
25,45 %
45,61 %
6,88 %
65,80 %
20,16 %
69,85 %
5
22
10
29
12
11
16
0
50
8
41
110
13
11
59
121
2
41
38
92
17
100
N Abw klar
Anhang
0,00 %
2,48 %
2
0
2
0
3
16
Duisburg
Düsseldorf
Erfurt
Eschwege
Essen
Esslingen
0
Frankfurt
Frankfurt/Oder
1
0
2
1
0
Fürth
Gera
Gießen
Gifhorn
Goslar
0
6,90 %
2
Göppingen
0,00 %
0
Fritzlar
Fulda
0,00 %
Friedberg
0,00 %
0,00 %
10,00 %
9,09 %
12,50 %
16,00 %
0
8
Freiburg
0,00 %
3,64 %
4
Flensburg
0,00 %
15,38 %
0
2
Eutin
27,12 %
4,88 %
0,00 %
2,17 %
0,00 %
0
% Ab
7,00 %
Dresden
N Ab
7
Gericht
Dortmund
0
0
1
7
0
0
8
0
2
1
0
5
5
2
16
4
0
3
1
0
1
4
N Gek
0,00 %
0,00 %
9,09 %
23,33 %
0,00 %
0,00 %
47,06 %
3,85 %
12,50 %
0,00 %
4,39 %
33,33 %
18,18 %
25,00 %
3,17 %
0,00 %
6,98 %
2,56 %
0,00 %
3,57 %
3,81 %
% Gek
20,00
10,00
–15,00
–50,00
10,00
–20,00
–8,00
–50,00
10,00
5,00
–45,00
–85,00
5,00
–20,00
–20,00
20,00
–16,00
10,00
–30,00
10,00
–22,50
Abw Min
40,00
73,64
45,45
29,84
91,50
126,36
57,32
19,36
56,42
51,91
65,25
35,62
58,60
38,40
52,76
55,00
77,71
51,90
45,81
65,84
44,68
Abw Ø
30,00
45,00
22,50
22,50
47,50
25,00
25,00
20,00
51,55
25,00
40,00
40,00
52,00
20,00
25,00
55,00
40,00
40,00
25,00
30,00
30,00
Abw M
70,00
290,00
167,00
110,00
460,00
600,00
182,47
70,00
150,00
365,00
440,00
90,00
150,00
406,00
385,00
90,00
400,00
140,00
500,00
300,00
350,00
Abw Max
Σ RV €
199.849,20 €
538.618,30 €
260.883,83 €
849.469,99 €
517.310,78 €
1.897.659,57 €
475.103,59 €
0, 0 0 €
1.223.395,99 €
100.774,31 €
2.012.702,38 €
6.064.478,77 €
351.507,33 €
511.897,51 €
2.489.904,30 €
5.207.607,88 €
153.133,89 €
1.982.520,34 €
1.147.712,12 €
7.331.580,95 €
1.714.216,36 €
4.347.213,79 €
Σ Abw €
57.536,40 €
677.122,16 €
134.653,29 €
263.907,05 €
726.452,79 €
3.786.908,30 €
303.213,64 €
0 ,0 0 €
236.499,49 €
80.599,02 €
805.918,87 €
8.938.408,33 €
135.814,37 €
172.889,34 €
2.717.211,47 €
3.271.105,86 €
69.554,97 €
1.481.020,32 €
613.096,78 €
4.289.102,12 €
236.139,84 €
1.905.897,35 €
168.517,01 €
72.339,59 €
54.337,46 €
135.000,61 €
111.634,61 €
287.152,27 €
144.698,92 €
73.339,20 €
65.304,45 €
116.108,58 €
125.201,18 €
124.866,00 €
161.311,57 €
96.750,67 €
106.638,23 €
1.173.521,34 €
87.771,81 €
110.492,00 €
89.738,06 €
95.465,40 €
104.932,39 €
Abw BGL M
5,00
5,77
2,80
5,52
11,00
6,00
6,88
6,28
2,63
6,44
4,63
4,15
7,73
4,53
5,28
7,50
6,80
6,18
5,61
6,76
6,39
Abw Dauer Ø
Anhang
325
326
45
144
356
180
181
41
Itzehoe
Kaiserslautern
Karlsruhe
Kassel
Kempten
Kiel
170
38
Ingolstadt
Idar-Oberstein
137
104
Hildesheim
Ho f
36
336
Heilbronn
72
211
Heidelberg
Husum
88
Holzminden
261
466
Hannover
Hechingen
2
177
68
341
19
17
17
9
16
15
92
95
217
196
15
16
155
129
165
Hanau
1
874
Hameln
315
Halle (Saale)
26
1.183
348
Hagen
23
N BGL
Hamburg
N
145
Gericht
Göttingen
4,88 %
97,79 %
37,78 %
95,79 %
13,19 %
37,78 %
10,00 %
23,68 %
22,22 %
41,67 %
88,46 %
69,34 %
64,58 %
92,89 %
17,05 %
56,01 %
93,94 %
12,40 %
73,88 %
0,32 %
7,47 %
15,86 %
% BGL
BGL M
154.014,14 €
11.718,98 €
16.358,39 €
17.919,60 €
8.680,00 €
38.870,88 €
67.581,73 €
191.203,32 €
31.775,13 €
43.816,68 €
10.952,39 €
19.118,46 €
32.129,20 €
22.836,24 €
53.725,29 €
28.674,79 €
12.400,00 €
88.397,67 €
17.177,62 €
16.799,38 €
4.739,12 €
29.828,56 €
BGL Ø
154.014,14 €
132.565,67 €
174.478,52 €
149.355,42 €
177.918,79 €
46.144,64 €
244.653,27 €
1.443.710,16 €
53.057,66 €
172.882,55 €
97.593,51 €
106.489,99 €
313.409,48 €
142.334,20 €
197.738,19 €
141.615,21 €
176.249,94 €
159.632,58 €
569.370,08 €
16.799,38 €
167.001,22 €
106.829,64 €
2
43
17
90
4
4
9
5
6
9
23
29
106
65
8
98
49
7
254
0
6
6
N Abw
% Abw
100,00 %
24,29 %
25,00 %
26,39 %
21,05 %
23,53 %
52,94 %
55,56 %
37,50 %
60,00 %
25,00 %
30,53 %
48,85 %
33,16 %
53,33 %
37,55 %
31,61 %
43,75 %
29,06 %
0,00 %
23,08 %
26,09 %
1
174
60
285
15
15
15
9
15
14
85
88
200
171
9
233
131
15
681
1
20
19
N Kor
% Kor
2,44 %
96,13 %
33,33 %
80,06 %
10,42 %
33,33 %
8,82 %
23,68 %
20,83 %
38,89 %
81,73 %
64,23 %
59,52 %
81,04 %
10,23 %
50,00 %
79,39 %
11,63 %
57,57 %
0,32 %
5,75 %
13,10 %
2
40
16
83
4
2
8
5
5
9
18
29
105
64
8
96
47
7
245
0
6
6
N Abw klar
Anhang
2
4
1
8
Kaiserslautern
Karlsruhe
Kassel
Kempten
0
1
Itzehoe
Kiel
0
0
Ingolstadt
Husum
Idar-Oberstein
1
0
Holzminden
2
1
Hildesheim
Hof
6
42
0
Heilbronn
11,46 %
11
Hannover
Hechingen
Heidelberg
2,13 %
1
Hanau
0,00 %
20,00 %
6,25 %
4,82 %
50,00 %
50,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,11 %
5,56 %
6,90 %
40,00 %
9,38 %
0,00 %
14,29 %
1
12,65 %
Hameln
0
0,00 %
31
Halle (Saale)
% Ab
0,00 %
Hamburg
0
Hagen
N Ab
0
Gericht
Göttingen
0
7
0
5
0
0
0
0
1
0
0
0
35
2
2
21
0
0
18
0
0
0
N Gek
0,00 %
15,91 %
0,00 %
5,56 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
16,67 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
30,43 %
3,08 %
25,00 %
20,79 %
0,00 %
0,00 %
7,03 %
0,00 %
0,00 %
% Gek
14,00
–50,00
–10,00
–20,00
–15,00
–10,00
10,00
15,00
5,00
–10,00
–20,00
–10,00
–55,00
–40,00
5,00
–30,00
–10,00
–12,50
–50,00
10,00
25,00
Abw Min
40,00
65,34
45,50
37,85
43,63
39,41
52,50
15,00
60,00
118,50
16,00
45,50
25,00
31,30
25,00
30,00
15,00
32,50
75,00
10,00
25,00
26,50
45,85 65,05
10,00
20,52
20,00
25,00
40,00
51,00
25,00
17,50
65,00
Abw M
11,98
37,25
38,38
34,33
51,00
49,01
40,95
60,00
60,55
Abw Ø
77,00
250,00
200,00
325,00
165,00
40,00
225,00
355,00
30,00
250,00
415,00
205,00
200,00
365,00
140,00
180,00
130,00
105,88
350,00
265,00
88,30
Abw Max
Σ RV €
33.663,58 €
1.678.380,66 €
510.006,63 €
3.231.299,38 €
125.887,74 €
173.586,71 €
229.410,88 €
351.535,34 €
160.072,62 €
183.777,80 €
833.554,91 €
950.585,25 €
3.080.359,43 €
2.023.489,44 €
197.503,47 €
2.650.896,41 €
1.537.385,40 €
126.166,19 €
10.779.727,49 €
6.719,75 €
267.840,19 €
315.455,18 €
Σ Abw €
24.983,07 €
1.063.061,31 €
412.480,40 €
1.898.853,39 €
154.030,63 €
5.175,83 €
147.428,73 €
1.005.158,43 €
12.681,79 €
128.012,65 €
630.227,70 €
369.782,91 €
1.445.308,82 €
1.074.163,84 €
113.077,30 €
1.145.789,59 €
906.035,30 €
110.839,00 €
8.984.327,87 €
0,00 €
106.449,87 €
106.449,87 €
154.014,14 €
87.580,72 €
79.489,71 €
110.867,19 €
237.361,77 €
49.151,18 €
201.758,88 €
292.339,70 €
75.811,19 €
50.486,86 €
139.471,67 €
120.683,59 €
79.872,68 €
63.703,95 €
200.877,08 €
96.624,71 €
138.265,33 €
116.140,34 €
94.864,76 €
225.989,56 €
211.448,99 €
Abw BGL M
8,00
4,90
2,44
3,96
4,50
4,00
3,88
7,00
5,60
2,89
6,33
5,86
4,13
6,30
2,50
5,77
5,21
0,71
5,44
8,33
8,00
Abw Dauer Ø
Anhang
327
328
121
41
203
Konstanz
Korbach
Krefeld
45
99
38
209
206
Lingen
Ludwigsburg
Ludwigshafen am
47
37
139
397
93
488
Lüneburg
Magdeburg
Mainz
Mannheim
439
99
148
50
150
Lörrach
4
24
14
Lübeck
Rhein
177
78
Limburg
1
19
60
529
Leipzig
52
0
41
904
125
18
15
74
273
N BGL
Leer
202
Landau in der Pfalz
Landshut
68
Königstein
1.269
156
Koblenz
Köln
N
296
Gericht
Kleve
89,96 %
39,78 %
11,84 %
71,22 %
98,67 %
8,00 %
48,06 %
84,69 %
63,16 %
17,95 %
0,19 %
31,67 %
25,74 %
0,00 %
60,29 %
71,24 %
61,58 %
43,90 %
12,40 %
47,44 %
92,23 %
% BGL
BGL M
10.262,65 €
39.564,58 €
30.979,48 €
46.212,74 €
9.337,07 €
134.985,63 €
28.217,23 €
18.151,78 €
52.687,48 €
13.223,37 €
2.014.916,55 €
30.566,81 €
14.154,38 €
25.889,82 €
9.333,37 €
17.517,66 €
19.082,74 €
68.109,81 €
17.836,37 €
8.771,87 €
BGL Ø
100.303,72 €
97.157,44 €
83.613,87 €
993.369,76 €
110.034,63 €
144.715,36 €
423.798,57 €
575.624,01 €
418.821,40 €
56.160,76 €
2.014.916,55 €
108.291,08 €
260.774,79 €
134.787,03 €
174.425,87 €
91.737,90 €
187.582,54 €
116.028,05 €
78.974,09 €
99.867,74 €
101
17
14
45
39
2
30
63
13
6
1
5
19
0
14
201
30
7
7
20
45
N Abw
% Abw
23,01 %
45,95 %
29,79 %
45,45 %
26,35 %
50,00 %
30,30 %
35,59 %
54,17 %
42,86 %
100,00 %
26,32 %
36,54 %
34,15 %
22,23 %
24,00 %
38,89 %
46,67 %
27,03 %
16,48 %
418
33
47
94
109
2
92
167
24
10
0
19
48
0
29
757
99
15
9
74
232
N Kor
% Kor
85,66 %
35,48 %
11,84 %
67,63 %
72,67 %
4,00 %
44,66 %
79,90 %
63,16 %
12,82 %
0,00 %
31,67 %
23,76 %
0,00 %
42,65 %
59,65 %
48,77 %
36,59 %
7,44 %
47,44 %
78,38 %
97
17
14
45
39
1
28
57
13
6
1
5
16
0
4
196
22
7
7
20
44
N Abw klar
Anhang
1
2
Korbach
Krefeld
% Ab
10,71 %
1
0
12
3
Limburg
Lingen
Ludwigsburg
Ludwigshafen am
0
0
1
Lüneburg
Magdeburg
Mainz
10
0
Mannheim
1
Lörrach
Lübeck
Rhein
21,05 %
0
Leipzig
10,31 %
5,88 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
100,00 %
0,00 %
16,67 %
0,00 %
20,00 %
1
Leer
12,50 %
0
2
Landau in der Pfalz
0,00 %
9,18 %
9,09 %
14,29 %
14,29 %
5,00 %
4,55 %
Landshut
0
Königstein
18
1
Konstanz
Köln
1
Koblenz
N Ab
2
Gericht
Kleve
5
1
1
1
0
0
2
3
0
1
0
3
6
0
0
15
0
0
0
0
4
N Gek
4,95 %
5,88 %
7,14 %
2,22 %
0,00 %
0,00 %
6,67 %
4,76 %
0,00 %
16,67 %
0,00 %
42,86 %
31,58 %
0,00 %
7,21 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
8,89 %
% Gek
–50,00
–10,00
10,00
5,00
2,18
–20,00
–10,00
–50,00
20,00
–25,00
100,00
–10,00
–40,00
5,00
–60,00
–50,00
–10,00
–20,00
–40,00
–40,00
Abw Min
27,49
38,17
39,67
83,42
32,30
–20,00
71,65
38,99
62,00
13,33
100,00
17,06
30,81
42,05
47,08
60,13
56,79
32,14
19,70
45,16
Abw Ø
25,00
30,00
24,57
50,00
20,00
–20,00
22,34
25,00
75,00
17,50
100,00
20,00
12,50
31,60
30,00
31,16
27,53
25,00
17,50
27,86
Abw M
125,00
100,00
205,00
450,00
200,00
–20,00
400,00
325,00
100,00
40,00
100,00
35,00
116,00
100,00
320,00
430,00
160,00
85,00
50,00
280,00
Abw Max
Σ RV €
3.399.472,80 €
406.148,13 €
489.635,45 €
1.851.862,12 €
1.190.612,77 €
83.259,69 €
1.485.810,76 €
3.012.676,05 €
479.830,31 €
124.507,38 €
68.048,33 €
225.403,14 €
552.776,55 €
0,00 €
498.163,07 €
8.826.702,46 €
1.111.969,22 €
155.653,06 €
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535.983,00 €
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Σ Abw €
921.041,49 €
146.534,75 €
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–1.480,00 €
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3.882.922,57 €
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0,00 €
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18.500,00 €
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162.168,52 €
133.132,21 €
68.520,55 €
123.188,97 €
Abw BGL M
5,40
5,12
4,64
2,93
6,03
2,00
4,68
5,12
4,38
5,00
9,00
6,20
3,25
6,00
5,95
7,05
5,29
5,43
4,70
5,89
Abw Dauer Ø
Anhang
329
330
0
Münster
20
212
45
Neuruppin
Neustadt an der Wein-
119
29
47
Neuwied
Ni e b ü l l
Nordenham
straße
200
255
Neumünster
39
0
113
202
18
1 19
204
Neu-Ulm
Neubrandenburg
21
314
983
601
München
128
12
144
83
Mühldorf
118
62
135
62
9
0
145
33
76
N BGL
Mühlhausen
74
202
Mönchengladbach
Montabaur
Mosbach
81
152
Meppen
49
Memmingen
178
Meiningen
34
76
Mayen
Me ld o r f
N
131
Gericht
Marburg
82,98 %
0 ,0 0 %
94,96 %
44,44 %
94,34 %
79,22 %
8,82 %
0, 00 %
52,25 %
2,14 %
88,89 %
14,46 %
58,42 %
83,78 %
88,82 %
76,54 %
18,37 %
0, 00 %
81,46 %
43,42 %
58,02 %
% BGL
BGL M
22.744,11 €
12.725,34 €
11.377,40 €
15.244,18 €
12.943,15 €
52.404,04 €
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50.183,94 €
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15.814,30 €
18.755,91 €
19.052,03 €
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10.880,89 €
15.713,94 €
19.228,25 €
BGL Ø
511.874,92 €
245.463,79 €
88.382,83 €
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154.661,49 €
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101.879,11 €
80.545,53 €
107.745,98 €
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64.107,29 €
85.693,54 €
107.258,61 €
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105.915,17 €
121.462,10 €
103.967,12 €
11
0
41
2
44
51
11
0
83
14
33
6
18
17
43
21
6
0
40
12
23
N Abw
% Abw
28,21 %
36,28 %
10,00 %
22,00 %
25,25 %
61,11 %
26,43 %
66,67 %
25,78 %
50,00 %
15,25 %
27,42 %
31,85 %
33,87 %
66,67 %
27,59 %
36,36 %
30,26 %
39
0
76
19
196
153
15
0
274
21
118
11
101
54
121
62
8
0
122
31
73
N Kor
% Kor
82,98 %
0 ,0 0 %
63,87 %
42,22 %
92,45 %
60,00 %
7,35 %
0, 0 0 %
45,59 %
2,14 %
81,94 %
13,25 %
50,00 %
72,97 %
79,61 %
76,54 %
16,33 %
0, 0 0 %
68,54 %
40,79 %
55,73 %
11
0
4
2
43
50
10
0
80
14
33
5
18
14
39
21
6
0
29
12
23
N Abw klar
Anhang
0,00 %
2
0
Neuruppin
Neustadt an der
1
Niebüll
Nordenham
0
0
Neuwied
Weinstraße
4,65 %
7
Neumünster
9,09 %
0,00 %
14,00 %
20,00 %
16,25 %
7,14 %
0,00 %
2
0
Mühlhausen
0,00 %
Neubrandenburg
0
Mühldorf
0,00 %
14,29 %
0
0
Mönchengladbach
Neu-Ulm
2
Mosbach
7,69 %
1
3
Montabaur
4,76 %
0,00 %
13
1
Meppen
24,14 %
16,67 %
Münster
0
Memmingen
% Ab
4,35 %
München
7
0
2
Mayen
Meldorf
1
Meiningen
N Ab
Gericht
Marburg
0
0
0
0
1
1
0
0
12
2
0
0
0
1
8
2
2
0
3
0
1
N Gek
0,00 %
0,00 %
0,00 %
2,22 %
1,96 %
0,00 %
13,64 %
14,29 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
5,88 %
18,18 %
9,52 %
33,33 %
7,50 %
0,00 %
4,17 %
% Gek
–40,00
15,00
31,51
–10,00
–20,00
–30,00
–40,00
–10,00
10,00
25,00
20,00
–25,00
–10,00
–5,00
15,00
–30,00
–15,00
–25,00
Abw Min
43,55
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43,26
74,61
53,06
34,90
38,24
46,79
44,30
50,00
73,39
32,98
39,66
43,14
45,00
46,69
58,33
48,37
Abw Ø
25,00
67,50
43,26
40,00
32,30
37,50
25,97
27,50
25,00
40,00
50,00
25,00
20,00
33,00
32,50
25,00
32,50
30,00
Abw M
225,00
100,00
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200,00
200,00
85,00
300,00
110,00
325,00
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190,00
150,00
Abw Max
Σ RV €
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0,00 €
1.405.402,90 €
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0 ,0 0 €
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99.097,68 €
89.454,82 €
86.961,53 €
155.346,54 €
317.469,43 €
49.438,41 €
103.590,16 €
120.656,47 €
Abw BGL M
3,00
8,75
6,50
6,81
5,34
5,30
4,50
4,07
5,73
4,60
6,00
4,36
5,49
3,38
4,33
5,28
8,08
5,26
Abw Dauer Ø
Anhang
331
332
136
245
Saarbrücken
109
Reinbek
Rottweil
235
Regensburg
132
172
Ravensburg
202
326
Potsdam
Rosenheim
35
Pirmasens
Rostock
153
Pinneberg
24
54
134
Passau
229
Paderborn
Pforzheim
200
35
Osterode
84
69
6
38
48
48
118
314
19
42
61
25
114
77
17
129
Offenburg
160
208
157
Offenbach
3
47
Osnabrück
261
Nürnberg
15
109
N BGL
Oldenburg
66
528
Nördlingen
52
Nordhorn
N
153
Gericht
Norderstedt
34,29 %
50,74 %
2,97 %
28,79 %
44,04 %
20,43 %
68,60 %
96,32 %
54,29 %
27,45 %
45,52 %
44,44 %
87,34 %
71,43 %
54,81 %
59,69 %
10,83 %
61,30 %
0,57 %
71,21 %
28,85 %
71,24 %
% BGL
BGL M
12.203,91 €
75.557,18 €
20.008,48 €
6.249,40 €
38.188,62 €
39.793,94 €
16.181,24 €
9.542,41 €
49.080,89 €
25.336,51 €
41.394,98 €
30.409,57 €
10.476,67 €
48.971,37 €
23.401,11 €
56.363,00 €
149.640,26 €
22.310,80 €
6.726,45 €
31.194,63 €
92.159,84 €
38.263,85 €
BGL Ø
238.311,00 €
414.158,80 €
19.857,73 €
63.326,92 €
146.221,19 €
331.809,65 €
70.182,89 €
111.984,37 €
229.677,74 €
499.418,72 €
201.810,64 €
161.570,24 €
120.349,43 €
258.959,38 €
503.631,19 €
176.245,76 €
636.386,26 €
162.332,32 €
25.493,37 €
149.505,26 €
576.816,87 €
249.416,36 €
31
38
2
10
18
26
38
74
9
12
21
14
50
10
32
39
13
54
1
12
9
53
N Abw
% Abw
36,90 %
55,07 %
33,33 %
26,32 %
37,50 %
54,17 %
32,20 %
23,57 %
47,37 %
28,57 %
34,43 %
58,33 %
25,00 %
40,00 %
28,07 %
50,65 %
76,47 %
33,75 %
33,33 %
25,53 %
60,00 %
48,62 %
63
59
5
32
48
24
108
305
16
42
46
23
152
24
106
73
15
136
3
47
11
106
N Kor
% Kor
25,71 %
43,38 %
2,48 %
24,24 %
44,04 %
10,21 %
62,79 %
93,56 %
45,71 %
27,45 %
34,33 %
42,59 %
66,38 %
68,57 %
50,96 %
56,59 %
9,55 %
52,11 %
0,57 %
71,21 %
21,15 %
69,28 %
31
38
1
10
18
1
34
74
8
12
12
14
46
10
28
39
13
44
1
12
9
51
N Abw klar
Anhang
% Ab
0,00 %
5,13 %
6
0
Offenbach
Offenburg
8,33 %
4
2
0
0
15
Passau
Pforzheim
Pinneberg
Pirmasens
Potsdam
3
0
Rottweil
Saarbrücken
0
0
Rosenheim
Reinbek
Rostock
0
0
Regensburg
4
28,57 %
0
Paderborn
Ravensburg
0,00 %
0
Osterode
9,68 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,76 %
20,27 %
0,00 %
0,00 %
16,67 %
0,00 %
0,00 %
2
0
Oldenburg
Osnabrück
13,64 %
0,00 %
1
0
Nürnberg
