Peregrine Pickle: Band 1 [Neue Auflage, Reprint 2022]
 9783112638446

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JD. ^oLH»tch»ay'n bei dem Liebkviungsnamen Jak zu rufen und von ihm zu verlangen, daß er die vor ihm liegenden Zeitun­ gen läse. Der lahme Lieutenant übernam sonach dies Geschäft. Unter andern las er mit einer Er­ höhung der Stimme, die etwas Ausserordentliches tu verkündigen schien, Folgendes: »Wie wir vernemen, so wird Adniiral D o w e r wegen der vor­ züglichen Dienste, die er im leztew Kriege geleistet, zumahl wegen des leiten Treffens, das er der FranD ♦

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)

jöst'schen Flotte geliefert hat, nächstens zur Pairs-

würde erhoben werden." Diese Nachricht war für Cnmnton ein Don­

tierschlag. Der Krug fiel ihm aus der Hand und in

tausend Stükken; sein Auge glanzte wie das Aug' einer Klapperschlange, und einige Minuten verstri­ chen,- eh' er in die Worte auszubrechen vermochte:

Halt Iben Artikel noch 'nmal I Kaum war er zum zweitenmal gelesen worden , als Trunnlon mit bei­ den Fausten auf den Tisch schlug und mit der hef­

tigsten Mut und dem stärksten Unwillen ausrief: Will an Leib un Seele verdammt fln, wo 's nid) erstunken un erlogen ist 'S is 'ne Lüge, das-will 8d) verdeffendiren duhn vom Boegspritsraa an bis zum Desansraa. Bliz un der Donner ' William Bower, Parr des Königreichs! 'N Kiekindiewelt,

der mit knapper Not den Schiedunter zwischen'nem Mast un'ner Krippe wees'. 'N Rozbube, der uf meine Order schuldem musste, weil 'r aus denHü-

ner'örben Eeer gemaust! Un 'ch Hawsev Tcunnion, der 'ch 'n Schis kommandirte, bevor'r 'ne Rech­ nung machen konnte, 'ch werde uf die Seite gessellt, seht 'r 's, un vergessen: Wenn's Ding sich

so verhalt, is in unsrer Landesinrichtung 'ne Plan­

ke verfault, die mus niedergehaun un ausgebessert

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werden, oder 'ch will verdammt füt! Seht 'r, 'ch war keener.von Euren Indischen Ferkeln! Bin nich

durch Parlamentsvorschub oder 'ne hübsche Peze

von'nem Weibe gestiegen! Din nich bessern Kerls über die Bauche weegek'ettert! HM nich us dem Oberlof in 'nem verschannuerirten Wams h'rumgeßrozt mit Klunkern un allerhand Trararum an 'en Aermeln. Bei Gott! 'ch hab' m'r 's immer recht­

schaffen sauer werden lassen, un bin alle Dienste

am Bord durchaegangen, vom Küchenjungen an bis zum Schifskapitän. Hier, Tunley, habt 'r die Hand 'nes Seemannes, 'r Hund 'r!

Mit diesen Worten ergrif er die Hand des Wirts und beehrte sie mit solchem Druk, daß er diesem ein gar mächtiges Gebrülle auspresste. Die-

machte dem Rommodore ein unendliches Vergnü­ gen ; seine Gesichtszüge wurden bei diesem deutli­ chen Beweise seiner Mannhaftigkeit etwas milder, und er fuhr in einem weniger heftigen Tone ss

fort: Von dem Treffen mit 'n Franzosen wird 'N

gar verdamtes Spittakel gemacht, un 's is doch bei meiner Treue! nur 'n lumpichtes Vootsgefechre ge/ west. Da war der alte Rook un Jennings un 'n

Andrer, den "ch m'ch nenne, — 'ch will verdammt Br

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firn wo 'ch's duh, — die wussten war Fechte»'war.

*dj meines Parts, seht 'r, bin nicht von den Leu­ ten, die sich selbst h'raus streichen duhn; war's aberso mein Kasus, mein eegnes Lob auszuposunen, so würden all'die Bürschchen, die jezunders ihre Nase so hoch tragen, Reisaus nemen müssen; würden sich schä­ men, ihre Flaggen wehn zu lassen, oder 'ch will

verdammt sin. 'ch schlug mich 'nmal vier Seegerstunden lang mit dem Floor de Louse, 'nem Fran­ zösischen Orlogsschiffe h'rum, ob's gleich schwererGeschüze hatte wie meens un ovch hundert Hände hreeder war. Hol Euch derDeivel Jak Harchway, was grinrt ’r denn da? Denkt 'r etwa, 's iS

Wind, weil 'r noch niemals was von gehört habt?

Sehn Sie, Herr, «ersezte der Lieutenant, 'S

Ist mir lieb, daß Sie, wie ich sehe, Ihr eigner Herold sein können, wenn's drauf ankömmt.

Ich

wünschte denn aber doch, Sie bliesen 'nmal auS einem andern Tone; denn de» hier haben wir die leiten rchn Monate alle Abende von Ihnen vorlieb m einen müssen.—Tunley selbst wird Ihnen sagen, daß

er 's schon sünsbundertmal gehört hat.

Gott ver­

zeih'» Ihnen, Mäst^r Hatchway, fiel ihm dieser

kn's Wett, aber» so wahr ich 'n ehrlicher Mann

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Mit ’n Gastwirt Kn, Ich habe noch mein Lebstage

keene Sylbe »ort gehört.

Diese ' Erklärung war zwar nicht nach aller Strenge wahr , dem Sir Trunnron aber überaus angencm. Mit einem triumphircnden Wesen wandt' er sich gegen den Lieutenant und sagte: Aha'.

Jak, dache 'ch's doch, was von Euren Sticheleien

«n Spässen h'rufzupumpen. Gefeit nu auch, *t hattet's schon sonst gehört, ist denn das 'n Grund, es sonst niemanden zu erjälen? Da is hier der

Fremde; der hat's ooch wohl schon fünshundertmal gehört? Habt 'r etwa, Bruder? Noch in meinem

ganten Leben nicht, antwortete Pickle, an den die­

se Frage gerichtet war, mit dem sprechendsten Vlik -er Neuzier. Nun gut, sagte jener, 'r scheint m'r 'n braver un stiller Mann zu sin. So müsst 'r denn wissen, 'ch gerier mit 'nem Französischen Orlogsschif in 'n Gefecht, wie schon gesagt. Cap Fi-

nis Terra war sechs Meilen von uns über Wind,

un 's Schis, das w'r jagten, drei Meilen unterm Winde von uns, tm segelte vorm Winde. Flugs

sejt' 'ch meine Beisegel uf, un wie 'ch h'ran war, richtete 'ch meine Gefechtfiaggen uf der Voegspriet

tm dem Spiegel in die Höhe, un gab ihm die volle Ladung, eh' eener die Queerreisen in der Beesans-

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tuastwand Min konnte. Dennoch Yap immer 'n «achsiimes Oge un mag gern das -erste Feuer habens Das will ich beschwören, sagte Hatchway. Denn an dem-Tage , da wir den Sieg davon tru­

gen, befohlen Sie der Mannschaft Feuer zu geben, tvie's Schis ufnr'Bauch lag. !Uf dies Signal rich­

teten wir die untersten Kanonen uf hie» Flug Rokganse, und" ich -gewann vom Konstabler ''ne Kanne Punsch, weil ich den ersten Vogel h'rnnterschos. Durch diese beissende Spötterei erbittert, ant­

wortete der Lommodove mit grosser Heftigkeit! ,r lügt, 'r Holunke 'r'. Der Donner schlag' in Eu­ ren Rumpf! Was- habt ’n den» davon, mir alle­

mal so der Queere «f's Tau ’ju kommen' «n die Fahrt zu verschlagen?"r Pipes, wart-ns dem Verdek un könnt bezeugen, ob 'ch zu bald feuerte oder

mich. Sprecht 'r Sapoermenter von ' »em Pezensohn, un das uf Seemanii'-parol, wie weit war 's feindliche Schis, das w'r jagten, von uns, als ich Feuer, Bursche! kemmandirte.; Bei -einer selchen Aufforderung' ösnete Pipe«,

t« sich bisher ganz still verhalten.hatte, .mach verschiednen seltsanlen Gestikulacionen!, den Mund, wie

ein nach Äfft schnappender Ltokjisch, und sagte mit solchem Tonfall als der Ostwind',/weun?er durch ei»

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nen enaen Ris heult: 'Ne halbe Viertelmeile utu term W ttd,... Naher, Du Meerschweinssraze von 'nem Schifswisch'. rief der Kommodore, um zwölf

Klafter räher'. Thut abers weiter nix.

'S LS

,mr handgreiflich q'nug, daß Haichway, das Schand­

maul, in seinen Rachen h'rein.flogen. — Un so Bruder, seht 'r wohl, war'ch mitdemFloorde Louse zusammen, Raa an Raa, Bord an Bord, lies un-

fer grobes Geschüz un unser kleen Gewehr spielen, UN Stittkpötte, Pulversäkke UN Handgranaten h'neinwerfen, bis w'r alles verschossen hatten, Drat-

.kugeln, Schroot, un Traubenkugeln. Drauf luden ,w'r eiserne Krähsüsse, Taunadeln un ohle Nägel.' Wie 'ch abers fand, daß der Franzmann noch düch betrachtete fit voller Sicherheit die Gebärden, die sie am besten kleideten, indes daß die Gesellschaft ihre Blikke, in einer ganr andern Richtung iu sehn glaubte. Mit was für demütiger Höflichkeit «am sie nicht die Komplimente derjenigen aus, die nicht umhin konnten, die Nettigkeit des Gastmahls zu loben! und mit welcher kindlichen Zärtlichkeit ergrif sie die Ge­ legenheit, der Ehrenftcllen ihre- Vaters |tt erwäh­ nen, indem sie die Bemerkung machte: wenn sie etwas von Bewirtung verstände, so wäre die- kein besondres Verdienst für sie, da sie während der Lordmayorschaft ihres Vaters so manche grosse Ga­ sterei habe veranstalten helfen. Als sodann die Un­ terredung aufdie Wohlhabenheit ihrer Familie kam, verriet sie nicht im allergeringste» Stolz oder triumphirendes Wesen, sonder» sie »am eine ernste Mine an, und erklärte, nachdem sie einige Sittensprüche über die Eitelkeit der Reichthümer ausgeschättet hatte, daß diejenigen, die grosses Vermögen bei ihr vermuteten, sich gar mächtig irrten. Ihr Va­ ter habe ihr nichts als armselige fünftausend Pfund hinterlassen, welches mit dem Wenigen, was sie seit seinem Tode von den Zinsen erübrigt, alles sei, worüber sie zu disponiren habe. In der That wär-

