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German Pages 333 [375] Year 2023
Monarchie und Diplomatie
FOKUS NEUE STUDIEN ZUR GESCHICHTE POLENS UND OSTEUROPAS NEW STUDIES IN POLISH AND EASTERN EUROPEAN HISTORY Publikationsserie des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften/Series of the Centre for Historical Research of the Polish Academy of Sciences in Berlin
Herausgegeben von/Series Editors Wƚodzimierz Borodziej, Hans-Jürgen Bömelburg, Maciej Górny, Igor Kąkolewski, Yvonne Kleinmann, Markus Krzoska Wissenschaftlicher Beirat/Advisory Board Hans Henning Hahn Dieter Bingen Eva Hahn Joanna Jabłkowska Kerstin Jobst Beata Halicka Jerzy Kochanowski Magdalena Marszałek Michael G. Müller Jan M. Piskorski Miloš Řezník Isabel Röskau-Rydel Izabella Surynt
BAND 13
Kolja Lichy, Oliver Hegedüs (Hg.)
Monarchie und Diplomatie Handlungsoptionen und Netzwerke am Hof Sigismunds III. Wasa
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien
Die Herausgeber: Kolja Lichy ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Oliver Hegedüs war Projektmitarbeiter im SFB/transregio 138 „Dynamiken der Sicherheit“ im Teilprojekt „Konfessionelle Minderheiten“. Umschlagabbildung: Erik Jönsson Dahlbergh: Urbs Warsovia Sedes Ordinaria Regum Poloniea ea facie exhibita qua conspiciebatur postquam amisso prælio à Ser. R. Poloniæ deserta et à S.R.M. Sueciæ secunda vice occupata fuit d. 22. Iul. An. 1656, in: Samuel von Pufendorf: De Rebus A Carolo Gustavo Sveciae Rege Gestis Commentariorum Libri Septem. Elegantissimis Tabulis Aeneis Exornati Cum Triplici Indice. Norimberga 1729. Mit freundlicher Genehmigung der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, urn:nbn:de:hbz:061:1-129174 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2023 Brill Schöningh, Wollmarktstraße 115, D-33098 Paderborn, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress und Wageningen Academic. www.schoeningh.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn ISSN 2698-5020 ISBN 978-3-506-70588-4 (hardback) ISBN 978-3-657-70588-7 (e-book)
Inhalt Vorwort zur Reihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vii Einleitung: Der König hat den Hut auf. Monarchie, Hof und Außenbeziehungen in der Zeit Sigismunds III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ix Kolja Lichy / Oliver Hegedüs
Teil I Familienbande 1.
Manische Neugier? Erzherzogin Maria von Innerösterreich in der Kommunikation zwischen Graz und Krakau . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Katrin Keller
2.
„Wie es finster bey uns stedt, schreibt die Urschl“ – Die Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Oliver Hegedüs
3.
Dynastische epistolare Interaktion. Der Briefwechsel von Sigismund III. Wasa und seiner Familie mit dem Haus Österreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Teil II Höfische Akteure 4.
Die Habsburger Fraktion am Hofe Sigismunds III. – Personen und Interessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Aleksandra Barwicka-Makula
5.
The Role of the Courtiers in the Polish-Lithuanian Diplomatic Service at the Turn of the Sixteenth Century . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Magdalena Jakubowska
6.
Außenbeziehungen schreiben. Jean La Blanque zwischen polnischem Hof und französischer Diplomatie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 Kolja Lichy
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Inhalt
Teil III Diplomatie im höfischen Zeremoniell 7.
Die Eheanbahnung zwischen König Sigismund III. und Erzherzogin Anna. Praktiken und Symbole zwischen Protokoll und Abrechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 Christoph Augustynowicz
8.
Der zeremonielle Empfang des englischen Gesandten Sir Thomas Roe am polnischen Königshof 1629 in Warschau . . . . . . . . 195 Patrick Schumann
9.
The Audiences of Apostolic Nuncios at the Court of Polish Vasas (1587–1668) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Dorota Gregorowicz
Teil IV Konfessionelle Allianzen, konfessionelle Grenzen 10. Antonio Santa Croce und Giovanni Battista Pallotta. Zur Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur im Jahr 1629 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Henryk Litwin / Paweł Duda 11.
Der polnische Wasahof und Brandenburg-Preußen (1587–1648). Katholisch-protestantische Kontakte und Beziehungen im konfessionellen Zeitalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 282 Hans-Jürgen Bömelburg
12. Failed Diplomacy. Andrzej Rey’s Mission to London and the Collapse of Vasa-Stuart Diplomatic Relations . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 Anna Kalinowska Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321 Ortsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
Publikationsreihe des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften FOKUS. Neue Studien zur Geschichte Polens und Osteuropas In dieser Buchreihe erscheinen wissenschaftliche Monographien und Sammelbände, die der neuesten Forschung zur Geschichte Polens und Osteuropas gewidmet sind. Die darin veröffentlichten Arbeiten verbinden verschiedene Disziplinen der Kultur- und Sozialgeschichte. Auch wenn der thematische Schwerpunkt der Reihe auf Polen und Osteuropa liegt, so sollen in ihr Arbeiten erscheinen, die die Vergangenheit dieses Teils unseres Kontinents im Rahmen einer möglichst breiten Forschungsperspektive behandeln und auf diese Weise die Forschung zu ähnlichen Themen anderer Regionen Europas inspirieren. In der Buchreihe FOKUS: Neue Studien zur Geschichte Polens und Osteuropas warden u.a. auch herausragende akademische Qualifikationsarbeiten erscheinen, wie z. B. für den wissenschaftlichen Förderpreis des Botschafters der Republik Polen in Deutschland eingereichte Dissertationen.
Einleitung: Der König hat den Hut auf
Monarchie, Hof und Außenbeziehungen in der Zeit Sigismunds III. Kolja Lichy / Oliver Hegedüs Am polnischen Hof des Jahres 1627 kam es zu einem kleineren zeremoniellen Skandal, der noch Jahrzehnte später als ein diplomatisches Lehrbuchstück dienen sollte. Abraham de Wicquefort jedenfalls schilderte in seinem Traktat über den Botschafter und dessen Funktionen ausführlich die Episode eines Zusammentreffens zwischen den Abgesandten der Vereinigten Niederlande und König Sigismund III. Wasa. Die Niederländer hatten zum Auftrag, im schon lang schwelenden Konflikt zwischen dem polnischen Wasa und dem schwedischen König, nunmehr Gustav II. Adolf Wasa, zu vermitteln. Anders als üblich – und von den niederländischen Gesandten erwartet – lüftete Sigismund während seiner Audienz für die Abgesandten nur andeutungsweise und allzu knapp seinen Hut. Zugleich signalisierte er den niederländischen Diplomaten nicht, dass jene wiederum ihre Hüte nach dem Gruß für den Monarchen wieder aufsetzten durften. So musste die Delegation die gesamte Audienz barhäuptig vor dem polnischen König verbringen.1 Dies, so kommentierte Wicquefort, musste von den Diplomaten als eine Negation der niederländischen Souveränität aufgefasst werden; und dabei, so bemerkte er hellsichtig weiter, habe es sich um eine ganz gezielte Missachtung gehandelt. Man könne sie einerseits aus der engen Verbindung des polnischen Wasas mit den Habsburgern erklären. Andererseits sei man am polnischen Königshof indigniert gewesen, dass die Niederländer zunächst dem schwedischen Monarchen ihre Aufwartung gemacht hätten, bevor sie sich in Warschau zeigten.2 In der internationalen Forschung der letzten Jahrzehnte hat sich eine mittlerweile nicht mehr ganz so „neue Diplomatiegeschichte“ etabliert, die in vielerlei Hinsicht auf die Komplexität frühneuzeitlicher Außenbeziehungen jenseits der tendenziell ahistorischen Logiken moderner nationalstaatlicher Perspektiven hingewiesen hat.3 Mithin hat sich der Blick von einer 1 Abraham de Wicquefort, L’Ambassadeur et ses fonctions. Dernière édition, Augmentée des Mémoires sur les Mémoires pour les Ambassadeurs, de la réponse à l’auteur. Cologne 1690, 236f. 2 Ebenda, S. 237. 3 Watkins, John: Toward a New Diplomatic History of Medieval and Early Modern Europe, in: Journal of Medieval and Early Modern Studies 38.1 (2008), S. 1–14; von Thiessen, Hillard: Diplomatie vom type ancien. Überlegungen zu einem Idealtypus des frühneuzeitlichen Gesandtschaftswesens, in: Ders./Chrstian Windler (Hg.): Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke
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Kolja Lichy / Oliver Hegedüs
althergebrachten Institutionengeschichte der Diplomatie auf sehr differenzierte Akteursgruppen – sowie deren Netzwerke und Praktiken – gerichtet, die Spieler auf dem weit verstandenen Feld von Außenbeziehungen waren.4 Vor diesem Hintergrund wendet sich der Sammelband mit der Akzentsetzung auf „Monarchie und Diplomatie“ und damit auf den Hof einer zunächst recht klassischen Perspektive zu. Dabei soll Polen-Litauen eine breitere Aufmerksamkeit im Rahmen der Geschichte der Außenbeziehungen gewidmet werden als dies in der deutschen wie internationalen Forschung außerhalb Polens oft geschieht; systematischere Versuche, Diplomatie und Außenbeziehungen in Hinsicht auf das frühneuzeitliche Polen-Litauen aufzuarbeiten, sind im Übrigen auch in den letzten Jahren innerhalb der polnischen Forschung angemahnt worden.5 Der vorliegende Band konzentriert sich allerdings mit Bedacht auf den polnischen Königshof als zentralen Handlungsort von Außenbeziehungen. Dies geschieht nicht zuletzt in Hinsicht auf eine breitere Forschungsdiskussion zur Rolle von Hof und Monarchie in einem Gemeinwesen, das herkömmlich schnell und gerne mit dem Signum der „Adelsrepublik“ belegt worden ist.6 Entsprechend verorten sich die folgenden Beiträge ebenso im Bereich der Geschichte der Außenbeziehungen wie auf dem Gebiet der Hofforschung und Interkulturalität im historischen Wandel. Köln/Weimar/Wien 2010, S. 471–503; Sowerby, Tracey A.: Early Modern Diplomatic History, in: History Compass 14.9 (2016), S. 441–456; kritisch reflektierend zu den daraus erwachsenden Perspektiven vgl. auch Osborne, Toby: Whither Diplomatic History? An Early-Modern Historian’s Perspective, in: Diplomatica 1.1 (2019), S. 40–45. 4 Tremml-Werner, Birgit/Goetze, Dorothée: A Multitude of Actors in Early Modern Diplomacy, in: Journal of Early Modern History 23 (2019), S. 407–422; vgl. beispielsweise auch Roșu, Felicia: The New Indies, the Desired Indies. Antonio Possevino and the Jesuits between Diplomacy and Missionarism in Northeastern Europe 1577–1587, in: Maurits A. Ebben/Louis Sicking (Hg.), Beyond Ambassadors. Consuls, Missionaries, and Spies in Premodern Diplomacy. Leiden 2020, S. 137–156; Externbrink, Sven: Humanismus, Gelehrtenrepublik und Diplomatie. Überlegungen zu ihren Beziehungen in der Frühen Neuzeit, in: Hillard v. Thiessen/Christian Windler (Hg.), Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel. Köln/Weimar/Wien 2010, S. 133–150; Diego Pirillo: Venetian Merchants as Diplomatic Agents. Family Networks and Cross-Confessional Diplomacy in Early Modern Europe, in: Nathalie Rivère de Carles (Hg.), Early Modern Diplomacy, Theatre and Soft Power. The Making of Peace. London 2016, S. 183–203. 5 Skowron, Ryszard: [Przedsłowie], in: Ders. (Hg.): Polska wobec wielkich konfliktów w Europie nowożytnej. Z dziejów dyplomacji i stosunków międzynarodowych w XVI–XVIII wieku. Kraków 2009, S. 9. Polen-Litauen wurde hingegen prominent in Bezug auf dynastische Verbindungen als Teil von Außenbeziehungen im Rahmen des europäischen Verbundprojekts „Marrying Cultures: Queens Consort and European Identities, 1500–1800“ thematisiert. Vgl. hier etwa den Sammelband Bues, Almut (Hg.): Frictions and Failures. Cultural Encounters in Crisis. Wiesbaden 2017. 6 Lichy, Kolja: Stand und Aufstand. Adel und polnisch-litauisches Gemeinwesen im Rokosz von 1606–1609. Tübingen 2021, S. 5–27.
Einleitung
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und sollen schlussendlich damit auch eine Perspektive auf die Geschichte der Monarchie in Polen-Litauen eröffnen. Ziel ist es somit, durch die Verbindung von Hof und Außenbeziehungen beide Themenkomplexe für den Fall Polen-Litauen gegenseitig zu konturieren. In der Komplementarität der hier versammelten Texte soll dabei einerseits ein Beitrag zu einem ansatzweise systematischeren Blick auf das Themenfeld versucht werden. Bewusst sind die Einzelstudien dabei nicht auf die Frage rechtlich-normativer Definitionen ausgerichtet, sondern explorieren Praktiken und Netzwerke des Handelns im Rahmen von Außenbeziehungen. Dabei geht es in erster Linie um eine systematische Reflexion. Mithin soll nicht im Sinne der zahlreichen Studien zu „Internationalen Beziehungen“ ein möglichst vollständiges Bild einer Entität „Polen-Litauen“ in etwaigen Mächtekonstellationen nachgezeichnet werden.7 Zur Orientierung wird jedoch nach den zwei folgenden systematischreflektierenden Abschnitten im dritten Teil der Einleitung eine knappe Einordnung der Politik des polnischen Wasahofes in die zeitgenössischen europäischen Konstellationen der Außenbeziehungen skizziert. Nicht alle der in diesem Zusammenhang angesprochenen Problemkreise werden sich dabei unmittelbar in den Beiträgen des Bandes wiederfinden. So mussten leider die geplanten Texte, die sich im Rahmen der hier aufgeworfenen systematischen Fragen mit den Beziehungen zum Osmanischen Reich sowie zu Schweden und Moskau beschäftigen sollten, entfallen. Die vorliegende Publikation konzentriert sich auf die Herrschaftszeit Sigismunds III. in den Jahren 1587 bis 1632, wobei diese Auswahl auf drei Faktoren beruht: Der Sammelband ist zum einen das Ergebnis einer 2019 in Wien abgehaltenen Konferenz, die im Rahmen eines von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien finanzierten Editionsprojektes stattfand. Das Projekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Korrespondenzen Ursula Meyers mit den Höfen in Graz, München und Wien zu erschließen.8 Bei Ursula Meyer handelt es sich um eine Bedienstete an den Höfen der beiden polnischen 7 Vgl. hierzu etwa die epochenübergreifende Diskussion des Konzepts der „Internationalität“ in dem Band Haider-Wilson, Barbara/Godsey, William D./Mueller, Wolfgang (Hg.): Internationale Geschichte in Theorie und Praxis. Wien 2017, hierin zur Frühen Neuzeit: von Thiessen, Hillard: Außenbeziehungen und Diplomatie in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne. Ansätze der Forschung – Debatten – Periodisierungen, S. 143–164; vgl. auch die zusammenfassende Diskussion mit ausführlichen Literaturhinweisen, auch wenn im hier vorliegenden Zusammenhang die daraus gezogenen Schlussfolgerungen nicht unbedingt geteilt werden können: Backerra, Charlotte: Wien und London, 1727–1735. Internationale Beziehungen im frühen 18. Jahrhundert. Göttingen 2018, S. 17–21. 8 Eine hybride Edition der Briefwechsel ist noch in Arbeit. Online zugänglich sind bereits die Regesten: https://cbhist.pan.pl/de/quellen-und-studien/mittelalter-und-euzeit/hofkorrespondenz-von-ursula-meyer-1592-1635/. Im Rahmen der Projektarbeit ist darüber hinaus eine Sammelpublikation zur dynastischen Rolle von Schwiegermüttern im Europa der
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Kolja Lichy / Oliver Hegedüs
Königinnen Anna und Konstanze, der sukzessiven Frauen von Sigismund III. Die Konferenz hatte sich in diesem Sinne zum Ziel gesetzt, Ursula Meyer als Akteurin der höfisch-dynastischen Kontakte zwischen den polnischen Wasa, den Habsburgern in Graz und Wien sowie den Wittelsbachern in München zeitgenössisch zu kontextualisieren. Zum zweiten bietet Sigismund III. für die Frage nach Hof und Außenbeziehungen, in denen auch dynastische Kontakte einbegriffen werden sollen, einen exemplarischen Testfall. So konnte der Monarch sich zwar auf seine Verwandtschaft mit der in männlicher Linie 1572 ausgestorbenen Jagiellonendynastie beziehen, sah sich jedoch vor die Aufgabe gestellt, mit den Wasa eine neue dynastische Konstellation in Polen-Litauen wie auf europäischer Ebene – dazu in Verflechtung mit Schweden – zu etablieren. Schließlich ist es drittens Ziel des vorliegenden Bandes, die hier präsentierten unterschiedlichen Facetten des Themas durch die Konzentration auf einen beschränkten Zeitraum und eine spezifische Herrschafts- und Akteurskonstellation zu einem zwar bei weitem nicht umfassenden, nichtsdestoweniger kohärenten Blick zu bündeln. 1.
Hof, Dynastie und Diplomatie
Die gegenwärtige Hofforschung teilt mit der Geschichte der Außenbeziehungen nicht nur den kulturgeschichtlichen Werkzeugkasten, dessen Elemente etwa eine – tendenziell mikrogeschichtliche – Fokussierung auf Akteurinnen und Akteure, deren Netzwerke und Praktiken umfassen.9 Wenn man den monarchischen Hof dabei grundsätzlich als eine intrinsische Verquickung zwischen herrscherlichem Haushalt und Ort der Herrschaftsorganisation über ein Gemeinwesen versteht10, muss bis zu einem gewissen Punkt ebenfalls die Frühen Neuzeit erschienen: Lichy, Kolja (Hg.): Cognatic Power. Mothers-in-law and Early Modern European Courts = The Court Historian 25 (2020). 9 Vgl. allein stellvertretend für eine mittlerweile in ihrem Umfang noch kaum mehr überschaubare Forschungslandschaft die bereits weiter zurückliegenden Forschungsbilanzen: Fantoni, Marcello (Hg.), The Court in Europe, Roma 2012; Bihrer, Andreas: Curia non sufficit. Vergangene, aktuelle und zukünftige Wege der Erforschung von Höfen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift für Historische Forschung 2008 35.2 (2008), S. 235–272. 10 Duindam, Jeroen: Royal Courts, in: Hamish Scott (Hg.): The Oxford Handbook of Early Modern European History, 1350–1750. Volume II: Cultures and Power. Oxford u.a. 2015, 440–476, 440f.; Winterling, Aloys: ‚Hof‘. Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte, in: Reinhardt Butz/Jan Hirschbiegel (Hg.): Hof und Theorie. Annäherungen an ein historisches Phänomen. Köln/ Weimar/Wien 2004, S. 77–90, S. 78; Auge, Oliver/Spiess, Karl-Heinz: Hof und Herrscher,
Einleitung
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Unterscheidung zwischen familiär-dynastischem Handeln und Regierungstätigkeit obsolet erscheinen. Entsprechend waren in vielerlei Hinsicht keine klaren Grenzen zwischen institutionellen Strukturen und Akteursgruppen zwischen diesen beiden Polen zu ziehen. Dies zeigt sich bereits mit einem kurzen Blick auf die finanziellen und administrativen Verquickungen zwischen respublica und König beziehungsweise Großfürst. Die sogenannte Krondomäne bildete neben den Regalabgaben aus den Salzminen und verschiedenen Zöllen dabei die Einnahmequelle des Monarchen. Sie wurde zwar nicht als Eigentum, sondern als Verfügungsmasse des regierenden Königs betrachtet. Dies hinderte die Monarchen in der Regel jedoch keinesfalls daran, über die Ländereien der Krondomäne – in der sehr umstrittenen Praxis – durchaus nach Gutdünken zu verfahren.11 Aus einem Viertel der Einnahmen aus der Krondomäne wurde aber auch die sogenannte Quart bestritten, die einen eigenen, beständig eingerichteten und in der Stadt Rawa angesiedelten Militärschatz alimentierte.12 Hierneben bestand zumindest in der Krone Polen der sogenannte Kronschatz (skarb koronny), der zu spezifischen Zwecken aus entsprechend vom Sejm zu verabschiedenden Steuern bestritten wurde, was im Kriegsfall etwa das entscheidende Budget zur Bezahlung von Truppen darstellte.13 Ab 1589 beziehungsweise 1590 wiederum wurde formal von diesen Budgets der sogenannte Hofschatz (skarb nadworny) differenziert und der sich aus einem nun gesondert definierten Teil der Krondomäne, den sogenannten Ökonomien beziehungsweise bona mensae regiae, speiste. Letzterer diente zur Finanzierung des Monarchen und seiner Familie sowie des Hofes und in: Jan Hirschbiegel/Werner Paravicini (Hg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Teilband 1: Begriffe. Ostfildern 2005, S. 3–15. 11 Dies hatte bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts im Rahmen der sogenannten Exekutionsbewegung zu langanhaltenden Konflikten zwischen Adel und Monarch geführt (vgl. Sucheni-Grabowska, Anna: Monarchia dwu ostatnich Jagiellonów a ruch egzekucyjny. Geneza egzekucji dóbr. Wrocław 1974). In der Folge wurde zwar die Versetzung der Krongüter erfolgreich zurückgefahren, im Gegenzug stellten sie nun eine immer größere Verfügungsmasse für die Gütervergabe durch die Monarchen dar, vgl. hierzu Chłapowski, Krzysztof: Realizacja reform egzekucji dóbr 1563–1665. Sprawa zastawów królewszczyzn małopolskich. Warszawa 1984; Sucheni-Grabowska, Anna: Losy egzekucji dóbr w Koronie w latach 1574–1650, in: Kwartalnik Historyczny 80.1 (1973), S. 3–19. 12 Filipczak-Kocur, Anna: Skarbowość rzeczypospolitej 1587–1648. Projekty – ustawy – realizacja. Warszawa 2006, S. 14–22; Sucheni-Grabowska, Anna: Walka o wymiar i przeznaczenie kwarty w końcu XVI i na początku XVII wieku, in: Przegląd Historyczny 56.1 (1965), S. 24–45. 13 Zur Problematik der Steuererhebung zu Kriegszwecken durch den Sejm Frost, Robert I.: The Northern Wars: War, State and Society in Northeastern Europe, 1558–1721. London/ New York 2000, 88f.; ausführlich zum Kronschatz in der Zeit Sigismunds III. FilipczakKocur, Anna: Skarb koronny za Zygmunta III Wazy. Opole 1985.
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Kolja Lichy / Oliver Hegedüs
der dort anfallenden Geschäfte.14 Im Fall des königlichen polnischen wie des litauischen Hofschatzes umfasste dies auch explizit die Finanzierung von diplomatischen Missionen beziehungsweise den Empfang von Diplomaten, die sich entweder auf dem Territorium der Krone oder des Großfürstentums aufhielten.15 Ähnlich komplex erwiesen sich die Verhältnisse in Bezug auf die verschiedenen Kanzleien, die am Hof Sigismunds III. unterhalten wurden. Neben der polnischen sowie der litauischen Kanzlei wurde hier noch bis in die Zeit Johanns II. Kasimir eine schwedische Kanzlei unterhalten. Die ersteren beiden wurden ebenso zur Abwicklung etwa der Verschriftlichung der Legislation des Sejms und weitere Geschäfte herangezogen wurden wie für die dynastischen Angelegenheiten des Monarchen.16 Die Mitglieder der schwedischen Kanzlei und des sogenannten schwedischen Hofes hingegen bildeten eine eigene, im letzteren Fall nur eingeschränkt formalisierte Gruppe, die zwar grundsätzlich in die Strukturen des polnischen Hofes integriert war. Gerade aber auch die schwedische Kanzlei konnte jedoch zugleich von den Amts- und Würdenkonstellationen des polnisch-litauischen Gemeinwesens getrennt agieren. Entsprechend dienten sie nahezu ausschließlich den allein durch den Monarchen betriebenen Angelegenheiten und Initiativen, die eben auch zahlreiche Missionen im Rahmen der Außenbeziehungen umfasste.17 Ebenso 14
Die Einkünfte der Königsfamilie gingen jedoch weit über diese Einnahmequelle hinaus und konstituierten sich ebenso aus weiterem Eigentum außerhalb der Krondomäne, der Verleihung von Starosteien, d.h also Krongütern, außerhalb der Ökonomien innerhalb der Familie sowie geistliche Pfründe, vgl. hierzu ausführlich Szulc, Tadeusz: Materialne podstawy utrzymania rodziny monarszej w Rzeczypospolitej szlacheckiej, in: Studia z Dziejów Państwa i Prawa Polskiego 9.2 (2006), S. 305–342; vgl. auch Leśniak, Franciszek: Zarys problematyki dóbr stołu królewskiego w Koronie i na Litwie (koniec XVI–XVIII wieku), in: Rocznik Naukowo-Dydaktyczny WSP w Krakowie. Prace Historyczne 20.203 (1999), S. 29–44. 15 Filipczak-Kocur, Skarbowość, S. 367, 375. 16 Chorążyczewski, Waldemar: Kancelarie centralne państwa XIV–XVIII w., in: Tomasz Jurek (Hg.): Dyplomatyka staropolska. Warszawa 2015, S. 145–188; Krawczuk, Wojciech: Kancelaria pokojowa za Wazów, in: Ders./Waldemar Chora̜życzewski (Hg.): Polska kancelaria królewska czasów nowożytnych mie̜dzy władza̜ a społeczeństwem. Tom 4. Warszawa 2011, S. 47–54; Jaworski, Rafał: Kancelaria litewska XIV–XVI wieku. Stan i specyfika badań. Postulaty badawcze, in: Waldemar Chora̜życzewski/Wojciech Krawczuk (Hg.): Polska kancelaria królewska czasów nowożytnych mie̜dzy władza̜ a społeczeństwem. Tom 1. Toruń 2003, 89–104; Padalinski, Uładzimir: Źródła do dziejów systemu parlamentarnego Wielkiego Księstwa Litewskiego ostatniego trzydziestolecia XVI wieku w zbiorach Rosyjskiej Biblioteki Narodowej w Petersburgu, in: Miscellanea Historico-Archivistica 25 (2018), S. 47–55. 17 Michalewicz, Jerzy: Dwór szwedzki Zygmunta III w latach 1587–1600, in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 11 (1966), S. 161–180, bes. S. 165f.; Krawczuk, Wojciech: Wstęp, in: Ders. (Hg.), Protokół i regesty kancelarii szwedzkiej ekspedycji niemieckiej króla Zygmunta III
Einleitung
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erwies sich die Rolle der königlichen Sekretäre als vielschichtig. Als Amtsträger des Hofes standen sie dem Monarchen einerseits für verschiedene Aufgaben, häufig auch für diplomatische Missionen, zur Verfügung. Andererseits bildeten etliche königliche Sekretäre auch das Führungspersonal der polnischen und litauischen Kanzleien und waren damit unter der Ägide der Kanzler für alle Angelegenheiten des Gemeinwesens zuständig, die durch die Kanzleien insbesondere rechtlich zu bearbeiten und zu registrieren waren.18 Die Sekretäre wurden regelmäßig zu diplomatischen Missionen eingesetzt und die Kanzlei war neben dem Marschall auch teilweise für den Empfang fremder Delegationen zuständig. Ein königlicher Sekretär sollte folgerichtig in der zeitgenössischen Vorstellung, wie es Reinhold Heidenstein 1610 formulierte, nicht nur in heimischen Angelegenheiten bewandert sein, „verum exteris etiam institutis, moribus observationisnusque, peregrinus infansque non sit.“19 Daneben wurden andere Hofmitglieder wie etwa Kammerdiener oder Musiker der Hofkapelle vom Monarchen als Abgesandte oder Boten nicht zuletzt in dynastischen Angelegenheiten an andere Höfe geschickt.20 Mit einer differenzierten Perspektive auf die höfischen Akteurinnen und Akteure frühneuzeitlicher Außenbeziehungen sind in der neueren Forschung auch deren Praktiken in den Fokus gerückt.21 Im vorliegenden Band werden dabei vor allem die Fragen zeremonieller Dimensionen sowie Korrespondenzen thematisiert. Ein Teil der Forschung hat sich bislang mit den zeremoniellen Aspekten der Missionen diplomatischer Akteure aus Polen-Litauen an anderen europäischen Höfen beschäftigt,22 ein Forschungsthema, was hier von Anna z lat 1597–1600. Riksregistraturet vol. 87 Riksarkivet w Sztokholmie. Kraków 2020, 7–16, 12f.; ders.: Wierni królowi. Szwedzi i Finowie na uchodźstwie w Rzeczpospolitej Obojga Narodów w pierwszej połowie XVII wieku. Kraków 2018, S. 54–58. 18 Chorążyczewski, Kancelarie, S. 155f. 19 Heidenstein, Reinhold: Cancellarius Sive De dignitate et officio Cancellarij Regni Poloniae ad […] Laurentium Gembicki […]. Brunsbergae 1610, fol. B3r. 20 Wisner, Henryk: Dyplomacja polska w latach 1572–1648, in: Zbigniew Wójcik (Hg.): Historia dyplomacji polskiej. Tom 2: 1572–1795. Warszawa 1982, 5–162, S. 129f.; mit verschiedenen Beispielen anhand von Einzelfällen vgl. Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. Wien/Kraków 2009, Bd. 1: S. 330f.; Bd. 3: S. 2060f., 2078– 2081, 2084–2091, 2096, 2097f., 2101f. 21 Braun, Guido: Einleitung, in: Ders. (Hg.): Diplomatische Wissenskulturen der Frühen Neuzeit. Erfahrungsräume und Orte der Wissensproduktion. Berlin/Boston 2018, S. VII– XLI, X. 22 Gryglik, Mateusz: Staropolski ceremoniał dyplomatyczny w praktyce kontaktów Rzeczpospolitej z państwami Europy Zachodniej w czasach Wazów, in: Studia Łomżyńskie 27 (2017), S. 159–171; Wasiucionek, Michał: Diplomacy, Power and Ceremonial Entry. PolishLithuanian Grand Embassies in Moldavia in the Seventeenth Century, in: Acta Poloniae Historica 105 (2012), S. 55–83; Maciejewski, Piotr: Ceremoniał dyplomatyczny na dworze
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Kalinowska in Bezug auf den englischen Hof aufgenommen wird. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf dem diplomatischen Zeremoniell am polnischen Hof selbst. Wie Ryszard Skowron bemerkt hat, ist hierbei nicht zuletzt das Fehlen verschrifteter systematisch-normativer Zeremonialvorschriften auch für die Forschungssituation prägend. Entsprechend lassen sich die zeremoniellen Normen wie Praktiken für den polnischen Hof in erster Linie durch Einzelstudien, nicht zuletzt auf der Basis von Diplomatenberichten über den polnischen Hof erschließen, für das spätere 17. und das 18. Jahrhundert hingegen auch aus den Bemerkungen der europäischen zeremonialwissenschaftlichen Literatur.23 Vor diesem Hintergrund sind die beschreibenden Erschließungen des Zeremoniells, die Patrick Schumann anhand der Mission Thomas Roes 1629 in den Mittelpunkt seines Beitrages stellt, sowie die Analysen von Dorota Gregorowicz und Christoph Augustynowicz neue Bausteine bei der Bearbeitung dieses Themenfeldes. Gregorowicz kann in diesem Zusammenhang am Beispiel der Nuntien deren besondere Bedeutung als quasi ständige Repräsentanten zeigen, auch wenn es sich – wie wiederum Hans-Jürgen Bömelburg mit Verweis auf die Vertreter des brandenburgischen Kurfürsten vermerkt – nicht um die einzigen Akteure mit langfristiger Verweildauer am Wasahof handelte. Auf der Basis der Frequenz und des jeweiligen zeremoniellen Charakters der Audienzen beim Monarchen kann Gregorowicz dabei eine Systematik der Interaktionen zwischen dem polnischen König und den Nuntien erschließen.
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angielskim w negocjacjach z Rzecząpospolitą w XVII wieku, in: Acta Universitatis Lodziensis. Folia Historica 79 (2005), S. 7–26. Wojciech Tygielski argumentiert etwa, dass es angesichts der zeremoniellen Ambiguitäten in Polen-Litauen in den Kontakten mit Moskau zu einem Einfluss des dortigen Zeremoniells auf die polnischen und litausichen Praktiken kam: Tygielski, Wojciech: Pompa sarmatica. Staropolski spektakl dyplomatyczny, in: Artur Bardach/Monika Kuhnke (Hg.): Sztuka i dyplomacja. Związki sztuki i polskiej dyplomacji w okresie nowożytnym. Warszawa 2013, S. 198–224, bes. S. 214–224. Ansonsten vgl. Skowron, Ryszard: Ceremoniał przyjęcia ambasadora hiszpańskiego Francisca de Mendozy na warszawskim dworze Wazów w roku 1597, in: Kronika Zamkowa. Roczniki 70.4 (2017), S. 25–46; verschriftete Festlegungen existierten in erster Linie in Hinsicht auf das Krönungszeremoniell: Kodzik, Joanna: Der polnische Hof im Blick der Zeremonialwissenschaft. Eine systemtheoretische Studie. Hannover 2014, S. 65–69; für die Zeit vor den Wasa vgl. auch Ujma, Magdalena: Ceremoniał za panowania dwóch pierwszych królów elekcyjnych doby pojagiellońskiej w świetle relacji rodzimych i cudzoziemskich, in: Wschodni rocznik humanistyczny 17.3 (2020), S. 45–70; für das spätere 17. Jahrhundert vgl. Czyż, Anna Sylwia: Nuncjusz w Wilanowie, czyli dyplomatyczno-ceremonialny epizod z życia Marii Kazimiery. List z archiwum florenckiego, in: Anna Kalinowska/Paweł Tyszka (Hg.): Maria Kazimiera Sobieska (1641–1716) w kręgu rodziny, polityki i kultury (Arx Regia. Studia i materiały; 6). Warszawa 2015, S. 195–206; Skrzypietz, Aleksandra: Francuskie przekazy ‚o ceremoniale domowym‘ dworu polskiego na przełomie XVII i XVIII w., in: Kronika Zamkowa. Roczniki 70.4 (2017), S. 165–180.
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Christoph Augustynowicz seinerseits ergänzt diese Analyse durch einen Blick auf die materielle Seite zeremoniell-symbolischen Handelns, wobei er sich sowohl mit den finanziellen Bedürfnissen von Repräsentation als auch mit der Materialität des Gabentausches beschäftigt. Auch in Hinsicht auf Korrespondenzen als wichtigen Faktor frühneuzeitlicher Außenbeziehungen hat die Forschung allgemein sowohl die Fragen von Netzwerken und diskursiven Normen als auch die Bedeutung materieller und infrastruktureller Bedingungen betont.24 Der Analyse dynastischer Korrespondenzen zwischen der königlichen Familie in Polen-Litauen und den ihnen verwandtschaftlich verbundenen Habsburgern in Österreich, aber auch in Spanien, widmen sich dabei Ryszard Skowron und Tomasz Poznański. In ihrer detaillierten Analyse zeichnen sie die Bedeutung der intensiven Briefwechsel auf quantitativer Ebene nach und liefern zugleich eine genaue Analyse der Textebenen. Welche Bedeutung die briefliche Kommunikation zwischen den Nuntiaturen in Wien und Warschau hatte, zeigen wiederum Henryk Litwin und Paweł Duda. Sie beschäftigen sich in diesem Kontext nicht nur mit den in diesen Korrespondenzen thematisierten Problemen, sondern können zugleich die Mechanismen des Informationsaustausches zwischen der Frequenz bis hin zum Posttransport nachzeichnen. Die epistolaren Praktiken und die damit verbundenen Netzwerkstrukturen sind Thema im Beitrag von Kolja Lichy über Jean La Blanque. Erst dessen Korrespondenztätigkeit im Netz der französischen Diplomatie, die er im höfischen Umfeld Sigismunds III. begann, ermöglichte es ihm überhaupt, eine offizielle Position als französischer Konsul zu erlangen. Die Ausformung der brieflichen Netzwerke, so lässt sich an diesem Fall zeigen, waren dabei auf das engste mit den materiellen postalischen und infrastrukturellen Bedingungen verknüpft. Der Hof war der Ort, an dem die Verwaltung des herrscherlichen Haushaltes – und damit auch dynastische Interessen – sowie die Verwaltung des Herrschaftsverbandes zusammenfielen beziehungsweise im Rahmen des Kontextes der höfischen Herrschaftseliten enge Überschneidungen aufwie sen.25 Dabei ist insgesamt die Dynastie als eine der Leitkategorie der frühneuzeitlichen Außenbeziehungen identifiziert worden26 – „Nicht Staaten und 24
Haug, Tilmann: Korrespondenz in Diplomatie und/oder Patronage-Beziehungen der Frühen Neuzeit, in: Marie Isabel Matthews-Schlinzig (Hg.): Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Bd. 2: Historische Perspektiven – Netzwerke – Zeitgenossenschaften. Berlin/Boston 2020, S. 740–752. 25 Asch, Ronald G.: Hof, in: Enzyklopädie der Neuzeit Bd. 2. Stuttgart 2005, Sp. 564–574, Sp. 565. 26 Bély, Lucien: La société des princes XVIe–XVIIIe siècle. Paris 1999, bes. S. 541–544; Schilling, Heinz: Konfessionalisierung und Staatsinteressen. Internationale Beziehungen
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Territorien waren selbständig handelnde Akteure in den Außenbeziehungen, sondern Dynastien, die Herrschaft über Personen und Territorien ausübten.“27 Dass allein schon die Gültigkeit des dynastischen Prinzips an sich immer Außenverflechtungen produzierte, liegt in der Natur dieser Art von familiärer Gemeinschaftsbildung, die bis zu einem gewissen Punkt auf die exogenen Heiratsbindungen angewiesen war, denn „no family could reproduce itself without creating allies.“28 Sie ergänzten die vertikalen agnatischen Familienkonstruktionen um eine horizontale, kognatische Dimension.29 Die daraus zwangsläufig entstehenden „jeux de l’alliance“ konnten ebenso Solidarität wie Konflikt mit anderen Familien – und damit Herrschaftsverbänden – hervorbringen.30 So wurde auch im Fall einer regierenden Dynastie ein familiärer Zusammenhang von Abhängigkeitsverhältnissen und hierarchischen Aushandlungen geschaffen. In diesem Kontext treffen wiederum die grundsätzlichen Überlegungen zu der Fluidität beziehungsweise kategorialen Schwierigkeit, in der Frühen Neuzeit „privat“ und „öffentlich“ abgrenzen zu wollen, sowohl bei diplomatischen Akteurinnen und Akteuren aller Art wie der Herrschaftskonstruktion an sich an ihre Grenzen.31 Entsprechend stellt sich nicht zuletzt mit einem kognatischen Blick auf familiär-dynastische Verbindungen auch die Frage nach dem „Außen“ der „Außenbeziehungen“. Wicquefort erklärt folgerichtig den Umstand, dass Sigismund III. in den Augen der niederländischen Delegation zu den zeremoniellen Mitteln einer Erniedrigung griff, zum einen aus dessen engen Bindungen an das Haus Habsburg. Dies beinhaltete ebenso familiär-dynastische und konfessionelle wie militärische und machtpolitische Implikationen, die sich eng miteinander verflochten. Darüber hinaus jedoch argumentiert Wicquefort, dass sich die Akteure am
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1559–1660 (Handbuch der Geschichte der Internationalen Beziehungen; 2). Paderborn u.a. 2007, S. 147–150; Kampmann, Christoph u.a.: Einleitung, in: Ders. u.a. (Hg.): Bourbon, Habsburg, Oranien. Konkurrierende Modelle im dynastischen Europa um 1700. Köln/ Weimar/Wien 2008, S. 1–12. von Thiessen, Ambiguität, S. 181. David Sabean, Descent and Alliance. Cultural Meanings of Blood in the Baroque, in: Christopher H. Johnason (Hg.), Blood & Kinship. Matter for Metaphor from Ancient Rome to the Present. New York/Oxford 2015, S. 144–174, S. 146. Ebenda. Haddad, Élie: Système de parenté et histoire sociale. Éléments pour un débat, in: L’Atelier du Centre de recherches historiques 19Bis (2018), DOI: https://doi.org/10.4000/acrh.8684 (zuletzt eingesehen am 18. Mai 2022). Freise, Fridrun: Einleitung, in: Caroline Emmelius u.a. (Hg.), Offen und Verborgen. Vorstellungen und Praktiken des Öffentlichen und Privaten in Mittelalter und Früher Neuzeit. Göttingen 2004, S. 9–32; von Moos, Peter: Das Öffentliche und das Private im Mittelalter. Für einen kontrollierten Anachronismus, in: Ders./Gert Melville (Hg.): Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Köln/Weimar/Wien 1998, S. 3–83.
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polnischen Hof ihrerseits die zunächst dynastischen Auseinandersetzungen zwischen der polnischen und der schwedischen Linie der Wasa zu eigen machten. Die Präeminenz Gustav Adolfs in diesem Konflikt anzuerkennen, wurde damit zugleich als eine Infragestellung der rechtlichen Position PolenLitauens in einem fortlaufenden Kriegsgeschehen aufgefasst, das schon länger als ein Konflikt zwischen beiden Herrschaftsverbänden in ihrer Gesamtheit angesehen wurde.32 In diesem Fall etwa erscheint die Dynastie als Konfliktgemeinschaft. Monarch und Hof interagierten also zwangsläufig mit den niederländischen Akteuren, die in stricto sensu iuridico als Diplomaten handelten, wobei es zu einer multiplen Überlagerung von Gruppenzugehörigkeiten, Loyalitäten und Interessenslagen kam. Eine Differenzierung zwischen Akteuren von Außenbeziehungen und deren Rolle als Exponenten innerdynastischer Streitigkeiten lässt sich damit kaum konstruieren. Entsprechend ist erst kürzlich unterstrichen worden, dass dynastische Politik keineswegs automatisch im Gegensatz zum politischen Gemeinwesen zu sehen ist. Deren Bedeutung sei zugleich weder nach Innen noch nach Außen zu unterschätzen: „In fact, the Vasas ran their dynastic policy on a large scale to strengthen the position of the young dynasty, stabilise its authority at European courts, and, on the other hand, build the strength of the royal faction in the Commonwealth.“33 2.
Außenbeziehungen zwischen Hof und Sejm
Zu Beginn seiner zeitgenössisch europaweit rezipierten Schrift De legato et legationibus bemerkte Krzysztof Warszewicki, die Ausübung einer diplomatischen Tätigkeit sei die höchste Zierde unter den Ämtern und Würden, die 32
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Dies zeigt sich beispielsweise allein an der Inkorporation Livlands, die bereits in der Wahlkapitulation vom neuen König Sigismund in den 1580er Jahren gefordert worden war. Erwies sich dies für Sigismund, der zugleich schwedischer Monarch war, als eine uneinlösbare Forderung, veränderte sich die Situation mit seiner Absetzung in Schweden. Entsprechend stellte die von ihm 1600 verkündete polnisch-litauische Inkorporation Livlands zugleich einen Angriff auf den schwedischen Thronusurpator Herzog Karl von Södermannland dar. Heyde, Jürgen: Zwischen Kooperation und Konfrontation. Die Adelspolitik Polen Litauens und Schwedens in der Provinz Livland 1561–1650, in: Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung 47.4 (1998), S. 544–67, bes. S. 557–562. Gregorowicz, Dorota: Diplomacy of the Commonwealth, Diplomacy of the King. The Peculiarity of Foreign Policy Making in the Seventeenth Century Poland-Lithuania, in: Dies./Alessandro Boccolini (Hg.): Diplomats and Diplomacy in the Early Modern PolishLithuanian Commonwealth (XVII century) = Eastern European History Review 4 (2021), S. 19–33, S. 27; vgl. auch Skowron, Ryszard: Budowanie prestiżu królewskiego rodu. Związki rodzinne Wazów z dynastiami europejskimi, in: Studia Gnesnensia 20 (2019), S. 55–81.
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man erreichen könne. Denn nur in ihr könne man „cum publica totius regni dignitate“ agieren und auftreten.34 Warszewicki, königlicher Sekretär, Politiktheoretiker und Geistlicher sowie selbst in etlichen diplomatischen Missionen erfahren, stand keineswegs unter Verdacht, die Rolle des Monarchen schwächen zu wollen.35 Seine Formulierung, die diplomatisches Handeln im Namen des „totius regni“ definierte, blieb allerdings uneindeutig. So wenig sich War szewicki mit dieser vagen Formulierung festlegte und in anderem Kontext auch reflektierte, ob das diplomatische Handeln im Namen des Monarchen oder der respublica als Gemeinwesen erfolgte36, so sehr lässt sich eine gewisse Ratlosigkeit der geschichtswissenschaftlichen Interpretation beobachten. Mit Resignation konstatierte entsprechend Henryk Wisner bereits 1987 in seinem Handbuchbeitrag zur polnischen Diplomatie in der Wasazeit, dass der Monarch in Polen und Litauen zwar auch in Hinsicht auf die Außenbeziehungen durch die in der Wahlkapitulation enthaltenen Articuli Henriciani gebunden gewesen sei. Doch in der Praxis habe dies keineswegs bedeutet, dass die diplomatischen Aktivitäten der Könige integral durch den Sejm hätten kontrolliert werden können. Vielmehr stellte Wisner hieraus eine Zweiteilung der Diplomatie fest, die sich in eine „staatliche“ und eine teilweise geheime „königliche“ Diplomatie aufgeteilt habe.37 Edward Opaliński hat in gewisser Übereinstimmung hiermit die faktisch sehr weitgehenden Handlungsfreiheiten des Monarchen gegenüber dem Sejm in der Außenpolitik unterstrichen, was sich in diesem Zusammenhang auf Vertragsabschlüsse und zumindest argumentativ defensive Kriegshandlungen bezieht.38 Auch er verweist jedoch auf eine 34 35
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37 38
Warszewicki, Krzysztof: Turcicae Quatuordecim. Hic accesserunt opuscula duo. L. Friderici Ceriole, de Concilio & Consiliariis Principis, ex Hispanico in Latinum versum unum, & de Legato Legationeque eiusdem Varsevicii alterum. Cracoviae 1595, S. 243. Immer noch die einzige umfassende biografische Darstellung bei Wierzbowski, Teodor: Krzysztof Warszewicki 1543–1603 i jego dzieła. Monografia historyczno-literacka. Warszawa 1883. Zu Warszewickis Darstellung im Kontext der Diplomatietraktate in PolenLitauen vgl. Świderska-Włodarczyk, Urszula: Wzorzec dyplomaty przełomu XVI i XVII wieku w świetle staropolskich poradników poselskich, in: Zeszyty Naukowe Uniwersytetu Jagiellońskiego. Prace Historyczne 143.3 (2016), S. 537–555; zu Warszewicki im Kontext der Diplomatietraktate im Heiligen Römischen Reich vgl. Weber, Wolfgang E. J.: La théorie de la diplomatie dans le Saint Empire Romain, in: Stefano Andretta/Stéphane Péquignot/ Jean-Claude Waquet (Hg.): De l’Ambassadeur. Les écrits relatifs à l’ambassadeur et à l’art de négocier du Moyen Âge au début du xixe siècle. Rome 2015, S. 453–485, S. 470. Frigo, Daniela: Prudenza politica e conoscenza del mondo. Un secolo di riflessione sulla figura dell’ambasciatore (1541–1643), in: Andretta, Stefano/Péquignot, Stéphane/Waquet, Jean-Claude (Hg.): De l’Ambassadeur. Les écrits relatifs à l’ambassadeur et à l’art de négocier du Moyen Âge au début du xixe siècle. Rome 2015, S. 227–267, S. 247. Wisner, Dyplomacja, S. 153. Opaliński, Edward: Sejm srebrnego wieku 1587–1652. Warszawa 2001, S. 86f., 93f.
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systemimmanente, konfliktlastige Diskrepanz zwischen der „privaten“ Diplomatie des Königs und der „staatlichen“ der Ständeversammlung.39 Dagegen hat etwa Izabela Lewandowska-Malec aus einer auf Normen konzentrierten rechtsgeschichtlichen Perspektive heraus betont, dass zu den Kompetenzen des Sejms alle wichtigeren Entscheidungen aus dem Bereich der „Außenpolitik“ und der „Staatsverteidigung“ gehörten.40 Doch auch sie kommt letztlich nicht um die mehr oder minder implizite Bemerkung herum, dass es sich bei den Sanktionierungen von Vertragsabschlüssen und teils von Kriegshandlungen oft um Legitimierungen ex post handelte.41 Die Annahme, dass dabei der Monarch innerhalb der polnisch-litauischen Herrschaftskonstellationen ein schwacher Akteur gewesen sei, wirkte sich nicht zuletzt auch auf die Untersuchung der Hetmane, also der militärischen Oberbefehlshaber, als entscheidenden Spielern der Diplomatie aus.42 Hinter dem scheinbaren Konflikt zwischen „staatlicher“ und „monarchischer“ Diplomatie beziehungsweise Außenpolitik, der in der polnischen Forschung ausgemacht worden ist, steht einerseits die jüngst kritisierte Annahme, bei der „monarchischen“ Diplomatie habe es sich in weitgehend um die Aushandlung dynastischer Interessen gehandelt, die den Interessen des „Staates“ entgegenstanden.43 Hierbei zeigt Hans-Jürgen Bömelburg in seinem Beitrag zum komplexen familiären, konfessionellen, strategischen und finanziellen Verhältnis des Wasahofes zu Brandenburg-Preußen, in welchem Maße König Sigismund in diesem Bereich eine monarchisch-höfische Politik jenseits der Ständeversammlung betrieb. Nicht zuletzt beruhte dieses Vorgehen darauf, dass der Wasa das Lehensverhältnis zwischen dem polnischen König und dem brandenburgischen Kurfürsten als Herzog von Preußen gezielt personalisierte. Auf einer weiteren systematischen Ebene spiegelt sich in der Entgegenstellung von „Staat“, ergo Sejm, und „Monarch“ wiederum grundsätzlich das Problem von Souveränitätsvorstellungen wider. Der Terminus „maiestas“ Bodin’scher Prägung allerdings spielt schon auf normativer Ebene in politiktheoretischen Schriften polnisch-litauischer Provenienz im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert jedenfalls keine Rolle. Das Konzept der „maiestas“ blieb 39 Ebenda, S. 95. 40 Lewandowska-Malec, Izabela: Sejm walny koronny Rzeczypospolitej Obojga narodów i jego dorobek ustawodawczy (1587–1632). Kraków 2009, S. 265. 41 Ebenda, S. 274. 42 Zarzycki, Wacław Dyplomacja hetmanów w dawnej Polsce, Warszawa 1976; Grzybowski, Stanisław: Organizacja polskiej służby dyplomatycznej w latach 1573–1605, in: Wójcik, Zbigniew: Polska służba dyplomatyczna XVI–XVIII wieku. Warszawa 1966, S. 145–201, bes. S. 151–154. 43 Gregorowicz, Diplomacy, S. 27.
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vielmehr der traditionellen Konnotation als besondere monarchische Ehre und Würde verpflichtet.44 Das dabei auch in allen zeitgenössischen Schriften eingehend reflektierte regimen mixtum45 bedeutete einen beständigen Aushandlungsprozess von Herrschaftskompetenzen – was zum anderen unter den Auspizien hierarchisierter Kommunikation und Praktiken einer Monarchie geschah. Dies zeigte sich eben auch in der Frage der Außenbeziehungen. Hierfür hat Toby Osborne allgemein bemerkt, dass gerade die frühneuzeitliche Diplomatie immer wieder daran erinnere, dass Souveränität keine präexistente oder sich in klaren Linien entwickelnde Größe darstelle „and in various cases remained somewhat messy.“46 Eleganter gewendet hat das scheinbare Problem normativer wie praktischer Uneindeutigkeiten Hillard von Thiessen, indem er die europäische Frühe Neuzeit generell als eine Epoche der Ambiguität bezeichnet hat. Letztere galt in diesem Sinne auch für die Außenbeziehungen „als […] Handlungsfeld, in dem soziale und gemeinwohlorientiert-politische Normen gleichermaßen galten.“47 Von Thiessen betont zugleich, dass eben dies „nicht unbedingt zu akuter Normenkonkurrenz führte. Vielmehr waren die Verhältnisse überwiegend von Normenkonvergenz gekennzeichnet, da soziale Handlungserwartungen und Logiken durchaus der Festigung politischer Beziehungen dienlich und der Staatsbildung förderlich sein konnten.“48 Letztere Bemerkung verweist dabei auf die Akteursebene. Allein, es bleibt schon die Kategorisierung der offiziellen diplomatischen Akteure im polnischlitauischen Kontext diffizil. Auch dies ist nicht zuletzt auf das Intepretament der Souveränitätsfrage und der damit einhergehenden Kategorisierung von „staatlicher“ und „königlicher“ beziehungsweise „privater“ Diplomatie zurückzuführen. Für die Regierungszeit von König Johann Kasimir, der zwischen 1648 und 1668 herrschte, ist anhand systematischer Analysen des Sejms hervorgehoben worden, dass die Benennung von diplomatischen Delegationen elementar zur Arbeit okkasionell einberufender Kommissionen der Ständeversammlung gehörte. Diese Praxis wiederum basierte auf einer gesetzlichen Regelung aus dem Jahr 1570, die ihrerseits festlegte, dass die Abfertigung einer 44 Ausführlicher hierzu vgl. Lichy, Stand, S. 165f. 45 Zu diesem Thema seien hier lediglich stellvertretend zwei von verschiedenen Perspektiven herkommende Texte zitiert: Grześkowiak-Krwawicz, Anna: Dyskurs polityczny Rzeczypospolitej Obojga Narodów. Pojęcia i idee. Toruń 2018, S. 173–214; Markiewicz, Mariusz: Demokracja szlachecka, oligarchia magnacka – z dziejów pewnych pojęć, in: Krystyna Stasiewicz/Stanisław Achremczyk (Hg.): Między barokiem i oświeceniem. Apogeum sarmatyzmu. Kultura polska drugiej połowy XVII wieku. Olsztyn 1997, S. 36–41. 46 Osborne, Diplomatic History, S. 45. 47 von Thiessen, Ambiguität, S. 204. 48 Ebenda.
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diplomatischen Abordnung stets mit den Unterschriften vier königlicher Sekretäre, zweier Deputierter aus dem Senat und von vier Abgeordneten der Landbotenkammer zu unterzeichnen sei.49 Die Konzentration auf normative Rechtstexte wie die Articuli Henriciani von 1573 wie auch die Wahlkapitulation Sigismunds III. hat die These einer Kontrolle der Außenbeziehungen durch den Sejm und der Einschränkung der königlichen Prärogative mithin in Bezug auf das ius legationis katalysiert. Dorota Gregorowicz hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass nicht allein die historiografische Interpretation der Rechtstexte problematisch sei. Zudem wurzele eben in jener analytischen Beschränkung auf die normative Ebene eine ebenso dominantes wie inadäquates Verständnis der Praxis. Schließlich betont Gregorowicz, dass eine gewisse Einschränkung des monarchischen Legationsrechts in der Praxis erst mit dem ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert zu beobachten sei, ohne dass sich hierfür die normative rechtliche Basis wesentlich verändert hätte.50 Zwar hatte man in der polnischen Historiografie auf normativer Ebene klare Thesen zum ius legationis entwickelt. Über Einzelfallbeschreibungen hinausgehende systematische Forschungen und Darstellungen zur Praxis der formalen Ausfertigung diplomatischer Delegationen bleiben mindestens für die Herrschaftszeit Sigismunds III. eine Forschungsaufgabe.51 Die Unterscheidung zwischen Delegationen und Boten ist in der dabei in der Literatur eingeführt, wobei kaum systematische Studien zur Rolle von Monarch und Sejm bei deren Auswahl und Aussendung existieren.52 Zwischen Delegation und Boten bestand dabei wohl eine formalisierte Hierarchisierung, wobei letztere in der Forschung der monarchischen Diplomatie zugerechnet werden. Doch ist bereits umstritten, ob etwa die Differenzierung zwischen den auf Sejmen zusammengestellten sogenannten Großen und Kleinen Delegationen auf zeremoniellen Kriterien, deren personellen Besetzung und deren Umfang
49 Ochmann-Staniszewska, Stefania/Ochmann, Zdzisław: Sejm Rzeczypospolitej za panowania Jana Kazimierza Wazy. Prawo, doktryna, praktyka. Tom 2. Wrocław 2000, S. 221. 50 Gregorowicz, Diplomacy, S. 24–30. 51 Vgl. auch ebenda, S. 31. 52 Ausnahmen stellen beispielsweise Beiträge im bereits oben zitierten Band von Ryszard Skowron dar, hier insbesondere die Studien Padalinski, Ulazdimir: Szlachta Wielkiego Księstwa Litewskiego w misjach dyplomatycznych Rzeczypospolitej (ostatnie trzydziestolecie XVI wieku), in: Ryszard Skowron (Hg.): Polska wobec wielkich konfliktów w Europie nowożytnej. Z dziejów dyplomacji i stosunków międzynarodowych w XVI–XVIII wieku. Kraków 2009, S. 245–262 sowie Kołodziej, Robert: Kontakty dyplomatyczne Polski z Turcją w czasach Władysława IV, in: ebenda, S. 205–233.
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oder deren jeweiligen Kompetenzen beruhte.53 Man darf hingegen davon ausgehen, dass die Großen Delegationen in der Regel Vertreter des Hochadels und insbesondere Senatoren an ihrer Spitze hatten. Die Sekretäre der Delegationen ihrerseits stammten als Sekretäre oder Schreiber aus den Reihen der am Hof angesiedelten königlichen beziehungsweise großfürstlichen Kanzleien.54 Wurden Delegationen auch während eines Sejms zusammengestellt, so konnte es allerdings vorkommen, dass deren Instruktionen teilweise auch erst nach der Sejmsitzung und damit außerhalb des direkten Zugriffs der Ständeversammlung verfasst wurden. Genauso wurde von königlicher Seite die Praxis geübt, führenden Delegationsmitgliedern geheime separate Instruktionen anzuvertrauen.55 In Bezug auf die formal vom Sejm abgefertigten Delegationen lässt sich entsprechend konstatieren, dass auch hier der Monarch im Kontext seines Hofes einen entscheidenden Einfluss ausüben konnte. Schließlich waren es nicht nur die vom König und Großfürsten ernannten Senatoren, die über das Personal dieser Missionen mitentschieden und die oft genug selbst an der Spitze von Delegationen standen. Auch die Sekretäre und Schreiber der Kanzleien waren schließlich Delegationsmitglieder, die sich zumindest aus der höfischen Einflusssphäre heraus rekrutierten. Verallgemeinernde Aussagen gerade über die höfisch-monarchischen Aktivitäten in den Außenbeziehungen lassen sich angesichts des Forschungsstandes bislang allerdings nur beschränkt treffen. Magdalena Jakubowska kann dabei in ihrer Studie im vorliegenden Band zeigen, dass die Annahme, es habe sich bei den vom König eingesetzten Abgesandten in erster Linie um Mitglieder der Kanzleien gehandelt, zumindest ergänzungsbedürftig ist. Sie beschreibt, wie Hofmitglieder von ganz unterschiedlichem Status für Missionen eingesetzt wurden, wobei nicht zuletzt auch deren jeweilige inhaltliche Kompetenzen entscheidend waren. Auf die Differenziertheit der Akteure, die vom polnischen Hof in den Außenbeziehungen eingesetzt wurden, ließe sich auch darüber hinaus verweisen. Hier sei etwa an den Agenten des Hofes in Antwerpen erinnert, der im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts mannigfache Interessen der Wasa vertrat und sowohl politische Kontakte in den Südlichen Niederlanden knüpfte als auch eine wichtige Rolle bei der Erweiterung der monarchischen Kunstsammlungen spielte.56 Weitet man die Perspektive und begreift nicht 53 54 55 56
Padalinski, Szlachta, S. 245f., 253; Kołodziej, Kontakty, S. 210; Wisner, Dyplomacja, S. 133– 136; Przyboś, Adam/Żelewski, Roman: Wstęp, in: Dies. (Hg.): Dyplomaci w dawnych czasach. Relacje staropolskie z XVI–XVIII stulecia. Kraków 1959, S. 36. Padalinski, Szlachta, S. 251; Wisner, Dyplomacja, S. 135f. Wisner, Dyplomacja, S. 129. Szmydki, Ryszard: Artystyczno-dyplomatyczne kontakty Zygmunta III Wazy z Niderlandami Południowymi. Lublin 2008, S. 27f.
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nur die über den Hof laufenden Außenkontakte an sich, sondern auch deren dynastische Dimension als integralen und essentiellen Bestandteil der Außenbeziehungen, geraten damit also auch andere Personengruppen in den Blick. Dies betrifft ebenso das Dienstpersonal des Hofes im Allgemeinen, die damit einhergehende geschlechtergeschichtliche Erweiterung aber im Besonderen.57 Dabei rücken neben den Königinnen gerade auch andere Akteurinnen wie etwa die Kammerdienerin Ursula Meyer in den Fokus, deren Rolle im Mittelpunkt der Analysen von Oliver Hegedüs in diesem Band steht. Dorota Gregorowicz bemerkt dabei für den Fall der Nuntien, dass Hofakteurinnen wie Ursula Meyer und etwa die königlichen Beichtväter ebenso Ansprechpartner und Kommunikationsscharniere für Diplomaten waren, die sich am polnischen Hof aufhielten, um mit dem Monarchen wie auch den Königinnen in Kontakt zu treten. Die in der Forschung diskutierte Effizienz der „monarchischen Diplomatie“ und die dem entgegengesetzte Ineffizienz der „Sejmdiplomatie“ ist keine zwingende Perspektive auf diese Handlungsorte der Außenbeziehungen in PolenLitauen. Weiterführend scheint in diesem Zusammenhang die Frage nach deren jeweiliger Funktion und Charakter. Wie in den obigen Ausführungen bereits angedeutet, sollte man wohl auf die Frage, inwieweit beide historiografisch konstituierte Entitäten als deutlich getrennt, gegensätzlich oder auch komplementär zu verstehen sind, keine eindeutige Antwort erwarten. Weiterführend wäre allerdings die Frage nach dem Hof als Ort der Außenbeziehungen, der über seine administrative, personelle wie familiäre Strukturierung eine tendenziell auf höhere Dauerhaftigkeit gestellte Institutionalisierung bot und allein hierdurch schon eine Differenz zum Sejm als diskontinuierlicher insti tutionalisierter Form von Herrschafts- und Entscheidungsfindung deutlich werden lässt, wie auch Dorota Gregorowicz in ihren hier vorliegenden Überlegungen anmerkt. Nicht zuletzt aber war es die Existenz einer königlichen Person an sich, die unter den Bedingungen der Frühen Neuzeit die Souveränität eines Herrschaftsverbandes in den Außenbeziehungen verkörperte. Damit 57
Keller, Katrin: Frauen – Hof – Diplomatie. Die höfische Gesellschaft als Handlungsraum von Frauen in Außenbeziehungen, in: Corina Bastian u.a. (Hg.), Das Geschlecht der Diplomatie. Geschlechterrollen in den Außenbeziehungen vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2014, S. 33–50; Sluga, Glenda/James, Carolyn (Hg.): Women, Diplomacy and International Politics since 1500. London/New York 2016; Lindström, Peter/Norrhem, Svante: Diplomats and kin networks. Diplomatic strategy and gender in Sweden, 1640–1740, in: James Daybell/Svante Norrhem (Hg.): Gender and political culture in early modern Europe, 1400–1800. London/New York 2016, S. 68–85; Daybell, James: Gender, Politics and Diplomacy. Women, News and Intelligence Networks in Elizabethan England, in: Robyn Adams/Rosanna Cox (Hg.): Diplomacy and Early Modern Culture. Basingstoke/New York 2011, S. 101–119.
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war er erster Ansprechpartner und Repräsentant auch im diplomatischen Kontext: „Souverän war im strengen Sinne nur der König.“58 3.
Der Hof im Geflecht der Außenbeziehungen
Den beleidigten niederländischen Botschaftern am polnischen Hof des Jahres 1627 wurde erklärt, König Sigismund müsse die Diplomaten nicht in gleicher Weise behandeln wie es die Könige von England oder Frankreich täten, da letztere mit den Vereinigten Niederlanden verbündet seien.59 So zumindest kolportierte es Wicquefort in seinem Traktat über Rolle und Funktion des Botschafters. Die Position des polnischen Königs wie des polnisch-litauischen Reichsverbandes im Allgemeinen war in den Außenbeziehungen des späten 16. und beginnenden 17. Jahrhundert ebenso durch die geographische Lage PolenLitauens und dessen direkte Nachbarschaften wie durch dynastische und konfessionelle Faktoren bestimmt. Man mag in diesem Sinne Polen-Litauen und das Agieren der Monarchie gemeinsam mit dem Moskauer Reich, Schweden und Dänemark in einen „nordisch-baltischen Mächtekreis“ einordnen.60 Solch eine Perspektive zielt dabei in erster Linie auf die klassische historiografische Frage nach der Vorherrschaft im Ostseeraum61, ist aber gerade in Hinblick auf die stetigen und intensiven Kontakte und Auseinandersetzungen mit den Osmanen, nicht zuletzt bedingt durch die konflikthafte Nachbarschaft mit den Krimtataren sowie den Interessen verschiedener polnischer Akteure in Moldau mindestens ergänzungsbedürftig. Entsprechend ist in diesem Zusammenhang auf eine „überregionale Kommunikationssituation“ hingewiesen worden, die
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Krischer, André: Souveränität als sozialer Status. Zur Funktion des diplomatischen Zeremoniells in der Frühen Neuzeit, in: Niederkorn, Jan-Paul/Kauz, Ralf/Rota, Giorio (Hg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und dem Mittleren Osten in der Frühen Neuzeit. Wien 2009, S. 1–32, 13f. de Wicquefort: L’Ambassadeur, S. 236. Schilling, Heinz: Konfessionalisierung und Staatsinteressen. Internationale Beziehungen 1559–1660 (Handbuch der Geschichte der Internationalen Beziehungen; 2). Paderborn u.a. 2007, S. 321–333. Odyniec, Wacław: Polskie dominium maris Baltici w XVI i XVII w. Koncepcje i realizacja, in: Komunikaty Mazursko-Warmińskie, 3(209) (1995), 223–232; Kirby, David: Northern Europe in the Early Modern Period. The Baltic world (1492–1772). London/New York 1990; Leśniodorski, Bogusław: Dominium Maris Baltici, in: Annalecta Cracoviensia 7 (1975), S. 377–384.
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Polen-Litauen, Moskau, das Krimkhanat und das Osmanische Europa in einen Zusammenhang stellte.62 Im Fall des Fürstentums Moldau in den 1590er Jahren werden dabei beispielhaft die komplexen Akteursverbindungen und Interessengeflechte deutlich. Sowohl der Sejm wie der Monarch zeigten sich aus verschiedenen Gründen zurückhaltend gegenüber den päpstlichen wie kaiserlich-habsburgischen Plänen eines anti-osmanischen Bündnisses. An dieser Stelle wurden die konfessionellen Solidaritätserwartungen dadurch unterlaufen, dass verschiedene Akteursgruppen in Polen-Litauen den gerade andauernden Frieden mit der Hohen Pforte keinesfalls gefährden wollten. Hinzu trat eine in diesem Zusammenhang schwelende dynastische Konkurrenz zwischen den Habsburgern und den Wasa. Denn trotz aller Annäherungsversuche waren die Streitigkeiten zwischen Sigismund und Erzherzog Maximilian um den polnischen Thron noch nicht beigelegt. In Hinsicht auf die Donaufürstentümer, über die die polnische Krone eine Oberhoheit beanspruchte, blieb die Konkurrenz mit den Osmanen einerseits sowie mit den Fürsten von Siebenbürgen und den Habsburgern andererseits auch um 1600 noch aktuell. Wie sich die diplomatischen Abgesandten des Wiener und des Warschauer Hofes in diesem Kontext gegenseitig mit Argwohn beobachteten und Sigismund III. mithilfe von diskreten Geheimverhandlungen durch einen Höfling neben offiziellen Delegationen agierte, erläutert Magdalena Jakubowska in ihrem Text. Insgesamt spielten in der Frage der Donaufürstentümer Moldau und Walachei wiederum persönliche Klientelverhältnisse zwischen dem polnischen Kronkanzler Jan Zamoyski und Ieremia Movilă/Mohyla sowie dessen mittlerweile in den polnischen Adel hineinreichende familiäre Bindungen eine Rolle. Exemplarisch wird dies etwa an den Bemühungen deutlich, durch die Ieremia Movilă/ Mohyla mit Hilfe bewaffneter Einheiten verschiedener polnischer Adliger und unter Wissen und Zustimmung König Sigismunds III. zum neuen Hospodar der Moldau gemacht und an der Macht gehalten wurde.63 Über das Selbstverständnis des monarchischen Handelns in den Außenbeziehungen gibt in diesem Zusammenhang die offizielle Instruktion für einen Abgesandten an die 62 63
Rohdewald, Stefan: Mehr als Feind oder Freund. Überregionale Kommunikation im (süd) östlichen Europa von den Osmanen bis zum Kalten Krieg. Berlin 2016, S. 28. Milewski, Dariusz: A Campaign of the Great Hetman Jan Zamoyski in Moldavia (1595). Part I: Politico-Diplomatic and Military Preliminaries, in: Codrul Cosminului 18.2 (2012), S. 261–286, bes. S. 279–283; Bobicescu, Cristian: Tyranny and Colonization. Preliminary considerations regarding the colonization plans of Moldavia during the time of Jan Zamoyski, in: Revue des Études Sud-Est Européennes 54.1–4 (2016), S. 99–118; Wasiucionek, Michał: The Ottomans and Eastern Europe. Borders and Political Patronage in the Early Modern World. London u.a. 2019, S. 160–170.
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Hohe Pforte Auskunft. Bei letzterem handelte es sich im Übrigen um Adrian Rembowski, einen königlichen Sekretär, der zuvor schon zu einer Mission am Hof Kaiser Rudolfs II. eingesetzt worden war.64 Anstelle einer formalen Antwort an die zwei Abgesandten des Sultans, die in Warschau eingetroffen waren, schicke er, so lässt Sigismund formulieren, einen eigenen Boten. Denn die osmanischen Diplomaten seien während einer problematischen Sejmsitzung eingetroffen, was dem König keine Möglichkeit gelassen habe, sich währenddessen ausführlich um die Außengeschäfte zu kümmern.65 Welche Motivation sich auch immer hinter diesem Handeln Sigismunds verbarg, so demonstriert doch die offizielle Formulierung den alleinigen Kompetenzanspruch sowie die alleinige Handlungsmacht des Monarchen in Außenangelegenheiten jenseits ständischer Mitsprache. Die Außenbeziehungen des polnisch-litauischen Reichsverbandes mit dem Osmanischen Reich und dem Krimkhanat wiederum stellten ein komplexes Dreiecksverhältnis dar, das den Handlungsspielraum des polnischen Monarchen ebenso bestimmte wie es zugleich durch dessen politisch-dynastischen Interessen geprägt wurde. Dabei handelte es sich keineswegs um eine geschlossene Konstellation. Dass sich der neue polnische König etwa weigerte, formal der Hohen Pforte seinen Herrschaftsantritt anzuzeigen, führte dazu, dass das um die Wende der 1580 und 1590er Jahre ohnehin schon prekäre Friedensverhältnis gänzlich zu zerbrechen drohte. Hier waren es englische Diplomaten und jüdische Händler, die aus jeweils eigenen Interessen vermittelten und 1591 zu einem erneuten Friedensabkommen beitrugen.66 Temporäre und pragmatische Interessenkongruenzen zwischen den Akteuren des polnischen Hofes und osmanischen Akteuren wurden – trotz militärischer Konfrontationen – dann etwa auch 1600 im Fall der Oberherrschaft über die
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Rembowski wurde von Sigismund schon 1596 an den osmanischen Hof entsandt, später für eine Mission zum Kaiserhof geschickt und fungierte mehrfach als königlicher Abgesandter auf Landtagen, Klemp, Aleksander: Art. Adrian Rembowski, in: Polski Słownik Biograficzny Bd. 31. Wrocław u.a. 1988/89, 88–89; vgl. auch zur Mission an den Hof Rudolfs II.: Skowron, Ryszard: Uwolnić alchemika. Zabiegi Zygmunta III na dworze cesarskim o wypuszczenie z więzienia w Pradze Michała Sędziwoja. Nowe źródła, in: Śląski Kwartalnik Historyczny Sobótka 64.4 (2019), S. 101–112; vgl. zu Rembowski auch den Beitrag von Jakubowska in diesem Band. 65 Instructia Urodzonemu Adrianowi Rembowskiemu Dworzaninowi, i do Cesarza Iego M. Tureckiego Posłowi naszemu, w Warszawie dnia szostego Lipca Roku MDC dana, Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie, zespół nr 4 (Kancelaria Koronna, Metryka Koronna), Libri Legationum 27, fol. 159v.-162v., 160r. 66 Kołodziejczyk, Dariusz: Ottoman-Polish diplomatic relations (15th-18th Century). An Annotated Edition of ‘Ahdnamej and Other Documents. Leiden/Boston/Köln 2000, S. 125.
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Donaufürstentümer deutlich.67 Eine wichtige Rolle in diesem ambivalenten Verhältnis spielte ebenso das Krimkhanat. Während es hier zu durchaus chronischen, teils zugespitzten, militärischen Konflikten kam, war Sigismund III. etwa auf einen Frieden mit Khan Ğazı II. Giray angewiesen, als er 1598 einen Feldzug nach Schweden vornahm, um seinen Erbthron zurückzugewinnen.68 Nicht zuletzt durch eine gewisse Dreiecksbeziehung mit Schweden gestalteten sich auch die Beziehungen des polnisch-litauischen Reichsverbandes und der dortigen Wasa mit dem Zartum Moskau komplex. Gerade im Hinblick auf die Thronfolge wurden dabei auch im Fall Moskaus die Grenzen zwischen „Innen“ und „Außen“ streckenweise verwischt.69 Zu Beginn der Herrschaft Sigismunds III. wurde auf dem Wahlsejm am 15. August 1587 ein fünfzehnjähriger Waffenstillstand geschlossen, der – entgegen den Bestimmungen der Lubliner Union von 1569 – formal allerdings nur das Großfürstentum Litauen und Moskau betraf und die Krone Polen aussparte.70 Dabei war im Übrigen die zwischen König Johann III. von Schweden und seinem Sohn Sigismund III. von Polen beschlossene „Freundschaft“ im Wesentlichen gegen das Zartum Moskau gerichtet.71 So war es nicht zuletzt auch eine dynastische Raison, die das Verhalten Sigismunds III. Moskau gegenüber leitete. Wie im Fall des Osmanischen Reiches sandte der polnische König – trotz eindringlicher Mahnungen etwa Lew Sapiehas – auch in diesem Fall keinen offiziellen Gesandten, um seine Wahl anzuzeigen.72 Allerdings hatte Zar Fëdor I. Ivanovič seinerseits kurz nach 67
Papp, Sándor: Transylvania’s and Poland’s Participation in the Struggles between the Moldavian Voivode Family, the Movilăs, and the Wallachian Voivode Radu Şerban, in: Prace Historyczne 148.4 (2021), S. 687–701; Ursprung, Daniel: Die Moldau von der Entstehung im 14. bis zur Unterwerfung unter osmanische Herrschaft im 16. Jahrhundert, in: Oliver Jens Schmitt (Hg.): Handbuch zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2: Herrschaft und Politik in Südosteuropa von 1300 bis 1800. Berlin/Boston 2021, S. 327–383, 332, 375f. 68 Kołodziejczyk, Dariusz: The Crimean Khanate and Poland-Lithuania. International Diplomacy on the European Periphery (15th-18th Century). A Study of Peace Treaties Followed by an Annotated Edition of Relevant Documents. Leiden/Boston 2011, S. 116–118. 69 Allgemein zu den Beziehungen Polen-Litauens und Moskaus: Kasztelan, Paweł: Polskomoskiewskie stosunki dyplomatyczne przełomu XVI/XVII wieku. Poznań 2014; Tazbir, Janusz: Polacy na Kremlu i inne historyje. Warszawa 2005; Polak, Wojciech: O Kreml i Smoleńszczyznę. Polityka Rzeczypospolitej wobec Moskwy w latach 1607–1612. Toruń 1995; Wisner, Henryk: Król i car. Rzeczpospolita i Moskwa w XVI i XVII w. Warszawa 1995; Florja, Boris Nikolaevič: Russko-pol’skie otnošenija i baltijskij vopros v XVI – načale XVII v. Moskva 1973; Gruszecki, Stefan: Idea unii polsko-rosyjskiej na przełomie XVI i XVII wieku, in: Odrodzenie i reformacja w Polsce 15 (1970), S. 89–99. 70 Kasztelan, Polsko-moskiewskie stosunki, S. 167–225; Lepszy, Kazimierz: Walka stronnictw politycznych w pierwszych latach panowania Zygmunta III. Kraków 1929, S. 180–181. 71 Lepszy, Kazimierz: Rzeczpospolita Polska w dobie sejmu inkwizycyjnego (1589–1592). Kraków 1939, S. 27. 72 Kasztelan, Polsko-moskiewskie stosunki, 173.
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der Doppelwahl von Sigismund Wasa und Erzherzog Maximilian dem Habsburger seine Glückwünsche zur Erwerbung des polnischen Throns gesandt73, womit er die Legitimität des Wasas in Frage gestellt hatte.74 Nach dem Sejm 1590 wurden dann litauische Abgesandte in einer Großen Delegation nach Moskau geschickt. Hier wurde ein weiterer Waffenstillstand ausgehandelt und es wurden Kompromisse über die schwelenden Territorialkonflikte, die Podolien, Wolhynien, Kyïv/Kijów, Smoleńsk/Smolensk, Połock/Polack, Witebsk/ Vicebsk und Livland betrafen, erzielt.75 Das Livland-Problem berührte freilich auch Schweden, denn wiederholt war König Johann militärisch in Livland engagiert, was von Moskauer Seite als Bruch des Friedens von 1586 gewertet wurde. Daher war es ein Ziel der Moskauer Unterhändler, eine gefährliche Koalition zwischen Schweden und Polen-Litauen, die dynastisch im Raum stand, zu verhindern. Um dies zu erreichen, durfte die Moskauer Vertreter größere Zugeständnisse machen, alle Erwerbungen in Livland aus der Zeit Stefan Báthorys wurden Polen-Litauen überlassen. Dies geschah allerdings mit der Auflage, dass der polnische König im Kampf um Narva nicht Partei für seinen Vater König Johann III. von Schweden ergreifen würde.76 Dabei war auch insbesondere das folgende erste Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts von dynastischen Unsicherheiten in Moskau und dem dortigen Eingreifen der polnischen Wasa gekennzeichnet. Im Februar 1597 – und damit elf Monate vor dem Tod Zar Fëdors – wurde auf dem Sejm offen über eine eventuelle Erwerbung des Zarenthrones durch Sigismund III. gesprochen. Ohne dass dieses Thema in den königlichen Instruktionen auf den Landtagen vor dem Sejm angesprochen worden wäre, schlug der Wojewode von Vilnius Krzysztof Mikołaj Radziwiłł in seiner Senatsrede Sigismund III. als Moskauer Thronfolger vor.77 Dennoch wurde nach dem Tod Fëdors die Kandidatur des polnischen Königs nicht offiziell angemeldet. Das fehlende Engagement Sigismunds in der Moskauer Thronfolgefrage des Jahres 1598 dürfte sich dabei weitgehend aus seinem zeitgleichen schwedischen Feldzug um die Wiedererlangung seines Erbthrones erklären.78 Doch schon im selben Jahr kursierte ein weiteres Projekt, das den Wunsch widerspiegelte, mindestens einen entscheidenden Einfluss auf den östlichen Nachbarn zu nehmen. So bemerkte in diesem Jahr etwa der päpstliche Nuntius Malaspina 73 74 75 76 77 78
Lepszy, Walka stronnictw politycznych; die neuere Literatur dazu bei Wisner, Henryk: Zygmunt III Waza. Wrocław 1991. Lepszy, Walka stronnictw politycznych, S. 31. Kasztelan, Polsko-moskiewskie stosunki, S. 196. Ebenda, S. 197. Dyaryusze sejmowe r. 1597, hrsg. v. E. Barwiński (Scriptores Rerum Polonicarum). Bd. 10. Kraków 1907, S. 233–331. Kasztelan, Polsko-moskiewskie stosunki, S. 223.
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in einer Weisung an seinen Nachfolger: „Der König von Polen ist ein junger Witwer, er hat einen Sohn und zwei Königreiche, die kaum von einem Herrn regiert werden können. Die Polen wünschen ihm eine Wiederverheiratung, und es gibt viele, die meinen, dass die beste Ehebeziehung diejenige mit der etwa vierzehnjährigen Tochter des Moskauer Prinzen wäre, weil sie glauben, dass Moskau auf diese Weise dazu gebracht werden könnte, sich der lateinischen Kirche anzuschließen.“79 Die Hoffnung, Moskau für den Katholizismus zu gewinnen, verband sich im Übrigen auch mit den „Dmitrijaden“ des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts.80 Über die genauen Abläufe der Machtkämpfe in der dynastischen Krise, die das Moskauer Reich in dieser Zeit erfuhr, waren auch in Polen-Litauen teils nur Gerüchte bekannt.81 Als am Hof des litauischen Adeligen Adam Wiśniowiecki ein Prätendent auftauchte, der reklamierte, der tot geglaubte Sohn Ivans IV. Groznyj zu sein, vermochte er eine Adelsgruppe für seine Ansprüche zu gewinnen. Hierzu gehörte neben dem Wojewoden von Sandomierz, Jerzy Mniszech – dessen Tochter Maryna Dmitrij später heiratete –, auch als eminenter Hofakteur der litauische Kanzler Lew Sapieha.82 König Sigismund nahm mindestens eine permissive Haltung zu der Initiative der Hochadligen ein, als sie eine Armee von Kosaken und Söldnern zusammenstellten.83 Mit deren Hilfe gelang es dem Thronprätendenten Dmitrij, 1605 79
Rykaczewski, Erazm: Relacje nuncjuszów apostolskich i innych osób o Polsce od roku 1548 do 1690. Bd. 2. Berlin 1864, S. 96–97. 80 Zu den Dmitrijaden: Dunning, Chester: Who was Tsar Dmitrii?, in: Slavic Review 60–4 (2002), 705–729; Ders.: Tsar’ Dmitrii’, in: Voprosy istorii 1 (2007), S. 39–57; Bohun, Tomasz: Moskwa 1612. Warszawa 2005; Andrusiewicz, Andrzej: Dzieje dymitriad 1602–1614. 2 Bde. Warszawa 1990; Ders.: Dzieje Wielkiej Smuty. Katowice 1999; Maciszewski, Jarema: Polska a Moskwa 1603–1618. Opinie i stanowiska szlachty polskiej. Warszawa 1966; Skrynnikov, Ruslan G.: The Time of Troubles. Russia in Crisis 1604–1618. Gulf Breeze 1988; Ders.: Samozvancy v Rossi v načale XVII veka. Grigorij Otrepev. Novosibirsk 1987; Barbour, Philip L.: Dimitry Called the Pretender. Tsar and Great Prince of All Russia, 1605–1606. London, Melbourne 1967. 81 Ein gutes Beispiel für (bewusste?) Fehlinformation ist der Brief Lew Sapiehas an Jan Zamoyski, Sandomierz, 20. März 1593, veröffentlicht in: Archiwum domu Sapiehów, Bd. 1: Listy z lat 1575–1606, hrsg. v. Antoni Prochaski. Lwów 1892, Nr. 102, S. 75. 82 Czwołek, Arkadiusz: Piórem i buławą. Działalność polityczna Lwa Sapiehy Kanclerza Litewskiego, Wojewody Wileńskiego”. Toruń 2012; Tyszkowski, Kazimierz: Poselstwo Lwa Sapiehy w Moskwie 1600 r. (Archiwum Towarzystwa Naukowego we Lwowie. Wydział 2: Historyczno-Filozoficzny, 4–1). Lwów 1927. 83 Dunning etwa argumentiert, dass nur die Intervention des Kronkanzlers Zamoyski Sigismund von einem offenen Engagement für Dmitrij abgehalten habe, Dunning, Chester L.: Short History of Russia’s First Civil War. The Time of Troubles and the Founding of the Romanov Dynasty. University Park (PA) 2001, S. 88; dazu auch: Przepiórka, Andrzej Grzegorz: Od Staroduba do Moskwy. Działania wojsk Dymitra II Samozwańca w latach 1607– 1608. Zabrze 2007.
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nach dem Tod von Boris Godunov den Zarenthron zu besteigen, wenn er ihn auch nur kurze Zeit zu halten vermochte.84 Als sich der neue Zar Vasilij Šujskij durch einen weiteren Thronprätendenten, der sich als Dmitrij bezeichnete, herausgefordert wurde, wandte er sich an die Könige von Polen und von Schweden, um seinen Thron zu retten. Dabei war Šujskij bereits mit König Karl IX. von Schweden – Sigismunds Onkel und dynastischem Widersacher – ein Bündnis eingegangen. Sigismund III. erhob 1609 vor allem deshalb nun selbst Anspruch auf den Zarenthron. Bei seiner Expedition eroberte er nach zweijähriger Belagerung die Stadt Smolensk. 1610 wurde dann ein Vertrag zwischen Sigismund und den Romanovs geschlossen, wonach Sigismunds ältester Sohn Władysław unter Wahrung der Rechte der orthodoxen Kirche zum Zaren gewählt werden sollte. Nach einem Sieg über das russisch-schwedische Heer und dem Sturz Šujskijs schworen die Einwohner Moskaus schließlich im August 1610 dem neuen Zaren Władysław die Treue. Die Lage verkomplizierte sich allerdings zusätzlich, als Sigismund von Smolensk aus den Zarenthron für sich selbst reklamierte. Nach sich anschließenden Widerständen und Unruhen mussten die polnischen und litauischen Truppen in Moskau schließlich im Herbst 1612 kapitulieren. Versuche Władysławs, seine Thronansprüche 1617 mit einem erneuten Feldzug durchzusetzen, scheiterten. Auch wenn Polen-Litauen seine territorialen Gewinne schließlich im Waffenstillstand von Deulino bestätigt bekam, waren die weiterhin aufrechterhaltenen Prätentionen des Wasaprinzen auf die Moskauer Herrschaft nicht mehr umzusetzen.85 Dass der schwedische Kronprinz Karl Philipp, der Neffe Sigismunds III., eben im Jahr 1612 in Richtung Moskau in Bewegung gesetzt wurde, war eine direkte Antwort auf die Bemühungen, den polnischen Prinzen Władysław auf dem Moskauer Thron zu installieren.86 Wie in der Forschung bereits bemerkt worden ist, verlagerte sich gewissermaßen die dynastische Auseinandersetzung innerhalb des Wasahauses und damit die eng verzahnte Konkurrenz 84 85 86
Hildermeier, Manfred: Geschichte Russlands vom Mittelalter bis zur Oktoberrevolution. München 2013, S. 288–292. von Reiche, Antonia: Der Weg des russischen Zarentums zur Anerkennung in der Zeit von 1547 bis 1722. Eine völkerrechtlich-historische Studie. Hamburg 2002, S. 90–93. Einer der Protagonisten dieser Initiative war dabei Graf Jakob Pontusson de La Gardie, schwedischer Heerführer und Sohn des nur kurz zuvor in den engsten Kreis des schwedischen Hofadels aufgestiegenen Pontus de la Gardie und seiner Frau Sofia Gyllenhielm, einer illegitimen Tochter König Johanns III., des Vaters von Sigismund Wasa. Zu Jakob de la Gardies Rolle vgl. Almquist, Helge: Tsarvalet år 1613. Karl Filip och Mikael Romanov, in: Historiska studier tillägnade professor Harald Hjärne på hans sextioårsdag. Uppsala/ Stockholm 1908, S. 197–224, 211f.; zu den de la Gardies vgl. ausführlicher auch den Beitrag von Lichy in diesem Band.
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um herrschaftliche Dominanz zwischen Schweden und Polen-Litauen während der Nachfolgekrise um den Zarenthron auf Moskauer Territorium.87 Eine der Motivationen König Johanns, in Person Sigismunds eine Personalunion zwischen Schweden und Polen-Litauen zu bilden, war bereits in den 1589er Jahren in der schwedischen Position gegenüber Moskau und in Bezug auf die territorialen Interessen in Livland begründet gewesen.88 Entsprechend zeigte sich nach dem Aufbrechen der Personalunion der dynastische wie territoriale Konflikt zwischen beiden Herrschaften im beginnenden 17. Jahrhundert dann im Krieg um Livland und Estland, bevor er schließlich unter anderem im größeren Rahmen der Interventionen in Moskau aufging.89 Sigismunds Verlust des schwedischen Erbthrons 1598 an seinen Onkel Herzog Karl von Södermannland grundierte auch in den folgenden Jahrzehnten die Politik des polnischen Monarchen und seines Hofes gegenüber den schwedischen Konkurrenten. Dies beschränkte sich nicht allein auf die zahlreichen wie dauerhaften kriegerischen Auseinandersetzungen, die nicht zuletzt mit dem Königlichen Preußen als theatrum belli auch immer mehr kronpolnisches Territorium erfassten. Trotz relativ hoher personeller Stärke ging die institutionelle Sichtbarkeit Sigismund gegenüber loyaler schwedischer Akteure am polnischen Hof mit der Zeit zurück.90 Angesichts der gespannten Situation erwies es sich zugleich schwierig, breitere Kontakte zwischen den schwedischen und polnischlitauischen Eliten aufrechtzuerhalten – dies ungeachtet dessen, dass sich einige Gruppen katholischer Emigranten aus Schweden nach Polen-Litauen zurückzogen91 beziehungsweise sich im Umfeld beider Höfe einzelne persönliche Bindungen über den dynastischen Bruch hinaus erhielten, wie es etwa 87 Östergren, Stefan: Sigismund. En biografi över den svensk-polske monarken. Ängelholm 2005, S. 162. 88 Oakley, Stewart P.: War and Peace in the Baltic. 1560–1790, S. 39f. 89 Roberts, The Early Vasas, S. 403. Es ist dabei auch darauf verwiesen worden, dass die schwedische Intervention, die zum Ziel hatte, Karl Philipp auf dem Zarenthron zu installieren, letztendlich die Moskauer Position in den Auseinandersetzungen mit den polnischen Wasa und Polen-Litauen empfindlich schwächte, Dunnig, Chester L.: Russia’s First Civil War. The Time of Troubles and the Founding of the Romanov Dynasty. University Park (PA) 2001, S. 421. 90 Krawczuk, Wierni królowi, S. 52 mit einer Ergänzung der Ergebnisse von Michalewicz, der sich in seinen Ausführungen im Wesentlichen auf die Zeit bis in die Mitte der 1590er Jahre konzentriert hat, vgl. Michalewicz, Dwór szwedzki. 91 Ausführlich Krawczuk, Wierni królowi; zusammenfassend ders.: Svenska och finländska flyktingar i Polen-Litauen i början av 1600-talet. Spår i det polska kungliga registraturet (AGAD MK 180) och andra källor, in: Ewa Data-Bukowska/Marta Rey-Radlińska (Hg.): Nordisk genklang (Filologiskt smorgasbord; 4). Kraków 2021, S. 165–169; vgl. auch Kościelak, Sławomir: Katolicy w protestanckim Gdańsku. Od drugiej połowy XVI do końca XVIII wieku. Gdańsk 2012, S. 384f.
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Kolja Lichy am Beispiel Jakob Pontusson de la Gardies und Jean La Blanques in seinem Beitrag anspricht. In diesem Zusammenhang verweist Hans-Jürgen Bömelburg wiederum in seinen Überlegungen auf die benachbarten und dem polnischen König wiederum als Lehnsnehmer verpflichteten Hohenzollern in Brandenburg-Preußen, über dessen Diplomatie teils noch Geheimkontakte nach Schweden aufrechterhalten wurden. Man mag die lang andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Schweden und Polen-Litauen, an deren Rand auch Dänemark immer wieder als Gegner beziehungsweise potentieller Bündnispartner eine Rolle spielte92, als eine Reihe Nordischer Kriege mit Eigenlogik verstehen. In diesem Sinne stellten diese Konflikte keine Fußnote zum Dreißigjährigen Krieg dar, mit dessen Protagonisten, Bündnislinien und Verlauf sie jedoch mindestens eng verbunden waren.93 Für Schweden ist dabei konstatiert worden, dass die dort betriebene Politik zwar aus seiner spezifischen nordeuropäischbaltischen Perspektive herrührte, „but more and more they come to run parallel to wider European causes, and finally to coincide with them.“94 Demgegenüber trat zwar Polen-Litauen als Herrschaftsverband nicht offiziell in diesen Krieg ein. Doch die Gegnerschaft zu Schweden und damit verbunden die möglichen Allianzpartner wie der Kaiser oder sich aufdrängende Vermittler wie die französische Monarchie agierten wiederum ihrerseits aus der Logik ihrer Implikationen in den Dreißigjährigen Krieg heraus.95 In diesem 92 Mörke, Olaf: Seventeenth-Century Sweden and the Dominium Maris Baltici – a Maritime Empire?, in: Rolf Strootman/Floris van den Eijnde/Roy van Wijk (Hg.): Empires of the Sea. Maritime Power Networks in World History. Leiden/Boston 2020, S. 219–242, S. 225, 230. 93 Korytko, Andrzej: Rzeczpospolita i państwa Europy wschodniej wobec wojny trzydziestoletniej (do 1635r.) – rekonesans, in: Echa Przeszłości 15 (2014), S. 27–39; Lolo, Radosław: Moskwa, Szwecja i Rzeczpospolita wobec wojny trzydziestoletniej. O niektórych tezach w historiografii, in: Ryszard Skowron (Hg.): Polska wobec wielkich konfliktów w Europie nowożytnej. Z dziejów dyplomacji i stosunków międzynarodowych w XV–XVIII wieku. Kraków 2009, S. 605–615; Frost, Robert I.: Polen-Litauen und der Dreißigjährigen Krieg, in: Klaus Bußmann/Heinz Schilling (Hg.): 1648. Krieg und Frieden in Europa. Ausstellungskatalog. Textband 1: Politik, Recht, Religion und Gesellschaft. München 1998, S. 197–206. 94 Roberts, The Early Vasas, S. 295. 95 Maciej Serwański, Médiations diplomatiques françaises en Pologne au XVIIe siècle, in: Olivier Chaline/Jarosław Dumanowski/Michel Figeac (Hg.), Le rayonnement français en Europe centrale. Du XVIIe siècle à nos jours. Pessac 2009, S. 21–26; zur unmittelbaren Vorgeschichte dieser französischen Implikation nach dem Vertrag von Altmark (1629) Ders., Un aspect des rapports entre la Pologne et la France pendant la guerre de Trente Ans. La mission diplomatique de Mikolaj Gniewosz à Paris en 1631, in: Bernard Barbiche/ Jean-Pierre Poussou/Alain Tallon (Hg.), Pouvoirs, contestations et comportements dans l’Europe moderne. Mélanges en l’honneur du professeur Yves-Marie Bercé. Paris 2005, S. 201–208.
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Kontext betrieb Sigismund eine auf ständischer Ebene recht umstrittene – aus eigener Herrschaftsvollkommenheit – geführte monarchische Politik, die etwa die Heranziehung kaiserlicher Truppen im Krieg gegen Schweden auf königlich preußischem Territorium umfasste.96 Wie eng dieses Kriegsgeschehen wiederum aus der Perspektive der zeitgenössischen Akteure mit dem Verlauf der Auseinandersetzungen im Reich verknüpft war, wird etwa aus der Korrespondenz Ursula Meyers mit dem bayerischen Kurfürsten Maximilian I. deutlich. So mühte sich letzterer intensiv, etwa den 1629 geschlossenen Waffenstillstand von Altmark abzuwenden. Oliver Hegedüs kann anhand der Briefe des Kurfürsten zeigen, dass dieser in dem Abkommen einen Freibrief für das verstärkte Eingreifen Gustav Adolfs im Reich sah. Der enge Austausch zwischen Wittelsbachern und polnischen Wasa waren dabei nicht allein durch gemeinsame konfessionelle Interessen bedingt, die sich bis hin zum Austausch von Reliquien, Übertragung von Heiligenkulten und Messstiftungen zwischen Warschau und München manifestierten. Über Maria Anna von Innerösterreich, zweifache Schwiegermutter Sigismunds III. und Schwester von Maximilians Vater Herzog Wilhelm V. von Bayern, waren die Wittelsbacher mit dem polnischen König auch verwandtschaftlich verknüpft.97 Die dynastische Verbindung Sigismunds III. mit den Habsburgern stellt traditionell eines der zentralen Themen der Forschung dar. Lange Zeit war dies nicht zuletzt durch die Wahrnehmung Sigismunds III. als stark konfessionell geprägten, ja radikalen, Akteur mit Tendenzen zu einem absoluten Herrschaftsanspruch geprägt.98 Dabei ist in der jüngeren Forschung darauf hingewiesen worden, dass sich das Verhältnis des polnischen Monarchen 96
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Seredyka, Jan: Wezwanie posiłków cesarskich do Polski w 1629 roku, in: Zeszyty Naukowe Wyższej Szkoły Pedagogicznej w Opolu. Historia 14 (1977), S. 87–97; Duda, Paweł: Działalność oddziałów Hansa Georga von Arnima w Rzeczypospolitej z punktu widzenia nuncjusza papieskiego Antonia Santacrocego, in: M. R. Drozdowski/W. Walczak/ K. Wiszowata-Walczak (Hg.). Od Kijowa do Rzymu. Z dziejów stosunków Rzeczypospolitej ze Stolicą Apostolską i Ukrainą. Białystok 2012, S. 511–531. Diese Querverbindungen zwischen den Wittelsbachern, Habsburgern und einem regierenden polnischen Haus stellten gewissermaßen keine vollkommene Neuerung dar und folgte einem länger eingeübten Muster. Schon Anna von Österreich (1528–1590), die Mutter Maria Annas und Wilhelms, entstammte der Ehe von Kaiser Ferdinand I. (1503–1564) und Anna Jagiełło (1503–1547), die wiederum eine Vertreterin des böhmisch-ungarischen Zweigs der Jagiellonen und eine Enkelin des polnischen Königs Kasimirs IV. (1427–1492) und seiner Frau Elisabeth von Habsburg (1436/37-1505) war. Vgl. hierzu die Bemerkungen zum Forschungsstand bei Lichy, Stand, 298f.; zur These einer etwaigen konfessionellen Radikalität Sigismunds beispielsweise Bömelburg, HansJürgen: Konfessionspolitische Deutungsmuster und konfessionsfundamentalistische Kriegsmotive in Polen-Litauen um 1600. Durchsetzung und Grenzen in einer multikonfessionellen Gesellschaft, in: Heinz Schilling (Hg.): Konfessioneller Fundamentalismus.
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zu den Habsburgern als durchaus nicht ungebrochen und äußerst komplex erwies. In diesem Kontext hat etwa Robert Frost unterstrichen, dass Sigismund Wasa eine immer engere Allianz mit den Habsburger erst in dem Moment suchte, als seine Ambitionen, die sich mit der Personalunion zwischen Schweden und Polen-Litauen verbanden, durch seine Absetzung als schwedischer König obsolet wurden.99 Auch für Aleksandra Barwicka-Makula stellt dabei das Jahr 1598 einen wichtigen Einschnitt nicht nur für die Herrschaft Sigismunds, sondern auch für das Verhältnis von dessen Hof zu den Habsburgern dar. Zu einer korrespondierenden These gelangen Ryszard Skowron und Tomasz Poznański im vorliegenden Band. Ihre Analyse der Korrespondenzen zwischen Sigismund III., der Königin Konstanze und dem Prinzen Władysław einerseits sowie Vertreterinnen und Vertretern der österreichischen wie spanischen Habsburger andererseits kommt zu dem Schluss, dass die Spannungen und Konflikte zwischen beiden Häusern sich erst mit dem beginnenden 17. Jahrhundert auflösten. Dass unter den Bedingungen einer frühneuzeitlichen Monarchie trotz familiärer Kontinuität dynastische und damit verbundene weitergehende politische Orientierungen nur bedingter Stabilität unterworfen waren, darauf weist im Übrigen Anna Kalinowska hin. Als gewählter polnischer König und Nachfolger seines Vaters hegte bereits Władysław nämlich zunächst Heirats- und Allianzphantasien, die deutlich von der Bindung mit den Habsburgern abwichen. Erst nach dem Scheitern seiner Ambitionen einer konfessionell exzentrischen Heirat mit Elisabeth, der Tochter Friedrichs V. von der Pfalz und Elisabeth Stuarts, folgte er durch die Ehe mit Cäcilia Renata von Habsburg eingeübten dynastischen Mustern. Die nicht zu vernachlässigende Konflikthaftigkeit des Verhältnisses zwischen dem Haus Habsburg und den polnischen Wasa wurde dabei bereits 1587 durch die Doppelwahl Sigismund Wasas und des Erzherzogs Maximilian auf den polnischen Thron induziert.100 In diesem Zusammenhang unterstreicht Christoph Augustynowicz die Evolution des Verhältnisses zwischen dem polnischen Monarchen und den Habsburgern anhand der einzigen beiden Vertragswerke, die in der Herrschaftszeit Sigismunds geschlossen wurden. Noch der Vertrag von Bytom (Beuthen) und Będzin (1589) zur Beilegung des Thronfolgestreits in Polen und Litauen wurde zwischen Rudolf II. und dem Haus Habsburg einerseits und Sigismund andererseits geschlossen. Demgegenüber stellte sich der – auch Themenkreise von Bündnisplänen gegen die Osmanen, über die schwedischen bis hin zu den Religion als politischer Faktor im europäischen Mächtesystem um 1600. München 2007 (= Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien; 70), S. 285–309. 99 Frost, Polen-Litauen, S. 199f. 100 Umfassend hierzu Barwicka-Makula, Aleksandra: Od wrogości do przyjaźni. Habsburgowie austriaccy wobec Polski w latach 1587–1592. Katowice 2019.
