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German Pages 337 Year 2020
Ambrosius von Mailand Politische Briefe
TEXTE ZUR FORSCHUNG Band 113
AMBROSIUS VON MAILAND POLITISCHE BRIEFE
Lateinisch und deutsch herausgegeben, eingeleitet und übersetzt von Frank M. Ausbüttel
Meinen Eltern
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ISBN 978-3-534-27207-5 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-74636-1
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Trauerfeier für Valentinian II.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Gesandtschaft zu dem Usurpator Maximus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die Callinicum-Affäre.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Der Mailänder Kirchenstreit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Briefe an Theodosius.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 Briefwechsel mit Gratian. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Das Konzil von Aquileia. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Briefwechsel der Synode von Rom. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Text und Übersetzung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Kommentar .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Verzeichnis der übersetzten Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Personen- und Sachregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorwort Die vorliegende Textausgabe von Ambrosius-Briefen schließt an die Textausgabe an, die 1972 als eine der ersten Bände der neu gegründeten Reihe Texte zur Forschung erschien. Unter dem Titel Der Streit um den Victoriaaltar publizierte Richard Klein drei Briefe des Mailänder Bischofs Ambrosius und eine relatio des Stadtpräfekten von Rom Symmachus mit einer Übersetzung und einem Kommentar. Seine Edition fiel mit der Arbeit des Jesuitenpaters Otto Faller zusammen, der sich die vollständige und textkritische Aufarbeitung aller Ambrosius-Briefe zur Aufgabe gemacht hatte, die zuletzt 1690 erfolgt war. In der Reihe Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum brachte er 1968 die ersten sechs Bücher dieser Briefe heraus. Seine Arbeit setzte Michaela Zelzer fort. In zwei weiteren Bänden erschienen bis 1992 die Bücher 7 bis 10 und die epistulae extra collectionem. Das gesamte Briefcorpus des Ambrosius liegt somit in einer muster gültigen Edition mit einem ausführlichen textkritischen Apparat vor. Eine systematische Übersetzung ins Deutsche und eine Kommentierung aller Briefe stehen indes noch aus. Die vorliegende Textausgabe versucht diese Lücke für die sogenannten politischen Briefe des Ambrosius zu schließen. Zu ihnen zählen auch die von R. Klein bearbeiteten Texte, die in diesen Band nicht aufgenommen wurden. Übersetzung und Kommentar sollen allen, die sich in die einzelnen Themen einarbeiten möchten, eine erste Orientierung bieten. Der Kommentar erhebt keinen Anspruch auf eine vollständige Behandlung der angesprochenen (kirchen-)politischen Themen. Ein solcher Anspruch wäre auch nur schwer zu erfüllen, weil die Fachliteratur zu Ambrosius wegen ihrer langen Tradition und thematischen Breite fast kaum noch zu überschauen ist; denn neben theologischen Schriften ist auch eine Vielzahl an archäologischen, philologischen und althistorischen Untersuchungen zu berücksichtigen. Bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, insbesondere bei ihrem Lektor Herrn D. Zimmermann, bedanke ich mich für die Aufnahme der vorliegenden Ausgabe in ihre Reihe Texte zur Forschung und für die Betreuung bei der Drucklegung. Frankfurt-Oberursel, im August 2019
Einleitung Leben Ambrosius entstammte einer Senatorenfamilie, deren nomen gentile und deren regionale sowie soziale Herkunft nicht bekannt sind. Dass er wie sein Bruder Uranius Satyrus und andere Familienmitglieder einen griechischen Namen trug und die griechische Sprache gut beherrschte, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Familie aus dem griechischen Osten stammte und im Westen den sozialen Aufstieg schaffte. 1 Sie verfügte offensichtlich über gute Beziehungen und Kontakte zu den führenden Kreisen, insbesondere zur Kaiserfamilie. Immerhin brachte es Ambrosius’ gleichnamiger Vater bis zum Prätorianerpräfekten. In dieser Position war er der oberste zivile Amtsträger Galliens, Britanniens und Spaniens.2 Weil der ältere Ambrosius sein Amt während der kurzen Regierungszeit Constantins II. (337–340) ausübte, ist die Vermutung naheliegend, dass er ums Leben kam, als dieser Kaiser 340 mit seinem Vorhaben scheiterte, in Italien einzufallen. Wann Ambrosius geboren wurde, lässt sich nicht genau bestimmen. Als Geburtsdatum bieten sich 333/334 und 339/340 an.3 Da er aber in Trier, dem Amtssitz seines Vaters, während dessen Amtszeit geboren wurde, dürfte das spätere Datum zutreffen. Bald darauf zog seine verwitwete Mutter mit ihrer Familie nach Rom, wo Ambrosius aufwuchs und sich den artes liberales widmete.4 Insbesondere mit der lateinischen und griechischen Literatur, vor 1
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Vgl. Markschies (2005) 10; Nauroy (1987) 11; Zelzer (1987) 204 Anm. 5. Da Ambrosius in Rom aufwuchs, verfügte seine Familie dort über Grundbesitz. Ob sie auch Ländereien in Africa besaß, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit aus Ambrosius’ Bemerkung schließen, nach der sein Bruder Satyrus in Africa eine Angelegenheit regelte (rem ordinasti; exc. Sat. 1,26). Zu dem älteren Ambrosius PLRE I 51. Nach Paulinus (VA 3) verwaltete er die praefectura Galliarum, zu der auch Spanien und Britannien gehörten. Dafür, dass der in CTh 11,1,5 erwähnte Uranius mit ihm gleichzusetzen ist, spricht nur die Namensgleichheit mit Ambrosius’ Bruder Uranius Satyrus; Mazzarino 115 ff.; vgl. Barnes (2011) 45 ff., der annimmt, dass aufgrund der ungenauen Formulierung des Paulinus der ältere Ambrosius kein Prätorianerpräfekt war, sondern nur in dessen officium arbeitete. Zur Herkunft des Ambrosius vgl. auch Basilius ep. 197,1. In ep. 49,3.4 erklärt Ambrosius, dass er bei einem Einfall der Barbaren 53 Jahre alt war. Unklar bleibt, ob mit dem Einfall der Einfall des Usurpators Maximus 387/388 oder des Usurpators Eugenius 392/393 gemeint ist; PLRE I 52; McLynn (1994) 32 ff., Mazzarino 112 f. Paulinus VA 3 und 4 mit Legenden zu seiner Kindheit; zu dem Wahrheitsgehalt des Bienenwunders Opelt 40 ff. Bemerkenswert ist, dass Ambrosius in all seinen Schriften seine Eltern nicht erwähnt. Seinen Weggefährten Simplicianus soll er indes wie einen Vater geliebt haben; Augustinus conf. 8,2,3. Wenn der ältere Ambrosius auf Constantins II. Feldzug ums Leben kam, kann es durchaus sein, dass danach
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allem mit der Rhetorik, aber auch mit der Musik, dürfte er sich besonders eingehend befasst haben – Fächer, durch die er sich später gegenüber seinen Zeitgenossen auszeichnete. Nach seinen Studien ging Ambrosius an den Gerichtshof eines Prätorianerpräfekten und gehörte anschließend dem consilium des Prätorianerpräfekten Sextus Claudius Petronius Probus, eines der mächtigsten Senatoren seiner Zeit, an, der, was für einen Senator zu dieser Zeit noch keine Selbstverständlichkeit war, selbst dem christlichen Glauben anhing.5 Petronius Probus dürfte ihm tiefer gehende Einblicke in die Reichsverwaltung vermittelt und sein politisches und administratives Handeln geprägt haben. Als er in seiner dritten Amtszeit als Prätorianerpräfekt für Italien zuständig war, berief Kaiser Valentinian I. 373/374 Ambrosius zum Statthalter (consularis) der Provinz Aemilia et Liguria, nach Campanien und Sizilien eine der angesehensten und bedeutendsten Provinzen Italiens, deren Hauptstadt Mailand gleichzeitig kaiserliche Residenzstadt war.6 Obwohl er im Vergleich zu den Statthaltern aus etablierten und anerkannten Senatorenfamilien bereits relativ alt war, strebte er wie sein Bruder Satyrus, der ebenfalls Advokat und Statthalter war und sich der Unterstützung des bekannten Redners und späteren Stadtpräfekten Quintus Aurelius Symmachus erfreute,7 eine Karriere in der kaiserlichen Reichsverwaltung an, die ihn wie sein Vater aufgrund seiner Beziehungen und seines Talents sicherlich in das Amt eines Prätorianerpräfekten geführt hätte, wenn er nicht 374 überraschend zum
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seine Frau und Kinder in Rom in eher bescheidenen Verhältnissen lebten; so Barnes (2011) 48 f. Paulinus VA 5; zu Petronius Probus PLRE I 736–740. Paulinus VA 5, Rufinus 11,11; Sozomenos 6,24,2; Sokrates 4,30,3; Theodoretos HE 4,7; Basilius ep. 197,1. Zur Bedeutung der Provinz Aemilia et Liguria, die allein schon an der herausgehobenen Stellung bzw. dem Amtstitel ihres Statthalters deutlich wird, Ausbüttel (1988) 111 f. Über die Datierung seiner Amtszeit gibt es unterschiedliche, zeitlich leicht voneinander abweichende Angaben; McLynn (1994) 42 ff. Da nach Hieronymus (Chronik s. a. 374, Eusebius Werke Bd. 7, hg. von R. Helm, Berlin 1956, 247) Ambrosius 374 Bischof wurde und Statthalter damals nur ein Jahr lang im Amt waren (Ausbüttel 1988, 164 f.), dürfte der Beginn seiner Amtszeit in das Jahr 373 gefallen sein. Zum Alter der italischen Statthalter Ausbüttel (1988) 125 ff. Zu Uranius Satyrus PLRE I 809, zu Symmachus PLRE I 865–870. In exc. Sat. 32 bezeichnet Ambrosius Symmachus als parens seines Bruders. Aus dieser Bezeichnung kann man nicht schließen, dass Ambrosius’ Familie mit der gens Aurelia des Symmachus verwandt war, da der Begriff parens in diesem Zusammenhang auch so viel wie „Patron“ bedeuten kann. Wenn Symmachus Satyrus einen frater communis nennt, so ist auch diese Bezeichnung nicht wortwörtlich zu nehmen. Insofern ist die These, dass Ambrosius’ Vater ein Cousin des Symmachus war, problematisch; Barnes (1992) 8 ff.; vgl. Brown 204; Barnes (2011) 49 f.; s. dagegen Zelzer (1993) 147 ff.
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Bischof von Mailand gewählt worden wäre, obwohl er zuvor kein klerikales Amt bekleidet hatte.8 Über eine christliche Erziehung des Ambrosius liegen keine näheren Angaben vor. Jedoch stand seine Familie bereits seit einiger Zeit dem christlichen Glauben sehr nahe. Zu ihr gehörte die Märtyrerin Soteris, die während der Diocletianischen Christenverfolgung 304 starb. Ambrosius’ ältere Schwester Marcellina, der er stets eng verbunden blieb, auch als sie in Rom lebte, legte unter Papst Liberius zwischen 352 und 355 nach Soteris’ Vorbild das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Sein Bruder Satyrus, der wie Ambrosius unverheiratet blieb, befasste sich eingehend mit theologischen Fragen. Ambrosius selbst befand sich zum Zeitpunkt seiner Bischofswahl im Katechumenat.9 Seine stupenden Bibelkenntnisse sprechen für ein jahrelanges und intensives Studium der Bibel.10 Mit der Wahl zum Mailänder Bischof übernahm Ambrosius keine leichte Aufgabe. Mailand war im 4. Jh. eine wichtige Residenzstadt und folglich musste der dortige Bischof über das nötige diplomatische Geschick und ein politisches Gespür verfügen, um mit den verschiedenen Kaisern und deren Hofstaat während ihrer Aufenthalte verhandeln zu können. Zudem war Mailand eine Großstadt mit einer vielfältigen Bevölkerung. Neben Heiden, Manichäern und Juden gab es eine stetig wachsende christliche
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In seiner Trauerrede auf Satyrus spricht Ambrosius davon, dass ihn und seinen Bruder öffentliche Ämter (honores) nicht erfreut hätten; exc. Sat. 1,25. Bei dieser Aussage ist zu bedenken, dass er bereits Bischof war, als er sie traf, und als Bischof durchaus ein politischer Mensch blieb. Zwei Aussagen des Ambrosius, nach denen er aus dem Amt eines Richters (Statthalters) entfernt wurde (off. 1,1,4 und paen. 2,8,72), sind nicht so zu verstehen, dass er die Aufgabe des Statthalteramtes nachträglich bedauerte, sondern vielmehr dahingehend, dass der Wechsel in das Bischofsamt für ihn ziemlich überraschend kam. Dafür sprechen auch die Aussagen des Bischofs Basilius (ep. 197,1) in seinem Antwortschreiben an Ambrosius; vgl. Lenox-Conyngham (Studia Patristica 1982) 62 ff., Barnes (2002) 233 f. Zelzer (1987, 205 und Vescovi 1997, 560) hat darauf aufmerksam gemacht, dass aufgrund von Konzilsbeschlüssen die Wahl von Laien zu Bischöfen damals eigentlich nicht erlaubt war. Zu Soteris Ambrosius de virginitate 3,7,37–38 und exhortatio virginitatis 12,82; Burghardt, St., BBKL 10,1995, 827–828; zur Frage, ob Soteris eine Vorfahrin oder Großtante des Ambrosius bzw. Marcellinas war, Barnes (2011) 42 ff.; McLynn (1994) 34 ff. und Wittig 58 ff. Zu ihrer Verwechselung mit einer gleichnamigen Märtyrerin Lanéry 121–124. Zu Marcellina PLRE I 544. Das enge Verhältnis zwischen Bruder und Schwester belegen Ambrosius ep. 76. 77 und ep. e. c. 1. Satyrus’ Kenntnisse in theologischen Fragen erwähnt Ambrosius in exc. Sat. 47. Über den Katechumenat des Ambrosius berichtet Paulinus (VA 7). Zur Familie des Ambrosius Paoli 125 ff. Wenn Ambrosius (off. 1,1,4) schreibt, dass er anfing zu lernen, als er lehrte, kokettiert er offensichtlich mit seinen Bibelkenntnissen.
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Gemeinde, die in sich nicht geschlossen war.11 In ihr gab es zwei größere Gruppierungen, die Arianer und Nizäner, die zeitweise heftig miteinander im Streit lagen. Bei ihnen handelte es sich nicht um feste, klar strukturierte oder gar hierarchisch organisierte religiöse Verbände, sondern um lockere, breit aufgestellte Gemeinschaften, die eher durch Symbole und Rituale als durch eine strenge Doktrin zusammengehalten wurden, sodass es auch bei einer besseren Quellenlage schwerfiele, sie zu quantifizieren und somit die religiösen Mehrheitsverhältnisse festzustellen. Überdies dürften viele Christen an den konfessionellen, letztlich doch recht komplexen christologischen Problemen wenig oder gar nicht interessiert gewesen sein.12 Ambrosius’ Vorgänger Auxentius war 355 nach der Vertreibung des Bischofs Dionysius mit Unterstützung des Kaisers Constantius II. Bischof geworden. Er konnte alsbald den größten Teil der christlichen Gemeinde auf seine Seite bringen. Jedenfalls standen sich im Vergleich zu anderen Gemeinden, wie z. B. Rom, in Mailand nicht zwei Bischöfe mit ihren Anhängern feindlich gegenüber und spalteten die Gemeinde. Auxentius, der kein strenger Arianer war, sondern der Tradition der vornizänischen Theologie folgte und sich als episcopus ecclesiae catholicae Mediolanensium bezeichnete, blieb bis an sein Lebensende im Amt, auch als mehrere Synoden und Hilarius, der Bischof von Poitiers, der höchstpersönlich in Mailand erschien, seine Absetzung betrieben und forderten. Dies spricht für seinen großen Rückhalt unter den Mailänder Christen, der das Resultat einer pragmatischen, toleranten, moderaten und kompromissbereiten Amtsführung gewesen sein dürfte.13 Als Auxentius starb, hatte er niemanden zu seinem Nachfolger bestimmt, sodass sich angeblich die beiden Lager der Arianer und Nizäner unversöhnlich gegenüberstanden. Da sie sich nicht auf einen Kandidaten einigen
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Zu Mailand in der Spätantike Leppin – Ristow u. a. 1159 ff. M. S. Williams (2017, 1 ff., 13 ff., 30–54) hat den Forschungsstand über die religiösen Gruppierungen gründlich aufgearbeitet. Kaufman (434 f.) wirft zu Recht die Frage auf, inwieweit die Teilnehmer an der Bischofswahl überhaupt in die christologischen und konfessionellen Streitigkeiten verwickelt waren; vgl. M. S. Williams (2017) 66 ff. Keineswegs sind die damaligen Verhältnisse mit der Reformationszeit zu vergleichen, in der sich verschiedene Kirchen ausbildeten. Zur Entstehung des Arianismus als Gegenbewegung zur katholischen Lehre jetzt Brennecke (2014) und (2015) 74 ff. Über Auxentius PCBE I 238–241; zu seiner Amtsführung s. M. S. Williams (2017) 58–99 und (2013) 263 ff.; vgl. Hunt 83 ff.; Markschies (1995) 57–67; McLynn (1994) 22–31; Barnes (1992) 227–231; zu seiner theologischen Ausrichtung Durst 119–132, 154 ff. Über Dionysius PCBE I 563–565. Nicht alle Kleriker des Auxentius folgten der arianischen Glaubensrichtung; Sabinus und Simplicianus, Anhänger des Ambrosius, waren Nizäner; PCBE II 1969–1973 und 2075–2079.
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konnte, kam es zu Unruhen. In dieser Situation betrat Ambrosius die Kirche, in der sich die aufgebrachte Gemeinde versammelt hatte, und forderte die Anwesenden eindringlich auf, Ruhe und Ordnung zu bewahren. Seine Rede, die nicht kurz gewesen sein muss und mit der er wohl auf Ausgleich und Versöhnung bedacht war, hatte eine solche Wirkung, dass, während er noch sprach, der Ruf laut wurde, er solle doch Bischof werden. Es mag eine nachträglich erfundene Anekdote sein, dass ein Kind mit dem Ausruf Ambrosium episcopum den Anlass zu diesem Votum gab, sie spricht aber wie der gesamte Verlauf der Ereignisse dafür, dass Ambrosius nicht nur aufgrund seiner Tätigkeit als Statthalter kein Unbekannter, sondern eine allseits geschätzte Persönlichkeit unter den Christen Mailands war. Nachdem er anfangs zögerte und sich verweigerte, wie es damals bei Bischofswahlen durchaus üblich war, ließ sich Ambrosius taufen und zum Bischof weihen. Da dem Bischof von Mailand die Position eines Metropoliten zukam, waren auch die anderen Bischöfe der Provinz Aemilia et Liguria in seine Wahl bzw. in seine Bestätigung als Bischof eingebunden und wandten sich wie das Kirchenvolk an Kaiser Valentinian I., der ihrer Bitte zustimmte. Der Kaiser war aber auch insofern von der Wahl betroffen, als er Ambrosius von seinem Amt als Statthalter entbinden musste. Während römische Magistrate neben ihrem Amt noch als heidnische Priester fungierten, war das Amt eines Bischofs mit einem Amt in der Reichsverwaltung unvereinbar. In dieser Angelegenheit dürfte der Prätorianerpräfekt Petronius Probus, der Ambrosius letztlich ermunterte, das Bischofsamt auszuüben, den Kaiser beraten haben; denn es war wichtig, dass es in einer so bedeutenden Residenzstadt wie Mailand zu keinen Unruhen kam und sich der Kaiser auf den dortigen Bischof verlassen konnte.14 14
Die Grundlage für die Berichte zur Bischofswahl des Ambrosius lieferte Rufinus (11,11); ihm folgten mit gewissen Änderungen Sokrates 4,30,1–8; Sozomenos 6,24,1–5; Theodoretos HE 4,7; vgl. Corbellini 181 ff., Duval (1976) 257–283 und Barnes (2011) 53–58, die die Darstellungen des Rufinus und Paulinus miteinander vergleichen. Paulinus (VA 6–9) berichtet, dass Ambrosius durch Folterungen, die Einladung von Prostituierten und Fluchtversuche die Gemeinde von seiner Wahl abbringen wollte. Dieser Bericht gehört in den Bereich der Legendenbildung; s. dagegen McLynn (1994) 424 ff. In ep. e. c. 14,65 geht Ambrosius kurz selbst auf seine Ordination ein. Er betont, dass es zu einer Verzögerung gekommen, der Druck aber einfach zu groß gewesen sei, zumal die westlichen und nach ihnen die östlichen Bischöfe seiner Wahl zustimmten. Durchaus naheliegend ist Paulinus’ Aussage, dass Petronius Probus Ambrosius zuredete, dass Amt zu übernehmen. Dass der populus von Valentinian I. die Bestätigung des Ambrosius im Amt erbat und der Kaiser sich von Ambrosius Frieden erhoffte, erwähnt Ambrosius selbst in ep. 75,7. Die Zustimmung Valentinians I. zur Bischofswahl erklärt Hunt (87 f.) mit dem Wunsch nach quies. Zu der Überlegung, dass ein Diakon namens Sabinus als Kandidat der
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Bezüglich der Wahl des Ambrosius ist darüber spekuliert worden, ob er bereits mit dem festen Willen gewählt zu werden die Kirche betrat, bei seiner Wahl die Rückendeckung des kaiserlichen Hofes hatte oder nicht doch sein nizänisches Bekenntnis leugnete und als Kompromisskandidat die Wahl gewann. Ferner wurden Vermutungen darüber angestellt, inwieweit die Nizäner die Mehrheit in der Kirchenversammlung besaßen und es nicht Absprachen zwischen den Parteigängern gab. Die vorhandenen Quellen lassen indes keine eindeutige Beantwortung dieser Fragen zu, da sie Jahre später verfasst wurden und Ambrosius’ Wahl als eindeutigen Sieg der Nizäner darzustellen versuchen. Aufgrund der damaligen Situation der christlichen Gemeinde ist entscheidend, dass die Christen Mailands ihrem neuen Bischof trotz seines nizänischen Bekenntnisses zutrauten, sie würdig zu vertreten und die Einheit und den Frieden in ihrer Gemeinde wiederherzustellen und zu bewahren.15 Die Leitung eines Bistums fiel Ambrosius nicht schwer, da er aufgrund seiner sozialen Herkunft, seines Vermögens, seiner Verwaltungserfahrung, seiner Ausbildung und großen rhetorischen Begabung eine besondere Ausnahme unter den italischen Bischöfen darstellte, von denen viele der städtischen Oberschicht entstammten. Auf verschiedene Art und Weise hat er denn auch das Leben seiner Kirche erweitert und bereichert. Zu nennen sind hier zunächst seine leidenschaftlich vorgetragenen Predigten, die die Grundlage für viele Schriften exegetischen, theologischen und asketischen Inhalts bildeten.16 In seinen Schriften nahm er aber nicht nur zu theologischen Fragen und Problemen Stellung, sondern kritisierte entschieden soziale Missstände und das Fehlverhalten der Reichen, wobei er gleichzeitig den Einsatz der Kirche für die Armen und somit ihre Fürsorge hervorhob.17 Durch die Einführung des
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Nizäner auftrat und auch später Ambrosius in Glaubensfragen unterwies Markschies (1995) 71 ff.; zur Bischofswahl McLynn (1994) 42 ff. und M. S. Williams (JLA 2013) 122 ff. Dass Ambrosius am 7. Dezember zum Bischof geweiht wurde, ist nicht eindeutig belegt. Paulinus (VA 9) spricht nur von octavo die ohne Angabe eines Monats. Faller (1942, 98 ff. und 110 f.) hat eingehend begründet, dass die Bischofsweihe des Ambrosius am 7. Dezember 374 stattfand und somit seine Wahl in dieses Jahr fiel; vgl. Zelzer (1998) 89 f. Zur Forschungslage ausführlich M. S. Williams (2017) 94–110. Die Einmütigkeit bei der Wahl und das Streben nach Eintracht bestätigt Paulinus (VA 6): et Arriani sibi et catholici sibi episcopum cupiebant. S. hierzu Markschies’ (1995, 94 f.) Ausführungen zu der Schrift de fide. Vgl. Brown 211–235. Einen Überblick über Ambrosius’ Werke und deren Datierung bietet Zelzer (1998) 87 ff.
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Hymnengesangs hat er der Liturgie einen wichtigen Impuls gegeben.18 Er belebte den Reliquienkult und mit ihm den Kirchenbau in Mailand, in den ein großer Teil des Familienvermögens floss, da er und seine Geschwister unverheiratet und ohne Nachkommen blieben. Ambrosius selbst ließ sich mit den Heiligen Gervasius und Protasius in der basilica martyrum (S. Ambrogio) bestatten, die er für sich errichtet hatte, um so die Erinnerung an seine Person zu sichern. Außerdem war er an dem Bau der basilica apostolorum (S. Nazaro) beteiligt.19 Bald nach seiner Amtsübernahme wurde Ambrosius über Mailand hinaus kirchen- und religionspolitisch aktiv. Er bekannte sich immer offener zu seinem katholischen Glauben, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Bereits 374 nahm er Kontakt zu dem katholischen Bischof Basilius von Caesarea auf, den er um die Rückführung der Gebeine seines Vorvorgängers Dionysius bat.20 Auf der Synode von Rom 378 unterstütze er den dortigen Bischof Damasus gegenüber dem Kaiser in Fragen der bischöflichen Gerichtsbarkeit.21 Mit seiner Schrift de fide, die an Kaiser Gratian gerichtet war, wandte sich Ambrosius eindeutig gegen den Arianismus. Seine theologische Überzeugung bestimmte 381 den Verlauf der Synode von Aquileia, die sich zu einem Tribunal über arianische Bischöfe entwickelte.22 Der Angelegenheit der Nizäner verhalf er zum Erfolg, indem er ihre Glaubensanhänger bei der Wahl bzw. Ordination zum Bischof unterstütze, wie z. B. Anemius von Sirmium im Kernland der Arianer, Gaudentius von Brescia oder Chromatius von Aquileia. In Oberitalien baute er so ein dichtes Netzwerk katholischer Bischöfe auf.23
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S. den Kommentar zu ep. 77 sowie ep. 75a,34. S. den Kommentar zu ep. 77. Seinen Bruder Satyrus ließ er in S. Vittore in Ciel d’Oro beisetzen. Nicht alle Ambrosius zugeschriebenen Kirchen wurden von ihm finanziert und gebaut. S. hierzu jetzt die Übersicht von Haug 426–438; Löx 93 ff. Bei Ambrosius kann man nicht, wie Löx (126 ff.) zutreffend feststellte, angesichts der geringen Anzahl der von ihm initiierten Kirchenbauten von einem Bauprogramm sprechen. Für diese Annahme spricht auch Ambrosius’ distanziertes Verhältnis zu Kirchenbauten, denn er riet von überflüssigen Bauwerken ab. Basilius ep. 197. Vgl. Markschies (1995) 85–89, McLynn (Studia Patristica 1997) 75 ff., Barnes (2002) 231 ff. und (2011) 56 ff. Die Authentizität des zweiten Teils des Briefes ist umstritten. Nach Ambrosius ep. e. c. 14,70 kamen Dionysius’ Gebeine nicht nach Mailand. S. den Kommentar zu Ambrosius ep. e. c. 7. S. den Kommentar zu Ambrosius ep. e. c. 4–6, 8 und 9 sowie ep. e. c. 12. Über den Ausbau des Netzwerks Gerzaguet 220 ff. Zu Anemius s. Paulinus VA 11; Markschies (1995) 111 f.; McLynn (1996) 480 f.; zu Chromathius und Gaudentius PCBE I 433 f. und 887.
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Als der angesehene Stadtpräfekt Symmachus, der Patron seines Bruders Satyrus, 384 eine Entscheidung Gratians zu revidieren versuchte, indem er sich dafür einsetzte den Victoria-Altar im Senatsgebäude wieder aufzustellen und den Vestalinnen ihre Steuerprivilegien zurückzugeben, wandte sich Ambrosius mit aller Vehemenz und letztlich erfolgreich dagegen, da er hierin eine Benachteiligung der Christen erblickte. Als der Usurpator Eugenius die heidnischen Senatoren durch die Rückgabe der konfiszierten Tempelgüter für sich zu gewinnen versuchte, schritt Ambrosius erneut beherzt ein.24 Vor allem durch sein Verhältnis zu den römischen Kaisern wurde Ambrosius bekannt. Während seiner fast 23–jährigen Amtszeit stand er immerhin mit fünf Kaisern und zwei Gegenkaisern in Verbindung: Valentinian I., Gratian, Valentinian II., Theodosius I. und Honorius sowie Maximus und Eugenius. Das Verhältnis zu ihnen ist von großer Leidenschaft, von seiner Fürsorge als Seelsorger, von Kooperation, aber auch von Konfrontation geprägt. Bedingt durch sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und aufgrund seiner Überzeugung von der Überlegenheit des Bischofsamtes präsentierte er sich gerne als Ratgeber in Fragen des Glaubens, der nicht davor zurückschreckte sich um der Wahrheit willen freimütig zu äußern, problematische Sachverhalte anzusprechen und zu kritisieren. Gerade bei Kaisern, die dem christlichen Glauben positiv gegenüberstanden oder wie Theodosius I. bereits getauft waren, sah er dies als seine seelsorgerische Aufgabe an. Allerdings hat er es nicht geschafft, zu einem der genannten Kaiser ein enges und vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen.25 Für den jungen Kaiser Valentinian II. reiste er 383 und 384 als Vermittler zu dem Usurpator Maximus nach Trier. Als Valentinian II. zusammen mit seiner Mutter Justina in Mailand eine Kirche für den arianischen Gottesdienst beanspruchte, mobilisierte Ambrosius jedoch die christliche Gemeinde gegen ihn, sodass der Kaiser in dem Streit nachgeben musste.26 Theodosius I. kritisierte er heftig, als dieser einen Bischof, der zur Zerstörung einer Synagoge aufgerufen hatte, Ende 388 bestrafen wollte, und hätte ihm im Gottesdienst fast das Abendmahl verweigert. Denselben Kaiser zwang er im darauffolgenden Jahr zur Buße, weil er ein Blutbad in 24 25
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Ambrosius ep. 72, 72a und 73 sowie ep. e. c. 10; vgl. die Textausgabe von R. Klein 31–40 und 73–89. Brown (175–183) hat die Sichtweise, dass es sich um den letzten Kampf des Heidentums handelte, relativiert; vgl. Cameron 39–51. Zu Ambrosius als Ratgeber der Kaiser Schulz 219 ff. und 233 ff.; vgl. das Urteil von Kolb (1980, 64 f.) über Ambrosius. Piepenbrink (2014, 60) weist darauf hin, dass sich Bischöfe im Westen gerade im spirituellen Bereich hinsichtlich ihrer Vorstellung von Superiorität nicht von ihren Amtskollegen im Osten unterschieden. Zu der Gesandtschaft zu Maximus s. den Kommentar zu Ambrosius ep. 30 und zu dem Kirchenstreit s. den Kommentar zu ep. 75, 75a und 76.
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Thessalonica zu verantworten hatte.27 Als Bischof einer Residenzstadt hielt Ambrosius ungeachtet aller persönlichen Differenzen schließlich 392 die Trauerrede auf Valentininan II. und 395 auf Theodosius.28 Bald darauf in der Osterzeit 397 verstarb Ambrosius, nicht ohne vorher seinen langjährigen Weggefährten Simplicianus zu seinem Nachfolger zu bestimmen.29 Briefe Ambrosius’ Briefsammlung zählt zu den Spätwerken seines literarischen Schaffens. Von den überlieferten 99 Schriftstücken gehören 79 zu der in 10 Bücher eingeteilten offiziellen Sammlung und 20 zu der nicht offiziellen Sammlung (epistulae extra collectionem), die sich wiederum in „drei voneinander unabhängige Sammlungen“ einteilen lässt: zwei Briefcorpora und Unterlagen des concilium Aquileiense.30 Allerdings stimmen ep. 74 und ep. e. c. 1a sprachlich und inhaltlich größtenteils überein, während ep. e. c. 4 mit gesta ep. 2 vollständig identisch ist. Nicht alle Schriftstücke sind Briefe und einige stammen auch nicht aus der Feder des Ambrosius. So ist unter den offiziellen Briefen seine Rede gegen den Arianer Auxentius zu finden (ep. 75a). Bei ep. 72a handelt es sich um einen Bericht des Stadtpräfekten Symmachus. Unter den epistulae extra collectionem befinden sich ein Verlaufsprotokoll (acta) des Konzils von Aquileia und ein Schreiben des Papstes Siricius, das Ambrosius zusammen mit anderen Bischöfen beantwortete (ep. e. c. 15). Außer diesem Schreiben haben die ep. e. c. 5–9 und gesta ep. 1 ebenfalls nicht Ambrosius als alleinigen Verfasser. Die große Anzahl an Briefen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur eine begrenzte Auswahl aus dem umfangreichen Briefverkehr des Mailänder Bischofs darstellen. So sind die Briefe am Ende des 2. Buches, des gesamten 3. Buches und am Anfang des 4. Buches nicht mehr überliefert.31 Briefe an Augustinus und an seinen Bruder Satyrus liegen nicht vor. Die Korrespondenz mit seiner Schwester Marcellina dürfte weitaus umfangreicher gewesen sein als die wenigen bekannten Briefe. Die Schreiben, die der Senator und Schriftsteller Symmachus und der Bischof von
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S. den Kommentar zu Ambrosius ep. 74 = ep. e. c. 1, ep. e. c. 1a und ep. e. c. 11. Ambrosius obit. Valent. und obit Theod.; zu diesen Reden Biermann 151–191. Paulinus VA 40. 42 und 45–49. Zur Einteilung, Überlieferung und Edition der Briefe Zelzer (1975) 16 ff., (1978) 415 ff. und 421 ff., (1980) 207 ff.; (1982) 388 ff., (1983) 160 ff., (1990) 212 ff. und (1998) 77 ff.; vgl. Nauroy (2009) 228 ff. Zelzer (1987) 214.
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Caesarea Basilius an Ambrosius schickten, sind überliefert, aber nicht die dazu gehörenden Briefe des Ambrosius.32 Die Einteilung der offiziellen Briefsammlung in zehn Bücher erinnert an die Briefsammlung des jüngeren Plinius. Wie diese enthalten die Bücher 1 bis 9 private Schreiben und das 10. Buch „Kaiserbriefe“. Allerdings nahm Ambrosius, der seine Briefe selbst zusammenstellte und publizierte,33 diese Einteilung nicht mit derselben Stringenz und Klarheit vor wie Plinius. So sind zwei Schreiben an die Kaiser Theodosius und Valentinian II. (ep. 25 und 30) in den Büchern 5 und 6 zu finden, vielleicht weil sie wie andere Schreiben in diesen Büchern das freundschaftliche Verhältnis zu den Adressaten ausdrückten und sein vielfältiges seelsorgerisches Engagement belegen sollten. Das 10. Buch besteht auch nicht nur aus „Kaiserbriefen“, sondern beginnt mit zwei Briefen, die an Bischöfe gerichtet sind (ep. 70 und 71), und endet mit zwei Briefen an Ambrosius’ Schwester Marcellina (ep. 76 und 77). Es enthält lediglich vier an Valentinian II. gerichtete Schreiben sowie einen einzigen Brief an Theodosius. Die Unterschiede in der Komposition dieses Buches lassen sich damit begründen, dass sich Ambrosius in einer anderen Position als Plinius befand, der in seinem 10. Buch vor allem den Briefwechsel mit Traian während seiner relativ kurzen Amtszeit als „Sonderbeauftragter“ in Bithynien zusammenfasste und somit einen Einblick in seine administrative Tätigkeit gewährte. Ambrosius wollte dagegen auf eindrucksvolle Weise dokumentieren, wie er sich während seiner langen Amtszeit als Bischof kraftvoll für die Einheit der Kirche, vor allem für die nizänische Orthodoxie, aber auch für den Frieden in der Kirche einsetzte. Das 10. Buch kann man daher als sein Vermächtnis für das kirchenpolitische Handeln eines Bischofs verstehen. In den beiden Anfangsbriefen nimmt er Stellung zu Problemen, die sich auf dem Konzil von Capua 391/392 ergaben. Mit Valentinian II. stritt er sich um die Wiederaufstellung des Victoria-Altars im Senat und die Nutzung einer Mailänder Kirche durch die Arianer. Theodosius kritisierte er, weil er einen Bischof für die Zerstörung einer Synagoge im Nahen Osten bestrafen wollte. Das 10. Buch schließt mit dem Bericht über das Auffinden von Märtyrergebeinen, durch das ein neuer Kult in Mailand begründet wurde. Da es bald nach dem Tod des Theodosius 395 publiziert wurde, nahm Ambrosius die Trauerrede auf ihn ebenfalls mit in dieses Buch auf als Beleg für ihr gutes Verhältnis.34 32 33 34
Vgl. hierzu ausführlich Nauroy (2012) 21 ff. Ambrosius ep. 32,7; Zelzer (1975) 10 f., (1980) 228 und (1998) 77 f.; vgl. Klein (1970) 340 und (1972) 66 f. Faller und nach ihm vor allem Zelzer haben anhand von Angaben in den Handschriften nachgewiesen, dass Ambrosius sich die Briefsammlung des jüngeren Plinius
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Die epistulae extra collectionem wurden in einem Mailänder Kloster aufbewahrt und blieben zunächst unveröffentlicht, bis sich Paulinus, der Sekretär und spätere Biograph des Ambrosius, ihrer annahm und zumindest den ersten Teil dieses Briefcorpus publizierte.35 Die Sammlung der nicht offiziellen Briefe umfasst nur noch (kirchen-)politische Schreiben sowohl an Bischöfe als auch an Kaiser, unter ihnen die meisten Briefe an Theodosius. In ihnen zeigt sich noch deutlicher als in den „Kaiserbriefen“ des 10. Buches, wie sehr Ambrosius seine Positionen durchzusetzen suchte und mit welcher Vehemenz er auftreten konnte. Unter den Briefen befindet sich die nicht überarbeitete Fassung des Briefes an Theodosius in der Callinicum-Affäre (ep. e. c. 1a), aber auch das sehr persönliche Schreiben an denselben Kaiser mit der Aufforderung zur Buße (ep. e. c. 11). Als Grund für das Schreiben von Briefen, das er eher als eine dem „Greisenalter“ angemessene Tätigkeit ansah, formulierte Ambrosius das gemeinsame Gespräch.36 Doch versah er seine Briefe mit einem neuen Inhalt und einer neuen Intention. Während die Briefe des Plinius fein ausgearbeitete, eigenständige Kunstwerke sind, die zwar einer strengen Form unterliegen und durch die Vielfalt ihrer Themen und Adressaten den Leser unterhalten sollen, ließ sich Ambrosius von den Briefen der Apostel inspirieren und versah viele seiner Briefe mit exegetischen Passagen. Wie es seiner Aufgabe als Prediger entsprach, nutzte er mit seinen Briefen die Gelegenheit, seine Leser nicht nur geistig zu erbauen, sondern sie auch zu instruieren und zu belehren. Sogar mit seinen (kirchen-)politischen Schrei-
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zum Vorbild nahm; Zelzer XX ff., (1975) 15 ff., (1977) 352–362, (1987) 213 ff. und 226, (1998) 80–86; vgl. Nauroy (2009) 230 f. und (2014) 15 ff. und 28 f. Für Savon (1995, 7–15) spricht die Anordnung und Konzeption der Briefe gegen die Annahme, dass Ambrosius selbst die Einteilung in zehn Briefbücher vornahm und so dem Vorbild des Plinius folgte; s. dagegen K. und M. Zelzer (2002) 395 ff.; vgl. ferner Klein (1970) 337–342. Zu dieser Kontroverse s. den Überblick von Nauroy (2012) 18 ff. und 40 ff. Zu der Überlieferung der Trauerrede auf Theodosius als (vor-) letztes Dokument des 10. Buches Zelzer (2002) 244 ff. und Zimmerl-Panagl 300 ff. Gerzaguet (2014, 66 ff.) und Mattei (343 f.) haben einmal mehr darauf aufmerksam gemacht, dass die Komposition des 10. Buches nicht ganz einheitlich sei. Piepenbrink (2014, 43) hebt hervor, wie sehr sich Ambrosius’ Briefcorpus in seiner Auswahl von den Briefcorpora anderer Bischöfe unterschied. Paulinus VA 49; Zelzer LXXXVff., Nauroy (2009) 230 ff., (2012) 20 f. und (2014) 21 ff. Paulinus zitiert in seiner Biographie mehrfach aus Ambrosius’ Briefen; s. die Belege bei Pellegrino 13–16; vgl. hierzu Klein (1970) 354 ff. und 366 ff. Gerzaguet und Mattei (61 ff.) haben aufgezeigt, dass im Unterschied zu ep. e. c. 11–15 für ep. e. c. 1–10 eine einheitliche Überlieferung vorliegt. Zu Ambrosius’ Motiven ep. 28, ep. 32 und ep. 37; ep. 32 enthält sprachliche Anspielungen auf Cicero; vgl. Zelzer (1987) 219 ff.
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ben verfolgte Ambrosius seelsorgerische Absichten. Gerade die Briefe des 10. Buches enthalten häufige Hinweise auf Bibelstellen im Unterschied zu vielen epistulae extra collectionem, die eher dem ursprünglichen Wortlaut entsprechen dürften.37 Die theologische Intention dürfte der Grund dafür gewesen sein, dass einige konkrete Angaben, wie z. B. Datums- und Ortsangaben, gelöscht wurden, viele Aussagen eher programmatisch gehalten waren und ihren verbindlichen Charakter verloren.38 Bei einigen Privatbriefen ist sogar davon auszugehen, dass sie fiktiv sind und nur zu diesem Zweck geschrieben wurden. Bei seinem Amtsantritt bekannte sich Ambrosius zur einfachen und schlichten Ausdrucksweise der Apostel und wollte wie sie den simplex sermo pflegen.39 Sein Stil und seine Ausdrucksweise zeigen indes, wie sehr er von den Schriftstellern der klassischen Zeit, insbesondere von Cicero geprägt war. Dies verdeutlichen seine langen Satzperioden, aber auch Zitate klassischer Autoren wie Cicero, Sallust, Plinius den Jüngeren und vor allem Vergil und Anspielungen auf sie.40 Seine Briefe, von denen er einige selbst vor allem des Nachts schrieb,41 waren von vornherein für die Veröffentlichung gedacht. Das heißt, dass er von den Briefen mindestens eine Kopie anfertigen ließ und diese dann überarbeitete. Dabei holte er sich den stilistischen Rat von Freunden ein. So ist bekannt, dass er den Bischof von Placentia Sabinus, einen ehemaligen Mailänder Kleriker, seine Werke zur kritischen Durchsicht schickte.42
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So Zelzer (1987) 215 ff. Vgl. K. und M. Zelzer (2002) 397. Zelzer (1987, 224 ff.) merkt an, dass viele Privatbriefe zu Kunstbriefen wurden, in denen Ambrosius nicht auf konkrete Fragen antwortete, sondern theologische Abhandlungen verfasste und die Adressaten zu „Widmungsempfängern“ werden ließ; vgl. Zelzer (1989) 207 ff., (1993) 155 f. und (1998) 87 ff. Zur Bearbeitung der Briefe vgl. Nauroy (2009) 237 f. Wie amtliche Schreiben aussehen konnten, ist der collectio Avellana zu entnehmen. Viele ihrer Schreiben enthalten Datums- und Ortsangaben. Paulinus VA 7; vgl. Ambrosius ep. 32,3; Klein (1972) 53 f. Zur Cicero-Imitatio des Ambrosius, die wohlüberlegt war, Zelzer (1987) 209 ff.; vgl. Klein (1972) 60 ff. Zu den Zitaten s. das Verzeichnis in CSEL 82,4 S. 38–38. Zelzer (1989, 204 f.) betont, dass Ambrosius Plinius sprachlich nicht nachahmte; vgl. die Aufstellung von Trisoglio 377–404 über Anlehnungen bei Plinius, die sich vornehmlich auf andere Werke bezieht. Ambrosius ep. 37,1. Ambrosius ep. 32,3. Aus praktischen Erwägungen erscheint es wenig wahrscheinlich, dass er einen Brief an einen Kaiser oder seine Schwester auf diese Weise vorher überarbeiten ließ.
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Textauswahl und Übersetzungen Die vorliegende Textausgabe enthält nicht alle Briefe des 10. Buches und nicht alle epistulae extra collectionem, sondern vor allem die Briefe, die Ambrosius an die folgenden Kaiser richtete: – ep. e. c. 4–7 und 12, Gratian Valentinian II. – ep. 30, 75 und 75a, ep. e. c. 4–7, Theodosius – ep. 25 und 74, ep. e. c. 1a, 2–6, 8, 9 und 11. Aufgrund ihrer inhaltlichen Nähe und inhaltlicher Überschneidungen wurden auch die drei Briefe an seine Schwester Marcellina (ep. 76 und 77, ep. e. c. 1) sowie zum besseren Verständnis zwei Briefe von Kaisern, die im direkten Zusammenhang mit den ep. e. c. 7 und 12 stehen, mit aufgenommen. Bei den genannten Ambrosius-Briefen von „Kaiserbriefen“ zu sprechen wäre etwas zu kurz gegriffen; in Anlehnung an Liebeschuetz empfiehlt sich vielmehr die Bezeichnung (kirchen-)politische Briefe. Vier Schriftstücke fehlen, die sich mit dem Streit um den Victoria-Altar befassen (ep. 72, 72a und 73; ep. e. c. 10), da sie bereits Klein im Rahmen der Reihe Texte zur Forschung herausgegeben hat. Eine umfassende Übersetzung der Ambrosius-Briefe gibt es im Deutschen immer noch nicht.43 Wenn, dann sind vor allem Briefe aus dem 10. Buch ins Deutsche übertragen worden, wie die folgende Übersicht zeigt, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt: ep. 30 Dassmann 110–118 (L. Schläpfer); ep. 75 Dassmann 102 -109 (L. Schläpfer) und Rahner 150–159; ep. 75a Köhler 54–70 und Rahner 158–185; ep. 76 Dassmann 88–102 (L. Schläpfer); ep. 77 Dassmann 118– 128 (J. M. Sailer); ep. e. c. 1 Köhler 71–82; ep. e. c. 11 Dassmann 129–137 (J. M. Sailer) und Rahner 184–193.44 Ihnen allen liegt die inzwischen überholte Textausgabe der Mauriner zugrunde, wie sie in der Patrologia Latina zu finden ist. Da diese Übersetzungen teilweise sehr frei und auch unvollständig sind, wurden sie nicht näher berücksichtigt. Bei der neuen Übersetzung von ep. e. c. 7 und collectio
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So bereits Klein (1972) 72. Vgl. die Übersicht von Nauroy in: Canellis, Aline (Hrg.), La correspondance d’Ambroise de Milan, Saint-Etienne 2012, 100–102.
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Avellana 13 handelt es sich dagegen um eine überarbeitete Fassung der von Reutter vorgelegten Übersetzung.45 Die Grundlage für die vorliegenden Übersetzungen ist die mustergültige Textedition, die Faller und in seiner Nachfolge Zelzer in dem CSEL vorgelegt haben. Dabei wurde auf eine möglichst genaue Übertragung geachtet und nur an den Stellen, wo es sich nicht vermeiden ließ, freier übersetzt. Bei der Anordnung der Briefe wurde die von Faller und Zelzer vorgegebene Reihenfolge größtenteils beibehalten. Nur an den Stellen, wo es aus inhaltlichen Gründen naheliegend ist, wurde von ihr abgewichen. Die nummerische Reihenfolge der Briefe entspricht nicht immer ihrer chronologischen. Zur besseren Übersicht und zur besseren historischen Einordnung werden die behandelten Briefe daher nach den wahrscheinlichen Daten ihrer Abfassungszeit noch einmal aufgelistet: ep. e. c. 7 ep. e. c. 12 ep. e. c. 4, 5, 6, 8, 9 ep. 30 ep. 76 ep. 75 ep. 75a ep. 77 ep. 74 = ep. e. c. 1a ep. e. c. 1 ep. e. c. 11 ep. 25 ep. e. c. 2 ep. e. c. 3
45
Ende 378/Anfang 379 380 September 381 Ende 384 April 385 März 386 Palmsonntag 386 Juni 386 Ende 388 Ende 388/Anfang 389 390 Ende Juni 392 Mitte September 394 Ende Oktober 394.
Reutter 154–162 und 170–176; Sieben (2014, 226–237) hat diese Übersetzung ungeprüft in seine Sammlung von Papstbriefen übernommen.
Einführung Trauerfeier für Valentinian II.
Epistula 25 Thema: Vorbereitung der Trauerfeierlichkeiten für Kaiser Valentinian II. Datierung: Valentinian II. war am 15. Mai 392, einen Tag vor Pfingsten, in der gallischen Stadt Vienna gestorben. Da seine Schwestern zwei Monate an seinem Leichnam trauerten, dürfte seine Beisetzung nicht vor dem 15. Juli 392 stattgefunden haben.46 Die Tatsache, dass Ambrosius in seiner Trauerrede nicht auf die Erhebung des Eugenius zum Kaiser am 22. August 392 eingeht, liefert keinen sicheren terminus ante quem für die Datierung des Briefes, da Ambrosius sich bei der Angabe von politischen Ereignissen allein schon aus politischem Kalkül gegenüber Theodosius zurückhielt. So geht er in seiner Trauerrede auch nicht auf die Auseinandersetzung des Kaisers mit dem Heermeister Arbogast ein.47 Wenn man die Dauer der Überführung bedenkt,48 dürfte der Brief eher Ende Juli/August 392 geschrieben worden sein. Dafür spricht auch der Hinweis auf den aestivus calor am Ende des Briefes (ep. 25.5).49 Hintergrund/Gliederung/Intention: Die Angaben über Valentinians II. Tod sind sehr widersprüchlich. Zum einen wird behauptet, er habe Selbstmord begangen, zum anderen, er sei ermordet worden. Ob sein Mörder der Heermeister Arbogast war, ist ebenfalls nicht eindeutig belegt.50 46 47 48
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Ambrosius obit. Valent. 49; vgl. ep. 25,5; vgl. Ruiz 65, Biermann 156. Zu dem Verhältnis von Ambrosius und Eugenius Ambrosius ep.e. c. 10; vgl. Ruiz 63 ff., Biermann 175. Eine Bemerkung des Ambrosius in obit. Valent. 50 kann man dahingehend verstehen, dass Valentinian II. Selbstmord beging, um seine Schwestern zu retten. Demnach hätten diese sich bei seinem Tod in Vienna aufgehalten; Ruiz 56 ff. Ruiz (53–55) berechnet die Entfernung zwischen Vienna und Mailand über die Alpes Graiae mit 462 km und geht von einer Reisedauer von 15 Tagen aus. Nach orbis.stanford.edu betrug die Entfernung zwischen Vienna und Mailand fast 600 km; eine Reise dürfte dann mindestens 3 Wochen gedauert haben. Faller (1967, 176) gibt als Abfassungszeit Ende Juni 392 an, W. Enßlin (RE VII A 2 (1948) s. v. Valentinianus II. 2225 ff.) Ende August/Anfang September 392; vgl. Biermann 156 Anm. 24. Zu dem Begriff aestivus calor Ruiz 58 ff. Zur Quellenlage PLRE I 934–935; ausführlich Faller (1955) 101*-105*, Enßlin, Wilhelm RE VII A 2 (1948) s. v. Valentinianus II. 2225–32, Ruiz 45–51, Croke
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Valentinians II. Tod muss Ambrosius schwer getroffen haben, da er zu ihm ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte, nachdem sie sich wenige Jahre zuvor im Mailänder Kirchenstreit als Gegner erbittert gegenübergestanden hatten. Ambrosius hatte es danach verstanden, dass Valentinian II. sich eindeutig von der arianischen Lehre abwandte und zum katholischen Glauben bekehren ließ. Gleichzeitig hatte Ambrosius während des Mailänder Kirchenstreits erfahren, wie dünnhäutig der junge Kaiser war, wie wenig er politischen Druck aushalten konnte.51 Die persönliche Schwäche des Kaisers nutzte Arbogast für sich aus. Als der Kaiser ihn entlassen wollte, zerriss er die Entlassungsurkunde und setzte Valentinian II. noch mehr unter Druck. In dieser Zeit fand der junge Kaiser Halt in dem privaten Briefwechsel mit Ambrosius, dessen baldige Ankunft er erwartete.52 Weil nicht weiter bekannte Barbaren Oberitalien bedrohten, baten nämlich honorati und der Prätorianerpräfekt, bei dem es sich wohl um den Senator Nicomachus Flavianus handelte, Ambrosius, zu Valentinian II. nach Vienna zu reisen, um ihn nach Italien zu holen. Der Mailänder Bischof sagte aber kurzfristig die Gesandtschaftsreise ab, weil der Kaiser seine Ankunft ankündigte. Als Ambrosius ein Reskript Valentinians II. erhielt mit der Aufforderung, ohne Verzug zu kommen, um in den Streit mit Arbogast vermittelnd einzugreifen und ihn zu taufen, brach er auf. Während er die Alpen überschritt, erreichte ihn die Nachricht vom Ableben des Kaisers. Die Aussage des Bischofs, dass Valentinian II. sich nicht gefürchtet habe zu sterben und andere nicht in Gefahr bringen wollte, spricht für die These vom Selbstmord.53 Valentinian II. wurde bereits Pfingsten 392 in Vienna bestattet.54 Ambrosius kehrte offensichtlich unverrichteter Dinge nach Mailand zurück – ohne
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237–243; vgl. Paredi (1982) 40–43, McLynn (1994) 330–341, Leppin (2003) 205 ff. Zu dem Verhältnis zwischen dem jungen Kaiser und dem Bischof Ambrosius ep. 76,27 und ep. e. c. 10,2.3. Ambrosius obit. Valent. 23. Ambrosius obit. Valent. 22–28. 35; vgl. ep. 25,2; so auch Croke 244, der allerdings diese Textstellen nicht berücksichtigt; vgl. Ruiz 66–75. Die honorati waren ehemalige senatorische Amtsträger im Range eines clarissimus oder spectabilis, die dem Landtag der Provinz Aemilia et Liguria angehörten. Da sie rangmäßig unter dem Prätorianerpräfekten standen, wird dieser von Ambrosius extra erwähnt; zu den honorati Ausbüttel (1988) 18 ff., 74 f. Zur legatio des Ambrosius Biermann 160 ff. Ambrosius ging es in seiner Trauerrede vor allem darum, sich von dem Vorwurf zu befreien, seine Abwesenheit sei der Grund für Valentinians Tod gewesen; absentia mea causa tuae mortis Ambrosius obit. Valent. 28. Epiphanius de mensuris et ponderibus 20.
Trauerfeier für Valentinian II.
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den Leichnam des Kaisers und ohne Klärung der Frage nach dem Oberbefehl gegen die feindlichen Barbaren. Theodosius, an den der vorliegende Brief gerichtet ist, hielt sich im Mai/Juni 392 mit seiner Frau Galla vermutlich noch in Konstantinopel auf, als er von dem Tod seines Mitkaisers und Schwagers erfuhr. Da der Tod Valentinians II. für alle Beteiligten überraschend kam, verhielt er sich zunächst abwartend wie auch Arbogast, der sich mit der Proklamation eines neuen Kaisers Zeit ließ.55 Wer die Überführung des Leichnams nach Mailand veranlasste, bleibt unklar. Die Familie des Kaisers war jedenfalls aus persönlichen wie auch aus politischen Gründen an einer Überführung interessiert: In Mailand befand sich die Grabstätte seines Halbbruders Gratian. Sofern sie sich nicht am Hofe in Vienna aufhielten, lebten dort Valentinians II. Schwestern Grata und Justa, die ihrerseits in einem Schreiben an Theodosius um eine baldige Beisetzung baten. Ferner dürften auch die Probleme, die es bei der Überführung von Gratians Leichnam gegeben hatte, ausschlaggebend gewesen sein. Einem möglichen Usurpator wollte man nicht erneut die Möglichkeit eines Faustpfandes geben.56 Arbogast stellte sich diesem Vorhaben nicht in den Weg, um so seine Unschuld zu beweisen und sich keinen Vorwürfen auszusetzen, und zeigte sich kooperativ, sodass die Auslieferung des Leichnams problemlos verlief.57 In dieser Situation beauftragte Theodosius, nachdem er auch seinen beiden Schwägerinnen geantwortet hatte, den Mailänder Bischof, sich um die Trauerfeierlichkeiten und somit um die kirchliche Beisetzung Valentinians II. zu kümmern (ep. 25,4 und 6). Ambrosius reagierte auf das mandatum des Kaisers, indem er seine Zurückhaltung in der Angelegenheit entschuldigte und Theodosius’ Verdienste um den Machterhalt, vor allem um die Bekehrung des Kaisers hervorhob und sich bei ihm für sein Verständnis bedankte. Die Tatsache, dass Valentinian II. Selbstmord beging, übergeht Ambrosius mit dem Hinweis auf dessen immatura aetas. Gleichzeitig nutzte er die Gelegenheit, sein besonderes Vertrauensverhältnis zu dem jungen Kaiser herauszustellen, der in ihm trotz anfänglicher Vorbehalte einen zweiten Vater sah und sich von ihm taufen lassen wollte (ep. 25,1–3).58 Dann berichtet Ambrosius kurz und sachlich, was er bereits in Mailand bezüglich der Beisetzung unternommen 55 56 57 58
Vgl. Croke 243 f. Ambrosius obit. Valent. 54–55. 71. 74–76. 79 und ep. 25,5. Zu dem engen Verhältnis zwischen Valentinian II. und seinen Schwestern obit. Valent. 36. 37. Ruiz 52. Vgl. Zelzer (1987) 225 f.
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habe und in welcher bedauerlichen Situation sich Valentinians II. Schwestern befanden. Den heiklen Punkt, dass Valentinian II. nicht getauft ist, spricht Ambrosius nur mit einer kurzen Bemerkung an (ep. 25,4.5). 59 Hier übt Ambrosius indirekt Kritik am Kaiser, indem er andeutet, dass dessen Schwägerinnen auf ihr an ihn gerichtetes Schreiben lange keine Antwort erhalten hätten, und drängt angesichts der sommerlichen Hitze auf eine baldige Beisetzung. Der Brief schließt mit einer kurzen Ergebenheitsadresse (ep. 25,6). Der Hinweis auf das mandatum des Kaisers am Ende des Briefes belegt, wie hochpolitisch das Schreiben und die gesamte Angelegenheit war, was aus der vorliegenden, sehr wahrscheinlich redigierten Fassung des Briefes nicht ganz deutlich wird.60 Mit seinem Brief nimmt Ambrosius vorweg, was er in seiner Trauerrede über den jungen Kaiser näher ausführte: dessen Gläubigkeit und enge Bindung an die Kirche, aber auch die nicht vollzogene Taufe. Auf diese Weise setzt er sich ungeachtet aller Streitigkeiten mit dem jungen Kaiser als Seelsorger selbst ins rechte Licht.61 Gleichzeitig dient der Brief als Beleg dafür, wie eng und vertrauensvoll er mit Theodosius kooperierte, obwohl angesichts des bevorstehenden Machtkampfes mit Eugenius die politischen Verhältnisse in Oberitalien ziemlich unsicher waren. Gesandtschaft zu dem Usurpator Maximus
Epistula 30 Thema: Gesandtschaft des Ambrosius an den Hof des Kaisers Maximus in Trier62 Datierung: Ambrosius verfasste den Brief bereits während seiner Rückreise von Trier nach Mailand (ep. 30,1). In ihm berichtet er über zwei Gesandtschaften zu Maximus im Auftrage Valentinians II. Die erste Reise fand höchstwahrscheinlich Ende 383 statt, nachdem Valentinian II. erfahren hatte, dass am 25. August 383 sein Halbbruder und Mitkaiser Gratian auf
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S. hierzu Ambrosius obit. Valent. 77. Vgl. Zelzer (1998) 85 f. Biermann 48 f. und 195 f. S. hierzu auch Ambrosius obit. Valent. 28; Paulinus VA 19.
Gesandtschaft zu dem Usurpator Maximus
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Maximus’ Veranlassung ermordet worden war.63 Die Datierung der zweiten Reise und somit des Briefes ist umstritten. In der Forschung werden alle Jahre zwischen 384 und 387 als Datum in Betracht gezogen.64 Als termini ante quem für die Datierung bieten sich zwei Ereignisse an: Maximus’ Aufbruch nach Italien und die Hinrichtung des Häretikers Priscillian und seiner Anhänger, auf deren Situation Ambrosius ganz am Ende seines Briefes (ep. 30,12) kurz eingeht. Beide Ereignisse lassen sich in das Jahr 387 datieren, allerdings könnte die Verfolgung und Hinrichtung der Priscillianer bereits 385 begonnen haben.65 Die Annahme ist daher naheliegend, dass Ambrosius seine zweite Gesandtschaftsreise während des Mailänder Kirchenstreits 385/386 unternahm. Dafür spricht die Aussage der beiden Kirchenhistoriker Sozomenos und Sokrates, nach der Kaiserin Justina ihren Zorn auf Ambrosius ruhen ließ.66 Sie hätte demnach während des Kirchenstreits den Mailänder Bischof gebeten, sich für die Kaiserfamilie erneut bei Maximus zu verwenden. Das erscheint wenig glaubwürdig, da Ambrosius in einer Zeit, in der sich die Lage für seine Kirche zuspitzte, wohl kaum sein Bistum verlassen hätte, weil er damit rechnen musste, dass der Hof die Lage für sich ausnutzte.
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Zur Ermordung Gratians Paneg. 2(12),24,1; Rufinus 11,14.15; Prosper Tiro 1183 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 461); Marcellinus comes 383,3 (Chronica Minora MGH AA 11, S. 61); Fasti Vindobonenses Priores 502 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 297); Sokrates 5,11; Sozomenos 7,13,9; Theodoretos HE 5,13; Enßlin, Wilhelm RE XIV 2 (1930) s. v. Maximus (Usurpator) 2546 ff. Zum Forschungsstand Grumel 154 ff. Dörner 219 ff. und 237 ff., D. H. Williams (1995) 224 ff., Groß-Albenhausen 94 ff., Sordi (1982) 58 f., Savon (1997) 183, Duval (2002) 240 Anm. 13, Liebeschuetz 349 f., Proulx 76 ff., Nauroy (2013) 4 ff. Interessanterweise erwähnt kein spätantiker Historiker bzw. Chronist die Missionstätigkeit des Ambrosius. Zum Feldzug des Maximus Enßlin, Wilhelm RE XIV,2 (1930) s. v. Maximus (Usurpator) 2552 ff. Hydatius (13.16, Chronica Minora MGH AA 9, S. 15) bemerkt, dass Priscillian 385 als Ketzer gebrandmarkt und 387 von Maximus in Trier getötet wurde. Prosper Tiro (1187; Chronica Minora MGH AA 9, S. 462) berichtet, dass Priscillian 385 auf der Synode von Bordeaux verurteilt und dann in Trier hingerichtet wurde. Im Unterschied zu Hydatius nimmt er keine genaue zeitliche Trennung der beiden Ereignisse vor, sondern bezieht sie auf das Jahr 385. Die Angaben von Sulpicius Severus (VMart. 20; dial. 3,13; chron. 2,49–51) tragen wenig zur genauen Datierung bei; vgl. Dörner 239 ff., Duval (2002) 246 ff. Wenn der von ihm erwähnte Prätorianerpräfekt Flavius Euodius, der Konsul des Jahres 386, an dem Prozess beteiligt war, dann würde die Datierung des Hydatius zutreffen. Nach PLRE I 297 war er 385–386 praefectus praetorio Galliarum. Zu den Datierungsproblemen des Prozesses aufgrund der verschiedenen Angaben von Sulpicius Severus Dörner 239 ff. Sozomenos 7,13,9; Sokrates 5,11,9. Beide Historiker erwähnen dies in direktem Anschluss an die Nachricht über die Ermordung Gratians.
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Umgekehrt dürfte ihm Justina in der angespannten Situation wohl kaum getraut haben.67 In einem Brief an seine Schwester Marcellina, den Ambrosius zu Beginn des Kirchenstreits im Frühjahr 385 verfasste, zitiert der Bischof einen kaiserlichen Notar mit den Worten, dass selbst Maximus nicht behaupte, dass Ambrosius sich gegen Valentinian II. erhebe (ep. 76,23). Diese Aussage lässt sich auf Maximus’ Äußerung in dem vorliegenden Brief über die zweite Gesandtschaftsreise beziehen, nach der Ambrosius Maximus davon abgehalten habe nach Italien zu ziehen (ep. 30,4). Ambrosius dürfte daher im Herbst 384 erneut nach Trier gereist sein.68 Dieser Datierungsansatz passt auch zu Ambrosius’ kurzem Hinweis auf die Priscillianer, in dem er nur über die anstehende Verbannung eines Bischofs, aber nicht über irgendwelche Hinrichtungen berichtet, die erst später erfolgt sein dürften.69 Zudem fügt sich die Datierung gut in die politischen Entwicklungen dieser Zeit ein. Hintergrund/Gliederung/Intention: Nach der Ermordung Gratians teilten sich Theodosius im Osten, Maximus im Westen und Valentinian II. in Italien die Herrschaft über das Römische Reich. Von diesen drei Kaisern war Valentinian II. zwar der dienstälteste, allerdings aufgrund seines jugendlichen Alters und seiner Unerfahrenheit der schwächste. Während Theodosius im Einvernehmen mit dessen Familie den Kaiserthron bestiegen hatte, haftete Maximus der Makel eines Tyrannen bzw. Usurpators an. Daher schloss er 383/384 Frieden mit Theodosius, der bereits im Frühjahr 383 eine „Propaganda-Kampagne“ gegen ihn gestartet hatte, und sicherte ihm militärische Unterstützung zu. Als Gegenleistung erkannte ihn Theodosius als Augustus an.70 Da Maximus in Gallien residierte, suchte er alsbald wie 67 68
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Vgl. Duval (2002) 243, 248. Barnes (2000) 293 ff.; vgl. M. S. Williams (2017) 215 ff., Grumel 160 ff., Sordi (1982) 60 ff. und (1998) 114 f., McLynn (1994) 217, Leppin (2003) 99, Nauroy (2013) 4 ff., Duval (2002) 243 ff. und 251 ff., der die Angaben in den historischen Werken genau analysiert. Liebeschuetz (349) meint dagegen, dass aufgrund der unnachgiebigen Haltung des Ambrosius in seinen Verhandlungen mit Maximus die zweite Reise nach Trier frühestens im Sommer 386, wenn nicht erst 387 stattfand. Paulinus (VA 19,1) bringt indes die zweite Reise und ep. 30 direkt mit der Ermordung Gratians in Verbindung; vgl. dazu Grumel 155 und Duval (2002) 250 f. So auch Grumel 154; vgl. Ambrosius ep. 50, in dem er auf die Hinrichtungen von Priscillianern anspielt. Zosimos 4,37,2.3; Chronica Gallica (Chronica Minora MGH AA 9, S. 646); Enßlin, Wilhelm RE XIV,2 (1930) s. v. Maximus (Usurpator), 2548 ff.; Dörner 232 ff., Barnes (2000) 296, Leppin (2003) 97, Nauroy (2013) 17 f. Zu den Münzdarstellungen des Theodosius Baldus 190 ff. Auf Inschriften werden Theodosius und Maximus gemeinsam als Augusti erwähnt; ob sie sich 384 in Verona trafen, ist umstritten;
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auch Valentinian II. ihr politisches Verhältnis auszuloten. Maximus schickte eine Gesandtschaft nach Mailand, Valentinian II., den die Anerkennung des Maximus durch Theodosius unter Zugzwang setzte, entsandte wohl auf Anraten seiner Mutter Justina Ambrosius nach Trier. Dabei handelte es sich um eine der ersten politischen Missionen eines Bischofs.71 Auf ihren Reisen begegneten sich beide Gesandtschaften zufällig nahe Mainz (ep. 30,6). Während Ambrosius im Auftrage seines Kaisers allgemein um Frieden bat, da der Mailänder Hof einen Einfall des neuen Herrschers nach Italien befürchtete, waren die Forderungen des Maximus konkreter: Er forderte den jungen Kaiser auf, ggf. in Begleitung seiner Mutter wie ein Sohn zu einem Vater nach Trier (ep. 30,7.8) zu kommen. Dieser Vorschlag war keineswegs so abwegig, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, da sich Valentinian II., wie Ambrosius selbst bemerkt, als inferior und somit im Rang niedriger als Maximus ausgab.72 Sowohl Ambrosius als auch Valentinian II. lehnten den Vorschlag aber ab. Ambrosius tat dies unter dem Hinweis auf die unwirtlichen Verhältnisse in den Alpen während der Winterzeit. Valentinian II. und seine Umgebung befürchteten, sich auf diese Weise Maximus unterordnen zu müssen oder sich gar in seine Gewalt zu begeben, und erteilten daher seinem Angebot eine Absage. Da sich Valentinian II. nicht sicher sein konnte, ob Ambrosius auch ganz in seinem Sinne in Trier verhandelte, schickte er eine weitere Gesandtschaft zu Maximus, die Ambrosius auf seiner Rückreise vermutlich in Valence traf (ep. 30,7.8). Trotz aller Vorbehalte kam aber doch ein Bündnis (foedus) zwischen Valentinian II. und Maximus zustande, in dem sich Valentinian II. verpflichtete, Marcellinus, den an seinem Hofe weilenden Bruder des Maximus, zu ihm nach Trier zu schicken, obwohl Maximus die Ermordung Gratians befürwortet und dessen Bestattung verhindert hatte.73 Wohl aufgrund dieses Vertrages warf Maximus Ambrosius vor, dass er seinetwegen nicht nach Italien ziehen konnte.74 In seinem Verhältnis zu Maximus war Valentinian II. alsbald nicht so unterlegen und hilflos, wie er anfänglich erklärte. Immerhin hatte er in
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Vera 267, 270 ff., Paschoud 423 ff. und Duval (2002) 243 ff. In seiner Analyse der politischen Verhältnisse übersieht McLynn (1994, 161 ff.) diese Vereinbarung. McLynn (1994) 161 ff. Vgl. McLynn (1994) 162. Chronica Gallica 11.16 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 646 und 648); Rufinus 11,15; Ambrosius ep. 30,9.10; Enßlin, Wilhelm RE XIV,2 (1930) s. v. Maximus (Usurpator) 2548–49, Sordi (1982) 52 ff. Dass es einen vorläufigen und endgültigen Friedensschluss gab, ist wenig wahrscheinlich; so Dörner 233. Aufgrund des Bündnisses zwischen Maximus und Theodosius musste sich Valentinian II. 384 mit Maximus einigen. Ambrosius ep. 76 (20),23.
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Bauto, dem Heermeister seines Bruders Gratian, einen Verbündeten, dessen Gebaren Maximus’ Unmut hervorrief (ep. 30,4.8); denn Bauto sicherte 383/384 nicht nur die Alpenpässe gegen den Usurpator ab, sondern hetzte barbarische Einheiten gegen ihn auf. Ihm ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass Hunnen und Alanen die Alamannen angriffen, als aber die Juthungen in Raetien einfielen, die Hunnen zu Hilfe geholt wurden. Durch eine Goldzahlung konnte Valentinian II. den Frieden in seinem Namen wiederherstellen (ep. 30,4.7.8).75 Zudem dürfte Vallio, ein anderer Heermeister Gratians, so sehr gegen den Usurpator agiert haben, dass dieser ihn umbringen ließ (ep. 30,11). Die Rückgabe von Gratians Überresten gibt Ambrosius als offiziellen Grund für seine zweite Gesandtschaft an.76 Hier stellt sich allerdings die Frage, warum Valentinian II. diese Forderung nicht bereits Ende 383 bei den ersten Verhandlungen mit Maximus vorgebracht hat; denn damals wäre diese Forderung aufgrund der zeitlichen Nähe zu der Ermordung Gratians viel eher zu verstehen gewesen als zu irgendeinem späteren Zeitpunkt.77 Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang eine Bemerkung des Ambrosius in seiner Leichenrede auf Valentinian II., die er im Spätsommer 392 hielt. Danach reiste er im Auftrag des Kaisers zuerst als Legat nach Gallien, weil es um dessen Wohlergehen (salus) und letztlich um dessen politisches Überleben ging. In der zweiten Reise ging es, so Ambrosius, neben der Frömmigkeit (pietas), die ausschlaggebend für die Forderung nach den fraternae reliquiae war, auch um Frieden (pax).78 Mit pax dürfte das foedus gemeint sein, das zwischen Maximus und Valentinian II. zustandekam. Demnach fühlte sich Valentinian II. bei dem ersten diplomatischen Kontakt politisch zu schwach für diese Forderung. Bei der zweiten Gesandtschaft sah sich der junge Kaiser dagegen politisch gestärkt, weil er Theodosius’ Rückendeckung hatte, auch wenn, wie Ambrosius eingesteht, Parteigänger Valentinians II. sich eher an Theodosius wandten (ep. 30,11). Infolge der veränderten Situation sah sich Valentinian II. nicht mehr als inferior, sondern als aequalis, d. h. als gleichrangiger Gesprächspartner und Kaiser.79 Mit seinem Brief wollte Ambrosius einerseits einen Rechenschaftsbericht über seine Verhandlungen (expositio legationis) abliefern, andererseits seine
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Mit diesem Friedensschluss dürfte nicht die von Paulinus (VA 36) erwähnten Kontakte zu der regina Marcomannorum gemeint sein. Vgl. Paulinus VA 19. Da diese Forderung unvermittelt im Text auftaucht, nimmt Dörner (230) an, dass es diesbezüglich Vorverhandlungen gegeben habe. Ambrosius obit. Valent. 28. Vgl. Grumel 156, Duval (2002) 249.
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Handlungsweise rechtfertigen. Wie sehr er unter Druck stand, belegt die Tatsache, dass er seinen Bericht bereits auf seiner Rückreise anfertigte und losschickte und nicht eine Audienz am Hofe in Mailand abwartete. Ein Blick auf die Gliederung des Briefes zeigt, wie geschickt Ambrosius seinen Bericht mit einer wohldurchdachten Konzeption zur Selbstdarstellung nutzte. Den meisten Raum nehmen seine beiden Reden ein, die im Mittelpunkt des Briefes stehen (ep. 30,4–10). Sie sind eingerahmt von einer durchstilisierten Ergebenheitsadresse und einer sehr kurz gehaltenen Schlussbemerkung, die beide an Valentinian II. gerichtet sind (ep. 30,1.13). Ihnen nach- und vorgeschaltet sind Hinweise auf den Beginn und das Ende der Audienz (ep. 30,2.11.12).80 In seiner Darstellung vermittelt Ambrosius ein sehr negatives Bild von Maximus. Während er ruhig und angeblich sachlich mit einer wohlkonzipierten Rede antwortete, reagierte Maximus eher hektisch, cholerisch und unbeherrscht mit kurzen, teils zusammenhangslosen Sätzen. Entsprechend schwach fallen seine Argumente aus. So wirft er Ambrosius vor, nachdem er ihn vor der Audienz unhöflich behandeln ließ (ep. 30,3), ihn in seiner ersten Gesandtschaft vorsätzlich getäuscht zu haben (ep. 30,5), unterstellt Bauto nach der Kaiserherrschaft gestrebt zu haben (ep. 30,4), gesteht schließlich sogar seine Verwicklung in die Attentate auf Gratian und den Heermeister Vallio (ep. 30,10.11) ein. Politisch ungeschickt wirkt sein Vorwurf, dass sich der Mailänder Hof dem mit ihm verbündeten Kaiser Theodosius zuwandte (ep. 30,11).81 Eine solche Aussage verdeutlicht Maximus’ Befürchtungen, politisch ausgegrenzt zu werden. Hatte sich Theodosius anfänglich ihm zugewandt und aus dem Konflikt mit Valentinian II. herausgehalten, entwickelte sich nun ein „Zweierbünddnis“ gegen ihn.82 Um dieses Negativbild abzurunden, verweist Ambrosius auf den Umgang des Maximus mit den Priscillianern, obwohl dies nicht das Anliegen seiner Gesandtschaft war (ep. 30,12). Maximus behandelte danach nicht nur einen altersschwachen Bischof unmenschlich, sondern trotz aller Gemeinsamkeiten in der Glaubensauffassung auch Ambrosius argwöhnisch, sodass er mit einem Anschlag auf sein Leben rechnen musste.83 80 81 82 83
Zur Konzeption des Briefes und den verwendeten Stilmitteln ausführlich Dörner 221 ff.; vgl. Savon (1997) 184 ff. sowie Nauroy (2013) 6 ff. und 15 ff., der vor allem den symmetrischen Aufbau des Briefes hervorhebt. Vgl. Dörner 224–230. Vgl. McLynn (1994) 163 f. Nach Paulinus (VA 19) schloss Ambrosius Maximus sogar von der Kirchengemeinschaft (communionis consortium) und somit von der Kommunion aus und forderte ihn zur Buße für die Ermordung seines Herrn (Gratians) auf, was Maximus aber ablehnte. Dies scheint ebenso unglaubwürdig wie seine Aussage, dass Maximus
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Wenn man die Intention des Briefes bedenkt, wird klar, warum in dieser expositio legationis so sehr der Inhalt der ersten Gesandtschaft im Vordergrund steht: Trotz seiner Anerkennung als Kaiser soll Maximus als ein Herrscher dargestellt werden, dem man seit Anbeginn seiner Herrschaft nicht trauen kann.84 In seiner vita Ambrosii hebt Paulinus unter Verweis auf diesen Brief hervor, wie standhaft sich Ambrosius gegenüber Maximus zeigte, kritisiert aber zugleich, dass der Brief so ausschweifend sei, dass er auf Ablehnung beim Leser stoße.85 Bei aller Rhetorik ist es aber ein sehr wohl durchdachtes, keineswegs langatmiges Schreiben. Mit seiner emotionalen, recht subjektiven, ganz und gar nicht analytischen Darstellungsweise kaschierte Ambrosius, dass er ein wichtiges Ziel seiner Mission, die Überführung der Gebeine Gratians, nicht erreicht hatte. Während Valentinian II. Zugeständnisse machte, organisierte Maximus selbst die Bestattung des ermordeten Kaisers. Ihm war es wichtig, dass sich dessen Grab in seinem unmittelbaren Herrschaftsbereich befand.86 Außerdem geht Ambrosius mit keinem Wort auf den Abschluss eines foedus ein. Gleichzeitig präsentierte sich Ambrosius als freundlicher, ruhiger und überlegener Verhandlungspartner. Offensichtlich hoffte er mit seinem Einsatz seine Position am kaiserlichen Hof zu stärken.87 Durch den Kirchenstreit 385/386 ging allerdings sein Kalkül nicht auf. Dieser Streit führte vielmehr dazu, dass Ambrosius in Maximus sogar einen Unterstützer fand. Den Darstellungen der Kirchenhistoriker Theodoretos und Rufinus ist zu entnehmen, dass Maximus über den Mailänder Kirchenstreit informiert war und Valentinian II. aufforderte nicht von dem Glauben seines Vaters abzulassen, d. h., der nizänischen Glaubensrichtung treu zu bleiben, was Valentinian II. wohl als Affront und massive Einmischung in seine Angelegenheiten empfinden musste.88
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seine Herrschaft ablegte; vielmehr handelt es sich um eine Übertreibung des Autors, die sich allenfalls auf das Ende des Kampfes zwischen Maximus und Theodosius beziehen lässt. McLynn (1994) 218 f. In einer Homilie auf den Psalm 61 wirft Ambrosius Maximus vor, bezüglich der Ermordung Gratians das Gastrecht verletzt und lange das Begräbnis des Kaisers verweigert zu haben. Er vergleicht den Usurpator mit Pontius Pilatus und spricht ihm letztlich das Recht auf Anerkennung ab; Ambrosius in psalm. 61,24–26 (CSEL 64, 394); Duval (2002) 249 und Raschle 225 ff., der die Homilie in die Zeit nach der ersten Gesandtschaftsreise datiert. Paulinus VA 19. Vgl. Nauroy (2013) 15 f. und 19 f. Proulx 78 ff. Theodoretos HE 5,14; Rufinus 11,16. Es dürfte sich hierbei um den in collectio Avellana 39 überlieferten Brief handeln, in dem Maximus Valentinian II. auf die Rechtgläubigkeit seines Vaters hinweist, ihm die Maßnahmen gegen die Arianer
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Um nicht als Symphatisant eines Usurpators zu erscheinen, publizierte Ambrosius den Brief mit einem Hinweis auf die von Maximus ausgehende Kriegsgefahr, was sich 387/388 bestätigen sollte. Mit dem Brief wollte der Mailänder Bischof aber nicht nur seine politische Weitsicht beweisen, sondern auch zeigen, wie sehr er sich für den jungen, noch recht hilflosen Kaiser einsetzte, der durch die Heirat seiner Schwester immerhin mit Theodosius verwandt war. Die Callinicum-Affäre
Epistula 74 = epistula extra collectionem 1a Thema: Bitte um Straferlass für den Bischof der syrischen Stadt Callinicum (heute Rakka, ar-Raqqah am mittleren Euphrat), auf dessen Geheiß eine Synagoge angezündet worden war Datierung: Für eine zeitliche Einordnung bieten sich zwei Ereignisse an, die Ambrosius in dem Brief erwähnt und die beide in das Jahr 388 fallen: In Konstantinopel wurde das Haus des Bischofs Nectarius angezündet und Theodosius beendete erfolgreich den Bürgerkrieg gegen Maximus. Nach einer Angabe des Kirchenhistorikers Sokrates fand der Brand des Bischofshauses in der Zeit statt, als Theodosius und Maternus Cynegius das Konsulat innehatten. Letzterer starb noch vor Ablauf seines Konsulats. Der Usurpator Maximus ergab sich 388 nahe Aquileia und wurde entweder am 28. Juli, am 27. oder am 28. August 388 hingerichtet.89 Wie Paulinus (VA 22) berichtet, hielt sich Theodosius nach Maximus’ Ermordung in Mailand auf. Die Dauer seines Aufenthaltes lässt sich auf die Zeit von Anfang Oktober 388 bis Mai 389 begrenzen.90 Ambrosius befand sich zu dieser Zeit in Aquileia. Der Grund für seinen Aufenthalt, den er
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vorhält und auffordert, Italien, Rom und alle Provinzen den Kirchen und den Priestern zurückzugeben; vgl. Proulx 80 f. Ambrosius ep. 74, 13 und 22–23; Sokrates 5,13,6.7; Consularia Constantinopolitana 388,2 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 245); Prosper Tiro 1191 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 462); Hydatius 17 (Chronica Minora MGH AA 11, S. 15); vgl. Paschoud Bd 2.2, 443. Zu diesen Angaben passt auch das Datum der in ep. 74,16 erwähnten Feier der makkabäischen Märtyrer, die immer am 1. August stattfand; Schneider, Ariane B., RAC 23(2010) s. v. Makkabäische Märtyrer, 1247–1248 und Thomassen 508. Seeck (1919) 275. In einer Konstitution vom 10. Oktober 388 hob Theodosius alle Urteile seines Gegners Maximus auf; CTh 15,14,7.
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selbst kurz in ep. e. c. 1,1 erwähnt, ist nicht bekannt. Da der Bischof von Aquileia Valerianus vor 393 an einem 26. November starb, ist die Vermutung naheliegend, dass Ambrosius bei der anstehenden Wahl eines neuen Bischofs den antiarianisch eingestellten Kleriker Chromatius unterstützte. Berücksichtigt man zudem die Reisedauer von Mailand nach Aquileia, dann hätte sich Ambrosius seit Anfang Dezember 388 in der Hafenstadt aufgehalten.91 Von der Entscheidung des Kaisers, den Bischof von Callinicum zu bestrafen, erfuhr Ambrosius erst in Aquileia. Dafür spricht die Aussage des Paulinus, dass sich der Bischof nicht rechtzeitig entfernen konnte.92 Nachdem Ambrosius in dieser Angelegenheit in nicht weiter bekannten Schreiben den Kaiser um dessen Gnade gebeten hatte (ep. 74,9), verfasste er noch in Aquileia ein Schreiben (ep. e. c. 1a),93 dessen Formulierungen er vor seiner Veröffentlichung an einigen Stellen überarbeitete und abmilderte (ep. 74). Angesichts der genannten Fakten ist ep. e. c. 1a Ende 388, wenn nicht erst Anfang 389 verfasst worden.94 Hintergrund/Gliederung/Intention: In Callinicum kam es zu heftigen Streitigkeiten zwischen Juden und Christen, deren Ursachen unklar bleiben.95 Schließlich zündeten die Christen auf Geheiß ihres Bischofs die örtliche Synagoge an. Die Juden strengten daraufhin ein Gerichtsverfahren an, über das der comes Orientis zu entscheiden hatte. Da er sich angesichts der angespannten Situation überfordert sah oder aufgrund entsprechender Erfahrungen eine Entscheidung nicht ohne Rückendeckung des Kaisers treffen wollte, machte er von seinem Recht Gebrauch, den Fall an den Kaiser weiterzuleiten,96 indem er eine relatio verfasste. Theodosius entschied 91
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Zu den Bischöfen Chromatius und Valerianus PCBE I 432–436 und II 2237–2239; vgl. Ruggini 200, Bruckert 248 ff. Bezüglich der Reisedauer s. orbis.stanford.edu; da Aquileia rund 380 km von Mailand entfernt liegt, könnte eine Reise fast 2 Wochen gedauert haben. Vgl. die Einleitung zu Ambrosius ep. e. c. 2 und 3. Ipse in tempore excurrere non potuerat Paulinus VA 22. Rauschen (533 ff.) vermutet aufgrund der Angabe hic in ep. 74,8 (Z. 106), dass sich Ambrosius bereits in Mailand befand; diese Angabe ist aber nicht als konkrete Ortsangabe aufzufassen, sondern könnte auch seiner Vorstellung entsprungen sein; vgl. Barth 66, Palanque 207, Mamone 38, Ruggini 200. Zur Datierung des Briefes Homes Dudden 371, Groß-Albenhausen 100 f., Nauroy (2002) 220 f. Barth (79) vermutete, dass die Christenverfolgungen im Perserreich, an denen Juden beteiligt waren, zu Unruhen in der Grenzstadt Callinicum führten. Doch gibt es für diese These keine Belege. Zum Verwaltungsablauf Ausbüttel (1998) 36 ff., vgl. Simon 226 f. McLynn (1994, 299 Anm. 27) nimmt an, dass der comes Orientis als Christ nicht wollte, dass der
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daraufhin, dass die Teilnehmer an der Brandstiftung bestraft werden sollten und der Bischof die Synagoge wieder aufbauen lassen müsste. Zu diesem Zweck wies er den comes Orientis an, eine gerichtliche Untersuchung (cognitio) durchzuführen und von sich aus, d. h. ohne erneuten Bericht an den Kaiser, das genaue Strafmaß festzulegen. Auf jeden Fall sollte er darauf dringen, dass die gestohlenen Weihegeschenke (donaria) zurückgegeben werden sollten (ep. 74,6.18.28). Diese Entscheidung traf Theodosius, ohne den betroffenen Ortsbischof in irgendeiner Form angehört zu haben, was er offensichtlich nicht für erforderlich hielt, weil das Verfahren noch nicht abgeschlossen war. Nun könnte man annehmen, dass im Gegensatz zum Kaiser Ambrosius mit seinem syrischen Amtskollegen in Kontakt stand und sich mit ihm über den Vorfall austauschte. Dies ist eher unwahrscheinlich, da seine Äußerung über das Verhalten des syrischen Bischofs, dessen Namen er nicht nennt und den er offensichtlich nicht kannte, sehr spekulativ gehalten ist (ep. 74,6). Auf jeden Fall waren die Beziehungen des Mailänder Bischofs zur Hofverwaltung so gut, dass er genau darüber informiert war, dass der Kaiser eine Entscheidung in der Angelegenheit getroffen, aber noch nicht abgeschickt hatte (ep. 74,9.31).97 Gleichzeitig bereitete Theodosius ein Urteil über Mönche vor, die aus Wut darüber, dass die Valentinianer ihnen bei einer Prozession den Weg versperrt hatten, einen Tempel dieser christlichen Sekte in Brand gesetzt hatten, der sich allerdings nicht in der Stadt, sondern auf dem Land in einem ruralis vicus befand (ep. 74,16).98 Wann genau die synagoga Iudaeorum und das Valentinianorum fanum angezündet wurden, ist der Mitteilung des Paulinus und auch den Briefen des Ambrosius nicht eindeutig zu entnehmen. Da die Übermittlung solcher Nachrichten aus der östlichen Reichshälfte Wochen, wenn nicht gar Monate dauerte, fanden die beiden Straftaten höchstwahrscheinlich schon wesentlich früher, vielleicht Anfang 388 statt.99 In seinem Schreiben an Theodosius nimmt Ambrosius Stellung zu der anstehenden Entscheidung des Kaisers. Sein Schreiben enthält eine Sammlung von Ratschlägen, die vor allem gegen eine Verurteilung des Bischofs von Callinicum sprechen. Um seine Vorgehensweise in einer nicht Fall vor den Prätorianerpräfekten kam, der kein Christ war; s. dagegen Gotter 133. 97 Vgl. sed huius praecepti tenor cum ad aures pervenisset venerabilis viri Ambrosii episcopi Paulinus VA 22. 98 Zur Lage des Tempels Thomassen 507 Anm. 61. 99 Ausbüttel (1998) 163–167; R. Duncan-Jones, Structure and scale in the Roman economy, Cambridge 1990, 18.
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einfachen Angelegenheit, mit der er sich den Vorwurf eines sacrilegium einhandeln konnte, zu rechtfertigen und zu untermauern, betont Ambrosius in der Einleitung die vom Kaiser gewährte Redefreiheit und das Recht und die Pflicht eines Bischofs, hinsichtlich des Wohlergehens des Herrschers im Sinne Gottes seine Meinung zu äußern (ep. 74,1–5).100 Sodann nimmt er mit verschiedenen Ratschlägen konkret Stellung. Er rät von einer Verurteilung seines Amtskollegen ab, weil er sich dann gegenüber seiner Gemeinde zum Märtyrer stilisieren und zum Sünder degradiert werden könnte. Ambrosius bietet sich schließlich selbst als Angeklagten an, da die Synagoge ein Ort sei, an dem Christus verleugnet werde, und die Synagoge in Mailand abgebrannt war (ep. 74,6–8). Ebenso kritisch sieht Ambrosius es, wenn der comes Orientis die Synagoge wiedererrichten lassen sollte, da sich die Juden dann als Sieger über die Christen fühlten; eine solche Maßnahme bliebe nicht ungestraft, wie das Bemühen um die Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem zeigte (ep. 74,9–12). Anschließend erinnert Ambrosius daran, dass die Zerstörung von domus praefectorum in Rom, der domus episcopi durch die Arianer in Konstantinopel und von ecclesiae basilicae durch Juden in Damascus, Gaza, Ascalon und Beirut und einer Kirche durch Juden und Heiden in Alexandria ungesühnt blieb. Nachdem er kurz anfragt, ob Mönche für die Brandstiftung an einem Tempel der Valentinianer bestraft werden sollen, erwähnt Ambrosius einen Christen, weil er einen heidnischen Altar zerstörte und nach seiner Verurteilung ein Martyrium erlitt (ep. 74,13–17). Mit Blick auf die Anweisungen, die der Kaiser dem comes Orientis für das Strafverfahren in Callinicum zu erteilen beabsichtigt, verweist Ambrosius darauf, dass die Juden, die sich nicht an die römischen Gesetze hielten, auf einmal durch diese geschützt würden (ep. 74,18–21). In dem letzten Drittel des Briefes spricht Ambrosius verschiedene Themen an. Er kommt auf die aktuelle politische Lage zu sprechen, indem er den Kaiser daran erinnert, dass er den Sieg über seinen Widersacher Maximus, der immerhin die Zerstörung einer Synagoge in Rom ahndete, der Unterstützung Gottes zu verdanken habe (ep. 74,22–23), und geht kurz auf das Gleichnis von Jesus und der Sünderin ein. Er merkt zum einen an, wie sehr er in der Schuld des Kaisers stehe, zum anderen verurteilt er erneut die Juden und erwähnt das Versammlungsverbot, das der Kaiser bezüglich der Valentinianer ausgesprochen hatte. Ferner verweist er auf die Hilfe, die Bischöfe in religiösen Fragen bieten können, obwohl der Kaiser Kleriker für die Ausübung der städtischen Dienstleistungen heranzieht, aber gegenüber 100 McLynn (1994, 300) hält dagegen die Einleitung für überflüssig. Aus Gründen der captatio benevolentiae in einer heiklen Angelegenheit und der von Ambrosius verfolgten Absicht ist sie indes sehr sinnvoll und wichtig; Groß-Albenhausen 103.
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seinen Gegnern Gnade walten lässt, und bittet schließlich darum, das Urteil zu überdenken und ihn im Palast anzuhören (ep. 74,24–33).101 Obwohl er selbst Statthalter gewesen war, ging es Ambrosius nicht darum, den Vorfall in Callinicum oder den Angriff auf die Valentinianer sachlich zu analysieren und juristisch abzuwägen.102 Der Brief enthält in beiden Fassungen verhältnismäßig wenige Informationen über die Vergehen der Christen in Callinicum und der Mönche gegenüber den Valentinianern. Die Hintergründe und Ursachen werden nur angedeutet; das gilt vor allem für die Zerstörung der Synagoge. Der Verlauf der Gerichtsverfahren bleibt größtenteils im Dunkeln. Das war letztlich gewollt, denn es war nicht die Absicht des Ambrosius hierüber detailliert zu informieren. Der vorliegende Brief war vielmehr hochpolitisch ausgerichtet. Dafür spricht die auf den ersten Blick verwirrende Ansammlung von Fakten und Argumenten. Mit ihr soll der Kaiser beeindruckt und davon überzeugt werden, ganz im Sinne und Interesse der Kirche zu handeln und folglich ein Vergehen gegen den erlaubten Kult der Juden zu tolerieren und damit eine Frage der Religion der staatlichen Ordnung überzuordnen.103 Begründet wird eine solche
101 Vgl. die ausführliche Analyse von Groß-Albenhausen 101–110 und Nauroy (2001) 228–233; immer noch instruktiv sind die Darlegungen von Barth 65–67, Dölger (1929) 55–57; vgl. Mamone 39–42, Paredi (1982) 30–32, Palanque 207–211, Baltrusch 386 ff. 102 Groß-Albenhausen 102; vgl. Nauroy (2001) 234, Gotter 145 f. 103 So auch Klein (1994) 115, vgl. Gotter 146 ff. Groß-Albenhausen (99) bemerkt zu Recht, dass in der Fachliteratur ein „peinliches Stillschweigen“ über die kritische Vorgehensweise des Ambrosius herrsche und seine drei Briefe zur Callinicum-Affäre nicht eingehend analysiert worden seien. Barth (65) hatte bereits angemerkt, dass das Verhalten des Mailänder Bischofs in der Angelegenheit Anlass zu „ernstlichstem Widerspruch“ und „entschiedenster Missbilligung“ biete. Kolb (1980,47) schreibt, dass Ambrosius’ Verhalten weder kirchenrechtlich noch moralisch zu rechtfertigen sei, da er in zynischer Manier den Vorfall zu bagatellisieren versuchte. Mamone (1924,42) bewunderte dagegen, wie der Bischof seinen Protest vortrug. Nauroy (2001, 235 ff. und 243 f.) betont, dass Ambrosius die Juden wie die Heiden und die Abweichler von der reinen christlichen Glaubenslehre angriff und sein Antisemitismus rein religiös war. Zur Rezeption von ep. 74 in der Fachliteratur Nauroy (2001) 218 ff., Baltrusch 383 ff. Zur toleranten Haltung des Theodosius gegenüber der wirtschaftlich starken Gruppe der Juden Klein (1994) 97 ff.; zum Verhältnis des römischen Staates zu den Juden Barth 68–83. Um die antijudaische Haltung des Ambrosius besser einschätzen und einordnen zu können, muss man bedenken, dass eine solche Haltung unter den damaligen Bischöfen durchaus verbreitet war; so lassen sich abfällige Äußerungen über Juden auch bei anderen Bischöfen seiner Zeit wie Zeno von Verona, Gaudentius von Brescia, Chromatius von Aquileia, Maximus von Turin und Petrus Chrysologus von Ravenna finden; Bruckert 173 ff., 238 ff., 286 ff., 356 ff., 514 ff.
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Haltung damit, dass, wenn der Kaiser ein Sohn der Kirche ist, sich der Bischof einbringen kann und muss.104 Ambrosius gerät dadurch allerdings in Widerspruch zu seinen eigenen Aussagen; denn in der fast gleichzeitig erschienenen Schrift de officiis ministrorum erklärt er: iustititia, quae sit bona custos iuris alieni et vindex proprietatis, suum cuique conservans.105 Hinsichtlich der Intention des Briefes ist zu bedenken, dass er an einigen Stellen geringfügig von ep. e. c. 1a abweicht mit Ausnahme seines Schlussteils. Die Sätze, in denen Ambrosius um eine Anhörung im Palast bittet, fehlen in ep. e. c. 1a.106 Wie wichtig ihm dieser Aspekt war, bestätigt Paulinus (VA 22). Nach seiner Darstellung soll Ambrosius gesagt haben, dass, wenn er nicht vom Kaiser angehört würde, er auch nicht würdig sei von Gott für ihn angehört zu werden und sogar bereit sei zu sterben, damit nicht durch seine Selbstverleugnung der Kaiser zum Sünder würde. Hierbei kann es sich jedoch um eine Übertreibung und Zuspitzung aus späterer Zeit handeln. Es fällt nämlich auf, dass ungeachtet der Bitte um eine Anhörung ep. 74 durch die geringfügigen Änderungen im Ton verbindlicher ausfällt.107 Offensichtlich hatte Ambrosius den Originalbrief, den er ohne die offizielle, höfliche Form der Anrede für den Kaiser an seine Schwester schickte, überarbeitet und nahm ihn in seine offizielle Briefsammlung auf, um sich als ein kompromiss- und gesprächsbereiter Verhandlungspartner des Kaisers zu präsentieren. Die Ereignisse von Callinicum dienten ihm als Mittel zum Zweck, boten sie ihm als Bischof von Mailand die Möglichkeit sich bei dem durch seinen Sieg über Maximus gestärkten Kaiser als umsichtiger, gut informierter und ständig besorgter Ratgeber (ep. 74,1) ins Gespräch zu bringen;108 denn Ambrosius musste damit rechnen, dass er bei Theodosius nicht wohlgelitten war, hatte er doch 381 mit seinen italischen Amtsbrüdern einen eigenen kirchenpolitischen Kurs verfolgt und dabei die 104 Nach Kolb (1980, 47) fordert Ambrosius „den Vorrang der causa religionis vor der disciplinae species, den Primat der kirchlichen Interessen gegenüber der öffentlichen Ordnung.“ 105 Ambrosius off. 2,49. 106 Zu den sprachlichen Änderungen s. Ambrosius ep. 74, 1.5.9.13.14.17–19.21.26.32.33. Liebeschuetz (111 ff.) begründet das Fehlen der Sätze am Briefende damit, dass Ambrosius vor einer Dramatisierung der Situation zurückschreckte. Nach Zelzer (1977,357) sind textliche Erweiterungen wie in ep. 74 bei Ambrosius nicht üblich, wie sich anhand der Trauerreden zeigen lässt. 107 Zelzer (1970) 351; (1983) 161 und (1987) 215. 108 Vgl. McLynn (1994) 302, 304; Nauroy (2001) 235 ff. Zudem ist zu überlegen, ob Ambrosius den Kaiser nicht auch in seiner Gesetzgebung beeinflussen wollte, wie es ihm bei Valens sowie Valentinian I. und Valentinian II. gelungen war; vgl. hierzu Watson (316 ff.) über christliche Einflüsse auf die Konzeption von Gesetzen in dieser Zeit.
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Ordination des vom Kaiser favorisierten Senators Nectarius als Bischof von Konstantinopel abgelehnt.109 Epistula extra collectionem 1 Thema: Bericht über den Gottesdienst, in dem Ambrosius Theodosius dazu brachte, das Strafverfahren gegen den Bischof von Callinicum aufzuheben Datierung: Wie Ambrosius selbst anmerkt, besuchte der Kaiser bald nach dem Erhalt von ep. 74(= ep. e. c. 1a) seinen Gottesdienst (ep. e. c. 1,1). Deshalb sprach er im Gottesdienst die in ep. 74,24 kurz erwähnte Salbung Jesu durch eine Sünderin nun ausführlich an. Am Ende des Briefes wird Timasius, der 389 Konsul war, noch als magister equitum et peditum bezeichnet (ep. e. c. 1,27).110 Dies spräche dafür, dass Ambrosius ganz am Ende des Jahres 388 oder gleich zu Beginn des Jahres 389 den Brief verfasste. Hintergrund/Gliederung/Intention: Der Bitte um Anhörung im Palast kam Theodosius nicht nach. Bischof und Kaiser begegneten sich daher in einem Gottesdienst.111 In dem Brief an seine Schwester übergeht Ambrosius geschickt diese Schmach (ep. e. c. 1,1) und referiert den Wortlaut seiner Predigt. In ihr befasste er sich in Anlehnung an den Propheten Jeremias mit dem Gewicht des Wortes eines Priesters und der Geschichte von Aarons Stab (ep. e. c. 1,2–4), mit der er verdeutlicht, dass ein Priester nicht davor zurückschrecken soll und darf, bittere Wahrheiten zu verkünden.112 Dann kommt Ambrosius auf das Gleichnis mit Jesus und der Sünderin zu sprechen (ep. e. c. 1,5–23). Dessen Auslegung ist der Situation entsprechend sehr politisch ausgerichtet, indem Ambrosius nicht hervorhebt, dass Jesus sich über Vorurteile hinwegsetzt und Sünden vergibt, sondern betont, dass die Kirche (ecclesia) mit der Sünderin gleichzusetzen sei, weil sie das wahre Wesen Jesus’ erkennt und sich ihm hingibt. Der Pharisäer Simon wird mit den Juden gleichgesetzt, weil er wie sie Jesus nicht verstehe und, wie insbesondere an Judas deutlich wird, den Kuss als Zeichen der Liebe nicht
109 Ambrosius ep. e. c. 4–6.8.9; Klein (1994) 110, Errington (Chiron 1997) 59, Leppin (2003) 80 ff. 110 Zu Timasius PLRE I 914–915; vgl. Rauschen 534. 111 Unklar bleibt, welche Kirche gemeint ist. Doch ist die Vermutung naheliegend, dass es sich um die damalige Hauptkirche S. Tecla gehandelt haben muss; zu dieser Kirche Haug 427 ff. 112 Zur Interpretation der Textstelle Schulz 215 ff.
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kenne (ep. e. c. 1,12.14.16.18.19.20.21). Wenn nun die Kirche und die Sünderin einander entsprechen, impliziert dies, dass, was Ambrosius nicht deutlich auszusprechen wagt, die Kirche bzw. Christen für Vergehen wie in Callinicum nicht belangt werden dürfen. Die Predigt schließt mit biblischen Hinweisen auf die Gnade Gottes, die den Juden bei ihrer Flucht aus Ägypten und die dem Hause Davids zuteilwurde, und der Bitte an Theodosius, die Kirche zu schützen (ep. e. c. 1, 24–26).113 Der Brief endet mit einem kurzen Bericht über die entscheidende Aussprache zwischen Bischof und Kaiser nach der Predigt. Theodosius sprach noch während des Gottesdienstes Ambrosius an, um sich zu vergewissern, ob der Bischof ihn mit seiner Predigt gemeint habe. Als Ambrosius seine Frage bejahte, erklärte ihm Theodosius, dass er seine Entscheidung über den Bischof von Callinicum, aber nicht über die Mönche revidiert habe. Als der Heermeister Timasius die Entscheidung über die Mönche rechtfertigen wollte, wies ihn Ambrosius zurecht, und erteilte dem Kaiser erst das Abendmahl, nachdem er nach anfänglichem Zögern zugesichert hatte, dem comes Orientis jede weitere gerichtliche Untersuchung (cognitio) zu untersagen (ep. e. c. 1, 27.28).114 In seiner Vita hat Paulinus die sich anschließende Unterredung mit dem Kaiser dramatisiert. Danach fühlte sich der Kaiser durch die Predigt angegriffen, erklärte aber, dass der Befehl gegen den Bischof von Callincum hart gewesen sei, die Mönche aber betraft werden müssten. Als ihm mehrere comites beipflichteten, wies Ambrosius sie zurecht und widerrief alle Beschlüsse (statuta), während Ambrosius in seinem Brief (ep. 1,27.28) nur von der Entscheidung über den Wiederaufbau der Synagoge, einem kurzen Gefecht mit dem Heermeister und der Aufhebung der cognitio gegen den comes Orientis spricht.115 Die Entscheidung über eine Bestrafung der Mönche stand wohl noch aus. Dass sich eine solche Begegnung für eine Dramatisierung anbot, ist naheliegend. Immerhin ging es um eine Machtprobe zwischen Bischof und Kaiser. Ob es dabei zu einem heftigen Wortgefecht im Altarraum kam, lässt sich nicht genau sagen, auch wenn die Zurechtweisung des Heermeisters ziemlich deutlich ausfiel.116 Da Ambrosius den Kaiser aber eine Weile warten ließ, dürften viele der anwesenden Besucher aufgrund der zeitlichen Verzögerung des Gottesdienstes und der in den damaligen Kirchen nicht 113 Zum Inhalt des Briefes McLynn (1994) 305 ff., Groß-Albenhausen 110–111. 114 Zum Ablauf der Ereignisse vgl. Barth 65 ff., Dölger (1929) 54 ff., Homes Dudden 372–376, Klein (1994) 115 ff. 115 Paulinus VA 23 und Ambrosius ep. e. c. 1,27. 116 McLynn (1994) 307.
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allzu großen räumlichen Distanz gemerkt haben, dass anders als gewohnt ein ernstes Gespräch stattfand.117 In dem Brief an seine Schwester feierte Ambrosius seine Begegnung als großen Erfolg, da alles nach seinem Wunsch geschehen sei (ep. e. c. 1, 28).118 Man wird davon ausgehen können, dass Theodosius die Forderungen des Ambrosius bzw. seine Zusagen umsetzte.119 Allerdings ist mit Recht zu bezweifeln, ob dadurch die religiösen Auseinandersetzungen in der Diözese Oriens beigelegt werden konnten. Gut fünf Jahre später sah sich Theodosius erneut gezwungen einzuschreiten. In einer Konstitution, die am 29. September 393 in Konstantinopel veröffentlicht wurde, untersagte er, Versammlungen der Iudaeorum secta zu verbieten und deren Synagogen zu zerstören und auszuplündern.120 Dies lässt wiederum die Vermutung zu, dass es sich bei den Ausschreitungen von Callinicum nicht um einen Einzelfall, sondern um den Teil eines größeren religionspolitischen Streites handelte. Allerdings dürften bei ihm die Valentinianer keine nennenswerte Rolle mehr gespielt haben. Die einst weit verbreitete Glaubensgemeinschaft wird seitdem nicht mehr erwähnt, was dafür spricht, dass sie entweder in der katholischen Kirche aufging oder ganz im Verborgenen lebte.121 Aber nicht weil er die Lage verkannte, was aufgrund der räumlichen Entfernung leicht zu entschuldigen wäre, ging der Kaiser damals auf Distanz zu Ambrosius, sondern aufgrund der Art und Weise, wie er intervenierte.122 In der genannten Konstitution sprach sich Theodosius eindeutig gegen ungesetzliche Maßnahmen im Namen der christlichen Religion aus. Auch wenn sich diese Äußerung nicht direkt auf Ambrosius beziehen lässt, so wird doch deutlich, dass der Kaiser antijudaische Urteile, wie sie der Mailänder Bischof fällte, nicht sonderlich schätzte und tolerierte. Angesichts dieser Sachlage kann man dem Kaiser nicht vorwerfen, dass er sich gegenüber dem Bischof allzu nachgiebig gezeigt hätte. In einer Situation, in der Ambrosius seine geistliche Position allzu sehr ausnutzte, war der Kaiser offensichtlich auf eine Deeskalation bedacht. Da er zudem nach seinem Sieg über Maximus 117 Vgl. McLynn (1994) 307. Zu bedenken ist ferner, dass die Auseinandersetzung gerade zu dem Zeitpunkt stattfand, als mit dem Ende des Wortgottesdienstes die nicht getauften Christen die Kirche verließen, weil sie nicht an der Eucharistiefeier teilnehmen durften, und sich daher nur noch sein Teil der Gemeinde in der Kirche aufhielt; vgl. Schmitz 359 ff. und 367. 118 Omnia itaque gesta sunt ex sententia Ambrosius ep. e. c. 1,28. 119 Homes Dudden (378) bemerkt sarkastisch: Thus fanatism triumphed. 120 CTh 16,8,9. Dieses Schreiben ist an den für diese Diözese zuständigen Heermeister gerichtet. Vgl. hierzu Noethlichs 37, 119. 121 Thomassen 508. 122 Vgl. Leppin (2003) 142 ff.