( 45 ) -e sie, wenn sie ihre grösste Glükseeligkeit'kn Reich­ thum fejte, nicht so rasch gewesen sein, ihre eignen Erwartungen durch Veranlassung und Einleitung der Begebenheit zu zerstören/ die sie je;t so glüklich versammlet habe. Allein sie hoste, jederzeit so viel Lugend zu haben, alle eiqennuzige Rüksichten hintenanzusezen, sobald sie mit der Glükseeligkeit ihree Freunde in Kollision kamen. Endlich war ihre Be­ scheidenheit und.Selbstverleugnung so gros, daß sie denjenigen, denen zu wissen daran gelegen war, auf eine geschikte Weise kund that: sie wäre nicht weni­ ger als drei. Jahr älter wie die Braut. Hatte sie noch zehn hinzugesezt, so würde sie keinen Rechnungsverstes begangen haben.. So viel nur in ihrer Macht stand, bemühte sie sich, zur Zufriedenheit der Anwesenden beizutragen. Sie unterhielt dieselben nach dem Essen mit einem Stük auf dem Klaviere, das sie mit ihrer Stimme begleitete, die freilich nicht die melodiöseste war, doch t das darf ich sagen, der Gesellschaft eben so gut würde zu Diensten gestanden haben, wenn sie auch mit der Nachtigall hatte wettsingen können. Zum äussersten Beweise ihrer Gefälligkeit lies sie sich durch ihre neue Schwester bereden, den Ball in eigner.Person zu eröfnem

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Mit einem Worte, Mistriß Geißle war die Hauptfigur bei diesem festlichen Mahle, und verdun­ kelte beinahe die Braut selbst. Diese war weit ent­ fernt, ihr den Vorrang streitig machen ru wollen, und erlaubte ihr mit vieler Weisheit, alle ihre Ta­ lente in'S beste Licht zu stelle». Sie war mit dem Loose zufrieden, das Fortmm ihr zugeworfen hatten und hielt dafür, es würde noch behaglicher sein,

wenn ihre Schwägerin von ihrem Familienkörper abgelöset würde. Ich glaube den Leser nicht erst benachrichtigen

;u dürfen, daß während dieses ganzen Festes der Lommodore und sein Lieutenant ganz ausser ih­ rem Elemente waren. Der nämliche Fall traf auch bei dem Bräutigam ein. Er war völlig Fremd­ ling in jeder Art des feinen Umgangs, daher befand er sich so lange dieser Austritt dauerte, auf der al« lerschmerzlichsten Folter. Trvmnon, der, bevor er abgedankt wurde, kaum ein einzigesmal am Lande gewesen war, und der

sich in seinem ganzen Leben in keiner vornemern Ge­ sellschaft von Frauenzimmern befunden hatte, als

die find, die auf der Spize von Portsmouth heerdenweise umherschweifen, war wegen seines Benemens in viel grösserer Verlegenheit, als wenn ihn

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auf dem Meere die ganze Französische Seemacht umringt gehabt hatte. Seitdem er geboren war, hatte er nie da- Wort: Madam über seine Lippen gehn lassen. Er war so weit davon entfernt, sich mit den Frauenzimmern in Unterredung einzulassen, daß er nicht einmal ihre Höflichkeiten erwiderte, ja selbst nicht durch das leichteste Kopfnikken ihnen dankte, wenn sie seine Gesundheit tranken. Lieber, glaub' ich, wäre er erstikt, als daß er nur den schlich­ ten Ausdruck: ihr D iener über seine Lippen hat­ te gehn lassen. Eben so unbeweglich war er in Rüksicht seines Körpers. Denn er saö, sei es nun auHalsstarrigkeit oder Blödigkeit, baumsteif, ohne sich im mindesten zu regen. Dies reizte den Humor eines Spasvogels, sich an den Lieutenant zu wen­ den und ihn zu fragen: ob dies der Lommodor« selbst wäre oder der hölzerne Löwe, der sonst vor sei­ nem Thore zu stehn pflege 3 Ein Bild, das, wie man gestehn mus, mit Sir Trunnion's Gestalt keine geringe Aehnlichkeit hatte. Mäster Hatchway war nicht ganz so unpolitt, wie der Rommodore, und hatte einigermaassen Begriffe vom gesellschaftlichen Leben; deshalb macht' er eine weniger barvkke Figur. Aber er war ei» Wizling, und bekanntlich haben alle diese Herren

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die Eigenschaft, da§ sie nie zufrieden sind, als werm man ihnen die Auszeichnung und Verehrung ange­ deihen Lässt, -:'e ihnen (nach ihrer Meinung) ge-

duhrt. So ging es denn auch unserm Jak, wie­ wohl er sonst ein ganz eigner Kopf war.

Bei so dewandten Umständen darf sich niemand wundern, wenn dies Triumvirat nichts einzuwenden hatte, als einige gravitätische Manner aus der Gesellschaft eine Motion machten, in einem an­ dern Zimmer zu adjourniren. Hier wollten sie mit ihren Pfeifen und Flaschen sich gütlich thun, in­

des die jungen Leute ihren Lieblingszeitvertreib forte fe$In einem andern Zimmer zu adjourni­ ren.

In England ist es sonst Gebrauch, daß

die Frauenzimmer nach dem Essen aufstehn und

sich 'm einen andern Saal begeben, um Thee zu nenttn, indeß daß die Männer bei Tische bleiben und j rauchen und trinken.

Alle -nur erdenkliche

Gesundheiten, hauptsächlich sentimentalische, Wer­

den, unter politischen Gesprächen, aus vollgefülls ten, Gläsern getrunken.

Dies nennt man to toast.

Auf Pickle 's Hochzeit War man höflicher;

man

überlies den Versammlungssaal den Damen;

Mannspersonen begaben sich fort. Toussaint.

die

fezten. Dem Stande ihrer Vernichtung entrissen, bestand der erste Gebrauch, den die beiden Jung­ gesellen aus dem Kastelle von ihrer Existenz mach­

ten , dann, daß sie dem Bräutigam mit volle« Glasern so scharf zujezten, daß er in weniger denn

einer Stunde verschiedne angestrengte Versuche zu singen machte, und bald darauf, aller Vestnnungskraft beraubteres Bette geschast werden musste.

Die Brautdiener und Mägde verdros dies nicht

wenig, weil ihnen durch.diesen Vorfall die Gele­ genheit benommen wurde, die Strümpfe auszu;ieHen und andere bei dergleichen Anlässen übliche Ce-

remonieen zu beobachten. Was aber die Braut au* langte, so ertrug sie liefen Unfall ganz wohlgemut. Wie sie sich denn überhaupt in allen Stükken als

-eine gescheite Frau benam, welche die Beschaffe heit.ihrer Lage vollkommen einsieht.

pereg. Pickle 7. B.

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Fünftes Kapitel. Mistriß Pickle bemächtigt sich deS Hausregi»

ments; ihre Schwägerin greift dieserhalb zu einem verzweifelten Entschlus, an dessen

Ausführung sie aber auf eine Zeitlang ver­ hindert wird.

Was für Nachgiebigkeit, um nicht Unterwürfig­ keit »u sagen, auch Sally gegen Mistriß

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wand- (die wenigstens tausend Pfund mehr jährlich betrug) sein HauS auf einen bessern Fus zu seren. Doch brachte diese Veränderung in seiner Oekono« mie keine Veränderung in seinen Neigungen, oder kn seiner Lebensart hervor, i Denn sobald die höchst la< stige Ceremonie des Besuch - Annemens »der Ablegenvorüber war, nam er ru seinen Seefreunden Zuflucht, bei denen er den besten Theil seiner Zeit hinbrachte. Doch wenn Gamaliel mit seinem Zustande zu« frieden war, so war -es niit Mistriß Grizzle ganz anders. Sie fand, daß ihr Ansehn im Hause um ein Grosses,abgenvmmen hatte, -aß ihre Reizevv« allen Mannspersonen in der Nachbarschaft vernach­ lässigt wurden, iund daß die allwelkende Hand der Zeit drohend über ihrem Haupte hing. Nun durchhebte sie der Schauer vor einem ewigen Iungfernsiaude, und sie beschlos in einer Art von Verzweif­ lung , sich um jeden Preis dieser schmachvollen und unbehaglichen Lage zu entreissen.

So entschlossen machte sie einen Plan, der je« dem weniger unternemenden und selbstgenügsamen Geiste als dem ihrigen ganz unausführbar würde ge­ schienen haben. Dieser bestand in nichts geringerm, als das Herr des Lommodore tu erobern, das,

Dr

( 54 ) Wie der Leser leicht glauben wird, zärtlicher Ein­ drücke eben nicht sehr empfänglich, sondern viel" mehr mit Unempfindlichkeit und Vorurteile» ge­ gen die Reize des ganzen Geschlecht» wohl verthei­ digt war. Hauptsächlich hatte er viele Abneigung -egen die Mädchenklasse, die man durch den Na­ men: alte Jungfern unterscheidet, und in welche «nglüklicherweise Mistriß Dui;;le damals schon ge­ hörte. Nichts destoweniger rükte sie in's Feld, und nachdem sie diese dem Anschein nach unüberwindli­ che Festung bekannt hatte, öfnete sie eines Tage», als tTcunmotf bei ihrem Bruder zu Mittage spei­ ste, die Laufgräben. Sie lies gewisse bestrikkende Lobeserhebungen über die Ehrlichkeit und Aufrich­ tigkeit der Seeleute springen, besorgte seinen Tel­ ler mit vorzüglicher Achtsamkeit, erzwang ein bei­ fälliges Lächeln zu allen! seinen Reden, wenn man sie nur einigermaasscn zu einem Scherze wenden oder ohne Verlezung der Sittsamkeit anhören konn­ te: Ja selbst, wenn er den Wohlstand ganz link­ liegen lies, kwas den» oft geschahe) wagte sie es Diit einem holden Grinzen ihm seine Freiheit $u verweisen, indem sie sagte: Die Herren Seefahrer gewöhnen sich aus ihrem Elemente eine seltsame Art zu sprechen an.

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Allein alle diese Gefälligkeiten waren so frucht­

los daß der Bomntobort, ohne den mindesten Argwohn von dem wahren,Beweggrund r» schöpfen, «och denselben Abend in Beisein de- Bruder-, ge­

gen den er sich schon aller möglichen Freiheit be­ diente, ohne alles Bedenken sagte: sie sei eine ver­

dammte schielichte, klozige, klatschmaulige Sprite büchse. Unmittelbar darauf trank er: die Verzweif­ lung aller alten Jungfern. Sir Pickle that ihm ohn'allen Anstand Bescheid, und erzölte die-den

folgenden Tag seiner Schwester. Sie ertrug diese unwürdige Behandlung mit erstaunlicher Gelassen­

heit, und lies dieserhalb ihren Plan, so wenig ver­ sprechend auch sich dessen Ausführung anlies, noch «icht fahren. Allein die Fortsezung ihre- Vorha­ bens wurde auf eine Zeitlang unterbrochen, weil

ihre Aufmerksamkeit eine andere Richtung und eine andere Beschäftigung bekam. Ihre Schwägerin war erst wenige Monate verheuratet gewesen, als sich ersichtliche Symptome

der Schwangerschaft bei ihr offenbarten. Die Freu­ de aller Theilnemenden hierüber war allgemein, und die Zufriedenheit der Mistriß Grizzle unaussprech­ lich. Denn der, (wie schon oben gesagt wvpde»)

lag an nichts in der Welt mehr, als an der Erhal-

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tlmz tfjreJ Familiennamens. Kaum entdekte sie daher einigen Anschein, der vermögend war ; ihre Hofnungen zu rechtfertigen und zu bestärken, alS sie ihr eignes Vorhaben hintcnansezte, und den Groll und die Rachgi« ablegte, welche die Avuame des Hausregierungswesens gegen Mistriß Pickle bei ihr

erregt hatten. Oder vielleicht betrachtete sie Lczte-

re tu keinem andern Lichte als in dem eines Wehi» lkels, das den Erben ihres Bruders enthielte und an" den Tag zu bringen bestimmt sei. Sie bcschlos so» nach während der Zeit, daß Sally diese kostbare Bürde trug, die äusserste Sorge für sie zu tragen?

sie auf'ö pünktlichste zu pflegen und zu warten. Zu dem Ende scharte sie sich C u l p p e r' s Heb-

Nmmenkunst und das sinnreiche Werk an, das unter Aristoteles Namen prangt. Beide stu­ dierte sie mit unermüdeter Sorgfalt. Auch las sie

mit grossem Bedacht in der vollkomm ne« Hausfrau und Quincy's Dispensatorium, Und verfertigte nach deren Vorschrift zur Stärkung

ihrer Schwägerin während ihrer Schwangerschaft jedes Gelee, jede Marmelade und Konserve, wel­ che diese Schriftsteller als gesund und schmakhaft anpreise». Sie verbot ihr dem zufolge Wurzelwerk,

Küchenkräuter, Obst und alle Arten von VegetabiUen.