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Moskauer Thronansprüchen der polnischen Wasa umfassende – Vertrag von Preßburg (Bratislava) im Jahr 1613 als Vertrag allein zwischen zwei Monarchen dar. Eine Berücksichtigung ständischer Interessen oder Mitsprache erfolgte dabei auf keiner der beiden Seiten. Katrin Keller wiederum weist daraufhin, dass bereits die erste Eheschließung Sigismunds mit der Habsburgerin Anna aus dem Zweig der Herzöge von Innerösterreich sowohl als Teil einer Entspannungspolitik verstanden werden kann als auch zugleich der Aufrechterhaltung der polnischen Interessen der österreichischen Habsburger diente. So differenziert in diesem Sinne die Einordnung des Verhältnisses Sigismunds zum Haus Habsburg zu treffen ist, so komplex erweist sich auch die Einordnung der Hofakteure. Aleksandra Barwicka-Makula unterstreicht, dass eine pro-habsburgische Haltung einerseits keine zwingende Voraussetzung für die Zugehörigkeit zum engsten Hofzirkel um den Monarchen war. Andererseits kann sie nachweisen, dass eine pro-habsburgische Haltung des Königs ihm instrumentell dazu diente, ein ihm loyales Lager innerhalb des höfischen beziehungsweisen hofnahen Adels zu schaffen, das nicht zuletzt auf die ehemaligen Unterstützer Maximilians bei der Doppelwahl aufbauen konnte. Zu den adligen beziehungsweise hochadligen Akteuren am und um den Hof traten jedoch auch weitere intensive Kommunikationskanäle durch verschiedene Agentinnen und Agenten etwa Maria Annas auch aus den Reihen des Personals am polnischen Hof hinzu, wie Katrin Keller und Oliver Hegedüs in ihren Beiträgen zeigen. Kommunikative Querverbindungen zwischen Wien und Warschau beschränkten sich keineswegs auf die Kontakte zwischen den herrschenden Familien, den Hofadel oder das Hofpersonal. Henryk Litwin und Paweł Duda zeichnen in diesem Sinne den intensiven Austausch zwischen der Wiener und der Warschauer Nuntiatur nach. Die Nuntiatur in Warschau bildete dabei die einzige ständige offizielle diplomatische Vertretung am polnischen Hof. Das Interesse der Kurie und der päpstlichen Diplomatie an Polen-Litauen und seinem Monarchen war in der Herrschaftszeit Sigismunds III. mit jeweils wechselnder situativer Intensität in erster Linie durch zwei Hauptaspekte geprägt: Zum einen war dies die Stärkung des Doppelreiches als einer katholischen Bastion, aus der heraus nicht nur etwa eine Katholisierung Moskaus, sondern auch Schwedens angestrebt werden sollte. Zum anderen strengte man immer wieder – erfolglose – Versuche an, Monarch und Reich zu einer antiosmanische Allianz zu bewegen, wobei hiermit auch ein päpstliches Interesse an der Situation der Donaufürstentümer und vor allem aber an einem guten Verhältnis zu den Habsburgern verbunden waren.101 In diesem Sinne konsta101 Litwin, Henryk: Chwała północy, Rzeczpospolita w polityce stolicy apostolskiej 1598– 1648. Warszawa 2018, hier instruktiv zusammenfassend S. 302–310.
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tiert auch Dorota Gregorowicz, dass neben der Unierten Kirche und anderen direkt kirchliche Fragen berührende Themen, in den königlichen Audienzen für die Nuntien bis in die Herrschaft Johann II. Kasimirs hinein nicht zuletzt die Fragen der polnischen Thronfolge sowie auch das Verhältnis zu den Habsburgern immer wieder dominierten. Sie verweist darauf, dass die Nuntien dabei den polnischen König auch gezielt mit Informationen aus ihren eigenen Netzwerken, insbesondere vom Kaiserhof her, versorgten. Dies schließt an die Analysen Henryk Litwin und Paweł Duda zum Austausch zwischen den Nuntiaturen an den Höfen in Wien und Warschau an. Sie zeigen in diesem Zusammenhang, dass auf diesem Weg nicht nur auch Informationen von Warschau nach Wien flossen, sondern der Warschauer Hof unter Umständen auch zu einem Knotenpunkt von Aushandlungen werden konnte. Dies geschah etwa in dem Moment, in dem sich auch Charles de Bonnières Baron d’Auchy als Vertreter Philipps IV. von Spanien in der zweiten Hälfte der 1620er Jahre am polnischen Hof aufhielt. Mithin darf die Entscheidung für eine kaiserliche Militärhilfe gegen die schwedische Invasion in Preußen auch als Ergebnis des Zusammenspiels zwischen d’Auchy und den Nuntien am Warschauer und Wiener Hof verstanden werden.102 Ansprüche, sich in den kriegerischen Konflikt zwischen dem Schweden der Wasa und dem Polen-Litauen der Wasa einzuschalten, reduzierte sich nicht allein auf die päpstliche oder die Habsburger Seite. Schon 1604 wurde von Heinrich IV. erwogen, sich als Vermittler zu betätigen. Dies wiederum geschah vor dem Hintergrund von dessen Ansprüchen als rex christianissimus einen dominanten Einfluss auf den Papst zu etablieren und die Konkurrenz zum Haus Habsburg auch auf diesem Feld auszutragen, was Kolja Lichy in seinem Beitrag aufnimmt. Im Fall des französischen Hofes war das zu Beginn des 17. Jahrhunderts verstärkte Interesse an Informationen aus Polen-Litauen dabei nicht zuletzt von der Moskauer Thronfolgekrise, schließlich auch von Informationen aus den Auseinandersetzungen mit Schweden und der Situation im Osmanischen Reich bestimmt. Neben der ephemeren Episode der polnischen Herrschaft des späteren Heinrich III. von Frankreich rückte der polnische Hof eher punktuell in die Aufmerksamkeit der französischen Monarchie und deren Diplomatie, etwa mit den Friedensverhandlungen von Stuhmsdorf/ Sztumska Wieś im Jahr 1635. Dies sollte sich erst wieder mit den sukzessiven Ehen von Sigismunds Söhnen und Nachfolgern Władysław und Johann Kasimir 102 Vgl. auch allgemein zu den Beziehungen der polnischen Wasa zu den spanischen Habsburgern und hier speziell ausführlich zur Mission d’Auchys am polnischen Hof: Skowron, Ryszard: Olivares, Wazowie i Bałtyk. Polska w polityce zagranicznej Hiszpanii w latach 1621–1632. Kraków 2002, bes. S. 170–189.
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mit Louise Marie de Gonzague de Nevers ändern.103 Nichtsdestoweniger etablierte sich, wie Lichy thematisiert, jenseits der Missionen von Botschaftern auch über einen dem polnischen Hof zumindest nahestehenden Akteur wie Jean La Blanque im Netzwerk der französischen Diplomatie ein beständiger Informationskanal. Ebenso erwiesen sich die Kontakte mit dem englischen Hof als tendenziell sporadisch. Hier spielten allerdings auch immer wieder sich berührende Interessen im Ostseeraum eine Rolle. Sie schlugen sich – neben dem englischen Engagement in Friedensverhandlungen zwischen Schweden und Polen-Litauen – in mehreren diplomatischen Missionen nieder, was den Hintergrund für die Beiträge Patrick Schumanns für die Herrschaft Sigismunds III. und Anna Kalinowskas für die Folgezeit unter Władysław IV. bildet. Die europäischen Interessen und Verbindungen des polnischen Königshofes selbst nur in der Herrschaftszeit Sigismunds III. in ihrer Gänze zu erschließen, kann und will der vorliegende Band nicht leisten. Den polnischen Hof insgesamt als differenziertes personelles Ensemble in Hinsicht auf die Außenbeziehungen in den Blick zu nehmen, bleibt dabei ebenso eine Forschungsaufgabe. An dieser Stelle mag in der Verbindung beider Problemkreise nur stellvertretend auf die bislang nicht weiter erschlossenen Kontakte etlicher Schlüsselakteure des polnischen Hofes mit dem Herzog von Mantua beziehungsweise mit dessen diplomatischen Vertretern hingewiesen sein.104 Der vorliegende Band stellt mithin einen Versuch dar, einige Aspekte zusammenzutragen, ohne einen Anspruch darauf zu erheben, das Thema in der Breite erschöpfend zu erschließen. 4.
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Die hier versammelten Überlegungen sind um vier Achsen herum organisiert, wobei etliche der oben angesprochenen systematischen Themenkomplexe und Forschungsfragen jenseits dieser Anordnung viele Beiträge durchziehen. Der erste Abschnitt („Familienbande“) legt mit den Analysen von Katrin Keller, 103 Libiszowska, Zofia: Żona dwóch Wazów. Warszawa, 1963; Bożena Fabiani, Warszawski dwór Ludwiki Marii. Warszawa 1976; Targosz, Karolina: Uczony dwór Ludwiki Marii Gonzagi (1646–1667). Z dziejów polsko-francuskich stosunków naukowych. Warszawa 22015; Grell, Chantal: Amarille, reine des Scythes. Une princesse française à la cour de Pologne (1646–1667), in: Bulletin du Centre de recherche du château de Versailles 2021, http:// journals.openedition.org/crcv/19221; DOI: https://doi.org/10.4000/crcv.19221 (zuletzt eingesehen am 24. Januar 2022). 104 Archivio di Stato di Mantova, Archivio Gonzaga. Corrispondenza estera. Polonia. E VII.3 Carteggio degli Inviati ed altri, busta 558/busta 559.
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Oliver Hegedüs sowie Ryszard Skowron und Tomasz Poznański einen Schwerpunkt auf die dynastisch bedingten Kontakte der königlichen Familie selbst beziehungsweise von deren unmittelbarem Umfeld. Demgegenüber weitet der zweite Teil („Höfische Akteure“), der die Studien von Aleksandra BarwickaMakula, Magdalena Jakubowska und Kolja Lichy umfasst, den Blick auf weiter höfische Akteure der Außenbeziehungen. Gefolgt wird dieser Abschnitt durch die Ausführungen von Patrick Schumann und Dorota Gregorowicz zu Diplomatie und höfischem Zeremoniell, die Christoph Augustynowicz um Reflexionen zu finanziellen und materiellen Dimensionen des Zeremoniells ergänzt („Diplomatie im höfischen Zeremoniell“). Die vierte Gruppe von Beiträgen („Konfession und Außenbeziehungen“) fasst abschließend die Beiträge zusammen, in denen die religiösen Aspekte der Außenbeziehungen eine besondere Rolle spielen, sei es im Fall der päpstlichen Diplomatie, die Henryk Litwin und Paweł Duda thematisieren, sei es in Kontakten des Wasahofes mit evangelischen Höfen, denen sich Hans-Jürgen Bömelburg und Anna Kalinowska widmen. Die Historiografie, die sich mit der – aus der Gegenwart betrachtet – östlichen Hälfte Europas auseinandersetzt, hat ein intensives Verhältnis zum differenzierten Gebrauch von Ortsnamen entwickelt. In diesem Sinne werden auch im vorliegenden Band die gängigen deutschen Namensversionen sowie die polnischen beziehungsweise anderssprachigen Ortsnamen verwendet. Herrschernamen werden wie üblich in der deutschen beziehungsweise englischen Version verwendet, eine Ausnahme stellt die inzwischen konventionell verbreitete Verwendung von „Władysław“ dar. Alle anderen Namen werden in der jeweils üblichen landesprachlichen Bezeichnung verwendet. Abweichende Formen frühneuzeitlicher Familiennamen werden im Register verzeichnet. Der Band hätte ohne die Unterstützung verschiedener Institutionen und Personen nicht entstehen können. Die großzügige Finanzierung durch die Bundesbeauftrage für Kultur und Medien (BKM) hat erst sowohl die der Publikation zugrundeliegende Konferenz als auch die Veröffentlichung selbst möglich gemacht. Die enge Kooperation und Unterstützung seitens der Polnischen Akademie der Wissenschaften und deren Außenstelle in Wien (Vienna PAN), namentlich von deren langjährigen Direktor Bogusław Dybaś und dessen Mitarbeiterin Teodora Konach, haben maßgeblich zur Umsetzung beigetragen. Mit unermüdlichem Interesse hat auch im Anschluss Igor Kąkolewski, der Direktor des Zentrums für historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin (CBH PAN), den weiteren Verlauf begleitet. An der Justus-Liebig-Universität Gießen haben Lidia Gläsmann und HansJürgen Bömelburg das Entstehen des Bandes unterstützt. Filip Schuffert hat sich Meriten bei der Erstellung des Registers verdient und Chris Jones hat das
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sprachliche Lektorat der englischen Texte übernommen. Die Herausgeber der Reihe und Pascale Mannert, Marlina Briest und Miriam Esau, vor allem aber Diethard Sawicki vom Schöningh Verlag haben viel Langmut und Verständnis bei der Entstehung gezeigt. Ihnen allen sowie allen Beiträgerinnen und Beiträgern für ihre engagierte Mitarbeit und ihre Geduld sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Teil I Familienbande
Manische Neugier? Erzherzogin Maria von Innerösterreich in der Kommunikation zwischen Graz und Krakau Katrin Keller Walter Leitsch, dem zweifellos das Verdienst zukommt, auf die Korrespondenz zwischen dem polnischen und dem Grazer Hof um 1600 aufmerksam gemacht zu haben, publizierte 2009 einen Beitrag zum Briefwechsel zwischen Erzherzogin Maria von Innerösterreich und ihrer ältesten Tochter Anna, seit 1592 Königin von Polen. Darin charakterisierte er die Erzherzogin als manische Briefeschreiberin und hielt fest: „Sie war keine Persönlichkeit mit politischem Gewicht, es war für sie die Informiertheit daher nicht lebensnotwendig. Sie wollte jedoch ein wenig mitspielen im politischen Leben und sah dafür wohl nur eine Chance, wenn sie über das Weltgeschehen mehr und bessere Kenntnisse hatte als andere.“1 Auch in seinem mehrbändigen Werk über Sigismund III. Wasa widmete er Maria ein eigenes Kapitel, in dem er „typische Charakterzüge“ der Erzherzogin zu beschreiben versprach.2 Als solche glaubte er identifizieren zu können: Neugier, Misstrauen, Kontrollzwang über die Familie, Besitzgier (auch gegenüber ihren Familienmitgliedern und damit auch gegenüber dem König von Polen), Stolz, Hoffart, religiösen Fundamentalismus, Ungebildetheit, Geltungsdrang etc. Der Leserin stellt sich schnell die Frage, warum er einer derart abstoßenden Person Dutzende von Seiten widmet und diese (ganz einleitend) doch als „bemerkenswerte und kraftvolle Persönlichkeit“ bezeichnet, die durchaus einen gewissen Einfluss auf den polnischen Hof ausgeübt habe. In meinem Beitrag möchte ich diesem ebenso negativen wie zwiespältigen Bild nachgehen und versuchen, vor dem Hintergrund der mittlerweile recht umfangreichen Forschungen zu Handlungsspielräumen frühneuzeitlicher Fürstinnen meine Sichtweise auf Marias Rolle in den habsburgisch-polnischen Beziehungen und damit (um eine Formulierung Leitschs aufzunehmen) auf ihr politisches Gewicht zu skizzieren. Als Materialbasis dafür dienen mir neben 1 Leitsch, Walter: Eine unbeachtete Quelle zur Geschichte Polens in der frühen Neuzeit. Die Familienkorrespondenz der Erzherzogin Maria, in: Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs 53 (2009), S. 67–76, hier S. 69. Die Vortragsform des Textes wurde im Wesentlichen beibehalten und nur durch die notwendigsten Fußnoten ergänzt. 2 Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. 4 Bde. Wien 2010, hier Bd. 3, S. 1568–1605, bes. S. 1569.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_002
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Leitschs Texten ältere Arbeiten wie die von Elke Roth über Königin Anna von Polen, die Edition eines erheblichen Teils des Briefwechsels zwischen Anna und Maria, die Hanna Dobner vor einiger Zeit vorgelegt hat, sowie das Material, das ich für meine 2012 erschienene biographische Studie3 über Maria von Innerösterreich verwendet habe, während polnische oder schwedische Quellen nicht eingesehen werden konnten. 1.
Biographisches
Maria von Innerösterreich wurde 1551 in München als Tochter von Herzog Albrecht V. von Bayern und seiner Gemahlin Anna, einer Tochter Ferdinands I., geboren.4 Nach verschiedenen verworfenen Eheplänen, darunter solchen mit dem König von Dänemark sowie mit Johann Sigismund Zápolya von Siebenbürgen, heiratete sie 1571 in Wien Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, den jüngsten Bruder ihrer Mutter. Aus der sehr einvernehmlichen Ehe gingen 15 Kinder hervor, darunter als älteste Tochter Erzherzogin Anna sowie ihre jüngere Schwester Konstanze, die beide später als Gemahlinnen Sigismunds III. Wasa Königin von Polen werden sollten. Als Karl von Innerösterreich 1590 recht überraschend starb, war Maria mit dem letzten Kind hochschwanger; Erzherzogin Anna war mit 17 Jahren die Älteste in der stattlichen Kinderschar. Die Erzherzogin-Witwe war vom Tod ihres Mannes zweifellos sehr getroffen, zögerte aber nicht, sich in eine langwierige Auseinandersetzung mit Kaiser Rudolf II., ihrem Cousin, und Erzherzog Ferdinand von Tirol, ihrem Onkel und Schwager zu stürzen, die ihr die aktive Teilhabe an der Vormundschaft über ihre Kinder versagten. Trotz Unterstützung aus München durch ihren Bruder Wilhelm V. von Bayern gelang es Maria nicht, die ihr testamentarisch zugesicherte Mitvormundschaft offiziell zu übernehmen. Allerdings konnte sie sich sowohl gegenüber Erzherzog Ernst wie gegenüber Erzherzog Maximilian, die nacheinander als Regenten in Graz agierten, insoweit durchsetzen, dass sie mit ihren Kindern in Graz blieb und dort auch in Entscheidungen über die Verwaltung des Landes einbezogen wurde. 3 Keller, Katrin: Erzherzogin Maria von Innerösterreich (1551–1608). Zwischen Habsburg und Wittelsbach. Wien/Köln/Weimar 2012; Roth, Elke: Erzherzogin Anna von Innerösterreich, Königin von Polen und Schweden. Leben und Stellung in der habsburgischen Politik ihrer Zeit (1573–1598). Diss. masch. Graz 1967; Dobner, Hanna: Briefwechsel zwischen Erzherzogin Maria von Innerösterreich und ihrer Tochter Anna, Königin von Polen und Schweden, während ihres Aufenthaltes in Schweden 1593/1594 – Historische Analyse und Edition. Masterarbeit Wien 2015. 4 Das Folgende nach Keller, Maria. Siehe dort auch die ausführlichen Nachweise.
Maria von Innerösterreich in der Kommunikation Graz – Krakau
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Im Jahr 1595 übernahm dann ihr ältester Sohn Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand II., mit Erreichen der Volljährigkeit die Regierung in Graz. Maria von Innerösterreich blieb bis zu ihrem Tod 1608 seine wichtige Ratgeberin, wie Briefe und Akten deutlich ausweisen. Dabei unterstützte sie ihren Sohn ebenso wie früher ihren Ehemann insbesondere in der Auseinandersetzung mit dem protestantischen Adel der innerösterreichischen Länder sowie bei energischen Schritten im Sinne der Gegenreformation. Als vehemente Unterstützerin derselben hat sie Spuren auf der konfessionellen Landkarte Mitteleuropas hinterlassen – ihre Erziehung und ihre Beratung waren wichtige Quellen der Konfessionspolitik Ferdinands II. ebenso wie der „Pietas Austriaca“5 späterer Generationen von Habsburgern und Habsburgerinnen. Über die Verheiratung ihrer zahlreichen Töchter, die um 1600 das dynastische Potential des Hauses Habsburg repräsentierten, nahm sie deutlichen Einfluss sowohl auf die innerdynastischen Beziehungen – ihre Tochter Margarethe wurde 1599 Königin von Spanien – wie auf die Verbindungen des Hauses nach Osten. Vor allem in ihrer Witwenzeit – über die Jahre vorher sind wir aufgrund fehlender Quellen schlecht unterrichtet – unterhielt sie zudem ein weit ausgreifendes Korrespondenznetz, zu dem neben Mitgliedern der Häuser Wittelsbach und Habsburg auch Diplomaten und Amtsträger in Graz, Prag, Wien, Madrid, Krakau und Mitglieder fürstlicher Häuser des Alten Reiches gehörten. 2.
Fürstin und dynastische Herrschaft
Die Erzherzogin war somit in einer Vielzahl von Rollen aktiv6, die eine frühneuzeitliche Fürstin wahrnehmen konnte und in denen ihr jeweils spezifische Handlungsmöglichkeiten zu Gebote standen: Sie war die Tochter eines Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, die Ehefrau bzw. Witwe eines anderen. 5 Coreth, Anna: Pietas Austriaca. Österreichische Frömmigkeit im Barock. Wien 1982, S. 51. Zu Marias Aktivitäten als Klosterstifterin und im Kontakt mit der Kurie siehe zuletzt Hodapp, Julia: Habsburgerinnen und Konfessionalisierung im späten 16. Jahrhundert (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 169). Münster 2018, S. 126–185. 6 Siehe etwa Crawford, Katherine: Catherine de Medicis and the Performance of Political Motherhood, in: The Sixteenth Century Journal 31.3 (2000), S. 643–673; Norberg, Kathryn: Incorporating Women/Gender into French History Courses, 1429–1789. Did Women of the Old Regime Have a Political History?, in: French Historical Studies 27.2 (2004), S. 243–292, hier S. 249; zum Folgenden ausführlicher: Keller, Katrin: Frauen und dynastische Herrschaft. Eine Einführung, in: Dies./Bettina Braun/Matthias Schnettger (Hg.): Nur die Frau des Kaisers? Kaiserinnen in der Frühen Neuzeit (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 64). Wien/Köln/Weimar 2016, S. 13–26.
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Katrin Keller
Sie konnte als vielfache Mutter eine zentrale dynastische Rolle erfolgreich ausfüllen, und als Mutter eines regierenden Fürsten bzw. mehrerer ranghoher europäischer Fürstinnen erschlossen sich ihr weitere Möglichkeiten. Basis derselben war in erster Linie ihre eigene dynastische Verortung, war doch für alle Mitglieder frühneuzeitlicher Herrscherhäuser, Männer wie Frauen, die Familie bzw. die Dynastie Quelle legitimen herrschaftlichen Handelns. Mitglied europäischer Dynastien waren Fürstinnen eigentlich sogar in doppelter Hinsicht, indem sie in eine Dynastie geboren wurden, mit ihrer Eheschließung in eine andere wechselten und doch idealerweise dauerhaft als Vermittlerinnen und Schnittstellen zwischen beiden fungierten.7 Diese Idee stand ja hinter jeder fürstlichen Eheschließung; sie scheint jedoch in den regierenden Dynastien in unterschiedlicher Weise ausgeprägt und realisiert worden zu sein. Mitglied der Dynastie war die Fürstin freilich in erster Linie als Ehefrau eines regierenden Fürsten. Als Amts- und Arbeitspaar8 hatten beide Aufgaben in der Realisierung dynastischer Herrschaft – ein Umstand, der lange so nicht wahrgenommen worden ist. Legitime, durch die Zugehörigkeit zum Herrschaftsstand und die Position als Ehefrau abgesicherte Herrschaftsrechte konnte eine Fürstin in verschiedener Hinsicht ausüben: Ihr oblag Mitverantwortung für die Erziehung der Kinder – was im dynastischen Kontext zugleich eine Aufgabe von politischer Relevanz war, waren doch Söhne (vor allem der Primogenitus) und Töchter ihrerseits wieder zur Ausübung von Herrschaft bestimmt. Sie hatte mehr oder weniger weitreichenden Einfluss auf die Gestaltung des höfischen Alltags, was sowohl Repräsentationspflichten im Rahmen von Zeremoniell und Fest wie die Ausgestaltung materieller Kultur wie Weisungsbefugnisse gegenüber Amtsträgern, Amtsträgerinnen und Dienstpersonal implizierte. Sie hatte jedoch auch Verpflichtungen gegenüber den Untertanen im weiten Sinne des Wortes; für deren Wohlergehen sollte sie als mildtätige Fürstin im Rahmen landesherrlich-institutioneller „caritas“ ebenso sorgen 7 Hibbard, Caroline M.: The Role of a Queen Consort. The Household and Court of Henrietta Maria 1625–1642, in: Ronald G. Asch/Adolf M. Birke (Hg.): Princes, Patronage and the Nobility. The Court at the Beginning of the Modern Age, c. 1450–1650. Oxford 1991, S. 393–414, hier S. 100 f.; Campbell Orr, Clarissa (Hg.): Queenship in Europe 1660–1815: The Role of the Consort. Cambridge 2004, S. 12f.; Jacobsen, Grethe: Women and Power – three Danish Cases on a European Background, in: Alexander Jendorff/Andrea Pühringer (Hg.): Pars pro toto. Historische Miniaturen zum 75. Geburtstag von Heide Wunder. Neustadt an der Aisch 2014, S. 287–297, hier S. 289 f. 8 Wunder, Heide: Herrschaft und öffentliches Handeln von Frauen in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit, in: Ute Gerhard (Hg.): Frauen in der Geschichte des Rechts. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. München 1997, S. 27–54, hier S. 35–38; Arenfeld, Pernille: The Political Role of the Female Consort in Protestant Germany, 1550–1585. Anna of Saxony as „Mater Patriae“. Diss masch. Florenz 2005, S. 103–106.
Maria von Innerösterreich in der Kommunikation Graz – Krakau
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wie als Fürbitterin in den verschiedensten Angelegenheiten und als fromme Patronin von Kirche und Pfarrerschaft bzw. Orden.9 Landesverwaltung, Rechtsprechung und äußere Politik oblagen innerhalb dieses Arbeitspaares in erster Linie dem Fürsten, aber nicht ohne Beteiligung der Fürstin: Neben der Aufrechterhaltung guter „Korrespondenz“ mit anderen fürstlichen Dynastien, der Informationsbeschaffung und neben Heiratsprojekten als standesgemäßen Aktivitäten einer Fürstin hatte diese – und das wohl häufiger, als bislang in der Forschung berücksichtigt – auch stellvertretend Herrschaft auszuüben im Falle von Abwesenheit, Krankheit oder Regierungsunfähigkeit. Aktionsfelder, die sich für Frauen hochadlig-fürstlicher Herkunft erkennen lassen, hatten ihre Basis also zum einen in der dynastischen Zugehörigkeit, aus der sich die Legitimität herrschaftlichen Handelns erklären lässt. Sie resultierten zum anderen aber auch aus strukturellen Gegebenheiten der höfischen Gesellschaft als Handlungsrahmen. Dabei ist als eine grundlegende Eigenart der höfischen Gesellschaft auf die fehlende, im zeitgenössischen Verständnis geradezu unvorstellbare Trennung von „öffentlichen“ und „privaten“ Dimensionen hinzuweisen. Der Herausbildung dieses Dualismus, der den Blick auf das herrschaftliche Wirken von Frauen in der Geschichtswissenschaft lange verstellt hat und deshalb von der feministischen bzw. geschlechtergeschichtlichen Forschung seit Jahren kritisiert und hinterfragt wird10, ist hier nicht weiter nachzugehen. Sicher ist, dass in der frühneuzeitlichen höfischen Gesellschaft insbesondere in Bezug auf die Personen der fürstlichen Familie zwar private Räume denkbar waren, aber keine Privatheit als Person. Ein weiteres Kennzeichen der höfischen Gesellschaft war der große Stellenwert von Patronage und Klientelbeziehungen, von Vernetzungen, über die Aufstieg oder Positionsverlust, finanzieller Gewinn und Ehre als symbolisches
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Wunder, Heide: Regierende Fürstinnen des 16. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Teilhabe an Herrschaft, Konfessionsbildung und Wissenschaften, in: Eva Schlotheuber u.a. (Hg.): Herzogin Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg (1510–1558). Herrschaft – Konfession – Kultur. Beiträge des wissenschaftlichen Symposiums der Klosterkammer Hannover vom 24.-26. Februar 2010 im Historischen Museum Hannover (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 132). Hannover 2011, S. 34–55, hier S. 42f.; Keller, Katrin: Hüterin des Glaubens. Fürstin und Konfession in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Daniel Gehrt/Vera von der Osten-Sacken (Hg.): Fürstinnen und Konfession. Beiträge hochadliger Frauen zur Religionspolitik und Bekenntnisbildung (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abt. für Abendländische Religionsgeschichte 104). Göttingen 2015, S. 35–62. Zur Diskussion allgemein Opitz, Claudia: Umordnungen der Geschlechter. Einführung in die Geschlechtergeschichte (Historische Einführungen 8). Frankfurt am Main 2005, S. 156–170.
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Kapital vermittelt wurden.11 Dass Frauen in diesen Vernetzungen nicht nur als „Tauschobjekte“ im Rahmen von Eheschließungen, sondern als Akteurinnen in mehr oder weniger ausgedehnten Netzwerken eine Rolle spielten, darauf ist zuletzt immer wieder hingewiesen worden.12 Ein zentrales Gut der höfischen Gesellschaft, welches durch Netzwerke vermittelt werden konnte und das Amts-, Ehr- und Gelderwerb zugrunde lag, war dabei die fürstliche Gnade. Vermittelt wurde sie nicht zuletzt über die Fürstin, die ihren – idealerweise ungehinderten – Zugang zum Fürsten, ihre traditionelle Rolle als Fürbitterin13 nutzen konnte und zugleich selbst über materielle und Ämterressourcen im Rahmen ihres Hofstaates und ihrer Rolle fürstlicher Repräsentation verfügte. 3.
Maria von Innerösterreich und Polen-Litauen
Innerhalb des so skizzierten Rahmens politischer Interessen wie der Handlungsfelder einer Fürstin stellt sich die Grazer Erzherzogin bei genauerer Betrachtung schnell als Akteurin im Kontext dynastischer Interessen des Hauses dar. Aufgrund der bereits angedeuteten Eheschließungen spielte die Verbindung von Graz in Richtung Osten eine besondere Rolle: Zwei Töchter Marias, Anna (1592) und später deren jüngere Schwester Konstanze (1605)
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Die Literatur zu den verschiedenen Ansätzen in Theorie und praktischen Untersuchungen zum Hof kann hier nicht im Einzelnen nachgewiesen werden; als knappen Überblick siehe Asch, Ronald: Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit. Köln u.a. 2008, S. 218–234. Für den Kaiserhof um 1600 siehe MacHardy, Karin J.: War, Religion and Court Patronage in Habsburg Austria. The Social and Cultural Dimensions of Political Interaction 1521–1622. Basingstoke 2003; Hengerer, Mark: Kaiserhof und Adel in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine Kommunikationsgeschichte der Macht in der Vormoderne (Historische Kulturwissenschaft 3). Konstanz 2004. Arenfeld, Role, S. 129–190; Keller, Katrin: Mit den Mitteln einer Frau – Handlungsspielräume adliger Frauen in Politik und Diplomatie, in: Hillard v. Thiessen/Christian Windler (Hg.): Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel (Externa 1). Köln/Weimar/Wien 2010, S. 219–244; Woodacre, Elena: Cousins and Queens: Familial Ties, Political Ambition and Epistolary Diplomacy in Renaissance Europe, in: Glenda Sluga/Carolyn James (Hg.): Women, Diplomacy, and International Politics since 1500. Abingdon u.a. 2015, S. 30–45; Schleunig, Regina: Hof, Macht, Geschlecht. Handlungsspielräume adeliger Amtsträgerinnen am Hof Ludwigs XIV. (Freunde – Gönner – Getreue. Studien zur Semantik und Praxis von Freundschaft und Patronage 11). Göttingen 2016, S. 261–274. Zu mittelalterlichen Traditionen dieser Funktion siehe insbesondere Fößel, Amalie: Die Königin im mittelalterlichen Reich. Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume. Darmstadt 2000, S. 123–126, 133 f., 138, 145.
Maria von Innerösterreich in der Kommunikation Graz – Krakau
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heirateten König Sigismund III. Wasa von Polen; eine weitere Schwester war zumindest zeitweise mit Sigismund Báthory von Siebenbürgen verheiratet.14 Diese Eheverbindungen sind natürlich in den Kontext längerfristiger Bemühungen der österreichischen Habsburger um Polen zu setzen, die im 16. Jahrhundert immer wieder zu Eheschließungen, aber auch zu mehreren, bekanntlich erfolglosen Thronkandidaturen von Habsburgern geführt hatten.15 So war auch die Eheschließung zwischen Erzherzogin Anna und König Sigismund keine „Erfindung“ der Erzherzogin-Witwe, die freilich seit ihrer Verwitwung 1590 bei der Versorgung ihrer Kinder ein Mitspracherecht hatte und dies auch deutlich ausübte. Der polnische Eheplan war vielmehr noch von Erzherzog Karl von Innerösterreich und Kaiser Rudolf II. angedacht worden.16 Dagegen war es das Verdienst Marias, das zeitweise stockende Projekt nach dem Tod ihres Mannes durch eine Intervention (über den Grazer Nuntius) an der römischen Kurie17 wieder in Schwung gebracht zu haben mit dem Argument, dass eine katholische Braut für Sigismund Wasa, der ja zugleich Thronfolger im lutherischen Schweden war, eine wichtige konfessionelle Rückenstärkung darstellen würde.18 Und es war nicht zuletzt Marias Verdienst, dass die zunächst widerspenstige Braut – Anna hatte es doch gewagt, zunächst Widerstand anzumelden und den König an ihre jüngere Schwester Katharina „weiterzureichen“ – dann im Juli 1591 tatsächlich in die Ehe einwilligte.19 Nach der 1588 militärisch 14 15
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Keller, Maria, S. 172–182, 185–187. Zu den polnischen Eheschließungen siehe auch Bues, Almut/Krysiewicz, Zbigniew (Hg.): Royal Marriages of Princes and Princesses in Poland and Lithuania, c. 1500–1800. Companion Guide to the Exhibition. Warschau 2016. Zur Vorgeschichte siehe Bues, Almut: Die Ständemonarchie der späten Jagiellonenzeit (1506–1572). Neuorientierungen im System der europäischen Staatenbeziehungen, in: Hans-Jürgen Bömelburg (Hg.): Polen in der europäischen Geschichte. Ein Handbuch. Bd. 2: Frühe Neuzeit (16. bis 18. Jahrhundert). Stuttgart 2017, S. 43–60; Augustynowicz, Christoph: Die Kandidaten und Interessen des Hauses Habsburg in Polen-Litauen während des zweiten Interregnums 1574–1576 (Dissertationen der Universität Wien 71). Wien 2001. Nach Roth, Anna, S. 30f., war der Plan 1586 schon relativ weit gediehen; seine Weiterführung scheiterte jedoch zunächst an der polnischen Königswahl 1587 (ebd. S. 42f.), bis er auf Sigismunds Betreiben 1589 wieder aufgenommen wurde, ebd. S. 49; vgl. auch Rainer, Johann (Bearb.): Grazer Nuntiatur, Bd. 4: Nuntiatur des Girolamo Portia 1595–1598 (Publikationen des Historischen Instituts beim Österreichischen Kulturforum in Rom. II. Abt. II. Reihe: Nuntiaturberichte. Grazer Nuntiatur 4). Wien 2012, S. XIII f. Roth, Anna, S. 44 f., 53 f. Keller, Maria, S. 173. Keller, Maria, S. 174 f.; Roth, Anna, S. 64–71; zu dynastischen Verpflichtungen siehe Geevers, Elisabeth/Marini, Mirella: Introduction. Aristocracy, Dynasty and Identity in Early Modern Europe, 1520–1700, in: Dies. (Hg.): Dynastic Identity in Early Modern Europe.
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gescheiterten Gegenkandidatur Erzherzog Maximilians, des jüngeren Bruders Rudolfs II., war die Verbindung 1592 sicher ein weiterer Schritt zur Beruhigung und Normalisierung der dynastisch-politischen Beziehungen zwischen Habsburg und Polen. Vermutlich stellten auch die Kontakte zwischen Sigismund und Erzherzog Ernst, dem älteren Bruder Maximilians, hinsichtlich einer möglichen Nachfolge in Polen ein Element des politischen Kontextes der Eheschließung von 1592 dar.20 Die Erzherzogin-Witwe war jedoch nicht nur bei der Anbahnung der Ehe aktiv, sondern setzte es gegen Kaiser Rudolf II. auch durch, dass sie ihre Tochter auf ihrer Brautreise nach Krakau begleiten konnte. Das war ein eindeutig ungewöhnliches Vorhaben – zwar stellten Verwandtenbesuche unter den Fürstenhäusern des deutschsprachigen Raumes keine Seltenheit dar. Habsburgische Bräute wurden allerdings gewöhnlich von einem hochrangigen Gefolge, aber keineswegs von einem Elternteil in ihre künftige Heimat begleitet, zumal wenn sich diese außerhalb der Grenzen des Alten Reiches befand. Allerdings praktizierte Maria von Innerösterreich dies bei allen ihren Töchtern und begründete es damit, dass es der jungen Frau zweifellos hilfreich sein werde, wenn ihre Mutter sowohl den Schwiegersohn wie dessen Hof selbst kennen lernen könne.21 Im Falle Polens blieb es nicht bei diesem einen Aufenthalt, sondern Maria von Innerösterreich reiste auch 1595 zu einem Besuch nach Krakau, nahm 1599 dort an der Beisetzung ihrer ältesten Tochter teil und begleitete schließlich 1605 die jüngere, Erzherzogin Konstanze, ebenfalls zu ihrer Eheschließung. Dass Marias Argumentation dabei nicht aus der Luft gegriffen war, zeigt die weitere Entwicklung ihrer Kontakte nach Polen – ihre wiederholte Anwesenheit dort nützte allerdings nicht nur der Tochter, sondern auch der Erzherzogin selbst: Zweifellos resultierten aus ihren Reisen Einblicke in die Verhältnisse am polnischen Hof in Krakau, vor allem aber ein persönlicher Kontakt zu König Sigismund III., ihrem Schwiegersohn. Dass sich die Ehe zwischen ihm und Erzherzogin Anna trotz deren anfänglicher Ablehnung sehr positiv entwickelte, dass beide ein vertrautes Verhältnis aufbauten, unterstützte natürlich auch Marias Kontakte zu ihrem königlichen Schwiegersohn. Ob dessen belegbar enges Verhältnis zur Erzherzogin-Witwe dabei wirklich von der Suche nach
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Rulers, Aristocrats and the Formation of Identities. Farnham 2015, S. 1–22, hier S. 11; Dunn, Caroline/Carney, Elizabeth (Hg.): Royal Women and Dynastic Loyalty, Cham 2018. Dazu Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1155–1217. Keller, Maria, S. 176, 203. Ob sie dabei auch die bekannte Schüchternheit Sigismunds im Auge hatte, ist nicht belegbar. Aber sie führte ihm die Braut schließlich selber zu (Roth, Anna, S. 111).
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einer Ersatzmutter, wie Leitsch vermutet22, befördert wurde, darf hier dahingestellt bleiben. Sicher ist, dass der König und seine Schwiegermutter nach dem Tod der ersten Ehefrau in Verbindung blieben und dass dies für die zweite Eheschließung Sigismunds keine zu vernachlässigende Rolle spielte. Neben der Verbindung zum königlichen Paar selbst installierte Maria von Innerösterreich zudem ein Netzwerk von Korrespondentinnen und Korrespondenten am polnischen Hof. Dabei ging es zweifellos nicht allein und in erster Linie um die Überwachung der verheirateten Tochter, die Leitsch als Kontrollzwang apostrophierte.23 Sicher wollte die Erzherzogin-Witwe über das Leben und Agieren ihrer Töchter (nicht nur Annas von Polen) informiert sein – Anna war mit 19 Jahren zwar schon eine relativ erwachsene Braut, aber natürlich musste sie Erfahrungen sowohl als Ehefrau wie in ihrer Funktion als Fürstin erst sammeln. Und Maria sah sich zweifellos als Beraterin ihrer Kinder, wie es auch in ihrer Korrespondenz mit ihrem Sohn Ferdinand deutlich wird.24 Dass der direkte Briefwechsel zwischen Mutter und Tochter durch Korres pondenzen mit Amtsträgerinnen und Amtsträgern ergänzt und bereichert wurde, war nicht nur im Falle Annas so, sondern stellte ein auch generell zu beobachtendes Phänomen dar: Fürstliche Korrespondenzen waren kein privates Vergnügen und keine individuelle Angelegenheit, auch wenn persönliches Informationsbedürfnis und der Wunsch nach Verbindung zu Kindern oder anderen nahen Verwandten oft eine Rolle spielte. Sie sind immer sowohl in den Kontext familiärer Bindung wie dynastischen Denkens zu setzen, und beidem war es offenbar zuträglich, dass gerade in Fürstinnenkorrespondenzen oft „Cluster“ von Korrespondentinnen und Korrespondenten25 erkennbar sind. Die Korrespondenz mit Familienmitgliedern wurde durch solche mit Personen in deren Umgebung ergänzt und flankiert. Hofmeisterinnen, Beichtväter, Sekretäre im Hofstaat einheiratender Fürstinnen spielen dabei oft eine Rolle; sie fungierten gewöhnlich als Auskunftspersonen und ggf. Übermittler von Kritik und Hinweisen in beiderlei Richtung. Nicht zuletzt daran entzündeten sich die bei Heiratsverhandlungen üblichen Debatten um Umfang und Zusammensetzung des mitreisenden Hofstaates, und auch spätere Konflikte, die zur Entlassung mitgereister
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Leitsch, Leben am Hof, Bd. 3, S. 1574f. Ebd., S. 1570. Keller, Maria, S. 147–150. Arenfeld, Role, S. 49–51; Heinemann, Julia: Verwandtsein und Herrschen. Die Königinmutter Catherine de Médicis und ihre Kinder in Briefen 1560–1589 (Pariser historische Studien 118). Heidelberg 2020.
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Hofstaatsmitglieder führten, waren nicht unüblich.26 Amtsträger und Amtsträgerinnen waren es ja auch, die der jungen Fürstin etwa ihre Pflichten gegenüber ihrer Herkunftsdynastie vor Augen zu führen hatten, die also de facto als Übermittler politischer Aufträge dienten und zugleich die Fürstin bei deren Umsetzung unterstützen sollten.27 Im Falle Annas von Polen waren neben ihrem Beichtvater Sigismund Ernhofer und ihrem Sekretär Stanisław Fogelweder der Kammerdiener Georg Schiechel und die Kammerfrau Ursula Meyer zentrale Auskunftspersonen.28 Letztere korrespondierten dabei häufig auch in direktem Auftrag der Königin mit der Mutter29 und lieferten ergänzende Informationen bzw. übernahmen die Korrespondenz im Falle von Krankheiten oder wenn die Königin im Kindbett lag. Allerdings beschränkten sich die Kontakte der Grazer Erzherzogin an den polnischen Hof nicht auf diese Personen in der direkten Umgebung ihrer Tochter: Unter ihren Korrespondenten erscheinen auch der Großkanzler Jan Zamoy ski, Kardinal Jerzy Radziwiłł, der königliche Sekretär und spätere Bischof von Kulm Piotr Tylicki oder Gustaf Brahe30, ein langjähriger Vertrauter des Königs. Zwar dürfen die Genannten wohl kaum als vertraute Korrespondenten gelten, aber sie standen doch über längere Zeit in direktem Kontakt mit Erzherzogin Maria. Leider sind die Briefwechsel – wie auch die mit ihren Töchtern und den erwähnten Amtsträgern – allesamt nur bruchstückhaft überliefert31, so dass es schwer ist, den Stellenwert, die Inhalte und das Ausmaß der Verbindungen einzuschätzen. Sicher ist aber, dass sich vergleichbare Korrespondenznetzwerke Marias auch am spanischen Hof nachweisen lassen.32 26 27
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Auch im Falle von Anna gab es Vorbehalte gegen die deutschen Hofstaatsmitglieder, siehe Leitsch, Leben, Bd. 1, S. 491f., 494f. Keller, Katrin: Habsburgerinnen und ihre Beichtväter. Die Höfe in Graz, Krakau und Madrid, in: Matthias Meinhardt u.a. (Hg.): Religion, Macht, Politik. Hofgeistlichkeit im Europa der Frühen Neuzeit (1500–1800) (Wolfenbütteler Forschungen 137). Wiesbaden 2014, S. 51–66, hier S. 64f. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1834–1847, 2063–2070; zu U. Meyer siehe den Beitrag von Oliver Hegedüs in diesem Band. Z. B. Dobner, Briefwechsel, S. 112f., 178f. Zu den Personen etwa Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 2044–2048, 2103–2107. Liste bei Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1907; Leitsch, Quelle, S. 70; Dobner, Briefwechsel, S. 17. Zu weiteren Korrespondenten siehe etwa Roth, Anna, S. 137, 141. Zu den Kontakten Marias nach Madrid vgl. Sánchez, Magdalena S.: A Woman’s Influence: Archduchess Maria of Bavaria and the Spanish Habsburgs, in: Conrad Kent/Thomas Wolber/Cameron M. K. Hewitt (Hg.): The Lion and the Eagle. Interdisciplinary Essays on German-Spanish Relations over the Centuries. New York 2000, S. 91–107; Keller, Katrin: The Archduchess, the Queen, a Jesuit and a Carinthian Nobleman. Correspondence of Mary of Styria (1551–1608) with the Spanish Court, in: Dies./Bernardo García García/Andrea Sommer-Mathis (Hg.): De puño y letra.Cartas personales en las redes dinásticas de la
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Die Erzherzogin als Akteurin
Ihre eigene Position, die dynastische Verbindung über ihre Tochter, der persönliche Kontakt zu ihrem Schwiegersohn und die beides unterstützenden und erweiternden Korrespondenzen schufen für die Grazer Erzherzogin eine Basis für aktives Handeln in den politischen Beziehungen zwischen den Habsburgern und Polen33. Dies sollen einige wenige Beispiele illustrieren. Wenige Monate nach der Eheschließung zwischen Anna und König Sigismund entschied Kaiser Rudolf II., dass ausgerechnet sein Bruder Maximilian, der immer noch den Titel eines Königs von Polen führte, in Graz die Nachfolge von Erzherzog Ernst als Regent für den noch minderjährigen ältesten Sohn Marias antreten sollte.34 Das versetzte die Erzherzogin-Witwe nicht nur deshalb in Rage, weil sie selbst gern die Regentschaft ausgeübt hätte. Vor allem natürlich belastete es das gerade konsolidierte Verhältnis zwischen den Habsburgern und Polen und die Position ihrer Tochter am polnischen Hof. Maria intervenierte deshalb sowohl beim Kaiser wie Unterstützung suchend auch bei ihrem Bruder, Herzog Wilhelm V. von Bayern. Diesbezüglich war ihr kein Erfolg beschieden, aber wenig später konnte sie einen wohl deutlich gefährlicheren Stolperstein aus dem Weg räumen: Erzherzog Ernst wurde 1594 Statthalter in den spanischen Niederlanden. In seinem Besitz befanden sich jedoch brisante Briefe, hatte König Sigismund doch bis 1592 mit ihm darüber verhandelt, ihn als seinen Nachfolger in Polen zu installieren35, wenn er selbst die Regentschaft in Schweden übernehmen würde. Dieser Plan wurde bekannt, aber angesichts der konfliktbeladenen Situation in Polen war es für den König von höchster Priorität, dass keine zusätzlichen Belege dafür vorgelegt werden konnten.36 Erzherzogin Maria erbat vor Ernsts Übersiedelung37 die Schriftstücke von ihm und verbrannte sie eigenhändig. Nach Ernsts Tod Anfang 1595 in Brüssel beschaffte sie dann mit Hilfe des
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Casa de Austria (Tiempo emulado. Historia de América y España 65). Madrid/Frankfurt a.M. 2019, S. 147–171. Zur Rolle von Korrespondenzen in dynastischen Beziehungen Geevers/Marini, Aristocracy, S. 6. Zu Korrespondenzen und Diplomatie siehe ausführlich Bastian, Corina: Verhandeln in Briefen. Frauen in der höfischen Diplomatie des frühen 18. Jahrhunderts (Externa 4). Köln/Weimar/Wien 2013. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1601. Roth, Anna, S. 118–124. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1601–1603. Sowohl sie wie Königin Anna blieben mit Ernst nach dessen Abreise in brieflicher Verbindung, siehe z. B. Dobner, Briefwechsel, S. 49, 67, 84.
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Sekretärs Westernacher auch die bei ihm verbliebenen Briefe, der sie 1597 zur großen Erleichterung ihrer Tochter wie König Sigismunds vernichtete.38 Über die polnischen Reaktionen auf das Bekanntwerden der Verhandlungen zwischen König Sigismund und dem Erzherzog hatte Königin Anna ihre Mutter selbstverständlich informiert und sie gebeten, die Stellungnahme des Königs, der alles leugnete, dem Erzherzog entsprechend zu kommunizieren.39 Aber auch Erzherzog Maximilians fortgesetzte Bemühungen, in Polen doch noch zum Zuge zu kommen, waren längerfristig ein Thema im Briefwechsel der beiden Frauen. Insbesondere während der Krönungsreise nach Schweden 1593/94 machte sich der 1588 unterlegene Bewerber Hoffnungen, Sigismund würde (wie vor ihm Heinrich III. von Frankreich) nicht nach Polen zurückkehren – eine Hoffnung, die Königin Anna freilich nur zum Lachen veranlasste.40 Als Maria 1595 von der Hochzeit ihrer Tochter Maria Christina (Christierna) in Siebenbürgen nach Krakau reiste, nutzte die Erzherzogin die Zeit nicht nur dazu, mit ihren Enkeln zu spielen. Vielmehr sprach sie mehrfach mit dem König, aber auch mit dem Nuntius in Polen über die Beziehungen zwischen Polen und Siebenbürgen, über Befürchtungen hinsichtlich eines Konflikts zwischen beiden Mächten und über ein Bündnis mit dem Kaiser gegen die Osmanen.41 Konsequenz dieser Gespräche war unter anderem ein Schreiben an den Kaiser, in dem Maria über ein Stocken der Verhandlungen über eine christliche Liga gegen die Osmanen klagte und darüber, dass kaiserliche Gesandte ohne ausreichende Vollmachten nach Polen kämen. Sie übermittelte also politische Irritationen, die aus der verfehlten Informationspolitik des Kaiserhofes resultierten, nach Prag. Dabei ließ sie sich allerdings in für sie ungewöhnlicher Weise vom Wunsch nach militärischen Aktionen leiten und verlor die diffizilen politischen Konstellationen in Polen etwas aus dem Auge. Das ändert nichts daran, dass sie sich in Fragen der Außenbeziehungen der Habsburgermonarchie als Akteurin betrachtete und auch als solche wahrgenommen wurde42.
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Roth, Anna, S. 118–124. Ebd., S. 138f. Z. B. Dobner, S. 69f., 72, 104, 137, 174. Maximilians Weigerung, den geforderten Eid auf den Vertrag von Beuthen zu leisten, war schon bei der Eheanbahnung ein Streitpunkt gewesen, siehe Roth, Anna, S. 48, 82f., 150. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1585; Hurter, Friedrich von: Maria, Erzherzogin zu Österreich, Herzogin von Bayern. Bild einer christlichen Fürstin. Schaffhausen 1860, S. 159f.; Roth, Anna S. 195f. Siehe dazu etwa die Äußerungen des Grazer Nuntius und die Rolle, die die Erzherzogin in seiner Korrespondenz mit der Kurie spielte, wie Anmerkung 51 und 65.
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Schnell scheint Maria nach ihrer Ankunft in Krakau auch erkannt zu haben, welche Bedeutung die Spannungen zwischen dem König und seinem Großkanzler Jan Zamoyski43 für die zukünftige Rolle ihrer Tochter wie für die politische Zukunft des Königs haben konnten. Vielleicht schon im Vorfeld der Eheschließung darauf aufmerksam geworden, versuchte Maria offenbar, hier ausgleichend und kalmierend zu wirken44 und gewann wohl auch dadurch Vertrauen beim König. Sie korrespondierte mit Zamoyski, wobei Bemerkungen in den Briefen an ihre Tochter deutlich machen, dass sie diesem keineswegs vertraute.45 Beide Seiten waren aber an der Pflege dieser Verbindung als eines möglichen Kommunikationskanals interessiert. In seinen Schreiben nach Graz berichtete aber auch Sigismund Ernhofer, der Beichtvater Annas, regelmäßig über die Situation in Polen und insbesondere über das Verhältnis zwischen König und Großkanzler.46 Ernhofer war dabei eine Vertrauensperson sowohl der Erzherzogin, die ihn ja als Beichtvater der Tochter ausgewählt hatte, wie von Königin Anna und nach kurzer Zeit offenbar auch König Sigismunds selbst. Wiederholt ist in Annas Briefen erkennbar, dass Ernhofer der Einzige außer ihrem Gemahl war, den sie in vertrauliche Korrespondenzen mit ihrer Mutter einweihte bzw. der wichtige Informationen aus deren Schreiben erhielt. Beispielsweise war das der Fall bei einem Bericht der Erzherzogin hinsichtlich der künftigen Vormundschaftsregelung in Graz, als Rudolf II. dort Erzherzog Maximilian zum Nachfolger bestimmte.47 Als der Geistliche seit 1595 mehrfach erkrankte, war Anna sehr besorgt um ihn, und als er im Mai 1597 in Graz, wohin er zur Genesung gereist war, verstarb, bedauerte Anna dies sehr: „Ich verlur wol ein vatter an ihm.“48 Gemeinsam hatten die beiden Frauen auch dafür gesorgt, dass Ernhofer trotz Anfeindungen am polnischen Hof sein Amt behalten konnte49: Königin 43 44 45 46 47 48
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Roth, Anna, z. B. S. 48, 107f., 112, 115f.; Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 692–709. Roth, Anna, S. 108, 141f.; Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1217. Immerhin sah sich Zamoyski 1594 veranlasst, Maria eine ausführliche Darstellung zu seinem ergebnislosen Zug gegen die Tataren zuzusenden, die den Charakter einer Rechtfertigung trägt: Roth, Anna, S. 189. Dobner, Briefwechsel, S. 60f., 77, 159; Roth, Anna, S. 141–143. Zu Ernhofer siehe Keller, Beichtväter, S. 55–58. Dobner, Briefwechsel, S. 55, ähnlich S. 62, 70, 80. Familienkorrespondenz A 40, 1.2.1597, Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Habsburg-Lothringisches Hausarchiv (im folgenden HHStA Wien). Siehe dazu auch Familienkorrespondenz A 40, 13.12.1596, HHStA Wien; Leitsch, Leben am Hof, Bd. 1, S. 295: „Und kein polnischen mag ich je nit haben, dan ein peichtvatter vertraut ains halt allerlay, nit allein ihn der beicht, sonder sunst auch.“ Andritsch, Johann: Landesfürstliche Berater am Grazer Hof (1564–1619), in: Alexander Novotny/Berthold Sutter (Hg.): Innerösterreich 1564–1619. Graz 1967, S. 73–117, hier 100– 102, 105; Leitsch, Leben, Bd. 1, S. 599, 601f.
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Anna hatte am 20. April 1594 aus Stockholm an ihre Mutter geschrieben, sie fürchte das man mier werde den pater Sigmundt nehmen wellen, dan die Poln sehen ihn nit gern bei mier, dan sie sehen, das ihm der frum Severin [dies ein Deckname für König Sigismund, K. K.] lieb hatt und ihn vilen sachen seinen rat folgt, das megen die Poln nit leiden […] Bitt ED zum underthenigisten, ED wellen mier ein rat darinen geben, wie ich thuen sol, dan ich ihn ihe nit gern verlieren wol. Ich hab also gedach, das ED mier fier sie selbst den general [der Jesuiten, K. K.] schreiben ließ, sie hebe gehert, man welle mier den pater Sigmundt nehmen und ihn bitten, das ehrs nit thet, dan ED wol wisseten, das ich ihn gar uber diemassen ungern verlieren wuer.50
Im Juli 1594 hatte Maria in dieser Angelegenheit bereits nach Rom geschrieben, wofür sich die Königin bedankte und die Hoffnung äußerte, Marias Zuversicht in der Angelegenheit möge berechtigt sein. Im September dann erhielt die Königin von ihrer Mutter die Nachricht, dass ein entsprechendes Schreiben des Jesuitengenerals Claudio Acquaviva in Graz eingetroffen sei, welches derartigen Plänen, die offenbar nicht zuletzt von Ernhofers Mitbrüdern ausgingen, eine Absage erteile.51 Dass die Erzherzogin-Witwe dabei erfolgreich war, hatte sicher auch mit ihren guten Beziehungen nach Rom generell zu tun, für deren Gestaltung der jeweilige Grazer Nuntius eine große Rolle spielte.52 Ernhofer war auch danach in die Korrespondenz zwischen Graz und Krakau in vertraulicher Weise eingebunden – beispielsweise war er es, der 1595 der Erzherzogin versicherte53, der König von Polen verstehe es wohl richtig, dass Maria – unter anderem über den Nuntius in Polen – die Angelegenheiten des Fürsten von Siebenbürgen unterstütze, obwohl dieser Polen nicht wohlgesonnen sei. Sie handele damit ja nur als Mutter, hatte doch Erzherzogin Maria Christiana im Sommer 1595 auf ausdrücklichen kaiserlichen Wunsch Sigismund Báthory von Siebenbürgen geheiratet. Diese Hochzeit war dabei ebenso wie die Einsetzung Erzherzog Maximilians als Regenten in Innerösterreich signifikant dafür, wie wenig Kaiser Rudolf II. auf die Situation Königin Annas in Polen Rücksicht nahm, wo man die Bündniswechsel der Siebenbürger mit Misstrauen beobachtete. Schon im 50 51 52
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Dobner, Briefwechsel, S. 113f. Ebd., S. 167, 184. Schreiben Acquavivas aus diesem Kontext sind auch in Marias Korrespondenz überliefert, siehe Familienkorrespondenz A 42, HHStA Wien. Zingerle weist 155 Erwähnungen der Erzherzogin in der Korrespondenz des Nuntius aus. Zingerle, Elisabeth (Bearb.): Grazer Nuntiatur. Bd. 5: Nuntiatur des Girolamo Portia 1599–1602 (Publikationen des Historischen Instituts beim Österreichischen Kulturforum in Rom. II. Abt. II. Reihe: Nuntiaturberichte. Grazer Nuntiatur 5). Wien 2012. Familienkorrespondenz A 42, 28.12.1595, HHStA Wien.
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Juni 1594 hatte sich Anna noch aus Schweden offenbar einigermaßen alarmiert bei ihrer Mutter über angebliche Ehepläne mit Siebenbürgen erkundigt, hatte es doch im Frühjahr 1593 bei einem Besuch Báthorys in Krakau Verhandlungen über eine Eheschließung mit der Schwester König Sigismunds gegeben, die auch vom Papst befürwortet worden war.54 Maria versicherte der Königin im September, ihr selbst sei darüber auch nur bekannt „was die gemeinen [zeitungen, K. K.] sagen“.55 Und die Antwort aus Polen ließ keinen Zweifel daran, dass man dort eine derartige Verbindung nicht goutierte: „Das ED aber schreiben, wans darzu khomen soll, das der von Sybenbürgen einer begeren würdt, so wollten ED mich und mein gemahel staht fragen, so wurde uns derzeit alweil es also in Sybenbürgen stets schwerlich zu rathen sein, dan gott wais was der iez angefangen handel, für ein außgang gwinnen wirdt.“56 Sowohl von polnischer Seite wie von Seiten Marias gab es erhebliche Vorbehalte gegen die vom Kaiser betriebene Eheschließung, die allerdings am Ende im Frühjahr 1595 im Zusammenhang mit einem Bündnis zur Türkenabwehr tatsächlich zustande kam – Rudolf II. als Oberhaupt des Hauses setzte sich durch. Allerdings stand die Ehe unter keinem guten Stern und wurde 1599 schließlich annulliert.57 Als regelmäßige Bezieherin von Zeitungen58 verfügte die Grazer Erzherzogin neben ihren Briefwechseln freilich noch über weitere Informationsquellen hinsichtlich der Ereignisse in Polen. Alles zusammen zeigt, dass sie auf verschiedene Weise bemüht war, sich ein Bild von der Situation in den politischen Konflikten um 1600 zu machen. Die Korrespondenz mit allen Beteiligten gab ihr dabei die Möglichkeit, über Informationsvermittlung und Interventionen zu versuchen, Einfluss auf die weitere Entwicklung des Verhältnisses zu nehmen. Eine vergleichbare Strategie verfolgte Maria im Übrigen später in Bezug auf Spanien und den omnipotenten Favoriten Philipps III., den Herzog von Lerma.59 Dass auch der Türkenkrieg die Grazer Erzherzogin beschäftigte60, kann ob der Nähe der Steiermark zu den Ereignissen und der Relevanz der 54 55 56
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Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1110–1118. Dobner, Briefwechsel, S. 160, 182. Dobner, Briefwechsel, S. 196. Zur Ehe siehe Zingerle, Elisabeth: Maria Christierna, Principessa di Transilvania e Arciduchessa di Innerösterreich, in: Gaetano Platania (Hg.): Gli Archivi della santa sede e il regno d’Ungheria (secc. 15–20) (Collectanea Vaticana Hungariae 4). Budapest 2008, S. 35–50. Keller, Maria, S. 178–181. Z. B. bezog die Erzherzogin regelmäßig geschriebene Zeitungen aus Ungarn, die Königin Anna ebenfalls kannte, siehe Dobner, Briefwechsel, S. 185. Sie sind überliefert in Familienkorrespondenz A 45 und 46 (Christoph Unverzagt), HHStA Wien. Sánchez, Influence, S. 100 f. Roth, Anna, S. 192f.
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Grenzverteidigung für die innerösterreichische Regierung kaum verwundern. Über die Ereignisse war Maria durch Offiziere, Zeitungen und eigene Korrespondenzen gut informiert. Dass sie ihre Verbindungen nach Polen in diesem Kontext nutzen wollte, belegen die beiden hier abschließend wiedergegebenen Zitate.61 Sie beziehen sich auf den Zug der Tataren 1594 durch Polen auf dem Weg zum ungarischen Kriegsschauplatz. Danach intervenierte Maria in Polen: Mich gedunckt, er [König Sigismund, K. K.] hett iezt pilliche ursachen, das es unns und ennck selbst huelft. Wierdt der kinig und die polacken nit auch helfen, er werdt in ein pesse nach redt komen, den das ist ein feindt, dem pillich die gannze welt solt zue setzen. Bit dich, due als eine von dem gepliedt des Haus von Österreich und hielf und redt, das die Polln dem schelme auch ins har fallen; den er hetts woll umb sy verdiennt, weil der sybenpurger auch schon wiedter in [hinein, K. K.] ist. […] Mein kindt helfts umb gottes willen wiedter den diercken, den solt er uber hanndt pey unns nemen, er wierdt enncker nit verschonnen, das glaub mir, die polln kindten vill helfen, wan sy wollten. […] Die zeit ist da, das man im wiedterstandt due, dan er auch in enngsten ist. Der persianer ist im auch im har, der macht im heis.62
In ihrem hier auszugsweise zitierten Schreiben gab die Erzherzogin also zugleich eine Einschätzung der politisch-militärischen Lage, die auch die Konflikte an der persischen Grenze mit einbezog. Königin Anna antwortete darauf: Das man drausten sagt, der canzler [Zamoyski, K. K.] hab den tarttarn durch geholffen […] so khan ich ED dieser zeit, nichts anders schreiben, allein das vil seint die sagen, er soll darumb gweint haben, aber bis dato ist kheiner gefunden worden, der ein brief oder etwas zu weisen gehabt. So sint indes vil die in hoch entschuldigen. Die zeit würts noch erkhleren, fürnemlich der jezig sybenbürgische handl, darvon ED ohn zweifel wol wissen würt, das er etlich seiner rhät hat khöpfen lassen und so veren der canzler was von den tarttarn soll gewist haben, so würd es iez wol an den tag khomen. […] Das ED auch begeren zue wissen, was die Poln im sin haben, ob sie es also wollen hingehen lassen mit den tarttarn, so schreibt man auf den Heiligen Drey Khinig tag ein reichtstag aus und wirt nichts anderst darauf handlen, als wegen eins khrieg. Somit werdens wider den Türggen oder wider die Tarttarn, dan mein gemahel wils nit also bleiben lassen, darzu dan die Poln alle wol genaigt seint.63
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Siehe aber auch Dobner, Briefwechsel, S. 64, 66. Dobner, Briefwechsel, S. 181f. Dobner, Briefwechsel, S. 195.
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Fazit
Maria spielte mit ihren Korrespondenzen eine erhebliche Rolle im Informationsaustausch zwischen dem polnischen beziehungsweise schwedischen Hof, Graz und dem kaiserlichen Hof in Prag.64 Dies betraf nicht zuletzt den langen Türkenkrieg, zu dessen Ereignissen Graz ja zeitweise in bedrohlicher Nähe lag, das betraf zudem vor allem die Situation in Polen und die Konflikte zwischen Zamoyski und König Sigismund. Die Briefe Königin Annas an ihre Mutter zeigen den Austausch auch höchst vertraulicher Informationen (teilweise in chiffrierter Form) deutlich und belegen zugleich, dass die regelmäßigen Besuche von Bedienten Annas in Graz – namentlich des Kammerdieners Georg Schiechel – Gelegenheit boten, detaillierte Informationen und besonders vertrauliche Botschaften mündlich zu übermitteln.65 Briefwechsel und Berichterstattung, das hatten schon die Namen der angeführten Personen gezeigt, waren jedoch keineswegs nur Element quasi professioneller oder familiärer Beziehungen. Oft waren sie Bestandteil einer umfassenderen Verbindung zwischen Erzherzogin Maria und der betreffenden Person, die jenseits von Verwandtschaft persönliche Bindungen schuf. Die Erzherzogin verfügte am Grazer Hof, in Prag, Krakau, München und ansatzweise auch in Madrid über eine persönliche Klientel von Männern und Frauen, oft mit dienender Funktion oder mit höfischen Ämtern. Diese Klientel als Form sozialer Netzwerke spielte in der frühneuzeitlichen Gesellschaft insgesamt eine große Rolle; am fürstlichen Hof war sie eine grundlegende Handlungsbedingung, auf die Maria wie viele andere Fürstinnen zurückgriff. Sie nutzten dazu ihre dynastische Position, die es ihnen ermöglichte, den Erhalt von Amt, Ehre oder Geld zu befördern. Dies konnte sie durch Fürbitten bei Ehemann oder Sohn tun, durch die Vergabe von Ämtern im Frauenhofstaat, über die die Fürstin weitgehend selbst entscheiden konnte, sowie als Vermittlerin von Eheverbindungen für Mitglieder des Hofstaates oder allgemein der adligen Hofgesellschaft. Diese und andere, vielfach abgestufte Möglichkeiten des Gunsterweises konnten fürstliche Frauen einsetzen, um sich Personen der Hofgesellschaft zu verpflichten und gegebenenfalls Gegenleistungen in verschiedenster Form abzurufen und diese zugunsten eigener Ziele und Zwecke zu nutzen. Dass dies Maria von Innerösterreich erfolgreich praktizierte, war ihren Zeitgenossen zweifellos bewusst – die Anweisung Papst 64 65
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Clemens VIII. an seinen Nuntius, die Erzherzogin zur Vermittlung bei der Anbahnung einer Liga gegen die Osmanen sowie im Verhältnis zwischen Polen und Siebenbürgen heranzuziehen66, belegt dies deutlich. Auch der Umstand, dass sich 1599 polnische Adlige in Krakau an Maria mit der Bitte wandten, beim König durch ihre Fürbitte eine Gnade für sie zu erreichen, zeugt von ihrem Einfluss über den Grazer Hof hinaus.67 Innerhalb der vielfältigen Handlungsfelder einer frühneuzeitlichen Fürstin war die äußere Politik eines Landes bzw. Territoriums sicher nicht das prominenteste. Stand es jedoch im Interesse der Dynastie, konnte auch eine Fürstin als Mutter oder Ehefrau des Regenten hier durchaus agieren, wie Marias Beispiel zeigt. Sie stellte keineswegs eine Ausnahme dar mit ihrem Bemühen um Korrespondenz und Klientel, mit ihrem Auftreten als Vermittlerin oder in der Beschaffung und Vermittlung von Informationen. Da während der gesamten Frühen Neuzeit dynastische Logik, dynastisches Handeln die politischen Beziehungen zwischen Ländern und Herrschaftsbereichen definierte, war dies die Basis dafür, dass eine Fürstin, noch dazu eine so hohen Ranges wie Maria von Innerösterreich, auf politischem Parkett agierte. Dass dabei die dynastische Perspektive für ihr Handeln den Rahmen abgab, zeigt sich im konkreten Fall auch darin, dass andere Institutionen des Königreiches wie etwa der Sejm, aber auch die spezifische Rolle des polnischen Adels in den hier herangezogenen Quellen kaum eine Rolle spielen. Die wiederholte Berichterstattung Sigismund Ernhofers, des Beichtvaters der Königin, an die Erzherzogin über den Verlauf von „Landtagen“68 deutet jedoch darauf hin, dass deren politische Relevanz durchaus nicht außerhalb ihres Interesses lag. Das war nach den eigenen innerösterreichischen Erfahrungen in Verhandlungen mit den Landständen auch naheliegend. Die spezifischen Handlungsbedingungen der höfischen Gesellschaft ermöglichten es Fürstinnen, vor allem als Vermittlerinnen – von Gnade, Zugang zum Fürsten, von Informationen – wirksam und handlungsfähig zu sein. Sie übernahmen damit Funktionen, wie sie auch Diplomaten und männliche Amtsträger in vergleichbarer Weise ausübten69, allerdings auf durchaus anderer 66 67
68 69
Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1601; Roth, Anna, S. 156. Beispiele dafür siehe Hurter, Friedrich von: Geschichte Kaiser Ferdinands II. und seiner Eltern, bis zu dessen Krönung in Frankfurt. Personen-, Haus- und Landesgeschichte; mit vielen eigenhändigen Briefen Kaiser Ferdinands und seiner Mutter, der Erzherzogin Maria. 11 Bde., Schaffhausen 1850–1864, hier Bd. 3, S. 538–540; Dobner, Briefwechsel, S. 61, 131. Familienkorrespondenz A 42, 27.10.1592, 19.6.1593, 5.4.1694, HHStA Wien. Siehe dazu etwa die Beiträge in Bastian, Corina u.a. (Hg.): Das Geschlecht der Diplomatie. Geschlechterrollen in den Außenbeziehungen vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert (Externa 5). Köln/Weimar/Wien 2014; Sluga, Glenda/Carolyn James (Hg.): Women, Diplomacy, and International Politics since 1500, Abingdon u.a. 2015.
Maria von Innerösterreich in der Kommunikation Graz – Krakau
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Basis: Während Amtsträger eben qua Amt Zugang zum Fürsten oder zu Informationen hatten und dies auch zum Aufbau von Klientelen nutzten, war es bei Frauen fürstlichen Standes ihre Zugehörigkeit zur Dynastie, die ihnen derartige Handlungsmöglichkeiten erschließen konnte. Dies zum Ausgangspunkt nehmend sollten weitere Forschungen zu den habsburgisch-polnischen Beziehungen unbedingt einen Fehler zu vermeiden, den ältere Darstellungen zu Maria von Innerösterreich machten und der auch bei Leitsch offensichtlich ist: Fürstinnen in der Frühen Neuzeit kein politisches Handeln zuzutrauen. Außerdem ist es dringend geboten, von traditionellen, durch das 19. Jahrhundert geprägten Frauenbildern Distanz zu halten, wie sie Walter Leitsch ganz offensichtlich bei seiner Darstellung der zwischen Polen und Graz agierenden Frauen zugrunde legte: der negativ besetzten Mutter bzw. Schwiegermutter „seines“ Königs stellte er die kluge und liebende Ehefrau Anna sowie die kluge Ratgeberin Ursula Meyer entgegen. Damit dürften seine Texte in Hinblick auf Einordnungen und Wertungen eher zur Analyse des Verhältnisses einer älteren Historikergeneration zu weiblicher agency nutzbar sein, denn als wissenschaftliche Untersuchungen derselben.
„Wie es finster bey uns stedt, schreibt die Urschl“ Die Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts Oliver Hegedüs 1.
Einleitung „[…] undt hoffe ich, unsser Herr mecht sein Straf durch Fürbidt des lieben Heiligen S Benno ainmal genöttig von uns abwenden, wie ich dann ganz freundtlichen gegen E[uer] L[iebden] bedanckhen thue, das sy so fleissig für uns bidten lassen, im iberigen thue ich mich in allen auff die Urschl referiren.“ Königin Konstanze an Kurfürst Maximilian I., Osieck, 1. Februar 16301
Am 22. Dezember 1634 wurde in München von Maximilian I. (1573–1651) ein Brief verfasst, der nach Warschau an die polnische „jungfrau Ursula Meyerin“ adressiert war. In diesem Brief legt der Kurfürst Bericht über das Kriegswesen im Römischen Reich ab und drückt seine Hoffnung aus, König Władysław IV. von Polen (1595–1648) werde bald militärische Unterstützung leisten. Zudem berichtet Maximilian, dass er, „wegen der nahen Verwandtschaft“ eigenhändig Briefe an den König und seine Geschwister geschrieben habe, um ihnen zum Tod ihres Bruders Alexander Karl (1616–1634) zu kondolieren. Schließlich schreibt er, dass er von verschiedenen Seiten gehört habe, dass Polen-Litauen mit dem Osmanischen Reich Frieden geschlossen habe, „weiln mir aber von Euch […] khain Nachrichtung zuekhombt, so khan ich es auch für khain Gewüßheit halten, und wüsset Ire wol, daß mir Eure Corespondent und Avisen2 annemblich sein, zweifle derowegen nit, Ire werdet solche wie vor disem continuiren.“3 Die Hoffnung des Kurfürsten, Ursula Meyer werde die Korrespondenz weiter fortführen, erfüllte sich nicht, sie starb in Warschau schon kurze Zeit nach Abfassung dieses Briefes. Auch dieses letzte Schreiben des Kurfürsten an U. Meyer besitzt die typischen Charakteristika ihrer Korrespondenz: Beide Korrespondenzpartner berichteten sich gegenseitig und meldeten Anspruch an, im Gegenzug auch 1 P.S. der Königin Konstanze in einem Brief U. Meyers an Maximilian I., Osieck, 1.2.1630 (Nr. 107), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 27r-31r, hier fol. 30v. 2 Avisen: „Nachrichten“, „Meldungen“, auch „Zeitungen“. 3 Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer, o.O., 22.12.1634 (Nr. 157), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 332r-332v, hier fol. 332r.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_003
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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Informationen zu erhalten. Maximilian korrespondierte zwar mit U. Meyer, war sich aber bewusst, dass diese König Władysław und zuvor König Sigismund III. (1566–1632) und dessen Gemahlinnen Anna (1573–1598) und Konstanze (1588–1631) den Inhalt seiner Briefe mündlich referierte. Der Kurfürst konnte sich sicher sein, dass in den Briefen geäußerte Bitten und Dank, teilweise auch sehr prägnante Forderungen oder Kritik den König bzw. seine Gemahlinnen erreichten. Ebenfalls charakteristisch ist die Berufung Maximilians auf die nahe verwandtschaftliche Bindung des Hauses Wittelsbach zum Haus Wasa.4 Fast jeder Brief beinhaltet zudem eine Zusicherung, die Korrespondenz weiter aufrechtzuerhalten. Der hier angeführte Brief belegt darüber hinaus die Bedeutung, die Maximilian der Korrespondenz beimaß: Zwar habe er von verschiedenen Leuten – die Namen der Informationsquellen bleiben in der Regel ungenannt – vom Friedensschluss erfahren, er könne aber diesen Gerüchten keinen Glauben schenken, so lange U. Meyer ihm nicht davon berichtet habe. Im Fokus dieses Aufsatzes über die Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts steht die Vermittlungsleistung Ursula Meyers. Zunächst soll darauf verzichtet werden, ihr eine bestimmte Rollenzuschreibung zu verpassen. So wie sie sich – und dies durchaus souverän – in mehreren Loyalitätsverhältnissen bewegte, so nahm sie auch mehrere Rollen ein, die situativ wechseln konnten. Eine voreilige Festschreibung würde daher den Blick eher verstellen, als dass sie hilfreich sein könnte. Denn soll U. Meyer als Kammerdienerin beschrieben werden? Als Jungfrau, wie sie vom Münchner Hof bezeichnet wurde? War sie eine Favoritin, über die Zugang zum Monarchen zu erhalten war? Oder war sie eine vom Königshof mit der diplomatischen Korrespondenz betraute Diplomatin? Oder eine Agentin des Münchener Hofes, die in Warschau die Interessen der Wittelsbacher zu vertreten hatte? Oder war sie eine Brokerin, die räumliche und hierarchische Distanzen überbrückte? Dieser Aufsatz soll aufzeigen, dass U. Meyer einer Vielfalt von Rollen und Ansprüchen genügte. Diese Aufgaben mussten nicht unbedingt im Widerspruch zu ihrer „eigentlichen“ Aufgabe als Dienerin der Königinnen Anna und Konstanze stehen, konnten es aber. Zunächst soll eine knappe Biografie Ursula Meyers gegeben werden und der Forschungsstand zu ihrer Person und ihrem Wirken skizziert werden (2.), ehe eine Vorstellung der maßgeblich über sie laufenden Hofkorrespondenz zwischen München und dem Warschauer Hof erfolgt (3.). Der Hauptteil wirft – durchaus exemplarisch – einen Blick auf die Vermittlungsleistung U. Meyers beim von München nach Warschau transferierten Kult um den Hl. Benno (4.1), bei der Begründung und Aufrechterhaltung der dynastischen Nähe zwischen 4 Das Verwandtschaftsverhältnis wird weiter unten ausführlich erläutert.
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den Dynastien Wasa und Wittelsbach (4.2), bei der Beschaffung von Hofbediensteten für den polnischen Hof (4.3) und beim Austausch diplomatischer Informationen und Verhandlungen (4.4). 2.
Biographie Ursula Meyers
Aufgrund von Fehlstellen wird eine Biographie Ursula Meyers eher eine NichtBiografie bleiben. Das fängt mit dem Jahr der Geburt an: In einem Bericht des Nuntius Onorato Visconto (1585–1645) aus dem Jahre 1636 heißt es, sie sei in einem Lebensalter gestorben, welches durch die Zahl sieben teilbar sei. Zusammen mit der Information, dass ihre Mutter um 1548 geboren wurde, kann ein Geburtsjahr von etwa 1570 errechnet werden; sicher ist das jedoch keineswegs.5 Über Meyers Eltern ist nicht mehr bekannt, als dass sie auf dem Friedhof der Münchner Frauenkirche beigesetzt wurden; aufgrund des Testaments und des Berichts über den Tod der Mutter, der 1621 an den polnischen Königshof gesandt wurde, kann ersehen werden, dass Anna Meyer bei ihrem Tod Vermögen hatte, welches sie Münchner Stiftungen vermachte.6 Das älteste Dokument, in dem Ursula Meyer erwähnt wird, ist die Hofliste des Grazer Hofes, in der sie als Kindermagd auftaucht.7 In ihren Briefen an Erzherzogin Maria Anna von Innerösterreich (1551–1608), aber auch an Maximilian I., nimmt sie zuweilen Bezug zu erlebten Ereignissen am Grazer, nicht jedoch zu solchen am Münchner Hof, so dass unbekannt ist, ob sie den Münchner Hof aus eigener Anschauung kannte.8 Allerdings stiftete sie einen Altar, Messen und Stipendien in München, während über eine Stiftertätigkeit nach Graz nichts bekannt ist. Im Gefolge Annas von Österreich, die 1592 mit König Sigismund III. Wasa verheiratet wurde, gelangte Meyer nach Polen. Im Auftrag der Mutter der Braut, Maria Anna von Innerösterreich, hatte sie Berichte über die Tochter, deren Hof, Sigismund III. und dessen Hof zu verfassen und nach Graz zu senden.9 Die Mutter hatte verschiedene Personen aus dem Umkreis ihrer Tochter mit der Abfassung solche Berichte beauftragt, ein Akteur dieser 5 Onorato Viscontis Bericht an F. Barberini, Warschau, 15.7.1636; benutzt über: Walter Leitsch: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. Bd. 3. Wien 2009, S. 1859–1860. 6 Bericht Bruglachers über den Tod und Bestattung Anna Meyers, München, 12.6.1621, Archiwum Główne Akt Dawnych Warschau (AGAD), Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung (unter diverse Personen). 7 Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1863. 8 Ebd., S. 1864. 9 Ebd., S. 1905–1909.
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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Parallelberichterstattung, Georg Schiechel, taucht in den Briefen Meyers immer wieder auf. Es kam dabei durchaus zu einer Konkurrenzsituation um das Vertrauen der Auftraggeberin.10 Meyer reiste auch mehrfach an den Grazer Hof, um Maria Anna mündlich Bericht zu erstatten.11 Formal war sie eine von fünf Kammerdienerinnen der Königin Anna.12 Nach dem Tod der Königin 1598 war die Lage Meyers am Hof zunächst unklar, was sie auch auf drastische Art in ihren Briefen thematisiert.13 1605 verheiratete sich Sigismund III. mit der Schwester seiner ersten Gemahlin, Konstanze von Österreich. Diese stand, anders als ihre ältere Schwester, in enger Verbindung zum Münchner Herzogshof. Meyer starb 1635, die Beisetzung fand in der Warschauer Jesuitenkirche statt. Soweit eine faktische Biographie der Protagonistin. Aufmerksamen Lesern mögen die Leerstellen aufgefallen sein, angefangen beim unklaren Stand der Eltern; unklar ist auch, wann und wie Meyer nach Graz gelangte. Die quellenmäßig nicht auffüllbaren Leerstellen14 führte zu literarischer Fiktion: 1838 widmete Dominik Magnuszewski (1809–1845) Meyer eine Erzählung unter dem zweifelhaften Titel „Die Rache des Fräulein Ursula“15 und kurze Zeit darauf entstand ein gemischt aufgenommenes Theaterstück von Konstanty Majeranowski (1790–1851).16 Die dort entwickelten Hauptcharakteristika der Erzählung über „Ursula Meyerin“ finden sich auch in dem kurz zuvor erschienen populären Personal- und Sittenbild der Herrschaftszeit Sigismunds III. Wasa aus der Feder von Franciszek Siarczyński: Meyer war demnach eine Deutsche ungeklärter Herkunft, die zur „Grauen Eminenz“ des polnischen Hofes aufstieg: „So wurde gesagt, dass Meyerin wegen ihrer Gunst alles mit dem König machen konnte, und die Jesuiten konnten mit Meyerin alles machen.“17 Die 10 11 12 13
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Ebd., S. 1570. Ebd., S. 1285. Zur offiziellen Position U. Meyers: Ebd., S. 1873; Ochmann-Staniszewska, Stefania: Dynastia Wazów w Polsce. Warszawa 2007, S. 269. U. Meyer an Maria Anna von Innerösterreich, Warschau 15.2.1598 (Nr. 7), Haus, Hof und Staatsarchiv Wien (HHStA), FamKorr 44, fol. 22r-29v: „In waß Truebsal, Khumernus, Angst und Not mir arme, verlasene Waisel iez sein, werden E fl dl gnedist wol erachten khinden.“ Landwehr, Achim: Die anwesende Abwesenheit der Vergangenheit. Essay zur Geschichtstheorie, Frankfurt a.M. 2016, S. 300, aber auch das gesamte Kap. Zeitschaft, S. 281–316. Magnuszewski, Dominik: Zemstapanny Urszuli. Poznań 1838. Majeranowski, Konstanty: Urszula Meierin. Dramat w 5 aktach. Kraków 1846. „Mówiono więc o niéy źe Meyerinn przez zyskaną przychylność wszystko mogła u Króla, a Jezuici poboźność wszystko mogli u Meyerinn“, in: Siarczyński, Franciszek: Obraz wieku panowania Zygmunta III., króla polskiego i szwedzkiego, zawieraiący opic osób […], Cześć I. Lwów 1828, S. 312.
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Grundlinien des Bildes Ursula Meyers waren/sind von extremer Dauerhaftigkeit, lediglich Details wurden verändert. So strich Władysław Wisłocki heraus, dass Liebschaften Meyers mit König Sigismund III. oder mit Władysław IV. nicht nachweisbar seien, er formte sie zur loyalen Untertanin, die zumindest Polnisch verstanden habe.18 Diese Erzählung fand dann Einzug in die bislang einzige Gesamtdarstellung zur Wasa-Dynastie von 2007. Hier heißt es: „Sie [= Ursula Meyer, O. H.] wurde sogar beschuldigt, die Geliebte Sigismunds III. zu sein. Es gelang jedoch nicht, sie vom Hof zu entfernen. Ursula Meyerin war den Wasas sehr ergeben und loyal […]. Sie erlernte das Polnische und konnte sich der Sprache fließend in Wort und Schrift bedienen.“19 Fehlende Informationen über ihre Biografie, gepaart mit dem Erstaunen über die Rolle, die sie am Königs- und Königinnenhof einnahm, führten zu einem fiktionalen Deutungsüberschuss. Entsprechend wurden ihr höhere Ämter (z. B. das der Hofmeisterin), Liebschaften mit königlichen Personen, Instrumentalisierung durch Jesuiten oder die illegitime Abstammung aus dem Haus Wittelsbach zugeschrieben. Letztere Spekulation hat der österreichische Historiker Walter Leitsch in seinem vierbändigen Mammutwerk „Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen“ befeuert.20 In dem Gesamtwerk wollte er die „Schwarze Legende“ über König Sigismund III. aufbrechen, in geringerem Umfang versuchte er auch, das negative Bild über Meyer gegen ein positives auszutauschen: „Sie ist für mich der Inbegriff der Loyalität.“21 In der Folge bezeichnet er Meyer als Mitglied der königlichen Familie, da sie 43 Jahre am Königshof gelebt habe22, aus diesem Grund waren für W. Leitsch die Briefe, die sie an Maria Anna von Innerösterreich schrieb und die vermeintlich „privatere“ Details enthielten, interessanter als jene nach München, die vorgeblich einen „offizielleren“ Charakter besaßen.23 Inhaltlich unterschieden 18
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Władysław Wisłocki, Urszula ochmistrzyni Łabędzianka i jej korespondencya polska z Piotrem Gembickim w r. 1627, in: Przegląd Polski 12.2/136 (1877), S. 94–122 (als Sonderdruck S. 1–19), hier S. 98 (im Sonderdruck S. 5); darauf verweist: Leitsch, Leben, S. 1.849, allerdings mit der Aussage, sie habe fließend Polnisch gesprochen. Ochmann-Staniszewska, Dynastia, S. 270. Leitsch, folgert, dass U. Meyer Tochter Wilhelms V. oder einer seiner Brüder gewesen sein könnte, woraus sich ihre Nähe zum Hause Wittelsbach ergeben habe: Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1860–1863; er bezieht sich dabei auf einen Brief der Königin Konstanze an Maximilian I., in dem sie ihn bittet, dieser möge mit Meyer so korrespondieren und sich um ihre Angelegenheiten so kümmern, wie zuvor sein Vater dies getan hat, „weil ir D[urch] l[aucht] seliger ir gewöster her undt vatter gewössen“; wahrscheinlich bezieht sich aber die Textstelle auf Maximilian I.; Königin Konstanze an Maximilian I., Warschau, 30.3.1626 (Nr. 37), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 144v–144r, hier fol. 144r. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1853. Ebd., S. 1864. Erica Longfello wies darauf hin, dass „privat“ in der Frühen Neuzeit bemerkenswert unterschiedliche Bedeutungen hatte und nur mit äußerster Sorgfalt als analytische Kategorie
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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sich beide Korrespondenzen jedoch nicht wesentlich, beide sind – bei einer weiten Definition des Begriffs – politische Korrespondenzen. Über die Sprachkenntnis U. Meyers (Polnisch, Tschechisch) trifft W. Leitsch Aussagen, die einer quellenmäßigen Überprüfung nicht standhalten können.24 Ihre Deutschsprachigkeit, die an dem in Teilen deutschsprachigen Wasahof von nicht geringer Bedeutung war, erwähnt er hingegen nicht.25 Bei aller Anerkennung der gewaltigen Quellenarbeit W. Leitschs, sind an dem von ihm geschaffenen Bild Meyers einige Korrekturen nötig. Katrin Keller hat in einem 2014 erschienen Aufsatz26 einen ersten Schritt in diese Richtung unternommen, daran soll jetzt angeknüpft werden. 3.
Korrespondenz Ursula Meyers mit dem Münchner Hof
Aus den wenigen erhaltenen Resten der Korrespondenz zwischen Herzog Wilhelm V. (1548–1626) und Ursula Meyer (lediglich 13 Briefe) ergibt sich, dass bereits zu Zeiten Wilhelms V. ein reger Briefkontakt bestanden haben muss.
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verwendet werden sollte; Longfellow, Erica: Public, Private and the Household in Early Seventeenth-Century England, in: Journal of British Studies 45.2 (2006), S. 313–334, hier S. 333; auch: Horowski, Leonhard: Das Europa der Könige. Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts. Hamburg 2017, S. 56; Moos, Peter von: Das Öffentliche und das Private im Mittelalter. Für einen kontrollierten Anachronismus, in: Gert Melville/ Peter von Moos (Hg.): Das Öffentliche und Private in der Vormoderne. Köln 1998, S. 3–86. Ob Meyer Polnisch konnte, ist nicht erwiesen, die Tatsache, dass sie polnische Briefe empfangen hat, kann höchstens als Indiz dafür gewertet werden. Die Spekulationen über die Tschechischkenntnisse Meyers bei Leitsch fußen auf einen Fehler: Leitsch transkribiert: „Kain mensch ist mit schreiben fleßiger als der Boleckh. Der schreibt mir aber böhmisch, sonst schicket ich es EFD auch“, doch steht dort: „khain mensch ist mit schreiben fleisiger alß der bolleckh, der schreibt mit aber bolnisch, sonst schickhet Ich es E fl dl auch underthenigist.“ U. Meyer an Erzh. Maria Anna von Innerösterreich, Schloss Ujazdów, 8.6.1598 (Nr. 13), HHStA Wien, FamKorr 44, fol. 56–63, hier fol. 61r; zu den angeblichen Polnischund Tschechisch-Kenntnissen Meyers: Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1857f. Allgemein zur Sprachsituation am Wasa-Hof: Bömelburg, Hans-Jürgen: Mehrsprachigkeit am polnischen Wasahof (1587–1668), in: Ders./Norbert Kersken (Hg.): Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400–1700). Kommunikative Praktiken und Verfahren in gemischtsprachigen Städten und Verbänden (Tagungen zur Ostmitteleuropa-Forschung 37). Marburg 2020, S. 127–145. Keller, Katrin: Frauen – Hof – Diplomatie, Die höfische Gesellschaft als Handlungsraum von Frauen in Außenbeziehungen, in: Corina Bastian u.a. (Hg.): Das Geschlecht der Diplomatie. Geschlechterrollen in den Außenbeziehungen vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert (Externa. Geschichte der Außenbeziehungen in neuen Perspektiven 5). Köln u.a. 2014, S. 33–50, bes. Abschnitt III.: Ursula Meyerin – Die Kammerdienerin als Brokerin, S. 44–46.
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Der tiefreligiöse Wilhelm V. hatte 1597/98 als Herzog von Bayern abgedankt27, doch lief die Korrespondenz mit Meyer weiterhin über ihn. Erst nach seinem Tod 1626 „vererbte“ er diese an seinen Sohn, den Kurfürsten Maximilian I. Der Kurfürst verlieh in seinem ersten Brief an U. Meyer seiner Hoffnung Ausdruck, er, Cousin der Königin, werde ebenso zuverlässig Nachrichten aus Polen erhalten wie zuvor der Onkel der Königin (sein Vater); er rekurrierte sich also auf den nahen Verwandtschaftsgrad und die bereits bestehende Tradition des Briefwechsels. Gleichzeitig bestätigte er den „Kontrakt“ der Königin Konstanze, dass die Weitergabe politischer Informationen und anderer Nachrichten weiterhin über Meyer abgewickelt werden solle.28 Von dieser empfing Maximilian I. in der Folge Nachrichten über Nordosteuropa und das Osmanische Reich; er seinerseits teilte Entwicklungen im westlichen Europa und vor allem im Reich mit. Im Lauf der Zeit verzichtete Königin Konstanze immer weiter auf eigene Briefe an den Kurfürsten und schrieb lediglich ein paar Grußformeln. Erhalten von dieser Korrespondenz haben sich 59 Briefe U. Meyers, 51 ausführliche Briefkonzepte Maximilians I. und 26 eigenständige Briefe der Königin Konstanze. 4.
Zwischen den Höfen: Konfession, Dynastie und Diplomatie
4.1
Vermittlungsleistung U. Meyers beim Kult des Hl. Benno „Undt thue mich gegen E[uer] L[iebden] freundtliche bedanckhen, das sy bey S Benno so fleissig für uns bedten lassen, wie mir dann nit andserst meinen thuen, als das uns durch Bidt dissen lieben Heilligen unsser Herr genedig von disser sucht, in sunderhait dahir, ehrlost hat, wis dann das ganz Volckh ain seldten Andacht zue dissen lieben Heilligen hat.“ Königin Konstanze an Kurfürst Maximilian I., 3. Juli 163029
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Die politischen Gründe, vor allem die Finanzschwierigkeiten, wurden in der älteren Historiographie zugunsten der religiösen Motivation, die er zweifellos ebenfalls besaß, zu wenig beachtet; vgl. Sammer, Marianne: Wilhelm V. Katholische Reform und Gegenreformation, in: Alois Schmid/Katharina Weigand (Hg.): Die Herrscher Bayerns. 25 historische Porträts von Tassilo III. bis Ludwig III. München 2001, S. 189–201. Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer, o.O., 21.2.1626 (Nr. 35), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 125r-130r. Königin Konstanze an Kurfürst Maximilian I., Schloss Ujazdów, 3.7.1630 (Nr. 117), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 81r.
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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Dass in der Vormoderne die Sphären „Politik“ und „Religion“ untrennbar zusammenhingen, muss weiter nicht betont werden; vergleichsweise wenig untersucht wurde aber, wie diese Sphären zusammenhingen. Damien Tricoire schlug vor, die Analysekategorien „Religion“ und „Politik“ durch die Untersuchung des „religiös-politischen Kalküls“ zusammenzufügen, worunter er „die Art und Weise, wie Akteure anhand einer zu erwartenden Reaktion des Allmächtigen auf ihr Handeln Erfolgschancen einer Politik […] errechneten“ versteht.30 Tricoire wollte dadurch nicht die klassischen Untersuchungsmethoden der Politikgeschichte ausschalten, sondern warb dafür, „dass Gott in der Wahrnehmung der Zeitgenossen ein, ja vielleicht der wichtigste Akteur im politischen Spiel war.“31 Ihn mit in die Politik einzubeziehen erfolgte für die Zeitgenossen daher rationalen Erwägungen.32 In Bayern waren vor allem unter Wilhelm V., Unternehmungen zur Gewinnung eines größeren himmlischen Rückhalts zu beobachten.33 Neben dem Marienkult ist hier vor allem der Kult um den Hl. Benno von Interesse. Die Heiligsprechung Bennos von Meißen 1523, mitten zur Reformationszeit34, hatte heftige Polemik Martin Luthers zur Folge, schrieb er doch „Widder
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Tricoire, Damien: Mit Gott rechnen. Katholische Reform und politisches Kalkül in Frankreich, Bayern und Polen-Litauen (Religiöse Kulturen im Europa der Neuzeit 1). Göttingen 2013, S. 10. Ebd., S. 12. Freilich erhielt D. Tricoire auch Widerspruch; vgl. Pohlig, Matthias: Rezension zu: Tricoire, Damien: Mit Gott rechnen. Katholische Reform und politisches Kalkül in Frankreich, Bayern und Polen-Litauen. Göttingen 2013, in: H-Soz-Kult, 18.02.2014, . Unter anderem macht Pohlig den Einwand, dass die Zeitgenossen in Gottes Willen oft eine eher erahn- als erkennbare Größe sahen, die sich nicht ohne Weiteres in politisches Handeln einbeziehen ließ. Dies ist sicherlich richtig, aber Tricoire legt im Vorwort dar, dass die Erforschung des religiös-politischen Kalküls sich auf das empirisch Nachprüfbare beschränken muss, nämlich auf „Äußerungen der Akteure über die Mittel zu einem offen dargelegten Zweck“ (Tricoire, Gott, S. 13). Nimmt man die Versuche, sich des Beistandes Gottes zu versichern, nicht ernst, müsste man entsprechende Äußerungen/Taten als reines Beiwerk abtun. Für die Zeitgenossen war es „rational“ (im Sinne von zielführend), Gott mit einzubeziehen, dies bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass Gott als rational (im Sinne von vorhersehbar) angesehen wurde. Tricoire, Gott, S. 158. Zur Heiligsprechung Bennos: Volkmar, Christoph: Ein Heiliger gegen die Reformation? Die Kanonisation Bennos von Meißen im Kontext der Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsens, in: Claudia Kunde/André Thieme (Hg.): Ein Schatz nicht von Gold. Benno von Meißen. Sachsen erster Heiliger (Katalog zur Ausstellung, Albrechtsburg Meißen, 12. Mai bis 5. November 2017). Petersberg 2017, S. 180–193.