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seine Position in Italien festigen musste, gab er dem Bischof wohl nicht wegen seines Glaubens, sondern eher aus politischem Kalkül nach.123 Bald danach traf er eine Entscheidung, die Ambrosius empfindlich traf, weil sie seinem eigentlichen Ansinnen zuwiderlief: Der Kaiser gewährte ihm keine Audienz mehr.124 Der Mailänder Kirchenstreit
Epistula 75 Thema: Ablehnung eines Schiedsgerichts unter der Leitung des Arianers Auxentius und eines von Valentinian II. erlassenen Gesetzes, das die Arianer begünstigt Datierung: Als Anhaltspunkt für die Datierung dient das von Ambrosius genannte Gesetz, dessen Inhalt er allerdings nicht näher beschreibt (ep. 75,9–11; vgl. ep. 75a,25). Aufgrund der geschilderten Ereignisse dürfte es sich von den im Codex Theodosianus überlieferten Gesetzen um das Gesetz handeln, das einer Konstitution entnommen wurde, die Valentinian II. zusammen mit seinen Mitkaisers Theodosius und Arcadius in Mailand am 23. Januar 386 publizierte.125 Dieses Datum dient als terminus post quem für die Geschehnisse, die auch in ep. 75a (sermo contra Auxentium) angesprochen werden und im Frühjahr bzw. in der Osterzeit 386 stattfanden. Der vorliegende Brief und ep. 75a wurden also ungefähr ein Jahr nach ep. 76 verfasst. 123 Vgl. Homes Dudden 379, Palanque (1993) 219 ff., der von einem Sieg für Ambrosius spricht, Paredi (1960) 422, Kolb (1980) 48 und 63, Savon (1997) 250 ff. und Simon 126 und 228, dessen These, dass Theodosius vor Ambrosius kapitulierte und die bisherigen Gesetze gegenüber den Juden revidierte, die ganze Situation überinterpretiert. Nach Gotter (135) brach die Reichsverwaltung mit einem ehernen Prinzip, Gewalt, die sich gegen die bestehende Ordnung richtete, strikt zu ächten. Zur Forschungslage Klein (1994) 105 ff. 124 Ambrosius ep. e. c. 11,2. Die Berufung von Nichtchristen in Führungspositionen ist noch kein Indiz dafür, dass Theodosius über Ambrosius verärgert war; so Groß-Albenhausen 112. Vielmehr zeigte Theodosius gegenüber hochrangigen Vertretern der Heiden seine Wertschätzung; Klein (1994) 107, vgl. Palanque 221 ff., der von einer Eiszeit in dem Verhältnis zwischen Kaiser und Bischof spricht. Ob die Tatsache, dass Theodosius 392 den Aufschub von Todesurteilen ablehnte, wenn Vertreter der Kirche eingriffen, sich gegen Ambrosius richtete, ist ebenfalls fraglich; so Klein (1994) 112ff 125 CTh 16,1,4; Liebeschuetz 128 f.
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Hintergrund/Gliederung/Intention: Ambrosius hatte 385 verhindert, dass der arianisch orientierte Hof für seinen Gottesdienst eine Kirche benutzen durfte, die dem Mailänder Bischof unterstand.126 In dem eben erwähnten Gesetz traf daraufhin Valentinian II. die folgende Anordnung: Wir gewähren die Möglichkeit sich zu versammeln diesen, die, mit dem übereinstimmen, was in Zeiten des Constantius (II.) göttlichen Angedenkens auf dem Konzil von Rimini bestätigt, (auf dem Konzil) von Konstantinopel fortdauernd bis in die Ewigkeit beschlossen worden ist, nachdem Bischöfe aus dem gesamten römischen Erdkreis zusammengerufen worden sind und der Glaube auch gerade von denen dargelegt worden ist, die bekanntlich anderer Meinung sind. Wir ordnen an, dass auch ihnen das Recht zusteht zusammenzukommen; diese, die meinen, dass nur ihnen die Möglichkeit sich zu versammeln zuteil geworden sei, sollen wissen, dass sie, wenn sie wie die Urheber eines Aufstandes und einer Störung des Kirchenfriedens versuchen sollten, irgendwie Unruhe gegen das Gebot unseres Friedens zu stiften, sogar den Verrat mit ihrem Kopf und Blut büßen werden; nichtsdestoweniger erwartet die Strafe (auch) sie, die versuchen, gegen diese unsere Anordnung insgeheim oder heimlich um Gnade zu flehen.
In dem Gesetz gewährte Valentinian II. den Arianern die Versammlungsfreiheit (copia colligendi).127 Dieses Recht stellt an sich keine Besonderheit dar. Die Brisanz wird erst deutlich, wenn man den Hintergrund dieser Entscheidung bedenkt. Die Homöusianer fühlten sich zunächst 359 auf dem Konzil von Rimini, auf dem sie die Mehrheit der Bischöfe stellten, und dann 360 auf dem Konzil von Konstantinopel um die von ihnen seit dem Konzil von Nicaea 325 beanspruchte Meinungsführerschaft in der Glaubensfrage gebracht. Dieser „Schock von Rimini“ beflügelte die theologischen
126 S. hierzu ausführlich die Einleitung zu ep. 76. 127 In dem Text ist von einer copia colligendi und dem arbitrium conveniendi die Rede. Der erste Ausdruck meint das vom Kaiser gewährte Recht, der zweite das Recht bzw. den Anspruch eines Bürgers sich versammeln zu dürfen; vgl. M. S. Williams (2017) 250. Bereits in dem sogenannten Mailänder Toleranzedikt wird das Verb convenire für die Zusammenkünfte der Christen gewählt; Lactantius mort. pers. 48,7. Vgl. Nauroy (2003) 47–52. Bei dem Gesetz könnte es sich um das Gesetz gehandelt haben, dessen Abfassung der magister memoriae Benivolus wegen seiner engen Beziehung zur katholischen Glaubensrichtung verweigerte und aufgrund dessen er sein Amt niederlegte; Sozomenos 7,13,5–7; Rufinus 11,16. Mit Benivolus stand Ambrosius’ Amtskollege Gaudentius von Brescia in engem Kontakt; s. Einleitung S. 15 Anm. 150.
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Auseinandersetzungen in der darauffolgenden Zeit.128 Die Anhänger der fides Nicaena bzw. fides catholica, die in dem voliegenden Gesetzestext als Abweichler (qui dissentire noscuntur) bezeichnet werden, bekämpften so erfolgreich die Arianer, dass diese offensichtlich keine Möglichkeit hatten, sich zu versammeln und folglich ihre eigenen Gottesdienste abzuhalten. Zudem fehlte ihnen eine Versammlungsstätte bzw. ein Gotteshaus. Genau 25 Jahre nach dem Konzil von Konstantinopel sah sich daher Valentinian II. gezwungen, gegen das Fehlverhalten der Homöusianer einzuschreiten. Ihr Verhalten muss so fürchterlich gewesen sein, dass er sie seditionis auctores pacisque turbatae ecclesiae nannte und ihnen mit der Todesstrafe drohte und kein Pardon kannte, wenn jemand um Gnade bat. Ob der Kaiser dabei nur an Ambrosius und die Situation in Mailand dachte, ist dem Text nicht zu entnehmen.129 Immerhin spricht er von auctores. Außerdem enthält ep. 75 keine direkten Hinweise oder gar inhaltliche und sprachliche Anspielungen auf dieses Gesetz, vielmehr spricht Ambrosius unklar von leges und einer lex.130 Der vorliegende Brief beginnt, was nicht unüblich für Ambrosius ist,131 ohne Einleitung. Der Anrede des Kaisers folgt keine einführende Bemerkung, keine Höflichkeits- oder Ergebenheitsadresse. Stattdessen wird als erstes der Name eines nicht sehr bedeutenden Amtsträgers des Kaisers genannt, der Ambrosius aufforderte „Richter“ zu benennen wie sein arianischer Widersacher Auxentius. Geradezu unhöflich wirkt es, dass der kaiserliche Amtsträger keine Namen nennt, dass eine Verhandlung (certatio) initiiert wird, in der der Kaiser ein nicht näher spezifiziertes, aber wegweisendes Urteil in der Glaubensfrage sprechen will (ep. 75,1). Ambrosius reagierte, wie er es formulierte, angemessen (competenter), letztlich aber widerspenstig (contumax), indem er den noch sehr jungen Kaiser auf eine Entscheidung seines gleichnamigen Vaters hinwies, sich nicht in Fragen der Kirche und des Glaubens einzumischen, und betonte, dass Bischöfe in Glaubensfragen zu entscheiden und sich nichts von Laien zu sagen haben. Valentinian II. wird von Ambrosius geradezu abgekanzelt, indem er darauf hinweist, dass der Kaiser noch sehr jung und zudem nicht getauft sei (ep. 75,2–5). Dann greift Ambrosius das von Auxentius berufene „Schiedsgericht“ an. Der Hinweis auf die Anonymität seiner Mitglieder ist eher ein formaler Grund und nicht ausschlaggebend für die Ablehnung. Viel wichtiger ist 128 129 130 131
So Brennecke 36, der (5–56) ausführlich den Konzilsverlauf darlegt. So M. S. Williams (2017) 251. Vgl. Van Haeringen 234. Vgl. Ambrosius ep. 25, 30 und 73 sowie ep. e. c. 2, 3 und 6.
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hingegen die Behauptung, dass die arianischen Anhänger des Auxentius Ambrosius angeblich das Bischofsamt streitig machen wollen, in dem ihn einst Valentinian I. bestätigt hatte (ep. 75,6–8). Die nachfolgenden Ausführungen beinhalten sehr allgemein gehaltene Hinweise auf die Gesetzgebung Valentinians II. (ep. 75,9–11). Indem er einmal mehr unter Hintanstellung seiner Person die Bedeutung der Bischöfe in Glaubensfragen hervorhebt, lehnt Ambrosius die Berufung von Schiedsrichtern ab und attackiert gleichzeitig mögliche Machenschaften des Auxentius. Er unterstellt ihm, eine Synode einberufen zu wollen, und führt als Negativbeispiel das erneute Ringen um eine Glaubensformel auf der Synode von Rimini 359 an (ep. 75,12–16). Der letzte Abschnitt des Briefes befasst sich mit dem Verhältnis von Kaiser und Bischof. Dass er nicht ins Konsistorium gekommen sei, stilisiert Ambrosius zu einer Grundsatzfrage. Bischöfe und das Volk müssten ihn hierzu beauftragen und Glaubensfragen müssten in der Kirche besprochen werden. Außerdem bezieht sich Ambrosius auf eine eher vage formulierte Äußerung des Kaisers, nach der dieser ihn loswerden wollte. Indem er Valentinian II. zu einem Urteil über seine Person auffordert, begibt er sich zum Schein in dessen Hände, da er gleichzeitig darauf hinweist, dass das Verhalten des Kaisers inkonsequent sei, da alle Kirchen beschlagnahmt worden seien, er niemandem geschadet habe und nicht vor dem Konsistorium erscheinen werde (ep. 75,17–20). Ton und Inhalt des Briefes sind in keiner Weise versöhnlich gehalten. Daher stellt sich die Frage, was Ambrosius mit einem solchen Brief bezweckte. Der Vorschlag des Hofes zur Klärung der Streitfrage ein Schiedsgericht einzusetzen, für das die beiden Kontrahenten Richter ihrer Wahl nominierten, erscheint auf den ersten Blick ein einleuchtender, naheliegender und fairer Vorschlag zu sein. Aufgrund seiner Eloquenz und fundierten theologischen Kenntnisse hätte Ambrosius nichts zu befürchten gehabt und ihm zustimmen können. Die Tatsache, dass die theologische Kontroverse im Konsistorium ausgefochten werde sollte, rief bei Ambrosius jedoch Bedenken hervor, die er nicht näher benennt. Naheliegend ist, dass ihn ein ähnliches Verfahren, das 364 unter Valentinian I. in Mailand zwischen Hilarius von Poitiers und Auxentius, dem direkten Amtsvorgänger des Ambrosius, stattfand, abgeschreckt hat. In seiner Rede contra Arianos vel Auxentium Mediolanensem berichtet Hilarius, dass der Kaiser in einem edictum grave angeordnet habe, dass die Mailänder Kirche in Unruhe versetzt werde.132 Dass Valentinian I.
132 Hilarius contra Auxentium 7–8 und 13.
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eine solche Anordnung traf, erscheint indes wenig wahrscheinlich, da er schon zu Beginn seiner Regierungszeit erklärte, dass einem jeden die colendi libera facultas zustehe und er sich als Laie nicht in eine Glaubensfrage der Kirche einmischen wolle. Vielmehr versuchte er, obwohl er bereits getauft war, bei religiösen Differenzen eine Mittlerposition einzunehmen und setzte so die tolerante Politik seiner Vorgänger fort.133 Zudem war Valentinian I. wohl kaum daran interessiert, dass es in seiner Residenzstadt zu religiös motivierten Auseinandersetzungen kam. Eher dürfte das Edikt so formuliert gewesen sein, dass er sich strikt gegen solche Streitigkeiten aussprach und gleichzeitig beschwichtigen wollte, was auf Widerstand der Homöusianer stieß. Als Hilarius Valentinian I. darauf hinwies, dass Auxentius, obwohl er sich als episcopus ecclesiae catholicae bezeichnete, sich nicht eindeutig festlegen wolle, ein hostis Christi sei und einem anderen Glauben folge als der Kaiser und alle übrigen Personen, ließ Valentinian I. unter der Leitung des magister officiorum und quaestor sacri palatii ein Schiedsgericht zusammentreten, dem ungefähr zehn Bischöfe angehörten.134 Zuerst wurde Auxentius, dann Hilarius angehört. Dem Wunsch des Kaisers entsprechend bekannte sich dann Auxentius zum Beschluss von Nicaea, was Hilarius mitschreiben und die Mitschrift (libellus) Valentinian I. zukommen ließ. Auxentius’ differenzierte Darlegung seines Glaubens überzeugte den Kaiser, auf dessen Betreiben sich Hilarius schließlich gezwungen sah, Mailand zu verlassen. Bei Valentinian II., den er als Katechumenen bezeichnete, konnte sich Ambrosius ebenfalls nicht sicher sein, dass er, obwohl er seine Gottesauffassung teilte, sich aufgrund seines jugendlichen Alters nicht so nachgiebig verhielt wie sein Vater. Wie schwach der Kaiser war, war im Sommer 385 offenbar geworden, als Ambrosius in den Palast gebeten und im Konsistorium aufgefordert wurde, eine Basilika den Arianern zu überlassen. Nach dieser Unterredung wurde ihm nachgesagt, dass er sich als Bischof nicht standhaft gezeigt und das Volk aufgewiegelt habe (ep. 75a,29). Außerdem musste Ambrosius befürchten, dass die Arianer gegen ihn am Hofe genauso unnachgiebig auftraten, wie er seinerseits 381 auf dem Konzil von Aquileia gegen arianische Bischöfe aufgetreten war.135 Weitere Gründe für das kompomisslose Verhalten des Ambrosius sind ep. 75a zu entnehmen. 133 CTh 9,16,9; Sozomenos 6,7,2; Ammianus 30,9,5; vgl. Nagl, Assunta RE VII A,2 (1948) s. v. Valentinianus I., 2198–2202; Lizzi Testa (2009) 57 ff. und Hunt 73 f. und 79, der auf Ambrosius ep. e. c. 7,2 verweist, wonach in religiösen Fragen ein Bischof nicht den Entscheidungen eines profanus iudex unterlag. 134 Zur Rolle des magister officiorum Clauss 90 ff. 135 S. Einleitung zu Ambrosius ep. e. c. 4.
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Epistula 75a Thema: Übergabe einer Kirche an die Arianer unter der Führung des Auxentius Datierung: Der Brief schließt inhaltlich an ep. 75 an, was gleich in seinem ersten Kapitel (ep. 75a,1) deutlich wird. In ihm greift Ambrosius die in ep. 75,18 erwähnte Ausweisung durch den Kaiser auf. Die weiteren inhaltlichen Übereinstimmungen mit ep. 75 (ep. 75,1.6.17–19 und ep. 75a,1.3.6.26), unter ihnen der Hinweis auf das Schiedsgericht mit Auxentius, sind deshalb kein ausreichendes Argument dafür, die zeitliche Reihenfolge der Briefe umzudrehen.136 Die in ep. 75a,8.19 zitierte Lesung wurde wahrscheinlich am Palmsonntag (29. März) gehalten, sodass Ambrosius das Schreiben bzw. seinen sermo contra Auxentium nach Ostern 386 verfasste.137 Hintergrund/Gliederung/Intention: Der Tribun und Notar Dalmatius hatte Valentinian II. berichtet, dass Ambrosius eine Teilnahme an dem geplanten Schiedsgericht und somit an der certatio im Konsistorium ablehnte (ep. 75,1–3). Da die Erwiderung auf Dalmatius’ Vorschlag mündlich erfolgt war und Ambrosius davon ausgehen musste, dass nicht alles wahrheitsgemäß und in seinem Sinne oder seiner Absicht entsprechend wiedergegeben wurde, entschloss er sich zu einer schriftlichen Antwort.138 Diese erfolgte in Form einer Rede, die er vor seiner Gemeinde über die Bedrohung durch die Arianer, insbesondere durch Auxentius hielt. Ihren Charakter als offizielle Antwort an den Kaiser erhielt die Rede durch die der Überschrift vorangestellte Bemerkung, dass es sich um ein Schreiben (libellus) an den Kaiser Valentinian II. handele, was wiederum ihre Aufnahme in die Briefsammlung erklärt.139 Aufgrund der Vorbemerkung lässt sich auch erklären, warum eine Anrede im Dativ gleich zu Beginn der Rede fehlt. Das Pronomen vos, das als zweites 136 Vgl. Gottlieb (1985) 45 ff. Sein Argument, dass in ep. 75a der Brief an Valentinian II. nicht erwähnt wird, wird durch die inhaltlichen Überschneidungen widerlegt. Zudem ist der sermo contra Auxentium ebenfalls Teil eines Schreibens; vgl. Van Haeringen 32 f., Lanéry 135 f. 137 Barnes (2000) 288 ff.; vgl. McLynn (1994) 186, Lizzi Testa (2009) 41. Die Ausführungen von Van Haeringen (240), dass bei Jesus’ Einzug in Jerusalem nicht nur Zweige, sondern auch Kleider auf den Weg gelegt wurden, tragen letztlich nicht zur Klärung der Datierung bei. 138 Vgl. McLynn (1994) 203 f. 139 Liebeschuetz 143.
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Wort gesetzt ist, und der Hinweis auf ein imperiale mandatum (ep. 75a,1) sind weitere Belege dafür, dass der Kaiser gemeint ist und sich die Schrift an ihn richtete. In den ersten Abschnitten stellt Ambrosius eindeutig klar, dass er keineswegs bereit sei, seine Kirche in Mailand zu verlassen (ep. 75a,1–2) und das von Soldaten umstellte Kirchengebäude und die Kirchengefäße den Arianern zu übergeben (ep. 75a,3–5). Er betont seine Bereitschaft zu kämpfen und wie die Apostel den Willen des Herrn zu erfüllen (ep. 75a,6–9). Nachdem er erwähnt hat, dass ein Blinder trotz der Bewachung durch Soldaten unbemerkt in das Innere der Kirche gelangte (ep. 75a,10), erzählt Ambrosius, nicht ohne die ihm widerfahrenen Drangsalierungen anzusprechen, wie Elischa, obwohl von Feinden umringt, gerettet wurde, Petrus bereitwillig sein Martyrium auf sich nahm und Naboth sich weigerte, seinen Weinberg ohne Weiteres seinem König zu übereignen und Jesus den Tempel säuberte (ep. 75a,11–21). Diese Hinweise dienen dazu, seine Positionen theologisch zu untermauern und zu rechtfertigen, ehe er dazu übergeht seinen Kontrahenten Auxentius, die Gottesvorstellungen der Arianer und das geplante Schiedsgericht zu attackieren (ep. 75a,22–28) und sein eigenes Verhalten in der Auseinandersetzung mit dem kaiserlichen Hof vor knapp einem Jahr zu rechtfertigen (ep. 75a,29–30).140 Der letzte Teil der Schrift ist dem Verhältnis von Kaiser und Kirche gewidmet. Da Jesus dazu aufforderte, Steuern zu zahlen, kommt Ambrosius seinen weltlichen Verpflichtungen nach, betont aber, dass die Kirche Gott gehöre und letztlich der Kaiser nicht über, sondern in der Kirche stehe (ep. 75a,31–36). Abschließend wendet sich Ambrosius entschieden gegen die Absicht seines Widersachers Auxentius, die getauften Homöusianer noch einmal taufen zu lassen (ep. 75a,37). Die vorliegende Rede folgt keinem systematischen Aufbau. Es fehlen eine Einleitung (exordium), eine Darlegung des Sachverhaltes (narratio), eine darauf ausgerichtete Beweisführung (argumentatio) und ein Schlussappell (peroratio), der den zugespitzten Gedankengang dem Zuhörer einprägen soll. Ambrosius’ Rede ist eine Kampfansage, eine Drohung, die zum einen die Arianer diffamiert, zum anderen dem Kaiser die starke und machtvolle Position seines Mailänder Bischofs verdeutlichen soll.141 140 Eine ausführliche Zusammenfassung bei McLynn (1994) 203–206; vgl. Testard 199–202, Dirschlmayer (2012) 184–186. 141 Wenn auch der Anfang der Rede mit der 4. Catilinarischen Rede Ciceros übereinstimmt, unterscheiden sich beide Reden in ihrem Aufbau. Dass Ambrosius beim Verfassen seines Textes an diese Rede dachte, könnte dafür sprechen, dass er seine Situation mit der Ciceros verglich: So wie dieser als Konsul die Republik gegen
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Auxentius wird in der Rede nicht nur übel beschimpft, indem ihn Ambrosius als Scheusal (portentum), als gottlos, als als Wolf verkleideter Menschen bezeichnet (ep. 75a,17.22), sondern ihm werden auch Verbrechen unterstellt, die er unmöglich begangen hat bzw. begehen konnte. So behauptet Ambrosius, dass Auxentius mit einem Schwert und Sakrileg ganze Völker auslösche, mit blutbeflecktem Mund und blutverschmierten Händen die Herausgabe der Basilika verlange, aufgrund seiner Unterschrift das Blut vieler Menschen vergieße, mit Schwert und Beil Menschen aus dem Tempel vertreibe und blutrünstige Gesetze (cruentae leges) verfasse und alle Katholiken umtaufen wolle (ep. 75a,17.22–24.37). Da der Bischof zudem noch die gegen biblische Vorgaben verstoßene Qualifikation der Schiedsrichter und die einseitige Instruierung des Kaisers durch Auxentius (ep. 75a,25–26.29) herausstellt, ist aufgrund solcher Schmähungen nicht mehr an ein vernünftiges „Religionsgespräch“ (certatio) zu denken. Die scharfe Reaktion des Mailänder Bischofs kann man damit erklären, dass seine Kirche (ecclesia, nicht basilica) von Soldaten umstellt war (ep. 75a,4) und ihm vorgeworfen wurde, Vermögen der Kirche verschwendet und mit dem Hymnengesang das Volk getäuscht zu haben (ep. 75a,33.34). Zudem konnte Ambrosius, der zuvor schon eine Aufhebung des Gesetzes als Voraussetzung für eine Diskussion gefordert hatte (ep. 75,16), aufgrund der harten Bestimmungen in der Konstitution Valentinians II. nicht mit einem Entgegenkommen am Hofe rechnen. Wenn Ambrosius „gesiegt“ hätte, hätte Valentinian II. seine Bestimmungen widerrufen müssen, was unwahrscheinlich gewesen wäre. Überhaupt hatten der Kaiser und seine Berater die Reihenfolge falsch gewählt: Eine „Anhörung“ zur Frage der Nutzung von Kirchen durch Arianer hätte vor dem Erlass eines solchen Gesetzes stattfinden müssen, auch wenn aufgrund der konsequenten Haltung des Ambrosius die Erfolgsaussichten gering einzuschätzen gewesen wären. Letztlich stellt sich die Frage, warum Ambrosius mit einer Rede oder einem Brief nicht den Kaiser, dessen Mutter und ihren Hofstaat attackierte. Zwar erklärt er am Ende seines sermo sehr deutlich, dass Valentinian II. als Sohn der Kirche nicht über der Kirche stehe, was eine deutliche, wagemutige Herausforderung war, er greift aber den Kaiser nicht in derselben Weise wie Auxentius an. Eine solche Vorgehensweise wäre zu riskant gewesen, zumal der Mailänder Bischof sich ganz im Sinne von Jesus’ Forderung dazu bekennt, die staatliche Ordnung anzuerkennen. Ambrosius zog es daher aus taktischen Gründen vor, Auxentius und die Arianer, obwohl sie keine kon-
innere Feinde verteidigte, so verteidigte er als rechtgläubiger Bischof seine Kirche gegen Übergriffe von Häretikern; vgl. Testard 208 f., Lanéry 137 f.
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kurrierende „Gemeinde“ in Mailand bildeten, als eine große Bedrohung für seine Kirche darzustellen. So konnte er sich als ein athleta präsentieren, der für seine Kirche kämpft (ep. 75a,6),142 und auf diese Weise das Kirchenvolk viel besser für sich gewinnen, ohne als „Rebell“ dazustehen.143 Epistula 76 Thema: Bericht über die Auseinandersetzungen zwischen Ambrosius und Valentinian II. bei der Übergabe der basilica nova für den Ostergottesdienst Datierung: Die Ereignisse spielten sich in der Passionszeit zwischen dem Freitag vor Palmsonntag bis Karfreitag ab. Für eine solche zeitliche Einordnung sprechen die Unterweisung der Täuflinge (competentes) und die Lesung aus Hiob am Mittwoch in der Karwoche.144 In der Forschung ist umstritten, ob die Ereignisse in das Jahr 385 oder 386 fallen, denn der Brief enthält keine konkreten Anhaltspunkte für ein bestimmtes Jahr. Wenn der Brief wie ep. 75 und 75a im Jahr 386 verfasst worden sein sollte, dann läge eine dichte zeitliche Abfolge der in allen drei Briefen geschilderten Ereignisse vor. Ambrosius hätte sich innerhalb von knapp vier Monaten gegen die Gesetzgebung des Kaisers, gegen den arianischen „Gegenbischof“ Auxentius und die Übergabe einer Basilika gewehrt. Zudem ergibt sich eine zeitliche Überschneidung. Die in ep. 75a,19 erwähnte Lesung bezieht sich wie die in ep. 75,4.5 beschriebenen Ereignisse auf Palmsonntag, d. h., in zwei Briefen würden, wenn man sie in das Jahr 386 datierte, Geschehnisse geschildert, die sich an ein und demselben Tag abspielten.145 Bei den in ep. 76 geschilderten Wortgefechten zwischen den kaiserlichen Amtsträgern und dem Bischof fällt auf, dass mit keinem Wort die in ep. 75 und 75a geschilderten Ereignisse und die Gesetzgebung des Kaisers erwähnt 142 143 144 145
Vgl. Nauroy (2003) 60 M. S. Williams (2017) 258 und (2018) 362 ff. Schmitz 41 ff., 327 ff., 339 ff. S. hierzu Nauroy (2003) 69,133 f. Das Argument, dass die in ep. 75a,19 erwähnte Lesung nicht auf Ambrosius’ Anordnung, sondern zufällig vorgetragen wurde, reicht nicht aus um die vorgeschlagene Datierung zu widerlegen. Entscheidend ist nicht, wie die Lesung zustande kam, sondern an welchem Tag sie stattfand. Die Textstelle zeigt, wie Schmitz (327) darlegt, dass der Bischof das Recht besaß, zu bestimmten Anlässen die passende Perikope auszuwählen. Folglich gab es noch keine auch für den Bischof verbindliche Perikopenordnung.
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werden und überhaupt nicht der Name des Auxentius fällt, was angesichts der religiösen Streitfrage zu erwarten wäre. Wenn man ep. 76 in das Jahr 385 datiert, erscheint dagegen der Ablauf der Ereignisse in sich logischer: Nachdem Ambrosius die Übergabe einer Basilika erfolgreich verhindert hatte, wurde er in das Konsistorium gebeten, wo der Anspruch des Kaisers erneut zur Sprache kam (ep. 75a,29.30). Als Valentinian II. sich erneut nicht durchsetzen konnte, erließ er ein Gesetz und versuchte außerdem Ambrosius’ Stellung durch die Berufung eines theologischen Gegners und die Einladung zu einem Streitgespräch zu schwächen (ep. 75).146 Wenn nun ep. 76 ein Jahr vor ep. 75 und 75a verfasst wurde, dann ergibt eine Bemerkung am Ende des Briefes mehr Sinn: Ambrosius prophezeite seiner Schwester Marcellina, dass weiterhin graviores motus futuri zu erwarten seien (ep. 76.27). Mag er diese Bemerkung auch erst bei der Herausgabe seiner Briefe eingefügt haben, so konnte er mit ihr seine politische Weitsicht beweisen. Hintergrund/Gliederung/Intention: Verglichen mit anderen Briefen gibt Ambrosius in dem vorliegenden Brief seiner Schwester Marcellina, die sich offensichtlich nicht in Mailand aufhielt, aber um die dortige kirchenpolitische Entwicklung sehr besorgt war (ep. 76,1), einen detaillierten Bericht über den Ablauf der Ereignisse (ep. 76,2–26). Der Bericht wird lediglich unterbrochen durch die Wiedergabe seiner Predigt über Hiob (ep. 76,14–18 und 20–21) und seine Ausführungen zu dem Buch Jona (ep. 76,25). Der Brief endet mit einer nicht günstigen Prognose für den weiteren Verlauf, die er an der Reaktion des Kaisers Valentinian II. und dessen Oberkammerherrn Calligonus festmacht (ep. 76,27.28).147 Folgt man Ambrosius’ Darstellung, forderten ihn Mitglieder des Konsistoriums auf, neben der basilica Portiana die Hauptkirche Mailands, die basilica nova, dem Kaiser und seinem Gefolge für den Gottesdienst in der Passionszeit zur Verfügung zu stellen. Als Ambrosius dieses Ansinnen ablehnte, gingen decani in die basilica Portiana, um dort Tücher für den festlichen Gottesdienst aufzuhängen. Zudem entführten Angehörige der Gemeinde einen arianischen Priester namens Castulus. Der kaiserliche
146 Zur Datierungsfrage jetzt ausführlich M. S. Williams (2017) 231 ff., Barnes (2000) 289 ff. mit einem Überblick des Forschungsstandes; vgl. dagegen Liebeschuetz 126–134, Nauroy (2003) 52–54, 68–78,83–89,129–134, der Barnes’ Argumente nicht kennt, und Gottlieb (1985) 43 ff. Die Lesung über Hiob sind für Van Haeringen (233 f.) kein sicheres Datierungskriterium. 147 Eine ausführliche Zusammenfassung bei McLynn (1994) 187–196; vgl. Dirschlmayer 2012,186–187.
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Hof reagierte umgehend und sprach harte Strafen vor allem gegen die Mitglieder des Vereins der mercatores/negotiatores aus, gleichzeitig rief er verschiedene Offizialen der Hofverwaltung zur Zurückhaltung auf (ep. 76,1–7). Nun forderten Comites und Tribune Ambrosius erneut zur Übergabe auf. Als er seine ablehnende Haltung nicht änderte, umstellten Soldaten, unter ihnen auch Angehörige der gotischen Einheiten, die basilica nova, während Ambrosius aufgefordert wurde, das Volk zu beschwichtigen. Die Soldaten ließen indes Menschen in die basilica nova, während sich Ambrosius in der basilica vetus aufhielt und predigte. Erneut wurde Ambrosius vergeblich aufgefordert, die basilica nova zu übergeben, unter anderem von einem notarius des Kaisers. Während Ambrosius sich den ganzen Tag in der basilica vetus befand, drohte die Situation zu eskalieren, als Kinder die abgehängten Vorhänge zerrissen. Da befahl Valentinian II. seinen Soldaten sich von der Basilika zurückzuziehen und nahm die verhängten Strafen zurück (ep. 76,8–13. 19–26). Über diese Auseinandersetzung zwischen Ambrosius und Valentinian II. berichten andere Autoren nur in aller Kürze, sodass sie wenig dazu beitragen die genannten Fakten näher zu beleuchten, zumal sie nicht genau zwischen den in den Briefen ep. 75, 75a und 76 genannten Ereignissen unterscheiden. Gemeinsam ist allen Darstellungen, dass Justina als die treibende Kraft dargestellt wird, was Ambrosius eher nur andeutet; als seinen Gegner nennt er den Kaiser und seine Amtsträger. In der Tat dürfte Justina eher aus der Distanz gewirkt und sich auf untergeordnete Amtsträger am Hofe gestützt haben.148 Nach Rufinus schickte Justina Soldaten los, die eine nicht näher bezeichnete Kirche besetzten, indem sie die Türen aufbrachen und die Priester abführten, die anschließend in die Verbannung geschickt wurden.149
148 Augustinus und Gaudentius von Brescia dürften Augen- bzw. Zeitzeugen der Ereignisse gewesen sein. Gaudentius stand in Brescia in engem Kontakt mit dem magister memoriae Benivolus, der sich weigerte ein Gesetz im Sinne der Arianer zu verfassen; Augustinus conf. 9,7,15; Gaudentius Brix. Tractatus, praef. ad Benivolum 5–6 (CSEL 68, S. 3–4). Den Ereignissen standen zeitlich Paulinus von Mailand (VA 13–16) und Rufinus von Aquileia (HE 11,15) nahe, die sie wie Sozomenos (7,13) und Sokrates (5,11) in verdichteter Form referieren. Von den heidnischen Historikern berichtet keiner über den Mailänder Kirchenstreit. Zur Quellenlage ausführlich Nauroy (2009) 242–253; vgl. M. S. Williams (2018) 349 ff. und McLynn (1994) 171 f. Zu Augustinus’ Bericht Fuhrer (2012) 363–365. Das negative Bild Justinas in den literarischen Quellen hat Dirschlmayer (2015, 68–81) kritisch untersucht. 149 Rufinus 11,15; vgl. Sokrates 5,11. Nach Sozomenos 7,13,4 soll auch Ambrosius fortgeschleppt worden sein, seine Anhänger sollen ihn aber verteidigt haben. Wie Theodoretos (HE 5,13) berichtet, weigerte sich Ambrosius vor das Tor der Kirche zu
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Paulinus schreibt dagegen, dass bewaffnete Soldaten versuchten in die basilica Portiana einzudringen, niemanden aus der Kirche herausließen, aber jeden, der sie betreten wollte, hereinließen. Das signalisierten sie, indem sie ihre Schilde umdrehten.150 Den Bemerkungen des Rufinus und Augustinus ist eine weitere zusätzliche Information zu unternehmen: Nach ihr fastete und betete Ambrosius mit seinen Anhängern in einer Kirche.151 Die eigentlichen Gründe für den Kirchenstreit werden auch von Ambrosius nicht näher erläutert und schon gar nicht eingehend analysiert. Um besser einschätzen zu können, worum es sich bei dieser Auseinandersetzung drehte, ist es wichtig zu wissen, dass es nicht um die Gründung einer arianischen Gemeinde ging, die die Kirchengemeinde Mailands gespalten hätte. Vielmehr ging es darum, dass der arianisch gesinnte Hof eine oder auch zwei Basiliken für einen eigenen Gottesdienst während der für alle Christen wichtigen Osterzeit nutzen wollte. Da Ambrosius schon immer vehement für die Glaubensrichtung von Nicaea eingetreten war, wollte der Hof sicherlich seine Gottesdienste ohne ihn mit seinen eigenen Priestern feiern. Ambrosius wertete dies aber als einen nicht hinnehmbaren Eingriff in seine Befugnisse. Außerdem hätte ein Zugeständnis seine theologische Glaubwürdigkeit erschüttert.152 In dem vorliegenden Brief inszenierte Ambrosius sich als eine Person, die sehr darauf bedacht war, dass die Situation nicht eskalierte und dass es zu keinem Blutvergießen kam, weswegen er sich sofort für die Rettung des Arianers Castulus einsetzte (ep. 76,5.9). Zu diesem Bild passt, dass er sich vorwiegend in der Kirche aufhielt und seinen seelsorgerischen Verpflichtungen nachkam. Die Predigt diente ihm dazu, sich selbst als leidgeprüften Menschen darzustellen (ep. 76,13 ff.). Trotzdem ist und blieb er die Hauptperson, die immer wieder von Vertretern des Kaisers angespro-
kommen. Zur Rezeption von Rufinus’ Darstellung durch Sozomenos und Sokrates Nauroy (2009) 249 f. 150 Paulinus VA 13. 151 Rufinus 11,16; Augustinus conf. 9,7,15. Unter den Anhängern befand sich Augustinus’ Mutter Monnica. 152 Vgl. M. S. Williams (2017) 226 ff., McLynn (1994) 174. Liebeschuetz (125 f.) verweist zu Recht auf die unzureichende und lückenhafte Quellenlage, die durch Ambrosius’ Briefe keine geschlossene und umfassende Darstellung erfährt. Der hier geschilderte Kirchenstreit war kein singuläres Phänomen und betraf nicht nur Mailand. Auch andernorts gab es im Laufe des 4. Jh.s Streitigkeiten zwischen den Anhängern der arianischen (homöischen) oder nizänischen Glaubensrichtung über die Zuweisung bzw. Übergabe von Kirchen; s. z. B. Sozomenos 6,12,5–6 und 7,5,5–7, Athanasios hist. Ar. 54,1–4.
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chen und aufgefordert wurde, das Volk zu beschwichtigen (ep. 76,5.10). In den Gesprächen betonte er, dass er ein gehorsamer Untertan des Kaisers sei, für ihn sogar eine wichtige Mission erfüllt habe, aber aufgrund des biblisch belegten Grundsatzes, dass der Kaiser nur auf weltliche und nicht auf kirchliche Dinge einen Anspruch habe, die Kirche ihm nicht überlassen dürfe (ep. 76,14.19.23). Wie Ambrosius das ganze Geschehen dominierte, sollen seine beiden Abschlussbemerkungen zeigen: das wohl nachträglich eingefügte Wortgefecht mit dem Oberkammerherrn Calligonus sowie die Äußerung Valentinians II., der zufolge er befürchtete auf Befehl des Bischofs gefangengenommen zu werden, falls er die Kirche betreten sollte (ep. 76,27.28). Diese Bemerkung spricht dafür, dass Ambrosius am Hofe des Kaisers Anhänger hatte, die ihm Dinge zutrugen, die dem Image eines Kaisers abträglich waren. Gleichzeitig verdeutlicht der Ausspruch des Kaisers, welch wichtige Rolle die Soldaten in dem Basilikenstreit spielten. Sie waren nicht nur Heiden oder überzeugte Arianer, sondern standen dem katholischen Glauben so nahe, dass Ambrosius’ Drohung, sie vom communionis consortium, dem Höhepunkt des Gottesdienstes, auszuschließen, sie emotional traf. Überhaupt hatten die Soldaten wenig Verständnis für die vom Kaiserhof getroffenen Maßnahmen. Sie ließen zu, dass sich die umstellte Basilika mit Anhängern des Ambrosius füllte, und waren durchaus gewillt, sich der Kirchengemeinde des Ambrosius anzuschließen. Die Vorstellung, dass der Konflikt zwischen Kaiser und Volk sie zwingen könnte, gewaltsam einzuschreiten, belastete sie sehr. Überaus erleichtert verkündeten sie daher, dass der Kaiser seine Anordnungen zurückgezogen habe (ep. 76,11.13.26). Der Ausspruch Valentinians II., der ohnehin Mailand bereits verlassen haben dürfte,153 ist somit ein Indiz dafür, dass er sich auf seine Soldaten nicht mehr ganz verlassen und sich in seiner Residenzstadt nicht ohne Risiko der Bevölkerung zeigen konnte.154 Dass Valentinians II. Soldaten nicht einer bestimmten christlichen Glaubensrichtung folgten, spricht erst recht gegen einen „Glaubenskampf“. Letztlich ging es dem Kaiser und Ambrosius darum, ihre Macht zu demonstrieren.155 Deutlich wird dies in Ambrosius’ Bemerkung: ad imperatorem
153 Das vermutet McLynn (1994,196) unter Verweis auf ein am 20. April 386 in Aquileia publiziertes Gesetz; CTh 13,5,17 154 Vgl. M. S. Williams (2017) 244 ff. 155 Eine ähnliche Schlussfolgerung zieht auch M. S. Williams (2017, 247 ff.), wenn er schreibt: crisis was understood as a battle of wills.
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palatia pertinent, ad sacerdotem ecclesiae (ep. 76,19), mit der er einmal mehr die unabhängige Position des Bischofs gegenüber dem Kaiser betonte. Epistula 77 Thema: Entdeckung und Überführung der Gebeine der Märtyrer Gervasius und Protasius Datierung: Deren translatio reliquiarum bzw. martyrum depositio fand nach dem martyrologium Romanum am 19. Juni statt.156 Nach den Angaben im Brief (ep. 77,2.14) wurden die Reliquien am 17. Juni entdeckt, da sie an diesem Tag abends in die basilica Faustae, am folgenden Tag in die basilica Ambrosiana gebracht wurden, in der dann ein Tag später die martyrum depositio stattfand. Da diese Ereignisse in die Endphase des Mailänder Kirchenstreits fielen, dürfte Ambrosius den Brief im Sommer 386 geschrieben haben.157 Hintergrund/Gliederung/Intention: Die in dem vorliegenden Brief angesprochenen Ereignisse hatten eine große Auswirkung auf das religiöse Leben der christlichen Gemeinde in Mailand und werden deshalb auch von Weggefährten des Bischofs erwähnt. Ihre und seine Darlegungen gewähren einen interessanten Einblick in die Entwicklung und Ausgestaltung des Märtyrerkults in Italien, insbesondere in Mailand.158 Bei der Bevölkerung herrschte damals eine große Sehnsucht, der verschiedenen Heiligen an ihren Grabstätten mit einem Erinnerungsmahl zu gedenken. Weil solche Feiern zu sehr an heidnische Riten erinnerten, 156 S. hierzu die Anmerkung in der Textausgabe von Zelzer 140. 157 Vgl. Paulinus VA 15; Zelzer XXXIV; M. S. Williams (2017) 289. 158 Augustinus conf. 9,7,16 und civ. 22,8,2; Gaudentius von Brescia sermo 17 (CSEL 68, S. 144), Paulinus VA 14; vgl. Paulinus von Nola ep. 32,17 (CSEL 29, S. 293). Lanéry (41–43) bemerkt, dass Augustinus ohne größere Anteilnahme die inventio der beiden Märtyrer erwähnt. Augustinus schrieb 412/413 oder 422 in einem Brief an Paulinus, den ehemaligen Sekretär des Ambrosius, dass Ambrosius im hohen Alter quaedam de martyribus conscripta verfasste, die er mit Freude gelesen habe und die Tatsachen enthielten, die man nicht in den publica gesta nachlesen könne; Augustinus ep. 29*,2,1 (CSEL 88, S. 138). Ob Augustinus damit die von Ambrosius verfasste ep. 77 und/oder andere Schreiben gemeint hat, lässt sich nicht mehr feststellen. In einem gefälschten Brief des Ambrosius, der auch in griechischer Übersetzung vorliegt, werden die Ereignisse so dargestellt, dass der Apostel Paulus den Bischof auf die Grabstätte der beiden Märtyrer hinwies und Ambrosius sie im Beisein seiner Amtskollegen aus den Nachbarstädten öffnete; Aubineau 6–9 mit Kommentar.
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stießen sie bei Ambrosius auf Ablehnung, sodass er Bedienstete der Kirche anwies, sie zu verhindern.159 Allerdings führte er eine neue Tradition ein, die bereits im Osten des Reiches verbreitet war: die Überführung von Märtyrergebeinen.160 Eine solche Translation verband er gleichzeitig mit der Weihung einer Kirche, was auf große Zustimmung in der Bevölkerung stieß. Als er bei der Einweihung der basilica Romana die Reliquien von Aposteln überführen ließ, forderte ihn seine Gemeinde auf die Einweihung der basilica Ambrosiana ebenfalls mit der Translation von Märtyergebeinen zu verbinden (ep. 77,1). Diese Aufforderung ist der Anlass für die Entdeckung der beiden Märtyrer Protasius und Gervasius. Ambrosius’ Bericht hierüber ist allerdings auffallend kurz gehalten und wenig informativ (ep. 77,2).161 Im Vordergrund des Briefes an seine Schwester stehen vielmehr zwei Predigten, die an das Volk, d. h. an seine Gemeinde, gerichtet sind (ep. 77,3–13 und 14–23). In der ersten Predigt, in deren Vordergrund eine Psalmenexegese steht, kommt Ambrosius auf die Bedeutung der Märtyrer zu sprechen, auf die Wunder und den Schutz, den sie für die Gläubigen bewirken.162 In der zweiten Predigt knüpft er an die erste Predigt an, im Vordergrund steht aber die Kritik an den Arianern, die die Märtyrer und die von ihnen bewirkten (Wunder-) Heilungen nicht anerkennen. Ambrosius führt das darauf zurück, dass sie die Trinität leugnen (ep. 77,21), was für ihn schlimmer ist als das Verhalten der Juden, des Teufels und der Dämonen.163 Danach endet der Brief abrupt ohne eine abschließende Bemerkung und einen Gruß an seine Schwester. Nach solchen feindseligen Ausführungen war an eine Annäherung oder gar an einen Ausgleich mit den Arianern nicht mehr zu denken. Die Hasstirade lässt sich mit dem Verhalten der Arianer erklären, das Paulinus (VA 15.16) schildert. Nach seiner Darstellung verspotteten die Arianer die Gnade Gottes, die er durch die Verdienste der Märtyrer zuteilwerden lasse, und behaupteten, Ambrosius habe für Geld Menschen gekauft, die erklärten, sie seien von ihm und den Märtyrern in gleichem Maße gequält worden wie
159 Augustinus conf. 6,2,2. Schmitz (249–251) vermutet, dass die cellae memoriae durch Ambrosius’ Verbot zu reinen Gebetsstätten wurden. 160 Dassmann (1975,51) bezeichnet Ambrosius sogar als „Wegbereiter und Förderer der Märtyrerverehrung im Abendland“. 161 Allerdings feierte er ihre Entdeckung in dem Hymnus 11; Fontaine 487–512. 162 Dassmann (1975,60) merkt an, dass damals die Märtyrer noch nicht die Aufgaben von Nothelfern für bestimmte Aufgaben erfüllten. 163 Ausführlich zum Inhalt der beiden Predigten Lanéry 32–38. M. S. Williams (2017, 292) weist darauf hin, dass Ambrosius in ep. 77,21 verallgemeinert und nicht grundsätzlich alle Arianer gemeint seien.
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von unreinen Geistern.164 Als ein von einem unreinen Geist befallener Mann, der wahrscheinlich zur arianischen Hofpartei zählte, behauptete, er würde gequält wie die, die die Märtyrer und die Trinität leugneten, ertränkten ihn die Arianer in einem Wasserbecken. Die Reaktion der Arianer, die in erster Linie von der intra palatium multitudo Arrianorum cum Iustina constituta (Paulinus VA 15) ausging, war aus (religions-)politischen Erwägungen durchaus verständlich.165 Nachdem Ambrosius erfolgreich verhindert hatte, dass die arianische Hofgemeinde eine Kirche für ihren Gottesdienst erhielt, musste er angesichts der harten Bestimmungen, die Valentinian II. in seiner Konstitution vom 23. Januar 386 gegen Verstöße gegen die Versammlungsfreiheit der Arianer angedroht hatte (CTh 16,1,4), mit Maßnahmen gegen seine Person, wenn auch nicht mit der Todesstrafe so doch mit einer Verbannung rechnen. Die Entdeckung zweier vergessener Märtyrer machte ihn allerdings unangreifbar und festigte seine bereits unangefochtene Stellung als Bischof und seinen ohnehin starken Rückhalt in der Bevölkerung. Allerdings hätte der Hof Ambrosius die Exhumierung und Überführung von Leichnamen zum Vorwurf machen können, da sich Kaiser wiederholt dagegen ausgesprochen hatten. Valentinian II. hatte selbst eine Konstitution unterzeichnet, die Theodosius am 26. Februar 386 an den Prätorianerpräfekten des Ostens Maternus Cynegius richtete und in der er ausdrücklich die translatio von Märtyrern untersagte. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass Ambrosius nichts von dieser Konstitution wusste, da die Übermittlung kaiserlicher Konstitutionen von Konstantinopel nach Italien Monate dauern konnte.166 Zu bedenken ist aber auch, dass Ambrosius schon vorher Reliquien hatte überführen lassen und die Überführung und Grablegung von Protasius und Gervasius mit der großen Zustimmung des Volkes begründete, auf die er in seiner zweiten Predigt hinweist (ep. 77,14.23). Ein Einschreiten des Kaisers vor Ort aus rein juristischen Erwägungen in einer emotional so 164 Den Vergleich mit den Juden dürfte Paulinus (VA 15) von Ambrosius übernommen haben. Dassmann (1975,55), der in den Ereignissen vom Juni 386 keinen „bloßen antiarianischen Schachzug“ sieht, übersieht die von Paulinus genannten Angriffe der Arianer. Zu Ambrosius’ kompromissloser Haltung Lanéry 37 f. 165 Vgl. Augustinus conf. 9,7,16 zur rabies feminea der Kaiserin Justina. Zu den Vorwürfen des arianischen Hofes McLynn (1994) 213 ff. 166 CTh 9,17,1–6; zu der von Valentinian II., Gratian und Theodosius unterzeichneten Konstitution CTh 9,7,17; vgl. Pérez 126, Castellanos 141 ff. Kötting (21 f.) vermutet, dass Ambrosius sich einfach das Recht eines heidnischen Priesters aneignete und als ehemaliger Statthalter gewohnt war einen Dispens zu erteilen. Letztlich ist der Gesetzestext aber auch ein Beleg dafür, dass Reliquientranslationen zu dieser Zeit durchaus üblich waren.
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aufgeladenen Situation hätte demnach ähnliche Unruhen ausgelöst wie die Übergabe einer Basilika. So waren die eben geschilderten Vorwürfe der Arianer der geschicktere Weg. Ambrosius geht selbst, wenn auch nur kurz, auf die eminent religiöse Rolle der Märtyrer ein, die er aufgrund ihrer Bedeutung für die Gläubigen principes populi nennt und als praesidia, propugnatores, defensores, milites und stipatores bezeichnet (ep. 77,7.10), und erklärt, dass es eine sterilis martyribus ecclesia Mediolanensis (ep. 77,7) gebe. Jedoch konnte die Mailänder Kirche bereits Märtyrer vorweisen, deren Zahl sich durch die Entdeckung von Protasius und Gervasius erhöhte. Entscheidend ist hier, dass es sich bei ihnen um „Söhne der Stadt“ handelte, während die anderen Märtyrer (Felix, Nabor und Victor und die in der basilica Romana verehrten Apostel) außerhalb Mailands ihr Martyrium erlitten hatten. Die beiden „heimischen Märtyrer“ waren allerdings nicht so in Vergessenheit geraten, wie es Ambrosius darstellt. Er selbst bemerkt, dass es noch ältere Männer gab, die sich an eine Inschrift mit den Namen der beiden Märtyrer (ep. 77,7.12) und somit höchstwahrscheinlich an deren Grabstätte erinnern konnten. Diese Grabstätte dürfte vor zwei Generationen existiert haben. So ist nicht auszuschließen, dass Ambrosius, zumal seine Kirche in der Nähe eines christlichen Gräberfeldes lag, im Vorfeld der von ihm geschilderten Bestattung der Reliquien sehr wohl über die Grabstätte von Protasius und Gervasius informiert war.167 Das würde wiederum erklären, warum er sehr schnell nach der Weihung der basilica Ambrosiana eine entsprechende Forderung der Gemeinde erfüllen konnte (ep. 77,1). Angesichts dieser Überlegungen lassen sich Konzeption und Intention des Briefes besser verstehen. Denn es verwundert schon, dass Ambrosius in seinem Brief nicht näher auf die ihm zuteilgewordene Prophezeiung und detaillierter auf die Entdeckung der Märtyrer eingeht. Mit der Wiedergabe von zwei Predigten dient der Brief zum einen der seelisch-geistlichen Erbauung des Lesers,168 zum anderen, was viel wichtiger war, einmal mehr seiner Verteidigung in einer für ihn schwierigen Situation gegenüber dem Kaiserhof. Mit dem Reliquienfund hatte Ambrosius nach dem Kirchenstreit an Sicherheit und Anerkennung gewonnen und seine Position gestärkt; denn eine translatio war ein öffentliches Ereignis, das viele Menschen zusammenführte und durch seine Wunder emotional stark berührte. Indem er die pseudomilitärische Schutzfunktion seiner Märtyrer betonte und veranschaulichte, nutzte Ambrosius die Situation für sich.
167 McLynn (1994) 209,216. 168 Vgl. M. S. Williams (2017) 289 ff.
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Er wollte aber nicht, dass die Leser seiner Briefsammlung die Entdeckung der beiden Märtyrer direkt mit dem Kirchenstreit in Verbindung brachten, wie es der Darstellung des Paulinus zu entnehmen ist. Ambrosius stellte den Brief deshalb ganz an das Ende des 10. Buches und schob zwischen ep. 76 und ep. 77 die Trauerrede auf Theodosius ein, was modernen Texteditionen nicht ohne Weiteres zu entnehmen ist. Am Ende dieser Trauerrede geht Ambrosius ausführlich auf die Entdeckung des Heiligen Kreuzes durch die Kaiserin Helena ein, was inhaltlich sehr gut zur inventio der beiden Märtyrer passt.169 Eine abschließende Bewertung der Ereignisse fällt insofern schwer, als weder Ambrosius’ Brief noch den anderen Zeugnissen zu entnehmen ist, wie Valentinian II. und Justina auf sie reagierten. So bleibt unklar, ob sie gegen die Überführung der beiden Märtyrer einzuschreiten versuchten oder sie einfach hinnahmen. Die weiteren Ereignisse sprechen dafür, dass sie die Überführung letztlich akzeptierten.170 Der vorliegende Brief gibt zudem Aufschluss über Ambrosius’ Vorstellungen zum neuen Märtyrerkult. So erklärt er, der selbst Märtyrer intensiv verehrte und seine Märtyrer in mehreren Hymnen feierte,171 am Ende seiner ersten Predigt, dass Christus, der für alle litt, über dem Altar mit einer Eucharistiefeier verehrt werde, während die Märtyrer, die durch sein Leiden erlöst worden seien, ebenso wie er nach seiner Beisetzung unter dem Altar liegen würden (ep. 77,13). Der Märtyrerkult verband sich für ihn eng mit dem liturgischen Leben der Gemeinde, die eine Schutzfunktion für ihre Märtyrer übernahm und ihrerseits durch sie auf eine bessere Fürsprache im Jenseits hoffen konnte. Dadurch wurde auch regelmäßig der Märtyrer gedacht, aber auch die Erinnerung an den Bischof lebendig gehalten172 Ambrosius beließ es nicht bei der Translation von Protasius und Gervasius. In Florenz ließ er um 394 in einer Basilika, deren Bau er initiiert hatte, die Märtyrer Vitalis und Agricola, die wie Protasius und Gervasius kein würdiges Grab gefunden hatten, unter dem Altar beisetzen, 395 ließ er die Gebeine des Märtyrers Nazarius in die basilica Romana überführen.173 169 Ambrosius obit. Theod. 41–51; zur Stellung von ep. 77 in der Briefsammlung Lanéry 38–41, 200–215; Nauroy (2014) 26 ff.; K. und M. Zelzer (2015) 71 f. 170 Vgl. McLynn (1994) 215 f. 171 Nach ep. 75a,15 besuchte Ambrosius täglich die Gräber der Märtyrer, nach Paulinus VA 38 verzichtete er an Jahrestagen der Märtyrer auf sein Frühstück. Zu Hymnus 10, 11 und 14; Fontaine 445 ff., 487 ff. und 585 ff., Den Boeft 65 ff. 172 So Dassmann (1975) 54 ff., 61 ff.; vgl. Kötting 21 f., 29 f.; Lanéry 35 ff. 173 Paulinus VA 29.32; vgl. Ambrosius exhortatio virginitatis 1,1–10; zur Bestattung Kötting 20 f. Diese Translationen widersprechen der Aussage McLynns (1994,215), nach der aufgrund des abrupten Endes von ep. 77 unklar ist, wie erfolgreich Ambro-
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Ambrosius’ Nachfolger Simplicianus, der selbst drei Märtyrer nach Mailand überführt hatte, wurde 400 in der Kirche der Märtyrer Nabor und Felix bestattet.174 Chronologie des Mailänder Kirchenstreits Bei der vorliegenden Zeittafel handelt es sich um eine übearbeitete Fassung der von Liebeschuetz (135) erstellten Übersicht. Datum
Ereignis
Quelle
Freitag
Mitglieder des Konsistoriums fordern die Übergabe der basilica nova und basilica Portiana.
ep. 76,2
Samstag
Intervention des Prätorianerpräfekten
ep. 76,3
Palmsonntag
Versuch der Besetzung der basilica Portiana/Gefangennahme des Castulus
ep. 76,4.5
Karwoche
Bestrafung der Kaufleute
ep. 76,6
1. April (Gründonnerstag)
Verhandlung um die basilica nova und deren Übergabe; Verhandlungen mit einem kaiserlichen Notar um die vom Volke besetzte basilica nova
ep. 76,7–11
2. April
Der Kaiser zieht seine Truppen ab.
ep. 76,26–28
385
sius war. Über die Verbreitung der Heiligenkulte, insbesondere die von Gervasius und Protasius in Oberitalien und Gallien Diefenbach 361 Anm. 131 und über deren Nachleben in der lateinischen Literatur Lanéry 305–347. 174 Paulinus VA 52; Picard 46 f., PCBE II 2006.
61
Briefe an Theodosius
Sommer
Maximus tadelt Theod. HE 5,14. Valentinian II. für seine Ruf. 11,16. Haltung im Kirchenstreit. ep. 75a,29.30 Vorladung des Ambrosius vor das Konsistorium. Aufruhr im Volk besänftigt
Herbst
Ambrosius wird gedrängt Mailand zu verlassen. Aufruhr im Volk besänftigt
ep. 75a,1.4.14–16.34. Paul. VA 12
23. Januar
Valentinian II. verkündet Versammlungsfreiheit für Arianer
CTh 16,1,4
Frühjahr
Einladung zu einem Schiedsgericht im Konsistorium
ep. 75,1. ep. 75a,26–29
Ostern
Ablehnung der Einladung durch Ambrosius
ep. 75,17. ep. 75,a
17.–19. Juni
Entdeckung und Überführung der Gebeine von Protasius und Gervasius
ep. 77,1.2.14.23
386
Briefe an Theodosius
Epistulae extra collectionem 2 und 3 Thema: Dankgottesdienst für Theodosius anlässlich seines Sieges über Eugenius und Empfehlungsschreiben für den Diakon Felix wegen der Begnadigung von Eugenius’ Anhängern Datierung: Die beiden Briefe wurden nach der Schlacht am Frigidus verfasst, die am 5. und 6. September 394 stattfand. Wenn Theodosius Ambrosius unmittelbar nach der Schlacht über seinen Sieg informierte, dürfte ihm Ambrosius frühestens Mitte September geantwortet haben (ep. e.c. 2). Sollte es zwischen diesem Brief und ep. e. c. 3 noch einen weiteren Briefwechsel gegeben haben,175 dann dürfte, wenn man die Dauer für die
175 Dafür spricht die folgende Bemerkung: quamvis proxime scripserim augustae clementiae tuae secundo Ambrosius ep. e. c. 3,1.
62
Einführung
Übermittlung von Nachrichten berücksichtigt, ep. e. c. 3 erst Ende Oktober 394 verfasst worden sein.176 Hintergrund/Gliederung/Intention: Als Eugenius nach seiner Erhebung zum Kaiser nach Italien zog, verließ Ambrosius im Frühjahr 393 Mailand. Die Gründe, die er für seinen Weggang (secessio) nannte, klingen nicht sehr überzeugend. Gegenüber Eugenius führte er seinen timor domini, gegenüber Theodosius die Verwicklung des Eugenius in ein sacrilegium an.177 Da Eugenius wie viele seiner Hofbeamten und Soldaten Christ war, hätte Ambrosius keine Übergriffe und Repressalien befürchten müssen. Wahrscheinlicher ist daher, dass er aufgrund seiner Erfahrungen während Theodosius’ Feldzugs gegen Maximus den direkten Kontakt mit dem Usurpator Eugenius zunächst vermeiden und den Ausgang der sich abzeichnenden militärischen Auseinandersetzung abwarten wollte. Seine Abwesenheit nutzte er zu einer ausgiebigen theologisch-missionarischen Reise durch Ober- und Mittelitalien, auf der er eine Wunderheilung vollbrachte und Märtyrerreliquien von Bologna nach Florenz überführte.178 Nachdem Eugenius Mailand verlassen hatte, um gegen Theodosius zu ziehen, kehrte Ambrosius um den 1. August 394, also erst nach anderthalb Jahren, zurück. Er konnte nun sicher sei, dass der Kaiser, der nach der Entscheidungsschlacht Mailand aufsuchte, die alleinige Macht auf sich vereinte. Ob Ambrosius zurückkehrte, weil Arbogast und Nicomachus Flavianus, der Heermeister und der Prätorianerpräfekt des Eugenius, mit ihrer Bemerkung, dass sie nach einer siegreichen Rückkehr in der Basilika einen Stall errichten und die Kleriker bewaffnen würden, die mailändische Christengemeinde verunsichert hatten, ist wenig wahrscheinlich. Diese Bemerkung ist vielmehr der gegen Eugenius gerichteten Propaganda zuzurechnen und war wohl nicht mehr als ein übler Scherz, der die mailändischen Christen in Schrecken versetzen sollte. Dafür, dass die Aussage nicht ernst zu nehmen war, spricht die Tatsache, dass sich unter Eugenius’ Gefolge viele Christen befanden. Selbst bei Arbogast ist nicht auszuschließen, dass er Christ war.179
176 Theodosius hatte sich nach der Schlacht am Frigidus nach Aquileia begeben. Nach den Berechnungen des orbis.stanford.edu dauerte eine Reise von Mailand nach Aquileia über Verona auf der via Postumia bei einer Länge von rund 380 km mindestens 6 bis 10 Tage je nachdem, ob man mit dem Pferd ritt oder einen Postwagen benutzte. 177 Ambrosius ep. e.c. 2,2 und 10,1; vgl. Paulinus VA 27 und 31. 178 Paulinus VA 27–29; Cameron 83 ff., 99 ff. 179 Mit der Basilika war wahrscheinlich die Hauptkirche der Stadt gemeint. Paulinus VA 31 und Ambrosius ep. e. c. 2,2; vgl. McLynn (1994) 352 ff. und Cameron 84 ff.
Briefe an Theodosius
63
Am 5. und 6. September 394 besiegte dann Theodosius Eugenius’ Heer in einer zweitägigen Schlacht am Frigidus. Während Arbogast und Nicomachus Flavianus Selbstmord begingen, wurde Eugenius mit anderen Gefährten nach der Schlacht hingerichtet. Zwischen Ambrosius und Theodosius setzte nun ein reger Schriftverkehr ein, in dessen Verlauf der Bischof mehrere Briefe des Kaisers erhielt, die allerdings nicht erhalten geblieben sind, deren Inhalt sich aber teilweise aus den überlieferten Briefen erschließen lässt.180 In seinem ersten Schreiben informierte der Kaiser Ambrosius nicht nur über seinen Sieg, sondern tadelte ihn dafür, dass er nicht in Mailand sei, da er wünsche, dass in der Residenzstadt ein Dankgottesdienst für ihn abgehalten werde (ep. e. c. 2,1.4). In seinem Antwortschreiben rechtfertigte Ambrosius seinen Weggang aus Mailand (ep. e. c. 2,1–2) und legte dar, wie er während eines Gottesdienstes des Sieges des Kaisers gedachte (ep. e. c. 2,3–5). Sein Lob des Kaisers am Ende des Schreibens verband er mit der Bitte die Gegner zu begnadigen (ep. e. c. 2,6.7). Offensichtlich hatten Anhänger des Eugenius Zuflucht in der Kirche gesucht.181 Theodosius war inzwischen nach Oberitalien weitergezogen und residierte in Aquileia. Die Frage der Begnadigung beherrschte den weiteren Briefwechsel zwischen Kaiser und Bischof. Inwieweit Theodosius ihm auf seinen ersten Brief antwortete, bleibt unklar. Jedenfalls verfasste Ambrosius einen zweiten Brief (ep. e.c. 3,1). Wahrscheinlich trieb ihn die Sorge um, dass der Kaiser nach seiner Rückkehr in Mailand erneut ein Blutbad an den Anhängern seines Gegners zulassen könnte, was zu erheblichen Unruhen in der Stadt geführt hätte. Da der zweite Brief offensichtlich seine Wirkung verfehlte, schickte der Bischof seinen Diakon Felix mit einem Empfehlungsschreiben zu Theodosius (ep. e.c. 3). Nach einer Ergebenheitsadresse (ep. e.c. 3,1.2) bat er den Kaiser diejenigen, die Zuflucht in der Kirche gesucht hatten, zu begnadigen nicht ohne darauf zu verweisen, dass er mit Gottes Hilfe die Schlacht gewonnen habe (ep. e.c. 3,3.4). Felix hatte insofern Erfolg, als Theodosius seinen Tribun und Notar Johannes nach Mailand schickte um sich des Schutzes der Personen anzunehmen, die Zuflucht in der Kirche gesucht hatten. Die Annahme, dass Johannes bei dieser Gelegenheit den Wunsch des Kaisers erfüllen sollte, dass die heidnischen Söhne seiner Feinde, die Kirchenasyl gefunden hatten, Christen werden sollten, ist naheliegend, aber anzuzweifeln, da Theodosius 180 Cum scripta acciperet imperatoris Paulinus VA 31. 181 Vgl. ad tuitionem eorum, qui ad ecclesiam confugerant Paulinus VA 31 und pro his qui ad matrem pietatis tuae ecclesiam petentes misericordiam confugerunt Ambrosius ep. e.c. 3,1.
64
Einführung
seine Gegner nicht zwang zu konvertieren. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass Theodosius angesichts der Tatsache, dass Heiden in der Kirche Zuflucht suchten, eine dementsprechende Aussage traf. Letztlich bleibt der genaue Ablauf der Ereignisse im Dunkeln. So wird nicht deutlich, warum Theodosius nach seinem grandiosen Sieg sich über mehrere Wochen in Aquileia aufhielt und, da keine weitere militärische Bedrohung vorlag, nicht mit seinem Heer nach Mailand zog. Offensichtlich beurteilte er die dortige Lage als kritisch. Ambrosius, den vermutlich die Ankunft des Johannes nicht zufriedenstellte und der weiterhin um seine „Schutzbefohlenen“ besorgt war, reiste dagegen höchstpersönlich nach Aquileia. Sein Auftritt dort war so überzeugend und beeindruckend, dass Theodosius mit dem Hinweis auf die Verdienste und Gebete des Bischofs seinem Wunsch nach Begnadigung nachkam und sich ihm erneut zu Füßen warf wie nach dem Blutbad von Thessalonica.182 Aber nicht nur deswegen war für Ambrosius seine Intervention so wichtig. Durch sie konnte er sein „Netzwerk“ an sozialen Beziehungen zumindest erhalten, wenn nicht gar erweitern.183 Bald darauf, wahrscheinlich Anfang November 394, begaben sich Ambrosius und Theodosius nach Mailand. Sie reisten jedoch nicht gemeinsam, vielmehr reiste der Bischof einen Tag früher ab.184 Es ist anzunehmen, dass er zuerst die frohe Nachricht der Begnadigung überbringen und dann helfen wollte, dem Kaiser einen würdigen Empfang zu bereiten.
182 Paulinus VA 31; zur Frage des Glaubenswechsels von Eugenius’ Anhängern Augustinus civ. 5,26; s. dazu Cameron (2011) 120 ff. Zu den Ereignissen McLynn (1994) 354 ff. und Leppin (2003) 219–221. Nach Leppin leistete Ambrosius in Aquileia beim Kaiser Abbitte. Aus Paulinus’ Bericht geht auf den ersten Blick nicht eindeutig hervor, wer Johannes schickte. Da er aber ein kaiserlicher Amtsträger war, zu dessen Aufgabe die Übernahme heikler Missionen zählte, dürfte ihn Theodosius beauftragt haben; zu der Tätigkeit eines tribunus et notarius s. Ambrosius ep. 75,1 Anm. 114; zu Johannes, der 412 bis 413 praefectus praetorio Italiae war, PLRE I 459. Auf die hier geschilderte Situation könnte sich Ambrosius’ Aussage beziehen, nach der Theodosius sich von dem Abendmahl (consortium sacramentorum) fernhielt, weil seine Feinde in der Schlacht gefallen seien. Als seine Kinder zu ihm stießen, sah er dies als ein Zeichen der Gnade Gottes an und nahm wieder am Abendmahl teil; Ambrosius obit. Theod. 34. Allerdings konnte nach der damaligen Praxis eine Buße nicht wiederholt werden; Poschmann 57. Diesner (42) sieht in dem Kniefall des Kaisers den Höhepunkt seiner Freundschaft zu Ambrosius. 183 Vgl. Szidat 331. 184 Paulinus VA 32.
Briefe an Theodosius
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Epistula extra collectionem 11 Thema: Aufforderung an Kaiser Theodosius Buße für einen Strafbefehl abzulegen Datierung: Der Brief enthält kaum konkrete Anhaltspunkte für eine genaue Datierung. Der Entzug des ius audiendi und loquendi munus für Ambrosius im Konsistorium (ep. e. c. 11,3) dürfte eine Folge der Callinicum-Affäre gewesen sein.185 Für diese Annahme sprechen die Darstellungen bei Rufinus und Paulinus, die die Geschehnisse in die Zeit nach dem Sieg über Maximus und in die Zeit der Auseinandersetzung mit den Vorkommnissen in Callinicum einordnen.186 Beide Ereignisse fanden im Sommer 388 bzw. Ende 388 statt, sodass man davon ausgehen kann, dass die Thessalonica-Affäre sich 389 oder 390 ereignete. Einen weiteren zeitlichen Anhaltspunkt liefern Theodoretos und ihm folgend Theodoros Anagnostes, indem sie schreiben, dass sich Theodosius nach der Aufforderung zur Buße acht Monate Zeit ließ und den Bußakt an Weihnachten vollzog.187 Da sich der Kaiser von November 389 bis Juli 390 und von November 390 bis April 391 in Mailand aufhielt, dürfte die Aufforderung zur Buße im April 389 oder 390 erfolgt sein und der Bußakt an Weihnachten 389 oder 390 stattgefunden haben.188 Entsprechend früher dürfte es Anfang 389 oder 390 zu dem Blutbad in Thessalonica gekommen sein. Der vorliegende Brief, der höchstwahrscheinlich geschrieben wurde, nachdem Ambrosius Theodosius den Zutritt zur Kirche verwehrte hatte, dürfte dann im April oder Mai 389 oder 390 verfasst worden sein. Im Schlussteil des Briefes, den Theodosius für sich allein lesen sollte, schreibt Ambrosius, dass er voraussah, dass der Kaiser die Kirche in Mailand betreten wollte, und erklärt dann ganz deutlich, dass er ihm nicht das Opfer
185 S. Kommentar zu ep. 74 S. 41 ff. Einen weiteren zeitlichen Anhaltspunkt liefert der Hinweis auf die synodus, die anlässlich der Ankunft der gallischen Bischöfe stattfand (Ambrosius ep. e. c. 11,6), die sich aber zeitlich nicht genau einordnen lässt; vgl. Vecchio 138 ff. 186 Rufinus 11,18 und Paulinus VA 24. 187 Theodoretos HE 5,18,5 und Theodoros Anagnostes, Epitome 270 (hrg. G. C. Hansen, GCS Berlin 1971, 84); Johannes Malalas Chronographia XIII 42 (Dindorf 347,16–348,5) spricht dagegen von vielen Tagen; vgl. Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 28/557 PG 121,605. S. hierzu Vecchio 127. 188 So auch Errington (1992) 451 f.; vgl. Doležal 92. Zu den Aufenthalten des Kaisers in Mailand Seeck (1919) 274–278; Seeck (1922, 232) datiert die Buße auf Weihnachten 390. Leppin (2003, 158 und 2005,64) hält Gründonnerstag 391 für einen denkbaren Termin, da an diesem Tag Christen sich zu ihren Sünden bekannten.
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Einführung
darbringen, d. h. mit ihm das Abendmahl feiern könnte und dürfte (ep. e. c. 11,14). Diese allerdings recht vage formulierte Textstelle spricht dafür, dass der Bischof seinen Brief verfasste, nachdem er den Kaiser von dem Gottesdienst in seiner Kirche abgehalten hatte. Theophanes datiert den Bußakt von Mailand in das Jahr 5884 nach der Schöpfung der Erde und somit in die Zeit 391/392. Ihm dürfte aber bei der zeitlichen Einordung der Ereignisse ein ähnlicher Irrtum unterlaufen sein wie Sozomenos. Beide Historiker bringen nämlich das Ereignis mit dem Feldzug gegen Eugenius in Verbindung, der allerdings erst 394 stattfand.189 Nach dem Sieg über seinen Widersacher leistete Theodosius Ende 394 erneut Buße, indem er vor Ambrosius niederkniete, allerdings in Aquileia.190 Mit den Ereignissen bringen Rufinus, Sozomenos und Theodoretos ein Gesetz in Zusammenhang, nach dem harte Strafen, wie z. B. eine Todesstrafe, erst nach dreißig Tagen vollzogen werden sollten, damit der Kaiser, wenn sich sein Zorn gelegt haben sollte, eine solche Entscheidung revidieren konnte. In der Tat ist ein solches Gesetz überliefert, das auf einer Konstitution der Kaiser Gratian, Valentinian II. und Theodosius beruht, die bereits wenige Jahre vor den genannten Ereignissen am 18. August 382 publiziert wurde.191 Fehlerhafte Datierungen sind nicht ganz auszuschließen und kamen im Codex Theodosianus gelegentlich vor. Wenn Theodoretos die Initiative für dieses Gesetz, das nur zu gut zu dem Vergehen des Kaisers passt, Ambrosius zuschreibt, geht er wohl zu weit in seinem Bemühen, den Einfluss und die Bedeutung seines Protagonisten zu überhöhen. Angesichts des geringen Vertrauens, dass der Bischof damals am Hofe genoss, ist eine derartige Gesetzesinitiative wenig wahrscheinlich. Gegen eine solche Annahme spricht auch, dass es bei dem 189 Theophanes, Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango, Cyril - Scott, Roger, The chronicle of Theophanes Confessor, Oxford 1997, 110–111; Sozomenos 7,25,1. 190 Vgl. zu dem Kniefall des Kaisers Paulinus VA 31, Kommentar zu ep. e. c. 3 S. 64 f. 191 Rufinus 11,18, der allerdings seine Verwunderung über den Erlass eines Gesetzes ausdrückt; Sozomenos 7,25,7; Theodoretos HE 5,18,16–18; vgl. Theodoros Anagnostes, Epitome 270 (hrg. G. C. Hansen, GCS Berlin 1971, 84); Johannes Malalas Chronographia XIII 42 (Dindorf 347,16–348,5); Theophanes, Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango-Scott 110–111; Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 28/558 PG 121,608; Zonaras 13,18. Bei dem überlieferten Gesetz handelt es sich um CTh 9,40,13. Die im Codex Theodosianus überlieferte Datierung wird in der Forschung häufig nicht akzeptiert und das Gesetz auf das Jahr 390 datiert; s. dagegen Errington (1992) 448 ff.; vgl. aber Koch (1907) 274, Vecchio 133–137, Matthews 203 ff., McLynn (1994) 322, Leppin (2003) 157 und (2005) 63 sowie Cameron 631 ff. mit kritischen Anmerkungen zur Ämterlaufbahn des Nicomachus Flavianus, die mit der Datierungsfrage des Gesetzes verbunden ist. Dabei wird vor allem übersehen, dass die Ereignisse um das Blutbad von Thessalonica sich nicht, wie oben dargelegt, auf ein bestimmtes Jahr datieren lassen.
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Gesetz um die Umsetzung außergewöhnlich harter Strafmaßnahmen geht und es sich nicht auf Strafbefehle bezieht, die ohne Gerichtsurteil erlassen wurden.192 Da bei der Kritik an Theodosius’ Vorgehensweise dieses Gesetz eine naheliegende Parallele bot, dürfte es durchaus in der Diskussion um den Strafbefehl des Kaisers eine wichtige Rolle gespielt und so nachträglich Ambrosius, der möglicherweise als ehemaliger Statthalter darauf hingewiesen hatte, zugeschrieben worden sein. Die vorgeschlagene Datierung des Briefes passt überdies gut zu den theologischen Arbeiten seines Autors; denn Ambrosius schrieb den Brief kurze Zeit nach dem Abschluss seines in der Zeit von 387 bis 389 verfassten Werkes de paenitentia, in dem er sich eingehend mit der Buße auseinandersetzte.193 Hintergrund/Gliederung/Intention: In Thessalonica, der Hauptstadt der Provinz Thessalia und der Dözese Macedonia, hatten 389 oder 390 Soldaten des Kaisers nach einem Aufstand (tumultus, seditio) 7000 zumeist unschuldige Menschen umgebracht.194 Über das Ereignis liegen unterschiedliche, sich teilweise widersprechende Angaben christlicher Schriftsteller vor. Während Augustinus, Paulinus und Rufinus eher kurz und knapp darüber berichten, haben Sozomenos und Theodoretos ihren Bericht an einigen Stellen ausgeschmückt, um daraus ein moraltheologisches Lehrstück über das Verhältnis von Kaiser und Bischof zu
192 So zutreffend Kolb (1980) 68, Errington (1992) 452; vgl. Matthews 203 f. 193 Zur Datierung dieses Werkes Faller, Otto, Sancti Ambrosiii opera. Pars septima, CSEL 73, Wien 1955, 63*ff. In diesem Werk gibt es keinen Hinweis auf die Buße des Theodosius. 194 Zu dieser Zahl Theodoretos HE 5,17,3. Theophanes (Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango-Scott 110–11) spricht sogar von 15.000 Menschen; bei Paulinus VA 24 heißt es: civitas pene deleta. Zur Höhe der Opferzahl äußert sich kritisch Doležal 96.
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machen.195 In heidnischen Quellen wird das Ereignis dagegen nicht einmal angedeutet.196 Der Grund für den Aufstand war angeblich die erfolglose Forderung der Einwohner von Thessalonica, für ein anstehendes Wagenrennen den Wagenlenker des für Illyricum zuständigen comes rei militaris Butherich freizulassen, der wegen der sexuellen Belästigung eines Mundschenks inhaftiert worden war. Ob dies der eigentliche Grund war, ist fraglich, da sich die Lage rund um Thessalonica nach dem Einfall des Maximus in Oberitalien zugespitzt hatte. Als Theodosius im Juni 388 gegen Maximus zog, meuterten nämlich die „Barbaren“ in seinem Heer und zogen sich in unwegsame Landstriche zurück, von denen aus sie zu Raubzügen aufbrachen. Bei seiner Rückkehr gingen Theodosius und sicherlich auch Butherich gegen die „Barbaren“ vor. Die Stationierung von Truppen, die die einheimische Bevölkerung versorgen musste, sorgte offensichtlich für weiteren Unmut.197 Bei dem Aufstand kamen führende Amtsträger (archontes) des Kaisers, unter ihnen Butherich, ums Leben. Angesichts der sich daraus ergebenden unsicheren Lage in Thessalonica und der politisch-strategischen Bedeutung der Stadt sah sich Theodosius gezwungen einzugreifen. Von den Übergriffen der Thessaloniker erfuhren auch Bischöfe, unter ihnen Ambrosius. Seinem Rat folgend, wollte der Kaiser zunächst Gnade vor Recht gegenüber den Einwohnern von Thessalonica ergehen lassen, doch von seinen Beratern am Hofe, die offensichtlich vor Ort die öffentliche Ordnung gefährdet sahen, ließ er sich zu einer Strafexpedition hinreißen. Ob die Bevölkerung bei 195 Augustinus civ. 5,26; Paulinus VA 24; Rufinus 11,18; Sozomenos 7,25,1–7; Theodoretos HE 5,17,1–18,25 (= Cassiodorus, historia ecclesiastica tripartita 9,30,3–22 (CSEL 71)); vgl. Theodoros Anagnostes, Epitome 270 (hrg. G. C. Hansen, GCS Berlin 1971, 84); vgl. die Angaben der byzantinischen Chronographen Johannes Malalas Chronographia XIII 42 (Dindorf 347,16–348,5); Theophanes, Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango-Scott 110–111; Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 27–29/556–559 PG 121,605–608 und Zonaras 13,18, die teilweise ungenau und in sich widersprüchlich sind. Zur Quellenlage Koch (1907) 265–277, Vecchio 122 ff., Paredi (1982) 33–39, Errington (1992) 451 ff., Doležal 90 ff. Zum Ablauf der Ereignisse Vecchio 117–119, Kolb (1980) 48 ff., Leppin (2003) 153 ff. und (2005) 51 ff., der vor allem die einseitige Intention in Theodoretos’ Darstellung herausarbeitet. 196 Zosimos 4,50; Eunapios frg. 55 (Blockley); McLynn (1994) 316 f. 197 Zosimos 4,45.48; McLynn (1994) 317 f. Johannes Malalas (Chronographia XIII 42, Dindorf 347,16–348,5) nennt als Grund die Einrichtung eines Heerlagers; vgl. Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 27/556 PG 121,605; Zonaras 13,18. Zu Butherich PLRE I 166, vgl. Doležal 91 ff. Enßlin (67) verweist auf die gesetzliche Grundlage, auf die Butherich bei seinem Vorgehen angeblich zurückgreifen konnte.
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Zirkusspielen, zu denen sie eingeladen worden war, niedergemetzelt wurde, ist fraglich. Diese Erzählung mag eine Erfindung der Kirchenhistoriker sein, um die Tat zu dramatisieren. Gegen ihre Darstellung spricht, dass eine Strafaktion der Geheimhaltung bedurfte und nicht leicht durchschaut werden sollte. Das war bei einer Einladung zu Zirkusspielen nicht ohne Weiteres gegeben. Auf jeden Fall war es ein Fehler, Soldaten, deren Befehlshaber getötet worden war, mit einer solchen Aufgabe zu betrauen.198 Nach dem Massaker hinderte Ambrosius angeblich den Kaiser in aller Öffentlichkeit daran, die Kirche zu betreten, indem er ihn am Eingang der Kirche an seinem Purpurmantel festhielt und aufforderte Buße zu tun, bevor er ihn wieder am Gottesdienst, vor allem an der Eucharistiefeier teilnehmen lassen könne. Bei dieser Schilderung handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Übertreibung, weil Ambrosius durch ein solches Verhalten den Kaiser in aller Öffentlichkeit brüskiert hätte. Zudem gestand Ambrosius ein, dass er dem Kaiser aus Furcht vor seinem unberechenbaren Temperament auswich, indem er eine Krankheit vortäuschte und Mailand verließ, jedoch zurückkehrte, wohl wissend, dass eine Begegnung mit ihm nicht zu vermeiden war (ep. e. c. 11,5).199 Der Wahrheitsgehalt der Geschichte ist indes grundsätzlich nicht zu bestreiten; immerhin hatte Ambrosius am Ende der Callinicum-Affäre den Kaiser in der Kirche in ähnlicher Weise unter Druck gesetzt. Angeblich auf Vermittlung des magister officiorum Flavius Rufinus erklärte sich der Kaiser Monate später zur Buße bereit. In der Kirche
198 Zu den Beratungen Augustinus civ. 5,26; Paulinus VA 24; zu den ludi circenses Rufinus 11,18; Johannes Malalas Chronographia XIII 42 (Dindorf 347,16–348,5); Theophanes, Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango, Cyril – Scott, Roger, The chronicle of Theophanes Confessor, Oxford1997, 110–111; Zonaras 13,18. Johannes Malalas und Zonaras verdichten die Ereignisse, wenn sie behaupten, dass Theodosius bei den Zirkusspielen und der Ermordung der Einwohner selbst anwesend war. Die Glaubwürdigkeit der Aussage über die Zirkusspiele stellt McLynn (1994, 320 f.) in Frage; vgl. Matthews 204, Groß-Albenhausen 114 und Doležal 104, der vermutet, dass die Soldaten anfänglich zufällig Menschen gefangen nahmen und dann aufgrund der Wut der Bürger in Panik gerieten. 199 Seeck (1922, 230) behauptet, dass Ambrosius dem Kaiser auswich und deshalb aufs Land ging. Er verwechselt hier offensichtlich die Geschehnisse mit denen zur Zeit des Eugenius; s. Kommentar zu Ambrosius ep. e. c. 2 und 3 S. 62 ff. Nach Schieffer (1972, 342 f.) übersteigerte Sozomenos als erster Kirchenhistoriker die Rolle des Bischofs in der Szene an der Kirchentür. Bei Paulinus (VA 24), der mit seiner Darstellung zeitlich am nächsten liegt, heißt es nur, dass Ambrosius dem Kaiser den Zutritt zur Kirche verweigerte; dies kann auch schriftlich geschehen sein; vgl. Koch (1900) 499.
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Einführung
bekannte er sich, ausgestreckt auf dem Boden liegend und ohne kaiserlichen Ornat, unter Tränen zu seiner Sünde.200 Im Rahmen dieser Auseinandersetzung zwischen Bischof und Kaiser ist ep. e. c. 11 die einzige Primärquelle, die dazu beitragen kann, das Verhältnis zwischen den beiden Exponenten näher zu beleuchten und zu relativieren. Insofern verdient ihr Inhalt besondere Beachtung. Im ersten Teil des Briefes spricht Ambrosius von der vetus amicitia zu dem Kaiser und dessen beneficia (ep. e. c. 11,1). Er zeigt Verständnis für die Entscheidung ihn vom Hofe fernzuhalten (ep. e. c. 11,2), ehe er mit wenigen Worten das Blutbad andeutet und auf Theodosius’ ungestümen Charakter eingeht (ep. e. c. 11,3–5). Dann kommt Ambrosius erneut auf das Blutbad zu sprechen, erwähnt aber, dass Theodosius seinen Befehl, wenn auch vergeblich, zurücknehmen wollte (ep. e. c. 11,6). Im Zentrum seines Briefes stehen die Ausführungen über Vergehen des Königs David, der einem armen Mann sein einziges Schaf wegnahm um einen Gast zu bewirten und durch eine Volkszählung den Zorn Gottes auf sich zog sowie seine Reue und Bestrafung, die ein Vorbild für Buße (poenitentia) sind (ep. e. c. 11,7–11). Im dritten und letzten Abschnitt geht es darum Theodosius, den Ambrosius als pietatis inauditae exemplum und apex clementiae bezeichnet, davon zu überzeugen, dass er ohne Buße nicht am Abendmahl teilnehmen könne, da er sich ansonsten die Ungnade Gottes zuzöge (ep. e. c. 11,12–16). Der Brief schließt mit Ausdrücken höchster Wertschätzung und dem Wunsch nach ewigem Frieden für den Kaiser (ep. e. c. 11,17).201 Es fällt auf, dass das ganze Schreiben, das in den späteren Darstellungen der Kirchenhistoriker mit keinem Wort erwähnt wird, in einem sehr freundlichen Ton gehalten ist und Ambrosius nicht wie noch in seinem Bericht über den Gottesdienst zum Abschluss der Auseinandersetzungen um die Synagoge in Callinicum weiter auf eine direkte Konfrontation mit dem Kaiser aus war. Das Blutbad von Thessalonica wird nicht als schwerwiegendes Verbrechen (z. B. mit Ausdrücken wie caedes, scelus, 200 Sozomenos 7,25,7; Rufinus 11,18 und Ambrosius obit. Theod. 34. Über die Vermittlungstätigkeit des Rufinus berichtet nur Theodoretos (HE 5,18,6–12); Theodoros Anagnostes, Epitome 270 (hrg. G. C. Hansen, GCS Berlin 1971, 84); Theophanes, Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango-Scott 110–111; Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 28/557 PG 121,605. Zu Flavius Rufinus, der von 388 bis 392 als magister officiorum amtierte, PLRE I 778–781. Theodoretos (HE 5,18,19–23), Theodoros Anagnostes und Theophanes weisen darauf hin, dass die Buße nicht im Altarraum stattfand. 201 Zum Inhalt des Briefes Koch (1907) 261–263, Schieffer (1972) 339 ff., McLynn (1994) 323 ff., Groß-Albenhausen 115–118.
Briefe an Theodosius
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facinus) gebrandmarkt, stattdessen spricht Ambrosius von quid cruentum, von factum est in urbe Thessalonicensium ähnlich wie Theodosius, der das Geschehen ein grave factum nennt. Außerdem räumt Ambrosius ein, dass er das atrocissimum (factum) in keiner Weise abmindern konnte und es bereute nicht ausreichend interveniert zu haben (ep. e. c. 11,3.6.16).202 Wiederholt verweist er auf den Charakter des Kaisers, der zwar aufbrausend sei, aber sein Verhalten schnell bereue, zeigt Verständnis für seine Entscheidung ihn von Anhörungen auszuschließen und erinnert an das freundschaftliche Verhältnis. Gerade die Tatsache, dass der Grund für den Strafbefehl auf den Zornesausbruch des Kaisers und nicht auf die eingehenden Beratungen im Konsistorium zurückgeführt wird, macht die ganze Angelegenheit nur noch menschlicher.203 Während Paulinus und Sozomenos berichten, dass Ambrosius Theodosius vom Besuch der Kirche und der Teilnahme am Gottesdienst ausschloss, spricht Ambrosius nur davon, dass es nicht möglich sei ihm das Opfer darzubringen (sacrificium offerre).204 Dass dieses Verbot zur Folge hatte, dass der Kaiser nicht am Gottesdienst teilnehmen durfte, wird nicht erwähnt.205 Letztlich deutet Ambrosius nur die Möglichkeit eines Ausschlusses an und geht nicht von einem Faktum aus. Dieser Befund passt zu den Bemerkungen des Ambrosius über die Durchführung der Buße: Wenn jemandem aufgrund eines Verbrechens die Kommunion verweigert wird, kann er nach seinen Vorstellungen nur auf Gnade und Vergebung hoffen, wenn er unter Tränen und Wehklagen darum bittet und die Gemeinde ihn ebenfalls beweint. Ambrosius merkt ferner
202 In seiner Trauerrede auf Theodosius bezeichnet Ambrosius (obit. Theod. 34) das Vergehen auch nur als peccatum suum und ille error. Augustinus (civ. 5,26) spricht dagegen von in Thessalonicensium gravissimum scelus. Schieffer (1972, 336) hebt zu Recht hervor, dass Ambrosius in seinem Brief ein „betont diskretes Verhalten“ zeigte, und Diesner (39) spricht von einer „sehr verbindlichen Form des Briefes“. Keineswegs fordert Ambrosius in ep. e. c. 11,15 ein, zu allen „Regierungsakten“ herangezogen zu werden; Groß-Albenhausen 117. Das war im Vorfeld bereits geschehen, womit sich auch seine Zurückhaltung erklären ließe. 203 Vgl. Matthews 203. 204 Ambrosius ep. e. c. 11,13.14; vgl. (Ambrosius) nec prius dignum iudicavit coetu ecclesiae vel sacramentorum communione Paulinus VA 24; Sozomenos 7,25,7. S. hierzu Cameron 81 f. 205 Nach Schmitz (364) trat die „Zwangsexkommunikation“ automatisch durch das Vergehen in Kraft, allerdings spricht Ambrosius nicht von einer Exkommunikation. Schieffer (1972, 350) bemerkt, dass in den frühen Quellen noch nicht von Exkommunikation die Rede ist; vgl. Leppin (2003) 156. Nach Poschmann (21) beschränkte sich die „Exkommunikation“ nur auf das Abendmahl.
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an, dass Büßer umgehend nach der Buße die Zulassung zur Kommunion einfordern, indes eine publica supplicatio scheuen.206 Anders als es die Darstellungen der spätantiken Kirchenhistoriker vermuten lassen, zeigte sich Ambrosius zu Beginn der Auseinandersetzung mit Theodosius, in den das Schreiben fällt, als ein verständnisvoller, freundlich gesonnener Seelsorger, der nicht hart urteilt, sondern um das Wohl des Kaisers besorgt ist und ihm mit dem Hinweis auf die Verfehlungen eines vorbildlichen Königs wie David eine Brücke baut, was ihm nicht schwerfiel, da Theodosius seinen Strafbefehl bereits bereute. Eine solche entgegenkommende, versöhnlich klingende Haltung dürfte dem Kaiser die Entscheidung erleichtert haben, öffentlich die Buße abzulegen. Gerade nach der Callinicum-Affäre, während der Ambrosius Theodosius den Zugang zum Altarraum und beinahe die Teilnahme am Abendmahl verweigert hatte, war sie nicht ohne Weiteres zu erwarten gewesen. Ein Sündenbekenntnis vor einer Gemeinde bzw. die öffentliche Demonstration von Demut, die im Gegensatz zu einer privaten Beichte dem Ruf und dem Ansehen schaden konnten, durften zudem nicht wie eine Demütigung aussehen.207 Dies dürfte das eigentliche Anliegen der Vorbesprechungen und Verhandlungen mit dem magister officiorum Flavius Rufinus gewesen sein. Indem Theodosius Reue und Einsicht zeigte, sollte er als geläuterter Christ an Ansehen und unter seinen Glaubensgenossen und unter seinen Untertanen gewinnen und so das Bild eines grausamen Herrschers vermieden werden. Für diese Überlegen sprechen Aussagen von Ambrosius und Augustinus. In seiner Trauerrede auf den Kaiser sagte Ambrosius, dass Theodosius, durch andere betrogen, öffentlich sein Vergehen beweinte und darüber Schmerz empfand und im Gegensatz zu Privatleuten sich nicht schämte zu bereuen und durch seine Demut salus erlangte. Daher, so Augustinus, mussten ihn seine Untertanen nicht wie einen Herrscher, der im Wissen um eine Sünde zu Zornesausbrüchen neigte, fürchten, sondern beweinten sie ihn.208 Somit spricht einiges für die Annahme, dass der Bußakt das Ansehen des Kaisers unter den Christen erhöhen sollte und Theodosius eine Sonderbehandlung als Büßer erfuhr. Die Bußzeit dauerte wohl nur acht Monate, die Aufforderung zur Buße erfolgte diskret in einem privaten Schreiben und die Lossprechung fand an Weihnachten und nicht erst, wie sonst üblich, am 206 Ambrosius paen. 1,16,90 und 2,9,86.87; vgl. Koch (1900) 474 f. 207 Vgl. Schwartz 354; Leppin (2005, 63) bewertet dagegen das Handeln des Bischofs als „seelsorgerliche Erpressung.“ 208 Ambrosius obit. Theod. 27 und 34; Augustinus civ. 5,26. McLynn (1994, 330) geht indes zu weit, wenn er erklärt, „Theodosius was promoted to the company of the saints“.
Briefe an Theodosius
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Gründonnerstag statt. Dies war möglich, weil es zur damaligen Zeit noch keine einheitliche Praxis bei einem Bußverfahren gab.209 Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die öffentliche Demutsbezeugung nur zustandekam, weil Theodosius ein sehr religiöser Mensch und tiefgläubiger Katholik war. Einen anderen Kaiser hätte Ambrosius nicht zur Buße bewegen können.210 Für eine solche Annahme spricht auch, dass das Ereignis in den heidnischen Quellen mit keinem Wort erwähnt wird und somit keine Resonanz fand, was insofern verständlich ist, als Theodosius während seiner Bußzeit seine Regierungsgeschäfte offensichtlich unvermindert fortführte. Inwieweit Ambrosius bei seinem Vorgehen historischen Vorbildern folgte, lässt sich nicht mehr sagen. Denkbar ist, dass er dem legendenhaften Bericht des Eusebius folgte, nach dem angeblich ein Bischof den Kaiser Philippus Arabs zwang seine Sünden zu bekennen. Aber abgesehen davon, ob er den Bericht kannte oder nicht, war Ambrosius als Bischof dazu verpflichtet nach den Regeln der Kirche das Verhalten einer Person, die einen Mord zu verantworten hatte, zu sanktionieren und diese Person seelsorgerisch zu betreuen.211 Dabei mag ihm geholfen haben, dass er sich schon vorher an Beispielen aus dem Alten Testament Gedanken gemacht hatte, wie ein Herrscher seine Demut bezeugen kann.212 „Die Inszenierung von humilitas“ wurde zum Vorbild für spätere Kaiser. Arcadius und vor allem Theodosius II. bezeugten ebenfalls ihre Demut und waren in ihrer Darstellung als demütige Asketen in der Lage möglichen Unmut in der Bevölkerung zu kompensieren.213 So gesehen begründete Ambrosius mit seiner Vorgehensweise in Kooperation mit dem Kaiserhof eine neue Tradition.214 209 Vgl. McLynn (1994) 327 f. Zum Ansehen des Theodosius Meier (2007) 153. Zu den Sonderreglungen für Theodosius Ernesti 184 ff. Bei schweren Vergehen wie Mord musste der Täter damals eine langjährige Buße vollziehen; Poschmann 9 f., 16 ff. und 30 f. Über die reichsweiten Unterschiede in der Bußpraxis berichtet Sozomenos 7,16. Seinem Bericht zufolge nahm ein Büßer in Rom am Gottesdienst von einem für ihn bestimmten Platz aus teil, aber nicht an der Liturgie. Wehklagend warf er sich zu Boden wie nach ihm der Bischof, der abschließend ein Gebet sprach. 210 Groß-Albenhausen 118; Leppin (2003) 158. 211 Eusebios HE 6,34; Schieffer (1972) 337 ff. und 348 ff.; vgl. Leppin (2003) 158 f. und (2005) 65. 212 Leppin (2007) 127 und (2008) 43 ff., der darauf hinweist, dass Ambrosius bereits bei Gratian die humilitas als Tugend beschrieb. 213 Leppin (2017) 503; Meier (2007) 145 ff. und (2017) 518 ff.; Diefenbach 409 f. 214 Zu der Frage, inwieweit es eine direkte Verbindung zwischen Mailand und Canossa gab, ausführlich Schieffer (1972) 333 ff. und 368 ff., der auf die unterschiedlichen Machtpositionen der Kirche im 4. und 11. Jh. hinweist. Zum Forschungstand s. auch
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Briefwechsel mit Gratian
CSEL 79,3–4 und epistula extra collectionem 12 Thema: Bitte des Kaisers Gratian an Ambrosius, für ihn eine Schrift über den Heiligen Geist zu verfassen Datierung: Die beiden Briefe werden in die Zeit zwischen Ende 378 und Sommer 380 datiert.215 Ein sicherer terminus ante quem für die Datierung ist die Ablassungszeit der Schrift de spiritu sancto. Sie lässt sich aufgrund historischer Anspielungen in das Frühjahr 381 datieren. Der Briefwechsel zwischen Gratian und Ambrosius dürfte, sofern er zeitnah erfolgte, daher im Herbst 380 stattgefunden haben.216 Hintergrund/Gliederung/Intention: Gratian war bereits 367 im Alter von acht Jahren zum Augustus erhoben worden und regierte gemeinsam mit seinem Vater Valentinian I. Neue Akzente in der Religionspolitik waren von ihm allein schon aufgrund seines Alters nicht zu erwarten, auch nicht, als sein Vater 375 starb. Gegenüber den verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen verhielt er sich eher tolerant und undogmatisch. Wenn er wie im Falle der Donatisten eingriff, so geschah dies im traditionellen Rahmen. Ende der siebziger Jahre zeigte Gratian ein größeres Interesse an Glaubensfragen und bat daher Ambrosius um ein fidei libellus. Man kann nur darüber spekulieren, warum der Kaiser sich für ein so grundlegendes theologisches Thema gerade an Ambrosius wandte. Zwar kannte er ihn aus Mailand, aber Ambrosius hatte sich mit theologischen Schriften noch nicht besonders hervorgetan. Gratian hätte daher genauso gut renommierte Theologen im Umfeld seines Hofes ansprechen können. Außerdem hatte Maximus, der Bischof von Konstantinopel, eine gegen die Arianer gerichtete, leider nicht mehr überlieferte Schrift de fide verfasst und in Mailand Gratian überreicht. Nicht auszuschließen ist daher, dass Zweifel an der Orthodoxie des AmbroErnesti 187–190. Kolb (1980, 52 ff. und 55 ff.) versucht indes die Thessalonica-Affäre mit den Gegensätzen zwischen dem östlichen und westlichen Episkopat und mit den gescheiterten Bemühungen des Ambrosius in seiner Germanienpolitik in Verbindung zu bringen. 215 Eine Übersicht über die verschiedenen Datierungsansätze bietet Gerbenne 368–371. 216 Barnes (1999) 173 f.; s. dagegen D. H. Williams (1995) 151 ff. Zur Datierung der Schrift de spiritu sancto Markschies (1995) 174, Duval (2009) 217 f., Faller 15*ff. Für die späte Datierung des Ambrosius’ Briefes spricht auch das Fehlen jeglicher Gebete für den Sieg; so Liebeschuetz 273. Faller (10*) geht indes davon aus, dass Ambrosius nicht sofort antwortete
Briefwechsel mit Gratian
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sius bestanden, den seine Wahl als Katechumene angreifbar machte. Wenn diese Annahme zutreffen sollte, dann hat Ambrosius die Probe souverän bestanden. Der Bischof verfasste sogar zwei libelli unter dem Titel de fide, in denen er sich sehr kritisch und polemisch mit der Auffassung der Arianer auseinandersetzte und sie der Häresie beschuldigte (ep. e. c. 12,7).217 Gratian war offensichtlich von dem persönlichen Kontakt zu Ambrosius und von dessen Werk so angetan, dass er in dem vorliegenden Schreiben den Bischof aufforderte, zu ihm zu kommen und ihm eine weitere Einführung in die doctrina vera zu geben (§ 1 CSEL 79,3). Mit einem eindeutigen Bekenntnis zum nizänischen Glauben und dem Hinweis, Gott mit seinem Lob gerecht zu werden, bittet er Ambrosius um eine Abhandlung, in der er darlegt, dass der Heilige Geist ebenfalls Gott sei (§ 2–3 CSEL 79,3). Dass der Kaiser den Brief eigenhändig schrieb (ep. e. c. 12,3), sollte hinsichtlich seiner Haltung gegenüber Ambrosius nicht überbewertet werden. Der Brief ist zwar sehr höflich und wohlwollend formuliert, beinhaltet aber mit der Aufforderung an Ambrosius sich auf die Bibel zu beziehen eine versteckte Kritik seiner Gegner. Mit keinem Wort geht Gratian auf den Streit über die Trinität ein, der wohl der eigentliche Grund für seine Bitte war.218 Ambrosius entschuldigt sich am Anfang seines Schreibens dafür, dass er dem Kaiser nicht entgegengereist sei. Er beteuert, dass er im Geiste immer bei ihm gewesen sei, und bedankt sich bei Gratian für die Wiederherstellung der quies ecclesiae. Gleichzeitig betont er, wie sehr er sich geehrt fühle, dass der Kaiser ihm persönlich geschrieben habe (ep. e. c. 12,1–3). In den folgenden Abschnitten (ep. e. c. 12,4–9) geht Ambrosius näher auf den kurzen Brief des Kaisers ein, indem er ihn mehrmals wörtlich zitiert. Er lobt Gratians standhafte Einstellung zum nizänischen Glauben und verspricht persönlich zu ihm zu kommen und angesichts der positiven
217 Ambrosius, de fide 1 prologus 1,1–4. Über Gratians Haltung zum Glauben, die Schrift de fide, deren Datierung und Zielsetzung M. S. Williams (2017) 113 ff. und 124; Nautin 231–235; D. H. Williams (1993) 136 ff., 143 ff., (1994) 210 ff. und (1995) 128–153; Burrus 462 ff.; Corti 59–67; McLynn (1991) 64 ff.; Markschies (1995) 166–197 und (2005) 45–52; Paredi (1982) 19 ff.; Gottlieb (1973) 28–31. Keineswegs handelte es sich um die erste theologische Schrift des Ambrosius; so Cameron 35; s. dagegen Markschies (2005) 27 ff. Zu Maximus, der Ambrosius freundschaftlich verbunden war, Hieronymus vir. ill. 127; McLynn (1994) 111; Reutter 450. Vgl. den Kommentar zu Ambrosius ep. e. c. 9 Anm. 341. 218 M. S. Williams (2017) 124ff; D. H. Williams (1995) 145 f.; vgl. Duval (2009) 203, 215. Markschies (1995, 173, Anm. 497) merkt an, dass Gratians Brief „in theologischer Hinsicht äußerst allgemein gehalten ist“. Lediglich das Stichwort creatura deutet darauf hin, dass er Ambrosius’ in de fide I/II dargelegte Auffassung angenommen, aber nicht rezipiert habe.
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Reaktion auf sein Werk de fide eine Schrift de spiritu (sancto) zu verfassen. Der Brief schließt mit einem Segenswunsch an den Kaiser (ep. e. c. 12,10).219 Ambrosius war offensichtlich von der Zuneigung des jungen Kaisers sehr überrascht, aber auch angetan. Hatte er ihn zuvor noch eher distanziert behandelt, so antwortete er ihm jetzt mit einem Brief voller Dank und Lob.220 In der Tat verfasste Ambrosius danach noch drei weitere Bände de fide und drei Bücher de spiritu sancto. Mit keinem Wort wird in dem Briefwechsel erwähnt, dass bereits wenige Jahre zuvor Basilius von Caesarea und Didymus der Blinde Schriften über den Heiligen Geist, allerdings auf Griechisch, verfasst hatten. Gerade von Didymus’ Werk profitierte Ambrosius beim Verfassen seiner Schrift. Für Ambrosius’ Eifer lassen sich mehrere Gründe anführen: Gratian, der anfänglich die neutrale, tolerante Religionspolitik seines Vaters Valentinian I. fortsetzte, hatte sich aus theologischer Sicht noch nicht eindeutig für eine Glaubensrichtung entschieden. Nicht nur aus seelsorgerischen Gründen war Ambrosius deshalb verpflichtet, ihn zu unterstützen, sondern auch aus religionspolitischem Kalkül. Die noch offene Einstellung des Kaisers half dem Bischof in den aktuellen kirchenpolitischen Auseinandersetzungen mit den Arianern, die sich zu dieser Zeit in Mailand zuspitzten. Außerdem beanspruchte Gratian die Nutzung einer basilica für sich. Dass er sie den Arianern übergeben wollte, lässt sich nicht sicher nachweisen. Denkbar ist, dass der junge Kaiser, weil er über keine eigene Hofkirche verfügte, Ostern 380 für sich und seine Familie eine basilica für einen privaten Gottesdienst nutzen wollte. Wenn er auch nicht in böser Absicht handelte, so wirkte seine Vorgehensweise wie ein Affront gegenüber dem Mailänder Bischof. Dieser vermied indes eine Konfrontation und bemühte sich, den Kaiser für sich zu gewinnen, was ihm ein Jahr später Ostern 381 mit seiner Schrift über den Heiligen Geist gelang.221 Wie erfolgreich Ambrosius mit seinen Bemühungen war, ist der Einleitung seines in Briefform verfassten de evangelio tractatus zu entnehmen, in dem er Bibelstellen über Petrus und Judas erläutert. In ihm schreibt er, dass es zu einem häufigen Austausch zwischen ihm und Gratian gekom-
219 Zum Inhalt vgl. McLynn (1994) 117–118, Duval (2009) 216. 220 Vgl. hierzu Markschies (1995) 173 und Gottlieb (1973) 40. 221 Zu dem Streit mit Ursinus Markschies (1995) 141; s. den Kommentar zu ep. e. c. 4 und 5. Zum sogenannten 1. Mailänder Kirchenstreit jetzt M. S. Williams (2017) 195–213 und D. H. Williams (1995) 167 ff.; s. auch den Kommentar zu Ambrosius ep. e. c. 12.