0,00 %
11,76 %
Nördlingen
0
Nordhorn
N Ab
6
Gericht
Norderstedt
9
1
0
3
1
0
9
1
0
0
0
3
0
1
3
9
2
6
0
0
0
2
N Gek
28,13 %
2,63 %
0,00 %
30,00 %
5,56 %
0,00 %
23,68 %
1,35 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
21,43 %
0,00 %
10,00 %
9,09 %
23,08 %
15,38 %
11,11 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
3,70 %
% Gek
–20,00
5,00
10,00
5,00
10,00
20,00
–25,00
–50,00
25,00
15,30
–15,00
–20,00
10,00
10,00
10,00
–22,00
15,00
–25,00
70,00
–5,00
25,00
–40,00
Abw Min
32,74
60,12
10,00
36,60
88,45
20,00
24,88
35,43
76,88
55,45
34,73
36,43
27,20
47,95
78,22
37,87
60,76
38,68
70,00
61,73
105,56
35,64
Abw Ø
20,00
32,50
10,00
29,98
25,00
20,00
22,50
25,75
60,00
48,62
25,89
25,00
15,00
33,63
35,00
25,00
40,00
25,00
70,00
62,86
39,63
18,00
Abw M
150,00
461,00
10,00
135,00
773,30
20,00
75,00
290,00
195,00
145,00
100,00
135,00
290,00
195,00
423,83
220,00
235,00
300,00
70,00
160,00
490,40
250,00
Abw Max
Σ RV €
914.356,50 €
1.101.542,42 €
46.241,75 €
253.226,65 €
530.209,65 €
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Σ Abw €
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114.944,75 €
101.036,95 €
Abw BGL M
6,32
3,26
9,00
5,70
6,89
3,00
4,53
5,61
6,50
5,25
2,92
5,00
5,00
8,10
4,82
5,15
5,00
5,80
11,00
3,50
2,78
6,02
Abw Dauer Ø
Anhang
333
334
484
129
150
Stuttgart
Syke
Tostedt
144
124
231
39
46
49
110
100
Vechta
Verden
Villingen-
Waldshut-Tiengen
38
92
97
Ul m
Schwenningen
93
33
Uelzen
0
0,00 %
92,00 %
84,55 %
28,57 %
35,05 %
14
27,27 %
9
11,95 %
2,04 %
96,74 %
96,00 %
96,12 %
47,73 %
92,86 %
24,60 %
58,82 %
92,00 %
0,0 0 %
7,56 %
24,89 %
82,93 %
16,90 %
% BGL
34
30
49
251
Trier
Tübingen
1
42
Straubing
89
187
Stralsund
80
46
0
9
58
68
12
N BGL
92
136
Stendal
Traunstein
50
1
Stade
S pa n d a u
233
119
Siegen
82
Schweinfurt
Schwerin
N
71
Gericht
Schwarzenbek
BGL M
13.682,01 €
39.406,39 €
61.760,58 €
5 . 6 5 9, 2 4 €
31.291,52 €
1.552,94 €
15.580,17 €
8.521,70 €
4.076,69 €
12.276,67 €
40.948,41 €
12.705,78 €
0,00 €
32.112,50 €
14.351,62 €
47.457,93 €
12.945,86 €
15.074,10 €
14.125,07 €
BGL Ø
261.414,54 €
226.587,61 €
176.447,77 €
64.265,64 €
48.145,35 €
67.245,89 €
15.580,17 €
95.936,12 €
113.753,08 €
73.972,06 €
296.376,03 €
79.760,72 €
45.314,95 €
139.133,10 €
95.431,12 €
108.382,22 €
87.125,17 €
193.366,73 €
25.618,05 €
0
28
38
5
6
6
5
1
26
28
40
80
10
13
24
10
0
3
18
29
3
N Abw
% Abw
30,43 %
40,86 %
35,71 %
17, 65 %
66,67 %
16,67 %
100,00 %
29,21 %
19,44 %
32,26 %
34,63 %
25,64 %
28,26 %
30,00 %
21,74 %
33,33 %
31,03 %
42,65 %
25,00 %
0
88
92
14
30
4
26
1
88
142
121
184
39
45
74
44
0
6
46
59
12
N Kor
% Kor
0, 00 %
88,00 %
83,64 %
28,57 %
3 0 ,93 %
12,12 %
10,36 %
2,04 %
95,65 %
94,67 %
93,80 %
38,02 %
92,86 %
24,06 %
54,41 %
88,00 %
0 , 00 %
5,04 %
19,74 %
71,95 %
16,90 %
0
27
38
5
6
5
5
1
26
28
40
79
10
13
24
10
0
3
7
24
3
N Abw klar
Anhang
33,33 %
0,00 %
0
0
2
Tübingen
Uelzen
Ulm
Waldshut-Tiengen
0
0,00 %
0
Villingen-
Schwenningen
0,00 %
0
0
Vechta
Verden
0,00 %
0,00 %
0,00 %
19,23 %
0,00 %
25,00 %
0
10
Syke
8,86 %
Trier
7
Stuttgart
10,00 %
38,46 %
0
1
Straubing
5
5
Stralsund
8,33 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
16,67 %
Traunstein
2
Stendal
% Ab
0,00 %
Tostedt
0
0
Spandau
Siegen
Stade
0
0
Schwerin
4
Schweinfurt
N Ab
0
Gericht
Schwarzenbek
0
0
1
0
0
0
0
0
9
0
6
6
0
0
2
3
0
0
2
0
0
N Gek
0,00 %
2,56 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
34,62 %
0,00 %
15,00 %
7,41 %
0,00 %
0,00 %
8,33 %
30,00 %
0,00 %
11,11 %
0,00 %
0,00 %
% Gek
4,49
4,81
5,00
–20,00
20,00
15,00
50,00
–12,50
5,00
–15,00
–50,00
–15,00
–20,00
–10,00
10,00
20,00
5,00
–20,00
7,47
Abw Min
71,70
66,57
29,96
33,00
43,40
44,00
50,00
35,66
30,89
42,97
42,40
44,80
20,22
30,82
76,81
88,33
48,56
37,50
30,00
21,50
30,00
25,00
50,00
27,50
27,12
22,50
30,00
27,50
10,00
30,00
24,04
20,00
35,00
41,88
68,61 54,23
41,00
Abw M
36,82
Abw Ø
350,00
240,00
54,79
140,00
72,00
100,00
50,00
184,55
60,00
469,82
280,00
169,00
87,68
100,00
425,00
225,00
199,61
255,00
62,00
Abw Max
Σ RV €
0,00 €
1.108.848,56 €
1.140.337,38 €
185.509,81 €
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0,00 €
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Σ Abw €
0,00 €
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268.008,64 €
105.433,19 €
273.751,92 €
42.698,88 €
40.000,37 €
258.599,46 €
15.580,17 €
73.354,57 €
64.391,03 €
53.819,67 €
239.300,00 €
106.191,29 €
29.145,82 €
214.812,09 €
143.638,31 €
111.861,42 €
75.234,96 €
160.367,31 €
75.675,96 €
Abw BGL M
4,81
5,21
5,80
4,17
7,20
3,20
5,00
5,27
3,89
4,48
4,24
3,70
3,54
6,75
3,90
4,33
6,00
4,33
6,00
Abw Dauer Ø
Anhang
335
336
135
257
Aschaffenburg
Augsburg
1
75
206
Ansbach
Amberg
Arnsberg
18
38
104
Alzey
154
0
136
20
117
417
138
344
0
Aalen
55
101
364
19
32
57
37
22
172
90
107
48
44
N BGL
Aachen
IV
Zweibrücken
451
87
Wolfratshausen
182
79
Wittlich
Wuppertal
91
Wilhelmshaven
Würzburg
189
Wiesbaden
78
94
Wetzlar
73
126
Weilheim
Wolfsburg
71
Weiden
Worms
N
64
Gericht
Walsrode
59,92 %
0 ,0 0 %
66,02 %
1,33 %
17,31 %
52,63 %
84,78 %
82,49 %
0,00 %
55,49 %
80,71 %
26,03 %
41,03 %
65,52 %
46,84 %
24,18 %
91,01 %
95,74 %
84,92 %
67,61 %
68,75 %
% BGL
BGL M
6.979,75 €
7.962,74 €
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39.742,49 €
101.253,47 €
21.255,07 €
15.896,65 €
16.260,56 €
26.242,41 €
74.614,03 €
BGL Ø
682.184,20 €
235.642,83 €
10.418,70 €
101.614,91 €
97.419,12 €
112.175,84 €
186.335,11 €
311.565,02 €
282.333,13 €
113.473,41 €
280.508,15 €
124.220,94 €
225.556,05 €
142.205,45 €
172.668,18 €
113.119,96 €
74.909,92 €
118.286,62 €
170.060,05 €
34
0
22
0
10
8
18
74
0
33
84
16
15
27
18
14
48
35
36
9
30
N Abw
% Abw
22,08 %
16,18 %
0,00 %
55,56 %
40,00 %
15,38 %
21,51 %
32,67 %
23,08 %
84,21 %
46,88 %
47,37 %
48,65 %
63,64 %
27,91 %
38,89 %
33,64 %
18,75 %
68,18 %
131
0
127
1
8
20
115
309
0
79
301
18
27
37
19
21
165
86
103
40
43
N Kor
% Kor
50,97 %
0, 0 0 %
61,65 %
1,33 %
7,69 %
52,63 %
83,33 %
74,10 %
0, 00 %
43,41 %
66,74 %
24,66 %
34,62 %
42,53 %
24,05 %
23,08 %
87,30 %
91,49 %
81,75 %
56,34 %
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27
0
19
0
7
8
18
66
0
30
82
16
14
18
18
13
46
33
35
8
29
N Abw klar
Anhang
% Ab
0
Zweibrücken
6
0
Aschaffenburg
Augsburg
0
Amberg
3
Alzey
Ansbach
2
0
Aalen
Arnsberg
2
3
Aachen
IV
0
8
Wuppertal
Würzburg
0
0
2
Wittlich
Wolfratshausen
Worms
0,00 %
0
Wilhelmshaven
Wolfsburg
0,00 %
1
0
Wiesbaden
22,22 %
15,79 %
0,00 %
25,00 %
16,67 %
3,03 %
26,67 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,11 %
2,17 %
3,03 %
17,14 %
6
1
Wetzlar
0,00 %
3,45 %
Weilheim
0
Weiden
N Ab
1
Gericht
Walsrode
1
0
2
0
1
0
1
1
0
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0
0
0
0
0
6
1
1
3
0
3
N Gek
% Gek
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0,00 %
5,56 %
1,33 %
8,82 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
42,86 %
2,08 %
2,86 %
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0,00 %
10,00 %
–40,00
–20,00
10,00
–25,00
–85,00
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10,00
5,00
–10,00
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–10,00
–10,00
–20,00
10,00
–20,00
Abw Min
66,67
33,21
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59,88
54,08
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59,04
61,39
76,00
64,76
65,21
53,41
29,49
49,63
34,36
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25,00
15,00
35,00
52,50
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20,00
40,00
30,00
56,25
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30,00
35,00
25,00
27,50
20,00
Abw M
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200,00
320,00
502,50
780,00
265,00
180,00
145,00
250,00
205,00
160,00
350,00
252,00
240,00
182,00
124,77
Abw Max
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0,00 €
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0,00 €
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Σ Abw €
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130.939,17 €
Abw BGL M
4,37
6,58
5,57
4,13
6,94
7,58
4,10
5,20
5,00
5,43
5,78
4,78
4,15
5,35
6,45
4,83
7,00
4,24
Abw Dauer Ø
Anhang
337
338
52
94
99
58
Bad Homburg
Bad Kreuznach
Bad Neuenahr-
63
432
Betzdorf
Bielefeld
404
1
79
Charlottenburg
1.854
61
Bückeburg
Celle
51
60
Bremerhaven
92
1.355
22
136
159
241
120
Braunschweig
Bonn
0
21
407
31
9
151
41
91
66
17
Bremen
438
408
Bochum
34
29
Bersenbrück
14
155
Bayreuth
Bitburg
80
Bingen am Rhein
106
Baden-Baden
Bamberg
Ahrweiler
67
35
19
Bad Hersfeld
N BGL
N
56
Gericht
Aurich
73,09 %
1,27 %
83,61 %
36,67 %
56,43 %
57,86 %
29,41 %
92,24 %
0 , 00 %
61,76 %
94,21 %
49,21 %
31,03 %
97,42 %
51,25 %
85,85 %
89,66 %
67,68 %
70,21 %
48,57 %
33,93 %
% BGL
BGL M
8.177,12 €
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15.846,02 €
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13.863,24 €
36.314,40 €
BGL Ø
112.292,05 €
18.444,51 €
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112.428,85 €
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249
1
10
8
48
26
21
96
0
6
71
8
2
38
4
25
17
13
15
5
8
N Abw
% Abw
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100,00 %
19,61 %
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35,29 %
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28,57 %
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25,81 %
22,22 %
25,17 %
9,76 %
27,47 %
32,69 %
19,40 %
22,73 %
29,41 %
42,11 %
1.303
1
51
21
127
80
101
349
0
15
354
29
9
145
40
88
51
58
62
16
18
N Kor
% Kor
70,28 %
1,27 %
83,61 %
35,00 %
52,70 %
50,31 %
24,75 %
79,68 %
0, 0 0 %
44,12 %
81,94 %
46,03 %
31,03 %
93,55 %
50,00 %
83,02 %
87,93 %
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32,14 %
241
1
10
8
46
24
19
93
0
6
67
8
2
35
4
23
16
13
14
5
8
N Abw klar
Anhang
0,00 %
5
0
Bad Kreuznach
Bad Neuenahr-
0
Celle
27
0
Charlottenburg
0
1
Bonn
Bückeburg
54
Bochum
Bremerhaven
0
Bitburg
0
0
Bingen am Rhein
5
1
Bielefeld
Braunschweig
2
Betzdorf
Bremen
0
13
Bayreuth
Bersenbrück
1
0
Baden-Baden
Bamberg
Ahrweiler
38,46 %
1
Bad Homburg
11,20 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
10,87 %
0,00 %
5,26 %
58,06 %
0,00 %
1,49 %
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0,00 %
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0,00 %
4,35 %
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20,00 %
1
% Ab
50,00 %
Bad Hersfeld
N Ab
4
Gericht
Aurich
0
0
0
0
8
0
0
4
0
0
5
0
0
5
0
0
0
0
0
0
0
N Gek
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
16,33 %
0,00 %
0,00 %
4,12 %
0,00 %
7,04 %
0,00 %
0,00 %
12,82 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
% Gek
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50,00
5,00
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–40,00
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–55,00
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–20,00
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–70,00
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–45,00
–50,00
–60,00
–15,00
Abw Min
72,78
50,00
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68,12
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25,00
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73,48
55,63
4,45
56,07
24,00
12,50
Abw Ø
40,00
50,00
30,00
60,00
35,00
36,35
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–10,00
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12,50
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15,00
33,76
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20,00
20,00
25,00
0,00
Abw M
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120,00
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100,00
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Abw Max
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99.993,44 €
30.757,93 €
61.642,61 €
19.022,36 €
95.558,84 €
Abw BGL M
6,49
1,00
5,40
5,25
5,26
6,83
6,26
4,61
6,83
6,69
6,38
3,00
8,17
10,75
5,74
7,94
4,46
6,21
7,60
4,00
Abw Dauer Ø
Anhang
339
340
224
Cottbus
78
94
Eutin
Flensburg
18
40
156
386
165
155
577
308
Erfurt
68
459
Essen
609
Düsseldorf
Esslingen
512
Duisburg
139
461
15
571
Dresden
136
33
61
34
275
77
34
194
9
114
17
320
N BGL
49
536
Dortmund
Eschwege
139
Delmenhorst
136
69
Deggendorf
Dessau-Roßlau
41
Darmstadt
Detmold
94
435
Cuxhaven
34
11
Crailsheim
119
Cochem
30
Coburg
Cloppenburg
N
566
Gericht
Chemnitz
19,15 %
51,28 %
94,55 %
66,90 %
30,61 %
50,32 %
11,17 %
89,65 %
24,34 %
86,01 %
100,00 %
23,74 %
88,41 %
82,93 %
63,22 %
81,91 %
100,00 %
86,61 %
81,82 %
95,80 %
56,67 %
56,54 %
% BGL
BGL M
84.107,89 €
19.128,66 €
12.342,09 €
18.156,73 €
3.824,05 €
19.228,03 €
30.874,26 €
6.484,77 €
17.416,37 €
6.864,81 €
12.526,71 €
34.539,72 €
21.792,52 €
21.509,31 €
30.060,29 €
17.092,80 €
19.475,19 €
9.630,84 €
71.696,81 €
14.163,04 €
38.272,81 €
11.925,52 €
BGL Ø
138.438,05 €
92.919,12 €
279.722,59 €
123.845,67 €
193.069,89 €
131.094,92 €
149.177,12 €
688.255,67 €
89.462,67 €
85.042,86 €
216.434,77 €
15.942.166,14 €
246.636,65 €
138.768,43 €
262.665,97 €
68.166,78 €
68.087,17 €
349.189,76 €
153.096,46 €
202.875,50 €
192.062,93 €
97.886,48 €
9
8
49
80
4
38
26
76
26
66
62
11
26
7
82
16
9
33
6
27
9
69
N Abw
% Abw
50,00 %
20,00 %
31,41 %
20,73 %
26,67 %
24,52 %
38,24 %
16,56 %
18,71 %
14,32 %
45,59 %
33,33 %
42,62 %
20,59 %
29,82 %
20,78 %
26,47 %
17,01 %
66,67 %
23,68 %
52,94 %
21,56 %
16
40
120
332
13
148
43
395
120
412
129
29
52
29
254
77
34
180
9
104
15
280
N Kor
% Kor
17,02 %
51,28 %
72,73 %
57,54 %
26,53 %
48,05 %
7,06 %
77,15 %
21,02 %
76,87 %
94,85 %
20,86 %
75,36 %
70,73 %
58,39 %
81,91 %
100,00 %
80,36 %
81,82 %
87,39 %
50,00 %
49,47 %
9
8
47
77
2
36
26
71
16
63
62
10
26
6
79
16
9
30
6
23
9
49
N Abw klar
Anhang
0
2
0
3
16
Düsseldorf
Erfurt
Eschwege
Essen
Esslingen
Flensburg
2
0
3,90 %
2
Duisburg
Eutin
0,00 %
0
22,22 %
0,00 %
34,04 %
5,56 %
0,00 %
2,82 %
0,00 %
9,52 %
6
Dresden
0,00 %
48,39 %
Dortmund
0
Dessau-Roßlau
0,00 %
30
0
Delmenhorst
33,33 %
6,33 %
26,67 %
0,00 %
13,04 %
Detmold
2
Deggendorf
0,00 %
0
4
Crailsheim
5
8
Cottbus
Cuxhaven
0
Cochem
Darmstadt
44,44 %
3
Coburg
22,22 %
2
% Ab
8,16 %
Cloppenburg
N Ab
4
Gericht
Chemnitz
5
1
10
3
0
3
1
0
1
3
4
0
0
1
8
3
0
0
0
3
2
1
N Gek
45,45 %
12,50 %
19,61 %
3,75 %
0,00 %
7,89 %
3,85 %
0,00 %
3,85 %
4,48 %
6,45 %
0,00 %
0,00 %
14,29 %
9,64 %
16,67 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,11 %
22,22 %
1,45 %
% Gek
–85,00
15,00
–20,00
–20,00
20,00
–16,00
10,00
–30,00
10,00
–22,50
–20,00
15,00
10,00
–20,00
–34,61
10,00
–20,00
–60,00
10,00
–25,00
–20,00
–50,00
Abw Min
27,78
74,45
41,98
58,91
55,00
82,25
60,96
51,44
65,94
48,03
32,72
138,00
68,98
130,00
57,08
49,00
36,56
43,73
60,00
56,14
38,67
60,18
Abw Ø
35,00
66,78
20,00
25,00
55,00
40,00
50,00
25,00
30,00
30,00
10,00
42,50
63,50
17,50
30,00
42,50
15,00
17,50
37,50
35,00
10,00
40,00
Abw M
90,00
150,00
406,00
385,00
90,00
400,00
140,00
500,00
300,00
350,00
319,00
900,00
215,00
745,00
490,00
144,90
170,00
600,00
195,00
310,00
140,00
250,00
Abw Max
Σ RV €
309.834,79 €
488.523,71 €
2.237.795,89 €
4.688.865,83 €
151.309,78 €
1.948.236,69 €
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7.159.711,44 €
1.653.692,58 €
3.992.511,56 €
1.832.785,85 €
6.116.428,66 €
965.709,55 €
450.482,01 €
4.468.964,60 €
856.832,47 €
351.225,53 €
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274.508,13 €
3.358.248,06 €
Σ Abw €
58.918,34 €
163.756,76 €
2.392.214,59 €
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1.436.017,26 €
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191.808,54 €
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1.618.253,91 €
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115.585,13 €
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78.747,07 €