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den newen Abgott und allten Teuffel der zu Meyssen sol erhoben werden“.35 Schon 1539 wurde das Grab des Heiligen von den Protestanten zerstört36, die zuvor geretteten Reliquien brachte Herzog Albrecht V. (1528–1579), Vater Wilhelms V., über Umwege nach Bayern, was als Sieg im Glaubenskampf und Triumph des Hauses Wittelsbach gefeiert wurde.37 Das Heiltum wurde 1580 von Wilhelm V. in die Münchner Liebfrauenkirche überführt.38 Rasch vollzog sich der Wandel des Heiligen zum Schutzpatron der Dynastie und Münchens, beschleunigt nach 1601, als eine 1523 erlassene Bulle Papst Hadrians VI. (1459– 1523), die zu seiner Verehrung aufforderte, in großem Stil neu-verlegt wurde.39 Auch eine deutschsprachige Vita des Heiligen und ein Verzeichnis seiner Wunderwerke wurden herausgebracht.40 Maximilian I. inszenierte mit dem 35
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Luther, Martin: Widder den newen Abgott und allten Teuffel der zu Meyssen sol erhoben werden. Witermberg M.D.XXIIII. 1524; dazu: Dänhardt, Peter: Der Teufel in Meißen. Die Flugschriftenkontroverse um die Heiligenerhebung Bischof Bennos, in: Kunde/Thieme (Hg.), Benno, S. 256–263. Kunde, Holger: „Alles mit Gewalt und Unrecht“. Die Zerstörung des Benno-Grabmals im Meißener Dom infolge der Reformation, in: Kunde/Thieme (Hg.), Benno, S. 272–279. Thieme, André: Von Meißen nach München. Der lange Weg der Benno-Reliquien und das Verfahren Kurfürst Augusts gegen Bischof Johann IX. von Meißen, in: Kunde/Thieme (Hg.), Benno, S. 280–289. Götz, Roland: „Den Bayern ein so lieber und werther Gast.“ Benno-Verehrung in Altbayern von 1576 bis zur Säkularisation 1802/1803, in: Kunde/Thieme (Hg.): Benno, S. S. 396–405; Weiß, Dieter J.: Die Kirchenpolitik der bayerischen Herzöge im konfessionellen Zeitalter. Reliquienverehrung und katholische Reform, in: Kunde/Thieme (Hg.): Benno, S. 414–423; Appl, Tobias: Die Kirchenpolitik Herzog Wilhelms V. von Bayern. Der Ausbau der bayerischen Hauptstädte zu geistlichen Zentren (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 162). München 2011, S. 61–67 u. S. 86–98; älter, aber noch immer brauchbar: Berg, Karin: Der ehemalige „Bennobogen“ der Münchner Frauenkirche, in: Hubert Glaser (Hg.): Um Glauben und Reich. Kurfürst Maximilian I. Beiträge zur Bayerischen Geschichte und Kunst 1573–1657. Bd. 1. München 1980, S. 312–371, hier 313. Päpstliche Bulla verteutscht, so Adrian der Sechst dieß Namens uber S. Bennonis Canonization zu Rom außgehen lassen, Da man nach Christi heyligen Geburt zehlet M.D.XXIII. München 1601; Bulla Canonizationis S. Bennonis, Ecclesiae misnensis quondam episcopi, ab Adriano Sexto, Ponifice Max. Anno Domini M.D.XXIII. Die XXXI. Mens. Iunii celebrata. Monachii 1601. Histori von S. Bennonis, etwo Bischoffen zu Meissen, Leben uund Wunderzeichen, so er vor und nach seinem seligen absterben, durch die Gnad Gottes gewürcket, auch sein Canonization und Fest betreffent. München 1644; Von allerley Miraclen und Wunderwercken, so Gott der Almächtig durch das Fürbitt und Verdienst deß heiligen Bischoff Bennonis, nach seinem Todt und Erhebnung augenscheinklich gewircket. München 1601. Das Mirakelbuch wurde auch später weitergeführt und neu auferlegt: Extract unnd gründtlicher Bericht, etlicher Gnaden und Wunderwercken, so der Allmechtige Gott, durch das ersprießliche Fürbitt deß H. Bischoff Bennonis, der Fürstlichen Hauptstatt München glorwürdigen Patronen, in den nechst entwichenen acht Jaren, an vilen presthafften Personen, inner uund ausserhalb deß Hertzogthumb Bayrn, gnediglich gewirckt und
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1604 bis 1605 erbauten, heute zerstörten Bennobogen und den Gräbern Kaiser Ludwigs IV. und anderer Familienmitglieder in der Münchner Frauenkirche seine Dynastie augenfällig als Bewahrer und Beschützer der katholischen Kirche und Sieger über die Reformation.41 Finanzielle Voraussetzung waren die wachsenden Einnahmen aus der Benno-Wallfahrt.42 Nach Warschau gelangte der Kult um den Hl. Benno im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts.43 In den Briefen der Königin Konstanze, Ursula Meyers, Wilhelms V. und Maximilians I. wird der Heilige stets im Zusammenhang mit der Gesundheit der Königsfamilie, der Abhaltung der Reichstage (Sejmy) oder beim Aufbruch in das Feld zur Hilfe angerufen; ausführlich dann bei jeder Pestwelle in Warschau, wenn in München besonders eifrig Messen an „St. Benno Altar“ gelesen wurden.44 Vor allem bei Pestwellen bat Meyer den Münchner Hof um Gebetshilfe. Eindringlich schilderte sie die Situation im April 1630:
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erwisen hat. München 1609. Von diesen Schriften hat auch Königin Konstanze Exemplare erwünscht und erhalten: Im Namen der Königin bat U. Meyer den Kurfürsten, er „wölen genedigist bevelch göben, das man S Benno Wunderzaichen, so sich seider anno 1622 begöben und durch Firbit des lieben Heilligen geschehen, beschreiben, und ir Mey [Ihrer Majestät, O. H.] schiekhen soll, dan dieselben wolten gern sein Löben und Wunderzaichen in polnischer Sprach druckhen lasen“; P.S. eines Briefs U. Meyers an Kurfürst Maximilian I., Warschau, 9.3.1629 (Nr. 76), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 526r-533r, hier fol. 533r; ähnlich Königin Konstanze an Kurfürst Maximilian I. in einem PS des gleichen Briefes, fol. 534r-534v. Steiner, Peter Bernhard: Der Benno-Bogen in der Münchner Frauenkirche (1604–1858), in: Kunde/Thieme (Hg.), Benno, S. 430–439; Appl, Kirchenpolitik, S. 86–98. Karnehm, Christl: Die Münchner Frauenkirche. Erstausstattung und barocke Umgestaltung (Miscellanea Bavarica Monacensia 113). München 1984, S. 108; Schwaiger, Georg: München – eine geistliche Stadt, in: Ders. (Hg.): Monachium Sacrum. Festschrift zur 500-Jahr-Feier der Metropolitankirche Zu Unserer lieben Frau in München. München 1994, Bd. 1, S. 1–289, hier S. 95 f. Leider geht Tricoire, Gott, nicht auf die Übertragung des Benno-Kultes nach Warschau ein, obwohl das Buch eine Fülle an hochinteressanten Einzelfunden liefert. Der große Ausstellungskatalog über den Hl. Benno [Kunde/Thieme, Benno von Meißen] widmet dem Transfer des Benno-Kultes nach Warschau im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts keine größere Aufmerksamkeit, erwähnt aber durchaus, dass der Kult über Bayern im 17. Jahrhundert nach Warschau vermittelt wurde und nicht erst unter den Sachsen-Königen im 18. Jahrhundert; dazu: Donath, Matthias: Von der Bennokanzel ins Bennostüberl. BennoOrte innerhalb und außerhalb Sachsens, in: Kunde/Thieme (Hg.), Benno, S. 542–549, hier S. 546f.; der Ausstellungskatalog über Maximilian I. [Glaser, Glauben] erwähnt im Katalogteil die Messstiftungen König Sigismunds III. in München: Steiner, Benno, S. 558f. Z. B. U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, o.O., 21.11.1629 (Nr. 100), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 666r-666v, in dem Königin Konstanze und U. Meyer berichten, dass die Menschansammlungen wegen des Sejms die Pest in Warschau nicht verschlimmert haben, was allein der Fürsprache des Hl. Benno zu verdanken ist. Ausführlich zu den Pestwellen: Leitsch, Leben, Bd. 4, S. 2457–2479 (Kap. 10: Der Königshof und die Pest).
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Einerseits habe die Pest nicht eingedämmt werden können, andererseits sei durch Krankheitsausfälle nur wenig Getreide geerntet worden, weshalb nun ebensoviele Menschen an Hunger wie an der Seuche stürben. Die polnischen Adligen aber seien so unbarmherzig, dass sie das Getreide lieber gewinnbringend nach Danzig verkauften, als es unter den Hungernden zu verteilen. Dieses unchristliche Verhalten sei der Grund, warum Gott nicht aufhöre, die Krone Polen zu strafen, weshalb man auf Münchner Gebetshilfe angewiesen sei.45 Im Juli 1630 konnte U. Meyer berichten, dass die Pest zwar noch an vielen Orten in Polen wüte, durch die Fürbitte des Hl. Benno aber Warschau von der Pest erlöst sei, ohne Zweifel deshalb, weil die Bewohner der Stadt eine große Andacht zu diesem Heiligen hätten.46 In den beiden Briefen berichtete U. Meyer neben der Pest auch von den Auswirkung des Waffenstillstandsvertrages von Altmark von 1629, von Kriegsvorbereitungen Gustav Adolfs, von der undurchsichtigen militärischen Lage in Italien, vom Aufstand der Kosaken (unter Führung von Taras Fedorowicz, gest. 1639), von Edelmetalllieferungen, die Spanien aus der Neuen Welt erhielt, von Zahlungsschwierigkeiten der Krone Polen an die Soldaten. Und mitten unter diesen Nachrichten tauchen die Bitten um Gebetsbeistand am Münchner Hof auf. Sie folgen der rationalen Erwägung, dass die vom Sejm bereits bewilligten Steuern zur Bezahlung des Kriegsvolks erst dann von den stark gebeutelten Bauern eingetrieben werden können, wenn Pest und Hunger nicht mehr so stark lasteten. Da derzeit das Kriegsvolk nicht ausgezahlt werden könne, würde das Kriegsvolk die Bauern ohne Gnade ausrauben, wodurch diese aber erst recht keine Steuern bezahlen könnten.47 Diese Kausalitätskette, für Menschen nicht händelbar, konnte nur Gott aufheben, indem er das Ende der Pest herbeiführt. Ihn durch Fürbitte des Hl. Benno zum Handeln zu bewegen, war daher eine politische Aufgabe, die von den Beteiligten auch ernstgenommen wurde. Zwar sind nur wenige Briefe der Korrespondenz zwischen Wilhelm V. und Meyer erhalten, aus denen auf die Frühphase der Bennoverehrung am polnischen Königshof geschlossen werden könnte, der Verlust wird aber dahingehend ausgeglichen, dass Maximilian I. in seinem ersten Brief an Meyer nach dem Tod seines Vaters ausführlich Rechenschaft darüber ablegte, was bisher in Bezug auf die Messstiftung des polnischen Hofes am Altar des Hl. Benno veranlasst wurde. 1622 hatte König Sigismund III. 6.000 Gulden nach 45 46 47
Brief U. Meyers an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 29.4.1630 (Nr. 112), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 49r–52r. Brief U. Meyers an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 3.7.1630 (Nr. 117), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 75r–81r. U. Meyer an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 29.4.1630 (Nr. 112), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 49r-52r.
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München geschickt, was zur Stiftung von wöchentlich fünf Messen ausreichte. Ein Silberreliquiar, welches 1625 in Augsburg zur Aufnahme der Gebeine des Heiligen geschaffen wurde, erinnert bis heute an die Stiftungstätigkeit des polnischen Hofes in München48, den Bozzeto zur Bennoskulptur lieferte, wie aus der Korrespondenz Wilhelms V. mit U. Meyer hervorgeht, „Hans von Weilheim, genannt Krumper“ (um 1570–1634).49 Bereits zu Lebzeiten Wilhelms V. wurde wegen einer Aufstockung der königlichen Stiftung um weitere 3.000 Gulden verhandelt, um eine tägliche Messe zu finanzieren.50 Die Antwort aus Warschau war eindeutig: Der König würde gerne eine tägliche Messe am Alter des Hl. St. Benno sehen, zumal die Pest in Warschau durch die Fürbitte des Heiligen nachgelassen habe.51 Von da ab wurde täglich die sog. „Polnische Messe“ in München gelesen. Die Details der geschilderten Messstiftung am Altar des Hl. Benno verhandelte Meyer. Zeitgleich mit München gründete sich in Warschau 1623 eine Bennobruderschaft, deren Mitglieder vor allem deutschsprachig waren.52 Der gemeinsam gefeierte Kult bringt mehrere Aspekte augenfällig zum Ausdruck: Der Hl. Benno galt als „Opfer“ der Reformation, wurde in München nicht wegen seiner Taten, sondern wegen der Rettung der Gebeine vor der Zerstörung durch die Protestanten verehrt. Wilhelm V. bzw. Maximilian I. und Sigismund III. konnten sich durch seinen Kult gemeinsam als wirkmächtige Verteidiger des Katholizismus inszenieren. Zum anderen wurde, da die Wittelsbacher Benno als Heiligen der Dynastie betrachteten, auch an die verwandtschaftliche Nähe des Kurfürstenhofes zum Königshof erinnert: Die Mutter der beiden Frauen Sigismunds III. war eine gebürtige Wittelsbacherin, Maria Anna von Innerösterreich; dies unterstreicht die programmatisch von
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Beschreibung des Reliquiars: Steiner, Benno, S. 558 f. Wilhelm V. an U. Meyer, München, 17.2.1623 (Nr. 22), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung. Zudem kamen noch 100 Gulden für Beleuchtung und Paramente, insgesamt also 3.100 Gulden; Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 21.2.1626 (Nr. 26), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 125r-130r. Sigismund III. stiftete 1626 3.200 Gulden (sic!) für die beiden fehlenden Messen, Beleuchtung und Paramente; U. Meyer an Maximilian I., Warschau, 30.3.1626 (Nr. 37), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 137r-141v. Donath, Benno-Orte, S. 546 f.; Götz, Roland/Pfister, Peter: Der heilige Benno. Kehl am Rhein 2006, S. 51; älter: Baliǹski, Michał/Lipiński, Tymoteusz: Starożytna Polska pod względem historycznym, jeograficznym i statystycznym opisana przez Michała Balińskiego i Tymoteusz Lipińskiego. Warszawa 1843, S. 421.
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Heide Wunder formulierte Position von Dynastie als agnatisch und kognatisch bedeutsame Konstruktion.53 Ähnlich verhielt es sich mit dem Sebastiansheiligtum in Ebersberg54, welches Herzog Wilhelm V. den von ihm besonders geförderten Jesuiten übergeben hatte.55 Vom polnischen Königshof wurden mehrfach silbernen Pfeile, welche durch Berührung mit der Hirnschale Sebastians mit Heil aufgeladen waren, angefordert.56 Beim Aufenthalt des Thronfolgers Władysław am Münchner Hof 1624 stattete die Reisegesellschaft Ebersberg einen eintägigen Besuch ab.57 Auch dieser Besuch hatte hauptsächlich den Grund, die Nähe der beiden Dynastien auf verwandtschaftlicher und konfessioneller Ebene zum Ausdruck zu bringen. Selbstverständlich beruhte auch der Austausch von Heil auf Gegenseitigkeit: Wilhelm V. hatte im Jahr 1614 von Sigismund III. Handknochen von Johannes dem Täufer und von Dionysius Arepagita (dem Patron von St. Emmeram in Regensburg) erhalten, die ursprünglich aus einer Moskauer Reliquienkassette stammten.58 53
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Wunder, Heide: Einleitung. Dynastie und Herrschaftssicherung – Geschlechter und Geschlecht, in: Dies. (Hg.): Dynastie und Herrschaftssicherung in der Frühen Neuzeit. Geschlechter und Geschlecht (Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 28). Berlin 2002, S. 9–28, hier S. 18. Die Augustiner in Ebersberg besaßen einen Teil der Hirnschale des Hl. Sebastian (Geschenk von Papst Stephan VIII.); auf Ersuchen Wilhelms V. wurden Jesuiten in Ebersberg eingesetzt; Feldbauer, Otto: Geschichte der Kirchenreformen im Kloster Ebersberg im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit 1427–1773, in: Bernhard Schäfer (Hg.): Kloster Ebersberg. Prägekraft christlich-abendländischer Kultur im Herzen Altbayerns. München 2002, S. 279–298. Die Bedeutung der Jesuiten für Wilhelm V. bei Hausberger, Karl: Die kirchlichen Träger der Katholischen Reform in Bayern, in: Glaser (Hg.), Glauben, Bd. 1, S. 115–124; Dischinger, Gabriele: Die Jesuitenkirche St. Michael in München. Zur frühen Planungs- und Baugeschichte, in: Glaser (Hg.), Glauben, Bd. 1, S. 152–166, hier S. 152. Z. B. U. Meyer an Maximilian I., o.O., 21.11.1629 (Nr. 99), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 660r-665r. Besuch der Reisegesellschaft in Ebersberg 27.–28. Juli 1624; Schweinitz, Bolko (Hg.): Die Reise des Kronprinzen Władysław Wasa in die Länder Westeuropas in den Jahren 1624/1625. München 1988, S. 66 f.; Przyboś, Adam (Hg.): Podróż królewicza Władysława Wazy do krajów Europy Zachodniej w latach 1624–1625 w świetle ówczesnych relacji. Kraków 1975. Die Herkunft der Reliquien aus Moskau laut Eintragung im Kammerkapelleninventar; zu den Reliquien selbst: Bachtler, Monika: Zwei Reliquiare in Laternenform, in: Glaser (Hg.), Glauben, Bd. 2, Nr. 354, S. 241. Ob diese Reliquien in einem Zusammenhang stehen mit dem kyrillisch beschrifteten Kelch, den Maximilian I. im Nachlass seines Vaters Wilhelm V. fand und dessen Inschrift er wegen Übersetzung an U. Meyer nach Warschau sandte, kann nicht rekonstruiert werden; vgl. Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer, München, 10.2.1627 (Nr. 49), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 269r-275r.
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Ursula Meyer, die sowohl über die Gebetshilfe und Messstiftungen am Altar des Hl. Benno, silberne Sebastianspfeile und die Auslandsreise Władysławs verhandelte, hatte hier wenige Möglichkeiten der individuellen Ausgestaltung. Ganz anders verhielt es sich, als sie nach dem Tod der Mutter Anna in München deren Nachlass – immerhin 8.895 Gulden59 – regeln musste. Auf der einen Seite hatte die Mutter zwar in ihrem Testament über das Geld verfügt, auf der anderen Seite ließ das Meyer noch immer genug Freiraum zur individuellen Gestaltung. Das Vermögen der Mutter sollte dazu dienen, Stiftungen in St. Salvator, der Friedhofskirche der Frauenkirche60 auszuführen, neben silbernen Leuchtern (300 Gulden) und dem Epitaph für die Mutter (70 Gulden) auch ein neuer Choraltar mit einer Marienkrönung und einem Hl. Salvator (1.000 Gulden). Der Altar, der leider im Zuge der Säkularisation 1803 zerstört wurde, nannte in der Stiftungsinschrift „die Edl vnd Tugentreich Junckh=/Fraw Vrsula Mayrin. Irer Khön. May. Zu Pollen obriste Cammer Junckhfraw.“61 Gabriel Bruglacher62, der vor Ort mit der Regelung des Nachlasses betraut war, riet, dass das Altarbild nicht gemalt, sondern als Skulptur ausgeführt werden sollte; die Entscheidung aber fällte U. Meyer.63 Bruglacher war es auch, der nach dem Tod der Mutter das Inventar der Hinterlassenschaft der Mutter angefertigt hat, welches er über „Hanß Jörg Peyrl aus nahe Augspurg“ nach Warschau senden ließ; der Augsburger Goldschmied Hans Georg Peyerl/Beuerl (gest. 1633) wurde vom Herzogs- bzw. Kurfürstenhof immer wieder als Bote nach Polen herangezogen.64 Die Mutter forderte in ihrem Testament, aus weiteren 3.000 Gulden ihrer Hinterlassenschaft eine Stiftung zur Ausbildung von Priestern ins Leben zu rufen. Meyer korrespondierte über das Zustandekommen der Stiftung mit Maximilian I., dabei bat sie ihn dezidiert um Rat, aber sie war 59
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Bericht Gabriel Bruglachers über den Tod und Bestattung Anna Meyers, München, 12.6.1621, AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung (unter diverse Personen). W. Leitsch gibt fälschlicherweise den 21.9.1621 als Datum des Berichts an. Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1.864. Kotsowilis, Konstantin: Die Griechische Kirche zum Erlöser, Ehemals Friedhofskirche St. Salvator, München (Schnell und Steiner, Kleine Kunstführer). Regensburg 1990. Kloos, Rudolf M. (Hg.): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises München. Stuttgart 1958, S. 259. Der Bericht über den Tod der Mutter ist unterzeichnet mit „Gabriel Brugglacher, Weiland Johann Brugglachers seeligen […] Bruder“, was sich auf Johann Georg Bruglacher (gest. 1620; 1617–1620 Hofkanzler) bezieht. W. Leitsch gibt fälschlicherweise Johann Marpeckh als Verfasser des Berichtes an. Dieser scheidet jedoch aus, weil der Verfasser des Berichts in der Ich-Form von sich spricht, Marpeckh jedoch konsequent mit „Herrn Marpeckh“ angesprochen wird. Bericht Gabriel Bruglachers über den Tod und Bestattung Anna Meyers, ohne Paginierung. Z. B. U. Meyer an Maximilian I., Warschau, 18.10.1633 (Nr. 150), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 303r–305v.
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es, die die Grundlagen dieser Stiftung festlegte: drei Studenten, ausschließlich Münchner Bürgerskinder, sollten je sechs Jahre lang ein jährliches Stipendium von je 120 Gulden (später 360 Gulden) erhalten, um die Hohe Schule zu absolvieren. Solange sie lebte, sollte kein Knabe ohne ihre Bewilligung in das Stipendium aufgenommen werden; nach ihrem Tod sollte das Bewilligungsrecht an den Kurfürsten übergehen.65 In der Folge wurden Vorschlagslisten an Meyer gesandt, die dann die Knaben aussuchte.66 Jeder Knabe sollte frei entscheiden können, was er studiert, keiner sollte zum Priesteramt gezwungen werden. Die Stiftungsurkunde erwähnt als Intention Meyers „sonderbare Affection zu ihrem Vaterland.“ Stammte das anfängliche Stiftungsvermögen aus dem Erbe der Mutter, so stockte U. Meyer es 1628 um weitere 5.320 Gulden auf. Die Stiftung – die erste einer Frau an der Universität Ingolstadt – blieb bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erhalten, bevor sie in der Vereinigten Stipendienstiftung aufging.67 4.2 Vermittlungsleistung U. Meyers bei der Begründung von dynastischer Nähe „Was Ich und mein Sohn, der Churfürst, sambt seiner Gemachel höchsten Verlangen erwardt, das ist am verschienen Sontag den 28ten July ervolgt, an welchem Tag deß Prinzen L[iebden] bey unß alhier glickhlich und wol angelangt, darumb Gott Lob und Danckh sey, der mir das Leben verliehen, und das Glickh geben, daß Ich Sein L[iebden], meinen hechsten Wunsch nach, noch in meinem Leben zu sehen, und mit demselben mich zu erfrewyen Gelegenheit bekhomen, welches mir dann gewislich die höchste Freud ist, und hette mir wol khain liebern Gast ankhomen khöndten: welcher mich des ersten Ansehens gleich an den Khayser gema[h]nt.“ Herzog Wilhelm V. an U. Meyer, 3. August 162468 65 66 67
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U. Meyer an Johann Baptist Mörmann, Schloss Ujazdów, 14.7.1626 (Nr. 40), BayHStA, München, Abt. I, KS 6613, fol. 171r–173v. U. Meyer an Johann Baptist Mörmann, Warschau, 4.1.1627 (Nr. 47), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 248v-249v. Heydenreuter, Reinhard: Wohltäter der Wissenschaft. Stiftungen für die LudwigMaximilians-Universität München in Geschichte und Gegenwart (LMUiniversum 7). München 2009, S. 43 u. S. 117; Heydenreuther bezeichnet „Ursula Meyr“ als „Münchner Bürgerin“ und „ehemalige polnische Oberkammerjungfrau“, die „Tochter des Mautners von Neuötting, Christoph Meyr“ gewesen sein soll, leider gibt er keine Belege an. Auch beziffert er das ursprüngliche Stiftungsvermögen mit 2.000 Gulden, während in der Korrespondenz zwischen U. Meyer und Maximilian I. bzw. Johann Baptist Mörmann von 3.000 Gulden die Rede ist. Es war im Rahmen dieses Aufsatzes leider nicht möglich, die Stiftungsurkunde und das Dekret vom 12.2.1628 über die Erhöhung der Stiftung einzusehen. Wilhelm V. an U. Meyer, 3.8.1624 (Nr. 25), o.O., AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen, a, ohne Paginierung.
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Während die Beziehungen der polnischen Wasa zu den Habsburgern im 16. und 17. Jahrhundert sehr gut untersucht sind69, gibt es in der polnischsprachigen Historiografie sehr viel weniger Untersuchungen zu den Beziehungen zwischen den Wasa und den Wittelsbachern70; in der deutschsprachigen Historiographie tauchen sie lediglich als randständiges Thema auf.71 Bevor sich der Beziehung zwischen den Dynastien Wasa und Wittelsbach zugewandt werden soll, muss erst geklärt werden, was überhaupt das Konstrukt „Dynastie“ bezeichnet.72 Die Geschichtswissenschaft hat sich lange an 69
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Kadzik, Dominik: Utrzymanie królewskiej teściowej. Wizyta Marii Bawarskiej podczas wesela Zygmunta III Wazy z Anną Habsburg 23 maja-16 czerwca 1592 r. Kraków 2017; Poznański, Tomasz: „Amicitia, sed …“ – Friendship, Raison d’etat, and political Compromise. Relations between Sigismund III Vasa and the Habsburg Emperors in 1613–1632, in: Ryszard Skowron (Hg.): The House of Vasa and the House of Austria. Correspondence from the Years 1587 to 1668. Part I: The Times of Sigismund III, 1587–1632. Katowice 2016, S. 145–186; Vocelka, Karl: Marriages of Habsburg archduchesses into Poland-Lithuania, in: Almut Bues/Zbiniew Krysiewicz (Hg.): Royal marriages of princes and princesses in Poland and Lithuania c. 1500–1800. Warszawa 2016, S. 15–16; Bömelburg, Hans-Jürgen/ Kizik, Edmund: Altes Reich und alte Republik. Deutsch-polnische Beziehungen und Verflechtungen 1500–1806 (WBG Deutsch-polnische Geschichte 2: Frühe Neuzeit). Darmstadt 2014, S. 64–78; Wisner, Henryk: Rzeczpospolita i Habsburgowie. Czasy Zygmunta III, in: Sobótka 4 (1983), S. 479–486; einen Überblick über die Literatur über die Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Haus Habsburg liefert: Szpaczyński, Przemysław: Mocarstwowe dążenia Zygmunta III w latach 1587–1618. Kraków 2013, S. 18–30. Skowron, Ryszard: Budowanie prestiżu królewskiego rodu. Związki rodzinne Wazów z dynastiami europejskimi, in: Studia Europaea Gnesnensia 20 (2019), S. 558–581; Ochmann-Staniszewska, Dynastia. Dieter Albrecht erwähnt Sigismund III. in seiner fundierten Biographie über Maximilian I. nicht, siehe Albrecht, Dieter: Maximilian I. von Bayern 1573–1651. München 1998. Der Katalog der großen Maximilian-I.-Ausstellung von 1980 besitzt einen kleinen Abschnitt über die Verbindungen zu Polen (Glaser, Glauben, Bd. 2, S. 393–396), aber dieser enthält keinen Hinweis auf eine verwandtschaftliche Beziehung zu Sigismund III.; im Gegensatz dazu beschäftigte sich die bayerische Landesgeschichte schon früh mit den (verwandtschaftlichen) Beziehungen zu Polen-Litauen zurzeit des Kurfürsten Max II. Emanuel an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert: Komaszynski, Michel: Die Beziehungen zwischen den Höfen der Wittelsbacher und dem von Sobieski in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 46 (1983), S. 313–328; Ders., Die Kandidatur des bayerischen Kurfürsten Maximilian Emanuel im polnischen Thronfolgestreit, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 53 (1990), S. 249–264; Goralski, Zbigniew: Zur Kandidatur des bayerischen Kurfürsten Maximilian Emanuel für die polnische Krone (1696–1697), in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 34 (1971), S. 390–396. Zur sozialen Konstruktion der Verwandtschaft: Müller, Ernst Wilhelm: Sozialethnologie, in: Hans Fischer (Hg.): Ethnologie. Einführung und Überblick. 4. Aufl., Berlin u.a. 1998, S. 137–170, hier S. 157; gute Darstellung der sozialen „Regeln“, wie Verwandtschaft konstruiert wird: Peoples, James G./Bailey, Garrick: Humanity. An Introduction to Cultural Anthropology. Stanford 2014, S. 221–232.
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der traditionell-juristischen Definition von Dynastie abgearbeitet, die eine mögliche Definition bietet, aber selbstverständlich nicht die einzige. In dieser traditionell-juristischen Sicht war „Dynastie“ ein agnatischer Abstammungsverband, der eine eigene, auf einer kollektiven Erinnerung basierende Identität kreiert hat.73 Als Mittel zur Absicherung standen der Dynastie das Mittel der Primogenitur (nach innen) und Heiratspolitik (nach außen) zur Verfügung.74 In dieser Sicht waren die eingeheirateten Frauen kein Bestandteil der Dynastie, obwohl sie Mutter des nächsten Agnaten waren!75 Interessanterweise fanden die sozialgeschichtlichen Ergebnisse zunächst keinen Eingang in die Entwicklung einer Dynastie-Definition, die schon lange zeigten, dass Verwandtschaftsbeziehungen nicht an der Grenze der Namensfamilie Halt machen. Dies kann bereits daran erkannt werden, dass eine ursprüngliche Gabelung der Begrifflichkeiten für Verwandtschaftsverhältnisse in väterliche und mütterliche Linie, die in allen indoeuropäischen Sprachen existierte, aufgehoben wurde, also Verwandtschaft der väterlichen und der mütterlichen Seite gleichgesetzt wurde.76 Vereinfacht formuliert bedeutet dies, dass man sich man bei der Konstruktion der Verwandtschaft zu gleichen Teilen der väterlichen und der mütterlichen Seite bediente.77 Es ist ein Verdienst Heide Wunders, die rechtliche Konstruktion von Dynastie für die Geschichtswissenschaft durch soziale und kulturelle Komponenten erweitert zu haben. Sie 73
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Geevers, Liesbeth/Marini, Mirella: Introduction. Aristocracy, Dynasty and Identity in Early Modern Europe, 1520–1700, in: Dies. (Hg.): Dynastic Identity in Early Modern Europe. Rulers, Aristocrats and the Formation of Identities. Farnham 2015, S. 1–22, hier S. 2, dazu auch: Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 2000, S. 130. Zum Abstammungsverband: Schulze, Hans K.: Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter. 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992, S. 39; Weber, Wolfgang E. J.: Dynastiesicherung und Staatsbildung. Die Entfaltung des frühmodernen Fürstenstaates, in: Ders. (Hg.): Der Fürst. Ideen und Wirklichkeiten in der europäischen Geschichte. Köln u.a. 1998, S. 91–136, hier S. 95. Wunder, Dynastie, S. 18; Nolte, Cordula: „Ir seyt ein frembs weib, das solt ir pleiben, dieweil ihr lebt“. Beziehungsgeflechte in fürstlichen Familien des Spätmittelalters, in: Doris Ruhe (Hg.): Geschlechterdifferenz im interdisziplinären Gespräch. Würzburg 1998, S. 11–41. Anderson, Robert T.: Changing Kinship in Europe, in: Kroeber Anthropological Society Papers 28 (1963), S. 1–48. Besonders markant war der Unterschied der Bezeichnungen für die Geschwister der Eltern nach Mutterseite und Vaterseite; Mitterauer, Michael: Mittelalter, in: Andreas Gestrich/Jens-Uwe Krause/Michael Mitterauer (Hg.): Geschichte der Familie (Europäische Kulturgeschichte 1). Stuttgart 2003, S. 160–363, hier S. 166; Goody, Jack: Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa. Berlin 1986, S. 280; Germán, Ruipérez: Die strukturelle Umschichtung der Verwandtschaftsbezeichnungen im Deutschen. Marburg 1984, S. 122 u. 192.
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versteht unter „Dynastie“ „nicht allein eine agnatische Herrscherfolge, sondern ein komplexes Beziehungsgeflecht und Handlungsfeld der jeweils gleichzeitig lebenden Agnaten und Agnatinnen, der Kognaten, insbesondere der eingeheirateten Gemahlin des Primogenitus.“78 Diese Vorbemerkungen sind wichtig, da die Sprache der Quellen diese Befunde bestätigen: Sowohl Wilhelm V. als auch Maximilian I. beriefen sich auf die sehr nahe Verwandtschaft mit dem Königshaus; die beiden polnischen Königinnen Anna und Konstanze waren ihre Nichten bzw. Cousinen. Und auch die Münchner Wittelsbacher waren für die polnischen Wasa keine „weit entfernte Verwandtschaft“, wie es in der Literatur zuweilen heißt.79 Die Nähe der Verwandtschaft wurde nicht nur über die Sprache in den Briefen hergestellt, auch der gemeinsam zelebrierte Kult des Hl. Benno und, in geringerem Maße, der Sebastianskult in Ebersberg dienten dazu, die verwandtschaftliche Nähe sichtbar zu machen. Dazu kamen Porträts, die zwischen München und Warschau ausgewechselt wurden,80 von Sigismund III. selbstgeschaffene Gemälde81 und andere Gegenstände82, die als Präsente zwischen den Höfen wechselten. Durch Taufpatenschaften wurden die bereits bestehenden 78 79
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Wunder, Dynastie, S. 18. Beispielsweise Skowron in seinem ansonsten vorzüglichen Artikel über die Familienbeziehungen der polnischen Wasa: „Und obwohl die Beziehung ziemlich weit entfernt war, betonte Sigismund III. eifrig die Beziehung zu dieser Familie.“ [„I chociaż pokrewieństwo było dość odległe, Zygmunt III chętnie podkreślał związki z tym rodem.“] Skowron, Budowanie, S. 60. Beispiele: Wilhelm V. an U. Meyer, München, 18.2.1623 (Nr. 22; AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung): Der Herzog freut sich, dass die schlechten Porträts dem Königspaar gefallen haben; Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 21.2.1626 (Nr. 36; BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 125r-130r): Maximilian I. bestätigt den Empfang der Gemälde, die auf Wilhelms V. Wunsch nach München geschickt wurden, auf denen das Königspaar und Prinz Władysław eigenhändig ihre Namen geschrieben haben; Wilhelm V. an U. Meyer, o.O., 6.1.1616 (Nr. 21; AGAD Warschau. Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung): U. Meyer bat im Auftrag der Königin Konstanze nach einem Porträt von Claudia von Valois (1574–1635), Gemahlin von Karl III. von Lothringen (1543–1608) und Schwiegermutter Maximilians I. Im Nationalmuseum in Stockholm befindet sich eine von Sigismund III. geschaffene „Allegorie der Religion“, signiert und datiert auf 1616, die Sigismund III. Wilhelm V. geschenkt hat, und die schwedische Kriegsbeute wurde; Diemer, Peter: Allegorie der Religion, in: Glaser (Hg.), Glaube, Bd. 2, S. 394f. Z. B. ist ein kyrillisch beschrifteter Becher zu nennen, den Sigismund III. Wilhelm V. geschenkt hat (Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 6.8.1626, Nr. 41; BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 177r–181r); aber auch weniger wertvolle Geschenke wie Honig (Wilhelm V. an U. Meyer, München, 20.3.1625, Nr. 32; AGAD Warschau. Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung).
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verwandtschaftlichen Beziehungen durch „geistige Verwandtschaft“ verstärkt.83 Pate des zweiten Kindes Sigismunds III. und Königin Annas, Katharina (geb. und gest. 1594), wurde Wilhelm V.84 Paten von Anna Konstantinia (geb. und gest. 1616) waren Erzherzog Maximilian (gen. „der Deutschmeister“, 1558–1618), sowie Maximilian I. mit seiner Frau Elisabeth Renata.85 Eine wichtige Form der Demonstration verwandtschaftlicher Nähe sollte 1624 vor allem der Besuch des Prinzen Władysław in München werden. Einer der Hauptziele der Grand Tour des Prinzen war es, Verwandte zu treffen, die in Breslau, Wien, Innsbruck, München, Brüssel und Florenz lebten.86 Die ältere Forschung hat vor allem die kulturellen Aspekte der Grand Tour Władysławs betont87; der eigentliche Zweck der Reise war aber unbestreitbar ein dynastisch-politischer. Für die folgenden Überlegungen ist es hilfreich, sich das Programm des Aufenthalt Władysławs in München etwas näher zu betrachten88: Die Begrüßung der Reisegesellschaft fand durch Kommissare an der Landesgrenze statt (26. Juli 1624). Bei der Messe in Ebersberg trank die Reisegesellschaft aus dem Schädel des Hl. Sebastian, am gleichen Tag reiste sie weiter nach München und erhielt eine Privataudienz bei Herzog Wilhelm V. und Kurfürstin Elisabeth Renata; Maximilian I. weilte zu dieser Zeit in Nürnberg. Wilhelm V. erkannte den inkognito reisenden Władysław sofort „und begann ihn zu küssen, als sei es sein leiblicher Sohn“89 (28. Juli 1624). Die folgenden Tage vergingen mit gemeinsamen Essen im kleinen Kreis mit Herzog und Kurfürstin und seit dem 30. Juli 1624 auch mit Kurfürst Maximilian I. Lediglich zweimal verließ die Reisegesellschaft den weitläufigen Residenzkomplex, einmal, um das Münchener Jesuitenkolleg zu besichtigen (30. Juli 1624) und ein weiteres Mal, um die Eremitage Wilhelms V. in Schleißheim aufzusuchen, in der der abgedankte Herzog oft lebte (3. August 1624). Am 5. August 1624 überreichte Maximilian I. seine Geschenke an die Reisegesellschaft, am 6. August 1624 übersiedelte man nach Starnberg, um am 7. August 1624 eine große Wasserjagd abzuhalten, die mit einem Essen und der Verabschiedung endete. Władysław reiste von München an den Rhein; in 83
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Zur Rolle der Patenschaft als „geistige Verwandtschaft“ mit dem Hinweis, dass es sich eigentlich verbietet, von „natürlicher“ und „künstlicher“ (geistiger) Verwandtschaft zu sprechen: Kellner, Beate: Ursprung und Kontinuität. Studien zum genealogischen Wissen im Mittelalter. München 2004, S. 20. Skowron, Budowanie, S. 62. Ebd., S. 64. Ebd., S. 69. Targosz, Karolina: Teatr dworski Władysława IV (1635–1648). Kraków 1965, S. 36. Schweinitz, Reise; Przyboś, Podróż. Stefan Pac, zitiert nach: Schweinitz, Reise, S. 66 f.
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Bonn traf er die Brüder Maximilians, Ferdinand (1577–1650), Erzbischof und Kurfürst von Köln, und Albrecht (1584–1666), Prinz von Bayern-Leuchtenberg. An dieser Auflistung sind mehrere Dinge bemerkenswert, dieser Eindruck intensiviert sich noch, wenn man die Briefe Wilhelms V. an U. Meyer über den Aufenthalt Władysławs am Münchner Hof betrachtet.90 Herzog Wilhelm V. nahm nach seiner Abdankung in der Regel nicht an öffentlichen Veranstaltungen teil, auch bei Władysławs Besuch musste er erst aus der Kartause Prüll bei Regensburg nach München geholt werden, um die Reisegesellschaft empfangen zu können. Nach der Rückkehr Maximilians aus Nürnberg trat der alte Herzog aber keineswegs in den Hintergrund, seine Anwesenheit bei allen Aktivitäten war Teil jener Politik, die Maximilian umschrieb, als er durch seine Kommissare der Reisegesellschaft an der Grenze mitteilen ließ, sie sollen sich im Land der Verwandten wie zuhause fühlen – niemand konnte die nahe Verwandtschaft sinnfälliger zum Ausdruck bringen als Wilhelm V., Bruder von Władysławs Großmutter.91 Auch der Aufenthalt der Reisegesellschaft im eng mit den Wittelsbachern verbundenen Ebersberg hatte hauptsächlich den Grund, die Nähe der beiden Dynastien auf verwandtschaftlicher wie konfessioneller Ebene zum Ausdruck zu bringen. Auf den ersten Blick verwundert es, dass die Reisegesellschaft nicht auch in München den Altar des Hl. Benno aufsuchte, anders als in Ebersberg hätte dieser Besuch aber nicht im kleinen Kreis ohne größere Zeremonien, die sich Władysław ausdrücklich verbeten hatte, stattfinden können.92 Das Treffen der Reisegesellschaft mit Wilhelm und Maximilian fand in einem außerordentlich familiären Rahmen statt – zumindest wurde alles unternommen, um es so darzustellen. Wilhelm unterließ denn auch in seinem – für seine Verhältnisse recht ausführlichen Bericht nach Warschau – nichts, um die nahe verwandtschaftliche Bindung zu Władysław herauszustreichen: Schon beim ersten Anblick habe er ihn an den Kaiser (also den Sohn seiner Schwester erinnert).93 Im Übrigen spricht Wilhelm Władysław konsequent als „Kronprinz“ an, das polnische Königtum wurde von Münchner Seite also nicht so sehr als Wahlkönigtum empfunden, die Installation der Wasa-Dynastie auf dem polnischen Thron wurde schon nach einer Generation (Sigismund III. war ja der erste Wasakönig) als 90 91 92 93
Besonders: Wilhelm V. an U. Meyer, Kartause Prüll (bei Regensburg), 2.7.1624 (Nr. 23), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen, ohne Paginierung. Stefan Pac, nach: Schweinitz, Reise, S. 65. Eine offizielle Anwesenheit hätte einen großen diplomatischen und zeremoniellen Aufwand erfordert; siehe dazu: Barth, Volker: Inkognito. Geschichte eines Zeremoniells. München 2013, S. 86. Wilhelm V. an U. Meyer, 3.8.1624 (Nr. 25), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung.
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abgeschlossen betrachtet. Es spielte dabei keine Rolle, dass nach den systemischen Normen der Republik Polen die Söhne der gewählten Könige nicht den Status eines Thronfolgers besaßen.94 Auch Władysław selbst und Leute aus seinem Gefolge bestätigten Wilhelm, dass es keine Indizien gebe, dass er nach dem Tod Sigismunds III. nicht gewählt werden würde. Da aber der „Thronfolger“ eine Heirat mit Cäcilia Renata, Wilhelms Enkeltochter, anstrebe, so müsse Wilhelm darauf hinweisen, dass man sich am Wiener Kaiserhof nicht mit dem Prinzen in Heiratsgeschäfte einlassen werde, so lange die Frage der Sukzession nicht vollends geklärt sei.95 In diesem Zusammenhang ist ein Brief des Herzogs vom 1. September 1624 interessant, der sich von den anderen zwölf erhaltenen Briefen Wilhelms dahingehend unterscheidet, dass es sich bei ihm um einen ausgesprochen „höfischen“ Brief handelt. Nach einer umständlichen Einleitung, in der Wilhelm mehrfach die Wohlerzogenheit und Anständigkeit des Thronfolgers herausstreicht, kommt er zum eigentlichen Ersuchen: Władysław habe gebeten, Wilhelm solle sein Anliegen Ursula Meyer berichten, damit sie dieses an Sigismund III. weiterleite; und zwar begehre Władysław vom König die jetzige Ordonanzresidenz96 Grodno mit allen Einkünften, im Gegenzug dazu wolle er auf die väterliche Pension von 28.000 Gulden verzichten. Dem Prinzen brächte dies den Vorteil, dass er die Nahrungsmittel für seinen Hof nicht mehr kaufen, sondern diese aus Grodno beziehen könne, was insbesondere bei zukünftig zu erwartenden Teuerungen von Vorteil wäre. Interessant ist der „dynastische“ Weg, den Władysław hier über den Onkel mütterlicherseits beschritt, um seine Forderungen bei seinem Vater anzubringen, aber auch der Weg über die Kammerdienerin Meyer. Aus Platzgründen nur angedeutet werden kann der Fall der Maria Clara von Wartenberg (1608–1652), die aus der unstandesgemäßen Ehe Ferdinands (1550–1608), Bruder Herzog Wilhelms V., mit Maria von Pettenbeck (1573/1574– 1619) entstammte. Auf Veranlassung des polnischen Königspaares war diese 1618 an den Warschauer Hof gekommen.97 Wilhelm und Maximilian hatten 94 95 96
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Skowron, Budowanie, S. 74. Herzog Wilhelm V. an U. Meyer, München, 3.8.1624 (Nr. 25), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung. Ordinate (ordynacje) gleichen in ihrer Eigenlogik dem Fideikommiss im Heiligen Römischen Reich, hatten sie doch zum Ziel, die Zersplitterung familiären Vermögens durch Erbteilung zu verhindern und normale Erbregelungen außer Kraft zu setzen. Die Einrichtung eines Ordinats im Polen-Litauen des ausgehenden 16. Jahrhunderts war kein monarchisches Privileg, sondern ein vom Sejm verabschiedetes Gesetz. Dazu: Lichy, Kolja: Stand und Aufstand. Adel und polnisch-litauisches Gemeinwesen im Rokosz von 1606–1609. Tübingen 2021, S. 353 f. Żmudziński, Jerzy: Fundacje artystyczne księżniczki bawarskiej Marii Klary Wittelsbach, w zakonie siostry Teresy Marii od św. Józefa (1608–1652), karmelitanki bosej w
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offenbar unterschiedliche Vorstellungen, was mit ihr passieren solle: Während Wilhelm einer guten Verheiratung Maria Claras in Polen nicht entgegenstand, wollte Maximilian sie zunächst nicht nach Warschau lassen, weil er eine gute Verheiratung befürchtete; er wollte sie lieber in einem Kloster sehen. Umso bereitwilliger war Maximilian, Maria Clara beim Klostereitritt zu unterstützen, als sie sich aus eigenem Antrieb dazu entschloss – auch hier agierte Meyer als Vermittlerin.98 Maria Clara trat in Gegenwart der Prinzessin Anna Katharina Konstanze und der Prinzen Johann Albert (1612–1634), Kardinal, und Karl Ferdinand (1613–1655), Bischof von Breslau, 1634 ins Karmeliterinnenkloster in Krakau ein.99 Ein kurzer Ausblick: Maximilians I. zweite Ehefrau, Maria Anna (1610–1665), war Schwester Cäcilia Renatas (1611–1644), Ehefrau König Władysławs IV.; beide waren Töchter Kaiser Ferdinands II. und Enkelinnen Wilhelms V. Das Familienbündnis zwischen dem Haus Wasa und dem Haus Wittelsbach wurde noch weiter verstärkt, als Władysławs Schwester Anna Katharina Konstanze 1642 mit Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1615–1690) verheiratet wurde, Neffe Maximilians (Sohn seiner Schwester Magdalena, 1587–1628). Durch diese Eheschließungen wurden die Wasa „zum Bindeglied zwischen vier großen Familien Europas: den Dynastien Habsburg und Wittelsbach einerseits und den Dynastien Jagiellon und Wasa andererseits.“100 4.3 Vermittlungsleistung U. Meyers bei der Beschaffung von Hofbediensteten für den polnischen Hof „Die Frau Seibelstorferin, die ain Zeit Frauenzimerhofmaisterin gewest, schickhen ir Mey[estät] mit diser guetten Gelegenhait auch hinauß, wie sy sich aber in ir Mey[estät] Diensten verhalten, haben ir Mey[estät] der Blumhofin bevolchen, alles zu sagen. Die guette Frau hat weniger auf iren Dienst und adeliches Herkhomen gedacht, als sy darvon vill gesagt, und haben ir Mey[estät] gewiß vill und grose gedult mir ir gehabt, sy auch oft verma[h]nen lasen, es hat aber alles nit
krakowskim klasztorze św. Marcina, in: Folia Historica Cracoviensia 10 (2004), S. 527–538, hier S. 528; Verhandlungen, ob Maria Klara an den polnischen Hof geschickt werden soll, bündelt der Brief: Wilhelm V. an U. Meyer, o.O., 6.1.1616 (Nr. 21), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung; auch Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1814–1819. 98 U. Meyer an Maximilian I., Warschau, 15.3.1634 (Nr. 188), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 313r–316v. 99 Ebd; Żmudziński, Fundacje, S. 528, erwähnt lediglich Prinzessin Anna Katharina Konstanze und Prinz Johann Kasimir (sic!). 100 Skowron, Budowanie, S. 60; Kozłowska, Nina/Krasińska-Klaputh, Ewa/Menhard, Aleksander: Polskie Orły, Bawarskie Lwy. Na topach wspólnych historycznych śladów. Warschau 2010, S. 38.
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Oliver Hegedüs helfen wollen, und hat sy sich nit allain nit verpösert, sonder ist noch alleweil schlimer woren.“ U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, 13. Juli 1630101
Lange Zeit führte die Sicht Polen-Litauens als „Adelsrepublik“ dazu, dass die Bedeutung des Königshofs als Plattform zur Koordinierung von Interessen, zum Austausch von Informationen und zur Entscheidungsfindung unterschätzt wurde.102 Bei Ursula Meyer handelt es sich dezidiert um eine Akteurin am Königshof, ihre Loyalitäten sind von ihr klar definiert: Sie handelt im Auftrag ihrer Königin bzw. des Königs, um die Interessen der Königin bzw. des Königs zu vertreten. Der Sejm spielt innerhalb ihrer Korrespondenz zwar eine große Rolle, aber eher als Gegenpart des Königs, der überzeugt werden muss, die Politik des Königs mitzutragen. Eine eigene politische Agenda schrieb Meyer dem Sejm nicht zu. Aus den Rechnungsbüchern des Hofes wie den Marschallsbüchern wurde rekonstruiert, dass der polnische Hof des Monarchen aus etwa 480 bis 1.000 Personen bestand.103 Zum Hofstaat der Königin wird bemerkt, er sei erheblich kleiner gewesen: Für die Mitte des 16. Jahrhunderts wird mit 180, für die Mitte des 17. Jahrhunderts mit 150 Personen gerechnet, die den Hof der Königin ausmachten, es finden sich allerdings auch Schätzungen, die nur von ca. 30 Mitgliedern ausgehen.104 Angesichts der problematischen Quellensituation ist kaum auf genauere Zahlen zu hoffen. Dazu kommt, dass die Stabilität des Personenkreises, welcher den Hof zusammensetzte, nicht überschätzt werden darf, gab es doch täglich große und kleine Fluktuationen.105 An der Spitze des Königinnenhofs standen der Marschall, die Ehrenämter sowie die Geistlichkeit, es folgten die Sekretäre und das „fraucymer“, welches seit dem 16. Jahrhundert so bezeichnet wurde. An der Spitze des Frauenzimmers stand 101 U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, Schloss Ujazdów, 13.7.1630 (Nr. 119), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 89r-91v. 102 Stand und Kritik der polnischen Hofforschung: Opaliński, Edward: Dyskusja wokół książki Waltera Leitscha ‚Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen‘, in: Kwartalnik Historyczny 118.4 (2011), S. 707–742. 103 Chłapowski, Krzysztof (Hg.): Ordynacja dworu Zygmunta III z 1589 roku. Warszawa 2004, S. 208. 104 Ochmann-Staniszewska, Dynastia, S. 261; Leitsch, Leben, Bd. 1, S. 487–504. 105 Schlögl, Rudolf: Der frühneuzeitliche Hof als Kommunikationsraum. Interaktionstheoretische Perspektiven der Forschung, in: Frank Becker (Hg.): Geschichte und Systemtheorie: Exemplarische Fallstudien. Frankfurt a.M. 2004, S. 185–226, hier S. 193; Bojcov, Michail A.: „Das Frauenzimmer“ oder „die Frau bei Hofe“?, in: Jan Hirschbiegel/Werner Paravicini (Hg.): Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hof in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (Residenzforschung 11). Stuttgart 2000, S. 327–338, hier S. 335.
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die Hofmeisterin, die die Aufsicht über die obere Abteilung der Hofdamen und der unteren Abteilung der Kammerdienerinnen führte.106 Am Ende der Hierarchie des Königinnenhofes stand das Gesinde, bestehend aus Frauen und Männern107, der Hof der Königin wurde also aus einer weiblichen und männlichen Personengruppe gebildet.108 Das Frauenzimmer war zunächst ein Ort, an dem sich die Damen der Königin aufhielten – nicht die Königin selbst.109 Stets war der Anteil an Fremden im Frauenzimmer hoch, denn die Frau des Königs ist, der Exogamie wegen, bei Hofe die Fremde per definitionem.110 Dies konnte durchaus zum Problem werden, so wurde die Omnipräsenz von „Fremden“ am Hof Sigismunds III. von seinen Gegnern thematisiert. Diese Kritik mochte am ehesten noch auf den Hofstaat der Königinnen Anna und Konstanze zutreffen und hier vor allem auf Ursula Meyer, die beim Kontakt mit den Habsburgern und Wittelsbachern eine wichtige Rolle einnahm.111 Der Hofstaat der Königin Konstanze war dabei in noch größerem Maß mit „Fremden“ durchsetzt als es der ihrer Schwester es gewesen war112, dazu kam, dass es innerhalb des polnischen Adels einen gewissen Widerstand gegen die Eheschließung Sigismunds III. mit der jüngeren Schwester seiner ersten Gemahlin gegeben hat.113
106 Zur Rolle der Hofmeisterin am Hof der Fürstin: Seckendorff, Veit Ludwig: Teutscher Fürsten-Staat […]. Jena 1737, S. 619; Moser, Friedrich Carl von: Teutsches Hof-Recht in zwölf Bänden. Bd. 1. Frankfurt a.M. u.a. 1754, S. 600. 107 Chłapowski, Ordynacja, S. 46 u. 52; Dobrowolska, Wanda: Do dziejów dworu królewskiego w Polsce, in: Kwartalnik Historyczny 48.2 (1934), S. 319–336, hier S. 321, 326 u. 329; Fuchs, Franciszek: Ustrój dworu królewskiego za Stefana Batorego, in: Studya historyczne (FS Wincenty Zakrzewski), Kraków, S. 31–172, hier S. 53; auch Leitsch, Leben, Bd. 1, S. 429. 108 Dazu auch: Paravicini, Werner: Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hof in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Hirschbiegel/Paravicini (Hg.), Frauenzimmer, S. 13–28, hier S. 17. 109 Ebd., S. 13. 110 Ebd., S. 18. 111 Über Ursula Meyer als Ziel der Kritik des widerständigen Adels: Czapliński, Władysław/ Leitsch, Walter: Urszula Meierin, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 20, Wrocław u.a. 1975, S. 385–386, hier S. 385 f.; Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1848–1922. 112 Ochmann-Staniszewska, Dynastia, S. 270. 113 Obwohl eine päpstliche Ausnahmegenehmigung vorlag, wurde die Ehe mit der Schwester der ersten Gemahlin nach kanonischem Recht als inzestuös wahrgenommen; OchmannStaniszewska, Dynastia, S. 175; Guzowski, Piotr: Postawa prymasa Bernarda Maciejowskiego w dobie rokoszu sandomierskiego, in: Studia Podlaskie 11 (2001), S. 35–50, hier S. 35 u. 37; Wisner, Henryk: Szlachta i Habsburgowie, in: Ders. (Hg.): Rzeczpospolita Wazów. Część 2: Wojsko Wielkiego Księstwa Litewskiego, dyplomacja, varia. Warszawa 2004, S. 216–218, hier S. 218; Ders., Z Bożej łaski król polski, wielki książę litewski…, in: Ders. (Hg.): Rzeczpospolita Wazów. Cz. 2, S. 98–118, hier S. 111; Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1417–1419.
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Konnte Dienerschaft in der Frühen Neuzeit politisch relevant handeln?114 Die ältere Forschung war bestrebt, die Felder „Politik“ und „Haushalt“, „öffentlich“ und „privat“, „männlich“ und „weiblich“, in verschiedene Sphären zu teilen und getrennt zu betrachten oder eben auch nicht zu betrachten. Die jüngere Hof- und politische Geschichte beschäftigt sich demgegenüber intensiv mit der Rolle von Dienerschaft in politischen Dimensionen.115 Der frühere enge Politikbegriff wurde dabei zu einem weiten Politikbegriff geöffnet116; durch diese „kommunikative Wende“117 geraten nun Verfahrensstrukturen und Aushandlungsprozesse, hierarchieübergreifendes Handeln und Kommunikation in den Blick.118 Freilich reichte der Status von Diener und Dienerinnen von den untersten Gesinderängen bis ganz nach oben in der Verwaltungsstruktur, aber allen gemein war, dass sie grundlegende Vermittlungsleistungen wahrnahmen, Beziehungen herstellten und für den beständigen Fluss von Informationen und Gütern sorgten.119 Die Dienerschaft unterschied sich weniger in der Art der Beschäftigung als vielmehr in der Art der Beziehung zur Herrschaft, die sich sehr unterschiedlich gestalten konnte.120 Dienerschaft überbrachte vielfältige Informationen, die von der Vermittlung herrschaftlicher Ehen bis zur 114 Diese Fragen formuliert ähnlich: Kühn, Sebastian: Die Gräfin, die Gouvernante und der König. Perspektiven auf Dienstleute als Boten in einem aristokratischen Haushalt des 18. Jahrhunderts, in: Historische Anthropologie 20.1 (2012), S. 58–75, hier S. 58; Chatterjee, Partha: A Brief History of Subaltern Studies, in: Gunilla Budde/Sebastian Canrad/Oliver Janz (Hg.): Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien. Göttingen 2006, S. 94–104; dazu auch: Völkel, Markus: Römische Kardinalshaushalte des 17. Jahrhunderts. Borghese, Barberini, Chigi. Tübingen 1993. 115 Walthall, Anne (Hg.): Servants of the Dynasty. Palace Women in World History. Berkeley 2008; Keller, Katrin: Hofdamen, Amtsträgerinnen im Wiener Hofstaat des 17. Jahrhunderts. Wien 2005; Schulte, Regina (Hg.): Der Körper der Königin. Geschlecht und Herrschaft in der höfischen Welt. Frankfurt a.M. 2002. 116 War der Politikbegriff früher zu eng gefasst, so läuft er heute eher Gefahr, völlig entgrenzt zu werden: Steinmetz, Willibald (Hg.): „Politik“. Situationen eines Wortgebrauchs im Europa der Neuzeit. Frankfurt a.M. u.a. 2007, S. 71–96. 117 Kühn, Gräfin, S. 60. 118 Frevert, Ute: Neue Politikgeschichte, in: Joachim Eibach/Günther Lottes (Hg.): Kompass der Geschichtswissenschaft. Göttingen 2002, S. 152–164; Bauer, Volker: Höfische Gesellschaft und höfische Öffentlichkeit im Alten Reich. Überlegungen zu einer Mediengeschichte des Fürstenhofes im 17. und 18. Jahrhundert, in: Jahrbuch für Kommunikationsgeschichte 5 (2003), S. 29–68, hier S. 29; Schlögl, Hof, S. 185–226. 119 Kühn, Gräfin, S. 61; auch: Marra, Stephanie: „Herrschaftswissen“ im Konflikt. Loyalitätsbeziehungen von Dienstpersonal und Wissenstransfer im Grafenhaus BentheimTecklenburg (1669–1685), in: Historische Anthropologie 20.1 (2012), S. 45–57, hier S. 45. 120 Sarti, Raffaella: The True Servant. Self-Definition of Male Domesticts in an Italian City (Bologna, 17th-19th Centuries), in: History of the Family 10.4 (2005), S. 407–433, hier S. 408.
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Vermittlung von Gesinde reichen konnte.121 Die Vermittlungsleistung Meyers bei der Anwerbung von Hofdamen und Gesinde soll im folgenden Abschnitt untersucht werden. Schon der Grazer Hof hatte den Münchner Hof zur Anwerbung von geeignetem katholischem Personal herangezogen.122 Nach der Verheiratung Annas nach Polen erweiterte sich diese Aufgabe auf Anwerbung von Personal für den Königinnenhof.123 Zuerst erfüllte Wilhelm V. diese Aufgabe, nach seinem Tod ging sie auf Kurfürstin Elisabeth Renata über124 – Kurfürst Maximilian wurde nur in besonders neuralgischen Situationen, vor allem bei Fragen des Transports der Frauen, einbezogen.125 Anhand eines konkreten Beispiels soll gezeigt werden, wie eine derartige Anwerbung ablief. Aus den Ausführungen wird deutlich, wie langwierig das Verfahren war und auf welche Probleme die beteiligten Personen dabei stießen. Im Januar 1628 wandte sich Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata mit der Bitte, sechs Frauen für den Dienst im Frauenzimmer anzuwerben, drei adelige Damen und drei unverheiratete, nichtadelige Frauen. Eine der adeligen Damen war als Hofmeisterin vorgesehen, als Ersatz für Frau Seiboldsdorf aus bayerischen Adel, mit der man äußerst unzufrieden war, die beiden anderen Adeligen sollte der Prinzessin Anna Katharina Konstanze und Maria Clara von Wartenberg beigegeben, eine der unverheirateten Frauen in der Näherei eingesetzt werden; ein genaues Anforderungsprofil für die Frauen wurde nicht erstellt.126 Aus dem Antwortbrief der Kurfürstin vom April 1628 wird dann auch um eine genauere Beschreibung des Tätigkeitsfeldes der Frauen gebeten, am Münchner Hof war vor allem unklar, welche Aufgaben die Näherin zu erfüllen und ob sie auch Frauen unter ihrem Befehl habe.127 Dass für 121 Marra, Stephanie: Allianzen des Adels. Dynastisches Handeln im Grafenhaus Bentheim im 16. und 17. Jahrhundert. Köln u.a. 2007. 122 Keller, Katrin: Erzherzogin Maria von Innerösterreich (1551–1608). Zwischen Habsburg und Wittelsbach. Wien u.a. 2012, S. 151–153. 123 Z. B. Wilhelm V. an U. Meyer, Kartause Prüll (bei Regensburg), 2.7.1624 (Nr. 23), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung. 124 Z. B. U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, Warschau, 24.1.1628 (Nr. 56), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 332r–333r; Untersuchungen zum Hofstaat Elisabeth Renatas: Ksoll, Margit: Der Hofstaat der Kurfürstin von Bayern zur Zeit Maximilians I., in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 52.1 (1989), S. 59–69. 125 Z. B. Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 18.9.1629 (Nr. 95), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 642r–643v. 126 U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, Warschau, 24.1.1628 (Nr. 56), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 332r-333r. 127 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, 13.4.1628 (Nr. 62), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 379r–380r.
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den wichtigen Posten der Hofmeisterin weder ein Anforderungsprofil erstellt noch Nachfragen von München aus getätigt wurden, lässt den Schluss zu, dass die Hofstrukturen sich weitgehend glichen. Schließlich wurde eine Vorschlagliste nach Warschau gesandt, die neben den Namen der Kandidatinnen auch Beschreibungen der Frauen enthielten. Meyer lehnte in ihrem Antwortbrief die vorgeschlagene Kandidatin für das Amt der Hofmeisterin ab, da ihre Kleinwüchsigkeit und ihr Buckel sie – bei allen sonstigen Eignungen – zum Gespött des polnischen Adels machen würde.128 Die missgestaltete Kandidatin könne bei Maria Clara von Wartenberg eingesetzt werden, allerdings gebe sie zu bedenken, dass Maria Clara mit ihren Damen in einem einzigen Zimmer wohne.129 Mittlerweile war schon über ein Jahr seit der ersten Anfrage aus Warschau vergangen, ohne dass von Münchener Seite geeignete Personen gefunden worden waren. Dieses Scheitern musste auch Kurfürstin Elisabeth Renata eingestehen, die zwar versicherte, alle Anstrengungen angewandt, aber letztlich die geforderten Leute noch immer nicht beisammen zu haben. Eine gewisse Erleichterung für ihre Aufgabe sei jedoch die Zusicherung, dass die Kammerdienerinnen sich verheiraten dürften, denn dies schaffe Anreize.130 Im Juni 1629 konnte die Kurfürstin dann erste Erfolge nach Warschau melden: Man habe ihr eine 42jährige adelige Witwe „ziemblich schön von angesicht, auch sonst schöner wolgeformbter leibesgestallt“ als eine Hofmeisterin vorgeschlagen und eine 20jährige Kammerdienerin; beide allerdings kenne Elisabeth Renata nicht von Angesicht, weshalb sie Bedenken habe, diese nach Polen zu senden.131 Im Juni 1629 bestimmte Königin Konstanze, dass alle bereits in München zusammengebrachten Frauen vom Kammerdiener Johann Stücklin, der gerade in Bayern Geschäfte tätigte, auf seiner Rückreise nach Polen gebracht werden sollen.132 Kurze Zeit später konnte Elisabeth Renata eine Liste von fünf Frauen, die sie verpflichtet hatte, nach Warschau senden; da Königin Konstanze der künftigen Hofmeisterin gestattet hatte, eine eigene Dienerin mitzubringen, sollte Stücklin mit sechs Frauen reisen.133 Der 128 Zur äußeren „Verpflichtung“ zur Schönheit von Hofdamen: Paraviccini, Frauenzimmer, S. 19. 129 U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, Warschau, 6.1.1629 (Nr. 72), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 500r–501r. 130 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, 20.3.1629 (Nr. 77), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 545r–546r. 131 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, 26.6.1629 (Nr. 83), BayHStA München, Abt. I, KS 6613 fol. 586r–587v., Zitat fol. 586v. 132 U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, 14.7.1629 (Nr. 88), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 611r–613r. 133 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, 14.8.1629 (Nr. 92), BayHST München, Abt. I, KS 6613, fol. 640r–641r; Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, 26.8.1629 (Nr. 93), BayHST München, Abt. I, KS 6613, fol. 651r-651v.
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Transport der Frauen nach Warschau gestaltete sich dann aber schwieriger als gedacht; hier kommunizierte dann auch nicht mehr die Kurfürstin, die für die Anwerbung der Frauen zuständig war, sondern der Kurfürst, der sich für den Transport der Frauen verantwortlich fühlte – Arbeitsteilung eines fürstlichen „Arbeitsehepaares“.134 Die Frauen warteten in München auf Stücklin, der zur Regelung privater Angelegenheiten verreist war; zum vereinbarten Termin traf er nicht in München ein und war weder durch Briefe oder ihm nachgeschickte Boten zu erreichen.135 Die Frauen wurden unruhig, aber noch mehr: Elisabeth Renata erkannte, dass die Kandidatin für den Posten der Hofmeisterin untauglich sei.136 Stücklin traf schließlich in München ein, benutzte zum größten Missfallen des Kurfürsten die ihm hergerichtete Tafel bei Hofe nicht und reiste schließlich mit vier Frauen Richtung Warschau.137 Ende November 1629 fragte Meyer in München nach, wo Stücklin denn verblieben sei, da man seit Monaten keine Nachricht von ihm habe.138 Erst am 13. Dezember 1630, fast zwei Jahre nach der ersten Anfrage, kamen die Frauen in Warschau an. Meyer strich heraus, dass Sigismund III. mit Stücklins Diensten äußerst unzufrieden sei und ihn künftig nicht mehr für derlei Aufgaben verwenden werde.139 Allerdings bediente man sich schon sehr bald wieder seiner Dienste beim Rücktransport einiger Frauen, die von Warschau nach München zurückkehren wollten oder mussten. Während Meyer den mitgeschickten Frauen gute Zeugnisse ausstellt, schildert sie die ehemalige Hofmeisterin Seiboldsdorf äußerst negativ: „Die guette Frau hat weniger auf iren Dienst und adeliches herkhomen gedacht, als sy darvon vill gesagt und haben ir Mey[estät] gewiß vill und grose Gedult mir ir gehabt“. Mehr wolle sie aber in dem Brief nicht mitteilen, die mit Stücklin in die Heimat reisende Frau Blumhof werde mehr berichten.140 Fehlschläge in der Personalbeschaffung waren insofern von Bedeutung, da der Kurfürstenhof 134 Wunder, Dynastie, S. 18. 135 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 18.9.1629 (Nr. 95), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 642r–643v. 136 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, o.O., 3.1.1630 (Nr. 105), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 15r–16r. 137 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 26.9.1629 (Nr. 96), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 650r–650v. 138 U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, o.O., 21.11.1629 (Nr. 100), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 666r–666v. 139 U. Meyer an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 1.1.1630 (Nr. 102), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 2r–5v; im Brief an die Kurfürstin wurde die Unfähigkeit Stücklins ebenfalls herausgestrichen: U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, Schloss Ujazdów, 1.1.1630 (Nr. 103), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 6r-8v. 140 U. Meyer an Kurfürstin Elisabeth Renata, Schloss Ujazdów, 13.7.1630 (Nr. 118), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 86v-89r.
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für die Qualität der Frauen und Dienerinnen bürgte. So äußerten Herzog Wilhelm V. und Kurfürstin Elisabeth mehrfach Unbehagen, wenn sie die betreffenden Personen nicht kannten, und es kam nicht selten vor, dass Ausreisewillige nach näherer Inaugenscheinnahme vom Kurfürstenhof abgelehnt wurden. Neben dem oben angeführten Beispiel soll ein Brief Wilhelm V., vom 2. Juli 1624 angeführt werden, in dem dieser klar zum Ausdruck bringt, wie schwer er sich damit tue, Frauen nach Polen zu schicken, die er nicht persönlich kenne.141 Eine Kategorie, die zwar nicht direkt genannt wird, aber immer mitschwingt, ist das Vertrauen, das alle beteiligten Personen sich gegenseitig entgegenbringen mussten. Königin Konstanze und Meyer mussten der Personenkenntnis der Kurfürstin Elisabeth Renata vertrauen, die Frauen hingegen mussten vertrauen, dass Meyer ein möglichst realistisches Bild vom polnischen Hof, dessen Alltag und dessen Möglichkeiten zeichnete. Vertrauen spielt aber auch noch in einer anderen Beziehung eine Rolle: Hatte Meyer mit der Mutter der Königinnen Anna und Konstanze, Maria Anna von Innerösterreich, durchaus auch pikante Details des polnischen Königinnenhofes anvertraut – zum Beispiel Gewalt gegen die königlichen Kinder142, Arbeitsverweigerung143 oder einen Hexenprozess im Frauenzimmer144– so zeugen ihre Briefe nach München von einer gewissen Verschwiegenheit, zumindest sind sie frei von Klatsch, der in der Kommunikation mit Graz durchaus eine Rolle spielte.145 Über Regelverstöße und Fehlverhalten wahrte U. Meyer diskretes Stillschweigen.146 Generell hatte man am Kurfürstenhof weniger Probleme, adelige Frauen für den polnischen Königshof zu rekrutieren, als einfaches, nichtadeliges 141 Wilhelm V. an U. Meyer, Kartause Prüll bei Regensburg, 2.7.1624 (Nr. 23), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung. 142 U. Meyer an Erzh. Maria Anna von Innerösterreich, Schloss Ujazdów, 25.5.1598 (Nr. 12), HHStA Wien, FamKorr 44, fol. 48r–54v, hier fol. 52v. 143 Den Damen im Frauenzimmer wurde mitgeteilt, „das sy in irem frauen zimer solen arwaiten, hat die Cristina von Eckh iren vatter verflucht, das ehr sy ahn den hof göben hat“; ebd., 53r. 144 U. Meyer an Erzh. Maria Anna von Innerösterreich, Krakau, 23.9.1607 (Nr. 20), HHStA Wien, FamKorr 44, fol. 86r–90v. 145 Paravivini, Frauenzimmer, S. 20. 146 Marra, Herrschaftswissen, S. 53. Der Umlauf von Gerüchten und Geheimnissen galt zeitgenössisch als typisch weibliche Form der Kommunikation; Althans, Birgit: Wer kolportiert? Geschlechtertransformationen in der aktuellen Präsentation von politischen Talkshows und ihre historischen Wurzeln, in: Jürgen Brokhoff u.a. (Hg.): Die Kommunikation der Gerüchte. Göttingen 2008, S. 144–165, hier s. 144; Neubauer, Hans-Georg: Fama. Eine Geschichte des Gerüchts. Berlin 2005.
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Dienstpersonal. In einem Brief vom Juni 1629 beschreibt Kurfürstin Elisabeth Renata das grundsätzliche Problem: Es sei schwer, taugliche Leute zu bekommen, weil deren überall mangelt. Die Leute fänden daher in der Heimat gute Anstellung und sähen nicht die Notwendigkeit, zum Dienen in die Fremde zu gehen, zumal sie bei Unzufriedenheit auch jederzeit ihren Dienstherren wechseln könnten. Zudem schrecke manche das Geschrei vom Krieg, was Elisabeth Renata – immerhin elf Jahre nach Beginn der Epoche des Dreißigjährigen Krieges – nicht recht ernst nehmen könne.147 In einem anderen Brief berichtet sie über die Schwierigkeiten, die Frauen zu überreden, in solch ein weit entferntes Land zu gehen.148 Die Besetzung des Postens der Hofmeisterin blieb jedoch ein dauerhaft ungelöstes Problem; vielleicht ergab sich aber gerade aus dieser Leerstelle ein besonderes Tätigkeitsfeld für Meyer – auch bei der Rekrutierung neuer Frauen. Es soll nun nicht der Eindruck entstehen, dass man in Warschau in Personalfragen einseitig auf den Münchener Kurfürstenhof angewiesen war; es gab auch einen Transfer in die andere Richtung. So entsandte Maximilian I. einen seiner Hofmusiker, Andre Siber (gest. 1646), an den Warschauer Hof, damit dieser sich dort im Posaunenspiel verfeinere. Der Kurfürst forderte von Meyer regelmäßig Bericht über dessen Lernfortschritte, auch war sie für seine Finanzierung zuständig und sollte Siber, der sich nach Beendigung der Ausbildung weigerte, nach München zurückzugehen, zur Rückkehr animieren.149 Zwischen den Höfen gab es aber nicht nur einen Transfer von Menschen: Allergrößte Bedeutung besaß für Maximilian I. ein Zuchthengst, den er für seine Pferdezucht besitzen wollte, weshalb er eine Abbildung der unbekannten Rasse an Meyer sandte.150 Fortan war der Hengst fester Bestandteil der Korrespondenz zwischen München und Warschau, obwohl oder gerade weil man in Warschau noch nie ein solches Pferd, wie Maximilian es forderte, gesehen hatte. Meyer ließ das Bild daher zehnmal kopieren und in unterschiedliche
147 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, 26.6.1629 (Nr. 83), BayHStA München, Abt. I, KS 6613 fol. 586r–587v. 148 Kurfürstin Elisabeth Renata an U. Meyer, o.O., 28.2.1630 (Nr. 109), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, 6614, fol. 35r–35v. 149 Z. B. Briefkonzept Maximilians I. an U. Meyer, o.O., 28.2.1630 (Nr. 108), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, 38r–41r; harte Worte gegen Sibers Weigerung, in den kurfürstlichen Dient zurückzukehren: Maximilian I. an U. Meyer, Braunau, 27.12.1632 (Nr. 146), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 253r–255r. 150 U. Meyer an Maximilian I. Ujazdów, 3.7.1630 (Nr. 117), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 75r–81r.
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Landesteile senden.151 Maximilian gab Meyer klare Handlungsempfehlungen und kündigte ihr die Übersendung eines wertvollen Zaumzeuges an, um welches sie den Hengst eintauschen könne, „da hohe Herren ungern etwas um Geld verkaufen“.152 Nachdem ihm aus Wien mitgeteilt wurde, dass das Pferdegeschirr wegen der Unsicherheit auf den Straßen unmöglich weitertransportiert werden könne, antwortete der Kurfürst, dass man die Kisten in Wien stehen lassen solle, wenn nur die mitgeschickten Briefe nach Warschau weiterbefördert werden, damit die „an die Junckhfraw Mayerin lauttende Schreiben nit zu alt werden“.153 Dieses Zitat verdeutlicht, welchen Stellenwert Maximilian I. der Korrespondenz mit U. Meyer beimaß. 4.4 Vermittlungsleistung U. Meyers im Bereich der Diplomatie „Sonsten verlauttet gleichwol, daß d[er] Frieden zwischen Irer Königl: Wudl: [Königlichen Würden] und dem Türkhen geschlossen und richtig sein soll, so wüll man auch von aine Heürath discutiren, weiln mir aber von Euch aines od[er] andershalben khain Nachrichtung zuekhombt, so khan ich es auch für khain Gewüßheit halten […].“ Maximilian I. an U. Meyer, 22. Dezember 1634154
Am 6. Juli 1630 landete Gustav II. Adolf mit einem kleinen Heer auf Usedom. Die Gelegenheit dazu war ausgesprochen günstig, da eine rasche Gegenwehr der katholischen Kriegsparteien im Römischen Reich durch die noch andauernden Verhandlungen auf dem Regensburger Kurfürstentag, durch Streit um die Nachfolge Wallensteins und den weiterhin andauernden Mantuaischen Erbfolgekrieg unwahrscheinlich schien.155 Die günstige Voraussetzung zum Eingreifen im Römischen Reich hatte Gustav Adolf sich geschaffen, indem er im Vorjahr seine Kämpfe mit Sigismund III. durch den sechsjährigen Waffenstillstand von Altmark vorerst zurückstellte. Zum direkten Angriff auf das Römische Reich hatten Gustav Adolf einerseits die Siege der Kaiserlichen in Norddeutschland bewogen, andererseits die Tatsache, dass Sigismund III. 151 U. Meyer an Maximilian I., Ujazdów, 5.8.1630 (Nr. 122), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 103r-106v. 152 Maximilian I. an U. Meyer, Braunau, 31.3.1633 (Nr. 147), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 288r–291v. 153 Maximilian I. an den „Oberisten Kanzler“, Braunau, 22.4.1633 (Nr. 148), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 297r. 154 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 22.12.1634 (Nr. 157), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 332r–332v, hier fol. 332r. 155 Albrecht, Maximilian I., S. 756 f.
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Unterstützung durch kaiserliche Truppen erhalten hatte. Um den Hauptgegner, Sigismund, zu besiegen, wählte er den Weg, zunächst dessen Verbündete auszuschalten. Der Waffenstillstand von Altmark erfuhr dementsprechend in der älteren deutsch- und polnischsprachigen Historiografie eine äußerst negative Bewertung.156 Kurfürst Maximilian I. verabscheute Gustav Adolf, denn er wusste, dass er bei den Feinden des Reichs und der Katholiken der „Messias ist, darauf sie warten und die meiset hoffnung stellen“157, aber er bewunderte ihn auch: Gustav Adolf habe „bisher in seinen gefierten unterschidlichen kriegen demonstriert, das es ime an Hiern, Herz und Glück zu kriegen nit mangle.“158 Dementsprechend reserviert zeigte sich Maximilian, als Ursula Meyer ihm im Auftrag Sigismunds im März 1629 um Vermittlung bei Verhandlungen um einen „Frieden“159 mit Gustav Adolf bat.160 In seinem Antwortschreiben legt Maximilian seine grundlegende Haltung gegenüber den schwedisch-polnischen Kriegen dar: Die polnischen Stände würden König Sigismund zum Frieden drängen, da sie mehr an ihre Privatangelegenheiten dächten als an das Wohl des Landes. Grundsätzlich könne er das Verlangen nach Frieden verstehen, allerdings sei es unmöglich, mit Gustav Adolf Frieden zu schließen, da einem Frieden mit ihm nicht zu trauen sei. Die polnischen Stände sollten Sigismund als von Gott vorgesetztes Oberhaupt anerkennen und sollten ihn im Krieg um sein 156 Z. B.: „Bis zu unsern Tagen dauern die Folgen jenes unglückseligen Vertrages, die beiden dadurch besiegten Länder, das erste Reich der Welt, das römische, und der letzte katholische Staat im Nord-Osten sind untergegangen und wurden durch Feinde der Kirche am Rhein, an der Weichsel und an der Düna ersetzt.“ Walewski, Anton: Geschichte Leopold’s und der hl. Ligue 1657–1700. Nach ungedruckten Urkunden. Bd. 2, Teil 1. Krakau 1861, S. 307. 157 Instruktion für den Gesandten Richel nach Kurmainz, 10. November 1628: Briefe und Akten zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Neue Folge: Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten 1618–1651. Bd. II, Teilbd. 4: 1628-Juni 1629. München 1948, Nr. 167; eine gute Einschätzung im Briefkonzept Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 23.11.1628 (Nr. 70), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 485r-488r, hier fol. 485r: „Und weiln sich d[er] Gustavus des Schein und Praetext aines Religionskhrigs bedienet, ist leichtlich zu gedenkhen, er werde wol wüssen, daß dieser vorwandt thails polnischen Stätten und Vesstungen, vornemblich welche mit Cezern angefült sein, nit unangenemb ist, und daß Er durch diese lüstige müttel und durch geschwündigkheitt mehrer als mit seiner Khriegsmacht zu erobern verhofft.“ 158 Instruktion für den Gesandten Richel nach Kurmainz, 10. November 1628: BA NF II, 4 Nr. 167. 159 U. Meyer und Maximilian I. machen keinen Unterschied zwischen „Frieden“ und „Waffenstillstand“ („Stillstand“). 160 U. Meyer an Maximilian I., 9.3.1629 (Nr. 76), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 526r–533r.
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Erbkönigreich Schweden unterstützen, aber Sigismund müsse den Ständen diesen Anspruch auch mit Nachdruck verdeutlichen. Inwieweit Maximilian I. hier eigene Erfahrungen mit den Landständen des Kurfürstentums Bayern auf Polen-Litauen übertrug, bleibt dahingestellt. Zudem wies Maximilian darauf hin, dass Gustav Adolf, habe er erst das Römische Reich besiegt, mit umso größerer Macht Polen-Litauen angreifen werde: „Dan obwoln Er sich yeziger Zeitt, gleichwol ohne Ursach, Fueg und Recht, sehr starkh in daß Reich eindringt, so ist doch ganz richtig und gewüß, daß es ihme am maisten umb die Cron Poln zu thun ist.“161 Trotz der geäußerten Vorbehalte erklärte sich Maximilian bereit, die Verhandlungen durch einen eigenen Gesandten zu unterstützen, wie Sigismund III. es über Meyer gefordert hatte.162 Es sollen nun in der Folge nicht alle Verästelungen skizziert werden, die zum Waffenstillstand von Altmark geführt haben, lediglich einige Stationen, die für die Akteure und ihr Verhältnis zueinander wichtig sind. Der Kurfürst versuchte zunächst, weiterhin Überzeugungsarbeit zu leisten: Durch verbesserte Zusammenarbeit der kaiserlichen und der polnischen Truppen könne Gustav Adolf besiegt werden, noch ehe er in das Römische Reich übergreife, daher solle man nicht vorschnell mit ihm in Verhandlungen treten.163 Doch alles Überreden nutzte nichts: Meyer gab für Maximilian ziemlich unvermittelt bekannt, Sigismund habe widerwillig in Waffenstillstandsverhandlungen und schließlich den sechsjährigen Waffenstillstand eingewilligt.164 In einem späteren Brief berichtet sie, dass mit knapper Not ein Sejmabschluss zustande gekommen sei, der den Waffenstillstand billigte, wenn in der Zeit der 161 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 9.5.1631 (Nr. 137), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 175r–177r. Es ist hier nicht der Raum, eine Diskussion über die Wesenshaftigkeit des Dreißigjährigen Krieges zu eröffnen, aber zwei Extrempositionen seien herausgegriffen: Georg Schmidt versteht den Dreißigjährigen Krieg zwar als Teil einer allgemeinen Krise des 17. Jahrhunderts, wandte sich aber gegen eine „retrospektive Europäisierung“ des böhmischen, deutschen und niederösterreichischen Kriegs. Schmidt, Georg: Deutungen des Dreißigjährigen Krieges. Mythos, Legenden und Einsichten, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 30/31 (2018), S. 17–23, hier S. 18. Gegenläufig dazu findet man in der polnischen Forschung die Tendenz einer Internationalisierung/Europäisierung des polnisch-schwedischen Kriegs der ersten zwei Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts in Bezug auf den Dreißigjährigen Krieg, z. B. Lolo, Radosław: Rzeczpospolita wobec wojny trzydziestoletniej (1618–1635). Opinie i stanowiska szlachty. Pułtusk 2004. 162 Maximilian I. an U. Meyer, AGAD Warschau, Extranea III / IX Polen 3a, ohne Paginierung, identisch mit Briefkonzept Maximilian I. an U. Meyer, 24.3.1629, BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 559r–562r. 163 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 2.8.1629 (Nr. 91), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 627r–630v. 164 U. Meyer an Maximilian I., o.O., 25.10.1629 (Nr. 97), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 644r–649v.
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Waffenruhe ein „Ewiger Friede“ mit Gustav Adolf ausgehandelt würde. Auf Verlangen Sigismunds III. sei der bayerische Kurfürst in den Vertrag miteingeschlossen worden, doch sollte dies erst Gültigkeit erlangen, wenn dieser sein Einverständnis erteile.165 In seinem Antwortschreiben bedauerte Maximilian zunächst, dass Sigismund nicht mehr gegen Gustav Adolf habe ausrichten können, anschließend bedankt er sich für den Miteinschluss in den Waffenstillstand.166 Mit dem Einschluss erkläre er sich einverstanden und bitte darum, man solle ihm mitteilen, ob er sich auch offiziell erklären müsse.167 In späteren Briefen berief er sich stets darauf, bereits in seinem ersten Antwortschreiben an Meyer den Einschluss in den Waffenstillstand akzeptiert zu haben.168 Die schwedische Kanzler Axel Oxenstierna (1583–1654) forderte alsbald eine offizielle schriftliche Erklärung des Kurfürsten über den Einschluss.169 Maximilian antwortete, dass Gustav Adolf sein Ziel, die Beherrschung der gesamten Ostsee, durch Eroberungen und für ihn vorteilhafte Friedensverträge zu erreichen suche.170 Eine offizielle Erklärung des Kurfürsten erfolgte nicht, er verwies lediglich auf die bereits abgegebene informelle Erklärung. Dies ist deshalb von Interesse, weil der Kurfürst dezidiert gegen den Waffenstillstand von Altmark war, der seinen Zielen – die Heraushaltung Gustav Adolfs aus allen Reichsangelegenheiten, Sicherung seiner Erwerbungen und seines neu erworbenen Kurfürstentitels – entgegenstand.171 Schon im Vorfeld hatte er Meyer (und damit indirekt dem König) immer wieder seine Sicht der politischen Lage geschildert: durch einen Waffenstillstand zwischen Polen-Litauen und Schweden würde Gustav II. Adolf freie Hand gegenüber dem Römischen Reich erhalten. Maximilian konnte die Gegnerschaft zu diesem Frieden zum Ausdruck bringen, indem er den informellen Weg beschritt, diesen zu bestätigen; verhindern konnte er ihn freilich nicht. Im gleichen Brief, in dem er Meyer bat, 165 U. Meyer an Maximilian I., o.O., 12.1629 (ohne Tagesdatum; Nr. 101), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 668r–670r. 166 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 13.11.1629 (Nr. 98), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 672r–675v 167 Ebd; im Brief U. Meyers an Maximilian I., o.O., 21.11.1629 (Nr. 99), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 660r–665r, werden noch einmal die weiteren Verfahrenspunkte dargelegt. 168 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 31.1.1630 (Nr. 106), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 23r–24v. 169 U. Meyer an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 27.3.1630 (Nr. 111), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 45r–48r; U. Meyer an Maximilian I., Warschau, 1.6.1630 (Nr. 114), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 59r–60v. 170 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 4.8.1630 (Nr. 121), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 98r–101r. 171 Albrecht, Maximilian I., S. 751.
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sich bei Sigismund III. für den Einschluss in den Frieden zu bedanken, brachte er seine Verwunderung zu Ausdruck, dass eine „solche ansehnliche Macht“, wie Sigismund III. sie an Kriegsvolk beisammen hatte, den Schweden derart unterlegen war; an den „guetten intentionen und vorhaben“ Sigismunds III. sei wohl nicht zu zweifeln, aber die kaiserlichen Hilfstruppen waren einem nichtkatholischen Befehlshaber anvertraut, der zusammen mit anderen „untreuen leuthen“ durch Verrat alle guten Vorhaben des Königs zerstört hätten.172 Der Wechsel von formeller zur informellen Ebene wird hier ganz bewusst eingesetzt, um Unsagbares formulieren zu können. Natürlich gab es auch Gelegenheiten, in denen man den informellen Kontakt zwischen den Höfen in München und Warschau verlassen musste, so zum Beispiel schickte Maximilian I. seinen Oberstallmeister Friedrich Rudolf von Fürstenberg-Mößkirch (1602–1655) 1633 zur Beerdigungen Sigismunds III. und zur Krönung Władysławs IV. nach Krakau, was der neue König zuvor auch ausdrücklich über Meyer gefordert hatte.173 Die finanzielle Ausstattung des Gesandten übertrug Maximilian Meyer, die, wie er spekulierte, bei ihrem „guten Namen“ leicht bei einem Krakauer Kaufmann Geld für den Gesandten aufnehmen könne. Der Kurfürst versicherte, dass Augsburger Kaufleute dem Krakauer Kaufmann die Summe noch im gleichen Jahr zurückerstatten werden.174 Gehörte das, was Meyer in beiden geschilderten Fällen tat, in das Feld der Diplomatie? Dazu müsste erst einmal geklärt werden, was „Diplomatie“ überhaupt ist. Interessanterweise tut sich das ansonsten sehr gut recherchierte „Handbuch der Diplomatie“ von Paul Widmer schwer damit, den Begriff zu fassen und gibt lediglich eine äußerst knappe Erklärung zu dem, was Diplomatie ist, nämlich ein Mittel, um mit anderen Staaten friedliche Beziehungen zu pflegen, während es eine ausführliche Analyse darüber liefert, was Diplomatie nicht ist.175 „Außenpolitik“ solle mit dem Begriff „Diplomatie“ nicht gleichgesetzt werden, denn die Formulierung der außenpolitischen Ziele gehöre zweifelsohne nicht in den Kompetenzbereich eines Diplomaten, sondern stelle in absolutistischen Staaten eine „chasse gardée“ des Herrschers dar, die in Demokraten der Regierung und dem Parlament zustehe. Auch vor einer Gleichsetzung des Begriffes mit „internationalen Beziehungen“ oder dem 172 Maximilian I. an U. Meyer, o.O., 13.11.1629 (Nr. 98), BayHStA München, Abt. I, KS 6613, fol. 672r–675v. 173 Anmeldung des offiziellen Gesandten: Maximilian I. an U. Meyer, Braunau, 27.12.1632 (Nr. 146), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 253r–255r. 174 Über die Geldgeschäfte: Maximilian I. an U. Meyer, Braunau, 31.3.1633 (Nr. 147), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 288r–291v. 175 Widmer, Paul: Diplomatie. Ein Handbuch. Zürich 2014, S. 25.
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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Alltagsverständnis von Diplomatie als Taktgefühl wird gewarnt.176 Frühneuzeithistoriker verwendeten den Begriff ungern, weil sie das Konzept der Diplomatie eng mit dem des Staates, wie ihn das 19. Jahrhundert hervorgebracht hat, verbanden.177 Dann könnte man jedoch nur für die kurze Periode ab dem 19. Jahrhundert von Diplomatie sprechen.178 Der Fokus einer Geschichte der Diplomatie hat sich daher schon länger vom Staat auf die fürstlichen Höfe und den dort wirkenden Akteuren verschoben.179 Daher müsste eigentlich auch die Frage nicht so sehr lauten: „Was ist Diplomatie?“, sondern viel eher: „Was ist ein Diplomat?“ Das Handbuch der Diplomatie tut sich recht leicht bei der Beantwortung dieser Frage: Ein Diplomat ist der offizielle Vertreter eines Staates/Herrschers in/bei einem anderen Staat/Herrscher.180 Allerdings waren frühneuzeitliche Außenbeziehungen, die vor allem auf persönlichen Kontakten und Verflechtungen zumeist höfischer Akteure basierten181, nie ein Bereich, der Spezialisten überlassen wurde, vielmehr waren neben formalen Amtsträgern wie Botschaftern und Residenten stets informelle Akteure wie Agenten, Informanten, Kaufleute, Gelehrte, Soldaten, Geistliche, Musiker, Künstler und – eben auch und ganz selbstverständlich – Frauen am internationalen Nachrichtenhandel und der internationalen Kommunikation beteiligt.182 Diese informelle Form der Diplomatie stand keineswegs in Konkurrenz zu den 176 Ebd., S. 26 f. 177 Rudolph, Harriet: Entangled Objects and Hybrid Practices? Material Culture as a New Approach to the History of Diplomacy, in: Dies./Gregor M. Metzig (Hg.): Material Culture in Modern Diplomacy from the 15th to the 20th Century (Jahrbuch für Europäische Geschichte/European History Yearbook 17). Berlin 2016, S. 1–28, hier S. 7. 178 Ebd., S. 8. 179 Sowerby, Tracey A.: Early Modern Diplomatic History, in: History Compass 14.9 (2016), S. 441–456, hier S. 443; Nolde, Dorothea: Was ist Diplomatie und wenn ja, wie viele? Herausforderungen und Perspektiven einer Geschlechtergeschichte der frühneuzeitlichen Diplomatie, in: Historische Anthropologie 21.2 (2013), S. 179–198, hier S. 179 u. 181. 180 Widmer, Diplomatie, S. 25. 181 Bastian Corina/Dade, Eva/Ott, Eva: Weibliche Diplomatie? Frauen als außenpolitische Akteurinnen im 18. Jahrhundert, in: Corina Bastian u.a. (Hg.): Das Geschlecht der Diplomatie: Geschlechterrollen in den Außenbeziehungen vom Spätmittelalter bis zum 20. Jahrhundert (Externa. Geschichte der Außenbeziehungen in neuen Perspektiven 5). Köln 2013, S. 103–114, hier S. 103. 182 Kugeler, Heidrun/Sepp, Christian/Wolf, Georg: Einführung: Internationale Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Ansätze und Perspektiven, in: Dies. (Hg.): Internationale Beziehungen in der Frühen Neuzeit. Ansätze und Perspektiven (Wirklichkeit und Wahrnehmung in der Frühen Neuzeit 3). Hamburg 2006, S. 9–35, hier S. 23; Sowerby, History, S. 444; Bock, Gisela: Frauen in der europäischen Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Beck’sche Reihe 1625). München 2005, bes. Kap. I: Querelle des femmes, S. 13–52; Waquet, Jean-Claude: Schlussbetrachtung. Frauen in Verhandlungen, in: Bastian u.a. (Hg.): Geschlecht, S. 257–274, hier S. 258; Nolde, Diplomatie, S. 181, weist darauf hin,
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bürokratischen Elementen der Diplomatie, sondern ergänzte diese.183 Aus dem Gesagten ergibt sich, dass für die Frühe Neuzeit ein Diplomatiebegriff benötigt wird, der weder zu eng ist und ihn nur am Kriterium der offiziellen Gesandtschaft festmacht, noch zu weit und gewissermaßen jede Form internationaler höfischer Geselligkeit als Diplomarie beschreibt. In Anlehnung an Dorothea Nolde soll hier Diplomatie verstanden werden als gezielte Einflussnahme auf die politischen Entscheidungen anderer Staatsgebilde, so zum Beispiel alle Bemühungen, die auf den Abschluss (oder Verhinderung) von Verträgen und Bündnissen jeder Art abzielen.184 Bei Meyer handelt es sich nicht um eine offizielle Vertreterin Maximilians I. in dem Sinn, dass sie als mit einem Beglaubigungsschreiben ausgestattete Botschafterin agierte. Aber: Maximilian I. stattete sie in den oben zitierten Briefen mit dem Recht aus, in seinem Namen zu handeln (Erklärung des Einschlusses in den Waffenstillstand). Diese Briefe wurden dem polnischen König verlesen – sie handelte also im Auftrag eines Herrschers, und dieser Auftrag wurde auch einem anderen Herrscher bekanntgegeben. Ihr Handeln war zwar informell, was aber keineswegs bedeutete, dass sie heimlich oder inoffiziell handelte. Durchaus anachronistisch soll das Aufgabenspektrum eines Diplomaten nach dem bereits erwähnten „Handbuch der Diplomatie“ skizziert werden: Ein Diplomat soll berichten, verhandeln und repräsentieren.185 Im gerade geschilderten Tätigkeitsspektrum sind dann auch gleich die Grenzen bezeichnet, die die diplomatische Tätigkeit Ursula Meyers kennzeichnen: Sie berichtete und verhandelte, aber selbstverständlich konnte sie nicht repräsentieren. Zu offiziellen Gelegenheiten wie beispielsweise der Krönung Władysławs IV. musste der bayerische Kurfürst einen offiziellen Vertreter entsenden. Aber gleichzeitig wies Maximilian Meyer an, sich um die finanzielle Versorgung des Gesandten zu kümmern, da er ihre guten Kontakte zu Krakauer
dass auch viele Männer am Hof keine Amtsträger waren, deren Informalität jedoch noch weniger erforscht sei als die der informellen Frauen. 183 Bastian/Dade/Ott, Diplomatie, S. 114; Waquet, Schlussbetrachtungen, bes. S. 430 u. 435; noch deutlicher bei Nolde, Diplomatie, S. 197f.: „Es gibt folglich keinen ersichtlichen Grund, vergleichbare diplomatische Missionen von Frauen nicht ebenfalls der offiziellen Diplomatie zuzurechnen“; Sowerby, History, S. 445; Keller, Handlungsspielräume, S. 219–244; Bastian, Corina: Kammerdame und diplomatische Akteurin. Die Princesse des Ursins am Hof Philipps V. von Spanien (1701–1714), in: Hillard von Thiessen/Christian Windler (Hg.): Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel (Externa. Geschichte der Außenbeziehungen in neuer Perspektive, 1). Köln u.a. 2010, S. 261–276. 184 Nolde, Diplomatie, S. 183. 185 Widmer, Diplomatie, S. 218–249.
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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Bankiers nutzen wollte. Agierte in diesem konkreten Fall U. Meyer nicht als Teil eines (vorinstitutionellen) diplomatischen Apparates Maximilians I.? 5.
Fazit
Die durchaus intensiv zu nennenden Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts begründeten sich in erster Linie auf die dynastische Nähe der Häuser Wittelsbach und Wasa, die aber nur wahrzunehmen ist, wenn man eine kognatische Verwandtschaftskonstruktion zulässt. Zudem trat ein starker konfessioneller Faktor, der vor allem im gemeinsam gefeierten Kult um den Hl. Benno zum Ausdruck gebracht wurde. Der Hl. Benno wurde hierbei als „Opfer der Reformation“, der durch „rechtgläubige Katholiken“ gerettet worden war, inszeniert, wodurch zur religiösen und dynastischen Komponente auch eine politische trat. Zwischen den Höfen gab es neben einem Austausch von Gütern (Heiltümer, Porträts, Delikatessen) auch einen Austausch von Personal, hauptsächlich von München nach Warschau, aber auch in die umgekehrte Richtung. Daneben erfolgte ein reichhaltiger Informationsaustausch, der neben rein militärischen Nachrichten auch diplomatische Berichte enthielt. Als hauptsächliche Akteurin dieses regen Austausches agierte in Warschau Ursula Meyer. Es war zwar von Vorteil, dass sie ursprünglich dem Münchner Bürgertum entstammte, aber es ist nicht das entscheidende Moment. Keine der anderen Frauen, die von München an den Warschauer Königinnenhof gesandt wurde, hat auch nur im Ansatz ähnliche Vermittlungsleistungen übernommen. Auch Maria Clara von Wartenberg, obgleich „von unserem bluett“186, hat dies nicht getan, ihre Schreiben nach München sind inhaltsleere Glückwunschbriefe. Am ehesten noch vergleichbar mit der Vermittlungsleistung Meyers ist die der Königin Konstanze, deren Briefe oder PS aber eher die von Meyer bereits getätigten Berichte und Forderungen unterstreichen sollten, weshalb die Königin sich meist „auff der urschl schreiben referiren“187 konnte. Warum aber konnte Meyer eine derart prominente Position einnehmen? Eine Antwort auf die Frage kann, mangels Quellen, nur annäherungsweise erfolgen. Zum Teil lag es bestimmt an ihrer Deutschsprachigkeit, die ihr einen Wettbewerbsvorteil 186 Wilhelm V. an U. Meyer, o.O., 6.1.1616 (Nr. 21), AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung. 187 Eine feststehende Phrase, die sich oft wiederholt, hier nach einem Brief Königin Konstanzes an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 3.1.1630 (Nr. 104), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 17r.
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gegenüber den „polnischen Jungfrauen“ einbrachte. Andererseits verstand sie es aber auch, gewisse Leerstellen geschickt zu nutzen, denn der Posten der Hofmeisterin, die dem Frauenzimmer vorstand, war im Betrachtungszeitraum vakant, was Möglichkeiten zur Tätigkeit, besonders auf dem Gebiet der Personalbeschaffung schuf. Die besondere Stellung, welche Meyer innerhalb der Beziehungen des polnischen Königshofs zum bayerischen Kurfürstenhof erlangen konnte, gründete aber auch auf das besondere Vertrauen, das König Sigismund III., Königin Konstanze, Herzog Wilhelm V. und Kurfürst Maximilian I. ihr entgegenbrachten. Meyer schaffte es, dass die verschiedenen Loyalitätsverhältnisse, in denen sie sich bewegte, nur selten in Konflikt zueinander gerieten.188 Als Akteurin am Königshof war sie einerseits der königlichen Familie ergeben, das Fehlen eines direkten diplomatischen Vertreters in Warschau bei gleichzeitiger Wichtigkeit des Kontakts Münchens nach Warschau führte anderseits dazu, dass sie (zumindest zeitweise) im Auftrag Maximilians I. auftreten konnte. Zudem trat bei ihr die Bereitschaft, ein hohes Arbeitspensum auch unter widrigen Umständen (Augenkrankheit und andere Krankheiten, Zeitmangel)189 meistern zu wollen, hinzu. Durch das Fehlen eines Bruders fiel Meyer nach dem Tod der Mutter die Aufgabe zu, in München Stiftungen zu verwirklichen, die in enger Nähe zum kurfürstlichen Hof standen; hier ließ sie auch am polnischen Hof erworbenes Geld einfließen. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass Meyer 1598, kurz nach dem Tod der Königin Anna, eine Verheiratung abwehrte, wohl auch, weil sie dadurch das Ende ihrer Rolle am Königinnenhof befürchtete: „Ich hab mich wol verheirat gehabt zu meiner aler genedigisten khinigin und frauen, bin aber laider balt zu ainer Wittib und Waisen mitainander worden.“190 188 Die Loyalitätsforschung hat sich z. T. in Konkurrenz zur Identitätsforschung entwickelt: Grandits, Hannes: Herrschaft und Loyalität in der spätosmanischen Gesellschaft. Das Beispiel der multikonfessionellen Herzegowina (Zur Kunde Südosteuropas II/37). Wien u.a. 2008, S. 5–35; Schulze Wessel, Martin: „Loyalität“ als geschichtlicher Grundbegriff und Forschungskonzept: Zur Einleitung, in: Ders. (Hg.): Loyalitäten in der Tschechoslowakischen Republik 1918–1938. Politische, nationale und kulturelle Zugehörigkeiten (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum 101). München 2004, S. 1–22; über das Konzept der Identität: Geevers/Marini, Aristocracy, S. 1–22; Friedrich, Karin/Pendzich, Barbara M. (Hg.): Citizenship and Identity in a Multinational Commonwealth: Poland Lithuania in Context, 1550–1772. Leiden 2009; Assmann, Aleida/Friese, Heidrun (Hg.): Identitäten, Erinnerung, Geschichte, Identität 3. Frankfurt a.M. 1998. 189 Über die Augenkrankheit: U. Meyer an Maximilian I. Warschau, 30.1.1631 (Nr. 133), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 154r–155v; der Zeitmangel wird in vielen Briefen thematisiert: z. B. U. Meyer an Maximilian I., Schloss Ujazdów, 13.7.1631 (Nr. 139), BayHStA München, Abt. I, KS 6614, fol. 184r-186v. 190 U. Meyer an Erzh. Maria Anna von Innerösterreich, Schloss Ujazdów, 14.6.1598 (Nr. 14), HHStA Wien, FamKorr 44, fol. 64r–72v, hier fol. 69v.