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men sei, weil der Kaiser ein großes Informationsbedürfnis hätte.222 Seine Schrift de spiritu sancto fand indes nicht die einhellige Zustimmung bei anderen Geistlichen. Hieronymus formulierte eine vernichtende Kritik über Ambrosius’ Werk in seinem Vorwort zu der lateinischen Übersetzung von Didymus’ Werk. Das Konzil von Aquileia
Epistula extra collectionem 4 = gesta concili Aquileiensis epistula 2 Thema: Bericht über den Verlauf des Konzils von Aquileia und Warnung vor Häretikern Datierung: Das Konzil von Aquileia tagte, wie dem Anfang der acta concili Aquileiensis zu entnehmen ist, am 3. Tag vor den Nonen des Septembers, d. h. am 3. September des Jahres 381 in der Basilika, dem heutigen Dom der Stadt. Die Datumsangabe besagt noch nicht, dass das Konzil nur an einem einzigen Tag stattfand. Es ist durchaus denkbar, dass es, wie damals üblich, zwei oder drei Tage dauerte.223 Auf jeden Fall dürfte der vorliegende Brief, der einen großen Teil des Verlaufs der in den Konzilsakten geschilderten Verhandlungen referiert, nach dem genannten Datum Anfang September 381 verfasst worden sein.224
222 Crebra inquisitio omnes pigr(e)scentis otii amputat moras. Tu informari desideras; Duval (2004) 411 f., der den Text in einer überarbeiteten und verbesserten Fassung vorgelegt hat. Schwer zu entscheiden ist, ob es sich bei dem Text um einen Brief oder um eine theologische Abhandlung handelt; Duval (2004) 421 f. Er beginnt zwar mit den Worten Ambrosius episcopus Gratiano Augusto, sein Inhalt ist aber rein theologisch. Eine genaue zeitliche Einordnung ist nicht möglich, doch dürfte diese Schrift nach de fide und de spiritu sancto verfasst worden sein. 223 Zur Datierung des Briefes Zelzer 326; zur Frage der Dauer des Konzils Weckwerth 182 f. Die These, dass das Konzil von Aquileia bereits im Mai/Juni 381 tagte und somit die Datumsangabe falsch ist, hat Zeiller (327 ff.) widerlegt; vgl. D. H. Williams (1995) 173 ff. Dass vorher lange ohne Protokoll verhandelt wurde, ist dem Anfang des Protokolls (acta concili Aquileiensis 2) zu entnehmen; Zelzer (2001) 443, s. dagegen Gottlieb (1979) 298 ff. Das Protokoll des Konzils ist also nicht vollständig überliefert; Sieben (1979) 482. Zum Tagungsort im secretarium der Kirche Tavano 151 ff., Cuscito (1987) 64 f. 224 Zu der Annahme, dass der Brief während des Konzils verfasst wurde, s. den Kommentar zu Ambrosius ep. e. c. 5 S. 83 f.
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Hintergrund/Gliederung/Intention: Theodosius hatte ein Jahr nach seinem Regierungsantritt im Namen seiner Mitkaiser Gratian und Valentinian II. am 28. Februar 380 in einem Edikt an das Volk von Konstantinopel erklärt, dass gemäß der apostolischen Unterweisung und der Lehre des Evangeliums Vater, Sohn und Heiliger Geist eine Gottheit bildeten. Damit hätten „alle Völker“ der Glaubensauffassung des Bischofs von Rom Damasus und des Bischofs von Alexandria Petrus zu folgen.225 Offensichtlich wollte der Kaiser in seiner Residenz Konstantinopel für Klarheit in religiösen Fragen sorgen, indem er sich zu der nizänischen Glaubensrichtung bekannte und die Nizäner als Christiani catholici akzeptierte. Jedoch gelang es ihm nicht die innerkirchlichen Verhältnisse zu befrieden. Zu groß waren die Rivalitäten und Streitigkeiten zwischen den verschiedenen christlichen Gruppierungen, auch unter den Nizänern, die wohl zahlenmäßig am stärksten vertreten waren. Da er in seine Entscheidung nicht die Bischöfe eingebunden hatte und ihr folglich ein theologisches Fundament fehlte, berief der Kaiser ein Konzil in Konstantinopel ein, das vom Mai bis zum 9. Juli 381 tagte und an dem 150 Bischöfe teilnahmen. Obwohl es als ökumenisches Konzil bezeichnet wird, fehlten Bischöfe aus dem Westen und auch aus einigen östlichen Gebieten. Auf dem Konzil, dessen Akten nicht überliefert sind, wurde dann das Glaubensbekenntnis von Nicaea bestätigt und die Bedeutung des Heiligen Geistes betont.226 In einer Konstitution an den Prokonsul von Asia, die auf den 30. Juli 381 datiert ist, erklärte Theodosius, dass alle Kirchen den Bischöfen zu übergeben seien, die sich zur Einheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist bekannten. Als Vertreter der nizänischen Glaubensauffassung wurden Bischöfe aus dem Osten genannt, allen voran Nectarius, der Bischof von Konstantinopel, dessen Position aufgewertet wurde. Bei seiner Entscheidung ließ sich Theodosius wohl auch von rein pragmatischen Überlegungen leiten. Die Rechtgläubigkeit, die eine wesentliche Voraussetzung für die Übergabe von Kirchen war, konnten Bischöfe im Osten gegenüber einem Statthalter der Provinz schneller und besser bescheinigen als ihre Amtskollegen im Westen.227 Um den 3. September 381 tagte dann in der kaiserlichen Residenzstadt Aquileia unter dem Vorsitz des dortigen Bischofs Valerianus ein Konzil, das Kaiser Gratian einberufen hatte. Ursprünglich wollte der Kaiser in 225 CTh 16,1,2; Leppin (2003) 71 ff.; Brennecke (2017) 43 ff. 226 Zu dem Konzil von Konstantinopel und seinen Ergebnissen s. die Zusammenfassung des Forschungsstandes und der Beschlüsse bei Ritter (2006) 35–70; vgl. Simonetti 528–542, Errington (2006) 221–230. 227 CTh 16,1,3; Errington (Chiron 1997) 4 ff.
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einer Diskussion über die unterschiedlichen Glaubenslehren eine friedliche Einigung erzielen. Als sein neuer Mitkaiser Theodosius seinen Plan durchkreuzte, riet ihm Ambrosius, dass es ausreiche die sacerdotes vicinarum ex Italia civitatum einzuladen.228 Angesichts der großen Bischofsversammlung in Konstantinopel lud aber der für Italien und Illyricum zuständige Prätorianerpräfekt Flavius Syagrius auf Gratians Geheiß auch die Bischöfe des gesamten Westens ein. Schließlich kamen bei der Einberufung des Konzils 30 Bischöfe zusammen, deren Herkunft nicht ganz den gewünschten Vorgaben entsprach. 13 Bischöfe stammten aus (Nord-)Italien, 5 oder 6 aus (Süd-)Gallien, 3 oder 4 aus (West-)Illyricum, 2 aus (Nord-)Afrika. Gebiete wie Hispanien, (Nord-)Gallien, die nördlichen Provinzen (z. B. Raetia, Noricum Ripense, Pannonia Superior) und sogar die Stadt Rom waren dagegen nicht vertreten.229 Das Hauptanliegen des Konzils war die Auseinandersetzung mit den beiden arianischen Bischöfen Palladius von Ratiaria (Dacia Ripensis) und Secundianus von Singidunum (Moesia Superior) und anderen Geistlichen, die den inneren Frieden zu bedrohen schienen. Dabei beschränkte sich das Konzil nicht allein auf Streitigkeiten im Westen. Ambrosius, der sich gerade durch seine vor kurzem abgeschlossenen Schriften de fide und de spiritu (sancto) profiliert hatte, wollte einmal mehr beweisen, wie sehr er der orthodoxen Linie der Kirche folgte.230 Der vorliegende Brief, der offiziell an Gratian, Valentinian II. und Theodosius, letztlich aber nur an Gratian gerichtet ist,231 befasst sich mit dem Konzilsverlauf. Zu Beginn des Briefes bedanken sich die Konzilsteilnehmer dafür, dass die Kaiser ein sacerdotale concilium einberufen hätten, um Streitigkeiten auszuräumen und die Teilnahme jedem Bischof freigestellt worden sei (ep. e. c. 4,1). Sie betonen, dass mit Ausnahme von zwei Häretikern nur Rechtgläubige die Mühsal der Anreise auf sich genommen hätten und letztlich aus fast allen Provinzen des Westens Vertreter gekommen seien (ep. e. c. 4,2.3). Ausführlich wird die Auseinandersetzung mit Palladius und 228 Zum Konzil, insbesondere zu seiner Einberufung Simonetti 542–548, Sieben (1979) 482–492, Gottlieb (1979) 287 ff., Gryson (1980) 121–143 und zur Quellenlage (1981) 31 ff., McLynn (1991) 71 f. und (1994) 124–137; D. H. Williams (1995) 154–184; Hanssens (1974) 493 ff., 508 ff. und (1975) 562 ff.; Duval (2009) 220 ff., Mattei 343 ff., Graumann 104 ff., Errington (2006) 195–199, M. S. Williams (2017) 142–156. 229 Acta concili Aquileiensis 3–5. 7; zu den Teilnehmern Zelzer CLIII-CLV und (2001) 441 ff., Simonetti 543 ff., Gottlieb (1979) 294 ff.; D. H. Williams (1995) 174 f.; Hanssens (1975) 564–567; Cuscito (1982) 206 ff.; M. S. Williams (2017) 144 f. Zu Flavius Syagrius PLRE I 862–863. 230 M. S. Williams (2017) 162 f.; vgl. Simonetti 543, D. H. Williams (1995) 182 ff. 231 Vgl. die Anreden in Ambrosius ep. e. c. 4, 2.8.10.11.
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Secundianus, den beiden Anhängern des Arius, geschildert und schließlich deren Absetzung als Bischöfe gefordert (ep. e. c. 4,4–8). Ferner wird Gratian vor den Umtrieben des Adtalus und seines Lehrers Julianus Valens sowie der Photinianer gewarnt (ep. e. c. 4,9–10.12). Der Abschnitt über die Photinianer ist nachträglich hinzugefügt geworden; denn der Brief endet bereits vorher mit der Bitte an den Kaiser, die legati concilii anzuhören und den Forderungen des Konzils zuzustimmen (ep. e. c. 4,11).232 Offensichtlich wollten die Teilnehmer des Konzils zu einem ähnlichen Ergebnis kommen wie das Konzil von Konstantinopel: Verurteilung und Absetzung ungläubiger Amtsbrüder. Allerdings verliefen die Verhandlungen nicht reibungslos und eindeutig, wie dem Verlaufsprotokoll, den acta concilii Aquileiensis, zu entnehmen ist.233 Insbesondere Palladius zeigte sich sehr unzufrieden und ungehalten über die Form der Einladung und den Verlauf des Konzils. Er berief sich darauf, dass er in Sirmium Gratian um ein Konzil für alle orientales gebeten und der Kaiser, der sich nicht eingehend mit religionspolitischen Fragen befasst hatte und daher von seiner Rechtgläubigkeit überzeugt war, ihn aufgefordert hätte zu kommen.234 Bei seiner Ankunft in Aquileia stellte dann Palladius enttäuscht fest, dass kein generale et plenum concilium stattfand, auf dem er mit anderen Christen unvoreingenommen über Glaubensfragen hätte diskutieren können. Ihm kam es wie eine Intrige vor, zumal anstelle einer theologischen Diskussion ihn Ambrosius mit anderen Amtskollegen einem regelrechten Verhör unterzog, dem sich Palladius nach anfänglichem Schweigen stellte. Er zweifelte die Autorität des Konzils an, forderte deshalb unvoreingenommene exceptores und auditores und nahm zum Schluss die Anhörung nicht mehr ernst.235
232 Zum Inhalt des Briefes Groß-Albenhausen 53–54, Mattei 347–363, der auch eine französische Übersetzung des Briefes vorlegte. Nach Oberhelman (45 ff.) entspricht ep. e. c. 4 wie ep. e. c. 5 und 6 nicht dem Schreibstil und Sprachrhythmus des Ambrosius im Unterschied zu ep. e. c. 8 und 9. Eine andere Person oder eine „Arbeitsgruppe“ dürfte daher diesen Brief verfasst haben. 233 Die acta concili Aquileiensis sind abgedruckt in Zelzer 325–368; sie geben nicht den vollständigen Verlauf der Verhandlungen wieder, Gottlieb (1979) 297. 234 Zur Haltung Gratians gegenüber Palladius Gottlieb (1979) 289 ff., McLynn (1994) 137, Groß-Albenhausen 54 und Errington (2006) 197. Gottlieb (1979, 293) und Errington (Chiron 1997, 46) datieren das Treffen des Kaisers mit dem Bischof in den Sommer 381, Cuscito (1987, 55 f.) in das Jahr 380; vgl. Sieben (1979) 483 f. 235 Acta concili Aquileiensis 6. 10–12. 29. 32. 42. 47. 52. 54 (coepistis ludere, ludite!); Maximini episcopi dissertatio 3–8 und 18–20, Gryson (1982) 149–151, 155–156; vgl. McLynn (1991) 71 f. und (1994) 128–134, 146 ff.; Duval (1981) 83 ff., Cuscito (1982) 210–221 und (1987) 59 ff., 65–72. D. H. Williams (1995, 172 ff.) betont, dass Palladius mit dem Hinweis auf ein generale et plenum concilium kein ökumenisches
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In ihrem Schreiben sind daher Ambrosius und seine Amtskollegen bemüht eine derartige Kritik und Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Konzils zu zerstreuen und zu kaschieren, indem sie zuerst den Meinungsaustausch (disceptatio) und den ökumenischen Charakter des Konzils und die Freiwilligkeit der Teilnahme betonen (ep. e. c. 4,2.3), was ganz im Sinne Gratians gewesen sein dürfte. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Unterschied zu den acta concilii Aquileiensis die häretischen Geistlichen mit ihren Amtstiteln genannt werden, um so den Eindruck einer Herabwürdigung zu vermeiden.236 Ohne die Kontroverse und den Verlauf des Konzils mit einem einzigen Wort zu erwähnen, wird dargelegt, welche Probleme die beiden gegnerischen Bischöfe mit dem ihnen recht unvermittelt vorgelegten Brief des Arius hatten (ep. e. c. 4,4), wie unergiebig trotz aller Geduld und Nachsicht und aller Zugeständnisse die theologischen Gespräche verliefen (ep. e. c. 4,5.6) und wie die Arianer schließlich eine zentrale Aussage des Johannes-Evangeliums verfälschten (ep. e. c. 4,6). Dabei war Palladius nur ein falsches Zitat unterlaufen.237 Des Weiteren wird Julianus Valens, den Ambrosius aus Mailand kannte, mit verschiedenen Vorwürfen diffamiert: Er hielt es angeblich nicht für nötig, sich dem Konzil zu stellen, obwohl er sich in der Nähe aufhiel; er stand den arianischen Goten nahe, die damals auf dem Balkan eine Gefahr darstellten, und schien das Heer aufzuwiegeln, was dem Kaiser nicht recht sein konnte; auch war er als Bischof gescheitert (ep. e. c. 4,9.10). Dass dann noch die Photinianer erwähnt werden, deren Versammlungen und Teilnahme an dem Konzil bereits durch Gesetze verboten waren, mag damit zusammenhängen, dass Valerianus von Aquileia am Ende der Anhörung des Palladius betonte, dass dieser von den Photinianern ordiniert und deswegen bereits verurteilt worden sei.238 Mit ihrem Schreiben versuchten die nizänischen Konzilsteilnehmer die Ansprüche des Kaisers mit ihrer wenig konzilianten Vorgehensweise in Einklang zu bringen. Sie und insbesondere Ambrosius wollten keine theologische bzw. christologische Diskussion, weswegen sie auch nicht auf die Schriften ihrer Gegner eingingen. Vielmehr konfrontierten sie sie sogleich mit einem „ketzerischen“ Brief des Arius, weil eine solche Diskussion deren nizänisches Bekenntnis auf den Prüfstand stellte und so ihren Anspruch auf Allgemeingültigkeit untergrub. Folgerichtig konnten die Konzilsteilnehmer Konzil meinte, sondern monierte, dass keine weiteren Arianer eingeladen worden seien; s. dagegen M. S. Williams (2017) 143 Anm. 164. 236 Vgl. Gottlieb (1979) 305. 237 Vgl. McLynn (1994) 133. 238 Acta concili Aquileiensis 49; McLynn (1994) 136.
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die arianischen Geistlichen nicht als gleichberechtigte Gesprächspartner akzeptieren.239 Das Konzil verlief wie ein „Verhör“ und erinnert in seinem Verlauf an einen kaiserlichen Gerichtsprozess. Auch wenn die katholischen Bischöfe ihre Gegner Palladius und Secundianus verurteilten, fungierte ihr Konzil dennoch nicht als Gericht, da sie die Zustimmung des Kaisers benötigten, damit ihr Urteil wirksam wurde.240 Deshalb sollten mit dem vorliegenden Brief vor allem Gratian und Valentinian II. auf eine antiarianische Vorgehensweise und Gesetzgebung eingestimmt werden. Wie erfolgreich Ambrosius und seine Parteigänger mit ihrem Anliegen beim Kaiser waren, ist nicht überliefert. Auch wenn in zwei nachfolgenden Briefen Palladius und Secundianus kurz erwähnt werden (ep. e. c. 5,1 und 6,3), bedeutet dies noch nicht, dass die Bischöfe um Ambrosius keinen Erfolg hatten. Zwar prangerten Palladius und Secundianus weiterhin ihre Vorgehensweise an und bezweifelten die Rechtmäßigkeit des Konzils, nach dem Konzil von Aquileia begegnen indes in der kaiserlichen Gesetzgebung die Arianer als Gegner der orthodoxen katholischen Glaubenslehre.241 Epistula extra collectionem 5 Thema: Warnung vor den Umtrieben des „Gegenpapstes“ Ursinus Datierung: Da in dem Brief noch einmal auf die arianischen Bischöfe Palladius, Secundianus und Julianus Valens angespielt wird (ep. e. c. 5,1.3), dürfte der Brief nach ep. e. c. 4 entstanden sein, aber noch während des Konzils.242 Hintergrund/Gliederung/Intention: Weil die Verurteilung der Bischöfe Palladius und Secundianus noch nicht erfolgt war, wird gleich zu Beginn 239 Gottlieb (1979) 304 ff., D. H. Williams (1995) 178 ff.; Graumann (105 f.) bezeichnet die Verlesung des Arius-Briefes als anachronistisch. 240 Sieben (1979, 482–492) hat die Verhandlung auf dem Konzil mit einem kaiserlichen Kognitionsprozess verglichen, da die Angeklagten sich selbst verteidigten und Ambrosius aufgrund kaiserlicher Delegation als Richter und Verfolger amtierte; vgl. Cuscito (1987) 72 f., Weckwerth 195 ff., D. H. Williams (1995) 176 f., Graumann 105 f., M. S. Williams (2017) 144 f. 241 Brennecke (2015) 75 f. 242 Für die Annahme, dass das Konzil noch tagte, spricht der Infinitiv Futur in einer Aussage in ep. e. c. 5,1: effectum concilii decretis putamus minime defuturum. Danach ist das Prädikat convenit in den Anreden von ep. e. c. 4, 5 und 6 als Präsens und nicht als Perfekt aufzufassen; vgl. Liebeschuetz 222, 234.
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des Briefes kurz auf deren Umtriebe hingewiesen; allerdings werden sie heruntergespielt, da sie angeblich nur das Grenzgebiet Dakiens betrafen (ep. e. c. 5,1). Ihr Hauptaugenmerk richteten Ambrosius und seine Amtskollegen nun auf Ursinus, der 366 erfolglos gegen Damasus als Bischof von Rom kandidiert hatte. Ursinus wird als ein Geistlicher dargestellt, der in allgemeinen Notzeiten Unruhe in die Kirche bringt, indem er, der selbst kein Arianer war, sich beispielsweise in Mailand mit Arianern und Juden verbündete und über einen exkommunizierten Christen mit Briefen verschiedene Leute aufzuwiegeln versuchte (ep. e. c. 5,2.3.5). Gratian, der einmal mehr der eigentliche Adressat des Briefes ist, wird daher gebeten weitere Umtriebe zu verhindern, indem er Ursinus meidet (ep. e. c. 5,4). Ganz zum Schluss deuten die Verfasser den eigentlichen Grund ihres Schreibens an: In einer relatio, in der er wahrscheinlich die Aktivitäten von Ursinus’ Anhängern schilderte, hatte der Stadtpräfekt von Rom berichtet, wie unsicher sich das Volk der Stadt fühle, und so die Konzilsteilnehmer beunruhigt (ep. e. c. 5,6).243 Die Lage in Rom dürfte auch ein Grund dafür gewesen sein, dass Damasus dem Konzil in Aquileia fernblieb. Offensichtlich hatten sich die Feindseligkeiten so zugespitzt, dass ihm eine Abwesenheit zu riskant erschien. Wie dem Brief indirekt zu entnehmen ist, stand Damasus mit den Konzilsteilnehmern in regem Kontakt. So hatte das Konzil auf seine Bitte hin das Anliegen des Bischofs Leontius von Salona angehört.244 Ferner kann man davon ausgehen, dass Damasus die Konzilsteilnehmer über den Bericht des Stadtpräfekten informiert hatte, dessen Inhalt nicht weiter zitiert wird, weil er auch dem Kaiser vorlag. Diese Tatsache und die Angst, Ursinus könnte Gratian für sich einnehmen, belegen, wie genau Ambrosius und seine Amtsbrüder über die Geschehnisse am Hof informiert waren. Für Ambrosius bot sich zudem die Möglichkeit noch einmal mit Ursinus abzurechnen, obwohl dessen Auftreten in Mailand bereits wenige Jahre zurücklag und somit nicht mehr so aktuell war wie die anderen Vorkommnisse.245
243 Zum Inhalt des Briefes Groß-Albenhausen 55–56. 244 McLynn (1994) 138 ff.; Palladi Ratiarensis fragmenta 125 Gryson (1980) 308 und fragmenta 82 Gryson (1982) 188. 245 Reutter (53–56) datiert die Vorkommnisse in Mailand in die Jahre 374/375.
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Epistula extra collectionem 6 Thema: Einberufung eines Konzils aller katholischen Bischöfe nach Alexandria zur Beilegung innerkirchlicher Auseinandersetzungen. Datierung: Der Brief wurde ebenfalls während des Konzils von Aquileia geschrieben, aber höchstwahrscheinlich nach ep. e. c. 4 und 5, da an seinem Anfang (ep. e. c. 6,3) erneut die Verurteilung des Palladius und Secundianus angesprochen wird.246 Hintergrund/Gliederung/Intention: Im Unterschied zu anderen Briefen des Konzils (ep. e. c. 4, 5, 8 und 9) richtet sich dieser Brief an alle drei Kaiser (Gratian, Valentinian II. und Theodosius), deren Anrede im Brief in abgeänderter Form zweimal wiederholt wird (ep. e.c. 6,1.5), was für einen solchen Brief eher ungewöhnlich ist. Dennoch ist Theodosius der eigentliche Ansprechpartner, da das von ihm initiierte Konzil von Konstantinopel kritisiert wird.247 Am Anfang bedanken sich die Konzilsteilnehmer bei den Kaisern für deren beneficia vestrae pietatis, die dazu führten, dass die Arianer überall erfolgreich zurückgedrängt worden seien. Die Bedeutung von Palladius und Secundianus wird eher heruntergespielt, da sie nur in zwei Grenzregionen erfolgreich seien, und die Einheit und Rechtgläubigkeit der Kirche im Westen, die kaum gestört werde, betont wird (ep. e. c. 6,1–3).248 Dann kommen die Verfasser auf die häufigen Streitigkeiten unter den Katholiken zu sprechen, insbesondere auf die Angriffe, denen sich die rechtgläubigen Bischöfe von Alexandria und Antiochia Timotheus und Paulinus ausgesetzt sehen, und fordern die Kaiser auf ein Konzil nach Alexandria einzuberufen, um die Einheit der Kirche wiederherzustellen. Sie werden ferner gebeten, die Gesandten der afrikanischen und gallischen Kirche anzuhören (ep. e. c. 6,4–7).249 Auf den ersten Blick erscheint die Forderung der Konzilsteilnehmer sehr ungewöhnlich, geradezu dreist, hatte doch erst vor gut zwei Monaten
246 Liebeschuetz 231. 247 Vgl. Groß-Albenhausen 56, Liebeschuetz 231. 248 Vgl. nec ulli de haereticis episcopi sunt reperti nisi duo tantum Ambrosius ep. e. c. 4,2; M. S. Williams (2017) 154. 249 Zum Inhalt des Briefs Groß-Albenhausen 56–57. Nach Menis (247 ff.) ist der Brief in seinem Schreibstil untypisch für Ambrosius, sodass er annimmt, dass eine bestimmte Person im Namen der anwesenden Bischöfe den Brief schrieb; so auch Oberhelman 45 f.
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Theodosius das Konzil von Konstantinopel beendet und in einer Konstitution erneut betont, dass er alle Kirchen Bischöfen der nizänischen Glaubensrichtung übergeben habe. Ferner hatte er die Bedeutung des Bischofs von Alexandria hervorgehoben und in der Besetzung des Bischofsstuhls von Antiochia eine Entscheidung getroffen.250 Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Konzilsteilnehmer noch nicht über die in Konstantinopel getroffenen Entscheidungen informiert waren, da aufgrund der damaligen Kommunikationsmöglichkeiten die Übermittlung von Nachrichten mehrere Wochen dauern konnte.251 Allerdings gab es, abgesehen von dem Streben nach Eintracht, für ihr Anliegen einen konkreten Anlass: Von den streitenden Parteien, insbesondere von den beiden Bischofsparteien in Antiochia, hatten sie Briefe erhalten, in denen sie höchstwahrscheinlich um eine Stellungnahme gebeten worden waren.252 Denkbar ist aber auch, dass die Konzilsteilnehmer einer Bitte des Damasus folgten; denn Paulinus von Antiochia, der im Osten nur Zustimmung bei seinen Amtskollegen in Ägypten, Arabien und Zypern fand, hatte sich auch an die westlichen Bischöfe und insbesondere an den Bischof von Rom gewandt, die ihm mit sogenannten Synodalschreiben antworteten. Dass sich Paulinus an Damasus wandte, war nicht neu; vielmehr standen beide Bischöfe schon seit Jahren in engem Kontakt. Damasus hatte Paulinus in seiner Auseinandersetzung mit Meletius unterstützt und seine Machtposition stetig ausgebaut, was ihm schließlich auch die Anerkennung des Theodosius einbrachte.253 Ganz gleich, wie die Ausgangslage war, die Situation im Osten bot dem Konzil von Aquileia die Möglichkeit, mit dem vorliegenden Schreiben seine Wichtigkeit hervorzuheben.254 Epistula extra collectionem 9 Thema: Gesuch um die Wiedereinsetzung von Maximus als Bischof von Konstantinopel und die Einberufung eines Konzils nach Rom 250 Vgl. CTh 16,1,2.3. Die letzte Konstitution stammt vom 30. Juli 381. S. auch die Einleitung zu Ambrosius ep. e. c. 4. 251 Vgl. Liebeschuetz 231. 252 Utriusque partis dudum accepimus litteras Ambrosius ep. e. c. 6,4. 253 Sozomenos 7,11,3.4. Ob die Bischöfe, wie Sozomenos schreibt, nach der Exkommunikation zweier Gegner des Paulinus zusammen mit Gratian eine Einladung an die östlichen Bischöfe in den Westen verfassten, klingt eher unwahrscheinlich. Zu dem Verhältnis von Paulinus und Damasus Reutter 358–361 und 412–41 254 Vgl. McLynn (1994) 140.
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Datierung: Die genaue Datierung des Briefs ist umstritten.255 Der Brief enthält jedoch einige Anhaltspunkte, die für eine Datierung Ende September 381 oder etwas später sprechen. Ein erster sicherer terminus post quem ist die in dem Brief erwähnte Berufung des Nectarius als Bischof von Konstantinopel (ep. e. c. 9,3). Während des dortigen Konzils war Gregor von Nazianz als Bischof zurückgetreten, sodass Nactarius’ Berufung wohl im Juni, auf jeden Fall vor dem Konzilsende am 9. Juli 381 stattgefunden haben dürfte. Die Angabe in synodo ea, quae totius orbis episcopis videbatur esse praescripta (ep. e. c. 9,4) bezieht sich auf das von Gratian einberufene Konzil in Aquileia, das Anfang September 381 stattfand.256 Am Ende des Briefs weisen die Verfasser darauf hin, dass der frater tuae pietatis, d. h. Theodosius’ Mitkaiser Gratian, sie ermahnt habe, an Theodosius zu schreiben (ep. e. c. 9,8). Diese Aussage spricht für die Annahme, dass die Bischöfe sich zuerst an Gratian gewandt hatten, weil er das Konzil von Aquileia einberufen hatte, aber in der Angelegenheit nicht entscheiden wollte, weil sie die östliche Reichshälfte und somit den Herrschaftsbereich des Theodosius betraf.257 Gratians Antwort dürfte das Konzil erreicht haben, als es sich bereits in Auflösung befand. Ambrosius hätte dann das Schreiben in Absprache mit seinen Amtsbrüdern Ende September 381 verfasst. Am Anfang des Briefes erwähnen Ambrosius und seine italischen Amtskollegen ein Schreiben, in dem sie vor kurzem (dudum) zu dem Streit um den Bischofsstuhl in Antiochia Stellung bezogen (ep. e. c. 9,2). Mit dem Schreiben ist ep. e. c. 6 gemeint, das noch während des Konzils verfasst wurde. Im Unterschied zu dieser epistula sind die Verfasser über die Entscheidungen des Theodosius informiert (ep. e. c. 9,1), was dafür spricht, dass ep. e. c. 9 nach ep. e. c. 6 entstanden ist.258 Im Unterschied zu den ep. e. c. 4, 5 und 6 wird als Absender nicht das sanctum concilium quod convenit Aquileiae angegeben, sondern Ambrosius 255 Errington (Chiron 1997, 70) hält es für möglich, dass der Brief im August 381 geschrieben wurde, Liebeschuetz (237) meint dagegen, dass er sicherlich nach dem 3. September 381 verfasst wurde. 256 Mit dem Ausdruck concilium nuper ist auch das Konzil von Aquileia gemeint; s. aber Errington (Chiron 1997, 67 ff.), der hierin einen Hinweis auf ein früheres Konzil sieht. 257 McLynn (1994, 142) vermutet, dass Gratian von ep. e. c. 6 mehr beeindruckt war als Theodosius und das Konzil von Rom an dem Punkt anfangen sollte, an dem das Konzil von Aquileia aufgehört hatte. 258 Zu den Entscheidungen des Theodosius s. die Einleitungen zu Ambrosius ep. e. c. 4 und 6.
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et ceteri episcopi Italiae. Da diese Bischöfe den Brief Ende September 381 verfassten, ist es durchaus möglich, dass sie sich nach Abschluss des Konzils trafen. Ob ein weiteres Konzil in Mailand unter Ambrosius’ Vorsitz stattfand oder ob es sich dabei um ein informelles Treffen handelte und Ambrosius abschließend in ihrem Namen den Brief verfasste, lässt sich nicht sagen.259 Hintergrund/Gliederung/Intention: Am Anfang des Briefes heben Ambrosius und die italischen Bischöfe den sanctus animus des Theodosius und seine Verdienste um die Rückgabe von Kirchen an die Katholiken hervor, bedauern aber zugleich, dass trotz der Vertreibung der Häretiker die Einigkeit der Kirche bedroht sei (ep. e. c. 9,1). Sie verweisen hier zunächst auf Antiochia, wo entgegen einer Vereinbarung unter den beiden katholischen Bischöfen Paulinus nicht die Leitung des Bistums nach dem Tod seines Amtskollegen übernommen habe (ep. e. c. 9,2). Dann gehen die Verfasser ausführlich auf die Absetzung des Bischofs von Konstantinopel Maximus ein, indem sie bezweifeln, dass seine Nachfolger Nectarius und Gregor von Nazianz rechtmäßig berufen bzw. gemäß der Tradition gewählt worden seien. Um die sich daraus ergebende Spaltung der Kirchen zu überwinden schlagen sie die Einberufung eines Konzils für die westlichen und östlichen Bischöfe nach Rom vor (ep. e. c. 9,3–6). Zum Schluss verweisen sie darauf, dass Acholius, der Bischof von Thessalonica, zum Konzil von Konstantinopel eingeladen worden sei um sein Urteil abzugeben, und Gratian sie an seinen Mitkaiser verwiesen habe (ep. e. c. 9,7.8).260 Wie dem Brief zu entnehmen ist, war Maximus höchstpersönlich auf dem Konzil von Aquileia erschienen (ep. e. c. 9,3). In der Bischofsliste der Konzilsakten taucht sein Name zweimal auf; während der eine Namensträger sich eindeutig als Bischof von Emona identifizieren lässt, lässt sich der andere Namensträger keinem Bistum zuordnen, aber aufgrund der Aussage in diesem Brief mit dem Bischof von Konstantinopel gleichsetzen.261 Maximus’ Auftritt in Aquileia ist insofern bemerkenswert, als Damasus Ende 380 in zwei Briefen an Acholius eindeutig Stellung gegen Maximus bezogen hatte, indem er seine Berufung als Bischof von Konstantinopel verurteilte.262
259 Zu einem Konzil von Mailand Errington (Chiron 1997) 70 ff. und Weckwerth 175. 260 Zum Inhalt des Briefs Groß-Albenhausen 58–59, McLynn (1994) 142–143; vgl. Reutter 457 f. 261 Zelzer 325–326, Reutter 461. 262 Zu den ep. 5 und 6 des Damasus ausführlich Reutter 441–461. Zeiller (332 f.) vermutet, dass Maximus sich bereits seit Ende Juni im Westen aufhielt und vor Palladius auf dem Konzil von Aquileia erschien.
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Auf den ersten Blick scheint es so, als ob sich Ambrosius und seine italischen Amtskollegen Damasus, der mit keinem Wort erwähnt wird, widersetzen. Dass Damasus nicht in Aquileia erschienen war, ist indes noch kein Indiz für ein Zerwürfnis; denn aufgrund seiner herausgehobenen Stellung nahm der Bischof von Rom an keinen Synoden außerhalb Roms teil.263 Viel wahrscheinlicher ist daher die Annahme, dass die italischen Bischöfe über Damasus’ Stellungnahme in dieser Angelegenheit, die ohne Folgen blieb, noch nicht oder nur unzureichend informiert waren. Im Unterschied zu ihm gaben sie Maximus eine Chance, sich persönlich vor ihnen zu rechtfertigen. Dessen Stellungnahme muss sie so sehr überzeugt haben, dass sie sich an den Kaiser wandten mit dem Ziel, seine Entscheidung zu revidieren und die Entscheidung des Konzils von Konstantinopel anzuzweifeln. Epistula extra collectionem 8 Thema: Gesuch um die Einberufung eines allgemeinen Konzils Datierung: Die zeitliche Reihenfolge der Briefe ep. e. c. 8 und ep. e. c. 9, die dieselben Absender haben, ist umstritten. Für die Annahme, dass ep. e. c. 8 nach ep. e. c. 9 verfasst wurde, spricht eine Bemerkung der Verfasser, nach der sie bereits um die Einberufung eines sacerdotale concilium gebeten hätten (ep. e. c. 8,5). Eine solche Forderung hatten sie in ep. e. c. 9 gestellt, sodass ep. e. c. 8 später geschrieben worden sein muss. In dem vorliegenden Brief nehmen die Verfasser Bezug auf ein Schreiben des Theodosius (ep. e. c. 8,4.7), mit dem er höchstwahrscheinlich auf ep. e. c. 9 reagierte. Da ein solcher Briefwechsel in der damaligen Zeit Wochen dauerte, dürfte ep. e. c. 8 erst Ende 381, wenn nicht gar Anfang 382 entstanden sein.264 Hintergrund/Gliederung/Intention: Was Theodosius den italischen Bischöfen schrieb, ist dem Brief nur ansatzweise zu entnehmen. So äußerte er sich
263 Weckwerth 183 f. 264 Zur zeitlichen Reihenfolge der beiden Briefe und zum Forschungsstand Zelzer XCVI-XCVII, die sich gegen die zeitliche Anordnung der Mauriner entschied und meinte, dass ep. e. c. 8 vor ep. e. c. 9 verfasst worden sei; vgl. Errington (Chiron 1997) 70 ff., Liebeschuetz 241. Für die vorgeschlagene zeitliche Reihenfolge könnte auch sprechen, dass die Teilnehmer des 2. Konzils von Konstantinopel sich eher auf ep. e. c. 9 beziehen; wahrscheinlich hatte ep. e. c. 8 sie noch nicht erreicht oder lag ihnen noch nicht vor; Theodoretos HE 5,9,9.
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über die, die die Einheit der Kirche störten, und teilte mit, dass auch die orientales sich ein gemeinsames Konzil wünschten (ep. e. c. 8,4.7). Ferner dürfte er der Behauptung, Gregor von Nazianz und Nectarius seien nicht rechtmäßig zu Bischöfen von Konstantinopel berufen worden, und der Forderung nach Einsetzung des Maximus und des Paulinus als Bischöfe von Konstantinopel und Antiochia entschieden widersprochen haben (s. ep. e. c. 9,2–6). In ep. e. c. 8 gehen Ambrosius und seine Amtskollegen nicht näher auf diese Themen ein. Überhaupt fällt auf, wie außerordentlich höflich und verbindlich dieser Brief formuliert ist. Seine Verfasser heben am Anfang des Briefes das Bemühen des Kaisers um die Einheit der Kirche im Osten wie im Westen hervor, bedauern zugleich, dass die Gemeinschaft inter orientales atque occidentales unterbrochen sei, ohne aber irgendeine Schuldzuweisung vorzunehmen (ep. e. c. 8,1.2). Da sie selbst beschuldigt werden, die orientalium societas zu vernachlässigen, fordern sie eine Synode für Ost und West, auf der in Anwesenheit aller vorurteilsfrei über Unterschiede in Glaubensfragen, wie z. B. mit den Apollinaristen, gesprochen werden kann (ep. e. c. 8,2–6). Sie verweisen abschließend auf einen ähnlichen Vorschlag eines Priesters aus Konstantinopel, auf eine Bitte der orientales und auf die Tradition, in der ihr Gesuch z. B. seit Athanasius stehe (ep. e. c. 8,6.7).265 Eine direkte Reaktion des Theodosius auf die Vorschläge der italischen Bischöfe ist nicht bekannt. Jedoch nahm er ihre Vorwürfe, vor allem ihr Anliegen auf Einberufung eines Konzils durchaus ernst, wenn auch seine Vorgehensweise nicht ganz ihren Wünschen und Vorstellungen entsprach. Zunächst tagte auf seine Initiative hin Mitte 382 eine weitere Synode in Konstantinopel und etwas später eine Synode in Rom. In einem Schreiben, das die in Konstantinopel versammelten Bischöfe an die Synode in Rom richteten und in dem sie als Adressaten unter anderen ausdrücklich Damasus, Ambrosius und Valerianus von Aquileia erwähnten, beziehen sie sich auf das Schreiben des vergangenen Jahres, das nach dem Konzil von Aquileia an Theodosius geschrieben worden war. Sie erklärten, dass sie aufgrund der Vorgaben ihrer Heimatprovinzen und der späten Bekanntgabe des Einberufungstermins nicht kommen könnten, aber drei Vertreter nach Rom entsenden würden. Sie signalisierten so ihr Interesse an einer Kooperation und betonten gleichzeitig, dass Nectarius in Gegenwart des Theodosius und des Klerus und mit Zustimmung der Stadt rechtmäßig zum Bischof von Konstantinopel ordiniert und Flavianus rechtmäßig durch die Bischöfe seiner Provinz und der östlichen Diözese und mit Zustimmung der ganzen
265 Zum Inhalt des Briefs Groß-Albenhausen 59–61.
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Kirche zum Bischof geweiht worden sei. Ferner verurteilten sie, wie von den italischen Bischöfen gefordert, unter anderem die Lehren des Photinus und Apollinaris.266 Ohne sie mit einem einzigen Wort zu erwähnen, erteilten sie den ehemaligen Bischöfen Maximus und Paulinus eine klare Absage. Die Synode von Rom verurteilte ebenfalls die Lehre des Apollinaris; wie sie auf die Bestätigung des Nectarius und Flavianus reagierte, ist nicht überliefert. Der Briefverkehr ist aufschlussreich für das Verhältnis des Theodosius zu den italischen Bischöfen. Der Bitte um eine allgemeine Reichssynode kam der Kaiser allenfalls ansatzweise nach, indem er drei östliche Bischöfe nach Rom reisen ließ. Eine Einmischung in die Besetzung östlicher Bischofsstühle akzeptierte er nicht. Mit der Einberufung eines Konzils in Konstantinopel demonstrierte er erneut seine Machtposition und die Geschlossenheit der östlichen Kirche. Briefwechsel der Synode von Rom
Epistula extra collectionem 7 und collectio Avellana 13 Thema: Verständigung über die Kooperation der Bischofsgerichte mit der kaiserlichen Reichsverwaltung Datierung: Die Kaiser Gratian und Valentinian II. verfassten ein Schreiben an den vicarius urbis Romae Aquilinus, das sprachlich in einigen Passagen mit der ep. e. c. 7 übereinstimmt. Aufgrund dieses Schreibens lässt sich der Zeitraum, in dem die ep. e. c. 7 entstand, einengen; denn beide Kaiser regierten nur in dem kurzen Zeitraum vom 9. August 378, als ihr Mitkaiser Valens in der Schlacht bei Adrianopel fiel, bis zur Kaiserproklamation des Theodosius am 19. Januar 379 gemeinsam. Da Gratian während dieses Zeitraumes in der pannonischen Stadt Sirmium mit Ambrosius zusammentraf,
266 Zum Synodalschreiben Theodoretos HE 5,9; Ritter (2006) 45 f. Zur Einflussnahme des Kaisers Gratian Theodoretos HE 5,9,8.9, vgl. Sozomenos 7,11,4. Zur Berufung des Nectarius und Flavianus Theodoretos HE 5,9,14–16.19; Reutter 465–467 und 501 ff. Zu den Photinianern Ambrosius ep. e. c. 4,11. Wie in ep. e. c. 8,7 gefordert, fand das Konzil von Konstantinopel in einer Stadt statt, die am Meer liegt; McLynn (1994) 145.
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dürfte die Synode wohl im Spätsommer 378 getagt und ihre relatio verfasst haben, auf die die beiden Kaiser dann Ende 378/Anfang 379 reagierten.267 Hintergrund/Gliederung/Intention: Durch Constantin gewann das Chris tentum seit dem frühen 4. Jh. immer mehr an Einfluss. Neben den Synoden, die sich mit Fragen des religiösen Lebens, aber auch mit Fragen der Kirchenspaltung und Häresie befassten, kann dem Bischofsgericht (episcopale iudicium, episcopalis audientia) eine immer größere Bedeutung zu.268 Während sich Christen in innerkirchlichen Angelegenheiten ohne Weiteres an ein Bischofsgericht wenden konnten, bestätigte Constantin 318, dass man sich durchaus an ein solches Gericht wenden dürfe, auch wenn die Verhandlung bereits vor einem (weltlichen) Richter begonnen habe, und dass das Urteil des Bischofs gelte.269 Mit dieser Regelung hatte Constantin aber noch lange nicht das Verhältnis zwischen der staatlichen (kaiserlichen) und bischöflichen Gerichtsbarkeit geklärt. Vielmehr ergaben sich immer wieder neue Fragen und Probleme in der Abgrenzung zwischen kirchlicher und staatlicher Gerichtsbarkeit. In der Kirche hatte sich zudem noch keine feste Hierarchie in der Rechtsprechung herausgebildet. Es gab beispielsweise die miteinander konkurrierenden Bezirke der sogenannten Obermetropoliten von Rom, Alexandria und Antiochia.270 Auch fehlte den kirchlichen Gerichten das entsprechende Personal, um gerichtliche Entscheidungen durchzusetzen Constantius II. und Constans stellten 355 klar, dass ein Bischof nicht vor einem weltlichen Gericht angeklagt werden dürfe, um ihn nicht irgendwelchen Anfeindungen auszusetzen. Valentinan I. bestätigte wahrscheinlich am Anfang seiner Regierungszeit um 365 in einem Reskript, dass in Glaubensund Kirchenfragen nur Bischöfe über Bischöfe richten dürften, auch wenn es um sittliche Verfehlungen eines Amtskollegen ginge. Allerdings präzisierten Valens, Gratian und Valentinian II. 376 die Befugnisse der Bischofsgerichte, indem sie erklärten, dass für die negotia ecclesiastica dieselbe Regelung gelte wie bei Zivilverfahren: Meinungsverschiedenheiten und kleine Delikte, 267 Zur Datierung des Briefes Zelzer XCI, Pietri I 741 f., Duval (2009) 207 ff. Es gibt indes Schreiben des Valens, die nach dem 9. August 378 datiert sind; CTh 10,19,9 und 13,3,12. Zu Gratians Itinerar Barnes (1999) 167 f. 268 Zu den Anfängen des Synodalwesens Brennecke (2007) 27 ff. 269 CTh 1,27,1; Constantin war demnach keineswegs der erste Kaiser, der das Bischofsgericht einführte. Die Anfänge einer kirchlichen Gerichtsbarkeit lassen sich bereits in die Entstehungszeit des Christentums verfolgen; denn bereits damals galt der Grundsatz, dass Christen ihre Streitigkeiten intern regeln sollten; Girardet (1975) 10–17. 270 Girardet (1994) 4 f.
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die für die Einhaltung der Gottesverehrung wichtig seien, dürften vor einem Kirchengericht verhandelt werden, ein kriminalrechtliches Verfahren nur vor einem weltlichen Gericht.271 Die Hintergründe für die genannten Regelungen sind nicht bekannt. Allerdings veranschaulichen innerkirchliche Auseinandersetzungen mit arianischen und donatistischen Klerikern in Italien das Ausmaß und die Härte der Streitigkeiten: Obwohl sie in einem kirchlichen Gerichtsverfahren ihr Amt verloren hatten, behielten Florentius von Puteoli und Urbanus von Parma ihre Kirchen. Der Kleriker Restitutus entzog sich dem Verfahren, während der Bischof Claudianus sich nach seiner Verurteilung weiterhin in Rom aufhielt und Menschen aufwiegelte. Besonders hart traf es Damasus, den Bischof von Rom. Sein Widersacher Ursinus nahm trotz seiner Verbannung weiterhin Ordinationen vor und einer seiner Anhänger klagte Damasus wegen Mordes an.272 Die 378 in Rom tagende Synode befasste sich eingehend mit den eben genannten Streitfällen. Es war damals durchaus üblich, dass der Bischof von Rom die versammelten Bischöfe bereits mit Beschlüssen und Entscheidungen konfrontierte,273 allerdings ist in dem vorliegenden Fall zu bedenken, dass Damasus sich weiterhin von Ursinus bedroht fühlte und deshalb um so mehr auf die Unterstützung durch seine Amtskollegen angewiesen war.274 Das vorliegende Schreiben (relatio) ist daher auch so gehalten, als ob es die Meinung der auf der Synode versammelten Bischöfe wiedergibt. Damasus wird erst am Ende des Briefes als Betroffener in der dritten Person erwähnt (ep. e. c. 7,9.10). Ob Ambrosius an der Synode teilnahm, ist nicht sicher überliefert. Sein Biograph Paulinus schreibt lediglich, dass Ambrosius sich einige Jahre nach seiner Ordination in Rom aufhielt.275 Allein schon aus sachlichen und persönlichen Überlegungen ist es aber sehr wahrscheinlich, dass er auf der Synode erschien; denn aufgrund seiner Erfahrungen in der Reichsverwaltung und nicht zuletzt als Statthalter nahm Ambrosius eine außerordentliche Rolle unter den Bischöfen ein und war gerade in Fragen, in denen es um das Verhältnis von staatlicher und kirchlicher Gerichtsbarkeit und Administration ging, ein wichtiger Ansprechpartner. Aufgrund dieser Überlegungen und der Tatsache, dass in dem Schreiben grundlegende Fragen der Rechtsprechung 271 CTh 16,2,12.23; Ambrosius ep. 75,2; vgl. zur zeitlichen Einordnung Sozomenos 6,7,2; Girardet (1994) 8 ff. 272 Vgl. Pietri I 741 ff. 273 Weckwerth 199. 274 Vgl. Coşkun 42. 275 Paulinus VA 9; Barnes (1999) 168 ff.
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angeschnitten werden, erklärt sich die Aufnahme des Schreibens in seine Briefsammlung.276 In ihrer relatio loben die Verfasser am Anfang die große Fürsorge der Kaiser um die Kirche und das Urteil gegen Ursinus und legen dar, wie gegensätzlich kirchliche und weltliche Gerichte in ein und derselben Sache entscheiden können (ep. e. c. 7,1–3). Dann schildern sie, wie problematisch und unwirksam Gerichtsentscheidungen über die genannten italischen Bischöfe sind und wie der Bischof von Rom als oberster geistlicher Richter seiner Gerichtsbarkeit nicht nachkommen kann (ep. e. c. 7,4–9). Als Gegenmaßnahme schlagen sie vor, dass die Bischöfe bei der Durchsetzung von Gerichtsurteilen vom Prätorianerpräfekten und dem für Rom zuständigen Vikar unterstützt werden. In weiter entfernten Gebieten soll der Metropolit die zweite Gerichtsinstanz bilden, wenn er aber selbst betroffen ist, der Bischof von Rom oder ein Konzil von fünfzehn Bischöfen. Des Weiteren fordern sie, nachdem Damasus nach seinem Freispruch durch den Kaiser noch die Bischöfe um ein Urteil gebeten hat, dass sich der Bischof von Rom aufgrund seines Vorranges (praerogativa apostolicae sedis) im Falle einer Anklage direkt vor dem Kaiser verantworten darf (ep. e. c. 7,9–11). Die Synode forderte somit für ihren Metropoliten einen privilegierten Gerichtsstand, ähnlich dem eines Senators.277 Interessanterweise wird in dem Schreiben nur an einer Stelle kurz erwähnt, dass es hier um die Urteile von Katholiken geht (ep. e. c. 7,9). Innerkirchliche Gegner wie die Wiedertäufer werden zwar als sacrilegi bezeichnet (ep. e. c. 7,4.7.11), ansonsten fehlen Invektiven insbesondere gegen Donatisten und Arianer, was angesichts der bereits erwähnten Gegner angebracht gewesen wäre. Letztlich war es den Verfassern wichtig bei einer allgemeinen Frage nach der Durchsetzung von kirchlichen Gerichtsurteilen möglichst neutral zu erscheinen, keine Angriffsflächen zu bieten und keine Kirchenspaltung zu provozieren Da sich Ambrosius Ende 378/Anfang 379 in Sirmium aufhielt, ist die Vermutung naheliegend, dass er das Synodalschreiben selbst Gratian über-
276 Ohne nähere Begründung nennt Zelzer (1987, 106) Ambrosius als alleinigen Verfasser der relatio; vgl. Liebeschuetz 246 und Nauroy (2012) 23, der allein schon in der Aufnahme von ep. e. c. 7 in den Briefcorpus ein Indiz für die Anwesenheit des Ambrosius auf dem Konzil sieht. Zu den verschiedenen Editionen des Briefes Barnes (2001) 358 ff.; er beruft sich bei der Frage nach dem Verfasser auf eine nicht veröffentlichte Stellungnahme Oberhelmans, nach der die ep. e. c. 7 im Sprachrhythmus mit anderen Briefen des Ambrosius an Valentinian II. und Theodosius übereinstimmt. 277 Zum Inhalt Reutter 163 ff.; Caspar 189–197.
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Einführung
reichte.278 Die vorgebrachten Gravamina müssen Gratian und seinen Bruder überzeugt haben, denn beide Kaiser reagierten umgehend. Ein direktes Antwortschreiben an die Synode bzw. den Bischof von Rom Damasus ist nicht überliefert. Wie die Reaktion der Kaiser aussah, ist einem Schreiben an den vicarius urbis Romae Aquilinus zu entnehmen, das, wie bereits erwähnt, in einigen Abschnitten sprachlich mit dem Synodalbrief übereinstimmt. Das Reskript beginnt mit einer harten Rüge für Aquilinus wegen dessen nachlässiger Amtsführung, der Kritik an dem Treiben verurteilter Geistlicher und der Aufforderung das kaiserliche Schreiben an den ehemaligen vicarius urbis Romae Simplicius zu beachten (collectio Avellana 13,1–3). Wer über diese Missstände in der Verwaltung die Kaiser informierte, bleibt unklar. Es können die Hofbeamten des Kaisers gewesen sein, die selbst Informationen über die Zustände in Italien eingeholt haben, oder Ambrosius und seine Begleiter im Namen der Synode. Sodann wird auf die von der Synode aufgezeigten Vergehen von Bischöfen und ihren Anhängern eingegangen (collectio Avellana 13,4–9). Allerdings wird der Kleriker Restitutus nicht mehr erwähnt, weil es sich wahrscheinlich bei ihm eine Verwechselung seiner Person gehandelt hatte. Nach einer weiteren Kritik an der nachlässigen Amtsführung im Stab des Vikars (collectio Avellana 13,10) gehen die Kaiser auf die Forderungen der Synode ein, die mit leichten Modifizierungen und Präzisierungen weitestgehend übernommen wurden. Der Wunsch des Damasus, sich direkt an den kaiserlichen Hofrat wenden zu dürfen, wird nicht weiter erörtert. Die Forderung nach einem solchen Privileg wird allerdings nicht grundsätzlich abgelehnt, sondern einfach übergangen mit dem Hinweis auf das Streben der Kaiser nach Gerechtigkeit (collectio Avellana 13,11–14).279 Die von der kaiserlichen Kanzlei vorgenommenen Korrekturen an der Petition der Synode sprechen dafür, dass man sich am Hofe näher mit ihr befasst hat und sie keineswegs ungeprüft durchgehen ließ. Da die Hofverwaltung der Petition positiv gegenüberstand und keine Missverständnisse in der Rechtsprechung aufkommen lassen wollte, ist davon auszugehen, dass Gratian und Valentinian II. ein ähnliches Schreiben an die Synode und an den für Italien zuständigen Prätorianerpräfekten schickten.280 Die gewünschten Regelungen zur Beilegung kircheninterner Streitigkeiten scheinen sich auf Dauer nicht in der Praxis bewährt zu haben. 278 Barnes (1999) 169 ff., M. S. Williams (2017) 117 ff. Mit Gratian stand Ambrosius in dieser Zeit auch in Kontakt wegen seiner Schrift de fide; vgl. Einleitung zu ep. e. c. 12. 279 Zum Inhalt Reutter 176 ff.; Caspar 198–201. 280 Vgl. Girardet 1994, 22 f.
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Eine Konstitution der Kaiser Arcadius, Honorius und Theodosius II. vom 4. Februar 405, die wiederum an den Prätorianerpräfekten von Italien und Gallien Hadrianus gerichtet ist, bezieht sich zwar auf eine lex Gratiani, nach der sich ihrer Ämter enthobene Bischöfe hundert Meilen von ihrer Stadt entfernen mussten.281 In späteren Gesetzessammlungen wie dem codex Theodosianus taucht diese Regelung nicht mehr auf. Nichtsdestoweniger baute der Bischof von Rom seinen Führungs- und Machtanspruch, wie er in dem Briefwechsel deutlich wird, im 5. Jh. immer weiter aus.
281 Constitutiones Sirmondianae 2; zu Hadrianus PLRE I 406; vgl. Liebeschuetz 247 f.
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Text und Übersetzung
epistula XXV (Maur. 53) Ambrosius Theodosio Imperatori 1. Silentium meum rupit sermo clementiae tuae; nihil enim in tam tristibus rebus melius facere in animum induxeram quam, si fieri posset, me ipsum abdere. Sed quia in secessu aliquo delitescere et sacerdotio exire non poteram, vel silentio intra me latebam. 2. Doleo enim, fateor, dolore acerbo, non solum quod inmatura aetate Valentinianus Augustus decesserit, sed etiam quod informatus fide ac tuis institutis tantam devotionem erga deum nostrum induerat adque tanto in me incubuerat adfectu, ut, quem ante persequebatur, nunc diligeret, quem ante ut adversarium repellebat, nunc ut parentem putaret. Quod ego non pro recordatione iniuriae veteris exprompsi, sed pro testimonio conversionis. Illud enim alienum, hoc suum, quod a te infusum sibi ita tenuit, ut matris persuasionem excluderet. Ille se a me nutritum praeferebat, ille ut sedulum patrem desiderabat, ille simulato a quibusdam adventus mei nuntio inpatienter praestolabatur. Quin etiam illis ipsis publici doloris diebus, cum sanctos et summos sacerdotes domini intra Gallias haberet, ut a me tamen sacramentis baptismatis initiaretur, scribendum arbitratus est; quod etsi non rationabiliter, amabiliter tamen erga me suum studium testificatus est. 3. Hunc ergo non intimo anhelem spiritu secretisque mentis adque animi visceribus amplectar? Hunc mihi mortuum putem? Immo mihi magis mortuum. Quas ego domino deferebam gratias, quod ita in me conversus esset, quod ita emendatus, quasi senioris cuiusdam aetatis mores induisset; quas clementiae tuae, quod eum non solum regno reddidisses, sed etiam, quod est amplius, instituisses fidei et pietatis tuae disciplinis! Hunc ergo non doleam aevi integrum, antequam sacramentorum quae desideravit adipisceretur gratiam, repentina obisse morte? Refrigerasti animum, quod etiam ipse dignatus es ferre testimonium meo dolori. Te, imperator, arbitrum teneo adfectus mei, te meae mentis interpraetem.
Trauerfeier für Valentinian II.
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Trauerfeier für Valentinian II. epistula 25 (Maur. 53) Ambrosius an den Kaiser Theodosius 1. Mein Schweigen unterbrach der Brief1 Deiner Milde; denn in einer so traurigen Angelegenheit hatte ich nichts Besseres im Sinn als mich selbst zurückzuziehen, wenn es machbar wäre. Aber weil ich mich nicht an irgendeinen einsamen Ort verkriechen und aus dem Bischofsamt entfernen konnte, war ich besonders durch das Schweigen in mir geborgen. 2. Denn, ich gestehe es, ich empfinde bitteren Schmerz, nicht nur weil der Augustus Valentinian im jugendlichen Alter starb, sondern auch weil er sich, durch den Glauben und Deine Unterweisungen gestärkt,2 eine so große Ergebenheit gegenüber unserem Gott angeeignet hatte und mir mit einer so großen Leidenschaft anhing, dass er jetzt den, den er vorher verfolgte, achtete, den, den er vorher wie einen Gegner zurückwies, jetzt wie einen Vater schätzte.3 Das lege ich nicht dar zur Erinnerung an ein altes Unrecht, sondern als ein Zeugnis für eine Bekehrung. Denn jenes ist fremd, dieses das Seine, das er von Dir (ihm) eingeflößt so für sich behielt, dass er die Überredung durch seine Mutter ablehnte.4 Er zog es vor, von mir erzogen zu werden, er sehnte sich (nach mir) wie nach einem umtriebigen Vater, er wartete ungeduldig, nachdem (ihm) von einigen die Nachricht meiner Ankunft vorgegaukelt worden war. Ja sogar an jenen Tagen der öffentlichen Kränkung, als er die heiligen und höchsten Bischöfe5 des Herren in Gallien (bei sich) hatte,6 glaubte er schreiben zu müssen, dass er von mir doch in das Sakrament der Taufe eingeführt würde; wenn auch nicht von Vernunft geleitet, bezeugte er doch auf eine liebenswürdige Weise mir gegenüber sein Bemühen.7 3. Soll ich mich daher nicht mit dem Innersten meines Geistes und mit geheimen Gedanken nach ihm sehnen und (ihn) mit dem Innersten meiner Seele umfassen? Soll ich ihn für mich als tot erachten? Ja sogar mehr als tot. Ich dankte dem Herrn dafür, dass er sich so mir zuwandte, dass er sich so besserte, wie wenn er die Sitten eines Älteren jedes Alters angenommen hätte; ich dankte Deiner Milde, weil Du ihn nicht nur seine Herrschaft wiedergegeben hattest,8 sondern auch, was wichtiger ist, in dem Glauben und den Lehren Deiner Frömmigkeit unterwiesen hattest! Soll ich daher nicht Schmerz empfinden, dass er in der Blüte der Jahre, bevor er die Gnade des von ihm ersehnten Sakraments erlangte, eines plötzlichen Todes starb? Du hast meiner Seele Linderung verschafft, weil Du es auch selbst für würdig hieltest ein Zeugnis für meinen Schmerz zu ertragen. Dich, Kaiser, halte ich für den Richter über meine Leidenschaft, Dich für den Deuter meiner Gedanken.
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4. Sed flendi tempora alias non deerunt: nunc de sepultura eius, quoniam scripsit clementia tua ita hic procurandum. Si exors recessit baptismatis, quid cognoverim, nunc repressi. Est hic porphyreticum labrum pulcherrimum et in usus huiusmodi aptissimum; nam et Maximianus, Diocletiani socius, ita humatus est. Sunt tabulae porphyreticae praetiosissimae, quibus vestiatur operculum, quo regales exuviae claudantur. 5. Hoc fuerat praeparatum, sed expectabatur rescriptum clementiae tuae, cuius perceptione recreatae sunt sanctae filiae tuae, filii tui Valentiniani sorores, quae se gravibus adficiunt modis et amplius exagitabantur, quod diu nihil scriberetur sibi. Unde his non parum accessit solatii, sed dum inhumatae sunt reliquiae, nequaquam sibi parcunt; videntur enim sibi germani sui cottidianum funus tenere. Et re vera cum sine fletu magno ac sine dolore gravi numquam sint, tamen quotienscumque eo accedunt, exangues revertuntur. Et ipsis igitur consuletur et carissimis exuviis, si adceleretur sepultura, ne aestivo penitus solvantur calore; vix enim superiorem aestatem transegimus. 6. Mandatum tuum servo et commendo domino. Diligat te dominus, quia tu domini servos diligis.
Trauerfeier für Valentinian II.
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4. Aber Zeit um zu weinen wird noch sein: Jetzt muss man sich hier in dieser Situation um seine Beisetzung kümmern, da Deine Milde es schrieb. Wenn er ohne Taufe starb, was ich wusste, habe ich es jetzt verdrängt.9 Es gibt hier eine sehr schöne und für eine solche Verwendung sehr geeignete Porphyrwanne; denn auch Maximian, Diocletians Gefährte, ist so bestattet worden. Porphyrtafeln sind sehr kostbar, mit denen so ein Deckel ausgeschmückt wird,10 mit dem die kaiserliche Kleidung11 verschlossen wird. 5. Das war vorbereitet worden, aber es wurde ein Reskript Deiner Milde erwartet, durch dessen Empfang sich Deine heiligen Töchter, die Schwestern Deines Sohnes Valentinian erholten,12 die sich in einer unerträglichen Stimmung befanden und umso mehr aufregten, weil sie lange kein Schreiben erhielten. Daher erfuhren sie einen nicht geringen Trost, aber solange die Gebeine nicht bestattet sind, schonen sie sich keineswegs; denn sie scheinen täglich für sich ein Begräbnis für ihren Bruder abzuhalten.13 Und obwohl sie in der Tat niemals ohne großes Wehklagen und ohne unerträglichen Schmerz sind, kehren sie dennoch, wie oft sie auch dorthin gehen, leichenblass zurück. Daher wird auf sie selbst und die teuerste Kleidung Rücksicht genommen, wenn die Beisetzung beschleunigt wird, damit sie nicht durch die sommerliche Hitze gänzlich geschwächt werden; denn wir haben kaum den Anfang des Sommers14 durchgestanden. 6. Ich bewahre Dein Mandat und vertraue es dem Herrn an. Der Herr möge Dich lieben, weil Du die Diener des Herrn liebst.
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epistula XXX (Maur. 24) Ambrosius Valentiniano Imperatori 1. Etsi superioris legationis meae fides ita adprobata sit tibi, ut ratio eius a me non quaereretur – satis enim claruit eo ipso, quod aliquot dies retentus sum intra Gallias, me volentia Maximo non recepisse neque his adstipulatum, quae ad voluntatem eius magis quam pacem protenderent; denique non commisisses secundam legationem, nisi primam probasses –, sed quia regredienti mihi decernendi secum inposuit necessitatem, ideo hac epistula expositionem legationis meae insinuandam putavi, ne cuiusquam sermo veri prius vana intexeret, quam reditus meus integra et sincerae veritatis expressa signaculo manifestaret. 2. Cum pervenissem Treviros, postridie processi ad palatium. Egressus est ad me vir Gallicanus, praepositus cubiculi, eunuchus regius. Poposci adeundi copiam. Quaesivit num rescriptum haberem clementiae tuae. Respondi haberi. Rettulit non posse me nisi in consistorio videri. Dixi non esse hunc morem sacerdotalem, certe esse aliqua, de quibus serio deberem cum suo principe confabulari. Quid plura? Consuluit eum, sed eadem referenda credidit, ut liqueret etiam priora ex illius arbitrio deprompta. Dixi tamen alienum id quidem a nostro munere, sed me recepto officio non defuturum; gratam mihi esse humilitatem, in tuo praesertim et, quod verum est, fraternae pietatis negotio. 3. Ubi sedit in consistorio, ingressus sum. Adsurrexit, ut osculum daret. Ego inter consistorianos steti. Hortari coeperunt alii ut ascenderem, vocare ille. Respondi ego: ‘Quid oscularis eum, quem non agnoveris? Si enim me agnovisses, non hoc loco videres’. – ‘Commotus es’, inquit, ‘episcope’. – ‘Non’, inquam, ‘iniuria, sed verecundia, quod alieno consisto loco’. – ‘Et prima’, inquit, ‘legatione ingressus es consistorium’. – ‘Nec illud’, inquam, ‘mei erroris fuit; vocantis, non ingredientis vitium
Gesandtschaft zu dem Usurpator Maximus
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Gesandtschaft zu dem Usurpator Maximus epistula 30 (Maur. 24) Ambrosius an den Kaiser Valentinian 1. Obwohl das Vertrauen in meine frühere Gesandtschaft bei Dir so groß war,15 dass keine Rechenschaft über sie von mir verlangt wurde16 – denn durch die Tatsache, dass ich einige Tage in Gallien17 aufgehalten wurde, wurde genug deutlich, dass ich nicht guthieß, was Maximus wollte,18 und ich nicht dem zustimmte, was sich mehr auf seinen Willen als auf den Frieden bezog; schließlich hättest Du mir keine zweite Gesandtschaft anvertraut, wenn Du die erste nicht akzeptiert hättest - , aber weil er mir bei meiner Rückkehr die Notwendigkeit einer Entscheidung mit ihm aufdrückte, glaubte ich daher, in diesem Brief den Verlauf meiner Gesandtschaft mitteilen zu müssen, damit nicht irgendjemandes Rede vorher Wahres mit Haltlosem vermischt, bevor ich bei meiner Rückkehr durch ein Siegel bezeugte, wie vorurteilsfrei und ausdrucksvoll meine aufrichtige, wahrheitsgetreue Darstellung ist. 2. Nachdem ich in Trier angekommen war, ging ich am folgenden Tag zum Palast. Zu mir heraus kam ein gallischer Mann, der praepositus cubiculi, ein kaiserlicher Eunuch.19 Ich verlangte (mir) eine Audienz zu ermöglichen. Er fragte, ob ich ein Reskript Deiner Milde hätte. Ich antwortete, dass ich es erhalten hätte. Er erwiderte, dass ich nicht außer im Konsistorium empfangen werden könnte.20 Ich sagte, dass dies nicht bei einem Bischof Brauch sei, es sicherlich irgendwelche Dinge gäbe, über die ich ernsthaft mit seinem Fürsten21 sprechen müsste. Was soll ich mehr sagen? Er konsultierte ihn (Maximus), aber glaubte, dieselbe Antwort geben zu müssen, sodass klar war, dass auch die frühere Antwort aufgrund seiner (Maximus’) Entscheidung erteilt worden war. Dennoch sagte ich, dass das sich jedenfalls nicht mit meinem Amt vereinbare, aber ich nicht von der (mir) übertragenen Aufgabe ablassen werde; die Erniedrigung sei mir willkommen, zumal in Deiner Angelegenheit und, was wahr ist, in einer Angelegenheit brüderlicher Frömmigkeit.22 3. Sobald er (Maximus) im Konsistorium Platz genommen hatte, trat ich ein. Er erhob sich, um (mir) einen Kuss zu geben.23 Ich stand unter den Mitgliedern des Konsistoriums. Die einen fingen an mich zu ermutigen hinaufzusteigen, er (mich) herbeizurufen. Ich antwortete: „Warum küsst Du ihn, den Du nicht anerkanntest? Denn wenn Du mich anerkannt hättest, würdest Du mich nicht an diesem Ort sehen.“ „Du bist aufgebracht, Bischof“, sagte er. Ich sagte: „Nicht aufgrund einer Beleidigung, sondern weil ich mich schäme, da ich mich an einem (mir) nicht zustehenden Ort aufhalte.“ „Auch bei Deiner ersten Gesandtschaft“, sagte er, „betratest Du das Konsistorium.“ „Das war nicht mein Fehler“, sagte ich, „der Fehler lag bei dem, der hereinrief, nicht bei dem, der eintrat.“ „Warum“, sagte er, „bist Du eingetreten?“ „Weil
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est’. – ‘Cur’, inquit, ‘ingressus es?’ – ‘Quia tunc ut inferiori pacem petebam, nunc ut aequali’. – ‘Cuius, inquit, beneficio aequali?’ – Respondi: ‘Omnipotentis dei, qui Valentiniano regnum, quod dederat, reservavit’. 4. Ad postremum erupit dicens: ‘Quoniam me lusistis! Et ille Bauto, qui sibi regnum sub specie pueri vindicare voluit, qui etiam barbaros mihi inmisit, quasi ego non habeam quos possim adducere, cum mihi tot milia barbarorum militent et annonas a me accipiant! Quod si ego tunc temporis, quando venisti, non essem retentus, quis mihi obstetisset et virtuti meae?’ 5. Ad haec ego leniter: ‘Non opus est’, inquam, ‘ut commovearis, cum causa nulla sit commotionis. Sed patienter audias, quae referantur istis. Propterea et ego veni, quia prima legatione, dum mihi credis, per me deceptum te esse adserebas. Gloriosum mihi et hoc pro salute pupilli imperatoris. Quos enim episcopi magis quam pupillos debemus tueri? Scriptum est enim: Indicate pupillo et iustificate viduam et eripite iniuriam accipientem;a et alibi: Iudices viduarum et patres orfanorum.b 6. Tamen non exprobrabo beneficium meum Valentiniano. Ut verum eloquar, ubi ego tuis legionibus obsteti, quominus influeres in Italiam? Quibus rupibus? Qua acie? Quibus numeris? An vero corpore meo clausi tibi Alpes? Utinam hoc meum esset! Obiectionem non timerem, non vererer criminationes tuas. Quibus promissis lusi te, ut paci adquiesceres? Nonne intra Gallias iuxta urbem Mogontiacum comes Victor occurrit mihi, quem direxisti, ut pacem rogaret? In quo ergo te fefellit Valentinianus, qui prius pacem a te rogatus est quam postularet? In quo fefellit Bauto, qui devotionem imperatori exhibuit suo? An quia principem suum non prodidit? 7. In quo ego te circumscripsi? Qui ubi primum veni, cum diceres quod Valentinianus ad te quasi filius ad patrem venire deberet, responderim non esse aequum, ut aspero hiemis puer cum matre vidua penetraret Alpes; sine matre autem tanto itineri dubiis rebus committeretur? De pace nobis legationem commissam, non de adventu eius promissionem. Spondere nos id non potuisse certum est, quod mandatum non erat, me certe nihil spopondisse,
a AT Jes 1,17. b Vgl. AT Ps 67,6.
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ich damals für jemanden, der einen niedrigeren Rang (als Du) hattest, um Frieden bat, jetzt für einen Gleichrangigen.“ „Aufgrund wessen Beistand für einen Gleichrangigen“, sagte er. Ich antwortete: „Des allmächtigen Gottes, der Valentinian die Herrschaft, die er ihm gegeben hatte, erhielt.“ 4. Endlich brach es aus ihm heraus, indem er sagte: „Da Du mich getäuscht hast! Ebenso jener Bauto, der mit einem Knaben als Vorwand für sich die Herrschaft beanspruchen wollte,24 der sogar Barbaren gegen mich aufhetzte, als ob ich keine (Leute) habe, die ich heranführen kann, weil mir so viele Tausende Barbaren dienten und ihren Proviant von mir erhielten!25 Wenn ich nun damals zu dem Zeitpunkt, als Du kamst, nicht zurückgehalten worden wäre, wer hätte sich mir und meiner Tapferkeit in den Weg gestellt?“ 5. Darauf sagte ich gelassen: „Es ist nicht nötig, dass Du Dich aufregst, weil es keinen Grund für eine Aufregung gibt. Aber Du mögest geduldig anhören, was dem erwidert wird. Ich bin deswegen gekommen, weil Du behauptetest, bei der ersten Gesandtschaft von mir getäuscht worden zu sein, während Du mir vertrautest. Ich muss mich rühmen für das Wohl eines verwaisten Kaisers eingesetzt zu haben. Denn es steht geschrieben: Verteidigt eine Waise, handelt recht für eine Witwe und rettet ihn, dem Unrecht widerfährt. Und an anderer Stelle: Richter für die Witwen und Väter für die Waisen.26 6. Dennoch werde ich meinen Beistand Valentinian nicht zum Vorwurf machen. Um die Wahrheit zu sagen, wo habe ich mich Deinen Legionen entgegengestellt, damit Du nicht in Italien einfällst?27 Mit welchen Felsen (habe ich es getan)? Mit welchem Heer? Mit welchen Abteilungen? Oder habe ich Dir gar mit meinem Körper den Weg über die Alpen versperrt? Wenn mir das doch möglich wäre! Ich würde nicht den Vorwurf fürchten, ich würde mich nicht vor Deinen Verleumdungen fürchten. Mit welchen Versprechungen habe ich Dich getäuscht, damit Du dem Frieden zustimmst? Begegnete mir nicht innerhalb Galliens nahe Mainz der Comes Victor, den Du gesandt hast, um um Frieden zu bitten?28 Inwieweit täuschte Dich daher Valentinian, der vorher von Dir um Frieden gebeten worden ist, bevor er ihn (von Dir) forderte? Inwieweit täuschte (Dich) Bauto, der Ergebenheit gegenüber seinem Kaiser erwies? Etwa, weil er seinen Fürsten nicht verriet? 7. Inwieweit habe ich Dich getäuscht? War es, als ich kam, als Du sagtest, dass Valentinian zu Dir wie ein Sohn zum Vater kommen müsste, und ich antwortete, dass es nicht recht sei, dass in einem harten Winter ein Knabe mit seiner verwitweten Mutter die Alpen überwinden würde; ohne Mutter sich aber auf einer so langen Reise in eine gefährliche Lage brächte? Dass mir wegen des Friedens eine Gesandtschaft anvertraut worden sei, nicht um seine Ankunft zu versprechen. Es besteht kein Zweifel, dass ich nicht das versprechen konnte, was nicht aufgetragen worden war, dass ich sicherlich nichts versprochen habe, sodass Du sagtest: „Mögen wir abwarten,
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adeo ut diceres: Expectemus, quid Victor responsi referat. Illum autem liquet me retento pervenisse Mediolanum negatumque ei quod postulabat: De pace tantum conspirare studia, non de adventu imperatoris, quem moveri non oporteret. Praesens eram, ubi Victor rediit. Quomodo ergo revocavi Valentinianum? Legati iterum missi ad Gallias, qui eius adventum negarent, apud Valentiam Gallorum me reppererunt. Milites utriusque partis, qui custodirent iuga montium, offendi revertens. Quos ego tuos revocavi exercitus? Quas de Italia reflexi aquilas? Quos inmisit barbaros Bauto comes? 8. Et quid mirum si hoc Bauto fecisset, transrhenanus genere, cum tu miniteris imperio Romano barbarorum auxilia et turmas translimitanas, quibus commeatus provincialium tributa solvebant? Vide autem, quid intersit inter tuas minitationes et Valentiniani Augusti pueri mansuetudinem. Tu flagitabas quod barbarorum stipatus agminibus Italiae te infunderes, Valentinianus Hunnos adque Alanos adpropinquantes Galliae per Alamanniae terras reflexit. Quid habet invidiae, si Bauto barbaros cum barbaris fecit decernere? Quoniam dum tu militem Romanum occupas, dum is adversum se utrimque praetendit, in medio Romani imperii sinu Iuthungi populabantur Retias, et ideo adversus Iuthungum Hunnus adscitus est. Idem tamen, quia de finitimo proterebat Alamanniam et iam de vicinia mali urgebat Gallias, coactus est triumphos suos deserere, ne tu timeres. Confer utriusque factum: Tu fecisti incursari Retias, Valentinianus suo tibi auro pacem redemit’. 9. ‘Aspice illum quoque, qui tibi ad dexteram adsistit, quem Valentinianus, cum posset suum dolorem ulcisci, honoratum ad te redire fecit. Tenebat eum in suis terris adque in ipso nuntio necis fraternae frenavit impetus nec tibi vicem, etsi non parilis dignitatis, eiusdem tamen necessitudinis rettulit. Confer ergo te iudice utriusque factum: Ille tibi fratrem tuum viventem remisit, tu illi vel mortuum redde! Quid illi reliquias germani negas, qui tibi adversum se auxilia non negavit? 10. Sed vereris, ne exuviarum reditu renovetur militibus dolor; hoc enim allegas. Quem viventem deseruerunt, eum defendent peremptum? Quid eum mortuum times, quem occidisti, cum posses servare?’ – ‘Hostem’, inquit,‘meum peremi’. – ‘Non ille tuus hostis, sed tu illius. Ille iam non sentit defensionem;
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was für eine Antwort Victor bringt.“ Aber es ist klar, dass er, während ich zurückgehalten wurde, nach Mailand gelangte und ihm abgeschlagen wurde, was er forderte: Dass nur bezüglich des Friedens die Bemühungen übereinstimmten, aber nicht über die Ankunft des Kaisers, der nicht reisen sollte. Ich war anwesend, als Victor zurückkehrte. Wie konnte ich also Valentinian zurückhalten? Wiederum wurden Gesandte nach Gallien geschickt, die seine Ankunft ablehnten, mich bei Valence in Gallien trafen.29 Ich traf bei meiner Rückkehr Soldaten beider Parteien an, die die Gebirgskämme bewachten. Welche Deiner Truppen habe ich zurückgerufen? Welche Legionen30 habe ich von Italien abgehalten? Welche Barbaren schickte der Comes Bauto los? 8. Und warum wäre es erstaunlich, wenn das Bauto gemacht hätte, der aus dem Gebiet jenseits des Rheins stammt, während Du dem Römischen Reich drohtest mit Hilfstruppen der Barbaren und Trupps von jenseits der Grenze, denen die Provinzialen mit ihren Tributen die Versorgung bezahlten? Aber beachte, was für ein Unterschied zwischen Deinen Drohungen und der Milde des noch nicht erwachsenen Augustus Valentinian besteht. Du fordertest, dass Du, umringt von Heerhaufen der Barbaren, nach Italien eindringst, Valentinian zwang die Hunnen und Alanen, die sich Gallien näherten, auf dem Gebiet Alamanniens zur Umkehr. Was soll die Anschuldigung, wenn Bauto Barbaren gegen Barbaren kämpfen ließ? Während Du Dich nun des römischen Soldaten bemächtigst, während er gegen seinesgleichen auf beiden Seiten vorgeht, verwüsteten inmitten des Römischen Reiches die Juthungen Raetien,31 und deshalb ist der Hunne gegen den Juthungen herbeigeholt worden. Dennoch ist derselbe (Hunne), weil er von dem Nachbargebiet aus Alamannien verwüstete und bereits durch die Nähe des Unheils Gallien bedrohte, gezwungen worden, seine Triumphe aufzugeben, damit Du Dich nicht fürchtest. Vergleiche die Taten beider: Du hast zugelassen, dass Raetien angegriffen wird, Valentinian erkaufte für Dich mit seinem Gold den Frieden.32 9. Schau auch auf jenen, der zu Deiner Rechten steht,33 den Valentinian, als er seine Kränkung rächen konnte, mit Ehren zu Dir zurückkehren ließ. Er hielt ihn auf seinem Gebiet fest und selbst bei der Nachricht von der Ermordung seines Bruders zügelte er seine Emotionen und vergalt Dir nicht Gleiches mit Gleichem, auch wenn er nicht von gleichem Rang, doch aus derselben Verwandtschaft war. Vergleiche aber, während Du richtest, die Taten beider: Er schickte Dir Deinen Bruder lebend zurück, gib Du ihm sogar den toten Bruder zurück! Warum verweigerst Du ihm die Überreste des Bruders, der Dir keine gegen ihn gerichtete Hilfe34 verweigerte. 10. Aber Du fürchtest, dass durch die Rückkehr der Überreste35 die Soldaten an ihren Schmerz erinnert werden; das machst Du geltend. Werden sie ihn, den sie getötet haben, verteidigen, den sie, als er lebte, im Stich ließen? Warum fürchtest Du ihn als Toten, den Du getötet hast, obwohl Du ihn retten konntest?“36 „Ich habe meinen Feind getötet“, sagte er. „Nicht er war Dein
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Text und Übersetzung
tuam causam considera: Si quis adversum te hodie imperium in his partibus usurpandum putet, quaero, utrum te hostem illius dicas, an illum tibi. Nisi fallor, usurpator bellum infert, imperator ius suum tuetur. Ergo quem non debueras occidere, eius reliquias negas? Habeat Valentinianus imperator vel fratris exuvias pacis tuae obsides. Et quomodo allegabas quod eum non mandaveris occidi, quem prohibes sepeliri? Poterit igitur credi quod ei non invideris vitam, cui etiam sepulturam invides?’ 11. ‘Sed ad me revertar. Audio te queri quod se ad Theodosium imperatorem potius contulerint, qui sunt cum Valentiniano imperatore. Quid igitur futurum sperabas, cum tu refugientes eos ad poenam posceres, captos necares, Theodosius autem muneribus ditaret, donaret honoribus?’ – ‘Quos’, inquit ‘occidi?’ – Respondi ei: ‘Vallionem; at quem virum, qualem bellatorem! Haecine fuit iusta causa exitii, quod imperatori suo fidem servavit?’ – ‘Non’, inquit, ‘ego eum iussi occidi’. – Respondi: ‘Hoc audivimus quod occidi iussus sit’. – ‘Sed si ipse sibi vim non intulisset, iusseram eum deduci Cabylunnum et ibi vivum exuri’. – Respondi: ‘Ergo propterea et illuda creditum est quod eum occideris. Quis autem sibi parcendum putaret, cum occisus sit bellator strenuus, miles fidelis, comes utilis?’ – Ita tum discessi, ut se tractaturum diceret. 12. Postea cum videret me abstinere ab episcopis, qui communicabant ei, vel qui aliquos, devios licet a fide, ad necem petebant, commotus eis iussit me sine mora regredi. Ego vero libenter, etsi me plerique insidias evasurum non crederent, ingressus sum iter, hoc solo dolore percitus, quod Hyginum episcopum senem exilium duci conperi, cui nihil iam nisi extremus superesset spiritus. Cum de eo convenirem comites eius, ne sine veste, sine plumacio paterentur extrudi senem, extrusus ipse sum. 13. Haec est expositio legationis meae. Vale imperator, et esto tutior adversus hominem pacis involucro bellum tegentem. Vale!
a illum Zelzer; s. dagegen Liebeschuetz 356.
Gesandtschaft zu dem Usurpator Maximus
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Feind, sondern Du der seinige. Er kann sich nicht mehr verteidigen; bedenke Deine Lage: Ich frage Dich, wenn irgendjemand meint, gegen Dich heute in diesen Gebieten die Herrschaft beanspruchen zu müssen, ob Du Dich als seinen Feind bezeichnest oder ihn als den deinigen? Wenn ich mich nicht irre, greift der Usurpator an, der Kaiser verteidigt sein Recht.37 Verweigerst Du also dessen Gebeine, den Du nicht hättest töten dürfen? Möge Kaiser Valentinian die Überreste des Bruders haben als Pfand für Deinen Frieden. Und wie begründest Du, dass Du nicht befahlst ihn zu töten, den zu bestatten Du untersagst? Wird man daher glauben können, dass Du ihm nicht sein Leben gönntest, dem Du sogar sein Begräbnis nicht gönnst? 11. Aber ich komme wieder auf (die Vorwürfe gegen) mich zurück. Ich höre, dass Du beklagst, dass sich die, die in der Umgebung des Kaisers Valentinian sind, lieber an den Kaiser Theodosius wandten. Was erhoffst Du also werde geschehen, als Du Strafe fordertest für die, die Zuflucht nahmen, Gefangene tötetest, Theodosius (sie) aber mit Geschenken überhäufte, mit Ehrenämtern versah? „Wen“, sagte er, „habe ich getötet?“ Ich antwortete ihm: „Vallio, aber was für ein Mann, was für ein Krieger!38 War dies ein gerechter Grund für sein Verderben, dass er seinem Kaiser die Treue behielt?“ „Ich“, sagte er, „habe nicht befohlen ihn zu töten.“ Ich antwortete: „Wir haben gehört, dass man befahl ihn zu töten.“ „Aber wenn er selbst sich keine Gewalt angetan hätte, hätte ich befohlen, ihn nach Châlons-sur-Saône zu bringen und dort lebendig zu verbrennen.“ Ich antwortete: „Also ist deswegen geglaubt worden, dass Du ihn tötetest. Wer aber würde glauben, dass er verschont bliebe, nachdem ein tüchtiger Krieger, ein treuer Soldat, ein tüchtiger Comes getötet worden ist?“ Daraufhin ging ich fort (unter der Bedingung), dass er sagt, dass er (die Angelegenheit) besprechen wolle. 12. Später, als er sah, dass ich mich von den Bischöfen fernhielt,39 die mit ihm in einer Kirchengemeinschaft lebten und die Ermordung von Personen forderten,40 die zugegeben vom Glauben abgefallen waren, befahl er, von ihnen angestachelt, dass ich unverzüglich abreise. Aber ich, obwohl die meisten nicht glaubten, dass ich seinen Anschlägen entkommen werde, trat gern die Reise an, obwohl ich allein durch den Unmut darüber aufgebracht war, dass ich erfuhr, dass der betagte Bischof Hyginus41 in die Verbannung geschickt wurde, obwohl für ihn nichts wenn nicht der letzte Hauch des Lebens übrigblieb. Als ich darüber mit seinen Gefährten zusammentraf, da sie nicht duldeten, dass der alte Mann ohne Kleidung, ohne Kissen vertrieben werde, bin ich selbst vertrieben worden. 13. Dies ist die Schilderung meiner Gesandtschaft. Leb wohl, mein Kaiser, und sei ziemlich vorsichtig gegenüber einem Menschen, der unter dem Vorwand des Friedens den Krieg verschleiert.42 Leb wohl!
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Text und Übersetzung
epistula LXXIV (Maur. 40) = epistula extra collectionem Ia (Maur. 40)
Clementissimo principi ac beatissimo Imperatori Theodosio Augusto Ambrosius episcopus [Ambrosius Theodosio Imperatori] 1. Exercitus semper iugibus fere curis sum, imperator beatissime, sed numquam tanto in aestu fui quanto nunc, cum video cavendum ne quid sit quod ascribatur mihi etiam de sacrilegii periculo. Itaque peto ut patienter sermonem meum audias; nam si indignus sum qui a te audiar, indignus sum qui pro te offeram, cui tua vota, cui tuas committas preces. Ipse ergo non audies eum quem pro te audiri velis, non audies pro se agentem quem pro aliis audisti [audiat dominus]? Nec vereris iudicium tuum, ne cum indignum putaris quem audias, indignum feceris qui pro te audiatur? 2. Sed neque imperiale est libertatem dicendi negare neque sacerdotale quod sentiat non dicere. Nihil enim in vobis imperatoribus tam populare et tam amabile est quam libertatem etiam in his diligere qui obsequio militiae vobis subditi sunt. Siquidem hoc interest inter bonos et malos principes quod boni libertatem amant, servitutem improbi. Nihil etiam in sacerdote tam periculosum apud deum, tam turpe apud homines quam quod sentiat non libere denuntiare. Siquidem scriptum est: Et loquebar in testimoniis tuis in conspectu regum et non confundebar,a et alibi: Fili hominis, speculatorem te posui domui Israhel, in eo,b inquit, ut si avertatur iustus a iustitiis suis et fecerit delictum, quia non distinxisti ei, hoc est non dixisti quid sit cavendum, non retinebitur memoria iustitiae eius et sanguinem eius de manu tua exquiram. Tu autem si distinxeris iusto ut non peccet et ipse non peccaverit, iustus vita vivet quia distinxisti ei et tu animam tuam liberabis.c
a AT Ps 119,46. b AT Hes 3,17. c AT Hes 3,20 ff.
Die Callinicum-Affäre
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Die Callinicum-Affäre epistula 74 (Maur. 40) = epistula extra collectionem 1a (Maur. 40) Die Textergänzungen und -varianten zu epistula extra collectionem 1a sind in eckige Klammern gesetzt, auf die in diesem Brief fehlenden Passagen wird in runden Klammern hingewiesen
Bischof Ambrosius an den gnädigsten Fürsten und glücklichsten Kaiser Theodosius Augustus [Ambrosius an Kaiser Theodosius]43 1. Ich bin immer beunruhigt durch die fast beständige Abfolge von Sorgen, glücklichster Kaiser, aber niemals war ich in so großer Sorge wie jetzt, wenn ich sehe, dass ich mich davor hüten muss, dass es etwas gibt, das mir zugeschrieben wird sogar auf die Gefahr eines Religionsfrevels.44 Daher bitte ich darum, dass Du geduldig anhörst, was ich zu sagen habe; denn, wenn ich unwürdig bin von Dir gehört zu werden, bin ich unwürdig, für Dich zu opfern,45 dem Du Deine Wünsche, dem Du Deine Gebete anvertraust. Wirst Du also selbst nicht ihn anhören, von dem Du willst, dass er für Dich angehört wird, wirst Du nicht ihn anhören, der für sich eintritt, von dem Du gehört hast, dass er für andere eintritt [von dem der Herr hört, dass er für andere eintritt]. Und fürchtest Du nicht Dein Urteil, dass, wenn Du (mich), den Du anhörst, für unwürdig hältst, (mich) für unwürdig hältst,46 der für Dich angehört wird. 2. Aber es ist nicht die Art eines Kaisers die Freiheit der Rede zu verweigern und nicht die Art eines Bischofs nicht zu sagen, was er denkt.47 Denn nichts ist bei Euch Kaisern so populär und so liebenswert wie die Freiheit (der Rede) auch bei denen zu schätzen, die durch den Gehorsam des Kriegsdienstes48 Euch untergeben sind. Ja es macht den Unterschied zwischen guten und schlechten Fürsten aus, dass die guten die Freiheit, die boshaften die Knechtschaft lieben.49 Sogar bei einem Bischof ist nichts so gefährlich vor Gott, so schändlich vor den Menschen wie das, was er denkt nicht frei zu verkünden. Ja es steht geschrieben: Und ich redete von Deinen Zeugnissen im Angesicht der Könige und wurde nicht aus der Fassung gebracht, und an einer anderen Stelle: Sohn des Menschen, ich habe Dich zum Wächter für das Haus Israel gemacht, in ihm wird, sagt er, dass, wenn sich ein Gerechter von der Gerechtigkeit abwendet und ein Vergehen ausübt, weil Du ihn nicht gewarnt hast, das heißt, Du hast ihm nicht gesagt, wovor man sich hüten muss, die Erinnerung an seine Gerechtigkeit nicht bewahrt bleiben und ich werde sein Blut von deiner Hand fordern. Wenn Du aber den Gerechten gewarnt hast, dass er nicht sündige, und er selbst nicht gesündigt hat, wird der Gerechte am Leben bleiben, weil du ihn gewarnt hast und du deine Seele retten wirst.50
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Text und Übersetzung
3. Malo igitur, imperator, bonorum mihi esse tecum quam malorum consortium et ideo clementiae tuae displicere debet sacerdotis silentium, libertas placere. Nam silentii mei periculo involveris, libertatis bono iuvaris. Non ergo importunus indebitis me intersero, alienis ingero, sed debitis obtempero, mandatis dei nostri oboedio. Quod facio primum tui amore, tui gratia, tuae studio conservandae salutis. Si id mihi vel non creditur vel interdicitur, dico sane divinae offensae metu. Nam si meum periculum te exueret [tu auxeris], patienter me pro te offerrem sed non libenter; malo enim te sine meo acceptum deo esse et gloriosum periculo. Sin autem silentii mei dissimulationisque culpa et me ingravat nec te liberat, malo importuniorem me quam inutiliorem aut turpiorem iudices. Siquidem scriptum est dicente sancto apostolo Paulo, cuius non potes doctrinam refellere: Insta opportune importune, argue obsecra increpa in omni patientia et doctrina.a 4. Habemus ergo et nos cui displicere plus periculi sit, praesertim cum etiam imperatoribus non displiceat suo quemque fungi munere et patienter audiatis unumquemque pro suo suggerentem officio, immo corripiatis si non utatur militiae suae ordine. Quod ergo in his libenter accipitis qui vobis militant, num hoc in sacerdotibus potest molestum videri cum id loquamur non quod volumus sed quod iubemur? Scis enim lectum: Cum stabitis ante reges et praesides nolite cogitare quid loquamini, dabitur enim vobis in illa hora quid loquamini; non enim vos estis qui loquimini sed spiritus patris vestri qui loquitur in vobis.b Et tamen si in causis rei publicae loquar quamvis etiam illic iustitia servanda sit, non tanto astringar metu si non audiar; in causa vero dei quem audies, si sacerdotem non audies, cuius maiore peccatur periculo? Quis tibi verum audebit dicere si sacerdos non audeat? 5. Novi te pium clementem mitem atque tranquillum, fidem ac timo rem domini cordi habentem; sed plerumque aliqua nos fallunt. Habent aliqui zelum dei sed non secundum scientiam.c Ne igitur hoc etiam fidelibus animis obrepat cavendum arbitror. Novi pietatem tuam erga deum,
a NT 2. Tim 4,2. b NT Mt 10,18–20. c NT Röm 10,2.
Die Callinicum-Affäre
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3. Daher, Kaiser, ist es mir lieber mit Dir in einer Gemeinschaft der Guten als der Schlechten zu sein und folglich muss Deiner Milde das Schweigen eines Bischofs missfallen, die Freiheit (zu reden) gefallen. Denn durch die Gefahr meines Schweigens wirst Du (in die Sache) hineingezogen, durch das Gut meiner Redefreiheit unterstützt. Also mische ich mich nicht rücksichtslos bei Unschuldigen ein, dränge mich Fremden auf, sondern gehorche den Verpflichtungen, höre auf die Gebote unseres Gottes. Das mache ich hauptsächlich aufgrund Deiner Liebe, Deiner Gnade und des Bemühens Dein Wohlergehen zu bewahren.51 Wenn mir das entweder nicht geglaubt oder untersagt wird, sage ich es allerdings aus Furcht Gott zu beleidigen. Denn wenn meine Gefahr Dich entlasten würde [Denn wenn Du meine Gefahr vergrößern wirst],52 würde ich mich geduldig für Dich opfern, aber nicht gerne; denn ich will lieber, dass Du ohne Gefahr für mich von Gott akzeptiert wirst und ruhmreich bist. Wenn aber die Schuld meines Schweigens und meiner Heuchelei mich beschwert und Dich nicht befreit, will ich lieber, dass Du mich für ziemlich rücksichtslos hältst als für ziemlich unnütz oder unanständig. Ja es steht geschrieben, was der heilige Apostel sagt, dessen Lehre Du nicht ablehnen kannst: Stehe dazu zu einer passenden und unpassenden Zeit, gib kund, bitte darum, schimpfe laut mit aller Geduld und Gelehrsamkeit. 4. Also habe ich auch jemanden, für den es mehr Gefahr bedeutet zu missfallen, zumal es sogar den Kaisern nicht missfällt, wenn jeder seiner Aufgabe nachkommt und Ihr geduldig jeden einzelnen anhört, der über sein Amt berichtet, ihn sogar kritisiert, wenn er sich nicht seiner dienstlichen Stellung bedient. Das, was Ihr also gerne bei denen entgegennehmt, die Euch dienen, kann doch nicht bei Bischöfen lästig erscheinen, da wir nicht das sagen, was wir wollen, sondern was uns befohlen wird? Denn Du kennst die Lesung: Wenn ihr vor Königen und Statthaltern steht, denkt nicht daran, was ihr sagen sollt, denn euch wird in jener Stunde gegeben werden, was ihr sagt; denn ihr seid es nicht, die sprechen, sondern es ist der Geist eures Vaters, der durch euch spricht. Und dennoch, wenn ich in Angelegenheiten des Staates spreche, obwohl auch dort die Gerechtigkeit bewahrt werden muss, werde ich nicht von einer so großen Angst erfasst, wie wenn ich nicht angehört werde; wer aber begeht in einer Angelegenheit Gottes, den Du anhörst, falls Du den Bischof nicht anhörst, eine größere Gefahr zu sündigen? Wer wird es wagen Dir die Wahrheit zu sagen, wenn es nicht der Bischof wagt?53 5. Ich kenne Dich als frommen, gnädigen, milden und gelassenen Menschen, der in seinem Herzen den Glauben an den und die Furcht vor dem Herren hat; aber meistens täuschen uns irgendwelche Dinge.54 Einige eifern um Gott aber ohne Verstand. Ich meine, dass man sich davor hüten muss, dass daher das sogar die Seelen der Gläubigen beschleicht. Ich kenne
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Text und Übersetzung
lenitatem in homines; obligatus sum beneficiis tuarum indulgentiarum. Et ideo plus metuo, amplius sollicitor, ne etiam ipse tuo me postea iudicio condemnes, quod mea aut dissimulatione aut adulatione prolapsionem non evitaveris. Si in me peccari viderem, non deberem tacere, scriptum est enim: Si frater tuus in te peccaverit, corripe illum primo, deinde increpa duobus et tribus testibus; si te non audierit dic ecclesiae.a Causam ergo dei tacebo? Quid igitur sit quod metuam consideremus. [Quodsi peccaverit in te frater tuus, vade et corripe eum inter te et ipsum; si te audierit, lucratus es fratrem tuum; si autem non te audierit, adhibe tecum adhuc unum vel duos ut in ore duorum vel trium testium stet omne verbum; quodsi non audierit eos, dic ecclesiae. Advertis ergo imperator, quod causam dei dissimulasse non queam?] 6. Relatum est a comite orientis militarium partium incensam esse synagogam idque auctore factum episcopo. Iussisti vindicari in ceteros, synagogam ab ipso exaedificari episcopo. Non astruo expectandam fuisse assertionem episcopi; sacerdotes enim turbarum moderatores sunt, studiosi pacis, nisi cum et ipsi moventur iniuria dei aut ecclesiae contumelia. Sit aliqui iste episcopus ferventior in exustione synagogae, timidior in iudicio, non vereris, imperator, ne acquiescat sententiae tuae, ne praevaricetur non times? 7. Non etiam vereris quod futurum est, ne verbis resistat comiti tuo? Necesse erit igitur, ut aut praevaricatorem aut martyrem faciat; utrumque alienum temporibus tuis, utrumque persecutionis instar, si aut praevaricari cogatur aut subire martyrium. Vides quo inclinet causae exitus. Si fortem episcopum putas, caveto martyrium fortioris, si inconstantem, declina lapsum fragilioris; plus enim astringitur qui labi infirmum coegerit. 8. Hac proposita condicione puto dicturum episcopum quod ipse ignes sparserit, turbas compulerit, populos conduxerit, ne amittat occasionem martyrii
a NT Mt 18,15–17
Die Callinicum-Affäre
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Deine Frömmigkeit gegenüber Gott, Deine Milde gegenüber Menschen; ich bin den Wohltaten Deiner Gnadenerweise verpflichtet. Und deshalb fürchte ich umso mehr, werde ich noch mehr beunruhigt, dass sogar Du selbst mich später durch Dein Urteil verurteilen wirst, weil Du durch meine Heuchelei oder Schmeichelei nicht einen Irrtum vermieden hast. Wenn ich sehe, dass gegen mich eine Sünde begangen wird, darf ich nicht schweigen, denn es steht geschrieben: Wenn dein Bruder sich gegen dich versündigt, wirf (es) zuerst ihm vor; dann beschuldige (ihn) mit zwei und auch drei Zeugen; wenn er dich nicht anhört, rufe die Gemeinde an. Soll ich Dir also eine Angelegenheit Gottes verschweigen? Betrachten wir also, was es ist, was mich ängstigt. [Mit vollständigem Bibelzitat: Wenn also Dein Bruder sich gegen dich versündigt, geh und wirf (es) ihm zwischen dir und ihm vor; wenn er dich anhört, hast du deinen Bruder gewonnen; wenn er aber dich nicht anhört, zieh dir noch ein oder zwei heran, damit die ganze Angelegenheit auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht; wenn er auch sie nicht anhört, rufe die Gemeinde an. Du, Kaiser, merkst also, dass ich eine Angelegenheit Gottes nicht verheimlichen kann.] 6. Der für militärische Angelegenheiten zuständige comes Orientis berichtete,55 dass eine Synagoge angezündet worden sei und dass es auf Veranlassung des Bischofs geschehen sei. Du hast befohlen, dass die übrigen (Teilnehmer) bestraft werden, die Synagoge von dem Bischof selbst aufgebaut werde. Ich bestehe nicht darauf, dass die Stellungnahme des Bischofs hätte abgewartet werden müssen; denn die Bischöfe lenken das Volk, bemühen sich um Frieden, außer wenn sie selbst durch eine Ungerechtigkeit gegenüber Gott oder Verunglimpfung der Kirche dazu bewegt werden. Mag es sein, dass dieser Bischof irgendwie allzu hitzig beim Niederbrennen der Synagoge, zu ängstlich hinsichtlich seiner Verurteilung ist, befürchtest Du nicht, Kaiser, dass er mit Deinem Urteil einverstanden ist, befürchtest Du nicht, dass er sündigt.56 7. Befürchtest Du auch nicht, dass es geschehen kann, dass er Deinem comes widerspricht? Es wird daher unausweichlich sein, dass er (der comes) ihn (den Bischof) zum Sünder oder Märtyrer macht; beides entspräche nicht Deiner Zeit, beides entspräche einer Verfolgung, wenn er gezwungen würde zu sündigen oder sich einem Martyrium zu unterziehen. Du siehst, in welche Richtung sich die Angelegenheit bewegt. Wenn Du den Bischof für tapfer hältst, hüte Dich vor dem Martyrium eines recht tapferen Mannes, wenn (Du ihn) nicht für standhaft (hältst), wende den Sturz eines recht gebrechlichen Mannes ab; denn er, der einen Schwachen zwingt zu stürzen, macht sich schuldig. 8. In dieser angenommenen Konstellation glaube ich, dass der Bischof sagen wird, dass er selbst das Feuer anfachte, die Menge antrieb, das Volk zusammenbrachte, damit er nicht die Gelegenheit für ein Martyrium verlor
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Text und Übersetzung
et pro invalidis subiaciat validiorem. O beatum mendacium, quo acquiritur sibi aliorum absolutio, sui gratia. Hoc est, imperator, quod poposci et ego ut in me magis vindicares et hoc si crimen putares mihi ascriberes. Quid mandas in absentes iudicium? Habes praesentem, habes confitentem reum. Proclamo quod ego synagogam incenderim, certe quod ego illis mandaverim, ne esset locus in quo Christus negaretur. Si obiciatur mihi cur hic non incenderim, divino iam cremari coepit iudicio, meum cessavit opus. Et si verum quaeritur ideo segnior fui, quia non putabam hoc vindicandum. Quid facerem quod nullo ultore sine praemio foret? Tangunt haec verecundiam, sed revocant gratiam, ne fiat quod dei summi contrahatur offensio. 9. Esto tamen, nemo episcopum ad hoc munus conveniat; rogavi enim clementiam tuam et licet ipse hoc revocatum adhuc non legerim revocatum tamen constituamus. Quid si alii timidiores dum mortem reformidant offerant, ut de suis facultatibus reparetur synagoga, aut comes ubi hoc compererit primo constitutum ipse de Christianorum censu exaedificari iubeat? Habebis, imperator, comitem praevaricatorem et huic vexilla committes victricia, huic labarum hoc est Christi sacratum nomine, qui synagogam instauret quae Christum nesciat? Iube labarum synagogae inferri, videamus si non resistunt [milites]. 10. Erit igitur locus Iudaeorum perfidiae factus de exuviis ecclesiae et patrimonium quod favore Christi acquisitum est Christianis hoc transferetur ad donaria perfidorum? Legimus templa idolis antiquitus condita de manubiis Cimbrorum; de spoliis reliquorum hostium. Hunc titulum Iudaei in fronte synagogae suae scribent: “Templum impietatis factum de manubiis Christianorum.” 11. Sed disciplinae te ratio, imperator, movet. Quid igitur est amplius, disciplinae species an causa religionis? Cedat oportet censura devotioni.
Die Callinicum-Affäre
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und anstelle von Schwachen einen starken Menschen ersetzt. O gesegnete Lüge, durch die er für sich die Absolution für andere (Menschen), für sich die Gnade erwirbt. Das ist es, Kaiser, was auch ich gefordert habe, dass Du mehr mich bestrafst und es mir zuschreibst, wenn Du es für ein Verbrechen hältst. Warum gibst Du ein Urteil gegen Abwesende in Auftrag? Du hast (einen Angeklagten), der anwesend ist, Du hast einen Angeklagten, der sich bekennt. Ich bekenne laut, dass ich die Synagoge angezündet habe, sicherlich dass ich ihnen den Auftrag erteilt habe, damit es keinen Ort gäbe, an dem Christus verleugnet würde. Man möge mir entgegnen, warum ich sie nicht angezündet habe, (ich entgegne:) sie fing schon aufgrund eines Urteils Gottes Feuer, mein Mitwirken blieb aus.57 Und wenn nach der Wahrheit gefragt wird, ich verhielt mich daher ziemlich träge, weil ich nicht glaubte, dass es bestraft werden müsste. Warum sollte ich etwas machen, das ohne Belohnung bliebe, da es keinen gibt, der bestraft. Diese (Worte) berühren mein Schamgefühl, aber fordern Gnade ein, damit nicht geschieht, dass der höchste Gott beleidigt werde. 9. Dennoch mag es sein, dass niemand den Bischof für seine Aufgabe belangt; denn ich bat um Deine Gnade und wenn ich auch bis jetzt noch nicht genau gelesen habe, dass diese (Anweisung) zurückgezogen worden ist, wollen wir dennoch davon ausgehen, dass sie zurückgezogen worden ist. Was ist, wenn andere recht furchtsame (Menschen), weil sie den Tod fürchten, anbieten, dass die Synagoge aus ihren eigenen Mitteln wieder aufgebaut wird, oder der comes, sobald er das, was anfänglich beschlossen wurde, genau durchdenkt, selbst befiehlt, dass sie aus dem Vermögen der Christen aufgebaut werde? Du, Kaiser, wirst den comes als Sünder haben und ihm, der eine Synagoge, die Christus nicht kennt, in Stand setzt, die siegreiche Fahne anvertrauen, das heißt das im Namen Christi geweihte labarum?58 Befiehl, dass das labarum in die Synagoge gebracht werde, lass uns sehen, ob sie [die Soldaten] keinen Widerstand leisten.59 10. Also wird eine Stätte für die treulosen Juden aus Beutestücken der Kirche errichtet und das Vermögen, das durch die Gunst Christi von den Christen erworben worden ist, als Weihgeschenk den Treulosen übergeben? Wir lesen, dass vor langer Zeit für Götzenbilder Tempel aus der Kriegsbeute der Kimbern,60 aus der Beute der übrigen Feinde erbaut worden sind. Die folgende Inschrift werden die Juden auf die Fassade ihrer Synagoge schreiben: Ein Tempel der Gottlosigkeit, errichtet aus der Kriegsbeute der Christen. 11. Aber die Sorge um die öffentliche Ordnung bewegt Dich, Kaiser. Was ist daher größer, der Anschein der öffentlichen Ordnung oder das Anliegen einer Religion? Eine strenge Haltung muss der Gottergebenheit weichen.
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Text und Übersetzung
12. Non audisti, imperator, quia cum iussisset Iulianus reparari templum Hierosolymis, divino qui faciebant repurgium igne flagrarunt? Non caves ne etiam nunc fiat? Adeo a te non fuit iubendum ut Iulianus hoc iusserit. 13. Quid tamen movet, utrum quia quodcumque aedificium publicum exustum est an quia synagogae locus? Si aedificio incenso moveris vilissimo – quod enim in tam ignobili castro esse potuit? – non recordaris, imperator, quantorum Romae domus praefectorum incensae sint et nemo vindicavit? Immo si quis imperatorum voluit factum severius reprehendere, eius magis qui tanto est perculsus dispendio causam gravavit. Quid igitur dignius ut Callinici castri in parte aliqua aedificiorum incendium an urbis Romae vindicandum aestimaretur, si oporteret tamen? Constantinopoli dudum domus episcopi incensa est [Constantinopolitani dudum domus episcopii incensa est] et filius clementiae tuae intercessit apud patrem, ut et suam hoc est filii imperatoris iniuriam et domus sacerdotalis incendium non vindicares. Non consideras, imperator, ne et hoc cum vindicari iusseris ipse iterum interveniat ne vindicetur? Sed bene illud acquisitum est a patre filio, dignum erat enim ut suam iniuriam prius ipse donaret. Bene illud cum gratiae distinctione divisum est ut et filius pro sua et pater pro filii iniuria rogaretur; hic nihil est quod filio reserves et vide ne quid deo deroges. 14. Non est ergo causa tantae commotioni idonea, ut propter aedificii exustionem in populum tam severe vindicetur, multo autem minus quia synagoga incensa est, perfidiae locus, impietatis domus, amentiae receptaculum, quod deus damnavit ipse; sic enim legimus per os Ieremiae dicente domino deo nostro: Et faciam domui ubi invocatum est nomen meum super ipsam, in qua confiditis vos, et loco quem dedi vobis et patribus vestris sicut feci Selon; et proiciam vos a facie mea sicut proieci fratres vestros omne semen Effrem. Et tu noli orare pro populo isto et noli postulare illis misericordiam et neque accesseris ad me pro illis, quia non exaudiam te. Aut non vides quid isti faciunt in civitatibus Iuda?a
a AT Jer 7,14–17.