77.200,22 €
188.191,40 €
38.272,81 €
126.611,03 €
Abw BGL M
5,00
8,38
4,91
6,23
7,50
7,44
7,31
6,39
7,06
7,62
6,68
5,30
7,46
7,00
6,71
6,69
8,33
6,73
6,67
7,74
2,56
6,86
Abw Dauer Ø
Anhang
341
342
34
73
48
42
45
53
207
236
87
130
64
68
116
305
Fritzlar
Fulda
Fürth
Gera
Gießen
Gifhorn
Goslar
Göppingen
Göttingen
Hagen
7
124
200
104
133
377
68
163
265
Hameln
Hanau
Hannover
Hechingen
Heidelberg
Heilbronn
1
Hamburg
174
152
9
7
639
259
775
Halle (Saale)
25
23
13
114
34
0
94
173
118
191
Friedberg
237
Frankfurt/Oder
239
N BGL
Freiburg
N
433
Gericht
Frankfurt
65,66 %
93,25 %
13,24 %
53,05 %
93,23 %
6,73 %
82,45 %
0,39 %
8,20 %
19,83 %
19,12 %
65,63 %
36,92 %
83,91 %
14,41 %
55,07 %
64,15 %
0, 0 0 %
79,66 %
4,05 %
80,59 %
55,20 %
% BGL
BGL M
24.744,18 €
18.128,50 €
52.936,38 €
18.590,08 €
8.600,66 €
7.463,08 €
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16.799,38 €
5.385,73 €
29.828,56 €
28.194,68 €
15.990,99 €
216,54 €
15.632,91 €
25.359,04 €
13.617,42 €
17.220,94 €
22.243,11 €
14.582,85 €
13.806,11 €
24.077,71 €
BGL Ø
242.892,13 €
142.642,65 €
163.556,49 €
99.462,60 €
195.382,77 €
73.816,91 €
251.043,08 €
16.799,38 €
173.681,27 €
106.829,64 €
106.756,66 €
82.497,87 €
14.191,44 €
81.174,21 €
200.509,00 €
354.577,57 €
117.898,58 €
67.023,36 €
96.547,04 €
74.341,59 €
859.303,48 €
78
43
4
56
33
1
164
0
6
6
5
15
5
20
12
28
12
0
33
5
61
76
N Abw
% Abw
44,83 %
28,29 %
44,44 %
28,00 %
26,61 %
14,29 %
25,67 %
0,00 %
24,00 %
26,09 %
38,46 %
35,71 %
10,42 %
27,40 %
35,29 %
24,56 %
35,29 %
35,11 %
71,43 %
31,94 %
31,80 %
161
138
7
189
105
7
520
1
19
19
8
31
48
73
31
94
34
0
87
5
161
235
N Kor
% Kor
60,75 %
84,66 %
10,29 %
50,13 %
78,95 %
6,73 %
67,10 %
0,39 %
6,23 %
16,38 %
11,76 %
48,44 %
36,92 %
83,91 %
13,14 %
45,41 %
64,15 %
0 , 00 %
73,73 %
2,89 %
67,93 %
54,27 %
77
42
4
56
31
1
155
0
6
6
5
15
4
20
12
9
12
0
32
5
32
75
N Abw klar
Anhang
0,00 %
0,00 %
0
1
1
0
2
0
0
0
0
0
0
Fritzlar
Fulda
Fürth
Gera
Gießen
Gifhorn
Goslar
Göppingen
Göttingen
Hagen
Halle (Saale)
0,00 %
11
0
6
Hannover
Hechingen
Heidelberg
42
19,64 %
1
Hanau
Heilbronn
3,23 %
0
Hameln
54,55 %
14,29 %
0,00 %
0,00 %
29
Hamburg
18,71 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
10,00 %
0,00 %
11,11 %
8,33 %
25,00 %
0
0,00 %
8
0
Frankfurt/Oder
% Ab
5,33 %
Friedberg
4
Freiburg
N Ab
Gericht
Frankfurt
20
2
2
14
0
0
13
0
0
0
0
0
1
4
0
0
6
0
1
1
0
3
N Gek
23,26 %
4,65 %
50,00 %
24,14 %
0,00 %
0,00 %
7,83 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
20,00 %
19,05 %
0,00 %
0,00 %
50,00 %
3,03 %
20,00 %
0,00 %
3,90 %
% Gek
–55,00
–40,00
10,00
–30,00
–10,00
58,68
–50,00
10,00
25,00
20,00
10,00
15,00
–50,00
10,00
–20,00
–8,00
–50,00
15,00
5,00
–45,00
Abw Min
7,46
43,57
47,50
30,90
50,52
58,68
42,56
60,00
60,55
40,00
66,31
26,25
31,25
91,50
129,44
69,73
16,56
77,00
56,09
75,84
Abw Ø
–10,00
25,00
20,00
21,00
50,00
58,68
25,00
17,50
65,00
30,00
30,00
20,00
22,50
47,50
25,00
57,50
20,00
70,00
22,50
44,00
Abw M
200,00
365,00
140,00
165,00
125,00
58,68
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265,00
88,30
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290,00
50,00
110,00
460,00
600,00
182,47
70,00
150,00
365,00
440,00
Abw Max
Σ RV €
2.777.107,83 €
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0 , 00 €
1.091.228,01 €
84.286,36 €
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0,00 €
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0 ,0 0 €
137.480,55 €
60.707,19 €
712.066,49 €
8.577.695,04 €
57.578,64 €
78.359,65 €
166.496,61 €
85.374,49 €
190.390,06 €
280.258,57 €
89.425,88 €
225.989,56 €
211.448,99 €
168.517,01 €
57.349,11 €
45.204,81 €
128.785,50 €
111.634,61 €
287.152,27 €
209.256,00 €
76.997,28 €
30.227,33 €
107.741,28 €
139.914,89 €
Abw BGL M
4,65
8,29
4,00
7,18
6,77
1,00
6,25
8,33
8,00
5,00
6,67
3,00
6,15
11,00
7,11
7,42
7,91
3,80
7,31
5,49
Abw Dauer Ø
Anhang
343
344
32
Idar-Oberstein
140
163
Karlsruhe
Kassel
Kempten
Leer
Landshut
51
181
16
14
44
0
37
54
101
Königstein
163
Krefeld
13
13
Landau in der Pfalz
32
Korbach
793
106
Konstanz
54
208
1
159
51
259
17
14
12
5
12
11
82
79
N BGL
1.067
122
Koblenz
Köln
215
Kleve
8
263
Kaiserslautern
Kiel
37
112
Itzehoe
144
Husum
Ingolstadt
29
47
Holzminden
94
Ho f
N
114
Gericht
Hildesheim
27,45 %
24,31 %
0,00 %
68,52 %
74,32 %
61,96 %
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12,50 %
97,55 %
36,43 %
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37,84 %
8,33 %
15,63 %
25,53 %
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31.775,13 €
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BGL M 14.112,58 €
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BGL Ø
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136.564,42 €
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138.223,01 €
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4
11
0
10
140
20
3
5
11
26
1
32
7
47
2
4
6
3
6
5
16
20
N Abw
% Abw
28,57 %
25,00 %
27,03 %
17,65 %
19,80 %
23,08 %
38,46 %
20,37 %
12,50 %
100,00 %
20,13 %
13,73 %
18,15 %
11,76 %
28,57 %
50,00 %
60,00 %
50,00 %
45,45 %
19 ,5 1 %
25,32 %
14
41
0
28
691
83
11
9
54
185
0
156
49
227
15
12
10
5
11
11
77
73
N Kor
% Kor
27,45 %
22,65 %
0,00 %
51,85 %
64,76 %
50,92 %
34,38 %
8,49 %
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0,00 %
95,71 %
35,00 %
86,31 %
13,39 %
32,43 %
6,94 %
15,63 %
23,40 %
37,93 %
8 1 ,9 1 %
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4
8
0
3
137
15
3
5
11
25
1
29
6
43
2
2
5
3
5
5
11
20
N Abw klar
Anhang
% Ab
1
2
Korbach
Krefeld
1
Landshut
1
0
0
Königstein
Landau in der Pfalz
Leer
13,33 %
33,33 %
20,00 %
25,00 %
12,50 %
0,00 %
1
Konstanz
9,09 %
8,00 %
12,41 %
1
Koblenz
0,00 %
27,59 %
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9,30 %
100,00 %
0,00 %
17
2
Kleve
Köln
8
0
Kempten
1
Kassel
Kiel
4
Karlsruhe
50,00 %
1
2
Itzehoe
Ingolstadt
Kaiserslautern
0,00 %
0
0
Idar-Oberstein
0,00 %
20,00 %
1
0
Husum
9,09 %
10,00 %
Holzminden
1
Hof
N Ab
2
Gericht
Hildesheim
0
4
0
0
13
0
0
0
0
3
0
4
0
2
0
0
0
0
1
0
0
0
N Gek
0,00 %
36,36 %
0,00 %
8,90 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
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0,00 %
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0,00 %
4,26 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
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0,00 %
0,00 %
% Gek
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–40,00
10,00
–60,00
–50,00
–10,00
–20,00
–40,00
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–50,00
–10,00
–20,00
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–10,00
15,00
45,00
5,00
–10,00
–20,00
–10,00
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22,50
10,00
53,20
54,40
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30,00
25,00
70,00
40,00
20,00
30,10
77,00
25,00
30,00
30,00
–12,50
15,00
25,00
102,50
10,00
50,00
36,40
30,00
Abw M
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22,18
58,80
77,00
38,59
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54,51
–12,50
15,00
76,00
167,50
16,00
86,49
86,77
42,65
Abw Ø
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70,00
100,00
320,00
430,00
160,00
85,00
50,00
280,00
77,00
250,00
45,00
325,00
–10,00
40,00
225,00
355,00
30,00
250,00
415,00
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0,00 €
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Abw BGL M
7,50
2,63
7,00
6,86
8,33
11,33
7,20
5,91
8,48
9,00
6,10
3,83
5,88
6,00
4,00
5,00
9,33
5,60
3,60
7,55
6,30
Abw Dauer Ø
Anhang
345
346
66
385
108
64
155
26
44
68
124
52
144
76
Marburg
Mayen
Meiningen
Me l d o r f
Memmingen
Meppen
Montabaur
Mosbach
Mönchengladbach
Mühldorf
352
Magdeburg
Mannheim
101
Lüneburg
Mainz
45
127
Lörrach
Lübeck
Rhein
9
97
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116
51
6
0
143
28
66
364
28
40
67
127
4
71
163
Ludwigshafen am
20
140
32
162
12
Ludwigsburg
59
Limburg
1
N BGL
Lingen
N
474
Gericht
Leipzig
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67,36 %
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93,55 %
75,00 %
13,64 %
0 ,0 0 %
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BGL M
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BGL Ø
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2.014.916,55 €
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13
12
36
15
4
0
38
11
16
59
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7
23
24
2
13
45
11
6
1
N Abw
% Abw
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18,31 %
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50,00 %
100,00 %
8
84
46
106
51
5
0
120
26
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352
26
40
66
103
2
65
131
20
8
0
N Kor
10,53 %
58,33 %
88,46 %
85,48 %
75,00 %
11,36 %
0 , 00 %
77,42 %
40,63 %
58,33 %
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81,10 %
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39,88 %
80,86 %
62,50 %
13,56 %
0,00 %
% Kor
3
13
9
33
15
4
0
27
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16
58
10
7
23
24
1
12
39
11
6
1
N Abw klar
Anhang
0
Mönchengladbach
0
Mosbach
Mühldorf
3
2
Montabaur
0
1
Memmingen
Meldorf
Meppen
7
0
Meiningen
2
Mayen
1
Mainz
1
0
Magdeburg
Marburg
0
Lüneburg
10
0
Mannheim
1
Lörrach
Lübeck
Rhein
0,00 %
0,00 %
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0,00 %
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0,00 %
0,00 %
100,00 %
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3
Ludwigshafen am
0,00 %
30,77 %
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Limburg
% Ab
0,00 %
Ludwigsburg
0
Lingen
N Ab
Gericht
Leipzig
0
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1
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0,00 %
0,00 %
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0,00 %
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0,00 %
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16,67 %
0,00 %
% Gek
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–25,00
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–5,00
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–15,00
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–25,00
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–20,00
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100,00
Abw Ø
40,00
50,00
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25,00
25,00
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–20,00
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307.737,47 €
714.060,71 €
3.038.406,07 €
364.493,61 €
453.153,05 €
1.346.632,26 €
1.107.225,01 €
83.259,69 €
1.321.398,58 €
2.778.421,78 €
460.254,44 €
118.783,54 €
68.048,33 €
Σ Abw €
32.231,05 €
453.742,44 €
92.647,66 €
372.703,80 €
162.942,25 €
52.514,32 €
0,00 €
589.282,76 €
240.137,72 €
292.584,34 €
508.597,31 €
112.689,45 €
136.694,38 €
2.430.388,53 €
338.834,03 €
– 1.480,00 €
2.070.874,64 €
3.531.111,33 €
244.353,91 €
21.942,60 €
68.048,33 €
Abw BGL M
109.019,99 €
107.446,19 €
106.448,50 €
67.313,24 €
155.346,54 €
285.033,71 €
49.438,41 €
86.362,19 €
150.346,87 €
95.228,03 €
75.720,42 €
220.581,59 €
157.396,56 €
84.608,12 €
18.500,00 €
58.037,79 €
114.310,90 €
260.156,79 €
62.085,23 €
2.014.916,55 €
6,67
6,54
5,22
6,12
3,67
4,25
5,48
8,27
7,19
7,34
6,70
6,57
4,52
6,83
2,00
7,58
6,69
4,55
5,00
9,00
Abw Dauer Ø
Anhang
347
348
97
181
31
163
Oldenburg
Osnabrück
Osterode
Paderborn
202
146
Offenbach
Offenburg
52
448
Nördlingen
46
Nordhorn
Nürnberg
121
Norderstedt
8
38
Nordenham
Ni e b ü ll
Neuwied
101
20
35
Neustadt an der Wein-
straße
170
180
Neuruppin
149
22
95
59
11
130
3
35
10
87
32
0
96
164
210
Neumünster
13
185
0, 0 0 %
0
88
Neubrandenburg
54,98 %
254
462
Münster
Neu-Ulm
91,41 %
70,97 %
52,49 %
60,82 %
7,53 %
64,36 %
0,67 %
67,31 %
21,74 %
71,90 %
84,21 %
0, 0 0 %
95,05 %
57,14 %
94,44 %
78,10 %
7,03 %
2,00 %
17
96,83 %
% BGL
850
122
N BGL
München
N
126
Gericht
Mühlhausen
BGL M
9.545,51 €
47.306,78 €
20.453,50 €
27.559,35 €
150.000,00 €
17.335,25 €
6.726,45 €
23.784,14 €
98.417,12 €
24.914,91 €
15.548,66 €
11.711,30 €
11.377,40 €
11.536,79 €
9.476,12 €
22.417,07 €
15.270,82 €
50.183,94 €
16.240,46 €
BGL Ø
133.949,73 €
282.328,52 €
300.147,36 €
177.188,78 €
292.545,20 €
140.972,85 €
25.493,37 €
107.897,62 €
531.500,29 €
119.787,30 €
41.871,70 €
257.081,69 €
88.382,83 €
145.606,06 €
74.065,72 €
227.444,43 €
97.421,74 €
111.672,10 €
83.031,81 €
29
9
25
25
9
31
1
6
5
37
6
0
32
2
30
30
6
0
51
11
31
N Abw
% Abw
19,46 %
40,91 %
26,32 %
42,37 %
81,82 %
23,85 %
33,33 %
17,14 %
50,00 %
42,53 %
18,75 %
33,33 %
10,00 %
17,65 %
18,29 %
46,15 %
20,08 %
64,71 %
25,41 %
121
22
91
57
10
118
3
35
9
84
32
0
66
19
166
134
11
0
235
17
113
N Kor
% Kor
74,23 %
70,97 %
50,28 %
58,76 %
6,85 %
58,42 %
0,67 %
67,31 %
19,57 %
69,42 %
84,21 %
0 , 00 %
65,35 %
54,29 %
92,22 %
63,81 %
5,95 %
0 , 00 %
50,87 %
2,00 %
89,68 %
26
9
22
25
9
30
1
6
5
35
6
0
2
2
29
30
6
0
50
11
31
N Abw klar
Anhang
Osterode
0
0
Osnabrück
Paderborn
2
0
Oldenburg
6
0
Offenbach
Offenburg
1
0
0
Nordhorn
Nördlingen
6
Norderstedt
Nürnberg
0
1
Niebüll
Nordenham
Neuwied
0
0,00 %
0
Neustadt an der
Weinstraße
6,90 %
2
Neuruppin
0,00 %
0,00 %
0,00 %
8,00 %
0,00 %
20,00 %
0,00 %
16,67 %
0,00 %
17,14 %
16,67 %
0,00 %
23,33 %
2
33,33 %
24,00 %
7
0
Neu-Ulm
9,09 %
Neumünster
12
Münster
% Ab
0,00 %
Neubrandenburg
1
München
N Ab
0
Gericht
Mühlhausen
0
1
3
5
2
4
0
0
0
1
0
0
0
0
1
1
0
0
8
2
0
N Gek
0,00 %
11,11 %
11,54 %
20,00 %
22,22 %
12,90 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
2,63 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
3,23 %
3,33 %
0,00 %
14,55 %
18,18 %
0,00 %
% Gek
10,00
10,00
10,00
–22,00
20,00
–25,00
70,00
–5,00
30,00
–40,00
–40,00
70,00
31,51
–10,00
–20,00
–30,00
–40,00
–10,00
10,00
Abw Min
34,04
48,85
73,47
37,05
66,21
40,12
70,00
59,17
129,01
30,41
18,33
85,00
43,26
75,92
63,67
35,67
38,17
50,91
43,58
Abw Ø
20,00
32,20
37,50
15,00
40,00
20,00
70,00
50,00
39,63
15,00
20,00
85,00
43,26
30,00
30,00
30,00
25,00
30,00
25,00
Abw M
290,00
195,00
300,00
220,00
235,00
300,00
70,00
160,00
490,40
250,00
50,00
100,00
55,00
375,00
215,00
133,00
350,00
200,00
200,00
Abw Max
Σ RV €
1.515.002,84 €
400.588,19 €
1.541.678,51 €
971.739,00 €
262.504,76 €
1.619.483,91 €
21.903,83 €
448.211,44 €
264.839,24 €
1.192.541,36 €
292.046,02 €
0,00 €
1.330.751,57 €
209.741,27 €
1.888.851,00 €
1.509.283,27 €
216.367,67 €
0,00 €
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270.790,21 €
1.306.934,81 €
Σ Abw €
920.272,09 €
298.710,02 €
1.589.569,39 €
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224.730,90 €
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0,00 €
48.865,08 €
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0,00 €
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86.815,34 €
Abw BGL M
5,65
8,44
5,55
5,68
6,56
7,13
11,00
5,50
4,40
6,49
2,67
8,50
6,50
8,52
6,60
7,50
5,64
4,91
5,90
Abw Dauer Ø
Anhang
349
350
41
121
165
34
405
Stendal
Stralsund
Straubing
Stuttgart
185
33
35
69
0
9
50
40
1
S pand a u
10
52
44
97
Stade
194
Siegen
Schweinfurt
Schwerin
63
63
Schwarzenbek
67
52
160
34
34
118
90
Reinbek
Rottweil
194
Regensburg
107
279
Saarbrücken
153
Ravensburg
6
283
Potsdam
34
15
116
23
Pirmasens
173
113
Pinneberg
42
Rosenheim
103
Pforzheim
24
N BGL
Rostock
N
53
Gericht
Passau
45,68 %
97,06 %
21,21 %
57,02 %
90,91 %
0, 0 0 %
9,28 %
25,77 %
82,54 %
15,87 %
41,88 %
44,07 %
3,47 %
29,31 %
37,78 %
21,13 %
69,93 %
98,59 %
65,22 %
30,09 %
40,78 %
45,28 %
% BGL
BGL M
26.153,37 €
9.561,16 €
0,00 €
20.207,55 €
8.546,96 €
47.457,93 €
8.561,48 €
9.264,66 €
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20.008,48 €
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32.734,40 €