Kontakte zwischen den Höfen in München und Warschau
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Abschließend soll auf die Leerstelle der Einleitung zurückgekommen werden: Welche Rollenzuschreibung könnte auf Meyer passen. Einerseits war sie Kammerdienerin der Königinnen Anna und Konstanze, die von 1592 bis zu ihrem Tod 1635 am polnischen Hof wirkte. Wie mehrere Briefe belegen, war sie auch eine Favoritin, über die Zugang zum Monarchen zu erhalten war oder über die man sich diesen Zugang zumindest erhoffte.191 Der beständige Zugang zum Herrscher konnte die Ämterlosigkeit (gerade auf diplomatischen Gebiet) ausgleichen.192 Man kann Meyer auch als eine vom Königshof mit der diplomatischen Korrespondenz betraute Diplomatin beschreiben, zeitweise nahm sie die Rolle einer Agentin des Münchener Hofes ein, die in Warschau die Interessen der Wittelsbacher zu vertreten hatte. Als Mittlerin zwischen den Höfen193 war sie ein kommunikatives Scharnier, erschuf, erhielt und beeinflusste jedoch dadurch überhaupt erst die sozialen Beziehungen zwischen den Höfen. Eine radikale Umdeutung der höfischen Machtstrukturen soll damit freilich nicht erfolgen.194 Und so verändert sich – nach Art eines Kaleidoskops – die Rolle, die man U. Meyer zuschreiben will, je nach Aspekt, den man betrachtet. Ursula Meyer kann damit als Beispiel für die Möglichkeiten dienen, welche eine frühneuzeitliche Dienerin am Hof besaß, politisch zu handeln.
191 Z. B. Briefe diverser Personen in AGAD Warschau, Extranea III, IX. Polen a3, ohne Paginierung. 192 Asch, Ronald G.: Schlussbetrachtung. Höfische Gunst und höfische Günstlinge zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit – 18 Thesen, in: Jan Hirschbiegel/Werner Paravinici (Hg.): Der Fall des Günstlings. Hofparteien in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhundert (Residenzenforschung 17). Ostfildern 2004, S. 515–531, hier S. 517. 193 Eßlinger, Eva/Schlechtriemen, Tobias/Schweitzer, Doris (Hg.): Die Figur des Dritten. Ein kulturwissenschaftliches Paradigma. Berlin 2010. 194 Krämer, Sybille: Medium, Bote, Übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität. Frankfurt a.M. 2008, S. 40.
Dynastische epistolare Interaktion
Der Briefwechsel von Sigismund III. Wasa und seiner Familie mit dem Haus Österreich Tomasz Poznański / Ryszard Skowron Seit 2013 wird an der Schlesischen Universität Katowice das Forschungsprojekt „The House of Vasa and The House of Austria. Correspondence from 1587– 1668“ betrieben. Ziel dieses Projektes ist die Herausgabe des Briefwechsels zwischen den Mitgliedern des polnischen Zweiges der Wasa und der Habsburger Dynastie in den Jahren 1587 bis 1668. Die Arbeit mit diesen Quellen erlaubt es dabei, direkte und vielschichtige Beziehungen – von rein familiären, über politische bis hin zu künstlerischen – zwischen den Wasa und der Wiener (Kaiser, Erzherzöge) sowie der Madrider (Könige von Spanien und Gouverneure der Niederlande) Linie der Habsburger aufzuzeigen. Aus dem Briefwechsel wird mithin die Dimension der Zusammenarbeit und der Gemeinsamkeit dynastischer, politischer, kultureller und religiöser Interessen zwischen dem Haus Wasa und dem Haus Österreich deutlich.1 Die Edition der Korrespondenzen soll letztlich eine Art Katalog darstellen, der die Rolle und die Identität der Wasa in einem breiten europäischen Kontext aufzeigt und einen Ausgangspunkt für weitere Studien verschiedener Art darstellen kann. Das gesamte Forschungsprojekt ist in Hinsicht auf seine drei Komponenten, die Quellendokumentation, die editorische Arbeit und die Forschung, langfristig angelegt und besteht aus fünf Teilen: Teil I – „Die Zeiten Sigismunds III.: 1587 bis 1632“. Teil II –„Die Zeiten Władysławs: 1632 bis 1646“. Teil III – „Polnische Königinnen aus dem Hause Österreich“ sammelt die Korrespondenz der Regentinnen: Anna von 1592 bis 1598, Konstanze von 1605 bis 1631 und Cecilia Renata von 1637 bis 1644, mit ihrer Mutter, ihren Geschwistern und anderen Verwandten aus der Familie der Habsburger. Darüber hinaus sieht dieser Abschnitt die Ausgabe der wichtigsten Berichte vor, die den Ablauf von Hochzeits- und Krönungszeremonien zeigen. Teil IV – „Die Zeiten von Jan Kazimierz: 1646 bis 1668“. 1 Skowron, Ryszard: The House of Vasa and the House of Austria. Correspondence from 1587– 1668. Project description, in: Ders. (Hg.): The House of Vasa and the House of Austria. Correspondence from the Years 1587 to 1668. Part I: The Times of Sigismund III, 1587–1632. Vol. 1. Katowice 2016, S. 21–36. [weiter als: HVHA I/1]
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_004
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
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Teil V – „Traktate und Verträge der Dynastien 1588 bis 1668“. Dieser Teil enthält polnisch-österreichische Verträge und Konventionen, darunter eine sehr reichhaltige Dokumentation im Zusammenhang mit den Verträgen von Bytom und Będzin sowie Heiratsverträge samt den wichtigsten Begleitdokumenten, die die gegenseitigen Verpflichtungen beider Dynastien zum Gegenstand haben. Geleitet wird das Projekt, das ein internationales Team von Forschern aus Österreich, Belgien, der Tschechischen Republik, Spanien und Polen durchführt, von Professor Ryszard Skowron.2 Im Folgenden stellen wir vor diesem Hintergrund einen Teil der Forschungsergebnisse vor, die sich auf die Durchführung des ersten Projektabschnitts beziehen, welcher die Regierungszeit Sigismunds III. abdeckt, genauer gesagt die Jahre 1587 bis 1626.3 1.
Ein Netzwerk familiärer Beziehungen
Obwohl Sigismund III. von anti-habsburgischen Kräften auf den polnischen Thron gehoben wurde und mit Erzherzog Maximilian um die Krone kämpfen musste, strebte er seit Beginn seiner Regierungszeit eine Annäherung an das Haus Österreich an. Dem König war bewusst, dass ein permanenter Konflikt mit dem Kaiser und seinen Familienangehörigen sowie wenig günstige Beziehungen zu Frankreich ihn auf der internationalen Bühne zu isolieren drohten. Sämtliche Umstände wiesen auf die Notwendigkeit eines Bündnisses mit den Habsburgern hin, dem einzigen potentiellen Verbündeten in diesem Teil Europas, der Polen-Litauen nicht nur in den Konflikten mit der Türkei und Moskau unterstützen würde, sondern auch und kulturelle Modelle liefern konnte, die für den jungen Herrscher und seine Familie so notwendig waren. Das grundlegende Instrument zur Umsetzung einer Politik der Zusammenarbeit und des Bündnisses mit den Habsburgern waren für die Wasa Eheschließungen. Bedingt durch die politischen und gesellschaftlichen Realien 2 Zusammensetzung des Teams: Katharina Arnegger (Universität Wien), Aleksandra Barwicka-Makula (Uniwersytet Śląski, Kattowitz), Friedrich Edelmayer (Universität Wien), Rubén Gonzalez Cuerva (Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid), Pavel Marek (Univerzita Pardubice), José Martínez Millán (Uniwersidad Autónoma de Madrid), Krzysztof Pawłowski (Uniwersytet Jagielloński, Krakau), Miguel Conde Pazos (Uniwersidad Autónoma de Madrid), Tomasz Poznański (Uniwersytet Śląski in Kattowitz), Manuel Rivero Rodríguez (Universidad Autónoma de Madrid), Ryszard Szmydki (Uniwersytet Papieski Jana Pawła II, Krakau). 3 Für diesen Zeitraum wurden die Forschungsarbeiten in den Archiven und Bibliotheken bereits abgeschlossen.
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der Republik waren Ehen nicht nur aus politischen Überlegungen wichtig, sondern vor allem aus Prestigegründen, weil sie die Stabilität der Dynastie und ihre hohe Stellung an den europäischen Höfen sicherten. Die Ehefrauen der Habsburger sollten eine Grundlage dafür sein, dass die Wasa dem europäischen Netzwerk der Höfe beitreten und Kanäle für kulturellen Austausch und politische Zusammenarbeit aufbauen konnten4 Eheschließungen ermöglichten es den Wasa, Zutritt in das Netz der über ganz Europa verteilten Höfe zu finden, und eröffneten ihnen so den Weg zur Teilnahme an den Prozessen der Assimilierung, der Annahme oder Ablehnung kultureller, religiöser und politischer Muster. Verwandtschaftsbeziehungen waren zu einem der wirksamsten Instrumente geworden, um die Position einer Dynastie aufzubauen, wenn diese eine immer höhere Position in der Prestigehierarchie der europäischen Herrscher einnehmen wollte. Ehen sollten die Grundlage für die Stabilisierung der Dynastie und die Grundlage für die Schaffung und Festigung des Mythos der eigenen Familie werden. Dynastische Interaktionen schufen ein komplexes System von familiären, politischen und kulturellen Verbindungen. Beide Ehefrauen von Sigismund III. – Anna und Konstanze – waren Töchter von Erzherzog Karl II., dem Herrscher von Innerösterreich und Maria Anna Wittelsbach, der Tochter Herzog Albrechts V. von Bayern.5 Väterlicherseits stammt sie von den Jagiellonen ab, war ihr Vater doch der jüngste Sohn von Kaiser Ferdinand I. und Anna Jagiellonica. Die Onkel beider polnischen Königinnen waren Kaiser Maximilian II., verheiratet mit Maria von Spanien, Erzherzog Ferdinand II., Herrscher über Tirol, dessen erste, morganatische Gemahlin aus dem Patriziergeschlecht der Welser stammte, und die zweite, Anna Katharina von Gonzagas, aus dem Hause der Herzöge von Mantua. Unter den rund einem Dutzend zählenden Schwestern ihres Vaters sind besonders diejenigen zu nennen, die das Netz der familiären Beziehungen erweitert oder gefestigt haben: Elisabeth und Katharina, die Gemahlinnen von König Sigismund August von Polen, Anna, Gemahlin von Albrecht V., Herzog von Bayern, Eleonora, die Wilhelm I. Gonzaga, Herzog von Mantua und Monfferato,
4 Skowron, Ryszard: Budowanie prestiżu królewskiego rodu. Związki rodzinne Wazów z dynastiami europejskim, in: Studia Europea Gnesnensia 20 (2019), S. 55–81. 5 Die familiären Bande von Anna und Konstanze, polnischen Königinnen aus dem Habsburgerhaus und ihren Nachkommen wurden bearbeitet nach Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. 4 Bde. Wien u.a. 2009 und Ochmann-Staniszewska, Stefania: Dynastia Wazów w Polsce. Warszawa 2006.
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ehelichte, und Johanna, Gemahlin von Franz I. Medici, Großherzog der Toskana. Zum Zeitpunkt der Eheschließung von Erzherzogin Anna mit Sigismund III. im Jahr 1592 lebte unter diesen Verwandten lediglich Tante Eleonora. Weitere lebende Onkel hatten die beiden Österreicherinnen auf mütterlicher Seite: Prinz Wilhelm V. Wittelsbach von Bayern und seine jüngeren Brüder Ferdinand und Ernst sowie Tante Maria. Die Onkel der Königinnen waren die aufeinanderfolgenden Kaiser Rudolf II. und Matthias sowie die Erzherzöge Ernst, Maximilian und Albert VII., Statthalter der Südniederlande. Durch die Eheschließungen mit Anna und Konstanze verschwägerte sich Sigismund III. mit den Habsburgern, und ihre Kinder wurden Mitglieder dieser Familie mütterlicherseits. Karl II. von Innerösterreich und Maria von Bayern hatten 15 Kinder, und obwohl mehrere von ihnen im Säuglings- oder Kindesalter starben, bildeten die Brüder und Schwestern beider Ehefrauen für die aus beiden Ehen geborenen Kinder des polnischen Königs eine Gruppe von elf Onkeln und Tanten mütterlicherseits. Für Prinz Władysław und seine Halbbrüder waren Kaiser Ferdinand II., Erzherzog Maximilian III., Ernst (Großmeister des Deutschen Ordens), Leopold V. (Herrscher von Vorderösterreich und Tirol) sowie Karl (Bischof von Breslau und Brixen) Onkel. Seine Tanten waren unter anderem die Erzherzoginnen Maria Christina (Gemahlin von Sigismund Báthory, Fürst von Siebenbürgen), Margarete (Ehefrau Philipps III. von Spanien) und Maria Magdalena (Gemahlin von Cosimo II. Medici, Herzog der Toskana). Die Kinder, die aus den Verbindungen der Tanten und Onkel hervorgingen, bildeten ein Netzwerk von mehr als zwanzig Cousins und Cousinen (Geschwister und Onkel), die über ganz Europa verteilt waren. Zu diesen gehörten u.a. Kaiser Ferdinand III., dessen (drei) Gattinnen: Maria Anna, Tochter von Philipp III., Erzherzogin Maria von Tirol, Tochter von Erzherzog Leopold V. und Eleonora Gonzaga, Tochter von Karl II., dem Herzog von Mantua; Philipp IV., König von Spanien; Anna Maria, Gemahlin von König Ludwig XIII. von Frankreich; Kardinalinfant Ferdinand, Statthalter der Niederlande; Erzherzog Ferdinand Karl von Tirol, Erzherzogin Isabella Klara, Gemahlin Karls III., Herzog von Mantua, Ferdinand II. de Medici, Großherzog der Toskana. Eheschließungen ermöglichten es den Wasa, sich dem Netzwerk der über ganz Europa verteilten habsburgischen Höfe anzuschließen und schufen Möglichkeiten, an Prozessen der Assimilation, Rezeption oder Ablehnung ihrer kulturellen, religiösen und politischen Muster teilzunehmen. Das so entstandene dynastische Netzwerk der Wasa und Habsburger umfasste die Höfe in Wien bzw. Prag, Graz, Innsbruck, Madrid, Brüssel, Florenz, Mantua, München und Paris.
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Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Quantitative Angaben zur Korrespondenz: Sigismund III. und die Habsburger
Bislang konnte im Rahmen des Forschungsprojektes ein Inventar der Korrespondenz beider Dynastien für die Jahre 1587 bis 1626 abgeschlossen werden. 853 Briefe (siehe Tabellen 3.1 und 3.2), die in verschiedenen Formen erhalten sind, wurden für diesen Zeitraum verzeichnet, die in Form von Hologrammen, Autographen, Kopien und Protokollen vorliegen. Davon wurden schließlich 388 Briefe im ersten Band des Editionsunternehmens veröffentlicht. Die Untersuchungen erstreckten sich dabei auf die wichtigsten Sammlungen der Auslandskorrespondenz der Wasa und der Familie Habsburg in Archiven und Bibliotheken in Österreich, Spanien, Belgien, der Tschechischen Republik, Italien, Deutschland, Schweden, der Ukraine und Polen.6 Im Folgenden wird es nur um einige grundsätzliche Fragen im Zusammenhang mit dem Briefwechsel Sigismunds III. mit den Mitgliedern des Hauses Österreich zwischen 1587 und 1626 gehen. In diesem Sinne wird die Korrespondenz seiner Ehefrauen, der Erzherzoginnen Anna und Konstanze und seines Sohnes Władysław Sigismund nicht berücksichtigt. Für den gesamten Zeitraum wurden 683 Briefe registriert, wobei die bisherigen Funde durchaus keinen abgeschlossenen Charakter tragen.7 Ein gutes Beispiel ist das in Lüneburg aufbewahrte Verzeichnis aus der polnischen Königskanzlei8. Für den fraglichen Zeitraum, der mit 39 Jahren relativ lang ist, wurden darin 426 Briefe von Sigismund III. an 19 Mitglieder des Hauses Österreich registriert. Der polnische König korrespondierte am häufigsten mit den Kaisern: Er sandte 125 Briefe an Rudolf II., an Matthias 62 und an Ferdinand II. 68. Demgegenüber schickte er offiziell an seine Schwiegermutter Maria von Bayern 27 Briefe, an den König von Spanien Philipp III. 34, an den Hof von Brüssel an Infantin Isabella Clare Eugenia 27, an ihren Gemahl Erzherzog Albrecht 22, an Erzherzog Leopold V. zwölf und je zehn Briefe an Maria Magdalena von Florenz und Erzherzog Karl, Bischof von Breslau; weniger als zehn Briefe von Sigismund III. waren bestimmt für Philipp II., Erzherzog Ernst, Ferdinand II. von Tirol, 6 Zum Umfang der Archivforschung vgl. Skowron, House, S. 27–31. 7 Im Laufe der weiteren Recherchen des Teams oder anderer Historiker ist es möglich, dass sich neue Briefe finden, die in verschiedenen Archiven aufbewahrt wurden und für uns von sekundärer oder tertiärer Bedeutung sind. 8 Wenta, Jarosław: Księgi polskiej kancelarii koronnej i książęcej szczecińskiej w bibliotekach Lüneburga, Hanoweru i Giessen z biblioteki Oxenstiernów, in: Studia Źródłoznawcze 40 (2002), S. 95–100.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
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Erzherzog Maximilian, Wahlkönig von Polen und Großmeister des Deutschen Ordens, Maria Anna, Gemahlin von Erzherzog Ferdinand II. und Margarete von Österreich, Königin von Spanien, Gemahlin von Philipp III. und Philipp IV. Insgesamt machen dabei die von Sigismund III. gesandten Briefe 62% der gesamten Sammlung aus. Tabelle 3.1 Anzahl der Briefe von Sigismund III. und seinen Familienmitgliedern an die Habsburger zwischen 1587 bis 1626.
Absender Anna von Österreich
Empfänger
Maria Anna von Bayern, Frau von Karl II. Rudolf II. Konstanze von Albrecht VII. Österreich Eleonora Gonzaga Ferdinand II. Ferdinand Ernst, später Kaiser Ferdinand III. Isabella Clara Eugenia Karl Bischof von Breslau Leopold V. Maria Magdalena Matthias Rudolf II. Karl Ferdinand Ferdinand II. Sigismund III. Albrecht VII. Eleonora Gonzaga Ernst III. Ferdinand II. Ferdinand II. von Tirol Ferdinand Ernst, später Kaiser Ferdinand III. Isabella Clara Eugenia Karl Bischof von Breslau Leopold V.
Residenzstadt des Empfängers
Anzahl Summe der Briefe der Briefe
Graz
50
Prag/Wien Brüssel Wien Wien Wien
5 1 4 15 1
Brüssel Breslau Innsbruck Florenz Prag/Wien Prag/Wien Wien Brüssel Wien Graz/Brüssel Wien Innsbruck Wien
8 3 3 7 3 2 1 22 1 5 68 3 2
Brüssel Breslau Innsbruck
25 10 12
55
47
1
426
68
Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Tabelle 3.1 Anzahl der Briefe von Sigismund III. und seinen Familienmitgliedern (fortges.)
Absender
Empfänger
Residenzstadt des Empfängers
Anzahl Summe der Briefe der Briefe
Graz
27
Graz
1
Florenz Madrid
10 1
Władysław Sigismund
Maria Anna von Bayern, Frau von Karl II. Maria Anna von Bayern, Frau von Ferdinand II. Maria Magdalena Margarete, Frau von Philipp III. von Spanien Matthias Maximilian III. Philipp II. Philipp III. Philipp IV. Rudolf II. Anna von ÖsterreichTirol, Frau von Matthias
Prag/Wien Wien Madrid Madrid Madrid Prag/Wien Prag/Wien
62 4 8 34 6 125 2
Wien Brüssel Innsbruck Florenz Prag/Wien Madrid Madrid
7 9 6 3 2 1 2
Ferdinand II. Isabella Clara Eugenia Leopold V. Maria Magdalena Matthias Philipp III. Philipp IV. Summe
32
561
Im Gegenzug erhielt der damalige polnische König 257 Briefe (38% der gesamten Sammlung), deren Absender die oben erwähnten Mitglieder des Hauses Österreich waren, mit Ausnahme von Philipp II. und Maria Anna, der Gattin Ferdinands II. Die Mehrheit der Schreiben (82) wurde von Kaiser Rudolf II. geschickt, gefolgt von Ferdinand II. mit 58, Matthias mit 53 sowie Isabella Klara Eugenia mit zehn Briefen. Alle anderen Habsburger Korrespondenzpartner schlagen mit unter zehn Briefen zu Buche.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich Tabelle 3.2 Anzahl der Briefe der Habsburger an Sigismund III. und seine Familienangehörigen in den Jahren 1587 bis 1626.
Absender
Residenzstadt Empfänger des Absenders
Anzahl Summe der Briefe der Briefe
Albrecht VII.
Brüssel
7 1
8
Anna von Österreich-Tirol Eleonora Gonzaga Elisabeth de Bourbon, Frau von Philipp IV. Ernst III. Ferdinand II.
Prag/Wien
Sigismund III. Konstanze von Österreich Władysław
2
2
Sigismund III. Konstanze von Österreich Sigismund III. Sigismund III.
1 1
1 1
1 58
1
Konstanze von Österreich
12
Władysław Sigismund III. Sigismund III.
4 2 1
Sigismund III. Konstanze von Österreich Władysław Sigismund III. Konstanze von Österreich Sigismund III. Sigismund III. Sigismund III.
10 1
Sigismund III. Konstanze von Österreich
4 5
Wien Madrid Graz/Brüssel Wien
Ferdinand II. von Tirol Innsbruck Wien Ferdinand Ernst, später Kaiser Ferdinand III. Isabella Clara Eugenia Brüssel
Karl Bischof von Breslau
Breslau
Karl II. Leopold V. Margarete, Frau von Philipp III. Maria Anna von Bayern, Frau von Karl II.
Graz Innsbruck Madrid Graz
1 3 2 1 1 1
74 2 1
12
5 1 1 1 9
69
70
Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Tabelle 3.2 Anzahl der Briefe der Habsburger an Sigismund III. und seine (fortges.)
Absender
Residenzstadt Empfänger des Absenders
Anzahl Summe der der Briefe Briefe
Maria Anna von Bayern, Frau von Ferdinand II. Maria Magdalena
Graz
Konstanze von Österreich
1
Florenz
1 3
1 5 92
Matthias
Prag/Wien
Maximilian III. Philipp III.
Wien Madrid
Sigismund III. Konstanze von Österreich Władysław Sigismund III. Władysław Sigismund III. Sigismund III.
Madrid Prag/Wien
Władysław Sigismund III. Sigismund III.
Philipp IV. Rudolf II. Summe
1 53 3 5 8
1
5
56 5 9 5 92 292
Die meisten Briefe wurden also zwischen Sigismund III. und Kaiser Rudolf II. ausgetauscht. Ihre Korrespondenz dauerte 25 Jahre lang (1587 bis 1612) und besteht aus 217 Briefen, was einem durchschnittlichen jährlichen Austausch von neun Briefen entspricht. Der König von Polen war der Absender von 58% der Briefe. Mit Kaiser Matthias wechselte Sigismund III. in den Jahren 1598 bis 1619 insgesamt 115 Briefe aus, somit betrug die jährliche Schreibtätigkeit sieben Briefe. Sigismund III. und Kaiser Ferdinand II. schickten einander in den Jahren 1605 bis 1626 insgesamt 126 Briefe, und in der Zeit von 1619 bis 1626, als Ferdinand II. bereits das Amt des Kaisers innehatte, waren es 108, was einen durchschnittlichen jährlichen Austausch von 15 Briefen ergibt. Mit König Philipp III. von Spanien tauschte Sigismund während seiner gesamten Regierungszeit 42 Briefe aus. Die Korrespondenz des Königs mit seiner Schwiegermutter Maria von Bayern war anderer Art als die bereits bespro chenen, da sie mit Ausnahme einiger weniger Briefe, die sich auf Heiratsverhandlungen bezogen, privater Natur war. Für die Jahre 1592–1608 wurden 31 Briefe gefunden, in 27 Fällen war der Absender Sigismund III. Erwähnenswert ist auch die Korrespondenz mit dem Hof in Brüssel mit Erzherzog Albert,
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
71
Gouverneur der Niederlande, mit dem der König 29 Briefe austauschte, mit Isabella Clara Eugenia waren es 37. In allen anderen Fällen betrug der Briefwechsel, wie bereits erwähnt, nicht mehr als zehn Schreiben. 3.
Der Briefdialog – Stichwort: Alternation
Die Grundlage des Briefdialogs ist das Prinzip der Alternation. Damit eine Interaktion stattfinden kann, muss es mindestens zwei Koautoren geben, die einander abwechselnd schreiben. Das Prinzip der Wechselseitigkeit ist ein wichtiger Bestandteil der modernen schriftlichen Etikette9. Angesichts des Befundes. dass Sigismund III. Absender von 62% aller aufgeführten Briefe war, ließe sich entsprechend die Frage stellen, ob dieses Prinzip der Reziprozität zwischen Sigismund III. und den Habsburgern funktionierte. Die Antwort auf diese Frage ist komplex, denn sie muss nicht nur die politische und familiäre Situation beider Dynastien berücksichtigen, sondern auch die Bedingungen der Etikette, die soziokulturellen Bedingungen, die Funktionsgrundsätze einer Kanzlei und das Überdauern der Quellen in den Archiven. Die Überprüfung der Gegenseitigkeit wäre einfach, wenn Absender und Empfänger das Datum des Briefes, auf den sie geantwortet haben, stets angegeben hätten. Solche Informationen sind jedoch in der vorliegenden Sammlung relativ selten. Etwa 170 Briefe enthalten anders formulierte Bezugspunkte, die sich auf frühere Briefe beziehen, z. B. „cum ex literis Serenitatis Vestrae intellexi mus“10 oder „Ad eas literas, quibus maiestas vestra de ingravescente Bohemico tumultu nos reddidit certiores “11. Nur in 91 Fällen wird eine Formel angegeben, um den Empfang eines bestimmten Briefes mit seinem Antwortdatum zu bestätigen, z. B. „ex Serenitatis Vestrae literis vigesima tertia die mensis Iulii“12. Die Angabe der Antwortdaten ermöglicht nicht nur die Zusammenstellung von Briefen in interaktiven chronologischen Sequenzen, sondern auch das Sammeln von 9
10 11 12
Khouzeimi, Sami: L’Interaction épistolaire au XVIIIe siècle. Etude réalisée à partir de trois dialogues épistolaires: Voltaire et Mme du Deffand, Jean-Jacques Rousseau et Malesherbes, Benjamin Constant et Isabelle de Charrière. Théorie et pratique de l’épistolaire au XVIIIe siècle. Université d’Orléans, 2013, S. 14–16, https://tel.archives-ouvertes.fr/ tel-00965108 (acc. 22.1.2019); Allinson, Rayne: „These latter days of the world“. The Correspondence of Elizabeth I and James VI, 1590–1603, in: Early Modern Literary Studies, Special Issue 16 (October 2007) 2.1-27, http://purl.oclc.org/emls/si-16/allilatt.htm; Gurkin Altman, Janet: Epistolarity: Approaches to a Form. Ohio State University Press 1982, S. 117–142. Sigismund III. an Erzherzog Matthias, Krakau 30.3.1608, HVHA I/1, Nr. 186, S. 494. Sigismund III. an Kaiser Matthias, Warschau 22.8.1618, HVHA I/1, Nr. 306, S. 668. Kaiser Matthias an Sigismund III., Prag 7.9.1616, HVHA I/1, Nr. 289, S. 641.
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Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Daten über fehlende Briefe. Das Verzeichnis von Deperdita ist dabei eine wichtige Quelle für ergänzende Erkenntnisse. Dies gilt nicht allein für die Anzahl und Häufigkeit der Korrespondenz, sondern auch für die Geschichte der Sammlung und die archivalische Aufbewahrung. In diesem Stadium der Forschung ist die Liste der Deperdita mit nur 38 Positionen überraschend klein. Zum Vergleich: Nach Berechnungen von Hanna Dobner belaufen sich die Deperdita in Königin Annas privater Korrespondenz mit ihrer Mutter Maria von Bayern auf 55 %.13 Ein weiteres Beispiel, das die Geschichte des privaten Briefwechsels gut illustriert, ist die Korrespondenz von Sigismund III. mit Maria von Bayern. Im Wiener Archiv befinden sich in den Beständen für Familienkorrespondenz A 17 deutschsprachige Autografen (handschriftliche, vollständige Briefe) Sigismunds III. an seine Schwiegermutter.14 Sie enthalten Informationen über zehn datierte Briefe von Maria an ihren Schwiegersohn, die weder in den Wiener noch in den polnischen Archiven aufgefunden werden konnten. Es scheint, dass eine große Zahl von Deperdita hauptsächlich mit privaten Briefen zusammenhängt, die an den polnischen Hof gelangten. Eine analoge Situation besteht im Übrigen in Bezug auf die Korrespondenz zwischen Anna und Konstanze. In Bezug auf die Gegenseitigkeit in den Korrespondenzen zwischen zwei Dynastien drängt sich weiterhin die Frage auf, ob es Briefe gab, die überhaupt nicht beantwortet werden mussten. Die bislang analysierte Korrespondenz weist darauf hin, dass dies etwa bei Empfehlungsschreiben (epistulae commendatitiae) der Fall war, die ein an sich schon interessantes Forschungsthema darstellen15. Im Rahmen des Corpus wurden 39 solcher Briefe registriert, allerdings wurde in keinem Fall die Antwort des Empfängers verzeichnet. In bis zu 30 Fällen war der Absender solcher Briefe Sigismund III., der gen Westen ziehende Personen empfahl, eigene und fremde Militärs, die in den kaiserlichen 13
14 15
Dobner, Hanna: Briefwechsel zwischen Erzherzogin Maria von Innerösterreich und ihrer Tochter Anna, Königin von Polen und Schweden, während ihres Aufenthaltes in Schweden 1593/1594 – Historische Analyse und Edition. Masterarbeit, Universität Wien 2015, http://othes.univie.ac.at/38905/1/2015-08-10_0800925.pdf (acc. 22.1.2019). Siehe auch Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1595–1605. HHStA Wien, HA, FamKorr A, Karton 41. Deniaux, Elizabeth: Clientèles et pouvoir à l’époque de Cicéron. Rome 1993, S. 17–68; Andrzejewski, Roman: Listy polecające Cycerona w świetle antycznych zasad rekomendacji, in: EOS, 63 (1975), S. 43–59; Morford, Mark: Lipsius Letters of Recommendation, in: Toon van Houdt u.a. (Hg.): Self-Presentation and Social Identification: The Rhetoric and Pragmatics of Letter Writing in Early Modern Times. Leuven 2002, S. 183–198; Ilardi, Vincent: Crosses and carets: Renaissance patronage and coded letters of Recommendation, in: American Historical Review 92/5 (1987), S. 1127–1149.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
73
Dienst eintreten wollten, oder Personen, die sich um verschiedene Ämter bewarben. Von habsburgischer Seite erfolgten vor allem Empfehlungen von Militärs sowie des Kaufmanns Holbein und des orthodoxen Erzbischofs Chrysanthos Laskaris. Eine weitaus größere Zahl an Empfehlungsschreiben Sigismunds III. hatte soziale, kulturelle und sogar geographische Gründe: Es waren Polen, die zu diplomatischen, wissenschaftlichen Zwecken in den Westen reisten, die die habsburgischen Länder durchreisten oder aufsuchten und für die der Dienst in den kaiserlichen Armeen lukrativ und die Höfe der habsburgischen Herrscher attraktiv waren. Für die Untertanen der Habsburger waren all diese Tätigkeitsbereiche in Bezug auf Polen-Litauen, vielleicht mit Ausnahme des Militärdienstes, weniger anziehend. Ein weiteres Beispiel, bei dem ein einfacher quantitativer Vergleich teils große Unterschiede bei der Beantwortung von Briefen zeigt, sind Korrespondenzen über familiäre Angelegenheiten wie Geburten und Taufen, Hochzeiten und Informationen über den Tod und die Beerdigung eines Familienmitglieds. Gemäß den Erfordernissen der Etikette musste jeder dieser Briefe mit Glückwünschen oder Beileidsbekundungen beantwortet werden. Von 58 Briefen, die Informationen über Familienereignisse enthielten, wurden 39 von Sigismunds III. verschickt, darüber hinaus betreffen in dieser Gruppe gar 44 Briefe Ereignisse am Hof der Wasa. Die private Korrespondenz der Königinnen Anna und Konstanze deutet darauf hin, dass ihr Ehemann mehr Briefe über Familienereignisse an den habsburgischen Höfen erhalten sollte. Es scheint, dass sowohl die polnische als auch die habsburgische Kanzlei in begrenztem Umfang Familienbriefe registriert und aufbewahrt haben, wenn es sich nur um Glückwünsche oder Beileidsbekundungen handelte. Dies gilt jedoch nicht, wenn es sich um ein Familienereignis handelt, bei dem eine Botschaft zu einer bestimmten Festlichkeit geschickt werden musste, wie die Missionen am polnischen Hof von Václav Berka von Dubé, Francisco de Mendoza oder Ottavio Visconti anlässlich der Geburt der Nachkommen von Anna und Sigismund zeigen16. Die offiziellen Briefe, die zwischen Sigismund III. und den Habsburgern ausgetauscht wurden, sind – wie es das damalige Briefprotokoll vorsah – stark konventionell, und dies gilt nicht nur für die Begrüßungs- und Abschiedsformeln, sondern auch für den Inhalt selbst. Charakteristisch ist dessen monothematische Charakter, so dass der Briefwechsel zwischen Sigismund III. und den Habsburgern zu etwa 88 % ein einziges konkretes Thema behandeln. Dies erleichtert die Erstellung interaktiver chronologischer Sequenzen erheblich. 16
Skowron, Budowanie, S. 62 f.
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Die Interaktion zwischen Sender und Empfänger lässt sich in Form eines Spiels beschreiben. Das Sender- und Empfänger-Spiel zwischen Sigismund III. und den Habsburgern lässt sich am besten anhand politischer und diplomatischer Briefe und Korrespondenz zu verschiedenen Konflikten im polnischtschechischen Grenzgebiet in Schlesien und im polnisch-ungarischen Grenzgebiet in der Zips veranschaulichen. Der Kreis der Korrespondenten Sigismunds III. bezüglich dieser Fragen ist sehr eng gefasst, wobei der Kaiser und König von Böhmen und Ungarn eine wichtige Rolle spielt. Die interaktiven chronologischen Brieffolgen wurden länger, was es ermöglicht, abwechselnde Reaktionen beider Seiten des Briefdialogs auf politische und diplomatische Fragen zu beobachten, z. B. in Bezug auf die Situation in Siebenbürgen, die Situation in Moldawien, die Beziehungen zu Moskau oder rechtliche und gerichtliche Fragen, z. B. die Aktionen gegen die Familie Komorowski im Zipser Gebiet, den Prozess gegen den Alchemisten Michał Sędziwoj, der in Prag im Gefängnis saß. Die Bedeutung einer Reihe von Briefen zu politischen und diplomatischen Fragen, die zwischen Sigismund III. und den Habsburgern ausgetauscht wurden, wird durch die Tatsache unterstrichen, dass sie es sind, die in den Archiven überlebt haben. Die brieflichen Interaktionen spiegeln aber auch die Spannungen oder gar Konflikte wider, zu denen es zwischen Sigismund III. und den Habsburgern kam. Dies zeigt sich auch bei der Reziprozität der Korrespondenzen zwischen dem polnischen König und Philipp II. sowie Erzherzog Maximilian. Ausschlaggebend für den Verlauf des Briefdialogs zwischen den Wasa und dem gesamten Haus Österreich waren die Ereignisse im Zusammenhang mit der polnischen Königswahl von 1587 und deren Folgen17. Ein Teil des Adels proklamierte den 17
Die umfangreichsten Darstellungen von Sigismund III. bei den Habsburgern in den Jahren 1587–1592 wurden von Aleksandra Barwicka vorgelegt: Od wrogości do przyjaźni. Habsburgowie austriaccy wobec Polski w latach 1587–1592. Katowice 2019. Vgl. auch Schweizer, Joseph: Die Sukzessionswirren in Polen (1586–1589), in: Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken 1585 (1584)-1590. Zweite Abteilung: Die Nuntiatur am Kaiserhofe. Zweite Hälfte: Antonio Puteo in Prag 1587–1589, hg. v. J. Schweizer. Padernborn 1912, S. XIV–CXXVIII; Macůrek, Josef: Dozvuky polského bezkráloví z roku 1587. Přispěvek k osvětnení snah rodu habsburského o získání koruny polské v letech 1588–94. Praha 1929; Lepszy, Kazimierz: Rzeczpospolita Polska w dobie sejmu inkwizycyjnego (1589–1592). Kraków 1939; Skowron, Ryszard: Dyplomaci polscy w Hiszpanii w XVI i XVII wieku. Krakau 1997, S. 123–128; Urjasz-Raczko, Matylda: La estrategia diplomática Felipe II frente a la tercera elección libre en la República Polac-Lituana, in: Studia historica. Historia moderna 36 (2014), S. 213–232; Conde-Pazos, Miguel: The Hispanic Monarchy Facing the Accession of the Vasa Monarchy. Don Guillen de San Clemente’s Embassy to Poland, in: HVHA I/1, S. 95–114.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
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Schweden Sigismund Wasa zum König, der zweite Teil des Adels Erzherzog Maximilian. Beide Kandidaten nahmen die Wahl an – also musste die Besetzung des Throns durch Krieg entschieden werden. Während der Belagerung von Krakau im Herbst 1587 sandte der Erzherzog zwei Briefe an Sigismund, in denen er seine Rechte auf die polnische Krone hervorhob, den Herzog zum Rücktritt von der Bewerbung um die Krone aufforderte und sich selbst als „Maximilianus Dei gratia electus rex Poloniae, magnus dux Lituanie“18 bezeichnete. Sigismund antwortete auf diese beiden Briefe nicht, und erst am 7. Januar 1588 informierte er den Kaiser über seine Krönung in Krakau.19 Die Niederlage der Truppen Maximilians in der Schlacht von Byczyna, in deren Folge er in polnische Gefangenschaft geriet, verschärfte die Beziehungen der Wasa zum gesamten Haus Österreich beträchtlich. Der erste Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Parteien war die Unterzeichnung des Traktats von Bytom (Beuthen) und Będzin im März 1589. Demnach musste der inhaftierte Erzherzog auf seine Rechte auf den polnischen Thron verzichten und durfte den Königstitel nicht mehr führen, was von Mitgliedern der habsburgischen Familie, darunter dem König von Spanien sowie Böhmen und Ungarn, schriftlich bestätigt und beeidigt werden musste. Nach der Schlacht bei Byczyna wurde der Briefwechsel zwischen Sigismund III. und den Habsburgern trotz diplomatischer Verhandlungen in Bytom und Będzin für sechzehn Monate bis Mai 1589 ausgesetzt. Erst als die Ratifizierung und Beeidigung der Verträge in Gang kamen20, die notwendigerweise von einem gegenseitigen Austausch der Gesandtschaften begleitet wurden, wurde die brachliegende Korrespondenz wieder aufgenommen. Entsprechend erfolgte eine Wende im Februar 1590, als der Wasa in seinem Einladungsschreiben an den Kaiser und die Erzherzöge appellierte, den Vertrag von Maximilian beeidigen zu lassen21. Die Ehre, das Ansehen und die Etikette erlaubten es Sigismund III. allerdings nicht, mit dem Erzherzog in einen Briefdialog zu treten, solange Letzterer den Vertrag nicht ratifiziert hatte. Deshalb korrespondierten der König und der Erzherzog während der folgenden neun Jahre nicht miteinander. Der Briefwechsel wurde erst durch Maximilians Schreiben vom 12. Mai 1598 wieder
18 19 20 21
Erzherzog Maximilian an Sigismund Wasa, Mogiła 23.10.1587, HVHA I/1, Nr. 2, S. 212 f.; Erzherzog Maximilian an Sigismund Wasa, Mogiła 13.11.1587, HVHA I/1, Nr. 3, S. 214 f. Sigimund III. an Rudolf II., Krakau 7.1.1588, HVHA I/1, Nr. 6, S. 223–225. Barwicka, Od wrogości, S. 266–287. Siehe: Briefe von Sigismund III. an Kaiser Rudolf II., Erzherzog Ernst und Ferdinand II. aus Warschau, 7.2. 1589, HVHA I/1, Nr. 9–11, S. 227–233.
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Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
aufgenommen, in dem er Sigismund III. über die Ratifizierung der Verträge informierte.22 Die Korrespondenz zwischen ihnen entwickelte sich jedoch nie weiter, so sind letztlich nur drei weitere Briefe bekannt. Auch der König von Spanien schob den Eid auf den Friedensvertrag auf Jahre hinaus. Die Niederlage Erzherzog Maximilians in der Schlacht gegen die wasatreuen Truppen und die Inhaftierung des Erzherzogs überraschten Philipp II. Er glaubte, dass die Gefangenschaft des Erzherzogs die Autorität der gesamten Familie schwäche und gleichzeitig das Ende des Traums des spanischen Königs von der polnischen Krone für die Habsburger bedeute. Daher erkannte er Sigismund III. nicht als rechtmäßigen Herrscher an und ratifizierte das Traktat von Bytom und Będzin nicht. Der polnische König, der sich der Rolle bewusst war, die Philipp II. im Haus Österreich und in der katholischen Welt spielte, bemühte sich um eine Normalisierung der Beziehungen, obwohl der spanische Monarch den Vertrag nicht ratifiziert hatte. Der Vorwand für die schriftliche Kontaktaufnahme war zunächst die Hochzeit mit Anna, zu der er eine Einladung an den Katholischen König schickte. In den folgenden Jahren wiederholte er systematisch seine Einladungen zur Taufe seiner Kinder. Philipp II. beantwortete diese Briefe nicht. Es gibt also keine spanischen Glückwunschschreiben der Habsburger an den König von Polen anlässlich seiner Hochzeit mit Anna von Österreich und zur Geburt des Prinzen Władysław. Insgesamt schickte Sigismund III. zwischen 1591 und 1598 acht Briefe an Philipp II., erhielt aber keinerlei Antwort. Selbst als der Außerordentliche Botschafter Francisco de Mendoza 1597 nach Polen kam, um im Auftrag des spanischen Königs Pate des Kindes von Sigismund III. und Anna von Österreich zu werden, stellte ihm Philipp II. kein Beglaubigungsschreiben aus – dies geschah durch Erzherzog Albrecht, den Statthalter der Niederlande. Der spanische König ratifizierte den Vertrag schließlich am 10. Juli 159823. Er sandte jedoch weder einen Brief noch den Text der Bestätigungsformel des Vertrags an Sigismund III. Letzteres Dokument wurde durch Kaiser Rudolf II. an den Krakauer Hof geschickt24.
22 23 24
Erzherzog Maximilian an Sigismund III., Prag 12.5.1598, HVHA I/1, Nr. 91, S. 351 f. Philippus II. Ratihabitio cessionis et renuntiationis Archiducis Maximiliani iuris ad Regni Polonici, Escorial 10.7.1598, Archiwum Główne Akt Dawnych in Warschau [weiter: AGAD], AKW, Cesarskie 25-d2. Rudolf II. an Sigismund III., Prag 18.9.1598, HVHA I/1, Nr. 96, S. 259.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
4.
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Sprachliche Merkmale der Briefe
In der Korrespondenz von Sigismund III. dominiert eindeutig das Lateinische. Von den 630 katalogisierten Briefen sind nur 21 auf Deutsch und drei auf Spanisch verfasst. Eine kleine Sammlung von Briefen in deutscher Sprache besteht aus 13 Schreiben, die Sigismund III. an Maria von Bayern geschrieben hat, und den Originalen von Briefen, die in der Königlichen Kanzlei mit der Unterschrift des Königs vorbereitet wurden: ein Brief an Rudolf II. und zwei an Ferdinand II. sowie vier Briefe Rudolfs II. an Sigismund III. Es wurde kein einziger Originalbrief in spanischer Sprache gefunden, da die drei oben erwähnten spanischen Briefe nur zwei Minuten auf Spanisch und eine Übersetzung der nicht wiedergefundenen Originale der lateinischen Briefe ins Spanische darstellen. Der Gebrauch der deutschen Sprache in der Korrespondenz am Wasahof war jedoch viel weiter gefasst, als aus den Briefen von Sigismund III. hervorgeht. Beide Ehefrauen des Königs, Anna und Konstanze, korrespondierten mit ihren Verwandten in dieser Sprache. Auch Prinz Władysław, erzogen von Ursula Meyer, schickte Briefe auf Deutsch an die habsburgischen Höfe und an Konstanze, seine Stiefmutter und Tante, z. B. während seiner großen Europareise, sowie in den folgenden Jahren in Korrespondenz mit Erzherzog Leopold V. 5.
Formale Briefstruktur und Etikette des Schreibens
Die Korrespondenz zwischen Sigismund III. und den Habsburgern ist sowohl auf der Sprachebene als auch in der von der mittelalterlichen „ars dictaminis“ entwickelten Briefstruktur sehr konventionell und bestand aus fünf grundlegenden Teilen: „salutatio“, „benevolentiae captatio“, „narratio“, „petitio“, „conclusio“. In den letzten zwanzig Jahren haben Forscher verschiedener Disziplinen besonderes Augenmerk auf die Formeln der Eröffnung und des Abschlusses von Briefen als Elemente gelegt, die nicht nur die Art der zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Korrespondenten widerspiegeln, sondern auch Hierarchien.25 Aufgrund des offiziellen Charakters des Briefwechsels zwischen 25
Lungo Camiciotti, Gabriella Del: Letters and Letter Writing in Early Modern Culture. An Introduction, in: Journal of Early Modren Studies 3 (2014), S. 17–35; Iannaccaro, Giuliana/ Petrina, Alessandra: To and From the Queen. Modelities of Epistolography in the Correspondence of Elizabeth I, in: Journal of Early Modern Studies 3 (2014), S. 69–89; Allinson, Rayne: A Monarchy of Letters. Royal Correspondence and English Diplomacy in the Reign of Elizabeth. New York 2012; Ders.: „These latter days of the world“: the Correspondence of Elizabeth I and James VI, 1590–1603, in: Early Modern Literary Studies, Special Issue 16
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Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Sigismund III. und den Habsburgern sind die pragmatischen Funktionen und das Bedeutungspotential dieser ritualisierten Formeln relativ begrenzt, nicht zuletzt weil sie einen Einblick in die gegenseitigen Beziehungen der Korrespondenten und Beobachtungen der Veränderungen einzelner Elemente der Briefe im Laufe der Zeit ermöglichen. Die von den Wasa und den Habsburgern verwendeten Brieferöffnungsformeln bildeten sich über einen relativ langen Zeitraum aus, der mehr als zehn Jahre umfasste. Ihre Entwicklung spiegelt politische, familiäre und emotionale Beziehungen wider. Im vorliegenden Text definieren wir, so wie bereits Sija Tiisala und Ian Cornelius, „salutatio“ im weitesten Sinne als eine einzige Struktur (auch Adresse genannt), die aus folgenden Elementen besteht: „inscriptio“ (Name des Adressaten und Titel), „intitulatio“ (Name des Absenders und Titel) „i benevolentio“ (angemessene Grüße)26. Die Doppelwahl von 1587 stellte Sigismund Wasa und die Mitglieder der Habsburger Familie vor unterschiedliche epistolographische Herausforderungen. Sigismund befand sich in einer weitaus komfortableren Situation, denn von den ersten Briefen an die Mitglieder des Hauses Österreich an konnte er die in der höfischen Tradition üblichen Höflichkeitsmodelle nutzen, die in den Begrüßungsformeln enthalten sind, ohne dass sein Ruf und sein Ansehen beeinträchtigt wurden. Für die Habsburger hingegen bestand das Hauptproblem in der „inscriptio“ und dem damit verbundenen Titel, bei dem nach den Regeln der Etikette der Titel „Sigismundo tertio regi Poloniae, magno duci Lithuaniae“, hätte verwendet werden müssen, was ein Zeichen für die Legitimität der Herrschaft des Hauses Wasa in Polen-Litauen gewesen wäre. Daher wird der Prozess der vollständigen Normalisierung der Briefe an die Mitglieder der Habsburger Familie mit dem polnischen König bis 1598 fortgesetzt. Den ersten Brief nach der Wahl schickte der Herzog von Schweden am 17. Oktober 1587 aus Danzig an Kaiser Rudolf II. Dieser begann mit der folgenden Formel:
26
(October 2007) 2.1-27, http://purl.oclc.org/emls/si-16/allilatt.htm (acc. 22.1.2019); Daybell, James: The Material Letter in Early Modern England: Manuscript Letters and the Culture and Practics of Letter-Writing, 1512–1635. New York 2012; Sternverg, Giora: Epistolary Ceremonial: Corresponding Status at the Time of Louis XIV, in: Past and Present 204 (August 2009), S. 33–88; Holzapfl, Julian: Kanzleikorrespondenz des späten Mittelalters in Bayern. Schriftlichkeit, Sprache und politische Rhetorik. München 2008. Tiisala, Seija: Power and Politeness. Languages and Salutation Formulas in Correspondence between Sweden and German Hanse, in: Terttu Nevalainen, Sanna-Kaisa Tanskanen (Hg.): Letter Writing. Amsterdam u.a. 2007, S. 13–26; Cornelius, Ian: The Rhetoric of Advancement. Ars dictaminis, Cursus, and Clerical Careerism in Late Medieval England, in: New Medieval Literatures 12 (2010), S. 296–298.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
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Serenisimo et excellentissimo principi domino Rudolpho II divina favente clementia electo Romanorum imperatori semper augusto ac Germaniae, Ungariae, Bohemiae, Croatiae, Dalmatiae etc. regi archiduci Austriae, duci Burgundiae, Stiriae, Carinthiae, Carniolae et Wirtembergae, marchioni Moraviae, comiti Tirolis etc., domino amico affini et vicino nostro carissimo Sigismundus tertius Dei gratia electus rex Poloniae, magnus dux Lituaniae etc. Suecorum, Gottorum, Vanadalorumque rex designatus, magni Principatus Finlandiae haeres, salutem et mutui amoris perpetuum incrementum. Serenissime et excellentissime imperator, domine amice affinis et vicine noster carissime.27 [Hervorhebung durch die Autoren]
Alle Elemente entsprachen voll und ganz der Etikette und spiegelten die tatsächliche Rechtslage wider, in der sich Sigismund im Königreich Polen befand. Der Sender betonte, er sei gewählter König in Polen und gewählter Fürst in Litauen sowie Thronfolger in Schweden und Prinz von Finnland. Durch die Verwendung von „electus rex Poloniae“ in seinem Titel wies er unmissverständlich darauf hin, dass er sich für den einzigen und rechtmäßig gewählten Herrscher hielt, der bald durch einen Krönungsakt die Herrschaft im polnischlitauischen Doppelreich übernehmen würde. Durch die Nennung des Kaisers an erster Stelle erkannte er dessen überlegene Stellung an und verwendete in seinem Brief die Attribute, welche die Etikette vorsah. Nach der Krönung wurde „electus rex“ durch den Titel „Dei gratia rex Poloniae, magnus dux Lithuaniae“ ersetzt. In den folgenden Jahren unterlag die „salutatio“ einer allmählichen Entwicklung, vor allem wegen der Heirat mit Anna von Habsburg – so kam es zu einer stärkeren Betonung von Verwandtschaft und Freundschaft – und wegen des Strebens des polnischen Königs nach der schwedischen Krone: Serenissimo et excellentissimo principi et domino Rudolpho divina favente clementia electo Romanorum imperatori semper augusto ac Germaniae, Ungariae, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae, Sclavoniae etc. regi infanti Hispaniarum, archiduci Austriae, duci Burgundiae, Stiriae, Carinthiae, Carniolae, Virtembergae etc. comoti Tirolis cognato vicino et amico carissimo Sigismundus tertius Dei gratia rex Poloniae, magnus dux Lithuaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiae, Livoniaeque nec non Regni Sueciae haereditarius rex. Salutem et mutui continuum incrementum. Serenissime et excellentissime princeps, domine amice cognate, affinis vicineque noster carissime.28
Sigismund III. behielt in der „intitulatio“ den erblichen Titel des Königs der Schweden, Goten und Vandalen bei – auch nach seiner Entthronung durch den Riksdag 1599 und der Krönung von Karl IX., später dann Gustav II. Adolf, 27 28
Sigismund Wasa an Rudolf II., Danzig 17.10.1587, HVHA I/1, Nr. 1, S. 209–211. Sigismund III. an Rudolf II., Warschau 2.7.1593, HVHA I/1, Nr. 50, S. 289 f.
80
Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
und demonstrierte damit bis zu seinem Tod seine vollen Anrechte auf den Thron in Stockholm. Als der Kaiser auf den ersten Brief von Wasa antwortete, konnte er die Formel immer noch anwenden, ohne das Protokoll zu verletzen: Wir Rudolf der ander etc. empieten dem durchleuchtigen fürsten, herrn Sigismundo, der Schweden, Gothen und Wenden angeseztem könig etc., unserm besonderm lieben freundt, ohaim und schwager, unser freundtschafft, lieb und alles guets29.
Es hat den Anschein, dass die schriftliche Etikette den Kaiser nicht dazu verpflichtete, Sigismund mit „gewählter König“ zu betiteln – die verwendeten Formulierungen deuten auf eine freundliche Haltung ihm gegenüber und auf die Bereitschaft hin, über den polnischen Thron zu verhandeln. Dies findet in der „narratio“ seine Bestätigung, in der Rudolf II. an den Wasa appelliert, seine Ansprüche auf den polnischen Thron zurückzuziehen, da es Erzherzog Maximilian war, der rechtmäßig zum König von Polen gewählt worden war. Die Krönung Sigismunds III. veränderte die epistoläre Situation des gesamten Hauses Habsburg grundlegend, denn der Gebrauch von „rex Poloniae“ in der Begrüßungsformel hätte die Anerkennung und Legitimierung des Wasas als polnischem König bedeutet. Daher gab es von Januar 1588 bis Mai 1589 keinen Briefwechsel zwischen Sigismund III. und den Habsburgern. Der im März 1589 geschlossene Friedensvertrag von Bytom und Będzin war ein großer Erfolg für Sigismund III. und eine empfindliche Niederlage der Habsburger. Erst als der Ratifizierungsprozess, der in der Anlage ausführlich beschrieben ist, in Gang kam, war der Kaiser im Mai gezwungen, einen Brief an den polnischen König zu richten. Trotz des Nachrichtenaustausches zwischen Krakau und Prag und der Beeidigung des Traktates durch die Habsburger kam es, mit Ausnahme Erzherzog Maximilians und Philipps II., damals zu keiner grundlegenden Änderung der epistolären Beziehungen. Erst durch die Tatsache, dass die Verhandlungen Sigismunds mit Erzherzog Ernst über die Übertragung der polnischen Krone auf Letzteren vorankamen und dadurch bedingt, dass der polnische König im Februar 1590 eine Reihe von Briefen über die Ratifizierung des Vertrags durch Maximilian an den Kaiser und die Erzherzöge sandte, belebte sich der Schriftverkehr deutlich.30 Der älteste bekannte Brief, in dem Sigismund III. als König von Polen bezeichnet wird, ist in diesem Zusammenhang ein Brief Erzherzog Ferdinands II. von Tirol vom 22. März 1590:
29 30
Rudolf II. an Sigismund Wasa, Prag 9.11.1588, HVHA I/1, Nr. 4, S. 216–218. Sigismund III. an Kaiser Rudolf II., Erzherzog Ernst und Karl II. von Tirol, Warschau 7.2.1590, HVHA I/1, Nr. 9–11, S. 229–233.
Briefwechsel von Sigismund III. Wasa mit dem Haus Österreich
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Serenissimo principi domino Sigismundo tertio regi Poloniae domino consanguineo nostro charissimo. Nos Ferdinandus Dei gratia archidux Austriae, dux Burgundiae etc., comes Tyrolis etc. salutem et paratissimorum officiorum nostrorum commendationem.31
Diese Formel, mit welcher der Brief eröffnet wurde, kann nur als quasi-richtig angesehen werden, da darin keine anderen Titel des Herrschers außerhalb des „rex Poloniae“ erwähnt wurden. Das „benevolentio“ ist kurz und unterkühlt, die Begrüßung wird mit einem Wort ausgedrückt, und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit lediglich signalisiert. Nichtsdestotrotz war dieser Brief eine Ankündigung von Änderungen im epistolographischen Protokoll des Frühjahrs 1590, als die Beziehungen zwischen Sigismund III. und den Habsburgern in die erste Phase der Normalisierung traten. Eine weitaus kunstvollere Formel, die der Etikette für Briefe vollständig entspricht, wurde von Kaiser Rudolf II. in seinem Brief vom 2. April angeführt: Rudolphus II divina favente clementia electus Romanorum imperator semper augustus ac Germaniae, Hungariae, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae, Sclavoniae etc. rex, archidux Austriae, dux Burgundiae, Stiriae, Carintiae, Carniolae, Wirtembergae etc. comes Tirolis etc. Serenissimo principi domino Sigismundo III regi Poloniae, designato Sueciae, magno duci Lithuaniae, ac Russiae, Masoviae, Samogitiaequa, domino cognato vicino et amico nostro charissimo salutem ac mutuam benevolentiam. Serenissime princeps vicine charissime.32
Der Brief enthält bereits alle unverzichtbaren Elemente. Die „intitulatio“ gibt die wichtigsten Attribute an, die Sigismund III. definieren: König von Polen, Großherzog von Litauen und Thronfolger von Schweden. In seiner Begrüßung und in seinem Grußwort behandelt der Kaiser den Vertreter der Wasa als vollwertigen Herrscher und Mitglied der europäischen Königsfamilie. Nachdem Sigismund III. 1594 den Erbthron in Stockholm übernommen hatte, führten die Habsburger die Betitelung „rex Sueciae“ oder „Suecorum, Gottorum, Vandalorumque rex“ ein. Die familiären und politischen Bindungen führten dazu, dass trotz der Entthronung Sigismunds III. in Schweden 1599 die nächsten Kaiser, Könige von Spanien und Erzherzöge in ihrer Korrespondenz mit ihm weiterhin den Titel „rex Sueciae“ verwendeten, was wichtig war, weil damit die Rechte der polnischen Wasa an der schwedischen Krone international bestätigt wurden. Hierfür steht beispielhaft die Eröffnungsformel des Briefes von Kaiser Ferdinand II. aus dem Jahr 1625: 31 32
Ferdinand II. von Tirol an Sigismund III., Innsbruck 22.3.1590, HVHA I/1, Nr. 12, S. 234. Rudolf II. an Sigismund III., Prag 2.4.1590, HVHA I/1, Nr. 14, S. 236.
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Tomasz Poznański / Ryszard Skowron Ferdinandus secundus Dei gratia electus Romanorum imperator semper augustus ac Germaniae, Hungariae, Bohemiae, Dalmatiae, Croatiae et Sclavoniae rex, archidux Austriae, dux Burgundiae, marchio Moraviae, Lucemburgensis et Silesiae dux, Lusatiaeque marchio. Serenissimo principi ac domino Sigismundo tertio regi Poloniae et Sueciae, magno duci Lithuaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiaeque cognato affini et vicino nostro carissimo, salutem et mutui amoris continuum incrementum. Serenissime princeps, cognate affinis et vicine carissime.33
In seiner Korrespondenz mit dem Erzherzog und den Spanischen Infanten setzte Sigismund III. gemäß den Vorgaben der Etikette und des Gewichtes seinen Namen und seine Titel an die erste Stelle, und in der „inscriptio“, gemäß der Etikette, deren Titel und dann die „benevolentio“: Sigismundus III Dei gratia rex Poloniae, Sueciae, Gottiae, Vandaliae, magnus dux Lithuaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiae, Livoniae et Finlandiae. Serenissime principi domino Ernesto Dei gratia archiduci Austriae, duci Burgundiae, comiti Tirolis, Provinciarum Belgicarum gubernatori et capitaneo generali, affini et cognato carissimo salutem, benevolentiam et mutui amoris atque omnis felicitatis continuum incrementum.34
Nur die „salutatio“ in den Briefen an die Könige von Spanien, in denen sie zuerst erwähnt wurden, wich von diesem Prinzip ab, und so erkannte und respektierte Sigismund III. deren höhere Stellung. Die feindselige Haltung Philipps II. gegenüber dem Wasa, sein Versäumnis, den Vertrag von 1589 zu beeidigen und seine mangelnde Reaktion auf dessen Briefe hatten keinen Einfluss auf die Eröffnungsformel. Der König von Polen räumte ihm dem Vorrang ein und verwendete den Titel und die Grußformel gemäß dem geltenden Protokoll: Serenissimo Principi Domino Philippo, Hispaniarum Catholico ac utriusque Siciliae, Hierusalem, Ungariae, Dalmatiae, Croatiae Regi, Archiduci Austriae, Duci Burgundiae, Lotaringiae, Brabantiae et caetera, Comiti Habsburgi, Flandriae, Tyrolis et caetera, amico et cognato nostro carissimo, Sigismundus Tertius Dei gratia Rex Poloniae, Magnus Dux Lithuaniae, Russiae, Prussiae, Masoviae, Samogitiae, Livoniaeque et caetera, necnon Regni Sueciae proximus haeres et futurus Rex salutem et fraterni amoris atque omnis felicitatis continuum incrementum35.
33 34 35
Ferdinand II. an Sigismund III., Wien 17.3.1625, Riksarkivet Stockholm (weiter: RAS), Extranea IX, Polen 89. Sigismund III. an Erzherzog Ernst, Stockholm 15.7.1594, HVHA I/1, Nr. 56, S. 296. Sigismund III. an Philipp II., Stockholm 15.7.1594, HVHA I/1, Nr. 57, S. 295.
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In der „inscriptio“ von Philipp II. und seinen Nachfolgern verwendete Sigismund III. auch den Titel „Rex Catholicus“, wobei er nicht einzelnen Briefen wiederum nicht verwendet wird. Die polnische Königliche Kanzlei war sich der Bedeutung der religiösen Titel, die die Päpste den einzelnen Herrschern Europas verliehen, durchaus bewusst. Ihre Auslassung in der Begrüßungsformel könnte eine negative Einstellung gegenüber dem Empfänger des Briefes als Ergebnis ständiger Beurteilungen oder aktueller politischer Aktionen bedeutet haben. Dies wird durch den Briefwechsel zwischen Sigismund III. und Königin Elisabeth I. deutlich. Der polnische König verzichtete bewusst auf den Titel, der den Königen von England zusteht: „fidei defensor“. Im Jahr 1590 machte der englische Diplomat Christopher Parkins während eines PolenBesuches den König darauf aufmerksam: Fausta atque foelicia omnia Sacrae Maiestati Vestrae reverenter precor atque obsecro, ut haec que a me pro Serenissimae Reginae Dominae meae Clementis mae dignitate scribenda fuerunt bonam in partem accipiat. Serenissimus Divinae memoriae Rex Staphanus nunquam permisit Cancelariae Poloniae ut se Judicem aut aliorum Ministrorum in iis faceret quae ad Serenissimae Reginae Dominae meae titulos pertinent ac prionde sicut omnes Antecessores et alli omnes Principes (apertis hostibus tantum exceptis) literis ad Serenissimam Reginam datis consuetum titulum Defensatricis Fidei semper inscribi voluit36.
Und trotz Parkins’ Ermahnung wird Sigismund III. diesen Titel bis ans Lebensende von Elisabeth I. in Briefen an sie nicht erwähnen. Es war also eine bewusste und absichtliche Handlung des polnischen Königs und nicht etwa mit dem in der Kanzlei herrschenden Usus verbunden. Der Hauptgrund, auf den Titel eines „Verteidigers des Glaubens“ zu verzichten, war der Krieg, den England mit Philipp II. führte, dessen Freundschaft das Haus Wasa so sehr anstrebte. Nachdem Jakob I. den Thron bestieg, wurde hingegen der Titel „fidei defensor“ in der „inscriptio“ der Briefe des polnischen Hofes wieder verwendet37. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal der „salutatio“ und der unten diskutierten Abschiedsformeln in den Briefen Sigismunds III. an die spanischen Herrscher im Vergleich zur Korrespondenz mit anderen Mitgliedern des Hauses Österreich war die Verwendung des Begriffs Bruder („frater“) beziehungsweise 36 37
Christopher Parkins an Sigimund III., Warschau 16.1.1591, The National Archives Kew, Secretaries of State, SP 88/1, f. 156. Korrespondenz Sigismunds III. mit Elisabeth I. und Jakob II. in The National Archives Kew, Secretaries of State, SP 88/1,88/2, 88/3 sowie Res Polonicae Elisabetha I Angliae regnante conscriptea. Ex Archivis Publicis Londoniarum. Ed. Charles H. Talbot, Romae 1961 und Res Polonicae Jacobo II Angliae regnante conscriptea. Ex Archivis Publicis Londoniarum. Ed. Charles H. Talbot. Romae 1962 (Elementa ad Fontium Editiones 4 und 6).
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des Adjektivs „fraternitus“. Dieser Begriff in den Begrüßungsformeln und Subskriptionen spiegelt den königlichen Status und die Gleichberechtigung der gekrönten Herrscher wider, nicht den Grad der Verwandtschaft. Sowohl Philipp III. als auch Philipp IV. verwendeten diese Wortgruppen in Briefen an den polnischen König, zum Beispiel: „fratri et affini nostro carissimo salutem et omne bonum“38 Wendungen wie „fratri noster carissime, fraterni amoris oder Vestre bonus frater“ wurden in den Briefen Sigismunds III. an die Könige von England, Frankreich oder Dänemark verwendet, jedoch nicht an die Erzherzöge, die Kurfürsten und die Reichsfürsten. Der in der Korrespondenz zwischen den gekrönten Herrschern übliche Hinweis auf die Brüderlichkeit findet sich jedoch nicht in den Briefen, die 1611 bis 1612 zwischen Sigismund III. und dem damaligen König Matthias II. von Böhmen und Ungarn ausgetauscht wurden. Die historische, literarische und sprachwissenschaftliche Forschung über die Korrespondenz der Frühen Neuzeit, die sich seit einem Vierteljahrhundert intensiv entwickelt, hat den Brieferöffnungsformeln besondere Aufmerksamkeit geschenkt, den Schlussformeln hingegen, die die Natur der zwischenmenschlichen Interaktionen und der Machthierarchien gleichfalls offenbaren, viel weniger Platz eingeräumt.39 Bei der Arbeit an der Korrespondenz der Wasa und der Habsburger haben wir den Kanon der Schlussformel („clasula“) nach den von Justus Lipsius entwickelten Prinzipien der „ars epistolandi“ übernommen. Er unterschied dabei fünf Elemente, bestehend aus der „clausula: valedictio, loci adjectio, temporis, subscriptio, superscriptio“40. An dieser Stelle werden wir nur auf die beiden letzten Elemente eingehen, die einen Brief abschließen, nämlich die Subskription und die Unterschrift. Diese beiden Komponenten können dabei anhand der Originalbriefe und in Einzelfällen auch anhand anderer Kanzleiquellen untersucht werden, da sowohl die polnische als auch die habsburgische Kanzlei bei der Erstellung von Protokollen oder Kopien der ein- und ausgehenden Briefe nur sehr selten ihre Subskriptionen mit einbezogen. Auch Subskriptionen und bisweilen gar Unterschriften spiegeln einen Spannungszustand wider und zeigen den mehr als zehn Jahre dauernden Normalisierungsprozess in den Beziehungen zwischen Sigismund III. und 38 39
40
HVHA I/1, Nr. 382, S. 782. Formeln für den Briefabschluss vgl. Janet Gurkin Altman: Epistolarity: Approaches to a Form. Ohio State University Press 1982, S. 143–165; Polina Shanyukova: Closing Formulae and Transmission of Cultural Values. Samuel Richardson’s „Letters Written to and for Particular Friends“ (1741), in: Status Quaestionis. Lenguage, Text, Culture 13 (2017), S. 56–90. Iusti Lipsii Epistolica institutio, excepta et dictenis eius ore anno [M].D.LXXXVII. Adiunctum est Demetrii Phalerei eiusdem argumenti scriptum. Antverpiae 1605.
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den Habsburgern. Ihr emotionaler Wert wie auch ihre höfliche Aussagekraft sind jedoch viel geringer. Das Weglassen einer Subskription hat eine andere Bedeutung als das Weglassen bestimmter Elemente in der Anrede, wie z. B. „rex Sueciae“ oder „frater“. Sie kann als Ausdruck der Unzufriedenheit in den Beziehungen zwischen den Korrespondenten gesehen werden. Im ersten Brief, den Sigismund als gewählter König im Oktober 1587 an den Kaiser richtete, ist keine Subskription zu finden.41 Allerdings erscheint eine solche bereits im ersten Brief, der nach der Krönung vom 7. Januar 1588 verfasst wurde, und entspricht den Anforderungen der Etikette: „Eiusdem Maiestatis Vestrae/Bonus cognatus/ Sigismundus Rex“42. Die im Brief des designierten Königs an Erzherzog Maximilian enthaltene Subskription gegenüber den Wasa war freundlich und in Übereinstimmung mit der Konvention: „Dilectionis Vestrae bonus cognatus et amicus“, bei der Unterschrift: „Maximilianus Dei gratia electus rex Poloniae, magnus dux Lituaniae, archidux Austriae“, machte der Erzherzog allerdings deutlich, dass diese Freundschaft wohl nur erhalten bleibt, wenn Sigismund seine Rechte auf den polnischen Thron anerkennt43. Die wenigen Briefe, die zwischen 1588 und 1589 zwischen den Wasa und den Habsburgern ausgetauscht wurden, liefern keine ausreichenden Daten für die Analyse von Schlussformeln. Nach der ersten Subskription, die in einem Brief Sigismunds III. an Kaiser Rudolf II. vom Januar 1588 enthalten war, erschien die nächste erst in einem Brief vom 26. April 159044, als der König nach der Mission von Daniel Prinz begann, die Habsburger unter Druck zu setzen, um die Beeidigung des Traktats von Bytom und Będzin durch Erzherzog Maximilian herbeizuführen. Durch Auslassung von „eiusdem“ war seine Formel identisch mit der ersten, und sie wurde auch in einem Brief vom Januar des folgenden Jahres im Zusammenhang mit der Mission von Andreas von Jarin und Richard Stren am polnischen Hof wiederholt.45 Die damals verwendete Subskription in dem Brief an Ernst mit dem Wortlaut: „Serenitatis Vestrae consanguineus et amicus benevolus et addictissimus“ bestätigt die enge Beziehung zwischen dem König und dem Erzherzog46. Im Frühling 1590 erscheint die Subskription auch in der Korrespondenz der Erzherzöge an die Wasa – Ernst beendete seinen Brief mit 41 42 43 44 45 46
Sigismund Wasa an Rudolf II., Danzig 17.10.1587, HVHA I/1,Nr.1, S. 211. Sigismund Wasa an Rudolf II., Danzig 17.10.1587, HVHA I/1, Nr. 6, S. 225. Erzherzog Maximilian an Sigismund Wasa, Mogiła 23.10.1587, HVHA I/1 Nr. 2, S. 213. Sigismund III. an Rudolf II., Warschau 26.4.1590, HVHA I/1, Nr. 18, S. 242. Sigismund III. an Rudolf II., Warschau 19.1.1591, HVHA I/1, Nr. 23, S. 247. Sigismund III. an Erzherzog Ernst, Warschau 26.1.1591, HVHA I/1, Nr. 24, S. 248. Zu Geheimverhandlungen zwischen dem König und Erzherzog Ernst siehe Barwicka, Od wrogości, S. 292–320.
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folgender Subskription: „Eiusdem Serenitatis Vestrae bonus consanguineus“47, Erzherzog Karl II. von der Steiermark „Eius Serenissimae Celsitudinis Vestrae consanguineus addictissimus“48, und Matthias „Serenitatis Vestrae bonus amicus et consanguineus“49. Das Fehlen von Briefen der Erzherzöge an Sigismund III. aus den Jahren 1591 bis 1597 lässt keine Aussage darüber zu, inwieweit es sich um eine dauerhafte Veränderung handelte, die nicht aus dem Plan, den polnischen Thron an Erzherzog Ernst abzutreten, oder aus der immer realistischer werdenden Möglichkeit, Erzherzogin Anna mit dem Wasa zu verheiraten, resultierte. Die Subskriptionen, die sich in den Briefen des polnischen Königs von 1590 bis 1591 finden, wurden in den folgenden sechs Jahren der Korrespondenz mit dem Kaiser und Philipp II. nicht verwendet. Ihr Fehlen scheint auf die Unzufriedenheit des Königs mit Maximilians Versäumnis, den Vertrag zu ratifizieren, hinzudeuten, könnte aber auch eine Reaktion auf die fehlenden Subskriptionen in den Briefen Rudolfs II. an Sigismund III. gewesen sein. Rückmeldungen oder Anzeichen der Gegenseitigkeit, so wie es die Etikette vorschreibt, gab es, als der König in seinen Briefen eine Subskription einführte, auf Seiten des Kaisers nicht. Die Formeln, welche die Briefe abschließen, zeigen gut, dass trotz der Hochzeit von Sigismund III. und der Erzherzogin die Spannungen in den Beziehungen zum Kaiser anhielten, und obwohl der Hauptgrund dafür der Fall Erzherzog Maximilians war, lässt sich auch die Situation in Moldawien und Siebenbürgen anführen. Der lange Krieg und die energischen Bemühungen von Papst Clemens VIII., eine antitürkische Liga zu gründen, führten dazu, dass das Haus Wasa 1597 am kaiserlichen und Madrider Hof erneute Anstrengungen unternahm, um den habsburgischen Ratifizierungsprozess des Traktats von Bytom und Będzin abzuschließen. Wahrscheinlich – um seinen guten Willen zu unterstreichen – begann er, in seinen Briefen an den Kaiser die Subskription aufzunehmen, die in der Regel so lautete: „Serenissimae Maiestatis Vestrae bonus cognatus“50, und in einem Brief an den spanischen König: „Eiusdem Serenitatis Vestrae bonus frater“51. Verschiedene Varianten, so etwa „Maiestatis Vestrae bonus frater consanguineus et affinis“, verwendete er in Briefen an Philipp III. und Philipp IV.52 Nach der Ratifizierung des Vertrags von Bytom und Będzin durch Erzherzog Maximilian und Philipp II. im Jahr 1598 wurden die Subskriptionen 47 48 49 50 51 52
Erzherzog Ernst an Sigismund III., Prag 27.3.1590, HVHA I/1, Nr. 13, S. 235. Erzherzog Karl II. von Tirol an Sigismund III., Graz 3.4.1590, HVHA I/1, Nr. 15, S. 237. Erzherzog Matthias an Sigismund III., Wien 9.4.1590, HVHA I/1, Nr. 17, S. 240 f. Sigismund III. an Rudolf II., Warschau 25,5.1597, HVHA I/1, Nr. 75, S. 323–324 Sigismund III. an Philipp II., 24.2.1597, Archivo General de Simancas: E. 618, f. 38. Vgl. Briefe veröffentlicht in HVHA I/1.
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zu einem ständigen, wenn auch nicht immer konsequent vorkommenden Element in den Briefen an die Habsburger. Kaiser Rudolf II. reagierte mit großer Verspätung auf die in den Briefen des polnischen Königs enthaltenen Änderungen in der Schlussformel. Denn erst 1600 begannen seine Briefe systematisch die Subskription „Serenitatis Vestrae bonus cognatus“ zu enthalten53. Dieser Wandel in der Haltung des Kaisers wurde wahrscheinlich durch mehrere Faktoren beeinflusst. Die wichtigsten davon waren wohl die Bemühungen Maria von Bayerns, Sigismund III. wieder mit einer ihrer Töchter zu verheiraten und das Verhältnis der Wasa zur spanischen Linie des Hauses Österreich zu normalisieren, wovon der König 1600 den besten Beweis erhielt: den Orden vom Goldenen Vlies.54 Von diesem Moment an wird die Subskription zu einem festen Bestandteil des Briefwechsels zwischen Sigismund III. und den Habsburgern. Die oben vorgestellten Subskriptionen weisen eine starke Konventionalisierung auf. Sie enthalten, in Einklang mit der Stellung und der Etikette, die Titel des Adressaten, die in zwei Formeln gefasst werden können: „Maiestatis Vestra“ für den Kaiser und die Könige und „Serenitatis Vestrae“ für den Erzherzog. Auch die Begriffe und Epitheta in den Subskriptionen, die die Beziehung zwischen Empfänger und Absender charakterisieren, beschränken sich auf einige wenige grundlegende und standardisierte Formeln: „bonus cognatus, bonus affinis, bonus cognatus et affinis, bonus frater et affinis“ (nur an Könige), und nur in Einzelfällen sind sie etwas ausführlicher: „benevolus consanguineus affinis et amicus“ oder „ad servitia paratissimus et fidelis affinis“55. Der offizielle Charakter der Briefe und die starren Formeln haben keine große emotionale Aufladung, was eine genauere Beobachtung der Beziehung zwischen Absender und Empfänger nicht zulässt. Allerdings können die Schlussformeln manchmal einen gewissen Spannungszustand signalisieren, wie am Beispiel „fraternitas“ erkennbar wurde. Die Korrespondenz Sigismunds III. mit den Habsburgern zeigt die Bedeutung von Subskriptionen. Deren Fehlen etwa deutet auf das Vorliegen gewisser Irritationen zwischen den Parteien hin. Die Korrektheit in der Verwendung von Subskription kann nur durch Beobachtung in längeren Zeitabschnitten, durch vergleichende Studien der mit anderen Herrschern ausgetauschten Briefe und durch Zugang vor allem zu den Originalbriefen oder vollständigen Kopien davon nachgewiesen werden. 53 54 55
Rudolf II. an Sigismund III., Pilsen 3.6.1600, AGAD, Teki Naruszewicza 9, Blatt 98r-98v. Ryszard Skowron: Order Złotego Runa i jego polscy kawalerowie, in: Filip Wolański/Robet Kołodziej (Hg.): Staropolski ogląd świata. Rzeczpospolita między okcydentalizmem a orientalizacją. Przestrzeń wyobrażeń. T.1. Toruń 2009, S. 213–232, hier 227–233. Die letzte dieser Phrasen verwendete Erzherzog Leopold V. in seinem Brief an Sigismund III., Innsbruck 15.7.1624 w RAS Extranea IX, Polen 90.
88 6.
Tomasz Poznański / Ryszard Skowron
Fazit
Die Analyse einiger ausgewählter Fragen zur Korrespondenz zwischen den Wasa und den Habsburgern zeigt, wie wichtig Briefe nicht nur für das Verstehen der politischen und familiären Beziehungen beider Dynastien sind, sondern auch für die Rekonstruktion der Kommunikationswege zwischen den europäischen Höfen. Die Analyse der epistolographischen Interaktionen, die in den Briefen enthaltenen sprachlichen Formeln und Höflichkeitsstrategien, belegt die Art der Bindungen zwischen den Korrespondenten. Die Anzahl der Briefe und die Formen der Briefe sind zwar stark konventionalisiert, deren genauere Analyse vermag jedoch Spannungen in den Beziehungen zwischen Sigismund III. und der Familie Habsburg nachzuzeichnen. Die formalen Merkmale der Briefe und ihre Eröffnungs- und Schlussformeln verdeutlichen und bestätigen, dass der Prozess der Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Dynastien mehr als ein Jahrzehnt dauerte und erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts seinen Abschluss fand.
Abb. 3.1
Korrespondenznetzwerke zwischen den Wasen und Habsburgern.
Teil II Höfische Akteure
Die Habsburger Fraktion am Hofe Sigismunds III. – Personen und Interessen Aleksandra Barwicka-Makula Im Allgemeinen gilt Sigismund III. Wasa als prohabsburgischer Herrscher1, allerdings sind die Motive der pro-österreichischen Haltung des Königs in der Außenpolitik nur selten Gegenstand historischer Analysen. Ähnlich oft wird von den habsburgischen Einflüssen auf den Hof des ersten Wasa gesprochen2, ohne dabei konkrete Beispiele zu nennen oder auf entsprechendes politisches Handeln zu verweisen. Fast völlig außerhalb des Interesses polnischer Historiker bleiben dabei auch konkret handelnde Personen, die beim König prohabsburgische Sympathien weckten und festigten oder ihm in diesem Geiste beratend zur Seite standen. Der vorliegende Aufsatz hat zum Ziel, auf die Existenz einer Personengruppe im Gefolge Sigismunds III. hinzuweisen, die eindeutig pro-österreichische Tendenzen aufwies und Kontakte zu Vertretern des Hauses Habsburg unterhielt – im Folgenden zweckdienlich als „Habsburger Fraktion“ bezeichnet, und damit zugleich einige neue Forschungsperspektiven zu skizzieren. Der diesem Aufsatz zur Verfügung stehende Raum erlaubt es nicht, die aufgeworfene Fragestellung für einen längeren Zeitraum – beispielsweise für die komplette, 45 Jahre andauernde Herrschaft Sigismunds III. – zu analysieren, weshalb sich die Analyse auf das erste Jahrzehnt seiner Herrschaft in Polen-Litauen konzentriert. Dabei stellt das Jahr 1598 eine wichtige Zäsur dar, auch für den König persönlich, der am 19. Mai 1598 sein erstes Testament niederschrieb3. Dieses Jahr, in dem seine erste Frau, Königin Anna, starb und seine schwedischen Untertanen aufbegehrten, eröffnete zweifelsohne die Reifephase der Herrschaft von Sigismund III. Die Eingrenzung der Thematik auf die Personengruppe, die unmittelbar mit dem Hof des ersten Wasa-Königs Polen-Litauens in Verbindung stand, resultiert aus der Überzeugung, dass ein genauerer Blick auf dieses informelle Milieu 1 Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. 4 Bde. Wien 2009, hier Bd. 2, S. 724–726; Lepszy, Kazimierz: Rzeczpospolita Polska w dobie sejmu inkwizycyjnego (1589–1592). Kraków 1939, S. VII. 2 Lechicki, Czesław: Mecenat Zygmunta III i życie umysłowe na jego dworze, Warszawa 1932, S. 148–149; Ochmann-Staniszewska, Stefania: Dynastia Wazów w Polsce. Warszawa 2006, S. 263–264. 3 Kaczorowski, Włodzimierz u.a. (Hg.): Testamenty Zygmunta III Wazy. Opole 2013, S. 29–52.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_005
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Aleksandra Barwicka-Makula
auch in Bezug auf die Frage der Wahrnehmung des Hofes als Institution, die sowohl Machtinstrument als auch politische Basis des Königs darstellte, interessante Erkenntnisse erbringen kann. Die für den vorliegenden Text gesondert betrachtete Habsburger Fraktion stellte im Wesentlichen einen Teil eines größeren Ganzen dar – des regalistischen Lagers (der Hoffraktion)4 oder eines Kreises von Vertrauten (Favoriten und Günstlinge des Monarchen)5. Die königliche politische Basis war nicht homogen, es kam zu Auseinandersetzungen innerhalb der Fraktion, es wurde um Ämter und Krongüter gerungen. Die Regalisten waren häufig freundschaftlich verbandelt, miteinander verwandt oder verschwägert und zeigten sich gegenüber dem Monarchen stets respektvoll. Dabei akzeptierten sie die grundlegenden Eckpunkte des königlichen politischen Programmes. Der Aufbau einer treu ergebenen Fraktion war ein langwieriger Prozess, dennoch fanden sich während der Herrschaftszeit von Sigismund III. unter den engen Mitarbeitern des Königs stets Personen mit einer starken pro-habsburgischen Einstellung. 4 Leider existiert keine Arbeit, die sich mit der Tätigkeit des regalistischen Lagers während der Herrschaftszeit Sigismunds III. Wasa umfassend auseinandersetzt. Es gibt lediglich einige Aufsätze zur politischen Aktivität der Regalisten während des Zebrzydowski-Aufstandes und in den Jahren von 1620 bis 1632 sowie eine Monografie zur Organisation und Aktivität des königlichen Lagers im Großfürstentum Litauen zwischen 1603 und 1621. Siehe Cynarski, Stanisław: Stronnictwo królewskie w dobie rokoszu Zebrzydowskiego (próba charakterystyki), in: Małopolskie Studia Historyczne 8.3/4 (30/31) (1965), S. 3–24; Klimek, Przemysław: Regaliści w latach 1620–1632. Próba charakterystyki stronnictwa Zygmunta III Wazy na podstawie układów towarzysko-protekcyjnych, in: Studia Historyczne 51.2 (2008), S. 135–151; Żojdź, Karol: Wszyscy ludzie króla. Zygmunt III Waza i jego stronnicy w Wielkim Księstwie Litewskim w pierwszych dekadach XVII wieku. Toruń 2019. Eine Arbeit zu den Regalisten während der ersten Jahre der Herrschaft von Sigismund III. stellt ein Desiderat dar. Wesentlich besser präsentiert sich der Wissensstand bezüglich der Magnatenfraktionen. In den bisherigen Arbeiten wurde versucht, ihre personelle Zusammensetzung, die Beziehungen zwischen dem Anführer und den Untergebenen, die Mechanismen ihrer Entstehung, ihre Funktionsweise auf lokaler, allgemeinstaatlicher und sogar internationaler Ebene zu rekonstruieren. Es wurde untersucht, ob es sich um dauerhafte Strukturen handelte und welchen Zielen sie dienten. Siehe Litwin, Henryk: Fakcje magnackie na Kijowszczyźnie 1569–1648, in: Jerzy Urwanowicz (Hg.): Władza i prestiż. Magnateria Rzeczypospolitej w XVI–XVIII wieku. Białystok 2003, S. 47–70; Rachuba, Andrzej: Fakcja Lwa Sapiehy – zarys problematyki, in: Bogdan Rok/Jerzy Maroń (Hg.): Między Lwowem a Wrocławiem. Księga jubileuszowa Profesora Krystyna Matwijowskiego. Toruń 2006, S. 503–511; Tygielski, Wojciech: Stronnictwo, które nie mogło przegrać, in: Przegląd Historyczny 76.2 (1985), S. 207–231; Wisner, Henryk: Kilka uwag o stronnictwie wojewody wileńskiego Krzysztofa Radziwiłła (1585–1640), in: Zapiski Historyczne 62.4 (1997), S. 29–43. 5 Anusik, Zbigniew: Kariery ulubieńców Zygmunta III. Rola polityki nominacyjnej króla w kreowaniu elity władzy w Rzeczypospolitej w latach 1587–1632, in: Mariusz Markiewicz/ Ryszard Skowron (Hg.): Faworyci i opozycjoniści. Król a elity polityczne w Rzeczypospolitej XV–XVIII wieku. Kraków 2006, S. 215–244.
Die Habsburger Fraktion am Hofe Sigismunds III.
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Eine andere Kategorisierung des Umfeldes Sigismunds III. nahm Walter Leitsch vor. Bei seiner Analyse der Herrschaft des Wasa-Königs benutzte er konsequent den Begriff Vertrauensperson.6 Damit schuf er eine soziale Kategorie, die wesentlich weiter griff, als diejenige der königlichen Favoriten oder Unterstützers, und die neben einflussreichen Personen auch jene einschloss, die Vertrauen genossen, aber lediglich als Instrument zur Durchführung vertraulicher Missionen dienten. Daher fanden sich in diesem Kreis neben den wichtigsten Würdenträgern auch solche Personen, die dem Kleinadel entstammten. Leitsch war sich dessen bewusst, dass Abstufungen des königlichen Vertrauens existierten, daher unterteilte er die analysierte, 48 Personen zählende Gruppe in acht Kategorien (innerer Kreis, hohe höfische Beamte, geistliche Kanzler und Unterkanzler, weltliche Senatoren, geistliche Senatoren, Sekretäre und Höflinge, mit dem Hof der Königin verbundene Personen und Ausländer). Er bemerkte überdies, der Weg zum Erlangen des Vertrauens des Monarchen führe über die Annahme einer bedingungslos loyalen Haltung und überdies auch über gute Deutschkenntnisse, die Liebe zur Musik und zu den plastischen Künsten sowie Kontakte zum Haus Österreich, das Möglichkeiten für geheime Diplomatie schuf. 1.
Einleitende Bemerkungen
Ohne Zweifel gehörten Anhänger der Habsburger zum engsten Kreis des ersten Wasa-Königs. Einer Präzisierung bedarf allerdings die Frage, ob deren Anwesenheit am Hofe von außen durch die Aktivitäten der kaiserlichen Diplomatie inspiriert war oder das Ergebnis der Personalpolitik des Königs darstellte. Am Hofe Sigismunds III. entstand keine österreichische Fraktion nach dem Muster der facción española, die am Hofe Rudolfs II. existierte7, denn die dafür notwendigen Bedingungen waren nicht gegeben. In der Adelsrepublik gab es keinen ständigen Vertreter des Kaisers. In die Rolle des Schöpfers einer 6 Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1821–1833. 7 Koller, Alexander: La facción española y los nuncios en la corte de Maximiliano II y de Rodolfo II. María de Austria y la confesionalización católica del Imperio, in: José Martínez Millán/ Rubén González Cuerva (Hg.): La Dinastía de los Austria. Las relaciones entre la Monarquía Católica y el Imperio. Bd. 1. Madrid 2011, S. 109–124; Edelmayer, Friedrich: „Manus manum lavat“. Freiherr Wolf Rumpf zum Wielross und Spanien, in: Erwein H. Eltz/Arno Strohmeyer (Hg.): Die Fürstenberger. 800 Jahre Herrschaft und Kultur in Mitteleuropa. Korneuburg 1994, S. 235–252; Marek, Pavel: Patronagepolitik der spanischen Könige Philips II. und Philips III. am Prager Kaiserhof, in: David Schriffl/Niklas Perzi (Hg.): Schlaglichter auf die Geschichte der Böhmischen Länder vom 16. bis 20. Jahrhundert. Ausgewählte Ergebnisse zu den österreichisch-tschechischen Historikertagen 2006–2008. Wien u.a. 2011, S. 37–44.
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habsburgischen Fraktion konnte auch der Apostolische Nuntius, Annibale di Capua, nicht schlüpfen, der aufgrund seiner ostentativen Unterstützung des Erzherzogs Maximilian III. selbst nach der Krönung von Sigismund III. Wasa in den Augen vieler Polen und Litauer kompromittiert war.8 Sein Nachfolger, Germanico Malaspina, zeigte keine derartigen Ambitionen.9 Kaiser Rudolf II. und seinen Nachfolgern gelang es nicht, ein starkes österreichisches Lager, eine Partei oder Fraktion in Polen-Litauen aufzubauen, die den Erfolg des habsburgischen Kandidaten bei der nächsten freien Wahl garantiert hätte. Dieses Ziel vermochten selbst die Eheschließungen Sigismunds III. mit Habsburgerinnen nicht zu realisieren.10 Die Königinnen Anna und Konstanze – Töchter Maria Annas von Innerösterreich, die politisch engagiert war und ein großes politisches Talent besaß – errangen keine politische Selbstständigkeit und unterstützten lediglich die Tätigkeiten ihres Ehemannes. Sie wurden also keinesfalls zu Vertreterinnen der habsburgischen Interessen in Polen-Litauen, zu folgsamen Instrumenten in den Händen des Kaisers und der Erzherzöge. Um sie herum entstand keine Keimzelle einer österreichischen Partei oder Fraktion, sie hielten lediglich die familiären und dynastischen Bande aufrecht, insbesondere die lebendigen Kontakte des polnischen Hofes zur Steiermärkischen Linie der Habsburger.11 Einzig Maria Anna von Innerösterreich gelang es, am polnisch-litauischen Hof ein festes Netz von Korrespondenten aufzubauen12; der Inhalt diverser Briefe belegt, dass der Kreis der Sympathisanten des Hauses Österreich bis in das engste Umfeld des Monarchenpaares reichte. Deren Einfluss wurde jedoch durch die königlichen Unterstützer ausgeglichen, die gegenüber den Beziehungen des Monarchen zu den Habsburgern Distanz wahrten oder ihnen gegenüber bisweilen eine kritische Haltung einnahmen.13 Zu unterstreichen ist die Tatsache, dass man sich des Vertrauens von Sigismund III. auch 8 9 10
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Gregorowicz, Dorota: Tiara w grze o koronę. Stolica Apostolska wobec wolnych elekcji w Rzeczypospolitej Obojga Narodów w drugiej połowie XVI wieku. Kraków 2019, S. 165–172. Jaitner, Klaus (Hg.): Die Hauptinstruktionen Clemens’ VIII. Für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen 1592–1605. Bd. 1. Tübingen 1984, S. CCX-CCXIV. Ochmann-Staniszewska, Stefania: Dynastia Wazów w Polsce. Warszawa 2006, S. 172–174; Vocelka, Karl: Polska i Habsburgowie. Polityka małżeńska jako instrument polityczny, in: Habsburżanki na tronie polskim. Katalog wystawy (Warszawa, 6–17 listopada 1996). Warszawa 1996, S. 15–20, hier S. 18–19. Skowron, Ryszard: Budowanie prestiżu królewskiego rodu. Związki rodzinne Wazów z dynastiami europejskimi, in: Studia Europaea Gnesnensia 20 (2019), S. 55–81, hier S. 57–59. Keller, Katrin: Erzherzogin Maria von Innerösterreich (1551–1608). Zwischen Habsburg und Wittelsbach. Wien u.a. 2012, S. 160–165. Anusik, Kariery, S. 217–219.
Die Habsburger Fraktion am Hofe Sigismunds III.
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erfreuen konnte, ohne ein leidenschaftlicher Anhänger der Annäherung an das Haus Österreich zu sein – das beste Beispiel dafür ist die Position des königlichen Predigers und Jesuiten Piotr Skarga.14 Überdies verstärkten nicht alle Anhänger der Habsburger die Reihen der Hofpartei, denn viele von ihnen standen in Opposition zur Herrschaft Sigismunds III. Wasa. In den 1590er Jahren war die Anhängerschaft des gewählten polnischen Königs, Erzherzog Maximilian, weiterhin aktiv und unterhielt lebhafte Kontakte nach Prag und Wien.15 Aus den oben erörterten Gründen habe ich mich dazu entschlossen, die mich interessierende Personengruppe – die beim König pro-österreichische Sympathien wecken und festigen wollte und ihn in diesem Geiste beriet – schlicht Habsburger Fraktion zu nennen. Es ist schwer zu bestimmen, inwieweit der pro-habsburgischen Ausrichtung eine eigenständige Entscheidung des Monarchen vorausging, die seiner katholischen Erziehung und der Absicht, an die Tradition der Zusammenarbeit der Jagiellonen mit den Habsburgern anzuknüpfen, entsprang, und inwieweit sie ein Resultat des beratenden Einflusses der ihn umgebenden Personen und der aus Stockholm kommenden väterlichen Direktiven war.16 Die Mitte 1589 initiierten Verhandlungen Sigismunds III. mit Erzherzog Ernst von Österreich in der Frage der Abtretung des polnischen Thrones zugunsten der Habsburger und die anschließenden Bemühungen des Monarchen um die Hand der Erzherzogin lassen sich mit Sicherheit als Versuch interpretieren, aus dem politischen Schatten herauszutreten, sich aus der Bevormundung des allmächtigen Kanzlers Jan Zamoyski zu befreien und die Initiative und das Steuer über die Außenpolitik der Adelsrepublik zu übernehmen17. Die pro-habsburgische Haltung Sigismunds III. diente als Instrument zum Aufbau eines eigenen politischen Lagers in Anlehnung an die einstigen Unterstützer der Habsburger Kandidatur.18 Aus diesem Grunde müssen die Angehörigen der Habsburger Fraktion am Hof des ersten Wasa-Königs vor allem unter den Anhängern des Erzherzogs Ernst von Österreich gesucht werden – als besonders repräsentative Beispiele für die Einflussnahme Sigismunds III. auf dessen Anhänger sind die weiteren Geschicke des Großmarschalls von 14 15 16 17 18
Kaczorowski, Włodzimierz: Piotr Skarga o wiktorii byczyńskiej, in: Kwartalnik Opolski 34 (1988), S. 64–68. Macůrek, Josef: Diplomatické poslání Jana Duckera v Polsku roku 1591. Přispěvek k dějinám snah rodu habsburského o nabytí koruny polské koncem 16. století. Praha 1930, S. 1–16. Barwicka-Makula, Aleksandra: Od wrogości do przyjaźni. Habsburgowie austriaccy wobec Polski w latach 1587–1592. Katowice 2019, S. 294–296. Ebd., S. 342–343. Ebd., S. 296.
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Litauen, Albrycht Radziwiłł, und des königlichen Schwertträgers Mikołaj Wolski zu nennen.19 Das zweite Milieu, aus dem die Angehörigen der Habsburger Fraktion stammten, waren die Gegner der Politik des Kanzlers Jan Zamoyski, an deren Spitze der Großmarschall der polnischen Krone, Andrzej Opaliński (1540–1593), stand.20 Die Reihen der Habsburger Fraktion wurden auch von den Ausländern am Hof Sigismunds III. verstärkt – zunächst von den Schweden (beispielsweise Gustaf Brahe und Nils Rask),21 anschließend von den Höflingen bzw. Hofdamen Königin Annas (Georg Schiechel und Ursula Meyer).22 Und nicht zuletzt rekrutierten sich die Angehörigen der Fraktion auch aus dem Kreis der königlichen Sekretäre, darunter erfahrene Diplomaten, wie etwa Stanisław Fogelweder, oder königliche Abgesandte, zum Beispiel Jan Secymiński, die Sigismund III. für seine privaten Kontakte mit den Habsburgern nutzte.23 2.
Die Brüder Radziwiłł
Schauen wir uns daher einige der wichtigsten Charaktere innerhalb der Fraktion genauer an. Den Überblick beginnen wir mit dem Großmarschall von Litauen, Albrycht Radziwiłł (* 1558, † 13.07.1592)24, der während des Interregnums nach dem Tod von Stefan Batory seinen Amtspflichten besonders aktiv und gewissenhaft nachging. Er teilte die Sympathien seiner Brüder Mikołaj Krzysztof und Jerzy für die Habsburger Kandidatur von Erzherzog Ernst, gab während des Wahlsejms jedoch keinem der Prätendenten seine Stimme. Vielmehr nahm er eine abwartete Haltung ein. Angesichts des von ihm bekleideten Amtes wollte er sich am Hofe alle Möglichkeiten offenhalten, unabhängig davon, ob der Habsburger Erzherzog Maximilian III. oder Sigismund III. Wasa den polnischen Thron besteigen würde. Im Jahr 1589 gehörte er bereits dem Kreis der engen Berater Sigismunds III. an. Er war ein Anhänger der pro-österreichischen Politik des jungen Wasa. Als einer der wenigen Senatoren war er in die königlichen Pläne zur Ausschlagung der polnischen Krone 19 20 21 22 23 24
Ebd., S. 82–84. Ebd., S. 166–168. Michalewicz, Jerzy: Dwór szwedzki Zygmunta III w latach 1587–1600, in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 11 (1966), S. 161–180, hier S. 167–168. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1833–1834. Leitsch, Leben, Bd. 1, S. 453–475 u. Bd. 3, S. 2063–2071. Kalinowska, Anna: Albrycht Radziwiłł (1558–1592), in: Bogusław Dybaś (Hg.): Polscy dyplomaci w Wiedniu 1515–2015. Polnische Diplomaten in Wien. Wien 2015, S. 52–53; Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1942–1945; Lulewicz, Radziwiłł Albrycht, S. 135–140.