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eines Tages hatte Mistriß Pickle sich eine Pfir­

siche gcpflükt und war eben im Begrif, sie in de«

Mund zu stellen, als Mistriß Grizzle dies rasche Unterfangen merkte, hinzulief, mitten im Garte« auf ihre Kniee fiel und sie mit Thränen in den Au­

ge» bat, diesem schädlichen Gelüst tu widerstehn.

Kaum aber war ihr Begehren erfüllt worden, als sie sich besann, daß das Kind, wenn ihre Schwe­

ster in ihrer Lüsternheit getäuscht würde, ein unan« genemes Mahlreichen oder eine klägliche Krankheit

davon tragen könnte.

Sie bat daher Sally'n ebc«

so angelegentlich, die Frucht aufzueffeu, $u glei­

cher Zeit aber eilte sie, ein selbstverfertigtes herz­ stärkendes Wasser tu holen, das sie ihrer Schwester als ein wirksames Mittel gegen das eben zu sich

genommene Gift aufzwang. Diese übermässige Vorsorge und Zärtlichkeit musste der Mistriß Pickle notwendig sehr lästig wer­

den.

Sie entwarf verschiedne Plane wieder zu ih­

rer Freiheit zu gelangen. Zulezt beschlos sie, der

Mistriß Grizzle eine solche Beschäftigung tu geben,

daß sie des ihr so beschwerlichen strengen Arrcstes eine Zeitlang überhoben wäre.

Es dauerte nicht

lange, so hatte sie eine schikliche Gelegenheit, die­

se» Entschlus auszuführe». Den folgenden Tag D$

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fügte e- sich bereit«, daß ein Gentleman, der bek Sir pickle'n;u Mittag speiste, unglüklicherweise

do« einer Ananas sprach, wovon er die Woche tu« vor bei einem Edelmann gegessen, dessen Rirtersiz

wenigstens hundert Meilen von ihnen in einem ane

dern Theil der Grafschaft lag. Kaum war der Name dieser fatalen Frucht aus­ gesprochen worden, als Mistriß Grizzle, die ihrer Schwester Blikk« unaufhörlich bewachte, unruhig ward. Sie glaubte in denselben deutliche Aeusse­ rungen der Neugier und der Lüsternheitwahrgenem­

men tu haben. Sogleich machte sie die Anmerkung, daß sie ihrer Seit- nie hätte Ananas essen können,

«eil es eine unnatürliche Frucht sei, die durch künstliches Feuer gewaltsam ans garstigem Dünger «mporgetriebc» würde. Mit stammelnder Zunge sagte sie zu ihrer Schwägerin : Sie sind doch wohl

auch meiner Meinung? Diese, der es nicht an Schlauigkeit und Einsicht fehlte, erriet sogleich lihre

Absicht, und eetfate mit anscheinender Gleichgül­ tigkeit : Wenn ich die Früchte meine- Landes nach Gefallen geniessen kann, kümmert's mich wenig, »b es Ananasse in der Welt giebt oder nicht. Diese Antwort hatte die Dame blos zu Gunsten

des Fremden gegeben, der zuverlässig seine Unbe-

( 59 ) sonnenhekt mit dem Unwillen der Mistriß Pickle hätte entgelten müssen, wenn ihre Schwägerin nur das geringste Verlangen nach gedachter Frucht ge« äussert hätte. Dies that denn die erwünschte Wir­ kung, und die Ruhe der Gesellschaft, die durch da-, beträchtliche Versehn des Gentleman'- in keiner ge­ ringen Gefahr geschwebt hatte, ward völlig wiederhergestellt. Den folgenden Morgen aber »ach dem Frühstük gähnte die schwangere Dame (wie von ungefähr, es geschah' aber, um ihren Plan durchjusezen) ihrer Schwester mächtig in's Gesicht. Durch dies konvulsivische Gähnen ungemein beun­ ruhigt war diese Leztere überzeugt: es fei ein Sympe tom von Lüsternheit, und bestand darauf zu wis­ sen, wonach sie eigentlich ein Verlangen trüge. Mit einem gezwungnen Lächeln erzälte ihr Mistriß Pickle: sie habe im Traume von einer ganz vor« treflichen Ananas gegessen. Unmittelbar auf diese Erklärung sties Mistriß Grizzle einen heftigen Schrei aus, und da sie sogleich merkte, daß ihre Schwägerin sich darüber wunderte, schlos sie die­ selbe in ihre Arme und versicherte ihr mit einer Art von hysterischem Lachen: Sie hätte sich nicht einer Schreis der Freude enthalten können, weil es in ihrer Macht stünde, den Wunsch ihrer theuerq

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Schwester tu erfülle». Eine Lade in der Nachbar» schäft habe ihr ein Paar delikate Ananasse rum Ge­ schenk ju übersenden versprochen, und sie wolle noch heute darnach ausgehn. Mistriß Pickle wollte hierein auf keinerlei Weiss willigen; sie wolle ihr diese unnötige Bemühung ersparen, wandte sie vor; und versicherte, wofern sie auch einiaes Verlangen hätte, eine Ananas ja essen, so wäre es noch nicht so heftig, daß üble Folgen daraus entstehen könnten, wenn es nicht gestillt würde. Doch that sie diese Versicherung auf eine Art (und in so etwa« war sie Meisterin), daß Mistriß Grizzle statt dadurch abgehalten ja «erden, vielmehr angespvrnt ward, sich sogleich auf den Weg j» machen. Doch nicht nach der Lady, denn diese und ihr Versprechen hatte sie nur er­ dichtet , um ihre Schwägerin j» beruhigen, son­ dern sie trat eine Reise durch die ganje Grafschaft auf ein Geratewohl an, ob sie die Uiiglöksfrucht finden möchte, die ihr und ihres Vaters Hanse gar leicht sehr vielen Nachtheil und Derdms verursa­ chen konnte. Drei ganze Tage und Nächte ritt sie in Beglei­ tung eines Bedienten ohn' allen Erfolg von SchloS zu SchloS, unbekümmert um ihre Gesundheit und

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6l

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ganz sorglos für ihren guten Ruf.

Leztrer begann

bei einem solche» Nachforschen nicht wenig i» lei« den. Denn sie ging dabei mit so besonderm Eifer «nd mit solcher Zerstreuung zu Werke, daß jeder-

man, mit dem sie sprach, sie für eine miglükliche

Person ansahe, deren Verstand in nicht geringe Un­ ordnung geraten sei: Da alle ihre Nachforschungen in der Gegend umher vergeblich waren, so beschlcs sie iulczt zu

dem Edelmann zu reisen, in dessen Hause der allzudienstfertige Fremde unglüklicherweise für sie war bewirtet worden. Sie kam in einer Postschäse vor

dem Schlosse dieses Mannes an, dem sie ihr Ge­ werbe als eine Sache vorstellte, von der die Glükfeeligkeit einer ganzen Familie abhinge.

Aber ach l sie kam z« spät. Se. Lvrdschaft be­ lauerten in sehr höflichen und gerührten Ausdrük-

kea, daß Sie ausser Stand gefeit wären-, Ihre

Menschenliebe zu äusser» «nd des Vergnügen- theil« haft zu werden, auf eine so leichte Art zur Glüksee-

tigteit Ihrer Nebengeschöpfe beizutragen. Unglük­ licherweise, füge er hinzu, hab' ich gestern mit den

beiden leiten. Ananas in meinem Garten einer Da­

me in der Nachbarschaft ein Präsent gemacht.

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Diese Erklärung giitg der Mistriß Grizzle so zu Herzen, daß sie in Ohnmacht sank. Sie ward so«

gleich in da- Wirt-hau- geschaft, wo sie ihrelPfer­ de gelassen hatte, und war über ihre sehlgeschlagne Erwartung untröstlich. Aller Wahrscheinlichkeit nach

würde dieser Vorfall für sie nachtheiliger an-ge­ schlagen sein, al- für die Person, für deren Wohl­ fahrt sie so christlich sorgte; hätte sie nicht an eben

dem Abend durch ihren Bedienten einen Wink von de- Kavalier- Gärtner bekommen, daß er ihr für

fünf Pfund zwei der schönsten Ananasse liefern woll­ te, die je in England wären gesehn worden. Be­ dingungen, die begierig angenommen wurden, wie ich wohl kaum erst zu erwähnen brauche. Die bei­ den Ananasse wurden ihr zu treuen Händen überlie­ fert; und sie kehrte noch denfelben Abend nach ih­ re- Bruder» Hause zurük, wo sie mitt ihrer Hespe-

rischen Frucht in vollem Triumphe eintras. Ihre Schwägerin, die ihretwegen in einige# Angst gewesen war, empfing sie mit grosser Herz^ lichkeit- Dennoch ward Se. LorLschaft von Mistriß Grizzle in ihren« Morgen - und1 Abendseegen nicht

vergessen, wie sie von dem Bedienten, ihrem Rei­ sebegleiter, vernommen hatte, daß et, 'am Abend»

eben des Lager, wo ihr der gnädige Herr versichere

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6z

)

te: er habe keine einzige Ananas mehr, mit seinen

eignen Augen mehr denn hundert, zum Abschneidea völlig reif, gesehn habe.

Sechstes Kapitel. Mistriß Grille ist in Befriedigung der Gelüste

ihrer Schwägerin

unermüdet sorgfältig.

Peregrins wird geboren, und ganz gegen

die Vorschrift seiner Base behandelt, die, darüber aufgebracht, ihren alten Plan wie­

der vornimnlt.

xJer gute Erfolg dieser Diversion würde Mistri-

Pickle Mut gemacht Haden, ihrer Schwägerin Noch mehr Stäkchen der Art zu spielen, wen»

nicht ein heftige- Fieber, eine Frucht ihrer eifrigen

Reise und der darauf erlittnen Strapazen und Un­ zufriedenheit, dieselbe niedergeworfen, und jene abgeschrekt hätte.

So lange die« dauerte, hatte

Leztere so viele Rübe als ihr nur irgend eine List

verschaffen konnte, die sie zu erdenken vermochte. Kaum aber war Mistriß Grizzle'» Gesundheit wie»

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te: er habe keine einzige Ananas mehr, mit seinen

eignen Augen mehr denn hundert, zum Abschneidea völlig reif, gesehn habe.

Sechstes Kapitel. Mistriß Grille ist in Befriedigung der Gelüste

ihrer Schwägerin

unermüdet sorgfältig.