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12. Hast Du nicht gehört Kaiser, dass, nachdem Julian befohlen hatte, den Tempel in Jerusalem wiederherzustellen, sie, die die Reinigung durchführten, aufgrund eines himmlischen Feuers brannten?61 Hütest Du Dich nicht davor, dass es auch jetzt geschieht? Gerade von Dir dürfte nicht der Befehl erteilt werden, den Julian erteilt hat. 13. Doch was beunruhigt Dich, ist es, weil irgendein beliebiges öffentliches Gebäude in Brand gesetzt worden ist oder weil es der Ort einer Synagoge ist? Wenn Dich der Brand eines sehr wertlosen Gebäudes bewegt – was kann sich nämlich in einem so unbekannten Lager befinden -,62 erinnerst Du Dich nicht, Kaiser, wie viele Häuser der Präfekten in Rom angezündet worden sind, und niemand schritt ein?63 Ganz im Gegenteil, wenn irgendein Kaiser wollte, die Tat strenger zu ahnden, erschwerte er mehr die Lage dessen, der durch einen so großen Verlust erschüttert wurde. Wenn dennoch (eine Strafe vollzogen werden) muss, was ist daher angemessener, dass man erwägt den Brand von Gebäuden in irgendeinem Teil des Lagers Callinicum oder der Stadt Rom zu bestrafen? In Konstantinopel ist unlängst das Haus eines Bischofs angezündet worden [unlängst das Haus des Bischofssitzes von Konstantinopel angezündet worden]64 und der Sohn Deiner Gnade intervenierte bei seinem Vater, damit Du nicht die ihm, das heißt dem Sohn des Kaisers (zugefügte) Ungerechtigkeit65 und den Brand des Bischofshauses bestraftest. Bedenkst Du nicht, Kaiser, dass, da Du befohlen hast das zu bestrafen, er selbst wiederum intervenierte, damit er nicht bestraft werde? Aber von dem Vater ist jenes (Geschehen) gut zu Gunsten seines Sohnes umgesetzt worden, denn es war angemessen, dass er vorher selbst seine Ungerechtigkeit verzieh. Jenes (Geschehen) ist mit der Aufteilung der Gnade gut aufgeteilt worden, sodass der Sohn (um Verzeihung) für seine und der Vater für die Ungerechtigkeit seines Sohnes gebeten wurde; hier ist nichts, was Du dem Sohn vorhalten kannst, und siehe zu, dass Du nicht irgendetwas Gott entziehst. 14. Es gibt keinen ausreichenden Grund für eine so große Aufregung, dass wegen des Brandes eines Gebäudes das Volk so streng bestraft wird, aber viel weniger, weil eine Synagoge angezündet wurde, ein Platz der Treulosigkeit, ein Haus der Gottlosigkeit, ein Zufluchtsort des Wahnsinns, den Gott selbst verurteilte; denn so lesen wir aus dem Munde Jeremias, was der Herr unser Gott sagte: Und ich werde mit dem Haus, wo mein Name angerufen wurde, auf das ihr euch verlasst, und mit dem Platz, den ich euch und euren Vätern gegeben habe, verfahren, wie ich mit Selon verfahren bin;66 und ich werde euch von meinem Angesicht verbannen wie ich eure Brüder und das gesamte Geschlecht Effrem verbannt habe. Und bete nicht für dieses Volk und fordere nicht Mitleid für sie und wende Dich nicht ihretwegen an mich, weil ich Dich nicht erhören werde. Oder siehst Du nicht, was sie machen in den Städten Judas? Gott untersagt, dass man
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Text und Übersetzung
Deus se pro illis prohibet rogari quos tu vindicandos putas [quos tu vindicas]. 15. At certe si iure gentium agerem, dicerem quantas ecclesiae basilicas Iudaei tempore imperii Iuliani incenderint. Duas Damasci, quarum una vix reparata est sed ecclesiae non synagogae impendiis, altera basilica informibus horret ruinis. Incensae sunt basilicae Gazis, Ascalone, Beryto et illis fere locis omnibus et vindictam nemo quaesivit. Incensa est basilica et Alexandriae a gentilibus et Iudaeis quae sola praestabat ceteris. Ecclesia non vindicata est, vindicabitur synagoga? 16. Vindicabitur etiam Valentinianorum fanum incensum? Quid est enim nisi fanum in quo est conventus gentilium? Licet gentiles duodecim deos appellent, isti triginta et duos Aeonas colant quos appellant deos. Nam et de ipsis comperi relatum et praeceptum, ut in monachos vindicaretur qui prohibentibus iter Valentinianis quo psalmos canentes ex consuetudine usuque veteri pergebant ad celebritatem Machabaeorum martyrum moti insolentia incenderunt fanum eorum in quodam rurali vico tumultuarie conditum. 17. Quanti se offerre habenta tali optioni, cum meminerint tempore Iuliani illum [Capitolinum] qui aram deiecit et turbavit sacrificium damnatum a iudice fecisse martyrium? Itaque numquam alias ille iudex qui audivit eum nisi persecutor habitus est, nemo illum congressu, nemo illum umquam osculo dignum putavit; qui nisi iam esset defunctus, timerem, imperator, ne b in eum tu vindicares, quamquam vindictam caelestem non evaserit suo superstes heredi. 18. Sed refertur cognitionem mandatam iudici scriptumque eo quod non referre debuerit sed vindicare, requirenda quoque sublata donaria. Ut omittam alia, incensae sunt a Iudaeis ecclesiarum basilicae et nihil redditum est, nihil repetitum, nihil quaesitum. Quid autem habere potuit synagoga in castro ultimo, cum totum quicquid illic est non multum sit, nihil pretiosum, nihil copiosum? Quid deinde incendio potuit rapi Iudaeis insidiantibus? Artes istae sunt Iudaeorum volentium calumniari, ut dum ista queruntur mandetur extra ordinem militaris censura iudicii, mittatur miles fortasse dicturus quod hic aliquando ante tuum, imperator, dixit adventum: “Quomodo nos poterit Christus iuvare qui pro Iudaeis adversus Christum
a se offerent Liebeschuetz 104 Anm. 2; zur Umschreibung des Futurs mit habere Mohrmann 119. b timerem ne Zelzer; vgl. Liebeschuetz 104 Anm. 5.
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ihn für die bittet, von denen Du meinst, dass sie geschützt werden müssen [die Du schützt]. 15. Aber wenn ich gewiss nach dem Völkerrecht handelte, würde ich sagen, wie viele Basiliken der Kirche die Juden während Julians Herrschaft anzündeten. Zwei in Damascus, von denen eine gerade wiederhergestellt wurde aber auf Kosten der Kirche, nicht der Synagoge, die andere Basilika lässt einen erschaudern durch ihre hässlichen Trümmer. Basiliken wurden angezündet in Gaza, Ascalon, Beirut und dort an fast allen Plätzen und niemand forderte eine Strafe. Eine Basilika, die allein die übrigen übertraf, wurde in Alexandria von Heiden und Juden angezündet. Die Kirche wurde nicht bestraft, aber wird die Synagoge67 bestraft werden?68 16. Wird auch die Brandstiftung an einem Tempel der Valentinianer bestraft werden?69 Was ist es denn, wenn nicht ein Tempel, in dem eine Zusammenkunft von Heiden stattfindet? Wenn auch die Heiden zwölf Götter anbeten, verehren diese 32 Äonen, die sie Götter nennen.70 Denn, was sie selbst betrifft, habe ich erfahren, dass mitgeteilt und angeordnet wurde, dass Mönche bestraft werden, die, während Valentinianer den Weg versperrten, auf dem sie Psalmen singend nach alter Gewohnheit und Sitte voranschritten zur Feier der makkabäischen Märtyrer,71 aus Übermut deren Tempel anzündeten, der an einem ländlichen Flecken in größter Eile errichtet worden war. 17. Wie viele werden sich einer solchen Willkür entgegenstellen, wenn sie sich daran erinnern, dass zur Zeit Julians er [Capitolinus],72 der einen Altar umstürzte und ein Opfer störte, vom Richter verurteilt ein Martyrium erlitt? Daher wurde jener Richter, der ihn anhörte, für nichts Anderes als einen Verfolger (der Christen) gehalten, niemand hielt ihn mehr würdig für eine Begegnung, niemand für einen Begrüßungskuss; wenn er nicht schon gestorben wäre, würde ich, Kaiser, befürchten, dass Du ihn bestrafst, obwohl er, der sein Erbe überlebte, der himmlischen Strafe nicht entkam. 18. Aber es wird berichtet, dass der Richter73 mit einer gerichtlichen Untersuchung beauftragt wurde und darin geschrieben stand, dass er nicht berichten dürfe, sondern bestrafen müsse, auch die gestohlenen Weihgeschenke zurückgefordert werden müssten. Um anderes auszulassen (bemerke ich nur:) Basiliken der Kirchen(gemeinden) sind von den Juden angezündet worden und nichts wurde zurückgegeben, nichts eingefordert, nichts verlangt. Was aber konnte eine Synagoge in einem äußerst entfernten Lager besitzen, weil alles, was dort vorhanden ist, nicht viel ist, nichts kostbar, nichts reichlich vorhanden ist? Was konnte alsdann durch den Brand den hinterhältigen Juden geraubt werden? Dies sind die Tricks der Juden, die Ränke schmieden wollen, damit, während sie das beklagen, außer der Reihe eine Untersuchung des Militärgerichts angeordnet wird, ein Soldat losgeschickt wird um vielleicht zu sagen, was er hier irgendwann vor Deiner Ankunft, Kaiser, sagte: Wie wird Christus uns helfen können, die wir für
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militamus, qui mittimur ad vindictam Iudaeorum [qui militamus vindictae Iudaeorum]? Suos perdiderunt exercitus, nostros volunt perdere.” 19. In quas praeterea non prosiliant calumnias qui etiam Christo falsis testimoniis calumniati sunt? In quas non prosiliant calumnias homines et circa divina mendaces? Quos non auctores seditionis fuisse dicant? Quos non appetant, etiam quos non recognoscant ut catenatorum ordines innumeros spectent de Christiano populo, ut captiva videant colla plebis fidelis, ut condantur in tenebras dei servuli, ut feriantur securibus, dentur ignibus, tradantur metallis, ne poena cito transeat. 20. Hunc dabis triumphum Iudaeis de ecclesia dei? Hoc tropaeum de Christi populo? Haec gaudia, imperator, perfidis? Hanc celebritatem synagogae, hos luctus ecclesiae? Referet Iudaeorum populus hanc sollemnitatem in dies festos suos et inter illos profecto numerabit, quibus aut de Amorreisa aut de Chananeisb triumphavit aut de Pharao rege Aegyptic aut de Nabuchodonosor regis Babyloniaed manu liberari potuit. Addet hanc celebritatem significans se de Christi populo triumphum egisse. 21. Et cum ipsi Romanis legibus teneri se negent ita ut crimina leges putent, nunc velut Romanis legibus se vindicandos putant. Ubi erant istae leges cum incenderent ipsi sacratarum basilicarum culmina? Si Iulianus non est ultus ecclesiam quia praevaricator erat, tu, imperator, ulcisceris synagogae iniuriam quia Christianus es? 22. Et quid tecum posthac Christus loquetur? Non recordaris quid David sancto per Nathan prophetam mandaverit?e Ego te de fratribus tuis minorem elegi et de privato imperatorem feci. Ego de fructu seminis tui in sede imperiali locavi. Ego tibi subieci nationes barbaras, ego tibi pacem dedi, ego tibi inimicum tuum in potestatem tuam captivum deduxi. Frumentum non habebas ad exercitus alimoniam, ipsorum hostium manu patefeci tibi portas. aperui horrea; dederunt tibi hostes tui commeatus suos quos sibi paraverant. Ego perturbavi hostis tui consilia ut se ipse nudaret. Ego ipsum usurpatorem imperii ita vinxi ac
a b c d e
Vgl. AT Num 21,21–31. Vgl. AT Num 21,1–3. Vgl. AT Ex 14. Vgl. AT 2. Chr 36; Esra 1,1. Vgl. AT 2. Sam 12,7–9.
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die Juden gegen Christus Dienst leisten, die wir losgeschickt werden um die Juden zu bestrafen [die wir dienen um die Juden zu bestrafen]? Sie haben ihre Truppen zugrunde gerichtet, sie wollen unsere zugrunde richten. 19. Gegen welche Verleumdungen sollen sie außerdem nicht vorgehen, die sogar Christus mit falschen Zeugnissen verleumdeten? (Der folgende Satz fehlt in epistula extra collectionem 1a.) Gegen welche Verleumdungen sollen die Menschen nicht vorgehen, die bei Fragen nach den göttlichen Eigenschaften lügen? Von wem sollen sie sagen, dass er nicht Anstifter eines Aufstandes gewesen ist? Sie möchten sie nicht bedrohen, sie möchten sie auch nicht daran erinnern, auf dass sie die unzähligen Reihen der Angeketteten aus dem Volk der Christen sehen, auf dass sie die Hälse der Gefangenen aus dem gläubigen Volk sehen, auf dass die Diener Gottes an finsteren Orten versteckt werden, auf dass sie geköpft, verbrannt, in Bergwerke geschickt werden, damit die Strafe nicht schnell vorübergeht. 20. Wirst Du diesen Triumph den Juden über die Kirche Gottes geben? Diese Trophäe über das Volk Christi? Diese freudige Nachricht, Kaiser, den Gottlosen? Diese Feier der Synagoge, diese Trauer der Kirche? Das Volk der Juden wird diese Feier in ihren Festkalender aufnehmen und in der Tat zu jenen (Festtagen) zählen, an denen es über die Amoriter oder Kananäer triumphierte oder über den Pharao, den König Ägyptens, oder aus der Hand Nebukadnezars, des Königs von Babylonien, befreit werden konnte. Es wird diese Feier aufnehmen, weil es damit zu erkennen gibt, dass es über das Volk Christi triumphiert hat. 21. Und obwohl sie behaupten, dass sie sich nicht an die römischen Gesetze halten, sodass sie die Gesetze für Vergehen halten, glauben sie jetzt, dass sie gleichsam durch die römischen Gesetze geschützt werden müssen. Wo waren diese Gesetze, als sie selbst die Dachfirsten der heiligen Basiliken anzündeten? Wenn Julian, weil er ein Sünder war, nicht die Kirche rächte, wirst Du, Kaiser, das Unrecht an der Synagoge rächen, weil Du ein Christ bist? (Dieser Nebensatz fehlt in epistula extra collectionem 1a.) 22. Was wird später Christus zu Dir sagen? Erinnerst Du Dich nicht, was er dem heiligen David durch den Propheten Nathan auftrug? Ich habe Dich als jüngeren von Deinen Brüdern ausgewählt und von einem Privatmann zum Kaiser gemacht. Ich habe ein Kind Deines Geschlechts auf den Kaiserthron gesetzt. Ich habe barbarische Völker für Dich unterworfen, ich habe Dir Frieden gegeben, ich habe Dir Deinen Feind als Gefangenen in Deine Gewalt gebracht. Du hattest kein Getreide für die Versorgung Deines Heeres, ich öffnete Dir die Tore durch die Hand der Feinde selbst, ich öffnete die Getreidespeicher; Deine Feinde gaben Dir ihren Proviant, den sie für sich angeschafft hatten.74 Ich habe auch die Pläne Deines Feindes durcheinandergebracht, damit er sich selbst eine Blöße gab. Ich habe selbst den Usurpator Deiner Herrschaft so eingebunden und seinen
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mentem eius ligavi, ut cum haberet adhuc fugiendi copiam tamen cum omnibus suis tamquam metuens ne quis tibi periret ipse se clauderet. Ego comitem eius atque exercitum ex altera parte naturae quos ante disperseram ne ad belli societatem coirent ad supplementum tibi victoriae congregavi. Ego exercitum tuum ex multis indomitis convenam nationibus quasi unius gentis fidem et tranquillitatem et concordiam servare praecepi. Ego cum periculum summum esset ne Alpes infida barbarorum penetrarent consilia, intra ipsum Alpium vallum victoriam tibi contuli, ut sine damno vinceres. Ego ergo te triumphare feci de inimico tuo et tu de plebe mea das meis inimicis triumphum! 23. Nonne propterea Maximus destitutus est, quia ante ipsos expeditionis dies, cum audisset Romae synagogam incensam, edictum Romam miserat quasi vindex disciplinae publicae? Unde populus Christianus ait: “Nihil boni huic imminet, rex iste Iudaeus factus est; defensorem istum disciplinae audivimus quem mox Christus probabita qui pro peccatoribus mortuus est.”b Si de sermone hoc dictum est, quid de ultione dicetur? Ille igitur statim a Francis, a Saxonum gente, in Sicilia, Sisciae, Petavione, ubique denique terrarum victus est. Quid pio commune cum perfido? Abolenda cum impio sunt etiam impietatis exempla. Quod illi nocuit et quod victus offendit, hoc non sequi debet sed damnare qui vicit. 24. Itaque illa tibi non quasi ingrato recensui sed quasi iure collata enumeravi, ut his admonitus cui plus collatum est plus diligas. Denique hoc respondenti Simoni dixit dominus Iesus: Recte iudicasti.c Statimque conversus ad mulierem, quae pedes eius unguento unxit typum ecclesiae gerens, ait Simoni: Propter quod dico tibi: Remissa sunt peccata eius multa, quoniam dilexit multum. Cui autem minus dimittitur minus diligit.d Haec est mulier quae in domum Pharisaei intravit et eiecit Iudaeum, Christum autem acquisivit. Ecclesia enim synagogam exclusit, cur iterum temptatur, ut apud Christi famulum hoc est de pectore fidei de domo Christi synagoga excludat ecclesiam?
a b c d
probavit Zelzer; Liebeschuetz 107 Anm. 2. Vgl. NT Röm 5,6. NT Lk 7,43. NT Lk 7,47.
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Verstand gelähmt, dass er, obwohl er bis dahin die Gelegenheit hatte zu fliehen, sich selbst mit allen seinen (Truppen) einschloss, weil er fürchtete, dass irgendwer Dir verlorengehen könnte.75 Ich habe seinen comes und sein Heer, die ich vorher auf einem anderen Teil der Natur getrennt hatte, damit sie sich nicht vereinigten, für Dich zur Vervollständigung des Sieges zusammengeführt.76 Ich habe angeordnet, dass Dein Heer, eine Ansammlung aus vielen ungezähmten Völkern,77 gleichwohl die Ergebenheit, die Ruhe und die Eintracht eines einzigen Volkes bewahrt. Obwohl die sehr große Gefahr bestand, dass die verräterischen Barbaren mit ihren Plänen die Alpen überwanden, habe ich Dir selbst innerhalb des Schutzwalls der Alpen den Sieg verschafft,78 sodass Du ohne Verlust siegtest. Ich habe also veranlasst, dass Du über Deinen Feind triumphierst, und Du gewährst meinen Feinden einen Triumph über mein Volk! 23. Ist außerdem Maximus nicht im Stich gelassen worden, weil er gerade Tage vor seinem Feldzug, als er hörte, dass in Rom eine Synagoge angezündet worden sei, ein Edikt nach Rom schickte gleichwohl als Beschützer der öffentlichen Ordnung?79 Deshalb sagte die Gemeinde der Christen: „Nichts Gutes droht ihm, dieser König ist zum Juden geworden; wir hörten von ihm als Verteidiger der (öffentlichen) Ordnung, den Christus, der für Sünder starb, alsbald auf die Probe stellte.“80 Wenn das über seine Äußerung81 gesagt wurde, was wird über seine Bestrafung gesagt werden? Er ist also sofort82 von den Franken, von dem Stamm der Sachsen, auf Sizilien, in Siscia, in Poetovio, schließlich überall auf der Welt besiegt worden.83 Was hat ein frommer Mensch mit einem gottlosen gemeinsam? Mit dem Gottlosen müssen auch die Beispiele für Gottlosigkeit beseitigt werden. Das, was ihm schadete und was der Besiegte beleidigte, darf der Sieger nicht beibehalten, sondern muss es verurteilen. 24. Daher bin ich nicht die bekannten Fakten für Dich durchgegangen, weil ich Dich für undankbar halte, sondern ich habe sie, weil sie gleichwohl zu Recht zusammengetragen worden sind, aufgeführt, damit Du, für den mehr zusammengetragen worden ist, durch sie ermahnt, sie um so mehr schätzt. Schließlich sagte unser Herr Jesus auf Simons Antwort: Du hast richtig geurteilt. Und sofort wandte er sich zu der Frau, die seine Füße mit einer Salbe einsalbte und so das Bild der Kirche zeigte, und sagte zu Simon: Deshalb sage ich das zu dir: Viele ihrer Sünden sind vergeben worden, weil sie sehr liebte. Aber dem wird weniger vergeben, der weniger liebt. Sie ist die Frau, die das Haus des Pharisäers betrat und den Juden hinauswarf, aber Christus dazugewann. Denn die Kirche schloss die Synagoge aus, weshalb wiederum versucht wird, dass bei einem Gefährten Christi, das heißt über die Seele des Glaubens, über das Haus Christi, die Synagoge die Kirche ausschließt?84
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25. Haec ego, imperator, amore et studio tui in hunc sermonem contuli. Debeo enim beneficiis tuis quibus me petente liberasti plurimos de exiliis de carceribus de ultimae necis poenis, ut malle debeam pro salute tua etiam offensionem tui animi non timere, – nemo maiore fiducia utitur quam qui ex affectu diligit, nemo certe debet laedere qui sibi consulit –, ne tot annorum conceptam cuiuscumque sacerdotis gratiam uno momento amittam. Et tamen non damnum gratiae deprecor sed salutis periculum. 26. Quantum est, imperator, ut quaerendum aut vindicandum non putes quod in hunc diem nemo quaesivit, nemo umquam vindicavit? Grave est fidem tuam pro Iudaeis periclitari. Gedeon cum occidisset sacratum vitulum, dixerunt gentiles: “Dii ipsi iniuriam suam vindicent.”a Quis habet synagogam vindicare?b Christus quem occiderunt, quem negaverunt? An deus pater vindicabit eos qui nec patrem recipiunt, quia filium non receperunt? Quis habet Valentinianorum haeresim vindicare, quam pietas tua quomodo vindicat [Quamquam prae ceteris ipse tua quomodo vindicas], cum eos excludi iusserit nec conveniendi usurpare copiam? Si Iosiam tibi obiciam regem deo probatum, hoc in istis damnabis quod in illo probatum est.c 27. Certe si mihi parum fidei defertur, iube adesse quos putaveris episcopos; tractetur, imperator, quid salva fide agi debeat. Si de causis pecuniariis comites tuos consulis, quanto magis in causa religionis sacerdotes domini aequum est consulas? 28. Consideret clementia tua quantos insidiatores habeat ecclesia, quantos exploratores; levem rimam si offenderint figent aculeum. Secundum homines loquor; ceterum plus omnibus deus timetur qui etiam imperatoribus iure praefertur. Si amico suo aliquis, si parenti aut propinquo deferendum existimat, recte ego et deferendum deo et eum praeferendum omnibus iudicavi. Consule tibi, imperator, aut patere me consulere mihi. 29. Quid respondebo postea, si compertum fuerit data hinc auctoritate aliquos Christianorum aut gladio aut fustibus aut plumbis necatos? Quomodo hoc purgabo factum? Quomodo excusabo apud episcopos qui nunc quia per triginta et innumeros annos presbyterii quidam
a Vgl. AT Ri 6,28–31. b Quis synagogam vindicabit Liebeschuetz 108 Anm. 3; zur Umschreibung des Futurs mit habere Mohrmann 119. c AT 2. Kön 22,2–20.
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25. Ich habe das, Kaiser, aus Liebe und Ergebenheit zu Dir in dieser Rede zusammengetragen. Denn ich stehe in Deiner Schuld für Deine Wohltaten, durch die Du auf meine Bitte sehr viele befreit hast aus dem Exil, aus dem Kerker, von der endgültigen Todesstrafe, sodass ich nicht befürchten muss Deine Person zu beleidigen, (wenn) ich eher für Dein Wohlergehen eintrete – niemand genießt größeres Vertrauen als der, der leidenschaftlich liebt, niemand muss sicherlich jemanden verletzen, der sich um ihn sorgt –, damit ich nicht in einem einzigen Augenblick die in so vielen Jahren für jeden Bischof erwiesene Gunst verliere. Und dennoch versuche ich nicht den Verlust Deiner Gunst, sondern die Gefahr für Dein Wohlergehen abzuwenden. 26. Wie wichtig ist es, Kaiser, dass Du meinst, dass das untersucht oder bestraft werden muss, was bis zu diesem Tag niemand untersuchte, niemand jemals bestrafte? Es ist bedrückend Deinen Glauben für die Juden aufs Spiel zu setzen. Nachdem Gideon das heilige Kalb getötet hatte, sagten die Heiden: „Die Götter sollen selbst sein Unrecht bestrafen.“ Wer hat die Synagoge zu bestrafen? Christus, den sie töteten, den sie verleugneten? Oder wird Gott, der Vater, sie bestrafen, die den Vater nicht anerkennen, weil sie seinen Sohn nicht anerkannten? Wer hat die Häresie der Valentinianer zu bestrafen, die Deine Frömmigkeit auf diese Weise bestraft [obwohl Du selbst sie auf diese Weise vor allen bestrafst85], weil sie befahl, dass sie ausgeschlossen werden und nicht die Möglichkeit für eine Zusammenkunft beanspruchen?86 Wenn ich Dir den von Gott bestätigten König Josiah vorhalte, wirst Du das, was bei ihm gebilligt worden ist, bei diesen verurteilen. 27. Sicherlich, wenn mir zu wenig Vertrauen entgegengebracht wird, befiehl, dass sie helfen, die Du für Bischöfe hältst; es möge, Kaiser, besprochen werden, was getan werden muss, solange der Glauben keinen Schaden nimmt. Wenn Du Deine comites in Geldangelegenheiten befragst,87 um wie viel mehr solltest Du in einer Angelegenheit der Religion die Priester des Herren befragen, was recht ist? 28. Deine Milde möge bedenken, wie viele Verräter, wie viele Spione die Kirche hat; wenn sie einen leichten Riss entdeckt haben, werden sie daraus eine schwere Wunde machen. Ich spreche in Übereinstimmung mit den Menschen; übrigens wird Gott, der zu Recht sogar gegenüber den Kaisern bevorzugt wird, von allen mehr gefürchtet. Wenn irgendwer meint, dass sein Freund, sein Vater oder Verwandter geachtet werden muss, urteile ich richtig, dass Gott geachtet und er allen bevorzugt werden muss. Sorge für Dich, Kaiser, oder nimm es hin, dass ich mich um mich sorge. 29. Was werde ich später antworten, wenn man erfahren hat, dass, nachdem von hier die Vollmacht erteilt worden ist, irgendwelche Christen mit dem Schwert, mit Stöcken oder mit Bleikugelgeißeln getötet worden sind? Wie werde ich diese Tat rechtfertigen? Wie werde ich es bei den Bischöfen entschuldigen können, die jetzt bitterlich beklagen, dass die, die dreißig oder
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gradu functi vel ministri ecclesiae retrahuntur a munere sacro et curiae deputantur graviter gemunt? Nam si qui vobis militant, certo militiae tempore serventur, quanto magis etiam eos considerare debetis qui deo militant? Quomodo, inquam, hoc excusabo apud episcopos, qui queruntur de clericis et impressione gravi vastari scribunt ecclesias? 30. Hoc tamen in notitiam clementiae tuae pervenire volui, de hoc ut placet arbitrio tuo consulere et temperare dignaberis [consule et tempera]; illud autem quod me angit et iure angit exclude atque eice. Ipse facis quicquid fieri iussisti; aut si ille facturus non est, malo te magis esse clementem quam illum non fecisse quod iussus est [quod tu iusseris]. 31. Habes in quibus domini adhuc debes circa imperium Romanum invitare clementiam, habes quibus amplius quam tibi speres, illorum gratia, illorum salus te in hoc sermone conveniat. meo ne causam tuam alieno committas iudicio. Integra adhuc tibi sunt omnia. In hoc me ego deo nostro pro te obligo nec verearis sacramentum. Numquid deo displicere poterit quod pro eius emendatur honorificentia? Nihil mutaveris certe in illa epistula sive missa sive nondum missa est; dictari iube aliam quae plena fidei, plena pietatis sit. Tibi integrum est emendare, mihi non est integrum dissimulare. 32. Antiochenis tuam donasti iniuriam, inimici tui filias revocasti nutriendas, apud affinem dedisti, matri hostis tui misisti de aerario tuo sumptus. Haec tanta pietas, tanta erga deum fides hoc facto obfuscabitur. Tu igitur qui armatis pepercisti hostibus et servasti inimicos tuos, ne, quaeso, tanto studio putes vindicandum in Christianos. 33. Nunc te, imperator, rogo, ut non aspernanter acceperis me et pro te et pro me timentem; sancti enim vox est: Ut quid factus sum videre contritionem populi mei?a Ut offensam incurram dei? Ego certe quod honorificentius fieri potuit feci, ut me magis audires in regia, ne si necesse esset audires in ecclesia.
a AT 1. Makk 2,7.
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unzählige Jahre den Rang eines Priesters ausübten, oder sogar (andere) Diener der Kirche von dem heiligen Amt abgezogen und für den Stadtrat bestimmt werden?88 Denn wenn die, die Euch dienen, für eine bestimmte Zeit Dienst leisten sollen, um wie viel mehr müsst Ihr auch die bedenken, die Gott dienen? Wie, ich sagte es bereits, werde ich das bei den Bischöfen entschuldigen können, die sich wegen der Kleriker beklagen und schreiben, dass die Kirchen durch einen schwerwiegenden Eingriff zugrunde gerichtet werden? 30. Doch wollte ich, dass das Deiner Milde zur Kenntnisnahme gelangte; darüber, wie es Deiner freien Entscheidung gefällt, wirst Du geruhen zu beraten und zu entscheiden [berate und entscheide];89 das aber, was mich beunruhigt und mit Recht beunruhigt, schließe aus und wirf es weg. Du machst selbst alles, was auf Deinen Befehl geschieht; oder, wenn er90 es nicht machen will, wäre es mir lieber, dass Du milder bist als er, der nicht machte, was ihm befohlen wurde [was Du befohlen hast]. 31. Du hast (die Menschen), bei denen Du bis jetzt die Gnade des Herren für das Römische Reich einholen musst, Du hast (die Menschen), für die (Du) mehr (erhoffst), als Du für Dich erhoffst, die Gnade jener und das Wohlergehen jener möge Dich in dieser Rede ansprechen. Ich befürchte, dass Du Deine Angelegenheit dem Urteil eines Fremden anvertraust. Bis jetzt ist alles für Dich ungeschmälert in Deiner Macht. In dieser Sache setze ich mich bei unserem Gott für Dich ein und Du mögest Dir nicht um Deinen Eid Gedanken machen. Kann es etwa Gott missfallen, was für seine Ehrerweisung besser gemacht wird? Du wirst sicherlich nichts in dem Brief verändert haben, sei es, dass er abgeschickt, sei es, dass er noch nicht abgeschickt worden ist; befiehl, dass ein anderer diktiert wird, der voller Glauben, voller Frömmigkeit ist. Es ist in Deiner Macht zu verbessern, in meiner Macht ist es nicht, etwas zu verschweigen. 32. Den Bewohnern von Antiochia hast Du die Ungerechtigkeit Dir gegenüber verziehen,91 Du hast die Tochter Deines Feindes zurückgeholt um sie aufzuziehen, Du hast sie einem Verwandten gegeben, Du schicktest der Mutter Deines Feindes Aufwendungen aus Deiner Staatskasse.92 Diese so große Frömmigkeit, ein so großer Glaube gegenüber Gott werden durch diese Tat verdunkelt. [Hier endet epistula extra collectionem 1a.] Du, der Du bewaffnete Feinde verschont und Deine Feinde gerettet hast, glaube daher bitte nicht, dass man mit so großer Leidenschaft Christen bestrafen muss. 33. Jetzt bitte ich Dich, Kaiser, dass Du mich nicht mit Verachtung behandelst, der ich um Dich und mich besorgt bin; denn es ist die Stimme eines Heiligen: Warum bin ich geschaffen worden um den Untergang meines Volkes zu sehen. (War es), damit ich auf die Ungnade Gottes stoße? Ich habe sicherlich (etwas) getan, was mit mehr Ehrerbietung hätte getan werden können, damit Du mich eher im Palast anhörst, damit Du mich, wenn es notwendig ist, nicht in der Kirche anhörst.93
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epistula extra collectionem I (Maur. 41) Frater sorori 1. Sollicitam sanctitatem tuam esse adhuc scribere dignata es mihi, eo quod sollicitum me esse scripserim; unde miror quod litteras non acceperis meas quibus refusam mihi scripseram securitatem. Nam cum relatum esset synagogam Iudaeorum incensam a Christianis auctore episcopo et Valentinianorum conventiculum, iussum erat me Aquileiae posito, ut synagoga ab episcopo reaedificaretur, vindicaretur in monachos qui incendissent aedificium Valentinianorum. Tunc ego cum saepius agendo parum proficerem, et epistulam dedi imperatori quam simul misi et ubi processit ad ecclesiam hunc sermonem habui: 2. “In libro prophetico scriptum est: Sume tibi baculum nucinum,a et qua ratione hoc dixerit dominus prophetae debemus considerare. Non otiose etenim scriptum est, quandoquidem et in Pentateucho legerimus quod virga nucina Aaron sacerdotis cum diu reposita fuisset floruit; nam videtur significare quod directa esse debeat prophetica vel sacerdotalis auctoritas ut non tam delectabilia quam utilia persuadeat. 3. Ideoque nucinum baculum sumere iubetur propheta, quia memoratae pomum arboris amarum in cortice, durum in testa, intus est fructuosum, ut ad eius similitudinem propheta quoque amara et dura praetendat et denuntiare tristia non reformidet. Similiter etiam sacerdos quia praeceptio eius etsi ad tempus aliquibus amara videatur et tamquam virga Aaron reposita diu in auribus dissimulantium, tamen aliquando cum aestimatur aruisse florescit. 4. Unde et apostolus ait: Quid vultis, in virga veniam ad vos an in caritate spirituque mansuetudinis?b Prius enim virgam dixit et tamquam virga nucina percussit errantes, ut postea consolaretur eos spiritu mansuetudinis. Itaque quem virga sacramentis abdicavit caelestibus eundem mansuetudo restituit. Discipulo quoque talia praecepta dedit dicens: Argue obsecra increpa,c duo dura, unum mite, sed ideo dura ut etiam ipsa molliret, quia sicut aegris redundanti felle corporibus ciborum aut potus amaritudo dulcescit et contra epularum suavitas amaritudini est, ita ubi animus est saucius, voluptariae fotu adulationis aegrescit et rursum correctionis temperatur amaritudine.
a AT Jer 1,11. b NT 1. Kor 4,21. c NT 2. Tim 4,2.
Die Callinicum-Affäre
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epistula extra collectionem 1 (Maur. 41) Der Bruder an seine Schwester 1. Dass Deine Heiligkeit besorgt sei, geruhtest Du mir noch zu schreiben,94 weil ich schrieb, dass ich besorgt sei; woraufhin ich mich verwundert frage, ob Du meinen Brief95 nicht erhalten hast, in dem ich geschrieben hatte, dass meine Gemütsruhe wiederhergestellt wurde. Denn nachdem berichtet worden war, dass eine Synagoge der Juden von Christen auf Veranlassung eines Bischofs angezündet worden war und auch ein Versammlungsort der Valentinianer,96 war befohlen worden, als ich mich in Aquileia aufhielt,97 dass die Synagoge von dem Bischof wiederaufgebaut werden sollte, die Mönche bestraft werden sollten, die das Gebäude der Valentinianer angezündet hätten. Weil ich damals öfters durch mein Handeln zu wenig bewirkte, sandte ich einen Brief an den Kaiser, den ich gleichzeitig (Dir) schickte,98 und, sobald er in der Kirche erschien, hielt ich die folgende Rede: 2. In dem Buch des Propheten steht geschrieben: Nimm dir den Zweig eines Mandelbaums,99 und wir müssen überlegen, mit welcher Absicht der Herr dies dem Propheten sagte. Denn es ist nicht fertig geschrieben worden, da wir im Pentateuch gelesen haben, dass der Mandelzweig des Priesters Aaron erblühte, nachdem er lange aufbewahrt worden war; denn es scheint zu bedeuten, dass das Wort eines Propheten oder Priesters aufrichtig sein muss, auf dass es nicht so sehr Erbauliches als vielmehr Nützliches rät.100 3. Deshalb wird dem Propheten befohlen, den Zweig eines Mandelbaums zu nehmen, weil die Frucht des erwähnten Baumes in der Rinde bitter, in der Schale hart, im Innern ergiebig ist, sodass der Prophet hinsichtlich ihrer Ähnlichkeit Bitteres und Hartes darlegt und sich nicht scheut Unerfreuliches zu verkünden. Ähnlich wie ein Priester, weil seine Weisung, auch wenn sie für den Augenblick einigen bitter erscheint und wie der Zweig Aarons lange in den Ohren derer ruhte, die (ihn) ignorierten, doch irgendwann erblühte, als man meinte, er sei vertrocknet. 4. Daher sagt auch der Apostel: Was wollt ihr, soll ich mit einer Rute zu euch kommen oder in Liebe und mit dem Geist der Milde? Denn vorher erwähnte er die Rute und schlug die Irrenden gleichsam mit einer Mandelrute, sodass er sie später tröstete mit dem Geist der Milde. Daher baute die Milde denselben (Menschen) wieder auf, den die Rute von den himmlischen Sakramenten ausschloss. Er gab einem Schüler auch solche Ratschläge, indem er sagte: Beschuldige, bitte inständigst, weise zurecht! Zwei harte und ein sanfter (Ratschlag), aber deshalb hart, damit er sie selbst abmilderte, weil wie bei einem Übermaß an Galle bei kranken Körpern bittere Speisen oder Getränke süß werden und dagegen liebliche Speisen bitter, so wird die Seele, sobald sie verwundet ist, krank, wenn eine vergnügliche Schmeichelei sie wärmt, und erholt sich wiederum, wenn eine Zurechtweisung bitter ausfällt.101
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Text und Übersetzung
5. Haec de prophetica lectione libata sint. Evangelii quoque lectio quid habeat consideremus: Rogavit quidam pharisaeus dominum lesum ut manducaret cum illo et ingressus domum pharisaei discubuit. Et ecce mulier quae erat in civitate peccatrix ut cognovit quod recubuit in domo pharisaei attulit alabastrum unguenti et stans retro secus pedes eius lacrimis rigabat pedes eius et capillis capitis sui tergebat et osculabatur pedes eius et unguebat unguento. Videns autem pharisaeus qui vocaverat eum ait intra se dicens: Hic si esset propheta sciret utique quae et qualis esset mulier quae tangit eum quia peccatrix est. Et respondens Iesus dixit ad illum: Simon, habeo tibi aliquid dicere. At ille ait: Magister, dic. Cui dixit dominus: Duo debitores erant cuidam feneratori, unus debebat denarios quingentos, alius quinquaginta. Non habentibus illis unde redderent donavit utrisque. Quis ergo eum plus diligit? Respondens Simon dixit: Aestimo quia is cui plus donavit. At ille dixit: Recte iudicasti. Et conversus ad mulierem dixit Simoni: Vides hanc mulierem. Intravi in domum tuam, aquam pedibus meis non dedisti, haec autem lacrimis rigavit pedes meos et capillis suis tersit; osculum mihi non dedisti, haec autem ex quo intravi non cessavit osculari pedes meos; oleo non unixisti caput meum, haec autem unguento unxit. Propter quod dico tibi: Remissa sunt peccata eius multa, quoniam dilexit multum. Cui autem minus dimittitur minus diligit. Et ait illi Iesus: Remissa sunt tibi peccata. Et ceperunt qui simul recumbebant dicere intra se: Quis est hic qui etiam peccata dimittit? Dixit autem ad mulierem: Fides tua te salvam fecit, vade in pace.a Quam simplex in verbis, quam profunda in consiliis evangelii lectio! Itaque quia magni consiliarii sermo est altitudinem eius consideremus. 6. Dominus noster Iesus Christus iudicavit magis homines beneficiis alligari posse et provocari ad ea quae sunt recta facienda quam metu plusque caritatem proficere quam formidinem ad correctionem. Itaque praemisit gratiam veniens per virginis partum, ut in baptismo peccata donaret, quo sibi faceret gratiores. Deinde si competentia gratiarum in nos officia dependeremus, ipsius gratiae remunerationem futuram omnium in hac muliere declaravit. Nam si tantummodo prima debita nobis remisisset, videretur cautior quam indulgentior correctionisque providentior quam remunerationis magnificentior. Angusti animi sola astutia est ut illiciat, deo autem convenit ut quos
a NT Lk 7,36–50.
Die Callinicum-Affäre
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5. Diese (Gedanken) sind entnommen aus der Lektüre eines Propheten. Lasst uns betrachten, was die Lesung aus dem Evangelium bietet: Ein Pharisäer bat den Herrn Jesus, dass er mit ihm esse, und er betrat das Haus des Pharisäers und lag (mit ihm) zu Tisch. Und als eine Frau, die in der Stadt als Sünderin lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers zu Tisch saß, brachte sie ein Alabasterfläschen mit Salböl und stand hinter ihm an seinen Füßen, benetzte seine Füße mit ihren Tränen, trocknete sie mit ihrem Haupthaar, küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Als aber der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, sagte er zu sich selbst: Wenn dieser ein Prophet wäre, wüsste er doch wenigstens, wer und was für eine Frau die ist, die ihn berührt, da sie eine Sünderin ist. Und Jesus gab ihm als Antwort: Simon, ich habe dir was zu sagen. Und jener sagte: Meister, sprich. Ihm sagte der Herr: Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner, der eine schuldete (ihm) 500 Denare, der andere 50 Denare. Und als sie nicht hatten, was sie zurückgeben sollten, erließ er es beiden. Wer (von beiden) also liebt ihn mehr? Simon gab als Antwort: Ich glaube, dass es der ist, dem er mehr erließ. Aber er (Jesus) sagte (zu ihm): Du hast richtig geurteilt. Und er wandte sich zu der Frau und sagte zu Simon: Du siehst diese Frau. Ich habe dein Haus betreten, du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben, sie aber benetzte mit ihren Tränen meine Füße und trocknete sie mit ihren Haaren; du gabst mir keinen Kuss, sie aber zögerte nicht, seitdem ich eintrat, mir die Füße zu küssen; du salbtest nicht mit Öl mein Haupt, diese aber salbte mich mit einem Salböl: Viele ihrer Sünden sind vergeben worden, da sie viel Liebe zeigt. Dem aber wird weniger vergeben, der weniger Liebe zeigt. Und Jesus sagte zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. Und die, die zusammen (mit ihm) am Tisch saßen, fingen an zu sich zu sagen: Wer ist er, der sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dich bewahrt, gehe in Frieden.102 Wie einfach in den Worten, wie tiefgründig in den Ratschlägen ist die Lesung aus dem Evangelium! Daher, weil es die Rede eines großen Ratgebers ist, wollen wir betrachten, wie tiefgründig sie ist. 6. Unser Herr Jesus Christus meinte, dass man die Menschen mehr durch Wohltaten an sich binden und zum rechten Handeln anspornen kann als durch Furcht und dass Liebe mehr ausrichtet zur Verbesserung als Furcht. Daher schickte er seine Gnade voraus, als er auf die Welt kam durch die Geburt von einer Jungfrau, auf dass er seine Sünden bei der Taufe vergab, damit er sie dankbarer machte ihm gegenüber. Daher erklärte er, wenn wir die für uns angemessenen Pflichten des Dankes abgelten würden, werde die Vergeltung des Dankes selbst für alle in dieser Frau bestehen. Denn wenn er (Jesus) uns nur die erste Schuld erlassen hätte, würde er eher vorsichtig als nachsichtig und eher vorsichtig bei einer Verbesserung als großzügig bei einer Belohnung erscheinen. Einem engstirnigen Geist bleibt allein die List, um anzulocken, aber Gott steht es zu, dass er die, die er durch seine
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invitaverit per gratiam eosdem gratiae ipsius incrementis provehat. Ideoque nobis et ante donat per baptismum et bene servientibus uberiora largitur. Ita ergo Christi beneficia et incentiva virtutis et praemia sunt. 7. Sed nemo vocabulum feneratoris horrescat. Fuimus ante sub feneratore duro qui nisi morte debitoris expleri ac satiari nequiret. Venit dominus Iesus, vidit obligatos aere fenebri. Nemo fenus suum patrimonio innocentiae suae poterat exsolvere, de meo unde me liberarem habere non poteram, novum genus absolutionis meae detulit, ut creditorem mutarem, quia fenus unde solverem non habebam. Debitores autem nos non natura sed culpa fecerat, peccatis enim nostris gravia aera contraximus, ut essemus obnoxii qui eramus liberi. Debitor enim est qui aliquid accepit de feneratoris pecunia. Peccatum autem a diabolo est, tamquam in eius patrimonio has habet impius opes; sicut enim Christi divitiae virtutes sunt ita diaboli opes crimina sunt. Redegerat humanum genus in perpetuam captivitatem obnoxiae hereditatis gravi fenore quod obaeratus auctor ad posteros de fenerata successione transmiserat. Venit dominus Iesus, mortem suam pro morte omnium obtulit, sanguinem suum pro sanguine fudit universorum. 8. Mutavimus ergo creditorem, non evasimus, immo evasimus, manet enim debitum, fenus intercidit dicente domino Iesu his qui in vinculis sunt: Exite, et his qui in carcere: Procedite,a dimissa sunt peccata vestra. Omnibus igitur dimisit nec quisquam est cui non relaxarit. Sic enim scriptum est quia donavit omnia delicta delens quod adversum nos erat chirographum decreti.b Cur nos aliorum tenemus chirographa et volumus exigere aliena qui nostrorum utimur indulgentia? Qui donavit omnibus ab omnibus exigit, ut quod unusquisque sibi dimissum meminit alii ipse dimittat. 9. Vide ne graviorem causam incipias habere fenerator quam debitor, sicut ille in evangelio cui dominus suus dimisit omne debitum et ille postea a conservo suo coepit exigere quod ipse non solverat.c Unde iratus dominus eius de ipso summis exegit iniuriis quod ei ante donaverat. Caveamus ergo ne nobis hoc accidat, ut non remittendo quae nobis debentur incipiamus
a AT Jes 49,9. b NT Kol 2,13ff. c Vgl. NT Mt 18,24–34.
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Gnade ermuntert hat, durch eine Steigerung eben seiner Gnade weiterbringt. Deshalb beschenkte er uns vorher durch die Taufe und spendete ziemlich reichlich für uns, die wir (ihm) gut dienen. So also sind die Wohltaten Christi Anreize für die Tugend und Belohnungen. 7. Aber niemand möge erschaudern vor dem Wort Geldverleiher. Wir waren früher unter einem hartherzigen Geldverleiher, der nur durch den Tod des Schuldners befriedigt und zu Frieden gestellt werden konnte. Unser Herr Jesus kam (und) sah (uns) durch Zinsen Verschuldete. Niemand konnte seine Schuldenlast mit dem Erbe seiner Unschuld bezahlen, von der meinigen, von der ich mich befreien wollte, konnte ich nichts haben, er brachte mir eine neue Art der Befreiung, auf dass ich meinen Schuldner wechselte, da ich keine Schuldenlast mehr hatte, von der ich mich lösen konnte. Aber nicht die Natur, sondern die Schuld hatte uns zu Schuldnern gemacht, denn durch unsere Sünden haben wir schwere Schulden auf uns geladen, sodass wir abhängig waren, die wir frei waren. Denn er ist ein Schuldner, der etwas von dem Geld eines Geldverleihers erhielt. Aber die Sünde stammt vom Teufel, gleichsam in seinem ererbten Vermögen hat der Gottlose dieses (Geld) als Machtmittel; denn wie die Tugenden die Reichtümer Christi sind, so sind die Verbrechen die Machtmittel des Teufels. Er hatte das Menschengeschlecht in die ewige Gefangenschaft einer Erbschaft getrieben, auf die eine schwere Schuldenlast lag, die der verschuldete Ahnherr auf seine Nachkommen durch eine verschuldete Erblast übertragen hatte. Unser Herr Jesus kam, seinen Tod bot er für den Tod aller an, sein Blut vergoss er für das Blut der gesamten Menschheit. 8. Wir haben also den Schuldner gewechselt, wir entkamen ihm nicht, nein, wir entkamen ihm doch, denn die Schuld blieb, aber die Schuldenlast verschwand, da unser Herr Jesus zu denen, die in Fesseln sind, sagte: Kommt heraus, und zu denen, die im Kerker sind: Zeigt euch, eure Sünden sind euch vergeben. Er erließ sie daher allen und es gibt niemanden, dem er sie nicht erließ. Denn so steht geschrieben, dass er (uns) alle Vergehen vergab und den Schuldbrief vernichtete, der gegen uns gerichtet war. Warum halten wir die Wechsel anderer fest und wollen Schulden einfordern, die wir uns über den Straferlass für uns freuen? Er, der allen vergab, fordert von allen, dass das, woran sich jeder einzelne erinnert, dass (es) ihm erlassen worden ist, er selbst einem anderen erlässt. 9. Pass auf, dass du als Geldverleiher nicht anfängst eine größere Schuld zu haben als als Schuldner, so wie jener (Mann) im Evangelium, dem sein Herr die ganze Schuld erließ, und der später anfing von seinem Mitsklaven einzufordern, was er selbst nicht bezahlt hatte. Daher war sein Herr zornig und forderte von ihm in aller Härte ein, was er ihm vorher erlassen hatte. Wir mögen uns also davor hüten, dass uns nicht das widerfährt, dass wir beim Erlassen dessen, was uns geschuldet wird, nicht anfangen auch jenes
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et illa solvere quae remissa sunt nobis. Ita enim scriptum est dicente domino lesu: Sic et vobis faciet pater meus qui in caelis est, si non remiseritis unusquisque fratri suo de cordibus vestris.a Dimittamus ergo pauca quibus plura donata sunt et intellegamus hoc nos acceptiores deo fore quo etiam plura donamus, quia hoc gratiores deo sumus quo nobis plura dimissa sunt. 10. Denique interrogatus pharisaeus: Quis, inquit, eum plus diligit? respondit: Aestimo quia is cui plus donavit. Cui dominus dixit: Recte iudicasti.b Laudatur pharisaei iudicium sed arguitur affectus. De aliis bene iudicat, sed quod de aliis opinatur ipse non credit. Audis laudantem Iudaeum ecclesiae disciplinam eiusque veram esse gratiam praedicantem, honorantem sacerdotes ecclesiae, hortaris ut credat, (s)ed quod in nobis laudat ipse non sequitur. Non ergo plena eius laudatio est quia audivit a domino: Recte iudicasti;c nam et Cain recte obtulit sed non recte divisit ideoque dixit illi deus: Si recte offeras, non recte autem dividas peccasti, quiesce.d Ergo et hic recte obtulit quia iudicat Christum a Christianis amplius diligendum quia multa nobis peccata donavit, ed non recte divisit qui putavit quod peccata hominum posset ignorare qui hominibus peccata dimitteret. 11. Ideoque ait Simoni: Vides hanc mulierem? Intravi in domum tuam, aquam pedibus meis non dedisti, haec autem lacrimis suis rigavit pedes meos.e Omnes unum corpus Christi sumus cui caput deus, membra autem nos sumus,f alii fortasse oculi ut prophetae, dentes ut apostoli qui evangelicae praedicationis cibum nostris infudere pectoribus, meritoque scriptum est: Hilares oculi eius a vino et dentes candidiores lacte,g sunt et manus eius qui videntur bonorum exsecutores operum, sunt et venter eius qui vires alimoniae pauperibus largiuntur, sunt ergo et pedes eius aliqui, atque utinam merear eius esse calcaneum! Aquam ergo mittit in pedes Christi qui etiam ultimis quibusque peccata concedit et dum plebeios liberat Christi tamen lavat vestigium. 12. Mittit et ille aquam in pedes Christi qui a peccatorum colluvione mundat conscientiam suam, ambulat enim Christus in pectoribus singulorum. Cave igitur ne pollutam habeas conscientiam et pedes Christi incipias inquinare. Cave ne spinam in te improbitatis offendat qua eius deambulantis in te calcaneum saucietur. Ideo aquam pedibus Christi non dedit pharisaeus quia mundum a colluvione perfidiae animum non habebat. Unde enim a b c d e f g
NT Mt 18,35. NT Lk 7,42ff. NT Lk 7,43. AT Gen 4,7. NT Lk 7,44. Vgl. NT 1. Kor 12,12. AT Gen 49,12.
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zu bezahlen, was uns erlassen worden ist. Denn so steht es geschrieben, wie unser Herr Jesus sagt: So wird es auch mein Vater, der im Himmel ist, für euch tun, wenn ihr nicht vergebt aus euren Herzen jeder einzelne seinem Bruder. Wir, denen mehr vergeben worden ist, sollen also wenig vergeben und das erkennen, dass wir bei Gott umso beliebter sein werden, je mehr wir auch vergeben, weil wir dadurch bei Gott willkommener sind, je mehr uns vergeben worden ist. 10. Außerdem sagte der Pharisäer, als er gefragt wurde: Wer liebt ihn mehr? Ich meine, dass er es ist, dem er mehr erließ. Ihm sagte unser Herr: Du hast richtig geurteilt. Das Urteil des Pharisäers wird gelobt, seine Denkweise wird verurteilt. Über andere urteilt er gut, aber das, was er über andere denkt, glaubt er selbst nicht. Du hörst einen Juden, der die Ordnung der Kirche lobt, der hervorhebt, dass ihre Gnade wahr ist, der die Priester der Kirche ehrt, du ermahnst ihn, dass er glauben möge, aber er selbst befolgt nicht das, was er an uns lobt. Daher war sein Lob, das er von unserem Herrn hörte, nicht vollständig: Du hast recht; denn auch Kain opferte richtig, aber er teilte nicht richtig auf103 und deshalb sagte Gott zu ihm: Wenn du richtig opferst, aber nicht richtig aufteilst, hast du gesündigt, schweig. Also opferte auch dieser (der Pharisäer) richtig, weil er meinte, dass Christus von den Christen mehr geliebt werden müsste, weil er uns viele Sünden vergab, aber er teilte nicht richtig, weil er glaubte, dass er, der den Menschen ihre Sünden vergibt, die Sünden der Menschen nicht ignorieren könne. 11. Daher sagte er (Jesus) zu Simon: Du siehst diese Frau? Ich habe dein Haus betreten, du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben, sie aber benetzte mit ihren Tränen meine Füße. Wir sind alle der eine Leib Christi, dessen Haupt Gott ist, aber dessen Glieder wir sind, die einen sind vielleicht die Augen wie die Propheten, (die anderen) die Zähne wie die Apostel, die die Speise der Verkündigung des Evangeliums unseren Herzen zuführen; aus gutem Grund steht geschrieben: Seine Augen sind fröhlich vom Wein und seine Zähne weißer als Milch, und seine Hände sind die, die wir als Vollstrecker guter Werke sehen, und sein Magen sind also die, die den Armen die Mittel zur Ernährung schenken, und irgendwelche sind seine Füße, und wenn ich es doch verdiente seine Ferse zu sein! Er gießt Wasser auf die Füße Christi, der auch den Niedrigsten (Menschen) ihre Sünden nachsieht und, während er einfache Menschen befreit, dennoch die Füße Christi wäscht. 12. Auch er gießt Wasser auf die Füße Christi, der sein Gewissen reinigt von dem Chaos der Sünden, denn Christus wandelt in den Herzen eines jeden. Hüte dich also davor, dass du kein sündhaftes Gewissen hast und anfängst die Füße Christi zu beschmutzen. Hüte dich davor, dass er nicht einen Dorn der Unredlichkeit in dir antreffe, durch den die Ferse verletzt wird, indem er in dir eindringt. Daher gab der Pharisäer den Füßen Christi kein Wasser, weil er keine von dem Unrat der Gottlosigkeit reine Seele hatte. Denn womit
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Text und Übersetzung
suam mundaret conscientiam qui aquam non susceperat Christi? Ecclesia autem et aquam habet et lacrimas habet, aquam baptismatis, lacrimas poenitentiae; namque fides quae superiora peccata deplorat nova cavere consuevit. Ergo Simon pharisaeus qui aquam non habebat utique et lacrimas non habebat. Quomodo enim haberet lacrimas qui poenitentiam non gerebat? Quoniam non credebat in Christum, non habebat lacrimas. Nam si habuisset lavisset oculos suos ut Christum videret, quem adhuc cum simul accumberet non videbat. Nam si vidisset non utique de eius potestate dubitasset. 13. Non habebat capillos pharisaeus qui Nazaraeum scire non poterat, habebat ecclesia quae Nazaraeum quaerebat. Capilli velut in superfluis corporis aestimantur, idem tamen si unguantur bonum reddunt odorem et ornamento sunt capiti, si non unguantur oleo ingravant; ita sunt et divitiae, oneri sunt si his uti nescias, si non aspergas his Christi odorem. Si vero alas pauperes, laves eorum vulnera illuviemque detergas, tersisti utique pedes Christi. 14. Osculum mihi non dedisti, haec autem ex quo intravi non cessavit osculari pedes meos.a Osculum utique insigne est caritatis. Unde ergo Iudaeo osculum qui pacem non recognovit, qui pacem non accepit a Christo dicente: Pacem meam do vobis, pacem meam relinquo vobis.b Non habet synagoga osculum, habet ecclesia quae expectavit, quae dilexit, quae dixit: Osculetur me ab osculis oris sui.c Diuturnae enim cupiditatis ardorem quem adventus dominici expectatione adoleverat osculo eius volebat stillanter extinguere, hoc explere sitim suam munere. Ideoque sanctus ait: Os meum aperui et annuntiavi laudem tuam.d Qui ergo laudat dominum Iesum osculatur eum, qui laudat credit utique. Denique ipse ait David: Credidi, propter quod locutus sum,e et supra: Repleatur os meum laude tua ut cantem gloriam tuam.f 15. De spiritalis quoque gratiae infusione eadem scriptura te docet quod osculetur Christum qui accepit spiritum dicente sancto: Os meum aperui et attraxi spiritum.g Osculatur ergo Christum qui confitetur; corde enim creditur ad iustitiam, ore autem confessio fit ad salutem.h Osculatur autem pedes Christi qui evangelium legens domini lesu gesta cognoscit et pio miratur affectu ideoque religioso osculo velut quaedam deambulantis domini lambit vestigia. Osculemur Christum communionis osculo, qui legit intellegat.i
a b c d e f g h i
NT Lk 7,45. NT Joh 14,27. AT Hld 1,1. AT Ps 51,15 AT Ps 115,10. AT Ps 70,8. AT Ps 118,131. NT Röm 10,10. NT Mt 24,15.
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konnte er sein Gewissen reinigen, der nicht das Wasser Christi empfangen hatte? Aber die Kirche hat Wasser und hat Tränen, Wasser für die Taufe, Tränen für die Buße; denn der Glaube, der die vergangenen Sünden beweint, vermeidet für gewöhnlich neue. Also hatte der Pharisäer Simon, der kein Wasser hatte, durchaus auch keine Tränen. Denn wie sollte er Tränen haben, der keine Buße ablegte? Da er ja nicht an Christus glaubte, hatte er keine Tränen. Denn wenn er sie gehabt hätte, hätte er seine Augen gewaschen, um Christus zu sehen, den er außerdem, obwohl er zusammen (mit ihm) zu Tisch lag, nicht erkannte. Denn wenn er ihn erkannt hätte, hätte er durchaus nicht an seiner Macht gezweifelt. 13. Der Pharisäer, der den Nazarener nicht erkennen konnte, hatte keine Haare, die Kirche hatte Haare, die den Nazarener aufsuchte. Die Haare werden gleichsam für einen überflüssigen Teil des Körpers gehalten, doch erzeugen dieselben, wenn sie eingesalbt werden, einen guten Geruch und sind ein Schmuck für den Kopf; wenn sie nicht mit Öl eingesalbt werden, sind sie lästig; so verhält es sich auch mit den Reichtümern, sie sind eine Last, wenn du sie nicht zu gebrauchen verstehst, wenn du sie nicht mit dem Wohlgeruch Christi besprühst. Wenn du aber die Armen ernährst, deren Wunden wäschst und ihren Schmutz abwischst, reinigst du durchaus die Füße Christi. 14. Du gabst mir keinen Kuss, sie aber zögerte nicht, seitdem ich eintrat, meine Füße zu küssen. Der Kuss ist durchaus ein Zeichen der Liebe. Woher soll daher der Jude den Kuss erhalten, der den Frieden nicht erkannte, der den Frieden nicht von Christus empfing, der sagte: Ich gebe euch meinen Frieden, meinen Frieden lasse ich für euch zurück. Die Synagoge hat keinen Kuss, die Kirche hat ihn, die (ihn) erwartet hat, die ihn geliebt hat, die gesagt hat: Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes. Denn die Begeisterung für das lang anhaltende Verlangen, die sie in der Erwartung der Ankunft des Herren hatte heranreifen lassen, wollte sie nicht durch seinen Kuss tropfenweise auslöschen, ihren Durst durch dieses Geschenk stillen. Daher sagt der Heilige: Ich habe meinen Mund geöffnet und habe dein Lob verkündet. Er, der also unseren Herrn Jesus lobt, küsst ihn, er, der ihn lobt, glaubt durchaus. Schließlich sagt selbst David: Ich glaubte, deshalb sagte ich das, und vorher: Mein Mund möge voll sein mit Deinem Lob, damit ich deinen Ruhm besinge. 15. Auch über das Ausgießen der himmlischen Gnade lehrt dich dieselbe Schrift, dass er Christus küsst, der den Geist empfing, wie der Heilige sagt: Ich habe meinen Mund geöffnet und den Geist eingesogen. Er also küsst Christus, der sich zu ihm bekennt; denn mit dem Herzen vertraut man sich der Gerechtigkeit an, aber mit dem Mund gereicht das Bekenntnis zur Rettung. Er aber küsst die Füße Christi, der bei der Lektüre des Evangeliums die Taten unseres Herrn Jesu kennenlernt und mit frommer Leidenschaft bewundert und daher mit einem gottesfürchtigen Kuss gewissermaßen die
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16. Unde hoc Iudaeo osculum? Qui enim non credidit in adventum eius nec in passionem eius credidit; quomodo enim credit passum quem venisse non credidit? Non ergo osculum habebat pharisaeus nisi forte Iudae proditoris. Sed nec Iudas habebat ideoque cum Iudaeis promissum osculum tamquam signum proditionis vellet ostendere dicit ei dominus: Iuda, osculo filium hominis tradis?a Hoc est osculum offers qui non habes osculi caritatem, osculum offers qui nescis osculi sacramentum. Osculum non labiorum quaeritur sed cordis et mentis. 17. Sed dicis: Osculatus est dominum. Osculatus est labiis, hoc habet osculum populus Iudaeorum ideoque dictum est: Populus hic labiis me honorat, cor autem eorum longe est a me.b Ergo non habet osculum qui fidem, qui caritatem non habet, osculo enim vis amoris imprimitur. Ubi non est amor non est fides, non est dilectio; quae potest esse suavitas osculorum? 18. Ecclesia autem non cessat osculari pedes Christi et ideo non unum sed multa oscula in Canticis canticorum exigit,c quae velut sancta Maria ad omnes eius est intenta sermones, omnia eius verba excipit, cum legitur evangelium vel propheta, et omnia eius dicta conservat in corde suo.d Sola ergo ecclesia habet oscula quasi sponsa, osculum enim pignus est nuptiarum et praerogativa coniugii. Unde Iudaeo oscula qui non credit in sponsum, unde ludaeo oscula qui adhuc sponsum venisse non novit? 19. Nec solum oscula non habet sed nec oleum habet quo unguat pedes Christi, nam si haberet oleum cervicem suam ante molliret. Denique Moyses dicit: Populus hic dura cervice est.e Et dominus ait quod levita et sacerdos praeterierunt nec quisquam eorum oleum aut vinum illius a latronibus percussi vulneribus infudit;f non enim habebant quod infunderent, nam si habuissent oleum suis quoque vulneribus infudissent. Sed clamat Isaias: Non est malagma imponere neque oleum neque alligaturam.g 20. Ecclesia autem habet oleum quo suorum vulnera fovet, ne duritia vulneris alte serpat, habet oleum quod accepit absconse. Hoc oleo Aser pedem suum lavit sicut scriptum est: Benedictus filius Aser et erit acceptus fratribus suis et intinget in oleo pedem suum.h Hoc oleo ergo ecclesia ungit filiorum cervices suorum ut suscipiant iugum Christi; hoc oleo unxit martyres ut saecularem ab his pulverem detergeret; hoc oleo confessores a b c d e f g h
NT Lk 22,48. NT Mt 15,8; AT Jes 29,13. AT Hld 1,1. Vgl. AT Lk 2,51. AT Ex 34,9. Vgl. AT Lk 10,31ff. AT Jes 1,6. AT Dtn 33,24.
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Fußspuren unseres umherwandelnden Herren berührt. Lasst uns Christus mit einem gemeinschaftlichen Kuss küssen, er, der liest, möge es verstehen. 16. Woher sollte ein Jude diesen Kuss haben? Denn er glaubte nicht an seine Ankunft und glaubte nicht an sein Leiden? Wie kann er denn glauben, dass er gelitten hat, von dem er nicht glaubte, dass er gekommen ist? Also hatte der Pharisäer keinen Kuss wenn nicht vielleicht den des Verräters Judas. Aber Judas hatte ihn nicht und daher, als er den Juden den versprochenen Kuss als Zeichen des Verrats zeigen wollte, sagte der Herr zu ihm: Judas, du lieferst mit einem Kuss den Menschensohn aus? Das heißt, du bietest einen Kuss an, der nicht die Liebe eines Kusses aufweist, du bietest einen Kuss an, der du nicht die mit einem Kuss verbundene Verpflichtung kennst. Nicht ein Kuss mit den Lippen wird erwartet, sondern des Herzens und des Geistes. 17. Aber du sagst: Er küsste den Herrn. Er küsste mit den Lippen, einen solchen Kuss hat das Volk der Juden und daher heißt es: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber sein Herz ist von mir entfernt. Also hat der keinen Kuss, der den Glauben, der die Liebe nicht hat, denn ein Kuss besiegelt die Kraft der Liebe. Wo keine Liebe ist, kein Glaube ist, keine Hochachtung ist, wie können da Küsse liebenswürdig sein? 18. Aber die Kirche zögert nicht die Füße Christi zu küssen und fordert daher nicht einen einzigen, sondern viele Küsse in dem Lied der Lieder ein; (sie), die wie die heilige Maria auf alle seine Reden gespannt ist, alle seine Worte aufnimmt, wenn das Evangelium oder der Prophet gelesen wird, und alle seine Aussprüche in ihrem Herz bewahrt. Also hat allein die Kirche seine Küsse wie eine Braut, denn der Kuss ist ein Pfand für eine Hochzeit und ein Vorrecht auf eine Ehe. Woher sollte ein Jude die Küsse haben, der nicht an den Bräutigam glaubt, woher sollte ein Jude die Küsse haben, der noch nicht weiß, dass der Bräutigam gekommen ist. 19. Er hat nicht nur keine Küsse, sondern auch kein Öl, um die Füße Christi zu salben, denn, wenn er Öl hätte, würde er vorher seinen Hals geschmeidig machen. Schließlich sagt Moses: Dieses Volk ist halsstarrig. Und der Herr sagte, dass der Levit und der Priester vorbeigingen und keiner von ihnen Öl oder Wein in die Wunden dessen gossen, der von Räubern niedergeschlagen worden war; denn sie hatten nichts, was sie hineingießen konnten, denn, wenn sie Öl gehabt hätten, hätten sie es auch auf ihre eigenen Wunden gegossen. Aber Jesaja klagte laut: Es ist nicht möglich einen Umschlag aufzulegen, noch Öl, noch einen Verband. 20. Aber die Kirche hat Öl, mit dem sie die Wunden der Ihrigen behandelt, damit die Narben einer Wunde sich nicht erheben, sie hat Öl, das sie heimlich erhielt. Mit diesem Öl wusch Asser seinen Fuß, wie es geschrieben steht: Gesegnet ist Asser und er wird unter seinen Brüdern aufgenommen und seinen Fuß in dem Öl eintauchen. Mit diesem Öl salbt also die Kirche
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Text und Übersetzung
unxit ne labori cederent, ne succumberent fatigati, ne aestu mundi istius vincerentur; ideo unxit eos ut hos spiritale oleum refrigeraret. 21. Synagoga hoc oleum non habet, quae olivam non habet, quae non intellexit illam columbam quae ramum oleae detulit post diluvium.a Illa enim columba postea descendit cum Christus baptizaretur et mansit super eum sicut in evangelio testatur Iohannes dicens: Quia vidi spiritum descendentem de caelo quasi columbam et mansit super eum.b Quomodo ergo vidit columbam qui non vidit eum super quem spiritus quasi columba descendit? 22. Ecclesia igitur et lavat pedes Christi et capillis suis tergit et oleo unguit et perfundit unguento quia non solum saucios curat et lassos fovet verum etiam suavi gratiae odore respergit nec divitibus tantum et potioribus sed etiam plebeiae familiae viris eandem transfundit gratiam, aequa omnes lance examinat, omnes eodem sinu suscipit, eodem gremio fovet. 23. Semel mortuus est Christus, semel sepultus est et cottidie vult in pedes suos mitti unguentum. In quos ergo pedes mittimus? Pedes Christi illi sunt de quibus dicit: Quod uni horum minimorum fecistis mihi fecistis.c Hos pedes illa mulier evangelica refrigerat, hos lacrimis suis rigat; quando infimis peccatum remittitur, culpa lavatur, donatur indulgentia. Hos pedes osculatur qui etiam infimos plebis sacrae diligit; hos pedes unguento ungit qui etiam tenuioribus mansuetudinis suae impertit gratiam. In his se martyres, in his apostoli, in his ipse dominus Iesus honorari indicat. 24. Vides quam moralis dominus sit ut exemplo sui ad pietatem te provocet; moralis est etiam cum arguit. Denique accusans Iudaeos ait: Populus meus, quid feci tibi aut quid contristavi te aut quid molestus fui tibi? Responde mihi, quia eduxi te de terra Aegypti et de domo servitutis liberavi te. Et addidit: Et misi ante faciem tuam Moysen et Aaron et Mariam.d In mente habeto quid cogitaverit de te Balac hoc est ille magicae artis opem quaerens,e sed tamen eum tibi non permisi nocere. Deprimebaris utique in peregrinis exulans terris, gravibus urgebaris fraudibus; misi ante faciem
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Vgl. AT Gen 8,11. NT Joh 1,32; vgl. Mt 3,16; Mk 1,10; Lk 3,22. AT Mt 25,40. AT Mi 6,3–5. Vgl. AT Num 22,1–25.
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die Hälse ihrer Söhne, damit sie das Joch Christi auf sich nehmen; mit diesem Öl salbte sie die Märtyrer, damit sie von ihnen den Staub der Welt abwischte; mit diesem Öl salbte sie die Bekenner, damit sie nicht ihrer Mühsal auswichen, damit sie nicht erschöpft niederfielen, damit sie nicht von der ängstlichen Sorge um diese Welt besiegt würden; daher salbte sie sie, damit ihnen das geistige Öl Linderung brachte. 21. Die Synagoge hat nicht dieses Öl, die keine Olive hat, die nicht jene Taube versteht, die den Ölzweig nach der Sintflut überbrachte. Denn jene Taube kam später hernieder, als Christus getauft wurde, und blieb auf ihm, wie Johannes in dem Evangelium bezeugt, indem er sagt: Da ich sah, dass der Geist wie eine Taube vom Himmel herniederkam und auf ihm blieb. Wie also konnte er die Taube sehen, der nicht ihn sah, auf den der Geist als eine Taube herniederkam? 22. Also wäscht die Kirche die Füße Christi und trocknet sie mit ihren Haaren und salbt sie mit Öl und begießt sie mit Salböl, weil sie sich nicht nur um die Verwundeten kümmert und die Müden unterstützt, sondern auch mit dem lieblichen Duft der Gnade besprüht, nicht nur den Reichen und Mächtigen, sondern auch den Männern niederer Herkunft dieselbe Gnade zukommen lässt, alle mit gleicher Waage prüft, alle an dieselbe Brust nimmt, in demselben Schoß unterstützt. 23. Ein einziges Mal ist Christus gestorben, ein einziges Mal ist er begraben worden und täglich will er, dass Salböl auf seine Füße gegossen wird. Auf welche Füße gießen wir es also? Die Füße Christi sind jene, von denen er sagt: Das, was ihr einem dieser Geringsten angetan habt, habt ihr mir angetan. Diese Füße erfrischte jene Frau im Evangelium, diese benetzte sie mit ihren Tränen, da den Niedrigsten die Sünde erlassen wird, die Schuld abgewaschen wird, Vergebung gewährt wird. Diese Füße küsst der, der auch die Niedrigsten des gottgeweihten Volkes liebt; diese Füße salbt der mit Salböl, der auch den Personen niederen Standes die Gnade seiner Milde zuteilen werden lässt. Durch diese offenbaren die Märtyrer, durch diese die Apostel, durch diese unser Herr Jesus selbst, dass er geehrt wird. 24. Du siehst, wie tugendhaft der Herr ist, damit er sich durch sein eigenes Vorbild dich zur Frömmigkeit anspornt; er ist auch vorbildlich, wenn er anklagt. Schließlich klagte er die Juden an und sagte: Mein Volk, was habe ich dir angetan oder womit habe ich dich traurig gestimmt oder warum bin ich dir lästig? Antworte mir, da ich dich aus Ägypten herausgeführt habe und dich aus dem Hause der Knechtschaft befreit habe. Und er fügte hinzu: Und ich sandte vor dein Angesicht Moses, Aaron und Mirjam. Denk daran, was Balak sich gegen dich ausdachte, das ist der, der die Macht der Magie suchte, aber dennoch habe ich nicht geduldet, dass er dir schadete. Du warst ebenfalls bedrückt als Vertriebener im fremden Land, du wurdest durch schwere Betrügereien in die Enge getrieben; ich sandte vor dein
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tuam Moysen et Aaron et Mariam et primum ille qui spoliaverat exulem spoliatus ipse est. Tu qui amiseras tua acquisisti aliena,a liberatus ab hostibus circumvallantibus atque inter aquas medias tutus stragem vidisti inimicorum tuorum, cum eadem unda quae te circumfusa provexerat hostem refusa demergeret.b Nonne cum tibi per desertum venienti alimenta deessent altricem tibi pluviam et commeatus quocumque pergeres circumfluos ministravi?c Non te debellatis inimicis omnibus in regionem Botryonis induxi?d Non regem ipsum Seon Amorraeorume hoc est superbum exasperantium ducem viventem tibi obtuli quem suffixum ligno ac sublatum in crucem maledicto vetere damnasti? Quid dicam caesa quinque regum agmina quae debitas tibi terras cupiebant negare?f Et nunc pro his omnibus quid aliud a te quaeritur, homo, nisi ut facias iudicium et iustitiam et diligas misericordiam et paratus sis ire cum domino deo tuo?g 25. Ad ipsum regem David, illum pium atque mansuetum, qualis per Nathan prophetam expostulatio?h “Ego”, inquit, “te minorem elegi ex fratribus tuis, ego te mansuetudinis replevi spiritu, ego te per Samuelem in quo ego eram et meum nomen unxi in regem, ego te sublato illo tuarum partium rege superiore, quem malus spiritus exagitabat ut persequeretur sacerdotes domini,i de exule feci triumphatorem, ego de semine tuo in throno tuo non prius heredem quam consortem locavi, ego tibi feci etiam alienigenas subditos ut tibi serviant qui te impugnabant, et tu servientes mihi in potestatem deduces inimicorum meorum et tu auferes quod erat servuli mei in quo et tibi peccatum inuritur et habebunt de quo mei adversarii glorientur?” 26. Ergo, imperator, ut iam non solum de te sed ad te etiam verba convertam, quoniam advertis quam graviter dominus convenire soleat, quo gloriosior factus es eo amplius auctori tuo deferendum noveris. Scriptum est enim: Cum te induxerit dominus in terram alienam et manducaveris fructus alienos non dicas: Virtus mea et iustitia mea hoc mihi dedit, sed dominus donavit deus,j sed Christus misericordia sua contulit, et ideo corpus eius hoc est ecclesiam diligendo aquam da pedibus eius, osculare pedes eius ut non solum absolvas eos qui in peccatis deprehensi sunt verum etiam pace tua dones concordiae et quieti relaxes. Mitte unguentum in pedes eius ut a b c d e f g h i j
Vgl. AT Ex 12,36. AT Ex 15,19–25. AT Ex 16,4. Vgl. AT Num 13,24. Vgl. AT Num 21,26–29. Vgl. AT Jos 10,3–27. AT Mi 6,8. Vgl. AT 2. Sam 12,7–10. Vgl. AT 1. Sam 22,16. Vgl. AT Dtn 9,4.
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Angesicht Moses, Aaron und Mirjam und zuerst wurde jener selbst ausgeraubt, der einen Vertriebenen ausgeraubt hatte. Du, der du deinen Besitz verloren hattest, erwarbst fremden Besitz, befreit von den Feinden, die dich umringten, und sicher inmitten des Wassers sahst du die Vernichtung deiner Feinde, als dieselbe Welle, die dich umschlossen und fortgerissen hatte, zurückfloss und den Feind ertränkte. Habe ich nicht, als Du durch die Wüste zogst und dir Nahrung fehlte, dir als Nahrung Regen und Proviant im Überfluss, wohin du auch gingst, besorgt? Habe ich dich nicht nach dem Sieg über alle Feinde in das Land der Weintraube104 geführt? Habe ich dir nicht selbst den König Sihon der Amoriter, das ist der hochmütige Anführer von Männern, die dich angriffen, lebendig ausgeliefert, den du nach einem alten Fluch verurteiltest an ein Holz geschlagen und gekreuzigt zu werden? Was soll ich von der Zerschlagung der Heereszüge der fünf Könige sagen, die dir die zugesagten Ländereien verweigern wollten? Und was wird für all diese Dinge anderes von dir, Mensch, verlangt, außer, dass du ein Urteil fällst, Gerechtigkeit übst, die Barmherzigkeit liebst und bereit bist mit dem Herrn deinem Gott zu gehen? 25. Welche Beschwerde wurde durch den Propheten Nathan selbst gegen den König David, jenen frommen und milden Mann, vorgebracht?105 Er sagte: Ich habe dich als jüngeren aus deinen Brüdern erwählt, ich habe dich mit dem Geist der Milde erfüllt, ich habe dich durch Samuel, in dem ich (mein Geist) und mein Name war, zum König gesalbt, ich habe dich nach der Beseitigung des früheren Königs deiner Gebiete, den ein böser Geist antrieb die Priester des Herrn zu verfolgen, von einem Verbannten zu einem Triumphator gemacht, ich habe jemanden aus deinem Stamm auf deinen Thron nicht so sehr als Erben als als Kollegen gesetzt, ich habe für dich auch fremde Völker unterworfen, damit sie, die dich bekämpften, dir dienen und du wirst die, die mir dienen, der Macht meiner Feinde ausliefern und du wirst wegnehmen, was meinem Diener gehörte, dadurch wirst du mit einer Sünde gebrandmarkt, und meine Gegner werden etwas haben, dessen sie sich rühmen können.“ 26. Daher, Kaiser, damit ich jetzt nicht nur über Dich, sondern auch zu Dir spreche, da Du merkst, wie schwer ein Konflikt mit dem Herrn gewöhnlich ausgeht, erkenne, dass, je ruhmreicher Du bist, um so mehr Dein Schöpfer verehrt werden muss. Denn es steht geschrieben: Da dich der Herr in ein fremdes Land führte und du fremde Früchte verzehrtest, sollst du nicht sagen: Meine Tugend und meine Gerechtigkeit gaben mir dieses, aber Gott der Herr schenkte (es mir), aber Christus in seiner Barmherzigkeit fügte (es) zusammen, und daher in der Liebe zu seinem Körper, das heißt zu der Kirche, gib seinen Füßen Wasser, küsse seine Füße, damit du nicht nur sie erlöst, die in Sünde verfallen sind, sondern durch deinen Frieden zur Eintracht bringst und (ihnen) Ruhe verschaffst. Gieße Salböl auf seine Füße,
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tota domus in qua Christus recumbit tuo repleatur unguento, omnes recumbentes cum eo gaudeant tuis odoribus; sic est qui honorat ultimos, quorum absolutione gaudeant angeli sicut super uno peccatore poenitentiam agente,a laetentur apostoli, delectentur prophetae. Non enim possunt dicere oculi manui: Operam tuam non desideramus, aut caput pedibus: Non estis mihi necessarii.b Ergo quia omnes necessarii sunt, tuere omne corpus domini lesu, ut ipse quoque regnum tuum caelesti sua dignatione custodiat”. 27. Ubi descendi ait mihi: “De nobis proposuisti”. Respondi : “Hoc tractavi quod ad utilitatem tuam pertineret”. Tunc ait: “Revera de synagoga reparanda ab episcopo durius statueram sed emendatum est. Monachi multa scelera faciunt”. Tunc Timasius magister equitum et peditum coepit adversum monachos esse vehementior. Respondi ei: “Ego cum imperatore ago ut oportet quia novi quod habeat domini timorem, tecum autem aliter mihi agendum qui tam dura loqueris.” 28. Deinde cum aliquandiu starem dico imperatori: “Fac me securum pro te offerre, absolve animum meum”. Cum assideret non tamen aperte polliceretur atque ego starem dixit se emendaturum, stare coepi ut omnem cognitionem tolleret ne occasione cognitionis comes aliqua Christianos attereret iniuria. Promisit futurum. Aio illi: “Ago fide tua” et repetivi: “Ago fide tua”. “Age” inquit. Ita ad altare accessi non aliter accessurus nisi plene promisisset mihi.. Et vere tanta oblationis fuit gratia ut sentirem etiam ipse eam deo nostro commendatiorem fuisse et divinam praesentiam non defuisse. Omnia itaque gesta sunt ex sententia.
a AT Lk 15,10. b AT 1. Kor 12,21
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damit das ganze Haus, in dem sich Christus niederlässt, mit deinem Salböl angefüllt werde und alle, die sich mit ihm niederlassen, sich an deinem Duft erfreuen; so ist er, der die Niedrigsten ehrt, über deren Erlösung sich die Engel freuen sollen wie über einen einzigen Sünder, der Buße tut, die Apostel froh sind, die Propheten Gefallen finden mögen. Denn die Augen können nicht zur Hand sagen: Wir brauchen nicht deine Hilfe, oder der Kopf zu den Füßen: Ich benötige Euch nicht. Weil also alle benötigt werden, schütze den ganzen Körper unseres Herrn Jesus, damit auch er dein Reich mit seiner himmlischen Gnade beschütze.“ 27. Sobald ich herabgestiegen war,106 sagte er (der Kaiser) mir: „Du hast über mich gesprochen.“ Ich antwortete: „Ich habe behandelt, was zu Deinem Nutzen ist.“ Darauf sagte er: „In der Tat hatte ich über den Wiederaufbau der Synagoge durch den Bischof eine ziemlich harte Entscheidung gefällt, aber sie ist korrigiert worden. Die Mönche begehen viele Verbrechen.“ Dann fing der Befehlshaber der Reiterei und Infanterie Timasius an, recht heftig gegen die Mönche loszulegen.107 Ich antwortete ihm: „Ich verhandle mit dem Kaiser, wie es zweckdienlich ist, weil ich weiß, dass er den Herrn fürchtet, aber mit Dir muss ich anders verhandeln, der Du so hartherzig sprichst.“ 28. Dann, als ich eine Weile dastand, sagte ich dem Kaiser: „Nimm mir die Sorge, ob ich für Dich opfern darf, erlöse meinen Geist.“ Als er sitzenblieb und es dennoch nicht offen versprach und ich stehen blieb, sagte er, dass er es korrigieren werde; ich bestand darauf, dass er die ganze gerichtliche Untersuchung aufhob, damit nicht im Falle einer gerichtlichen Untersuchung der comes den Christen durch irgendeine Ungerechtigkeit hart zusetzte. Er versprach, dass es geschehen werde. Ich sagte ihm: „Ich mache weiter auf Dein Wort.“108 Und wiederholte: „Ich mache weiter auf Dein Wort.“ „Verlasse Dich darauf“, sagte er. So ging ich zum Altar, zu dem ich ansonsten nicht gehen wollte, wenn er es mir nicht voll und ganz versprochen hätte. Und wahrhaftig war die Gnade des Opfers109 so groß, dass ich auch selbst spürte, dass sie unserem Gott recht angenehm war und die Anwesenheit Gottes nicht fehlte.110 So geschah alles nach Wunsch.
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epistula LXXV (Maur. 21) Clementissimo Imperatori et beatissimo Augusto Valentiniano Ambrosius episcopus 1. Dalmatius me tribunus et notarius mandato, ut allegavit, clementiae convenit tuae postulans, ut et ipse iudices legerem sicut elegisset Auxentius. Nec tamen expressit eorum nomina qui fuerant postulati, sed id addidit quod in consistorio esset futura certatio arbitro pietatis iudicio tuae. 2. Cui rei respondeo, ut arbitror, competenter. Nec quisquam contumacem iudicare me debet, cum hoc asseram quod augustae memoriae pater tuus non solum sermone respondit sed etiam legibus suis sanxit: “In causa fidei vel ecclesiastici alicuius ordinis eum iudicare debere qui nec munere impar sit nec iure dissimilis.” Haec enim verba rescripti sunt hoc est sacerdotes de sacerdotibus voluit iudicare; quin etiam si alias quoque argueretur episcopus et morum esset examinanda causa, etiam hanc voluit ad episcopale iudicium pertinere. 3. Quis igitur contumaciter respondit clementiae tuae, ille qui te patris similem esse desiderat an qui vult esse dissimilem? Nisi forte vilis quibusdam tanti imperatoris aestimatur sententia, cuius et fides confessionis constantia comprobata est et sapientia melioratae rei publicae profectibus praedicatur. 4. Quando audisti, clementissime imperator, in causa fidei laicos de episcopo iudicasse? Ita ergo quadam adulatione curvamur, ut sacerdotalis iuris simus immemores et quod deus donavit mihi hoc ipse aliis putem esse credendum? Si docendus est episcopus a laico quid sequatur? Laicus ergo disputet et episcopus audiat, episcopus discat a laico. At certe si vel scripturarum seriem divinarum vel vetera tempora retractemus, quis est qui abnuat in causa fidei, in causa inquam fidei, episcopos solere de imperatoribus Christianis, non imperatores de episcopis iudicare? 5. Eris deo favente etiam senectutis maturitate provectior et tunc de hoc censebis, qualis ille episcopus sit qui laicis ius sacerdotale substernit. Pater tuus
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Der Mailänder Kirchenstreit epistula 75 (Maur. 21) Bischof Ambrosius an den gnädigsten Kaiser und glücklichsten Augustus Valentinian 1. Dein Tribun und Notar Dalmatius traf mich aufgrund des Mandats Deiner Gnade,111 wie er ausdrücklich betonte, und forderte, dass ich selbst die Richter wählte, wie sie Auxentius ausgewählt habe.112 Dennoch nannte er nicht die Namen derer, die aufgefordert worden waren, sondern fügte hinzu, dass in dem Konsistorium eine Verhandlung stattfinden und Deine Frömmigkeit als Schiedsrichter sprechen werde. 2. Darauf antworte ich, wie ich meine, angemessen. Und niemand muss mich für widerspenstig halten, weil ich geltend machte, dass Dein Vater ehrwürdigen Gedenkens nicht nur in einem Gespräch antwortete, sondern auch in seinen Gesetzen festlegte: „In einer Angelegenheit des Glaubens oder irgendeiner kirchlichen Stellung dürfe derjenige Recht sprechen, der weder dem Amt nicht ebenbürtig noch hinsichtlich seiner Macht nicht standesgemäß sei.“ Dieses sind nämlich die Worte des Reskripts, das heißt, er wollte, dass Bischöfe über Bischöfe richten; ja sogar, wenn auch sonst ein Bischof angeklagt würde und eine Rechtsfrage hinsichtlich seiner Sitten geklärt werden müsse, wollte er, dass auch sie an das Bischofsgericht geht.113 3. Wer antwortet daher widerspenstig Deiner Gnade, er, der will, dass Du Deinem Vater ähnelst, oder (er), der will, dass Du ihm nicht ähnelst? Vielleicht wird das Urteil eines so großen Kaisers für wertlos erachtetet, dessen Glauben durch die Standhaftigkeit seines Bekenntnisses als richtig anerkannt wurde114 und dessen Weisheit gepriesen wird angesichts der Fortschritte, die ein verbesserter Staat macht. 4. Wann hast Du gehört, gnädigster Kaiser, dass in einer Glaubensfrage Laien über einen Bischof geurteilt haben? Werde ich also durch eine bestimmte Art oder Schmeichelei verbogen, dass ich nicht mehr an das Bischofsrecht denke und selbst glaube, dass das, was Gott mir schenkte, anderen weichen muss. Wenn ein Bischof von einem Laien belehrt werden muss, was folgt daraus? Der Laie soll also vortragen und der Bischof zuhören, der Bischof soll also vom Laien lernen. Aber sicherlich, wenn wir die Reihe der göttlichen Schriften oder die alten Zeiten überdenken, wen gibt es, der leugnet, dass in einer Frage des Glaubens, ich wiederhole, in einer Frage des Glaubens, die Bischöfe gewöhnlich über die christlichen Kaiser, nicht die Kaiser über die Bischöfe urteilen? 5. Dank der Gnade Gottes wirst Du auch immer mehr die Reife des Alters erlangen115 und dann darüber entscheiden, wie ein Bischof beschaffen sein soll, der das Bischofsrecht den Laien preisgibt. Dank der Gnade Gottes
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deo favente vir maturioris aevi dicebat: “Non est meum iudicare inter episcopos”; tua nunc dicit clementia: “Ego debeo iudicare”. Et ille baptizatus in Christo inhabilem se ponderi tanti putabat esse iudicii; clementia tua cui adhuc emerenda baptismatis sacramenta servantur, arrogat de fide iudicium, cum fidei ipsius sacramenta non noverit. 6. Quales autem elegerit iudices possumus aestimatio ni relinquere, quando eorum nomina timet prodere. Veniant plane si qui sunt ad ecclesiam, audiant cum populo; non ut quisquam iudex residata sed ut unusquisque de suo affectu habeat examen, eligat quem sequatur. Agitur de istius ecclesiae sacerdote; si audierit illum populus et putaverit melius disputare, sequatur fidem eius, non invidebo. 7. Omitto quia iam ipse populus iudicavit, taceo quia eum quem habet de patre tuae clementiae postulavit, taceo quia pater pietatis tuae quietem futuram spopondit si electus susciperet sacerdotium; hanc fidem secutus sum promissorum. 8. Quod si de aliquorum peregrinorum assentatione se iactat, ibi sit episcopus unde sunt hi qui eum episcopatus putant nomine esse donandum. Nam ego nec episcopum novi nec unde sit scio. 9. Ubi illud constituimus, imperator, quod iam ipse tuum iudicium declarasti, immo etiam dedisti leges, ne cui esset liberum aliud iudicare? Quod cum praescripsisti aliis, praescripsisti et tibi; leges enim imperator fert, quas primus ipse custodiat. Visne igitur experiar, ut incipiant hi qui iudices eliguntur aut adversus tuam venire sententiam aut certe excusare quod imperatoris tam severo et tam districto imperio non potuerint obviare? 10. Sed hoc contumacis non modesti est sacerdotis. Ecce imperator, legem tuam iam ex parte rescindis, sed utinam non ex parte sed in universum! Legem enim tuam nollem esse supra dei legem. Dei lex nos docuit quid sequamur, humanae leges hoc docere non possunt; extorquere solent timidis commutationem, fidem inspirare non possunt. 11. Quis erit igitur ille qui cum legat per tot provincias uno momento esse mandatum, ut quicumque obviaverit imperatori feriatur gladio,
a resideat Zelzer.
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sagte Dein Vater als ein Mann reiferen Alters: „Es ist nicht meine Aufgabe zwischen Bischöfen zu entscheiden“; Deine Gnade sagt jetzt: „Ich muss entscheiden.“ Auch er, obwohl im Namen Christi getauft,116 glaubte, dass er nicht geeignet sei für ein so großes und gewichtiges Urteil; Deine Gnade, für die bis jetzt der Erwerb des Sakraments der Taufe noch aussteht,117 nimmt für sich in Anspruch in einer Glaubensfrage zu entscheiden, obwohl sie die Sakramente selbst des Glaubens nicht kennt. 6. Was für Richter er (Auxentius) aber ausgewählt hat,118 können wir nicht einschätzen, da er sich fürchtet deren Namen preiszugeben. Sie sollen allerdings, sofern es welche gibt, zur Kirche kommen, sie sollen gleichzeitig mit dem Volk zuhören; damit nicht irgendeiner als Richter Platz nimmt, sondern damit jeder einzelne nach seinem Empfinden prüfe, soll er den auswählen, dem er nachfolgen möchte. Es wird über den Bischof dieser Kirche verhandelt; wenn das Volk ihn hört und meint, dass er seine Sache besser vertritt, soll es seinem Glauben folgen, ich werde es ihm nicht missgönnen. 7. Ich lasse außer Acht, dass das Volk schon selbst geurteilt hat; ich verschweige, dass es ihn, den es (jetzt) hat, von dem Vater Deiner Gnade einforderte;119 ich schweige darüber, dass der Vater Deiner Frömmigkeit Friede für die Zukunft versprach, wenn der Gewählte das Bischofsamt übernähme; ich vertraute diesen Versprechen. 8. Wenn er (Auxentius) sich nun der Schmeichelei irgendwelcher Fremden rühmt,120 möge er dort Bischof sein, von wo diese kommen, die meinen, dass ihm der Titel eines Bischofs verliehen werden müsse. Denn weder kenne ich (ihn) als Bischof an, noch weiß ich, woher er kommt. 9. Wo haben wir, Kaiser, das beschlossen, was Du schon selbst als Deine Entscheidung ausgibst, (wo) hast Du sogar auch Gesetze beschlossen,121 damit nicht irgendjemandem freistünde etwas Anderes zu entscheiden. Wenn Du das Anderen vorgeschrieben hast, hast Du es auch Dir vorgeschrieben; denn ein Kaiser schlägt Gesetze vor, die er selbst als erster einhalten soll. Willst Du also, dass ich erfahre, dass die, die als Richter gewählt werden, entweder gegen Dein Urteil auftreten oder sicherlich rechtfertigen, dass sie sich einem so strengen und so scharfem Befehl des Kaisers nicht widersetzen konnten? 10. Aber das ist die Aufgabe eines unbeugsamen, nicht folgsamen Bischofs. Siehe, Kaiser, Du hebst schon Dein Gesetz teilweise auf, aber hoffentlich nicht teilweise, sondern in Gänze!122 Denn ich möchte nicht, dass Dein Gesetz über dem Gesetz Gottes steht. Das Gesetz Gottes lehrte uns, was wir befolgen sollen, die menschlichen Gesetze können es uns nicht lehren; furchtsame Menschen bringen sie gelegentlich dazu ihr Verhalten zu ändern, Glauben können sie nicht einflößen. 11. Wer wird also derjenige sein, der, da er liest, dass durch so viele Provinzen mit einem Schlag angeordnet worden ist, dass jeder, der dem
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quicumque dei templum non tradiderit protinus occidatur? Quis, inquam, est qui possit vel unus vel inter paucos dicere imperatori: “Lex tua mihi non probatur?” Non permittitur hoc dicere sacerdotibus, permittitur laicis? Et iudicabit de fide qui aut gratiam sperat aut metuit offensam? 12. Deinde ipse committam, ut eligam iudices laicos, qui cum tenuerint fidei veritatem aut proscribantur aut necentur, quod lex de fide lata decernit? Ego igitur aut praevaricationi offeram homines aut poenae. 13. Non tanti est Ambrosius, ut propter se deiciat sacerdotium; non tanti est unius vita quanti est dignitas omnium sacerdotum, quorum de consilio ista dictavi, intimantibus ne forte etiam gentilis esset aliquis aut Iudaeus qui ab Auxentio esset electus, quibus traderemus de Christo triumphum, si de Christo iudicium committeremus. Quid illos aliud nisi Christi iniuriam audire delectat? Quid illis aliud potest placere nisi, quod absit, ut Christi divinitas denegetur? Cum his plane bene convenit Arriano qui creaturam Christum dicit, quod etiam gentiles ac Iudaei promptissime confitentur. 14. Hoc scriptum est in Ariminensi synodo; meritoque concilium illud exhorreo sequens tractatum concilii Nicaeni, a quo me nec mors nec gladius poterit separare. Quam fidem etiam parens clementiae tuae Theodosius beatissimus imperator et sequitur et probavit; hanc fidem Galliae tenent, hanc Hispaniae et cum pia divini spiritus confessione custodiunt. 15. Si tractandum est tractare in ecclesia didici; quod maiores fecerunt mei. Si conferendum de fide sacerdotum debet esse ista collatio, sicut factum est sub Constantino augustae memoriae principe, qui nullas leges ante praemisit, sed liberum dedit iudicium sacerdotibus. Factum est etiam sub Constantio augustae memoriae imperatore paternae dignitatis herede, sed quod bene coepit, aliter consummatum est. Nam episcopi sinceram primo scripserant fidem, sed dum volunt quidam de fide intra palatium iudicare, id egerunt ut circumscriptionibus illa episcoporum iudicia mutarentur. Qui tamen inflexam statim revocavere sententiam
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Kaiser entgegentritt, mit dem Schwert erschlagen werde, jeder, der den Tempel Gottes nicht übergibt, sogleich getötet werde? Wer, ich wiederhole mich, ist es, der als einziger oder einer unter wenigen dem Kaiser sagen kann: „Dein Gesetz findet nicht meine Zustimmung?“ Wird es den Priestern nicht erlaubt dies zu sagen, wird es den Laien erlaubt? Und urteilt er über den Glauben, der entweder auf Gnade hofft oder die Ungnade fürchtet? 12. Werde ich dann selbst es dazu kommen lassen, dass ich Laien als Richter auswähle, auf dass sie, während sie an dem wahren Glauben festhalten, entweder geächtet oder getötet werden, weil es das über den Glauben eingebrachte Gesetz gebietet? Also werde ich Menschen entweder der Sünde oder der Strafe aussetzen. 13. Ambrosius ist nicht so bedeutend, dass er seinetwegen das Bischofsamt gefährdet; das Leben eines einzigen (Bischofs) ist nicht so bedeutend wie die Würde aller Bischöfe, auf deren Rat hin ich dieses schreiben ließ,123 da sie befürchteten, dass es vielleicht sogar einen Heiden oder Juden gebe, der von Auxentius gewählt worden sei, denen wir einen Triumph über Christus lieferten, wenn wir (ihnen) ein Urteil über Christus überlassen sollten. Was Anderes erfreut jene, wenn nicht eine Beleidigung über Christus zu hören? Was Anderes kann jenen gefallen, wenn nicht, was Gott verhüten möge, dass die Göttlichkeit Christi verneint würde? Mit ihnen steht der Arianer völlig in einem guten Einvernehmen, der Christus ein Geschöpf nennt, was sogar die Heiden und Juden sehr bereitwillig zugestehen. 14. Dies wurde auf der Synode von Rimini geschrieben;124 aus gutem Grund bin ich über jenes Konzil entsetzt, weil ich der Überlegung des Konzils von Nicaea folge, von der mich weder Tod noch Schwert trennen können.125 Diesen Glauben verfolgte und billigte auch der Vater Deiner Gnade, der glücklichste Kaiser Theodosius; an diesem Glauben hält auch Gallien fest. Ihn bewacht auch Spanien mit dem frommen Bekenntnis zum Heiligen Geist.126 15. Ich habe gelernt, wenn etwas besprochen werden muss, es in der Kirche zu besprechen; das haben meine Vorgänger gemacht. Wenn etwas über den Glauben besprochen werden muss, muss es eben diese Besprechung der Bischöfe sein, wie es unter Constantin, dem Fürsten ehrwürdigen Gedenkens, geschah, der keine Gesetze vorher erließ, sondern den Bischöfen die freie Entscheidung überließ. Es geschah auch unter Constantius (II.), dem Kaiser ehrwürdigen Gedenkens, dem Erben der väterlichen Würde, aber das, was gut anfing, ist anders durchgeführt worden. Denn die Bischöfe verfassten zuerst ein unverfälschtes Glaubensbekenntnis, aber indem einige innerhalb des Palastes über das Glaubensbekenntnis entscheiden wollten, betrieben sie, dass die bekannten Urteile der Bischöfe durch Täuschung verändert wurden. Doch diese widerriefen sofort das abgewandelte Votum und in Rimini billigte
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et certe maior numerus Arimini Nicaeni concilii fidem probavit, Arriana decreta damnavit. 16. Si ad synodum provocat Auxentius ut de fide disputet, licet non sit necesse propter unum tot episcopos fatigari, qui etiam si angelus de caeloa esset paci ecclesiarum non deberet praeferri, cum audiero synodum congregari, et ipse non deero. Tolle igitur legem, si vis esse certamen. 17. Venissem, imperator, ad consistorium clementiae tuae, ut haec coram suggererem, si me vel episcopi vel populus permisissent dicentes de fide in ecclesia coram populo debere tractari. 18. Atque utinam, imperator, non denuntiasses, ut quo vellem pergerem? Cottidie prodibam, nemo me asservabat. Debuisti me quo volueras destinare, quem ipse omnibus offerebam. Nunc mihi a sacerdotibus dicitur non multum interesse utrum volens relinquas an tradas altare Christi, cum enim reliqueris trades. 19. Atque utinam liquido mihi pateret quod Arrianis ecclesia minime traderetur! Sponte me offerrem tuae pietatis arbitrio. Sed si ego solus interstrepo, cur etiam de aliis omnibus invadendis ecclesiis est praeceptum? Utinam confirmetur ut ecclesiis nullus molestus sit! Opto ut de me qualis videtur sententia proferatur. 20. Dignanter igitur, imperator, accipe quod ad consistorium venire non potui. Ego in consistorio nisi pro te stare non didici et intra palatium certare non possum, qui palatii secreta nec quaero nec novi. Ego Ambrosius episcopus hunc libellum obtuli clementissimo Imperatori et beatissimo Augusto Valentiniano.
epistula LXXVa (Maur. 21a) Contra Auxentium de basilicis tradendis 1. Video vos praeter solitum subito esse turbatos atque asservantes mei; miror quod hoc fit, nisi forte quia per tribunos me vidistis alii, audistis alii
a NT Gal 1,8.
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sicherlich die Mehrheit (der Bischöfe) das Glaubensbekenntnis von Nicaea und verurteilte die arianischen Beschlüsse.127 16. Wenn Auxentius zu einer Synode aufruft, um über das Glaubensbekenntnis zu diskutieren, - wenn es auch nicht notwendig ist, dass sich wegen eines Einzelnen so viele Bischöfe abmühen, der, wenn er auch ein Engel vom Himmel wäre, nicht dem Frieden der Kirche vorgezogen werden dürfte, - wenn ich höre, dass sich eine Synode trifft, werde ich selbst nicht fehlen. Hebe also das Gesetz auf, wenn Du willst, dass eine Diskussion stattfindet. 17. Ich wäre, Kaiser, zu dem Konsistorium Deiner Gnade gekommen, um das persönlich zur Sprache zu bringen, wenn die Bischöfe und das Volk mich gelassen hätten, die sagten, dass über den Glauben in der Kirche vor dem Volk verhandelt werden müsse. 18. Hättest Du, Kaiser, doch (nicht) verkündet, dass ich dorthin gehen solle, wohin ich wolle?128 Täglich zeigte ich mich, niemand kontrollierte mich.129 Es war an Dir mich dorthin zu schicken, wohin Du wolltest,130 der ich mich selbst allen anbot. Nun wird mir von den Bischöfen gesagt, es mache keinen großen Unterschied, ob Du willentlich den Altar Christi zurücklässt oder übergibst, denn wenn Du ihn zurücklässt, wirst Du ihn übergeben. 19. Wenn für mich doch ohne Bedenken sichtbar wäre, dass die Kirche keineswegs den Arianern übergeben wird!131 Ich würde mich freiwillig dem Urteil Deiner Frömmigkeit unterwerfen. Aber wenn (nur) ich allein mich öffentlich dagegenstelle, warum ist die gewaltsame Inbesitznahme aller anderen Kirchen angeordnet worden?132 Wenn doch bestätigt wird, dass niemand den Kirchen schadet! Ich wünsche, dass über mich ein Urteil ausgesprochen wird, wie es (Dir) gefällt. 20. Nimm daher, Kaiser, gnädig zur Kenntnis, dass ich zu Deinem Konsistorium nicht kommen konnte. Ich habe nicht gelernt im Konsistorium wenn nicht für Dich einzustehen133 und ich kann nicht innerhalb des Palastes (über einen Fall) streiten, der ich die Geheimnisse des Palastes weder wissen will noch kenne.134 Ich, Bischof Ambrosius, reichte diese Klageschrift bei dem gnädigsten Kaiser und dem glücklichsten Augustus Valentinian ein.
epistula 75a (Maur. 21a) Gegen Auxentius über die Herausgabe der Kirchen 1. Ich sehe, dass Ihr über das gewohnte Maß plötzlich beunruhigt seid und mich kontrolliert;135 ich wundere mich, dass das geschieht, außer vielleicht weil Ihr zum einen gesehen, zum anderen gehört habt, dass ich durch Tribune mit einer kaiserlichen Anweisung belangt worden bin,136 dass ich
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imperiali mandato esse conventum, ut quo vellem abirem hinc et si qui vellent sequendi potestatem haberent. Metuistis ergo ne ecclesiam desererem et dum saluti meae timeo vos relinquerem? Sed quid et ipse mandaverim potuistis advertere: deserendae ecclesiae mihi voluntatem subesse non posse, quia plus dominum mundi quam saeculi huius imperatorem timerem, sane si me vis aliqua abduceret ab ecclesia, carnem meam exturbari posse non mentem, paratum me esse, ut si ille faceret quod solet esse regiae potestatis, ego subirem quod sacerdotis esse consuevit. 2. Quid ergo turbamini? Volens numquam vos deseram, coactus repugnare non novi. Dolere potero, potero flere, potero gemere; adversus arma milites Gothos quoque lacrimae meae arma sunt, talia enim munimenta sunt sacerdotis. Aliter nec debeo nec possum resistere. Fugere autem et relinquere ecclesiam non soleo, ne quis gravioris poenae metu factum interpretetur. Scitis et vos ipsi quod imperatoribus soleam deferre non cedere, suppliciis me libenter offerre nec metuere quae parantur. 3. Utinam essem securus quod ecclesia haereticis minime traderetur! Ad palatium imperatoris irem libenter, si hoc congrueret sacerdotis officio, ut in palatio magis certarem quam in ecclesia. Sed in consistorio non reus solet Christus esse sed iudex. Causam fidei in ecclesia agendam quis abnuat? Si quis confidit huc veniat; inclinatum iam vel imperatoris iudicium, quod lata lege patefecit, quod impugnat fidem, vel sperata ambientium quorundam studia non requirat. Non committo ut quisquam vendat iniuriam Christi. 4. Circumfusi milites, armorum crepitus, quibus vallata est ecclesia, fidem non terrent meam, sed mentem exagitant, ne dum me tenetis perniciosum aliquid vestrae oboriatur saluti. Ego enim iam didici non timere, sed vobis timere plus coepi. Sinite, quaeso, vestrum sacerdotem congredi; habemus adversarium qui lacessit, adversarius enim noster diabolus sicut leo rugiens circuit quaerens quem devoret,a ut apostolus dixit. Accepit sine dubio, accepit
a NT 1. Petr. 5,8.