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zugunsten des Erzherzogs Ernst eingeweiht.25 Als glühender Verfechter einer Hochzeit Sigismunds III. mit Anna von Österreich wurde er gemeinsam mit dem Bischof von Kujawien, Hieronim Rozrażewski, zum kaiserlichen Hof entsandt, um die Eheverhandlungen abzuschließen.26 Am 15. Februar 1592 erhielten die Legaten die Beglaubigungsschreiben. Am 13. März kamen sie in Prag an. Die Verhandlungen mit Kaiser Rudolf II. dauerten aufgrund der heiklen Frage der Vereidigung des Vertrags von Bytom (Beuthen) und Będzin durch Erzherzog Maximilian III. mehr als einen Monat. Letztendlich wurde das Abkommen über die Bedingungen zur Eheschließung Sigismunds III. mit Erzherzogin Anna, der Tochter Karls II. Franz von Innerösterreich, am 17. April 1592 unterzeichnet. Anschließend machten sich die polnischen Abgesandten auf den Weg nach Wien, wo am 3. Mai in der Augustinerkirche die Vermählungszeremonie per procura stattfand, bei der Albrycht Radziwiłł den König vertrat. Anschließend begleitete er die königliche Gemahlin nach Krakau. Er nahm auch an der Ehebestätigung und Krönung Anna von Österreichs sowie an den Hochzeitsfeierlichkeiten teil. Kurze Zeit später setzten seine gesundheitlichen Probleme ein und er starb vorzeitig am 13. Juli 1592. Der Tod von Albrycht Radziwiłł war ein schwerer Schlag für Sigismund III. Der König wollte den Großmarschall sogar auf dem Wawel-Schloss bestatten lassen. Gemäß seinem letzten Willen wurde sein Leichnam jedoch nach Wilna gebracht und dort in der St. Johannes-Kirche (Jesuitenkirche) beigesetzt. Der Herrscher nahm jedoch an der Krakauer Trauerfeier teil – die Trauermesse fand in der Bernhardinerkirche statt – und begleitete anschließend den Sarg im Trauerzug durch die ganze Stadt.27 Von der engen Beziehung Albrycht Radziwiłłs und seiner Familie zum Königspaar zeugt die Tatsache, dass Albrychts Frau Anna Kettler Hofmeisterin am Hofe Anna von Österreichs war28. Sie kümmerte sich um die Königstochter Anna Maria, wenn deren Eltern in Schweden weilten. Zudem korrespondierte sie auch mit Maria Anna von Innerösterreich29. Beleg für das dem Geschlecht der Radziwiłł von Seiten des Königs entgegengebrachte Vertrauen war die
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Lulewicz, Henryk: Radziwiłł Albrycht (1558–1592), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 30. Wrocław u.a. 1987, S. 135–140, hier S. 138. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 335–336. Lulewicz, Radziwiłł Albrycht, S. 139. Ders.: Radziwiłłowa Anna (1567–1617), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 30. Wrocław u.a. 1987, S. 383–384. Haus-, Hof- und Staatsarchiv (= HHStA), Wien, Familienkorrespondenz (= FK) 44 / 18, fol. 19–20.
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Ernennung des Bruders des Verstorbenen, Stanisław30, zum Großmarschall von Litauen. Allerdings erfüllte Stanisław die in ihn gesetzten königlichen Hoffnungen nicht – er zeigte weder größere politische Ambitionen, noch residierte er häufiger am Hof. Nach drei Jahren trat er von seinem Amt zurück und gab sich seiner Leidenschaft – dem Reisen – hin31. Freundschaftliche Beziehungen unterhielt der König weiterhin zum Bruder des frühzeitig verstorbenen Albrycht Radziwiłł, Kardinal Jerzy Radziwiłł32, der im Jahr 1589 gemeinsam mit dem Krakauer Wojewoden Mikołaj Firlej als Legat nach Prag entsandt wurde, um den Eid Kaiser Rudolfs II. auf den Vertrag von Bytom und Będzin abzunehmen.33 Auf dem Sejm von 1590 sprach sich der Kardinal gegen eine Ausgrenzung der Habsburger im Hinblick auf den polnischen Thron aus. In dieser Zeit wurde er in den königlichen Plan zur Ausschlagung der polnischen Krone zugunsten des Erzherzogs Ernst eingeweiht.34 Auch der Kardinal war ein glühender Befürworter der Heirat des Monarchen mit der 30 31
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Lulewicz, Henryk: Radziwiłł Stanisław (1559–1599), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 30. Wrocław u.a. 1987, S. 363–367. Nachfolger von Stanisław Radziwiłł wurde Krzysztof Monwid Dorohostajski (1562–1615). Er gehörte zu dem kleinen Kreis der protestantischen Vertrauten des Königs, und zeigte zugleich eine wohlwollende Haltung gegenüber dem Haus Österreich. In seiner Jugend hatte er aufseiten der Habsburger an den Kämpfen während des Aufstandes in den Niederlanden teilgenommen. Dafür erhielt er den Titel eines Barons des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Im Jahr 1589 wurde er zur Vereidigung des Vertrages von Bytom und Będzin herangezogen. Die Zeremonie fand in Lublin statt, wo er auch am Empfang des kaiserlichen Gesandten, dem Breslauer Bischof Andreas Jerin, teilnahm. In den Kreis der engen Mitarbeiter des Königs wurde er 1590 aufgenommen, nachdem er zum Litauischen Tafelvorschneider ernannt wurde. Während der Zusammenkünfte des Adels 1591/92 trat er als Regalist auf, der den Litauern erklärte, die prohabsburgische Politik des Hofes brächte dem Großfürstentum immense Vorteile. Er befürwortete die Heirat Sigismunds III. mit Erzherzogin Anna. Er nahm, inzwischen als Mundschenk, auch an der Trauzeremonie teil. In den Jahren 1592, 1593, 1595 und 1596 war er Gesandter am Sejm, wo er eine regalistische Haltung einnahm, für die er vom König mit weiteren Ernennungen belohnt wurde, zunächst zum litauischen Hofmarschall, um nach dem bereits erwähnten Verzicht von Stanisław Radziwiłł das Amt des litauischen Großmarschalls zu übernehmen. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes residierte er gewissenhaft am königlichen Hof. Er nahm am Krieg gegen die Schweden in Livland sowie an der Belagerung von Smolensk teil. Siehe Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1966–1970; Lepszy, Kazimierz: Dorohostajski Krzysztof Mikołaj (1562–1615), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 5. Kraków 1939–1946, S. 331–333; Seredyka, Jan: Księżniczka i chudopachołek. Zofia z Radziwiłłów Dorohostajska – Stanisław Tymiński. Opole 1995, S. 12–29. Barwicka-Makula, Aleksandra: Jerzy Radziwiłł (1556–1600), in: Dybaś, Polscy dyplomaci, S. 48–49; Leitsch, Das Leben, Bd. 3, S. 2044–2048; Müller, Wiesław: Radziwiłł Jerzy (1556–1600), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 30. Wrocław u.a. 1987, S. 229–234. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 283–285. Müller, Radziwiłł, S. 232.
Die Habsburger Fraktion am Hofe Sigismunds III.
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Habsburgerin, deshalb willigte er in seine Entsendung nach Graz ein, um im Namen Sigismunds III. um die Hand der Erzherzogin anzuhalten. Dort kam er am 18. März 1591 an und führte Gespräche mit Maria Anna von Innerösterreich und Ernst von Habsburg, die auf die Bitte des polnischen Königs positiv reagierten.35 Anschließend machte er sich auf den Weg nach Rom, wo er den Papst über die freundliche Haltung Sigismunds III. gegenüber den Habsburgern und das königliche Vorhaben, die Tochter Karls II. Franz von Innerösterreich zu ehelichen, unterrichtet haben soll. Vermutlich bat er den Heiligen Vater zugleich auch um finanzielle Unterstützung der Heiratspläne des Monarchen. Aufgrund des doppelten Konklaves verlängerte sich sein Aufenthalt in der „ewigen Stadt“ erheblich. In Rom erhielt er die Nachricht von seiner Ernennung zum Bischof von Krakau. Vor seiner Abreise wurde er vom neuen Papst Clemens VIII. zum päpstlichen Legaten für die Vermählungsfeier von Sigismund III. und Anna ernannt.36 Daraufhin reiste er nach Wien, wo er am 3. Mai 1592 die Vermählung per procura vornahm, und anschließend nach Krakau, wo er die Eheschließung am 31. Mai 1592 bestätigte. Der Kardinal unterhielt enge Beziehungen zur Königsfamilie. Nach einem Brand auf dem Wawel im Januar 1595 nahm er sie bei sich auf. Überdies taufte er die Königskinder, Anna Maria und Władysław. Kardinal Jerzy Radziwiłł unterstützte den Plan zum Beitritt Polen-Litauens zur antitürkischen Liga, wovon seine Rede auf dem Krakauer Sejm 1595 zeugt. Er nahm auch an den Beratungen der polnischhabsburgischen Kommission teil, die in dieser Angelegenheit im August 1596 unter dem Vorsitz des Kardinals und Legaten Enrico Caetani in Krakau tagte. 3.
Mundschenk am Kaiserhof
Ein weiterer Angehöriger der Habsburger Fraktion am Hofe Sigismunds III. war der dem Kreis ehemaliger Anhänger der Kandidatur des Erzherzogs Ernst entstammende, ehemalige königliche Schwertträger Mikołaj Wolski (* 1550, † 9. März 1630)37, wenngleich der Höhepunkt seiner höfischen und diplomatischen Karriere erst in das zweite Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts fiel. Er war der Sohn des königlichen Hofmarschalls und Kastellans von 35 36 37
Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 325–326. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 326–327. Barwicka-Makula, Aleksandra: Mikołaj Wolski (ok. 1550–1630), in: Dybaś, Polscy dyplomaci, S. 54–55; Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1950–1961; Skowron, Ryszard: Olivares, Wazowie i Bałtyk. Polska w polityce zagranicznej Hiszpanii w latach 1621–1632. Kraków 2002, S. 119– 128; Tygielski, Wojciech: Marszałka Mikołaja Wolskiego poselstwo do Rzymu (1609–1610), in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 43 (1999), S. 73–83.
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Sandomierz, Stanisław Wolski. Im Jahr 1563 begleitete er seinen Vater bei dessen Gesandtschaft zu Kaiser Ferdinand I. Mikołaj Wolski blieb im Anschluss in Wien. Dort besuchte er das Jesuitenkolleg und weilte am Hofe des späteren Kaisers Maximilian II., mit dessen Söhnen er gemeinsam aufwuchs. Erst nach dem Tod Sigismund II. Augusts kehrte er nach Polen zurück.38 Während des Interregnums nach der Flucht Heinrichs von Valois setzte er sich aktiv für die habsburgische Kandidatur ein. Er nahm an einer Gesandtschaft unter der Führung von Olbracht Łaskis teil, die Kaiser Maximilian II. am 17. Januar 1576 in Wien die polnische Krone anbot.39 Nach der Übernahme der Königsherrschaft durch Stefan Batory verließ Mikołaj Wolski Polen-Litauen und ging nach Prag, wo ihm Rudolf II. das Amt des Mundschenken anbot.40 Bis zum Tod Stefan Batorys weilte er am Prager Hof. Nachdem ihn die Nachricht vom Tod des Königs erreicht hatte, reiste er nach Polen-Litauen und forcierte die Kandidatur Ernsts von Habsburg für den polnischen Thron. Der Botschafter des spanischen Königs am kaiserlichen Hof, Guillén de San Clemente, sah ihn als den ergebensten Anhänger des Erzherzogs an.41 Tatsächlich arbeitete Wolski mit Ernsts Gesandten, Matthias von Logau, zusammen. In dessen Auftrag führte er Gespräche mit Jan Zamoyski, den er von einer Kandidatur des älteren der kaiserlichen Brüder zu überzeugen versuchte. Unfreiwillig wurde er ein Element der Machtspiele des Kanzlers, der zwischen den Erzherzögen eine Rivalität auslösen wollte, um damit die Position des schwedischen Prinzen zu stärken. Letztendlich verzichtete er auf Zureden Zamoyskis auf die Unterstützung des Erzherzogs Maximilian III. und wechselte auf die Seite der Anhänger Sigismunds III. Wasa.42 Mitte 1593 reiste er auf Geheiß des Königs nach Graz, um Maria Anna von Innerösterreich über die Geburt ihrer ersten Enkelin zu unterrichten.43 In den 1590er Jahren verbanden ihn vor allem gemeinsame Interessen mit Sigismund III. – die Liebe zur Kunst, Musik und Alchemie. Viele Male empfing er den König auf seinem Landgut in Krzepice. Mit der Zeit ebnete ihm die private Vertrautheit den Weg zu den wichtigsten Ämtern und zur Einflussnahme auf die Politik der Respublica.44 38 39 40 41 42 43 44
Barwicka-Makula, Mikołaj Wolski, S. 54. Augustynowicz, Christoph: Die Kandidaten und Interessen des Hauses Habsburg in Polen-Litauen während des zweiten Interregnums 1574–1576. Wien 2001, S. 135. Hausenblasová, Jaroslava: Der Hof Kaiser Rudolfs II. Eine Edition der Hofstaatsverzeichnisse 1576–1612. Praha 2002, S. 226. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 82–83. Leitsch, Walter: Sigismund III. von Polen und Jan Zamoyski. Die Rolle Estlands in der Rivalität zwischen König und Hetman. Wien 2006, S. 39. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1607. Ebd., S. 1954–1956.
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Im Jahr 1600 wurde er zum königlichen Hofmarschall, 1616 zum Großmarschall ernannt. Wolski zeigte sich als gewiefter Diplomat, der sich an den europäischen Höfen großer Anerkennung erfreute, wo man seine Qualifikationen und guten Umgangsformen zu schätzen wusste.45 Er wurde von Sigismund III. sowohl für Missionen mit dynastischem Charakter und etwa zum Ankauf von Kunstwerken eingesetzt, als auch bei wichtigen Angelegenheiten im Namen von König und Respublica eingesetzt. Im Namen des Monarchen führte er in den Jahren 1605 und 1609 auch Gespräche mit den brandenburgischen Kurfürsten Joachim Friedrich und Johann Sigismund in der Frage des preußischen Lehens.46 Zudem war Wolski Mitglied der polnisch-habsburgischen Kommission zur Beilegung von Grenzstreitigkeiten (1611, 1627).47 Im Herbst 1608 sollte er als Gesandter der Trauung der Schwester von Königin Konstanze, Erzherzogin Maria Magdalena, mit dem Großherzog der Toskana, Cosimo II. de’ Medici, beiwohnen, jedoch erreichte ihn die Einladung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten zu spät48. Zwei Jahre darauf stattete er dem Großherzogspaar auf seiner Rückreise von Rom, wo er eine königliche Bitte um päpstliche Unterstützung für den Krieg gegen Moskau an Papst Paul V. gerichtet hatte, einen Höflichkeitsbesuch ab.49 Im Jahr 1615 wiederum wohnte er als Repräsentant des Großherzogs der Toskana und dessen Gemahlin der Taufe des Prinzen Alexander Karl bei.50 Im Dezember 1612 wurde er unter strenger Geheimhaltung zu Kaiser Matthias gesandt, um die polnisch-österreichische Allianz zu erneuern und die Unterstützung des Habsburgers in der schwedischen und Moskauer Angelegenheit zu erwirken.51 Ihm gelang es, in Wien ein Bündnis zwischen den Häusern Habsburg und Wasa auszuhandeln, das am 23. März 1613 vom Kaiser unterzeichnet wurde. Darin verpflichteten sich beide Seiten zu ewigem Frieden und freundschaftlichen Beziehungen sowie zur gegenseitigen militärischen Unterstützung im Kampf gegen ihre Feinde in Form der Bereitstellung von Soldaten und des Erwerbs von Waffen.52 Ende 1625 wurde Wolski erneut in einer geheimen Sache nach Wien entsandt. Er sollte Kaiser Ferdinand II. um finanzielle Unterstützung des Krieges Sigismunds III. 45 46 47 48 49 50 51 52
Tygielski, Mikołaj Wolski, S. 80–81. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1952. Barwicka-Makula, Mikołaj Wolski, S. 54. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1953. Tygielski, Mikołaj Wolski, S.79–80. Leitsch, Leben, Bd. 3, S.1786. Barwiński, Eugeniusz: Przymierze polsko-austryackie z roku 1613. Przyczynek do historyi stosunków austriacko-polskich za Zygmunta III, in: Przewodnik Naukowy i Literacki 23.11 (1895), S. 984–1008, hier S.998–999. Ebd., S. 1000–1002.
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Aleksandra Barwicka-Makula
gegen Schweden bitten. Während seines Aufenthaltes am kaiserlichen Hof führte er Gespräche mit Francisco de Moncado Marquis de Aytona – Botschafter des spanischen Königs – dem er den königlichen Vorschlag unterbreitete, ein Bündnis zwischen Polen, Österreich und Spanien gegen Dänemark und Schweden einzugehen. Die Verhandlungen in dieser Sache setzte er in Warschau mit den Gesandten König Philips IV., Jean de Croy Comte de Solre und Charles Bonnières Baron d‘Auchy fort.53 Wolski erhielt für seine Verdienste auf diplomatischer Ebene vom König zahlreiche Starosteien verliehen. 4.
Zamoyskis vornehmster Gegner
Auf vollkommen anderer Grundlage kam die Zugehörigkeit des Großmarschalls der polnischen Krone, Andrzej Opaliński54, zur Habsburger Fraktion zustande. Und zwar als Ergebnis eines politischen Kalküls, das von dem Willen geleitet war, den Kanzler Jan Zamoyski von seiner Machtstellung zu verdrängen.55 Die Kontakte Opalińskis zu den Habsburgern setzten in der Zeit des Interregnums nach der Flucht Heinrichs von Valois ein, als er seine Parteinahme für die Kandidatur Kaiser Maximilians II. erklärte. In dieser Phase hatte er Kontakt zum Wiener Hof, traf sich mit den kaiserlichen Gesandten und erhielt Zahlungen als Gegenleistung für seine Unterstützung.56 Vor der Königswahl agitierte er für den Habsburger, nach der Ankunft Stefan Batorys in Polen-Litauen wechselte er jedoch relativ schnell die Seiten.57 Allerdings residierte er nicht am königlichen Hof, sondern widmete sich vielmehr den Angelegenheiten Großpolens. Unter der Herrschaft des Siebenbürgers arbeitete Opaliński noch mit Zamoyski zusammen. Während des dritten Interregnums änderte sich die Situation aber grundlegend.58 Zwar unterstützte der Marschall Sigismund III. Wasa, jedoch unterhielt er im Geheimen Kontakte zum Gnesener Kastellan Jan Zborowski, einem Befürworter der Wahl Erzherzog Maximilians III. Mit allen verfügbaren Mitteln versuchte er, der Dominanz von Kanzler Zamoyski im politischen Leben der Adelsrepublik entgegenzuwirken. Nach dem Sieg Zamoyskis über die Truppen des Erzherzogs bei Byczyna (Pitschen), bei dem der Habsburger sogar in Gefangenschaft geriet, intensivierte Opaliński 53 54 55 56 57 58
Skowron, Olivares, S. 119–128. Dworzaczek, Włodzimierz: Opaliński Andrzej (1576–1623), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 24. Wrocław u.a. 1979, S. 78–81, hier S. 72–78. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 166–168. Augustynowicz, Kandidaten, S. 76–79, 111, 113. Besala, Jerzy: Stefan Batory. Poznań 2010, S. 147. Leitsch, Sigismund, S. 27, 37–38.
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seine Aktivitäten.59 Er versuchte, die Einflussnahme Jan Zamoyskis auf die Diplomatie Polen-Litauens durch dessen Ausschluss aus dem Kreis der Entscheidungsträger während der bevorstehenden polnisch-österreichischen Friedensverhandlungen zu verhindern. In dieser Sache wandte er sich an Jan Zborowski, den er um eine Kontaktaufnahme mit Andreas Dudith bat.60 Opaliński wollte unter Vermittlung des kaiserlichen Agenten den Standpunkt Kaiser Rudolfs II. gegenüber seinen Plänen kennenlernen. Der Kastellan von Gnesen traf sich daraufhin mit Dudith und Johann Kochtitzki in Schlesien, wo die Möglichkeit zum Friedensschluss zwischen Polen-Litauen und den Habsburgern unter Ausschluss Zamoyskis erörtert wurde. Die Berater Rudolfs II. standen den Plänen Opalińskis reserviert gegenüber und empfahlen ihm den Aufbau einer starken Opposition gegen den Kanzler.61 Als Kommissar bei den Verhandlungen von Bytom und Będzin war er bestrebt, die Arbeiten der Friedenskommission erfolgreich abzuschließen.62 Opaliński war ein gemäßigter Befürworter der Ehe des Königs mit der Habsburgerin und entschiedener Gegner der Verhandlungen mit Erzherzog Ernst in der Frage der Abtretung des polnischen Thrones. Dennoch verteidigte er den König im Zuge des sogenannten Inquisitionssejms gemeinsam mit Mikołaj Krzysztof und Jerzy Radziwiłł sowie Hieronim Rozrażewski. Er weilte zwar selten am Hof, besaß allerdings unter den königlichen Sekretären feste Korrespondenten, vor allem in der Person Jan Piotrowskis, aber auch in Jakub Brzeźnicki und Sebastian Grabowiecki.63 Dabei war er bestrebt, in die Rolle des Beraters und Mentors des jungen Königs zu schlüpfen.64 Als Ausdruck des Wohlwollens des Monarchen gegenüber Opaliński kann unter anderem die Ernennung seines Günstlings Stanisław Przyjemski zum königlichen Hofmarschall gedeutet werden.65 Die Söhne Opalińskis – Piotr (1566–1600),66 Andrzej (1576–1623)67 und Łukasz (1581–1654)68 – setzten entsprechend die väterliche Linie fort und waren treue Anhänger Sigismunds III. Wasa. Piotr diente dem König als Höfling und hatte 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68
Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 166–167. Ebd., S. 167–168. Ebd., S. 168. Ebd., S. 252. Dworzaczek, Włodziemierz: Opaliński Andrzej (1540–1593), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 24. Wrocław u.a. 1979, S. 72–78, hier S. 76. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 210. Ebd., S. 174. Dworzaczek, Włodzimierz: Opaliński Piotr (1566–1600), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 24. Wrocław u.a. 1979, S. 100–101. Dworzaczek, Opaliński Andrzej, S. 78–81; Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 2050–2052. Czapliński, Władysław: Opaliński Łukasz (1581–1654), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 24. Wrocław u.a. 1979, S. 90–93; Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 1983–1986.
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das Amt des Tafelvorschneiders inne, während Andrzej sich als begabter Diplomat erwies.69 Anschließend fungierte er als dem Monarchen treu ergebener Senator. Nachdem Andrzej Opaliński im Jahr 1607 Posener Bischof geworden war, hielt er nicht nur den engen Kontakt zur Königsfamilie aufrecht, wovon unter anderem die Tatsache zeugt, dass er Prinz Karl Ferdinand Wasa taufte, sondern stellte vor allem auch die Stütze des regalistischen Lagers in Großpolen dar. Łukasz Opaliński wiederum diente dem König als Aktivist auf den Sitzungen der sejmiki in Środa und anschließend als Abgeordneter in der Landbotenkammer. Während des Zebrzydowski-Aufstandes stand er treu an der Seite Sigismunds III.70 und rettete späterhin den Herrscher vor dem Attentäter Michał Piekarski.71 Für seine Verdienste erhielt er 1620 das Amt des königlichen Hofmarschalls. Zehn Jahre später, nach dem Tod von Mikołaj Wolski, übernahm er das Amt des Großmarschalls. 5.
Graue Eminenz
Nicht nur Polen und Litauer bestärkten Sigismund III. Wasa in seinen prohabsburgischen Sympathien. Auch seine schwedischen Höflinge mit Gustaf Brahe (* 1558, † 1615), Graf von Visingsborg,72 an der Spitze unterstützten diese Richtung. Obwohl er offiziell keinen hohen Posten am Hof erhalten hatte – in den Quellen wird er als königlicher Sekretär, Höfling, Amtsträger und Kämmerer geführt – galt er im Allgemeinen als Person, die Einfluss auf die Entscheidungen Sigismunds III. nahm.73 Zunächst war er Koordinator der prohabsburgischen Politik des Königs, worunter auch die informellen und geheimen Kontakte mit dem Haus Österreich fielen.74 Allerdings scheint es, dass er keineswegs als Verwalter königlicher Gnadenerweise auftrat – er hatte weder größeren Einfluss auf die Besetzung von Ämtern noch auf die Verteilung der Krongüter. Seine besondere Position am Hof resultierte aus seinen familiären Verbindungen zu den Wasa – er war ein Enkel von Margareta Eriksdotter Wasa, 69 70 71 72 73 74
Er wurde 1598 und 1605 nach Graz sowie 1601 zu Kaiser Rudolf II. entsandt. Siehe ebd., S. 2050–2051. Ebd., S. 1984–1985. Lewandowski, Piotr: Zabić króla! Zamach Michała Piekarskiego na Zygmunta III Wazę. Warszawa 2012, S. 31–36. Boëthius, Bertil: Gustaf Brahe, in: Svenskt biografiskt lexikon. Bd. 5. Stockholm 1925, S. 660–665; Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 2103–2107; Michalewicz, Dwór, S. 171–172. Anusik, Kariery, S. 215. Barwicka-Makula, Ob wrogości, S. 294–295.
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der Schwester von König Gustav, und Neffe von Katarina Stenbock, dessen dritter und letzter Frau – und war zudem der Tatsache geschuldet, dass er gemeinsam mit den Kindern Johann III. aufgewachsen war.75 Mit Prinz Sigismund verband ihn eine freundschaftliche Beziehung, in Prinzessin Anna war er verliebt – Gerüchten zufolge beruhte dies auf Gegenseitigkeit.76 In den ersten Herrschaftsjahren des jungen Wasa besaß Brahe ständigen Zugang zum König. Aufgrund ihrer gemeinsamen Interessen wurde er zu einem interessanten Gesprächspartner über Musik und Kunst oder Begleiter auf der Jagd.77 Der Graf erfreute sich der Gunst des Monarchen, wovon unter anderem das am 14. Juli 1588 herausgegebene königliche Privileg zeugt, demzufolge Gustaf Brahe und der Badener Markgraf Eduard Fortunat, Sohn von Cäcilie Wasa, die Erlaubnis zur Suche nach Metallen aller Art auf dem Weiberberg (Babia Góra) und seiner Umgebung in der Starostei Lanckorona erhielten sowie das Recht, über einen Zeitraum von drei Jahren jegliche, sich aus diesem Privileg ergebenden Einkünfte zu behalten.78 In diesem Zeitraum spielte er jedoch politisch gesehen keine wichtige Rolle an der Seite von Sigismund III. und verharrte im Schatten seines älteren Bruders Erik sowie der polnischen Favoriten des Monarchen mit dem Kastellan von Podlachien, Marcin Leśniowolski, an der Spitze. Die Situation änderte sich Mitte 1589 diametral, als Gespräche mit Erzherzog Ernst initiiert wurden, und zwar durch einen nicht erhalten gebliebenen Brief Gustaf Brahes, den dieser am 27. Mai in Lublin verfasst hatte und der von dem Höfling und Livländer Adligen Lambert Wrader nach Wien gebracht worden war.79 Es ist zu unterstreichen, dass dies noch vor dem Treffen des Monarchen mit seinem Vater in Livland geschah. Das Zusammentreffen in Reval (vom 7. September bis 10. Oktober 1589) bestätigte die wachsende politische Rolle des Grafen. Brahe sprach sich gegen eine Abreise des Königs nach Schweden aus, bis die Verhandlungen mit den Habsburgern zu einem Ende gekommen waren. 75 76
77 78 79
Wolke, Lars Ericson: Jan III Waza. Władca renesansowy. Gdańsk 2011, S. 120. Die Gerüchte fanden ihren Niederschlag in einem Pamphlet über die Wasa-Prinzessin, das Teil einer schwedischen Chronik aus dem 17. Jahrhundert war, die während der Herrschaftszeit Karls IX. entstand. Das in Versform verfasste Werk beschreibt das Stelldichein der Liebenden, das die Prinzessin unter dem Vorwand organisierte, dem Spiel Brahes auf der Laute lauschen zu wollen. Die Empfindungen müssen dauerhaft gewesen sein, jedenfalls ging der Graf niemals den Bund der Ehe ein. Siehe Ojcewicz, Grzegorz: Pamflet na szwedzką królewnę jako źródło wiedzy o „szpetnej czarownicy”, czyli Annie Wazównie, in: Acta Neophilologica 15.1 (2013), S. 299–322. Jan Bojanowski an Krzysztof Radziwiłł, Grodno, 1.2.1589, Archiwum Główne Akt Dawnych (= AGAD), Warszawa, Archiwum Radziwiłłów (= AR) V 1082, S. 150. Krawczuk, Sumariusz, S. 75. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 297.
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Anders als die polnischen Favoriten des Königs verließ er ihn nicht, sondern stand ihm auch während der schwierigen Gespräche mit Johann III. bei und hatte maßgeblichen Anteil an der Verständigung des Vaters mit dem Sohn. Der schwedische König erlaubte dem Thronfolger, vorübergehend nach Polen zurückzukehren und um die Hand der Österreicherin anzuhalten. Brahe muss besonders geschickt vorgegangen sein, da er im Gegensatz zu anderen schwedischen Adligen, die mitunter ihre Ämter oder ihren Feudalbesitz einbüßten und bisweilen sogar unter Hausarrest gestellt wurden, vom Zorn Johanns III. verschont blieb.80 Graf Gustav kehrte mit Sigismund III. nach Polen zurück. Der verlassene Monarch, der Unterstützung seiner Schwester Anna und vieler schwedischer Höflinge beraubt, die in die Heimat zurückkehren mussten, wurde empfänglicher für den Einfluss Brahes. Er galt tendenziell als Auslöser vertraulicher Verhandlungen des Königs mit Erzherzog Ernst über die Abtretung des polnischen Throns.81 Allerdings erlaubt das erhalten gebliebene Quellenmaterial keine abschließende Beurteilung in dieser Frage. Zweifelsohne war Brahe, neben Lambert Wrader, der wichtigste Ausführende der königlichen Konzeptionen – er bereitete Dokumente vor, führte Korrespondenzen,82 reiste nach Graz und Wien und führte Gespräche mit Erzherzog Ernst und dessen Sekretär Sebastian Westernacher. Wahrscheinlich koordinierte er die komplexen diplomatischen Unternehmungen, darunter die Tätigkeit der anderen eingeweihten Höflinge Jan Secymiński, Nils Rask und Erik Bielke. Dabei sorgte er dafür, dass die heiklen Verhandlungen strikter Geheimhaltung unterlagen.83 Von Brahes Schlüsselrolle zeugt auch die Tatsache, dass der zum Jahreswechsel 1590/91 in Warschau weilende kaiserliche Gesandte Richard Strein Brahes Einfluss dazu nutzen wollte, die Festlegungen des am 20. November 1590 in Graz geschlossenen Abkommens betreffend die Bedingungen der Zession von Ernst auf Maximilian zu übertragen.84 Der Habsburger Diplomat hatte jedoch das Ausmaß der Abneigung des Königs gegenüber seinem letzten Konkurrenten 80 81 82
83 84
Lepszy, Rzeczpospolita, S. 76–80. Michalewicz, Dwór, S. 172. Erzh. Ernst an Brahe, Wien, 28.6.1589, HHStA, Handschriften (= HS) W83, fol. 558–558v; Erzh. Ernst an Brahe, o.O. o.D., HHStA, HS W 83, fol. 559–560v; Erzh. Ernst an Brahe, Wien, 20.9.1589, Biblioteka Kórnicka (= BK) 1539, fol. 24–25; Erzh. Ernst an Brahe, Prag, 29.3.1590, HHStA, HS W83, fol. 623; Strein an Brahe, Wien, 3.7.1591, HHStA, HS W83, fol. 680–680v.; Strein an Brahe, Freidegg, 9.1.1592, HHStA, HS W83, fol. 686–687v.; Rudolf II. an Brahe, Prag, 27.2.1591, in: Bernardino de Pace (Hg.): Divi Rudolphi Imperatoris, Caesaris Augusti Epistolae Ineditae Desumptae Ex Codice Manu Exartato. Viennae 1771, S. 326– 327; Brahe an Westernacher, o.O. o.D., FK 43, fol. 49–49v. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 300, 311. Ebd., S. 320–322.
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nicht entsprechend eingeschätzt, die selbst der Graf nicht hätte überwinden können.85 Zweifellos hatte Brahe auch großen Anteil an der Verwirklichung der königlichen Pläne zur Heirat mit der Habsburgerin. Im Frühling 1591 reiste er in heikler Mission nach Graz – er sollte das Aussehen der Erzherzoginnen bewerten. Höchstwahrscheinlich waren dem Monarchen Gerüchte über die Unzulänglichkeiten des Aussehens der ältesten Tochter Karls II. und Marias von Innerösterreichs zu Ohren gekommen. Während seines Aufenthaltes schaute sich Brahe beide Erzherzoginnen, Anna und Katharina Renata, heimlich an.86 Um auch das Aussehen der auf dem bayerischen Hof der Wittelsbacher aufwachsenden Maria Christina begutachten zu können, begab er sich nach München. Möglicherweise wollte der Graf auch auf die Tochter Wilhelms V. (des Frommen) und dessen Ehefrau Renata von Lothringen – Maria Anna – einen genaueren Blick werfen.87 Von Bayern aus reiste er nach Wien, wo er sich mit Sebastian Westernacher traf. Während eines Gesprächs mit dem kaiserlichen geheimen Rat soll Brahe bekannt haben, dass es keine schönere Kandidatin als königliche Gemahlin gab, als Erzherzogin Anna.88 Am 27. Mai 1591 kam Brahe in Krakau an, allerdings war sein Aufenthalt am Hof nur von überaus kurzer Dauer. Denn bereits am 16. Juni machte er sich auf den Weg in die Habsburger Lande, um die Entscheidung Sigismunds III. kundzutun, dass das Herz des Monarchen für die Erzherzogin Anna schlug. Nach erneuten Besuchen in Wien und Graz kehrte er am 19. Juli nach Polen-Litauen zurück.89 Einen Monat später hielt Sigismund III. offiziell um die Hand der Österreicherin an. Nicht einmal ein Jahr später tauchten erste Gerüchte über die nachlassende Bedeutung Brahes am königlichen Hof auf. Der gut informierte königliche Kammerdiener Jan Bojanowski berichtete dem Wojewoden von Vilnius und Litauischen Feldhetman Krzysztof Radziwiłł brieflich davon, dass der Graf im März 1592 aus dem Wawel-Schloss ausgezogen war, seitdem in der Stadt wohnte und entschieden seltener an der Seite des Monarchen anzutreffen war.90 Gerüchte über den in Ungnade gefallenen Brahe erreichten sogar Wien. 85 86 87 88
89 90
Sigismund III. an Erzh. Ernst, Warschau, 26.1.1591, in: Ryszard Skowron (Hg.): The House of Vasa and The House of Austria. Correspondence from the Years 1587 to 1668. Part 1: The Times of Sigismund III, 1587–1632. Katowice 2016, S. 248. Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1176. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 327. Erzh. Maria an Wilhelm V. von Bayern, Graz, 27.5.1591, in: Felix Stieve (Hg.): Wittelsbacher Briefe aus den Jahren 1590 bis 1610, in: Abhandlungen der Historischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften 17. Teil 1. München 1886, S. 385–498, hier S. 463. Lepszy, Rzeczpospolita, S. 298, 300. Jan Bojanowski an Krzysztof Radziwiłł, Kraków, 27.3.1592, in: AGAD, AR V 1082, S. 201–202.
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Erzherzog Ernst befragte Kardinal Jerzy Radziwiłł dazu, der für die Vermählungszeremonie per procura des jungen Wasa und der Erzherzogin Anna nach Wien gekommen war. Jerzy Radziwiłł, der seit einem Jahr außer Landes weilte und mit diplomatischen Missionen in Bezug auf Graz und Rom betraut war, zeigte sich vom Wahrheitsgehalt dieser Informationen nicht überzeugt. Eine eventuelle Schwächung der Position des Grafen am Hofe schrieb er den Intrigen von Lambert Wrader zu.91 Davon ist in anderen erhalten gebliebenen Quellen jedoch keine Rede, sodass eine Verifizierung der vermeintlichen Enthüllungen des Kardinals über einen Konflikt innerhalb des engsten Gefolges des Königs und zugleich des engsten Kreises der in die Verhandlungen mit den Habsburgern eingeweihten Personen nicht möglich scheint. Die Notwendigkeit zum Auszug aus dem Schloss konnte genauso gut organisatorischen oder logistischen Gründen geschuldet gewesen sein, die mit den Vorbereitungen für die königliche Hochzeit in Zusammenhang standen. Brahe nahm während der Hochzeitsfeierlichkeiten keinen besonders exponierten Platz ein. In den Quellen ist lediglich seine Teilnahme an einem Fußturnier auf dem Schloss am 6. Juni 1592 näher beschrieben.92 Möglicherweise war dies aber auch das Ergebnis einer intendierten Strategie Sigismunds III. als Reaktion auf die zunehmende politische Anspannung im Land. Indem der unbeliebte Schwede, dem diverse Machenschaften mit den Habsburgern vorgeworfen wurden, in den Hintergrund trat, sollten womöglich oppositionelle Stimmungen im Keim erstickt werden. Nach Abschluss der Beratungen des sogenannten Inquisitionssejms taucht Brahe wieder im engsten Umfeld des Monarchen auf; so nahm er am 25. November 1592 während eines Festmahls im Warschauer Schloss in Begleitung von Sigismund III., Anna Jagiellonica, Anna von Österreich, Anna Wasa, dem litauischen Großkanzler Lew Sapieha und dem Hofmeister der Königin, Stanisław Krasicki, sowie sechs Hofdamen Platz am königlichen Tisch.93 Es scheint allerdings, dass sich die Wege Brahes und des Königs beginnend mit dem Jahreswechsel 1592/93 zunehmend trennten. Der Graf rechnete damit, dass Sigismund III. nach dem Tod seines Vaters dauerhaft in die Heimat zurückkehren würde. Er hoffte darauf, an der Seite des jungen Monarchen in dessen Erbkönigreich eine erstrangige Rolle zu spielen, die unvergleichbar größer wäre als seine Position in Polen-Litauen. Er nahm die Veränderungen in den Einstellungen Sigismunds III. nicht wahr, die auch auf dessen Ehe mit 91 92 93
Erzh. Ernst an Rudolf II., Wien, 18.5.1592, in: HHStA, Polen I 50, fol. 163–168. Heberer, Michael: Aegyptiaca Servitus. Das ist Warhafte Beschreibung einer Dreyjährigen Dienstbarkeit. Heydelberg 1610, S. 557. Leitsch, Walter: Trzy teksty źródłowe z lat 1592, 1593 i 1635 do dziejów Zamku Królewskiego w Warszawie, in: Rocznik Warszawski 14 (1976), S. 279–290, hier S. 282–283.
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Anna von Österreich zurückzuführen waren.94 Der König gewann mehr und mehr an Unabhängigkeit und reifte in seiner Rolle als Herrscher der polnischlitauischen Adelsrepublik. Unter dem Einfluss seiner Gemahlin verwarf er schließlich das Vorhaben, Polen-Litauen zu verlassen, endgültig.95 Zu Beginn des Aufenthaltes Brahes in Schweden gestalteten sich seine Beziehungen zum Königspaar noch gut. Der Graf führte Königin Anna in schwedische Angelegenheiten ein und diente ihr während ihres ersten Treffens mit Sigismunds Familie – genauer dessen Stiefmutter, der Witwe Johanns III., Gunilla Bielke, und ihrem fünfjährigen Sohn Johann – als Dolmetscher.96 Einige Wochen später aber beklagte sich die Königin in einem Brief an ihre Mutter über das seltsame Verhalten Brahes, der plötzlich überaus ruhig und verschlossen wirkte.97 Zu einer merklichen Abkühlung in den Beziehungen kam es im Zusammenhang mit der Beteiligung des Grafen an den Gesprächen zur Gewährung von Rechten und Privilegien durch Sigismund gegenüber seinen schwedischen Untergebenen sowie der Anerkennung der lutherischen Konfession als der herrschenden, sowie im Hinblick auf die Zustimmung, dass während der Abwesenheit des Königs in Schweden der königliche Rat unter der Führung von Herzog Karl die Regierungsgewalt übernehmen sollte. Die Königin machte Brahe für den Umfang der Zugeständnisse verantwortlich, sie warf ihm vor, verräterisch gehandelt zu haben und die Interessen Sigismunds nicht vertreten zu haben, dessen Repräsentant er war.98 Laut Anna soll der König ebenfalls das Vertrauen in Brahe verloren haben, dennoch ernannte er ihn und seinen Bruder Erik zu Statthaltern Stockholms, Upplands und Norrlands.99 Diese Nominierung stand jedoch mit der Notwendigkeit seines Verbleibs in Schweden in Verbindung. Er weilte dort bis 1597 und begleitete Sigismund III. anschließend als Kommandeur der schwedischen Abteilungen des Königs bei dessen bewaffneter Expedition in sein Erbkönigreich 1598.100 Er nahm erneut an Verhandlungen mit Karl IX. teil und führte diese zum Abschluss eines Abkommens in Linköping. Dann aber kehrte er nicht mit Sigismund nach Polen-Litauen zurück. Erst 1599 floh er dann aus Schweden, 94 95 96
Leitsch, Leben, Bd. 4, S. 2106–2107. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 342–343. Königin Anna an Erzh. Maria, Stockholm, 14.10.1593, in: Hanna Dobner: Briefwechsel zwischen Erzherzogin Maria von Innerösterreich und ihrer Tochter Anna, Königin von Polen und Schweden, während ihres Aufenthaltes in Schweden 1593/1594 – Historische Analyse und Edition. Masterarbeit Universität Wien 2015, S. 48. 97 Königin Anna an Erzh. Maria, Stockholm, 29.11.1593, in: ebd., S. 72. 98 Königin Anna an Erzh. Maria, Uppsala, 5.3.1594, in: ebd., S. 99. 99 Michalewicz, Dwór, S. 172. 100 Ebd., S. 172.
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um bis zu seinem Lebensende in Polen-Litauen zu bleiben, wobei über seine letzten Jahre nicht allzu viel bekannt ist. Er blieb jedenfalls weiterhin mit dem Hof Sigismunds III. verbunden, was ein Verzeichnis aus der Registratur Karls IX. für das Jahr 1609 belegt, das zuletzt von Wojciech Krawczuk veröffentlicht wurde.101 Welcher Art, ist jedoch nicht zu klären – er war jedenfalls nicht mehr so einflussreich und in exponierter Stellung, wie noch in den Jahren zwischen 1589 bis 1592. In den Quellen ist seine Anwesenheit bei den Feierlichkeiten aus Anlass der Eheschließung zwischen Sigismund III. und Konstanze (1605) nicht verzeichnet. Auch in der dem König kritisch gegenüberstehenden Publizistik aus der Zeit des Zebrzydowski-Aufstandes steht seine Person alles andere als im Vordergrund, was als Beleg herhalten kann, dass er in dieser Zeit nicht mehr zum Kreis der Favoriten Sigismunds III. gehörte.102 Seinen Platz hatten der königliche Großmarschall Zygmunt Myszkowski, der Wojewode von Posen, Hieronim Gostomski, und der königliche Hofkämmerer (succamerarius, podkomorzy) Andrzej Bobola eingenommen.103 Dennoch ist denkbar, dass der Graf dem König in schwedischen Angelegenheiten weiterhin beratend zur Seite stand und sogar geheimdienstliche Aktivitäten in diesem Bereich initiierte oder koordinierte. Eventuell unternahm er sogar Schritte zur Konsolidierung des Milieus der schwedischen Emigranten. Brahe verstarb schließlich 1615 in Danzig. 6.
Die Vertrauten der Königin
Einen nicht unerheblichen Beitrag zur Stärkung der Bindung zwischen Sigismund III. und der steiermärkischen Linie der Habsburger leisteten auch die Höflinge und die Dienerschaft von Anna von Österreich, insbesondere Georg Schiechel104 und Ursula Meyer. Ersterer war Kammerdiener der jungen Königin und Informant von deren Mutter Maria Anna von Innerösterreich. Er besaß genaueste Kenntnisse über die am königlichen Hofe herrschenden Verhältnisse. Gegenüber den sich dort aufhaltenden Polen und Litauern war er misstrauisch, bisweilen sogar kritisch eingestellt. So berichtete er in einem Brief an seine Gönnerin, dass ihm lediglich der Kardinal Radziwiłł nach dem Tode Annas aufrichtig kondoliert hatte.105 Nichtsdestotrotz blieb er auch nach 101 Krawczuk, Wojciech: Wierni królowi. Szwedzi i Finowie na uchodźstwie w Rzeczypospolitej Obojga Narodów w pierwszej połowie XVII wieku. Kraków 2019. S. 223–231. 102 Leitsch, Leben. Bd. 4, S. 2107. 103 Anusik, Kariery, S. 221–226. 104 Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 1834–1848. 105 Ebd., S. 1836.
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dem Dahinscheiden der Königin bis Mitte 1601 in den Diensten des Königs. Für seine treuen Dienste erhob ihn Sigismund III. in den Adelsstand.106 Walter Leitsch verortete Schiechel innerhalb eines engen Personenkreises, der sich des größten königlichen Vertrauens erfreute und den Monarchen beriet. Gegen diese Ansicht polemisierte Edward Opaliński, der die Zuordnung des Bayern zum Kreis der vertrauten Berater Sigismunds III. als Übertreibung abtat, für die es in den Quellen keine ausreichenden Belege gab.107 Die Argumente des österreichischen Historikers betreffend die besondere Position Schiechels am Hof des ersten Wasa-Königs überzeugten Opaliński nicht. Dies betrifft ebenso die höhere Entlohnung Schiechels im Vergleich zu den anderen Höflingen der Königin, die chiffrierten Briefen Annas von Innerösterreich an ihre Mutter, die Verantwortung Schiechels für den Schmuckbestand und das königliche Silber, wie dessen Fürsprecherrolle, in der er Audienzen beim König vermittelte. Opaliński befand, dass der Großteil der Informationen über die vermeintlich herausragende Rolle Schiechels im Umfeld des Königspaares aus dessen Briefen an Maria von Innerösterreichs stammte.108 Allerdings ist besagte Sonderstellung hinsichtlich der Aufrechterhaltung eines systematischen Kontaktes zwischen dem polnischen Hof und der Steiermärkischen Linie der Habsburger unbestreitbar. Schiechel war nicht nur Informant der Erzherzogin, sondern wurde auch mehrmals von Sigismund III. nach Graz entsandt, um Maria von Innerösterreich und Erzherzog Ferdinand über die Ereignisse in Polen-Litauen zu informieren.109 Aus diesen Gründen hatte er durchaus seinen Anteil an der Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem ersten Wasa-König und dem Haus Österreich. Im Gegensatz zu Schiechel mochte Ursula Meyer (*1572, † 15. April 1635)110 die polnischen und litauischen Höflinge des königlichen Paares; ein herzliches Verhältnis pflegte sie zu Pater Bernard Gołyński, einem Jesuiten und Beichtvater des Königs, zum königlichen Sekretär Stanisław Fogelweder und zu einigen Angehörigen der Machtelite, unter anderem zu Piotr Gembicki und Stanisław Łubieński.111 Ihr gesamtes Erwachsenenleben verbrachte sie am Hofe der Wasa, wo sie sogar Polnisch lernte. Die von ihr bekleideten Funktionen (Kammerdienerin, Gesellschaftsdame) geben ihre tatsächliche Position am Hof nicht adäquat wieder. Sie war die Vertraute und rechte Hand der 106 Ebd., S. 1846. 107 Opaliński, Edward: Zaufani Zygmunta III, in: Kwartalnik Historyczny 68.4 (2011), S. 707– 724, hier S. 709–710. 108 Ebd., S. 709–710. 109 Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 1841–1842. 110 Ebd., S. 1848–1922. 111 Ebd., S. 1873.
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Königin Anna, und erfreute sich auch des Vertrauens des Königs. Selbst der Tod der Habsburgerin änderte nichts an ihrem außergewöhnlichen Status, und dies trotz der Bemühungen Schiechels, sie in ein Kloster bringen zu lassen, oder der Bestrebungen der für die königlichen Kinder verantwortlichen Haushofmeisterin Barbara Warschenhauserin, sie zu verheiraten.112 Sigismund III. hatte aber anderes mit Ursula vor – er vertraute ihr seine Nachkommenschaft an, die Tochter Anna Maria († 1600) und den Sohn Władysław. Nach der erneuten Heirat des Königs führte sie dessen Gemahlin, Königin Konstanze, in das höfische und politische Leben ein. Im Kreise der Gegner der Politik Sigismunds III. wurde Ursula Meyer als habsburgische Agentin bezeichnet,113 dabei gibt es keinerlei Hinweise auf eine verdeckte Tätigkeit Ursulas, zumal sie auch keinen schriftlichen Kontakt zu den Kaisern Rudolf II. und Matthias hielt. Die Situation änderte sich, als ein Vertreter der Steiermärkischen Linie der Habsburger – Erzherzog Ferdinand II., Bruder der polnischen Königinnen, mit dem Ursula seit Beginn der 1620er Jahre korrespondierte – den Kaiserthron bestieg. Sie wurde Informantin der Erzherzogin Maria. Überdies stand sie im Briefverkehr mit dem bayerischen Zweig der Wittelsbacher. Sie handelte jedoch mit dem Wissen und der Zustimmung Sigismunds III. und Konstanzes. Ihre Bedeutung am Hof nahm zwischen der zweiten Jahreshälfte 1615 und Anfang 1617 erheblich zu. Da in diesem Zeitraum der königliche Großmarschalls Zygmunt Myszkowski, der litauische Großmarschall Krzysztof Monwid Dorohostajski, der königliche Kämmerer Andrzej Bobola und der königliche Kanzler Szczęsny Kryski verstarben, kam zu einem großen Vakuum. Letzteres wurde von der loyalen und intelligenten Ursula Meyer gefüllt, die den Status einer wichtigen informellen Beraterin genoss. Sie erlangte dabei auch großen Einfluss auf die Verteilung der Krongüter und die Besetzung weniger bedeutender Ämter.114 7.
Fazit
Am Ende des Überblicks über die Personen angekommen, die von mir zur sogenannten Habsburger Fraktion hinzugerechnet werden, stellt sich die Frage, ob man das Modell eines typischen Angehörigen dieser informellen Struktur am Hofe Sigismunds III. entwerfen kann. Alle vorgestellten Personen eint die 112 Ebd., Bd. 1, S. 533–538. 113 Czapliński, Władysław/Leitsch, Walter: Meierin (Maierin, Gienger) Urszula (ok. 1570–1635), in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 20. Wrocław u.a. 1975, S. 385–387, hier S. 386. 114 Opaliński, Zaufani Zygmunta III, S. 710–711.
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Tatsache, dass sie bereits vor der Wahl des schwedischen Prinzen zum polnischen König Kontakte zur Habsburger Dynastie gehabt hatten: Sie wuchsen an Habsburger Höfen auf oder waren Schüler an Schulen in der Habsburger Monarchie. Sie zogen durch die Habsburger Lande auf ihrer Grand Tour und peregrinatio academica oder nahmen an diplomatischen Missionen teil; sie korrespondierten mit Vertretern des Hauses Habsburg und unterstützten die Habsburger Kandidatur bereits während des ersten oder zweiten Interregnums. In der Herrschaftszeit Sigismunds III. verband sie die Loyalität gegenüber dem König und eine positive Haltung gegenüber der pro-habsburgischen Politik des Monarchen. Hinzu kam überdies der familiäre Charakter ihrer Beziehungen zum Königspaar, der in dem fast unbegrenzten Zugang zum König und zur Königin, dem gemeinsamem Speisen oder den Besuchen des Königspaares auf den Landgütern der Fraktionsangehörigen seinen Ausdruck fand. Überdies wurde die von den Vertretern der Fraktion deklarierte Sympathie für das Haus Habsburg zur Karriereleiter; Beleg der königlichen Gunst wiederum waren die Verleihungen von Krongütern, Ernennungen für Ämter sowie Nobilitierungen. Insbesondere zwei Fragen bedürfen dabei tiefergehender Analysen – einerseits das Problem der Verbindungen oder eventuellen Rivalitäten zwischen den Angehörigen der Fraktion, andererseits die Form ihrer Kontakte zu den Habsburgern während der Herrschaftszeit Sigismunds III. angesichts des Fehlens einer ständigen Vertretung der Habsburger am königlichen Hofe. In den 1590er Jahren machten sich Differenzen zwischen Georg Schiechel und Ursula Meyer auf dem Wasa-Hof bemerkbar, die offensichtlich um die Gunst des Monarchen, um die wichtigste Position unter den Höflingen von Königin Anna sowie die Anerkennung ihrer Gönnerin, Maria von Innerösterreich, miteinander konkurrierten.115 Zu späterer Zeit kam es am Hofe außerdem zu heftigen Streitigkeiten zwischen Hofmarschall Mikołaj Wolski und Großmarschall Zygmunt Myszkowski.116 Die Frage von Zusammenarbeit und Wettstreit sowie des Charakters der gegenseitigen Beziehungen innerhalb des engsten Umfeldes Sigismunds III. bedarf jedoch weiterer Untersuchungen.117 Grundsätzlich lassen sich aber zumindest drei Arten des Kontaktes zwischen den Angehörigen der Fraktion und Vertretern des Hauses Österreich unterscheiden – auf unmittelbarem Weg im Zuge der Wahrnehmung königlicher Missionen und Aufgaben, durch Schriftverkehr sowie über Mittelspersonen, wenn es zu Gesprächen mit habsburgischen Informanten, Agenten und Diplomaten kam. 115 Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 1838–1839. 116 Byliński, Janusz: Sejm z 1611 roku. W nowym opracowaniu. Wrocław 2016, S. 198. 117 Systematisch zum litauischen Umfeld Sigismunds III.: Żojdź, Stronnictwo.
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Eine Gelegenheit für persönliche Treffen stellten öffentliche Audienzen und private Anhörungen bei Mitgliedern der Familie Habsburg dar. Die Art und Weise des Empfangs der Gesandten des polnischen Königs am kaiserlichen oder erzherzoglichen Hof war nicht nur Ausdruck des jeweils aktuellen Zustandes der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten oder der dynastischen Kontakte, sondern spiegelte auch die jeweilige Position der Gäste unter den Anhängern des Hauses Österreich wider. Eine gute Illustration dafür ist das Verhalten Rudolfs II. gegenüber Kardinal Jerzy Radziwiłł, als dieser gemeinsam mit Mikołaj Firlej in Prag eintraf, um den Eid des Kaisers auf den Vertrag von Bytom und Będzin entgegenzunehmen. Der Habsburger war aufgrund einiger Festlegungen des Friedensabkommens unzufrieden und fühlte sich überdies gekränkt, einen persönlichen Eid ablegen zu müssen, Daher wich die Art und Weise des Empfangs der Gesandten erheblich von der üblichen Vorgehensweise ab. So kam ihnen niemand entgegengefahren, es waren keine entsprechenden Quartiere vorbereitet worden und sie mussten drei Tage auf eine Audienz warten. Während der offiziellen Audienz behandelte der Kaiser die Gesandten demonstrativ kühl. Im Rahmen eines privaten Gesprächs, das nach der Verabschiedungsaudienz stattfand, bedauerte Rudolf II. allerdings, dass er Radziwiłł trotz aller für ihn gehegten Sympathie nicht mit den gebührenden Ehren hatte empfangen können, wie es sich eigentlich für einen königlichen Gesandten gehört hätte. Um ihm seine Gunst und Sympathie zu bekunden, übersandte er ihm eine goldene Uhr im Wert von 2.000 Talern als Geschenk.118 Um den Charakter der zwischen den Angehörigen der pro-österreichischen Fraktion und den Habsburgern herrschenden Beziehungen näher beleuchten zu können, wäre es notwendig, an Quellen zu gelangen, die ein Licht auf die Mechanismen der Belohnung der habsburgischen Parteigänger in der polnischlitauischen Adelsrepublik werfen würden, dies betrifft ebenso Geschenke und Gehälter wie Titel und andere Verleihungen. Dies bedarf jedoch noch weiterer, langwieriger Archivrecherchen. Leider sind keine Korrespondenzen erhalten geblieben, die es erlauben würden, den Charakter der Beziehungen zwischen den Fraktionsangehörigen und den Habsburgern zu bewerten (unter anderem über die Frequenz der Kontakte, den Grad der Abhängigkeit vom Kaiser und den Erzherzögen). Auch ist es nicht gelungen, Briefe – d. h. systematische Berichte über die Situation im polnisch-litauischen Staat, die nach Prag oder Wien gesandt wurden – aufzufinden. Es besteht eine potenzielle Möglichkeit, dass derartige Schreiben existiert haben, aber aufgrund ihres Inhaltes zerstört wurden. Die wenigen erhaltenen Zeugnisse von Briefverkehr sind ein Ausdruck von Höflichkeit oder 118 Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 283–285.
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Elemente des diplomatischen Zeremoniells (Authentifizierungsschreiben/formen). Eine Ausnahme stellen Briefe dar, die von Anhängern der Fraktion an Maria von Innerösterreich geschickt wurden, die zahlreiche interessante Informationen über das Leben am Hof beinhalten, jedoch auch über die Innen- und Außenpolitik der Adelsrepublik.119 Es existieren weiterhin Quellenzeugnisse, die Kontakte von Angehörigen der Fraktion zum Haus Österreich unter Vermittlung dritter Personen belegen. Zu den Hauptaufgaben der nach Polen-Litauen entsandten Habsburger Diplomaten gehörte die Durchführung von Gesprächen mit Personen aus dem engsten königlichen Umfeld – in den ersten Herrschaftsjahren von Sigismund III. bemühten sich die kaiserlichen Gesandten um Treffen mit den RadziwiłłBrüdern und dem Grafen Brahe. Aus diesem Grund können die Depeschen und Abschlussberichte der habsburgischen Abgesandten eine interessante Wissensquelle über die Tätigkeit der Fraktionsangehörigen darstellen. Die Kontakte von Andrzej Opaliński zu Andreas Dudith und Johann Kochtitzki wurden bereits erwähnt. Der königliche Großmarschall stand über den Posener Suffragan Jakub Brzeźnicki auch mit dem Breslauer Bischof Andreas Jerin in Kontakt.120 Eine separate, überaus interessante Forschungsfrage bezieht sich dagegen auf die Rolle Jerins als Informant des Kaisers bezüglich der Situation in Polen-Litauen sowie seine Rolle beim Aufbau und der Festigung eines Netzes habsburgischer Kontakte in Polen-Litauen. Die zugänglichen Quellenüberlieferungen erlauben es nicht, die Loyalität der Angehörigen der Fraktion gegenüber Sigismund III. infrage zu stellen. Trotz der von ihnen an den Tag gelegten austrophilen Einstellungen und der Demonstration ihrer pro-habsburgischen Sympathien fungierten sie nicht als Kundschafter zum Vorteil des Hauses Österreich. Sie handelten im Namen Sigismunds III., also mit dessen Wissen und Erlaubnis, wenn sie diplomatische Aufgaben wahrnahmen oder Kontakte zu habsburgischen Gesandten pflegten. Mit ihren Aktivitäten erleichterten sie die Verständigung zwischen den Häusern Habsburg und Wasa. Sie bildeten überdies einen wichtigen Teil des höfischen Lagers. Indem sie dessen Reihen verstärkten, erlaubten sie es dem König, eine eigenständige Politik zu führen und sich in der ersten Hälfte seiner Herrschaftszeit aus der Bevormundung Jan Zamoyskis zu befreien. Mit der Zeit entwickelte der erste Wasa-König ausgeprägte Fähigkeiten hinsichtlich der personellen Ausgestaltung seiner engsten Umgebung und baute 119 Von Jerzy Radziwiłł, HHStA, FK 44/26, fol. 1–34; von Gustaf Brahe, HHStA, FK 43/14, fol. 43–48v.; von Georg Schiechel, HHStA, FK 45/4, fol. 1–142v.; von Ursula Meyer, FK 44/8, fol. 1–91v.; von Stanisław Fogelweder, HHStA, FK 43/2, fol. 27–51. 120 Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 168.
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seine politische Basis konsequent aus. Die Ergebnisse seiner Personalpolitik bewerteten verschiedene Historiker überaus positiv.121 Während seiner langen Herrschaftszeit gelang es dem König, zuverlässige und treue Anhänger um sich zu scharen (sowohl Höflinge als auch politische Unterstützer). Sie unterstützten ihn dabei, prekäre Phasen durchzustehen, wie etwa den Inquisitionssejm oder den Zebrzydowski-Aufstand. Sie standen dem Monarchen bei gefährlichen militärischen Expeditionen in dessen Heimatland und bei kriegerischen Auseinandersetzungen zur Seite. Sie vertraten ein breites Spektrum politischer Positionen und reichten von Befürwortern des Absolutismus nach spanischem Muster über gemäßigte Monarchisten, die sich für eine gewisse Stärkung der königlichen Macht einsetzten und vor deren weiterer Schwächung warnten, bis hin zu leidenschaftlichen Verfechtern einer gemischten Monarchie (monarchia mixta), also des bestehenden status quo. Sie unterschieden sich in vielfacher Hinsicht – in der Abstammung, der konfessionellen Zugehörigkeit und ihren jeweiligen Lebenserfahrungen; alle verband jedoch die Ehrerbietung gegenüber der Person des Königs sowie die Treue zu Sigismund III. Wasa im Speziellen.
121 Ochmann-Staniszewska, Dynastia, S. 47–60; Chłapowski, Krzysztof: Elita senatorskodygnitarska Korony za czasów Zygmunta III i Władysława IV. Warszawa 1996, S. 31–37.
The Role of the Courtiers in the Polish-Lithuanian Diplomatic Service at the Turn of the Sixteenth Century Magdalena Jakubowska In January 1600, Jędrzej Taranowski went on a mission from Sigismund III, the King of Poland-Lithuania to Michael the Brave, the Voivode of Wallachia. Taranowski was holding a letter containing an explanation of his duties written by King Sigismund III to Ieremia Movilă, the Voivode of Moldavia: […] We have recently sent our envoy Skrzynecki with a letter on current matters to Michael the Voivode of Moldavia [sic]. Also, with our permission goes to him in his own business the generous Jędrzej Taranowski, the cupbearer of Halicz. We require Your Kindness to order to let him pass and to provide him an escort on the way through your lands. We wish Your Kindness good health from the Lord.1
In reality, Taranowski was neither an independent traveller, nor had he personal business with Michael the Brave. He was, in fact, dealing with the Wallachian hospodar on the project of an agreement between the King and the Voivode.2 He accompanied the official diplomatic envoy, Adam Skrzynecki, who was mentioned several times in Polish-Lithuanian documents as a leader or coleader of the mission together with Taranowski. However, it was Taranowski who carried a document crucial to the issue: the draft of the agreement. The activity of Taranowski at the court of Michael the Brave was documented by Habsburg imperial commissaries, David Ungnad and Mihály Székely. In a letter to Emperor Rudolf II, they described their meeting with Taranowski. He * The research and writing of this article were made possible by the Diamond Grant no. DI2014016344 entitled In the Service of king or chancellor? The activity of the Polish diplomats during the Long Turkish War (1593–1606). The Prosopraphical study inspired by the ActorNetwork Theory based at the Faculty of History, University of Warsaw. 1 “(…) Poslalismy niedawno Skrzynieckiego poslanca naszego do Michała Woiewody Mołdawskiego (sic) w sprawach teraznieiszych z listem, idzie tess za pozwoleniem naszym we wlasniey potrzebie Urodzony Jendrzej Taranowski podczaszy Halicki do niego, ządamy abys go Uprz[ejmość]. Wasza y przepuscic y przeprowadzic kazal przez ziemie swą. Zyczemy Uprz[ejmości]. W[aszej]. dobrego od P[ana]. Boga zdrowia”; Corfus, Ilie (ed.): Mihai Viteazul și Polonii, cu documente inedite in anexe. Bucureşti 1938, p. 268. 2 Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie (= AGAD), Metryka Koronna (= MK), Libri Legationum (= LL) 27, fol. 155–156.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_006
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denied being an envoy; something the pair refused to believe, since Ungnad had known Taranowski from Constantinople, where 27 years earlier they had met as diplomatic envoys at the court of Selim II. Ungnad’s doubts proved correct when the Emperor’s secret agent, Giovanni Marini de Poli, told him about Taranowski’s meeting with Michael the Brave. As it happens, Marini de Poli had also seen letters from King Sigismund III to Michael.3 The reports sent by the commissaries to the Emperor did not mention Skrzynecki at all. For anyone familiar with late sixteenth century Polish-Lithuanian diplomacy, a probable assumption would be that Skrzynecki was a royal secretary. Among many offices of the court, only secretaries had mixed service at the court and chancery thus explaining their involvement in diplomatic missions.4 Skrzynecki, however, was no secretary. He held the position of a courtier, one called in Latin a cubicularius or a camerarius, who, in this case, was sent as a diplomatic messenger. This serves as an example of the fact that the official responsibility for ‘middle scale’ missions did not always rest on the shoulders of secretaries, but also those of other courtiers. It is not without relevance that the functions of the court overlapped with those of diplomacy. It was a space where domestic and international components of policy intermingled, where several actors played their respective roles.5 An excellent diplomat had virtues corresponding with those of the best courtiers, that is why diplomats should be regarded as the courtiers of civilization.6 It is in the same context that we should assess actual consideration of the skills and role of early modern diplomats. These acted as formal (or informal) ambassadors and agents in the centre of the great machinery of the foreign court; performing not only diplomatic duties, but also travelling, spying, and trading.7 In a similar way, we can use the term ‘diplomacy’ as an analytical 3 Szádeczky, Kardoss Lajos (ed.): Regesták Mihály vajda történetéhez. 1599–1601. 1–5, A Magyar Történelmi Tár és a Történelmi Tár. s.l. 1884, pp. 48–49, 60–62. 4 Tomczak, Andrzej: Kilka uwag o kancelarii królewskiej w drugiej połowie XVI w. (na marginesie nowego z r. 1960 wydania Cancellarius sive de dignitate …, R. Heidensteina), in: Archeion 37 (1960), pp. 235–252, p. 242–243. 5 Mattingly, Garret: Renaissance Diplomacy. Baltimore et. al. 1955, p. 233; Anderson, Roberta: Marginal Diplomatic Spaces During the Jacobean Era 1603-25, in: Nathalie Rivère de Carles (ed.): Early Modern Diplomacy, Theatre and Soft Power: The Making of Peace. London 2016, pp. 163–182, p. 166. 6 Sofer, Sasson: The Courtiers of Civilization. A Study of Diplomacy. Albany 2013, p. 21, 55, 65. 7 Lazzarini, Isabella: Communication and Conflict. Italian Diplomacy in the Early Renaissance 1350–1520. Oxford 2015, pp. 124–145; Bély, Lucien: Anatomie de l’incident diplomatiqe, in: Lucien Bely/Geraud Poumarède (eds.): L’incident diplomatique (XVIe–XVIIIe siècle). Paris 2010, pp. 452–458, p. 452–454; Sowerby, Tracey Amanda/Hennings, Jan (eds.): Practices of Diplomacy in the Early Modern World, c. 1410–1800. London et al. 2017, p. 12.
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concept meant to cover all practices of negotiation in which official representatives of political entities directly and peacefully interact to pursue political objectives with regard to those regions where they were not able to claim any rights of territorial rule.8 Due to the lack of any Who’s Who registers for early modern Polish-Lithuanian diplomats, their activity abroad was only partly studied. The concept of courtiers as diplomats has only been studied and analysed at length in the case of secretaries in publications dedicated to this particular office.9 Courtiers in diplomatic service appeared in Walter Leitsch’s monumental work on the court of Sigismund III, the king of Poland-Lithuania.10 Several pieces of information have been dispersed in the synthesis of Polish diplomacy11 or works devoted to early modern diplomats specializing in certain directions, e.g. Spain.12 The aim of this paper is to study the role of Polish-Lithuanian courtiers in diplomatic service at the turn of the sixteenth century and to answer the question of what duties and tasks they performed. In addition, I would like to classify the diplomatic activity of courtiers and show the directions taken by their missions. Finally, by investigating courtiers further, I would establish whether the curious case of Skrzynecki’s mission was isolated or not. For the purpose of this article, ten people connected to the court and performing diplomatic duties were chosen. They were selected by comparing the registers of payment at Sigismund’s court from the years 1587,13 1589,14 and the
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Rudolph, Harriet: Entangled Objects and Hybrid Pracitices. Material Culture as a New Approach to the History of Diplomacy, in: idem/Georg Metzig (eds.): Material Culture in Modern Diplomacy from the 15th to the 20th Century. Oldenburg 2016, pp. 1–28, p. 8. Kieniewicz, Leszek: Sekretariat Stefana Batorego. Zbiorowość i kariery sekretarzy królewskich, in: Anna Izydorczyk/Andrzej Wyczański (eds.): Społeczeństwo Staropolskie. Studia i Szkice. Vol. IV. Warszawa 1986, pp. 33–67; ibid.: Projekt ordynacji kancelaryj nej za Henryka Walezego, in: Przegląd Historyczny 78 (1987), pp. 713–721; Wyczański, Andrzej: Między kulturą a polityką. Sekretarze królewscy Zygmunta Starego (1506–1548). Warszawa 1990; Korolko, Mirosław: Seminarium Rzeczypospolitej Królestwa Polskiego. Humaniści w kancelarii królewskiej Zygmunta Augusta. Warszawa 1991; Wiśniewski, Dariusz: Sekretarze królewscy Zygmunta III. Unpublished MA thesis, Institute of History, University of Warsaw 1987. Leitsch, Walter: Das Leben am Hof Sigismunds III. von Polen. Vols. 1 –4. Wien 2009. Labuda, Gerard/Michowicz, Waldemar (eds.): The History of Polish diplomacy X-XXc. Warszawa 2005. Skowron, Ryszard: Dyplomaci polscy w Hiszpanii w XVI i XVII wieku. Kraków 1997. Dobrowolska, Wanda: Do Dziejów dworu królewskiego w Polsce, in: Kwartalnik Historyczny 48 (1934), pp. 319–336. Chłapowski, Krzysztof (ed.): Ordynacja Dworu Zygmunta III z 1589 r. Warszawa 2004, pp. 46–84.
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period between 20 August 1594 and 20 August 1595,15 with information about envoys and diplomatic missions during the 1593–1606 period, (see tab. 5.1 and 5.2). The examined material definitely does not exhaust all the sources; merely being a sample visualization of the involvement of courtiers in diplomatic service. 1.
Types of Officials
The court was the best place to form a diplomat.16 It played a key role in this process as it was a news hub, a meeting centre, and an international point of contact.17 Every courtier and diplomat acted by representation. Timothy Hampton clearly marked it: “The courtier dissimulates in order to represent himself effectively at court. The ambassador, by contrast, represents himself while representing another”.18 In the term ‘representation’ it is possible to find all types of activities during a mission. Hence, even basic information would help to establish what experiences courtiers had and how the courtiers would perform as diplomats. According to the court ordinance from 1589, the group of officials included people of various positions: lectistrator, dworzanin na sześć koni (courtier with six horses), dapifer, secretarius, stipator and camerarius, among several others. The sequence of the following offices would reflect the hierarchy at the court19: Lectistratores (Polish: łożniczowie) were a special type of official (three or four persons in service at any time) working as helpers in the service of succamerarius regis (Polish: podkomorzy) and under the supervision of a high chamberlain.20 This distinction existed in the sixteenth century but slowly disappeared by its end. Krzysztof Chłapowski claims that either lectistratores were expensive to maintain – their duties capable of being carried out by officials who were paid less – or that it was an effect of a long vacancy in 15 16 17
18 19 20
Dobrowolska, Do Dziejów, pp. 319–336. Hamilton, Keith/Langhorne, Richard: The Practice of Diplomacy. Its Evolution, Theory and Administration. London et al. 22010, pp. 39–43. Alford, Stephen: Some Elizabethan Spies in the Office of Sir Francis Walsingham, in: Robyn Adams/Rosanna Cox (eds.): Diplomacy and Early Modern Culture. London 2011, pp. 46–62, p. 46; Daybell, James: Gender, Politics and Diplomacy: Women, News and Intelligence Networks in Elizabethan England, in: Adams, Diplomacy, pp. 101–119, p. 108–109. Hampton, Timothy: Fiction of Embassy Literature and Diplomacy in Early Modern Europe. Ithaca et al. 2009, p. 9. Chłapowski, Ordynacja, pp. 53–77. Leitsch, Leben, p. 237.
Courtiers in the Polish-Lithuanian diplomatic service
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the position of high chamberlain.21 As a consequence, a new group – camerarii maiores (Polish: komornicy) – was created, which was much more in line with the composition of other European courts.22 Another group with a rather opaque list of competencies was the camerarii or cubicularii (Polish: komornicy). The etymology of the name comes from the word’s camera and cubiculum, meaning ‘room’ and ‘bedroom’ respectively: the most private areas of the King’s apartments. The duties of camerarii are hard to explain, but it is known that they worked as messengers for special tasks.23 During Sigismund III’s reign, the term camerarius or cubicularius was used to describe a person working as a courier to senators, noblemen, cities, or used for any other one-time tasks.24 According to Walter Leitsch, the evolution of other offices into camerarii resulted from the latter’s better salaries when compared to offices like stipator or dapifer.25 Camerarii received, besides a salary, the reimbursement of their mission’s costs which, in and of themselves, depended on the distance and duration of the journey they were to undertake.26 Their duties were similar to those of secretaries, but camerarii were not held under official oath. Another group, the secretarii, should be analysed from a different perspective. Reinhold Heidenstein in his book, Cancellarius sive de dignitate et officio cancellari Regni Poloniae, mentioned that there existed two kinds of secretaries: secretarii scribentes et secretarii non scribentes. It was a division based on the direct links with the chancery and it has no confirmation in primary sources.27 In search of the definition of the services rendered by secretaries by the end of the sixteenth century one needs to rely on research focusing on earlier periods. Leszek Kieniewicz argued that the main criterion for being a royal secretary was swearing an oath in the chancery.28 For Andrzej Wyczański, a secretary either had to be mentioned on the official chancery payroll, had to have received a specific church benefice or had to be involved in typical secretarial activities.29 Mirosław Korolko argued in his work on secretaries at the
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Chłapowski, Ordynacja, p. 33. Leitsch, Leben, pp. 237, 250–251. Ibid., pp. 475–477. Chłapowski, Ordynacja, pp. 34–35. Leitsch, Leben, pp. 478–479. Chłapowski, Ordynacja, p. 21. Tomczak, Kilka uwag, pp. 242–243. Kieniewicz, Sekretariat, pp. 33–34. Wyczański, Kultura, pp. 21–22.
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court of Sigismund August that the main criterion should be the use of the title of Secretarius Serenissimae Regis Maiestatis.30 Secretary service was a respected career path during peacetime, when young noblemen had little to no opportunity to gain reputation through feats of arms. The chancery was also the best place to consolidate kinships and patron-client relations.31 The service abroad – in addition to the obligations in the chancery – links secretaries with lectistratorii and camerarii who in this respect had a very similar position. In fact, secretaries’ duties were divided between state and king.32 This dual service was a quintessential expression of the idea of the Polish-Lithuanian court as a half-royal and half-state body. Apart from secretaries, it is also necessary to mention two other offices: that of the stipator and the dapifer. Stipatores (Polish: harcerze) were members of the ruler’s personal guard, paid for by the royal treasury.33 Alongside rare diplomatic activities of the stipatores are diplomatic activities of dapiferi (Polish: turkczaszy). In 1590, the number of dapiferi amounted to 18 persons.34 Dapiferi served at the royal court under the command of a pantler (Polish: stolnik). They were responsible for the organization of the royal table. Their rank at the court was between the courtiers with six and courtiers with four horses. The popularity of this office decreased in the second decade of the seventeenth century.35 2.
ad hoc Diplomatic Activities
How to investigate and understand one- or two-time diplomatic activities? For anyone who has been looking for the answer to this question, several elements pointed out by Birgit Tremml-Werner and Lisa Hellman can be of use. Using cases of Japanese, Spanish and Quing-Russian contact they showed that ad hoc diplomacy played a pivotal role in Eurasia. Moreover, stressing the dichotomy between ad hoc practices and formalized diplomatic relations was wrong, because ad hoc activities were a constant part of all foreign relations.36 Ad hoc diplomatic activities formed a vital space for broadening horizons and experiences for anyone interested in the court or state career in 30 31 32 33 34 35 36
Korolko, Seminarium, pp. 62–65. Leitsch, Leben, p. 453. Ibid., pp. 455–459. Nizio, Krystyna: Harcerz, in: Słownik Polszczyzny XVI wieku. Vol. 8. Wrocław 1974, p. 305. Moraczewski, Jędrzej: Dzieje Rzeczpospolitej Polskiej z początku siedemnastego wieku. Poznań 1851, p. 150. Leitsch, Leben, pp. 265–267. Tremml-Werner, Birgit/Hellman, Lisa: Merely ‘Ad hoc’ Diplomacy? A Global Historical Comparison of Early Modern Japanese-Spanish and Qing-Russian Foreign Relations, in: Diplomatica 2 (2020), pp. 57–78, pp. 57–59, 64–67, 77–78.
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Poland-Lithuania. This kind of diplomatic practice, used as a stepping stone for further career, could be comparable with Venetian practices regarding embassies in Constantinople.37 Every ambassador spent more or less two years there, and then would secure other, more important positions, as illustrated by the career of Francesco Contarini, who served for the Republic of Venice as a bailo in Constantinople from 1602 to 1604 and then represented the Venetian doge at the court of King James I. After completing his final diplomatic engagement he served as a state official, and finally was elected a Doge in 1623. Analysing the practice of the courtiers’ diplomatic activity, it is useful to classify types of experiences by the frequency of said activity. The starting point should be courtiers with what we may term ‘occasional diplomatic activity’, who could be described as having performed merely a few missions throughout their life. Though often omitted in literature, episodic diplomatic activity was an important part of early modern diplomacy. This, however, begs the question: what was the reason for the impermanent nature of these postings? One answer is the multifaceted nature of the ambitions and duties of the men in question, their diplomatic engagements clashing with their other plans at court. A good example of this is Jan Bojanowski, who started his duties as a lectistrator in 1587 and continued them until his death.38 Although Bojanowski was a Protestant, he had special contacts with King Sigismund III, which allowed him to easily combine his service to the King with his role of an agent for Krzysztof Mikołaj Radziwiłł, the Voivode of the Vilnius Voivodeship.39 In 1593, he journeyed to Prague, to the court of Rudolf II, bringing a royal invitation to the baptism of King Sigismund’s daughter Anna Maria.40 The mission to Prague was one of his last duties before his entry into Radziwiłł’s service in 1596. In 1598, Bojanowski accompanied Janusz Radziwiłł, the future castellan of Vilnius, during his travel to Hungary. Bojanowski probably died around 1599, since – as Walter Leitsch noticed – there is no more extant correspondence with Radziwiłł after that year.41 A sporadic presence during diplomatic missions was also displayed by Bartłomiej Berdowski. Berdowski was a Lithuanian nobleman mentioned as stipator three times, in 1589,42 159543 and in 1601, when he signed the confir-
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Dursteler, Eric: The Bailo in Contantinople. Crisis and Career in Venice’s Early Modern Diplomat Corps, in: Mediterranean Historical Review 16.2 (2001), pp. 1–30. Chłapowski, Ordynacja, p. 54. Leitsch, Leben, pp. 2071–2075. Skowron 2016, 289. Leitsch 2009, 2074–2075. Chłapowski, Ordynacja, p. 71. Dobrowolska, Do Dziejów, p. 332.
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mation of payment to another court official in Vilnius.44 He received the life tenancy of the village of Lankeliškiai, where in 1609 together with Jan Scipio de Campo he founded a church for Catholics.45 Berdowski went to Moscow on 10 April 1600, carrying a letter from senators to boyars.46 It was a short mission: that of a simple messenger. When he received a letter of safe conduct in June, he came back to the Polish-Lithuanian Commonwealth, thus allowing Lew Sapieha, Stanisław Warszycki and Eljasz Pielgrzymowski to begin their embassy to the court of Boris Godunov.47 Berdowski’s activity in Moscow was a typical small-scale diplomatic mission. Sending a messenger to a foreign court was crucial in preparing the grand embassy of the Polish-Lithuanian Commonwealth, especially to the Ottoman Porte and Muscovy. It was an official mission sent by the Polish-Lithuanian state. Envoys were taking care of all aspects of an ambassadors’ stay, including accommodation, victuals, and any other needs. Short diplomatic experiences were also shared by secretaries, such as Jan Grzymała Zamoyski, a man from north-eastern Mazovia (born near Łomża). He studied at the academy in Cracow, then in Bologna and Padua. After completing his education, he returned to Cracow and started his career at the royal court. His first few years of activity are not well documented. According to the late seventeenth-century genealogist, Kasper Niesiecki, Zamoyski was also sent as a special envoy to the Pope, the Italian princes, and the Austrian Habsburgs.48 In 1590, he reached Constantinople due to tasks assigned after Paweł Uchański’s death. Uchański’s mission aimed to renew the alliance with 44 45
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Wittyg, Wiktor/Stanisław Dziadulewicz: Nieznana szlachta polska i jej herby. Poznań 1994, p. 26. Połujański, Aleksander: Wędrówki po gubernji augustowskiej w celu naukowym odbyte. Warszawa 1859, p. 318; Chlebowski, Bronisław: Łankieliszki, in: Idem/Filip Sulimierski/ Władysław Walewski (eds.): Słownik Geograficzny Królestwa Polskiego i innych krajów słowiańskich. Warszawa 1884, p. 585; Naruszewicz, Tomasz: Od Janówki, przez Suwałki, Kalwarię, Wiłkowyszki, do Pilwiszek. Obszar dekanatu Olwita do końca XVIII wieku. Suwałki 2020, p. 71. Credential letter and instruction for Bartłomiej Berdowski see: Baliulis, Algirdas (ed.): Lietuvos Metrika Knyga Nr. 593 (1585–1604) Diplomatinu reikalu knyga. Vilnius 2009, no. 101–102, pp. 209–210; ibid. (ed): Lietuvos Metrika Knyga Nr. 594 (1585–1600) Diplomatinu reikalu knyga. Vilnius 2009, no. 92–93, pp. 226–227. Tyszkowski, Kazimierz: Poselstwo Lwa Sapiehy w Moskwie 1600 r., in: Archiwum Towarzystwa Naukowego we Lwowie 2.4. (1927), p. 38; Pielgrzymowski, Eliasz: Poselstwo i krótkie spisanie rozprawy z Moskwą. Poselstwo do Zygmunta Trzeciego, in: Roman Krzywy (ed.): Polonika t. IV: Humanizm. Warszawa 2010, pp. 27–212. Prokop, Krzysztof Rafał: Arcybiskupi Haliccy i Lwowscy obrządku łacińskiego. Szkice biograficzne. Biały Dunajec et al. 2010, pp. 148–151.
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Sultan Murad III in the name of the newly-elected King Sigismund III.49 Jan Grzymała Zamoyski faced many problems during his mission. He was eventually imprisoned and then released thanks to Krzysztof Dzierżek.50 It was his last mission before he abandoned his career in 1593, by way of ordination to the priesthood, and afterwards rapidly ascending through the Church hierarchy. In 1595, he became an auxiliary bishop of Płock, assisting Wojciech Baranowski, and then, in 1604, he was nominated the archbishop of Lviv.51 It is significant that although secretaries are often associated with long-term diplomatic officials, Grzymała Zamoyski shows that it need not necessarily be the rule. Occasional diplomatic experiences also appeared in the context of the discussions among the Holy League with regards to the Ottoman Empire and were connected with a special group of courtiers. At that time camerarii ferried secret or unofficial information. One of the best examples of this kind of secret activity are the duties of the aforementioned Adam Skrzynecki. His court service started in 1587.52 His sole diplomatic mission took place in 1600, when he visited Wallachia. In the Metryka Koronna – the central archive of the Polish Crown – one finds instructions and letters mentioning Skrzynecki as a Polish-Lithuanian envoy to Michael the Brave.53 The documents concerning the proposed agreement between Sigismund III and Michael the Brave show, however, that Skrzynecki was followed by another envoy, Andrzej Taranowski, who – unlike the former – had a vast background in diplomatic service. He was an experienced man specializing in Ottoman and Habsburg issues. The Danubian Principalities were placed in the middle of the theatre of war between the Habsburgs and the Ottoman Empire, and for this reason Taranowski was sent to deal with Wallachia, clearly being one of the bestprepared people available for this task.54 The emperor’s commissionaires, 49
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Kołodziejczyk, Dariusz: Ottoman-Polish Diplomatic Relations (15th–18th Century). An Annotated Edition of Ahdnames and Other Documents, in: Suraiya Faroqhi et al. (eds.): Ottoman Empire and its Heritage. Politics, Society. Economy. Vol. 18. Leiden et al. 2000, p. 125. Morgensztern, Janina: Pośrednictwo Żydów w nawiązaniu nieoficjalnych kontaktów dyplomatycznych między dworem polskim i tureckim w 1590 r., in: Biuletyn Żydowskiego Instytutu Historycznego 40 (1961), pp. 37–49, p. 39. Prokop, Arcybiskupi, pp. 148–160. Chłapowski, Ordynacja, p. 87. AGAD, MK, LL 27, fol. 155–156. Tardy, Lajos/István Vasary: Andrzej Taranowskis Bericht über seine Gesandtschaftreise in der Tartarei (1569), in: Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 28 (1974), pp. 213–252; Biedrzycka, Anna: Taranowski Andrzej, in: Polski Słownik Biograficzny. Vol. 52. Kraków et al. 2018, pp. 189–193.
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Ungnad and Székely, reached Braşov and had discussions with Taranowski alone, completely disregarding Skrzynecki. It is possible that Skrzynecki, as camerarius, would have the possibility to transport documents without any disturbance, which could have been a part of a strategy to preserve an effective flow of information in the Danube area. A Camerarius could also be a co-worker during diplomatic duties, like Absolon von Langenau, who appeared on the payroll only in 1595. He had also accompanied King Sigismund III during his journey to Sweden in 1593. In 1600, Langenau was sent along with Jan Firlej to Graz to attend the wedding of Ferdinand Habsburg and Anna Maria Wittelsbach, daughter of Wilhelm V. Afterwards, Firlej went to Vienna, but left Langenau behind in Graz. The latter’s prolonged stay there could have provided him with an opportunity to collect more news.55 He was mentioned as a camerarius responsible for preparing the accommodation of Maria Anna of Bavaria, the King’s mother-inlaw, during her visit in Cracow in 1605.56 His activities were focused mainly on the German-speaking areas. Conceivably, he might have come with Queen Anna from Graz as one of her servants, but this issue requires further study. 3.
Full-Time Duties Abroad
Engagement in diplomacy in the traditional sense meant that a diplomat could spend many years on one mission. It was well-known practice in many countries. For instance, Hans Khevenhüller held the post of the legate of the Holy Roman Emperor at the court of Spain for 26 years.57 Edward Barton settled down in Constantinople as English ambassador in late 1580s and died there in 1598.58 However, Poland-Lithuania very rarely relied on long-term missions. In fact, in the late sixteenth century this pattern was only followed in the case of 55 56 57 58
Luto, Magdalena/Titkow, Szymon: Ślub Ferdynanda II Habsburga i Marii Anny Wittelsbach w świetle relacji Jana Firleja z 1600 r., in: Przegląd Historyczny 108.3 (2017), pp. 577–589, p. 586. Leitsch, Leben, p. 483. Khevenhüller, Hans: Diario de Hans Khevenhüller embajador imperial en la corte de Felipe II. Ed. Félix Labrador Arroyo. Ed. by Sara Veronelli. Madrid 2001. Kalinowska, Anna: Działalność ambasadora angielskiego w Konstantynopolu Edwarda Bartona a stosunki polsko-tureckie (1589–1597), in: Przegląd Historyczny 94 (2003), pp. 251–268; Bamford, Daniel J.: Without ‘Conformitie of Companie’ English Religious Identity and the Diplomatic Corps in Constantinople, 1578–1597, in: Tracey A. Sowerby/ Christopher Markiewicz (eds.): Diplomatic Cultures at the Ottoman Court, c. 1500–1630. New York et al. 2021, pp. 174–193.
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the so-called Neapolitan sums (a loan by Bona Sforza to Philip II of Spain)59. The Polish-Lithuanian kings did try to retrieve the money by diplomatic means. Hence, Stanisław Reszka lived in Naples between 1592 and 1600, and created an informal Polish-Lithuanian embassy there.60 From the perspective of the Poland-Lithuanian state this mission was rather the king’s private legation sent to take care of his own business.61 State’s missions were preferably organised in an ad hoc system. However, in these kind of arrangements it was possible to perceive some consistencies and this was reflected in diplomats’ experiences, and in some cases in the high level of specialization they had managed to attain. Another group of diplomats includes courtiers with constant involvement in diplomacy. These were often recruited from chanceries due to their clerical and language skills, which made them uniquely predisposed to the task. One of the best-known examples was secretary Krzysztof Dzierżek who worked in the chancery during the reign of Sigismund August. The king sent him to Constantinople to acquire an education in Oriental languages and to become familiar with the practices of the Ottoman chancery.62 Meanwhile, he developed contacts in the Ottoman court, which later proved extremely useful for the conduct of Commonwealth-Ottoman diplomacy. For example, thanks to Dzierżek’s protection in 1576, Maciej Stryjkowski, a member of an embassy, gained access to the old Ottoman Chronicles.63 Dzierżek came back at the beginning of the reign of King Stephen Báthory and became the first Oriental language translator at the court. After his return, he also escorted Ottoman and Tatar envoys during their stay in the Polish-Lithuanian Commonwealth. Altogether, he visited the Ottoman court five times between 1577 and 1591.64 During his last mission in 1591, he faced many difficulties. Dzierżek reached Constantinople after a long delay resulting from the problems of the royal treasury in 1589. Finally, he joined the mission of another secretary, Jan Grzymała Zamoyski, who went to Constantinople after the previous envoy, 59 60 61
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The loan of 430 000 ducats made by Bona Sforza queen of Poland-Lithuania to Philip II king of Spain, was never repaid. Nowadays, in Polish language it means empty promises to repay debt. Kalinowska, Jadwiga Ambrozja: Reszka Stanisław, in: Polski Słownik Biograficzny. Vol. 31. Wrocław 1988–1989, pp. 129–133, p. 132–133. Opposite to majority Early Modern countries the king’s treasury did not belong to state. Polish Crown and Grand Duchy of Lithuania had two independent treasuries till 1793. More on Polish-Lithuanian state see Augustyniak, Urszula: History of the Polish-Lithuanian Commonwealth, State – Society – Culture. Frankfurt a.M. 2015. Kołodziejczyk, Diplomatic Relations, p. 178. Baranowski, Bohdan: Znajomość Wschodu w dawnej Polsce do XVIII wieku. Łódź 1950, p. 62. Idem, Krzysztof Dzierżek, in: Polski Słownik Biograficzny. Vol. 4. Kraków 1948, pp. 160–161.
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Paweł Uchański, had died. Dzierżek was a highly qualified specialist with the language and social skills and contacts at Ottoman court necessary not only to release Jan Grzymała Zamoyski from prison but also to look out for Polish-Lithuanian interests.65 Moreover, Dzierżek improved the atmosphere at the court by giving gifts: pieces of sable fur called sorok (Russian: сорок) that he bought on credit in Chernivtsi.66 However, it seems that the key factor in dealing with problems was the intervention of Edward Barton, the English ambassador, who had lobbied quite effectively at the Ottoman court against the Ottoman invasion of the Commonwealth.67 In the end, the troubles in Constantinople were ameliorated thanks to Krzysztof Dzierżek’s strong impact in the capital of the Ottoman Empire. Moreover, it shows how crucial his network of contacts was during diplomatic service. This case illustrates Catherine Fletcher’s remarks on diplomatic work and households, who, only by working together, can create a flexible and powerful team.68 Of course, Fletcher based her conclusions on the diplomatic environment of Rome, but the chief conceit holds. As we see, the diplomatic mission to Constantinople after Paweł Uchański’s death involved two types of diplomatic envoys – Grzymała Zamoyski and Dzierżek. They shared age, social background, and occupation. Moreover, both had changed their social standing with the court’s support, but Grzymała Zamoyski used diplomatic service as a rung in his career ladder, an outlook that changed when he took holy orders. Other courtiers also developed in the south-eastern direction, as it were. Nikodem Kossakowski was a dapifer who travelled to Crimean Khanate. He was born in 1556 and began his career at the court of Anna Jagiellon in 1578, then served King Stephen Báthory, being one of chancellor Jan Zamoyski’s retinue. After his patron’s death, Kossakowski stayed close to the court of Sigismund III during the Livonian wars and the rebellion of 1606. Kossakowski obtained numerous rewards: in 1595, the payments on Miechów Abbey, and in 1598, he
65 66 67 68
Morgensztern, Pośrednictwo, p. 39. Corfus, Ilie (ed.): Documente privitoare la istoria românilor, culese din arhivele polone Secolul al XVI-lea. Bucureşti 1979, pp. 361, 367–368. Podea, Ioan: A Contribution to the Study of Queen Elisabeth’s Eastern Policy (1590–1593), in: Constantin Marinescu (ed.): Mélanges d’histoire générale II. Bucharest 1938, pp. 433– 438; Kalinowska, Działalność, p. 258. Fletcher, Catherine: Diplomacy in Renaissance Rome. The Rise of the Resident Ambassador. Cambridge 2015, pp. 4–5, 81–102.
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became the cupbearer of Łomża and dapifer, then, in 1600, he received the starostwo ostrowskie.69 Kossakowski entered diplomacy in 1578, when he was sent with a mission to the Tatars. He conducted a mission to Crimea in 1586, and planned another for 1593.70 In June 1598, Kossakowski was provided with official instructions and the king’s letters to the Crimean khan. The aim of this mission was to negotiate the agreement discussed at Țuțora (Cecora) in 1595.71 When he finally set off, he was prevented from ever reaching the khan’s court by Tatar raids. Kossakowski took advantage of Moldavian hospitality and, while staying in Suceava, corresponded with Gazi II Giray and the new qalga, Selâmet Giray. In Suceava he met with a Tatar envoy who was on his way to the Polish-Lithuanian court with the Khan’s version of the agreement.72 At the turn of the sixteenth century, contact with the Crimean Khan was made difficult due to frequent raids and battles conducted by Tatars. On the other hand, Kossakowski was not as excellent a diplomat as he should have been, and his narrow specialization was likely the effect of policy made by his protector – Jan Zamoyski.73 It was not only oriental issues that created officials with narrow specializations. Jan Skrzetuski, who worked for Sigismund III for many years, specialized in German-speaking states. He inherited the main scope of his diplomatic duties at the chancery from his older brother, Marcin. Jan Skrzetuski likely began his studies in Wittenberg, but it is confirmed that he attended the university in Leipzig as well. He worked in the royal chancery from 1581. He conducted his first diplomatic mission in 1585, when he was sent to Rudolf II, after which he travelled to Georg Friedrich Hohenzollern in 1586, and to Pope
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71 72
73
Maciszewski, Jarema/Wasilewski, Tadeusz: Nikodem Kossakowski, in: Polski Słownik Biograficzny. Vol. 14. Wrocław 1968–1969, pp. 283–284, p. 284. Skorupa, Dariusz: Poselstwo na Krym Nikodema Kossakowskiego. Przyczynek do stosunków polsko-tatarskich w ostatnich latach XVI wieku, in: Kwartalnik Historyczny 58 (2001), pp. 25–42, pp. 31–32; Bielski, Joachim: Dalszy Ciąg Kroniki Polskiej zawierającej dzieje od 1587 do 1598 r. Ed. by Franciszek Maksymilian Sobieszczański. Warszawa 1851, p. 202; Corfus, Mihai Viteazul, p. 396. Skorupa, Poselstwo, pp. 36–37; Kortepeter, Carl Max: Ottoman Imperialism During the Reformation: Europe and The Caucasus (New York University studies in Near Eastern civilization 5). New York 1972, pp. 160–163. Kołodziejczyk, Dariusz: The Crimean Khanate and Poland-Lithuania. International Diplomacy on the European Periphery (15th–18th Century). A study of Peace treaties followed by Annotated Documents (The Ottoman Empire and its heritage 47). Leiden et al. 2011, pp. 113–114, p. 120. Tygielski, Wojciech: Politics of Patronage in Renaissance Poland. Chancellor Jan Zamoyski, his Supporters and the Political Map of Poland, 1572–1605. Warszawa 1990, pp. 50–52.
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Sixtus V in 1587. He spent the final years of his life outside of politics and died childless sometime between 1616, and 1618.74 The most interesting period of his career was in the last decade of the sixteenth century, when he was dealing with the Prince of Brunswick regarding the heritage of Zofia Jagiellonka. When in 1590 Jan Skrzetuski reached the court in Wolfenbüttel he did not manage to see Herzog Heinrich Julius, as the prince decided to avoid the problematic Polish envoy. This being the case, Skrzetuski went to Frankfurt an der Oder to attend the meeting devoted to the case of Zofia’s legacy. During the diet in Wolfenbüttel in March 1596, all points of Jan Skrzetuski’s legation were presented, but finally rejected by the attending nobles.75 4.
Mixed Service – The Essence of Diplomacy
The diplomatic specialization, marked by the direction of previous missions or language skills, constituted only part of foreign activities. Another possible form was regular involvement in diplomacy, but without any geographical specialization. Diplomats with the experience from very different missions gained pivotal skills that they could reuse at any court of the Eurasia region. As perfect examples one can point to the cases of Anthony Shirley, who by juggling large travel experience and soft skills was both an English and Safavid envoy,76 and Thomas Roe, who travelled to the Mughal Empire, the Ottoman Empire, Poland-Lithuania and the Holy Roman Empire.77 Similarly, François Savary de Brèves, who spent 25 years as French ambassador in Constantinople and Rome is another example of a diplomat who performed several Euro-Asian
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76 77
Dembiński, Paweł: Jan Skrzetuski, in: Polski Słownik Biograficzny. Vol. 38. Warszawa et al. 1997–1998, pp. 423–424. Pirożyński, Jan: Die Herzogin Sophie von Braunschweig-Wolfenbüttel aus dem Hause der Jagiellonen (1552–1575) und ihre Bibliothek. Ein Beitrag zu Geschichte der deutschpolnischen Kulturbeziehungen in der Renaissancezeit (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 18). Wiesbaden 1992, pp. 136–137. Subrahmanyam, Sanjay: Three Ways to be Alien. Travails and Encounters in the Early Modern World. Waltham 2011, pp. 87–134, 173–177. Brown, Michael J.: Itinerant Ambassador. The Life of Sir Thomas Roe. Lexington 2021, pp. 10–21.
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missions.78 At the turn of the sixteenth century most Venetian diplomats obtained various missions during their cursus honorum as well.79 As most officials had mixed diplomatic experiences it is possible to call it the essence of Early Modern diplomacy. Useful confirmation of this is found in the example of Adrian Rembowski, who appeared on the index of the court’s ordinance in 1587, 1589, and in 1595 as a royal secretary.80 However, the lack of information about him affords us a very limited picture of the man. In 1570, he was the owner of village Góry, and in 1598, he obtained lifelong tenancy of village Lipienko in Pomorskie voivodeship.81 Adrian Rembowski represented the king during the Prussian Diet in 1597, and 1599. In 1596, he was sent to Constantinople as a messenger to prepare the embassy of Piotr Ossowski. His second mission to the Ottoman Porte in 1600 concerned the future of the Danubian area after Michael the Brave’s fall. Besides his experiences in Constantinople, he visited the emperor’s court in 1598 and 1600 as an official envoy of Sigismund III. It is worth mentioning that, apart from the envoy’s duties, Rembowski was not involved in other activities. Rembowski served as a secretary and a diplomat, but nothing is known about any further promotions or career development, nor are there any indications that he was considered to be an expert specializing in external missions. He most likely died in 1601, after his last mission to Constantinople.82 Rembowski’s diplomatic practice shows the value not of personal impact in one place, but of wider know-how abroad. Constant diplomatic experiences were not the sole domain of secretaries, however. A convincing example of this are lectistratores. Krzysztof Kochanowski, despite being mentioned as being a court servant with six horses in 1589 and a cubicularius (Polish: pokojowy) in 1596, was referred to as a lectistrator between 1601 and 1605. It is interesting that his salary in 1589 was nearly half of that of Bojanowski, who held the same titles.83 Comparing Kochanowski’s and Bojanowski’s payment and experiences, one can see that Kochanowski could not have truly been a lectistrator. 78 79 80 81
82 83
Oddy, Niall: Crusade or Cooperation? Savary de Brèves’s Treatises on the Ottoman Empire, in: The Seventeenth Century 34.2 (2018), pp. 143–157, pp. 143–145. Bell, Garry M.: A Handlist of British Diplomatic Representatives, 1509–1668. Cambridge 1995. See table No 1. Klemp, Aleksander: Adrian Rembowski, in: Polski Słownik Biograficzny. Vol. 31. Wrocław et. al. 1988–1989, p. 88; Krawczuk, Wojciech: Ksie̜ga wpisów podkanclerzego Wojciecha Baranowskiego z okresu marzec 1588-grudzień 1590, MK 135 z Archiwum Głównego Akt Dawnych w Warszawie. Warszawa 2010, p. 290. Klemp, Adrian Rembowski, p. 88. Chłapowski, Ordynacja, pp. 21, 59.