Peregrins wird geboren, und ganz gegen

die Vorschrift seiner Base behandelt, die, darüber aufgebracht, ihren alten Plan wie­

der vornimnlt.

xJer gute Erfolg dieser Diversion würde Mistri-

Pickle Mut gemacht Haden, ihrer Schwägerin Noch mehr Stäkchen der Art zu spielen, wen»

nicht ein heftige- Fieber, eine Frucht ihrer eifrigen

Reise und der darauf erlittnen Strapazen und Un­ zufriedenheit, dieselbe niedergeworfen, und jene abgeschrekt hätte.

So lange die« dauerte, hatte

Leztere so viele Rübe als ihr nur irgend eine List

verschaffen konnte, die sie zu erdenken vermochte. Kaum aber war Mistriß Grizzle'» Gesundheit wie»

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her hergestellt, als die andre, »on ihr mehr beim je belästigt, sich genötigt sahe, ihrer Vertheidigung halber ;u andern Erfindungen ihre Zuflucht $u ne« men. Ihre Ränke waren so fein ausgeführt, daß man bis auf den heutigen Lag noch nicht weis, ob sic wirklich so wunderlich und eigensinnig in ih­

ren Gelüsten war, als sie vorgab.

Diese schränk­

ten sich nicht blos auf Forderungen des Gaums »der Magens ein, sondern sie erstrekten sich auch auf alle andre Organe, ja sie griffen sogar ihre Einbildungskraft an, die ru d e r Zeit ausserordent­ lich zerstört schien.

Zu einer Zeit hatte sie einen Gelüst, ihres Mannes Ohr ru kneipen, und nur mit unendlicher Schwierigkeit gewann seine Schwester ihn so weit,

sich dieser Operation «u unterwerfen.

Doch dies

«ar ein leichtes Stük Arbeit gegen einen andern Auftrag, den sie zur Befriedigung der gar seltsa­ men Begierden der Mistriß Pickle nntemam. Ex bestand in nichts geringerm, als den Dommodore zu bereden, daß er sein Kinn der schwängern Da­

me völlig Preis gäbe, die ein inbrünstiges Verlan­ gen hatte, drei schwar;e Haare mit aller Bequem­

lichkeit aus seinem Bart ru rupfen. Als

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6Z

)

Als dieser Antrag dem Sir Tvunnion zuerst durch dcu Mann gethan wurde, so bestand seine Antwort in nichts anderm als in einem schreklicheir

Stroin von Flüchen, der mit so starren Blikken und in einem solchen Tone hervorbrach, daß der arme Supplikant sogleich vor Schrek zum Still­ schweigen zurükkehrte. Nun war Mistriß Gri;;le

genötigt, dies Gewerbe ln seinem ganze» Umfange über sich zu turnen. Sie begab sich demnach den folgenden Tag nach dem Kastell, woselbst ihr durch Vermittelung des Lieutenant'» der Eintritt ver­

stattet wurde. ®en» indes, daß sein Kommandör schlief, befahl er, Spässe- halber, daß man sie einlassen sollte. Sie wartete sonach geduldig auf dem Hofe, wo Trunnion seinen Morgenspaziergang zu halten pflegte. Sobald er sich sehn lies, nahte sie sich ihm. Er war bei dem Anblik einer

Weibsperson an einem Orte, den er bisher heilig und unberührt vor dem ganzen Geschlechte erhalte«

hatte, wie vom Donner getroffen. Sogleich rich­ tete er eine gewaltige Apostrophe an Tom Pipes, der grade die Wacht hatte, als Mistriß Gri;;le

vor ihm nieder auf die Kniee fiel, und ihn auf das herzbrechendste anflehte, ihre Bitte sich Vorträ­ gen zu lassen und sie ihr zu gewahren. Kaum hatt' pereg. Pickle I. B. E

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66

)

er sie vernommen, so brüllt' er so heftig, daß alle Winkel deS Hofes den schimpflichen Ausdruk: Peze, und das Wort: Verdammtl widerhallten. Er wiederholte dieselben mit erstaunlicher Schnellzün-

gigkeit, doch ohn' allen Sinn und Zusammenhang. Hierauf eilte er in sein Haus zurük und lies die

detrogne Betschwester in der demütigen Stellung

liegen, die sie zur Erweichung seiner Hartherzig­ keit mit so üblem Erfolg angenommen hatte.

So äusserst krankend auch eine solche Behand­ lung einem so hochherzigen Frauenzimmer sein muss­ te, so lies sie deshalb doch nicht ihren Vorsaz fah­

ren, sondern gab sich Muhe, des Rommodore's Ratgeber und Anhänger in ihr Interesse zu ziehn. Sie wandte sich zuerst demütig an Master Hatch-

way. Dieser, höchlich über einen Umstand erfreut/ der so viel Vergnügen und Zeitvertreib versprach,

trat ihren Absichten gänzlich bei, und versprach ihr von seinem ganzen Einflus auf den Rommodore zu ihrem Besten Gebrauch zu machen. Was denn -en Bootsmat anlangte, so machte sie durch ei­

ne Guinee, die sie ihm in die Hand drükte, ihn sich ganz geneigt. Mistriß Grizzle hatte ganze zehn Tage lang mit

diesen Unterhandlungen vollauf zu thun. Während

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)

dieser; Zeit ward der Romirrodore durch ihre DcrAellungen und durch die Ermahnungen ihrer Ver-

dünderen so arg gepeinigt, daß er schwur: seine Leute hatten einen Anschlag gegen sein Leben. Um dieser unerträglichen Last los zu werden, gab er endlich nach und lies sich nach dem Ort der Hand-

hing hinführen, wie ein Opfer zum Altar, oder noch besser g-sagt, wie ein sträubender Bar, der unter dem Gemuchze und Geschrei der Mezger und ihrer Doggen zur Heze geschleppt wird. Bei dem allen war der Sieg so entscheidend nicht, als die, welche ihn davon getrauen hatten, sich ein(Hlteten. Denn als der Patient sich nieder-

sesezt und der Operator, mit einem Rup^zangelchen dewasnet, sich ihm genähert hatte, that sich eine kleine Schwierigkeit hervor. In ter ganzen Oberfläche von Sir Trunnion's Gesicht lies sich

kein schwarzes Haar entdekken. Höchst beunru­ higt und betreten hierüber nam M.striß Grizzle ihre Zuflucht zu einem Dergrösserungkglase, daS sich auf ihrem Nachttische befand. Nach einer sehr

scharfen Untersuchung machte man endlich ein dun­ kelfarbiges Fäserchen aukimdig. Hier sezte also

Mifiriß Pickle ihr Instrument an und zog es mit der Wurzel aus. Der ehmalige 'Eigner davon twri

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-arider nicht wenig wild, denn es schmerzte ihm weit ernstlicher als er erwartet hatte. Er sprang

auf und schwur: er liesse sich kein Haar mehr ausjiehn, und wenn er sie damit auch alle aus der Hölle retten könnte. Mäster Hatchway ermahnte ihn zur Geduld «nd Ergebung in sein Schiksal; Mistriß Gri;;le iviederhvlte in aller De-und Wehmut ihre Bitten.

Da sie ihn aber dagegen ganz taub und fest ent­ schlossen fand, das Haus zu verlassen, so umfasste sie seine Kniee, und bat ihn um Gottes willen, sich einer höchst betrübten Familie zu erbarme», und um des armen Kindes willen nur noch ein we­ nig zu dulden, weil es sonst mit einem grauen Bar­ te zur Welt komnien müsste. Weit entfernt, daß ihn dies erweicht hatte, machte ihn diese Bemer­ kung nur noch erbitterter, und er versezte mit gros­ ser Entrüstung: Hol Euch der Deivel, ’r glupaugige

ipeze: 'r wird längst am Galgen hängen, eh' ’t 'nen Bart hat'. ■ Mit diesen Worten ris er sich aus ihren Armen los, sprang zur Thür hinaus, und hinkte so erstaun­ lich schnell nach Hause, daß der Lieutenant ihn

nicht eher als unter seinem Thore wieder einhvkte. Diese Flucht ging der. Mistri- Grizzle, so nahe,

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)

daß ihre Schwester sie aus blossem Mitleid bat, sich zu beruhigen. Sie betheuerte: sie hätte ihren

Wunsch vollkommen besriedigt. Denn, da sie gleich von Anfang an des Lommodore's Geduld gezwei-

selt hatte, habe sie die drei Haare mit Einem Ma­ le ausgerissen. Mit der Vollendung dieses Abenteuers aber hat­

ten die Bemühungen dieser unverdrossnen Anvertvandtin noch kein Ende. Ihre Beredsamkeit und

Betriebsamkeit wurde unaufhörlich tut Ausrichtung andrer Auftrage gebraucht,-welche die erfindungs­ reiche Verschlagenheit ihrer Schwägerin auf die Dahn brachte. So hatte diese,;. B. ru einer an­

dern Zeit einen unüberwindlichen Gelüst ein Frikassee

von Fröschen tu essen, die aber wirklich aus Frank­ reich stammen sollten. Man musste mithin 'einen eignen Bolen nach diesem Königreiche senden. Der Redlichkeit eines gemeinen Bedienten war nicht i« trauen, deshalb »am Mistriß Grizzle dies Ge­ schäft ü der sich und scegelte wirklich in einem Kut­ ter nach Beulogne. In acht und vierzig Stunden brachte sie von da eine Tonne mit diesen Thieren lebendig zurük. Wie sie. nach aller Kunst tugerich»

tet waren, wollte die Schwester nicht davon essen; der Gelüst darnach war ihr vergangen, wandte sie E r

c ? ) vor; ihre Begierde hatte eine andre. Richtung genominell, und sich auf ein seltsames Hausratsstük geheftet, das einer vornemen Dame in der Nach­ barschaft gehörte, und für eine ungemeine Selten­ heit galt. Dies war nichts anders als ein porzella­ nener Kammertopf von vortreflicher Arbeit und von der Erfindung der hochgebornen Eignerin, die ihn blos zu ihrem selbsteignen Gebrauch bestimmt hatte, und als ein Möbel von unschazbarem Werte liebte. Mistriß Grizzle schauerte, als sie von dem Ver­ langen ihrer Schwester nach diesem Gesas, den ersten Wink bekam. Denn zu kaufen war es nicht, und was Menschlichkeit und Willfahrung anlangt, so war die Besizerin in beiden eben nicht von der vvrtheilhastesten Seite bekannt; sonach war der Mistriß auch alle Hosnung benommen, es auf ei­ ne Zeitlang von ihr borgen zu können. Sie ver­ suchte daher, ihr diese eigensinnige Begierde, als eine ausschweifende Grille, die man bekämpfen muss­ te, auezurasonniren. Allem Anschein nach war Mistnß Pickle durch ihre Gründe und ihren guten Rat überzeugt und befriedigt; demungeachtet abex konnte sie sich keines andern Geschirres bedienen, und war von einer sehr gefährlichen Zurükhaltunbed.oht.