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von hier fortgehe, wohin ich wolle und wenn irgendwelche (Personen) es wollten, sie die Erlaubnis hätten (mir) zu folgen.137 Habt Ihr also befürchtet, dass ich die Kirche im Stich lasse und Euch zurücklasse, während ich um mein Wohlergehen besorgt bin? Aber Ihr konntet vernehmen, was ich selbst angeordnet habe: Dass ich mir nicht leisten kann die Kirche im Stich zu lassen, weil ich den Herren des Weltalls mehr fürchte als den Kaiser dieser irdischen Welt; dass in der Tat, wenn man mich mit Gewalt aus der Kirche wegführte, mein Leib vertrieben werden kann, nicht mein Geist, ich bereit bin, dass, wenn er (der Kaiser) machen sollte, was gewöhnlich der kaiserlichen Macht zusteht, ich es ertrüge, was für gewöhnlich die Aufgabe eines Bischofs ist. 2. Warum seid Ihr also beunruhigt? Willentlich werde ich Euch niemals verlassen, würde ich gezwungen, wüsste ich nicht Widerstand zu leisten. Ich werde Schmerz empfinden können, weinen können und klagen können; gegen Waffen, Soldaten, Goten138 habe ich auch meine Tränen als Waffen, denn so sind die Verteidigungsmittel eines Bischofs beschaffen. Ansonsten darf und kann ich nicht Widerstand leisten. Aber für gewöhnlich meide und verlasse ich nicht die Kirche, damit nicht irgendjemand es so auslegt, als sei es aus Furcht vor einer recht schweren Strafe geschehen. Ihr wisst auch selbst, dass ich mich gewöhnlich den Kaisern anvertraue, nicht vor ihnen zurückweiche, dass ich mich gerne Bestrafungen entgegenstelle und nicht fürchte, was (gegen mich) vorbereitet wird. 3. Wenn ich doch sicher wäre, dass die Kirche keineswegs den Häretikern übergeben wird! Ich würde gern zum Palast des Kaisers gehen, wenn dies meiner Aufgabe als Bischof entspräche, dass ich im Palast mehr für etwas einstehe als in der Kirche.139 Aber im Konsistorium ist Christus gewöhnlich nicht der Angeklagte, sondern der Richter. Wer wolle verneinen, dass eine Angelegenheit des Glaubens in der Kirche verhandelt werden müsse? Wenn irgendwer darauf vertraut, möge er hierher kommen; und er möge sich nicht nach dem bereits entschiedenen Urteil des Kaisers, das nach seinem Gesetzesvorschlag offensichtlich ist und das den Glauben bekämpft, oder nach den erhofften Bemühungen einiger Bittsteller erkundigen. Ich lasse nicht zu, dass jemand sich der Beleidigung Christi rühmt. 4. Die ringsum aufgestellten Soldaten, das Klirren der Waffen, durch die die Kirche geschützt wurde,140 erschüttern nicht meinen Glauben, sondern beunruhigen mich, damit nicht, während Ihr mich festhaltet, irgendeine Gefahr für Euer Wohlergehen entsteht. Denn ich habe schon gelernt mich nicht zu fürchten, sondern angefangen mich mehr um Euch zu sorgen. Lasst bitte zu, dass sich Euer Bischof auf einen Streit einlässt; wir haben einen Gegner, der provoziert, denn unser Gegner der Teufel geht wie ein brüllender Löwe rum und sucht, wen er verschlinge, wie der Apostel sagt. Ohne Zweifel hat er die Macht, er hat – wir werden nicht getäuscht, sondern dahingehend
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– non fallimur sed admonemur – temptandi huiusmodi potestatem, ne forte corporis mei vulneribus possim a fidei intentione revocari. Legitis et vos quia multis his temptavit sanctum Iob diabolus,a ad postremum potestatem huiusmodi petiit et accepit, ut temptaret corpus eius, quod perfudit ulceribus. 5. Cum esset propositum, ut ecclesiae vasa iam traderemus, hoc responsi reddidi: me si de meis aliquid posceretur, aut fundus aut domus aut aurum aut argentum, id quod mei iuris esset libenter offerre, templo dei nihil posse decerpere nec tradere illud quod custodiendum non tradendum acceperim; deinde consulere me etiam imperatoris saluti, quia nec mihi expediret tradere nec illi accipere; accipiat enim vocem liberi sacerdotis, si vult sibi esse consultum, recedat a Christi iniuria. 6. Haec plena humilitatis sunt et ut arbitror plena affectus eius quem imperatori debet sacerdos. Sed quia lucta nobis est non solum adversus carnem et sanguinem sed etiam quod gravius est adversus spiritalia nequitiae quae sunt in caelestibus,b temptator ille diabolus per ministros suos certamen auget et vulneribus corporis mei experiendum arbitratur. Scio, fratres, vulnera haec, quae pro Christo excipimus, non esse vulnera; quibus vita non amittitur sed propagatur. Sinite, quaeso, esse certamen, spectatores vos esse decet. Considerate quia si quem habet civitas vel athletam vel alterius nobilis artis peritum, optat offerre certamini. Cur in maioribus rebus repudiatis quod in minoribus velle consuestis? Non metuit arma, non barbaros, qui mortem non timet, qui nulla carnis voluntate retinetur. 7. Certe si dominus huic nos certamini deputavit, frustra pervigiles tot noctibus et diebus custodias exhibetis, implebitur Christi voluntas. Omnipotens enim noster est dominus Iesus, haec est fides nostra; et ideo quod fieri mandat implebitur nec convenit vos divinae obviare sententiae. 8. Audistis quod hodie lectum sit: Pullum sibi asinae salvator per apostolos iussit adduci mandavitque, ut si quis resisteret diceretur: Dominus operam eius desiderat.c Quid si et nunc pullum istum asinae hoc est eius animalis quod gravem sarcinam portare consuevit, sicut est humana conditio cui dicitur: Venite ad me omnes qui laboratis et onerati estis et ego vos reficiam, tollite iugum meum quia leve est,d quid si, inquam, pullum istum ad se modo
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Vgl. AT Ijob 2,7. NT Eph 6,12. NT Lk 19,31. NT Mt 11,28–30.
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ermahnt – die Macht so anzugreifen, dass ich nicht zufällig durch die Wunden meines Körpers von der Hingabe für den Glauben abgehalten werden kann. Ihr (könnt) auch lesen, dass der Teufel mit solchen Strafen den heiligen Hiob versuchte, schließlich erbat und erlangte er solche Macht, dass er seinen Körper angriff, den er über und über mit Geschwüren bedeckte.141 5. Nachdem vorgeschlagen worden war, dass ich schon die Gefäße der Kirche übergeben sollte,142 gab ich folgende Antwort: Dass ich, wenn von meinem Besitz irgendetwas verlangt würde, ein Grundstück, ein Haus, Gold und Silber, das, worüber ich rechtlich verfüge, gern anbieten würde, ich von dem Tempel Gottes nichts wegnehmen und aushändigen könne, was ich erhalten habe um es zu bewachen, nicht um es auszuhändigen; dann kümmere ich mich um das Wohlergehen des Kaisers, weil es mir nicht zusteht (solche Dinge) auszuhändigen und ihm nicht (sie) zu empfangen; denn er möge die Meinung eines freien Bischofs vernehmen: Wenn er will, dass man sich um ihn sorge, möge er sich von der Beleidigung Christi lossagen. 6. Diese Worte sind voller Demut und, wie ich meine, voll der Leidenschaft, die ein Bischof seinem Kaiser schuldet. Aber weil wir nicht nur gegen Fleisch und Blut kämpfen, sondern auch, was schwieriger ist, gegen die bösen Geister im Himmel, verstärkt der bekannte Verführer, der Teufel, durch seine Diener den Kampf und meint, dass ich durch die Wunden meines Körpers auf die Probe gestellt werden muss. Ich weiß, Brüder, dass diese Wunden, die wir für Christus empfangen, keine Wunden sind; durch sie ist das Leben nicht verloren, sondern wird es verlängert. Lasst bitte den Streit zu; Euch steht es zu, die Zuschauer zu sein. Bedenkt, dass, wenn eine Stadt jemanden hat, einen Athleten oder den Experten einer anderen edlen Kunst, er sich dem Wettkampf stellen will. Warum weist Ihr in einer wichtigeren Angelegenheit zurück, was Ihr in einer unwichtigeren Angelegenheit gewöhnlich wollt? Er fürchtet nicht die Waffen, nicht die Barbaren, der den Tod nicht fürchtet, der von keiner Fleischeslust zurückgehalten wird. 7. Gewiss, wenn der Herr mich für diesen Streit bestimmt hat, haltet Ihr vergebens in so vielen Nächten und an so vielen Tagen Wache; der Wille Christi wird erfüllt werden. Denn unser Herr Jesus ist allmächtig, das ist unser Glauben, daher wird erfüllt, was er befiehlt, dass es geschehe, und Ihr dürft Euch nicht dem göttlichen Urteil entgegenstellen. 8. Ihr habt gehört, was heute gelesen worden ist: Der Heiland befahl, dass durch die Apostel das Fohlen einer Eselin zu ihm gebracht werde, und ordnete an, dass, wenn jemand sich widersetzen sollte, man ihm sagen sollte: Der Herr bedarf seiner Hilfe. Was wäre, wenn er jetzt eben dieses Fohlen einer Eselin – das heißt eines Lebewesens, das gewöhnlich eine schwere Last trägt, wie es die Lage des Menschen ist, dem gesagt wird: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich werde euch stärken, nehmt mein Joch auf Euch, weil es leicht ist, - was wäre, wenn, ich wiederhole mich, er
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iussit adduci missis apostolis illis, qui iam exuti corpore incomprehensibilem oculis nostris angelorum speciem gerunt? Nonne si ab aliquo resistatur dicent: Dominus operam eius desiderat?a Si resistat vel vitae huius cupiditas, si resistat caro et sanguis, si resistat conversatio corporalis, quia aliquibus forsitan grati videmur. Sed qui nos hic diligit, multo amplius diligit, si sinat fieri hostiam Christi, quia dissolvi et cum Christo esse multo melius, etsi manere in carne magis necessarium propter vos.b Nihil est ergo quod vereamini, fratres dilectissimi; scio enim quia quicquid passus fuero pro Christo patiar. Et legi quod eos timere non debeam, qui possunt carnem occidere,c et audivi dicentem: Qui perdiderit animam suam propter me inveniet eam.d 9. Ergo si vult dominus certum est quod nullus obsistat. Quod si adhuc nostra differt certamina quid veremini? Servum Christi non custodia corporalis sed domini providentia saejfire consuevit. 10. Turbati estis quia apertas repperistis geminas fores, quas captus oculis quidam, dum hospitium proprium repetit, patefecisse memoratur. In quo cognoscite quod nihil suffragetur humana custodia. Ecce unus qui videndi munus amisit, solvit vestra universa munimina et custodias lusit; dominus autem suae misericordiae custodiam non amisit. Nonne ante biduum, ut meministis, etiam illud repertum est quod a parte laeva basilicae ingressus quidam pervius fuit, quem putabatis clausum esse atque munitum? Saepserunt nempe armati basilicam, explorabant hos atque illos aditus; caecitate perfusi sunt, ut quod apertum erat videre non possent, itaque per plurimas noctes quod apertum fuerit non ignoratis. Desinite ergo sollicitari, quia hoc erit quod Christus iubet et hoc esse expedit. 11. Denique exempla vobis legis proferam. Helisaeus quaerebatur a rege Syriae, missus erat exercitus qui eum caperet, circumvallatus erat undique; coepit timere eius servulus quia servulus erat, hoc est non erat liberae mentis et liberae potestatis. Petivit aperiri eius oculos sanctus propheta et ait: “Respice et vide quanto plures sint pro nobis quam contra nos.” Et respexit et vidit angelorum milia.e Advertitis igitur quod servulos Christi hi magis custodiant qui non videntur quam qui videntur. Sed et illi
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NT Lk 19,31. NT Phil 1,23–24. Vgl. NT Mt 10,28. NT Mt 10,39. Vgl. AT 2. Kön 6,12–17.
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soeben befahl, dass dieses Fohlen zu ihm gebracht werde, nachdem er jene Apostel losgeschickt hatte, die, schon ihres Körpers entledigt, die für unsere Augen nicht erfassbare Erscheinung von Engeln annehmen. Werden sie nicht sagen: Der Herr bedarf seiner Hilfe!, wenn von irgendjemandem Widerstand geleistet wird? Und (werden sie nicht sagen,) wenn das Verlangen nach diesem Leben Widerstand leistet, wenn Fleisch und Blut Widerstand leisten, wenn der Umgang mit Menschen143 Widerstand leistet, weil wir vielleicht irgendwelchen Leuten willkommen erscheinen. Aber der, der mich hier liebt, liebt mich viel mehr, wenn er zulässt, dass ich mich für Christus opfere, weil es besser ist sich loszulösen und bei Christus zu sein, auch wenn es notwendiger wäre im Fleisch zu bleiben wegen Euch. Es gibt also nichts, das ihr fürchten sollt, geliebte Brüder; denn ich weiß, dass ich alles, was ich erleiden werde, für Christus erleide. Und ich habe gelesen, dass ich nicht die fürchten muss, die das Fleisch töten können, und ich habe ihn sagen hören: Er, der sein Leben wegen mir verliert, wird es finden. 9. Also, wenn der Herr es will, ist es sicher, dass sich niemand entgegenstellt. Wenn er auch bis jetzt meine Streitigkeiten hinauszögert, was befürchtet Ihr? Einen Diener Christi schützt gewöhnlich keine Leibwache, sondern die Fürsorge des Herrn. 10. Ihr seid verwirrt, weil Ihr die Doppeltüren (der Kirche) geöffnet vorgefunden habt, von denen ein Blinder berichtet, sie geöffnet zu haben, während er in sein eigenes Quartier zurückkehrt. Erkennt daran, dass eine Bewachung durch den Menschen nicht hilft. Seht, ein einziger Mensch, der die Fähigkeit zu sehen verloren hat, überwindet alle Eure Barrieren und verspottet die Wachen; aber der Herr verliert nicht seine beschützende Barmherzigkeit. Ist nicht vor zwei Tagen, wie Ihr Euch erinnert, entdeckt worden, dass auf der linken Seite der Basilika ein Eingang offen gewesen ist, von dem Ihr glaubtet, dass er geschlossen und sicher sei. Bewaffnete haben allerdings die Basilika umstellt, diese und jene Zugänge ausgespäht; sie waren von Blindheit geschlagen, sodass sie nicht sehen konnten, was geöffnet war, und so wusstet Ihr genau, was viele Nächte lang geöffnet war. Hört also auf Euch zu beunruhigen, weil das, was Christus befiehlt, geschehen wird, und es hilfreich ist, dass es geschieht. 11. Ich werde Euch kurz Beispiele aus dem Gesetz144 aufzeigen. Elischa wurde von dem König Syriens gesucht, ein Heer war geschickt worden, um ihn gefangen zu nehmen, er war von allen Seiten umzingelt; sein Diener fing an sich zu fürchten, weil er ein Diener war, das heißt, er hatte keinen freien Geist und keine freie Gewalt (über sich). Der heilige Prophet betete, dass seine Augen geöffnet wurden, und sagte: „Schau und sieh, wie viel mehr für uns als gegen uns sind.“ Er (der Diener) schaute und sah Tausende von Engeln. Ihr seht also, dass diese, die nicht gesehen werden, die Diener Christi mehr bewachen als die, die gesehen werden. Aber jene, wenn sie
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si custodiunt vestris custodiunt orationibus advocati; legistis nempe eos ipsos qui Helisaeum quaerebant ingressos esse Samariam ad eum ipsum quem capere gestiebant, cui non solum non potuerunt nocere sed ipsius adversus quem venerant intercessione servati sunt.a 12. Petrus quoque apostolus utriusque rei vobis edat exemplum. Nam ubi eum Herodes quaesivit et cepit, recepit in carcerem, non enim recesserat dei servulus sed steterat timoris ignarus; orabat pro eo ecclesia, sed apostolus in carcere quiescebat quod est indicium non timentis; missus est angelus qui dormientem excitaret, per quem Petrus productus e carcere mortem ad tempus evasit.b 13. Idem Petrus postea victo Simone,c cum praecepta dei populo seminaret, doceret castimoniam, excitavit animos gentilium; quibus eum quaerentibus Christianae animae deprecatae sunt, ut paulisper cederet, et quamvis esset cupidus passionis tamen contemplatione populi precantis inflexus est; rogabatur enim ut ad instituendum et confirmandum populum se reservaret. Quid multa? Nocte muros egredi coepit et videns sibi in porta Christum occurrere urbemque ingredi ait: “Domine, quo venis?” Respondit Christus: “ Venio iterum crucifigi”. Intellexit Petrus ad suam crucem divinum pertinere responsum; Christus enim non poterat iterum crucifigi, qui carnem passione susceptae mortis exuerat; quod enim mortuus est mortuus est semel, quod autem vivit vivit deo.d Intellexit ergo Petrus quod iterum Christus crucifigendus esset in servulo itaque sponte remeavit; interrogantibus Christianis responsum reddidit statimque correptus per crucem suam honorificavit dominum Iesum. 14. Videtis igitur quod in servulis suis pati velit Christus. Quid si et huic servulo dicit: Illum volo manere, tu autem me sequeree et de hac arbore gustare vult fructum? Nam si illius cibus erat ut faceret voluntatem patris, itidem cibus illius est ut nostris passionibus epuletur.f Nonne ut de ipso domino sumamus exemplum, quando voluit passus est et cum quaereretur inventus est, quando autem hora non venerat passionis, per medium quaerentium transibatg et videntes eum tenere non poterant?h Quod utique evidenter ostendit quia quando dominus vult, unusquisque invenitur et capitur, quod autem differt, etiamsi quaerentium occurrat oculis, non tenetur. a b c d e f g h
Vgl. AT 2. Kön 6,18–23. Vgl. NT Apg 12,3–10. Vgl. NT Apg 8,18. NT Röm 6,10. NT Joh 21,22. Vgl. NT Joh 4,34. Vgl. NT Lk 4,30. Vgl. NT Joh. 7,30.
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bewachen, bewachen, durch Eure Gebete herbeigerufen; ihr habt freilich gelesen, dass selbst die, die Elischa suchten, Samaria angriffen, um eben ihn, den sie gefangen nehmen wollten, gefangen zu nehmen; ihm konnten sie nicht nur nicht schaden, sondern sie wurden durch Vermittlung dessen, gegen den sie vorgehen wollten, gerettet. 12. Auch der Apostel Paulus kann Euch ein Beispiel liefern für beide Situationen. Denn sobald ihn Herodes suchte und gefangen nahm, warf er ihn in das Gefängnis, denn der Diener Gottes hatte sich nicht versteckt, sondern blieb, da er keine Furcht kannte; die Kirche betete für ihn, aber der Apostel schlief im Gefängnis, was ein Zeichen für einen Furchtlosen ist; ein Engel wurde geschickt, der den Schlafenden aufweckte, durch den Petrus aus dem Gefängnis geführt wurde und für eine kurze Zeit dem Tod entkam. 13. Derselbe Petrus erregte später nach seinem Sieg über Simon die Heiden, als er die Gebote Gottes unter das Volk brachte (und) Enthaltsamkeit lehrte; während sie ihn suchten, flehten ihn christliche Seelen an, dass er sich für kurze Zeit zurückziehe, und, obwohl er (Petrus) von seinem Martyrium beseelt war, war er dennoch gerührt bei dem Gedanken an das Flehen des Volkes; denn er wurde gebeten, dass er sich bereit hielt um das Volk zu unterweisen und zu ermutigen. Was soll ich noch sagen? Eines Nachts ging er durch die Mauern hinaus und, als er sah, dass Christus ihm an dem Tor entgegenkam und in die Stadt ging, sagte er: „Herr, wohin gehst Du?“, Christus antwortete: „Ich komme um wieder gekreuzigt zu werden.“, Petrus verstand, dass sich die Antwort Gottes auf sein Kreuz bezog; denn Christus, der sich seines Leibes entledigt hatte, indem er das Leiden des Todes auf sich genommen hatte, konnte nicht wieder gekreuzigt werden; denn den Tod, den er starb, starb er einmal, das Leben, das er lebt, lebt er für Gott. Also verstand Petrus, dass Christus wiederum gekreuzigt werden müsse in seinem Diener, und blieb daher freiwillig zurück; als die Christen ihn fragten, antwortete er ihnen, er wurde sofort ergriffen und erwies durch seine Kreuzigung dem Herrn Jesus seine Ehre.145 14. Ihr seht also, dass Christus in seinen Dienern leiden will. Was, wenn er diesem Diener sagt:146 „Ich will, dass er bleibt, Du aber folge mir“ und er von diesem Baum eine Frucht kosten will? Denn wenn es seine Speise war, dass er den Willen des Vaters erfülle, ist es ebenso seine Speise, dass er sich von unseren Leiden ernährt. Ist es nicht so, dass wir uns an dem Herrn selbst ein Beispiel nehmen, er litt, wann er wollte, und er wurde gefunden, als er gesucht wurde, als aber die Stunde des Leidens nicht gekommen war, ging er mitten durch seine Verfolger und, obwohl sie ihn sahen, konnten sie ihn nicht halten? Das zeigt durchaus deutlich, dass, wann der Herr es will, jeder einzelne gefunden und gefangen genommen wird, er es aber hinausschiebt, (sodass), auch wenn seine Verfolger ihn erblicken, er nicht festgehalten wird.
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Text und Übersetzung
15. Ego ipse non cottidie vel visitandi gratia prodibam vel pergebam ad martyres? Non regiam palatii praetexebam eundo atque redeundo? Et tamen nemo me tenuit, cum exturbandi me haberent, ut prodiderunt postea, voluntatem dicentes: “Exi de civitate et vade quo vis”. Expectabam, fateor, magnum aliquid aut gladium pro Christi nomine aut incendium, at illi delicias mihi pro passionibus obtulerunt, sed athleta Christi non delicias sed passiones suas exigit. Nemo ergo vos turbet, quod aut carrum praeparaverunt aut dura, ut videbatur sibi, Auxentii ipsius, qui se dicit episcopum, ore iactata. 16. Plerique narrabant percussores praemissos, poenam mortis esse decretam. Nec illa timeo et ista non desero. Quo enim abibo, ubi non omnia plena gemitus sint atque lacrimarum, quando per ecclesias iubentur eici catholici sacerdotes, resistentes gladio feriri, curiales proscribi omnes, nisi mandatum impleverint? Et haec episcopi manu scripta et ore dictata, qui se ut probaret doctissimum vetus non omisit exemplum; legimus enim in propheta quod viderit falcem volantem,a hanc imitatus Auxentius gladium volantem per omnes urbes direxit. Et satanas transfigurat se in angelum lucisb et in malum imitatur eius potentiam. 17. Tu, domine lesu, uno momento mundum redemisti, Auxentius uno momento tot populos quot in ipso est trucidabit alios gladio, alios sacrilegio. Mihi basilicam petit cruento ore, sanguinolentis manibus. Cui bene praesens respondit lectio: Peccatori autem dixit deus: Quare tu enarras iustitias meas?c id est non convenit paci et furori, non convenit Christo et Belial.d Meministis etiam quod lectum sit hodie Nabuthae sanctum virum possessorem vineae suae interpellatum petitione regia, ut vineam suam daret, ubi rex succisis vitibus holus vile sereret, eumque respondisse: Absit ut ego patrum meorum tradam hereditatem;e regem contristatum esse, quod sibi esset alienum ius relatione iusta negatum, sed muliebri consilio deceptum morte in agrum venisse; sanctus enim Nabuthae vites suas vel proprio cruore defendit.f Si ille vineam non tradidit suam, nos trademus ecclesiam Christi?
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Vgl. AT Sach 5,2. NT 2. Kor 11,14. AT Ps 50,16. Vgl. NT 2. Kor 6,15. AT 1. Kön 21,3 Vgl. AT 1. Kön. 21,1–13.
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15. Ging ich selbst nicht täglich aus um (Leute) zu besuchen oder machte ich mich auf zu (den Gräbern) der Märtyrer?147 Nahm ich nicht den kaiserlichen Palast als Vorwand bei einem Gang und bei einer Rückkehr?148 Und dennoch hielt mich niemand fest, obwohl sie meinten mich zu vertreiben, wie sie später verrieten, als sie ihre Absicht nannten: „Geh aus der Stadt und geh, wohin Du willst.“ Ich erwartete, ich gestehe es, etwas Großes oder ein Schwert im Namen Christi oder eine Feuersbrunst, aber sie boten mir Vergnügungen für Leiden an, aber der Wettkämpfer Christi verlangte nicht Vergnügungen, sondern seine Leiden. Niemand möge Euch also verwirren, weil sie (für mich) einen Reisewagen vorbereitet haben149 oder Unerträgliches, wie es ihnen schien, das durch den Mund des Auxentius, der sich Bischof nennt,150 verbreitet worden ist. 16. Viele erzählten, dass Mörder vorausgeschickt worden seien und die Todesstrafe beschlossen sei. Ich fürchte das nicht und ich lasse Euch151 nicht im Stich. Denn wohin werde ich gehen, wo nicht alles voller Seufzen und Tränen ist, weil allen Kirchen befohlen wird, die katholischen Bischöfe152 zu vertreiben, die, die Widerstand leisten, mit dem Schwert zu töten, alle Curialen153 zu ächten, wenn sie nicht die Anordnung erfüllen? Und das wurde mit der Hand eines Bischofs geschrieben und aus seinem Munde diktiert, der kein altes Vorbild auslässt, um als sehr gebildet zu erscheinen; denn wir lesen beim Propheten, dass er eine fliegende Sichel sah, Auxentius ahmte sie nach und schickte ein fliegendes Schwert durch alle Städte.154 Auch der Satan verwandelt sich in einen Engel des Lichtes und ahmt seine Macht nach um Böses zu tun. 17. Du, Herr Jesus, hast in einem einzigen Augenblick die Welt erlöst, Auxentius wird in einem Augenblick so viele Völker, wie in seiner Macht stehen, auslöschen, die einen durch das Schwert, die anderen durch ein Sakrileg. Von mir verlangt er die Basilika mit blutbeflecktem Mund, mit blutverschmierten Händen. Die heutige Lesung gab ihm eine gute Antwort: „Zum Sünder aber sagte Gott: Weshalb zählst Du meine Gebote auf?“155 Das passt nicht zu Frieden und Wut, passt nicht zu Christus und Belial. Ihr erinnert Euch auch, was heute gelesen wurde, dass Naboth, ein heiliger Mann und Besitzer eines Weinberges, durch eine Forderung des Königs bedrängt wurde, dass er seinen Weinberg abgebe, damit der König nach dem Entfernen der Weinstöcke billigen Kohl anpflanzen könne, und dass er antwortete: „Es möge (mir) fernliegen, dass ich das Erbe meiner Väter preisgebe“; dass der König verärgert war, dass mit einer begründeten Antwort ein ihm nicht zustehendes Eigentum verweigert worden ist, aber dass er durch den Plan einer Frau getäuscht156 nach Naboths Tod in den Besitz des Ackers kam; denn der heilige Naboth verteidigte seine Weinstöcke sogar mit seinem Blut. Wenn er seinen Weinberg nicht übergab, werden wir (dann) die Kirche Christi übergeben?
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Text und Übersetzung
18. Quid igitur a me responsum est contumaciter? Dixi enim conventus: “Absit a me ut tradam Christi hereditatem” Si ille patrum hereditatem non tradidit, ego tradam Christi hereditatem? Sed et hoc addidi: “Absit ut tradam hereditatem patrum hoc est hereditatem Dionysii qui in exilio in causa fidei defunctus est, hereditatem Eustorgii confessoris, hereditatem Mirocletis atque omnium retro fidelium episcoporum.” Respondi ego quod sacerdotis est; quod imperatoris est faciat imperator. Prius est ut animam mihi quam fidem auferat. 19. Ac cui tradam? Praesens lectio evangelii docere nos debet quid petatur, a quibus petatur. Audistis nempe legi quod, cum Christus pullum asinae sederet, clamabant pueruli et moleste ferebant Iudaei.a Denique interpellaverunt dominum Iesum dicentes ut faceret eos tacere; respondit: Si hi tacebunt lapides clamabunt.b Deinde ingressus templum eiecit nummularios et cathedras et columbas vendentes in templo dei. Lectio nempe ista nulla nostra dispositione recitata sed casu est, quae praesentibus bene aptatur temporibus. Semper ergo Christi laudes verbera perfidorum sunt. Et nunc cum laudatur Christus, dicunt haeretici quia seditio commovetur, dicunt haeretici quia his mors parabatur; et vere mortem habent in laudibus Christi. Quomodo enim laudes eius ferre possunt, cuius infirmitatem praedicant? Itaque et hodie cum laudatur Christus, Arrianorum amentia verberatur. 20. Geraseni praesentiam Christi ferre non poterant, isti peiores Gerasenis nec laudationem Christi sustinere possunt. Vident puerulos Christi gloriam concinentes, quia scriptum est: Ex ore infantium et lactantium perfecisti laudem.c Irrident istam aetatulam plenam fidei cum dicunt: Ecce quid clamant? Sed respondit his Christus: Si hi tacuerint lapides clamabunt,d hoc est fortiores clamabunt, clamabunt et iuvenes, clamabunt et maturiores, clamabunt et senes, isti lapides ad illum iam solidati lapidem, de quo scriptum est: Lapidem quem reprobaverunt aedificantes hic factus est in caput anguli.e
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NT Lk 19,37–39. NT Lk 19,40. AT Ps 8,2; NT Mt 21,16. NT Lk 19.40. AT Ps 118,22.
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18. Warum ist meine Antwort daher widerspenstig? Denn als ich belangt wurde, sagte ich: „Es möge mir fernliegen, dass ich das Erbe Christi preisgebe.“ Wenn er (Naboth) das Erbe der Väter nicht preisgab, soll ich (dann) das Erbe Christi übergeben? Aber ich fügte auch Folgendes hinzu: „Es möge (mir) fernliegen, dass ich das Erbe der Väter preisgebe, das heißt, das Erbe des Dionysius, der im Exil für die Sache des Glaubens starb, das Erbe des Bekenners Eustorgius, das Erbe des Mirocles und aller früheren gläubigen Bischöfe.“157 Ich habe geantwortet, weil es die Aufgabe des Bischofs ist; der Kaiser soll machen, was die Aufgabe des Kaisers ist. Es ist besser, dass er mir mein Leben nimmt als meinen Glauben. 19. Und wem soll ich es (das Erbe) preisgeben? Die heutige Lesung des Evangeliums muss uns lehren,158 was gefordert wird, von wem es gefordert wird. Ihr habt allerdings bei der Lesung gehört, dass, als Jesus auf dem Fohlen der Eselin saß, Kinder schrien und die Juden es schwer ertrugen. Endlich bedrängten sie den Herrn Jesus und sagten, dass er veranlasse, dass sie schweigen; er antwortete: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien. Dann betrat er den Tempel und warf die Geldwechsler und die, die Sessel und Tauben im Tempel Gottes verkauften, raus. Diese Lesung, die gut zu der heutigen Zeit passt, wurde allerdings durch keine Anordnung von mir, sondern zufällig vorgetragen. Der Lobpreis Christi ist also immer ein Schlag für die Ungläubigen. Auch jetzt, wenn Christus gepriesen wird, sagen die Ketzer, dass Unruhe entsteht,159 sagen die Ketzer, dass durch ihn (den Lobpreis) der Tod bereitet wird; und wahrhaftig erlangen sie den Tod in dem Lobpreis Christi. Denn wie können sie seinen Lobpreis ertragen, dessen Schwäche sie preisen? Wenn daher auch heute Christus gelobt wird, wird die Hirnlosigkeit der Arianer gegeißelt. 20. Die Gerasener konnten die Gegenwart Christi nicht ertragen, diese sind schlimmer als die Gerasener und können den Lobpreis Christi nicht ertragen. Sie sahen Kinder, die die Herrlichkeit Christi besangen, weil geschrieben steht: „Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast Du Dein Lob erlangt.“ Sie verspotten deren Kindesalter, das voller Glauben ist, wenn sie sagen: Seht, was schreien sie? Aber ihnen antwortete Christus: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien, das heißt, die, die tapferer sind, werden schreien, auch die jungen Männer werden schreien, auch die Erwachsenen werden schreien, auch die Greise werden schreien, diese Steine, die mit jenem Stein zusammengefügt wurden, über den geschrieben steht: „Der Stein, den die Baumeister ablehnten, wurde zum obersten Eckstein.“
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Text und Übersetzung
21. His igitur laudationibus invitatus templum suum Christus ingreditur et flagellum prendit et eicit de templo nummularios. Non patitur enim in suo templo pecuniae esse vernaculos, non patitur in suo templo esse eos qui vendant cathedras.a Quid sunt cathedrae nisi honores? Quid sunt columbae nisi simplices mentes vel animae fidem candidam et puram sequentes? Ego ergo inducam in templum quem Christus excludit? Iubetur enim exire qui dignitates vendit et honores, iubetur enim exire qui vendere vult simplices mentes fidelium. 22. Ergo Auxentius eicitur, Mercurinus excluditur. Unum portentum est et duo nomina. Etenim ne cognosceretur quis esset, mutavit sibi vocabulum, ut quia hic fuerat Auxentius episcopus Arrianus, ad decipiendam plebem quam ille tenuerat se vocaret Auxentium. Mutavit ergo vocabulum, sed perfidiam non mutavit; exuit lupum et induit lupum. Nihil prodest quod mutavit nomen, quid sit agnoscitur. Alius in Scythiae partibus dicebatur, alius hic vocatur, nomina pro regionibus habet. Habet ergo iam duo nomina et si hinc alio perrexerit, habebit et tertium. Quomodo enim patietur ut maneat ei vocabulum ad tanti sceleris indicium? Minora fecit in Scythia et ita erubuit ut mutaret vocabulum; sceleratiora hic ausus est et volet quocumque perrexerit nomine suo prodi? Tantorum populorum sanguinem manu sua scribet et poterit consistere animo? 23. Paucos excludebat dominus Iesus de templo suo, Auxentius nullum reliquit. De templo suo Iesus flagello eicit, Auxentius gladio, Iesus flagello, Mercurinus securi. Pius dominus flagello exturbat sacrilegos, nequam persequitur pios ferro. De quo bene dixistis hodie: Leges suas secum ferat. Feret etiamsi nolit, feret conscientiam suam, etsi non fert cartulam, feret sanguine inscriptam animam suam, etsi atramento inscriptam epistulam non feret. Scripta est, Iuda, culpa tua graffio ferreo et ungue adamantino et scripta in pectore tuo,b hoc est ibi scripta unde processit. 24. Is mihi etiam audet mentionem facere tractandi, plenus sanguinis, plenus cruoris? Qui quos non potuerit sermone decipere, eos gladio putat esse feriendos, cruentas leges ore dictans, manu scribens et putans quod
a Vgl. NT Joh 2,15. b AT Jer 17,1.
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21. Also betrat durch diese Lobpreisungen eingeladen Christus seinen Tempel, nahm eine Peitsche und warf die Geldwechsler aus dem Tempel. Er duldete nicht, dass in seinem Tempel Sklaven des Geldes sind, er duldete nicht, dass in seinem Tempel die sind, die Sessel verkaufen. Was bedeuten Sessel wenn nicht Ehrenämter?160 Was bedeuten Tauben, wenn nicht einen einfachen Verstand oder Seelen, die dem aufrichtigen und reinen Glauben folgen? Soll ich also ihn in den Tempel hineinführen, den Christus ausweist? Man befiehlt demjenigen hinauszugehen, der Würden und Ämter verkauft, man befiehlt demjenigen hinauszugehen, der den einfachen Verstand der Gläubigen verkaufen will. 22. Also wird Auxentius hinausgeworfen, Mercurinus ausgewiesen. Ein einziges Scheusal mit zwei Namen. Damit man nämlich nicht durchschaut, wer er war, veränderte er seinen Namen, sodass er sich, weil hier Auxentius ein arianischer Bischof gewesen war,161 Auxentius nannte, um das Volk zu täuschen, das jener anführte. Er veränderte also seinen Namen, seine Gottlosigkeit veränderte er aber nicht; er legte (das Fell) eines Wolfes ab und zog das eines Wolfes an. Es nützt nichts, dass er seinen Namen veränderte, was er ist, wird durchschaut. Ein anderer wird er in dem Gebiet Skythiens genannt, ein anderer wird er hier gerufen, er hat (wechselnde) Namen je nach Gebiet.162 Er hat also schon zwei Namen und, wenn er von hier anderswohin fortgeht, wird er einen dritten haben. Denn wie erträgt er es, dass ihm ein Name bleibt, der sich auf ein so bedeutendes Vergehen bezieht. Er beging kleinere Vergehen in Skythien und schämte sich so, dass er seinen Namen veränderte; hier wagte er größere Vergehen und will (verhindern), dass, wohin auch immer er fortgeht, er durch seinen Namen verraten wird? Wird er mit seiner Unterschrift das Blut so vieler Leute (vergießen) und sich guten Gewissens aufhalten können? 23. Jesus wies wenige aus seinem Tempel aus, Auxentius ließ niemanden zurück. Jesus vertrieb sie mit einer Peitsche aus seinem Tempel, Auxentius mit einem Schwert, Jesus mit einer Peitsche, Mercurinus mit einem Beil. Der fromme Herr vertreibt die Tempelschänder mit der Peitsche, der Gauner (Auxentius) verfolgt die Frommen mit dem Schwert. Über ihn sagtet Ihr zu Recht: „Er soll seine Gesetze mit sich nehmen.“ Er wird sie mit sich nehmen, auch wenn er nicht will, er wird seine Gewissensschuld mit sich nehmen, auch wenn er kein winziges Dokument mit sich nimmt, wird er seine mit Blut gebrandmarkte Seele mit sich nehmen, auch wenn er keinen mit Tinte geschriebenen Brief mit sich nimmt. Judas, deine Schuld ist mit einem eisernen Griffel und einer diamantenen Nadel geschrieben und geschrieben auf deine Brust, das heißt, sie steht dort geschrieben, von wo sie stammt. 24. Wagte er, besudelt mit Blut, besudelt mit Mord, mir eine Verhandlung vorzuschlagen? Er glaubt, dass die, die er mit seiner Rede nicht täuschen konnte, mit dem Schwert erschlagen werden müssten, mit seinem Mund
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Text und Übersetzung
lex fidem possit hominibus imperare. Non audivit et id quod hodie dictum est: Quoniam non iustificatur homo ex operibus legis, ait, per legem legi mortuus sum ut deo vivam,a id est per legem spiritalem interpretationi legis est mortuus corporali. Et nos per legem domini nostri lesu Christi moriamur huic legi, quae sancit decreta perfidiae. Non lex ecclesiam congregavit sed fides Christi, lex enim non est ex fide; iustus autem ex fide vivit. Iustum ergo fides, non lex facit, quia non est per legem iustitia sed per fidem Christi; qui autem fidem repudiat et legis iura praescribit, ipse se testatur iniustum, quia iustus ex fide vivit.b 25. Hanc ergo legem quisquam sequatur qua firmatur Ariminense concilium, in quo creatura dictus est Christus? Sed aiunt: Misit deus filium suum factum ex muliere, factum sub lege;c ergo factum legunt hoc est creatum. Nonne hoc ipsum considerant quod proposuerunt, quia factus dicitur Christus sed ex muliere hoc est secundum partum virginis factus est, qui secundum divinam generationem ex patre natus est? Et legerunt et hodie quia Christus nos redemit de maledicto legis, factus pro nobis maledictum.d Numquid maledictum Christus secundum divinitatem est? Sed quare maledictum dicatur apostolus te docet dicens: Quia scriptum est: Maledictus omnis qui pependit in ligno,e hoc est qui in carne sua nostram carnem, in suo corpore nostras infirmitates et nostra maledicta suscepit ut crucifigeret; non enim ille maledictus sed in te maledictus. Denique habes alibi: Qui peccatum non cognovit sed pro nobis peccatum factus est,f quia nostra peccata suscepit ut sacramento suae passionis aboleret. 26. Haec ego, fratres, coram ipso apud vos plenius disputarem, sed certus gnaros vos esse fidei vestrum refugit examen et gentiles quosdam quattuor aut quinque ferme homines elegit cognitores sibi, si tamen aliquosg elegit: quos vellem adesse in coetu omnium, non ut de Christo iudicent sed ut maiestatem audiant Christi. Tamen illi iam de Auxentio pronuntiarunt cui tractanti cotidie non crediderunt. Quae maior eius condemnatio quam quod sine adversario apud iudices suos victus est? Ergo et ipsorum sententiam contra Auxentium iam tenemus.
a b c d e f g
NT Gal 2,16.19. NT Gal 3,11. NT Gal 4,4. NT Gal 3,13. NT Gal 3,13; AT Dtn 21,23. NT 2. Kor 5,21. aliqous Zelzer.
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diktiert, mit seiner Hand schreibt er blutrünstige Gesetze und glaubt, dass das Gesetz den Menschen den Glauben befehlen kann.163 Er hörte nicht das, was heute gelesen worden ist: Da ja der Mensch nicht aus den Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sagt er (Paulus), starb ich durch das Gesetz für das Gesetz, damit ich für Gott lebe, das heißt, durch das geistige Gesetz starb er für die irdische Deutung des Gesetzes. Auch wir sollten durch das Gesetz unseres Herrn Jesus Christus für dieses Gesetz sterben, das die Beschlüsse der Gottlosigkeit bestätigt. Nicht das Gesetz vereinigte die Kirche, sondern der Glaube an Christus, denn das Gesetz kommt nicht aus dem Glauben; der Gerechte aber lebt aus dem Glauben. Also macht der Glaube den Gerechten, nicht das Gesetz, weil Gerechtigkeit nicht durch das Gesetz, sondern durch den Glauben an Christus existiert; der aber den Glauben verschmäht und Pflichten nach einem Gesetz vorschreibt, bezeugt selbst, dass er ungerecht ist, weil der Gerechte aus dem Glauben lebt. 25. Sollte also irgendjemand dieses Gesetz befolgen, durch das das Konzil von Rimini bestätigt wird, auf dem Christus als Geschöpf bezeichnet wurde?164 Aber sie (die Arianer) sagen: Gott schickte seinen Sohn, gemacht von einer Frau, gemacht nach dem Gesetz; sie lesen also gemacht, das heißt geschaffen. Sie beachten nicht genau das, was sie vorschlugen, weil Christus als gemacht bezeichnet wird, aber von einer Frau, das heißt, er wurde durch die Geburt einer Jungfrau gemacht, der durch die göttliche Zeugung von seinem Vater geboren wurde? Auch haben sie heute gelesen, dass Christus uns von dem Fluch des Gesetzes erlöste und für uns zum Fluch wurde. Ist Christus etwa ein Fluch gemäß seiner Göttlichkeit? Aber weshalb er als Fluch bezeichnet wird, lehrt Dich der Apostel, indem er sagt: Weil geschrieben steht: Verflucht ist jeder, der am Holze hängt; das heißt, er übernahm in seinem Fleisch unser Fleisch, in seinem Körper unsere Schwächen und unseren Fluch, damit er (sie) kreuzigt; denn er ist nicht verflucht, sondern verflucht für Dich. Schließlich hast Du eine andere Stelle: Er, der keine Sünde kannte, ist aber für uns zur Sünde gemacht worden, weil er unsere Sünden auf sich nahm, um sie durch die Übernahme seines Leidens zu vernichten. 26. Das würde ich, Brüder, in seiner (Auxentius’) Gegenwart vor Euch ziemlich ausführlich diskutieren, aber gewiss, dass Ihr Euren Glauben kennt, mied er die Prüfung und wählte Heiden, an die vier oder fünf Männer, für sich als Schiedsrichter aus, wenn er denn welche auswählte: Ich wollte, sie wären in der Versammlung aller anwesend, nicht um über Christus zu urteilen, sondern um von der Erhabenheit Christi zu hören. Doch sprachen sie bereits ihr Urteil über Auxentius, dem sie nicht glaubten, weil er täglich darüber predigte. Was gibt es für eine schlimmere Verurteilung für ihn als, dass er ohne Gegner von seinen Richtern verurteilt wird? Also haben wir ihr Urteil gegen Auxentius schon erhalten.
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Text und Übersetzung
27. Et in eo quod gentes elegit iure damnandus est, quia apostoli praecepta dimisit cum apostolus dicat: Audet aliquis vestrum adversus alterum habens negotium iudicari apud iniquos et non apud sanctos? Aut nescitis quoniam sancti de hoc mundo indicabunt?a Et infra ait: Sic non est inter vos sapiens quisquam qui possit indicare inter fratres, sed frater cum fratre iudicio contendit et hoc apud infideles?b Vides quia quod ille obtulit contra auctoritatem apostoli sit. Vos eligite utrum Auxentium an Paulum sequi debeamus magistrum. 28. Sed quid dicam de apostolo, cum ipse dominus clamet per prophetam: Audite me, populus meus, qui scitis indicium, quorum in corde lex mea est.c Deus dicit: Audite me populus meus, qui scitis iudicium, Auxentius dicit: “Nescitis iudicium”. Videtis quia iam deum contemnit in vobis qui sententiam caelestis refutat oraculi? Audite me, inquit, populus meus, dicit dominus, non dicit: Audite, gentes, non dicit: Audite, Iudaei. Iam enim non populus dei qui fuerat Iudaeorum quia populus erroris est factus, et qui populus erroris erat populus dei esse coepit quia in Christum credidit. Iste ergo populus iudicat cuius in corde lex divina est non humana, lex non atramento scripta sed spiritu dei vivi,d non in carta exarata sed in corde signata, lex gratiae non cruoris. Quis igitur vobis iniuriam facit, qui recusat vestram an qui eligit audientiam? 29. Conclusus undique ad versutiam patrum suorum confugit. De imperatore vult invidiam commovere, dicens iudicare debere adolescentem catechuminum sacrae lectionis ignarum et in consistorio iudicare, quasi vero superiore anno quando ad palatium sum petitus, cum praesentibus primatibus ante consistorium tractaretur, cum imperator basilicam vellet eripere, ego tunc aulae contemplatione regalis infractus sim, constantiam non tenuerim sacerdotis aut imminuto iure discesserim. Nonne meminerunt quod ubi me cognovit populus palatium petisse ita irruit, ut vim eius ferre non possent, quando se comiti militari cum expeditis ad fugandam multitudinem egresso obtulerunt omnes se neci pro fide Christi? Non tunc rogatus sum, ut populum multo sermone mulcerem, sponderem fidem quod basilicam
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NT 1.Kor 6,1f. NT 1. Kor 6,5f. AT Jes 51,7. NT 2. Kor 3,3.
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27. Auch muss er mit Recht dafür verurteilt werden, dass er Heiden auswählte, weil er die Weisungen des Apostels missachtete, da der Apostel sagt: Wagt jemand von Euch, der gegen einen anderen einen Rechtsstreit hat, von den Ungerechten und nicht von den Heiligen verurteilt zu werden, oder wisst Ihr nicht, dass die Heiligen über diese Welt richten werden? Und später sagt er: Gibt es also keinen Weisen unter Euch, der unter Brüder urteilen könnte, aber ein Bruder streitet mit einem Bruder um das Urteil und das vor Ungläubigen? Du siehst, dass das, was er (Auxentius) anbot, gegen die Autorität des Apostels ist. Entscheidet, ob wir Auxentius oder Paulus als Lehrmeister folgen müssen. 28. Aber warum rede ich von dem Apostel, da der Herr selbst durch den Propheten verkündet: Hört mir zu, mein Volk, die ihr das Urteil versteht, in dessen Herz mein Gesetz ist. Gott sagt: Hört mir zu, mein Volk, die ihr mein Urteil versteht. Auxentius sagt: Ihr kennt kein Urteil. Ihr seht, dass er bereits bei Euch Gott verachtet, der schon das Urteil der himmlischen Weissagung ablehnt. Hört mir zu, sagt er, mein Volk sagt der Herr, er sagt nicht: Hört mir zu, Heiden, er sagt nicht: Hört (mir zu), Juden. Denn das Volk der Juden ist nicht mehr das Volk Gottes, das es war, weil es ein Volk des Irrtums wurde, und, was ein Volk des Irrtums war, fing an, ein Volk Gottes zu sein, weil es an Christus glaubte. Also urteilt das Volk, in dessen Herz ein göttliches und kein menschliches Gesetz existiert, ein Gesetz, das nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes geschrieben wurde, nicht in einem Dokument verzeichnet, sondern im Herzen besiegelt ist, ein Gesetz der Gnade, nicht des Blutes. Wer begeht also eine Ungerechtigkeit für Euch, der Eure Anhörung verweigert oder der sie auswählt? 29. Umringt von allen Seiten, nahm er (Auxentius) Zuflucht in der Verschlagenheit seiner Väter.165 Er will den Hass des Kaisers (gegen mich) anstacheln, indem er sagt, dass er (der Kaiser) als heranwachsender Katechumene ohne Kenntnis der Heiligen Schrift Recht sprechen müsse und im Konsistorium Recht spreche, gerade wie im vergangenen Jahr, als ich zum Palast gebeten wurde, als es in Gegenwart der obersten Hofbeamten166 vor dem Konsistorium erörtert wurde, als der Kaiser eine Basilika an sich reißen wollte, (und behauptet), ich sei damals vom Anblick des kaiserlichen Hofes entmutigt worden, habe nicht die Standhaftigkeit eines Bischofs bewahrt, überhaupt sei ich weggegangen, nachdem mein Recht geschmälert worden sei. Erinnern sie nicht daran, dass das Volk, sobald es erfuhr, dass ich den Palast aufsuchte, so hereindrängte, dass sie seinen Ansturm nicht aufhalten konnten, als sich alle dem comes militaris,167 der mit leichtbewaffneten Soldaten herausgekommen war, um die Menge zu vertreiben, entgegenwarfen, um für den Glauben an Christus zu sterben? Bin ich damals nicht gebeten worden, dass ich das Volk in einer langen Rede besänftige und dass ich ein Versprechen abgebe, dass niemand in die Basilika der Kirche
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Text und Übersetzung
ecclesiae nullus invaderet? Et cum pro beneficio meum sit officium postulatum, tamen quod populus ad palatium venisset mihi invidia commota est. In hanc igitur invidiam me redire desiderant. 30. Revocavi populum et tamen invidiam non evasi; quam quidem invidiam ego temperandam arbitror non timendam. Quid enim timeamus pro Christi nomine? Nisi forte illud movere me debet quod aiunt: “Ergo non debet imperator unam basilicam accipere ad quam procedat, et plus vult Ambrosius posse quam imperator, ut imperatori prodeundi facultatem neget?” Quod cum dicunt apprehendere sermones nostros gestiunt, sicut Iudaei qui Christum versuto sermone temptabant dicentes: Magister, licet tributum dare Caesari an non?a Semperne de Caesare servulis dei invidia commovetur? Et hoc ad calumniam sibi arcessit impietas, ut imperiale nomen obtendat? Et isti possunt dicere quod eorum non habeant sacrilegium quorum imitantur magisterium? 31. Et tamen videte quanto peiores Arriani sint quam Iudaei. Illi quaerebant utrum solvendum putaret Caesari ius tributi, isti imperatori volunt dare ius ecclesiae. Sed ut perfidi suum sequuntur auctorem ita et nos quae nos dominus et auctor noster docuit respondeamus. Considerans enim Iesus dolum Iudaeorum dixit ad eos: Quid me temptatis, ostendite mihi denarium. Et cum dedissent dixit: Cuius imaginem habet et inscriptionem? Respondentes dixerunt: Caesaris. Et ait illis Iesus: Reddite quae sunt Caesaris Caesari et quae dei sunt deo. Ergo et ego dico illis qui mihi obiciunt: Ostendite mihi denarium. Iesus Caesaris denarium vidit et ait: Reddite Caesari quae Caesaris sunt et quae dei sunt deo.b Numquid de ecclesiae basilicis occupandis possunt denarium offerre Caesaris? 32. Sed in ecclesia unam imaginem novi hoc est imaginem dei invisibilis de qua dixit deus: Faciamus hominem ad imaginem et similitudinem nostram;c illam imaginem de qua scriptum est quia Christus splendor gloriae et imago substantiae eius.d In ista imagine patrem cerno sicut dixit ipse dominus Iesus: Qui me videt videt et patrem.e Non enim haec imago a patre est separata, quae unitatem me docuit trinitatis dicens: Ego et pater unum sumus,f et infra: Omnia quaecumque habet pater mea sunt.g Et de spiritu sancto dicens quia spiritus Christi sit et de Christo accepit sicut scriptum est: Ille de meo accipiet et annuntiabit vobis.h a b c d e f g h
NT Mt 22,17 NT Mt 22,18–21. AT Gen 1,26. NT Hebr 1,3. NT Joh 14,9. NT Joh 10,30. NT Joh 16,15. NT Joh 16,14.
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eindringt? Obwohl mein Einsatz für eine Vermittlung eingefordert wurde, ist dennoch der Hass gegen mich angestachelt worden, weil das Volk zum Palast gekommen war. Sie wollen also, dass ich diesen Hass wiederbelebe. 30. Ich habe das Volk zur Ordnung gerufen und entkam doch nicht dem Hass; dieser Hass muss jedenfalls, wie ich meine, beherrscht, nicht gefürchtet werden. Was sollen wir denn im Namen Christi fürchten? Wenn nicht zufällig das mich bewegen muss, was sie sagen: „Darf der Kaiser also nicht eine einzige Basilika erhalten, die er aufsucht, und will Ambrosius mehr Macht haben als der Kaiser, auf dass er dem Kaiser die Möglichkeit verweigert mit seinem Hofstaat aufzutreten?“ Wenn sie das sagen, trachten sie danach meine Reden anzugreifen, wie die Juden, die mit einer hinterhältigen Rede Christus attackierten, indem sie sagten: Meister, ist es erlaubt dem Kaiser eine Steuer zu zahlen oder nicht? Wird von dem Kaiser immer der Hass auf die Diener Gottes angestachelt? Holt die Gottlosigkeit für eine Verleumdung sich das zur Hilfe, um den Namen des Kaisers vorzuschützen. Und können sie (die Arianer) das behaupten, auf dass sie nicht den Religionsfrevel derer haben, deren Lehre sie nachahmen?168 31. Dennoch seht, um wie viel schlimmer als die Juden sind die Arianer. Jene fragten, ob er meine, dass dem Kaiser das Recht auf eine Steuer zustehe, diese wollen dem Kaiser das Recht auf eine Kirche übertragen. Aber wie die Ungläubigen ihrem Lehrmeister folgen, so sollen auch wir antworten, was uns unser Herr und Lehrmeister lehrte. Denn Jesus dachte reiflich über die List der Juden nach und sagte zu ihnen: Was versucht ihr mich, zeigt mir einen Denar. Und nachdem sie ihn (ihm) gegeben hatten, sagte er: Wessen Bild und Inschrift hat er? Sie sagten, indem sie antworteten: des Kaisers. Und Jesus sagte zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Also sage ich zu ihnen, die mir Vorhaltungen machen: Zeigt mir einen Denar. Jesus sah den Denar des Kaisers und sagte: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Sie können doch wohl nicht einen Denar des Kaisers vorweisen bei der Beschlagnahmung von Basiliken der Kirche? 32. Aber in der Kirche kenne ich ein einziges Bild, das ist das Bild des unsichtbaren Gottes, von dem Gott sagt: Lasst uns den Menschen schaffen nach meinem Bild, das mir gleicht; jenes Bild, von dem geschrieben steht, dass Christus der Glanz seines Ruhmes und das Ebenbild seines Wesens ist. In diesem Bild sehe ich den Vater, wie der Herr Jesus selbst sagt: Er, der mich sieht, sieht auch den Vater. Denn dieses Bild ist nicht getrennt von dem Vater, der mich die Einheit der Trinität lehrte, indem er sagte: Ich und der Vater sind eins. Und weiter: Alles, was der Vater hat, ist mein. Und vom Heiligen Geist sagt er, dass er der Geist Christi sei, und von Christus empfing er, wie geschrieben steht: Er wird von dem Meinem empfangen und euch verkünden.
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Text und Übersetzung
33. Quid igitur non humiliter responsum a nobis est? Si tributum petit non negamus. Agri ecclesiae solvunt tributum; si agros desiderat imperator, potestatem habet vindicandorum, nemo nostrum intervenit. Potest pauperibus collatio populi redundare, non faciant de agris invidiam, tollant eos si libitum est imperatori, non dono sed non nego. Aurum quaerunt, possum dicere: “Argentum et aurum non quaero”, sed invidiam faciunt quia aurum erogatur. Nec ego hanc invidiam perhorresco. Habeo aerarios, aerarii mei pauperes Christi sunt, hunc novi congregare thesaurum. Utinam hoc mihi semper crimen ascribant, quia aurum pauperibus erogatur! Quod si obiciunt quod defensionem ab his requiram non nego sed etiam ambio. Habeo defensionem sed in orationibus pauperum. Caeci illi et claudi, debiles et senes robustis bellatoribus fortiores sunt. Denique munera pauperum deum obligant quia scriptum est: Qui largitur pauperi deo fenerat.a Praesidia bellatorum divinam saepe gratiam non merentur. 34. Hymnorum quoque meorum carminibus deceptum populum ferunt, plane nec hoc abnuo. Grande carmen istud est quo nihil potentius; quid enim potentius quam confessio trinitatis, quae cottidie totius populi ore celebratur? Certatim omnes student fidem fateri, patrem et filium et spiritum sanctum norunt versibus praedicare. Facti sunt igitur omnes magistri, qui vix poterant esse discipuli. 35. Quid igitur obaudientius potest esse quam ut Christi sequamur exemplum, qui specie inventus ut homo humiliavit semetipsum factus oboediens usque ad mortem?b Denique omnes per oboedientiam liberavit: Sicut enim per inoboedientiam unius hominis peccatores constituti sunt plurimi ita et per unius oboedientiam iusti constituentur multi.c Si ergo ille oboediens, accipiant oboedientiae magisterium cui nos inhaeremus dicentes his qui nobis de imperatore invidiam faciunt: “Solvimus quae sunt Caesaris Caesari et quae sunt dei deo”. Tributum Caesaris est, non negatur, ecclesia dei est, Caesari utique non debet addici, quia ius Caesaris esse non potest dei templum. 36. Quod cum honorificentia imperatoris dictum nemo potest negare. Quid enim honorificentius quam ut imperator ecclesiae filius esse dicatur? Quod cum dicitur sine peccato dicitur, cum gratia dicitur. Imperator enim intra
a AT Spr 19,17. b NT Phil 2,8. c NT Röm 5,19
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33. Warum ist daher meine Antwort nicht unterwürfig? Wenn er eine Steuer verlangt, verweigere ich sie nicht. Die Äcker der Kirche bezahlen eine Steuer; wenn der Kaiser die Äcker einfordert, hat er die Macht sie zu beanspruchen, niemand von uns wird einschreiten. Eine Sammlung des Volkes169 kann den Armen zugutekommen, sie sollen keinen Hass erzeugen bezüglich der Äcker, sie sollen sie beseitigen, wenn es dem Kaiser gefällt, ich verschenke (sie) nicht, aber verweigere (sie) nicht. Sie verlangen Gold, ich kann sagen: „Gold und Silber verlange ich nicht,“ aber sie erzeugen Hass, weil Gold verschwendet wird.170 Ich erschaudere nicht vor diesem Hass. Ich habe Schätze,171 meine Schätze sind die Armen Christi, ich weiß diesen Schatz anzuhäufen. Mögen sie mir doch immer dieses Vergehen zuschreiben, dass Gold für die Armen verschwendet wird! Wenn sie mir vorwerfen, dass ich von ihnen (den Armen) Schutz verlange, leugne ich es nicht, sondern ersuche darum. Ich habe einen Schutz aber in den Gebeten der Armen. Sie, die Blinden und Lahmen, die Schwachen und Alten, sind stärker als kräftige Krieger. Schließlich verpflichten Geschenke an Arme Gott, weil geschrieben steht: Wer dem Armen reichlich schenkt, leiht Gott. Ein Schutz durch Krieger verdient oft nicht die Gnade Gottes. 34. Sie berichten, dass das Volk auch durch die Gesänge meiner Hymnen getäuscht worden sei,172 das streite ich nicht gänzlich ab. Der Gesang ist großartig, im Vergleich zu dem es nichts Mächtigeres gibt; was ist nämlich mächtiger als das Bekenntnis zur Trinität, die täglich aus dem Munde des ganzen Volkes gepriesen wird? Um die Wette bemühen sich alle den Glauben zu bekennen, sie wissen mit Versen den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist zu preisen. Daher wurden alle zu Lehrmeistern, die gerade erst Schüler waren. 35. Was kann daher von einem größeren Gehorsam zeugen, als dass wir dem Vorbild Christi folgen, der, in der Gestalt eines Menschen gefunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam war bis zum Tode? Schließlich befreite er alle durch seinen Gehorsam: So wie nämlich durch den Ungehorsam eines einzelnen Menschen sehr viele zu Sündern wurden, so wurden durch den Gehorsam eines einzigen viele zu Gerechten. Wenn er also gehorsam war, mögen sie die Lehre des Gehorsams empfangen, dem wir anhängen, indem wir ihnen sagen, die den Hass des Kaisers gegen uns anstacheln: „Wir zahlen dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ Die Steuer gehört dem Kaiser, das wird nicht geleugnet, die Kirche gehört Gott; sie darf damit nicht dem Kaiser zugesprochen werden, weil der Kaiser kein Anrecht auf den Tempel Gottes haben kann. 36. Das, was mit Ehrerbietung gegenüber dem Kaiser gesagt worden ist, kann niemand verleugnen. Was ist denn ehrenvoller als, dass der Kaiser ein Sohn der Kirche sein soll. Wenn das gesagt wird, wird es ohne Sünde gesagt, mit Dank gesagt. Denn der Kaiser steht in der Kirche und nicht über der
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ecclesiam non supra ecclesiam est; bonus enim imperator quaerit auxilium ecclesiae, non refutat. Haec ut humiliter dicimus ita constanter exponimus. Sed incendia aliqui, gladium deportationem minantur. Didicimus Christi servuli non timere, non timentibus numquam est gravis terror; denique scriptum est: Sagittae infantium factae sunt plagae eorum.a 37. Satis igitur propositis responsum videtur. Nunc illos interrogo quod salvator interrogavit: Baptismum lohannis de caelo est an ex hominibus?b et non potuerunt respondere ei Iudaei; si baptismum Iohannis non solverunt Iudaei, Auxentius solvit baptismum Christi? Non enim istud ex hominibus est baptismum sed de caelo, quod detulit nobis consilii magni angelus ut iustificemur deo. Cur igitur rebaptizandos Auxentius fideles populos putat baptizatos in nomine trinitatis, cum apostolus dicat: Una fides unum baptisma,c et se hominum dicit adversarium esse non Christi cum consilium dei spernat et condemnet baptismum,d quod Christus nobis ad redimenda nostra peccata donavit?
epistula LXXVI (Maur. 20) De traditione basilicae 1. Quoniam omnibus fere epistulis sollicite quaeris de ecclesia, accipe quid agatur. Postridie quam accepi litteras tuas, quibus significaveras quod exagitarent te somnia tua, moles inquietudinum gravium coepit moveri. Nec iam Portiana hoc est extramurana basilica petebatur sed basilica nova hoc est intramurana quae maior est. 2. Convenerunt me primo viri comites consistoriani, ut et basilicam traderem et procurarem, ne quid populus turbarum moveret; respondi, quod erat ordinis, templum dei tradi a sacerdote non posse. 3. Acclamatum est sequenti die in ecclesia; etiam praefectus eo venit, coepit suadere vel ut Portiana basilica cederemus, populus reclamavit. Ita tunc discessum est ut intimaturum se imperatori diceret. 4. Sequenti die, erat autem dominica, post lectiones atque tractatum dimissis catechuminis symbolum aliquibus competentibus in baptisterii
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AT Ps 64,7. NT Lk 20,4. NT Eph 4,5. Vgl. NT Lk 7,30.
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Kirche; denn ein guter Kaiser sucht die Hilfe der Kirche und verschmäht sie nicht.173 So unterwürfig wie wir das sagen, so standhaft vertreten wir es. Aber einige drohen mit Feuer, Schwert und Deportation. Wir Diener Christi haben gelernt uns nicht zu fürchten, die Furchtlosen bedrückt niemals ein Schrecken; schließlich steht geschrieben: Ihre Wunden wurden zu Pfeilen der Kinder. 37. Daher scheint die Antwort auf ihre Vorschläge ausreichend zu sein. Jetzt frage ich sie, was der Heiland fragte: Stammt die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? Und die Juden konnten ihm nicht antworten; wenn die Juden die Taufe des Johannes nicht erklären konnten, kann Auxentius die Taufe Christi erklären? Denn diese Taufe stammt nicht von Menschen, sondern vom Himmel, was uns der Engel des Großen Rates174 überbrachte, damit wir gegenüber Gott gerechtfertigt werden. Warum glaubt daher Auxentius, dass die gläubigen Völker wiedergetauft werden müssen, die im Namen der Trinität getauft worden sind,175 da der Apostel sagt: ein Glaube, eine Taufe, und kann er sagen, dass er ein Gegner der Menschen sei und nicht Christi, wenn er den Plan Gottes verachte und die Taufe verurteile, die uns Christus zur Erlösung von unseren Sünden darbrachte.176
epistula 76 (Maur. 20) Über die Übergabe der Basilika 1. Da Du in fast allen Briefen beunruhigt nach der Kirche fragst, vernimm, was geschieht. Nachdem ich am folgenden Tag177 Deinen Brief erhalten hatte, in dem Du zu verstehen gabst, dass Deine Träume Dich aufschrecken, nahmen die Beunruhigungen mit aller Macht ihren Lauf. Nun wird nicht nur die Basilika Portiana, das ist die Basilika außerhalb der Stadtmauer, eingefordert, sondern auch die neue Basilika, das ist eine (Basilika) innerhalb der Stadtmauer, die größer ist.178 2. Es suchten mich zuerst die Mitglieder des Konsistoriums im Range von viri 179 auf, damit ich die Kirche übergebe und dafür Sorge, dass das Volk180 nicht in Aufruhr gerate; ich antwortete, wie es der Ordnung entsprach, dass ein Tempel Gottes nicht von einem Bischof übergeben werden kann. 3. Am folgenden Tag wurde in der Kirche181 laut (meinem Verhalten) zugestimmt; sogar der Präfekt182 kam dorthin und wollte (uns) überzeugen, dass wir uns sogar aus der Basilika Portiana zurückziehen; das Volk äußerte seinen Unmut. So ging man auseinander, indem er sagte, dass er es dem Kaiser mitteilen werde. 4. Am folgenden Tag, es war indes ein Sonntag,183 brachte ich nach den Lesungen und der Predigt, nachdem ich die Katechumenen entlassen hatte, das Glaubensbekenntnis einigen Anwärtern (auf die Taufe) in der Kirche des Baptisteriums bei.184 Dort wurde mir gemeldet, dass, nachdem man
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tradebam basilica. Illic nuntiatum est mihi, comperto quod ad Portianam basilicam de palatio decanos misissent et vela suspenderent, populi partem eo pergere; ego tamen mansi in munere, missam facere coepi. 5. Dum offero, raptum cognovi a populo Castulum quendam, quem presbyterum dicerent Arriani, hunc autem in platea offenderant transeuntes. Amarissime flere et orare in ipsa oblatione deum coepi ut subveniret, ne cuius sanguis in causa ecclesiae fieret, certe ut meus sanguis pro salute non solum populi sed etiam pro ipsis impiis effunderetur. Quid multa? Missis presbyteris et diaconibus eripui iniuriae virum. 6. Condemnationes ilico gravissimae decernuntur; primo in corpus omne mercatorum. Itaque sanctis diebus ebdomadis ultimae, quibus solebant debitorum laxari vincula, stridunt catenae, imponuntur collo innocentium, exiguntur ducenta pondo auri infra totum triduum. Respondent aliud se tantum aut duplum si peterentur daturos, dummodo servarent fidem. Erant pleni carceres negotiatoribus. 7. Palatina omnia officia, hoc est memoriales, agentes in rebus, apparitores diversorum comitum, temperare a processu iubentur specie qua seditioni interesse prohibebantur; honoratis multa minabantur gravissima nisi basilicam traderent. Fervebat persecutio, ac si aperuissent portam prorupturi in omne facinus videbantur. 8. Convenior ipse a comitibus et tribunis, ut basilicae fieret matura traditio, dicentibus imperatorem iure suo uti, eo quod in potestate eius essent omnia. Respondi si a me peteret quod meum esset id est fundum meum, argentum meum, ius huiusmodi meum, me non refragaturum, quamquam omnia quae mea sunt essent pauperum, verum ea quae divina imperatoriae potestati non esse subiecta. Si patrimonium petitur invadite, si corpus occurram. Vultis in vincula rapere, vultis in mortem? Voluntati est mihi; non ego me vallabo circumfusione populorum nec altaria tenebo vitam obsecrans, sed pro altaribus gratius immolabor.
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genau erfahren hatte, dass sie Angehörige der Palastwache185 vom Palast186 zur Basilika Portiana geschickt hatten und Tücher aufhängten,187 ein Teil des Volkes dorthin gehe; dennoch verharrte ich in meinem Amt und fing mit der Messe an.188 5. Während ich die Opfergabe darbrachte,189 erfuhr ich, dass von dem Volk ein gewisser Castulus entführt worden sei, den die Arianer als Priester bezeichnen; auf ihn waren sie auf der Straße im Vorbeigehen gestoßen.190 Bei der Opfergabe fing ich bitterlichst an zu weinen und Gott zu bitten, dass er zu Hilfe komme, damit nicht bei einem Streit um eine Kirche irgendjemandes Blut vergossen werde, und wenn doch, dass nicht nur mein Blut für das Wohlergehen des Volkes, sondern auch sogar für die Gottlosen vergossen werde. Was soll ich noch viel sagen? Nachdem ich Priester und Diakone losgeschickt hatte, bewahrte ich den Mann vor einer Gewalttätigkeit. 6. Sofort wurden sehr schwere Strafen ausgesprochen; zuerst gegen den gesamten Verein der Kaufleute.191 Daher klirrten an den heiligen Tagen der letzten Woche,192 an denen gewöhnlich die Fesseln der Schuldner gelockert werden, die Ketten und wurden dem Hals Unschuldiger auferlegt, 200 Pfund Gold wurden innerhalb von drei Tagen (von den Kaufleuten) eingefordert.193 Sie sagten außerdem, dass sie, wenn sie darum gebeten würden, so viel oder das Doppelte geben werden, wenn sie nur ihren Glauben behalten dürften. Die Kerker waren voll mit Händlern. 7. Allen Büros des Hofes, das heißt der Kanzleibeamten, der agentes in rebus, der Amtsdiener verschiedener Comites,194 wurde befohlen sich von einem öffentlichen Auftritt fernzuhalten unter dem Vorwand, dass sie daran gehindert würden an einem Aufruhr teilzunehmen; den ehemaligen Amtsinhabern195 wurden viele sehr schwere Strafen angedroht, wenn sie nicht die Basilika196 übergeben würden. Die Verfolgung heizte sich auf und, wenn sie das Tor geöffnet hätten, verstrickten sie sich allem Anschein nach in jegliches Vergehen. 8. Damit die Übergabe der Basilika197 zeitig vollzogen würde, kam ich selbst mit Comites und Tribunen zusammen,198 die sagten, dass der Kaiser von seinem Recht Gebrauch machen würde, deswegen weil alles in seiner Macht liege. Ich antwortete, dass ich, wenn er von mir verlange, was mir gehöre, das heißt meinen Grundbesitz, mein Silber, einen derartigen Anspruch von mir, mich nicht widersetzen werde, obwohl alles, was mir gehöre, den Armen gehöre,199 aber das, was Gottes sei, nicht der kaiserlichen Macht unterworfen sei. Wenn mein väterliches Erbe verlangt würde, nehmt es Euch, auch wenn ich mich entgegenstelle. Wollt Ihr (mich) in Fesseln legen, wollt ihr (mich) töten? Mein Wunsch ist: Ich werde mich nicht durch einen Schutzring des Volkes schützen und ich werde mich nicht, um mein Leben flehend, am Altar festklammern, aber ich werde mich recht dankbar für die Altäre opfern.200
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9. Horrebam quippe animo cum armatos ad basilicam ecclesiae occupandam missos cognoscerem, ne dum basilicam vindicant, aliqua strages fieret, quae in perniciem totius vergeret civitatis. Orabam ne tantae urbis vel totius Italiae busto superviverem; detestabar invidiam fundendi cruoris, offerebam iugulum meum. Aderant Gothi tribuni, adoriebar eos dicens: “Propterea vos possessio Romana suscepit ut perturbationis publicae vos praebeatis ministros? Quo transibitis si haec deleta fuerint?” 10. Exigebatur a me ut compescerem populum; referebam in meo iure esse ut non excitarem, in dei manu uti mitigaret; postremo si me incentorem putaret, iam in me vindicari oportere vel abduci me in quas vellet terrarum solitudines. His dictis illi abierunt, ego in basilica veteri totum exegi diem. Inde domum cubitum me recepi, ut si quis abducere vellet inveniret paratum. 11. Ante lucem ubi pedem limine extuli, circumfuso milite occupatur basilica. Idque a militibus imperatori mandatum dicitur, ut si prodire vellet haberet copiam; se tamen praesto futuros si viderent eum cum catholicis convenire, alioquin se ad eum coetum quem Ambrosius cogeret transituros. 12. Prodire de Arrianis nullus audebat, quia nec quisquam de civibus erat, pauci de familia regia, nonnulli etiam Gothi. Quibus ut olim plaustra sedes erat, ita nunc plaustrum ecclesia est. Quocumque femina ista processerit secum suos omnes coetus vehit. 13. Circumfusam basilicam esse gemitu populi intellexi, sed dum leguntur lectiones intimatur mihi plenam populi esse basilicam etiam novam; maiorem videri plebem quam cum essent omnes liberi, lectorem efflagitari. Quid plura? Milites ipsi qui videbantur occupasse basilicam, cognito quod praecepissem ut abstinerentur a communionis consortio, ad conventum hunc nostrum venire coeperunt. Quibus visis turbantur mulierum animi, proripit se una. Ipsi tamen milites se ad orationem venisse non ad proelium loquebantur. Clamavit aliqua populus. Quam moderate, quam constanter, quam fideliter poscebat ut ad illam
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9. Mich erfasste freilich ein Schauer, als ich erfuhr, dass Bewaffnete losgeschickt worden waren um die Basilika der Kirche zu besetzen, damit nicht, während sie die Basilika beanspruchten, irgendein Gemetzel stattfinde, das die ganze Stadt ins Verderben stürzen könnte. Ich betete darum, dass ich nicht auf der Brandstätte einer so großen Stadt oder ganz Italiens überlebte; ich verfluchte den Vorwurf des Blutvergießens, ich hielt meine Kehle hin. Die gotischen201 Tribune waren anwesend, ich ging auf sie zu, indem ich sagte: „Deshalb haben Euch die Römer in ihren Besitz aufgenommen, damit Ihr Euch als Helfershelfer einer öffentlichen Unruhe erweist? Wohin werdet Ihr gehen, wenn diese (Stadt) zerstört wird?“202 10. Es wurde von mir verlangt, das Volk in Schranken zu halten; ich entgegnete, dass es in meiner Macht liege, nicht aufzuwiegeln, in Gottes Hand liege es zu besänftigen. Wenn er (der Kaiser) mich schließlich für einen Anstifter hielte, müsse ich schon bestraft oder gar abgeführt werden an einen verlassenen Ort der Welt, der ihm gefällt. Nachdem ich das gesagt hatte, gingen sie fort, ich verbrachte den ganzen Tag in der alten Basilika.203 Von da zog ich mich nach Hause zurück, um zu schlafen, damit, wenn jemand (mich) abführen wollte, er mich darauf vorbereitet fand. 11. Sobald ich vor Tagesanbruch den Fuß über die Türschwelle gesetzt hatte, wurde die Basilika204 besetzt durch die sie umgebenden Soldaten. Von den Soldaten soll dem Kaiser übermittelt worden sein, dass, wenn er (zur Basilika) kommen205 wünsche, er die Gelegenheit habe; sie stünden gleichwohl zur Verfügung, wenn sie sähen, dass er mit den Katholiken206 zusammenkäme, andernfalls würden sie zu dieser Zusammenkunft, die Ambrosius einberufen würde, übertreten. 12. Von den Arianern wagte niemand herauszukommen, weil keiner von den Bürgern anwesend war, nur wenige von der kaiserlichen Familie, und auch einige Goten.207 Wie ihnen einst Wagen als Wohnsitze dienten, so diente ihnen jetzt die Kirche als Wagen. Wohin auch immer diese Frau (Justina) ging, führte sie ihren gesamten Anhang mit sich.208 13. Durch das Geschrei des Volkes erkannte ich, dass die Basilika209 umzingelt war, aber, während die Lesungen vorgetragen wurden, wurde mir berichtet, dass auch die neue Basilika voller Menschen sei;210 die Menschenmenge größer zu sein schien, als wenn sie alle nicht unter Druck stünden; nach einem Lektor dringend verlangt würde. Was soll ich noch mehr sagen? Selbst die Soldaten, die die Basilika besetzt zu haben schienen, machten sich auf, zu unserer Versammlung zu kommen,211 nachdem bekannt wurde, dass ich angeordnet hatte, dass sie von der Teilnahme am Abendmahl ferngehalten werden.212 Als sie gesehen wurden, waren die Frauen beunruhigt, lief eine von ihnen eilig fort. Gleichwohl sagten die Soldaten selbst, dass sie zum Gebet und nicht zum Kampf gekommen seien. Das Volk schrie irgendwie auf. Wie besonnen, wie beständig, wie aufrichtig forderte es, dass wir uns zu jener
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pergeremus basilicam! In illa quoque basilica fertur quod populus praesentiam flagitabat meam. 14. Tunc ego hunc adorsus sermonem sum: “Audistis, filii, librum legi Iob, qui sollemni munere est decursus et tempore. Scivit ex usu hunc librum etiam diabolus intimandum, quo virtus omnis suae temptationis aperitur et proditur et ideo se hodie motu maiore concussit. Sed gratias deo nostro, qui vos ita firmavit fide atque patientia. Unum Iob miraturus ascenderam, omnes Iob quos mirarer inveni. In singulis vobis Iob revixit, in singulis sancti illius patientia et virtus refulsit. Quid enim praesentius dici potuit a Christianis viris quam id quod hodie in vobis sanctus spiritus est locutus? Rogamus, Auguste, non pugnamus, non timemus sed rogamus. Hoc Christianos decet, ut et tranquillitas pacis optetur et fidei veritatisque constantia nec mortis revocetur periculo. Est enim praesul dominus, qui salvos faciet sperantes in se.a 15. Sed veniamus ad propositas lectiones. Videtis diabolo temptandi licentiam dari ut boni probentur.b Invidet iniquus bonis profectibus, temptat diversis modis. Temptavit sanctum Iob in patrimonio, temptavit in filiis, temptans vit in dolore corporis.c Fortior in suo corpore temptatur, infirmior in alieno. Et mihi meas divitias, quas in vobis habeo, volebat auferre et hoc tranquillitatis vestrae patrimonium dissipare cupiebat. Vos quoque ipsos mihi bonos filios gestiebat eripere, pro quibus ego cottidie instauro sacrificium; vos ruinis quibusdam publicae perturbationis conabatur involvere. Duo igitur iam genera temptationis excepi. Et fortasse quia infirmiorem me dominus deus novit, adhuc in corpus meum non dedit potestatem. Etsi ipse cupiam, etsi offeram, adhuc me fortasse huic certamini imparem iudicat et diversis exercet laboribus. Nec Iob ab isto coepit certamine, sed in hoc consummavit. 16. Temptatus est autem Iob nuntiis coacervatis malorum, temptatus est etiam per mulierem quae ait: Dic aliquod verbum in deum et morere. Videtis quanta subito moveantur. Gothi arma gentiles multa mercatorum poena sanctorum. Advertitis quid iubeatur cum mandatur: trade basilicam hoc est dic aliquod verbum in deum et
a Vgl. AT Ps 16,7. b Vgl. AT Ijob 1,12. c Vgl. AT Ijob 1,13–19; 2,7–9
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Basilika begeben! Auch in jener Basilika soll das Volk meine Anwesenheit gefordert haben.213 14. Dann fing ich an die folgende Predigt zu halten: „Ihr habt gehört, meine Kinder, dass das Buch Hiob gelesen wird, das in einem feierlichen Gottesdienst214 und zum rechten Zeitpunkt abgehandelt wurde. Auch der Teufel wusste aus Erfahrung, dass dieses Buch bekannt gemacht werden musste, in dem die ganze Kraft seiner Versuchung eröffnet und preisgegeben wird, und daher geriet er heute in eine größere Wut. Aber Dank sei unserem Gott, der Euch so bestärkt in dem Glauben und in der Geduld. Ich war auf (die Kanzel) gestiegen um einen Hiob zu bewundern, und traf (Euch) alle, die ich bewunderte, als Hiob an. In jedem Einzelnen von Euch lebte Hiob wieder auf, in Einzelnen erstrahlt die Geduld und Kraft jenes Heiligen wieder. Was könnte nämlich von Christen wirksamer gesagt werden als das, was heute durch Euch der Heilige Geist sagt? Wir bitten Dich, Augustus, wir kämpfen nicht, wir fürchten uns nicht, aber wir bitten. Das gehört sich für Christen, dass die Ruhe des Friedens erbeten wird und dass die feste Haltung gegenüber Glauben und Wahrheit nicht durch Angst vor dem Tod widerrufen wird. Denn Gott ist unser Schutzherr, der die, die auf ihn hoffen, retten wird. 15. Aber kommen wir zu den angesetzten Lesungen.215 Ihr seht, dass dem Teufel die Erlaubnis (uns) zu versuchen erteilt wird, auf dass die Guten auf die Probe gestellt werden. Gehässig beneidet er die Guten um ihre Fortschritte, auf verschiedene Weise stellt er auf die Probe. Er stellte den Heiligen Hiob bei seinem väterlichen Erbe auf die Probe, er stellte ihn bei seinen Söhnen auf die Probe, er stellte ihn mit dem Leiden seines Körpers auf die Probe. Der Stärkere wird mit seinem eigenen Körper auf die Probe gestellt, der Schwächere mit einem fremden. Und mir wollte er meine Reichtümer, die ich an Euch habe, wegnehmen, wollte das in Eurem Frieden liegende Vermögen verschleudern. Er trachtete danach Euch selbst, die ihr mir gute Kinder seid, zu entreißen, für die ich täglich wiederholt das Opfer darbringe; er versuchte Euch in einige Verwirrungen der öffentlichen Unruhe zu verwickeln. Ich erlitt also schon zwei Arten der Versuchung. Vielleicht weil der Herr, mein Gott, mich als ziemlich schwachen Menschen kennt, hat er bis jetzt (ihm) keine Macht über meinen Körper gegeben. Auch wenn ich selbst es will, auch wenn ich es anbiete, hält er mich bis jetzt vielleicht für diesen Kampf nicht gewachsen und übt mich durch verschiedene Leiden. Und Hiob begann nicht mit diesem Kampf, aber er gelangte in ihm zur Vollendung. 16. Aber Hiob wurde auf die Probe gestellt durch eine Anhäufung schlechter Nachrichten, er wurde sogar von seiner Ehefrau auf die Probe gestellt, die sagte: Sage ein Wort gegen Gott und stirb. Ihr seht, wie viel sich plötzlich bewegte. Goten, Waffen, Barbaren,216 eine Geldbuße für die Händler, eine Strafe für die Heiligen. Ihr merkt, was befohlen wird, wenn der Auftrag erteilt wird: Übergib die Basilika, das heißt: Sage ein Wort gegen Gott und
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morere?a Nec solum dic adversus deum, sed etiam fac adversus deum; mandatur: trade altaria dei. 17. Urguemur igitur praeceptis regalibus, sed confirmamur scripturae sermonibus quae respondit: Tamquam una ex insipientibus locuta.b Non mediocris igitur ista temptatio, namque asperiores temptationes has esse cognovimus quae fiunt per mulieres. Denique per Evam etiam Adam supplantatus est, eoque factum ut a mandatis caelestibus deviaret. Quo errore cognito praevaricatricis conscientiae reus latere cupiebat, sed latere non poterat, et ideo ait ei deus: Adam, ubi es?c Hoc est quid eras ante? Ubi nunc esse coepisti? Ubi te constitueram? Quo ipse transgressus es? Agnoscis esse te nudum, quia bonae indumenta fidei perdidisti. Folia sunt ista quibus nunc velare te quaeris. Repudiasti fructum, sub folia legis latere cupis, sed proderis. Recedere a domino deo tuo propter unam mulierem desiderasti, propterea fugis quem videre quaerebas. Cum una muliere te abscondere maluisti, relinquere speculum mundi, incolatum paradisi, gratiam Christi. 18. Quid dicam quod etiam Heliam Iezabel cruente persecuta est?d Quod Iohannem baptistam Herodias fecit occidi?e Singulae tamen singulos, mihi quo minora longe merita eo temptamenta graviora. Virtus infirmior sed plus periculi. Succedunt sibi mulierum vices, alternantur odia, commenta variantur, seniores conveniuntur, praetexitur regis iniuria. Quae ratio igitur est adversus hunc vermiculum gravioris temptationis nisi quia non me sed ecclesiam persequuntur?” 19. Mandatur denique: “Trade basilicam”. Respondeo: “Nec mihi fas est tradere nec tibi accipere, imperator, expedit. Domum privati nullo potes iure temerare, domum dei existimas auferendam?” Allegatur imperatori licere omnia, ipsius esse universa. Respondeo : “Noli te gravare, imperator, ut putes te in ea quae divina sunt imperiale aliquod ius habere.” “Noli te extollere sed si vis diutius imperare esto deo subditus; scriptum est: Quae dei deo, quae Caesaris Caesari.f Ad imperatorem palatia pertinent, ad sacerdotem ecclesiae. Publicorum tibi moenium ius commissum est,
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AT Ijob 2,9. AT Ijob 2,10. AT Gen 3,9. AT 1. Kön 19,1f. NT Mt 14,3. NT Mt 22,21.
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stirb? Sag an dem Tag nicht nur etwas gegen Gott, sondern unternimm auch etwas gegen Gott. Es wird der Auftrag erteilt: Übergib den Altar Gottes. 17. Wir werden daher von kaiserlichen Vorschriften bedrängt, aber wir werden gestärkt durch die Sprache der Bibel, die (uns) erwiderte: (Du) sprichst wie eine von den törichten Frauen. Diese Versuchung ist daher nicht unerheblich, denn wir wissen, dass die Versuchungen, die von Frauen durchgeführt werden, recht unangenehm sind.217 Schließlich wurde sogar Adam durch Eva zu Fall gebracht und dadurch geschah es, dass er von den himmlischen Geboten abwich. Nachdem er diesen Fehler erkannt hatte, wollte er, der sich wegen seines sündhaften Bewusstseins anklagte, sich verstecken, aber er konnte sich nicht verstecken und deshalb sprach Gott zu ihm: Adam, wo bist Du? Das heißt, was warst Du vorher? Wo möchtest Du jetzt sein? Wo hatte ich Dich hingestellt? Wohin bist Du selbst gegangen? Du erkennst, dass Du nackt bist, weil Du das Gewand Deines guten Glaubens verloren hast. Es sind Blätter, mit denen Du Dich jetzt zu verhüllen suchst. Du hast die Frucht verschmäht, Du willst Dich unter den Blättern des Gesetzes verstecken,218 aber Du wirst entdeckt. Wegen einer einzigen Frau begehrtest Du Dich von dem Herrn, Deinem Gott, loszusagen, deshalb fliehst Du vor ihm, den Du zu sehen suchtest. Mit einer einzigen Frau wolltest Du Dich lieber verstecken, den Spiegel der Welt, das Wohnen im Paradies, die Gnade Christi aufgeben. 18. Was soll ich erwähnen, dass Jezabel Elia grausam verfolgte?219 Dass Herodes Johannes den Täufer töten ließ! Gleichwohl (verfolgten) einzelne (Frauen) einzelne (Männer), für mich sind die Versuchungen um so schwerwiegender, desto geringer bei weitem die Verdienste sind. Die Kraft ist ziemlich schwach, aber die Gefahr größer. Gehässigkeiten von Frauen lösen sich ab, Hass wechselt sich ab, Intrigen verändern sich, hochrangige Personen220 werden belangt, eine Beleidigung des Kaisers dient als Vorwand. Welchen Grund gibt es daher für eine ziemlich schwere Versuchung gegen ein Würmchen (wie mich), wenn nicht der, dass sie nicht mich, sondern die Kirche verfolgen.“ 19. Endlich wird die Weisung erteilt:221 „Übergib die Kirche!“ Ich antworte, „Weder habe ich das Recht sie zu übergeben, noch steht es Dir, Kaiser, zu sie zu erhalten. Mit keinem Recht kannst Du das Haus eines Privatmannes entweihen, (wie) kannst Du (dann) meinen, das Haus Gottes zu beschlagnahmen?“ Man beruft sich darauf, dass dem Kaiser alles erlaubt sei, die ganze Welt ihm gehöre. Ich erwidere: „Belaste Dich nicht, Kaiser, auf dass Du glaubst, auf das, was göttlich ist, irgendein kaiserliches Anrecht zu haben.“ „Erhebe Dich nicht, aber wenn Du länger herrschen willst, sollst Du Gott unterworfen sein; es steht geschrieben: Das, was Gottes ist, gehört Gott, was des Kaisers ist, dem Kaiser. Dem Kaiser gehören die Paläste, dem Bischof die Kirchen. Dir ist das Recht über die öffentlichen Gebäude anvertraut worden,
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non sacrorum.” Iterum dicitur mandasse imperatorem: “Debeo et ego unam basilicam habere.” Respondeo: “Non tibi licet illam habere, quid tibi cum adultera? Adultera est enim quae non est legitimo Christi coniugio copulata.” 20. Dum haec tracto, suggestum est mihi cortinas regias esse collectas, refertam autem populo basilicam, praesentiam mei poscere; statimque eo converti sermonem meum dicens: “Quam alta et profunda oracula sunt spiritus sancti! Matutinis horis lectum est, ut meministis fratres, quod summo animi dolore respondimus:a Deus, venerunt gentes in hereditatem tuam.b Et re vera venerunt gentes et plus etiam quam gentes venerunt, venerunt enim Gothi et diversarum nationum viri, venerunt cum armis et circumfusi occupaverunt basilicam. Hoc nos ignari tuae altitudinis dolebamus, sed nostra imprudentia aliud opinabatur, tua gratia aliud operabatur. 21. Venerunt gentes, sed vere in hereditatem venerunt tuam, qui enim gentes venerunt facti sunt Christiani, qui ad invadendam hereditatem venerunt facti sunt coheredes dei. Defensores habeo quos hostes putabam, socios teneo quos adversarios aestimabam. Completum est illud quod de domino lesu David propheta cecinit quia factus est in pace locus eius, et: Confregit cornua arcuum scutum et gladium et bellum.c Cuius enim hoc munus, cuius opus tuum, domine lesu? Videbas ad templum tuum armatos venire, hinc gemere populum et frequentem adesse, ne basilicam dei tradere videretur, inde vim militibus imperari. Mors ante oculos mihi, ne quid inter haec furori liceret, inseruisti te medium, domine, et fecisti utraque unum.d Compescuisti armatos dicens profecto: “Si ad arma concurritur, si in templo meo classicum movetur, quae utilitas in sanguine meo?e Gratias itaque tibi, Christe. Non legatus neque nuntius, sed tu, domine, salvum fecisti populum tuum; conscidisti saccum meum et praecinxisti me laetitia.”f 22. Haec ego dicebam miratus imperatoris animum studio militum, obsecratione comitum, precatu populi posse mitescere. Interea nuntiatur mihi missum notarium qui mandata deferret. Concessi paululum, mandatum intimat.“Quid tibi visum est”, inquit, “ut contra placitum faceres?” Respondi: “Quod placitum sit ignoro, quidve temere factum dicatur incertum habeo”. Ait: “Cur presbyteros ad basilicam
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respondemus Zelzer; vgl. Liebeschuetz 169 Anm. 4. AT Ps 78,1. AT Ps 76,3. Vgl. NT Eph 2,14. AT Ps 30,10 AT Ps 30,11.
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nicht über die heiligen.“ Wiederum sagt man, dass der Kaiser die Weisung erteilt habe: „Ich muss eine Basilika haben.“ Ich erwidere: „Dir ist es nicht erlaubt sie zu haben; was hast Du mit einer Ehebrecherin gemein?222 Denn sie ist eine Ehebrecherin, die nicht in einer rechtmäßigen Ehe mit Christus verbunden ist.“ 20. Während ich das erörterte, wurde mir zugetragen, dass die kaiserlichen Vorhänge eingesammelt worden seien, die Basilika aber voll des Volkes sei, man meine Anwesenheit fordere; sofort lenkte ich meine Rede darauf und sagte: „Wie erhaben und tiefgründig sind die Weissagungen des Heiligen Geistes! In den Morgenstunden wurde gelesen, wie Ihr Euch, Brüder, erinnert, was wir mit größtem Seelenschmerz wiederholten: Gott, die Heiden223 fielen in Dein Erbe ein. Und in der Tat fielen Heiden ein und es fielen sogar mehr als Heiden ein, denn es fielen Goten und Männer verschiedener Stämme ein, sie fielen mit Waffen ein und ringsum verteilt besetzten sie die Basilika. Wir, die wir Deine Erhabenheit nicht kannten, bedauerten das, aber unsere Unklugheit vermutete anderes, Deine Gnade bewirkte anderes. 21. Es fielen Heiden ein, aber in der Tat fielen sie in Dein Erbe ein, denn die Heiden, die einfielen, wurden Christen und die, die kamen um in Dein Erbe einzufallen, wurden Miterben Gottes. Ich habe als Verteidiger, die ich für Feinde hielt, ich besitze Verbündete, die ich für Gegner hielt. Es erfüllte sich, was David als Prophet über unseren Herrn Jesus sang: dass sein Platz im Frieden entstand, und: Er zerbrach der Bogen Hörner, den Schild und das Schwert und den Krieg. Wem gebührt dieses Geschenk, wem Dein Werk, Herr Jesus? Du sahest, dass in Deinen Tempel Bewaffnete einfielen, dass von nun an das Volk klagt und zahlreich anwesend ist, damit es nicht allem Anschein nach die Basilika Gottes übergibt, dass von da an den Soldaten befohlen wurde Gewalt anzuwenden. Den Tod hatte ich vor Augen; damit nicht zwischen diesen (Parteien) etwas der Wut überlassen war, mischtest Du Dich, Herr, mittendrin ein und machtest aus beiden (Parteien) eine. Du hieltest die Bewaffneten zurück, indem Du in der Tat sagtest: Wenn zu den Waffen geeilt wird, wenn in meinem Tempel ein Signalzeichen gegeben wird, welcher Nutzen liegt (dann) in meinem Blut? Daher danke ich Dir, Christus. Kein Gesandter, kein Bote, sondern Du, Herr, hast Dein Volk gerettet; Du hast mein Gewand zerrissen und mich mit Freude umgeben.“ 22. Ich sagte dies und fragte mich, ob sich der Kaiser durch den Eifer der Soldaten, durch das Zureden der Comites,224 durch das Flehen des Volkes erweichen ließe. Inzwischen wurde mir gemeldet, dass ein Notar geschickt worden sei, der die Anweisungen (des Kaisers) eröffnen sollte. Ich zog mich für ein Weilchen zurück, er eröffnete die Anweisung: „Was beabsichtigst Du“, sagte er, „dass Du gegen einen Beschluss verstößt.“ Ich erwiderte: „Ich weiß nicht, welcher Beschluss gemeint ist, ich bin im Ungewissen darüber, was unüberlegt gemacht worden sein soll.“ Er sagte: „Warum hast Du Priester
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destinasti? Si tyrannus es scire volo, ut sciam quemadmodum me adversus te praeparem”. Retuli dicens me nihil in praeiudicium fecisse ecclesiae: eo tempore quo audieram occupatam esse a militibus basilicam gemitum tantummodo liberiorem habuisse multisque adhortantibus ut eo pergerem dixisse: “Tradere basilicam non possum, sed pugnare non debeo”. Postea vero quam cognoverim cortinas regias inde esse sublatas, cum me populus eo ire deposceret, direxisse presbyteros, me tamen noluisse ire sed dixisse: “Credo in Christo quod ipse nobiscum faciet imperator”. 23. Si haec tyrannis videtur, habeo arma sed in Christi nomine, habeo offerendi mei corporis potestatem. Quid moraretur ferire si tyrannum putaret? Veteri iure a sacerdotibus donata imperia, non usurpata, et vulgo dici quod imperatores sacerdotium magis optaverint quam imperium sacerdotes, Christus fugit, ne rex fieret.a Habemus tyrannidem nostram. Tyrannis sacerdotis infirmitas est. Cum infirmor, inquit, tunc potens sum.b Cavere tamen ne ipse sibi tyrannum faceret cui deus adversarium non excitavit. Non hoc Maximumc dicere quod tyrannus ego sim Valentiniani qui se meae legationis obiectu queritur ad Italiam non potuisse transire. Addidi quia numquam sacerdotes tyranni fuerunt sed tyrannos saepe sunt passi. 24. Exactus est totus ille dies in maerore nostro; scissae tamen ab illudentibus pueris cortinae regiae. Ego domum redire non potui, quia circumfusi erant milites qui basilicam custodiebant. Cum fratribus psalmos in ecclesiae basilica minore diximus. 25. Sequenti die lectus est de more liber Ionae. Quo completo hunc sermonem adorsus sum: “Liber lectus est, fratres, quo prophetatur quod peccatores in poenitentiam revertantur.” Acceptum est ita ut speraretur in praesenti futurum. Addidi quod vir iustus etiam offensam contrahere voluisset, ne vel spectaret vel denuntiaret excidium civitati. Et quod lugubre illud esset dictum, contristatus quoque sit quod aruisset cucurbita. Deum quoque dixisse ad prophetam: Si tristis es pro cucurbita?d respondisse Ionam:Tristis. Dixisse dominum nostrum si illud doleret quod exusta esset cucurbita, quanto magis sibi curae esse oportere
a b c d
Vgl. NT Joh 6,15. NT 2. Kor 12,10. maximum Zelzer. AT Jona 4,9.
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für die Basilika bestimmt? Wenn Du ein Usurpator225 bist, will ich es wissen, damit ich weiß, wie ich mich auf Dich einstellen soll.“ Ich erwiderte, indem ich sagte, dass ich nichts zum Nachteil der Kirche getan habe; in der Zeit, in der ich hörte, dass die Basilika von Soldaten besetzt worden sei, habe ich nur ziemlich ausgelassen geklagt, und, als (mich) viele mahnten, dass ich dorthin gehen sollte, gesagt: „Ich kann die Basilika nicht übergeben, aber ich darf nicht darum kämpfen.“ Später aber, als ich erfuhr, dass die kaiserlichen Vorhänge von da beseitigt worden seien, und als das Volk mich aufforderte, dorthin zu gehen, habe ich Priester geschickt, dennoch wollte ich nicht gehen, sondern habe gesagt: „Ich glaube an Christus, dass der Kaiser selbst gemeinsam mit uns verhandeln wird.226 23. Wenn das nach einem Usurpator aussieht, habe ich Waffen, aber im Namen Christi, (und) ich habe die Macht meinen Körper anzubieten. Warum sollte er zögern zuzuschlagen, wenn er (mich) für einen Usurpator hält? Nach altem Recht wurde von den Priestern Herrschaft verliehen, nicht beansprucht, und gemeinhin wurde gesagt, dass die Herrscher ein Priesteramt mehr wünschten als die Priester eine Herrschaft; Christus floh, damit er nicht König wurde. Wir haben unsere Gewaltherrschaft. Schwäche ist die Gewaltherrschaft des Priesters. Wenn ich geschwächt werde, sagte er (Paulus), dann bin ich stark. Dennoch (muss er sich davor) hüten, dass er sich selbst nicht zum Usurpator macht, den Gott nicht aufforderte sich als sein Gegner zu erheben. Maximus, der beklagte, dass ich durch meine Gesandtschaft verhinderte, dass er nach Italien ziehen konnte, sagt nicht, dass ich ein Usurpator gegenüber Valentinian sei.227 Ich ergänzte, dass Priester niemals Usurpatoren waren, sondern oft Usurpatoren ertrugen.“ 24. Den ganzen Tag verbrachten wir in Trauer; jedoch wurden die kaiserlichen Vorhänge von spielenden Knaben zerrissen. Ich konnte nicht nach Hause zurückkehren, weil die Soldaten, die die Basilika bewachten, ringsum verteilt waren. Mit den Brüdern zitierten wir Psalmen in der kleineren Basilika der Kirche.228 25. Am folgenden Tag229 wurde für gewöhnlich das Buch Jona gelesen. Nachdem es beendet worden war, fing ich mit der folgenden Predigt an: „Ein Buch wurde gelesen, Brüder, in dem prophezeit wird, dass die Sünder zur Reue zurückkehren.“ Das wurde so verstanden, dass in der Gegenwart Hoffnung für die Zukunft besteht. Ich ergänzte, dass der gerechte Mann sich auch die Ungnade zuziehen wollte, um nicht entweder den Untergang seiner Stadt zu sehen oder anzukündigen. Auch weil der bekannte Ausspruch unheilvoll war, soll er auch betrübt gewesen sein, wenn ein Kürbis vertrocknete. Gott soll auch zum Propheten gesagt haben: Bist Du auch traurig wegen eines Kürbisses?“ Jona habe darauf erwidert: „Ich bin traurig.“ Unser Herr soll gesagt haben, wenn er bedaure, dass der Kürbis vertrocknet sei, um wie viel mehr müsse er sich Sorgen machen um das Wohlergehen eines so
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tantae plebis salutem. Et ideo excidium quod paratum toti urbi fuerat removisse. 26. Nec mora, nuntiatur imperatorem iussisse, ut recederent milites de basilica, negotiatoribus quoque quod exacti de condemnatione fuerant redderetur. Quae tunc plebis totius laetitia fuit, qui totius populi plausus, quae gratia! Erat autem dies quo sese dominus pro nobis tradidit, quo in ecclesia poenitentia relaxatur. Certatim hoc nuntiare milites irruentes in altaria osculis significare pacis insigne. Tunc agnovi quod deus vermem antelucanum percusserat ut tota civitas servaretur.a 27. Haec gesta sunt atque utinam iam finita, sed graviores motus futuros plena commotionis imperialia verba indicant. Ego tyrannus appellor et plus etiam quam tyrannus. Nam cum imperatorem comites obsecrarent ut prodiret ad ecclesiam idque petitu militum facere se dicerent respondit: “Si vobis iusserit Ambrosius vinctum me tradetis”. Quid post hanc vocem supersit considera. Quam vocem omnes cohorruerunt, sed habet a quibus exasperetur. 28. Denique etiam speciali expressione Calligonus praepositus cubiculi mandare mihi ausus est: “Me vivo tu contemnis Valentinianum? Caput tibi tollo”. Respondi: “Deus permittat tibi ut impleas quod minaris, ego enim patiar quod episcopi, tu facies quod spadonis”. Atque utinam dominus avertat eos ab ecclesia, in me omnia sua tela convertant, meo sanguine sitim suam expleant.
epistula LXXVII (Maur. 22) Dominae sorori vitae atque oculis praeferendae frater 1. Quia nihil sanctitatem tuam soleo eorum praeterire quae hic te gerantur absente, scias etiam sanctos martyres nobis repertos. Nam cum basilicam dedicassem, multi tamquam uno ore interpellare coeperunt dicentes: “Sicut in Romana basilicam dedices”. Respondi: “Faciam si
a Vgl. AT Jona 4,7.
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großen Volkes. Und (er) habe daher den Untergang aufgehoben, der für die gesamte Stadt geplant worden war. 26. Und ohne Verzögerung wird gemeldet, der Kaiser habe befohlen, dass die Soldaten sich von der Basilika zurückzögen, den Kaufleuten erstattet würde, was bei ihrer Verurteilung eingefordert worden war. Was für eine Freude herrschte dann in der ganzen Menge, was für ein Beifall des gesamten Volkes, was für eine Danksagung! Es war aber der Tag, an dem der Herr sich für uns hingab, an dem in der Kirche die Buße erlassen wurde.230 Die Soldaten wetteiferten dieses zu melden und stürzten zu dem Altar und gaben mit Küssen ein Zeichen des Friedens. Dann erkannte ich, dass Gott den Wurm, der vor Tagesanbruch kommt, vernichtet hatte, sodass die ganze Stadt gerettet wurde. 27. Das geschah und wenn es doch schon beendet wäre, aber Worte des Kaisers, voller Erregung gesprochen, künden ziemlich schwere Erschütterungen für die Zukunft an. Ich werde ein Usurpator und sogar mehrmals als ein Usurpator bezeichnet. Denn weil die Comites den Kaiser beschworen, dass er zur Kirche gehe, und sagten, dass sie das auf Bitten der Soldaten täten, antwortete er: „Wenn Ambrosius (es) Euch befehlen sollte, würdet ihr mich (ihm) gefesselt übergeben.“ Stell Dir vor, was nach dieser Äußerung (uns noch) bevorsteht. Alle fuhren bei dieser Äußerung vor Schrecken zusammen, aber er hatte (Leute), die ihn aufhetzten. 28. Schließlich wagte sogar mit einer speziellen Bemerkung Calligonus, der praepositus (sacri) cubiculi,231 mir aufzutragen: „Zu meinen Lebzeiten verachtest Du Valentinian? Ich schlage Dir den Kopf ab.“ Ich erwiderte: „Gott möge Dir erlauben, dass Du das ausführst, was Du androhst, ich werde (es) nämlich ertragen, wie es einem Bischof zusteht, Du wirst handeln, wie es einem Eunuchen zusteht.“ Möge doch der Herr solche (Leute) von der Kirche fernhalten, mögen sie alle ihre Geschosse auf mich richten (und) mit meinem Blut ihren Durst stillen.
epistula 77 (Maur. 22) Der Bruder an die Herrin seine Schwester, die (ihm) teurer ist als das Leben und die Augen.232 1. Da ich gewöhnlich nichts von den Dingen, die hier in Deiner Abwesenheit geschehen, Deiner Heiligkeit verheimliche, sollst Du auch wissen, dass heilige Märtyrer von mir gefunden worden sind. Denn nachdem ich die Basilika geweiht hatte,233 fingen viele wie aus einem Munde an (die Zeremonie) zu unterbrechen und sagten: „Du mögest wie in der (Basilika) Romana eine Basilika weihen.“234 Ich antwortete: „Ich mache es, wenn
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martyrum reliquias invenero”. Statimque subiit veluti cuiusdam ardor praesagii. 2. Quid multa? Dominus gratiam dedit; formidantibus etiam clericis iussi eruderari terram eo loci qui est ante cancellos sanctorum Felicis atque Naboris. Inveni signa convenientia; adhibitis etiam quibus per nos manus imponenda foret sic sancti martyres imminere coeperunt ut adhuc nobis silentibus arriperetur una et sterneretur prona ad locum sancti sepulchri. Invenimus mirae magnitudinis viros duos ut prisca aetas ferebat. Ossa omnia integra, sanguinis plurimum. Ingens concursus populi per totum illud biduum. Quid multa? Condivimus integra ad ordinem, transtulimus vespere iam incumbente ad basilicam Faustae; ibi vigiliae tota nocte, manus impositio. Sequenti die transtulimus ea in basilicam quam appellant Ambrosianam. Dum transferimus caecus sanatus est. 3. Talis mihi ad populum fuit sermo: “Cum tam effusam tamque inauditam considerarem conventus vestri celebritatem et divinae gratiae munera, quae in sanctis martyribus refulserunt, imparem me, fateor, huic muneri iudicabam nec fieri posse ut sermone absolverem quod vix possumus animo intendere, oculis comprehendere. Sed ubi sanctarum legi coepit series scripturarum, largitus est spiritus sanctus qui locutus est in prophetis, quod dignum aliquid tanto coetu et expectatione vestra martyrumque sanctorum meritis proferamus. 4. Caeli, inquit, enarrant gloriam dei.a Cum legitur hic psalmus occurrit quod non tam elementa materialia quam caelestia merita dignum deo praeconium deferre videantur. Hodierno tamen fortuita lectione patuit qui caeli enarrant gloriam dei. Aspicite ad dexteram meam, aspicite ad sinistram reliquias sacrosanctas: videtis caelestis conversationis viros; spectate animi sublimis tropaea: isti sunt caeli qui enarrant gloriam dei, haec opera manuum eius quae annuntiant firmamentum. Non enim eos saecularis illecebra sed divini operis gratia ad firmamentum sacratissimae passionis evexit multoque ante morum virtutumque documentis annuntiavit in his martyrium quod adversus lubricum saeculi huius stabiles permanserunt.
a AT Ps 19,2.