36.859,33 €
16.037,89 €
6.454,84 €
47.650,72 €
17.836,38 €
26.765,57 €
30.409,57 €
BGL Ø
273.425,25 €
64.936,39 €
6.602,52 €
55.351,64 €
94.462,09 €
108.382,22 €
88.875,94 €
104.748,98 €
19.309,11 €
205.777,72 €
194.680,43 €
19.857,73 €
57.198,87 €
131.175,21 €
281.766,13 €
67.685,14 €
99.314,18 €
202.698,22 €
130.698,00 €
109.932,91 €
161.570,24 €
56
7
8
14
9
0
3
14
17
1
18
24
2
7
9
20
33
54
6
6
12
14
N Abw
% Abw
30,27 %
21,21 %
22,86 %
20,29 %
2 2 , 50 %
33,33 %
28,00 %
32,69 %
10,00 %
26,87 %
46,15 %
33,33 %
20,59 %
26,47 %
48,78 %
30,84 %
19,35 %
40,00 %
17,65 %
28,57 %
58,33 %
154
33
34
66
38
0
6
42
45
10
54
45
5
29
34
22
98
271
12
34
31
23
N Kor
% Kor
38,02 %
97,06 %
20,61 %
54,55 %
86, 36 %
0 ,0 0 %
6,19 %
21,65 %
71,43 %
15,87 %
33,75 %
38,14 %
2,89 %
25,00 %
37,78 %
11,34 %
64,05 %
95,76 %
52,17 %
30,09 %
30,10 %
43,40 %
56
7
8
14
9
0
3
6
13
1
18
24
1
7
9
1
29
54
5
6
5
14
N Abw klar
Anhang
Potsdam
% Ab
0,00 %
0,00 %
0
0
0
2
0
3
Rosenheim
Rostock
Rottweil
Saarbrücken
Schwarzenbek
Schweinfurt
0,00 %
5
1
Straubing
6
14,29 %
2
Stendal
Stralsund
Stuttgart
0,00 %
0
0
Spandau
Stade
0,00 %
Siegen
10,71 %
14,29 %
62,50 %
0,00 %
0
0
Schwerin
23,08 %
0,00 %
11,11 %
0,00 %
0,00 %
0
0
Regensburg
13,79 %
24,07 %
0,00 %
0,00 %
40,00 %
28,57 %
Reinbek
4
13
Pirmasens
Ravensburg
0
0
Pinneberg
2
Pforzheim
N Ab
4
Gericht
Passau
5
0
0
2
2
0
0
1
0
0
6
1
0
2
0
0
8
1
0
0
0
3
N Gek
% Gek
8,77 %
0,00 %
0,00 %
14,29 %
22,22 %
0,00 %
7,14 %
0,00 %
0,00 %
31,58 %
4,17 %
0,00 %
28,57 %
0,00 %
0,00 %
24,24 %
1,85 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
21,43 %
–50,00
–15,00
–20,00
–10,00
10,00
20,00
10,00
–20,00
62,00
–20,00
10,00
10,00
6,00
10,00
20,00
–25,00
–50,00
25,00
20,00
–15,00
–20,00
Abw Min
46,17
40,57
–2,50
27,11
80,90
88,33
62,44
58,96
62,00
40,56
75,96
10,00
37,28
123,60
20,00
23,28
37,28
98,00
62,50
23,00
36,43
Abw Ø
32,50
25,00
–7,50
27,00
23,08
20,00
42,50
30,00
62,00
25,00
30,00
10,00
29,96
34,06
20,00
20,00
20,00
95,00
55,00
10,00
25,00
Abw M
280,00
169,00
35,00
100,00
425,00
225,00
199,61
255,00
62,00
150,00
461,00
10,00
135,00
773,30
20,00
75,00
290,00
195,00
145,00
100,00
135,00
Abw Max
Σ RV €
3.195.549,13 €
263.606,03 €
102.543,97 €
734.992,76 €
400.121,00 €
0,00 €
131.336,73 €
537.079,70 €
526.909,65 €
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Σ Abw €
1.385.309,72 €
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– 791,35 €
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0,00 €
99.661,33 €
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326.845,99 €
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0,00 €
119.930,10 €
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Abw BGL M
5,21
3,71
5,38
8,71
4,22
4,33
6,50
5,23
9,00
6,89
4,25
9,00
6,00
8,33
3,00
5,07
6,89
9,00
7,50
4,80
5,00
Abw Dauer Ø
Anhang
351
352
71
135
63
103
74
148
81
64
77
60
62
Walsrode
Weiden
Weilheim
Wetzlar
Wiesbaden
Wilhelmshaven
Wittlich
Wolfratshausen
Wolfsburg
Worms
12
24
50
29
17
86
43
30
34
50
Waldshut-Tiengen
0
78
86
Schwenningen
Villingen-
8
67
40
83
Verden
26
8
27
1
78
120
105
N BGL
Vechta
31
80
Tübingen
Ulm
211
Trier
Uelzen
81
34
Traunstein
122
Tostedt
N
105
Gericht
Syke
% BGL
19,35 %
40,00 %
64,94 %
45,31 %
20,99 %
91,22 %
95,95 %
83,50 %
68,25 %
60,00 %
0 , 00 %
90,70 %
80,72 %
20,00 %
32,50 %
25,81 %
12,80 %
2,94 %
96,30 %
98,36 %
100,00 %
BGL M
76.576,53 €
13.210,66 €
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5.861,03 €
BGL Ø
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70.355,31 €
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9
8
22
14
10
31
21
22
8
17
0
17
23
3
3
6
4
1
20
17
30
N Abw
% Abw
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33,33 %
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48,28 %
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22,96 %
29,58 %
25,58 %
18,60 %
56,67 %
21,79 %
34,33 %
37,50 %
11,54 %
75,00 %
14,81 %
100,00 %
25,64 %
14,17 %
28,57 %
11
20
34
15
17
131
68
85
36
30
0
77
67
8
24
3
24
1
77
118
103
N Kor
% Kor
17,74 %
33,33 %
44,16 %
23,44 %
20,99 %
88,51 %
91,89 %
82,52 %
57,14 %
60,00 %
0, 00 %
89,53 %
80,72 %
20,00 %
3 0,00 %
9,68 %
11,37 %
2,94 %
95,06 %
96,72 %
98,10 %
9
7
16
14
10
30
19
22
7
17
0
17
23
3
3
5
4
1
20
17
30
N Abw klar
Anhang
Gericht
0
Wolfsburg
0
2
Wolfratshausen
Worms
0
Wittlich
3,33 %
1
0
Wiesbaden
Wilhelmshaven
5,26 %
5
1
Weilheim
Wetzlar
0,00 %
0,00 %
12,50 %
0,00 %
0,00 %
22,73 %
0,00 %
0
Weiden
5,88 %
0
1
Waldshut-Tiengen
Walsrode
Schwenningen
0,00 %
0
Villingen-
0,00 %
0,00 %
0
0
66,67 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
25,00 %
0,00 %
Verden
2
Ulm
% Ab
33,33 %
Vechta
0
0
0
Trier
Uelzen
5
Traunstein
Tübingen
0
10
N Ab
Tostedt
Syke
0
0
0
0
4
1
0
3
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
5
0
6
N Gek
% Gek
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
40,00 %
3,23 %
0,00 %
13,04 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
4,17 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
25,00 %
0,00 %
20,00 %
20,00
25,00
–10,00
15,00
22,30
–10,00
–10,00
–20,00
10,00
–20,00
10,00
10,00
5,00
–20,00
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20,00
50,00
–12,50
10,00
–15,00
Abw Min
61,11
52,36
57,81
72,64
66,23
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58,88
32,27
51,00
33,84
90,18
71,59
29,93
35,00
43,40
51,25
50,00
31,85
32,27
29,72
Abw Ø
50,00
55,00
27,50
70,00
52,50
47,15
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25,00
25,00
20,00
55,00
30,00
30,00
–15,00
30,00
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50,00
20,00
25,00
20,00
Abw M
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84,00
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160,00
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182,00
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350,00
240,00
54,79
140,00
72,00
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50,00
184,55
60,00
192,41
Abw Max
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Abw BGL M
7,22
7,43
5,88
5,00
4,90
7,17
7,89
4,91
7,14
5,35
6,88
6,17
6,00
6,00
7,20
3,75
5,00
5,55
4,53
4,60
Abw Dauer Ø
Anhang
353
354
19
33
7
Bayreuth
Bersenbrück
1
9
Bamberg
19
30
16
Baden-Baden
Ahrweiler
12
14
19
15
Bad Kreuznach
17
6
9
32
Bad Neuenahr-
Aurich
22
61
26
Augsburg
0
15
Bad Homburg
18
Aschaffenburg
6
37
Arnsberg
1
9
3
19
82
0
87
316
N BGL
Bad Hersfeld
27
14
Alzey
Ansbach
8
Aalen
Amberg
91
24
Aachen
VIV
39
157
Würzburg
Zweibrücken
N
371
Gericht
Wuppertal
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57,58 %
56,25 %
63,33 %
93,33 %
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100,00 %
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0, 0 0 %
40,54 %
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33,33 %
37,50 %
79,17 %
90,11 %
0, 00 %
55,41 %
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% BGL
BGL M
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BGL Ø
285.000,00 €
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157.262,22 €
1
15
6
9
12
6
11
4
9
19
0
13
0
4
2
11
49
0
23
50
N Abw
% Abw
100,00 %
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47,37 %
85,71 %
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64,71 %
66,67 %
100,00 %
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86,67 %
0,00 %
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66,67 %
57,89 %
59,76 %
26,44 %
15,82 %
0
14
7
17
14
6
12
2
8
25
0
11
1
5
3
18
63
0
70
278
N Kor
% Kor
0,00 %
42,42 %
43,75 %
56,67 %
93,33 %
31,58 %
54,55 %
33,33 %
30,77 %
40,98 %
0 , 00 %
29,73 %
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0 , 00 %
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1
12
6
9
12
6
11
0
9
13
0
12
0
4
2
11
48
0
22
48
N Abw klar
Anhang
0
Zweibrücken
0,00 %
Bayreuth
0
0
Bamberg
Bersenbrück
0
0
Baden-Baden
Ahrweiler
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0
0
Bad Kreuznach
0,00 %
0,00 %
Bad Neuenahr-
Aurich
0
0
0
Augsburg
0,00 %
0
0
Aschaffenburg
0,00 %
0,00 %
0,00 %
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Bad Hersfeld
0
Arnsberg
% Ab
0,00 %
Bad Homburg
0
0
Alzey
Ansbach
0
Aalen
Amberg
1
0
Aachen
VIV
7
Würzburg
N Ab
0
Gericht
Wuppertal
0
2
1
0
0
0
0
0
1
0
0
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0
0
0
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1
0
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N Gek
0,00 %
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0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,11 %
0,00 %
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0,00 %
0,00 %
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0,00 %
% Gek
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–10,00
–20,00
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Abw Max
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1.873.535,29 €
285.000,00 €
188.316,50 €
52.176,42 €
165.559,67 €
92.342,87 €
63.827,10 €
76.400,79 €
78.233,50 €
199.275,96 €
71.274,82 €
167.042,08 €
77.197,31 €
260.441,70 €
61.372,64 €
52.645,02 €
133.138,64 €
Abw BGL M
4,00
5,50
2,00
1,44
3,00
4,50
3,91
3,33
1,62
4,33
3,00
1,50
2,09
2,94
4,50
6,75
Abw Dauer Ø
Anhang
355
356
52
69
23
Bochum
Bonn
Braunschweig
0,00 %
8
18
Deggendorf
Delmenhorst
17
16
5
113
19
165
Cuxhaven
Darmstadt
26
4
42
Cottbus
2
14
4
39
4
3
Cochem
Crailsheim
14
Coburg
4
77
Cloppenburg
Chemnitz
88,89 %
62,50 %
68,48 %
89,47 %
100,00 %
61,90 %
66,67 %
100,00 %
100,00 %
50,65 %
58,95 %
0
191
13
324
Charlottenburg
Celle
53,85 %
18,18 %
7
13
2
11
52,29 %
Bremerhaven
57
56,52 %
17,39 %
12
13
84,62 %
33,33 %
80,00 %
79,67 %
81,82 %
% BGL
44
1
8
98
9
N BGL
Bückeburg
109
3
Bremen
10
Bitburg
123
Bielefeld
Bingen am Rhein
N
11
Gericht
Betzdorf
BGL M
260.953,96 €
18.982,78 €
32.364,47 €
151.865,76 €
217.453,28 €
41.768,06 €
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84.491,18 €
774.291,12 €
63.392,65 €
53.854,26 €
127.356,49 €
39.232,34 €
73.660,28 €
170.069,02 €
144.912,31 €
34.412,31 €
2.297.000,00 €
32.151,35 €
30.509,33 €
56.974,87 €
BGL Ø
2.565.280,31 €
19.782,18 €
121.162,31 €
388.980,87 €
232.433,45 €
441.030,59 €
1.092.074,09 €
3.306.991,61 €
1.039.242,36 €
452.146,03 €
651.692,04 €
133.973,46 €
39.232,34 €
774.730,73 €
355.138,35 €
657.631,12 €
1.054.571,62 €
2.297.000,00 €
75.004,39 €
112.143,55 €
231.052,51 €
10
0
47
13
3
12
1
10
3
22
89
0
5
1
34
11
8
23
1
2
37
4
N Abw
% Abw
62,50 %
0,00 %
41,59 %
76,47 %
75,00 %
46,15 %
50,00 %
71,43 %
75,00 %
56,41 %
46,60 %
71,43 %
50,00 %
59,65 %
84,62 %
66,67 %
52,27 %
100,00 %
25,00 %
37,76 %
44,44 %
13
5
107
17
4
24
2
10
4
29
174
0
7
2
52
8
4
26
0
6
73
6
N Kor
% Kor
72,22 %
62,50 %
64,85 %
89,47 %
100,00 %
57,14 %
66,67 %
71,43 %
100,00 %
37,66 %
53,70 %
0, 00 %
53,85 %
18,18 %
47,71 %
34,78 %
5,80 %
50,00 %
0,00 %
60,00 %
59,35 %
54,55 %
9
0
46
13
3
10
1
8
3
18
85
0
5
1
34
10
7
23
0
2
33
4
N Abw klar
Anhang
0
Bitburg
0
0
Delmenhorst
Deggendorf
0,00 %
0
Crailsheim
0
0
Cottbus
2
0
Cochem
Cuxhaven
0
Coburg
Darmstadt
0,00 %
0
Cloppenburg
0,00 %
4,35 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0
Chemnitz
0,00 %
0
0,00 %
0
0
Bückeburg
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
Celle
0
Bremerhaven
% Ab
0,00 %
Charlottenburg
0
0
Braunschweig
Bremen
0
0
Bingen am Rhein
0
0
Bielefeld
Bonn
0
Bochum
N Ab
Gericht
Betzdorf
0
1
4
1
0
0
0
2
1
0
0
0
2
0
7
0
0
3
0
0
0
0
N Gek
0,00 %
100,00 %
8,51 %
7,69 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
20,00 %
33,33 %
0,00 %
0,00 %
33,33 %
0,00 %
20,59 %
0,00 %
0,00 %
12,50 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
% Gek
15,00
–15,00
15,00
3,80
12,00
25,00
10,00
45,00
5,00
5,00
15,00
15,00
3,16
15,00
15,00
5,00
25,00
5,00
15,00
Abw Min
39,65
31,05
33,01
31,41
40,82
25,00
40,46
72,43
36,19
47,65
21,00
15,00
70,13
74,48
47,43
43,04
42,00
37,36
80,00
Abw Ø
25,00
27,50
35,00
38,44
32,54
25,00
31,50
47,30
25,00
35,00
15,00
15,00
36,92
56,50
40,00
25,00
42,00
29,90
52,50
Abw M
84,86
85,00
60,00
52,00
99,55
25,00
86,91
125,00
160,00
315,00
35,00
15,00
334,75
199,00
92,00
266,00
59,00
150,00
200,00
Abw Max
Σ RV €
281.435,59 €
9.813,46 €
411.133,20 €
108.127,10 €
24.993,98 €
144.842,43 €
24.795,74 €
251.381,66 €
41.119,74 €
231.878,96 €
1.325.834,20 €
0,00 €
36.300,08 €
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Σ Abw €
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0,00 €
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151.182,18 €
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73.906,51 €
110.025,03 €
Abw BGL M
2,44
3,63
3,08
2,33
3,10
2,00
2,50
2,67
2,89
3,01
0,80
2,00
3,24
6,30
2,00
4,30
5,50
3,30
6,50
Abw Dauer Ø
Anhang
357
358
134
69
143
161
34
Dortmund
Dresden
Duisburg
Düsseldorf
Erfurt
2
20
0
39
59
19
18
Fürth
G er a
Gießen
Gifhorn
9
17
9
0
8
10
34
Fritzlar
Friedberg
23
59
5
6
37
81
1
9
21
52
11
86
34
12
N BGL
Fulda
61
41
Freiburg
37
151
Frankfurt
Frankfurt/Oder
20
Flensburg
6
46
Esslingen
Eutin
96
Essen
6
37
Detmold
Eschwege
N
29
Gericht
Dessau-Roßlau
50,00 %
89,47 %
0 , 00 %
51,28 %
90,00 %
0 , 00 %
82,93 %
3,28 %
62,16 %
39,07 %
25,00 %
100,00 %
80,43 %
84,38 %
16,67 %
26,47 %
13,04 %
36,36 %
15,94 %
64,18 %
91,89 %
41,38 %
% BGL
BGL M
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19.701,12 €
44.388,10 €
27.090,22 €
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50.184,42 €
21.897,31 €
50.745,50 €
32.799,73 €
89.108,77 €
136.682,03 €
BGL Ø
175.418,34 €
209.867,57 €
220.168,79 €
79.860,63 €
98.406,56 €
510.818,35 €
292.717,33 €
336.257,66 €
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530.691,93 €
18.241,16 €
72.691,32 €
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100.167,18 €
335.436,33 €
197.361,27 €
278.485,28 €
703.306,98 €
6
9
0
14
5
0
19
3
12
37
4
3
13
46
0
5
13
22
2
38
16
6
N Abw
% Abw
66,67 %
52,94 %
70,00 %
55,56 %
55,88 %
150,00 %
52,17 %
62,71 %
80,00 %
50,00 %
35,14 %
56,79 %
0,00 %
55,56 %
61,90 %
42,31 %
18,18 %
44,19 %
47,06 %
50,00 %
5
17
0
7
7
0
28
2
16
56
3
6
28
57
1
8
10
36
9
56
30
10
N Kor
% Kor
27,78 %
89,47 %
0, 0 0 %
17,95 %
70,00 %
0, 0 0 %
68,29 %
3,28 %
43,24 %
37,09 %
15,00 %
100,00 %
60,87 %
59,38 %
16,67 %
23,53 %
6,21 %
25,17 %
13,04 %
41,79 %
81,08 %
34,48 %
6
9
0
2
4
0
18
3
9
35
4
3
12
44
0
5
12
21
1
37
16
5
N Abw klar
Anhang
1
0
0
0
Fritzlar
Fulda
Fürth
Gera
Gießen
1
0
Friedberg
Gifhorn
0
0
Freiburg
0
0
Esslingen
0
0
Essen
Frankfurt/Oder
0
Eschwege
Frankfurt
0,00 %
0
Erfurt
0
0
Düsseldorf
0
0
Duisburg
Eutin
0
Dresden
Flensburg
0,00 %
1
Dortmund
16,67 %
0,00 %
0,00 %
25,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
2,70 %
0,00 %
0
% Ab
0,00 %
Detmold
N Ab
0
Gericht
Dessau-Roßlau
0
3
0
0
2
0
1
0
0
2
0
1
6
1
0
0
0
0
0
1
2
1
N Gek
% Gek
0,00 %
33,33 %
0,00 %
40,00 %
5,26 %
0,00 %
0,00 %
5,41 %
0,00 %
33,33 %
46,15 %
2,17 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
2,63 %
12,50 %
14,29 %
–15,00
10,00
25,00
–5,00
10,00
10,00
10,00
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5,00
5,00
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10,00
2,50
64,22
–10,00
12,00
19,00
Abw Min
58,25
26,70
112,50
20,09
24,33
22,13
37,06
42,55
53,25
16,33
24,38
42,01
45,00
32,27
26,79
64,22
38,97
45,94
69,80
Abw Ø
22,50
22,50
112,50
16,63
15,30
23,29
40,00
35,00
52,50
10,00
20,00
30,59
40,00
20,00
20,00
64,22
35,00
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65,00
Abw M
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200,00
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175,00
75,00
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75,00
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Abw Max
Σ RV €
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0,00 €