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)

Durch die Gefahr angetrieben, worin, wie sie glaubte, ihre Schwester sich befand, flog Mistrik Grizzle nach dem Hause der Lady. Sie erlangte

bei 'ihr eine Privataudienz, worin sie die höchst

traurige Lage ihrer Schwägerm eröfnete, und die Lady um gnädige Willfahrung anffehte. Wider al­ les Vermuten empfing diese Dame sie sehr huld­ reich und war gar nicht abgeneigt, die Lüsternheit der Mistriß Pickle zu befriedigen- Da ich aber nicht

das Vergnügen habe, Ihr Haus zu kennen, sezte sie hinzu, so wird man es mir hoffentlich nicht übel

nemen, wenn ich mich einigermaassen vor den wi­ drigen Vorfällen zu sichern suche, die meinem lie­ ben Geschirr in der Zeit begegnen könnten, da es sich in Ihrem Gewahrsam befindet. Nunmehr ganz auf dem Gipfel der Freude be­ kannte Mistriß Grizzle sich äusserst verpflichtet, und lies sich die Bedingungen gern gefallen, wel­

che ihr die Dame wegen dieses Darlehns machte. Sie legte hundert Guineen zum Unterpfande bei ihr nieder, und überbrachte dies vortrefliche Haus-

ratsstük mit solcher Zufriedenheit, als die Argo­ nauten nach Eroberung des goldnen Vliesses em­

pfinden mochten. Dies G!ük zog aber ein fleineö Unglut nach sich, das sie unmöglich vorhersehrr E 4

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)

konnte. Aus Begehren der Mistriß Pickle sollte ein

treuer Bedienter des folgenden Tages dies Geschirr der Besizerin wieder zustellen; allein dieser Mensch

hatte das Uuglük, von einem Bedienten der Lady, der ihm auf dem Hofe begegnete, umgerannt zu

werden. Das Gesas fiel aufs Pflaster und in tau­

send Stukken. So sehr nun auch der arme Ueber; bringet auf seiner Unschuld bestand, und so treu er auch den ganzen Vorgang erzählte, so .half dies

doch alles zu nichts. Die Dame blieb taub gegen seine Vorstelligen, und behielt das in Handen

habende Pfand ohn' alle Umstande.

Dies erzeug­

te denn den starken Verdacht, daß dieser Zufall,

wie man's nannte, wohl nicht ohne ihre geflissent­ liche Beiwirkung sich ereignet habe.

Wie dem auch sei, Sir Pickle fing an über die

vielen Ausgaben verdrüslich zu werden, welche die Launen seiner Frau erzeugten. Sie selbst ward durch

den lezten. Vorfall beunruhigt und hielt ihre Einbil­ dungskraft seit der Zeit in Schranken. Auf die Are

hatte Mistriß Grlzzle weniger ausserordentliche Be­ schwerden und arntete endlich die so lang gewünschten

Früchte ihrer theuersten Erwartungen in einem seinen Knaben ein, mit dem ihre Schwester in wenigen

Monaten niederkam.

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73

)

Die Freudensbereigungen, deren es bei diesem wichtigen Anlas unendlich viel gab, will ich über­ gehn, und nur blos erwähnen, daß die Mutter der Mistriß Pickle, ihre Schwägerin Grizzle und de.r Rommodore bei dem Kinde zu Gevattern standen,

das einem verstorbnen Oheim zu Ehren peuegrine getauft wurde. So lange die Murrer sich im Bet­ te halten und ihre Autorität nicht ausüben konnte, übernam Mistriß Grizzle die Aufsicht über das Kind, wozu sie sich doppelt berechtigt glaubte. Sie führ­ te mit erstaunlicher Wachsamkeit die Oberaufsicht über die Amme und Wehemutter bei iedweder von

ihren beiderseitigen Verrichtungen, und keine da­ von geschahe ohne ihre ausdrükliche Anordnung. Kaum aber war Mistriß Pickle wieder im Stande, selbst ihre Angelegenheiten zu besorgen, so fand sie's für gut, gewisse Anordnungen, die ihre Schwester

-wegen des Kindes hatte treffen lassen, abzuändern. Unter andern Neuerungen befahl sie die Windeln,

womit das Kind so rusammengeschnärt war, wie ei­ ne Aegyptische Mumie, wegzunemen, damit die Na­ tur ohn' allen Zwang wirken und das Blut frei um­ laufen könnte. Auch tauchte sie es alle Morgen über

Kopf mit eignen Handen in eine Lonne kaltes Wasiser.

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)

Diese Operation schien der zartherzigen Mistriß Grizzle so grausam, da- sie sich nicht nur mit aller

ihrer Beredsamkeit dagegen sezte, und jedesmal,

yrenn dies Opfer geschahe, eine Thränenftut vergos, sondern daß sie sich auch sogar bald darauf zu

Pferde nach der Wohnung eines berühmten Landarz­ tes begab, und ihn solgendermaassen um Rat frag­

te: Ich bitte Sie, Doktor, sagen Sie mir, ist enicht eben so grausam als gefckrlich, an dem Tode eines armen Kindes dadurch Theil zu nemen, daß

man es in eiskaltes Wasser taucht? Wohl, -erwider­ te der Arzt; ein offenbarer Tvdschlag ist es, be­

haupt ich. Sie sind, sey ich, ein Mann von gros­ sen Kenntnissen und Einsicht, versezte jene. Ich

ersuche Sie daher, die Güte zu haben, Ihre Mei­

nung schriftlich, mit Ihrer eignen Hand von sich

zu geben. Der Arzt erfüllte unmittelbar ihr Ver­

langen, und stellte auf einem Blatt Papier folgen­ de Erklärung aus: Kund und Zu wissen, jedem,

dem daran gelegen,

daß ich feftiglich glaube uud der unveränderlichen Mei­ nung bin, daß derjenige,

der ein Kind durch Gintaus

chen in Wasser, wenn auch das Wasser eben nicht eis­ kalt sein sollte,

umc^uuuen lässt, in der That, am

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75

)

Morde dieses Kindes sclmldig ist. Dies bezeugst eigen­

händig C o m f i t C o l o c y n t h.

Nachdem sie dieS Certifikat hatte, wofür sie sich sehr erkenntlich bewies, kehrte sie triumphirend und mit der Hofnung nach Hause, mit dieser Autorität allen Widerstand zu besiegen. Demnach brachte sie -en folgenden Morgen, als ihr Neffe seine tägliche Laufe wieder ausstehcn sollte, ihre Vollmacht zum Vorschein, und glaubte sich dadurch berechtigt, dies unmenschliche Verfahren zu verbieten. Allein ihre Erwartung, so zuversichtlich dieselbe auch war, ward getauscht. Nicht etwa, das Mistriß Pickle es ge­ wagt hatte, andrer Meinung zu sein als Doktor C o l o c y n t h. Gegen dessen Karakter und Mei­ nungen sagte sie, heg' ich so viel Ehrerbietung, daj ich die Warnung, die in diesem Certisikate steht, sorgfältig beobachten werde. Weit entfernt, mei­ ne Verfahrungsart zu verdammen, behauptet er darin blos, daß todten eine Mordthat sei; eine Bes hauptung, deren Wahrheit ich hoffentlich nie ableugnen werde. Mistriß Grizzle hatte den Schlus der vermein­ ten Vollmacht flüchtig überblikt, jezt durchlas sie das Papier aufmerksamer und schämte sich ihres Man-

C

)

-geli au Scharfsicht. Nun war sie zwar widerlegt, doch nicht überzeugt, daß ihre Einwürfe gegen da­

kalte Bad der Vernunft nicht gemäs wären. Sie beehrte vielmehr im Gegentheil den Arzt mit ver-

schiednen schimpstichcn Benennungen wegen seiner Unwissenheit und Unredlichkeit; und protestiere auf'-

ernstliche und feierlichste gegen den schädlichen Ge« brauch, sein Kind unterzutanchen. Wenn sie ein Ehepflänzchen hätte, sezte sie hinzu, würde sie, un­

ter Gotte- Beistand nie eine solche Grausamkeit an demselben verüben lassen.

Sie wusch sodann ihre Hände in Unschuld we­ gen der traurigen Folgen, die daraus zuverlässig ent­ stehn würden; und schlos sich in ihr Kabinet ein, »im ihren Sorgen und Bekümmernissen nachzuhän­

gen. Doch sie hatte sich in ihrem Prognostikon ge­ irrt. Der Knabe, statt an Gesundheit abzunemen, schien mit jedem Untertauchen neue Kräfte zn be­ kommen. Es gewann völlig den Anschein, als wollt' er die Weisheit und Vorsicht der Base zu Schan­

den machen. Diesen Mangel an Ehrerbietung und Achtung konnte sie ihnr höchst wahrscheinlich nie ver­

geben. Eine Mutmaassung, die sich aus ihrBenemen gegen ihn in den folgenden Jahren seiner Kind­ heit gründet. Sie peinigte ihn öfterer, wie man

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77

)

weis, indem fie ihm Steknadeln in's Fleisch sties, wenn sie's nur füglich konnte, ohne entdekt zu wer­

den. Mit Einem Worte ihre Zuneigung war in Kurzem von dieser Hofnung ihrer Familie völlig ab­ gewandt. Sie überlies den Knaben ganz der Lei­ tung der Mutter, deren Obliegenheit es unstreitig war, die Erziehung ihres Kindes zu besorgen. In­

des nam sie ihre Operationen gegen den Kommo­ dore wieder vor, den sie um jeden Preis in ihre Gefangenschaft und Sklaverei zu bringen, beschlos­ sen hatte. Und man mus gestehn: Mistriß Grizzle zeigte ihre Kenntnis des menschlichen Herzens nie in einem Hellern Lichte, als in den Mitteln, deren sie sich zur Erreichung ihres wichtigen Zweks bediente. Durch die rauhe und unpolirte Schaale, welche Trunnion's Seele umgab, hatte sie gar leicht eine reichliche Dosis Eitelkeit und Eigendünkel entdekt,

die insgemein auch in der wildesten Brust die Ober­ hand haben. An diese wandte sie sich beständig.

In seiner Gegenwart deklamirte fie allemal gegen die Arglist und unredliche Verstellung der Welt. Auch ermangelte fie nicht insonderheit gegen gewisse

Künste der Schikane loszuziehn, worin d:e Juri­ sten zum Nachtheil und zum Verderben ihrer Ne-

denseschöpfe fo sehr bewandert sind. Sie bemerkte,

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78

)

daß bei den Seefahrern, so viel sie Gelegenheit ge­ habt harte, davon zu urtheilen und davon zu hören, nichts als Freundschaft, Aufrichtigkeit und eine herz­ liche Verachtung gegen alles herrsche, was nach Niederträchtigkeit und Selbstsucht schmekke. Dergleichen Reden durch gewisse besondre Höf­ lichkeitsbezeigungen untersiüzt, machten unvermerkt auf den Kommodore Eindruk; und zwar um so stärker, je schwächer der Grund war, auf den seine alten Vorurcheile gebaut waren. Seine Antipathie gegen die alten Jungfern, die er nur von Hörensa­ gen gefasst, nam allmählich ab, da er fand, daß sie nicht ganz die höllischen Thiere waren, wofür man sie ihm üusgegeben hatte. Und es dauerte nicht lange, so hörte man ihn in einer ihrer Abendzusanrmenkunfte sagen, Pickles Schwester habe nicht so viel DezenartigeS als er sich anfänglich eingebildet. Diese verneinende Lobeserhebung kam der Mistriß Grrzzle durch den Kanal ihres Bruders wieder zu Ohren. Sie gewann dadurch Mut und verdoppelte all' ihre Künste und Aufmerksamkeiten, so daß der Kommodore drei Monate nachher an dikbesagtem Orte sie mit dem Namen einer verdammt geschei­ ten Schindmähre belegte.