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Kochanowski’s diplomatic activity was extensive. He gained experience during the missions to Prague in 1593 and to Rome in 1595. In 1601, he was one of the officers receiving the Spanish embassy in Poland-Lithuania.84 In the same year, he set out for a mission to Constantinople in light of the situation in the Danubian Principalities after the fall of Michael the Brave.85 Interestingly, his mission to Constantinople seems to be relatively unconnected to his previous experiences and his missions to the Habsburgs and the Pope. He was sent to Prague in February 1593, when he brought to Emperor Rudolf II the official answer of the Polish diet, which was relayed to the embassy of the bishop of Olomouc Stanislav Pavlovský in Warsaw in 1592.86 His last diplomatic activity was to accompany Stanisław Miński on his mission to Rome in 1594. In 1604, he became the burgrave of Cracow and the starosta of Małogoszcz,87 becoming closer to King Sigismund III. He was involved in the Livonian campaign of 1600–1605 and was part of the king’s party during the rebellion of 1606, which undoubtedly drew his focus away from diplomacy. 5.
Performing Diplomacy at The World’s Courts
By paying attention to the practices of diplomacy it is possible to extend the term ‘diplomat’ to courtiers involved in duties abroad. Previous studies on secretarial activities in diplomacy could be widened by studying other court officials such as camerarius and lectistrator, dapifer or stipator. Of course, secretaries had the largest share, but by no means did they dominate. Therefore, the assumption that diplomats were recruited only from within the chancery staff would be, by all accounts, wrong. Walter Leitsch described the secretarial service as an easy way to start a career.88 It seems justified to extend this assumption to all court offices. Among selected examples of courtiers with experience in diplomacy, it is possible to mark a tendency to language-area or issue specialization. But this trend was not the main one; it rather played an important role in various diplomatic activities. However, it is possible to mark directions of activity based 84 85 86 87 88
Trawicka, Zofia: Kochanowscy na forum sejmiku województwa sandomierskiego w latach 1572–1696, in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 31 (1986), pp. 85–92, p. 87. AGAD, MK, LL 27, fol. 68. Skowron, Ryszard (ed.): The House of Vasa and the House of Austria, Correspondence from the Years 1587 to 1668. Part I: The Times of Sigismund III, 1587–1632. Katowice 2016, p. 287. Chłapowski, Krzysztof/Falniowska-Gradowska, Alicja (eds.): Urzędnicy województwa sandomierskiego XVI–XVIII wieku. Spisy. Kórnik 1993, p. 186. Leitsch, Leben, p. 453.
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on contemporary foreign policy and the diplomat in question’s occupation. Even small size samples provide the conclusions that language skills and experience during various missions were crucial. All soft skills had been making courtiers fluent traders of information while performing their duties abroad. Hand-in-hand with experience came contacts at the location of the mission. The knowledge of the foreign courts and cities was invaluable. It played a key role for settling in the area or resolving sudden conflicts. Courtiers took part in diplomatic duties as conductors or co-workers. They may appear only in official documents, like Adam Skrzynecki, but we cannot exclude them from diplomacy simply because they had ambiguous competences. Lectistratores and cubicularii would extend their opportunities to work officially or unofficially in every circumstance. During missions, they could meet and talk with rulers, other court officials, stay longer due to various necessities, or set forth new diplomatic goals. Moreover, courtiers could transport letters, information, or other agents directly to the king. Finally, at their home courts, they had more opportunities to access their King than their fellow officials. Their close ties with the ruler may have been of some use, but nowadays it makes for a frustrating dearth of primary sources regarding their diplomatic activities. In conclusion, the practice of sending courtiers on diplomatic missions was prevalent not only in the case of the closest royal followers, but also among ‘ordinary’ court officials. By paying attention to various types of activities, one can see how diplomacy worked in practice. The examples presented here are, therefore, merely a small sample. Future investigations can shed more light both on the links between various court officials, as well as the diplomatic service overall. Success of every diplomatic mission lay in mutual understanding (or controlled misunderstanding) and cross cultural communication of envoys. The best training for this process took place at court, where policy was involved in polite smiles and good manners.89 Know-how at renaissance court was explained by a seasoned diplomat Baldassare Castiglione in his famous book Il libro del Cortegiano.90 Lack of the court, as well as diplomatic know-how, was problematic not only in European context. The Japanese invasions of Korea 1592–98 ended thanks to support of the Chinese forces. From the beginning of the conflict the Chinese 89 90
Frigo, Daniela: ‘Small States’ and Diplomacy. Mantua and Modena, in: Daniela Frigo/ Adrian Belton (eds.): Politics and Diplomacy in Early Modern Italy. Cambridge 2000, pp. 147–175, p. 154. Castiglione’s book was paraphrased in Poland-Lithuania in 1566 by Łukasz Górnicki Dworzanin Polski printed in Cracow; Castiglione, Baldesar: The Book of the Courtier. New York 1959.
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were involved in a diplomatic game with the Japanese. During the talks the Japanese faced growing dissonance. On one side stayed the Japanese officials who had court and foreign experience, on the other was the chancellor of the realm Toyotomi Hideyoshi who rose from a peasant background and had only military expertise. This clash brought many misunderstandings in contacts with the Japanese officials, who communicated more easily with their enemies than with Hideyoshi.91 This example brings the global idea that mutual communication was necessary in diplomacy. At the court level, the best chances for success were only possessed by people with a court background. In fact, origin and language was simply irrelevant. Hence, Polish-Lithuanian example may serve as a starting point for some future studies. Table 5.1
Servants and their services.
person Bojanowski Jan Kochanowski Krzysztof Skrzynecki Adam
service in 158792
puer
service in 158993
service in 159594
lectistrator służący w sześć koni
official służący w sześć koni cubicularius (camerarius) cubicularius (camerarius) secretarius secretarius dapifer stipator
Langenau Absolon
cubicularius (camerarius) -
-
Zamoyski Jan Skrzetuski Jan Dzierżek Krzysztof Rembowski Adrian Kossakowski Nikodem Berdowski Bartłomiej
secretarius secretarius secretarius secretarius dapifer -
secretarius secretarius secretarius secretarius dapifer stipator
91 92 93 94
Swope, Kenneth: Deceit, Disguise, and Dependence. China, Japan, and the Future of the Tributary System, 1592–1596, in: International History Review 24 (2002), pp. 757–782, pp. 778–781. Index Anulae Sermi Principis Do. Do. Sigismundi III Dei gratia Regis Poloniae et Designati Svetiae Magni Ducis Lithuaniae Rus. et. et. Anno 1587 Die 27 Decemb. Crac Dadema Regni suscepit, in: Dobrowolska, Do Dziejów, pp. 326–329. Ordynacja nowa zapłaty dworowi Króla JM Zygmunta III, który koronowan jest w Krakowie dnia 27 Decembris Roku 1589, in: Chłapowski, Ordynacja, pp. 46–90. Zapłata Dworowi Króla Ie[go] M[iłości], in: Dobrowolska, Do Dziejów, pp. 329–35.
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Courtiers in the Polish-Lithuanian diplomatic service Table 5.2
Directions of diplomatic service.
Holy Roman Empire, German States
Wallachia
Ottoman Empire, Crimean Khanate
Moscow
Bojanowski Kochanowski Langenau Skrzetuski Rembowski Zamoyski
Skrzynecki
Dzierżek Zamoyski Rembowski Kossakowski Kochanowski
Berdowski
Außenbeziehungen schreiben
Jean La Blanque zwischen polnischem Hof und französischer Diplomatie Kolja Lichy Im Juni 1636 schaute sich Charles Ogier anlässlich einer Disputation in den Räumlichkeiten des Akademischen Gymnasiums in Danzig um. Der Sekretär des französischen Botschafters Claude de Mesmes, der an den Friedensverhandlungen von Stuhmsdorf/Sztumska Wieś teilnahm1, entdeckte in der dem Gymnasium angeschlossenen lutherisch-reformierten Simultankirche mehrere Grabplatten. Darunter bemerkte Ogier das Grab eines gewissen „Capitaine de la Blanque“, wohl eines Franzosen in schwedischen Diensten. Dabei, so musste der Sekretär des Botschafters konstatieren, sei dieser de la Blanque anscheinend auch ein „legatus“ gewesen. Ogier war hingegen ratlos, um welche Art von Diplomaten es sich dabei gehandelt haben möge.2 In der Forschung hat sich das Interesse für die Beziehungen zwischen Frankreich und Polen-Litauen in der Regel auf die Zeit seit der Mitte des 17. Jahrhunderts konzentriert.3 Diese Perspektive erhielt ihre Evidenz nicht zuletzt aus den dynastischen Verbindungen polnischer Könige mit dem französischen Hochadel, die zu diesem Zeitpunkt einsetzten. So lassen sich beginnend mit der Heirat von Louise-Marie de Gonzague zunächst 1645 mit König Władysław 1 Czapliński, Władysław: Na marginesie rokowań w Sztumdorfie w 1635 r., in: Przegląd współczesny 17.8–9 (196–197) (1938), S. 98–119; vgl. auch Serwański, Maciej: Médiations diplomatiques françaises en Pologne au XVIIe siècle, in: Olivier Chaline/Jarosław Dumanowski/Michel Figeac (Hg.), Le rayonnement français en Europe centrale. Du XVIIe siècle à nos jours. Pessac 2009, S. 21–26; zur unmittelbaren Vorgeschichte dieser französischen Implikation nach dem Vertrag von Altmark (1629) Ders., Un aspect des rapports entre la Pologne et la France pendant la guerre de Trente Ans. La mission diplomatique de Mikolaj Gniewosz à Paris en 1631, in: Bernard Barbiche/Jean-Pierre Poussou/Alain Tallon (Hg.), Pouvoirs, contestations et comportements dans l’Europe moderne. Mélanges en l’honneur du professeur Yves-Marie Bercé. Paris 2005, S. 201–208. 2 La Mission de Claude de Mesmes, comte d’Avaux, ambassadeur extraordinaire en Pologne, 1634–1636. Hrsg. v. François Pułaski u. Ladislas Tomkiewicz. Paris 1937, S. 461f. 3 Dies wiederum kontrastiert mit der episodischen Herrschaftszeit von Henri Valois als polnischem König zwischen Februar und Juni 1574. Den chronologischen Auftakt macht dabei die Arbeit Maciej Serwańskis zu Frankreich und Polen-Litauen in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Serwański, Maciej: Francja wobec Polski w dobie wojny trzydziestoletniej, 1618–1648. Poznań 1986.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_007
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IV. und sukzessive 1649 mit dessen Bruder Johann II. Kasimir nennenswerte und intensive Beziehungen sowie höfische Verflechtungen nachweisen.4 Letztere sollten sich dann zumindest mit Marie Casimire de la Grange d’Arquien fortsetzen, deren Mann als Johann III. Sobieski 1674 den polnischen Thron bestieg.5 Die Logik der dynastischen Verbindungen hat in der polnischen und noch spärlicheren französischen Forschung lange Zeit einerseits zu einer Konzentration auf einzelne Akteurinnen und Akteure beziehungsweise Akteursgruppen im höfischen Umfeld geführt. Daneben stand andererseits relativ isoliert ein diplomatiegeschichtlicher Ansatz, der aus einer nolens volens klassischen nationalhistoriographischen Grundierung heraus eine „bilaterale“ Geschichte Frankreichs und Polen-Litauens in den Mittelpunkt stellte. In der Folge konzentrierte man sich hier zuvörderst auf – in diesem Fall zunächst außerordentliche – Botschafter als verlängerte Arme „Frankreichs“.6 Diese Tendenz wird erst neuerdings langsam ergänzt, indem eine größere Vielfalt an gelehrten und religiösen Akteursgruppen in den Fokus rückt und damit an die mittlerweile lang etablierte Perspektive der internationalen Forschungen zur Diplomatiegeschichte anknüpfen können.7 Für die Frühe Neuzeit wird dabei klassischerweise eine – auch globale – „Verdichtung“ sowohl von Herrschaftsstrukturen als auch von Kommunikation 4 Libiszowska, Zofia: Żona dwóch Wazów. Warszawa, 1963; Fabiani, Bożena: Warszawski dwór Ludwiki Marii. Warszawa 1976; Targosz, Karolina: Uczony dwór Ludwiki Marii Gonzagi (1646– 1667). Z dziejów polsko-francuskich stosunków naukowych. Warszawa 22015; Grell, Chantal: Amarille, reine des Scythes. Une princesse française à la cour de Pologne (1646–1667), in: Bulletin du Centre de recherche du château de Versailles 2021, http://journals.openedition.org/ crcv/19221 ; DOI: https://doi.org/10.4000/crcv.19221 (zuletzt eingesehen am 24. Januar 2022). 5 Komaszyński, Michał: Maria Kazimiera d’Arquien Sobieska królowa Polski 1641–1716. Kraków/ Wrocław 1984; Serwański, Maciej: Rola Marii Kazimiery w stosunkach polsko-francuskich w czasach panowania Jana III Sobieskiego, in: Prace Historyczne 146.2 (2019), S. 509–516; Aleksandra Skrzypietz, ‚Regentka‘ Polski – fakty i mity w biografii Marii Kazimiery, in: Bożena Czwojdrak/Agata Kluczek (Hg.), Kobiety i władza w czasach dawnych. Katowice 2015, S. 380–392. 6 Exemplarisch etwa die zusammenfassenden Bemerkungen bei Wisner, Henryk: Dyplomacja polska w latach 1572–1648, in: Zbigniew Wójcik (Hg.), Historia dyplomacji polskiej. Tom II: 1572–1795. Warszawa 1982, S. 5–162, S. 144f. 7 Dies ist etwa in dem diachron weiter ausgreifenden Sammelband zu vermerken: Dumanowski, Jarosław/Figeac, Michel/Tollet, Daniel (Hg.), France – Pologne. Contacts, échanges culturels, représentations (fin XVIe-fin XIXe siècle). Paris 2016; vgl. etwa auch Grell, Chantal/ Kraszewski, Igor: Between politics and science. Pierre des Noyers – a correspondent of Johannes Hevelius at the Polish court, in: Richard L. Kremer/Jarosław Włodarczyk (Hg.), Johannes Hevelius and His World. Astronomer, Cartographer, Philosopher and Correspondent. Warsaw 2013, S. 213–229.
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konstatiert.8 Im Zusammenhang mit der Diplomatiegeschichte hat etwa Hillard von Thiessen darauf hingewiesen, dass sich dies zum einen in der verstärkten Kontrolle von diplomatischem Handeln durch Herrschende auswirkte, wobei sich zugleich diplomatische Kontakte institutionell verstetigen konnten. Zum anderen ermöglichte die Intensivierung von Informationsaustausch auch eine neue Qualität von Kommunikation und führte zu einem anwachsenden Wissen übereinander: „Damit verdichteten sich auch die Beziehungen zwischen Räumen; intensive Kommunikation zwischen Gemeinwesen wurde möglich.“9 In den Austauschprozessen zwischen dem französischen und dem polnischlitauischen Gemeinwesen mag man in diesem Sinne einerseits eine gewisse generelle Wissensverdichtung erkennen. Schon angesichts der eingangs zitierten Ratlosigkeit Charles Ogiers muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich auch bei der diplomatischen Wissensverdichtung um kein klar gerichtetes und ein tendenziell diskontinuierliches Phänomen handelte. Es war genauso dynastischen und weiteren politischen wie personellen Kontingenzen ausgesetzt wie den Unwägbarkeiten von Archivierungsprozessen, die im beginnenden 17. Jahrhundert nicht unbedingt eine kontinuierliche Tradierung und Kumulation von diplomatischem Wissen ermöglichte.10 Vor diesem Hintergrund konzentrieren sich die folgenden Überlegungen auf jenen in Danzig begrabenen „legatus“ Jean la Blanque, der über mehr als zwei Jahrzehnte als diplomatischer Akteur aktiv war. Aus dem Languedoc stammend, hatte er eine militärische Laufbahn in Schweden eingeschlagen und war dann in Verbindung mit Sigismund III. am polnischen Königshof zu finden, von wo er schließlich nach Danzig wechselte, um dort als französischer Konsul zu fungieren. La Blanque war durch seine Präsenz am polnischen Königshof in brieflichen Kontakt mit französischen Botschaftern und anderen diplomatischen Agenten gekommen. Daraus entspann sich eine mittel- und langfristige Korrespondenztätigkeit, die ihn von einem informellen Mittler und Informanten für einzelne französische diplomatische Akteure und das Staatssekretariat am Hof am Ende zu einem offiziell sanktionierten Akteur und Informanten, 8
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Beispielsweise von Thiessen, Hillard: Diplomatie vom type ancien. Überlegungen zu einem Idealtypus des frühneuzeitlichen Gesandtschaftswesens, in: Ders./Christian Windler (Hg.), Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel. Köln/Weimar/Wien 2010, S. 471–504, S. 479f.; Braun, Guido: Einleitung, in: Ders. (Hg.), Diplomatische Wissenskulturen der Frühen Neuzeit. Erfahrungsräume und Orte der Wissensproduktion. Berlin/Boston 2018, S. VII–XLI. von Thiessen, Diplomatie, S. 479. Zur französischen Situation: Delsalle, Paul: Bureaucratie, archivage et archivistique en France et en Espagne du milieu du XVIe siècle à 1714, in: Hélène Fréchet/Christian Hermann (Hg.), Les monarchies française et espagnole du milieu du XVIe siècle à 1714. Paris 2000, S. 291–311, S. 295f., 309f.
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wenn auch auf bescheidener Ebene, werden ließ. Er erwies sich mithin ebenso im Mit- wie Nebeneinander seiner Rollen als bescheidener und dennoch typischer Vertreter jener diplomatischen Akteure der Frühen Neuzeit, die in ihren vielfachen ineinanderverschränkten Rollen auch als „Chimären“ bezeichnet worden sind.11 Die Verdichtung von Information und Kommunikation, von der bereits die Rede war, ließe sich – zumindest teilweise – auch als „epistolare Revolution“12 beschreiben. Neuerdings ist in diesem Zusammenhang ein besonderes Augenmerk auf Korrespondenzen als diplomatische Praktiken in der Frühen Neuzeit gerichtet worden.13 Wenn dabei die, auch im Falle La Blanques, bruchstückhafte archivalische Überlieferung lediglich die Briefe jeweils eines Korrespondenzpartners verwahrt hat14, so erscheint die briefliche Kommunikation aus der heutigen Perspektive umso mehr als quasi monologischer Dialog, als „soliloque“.15 Was La Blanque hingegen an seine Korrespondenzpartner band, war ein jeweils individuell stets etwas anders gelagerter – mindestens impliziter – epistolarer Pakt.16 Mit der daraus resultierenden Stabilität und mit der über Einzelbindungen vermittelten Ausweitung der Briefkontakte zu anderen Akteuren wurde er schließlich Teil eines brieflichen diplomatischen Beziehungsnetzes. Diese Korrespondenzen dienten technisch gesehen natürlich zunächst zur Überwindung von Distanzen unter Abwesenden und
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Kühnel, Florian: Chamäleon oder Chimäre? Rollen und Intersektionen des frühneuzeitlichen Gesandten, in: Saeculum 68.1 (2018), S. 161–190, S. 166. Boutier, Jean/Landi, Sandor/Rouchon, Olivier: Introduction, in: Dies. (Hg.), La politique par correspondance. Les usages politiques de la lettre en Italie (XIVe–XVIIIe siècle). Rennes 2009, S. 4–15, S. 5. Neben dem in der obenstehenden Fußnote zitierten Band von Boutier/Landi/Rouchon von 2009 vgl. etwa Dorfner, Thomas/Kirchner, Thomas/Roll, Christine (Hg.), Berichten als kommunikative Herausforderung. Europäische Gesandtenberichte der Frühen Neuzeit in praxeologischer Perspektive. Köln/Wien 2021; Williamson, Elizabeth R.: Elizabethan Diplomacy and Epistolary Culture. New York/London 2021. Dies betrifft im vorliegenden Fall die Korrespondenz von La Blanque mit Etienne de Sainte-Catherine, von der lediglich die Briefe La Blanques vorliegen. Im Falle der Korrespondenz mit Philippe Canaye de Fresnes verfügt man zwar über einige im Druck erschienene Briefe Canayes, allerdings bilden letztere keine Anschlussüberlieferung zu den handschriflichen vorliegenden Briefen La Blanques, da es sich jeweils um divergierende Überlieferungszeiträume handelt. Ferreyrolles, Gérard: L’épistolaire, à la lettre, in: Littératures classiques 71.1 (2010), S. 5–27, S. 5. Chapron, Emmanuelle: ‚Avec bénéfice d’inventaire‘? Les lettres de recommandation aux voyageurs dans l’Europe du XVIIIe siècle, in: Mélanges de l’École française de Rome. Italie et Méditerranée 122.2 (2010), S. 431–453.
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erfuhren zugleich gerade zeitgenössisch einen gewissen Normierungsprozess.17 Darüber hinaus jedoch, so die hier zugrundeliegende These, agierte La Blanque in einem durch Korrespondenzen geschaffenen, eigenen politischen Raum – „un espace relativement resserré, de discussion, de négociation, de confrontation, au sein duquel s’élaborent non seulement des pratiques et des représentations partagées, mais aussi des engagements, des prises de position, voire des opinions.“18 In diesem Sinne wird in den folgenden Ausführungen nach einer knappen biographischen Skizze der Blick auf zwei relativ gut überlieferte Korrespondenzen La Blanques mit Philippe Canaye de Fresnes, dem französischen Botschafter in Venedig und Etienne de Sainte-Catherine, dem Residenten am Pfälzischen Hof, geworfen. Abschließend wird dies um einige Überlegungen zu epistolaren Praktiken im skizzierten diplomatischen Kontext ergänzt. 1.
Im Windschatten der La Gardie und Wasa: Von Frankreich über Schweden nach Polen-Litauen
Im August 1618, schon in wohl recht hohem Alter, formulierte Jean La Blanque eine Beschwerde über ausstehende Schuldzahlungen. Der Beschreibung der eigentlichen Angelegenheit schickte er dabei eine Selbstbezeichnung voraus:19 „Je soub signe Jehan de La Blanque gentilhomme ordinaire de la maison du Roy de Polongne et de Suede, et Lieutenant General des armees au Royaulme de Suede.“ Um seinen Geldforderungen Nachdruck zu verleihen, kommt La Blanque dabei noch einmal am Ende des Schreibens auf seine Position als „Pensionsempfänger“ der französischen Krone zurück. Vor allem betont er jedoch nicht nur seine Anbindung an den polnischen König, sondern auch an dessen Schwester Anna Wasa, in deren Dienst er ebenfalls stehe.20 Ob diese 17 18 19 20
Droste, Heiko: Briefe als Medium symbolischer Kommunikation, in: Marian Füssel/Thomas Weller (Hg.): Ordnung und Distinktion. Praktiken sozialer Repräsentation in der ständischen Gesellschaft. Münster 2005, S. 239–256, bes. S. 239–243. Boutier/Landi/Rouchon, Introduction, S. 7. La Blanque Danzig, den 14. August 1618, fol. 42r. „Ich der Unterzeichnete, Jehan de la Blanque, ordentlicher Kammerjunker des Hauses des Königs von Polen und Schweden, und Generalleutnant der Armeen im Königreich Schweden.“ Ebenda. Tatsächlich bildete Anna Wasa, die Schwester Sigismunds, die ihrerseits lutherisch war, nach ihrer letztlichen Übersiedlung in das Königreich Polen einen Anlaufpunkt für etliche schwedische Migranten, die loyal zu Sigismund standen (Tegenborg Falkdalen, Karin: Anna, prinsessa, in: Svenskt kvinnobiografiskt lexikon www.skbl.se/sv/ artikel/Annaprinsessa (zuletzt eingesehen am 22. 1.2022); biographische Überblicke auch bei: Saar-Kozłowska, Alicja: Anna Vasas år i Polen. Bidrag till forskningen om prinsessans
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mit Nachdruck zur Schau gestellt Nähe zum polnischen Zweig der Wasa und zur französischen Monarchie sowie die ostentative Nobilitierung des Gläubigers dessen Schuldner beeindruckt hat, lässt sich aus den Quellen nicht nachvollziehen. Dabei hatte La Blanque auch in Hinsicht auf seine Titel alles getan, um in dem vorliegenden Rechtsstreit zu punkten. Allerdings darf es als mindestens zweifelhaft gelten, inwiefern es sich in seinem Fall in irgendeiner Weise um einen „Generalleutnant“ irgendwelcher schwedischer Armeen gehandelt hat. Zwar findet sich an versprengter Stelle ein weiterer Verweis auf diesen Titel21, die Zeitgenossen und die Forschung kennen La Blanque jedoch eigentlich im Rang eines „Capitaine“ beziehungsweise „Rittmeisters“.22 Als fluid erweisen sich auch wesentliche andere Umstände von La Blanques Biographie. Die spärlichen Bemerkungen in der neueren Forschung haben sich, abgesehen von den ausführlicheren, in den vorgebrachten Hypothesen aber teils diskutablen Überlegungen von Alan Alaküla, insbesondere knapp auf dessen Zeit als Konsul in Danzig konzentriert.23 Man darf wohl davon aus-
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personlighet, in: Acta Sueco-Polonica 7 (1998), S. 1–18; Almquist, Helge: Anna (Vasa), in: Svenskt biografiskt lexikon Bd. 2. Stockholm 1920, S. 22). Zu Anna Wasa liegt nur eine sehr beschränkte Forschung vor, die sich – neben einigen wenigen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen – in der Regel auf funeral- und medizinhistorische Aspekte konzentriert, u.a. Kurkowska, Grażyna: Anna Wazówna. Polskie losy szwedzkiej królewny, Toruń 1995; Saar-Kozłowska, Anna: Infantka Szwecji i Polski Anna Wazówna 1568–1625. Legenda i rzeczywistość. Toruń 1995; Lundkvist, Sven: Anna Vasa. Polsk nutid och svensk historia, in: Kungl. Vitterhets historie och antikvitetsakademiens årsbok (1996), S. 131–135. Palmskiöld, Elias: Genealogiae sveo-gothicae, Tomus 4, Litt. B, pars 3, Palmsk. 195 – N:o XIII., Palmskiöla samlingen, Uppsala Universiteitsbibliotek, S. 561. Als „Capitaine“ figuriert La Blanque in den französischen Korrespondenzen; in der schwedischen militärgeschichtlichen Forschung taucht er im korrespondierenden Rang eines „ryttmästar“ auf: Nilsson, Sven A.: På väg mot militärstaten. Krigsbefälets etablering i den äldre Vasatidens Sverige. Uppsala 1989, S. 37, 121. Problematisch erscheinen hier in dem verdienstvollen Versuch, die Biographie La Blanques zu erschließen, nicht zuletzt die teils spekulativen und tendenziell ahistorischen wirtschaftsgeschichtlichen Interpretamente, auf deren Basis der Autor die Rolle La Blanques einzuschätzen versucht: Alaküla, Allan: White Spot in White River’s History. Adventures of Captain De La Blanque in French, Swedish and Polish Courts, in: Revue d’histoire nordique 24 (2017), S. 249–258; ansonsten knapp und konzentriert auf die formale Ernennung La Blanques zum Konsul in Danzig: Paluchowski, Piotr: Dokument z 1610 roku powołujący pierwszy konsulat na ziemiach polskich: placówkę dyplomatyczną Francji w Gdańsku, in: Studia Historyczne 59.3 (2016), S. 253–262; mit kursorischen Bemerkungen zu La Blanque und seinem Danziger Konsulat im Rahmen wirtschaftsgeschichtlicher Ausführungen vgl. etwa Kaplan-Pelus, Marie-Louise: Un consul français à Gdansk. Quel intérêt pour les relations franco-polonaises?, in: Jarosław Dumanowski/ Michel Figeac/Daniel Tollet (Hg.), France – Pologne. Contacts, échanges culturels, représentations (fin XVIe–fin XIXe siècle). Paris 2016, S. 117–138, S. 117–119; Cieślak, Edmund: Francuska placówka konsularna w Gdańsku w XVIII wieku. Status prawny, zadania,
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gehen, dass Jean La Blanque aus dem Languedoc stammte, wie auch Ponce/ Pontus Escopérier, späterhin de La Gardie, mit dem seine schwedische Karriere eng verbunden war. Wie Escopérier/La Gardie entstammte Jean Cabrol, alias La Blanque, aus der dem südlichen Frankreich eigenen ständischen Gemengelage, die die Unterscheidung zwischen Kleinadel und Bürgerlichen unter den lokalen und regionalen Grundbesitzern durchaus verwischen ließ.24 Während die konfessionelle Einordnung von Escopérier/La Gardie Schwierigkeiten bereitet, ließ Cabrol/La Blanque an seinem reformierten Bekenntnis Zeit seines Lebens keinen Zweifel. Ob seine Migration aus dem Languedoc allerdings unmittelbar mit konfessionellen Gründen zusammenhing, ist hoch spekulativ.25 Auf jeden Fall gelang es ihm, sich im Windschatten von Ponce Escopérier in Schweden zu etablieren. Dort gingen beide dazu über, aus den Toponymen von südfranzösischen Gütern, die jeweils im Besitz der Familien gewesen waren, mit „(de) La Gardie“ und „(de) La Blanque“ neue – nun suggestiv adlige – Patronyme abzuleiten. Angesichts der recht ungefestigten Strukturen des schwedischen Adels im 16. Jahrhundert war solch eine Selbstnobilitierung ein vielversprechendes Unterfangen – „To an impostor, sixteenth-century Sweden was the promised land.“26 Ponce Escopérier hatte entsprechend nach seiner vorhergehenden Söldnerbiographie eine steile militärische, aber auch diplomatische und höfische Karriere als Pontus de La Gardie gemacht.27 Ein vielleicht ebenso imaginäres, jedenfalls auch in zeitgenössischen Kategorien nicht präzise definierbares Verwandtschaftsverhältnis zwischen de La Gardie und La Blanque ließ letzteren teils zum Cousin,
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działalność. Kraków 1999, S. 15. Die einzige ausführlichere Auseinandersetzung mit der Rolle vor seiner Zeit in Danzig, allerdings mit nicht immer unproblematischen Urteilen: Pierling, Paul: La Blank’ i Kanè, in: Ders., Iz’ smutnago vremeni. Stat’i i zamětki. S. Peterburg’ 1902, S. 182–194. Alaküla, White Spot, 250; zu den regionalen französischen Verhältnissen: Derouet, Bernard: Political Power, Inheritance, and Kinship Relations. The Unique Features of Southern France (Sixteenth-Eighteenth Centuries), in: Jon Mathieu/David Warren Sabean/ Simon Teuscher (Hg.), Kinship in Europe. Approaches to long-term development (1300– 1900). New York/Oxford 200, S. 105–124, S. 115. Spätestens an dieser Stelle gebührt Leonhard Horowski ein sehr herzlicher Dank für etliche Diskussionen und wertvolle Hilfe auf der Jagd nach (vermeintlich) adlig-biographischen Versatzstücken. Pierling, Paul: La Russie et le Saint Siège. Études diplomatiques. Tome 3. Paris 1901, S. 197f. Persson, Fabian: To Give to Airy Nothing a Local Habitation and A Name. Creating Two Great Swedish Noble Families, in: Liesbeth Geevers/Mirella Marini (Hg.), Dynastic Identity in Early Modern Europe. Rulers, Aristocrats and the Formation of Identities. Farnham/Burlington 2015, S. 178–195, S. 181. Hildebrand, Bengt: Pontus De la Gardie, in: Svenskt biografiskt lexikon. Bd. 10. Stockholm 1931, S. 634–657.
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teils zum Neffen von Pontus werden.28 Pontus de La Gardie brachte es dabei schnell in schwedischen Diensten zum Baron von Ekholmen und konnte seine neu gewonnene Position durch die Heirat mit Sophia Gyllenhielm, der illegitimen Tochter König Johanns, komfortabel festigen und sich im engsten Hofzirkel etablieren.29 In der Folge vermochte es La Blanque zumindest, als Adliger anerkannt zu werden und an den engen höfischen Verbindungen von La Gardie zu partizipieren.30 Zuvörderst diente er in der schwedischen Armee, wobei er von den Eroberungen in Livland unter dem Kommando von Pontus de La Gardie einigen Nutzen zog. An viele schwedische Offiziere wurden Güter im neu annektierten Territorium vergeben, La Blanque gehörte dabei neben den Söhnen von La Gardie zu den größten Profiteuren der Landverleihungen.31 Schließlich rückte er als Testamentsvollstrecker von Pontus und Vormund für dessen Söhne sichtbar nah an die neue schwedische Hofaristokratie heran.32 Die militärische Karriere von La Blanque in Estland wurde schließlich durch die dynastischen Auseinandersetzungen innerhalb des Wasahauses in neue Bahnen gelenkt. Als Parteigänger des Sohns von König Johann III., Sigismund Wasa, positionierte sich der schwedische Neu-Adlige gegen dessen Onkel Karl von Södermannland im Streit um die Thronfolge.33 Im Zuge dessen fand sich La Blanque schließlich wohl zumindest ab der Zeit um 1600 im Umkreis von Sigismund Wasa in Polen-Litauen wieder. Seine Selbstbezeichnung als „gentilhomme ordinaire de la maison du Roy de Polongne et de Suede“ lässt sich in diesem Zusammenhang allerdings schwer einschätzen. In nachweisbarer Form taucht er jedenfalls nicht in den 28 29
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M. de Buzanval à M. de Villeroy (No. LXVI), in: George Willem Vreede (Hg.), Lettres et négociations de Paul Choart, seigneur de Buzanval et de François d’Aerssen. Leide 1846, S. 324–334, S. 334; Alaküla, White Spot, S. 251. Ein biographischer Überblick bei Hildebrand, Pontus De la Gardie. Zur einflussreichen Rolle von la Gardie auch Hakanen,Marko/Koskinen/Ulla: The Gentle Art of Counselling Monarchs (1560–1655), in: Petri Karonen/Marko Hakanen (Hg.), Personal Agency at the Swedish Age of Greatness 1560–1720. Helsinki 2017, S. 47–80, S. 55. In der Urkunde Johanns III. von Schweden, mit der La Blanque als Testamentsvollstrecker von Pontus de la Gardie eingesetzt wurde, findet sich entsprechend die Qualifizierung „Adelman Johan de la Blanque“, Universitetsbiblioteket, Lunds universitet, De la Gardieska samlingen, 1:6 Johan III. Brev, 1586-09-12, Stegeborg, fol. 83r.–84r., fol. 83r. Nilsson, Militärstaten, 62f. La Blanque erhielt 1582 das Gut Rasik/Raasiku mit dessen Nebengütern, König Johann III. verleiht dem Capitain Johann De la Blanque das Gut Rasik, zu Upsala, den 11. Aug. 1582 (Nr. 56), in: Christian Eduard Pabst/Robert v. Toll (Hg.), Ehst- und Livländische Brieflade. Eine Sammlung von Urkunden in Übersetzungen und Auszügen. Zweite Abtheilung: Schwedische und polnische Zeit. Bd. 1: Die Jahre 1561 bis 1650. Reval 1861, S. 64. Alaküla, White Spot, S. 251–253. Pierling, La Blank’, S. 184.
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überlieferten Hoflisten auf.34 Aus der Korrespondenz von Jean La Blanque wiederum lässt sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts durchaus seine Präsenz am Hof und seine Nähe zu wichtigen Akteuren aus der unmittelbaren Nähe von Sigismund III. wie dem Großmarschall Zygmunt Myszkowski Gonzaga erschließen, ja sogar der persönliche Zugang zum Monarchen selbst.35 Während der Adelsrebellion des Rokosz übernahm La Blanque entsprechend auf königliche Anweisung auch Verteidigungsaufgaben für den Wawel, das Königsschloss in Krakau.36 Zumindest im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts darf man von einer dauerhaften Präsenz La Blanques am Königshof ausgehen. Dabei lässt sich darauf schließen, dass er sich vor allem im Kreis der mittleren und unteren Hofchargen bewegte, die ihrerseits eine vergleichsweise große strukturelle Nähe zum Monarchen aufwiesen – von den königlichen Sekretären bis zu den Kammerherren.37 Die zeitgenössische Selbst- wie auch Fremdwahrnehmung La Blanques in Polen-Litauen fasst dabei Szymon Starowolski in seiner kommentierten Sammlung von Grabepitaphien vielleicht nur teilweise treffend zusammen. Hier erscheint „Ioannis Cabrol de la Blanque“ als französischer Adliger, der als treuer Gefolgsmann Sigismunds Wasa zunächst in schwedischem Militärund Hofdienst gestanden und ihm auch späterhin stets gut gedient habe.38 Die Position La Blanques am Hof Sigismunds III. – wie schwer definierbar 34
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Das prosopographische Wissen über die Migranten in Polen-Litauen, die aus Loyalität zu Sigismund Wasa Schweden verließen ist allgemein lückenhaft. Von einem formell konstituierten schwedischen Hof kann man in diesem Zusammenhang wohl nicht sprechen, wohingegen eine schwedische Kanzlei mit eigenen Sekretären durchaus existierte. In den überlieferten polnischen Hoflisten tauchen darüber hinaus vor allem Schweden etwa in Positionen von Hofmusikern auf, die ihrerseits auch desöfteren diplomatischen Aufträge übernahmen: Krawczuk, Wojciech: Wierni królowi. Szwedzi i Finowie na uchodźstwie w Rzeczpospolitej Obojga Narodów w pierwszej połowie XVII wieku. Kraków 2019, S. 51–58. Der direkte Zugang zum Monarchen erwies sich allerdings als durchaus schwierig, vgl. dazu auch unten S. 151: La Blanque an Canaye, Warschau, den 20. Mai 1606, Bibliothèque nationale de France (BnF), Manuscrits (Man.) français (fr.) 15069, Pièces concernant la Pologne, fol. 248r.–249v., fol. 248v.; La Blanque an Canaye, Krakau, den 1. April 1606, ebenda, fol. 234r.–235v., fol. 234r.; La Blanque an Canaye, Krakau, den 8. April 1606, ebenda, fol. 237r.–239v., fol. 237r. La Blanque an Canaye, Warschau, den 11. August 1606, BnF, Man. fr. 15069, fol. 264r.–265v., fol. 265r.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 15. April 1606, ebenda, fol. 241r.–242v., 242r.–242v. In diesem Sinne reichte La Blanque Bitten aus eben diesem Kreis an seine französischen Korrespondenzpartner weiter: La Blanque an Canaye, Warschau, den 22. April 1606, fol. 243r.–245v.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 22. Juli 1606, BnF, Man. fr. 15069, fol. 260r.–261v., fol. 261r. Starowolski, Szymon: Monumenta Sarmatorum, Viam universae carnis Ingressorum. Cracoviae 1655, S. 347.
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sie auch erscheinen mag – eröffnete ihm schließlich die Option, als Akteur monarchischer Außenpolitik aufzutreten und sich zugleich innerhalb von Netzwerken verschiedener französischer Diplomaten zu etablieren. Gerade hieraus erwuchs die Komplexität der Position von La Blanque, die durch multiple Loyalitäten und damit einhergehende Rollen gekennzeichnet war. 2.
Die Diener zweier Herren: Die Korrespondenz mit Philippe Canaye de Fresnes
Im Dezember des Jahres 1604 wandte sich Philippe Canaye de Fresnes, Botschafter Heinrichs IV. von Frankreich in Venedig, an seinen König. Ein gewisser „Capitaine La Blanque“, gebürtig aus dem Languedoc, aber seit mehr als dreißig Jahren in Polen ansässig, habe Kontakt mit ihm aufgenommen. Die Verbindung zu La Blanque sei durch einen von dessen Verwandten zustande gekommen, der einige Zeit zur Entourage von Canaye gehört habe.39 Der Beginn einer intensiven Korrespondenztätigkeit des ungleichen Paares Canaye und La Blanque ging auf die Bemühungen um eine Vermittlung des französischen Königs im Konflikt zwischen Sigismund III. und seinem Onkel Karl zurück – eben jenem Onkel, der den Sohn seines Bruders Johann III. um den schwedischen Erbthron gebracht hatte. Der überlieferte Briefwechsel setzte dabei in einem Moment ein, in dem sich der dynastische Konflikt innerhalb der Wasa-Familie40 schon länger zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem Königreich Schweden und dem polnisch-litauischen Doppelreich ausgewachsen hatte. Dies hatte sich zwar schon zu einem früheren Zeitpunkt abgezeichnet, als der Sejm begann, König Sigismund mit Finanzmitteln für eine Expedition nach Schweden auszustatten – ein Versuch, den Verlust von Sigismunds schwedischem Erbthron und damit die Auflösung 39 40
Au Roy, Du 2. Decembre [1604], in: Philippe Canaye de Fresnes, Lettres et ambassades de messire Philippe Canaye, seigneur de Fresne, Conseiller du Roy en son Conseil d’Estat. Tome second. Paris 1644, S. 396–400, S. 399. Auf die generelle dynastische Instabilität innerhalb der Wasa-Familie bis zu Gustav Adolf weist neuerdings noch einmal pointiert hin: Wolke, Lars Ericson: Gustavus Adolphus, Sweden and the Thirty Years War, 1630–1632. Yorkshire/Philadelphia 2022, S. 11f. In Schweden gingen die Auseinandersetzungen dabei weit über einen rein dynastischen Konflikt zwischen Sigismund und Karl hinaus, der sich mit Auseinandersetzungen über die Verfasstheit und Institutionen der Monarchie sowie mit konfessionellen Fragen verflocht: Roberts, Michael: The Early Vasas. A History of Sweden, 1523–1611. Cambridge u.a. 21986, bes. S. 369–393; zu den von Karl einberufenen Adelsversammlungen vgl. auch Larsson, Lars-Olaf: Arvet efter Gustav Vasa. En berättelse om fyra kungar och ett rike. Stockholm 2005, S. 350–360.
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der Personalunion zu verhindern.41 Mit der Absetzung Sigismunds vom schwedischen Thron 1599 und der schwedischen Invasion nach Livland 1600 hatten die Auseinandersetzungen jedoch noch einmal deutlich an Schärfe und Reichweite zugenommen. Darüber hinaus katalysierte die Konkurrenz der schwedischen und der polnischen Krone um den Einfluss auf den Moskauer Herrschaftsbereich die Konfrontation.42 Einen entscheidenden militärischen Durchbruch konnte dabei keine Seite verzeichnen; die polnischen und litauischen Kräfte vermochten nicht, ihre Siege in deutliche mittel- oder langfristige Vorteile zu verwandeln.43 Die Briefe von Canaye de Fresnes suggerieren, dass die Initiative, den französischen König als Schiedsrichter im innerdynastischen Streit der Wasa und dem daraus resultierenden schwedisch-polnischen Konflikt anzurufen, von Sigismund III. ausging oder zumindest von ihm unterstützt wurde. Am Ende des Jahres 1604 jedenfalls trat Jean La Blanque als Akteur auf den Plan. Inwiefern er aus eigener Initiative und mit monarchischer Billigung oder auf direkten Auftrag Sigismunds handelte, ist kaum schlüssig nachvollziehbar.44 Schließlich ist diese Spekulation auch müßig, denn aus der Korrespondenz von Canaye lässt sich eine vorangehende Phase der Kontaktaufnahme des polnischen mit dem französischen Monarchen rekonstruieren. So scheinen erste Diskussionen über Vermittlungen über Charles de Gonzague, Duc de Nevers stattgefunden zu haben. Die anscheinend vom Duc de Nevers gemachten Versprechungen führten allerdings zu keinerlei greifbaren Reaktionen seitens
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Wisner, Henryk: Zygmunt III Waza. Wrocław/Warszawa/Kraków 22006, S. 79f.; Roberts, Early Vasas, S. 398. Beeinflusst wurde die Situation darüber hinaus durch die zurückhaltende Positionierung des dänischen Königs. Zusammenfassend zur Gesamtsituation: Roberts, Early Vasas, bes. 397f. Östergren verweist auf unterschiedliche Interpretationen des Angriffs auf Livland. Dieser ließe sich zum einen als Präventivschlag schwedischerseits nach der formalen Inkorporation Estlands in Polen-Litauen durch Sigismund verstehen, zum anderen als Fortsetzung schwedischer Eroberungspolitik und Einflussnahme in Richtung Moskau (so auch Larsson, Arvet, 387): Östergren, Stefan: Sigismund. En biografi över den svenskpolske monarken. Fredestad 2005, S. 150. Szpaczyński – und damit teils in Übereinstimmung mit Roberts – hält die Invasion dagegen in erster Linie für eine Konsequenz polnischer Schwäche: Szpaczyński, Przemysław: Mocarstwowe dążenia Zygmunta III w latach 1587–1618. Kraków 2013, S. 189. Roberts, Early Vasas, S. 399–404; Larsson, Arvet, S. 387–396; Östergren, Sigismund, S. 157–159. Paul Pierling hielt die Vermittlung Heinrichs IV. für eine Eigeninitiative von La Blanque, was allerdings eine kaum plausible Interpretation darstellt, würde dies doch eine weitgehende Usurpation politischer Schlüsselentscheidungen durch ein einfaches Hofmitglied bedeuten: Pierling, La Russie, S. 198; vgl. auch ders., La Blank’, S. 184f.
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Heinrichs IV.45 Möglicherweise ist die Idee einer Vermittlung dabei auf den Besuch von Charles am polnischen Königshof zurückzuführen, den er im Rahmen einer 1601 begonnenen ausgedehnten Reise an zahlreiche europäische Höfe machte.46 An dieser Stelle muss offen bleiben, inwiefern eine zurückhaltende Reaktion Heinrichs IV. beziehungsweise die nicht nachhaltigen, auf jeden Fall aber erfolglosen Anbahnungsaktivitäten des Duc de Nevers auch mit dessen Positionierung als souveränem prince étranger gegenüber dem französischen König zusammenhängen mögen.47 Festzuhalten bleibt eher, dass am französischen Hof im Rahmen der vom Duc de Nevers geführten Verhandlungen wohl ein Informationsdefizit über die polnischen Verhältnisse herrschte.48 Vor diesem Hintergrund wurde La Blanque auf französischer Seite als Garant genauerer Nachrichten eingeschätzt49 – und zugleich als Agent des polnischen Hofes und Sigismunds wahrgenommen50; dies schloss allerdings zunächst einmal einige Zweifel an seiner Autorisierung nicht aus. So bestand Canaye darauf, dass die Bitte um Vermittlung offiziell auch durch „une partie des Grands“ in Polen-Litauen unterstützt werde, damit nicht der Verdacht entstünde, es handele sich um eine Einzelinitiative.51 Ebenso vage wie die Vorstellung, um welche Art von „Grands“ es sich im polnisch-litauischen Kontext handeln sollte, so bleibt in diesem Zusammenhang offen, ob das anklingende Misstrauen sich nur auf La Blanque beschränkte oder Sigismund III. einbezog. Denn zumindest nach Canayes Ansicht war die Stellung des polnischen Königs alles andere als stark. So kommentierte er in einer beißenden Nebenbemerkung den Misserfolg des Wasa, auf dem Sejm von 1605 eine Finanzierung des Krieges um seine schwedische Krone zu erreichen. Tatsächlich scheiterte
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Au Roy, Du 2. Decembre [1604], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 396–400, S. 399f. Baudson, Emile: Charles de Gonzague. Duc de Nevers, de Rethel et de Mantoue, 1580–1637. Paris 1947, S. 46. Diese potentiell gegenüber dem französischen Monarchen konfliktuelle Haltung von Charles de Gonzague unterstreicht Parrott, David: A Prince Souverain and the French Crown. Charles de Nevers, 1580–1637, in: Robert Oresko/Graham C. Gibbs/ Hamish M. Scott (Hg.), Royal and Republican Sovereignty in Early Modern Europe. Essays in Memory of Ragnhild Hatton. Cambridge 1997, S. 149–187. A Monsieur de Villeroy, Du 24 Febvrier [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 510–511, S. 510. Ebenda. Au Roy, Du 11. Janvier [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 463–468, S. 468. A Monsieur de La Blanque, Du 11. Decembre [1604], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 411–413, S. 412.
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der gesamte Sejm an anderen Zusammenhängen.52 Für den Botschafter in Venedig aber war dies aus der partiellen Außensicht irrelevant. Man sehe am Scheitern der Kriegsfinanzierung wohl, stellte er fest, „le peu de difference qu’ il y a entre un Duc de Venise & un Roy de Pologne.“53 Diese abwertende Haltung gegenüber der polnischen Monarchie für eine allzu schlichte republikanische Parallelisierung Polen-Litauens mit Venedig zu halten54, ist hingegen zu kurz gegriffen. Denn eine ähnlich geringschätzige Haltung in Hinsicht auf die königliche Fähigkeit, Militärfinanzierungen zu erreichen, nahm Canaye auch gegenüber Sigismunds Gegner, Herzog Karl von Schweden, ein.55 Zudem interessierte sich die Diplomatie der französischen Krone durchaus nicht für die polnisch-litauische Ständeversammlung beziehungsweise den breiteren Adel oder nahm deren Vertreter als Akteure der Außenbeziehungen ernst oder gar nur wahr. Entsprechend betrachteten Canaye – genau wie der Staatssekretär Nicolas Vicomte de Neufville, marquis de Villeroy – den polnischen König, dessen Berater und Höflinge wie beispielsweise La Blanque als einzige Ansprechpartner und Entscheider. Folgerichtig ließ der Botschafter in Venedig La Blanque etwa von Heinrich IV. ausrichten, er solle offene Diskussionspunkte im Rahmen der Verhandlungen um eine französische Vermittlung „au Serenissime Roy de Pologne & à quelques siens principaux Conseillers“ weitergeben.56 In diesem Zusammenhang schien die 52
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Zur Verlaufsgeschichte des Sejms von 1605, speziell auch zu dessen Scheitern Strzelecki, Adam: Sejm z r. 1605. Kraków 1921, S. 172–177. Nach dem Sieg von Kirchholm im Jahr 1604 über die schwedische Armee hatte Sigismund bezüglich der schwedischen Erbstreitigkeiten allerdings gerade eine eher starke Stellung. Obwohl der Sejm dabei nicht die gesamte Kriegsfinanzierung, wie vom König gewünscht, verabschiedete, war dies aber gerade kein Hauptstreitpunkt, vgl. Lichy, Kolja: Stand und Aufstand. Adel und polnischlitauisches Gemeinwesen im Rokosz von 1606–1609. Tübingen 2021, S. 384f.; Szpaczyński, Mocarstwowe dążenia, S. 183–208. A Monsieur de Villeroy, Du 20 Avril [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres, S. 564–566, S. 565. In der Forschung wird dabei gerne die auch im polnisch-litauischen Adel existente Bezug auf Venedig zur Begründung eines breiten Adelsrepublikanismus gemacht (vgl. Kostylo, Joanna: Commonwealth of All Faiths. Republican Myth and the Italian Diaspora in Sixteenth-Century Poland-Lithuania, in: Karin Friedrich/Barbara M. Pendzich (Hg.), Citizenship and Identity in a Multinational Commonwealth. Poland-Lithuania in Context (1550–772). Leiden/Boston 2009, S. 171–205). Tatsächlich handelte es sich zeitgenössisch im Wesentlichen um die Argumentation der radikaleren Adelsopposition gegen Sigismund III., vgl. Lichy, Stand, S. 53, 171. A Monsieur de Villeroy, Du 20 Avril [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres, S. 564–566, S. 565. Zu der angespannten Finanzlage in Schweden unter Karl durch die Kriegsführung vgl. Larsson, Arvet, S. 401–403. Etwa: A Monsieur de la Blanque, Du 4 Juin [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 611–613, S. 612.
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Ständeversammlung in den Korrespondenzen aus französischer Perspektive im Wesentlichen als Zulieferer von Steuermitteln zur Kriegsführung relevant.57 Dies spiegelte sich wiederum in den Äußerungen La Blanques, der ebenso aus höfischer und monarchischer Sicht argumentierte. In seinen Berichten über den Sejm erscheinen etwa die Landboten im besten Fall als Störfaktor, in den Außenbeziehungen wie beispielsweise in lehensrechtlichen Verhandlungen mit den Brandenburgern über das Herzogtum Preußen.58 So berichtete La Blanque seinen französischen Korrespondenzpartnern ab und an zwar von den Vorgängen auf dem Sejm59, leitete aber daraus keine weitergehenden politischen Prärogativen der Ständeversammlung ab. Im Gegenteil betreiben aus seiner Sicht der König und die höfischen Akteure die Außenbeziehungen: dazu gehört nicht nur der Versuch, Vermittlungen im Thronstreit der Wasa zu organisieren. Ebenso entsendet der Monarch seine diplomatischen Agenten60 und der Hof ist allein schon als Anlaufpunkt ausländischer Diplomaten ein Drehkreuz von Informationen61. In diesem Sinne wurden Außenbeziehungen von den hier interagierenden französischen wie polnisch-litauischen Akteuren monarchisch, dynastisch und höfisch gedacht. Das Interesse an einer Vermittlerrolle zwischen Schweden und PolenLitauen beziehungsweise richtiger gesagt zwischen Karl und Sigismund war am französischen Hof durchaus vorhanden. Schließlich konnte man hierin, wie es 57
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Au Roy, Du 2. Decembre [1604], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 396–400, S. 399f.; A Monsieur de la Blanque, Du 16 Juillet [1605], in: ebenda, S. 655–657, S. 655. An einer einzigen Stelle vermerkt Canaye, dass auch die polnisch-litauische Ständeversammlung einer Verhandlungslösung mit Karl IX. wohl nicht abgeneigt seien, A Monsieur de Villeroy, Du 20 Avril [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres, S. 564–566, S. 565. La Blanque an Canaye, Warschau, den 1. April 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 234r.–235v., fol. 234r. La Blanque an Canaye, Krakau, den 24. Dezember 1605, BnF Man. fr. 15069, fol. 229r.– 230v.; La Blanque an Canaye, Krakau, den 1. April 1606, ebenda, fol. 234r.–235v., fol. 234v.; A Monsieur de Villeroy, Du 3. May [1606], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 27–30, S. 30; A Monsieur de Villeroy, Du 11. Juillet [1606], in: ebenda, S. 117–120, S. 119. Ebenso in der Korrespondenz mit Etienne de Sainte-Catherine, den französischen Residenten am Heidelberger Hof (hierzu ausführlich im nächsten Abschnitt): La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. Dezember 1613, Bibliothèque nationale de France (BnF), Manuscrits (Man.) français (fr.) 4117, Lettres escrittes à Monsieur de Ste. Catherine Résident pour le Roy à Heidelberg, fol. 13r.–14v.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 22. Mai 1619, ebenda, fol. 29r.–29v. La Blanque an Canaye, Krakau, den 24. Dezember 1605, BnF Man. fr. 15069, fol. 228r.– 226v., fol. 228r.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 20. Mai 1606, ebenda, fol. 248r.– 249v., fol. 249r. La Blanque an Canaye, Krakau, den 17. Dezember 1605, BnF Man. fr. 15069, fol. 225r.–226v., fol. 225v.; La Blanque an Canaye, Krakau, Warschau, den 8. April 1606, ebenda, fol. 237r.– 239v., fol. 237r.
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Canaye überdeutlich machte, nur noch einen weiteren Baustein erkennen, um die Position Heinrichs IV. zu stärken – und dies in zweierlei Hinsicht: So konnte eine erfolgreiche Vermittlung zur Selbstpositionierung des französischen rex christianissimus als Oberhaupt der christianitas und damit der europäischen Monarchen insgesamt nur weiter beitragen. Der Bezug auf die christianitas war von Heinrich IV. schon vor seiner Konversion intensiv betrieben worden und verstärkte sich nach seinem Übertritt zum Katholizismus im Sinne eines Vorrang- und Vormachtanspruch des französischen Königs gegenüber den anderen europäischen Monarchen.62 Dieser Ansatz besaß den Charme, zugleich das Haus Habsburg – und in diesem Zusammenhang nicht nur den spanischen rex catholicus, sondern auch den Kaiser selbst – in die Ränge zu verweisen.63 Gerade dies machte einen Einfluss auf den polnischen König umso attraktiver. Der katholische Wasa galt nämlich gerade am französischen Hof als problematisch, schließlich sei er „dépendant en toutes ses affaires, & affections de la maison d’Austriche“.64 Zugleich könne der französische König damit seine Überlegenheit als Haupt der christlichen Monarchen im Süden wie im Norden beweisen, wie Canaye reflektierte.65 Allerdings suchten Canaye und Villeroy, das Risiko eines Engagements von Heinrich IV. und damit eine mögliche Prestigeeinbuße maximal zu begrenzen. Mehrfach machten sie deutlich, dass der König nur eine Vermittlerrolle übernähme, wenn sie auch Aussicht auf Erfolg habe.66 Solche Sicherheit im Vorfeld auszuhandeln, erwies sich jedoch als schwierig. Wollte Karl einerseits bestimmte Zusicherungen gar nicht erst geben, scheiterten die Sondierungen am polnischen Hof wohl zum guten Teil dann auch an einer Positionierung Sigismunds überhaupt.67 Dabei bemühte sich La Blanque nach Kräften, die Skepsis gegenüber dem polnischen König zu 62
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De Franceschi, Sylvio Hermann: L’Invention chrétienne de la prépondérance française. La monarchie henricienne et la défense d’un ordre de Chrétienté au tournant des XVIe et XVIIe siècles, in: Revue Française d’Histoire des Idées Politiques 44.2 (2016), S. 241–277, S. 256–262. Zusammenfassend zur französischen Politik im europäischen Zusammenhang Schilling, Heinz: Konfessionalisierung und Staatsinteressen (1559–1660) (Handbuch der Geschichte der Internationalen Beziehungen, Bd. 2). Paderborn u.a. 2007, S. 467–470. De Franceschi, L’Invention, bes.S. 255–258. Au Roy, Du 2. Decembre [1604], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 396–400, S. 400; vgl. auch A Monsieur de Villeroy, Du 20 Avril [1605], in: ebenda, S. 564–566, S. 565. A Monsieur de Villeroy, Du 26. Juillet [1606], in: Philippe Canaye de Fresnes, Lettres et ambassades de messire Philippe Canaye, seigneur de Fresne, Conseiller du Roy en son Conseil d’Estat. Tome troisième, Paris 1645, S, 138–141, S. 140. A Monsieur de Villeroy, Du 24 Febvrier [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 510–511, S. 510. A Monsieur de la Blanque, Du 4 Juin [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 611–613, S. 612; A Monsieur de la Blanque, Du 16 Juillet [1605], in: ebenda, S. 655–657, S. 656; A Monsieur de Villeroy, Du 26. Juillet [1606], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome
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nehmen. In diesem Zusammenhang empörte er sich gegenüber Canaye etwa, dass man letzterem falscherweise hinterbracht habe, Sigismund möge weder Frankreich noch die Franzosen.68 Mit der ausbrechenden Adelsrebellion des Rokosz im Jahr 1606 wurde Sigismund für La Blanque dann augenscheinlich schlicht nicht mehr erreichbar. Immer wieder musste er seinen französischen Korrespondenzpartner vertrösten, da er keinen Zugang zum polnischen König erhalten habe. Sigismund sei, so versichert La Blanque wiederholt, zu sehr mit den Angelegenheiten der Sejmsitzung von 1606 und dann der Rebellion an sich beschäftigt.69 Man mag an diesem Punkt neben der momentanen Verschiebung von Prioritäten beim Monarchen und seinem inneren Kreis auch die doch zweit- oder eher drittrangige Rolle La Blanques am polnischen Hof aufscheinen sehen. In krisenhaften Momenten war er eben teils vom inneren Kreis um den Monarchen und auch nur von der Möglichkeit eines Zugangs zu ihm weitgehend ausgeschlossen.70 In diesem Sinne verliefen die Bemühungen um eine Vermittlung im Konflikt zwischen Karl und Sigismund beziehungsweise Schweden und Polen-Litauen im Sand.71 Der Versuch, den französischen König als Vermittler zwischen Sigismund und Karl zu mobilisieren, scheiterte zwar. Für die beteiligten Akteure La Blanque und Canaye erwies sich sich diese diplomatische Episode jedoch als durchaus erfolgreich. Philippe Canaye formulierte dabei sehr offen in einem seiner Briefe an La Blanque, dass ihre Korrespondenz ebenso dem „service de nos Maistres, que pour notre particulier contentement“ diene.72 Für den Botschafter war schon die Kontaktaufnahme mit La Blanque im Rahmen der Vorbereitungen einer etwaigen Schiedsrichterrolle Heinrichs IV. attraktiv. Schließlich gehörte Canaye, der 1600 zum Katholizismus konvertierte, zu den Schlüsselakteuren des zeitgleich anlaufenden Engagements des französischen
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troisième, S. 138–141, S. 140; A Monsieur de Villeroy, Du 5. Septembre [1606], in: ebenda, S. 197–199, S. 199. La Blanque an Canaye, Warschau, den 27. Mai 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 252r.–252v. La Blanque an Canaye, Warschau, den 1. April 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 234r.–235v., fol. 234r.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 8. April 1606, ebenda, fol. 237r.–239v., fol. 237r.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 15. April 1606, ebenda, fol. 241r.–242v., fol. 242r.–242v. Dies schloss seinen augenscheinlich weiterhin bestehenden Zugang etwa zum Krongroßmarschall Zygmunt Myszkowski Gonzaga aber nicht aus, vgl. etwa La Blanque an Canaye, Warschau, den 20. Mai 1606, fol. 248r.–249v., fol. 248v. So auch die abwartende Haltung Canayes gegenüber den Entwicklungen in PolenLitauen: A Monsieur de Villeroy, Du 5. Septembre [1606], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome troisième, S. 197–199, S. 198. A Monsieur de La Blanque, Du 11. Decembre [1604], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 411–413, S. 411.
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Monarchen als Vermittler im schwelenden Exkommunikations-Konflikt zwischen Venedig und dem Papst.73 Canayes Konversion und seine religiöspolitischen Einstellungen ließen ihn geradezu zu einem exemplarischen Exponenten der Politik Heinrichs IV. werden – seine Suche nach einer Einheit der Christenheit, einer grundlegenden Reform ohne Schisma begründeten für ihn mithin eine geradezu göttliche Mission des französischen Königs.74 Entsprechend konnte es Canaye wohl attraktiv erscheinen, die Rolle Heinrich nicht nur als Schiedsrichter der Monarchen vom Süden bis zum Norden Europas zu unterstützen, sondern zudem zwischen Karl und Sigismund als lutherischen und katholischen Exponenten. Darüber hinaus lieferte La Blanque dem Botschafter zahlreiche Informationen über die Dmitrijade in Moskau. Waren es doch polnische Hochadlige, die sich – zumindest unter Duldung König Sigismunds – aufgemacht hatten, den Thronprätendenten Dmitrij in Moskau zu unterstützen, wobei man zugleich hoffte, das Moskauer Reich damit dem Katholizismus zuzuführen.75 Dieser Aspekt zumindest interessierte wiederum den französischen Hof besonders.76 Genauere Nachrichten aus Moskau zu erhalten, war dabei ebenso aufwendig wie interessant. La Blanque trug nicht nur hierzu bei, sondern befleißigte sich auch der willkommenen Einordnung der Informationen aus anderen Quellen.77 Canaye konnte sich entsprechend dank der Briefe la Blanques auch als Broker von Informationen über Moskau am französischen Hof betätigen. Im Gegenzug bot sich Philippe Canaye Sieur de Fresnes an, Jean La Blanque nicht nur Kontakte zum Staatssekretär Neufville de Villeroy, sondern – bei
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Ausführlich zur Rolle Canayes: De Franceschi, Sylvio Hermann: La diplomatie henricienne et les ambitions françaises de suprématie temporelle sur la république chrétienne, in: Histoire, économie & société 23.4 (2004), S. 551–585. Wanegffelen, Thierry: Ni Rome ni Genève. Des fidèles entres deux chaires en France au XVIe siècle. Paris 1997, S. 449. Dunning, Chester: Who was Tsar Dmitrii?, in: Slavic Review 60.4 (2001), S. 705–729: Ders.: Russia’s First Civil War. The Time of Troubles and the Founding of the Romanov Dynasty. University Park (Pa) 2001, S. 124f. Darauf weist zumindest die wiederholte Thematisierung von Dmitrij in der Korrespondenz Canayes mit Villeroy hin. Canaye dankt La Blanque dann auch ausdrücklich für Nachrichten über Dmitrij: A Monsieur de la Blanque, Du 4 Juin [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 611–613. Entsprechend findet sich auch eine explizite zeitgenössische Anstreichung und Hervorhebung zum Thema Dmitrij in einem archivalisch verwahrten handschriftlichen Brief: La Blanque an Canaye, Warschau, den 29. Juli 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 262r.–263v., fol. 262v. A Monsieur de Villeroy, Du 29 Juin [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 635–637, S. 637.
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Interesse und Notwendigkeit – sogar zum Papst selbst herzustellen.78 Über Canayes Patronage wurde La Blanque tatsächlich in die Netzwerke der französischen Diplomatie eingeführt. Entsprechend empfahl er La Blanque an Nicolas Villeroy de Neufville, den Staatssekretär des Königs, der für die Außenbeziehungen verantwortlich zeichnete.79 Bevor Canaye dafür sorgte, dass sich ein direkter Briefkontakt zwischen Villeroy und La Blanque etablierte, hatte er dem Staatssekretär die Berichte La Blanques aus Polen weitergeleitet. Villeroy schien sie sogar von Canaye einzufordern.80 Die von Canaye vermittelten Kontakte beschränkten sich jedoch nicht allein auf das Staatssekretariat. Vielmehr wird aus der Korrespondenz deutlich, wie La Blanque etwa zugleich über Canaye Verbindung zu Etienne de Sainte-Catherine bekam, der sich zu diesem Zeitpunkt auf diplomatischer Mission in Schweden befand.81 Die letztlich erfolglosen Bemühungen des Höflings von Sigismund III. um eine Vermittlung in den schwelenden Konflikten mit Karl und Schweden mochten dabei wohl nicht zu der Festigung seiner Stellung am polnischen Hof oder gar einer weiteren Hofkarriere beigetragen haben. Indes halfen sie La Blanque, in den Folgejahren zu einem Agenten in den Netzwerken der französischen Diplomatie zu werden. Letztendlich löste sich seine Biographie in diesem Zusammenhang zugleich vom engen Zusammenhang mit dem polnischen Königshof. Als er schließlich zum Konsul der französischen Krone ernannt wurde, agierte La Blanque folgerichtig zunehmend deutlich abseits des Hofes im städtischen Kontext Danzigs. Voraussetzung dafür, dass La Blanque über sein Konsulsamt als diplomatischer Akteur in „eine viel verbindlichere Verpflichtungsstruktur“ eingebunden wurde, war die Glaubwürdigkeit, die er sich zuvor in seiner informellen Position als Korrespondent am polnischen Hof erworben hatte.82
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A Monsieur de la Blanque, Du 4 Juin [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 611–613, S. 611f. A Monsieur de Villeroy, Du 24 Febvrier [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 510–511, S. 510; A Monsieur de Villeroy, Du 6 Avril [1605], in: ebenda, S. 547–548, S. 548. A Monsieur de Villeroy, Du 2 Juin [1605], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome second, S. 607–609, S. 609. La Blanque an Canaye, Krakau, den 24. Dezember 1605, BnF Man. fr. 15069, fol. 228r.–226v., fol. 228r.; La Blanque an Canaye, Krakau, den 11. Februar 1606, ebenda, fol. 232r.–232v., fol. 232r.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 8. April 1606, ebenda, fol. 237r.–239v., fol. 238v. Zu Sainte-Catherine ausführlicher im Folgenden. Pohlig, Matthias: Vertrauen oder Glaubwürdigkeit? Formale und informelle Berichterstatter im Spanischen Erbfolgekrieg, in: Dorfner/Kirchner/Roll (Hg.), Berichten, S. 127– 141, S. 129.
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Konsulat und Konfession: Die Korrespondenz mit Etienne de Sainte-Catherine
Nur wenige Jahre nach seinen höfischen Bemühungen um diplomatische Kontakte zwischen König Sigismund und Heinrich IV. findet man Jean La Blanque in Danzig wieder. Weshalb und auf welchem Wege er sich dort niederließ, bleibt unklar. Einerseits fand sich hier zeitgenössisch ein Zentrum für schwedische Migranten, wenn auch zumeist katholischer Konfession.83 Andererseits bildete die Stadt einen zentralen Knotenpunkt für Verkehrsverbindungen und damit auch den Nachrichtenaustausch im Ostseeraum.84 Auf das Jahr 1610 jedenfalls datiert ein Dokument, mit dem ihm der französische König die Charge eines Konsuls in der königlich-preußischen Hafenstadt übertrug.85 Die Rolle von Konsuln im Allgemeinen und im französischen Fall im Speziellen war nämlich im beginnenden 17. Jahrhundert zumindest normativ noch keinesfalls fest definiert.86 In erster Linie besaßen diese Akteure als Oberhaupt der „Nation française“ eine organisierende, richterliche, schützende und beratende Funktion für die Gemeinschaft der Kaufleute am jeweiligen Handelsort. Zudem waren sie Sammler von Informationen, wobei ihnen unter Umständen auch eine Rolle als diplomatische Vertreter in darüberhinausgehenden Fragen zugesprochen werden konnte.87 Eine Anerkennung als diplomatische Geschäftsträger bedeutete dies allerdings nicht unbedingt.88 Danzig 83
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Kościelak, Sławomir: Gdańsk XVI–XVIII wieku – bezpieczna przystań dla religijnych uchodźców? Z dziejów koegzystencji międzywyznaniowej w epoce nowożytnej, in: Studia historica Gedanensia 5 (2014), S. 196–216, S. 198–201; Ders., Katolicy w protestanckim Gdańsku od drugiej połowy XVI do końca XVIII w. Gdańsk 2012, S. 384f. Salamonik, Michał: In Their Majesties’ Service. The Career of Francesco De Gratta (1613– 1676) as a Royal Servant and Trader in Gdańsk. Huddinge 2017, S. 69–72. Die generelle Frage der zeitgenössischen Verquickung von postalischen und nachrichtlichen Verbindungen steht ausführlich im Mittelpunkt bei Behringer, Wolfgang: Im Zeichen des Merkur. Reichspost und Kommunikationsrevolution in der Frühen Neuzeit. Göttingen 2003. Paluchowski, Dokument; eine erste Edition der Quelle bei: Damus, Rudolf: Danzigs Beziehungen zu Frankreich, in: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 5 (1881), S. 25–53, S. 52f. Poumarède, Géraud: Le consul dans les dictionnaires et le droit des gens. Emergence et affirmation d’une institution nouvelle (XVIe–XVIIIe siècles), in: Jörg Ulbert/Gérard Le Bouëdec (Hg.), La fonction consulaire à l’époque moderne. L’affirmation d’une institution économique et politique (1500–1800). Rennes 2015, S. 23–36. Zusammenfassend Mézin, Anne: La fonction consulaire dans la France d’Ancien Régime. Origine, principes, prérogatives, in: Ulbert/Le Bouëdec (Hg.), La fonction consulaire, S. 37–49, S. 43–47. Fedele, Dante: Naissance de la diplomatie moderne (XIIIe–XVIIe siècles). L’ambassadeur au croisement du droit, de l’éthique et de la politique. Baden-Baden 2017, S. 176.
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kam dabei im französischen Ostseehandel, der sich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts intensivierte, eine entscheidende Stellung zu. Man darf annehmen, dass es zu Beginn des 17. Jahrhunderts in diesem Kontext auch Initiativen französischer Händler gegeben hatte, ein Konsulat in Danzig einzurichten – was mit der Verleihungsurkunde an La Blanque aus dem Jahr 1610 schließlich auch geschah.89 Damit gehörte Danzig zu den wenigen französischen Konsulaten im Norden und generell außerhalb des Mittelmeerraums, auf den sie zuvor weitgehend beschränkt und in großer Zahl vorhanden waren. Dies ging mit der Entwicklung einher, dass im beginnenden 17. Jahrhundert die Einrichtung des Konsulats in Frankreich generell mehr und mehr vom Einfluss der Stadt Marseille gelöst wurde und die Konsuln zu königlichen Amtsträgern wurden.90 Als ein solcher erscheint auch Jean La Blanque, der sich nunmehr als Pensionsempfänger der französischen Krone und Inhaber des „office de Consul dela Nation Francoise a Danzich“ bezeichnen darf.91 Die Grundfunktion des Konsuls als Organisator und Ansprechpartner der Händlergemeinschaft hingegen war auch La Blanque ebenso präsent wie ungeheuer.92 So bemerkte er in einem seiner Briefe an Etienne de Sainte-Catherine im März 1614, dass die Übernahme der Position eines Konsuls „une chose peu conuenable a ma qualitee et a lestat que Jay tenu Jusques yci“ sei.93 Dass La Blanque, recht frisch in 89
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Der effektive Beginn von La Blanques Tätigkeit als Konsul ließ allerdings noch auf sich warten, da mit der Ermordung Heinrichs IV. der Nominierungsprozess ins Stocken geraten schien und erst 1612 erneut bestätigt werden musste (Pelus-Kaplan, Marie-Louise: ‚Mourir pour Dantzig‘? L‘importance du grand port polonais pour le royaume de France à l’époque moderne, in: Guy Saupin/Éric Schnakenbourg (Hg.), Expériences de la guerre, pratiques de la paix. Hommages à Jean-Pierre Bois. Rennes 2013, S. 117–134, S. 126.). Jedenfalls war er 1614 seinen eigenen Äußerungen zur Folge noch nicht abgeschlossen. Zudem verweist La Blanque in einem Brief an Etienne de Sainte-Catherine darauf, dass die Stadt Danzig sich gegen seine Ernennung zum Konsul gewehrt habe – was in den bisherigen eher kursorischen Bemerkungen der Forschung bei Paluchowski und Damus jedenfalls keine Erwähnung findet, La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. März 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 17r.–17v., fol. 17r. Poumarède, Géraud: Naissance d’une institution royale. Les consuls de la nation française en Levant et en Barbarie aux XVIe et XVIIe siècles, in: Annuaire-bulletin de la Société de l’histoire de France (2001), S. 65–128. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. März 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 17r.–17v., fol. 17r. Die normative Trennung zwischen kommerziellen Aktivitäten und dem Amt eines Konsuls wurde erst am Ende des 17. Jahrhunderts versucht, rechtlich zu befestigen, vgl. etwa Mézin, La fonction consulaire, S. 41–43. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. März 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 17r.–17v., fol. 17r. Ich danke Leonhard Horowski and ieser Stelle herzlich, mir bei meiner Lesweise dieser neuralgischen Stelle überprüfend zur Seite gesprungen zu sein sowie für etliche Hinweise und Diskussionen bei der Entstehung des gesamten Textes.
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Schweden selbstgeadelter Offizier und Höfling des polnischen Königs, also aus einer ständischen Perspektive das bürgerlich-kaufmännische Konsulat selbst für seiner Person unangemessen einschätzte, hinderte ihn jedoch nicht daran, es zu übernehmen. Bereits in der Korrespondenz mit Philippe Canaye finden sich Hinweise darauf, dass der briefliche Kontakt zwischen Jean La Blanque mit Etienne de Sainte-Catherine bis 1605 zurückreichte, in eine Zeit also, als Sainte-Catherine sich in diplomatischer Mission in Schweden aufhielt. Mitglied des Conseil du Roi, war er schließlich nach anderen Einsätzen in der Diplomatie der französischen Krone zwischen 1612 und 1620 Resident des Königs am Heidelberger Hof.94 Noch auf seinen Aufenthalt in Schweden lässt sich sicherlich der persönliche Briefaustausch Sainte-Catherines mit Jakob de la Gardie, dem Sohn von Pontus und Mündel von La Blanque, zurückführen.95 Entsprechend werden auch in der überlieferten Korrespondenz zwischen Sainte-Catherine und La Blanque, die erst 1613 einsetzt96, Nachrichten über Schweden und insbesondere immer wieder Jakob de la Gardie selbst thematisiert.97 Zusammen mit Jean Hotman und Jacques Bongars gehörte Etienne de Sainte-Catherine zu den wichtigen Exponenten einer späthumanistischen reformierten respublica litteraria. In deren weitverzweigtem und dicht gewobenem Korrespondenznetzwerk verflochten sich dabei die diplomatischen Aufgaben der genannten Akteure mit gelehrten und konfessionellen Motivationen und Themen.98 Die 94
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Knapp zusammenfassend zur Biographie Sainte-Catherines Desenclos, Camille: Au-delà de toute diplomatie. La constitution de réseaux parallèles protestants et érudits entre France et Empire au début du XVII e siècle, in: Revue d’histoire du protestantisme 1.4 (2016), S. 531–553, S. 538f., zur biographischen Unsicherheit und geringen Kenntnis über ihn: ebenda, S. 532. In den mit zwei Briefen sehr geringen archivalischen Überlieferung konzentriert sich der Austausch zwischen beiden wesentlich auf Anfragen in personalen Sachen: la Gardie an Sainte-Catherine, o.O., 15. April 1615, BnF Man. fr. 4117, o.S.; La Gardie an Sainte-Catherine, Riga, den 4. November 1625, ebenda, o.S. Zur Problematik der archivalischen Überlieferung sowie der Struktur epistolarer Corpora, auch im Falle Sainte-Catherine: Desenclos, Diplomatie, S. 533–538. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 24. September 1613, BnF Man. fr. 4117, fol. 11r.–12v., fol. 11r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. Januar 1614, ebenda, fol. 15r.–15v.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 8. Januar 1615, ebenda, fol. 20r.– 20v., fol. 20v.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 15. Juli 1619, ebenda, fol. 32r.– 32v. Schon zuvor setzte sich La Blanque auch über Canaye bei Villeroy für die Söhne von Pontus de la Gardie am französischen Hof ein, A Monsieur de Villeroy, Du 14. Juin [1606], in: Canaye de Fresnes, Lettres. Tome troisième, S. 76–79, S. 77. Kohlndorfer-Fries, Ruth: Diplomatie und Gelehrtenrepublik. Die Kontakte des französischen Gesandten Jacques Bongars (1554–1612). Tübingen 2009, bes. S. 263f.; Walter, Axel E.: Späthumanismus und Konfessionspolitik. Die europäische Gelehrtenrepublik
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konfessionelle Ebene eröffnete in diesem Zusammenhang Zugänge zu Personen und Informationen, deren Wert am französischen Hof zumindest bis in die Anfänge der 1620er Jahre geschätzt wurden.99 Etienne de Sainte-Catherine selbst spielte innerhalb der hugenottischen beziehungsweise reformierten Kommunikationszusammenhänge gerade als wichtiger und zuverlässiger Ansprechpartner auch in praktischen Angelegenheiten eine wichtige Rolle.100 Auch La Blanque machte hierin keine Ausnahme, ja er lobt appellierend „piete, et ardore de La Religion Reformee“ seines Korrespondenzpartners.101 Im Gegensatz zum höfisch gerahmten Austausch mit Canaye ist La Blanques Briefwechsel mit dem französischen Residenten in Heidelberg geradezu dominant von konfessionellen Fragen durchzogen. Neben dem allgemeinen Austausch über die jeweils neuen konfessionspolitischen Entwicklungen in Frankreich oder Polen-Litauen102 rücken in diesem Kontext aber vor allem praktische Fragen in den Vordergrund. So beschäftigt La Blanque eine zeitlang die Frage, wie man dem venezianischen Arzt und evangelischen Konvertiten Gaspare Despotini nach dessen Flucht aus Venedig auf dem Irrweg durch Europa behilflich sein könne.103 Immer wiederkehrend wendet sich der Konsul auch an Sainte-Catherine, um reformierten Glaubensgenossen aus Danzig beim Studium in Heidelberg zu unterstützen.104 Dabei ist angesichts seines neuen Amtes nur konsequent, wie stark sich der Fokus von La Blanque auf die innerkonfessionellen Auseinandersetzungen in der Stadt Danzig richtet, wo er
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um 1600 im Spiegel der Korrespondenzen Georg Michael Lingelsheims. Tübingen 2004, S. 383–418. Desenclos, Diplomatie, S. 543, 548–550. Ebenda, S. 541. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 2. April 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 18r.–18v, fol. 18r. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 8. Januar 1615, BnF Man. fr. 4117, fol. 20r.– 20v., fol. 20r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 20. Mai 1615, ebenda, fol. 21r.– 21v., fol. 21r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, o.D., ebenda, fol. 38r.–38v., fol. 38r. Despotini verließ Venedig 1610 im Gefolge des englischen Botschafters und traf Anfang 1614 in Danzig ein (La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 30. Januar 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 16r.–16v., fol. 16r.). Später lässt sich sein Aufenthalt in England nachweisen, vgl. zu Despotini: Riverso, Nicla: Paolo Sarpi. The Hunted Friar and his Popularity in England, in: Annali d’Italianistica 34 (2016), S. 297–318, S. 311; Pearsall Smith, Logan: The life and letters of Sir Henry Wotton. Oxford 1907, S. 114. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 24. September 1613, BnF Man. fr. 4117, fol. 11r.–12v.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 2. April 1614, ebenda, fol. 18r.– 18v., fol. 18r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 20. Dezember 1617, ebenda, fol. 26r.–26v.
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sich und die „Unsrigen“ von einem unfähigen, intellektuell beschränkten lutherischen Rat bedrängt sieht, der die Plebs gegen die Reformierten aufwiegele.105 Zwar ließ Jean La Blanque nichts auf König Sigismund III. kommen und lobte beispielsweise dessen positive Schiedsrichterrolle in den Danziger Konfessionsstreitigkeiten zwischen Lutheranern und Reformierten.106 Ansonsten wird aus der Korrespondenz mit Sainte-Catherine jedoch eine merkliche Entfernung vom Königshof spürbar. Zwar machen immer wieder intime Informationen aus den inneren Konstellationen und Entscheidungsprozessen des Hofes deutlich, dass La Blanque durchaus wohl noch rege Kontakte dorthin unterhalten muss.107 Einen greifbaren Hinweis auf die Verbindungen La Blanques gibt etwa ein Brief von Krzysztof Zbaraski, Kronstallmeister und späterer Botschafter an der Hohen Pforte.108 In erster Linie fallen jedenfalls die recht detaillierten Berichte La Blanques über den Empfang und die Abfertigung diplomatischer Akteure am Hof auf. Man darf annehmen, dass La Blanque hierauf angesichts seines Korrespondenzpartners und dessen angenommenem Erwartungshorizont besonderes Augenmerk legt. Tatsächlich kann er mit genauen Informationen bis hin zur – vermeintlichen – Wiedergabe von Wortwechseln zwischen Sigismund III. und diplomatischen Agenten aufwarten.109 Kaum erstaunen kann aber, dass die unmittelbare Nähe zum 105 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 21. April 1619, BnF Man. fr. 4117, fol. 30r.– 30v., fol. 30r. Zu den verhärteten konfessionellen Fronten in Danzig zu diesem Zeitpunkt vgl. Müller, Michael G.: Zweite Reformation und städtische Autonomie im Königlichen Preußen. Danzig, Elbing und Thorn in der Epoche der Konfessionalisierung. Berlin 1997, S. 147–150. 106 Ebenda. 107 Etwa zur Rolle des Polnischen Großmarschalls Zygmunt Myszkowski: La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. Januar 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 15r.–15v.; zu Vorüberlegungen am Hof über eine Einberufung einer Senatskonvokation in Lublin: La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 2. April 1614, ebenda, fol. 18r.–18v.; Informationen zum Tod der Marschälle von Litauen und Polen: Jean de La Blanque an Etienne de Sainte-Catherine, Danzig, den 22. August 1615, fol. 22r.–22v., fol. 22r.; recht genau zu den Aufenthaltsorten und Bewegungen des Königspaares: La Blanque an Etienne de SainteCatherine, Danzig, März 1620, ebenda, fol. 34r.–34v. 108 Krzysztof Zbaraski an La Blanque, Końskowola, den 12. April 1623, BnF Man. fr. 15069, fol. 322r.–323v. Zbaraski – wie auch andere Vertreter des polnischen Adels – pflegte allerdings auch direkten Briefkontakt mit Akteuren des französischen Hofes, worauf die leider kontextlos überlieferten zeitlich späteren Schreiben hinweisen, die sich archivalisch auffinden lassen, vgl. BnF Man. fr. 15069, ab fol. 646r. 109 Beispielsweise zum Eintreffen von diplomatischen Delegationen am polnischen Hof: La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 8. September 1615, BnF Man. fr. 4117, fol. 23r.– 23v.; zur Rückkehr eines königlichen Abgesandten aus Dänemark: Jean de La Blanque an Etienne de Sainte-Catherine, Danzig, den 15. Dezember 1615, fol. 25r.–25v.; zu Friedensverhandlungen mit dem Osmanischen Reich: La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig,
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inneren Zirkel um den Monarchen oder gar die Selbstsicht als Teil des Hofes dem französischen Konsul in Danzig zusehends verlorengeht. Entsprechend findet sich nur an einer Stelle des Briefwechsels noch der Verweis La Blanques auf einen – auch nur noch brieflichen – Kontakt mit dem polnischen König. Hier versuchte sich der nunmehrige französische Konsul noch einmal an einer polnisch-schwedischen Vermittlung, jetzt allerdings, indem er einen Verhandlungskanal zwischen Jakob de la Gardie und Sigismund herzustellen versuchte.110 Ansonsten blieben die meisten Nachrichten aus Danzig über Polen-Litauen von eher allgemeinem Charakter – La Blanque berichtet über die Einberufung von Sejmen, von Schlachten oder generellen Stimmungseinschätzungen. Die Informationen, die der Konsul an Sainte-Catherine sandte, seien es Neuigkeiten aus Moskau oder aus dem Osmanischen Reich, bezog er nun aber nicht mehr nur in erster Linie aus Hofkreisen. Vielmehr stützte er sich auch auf die mündlichen Erzählungen von Kaufleuten, die auf Handelsreisen in Danzig eintrafen.111 Mit der Abberufung des französischen Residenten aus Heidelberg im Jahr 1620 endeten dann auch dessen Briefe an La Blanque abrupt und anscheinend erklärungslos, was indes einen kleineren Teil anderer Korrespondenten Sainte-Catherines aus dem Reich ebenso ereilte.112 4.
Diplomatie schreiben: La Blanque in seinem Korrespondenznetzwerk
Die alltäglichen Schwierigkeiten, die frühneuzeitliche Abwesenheitskommunikation über postalische Wege zu gegenwärtigen hatte, sind bereits in der Forschung zu Genüge thematisiert worden.113 Auch La Blanques Korrespondenz war all diesen Unwägbarkeiten mit gewissen Abstufungen
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den 21. April 1619, fol. 30r.–30v.; zum Wortwechsel zwischen Sigismund III. und dem Abgesandten des Duc de Nevers in Sachen von dessen Kreuzzugsplänen: La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 27. Mai 1619, fol. 31r.–31v., fol. 31r. Dabei ging es um ein gemeinsames Vorgehen gegen Moskau, La Blanque an SainteCatherine, Danzig, den 29. Dezember 1613, BnF Man. fr. 4117, fol. 13r.–14v., fol. 13v. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 28. Oktober 1614, BnF Man. fr. 4117, fol. 19r.– 19v., fol. 19r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 15. Dezember 1615, ebenda, fol. 25r.–25v., fol. 25r. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 17. Dezember 1620(?), BnF Man. fr. 4117, fol. 37r.–37v., fol. 37r. Zu dem Abbrechen der Briefkontakte nach der Abberufung SainteCatherines aus Heidelberg: Desenclos, Au-delà de toute diplomatie, S. 547. Vgl. etwa knapp zusammenfassend Haug, Tilman: Korrespondenz in Diplomatie und/oder Patronage-Beziehungen der Frühen Neuzeit, in: Marie Isabel MatthewsSchlinzig u.a. (Hg.), Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. Bd. 1:
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unterworfen. Während die Sendungen an Sainte-Catherine nach Heidelberg auf eine relative unproblematische Infrastruktur zurückgreifen konnten, erwiesen sich die postalischen Wege nach Paris oder Venedig als prekärer. Aber auch normalerweise einfache Sendungen konnten, wenn sie das Format gewöhnlicher Briefe oder Briefpakete überstiegen, Schwierigkeiten bereiten. So nahm ein Teil der Briefe von La Blanque an Sainte-Catherine ein Thema ein, das die heutige archivalische Überlieferung gar nicht widerspiegeln kann – es ging um Pelze.114 La Blanque mühte sich nach Kräften, Pakete mit Wolfspelzen nach Heidelberg zu schicken, was mitunter scheiterte. Einem Italiener würde er nie wieder vertrauen, so kündigte der Konsul etwa verärgert an, als die einem Kaufmann übergebene Sendung nicht bis in die Pfalz kam.115 Überhaupt konnte die Materialität von Postsendungen den Korrespondenten zu schaffen machen und die prekäre Sendung von Informationen zusätzlich verkomplizieren. So mochte es vorkommen, dass ein Paket zu groß und damit zu teuer wurde, weil das Staatssekretariat in Paris verlangte, bestimmte Papiere auf Pergament abzufassen.116 Allgemein blieb die Suche nach der besten Postroute für alle Sendungen ein immer wiederkehrendes und raumgreifendes Thema der Korrespondenzen. Als eine wichtige Option erscheint dabei die Nordroute von Danzig über Hamburg, was den zeitgenössisch etablierten Postwegen entsprach.117 Der Seeweg von Danzig nach Amsterdam wiederum dauerte fünf Tage, so dass die Post auf dieser Route insgesamt elf Tage von Paris bis in die preußische Hafenstadt unterwegs war.118 Die Handelsstadt Danzig erwies sich allerdings auch für Sendungen aus dem Süden als günstiger Anlaufpunkt.119 Entsprechend bat La
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Interdisziplinarität – Systematische Perspektiven – Briefgenres. Berlin/Boston 2020, S. 740–752, S. 742f. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 15. Dezember 1615, BnF Man. fr. 4117, fol. 25r.–25v., fol. 25r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 31. August o.J., ebenda, fol. 35r.–35v., fol. 35r. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 21. April 1619, BnF Man. fr. 4117, fol. 30r.–30v., fol. 30r. La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 8. Januar 1615, BnF Man. fr. 4117, fol. 20r.– 20v., fol. 20r. La Blanque an Canaye, Warschau, den 8. April 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 237r.–239v., fol. 238v.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 23. Juli 1619, BnF Man. fr. 4117, fol. 33r.–33v., fol. 33r.; Jean de La Blanque an Etienne de Sainte-Catherine, Danzig, den 27. Mai 1619, ebenda, fol. 31r.–31v., fol. 31r. Ab 1593 war ein regelmäßiger Postdienst zwischen Danzig und Hamburg eingerichtet worden, Behringer, Zeichen, S. 135. La Blanque an Villeroy, Danzig, den 19. Juni 1617, BnF Man. fr. 15069, fol. 300r.–301v., fol. 300r. In der Herrschaftszeit Sigismunds III. Wurde unter anderem auch eine neue Postverbindung von Danzig über Thorn und Posen nach Breslau eingerichtet, auf der die Laufzeit
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Blanque zu einer Zeit, als er in Warschau weilte, Philippe Canaye darum, dessen Briefe aus Venedig über die Zwischenstation Nürnberg nach Danzig bringen zu lassen. Dort konnten sie dann über einen Vertrauensmann von La Blanque zwischengelagert und schließlich nach Warschau verschickt werden.120 Doch immer wieder suchten La Blanque und seine Korrespondenzpartner die besten Alternativen, um ihre Sendungen auf möglichst verlässlichem und schnellem Weg zu verschicken. Auch hier waren sie jedoch in der Regel auf Kaufleute oder andere Reisende121 angewiesen, die ihre Post mitnahmen. Dabei sollten etwa die Fuhrleute, die La Blanques Pakete bis nach Frankfurt transportieren sollten, von wo sie durch andere Mittler nach Heidelberg gesandt wurden, ihr volles Salär für den Transport – „comme est la costume“ – auch erst nach Ankunft in der Reichsstadt erhalten.122 Denn Vertrauen wollte La Blanque etwa 9–11 Tage betrug, Zimowski, Lech: Geneza i rozwój komunikacji pocztowej na ziemiach polskich. Warszawa 1972, S. 79. 120 La Blanque an Canaye, Warschau, den 13. Juni 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 258r.–259v., fol. 258r. Bei dem Vertrauten handelte es sich um Walt(h)er/Wolter von Holten, Ratsherr und nachmaliger Burggraf von Danzig, zu von Holten vgl. Schwarz, Friedrich: Walter von Holten, in: Christian Krollmann/Klaus Bürger (Hg.), Altpreußische Biographie. Bd. 1. Marburg a.d. Lahn 1974 (Nachdr.), S. 287; Löschin, Gotthilf: Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neuesten Zeit. Bd. 1. Danzig 1822, S. 393: letzterer stützt sich bei seinen biographischen Bemerkungen wohl wesentlich auf Curicke, Reinhold: Der Stadt Dantzig historische Beschreibung. Amsterdam/Dantzigk 1688, S. 171f. 121 Entsprechend konnten die Briefe nach Paris auch auf dem Seeweg von Danzig über Dieppe nach Paris gehen: La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 20. Mai 1615, fol. 21r.–21v., fol. 21r.; daneben kündigt La Blanque Canaye etwa auch den Versand der Post nach Venedig über einen befreundeten italienischen Juden an: La Blanque an Canaye, Warschau, den 29. April 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 246r.–247v., fol. 246r. 122 Dies bedeutete zugleich, dass die Postversendung wiederum finanzielle Ferntransaktionen nach sich zog, um die Fuhrleute vor Ort in Frankfurt von anderen Mittelspersonen bezahlen zu lassen, die ihrerseits dann vom Absender entschädigt werden mussten, La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 15. Dezember 1615, fol. 25r.–25v., fol. 25r. Die regelmäßige Fuhrverbindung zwischen Frankfurt und Danzig dauerte zu diesem Zeitpunkt rund zwei Wochen, vgl. dazu Verzeichnuß wie die Käyserliche Posten in Franckfurt am Mayn abgefertigt werden / und wider ankommen / auch wie viel Tag sie unter wegen seyn (1616), abgedruckt bei Spies, Hans-Bernd: Bemerkungen zur 1615 beginnenden Frühgeschichte des regelmäßigen Postwesens in Aschaffenburg, in: Mitteilungen aus dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, 9.3 (2008–2010), S. 131–152, S. 138. Ebenda (S. 139) sowie in der Darstellung Wolfgang Behringers findet sich eine spätere Version des Frankfurter Postplakats von 1623 (Behringer, Merkur, S. 203): Kurtze doch eygentliche Verzeichnuß / Auff was Tag vnnd Stunden / die Ordinari Posten in dieser Käys. Reichs- Wahl vnd HandelStatt Franckfurt am Mayn / abgefertiget werden / vnd wie solche wider allhie ankommen. Hier sind auch die Preise vermerkt, wonach ein größeres Paket für den Postkurs, auf dem auch Danzig liegt, 5 Batzen kostete. 1608 entsprachen 15 Frankfurter Batzen einem Taler, vgl. Pohl, Herbert: Zauberglaube und Hexenangst im Kurfürstentum Mainz. Ein Beitrag zur Hexenfrage im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert, Stuttgart 1998, S. 197.
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ihnen wie vielen der Kaufleute nicht recht entgegenbringen, die sich seiner Ansicht nach kaum um die Schnelligkeit oder Zuverlässigkeit scherten, mit der sie die mitgenommene Post zustellten, sondern lediglich um ihr persönliches Interesse.123 Unter ihnen gab es allerdings selbst für La Blanque zuverlässige Gestalten wie einen gewissen Nicolas, von dem er in Amsterdam regelmäßig seine Post annehmen und weitersenden ließ.124 Gerade beim Postweg über Amsterdam ergaben sich aber auch Alternativen, so griff La Blanque auf den dortigen französischen Botschafter zurück, über dessen Botenverbindung dann die Postsendungen von und nach Paris weitergeschickt wurden.125 Oft genug erreichten die Briefsendungen jedoch nicht ihr Ziel, sei es wegen laufender Kriegshandlungen126, sei es aus unbekannten Gründen127. Zur Risikominimierung und Vereinfachung der Korrespondenzpraxis gehörte in diesem Zusammenhang die Versendung von Briefen verschiedener Absender beziehungsweise Adressaten in größeren Paketen. Diese gängige Praxis wirft indes auch ein Licht auf die Querverbindungen zwischen einzelnen Korrespondenten und veranschaulicht auf diese Weise das Netzwerk, in dem sich La Blanque bewegte. Briefe an Sainte-Catherine etwa schickte oder erhielt La Blanque des Öfteren in Paketen mit Sendungen von Pierre Brulard, vicomte de Puysieux, des Schwiegersohnes und Nachfolgers von Villeroy im Staatssekretariat, oder anderen Ansprechpartnern am Hof.128 Auch Briefe an mehrere Empfänger am gleichen Ort wurden als Sammelsendungen aufgegeben.129 Darüber hinaus fungierte La Blanque in einer postalisches Scharnierfunktion zwischen Sainte-Catherine und La Gardie. So sorgte er dafür, dass die 123 La Blanque an Canaye, Warschau, den 11. August 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 264r.–265v., fol. 264r. 124 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, o.D., BnF Man. fr. 4117, fol. 38r.–38v., fol. 38r. 125 Ebenda. 126 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 17. Dezember 1619(?), BnF Man. fr. 4117, fol. 37r.–37v., fol. 37r. 127 La Blanque an Canaye, Warschau, den 13. Juni 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 258r.–259v., fol. 258r.; La Blanque an Canaye, Warschau, den 11. August 1606, ebenda, fol. 264r.–265v., fol. 264r. 128 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 31. August 1619(?), BnF Man. fr. 4117, fol. 35r.– 35v, fol. 35r.; La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, o.D., fol. 38r.–38v., fol. 38r.; Jean de La Blanque an Etienne de Sainte-Catherine, Danzig, den 8. Januar 1615, fol. 20r.–20v., fol. 20r. 129 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 20. Mai 1615, BnF Man. fr. 4117, fol. 21r.–21v., fol. 21r. Zu Puysiuex und den familiären Verbindungen mit Villeroy vgl. Lignereux, Yann: La puissance des Villeroy. L’héritage du pouvoir à l’épreuve, 1589–1619, in: Laurent Coste (Hg.), Liens de sang, liens de pouvoir. Les élites dirigeantes urbaines en Europe occidentale et dans les colonies européennes (fin XVe-fin XIXe siècle). Rennes 2010, S. 311–332, bes. S. 322, 331.
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Briefe des französischen Residenten in Heidelberg an dessen schwedischen Korrespondenzpartner zugestellt wurden.130 In einem anderen Kontext versuchte La Blanque seinerseits auch epistolarisch eine Verbindung zwischen La Gardie und Sigismund III. herzustellen.131 An dieser Stelle verflocht sich die Rolle La Blanques als Anlaufpunkt von Briefsendungen mit seinem Anspruch als diplomatischer Vermittler. Auch den ersten Kontakt zwischen Etienne de Sainte-Catherine und Jean La Blanque stellte Philippe Canaye durch seine Briefe her, indem er jeweils an ihn adressierte Schreiben beider Protagonisten an den einen wie den anderen weiterleitete.132 Dies wiederum entsprang ebenso keinem originär postalischtechnischem Interesse, sondern gehörte in das weite Feld des Informationstausches. Letzterer verband La Blanque dabei mit einem wohl noch wesentlich größeren Netzwerk als dies die hier besprochenen zwei bruchstückhaften Korrespondenzen abzubilden vermögen. Seine brieflichen Kontakte zu ArmandJean du Plessis als kurzzeitigem Staatssekretär blieben zwar wohl punktuell.133 Die Korrespondenz mit Jean Bochart de Champigny, Mitglied des Conseil du Roi und Cousin von Nicolas de Villeroy, dagegen scheint ausgedehnterer Natur gewesen zu sein.134 Daneben erwiesen sich die epistolaren Bindungen mit den sukzessiven Botschaftern des französischen Königs in den Niederlanden, Paul Choart de Buzanval, Benjamin Aubery du Maurier und Charles Faye d’Espesses, als augenscheinlich intensiv und beständig. Aus den Korrespondenzen von Maurier und d’Espesses mit dem Staatssekretariat bis in die Zeit von Nicolas Potier d’Ocquerre lässt sich wiederum auch der anhaltende Kontakt des Konsuls mit der höfischen Pariser Zentrale erschließen.135 130 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 20. Mai 1615, BnF Man. fr. 4117, fol. 21r.–21v., fol. 21r. 131 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 29. Dezember 1613, BnF Man. fr. 4117, fol. 13r.–14v., fol. 13v. 132 La Blanque an Canaye, Krakau, den 24. Dezember 1605, BnF Man. fr. 15069, fol. 228r.– 226v., fol. 228r.; La Blanque an Canaye, Krakau, den 11. Februar 1606, ebenda, fol. 232r.– 232v., fol. 232v. 133 La Blanque an Richelieu, Evêque de Luçon, Danzig, den 12. Mai 1617, BnF Man. fr. 15069, fol. 298r.–299v. 134 Darauf lässt zumindest der Verweis zu Beginn des einzig überlieferten Briefes schließen, der auf vorhergehende Schreiben verweist, La Blanque an Jean Bochart de Champigny, Vilnius, den 24. Juli 1610, BnF Man. fr. 15069, fol. 272r.–273v. Zu Bochart vgl. Bayard, Françoise: Jean Bochart de Champigny (1561–1630), in: Revue d’Histoire Moderne & Contemporaine 46.1 (1999), S. 39–52. 135 Auf seine „bonne correspondance“ mit Aubery de Maurier verweist La Blanque selbst, La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, o.D., BnF Man. fr. 4117, fol. 38r.–38v., fol. 38r. Zur Korrespondenz von La Blanque mit Choart de Buzanval und Faye d’Espesses sowie d’Ocquerre mit ausführlicheren Quellenauszügen: Vreede, George Willem: Nederland en
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Abb. 6.1
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Das bislang erschlossene Korrespondenznetzwerk von Jean La Blanque. In Schwarz sind die Verbindungen eingezeichnet, die La Blanque in seiner Zeit am Hof Sigismunds III. geknüpft hatte, in Grau sind die Briefwechsel vermerkt, deren Beginn sich für seine Zeit in Danzig rekonstruieren lässt. Die gestrichelten Querverbindungen bilden nachweisbare Weitersendungen von Schreiben oder Informationen La Blanques zwischen seinen Korrespondenzpartnern ab. Das weitgehende Fehlen polnischer und schwedischer Korrespondenzpartner ist dabei dem Stand der Erschließung und der Quellenlage geschuldet. Aufgenommen worden sind nur die namentlich bekannten Korrespondenzpartner.