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ich die Reliquien der Märtyrer finden werde.“ Und sofort kam (bei mir) Begeisterung auf wie bei einer Prophezeiung. 2. Um es kurz zu machen: Der Herr erwies (mir) seine Gnade.235 Ich befahl auch den Klerikern, die sich fürchteten, den Boden an der Stelle freizulegen, die vor den Schranken für die Heiligen Felix und Nabor ist.236 Ich fand entsprechende Hinweise; nachdem auch die herangezogen wurden, bei denen ich meine Hand auflegen musste, fingen die heiligen Märtyrer an sich so bemerkbar zu machen,237 dass, obwohl ich bis jetzt schwieg, eine (Frau)238 ergriffen wurde und sich problemlos an der Stelle des heiligen Grabes niederwarf. Wir fanden zwei Männer von erstaunlicher Größe, wie es vor vielen Jahren das Alter mit sich brachte.239 Alle Knochen waren unversehrt, (es gab) sehr viel Blut. Zwei ganze Tage lang lief eine riesige Menschenmenge zusammen. Um es kurz zu machen: Wir balsamierten sie unversehrt der Reihe nach ein und überbrachten sie, als sich der Abend schon neigte, zur Basilika der Fausta;240 dort fanden die ganze Nacht Wachen statt, ein Auflegen der Hand. Am folgenden Tag brachten wir sie (die Gebeine) in die Basilika, die Ambrosiana heißt.241 Während wir sie dorthin trugen, wurde ein Blinder geheilt.242 3. Eine solche Predigt hielt ich an das Volk: „Als ich über den so ungeheuren und so ungewöhnlichen Zulauf für Eure Versammlung und die Geschenke der Gnade Gottes nachdachte, die in den heiligen Märtyrern erstrahlen, hielt ich mich – ich gebe es zu – nicht für ebenbürtig für dieses Geschenk und (meinte), dass es nicht geschehen kann, dass ich in einer Predigt ausspreche, was ich kaum mit meinem Geist erfassen, mit meinen Augen erkennen kann. Aber sobald man anfing, den Text der Heiligen Schriften zu lesen, ließ mir der Heilige Geist, der durch die Propheten spricht, zuteilwerden, dass ich etwas vortrage, was würdig ist einer so großen Zusammenkunft, Eurer Erwartung und den Verdiensten der heiligen Märtyrer. 4. Die Himmel, sagt sie (die Heilige Schrift), erzählen den Ruhm Gottes. Wenn dieser Psalm gelesen wird, stelle ich (mir) vor, dass nicht so sehr materielle Elemente wie himmlische Taten eine Gott würdige Verherrlichung zu überbringen scheinen. Doch wird heute durch die Lesung zufällig eröffnet, wie die Himmel den Ruhm Gottes erzählen. Schaut zu meiner Rechten, schaut zu meiner Linken auf die hochheiligen Reliquien. Ihr seht Männer, die sich im Himmel aufhalten; Ihr seht die Trophäen eines erhabenen Geistes: Diese sind die Himmel, die den Ruhm Gottes erzählen, diese die Werke aus seinen Händen, die das Firmament ankündigen. Denn nicht die weltliche Verlockung, sondern die Gnade des göttlichen Wirkens führte sie zum Firmament des allerheiligsten Leidens und kündigte viel früher durch Beweise ihrer Sitten und Tugenden bei ihnen das Martyrium an, weil sie standfest blieben angesichts dieser unsicheren Welt.
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5. Caelum erat Paulus qui ait: Nostra autem conversatio in caelis est.a Caeli erant Iacobus et Iohannes, denique filii tonitrui nuncupabantur;b et ideo quasi caelum Iohannes verbum apud deum vidit. Ipse dominus Iesus perpetui luminis erat caelum cum enarraret dei gloriam, sed eam quam nemo ante conspexerat, et ideo dixit: Deum nemo vidit umquam nisi unigenitus filius qui est in sinu patris ipse enarravit.c Opera quoque manuum dei si quaeris audi Iob dicentem: Spiritus divinus qui fecit me. Et ideo adversus diaboli temptamenta firmatus inoffensae vestigium constantiae reservavit. Sed veniamus ad reliqua. 6. Dies, inquit, diei eructat verbum.d Ecce veri dies quos nulla caligo noctis interpolat; ecce veri dies pleni luminis et fulgoris aeterni, qui non perfunctorio sermone verbum dei sed intimo corde eructarunt in confessione constantes, in martyrio perseverantes. 7. Alius psalmus lectus est dicens: Quis sicut dominus deus noster qui in altis habitat et humilia respicit in caelo et in terra?e Respexit sane humilia deus qui latentes sub ignobili caespite reliquias sanctorum martyrum suae ecclesiae revelavit, quorum anima in caelo, corpus in terra, suscitans a terra inopem et de stercore erigens pauperem,f quos videtis, ut eos cum principibus populi sui collocaret. Principes populi quos alios nisi sanctos martyres aestimare debemus, quorum iam in numerum diu ante ignorati Protasius Gervasiusque praeferuntur, qui sterilem martyribus ecclesiam Mediolanensem iam plurimorum matrem filiorum laetari passionis propriae fecerunt et titulis et exemplis? 8. Nec hoc abhorreat a vera fide: Dies diei eructat verbum,g anima animae, vita vitae, resurrectio resurrectioni; et nox nocti indicat scientiam, hoc est caro carni, quorum passio veram fidei scientiam omnibus indicavit. Bonae noctes, noctes lucidae quae habent stellas. Sicut enim stella a stella differt in claritate ita et resurrectio mortuorum.h 9. Non immerito autem plerique hanc martyrum resurrectionem appellant, videro tamen utrum ibi nobis certi martyres resurrexerint. Cognovistis immo vidistis ipsi multos a daemoniis purgatos, plurimos etiam ubi vestem
a b c d e f g h
NT Phil 3,20. Vgl. NT Mk 3,17. NT Joh 1,18. AT Ps 19,3. AT Ps 113,5f. AT Ps 113,7. AT Ps 19,3. NT 1. Kor 15,41–42.
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5. Der Himmel war Paulus, der sagte: Aber unser Aufenthalt ist in den Himmeln. Die Himmel waren Jakobus und Johannes, schließlich wurden sie die Söhne des Donners genannt; und daher war Johannes gleichwohl ein Himmel, der das Wort bei Gott sah. Selbst Jesus, der Herr, war ein Himmel des ewigen Lichtes, weil er den Ruhm Gottes erzählte; ihn (den Ruhm), den vorher niemand erblickt hatte, erklärte er daher: Niemand sieht Gott jemals, wenn nicht sein eingeborener Sohn, der im Schoße des Vaters sitzt und ihn selbst verkündete. Wenn du auch die Werke aus den Händen Gottes suchst, höre Hiob, der sagt: Der Geist Gottes hat mich geschaffen. Und daher, gestärkt gegen die Versuchungen des Teufels, blieb er beständig auf dem Pfad der Standhaftigkeit. Aber kommen wir zu den übrigen Versen (des Psalms) zurück. 6. Ein Tag, sagt er, gibt dem anderen Tag sein Wort.243 Seht, die Tage sind wahre Tage, die keine Dunkelheit der Nacht unterbricht; siehe, die wahren Tage sind voller Licht und ewigen Glanzes, die nicht in einer oberflächlichen Rede das Wort Gottes weitergeben, sondern aus innerstem Herzen, standhaft in dem Bekenntnis, ausdauernd im Martyrium. 7. Ein anderer Psalm wurde gelesen, der sagt: Wer ist wie der Herr, unser Gott, der in der Höhe wohnt und das Niedrige erblickt im Himmel und auf der Erde. In der Tat erblickt Gott das Niedrige, der die unter einem unansehnlichen Rasen verborgenen Reliquien der heiligen Märtyrer seiner Kirche entdeckte, deren Seele im Himmel, deren Körper auf der Erde ist; er richtet den Bedürftigen von der Erde auf und erhöht den Armen aus dem Dreck, die ihr seht, damit er ihnen neben den Fürsten seines Volkes einen Platz zuweist. Die Fürsten des Volkes (sind die), für die wir keine anderen wenn nicht die heiligen Märtyrer halten dürfen, in deren Zahl schon die lange vorher unbekannten Protasius und Gervasius aufgenommen werden,244 die die Kirche von Mailand, die ohne Märtyrer dasteht, bereits zur Mutter sehr vieler Söhne machte um sich an dem Ansehen und den Beispielen des eigenen Leidens zu erfreuen. 8. Und dieses (Wort) möge nicht vom wahren Glauben abschrecken: Ein Tag gibt dem (anderen) Tag sein Wort, eine Seele der (anderen) Seele, ein Leben dem (anderen) Leben, eine Wiederauferstehung der (anderen) Wiederauferstehung; auch eine Nacht teilt der (anderen) Nacht ihr Wissen mit, das heißt, ein Fleisch dem (anderen) Fleisch, deren Leiden das wahre Wissen um den Glauben allen mitteilt. Sie sind gute Nächte, helle Nächte, die Sterne haben. Denn wie sich ein Stern von dem (anderen) Stern durch seinen Glanz unterscheidet so auch die Auferstehung der Toten. 9. Mit Recht sprechen aber sehr viele von dieser Auferstehung der Märtyrer, dennoch werde ich schauen, ob dort für uns ganz sicher Märtyrer auferstanden sind. Ihr wisst, ja Ihr habt selbst sogar gesehen, dass viele von Dämonen gereinigt worden sind, sehr viele sogar, sobald sie das Gewand der Heiligen
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sanctorum manibus contigerunt his quibus laborabant debilitatibus absolutos, reparata vetusti temporis miracula, quo se per adventum domini lesu gratia terris maior infuderat, umbra quadam sanctorum corporum plerosque sanatos cernitis. Quanta oraria iactitantur, quanta indumenta super reliquias sacratissimas et tactu ipso medicabilia reposcuntur! Gaudent omnes extrema linea contingere et qui contigerit salvus erit. 10. Gratias tibi, domine lesu, quod hoc tempore tales nobis sanctorum martyrum spiritus excitasti, quo ecclesia tua praesidia maiora desiderat. Cognoscant omnes quales ego propugnatores requiram qui propugnare possint, impugnare non soleant. Hos ego acquisivi tibi, plebs sancta, qui prosint omnibus, noceant nemini. Tales ego ambio defensores, tales milites habeo hoc est non saeculi milites sed milites Christi. Nullam de talibus invidiam timeo quorum quo maiora eo tutiora patrocinia sunt. Horum etiam illis ipsis qui mihi eos invident opto praesidia. Veniant ergo et videant stipatores meos, talibus me armis ambiri non nego. Hi in curribus et hi in equis, nos autem in nomine domini dei nostri magnificabimur.a 11. Helisaeum scripturae divinae series refert cum ab exercitu Syrorum esset obsessus dixisse timenti servulo ne timeret, quia plures, inquit, pro nobis sunt quam contra nos,b et ut hoc probaret petisse ut oculi Giezi aperirentur; quibus ille innumeros adesse vidit prophetae exercitus angelorum. Nos etsi eos videre non possumus sentimus tamen. Erant clusi isti oculi quamdiu obruta sanctorum corpora delitescebant; aperuit oculos nostros dominus, videmus auxilia quibus sumus saepe defensi; non videbamus haec sed habebamus tamen. Itaque trepidantibus nobis quasi dixerit dominus: “Aspicite quantos vobis martyres dederim”, ita reseratis oculis gloriam domini speculamur, quae est in martyrum passione praeterita et operatione praesenti. Evasimus, fratres, non mediocrem pudoris sarcinam, patronos habebamus et nesciebamus. Invenimus unum hoc quo videamur praestare maioribus; sanctorum martyrum cognitionem quam illi amiserunt nos adepti sumus. 12. Eruuntur nobiles reliquiae e sepulchro ignobili, ostenduntur caelo tropaea. Sanguine tumulus madet, apparent cruoris triumphalis notae, inviolatae reliquiae loco suo et ordine repertae, avulsum
a AT Ps 20,7. b AT 2 Kön 6,16.
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mit den Händen berührten, von den Gebrechen, an denen sie litten, erlöst worden sind; Wunder der alten Zeit sich wiederholten, als sich durch die Ankunft unseres Herrn Jesus eine größere Gnade über die Erde verbreitete; Ihr seht, dass gewissermaßen durch ein Abbild der heiligen Körper sehr viele geheilt worden sind. Wie viele Taschentücher werden ausgebreitet, wie viele Kleidungsstücke werden verlangt, die über den allerheiligsten Reliquien (lagen) und allein durch die Berührung heilsam wurden! Alle freuten sich, die äußerste Umrandung zu berühren, und er, der (sie) berührt, wird geheilt sein. 10. Dank sei Dir, Herr Jesus, weil Du in dieser Zeit für uns solche Seelen der heiligen Märtyrer erweckt hast, in der Deine Kirche sich nach größerem Schutz sehnt. Alle mögen erkennen, was für Verteidiger (der Kirche) ich suche, die beschützen können und nicht gewohnt sind anzugreifen. Diese, die allen nützen, niemandem schaden, habe ich für Dich gewonnen, heiliges Volk.245 Solche Beschützer will ich haben, solche Soldaten habe ich, das heißt keine weltlichen Soldaten, sondern Soldaten Christi: Ich fürchte keinen Hass von solchen (Menschen), deren Schutz desto sicherer ist, je größer er ist. Ich wünsche (mir) den Schutz durch diese (Menschen) auch selbst für jene, die mich um sie beneiden. Mögen sie also kommen und meine Leibwächter sehen, ich leugne keineswegs, dass ich von solchen Waffen umgeben werde. Diese rühmen sich ihrer Wagen und diese sich ihrer Pferde, wir aber werden uns des Namens des Herrn, unseres Gottes, rühmen. 11. Ein Text der Heiligen Schrift berichtet, dass Elischa, als er von dem Heer der Syrer eingeschlossen wurde, zu einem ängstlichen Diener sagte, dass er sich nicht ängstigen solle, weil, wie er sagte, mehr für uns sind als gegen uns, und dass er, um dieses zu bestätigen, bat, dass Gehazis Augen geöffnet werden; mit ihnen sah er, dass unzählige Heerscharen von Engeln dem Propheten halfen.246 Auch wenn wir sie nicht sehen können, spüren wir sie dennoch. Eure Augen waren geschlossen, solange sich die Körper der Heiligen verborgen hielten; der Herr öffnete unsere Augen, wir sehen die Hilfstruppen, durch die wir oft verteidigt wurden; wir sahen sie nicht, aber dennoch hatten wir sie. Daher sagte uns, die wir uns fürchteten, gleichwohl der Herr: „Schaut, was für bedeutende Märtyrer ich Euch gegeben habe“, und so erblicken wir mit geöffneten Augen den Ruhm des Herrn, der sich in dem vergangenen Leiden der Märtyrer und in dem gegenwärtigen Wirken offenbart. Wir, Brüder, legten eine nicht geringe Last an Scham ab, wir hatten Schutzherren und wussten es nicht. Wir fanden allein das, durch das wir die Vorfahren zu übertreffen scheinen; wir erlangten das Wissen über die heiligen Märtyrer, das jene verloren haben. 12. Ansehnliche Reliquien wurden aus einem unansehnlichen Grab ausgegraben, Trophäen dem Himmel gezeigt. Die Grabstätte war feucht von Blut, Indizien für das triumphierende Blut kamen zum Vorschein, unverletzte Reliquien wurden an ihrem Platz und in ihrer Ordnung gefunden, ein
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humeris caput. Nunc senes repetunt audisse se aliquando horum martyrum nomina titulumque legisse. Perdiderat civitas suos martyres quae rapuit alienos. Etsi hoc dei munus est, tamen gratiam quam temporibus sacerdotii mei dominus Iesus tribuit negare non possum; quia ipse martyr esse non mereor hos vobis martyres acquisivi. 13. Succedant victimae triumphales in locum ubi Christus est hostia. Sed ille super altare qui pro omnibus passus est, isti sub altari qui illius redempti sunt passione. Hunc ego locum praedestinaveram mihi, dignum est enim ut ibi requiescat sacerdos ubi offerre consuevit; sed cedo sacris victimis dexteram portionem: locus iste martyribus debebatur. Condamus ergo reliquias sacrosanctas et dignis sedibus invehamus totumque diem fida devotione celebremus”. 14. Acclamavit populus ut in dominicum differretur diem martyrum depositio, sed tandem obtentum ut sequenti fieret die. Sequenti die talis iterum sermo ad populum fuit: 15. “Hesterno tractavi versiculum: Dies diei eructat verbum prout nostri tulit captus ingenii, hodie mihi non solum superiore tempore sed praesenti quoque prophetasse videtur scriptura divina. Nam cum diebus ac noctibus continuatam videam sanctitatis vestrae celebritatem, istos esse dies prophetici carminis oracula declararunt, hesternum atque hodiernum, de quibus opportunissime dicitur: Dies diei eructat verbum, et istas noctes de quibus aptissime disputatur quia nox nocti indicat scientiam.a Quid enim aliud hoc biduo nisi verbum dei intimo eructastis affectu et scientiam vos habere fidei probastis. 16. Cui tamen celebritati vestrae qui solent invident et quia celebritatem vestram invidis animis ferre non possunt causam celebritatis oderunt atque in tantum amentiae prodeunt ut negent martyrum merita, quorum opera etiam daemones confitentur. Sed hoc non mirum, siquidem tanta est incredulorum perfidia ut tolerabilior sit diaboli plerumque confessio. Dicebat enim diabolus: Iesu, fili dei vivi, quid venisti ante tempus torquere nos?b Et cum haec audirent Iudaei, ipsi tamen dei filium denegabant. Et nunc audistis clamantes daemones et confitentes martyribus quod poenas ferre non possent et dicentes: “Quid venistis ut nos tam graviter
a AT Ps 19,3. b NT Mt 8,29.
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von den Schultern getrenntes Haupt. Alte Männer wiederholten nun, dass sie irgendwann die Namen dieser Märtyrer und ihre Grabinschrift gelesen hätten. Die Stadt, die fremde Märtyrer raubte,247 hatte ihre (eigenen) verloren. Auch wenn dies ein Geschenk Gottes ist, kann ich dennoch keineswegs die Gnade leugnen, die (uns) unser Herr Jesus in der Zeit meines Bischofsamtes erwies; weil ich es selbst nicht verdiene ein Märtyrer zu sein, habe ich diese Märtyrer für Euch erworben. 13. Mögen triumphierende Opfer an den Ort treten, wo Christus das Sühneopfer ist. Aber er ist über dem Altar, der für alle litt, diese sind unter dem Altar, die durch sein Leiden erlöst wurden. Ich hatte mir diesen Ort vorherbestimmt, denn es ist würdig, dass ein Bischof dort ruht, wo er gewöhnlich opfert;248 aber ich trete die rechte Hälfte an die heiligen Opfer ab: Dieser Platz wurde den Märtyrern geschuldet. Lasst uns also die allerheiligen Reliquien bestatten, an einen würdigen Platz bringen und den ganzen Tag in ergebener Andacht feiern.“ 14. Das Volk stimmte per Zuruf zu, dass die Grablegung der Märtyrer auf den Sonntag verschoben wurde, aber schließlich wurde geregelt, dass sie am folgenden Tag geschehe.249 Am folgenden Tag hielt ich wiederum die folgende Predigt an das Volk: 15. „Gestern behandelte ich den Vers: Ein Tag gibt dem anderen Tag sein Wort, soweit mein Verstand dazu in der Lage ist, heute scheint mir die Heilige Schrift nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart eine Prophezeiung gemacht zu haben. Denn während ich Tag und Nacht ununterbrochen die Berühmtheit Eurer Heiligkeit sehe,250 offenbarten die Weissagungen des Liedes des Propheten, dass dies die Tage sind, der gestrige und der heutige, von denen überaus treffend gesagt wird: Ein Tag gibt dem (anderen) Tag sein Wort, und diese die Nächte sind, von denen sehr passend gesprochen wird, dass eine Nacht der (anderen) Nacht ihr Wissen mitteilt. Was nämlich habt Ihr in diesen zwei Tagen anderes mitgeteilt, wenn nicht das Wort Gottes in tiefster Leidenschaft und Ihr habt bewiesen, dass Ihr das Wissen um den Glauben habt. 16. Dennoch beneiden sie (die Arianer), wie gewöhnlich, Euch um diese Feier und, weil sie Eure Feier aus Neid nicht ertragen können, hassen sie den Grund für die Feier und gehen soweit in ihrem Wahnsinn, dass sie die Verdienste der Märtyrer verleugnen, deren Leistungen sogar die Dämonen anerkennen. Aber das ist nicht erstaunlich, weil ja die Gottlosigkeit der Ungläubigen so groß ist, dass das Bekenntnis des Teufels meistens erträglicher ist. Denn der Teufel sagte: Jesus, Sohn des lebendigen Gottes, warum bist Du gekommen, uns vor der Zeit zu quälen? Und als die Juden das hörten, leugneten sie selbst dennoch gänzlich den Sohn Gottes. Und nun habt Ihr gehört, wie die Dämonen schreien und gegenüber den Märtyrern bekennen, dass sie die Strafen nicht ertragen können, und sagen: „Warum seid Ihr
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Text und Übersetzung
torqueatis?” Et Arriani dicunt: “Non isti martyres nec torquere diabolum possunt nec aliquem liberare”, cum tormenta daemonum ipsorum voce prodantur et beneficia martyrum remediis sanatorum et absolutorum indiciis declarentur. 17. Negant caecum illuminatum, sed ille non negat se sanatum. Ille dicit: “Video qui non videbam”, ille dicit: “Caecus esse desivi” et probat facto. Isti beneficium negant qui factum negare non possunt. Notus homo est, publicis cum valeret mancipatus obsequiis, Severus nomine, lanius ministerio; deposuerat officium postquam inciderat impedimentum. Vocat ad testimonium homines quorum ante sustentabatur obsequiis, eos indices suae visitationis arcessit quos habebat testes et arbitros caecitatis. Clamat quia ut contigit fimbriam de veste martyrum qua sacrae reliquiae vestiuntur redditum sibi lumen sit. 18. Nonne simile illud est atque illud quod in evangelio legimus? Unius enim potentiam laudamus auctoris nec interest utrum opus sit an munus, cum et muneretur in opere et operetur in munere. Quod enim aliis faciendum donaverit hoc in aliorum opere nomen eius operatur. Legimus ergo in evangelio Iudaeos cum viderent in illo caeco sanitatis remedium requisisse parentum testimonium. Interrogabant: “Quomodo videt filius vester?”, cum ille diceret: Caecusa cum essem modo video.b Hoc et iste dicit: “Caecus fui et modo video, interrogate alios si mihi non creditis, interrogate extraneos, ne astipulari mihi parentes putetis”. Detestabilior istorum quam Iudaeorum pertinacia; illi cum dubitarent vel parentes interrogabant, isti occulte interrogant, palam negant, iam non operi increduli sed auctori. 19. Sed quaero quid non credant, utrum a martyribus possint aliqui visitari – hoc est Christo non credere, ipse enim dixit: Et maiora his facietisc – an ab istis martyribus, quorum merita iam dudum vigent, corpora dudum reperta sunt? Quaero hic utrum mihi an sanctis martyribus invideant. Si mihi, numquid a me aliquae virtutes fiunt, numquid meo opere, meo nomine? 20. Cur igitur mihi invident quod meum non est? Si martyribus – restat enim ut si mihi non invident martyribus invidere videantur –, ostendunt alterius fidei fuisse martyres quam ipsi credunt. Neque enim aliter
a caecum Zelzer; vgl. quia caecus cum essem modo video NT Joh 9,25. b NT Joh 9,25. c NT Joh 14,12
Der Mailänder Kirchenstreit
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gekommen, dass Ihr uns so schlimm quält?“ Und die Arianer sagen: „Diese sind keine Märtyrer, sie können weder den Teufel quälen, noch jemanden befreien.“, da die Folter der Dämonen selbst durch deren Stimme verraten werden und die Wohltaten der Märtyrer sich durch die Heilmittel für die Geheilten und die Zeugnisse der Erlösten offenbaren. 17. Sie leugnen, dass der Blinde sehend geworden ist, aber er leugnet nicht, dass er geheilt ist. Er sagt: „Ich, der ich nicht sah, sehe.“, er sagt: „Ich habe aufgehört blind zu sein“, und beweist es durch die Tat. Diese leugnen die Wohltat, die die Tat nicht leugnen können. Der Mann ist bekannt, weil er durch öffentliche Dienste Einfluss hatte, Severus ist sein Name, Metzger ist er von Beruf; er hatte seine Tätigkeit aufgegeben, nachdem (ihm) die Behinderung widerfahren war. Er ruft als Zeugen Menschen, durch deren Gefälligkeiten er vorher unterstützt wurde, er holt sie als Zeugen für seine Sehkraft herbei, die er als Zeugen und Gutachter für seine Blindheit hatte. Er verkündet laut, dass, sobald er den Saum des Märtyrergewandes berührte, mit dem die heiligen Reliquien bekleidet waren, ihm das Augenlicht zurückgegeben worden sei.251 18. Gleicht das (Ereignis) nicht jenem, von dem wir im Evangelium lesen? Denn wir loben die Macht eines einzigen Schöpfers und es macht keinen Unterschied, ob es eine Tat oder ein Geschenk ist, da man durch eine Tat beschenkt wird und bei einem Geschenk tätig wird. Denn das, was er anderen schenkte, damit es gemacht wird, bewirkte sein Name bei der Tat anderer. Also lesen wir im Evangelium, dass die Juden, als sie bei jenem Blinden das Heilmittel für die Genesung sahen, einen Beweis der Eltern einforderten. Sie fragten: „Wie kann es sein, dass Euer Sohn sieht?“, während er sagte: „Obwohl ich blind war, sehe ich nun.“ Dieses sagte er: „Ich war blind und sehe nun, fragt andere, wenn Ihr mir nicht glaubt, fragt Fremde, damit Ihr nicht glaubt, dass meine Eltern mir beipflichten.“ Die Hartnäckigkeit dieser (Arianer) ist abscheulicher als die der Juden; als letztere zweifelten, befragten sie sogar die Eltern, diese (Arianer) fragen heimlich, leugnen öffentlich, ungläubig nicht mehr gegenüber der Tat, sondern gegenüber dem Schöpfer. 19. Aber ich frage (nach dem), was sie nicht glauben, ob irgendeiner von den Märtyrern geheilt werden kann – das heißt, nicht an Jesus glauben, denn er sagte selbst: „Und Ihr werdet größere Taten als diese vollbringen.“ – oder von diesen Märtyrern, deren Verdienste schon längst in vollem Ansehen stehen, deren Körper längst gefunden worden sind. Ich frage hier, ob sie mich oder die heiligen Märtyrer beneiden. Wenn mich, dann doch etwa nicht, weil irgendwelche Wunder geschehen durch mich, durch meine Tat, in meinem Namen? 20. Warum also beneiden sie mich für etwas, was mich nicht betrifft? Wenn sie die Märtyrer (beneiden) - denn es besteht noch die Möglichkeit, dass, wenn sie nicht mich beneiden, sie die Märtyrer zu beneiden scheinen – bezeugen sie (die Arianer), dass die Märtyrer einen anderen Glauben haben,
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Text und Übersetzung
eorum operibus inviderent nisi fidem in his fuisse eam quam isti non habent iudicarent, fidem illam maiorum traditione firmatam, quam daemones ipsi negare non possunt sed Arriani negant. 21. Audivimus hodie dicentes eos quibus manus imponebatur neminem posse esse salvum nisi qui in patrem et filium et spiritum sanctum credidisset, illum mortuum illum funereum qui spiritum sanctum negaret, qui trinitatis omnipotentem virtutem non crederet. Confitetur hoc diabolus, sed Arriani nolunt fateri. Dicit diabolus: “Sic torqueatur quemadmodum ipse a martyribus torquebatur qui spiritus sancti deitatem negaret.” 22. Non accipio a diabolo testimonium sed confessionem. Invitus dixit diabolus sed exactus et tortus. Quod nequitia supprimit extorquet iniuria. Cedit diabolus plagis et adhuc cedere nesciunt Arriani. Quanta perpessi sunt et, quemadmodum Pharao,a malis suis indurantur! Dicebat diabolus ut scriptum legimus: Scio te quis sis, tu es filius dei vivi,b dicebant Iudaei: Nescimus quis sit.c Dicebant hodie et superiore die vel nocte daemones: “Scimus quia martyres estis”, et Arriani dicunt: “Nescimus, nolumus intellegere, nolumus credere”. Dicunt daemones martyribus: “Venistis perdere nos”, Arriani dicunt: “Non sunt daemonum vera tormenta sed ficta et composita ludibria”. Audivi multa componi, hoc nemo umquam fingere potuit ut daemonium se esse simularet. Quid illud quod ita exagitari eos videmus quibus manus imponitur? Ubi hic locus fraudi est, ubi suspicio simulandi? 23. Sed non ego ad suffragium martyrum usurpo vocem daemoniorum, beneficiis suis sacra passio comprobetur. Habet iudicesd sed purgatos, habet testes sed absolutos. Melior vox est quam sanitas loquitur eorum qui debiles advenerunt, melior vox est quam sanguis emittit; habet enim sanguis vocem canoram quae de terris ad caelum pervenit, legistis dicente deo: Sanguis fratris tui ad me clamat.e Et hic sanguis clamat coloris indicio, sanguis operationis praeconio, sanguis clamat passionis triumpho. Satisfactum est petitioni vestrae ut condendas hesterno in hodiernum diem differremus reliquias”.
a b c d e
Vgl. AT Ex 7–11. NT Mk 1,24; Mt 16,16; Joh 11,27. NT Joh 9,29. indices Zelzer; vgl. Liebeschuetz 212. NT Gen 4,10.
Der Mailänder Kirchenstreit
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als sie selbst haben. Denn sie würden sonst nicht deren Taten hassen, wenn sie nicht meinten, dass diese den Glauben hätten, den sie selbst nicht haben, dass jener Glaube durch die Tradition der Vorfahren bestätigt worden sei, den selbst die Dämonen nicht leugnen können, aber die Arianer leugnen. 21. Wir haben heute gehört, dass die, denen die Hand auferlegt wurde, sagen, dass niemand wohl auf sein kann, der nicht an den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist glaubt, er tot, er begraben sei, der den Heiligen Geist leugnet, der nicht an das allmächtige Wunder der Trinität glaubt. Der Teufel bekennt sich dazu, aber die Arianer wollen es nicht eingestehen. Der Teufel sagt: „Er, der die Göttlichkeit des Heiligen Geistes leugnet, möge so selbst gequält werden, wie er selbst von den Märtyrern gequält wurde.“ 22. Ich nehme von dem Teufel keinen Beweis an, sondern ein Eingeständnis. Der Teufel sagte es widerwillig, aber gezwungen und unter Folter. Was Verdorbenheit unterdrückt, entreißt das Unrecht. Der Teufel weicht den Schlägen aus und bislang verstehen es die Arianer nicht (ihnen) auszuweichen. Wie viel ertrugen sie standhaft und (wie) wurden sie wie der Pharao durch ihre Untaten hart! Der Teufel sagte, wie wir geschrieben gelesen haben: „Ich weiß, wer Du bist, Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“, die Juden sagten: „Wir wissen nicht, wer Du bist.“ Heute, gestern und in der Nacht sagten die Dämonen; „Wir wissen, dass ihr Märtyrer seid.“, und die Arianer sagen: „Wir wissen es nicht, wir wollen es nicht verstehen, wir wollen es nicht glauben.“ Die Dämonen sagen zu den Märtyrern: „Ihr seid gekommen, um uns zugrunde zu richten“, die Arianer sagen: „Die Folter der Dämonen sind nicht real, sondern eine ausgedachte und zurechtgelegte Farce“. Ich habe gehört, dass vieles zurechtgelegt ist, (aber) niemand kann sich jemals dieses ausdenken, dass er vortäuscht ein Dämon zu sein. Warum nehmen wir wahr, dass sie sich so aufregen, denen die Hand auferlegt wird? Wo ist hier Platz für einen Betrug, wo der Verdacht für eine Täuschung. 23. Aber ich beanspruche nicht die Stimme der Dämonen für eine Unterstützung der Märtyrer, durch ihre Wohltaten möge ihr heiliges Leiden bestätigt werden. Es hat seine Richter, aber geheilte (Personen), es hat seine Zeugen, aber unabhängige (Personen). Besser ist das Wort, das die Gesundheit derer spricht, die krank ankamen, besser ist das Wort, das das Blut von sich gibt; denn das Blut hat eine wohlklingende Stimme, die von der Erde zum Himmel gelangt; Ihr habt gelesen, was Gott sagt: „Das Blut Deines Bruders ruft nach mir.“ Und dieses Blut schreit auf durch das Merkmal seiner Farbe, das Blut schreit auf durch die Verherrlichung seiner Tat, das Blut schreit auf durch den Triumph des Leidens. Eurer Bitte ist Genüge geleistet worden, indem wir die Bestattung der Reliquien von gestern auf heute verschoben.“
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Text und Übersetzung
epistula extra collectionem II (Maur. 61) Ambrosius Theodosio Imperatori 1. Arbitratus es, beatissime imperator, quantum ex augustis litteris tuis comperi, me longe abesse ab urbe Mediolanensium, sed non ego ita imprudens aut virtutis aut meritorum tuorum, ut non praesumerem caeleste auxilium pietati tuae adfore, quo Romanum imperium a barbari latronis immanitate et ab usurpatoris indigni solio vindicares, 2. festinavi reverti posteaquam illum quem iure declinandum putaveram Mediolano abisse cognoveram. Non enim ego ecclesiam Mediolanensium dereliqueram domini mihi iudicio commissam, sed eius vitabam praesentiam qui se sacrilegio miscuisset. Reverti itaque circiter Kalendas Augustas, ex illo resedi hic ac me clementiae tuae augusti apices reppererunt. 3. Gratias domino deo nostro qui fidei tuae pietatique respondit et formam veteris restituit sanctitatis, ut videremus nostro tempore, quod in scripturarum lectione miramur, tantam in proeliis divini auxilii fuisse praesentiam, ut nulli vertices montium adventus tui cursum retardarent, non hostilia arma impedimentum aliquod afferrent. 4. Pro his gratias me censes agere oportere domino deo nostro, faciam libenter conscius meriti tui. Certum est placitam deo esse hostiam quae vestro offertur nomine, et hoc quantae devotionis et fidei est! Alii imperatores in exordio victoriae arcus triumphales parari iubent aut alia insignia triumphorum, clementia tua hostiam domino parat, oblationem et gratiarum actionem per sacerdotes celebrari domino desiderat. 5. Etsi ego indignus atque impar tanto muneri et tantorum votorum celebritati, tamen quid fecerim scribo: epistulam pietatis tuae mecum ad altare detuli, ipsam altari imposui, ipsam gestavi manu cum offerrem sacrificium, ut fides tua in mea voce loqueretur et apices augusti sacerdotalis oblationis munere fungerentur.
Briefe an Theodosius
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Briefe an Theodosius epistula extra collectionem 2 (Maur. 61) Ambrosius an den Kaiser Theodosius 1. Du, glücklichster Kaiser, glaubst, wie ich aus Deinem kaiserlichen Schreiben erfahren habe, dass ich weit von Mailand entfernt war, aber ich war nicht so unwissend bezüglich Deiner Tapferkeit oder Verdienste, dass ich nicht annahm, dass die Hilfe des Himmels, mit der Du das Römische Reich von der Unmenschlichkeit eines barbarischen Wegelagerers252 und von der Thronbesteigung eines unwürdigen Usurpators253 befreitest, nicht Deine Frömmigkeit unterstützte. 2. Ich beeilte mich zurückzukehren, nachdem ich erfahren hatte, dass er (Eugenius), von dem ich zu Recht glaubte, dass man ihn meiden müsse, aus Mailand weggegangen sei. Denn ich hatte nicht die mir durch das Urteil des Herrn anvertraute Kirche Mailands im Stich gelassen, sondern mied dessen Gegenwart, der sich in einen Religionsfrevel hatte verwickeln lassen.254 Daher kehrte ich um den 1. August zurück, seitdem verweile ich hier und das kaiserliche Schreiben Deiner Milde erreichte mich (hier). 3. Ich sage Dank unserem Gott dem Herrn, der auf Deinen Glauben und Deine Frömmigkeit angemessen reagierte und die Ordnung der alten Heiligkeit wiederherstellte, auf dass wir in unserer Zeit sehen, was wir bei der Lektüre der Schriften bewundern, dass in den Schlachten die Hilfe Gottes so sehr gegenwärtig war, dass keine Berggipfel Deine schnelle Ankunft verzögerten, die Waffen der Feinde kein Hindernis darstellten.255 4. Du erachtest es für zweckmäßig, dass ich dafür Dank sagen muss unserem Gott dem Herrn; wissend um Dein Verdienst werde ich es gern machen. Es ist sicher, dass das Opfer, das in Eurem Namen dargebracht wird, Gott gefällt, und dies ein Zeichen einer so großen Frömmigkeit und eines so großen Glaubens ist! Andere Kaiser befehlen, dass zu Beginn einer Siegesfeier Triumphbögen errichtet werden oder andere Zeichen des Triumphes, Deine Milde bereitet (dagegen) dem Herrn ein Opfer, wünscht, dass durch die Bischöfe ein Gottesdienst256 und eine Danksagung für den Herrn gefeiert werden. 5. Wenn ich auch unwürdig und nicht ebenbürtig für eine so große Aufgabe und für das Zelebrieren so feierlicher Gebete bin, schreibe ich (Dir) dennoch, was ich machte: Ich brachte das Schreiben Deiner Frömmigkeit persönlich zum Altar, ich legte es selbst auf den Altar, ich hielt es selbst in meiner Hand, als ich das Opfer darbrachte, auf dass Dein Glaube durch meine Stimme sprach und das kaiserliche Schreiben selbst die Aufgabe der priesterlichen Opferspende verrichtete.257
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Text und Übersetzung
6. Vere dominus propitius est imperio Romano, quandoquidem talem principem et parentem principum legit, cuius virtus et potestas in tanto imperii triumphalis constituta culmine, tanta sit humilitate subnixa, ut virtute imperatores, humilitate sacerdotes vicerit. Quid exoptem quidve desiderem? Omnia habes, ex tuis itaque summam votorum capessam, pius es imperator, clementiam habes maximam. 7. Opto tamen tibi etiam atque etiam incrementa pietatis, qua nihil dominus praestantius dedit, ut per tuam clementiam ecclesia domini sicut innocentium pace et tranquillitate gratuletur ita etiam reorum absolutione laetetur. Ignosce maxime his qui etiam in te peccaverint.
epistula extra collectionem III (Maur.62) Ambrosius Theodosio Imperatori 1. Quamvis proxime scripserim augustae clementiae tuae secundo, mihi tamen non satis fuita velut pari vice sermonis officium reddidisse, cum beneficiis clementiae tuae frequentibus oppigneratus sim, ut nullis officiis possim compensare quae debeo, beatissime atque augustissime imperator. 2. Itaque ut prima occasio non praetermittenda fuit, qua per cubicularium clementiae tuae gratias agerem et alloquii mei officium repraesentarem, maxime ne desidiae putaretur fuisse potius quam necessitatis quod tempore non scripserim superiore, ita requirenda mihi causa fuit, qua pietati tuae deferrem debitum salutationis obsequium. 3. Meritoque ad praeferendam epistulam meam filium meum Felicem diaconum misi, simul ut mei vicem officii repraesentaret, memoratum quoque pro his qui ad matrem pietatis tuae ecclesiam petentes misericordiam confugerunt; quorum lacrimas sustinere non potui, qui adventum clementiae tuae meis obsecrationibus praevenirem. 4. Grande est quod petimus, sed ab eo cui dominus inaudita et admiranda concessit, ab eo cuius clementiam novimus et obsidem pietatem tenemus; sed plus exspectare nos confitemur, quoniam ut te virtute vicisti ita etiam
a tamen satis fuit Zelzer; vgl. Liebeschuetz 219 Anm. 2.
Briefe an Theodosius
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6. Der Herr ist wahrhaftig dem Römischen Reich gewogen, da er ja einen solchen Fürsten und Vater von Fürsten auserwählt hat,258 dessen Tapferkeit und Macht an die obere Spitze einer triumphalen Herrschaft gestellt worden ist (und) auf einer so großen Demut beruht, dass er an Tapferkeit Kaiser, an Demut Priester übertrifft. Was soll ich mir wünschen oder was soll ich herbeisehnen? Du hast alles, daher werde ich aus Deinen (Verdiensten) den Höhepunkt für die Gebete herausnehmen, Du bist ein frommer Kaiser, Du zeigst die allergrößte Milde. 7. Doch wünsche ich Dir immer wieder, dass Deine Frömmigkeit wächst, im Vergleich zu der der Herr nichts Ausgezeichneteres geschenkt hat, auf dass durch Deine Milde die Kirche des Herrn sich gleichsam über den Frieden und die Ruhe für die Unschuldigen freut und so auch an der Vergebung für die Schuldigen Freude empfindet. Vergib am meisten denen, die sich auch gegen Dich versündigt haben.259
epistula extra collectionem 3 (Maur. 62) Ambrosius an den Kaiser Theodosius 1. Obwohl ich kürzlich Deiner kaiserlichen Milde zum zweiten Mal geschrieben habe, reichte es für mich dennoch nicht aus, im gegenseitigen Austausch von Briefen Ehrerbietung zu zeigen, da ich durch Wohltaten Deiner Milde häufig in die Pflicht genommen worden bin, sodass ich durch keine Verpflichtungen das ausgleichen kann, was ich schulde, glücklichster und erhabenster Kaiser. 2. Daher, um nicht die erste Gelegenheit auszulassen, mit der ich durch Deinen Kammerherrn260 Deiner Milde Dank sagte und die Ehrerbietung gegenüber meinem Zuspruch umgehend erwiderte, am meisten (aber) damit es nicht eher für eine Untätigkeit als für eine Unvermeidlichkeit gehalten wurde, dass ich nicht zu einem früheren Zeitpunkt schreiben konnte, musste ich so einen Grund finden, warum ich Deiner Frömmigkeit den für eine Begrüßung geschuldeten Gehorsam erwies. 3. Aus gutem Grund schickte ich um meinen Brief zu überbringen meinen Sohn, den Diakon Felix,261 damit er gleichsam die Entgegnung meiner Ehrerbietung ausführte, der auch ermahnt worden ist für die (einzutreten), die bei der Mutter Deiner Frömmigkeit, der Kirche, Zuflucht suchten und um Gnade baten;262 deren Tränen konnte ich nicht aushalten, sodass ich der Ankunft Deiner Milde mit meinen Bitten zuvorkam. 4. Es ist etwas Wichtiges, worum ich bitte, aber (ich erbitte es) von ihm, dem der Herr Unerhörtes und Wunderbares gewährte,263 von ihm, dessen Milde ich kenne und dessen Frömmigkeit ich als Geisel halte;264 aber ich gestehe, dass ich mehr erwarte, da Du ja, wie Du Dich mit Deiner Tapferkeit übertroffen hast, so auch Dich mit Deiner Frömmigkeit übertreffen musst.
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Text und Übersetzung
tua te debes pietate vincere. Victoria enim tua antiquo more vetustis miraculis, qualis sancto Moysi et sancto lesu Nave, Samuheli atque David, non humana aestimatione sed caelestis gratiae effusione censetur. Huic pietatem aequalem poscimus, cuius merito tanta victoria ipsa quaesita est.
epistula extra collectionem XI (Maur. 51) Augustissimo Imperatori Theodosio Ambrosius 1. Et veteris amicitiae dulcis mihi recordatio est et beneficiorum, quae crebris meis intercessionibus summa gratia in alios contulisti, gratiae memini. Unde colligi potest quod non ingrato aliquo affectu adventum tuum semper mihi antehac exoptatissimum declinare potuerim. Sed qua causa hoc fecerim breviter expediam. 2. Soli mihi in tuo comitatu ius naturae ereptum videbam audiendi, ut et loquendi privarer munere; motus enim frequenter es quod ad me pervenissent aliqua quae in consistorio tuo statuta forent. Ego ergo expers communis usus sum, cum dicat dominus Iesus nihil esse occultum quod non manifestetur.a Verecundia igitur qua potui satisfeci imperiali arbitrio et prospexi, ne aut ipse causam commotionis habeas, cum id egerim ne quid ad me de imperialibus deferatur statutis, aut ego cum fuero praesens aut non audiam per metum omnium et quasi coniventis famam subeam aut ita audiam ut mihi aures pateant, vox intercludatur, ut audita non possim eloqui, ne eos qui in suspicionem proditionis venerint dedam periculo. 3. Quid igitur facerem? Non audirem? Sed aures non possem cera veterum fabularum claudere. Proderem? Sed quod in tuis iussis timerem, in meis verbis deberem cavere, ne quid cruentum committeretur. Tacerem? Sed quod miserrimum foret omnium alligaretur conscientia, vox eriperetur. Et ubi illud? Si sacerdos non dixerit erranti, is qui erraverit in sua culpa morietur et sacerdos reus erit poenae, quia non admonuit errantem.b
a NT Lk 8,17. b AT Hes 3,18.
Briefe an Theodosius
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Denn Dein Sieg wird nach uralter Sitte nach den alten Wundern265 wie beim heiligen Moses und heiligen Joshua, bei Samuel und David beurteilt, nicht aufgrund von menschlicher Wertschätzung, sondern durch das Ausschütten himmlischer Gnade. Ich fordere eine diesem (Sieg) entsprechende Frömmigkeit, durch deren Verdienst ein so großer Sieg errungen worden ist.266
epistula extra collectionem 11 (Maur. 51) Ambrosius an den erhabensten Kaiser Theodosius 1. Die alte Freundschaft267 ist für mich in angenehmer Erinnerung und ich erinnere mich an die Gunst der Wohltaten, die Du durch meine häufigen Vermittlungen mit der allergrößten Erkenntlichkeit anderen erwiesen hast. Daraus kann man ableiten, dass ich nicht aus irgendeinem Gefühl des Undankes Deiner Ankunft, die von mir früher immer herbeigesehnt wurde, habe ausweichen können. Aber aus welchem Grund ich das getan habe, will ich kurz erläutern. 2. Ich nahm wahr, dass allein mir in Deinem Hofstaat das natürliche Recht auf Anhörung genommen worden ist, sodass mir auch die Gunstbezeigung zu sprechen entzogen wurde;268 denn Du bist häufig aufgebracht gewesen, weil zu mir Entscheidungen gelangten, die im Konsistorium beschlossen werden sollten. Also habe ich keinen Anteil an dem öffentlichen Austausch, obwohl unser Herr Jesus sagt, dass nichts verborgen ist, das offenbart werden soll. Daher habe ich die kaiserliche Entscheidung mit Ehrfurcht, so gut ich konnte, respektiert und darauf geachtet, dass Du selbst entweder keinen Grund hast Dich aufzuregen, weil ich so handelte, dass nicht irgendetwas von den kaiserlichen Entscheidungen mir zugetragen wird, oder aufgrund meiner Anwesenheit nichts höre, weil sich alle fürchten, und gleichwohl den Ruf eines Menschen, der die Augen verschließt, auf mich ziehe oder so mit offenen Ohren zuhöre, (aber) am Reden gehindert werde, damit ich das Gehörte nicht aussprechen kann, um nicht die, die in den Verdacht eines Verrats geraten, einer Gefahr auszusetzen.269 3. Was sollte ich daher machen? Sollte ich nichts hören? Aber ich könnte die Ohren nicht mit dem Wachs alter Geschichten verschließen. Sollte ich (etwas) verraten? Aber das, was ich bei Deinen Befehlen befürchtete, müsste ich bei meinen Worten beachten, damit kein Blutbad angerichtet wird. Sollte ich schweigen? Aber es wäre das Unglücklichste für alle, wenn mein Gewissen gefesselt, meine Stimme zum Schweigen gebracht würde. Und was ist mit jener (Textstelle)? Wenn der Priester nichts dem sagt, der vom Wege abkommt, dieser, der vom Weg abkam, in seiner Schuld stirbt und der Priester schuld an der Strafe ist, weil er den, der vom Weg abkam, nicht ermahnte. 4. Vernimm es, erhabener Kaiser. Dass Du Dich für den Glauben einsetzt, kann ich nicht leugnen, dass Du Gott fürchtest, stelle ich nicht in Abrede;
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Text und Übersetzung
4. Accipe illud, imperator auguste. Quod habeas fidei studium non possum negare, quod dei timorem non diffiteor; sed habes naturae impetum, quem si quis lenire velit cito vertes ad misericordiam, si quis stimulet in maius exsuscitas ut eum revocare vix possis. Utinam si nemo mitiget, nullus accendat! Libenter eum committo tibi, ipse te revocas et pietatis studio vincis naturam. 5. Hunc ego impetum malui cogitationibus tuis secreto committere quam meis factis publice fortassis movere. Itaque malui officio meo aliquid deesse quam humilitati et requiri in me ab aliis sacerdotii auctoritatem quam a te desiderari in me amantissimi honorificentiam, ut represso impetu integra esset consilii eligendi facultas. Praetendi aegritudinem corporis revera gravem et nisi a viris mitioribus vix levandam vel emori tamen maluissem quam adventum tuum biduo aut triduo non expectarem; sed quid facerem non erat. 6. Factum est in urbe Thessalonicensium quod nulla memoria habet, quod revocare non potui ne fieret, immo quod ante atrocissimum fore dixi, cum totiens rogarem, et quod ipse sero revocando grave factum putasti, hoc factum, extenuare non poteram. Quando primum auditum est, propter adventum Gallorum episcoporum synodus convenerat, nemo non ingemuit, nullus mediocriter accepit, non erat facti tui absolutio in Ambrosii communione, immo etiam amplius commissi exaggeraretur invidia si nemo diceret dei nostri reconciliationem fore necessariam. 7. An pudet te, imperator, hoc facere quod rex propheta auctor Christi secundum carnem prosapiae fecit David? Illi dictum est quia dives qui haberet plurimos greges unam pauperis ovem propter adventum hospitis eripuit et occidit, et cognito quod ipse in hoc argueretur quia ipse fecisset ait: Peccavi domino.a Noli ergo impatienter ferre, imperator, si dicatur tibi: Tu fecisti istud quod David regi dictum est a propheta. Si enim hoc sedulo audieris et dixeris: Peccavi domino, si dixeris regale illud propheticum: Venite, adoremus et procidamus ante eum et ploremus ante dominum nostrum qui fecit nos,b dicetur et tibi: Quoniam poenitet te, dimittet tibi dominus peccatum tuum et non morieris.c
a AT 2. Sam 12,1ff. b AT Ps 95,6. c Vgl. AT 2. Sam 12,13
Briefe an Theodosius
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aber Du hast ein ungestümes Naturell, das Du schnell, wenn irgendjemand es besänftigen will, schnell in Barmherzigkeit umwandelst, wenn irgendjemand Dich anstachelt, erregst Du Dich umso mehr, dass Du es kaum bremsen kannst. Möge Dich niemand erregen, wenn Dich niemand besänftigen kann! Gerne überlasse ich es Dir, Du hälst Dich selbst zurück und besiegst Dein Naturell durch Dein Streben nach Frömmigkeit.270 5. Dieses ungestüme (Naturell) wollte ich lieber im Geheimen Deinen Gedanken anvertrauen als es durch meine Handlungen vielleicht öffentlich zu machen. Daher zog ich es vor, dass irgendetwas meiner Ehrfurchtsbezeigung als meiner Demut fehlt und andere (Menschen) bei mir die Autorität des Bischofsamtes vermissen, als dass Du von mir die Ehrerweisung eines, der (Dich) sehr liebt, verlangst, auf dass Du nach der Beschwichtigung Deines stürmischen (Naturells) die Möglichkeit hast unbefangen eine Entscheidung zu treffen. Ich täuschte wahrhaftig eine schwere außer von recht frommen Männern kaum zu lindernde Krankheit des Körpers vor und ich hoffte dennoch lieber sterben zu wollen als Deine Ankunft innerhalb von zwei oder drei Tagen nicht zu erwarten; aber es gab nichts, was ich hätte machen sollen. 6. Es geschah etwas in Thessalonica, an das sich kein Mensch erinnert, dessen Geschehen ich nicht verhindern konnte, von dem ich vorher, als ich sooft darum bat, gesagt habe, dass es sehr fürchterlich sein werde und das Du selbst für eine schwere Tat hieltest, als Du es zu spät verhindern wolltest;271 diese Tat konnte ich nicht abmindern. Als die (Nachricht) zuerst vernommen wurde, war eine Synode wegen der Ankunft der gallischen Bischöfe zusammengekommen; es gab niemanden, der nicht aufstöhnte, keiner nahm es gelassen auf, es gab keine Vergebung für Deine Tat aufgrund der (Glaubens-)Gemeinschaft mit Ambrosius, im Gegenteil, das Missfallen über die begangene Tat würde sogar weiter zunehmen, wenn niemand sagen würde, dass eine Aussöhnung mit unserem Gott notwendig sei. 7. Oder schämst Du Dich, Kaiser, das zu machen, was David, der König, Prophet (und) dem Fleische nach Ahnherr der Familie Christi, gemacht hat? Ihm wurde gesagt, dass ein Reicher, der die meisten Herden besaß, wegen der Ankunft eines Gastes das einzige Schaf eines Armen raubte und tötete, und, als er erkannte, dass er dadurch selbst beschuldigt wurde, weil er es selbst getan hatte, sagte er: „Ich habe gesündigt vor dem Herrn.“ Ertrage es daher nicht mit Ungeduld, wenn Dir gesagt wird: „Du hast das getan, was König David von dem Propheten gesagt wurde.“ Denn wenn du aufmerksam zuhörst und sagst: Ich habe gesündigt vor dem Herrn, wenn du das königliche und prophetische Wort sagst: Kommt, lasst uns anbeten und niederfallen vor ihm und weinen vor unserem Herrn, der uns erschuf,“ wird dir gesagt werden: „Da du es bereust, wird Dir der Herr die Sünde vergeben und du wirst nicht sterben.“ 8. Als David wiederum befohlen hatte, dass das Volk gezählt werde, wurde er in seinem Herzen erschüttert und sagte zum Herrn: Ich habe schwer
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Text und Übersetzung
8. Iterum cum plebem numerari iussisset David, percussus est corde et dixit ad dominum: Peccavi vehementer quod fecerim hoc verbum, et nunc, domine, aufer iniquitatem servi tui quod deliqui vehementer.a Et missus est iterum ad eum Nathan propheta qui ei trium optionem condicionumb offerret ut quam vellet eligeret: famem tribus annis in terra aut tribus mensibus fugere a facie inimicorum suorum aut triduo mortem in terra. Et respondit David: Angustiae sunt tria haec vehementer, verumtamen incidam in manu domini quoniam multae misericordiae eius nimis et in manus hominis non incidam.c Culpa autem erat quoniam voluit scire numerum totius plebis quae secum erat, quod scire deo soli debuit reservare. 9. Et cum, inquit, mors fieret in plebe Israhel a primo die ad horam prandii cum vidisset David percutientem angelum in plebem, ait David: Ego peccavi et ego pastor malignum feci et hic grex quid fecit? Fiat manus tua in me et in domum patris mei.d Itaque poenituit dominum et iussit angelo ut parceret plebi, sacrificium autem offerret David; erant enim tunc sacrificia pro delictis, haec nunc sunt sacrificia poenitentiae. Itaque ea humilitate acceptior deo factus est; non enim mirandum peccare hominem, sed illud reprehensibile si non se cognoscat errasse, non humiliet deo. 10. Iob sanctus et ipse potens in saeculo ait: Peccatum meum non abscondi sed coram plebe omni annuntiavi.e Ipsi immani regi Saul dixit Ionathas filius suus: Noli peccare in servum tuum David, et: Ut quid peccas in sanguinem innocentem occidere David sine causa?f Quia etsi rex erat peccabat tamen si occideret innocentem. Denique etiam David cum iam regno potiretur et audisset Abner innocentem occisum a Ioab duce militiae suae ait: Innocens sum ego et regnum meum amodo et usque in aeternum a sanguine Abner filii Ner,g et ieiunavit in dolore. 11. Haec ideo scripsi non ut te confundam, sed ut regum exempla provocent ut tollas hoc peccatum de regno tuo; tolles autem humiliando deo animam tuam. Homo es et tibi venit temptatio, viceh eam. Peccatum non tollitur nisi lacrimis et poenitentia. Nec angelus potest nec archangelus, dominus ipse, qui solus potest dicere: Ego vobiscum sum,i si peccaverimus nisi poenitentiam deferentibus non relaxat.
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AT 2. Sam 24,10. conditionum Zelzer. AT 2. Sam 24,14. AT 2. Sam. 24,15.17. AT Ijob 31,33ff. AT 1. Sam. 19,4–5. AT 2. Sam 3,28. vice Zelzer. NT Mt 28,20.
Briefe an Theodosius
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gesündigt, weil ich das272 getan habe, und nun, Herr, nimm weg die Schuld deines Dieners, weil ich schwer gesündigt habe. Und wiederum wurde der Prophet Nathan273 zu ihm geschickt, der ihm die freie Wahl zwischen drei Vorschlägen anbot, auf dass er den auswählte, den er wollte: drei Jahre Hunger auf der Erde oder drei Monate Flucht vor dem Angesicht seiner Feinde oder drei Tage Tod auf der Erde.274 Und David antwortete: Diese drei (Vorschläge) bringen mich in arge Not, gleichwohl möchte ich in die Hand des Herrn fallen, da seine Barmherzigkeit groß ist, und ich möchte nicht in die Hände des Menschen fallen.275 Aber seine Schuld war, dass er die Anzahl seines gesamten Volkes, das mit ihm war, wissen wollte; das zu wissen musste er allein Gott vorbehalten. 9. Und als, wie (die Schrift) sagt, der Tod über das Volk Israel kam vom ersten Tag bis zur Mittagszeit,276 nachdem David sah, dass der Engel das Volk erschlug, sagte David: Ich habe gesündigt und ich habe als Hirte Böses getan und was hat diese Herde getan? Deine Hand soll sich gegen mich und das Haus meines Vaters richten. Daher bereute es der Herr und er befahl dem Engel, dass er das Volk verschonte, aber David ein Opfer darbringen sollte; denn damals gab es Opfer für Vergehen, diese sind jetzt Opfer für die Buße. Daher wurde er beliebter bei Gott durch diese Demut; denn es muss nicht verwundern, dass der Mensch sündigt, aber es muss kritisiert werden, wenn er nicht erkennt, dass er geirrt hat, (und) sich nicht vor Gott erniedrigt. 10. Hiob, ein heiliger und selbst ein mächtiger (Mann) in der Welt, sagte: Ich habe meine Sünde nicht verborgen, sondern vor dem ganzen Volk dargelegt.277 Selbst zu dem schrecklichen König Saul sagte sein Sohn Jonathan: Versündige dich nicht gegen deinen Diener David, und: Warum versündigst du dich an unschuldigem Blut, um David ohne Grund zu töten? Weil er, obwohl er König war, dennoch sündigte, wenn er einen Unschuldigen tötete. Schließlich sagte auch David, als er sich schon der Herrschaft bemächtigte und gehört hatte, dass der unschuldige Abner von Joab, dem Anführer seiner Soldaten, getötet worden war: Ich und meine Herrschaft sind unschuldig von nun an bis in alle Ewigkeit an dem Blut Abners, Ners Sohn, und er hungerte vor Schmerz.278 11. Ich habe das nicht deshalb geschrieben, um Dich zu beschämen, sondern damit die Vorbilder von Königen279 bewirken, dass Du diese Sünde Deiner Herrschaft ablegst; Du wirst sie aber ablegen, indem sich Deine Seele vor Gott erniedrigt. Du bist ein Mensch und die Versuchung kommt zu Dir, besiege sie. Deine Sünde wird nicht abgelegt außer durch Tränen und Buße. Weder ein Engel noch ein Erzengel vermag es; selbst der Herr, der allein sagen kann: „Ich bin mit euch,“ vergibt nicht, wenn wir gesündigt haben, außer denen, die Buße tun. 12. Ich rate, bitte, ermahne, warne, weil es mir Schmerzen bereitet, dass Du, der Du ein Vorbild für eine nie dagewesene Frömmigkeit warst, der
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Text und Übersetzung
12. Suadeo rogo hortor admoneo, quia dolori est mihi, ut tu qui pietatis inauditae exemplum eras, qui apicem clementiae tenebas, qui singulos nocentes non patiebaris periclitari, tot perisse non doleas innocentes. Etsi in proeliis felicissime egeris, etsi in aliis quoque laudabilis, tamen apex tuorum operum pietas semper fuit. Tibi invidit diabolus quod habebas praestantissimum. Vince eum dum habes adhuc unde possis vincere. Noli peccato tuo aliud peccatum addere, ut usurpes quod usurpasse multis obfuit. 13. Ego certe in omnibus aliis licet debitor pietati tuae, cui ingratus esse non possum, quam pietatem multis imperatoribus praeferebam, uni adaequabam, ego, inquam, causam in te contumaciae nullam habeo, sed habeo timoris; offerre non audeo sacrificium, si volueris assistere. An quod in unius innocentis sanguine non licet in multorum licet? Non puto. 14. Postremo scribo manu mea quod solus legas. Ita me dominus ab omnibus tribulationibus liberet, quia non ab hominea neque per hominem sed aperte mihi interdictum adverti. Cum enim essem sollicitus ipsa nocte qua proficisci parabam, venisse quidem visus es ad ecclesiam sed mihi sacrificium offerre non licuit. Alia praetereo et potui cavere; sed pertuli amore tuo ut arbitror. Dominus faciat ut omnia cum tranquillitate cedant. Multifaria deus noster admonet: signis caelestibus, prophetarum praeceptis, visionibus etiam peccatorum vult nos intellegere; quo rogemus eum ut perturbationes auferat, pacem vobis imperantibus servet, fides ecclesiae et tranquillitas perseveret, cui prodest Christianos et pios esse imperatores. 15. Certe vis probari deo. Omni rei tempusb ut scriptum est: Tempus, inquit, faciendi, domine,c et: Tempus beneplaciti, deus.d Tunc offeres cum sacrificandi acceperis facultatem, quando hostia tua accepta sit deo. Nonne me delectaret habere gratiam imperatoris, ut secundum voluntatem tuam agerem, si causa pateretur? Et simplex oratio sacrificium est; haec veniam refert, illa offensionem, quia haec habet humilitatem, illa contemptum. Dei enim vox est, quod malit ut fiat mandatum eius quam deferatur sacrificium. Clamat istud deus, ad populum Moyses annuntiat, ad
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AT Gal 1,12 AT Pre 3,1. AT Ps 119,126. AT Ps 69,13.
Briefe an Theodosius
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Du die oberste Stufe an Milde innehast, der nicht duldet, dass einzelne Schuldige gefährdet sind, nicht bedauert, dass so viele Unschuldige ums Leben kamen. Auch wenn Du in Schlachten äußerst glücklich gehandelt hast, auch wenn Du in anderen Dingen Lob verdienst, blieb dennoch die oberste Stufe Deiner Werke immer die Frömmigkeit. Der Teufel beneidete Dich, weil Du Dich ausgezeichnet verhieltest. Besiege ihn, solange Du noch das hast, womit Du ihn besiegen kannst. Füge Deiner Sünde keine andere Sünde zu, damit Du das beanspruchst, was vielen schadete beansprucht zu haben. 13. Ich mag sicherlich in allen anderen Angelegenheiten Deiner Frömmigkeit verpflichtet sein, der ich nicht undankbar sein kann; diese Frömmigkeit zog ich vielen Kaisern vor, ich stellte sie einem einzigen280 gleich, ich habe, wie gesagt, keinen Grund Dir Halstarrigkeit vorzuwerfen, aber ich habe Grund zur Furcht; ich wage es nicht das (Mess-)Opfer darzubringen, wenn Du an ihm teilnehmen willst. Oder darf es, was nicht (stattfinden) darf, wenn das Blut eines einzigen unschuldigen (Menschen) (vergossen wird), (stattfinden), wenn das Blut vieler (vergossen wird)?281 Ich glaube nicht. 14. Schließlich schreibe ich mit meiner Hand, was Du allein lesen sollst. So möge mich der Herr von allem Trübsal befreien, weil ich bemerkte, dass es nicht von einem Menschen und nicht durch einen Menschen, sondern mir deutlich verkündet worden ist (so zu handeln). Denn als ich beunruhigt war in eben der Nacht, in der ich mich auf meine Abreise vorbereitete,282 ahnte ich283 jedenfalls, dass Du (zu mir) in die Kirche kommst, aber es war mir nicht erlaubt, das Opfer darzubringen. Ich übergehe andere Dinge und konnte mich davor hüten; aber ich vollführte (sie) aus Liebe zu Dir, wie ich meine. Der Herr lasse geschehen, dass alles in Ruhe weitergeht. Vielerorts ermahnt uns unser Gott: Er will, dass wir verstehen durch himmlische Zeichen, durch Sprüche der Propheten, auch durch Visionen von Sündern; deshalb mögen wir ihn darum bitten, dass er Unruhen beseitige, Euch Herrschenden den Frieden bewahre, (dass) der Glaube und die Ruhe der Kirche fortbestehen, der es hilft, dass die Kaiser christlich und fromm sind. 15. Sicherlich willst Du Gott gefallen. Jede Sache hat ihre Zeit, wie es geschrieben steht: Eine Zeit zu handeln, Herr, wie er sagt, und eine Zeit des Wohlgefallens, Gott. Dann wirst Du opfern, wenn Du die Möglichkeit zu opfern erhalten hast, (dann nämlich) wenn Dein Opfer Gott gefällt. Würde es mich nicht erfreuen, die Gunst des Kaisers zu haben, damit ich Deinem Wunsch gemäß (das Opfer) darbringe,284 wenn die Angelegenheit es zuließe? Auch ein aufrichtiges Gebet ist ein Opfer; dieses bewirkt Vergebung, jenes (das Opfer) Ungnade, weil dieses Demut ausdrückt, jenes Verachtung. Denn Gott sagt, dass er lieber wolle, dass sein Wille geschehe, als dass ein Opfer dargebracht werde. Das verkündet Gott laut, Moses verkündet es seinem Volk, Paulus predigt es den Völkern. Mach das, von dem Du denkst, dass es zurzeit mehr gefällt. Er sagt: Ich will lieber Barmherzigkeit als ein
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Text und Übersetzung
populos Paulus praedicat. Id facito quod intellegis in tempore plus placere. Misericordiam, inquit, malo quam sacrificium.a Quare non illi magis sint Christiani qui peccatum condemnant suum quam qui defendendum putant? Iustus enim in exordio sermonis accusator est sui.b Qui se accusat cum peccaverit iustus est, non ille qui se laudaverit. 16. Utinam, imperator, etiam ante mihi potius credidissem quam consuetudini tuae. Dum puto quod cito ignoscis, cito revocas ut saepe fecisti, et tu praeventus es et ego non declinavi quod cavere non debueram. Sed gratias domino, quia vult servulos suos castigare ne perdat. Istud mihi commune est cum prophetis et tibi erit commune cum sanctis. 17. An ego Gratiani patrem non oculis meis praeferam? Dent veniam sancta alia pignora tua. Dulce mihi nomen antetuli quibus amorem communiter detuli. Amo diligo orationibus prosequor. Si credis sequere, si, inquam, agnosce quod dico, si non credis ignosce quod facio, in quo deum praefero. Beatissimus et florentissimus cum sanctis pignoribus fruaris tranquillitate perpetua, imperator auguste.
a NT Mt 9,13. b AT Spr 18,17.
Briefe an Theodosius
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Opfer. Sind daher nicht jene eher Christen, die ihre Sünde verurteilen, als die, die glauben, sie verteidigen zu müssen? Denn zu Beginn einer Rede klagt der Gerechte sich selbst an. Er ist gerecht, der sich anklagt, nachdem er gesündigt hat, nicht jener, der sich gelobt hat. 16. Wenn ich mich doch, Kaiser, sogar früher mehr auf mich als auf Dein Verhalten verlassen hätte! Während ich glaube, dass Du schnell verzeihst, schnell widerrufst, wie Du es oft gemacht hast, bist Du (mir) zuvorgekommen und ich konnte nicht abwenden,285 wofür ich keine Vorsichtsmaßregeln hätte treffen dürfen. Aber Dank (sei) dem Herrn, weil er seine Diener bestrafen will,286 damit er sie nicht zugrunde richtet. Das ist mir gemein mit den Propheten und Dir wird es gemein sein mit den Heiligen. 17. Oder soll ich den Vater Gratians287 nicht meinen Augen vorziehen? Deine anderen heiligen Kinder288 mögen (mir) verzeihen. Den mir teuren Namen zog ich denen vor, die ich im gleichen Umfang liebte. Ich liebe, ich schätze Dich, ich begleite (Dich) in meinen Gebeten. Wenn Du glaubst, folge mir, wenn Du, wie ich sagte, (glaubst,) akzeptiere, was ich sage, wenn Du nicht glaubst, verzeihe, was ich mache, wodurch ich Gott (Dir) vorziehe.289 Mögest Du, erhabener Kaiser, sehr glücklich und in höchstem Ansehen zusammen mit Deinen heiligen Kindern den ewigen Frieden genießen.
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Text und Übersetzung
CSEL 79,3-4 (Ambrosius, De spiritu sancto) = CSEL 82.10.3, XVI Ambrosio religioso sacerdoti omnipotentis dei Gratianus Augustus 1. Cupio valde, quem recordor absentem, ut, cum quo mente sum, cum eo etiam corpore sim praesenti. Festina igitur ad me, religiose dei sacerdos, ut doceas doctrinam veram credentem, non quo contentioni studeam aut velim magis deum verbis quam mente conplecti, sed ut magis aperto pectori revelatio divinitatis insidat. 2. Docebit enim me ille, quem non nego, quem fateor deum ac dominum esse meum, non ei obiciens quam in me video creaturam, qui Christo nihil me addere posse confitear, velle tamen, ut etiam patri me commendarem filium praedicando. Non ego in deo verebor invidiam, non me talem laudatorem putabo, qui divinitatem verbis augeam. Ego infirmus et fragilis, quantum possum praedico, non quantum est ipsa divinitas. 3. Rogo te, ut mihi des ipsum tractatum, quem dederas: augendo illic de sancto spiritu fidelem disputationem scripturis atque argumentis deum esse convince. Divinitas te servet per multos annos, parens et cultor dei aeterni, quem colimus, Iesu Christi.
epistula extra collectionem XII (Maur. 1) Beatissimo Augusto Gratiano et christianissimo Principi Ambrosius episcopus 1. Non mihi affectus defuit, christianissime principum, – nihil enim habeo quod hoc verius et gloriosius dicam, – non, inquam, mihi affectus defuit, sed affectum verecundia retardavit, quominus clementiae tuae occurrerem. Revertenti tamen si non occurri vestigio, occurri animo, occurri voto, in quo maiora
Briefwechsel mit Gratian
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Briefwechsel mit Gratian CSEL 79,3–4 (Ambrosius, De spiritu sancto) = CSEL 82.10.3, XCVI Der Augustus Gratian an Ambrosius, den frommen Bischof des allmächtigen Gottes 1. Ich wünsche mir sehr, dass ich mit ihm persönlich, an den ich mich in seiner Abwesenheit erinnere (und) mit dem ich im Geiste zusammen bin, auch physisch zusammen bin. Eile daher zu mir, frommer Bischof Gottes, auf dass Du die wahre Lehre einem Gläubigen lehrst, nicht weil ich nach einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung verlange oder Gott mehr mit Worten als mit dem Verstand erfassen möchte, sondern damit die Offenbarung der Göttlichkeit sich tiefer in mein (dafür) empfängliches Herz einprägt. 2. Denn er wird mich lehren, den ich nicht verleugne, bei dem ich bekenne, dass er mein Gott und Herr ist, da ich ihn nicht für das Geschöpf halte, das ich in mir sehe, der ich eingestehe, dass ich Christus nichts hinzufügen kann (und) dennoch will, dass ich mich auch dem Vater durch die Lobpreisung des Sohnes empfehle. Ich werde bei Gott keinen Hass fürchten, mich aber nicht für einen solchen Lobredner halten, auf dass ich seine Göttlichkeit durch meine Worte verherrliche. Ich bin schwach und zerbrechlich, ich lobpreise ihn, so gut ich kann, und nicht im Hinblick auf die Größe seiner Göttlichkeit. 3. Ich bitte Dich, dass Du mir gerade die Abhandlung gibst, die Du (mir bereits) gegeben hattest,290 indem Du dort über den Heiligen Geist eine dem Glauben verpflichtete Abhandlung hinzufügst; überzeuge durch die (Heiligen) Schriften und durch Argumente, dass er Gott ist.291 Die Göttlichkeit möge Dich über viele Jahre hindurch bewahren, mein Vater und Verehrer des ewigen Gottes, den wir verehren, Jesus Christus.
epistula extra collectionem 12 (Maur. 1) Bischof Ambrosius an den glücklichsten Augustus Gratian und den christlichsten Fürsten 1. Es fehlte mir nicht an Leidenschaft, christlichster Fürst – denn ich habe nichts, das ich wahrhaftiger und ruhmreicher als dieses bezeichnen kann – es fehlte mir nicht, wie ich sagte, an Leidenschaft, aber Zurückhaltung hemmte meine Leidenschaft, sodass ich nicht Deiner Milde entgegeneilte. Wenn ich Dir bei Deiner Rückkehr nicht auf der Stelle entgegeneilte,292 eilte ich Dir im Geiste entgegen, eilte ich Dir im Gebet entgegen, in dem die größeren Pflichten eines Priesters liegen. (So kann) ich sagen, ich eilte Dir entgegen. Denn wann stand ich Dir nicht bei, dem ich mit ganzer Leidenschaft folgte,
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Text und Übersetzung
sunt officia sacerdotis. Occurri dico. Quando enim abfui, quem toto sequebar affectu, cui sensu ac mentibus inhaerebam? Et certe maior animorum praesentia est. Tuum cottidianum iter legebam, nocte ac die in tuis castris cura et sensu locatus orationum excubias praetendebam, etsi invalidus merito, sed affectu sedulus. 2. Et haec quidem cum pro tua salute deferebamus, pro nobis faciebamus. Nihil hic adulationis est quam tu non requiris, ego alienam nostro duco officio, sed plurimum gratiae quam dedisti. Scit ipse nostri arbiter, quem fateris et in quem pie credis, refici viscera mea tua fide, tua salute, tua gloria meque non solum officio publico debitas pendere preces sed etiam amore privato. Reddidisti enim mihi quietem ecclesiae, perfidorum ora atque utinam et corda clausisti; et hoc non minore fidei quam potestatis auctoritate fecisti. 3. Nam quid de litteris recentibus loquar? Scripsisti tua totam epistulam manu, ut ipsi apices fidem tuam pietatemque loquerentur. Sic Abraham sua manu quondam vitulum occidit ut hospitibus epulantibus ministraret nec in ministerio religioso aliorum adiumenta quaesivit.a Sed ille privatus aut domino et angelis aut domino in angelis deferebat; tu, imperator, dignatione regali honoras infimum sacerdotem. Sed domino defertur cum servulus honoratur; ipse enim dixit: Quod uni horum minimorum fecistis, mihi fecistis.b 4. At ego humilitatem tantummodo praedico in imperatore sublimem ac non amplius fidem, quam vere conscia meriti tui mente dixisti quia docet te ille quem non negas? Quis enim alius docere te potuit, ut ei non obicias quam in te vides creaturam? Nihil moralius, nihil expressius dici potuit; creaturam enim Christum dicere pro obiectu contumeliae est, non pro confessione reverentiae. Deinde quid tam insolens quam id eum aestimare quod nos sumus? Docuisti igitur me a quo te discere velle profiteris; nihil tale adhuc legi, nihil tale audivi.
a Vgl. AT Gen 18,7. b NT Mt 25,40.
Briefwechsel mit Gratian
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an dem ich mit meinem Herzen und mit meinen Gedanken hing? Und sicherlich ist eine Anwesenheit im Geiste wichtiger. Deine Reise verfolgte ich täglich,293 Tag und Nacht war ich in Deinem Lager mit meiner Sorge und meinem Mitgefühl zugegen, hielt ich Wache mit meinen Gebeten, auch wenn ich schwach war durch mein Verschulden, aber unermüdlich durch meine Leidenschaft. 2. Auch wenn wir das jedenfalls für Dein Wohlergehen darbrachten, machten wir es für uns. Hier liegt keine Anbiederung vor, die Du nicht verlangst, und ich halte sie nicht angemessen für mein Amt, sondern am meisten für die Gnade, die Du (mir) erwiesen hast. Selbst der Richter über uns, zu dem Du Dich bekennst und an den Du gottesfürchtig glaubst, weiß, dass das Innerste (meiner Seele) gestärkt wird durch Deinen Glauben, Dein Wohlergehen (und) durch Deinen Ruhm und ich nicht nur meine Gebete pflichtschuldig der Verpflichtung durch mein öffentliches Amt verrichte, sondern auch aufgrund persönlicher Zuneigung. Denn Du hast für mich den Frieden der Kirche wiederhergestellt,294 Du hast den Mund und hoffentlich auch die Herzen der Gottlosen verschlossen; und Du hast es nicht weniger durch den Einfluss Deines Glaubens als Deiner Macht bewirkt.295 3. Denn was soll ich über den jüngsten Brief sagen? Du hast den ganzen Brief mit eigener Hand geschrieben, sodass selbst die Schriftzüge Deinen Glauben und Deine Frömmigkeit bezeugen.296 So tötete einst Abraham mit eigener Hand ein Kalb, um es seinen Gästen als Speise anzubieten und suchte bei der heiligen Amtshandlung nicht die Unterstützung durch andere. Aber er brachte (es) als Privatmann entweder dem Herrn oder den Engeln oder dem Herrn (in Gestalt) der Engel dar; Du, Kaiser, zeichnest mit Deiner kaiserlichen Würde den Niedrigsten unter den Bischöfen aus. Aber er empfiehlt sich dem Herrn, wenn er als kleiner Diener geehrt wird; denn er sagte selbst: Was ihr einem von meinen Geringsten angetan habt, habt ihr mir angetan. 4. Aber preise ich nur die erhabene, bei einem Kaiser (vorhandene) Demut und nicht darüber hinaus den Glauben, von dem Du wahrhaftig mit einem Verstand, der um Dein Verdienst weiß, sprachst, weil er Dich lehrt, den Du nicht verleugnest? Denn welch anderer konnte Dir lehren, dass Du ihn nicht für das Geschöpf hältst, das Du in Dir siehst? Nichts konnte richtiger, nichts nachdrücklicher gesagt werden; denn Christus als Geschöpf zu bezeichnen kommt einer Verunglimpfung gleich, nicht einem ehrfurchtsvollen Bekenntnis.297 Was ist schließlich so unverschämt ihn für das zu halten, was wir sind? Du hast daher mich gelehrt, von ihm lernen zu wollen, (zu dem) Du Dich bekennst; bislang habe ich so etwas nicht gelesen, so etwas nicht gehört. 5. Wie fromm aber, wie bewundernswert ist jene (Bemerkung), dass Du bei Gott keinen Hass fürchtest. Du erwartest von dem Vater ein Zeichen der
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Text und Übersetzung
5. Quam pium autem illud, quam admirabile, quod in deo non vereris invidiam. De patre remunerationem pro filii amore praesumis et laudando filium non ei te posse aliquid addere confiteris, sed velle ut etiam patri te filii praedicatione commendes. Quod utique solus te docuit ille qui dixit: Qui me diligit, diligetur a patre meo.a 6. Addidisti ad haec quia tu infirmus et fragilis non te talem laudatorem putabis ut divinitatem verbis augeas, sed quantum possis praedices non quantum est ipsa divinitas. Haec infirmitas in Christo fortior est sicut et apostolus dixit: Cum infirmor tunc potens sum.b Haec humilitas excludit fragilitatem. 7. Veniam plane et festinabo ut iubes, ut haec praesens audiam, ut haec praesens legam, cum ex tuo ore procedunt. Misi autem duos libellos, quorum iam quia tuae clementiae sunt probati periculum non verebor. De spiritu vero interim veniam scriptioni peto, quoniam quem iudicem mei sim sermonis habiturus agnovi. 8. Interim tamen sententia et fides tua de domino et salvatore deprompta de dei filio redundat ad assertionem uberrimam, per quam sancti quoque spiritus divinitas sempiterna credatur, ut non ei obicias quam in te vides creaturam nec deum patrem domini nostri lesu Christi spiritui suo existimes invidere. Quod enim creaturae caret communione divinum est. 9. Si dominus faverit huic etiam clementiae tuae satisfaciam voluntati, ut cuius accepisti gratiam, eum plane in dei gloria praeminentem suo nomine aestimes honorandum. 10. Beatissimum te et florentissimum deus omnipotens pater domini nostri lesu Christi tueri aetate prolixa et regnum tuum in summa gloria et pace perpetua confirmare dignetur, domine imperator auguste, divino electe iudicio, principum gloriosissime.
a NT Joh 14,21. b NT 2. Kor 12,10.
Briefwechsel mit Gratian
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Erkenntlichkeit für Deine Liebe zum Sohn und bekennst, dass Du (außer) durch das Lob für den Sohn ihm nicht irgendetwas hinzufügen kannst, aber willst, dass Du Dich auch dem Vater durch die Lobpreisung des Sohnes empfiehlst. Das lehrt schlechterdings Dich allein er, der sagt: Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden. 6. Du hast Deinen (Worten) hinzugefügt, dass Du schwach und zerbrechlich nicht Dich für einen solchen Lobredner halten wirst, auf dass Du seine Göttlichkeit durch Deine Worte verherrlichst, sondern dass Du ihn lobpreist, so gut Du kannst, und nicht im Hinblick auf die Größe seiner Göttlichkeit. Diese Schwäche ist bei Christus kraftvoller, wie auch der Apostel sagte: Wenn ich geschwächt werde, dann bin ich mächtig. Eine solche Erniedrigung schließt Zerbrechlichkeit aus. 7. Ich werde wirklich kommen und herbeieilen, wie Du befiehlst, um persönlich das zu hören, um persönlich das zu lesen, wenn es aus Deinem Munde kommt. Ich habe aber zwei Schriften geschickt,298 bei denen ich bereits keine Gefahr befürchte, weil sie von Deiner Milde gebilligt worden sind. (Für die Schrift) über den (Heiligen) Geist bitte ich aber inzwischen um Verzeihung für die schriftliche Ausarbeitung, da ich erkannt habe, welchen Richter ich über meine Abhandlung haben werde.299 8. Dennoch fließt inzwischen Deine Ansicht und Dein Glauben über den Herrn und Erlöser, die sich von dem Sohn Gottes herleiten, über in eine sehr inhaltsreiche Erklärung, durch die man auch an die ewige Göttlichkeit des Heiligen Geistes glaubt, auf dass Du ihn nicht für das Geschöpf hältst, das Du in Dir siehst,300 und nicht glaubst, dass Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, nicht seinen (Heiligen) Geist beneidet. Denn das, was keine Gemeinsamkeit mit dem Geschöpf hat, ist göttlich. 9. Wenn Gott (es) unterstützt, werde ich auch diesem Wunsch Deiner Milde entsprechen, auf dass Du, dessen Gnade Du empfangen hast, ihn, der deutlich hinsichtlich des Ruhmes Gottes herausragt, aufgrund seines Namens für verehrungswürdig hältst. 10. Herr, Kaiser und Augustus, durch göttliches Urteil Erwählter, ruhmreichster unter den Fürsten, Gott, der Allmächtige, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, möge es für würdig erachten, Dich als glücklichsten und auf der Höhe der Macht stehenden (Herrscher) bis ins hohe Alter zu beschützen und Dein Reich mit höchstem Ruhm und ewigen Frieden zu festigen.
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Text und Übersetzung
epistula extra collectionem IV (Maur. 10) = gesta concili Aquileiensis epistula II Imperatoribus clementissimis et christianis beatissimisque Principibus Gratiano et Valentiniano et Theodosio sanctum concilium quod convenit Aquileiae 1. Benedictus deus pater domini nostri Iesu Christi, qui vobis Romanum imperium dedit, et benedictus dominus noster Iesus Christus unigenitus dei filius, qui regnum vestrum sua pietate custodit, apud quem gratias agimus vobis, clementissimi principes, quod et fidei vestrae studium probavistis, qui ad removendas altercationes congregari statuistis sacerdotale concilium et episcopis dignatione vestra honorificentiam reservastis, ut nemo deesset volens, nemo cogeretur invitus. 2. Itaque iuxta mansuetudinis vestrae statuta convenimus sine invidia multitudinis et cum affectu disceptationis nec ulli de haereticis episcopi sunt reperti nisi duo tantum, Palladius ac Secundianus, nomina vetusta perfidiae, propter quos congregari concilium postulabant de extrema orbis parte Romani. Ecce nullus senectutis annis gravatus, cuius vel sola esset reverenda canities, de ultimi sinu motus Oceani venire compulsus est et concilio nihil defuit; nullus debile corpus trahens, ieiuniorum stipendiis oneratum, itineris est coactus iniuria fortitudinis amissae damna deflere; nullus postremo pauperiem in sacerdotibus gloriosam subsidio veniendi destitutus ingemuit. Unde completum in te est, clementissime principum Gratiane, quod scriptura divina laudavit quia beatus qui intellegit super egenum et pauperem.a 3. Quam grave autem si propter duos in perfidia cariosos toto in orbe essent ecclesiae summis sacerdotibus destitutae. Qui etiamsi venire propter prolixitatem itineris nequiverunt, tamen omnes prope ex omnibus fere provinciis occidentalibus missis adfuere legatis et attestationibus evidentibus id se tenere quod nos asserimus et in tractatu Nicaeni congruere concilii designarunt sicut subiecta declarant. Ubique ergo nunc pro vestro imperio
a AT Ps 41,1.
Das Konzil von Aquileia
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Das Konzil von Aquileia epistula extra collectionem 4 (Maur. 10) = gesta concili Aquileiensis epistula 2 Das heilige Konzil, das in Aquileia zusammenkommt, an die gnädigsten Kaiser und die christlichen und glücklichsten Fürsten Gratian, Valentinian und Theodosius 1. Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Euch das Römische Reich gab, und gepriesen sei unser Herr Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes, der Eure Herrschaft mit seiner Zuneigung bewacht, bei dem wir uns Euch, gnädigste Fürsten, bedanken, weil Ihr das Bemühen um Euren Glauben bestätigt habt, die Ihr beschlossen habt, dass ein Bischofskonzil zusammenkommt um Streitigkeiten auszuräumen und Ihr durch Eure Gunst den Bischöfen die Ehre erwieset, dass niemand, wenn er (teilnehmen) wollte, fehlte, niemand gegen seinen Willen gezwungen wurde.301 2. Daher versammelten wir uns gemäß den Bestimmungen Eurer Milde ohne Hass der Menge und mit dem Verlangen nach einem Meinungsaustausch und es befanden sich keine Bischöfe von den Häretikern (unter ihnen), nur zwei ausgenommen, Palladius und Secundianus,302 alte Namen der Ungläubigkeit, deretwegen Römer aus der entferntesten Gegend des Erdkreises forderten, dass ein Konzil sich treffe. Und sieh da, niemand, obwohl von den Jahren des Alters beladen, dessen graues Haar allein schon verehrungswürdig war, ist gezwungen worden von dem entferntesten Winkel des Ozeans zu kommen und fehlte nicht auf dem Konzil; niemand, der seinen entkräfteten, durch Fastendienste belasteten Körper mit sich schleppte, ist gezwungen worden durch die Anstrengung der Reise die Nachteile für die verlorengegangene Stärke zu beweinen, schließlich stöhnte keiner über seine Armut, die bei Bischöfen ruhmreich ist, weil er ohne Unterstützung für die Anreise auskam. So wurde durch Dich, Gratian, gnädigster unter den Fürsten, erfüllt, was die Heilige Schrift lobte, dass der selig ist, der die Bedürftigen und Armen versteht. 3. Aber wie belastend (war) es, wenn wegen zwei in ihrer Ungläubigkeit verdorbenen (Bischöfen) auf dem ganzen Erdkreis die Kirchen von ihren höchsten Bischöfen im Stich gelassen wurden. Auch wenn sie wegen der Länge der Reise nicht kommen konnten, waren dennoch alle aus fast allen westlichen Provinzen durch die Entsendung von Gesandten anwesend303 und mit eindeutigen Bescheinigungen gaben sie an, dass sie das verteidigen, was wir erklärten, und dass sie übereinstimmen mit der Entscheidung des Konzils von Nicaea, wie die beigefügten (Dokumente) belegen.304 Überall preisen also jetzt die Gebete der Völker Eure Herrschaft und gleichwohl fehlten nicht aufgrund Eurer Entscheidung die Vertreter des Glaubens. Denn wenn auch die
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concinunt vota populorum nec tamen arbitrio vestro assertores fidei defuerunt. Nam licet evidentia essent praescripta maiorum a quibus impium est et sacrilegum deviare, tamen disceptandi obtulimus facultatem. 4. Ac primum principium ipsum obortae discussimus quaestionis atque Arri epistulam putavimus esse recitandam, qui auctor Arrianae haeresis invenitur unde et nomen haeresis accepit, ea videlicet gratia ut quoniam Arrianos se negare consueverant, Arri blasfemias aut incusando damnarent aut astruendo defenderent aut certe non recusarent nomen eius, cuius impietatem perfidiamque sequerentur. Sed quia auctorem suum nec damnare poterant nec probare, cum ipsi ad disceptandum ante triduum provocassent locoque et tempore constituto non expectata conventione prodissent, subito qui dixerant se quia Christiani essent facile probaturos – quod nos libenter accepimus et optavimus ut probarent –, refugere congressum ilico, disceptationem declinare coeperunt. 5. Multus tamen nobis cum his sermo fuit, propositae divinae in medio scripturae, disceptandi de primo ortu diei in horam septimam copia data, delata patientia. Atque utinam pauca dixissent vel certe quae audivimus possemus abolere! Nam sacrilegis vocibus cum Arrius solum patrem sempiternum, solum bonum, solum verum deum, solum immortalitatem habentem, solum sapientem, solum potentem dicendo, expertem eorum filium impia commendatione voluisset intellegi, isti Arrium potius sequi quam sempiternum deum dei filium et verum deum et bonum deum et sapientem et potentem et immortalitatem habentem voluerunt fateri. Multas horas frustra consumpsimus; crescebat eorum impietas nec corrigi ullo poterat modo. 6. Denique cum viderent se Arri epistulae sacrilegiis perurgeri – quam ideo subdidimus, ut eam etiam vestra clementia perhorrescereta –, resilientes de media epistulae lectione petierunt, ut eorum propositis responderemus. Quamquam non esset ordinis neque rationis ut proposita interrumperemus responsumque esset a nobis, ut damnarent Arri impietates et de quibus vellent ordine locoque servato eorum intentionibus responderemus, tamen acquievimus praeposterae voluntati. Ibi tum evangeli scripta falsantes proposuerunt nobis dixisse dominum: “Qui me misit maior me est”,b cum aliter scriptum doceat series scripturarum.
a prohorresceret Zelzer. Das Verb prohorrescere kommt ansonsten nicht in der lateinischen Sprache vor; ThLL 10,2,2 (1995–2009), 1791. b NT Joh 14,28; 6,44.
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Vorschriften der Vorfahren einleuchtend sind, von denen abzuweichen gottlos und eine Verfehlung gegen den Glauben ist,305 boten wir (ihnen/Palladius und Secundianus) die Möglichkeit zu einem Meinungsaustausch an. 4. Und zuerst erörterten wir den eigentlichen Ursprung des sich ergebenden Themas und meinten, dass ein Brief des Arius vorgetragen werden müsste,306 der als Urheber der arianischen Häresie gilt, von dem die Häresie ihren Namen erhielt, dies war natürlich eine günstige Situation, auf dass sie, da sie bekanntlich leugnen Arianer zu sein, die Blasphemien des Arius entweder durch Beschuldigungen verurteilen oder durch Behauptungen verteidigen oder sicherlich nicht seinen Namen zurückweisen sollten, dessen Mangel an Ehrfurcht und dessen Ungläubigkeit sie folgten. Aber weil sie ihren Urheber weder verteidigen noch bestätigen konnten, nachdem sie (uns) zu einem Meinungsaustausch binnen drei Tagen307 herausgefordert hatten und, nachdem Ort und Zeitpunkt festgelegt worden waren, gekommen waren, obwohl man ein Zusammentreffen nicht erwartet hatte, fingen sie, die plötzlich sagten, dass sie problemlos bestätigen werden, dass sie Christen wären – was wir gerne akzeptierten und wünschten, dass sie es bestätigten –, sogleich an die Versammlung zu meiden, dem Meinungsaustausch auszuweichen.308 5. Dennoch führten wir unablässig Gespräche mit ihnen, die Heiligen Schriften wurden mitten (unter uns) gelegt, Gelegenheit für einen Meinungsaustausch war gleich von Tagesanbruch bis zur siebten Stunde gegeben, Geduld wurde bewiesen. Wenn sie doch wenig gesagt hätten oder wir sicherlich das, was wir hörten, tilgen könnten! Denn da Arius mit frevlerischen Worten wollte, dass allein der Vater als ewiger, allein als guter, allein als wahrer Gott, allein als unsterblich, allein als weise, allein als mächtig durch sein Reden, der Sohn durch eine gottlose Empfehlung als frei von diesen (Dingen) verstanden wird, wollten diese eher Arius folgen als sich zum Sohn Gottes als ewigen Gott, als wahren Gott, als guten Gott, als weisen, als mächtigen, als unsterblichen Gott zu bekennen. Viele Stunden verbrachten wir vergebens; deren Gottlosigkeit nahm zu und konnte auf keine Weise berichtigt werden. 6. Schließlich, als sie einsahen, dass sie durch die Sakrilegien des Ariusbriefes in die Enge getrieben wurden – den wir daher unten beigefügt haben, damit sogar Eure Gnade erschaudert -, ließen sie mitten in der Lesung des Briefes davon ab und baten darum, dass wir auf ihre Hauptthesen antworteten. Obwohl es nicht der Ordnung und Vernunft entsprach, dass wir unsere Vorhaben unterbrachen, und (obwohl) wir antworteten, dass sie die Gottlosigkeiten des Arius verurteilen sollten und dass wir, wenn Ordnung und Zeit eingehalten würden, auf ihre Einwände, wie sie wollten, antworten würden, pflichteten wir dennoch ihrem widersinnigen Wunsch bei. Dann verfälschten sie an dieser Stelle die Buchstaben des Evangeliums und verkündeten, dass uns der Herr gesagt habe: „Der, der mich geschickt hat, ist größer als ich.“, obwohl der Zusammenhang der Schriften lehrt, dass es anders geschrieben steht.309
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7. Redarguti de falsitate sunt ut faterentur nec tamen ratione correcti. Nam cum diceremus secundum carnis susceptionem minorem patre suo filium dici, secundum divinitatem autem pro testimoniis scripturarum patri aequalem probari nec posse ibi discretionem esse gradus alicuius aut magnitudinis ubi esset unitas potestatis, non solum illi noluerunt emendare errorem sed etiam vesaniam augere coeperunt, ut et subiectum secundum divinitatem dicerent, quasi ulla dei secundum divinitatem suam possit esse subiectio, mortem denique eius non ad sacramentum nostrae salutis sed ad infirmitatem quandam divinitatis referrent. 8. Horruimus, clementissimi principes, tam dira sacrilegia pravosque doctores; ne ulterius populos deciperent quos tenebant, sacerdotio putavimus abdicandos, quoniam subditi libelli impietatibus concinebant. Neque enim dignum est ut sacerdotium eius sibi vindicent quem negaverunt. Vestram fidem vestram gloriam deprecamur, ut reverentiam imperii vestri deferatis auctori censeatisque impietatis assertores et adulteros veritatis datis apicibus clementiae vestrae ad iudicia competentia et ab ecclesiae arcendos esse liminibus, ut in damnatorum locum per nostrae parvitatis legatos sancti subrogentur sacerdotes. 9. Adtalum quoque presbyterum de praevaricatione confessum et Palladi sacrilegiis inhaerentem parilis sententia comprehendat. Nam quid de eius magistro Iuliano Valente dicamus, qui cum esset proximus declinavit sacerdotale concilium, ne eversae patriae perditorumque civium praestare causas sacerdotibus cogeretur. Qui etiam torquem ut asseritur et brachiales impietate Gothica profanatus more indutus gentilium ausus sit in prospectum exercitus prodire Romani, quod sine dubio non solum in sacerdote sacrilegum sed etiam in quocumque est Christiano, etenim abhorret a more Romano nisi forte sic solent idolatrae sacerdotes prodire Gothorum. 10. Moveat pietatem vestram sacerdotale nomen quod ille sacrilegus infamat, qui etiam suorum vocibus si qui tamen superesse possunt nefandi sceleris arguitur. Certe domum repetat suam, non contaminet florentissimas Italiae civitates, qui nunc illicitis ordinationibus consimiles sui sociat sibi
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7. Sie sind der Falschheit (ihrer Behauptung) überführt worden, sodass sie sich bekannten, und dennoch wurden sie durch Vernunft nicht auf den rechten Weg gebracht.310 Denn obwohl wir sagten, dass hinsichtlich der Annahme des Fleisches311 der Sohn als geringer im Vergleich zu seinem Vater bezeichnet, hinsichtlich der Göttlichkeit aber nach den Zeugnissen der Schriften als dem Vater gleichwertig anerkannt werde und es nicht dort eine Trennung nach Rang oder Bedeutung geben könne, wo eine Einheit der Macht bestünde, wollten sie nicht nur ihren Irrtum berichtigen, sondern fingen an ihren Wahnsinn zu steigern, sodass sie sagten, dass (er) hinsichtlich seiner Göttlichkeit untergeordnet sei, obwohl es keine Unterordnung Gottes hinsichtlich einer Göttlichkeit geben könne, und schließlich würden sie seinen Tod nicht auf das religiöse Geheimnis unserer Erlösung, sondern auf eine gewisse Schwäche seiner Göttlichkeit zurückführen. 8. Wir waren entsetzt, gnädigste Fürsten, über so entsetzliche Sakrilegien und abscheuliche Lehrer; damit sie nicht weiterhin die Völker, die sie beherrschten, täuschten, meinten wir, dass sie sich von ihrem Priesteramt trennen müssten, da ja die unten beigefügten Schriften312 mit ihren Gottlosigkeiten übereinstimmten. Denn es ist nicht würdig, dass sie für sich sein Priesteramt beanspruchen, den sie verleugneten. Euren Glauben, Euren Ruhm flehen wir an, dass Ihr die Achtung vor Eurer Herrschaft ihrem Schutzherren erweist und beschließt, dass die Verteidiger der Gottlosigkeit und Verfälscher der Wahrheit, nachdem Schreiben Eurer Gnade an die zuständigen Gerichte geschickt worden sind, auch von den Türschwellen der Kirche ferngehalten werden, auf dass an Stelle der Verurteilten durch Gesandte unserer Wenigkeit Heilige als Bischöfe gewählt werden können. 9. Das gleiche Urteil möge auch für den Presbyter Adtalus gelten,313 der sich zu seiner Pflichtverletzung bekannte und den Sakrilegien des Palladius anhängt. Denn was sollen wir über seinen Lehrer Julianus Valens sagen,314 der, obwohl er in der Nähe war, das bischöfliche Konzil mied, damit er nicht gezwungen werden konnte den Bischöfen die Gründe für die Zerstörung seiner Heimat315 und den Verlust seiner Bürger darzulegen. Dieser soll auch, wie behauptet wird, gewagt haben sich mit Halsring und Armreifen,316 durch die Gottlosigkeit der Goten entweiht,317 nach der Sitte von Heiden gekleidet318 dem römischen Heer zu präsentieren, was ohne Zweifel nicht nur für einen Bischof ein Sakrileg ist, sondern auch für jeden Christen; denn es verträgt sich nicht mit der Sitte der Römer, auch wenn die Priester des Götzendienstes bei den Goten so aufzutreten pflegen.319 10. Eure Frömmigkeit möge der Titel eines Bischofs beunruhigen, den jener Gottlose entehrt, der auch durch Äußerungen seiner (Anhänger), wenn dennoch irgendwelche übrig sein können, eines ruchlosen Verbrechens beschuldigt wird. Sicherlich soll er in seine Heimat zurückgehen, er soll (aber) nicht die blühendsten Städte Italiens entweihen, der jetzt durch
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et seminarium quaerit suae impietatis atque perfidiae per quosque perditos derelinquere, qui episcopus esse nec coepit. Nam primo Petavione superpositus fuerat sancto viro Marco admirabilis memoriae sacerdoti et posteaquam deformiter deiectus a plebe est qui Petavione esse non potuit, is nunc Mediolani post eversionem patriae ne dicamus proditionem inequitavit. 11. Super omnibus igitur pietas vestra consulere dignetur, ne obtemperantes vestrae tranquillitatis statutis frustra conivisse videamur. Non solum enim cavendum est ne nostra sed etiam vestra decreta ludantur. Petimus igitur ut legatos concilii, sanctos viros, aeque clementia vestra audire dignetur et cum effectu eorum quae poscimus maturius redire praecipiat, ut mercedem accipiatis a domino deo Christo, cuius ecclesias ab omni sacrilegorum labe purgastis. 12. Fotinianos quoque quos et superiore lege censuistis nullos facere debere conventus et ea quae de concilio sacerdotum data est congregando concilio removistis, petimus ut quoniam in Sirmiensi oppido adhuc conventus temptare cognovimus, clementia vestra interdicta etiam nunc coitione reverentiam primum ecclesiae catholicae, deinde etiam legibus vestris deferre iubeatis, ut et vos deo praesule triumfetis, qui paci ecclesiarum quietique consulitis.
epistula extra collectionem V (Maur. 11) Imperatoribus clementissimis et Principibus christianis gloriosissimis ac beatissimis Gratiano Valentiniano et Theodosio sanctum concilium quod convenit Aquileiae 1. Provisum est quidem, clementissimi principes, vestrae tranquillitatis statutis, ne Arrianorum perfidia ulterius possit vel latere vel serpere; etenim effectum concilii decretis putamus minime defuturum, sed tamen quantum ad partes spectat occidentis duo tantum reperti sunt qui auderent
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unerlaubte Ordinationen sich mit Gleichgesinnten verbündet und sich bemüht durch alle Verdorbenen eine Brutstätte für seine Gottlosigkeit und Ungläubigkeit zurückzulassen (und) der nicht anfing als Bischof tätig zu sein. Denn zuerst war er in P(o)etavio eingesetzt worden für den heiligen Mann Marcus, einen Bischof in bewundernswerter Erinnerung und, nachdem er, der nicht in P(o)etavio bleiben konnte, schmählich von dem Volk vertrieben worden war, ist er jetzt in Mailand nach der Zerstörung, um nicht zusagen nach dem Verrat seiner Heimat eingezogen.320 11. Daher möge Eure Frömmigkeit es für würdig erachten sich mit Allem zu befassen, damit wir, die wir den Beschlüssen Eurer Sanftmut gehorchen, nicht anscheinend vergebens Nachsicht geübt haben. Denn man muss sich nicht nur davor hüten, dass nicht nur unsere, sondern auch Eure Beschlüsse verspottet werden. Wir bitten daher, dass Eure Gnade es ebenso für würdig erachtet, die Gesandten des Konzils, heilige Männer, anzuhören und anweist mit der Durchführung der (Dinge), die wir fordern, beizeiten zurückzukehren, auf dass Ihr den Lohn von unserem Herrn und Gott Christus erhaltet, dessen Kirchen Ihr von allem verderblichen Einfluss der Religionsfrevler gereinigt habt. 12. Auch bezüglich der Photinianer, über die Ihr auch in einem früheren Gesetz beschlossen habt, dass sie keine Versammlungen abhalten dürfen,321 und die Ihr durch das (Gesetz), das über das Konzil von Bischöfen erlassen worden ist,322 von der Teilnahme an dem Konzil ausgeschlossen habt, bitten wir, da sie, wie wir erfahren, noch immer versuchen Versammlungen in der Stadt Sirmium (abzuhalten), dass Ihr, Eure Gnade, nachdem auch jetzt ein Zusammentreffen untersagt worden ist, befehlen möget, Achtung zuerst der katholischen Kirche, dann auch Euren Gesetzen zu erweisen, auf dass Ihr mit Gott als Führer triumphiert, die Ihr Euch um den Frieden und die Ruhe der Kirche kümmert.
epistula extra collectionem 5 (Maur. 11) Das heilige Konzil, das in Aquileia zusammenkommt, an die gnädigsten Kaiser und die christlichen, ruhmreichsten und glücklichsten Fürsten Gratian, Valentinian und Theodosius 1. Es ist jedenfalls, gnädigste Fürsten, durch die Beschlüsse Eurer Sanftmut dafür gesorgt worden, dass die Ungläubigkeit der Arianer sich nicht verstecken oder ausbreiten kann; denn wir glauben, dass das Konzil aufgrund seiner Beschlüsse keineswegs ohne Wirkung sein wird, aber gleichwohl, soweit man sich in den Gebieten des Westens umsieht, sind nur zwei (Bischöfe)323 zu finden, die es wagten sich mit schändlichen und
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profanis et impiis vocibus obviare concilio, vix angulum Ripensis Daciae turbare consueti. 2. Aliud est quo magis angimur, de quo quoniam convenimus fuit rite tractandum, ne totum corpus posset ecclesiae toto orbe diffusum et universa turbare. Nam licet frequenter convenerimus Ursinum non potuisse obrepere pietati vestrae – quamvis quietum nihil esse patiatur et inter bellicas necessitates obreptio importuna temptetur –, tamen ne sancta mens vestra animique tranquillitas, quae omnibus consulere gestit, importuni hominis simulata adulatione flectatur, deprecandos vos et obsecrandos si dignanter ducitis aestimamus, non solum praecaventes futura, sed etiam praeterita, quae iam ipsius temeritate gesta sunt, perhorrescentes. Nam si aliquam viam nactus fuerit audaciae, quid non ille confundat? 3. Sed si unius miseratio inflectere potest, multo magis vos precatio omnium moveat sacerdotum. Quis enim nostrum ei communionis societate iungetur, cum indebitum sibi gradum usurpare conatus nec iure ad eum potuerit pervenire, et quem importune affectavit importunissime repetere moliatur? Turbarum totiens damnatus incessit adhuc tamen, quasi praeteritis non perhorrescendus exemplis. Qui – quod plerique sicut in hoc concilio cognovimus et vidimus – cum Arrianis copulatus atque coniunctus erat eo tempore, quo turbare Mediolanensem ecclesiam coetu detestabili moliebatur cum Valente, nunc ante synagogae fores, nunc in Arrianorum domibus miscens occulta consilia et suos iungens, et, quoniam ipse aperte in eorum congregationes prodire non poterat, instruens et informans quemadmodum pax ecclesiae turbaretur; quorum furore respirabat quod eorum posset fautores et socios emereri. 4. Cum igitur scriptum sit: Haereticum post unam correptionem devita,a cum et alius vir sancto locutus spiritu dixerit declinandas huiuscemodi bestias nec salutatione recipiendas atque congressu,b quomodo fieri potest ut eum, quem societati eorum insertum vidimus, non etiam assertorem perfidiae iudicemus? Quod etiam si deforet, tamen totius orbis Romani caput
a NT Tit 3,10. b Vgl. NT 2. Joh 10
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gottlosen Worten dem Konzil zu widersetzen, die es gewohnt waren mit Mühe einen Winkel der Dacia Ripensis in Unruhe zu versetzen. 2. Es ist etwas anderes, das uns mehr beunruhigt, das, weswegen wir ja zusammenkamen, mit Recht behandelt werden musste, damit es nicht das ganze Gebäude der Kirche, das auf dem ganzen Erdkreis verteilt ist, und alles in Unruhe versetzen kann. Denn wenn wir uns auch in großer Zahl einigten, dass Ursinus324 nicht Eure Frömmigkeit täuschen konnte – obwohl er duldet, dass nichts ruhig bleibt, und eine rücksichtslose Täuschung in Notzeiten des Krieges versucht325 -, dennoch, damit nicht Euer heiliger Verstand und die Sanftmut Eurer Seele, die von dem Verlangen beseelt ist sich um alle zu kümmern, von der vorgetäuschten Schmeichelei eines rücksichtslosen Menschen umgestimmt werden, meinen wir, dass Ihr, wenn Ihr es für würdig erachtet, gebeten und angefleht werden müsst, nicht nur um Zukünftiges abzuwenden, sondern auch um vor Vergangenem zurückzuschrecken, das er schon eben durch seine Unbesonnenheit ausgeführt hat. Denn wenn er schon einen Weg für seine Dreistigkeit eingeschlagen hat, was soll er nicht stören? 3. Aber wenn Euch das Mitleid für einen Einzigen rühren kann, um wie viel mehr möge Euch die Bitte aller Bischöfe bewegen. Denn wer von uns wird mit ihm durch die Teilnahme an der Kommunion verbunden, da er versuchte einen ihm nicht zustehenden Rang326 zu beanspruchen und ihn mit Recht nicht erlangen konnte, und (den Rang), den er rücksichtslos anstrebte, beabsichtigt äußerst rücksichtslos wieder einzufordern? Obwohl sooft wegen seiner Umtriebe verurteilt, erhob er sich bis jetzt dennoch, der sich gleichwohl nicht durch warnende Beispiele der Vergangenheit abschrecken lässt. Dieser, – was die meisten von uns auf diesem Konzil erfahren und gesehen haben327 – , war mit den Arianern vereint und verbunden zu der Zeit, in der er gemeinsam mit Valens328 darauf hinarbeitete die Kirche von Mailand durch eine abscheuliche Zusammenkunft in Unruhe zu versetzen, er schmiedete geheime Pläne und verbündete sich mit seinen (Anhängern) bald vor den Toren der Synagoge, bald in den Häusern der Arianer,329 und da er ja selbst nicht öffentlich in deren Versammlungen gehen konnte, unterwies und informierte er, wie der Frieden der Kirche gestört werden konnte; infolge ihrer Verblendung atmete er auf, weil er ihre Unterstützer und Verbündeten gewinnen konnte. 4. Als daher geschrieben steht: Meide einen Häretiker nach einer Schelte, da ein anderer Mann, der durch den Heiligen Geist sprach, sagte, dass solche Bestien gemieden werden müssen und sie nicht begrüßt und aufgenommen werden dürfen, wie kann es sein, dass wir ihn, der, wie wir sahen, in deren Gemeinschaft aufgenommen wurde, nicht auch für einen Verteidiger der Ungläubigkeit halten? Auch wenn das nicht sein sollte, muss dennoch als Oberhaupt des gesamten römischen Erdkreises Eure Gnade angefleht
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Romanam ecclesiam atque illam sacrosanctam fidem apostolorum ne turbari sineret obsecranda fuit clementia vestra; inde enim in omnes venerandae communionis iura dimanant. Et ideo petimus et rogamus ut obrependia ei adimere dignemini facultatem. 5. Scimus clementiae vestrae sanctum pudorem, ne auditu vestro indigna ingerat, non aliena ab officio et nomine sacerdotis interstrepat, non inverecunda vobis loquatur. Quem cum habere oportuerit testimonium etiam ab his qui foris sunt,b quali testimonio cives proprii prosecuti sint clementia vestra meminisse dignetur. Pudet enim dicere, inverecundum est recensere, quam turpi famam eius convicio sauciaverint; quo saltem pudore perstrictus conticescere debuisset, et si haberet aliquam conscientiam sacerdotis, pacem ecclesiae concordiamque ambitioni suae et studio praeoptaret. Verum longe alienus ab omni verecundia per abscissum hominem Paschasium signiferum furoris sui missis litteris serit turbas, gentiles quoque et perditos concitare conatur. 6. Oramus ergo ut iam et populo Romano, qui post relationem praefecti urbis pendet incertus, et nobis sacerdotibus securitatem indicta importunissimi hominis abiectione tribuatis. Quo impetrato apud deum omnipotentem patrem et filium eius dominum deum gratias iugi continuatione celebremus.
epistula extra collectionem VI (Maur. 12) Imperatoribus clementissimis christianisque et gloriosis beatissimisque Principibus Gratiano Valentiniano et Theodosio sanctum concilium quod convenit Aquileiae 1. Quamlibet redundantibus actionibus gratiarum nequaquam tamen possumus beneficia vestrae pietatis aequare, imperatores clementissimi beatissimique et gloriosissimi principes Gratiane, Valentiniane et Theodosi, dilecti deo patri et filio eius domino nostro lesu Christo. Nam cum post multa tempora et persecutiones varias, quas catholicis intulerant Arriani maximeque vel Lucius ille monachorum et virginum impia caede grassatus, sed etiam Demofilus, dirum perfidiae caput, omnes ecclesiae dei, maxime quae per orientem,
a obripiendi Zelzer; vgl. obrepere in ep. e. c. 5,2; Liebeschuetz 230 Anm. 1. b NT 1. Tim 3,7.