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)

Diese Erklärung beunruhigte Hatchway'n. Er hielt es sm einen ungleichen Vorboten für sein Interesse; daher sagt' er zu seinem Rommanvör mit höhnischem Lächeln: Dies gescheit^ Dina wä­ re pfiffig genug, auch wohl ihn sogar unter ihren Spiegel zu bringen; und er zweifle nicht, daß so ctn altes baufälliges Gesas, wie er, besser fortkommen würde, wenn man es boogsierte. Doch woll:' ich Ihnen wohl raten, sezte der schalkische Warner hin­ zu , Ihren Oberlvs wohl in Acht zu nemen; denn wenn ne Sie einmal an ihrem Spiegel fest gemacht hat: wutsch', sege't sievormWinde und macht, daß jeder Balkan in Ihrem Rumpfe von dieser Anstren­ gung knakt. Dieser boshafte Wink hätte beinahe den ganzen Plan unsrer Projektmacherin bei Crunnion zernich­ tet. Wut und Argwohn erwachten nr-it Einem Ma­ le bei ihm. Seine Farbe wandelte sich aus Lohgeld in LeichenblaS um, und fiel sodann in ein tiefeDunkUrot, wie man bisweilen bei donnerschwangern Wolken wahrnimmt. Nach dem gewöhnlichen Dortrab bedeutungsloser Flüche gab der Rornmodore folgende Antwort: Verdammt über 'n notmastbeinigen Hund! Gäbt ja gern Eure ganze La­ dung d'rum, wenn t noch so dicht un fest wart, wie

e so > 'ch. Un was "s Boogsiren anlangt, seht "r, so ab-

genuzt bin "ch noch nich, daß "ch nich unter Se­

gel bleiben un meine Fahrt ohne Beistand vollen­

den könnte. Mein Seel! keene Menschenseele soll je Hawser Trunnion hinter irgend "ner Peze im

der Christenheet am Spiegel nachgeschleppt sehn.

Mistriß Grizzle, die alle Morgen ihren Bru­ der über den Inhalt der Abendunterhaltungen mit seinen Freunden befragte, erhielt sogleich ganz frisch

die unwillkommene Nachricht von des Rommodore's Abneigung gegen den Ehestand.

Sie schrieb

dieselbe mit vielem Rechte gröstentheils den boshaf­ ten Anmerkungen des Lieutenants zu, und be­

schlos daher, dies ^Hindernis eines guten Erfolgs aus dem Wege zu raumen. Auch wusste sie wirk­

lich Mittel, diesen Mann für ihren Plan zu interessiren. Sie hatte in der That bei manchen Gele­

genheiten einen ganz eignen Knif, Proselyten zu

machen. Mer Wahrscheinlichkeit nach war sie mit dem grossen Ueberredungssysteme nicht unbekannt, das einige erhabne Personen unsers Zeitalters an­

genommen haben, weil es voller Maximen ist, die viel wirksamer sind als die Beredsamkeit des Tul-

lius und Demosthenes, wenn sie selbst durch wahre Beweisgründe unterstüzt wird.

Ausserdem ward

(

8i

)

ward Mäster Hatchway's Treue gegen feine neue. Vundsgenossin auch dadurch befestigt, daß er irr seines Raprtan's Verhcuratung unendlichen Stof

zur Befriedigung seiner menschenfeindlichen Stim­ mung sahe. So bekehrt und unterrichtet urfterdrükt' er Lnskünftige feinen giftigen Spott gegen den Ehestand;

und da er nicht im Stande war, irgend jemanden

wirkliches Lob zu ertheilen, so nam er alle Gelegen­ heiten wahr, Mistriß Grrzzle namentlich von den Kritiken auszunemen, die er über den übrigen Theil dieses Geschlechts in reichem Maasse ergeben lies. Sie ist kein Saufaus, sagte er, wie Nan Castik von Deptford, keine alberne Gans wie Peg Simpervon Woolwich, keine solche Vettelwie Kate Coddle von Chatham und kein

Brummeifen wie Nell Grifsin auf derSpize von Portsmouth, (lauterDamen, denen sie zu verfchiednen Zeiten ihre Aufwartung gemacht hatten) sondern ein schmukkes, ufgeräumtes, ge­ scheites Madel, die ihren Kompas gar prikke ver­ steht, oben gut ausstafsirt, und unten wohl beplankt ist; und die unter den Fallthüren in ihrem Oberlof

gute Bequemlichkeit hat. pereg. prckle I. B.

$

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8*

>

Anfänglich hielt der Lommodore dies Lob für Ironie; da er es aber so oft wiederholen hörte, wunderte er sich nicht wenig über die erstaunliche Veränderung des Lieutenants. Nach langem Nachdenken schlos er endlich, Hatchway habe selbst Heuratsgedanken und eine Absicht auf Mistriß Grizzle. Diese Mtttmaassung behagte ihm, und nun traf ihn die Reihe, Jak aufzuziehn. Eines Abends trank er ihm Grizzle's Gesundheit zu. Diesen Umstand erfuhr Leztere den folgenden Tag durch den gewöhnlichen Kanal wieder, und da sie das als eine Aeusserung seiner eignen Zärtlichkeit für sie auslegte, so wünschte sie sich zu ihrem erhaltnen Siege Glük. Zezt dünkte ihr die Zurukhaltung, die sie bisher geflissentlichst beobachtet hatte, unnö­ tig , und sie beschlos von dem Tage an, ihrem Bos tragen gegen ihn einen so liebevollen Anstrich zu geben, daß er sich unfehlbar überzeugen müsste: er habe in ihr eine gegenseitige Flamme erwekt. Diesem Entschlus zufolge ward er zu Mittage dei ihrem Bruder gebeten, und die ganze Zeit sei­ nes Daseins über erhielt er von ihr so überzalige Beweise ihrer Achtung und Zuneigung, daß alle von der Gesellschaft, selbst Zvimnion, ihre Absicht

merkten. Dies machte ihn nicht wenig unruhig, midier konnte sich nicht des Ausrufs enthalten: Ahha! 'ch sehe wohl wje's Land liegt; abers 'ch will verdammt sin, wenn 'ch die Spize nicht vorbei­ segle. Nach dieser Aeusserung gegen seine dadurch äus­ serst gekränkte Jnamvrata macht' er sich in möglich­ ster Eil nach seinem Kastell zurük. Er blieb zehn Tage lang in demselben cingeschlessen, und hatte Mit seinen Freunden und Domestiken keine andre Gemeinschaft als durch Blikke und Gebärden, die so malerisch waren, daß nichts darüber ging.

Siebentes Kapitel. Trrrnm'on wird, troz seiner Hartnakkigkeit, in

das Ehejoch hineingcangsiigt.

Nieser xlözliche Ausbruch und diese nnsreundliche Erklärung griffen Mistriß Grizzle so an, daß sie vor Kummer und Aergcr krank ward. Nachdem sie drei Tage das Bette gehütet hatte, sandte sie zu ihrem Bruder und sagte zu ihn«: sie merkte, ihr Ende sei nahe, deshalb bäte sie ihn, einen Notar F»

merkten. Dies machte ihn nicht wenig unruhig, midier konnte sich nicht des Ausrufs enthalten: Ahha! 'ch sehe wohl wje's Land liegt; abers 'ch will verdammt sin, wenn 'ch die Spize nicht vorbei­ segle. Nach dieser Aeusserung gegen seine dadurch äus­ serst gekränkte Jnamvrata macht' er sich in möglich­ ster Eil nach seinem Kastell zurük. Er blieb zehn Tage lang in demselben cingeschlessen, und hatte Mit seinen Freunden und Domestiken keine andre Gemeinschaft als durch Blikke und Gebärden, die so malerisch waren, daß nichts darüber ging.

Siebentes Kapitel. Trrrnm'on wird, troz seiner Hartnakkigkeit, in

das Ehejoch hineingcangsiigt.

Nieser xlözliche Ausbruch und diese nnsreundliche Erklärung griffen Mistriß Grizzle so an, daß sie vor Kummer und Aergcr krank ward. Nachdem sie drei Tage das Bette gehütet hatte, sandte sie zu ihrem Bruder und sagte zu ihn«: sie merkte, ihr Ende sei nahe, deshalb bäte sie ihn, einen Notar F»

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)

hole« tu lassen, um ihren letten Willen cufiusejeit.

Voll Verwunderung über diese Bitte fing Sir Pickle an, den Tröster tu spielen und ihr ;u versi­

chern : ihre Unbäslichkeit habe nicht- auf sich. Er

wolle sogleich nach einem Arzte schikken, der sie überzeugen würde, daß sie in gar keiner Gefahr fei; mithin wär' es ,ezt gar nicht nötig, einen dienst­

fertigen Auwald zu einem so traurigen Geschäfte zu gebrauchen.

Ihr sie liebender Bruder war in der That

überall der Meinung, daß die Äusserung eines Te­

staments ganz überflüssig wäre, da er von Gott und

Rechtswegen alleiniger Erbe der sämtlichen Habx

seiner Schwester sei.

Allein sie bestand auf der

Willfahrung ihrer Witte mit so entschlossner Hart«

näkkigkeit, daß er ihren Zunötigungen nicht länger widerstehn konnte. Der Notar kam, und sie ver­

machte in ihrem Testamente dem Kommodore Ccunnion tausend Pfund, um sich einen Trauer­ ring anzuschaffen. Sie hoste, sezte sie hinzu, daß

er denselben als ein Unterpfand ihrer Freundschaft

mid Zuneigung tragen würde. Obgleich dies Zeug­ nis ihrer Liebe ihre» Bruder nicht sonderlich er­ baute , so benachrichtigt' er demungeachtet denselben

Abend Hatchway'n von Allem. Auch er,' fügt' er

c

85

)

hinzu , wäre kn dem Testamente groömütig bedacht worden. Mit diesen Nachrichten befrachtet lauerte der Lieutenant auf eine bequeme Gelegenheit, sie abzusezen; und kaum merkt'er, daß die grimmigen

Falten, worin des Rommodore's Züge bishet ge­ legen hatten r sich ein wenig zu ebnen begannen, so wagt' er es, ihm zu berichten, daß Pickle's

Schwester auf den Tod läge, und ihm in ihrem lezten Willen tausend Pfund vermacht habe. Diese Nachricht machte tTrunmon äusserst verlegen. Mä­ stet Hatchway nam sein Stillschweigen für Gewis­

sensbisse, entschlos sich den günstigen Augenblik zu

benuzen, und riet ihm, das arme junge Frauen­ zimmer zu besuchen, das aus Liebe für ihn stürbe. Allem diese Erinnerung kam, wie sich's aus­ wies, ein wenig zur Unzeit. 'Denn kaum hatte Cvunnion die Ursach ihrer Krankheit vernommen, so stellte seine mürrische Laune sich wieder ein. Er

brach in einen heftigen Strem von Verwünschun­ gen auö, und eilte sogleich wieder in seine Hänge­

matte. Hier wiederholt' er ohn' Aufhören vier und zwanzig Stunden lang seine Flüche und Schwüre mit dumpfem Brummen. Dies war dem Lieute-

-rrant ein wahres Fest. Um sich nun noch mehr Sr

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86

)

Vergnügen zu verschaffen und zugleich die Sache/ deren er sich mit unterzogen hatte, glüklich zu Stan» de zu bringen, erfand er eine List, die einen so gläk« lichen Erfolg hatte, als er nur wünsche» konnte»

Er beredete den ihm ganr ergebnen Pipe», tu Mitternacht auf die Feueresse zu steigen, die in deRommodore's Kamin hinunter führte, der in fei­

ner Schlafkammer war, und ein Bündel stinken­ der Platteise an einem Strik herabzulassen. So­ dann nam der Bootsmat ein Sprachrohr und donnette den Kamin hinunter: Trunnion, Trunntott,

steh' uf un las Dich splizen, «der lieg still un sei verdammt: Diese fürchterliche Warnung, welche durch daS Dunkle und die gransenvolle Stille der Nacht so­ wohl, als durch das Echo der Passage verstärkt wur­

de, durch die sie hinabgesandt ward, kam dem Tommodore nicht sobald zu Ohren, als er seine Augen nach dem Orte hinwandte, von woher diese

Sp lij cn, bedeutet in der Scesprache die beiden Enden zweier Kabeltaue so in einanr verflechten, daß kein Knoten zu sehn ist. In die Land spräche übcrsezt, hcijst cS also nichts anders als: las Dich kopnliren. Der UcS.




ge umringte eine zahllose Menge von Menschen die Kirche. Um eine Probe seiner Galanterie zu ge­ ben, hatte der Dommodore auf Anraten seines

Freundes Hatchway beschlossen, an diesem feierli­ chen Tage an dep Spize seiner männlichen Die­ nerschaft zu'.Pferde zu erscheinen. Er hatte sie mit weissen Hemden,'und schwarzen Kappen, den ehmaligenZubehorden seiner Bootsleute, ausgetakelt, und für sich und. seinen Lieutenant ein Paar Jagd,

xferde angeschaft.