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504.924,01 €
57.354,00 €
175.341,50 €
126.935,00 €
66.908,53 €
82.064,74 €
23.918,92 €
2.064.017,76 €
90.512,32 €
242.366,28 €
338.449,93 €
Abw BGL M
2,67
4,11
1,00
5,25
3,39
0,67
3,33
2,77
2,25
6,00
3,00
3,61
2,20
3,75
2,95
2,00
4,30
4,19
3,20
Abw Dauer Ø
Anhang
359
360
Hof
93
40
Karlsruhe
Kassel
3
17
82
2
8
32
5
4
4
4
10
16
43
44
6
26
6
25
Kaiserslautern
Itzehoe
Ingolstadt
Idar-Oberstein
Husum
7
23
10
Hildesheim
Holzminden
48
71
Heidelberg
20
Heilbronn
61
89
Hannover
Hechingen
9
31
25
32
Hanau
0
235
Hameln
56
408
Halle (Saale)
1
0
1
9
N BGL
Hamburg
29
43
Hagen
12
Göppingen
G öt ti n g e n
N
12
Gericht
Goslar
42,50 %
88,17 %
6,25 %
37,50 %
19,23 %
66,67 %
16,00 %
57,14 %
100,00 %
69,57 %
60,56 %
91,67 %
30,00 %
68,54 %
96,88 %
36,00 %
57,60 %
0,00 %
2,33 %
0 ,0 0 %
8,33 %
75,00 %
% BGL
BGL M
58.957,79 €
51.083,00 €
1.526.604,52 €
40.554,25 €
182.119,00 €
106.375,83 €
25.926,89 €
43.189,37 €
132.725,85 €
25.048,08 €
68.823,67 €
32.495,29 €
93.612,94 €
103.740,35 €
26.018,32 €
116.140,34 €
25.553,17 €
0,00 €
92.333,78 €
81.706,82 €
BGL Ø
580.353,96 €
184.517,52 €
1.526.604,52 €
42.374,18 €
507.518,55 €
116.685,38 €
37.146,69 €
66.753,36 €
143.019,78 €
135.700,29 €
598.758,76 €
141.268,65 €
249.010,74 €
279.820,50 €
99.718,63 €
226.378,10 €
1.434.948,62 €
0,00 €
92.333,78 €
840.908,86 €
10
43
2
0
3
2
0
4
7
9
28
22
4
42
16
6
90
0
0
0
0
7
N Abw
% Abw
58,82 %
52,44 %
100,00 %
0,00 %
60,00 %
50,00 %
0,00 %
100,00 %
70,00 %
56,25 %
65,12 %
50,00 %
66,67 %
68,85 %
51,61 %
66,67 %
38,30 %
0,00 %
0,00 %
77,78 %
11
58
0
3
5
4
4
3
8
15
39
33
2
44
26
8
161
0
1
0
1
2
N Kor
% Kor
27,50 %
62,37 %
0,00 %
37,50 %
19,23 %
66,67 %
16,00 %
42,86 %
80,00 %
65,22 %
54,93 %
68,75 %
10,00 %
49,44 %
81,25 %
32,00 %
39,46 %
0 ,00 %
2,33 %
0 ,0 0 %
8,33 %
16,67 %
10
40
2
0
3
2
0
4
7
9
28
22
4
40
16
6
90
0
0
0
0
7
N Abw klar
Anhang
0
0
Karlsruhe
Kassel
0
0
Ingolstadt
Itzehoe
0
0
Idar-Oberstein
Kaiserslautern
0
0
0
Hof
Husum
0
Hildesheim
Holzminden
0
0
0
Hechingen
Heidelberg
0
Hannover
Heilbronn
1
0
Hameln
Hanau
0
2
0
Hagen
Halle (Saale)
0
Göttingen
Hamburg
0
Göppingen
N Ab
0
Gericht
Goslar
% Ab
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
16,67 %
2,22 %
0,00 %
0
3
0
0
0
0
0
0
0
0
15
0
0
7
0
0
5
0
0
0
0
0
N Gek
0,00 %
6,98 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
51,72 %
0,00 %
0,00 %
16,28 %
0,00 %
0,00 %
5,56 %
0,00 %
% Gek
9,50
2,20
70,00
10,00
15,00
20,00
2,00
10,00
5,00
7,00
5,00
5,00
10,00
–12,50
–10,00
15,00
Abw Min
54,81
23,18
117,50
33,33
45,00
38,89
30,92
52,96
24,40
25,19
29,25
39,13
51,94
47,40
38,19
89,35
Abw Ø
44,30
18,74
117,50
40,00
45,00
24,00
24,00
65,00
15,00
19,60
32,00
28,12
33,00
49,50
30,00
99,36
Abw M
200,00
70,00
165,00
50,00
75,00
87,57
100,00
95,00
82,00
90,00
48,00
180,00
130,00
105,88
155,00
198,00
Abw Max
Σ RV €
114.373,55 €
362.207,41 €
28.982,21 €
9.335,41 €
37.248,43 €
17.233,21 €
10.975,20 €
14.736,03 €
50.346,51 €
66.077,19 €
303.251,60 €
165.866,44 €
36.934,08 €
364.228,80 €
105.861,47 €
51.854,82 €
1.957.612,98 €
0,00 €
1.000,00 €
0,00 €
4.803,34 €
79.811,78 €
Σ Abw €
380.690,82 €
298.831,93 €
157.230,81 €
0,00 €
22.589,36 €
24.127,57 €
0,00 €
29.476,23 €
54.567,15 €
103.585,51 €
481.038,90 €
157.309,45 €
36.702,81 €
502.652,61 €
179.657,89 €
92.555,63 €
3.597.321,35 €
0,00 €
0,00 €
0,00 €
0,00 €
394.590,43 €
70.753,93 €
75.056,77 €
1.526.604,52 €
182.119,00 €
220.096,59 €
43.189,37 €
216.372,01 €
40.865,51 €
101.223,18 €
61.190,23 €
365.592,16 €
109.402,33 €
69.338,71 €
110.707,17 €
107.097,62 €
365.432,50 €
Abw BGL M
1,60
1,90
3,00
2,00
3,50
2,00
4,43
4,89
2,71
2,50
1,00
3,80
2,19
0,67
4,03
3,86
Abw Dauer Ø
Anhang
361
362
9
40
Korbach
Krefeld
37
28
6
47
43
Lingen
Ludwigsburg
Ludwigshafen am
32
38
45
Lüneburg
Magdeburg
7
21
5
23
Lörrach
0
2
Lübeck
Rhein
4
19
Limburg
0
5
9
8
55
21
Landshut
0
Leipzig
29
Landau in der Pfalz
4
111
24
5
2
20
65
1
18
N BGL
Leer
14
Königstein
202
15
Konstanz
Köln
81
34
Koblenz
33
Kiel
Kleve
N
18
Gericht
Kempten
% BGL
15,56 %
84,21 %
91,30 %
0 ,00 %
65,12 %
78,72 %
66,67 %
10,53 %
0,00 %
55,56 %
38,10 %
0,00 %
28,57 %
54,95 %
60,00 %
55,56 %
13,33 %
58,82 %
80,25 %
3,03 %
100,00 %
BGL M
95.571,49 €
129.652,18 €
27.984,87 €
45.456,21 €
90.873,34 €
130.348,39 €
34.173,91 €
26.961,41 €
309.115,74 €
67.782,81 €
46.157,69 €
43.352,78 €
135.916,59 €
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37.916,06 €
15.777,95 €
73.064,76 €
74.053,30 €
BGL Ø
136.772,94 €
2.216.414,73 €
196.277,43 €
483.848,77 €
485.354,03 €
131.463,47 €
34.173,91 €
159.532,56 €
823.205,39 €
118.346,16 €
305.897,30 €
96.337,83 €
539.566,57 €
159.040,05 €
200.367,22 €
69.565,85 €
73.064,76 €
136.530,69 €
7
22
15
0
17
18
2
0
0
1
8
0
4
61
10
4
2
9
19
1
11
N Abw
% Abw
100,00 %
68,75 %
71,43 %
60,71 %
48,65 %
50,00 %
0,00 %
20,00 %
100,00 %
100,00 %
54,95 %
41,67 %
80,00 %
100,00 %
45,00 %
29,23 %
100,00 %
61,11 %
7
28
6
0
27
36
4
2
0
5
7
0
1
66
16
4
0
20
47
1
18
N Kor
% Kor
15,56 %
73,68 %
26,09 %
0 , 00 %
62,79 %
76,60 %
66,67 %
10,53 %
0 ,0 0 %
55,56 %
33,33 %
0,00 %
7,14 %
32,67 %
40,00 %
44,44 %
0,00 %
58,82 %
58,02 %
3,03 %
100,00 %
7
22
15
0
16
18
2
0
0
1
8
0
1
59
7
4
2
9
19
1
11
N Abw klar
Anhang
0,00 %
0,00 %
0
0
1
0
0
1
0
0
0
0
0
0
Korbach
Krefeld
Köln
Königstein
Landau in der Pfalz
Landshut
Leer
Leipzig
Limburg
Lingen
Ludwigsburg
Ludwigshafen am
0
Lüneburg
0
0
Magdeburg
0
Lörrach
Lübeck
Rhein
0,00 %
0
Konstanz
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
12,50 %
0,00 %
1,69 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0
0,00 %
0
0
Kiel
% Ab
0,00 %
Koblenz
0
Kleve
N Ab
Gericht
Kempten
0
0
0
0
2
0
0
0
0
3
2
0
0
2
0
0
0
0
1
0
3
N Gek
% Gek
0,00 %
0,00 %
0,00 %
11,76 %
0,00 %
0,00 %
100,00 %
25,00 %
0,00 %
3,23 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
5,26 %
0,00 %
27,27 %
10,00
10,00
6,00
5,00
0,57
25,00
15,30
–5,00
5,00
–6,25
10,00
10,00
10,00
10,00
5,00
14,00
10,00
Abw Min
21,30
51,57
20,57
33,19
39,07
50,00
15,30
44,75
5,00
37,22
47,99
44,38
17,50
16,67
27,21
14,00
35,91
Abw Ø
10,00
50,00
15,00
22,34
28,83
50,00
15,30
36,00
5,00
25,00
40,00
21,27
17,50
15,00
25,00
14,00
35,00
Abw M
50,00
95,00
60,00
125,00
80,00
75,00
15,30
116,00
5,00
135,00
120,00
125,00
25,00
35,00
65,00
14,00
90,00
Abw Max
Σ RV €
36.482,40 €
505.229,86 €
83.387,76 €
0,00 €
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234.254,27 €
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5.723,84 €
0,00 €
21.525,38 €
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0,00 €
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11.941,40 €
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Σ Abw €
35.018,08 €
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0,00 €
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351.811,23 €
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0,00 €
0,00 €
1.602,17 €
117.335,97 €
0,00 €
1.640,23 €
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79.591,25 €
101.824,78 €
8.631,01 €
46.212,18 €
114.149,08 €
2.501,03 €
109.451,30 €
95.571,49 €
255.904,00 €
36.469,32 €
119.177,29 €
148.488,51 €
183.721,54 €
26.886,69 €
309.115,74 €
335.155,04 €
113.050,00 €
43.635,74 €
202.571,36 €
159.040,05 €
92.720,67 €
85.300,47 €
73.064,76 €
127.067,12 €
Abw BGL M
2,71
1,27
4,73
2,50
1,72
3,50
1,00
3,88
3,00
3,85
4,29
0,75
1,00
3,22
2,47
7,00
1,73
Abw Dauer Ø
Anhang
363
364
7
10
Neustadt an der Wein-
Neuwied
18
0
32
Neuruppin
straße
30
45
Neumünster
0
17
38
5
31
19
Neubrandenburg
60
4
6
3
21
12
19
11
3
0
2
5
10
75
9
N BGL
Ne u - U l m
133
139
München
Münster
18
Mühldorf
Mühlhausen
58
Mönchengladbach
Memmingen
22
8
5
M e l do r f
Mosbach
23
Meiningen
28
12
Mayen
13
23
Marburg
Montabaur
103
Mannheim
Meppen
N
27
Gericht
Mainz
94,44 %
0 ,0 0 %
93,75 %
84,44 %
26,32 %
0 , 00 %
43,17 %
3,01 %
33,33 %
42,86 %
36,21 %
54,55 %
67,86 %
84,62 %
60,00 %
0 ,0 0 %
8,70 %
41,67 %
43,48 %
72,82 %
33,33 %
% BGL
BGL M
52.305,56 €
68.818,58 €
32.222,26 €
65.424,25 €
52.903,68 €
48.956,43 €
21.704,88 €
231.577,18 €
30.625,18 €
19.018,95 €
49.813,61 €
113.765,13 €
235.778,45 €
86.482,28 €
17.019,07 €
51.780,58 €
44.537,63 €
60.413,24 €
BGL Ø
179.856,85 €
3.347.313,11 €
502.495,88 €
332.279,69 €
178.295,09 €
60.258,89 €
29.991,09 €
164.015,36 €
139.894,32 €
109.896,34 €
255.239,57 €
237.955,40 €
311.722,36 €
86.482,28 €
83.380,46 €
223.091,12 €
271.470,78 €
150.385,89 €
9
0
14
21
5
0
32
3
2
2
5
5
7
6
2
0
2
1
7
42
7
N Abw
% Abw
52,94 %
46,67 %
55,26 %
100,00 %
53,33 %
75,00 %
33,33 %
66,67 %
23,81 %
41,67 %
36,84 %
54,55 %
66,67 %
100,00 %
20,00 %
70,00 %
56,00 %
77,78 %
10
0
30
19
4
0
39
4
5
3
17
8
15
11
3
0
2
5
10
66
7
N Kor
% Kor
55,56 %
0 , 00 %
93,75 %
42,22 %
21,05 %
0, 0 0 %
28,06 %
3,01 %
27,78 %
42,86 %
29,31 %
36,36 %
53,57 %
84,62 %
60,00 %
0 ,0 0 %
8,70 %
41,67 %
43,48 %
64,08 %
25,93 %
2
0
14
20
4
0
30
3
2
2
5
5
6
6
2
0
2
1
7
39
7
N Abw klar
Anhang
Neuwied
0
0
Weinstraße
Neustadt an der
0
1
München
Münster
0
0
Mühlhausen
Neuruppin
0
Mühldorf
0
0
Mönchengladbach
Neumünster
0
Mosbach
0
0
Montabaur
0
0
Meppen
Neu-Ulm
0
Memmingen
Neubrandenburg
0
0
0
Mayen
Meldorf
0
Marburg
Meiningen
0
Mannheim
N Ab
0
Gericht
Mainz
% Ab
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
3,33 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0
0
0
0
0
0
4
0
0
0
0
0
2
0
1
0
0
0
0
3
0
N Gek
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
12,12 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
28,57 %
0,00 %
50,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
7,14 %
0,00 %
% Gek
15,00
10,00
5,00
10,00
–12,50
25,00
10,00
25,00
30,00
4,27
10,00
25,00
15,00
10,00
35,00
7,45
5,00
10,00
Abw Min
40,00
71,91
37,15
33,75
38,35
31,67
55,50
55,00
51,20
32,35
36,02
40,17
45,00
17,50
35,00
39,66
28,75
31,96
Abw Ø
40,00
67,50
34,80
37,50
32,01
25,00
55,50
55,00
40,00
47,50
22,80
34,00
45,00
17,50
35,00
40,00
25,00
25,00
Abw M
65,00
254,00
134,00
50,00
156,00
45,00
101,00
85,00
95,00
50,00
75,00
66,00
75,00
25,00
35,00
86,40
96,07
75,00
Abw Max
Σ RV €
74.651,32 €
0,00 €
465.962,34 €
209.796,77 €
33.276,95 €
0,00 €
269.944,96 €
14.493,88 €
14.802,43 €
15.881,12 €
71.733,26 €
42.630,07 €
96.471,65 €
66.375,46 €
19.695,52 €
0,00 €
8.635,10 €
15.526,18 €
52.204,32 €
361.066,73 €
41.654,52 €
Σ Abw €
40.023,41 €
0,00 €
3.306.012,03 €
351.779,82 €
29.858,32 €
0,00 €
326.018,43 €
18.003,88 €
19.983,27 €
32.257,36 €
88.534,83 €
42.158,82 €
67.734,68 €
68.061,70 €
28.140,04 €
0,00 €
5.252,56 €
11.571,62 €
90.895,79 €
412.444,18 €
33.845,29 €
973.339,04 €
343.553,85 €
55.923,62 €
64.141,16 €
77.651,37 €
53.070,51 €
57.242,71 €
246.023,04 €
60.985,04 €
71.262,35 €
262.784,70 €
235.413,96 €
457.333,80 €
86.482,28 €
343.725,32 €
94.927,76 €
85.000,00 €
44.272,80 €
Abw BGL M
9,00
3,29
3,45
2,00
2,60
1,00
3,00
1,50
4,60
2,80
2,00
2,67
4,50
2,50
6,00
0,86
2,51
2,86
Abw Dauer Ø
Anhang
365
366
41
16
29
Rosenheim
Rostock
Ravensburg
19
19
Potsdam
Regensburg
43
Pirmasens
Reinbek
40
12
Pinneberg
31
Pforzheim
1
3
4
66
Osterode
Paderborn
Passau
19
27
Osnabrück
0
4
14
7
11
35
4
8
19
0
51
18
6
30
0
32
80
Nürnberg
12
Oldenburg
14
Nördlingen
5
22
59
6
Nordhorn
11
32
Norderstedt
7
Offenburg
9
Nordenham
0
N BGL
Offenbach
N
21
Gericht
N ie b üll
0 ,0 0 %
25,00 %
73,68 %
17,07 %
57,89 %
81,40 %
33,33 %
20,00 %
61,29 %
0 ,00 %
77,27 %
75,00 %
70,37 %
56,25 %
54,55 %
50,85 %
0 ,0 0 %
85,71 %
83,33 %
68,75 %
77,78 %
0, 0 0 %
% BGL
18.088,90 €
45.939,76 €
44.232,21 €
23.332,13 €
63.191,20 €
131.555,36 €
204.326,00 €
59.911,52 €
13.513,12 €
60.869,63 €
51.117,18 €
139.008,20 €
112.320,13 €
34.767,20 €
139.077,86 €
84.579,86 €
109.956,46 €
1.281.976,45 €
BGL M
115.415,43 €
182.761,45 €
624.921,65 €
94.479,22 €
212.983,85 €
330.850,92 €
2.066.481,76 €
404.908,77 €
80.615,22 €
87.585,65 €
1.521.050,33 €
173.154,77 €
1.266.761,54 €
254.890,02 €
270.860,87 €
667.450,02 €
762.040,35 €
2.660.461,05 €
BGL Ø
0
3
9
6
5
20
3
6
9
0
21
1
7
14
4
23
0
6
4
16
5
0
N Abw
75,00 %
64,29 %
85,71 %
45,45 %
57,14 %
75,00 %
75,00 %
47,37 %
41,18 %
33,33 %
36,84 %
77,78 %
66,67 %
76,67 %
50,00 %
80,00 %
72,73 %
71,43 %
% Abw
0
3
14
2
10
34
4
8
15
0
31
2
15
16
5
18
0
12
2
22
7
0
N Kor
0 ,0 0 %
18,75 %
73,68 %
4,88 %
52,63 %
79,07 %
33,33 %
20,00 %
48,39 %
0, 0 0 %
46,97 %
50,00 %
55,56 %
50,00 %
45,45 %
30,51 %
0, 0 0 %
85,71 %
33,33 %
68,75 %
77,78 %
0 , 00 %
% Kor
0
3
9
0
5
20
3
6
7
0
20
1
6
14
4
14
0
6
4
16
5
0
N Abw klar
Anhang
0
0
Rosenheim
Rostock
0
0
0
Ravensburg
Regensburg
2
Potsdam
Reinbek
0
0
Pirmasens
0
Pforzheim
Pinneberg
0
Passau
0,00 %
0
0
Osterode
Osnabrück
Paderborn
0,00 %
0
0
Oldenburg
0,00 %
0,00 %
0,00 %
10,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0
0
0,00 %
0,00 %
Offenbach
Nürnberg
0,00 %
0,00 %
0,00 %
% Ab
Offenburg
0
0
Nördlingen
0
0
0
Nordenham
Nordhorn
0
Niebüll
Norderstedt
N Ab
Gericht
0
1
1
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
4
0
2
0
0
0
1
0
0
N Gek
33,33 %
11,11 %
0,00 %
20,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
28,57 %
0,00 %
8,70 %
0,00 %
0,00 %
6,25 %
0,00 %
% Gek
5,00
13,77
5,00
–5,00
25,00
15,30
15,00
10,00
39,91
15,00
10,00
15,00
10,00
20,00
25,00
10,00
24,00
Abw Min
35,00
53,30
34,20
30,42
41,67
48,39
43,11
18,30
39,91
95,64
39,35
48,50
35,60
64,29
76,25
47,06
73,80
Abw Ø
50,00
25,00
50,00
30,00
30,00
48,62
26,78
13,00
39,91
32,50
31,80
49,50
27,50
62,86
45,00
52,50
40,00
Abw M
50,00
245,00
60,00
84,23
70,00
80,00
100,00
45,00
39,91
423,83
75,00
80,00
111,58
120,00
190,00
100,00
225,00
Abw Max
0,00 €
13.760,32 €
66.089,35 €
50.880,91 €
41.198,52 €
173.224,80 €
24.401,30 €
120.029,84 €
121.105,47 €
0,00 €
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210.572,38 €
104.238,91 €
65.844,35 €
143.805,67 €
0,00 €
70.559,95 €
36.008,90 €
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128.465,24 €
0,00 €
Σ RV €
0,00 €
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156.436,58 €
0,00 €
43.958,51 €
179.413,36 €
46.413,37 €
300.013,46 €
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0,00 €
74.374,48 €
9.632,53 €
2.338.915,34 €
131.105,34 €
151.547,18 €
155.228,75 €
0,00 €
145.511,43 €
190.425,31 €
371.049,10 €
706.093,79 €
0,00 €
Σ Abw €
18.573,42 €
192.012,00 €
178.713,54 €
130.191,45 €
214.029,82 €
1.326.918,64 €
214.451,07 €
60.685,02 €
162.651,90 €
54.610,65 €
139.008,20 €
1.003.617,27 €
120.336,32 €
319.202,41 €
106.076,11 €
187.966,73 €
1.282.448,83 €
Abw BGL M
5,00
5,44
1,40
2,15
2,33
3,00
1,57
4,15
5,00
2,17
4,21
1,50
2,93
1,50
0,75
5,00
3,40
Abw Dauer Ø
Anhang
367
368
8
79
Straubing
Stuttgart
8
2
17
Uelzen
14
14
Villingen-
Schwenningen
26
27
Verden
6
9
3
Vechta
Ulm
1
40
Tübingen
0
11
11
15
Traunstein
24
19
46
6
11
11
6
0
8
16
2
17
17
N BGL
Tr i e r
24
22
Stralsund
28
15
Stendal
Tostedt
6
Stade
Syke
39
22
Schwerin
Siegen
8
19
Schweinfurt
85
Saarbrücken
Schwarzenbek
N
18
Gericht
Rottweil
100,00 %
96,30 %
66,67 %
47,06 %
50,00 %
7,50 %
0 , 00 %
100,00 %
85,71 %
79,17 %
58,23 %
75,00 %
50,00 %
73,33 %
100,00 %
0, 0 0 %
20,51 %
84,21 %
25,00 %
20,00 %
94,44 %
% BGL
BGL M
209.234,16 €
86.889,28 €
106.893,25 €
13.170,80 €
31.291,52 €
45.000,00 €
48.902,49 €
38.781,16 €
30.244,98 €
95.750,67 €
37.471,87 €
90.000,00 €
260.259,96 €
36.419,80 €
48.835,03 €
85.283,00 €
57.162,79 €
44.504,76 €
138.700,00 €
BGL Ø
733.410,84 €
377.784,68 €
190.379,15 €
186.818,13 €
31.291,52 €
117.125,00 €
300.864,27 €
561.128,07 €
206.691,67 €
388.678,06 €
161.294,54 €
168.490,89 €
664.671,29 €
101.891,35 €
76.182,88 €
481.374,41 €
57.162,79 €
366.530,40 €
1.085.504,39 €
11
15
2
3
0
1
0
6
11
10
24
3
5
10
1
0
4
12
2
13
14
N Abw
% Abw
78,57 %
57,69 %
33,33 %
37,50 %
0,00 %
33,33 %
54,55 %
45,83 %