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werden, dass sie nicht zulässt, dass die römische Kirche und der hochheilige Glauben der Apostel in Unruhe versetzt wird; denn von da breiten sich die Rechte der verehrungswürdigen Kommunion auf alle aus. Daher bitten und ersuchen wir (Euch), dass Ihr es für würdig haltet ihm die Möglichkeit zu nehmen, (uns) zu täuschen. 5. Wir wissen um die gottgefällige Rücksichtnahme Eurer Gnade,330 damit er nicht begeht, was für Eure Ohren unwürdig ist, nicht Nachteiliges über das Amt und den Titel des Bischofs verkündet und nicht schamlos über Euch spricht. Obwohl es sich gebührte, dass er ein Zeugnis auch von denen bekommt, die draußen sind, sollte Eure Gnade es für würdig halten, sich daran zu erinnern, mit was für einem Zeugnis die eigenen Bürger (ihn) begleiteten. Man schämt sich (es) zu sagen, es ist rücksichtslos (es) zu besprechen, wie sie seinen Ruf mit einem schimpflichen Vorwurf schädigten; wenigstens durch diese Scham unangenehm berührt, hätte er schweigen müssen, und wenn er irgendein Gespür für das Bischofsamt hätte, würde er den Frieden und die Eintracht der Kirche seinem Ehrgeiz und Bestreben vorziehen. Aber weit entfernt von jeglicher Zurückhaltung stiftet er, nachdem er Briefe verschickt hatte, durch einen exkommunizierten331 Menschen, Paschasius,332 den Fahnenträger seiner Verblendung, Leute an, versucht auch Heiden und Verdorbene aufzuwiegeln. 6. Daher bitten wir, dass Ihr alsbald dem römischen Volk, das nach dem Bericht des Stadtpräfekten333 in Unsicherheit schwebt, und uns Bischöfen Sicherheit gewährt, nachdem Ihr Eure Verachtung für einen äußerst rücksichtslosen Menschen bekannt gemacht habt. Nachdem das erreicht worden ist, mögen wir feierlich ununterbrochen Gott, dem allmächtigen Vater, und seinem Sohn, dem Herrn und Gott, Dank sagen.
epistula extra collectionem 6 (Maur. 12) Das heilige Konzil, das in Aquileia zusammenkommt, an die gnädigsten und christlichen Kaiser und die ruhmreichen und glücklichsten Fürsten Gratian, Valentinian und Theodosius 1. In keiner Weise können wir gleichwohl durch noch so zahlreiche Danksagungen mit den Wohltaten Eurer Frömmigkeit gleichziehen, gnädigste und glücklichste Kaiser und ruhmreichste Fürsten Gratian, Valentinian und Theodosius, geliebt von Gott dem Vater und seinem Sohn unserem Herrn Jesus Christus. Denn da nach langer Zeit und verschiedenen Verfolgungen, durch die die Arianer den Katholiken zusetzten und vor allem Lucius, der durch ein gottloses Blutbad an Mönchen und Jungfrauen wütete,334 aber auch Demofilus,335 das unheilvolle Oberhaupt der Ungläubigkeit, alle Kirchen Gottes, vor allem die im Osten, für die Katholiken wiederhergestellt worden
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catholicis restitutae sint, in occidentalibus autem partibus vix duo haeretici qui obviare possint sancto concilio sint reperti, quis est qui putet se gratiarum vestrarum fore idoneum relatorem? 2. Sed tamen si beneficia vestra verbis explicare non possumus, votis concilii compensare desideramus; qui etsi per singulas quasque ecclesias viritim cottidianas apud deum nostrum pro imperio vestro celebremus excubias, tamen conducti in unum, quo munere nihil esse pulchrius opinamur, deo nostro omnipotenti et pro imperio et pro pace ac salute vestra gratias agimus, quod per vos nobis pax et concordia sit refusa. 3. Equidem per occidentales partes duobus in angulis tantum hoc est in latere Daciae Ripensis ac Moesiae fidei obstrepi videbatur; quibus tamen nunc post concilii sententiam vestrae favore clementiae opinamur ilico consulendum. Per omnes autem tractus atque regiones a Thracorum claustris usque ad Oceanum manet intemerata fidelium atque una communio. In orientalibus autem partibus cognovimus quidem summo gaudio atque laetitia eiectis Arrianis, qui ecclesias violenter invaserant, sacra dei templa per solos catholicos frequentari. 4. Sed tamen quoniam invidia diaboli numquam quiescere solet, inter ipsos catholicos audimus crebras dissensiones esse impacatamque discordiam; totoque confundimur affectu quod innovata pleraque comperimus eosque gravari nunc quos oportuit adiuvari, qui in nostra semper communione durabant. Denique Alexandrinae ecclesiae Timotheus episcopus sed etiam Antiochenae Paulinus, qui semper communionis nobiscum intemeratam habuere concordiam, dissensionibus aliorum, quorum fides superioribus temporibus haesitabat, frequenter urgeri. Quos quidem si fieri potest et si fides plena commendat ad consortia nostra optamus adiungi, sed ita ut vetustae communionis sociis sua praerogativa servetur, quorum nobis non superflua cura est: primo omnium quia communionis societas nullam habere debet offensam, deinde quia utriusque partis dudum accepimus litteras praecipueque illorum qui in Antiochena ecclesia dissidebant. 5. Equidem nisi hostilis impedimento fuisset irruptio, aliquos etiam de nostro numero disposueramus dirigere, qui sequestres et arbitri refundendae
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sind,336 aber in den westlichen Gebieten mit Mühe zwei Häretiker gefunden worden sind, die sich dem heiligen Konzil widersetzen können, wen gibt es, der glaubt, dass er der geeignete Berichterstatter für Eure Gunstbezeigungen sein werde? 2. Aber dennoch, wenn wir Eure Wohltaten nicht mit Worten darlegen können, wollen wir sie mit Gebeten des Konzils erwidern; wenn wir auch in jeder einzelnen Kirche jeder für sich täglich vor unserem Gott für Eure Herrschaft feierlich Wache halten, sind wir doch in einer einzigen Aufgabe vereint, im Vergleich zu der es nach unserer Ansicht nichts Schöneres gibt, unserem allmächtigen Gott für die Herrschaft und für den Frieden und für Euer Wohlergehen zu danken, weil sich durch Euch für uns Frieden und Eintracht ergeben. 3. Jedenfalls schien man in den westlichen Gebieten in nur zwei Winkeln, das heißt am Rande von Dacia Ripensis und Moesia, den Glauben zu behindern;337 dennoch meinen wir, dass man jetzt nach dem Urteil des Konzils mit der Gunst Eurer Gnade sofort gegen sie Maßnahmen ergreifen muss. Aber durch alle Landstriche und Gebiete von den Grenzfestungen der Thrazier bis zum Ozean gibt es eine lautere und eine einzige Gemeinschaft der Gläubigen. Aber für die östlichen Gebiete haben wir jedenfalls zu unserem größten Vergnügen und mit Freude erfahren, dass nach dem Rauswurf der Arianer, die gewaltsam in die Kirchen eingedrungen waren, die heiligen Tempel Gottes allein von Katholiken zahlreich aufgesucht werden.338 4. Aber dennoch, da ja der Hass des Teufels niemals zu ruhen pflegt, hören wir, dass es selbst unter den Katholiken häufige Meinungsverschiedenheiten und einen nicht beigelegten Streit gibt; und von ganzem Herzen sind wir bestürzt, weil wir erfahren haben, dass sich sehr vieles verändert hat und die bedrängt werden, die es zu unterstützen galt, die immer in unserer Gemeinschaft blieben. Kurzum Timotheus, der Bischof der Kirche von Alexandria, aber auch Paulinus, (der Bischof der Kirche) von Antiochia,339 die immer eine tadellose Eintracht in der Gemeinschaft mit uns pflegten, werden häufig bedrängt aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit anderen, deren Glauben in früheren Zeiten schwankte.340 Wir wünschen jedenfalls, dass sie, wenn es möglich ist und wenn es ein vollkommener Glauben empfiehlt, sich mit unserer Gemeinschaft vereinigen, aber so, dass den Gefährten der alten Gemeinschaft ihr Vorrecht gewahrt werde, um die wir uns nicht ohne Grund sorgen: Zu allererst, weil die Teilnahme an der Gemeinschaft keine Kränkung beinhalten darf, dann weil wir schon längst Briefe von beiden Parteien erhalten haben, vor allem von jenen, die in der Kirche von Antiochia in Feindschaft leben. 5. Wenn jedenfalls der Einfall der Feinde kein Hindernis gewesen wäre,341 hätten wir bereits angeordnet, einige aus unseren Reihen loszuschicken, um als Vermittler und Schiedsrichter für die Wiederherstellung des Friedens
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si fieri posset pacis exsisterent. Sed quia studia nostra tunc temporis habere effectum per tumultus publicos nequiverunt, oblatas pietati vestrae opinamur preces nostras, quibus iuxta partium pactum poposcimus ut altero decedente penes superstitem ecclesiae permanerent nec aliqua superordinatio vi attemptaretur. Ideoque petimus vos, clementissimi et christiani principes, ut et Alexandriae sacerdotum catholicorum omnium concilium fieri censeatis, qui inter se plenius tractent atque definiant quibus impertienda communio quibusve servanda sit. 6. Nam etsi Alexandrinae ecclesiae semper dispositionem ordinemque tenuerimus et iuxta morem consuetudinemque maiorum eius communionem indissolubili societate servemus, tamen ne aut aliqui videantur esse posthabiti, qui etiam pacto quod stare volumus communionem nostram rogarunt, aut illius pacis et societatis fidelium neglecta compendia, id obsecramus, ut cum inter se coetu pleniore tractaverint, etiam auxilia decretis sacerdotalibus vestrae pietatis aspirent, et nobis deferri in notitiam censeatis, ne titubanti nutemus affectu, sed laeti atque securi pietati vestrae apud deum omnipotentem agamus gratias, non solum quia exclusa perfidia est sed quia catholicis fides et concordia restituta. Quod a vobis et Africanae et Gallicanae ecclesiae per legatos obsecrant, hoc est ut toto faciatis vobis in orbe episcopos debitores; licet non mediocre sit debitum quod virtuti vestrae debetur. 7. Ad deprecandam autem clementiam vestram et impetranda quae poscimus legatos fratres et conpresbyteros nostros direximus, quos petimus ut et clementer audire dignemini et redire maturius censeatis.
epistula extra collectionem IX (Maur. 13) Beatissimo Imperatori et clementissimo Principi Theodosio Ambrosius et ceteri episcopi Italiae 1. Sanctum animum tuum deo omnipotenti pura et sincera fide deditum sciebamus, sed recentibus cumulasti beneficiis quod catholicos ecclesiis reddidisti, imperator auguste. Atque utinam catholicos ipsos reverentiae veteri
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aufzutreten, wenn es möglich wäre. Aber weil unsere Bemühungen damals wegen öffentlicher Unruhen keine Wirkung haben konnten, glauben wir, dass unsere Bitten Eurer Frömmigkeit angetragen wurden, in denen wir gemäß der Verabredung der (beiden) Parteien342 forderten,343 dass, wenn der eine stirbt, bei dem Überlebenden die Kirchen bleiben und nicht irgendeine Nachwahl mit Gewalt versucht wird. Und daher bitten wir Euch, gnädigste und christliche Fürsten, dass Ihr beschließt, dass auch in Alexandria ein Konzil aller katholischen Bischöfe abgehalten wird, die unter sich recht ausführlich besprechen und festlegen, an wen das Abendmahl ausgeteilt und mit wem es eingehalten werden muss. 6. Denn wenn wir auch immer die Einrichtung und Ordnung der Kirche von Alexandria verteidigt haben und gemäß der Sitte und Gewohnheit ihrer Vorfahren die Gemeinschaft344 in einem unauflösbaren Bündnis bewahren, bitten wir dennoch, damit entweder niemand dem Anschein nach benachteiligt werde, der sogar in der Vereinbarung, die nach unserem Willen bestehen bleibt, um unsere Gemeinschaft bat, oder die Wege zu jenem Frieden und der Gemeinschaft der Gläubigen übersehen worden sind, darum, dass, wenn sie (die Bischöfe) es unter sich in einer recht vollzähligen Versammlung besprochen haben, sie auch für ihre bischöflichen Beschlüsse die Unterstützung Eurer Frömmigkeit erfahren, und Ihr beschließen möget, dass wir in Kenntnis (darüber) gesetzt werden, damit wir nicht durch einen Schwebezustand verunsichert werden, sondern fröhlich und sicher Eurer Frömmigkeit vor dem allmächtigen Gott danken mögen, nicht nur weil die Ungläubigkeit entfernt wurde, sondern weil für die Katholiken der Glaube und die Eintracht wiederhergestellt worden sind. Darum bitten Euch die afrikanischen und gallischen Kirchen durch ihre Gesandten, das heißt, dass auf dem gesamten Erdkreis Bischöfe in Eurer Schuld stehen; mag auch die Schuld, die Eurer Tugend geschuldet wird, nicht gering sein. 7. Um aber Eure Gnade zu erbitten und um zu erlangen, was wir fordern, haben wir als Gesandte unsere Brüder und Mitpriester geschickt, die wir bitten, dass Ihr es für würdig erachtet (sie) gnädig anzuhören und beschließt, dass (sie) recht zeitig zurückkehren.
epistula extra collectionem 9 (Maur. 13) Ambrosius und die übrigen Bischöfe Italiens an den glücklichsten Kaiser und gnädigsten Fürsten Theodosius 1. Wir wussten, dass Deine fromme Überzeugung auf den allmächtigen Gott mit reinem und aufrichtigem Glauben gerichtet ist, aber Du hast (sie) mit neuen Wohltaten voll und ganz erfüllt, weil Du den Katholiken die Kirchen zurückgegeben hast,345 ehrwürdiger Kaiser. Wenn Du doch den
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reddidisses, ut nihil novarent contra praescripta maiorum neque temere vel servanda rescinderent vel rescindenda servarent. Itaque dolentius forte quam inconsultius ingemiscimus, imperator, facilius expelli potuisse haereticos quam inter catholicos convenire. Quanta enim nuper confusio facta sit explicari non potest. 2. Scripseramus dudum ut quoniam Antiochena civitas duos haberet episcopos, Paulinum atque Meletium, quos fidei concinere putaremus, aut inter ipsos pax et concordia salvo ordine ecclesiastico conveniret aut certe, si quis eorum altero superstite decessisset, nulla subrogatio in defuncti locum superstite altero gigneretur; at nunc Meletio defuncto Paulino superstite, quem in communione nostra mansisse consortia a maioribus inoffense ducta testantur, contra fas atque ecclesiasticum ordinem in locum Meletii non tam subrogatus quam superpositus asseritur. 3. Atque hoc factum allegatur consensione et consilio Nectarii, cuius ordinatio quem ordinem habuerit non videmus. Namque in concilio nuper cum Maximus episcopus Alexandrinae ecclesiae communione manere secum lectis Petri sanctae memoriae viri litteris prodidisset eiusque se cretum esse mandato intra privatas aedes, quia Arriani ecclesiae basilicas adhuc tenebant, tribus episcopis ordinantibus dilucida testificatione docuisset, nihil habuimus, beatissime principum, in quo de episcopatu eius dubitare possemus, cum vim sibi repugnanti a plerisque etiam de populo et clero testatus esset illatam. 4. Tamen ne absentibus partibus praesumpte aliquid definisse videremur, clementiam tuam datis litteris putavimus instruendam, ut ei consuleretur ex usu publicae pacis atque concordiae, quia revera advertebamus Gregorium nequaquam secundum traditionem patrum Constantinopolitanae ecclesiae sibi sacerdotium vindicare. Nos igitur in synodo ea quae totius orbis episcopis videbatur esse praescripta, nihil temere statuendum esse censuimus. At eo ipso tempore qui generale concilium declinaverunt Constantinopoli quae gessisse dicuntur? Nam cum cognovissent ad hoc partium venisse Maximum,
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Katholiken selbst ihre alte Ehrfurcht zurückgegeben hättest, auf dass sie keine Neuerungen gegen die Vorschriften der Vorfahren unternehmen und nicht blindlings entweder das, was bewahrt werden muss, vernichten oder das, was vernichtet werden muss, bewahren. Daher bedauern wir vielleicht mehr mit Wehmut als ohne Bedacht, Kaiser, dass es leichter war, dass Häretiker vertrieben werden konnten als sich unter Katholiken zu einigen. Denn welch große Verwirrung neulich entstand, kann nicht erklärt werden. 2. Wir hatten vor Kurzem geschrieben, dass, da ja Antiochia zwei Bischöfe hatte, Paulinus und Meletius, die unserer Meinung nach im Glauben übereinstimmten, entweder unter sich Frieden und Eintracht nach einer noch geltenden Kirchenordnung346 vereinbarten, oder sicherlich, wenn einer von ihnen zu Lebzeiten des anderen gestorben wäre, keine Nachwahl an Stelle des Verstorbenen zu Lebzeiten des anderen stattfinden würde; aber nun, nachdem Meletius gestorben und Paulinus am Leben ist, von dem die Gemeinden,347 die von unseren Vorfahren ohne Anstoß gebildet worden sind, bezeugen, dass er in unserer Gemeinschaft geblieben ist, wird gegen das Recht und die kirchliche Ordnung an Stelle des Meletius nicht so sehr ein Nachfolger als vielmehr ein Vorgesetzter bestimmt.348 3. Und es wird geltend gemacht, dass dies mit der Zustimmung und auf Rat des Nectarius geschah,349 (bei dem) wir nicht sehen, welche Rechtsgrundlage dessen Ordination hatte. Denn neulich auf dem Konzil, als Bischof Maximus, nachdem er den Brief des Petrus,350 eines Mannes heiligen Gedenkens, vorgelesen hatte, kundgetan hatte, dass mit ihm die Gemeinschaft mit der Kirche von Alexandria bestehen bleibe, und mit einem eindeutigen Beweis nachgewiesen hatte, dass er auf dessen (Petrus’) Anordnung in einem Privathaus gewählt worden sei,351 weil die Arianer noch immer die Basiliken der Kirche besetzt halten, während drei Bischöfe (ihn) ordinierten, hatten wir nichts, Glücklichster unter den Fürsten, durch das wir an seinem Bischofsamt zweifeln konnten, zumal er bezeugte, dass er, als er sich widersetzte, von sehr vielen, auch von dem Volk und dem Klerus, gezwungen wurde. 4. Dennoch, damit wir nicht in Abwesenheit der Parteien etwas voreilig festzulegen schienen, meinten wir, dass Eure Gnade durch das Schreiben eines Briefes informiert werden müsse, auf dass man sich darum in der Ausübung des öffentlichen Friedens und der Eintracht kümmere, weil wir in der Tat wahrnahmen, dass Gregorius keineswegs gemäß der Tradition der Väter der Kirche von Konstantinopel für sich das Bischofsamt beansprucht.352 Daher meinten wir353 auf dem Konzil, das den Bischöfen des ganzen Erdkreises vorgeschrieben zu sein schien,354 dass nichts unbesonnen beschlossen werden darf. Aber was sollen gerade in dieser Zeit die (Bischöfe), die ein allgemeines Konzil ablehnten, in Konstantinopel getan haben?355 Denn als sie erfuhren, dass Maximus in diese Gegend gekommen war, um auf dem
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ut causam in synodo ageret suam – quod etiamsi indictum concilium non fuisset, iure et more maiorum sicut et sanctae memoriae Athanasius et dudum Petrus, Alexandrinae ecclesiae episcopi et orientalium plerique fecerunt, ut ad ecclesiae Romanae, Italiae et totius occidentis confugisse iudicium videretur –, cum eum sicut diximus experiri velle adversum eos qui episcopatum eius abnuerant comperissent, praestolari utique etiam nostram super eo sententiam debuerunt. Non praerogativam vindicamus examinis, sed consortium tamen debuit esse communis arbitrii. 5. Postremo prius constare oportuit utrum huic abrogandum quam alii conferendum sacerdotium videretur, ab his praesertim a quibus se Maximus vel destitutum vel appetitum iniuria querebatur. Itaque cum Maximum episcopum receperunt in communionem nostra consortia, quoniam eum a catholicis constitit episcopis ordinatum, nec ab episcopatus Constantinopolitani putavimus petitione removendum; cuius allegationem praesentibus partibus aestimavimus esse pendendam. Nectarium autem cum nuper nostra mediocritas Constantinopoli cognoverit ordinatum, cohaerere communionem nostram cum orientalibus partibus non videmus, praesertim cum ab isdem Nectarius dicitur ilico sine communionis consortio destitutus a quibus fuerat ordinatus. Non mediocris igitur hic scrupulus est. 6. Nec quaedam nos angit de domestico studio et ambitione contentio sed communio soluta et dissociata perturbat; nec videmus eam posse aliter convenire nisi aut is reddatur Constantinopoli qui prior est ordinatus aut certe super duorum ordinatione sit in urbe Roma nostrum orientaliumque concilium. 7. Neque enim indignum videtur, auguste, ut Romanae ecclesiae antistitis finitimorumque et Italorum episcoporum debeant subire tractatum, qui unius Acholi episcopi ita expectandum esse putaverunt iudicium, ut de occidentalibus partibus Constantinopolim evocandum putarent. Siquid uni hoc reservatum est quanto magis pluribus reservandum est.
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Konzil seine Angelegenheit zu verteidigen – wie wenn kein Konzil angekündigt worden wäre, haben nach dem Recht und der Sitte der Vorfahren Athanasius356 heiligen Gedenkens und vor Kurzem Petrus, die Bischöfe der Kirche von Alexandria, wie auch sehr viele Bischöfe des Ostens gehandelt, sodass sie sich anscheinend auf das Urteil der Kirche von Rom, Italien und des ganzen Westens bezogen haben –, nachdem sie erfuhren, wie ich bereits sagte, dass er (Maximus) gerichtlich vorgehen wollte gegen die, die sein Bischofsamt abgelehnt hatten, mussten sie jedenfalls auch unser Urteil über ihn abwarten.357 Denn wir beanspruchen kein Vorrecht bei der Untersuchung, aber dennoch muss es eine Gemeinschaft geben bei einem gemeinsamen Urteil. 5. Schließlich muss vorher feststehen, ob ihm (Maximus) das Bischofsamt entzogen werden soll, bevor man glaubt, es einem anderen übertragen zu müssen, zumal von denen, über die sich Maximus beklagte, dass sie (ihn) zu Unrecht im Stich ließen und angriffen. Daher, als unsere Gemeinden Maximus als Bischof in ihre Gemeinschaft aufnahmen, da er ja bekanntlich von katholischen Bischöfen ordiniert worden ist, meinten wir, dass er nicht von dem Anspruch auf das Bischofsamt von Konstantinopel ausgeschlossen werden darf; wir meinten, dass seine Darstellung in Anwesenheit der Parteien beurteilt werden muss. Aber nachdem neulich unsere Wenigkeit358 erfuhr, dass Nectarius in Konstantinopel ordiniert worden ist, sehen wir nicht, dass unsere Gemeinschaft mit den östlichen Reichsteilen eng verbunden ist, zumal Nectarius von denselben, von denen er ordiniert worden war, sofort ohne die Gemeinschaft des Abendmahls im Stich gelassen worden sein soll.359 Diese Besorgnis ist daher nicht gering. 6. Uns ängstigt nicht ein Streit über Ehrgeiz und Eitelkeit im eigenen Haus, sondern eine aufgelöste und gespaltene Gemeinschaft beunruhigt (uns); und wir sehen nicht, dass sie anders zusammenfinden kann, wenn nicht entweder er (der Bischof), der vorher ordiniert worden ist, Konstantinopel zurückgegeben wird, oder wenigstens über die Ordination von zwei (Bischöfen) ein Konzil von uns und von den östlichen (Bischöfen) in der Stadt Rom stattfinden soll. 7. Denn es scheint nicht unwürdig zu sein, ehrwürdiger (Kaiser),360 dass sie sich einer Besprechung361 mit dem Vorsteher der römischen Kirche und der benachbarten und italischen Bischöfe unterziehen müssen, die meinten, dass das Urteil eines einzigen Bischofs, des Acholius,362 insofern abgewartet werden müsse, als sie meinten, dass er von den westlichen Reichsteilen nach Konstantinopel vorgeladen werden müsste. Wenn das jedenfalls einem einzigen zugestanden worden ist, um wie viel mehr muss es mehreren zugestanden werden.
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8. Nos autem et a beatissimo principe fratre tuae pietatis admoniti, ut tuae clementiae scriberemus imperio, postulamus ut ubi una communio est, commune velis esse iudicium concordantemque consensum.
epistula extra collectionem VIII (Maur. 14) Beatissimo Imperatori et clementissimo Principi Theodosio Ambrosius et ceteri episcopi Italiae 1. Fidei tuae diffusa toto orbe cognitio intimum nostrae mentis demulsit affectum eoque ut haec quoque gloria tuo imperio crearetur quod unitatem reddidisse occidentalium iuxta atque orientalium ecclesiis videris, clementiam tuam obsecrandam pariter ac super ecclesiasticis negotiis instruendam nostris litteris aestimavimus, imperator tranquillissime ac fidelissime. Dolori enim erat inter orientales atque occidentales interrupta sacrae communionis esse consortia. 2. Silemus iam quorum errore quorumve delicto, ne serere fabulas et alloquia cassa videamur. Nec nos temptasse poenitet quod intemptatum caderet in culpam. Isto enim saepe arguebamur quod posthabere orientalium societatem et refutare gratiam videremur. 3. Laborem quin etiam nobis indicendum putavimus, non pro Italia quae iamdudum ab Arrianis quieta atque secura est nec ulla haereticorum perturbatione vexatur, non inquam pro nobis, quia non quaerimus quae nostra sunt sed quae sunt omnium, non pro Gallia atque Africa, quae omnium sacerdotum concordi societate potiuntur, sed ut ea, quae communionem nostram de orientis parte turbaverunt cognoscerentur in synodo et omnis e medio scrupulus tolleretur. 4. Non solum enim de his de quibus clementia tua dignata est scribere, sed etiam de illis qui dogma nescio quod Apollinaris asseritur in ecclesiam conantur inducere, nos pleraque moverunt; quae partibus fuerant resecanda praesentibus, ut convictus in dogmate novo et redargutus in errore nequaquam sub generali fidei lateret nomine, sed ilico, quod doctrinae magisterio
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8. Da wir aber von dem glücklichsten Fürsten, dem Bruder Deiner Frömmigkeit, ermahnt worden sind, dass wir an die Regierung Eurer Gnade schreiben, fordern wir, dass, sobald es eine einzige Gemeinschaft gibt, Du wünschst, dass es ein gemeinsames Urteil und eine harmonische Übereinstimmung gibt.
epistula extra collectionem 8 (Maur. 14) Ambrosius und die übrigen Bischöfe Italiens an den glücklichsten Kaiser und gnädigsten Fürsten Theodosius 1. Das Wissen um Deinen Glauben, das auf dem ganzen Erdkreis verbreitet ist, besänftigt tief im Innern den Gemütszustand unseres Geistes und deswegen, auf dass auch dieser Ruhm für Deine Herrschaft geschaffen wurde, weil Du allem Anschein nach den Kirchen des Westens wie auch des Ostens die Einheit zurückgegeben hast, meinten wir, dass Deine Gnade, sanftester und gläubigster Kaiser, gleichsam gebeten und wegen der Verhältnisse in den Kirchen durch unseren Brief informiert werden muss. Denn es schmerzte, dass zwischen Ost und West die Teilhabe an der Gemeinschaft unterbrochen wurde.363 2. Schon schweigen wir darüber aufgrund wessen Irrtums oder wessen Vergehens, damit wir nicht Geschichten und leeres Geschwätz zu verbreiten scheinen. Und wir bedauern nicht versucht zu haben, was, wenn es nicht versucht worden wäre, schuldig macht. Denn aufgrund dessen wurden wir oft beschuldigt, dass wir die Gemeinschaft mit dem Osten hintanzusetzen und deren Gunst abzulehnen scheinen. 3. Ja wir meinten sogar, dass wir uns die Mühe auferlegen müssten nicht für Italien, das schon längst von den Arianern in Ruhe gelassen und (vor ihnen) sicher ist und von keiner Unruhe durch Häretiker heimgesucht wird, ich wiederhole mich, nicht für uns, weil wir nicht danach trachten, was in unserem Interesse ist, sondern was im Interesse aller ist, nicht für Gallien und Africa, die über eine einträchtige Gemeinschaft aller Bischöfe verfügen, sondern damit das, was unsere Gemeinschaft mit dem östlichen Reichsteil in Unruhe versetzte, auf einem Konzil vernommen und jeder Zweifel aus der Welt geräumt wird. 4. Nicht nur über diese, über die Deine Gnade es für würdig hielt zu schreiben,364 sondern auch über jene, die versuchen in die Kirche eine gewisse Lehre, die Apollinaris zugeschrieben wird,365 einzuführen, machte uns sehr vieles besorgt; dem musste in Anwesenheit der Parteien Einhalt geboten werden, damit er, der einer neuen Lehre überführt wurde und in seinem Irrtum widerlegt worden ist, sich keineswegs unter der Bezeichnung für den allgemeinen Glauben366 versteckte, sondern sofort, weil er sich
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non teneret, et officium deponeret et vocabulum sacerdotis neque fimbrae aliquae posthac fallere cupientibus et praestigiarum commenta remanerent. Nam qui convictus non fuerit praesentibus partibus, quod vere augusto principalique responso tua clementia definivit, referendam semper amplam quaestionis arripiet. 5. Eo igitur obsecravimus sacerdotale eoncilium, ut nemini liceret mendacium in absentem componere et in concilio discuteretur quid esset in vero. Itaque non cadit in eos intentionis vel facilitatis ulla suspicio, qui omnia praesentibus partibus observarunt. 6. Sane allegata texuimus non definiendi sed instruendi gratia et qui iudicium petivimus non deferimus praeiudicium. Neque ullum eorum aestimandum convicium fuit, cum rogarentur ad concilium sacerdotes, quorum frequenter praesentior absentia fuit quando in commune consuluit. Neque enim vel nos aestimavimus esse convicium cum unus Constantinopolitanae ecclesiae presbyter Paulus nomine intra Achaiam synodum orientalium iuxta atque occidentalium postulaverit. 7. Advertit clementia tua non fuisse irrationabile postulatum, quod etiam ab orientalibus est petitum; sed quia Illyrici suspecta moverunt, ideo maritima et tutiora quaesita sunt. Neque plane nos tamquam ex forma aliquid innovavimus, sed sanctae memoriae Athanasii qui quasi columen fidei fuit et veteris sanctitatis patrum nostrorum in conciliis definita servantes non evellimus terminos quos posuerunt patres nostri nec hereditariae communionis iura violamus, sed debitam vestro imperio honorificentiam reservantes studiosos nos pacis et quietis ostendimus.
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nicht an die Autorität (unserer) Lehre hielt, sein Amt und den Titel eines Bischofs niederlegte und keine Deckmäntelchen367 und keine Erfindungen von Gaukeleien für die zurückblieben, die in Zukunft täuschen wollen.368 Denn der, der in Anwesenheit von Parteien nicht überführt wird, was Deine Gnade wahrheitsgemäß in einer ehrwürdigen und fürstlichen Antwort feststellte, wird immer eine umfangreiche Untersuchung an sich ziehen, um sie wieder vorzutragen. 5. Wir baten daher um ein Bischofskonzil, damit es niemandem erlaubt sei die Unwahrheit über jemanden in dessen Abwesenheit zu sagen, und auf dem Konzil erörtert wurde, was wahr ist. So fällt nicht auf die kein Verdacht der (bösen) Absicht oder Parteilichkeit, die alles in Anwesenheit der Parteien beobachtet haben. 6. Wir haben freilich die Vorschläge zusammengetragen nicht um sie zu beschränken, sondern um zu informieren und wir, die wir um ein Urteil bitten, treffen keine Vorentscheidung. Und kein Vorwurf über sie dürfte wirksamer sein, als die Bischöfe zu einem Konzil gebeten wurden, deren Abwesenheit häufig sichtbarer war, als man zum gemeinschaftlichen Nutzen beriet.369 Denn wir meinten nicht, dass es ein Vorwurf sei, als ein einziger Priester der Kirche von Konstantinopel namens Paulus ein Konzil für den Osten und ebenso für den Westen in Achaia forderte.370 7. Deine Gnade bemerkte, dass die Forderung nicht unvernünftig gewesen sei, die auch vom Osten gemacht worden ist; aber weil uns der Argwohn gegenüber Illyricum bewegte, sind daher am Meer gelegene und ziemlich sichere (Orte) gesucht worden.371 Und wir machten ausdrücklich gleichsam nach der bestehenden Ordnung nichts Neues, sondern, weil wir die Konzilsbeschlüsse des Athanasius heiligen Gedenkens, der gleichsam eine Säule (unseres) Glaubens war, und der Väter der alten Heiligkeit bewahren, reißen wir nicht die Grenzsteine heraus, die unsere Väter aufgestellt haben, und verletzen nicht die Rechte der Erbgemeinschaft, sondern, weil wir die Eurer Herrschaft geschuldete Ehrerbietung bewahren, zeigen wir uns als Förderer des Friedens und der Ruhe.
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epistula extra collectionem VII Relatio 1. Et hoc gloriae vestrae, clementissimi principes, pietatisque est illustre documentum, quod innumeri fere ex diffusis Italiae partibus ad sublime sedis apostolicae sacrarium congregati, cum quaereremus quid pro ecclesiarum statu poscendum esset a vobis, nihil melius potuimus reperire quam quod spontanea vestri providentia contulistis. Videmus quod nec rogandi iam pudor esse debeat nec impetranda beneficia iam vestra sint et imperialium series decretorum pro nobis ambiat. Nam quod ad aequitatem petitionis attinet iamdudum meruimus impetrare quae poscimus, quod vero ad necessitatem spectat orandi ita impetratorum caremus effectu ut iterum impetrare cupiamus. Quod quidem, clementissimi principes, hominum perditorum exponit amentia, vestrae autem iustitiae munus accumulat, ut in ecclesia vestra beneficia saepius conferantur. 2. Namque a principio divino repleti spiritu et sanctorum apostolorum, quorum habetis in vestro honore suffragium, servantes in dominica religione praeceptum statuistis ad redintegrandum corpus ecclesiae quod furor Ursini, qui honorem arripere est conatus indebitum, diversas secuerat in partes, ut auctore damnato ceterisque, quos ad turbarum sibi incentiva sociaverat, sicut oportebat a perditi coniunctione divulsis de reliquis ecclesiarum sacerdotibus episcopus Romanus haberet examen, ut et de religione religionis pontifex cum consortibus iudicaret nec ulla fieri videretur iniuria sacerdotio, si sacerdos nulli usquam profani iudicis, quod plerumque contingere poterat, arbitrio facile subiaceret. 3. Praeclara ista plane et religiosis principibus digna sententia, quae divino ministerio plurimum deferat nec parcat errori. Quid enim dignius quam ut is demum iudicet de sacerdotis errato, qui vel internae conscientiae favorem sine periculo suo praestare se non posse cognoscat seque reatu implicet si absolvat indignum vel si damnet innoxium, qui postremo, dum
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Briefwechsel der Synode von Rom epistula extra collectionem 7 Die Petition 1. Auch das ist ein leuchtender Beweis für Euren Ruhm, gnädigste Fürsten, und Eure Frömmigkeit, dass wir, die wir uns fast unzählig aus den sich weit erstreckenden Teilen Italiens beim erhabenen Heiligtum des apostolischen Stuhles versammelt haben, als wir (uns) fragten, was hinsichtlich des Zustands der Kirchen von Euch zu fordern ist, nichts Besseres finden konnten als das, was Ihr in Eurer freiwilligen Fürsorge erwiesen habt. Wir sehen, dass wir uns nicht mehr schämen müssen zu fragen, Eure Wohltaten nicht mehr erlangt werden müssen und eine Reihe kaiserlicher Beschlüsse sich an uns wendet.372 Denn was den Gerechtigkeitsanspruch (unserer) Bitte betrifft, haben wir schon längst verdient, das zu erlangen, was wir fordern, was aber die Notwendigkeit des Bittens anbelangt, entbehren wir so des Erfolgs für das Erlangte, dass wir (es) wiederum zu erlangen wünschen. Aber Eure Ausübung der Gerechtigkeit lässt (uns) reichlich zukommen, was jedenfalls, gnädigste Fürsten, den Wahnsinn verlorener Menschen aufzeigt, sodass in der Kirche Eure Wohltaten häufiger dargebracht werden. 2. Denn Ihr, die Ihr von Anfang an vom göttlichen Geist erfüllt worden seid und die Anweisung der heiligen Apostel, deren Unterstützung Ihr in Eurem Amt habt, in der Verehrung des Herrn befolgtet, habt beschlossen, das Gebäude der Kirche wiederherzustellen, das die Wut des Ursinus,373 der versuchte ein ihm nicht zustehendes Amt an sich zu reißen, in verschiedene Teile zerlegt hatte, auf dass, nachdem der Urheber verurteilt und die Übrigen, mit denen er sich verbündet hatte um die Menge anzustacheln, gewaltsam, wie es notwendig war, von der Beziehung zu dem unheilvollen (Mann) getrennt worden waren, der Bischof von Rom über die übrigen Bischöfe der Kirchen eine Untersuchung abhielt, auf dass über die Gottesverehrung374 der Oberpriester für die Gottesverehrung375 mit seinen Amtskollegen urteilte und allem Anschein nach kein Unrecht dem Bischofsamt geschehe, wenn der Bischof, was gewöhnlich geschehen konnte, nicht irgendwo leicht keinem Schiedsspruch eines weltlichen Richters unterlag.376 3. Das ist ganz und gar eine ausgezeichnete und für gottesfürchtige Fürsten würdige Entscheidung, die sehr viel zu dem Dienst an Gott beiträgt und keine Rücksicht nimmt auf einen Fehler. Denn was ist würdiger als, dass er zuerst über den Fehler eines Bischofs urteilt, der sogar einsieht, dass er seine innere bewusste Zuneigung nicht ohne Gefahr für sich beibehalten kann, und sich zum Angeklagten macht, wenn er einen Unwürdigen freispricht oder wenn er einen Unschuldigen verurteilt, der letzten Endes, während er ein
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iniuriam religionis ulciscitur, non eam in lateribus innocentium sed accusati quaerat in moribus? Quam multos etenim saepe patuit quos absolverint iudicia ab episcopis esse damnatos et quos iudicia damnaverint absolutos, ut melior eorum sit causa qui non saecularia iudicia sed divina pensantes abstulerint supplicium suum ne vexarentur innoxii, quam qui vitam suam tormentis innocentium probaverunt. Compluria texeremus, tranquillissimi principes, nisi esset iniuria asseri magis decreta imperialia quam teneri. 4. Sed quoniam licet iamdudum vestrae clementiae iudicio relegatus Ursinus per eos quos illicite sacrilegus ordinavit vilissimum quemque occulte licet sollicitare conatur eoque exemplo nonnulli episcopi qui male ecclesiis incubant usu temeritatis suae et profani conspiratione contemptus, ne acquiescant Romani sacerdotis iudicio, lacessuntur, ita ut etiam qui se intellegunt pro meritorum suorum ratione damnandos vel damnatos esse viderunt, redempta vulgi multitudine iudices suos terrore mortis exagitent contemptisque cognitoribus vel fugatis illicitum obtineant sacerdotium; idcirco statuti imperialis non novitatem sed firmitudinem postulamus. Indignum quippe est ut conventus quisque adhibita manu eo sit munitior quo flagitiosior fuerit. 5. Sicut Parmensis episcopus deiectus iudicio nostro ecclesiam tamen retinet impudenter. Damnatus aeque Florentius Puteolanus posteaquam deiectus est, cum aures tranquillitatis vestrae inquietasset atque huiuscemodi rescriptum meruisset, ut si iudicio sacerdotum in urbe Roma fuisset depositus ne vocem quidem in iudiciis proferre deberet, post sextum annum repsit ad civitatem, tenuit ecclesiam, multas in oppido Puteolano, de quo deiectus fuerat, seditiones insolentia concitavit. 6. Per Africam quoque Restitutum nomine causam dicere apud episcopos iussit vestra clementia; debuit acquiescere, sed idem saeva et insolentium manu a causae dicendae necessitate diffugit. 7. Per Africam rursum sacrilegos rebaptizatores nutu dei praecepistis expelli, sed ab expulsis Claudianus est ordinatus et ad perturbandam urbem Romam quasi episcopus destinatur, qui contra scripturae praecepta divinae,
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Unrecht an der Gottesverehrung rächt, es nicht auf Seiten der Unschuldigen, sondern in dem Verhalten des Angeklagten sucht? Und in der Tat hat sich oft gezeigt, wie viele, die (weltliche) Gerichte377 freigesprochen haben, von den Bischöfen verurteilt, und die, die (weltliche) Gerichte verurteilt haben, freigesprochen worden sind, sodass der Rechtsstreit derer besser ausging, die nicht weltliche, sondern göttliche Urteile erwogen und ihre Strafe hinnahmen, damit sie als Unschuldige nicht gefoltert wurden, als (für die), die ihr Leben durch die Folter Unschuldiger rechtfertigten. Wir würden noch mehr hinzufügen, sanfteste Fürsten, wenn es nicht ein Unrecht wäre, dass die kaiserlichen Beschlüsse mehr erklärt als eingehalten würden. 4. Aber da Ursinus, obwohl er schon längst durch das Urteil Eurer Gnade verbannt worden war,378 obwohl er durch die, die er als Gottloser unerlaubt ordinierte, alle Verächtlichen insgeheim aufzuwiegeln versucht, und aufgrund dieses Beispiels einige Bischöfe, die ihre Kirchen böswillig bedrohen durch unbedachtes Handeln und einig (sind) in ihrer gottlosen Verachtung, sodass sie nicht dem Urteil des Bischofs von Rom beipflichten, ermuntert werden, sodass auch die, die einsehen, dass sie unter Berücksichtigung ihrer Vergehen verurteilt werden müssen oder erlebten, dass sie verurteilt worden sind, nach Bestechung der Volksmenge ihre Richter durch eine Todesdrohung verfolgen und durch Missachtung oder Vertreibung der Vertreter der Anklage ihr Bischofsamt unerlaubt behalten; daher fordern wir nicht eine neue kaiserliche Verordnung, sondern seine Bestätigung. Es ist freilich unwürdig, dass jeder, der belangt worden ist,379 nach der Anwendung von Gewalt um so gefestigter ist, je skandalöser sie war. 5. Wie der Bischof von Parma, der, obwohl er aufgrund unseres Urteils aus seinem Amt vertrieben worden ist, dennoch in unverschämter Weise seine Kirche behält.380 Nachdem der ebenso verurteilte Florentius von Puteoli aus seinem Amt vertrieben worden war,381 nachdem er die Ohren Eurer Sanftmut behelligt und ein Antwortschreiben dieser Art erhalten hatte, auf dass er sich, wenn er durch das Urteil der Bischöfe in der Stadt Rom abgesetzt worden wäre, nicht einmal in Gerichtsverhandlungen äußern dürfe, schlich er sich nach sechs Jahren in seine Stadt, hielt seine Kirche besetzt und provozierte in der Stadt Puteoli, aus der er aus seinem Amt vertrieben worden war, viele Aufstände durch seine Unverschämtheit. 6. Auch in Africa befahl Eure Gnade, dass ein (Mann) namens Restitutus sich vor den Bischöfen verantworten sollte;382 er sollte einwilligen, aber derselbe entkam dank einer wütenden Schar unverschämter (Menschen) der Notwendigkeit sich zu verteidigen. 7. Wiederum in Africa habt Ihr auf einen Wink Gottes angewiesen, dass die gottlosen Wiedertäufer vertrieben wurden,383 aber von den Vertriebenen ist Claudianus ordiniert worden und, um die Stadt Rom in Unruhe zu versetzen, wird er gleichwohl zum Bischof bestimmt,384 damit er gegen
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Text und Übersetzung
contra iura evangelica vacuos omnes mysteriorum atque ut eius verbum exprimamus paganos fuisse vel praeteriti temporis dicat episcopos vel praesentis. Quem quidem iussit tranquillitas vestra Roma pulsum patriam repetere propriam, sed contemptis iudiciis et quidem saepe constrictus residet tamen sollicitans pretio frequenter pauperiores et redemptos rebaptizare non veritus. Spoliat magis eo quod fuerant consecuti quam tribuit, quod manifestum est bis non posse conferri. 8. Sic denique factio profecit Ursini, ut Isaac Iudaeo subornato, qui facto ad synagogam recursu caelestia mysteria profanavit, sancti fratris nostri Damasi peteretur caput, sanguis innocentium funderetur, componerentur doli quibus divino plane instinctu providentia vestrae pietatis occurrit, spoliaretur prope ecclesia omnibus ministeriis ea fraude videlicet, ut dum causam dicit qui in omnes iudex fuerat constitutus, nemo esset qui de lapsis vel certe de factiosis posset episcopatus invasoribus iudicare. 9. Quia igitur vestrae iudicio tranquillitatis probata est innocentia memorati fratris nostri Damasi, integritas praedicata est, Isaac quoque ipse ubi ea quae detulit probare non potuit, meritorum suorum sortem tulit, quaesumus clementiam vestram, ne rursus in plurimis causis videamur onerosi, ut iubere pietas vestra dignetur, quicumque vel eius vel nostro iudicio qui catholici sumus fuerit condemnatus atque iniuste voluerit ecclesiam retinere vel vocatus a sacerdotali iudicio per contumaciam non adesse, seu ab illustribus viris praefectis praetorio Italiae vestrae sive a vicario accitus ad urbem Romam veniat aut, si in longinquioribus partibus huiusmodi emerserit, quaestio ad metropolitani per locorum iudicia deducatur examen vel, si ipse metropolitanus est, Romae necessario vel ad eos quos Romanus episcopus iudices dederit contendere sine dilatione iubeatur, ita ut qui depositi fuerint, ab eius tantum civitatis finibus segregentur in qua gesserunt sacerdotium, ne rursus impudenter usurpent quod iure sublatum sit. Certe si vel metropolitani vel cuiusce alterius sacerdotis suspecta gratia vel iniquitas
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die Vorschriften der göttlichen Schrift, gegen die Sätze des Evangeliums sagt, dass alle Bischöfe der Vergangenheit oder Gegenwart sich von den Mysterien fernhielten und, um seine Formulierung zu gebrauchen, Heiden gewesen seien. Eure Sanftmut hat jedenfalls befohlen, dass er aus Rom vertrieben in seine eigene Heimat zurückgeht, aber unter Missachtung des Urteils lässt er sich jedenfalls, obwohl oft arretiert, dennoch nieder, indem er gegen Geld häufig ziemlich arme (Menschen) aufwiegelt und sich nicht scheut, die, die (bereits) erlöst worden sind, erneut zu taufen. Er raubt (ihnen) um so mehr das, was sie erlangt hatten, als dass er zuteilt, was offensichtlich nicht zweimal erteilt werden kann. 8. So bewirkte schließlich die Partei des Ursinus, das mit dem dazu angestifteten Juden Isaac, der nach seiner Rückkehr in die Synagoge die heimischen Mysterien offenbarte,385 der Kopf unseres heiligen Bruders Damasus gefordert wurde, das Blut Unschuldiger vergossen wurde, Bosheiten ausgedacht wurden, denen die Fürsorge Eurer Frömmigkeit mit geradezu göttlicher Eingebung entgegentrat, und beinahe die Kirche ihrer gesamten Verwaltung beraubt wurde offenbar durch einen Betrug, sodass es, während er, der als Richter über alle eingesetzt worden war,386 sich verteidigte, niemanden gab, der über Fehlgeleitete oder sicherlich über die, die heimtückisch in das Bischofsamt eingedrungen waren, richten konnte. 9. Weil nun durch das Urteil Eurer Sanftmut die Unschuld unseres erwähnten Bruders Damasus nachgewiesen worden ist, seine Unbescholtenheit lobend verkündet worden ist, und auch Isaac selbst, sobald er nicht das nachweisen konnte, was er vorgebracht hat, das Los für seine Vergehen ertrug,387 bitten wir Eure Gnade, damit wir nicht wiederum in sehr vielen Rechtsfällen lästig erscheinen, dass Eure Frömmigkeit es für würdig erachtet zu befehlen, wer auch immer entweder durch sein oder unser Urteil, die wir katholisch sind, verurteilt worden ist und unrechtmäßig seine Kirche behalten oder von einem Bischofsgericht vorgeladen aufgrund seiner Unbeugsamkeit nicht anwesend sein wollte, sei es von den hochangesehenen388 Prätorianerpräfekten Eures Italiens,389 sei es von dem Vikar herbeigeholt in die Stadt Rom kommen möge oder,390 wenn in weiter entfernten Reichsteilen (ein Fall) dieser Art auftaucht, die Untersuchung durch die Gerichte der Gegend dem Metropoliten zur Prüfung übergeben werde oder, wenn es den Metropoliten selbst betrifft, ihm befohlen wird, notwendigerweise in Rom (anwesend zu sein) oder zu denen, die der Bischof von Rom als Richter eingesetzt hat, ohne Verzögerung zu eilen, sodass die, die abgesetzt worden sind, nur von dem Gebiet dieser Stadt getrennt werden, in dem sie ihr Bischofsamt ausüben, damit sie sich nicht wieder schamlos aneignen, was (ihnen) mit Recht genommen worden ist. Sicherlich, wenn ein Metropolit oder irgendein anderer Bischof der Begünstigung oder Ungerechtigkeit verdächtigt wird, soll es ihm erlaubt sein, an den Bischof
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fuerit, vel ad Romanum episcopum vel ad concilium certe quindecim episcoporum finitimorum ei liceat provocare. Quicumque vero ita meruerit excludi, sileat et quiescat, et si dei iudicium non veretur, minus tamen peccare vel necessitate cogatur, ut saltem de cetero pacifici atque concordes serenitati vestrae congruas apud deum nostrum referre gratias possimus. 10. Memoratus frater noster Damasus, quoniam in sua causa vestri tenet insigne iudicii, non fiat inferior his quibus etsi aequalis est munere, praerogativa tamen apostolicae sedis excellit, ut iudiciis publicis videantur esse subiecti, quibus sacerdotale caput lex vestra submovit. In quo post sententiam non videtur declinare iudicium, sed delatam a vobis honorificentiam flagitare. Nam quod ad leges publicas pertinet, quae potest esse vita munitior quam vestra clementia qua innititur iudicata? Quod vero ad praedicandam episcopi conscientiam severioribus se dedit ipse iudiciis sacerdotum, a quibus non nominis sed etiam morum ratio pensatur, ne quis iterum calumniator existens, dum memoratum conatur appetere virum, quidem ipsum non queat laedere quem innocentia sua munit, religioni tamen fiat iniuria in vexationibus ministrorum. 11. Accipite aliud quoque quod vir sanctus vestrae magis conferre pietati quam sibi praestare desiderat nec derogare cuiquam sed principibus arrogare, quoniam non novum aliquid petit sed sequitur exempla maiorum, ut episcopus Romanus si concilio eius causa non creditur, apud consiliuma se imperiale defendat; nam et Silvester Romae a sacrilegis accusatus apud parentem vestrum Constantinum causam propriam prosecutus est, et de scripturis similia exempla suppeditant, quod cum a praeside sanctus apostolus vim pateretur, Caesarem appellavit et ad Caesarem missus est.b Certe prius examinet causam vestra clementia et si emerserit quaestio interroganda distinguat, ut quemadmodum dudum estis censere dignati, factorum a iudice ratio quaeratur non arbitrium sententiae vindicetur. Ita enim fiet ut nulli perdito vel infami aut accusandi summi sacerdotis aut testificandi in eum facultas pateat illicita, si quidem non modo in episcopum sed ne in presbyterum quidem accusationem facile suscipiendam nisi idoneis
a concilium Zelzer. b Vgl. NT Apg 25,11ff.
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von Rom oder an ein Konzil von mindestens fünfzehn Bischöfen aus der Nachbarschaft zu appellieren.391 Wer auch immer es aber so verdient hat ausgeschlossen zu werden, möge schweigen und ruhig sein, und, wenn er das Urteil Gottes nicht fürchtet, soll er sogar durch Druck gleichwohl gezwungen werden weniger zu sündigen, sodass wir wenigstens, was das Übrige anbelangt, friedlich und einträchtig einen Eurer Durchlaucht entsprechenden Dank unserem Gott sagen können. 10. Unser erwähnter Bruder Damasus, da er ja in seinem Fall eine Auszeichnung durch Euer Urteil erhält, soll nicht denen untergeordnet sein, gegenüber denen er, auch wenn er gleichgestellt ist durch das Amt, dennoch durch den Vorrang des apostolischen Stuhles herausragt, sodass auch er den staatlichen Urteilen zu unterliegen scheint,392 von denen Euer Gesetz das bischöfliche Oberhaupt ausgenommen hat.393 Hierin scheint er nach dem Urteilsspruch nicht dem Urteil auszuweichen,394 sondern die von Euch erbrachte Ehrerweisung einzufordern. Denn was die staatlichen Gesetze betrifft, welches Leben kann sicherer sein als das, das sich auf das Urteil Eurer Gnade stützt. Weil er sich aber um das Gewissen eines Bischofs zu offenbaren den ziemlich strengen Urteilen der Bischöfe aussetzte, von denen nicht (nur) das Ansehen, sondern auch die Art des Verhaltens begutachtet wird, (tat er es,) damit nicht wiederum irgendwer als Verleumder auftaucht und, während er versucht den erwähnten Mann (Damasus) anzugreifen, jedenfalls (ihn), den seine Unschuld stärkt, selbst nichts anhaben kann, dennoch der Gottesverehrung Unrecht geschieht durch die Folter seiner Diener.395 11. Vernehmt auch einen anderen (Vorschlag), den der heilige Mann (Damasus) eher Eurer Frömmigkeit übertragen als sich erweisen und nicht irgendjemandem absprechen, sondern den Fürsten zukommen lassen möchte, da er ja um nichts Neues bittet, sondern den Vorbildern der Vorfahren folgt, auf dass der Bischof von Rom, wenn sein Fall keinem Konzil396 anvertraut wird, er sich vor dem kaiserlichen Hofrat397 verteidigen möge; denn auch Silvester, der in Rom von Gottlosen angeklagt worden war, schilderte vor Eurem Vater Constantin seinen eigenen Fall,398 und die Schriften liefern ähnliche Beispiele, dass, als der heilige Apostel Gewalt durch den Statthalter erduldete, er an den Kaiser appellierte und zum Kaiser geschickt wurde.399 Sicherlich soll Eure Gnade einen Fall vorher prüfen und, wenn ein Sachverhalt, der gerichtlich belangt werden muss, herauskommt, soll er entscheiden, auf dass, wie Ihr es schon längst für würdig erachtet zu urteilen, von einem Richter das Ausmaß der Geschehnisse untersucht, (aber) nicht die Entscheidung über das Urteil erwartet wird. Denn so wird es geschehen, dass keiner verlorenen oder berüchtigten (Person) die unerlaubte Gelegenheit offensteht, entweder den obersten Bischof anzuklagen oder gegen ihn als Zeugen auszusagen, wenn jedenfalls die heilige Lesung vorschreibt, dass nicht nur gegen einen Bischof, sondern nicht einmal gegen einen Priester eine Anklage leichtfertig vorgebracht werden darf
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Text und Übersetzung
testibus lectio sancta praescribat.a Neque enim vel inimico vel calumniatori vel istiusmodi viris, quales nuper insimulatores patuit extitisse, tribuenda licentia est, quorum vita non mereatur fidem, tormenta abhorreat religio sacerdotis.
collectio Avellana 13 De Rebaptizatoribus Gratianus et Valentinianus Aug(usti) Aquilino vicario 1. Ordinariorum sententias iudicum aut temporum limes aut contumacis pronuntiatio aut habitum coram partibus sancit examen et haec mediocris auctoritas labefactari atque convelli nec a potentioribus nec ab impudentibus pertimescit: nostra praecepta per vestram neglegentiam destituta quae tandem poterit ferre patientia? Quam quidem dum despicitis excitatis, ut longae tolerantiae desperatos sumat accentus et officium metu cogat agnosci. 2. Etiamne vividius est, quod Ursini inussit amentia, quam quod serenitas nostra mitibus persuasit edictis, ut omnes, qui impios coetus profanata religione temptarent, vel ad centesimum urbis miliarium pellerentur, ubi pertinax furor ab obsequentibus destitutus in eius tantum perniciem rueret, qui solus erraret, et ut condemnati iudicio recte sentientium sacerdotum reditum postea vel ad ecclesias, quas contaminaverant, non haberent vel integrationem iudicii frustra nobis impudenti pervicacia precarentur? 3. Repetat laudanda et spectata sinceritas tua, quales ad virum clarissimum Simplicium quondam vicarium litteras clementia nostra transmiserit, et desinat iterationem sperare mandati, quia pigendus mansuetudinis nostrae pudor est instaurare praeceptum. 4. Ursinum quidem Gallia cohercet et, ne motus aliquos inquietos exerceat, cohibet Agrippina secessio; quem tamen ipsum per occursantes obtundentem saepius quam maerentem ad hoc. ut frequentius afficeretur, audivimus. 5. Hisacem remotus Hispaniae angulus titulo damnationis inclusit, non bene capiti consulturum, si quid turbarum vesanus agitauerit.
a Vgl. NT 1. Tim 5,19.
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außer mit geeigneten Zeugen.400 Denn keinem Feind oder Verleumder oder Personen dieser Art, wie sie neulich offensichtlich als Ankläger auftraten, darf die Erlaubnis zuteilwerden, da deren Lebenswandel kein Vertrauen verdient, (weil) die Gottesverehrung des Bischofs vor Folter zurückschreckt.
Collectio Avellana 13 Über die Wiedertäufer401 Die Kaiser Gratian und Valentinian an den Vikar Aquilinus402 1. Die Urteile der ordentlichen Richter legt entweder die Begrenzung der Zeit oder die Aussage eines Übeltäters oder die vor den Parteien durchgeführte Untersuchung fest und diese wohlabgewogene Autorität fürchtet weder von Mächtigeren noch von Unverschämten erschüttert und untergraben zu werden: Wer in aller Welt kann es mit Nachsicht hinnehmen, dass unsere Anweisungen durch Eure Nachlässigkeit im Stich gelassen worden sind? Ihr fordert sie (die Nachsicht) jedenfalls heraus, während Ihr sie missachtet, sodass sie die verzweifelten Töne einer langen Geduld vernimmt und durch Furcht erzwingt, dass man sich der Pflicht besinnt. 2. Ist das, was Ursinus’ Wahnsinn entfacht,403 sogar lebendiger als das, was unsere Durchlaucht in milde gestimmten Edikten bestimmt hat, auf dass alle, weil sie gottlose Zusammenkünfte durch Entweihung der Gottesverehrung ausprobierten, entweder bis zu 100 Meilen von der Stadt (Rom) vertrieben wurden,404 wo die hartnäckige von den Anhängern verlassene Wut nur zum Verderben dessen führte, der allein irrte, und damit die, die durch das Urteil richtig empfindender Bischöfe verurteilt worden waren, später nicht in die Kirchen, die sie besudelt haben, zurückkehren konnten, oder eine Erneuerung des Urteils vergebens von uns mit unverschämter Hartnäckigkeit erbaten? 3. Deine löbliche und vortreffliche Rechtschaffenheit möge auf den Brief zurückgreifen, den unsere Gnade einst dem Senator405 und Vikar Simplicius406 geschickt hat, und soll nicht auf eine Wiederholung des Auftrages hoffen, weil es das Ehrgefühl unserer Milde verdrießen muss eine Anordnung zu wiederholen. 4. Gallien bändigt jedenfalls Ursinus und davon, dass er keine Unruhen ausübt, hält ihn die Verbannung in Köln zurück;407 dennoch haben wir gehört, dass er selbst durch (Personen), die (ihm) begegneten, (sie) öfter belästigt als dass er darüber trauert, dass er ziemlich häufig verstoßen wurde. 5. Ein entlegener Winkel Spaniens sperrte Isaac mit dem Rechtstitel der Verbannung ein, der nicht gut für seine Person sorgen würde, wenn er wütend irgendeine Unruhe anzettelt.408
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Text und Übersetzung
6. Parmensis episcopus eo perniciosior, quod inclytae urbi magis proximus, et imperitorum multitudinem vicinus exagitat et ecclesiam de qua iudicio sanctorum praesulum deiectus est, inquietat, inanem videlicet gloriam sententiae gravioris exspectans: quem si quid decessor tuus devoti vigoris habuisset, porro ultra ines debuisset extrudere. 7. Et Florentius Puteolanus post damnationem, quam recto iudicio convictus accepit ac mansuetudinem nostram inquietare conatus dignum tulit improba offensione responsum: post quintum decimum annum ecclesiam, de qua fuerat extrusus, rursus contaminare conatur, congregationes illicitas facere molitur egentemque consilii multitudinem perditi animi persuasione depravat: nostrorum uidelicet iudicum socordia fretus, qui privatae gratiae imperialia praecepta condonant et religionem, quam nos iure veneramur, quia fortasse ipsi neglegunt, inquietari patienter accipiunt. 8. Claudianus etiam ab his, qui contra divina praecepta initia religionis instaurant, ab his, inquam, quos expelli iusseramus, accitus, quasi parum facinoris aggressus esset, si in Africa perstitisset, Romae sese dicitur intimasse falsusque praeceptor vel expertes adhuc devio profanare mysterio uel iam initiatos ex integro nititur flagitio maiore corrumpere, cum religionis sanctissimae disciplinam non cumulet iteratio sed evertat. Quem nos Claudianum dissimili poena ac meruit persequentes repetere tantummodo patriam hactenus commota severitate praecepimus. Sed residere etiamnunc dicitur imperitosque sollicitans et cassa nomina mercede conquirens perdit animas corporum redemptorum. 9. Hinc illi insectatores sanctissimae sedis non solum dei numine, quod satis erat, sed etiam iudiciorum examine exploratum mentis sanctissimae virum, ut etiam divo patri nostro Valentiniano est comprobatum, turpissimis calumniis episcopum Damasum inquietare non veriti, postquam desperaverunt posse percelli, populum, pro quo ille divinitati obses est, inquietant. 10. Sed hactenus steterit iners dissimulatio iudicantum; nec necesse est admonere, quo possit sanctio contempta procedere; hactenus, inquam,
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6. Der Bischof von Parma ist umso gefährlicher, weil er der erhabenen Stadt (Rom) sehr nahe ist und als Nachbar die Menge der Unerfahrenen aufwiegelt und die Kirche, aus der er durch das Urteil der heiligen Bischöfe409 hinausgeworfen worden ist, nicht zur Ruhe kommen lässt, da er nämlich den nutzlosen Ruhm eines härteren Urteils erwartet: Ihn hätte er, wenn Dein Amtsvorgänger irgendetwas an Gott ergebener Tatkraft besessen hätte, weiter fort über die Grenzen jagen müssen. 7. Auch Florentius von Puteoli hat nach der Verurteilung, die er, durch ein gerechtes Urteil überführt, erhalten hat, und, nachdem er unsere Milde zu behelligen versuchte, eine würdige Antwort auf seine boshafte Beleidigung erhalten: Nach fünfzehn410 Jahren versucht er wiederum die Kirche, aus der er fortgejagt worden war, zu besudeln, beabsichtigt unerlaubte Versammlungen zu veranstalten und verführt die Menge, die ohne Plan ist, mit der Überzeugung seiner verlorenen Seele: Indem er leicht ersichtlich auf die Gedankenlosigkeit unserer Richter vertraut, die kaiserliche Anordnungen für eine private Gunstbezeigung aufgeben und geduldig hinnehmen, dass die Gottesverehrung, die wir mit Recht noch hochhalten, weil sie (sie) vielleicht selbst vernachlässigen, nicht zur Ruhe kommt. 8. Sogar Claudianus ist von denen, die gegen die göttlichen Vorschriften die Einführung in die Gottesverehrung erneuern, von denen, wie ich sagte, die auf unseren Befehl vertrieben worden waren, herbeigeholt worden, als ob er zu wenig an Verbrechen begangen hätte, wenn er in Africa geblieben wäre, und soll sich in Rom bekannt gemacht haben und als falscher Lehrer sich eifrig bemüht haben bis jetzt Unbeteiligte mit einem abwegigen Mysterium zu schänden oder bereits Eingeweihte ganz von Anfang an durch eine größere Schandtat zu verderben, da eine Wiederholung die Ordnung der heiligsten Gottesverehrung nicht steigert, sondern zugrunde richtet. Wir haben angeordnet, dass Claudianus, den wir mit einer Strafe, die nicht dem entspricht, was er verdient hat, verfolgen, nur in seine Heimat zurückkehrt, indem insoweit Strenge angewendet würde. Aber er soll auch jetzt anwesend sein und Unerfahrene aufwiegeln, und er verdirbt, indem er gegen Honorar unnütze Titel erwirbt, die Seelen der erlösten Körper. 9. Daher belästigen jene Gegner des heiligsten Stuhles das Volk, für das er (Damasus) ein Garant für die göttliche Weisheit ist, nachdem sie sich nicht scheuten nicht nur durch den Willen Gottes, was genug wäre, sondern auch durch die Überprüfung der Gerichtsurteile einen ausgemachten Mann von heiligster Gesinnung, wie es auch von unserem göttlichen Vater Valentinian bestätigt worden ist,411 den Bischof Damasus mit den übelsten Verleumdungen zu belästigen, nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hatten, dass (er) zugrunde gerichtet werden kann. 10. Aber bis jetzt mag die ungeschickte Ignoranz der Richter Bestand gehabt haben; und es ist nicht notwendig daran zu erinnern, wohin die
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Text und Übersetzung
steterit apparitorum supina desidia: posthac nisi omnes, ut nominatim iussionis nostrae summa complectitur, vel quos turbas istiusmodi molientes sancti episcoporum concilii consensus ostenderit, ultra centesimum miliarium ab urbe depuleris atque earum ciuitatum finibus extorres esse praeceperis, quarum plebem uel ecclesias vel per se vel per simile sui vulgus exercent, praeter aestimationis iniuriam, cuius apud bonos iactura non levis est, piaculum neglectae sanctionis incurres. 11. Volumus autem, ut, quicumque iudicio Damasi, quod ille cum concilio quinque uel septem habuerit episcoporum, vel eorum qui catholici sint iudicio atque concilio condemnatus erit, si iniuste voluerit ecclesiam retentare uel evocatus ad sacerdotale iudicium per contumaciam non esse, seu ab illustribus viris praefectis praetorio Galliae atque Italiae auctoritate adhibita ad episcopale iudicium remittatur sive a proconsulibus vel vicariis ad urbem Romam sub prosecutione perveniat, 12. aut si in longinquioribus partibus alicuius ferocitas talis emerserit, omnis eius causae dictio ad metropolitani in eadem prouincia episcopi deducatur examen, vel, si ipse metropolitanus est, Romam necessario vel ad eos, quos Romanus episcopus iudices dederit, sine relatione contendat, ita tamen ut, quicumque deiecti sunt, ab eius tantum urbis finibus segregentur, in quibus fuerint sacerdotes. Mitius enim graviter meritos cohercemus et sacrilegam pertinaciam lenius quam merentur ulciscimur. 13. Quod si vel metropolitani episcopi vel cuiuscumque alterius sacerdotis iniquitas suspectatur aut gratia, ad Romanum episcopum vel ad concilium quindecim finitimorum episcoporum arcessito liceat prouocare, modo ne post examen habitum, quod definitum fuerit, integretur. 14. Iam vero illud, quod in negotiis quoque rerum minorum et in levibus causae dictionibus animis nostris iustitia naturalis inseruit, multo diligentius in causis iustissimis volumus convalescere, ne facile sit cuicumque perdito notabili pravitate moram aut infami calumnia notato personam criminatoris assumere aut testimonii dictionem in accusationem episcopi profiteri.
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Missachtung einer Verordnung führen kann; bis jetzt, wie ich sagte, mag die lässige Untätigkeit der Amtsdiener412 Bestand gehabt haben; wenn Du künftig nicht alle, wie sie namentlich der Hauptgegenstand unserer Verordnung umfasst, oder die, die das heilige Konzil der Bischöfe, weil sie Unruhen dieser Art anstreben, einstimmig anzeigte, mehr als 100 Meilen von der Stadt (Rom) entfernst und anordnest, dass sie als aus den Gebieten dieser Städte Vertriebene gelten, deren Volk oder Kirchen sie entweder durch sich oder einen ihnen ähnlichen Pöbel heimsuchen, wird Dir außer der Einbuße an Wertschätzung, deren Verlust bei achtbaren Bürger nicht unerheblich ist, eine Strafe für die Missachtung der Verordnung zuteilwerden. 11. Wir413 wollen aber, dass, wer auch immer durch das Urteil des Damasus, das er mit dem Konzil von fünf oder sieben Bischöfen gefällt hat,414 oder durch das Urteil und Konzil derer, die katholisch sind, verurteilt wird, wenn er unrechtmäßig seine Kirche behalten will oder zu einem Bischofsgericht vorgeladen wegen seiner Unbeugsamkeit nicht anwesend ist, sei es von den hochangesehenen Prätorianerpräfekten für Gallien und Italien415 unter Anwendung von Gewalt dem Bischofsgericht zugestellt wird,416 sei es von den Prokonsuln417 oder Vikaren herbeigeholt zur Stadt Rom unter Begleitung kommen möge, 12. oder wenn in weiter entfernten Reichsteilen ein solch unbändiges Gebaren von irgendjemandem auftaucht, möge die gesamte Untersuchung dieses Falls auf den Metropolitanbischof in derselben Provinz übergehen, oder, wenn es selbst den Metropoliten betrifft, notwendigerweise nach Rom oder zu denen, die der Bischof von Rom als Richter eingesetzt hat, ohne Bericht418 übergehen, sodass dennoch, wer auch immer vertrieben worden ist, nur von dem Gebiet dieser Stadt getrennt wird, in dem er Bischof war. Recht milde züchtigen wir die, die eine schwere Schuld auf sich geladen haben, und eine gottlose Rechthaberei ahnden wir sanfter, als sie es verdienen. 13. Wenn nun ein Metropolit oder irgendein anderer Bischof der Ungerechtigkeit oder Begünstigung verdächtigt wird, soll es dem Beklagten erlaubt sein an den Bischof von Rom oder an ein Konzil von fünfzehn Bischöfen aus der Nachbarschaft zu appellieren, nur unter der Voraussetzung, dass nach der Durchführung der Untersuchung nicht erneut vorgebracht wird, was festgestellt worden ist. 14. Aber außerdem wollen wir das, was auch in den Verhandlungen geringerer Angelegenheiten und in unbedeutenden Untersuchungen eines Falls unserem Sinn eine natürliche Gerechtigkeit verliehen hat, umso sorgfältiger in äußerst gerechten Prozessen Geltung verschaffen, damit es nicht jedem, der aufgrund seines bemerkenswert schlechten Charakters verloren ist oder der sich durch eine schimpfliche Verleumdung auszeichnet, leicht fällt die Rolle des Anklägers anzunehmen oder das Zeugnisrecht in eine Anklage gegen den Bischof umzuwandeln.
Kommentar 1
Die Übersetzung von sermo als Brief ist in diesem Zusammenhang etwas ungewöhnlich. Die Hinweise am Ende des Briefes (ep. 25,4.5) sprechen dafür, dass Ambrosius sich in einem Briefverkehr mit dem in Konstantinopel weilenden Kaiser befand. 2 In der Auseinandersetzung mit dem Usurpator Magnus Maximus hatte Theodosius Valentinian II. wiederholt aufgefordert, sich zum „wahren (katholischen) Glauben“ zu bekennen; Theodoretos HE 5,14 und 15. 3 Zum Verhältnis zwischen Valentinian II. und Ambrosius und ihren unterschiedlichen Auffassungen in Glaubensfragen s. Kommentar zu ep. 75; vgl. Ambrosius obit. Valent. 9. 14. 4 Justina, die Mutter Valentinians II., hing der arianischen Glaubensrichtung an; s. Kommentar zu ep. 75. 5 Die Bezeichnung sacerdos ist bei Ambrosius mehrdeutig; sie kann u. a. Priester als auch Bischof bedeuten. Ihre Bedeutung erschließt sich wie an dieser Stelle aus dem Zusammenhang; Schmitz 20 ff. 6 Die Bezeichnung von Gallien im Plural (Galliae) wird verwendet, weil Gallien aus mehreren Provinzen (am Ende des 4. Jh.s aus 12 Provinzen) bestand. Bei den summi sacerdotes könnte es sich u. a. um die folgenden Bischöfe gehandelt haben, mit denen Ambrosius auch persönlich Kontakt hatte: Foebadius (Phoebadius) von Agen, Delphinus von Bordeaux, Constantius von Orange, Proculus von Marseille, Justus von Lyon; vgl. gesta concili Aquileiensis ep. 1 und acta concili Aquileiensis 1 sowie ep. 36. 47. 69/47. Die synodus Gallorum episcoporum erwähnt Ambrosius auch in obit. Valent. 25; den genauen Grund für die Synode nennt er nicht. Wenn er von frequentes dissensiones spricht, könnte der Streit mit den Priscillianern gemeint sein; Liebeschuetz 376. Mit dem publicus dolor ist wohl die Tatsache gemeint, dass Arbogast die Entlassungsurkunde des Kaisers zerriss und Valentinian II. daran gehindert wurde, ihn zu töten. 7 Vgl. Ambrosius obit. Valent. 51. 8 Vor dem Usurpator Maximus war Valentinian II. 387 zu Theodosius geflohen, der 388 Maximus besiegen konnte. Valentinian II. herrschte seitdem über den Westen, allerdings stellte ihm Theodosius den Heermeister Arbogast zur Seite; Croke 236 ff., Leppin (2003) 113 ff. 9 Die Taufe war wichtig um die Verzeihung von Sünden zu erlangen. In seiner Leichenrede geht Ambrosius daher näher darauf ein, weil Valentinians II. Schwestern es bedauerten, dass ihr Bruder nicht getauft war; Ambrosius obit. Valent. 51–52. In dem Brief spielt er an dieser Stelle die Angelegenheit runter und wendet sich der Bestattung zu. 10 Unter Diocletian, dessen Mitkaiser Maximian von 286 bis 305 war, erlebte der Porphyrprunk einen neuen Höhepunkt. Die Mitglieder der constantinischen Familie ließen sich damals in Porphyrsarkophagen bestatten. Als man um
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350 die Arbeiten am Porphyrberg einstellte, wurden dennoch weiterhin Porphyrsarkophage, wenn auch in einfacher Ausführung, hergestellt. Theodosius ließ auch Valentinian I. in einem Porphyrsarkophag bestatten; Delbrueck 11, 26 f., 29, 220 ff. Zu der Diskussion, ob Valentinian II. in einer Kirche (San Vittore ?) oder in einem Mausoleum bestattet wurde, da er nicht getauft war und Selbstmord begangen hatte, Johnson 504 ff. Anzumerken ist, dass Ambrosius in seiner Trauerrede den jungen Kaiser wie einen Heiligen glorifizierte und somit dieser Frage aus dem Weg ging. Jedenfalls befand sich sein Grab in der Nachbarschaft von Gratians Grab; Ambrosius obit. Valent. 79 11 Exuviae bezieht sich wie in ep. 30,10 auf die Kleidungsstücke, die ein Kaiser trug. Im Unterschied zu Gratian wurde der Leichnam des Kaisers nach Mailand gebracht; Ambrosius obit. Valent. 42 und 49. 12 Valentinian II. hatte drei Schwestern: Galla, Grata und Justa. Galla war die zweite Ehefrau des Theodosius, während die beiden anderen Schwestern unverheiratet blieben; PLRE I 382, 400 und 488. Während Galla mit Theodosius in Konstantinopel weilte, nahmen ihre Schwestern an der Beisetzung teil und werden wiederholt in der Leichenrede auf ihren Bruder angesprochen; Ambrosius obit. Valent. 36–38. 51. 52 13 Vgl. in fraterni funeris cottidiano amplexu Ambrosius obit. Valent. 42. 14 Zu der Übersetzung von superior aestas im Sinne von erster Teil des Sommers Ruiz 58 ff. 15 Datum der ersten Gesandtschaft Ende 383, s. den Kommentar von Faller 207. 16 Es ist eher ungewöhnlich, dass Ambrosius über seine erste Gesandtschaft keinen Rechenschaftsbericht (ratio) ablegen musste; Proulx 82 f. 17 Zu der Übersetzung von Galliae s. Anm. 6. 18 Zu Magnus Maximus, der vermutlich mit Theodosius verwandt war, PLRE I 588 19 Gallicanus war nicht der Name des Hofbeamten; dagegen spricht die vorangestellte Bezeichnung vir und deren Fehlen bei der Nennung anderer Amtsträger des Hofes in Ambrosius ep. 30,6; 75,1; 76,28. In der späten Kaiserzeit bekleideten freigelassene Eunuchen das Amt des obersten Kammerherrn (praepositus sacri cubiculi) des Kaisers. Zosimos (4,37,2) bemerkt, dass Maximus Eunuchen ablehnte. Der Hinweis in diesem Brief zeigt, dass Maximus diese Einstellung nicht konsequent umsetzte. Zur Tätigkeit des praepositus sacri cubiculi Scholten 54 ff., die darauf hinweist, dass sich normalerweise der magister officiorum um die Zulassung zum Kaiser kümmerte. 20 Durch diese Textstelle ist belegt, dass es wie in Konstantinopel so auch in Trier ein Konsistorium gab; allerdings bleibt unklar, in welchem Teil der Palastanlage es sich befand. Es könnte sich um die Hauptbasilika, aber auch um die ihr vorgebaute, langgestreckte, schmale Aula gehandelt haben; vgl. Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrg.), Trier. Kaiserresidenz und Bischofssitz, Mainz 1984 2. Aufl., 139 ff. Da sich die Bezeichnung Kon-
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sistorium von dem Verb consistere ableitet, ist davon auszugehen, dass die Berater und Mitarbeiter des Kaisers wie die Mitglieder von Gesandtschaften bei den Verhandlungen standen und nicht saßen; s. Ambrosius ep. 30,3. 21 Die Bezeichnung princeps war die offizielle Bezeichnung für jeden Kaiser. In der Spätantike unterschied man nicht deutlich zwischen einem Kaiser und einem Usurpator. Nur wer scheiterte, galt als Usurpator; Szidat 26 ff., vgl. Elbern 28. 22 Mit dieser Formulierung spielt Ambrosius auf die Rückgabe von Gratians Überresten an; vgl. pietate, qua fraternas reliquias postulabas Ambrosius obit. Valent. 28. 23 Normalerweise küssten hohe Würdenträger den Kaiser auf die rechte Brustseite oder beugten vor ihm das rechte Knie. Indem Maximus sich vor Ambrosius erhob und ihm zur Begrüßung einen Kuss wohl auf die Wange gab, ehrte er ihn in besonderer Weise; zum Adorationszeremoniell Kolb (2001) 118–121; vgl. Scholten 57. 24 Mit puer ist der „Kinderkaiser“ Valentinian II. gemeint. 25 Flavius Bauto war ein Heermeister Gratians, wahrscheinlich ein comes per Illyricum; er wurde 385 Konsul, obwohl er nicht der Kaiserfamilie angehörte, was vermutlich Maximus zu seiner höhnischen Bemerkung veranlasste; McLynn (1994) 159. Da er Franke war, bezeichnet ihn Ambrosius in ep. 30,8 als transrhenanus genere; PLRE I 159–160. Unter der annona ist die Naturalsteuer zu verstehen. 26 Nach Proulx (79 f.) will Ambrosius mit dieser Textstelle verdeutlichen, dass er die Situation im Griff hat und Maximus ein launischer Tyrann ist. 27 Zu der Kritik des Maximus vgl. die Äußerung von Ambrosius obit. Valent. 39 und ep. 76,23. 28 Victor war ein comes des Maximus; es könnte sich aber bei ihm um Maximus’ Sohn Flavius Victor gehandelt haben, der 383/384 zum Augustus ausgerufen wurde; PLRE I 959 und 961. Wenn Maximus seinen noch sehr jungen Sohn zu Valentinian II. geschickt hätte, hätte er damit demonstriert, wie ernst es mit seiner Forderung sei, dass Valentinian zu ihm wie ein filius ad patrem kommen solle. Durch den Hinweis auf Mainz vermutet Nauroy (2013, 10 Anm. 25), dass Ambrosius über den Splügenpass entlang des Rheines reiste oder über den Großen St. Bernhard, Martigny, Avenches und Augst an den Rhein kam. 29 Dörner (236) vermutet, dass Ambrosius über Valence reiste, weil sich im Winter von dort über die ligurische Küstenstraße der einzige Alpenübergang anbot. Als Route für die Rückreise nimmt Nauroy (2013, 10 Anm. 25) die Strecke Metz, Lyon, Vienne und Valence über den Mont Genèvre oder Mont Cenis an. 30 Die aquila war das wichtigste Feldzeichen einer Legion. 31 Mit dem Ausdruck Raetiae sind die beiden Provinzen Raetia prima und Raetia secunda gemeint; Ausbüttel (1988) 95 ff. Die Juthungen waren ein alamannischer Stamm.
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32 Zu den Ereignissen Ambrosius ep. 73,21; Sozomenos 7,13,1; Johannes Antiochenus frg. 186,1. Ob sich die Aussage auch auf die Markomannenkönigin Fritigil beziehen lässt, die Ambrosius aufsuchte, um sie in der christlichen Lehre zu unterweisen (Paulinus VA 36), ist fraglich, da dieses Ereignis eher in das Lebensende des Bischofs fiel. 33 Gemeint ist Marcellinus, der seinem Bruder Maximus als comes diente; PLRE I 547. 34 Mit auxilia könnten auch Hilfstruppen gemeint sein. In dem Brief wird aber auf keine Entsendung von derartigen Hilfstruppen verwiesen; Liebeschuetz 355, Nauroy (2013) 12. 35 Mit exuviae sind nicht die sterblichen Überreste des Kaisers gemeint, sondern seine Kleidung; vgl. Ambrosius ep. 25. 36 Nauroy (2013, 12 Anm. 42) plädiert für die Lesart reservare statt servare. 37 Der Ausdruck usurpator als Bezeichnung für einen illegitimen Herrscher, der gewaltsam die Macht an sich reißt, begegnet erst seit 368/369; Szidat 29 f. Vgl. Ambrosius ep. 74,22 und ep. e. c. 2,2. 38 Vallio war wohl ein magister equitum Gratians; PLRE I 945. 39 Gemeint sind die Anhänger des Bischofs der spanischen Stadt Avila Priscillian, der eine radikal asketische, esoterische Bewegung gegründet hatte, die sich den verschiedensten Vorwürfen ausgesetzt sah. 40 Diese Äußerung könnte Paulinus (VA 19) zu der Aussage veranlasst haben, dass Ambrosius Kaiser Maximus von der Kirchengemeinschaft (communionis consortium) ausschloss. 41 Hyginus war Bischof von Cordoba und ein Anhänger Priscillians. 42 Proulx (81 f.) zweifelt die Authentizität dieser Textstelle an, da Ambrosius mit seiner Kriegswarnung zeigen will, wie sehr er die kommenden Ereignisse, insbesondere den Einfall des Maximus in Italien 387/388 voraussah. 43 In dem nicht veröffentlichten Schreiben an seine Schwester verzichtete Ambrosius auf die formal korrekte Anrede des Kaisers. 44 Mit sacrilegium meint Ambrosius den Strafbefehl des Theodosius gegen die Christen in Callinicum; ep. 74,6. Ambrosius verbindet hier eine weltliche Entscheidung mit einem religiösen Vergehen; Ernesti 167 f. 45 Ambrosius nahm als Priester für sich in Anspruch, dass er, wenn er die Messe liest, das eucharistische Opfer darbringt; Schmitz 294 ff. Ambrosius meint hier keinen bestimmten „formalen Akt“, sondern redet allgemein von seiner Tätigkeit als Priester; Groß-Albenhausen 101. 46 In ep. e. c. 1a steht statt putaris fälschlicherweise noch einmal das Verb vereris. Es handelt sich hierbei wohl um einen Abschreibfehler; vgl. Groß-Albenhausen 101. 47 Dass ein Bischof sich zur Redefreiheit äußert, ist zu dieser Zeit nicht neu; s. zu Johannes Chrysostomus Grasmück 536 ff., Groß-Albenhausen 180 ff.; zur Redefreiheit und zum „Äußerungs- und Interventionsrecht“ des Bischofs Ernesti 162.
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48 Unter militia ist sowohl der Dienst im Heer als auch in der Zivilverwaltung zu verstehen; vgl. qui vobis militant Ambrosius ep. 74,4. 49 Vgl. Plinius paneg. 2,5; Trisoglio 393. 50 Das Bibelzitat ist etwas anders wiedergegeben als in Ambrosius ep. e. c. 1a; so fehlt der Ausdruck in testimoniis tuis; statt exquiram steht requiram. 51 Zur Frage, ob salus hier eher als politischer Begriff im Sinne von „Wohlfahrt des Reiches“ oder ganz persönlich als Wohlergehen, Seelenheil eines Menschen zu verstehen ist, Ernesti 163 f. 52 In der offiziellen Fassung seines Briefes an den Kaiser milderte Ambrosius seine Ausdrucksweise. Nicht der Kaiser bringt ihn mehr in Gefahr, sondern Ambrosius entlastet mit seinem Einsatz den Kaiser. Ganz im Gegensatz zum Schluss des Briefes ist der Bischof darauf bedacht, den Konflikt mit dem Kaiser zu entschärfen. Er tat dies nicht, weil die Angelegenheit schon ausgestanden war; so Groß-Albenhausen 103. 53 Ambrosius geht hier nicht darauf ein, dass der Kaiser in religiösen Fragen das letzte Wort hatte; vgl. Kolb (1980) 47. 54 Zum Tugendkanon eines christlichen Herrschers Ernesti 165 ff. 55 Das Römische Reich war seit 312/314 in mehrere den Provinzen übergeordnete Diözesen eingeteilt, deren Leitung die Vikare innehatten. An der Spitze der Diözese Oriens stand ein comes Orientis, der auch militärische Kompetenzen besaß und dem praefectus praetorio Orientis unterstellt war. Wie so oft nennt Ambrosius nicht den Namen des Amtsträgers. Er könnte mit dem Anonymus 61 identisch sein, der einen Aufstand in Antiochia unterdrückte; PLRE I 1015, 1083. Aufgrund der ungenauen Datierung bleibt unklar, ob der praefectus praetorio Orientis Maternus Cynegius, der für seine antijüdische Einstellung bekannt war, Tempel in Apamea und Osrhoene zerstören ließ und von 384 bis 388 amtierte, oder der ihm nachfolgende Flavius Eutolmius Tatianus, ein Heide, der die Verpflichtung der Dekurionen in einer Heimatstadt zu bleiben einführte, seine Vorgesetzten waren; PLRE I 235–236, 876–878. Keineswegs ist der hier genannte comes Orientis mit dem in CTh 16,8,9 erwähnten comes Addaeus identisch; denn dessen Titel lautete comes (domesticorum) et magister utriusque militiae per orientem. Die an ihn gerichtete Konstitution befasst sich zwar ebenfalls mit der Situation der Juden im Osten, ist aber auf den 29. September 393 datiert, das heißt rund vier Jahre nach den hier besprochenen Ereignissen, und stammte aus Konstantinopel; PLRE I 13, Rauschen 534. 56 Zur Bedeutung von praevaricari s. praevaricator aut martyr ep. 74,7. Ambrosius meint mit diesem Satz, dass Theodosius befürchten muss, dass der besagte Bischof den Wunsch des Kaisers befolgt und den Bau der Synagoge umsetzt und somit sündigt. 57 Die Synagoge in Mailand war offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit abgebrannt. Der Ausdruck divinum iudicium spricht für den Einschlag eines Blitzes; Groß-Albenhausen 104.
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58 Es war damals nichts Ungewöhnliches, dass sich Repräsentanten der Kirche negativ über Juden äußerten. Ein eklatantes Beispiel für antijüdische Äußerungen war Johannes Chrysostomus, der Bischof von Konstantinopel, der in seinen Reden Juden auf das Übelste beschimpfte; s. die Zusammenstellung in Johannes Chrysostomus, Acht Reden gegen Juden, eingel. von R. Brändle, übers. von V. Jegher-Bucher, Stuttgart 1995, 72–74. Das labarum war ein kaiserliches Banner, das durch Constantin bekannt wurde. Bei dem labarum wurde die Standarte des Heeres durch zwei gekreuzte Lanzen ersetzt; Eusebios VC 1,31 und 2,8. Zu diesem Zeichen ausführlich Wienand 262 ff. 59 Auch hier mildert Ambrosius seine Formulierung ab, nachdem er in der ersten Fassung des Briefes einen Widerstand der Soldaten des comes Orientis nicht ausschloss. 60 Die Kimbern waren mit den Teutonen aus Norddeutschland bis nach Südgallien gezogen, von wo aus sie die Römer bedrohten. 101 wurden sie nahe der oberitalischen Stadt Vercellae besiegt; vgl. Plutarch Marius 27,6–10. 61 Damit die Juden entsprechend den Gesetzen Moses’ opfern konnten, forderte Julian sie auf, ihren Tempel in Jerusalem wiederaufzubauen. Vor der Grundsteinlegung verhinderten ein Erdbeben, danach ein Feuer in den Fundamenten den Wiederaufbau; Sokrates 3,20; Sozomenos 5,22,6–11; Rufinus 10,38; Theodoretos HE 3,20; Philostorgios HE 7,9; Ammianus 23,1,2.3; Johannes Chrysostomos oratio adv. Judaeos 5,11 (PG 48,900) und pan. de S. Babyla c. Julian. 22 (PG 50,567); Gregorius Naz. or. 5,4; vgl. Noethlichs 35 ff., 111–115. 62 Callinicum war kein bloßes castrum, sondern aufgrund seiner Lage am Euphrat eine wohlhabende Handelsstadt mit einer starken Festung; Ammianus 23,3,7. Um die Bedeutung des Vorfalls noch weiter zu mindern, dürfte Ambrosius die Bedeutung Callinicums heruntergespielt haben. 63 Präfekte wie der Stadtpräfekt von Rom wohnten während ihrer Amtszeit in ihren Privathäusern. Der Unmut der Bevölkerung konnte sich entladen, indem sie solche Häuser anzündete wie 375 im Falle des praefectus urbi Aurelius Avianius Symmachus; Ammianus 27,3,4; vgl. Palanque 213, Chastagnol 244 f. 64 In Konstantinopel war der Sitz des Bischofs Nectarius angezündet worden; Sokrates 5,13; Sozomenos 7,14,5. Zu Nectarius PLRE I 621; Leppin (2003) 79 ff. Das Wort episcopium kommt bei Ambrosius nur in ep. e. c. 1a,13 vor; Zelzer (1977) 356. 65 Gemeint ist Arcadius, der am 19.01.383 zum Augustus erhoben wurde; PLRE I 99. Da er 388 seinen Vater als Kaiser im Osten vertrat, wurde der Brandanschlag auf den Bischofssitz in Konstantinopel auch als Angriff auf seine Person gewertet; so Liebeschuetz 101 Anm. 4. 66 Die Angabe bezieht sich auf Silon, ein religiöses Zentrum der Israeliten, das die Philister zerstörten. 67 Gemeint ist die an der Synagoge vollzogene Brandstiftung. 68 Zu dem Streit in Alexandria mit dem Bischof Georgius, den Julian mit einem Edikt ahndete, Sozomenos 5,7.9 und 9,10; Sokrates 3,2–4; Julian ep. 60
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(53 Weis); Ammianus 22,11,3–11. Theodoretos (HE 4,20–22) berichtet von Streitigkeiten mit dem Bischof Petrus von Alexandria, den Heiden und Juden bedrängten und in den 371/374 der praefectus Aegypti Palladius eingriff; PLRE I 661. Eine ausführliche Analyse dieser Ereignisse bei Brennecke (1998) 96–119, 236–239. In Gaza existierten Spannungen zwischen den Bewohnern der heidnischen Altstadt und der christlich geprägten Hafenstadt Maiuma; Trombley I 188–204. Zu diesem Ereignis Paulinus VA 22. Der Name der Sekte geht auf Valentinus zurück, der wahrscheinlich aus Ägypten stammte und sich frühestens ab 136 knapp dreißig Jahre in Rom aufhielt. In dieser Zeit gründete er eine christliche Gemeinschaft, für die er Psalmen, Briefe und Predigten verfasste. Anhand der überlieferten Fragmente lässt sich seine Lehre, die christliche und philosophische (platonische) Vorstellungen in sich vereinte, nur noch schwer rekonstruieren. Valentinus betrachtete jedenfalls den Menschen als von einer niederen Macht, von Engeln erschaffenes Wesen, dem der göttliche Samen später eingepflanzt worden sei. Für den Heiland machte er einen Dualismus von Geist und Materie geltend. Seine Schüler haben seine Lehre, den Valentinianismus, der bis in das 4. Jh. zahlreiche Anhänger vor allem im Osten fand, weiterentwickelt; Markschies (1982) 335 ff. und Thomassen 417–508. Zur Gottesauffassung des Valentinus äußerte sich Ambrosius kurz in de fide 2,(5),44. Dass sich das Ereignis ebenfalls in Callinicum abspielte, ist dem Text nicht zu entnehmen; Groß-Albenhausen 106 f., Thomassen 507 Anm. 61. Ebenso hypothetisch ist die Annahme, dass der Bischof von Callinicum von der Aggression der Valentinianer profitierte; Nauroy (2001) 227. Es handelt sich um die olympischen Götter. Es waren nur 30 Äonen, unter denen Jahrhunderte zu verstehen sind; Paulinus VA 22. Diese Märtyrer wurden 168 v. Chr. in Jerusalem oder Antiochia bei dem Aufstand der Makkabäer hingerichtet und noch im 4. Jh. in Syrien und Palaestina an verschiedenen Orten verehrt. Nach jüdisch-christlicher Tradition galt der 1. August als ihr Gedenktag; Schneider, Ariane B. RAC 23 (2010) s. v. Makkabäische Märtyrer, 1247–1248. In ep. e. c. 1a erwähnt Ambrosius den Namen Capitolinus. Allerdings verwechselt er hier den Namen des Märtyrers mit seinem Richter; denn Capitolinus bekleidete das Amt eines vicarius Thraciarum, als er 363 in Durostorum einen Mann namens Aemilianus für sein Vergehen zum Tode durch das Feuer verurteilte: Theodoretos HE 3,7,5; Hieronymus Chronik s. a. 363 (Eusebius Werke Bd. 7, hrg. von Helm, R. – Treu, U., Berlin 1984, 243); PLRE I 180; vgl. Zelzer (1977) 356. Gemeint ist der comes Orientis. Wie Nathan König David daran erinnerte, dass er seinen Sieg über Saul der Gnade Gottes zu verdanken habe, so erinnerte Ambrosius seinen Kaiser Theodosius daran, dass er den Sieg über Kaiser Maximus, der anfänglich keineswegs sicher schien, allein Christus zu verdanken habe; über Nathan als
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Vorbild eines guten Ratgebers Schulz 235 f. Mit dem Verweis auf David bringt Ambrosius Theodosius in Zusammenhang mit der biblischen Heilsgeschichte; Ernesti 169 ff. Über König David hat Ambrosius eine längere an Theodosius gerichtete Schrift verfasst: de apologia prophetae David ad Theodosium Augustum (CSEL 32, 297–355); über David als Vorbild Ambrosius ep.e. c. 11 (51),9. Zu dem Feldzug gegen Maximus, der 388 stattfand, Enßlin, Wilhelm RE XIV 2 (1930) s. v. Maximus (Usurpator), 2552–55, Hoffmann I 476–481, Szidat 319. Die Ereignisse, auf die Ambrosius in seinem Brief anspielt, beziehen sich wohl auf die Eroberung von Siscia (Sisak) an der Save, Poetovio (Ptuj) und Emona (Ljubljana); Pan. Lat 2 (12),34,2–4. 36,2–4 und 37,1–3; zu diesen Kämpfen Hoffmann II 198. Nach seinem Sieg bei Poetovio und Emona überschritt Theodosius mit seinen Truppen die Ostalpen. Maximus, der anfänglich fliehen wollte, ergab sich in Aquileia, wo er vor der Stadt von gegnerischen Soldaten umgebracht wurde; Panegyrici Latini 2 (12),43,1–44,2; vgl. Claudianus de IV cons. Hon. 75–86; Consularia Constantinopolitana 388,2 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 245); Fasti Vindobonenses Priores 510 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 298); Prosper Tiro 1191 (Chronica Minora MGH AA 9, S. 462); Hydatius 17 (Chronica Minora MGH AA 11, S. 15); Zosimos 4,46,2.3. Da Valentinian II. mit seiner Flotte nach Rom segelte, zog Andragathius, der comes des Maximus, einen Teil seiner in den Ostalpen stationierten Truppen ab, um Valentinian II. auf dem Meer (ex altera parte naturae) abzufangen, was ihm jedoch misslang. Dieser Misserfolg trug wesentlich zum Sieg des Theodosius bei, woraufhin sich Andragathius nach der Nachricht von Maximus’ Tod ins Meer stürzte; Zosimos 4,45,4 und 4,46,1; Orosius 7,35,3.5; Claudianus de IV cons. Hon. 91–93; PLRE I 62–63, Paschoud 442 f. Dieser und der vorhergehende Satz fehlen in Ambrosius ep. e. c. 1a. Im Unterschied zu Maximus verfügte Theodosius über ein umfangreiches Foederatenheer, zu dem u. a. Goten, Hunnen, Alanen, Iberer und Armenier zählten; Panegyrici Latini 2 (12),32,3.4 und 33,4; Hoffmann I 477 ff. In den Alpen fanden keine Kämpfe statt, allerdings hatte Andragathius die Zugänge zu den Ostalpen befestigen lassen. Aufgrund seines Flottenunternehmens ließ er sie unbesetzt zurück; Orosius 7,35,3 Maximus’ Edikt war wohl an den Stadtpräfekten Sextus Julianus Rusticus gerichtet, der noch unter Maximus starb; Seeck, Otto RE I A 1,1 (1914) 1241–1242, PLRE I 479–480. Über den Inhalt des Edikts, das offensichtlich den Juden Recht gab, ist nichts Näheres bekannt. Dieser Satz fehlt in Ambrosius ep. e. c. 1a. Gemeint ist das Edikt. Der Ausdruck de ultione dicetur? Ille igitur statim fehlt in Ambrosius ep. e. c. 1a. Valentinian II. konnte mit seiner Flotte bei Sizilien einen Sieg erringen, bevor er nach Rom fuhr; Zosimos 4,45,4 und 4,46,1; Orosius 7,35,3. Zu den Siegen bei Siscia und Poetovio s. Anm. 74. Franken und Sachsen waren
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wahrscheinlich weitere foederati des Theodosius, die aus dem Heer des Maximus zu ihm übergelaufen waren. Auf diese Geschichte von Jesus und der Sünderin geht Ambrosius ausführlich in ep. e. c. 1,5–23 ein. Diese Textstelle in Ambrosius ep. e. c. 1a ist nicht sicher überliefert. Für die Valentinianer existierte wie für andere Sekten ab 383 ein Versammlungsverbot; CTh 16,5,12.14; 16,5,65,2. Gemeint sind der comes rerum privatarum und der comes sacrarum largitionum, die sich um den kaiserlichen Privatbesitz sowie um die Münzstätten und bestimmte Steuereinnahmen, mit den Geschenke finanziert wurden, kümmerten; Ausbüttel (1989) 16 f. Der Vergleich ist indes nicht zutreffend, da diese Amtsträger letztlich die Entscheidungen des Kaisers umsetzten, was Ambrosius nicht ohne Weiteres für die Bischöfe gelten lassen will; so auch Kolb (1980) 47. Seitdem Constantin 312/313 die christlichen Priester den heidnischen gleichstellte, indem er ihnen Immunität von den städtischen munera gewährte, war dieses Privileg umstritten, da die Städte darunter litten, wenn vermögende Curialen sich dem Kirchendienst zuwandten. Der Staat bzw. die Kaiser sahen sich daher immer wieder gezwungen zu intervenieren; s. die Bestimmungen in CTh 16,2; Ausbüttel (2015) 64 ff., Drecoll 55–58. So wurde 361 in einer Konstitution an den Prätorianerpräfekten von Italien Flavius Taurus festgelegt, dass Bischöfe nicht gezwungen werden konnten ihr Vermögen an die Kurie zu geben; für Presbyter, Diakone, Suddiakone und andere Kleriker galt eine Sonderregelung. 383 erschien in Mailand eine Konstitution, nach der Kleriker alle Verpflichtungen gegenüber ihrer Heimatstadt zu erfüllen hatten, bevor sie sich den divina ministeria zuwandten. In einem Schreiben an den vicarius Italiae Catafronius blieben 377 Presbyter, Diakone, Subdiakone, Exorzisten, Lektoren und Küster (ostiarii) von den munera befreit; CTh 12,1,49.99; CTh 16,2,24; vgl. CTh 12,1,59.115. Allerdings hatte Theodosius 383 an einer Entscheidung mitgewirkt, nach der Personen, die lieber der Kirche dienen wollten, ihr ererbtes Vermögen abzugeben hätten. 386 war er mit der Regelung einverstanden, dass Kleriker stattdessen eine Person stellten, die sie vertrat; CTh 12,1,104.121; Klein (1994) 111 ff. Trotzdem bleibt bei der vorliegenden Textstelle unklar, auf welche Problematik sich Ambrosius genau bezieht. In den gesetzlichen Bestimmungen der Codices lässt sich keine Regelung aus der Zeit um 388 finden, die sich auf die von ihm konstatierte Regelung beziehen lässt. Auch ist der Textstelle nicht eindeutig zu entnehmen, dass Ambrosius eine von Theodosius angeordnete Bestrafung der in Callinicum lebenden Kleriker verhindern wollte; Leppin (2003) 141 f., Liebeschuetz 109. Dass Ambrosius auf die problematische Lage der katholischen Kleriker verweist, ist indes nicht neu. Bereits im Sommer 384 machte er in einem Brief an Valentinian II. darauf aufmerksam; Ambrosius ep. 73,13.14. Das Besondere an der vorliegenden Textstelle ist seine Frage, welche Rechtfertigung er gegenüber seinen Amtskollegen, den
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Bischöfen, vorbringen soll. Ambrosius geht es also nicht so sehr um die Sache, vielmehr will er gegenüber dem Kaiser hervorheben, wie wichtig er für den Kaiser als Ratgeber ist; vgl. McLynn (1994) 302. Allerdings übersah Ambrosius, dass auf der Synode von Ariminum 359, die sich auch mit den Belastungen von Kirchengütern sowie von Klerikern und copiatae mit geringem Einkommen befasste, Bischöfe aus Italien, Spanien und Nordafrika dem Kaiser zustimmten, dass vermögende Kleriker ihre provinciales pensitationes fiscalium zu übernehmen hätten; CTh 16,2,15; Pack 170 ff., 229 ff. Ferner ist zu bedenken, dass Theodosius dafür verantwortlich war, dass Presbyter, Diakone und Exorzisten, die vor 388 ihr Amt angetreten hatten, von den Curialendiensten befreit waren; CTh 12,1,121; vgl. Klein (1972) 186. Auch hier formuliert Ambrosius etwas zurückhaltender als in der ersten Fassung des Briefes. Gemeint ist der comes Orientis. Die Einführung einer Steuer löste in Antiochia einen Aufstand aus, in dessen Verlauf Statuen der Kaiserfamilie zerstört wurden; Johannes Chrysostomos or. 21; vgl. Groß-Albenhausen 170–183; Ernesti 263 ff. Theodosius verschonte offensichtlich die entfernt mit ihm verwandte Ehefrau und Tochter des Maximus, über die nichts weiter bekannt ist; vgl. PLRE I 588. Die Anhörung im Palast ist aus Ambrosius’ Sicht für den Kaiser angenehmer als eine „öffentliche Abmahnung“ in der Kirche; vgl. Groß-Albenhausen 101. Der Zusatz, der nicht in ep. e. c. 1a zu finden ist, spricht dafür, dass Ambrosius dem Kaiser anfänglich nicht mit einer Aussprache in der Kirche drohte; Zelzer (1977) 357 ff. Die Anrede der Schwester fällt hier sehr formal aus; vgl. Ambrosius ep. 76,1 und 77,1. Es ist unklar, ob mit litterae ein oder mehrere Briefe gemeint sind; vgl. Liebeschuetz 112. Ein Brief mit diesem Inhalt ist nicht überliefert. S. hierzu ausführlich Ambrosius ep. 74,16. Den Aufenthalt in Aquileia erwähnt auch Paulinus VA 22; s. Einleitung S. 34. Gemeint sind Ambrosius ep. 74 und ep. e. c. 1a; Zelzer (1977) 355. In Jer. 1,11 ist nur von einer virga vigilans die Rede. Baculus nucinus kann auch den Zweig eines Nussbaumes meinen. Auf diese Textstelle verweist auch Paulinus VA 23. Wie Schulz (215 ff.) darlegt, ist ep. e. c. 1,3–4 eine aufschlussreiche Stelle dafür, wie Ambrosius in der Tradition eines biblischen Propheten seine Rolle als Ratgeber des Kaisers sah. Auf diese Textstelle (Lk 7,36–50) nimmt Ambrosius bereits in ep. 74,24 Bezug. In seinem Brief an Theodosius dachte er offensichtlich über den Gottesdienst nach, sodass beide Briefe (ep. 74 und ep. e. c. 1) innerhalb weniger Tage verfasst wurden. Zur Bedeutung von offerre im Sinne von opfern Schmitz 246 f., 373 ff.