In diesem Aufzuge macht" er sich auf den Weg zur Kirche von seinem Kastelle aus. Zuvor hatt" er durch einen Boten seiner Braut melden lassen: er und seine Gesellschaft habe sich nun zu Pferde gesezt. Sogleich stieg Mistriß Grizzle mit ihrer Schwäge­ rin und ihrem Bruder in die Kutsche und fuhr

gradesweges nach dem bestimmten Versammlungs-

vrte. Durch daö mit Heftigkeit hineinstürmende Volk, das die Trauung zu sehn die äusserste Be­ gierde hatte, waren verschiedne Stühle zu Grunde gerichtet und einige Persouen beinahe, todt gedrükt worden. Sie gelangten mit vieler Mühe bis zu dem Altar. Hier warteten sie und der Priester eine gänze halbe Stunde. Kein Rommodore lies sich

sehen.

Diese Saumseeligkeit beunruhigte sie ein

(

95

>

wenig. Sie schikten ihm dieserhalb einen Bedien­

ten entgegen, um ihm |u sagen: er möchte seinen Ritt beschleunigen. Der Bediente war bereit­ mehr denn eine Meile geritten, als er den ganzen Haufen erblikte, der in einer langen Reihe queer über den Weg zog. An der Spi;e war der Beautigam und dessen Freund Hatchway. Erstrer fand sich durch einen Zaun verhindert, seine Rich­

tung zu verfolgen, daher feuert' er sein Pistol ab, und schwenkte sich aus die andre, Seite. Nunmehr macht' er mit der Linie seines ersten Zuges einen

stumpfen Winkel. Sein Geschwader folgte seinem Beispiele und einer blieb immer hinter dem andern wie ein Flug wilder Ganse. Der Bote erstaunte über diese sonderbare Art zu reisen nicht wenig. Er näherte sich und meldete -em Rommodoee: seine Herrschaft, Mistriß Grizz­

le und ihre Gesellschaft lauerten auf ihn in der Kirche. Sie hätten schon ein gar hübsches Weil­

chen auf ihn gewartet. Sein langes Aussenbleiben

machte sie ganz angst. Sie liessen daher schönsten­ bitten , doch mehr zu eilen. Trunnion antworteteaufdiese Botschaft: Hött, Bruder, seht 'r denn nicht, daß w'r uns sputen,

so viel nur immer möglich? Segelt man immer

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)

wieder ^rük und sagt denen ,die Euch haben auslausen lassen: der Wind hatte sich gedreht, sind w'r An­

ker gelichtet,

W'r könnten nur ’nen sehr kurzen

Strich fortlaviren, weil der Kanal eng is.

Sie

müssen uns Zeit gönnen, da w'r nur sechs Punkte vom Winde haben. 2e du mein Himmel: sagte der Bediente,

warum reiten denn Ihr'Gnaden so im Zlkzak? Ge­ ben Ihr' Gnaden doch nur den Pferden die Spo­ ren un reiten Sie straks vorwärts.

Un ich will

wetten, 's dauert keene halbe Stunde, so sind Sie am Kirchhofe. Was? grade gegen den Wind? antwortete der Rommodore. Ei, ei, Bruder, wo habt 'r Eure Schifskunsi gelernt? Hawjee Trunnjorr braucht nich erst heute zu lernen, wie

er seinen Lauf halten oder sssne Rechnung machen soll. Un wie tief Eure Fregatte im Wasser geht, Bruder, das musst 'r am besten wissen.

Da der Kurier sahe, daß er mit

Leuten zu

thun habe, die sich von ihrer Meinung so leicht nicht abbringen liessen*, so eilt' er wieder nach der Kir­ che zurük und rapportirte treulich, was er gesehn

und gehört hatte. Die Braut, die schon einige

Merkmale von Unruhe blikken lassen, ward dadurch nicht wenig bttuhigt. Sie übte vermöge dieser Herz­ stär-

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>

stärkung ihre Geduld noch eine halbe Stunde» Als. nach deren Verflus aber der Bräutigam noch nicht erschien,' geriet sie aus aller Fassung. Den Zu­ schauern entging dies nicht. Denn troz des RiechKüchschens, zu dem sie beständig ihre Zuflucht nam, offenbarte sich ihre Angst und Verwirrung durch

öfters Zusammenbeben, Herzklopfen und Entfar-ben.

Die Versammlung stellte über diesen Vorfall mancherlei Mutmaassungen an. Einige meinten:

er mässe sich in dem Orte der Zusammenkunft geirrt haben, weil er, so lang' er im Kirchspiele wohn­

te, noch nicht in die Kirche gekommen wäre. Andre glaubten: es müsse ihm irgend etwas begegnet sein, weshalb ihn seine Leute nach Hause gebracht hat­ ten. Ein dritter-Theil, und unter diesem war auch die Braut, konnte sich nicht des Argwohns erwehren, daß der Kommodore sich anders beson­ nen habe. So sinnreich aber auch alle diese Ver-

nmtungen waren, so traf dennoch kerne das Ziel.

Hier ist die wahre Utsach seines Aussenbleibens. Der Aommodore und sein Geschwader waren durch viele Wendungen des Pfarrers Haus beinahe vorbeilavirt, das windwärts, von der Kirche stand,

als unglüklicherweise das Anschlägen einer Kuppel pereg. Pickle I. B. G

( 98 ) Hunde den beiden Jagdpferden In die Obre» fiel, worauf der Kommodore und sein Lieutenant fas« feil. Kaum hörten diese raschen Thiere den besee­ lenden Schall, so zogen sie vor brennender Jagd­ begier plözlich aus und strengten jede Sehne an, tim an dieser Lustbarkeit Theil zu nemen. Mit un­ glaublicher Schnelligkeit flogen sie queerseldein und über Zäune, Graben und alles, was ihnen vorlag, ohne die mindeste Rüksicht auf ihre unglükliche Reiter. Der Lieutenant, dessen Klepper dem andern zuvorgekommen war, hielt es für sehr thöricht und «ermessen, mit seinem hölzernen Beine fest im Sat­ tel bleiben zu wollen, daher ergris er weislich die Gelegenheit, sich in ein dichtes Kleverseld Hinab­ ruwerfen, durch welches der Weg seines Thieres ging. Hier lag er ganz bequem, und als er seinen Kapitän in vollem Gallop ankommcn sahe, so rief er ihm zu: ».Wie steht's? He?" Der Kommodore, der in unbeschreiblichen Aengsten war, sah ihn schrägen Bliks an und antwortete stotternd im Vorübersprengen: Hol Luch der Teufel: 'r liegt d» wohlbehalten vor Anker. Wollte Gott, 'ch hätte eben so festen Grund. Doch in Betracht seiner untauglichen Ferse möcht' er den.Versuch nicht «a-

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)

gen, der Hatchway'n so gut gelungen war.

Er

beschlos daher, sich auf seine« Pferde so fest zu

halten, als nur immer möglich, so lange bis die Vorsicht ihm Rettung zusendete. Dem infolge lies er die Peitsche falle» und klammerte sich mit der rechten Hand fest an den Sattelknvpf. Ui» sich im

Sattel iu erhalten, strengt' er alle seine Muskeln an, und diese Anstrengung brachte die fürchterlich­ sten Gebärden hervor.

In der Stellung ward er noch ein beträchtli­ ches ©tut Weges soktgesprengt, als plözlich ei» Gatterthor, das er vor sich erblikte, ihm wieder Mut gab. Hier zweifelt' er nicht, würde der Lauf seines Pferdes sich notwendigerweise ende» müssen.

Aber leider'. Hais er die Rechnung ohne Wirt ge­ macht. Weit entfernt, sich durch dies Hindernis aus­ halten zu lassen, sezte der Gaul mit bewundernswür­ diger Behendigkeit darüber weg. Das Erstaunen und die Verwirrung seines Besizers war grenzenlos. Del diesem Sprunge, verlor er Hut und Perüke und

fing nun an im Ernste zu glauben: er süsse dem Teufel auf dem Rükken.

Er empfal sich Gott;

Ueberlegung, Gesicht, und alle Sinn« schwanden

ihm. Sodann lies er den Zügel fallen «nd hielt sich au- Instinkt an de» Mähnen fest. G 3

In dem

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)

Zustande langt' er mitten unter der Jagdgesellschaft an. Sie waren über eine solche Erscheinung volle» Erstaunen. Kein Wunder, wenn man die Figur

bedenkt, die Trunmon machte. Seine Person war stets so beschaffen, daß sie Bewunderung erregte; wie viel hoher musste diese jezt nicht steigen, da

sein diesmaliger Anzng und sein Unglük jede Son« derbarkeit an ihm erhöhten. Zu Ehren seiner Hochzeit hatt' er seinen Bra-

tenrok angelegt, ein feintuchnes blaues Kleid, von

einem Schneider aus Ramsgate verfertigt und mit

fünf Duzend fein langen und schmale« messingneit Knöpfen besezt. Seine Beinkleider waren von eben dem Zeuge, und an den Knieen mit breiten Bü­

scheln Zwimband befestigt.

Seine Weste bestand

aus rotem Plüsch mit grünem Felbel ausgcschlagen; und hatte goldne Knopflöcher. Seine Stiefeln gli­

chen an Färb' und Form ganz genau einem Paar ledernen Wassereimem. Seine Schultern schmükte ein bäffclledernes Gehcnk, woran ein grosser Hirsch­

fänger hing, mit einem 'GefäS wie an einem Schlachtschwerte. Zu beiden Seiten des Sattel­

kopfs zeigte sich ein verrostetes Pistol in einem Hols­ ter von Bärenfell. Der Verlust seiner Knotenpe-

rüke und seines Tressenhuts, (in ihrer Art sehens-

c

toi

)

würdige Merkwürdigkeiten!) trugen jur Dervoll-

kommung des Gemäldes nichts im geringsten bei, vielmehr das Gegentheil. Denn seine kahle Platte und die natürliche Lange seiner laternenartigen Bak­

ken , die nunmehr dem Auge Preis gegeben waren, vermehrten noch das Besondere, und Phantastische

der ganzen Figur.