52,63 %
52,17 %
50,00 %
45,45 %
90,91 %
16,67 %
50,00 %
75,00 %
100,00 %
76,47 %
82,35 %
11
25
6
6
1
2
0
11
24
18
30
6
11
8
6
0
4
14
2
9
14
N Kor
% Kor
78,57 %
92,59 %
66,67 %
35,29 %
50,00 %
5,00 %
0, 0 0 %
100,00 %
85,71 %
75,00 %
37,97 %
75,00 %
50,00 %
53,33 %
100,00 %
0 ,00 %
10,26 %
73,68 %
25,00 %
10,59 %
77,78 %
10
15
2
3
0
1
0
6
11
10
23
3
5
10
1
0
1
11
2
13
14
N Abw klar
Anhang
0
0,00 %
0,00 %
0
0
0
0
0
0
0
Tübingen
Uelzen
Ulm
Vechta
Verden
Villingen-
Schwenningen
0
0
Trier
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0
0
0
0
0
4
0
0
1
Traunstein
0,00 %
0,00 %
4,35 %
0
0
1
Stuttgart
0,00 %
0
0
1
0
1
0
0
3
0
0
Straubing
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
9,09 %
0,00 %
7,69 %
0
N Gek
Tostedt
0
% Ab
0,00 %
Syke
0
Stralsund
0
Schwerin
Stendal
1
Schweinfurt
0
0
Schwarzenbek
0
1
Saarbrücken
Siegen
0
Stade
N Ab
Gericht
Rottweil
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
66,67 %
0,00 %
0,00 %
4,17 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
100,00 %
25,00 %
0,00 %
0,00 %
23,08 %
0,00 %
% Gek
4,49
4,81
30,00
18,00
15,00
25,00
5,00
15,00
–8,33
25,00
30,00
5,00
40,00
5,00
–10,00
7,47
–5,00
5,00
Abw Min
40,30
58,87
30,00
31,00
15,00
48,33
28,75
82,70
33,22
54,67
56,56
36,01
40,00
5,00
38,50
48,60
30,00
25,00
15,00
52,50
29,24
37,50
25,00
69,00
45,00
30,00
40,00
5,00
24,24 60,00
80,01
20,00
36,50
Abw M
24,24
21,91
32,96
Abw Ø
110,00
156,71
30,00
50,00
15,00
65,00
50,00
469,82
100,00
70,00
87,68
75,00
40,00
5,00
160,00
41,00
75,00
63,10
Abw Max
Σ RV €
123.754,56 €
160.876,89 €
34.171,81 €
28.134,27 €
2.893,22 €
12.687,50 €
0 ,0 0 €
58.828,99 €
158.182,17 €
81.722,82 €
291.525,10 €
26.957,42 €
59.560,71 €
102.072,71 €
24.950,73 €
0,00 €
30.783,56 €
105.904,09 €
7.864,93 €
95.448,52 €
172.508,19 €
Σ Abw €
135.038,42 €
332.722,66 €
14.136,05 €
32.227,94 €
0,00 €
2.250,00 €
0, 00 €
93.139,11 €
83.310,99 €
452.485,93 €
272.420,01 €
50.895,96 €
87.283,68 €
129.253,95 €
13.770,70 €
0,00 €
964,86 €
422.167,74 €
8.401,31 €
75.587,25 €
299.297,82 €
240.246,69 €
192.737,57 €
161.691,21 €
66.971,84 €
45.000,00 €
393.892,39 €
139.495,59 €
44.153,58 €
239.300,00 €
305.706,46 €
229.205,52 €
260.349,33 €
389.224,62 €
93.531,54 €
289.631,36 €
57.162,79 €
69.634,42 €
174.527,82 €
Abw BGL M
1,30
3,73
5,50
2,33
1,00
4,33
2,91
4,10
1,87
3,67
0,60
4,00
1,00
3,00
3,27
4,50
5,54
1,57
Abw Dauer Ø
Anhang
369
370
15
10
Wilhelmshaven
Wittlich
Wolfratshausen
80
25
16
Wuppertal
Würzburg
Zweibrücken
18
10
Wiesbaden
11
41
Wetzlar
Worms
20
Weilheim
Wolfsburg
8
23
Weiden
14
4
Walsrode
N
Gericht
Waldshut-Tiengen
0
14
48
7
8
7
8
5
37
19
21
5
14
0
N BGL
0,00 %
56,00 %
60,00 %
63,64 %
44,44 %
70,00 %
53,33 %
50,00 %
90,24 %
95,00 %
91,30 %
62,50 %
100,00 %
0 , 00 %
% BGL
91.310,01 €
64.186,14 €
51.702,12 €
261.723,96 €
78.084,74 €
84.589,06 €
121.103,80 €
34.404,24 €
74.241,70 €
61.639,59 €
105.668,40 €
148.990,56 €
BGL M
1.796.847,70 €
1.105.716,66 €
55.520,37 €
910.966,67 €
147.358,35 €
709.271,33 €
188.162,89 €
310.502,40 €
175.624,49 €
129.221,75 €
194.021,03 €
311.827,82 €
BGL Ø
0
10
34
7
7
5
4
4
17
14
14
1
13
0
N Abw
71,43 %
70,83 %
100,00 %
87,50 %
71,43 %
50,00 %
80,00 %
45,95 %
73,68 %
66,67 %
20,00 %
92,86 %
% Abw
0
9
23
7
7
3
4
4
34
18
18
4
13
0
N Kor
0 ,0 0 %
36,00 %
28,75 %
63,64 %
38,89 %
30,00 %
26,67 %
40,00 %
82,93 %
90,00 %
78,26 %
50,00 %
92,86 %
0, 00 %
% Kor
0
8
34
7
7
2
4
3
16
14
13
1
12
0
N Abw klar
Anhang
0
0
Wilhelmshaven
Wittlich
Wolfratshausen
0
1
0
Wuppertal
Würzburg
Zweibrücken
0
0
Wiesbaden
0
0
Wetzlar
Worms
0
Weilheim
Wolfsburg
0
1
Weiden
0
Walsrode
N Ab
0
Gericht
Waldshut-Tiengen
12,50 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
7,69 %
0,00 %
0,00 %
% Ab
0
1
0
0
0
0
0
2
0
1
0
0
3
0
N Gek
9,09 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
50,00 %
0,00 %
7,14 %
0,00 %
0,00 %
23,08 %
% Gek
–5,00
5,00
10,00
5,00
50,00
16,00
26,60
5,00
3,28
–10,00
40,00
15,00
Abw Min
138,94
46,69
18,57
65,72
90,00
87,75
59,87
34,46
45,98
24,77
40,00
35,10
Abw Ø
42,50
40,00
15,00
65,00
90,00
65,00
68,00
22,50
35,00
25,00
40,00
33,66
Abw M
780,00
135,00
30,00
145,00
130,00
205,00
85,00
125,40
135,00
50,00
40,00
65,00
Abw Max
0,00 €
182.935,22 €
430.339,60 €
24.413,63 €
80.891,61 €
32.983,59 €
62.184,37 €
28.340,22 €
187.121,23 €
85.677,34 €
93.349,44 €
26.551,84 €
91.015,83 €
0,00 €
Σ RV €
0,00 €
1.488.963,68 €
1.356.183,15 €
18.676,05 €
291.368,24 €
54.387,71 €
294.036,53 €
40.675,72 €
214.357,31 €
175.678,08 €
74.039,98 €
9.472,00 €
118.119,88 €
0,00 €
Σ Abw €
113.812,07 €
132.352,36 €
51.702,12 €
292.512,74 €
329.587,68 €
355.122,89 €
121.103,80 €
131.011,01 €
91.420,13 €
87.669,64 €
156.142,95 €
148.990,56 €
Abw BGL M
3,00
3,00
2,14
3,43
5,00
4,00
1,67
1,94
4,50
4,69
6,00
2,67
Abw Dauer Ø
Anhang
371
372 22
61 74
(+) Erfolg
(+) Erhalt von Arbeitsplätzen
7
8
18
167
0
2
2
9
20
4
68
121
(+) Erbrechtliche Themen
521
15
(+) Branchentypische Besonderheiten
(+) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
2
26
(+) Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
7
51
(+) Bestellung zum (vorläufigen) Sachwalter
12
(+) Avalmanagement
(+) Bauinsolvenz
(+) Betriebsschließung
188
(+) Auslandsbezug
5
10
21
(+) Allgemein
332
3
11
(+) Altlasten
47
80
(+) lit. e (Insolvenzplan)
(+) Abschlagsverteilungen
(+) Anfechtungen
23 364
69 857
(+) lit. c (Degressionsausgleich)
(+) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
5
689
71
168
N klar
1.473
(+) lit. b (Unternehmensfortführung)
463 161
(+) lit. b (Hausverwaltung)
N
(+) lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
Gesamt
Grund
6. Einzelabweichungen nach Grund
9,46 %
36,07 %
44,44 %
32,05 %
0,00 %
28,57 %
100,00 %
34,62 %
39,22 %
3 3 ,3 3 %
36,17 %
36,45 %
50,00 %
14,29 %
45,45 %
58,75 %
42,47 %
3 3 ,3 3 %
46,78 %
4 4 ,1 0 %
36,29 %
% klar
5,00
5,00
10,00
5,00
40,00
15,00
10,00
5,00
15,00
4,17
1,78
15,00
5,00
10,00
10,00
2,00
10,00
1,00
1,20
5,00
Min
6,25
12,50
10,00
10,00
41,25
17,50
17,50
12,50
15,00
10,00
10,00
25,00
12,50
10,00
27,50
10,00
15,00
15,00
10,00
10,00
Q1
17,50
20,00
10,00
15,00
42,50
20,00
20,00
20,00
17,50
17,50
15,00
40,00
20,00
10,00
50,00
15,00
20,00
22,37
17,23
20,00
M
28,75
27,50
20,00
25,00
43,75
22,50
25,00
25,00
21,25
25,00
25,00
50,00
25,00
15,00
100,00
25,00
35,58
34,38
25,00
25,00
Q2
60,00
50,00
50,00
50,00
45,00
25,00
40,00
90,00
25,00
50,00
69,00
75,00
30,00
20,00
250,00
380,00
214,00
200,00
70,00
100,00
Max
Anhang
15 5 25
(+) lit. b (Unternehmensfortführung)
(+) lit. c (Degressionsausgleich)
(+) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
11
(+) Erfolg
1
1
(+) Erbrechtliche Themen
(+) Erhalt von Arbeitsplätzen
0
0
6
0
(+) Bestellung zum (vorläufigen) Sachwalter
(+) Betriebsschließung
(+) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
2
(+) Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
(+) Branchentypische Besonderheiten
1
(+) Bauinsolvenz
5
2,94 %
2 0
(+) Auslandsbezug
22
(+) Anfechtungen
(+) Avalmanagement
31
18,18 %
0
1
12
50,00 % 14,29 %
1
14
0
0
0
2
1
0
0
12,50 %
3,59 %
0,00 %
0,00 %
22,22 %
5,00 %
0,00 %
0,00 %
2 0
(+) Altlasten
0,00 %
40,00 %
2 0
2
50
5
58
7
20
N Gek
(+) Abschlagsverteilungen
0,00 %
6,87 %
21,74 %
2,18 %
7,04 %
7,74 %
%0
(+) Allgemein
0
5
(+) lit. e (Insolvenzplan)
13
(+) lit. b (Hausverwaltung)
N0
(+) lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
Gesamt
Grund
1,35 %
19,67 %
5,56 %
2,69 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
7,69 %
1,96 %
0,00 %
2,66 %
9,34 %
0,00 %
0,00 %
18,18 %
2,50 %
5,83 %
7,25 %
3,94 %
4,35 %
4,32 %
% Gek
437.027,07 €
296.400,13 €
114.671,54 €
117.249,86 €
536.578,19 €
385.050,47 €
609.109,06 €
315.699,48 €
247.992,19 €
408.399,10 €
660.131,44 €
151.948,22 €
1.533.421,14 €
175.867,19 €
2.292.468,17 €
117.899,57 €
384.566,08 €
961.350,08 €
221.261,60 €
252.272,46 €
306.083,36 €
BGL M
2.807,04 €
578,81 €
2.089,17 €
3.397,70 €
17.860,60 €
7.733,08 €
5.965,16 €
4.773,15 €
4.282,96 €
8.398,54 €
2.674,46 €
24.526,02 €
4.175,52 €
6.177,37 €
3.139,30 €
5.130,91 €
6.639,20 €
5.319,51 €
4.711,03 €
5.323,90 €
€M
0,49
0,16
0,24
0,03
–1,00
1,00
0,34
–0,12
0,63
0,19
–0,01
0,50
0,50
–0,87
–0,02
0,36
0,57
0,42
0,00
0,25
ρ BGL
Anhang
373
374 18
43 185
(+) Kalte Zwangsverwaltung
(+) Konzernstruktur/Beteiligungen
6
152
(+) Steuern
(+) Strafverfahren
2
398
(+) Sonstige Zuschläge
(+) Statistik
96
9
47,94 %
302
630
(+) Schuldnerverhalten
(+) Schwierige Rechtsfragen
(+) Starke vorläufige Verwaltung
30,51 %
18
59
4
63
2
3
129
35
66,67 %
41,45 %
100,00 %
33,33 %
32,41 %
36,46 %
31,96 %
(+) Prozesse/Rechtsstreitigkeiten
31
97
(+) Mehrere Betriebsstätten
28,57 %
37,30 %
41 , 86 %
57, 58 %
20,83 %
23,08 %
33,33 %
35,85 %
40,58 %
46,88 %
37,14 %
45,68 %
37,50 %
14
4
% klar 44,44 %
(+) Massedarlehen
69
5 19
24 33
(+) Inbesitznahme/Sicherung
(+) Informationsbeschaffung
3
13
1
95
112
30
13
37
90
4
N klar
(+) Haftungsrisiko
3
265
(+) Haftungsansprüche gegen Insolvenzverwalter
(+) Grundstücksverwertung
64
(+) Gläubigerausschuss 276
35
(+) Gläubiger/Forderungsprüfung
(+) Gläubigerzahl
81
(+) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
240
9
(+) Ermittlung von Ansprüchen
(+) Forderungseinzug
N
Grund
Min Q1
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
3,00
5,00
5,00
5,00
25,00
5,00
1,70
10,00
10,00
10,00
7,50
10,00
5,00
5,00
10,00
15,00
10,00
10,00
10,00
25,00
10,00
10,00
11,25
10,00
12,50
35,00
10,00
5,00 35,00
10,00
10,00
15,00
12,00
10,00
13,75
5,00
5,00
10,00
4,20
3,00
10,00
M
10,00
15,00
5,00
5,00
20,00
20,00
20,00
20,00
12,50
25,00
20,00
12,00
15,00
15,00
15,00
35,00
20,00
10,00
15,00
22,50
20,00
15,00
17,50
Q2
15,00
20,00
5,00
5,00
25,00
30,00
25,00
22,50
20,00
31,25
35,00
25,00
20,00
25,00
17,50
35,00
25,00
20,00
25,00
37,50
30,00
25,00
20,00
Max
20,00
150,00
5,00
5,00
125,00
100,00
100,00
30,00
75,00
50,00
140,00
150,00
30,00
25,00
20,00
35,00
253,00
190,00
25,00
100,00
80,00
100,00
20,00
Anhang
0 5 1
(+) Statistik
(+) Steuern
(+) Strafverfahren
2
(+) Starke vorläufige Verwaltung
3
(+) Prozesse/Rechtsstreitigkeiten
12
3
(+) Sonstige Zuschläge
2,65 %
0
(+) Massedarlehen
(+) Mehrere Betriebsstätten
8
1
(+) Konzernstruktur/Beteiligungen
2
16,67 %
1
(+) Kalte Zwangsverwaltung
(+) Schuldnerverhalten
0,00 %
0
(+) Informationsbeschaffung
(+) Schwierige Rechtsfragen
1,45 %
0
(+) Inbesitznahme/Sicherung
0,00 %
25,00 %
7,94 %
0,00 %
66,67 %
9,30 %
5,71 %
9,68 %
5 ,56 %
0,00 %
0,00 %
33,33 %
0 1
9,47 %
6,25 %
6,67 %
23,08 %
0,00 %
12,22 %
(+) Haftungsansprüche gegen Insolvenzverwalter
9
(+) Grundstücksverwertung
%0 0,00 %
(+) Haftungsrisiko
2 7
(+) Gläubigerausschuss
3
(+) Gläubiger/Forderungsprüfung
(+) Gläubigerzahl
0
(+) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
11
(+) Forderungseinzug
N0 0
Grund
(+) Ermittlung von Ansprüchen
1
9
0
2
16
3
19
2
4
0
1
2
0
1
1
0
11
16
3
3
1
14
0
N Gek
16,67 %
5,92 %
0,00 %
22,22 %
4,02 %
3,13 %
3,02 %
3,39 %
4,12 %
0,00 %
0,54 %
4,65 %
0,00 %
4,17 %
7,69 %
0,00 %
4,15 %
5,80 %
4,69 %
8,57 %
1,23 %
5,83 %
0,00 %
% Gek
BGL M
381.909,81 €
165.681,33 €
10.575,24 €
123.000,00 €
244.800,82 €
231.256,18 €
72.922,59 €
212.046,24 €
461.802,35 €
1.208.001,81 €
716.684,01 €
254.712,76 €
79.957,92 €
320.721,81 €
566.521,17 €
102.221,81 €
160.921,68 €
826.394,01 €
2.688.688,97 €
394.965,74 €
210.640,97 €
244.987,78 €
141.873,08 €
€M
1.906,37 €
2.686,79 €
211,50 €
0,00 €
4.078,80 €
5.443,65 €
2.280,38 €
2.150,07 €
3.778,12 €
24.509,33 €
8.530,23 €
2.969,15 €
2.408,00 €
3.152,54 €
1.869,08 €
2.271,71 €
2.465,51 €
4.652,36 €
12.273,63 €
6.535,58 €
4.240,65 €
4.199,40 €
3.232,03 €
–1,00
0,07
0,18
0,02
0,17
0,18
0,41
0,77
0,08
0,54
0,00
0,16
1,00
0,37
0,28
–0,53
0,31
0,09
0,25
–0,39
ρ BGL
Anhang
375
376 332
592 30
(–) lit. a (Vorläufige Verwaltung)
(–) lit. b (Masse bereits verwertet)
4 26
53 77 19
(–) lit. e (Verhältnisse überschaubar)
(–) Delegation
(–) Gläubigerzahl
45
(–) lit. d (Geringe Anforderungen)
4
(–) Vorläufiger Sachwalter
(+) lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
360
5
12
(–) Verwertung
IV
8
20
(–) Verfahrensdauer
122
4
43
46 57
(–) Sonstige Abschläge
(–) Unterdurchschnittliches Verfahren
38
39
19
52 30
(–) lit. c (Vorzeitige Beendigung)
21
419
8
19
7
2
74
1.085
(+) Übertragende Sanierung
29 21
(+) Zustimmungsvorbehalt
(+) Öffentlichkeitsarbeit
4 18
(+) Zustellungen
(+) Zahlungszusagen
204
(+) Verwertung (Handlungen/Probleme)
37
70
202 1 17
(+) Verfahrensdauer
(+) Vermögensermittlung
13
(+) Unternehmensgröße (Umsatz/Mitarbeiter)
N klar
N 31
Grund
% klar
33,89 %
100,00 %
41,67 %
40,00 %
75,44 %
56,52 %
21,05 %
49,35 %
73,58 %
63,33 %
86,54 %
70,00 %
5 6 ,0 8 %
38,62 %
38,10 %
65,52 %
38,89 %
50,00 %
36,27 %
31,62 %
34,65 %
41 , 94 %
5,00
–25,00
–20,00
–15,00
–60,00
–55,00
–10,00
–50,00
–40,00
–40,00
–70,00
–62,00
–45,00
2,00
5,00
5,00
3,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
Min Q1
14,85
–25,00
–20,00
–11,25
–25,00
–15,00
–10,00
–20,00
–25,00
–20,00
–50,00
–35,00
–10,00
15,00
5,00
10,00
5,63
5,00
13,89
13,75
15,00
5,00
M
20,00
–22,50
–10,00
–10,00
–20,00
–10,00
–10,00
–10,00
–20,00
–15,00
–35,00
–20,00
–10,00
25,00
5,00
10,00
8,75
5,00
20,00
20,00
20,00
5,00
Q2
30,00
–17,50
–5,00
–5,00
–13,75
–5,00
–8,75
–6,25
–15,00
–10,00
–20,00
–15,00
–5,00
30,00
7,50
10,00
10,00
5,00
26,25
26,25
30,00
23,75
Max
100,00
–10,00
–5,00
–5,00
–5,00
–2,50
–5,00
–2,00
–5,00
–10,00
–10,00
–10,00
–2,50
200,00
15,00
20,00
25,00
5,00
140,00
50,00
100,00
40,00
Anhang
0,00 % 12,50 %
1 2 1 1 0
(+) Vermögensermittlung
(+) Verwertung (Handlungen/Probleme)
(+) Zahlungszusagen
(+) Zustellungen
(+) Zustimmungsvorbehalt
0 0 0
(–) Gläubigerzahl
(–) Sonstige Abschläge
(–) Unterdurchschnittliches Verfahren
(+) lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
IV 11
0
0
(–) Delegation
(–) Vorläufiger Sachwalter
0
0
0,00 %
0
(–) lit. d (Geringe Anforderungen)
(–) lit. e (Verhältnisse überschaubar)
0
0,00 %
0
(–) lit. c (Vorzeitige Beendigung)
(–) Verwertung
0,00 %
0
(–) lit. b (Masse bereits verwertet)
(–) Verfahrensdauer
0,00 %
5
(–) lit. a (Vorläufige Verwaltung)
9,02 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
1,51 %
0,95 %
1 4
(+) Öffentlichkeitsarbeit
(+) Übertragende Sanierung
14,29 %
50,00 %
2,70 %
2,70 %
24,29 %
17
%0 23,08 %
(+) Verfahrensdauer
N0 3
Grund
(+) Unternehmensgröße (Umsatz/Mitarbeiter)
16
0
0
1
0
0
1
6
1
1
1
1
31
28
5
0
1
1
7
2
20
3
N Gek
4,44 %
0,00 %
0,00 %
5,00 %
0,00 %
0,00 %
5,26 %
7,79 %
1,89 %
3,33 %
1,92 %
3,33 %
5,24 %
2,58 %
23,81 %
0,00 %
5,56 %
25,00 %
3,43 %
1,71 %
9,90 %
9,68 %
% Gek
BGL M
334.693,13 €
307.270,35 €
28.596,09 €
28.077,91 €
19.859,61 €
83.255,80 €
45.500,02 €
260.954,09 €
12.954,23 €
24.904,16 €
33.281,20 €
30.874,01 €
137.624,93 €
280.258,57 €
1.956.772,25 €
319.949,80 €
1.258.702,04 €
160.833,39 €
235.133,26 €
88.574,53 €
196.533,79 €
2.212.007,10 €
€M
5.725,04 €
–4.044,06 €
–1.459,82 €
–757,36 €
–998,81 €
–1.102,09 €
–1.259,26 €
–2.651,23 €
–944,00 €
–1.282,86 €
–2.731,11 €
–3.243,78 €
–1.698,06 €
6.300,93 €
3.136,86 €
2.056,46 €
4.145,31 €
798,03 €
4.908,94 €
4.320,02 €
3.761,64 €
7.764,14 €
0,31
0,11
–0,32
0,66
–0,05
0,06
–0,77
–0,22
0,05
–0,05
–0,09
–0,02
–0,14
0,41
0,76
–0,01
0,35
0,24
0,29
–0,01
0,09
ρ BGL
Anhang
377
378 4
8
37 20 2 4 7
(+) Bauinsolvenz
(+) Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
(+) Bestellung zum (vorläufigen) Sachwalter
(+) Betriebsschließung
(+) Branchentypische Besonderheiten
64 8
(+) Erhalt von Arbeitsplätzen
(+) Ermittlung von Ansprüchen
(+) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
76
199
60
(+) Erfolg
(+) Forderungseinzug
16
(+) Erbrechtliche Themen
396
12
(+) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
36
116
(+) Auslandsbezug