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104 Mit botryonis wird kein Land namens Botryon oder Botrys bezeichnet, vielmehr leitet sich der Ausdruck von dem Wort botryon, botryonis: Traubenstengel, Weintraube ab; vgl. Köhler 80, Liebeschuetz 121. In der biblischen Erzählung, auf die Ambrosius hier anspielt, spielt diese Frucht eine besondere Rolle. 105 Zu dem Vergleich Nathan – David s. bereits Ambrosius ep. 74,22. 106 Nach Paulinus (VA 23) stieg Ambrosius von der exhedra, die offensichtlich etwas höher lag als der an sie angrenzende Teil der Kirche. Bei der Bezeichnung ex(h)edra bleibt unklar, ob mit ihr die halbkreisförmige Apsis oder die sich hinter dem Altar an deren Wand befindlichen Priestersitze (Subsellien) mit der Kathedra gemeint sind; Deichmann, Friedrich W., RAC VI (1966) s. v. exedra, 1172–73; vgl. Dölger 60; Palanque (1933) 216, Ernesti 173 ff. Durch eine Klärung dieses Sachverhalts ließe sich sagen, an welcher Stelle in der Kirche sich Ambrosius und Theodosius trafen. Wenn der Bischof von der Priesterbank bzw. einer sich in ihrer Mitte befindenden, erhöhten cathedra herabstieg, wäre er dem Kaiser im Altar- bzw. Priesterraum begegnet, wo sie anschließend am Altar das gemeinsame Abendmahl einnahmen (ep. 74,28). Von ihrer Unterredung hätte die Gemeinde dann kaum etwas mitbekommen. Wenn aber Ambrosius von der Apsis herabstieg, wäre er dem Kaiser im vorderen Teil des Kirchenschiffs begegnet und die Gemeinde hätte unmittelbar die Auseinandersetzung mit dem Kaiser erlebt. Für diese Annahme spricht auf den ersten Blick ein Bericht des Sozomenos (7,25,9; vgl. Theodoretos HE 5,18,20–24), nach dem Ambrosius mit Theodosius vereinbart hatte, dass der Kaiser vor den Schranken des Altarraums den ersten Platz in der Gemeinde einnahm und nicht mehr im Altarraum saß; vgl. Groß-Albenhausen 99. Das Datum der Vereinbarung lässt sich indes nur schwer bestimmen. Zwar berichtet Sozomenos darüber nach seinen Ausführungen über den Bußakt des Kaisers aufgrund der Vorkommnisse in Thessalonica; vgl. Theodoros Anagnostes, Epitome 270 (hrg. von G. C. Hansen, GCS Berlin 1971, 84); Theophanes, Chronogr. anno mundi 5884, PG 108,208 = Mango, Cyril – Scott, Roger, The chronicle of Theophanes Confessor, Oxford1997, 110–111; Georgius Cedrenus, Historiarum compendium 29/559 PG 121,608. Allerdings achtete Sozomenos nicht immer genau auf die chronologische Reihenfolge seiner Berichte. Wenn nun die Regelung über die neue Sitzordnung in der Kirche bereits für das vorliegende Ereignis gegolten haben sollte, dann hätten sich Ambrosius und Theodosius schon vor ihrer ersten persönlichen Begegnung darüber verständigt, was angesichts der angespannten Situation über den Vorfall in Callinicum wenig schlüssig erscheint. 107 Flavius Timasius bekleidete das Heermeisteramt von 388 bis 395 und war 389 Konsul; PLRE I 914–915. Er wird als arrogant und hochmütig beschrieben; Eunapios frg. 65,3 (Blockley). 108 Den Ausdruck ago fide tua übersetzte Barth (68) mit „ich thue es denn auf dein Ehrenwort“, Dölger (59) mit „Ich bringe das Opfer dar auf die Treu
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(deines Versprechens)“. Für Dölger (63 ff.) ist das Verb agere zu verstehen als „die Meßliturgie begehen“, „die Eucharistie feiern“. Diese liturgische Handlung wird indes erst nach dieser Textstelle angesprochen. Zudem verwendet Ambrosius dafür den Ausdruck offerre; vgl. ep. 74,1. S. auch Palanque (1933) 216. Zur Bedeutung von agere vgl. ep. e. c. 11,15. Allerdings ist die Redewendung durch den Begriff fides tua durchaus doppeldeutig zu verstehen; vgl. die Darstellung bei Paulinus VA 23. 109 Gemeint ist das Abendmahl. Zur Bedeutung von oblatio als Eucharistiefeier oder Messe Schmitz 310, der überzeugend erklärt, dass Ambrosius den Kaiser nicht exkommunizieren wollte, da er eine solche Maßnahme nicht in seiner Predigt und in dem kurzen Gespräch auch nur andeutete; vgl. Kolb (1980) 47, Ernesti 162. Da Theodosius sich bereits 380 hatte taufen lassen, durfte er am Abendmahl teilnehmen; vgl. Leppin (2003) 69. 110 Dass er die Nähe Gottes fühlte, schreibt Ambrosius auch in ep. 77,1.2. 111 Über Dalmatius liegen keine weiteren Angaben vor; PLRE I 240. Als tribunus et notarius war er ein ranghoher Amtsträger des Kaisers, der dem Stab des magister officiorum anghörte, der wiederum ein wichtiger „Ansprechpartner“ für religionspolitische Fragen war und dem Konsistorium angehörte; Clauss 20 ff., 97 ff. 112 Zu Auxentius s. Anm. 162. 113 Das Reskript ist nicht überliefert. In einem Streit zwischen Homöern und Nizänern in den Provinzen Hellespontus und Bithynia erklärte Valentinian I., dass er sich als Laie nicht in eine Glaubensfrage einmische, sondern es den Bischöfen überlasse; Sozomenos 6,7,1.2; Philostorgios HE 8,8,8a; Hunt 79 f., Barnes (2002) 237. Jedoch gilt diese Aussage des Kaisers nur bedingt. Der Wahl von Ambrosius gab Valentinian I. jedoch seine Zustimmung. 114 Valens bekannte sich zur homöischen, Valentinian I. zur nizänischen Glaubensrichtung; Sozomenos 6,6,10; Sokrates 4,1,5–7.11–13. 115 Zum Zeitpunkt des Briefes war Valentinian II. 15 Jahre alt. Auf die Jugend des Kaisers spielt Ambrosius auch in ep. 75a,29 an. 116 Hunt (75 f.) wiest darauf hin, dass Valentinian I. der erste Kaiser war, der bereits getauft war. Aufgrund seiner religiösen Überzeugung ernannte er seinen jüngeren Bruder am Palmsonntag zum Augustus. 117 Vgl. Ambrosius ep. 76,4. 118 Rahner (153) gibt in seiner Übersetzung Valentinian als Subjekt an und übersetzt das nachfolgende Prädikat timet mit: Ihr fürchtet. 119 Valentinian I. bestätigte die Wahl des Ambrosius zum Bischof; s. hierzu S. 10 ff.; vgl. Faller (1942) 99. 120 Vgl. Ambrosius ep. 75a,22. Zu den peregrini zählten Goten aus Auxentius’ Heimat und Angehörige der in Mailand stationierten gotischen Einheiten. 121 Von den leges ist nur eine lex in CTh 16,1,4 überliefert; s. Kommentar; M. S. Williams (2017) 250 ff.; Nauroy (2003) 144 ff. 122 S. hierzu am Ende dieses Briefes Ambrosius ep. 75,16.
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123 Über die Art und Weise, wie Ambrosius in dieser Angelegenheit mit anderen Bischöfen vor allem in Oberitalien kommunizierte, ist nichts weiter bekannt. 124 Um die in Glaubensfragen zerstrittene Kirche zu einigen, strebte Constantius II. während seiner Alleinherrschaft die Einberufung einer Reichssynode an. Zunächst trafen sich Anfang 359 rund 400 Bischöfe in dem verkehrsgünstig gelegenen Rimini (Ariminum). Es war die bislang größte Versammlung von Bischöfen. Für den Osten fand eine Synode in der isaurischen Stadt Seleukia statt. Hauptthema waren die Auseinandersetzungen mit der homöischen (arianischen) und homöusianischen (katholischen) Gottesauffassung; s. hierzu ausführlich Brennecke (1988) 5 ff., 24 ff. 125 Auf dem ökumenischen Konzil von Nicaea wurde 325 die bis heute gültige Glaubensformel (das Glaubensbekenntnis) beschlossen. 126 Zur Übersetzung des Plurals Galliae und Hispaniae s. Anm. 6. Diese Provinzen beherrschte damals der (Gegen-)Kaiser Maximus. 127 Der Verlauf der Ereignisse wird hier von Ambrosius sehr verkürzt und nicht ganz korrekt wiedergegeben. Auf der Synode von Rimini waren die antiarianischen Bischöfe, die die Glaubensformel von Nicaea vertraten, in der Mehrheit. Als sie ihre Gotteslehre durchsetzten, spaltete sich die Synode. Daraufhin reisten zwei Delegationen zum Kaiser nach Konstantinopel, wo sie nicht empfangen wurden. In Nike bei Konstantinopel einigten sich die Bischöfe indes auf eine Kompromissformel, die dann Ende des Jahres die Synode in Rimini akzeptierte und die zu einer Verurteilung der Arianer führte. Auf der im Januar 360 in Konstantinopel einberufenen Synode, an der vor allem Bischöfe aus Bithynien teilnahmen, setzte Constantius II., der der arianischen Gottesauffassung folgte, seine Interessen durch. Das Bekenntnis von Nike wurde abgelehnt, die homöusianischen Bischöfe verurteilt und für abgesetzt erklärt. Die arianische Glaubensformel hatte sich somit durchgesetzt. In verschiedenen Berichten wird die Synode von Rimini aber als Erfolg für die Vertreter der fides Nicaena dargestellt. Zur Quellenlage, zu den verschiedenen, oft nicht so weit auseinanderliegenden Glaubensrichtungen und zum Konzilsverlauf Sokrates 2,37.39; Sozomenos 4,16–19; Theodoretos HE 2,18–23; Hilarius von Poitiers adversum Valentem et Ursacium 2,18 (CSEL 65, S. 87 ff.); Brennecke (1988) 23–40, 53 ff.; Duval (1969 ) 81 ff. Image (313 ff.) hat nachgewiesen, dass die katholische Seite Aktionen ihrer Gegner als eine fraus bezeichnete, um sich selbst als unschuldiges Opfer darzustellen. 128 Nauroy (2009, 237–242) hat zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass bei dem Ausdruck utinam, imperator, non denuntiasses die Negation und letztlich die Maßnahme der Verbannung nicht ohne Weiteres zu verstehen sind und deshalb die Negation weggelassen werden muss. Der nachfolgende Nebensatz ut quo vellem pergerem korrespondiert nämlich mit dem Nebensatz ut quo vellem abirem in ep. 75a,1. Nachdem Ambrosius die Möglichkeit einer Verbannung ausgesprochen hat, setzte sie Valentinian II. in die Tat um, indem er tribuni mit einem entsprechenden imperiale mandatum zu dem Bischof
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schickte. Diese Tribune sind nicht mit dem tribunus et notarius Dalmatius zu verwechseln. Nauroys Beobachtung spricht einmal mehr für die Annahme, dass ep. 75 vor ep. 75a verfasst wurde. 129 Zum Gebrauch von asservare vgl. Ambrosius ep. 75a,1. 130 Ambrosius spricht hier die Möglichkeit an, dass der Kaiser ihn hätte verbannen können. 131 Unter ecclesia kann man sowohl ein Kirchengebäude als auch Kirche im Sinne von Gemeinschaft der Gläubigen verstehen. Wenn Ambrosius im übernächsten Satz von aliae omnes ecclesiae spricht, trifft eher die erstgenannte Bedeutung zu. Allerdings kommt eine Inbesitznahme aller Kirchen einer Übernahme der Kirche gleich; vgl. quod ecclesia haereticis traderetur Ambrosius ep. 75a,3. 132 Eine solche Anordnung ist nicht bekannt. Es kann durchaus sein, dass sie noch nicht veröffentlicht wurde, sondern Ambrosius über die Konzeption einer solchen Anordnung informiert war und ihrer Publikation mit einer solchen Bemerkung zuvorkommen wollte. 133 Hiermit könnte die Gesandtschaft zu Maximus gemeint sein; vgl. Ambrosius ep. 30,2–11. 134 Der Inhalt des Briefes zeigt einmal mehr, wie sehr Ambrosius über die Vorgänge am Hof informiert war. Der Textstelle ep. 74,33 ist zu entnehmen, wie wichtig es ihm war, auch in religiösen Fragen im consistorium gehört zu werden. 135 In ep. 75,18 behauptet Ambrosius noch, dass ihn niemand kontrolliere. 136 Die tribuni waren Amtsträger wie Dalmatius (ep. 75,1), die im Dienst des magister officiorum standen. 137 Testard (207) hat darauf aufmerksam gemacht, dass der Anfang des sermo contra Auxentium Parallelen zum Anfang der 4. Catilinarischen Rede Ciceros aufweist: video … in me … oculos esse conversos, video vos … esse sollicitos. 138 Bei den Goten dürfte es sich um Soldaten gehandelt haben, die die nach der Schlacht bei Adrianopel 380 und 382 in Pannonien und Thrakien angesiedelten Goten zu stellen hatten und in Mailand unter dem Befehl des Kaisers standen; weiter im Westen des Reiches lassen sich solche Einheiten nicht finden; vgl. Hofmann I 473. 139 Im Unterschied zu Ambrosius ep. 75a,1 ist hier mit ecclesia das Kirchengebäude gemeint. 140 Ambrosius hielt seine Rede demnach in einer von Soldaten umstellten Kirche. Bei dem Streit um die Herausgabe einer Basilika 385 befand er sich dagegen in einer Kirche, die nicht umstellt war; vgl. ep. Barnes (2000) 291 ff. 141 Zu Hiob s. ausführlich Ambrosius ep. 76, 14–16. 142 Ambrosius wurde vorgeworfen, vasa mystica zerstört zu haben, um von deren Erlös Kriegsgefangene freizukaufen. Diese an sich nicht zu kritisierende karitative Maßnahme hatte die Arianer verärgert, wohl weil Ambrosius sich an ihrem Besitz vergriffen hatte, ohne sie zu fragen, und weil er ein Teil des Erlöses für den Bau einer Basilika verwendete; Ambrosius off. 2,28,136 und
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142; Davidson, Ivor J., Ambrose de officiis, Bd. II Kommentar, Oxford 2001, 789 ff. Wenn dies zutreffen sollte, brachte ihn sein Verhalten in Erklärungsnöte; vgl. McLynn (1994) 56. Liebeschuetz (146) übersetzt conversatio corporalis mit human affection; vgl. den Ausdruck custodia corporalis in Ambrosius ep. 75a,19. Gemeint ist das Alte Testament. Wie Lanéry (139–141) anmerkt, bediente sich Ambrosius, der sich in einer ähnlichen Lage wie Petrus sah, der Quo Vadis-Erzählung, um seine Darstellung zu dramatisieren und zu verdeutlichen, dass Gott den Sieg der Kirche will. Letztlich bezieht Ambrosius die Bezeichnung servulus auf sich selbst. In Mailand waren die Märtyrer Nabor, Felix und Victor begraben; zum Märtyrertod in Mailand s. Einleitung zu ep. 77. Mailand besaß seit 291 ein palatium oder gar mehrere Palastbauten, die in Verbindung mit dem Circus im Südwesten der Stadt lagen; s. hierzu die Zusammenfassung bei Haug 420–421. Nach Paulinus VA 12 hatte ein Mann namens Euthymius ein Haus neben der Kirche bezogen, um Ambrosius mit einem Wagen zu entführen. Demnach war Auxentius, der an dieser Stelle zum ersten Mal erwähnt wird, kein regulär gewählter Bischof, sondern legte sich selbst diese Amtsbezeichnung zu. Liebeschuetz (150) bezieht ista auf das Amt des Ambrosius. Die Bezeichnung catholicus war in der damaligen Zeit eher eine propagandistische Bezeichnung für eine bestimmte Gruppe von Christen und wird von Ambrosius eher selten benutzt. An dieser Stelle will der Mailänder Bischof verdeutlichen, dass sich Kaiser Valentinian II. vom Glauben der Christen seiner Residenzstadt entfernt; M. S. Williams (2018) 354 ff. mit der Angabe von Belegen. Es sind hier nicht die Ratsherren, die Mitglieder einer städtischen curia, gemeint. Dies ergibt sich aus dem Zusammenhang des Textes. Bei der Bezeichnung könnte es sich in Anlehnung an die Bezeichnung für heidnische Priester um katholische Priester oder aufgrund des Hinweises auf ein mandatum um Bedienstete des kaiserlichen Hofes gehandelt haben; s. ThLL 4 (1906–09) s. v. curia 1481 und 1487 und s. v. curialis 1488. Nach McLynn (1994, 205) ist in dieser Formulierung eine weitere maßlose Übertreibung zu sehen. Nach Schmitz (321) ist diese Stelle ein Beleg dafür, dass Ambrosius die Psalmenlesung als Zwischengesang verstand. Eine Anspielung auf Justina, die Mutter des Kaisers Valentinian II. Dionysius weigerte sich 355 auf dem Konzil zu Mailand die Verurteilung des Athanasius zu unterzeichnen und wurde daraufhin aus der Stadt gejagt; sein Vorgänger war zwischen 343 und 355 Eustorgius, über dessen Tätigkeit keine näheren Angaben vorliegen. Mirocles (Merocles, Myroclis) amtierte zur Zeit des Papstes Silvester und galt als der führende Bischof Italiens;
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PCBE I 563–565, 719 und II 1509–10. Umstritten ist, ob Ambrosius von dem kappadokischen Metropoliten Basilius (ep. 197,2) die Reliquien seines in der Verbannung verstorbenen Vorvorgängers Dionysius erbat; Markschies (1995) 88 ff. 158 Der Inhalt der Lesung spricht für eine Datierung auf Palmsonntag (29. März); Barnes (2000) 288. 159 Anspielung auf das Gesetz Valentinians II. in CTh 16,1,4, dem gemäß Unruhe durch die Homöusianer aufkommt; s. Einleitung S. 42 ff. 160 Mit honores wurden gemeinhin öffentlich Ämter bezeichnet. Der Ausdruck cathedrae verdeutlicht dagegen, dass kirchliche Ämter gemeint sind, die angeblich käuflich waren. 161 Ambrosius’ Vorgänger als Bischof von Mailand hieß ebenfalls Auxentius; zu ihm s. Einleitung S. 12 ff. 162 Auxentius stammte aus dem römischen Grenzgebiet an der Donau, dessen barbarisch-nomadische Bevölkerung die Römer als Skythen bezeichneten. Über seine Familie kam er in jungen Jahren mit Ulfila in Kontakt, dem arianischen Bischof und Missionar der Goten. Mit ihm verband Auxentius ein enges Verhältnis, wie seiner epistula de fide et obitu Ulfilae zu entnehmen ist. Auxentius war Bischof von Durostorum (heute Silistria an der bulgarisch-rumänischen Grenze). Als Ulfila starb, befand sich Auxentius 383 auf einer Synode in Konstantinopel, die aber nicht zur Einheit der Kirche beitrug. Infolge der Konstitution des Kaisers Theodosius aus demselben Jahr, die sich gegen häretische Gruppierungen richtete (CTh 16,5,11), verlor er seinen Bischofssitz. Wohl in der zweiten Hälfte des Jahres 385 kam Auxentius nach Mailand. Über die Beweggründe kann man nur spekulieren. Naheliegend sind Beziehungen zur Kaiserinmutter Justina und/ oder zur arianischen Gemeinde der gotischen Soldaten. Dass er seinen Namen wechselte, hat zwei durchaus triftige Gründe: Zum einen erinnerte sein Name Mercurinus zu sehr an eine heidnische Gottheit, zum anderen dürfte, wie Ambrosius selbst indirekt eingesteht, der Name seines Vorgängers Auxentius immer noch einen guten Ruf in Mailand besessen haben. In Mailand übernahm Auxentius nicht die Leitung einer führungslosen arianischen Gemeinde, auch wenn seine Anhänger ihm den Titel eines Bischofs verleihen wollten (Ambrosius Ep. 75,8) und er sich selbst so bezeichnete (ep. 75a, 15), schon gar nicht amtierte er als Gegenbischof. Seine besondere Stellung ergab sich aus der Überlegung, dass er die theologische Disputation mit Ambrosius anführen sollte. Ob er dabei in der Tradition des Palladius stand, dessen Verurteilung als Häretiker Ambrosius 381 auf dem Konzil von Aquileia betrieben hatte, was eine gezielte kirchenpolitische Agitation des Kaiserhofs voraussetzen würde, ist fraglich; PCBE I 241–243; M. S. Williams (2017) 122 f. und 253 ff., McLynn (1994) 183 ff. Die Gleichsetzung von Auxentius von Durostorum mit Auxentius-Mercurinus war anfänglich in der Forschung umstritten; dafür sprechen die Hinweise auf seinen Bischofstitel und die Beziehungen zur gotischen Gemeinde; K. Klein 167 ff., vgl. Hanssens (1974) 501 ff. Bei dem
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von Ambrosius in seiner Schrift de fide 1,6.45 erwähnten Auxentius lässt sich nicht eindeutig sagen, ob es sich um Ambrosius’ Vorgänger oder um Auxentius-Mercurinus handelt. Folglich lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, dass Ambrosius seinen arianischen Kontrahenten bereits kannte; s. dagegen M. S. Williams (2017) 254. 163 Diese Aussage darf man nicht wörtlich nehmen. Als Geistlichem stand es nicht in der Macht des Auxentius Gesetze zu verfassen, allenfalls konnte er den ihm wohlgesonnenen Kaiser bei gesetzlichen Regelungen beeinflussen; M. S. Williams (2017) 255. Denkbar ist aber, dass Ambrosius hier auf die Konstitution Valentinians II. vom 23. Januar 386 (CTh 16,1,4) zur Versammlungsfreiheit der Arianer mit ihren harten Strafen anspielt, als deren Initiator er Auxentius ansieht; McLynn (1994) 184, 206. 164 Zu diesem Konzil s. Anm. 127. Mit haec lex ist höchstwahrscheinlich die Konstitution Valentinians II. vom 23. Januar 386 (CTh 16,1,4) gemeint; vgl. Barnes (2000) 287. 165 Es lässt sich nicht sagen, welche (Kirchen-)Väter mit diesen patres gemeint sind. 166 Wahrscheinlich im Sommer 385 wurde Ambrosius zum Palast gebeten; s. die chronologische Übersicht S. 52. McLynn (1994, 173) spricht von den primates als senior ministers. 167 Der comes rei militaris war ein Befehlshaber, der dem magister militum unterstand. Welche Person gemeint ist, lässt sich nicht feststellen; s. Anonymus 68 PLRE I 1016. Flavius Rumoridus war, wie Liebeschuetz (156) vermutet, wohl ein magister militum; PLRE I 786. Clauss (89) meint, dass in dem vorliegenden Fall Soldaten der scholae palatinae zum Einsatz kamen. 168 Gemeint sind die Juden. 169 Mit populus ist die Gemeinde des Ambrosius gemeint. 170 Vgl. Ambrosius off. 2,15,71 und 2,28,136. 171 Hier liegt ein Wortspiel vor, denn aerarium bedeutet Schatzkammer, Staatskasse; die aerarii waren die Bürger der untersten Vermögensklasse. 172 Den Hymnus als Lobgesang auf eine Gottheit gab es schon in der Antike. Die Christen belebten den Hymnus, der auch als carmen bezeichnet wird und dessen literarische Einordnung aufgrund seiner unterschiedlichen literarischen Formen sehr komplex ist. Gerade im Osten war der Hymnengesang sehr beliebt, bevor er in den Westen kam. Dort wurden Hymnen eher bei privaten Kultfeiern gesungen, bevor sie durch Ambrosius ab 385 eine besondere Prägung erfuhren; Augustinus conf. 9,6,14–9,17,5 und Paulinus VA 13; Thraede, Klaus, RAC 16 (1994) s. v. Hymnus 923 f., 926 f. I.; Schmitz 302–315; Lanéry 217 f., 224 ff., 262–273; Zelzer XXXVII und K. und M. Zelzer (2015) 62 f.; ausführlich zum Inhalt, zur Komposition und Sprache von Ambrosius’ Hymnengesangs Fontaine 16–92. M. S. Williams (JLA 2013, 111 ff., 121 ff. und 126 ff.) bringt die Hymnen mit den Gesängen bei Akklamationen in Zusammenhang und betont, wie sehr sie das Gemeinschaftsgefühl und die Autorität des Bischofs stärkten, wenn sie unter seiner
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Leitung gesungen wurden. Bei der vorliegenden Textstelle wurde zudem diskutiert, inwieweit die Hymnen dazu dienten, die Einheit im Glauben zu betonen oder die Gläubigen aufzuwiegeln. 173 Vgl. Ambrosius ep. 75,4 und 76,19. Zu dieser Textstelle und ähnlichen Äußerungen über das Verhältnis von Kaiser und Kirche Grant 310–314. 174 Mit dem consilii magni angelus ist Christus gemeint. 175 Wiedertaufen waren durchaus üblich bei einem Wechsel der Glaubensrichtung. Denkbar ist, dass Auxentius in Mailand Katholiken, die seiner religiösen Vorstellung folgten, erneut taufte, um ihre Abkehr von der Kirche des Ambrosius zu verdeutlichen; vgl. McLynn (1994) 206. Allerdings sind solche Wiedertaufen nicht an anderer Stelle bezeugt und es ist nicht ganz auszuschließen, dass Ambrosius diesen Absatz erst bei der Edition des Briefes ergänzt hat; M. S. Williams (2018) 359 ff. 176 Vgl. Williams (1995) 159–161 über die Wiedertaufe in verschiedenen christlichen Gruppierungen. 177 Gemeint ist der 27. März 386. 178 In dem Brief erwähnt Ambrosius mehrere Basiliken: basilica Portiana ep. 76,1.3.4; basilica nova ep. 76,1.13; basilica vetus ep. 76,10; basilica minor ep. 76,24; baptisterii basilica ep. 76,4. Die Zuordnung dieser Basiliken zu heutigen Kirchen ist umstritten, s. Haug 426 ff., die den Forschungsstand zu diesem Thema systematisch aufgearbeitet hat; vgl. Barnes (2000) 283 ff., der die Auffassung vertritt, dass Ambrosius in ep. 76,1 nicht meinte, dass die basilica Portiana kleiner sei als die basilica nova, sondern dass von den innerstädtischen Basiliken die basilica nova die größere sei. Dies würde erklären, warum der Kaiser sie begehrte. Sie ist mit der westlich des heutigen Doms gelegenen Kirche S. Tecla gleichzusetzen; vgl. Ristow, Sebastian, RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1189; Lenox-Conyngham (1982) 357 ff., Nauroy (2003) 161–169, der in der basilica vetus die basilica minor sieht. Problematisch ist die Gleichsetzung der basilica Portiana mit der Kirche S. Lorenzo, die aufgrund ihrer Bauzeit auch als Palastkapelle angesprochen wird; so McLynn (1994) 175 ff. und Colish 369 ff.; s. dagegen Haug 436, Ristow, Sebastian RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1195–1200. Lusuardi Siena und Neri (148 ff. und 176–185) sehen in der basilica Portiana die Vorläuferin von S. Vittore al Corpo. Interessant ist der Hinweis auf außer- und innerstädtische Basiliken insofern, als sich gemäß einem Gesetz der Kaiser Gratian, Valentinian II. und Theodosius vom 10. Januar 381 Häretiker außerhalb der Städte treffen durften (CTh 16,5,6,3), was sich mit dem Gesetz CTh 16,1,4 änderte; Gottlieb 42 f. Bis auf den Bereich des heutigen Domes befanden sich alle Kirchen außerhalb der Stadtmauer. 179 Die Rangbezeichnung illustres hat Zelzer (109) ergänzt. Als illustres wurden unter den Senatoren, den sogenannten viri clarissimi, die ranghöchsten Vertreter ihres Standes bezeichnet; Ausbüttel (1988) 115 f. 180 Mit populus wird hier nicht das gesamte Volk Mailands bezeichnet, sondern nur die Stadtgemeinde des Ambrosius.
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181 Mit dieser ecclesia ist die basilica nova gemeint. 182 Ambrosius meint wohl den Prätorianerpräfekten, der auch in Mailand residierte. Wenn man die Ereignisse des Briefes ep. 76 in das Jahr 385 datiert, dürfte es sich um Flavius Neoterius gehandelt haben; PLRE I 623. Da McLynn (1994, 187 ff.) die Ereignisse in das folgende Jahr setzt, vermutet er als Prätorianerpräfekten Flavius Eusignius; PLRE I 309–310. 183 Da sich die Ereignisse in der Passionszeit abspielten (s. ep. 76,26), ist mit der dominica der Palmsonntag gemeint. 184 Bei den Personen, die sich auf die Taufe vorbereiteten, wurde zwischen den catechumeni und competentes unterschieden: Wer sich im Katechumenat bewährt hatte und Zeugen für seine aufrechte Lebensweise stellen konnte, wurde unter die als competentes bezeichneten Taufkandidaten aufgenommen, die in der vorösterlichen Buß- und Fastenzeit auf ihre Taufe vorbereitet wurden. Die Katechumenen wurden nach dem Wortgottesdienst entlassen, weil sie nicht an der Eucharistiefeier teilnehmen durften; Botte, B., RAC 3 (1957) s. v. competentes, 266–268 und Metzger, Marcel, RAC 20 (2004) s. v. Katechumenat, 520–545; Schmitz 41 ff. und 359 ff. Den Ausdruck symbolum für das Glaubensbekenntnis hatte Ambrosius aus der Geschäftswelt entnommen: Während symbolum die „Eintrittsmarke“ bezeichnet, steht symbola für den Beitrag, den man für ein gemeinsames Unternehmen, aus dem man nur unter Strafe ausscheiden kann, einzahlt; Harmless 88 ff. Für Mailand lassen sich für die Zeit zwei Baptisterien nachweisen. Am wahrscheinlichsten ist es, die baptisterii basilica mit dem nahe der basilica nova gelegenen Baptisterium S. Giovanni alle Fonti gleichzusetzen. Eine andere Möglichkeit wäre das Baptisterium S. Stefano nördlich der basilica vetus; Haug 428 ff. Schmitz (8 f.) geht davon aus, dass es damals nur ein Taufhaus in Mailand gab. 185 Die erstmals bei Ambrosius erwähnten decani hatten offensichtlich die Funktion von (Tür-)Wächtern und gehörten zum Stab des magister officiorum; Clauss 15 ff. 186 Mailand war seit 291 Residenzstadt. Das palatium befand sich im Südwesten der Stadt zwischen der Via Torino, der Porta Vercellina und dem Largo Carrobio und konnte vor allem im Bereich der via Brisa nachgewiesen werden; Haug 420 ff. 187 Die vela sind mit den in Ambrosius ep. 76,20.22.24 genannten cortinae regiae gleichzusetzen. Die Vorhänge zeigten wahrscheinlich die Sitzplätze für den Kaiser und seine Familie an; Nauroy (2003) 171–174. 188 Der Ausdruck missa bezeichnet hier den Gottesdienst, da Ambrosius im darauffolgenden Satz schreibt, dass er das Abendmahl feierte (dum offero, ep. 76,5). Es handelt sich um eine der ersten Erwähnungen dieses Ausdrucks, der erst im späten 5. Jh. in Gebrauch kam; Mohrmann 368–370. 189 Schmitz (310) weist darauf hin, dass mit oblatio bei Ambrosius sowohl die Opfergabe als auch die Eucharistiefeier mit Wortgottesdienst gemeint sein kann; vgl. Ambrosius ep. e. c. 1,28 und 2,4. Folglich kann dieser Nebensatz auch, wie folgt, übersetzt werden: Während ich den Gottesdienst abhielt.
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190 Castulus ist der einzige bekannte Priester der Arianer; PCBE I 419. Ambrosius bleibt in seiner Aussage über ihn sehr vage. So bleibt unklar, warum die Menge ihn überhaupt gefangen nahm, ob er sich mit dem Aufhängen der vela befasste, ob er eine arianische Gemeinde führte oder lediglich Mailand besuchte. Mit seiner Erwähnung will Ambrosius den Eindruck erwecken, dass er mit dem kaiserlichen Hof in Verbindung stand, um diesen als arianisch bezeichnen zu können. Da er in platea ergriffen wurde, war Castulus nicht an der Besetzung der Basilika beteiligt; M. S. Williams (2017) 243 ff. und (2018) 351 ff. 191 Unter den inschriftlich überlieferten Vereinen Mailands wird kein corpus mercatorum erwähnt. Ambrosius (ep. 76,6.17.26) spricht sowohl von mercatores als auch negotiatores. Entweder waren beide Berufsgruppen, die der Klein- und Großhändler, in einem corpus vereint oder es handelte sich, was wahrscheinlicher ist, um Synonyme. Dafür spricht die hohe Geldstrafe für alle Vereinsmitglieder. Offensichtlich beteiligten sich mercatores an der Festnahme des Castulus; McLynn (1994) 189. 192 Die (h)ebdomas ultima bezeichnete die letzte Woche der vierzigtägigen Fastenzeit (quadragesima) vor Ostern; vgl. ThLL VI 3 (1936–43) s. v. hebdomas 2579. 193 Dass damals in der Osterzeit Strafen erlassen wurden, belegen die Bestimmungen in CTh 9,38,3.4. Es überrascht hier nicht nur die Höhe des Strafmaßes, sondern auch die Schnelligkeit, mit der das Kaisergericht zu einer Gerichtsentscheidung kam. Unklar bleibt, warum gerade die mercatores/ negotiatores belangt wurden, da sich doch die ganze Gemeinde gegen die Arianer wandte. 194 Zu den officia palatina, die wie die verschiedenen scrinia nicht alle dem magister officiorum unterstanden, Clauss 15–23. Sozomenos (7,13,5) und Rufinus (11,16) erwähnen einen magister scrinii memoriae namens Benivolus, der sich den Anweisungen der Kaiserin widersetzte. Zu seiner Person und seiner angeblichen Weigerung Barnes (2000) 292; vgl. die Einführung zu Ambrosius ep. 76 S. 52 f. 195 Die honorati waren Personen, die öffentliche munera versehen hatten; Ausbüttel (1988) 18 ff. und 74 f. McLynn (1994,190) bezeichnet sie deshalb als retired bureaucrats. 196 Nach Liebeschuetz (163) ist die basilica nova, nach McLynn (1994, 190 ff.) die basilica Portiana gemeint. 197 Gemeint ist die basilica nova. 198 Ambrosius’ Bezeichnung der kaiserlichen Berater ist sehr allgemein gehalten, sodass nicht mehr zu eruieren ist, um welche comites et tribuni es sich genau handelte. 199 Die Bemerkung über die Einschränkung des Rechtsanspruchs des Kaisers auf Kirchengüter wiederholt Ambrosius mit etwas anderen Worten in ep. 76,19; vgl. ius Caesaris esse non potest dei templum ep. 75a,35. Lenox-Conyngham (1985, 56 ff.) merkt an, dass Ambrosius für seine These keine rechtliche
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Grundlage nennt und ansonsten den rechtlichen Absolutheitsanspruch des Kaisers akzeptierte. Es ist somit eine Feststellung aus rein religiöser Sicht. 200 Vgl. sub altari positus Rufinus 11,16. 201 Das Adjektiv zu Gothi lautet eigentlich Gothici. 202 Nicht nur an dieser Stelle, sondern auch in ep. 76,12 attackiert Ambrosius die Goten aufgrund ihrer Lebensweise. 203 Mit der basilica vetus wird ein älterer Kirchenbau bezeichnet, der vermutlich bereits im frühen 4. Jh. entstand. Es könnte sich um die zum zweiten Baptisterium S. Stefano gehörende Kirche unter dem heutigen Dom gehandelt haben; Haug 426; Ristow Sebastian RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1189. Der Satz ist irreführend formuliert. Es bleibt unklar, warum innerhalb der Bevölkerung Arianer durch die Abwesenheit von Bürgern abgeschreckt wurden. Zur Gleichsetzung mit der basilica nova McLynn (1994) 191. 204 Gemeint ist wohl die basilica nova. 205 Mit dem Verb bezeichnet Ambrosius den festlichen, prozessionsähnlichen Auszug; vgl. Liebeschuetz 165. 206 Ambrosius benutzt die Bezeichnung katholisch nur selten; vgl. ep. 75a,16. Der Begriff diente noch nicht dazu, um die Zugehörigkeit und Mitgliedschaft in einer Kirche zu kennzeichnen, sondern Anhänger des orthodoxen Glaubens; M. S. Williams (2018) 353 ff. 207 Dieser Satz ist irreführend formuliert. Es bleibt unklar, warum innerhalb der Bevölkerung Arianer durch die Abwesenheit von Bürgern abgeschreckt wurden. Sie trauten sich wahrscheinlich nicht zu kommen (prodire), weil Kaiser Valentinian II. die Kirche nicht betreten wollte. Keineswegs kann Ambrosius gemeint haben, dass es keine Arianer unter den Mailänder Bürgern gab. Vielmehr gab es Arianer in der familia des Kaisers und unter den Goten. Der Ausdruck nec quisquam de civibus kann auch mit „keine Bürger“ übersetzt werden.; M. S. Williams (2017) 248 ff. und (2018) 353–358 mit Angabe der verschiedenen Übersetzungen; vgl. McLynn (1994) 192, Nauroy (1994) 103. 208 Als Aufenthaltsorte der Kaiserfamilie führt Zelzer (114) Pavia, Aquileia und Trier an. 209 Ambrosius befand sich offensichtlich in der basilica vetus. 210 Zur Übersetzung dieser Textstelle Lenox-Conyngham (1982) 359 ff. 211 Lenox-Conyngham (1982, 360) meint, dass die Soldaten von einer Basilika zur anderen gingen und nicht die belagerte Basilika betraten. 212 Das Verbot der Teilnahme ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sie nicht getauft waren; s. hierzu Schmitz 359 ff., vgl. M. S. Williams (2017) 247 f. 213 Schmitz (287 ff.) vermutet aufgrund dieses Satzes, dass sich die Kleriker nicht in der basilica nova aufhielten, sondern mit ihrem Bischof in der basilica vetus, wo sie sich in der angespannten Situation um ihn scharten. 214 Zur Verwendung von munus im Sinne von Gottesdienst Mohrmann 323 ff. In der Mailänder Kirche war es damals wie in Konstantinopel eine feste
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Gewohnheit, in der Karwoche das Buch Hiob zu lesen. Ob das ganze Buch oder nur einzelne Ausschnitte gelesen wurden, lässt sich nicht mehr feststellen; Schmitz 326 ff. 215 Aufgrund des Plurals lectiones vermutet Schmitz (326 ff.), dass die Lesung aus Hiob mehrere Perikopen umfasste. 216 Der Ausdruck gentiles ist doppeldeutig und diente in der Spätantike wie gentes auch als Bezeichnung für Heiden; Cameron 15–20. 217 Ambrosius spielt hier auf die Forderung der Kaiserin Justina nach der Nutzung der Basilika an. 218 Dass Ambrosius mit sub folia legis nicht nur die altjüdischen Gesetze, sondern auch Valentinians II. Gesetz vom 23. Januar 386 meinte, greift in der Interpretation dieser Textstelle zu weit; so M. S. Williams (2017) 229; vgl. Van Haeringen 234, der hierin einen Beweis für die Datierung in das Jahr 386 sieht, Nauroy (1988) 83 ff. 219 Auf diese Passage der Predigt bezieht sich Rufinus 11,15. 220 Zur Übersetzung von seniores als men in high positions vgl. Liebeschuetz 168. 221 Unklar bleibt bei dem folgenden Dialog, mit welcher Person Ambrosius über die Übergabe der Basilika sprach bzw. verhandelte. M. S. Williams (2017, 240 ff.) meint, dass dem Bischof bewusst war, dass er über das Ziel hinausschoss. 222 Mit adultera ist die Gemeinde der Arianer gemeint. 223 Zu dem Heidenbegriff und die Bedeutung von gentes Cameron (2011) 15–20. 224 Es bleibt unklar, ob mit der Bezeichnung comites bestimmte oder alle Berater des Kaisers gemeint sind; vgl. Ausbüttel (1998) 20. 225 Das Wort tyrannus bezeichnet eher den Usurpator; vgl. Ambrosius ep. 30,10. 226 M. S. Williams (2017, 247) versteht den Satz so, dass der Kaiser am Gottesdienst teilnehmen will. Eine solche Deutung passt indes nicht zum Textzusammenhang. Anders als von Zelzer (122) gekennzeichnet, geht hier die Rede des Ambrosius an den Notar weiter bis zum Ende des folgenden Kapitels. 227 Zu Maximus’ Plänen s. Ambrosius ep. 30,8; zu der Textstelle Barnes (2000) 293 ff. 228 Die basilica minor könnte mit der basilica vetus oder dem baptisterium identisch sein; Haug 427. 229 Das war der 2. April. 230 Gemeint ist der Karfreitag. Van Haeringen (237 f.) erörtert auf der Grundlage von Liturgien die Frage, ob nicht auch der Gründonnerstag gemeint sein könnte, da an diesem Tag die Lossprechung von Sünden stattfand, die Ambrosius ebenfalls erwähnt; vgl. Schmitz 326. 231 Calligonus bekleidete das Amt eines Oberkammerherrn, für das in der Regel Eunuchen herangezogen wurden; vgl. Anm. 19. In dem Brief wird er vorher nicht erwähnt und so bleibt unklar, wo und warum Ambrosius ihm begegnete. Die Textstelle zeigt, dass Ambrosius Calligonus mit einem
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großen Ressentiment begegnete. Da der Oberkammerherr 388 hingerichtet wurde, ist nicht auszuschließen, dass Ambrosius die Textstelle nachträglich einfügte; Ambrosius de Joseph 6,33.34 (CSEL 32, S. 96–97); Augustinus contra Julianum Pelagianum 6,14,41; PLRE I 173. 232 Diese sehr persönliche Form der Anrede ist ungewöhnlich; Lanéry 31. 233 Zu der basilica Ambrosiana (S. Ambrogio) s. Anm. 241. 234 Bei dem Ausdruck in Romana ist aufgrund des Sinnzusammenhangs eher das Substantiv basilica als porta zu ergänzen. Die basilica Romana erhielt ihren Namen, weil sie in der Nähe der porta Romana lag. Da in dieser Kirche die (Teil-)Reliquien von Aposteln beigesetzt wurden, wurde sie als basilica apostolorum bezeichnet. Unsicher ist, um wessen Reliquien es sich handelte. Um die Apostel Petrus und Paulus dürfte es sich nicht gehandelt haben, sondern nach dem mittelalterlichen martyrologium Hieronymianum um Johannes und Andreas sowie um Lukas oder Thomas. Nach diesem Verzeichnis fand die Weihe am 9. Mai 386 statt. Die Bezeichnung der basilica Romana als S. Nazaro beruht auf der Überführung der Gebeine das Märtyrers Nazarius durch Ambrosius 395; Paulinus VA 32–33. Zur Kirche Haug 436 f.; Ristow, Sebastian, RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1193–94. Zur Bestattung von Aposteln Dassmann (1975) 52 ff.; Picard 48 ff. Da die basilica apostolorum nicht an einer christlichen Begräbnisstätte lag, sondern an einem bedeutenden Knotenpunkt Mailands, vermutet McLynn (1994, 232 ff.), dass sie eine wichtige Funktion beim adventus des Kaisers spielen sollte. 235 Nach Augustinus (conf. 9,7,16 und civ. 22,8) offenbarte Gott Ambrosius per visum bzw. per somnium, wo sich die Körper der Märtyrer Protasius und Gervasius befanden. 236 Die basilica für Nabor und Felix ist nicht mehr zu identifizieren; Ristow, Sebastian, RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1200. Nabor und Felix erlitten während der letzten großen Christenverfolgung um 304 in Lodi ihr Martyrium unter Kaiser Maximian und wurden zusammen mit den Gebeinen des Heiligen Victor 312 durch Bischof Maternus nach Mailand gebracht; Lanéry 162–167 und 262–269; Fontaine 446 ff.; Sauser, Eckhart, BBKL 6 (1993) s. v. Nabor und Felix, 423–424; PCBE II 1430. Ambrosius widmete ihnen Hymnus 10; K. und M. Zelzer (2015) 63 ff. Ihre Grabstätte wurde sehr häufig aufgesucht. Diejenigen, die ihren mit einer Schranke abgeschirmten Platz betraten, gingen dabei über die Gräber der angeblich vergessenen Märtyrer Gervasius und Protasius; vgl. Paulinus VA 14; zum älteren Forschungsstand Pellegrino 71 f. Interessant ist die Bemerkung von Ambrosius (ep. 77,7), dass die Märtyrer sub ignobili caespite lagen. Das würde bedeuten, dass sie außerhalb der Basilika auf einem Friedhof lagen. Das war nicht ungewöhnlich, denn die Gebeine des Märtyrers Nazarius fand Ambrosius ebenso wie die des Celsus in einem hortus außerhalb der Stadt; Paulinus VA 32.33 237 So auch Paulinus VA 14. 238 Es bleibt unklar, worauf sich una bezieht. Liebeschuetz (205) bezieht es auf eine Frau, Dassmann (1967, 119) verwendet statt una das ebenfalls
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überlieferte Substantiv urna. Diese Möglichkeit ergibt in Kombination mit den Verben arripere und sternere keinen Sinn. McLynn (1994, 222) vermutet, dass die Frau von Dämonen besessen war. 239 Die außerordentliche Körpergröße diente auch in anderen Fällen als Echtheitsmerkmal; Kötting 19 ff. Zu dieser Textstelle Franchi de’ Cavalieri 113 ff., der eine Parallele zu der Entdeckung der Dioskuren zurückweist. 240 Die basilica Faustae war wohl eine Kirche in der unmittelbaren Nachbarschaft zur basilica für Felix und Nabor. Sie lässt sich nicht mehr mit einer heutigen Kirche gleichsetzen; Ristow, Sebastian, RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1200. 241 Die basilica Ambrosiana ist die basilica martyrum bzw. die Kirche S. Ambrogio, mit deren Bau Ambrosius bald nach dem Beginn seiner Amtszeit begonnen hatte und in der er bestattet werden wollte, weil er dort seine Gottesdienste mit dem Messopfer abhielt; vgl. ep. 77,13; zu der Kirche Haug 430; Ristow, Sebastian, RAC 23 (2009) s. v. Mailand, 1191–93. 242 S. Anm. 251 zu Severus; Ambrosius Hymn. 11,17–20; Paulinus VA 14, Augustinus conf. 9,7,16 und civ. 22,8. 243 Diesen Psalmvers verwendet Ambrosius auch in obit. Theod. 39. 244 Die Zwillinge Protasius und Gervasius erlitten ihr Martyrium wohl um 300. Der Legende nach starben sie bereits zur Zeit Neros und wurden von Rom nach Mailand gebracht; Sauser, Eckhart, BBKL 7 (1994) s. v. Protasius und Gervasius, 1004–1006. Ihre Grabstätte war keineswegs unbekannt, wie Ambrosius (ep. 77,12) selbst berichtet; s. Einführung S. 58 f. In dem Hymnus 11,1–4 feiert sich Ambrosius als novi repertor muneris bei der Entdeckung dieser Märtyrer; Fontaine 496 ff., Lanéry 269–273. 245 Nach M. S. Williams (2017, 295) ist mit plebs sancta die gesamte Stadtgemeinde gemeint; der Ausdruck bezieht sich aber wohl eher nur auf die katholische Gemeinde; vgl. sanctitas vestra Ambrosius ep. 77,15. 246 Über diese Erzählung berichtet Ambrosius auch in ep. 75a,11. 247 Zur translatio von Märtyrern nach Mailand s. Einführung S. 56 ff. 248 Ambrosius’ Bruder Satyrus wurde neben dem Märtyrer Victor bestattet nicht weit von S. Ambrogio entfernt; PCBE II 1995. Eine Bestattung neben Märtyrern war nicht ungewöhnlich, allerdings eine Bestattung unter dem Altar; Picard 46 f. 249 Wie Schmitz (238 f.) darlegt, ist diese Textstelle kein Beleg für oder gegen eine tägliche Messe. Der Wunsch die Grablegung (depositio) zu verschieben bestand wohl eher darin, möglichst vielen Menschen die Teilnahme an ihr zu ermöglichen. 250 Belege für die Anrede der Gemeinde als sanctitas vestra bei Schmitz 357. 251 Die Wunderheilung des Severus ist die einzige, die konkret benannt wird. Severus gehörte zur Schicht der Curialen; darauf deutet die Redewendung publicis obsequiis mancipatus hin, die der in Inschriften überlieferten Formulierung omnibus honoribus muneribusque (per)functus entspricht; vgl. Ausbüttel (1988) 49–59. Folglich gehörte Severus zu den wohlhabenderen
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Bürgern Mailands und war kein gewöhnlicher lanius; vgl. civitati notissimus Augustinus conf. 9,7,16 und civ. 22,8. Nach Augustinus’ Bericht ließ sich Severus bei der Überführung der beiden Märtyrer zu ihren Gebeinen bringen und berührte mit einem Schweißtuch (sudarium) zuerst ihre Körper und dann seine Augen; vgl. Paulinus VA 14. Später war Severus als „Diener“ der Kirche tätig; Paulinus VA 14; Ambrosius Hymnus 11,20. Vgl. K. und M. Zelzer (2015, 66 ff.), die die sprachliche Nähe dieses Hymnus zu Vergil herausgearbeitet haben; vgl. Lanéry 271 f. 252 Gemeint ist der Heermeister Arbogast PLRE I 95–97; s. vgl. die Einleitung zu Ambrosius ep. 25. 253 Den Grammatik- und Rhetoriklehrer Flavius Eugenius hatte Arbogast am 22. August 392 zum Kaiser erhoben. Im Kampf gegen Theodosius verlor er am 5./6. September 394 die Schlacht am Frigidus (Vipava, Nebenfluss des Isonzo); PLRE I 293; Cameron 93 ff., Leppin (2003) 116–220. 254 Vgl. Paulinus VA 31 se sacrilegio miscuerat. Eugenius wurde die Begünstigung heidnischer Kulte als Sakrileg ausgelegt; Ambrosius ep. e. c. 10,1. Als Grund für den Weggang gibt Ambrosius in seinem Schreiben an Eugenius den timor domini und omnibus deum praefero an. Im Unterschied zu Eugenius war Theodosius ziemlich ungehalten über Ambrosius’ Verhalten, weshalb er nach ihm suchen ließ; vgl. Ambrosius ep. e. c. 3,2; Cameron 88 f. 255 Ambrosius spielt darauf an, dass „Mirakel“ Theodosius’ Sieg voraussagten; Sozomenos 7,24,3–7; Sokrates 5,25,14–16; Claudianus III cons. Hon. 87–101; Augustinus civ. 5,26; Orosius 7,35,10–27; Ambrosius explanatio psalmi 36,25,2–4 (CSEL 64, S. 91); Theodoretos HE 5,24,5–14; Rufinus 11,33; Johannes Chrysostomos homilia 6 adversus catharos (PG 63,491); s. aber Zosimos 4,58,1–9; Johannes Antiochenus frg. 187 (fr. 212,3 S. Mariev = frg. 280 U. Roberto); Paschoud II 474–500 mit Quellenbelegen. Cameron (112 ff.) weist darauf hin, dass zu den miracula auch Theodosius’ Gebet auf dem Schlachtfeld zählte; vgl. Ambrosius obit. Theod. 7. 256 Zur Bedeutung von oblatio als Opfer und Messe Schmitz 310; s. Anm. 109; Nach Ambrosius obit. Theod. 34 nahm Theodosius vorerst kein Abendmahl (consortium sacramentorum) an, bis seine „Söhne“ (gemeint waren wohl Honorius und Galla Placidia) eingetroffen waren. 257 Der Ritus ist neu und steht wohl am Anfang einer neuen Tradition, gemäß der die römischen Kaiser ihre Siege mit einem Dank an Gott feierten, ohne an die damit verbundenen blutigen Verluste zu erinnern; vgl. McCormick 108 ff. 258 Theodosius hatte zwei Söhne, Arcadius und Honorius, die bereits 383 bzw. 393 zu Augusti ausgerufen worden waren. 259 Vgl. Ambrosius ep. e. c. 3 und obit. Theod. 4 zum Umgang mit Eugenius’ Anhängern; Paulinus VA 31. 260 Welche Person sich hinter der Amtsbezeichnung verbirgt, lässt sich nicht mehr feststellen; PLRE I 1068. McLynn (1994, 353) vermutet, dass Theodosius Ambrosius durch diesen cubicularius suchen ließ, da er den Bischof nicht in Mailand vermutete.
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261 Bei Felix handelt es sich höchstwahrscheinlich um den späteren Bischof von Bononia (Bologna); PCBE I 773. Vgl. Paulinus VA 31. 262 Vgl. ad tuitionem eorum qui ad ecclesiam confugerant Paulinus VA 31. 263 Gemeint ist der Sieg über Eugenius. 264 Ambrosius verweist auf die Möglichkeit, dass Theodosius Entscheidungen widerrufen konnte. 265 Zu den Wundern in der Schlacht am Frigidus s. Anm. 255. 266 Zu Ambrosius ep. e. c. 3,4 vgl. Leppin (2003) 221. 267 Während Ernesti (175) in dem Begriff amicitia einen Begriff aus dem privaten Bereich sieht, deutet ihn Groß-Albenhausen (115) als rhetorischen Topos. 268 Dass Theodosius dem Mailänder Bischof keine Audienzen mehr gewährte, war eine Folge seines Verhaltens in der Callinicum-Affäre; s. hierzu Einführung S. 42; s. ferner Ambrosius ep. 74 und ep. e. c. 1; zur Reaktion auf Zahlungen für heidnische Kulte ep. e.c. 10,4. Der comitatus, der entscheidend bei der Berufung eines neuen Kaisers mitwirkte, war im Gegensatz zum consistorium keine institutionell fest verankerte und fest umgrenzte Gruppe (10 bis 70 Personen), zu der neben hohen Würdenträgern aus dem Militär und der Zivilverwaltung auch Vertreter der Kirche zählen konnten; Szidat 143–152. 269 Der verschachtelte Satz erschwert aufgrund seiner Konstruktion eine genaue Übersetzung. 270 Zum Charakter des Kaisers vgl. Theodoretos HE 5,17; Ps.-Aurelius Victor Epitome 48,13. 271 Vgl. peccatum suum, quod ei aliorum fraude obrepserat Ambrosius obit. Theod. 34. 272 Das Wort verbum fehlt in der Textstelle der Bibel. 273 Nicht Nathan, sondern Gad war der Prophet. Zu David und Nathan vgl. Ambrosius ep. 74,22. 274 Mit mors in terra ist wohl die Pest gemeint. 275 Die Textstelle wird frei wiedergegeben. 276 Der Ausdruck prandium fehlt im AT. 277 Die Textstelle wird frei wiedergegeben. 278 Wie Paulinus (VA 24) berichtet, machte Theodosius geltend, dass David Ehebruch und Mord begangen habe. Interessanterweise geht Ambrosius auf diese Vergehen Davids nicht ein. Offensichtlich war es zwischen Bischof und Kaiser zu einer Diskussion über das Verhalten nach einem sündhaften Vergehen gekommen; vgl. Enßlin (1953) 72. Wenn Theodosius vor diesem Brief sein Beispiel als Entschuldigung vorbrachte, dann wollte Ambrosius ihn mit seinen Beispielen widerlegen. Nach Cameron (81) dramatisierte Paulinus diese Auseinandersetzung. 279 Nachdem vorher nur von David die Rede war, überrascht der Plural regum; Ambrosius verwendete ihn vermutlich um Theodosius in die Reihe biblischer Könige zu stellen; Ernesti 181. 280 Mit unus könnte Kaiser Gratian gemeint sein.
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281 Bei dem Blutbad sollen 7.000 Personen ums Leben gekommen sein; Theodoretos HE 5,17. 282 Gemeint ist die Abreise nach Mailand, wo Ambrosius dem Kaiser begegnen wollte. 283 Vgl. die Übersetzung von Liebeschuetz (268) I dreamt, Rahner (189) sah ich in einer Vision, Cameron (81) you seemed to have come to church. Von einem Traum, der den Vollzug des Messopfers verbot, sprechen Groß-Albenhausen 117 und Leppin (2005) 62; vgl. Enßlin (1953) 68. 284 Zu agere in der Bedeutung „das eucharistische Opfer feiern“ wie offerre Schmitz 246. 285 Vgl. Ambrosius ep. e.c. 11,6 und obit. Theod. 13–14. 286 Es bleibt unklar, welche Strafe gemeint sein könnte; vgl. Ambrosius obit. Theod. 40 über den frühen Tod eines Sohnes namens Gratian. 287 Bei Gratian handelt es sich hier um den früh verstorbenen Sohn des Theodosius aus seiner zweiten Ehe mit der Halbschwester des Kaisers Gratian; Leppin (2003) 152 f. 288 Gemeint sind Arcadius und Honorius. 289 Groß-Albenhausen (118) versteht credere im Sinne von „vertrauen“; vgl. Liebeschuetz 269. Es geht hier aber nicht um ein persönliches Verhältnis, sondern um die Glaubensfrage, wofür der Hinweis auf die orationes spricht. 290 Gratian spielt hier auf die ersten beiden Bände von de fide an; vgl. die Ausgabe von Markschies (2005). Glaesener (474 ff.) übersetzt ipse tractatus mit le même traite und vermutet, dass Ambrosius die erste Fassung seiner Schrift de fide überarbeiten sollte. Nautin (242) hält es für wahrscheinlich, dass Gratian die Schrift de fide nach heftiger Kritik der Arianer an Ambrosius zurückgab. Die Formulierung dederas könnte für die Annahme sprechen, dass Ambrosius dem Kaiser die Schrift 378 in Sirmium persönlich überreichte; M. S. Williams (2017) 119 ff. 291 Ambrosius beendete nur die Schrift de spiritu sancto um Ostern 381; Barnes (1999) 172–173, McLynn (1994) 120 ff. 292 Bei der vorliegenden Textstelle stellt sich die Frage, ob Gratians Rückkehr nach Trier oder nach Mailand gemeint ist. Für Mailand spricht, dass Ambrosius seine Zurückhaltung (verecundia) von einem Treffen mit dem Kaiser abhielt und er den Kaiser nicht auf der Stelle (vestigio) aufsuchte; denn nach Trier hätte der Mailänder Bischof eine mehrtägige Reise unternehmen müssen. Seinem Itinerar zufolge hielt sich Gratian im Juli 379 und im Frühjahr 380 in Mailand auf; s. hierzu vor allem Barnes (1999) 171–173; M. S. Williams (2017) 125 f.; vgl. Liebeschuetz 273; Markschies (1995) 174 Anm. 501; D. H. Williams (1995) 152 Anm. 104; McLynn (1994) 115 ff.; Gottlieb (1973) 40 ff.; Palanque (1928) 295 ff. und 299. Dass die Reise mit Gefahren verbunden war und somit auf Einfälle der Goten anspielt, ist dieser Textstelle nicht zu entnehmen; Faller 9 f. Einen Überblick über den älteren Forschungsstand gibt Zelzer CXVIf. Die Tatsache, dass der Bischof seinem Kaiser nicht in Mailand begegnen wollte, stellte allein schon aufgrund der räumlichen
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Nähe einen ziemlichen Affront dar. Ambrosius’ Zurückhaltung lässt sich damit begründen, dass Gratian 379 den Arianern in seiner Residenzstadt eine basilica überlassen hatte, was Ambrosius als einen erheblichen Eingriff in seine Stellung als Bischof ansah, auch wenn er darauf in seinem Brief nicht anspielt; Ambrosius, de spiritu sancto 1,19–21; vgl. Palanque (1928) 294. Liebeschuetz (273 f.) vermutet, dass Valentinian II. und seine Mutter Justina den Anstoß zur Übergabe der basilica gaben. D. H. Williams (1993, 137 f.) nimmt dagegen an, dass Gratian die Kirche in neutrale Hände gab und nicht den Arianern übereignete. 293 Ob mit iter der Feldzug gegen Goten und Hunnen gemeint ist, wie Glaesener (476 ff.) meint, ist fraglich, da der Ausdruck sehr allgemein gehalten ist. 294 Gottlieb (1973, 42) vertritt die Ansicht, dass unter dem Begriff ecclesia hier die „Gemeinde“ im Sinne von „Gemeinschaft der Christen eines bestimmten Ortes oder einer bestimmten Gegend“ zu verstehen ist. Unklar bleibt, mit welcher Maßnahme Gratian den Kirchen- bzw. Gemeindefrieden wiederhergestellt hat. Die Rückgabe der basilica an die Nizäner bzw. an Ambrosius kann nicht gemeint sein, da sie höchstwahrscheinlich erst im Frühjahr 381 erfolgte; M. S. Williams (2017) 125 f. und 195 ff.; D. H. Williams (1993) 142 ff., (1994) 212 f. und (1995) 154 ff.; Barnes (1999) 173; McLynn (1994) 101 f.; Duval (2008) 218; Gottlieb (1973) 41 ff., 85; Faller 13. Dass mit quies auf die „Ruhe“ angespielt wird, die sich Valentinian I. mit Ambrosius’ Wahl zum Bischof versprach, trifft ebenfalls nicht zu, da es sich hier um ein „Geschenk“ des Kaisers handelte; D. H. Williams (1992) 212. 295 Unklar bleibt, was Gratian gegen die perfidi unternahm. Es ist hier ganz allgemein von Häretikern die Rede. Festzuhalten ist, dass Gratian bis dahin die tolerante Religionspolitik seines Vaters Valentinian I. und früherer Kaiser fortsetzte und nicht gegen die Arianer vorging. Wenn er gegen die Donatisten und die von ihnen praktizierte Wiedertaufe einschritt, so bestätigte er bereits bestehende Gesetze gegen sie; ausführlich hierzu Gottlieb (1973) 51–82, 86 ff.; vgl. McLynn (1994) 101 ff. und D. H. Williams (1995) 159 ff. 296 Vgl. so auch Ambrosius ep. e. c. 11,14. 297 Zur Frage, ob Christus eine creatura sei, ausführlich Ambrosius de fide 1,14,86–18,117. 298 Die beiden libelli sind wohl die ersten beiden Bücher de fide. Das Perfekt in misi ist kein präsentisches Perfekt und bedeutet nicht, dass sie zusammen mit dem Brief verschickt worden sind, wie McLynn (1994,118) annimmt; denn im darauffolgenden Relativsatz betont Ambrosius, dass die beiden libelli die Zustimmung des Kaisers gefunden hätten. 299 Die Schrift de spiritu sancto war offensichtlich noch nicht abgeschlossen. 300 Im Unterschied zu Gratians Brief (§ 2) bezieht Ambrosius hier die Worte Gratians auf den Heiligen Geist; Markschies (1995) 174. 301 Zur Einladung für das Konzil acta concili Aquileiensis 3–5. 7. 302 Die beiden Arianer waren auf dem Konzil die östlichsten Vertreter; Palladius kam aus Ratiaria (heute Artschar/ Bulgarien), das am rechten Ufer der
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Donau lag und Hauptstadt der Provinz Dacia Ripensis war. Da er bereits seit 346 Bischof war, dürfte er mit über 80 Jahren die mehrtägige Reise nach Aquileia angetreten haben. Ambrosius war Palladius sehr wohl bekannt, da ihn der Mailänder Bischof in seiner Schrift de fide (1,6,45) als führenden Vertreter einer arianischen Glaubensrichtung erwähnt, woraufhin sich Palladius kritisch mit Ambrosius’ Schrift auseinandersetzte; Markschies (2005) 52 ff. In seiner apologia, die wahrscheinlich nach dem Konzil von Aquileia entstand, kritisierte er auch Gratian, da er angeblich angewiesen hatte, dass nullus catolicus veritatisque doctor angehört werden soll, der gegen Ambrosius Stellung bezöge; zu den Palladi Ratiarensis fragmenta Gryson (1980) 264–326 und (1982) 172–195; zum Leben des Palladius und seiner Apologie Gryson (1980) 81 ff. und 274 ff.; vgl. Vigilius von Thapsus contra Arianos 2,50; Meslin 85–92; Cracco Ruggini (1974) 410 ff.; McLynn (1991) 53 ff. und (1994) 112 ff.; Duval (1981) 73 ff. und (1982) 74 ff.; D. H. Williams (1995) 149 ff. und 155 f.; M. S. Williams (2017) 127 ff. Secundianus war Bischof von Singidunum (Belgrad) und kam aus der Provinz Moesia Superior; zu seiner Auseinandersetzung mit Ambrosius s. acta concili Aquileiensis 65–75. Bereits in dem Einladungsschreiben des Konzils an die südgallischen Bischöfe werden Palladius und Secundianus als Arrianae sectae interpretes ac defensores diffamiert; gesta concili Aquileiensis ep. 1,2; Zelzer 316. Anders als der Text vermuten lässt, kamen die Bischöfe nicht aus allen Teilen des Römischen Reiches; s. hierzu Einführung S. 79 f. Bei den subiecta (acta) handelt es sich wahrscheinlich um die Konzilsakten; in den erhaltenen Akten ist kein entsprechender Hinweis auf diese acta zu finden; Liebeschuetz 223. Zur Bedeutung von sacrilegium Sieben (1979) 484. In CTh 16,5,6 wird der Arianismus als sacrilegium bezeichnet. Zu dem Brief Opitz, Hans-Georg, Athanasius Werke III. Band, Erster Teil, Urkunden zur Geschichte des arianischen Streites 318–328, Berlin-Leipzig 1934, 12–13 Urkunde 6 unter dem Titel Glaubensbekenntnis des Arius und seiner Genossen an Alexander von Alexandrien ca. 320. Zur Verlesung des Briefes vgl. acta concili Aquileiensis 5. 11. 12; s. hierzu M. S. Williams (2017) 145 ff. und D. H. Williams (1995) 178 f. Den acta concili Aquileiensis (11) ist zu entnehmen, dass Palladius bei der Befragung sowohl die Autorität des Ambrosius als auch die Einladung des Kaisers zum Konzil in Frage stellte. Auf die Frage, wann die Aufforderung zur Zusammenkunft erfolgte, antwortete ihm ein Geistlicher: ut ante quattuor dies et ante biduum respondere t adfuturum; vgl. Maximini episcopi dissertatio 18, Gryson (1982) 155. Vgl. acta concili Aquileiensis 12; danach brachen die arianischen Vertreter bzw. Palladius nicht das Gespräch ab, sondern widersetzten sich der Vorgehensweise, weil entgegen ihrer Erwartung kein concilium plenum stattfand.
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309 Die Diskussion um das Verhältnis von Vater und Sohn verlief recht schleppend und war geprägt von persönlichen Vorhaltungen und Ressentiments; acta concili Aquileiensis 33–36. 310 Den acta concili Aquileiensis (35–38) ist zu entnehmen, dass Palladius den Vorwürfen der Bischöfe, insbesondere des Ambrosius keine weiteren theologischen Argumente und Belege aus der Bibel entgegenbrachte und sogar die Sitzung verlassen wollte. S. dagegen die Ausführungen in den Palladi Ratiarensis fragmenta Gryson (1982) 172 ff. 311 Der Begriff susceptio carnis begegnet bereits bei Hilarius von Poitiers; vgl. Krannich 65 ff. 312 Ob es sich dabei um den Brief des Arius (Ambrosius ep. e. c. 4,4) handelt, ist angesichts der Bezeichnung libelli fraglich; Liebeschuetz 225. 313 Adtalus (Attalus) war ein Priester, der das Glaubensbekenntnis von Nicaea unterschrieben hatte. Er hatte sich dann der arianischen Lehre zugewandt, war aber kein Gefolgsmann des Palladius, sondern des Julianus Valens und daher Ambrosius aus Mailand bekannt. Während seiner Anhörung weigerte er sich den Bischöfen zu antworten; acta concili Aquileiensis 44–45; M. S. Williams (2017) 151 f. und 176 f.; Markschies (1995) 136. 314 Julianus Valens war Bischof der norischen Stadt Poetovio (Ptuj/ Pettau) gewesen. Seine Stadt war aus nicht näher bekannten Gründen zerstört worden und das Volk hatte ihn vertrieben; s. Ambrosius ep. e. c. 4,10. Vermutlich zwischen 378 und 380 kam er nach Mailand. Vor seinem Amtsantritt oder nach seiner Amtsaufgabe gehörte er in Mailand zu den Anhängern des Gegenpapstes Ursinus; Ambrosius ep. e. c. 5,3. von Rummel 47 f.; M. S. Williams (2017) 176–181; McLynn (1994) 58 ff.; D. H. Williams (1993) 140 f. und (1995) 136 ff., 156 f. und 180 f., Markschies (1995) 140 ff. 315 Dass Julianus Valens die pannonische Stadt Mursa an die Goten verriet, ist collectio Avellana 39,4 nicht zu entnehmen; so Zelzer 322. Wahrscheinlicher ist eher, dass er die Stadt den Goten übergab; s. die kritischen Anmerkungen zum Forschungsstand bei Markschies (1995) 138 ff. 316 Torques et brachiales sind keineswegs Indizien dafür, dass Julianus Valens in einer germanischen bzw. gotischen Stammestracht vor den exercitus Romanus trat, in dem die Germanen noch immer eine Minderheit darstellten. Wie von Rummel (49 f., 55 ff.) gezeigt hat, sind Halsringe Ehrenzeichen des römischen Heeres gewesen. Anhand von anderweitigen Aussagen des Ambrosius wird deutlich, dass die Katholiken an Armreifen und Halsringen Anstoß nahmen, zumal sie dazu dienten, bei den Soldaten Sympathie zu gewinnen. Warum sich Julianus Valens so verhielt, wird nicht klar. Zur Interpretation dieser Textstelle Markschies (1995) 137 ff. 317 Der Ausdruck impietas Gothica ist nicht auf den Schmuck des Julianus Valens zu beziehen, vielmehr handelt es sich um ein Synonym für den arianischen Glauben, zu dem die Goten durch Ulfila bekehrt worden waren. Angesichts des Sieges der Goten 378 bei Adrianopel wird hiermit die Gefahr, die von Julianus Valens ausging, noch erhöht; von Rummel 54.
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318 Der Begriff gentilis kann sowohl mit Barbar, Ketzer als auch Heide übersetzt werden. Aufgrund des Sinnzusammenhangs ist die letztgenannte Bedeutung naheliegend; von Rummel 54. 319 Mit idolatrae sacerdotes Gothorum sind wohl die homöischen (arianischen) Geistlichen gemeint. Militärische Auszeichnungen wie ein torques wurden unter den Christen als idolatria angesehen; von Rummel 54, 58. Letztlich wird mit den genannten Attributen Julianus Valens als Häretiker diffamiert, der, ähnlich wie ein Barbar gekleidet, Einfluss auf das Heer nehmen wollte, was ein rechtgläubiger Kaiser nicht dulden konnte. 320 Der Ausdruck inequitavit bedeutet wörtlich genommen, dass Julianus Valens hoch zu Pferde in die Stadt geritten kam, was ihn als hochmütig und arrogant erscheinen lässt; vgl. M. S. Williams (2017) 179 Anm. 48. 321 Die Fotiniani benannten sich nach Photinus, der um 343 Bischof der pannonischen Stadt Sirmium wurde. Er hatte behauptet, dass Christus ein von Maria geborener Mensch sei, den Gott zu seinem Sohn berufen habe. Nach einem mehrere Jahre dauernden Streit verlor er sein Bischofsamt und starb 376; Sozomenos 4,6; vgl. Sokrates 2,29 und 2,30,42–47. Aufgrund der gedanklichen Nähe zum Arianismus verurteilten Ambrosius und andere neunizänische Bischöfe seine Lehre, die gerade im Westen Zuspruch fand; vgl. Ambrosius apologia David altera 26–27; D. H. Williams (2006) 187 ff., 193 ff. und 203 ff. Das Versammlungsverbot für die Fotiniani hatten Gratian, Valentinian II. und Theodosius wenige Monate zuvor am 10. Januar 381 verkündet; CTh 16,5,6. 322 Dieses Gesetz ist nicht weiter bekannt. 323 Gemeint sind Palladius und Secundianus; s. Ambrosius ep. e. c. 4. 324 Ursinus war bei der Papstwahl 366 der Gegenkandidat des Damasus gewesen; Lippold 110–119. Er musste nach seiner Niederlage ins Exil gehen, opponierte aber weiterhin gegen Damasus. Da er sich bis auf 20 Meilen Rom nähern durfte, hielt er sich in der Kaiserstadt Mailand auf, wo er Anhänger um sich sammelte und versuchte Einfluss auf den Kaiser zu nehmen. Der Zeitpunkt seines Aufenthaltes lässt sich nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich fiel er in die Zeit um 375, sofern er sich überhaupt dort aufhielt. Unklar bleiben seine Beziehungen zu Julianus Valens und den Arianern; s. ausführlich Reutter 31–56; vgl. McLynn (2011) 308 ff.; Coşkun 18–41; M. S. Williams (2017) 181–187; PCBE II 2356–2358. Zu Damasus vgl. den Überblick bei Löx 25–32. 325 Gemeint ist wohl der Krieg, den Gratian auf dem Balkan gegen die Goten führte. 326 Mit indebitus sibi gradus ist die Stellung als Papst gemeint. 327 In den überlieferten acta concili Aquileiensis taucht der Name des Ursinus nicht auf. 328 Zu Julianus Valens, den Bischof von Poetovio, s. Ambrosius ep. e. c. 4,9.10; vgl. Anm. 317. 329 Warum er sich mit wohlsituierten arianischen Hausbesitzern und Juden traf, lässt sich nicht mehr sagen. Vermutlich besaßen Ursinus und seine Anhänger
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keinen Ort, an dem sie sich ungestört treffen konnten. Die Treffen vor der Synagoge können auch stattgefunden haben, um zu missionieren. Da diese Aussagen dazu dienten Ursinus zu diffamieren, darf man sie nicht allzu wörtlich nehmen; Reutter 54 f., Markschies (1995) 135 f. 330 Mit clementia vestra ist wohl Gratian gemeint, der eigentliche Adressat des Briefes. 331 So Liebeschuetz 230; vgl. ThLL I (1900) s. v. abscindere, 152. 332 Zu Paschasius, einem Parteigänger des Ursinus PCBE II 1600. 333 Es lässt sich nicht mehr genau sagen, welcher Präfekt der Stadt Rom eine relatio betreffs Ursinus an Gratian schickte. Als Stadtpräfekten für 381 sind Valerianus und Flavius Afranius Syagrius belegt, deren Amtszeit für Februar bis Mai bzw. für. Den Oktober bezeugt ist; PLRE I 862, 938 und 1009 (Anonymus 15). 334 Bald nach dem Tod des Athanasius übernahm der Arianer Lucius angeblich gewaltsam die Leitung des Bistums von Alexandria. Als sich Widerstand regte, ging er gegen Kleriker, heilige Jungfrauen und Mönche vor; letztere hatten großen Rückhalt bei seinen Gegnern; Sozomenos 6,19,2–6,20,2 und 7,5,6; Sokrates 4,21,2–4,24,18; Theodoretos HE 4,21.1–10; Rufinus 11,3. 335 Die Arianer hatten 370 Demofilus zum Bischof von Konstantinopel ordiniert und verfolgten die Anhänger seines nizänischen Gegenkandidaten Euagrius; 380 musste Demofilus sein Amt aufgeben; Sozomenos 6,13,1–4 und 7,5,1–7; Sokrates 4,14,3 und 5,7,4–8. 336 Zur Restitution der Kirchen nach dem Konzil von Konstantinopel 381 Sozomenos 7,9,1.5; vgl. Sokrates 5,8,15–18 und 5,10,28; CTh 16,1,3. 337 Wie in Ambrosius ep. e. c. 5,1 (duo haeritici) Anspielung auf die Bischöfe Palladius und Secundianus; s. Anm. 302. 338 S. hierzu die Einleitung zu Ambrosius ep. e. c. 4. 339 Timotheus, der von 381 bis 385 als Bischof von Alexandria amtierte, war auf dem Konzil von Konstantinopel einer der Fürsprecher der nizänischen Partei; Sozomenos 7,7,3 und 7,9,6. Paulinus teilte sich mit Meletius, dem vorgeworfen wurde, dass ihn arianische Bischöfe ordiniert hätten, die Leitung des Bistums von Antiochia. Als Meletius 381 nach Konstantinopel ging, übernahm er dort die Leitung des Konzils; Sozomenos 7,3,1–6 und Sokrates 5,5,1–8. Zu Meletius s. Karmann 457 ff. 340 Anspielung auf Meletius von Antiochia, der vom arianischen zum nizänischen Glauben übertrat; Sozomenos 4,28,5–10 und 7,3,2.5. 341 Anspielung auf den Goteneinfall auf dem Balkan. Allerdings stellt sich die Frage, warum die Bischöfe nicht den Seeweg benutzten. 342 Zu dem Abkommen zwischen Paulinus und Meletius zur Beilegung des Streits um das Bischofsamt von Antiochien Sozomenos 7,3,4 und Sokrates 5,5,5.6; nach Theodoretos (HE 5,3,13–16) akzeptierte Paulinus nicht Meletius’ Vorschlag zur Regelung ihrer Nachfolge. 343 Die Vergangenheitsform poposcimus könnte dafür sprechen, dass es in dieser Angelegenheit bereits einen Brief gab; Liebeschuetz 236.
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344 Menis (249–252) weist darauf hin, dass der Ausdruck ordo die Liturgie, aber auch den Rang und die Ordnung bezeichnen kann, und übersetzt ihn letztlich mit dignità. Der Begriff communio ist ebenfalls doppeldeutig, er kann sowohl Abendmahl als auch Gemeinschaft bedeuten. Aufgrund des Kontextes, insbesondere des Zusammenhangs mit societas bietet sich die letztgenannte Bedeutung an; vgl. Ambrosius ep. e. c. 5,3.4. 345 S. hierzu CTh 16,1,2; Sozomenos 7,4,5.6 und Sokrates 5,6,5. 346 Zu salvo ordine ecclesiastico Ambrosius ep. e. c. 6,4. 347 Zur Übersetzung von consortium als (Kirchen-)Gemeinde vgl. nostra consortia in Ambrosius ep. e. c. 9,5. 348 Meletius starb während des Konzils von Konstantinopel; die Teilnehmer des Konzils bestätigten Flavianus’ Wahl zum Bischof von Antiochia und somit ihn als seinen Nachfolger. Aufgrund dessen hatte Flavianus eine Vorrangstellung gegenüber Paulinus; Sozomenos 7,3,1–5 und 7,11,1–4; Sokrates 5,9,4.5 und 5,10,31.32; Theodoretos HE 5,8,3; 5,9,16 und 5,24,1; Philostorgios HE 5,1,5.6. 349 Nectarius war ein römischer Senator, der in Konstantinopel angeblich das Amt eines praetor urbanus bekleidete; dieses Amt ist für die Hauptstadt nicht überliefert; Errington (Chiron 1997) 58 Anm. 184. Theodosius ernannte ihn 381zum Bischof von Konstantinopel, indem er ihn, der noch ein Laie war, aus einer Liste von Senatoren auswählte; Pfeiffer 361 ff.; Sozomenos 7,8,1–8; Sokrates 5,10,7.8; Rufinus 11,21; Photios Bibliotheca 257 (477a); Theodoretos HE 5,8,8.9 und 5,9,15; PLRE I 621; Leppin (2003) 78 ff. 350 Der aus Alexandria stammende kynische Philosoph Maximus war auf Betreiben von Personen aus seiner Heimatstadt, unter ihnen auch deren Bischof Petrus, 380 als Bischof von Konstantinopel ordiniert worden. Zu seiner Anerkennung hatte Petrus von Alexandria ein Schreiben an Gregor von Nazianz geschickt. Maximus reiste nach seiner Absetzung nach Thessalonica, wo sich Theodosius aufhielt, um sich seiner Unterstützung zu versichern. Acholius, der als Bischof von Thessalonica zu den Bischöfen des Westens zählte (Ritter 51), wandte sich indes an Papst Damasus, der Maximus’ Ordination für unrechtmäßig erklärte, da ein Philosoph nicht gleichzeitig Christ sein könne. Das Konzil von Konstantinopel bestätigte dann die Absetzung des Maximus; s. Kanon 4, Ritter 66. Zum Brief des Petrus und der Bischofsweihe des Maximus Gregorius Naz. Vita sua 858–863. 887–896. 1015–1029 (hrg. von Chr. Jungck 97–105) Die ep. 5 und 6 des Damasus an Acholius sind jetzt abgedruckt und kommentiert in Reutter 441–450; zu ihrer Chronologie Hanssens (1975) 567 ff. Maximus war nicht, wie Theodoretos (HE 5,8,4) behauptet, ein Anhänger des Apollinaris, da ihn ansonsten Ambrosius und seine Amtskollegen, die die Apollinaristen ablehnten (ep. e.c. 8,4), nicht verteidigt hätten. Ausführlich zu den Ereignissen Reutter 436, 450–462. Bei dem am Anfang des Satzes erwähnten concilium wird vermutet, dass es sich um das Konzil von Aquileia oder um ein Konzil von Mailand handelte, das vor diesem Konzil stattgefunden haben soll. Dass in Mailand ein Konzil
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tagte, wird aufgrund der herausragenden Stellung des Ambrosius als Bischofs dieser Stadt vermutet. In den Quellen begegnet diese Bezeichnung nicht. Entscheidend ist das Adverb nuper. Da Ambrosius den Brief nach Beendigung des Konzils von Aquileia verfasste, kann er durchaus gemeint haben, dass Maximus neulich auf dem Konzil von Aquileia auftrat und erneut versuchte, mit dem Schreiben des Petrus von Alexandria seine Position zu bestätigen. Dem widerspricht nicht die Feststellung, dass mit synodus ea in ep. e. c. 9,4 ebenfalls das Konzil von Aquileia gemeint ist. Ambrosius verwendete hier zwei Synonyme für dasselbe Konzil; Weckwerth 175, Reutter 461; s. dagegen Errington (Chiron 1997) 67–72. Dass die Bischofsweihe in einem Privathaus stattfand, bezeugt auch Gregorius Naz. Vita sua 909–914 (hrg. von Chr. Jungck 98 f.) vgl. Damasus ep. 5. Gregor von Nazianz wurde nach dem 24. November 380 als Führer der katholisch-orthodoxen Partei zum Bischof von Konstantinopel geweiht; Gregorius Naz. Vita sua 1275–1395 (hrg. von Chr. Jungck 116–123); Theodoretos HE 5,8,2–4; Reutter 456 ff. Liebeschuetz (239) ergänzt hier: „So we assembled in a council“, obwohl der Satz vollständig ist. Zur Einberufung des Konzils von Aquileia acta concili Aquileiensis 4, 8 und 11; vgl. Cavallera 263 ff., McLynn (1994) 124–125. Diese Textstelle bedurfte einer Korrektur durch Zelzer (203). Die Ortsangabe Constantinopoli kann sich auf den vorhergehenden Relativsatz beziehen, doch spricht die Textvariante Constantinopolique eher für eine Abhängigkeit von gessisse dicuntur. Gemeint ist der Kirchenvater und Bischof von Alexandria Athanasius, der sich entschieden gegen die Lehre des Arius wandte. Das Konzil von Aquileia begann erst am 3. September 381 (acta concili Aquileiensis 1), während das Konzil von Konstantinopel bereits am 9. Juli 381 beendet war. Nostra mediocritas ist ein ungewöhnlicher Ausdruck; vgl. parvitas als Ausdruck von Bescheidenheit; ThLL 10,1,4 (1988) 544. Dass seine Amtskollegen Nectarius im Stich ließen, trifft nicht zu; offensichtlich ließ sich Ambrosius hier von einem Gerücht leiten. Vgl. die Anrede imperator auguste in Ambrosius ep. e. c. 9,1. Der Begriff tractatus bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, wie Groß-Albenhausen (59) ihn versteht, Vertrag. Acholius, der als Bischof von Thessalonica 380 Theodosius nach einer Krankheit getauft hatte, sollte sich gegen Maximus verwenden; zu seinem Wirken in der Maximus-Affäre Reutter 456 ff. Über Acholius schrieb Ambrosius in ep. 51. Vgl. zur Bedeutung von consortia Ambrosius ep. e. c. 9,5. Gemeint ist das Antwortschreiben auf Ambrosius ep. e. c. 9; s. Einleitung zu Ambrosius ep. e. c. 8.
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365 Apollinari(u)s wurde 359/360 Bischof der syrischen Stadt Laodikeia. Er war ein Anhänger der nizänischen Glaubensrichtung und bekämpfte den Arianismus. Allerdings vertrat er eine besondere monophysitische Auffassung, nach der Jesus keine menschliche Seele besessen habe, sondern aus dem göttlichen Logos entstanden sei. Gottheit und Menschlichkeit seien folglich nicht in seiner Person vereint, vielmehr gebe es nur eine Natur in Christus. Obwohl seine Lehre u. a. auf dem Konzil von Konstantinopel verurteilt wurde, fand sie zahlreiche Anhänger. Erst 451 auf dem Konzil von Chalcedon konnte der Streit mit ihnen beigelegt werden; vgl. Brennecke (2015) 91 ff., Mühlenberg 133 ff. 366 Catholicus kann auch „allgemein“ bedeuten. 367 Freie Übersetzung für fimbrae; vgl. Liebeschuetz 242 cloak of trickery. Die Schreibweise fimbra für fimbria ist unüblich; ThLL VI,1 (1912–1926), 765. 368 Vgl. McLynn (1994) 143 ff. 369 Es dürfte sich hier um die Stellungnahme zu einem Argument des Theodosius für die Einberufung des Konzils handeln. 370 Der Priester Paulus ist nicht weiter bekannt. Der gleichnamige Bischof von Konstantinopel, der bereits 350 starb, dürfte nicht gemeint sein; Lippold, Adolf RE S. 10 (1965) s. v. Paulus 29, 510–520. 371 Mit diesem Vorschlag wird Rom als Tagungsort ausgeschlossen, weil es nicht am Meer liegt, sondern nur über Ostia vom Meer aus zugänglich war. Nach dem Einfall der Goten auf den Balkan wollten viele östliche Bischöfe nicht dorthin reisen. Möglicherweise griffen die italischen Bischöfe daher einen Vorschlag des Theodosius auf, vgl. Liebeschuetz 243 Anm. 6. 372 S. z. B. das Schreiben von Valens, Gratian und Valentinian II. an verschiedene Bischöfe aus dem Jahr 376; CTh 16,2,23. 373 Zu Ursinus, dem Gegenkandidaten des Damasus, s. Anm. 324. 374 Der Begriff religio entspricht nicht dem Begriff Religion; Ausbüttel (2015) 69 ff. 375 Anstelle der üblichen Bezeichnungen episcopus oder sacerdos wird hier der heidnische Titel pontifex benutzt, um die herausgehobene Stellung des Bischofs von Rom zu unterstreichen, zumal Gratian vorher den Titel eines pontifex maximus abgelegt hatte; s. hierzu Schieffer (1971) 303 ff., Van Haeperen 184 ff. 376 Coşkun (28 Anm. 39) merkt an, dass hier unzulässig die Bischöfe „Strafgerichtsbarkeit sowie Zuständigkeit für Moralaufsicht und Kirchendisziplin“ miteinander vermischen um ihre Position aufzuwerten. 377 Zur Bedeutung von iudicia als weltliche Gerichte vgl. CTh 16,2,12. 378 Nach der Doppelwahl des Ursinus und Damasus war es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in einem bis dahin unbekannten Ausmaß gekommen. Kaiser Valentinian I. schickte daraufhin am 16. November 367 Ursinus endgültig in die Verbannung; collectio Avellana 1,11; 11,2 und 12,2. Zu der Quellenlage und den Ereignissen ausführlich Reutter 33 ff. 379 Mit conventus ist hier keine Versammlung gemeint; vgl. Liebeschuetz 251 an individual is summoned to a hearing.
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380 Gemeint ist wohl Urbanus, der als Arianer den Bischofssitz von Parma innehatte und schon am Konzil von Rimini teilgenommen hatte; PCBE II 2344–2345. 381 Florentius war wie Urbanus ein arianischer Bischof, der nach 363 aus Puteoli vertrieben wurde. 372/373 war er wohl auf einer Synode verurteilt worden, kehrte aber 378 zurück; PCBE I 837–838. 382 Die Zeugnisse reichen nicht aus, um Restitutus eindeutig zu identifizieren. Mit dem gleichnamigen Bischof von Carthago, der bereits seit 345/348 sein Amt bekleidete, dürfte er nicht identisch sein; PCBE Afr 968–969; Pietri I 775 383 Vgl. CTh 16,6,1.2 von 376/377. 384 Claudianus hielt sich als Bischof der Montenses, einer donatistischen Gruppierung, seit 373 in Rom auf und blieb dort bis nach 385; PCBE I 446–447 und PCBE Afr 210. 385 Isaac war ein getaufter Jude, der zu seinem früheren Glauben zurückgekehrt war. Anhänger des Ursinus hatten ihn wahrscheinlich dazu gebracht, aufgrund der gewalttätigen Auseinandersetzungen bei der Bischofswahl 366 zwischen 370/371 und 373 einen Prozess wegen Mordes oder Ehebruchs gegen Damasus anzustrengen; Reutter 165–176; Coşkun 31 ff. und 39 ff., der auch näher auf die theologischen Schriften, die Isaac in der Forschung zugeschrieben werden, eingeht. 386 Wie Coşkun (29 Anm. 41) anmerkt, ist mit dem iudex Damasus gemeint. 387 Isaac wurde nach Spanien verbannt; collectio Avellana 13,5. 388 Mit vir illustris ist der höchste senatorische Rangtitel gemeint; Ausbüttel (1988) 115 f. 389 Es gab nur einen für Italien zuständigen Prätorianerpräfekten, der zudem noch Gallien, Illyricum und Africa verwaltete. Der Plural praefecti dürfte damit zu erklären sein, dass ihre Amtszeit relativ kurz war und in kurzen Zeitabständen nacheinander mehrere praefecti amtierten; vgl. die Fasti in PLRE I 1050. 390 In Italien gab es seit 357 zwei Vikare: Dem vicarius Italiae in Mailand unterstanden die fünf nördlichen, dem vicarius urbis Romae die südlichen Provinzen. Letzterer dürfte gemeint sein aufgrund des Hinweises auf die Stadt Rom; Ausbüttel (1988) 138 f. Interessant ist, dass der vicarius urbis Romae erwähnt wird und nicht der praefectus urbi Romae, der dem Prätorianerpräfekten rangmäßig gleichgestellt war. 391 Für die Zahl 15 gibt es ein historisches Vorbild, an dem sich die Synode von Rom orientiert haben dürfte. Bei dem Verfahren über die Donatisten, das Constantin dem römischen Bischof Miltiades übertrug, zog dieser 15 italische Bischöfe zu Rate; Brennecke (2007) 39, Girardet (1975) 28 ff., Pietri I 162 ff. 392 Liebeschuetz 253 liest videatur subiectus. Diese Annahme ist sinnvoll, da im folgenden Satz ebenfalls videtur steht. 393 Mit lex vestra könnte das in Ambrosius ep. e. c. 7,2 erwähnte praeceptum ad redintegrandum corpus ecclesiae gemeint sein.
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394 Möglicherweise beziehen sich die Verfasser auf das in Ambrosius ep. e. c. 7,8 erwähnte Verfahren des Isaac, in dem die Hinrichtung des Damasus gefordert wurde. 395 Zur Übersetzung dieses Satzes vgl. Coşkun 29 Anm. 44. 396 Bei der Formulierung concilio eius causa stellt sich die Frage, auf welches der beiden Substantive sich das Pronomen eius bezieht. Der Bezug ergibt sich letztlich aus dem Textzusammenhang; s. dagegen Girardet (1994) 18 ff. 397 Die nachfolgenden Beispiele mit Silvester und Paulus belegen, dass der Bischof von Rom sich vor dem Kaiser bzw. dessen consilium principis, d. h. vor dem consistorium, verantworten möchte. Keineswegs ist hier ein vom Kaiser einzuberufendes Reichskonzil (concilium imperiale) gemeint; so auch Caspar 195 f., dagegen Girardet (1994) 19 ff. 398 Weitere Angaben über die gegen Silvester erhobenen Vorwürfe liegen nicht vor; PCBE II 2071; Girardet (1994) 13. 399 Der Apostel Paulus besaß das römische Bürgerrecht, das zu seiner Zeit noch nicht alle freien Reichsbewohner innehatten, und somit einen Anspruch darauf, an den Kaiser appellieren zu dürfen; Apg. 25 und 26. 400 Reutter (161) und Sieben (237) ergänzen hier non, was vom Sinn her nicht notwendig ist. 401 Bei der Überschrift handelt es sich um Missverständnis; es beruht auf der Erwähnung von Wiedertäufern in collectio Avellana 13,8. 402 Über Aquilinus, der höchstwahrscheinlich vicarius urbis Romae war, ist nichts weiter bekannt; PLRE I 91. Die anderen für das Jahr 378 bezeugten Vikare waren vermutlich für Norditalien zuständig; vgl. Pietri I 741 Anm. 1. Zur Frage, ob Aquilinus für Norditalien zuständig war, Coşkun 30 Anm. 46. 403 Zu Ursinus s. Anm. 324. 404 Die Entfernungsangabe entspricht dem Amtsbereich des praefectus urbi; dessen Gerichtsbarkeit reichte bis zum 100. Meilenstein, d. h. 150 km von Rom entfernt; Ausbüttel (1998) 24 f. Vgl. hierzu collectio Avellana 13,10. 405 Im 4. Jh. war die Bezeichnung vir clarissimus der unterste Rangtitel eines Senators; Ausbüttel (1988) 113 ff. 406 Flavius Simplicius amtierte von März 374 bis November 375 als vicarius urbis Romae. Er verfolgte nicht Ursinus’ Anhänger; später ließ ihn Gratian hinrichten; PLRE I 894, vgl. Coşkun 38 f. 407 Ungewöhnliche Bezeichnung für die colonia Agrippinensis, die zur Provinz Germania secunda gehörte, die wiederum ein Teil der dioecesis Galliae war. 408 Die in collectio Avellana 13,5–8 genannten Personen werden auch in Ambrosius ep. e. c. 7,5–8 erwähnt mit Ausnahme des Restitutus, bei dem die Hofkanzlei feststellte, dass es sich um eine Verwechselung handelte. 409 Die Übersetzung von praesul mit Bischof ergibt sich aus Ambrosius ep. e. c. 7,5. 410 Nach Ambrosius ep. e. c. 7,4 waren es nur sechs Jahre; daher ist die Korrektur quintum demum einleuchtend; Guenther, Otto, Epistulae imperatorum
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Kommentar
pontificum aliorum inde A. CCCLXVII usque ad A. DLIII datae: Avellana quae dicitur collectio, CSEL 35,1, Wien 1895, 56; s. dagegen Coşkun 38 f., der Florentius’ Absetzung in das Jahr 374 datiert. Valentinian I., der von 364 bis 375 regierte, hatte sich offensichtlich für Damasus eingesetzt und einen Freispruch erwirkt, der nicht überliefert ist. Der Ausdruck apparitores ist eine eher seltene Bezeichnung für die Bediensteten höherer Amtsträger. Collectio Avellana 13,11–13 stimmt mit kleineren Präzisierungen mit Ambrosius ep. e. c. 7,9 überein. Dieser Zusatz fehlt in Ambrosius ep. e. c. 7,9. Ob hier Gratian an das iudicium quinquevirale dachte, das er 376 als Standesgericht für Senatoren eingeführt hatte, ist fraglich, da die fünf oder sieben Bischöfe als Unterstützung für Damasus gedacht sind; Pietri I 747; zum Standesgericht Ausbüttel (1998) 68. Im Unterschied zu Ambrosius ep. e. c. 7,9 wird hier der Amtstitel des Prätorianerpräfekten genauer wiedergegeben. Sinnvoller ist es den Ausdruck auctoritate adhibita ad episcopale iudicium remittatur nach der Aufzählung der Amtsträger hinter dem Partizip accitus einzufügen; vgl. Caspar 198 Anm. 2. Prokonsuln sind auch für Italien, insbesondere für die Provinz Campania, bezeugt; allerdings war damals eher die Bezeichnung consularis für sie gebräuchlich; Ausbüttel (1988) 109 ff. Keineswegs sind hier die in anderen Reichsteilen amtierenden Prokonsuln (z. B. Achaia, Africa, Hispania) gemeint, da die Kaiser eine Regelung für Italien und nicht für das gesamte Reich treffen wollten; Caspar 199, Pietri I 746. Hier passt eher die Formulierung sine dilatione wie in Ambrosius ep. e. c. 7,9; vgl. Caspar 198.
Abkürzungen AS AT BBKL CIL CSEL CCSL CTh ep. e. c. HE ILS LMA MGH AA NT PCBE PCBE Afr PG PL PLRE RAC RE ThLL TRE VA
Acta Sanctorum Altes Testament Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Corpus Inscriptionum Latinarum Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Corpus Christianorum, Series Latina Codex Theodosianus epistula extra collectionem (des Ambrosius) historia ecclesiastica Inscriptiones Latinae Selectae (hrg. von H. Dessau) Lexikon des Mittelalters Monumenta Germaniae Historica, Scriptores. Auctores Antiquissimi Neues Testament Prosopographie Chrétienne du Bas-Empire 2, Prosopographie de l’Italie Chrétienne, Bd. I und II Prosopographie Chrétienne du Bas-Empire 1 Prosopographie de l’Afrique Chrétienne (303–533) Patrologiae cursus completus; series Graeca Patrologiae cursus completus; series Latina The Prosopograhy of the Later Roman Empire Reallexikon für Antike und Christentum Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft Thesaurus Linguae Latinae Theologische Realenzyklopädie Vita Ambrosii (des Paulinus von Mailand)
Die Abkürzung antiker Autoren und ihrer Werke und die Abkürzung moderner Zeitschriften otientieren sich an den jeweiligen Abkürzungsverzeichnissen im Neuen Pauly und in der Année Philologique.
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Register Verzeichnis der übersetzten Briefe Ambrosius ep. 25 Ambrosius ep. 30 Ambrosius ep. 74 Ambrosius ep. 75 Ambrosius ep. 75a Ambrosius ep. 76 Ambrosius ep. 77 Ambrosius ep. e. c. 1 Ambrosius ep. e. c. 1a Ambrosius ep. e. c. 2 Ambrosius ep. e. c. 3 Ambrosius ep. e. c. 4 = gesta concili Aquileiensis 2 Ambrosius ep. e. c. 5 Ambrosius ep. e. c. 6 Ambrosius ep. e. c. 7 Ambrosius ep. e. c. 8 Ambrosius ep. e. c. 9 Ambrosius ep. e. c. 11 Ambrosius ep. e. c. 12 CSEL 79,3-4 = CSEL 82.10.3, CXVI collectio Avellana 13
S. 98-101 S. 102-109 S. 110-129 S. 148-155 S. 154-179 S. 178-193 S. 192-207 S. 130-147 S. 110-129 S. 206-209 S. 208-211 S. 226-233 S. 232-237 S. 236-241 S. 250-259 S. 246-249 S. 240-247 S. 210-219 S. 220-225 S. 220-221 S. 258-263
Personen- und Sachregister Aaron Abendmahl Abner Abraham Acholius von Thessalonica Adam Addaeus Adtalus
131, 143ff. 65ff., 72, 183, 219f., 256, 277f., 285, 290 217 225f. 88, 247, 298ff. 187 271 80, 295 313
328
Register
Aemilianus agentes in rebus Agricola (Märtyrer) Alanen Ambrosius Ambrosius (Vater) Amoriter Andragathius Andreas Anemius von Sirmium annona Äonen Apollinaris/ Apollinaristen apparitores Aquilinus Arbogast Arcadius Arianer
273 181 60 30, 107, 274 passim 9 123, 145 274 288 15 269 121, 273 89ff., 249, 298ff. 181, 265, 302 91, 94, 261-265, 302 23, 25, 63, 267, 290 43, 74, 95, 221, 272, 290, 292 12, 36f., 46ff., 53, 56ff., 77, 81ff., 94, 153ff., 167, 171ff., 181ff., 201ff., 235ff., 249, 293f. Arius 80ff., 231f., 294 141 Asser Athanasius 247, 251, 299 55 Augustinus Auxentius (Mercurinus) von Durostorum 47-50, 149ff., 155-178, 280ff. Auxentius von Mailand 12ff., 46 Balak Basilius von Caesarea Bauto, Flavius Belial Benivolus Bischofsgericht Buße Butherich
143 15ff., 76, 281 30, 105ff., 269 165 43, 52 91ff., 255-265 16, 32, 65-74, 217ff., 277 68ff.
Calligonus Capitolinus Castulus Catafronius certatio
51, 54, 193, 288 121, 273 52ff., 61, 181, 285 275 44, 47ff.
Personen- und Sachregister
Chromatius von Aquileia Cicero Claudianus (Bischof) codex Theodosianus cognitio comes Orientis comes rei militaris comes rerum privatarum comes sacrarum largitionum comitatus comites competentes Constans Constantin Constantin II. Constantius II. Constantius von Orange 267 cubicularius curiales (Kirche) curiales (Stadt) Cynegius, Maternus
329
15, 34, 38 19, 20, 49 92, 255ff., 263, 301 67 40, 82, 147 34-42, 115ff., 147, 271f., 276 282 274 274 291 52, 127, 181, 189, 193, 269ff., 286 284 92 91ff., 153, 259, 271 9f. 43, 92, 153ff., 278 211, 291 165, 281f. 275f., 290 33, 57, 271
decani Delphinus von Bordeaux Demofilus von Konstantinopel Didymus der Blinde Diocletian Dionysius von Mailand Donatisten
47, 149, 277 15, 78ff., 84, 88ff., 93, 257-265, 296, 298ff. 40f., 70f., 123, 139, 145, 189, 213ff., 273ff., 291 52, 284 267 239, 297 76 101, 267 12, 15, 167, 281 75, 92, 94, 293
ecclesia Elia Elischa Euagrius von Konstantinopel Eugenius Eunuch
49f., 279ff., 293 187 161ff., 199 297 9, 16, 62ff., 209ff., 290f. 103, 193, 268, 288
Dalmatius Damasus David
330
Register
Euodius, Flavius 27 Eusignius, Flavius 284 Eustorgius von Mailand 167, 281 Euthymius 280 Eva 187 exedra 276ff. 72ff Exkommunikation Felix (Diakon) Felix (Märtyrer) Felix von Bologna Flavianus von Antiochia Flavianus, Nicomachus Florentius von Puteoli Foebadius von Agen foederati Franken Fritigil
62, 211ff, 58, 195, 280, 288ff. 291 90, 298 24, 63, 67 92, 255, 263 267 274 125, 269, 274 269
Galla Galla Placidia Gaudentius von Brescia gentiles Georgius von Alexandria Gerasener Gervasius Gideon Goten
25, 101, 268 290 15, 44, 52 287, 296 272 167 55-60, 193-207, 288ff. 127 52, 157, 183ff., 189, 233, 274, 278, 280, 295ff., 300 23, 25ff., 101 15, 26ff., 30ff., 67f., 80ff., 86, 91ff., 222-243, 252-265, 267ff., 292ff. 221, 292 86ff., 89, 245, 298ff.
Grata Gratian Gratian (Sohn des Theodosius) Gregor von Nazianz Hadrianus (Prätorianerpräfekt) Heilige Geist Helena (Kaiserin) Herodes Hilarius von Poitiers
95 75ff., 78, 153, 177, 185, 189, 195, 227 59 163, 187 46ff.
Personen- und Sachregister
331
Hiob Homöusianer honorati Honorius humilitas Hunnen Hyginus von Cordoba Hymnen
159, 185f., 197, 217, 287 44f., 48ff., 53f., 24, 286 16, 95, 221, 290, 292 73ff., 159, 211, 225 30, 107, 274 109, 270 15, 49, 59ff., 177, 283f., 290
Isaac (Gegner des Damasus)
257, 261, 301f.
Jakobus 197 187 Jezabel Joab 217 197, 288 Johannes (Evangelist) Johannes (Tribun) 64 Johannes der Täufer 179, 187 Johannes Chrysostomus 271 Joshua 213 Josiah 127 Juden 11, 34-42, 56, 61f., 110-147, 167, 173, 203ff., 271ff. Julian 119ff., 123 Justa 23, 25ff., 101 16, 27ff., 49, 52ff., 57ff., 99ff., Justina 183, 267, 281ff., 287 267 Justus von Lyon Juthungen 30, 107, 269 Kain 137 Kananäer 123 Katechumenat/ Katechumene 11, 75ff., 173, 179ff., 284f. Katholiken/ katholisch 94, 183, 239ff., 247, 257, 265, 281, 286, 300 Kimbern 117, 272 Konsistorium 103ff., 149ff., 155, 157, 173, 179, 213, 268, 291 Konzil gallischer Bischöfe 99, 267 Konzil von Aquileia 15, 17, 47, 77-91, 298ff. Capua 18 Chalcedon 300
332 Konstantinopel Mailand Nicaea Nike Rimini Rom Seleukia
Register
78ff., 84ff., 89ff., 279, 281, 298 87, 298ff. 53, 153ff., 229, 278 279 43ff., 153ff., 171, 275, 278ff. 91-95, 252-265 278
117, 271 labarum Leontius von Salona 84 Liberius 11 Lucius von Alexandria 239, 297 288 Lukas 46, 268, 277, 280, 284ff. magister officiorum Mailänder Kirchenstreit 27, 42-60, Makkabäischen Märtyrer 33, 121, 273f. Manichäer 11 11, 17ff., 28, 51ff., 56, 130-147, Marcellina 178-207 Marcellinus (Bruder des Magnus Maximus) 29, 270 Marcus von Poetavio 235 15, 18, 55-60, 63, 193-207 Märtyrer(kult) Maternus von Mailand 288 101, 267 Maximian Maximus, Magnus 9, 16, 26-34, 38ff., 102-109, 125, 191, 267-270, 273ff., 287 Maximus von Emona 88 Maximus von Konstantinopel 75, 86ff., 245ff., 298ff. 38 Maximus von Turin Meletius von Antiochia 86, 245f., 297ff. mercatores 52, 181, 193, 285 Mirjam 143ff. Mirocles von Mailand 167, 281 Monnica 53 Moses 143ff., 213, 221 Nabor 58, 195, 280, 288ff. Naboth 48ff., 165ff. Nazarius 288ff. Nathan 123, 145, 276 Nebukadnezar 123
Personen- und Sachregister
Nectarius von Konstantinopel negotiatores s. mercatores Neoterius, Flavius Nizäner notarius
333
33, 39, 79, 86ff., 89, 245, 272, 298f. 284 12ff., 78ff., 85 47, 65, 189, 277
80ff., 229ff., 235, 241, 282, 294f. Paschasius 239, 297 Paulinus (Sekretär) 19, 55 Paulinus von Antiochia 85, 89, 241, 298 56, 163, 171, 197, 221, 302 Paulus Paulus (Priester) 251, 300 48, 163 Petrus Petrus von Alexandria 78, 245ff., 272 298 Petrus Chrysologus von Ravenna 38 Philippus Arabs 73 Photinianer 80, 90, 235, 296 Plinius der Jüngere 18ff. pontifex 300 Pontius Pilatus 32 praepositus sacri cubiculi s. Eunuch Prätorianerpräfekt 24, 93ff., 257ff., 265f., 275f., 284, 301 princeps 269 Priscilllian/ Priscillianer 27ff., 30ff., 267, 270 Probus, Petronius 10, 13 Proculus von Marseille 267 265, 303 Prokonsuln Protasius 55-60, 193-207, 288ff. Palladius von Ratiaria
Reliquien Reskript Restitutus Rufinus, Flavius Rumoridus, Flavius Rusticus, Sextus Julianus
15, 55ff., 195ff., 288 24, 101, 149 94, 255, 301 70f., 72 282 274
Sabinus (Kleriker) Sabinus von Placentia sacerdos
12ff. 20 267
334
Register
Sachsen 125 sacrilegium 36f., 270, 290 Sallust 20 Samuel 213 Satyrus, Uranius 9-11, 17, 289 Secundianus von Singidunum 80ff., 83ff., 229ff., 235, 241, 294f. Severus 203, 290 145 Sihon Silvester 259, 302 Simon (Pharisäer) 40ff., 125, 133ff. Simplicianus von Mailand 12, 17 261f., 302 Simplicius, Flavius Siricius 17 Soteris 11 Stadtpräfekt (von Rom) 239, 272 Syagrius, Flavius 79 Syagrius, Flavius Afranius 297 Symmachus, Aurelius Avianius 272 Symmachus, Quintus Aurelius 10, 16ff. Tatianus, Flavius Eutolmius Taurus, Flavius Teutonen Theodosius
Theodosius II. Thomas Timasius Timotheus von Alexandria Traian Tribune Trinität Ulfila Urbanus von Parma Ursinus
271 275 272 16ff., 23-26, 28ff., 42, 62-74, 80ff., 86, 98-101, 110-129, 145ff., 153, 209-221, 228-251, 267, 276ff., 291ff. 74, 95 288 39ff., 147, 277 85, 241, 297 18 47, 52, 65, 181, 277, 279ff., 286 76, 78, 175, 179 281, 295 92, 300 83ff., 237, 253ff., 261ff., 296f., 300
Personen- und Sachregister
Valens Valens, Julianus Valentinian I.
335
39 80, 233f., 237, 295ff., 313 10, 13, 33, 46, 75ff., 92, 149f., 263, 277, 302 Valentinian II. 16-18, 23-33, 43ff., 49ff., 54, 57ff., 61ff., 67f., 80ff., 92, 98-109, 148-179, 191, 193, 228-243, 252-265, 267ff., 274ff., 279, 282, 286 Valentinus/ Valentinianer 35ff., 41f., 121ff., 127, 131, 272ff. Valerianus (Stadtpräfekt) 297 Valerianus von Aquileia 34, 79, 82, 90 Vallio 30ff., 270 Vergil 20 Versammlungsfreiheit 43ff. Vestalinnen 16 58, 280, 288ff. Victor (Märtyrer) Victor, Flavius 105ff., 269 Victoria-Altar 16, 18 Vikar (von Italien/ Rom) 257ff., 265f., 301ff. Vitalis (Märtyrer) 60 Zeno von Verona
38