Ein solches Schauspiel hätte die ganze Jagdge­

sellschaft notwendig von ihrer Lustbarkeit abziehen

müssen, wenn gleich sein Pferd es gut gefunden hätte,

einen andern Weg cinzuschlagen.

Allein

die- Thier war ein zu hitziger Iagdklepper, um ei­

nen andern Weg als der Hirsch zu wählen. Daher lief es, ohne anzuhalten und die Neugier der Zu­ schauer zu befriedigen, in einigen Minute» allen

Jagdpferden zuvor. Zwischen ihm und den Hunden lag ein tiefer Hohlweg.

Statt eines Feldwege­

weiter den Fussteig zu nemcn, der aueer über die

Heerstrasse ging, fett’ es mit Einem Sprunge über den Hohlweg.

Ein Kärner, der gerade diesen Weg

fuhr, und dies Phänomen über seinen Wagen fort­ fliegen sahe, verwunderte und entsezte sich darüber ausnemend. Das war nicht das einzige Abenteuer,

das dem Rommodore begegnete. Als der Hirsch

in einen vorliegenden tiefen Strom gesprungen G r

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102

)

«ar: lenkte jeder seinen Lauf nach einer in der Nä-

he befindlichen Brükke. Allein der Renner unsers Bräutigams verachtete alle solche Bequemlichkei­ ten ; ohn' alle- Bedenken stürzt' er in den FluS,

«nd war in Einem Auzcnblik auf dem Gegenufer. DieSplözliche Eintauchen in ein Element, worin

Ctunmott eigentlich zu Hause gehörte, hals höchst

wahrscheinlich seine erschöpften Lebensgeister wieder

erseren. Denn bei seiner Landung an der Gegen­

seite gab er Zeichen der Empfindung von sich. Er brüllte laut um Hülfe, die er doch nicht erhalte» konnte, weil sein Pferd den einmal erhaltnen Vor­

theil behauptete und sich nicht wollte zuvorkvmmen

lassen. Kurz, nach einer langen Jagd, die verschleime

Stunden gedauert hatte, und wobei wenigstens ein Duzend Meilen war zurükgelegt worden, befand sich der Gaul bei dem Tode des Wildes mit ruerst ge­

genwärtig. Des Lieutenant's Wallach, von eben lern Geiste getrieben, war ohne Reiter dem Bei­ spiel seines Gefährten gefolgt, und mit ihm zugleich

eingetroffen. Als unser Bräutigam sich auf die Att nun end­ lich im Gesicht de- Hafens oder mit ander» Wor­

ten am Ende seiner Laufbahn befand, so nuzt' er

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103

)

diese erste Pause, die Jäger zu bitte», ihm doch vom Pferde hcruiiterzuhelscii. Diese gefälligen Leu­ te fejten ihn frisch und wohlbehalten in's Gras nie­ der. Hier sas er und starrte die hinrukvmmende Jagdgesellschaft mit so wilden erstaunuiigsvvlleir Blikken an, als wenn er ein aus den Wolken her­ abgefallenes Geschöpf von ganz andrer Art gewesen wäre. Doch hatt' et sich wieder erholt, bevor die Hun­ de mit den ersten Stükken ihres Fanges fertig wa­ ren. Als einer von der Jagdgesellschaft ein schma­ les Fläschchen aus der Tasche zog und an de« Mund feite, so urtheilte tDcunnion, diese Herzstärkung könne nichts anders sein, als echter Coniac, wie er'S denn auch wirklich war; deshalb äussert' «r Verlangen, etwas davon abrubekommen. Man gab ihm sogleich eine mässige Dosts und nun war er vollkommen wieder hergestellt. Unter der Zeit hatt' er und seine beiden Gäule die Aufmerksamkeit der ganzen Gesellschaft gefesselt. Einige bewunderten den zierlichen Bau und da­ ungewöhnliche Feuer der beiden Thiere; andere be­ frachteten den wunderbaren Aufzug ihres Herrn, ten sie vorher nur en passant gesehn hatten. End­ lich näherte sich ihm einer von den Kavalieren sehr G 4

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io4

)

höflich und fragte ihn: wie er zu dem Aufzug ge­ kommen sei und ob er unrerivegs seinen Gefährten

verloren habe.

Seht 'r Bruder, versezte der Xommoboce,

'r musst mich für 'ne ganz kuriose Prise halten, da ’t mich so uärr'sch ausstaffirt seht, zumal, da 'ch

'nen Theil von meiner Takelage iugebüsst habe.

Aber- seht nur, 's Dings geht eegentlich so zu. Heut' früh um zehn Uhr licht' 'ch von Hause An­ ker bei schmukkem Wetter un günstigem Südsüdost,

«m zur nächsten Kirche us die Ehestandsfahrt zu steuern. Kaum hatten w'r 'ne Wiertelmrile zurük-

gelegt, wutsch sprang der Wind um un blie- uns grad' in die Zähne; un so mufften w'r den ganzen

'Weg durch laviren. W'r waren demungeacht schon

so weit, daß w'r den Hafen im Gesicht hatten, al- diese Pezenbrut von Pferden, die 'ch' erst zwee Tage zuvor gekost habe, Cd) meines Parts halte

sie für ingefleeschteDeivel) in 'nemOgenblikh'rumsuhrcn, sich nah an den« Wind hielten, das Steuer nicht mehr achteten, un wie 'n Blix mit m'r un

dem Leutnant forttrieben, ’t kam bald uf 'nem ausnemend guten Grund vor Anker,

'ch mein'»

Parts bin über Klippen un Sandbänke hingesegelt. Durch die gewaltigen Stoffe hab' 'ch nun ’ne gar

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IO?

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stattliche Kllotenperükke litt 'nen goldnen Lrcssenhut ingebüsst. Endlich bin ’d) Gott fei Dank in 'n stilles Fahrwasser gekommen. Abers 'ch will nicht ^awfet Gtunnicn heissen, oder meine Oogen ver­ lieren, wenn 'ch »emals wieder meinen Leichnam us solcher verwetterten Pezenbrut trage» Einer aus der Gesellschaft, dem dieser ost ge­ hörte Name aufsiel, ergrif sogleich die Erklärung, womit diese sonderbare Erzählung geschlossen wurde, und machte die Anmerkung: seine Pferde hätten grosse Fehler. Sodann fragt' er ihn: auf was Art und Weise er wieder zurükzukemmen gedachte. -,Ie nu, 'ch miete mir 'nen Sd)litten oder 'nen Wagen, oder so 'n Ding wie'n Esel. Denn 'ch will verdammt sin, wo 'ch mein Lebstage wieder ’u Pferd beschreite," Und was wollen Cie denn mit den beiden Thieren da anfangen? sagte der Andre. Feuer scheinen sie. zu haben; aber sie sind weiter nichts als- blosse rohe Füllen und kön­ nen noch all' den Teufel seine Krankheiten an den Hals kriegen. Das eine ist sogar, wie mir däucht', duglahm. 'ch wollte, die verfluchten Rakker hatten beede den Hals gebrochen, versezte der Rommodore, ob m'r gleich die Sappermenter vierzig gute GelbG 5

ro 6

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fuchse zu stehu kommen.

) Vierzig Guineen! rief

der Fremde aus (der ein Squire, ein Jockey und zugleich der Eigner der Jagdkuppel war): O Herr

Gott! wie ein Mensch doch kann beschummelt wer­ den. Diese Thiere sind plump und ungeschikt ge­

nug, um im Pfluge zu ziehn. Bemerken Sie nur wnntal, wie eingefallen die Flanken bei Beiden sind; und wie wenig scharf der Widderrüß bei ihnen ist; überdies hat das eine den Grind schon gehabt.

Sehn Sie nur, der Büschel an der Ferse dort ist weggebrannt. Kurz dieser Pferdekenner entdekte an den beiden Gäulen alle die Fehler, die man an dieser Art von

Thieren nur finden kann.

Er bot ihm für beide

zehn Guineen und sagte t er wolle sie zu Lastthieren Squire. Der Titel Esq ui re> Squire kommt ei­ gentlich nur dem zu, der fünfhundert Pfund Ster­ ling Einkünfte hat; da aber dieses unmöglich zu

untersuchen ist und überdem keine Vorrechte da­

mit verbunden ftttb, so nennt sich jeder Esquire,

der sich vom Pöbel auszeichnen will und keinen

andern Titel hat. (S. England und Italien

Zter Th. S. 80.) Iockey.

So wird beim Pferderennen derjeni­

ge genannt, der das Rennpferd reitet. Adelung-Jo hnson^


baß dies seinen Untergebnen weit mehr angrif, als jede Strenge, die er gegen ihn ausüben konnte. peveguine war verschiebne Morgen nicht in der Kapelle gewesen. Mäster Iumble unterlies nie, ihn in sehr gebietrischem Tone wegen dieser Nachlässig­ keit $ur Rede zu stellen. Jener hatte stets einige sehr scheinbare Entschuldigungen in Bereitschaft; in der Länge aber hatt' er sich erschöpft und nun erhielt er von Iumble'n einen sehr gallevvllen Verweis wegen seines ruchlosen Wandels. Und um einen noch empfindlichern Eindruck auf ihn tu machen, gab er ihm, gleichsam als ;ur Uebung, eine Engli­ sche Paraphrase folgender rwei Verse aus dem Vir­ gil auf: Vane Ligur fruftraque anitnis elate fuperbis Nequicquam patrias tentafti, lubricus, artes. Thörichter Sohn Lignricn's, hoch von Dünkel ge­

schwollen, Duversnchtest, strauchlend, umsonst die Künste de-

Vaters »).

Die Aufgabe dieses verhassten Thema's that bei peregrine'n die erwünschte Wirkung. Er sah' eT4

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)

nicht nur als einen unziemlichen Ausfall auf sein Betragen, sondern auch als einen schimpfliche» Rükblik auf das Andenken seines Grosvaters an, der (wie er gehört hatte) bei seinen Lebzeiten mehr we­

gen seiner Verschmiztheit als wegen feiner Redlich­

keit im Handel war bekannt geworden. Höchst aufgebracht über eine solche Verwägenheit von einem Schulobristen, hatt' er in der ersten Hize beinahe auf der Stelle körperliche Genug­

thuung an ihm genommen. Da er aber die verdiüslichen Folgen überlegte, die eine so ungeheure Derlezung der Universitätsgeseze nach sich ziehn könn­ te , so erstikt' er seinen Unwillen, und beschlos die­

se Beleidigung auf eine kältere und verächtlichere

Art zu rächen. Mit diesem Entschlus zog er um­ ständliche Erkundigungen von Jumble s Sippschaft und Erziehung ein.

Er erfuhr, der Vater dieses

übermütigen Lehrers sei ein Maurer und die Mut­ ter eine Pastetenkrämerin gewesen; und der Sohn

selbst habe, bevor er sich aus die Studien gelegt,

zu verschiednen Zeiten in seiner Jugend beide Be­ schäftigungen getrieben. Mit diesen Nachrichten versehn, verfertigte er folgenden Gassenhauer in Knittelversen, den er den folgenden Tag als eine