Die Briefe La Blanques zirkulierten allerdings in einem weitaus größeren Kreis als dem seiner unmittelbaren Korrespondenzpartner. Verlässliche Nachrichten aus Polen-Litauen waren für die französische Diplomatie schwer zu erhalten, so dass die Briefe aus Danzig und zuvor vom polnischen Hof zu einer willkommenen Informationsquelle wurden.136 Die Frage, inwieweit Briefe Zweden in staatkundige betrekking. Eerste Boek: Van Gustaaf Wasa tot Gustaaf Adolf (1523–1611). Utrecht 1841, S. 69, 90f. Mit Buzanval war La Blanque mindestens seit 1599 in brieflichem Kontakt. Der Botschafter schickte schon zu diesem Zeitpunkt Schreiben La Blanques an Villeroy nach Paris weiter, No. LXVI. M. de Buzanval à M. de Villeroy, Den Haag, 8. Dezember 1599, in: George Willem Vreede (Hg.), Lettres et négociations de Paul Choart, seigneur de Buzanval, […] et de François d’Aerssen […]. Leide 1846, S. 324–334, S. 334. Zu den französischen Botschaftern in den Niederlanden vgl. Martin, Claire: L’ambassade de Benjamin Aubery du Maurier à La Haye (1613–1624), in: Yves Krumenacker (Hg.), Entre Calvinistes et catholiques. Les relations religieuses entre la France et les PaysBas du Nord (XVIe-XVIIIe siècle). Rennes 2010, S. 81–95; Hell, Maarten: Heliogabalus in The Hague. Franco-Dutch Relations during the Embassy of D’Espesses (1624–1628), in: Dutch Crossing 33.1 (2009), S. 44–63. 136 Ein weiterer militärisch-diplomatischer Akteur französischer Herkunft war Jacques Margeret, der sich nur jeweils kurz am polnischen Hof aufhielt und dagegen länger in Moskau weilte. Er soll dabei auch die Bekanntschaft La Blanques am polnischen Hof gemacht haben. Margeret diente auch als Informationsquelle über polnische wie russische Angelegenheiten, vgl. Dunning, Chester S. L.: Quand un Français redécouvrait la Russie, in: Revue Historique, 272.2 (552) (1984), S. 331–351; Pierling, La Russie, S. 199; Margeret,
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La Blanques dabei direkt oder in als abschriftliche Kopie in weiteren Korrespondenten zirkulierten, muss offenbleiben. Bemerkenswert ist allerdings in diesem Zusammenhang, dass hierbei nicht unbedingt zwischen einem etwaigen Original und einer Kopie unterschieden werden kann. So weist La Blanque selbst in einem Schreiben an Canaye auf die Routine hin, Briefe generell in zweifacher Ausfertigung auf verschiedenen Wegen zu versenden, um die Chance von deren Eintreffen beim Empfänger zu erhöhen.137 Besonderes Interesse schienen dabei jedoch weniger die Berichte über den Hof selbst, die Sejmsitzungen oder die Stimmung des Adels zu finden. Wichtiger war es wohl den Empfängern, konkrete und einschätzbare Nachrichten über die Situation in Moskau, besonders die Episode des Zaren Dmitrij, sowie die Konflikte mit Schweden zu erhalten.138 Dies hinderte La Blanque aber keineswegs daran, regelmäßig in größerem Umfang Abschriften von in Polen-Litauen zirkulierenden Schriften und Berichten zum Sejm, teils auch an ihn gerichtete Briefe, mitzusenden.139 Insgesamt bleibt die archivalische Überlieferung dieser Korrespondenzen sehr fragmentarisch, was auch Licht auf die zeitgenössischen Aufbewahrungspraktiken in der französischen Diplomatie wirft. Mindestens bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert verfügte man auch im Staatssekretariat über keine kontinuierliche Archivierungspraxis, so dass die diplomatischen Papiere jeweils im Besitz der einzelnen Akteure verblieb und mit deren Ausscheiden aus den jeweiligen Amtswürden einer zentralen Wissenstradierung entzogen wurden.140 Auch das persönliche Archiv von Philippe Canaye de Fresne machte hiervon keine Ausnahme. Die von ihm gesammelten Briefe fanden sich nach seinem Tod 1610 in den Händen seiner Söhne und anderer Verwandter oder wurden auf verschiedenen Wegen verstreut.141 Der Pariser Paulanerpater Robert Regnault stellte schließlich Teile der erhaltenen Korrespondenz
137 138
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Jacques: The Russian Empire and Grand Duchy of Muscovy. A Seventeenth-Century French Account, hrsg. v. Chester S. Dunning. Pittsburgh (Pa.) 1983. La Blanque an Canaye, Warschau, den 13. Juni 1606, BnF Man. fr. 15069, fol. 258r.–259v., fol. 258r. Zu einem ähnlichen Interesse in Bezug auf England vgl. Kalinowska, Anna: ‚We have Tidings out of Polonia‘. English Corantos, News Networks, and the Polish-Lithuanian Commonwealth, in: Simon Davies/Puck Fletcher (Hg.), News in Early Modern Europe. Currents and Connections. Leiden/Boston 2014, S. 41–57, S. 56. Zu dieser gängigen Praxis vgl. Haug, Korrespondenz. Delsalle, Paul: Bureaucratie, archivage et archivistique en France et en Espagne du milieu du XVIe siècle à 1714, in: Hélène Fréchet/Christian Hermann (Hg.), Les monarchies française et espagnole du milieu du XVIe siècle à 1714. Paris 2000, S. 291–312, S. 294–296. L’imprimeur au lecteur, in: Philippe Canaye de Fresnes, Lettres et ambassades de messire Philippe Canaye, seigneur de Fresne, Conseiller du Roy en son Conseil d’Estat. Tome premier. Paris 1635, o.S.
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Canayes zusammen, wobei ganz offensichtlich die Initiative vom Verleger ausging.142 Das kommerzielle Interesse an der Publikation diplomatischer Korrespondenzen erklärt sich in diesem Zusammenhang aus einer ganzen Welle solcher zeitgleich im Druck veröffentlichten diplomatischen Briefsammlungen, wodurch unter anderem ein Interesse und Bedürfnis befriedigt wurde, diplomatisches Wissen zu erwerben und es letztlich auch auf diesem Wege zu kanonisieren.143 Insoweit ist die Auswahl der Briefe Canayes wiederum als normative Handreichung zu lesen, in der das Bild eines exemplarischen Botschafters und „la gloire de la France“ gezeichnet werden144 – „If information is the ambassador’s primary commodity, then letters themselves are a physical manifestation of the ambassador’s ability and progress.“145 Dass Canaye in seinen Briefen aus dieser Perspektive als guter Klient seines Monarchen erscheint und zugleich gegenüber La Blanque als überlegener Patron in den Mittelpunkt rückt, ist also kaum erstaunlich. Diese Form von Publikation stellt dabei nicht allein eine selektive Auswahl von Briefen des Schreibers Canaye dar, ohne etwaige Antworten zu verzeichnen. Sie entkleidete die diplomatische Korrespondenz auch von deren ursprünglichem Umfang und damit von deren Struktur und informatorischer Komplexität, indem die Beilagen keine Berücksichtigung fanden. Mithin wurde hier ein rein bilateraler Austausch zwischen zwei Akteuren suggeriert, der gerade mitgesandte Briefe Dritter oder andere textuelle wie materielle Elemente ausschloss und höchstens in Form verbaler Verweise innerhalb der Brieftexte aufscheinen ließ. Mit Blick auf die archivalisch verwahrte handschriftliche Gegenüberlieferung erscheint die Kommunikation zwischen La Blanque und Canaye darüber hinaus weniger hierarchisch gerahmt. Hier dominiert eine Rhetorik, die eine Unterordnung La Blanques Canaye gegenüber in erster Linie in den Abschlussformeln zum Tragen kommen lässt.146 Die pragmatische Anlage und Formulierungsweise, die La Blanques Schreiben auch an Sainte-Catherine und Villeroy zugrundeliegt, verzichtet etwa auch weitestgehend auf topische,
142 Ebenda. 143 De Franceschi, Sylvio Hermann: Les ambassades henriciennes. Un âge d’or de la négociation. Les premières éditions imprimées de la correspondance des ambassadeurs de France sous Henri IV, in: Stefano Andretta/Stéphane Péquignot/Jean-Claude Waquet (Hg.), Les écrits relatifs à l’ambassadeur et à l’art de négocier du Moyen Âge au début du xixe siècle. Rome 2015, S. 379–404, bes. S. 397f., 401. 144 L’imprimeur, o.S. 145 Williamson, Elizabethan Diplomacy, S. 97. 146 Die stets wiederkehrende Abschlussformel in den Briefen La Blanques an Canaye lautet: „Vostre treshumble et tresobeissant serviteur“.
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formalisierte Bezeugungen.147 Dies steht im Gegensatz zu den Korrespondenzpartnern am französischen Hof, mit denen der Konsul nicht in regelmäßigem Austausch stand. Entsprechend beginnt die Kontaktaufnahme La Blanques in seinem ersten Brief an Richelieu unter anderem mit der verbalen Verbeugung vor dessen „grandes vertus et merites“, die bis nach Polen-Litauen bekannt seien.148 Die notorische „Unentflechtbarkeit von Dienst- und Patron-KlientBeziehungen“ spiegelte sich hingegen in der textlichen Struktur der diplomatischen Briefkommunikation wider.149 Hier herrschte die Verquickung von nachrichtlichen Informationen mit Bitten um persönliche Anliegen bis hin zu dem Gabentausch, den La Blanque unter anderem eben als Pelzzulieferer für seine Korrespondenzpartner bestritt. Seine pelzigen Bemühungen fanden im Übrigen nicht bei allen Adressaten große Gnade. Entsprechend vermerkte Canaye säuerlich in einem Brief an Villeroy, dem er ein Schreiben La Blanques beilegte:150 Ie ioindray à celle-cy une lettre du Capitaine la Blanque, parce qu’encores que presque la moitié ne merite pas d’estre veuë de vous, ne parlant que de Zibelines que ie pensois estre à meilleur marché pardelà qu’en cette ville.
5.
Fazit
Die allgemein konstatierte Intensivierung und Verdichtung von Informationen wie Kommunikation in der frühneuzeitlichen Diplomatie schlug sich noch im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert auf den ersten Blick nicht unbedingt in einem stark sprunghaft ansteigenden Ausbau diplomatischer Vertretungen nieder. Zumindest für den französischen Fall ist etwa gezeigt worden, dass die recht begrenzte Zahl an ständigen Botschaftern und Residenten sich über das 16. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts nur allmählich etablierte.151 Daneben lässt sich jedoch nicht nur die Einrichtung eines, wenn auch 147 Zur Schreibpraxis in diplomatischen Patronage-Klientel-Beziehungen vgl. Haug, Korrespondenz, S. 746f. Hier auch mit Verweis auf weitere Literatur, etwa Droste, Heiko: Im Dienst der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert. Berlin 2006, S. 110–125. 148 La Blanque an Richelieu, Evêque de Luçon, Danzig, den 12. Mai 1617, BnF Man. fr. 15069, fol. 298r.–299v, fol. 298r. 149 Haug, Korrespondenz, S. 748; vgl. allgemein hierzu von Thiessen, Diplomatie, bes. S. 483f. 150 A Monsieur de Villeroy, Du 19 Avril [1606], in: Canaye, Lettres et ambassade, tome troisième, S. 10–13, S. 12. 151 Bély, Lucien: L’art de la paix en Europe. Naissance de la diplomatie moderne (XVIe– XVIIIe siècle). Paris 2007, 46f.; Barbiche, Bernard: Les institutions de la monarchie française à l’époque moderne. Paris 2012, S. 232f.
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bescheidenen und institutionell durchaus nicht stabilen, Staatssekretariats für Außenangelegenheiten beobachten.152 Auch für eine Geschichte der diplomatischen wie kommunikativen Austauschprozessen zwischen Akteuren in Frankreich und Polen-Litauen erweist sich mithin, dass eine Konzentration auf die – außerordentlichen – Botschaften zu kurz greift. Eine vielleicht wichtigere Bedeutung bei einer Intensivierung von Kommunikation und Information spielten in diesem Sinne ganz allgemein zahlreiche weitere Kanäle, die von gelehrten, konfessionellen, familiären und wirtschaftlichen Kommunikationsnetzwerken bis hin zu bezahlten Informanten reichte. Jean La Blanque bildet hierbei ein Beispiel für deren zahlreiche Überschneidungen und Verflechtungen. Während es ihm seine Verbindungen zur Familie La Gardie in Schweden ermöglichte, dort zumindest eine gewisse Nähe zur Hofaristokratie aufzubauen, schlugen sich diese Konstellationen weiterhin auf seine Zeit in Polen-Litauen nieder. Seine – wenn auch wohl eher marginale Rolle – am Hof Sigismunds III. wiederum führte dazu, dass er über die Vermittlung Philippe Canayes eine kommunikative Scharnierstelle zwischen dem polnischen und dem französischen Monarchen zu bilden versuchte. Die diplomatischen Aktivitäten, die sich brieflich um diese Vermittlung entspannen, stellten sich als Aushandlungsprozesse dar, in denen die beiden Könige zwar ständige Bezugsgrößen darstellten, sie selbst aber nur punktuell involviert wurden. An dieser Stelle zeigte sich vielmehr die in beziehungsweise durch das Korrespondieren geschaffene eigene politisch-diplomatische Raum. Zugleich wurden unter den Bedingungen der Diplomatie vom „type ancien“ (v. Thiessen) in all diesen brieflichen Kommunikationsprozessen die Verflechtungen verschiedener Beziehungsstränge und -ebenen deutlich. Eben diese Verflechtungen waren es auch erst, die eine Anknüpfung der Kommunikation überhaupt möglich machten – zumal am Beispiel des zunächst „informellen diplomatischen Akteurs“ (Pohlig) La Blanque zeichnet sich dies exemplarisch ab. Allein die Kontaktaufnahme mit Canaye wurde erst durch Familien- beziehungswiese Klientelbeziehungen möglich. Nachdem dann von verschiedenen Akteuren auf französischer Seite die Vertrauenswürdigkeit von La Blanque und dessen Informationen akzeptiert wurde, führte dies in einem zweiten Schritt zu einer Formalisierung von dessen Stellung innerhalb des entstehenden französischen diplomatischen Systems. Dabei blieb er zwar als Konsul in einer vergleichsweise exzentrischen Position, die ihm nichtsdestoweniger eine statuarische Legitimation und eine feste Verankerung innerhalb 152 Barbiche, Les institutions, S. 176–178; 229–232.
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der diplomatischen Informationsbeschaffung verlieh. Innerhalb dieses institutionalisierten Rahmens konnte sich dann zugleich etwa der konfessionelle Austausch mit Sainte-Catherine intensiver entwickeln. La Blanques Aufenthalt am polnischen Hof und sein persönlicher Kontakt zu König Sigismund III. oder Hofwürdenträgern wie dem Großmarschall Zygmunt Myszkowski ließen ihn zu einem epistolaren Akteur in den Außenbeziehungen mit dem französischen Hof werden. Das daraus erwachsene Konsulsamt wiederum führte dazu, dass La Blanque aus Danzig heraus nicht nur mit seinen französischen Ansprechpartnern rein brieflich verkehrte, sondern auch mit Akteuren des polnischen Hofes. Die Informationen, die er in Danzig in persönlichem Kontakt generieren konnte, verschob sich in diesem Sinne hin zu mündlichen Nachrichten von Kaufleuten. Dabei war insgesamt die Prekarität von Informationsgewinnung und Weitergabe über Korrespondenzen selbst wichtiger und raumgreifender Bestandteil der brieflichen Kommunikation. Die Aufrechterhaltung der Korrespondenz an sich schob sich dadurch teilweise sogar in den Vordergrund vor die Informationen, die ausgetauscht wurden. „Jescris a Mr de Puysieux non que J’ay chose digne d’escrire“, bemerkte La Blanque etwa in einem Brief an Sainte-Catherine153, in einem Moment, in dem seine informatorische Glaubwürdigkeit schon lange gefestigt war. Aber das Schreiben und Senden, um des Schreibens und Versenden willen, sicherte und legitimierte La Blanques statuarische Position als Akteur in dem durch Korrespondenzen geschaffenen Handlungsraum der Diplomatie.
153 La Blanque an Sainte-Catherine, Danzig, den 15. Juli 1619, BnF Man. fr. 4117, fol. 32r.–32v, fol. 32r.
Teil III Diplomatie im höfischen Zeremoniell
Die Eheanbahnung zwischen König Sigismund III. und Erzherzogin Anna Praktiken und Symbole zwischen Protokoll und Abrechnung Christoph Augustynowicz Im vorliegenden Beitrag wird die im Frühjahr 1592 stattgefundene Eheanbahnung zwischen dem König und Großfürsten Sigismund III. von PolenLitauen und der innerösterreichischen Erzherzogin Anna in den methodischen Rahmen einer modernen geschichtswissenschaftlichen Hof-, Zeremonial- und Diplomatieforschung gestellt. Dabei wird folgender Gliederung entsprochen: 1) Methodische Rahmung. 2) Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Haus Habsburg um 1600. 3) Die polnisch-litauische Gesandtschaft von 1592 I: Agenda. 4) Die polnisch-litauische Gesandtschaft von 1592 II: Pecunia. Eine konzise Zusammenfassung schließt die Ausführungen ab. 1.
Methodische Rahmung
Grundlegende methodische Impulse einer modernen geschichtswissenschaftlichen Hof-, Zeremonial- und Diplomatieforschung mit einem zeitlichen Fokus auf der Frühen Neuzeit sind an Plädoyers für einen paradigmatischen Fokus auf Praxis1 und materielle Kultur geknüpft. Als wesentliche Elemente dafür werden Permanenz und Reziprozität, diplomatische Privilegien für den in der Diplomatie hauptsächlich agierenden Adel, sowie Standards diplomatischer Kommunikation und Dokumentation gesehen.2 Reziprozität bezieht sich dabei nicht nur das Verhältnis zwischen den fürstlichen Herrschaften untereinander, sondern auch zwischen den Fürsten und ihren Untertanen in diplomatischen Funktionen nach dem Patronage-Prinzip von Gabe versus Gegengabe. Grundsätzlich hatte diplomatischer Dienst somit materiell
1 Watkins, John: Toward a New Diplomatic History of Medieval and New Modern Europe, in: Journal of Medieval and Early Modern Studies 38.1 (2008), S. 1–14, hier S. 1. 2 Rudolph, Harriet: Entangled Objects and Hybrid Practices? Material Culture as a New Approach to the History of Diplomacy, in: Johannes Paulmann u.a. (Hg.): Material Culture in Modern Diplomacy from the 15th to the 20th Century (Jahrbuch für Europäische Geschichte 17). Berlin u.a. 2016, S. 1–28, hier S. 4.
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attraktiv zu sein, denn der frühneuzeitliche Diplomat hatte weiter zu geben, weiter zu verteilen.3 Ein weiterer Schwerpunkt aktueller Fragestellungen liegt auf den räumlichen Bedingungen, unter denen Hof und höfisches Leben stattfinden. Der Hof ist dabei zweifelsohne die zentrale privilegierte Gruppe der ständischen Gesellschaft.4 Wie deutlich werden wird, ist er hinsichtlich einschlägiger, vor allem ökonomisch-finanzieller Kompetenzen gelegentlich auch transparent hin zu bürgerlichen Elementen und Einflüssen, steht er jedenfalls zwischen Dienst einerseits und Privilegiertheit andererseits. Höfe hatten die Tendenz zu wachsen, sich auszudehnen und konstitutiv auf Beschaffenheit und Lage der Hauptstadt zu wirken. Bestes Beispiel im hier untersuchten Zusammenhang ist die Verlegung der königlichen Residenz Polen-Litauens von Krakau nach Warschau im Jahr 1596.5 Diplomatischer Dienst bedeutete somit auch die Fähigkeit, sich an spezifische soziale Milieus der jeweiligen Gasthöfe anzupassen. Derartige Kenntnisse waren begünstigt durch gemeinsame aristokratische Werte und Codes der Akteure, die vor allem im Wissen um die Zeremonien konkretisiert wurden. Jedenfalls wird eine moderne historiographische Perspektive auf höfisch-zeremoniell-diplomatische Agenden und Praktiken sinnvollerweise akteurszentriert sein und fließende funktionale Abgrenzungen berücksichtigen6, weshalb Akteurs-Zentrierung eine weitsichtige Berücksichtigung der „häufige(n) Rollenwechsel und Mehrfachloyalitäten“ von Diplomaten impliziert.7 Ferner ist hinsichtlich des diplomatisch aktiven Adels eine Differenzierung nach Ethnie, lokalen Zusammenhängen, Geschlecht oder schlicht Dynastien beziehungsweise Familien notwendig, profilieren und rechtfertigen sich Familien doch mittels Narrativen. Häufig, wenn nicht ständig wurde um Alter und Ansehen konkurriert, was sich wiederum im Heiratsverhalten 3 Thiessen, Hillard von: Diplomatie vom type ancien. Überlegungen zu einem Idealtypus des frühneuzeitlichen Gesandtschaftswesens, in: Dies., Christian Windler (Hg.): Akteure der Außenbeziehungen. Netzwerke und Interkulturalität im historischen Wandel. Köln u.a. 2010, S. 471–504, hier S. 483–485. 4 Evans, R. J. W.: The Court. A Protean Institution and an Elusive Subject, in: Ronald G. Asch, Adolf M. Birke (Hg.): Princes, Patronage and the Nobility. The Court at the Beginning of the Modern Age. London 1991, S. 481–491, hier 481 f. 5 Ebd., S. 481–489. 6 Geevers, Liesbeth/Marini, Mirella: Introduction. Aristocracy, Dynasty and Identity in Early Modern Europe, 1520–1700, in: Dies. (Hg.): Dynastic Identity in Early Modern Europe. Rulers, Aristocrats and the Formation of Identities. London u.a. 2015, S. 1–22, hier 6. 7 Nolde, Dorothea: Was ist Diplomatie und wenn ja, wie viele? Herausforderungen und Perspektiven einer Geschlechtergeschichte der frühneuzeitlichen Diplomatie, in: Historische Anthropologie 21.2 (2013), S. 179–198, hier 181.
Eheanbahnung zwischen Sigismund III. und Erzherzogin Anna
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niederschlug. Zugehörigkeiten zu Dynastien bedeuteten daher auch Verpflichtungen, die das Interesse des genealogischen Kollektivs über das des Individuums stellten; Namen als symbolische Instrumente waren dafür essenziell.8 Hof, Zeremoniell und Diplomatie werden schließlich zusammengeführt durch Aspekte materieller Kultur, die zur Profilierung diente, was zurück zur materiellen Attraktivität des diplomatischen Dienstes führt – unstrittig bedeuteten und bedeuten Geschenke auch im diplomatischen Habitus Status und Prestige9; Politiker wählten (und wählen) mit den von ihnen gesetzten Gesten Konsumgüter als Geschenke und stellen (und stellen) damit einen Lebensstil zur Schau. Die zentralen Fragen zur materiellen Kultur in der Geschichte diplomatischer Beziehungen beziehen sich darauf, wer wofür wann und wieviel bezahlte, woraus ein starkes Plädoyer für die Implementierung wirtschaftshistorischer Fragestellungen und Herangehensweisen in eine moderne Hof- und Diplomatiegeschichte rührt.10 Vorweggenommen werden kann, dass Geschenke im hier untersuchten Zusammenhang weniger eine Rolle spielen werden als viel mehr Aspekte der Bewirtung und vor allem des Ausschenkens von Wein. Als methodische Anregung aufgenommen wird an dieser Stelle schließlich der Umstand, dass auch der schriftlichen Quelle Materielles und Performatives anmutet, bestes Beispiel sind öffentlich-medial inszenierte Vertragsunterzeichnungen.11 Im vorliegenden Beitrag wird aber ein etwas anderer Schwerpunkt gelegt, werden doch hier Zeremonialprotokolle und Abrechnungen in den Mittelpunkt der analytischen Aufmerksamkeit gestellt. Dass gerade Eheschließungen und -anbahnungen in materieller und performativer Hinsicht ergiebig sind, darf zum einen außer Frage gestellt werden und wird zum anderen durch die Untersuchung bestätigt werden. 2.
Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Haus Habsburg um 1600
In den polnisch-litauischen Beziehungen zu Habsburg in den Jahren vor und um 1600 verdichtet sich eine ganze Reihe politischer und gesellschaftlicher Konstellationen. Der 1587 zum König von Polen und Großfürsten von Litauen 8 9 10 11
Geevers/Marini, Introduction, S. 1–3, 9–13, 16. Sowerby, Tracey A.: Early Modern Diplomatic History, In: History Compas 14.9 (2016), S. 441–456, hier 446 f. Rudolph, Objects, S. 10, 27. Ebd., S. 13 f, 20.
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gewählte Sigismund III. war als Katholik in seinem Herkunftsland Schweden zusehends isoliert und somit in konfessioneller Hinsicht zu den Habsburgern hingezogen, seine Ehen mit den innerösterreichischen Erzherzoginnen Anna (1592) und Konstanze (1605) bestätigen diese Tendenz. War das Projekt einer Ehe Sigismunds mit Anna im September 1585 erstmals dokumentierbar zur Sprache gebracht worden12, so machten die polnisch-litauischen Königswahlen von 1587 eine allfällige Eheschließung auch zu einem Versöhnungsprojekt: Immerhin waren Sigismund und Erzherzog Maximilian einander bei der Königswahl als Konkurrenten gegenübergestanden. Für den Fall von Sigismunds Abwesenheit in Schweden hatten er und sein Vater Johann III. im Herbst 1587 mit dem Statut von Kalmar ja bereits vorgesorgt, das einen siebenköpfigen Regentschaftsrat vorsah.13 In der frühen Phase dieser reichlich zäh verlaufenden Versöhnungsbemühungen war übrigens sogar eine Doppelhochzeit zwischen den beiden Häusern vorgesehen: Als der Heilige Stuhl im Frühling 1588 die Wahl Sigismunds in Polen-Litauen anerkannte, schlugen die in Rom weilenden polnischen Gesandten unter Leitung Stanisław Reszkas Eheschließungen Sigismunds mit einer innerösterreichischen Erzherzogin einerseits und Maximilians mit Sigismunds Schwester Anna Wasa andererseits vor.14 Der Konflikt der Häuser Wasa und Habsburg konnte dann aber erst mit dem am 9. März 1589 abgeschlossenen Pazifikationstraktat von Bytom (Beuthen) und Będzin beigelegt werden, in dem Kaiser Rudolf II. namens des gesamten Hauses Habsburg auf die polnisch-litauische Krone verzichtete. Sämtliche Mitglieder des Hauses bestätigten diesen Schritt auch binnen Wochen oder wenigen Monaten – mit zwei Ausnahmen: Der Hauptbetroffene, Erzherzog Maximilian zum einen, und König Philipp II. von Spanien zum anderen verzögerten ihre Bestätigungen des Verzichtes bis 1598.15 Das Verhältnis der Erzherzöge Maximilian und Ernst war zumindest bis zu einem provisorischen 12 13
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15
Dobner, Hanna: Briefwechsel zwischen Erzherzogin Maria von Innerösterreich und ihrer Tochter Anna, Königin von Polen und Schweden, während ihres Aufenthaltes in Schweden 1593/1594 – Historische Analyse und Edition. MA-Arbeit Wien 2015, S. 30. Frost, Robert I.: The Limits of Dynastic Power: Poland-Lithuania, Sweden and the Problem of Composite Monarchy in the Age of the Vasas, 1562–1668, in: Tonio Andrade/William Reger (Hg.): The Limits of Empire: European Imperial Formations in Early Modern World History. Essays in Honor of Geoffrey Parker. Farnham u.a. 2012, S. 137–154, hier 146. Pazos, Miguel Conde: The Hispanic Monarchy Facing the Accession of the Vasa Monarchy. Don Guillén de San Climente’s Embassy to Poland (1588–1589), in: Ryszard Skowron (Hg.): The House of Vasa and the House of Austria. Correspondence from the Years 1587 to 1668. Part I. The Times of Sigismund III. 1587–1632. Bd. 1. Katowice 2016, S. 95–114, hier 110, 114. Bittner, Ludwig: Chronologisches Verzeichnis der österreichischen Staatsverträge. I. Die österreichischen Staatsverträge von 1526 bis 1763. Wien 1903, Nr. 144, S. 29.
Eheanbahnung zwischen Sigismund III. und Erzherzogin Anna
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Arrangement innerhalb der Dynastie im Januar 159116 ernsthaft beschädigt. Erzherzog Ernst war zwar in den Interregna der Jahre 1572 bis 1576 vor allem wegen seiner Erziehung in Spanien als Kandidat in Polen-Litauen nicht sehr aussichtsreich gewesen und auch rückläufig priorisiert worden17, hatte aber doch politische Erfahrungen mit dem Land gemacht. 1576 hatte ihn sein Bruder Rudolf nach dem Tod ihres Vaters, Kaiser Maximilians II., zum Statthalter von Österreich ernannt.18 Nun, nach 1587, galt Ernst als zumindest möglicher Kompromisskandidat zwischen den Lagern. Ferner sprach für seine politische Relevanz, dass er seit 1590 als Vormund für Erzherzog Ferdinand von Innerösterreich fungierte, den nachmaligen Kaiser Ferdinand II.19 König Philipp II. hatte 1592, also zum Zeitpunkt der hier untersuchten Eheanbahnung, noch keinen diplomatischen Kontakt zu Sigismund aufgenommen; erst 1596 sollte er ihn als König von Polen und Großfürst von Litauen anerkennen.20 Dementsprechend gespannt war die innenpolitische Situation in PolenLitauen angesichts der Pläne Sigismunds, eine Habsburgerin zu heiraten. Die Gegner des Königs etwa kritisierten, dass die Instruktion für die Gesandten, die den Heiratsvertrag aushandeln sollten, ohne die Beteiligung des Senats verfasst worden sei.21 Sigismund jedoch plante seine Heirat mit der Erzherzogin Anna durchaus weitreichender – nicht zuletzt intendierte er damit wohl eine Schwächung der Position Erzherzog Maximilians innerhalb der Familie der Habsburger und handelte somit im Sinne der Stärkung seiner eigenen Position in Polen-Litauen.22 Noch eine weitere Motivation hatte Sigismund III., die Aussöhnung mit den Habsburgern und sogar den Anhang an ihr Haus zu suchen: Die Arbeit an der Reputation der relativ jungen Wasa-Dynastie. Mittel dazu war vor allem der Orden vom Goldenen Vlies – immerhin waren die Wasas die einzigen nichthabsburgischen Könige, die den Orden nach 1565 trugen. Sigismund sollte 16 17
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Vgl. dazu Barwicka-Makula, Aleksandra: Od wrogości do przyjaźni. Habsburgowie austriaccy wobec Polski w latach 1587–1592. Katowice 2019, S. 320. Bues, Almut: Die habsburgische Kandidatur für den polnischen Thron während des Ersten Interregnums in Polen 1572/73. Wien 1984, S. 42–62; Augustynowicz, Christoph: Die Kandidaten und Interessen des Hauses Habsburg in Polen-Litauen während des zweiten Interregnums 1574–1576. Wien 2001, S. 4 f. Mraz, Gerda: Ernst, in: Brigitte Hamann (Hg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien 1988, S. 98 f, hier 98. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 312 f. Cuerva, Rubén Gonzalez: The Spanish Embassy in the Empire, Watchtower of Poland (1590–1624), in: Skowron (Hg.), House, S. 115–143, hier 120 f. Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. Wien u.a. 2009, S. 1.192. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 296.
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ihn im Jahr 1601 verliehen bekommen; der Privatsekretär und Kanzler seiner zu diesem Zeitpunkt ja bereits verstorbenen Frau Anna, Stanisław Fogelweder, der in den ersten Interregna „sehr eifrig für die habsburgische Partei“23 agiert hatte, spielte dabei eine wesentliche Rolle. Entsprechend offensiv nutzten Sigismund und übrigens auch sein Sohn Władysław IV. den Orden, um die Verbundenheit ihrer Familie zum Haus Habsburg und zum Katholizismus zu demonstrieren.24 In dieses Bild fügen sich zum einen Sigismunds Behinderungen von Bemühungen, von Katholiken zerstörte protestantische Kirchen wiederaufzubauen (1591) und zum anderen eine deutliche Präferenz für Katholiken in seiner Ämtervergabe-Politik (seit 1589).25 Wie bereits gezeigt wurde, lösten die Wahl in Polen-Litauen von 1587 und vor allem Erzherzog Maximilians Weigerung, auf seine allfälligen Ansprüche zu verzichten, Friktionen innerhalb der Habsburger aus. Es wird deutlich werden, dass Kaiser Rudolf II. als derjenige, der als Annas „Obervormund“26 den Ehevertrag zwischen König Sigismund III. und Erzherzogin Anna abschloss, damit die Rolle als Familienvorstand ausübte, die auch Philipp II. beanspruchte, der zu diesem Zeitpunkt – wie gesagt – weder die Wahl Sigismunds noch den Verzicht Maximilians anerkannt hatte. Der spanische Gesandte in Prag, Guillén de San Clemente, sollte sich mit heftigen Vorwürfen seines Königs konfrontiert sehen, Rudolfs Politik nicht entschiedener entgegen getreten zu sein. Es ist nur konsequent, dass nun auch Sigismund III. gegenüber den Habsburgern und vor allem gegenüber Philipp in die Offensive ging. Prinzipiell an guten Beziehungen zu Spanien interessiert, hatte sein erster, im Januar 1591 an Philipp II. geschriebener Brief dem heiklen Thema des neapolitanischen Erbes Bona Sforzas gegolten. Ein Jahr später, Anfang 1592 und somit im unmittelbaren Vorfeld seiner Heirat mit der Erzherzogin Anna setzte Sigismund nach und sendete in dieser Frage einen Internuntius nach Neapel.27 Da diese so genannten Neapolitanischen Summen die Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Haus Habsburg die gesamte zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hindurch – und darüber hinaus – rahmten, sei dazu kurz 23 24 25
26 27
Leitsch, Leben, S. 2.064. Vgl. dazu Skowron, Ryszard: The House of Vasa and the House of Austria: Correspondence from 1587–1668. Project Description, in: Ders. (Hg.): House, S. 21–36, hier 24 f; Szmydki, Ryszard: Sigismund III Vasa and the Netherlands, in: Skowron, House, S. 69–93, hier 72 f. Friedrich, Karin: Von der religiösen Toleranz zur gegenreformatorischen Konfessionalisierung: Konfessionelle, regionale und ständische Identitäten im Unionsstaat, in: HansJürgen Bömelburg (Hg.): Polen in der Europäischen Geschichte. Band 2. Frühe Neuzeit. Stuttgart 2017, S. 251–289, hier 257. Keller, Katrin: Erzherzogin Maria von Innerösterreich (1551–1608). Zwischen Habsburg und Wittelsbach. Wien u.a. 2012, S. 177. Cuerva, Embassy, S. 121 f.
Eheanbahnung zwischen Sigismund III. und Erzherzogin Anna
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ausgeholt. Es handelte sich dabei um Geld der verwitweten Königin Bona Sforza, die 1555, also sieben Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes Sigismund I. von Polen, nach Italien zurückgekehrt war, um in Bari ererbte Herrschaftsansprüche umzusetzen. Bei ihrem gewaltsamen Tod im Jahr 1557 war ihre Nachfolgesituation unklar; die stärksten Ansprüche artikulierten zum einen ihr Sohn Sigismund II. August von Polen-Litauen und zum anderen Philipp II. von Spanien, der wohl hinter ihrer Vergiftung stand. Philipp hatte aus handfesten Gründen Interesse an der Erbschaft: Bona hatte nämlich dem spanischen Vizekönig Don Fernando Álvarez de Toledo, Herzog von Alba, noch 1556 eine Summe von 430.000 Dukaten für den Krieg gegen Papst Paul IV. geliehen.28 In den frühen 1560er Jahren wurden die Güter durch die spanische Krone weiter belastet. Mit dem Tod Sigismunds II. August im Jahr 1572 komplizierte sich die Erbangelegenheit weiter, da seine drei Schwestern Erbansprüche anmeldeten und ihre Ehemänner von Philipp II. offensiv in Hoffnungen gewogen wurden: Anna von Polen, Sophia von Braunschweig und – im vorliegenden Zusammenhang besonders relevant – Katharina von Schweden. Die sogenannten neapolitanischen Summen wurden zur Spielkarte, wenn nicht zum Köder für die Schaffung einer habsburgisch-spanischen Partei unter den Wählern Polen-Litauens während der ersten beiden Interregna der Jahre 1572 bis 1576.29 Philipp II. wusste genau, dass die Herrscher von PolenLitauen und Schweden wohl kaum als seine Feinde auftreten würden, solange die Angelegenheit der Neapolitanischen Summen nicht gelöst war. Ganz im Gegenteil hatten sie sogar das Potenzial, Johann III. außenpolitisch an den Katholizismus zu binden. Um 1580 waren zumindest die unmittelbaren diplomatischen Bemühungen zwischen Spanien und Schweden aber an einen Endpunkt gelangt.30 Ungeachtet dessen erbte Sigismund III. beträchtliche Ansprüche auf Einkünfte aus der neapolitanischen Zollkammer in Foggia, die sich auf etwa 12.000 Gulden jährlich beliefen.31 Neben – und entgegen – seiner Annäherung an das Haus Habsburg war Sigismund nach seiner Wahl in Polen-Litauen aber mit der Perspektive konfrontiert, demnächst das Erbe seines Vaters Johann III. in Stockholm anzutreten. Daher hatte er bereits 1589 erwogen, insgeheim zugunsten des Erzherzogs Ernst auf den polnisch-litauischen Thron zu verzichten, was in Polen-Litauen für große Empörung sorgen sollte. 1590 verfolgte er entsprechende Pläne trotz 28 29 30 31
Ebd., S. 118. Vgl. dazu Bues, Kandidatur, S. 130–133; Augustynowicz, Kandidaten, S. 44, 84 f, 134. Rodríguez, Manuel Rivero: The Kingdom of Naples in the Spanish Monarchy and its Relationship with Poland, in: Skowron, House, S. 187–204, hier 192–200. Cuerva, Embassy, S. 118 f.
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ihrer politischen Unliebsamkeit weiter; im April des Jahres nahm der Sejm in Warschau den Beschluss an, Maximilian und womöglich das gesamte Haus Habsburg von der Thronfolge in Polen-Litauen auszuschließen, womit auch Heiratspläne kategorisch in Frage gestellt und gefährdet wurden.32 Trotz seiner Bemühungen um Schweden war Sigismund aber an der Demonstration seiner Verbindungen zu den Jagiellonen gelegen, die er – wie seine Beziehungen zum Haus Habsburg – als grundlegend für den Wasa-Mythos inszenierte. Gerade die Verbindung dieser beiden Häuser, die durch die Ehe Johanns III. mit der Jagiellonin Katharina im Jahr 1562 gestiftet worden war, war für sein Konzept einer möglichen Doppelherrschaft in Polen-Litauen und Schweden grundlegend.33 Im noch größeren geopolitischen Kontext waren Habsburger und PolenLitauen einander freilich wichtige Verbündete gegen das Osmanische Reich – diese Position als Antagonist konnte vor allem für die Habsburger je nach Situation und Konstellation jedoch auch das Moskauer Reich einnehmen. Ein wesentlicher politischer Akt im Sinne ihrer Verbindung ist der Bündnisvertrag von Preßburg zwischen König Sigismund III. und Kaiser Matthias vom 23. März 1613; derer Vertrag war ausdrücklich zwischen den beiden Monarchen abgeschlossen.34 Beide Seiten waren freilich bemüht, ihre Verpflichtungen möglichst einzuschränken: Matthias machte den Vorbehalt, den Vertrag bei Konflikten Polen-Litauens mit Spanien, dem Heiligen Römischen Reich, dem Heiligen Stuhl und dem Osmanischen Reich/Siebenbürgen als nicht gültig zu erachten; Sigismund hingegen sistierte seine Verpflichtungen gegenüber dem Haus Habsburg bei Konflikten mit Schweden, dem Osmanischen Reich, Siebenbürgen und dem Heiligen Stuhl.35 De facto wurde mit dem Vertrag auch die Anerkennung Michail Romanovs als Zar verzögert und somit die Aufrechterhaltung der entsprechenden Wasa-Ansprüche unterstützt; Władysław IV. war ja 1610 zum Zaren gewählt worden. Der Vertrag von Preßburg wurde nach Matthias‘ Tod durch Kaiser Ferdinand II. im Jahr 1621 erneuert; wohl nicht zuletzt aufgrund der Zusatzklausel, die beide Vertragspartner zu gegenseitiger Hilfestellung bei inneren Aufständen oder Unruhen verpflichtete36 – potenzielle Hilfe, die Ferdinand angesichts der Situation vor allem in Böhmen seit 1618 dringend benötigte. 32 33 34 35 36
Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 291–320. Skowron, House, S. 21–24; Frost, Limits, S. 144 f, 149. Bittner, Verzeichnis, S. 36, Nr. 186. Poznański, Tomasz: „Amicitia, sed…“ – Friendship, Raison d’état, and Political Compromise. Relations between Sigismund III Vasa and the Habsburg Emperors in 1613–1632, in: Skowron, House, S. 145–185, hier 149 f. Dybaś, Bogusław: Schwedischer Druck und offensive Politik im Osten. Außenpolitik 1609–1648, in: Bömelburg, Polen, S. 315–347, hier 342; vgl. auch Poznański, Friendship, S. 153 f.
Eheanbahnung zwischen Sigismund III. und Erzherzogin Anna
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Der zwischen Rudolf II. und dem Haus Habsburg einerseits und Sigismund III. andererseits abgeschlossene Vertrag von Bytom und Będzin (1589) und das Bündnis von 1613 samt seiner Bestätigung von 1621 waren die einzigen Verträge der Amtszeit Sigismunds III. mit dem Haus Habsburg37, die gleichermaßen brisant wie symptomatisch für die unterschiedlichen Vorstellungen der beteiligten politischen Kräfte von Repräsentation und Partizipation waren: Hatte der Vertrag von Bytom-Bęzdin (1589) dynastische Interessen seitens der Habsburger ausdrücklich mitberücksichtigt, wurde der Vertrag von Preßburg (1613, bestätigt 1621) ausdrücklich zwischen den beiden Monarchen abgeschlossen. Jedenfalls ließen beide zwischen Sigismund III. und den Habsburgern geschlossenen Verträge die ständisch-adeligen Kräfte sowohl auf habsburgischer als auch auf polnisch-litauischer Seite und somit die jeweiligen politischen Öffentlichkeiten, die Respublicae, unberücksichtigt und sorgten beim Adel für entsprechend ausgeprägte Skepsis. Regelmäßig Anlass zum Austausch zwischen den Höfen der Habsburger und der Wasa bestand im Rahmen diplomatischer Beziehungen, der vor allem über die dynastischen Heiratsverbindungen gewährleistet und geübt wurde. Ganz wesentliches institutionelles Instrument dafür war die 1558 geschaffene und unmittelbar der Wiener Hofkammer unterstellte Schlesische Kammer. Diese war von Anfang an mit Kanzlei, Rentamt und Buchhaltung ausgestattet und hauptsächlich mit Schlesiern besetzt; ansonsten ist ihre personelle Zusammensetzung bis 1618 „weitgehend unbekannt“.38 Sehr gut belegt ist hingegen ihre zentrale Relevanz für die Finanzierung der kaiserlichen Politik in Polen-Litauen zur Förderung der habsburgischen Kandidaturen bereits während der beiden Interregna der 1570er Jahre.39 Es bestanden also zum Zeitpunkt der Eheanbahnung zwischen König Sigismund III. und Erzherzogin Anna von Innerösterreich im Jahr 1592 rege familiäre und ökonomische Beziehungen zwischen Polen-Litauen und dem Haus Habsburg. Als einer der wesentlichen Promotoren der Ehe gilt der Bischof von Krakau, Kardinal Jerzy Radziwiłł. Er war bereits Mitte März 1591 in Graz eingetroffen, um der Funktion des Brautwerbers stellvertretend nachzukommen, ohne sich dabei auf eine der Töchter Erzherzog Karls und der Erzherzogin
37 38
39
Vgl. Bittner, Verzeichnis, S. 28–46. Mat’a, Petr/Witkowski, Michał: Die Schlesische Kammer und die königlichen Kammergüter in Schlesien, in: Michael Hochedlinger/Petr Mat’a (Hg.): Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der Frühen Neuzeit. Band 1.1 Hof und Dynastie, Kaiser und Reich, Zentralverwaltungen, Kriegswesen und landesfürstliches Finanzwesen (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Ergänzungsband 62 Teilband 1). Wien 2019, S. 908–917, hier S. 909. Vgl. dazu Bues, Kandidatur, S. 107–114; Augustynowicz, Kandidaten, S. 106–108, 161 f.
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Maria festzulegen – immerhin standen insgesamt acht Töchter zur Auswahl, von denen altersmäßig drei in Frage kamen: Eben Anna, Maria Christina und Katharina Renata. Sigismund hatte sogar seinen Vertrauten Gustaf Brahe nach Graz geschickt, um Annas Schönheit zu erkunden.40 Deren Vorbehalte angesichts von Sigismunds Zögern, sich für eine der Schwestern zu entscheiden, machte die Angelegenheit der Werbung und Anbahnung nicht gerade einfacher. Als der König im Juni 1591 endlich seine Wahl für Anna traf, übte vor allem ihre Mutter Erzherzogin Maria erheblichen Druck auf sie aus, sein Werben nur ja anzunehmen. Ungewöhnlicherweise entschied sich Maria in dieser Situation, ihre Tochter zunächst nach Wien und dann weiter nach Krakau zu begleiten41, worum es in weiterer Folge ausführlich gehen wird. 3.
Die polnisch-litauische Gesandtschaft von 1592 I: Agenda
Die polnisch-litauische Gesandtschaft, die im Frühling 1592 am Wiener Hof weilte, um die Ehe Sigismunds mit Anna anzubahnen, wurde vom Bischof von Kujawien Hieronim Rozdrażewski und dem litauischen Großmarschall Albrycht Radziwiłł geleitet. Sigismund hatte bereits im August 1591 offiziell um Annas Hand angehalten.42 Dem zeremoniellen Eheversprechen ging freilich der Abschluss eines Heiratsvertrages voraus,43 der in Prag ausgehandelt und abgeschlossen wurde, um dem Kaiser die endgültige Entscheidung über den Abschluss nahezulegen. Der spanische Gesandte San Clemente wurde zu diesem Anlass ausdrücklich vom Kaiserhof geschickt, um ihm die Peinlichkeit zu ersparen, der Verzögerung, wenn nicht Verhinderung der Ehe nicht nachgekommen zu sein, der ja Philipp II. ablehnend gegenüberstand.44 Am 13. März zogen die Gesandten feierlich in Prag ein; erst am 18. März aber hielt Rozdrażewski seine Antrittsrede. Er verlangte als Bedingung für die Eheschließung einen formellen Verzicht Erzherzog Maximilians auf den polnischlitauischen Thron – ja er sorgte sogar dafür, dass das Thema des Verzichtes das der Eheschließung weit in den Hintergrund drängte. Die kaiserliche Seite vertröstete zum einen mit dem fadenscheinigen Argument, Erzherzog Maximilian sei verhindert und sah sich zum anderen nicht in der Lage, einen bereits geleisteten Eid ohne Ehrverlust zu wiederholen. Die Gesandten 40 41 42 43 44
Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 323–327. Keller, Erzherzogin, S. 173–176. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 330. Vgl. Ehevertrag zwischen Sigismund III. und Anna, Prag, 7. 4. 1592, in: Elementa ad Fontium Editiones 19, Roma 1968, S. 34–39. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 335.
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wiederum zeichneten einerseits ein ungünstiges Bild von der Lage im Land und schreckten somit die kaiserlichen Verhandlungspartner ab; Radziwiłł warnte, ein Beharren auf dem Ehevertrag unter den gegebenen Umständen könne den Großkanzler der polnischen Krone Jan Zamoyski auf den Thron bringen, der ja allgemein und unumstritten als der wirkmächtige Kopf der anti-habsburgischen Partei in Polen-Litauen galt. Die Lage war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich so verfahren, dass die Verhandlungen unterbrochen wurden und die polnischen Gesandten einen Kurier um neue Instruktionen nach Krakau schickten. Das wechselseitige Misstrauen war also durchaus ausgeprägt, die Stimmung gespannt.45 Die Dinge zogen sich in die Länge, am 11. April berichtete Radziwiłł dem venezianischen Botschafter wohl eher zur Wahrung seines Gesichtes von einem Verhandlungserfolg. Nach der lange erwarteten Rückkehr des Kuriers aus Krakau brausten die Gemüter noch einmal auf, da der Kaiser, der ja mitsamt seiner Familie den Frieden von Bytom und Będzin beschworen hatte, weiterhin keine erneute Friedensgarantie abgeben wollte und die Gesandtschaft zum einen mit der sofortigen Abreise und zum anderen – und wesentlich gewichtiger – mit dem Ausschluss jeglicher habsburgischen Kandidaturen bei künftigen Königswahlen in Polen-Litauen drohte. Auffallend, ja erstaunlich rasch einig wurde man sich, als man sich schließlich dem eigentlichen Thema widmete, nämlich dem Ehevertrag. Am 17. April dürfte der Vertrag abgeschlossen worden sein, die Abschiedsaudienz fand am 20. April statt. Noch an demselben Tag informierte Kaiser Rudolf II. König Sigismund III. über den erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen46; bereits zwei Tage davor hatte er der Erzherzogin Maria das Signal zum Aufbruch von Graz nach Wien gegeben. Das zeremonielle Eheversprechen wurde nun für den 28. April in Wien anberaumt, die Trauung selbst für den 17. oder 24. Mai in Krakau.47 Die Reise der Erzherzogin aus ihrer Heimatstadt Graz nach Wien und das zeremonielle Eheversprechen48 wurden als große politische Agenda wahrgenommen. Ursprünglich war wohl geplant gewesen, dass die polnischen und litauischen Gesandten die Braut aus Graz abholen und nach Krakau bringen sollten, sie reisten aber schließlich direkt von Prag nach Wien. Zum Begleiter der Braut und künftigen Königin hatte der Kaiser Georg Ludwig Landgraf von Leuchtenberg aus dem oberpfälzischen Pfreimd auserkoren und mit der 45 46 47 48
Leitsch, Leben, S. 1.193–1.195. Rudolph II. an Sigismund III., Prag, 20.4.1592, in: Skowron, House, S. 277. Leitsch, Leben S. 1.195, 1.198; Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 335 f. Zu einer ausführlichen Beschreibung auch unter beiläufiger Berücksichtigung der hier in den Mittelpunkt gestellten Quelle siehe Leitsch, Leben, S. 1.199–1.203.
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bedeutenden Summe von 5.000 fl. ausgestattet. Der zweite, in der habsburgischen Wertschätzung aber wohl höher angeschriebene Vertreter der kaiserlichen Familie war der Bischof von Breslau Andreas Jerin, der bereits seit 1589 als kaiserlicher Gesandter in Polen-Litauen fungiert hatte und die Braut nun nach Polen geleiten sollte.49 Am 27. April reisten die Erzherzoginnen Anna und Maria also aus Graz in Richtung Wien ab, womit der ursprünglich anberaumte Termin (28. April) gemäß den damaligen Reisemöglichkeiten nicht mehr realistisch war. Nach Übernachtungen in Fronleiten, Mürzzuschlag, Schottwien und Wiener Neustadt zog die Gesellschaft am 1. Mai in Wien ein, das Mittagessen war an diesem Tag in Traiskirchen eingenommen worden. Erzherzog Ernst war Anna privatim bis Schottwien entgegengekommen, um sich bei Neunkirchen, also zwischen Schottwien und Wiener Neustadt, in seine offizielle Rolle als Statthalter von Österreich zu transformieren und die Braut mit 420 Pferden und umfangreicher Begleitung zu empfangen. Auch in Neustadt war ein Empfang durch die Bürgerschaft organisiert worden. Am Empfang in Wien nahm dann auch der Erzherzog Matthias teil.50 Der Einzug in Wien am 1. Mai51 wurde minuziös protokolliert, Gestus und vor allem Hierarchie spielten wie üblich bei derartigen Anlässen eine große Rolle: Den Zug leitete der junge Herr Nádasdy an mit etwa 30 Husaren-Pferden, darauf folgte der Kämmerer des Erzherzogs Matthias und Kaiserliche Rat Hans Wilhelm von Losenstein52 in Begleitung von Trompeten, Pauken, Spießträgern und Leibpferden, dann 428 deutsche Pferde, deren Reiter braunschweigische Hüte mit roten Federn trugen. Darauf folgten die Hoftrompeter und die Hofpaukisten, weitere Leibpferde, Edelknaben und Stallpersonal, Hofgesinde und österreichischer, steirischer und Kärntner Landadel. Erst danach folgten die Erzherzöge Ernst und Matthias, der golden ausstaffierte Wagen Annas, in dem auch ihre Mutter saß und das Frauenzimmer.53 Die Wiener Bürger- und Kaufmannschaft war dem Zug acht Fähnlein stark mit 80 Pferden und sechs Feldgeschützen entgegengezogen und hatte beim Hochgerichts- und Räderkreuz auf dem Wienerberg Aufstellung genommen. 49 50 51 52 53
Leitsch, Leben, S. 1.160, 1.191, 1.199 f. Beschreibung des Eheversprechens in Wien vom 5.5.1592, o.O. [nach Mai 1592], HHStA Wien, Hausarchiv, Hofakten des Ministeriums des Inneren, Kart. 1, Konv. 8, fol. 231r–238v, hier fol. 231r. Leitsch, Leben, S. 1.200. Reingrabner, Gustav: Die Schallaburg in der Reformationszeit, in: Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H. (Hg.): Die Schallaburg. Geschichte Archäologie Bauforschung. Weitra 2011, S. 113–131, hier S. 118. Beschreibung des Eheversprechens, fol. 231v.
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Da es aber zu regnen begann, zog die Bürgerschaft wieder in Richtung Stadt zurück und nahm, beginnend mit dem ersten Haus der Vorstadt, zu beiden Seiten der Straße, sowie weiter am Kärntner Tor und entlang der Kärntnerstraße Aufstellung. Burgtor und Burg wurden von der Stadtguardia bewacht; Schotten- und Neutor waren für den Anlass gesperrt worden. Beim Einzug in die Hofburg wurden Salutschüsse abgegeben, danach marschierte die Bürgerschaft zu Pferd und Fuß an der Hofburg vorbei. Kardinal Jerzy Radziwiłł, der zur unmittelbaren Vorbereitung der stellvertretenden Hochzeit bereits seit dem 25. April in Wien weilte, war im Vorfeld des Einzugs der Braut ohne zeremoniellen Aufwand in die Vorstadt gefahren, um seinen Bruder Albrycht Radziwiłł zu treffen, kam aber freilich rechtzeitig zurück, um beim Einzug der Braut anwesend zu sein. Am 2. Mai zogen dann auch die Gesandten in Wien ein; sie waren vom König ausdrücklich angewiesen worden, nicht vor der Braut in Wien einzureisen und hatten daher seit dem 30. April in Korneuburg gewartet. Auch nun wurden Gestus und Aufwand detailliert verzeichnet; nicht weniger als 260 Reit- und Kutschenpferde wurden im Zug der polnischen und litauischen Gesandten gezählt. Entgegengeschickt wurde ihnen eine Delegation unter dem Bischof von Veszprém Ferenc Forgách, die insgesamt 42 Kutschen umfasste. Die Anwesenheit polnischen und litauischen Personals in so großer Anzahl erweckte offensichtlich Besorgnis bei den Wiener Behörden – Provokationen und Ausschreitungen sollten mit einer Art nächtlicher Ausgangssperre verhindert werden. Ganz gezielt wird in der hier ausgewerteten zeremoniellen Beschreibung der Gegensatz zwischen den Polen und den Deutschen betont.54 Nur um weiter zu zeigen, wie detailliert die Beschreibungen der Zeremonien waren: Am 3. Mai um zwei Uhr nachmittags wurden die polnischen Gesandten zur Audienz bei Erzherzog Ernst zugelassen, übergaben ihre Kreditive und forderten nun ganz offiziell die Abhaltung der Ehezeremonie. Erst dann hatten sie auch Audienz bei der Brautmutter, der Braut und dem Erzherzog Matthias. Am 4. Mai wurde eine Delegation unter Johann Ambros von Thurn zu ihnen geschickt, die Zeitpunkt und Details der Heirat aushandeln sollten. Der Ringtausch wurde vorgesehen; spätestens am Pfingsttag vor Trinitatis, also wohl am Pfingstmontag, dem 18. Mai wollte man in Krakau sein.55 Beide Gesandtschaftsleiter sollten die Braut vom Hof in die Kirche geleiten, also den Bräutigam substituieren; nach der Zusammenführung von Braut und Bräutigam(-Stellvertreter) in der Kirche sollte Albrycht Radziwiłł in seiner 54 55
Ebd., fol. 232r-v, 236v. Berechnet mit http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/form_2.htm, Zugriff 2. 10. 2019.
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Funktion als zweiter Hauptgesandter die Rolle des Bräutigams hingegen alleine übernehmen und diese auch beim Bankett und beim Tanz wahren.56 Am 5. Mai war der große Tag: Am Nachmittag holte eine Delegation unter Forgách die polnischen Gesandten ab und brachten sie zur Burg; es war vereinbart worden, dass Gastgeber und Gäste gemischt reiten sollten, um zeremonielle Rangstreitigkeiten zu vermeiden. Die Braut und ihre Mutter warteten im Zimmer der Brautmutter, wobei ein Großteil des Frauenzimmers ausdrücklich in jenem Trakt der Burg aufgestellt wurde, in dem normalerweise der Erzherzog Maximilian residierte, dessen Platz damit symbolisch beansprucht und eingenommen wurde. Von dort ging es in folgender Reihenfolge weiter in die Augustinerkirche: Hofgesinde, dann Landgraf von Leuchtenberg, dann die beiden Gesandten, dann die Braut zwischen den Erzherzögen Ernst und Matthias, dann die Brautmutter Erzherzogin Maria mit der Landgräfin. Dem folgten die Frauenzimmer, die sich eben aus den Zimmern des Erzherzogs Maximilian anschlossen. Als sich die Braut dem Kirchentor näherte, wurden Trompeten geblasen; Kardinal Radziwiłł kam ihr hinter vorangetragenem Kreuz aus der Kirche entgegen und geleitete sie zum Hochaltar.57 Er nahm auch die Trauung vor und fragte den Stellvertreter des Bräutigams in lateinischer und die Braut in deutscher Sprache um ihre Zustimmung. Anna sprach ihr Gelöbnis, Albrycht Radziwiłł verlieh ihr den Ring.58 Dieses Eheversprechen fand im Rahmen einer Vesper statt. Trotz des relativ reduzierten zeremoniellen Aufwandes war bei dieser Gelegenheit die Augustinerkirche geschmückt und Trommel- und Trompetenmusik aufgeboten worden, hatte man doch mit großem Andrang gerechnet. Die Vesper wurde vom Bischof von Wien gehalten, ihm assistierten die Prälaten von Melk, Heiligenkreuz, Lilienfeld, des Schottenklosters, von St. Pölten und von St. Dorothea.59 Die beiden Gesandten standen bei der Vermählung – und dann später auch bei Bankett und Tanz – ausdrücklich unter einem goldenen Himmel, man ließ ihnen also die zeremonielle Stellung des königlichen Bräutigams in allen Formalitäten zu Teil werden. Ihnen nachgeordnet standen die Braut, ihre Mutter, die Erzherzöge Ernst und Matthias sowie der Landgraf samt seiner Frau; die Erzherzöge geleiteten die Braut zum Altar. Wie vereinbart übernahm Radziwiłł bei der eigentlichen Trauung die Rolle des Bräutigams alleine, Rozdrażewski zog sich auf die Funktion eines Assistenten zurück.60 In die 56 57 58 59 60
Beschreibung des Eheversprechens, fol. 233r. Ebd., fol. 233r–v. Leitsch, Leben, S. 1.201. Ebd., S. 1.202. Beschreibung des Eheversprechens, fol. 234r–v.
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Zeremonie involviert war ferner Annas späterer Kanzler Stanisław Fogelweder, der das königliche Mandat und den kaiserlichen Dispens verlas. Die Zeremonie endete mit einem Tedeum.61 Hinsichtlich der Rollenverteilung beim zeremoniellen Ja-Wort wurde im Protokoll ein Detail beobachtet und vermerkt, das aber wohl durchaus signifikant war und die wohl ungewöhnlich starke Rolle der Brautmutter noch verdeutlicht: (…) als der herr cardinal die künigliche praut gefragt, ob sie den künig zu ehegemahl haben wöll, hat sy sich gegen irer frau muetter, der erzherzogin, gekert und genaigt, gleichsamb sy tacite fraget, was sy antworten soll. Darauf die erzherzogin gewunken und zu verstehen geben, daß sy mit irem willen ja sagen möge, darüber sy dem herrn cardinal geantwort: ‚Ja‘62.
Auf das Versprechen folgte ein Bankett mit minuziös wiedergegebener Sitzordnung. Unter einem Baldachin an der Schmalseite saßen Braut und Stellvertreter des Bräutigams, gegenüber an der Schmalseite wurde angerichtet. Rechts an der Langseite saßen der Kardinal, Rozdrażewski, daneben arbeitete ein Fürschneider und am Ende saß der Landgraf Leuchtenberg in seiner Funktion als Vertreter des Kaisers63; links an der Langseite saßen die Erzherzogin Maria, der Erzherzog Ernst, die Landgräfin und Erzherzog Matthias. Dem folgte nach einer kurzen Pause mit Umbau ein Tanz, bei dem die beiden Erzherzöge die Braut dem Bräutigam-Stellvertreter zuführten. Sechs Amtsträger aus den erzherzöglichen Hofstaaten tanzten mit weißen Windlichtern vor; nach vier zeremoniell geregelten Tänzen wurde das Parkett zum allgemeinen Tanz freigegeben. Sobald die Braut zu Bett gegangen war, kam Albrycht Radziwiłł als Vertreter des Bräutigams in ihr Zimmer, behielt Gewand und Bewaffnung an und legte einen Fuß symbolisch auf das Bett – nebst dem entblößten Schwert, das die beiden voneinander trennte.64 Der 6. Mai begann damit, dass der Kardinal der Braut und ihrer Mutter gratulierte; am Nachmittag überreichte ihr sein Bruder, der stellvertretende Bräutigam, ein auffälligerweise nicht näher bezeichnetes Geschenk des Königs. Die Abreise erfolgte am 7. Mai über den Kohlmarkt durch das Peilertor, weiter über den Hof und hin zum Schottentor. Von dort zog man weiter an die Donau, um Schiffe in Richtung Nußdorf zu besteigen; der Tross, also die Pferde und Wägen 61 62 63 64
Leitsch, Leben, S. 1.202. Zit. ebd. Leitsch, ebd., wundert sich sehr darüber, dass der Stellvertreter des Kaisers so nachrangig positioniert wurde. Ebd.
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hingegen machten kehrt zurück in die Stadt, um sich dann beim Roten Turm einzuschiffen. Das erste Nachtlager wurde in Wolkersdorf aufgeschlagen, das zweite in Mistelbach65, was noch einmal die enorme Entschleunigung der Reisemöglichkeiten zeigt. Die Gesellschaft wurde von den Erzherzögen bis an die mährische Grenze begleitet, wo der Bischof von Olmütz Stanislav Pavlovský und Friedrich von Žerotín die Gesellschaft übernahmen; ersterer hatte ja im Sommer 1587 bei der Königswahl in Warschau als kaiserlicher Gesandter gewirkt und für den Erzherzog Ernst geworben.66 Die Nachtlager in Mähren und Schlesien waren von Wien aus durch die Gastgeber vorbereitet worden; vor allem für kleinere Orte erwartete und befürchtete man großen logistischen Aufwand und tendenzielle Überforderung der Kapazitäten.67 An der schlesisch-polnischen Grenze schließlich warteten der Kastellan von Małogoszcz Sebastian Lubomirski und der Bischof von Płock Wojciech Baranowski, um den Zug zu übernehmen.68 Am 31. Mai konnte die Ehe in Krakau geschlossen und Anna zur Königin von Polen und zur Großfürstin von Litauen gekrönt werden.69 4.
Die polnisch-litauische Gesandtschaft von 1592 II: Pecunia
Was aber bedeutete diese Gesandtschaft hinsichtlich materiellen und logistischen Aufwandes? Zur Illustration mögen ein paar exemplarische Zahlen genügen: Die Gesandtschaft von Rozdrażewski und Radziwiłł umfasste 30 Wägen und 126 Pferde, was vergleichsweise zurückhaltend ist, wenn man bedenkt, dass die Erzherzoginnen Maria und Anna mit 328 Personen und 558 Pferde nach Polen reisten; insgesamt umfasste der Zug, der die beiden begleitete, 836 Personen und 1.042 Pferde.70 In Krakau einziehen sollten die Prinzessin und ihre Mutter dann mit 162 Kutschen, 2.900 Reitern und 2.700 Begleitern zu Fuß.71 Denkbar gesättigt mit politischen Bedeutungen waren Geschenke, die im Zuge diplomatischer Aushandlungen übergeben wurden. Belegt und denkbar signifikant für eine derartige symbolische Aufladung ist der Umstand, dass 65 66 67 68 69 70 71
Beschreibung des Eheversprechens, fol. 236v–237v. Pazos, Monarchy, S. 106 f. Beschreibung des Eheversprechens, fol. 238r. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 337. Leitsch, Leben, S. 1.224. Ebd., S. 1.192, 1.206. Keller, Erzherzogin, S. 177.
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die Streitigkeiten über der Verzichtserklärung Erzherzog Maximilians auf den Thron Polen-Litauens Ende April 1592 wegen einer Weigerung Rozdrażewskis eskalierten, ein kaiserliches Geschenk anzunehmen; der Gesandtschaftsleiter wollte unter diesen Umständen einen silbernen Korb im Wert von 1500 fl partout nicht akzeptieren. Rozdrażewski und der kaiserliche Oberstkämmerer Wolfgang Rumpf von Wülross, ein entschiedener Verfechter der Ehe Sigismunds mit Anna72, wurden bei dieser Gelegenheit offensichtlich sogar zumindest fast handgreiflich.73 Offensichtlich fürchtete Rozdrażewski, mit der Geschenkannahme einen Mechanismus von Reziprozität auszulösen und so dem Ehevertrag unvorsichtig und vorzeitig zuzustimmen. Genau diese Episode ist somit exemplarisch aufschlussreich für eine moderne, auf Symbole und Praktiken fokussierte Beziehungsgeschichte. Umso mehr muss jedoch auch betont werden, dass über Geschenke im Zusammenhang mit der hier untersuchten Eheanbahnung auffallend wenig dokumentiert ist. Hinsichtlich eines Topos frühneuzeitlichen Reisenden- und somit auch Diplomaten-Verhaltens, nämlich der Frage von Alkohol-Konsum und dessen kultureller Bewertung, bietet die hier untersuchte Gesandtschaft hingegen Indikatoren, die bislang nicht untersucht wurden. Generell war Wein in der Frühen Neuzeit ein ergänzendes Besoldungsmittel für alle Bevölkerungsschichten und fraglos auch für Gesandte. Darüber hinaus machten Fallstudien klar, dass die Annahme von Getränken unausgesprochen und somit implizite Verpflichtungen schafft74 – auch gemeinsames Trinken sowie die Bewirtung mit alkoholischen Getränken ist somit im Rahmen diplomatischer Gebräuche und ihrer Reziprozität zu sehen. Die hier untersuchten und aufgezeigten Umstände fügen sich daher dem Diktum, „der Schenkwein der Vormoderne (sei) vor allem anderen in erster Linie politische Flüssigkeit“75: Weingeschenke demonstrierten politische Legitimation. Zum Alkoholbedarf der polnischen und litauischen Gesandten um Rozdrażewski und Radziwiłł liegen durchaus konkrete Daten vor, die wohl mehr oder weniger den Gewohnheiten der Zeit und der Umstände entsprachen: Am 13. März bekamen die Gesandten 31 Eimer ungarischen Weines
72 73 74 75
Vgl. dazu Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 329. Leitsch, Leben, S. 1.195 f.; Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 336. Tlusty, B. Ann: Bacchus and Civic Order. The Culture of Drink in Early Modern Germany. Charlottesville/London 2001, S. 108 f. Groebner, Valentin: Gefährliche Geschenke. Ritual, Politik und die Sprache der Korruption in der Eidgenossenschaft im späten Mittelalter und am Beginn der Neuzeit. Konstanz 2000, S. 52.
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und 9 „Bazelt“ (Baziletten)76 weiteren (spanischen, rheinischen, Muskateller) Weines geliefert, was insgesamt 1.683 Liter ungarischen Weines (!) und 66 Liter sonstigen Weines entsprechen dürfte. Klare Präferenzen sind somit klar und deutlich erkennbar; Schauplatz und Gelegenheit der Mission wurden offensichtlich auch für Erwerbungen über den unmittelbaren Bedarf hinaus genutzt. Im Sinne der Gesandtschaft und ihrer Versorgung sei erwähnt, dass die Lieferung am 28. März, also nach nur zwei Wochen in demselben Umfang wiederholt wurde.77 Zum Vergleich kann gesagt werden, dass um diese Zeit am Wiener Hof 6.000 bis 8.000 Eimer Wein jährlich getrunken wurden, wobei ein Eimer 56,6 bis 60,1 Liter entspricht.78 Hinsichtlich der damals in Wien und Umgebung konsumierten Sorten kann gesagt werden, dass vor allem süße Sorten aus Italien und Griechenland großes Prestige hatten. Die Habsburger präferierten Rheinweine und ungarischen Wein vor allem aus Svätý Jur, Bratislava, Sopron, Rust und Eisenstadt, aber auch aus Tokaj, sowie aus dem Ofener Bergland, das für seinen Rotwein geschätzt wurde. Noch speziellere Interessen bezogen sich auf Rhein und Mosel, Südtirol, Trentino und natürlich Italien (Malvasier, Refosco). In der unmittelbaren Umgebung Wiens galten Nussberg, Bisamberg und die Umgebung von Klosterneuburg als attraktiv; Weine aus der Wachau hingegen galten als zu sauer.79 Für Wein enger österreichischer Provenienz waren zu dieser Zeit vor allem die Orte Gumpoldskirchen und Pulkau und Retz relevant.80 Dieser Befund deckt sich durchaus mit den räumlich größeren und längerfristigen Beobachtungen: Seit dem 15. Jahrhundert war der Zufluss mediterranen, vor allem süßen Weines aus Südosteuropa wegen der Konsolidierung der Osmanischen Herrschaft rückläufig und daher wohl umso mehr geschätzt. Eine von Kastilien aus betriebene Neuausrichtung hin zum Atlantik, hin nach
76 77 78 79 80
Vgl. dazu Klimpert, Richard: Lexikon der Münzen, Maße, Gewichte, Zählarten und Zeitgrößen aller Länder der Erde. Berlin 2. Aufl., 1896, https://archive.org/details/lexikondermnzen00klimgoog/page/n4 (acc. 17.12.2019), S. 28. Verzeichnis von Lieferungen an die polnischen Gesandten vom 13. und 28. März 1592, o.O. [nach 1592 März 28], HKA Wien, Sonderbestände, Sammlungen und Selekte, Reichsakten, Kart. 188, Konv. 1 Polen, Konv. 19, fol. 288r. Vocelka, Karl: Weinkauf und Weinkonsum am Habsburgerhof, in: Schallaburg Kulturbetriegs.ges.m.b.H u.a. (Hg.): Brot – Wein. Niederösterreichische Landesausstellung 2013, Schallaburg 2013, S. 119–125, hier S. 119. Ebd., S. 119 f. Landsteiner, Erich: Weinbau und Alkoholproduktion im südöstlichen Mitteleuropa. Eine langfristige Perspektive (16.–19. Jahrhundert), in: Österreich Geschichte Literatur Geographie (ÖGL) 48/5 (2004), S. 266–284, hier S. 271.
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Madeira war die Folge.81 Darüber hinaus wirkte sich während der späten 1580er und die frühen 1590er Jahre freilich auch die kleine Eiszeit nach einem signifikanten Höhepunkt erntetechnischer Ergiebigkeit in den 1570er Jahren auf die zentraleuropäischen Wein-Anbauflächen negativ aus und trieb die Preise in die Höhe. Die wesentlichen Routen verliefen dabei von West- und Oberungarn nach Böhmen und Schlesien, sowie aus dem Tokaier Gebiet nach Polen. Der Transfer durch Niederösterreich wurde im Sinn dynastischer Interessen der Habsburger trotz der Konkurrenzängste niederösterreichischer Produzenten individuell durch Lizenzen und Passbriefe geduldet bis gefördert82; auch während der Interregna der 1570er Jahre waren Lizenzen für den Transfer und die zollfreie Ausfuhr ungarischen Weins nach Polen-Litauen an die HabsburgParteigänger in Polen-Litauen großzügig versprochen und vergeben worden.83 Als am 28. Juni 1592 schließlich die Abrechnung der Unterhaltskosten für die Gesandtschaft von Rozdrażewski und Radziwiłł vorgenommen wurde84, lagen der Hofkammer Rechnungen in Höhe von über 10.000 fl vor. Rechnungssteller waren vor allem der Küchenschreiber Erzherzog Ernsts, Jonas Huemer (6.579 fl 35 kr), und der Gasthaus-Betreiber und Wirt Christoph Wolff für Kost und Quartier der Gesandten (1.334 fl) und deren Gefolge (563 fl 58 kr). Der Weinkeller des Erzherzogs Ernst verrechnete 116 Eimer jungen („heurigen“) Weins (348 fl), Christoph Freidensteiner aus dem kaiserlichen Weinkeller 231,25 Eimer alten („wierdigen“) Weines (insgesamt 1.582 fl 45kr); darüber hinaus wurden weitere Ausgaben für 33 Eimer jungen, österreichischen (womöglich Silvaner85) Weines (82 fl 30 kr) und für speziellere Sorten wie etwa Muskateller oder Raifl (74 fl 24 kr) verrechnet. Der Wein machte somit nicht nur den größten Anteil der Ausgaben für Verpflegung aus, diese wurden auch am detailliertesten in Evidenz genommen. Aus Oberösterreich war Edelfisch um 200 fl angeschafft worden, für Hafer wurden 200 fl 3 kr ausgegeben. Signifikant niedrig sind im Vergleich dazu die Personalkosten: Für die Fuhrleute, die die Weine überstellt hatten, waren 22 fl 40 kr aufgewendet worden, für den Kontrolleur der Hofkammer 10 fl.
81 82 83 84 85
Lukacs, Paul: Inventing Wine. A New History of One of the World’s Most Ancient Pleasures. New York u.a. 2012, S. 84 f. Landsteiner, Weinbau, S. 273–277. Augustynowicz, Kandidaten, S. 113 f, 135. Abrechnung der polnischen Gesandtschaft, o.O. [28.6.1592], HKA Wien, Sonderbestände, Sammlungen und Selekte, Reichsakten, Kart. 188, Konv. 1 Polen, Konv. 19, fol. 329r–331r, hier fol. 330r–331r. Deckers, Daniel: Wein. Geschichte und Genuss. München 2017, S. 66.
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Insgesamt beliefen sich die Kosten somit auf 10.997 fl 56 kr. Ursprünglich veranschlagt gewesen waren für die Kostfreihaltung der Gesandtschaft 5.000 fl86, welche unterschiedliche Ämter vor allem im Erzherzogtum Österreich, aber auch in Preßburg auf Anordnung der niederösterreichischen Kammer dem Kriegszahlmeisteramt übermittelt hatten, das für die Aufbringung und Verrechnung zuständig war. Von den insgesamt 15 Vizedomämtern, Salzämtern, Herrschaften, Mauten und anderen Stellen hatte den Löwenanteil übrigens das Salzamt Gmunden zu tragen, das 2.098 fl und somit knapp 42 % der aufgebrachten Mittel stellte.87 Nur um auch diesen Aufwand in ein Verhältnis zu stellen sei dazu gesagt, dass der um diese Zeit pensionierte Leiter des Salzamtes in Gmunden Hans Christoph Hayden von Dorff eine Provision von 300 fl jährlich erhielt.88 Wie die entstandene Lücke kompensiert wurde, bleibt intransparent; zu vermuten ist, dass vor allem die fürstlichen Weinkeller ihre Kosten nicht gedeckt bekamen. Ungeachtet – oder gerade wegen – der enormen Kosten, die derartige Weingeschenke verursachten, zeugt dieser Umstand umso eindringlicher von ihrer enormen repräsentativen Bedeutung. 5.
Fazit
Kanzler Jan Zamoyski gelang im Herbst 1592 die Einberufung des sogenannten Inquisitionssejms, der den Gerüchten um Sigismunds geplante Übersiedlung nach Stockholm angesichts der absehbaren Thronvakanz in Schweden und die insgeheime Übertragung seiner Geschäfte und Ansprüche in Polen-Litauen an das Haus Habsburg untersuchen sollte; Indiskretionen des noch immer auf seine Ansprüche beharrenden Erzherzogs Maximilian taten ihr Übriges, um den König zu diskreditieren. Wohl waren die Initiativen und Absprachen mit Vertretern des Hauses Habsburg und vor allem mit dem Erzherzog Ernst zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aktuell; dennoch musste sich der König von jeglichen Plänen nachhaltig distanzieren, seine Nachfolge auf Kosten der freien Königswahl regeln zu wollen. Sieben Jahre später sollte Sigismund nach einem halbherzigen Versuch, den schwedischen Thron mit Hilfe eines 86 87 88
Verzeichnis über 5.000 Gulden Kostfreihaltung für die polnische Gesandtschaft, o.O., 27.4.1592, HKA Wien, Sonderbestände, Sammlungen und Selekte, Reichsakten, Kart. 188, Konv. 1 Polen, Konv. 19, fol. 278r-v. Verzeichnis der zur Kostfreihaltung der polnischen Gesandtschaft aufgebrachten Gelder, o.O. [nach Mai 1592], HKA Wien, Sonderbestände, Sammlungen und Selekte, Reichsakten, Kart. 188, Konv. 1 Polen, Konv. 19, fol. 336r. Schraml, Carl: Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Wien 1932, S. 57.
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polnischen Aufgebotes zu sichern, vom schwedischen Reichstag abgesetzt werden und seine schwedischen Ansprüche auf lange Sicht an seinen Onkel Karl von Södermanland verlieren, der schließlich 1604 zum König von Schweden gekrönt wurde.89 Die hier behandelte Ehe währte nur sechs Jahre; 1598 starb Anna infolge einer Geburt. Eine Vertraute klagte aus diesem Anlass in einem Brief an die Erzherzogin Maria: „O mein Gott! Waß für ain gottselige, heilige Ehe hat unser lieber Her jecz geschieden.“90 Im April des Jahres wurden in Brüssel opulente Trauerfeierlichkeiten für sie inszeniert.91 Dokumente über die so heiklen und wohl auch belastenden Verhandlungen zwischen König Sigismund und Erzherzog Ernst hatte die eifrige Erzherzogin und Brautmutter übrigens bereits Ende 1594 bis Ende 1597 wohl auf Veranlassung ihrer Tochter und ihres Schwiegersohnes vernichtet.92 Der vorliegende Beitrag konnte zeigen, dass Zeremonialprotokolle und Abrechnungen innovative Einblicke auf Ebene der Geschichte der handelnden Institutionen und ihrer Praktiken in den Segmenten Hof, Zeremoniell und Diplomatie erlauben. Hinsichtlich der einleitend gestellten Fragen zu Konkurrenz um Alter und Ansehen von Familien und Dynastien wurden vor allem die Bestrebungen der Wasas deutlich, sich in die Narrative der Habsburger und der Jagiellonen einzuschreiben. Ein signifikantes Beispiel dafür war von Anfang an die Verwendung des Namens Sigismund in der Wasa-Generation der potentiellen Erben nach dem Aussterben der Jagiellonen. Aber auch das Motiv der Mehrfachloyalitäten wurde deutlich: Erinnert sei an Jerzy Radziwiłł, der sowohl als Kardinal als auch als Bruder des litauischen Großmarschalls Albrycht in Erscheinung trat. Noch signifikanter hin zu einer Konkurrenz von Loyalitäten und Interessen tritt die Erzherzogin Anna in Erscheinung, die als Frau zwar vom zögerlichen und brüchigen Werben Sigismunds verstört, als Tochter aber an ihre Rolle als dynastisch agierende Politikerin erinnert wurde und ihr schließlich nachkam. Hinsichtlich der Reziprozität von materiellen Gaben und Ausstattungen samt ihren symbolischen Wirkungen standen Geschenke hier auffallend weit im Hintergrund; dafür spielte der Wein eine umso größere oder – zumindest im Rahmen der hier untersuchten Quellen – besser dokumentierte Rolle. Dazu ist zu sagen, dass Alkoholkonsum hinsichtlich der Verhaltensnormen und ihrer 89 90 91 92
Frost, Limits, S. 149 f; vgl. dazu auch Markiewicz, Mariusz: Historia Polski 1492–1795. Kraków 2002, S. 427. Zit. nach Keller, Erzherzogin, S. 177 f. Szmydki, Sigismund, S. 72. Barwicka-Makula, Od wrogości, S. 292.
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Überschreitungen immer wieder ein zentrales Thema sowohl diplomatischpolitischer Beziehungen als auch kultureller Wechsel-Wahrnehmungen war und ist. Bei den Friedensverhandlungen von Bytom und Będzin im Jahr 1589 etwa soll der vermittelnde Kardinal Ippolito Aldobrandini von polnischen und deutschen Trinkgewohnheiten gleichermaßen befremdet gewesen sein93 – unmittelbar in den hier untersuchten Quellen bleibt dieser Aspekt allerdings unbeleuchtet. Hinsichtlich der Verbindlichkeiten, die die Annahme von Wein durch die Gesandten bedeuten hätte können, waren sich wohl beide Seiten bewusst, dass der jeweils gastgebende Hof im Sinne der Reziprozität großzügig zu bewirten hatte; immerhin blickten beide Seiten auf einige Jahrzehnte regelmäßigen diplomatischen Austausches zurück. Ein weiteres Potential, das gezeigt werden konnte, bergen die Abrechnungen: Wohin ging das Geld, woher kam es? Wie weiträumig wurden mithin Räume, Herrschaftsausübungen und Interessen aus einer praxeologischen Perspektive heraus verflochten? Bislang unbeachtete und daher unbekannte Personen, etwa der kaiserliche Kellermeister, aber auch Küchenschreiber und Wirten, nicht zuletzt die namenlos bleibenden Fuhrleute, kommen samt ihren mehr oder weniger großen Handlungsspielräumen, ihren agencies, ans Licht. In ihren Bereichen und Funktionen repräsentieren sie unter Umständen wichtige Netzwerkknotenpunkte – womöglich entpuppt sich die eine oder der andere von ihnen ja im Zuge weiterer Forschungsarbeiten gar als neue „Urschl Meyerin“.
93
Besala, Jerzy: Alkoholowe dzieje Polski. Czasy Piastów i Rzeczypospolitej szlacheckiej. Poznań 2015, S. 560 f.
Der zeremonielle Empfang des englischen Gesandten Sir Thomas Roe am polnischen Königshof 1629 in Warschau Patrick Schumann „I am newly returned from Varsaw, where I have beene as bravely received and honored as any ambassador hath beene or can be in any court.“1 Mit diesem Satz fasste der englische Gesandte Sir Thomas Roe seinen Empfang und seine Behandlung am königlichen Hof in Warschau 1629 in einem Brief an William Villiers, 2. Viscount of Grandison, zusammen. Diese sichtliche Zufriedenheit resultierte mitunter aus dem aufgebotenen Zeremoniell am polnischen Wasahof, das ihm als außerordentlicher Gesandter des englischen Königs Karl I. Stuart zuteilwurde. Über seine zeremonielle Rezeption verfasste Roe einen ausführlichen Bericht mit allen relevanten Einzelheiten, die dem Londoner Hof und insbesondere dem englischen Monarchen vermitteln sollten, dass er gemäß dem königlichen Traktament empfangen wurde. Denn nur wenige Jahre zuvor hatte der polnische Gesandte Jerzy Ossoliński den englischen König Jakob I. besucht und war von ihm ehrenvoll in Empfang genommen worden.2 Auf welche Einzelheiten richtete nun Thomas Roe seine Aufmerksamkeit, um festzustellen, dass der Empfang der königlichen Ehre seines Prinzipals würdig war? Und was konnte er am Warschauer Königshof überhaupt erwarten? In der Forschung zur Geschichte der Diplomatie haben sich inzwischen diverse Betrachtungsweisen etabliert.3 Arbeiten und Fragen nach der Bedeutung von verwandtschaftlichen Beziehungen4, dem Austausch von * Dieser Aufsatz entstand innerhalb des Dissertationsprojektes „Anarchie und Ordnung. Das Zeremoniell des polnischen Königs in der Frühen Neuzeit“ an der Universität Potsdam unter der Betreuung von Prof. Dr. Matthias Asche. Zudem danke ich Kolja Lichy und Oliver Hegedüs für ihre hilfreichen Hinweise bei der Erstellung dieses Textes. 1 Gardiner, Samuel Rawsen: Letters relating to the mission of Sir Thomas Roe to Gustavus Adolphus 1629–1630. Westminster 1875, S. 55. 2 Siehe zum Empfang von Jerzy Ossolinski: Czapliński, Władysław: Jerzy Ossoliński, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 24. Wrocław u.a. 1979, S. 403–410. 3 Einen Überblick leistet: Sowerby, Tracey A.: Early Modern Diplomatic History, in: History Compass 14.9 (2006), S. 441–456. 4 Geevers, Liesbeth/Marini, Mirella: Aristocracy, Dynasty and Identity in Early Modern Europe, 1520–1700, in: Dies. (Hg.): Dynastic Identity in Early Modern Europe: Rulers, Aristocrats and the Formation of Identities. Farnham 2015, S. 1–22.
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Geschenken5 und der Beteiligung von Frauen6 an der Diplomatie erweiterten in den letzten Jahrzehnten den Untersuchungsgegenstand erheblich. Durch Arbeiten zum Wesen und Funktion des Zeremoniells von Werner Paravicini7 und Barbara Stollberg-Rilinger8 angestoßen, richtete sich das Augenmerk gleichfalls auf das gesandtschaftliche Zeremoniell.9 Bezüglich der zeremoniellen Praktiken der Frühen Neuzeit in Polen-Litauen wurden in den letzten Jahren gleichfalls einige Arbeiten vorgelegt. Einen prominenten Platz nahmen dabei stets die Krönungen, Hochzeiten und Begräbnisse in den Untersuchungen ein.10 Seit einigen Jahren ist auch ein gestiegenes Interesse an der Geschichte von Königinnen und ihrer Rolle bei Hofe wahrzunehmen, wobei teilweise das Zeremoniell Berücksichtigung findet.11 Die immer noch facettenreichste Aufsatzsammlung zum Theatrum ceremoniale im Polen-Litauen des 5 6 7 8
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Häberlein, Mark/Jeggle, Christof: Einleitung, in: Dies. (Hg.): Materielle Grundlagen der Diplomatie. Schenken, Sammeln und Verhandeln in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Konstanz 2013, S. 11–32. Nolde, Dorothea: Was ist Diplomatie und wenn ja, wie viele? Herausforderungen und Perspektiven einer Geschlechtergeschichte der frühneuzeitlichen Diplomatie, in: Historische Anthropologie 21 (2013), S. 179–198. Paravicini, Werner: Zeremoniell und Raum, in: Ders.: Zeremoniell und Raum (Residenzforschung, Bd. 6). Sigmaringen 1997, S. 11–36. Stollberg-Rilinger, Barbara: Zeremoniell, Ritual, Symbol. Neue Forschungen zur symbolischen Kommunikation in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: Zeitschrift für Historische Forschung 27 (2000), S. 389–405; Dies. (Hg.): Vormoderne politische Verfahren. Tagung in Münster, September 1999 (ZHF, Beiheft 25). Berlin 2001. Siehe zum Zeremoniell am Westfälischen Frieden: May, Niels F.: Zwischen fürstlicher Repräsentation und adliger Statuspolitik: Das Kongresszeremoniell bei den westfälischen Friedensverhandlungen. Ostfildern 2016; zum Zeremoniell an europäischen und außereuropäischen Höfen: Ralph Kauz/Giorgio Rota/Jan Paul Niederkorn (Hg.): Diplomatisches Zeremoniell in Europa und im Mittleren Osten in der Frühen Neuzeit (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte, 796). Wien 2009. Siehe stellvertretend: Bues, Almut: „Ie manque de couleurs & d’imagination pour y bien reüssir.“ Integrationskraft und politischer Nutzen des Festes in einer Wahlmonarchie am Beispiel Polen-Litauens im 16. Jahrhundert, in: Werner Paravicini (Hg.): Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. München 2010, S. 41–53; Markiewicz, Mariusz/Skowron, Ryszard (Hg.): Theatrum ceremoniale na dworze książąt i królów polskich. Kraków 1999. Januszek-Sieradzka, Agnieszka: Królowa Barbara Radziwiłłówna w dworskim mikroświecie. Lublin 2017; siehe Pietrzak, Jarosław: Ceremoniał wjazdu w epoce nowożytnej na przykładzie podróży Teresy Kunegundy Sobieskiej do Brukseli na przełomie 1694 i 1695 roku. Scenariusz i interpretacja uroczystości, in: Res Historica 45 (2018), S. 87–120; mit sehr umfangreicher Literaturangabe: Bues, Almut (Hg.): Frictions and Failures. Cultural Encounters in Crisis. Wiesbaden 2017; Kosior, Katarzyna: Becoming a Queen in Early Modern Europe. Cham 2019.
Der Empfang des englischen Gesandten Sir Thomas Roe
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Mittelalters und der Frühen Neuzeit bildet ein Konferenzband aus dem Jahr 1997.12 Die letzte Monographie zum polnischen Hofzeremoniell von Joanna Kodzik analysiert anhand der Theorie von Talcott Parsons die Interaktion bei Hofe auf Basis deutschsprachiger Zeremonialliteratur des 18. Jahrhunderts.13 Im Hinblick auf das diplomatische Zeremoniell publizierten in den letzten Jahren Ryszard Skowron14 sowie Jan Seredyka und Włodzimierz Kaczorowski15 Aufsätze zu einzelnen Gesandtschaften. Neben den Standardwerken16 zur polnisch-litauischen Diplomatie, die auch das Zeremoniell behandeln, liegt eine Arbeit zum Zeremoniell der englisch-polnischen Beziehungen der Frühen Neuzeit von Zdzisław Taźbierski17 vor. Bisher ausgeblieben sind Studien zum diplomatischen Zeremoniell des polnischen Wasa-Hofes, die neben dem König auch seine Familienmitglieder einbezogen und die zeremonielle Interaktion mit den Gesandten beleuchteten. Der nun folgende Aufsatz will sich diesem Sachverhalt widmen, indem er den Ablauf des gesandtschaftlichen Zeremoniells beim Besuch von Thomas Roe 1629 in den Fokus nimmt. Anhand einer raumsoziologischen Analyse werden die zeremoniellen Handlungen näher betrachtet. Ausschlaggebend für das Verständnis des Zeremoniells ist hier die Feststellung, dass sich gesellschaftliche und politische Hierarchien durch das Vollziehen von Handlungen der Akteure, durch räumliche Distanzen und eingesetzte höfische Zeichensysteme im Zeremoniell repräsentieren.18 Da sie sich beim Vollzug von zeremoniellen 12
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Markiewicz/Skowron, Theatrum; Skowron, Ryszard: Ceremonial, Etiquette, Residence. Europeanism and Own Traditions at the Court of the Polish Kings 1370–1648, in: Werner Paravicini (Hg.): La cour de Bourgogne et l’Europe. Le rayonnement et les limites d’un modèle culturel (Beihefte der Francia, 73). Ostfildern 2013, S. 773–784. Kodzik, Joanna: Der polnische Hof im Blick der Zeremonialwissenschaft. Eine systemtheoretische Studie. Hannover 2014. Skowron, Ryszard: Ceremoniał przyjęcia ambasadora hiszpańskiego Francisca de Mendozy na warszawskim dworze Wazów w roku 1597, in: Kronika Zamkowa. Nowa Seria 4 (2017), S. 25–46. Kaczorowski, Włodzimierz: Współdział przedstawicieli magnaterii w ceremoniach powitalnych legata papieskiego Enrika Caetaniego w Warszawie w latach 1595–1597, in: Jerzy Urwanowicz (Hg.): Władza i prestiż. Magnateria Rzeczypospolitej w XVI–XVIII wieku. Białystok 2003, S. 151–160. Przyboś, Adam/Żelewski, Roman: Dyplomaci w dawnych czasach. Relacje staropolskie w XVI/XVIII stulecia. Kraków 1959; Nahlik, Stanisław E.: Narodziny nowożytnej dyplomacji. Wrocław u.a. 1971. Taźbierski, Zdzisław: Ceremoniał dworsko-dyplomatyczny w praktyce negocjacji Polski z Anglią w XVI–XVIII wieku. Olsztyn 1986. Weller, Thomas: Andere Länder, andere Riten? Die Wahrnehmung Spaniens und des spanischen Hofzeremoniells in frühneuzeitlichen Selbstzeugnissen aus dem deutschsprachigen Raum, in: Andreas Bähr/Peter Burschel/Gabriele Jancke (Hg.): Räume des Selbst. Selbstzeugnisforschung transkulturell (Selbstzeugnisse der Neuzeit 19). Köln/
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Handlungen soziale Ordnungen konstituieren, erfüllt das Zeremoniell die Funktion eines Mediums.19 Im Weiteren soll die Aufmerksamkeit auch auf Thomas Roes Angaben zum materiellen Aufwand vonseiten des Hofes im Zuge seiner Gesandtschaft gelenkt werden, da Roe hierzu einige Details berichtet. Ein Vergleich des diplomatischen Zeremoniells am englischen Königshof soll auf Kongruenzen beider Höfe hinweisen und aufzeigen, ob das „königliche Tractament“20 nach gleichem Muster vorgenommen wurde. In erster Linie wird auf die diplomatischen Beziehungen zwischen PolenLitauen und England eingegangen werden. Zusätzlich soll ein kleiner Überblick zu den polnischen Ämtern gegeben werden, da deren Inhaber wichtige zeremonielle Aufgaben erfüllten. Im Anschluss folgt die raumsoziologische Analyse des Empfanges unter Einbeziehung weiterer Rezeptionen von Gesandten am Königshof. 1.
Diplomatische Beziehungen zwischen Polen-Litauen und England bis 1630
Englands Beziehungen zu Polen-Litauen standen ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in enger Verbindung zu seiner eigenen Handelspolitik. Mit der Etablierung des Hauptsitzes der Eastland Company in Elbing 1579 sicherten sich englische Kaufleute ein Monopol für ihren Ostsee-Handel, waren allerdings auf königliche Gesandte und Residenten angewiesen, um ihre Interessen in Polen-Litauen zu vertreten.21 Englische Diplomaten hatten bei ihren Aufenthalten jedoch nicht nur die Politik ihrer Monarchen und Kaufleute auf der
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Weimar/Wien 2007, S. 41–56, hier 45 f.; Hahn, Peter-Michael, Fürstliche Wahrnehmung höfischer Zeichensysteme und zeremonieller Handlungen im Ancien Régime, in: Ders./ Ulrich Schütte (Hg.), Zeichen und Raum. Ausstattung und höfisches Zeremoniell in den deutschen Schlössern der Frühen Neuzeit (Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur, Bd. 3), München u.a. 2006, S. 9; zur historischen Raumforschung einführend: Rau, Susanne: Räume. Konzepte, Wahrnehmungen, Nutzungen. Frankfurt a.M. 2013, S. 121–133. Linnemann, Dorothee: Repraesentatio Majestatis? Zeichenstrategische Personkonzepte von Gesandten im Zeremonialbild des späten 16. und 17. Jahrhunderts, in: Bähr/Burschel/ Jancke (Hg.), Räume, S. 57–76, hier S. 60–63. Krischer, André: Souveränität als sozialer Status. Zur Funktion des diplomatischen Zeremoniells in der Frühen Neuzeit, in: Kauz/Rota/Niederkorn (Hg.), Diplomatisches Zeremoniell, S. 1–32. Mirecka, Martyna: „Monarchy as it should be?” British Perception of Poland-Lithuania in the Long Seventeenth Century. PhD Thesis University of St. Andrews 2017, http://hdl. handle.net/10023/6044 (22.12.2021), S. 17.
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Agenda, sondern waren zugleich damit beschäftigt, Informationen aus Polen nach London zu übermitteln, wodurch sie zur Erweiterung des Wissenstandes über Polen-Litauen beitrugen. Als beredtes Beispiel für eine solche Informationsbeschaffung wird gerne das handschriftliche Werk A Relation of the State of Polonia zitiert, das ein breites Informationsspektrum zur Geographie, Politik, Kultur und Geschichte des Landes vermittelte.22 Der Historiker Sebastian Sobecki, der John Peyton als Autor nachweisen konnte, verortet die Abhandlung im Umfeld von Unionsüberlegungen aus Anlass der Thronübernahme in England durch Jakob VI. Stuart von Schottland.23 Da die Relation die Entwicklung Polens und Litauens von einer Personal- zu einer Realunion behandelt und König Jakob VI./I. für Schottland und England gewisse Unionspläne24 hegte, liegt die Überlegung nahe, dass die Abhandlung aus Stuartkreisen in Auftrag gegeben und dem König 1603 übergeben wurde.25 Der wechselseitige Austausch von Gesandten gründete sich häufig auf die spezifisch-konkreten Konstellationen der europäischen Politik. 1597 entsandte König Sigismund III. Paweł Działyński zu Königin Elisabeth I., um die Aufhebung der Blockade des dänischen Sunds durch die Engländer zu erwirken. Das schroffe Auftreten des polnischen Gesandten gegenüber der Königin verstimmte sie in der Audienz deutlich, sodass sie ihn persönlich zurechtwies.26 Trotz des impertinenten Auftritts Działyńskis ging Elisabeth I. auf die Forderungen Sigismunds III. ein. Die Gesandtschaften von Stanisław Cikowski 1604 und Jerzy Ossoliński 1621 fielen im Gegensatz zu derjenigen von 1597 weitaus positiver aus. Anlässlich der Verkündung der Thronbesteigung von Jakob I. Stuart in England durch William Bruce in Warschau war der Kammerherr Cikowski mit einer außerordentlichen Gesandtschaft nach London beauftragt worden. Cikowski sollte Gratulationswünsche überbringen, aber für Sigismund III. stand vor allem im Mittelpunkt, Jakob I. für seine Ansprüche auf die schwedische Krone zu gewinnen und Schwierigkeiten mit englischen Kaufleuten in Danzig zu bewältigen. Dass der Calvinist Cikowski mit der Gesandtschaft betraut wurde, war dem Umstand geschuldet, dass Sigismund III. 22 23
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Kalinowska, Anna: William Bruce a autorstwo „A relation of State of Polonia […] Anno 1598“, in: Przegląd Historyczny 102.2 (2011), S. 183–204; Mirecka, Monarchy, S. 21f. Sobecki, Sebastian: John Peyton’s A Relation of the State of Polonia and the Accession of King James I, 1598–1603, in: English Historical Review 129.540 (2014), S. 1079–1097; zur Bestätigung der Autorschaft Peytons siehe: Ders.: Bibliographical Note. A New Manuscript of John Peyton’s A Relation of the State of Polonia, in: The Library 16.1 (2015), S. 80–88. Asch, Ronald G.: Jakob I. (1566–1625). König von England und Schottland. Stuttgart 2005, S. 62–71. Sobecki, Peyton, S. 1091, 1095–1097. Green, Janet M.: Queen Elizabeth I’s Latin Reply to the Polish Ambassador, in: Sixteenth Century Journal 31.4 (2000), S. 987–1008.