(+) Avalmanagement
33
75
4
5
22
7
131
0
2
2
8
14
4
105
290
(+) Anfechtungen
(+) Altlasten
(+) Allgemein
5 3
11 21
(+) Abschlagsverteilungen
46
78
195
21
270
59
N klar
(+) lit. e (Insolvenzplan)
456
64
(+) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
630
(+) lit. b (Unternehmensfortführung)
(+) lit. c (Degressionsausgleich)
N 14 0
(+) lit. b (Hausverwaltung)
Grund
% klar
43,42 %
37,69 %
50,00 %
7,81 %
36,67 %
43,75 %
33,08 %
0,00 %
50,00 %
100,00 %
40,00 %
37,84 %
3 3 ,3 3 %
31,03 %
36,21 %
50,00 %
14,29 %
45,45 %
58,97 %
42,76 %
32,81 %
42,86 %
42, 14 %
Q1
36,25
4,17
4,20
5,00
10,00
5,00
5,00
10,00
5,00
40,00
15,00
10,00
5,00
15,00
10,00
10,00
13,75
10,00
12,50
10,00
10,00
41,25
17,50
16,25
15,00
15,00
15,00
10,00
25,00 1,78
10,00 12,50
5,00
30,00
10,00
17,25
20,00
10,00
10,00
10,00
5,00
10,00
1,00
1,20
Min M
20,00
20,00
17,50
25,00
20,00
12,50
20,00
42,50
20,00
20,00
20,00
17,50
20,00
16,28
45,00
20,00
10,00
50,00
20,00
20,00
25,00
18,75
Q2
30,00
25,00
20,00
30,00
27,50
22,50
25,00
43,75
22,50
20,00
25,00
21,25
28,75
25,00
56,25
25,00
15,00
100,00
30,00
37,83
50,00
26,19
Max
80,00
100,00
20,00
60,00
50,00
50,00
50,00
45,00
25,00
30,00
90,00
25,00
50,00
69,00
75,00
30,00
20,00
250,00
380,00
214,00
200,00
70,00
Anhang
23,81 %
5 10
(+) lit. c (Degressionsausgleich)
(+) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
0 0 8 0
(+) Ermittlung von Ansprüchen
(+) Forderungseinzug
(+) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
11
(+) Erfolg
(+) Erhalt von Arbeitsplätzen
5 1
(+) Erbrechtliche Themen
0
(+) Branchentypische Besonderheiten
(+) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
0
(+) Betriebsschließung
25,00 %
1
(+) Bauinsolvenz 2
0
(+) Avalmanagement
0
7,14 %
2
(+) Anfechtungen
(+) Auslandsbezug
(+) Bestellung zum (vorläufigen) Sachwalter
16,19 %
17
(+) Altlasten
(+) Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
0,00 %
0 0
(+) Allgemein
0,00 %
2
(+) Abschlagsverteilungen
0,00 %
10,67 %
0,00 %
0,00 %
50,00 %
14,29 %
3,82 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
5,56 %
0,00 %
40,00 %
0
(+) lit. e (Insolvenzplan)
5,13 %
2,22 %
6
%0 6,78 %
(+) lit. b (Unternehmensfortführung)
N0 4
Grund
(+) lit. b (Hausverwaltung)
1
10
0
0
12
1
13
0
0
0
2
1
0
3
26
0
0
2
2
23
5
18
5
N Gek
1,32 %
5,03 %
0,00 %
0,00 %
20,00 %
6,25 %
3,28 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
10,00 %
2,70 %
0,00 %
2,59 %
8,97 %
0,00 %
0,00 %
18,18 %
2,56 %
5,04 %
7,81 %
2,86 %
3,57 %
% Gek
BGL M
199.864,86 €
235.133,26 €
131.813,26 €
452.241,64 €
288.338,80 €
106.719,39 €
128.797,98 €
536.578,19 €
399.892,74 €
609.109,06 €
315.699,48 €
307.457,31 €
408.399,10 €
453.459,11 €
156.491,64 €
4.141.598,48 €
175.867,19 €
2.292.468,17 €
104.298,96 €
471.135,46 €
970.247,20 €
305.442,05 €
246.972,73 €
€M
4.132,99 €
4.419,30 €
3.232,03 €
7.789,58 €
578,81 €
1.660,75 €
3.808,88 €
17.860,60 €
7.733,08 €
4.044,01 €
5.534,04 €
4.282,96 €
7.076,67 €
2.919,46 €
43.319,56 €
4.175,52 €
6.177,37 €
3.085,13 €
7.789,44 €
6.639,20 €
8.220,06 €
4.426,31 €
0,12
0,37
–0,39
0,90
0,16
0,58
0,06
–1,00
1,00
–0,09
–0,03
0,63
0,33
–0,04
0,80
0,50
–0,87
0,02
0,46
0,74
0,38
0,05
ρ BGL
Anhang
379
380
(+) Steuern
17 175 83 179
(+) Unternehmensgröße (Umsatz/Mitarbeiter)
(+) Verfahrensdauer
(+) Vermögensermittlung
(+) Verwertung (Handlungen/Probleme)
5
2 61
2 142
(+) Statistik
(+) Strafverfahren
83
64
25
66
8
3
26
81 255
(+) Schwierige Rechtsfragen
(+) Sonstige Zuschläge
216
18
449
59
(+) Prozesse/Rechtsstreitigkeiten
16
1
47
18
(+) Schuldnerverhalten
65
(+) Mehrere Betriebsstätten
4
134
(+) Massedarlehen
(+) Konzernstruktur/Beteiligungen
13
24 42
(+) Informationsbeschaffung
(+) Kalte Zwangsverwaltung
0
10
(+) Inbesitznahme/Sicherung
1
5
(+) Haftungsrisiko
1
91
3
257
102
22
13
N klar
(+) Haftungsansprüche gegen Insolvenzverwalter
(+) Grundstücksverwertung
42 252
(+) Gläubigerausschuss
(+) Gläubigerzahl
N 34
Grund
(+) Gläubiger/Forderungsprüfung
% klar
35,75 %
30, 1 2 %
37,71 %
4 7 ,0 6 %
60,00 %
42,96 %
100,00 %
32,55 %
32,10 %
48,11 %
30,51 %
24,62 %
25,00 %
35,07 %
4 2 , 86 %
54, 17 %
0,00 %
20,00 %
33,33 %
35,41 %
40,48 %
52,38 %
38,24 %
Min
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
5,00
10,00
50,00
10,00
1,70
10,00
20,00
35,00
5,00
5,00
10,00
10,00
Q1
11,68
10,00
15,00
5,00
6,25
10,00
5,00
10,00
13,75
10,00
10,00
11,25
50,00
15,00
10,00
10,00
20,00
35,00
10,00
10,00
14,38
15,00
M
20,00
20,00
20,00
5,00
7,50
15,00
5,00
20,00
20,00
20,00
20,00
15,00
50,00
26,20
12,00
15,00
20,00
35,00
20,00
10,00
20,00
22,50
Q2
30,00
25,00
30,00
22,50
8,75
20,00
5,00
25,00
35,00
25,00
22,50
23,75
50,00
40,00
25,00
20,00
20,00
35,00
25,00
20,00
25,00
37,50
Max
140,00
50,00
100,00
25,00
10,00
150,00
5,00
125,00
100,00
100,00
30,00
75,00
50,00
140,00
150,00
30,00
20,00
35,00
253,00
190,00
25,00
100,00
Anhang
1 15 1 2
(+) Unternehmensgröße (Umsatz/Mitarbeiter)
(+) Verfahrensdauer
(+) Vermögensermittlung
(+) Verwertung (Handlungen/Probleme)
1
(+) Strafverfahren
3,13 %
4,00 %
22,73 %
12,50 %
33,33 %
0,00 % 6,56 %
8,43 %
7,69 %
0
7
(+) Sonstige Zuschläge
4
2
(+) Schwierige Rechtsfragen
2,31 %
16,67 %
12,50 %
0,00 %
0,00 %
5,56 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
8,79 %
4,90 %
9,09 %
(+) Statistik
5
(+) Schuldnerverhalten
%0 23,08 %
(+) Steuern
3
(+) Prozesse/Rechtsstreitigkeiten
0
(+) Konzernstruktur/Beteiligungen 0
1
(+) Kalte Zwangsverwaltung
2
0
(+) Informationsbeschaffung
(+) Mehrere Betriebsstätten
0
(+) Inbesitznahme/Sicherung
(+) Massedarlehen
0 0
(+) Haftungsansprüche gegen Insolvenzverwalter
(+) Haftungsrisiko
5 8
(+) Grundstücksverwertung
2
(+) Gläubigerausschuss
(+) Gläubigerzahl
3
N0
(+) Gläubiger/Forderungsprüfung
Grund
7
1
18
1
1
8
0
10
2
10
2
3
0
0
2
0
0
0
0
10
14
3
3
N Gek
3,91 %
1,20 %
10,29 %
5,88 %
20,00 %
5,63 %
0,00 %
3,92 %
2,47 %
2,23 %
3,39 %
4,62 %
0,00 %
0,00 %
4,76 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
3,89 %
5,56 %
7,14 %
8,82 %
% Gek
BGL M
233.779,50 €
91.456,88 €
176.636,98 €
2.772.058,76 €
501.558,58 €
165.681,33 €
10.575,24 €
205.003,43 €
206.261,85 €
71.969,41 €
212.046,24 €
516.312,13 €
874.270,91 €
887.948,36 €
238.154,52 €
81.616,37 €
468.150,08 €
1.844.758,54 €
102.221,81 €
157.396,56 €
786.845,79 €
2.283.457,41 €
412.904,35 €
€M
3.944,39 €
3.657,36 €
4.124,51 €
8.222,30 €
1.530,89 €
2.745,94 €
211,50 €
4.345,13 €
4.654,94 €
2.590,60 €
2.150,07 €
5.823,25 €
203.116,90 €
13.891,34 €
2.969,15 €
2.278,48 €
253.059,41 €
2.271,71 €
2.400,15 €
4.758,00 €
13.209,72 €
6.535,58 €
0,27
0,18
0,03
–0,12
–1,00
0,08
0,10
0,16
0,25
0,18
0,68
0,17
0, 5 4
–0,12
0,38
0,32
–0,63
0,31
ρ BGL
Anhang
381
382 10
(+) Öffentlichkeitsarbeit
332
592 30
(–) lit. a (Vorläufige Verwaltung)
(–) lit. b (Masse bereits verwertet)
4
(–) Verfahrensdauer
843
(+) lit. b (Unternehmensfortführung)
2 2
(+) Altlasten
401
(+) lit. e (Insolvenzplan)
(+) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
5
21
(+) lit. b (Hausverwaltung)
(+) lit. c (Degressionsausgleich)
103
(+) lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
VIV
3
51
(–) Unterdurchschnittliches Verfahren
12
39
(–) Vorläufiger Sachwalter
4
19
(–) Gläubigerzahl
(–) Sonstige Abschläge
(–) Verwertung
29
53 67
(–) lit. e (Verhältnisse überschaubar)
(–) Delegation
45
(–) lit. d (Geringe Anforderungen)
1
1
169
2
419
12
46
3
5
1
41
23
39
18
52 29
(–) lit. c (Vorzeitige Beendigung)
21
206
5
6
N klar
558
(+) Übertragende Sanierung
N 17
Grund
(+) Zustellungen
% klar
50,00 %
50,00 %
42,14 %
40,00 %
49,70 %
57,14 %
44,66 %
1 00 , 0 0 %
41,67 %
25,00 %
80,39 %
58,97 %
21,05 %
43,28 %
73,58 %
62,07 %
86,54 %
70,00 %
56, 08 %
36,92 %
50,00 %
35,29 %
15,00
10,00
2,00
10,00
1,62
5,00
5,00
–25,00
–20,00
–15,00
–60,00
–55,00
–10,00
–50,00
–40,00
–40,00
–70,00
–62,00
–45,00
2,50
15,00
10,00
5,31
11,25
13,00
10,00
10,00
–25,00
–20,00
–15,00
–25,00
–17,50
–10,00
–20,00
–25,00
–20,00
–50,00
–35,00
–10,00
15,00
5,00
3,00 5,00
Q1 5,00
Min M
15,00
10,00
10,00
12,50
20,00
10,00
15,00
–25,00
–10,00
–15,00
–20,00
–10,00
–10,00
–10,00
–20,00
–15,00
–35,00
–20,00
–10,00
25,00
5,00
7,50
Q2
15,00
10,00
20,00
13,75
25,34
20,00
24,25
–17,50
–5,00
–15,00
–15,00
–5,00
–8,75
–5,00
–15,00
–10,00
–20,00
–15,00
–5,00
50,00
6,25
10,00
Max
15,00
10,00
60,00
15,00
94,82
50,00
75,00
–10,00
–5,00
–15,00
–9,22
–2,50
–5,00
–5,00
–5,00
–10,00
–10,00
–10,00
–2,50
200,00
10,00
25,00
Anhang
0
(+) Altlasten
(+) lit. d (Arbeitsrechtliche Fragen)
0
15
(+) lit. c (Degressionsausgleich)
(+) lit. e (Insolvenzplan)
9 0
(+) lit. b (Unternehmensfortführung)
2 1
(+) lit. a (Aus- und Absonderungsrechte)
(+) lit. b (Hausverwaltung)
VIV
0
(–) Vorläufiger Sachwalter
0
(–) Unterdurchschnittliches Verfahren 0
0
(–) Sonstige Abschläge
0
0
(–) Gläubigerzahl
(–) Verwertung
0
(–) Delegation
(–) Verfahrensdauer
0
(–) lit. e (Verhältnisse überschaubar)
0,00 %
0 0
0
(–) lit. b (Masse bereits verwertet)
(–) lit. c (Vorzeitige Beendigung)
5
(–) lit. a (Vorläufige Verwaltung)
(–) lit. d (Geringe Anforderungen)
0,00 %
3
(+) Übertragende Sanierung
0,00 %
0,00 %
8,88 %
0,00 %
2,15 %
8,33 %
4,35 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
1,51 %
1,46 %
20,00 %
1
(+) Öffentlichkeitsarbeit
%0 16,67 %
1
N0
(+) Zustellungen
Grund
0
0
27
0
40
2
4
0
0
0
0
0
1
6
1
1
1
1
31
15
4
1
N Gek
0,00 %
0,00 %
6,73 %
0,00 %
4,74 %
9,52 %
3,88 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
5,26 %
8,96 %
1,89 %
3,45 %
1,92 %
3,33 %
5,24 %
2,69 %
40,00 %
5,88 %
% Gek
BGL M
623.740,49 €
702.442,85 €
297.475,98 €
887.650,28 €
162.056,90 €
353.058,65 €
270.238,46 €
485.495,72 €
28.596,09 €
24.449,52 €
17.609,85 €
79.957,92 €
45.500,02 €
259.535,70 €
12.954,23 €
24.002,47 €
33.281,20 €
30.874,01 €
137.624,93 €
373.425,84 €
2.596.829,41 €
1.141.367,01 €
€M
7.643,35 €
5.055,99 €
3.245,09 €
6.703,22 €
3.941,53 €
6.040,46 €
4.796,90 €
–3.731,49 €
–1.459,82 €
–1.062,71 €
–1.026,03 €
–966,22 €
–1.259,26 €
–2.329,38 €
–944,00 €
–1.280,79 €
–2.731,11 €
–3.243,78 €
–1.698,06 €
8.206,71 €
3.204,11 €
3.643,82 €
0,16
–1,00
0,39
–0,07
0,11
0,00
–0,32
–0,20
0,06
–0,77
–0,05
0,05
–0,08
–0,09
–0,02
–0,14
0,50
0,77
0,30
ρ BGL
Anhang
383
384 41
(+) Forderungseinzug
10
(+) Massedarlehen
3
22
0
1 51
(+) Kalte Zwangsverwaltung
(+) Konzernstruktur/Beteiligungen
5 6
2
4
9
(+) Haftungsrisiko 14
(+) Grundstücksverwertung
8 10
(+) Informationsbeschaffung
8 8
(+) Gläubigerzahl
0
4
15
0
2
0
1
(+) Inbesitznahme/Sicherung
22 24
(+) Gläubigerausschuss
1
1
(+) Ermittlung von Ansprüchen
(+) Gläubiger/Forderungsprüfung
10
(+) Erhalt von Arbeitsplätzen
5
1
(+) Erfolg
(+) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
2
(+) Erbrechtliche Themen
36
0
125
8
(+) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
(+) Branchentypische Besonderheiten
0
3
1
6
32
(+) Betriebsschließung
14
(+) Auslandsbezug
(+) Bauinsolvenz
16
N klar
6
72
(+) Anfechtungen
(+) Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
N 42
Grund
% klar
30,00 %
43,14 %
0,00 %
66,67 %
35,71 %
25,00 %
50,00 %
41,67 %
36,36 %
0,00 %
80,00 %
36,59 %
0,00 %
20,00 %
0,00 %
50,00 %
28,80 %
0,00 %
0,00 %
16,67 %
42,86 %
44,44 %
38,10 %
25,00
5,00
10,00
10,00
10,00
10,00
5,00
5,00
15,00
3,00
5,00
10,00
5,00
40,00
5,00
5,00
5,00
Min Q1
25,00
10,00
13,13
10,00
10,00
12,50
5,00
5,00
18,75
5,00
5,00
10,00
10,00
40,00
10,00
10,00
5,00
M
25,00
10,00
15,00
15,00
10,00
15,00
10,00
7,50
20,00
8,13
5,00
10,00
10,00
40,00
15,00
15,00
10,00
Q2
25,00
15,00
15,00
25,00
10,00
20,00
16,25
17,50
33,75
11,25
5,00
10,00
20,00
40,00
23,75
21,25
15,00
Max
25,00
30,00
25,00
25,00
10,00
25,00
25,00
25,00
75,00
15,00
5,00
10,00
30,00
40,00
30,00
30,00
25,00
Anhang
0 1 0
(+) Erfolg
(+) Erhalt von Arbeitsplätzen
(+) Ermittlung von Ansprüchen 20,00 %
50,00 %
0,00 %
4
0
1
0
0
1
0 0 0 1 0
(+) Inbesitznahme/Sicherung
(+) Informationsbeschaffung
(+) Kalte Zwangsverwaltung
(+) Konzernstruktur/Beteiligungen
(+) Massedarlehen
0,00 %
4,55 %
0,00 %
0,00 %
50,00 %
25,00 %
1 1
(+) Grundstücksverwertung
(+) Haftungsrisiko
20,00 %
0 2
(+) Gläubigerausschuss
(+) Gläubigerzahl
0,00 %
0,00 %
0
1
0
0
1
1
1
2
0
0
0
(+) Erbrechtliche Themen
2,78 %
0
1
(+) Buchhaltung, Unterlagen, Belegwesen
0
0
0
0
(+) Branchentypische Besonderheiten
0
(+) Gläubiger/Forderungsprüfung
0
(+) Betriebsschließung
0,00 %
0
0
0
(+) Berichte, Korrespondenz, Gläubigerversammlung
0,00 %
2
3
0
(+) Bauinsolvenz
0,00 %
5
N Gek
(+) Forderungseinzug
0
(+) Auslandsbezug
%0 31,25 %
(+) Gesellschaftsrechtliche Haftungsansprüche
5
N0
(+) Anfechtungen
Grund
% Gek
0,00 %
1,96 %
0,00 %
0,00 %
7,14 %
12,50 %
12,50 %
8,33 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
9,76 %
0,00 %
10,00 %
0,00 %
0,00 %
0,80 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
2,78 %
11,90 %
BGL M
1.333.193,04 €
405.749,60 €
2.671.620,53 €
74.635,49 €
286.350,55 €
512.128,16 €
373.996,34 €
1.432.509,47 €
3.945.126,72 €
41.500,00 €
237.934,05 €
316.656,23 €
230.935,18 €
281.555,80 €
2.816.165,27 €
355.330,54 €
93.509,44 €
512.382,27 €
123.000,00 €
374.574,20 €
149.386,99 €
1.943.654,16 €
129.664,91 €
€M
10.255,63 €
5.131,59 €
3.273,34 €
3.152,54 €
934,54 €
3.064,35 €
4.184,03 €
10.059,10 €
5.243,88 €
2.015,61 €
1.403,52 €
3.037,00 €
2.069,86 €
24.195,29 €
3.566,73 €
12.504,00 €
1.166,05 €
–0,03
0,33
0,16
0,50
–0,03
–0,17
0,00
0,29
–0,18
0,03
0,33
0,31
ρ BGL
Anhang
385
386 143
(+) Sonstige Zuschläge
16 1
(–) Vorläufiger Sachwalter
6
(–) Unterdurchschnittliches Verfahren
(–) Verfahrensdauer
7
(–) Sonstige Abschläge
1 10
(–) lit. d (Geringe Anforderungen)
(–) Delegation
527
29 11
(+) Zustimmungsvorbehalt
(+) Öffentlichkeitsarbeit
(+) Übertragende Sanierung
4 1
(+) Zahlungszusagen
25
(+) Zustellungen
12
34
(+) Vermögensermittlung
(+) Verwertung (Handlungen/Probleme)
1
7
2
3
9
1
213
3
19
1
2
10
4
27
(+) Verfahrensdauer
1 5
1 14
2
10
3
46
(+) Unternehmensgröße (Umsatz/Mitarbeiter)
(+) Strafverfahren
(+) Steuern
9
15
(+) Starke vorläufige Verwaltung
86
181
(+) Schuldnerverhalten
(+) Schwierige Rechtsfragen 9
15
(+) Mehrere Betriebsstätten
N klar
N 32
Grund
% klar
10 0, 00 %
43,75 %
33,33 %
42,86 %
90,00 %
100,00 %
40,42 %
27,27 %
65,52 %
100,00 %
50,00 %
40,00 %
35,29 %
14,81 %
35,71 %
100,00 %
20,00 %
33,33 %
32,17 %
60,00 %
47,51 %
46,88 %
–20,00
–15,00
–5,00
–15,00
–30,00
–15,00
2,00
5,00
5,00
10,00
5,00
10,00
10,00
5,00
5,00
20,00
5,00
5,00
5,00
3,00
5,00
5,00
Min Q1
–20,00
–10,00
–5,00
–12,50
–20,00
–15,00
10,00
5,00
10,00
10,00
5,00
16,25
15,00
6,25
5,00
20,00
5,00
5,00
10,00
20,00
10,00
6,25
M
–20,00
–10,00
–5,00
–10,00
–10,00
–15,00
20,00
5,00
10,00
10,00
5,00
20,00
22,50
7,50
5,00
20,00
5,00
5,00
15,00
25,00
10,00
10,00
Q2
–20,00
–5,00
–5,00
–7,50
–10,00
–15,00
25,00
10,00
10,00
10,00
5,00
25,00
40,00
8,75
22,50
20,00
5,00
5,00
25,00
25,00
25,00
13,75
Max
–20,00
–5,00
–5,00
–5,00
–2,00
–15,00
100,00
15,00
20,00
10,00
5,00
80,00
50,00
10,00
40,00
20,00
5,00
5,00
100,00
30,00
65,00
30,00
Anhang
1 0 0 0 0 0 0
(–) lit. d (Geringe Anforderungen)
(–) Delegation
(–) Sonstige Abschläge
(–) Unterdurchschnittliches Verfahren
(–) Verfahrensdauer
(–) Vorläufiger Sachwalter
0
(+) Verwertung (Handlungen/Probleme)
(+) Übertragende Sanierung
0
(+) Vermögensermittlung
0
2
0
2
(+) Unternehmensgröße (Umsatz/Mitarbeiter)
(+) Verfahrensdauer
(+) Öffentlichkeitsarbeit
0
(+) Strafverfahren
(+) Zustimmungsvorbehalt
1
(+) Steuern
1
2
(+) Starke vorläufige Verwaltung
0
5
(+) Sonstige Zuschläge
(+) Zustellungen
0
(+) Schwierige Rechtsfragen
(+) Zahlungszusagen
3
(+) Schuldnerverhalten
N0 1
Grund
(+) Mehrere Betriebsstätten
%0
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,47 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
50,00 %
0,00 %
0,00 %
50,00 %
40, 00 %
0,00 %
50,00 %
66,67 %
10,87 %
0,00 %
3,49 %
6,67 %
0
1
0
0
0
0
13
1
0
0
1
0
1
2
2
0
1
2
6
1
9
1
N Gek
0,00 %
6,25 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
0,00 %
2,47 %
9,09 %
0,00 %
0,00 %
25,00 %
0,00 %
2,94 %
7,41 %
14,29 %
0,00 %
10,00 %
22,22 %
4,20 %
6,67 %
4,97 %
3,13 %
% Gek
BGL M
129.044,98 €
36.434,42 €
75.573,75 €
995.471,04 €
364.685,54 €
7.399.808,08 €
192.737,57 €
1.140.495,48 €
319.949,80 €
2.286.306,00 €
160.833,39 €
323.080,38 €
84.223,61 €
320.000,00 €
2 . 0 3 4 . 8 0 0 ,6 9 €
137.418,01 €
176.806,20 €
123.000,00 €
261.169,47 €
323.080,38 €
77.064,84 €
395.636,83 €
€M
–4.356,63 €
–680,70 €
–964,71 €
–2.979,46 €
–3.980,10 €
–26.361,92 €
4.415,90 €
2.528,00 €
2.056,46 €
7.347,61 €
798,03 €
10.524,20 €
5.895,86 €
1.104,03 €
3.245,09 €
4.473,85 €
555,84 €
0,00 €
3.507,07 €
8.688,12 €
1.828,90 €
3.499,04 €
0,58
–0,50
–0,78
0,29
0,87
–0,01
–0,06
0,48
–1,00
0,87
0,36
–0,68
–0,01
0,06
ρ BGL
Anhang
387
Literaturverzeichnis Ahrens, Martin/Gehrlein, Markus/Ringstmeier, Andreas (Hrsg.) Insolvenzrecht – Kommentar, 4. Aufl., Hürth 2020 (zit.: Bearbeiter, in: Ahrens/Gehrlein/Ringstmeier, Insolvenzrecht) Andres, Dirk/Leithaus, Rolf/Dahl, Michael (Hrsg.) Insolvenzordnung (InsO) – Kommentar, 4. Aufl., München 2018 (zit.: Bearbeiter, in: Andres/Leithaus, InsO) Baer, Susanne Rechtssoziologie – Eine Einführung in die interdisziplinäre Rechtsforschung, 2. Aufl., Baden-Baden 2015 Beck, Siegfried/Depré, Peter (Hrsg.) Praxis der Insolvenz – Ein Handbuch für die Beteiligten und ihre Berater, 3. Aufl., München 2017 (zit.: Bearbeiter, in: Beck/Depré, Praxis der Insolvenz) Behnke, Joachim Lassen sich Signifikanztests auf Vollerhebungen anwenden? Einige essayistische Anmerkungen, Politische Vierteljahresschrift 2005, O-1 Bergner, Daniel/Berg, Judith Die Insolvenzverwaltervergütung im Internet: Theorie und Praxis, ZIP 2018, S. 858 Berner, Susanne/Zenker, Wolfgang Die Befugnisse des Verfahrenskoordinators – §§ 269 e bis 269 g InsO, NZI-Beilage 2018, S. 30 Berner, Susanne/Zimmer, Frank Thomas Nur wenig nachregeln für größeren Effekt – Vergütungsreform: NIVD e. V. plädiert für zügig umsetzbare kleine Lösung, INDat Report 4/2019, S. 11 Biemann, Torsten Logik und Kritik des Hypothesentestens, in: Albers, Sönke/Klapper, Daniel u. a. (Hrsg.), Methodik der empirischen Forschung, 2. Aufl., Wiesbaden 2007, S. 205 Blersch, Jürgen Berechnung der Vergütung des Sachwalters in einem überdurchschnittlich großen Verfahren – Air Berlin – Besprechung von AG Charlottenburg, BeckRS 2019, 3705, NZI 2019, S. 529 ders. Die Neuregelungen des insolvenzrechtlichen Vergütungsrechts, NZI-Beilage 2021, S. 91
389
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Gravenbrucher Kreis Stellungnahme des Gravenbrucher Kreises zum Gesetzentwurf des Bundesrates eines Gesetzes zur Änderung der Insolvenzordnung – Änderung des § 64 Abs. 2 InsO – (BT-Drucks. 19/18736), Stand: 18. Mai 2020, ZRI 2020, S. 330 ders. Stellungnahme des Gravenbrucher Kreises zum Referentenentwurf des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz vom 19. Juli 2018 einer Ersten Verordnung zur Änderung der Verordnung zu öffentlichen Bekanntmachungen in Insolvenzverfahren im Internet (InsoBekV) – Stand: 4. September 2018, ZInsO 2018, S. 2068 Haarmeyer, Hans Anmerkung zu BGH IX ZB 65/16 – „Der Blick in das Gesetz erleichtert die Rechtsfindung“, ZInsO 2018, S. 139 ders. Der (vergütungsrechtliche) Normalfall der Insolvenz ist die Abwesenheit jedweder Normalität, oder „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.“, ZInsO 2014, S. 1237 ders. Die Konkretisierung der Darlegungs- und Beweislast im Vergütungsfestsetzungsverfahren, ZInsO 2016, S. 2057 ders. Die Praxis der Veröffentlichung von Vergütungsfestsetzungen – ein rechtsstaatliches Desaster, BB 2019, S. I ders. Die Veröffentlichung von Vergütungsfestsetzungsbeschlüssen in der Praxis, ZInsO 2019, S. 1869 ders. Sanierung ist nicht gleich Sanierung – Zur angemessenen Vergütung operativer Sanierungen im Insolvenzverfahren, ZInsO 2020, S. 7 Haarmeyer, Hans/Mock, Sebastian Insolvenzrechtliche Vergütung und Inflation, ZInsO 2018, S. 573 dies. Insolvenzrechtliche Vergütung (InsVV), 6. Aufl., München 2019 (zit.: Haarmeyer/Mock, InsVV) Haarmeyer, Hans/Wutzke, Wolfgang/Förster, Karsten Insolvenzrechtliche Vergütung (InsVV), 4. Aufl., München 2007 (zit.: Haarmeyer/Wutzke/Förster, InsVV) Häder, Michael Empirische Sozialforschung – Eine Einführung, 3. Aufl., Wiesbaden 2015 394
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Stichwortverzeichnis
Abschläge siehe Abweichungen Abschlagsgründe siehe Abweichungsgründe Absonderungsrechte 80 ff. – Berechnungsgrundlage 134 ff. – Kodierung 538 f. – Veröffentlichung der Vergütungsbeträge 407 ff. – Zuschlag 263 ff. Abweichungen – Bedeutung (Praxis) 632 ff. – Dogmatik 182 ff. – Gründe siehe Abweichungsgründe – Kodierung 540 ff. – Vergütungsvolumen (Praxis) 640 ff. Abweichungsgründe 247 ff. – Darstellungsspielräume 253 ff., 556 ff. – gesetzliche 261 ff., 680 ff. – Kodierung und Listen 549 ff. – Konzeption als Tatbestände 248 ff. – ungeregelte 299 ff., 685 ff. Abweichungshöhe – Dogmatik 316 ff. – Einzelabweichungen (Praxis) 677 ff. – Gesamtabweichung (Praxis) 650 ff. Abweichungsposition (Datenstruktur) 545 f., 571 f., 675 ff. Air Berlin 1, 360 Aktenzeichen 110 Angemessenheit der Regelvergütung 202 ff. Angemessenheitsprüfung von Abweichungen 333 ff., siehe auch Gesamtwürdigung Anhörung 168 Ankereffekt 349 Antrag – auf Festsetzung der Vergütung 167 f. – auf Insolvenzeröffnung 24 Arbeitsaufwand siehe Zeitaufwand Arbeitsplatzerhalt siehe Erhalt von Arbeitsplätzen Arbeitsrechtliche Fragen, Zuschlag 279 ff., 703 f. Auslagen 150 ff. Ausreißer 459 f., 467, 683 f. Aussonderungsrechte 68, 143, 263 ff. Auswertung siehe Exploration
Bagatellabweichungen
siehe Erheblichkeitsschwelle Balkendiagramm 456 Bekanntmachung siehe Öffentliche Bekanntmachung Beobachtung der Bekanntmachungen 482 ff. Beobachtungszeitraum 448 Berechnungsgrundlage 132 ff. – große/kleine siehe Absonderungsrechte – Kodierung 529 ff. – Verteilung (Praxis) 613 ff. – vorläufiger Insolvenzverwalter 163, 617 – Zusammenhang mit Einzelabweichungen (Praxis) 689 ff. – Zusammenhang mit Gesamtabweichung (Praxis) 654 ff. Beteiligte – Aufgaben 16 ff. – Auflistung 115 – Kodierung 513 ff. Betriebsfortführung siehe Unternehmensfortführung Box-Plot 460 Buchhaltung 41, 74 f. – Faustregeltabellen und Praxis 744 ff. Bundesländer – Höhe der Berechnungsgrundlagen (Praxis) 622 ff. – Höhe der Gesamtabweichung (Praxis) 665 ff. – Korrekte Veröffentlichungen (Praxis) 602 f.
Charakter der Vergütung
siehe Tätigkeits-
vergütung
Datengrundlage
479 ff. Datenstruktur 571 f. Dauer siehe Verfahrensdauer Degressionsausgleich – Festsetzungspraxis 708 f. – Zuschlag 273 ff.
405
Stichwortverzeichnis Degressionsstufen 145 – Indikatoren für Normalaufwand 242 f., 277 – Unangemessenheit 204 ff. Delegation 157 ff. – Abschlag 309 ff. – Festsetzungspraxis 728 ff. – Kodierung 565 ff., 776 – Kürzung von Zuschlägen 338 f. Dienstleister siehe Delegation Duplikate, Kodierung 495 ff. Durchschnittliches Verfahren siehe Normalverfahren
Eigenverwaltung
siehe Sachwalter Empirische Kommentierungen 800 ff., 809 Erfolg siehe auch Tätigkeitsvergütung – Festsetzungspraxis 711 ff. – Zuschlag 194, 303 Erfolgsvergütung siehe Tätigkeitsvergütung Erhalt von Arbeitsplätzen 304, 718 ff. Erheblichkeitsschwelle – Dogmatik 258 ff. – Festsetzungspraxis 677 ff. Ermessen 257 Euro-Beträge 310, 330 ff., 333, 608, siehe auch Prozentsätze Exploration – Ergebnisse 573 ff. – Limitationen 773 f. – Methode 449 ff.
Faktoren für Zu-/Abschläge
siehe Abweichungsgründe Faustregeltabellen – Begriff und Kritik 352 ff. – Vergleich mit Praxis 737 ff. Festsetzungsverfahren 166 ff. Feststellungskosten 83, 135 ff., 407 forum shopping 20, 809 Fremdvergabe siehe Delegation
Gerichte
siehe auch Zuständigkeit – Anzahl der Vergütungsbeschlüsse (Praxis) 577 ff. – Bedeutung und Höhe der Gesamtabweichung (Praxis) 646 ff., 667 ff. – Höhe der Berechnungsgrundlagen (Praxis) 625 ff.
406
– Höhe der Einzelabweichungen (Praxis) 698 ff. – Korrekte Veröffentlichungen (Praxis) 599 ff. Gesamtwürdigung – Dogmatik 345 ff. – Festsetzungspraxis 733 ff. Geschlossenes System siehe Offenes System Gläubigerausschuss 50, 85, 94 Gläubigerzahl – Abschlag 294 – Mindestvergütung 147 f., 360 ff. – Zuschlag (Faustregeltabellen und Praxis) 751 ff. Granularität der Abweichungen – Darstellungsspielräume 255 f. – Festsetzungspraxis 702 ff. – Kodierung 556 ff. Gruppe aus Zu- und Abschlägen (Datensatz) 545 f., 675 f.
Haftung des (vorläufigen) Insolvenzverwalters 49, 98 – Begrenzung von Zuschlägen 337 – Kriterium für Zuschlagsbemessung 326 Häufigkeitsverteilung 454 ff. Hausverwaltung, Zuschlag 272 Hilfskräfte siehe Delegation Histogramm 457 Hohe Befriedigungsquote siehe Erfolg HTML-Code – Aufbereitung 489 ff. – Begriff 485
Identifikationsnummer (Datensatz) 484 IK-Aktenzeichen siehe Aktenzeichen Immobilienverwaltung siehe Hausverwaltung IN-Aktenzeichen siehe Aktenzeichen Inflationsausgleich – Festsetzungspraxis 710 – Unangemessenheit der Regelvergütung 211 ff. InsoBekV siehe Öffentliche Bekanntmachung Insolvenzbekanntmachungen siehe Öffentliche Bekanntmachung
Stichwortverzeichnis Insolvenzgeld 37 – Faustregeltabellen und Praxis 741 – Zuschlag 279 Insolvenzgerichte siehe Gerichte Insolvenzplan – Begriff 90, 107 – Gesonderte Vergütung 162 – Zuschlag 282 f. Insolvenzstatistik 436 ff., siehe auch Statistikmeldungen Insolvenzverwalter – Aufgaben 59 ff. – Vergütung 131 ff. Internetseite siehe Öffentliche Bekanntmachung Ist-Masse 60
Kalte Degression 212 Kalte Zwangsverwaltung 86, 141, 695 Kodierung 451, 502 ff. Kommentarzitate 755 ff. Konventionen der Kodierung 534 ff., 547 ff. Korrelation 462 Kürzung – bei masseerhöhenden Zuschlagsgründen siehe Vergleichsrechnung – der beantragten Vergütung (Praxis) 659 ff. – von Zuschlägen bei Delegation siehe Delegation Makroebene
450 Marktpreise 336 f., 731 Masse 56, siehe auch Berechnungsgrundlage Masseerhöhende Zuschlagsgründe siehe Vergleichsrechnung Masseverbindlichkeiten 91 ff., 140 Median 459 Mehrbetrag nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 InsVV siehe Absonderungsrechte (Berechnungsgrundlage) Mehrere Festsetzungen siehe Wechsel des Insolvenzverwalters Mesoebene 450 Metadaten 491 ff. Mikroebene 450 Mindestvergütung – Begriff und Höhe 147 f. – vorläufiger Insolvenzverwalter 164 – Zu- und Abschläge 360 ff. Mischkalkulation siehe Querfinanzierung Mittelwert 459
Nachtragsverteilung
96, 162, 497, 527 Normalverfahren – Bestimmung 223 ff. – Größenabhängigkeit 238 ff., 265, 319 f., 327, 693 – Kriterien 224 ff. – massearmes 362 – Normativität 241 ff. – zeitliche Dynamik 235 ff. – Zweck 185
Offenes System 195 ff., 786 ff. Öffentliche Bekanntmachung – Beobachtung 482 ff. – Entscheidung des BGH v. 14.12.2017 395 ff. – Internetseite 384 ff. – von Vergütungsbeschlüssen 172 ff., 388 ff. – Vorgaben der InsoBekV 379 ff. Öffentlichkeitsarbeit, Zuschlag 749 f. Orientierungshilfen siehe Faustregeltabellen, siehe Empirische Kommentierungen p-Wert 473 Persönlichkeitsrecht 389, 410 ff. Preissteigerung siehe Inflationsausgleich Prozentsätze 329 ff., siehe auch EuroBeträge Quantifizierung von Abweichungen
siehe Abweichungshöhe (Konzeption) Quantitative Rechtswissenschaft 9 Quartil 460 Querfinanzierung 196, 644, siehe auch Geschlossenes System Quote 97, siehe auch Erfolg
Recht auf informationelle Selbstbestimmung siehe Persönlichkeitsrecht Rechtsbeschwerde 179 f. Rechtsmittel gegen Vergütungsbeschlüsse 175 ff., 776 Rechtstatsachenforschung 9, 812 Reform – der Veröffentlichungsvorgaben 421 ff. – Vorschläge zum Vergütungssystem 784 ff. Regelaufgabe – Begriff siehe Normalverfahren (Kriterien)
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Stichwortverzeichnis – Delegation siehe Delegation Regelvergütung – Bestimmung 145 f., 164 – Praxis 618 ff. Restschuldbefreiung 101 ff. Rollen siehe Beteiligte
Sachverständiger
44 Sachwalter 105 ff. SanInsFoG – Auswirkungen der Vergütungserhöhung auf Abweichungen 806 – Vergütungsrecht 146 ff., 156 – Veröffentlichung von Vergütungsbeschlüssen 423 f. Säulendiagramm 456 Schuldner der Vergütung 120 ff. Schuldnerverhalten, Zuschlag (Faustregeltabellen und Praxis) 747 f. Signifikanz 472 ff., siehe auch Statistisches Testen Sofortige Beschwerde 175 ff. Soll-Masse 60, 132 Sonderaufgabe – Abgrenzung siehe Normalverfahren (Kriterien) – Delegation siehe Delegation Sonderinsolvenzverwalter 112, 113, 776 Sondervermögen 111, 776 Spearman-Korrelation (ȡ) 467 Statistikmeldungen – Festsetzungspraxis 710 – Zuschlag 307 Statistische Grundlagen 452 ff. Statistisches Testen 470 ff. Stichprobe 469 ff. Streudiagramm 466 Struktur der Daten siehe Datenstruktur Stundenhonorar 325 f., siehe auch Offenes System Stundensätze siehe Marktpreise
Tatbestände der Zu- und Abschläge
siehe Abweichungsgründe Tätigkeitsvergütung 191 ff., siehe auch Erfolg Treuhänder – Aufgaben 102, 108 f. – Kodierung 514 ff., 525 f.
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Überschneidungen
561, siehe auch Gesamtwürdigung Übertragende Sanierung 64, 88 Umrechnung DM in € siehe Währungsumrechnung Umsatzsteuer – Festsetzung und Berechnungsgrundlage 160 – Kodierung der Vorsteuer 535 ff. Unangemessenheit der Regelvergütung siehe Angemessenheit der Regelvergütung Unternehmensfortführung 35 ff., 64 ff. – Berechnungsgrundlage 141 – Zuschlag 269 ff.
Verbraucherinsolvenz
108 ff. Verfahrensarten 100 ff. Verfahrensdauer – Festsetzungspraxis 723 f. – Kodierung 570 – Zusammenhang zur Abweichungshöhe (Praxis) 658 – Zuschlag 305 f. Verfahrenskoordinator 114 – Abschlag 295 – Vergütungsanpassung durch Zu-/Abschläge 373 Verfassungsrechtliche Vorgaben (für Vergütungssystem) 124 ff. Verfügungsverbot siehe Vorläufiger Insolvenzverwalter (starker/schwacher/halbstarker) Vergleichsmaßstab siehe Normalverfahren Vergleichsrechnung (für Berechnungsgrundlage bei Absonderungsrechten) siehe Absonderungsrechte Vergleichsrechnung (für masseerhöhende Zuschlagsgründe) – Dogmatik 340 ff. – Kodierung 547 – Praxis 677 f., 734 – Reformvorschläge 793 ff. – Zuschlag für Aus- und Absonderungsrechte 268 – Zuschlag für Unternehmensfortführung/ Hausverwaltung 271 Vergütungsbeschluss (Datenstruktur) 571 f. Vergütungssystem 118 ff.
Stichwortverzeichnis Vergütungsvolumen (Praxis) 618 ff., 640 ff. VergVO 207 f. Veröffentlichung siehe Öffentliche Bekanntmachung Veröffentlichungsvorgaben für Vergütungsbeschlüsse 402 – Korrekte Veröffentlichungen 596 ff. – Praktische Umsetzung durch Insolvenzgerichte 587 ff. Verteilung 94 ff. Vollerhebung 451 Vorläufiger Insolvenzverwalter 26 ff. – Abschlag wegen vorheriger Tätigkeit 285 ff., 684, 699 – Regelvergütung 163 ff. – starker/schwacher/halbstarker 27 ff. – Zu- und Abschläge 365 ff. Vorsteuer siehe Umsatzsteuer
Währungsumrechnung
209 f. Web Scraping 483 Wechsel des Insolvenzverwalters – Abschlag 288 f., 290 f. – Auswirkungen auf Dateninterpretation 669
– Kodierung 497 ff.
Zeitaufwand – Bemessung der Abweichungshöhe 318 ff. – objektivierter 321 Zerlegungstaktik siehe Granularität der Abweichungen Zitate von Kommentierungen siehe Kommentarzitate Zu-/Abschlagsposition siehe Abweichungsposition Zusammenhang siehe Korrelation Zuschläge siehe Abweichungen Zuschlagsgründe siehe Abweichungsgründe Zuständigkeit – allgemein 18 ff. – für Vergütungsfestsetzungen 171 Zustellungen, übertragene 42, 76 – Kodierung 565 f., 776 – Vergütung 155 f. – Zuschlagsbemessung 332 Zwangsverwaltung 84 ff., siehe auch Kalte Zwangsverwaltung
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