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bestrebt war, sich als einen toleranten Monarchen darzustellen und Jakob I. entgegenkommen zu wollen.27 König Jakob I. empfing Cikowski und seinen stattlichen Anhang mit allen königlichen Ehren: Bei der Antrittsaudienz ging der englische König Cikowski auf dem Thronpodest entgegen und umarmte ihn, sein Sohn Stanisław wurde von der Königin geliebkost, nachdem er Grüße des polnischen Kronprinzen Władysław an den jungen Fürsten Charles von Wales ausgerichtet hatte28. Die Übergabe kostbarer Geschenke an die königliche Familie sollte König Sigismunds III. freundschaftliches Verhältnis mit dem englischen Hof unterstreichen, zumal eine mögliche eheliche Verbindung im Raum stand.29 1621 erreichte London eine weitere Gesandtschaft aus Polen, an deren Spitze Jerzy Ossoliński als außerordentlicher Gesandter stand. Die negative Entwicklung im polnisch-osmanischen Krieg ab 1620 bewog PolenLitauen, den englischen Königshof um Unterstützung zu bitten.30 König Jakob versprach Ossoliński unerwartet hohe Hilfsgelder und erteilte seine Erlaubnis, in England Rekruten zu werben.31 Die Entsendung der polnisch-litauischen Gesandten erfolgte dabei nicht zwangsläufig allein auf Willen des Königs, sondern auch durch den Sejm, dem der König als Stand angehörte. An den Sitzungen des Sejms nahmen als weitere Parlamentsstände der Senat und die Landbotenkammer teil. Während die Senatssitze von katholischen Bischöfen und den höchsten Zentralämtern besetzt wurden, beschickten die Woiwodschaften die Landbotenkammer mit ihren Vertretern, den sogenannten Landboten, die auf den Landtagen zuvor gewählt wurden.32 Seit dem späten 16. Jahrhundert übte neben dem Senat auch der Sejm eine Kontrollfunktion auf die Außenpolitik aus, somit repräsentierten offiziell entsandte Diplomaten den König und die polnisch-litauische Respublica; der Gesandte wurde hierzu für seine Mission mit einer Instruktion 27 28 29 30
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Mierzwa, Edward Alfred: Polska a Anglia w XVII wieku. Toruń 2003, S. 231. Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, S. 49; Cikowskis neunjähriger Sohn wurde mit der Überbringung der Grüße beauftragt, siehe: Lepszy, Kazimierz: Stanisław Cikowski, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 4. Wrocław u.a. 1938, S. 73–75, hier S. 73. Taźbierski, Ceremoniał, S. 128 f. Rutkowski, Paweł: Poland and Britain against the Ottoman Turks. Jerzy Ossoliński’s Embassy to King James I in 1621, in: Richard Unger/Jakub Basista (Hg.): Britain and PolandLithuania. Contact and Comparison from the Middle Ages to 1795 (The Northern World. North Europe and the Baldic c. 400–1700 AD. Peoples, Economies and Cultures 37). Leiden u.a. 2008, S. 183–197, hier S. 183. Zu den Einzelheiten: ebda., S. 191. Augustyniak, Urszula: Historia Polski 1572–1795. Warszawa 2008, S. 92–98; Kąkolewski, Igor: Kampf um politische Macht. Die Verfassungsreform zwischen Königtum, Magnaten und Szlachta, in: Hans-Jürgen Bömelburg (Hg.): Polen in der europäischen Geschichte. Bd. 2: Frühe Neuzeit (16. bis 18. Jh.). Stuttgart 2017, S. 91–122, hier S. 101–107.
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aus der Kronkanzlei ausgestattet, die mit dem großem Kronsiegel versehen war.33 Entsprachen diese Instruktionen nicht allen Vorstellungen des Königs, gab Sigismund III. den Gesandten eigene Instruktionen bei.34 Auf diese Weise konnte Sigismund III. offizielle Gesandtschaften Polen-Litauens für seine eigene Diplomatie nutzen; der Briefwechsel erfolgte dann durch eigens eingesetzte Boten.35 Vor diesem Hintergrund muss deshalb stets ins Auge gefasst werden, dass diplomatischen Missionen vonseiten Polen-Litauens in den Kompetenzbereich sowohl des Königs als auch des Sejms fielen und nicht auf einen einzigen Auftraggeber reduziert werden dürfen.36 Polnisch-englische Diplomatie bestand nicht nur aus gegenseitigem Austausch von Gesandten, sondern war auch in weiteren europäischen Netzwerken nachweisbar. Die kriegerischen Konflikte Polen-Litauens mit dem Osmanischen Reich konnten 1590 durch den englischen Botschafter an der Hohen Pforte, Edward Barton, beendet werden.37 Das militärische Handeln Sultan Murads III. gegenüber Polen-Litauen ließen Elisabeth I. befürchten, dass infolgedessen der Ostseehandel für englische Kaufleute stagnieren könnte. Deshalb wies sie ihren Botschafter in Istanbul an, Murad III. zu einer Aufgabe seiner militärischen Handlungen zu bewegen.38 1613 führten englische Vermittlungen zwischen Dänemark und Schweden zum Frieden und für eine sichere Handelsroute durch den Sund.39 Knapp zehn Jahre später bemühte sich Thomas Roe, der als englischer Gesandter am Hof des Sultans residierte, für die Freilassung polnischer Gefangener und erlangte dadurch eine hohe Reputation in Polen-Litauen, sodass er in polnischen Hofkreisen bei seiner Ankunft in Warschau 1629 kein Unbekannter war.40 33 34 35 36 37 38 39 40
Wyczański, Andrzej: Polen als Adelsrepublik (Klio in Polen 5). Osnabrück 2001, S. 209; Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, S. 30 f. Grzybowski, Stanisław, Organizacja polskiej służby dyplomatycznej w latach 1573–1605, in: Zbigniew Wójcik (Hg.), Polska służba dyplomatyczna, Warschau 1966, S. 182–183, so erhielt Cikowski vom König ein „supplementum instrukcyi“. So wurde Jerzy Ossoliński damit beauftragt, Briefe an König Jakob I. zu überreichen, siehe: Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, S. 184–190. Neben König und Sejm traten auch der Großkanzler und der Großhetman in diplomatische Kontakte, siehe: Wisner, Henryk: Dyplomacja polska w latach 1572–1648, in: Zygmunt Wójcik (Hg.): Historia dyplomacji polskiej. Bd. 2. Warszawa 1982, S. 125, 129. Rutkowski, Poland, S. 184. Mierzwa, Anglia, S. 15, besonders Anm. 1. White, Agnieszka: Obraz kultury Rzeczpospolitej w angielskich relacjach podróżniczych (koniec XVI i XVII wiek). Warszawa 2014, S. 11. Kalinowska, Anna: Król, faworyt, dwór. Rzeczpospolita w końcowym okresie panowania Zygmunta III. w relacji ambasadora angielskiego sir Thomasa Roe, in: Mariusz Markiewicz/Ryszard Skowron (Hg.): Faworyci i opozycjoniści. Król a elity polityczne w Rzeczpospolitej XV–XVIII wieku. Kraków 2006, S. 283–296, hier S. 285 f., besonders Anm. 7;
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Das Zeremoniell am polnischen Königshof Sigismunds III. Wasa
Die folgenden Ausführungen zu einigen polnisch-litauischen Amtswürden müssen sich auf ihre repräsentativen und zeremoniellen Handlungen beschränken. Jeder Versuch, ausschließlich durch das Bild des Königs ein adäquates repräsentatives Abbild von Polen-Litauen zu erhalten, scheitert an der politisch-philosophischen Vorstellung der politischen Partizipation des Adels am Gemeinwohl. Das Doppelreich Polen-Litauen fand im Sejm seine bevorzugte gesamtständische Repräsentation. Durch die drei Sejmstände König, Senat (Kronrat) und Landbotenkammer (Ritterschaft) konstituierte sich das bedeutendste Forum der Entscheidungsfindung in Polen-Litauen.41 Richteten sich ausländische Gesandtschaften an die „Respublica“, so waren an alle drei Stände Beglaubigungsschreiben zu überbringen und eine Audienz durch den Sejm zu erteilen. Der Zeremonienmeister des Königs, der Großmarschall der Krone, war für die Einholung der Gesandten zuständig und leitete im Allgemeinen die Debatten der zusammengetreten Parlamentsstände.42 Der Großkanzler der Krone sprach auf Anweisung des Königs in dessen Namen, nahm die Akkreditierungsbriefe an sich und stellte mit dem großen Siegel versehene Antwortschreiben an die Gesandten aus. Die beiden letztgenannten Amtsträger waren zusammen mit ihren litauischen Amtskollegen und den Kämmerern beziehungsweise Schatzmeistern zu den Ministern zu zählen und gehörten dem Senat an, jedoch als rangniederste Mitglieder.43 Die Mitglieder des Senats, zu dem die katholischen Bischöfe (darunter auch der Primas von Polen), Wojewoden, Kastellane und der Starost von Samogitien zu zählen sind, gehörten zu den prestigeträchtigsten Würden, die der König in Polen und in Litauen als Großfürst verleihen konnte. Um dem König stets eine bestimmte Zahl an Senatoren als Berater an die Seite zu stellen, wurden ab 1607 sogenannte Senatoren-Residenten auf dem Sejm bestimmt, die auf bestimmte
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mit einigen polnischen Würdenträgern führte Roe Korrespondenz, siehe: Mierzwa, Polska, S. 293; unter den Gefangenen, die 1623 in Istanbul freikamen war auch Hetman Stanisław Koniecpolski. Er begrüßte Roe 1629 bei seinem Eintreffen zu Beginn der Verhandlungen in Altmark mit besonderen militärischen Ehren, siehe: Archiwum Główne Akt Dawnych (=AGAD), Archiwum Publiczne Potockich (= APP) 31/2, S. 728. Gromelski, Tomasz: The Commonwealth and Monarchia Mixta in Polish and English Political Thought in the Later Sixteenth Century, in: Richard Unger/Jakub Basista (Hg.): Britain and Poland-Lithuania. Contact and Comparison from the Middle Ages to 1795 (The Northern World. North Europe and the Baldic c. 400–1700 AD. Peoples, Economies and Cultures 37). Leiden 2008, S. 167–182, hier S. 174. Wiśniewski, Krzysztof: Urząd marszałkowski koronny w bezkrólewiach XVII–XVIII wieku (1632–1736). Warszawa 2015, S. 179–195. Augustyniak, Historia, S. 83.
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Zeit in der Nähe des Königs verweilen sollten.44 Dieses Beratungsgremium hatte zugleich darauf zu achten, dass sich der König bei der Gestaltung der Politik rechtskonform verhielt.45 Diese Kontrollfunktion weitete sich auch auf das Einholen von Gesandtschaften aus, wodurch die Senatoren durch ihre Anwesenheit zugleich einen repräsentativen Charakter erfüllten. Dem Großmarschall oblagen sämtliche zeremoniellen Vorgänge, die Aufrechterhaltung der Hofordnung und die Organisation des Königshofes.46 Als Zeichen seiner Amtswürde besaß er einen langen Stab, hatte stets vor dem König zu gehen und diesen in die Höhe zu halten, wenn der König seine Wohnräume verließ. Bei feierlichen königlichen Einfahrten fuhr seine Kutsche vor derjenigen des Königs.47 Durch seine herausragende Stellung hatte er dauerhaften Zugang zur königlichen Wohnung; die Schlüssel für die Zimmer des Königs hatte jedoch der Kammerherr der Krone.48 Für die Rekonstruktion des höfischen und diplomatischen Zeremoniells49 stehen für die Zeit Sigismunds III. keine Hofordnungen oder ZeremoniellReglements zur Verfügung, wie sie beispielsweise für den spanischen Königshof oder den Wiener Kaiserhof existieren.50 Die Beschreibungen und 44
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1641 wurde die Zahl von 16 auf 28 erhöht, da die Zahl der anfänglichen 16 Senatoren am Hof des Königs wegen Abwesenheit einiger nicht aufrecht gehalten werden konnte, siehe: Nowakowski, Andrzej: Senatorowie rezydenći w Polsce w latach 1573–1774, in: Studia historyczne 34 (1991), S. 21–38, hier S. 30. Wisner, Henryk: Najjaśniejsza Rzeczpospolita. Szkice z dziejów Polski szlacheckiej XVI– XVIII wieku. Warszawa 1978, S. 72. Ferenc, Marek: Dwór Zygmunta Augusta. Organizacja i ludzie. Oświęcim 2014, S. 23–25. Wiśniewski, Urząd, S. 197. Opaliński, Edward: Faworyci Zygmunta III a urząd podkomorzego koronnego, in: Mariusz Markiewicz/Ryszard Skowron (Hg.): Faworyci i opozycjoniści. Król a elity polityczne w Rzeczpospolitej XV–XVIII wieku. Kraków 2006, S. 245–260, hier S. 245. Für die Zeit Sigismunds III. hat sich interessanterweise ein in deutscher Sprache verfasstes Schriftstück von 1592 erhalten, das als Instruktion für die Oberhofmeisterin der Königin Anna betitelt wurde. Mit großer Sicherheit wurde diese Instruktion in Polen nicht umgesetzt oder angewandt, da verschriftlichte Verpflichtungen den Kompetenzrahmen eingeschränkt hätten, Instruktion 1592, Haus-, Hof- und Staatsarchiv (=HHStA) Wien, Polen I 84, fol. 180–183; einen interessanten Fall bietet auch eine russische Hofordnung, die für den moskowitischen Hof von Prinz Władysław verfasst wurde, siehe: I. I. Grigorovič/S. M. Stroev (Hg.), Akty istoričeskie, sobrannye i izdannye Archeo grafičeskoju komissiej, Tom vtoroj, Sankt-Peterburge 1841, S. 422–426. Zur allgemeinen Darstellung empfiehlt sich, Hofmann, Christina: Das spanische Hofzeremoniell von 1500–1700 (Erlanger Historische Studien 8). Frankfurt a.M. 1985; für den Wiener Kaiserhof ist die Situation weitaus günstiger, was die Untersuchung erleichtert und weitergehende Schlussfolgerungen ermöglicht, Scheutz, Marin/Wührer, Jakob: Dienst, Pflicht, Ordnung und „gute policey“. Instruktionsbücher am Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert, in: Irmgard Pangerl u.a. (Hg.): Der Wiener Hof im Spiegel der
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Niederschriften über zeremonielle Geschehnisse, die von diversen polnischen wie ausländischen Amtsträgern und Adligen angefertigt wurden, ermöglichen es aber dennoch, Aussagen über die praktische Umsetzung von zeremoniellen Normen am Königshof zu treffen.51 Da der Hof häufig von Diplomaten besucht wurde, ergibt sich aus den erhaltenen Beschreibungen mehrerer Empfänge ein Grundraster, wie eine übliche Einholung oder Begrüßung eines ausländischen Gesandten ablief. Anhand dieses Grundrasters besteht zudem die Möglichkeit, Empfänge ausfindig zu machen, die sich durch einzelne Teilabläufe von der Mehrheit der diplomatischen Empfänge abhoben – hier lohnt meist eine Einbettung in den politischen Kontext, da die Gründe für außerordentliche Ehrbezeugungen oder auch das Ausbleiben von Respektsgesten in der zeitgenössischen politischen Situation zu suchen sind. 3.
Der diplomatische Auftrag Sir Thomas Roes beim Waffenstillstand von Altmark 1629
Dass König Sigismund III. von Polen 1599 durch den schwedischen Reichstag auf Betreiben seines Onkels Karl IX. als König von Schweden 1599 abgesetzt wurde, führte zu mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Polen-Litauen und Schweden.52 Für die polnische Wasa-Dynastie bedeutete der Verlust der schwedischen Krone nicht nur eine Minderung ihrer machtpolitischen Position innerhalb Europas, sondern vorrangig den Verlust ihrer Erbmonarchie.53 Entsprechend machte König Sigismund III. in den drei Jahrzehnten nach 1599 konsequent seine Erbansprüche auf Schweden geltend und sah auch von Waffengängen nicht ab.54 Nach seinem Tod sollten sich noch
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Zeremonialprotokolle (1652–1800). Eine Annäherung (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Bd. 47). Innsbruck 2007, S. 15–95, hier S. 23 f. Dem Zusammentragen von Informationen zum Hof von Sigismund III. Wasa widmete sich Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. 4 Bde. Wien/ Kraków 2009. Der schwedische Reichstag bot Sigismund III. an, seinen Sohn zum König zu wählen, sofern er innerhalb von sechs Monaten nach Schweden gebracht würde, doch Sigismund lehnte ab, Wisner, Henryk: Władysław IV. Waza. Wrocław 2009, S. 6. Die Versuche der Erlangung der Moskauer Krone, ebd., S. 13 f. Sigismund III. führte eine Kampagne bereits vor seiner Absetzung 1598 und danach noch von 1600–1611, von 1617–1618, von 1621–1625 und von 1626–1629. Allerdings handelte es sich bei den Kriegen gleichfalls um territoriale Ansprüche Polen-Litauens und Schwedens auf Livland, allgemein Leitsch, Walter: Sigismund III. von Polen und Jan Zamoyski. Die Rolle Estlands in der Rivalität zwischen König und Hetman. Wien 2006.
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seine beiden Söhne Władysław IV. und Johann Kasimir um die schwedische Krone bemühen. Der schwedisch-polnische Krieg von 1626 bis 1629 wurde ausschließlich auf livländischen und preußischen Territorien königlichen und herzoglichen Anteils ausgetragen.55 Während sich bereits 1628 auf polnischer Seite eine finanzielle Überforderung durch die Kriegsanstrengungen deutlich abzeichnete,56 wollte König Gustav Adolf seine Truppen auf dem Gebiet des Alten Reiches gegen den Kaiser einsetzen. Die im Jahre 1628 begonnenen und wiederholt abgebrochenen Waffenstillstandsverhandlungen, in die zugleich der brandenburgische Kurfürst einbezogen war, schienen wegen Forderungen57 beider Parteien wenig Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss zu haben. Weder der polnische Chef-Unterhändler, Bischof Jakub Zadzik, noch der schwedische Kanzler Axel Oxenstierna waren zu weitreichenden Zugeständnissen bereit. Eine Mediation durch den englischen König Karl I., vertreten durch seinen Diplomaten Sir Thomas Roe58, sollte nach Vorstellung des polnischen Königs und seiner Kommissare59 einen für Polen-Litauen günstigen Ausgang herbeiführen.60 Wegen der weitreichenden Handelsbeschränkungen für die Eastland Company durch Polen-Litauen hatte England ein verstärktes Interesse an einer Mediation, um eine baldige Wiederherstellung der Handelsfreiheit zu erreichen. Zudem wurde der wachsende Einfluss der spanischen Habsburger und des Kaisers auf die Ostseehäfen befürchtet, der sich negativ auf den
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Augustyniak, Historia, S. 621. Zwar hat der Sejm wiederholt Gelder für den Krieg bereitstellen wollen, doch war der Krieg unter dem Adel dennoch unbeliebt, Wachoń, Szymon: Wojna polsko-szwedzka z lat 1626–1629 w pismach Stanisława Koniecpolskiego, in: Acta Universitatis Lodziensis. Folia Historica 96 (2016), S. 43–56, hier S. 52. Die Forderungen reichten von der Anerkennung Gustav Adolfs als König von Schweden durch Sigismund III. bis hin zur Abtretung von bestimmten Landstrichen und Städten: Szelągowski, Adam: O ujście Wisły. Wielka wojna pruska. Warszawa 1905, S. 196. Strachan, Michael: Sir Thomas Roe (1581–1644), in: Oxford Dictionary of National Biography. Bd. 42. Oxford 2004, S. 513–518. Kommissare wurden als von der „Respublica“ beauftragte Gesandte zu Friedensverhandlungen geschickt und waren dadurch die ranghöchsten Diplomaten in der polnischen Hierarchie, Wisner, Dyplomacja, S. 131. Roe wurde wegen seines Einsatzes bei Sultan Osman II. für die Herbeiführung des Friedens mit Polen-Litauen 1621 in polnischen Kreisen sehr geschätzt, Kalinowska, Anna: Rzeczpospolita w działalności ambsadora angielskiego w Konstantynopolu sir Thomasa Roe, 1621–1628, in: Ryszard Skowron (Hg.): Polska wobec wielkich konfliktów w europie nowożytnej. Z dziejów dyplomacji i stosunków międzynarodowej w XV–XVIII wieku. Kraków 2009, S. 309–326, hier S. 314 f.
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englischen Handel auswirken konnte.61 Ein baldiges Ende der Kriegshandlungen sollte es zudem der schwedischen Seite erlauben, ihre Streitkräfte gegen den Kaiser zu richten sowie die Wiedereinsetzung des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz und seiner Frau Elisabeth Stuart, der Schwester Karls I. von England, zu erwirken. Gänzlich unerwartet schließlich traf der französische Diplomat Hercule de Charnacé62 im Auftrag Kardinal Richelieus im Lager Sigismunds III. ein und bot seine Dienste als Mediator an. Der polnische König war anfangs wenig angetan von diesem Angebot, doch willigte er schließlich ein. Der gesamte Verlauf, der in die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages von Altmark 1629 mündete, verlief für Polen-Litauen ungünstig und kann als diplomatischer Sieg für Schweden gewertet werden. 4.
Das diplomatische Zeremoniell beim Empfang Sir Thomas Roes 1629
4.1 Begrüßung durch die Kommissare und Ankunft in Warschau Thomas Roe reiste 1629 als bereits erfahrener englischer Gesandter, der zuvor an mehrjährigen diplomatischen Missionen nach Indien und Istanbul beteiligt war, nach Polen.63 Seine Aufenthalte an verschiedenen Höfen Europas erlaubten Roe einen sicheren Umgang mit den Hofgesellschaften seiner
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Die Siege in Norddeutschland (niedersächsisch-dänischer Krieg) ermöglichten dem Kaiser, sich zunehmend auch in der Politik der Nord- und Ostsee zu engagieren. Die kaiserlichen Pläne sahen eine spanisch-kaiserliche Handelsadmiralität vor. Eine Kooperation zwischen Spanien, dem Kaiser, Polen und der Hanse sollte hierzu geschlossen werden. Ziel war der Aufbau eines Monopols des Seehandels. Spanien wollte die Niederländer verdrängen und sein Engagement im Ostseehandel massiv ausbauen, siehe: Brockmann, Thomas: Dynastie, Kaiseramt und Konfession. Politik und Ordnungsvorstellungen Ferdinands II. im Dreißigjährigen Krieg (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte 25). Paderborn u.a. 2011, S. 282; damit Polen-Litauen seinen Krieg gegen Schweden fortsetzen konnte, wurde 1628 eine mehrere tausend Mann starke Armee unter dem Befehl von Hans Georg von Arnim nach Polen entsandt, Dybaś, Bogusław: Schwedischer Druck und offensive Politik im Osten: Außenpolitik 1609–1648, in: Bömelburg (Hg.), Frühe Neuzeit, S. 315–349, hier S. 327; Mierzwa, Polska, S. 282, 293. Levot, Prosper: Hercule-Girard Charnacé, in: Nouvelle biographie universelle. Bd. 9. Paris 1852, Sp. 947–949. Mierzwa, Anglia, S. 287–293; Flüchter, Antje: Sir Thomas Roe vor dem indischen Mogul. Transkulturelle Kommunikationsprobleme zwischen Repräsentation und Administration, in: Stefan Haas/Mark Hengerer (Hg.): Im Schatten der Macht. Kommunikationskulturen in Politik und Verwaltung 1600–1950. Frankfurt a.M. 2008, S. 119–144.
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Zeit. Seine reiche Berichterstattung war und ist ein beredtes Beispiel für die Erfordernisse der Einhaltung zeremonieller Abläufe auch am Warschauer Hof. Die diplomatischen Begrüßungspraktiken, die in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts am polnischen Hof angewandt wurden, richteten sich danach aus, welchen Adressaten eine ausländische Gesandtschaft besaß. Grundsätzlich wurde unterschieden, ob sich eine diplomatische Vertretung an den König oder die „Respublica“ richtete. Diese Unterscheidung zu betonen ist umso wichtiger, da die (verfassungs-)rechtliche Verbindlichkeit in beiden Fällen verschieden ausfiel. Eine Gesandtschaft an die „Respublica“ hatte einen weitaus größeren Wirkungsradius als eine ausschließlich an den König gerichtete. Ausländische Gesandtschaften richteten sich in all jenen Fällen an die „Respublica“, bei denen dem gesamten polnisch-litauischen Gemeinwesen ein Anliegen angebracht werden sollte. Eine Kontaktaufnahme ausschließlich mit dem König bedeutete, lediglich mit einem einzigen Stand des polnischlitauischen Sejms zu kommunizieren. Dem König war es nicht gestattet, ohne Kenntnisnahme des Senats oder des Sejms (wenn dieser tagte) rechtsverbindliche Vereinbarungen zu treffen, deren Wirksamkeit sich auf das gesamte Gemeinwesen ausdehnte.64 Die Gesandtschaft Thomas Roes im November 1629 war laut dem Beglaubigungsschreiben, das er von Karl I. erhalten hatte, an König Sigismund III. adressiert. Abgesandt wurde Roe nach damaliger Auffassung als Diplomat zweiten Ranges, also als Gesandter.65 Zwar war zur gleichen Zeit auch ein Sejm einberufen worden, doch bat Roe weder um eine Audienz noch um eine Akkreditierung am polnischen Sejm, was ihn jedoch nicht davon abhielt, zumindest eine Sejmsitzung zu besuchen.66 Roes eigentliche Mission bestand in der Mediation bei den Waffenstillstandsverhandlungen, darüber hinaus sollte er sich bei Sigismund III. für die englischen Kaufleute der Eastland Company einsetzen.67 Dafür waren Verhandlungen mit der „Respublica“ im weitesten Sinne nicht erforderlich beziehungsweise in den Augen Roes nicht notwendig.68 Zum einen hatte Roe Grüße und einen Brief des englischen Königs an Sigismund III. zu überbringen, zum anderen überreichte er einen Brief an Jan Wężyk69, den Primas von Polen. Roes Vorgehen am polnischen Königshof 64 65 66 67 68 69
Volumina Legum. Bd. 2. St. Petersburg 1859, S. 917f.; Augustyniak, Historia, S. 77. Wicquefort, Abraham de: L’Ambassadeur et ses fonctions. Den Haag 1680–1681, S. 91f. Kalinowska, Król, S. 287. Darüber hinaus sollte sich Roe für die Einsetzung Herzog Jakob Kettlers in Kurland und die Ratifikation des Vertrages von Altmark engagieren, ebd., S. 286. Siehe hierzu den Aufsatz von Anna Kalinowska in diesem Band. Swędrowski, Jerzy: Prymas Jan Weżyk – prawodawca i mecenas sztuki, in: Studia Prymasowskie 3 (2009), S. 229–243.
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und seinem Bericht nach zu urteilen schätzte er den politischen Einfluss Sigismunds III. auf die Landbotenkammer hoch ein und maß ihm dadurch einen letztlich zu großen politischen Spielraum in Polen-Litauen zu. Hätten Roes Einschätzungen in Bezug auf die Herrschaftskompetenzen des polnischen Königs eher denjenigen der spanischen Gesandten aus den 1620er Jahren entsprochen, wäre er mit Sicherheit anders vorgegangen.70 Roe musste davon ausgegangen sein, dass Sigismund III. ähnliche gestalterische Möglichkeiten offenstanden wie dem englischen König. Roe war bereits im polnischen Lager bei den Verhandlungen von Altmark mit den Kommissaren Polen-Litauens sowie weiteren Adligen in Kontakt gekommen und war ihnen dadurch de facto bekannt. Einige von eben diesen Adelsvertretern empfingen Roe bei der repräsentativen Begrüßung offiziell. Es kann beobachtet werden, dass deutlich zwischen den Praktiken der Mediation und der nun folgenden zeremoniellen Begrüßung des Gesandten unterschieden wurde. Zu den Adligen, die Roe bereits im polnischen Lager antraf, zählten der Chefunterhändler Jakub Zadzik71 (Bischof von Kujawien und Großkronkanzler), Jakub Sobieski72 (Vorschneider der Krone), Ernest Magnus Dönhoff73 (Kastellan von Pernau) und Jerzy Ossoliński74. Allen war gemeinsam, dass sie die Politik Sigismunds III. unterstützten. Darüber hinaus dürfen noch andere Gründe angenommen werden, dass gerade diese drei Akteure an der Begrüßung Roes beteiligt wurden. So war Zadzik qua Amt für die Verhandlungen prädestiniert gewesen und Ossoliński konnte durch seine Gesandtschaft nach England 1621 persönliche Erfahrungen mit dem Londoner Hof vorweisen; er hatte König Karl I. noch zu einer Zeit kennengelernt, als dieser Thronfolger und Fürst von Wales war. Sobieskis Kavaliersreise hatte 1609 unter anderem an den Londoner Hof geführt, wo er auf das englische Königspaar und Prinzessin Elisabeth Stuart traf.75 Zusätzlich war er schon 1618 am Vertrag von Deulino beteiligt gewesen und 1629 wiederholt zum Landboten sowie zum Marschall der Landbotenkammer gewählt worden. Im 70
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Zu den spanischen Gesandten und ihren Einschätzungen zur politischen Lage PolenLitauens siehe: Skowron, Ryszard: Dwór i kraj epoki Wazów w praktyce i opiniach dyplomacji hiszpańskiej w okresie wojny trzydziestoletniej, in: Ders. (Hg.): Dwór i kraj między centrum a peryferiami władzy. Kraków 2003, S. 275–294, hier S. 280–287. Zu seiner Biographie: Dorobisz, Janusz: Jakub Zadzik. Opole 2000. Długosz, Józef: Jakub Sobieski, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 39. Wrocław u.a. 1999–2000, S. 483–490. Czapliński, Władysław: Ernest Magnus Denhoff, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 5. Wrocław u.a. 1939–1946, S. 109. Czapliński, Ossoliński, S. 403–410. Sobieski, Jakub/Długosz, Józef (Hg.): Peregrynacja po Europie (1607–1613) / Droga do Baden (1638). Wrocław 1991, S. 58–59.
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Falle Dönhoffs war neben seinen militärischen Aufgaben auch der Umstand von Belang, dass er Güter im nördlichen Livland besaß, die sich ab 1617 fortwährend im Kriegsgebiet befanden.76 Der offizielle Empfang, der Roe durch die polnischen Würdenträger und ein militärisches Aufgebot von 1.000 prächtig gekleideten Soldaten77 wenige Meilen vor Danzig erwiesen wurde, wurde durch die Anwesenheit des regionalen Adels unterstützt. Letzterer begleitete die Fahrt in vielen Kutschen, was dem Engländer sehr schmeichelte, wie er in seiner Relation berichtet.78 Mit Zadzik, Sobieski, Dönhoff und Ossoliński traf er in eigens hergerichteten Zelten zusammen, zu denen er durch militärische Spaliere geleitet wurde. Zwar wurde in keiner Überlieferung festgehalten, wo Roe konkret von Zadzik und den Kommissaren begrüßt wurde, es erscheint jedoch unwahrscheinlich, dass die persönliche Begrüßung im Inneren eines der Zelte zu verorten ist. Die polnische Begrüßungsdelegation konnte sich zudem durch die Zelte vom restlichen Umfeld räumlich abgrenzen. Welchen Fortgang der Empfang in den Zelten nahm, mit welchen Reden und Gesprächen, Gesten und sonstigen kommunikativen Mitteln interagiert wurde, bleibt unbekannt. Hier konnte das weitere nicht sichtbare Handeln der Akteure im Zelt eine Strategie der Invisibilität beinhaltet haben. Sofern zwischen dem englischen Gesandten und den polnischen Würdenträgern Fragen der Hierarchie aufkamen, konnten diese übergangen werden, da die Akteure
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Bömelburg, Hans-Jürgen: Między Inflantami, Prusami i Rzeczpospolitą. Kariera rodu Denhoffów (1580–1650), in: Bogusław Dybaś/Dariusz Makiłła (Hg.): Prusy i Inflanty między średniowieczem a nowożytnością. Państwo. – Społeczeństwo – Kultura. Toruń 2003, S. 125–138, hier S. 131. Roe beschrieb die Truppen sehr detailliert und empfand ihr Aussehen bemerkenswert. Es verwundert aber, woher für diesen Empfang die genannten 1.000 aufwendig gekleideten Soldaten kamen. In den Briefen des Hetmans Koniecpolski beschwerte sich dieser beim König über den mangelnden und schlechten Zustand der Truppen, Wachoń, Koniecpolski, S. 53; deshalb kann nur vermutet werden, dass es sich hierbei um private Truppen von Adligen handelte, die wenig im Krieg eingesetzt wurden, was aber unwahrscheinlich ist. Ein Teil der 5.000 kaiserlichen Hilfstruppen wurden mit Sicherheit nicht präsentiert, da die Beschreibungen Roes polnische Besonderheiten des Militärs wie die Flügelhusaren wiedergeben. Vielleicht beschönigte Roe in seiner Relation den Zustand der Soldaten, um die Bedeutung seiner eigenen Person und die seines Königs Karl I. zu betonen. Eine Abschrift des Berichtes von Thomas Roe befindet sich in der Krakauer Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften: Biblioteka Akademii Umiejetności i Państwowej Akademii Nauk (= BAUiPAN) Kraków, Teki londyńskie rkps. 954. In seiner Dissertation gibt Taźbierski einen Teil des Berichtes in polnischer Sprache wieder: Taźbierski, Dyplomacja, S. 137.
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unter Ausschluss der Öffentlichkeit aufeinandertrafen.79 Der polnischen Gewohnheit gemäß wäre Roe zuvorderst mit einer feierlichen Rede auf Latein begrüßt worden, allerdings erwähnt er dies in seinem Bericht nicht, während er spätere Reden durchaus mitteilt. Es bleibt bei der ersten Station zusätzlich zu fragen, ob Großkronmarschall Mikołaj Wolski bereits hier für das Arrangement des Empfangs tätig war. Die Aufzeichnungen Wolskis berichten keine Anweisungen, weshalb offenbleiben muss, ob er in die Planung der Begrüßung involviert war. Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass Zadzik, Sobieski und den anderen Mitgliedern des Begrüßungskomitees bekannt war, wie das diplomatische Zeremoniell einwandfrei abzulaufen hatte, weshalb sie auf exakte Instruktionen nicht angewiesen waren. Der Bischof von Kujawien war ein in Polen-Litauen anerkannter Diplomat,80 der selbst einige Zeit in Italien verbracht hatte. Jakub Sobieski81 hatte bei seiner Kavaliersreise auch Eindrücke an den Höfen Frankreichs, Italiens und des Alten Reiches sammeln können. Hieraus kann geschlossen werden, dass schon die bloße Anwesenheit von Zadzik, Sobieski und Ossoliński die Gewähr für entsprechendes zeremonielles Wissen bei der Begrüßung bot. Somit scheint die Tradierung für zeremonielle Abläufe am Königshof vom Wissensstand seiner Akteure abhängig gewesen zu sein. Dieser Umstand führte schließlich dazu, dass die Akteure des königlichen Zeremoniells zu entscheidenden Wissensträgern wurden und ihre Interaktion im Rahmen zeremonieller Abläufe eine Tradierung sicherstellten. Für seine weitere Reise erhielt Roe eine polnische Assistenz, die ihn bis nach Warschau begleiten sollte. Für das weitere Fortkommen werden in der Relation keine Stationen genannt, die explizit für Roe vorbereitet wurden. Mit Sicherheit hatte die Krone Polen bis Warschau auch nichts Nennenswertes geplant. Erst zwei Meilen vor Warschau erhielt Roe durch einen königlichen Sekretär82,
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Tauber, Christine: Manierismus und Herrschaftspraxis. Die Kunst der Politik und die Kunstpolitik am Hof von Francois Ier, in: Uwe Fleckner u.a. (Hg.): Studien aus dem Warburg-Haus. Bd. 10. Berlin 2009, S. 94. Zadzik studierte an der Krakauer Universität, danach in Perugia und Rom. Seine weitere Ausbildung setzte er in der königlichen Kanzlei als Sekretär fort, wodurch ihm die lange Ausbildungszeit das diplomatische Handwerk lehrte, siehe: Panek, Anna: Jakub Zadzik (1582–1642), Janusz Dorobisz, Opole 2000 (Rezension), in: Przegląd Historyczny 92.4 (2001), S. 494–499, hier S. 494 f. Jakub Sobieski weist ein sensibles Wahrnehmungsvermögen für zeremonielle Praktiken auf. Als Beispiel kann hier seine Aufzeichnung zum Ableben Sigismunds III. und zur Wahl Władysławs IV. dienen, AGAD, APP 303. Es bleibt zu überlegen, ob sein Interesse später auf seinen Sohn König Jan III. Sobieski überging. Königliche Sekretäre waren entweder professionelle Schreiber in der Kanzlei oder junge Adlige, die in den Kanzleien Grundlagen der Diplomatie und Verwaltung lernen sollten;
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der auf Anweisung von Mikołaj Wolski handelte, Speisen und „materials“83, also ein Mittagessen. Einen zeremoniellen Akt stellt dies nicht dar, sondern es ist der Gewohnheit geschuldet, dass in Polen-Litauens Kosten für Verpflegung ausländischer Gesandtschaften von der Staatskasse übernommen wurden.84 Am folgenden Tag wurden Roe und seiner Entourage zwei Kutschen aus dem Besitz des Großkronmarschalls Wolski bereitgestellt, zudem trafen zwei Priester85 ein, die zu seiner Unterhaltung dienen sollten. Die anfängliche Assistenz wurde also durch eine Begleitung des Großkronmarschalls ersetzt. Roe befand sich fortan in der Obhut eines der ranghöchsten Ministers und Zeremonienmeisters; dies währte allerdings nur eine Meile. Danach wurde, eine Meile vor Warschau, eine erneute Aufwertung der Equipage des Gesandten vorgenommen. Auf ihn wartete eine königliche Kutsche, die mit dem Großkronsekretär Mikołaj Szyszkowski86, dem Küchenmeister der Krone Piotr Żeroński87 und dem Unterkanzler Tomasz Zamoyski88 besetzt war. Zudem warteten eine Hundertschaft Reiter unter dem Befehl von Oberst Gerard Butler89 und einige Kosaken. Dass Roe nicht gleich von der königlichen Kutsche in Empfang genommen wurde, sondern zuerst von der Kutsche Wolskis, lässt sich mit der Idee der ‚rangsteigernden‘ Begleitung erklären. Dies wurde dadurch betont, dass der englische Gesandte quasi vom Großkronmarschall zum König geführt wurde. Verglichen mit dem englischen Prozedere ergab sich eine gewisse Analogie. Die Gesandten königlicher Häupter wurden bereits am Hafen von Gravesend vom Master of Ceremonies begrüßt ( first
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Opaliński, Edward: Kultura polityczna szlachty polskiej w latach 1587–1652. Warschau 1995, S. 272 f. Was hierunter genau zu subsumieren ist, bleibt unklar. Womöglich erhielt Roe Gegenstände des täglichen Bedarfs überreicht. Eine zeremonielle Übergabe von Geschenken erfolgte meistens in Anwesenheit des Königs, zumal dieser als Gegenleistung eigene Geschenke überreichte, siehe allgemein: Stollberg-Rilinger, Barbara: Zur moralischen Ökonomie des Schenkens bei Hof, in: Werner Paravicini (Hg.): Luxus und Integration. Materielle Hofkultur Westeuropas vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, München 2010, S. 187–202; und exemplarisch: Skowron, Mendozy, S. 40. Wolski war ein Unterstützer des Ordens der Kamaldulenser, welche er Anfang des 17. Jahrhunderts nach Krakau berief; Zarewicz, Ludwik: Zakon kamedułów, jego fundacje i dziejowe wspomnienia w Polsce i Litwie. Kraków 1876, S. 22. Nitecki, Piotr: Biskupi Kościoła w Polsce w latach 965–1999. Słownik biograficzny. Warszawa 2000, S. 436. Auch Piotr Żeromski. Zur Biografie von Tomasz Zamoyski: Żurkowski, Stanisław: Żywot Tomasza Zamojskiego Kanclerza W. Kor. Lwów 1860. Czapliński, Władysław: Gerard Butler, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 3. Wrocław u.a. 1937, S. 324.
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welcome). In Greenwich erfolgte die zweite Begrüßung (second welcome) mit einer gehaltenen Rede durch einen Earl und mit königlichen Kutschen oder Prunkschiffen wurde der Gesandte zum third welcome gebracht.90 Die Begrüßungsrede hielt Kronsekretär Szyszkowski im Namen des polnischen Königs, in der „er an die damalige Freundschaft, die einst zwischen ihm [Sigismund III., P. S.] und dem Vater Eurer königlichen Majestät bestand,“ erinnerte und ihm versicherte, dass „ihm die tiefe Vertrautheit und Erinnerung immer teuer“ bliebe.91 König Sigismund III. ist „der Beweis und die Beteuerung der Freundschaft und tiefen Vertrautheit Eurer königlichen Majestät lieb, sodass er den Umstand der Absendung des Gesandten zu nutzen begehrt, um eine ähnliche Freundschaft zu beweisen.“92 Die gesamte Eskorte fuhr weiter nach Warschau an einen nicht näher beschriebenen Marktplatz (rynek) zur eigens hergerichteten Logis. Kosten und Mühen wurden vonseiten des Hofes nicht gescheut, sodass auch Roe voller Zufriedenheit in seiner Relation davon berichtete.93 Noch am selben Tag kam Wolski mit einem großen Anhang an Personal zu Besuch.94 Dieser Besuch galt nur dem gegenseitigen Komplimentieren und Kennenlernen, für Wolski zusätzlich der Repräsentation des Königs in seiner Funktion als Großkronmarschall. Seine Kompetenz als Zeremonienmeister erfüllte Wolski am folgenden Tag, als er bei seinem zweiten Besuch den Audienztermin mit Roe besprach. Nach Wolski besuchten Roe nacheinander der Feldhetman der Krone, Stanislaw Koniecpolski, der die polnischen Kampagnen gegen Schweden anführte, der brandenburgische Gesandte Peter Bergmann95 und ein kurländischer Agent.96 Auffällig ist bei den vier Besuchern, dass sie ihrem Rang gemäß97 erschienen. 90 91 92 93 94 95 96 97
Loomie, Albert J.: Ceremonies of Charles I. The Note Books of John Finet 1628–1641. New York 1987, S. 27f. BAUiPAN, Teki londyńskie rkps. 954, S. 7. Ebd. Taźbierski, Dyplomacja, S. 137. Bedauerlicherweise werden hierzu keine weiteren Angaben gemacht, weshalb nicht ersichtlich wird, ob Wolski eigene Höflinge bzw. Klientele mitbrachte oder auf Höflinge des Königs zurückgriff. In den Aufzeichnungen Bergmanns aus dieser Zeit fanden sich keine Hinweise für den Gesprächsinhalt. Der Name des kurländischen Agenten ist leider unbekannt. Der Gesprächsgegenstand kann wegen der damaligen politischen Situation auf die Einsetzung von Herzog Friedrich Kettler von Kurland nach dem Tod seines regierenden Onkels eingegrenzt werden. Wegen der fehlenden, festgesetzten höfischen oder staatlichen Amtshierarchie bleibt unklar, ob der Feldhetman in der Hierarchie niedriger stand als der Großkronmarschall.
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Der Verlauf der Audienzen bei König Sigismund III. und Königin Konstanze Am Tag der Audienz wurde Roe vom Hofschatzmeister, Jan Mikołaj Daniłowicz,98 mit der Kutsche der Königin und etlichen Höflingen abgeholt.99 Im Residenzschloss angekommen, stieg Roe im Innenhof aus.100 Er wurde von dort ins Schloss begleitet. Am Eingang zum Senatssaal standen Wolski und die beiden Hofmarschälle Opaliński101 und Wiesiołowski102 mit ihren Marschallstäben103 und führten Roe ins Schlafzimmer des Königs. Dass Sigismund den Gesandten in seinem Schlafzimmer104 empfing und nicht im Thronzimmer deutete auf den Charakter einer in Polen-Litauen üblichen ‚Privataudienz‘105 oder den Versuch hin, den Empfang nicht nach Maßgabe des Großen Zeremoniells durchzuführen. Mithin wurde bei diesem Empfang bewusst auf die Benutzung des Thronsaals des Königs verzichtet, wodurch die üblichen symbolischen Prärogativen des Königs wie Thron, Stufen und Baldachin wegfielen. Sigismund III. unterschied sich durch seine italienischen Kleider von den meisten anwesenden Adligen, sodass hier ein Mittel gegeben war, ihn leichter zu erkennen. Allerdings war im Schlafzimmer106 eine räumliche Trennung nicht mehr so leicht herzustellen wie im Thronzimmer, 4.2
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Immerhin hatte der Feldhetman noch den Großkronhetman als Vorgesetzten. Ein argumentativer Ausgangspunkt für den Großkronmarschall wären seine führenden Kompetenzen bei den Krönungen und Sejm-Debatten. Roe behauptet zugleich, Daniłowicz war Woiwode, was jedoch nicht zutrifft; Hejnosz, Wojciech: Jan Mikołaj Daniłowicz, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 4. Wrocław u.a. 1938, S. 415. Taźbierski, Dyplomacja, S. 139. In seiner Relation erwähnt Roe nichts von seinem Empfang im Schlosshof. Bei Taźbierski ist zusätzlich zu lesen, dass Roe im Schlosshof von Schatzmeistern begrüßt wurde. Czapliński, Opaliński, S. 90–93. Hier gibt Roe fälschlicherweise Zawadzki an, dabei war zur damaligen Zeit Krzysztof Wiesiołowski Litauischer Hofmarschall. Mielnik, Paulina: Laska marszałkowska jako atrybut urzędu ministerialnego, in: Almanach Historyczny 14 (2012), S. 57–101. Mierzwa, Polska, S. 316, schreibt, dass Sigismund III. aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes Roe im Schlafzimmer begrüßte. Allerdings erwähnte Roe nicht, dass der König im Bett lag, was für gewöhnlich von Gesandten stets notiert wurde. Eine nicht vom Senat oder Sejm gemeinsam mit dem König empfangene diplomatische Delegation war als Privataudienz bezeichnet worden, siehe: Skowron, Mendozy, S. 32 f. Die Gestaltung des Schlafzimmers ist wenig bekannt, sodass nicht ausgesagt werden kann, ob der König tatsächlich eine Bettbalustrade besessen hat, die er als Abgrenzung hätte nutzen können. Für das Jahr 1641 existiert eine womöglich umgesetzte Zeichnung des Architekten Ghisleni für das Schlafzimmer von Władysław IV., die eine Balustrade erkennen lässt, siehe: Lileyko, Jerzy: Zamek Królewski w Warszawie. Warszawa 1981, Anhang Abb. 107.
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es sei denn, die anwesenden Adligen hätten sich auf eine bestimmte Weise räumlich positioniert. Roe erwähnt in seinem Bericht die Anwesenheit des höchsten Adels, ohne jedoch Namen zu nennen.107 Woher er das Wissen hatte, dass Mitglieder der wichtigsten polnischen Familien anwesend waren, bleibt zwar verborgen, er konnte als königlicher Abgesandter jedoch auch schlicht erwartet haben, dass sich am polnischen Hof einflussreiche adlige Personen zu seiner Audienz einfanden, um ihm die Ehre zu erweisen.108 Vergleichend hierzu hatte der englische Hof König Karls I. speziell für die Antritts- und Abschiedsaudienz ein Thronzimmer (Presence Chamber), das ausschließlich von den gentlemen of quality betreten werden durfte.109 Manche Gesandte wurden zu Privataudienzen in die Privatgemächer des Königs (Privy Lodgings) geführt, in deren äußere Räume Bischöfe und Mitglieder der Peerage Zugang hatten.110 Im Schlafzimmer standen alle Anwesenden, wahrscheinlich auch der König mit entblößtem Haupt. König Sigismund reichte dem englischen Gesandten die Hand und setzte daraufhin seine Kopfbedeckung wieder auf, wonach er Roe bedeutete, das gleiche zu tun. Im Anschluss hielt Roe seine Rede auf Latein, auf die er eine Antwort vom Kanzler erhielt. Am Schluss verbeugte sich der Gesandte und verließ das Zimmer. Sein Rückweg erfolgte auf dieselbe Weise wie seine Hinfahrt. Roe bat für den folgenden Tag explizit um eine Privataudienz111, worunter am ehesten eine Geheime Audienz zu verstehen ist. Ziel war dabei, ein längeres Gespräch zu führen; das Einholen des Gesandten durch den Hof konnte aber weiterhin repräsentativ erfolgen. Der Hof ließ Roe noch zusätzlich ausrichten, dass er gerne eine Audienz bei der Königin erhalten könne. Doch geriet Roe hier in die für ihn unangenehme Lage, für die polnische Königin weder einen Brief mit Grüßen von der englischen Königin112 noch irgendein Geschenk bei sich zu haben. Allerdings konnte er die Einladung wohl kaum ausschlagen und stimmte zu, der Königin seine Reverenz zu erweisen. Dieses Angebot vonseiten des polnischen Hofes kann als dezenter Hinweis interpretiert werden, dass Roe auch die Königin zu besuchen hatte und sich nicht bei Hofe aufhalten 107 108 109 110
Taźbierski, Dyplomacja, S. 139. Krischer, Souveränität, S. 4–10 und 31. Loomie, Ceremonies, S. 29. Asch, Ronald G.: Hof. Adel und Monarchie. Norbert Elias’ Höfische Gesellschaft im Lichte der neueren Forschung, in: Claudia Opitz (Hg.): Höfische Gesellschaft und Zivilisationsprozeß. Norbert Elias’ Werk in Kulturwissenschaftlicher Perspektive. Köln/Weimar/Wien 2005, S. 119–142, hier S. 126–130. 111 Hier eher zu verstehen als Geheime Audienz, siehe Skowron, Mendozy, S. 33. 112 Henriette Maria von Frankreich.
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konnte, ohne Königin Konstanze die Ehre erwiesen zu haben. Ob eine Verpflichtung gegenüber den neuen Gesandten am Königshof bestand, auch die Königin aufsuchen zu müssen, ist schwierig zu sagen. 1606 hatte aber auch eine brandenburgische Gesandtschaft weder einen Brief zur Übergabe noch in der Instruktion eine Anweisung, die Königin um Audienz zu bitten, besessen; erst der Großmarschall scheint diese dann initiiert zu haben.113 Am Tag der Privataudienz holte erneut der Unterschatzmeister Daniłowicz Roe ab und geleitete ihn zum Schloss.114 Im Schlafzimmer fand Roe Sigismund III. und einige Adlige erneut stehend vor, verbeugte sich vor dem König, worauf Roe einen Stuhl hingerückt bekam, so dass er sich mit dem König hinsetzen konnte. Die Adligen verließen daraufhin den Raum. Roe unterhielt sich mit Sigismund III. über die jüngsten politischen Entwicklungen und die Belange der englischen Kaufleute.115 Nach dieser Audienz, die wahrscheinlich mindestens eine Stunde in Anspruch nahm, wurde Roe zur Königin geführt, also zwei Zimmer weiter in ihr Kabinett.116 Die Königin erteilte Roe zwar gleichfalls eine Privataudienz, jedoch distinguierter: Sie empfing ihn in ihrem Kabinett sitzend auf einem Thronsessel. Zur Rechten der Königin standen nicht näher beschriebene Minister und hohe Würdenträger, zur Linken (Hof-)Damen. Neben der Königin am Fenster stand mit entblößtem Haupt ihr zwanzigjähriger Sohn Prinz Johann Kasimir. Im Vergleich zum König wies der Empfang nun all jene königlichen Semantiken auf, die zuvor fehlten. Die Königin ging sogar zwei zeremonielle Stufen weiter, da sie auf ihrem Thron saß und ihren Sohn bei sich hatte. Die Präsenz Johann Kasimirs könnte darauf hindeuten, dass hier im Zeremoniell ein dynastischer Gedanke zum Vorschein kam.117 Zwar handelte es sich bei Polen-Litauen um eine Wahlmonarchie, doch war auch großen Teilen des Adels die Idee nicht zuwider, nach Sigismunds III. Ableben einen Wasa-Prinzen zum König zu wählen; gänzlich darauf vertrauen konnten die Wasa allerdings nicht.118 Als Königin musste Konstanze der ihren Kindern entgegengebrachte Respekt 113 Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1522. Ansonsten empfing die Königin mehrere Gesandtschaften wie einige aufgeführte Beispiele beweisen, siehe: ebd., S. 1524–1529. 114 Der Weg bis in die Zimmer wurde im Bericht nicht mehr eigens beschrieben. 115 BAUiPAN, Teki londyńskie 954, S. 9 f., 12f. 116 Siehe hier die Schlosspläne bei Lileyko, Zamek, S. 48; Roe setzte sich auch für Wilhelm Kettler ein, damit er vom König begnadet wurde. 117 Für das Jahr 1597 ist die Anwesenheit von Prinzessin Anna Maria an der Seite ihrer Mutter, Königin Anna, beim Empfang des spanischen Gesandten bekannt, siehe: Skowron, Mendozy, S. 36; 1606 präsentierte Königin Konstanze dem toskanischen Gesandten Bevilacqua ihren halbjährigen Sohn Johann Kasimir, siehe: Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1529. 118 Siehe hierzu insbesondere die Debatten zur Erziehung des Prinzen Władysław Sigismund 1605 auf dem Sejm: Czapliński, Władysław, Władysław IV. i jego czasy. Krakau 1976, S. 18.
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deshalb umso wichtiger gewesen sein, um deren hierarchischen Status zu unterstreichen. Dabei musste sich dieser indirekte dynastische Herrschaftsanspruch nicht ausschließlich an die auswärtigen Gesandten richten, sondern genauso den polnisch-litauischen Adel als Adressaten gehabt. Mit dem Mittel der Audienz konnte das Königspaar allen am Hof Anwesenden demonstrieren, dass das Zeremoniell auch königliche Familienmitglieder auf eine herausgehobene Stufe stellte und dieses Reglement bereitwillig von Gesandten weiterer Königshäuser akzeptiert wurde. Roe jedenfalls wandte sich ohne Umschweife Johann Kasimir zu und verbeugte sich vor ihm, woraufhin ihn der Prinz komplimentierte. Roe entschuldigte sich nach seinen Verbeugungen dafür, keinen Brief von der englischen Königin bei sich zu haben, da diese bei seiner Abreise krank war. Der Kanzler antwortete Roe stellvertretend für Königin Konstanze119, worauf der Gesandte mit einer Verbeugung seine Anwesenheit abschloss und das Schloss verließ. Der Empfang bei Königin Konstanze kann als reiner Höflichkeitsbesuch gewertet werden. Roe überbrachte der Königin ausschließlich gesprochene Worte, was auch darauf zurückzuführen ist, dass er wahrscheinlich entgegen seiner Pläne Konstanze seine Aufwartung machte. Ob Roe die Königin nicht besuchen wollte, weil er dies ohne einen Brief der englischen Königin für unangebracht erachtete, oder die Königin womöglich gar nicht aufsuchen sollte, muss dahingestellt bleiben. Die politische Ausrichtung König Karls I. gegenüber Kaiser Ferdinand II., dem Bruder der Königin, ließ das Ausrichten von Grüßen wahrscheinlich nicht angeraten erscheinen. Einen weiteren Hinweis bietet zudem die Reaktion des Königspaares auf den Tod Königin Konstanzes 1631: Als der außerordentliche Gesandte Jan Wojciech Rakowski in London das Ableben seiner Königin verkündete, ordnete Karl I. erst nach einer Weile Hoftrauer an und Königin Henrietta Maria trug überhaupt keine Trauerkleidung.120 Neun Tage später nahm Roe seinen Abschied sowohl beim König als auch bei der Königin, ohne im Vergleich zum Empfang zeremoniell andersartig behandelt worden zu sein. Nach Roes eigener Einschätzung wurde er am polnischen Königshof sehr zuvorkommend behandelt. Seinem Prinzipal ließ er ausrichten, dass alles sehr zur Zufriedenheit des englischen Königs stattfand.121
119 Königin Konstanze beherrschte nur die deutsche Sprache. 120 Nagielski, Mirosław, Tadeusz Wasilewski, Jan Wojciech Rakowski, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 30. Wrocław u.a. 1948, S. 518. 121 BAUiPAN, Teki londyńskie 954, S. 15–17.
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Die Interaktion beim Empfangszeremoniell und der zeremonielle Raum am Königshof
Um das Empfangszeremoniell und weitergehend den zeremoniellen Raum am Königshof näher zu beleuchten, erscheint es sinnvoll, nicht ausschließlich auf den Bericht Roes zurückzugreifen, sondern zusätzliche Beschreibungen von Gesandtenempfänge heranzuziehen, die in die Jahre 1597, 1608, 1609, und 1627 fallen.122 Auf diese Weise können weitere Information und Details zum diplomatischen Zeremoniell ausgewertet werden. Auf seiner Reise nach Warschau schenkte Roe an drei Standorten dem Zeremoniell besondere Aufmerksamkeit: dem Empfang in der Nähe Danzigs, der Bereitstellung der Kutschen wenige Meilen vor Warschau, dem Einholen zu den Audienzen in Warschau. An allen drei Episoden kam er mit hohen Amtsund Würdenträgern zusammen und wurde mit dem Vorhandensein militärischer Einheiten geehrt. Im Vergleich zu anderen Gesandtschaften123 fällt bei Roe auf, dass er bereits bei Danzig von Kronkanzler Zadzik begrüßt und 1.000 Mann Militär aufgeboten wurde. Hier wäre zu überlegen, ob die zeremoniellen Praktiken Englands, die beispielsweise bei Ossoliński 1621 Anwendung fanden, eine Rolle spielten, da der Londoner Hof königliche Kutschen mitsamt dem stellvertretenden Zeremonienmeister John Finet nach Dover entsandt hatte.124 Bei Danzig erzeugten die Vielzahl an Kutschen des regionalen Adels und die durchchoreographierte Aufstellung der prächtig ausgestatteten Soldaten in Spalier125 bei Roe wohl einen tiefen Eindruck. Eine räumliche Separierung erfolgte schließlich mit den Zelten, in die Roe eingeladen wurde, um sich mit Zadzik, Sobieski und weiteren genannten Personen zurückzuziehen. 122 Für 1597 der spanische Gesandte und aragonische Admiral Francisco Hurtado de Mendoza Graf von Monteagudo, siehe: Skowron, Mendoza; für 1609 der toskanische Gesandte Markgraf Luigi Bevilacqua, siehe: Tygielski, Wojciech: Margrabia Luigi Bevilacqua i jego misja dyplomatyczna w 1609 r., in: Przegląd Historyczny 15 (1999), S. 19–32; für 1627 der niederländische Gesandte Rochus van den Honert, siehe: Boot, Abraham: Iournal Van de Legatie, gedaen in de Iaren 1627. en 1628. Amsterdam 1632. 123 Beispielsweise wurde dem kaiserlichen Gesandten Freiherr Johann Christoph von Pruskowski 1608 der königliche Sekretär Mikołaj Koryciński an die Grenze entgegengeschickt, siehe: Leszczyński, Józef: Zapomniane polestwo cesarskie na dwór polski w 1608 roku, in: Sobótka 4 (1974), S. 471–484, hier S. 480. 124 Kalinowska, Anna: Ceremoniał dyplomatyczny na dworze angielskim w okresie pierw szych Stuartów, in: Kronika Zamkowa 1.2 (2004), S. 17–32, hier S. 22; Maciejewski, Piotr: Ceremoniał dyplomatyczny na dworze angielskim w negocjacjach z Rzecząpospolitą, w XVII wieku, in: Acta Universitatis Lodziensis. Folia Historica 79 (2005), S. 7–26, hier S. 15. 125 Tażbierski, Ceremoniał, S. 138, erwähnt unter anderem bunte Helmfedern, geflügelte Husaren mit Löwen- und Leopardenfellen.
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Die Einholung Roes in die Residenzstadt erfolgte mit der königlichen Kutsche und der Assistenz des Unterkanzlers Zamoyski, des Großkronsekretärs Szyszkowski und des Kronküchenmeisters Żeroński. Mit der von Szyszkowski vorgetragenen Rede ließ König Sigismund III. seine freundschaftliche Zuneigung gegenüber dem englischen König zum Ausdruck bringen. Die militärische Abteilung unter dem Kommando von Oberst Butler diente dem feierlichen Zug nach Warschau. Ähnlich verfuhr der Warschauer Hof mit dem kaiserlichen Gesandten Freiherrn Pruskowski 1608 mit der Einholung durch Maksymilian Przerębski, Starosten von Piotrków/Petrikau und späteren Hofmeister des Prinzen Władysław, Zygmunt Kazanowski und den Kronreferendar Henryk Firlej samt 25 Adligen zu Pferd.126 Zur Inneneinrichtung der vom Hof zur Verfügung gestellten Unterkunft bieten Roes Beschreibungen dahingehend Aufschluss, dass ihm und seinem Anhang ein Haus bereitgestellt wurde, in dem für ihn ein Vor- und Schlafzimmer bereitstand. Die reiche Ausstattung mit rotem Samt, Goldstoffen und kostbaren Materialien mit Stickereien, die die Wände und sein Bett bedeckten, erlaubten Roe, Besucher repräsentativ zu empfangen.127 Vom Hof zur Verfügung gestelltes Personal sollte dafür sorgen, dass es dem Gesandten an nichts mangelte. Ein ähnliches Verfahren war auch 1627 bei der holländischen Gesandtschaft128 unter der Leitung von Rochus van den Honert zu verzeichnen. Das Haus des Bürgermeisters Henryk Blumhof diente als Unterkunft, das „op de Poolsche maniere Magnifiqc gebout“129 war und bereits einem kaiserlichen Gesandten als Residenz gedient hatte. Im Gegensatz zu Roe zählten die Niederländer detailliert auf, welche Speisen respektive Lebensmittel ihnen vom Hof geliefert wurden.130 Die aufwendigste Choreographie war bei der Einholung zur Audienz ins Schloss zu beobachten. Beginnend bei der Abholung an der Unterkunft, über die Begrüßung im Schlosshof bis hin zum Schlafzimmer des Königs steigerte sich die Zahl der anwesenden Amts- und Würdenträger. Die vielen 126 Tygielski, Margrabia, S. 480. Przerębski war zu diesem Zeitpunkt Starost von Piotrków/ Petrikau und sollte in der Folgezeit als Kastellan von Zawichost, Radom und Sieradz Karriere machen, bevor er zum 1626 Hofmeister ernannt wurde. Nach dem Tod Sigismunds III. wurde er schließlich Wojewode von Sieradz, vgl. Leitsch, Leben. Bd. 3, 1986–1990. 127 Tażbierski, Ceremoniał, S. 139. 128 Weitere Teilnehmer waren Andries Bicker, Simon van Beaumont und Jo. Gijsbert van den Boetselaer, siehe: N.N., Rochus van den Honert, in: Biographisch Woordenboek der Nederlanden. Bd. 8/2. Harlem 1852, S. 1047–1050. 129 Boot, Iournal, S. 19. 130 Ebd., S. 20: „Den 5. [Julii] 4. Ossen., 6. Calvren., 15. Schapen., 60. Gansen., 120. Hoenderen., 2. Vaten. Ongerschen Wein., 6. [Julii] 40. Schaefel Haver voor de Paerden., 1. Vat Ongersche Wijn., 1 Vat Rijnsche Wijn, 20. Vaten Bier.“
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namentlich nicht genannten Höflinge sollten durch ihre Anzahl die Bedeutung des Besuchers unterstreichen und zugleich der Repräsentation des Königs dienen. Eine häufig genannte Einzelheit im Zeremoniell ist die Treppe und welcher Amtsträger dort die Gesandtschaft/den Gesandten begrüßte. Interpretatorisch schwierig wird die Sachlage im Schlafzimmer des Königs. Nicht klar ist, ob der König aufstand, als Roe den Raum betrat. Einen kleinen Hinweis liefert nur sein Kommentar, dass Roe bei der zweiten Audienz ein Stuhl gebracht wurde. Über Sigismunds III. Sitzgelegenheit schrieb er nichts. Ein Blick in das holländische Journal könnte den Sachverhalt präzisieren: Nachdem der holländische Gesandte samt Entourage mit drei Kutschen vom litauischen Hofmarschall Wiesiołowski und dem Warschauer Starosten von seiner Unterkunft abgeholt wurde, brachte sie Großmarschall Wolski im Schloss in ein königliches Zimmer. In diesem lehnte der Monarch an einem Tisch und empfing den holländischen Gesandten im Stehen; Sigismund III. nahm somit eine Herrschaftspose ein, die auf zeitgenössischen Gemälden häufig zu sehen war.131 Der König trug schwarzen Samt wegen des Todes seiner Tante Cäcilie Wasa, Markgräfin von Baden-Rodermachern. Während Roe genauere Angaben zu den Personen im Raum schuldig bleibt, benennt das Journal der Holländer einige Anwesende, aufgeteilt in „Senatores Regni [und, P. S.] Officiales“132. Zur Positionierung aller Personen im Raum gibt es in keiner Überlieferung genaue Angaben. So bleibt unklar, ob sich die Senatoren gemäß der Rangfolge der Lubliner Union133 aufstellten und dem Prozedere im Sejm folgten. Aber zumindest für die Gestik gibt es einige Informationen. Roes Angaben zu seinen Verbeugungen und dem Reichen der Hand durch König Sigismund III. sind nur an einigen Stellen genannt. Der spanische Gesandte Mendoza hingegen verbeugte sich dreimal und ließ seine Begleiter die Hand des Königs küssen. Bezüglich des Handkusses verfuhr der holländische Gesandte wie im spanischen Fall, sodass zu überlegen ist, ob fremden Gesandten diese Form der Ehrerbietung gegenüber einem auswärtigen Monarchen nicht angemessen erschien. Wenn nämlich der Handkuss, der einem Untertan gewährt wurde, als Gnadenakt des Herrschers oder der Herrscherin zu verstehen war,134 hätte 131 Als Beispiele für solche Gemälde siehe: Ruszczycówna, Janina: Portrety Zygmunta III. i jego rodziny, in: Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie 13.1 (1969), S. 151–270, hier S. 160 mit Abb.°4 und besonders S. 258 mit Abb. 67. Letzteres zeigt den König in schwarzer italienischer oder spanischer Kleidung. 132 Ebd., S. 21; bei Leszczyński, Zapomniane, S. 480 werden ebenfalls einige Senatoren aufgezählt. 133 Volumina Constitutionum. Tom II, Vol. 1. Warszawa 2005, S. 213–268. 134 Frötschel, Ruth: Mit Handkuss. Die Hand als Gegenstand des Zeremoniells am Wiener Hof im 17. und 18. Jahrhundert, in: Pangerl (Hg.), Wiener Hof, S. 337–356, hier S. 337–339, 350.
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leicht der Eindruck entstehen können, der Gesandte befände sich durch das Vollziehen des Handkusses in einem ähnlichen Verhältnis zum Herrscher wie der Untertan. Als Repräsentant seines Souveräns hatte der Gesandte jedoch darauf zu achten, seinen Prinzipal als gleichrangigen Herrscher zu vermitteln. Die Relationen und das Journal bieten kaum Informationen zum Rauminneren des Warschauer Stadtschlosses.135 Sogar der Weg, der vom Schlossinnenhof in das für die Audienz bereitgestellte Zimmer führt, ist schwer nachzuvollziehen. So herrscht in keinem der vier Gesandtenempfänge völlige Klarheit darüber, in welches Zimmer der Großmarschall die Diplomaten nach der Senatskammer führte. Deshalb bleibt an dieser Stelle unklar, ob Sigismund III. für das diplomatische Zeremoniell, für das ihm in seinem Appartement drei Vor- und ein Audienzzimmer zu Verfügung standen, eine Differenzierung in Hinblick auf den Rang der Gesandten anwandte.136 Auf den ersten Blick erscheint es auffällig, dass die Gesandten nicht darüber berichten, den König einen Thron nutzen zu sehen. Im Falle von Roe durfte hinter dem König ein Sessel gestanden haben und bei den drei anderen Gesandtschaften, die schlicht von einem Zimmer berichten, verzichtete der König völlig auf die Nutzung eines Thronensembles, um zwischen den Audienzen in seinem Appartement und der Senatskammer deutlicher unterscheiden zu können. Die Königin nutzte in aller Regel einen Thronsessel für ihre Audienzen, saß dabei unter einem Baldachin und stellte ihre Hofdamen und Jungfrauen aufgereiht zu ihrer Linken und zur Rechten ihren männlichen Hofstaat auf. Innerhalb des zeremoniellen Gefüges waren in einigen Fällen bei der Königin auch die königlichen Kinder anwesend, wobei die Töchter weitaus seltener präsent waren. Prinz Johann Kasimir war von der Einholung Roes abgesehen bereits im Säuglingsalter 1609 von der Königin dem toskanischen Gesandten Luigi Bevilacqua137 vorgestellt worden. Er stand im Jahr 1631 gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern bei der Königin, als sie eine Audienz für Nuntius Santa Croce abhielt, was beim Nuntius zu einer gewissen Verwirrung führte, da er nicht wusste, wie er die Prinzen hierarchisieren sollte, weil Karl Ferdinand und Johann Albert Bischofswürden innehatten.138 135 Für Wien ist dies auch beobachtet worden, siehe: Karner, Herbert: Raum und Zeremoniell in der Wiener Hofburg, in: Kauz/Rota/Niederkorn (Hg.), Diplomatisches Zeremoniell, S. 55–78, hier S. 58. 136 Siehe für England und seine Vorgaben des Empfanges von königlichen und fürstlichen Gesandten in der Presence Chamber und Privy Chamber ab 1625: Baillie, Hugh Murray: Etiquette and the Planning of the State Apartments in Baroque Palaces, in: Archaeologia, or, Miscellaneous Tracts Relating to Antiquity 101 (1967), S. 169–199, hier S. 178f. 137 Zu Bevilacqua vgl. die Bemerkungen weiter oben in den Fn. 120 und 125. 138 Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1528–1529.
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Der älteste Sohn König Sigismunds III., Prinz Władysław, nahm eine gewisse Sonderrolle ein, da er als potenzieller Nachfolger seines Vaters auf dem polnischen Thron gehandelt wurde, wie beispielsweise die Debatten auf dem Sejm von 1605 bewiesen.139 Just im selben Jahr empfing er Abgesandte des Danziger Magistrats und erteilte 1608 dem kaiserlichen Gesandten Freiherr Johann Christoph Pruskowski eine Audienz.140 Bei dessen öffentlicher Abschiedsvisite befand sich der Prinz im Beisein von Senatoren und Höflingen an der Seite seines Vaters und seiner Stiefmutter. 1609 nutzte Prinz Władysław bei seinen Audienzen für Bevilacqua ein Tabouret und lüftete beim Eintreten des Gesandten seinen Hut; als Übersetzer diente der litauische Großkämmerer Hieronim Wołłowicz. Ab 1611 nomineller Zar von Russland, empfing er 1618 im Feld während der Smolensker Kampagne und einige Zeit später in den königlichen Zimmern des Warschauer Königsschlosses eine moskowitische Delegation, wobei er in beiden Fällen von Senatoren umgegeben war und auf einem Thron saß. Seine Stellung als königlicher Erstgeborener wurde auch 1611 auf dem Sejm unterstrichen, als der Prinz auf Bitten der Landboten neben seinem Vater auf dem Thronpodest eine Stufe tiefer Platz nahm und ihm der zeremonielle Handkuss zuteilwurde. Bei der feierlichen Präsentation der Gebrüder Szujski im selben Jahr saß er erneut auf dem Thronpodest.141 Hier darf allerdings nicht der Gedanke aufkommen, dass die Anwesenheit des Prinzen auf dem Sejm in den folgenden Jahren von ständigem Wohlwollen des Adels begleitet wurde. Es äußerten sich auch kritische Stimmen.142 Das aufgebotene Zeremoniell aus Anlass des Empfangs von Gesandtschaften bezog nicht nur den König und die Königin ein, sondern stellenweise auch die königlichen Kinder. Es ist natürlich stets zu beachten, dass die mit dem polnischen Haus Wasa verwandten Höfe in Wien oder Florenz über ihre Gesandten Grußworte (und eventuell Geschenke) nicht ausschließlich an das Königspaar richteten, sondern diese auch an deren Kinder adressierten, handelte es sich doch schließlich um die Nichten und Neffen Kaiser Ferdinands II. oder der toskanischen Großherzogin Maria Magdalena.143 Anders verhielt es sich mit dem 139 Strzelecki, Adam: Sejm z roku 1605. Kraków 1921, S. 132f. 140 Leszczyński, Zapomniane, S. 481. 141 Byliński, Janusz: Sejm z roku 1611 w nowym opracowaniu. Wocław 2016, S. 103; Chemperek, Dariusz: Triumf warszawski Hetmana Stanisława Żólkiewskiego i hołd Szujskich w historiografii siedemnastowieczniej, in: Juliusz Chrościcki/Mirosław Nagielski (Hg.): Hóld carów Szujskich. Warszawa 2014, S. 93–107, hier S. 103–106. 142 Leitsch, Leben, S. 1683. 143 Prinz Władysław besuchte zudem die Höfe seiner Verwandten bei seiner Kavaliersreise 1624–1625 in Neisse, Wien, München, Brüssel und Florenz, siehe: Schweinitz, Bolko: Die Reise des Kronprinzen Władysław Wasa in die Länder Westeuropas in den Jahren 1624/1625. Leipzig 1988.
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Londoner Hof: Mit den Stuarts bestanden keinerlei familiäre Verbindungen und die Außenpolitik König Karls I. richtete sich durch Unterstützung der Schweden gegen die Habsburger. Der Auftrag Roes galt der Ausführung der in seiner Instruktion aufgeführten Aufträge, die eine Bitte um eine Audienz bei der Königin nicht erwähnte.144 Dass er ihr dennoch aufwartete, ist dem ‚Audienzangebot‘ des polnischen Hofes zuzuschreiben, wie in der Relation Roes zu lesen ist. Wegen mangelnder Vergleichsfälle, die eine ebensolche Konstellation aufweisen, ist schwer einzuschätzen, ob es Usus am polnischen Königshof war, Audienzen bei der Königin anzubieten, wenn sie vonseiten der Gesandten nicht erbeten wurden. Vom Blickwinkel der Forcierung einer dynastischen Repräsentation und der Hervorhebung der außerordentlichen Position der königlichen Familie gegenüber dem polnisch-litauische Adel wäre eine dauerhafte Einbindung der Königin aber auch der königlichen Kinder in die Erteilung von Audienzen an Auswärtige sinnvoll gewesen. 6.
Zusammenfassung
Wie die obigen Ausführungen verdeutlichen sollten, besaß der Königshof zu Zeiten Sigismunds III. Wasa über ein stets ähnlich ablaufendes zeremonielles Prozedere für die Einholung von Gesandtschaften. Für das am Hof weilende Personal, das mit den zeremoniellen Prozessen betraut war oder in dieses involviert war, wurde die am Königshof bestehende Hierarchie bei jedem zeremoniellen Ablauf erneut repräsentiert, die neben den hohen Amtsträgern Polen-Litauens auch Mitglieder der königlichen Familie einbezog. Im Besonderen die Gesandtschaften dynastisch-verwandter Höfe trafen während der Audienz bei der Königin auf die königlichen Kinder. Der Erstgeborene, Prinz Władysław, erteilte selbst Audienzen und nutzte verschiedene Sitzmöbel und vollzog symbolische Gesten wie das Ziehen des Hutes. Der zeremonielle Vorrang der königlichen Kinder fand in den Audienzen eine weitere Bestätigung und festigte durch die Teilnahme der Senatoren und Höflinge die Hierarchie, die durch Ehrbezeugung von auswärtigen Gesandten im Umfang des diplomatischen Zeremoniells zusätzlichen Ausdruck bekam, vertraten die Gesandten schließlich die Würde ihrer Prinzipale oder Republiken. Um noch zum Schluss auf die zu Anfang gestellte Frage zurückzukehren, ob Roe mit außergewöhnlichem Traktament empfangen wurde, bleibt lediglich der bei Danzig stattliche Empfang als Ausnahmefall zu nennen. Es ist schwierig, einzuschätzen, ob Roe der im Schlafzimmer abgehaltenen Audienz 144 Gardiner, Letters, S. 10–21.
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besonderes Gewicht beimaß, da König Karl I. in sein Bedchamber nur sehr wenigen Personen zutritt gewährte. Weitaus entscheidender war womöglich, wie letztlich der Londoner Hof und König Karl I. das in Warschau abgehaltene Zeremoniell wertete; Roe jedenfalls hatte eine ausführliche Relation verfasst. Dabei folgte er (oder ein Sekretär) bei der Abfassung des Gesandtschaftsberichtes einer bestimmten vorgegebenen Form145, die sich in anderen Berichten europäischer Diplomaten in ähnlicher Weise nachweisen lässt und eine eigene Textgattung bildete.146 Die detaillierten Beschreibungen, Aufzählungen und Angaben von ausgesuchten Einzelheiten der diplomatischen Mission erlaubten dem Leser ein Ermessen beziehungsweise Bewerten des materiellen Aufwandes und der zeremoniellen Achtung vonseiten eines fremden Hofes für den eigenen Gesandten; André Krischer spricht hier von „Gesandtschaftsberichten als Konten symbolischen Kapitals“147. Für den folgenden Gesandten König Sigismunds III. Jan Wojciech Rakowski hatte der Bericht Roes den Vorteil eingebracht, dass er auf Kosten des englischen Hofes unterhalten wurde, obgleich diese Praxis abgestellt werden sollte. Doch da König Karl I. und einige Lords auf die finanzielle Zuwendungen Roes 1629 durch Sigismund III. hinwiesen, erhielt nun auch Rakowski und sein Anhang ein Tagesgeld.148
145 Wild, Joachim: Formen und protokollarische Inszenierung der internationalen Diplomatie der Frühen Neuzeit im Spiegel ihres Schriftguts, in: Georg Vogeler (Hg.): Geschichte „in die Hand genommen“. Die Geschichtlichen Hilfswissenschaften zwischen historischer Grundlagenforschung und methodischer Herausforderungen. München 2005, S. 245–257. 146 Krischer, Souveränität, S. 29 f. 147 Ebd.; Ders.: Reichsstädte in der Fürstengesellschaft. Politischer Zeichengebrauch in der Frühen Neuzeit (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Studien zur Geschichte, Literatur und Kunst). Darmstadt 2006, S. 161. 148 Loomie, Ceremonies, S. 107.
The Audiences of Apostolic Nuncios at the Court of Polish Vasas (1587–1668) Dorota Gregorowicz The role of papal sources in the study of the royal government of the Polish Vasas, and, in particular, court issues is beyond dispute. “Early modern ceremonial? What a dull subject! […] Few individuals today have any desire to study ceremonia”.1 Nowadays, after almost 40 years, since William Roosen wrote these words in the introduction to his article Early Modern Diplomatic Ceremonial: A System Approach, nobody would dare to repeat them. Research on etiquette, court rituals and ceremonies today constitutes an extremely important element of the new history of diplomacy.2 The need to extend research on royal audiences at the court of the Polish Vasas was recently signalled by Ryszard Skowron in his article about the mission of the Spanish ambassador, Francisco de Mendoza, to Sigismund III in 1597.3 As a consequence of such studies, the court needs to be seen as a large spatial context in which various ceremonial interactions have taken place over the centuries. In my paper, I would like to raise the issue of royal hearings of diplomats of the Holy See during the reigns of Vasa’s dynasty rulers in Poland-Lithuania: Sigismund III, Władysław IV and John II Casimir (1587–1668). In the Italian sources originating from the period under consideration, the term in question appears in two forms: audienza or udienza. This is due to the geographical diversity of the early modern Italian dialects. In Latin texts, the ceremony in question is revealed as audientia. According to the Oxford English Dictionary definition of the word audience, it is a “formal interview * The paper was created as a result of research carried out under the Sonatina 2 project entitled The Holy See and the crisis of sovereignty of John II Casimir Vasa and Michael Korybut Wiśniowiecki’s election (1660–1669) (Polish: Stolica Apostolska wobec kryzysu władzy królewskiej Jana Kazimierza Wazy oraz elekcji Michała Korybuta Wiśniowieckiego (1660–1669)), project no. 2018/28/C/HS3/00176, financed by the National Science Centre, Poland (Narodowe Centrum Nauki). 1 Roosen, William: Early Modern Diplomatic Ceremonial. A Systems Approach, in: Journal of Modern History 52.3 (1980), pp. 452–476, p. 452. 2 Bély, Lucien: Souveraineté et souverains. La question du cérémonial dans les relations internationales à l’époque modern, in: Annuaire-Bulletin de la Société de l’histoire de France (1993), pp. 27–43. 3 Skowron, Ryszard: Ceremoniał przyjęcia ambasadora hiszpańskiego Francisca de Mendozy na warszawskim dworze Wazów w roku 1597, in: Kronika Zamkowa 70.4 (2017), pp. 25–45, p. 25.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_010
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with a person in authority” or, more archaically, a “formal hearing”, while in the Cambridge English Dictionary it is defined as “a formal meeting that you have with an important person” (OED online). Thus, the royal hearing constituted a moment of interaction between the representative of a particular ruler with the other sovereign.4 Therefore, it should be considered an essential tool for maintaining relations between monarchs in an early modern Europe still dominated by correspondence and the written word, and in which any personal contact among the rulers, except for occasional meetings or congresses, was hardly possible.5 The chronological frame selected for the presented study result from the availability of a fairly representative source corpus for the reigns of Sigismund III, Władysław IV and John II Casimir, being easily subjected to the proposed analysis thanks to the editing and digitalisation of numerous papal diplomatic correspondence in the Acta Nuntiaturae Polonae series and in the works of Aleksander Przezdziecki, Augustin Theiner and Jan Władysław Woś. So far, the source editions have been carried out – at least partially – for the following apostolic nuncios in the court of the Polish Vasas: Annibale Di Capua (1586–91), Germanico Malaspina (1592–98), Francesco Simonettta (1606–12), Giovanni Battista Lancellotti (1622–27), Antonio Santacroce (1627–30), Honorato Visconti (1630–36), Mario Filonardi (1635–43), as well as for one of the internuncios:6 4 Kalinowska, Anna: Ceremoniał dyplomatyczny na dworze angielskim w okresie pierwszych Stuartów, in: Kronika Zamkowa 1.2 (2004), pp. 17–32, p. 17. 5 Phenomena like ‘personal diplomacy’ or ‘summit diplomacy’ found their conceptual definition only during the twentieth century. Considering their final success in the contemporary world, little historiographical attention given to the history of summit meetings, especially for the early modern period, is very surprising; Rubello, Noemi: ‘La présence des princes’. Gli incontri tra sovrani come momenti d’eccezione nei rapporti diplomatici tra gli Stati (XVI secolo), in: Paola Volpini/Eleonora Plebani/Elena Valeri (eds.): Linguaggi, negoziati e ambasciatori fra XV e XVI secolo. Milano 2017, pp. 139–160. 6 The office of the internuncio was formed at the end of the sixteenth century, as the result of the evolution of earlier forms of secular diplomacy. The final formation of the diplomatic nomenclature took place in the first half of sixteenth century. In papal diplomacy, the range of competences related to the offices of papal legate a latere, apostolic nuncio and internuncio was specified by Gregory XIII (1572–1585). Normally, after the dismissal of a nuncio (as well as in the event of his longer indisposition), and therefore in the situation of a prolonged vacancy of the papal diplomatic mission, the Holy See used to appoint an internuncio, who temporarily received similar prerogatives as the nuncio. However, in more important and prestigious matters, he did not take any political decisions, awaiting the arrival of a new nuncio. According to accepted practice, the most often appointed internuncios were the current auditors of the nunciature. Fitych, Tadeusz: Korespondencja internuncjusza Antonio Francesco Cirioli z Sekretariatem Stanu w przededniu sejmu zwyczajnego zwołanego w Warszawie w 1623 roku, in: Folia Historica Cracoviensia 6 (1999), pp. 111–128, p. 116; Bolsover,
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Antonio Francesco Cirioli (1622–23).7 As only single (first) volumes have appeared so far in most of these nunciatures, it makes the edition chronologically selective, but still representative, due to its regularity for the entire Vasa period in Poland-Lithuania. The publication of the diplomatic dispatches of Claudio Rangoni (1598–1607), Leilo Ruini (1612–1614), Francesco Diotiallevi (1614–1621), Cosimo De Torres (1621–1622), Giovanni De Torres (1645–1652), Pietro Vidoni (1652–60), Antonio Pignatelli (1660–1667) and Galeazzo Marescotti (1667–1669) is still to be undertaken. It is necessary to admit that, in this enquiry, I have intentionally omitted the documentation regarding the legations of cardinals who were directed to the Polish-Lithuanian Commonwealth during the reign of Sigismund III: Ippolito Aldobrandini (1588–1589), Jerzy Radziwiłł (1592) and Enrico Caetani (1596–1597), due to their anomalous perseverance (they did not fit into the characteristics of a permanent diplomatic George H.: The Meaning and History of the Term ‘internuncio’, in: Bulletin of the Institute of Historical Research 12 (1934–1935), pp. 145–151. 7 Przezdziecki, Aleksander (ed.): Listy Annibala z Kapui, arcybiskupa neapolitańskiego, Nuncyusza w Polsce, o bezkrólewiu po Stefanie Batorym i pierwszych latach panowania Zygmunta IIIgo. Warszawa 1852; Theiner, Augustin (ed.): Vetera monumenta Poloniae et Lithuaniae gentiumque finitimarum historiam illustrantia: maximam partem nondum edita ex tabularis Vaticanis deprompta collecta ac serie chronologica disposita. 3rd vol., A Sixto PP. V usque ad Innocentium PP. XII. 1585–1695. Romae 1863; Woś, Jan Władysław: Gli avvenimenti in Polonia dopo la morte di Stefano Báthory (1586) nel carteggio di Annibale di Capua, nunzio apostolico, in: Archivio Storico per le province napoletane 90 (1973), pp. 219–234.; idem: Annibale di Capua nunzio apostolico e arcivescovo di Napoli (1544–1595). Materiali per una biografia. Roma 1984; idem: Die Nuntiatur des Annibale di Capua in Polen von 1586 bis 1591 im Spiegel seiner Briefe, in: Zeitschrift für Ostforschung 35.3 (1986), pp. 346–402; idem: Fonti per la storia della nunziatura polacca di Annibale di Capua (1586–1591). Trento 1992; idem: La nonciature en Pologne de l’archevêque Hannibal de Capoue, 1586–1591. Trento 1995; idem: Santa Sede e Corona Polacca nella corrispondenza di Annibale di Capua (1586–1591). Trento 2004; Jarmiński, Leszek (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae, XV: Germanicus Malaspina (1591–1598). 1st vol. (1.12.1591–31.12.1592), in quo publicantur etiam documenta legationem a latere cardinalis Georgii Radziwiłł necnon munera ab Attilio Amalteo et Maximiliano de Pernštejn expleta illustrantia. Cracoviae 2000; Tygielski, Wojciech (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae XVIII: Franciscus Simonetta (1606–1612). 1st vol. (21.6.1606–30.9.1607). Romae 1990; Fitych, Tadeusz (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae XXII: Ioannes Baptista Lancellotti (1622–1627). 1st vol. (22.11.1622–31.12.1623), in quo publicantur etiam documenta internuntii Antonii Francisci Cirioli (12,11.1622–29.4.1623). Cracoviae 2001; Litwin, Henryk, (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae XXIII: Antonius Santa Croce (1627–1630). 1st vol. (1.3.1627–29.7.1628). Romae 1996; Litwin, Henryk/Duda, Paweł (eds.): Acta Nuntiaturae Polonae XXIII: Antonius Santa Croce (1627–1630). 2nd vol. (1.8.1628–31.3.1629). Kraków 2021; Biliński, Wojciech (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae XXIV: Honoratus Visconti (1630–1636). 1st vol. (20.4.1630– 26.7.1631). Romae 1992; Chynczewska-Hennel, Teresa (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae XXV: Marius Filonardi (1635–1643). 1st vol. (12.2.1635–29.10.1636). Kraków 2003; idem (ed.): Acta Nuntiaturae Polonae XXV: Marius Filonardi. 2nd vol. (1.11.1636–31.10.1637). Kraków 2006.
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service at the Vasa court), as well as different ceremonial rules characterizing the legates’ contacts with the King. 1.
A Place of Audiences of Papal Diplomats at the Vasas’ Court in Poland-Lithuania
A characteristic feature of the Polish-Lithuanian Commonwealth was that there were basically no permanent diplomatic missions at the Vasas’ court. This was due to the specific nature of the Polish-Lithuanian political system, in which the monarch was not allowed to be an only entity in the foreign policy conducted by the Commonwealth. It was also the Diet that enjoyed the right to influence sending ambassadors and representing Poland-Lithuania outside its borders, yet its periodical assemblies could not maintain a real continuity in external affairs. In principle, this fact prevented the process of formal accreditation of foreign embassies by the ordines of the Commonwealth, if they were not extraordinary missions sent to Poland-Lithuania on the occasion of parliamentary deliberations or royal elections. Instead, any long lasting accreditation of foreign ambassadors by the monarch would certainly meet strong protests on behalf of the nobility, diligently protecting its prerogatives. Therefore, the practice dictated by political necessity was to dispatch to the Commonwealth seemingly interim envoys, who could then extend their stay under various pretexts. New diplomats usually arrived to Poland-Lithuania before the end of the previous mission to ensure the office’s continuity. There were, however, some exceptions to such rules, and the leading ones were cases of the Prussian (as of a feudal territory’s) and papal (as of the head of the Catholic Church) diplomatic representations, which maintained a continuous character in the course of the early modern age.8 It is impossible to agree with the position once represented by Rajnold Przedziecki and, after him, Stanisław E. Nahlik, who recognized the apostolic nunciature in the Poland-Lithuania as a quasi-permanent institution.9 In contemporary Polish historiography on papal diplomacy, over the last 50 years, we can find a proper argument that the apostolic nunciature
8 Nahlik, Stanisław E.: Narodziny nowożytnej dyplomacji. Wrocław et.al. 1971, pp. 58–59; Gregorowicz, Dorota: Diplomacy of the Commonwealth, Diplomacy of the King: the Peculiarity of Foreign Policy Making in the Seventeenth Century Poland-Lithuania, in: Eastern European History Review 4 (2021), pp. 19–33. 9 Przezdziecki, Rajnold: Diplomatie et protocole à la cour de Pologne. 1st vol. Paris 1934, p. 19; Nahlik, Narodziny, p. 59.
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in the Polish-Lithuanian Commonwealth should be considered a permanent embassy.10 As the representatives of the Holy See were one of the few groups of diplomats who possessed the effective right to a permanent residence at the Vasas’ court, the character of their direct contacts with monarchs differed from that of the other ambassadors coming to Poland-Lithuania, especially those with extraordinary (temporary and purposeful) missions. Of course, the nature of these contacts, their frequency, intimacy and issues raised, depended primarily on the religious attitude of sovereigns and on their current relations with the papacy. The apostolic nuncios usually did not have any problems with obtaining a hearing from Sigismund III, known for his religiousness and loyalty to the Catholic Church and to the papacy. In the proposal of a general instruction for the newly appointed Honorato Visconti, who came to Poland-Lithuania in 1631, the nuncio was assured that the king “gives a benign audience to all, and in particular he honours a lot the Ministers of the Holy See, towards whom he always shows respect and reverence.”11 Visconti was also recommended to obtain the favour of Queen Constance of Austria through frequent participation in the audiences “and procuring her sometimes spiritual gifts and mercies”.12 Yet, contrary to this, during Władysław IV’s reign, nuncio Mario Filonardi enjoyed quite a bad reputation at the court and with difficulty established his contacts with the Monarch. Also the religious attitude of the second Vasa on the Polish-Lithuanian throne was debatable. Filonardi unsuccessfully sought to obtain the royal hearings that Władysław often refused. The nuncio regretted that the king used to concede audiences to French, Dutch and Tartar representatives, deputies of Gdańsk, nobles convoked for the Diet, but not to 10
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Wojtyska, Henryk Damian: Papiestwo – Polska 1548–1563. Lublin 1977; Tygielski, Wojciech: Z Rzymu do Rzeczypospolitej. Studia z dziejów nuncjatury apostolskiej w Polsce, XVI i XVII w. Warszawa 1992; Czynczewska-Hennel, Teresa: Nuncjusz i król. Nuncjatura Maria Filonardiego w Rzeczypospolitej 1636–1643. Warszawa 2006; Litwin, Henryk: Chwała Północy. Rzeczpospolita w europejskiej polityce Stolicy Apostolskiej w pierwszej połowie XVII wieku (1599–1648). Warszawa 2018; Duda, Paweł: Krzyż i karabela. Polityka zagraniczna Rzeczypospolitej Obojga Narodów w ocenie dyplomacji papieskiej w latach 1623–1635. Katowice 2019; Gregorowicz, Dorota: Tiara w grze o koronę. Stolica Apostolska wobec wolnych elekcji w Rzeczypospolitej Obojga Narodów w drugiej połowie XVI wieku. Kraków 2019. Propositio instructionis generalis pro Honorato Visconti a card. Antonio Santacroce porrecta [Rome, VI 1630], in: Biliński, Acta Nuntiaturae, p. 18, no. 18: “Presta benigna udienza a tutti, et in particolare honora molto li Ministri della Sede Apostolica, verso la quale mostra sempre osservanza e riverenza”. Ibid.: “Et il procurarle talvolta doni e gratie spirituali”.
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him.13 With regard to John II Casimir, nuncio Antonio Pignatelli recorded that during his first audience in 1660 he was received … with benign treatments and with so lively demonstrations of zeal and of reverence towards the Holy See and the Holiness of Our Lord, as well as with a particular affection towards Your Eminence [cardinal Secretary of State], that I could not wish more.14
However, the posterior relations between Pignatelli, the King and also Queen Louise Marie Gonzaga have to be considered rather cool. The papal diplomat mentioned in 1665 that: I never appear in front of the Majesty of the Queen, who does not call me, if not [exceptionally] as yesterday, for the affair of Father Bianchi, Dominican, already recommended to Your Eminence by His Majesty [John II Casimir].15
The audiences of the apostolic nuncios were not frequent, because according to diplomatic etiquette the constant bothering of the monarch was universally considered inappropriate. When Antonio Francesco Cirioli wrote in January 1623 that he met Sigismund III “last Thursday”, the following week he did not dare to ask for another hearing, despite the accumulation of matters which could have been presented on the occasion.16 In fact audiences of papal diplomats used to be hold every few weeks, but rather more often than once in a month; usually on Sunday morning before the Holy Mass, otherwise after lunch, accompanying, to some extent, the religious celebrations of that day. This was especially true during the parliamentary deliberations as, during all other days except Sunday, the king was engaged in the parliamentary discussion and could not execute any meetings with diplomats because of the lack of
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Chynczewska-Hennel, Nuncjusz, pp. 97–99, p. 109; Litwin, Chwała, pp. 244–247. Antonio Pignatelli to Fabio Chigi, Cracow, 31.10.1660: “Con modi benignissimi e con dimostrationi così vive di zelo, e di riverenza verso la Santa Sede, e la Santità di Nostro Signore, come anche di un affetto particolare verso l’Eminenza Vostra, che non potrei bramar d’avantaggio”; Archivio Apostolico Vaticano (=AAV), Segreteria di Stato, Polonia 71, fol. 437. Antonio Pignatelli to Fabio Chigi, Warsaw, 25.3.1665: “Non comparisco mai avanti la Maestà della Regina, che non mi raccordi, come appunto fece hieri, il negotio del Padre Bianchi Domenicano raccommandato già all’Eminenza Vostra da Sua Maestà”; AAV 75, fol. 219r. Antonio F. Cirioli to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 6.1.1623: “Havendo havuto audienza da Sua Maestà il Giovedì passato, non ho voluto procurare d’haverla di nuovo questa settimana”; Fitych, Acta Nuntiaturae, p. 62, no. 37.
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time.17 It was the nuncio, in the evening of the day before the audience, or in the morning of the same day, who used to send one of his secretaries to the royal chamberlain (podkomorzy) asking for an appointment.18 There is no doubt that the royal hearings of apostolic nuncios had a regular character, as papal diplomats used to write about “usual audiences”19 and their “ordinary days”20. In case the king had planned a longer absence from the court, he used to give a hearing to the nuncio before the departure. In June 1666, John II Casimir conceded Antonio Pignatelli an audience just few hours before his leaving for the Muscovite front.21 It was also a common practice that after the Monarch’s return to the court, the nuncio used to receive a hearing as soon as it was possible. According to one of the letters of Annibale Di Capua from February 1590, the papal diplomat received such an audience a day after Sigismund III had come back from a hunting trip. Afterwards he immediately visited the Queen dowager, Anna Jagiellon.22 In these cases, the royal hearings used to be organised in order to solve the accumulated current affairs, but also to “do reverence as it is in the habit”.23 There were, however, situations in which even previously planned audiences could not take place. Most often, health conditions, above all associated with gout, a malady widespread among the early modern courts, used to detain monarchs.24 In addition, the Polish Vasas did not give hearings while undergoing long-lasting laxative treatments, popular among royal medics of the 17 18
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Honorato Visconti to Francisco Barberini, Warsaw, 8.2.1631; Cf. Mario Filonardi to Francesco Barberini, Warsaw, 13.6.1637, in: Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 2nd vol., p. 205, no. 184; Biliński, Acta Nuntiaturae, p. 132, no. 119. Ibid., p. 44: “Lo stile in Polonia di quelli che fanno le visite […] è di mandar la matina per la sera, e la sera per la matina, a prender l’hora dal visitando.” Kakowski, Aleksander: Vademecum pro nuntiis apostolicis in Polonia a G. Marescotti circa a 1670. exaratum, quod inscribitur. L’istruzione al nuovo Nunzio di Polonia. Saint Petersburg 1912, p. 19. Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 24.12.1627; Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 8.5.1628; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 159, no. 158, p. 259, no. 261; Fitych, Tadeusz: Personel i organizacja nuncjatury Giovanniego Battisty Lancellottiego 31-szego posła apostolskiego w Polsce (1622–1627), in: Saeculum Christianum 8.1 (2001), pp. 41–80, p. 66. Mario Filonardi to Francesco Barberini, Warsaw, 15.8.1637; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 2nd vol., pp. 254–255, no. 232. Antonio Pignatelli to [Fabio Chigi], Warsaw, 23.6.1666; AAV 78, p. 159. Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw, 22.2.1590; Woś, La nonciature, p. 85, no. 119. Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw, 10.12.1589: „Fare riverenza co[me] si suole”; Woś, Fonti, p. 243, no. 119. Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 8.5.1628; Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 14.5.1628; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 259, no. 261, p. 264, no. 265.
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time.25 Difficulties in obtaining a royal audience were also encountered during the longer absences of the ruler from the capital,26 unless the nuncios did not participate in those travels themselves. For example, Annibale Di Capua accompanied Sigismund III in his journey to Reval, in Livonia, in 1589. The reasons for refraining from audiences could also be more prosaic. In June 1589, Di Capua wrote to Rome that he did not want to bother Anna Jagiellon with a hearing, as the Queen dowager had been busy preparing Anna Vasa’s travel to Sweden. Despite being in possession of papal briefs for the Queen and a desire to talk with her about Sigismund III’s future marriage, the nuncio preferred to postpone the audience to a more quiet time.27 The hearing could also not have taken place because of the diplomat himself being indisposed due to reasons of health. At the end of Francesco Simonetta’s mission, the condition of the nuncio prevented him from the execution of any political tasks. Simonetta could not take part in the opening ceremonies of the Diet in 1611, nor would he receive an audience during the parliamentary debate, in which he was supposed to consign the papal briefs. Under normal circumstances, the nuncio’s hearing would have been planned for 13 September (which was the latest date for the Holy See to try to influence the noble deliberations in any way), but it was finally held on 9 October, with almost a month’s delay.28 Similarly, … since four days I was put in bed with catarrh and fever, that still do not leave me, [so that] I could not follow any visits, nor will I be able to attend other audiences with these Majesties and the Most Serene Prince to consign them the briefs for the Diet, as well as to inaugurate the upcoming matters …29
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Giovanni B. Lancellotti to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 28.4.1623; Fitych, Acta Nuntiaturae, pp. 126–127, no. 93; Fabiani, Bożena: Na dworze Wazów w Warszawie. Warszawa1988, p. 167. Giovanni B. Lancellotti to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 28.4.1623; Mario Filonardi to Francesco Barberini, Vilnius, 23.8.1636; Fitych, Acta Nuntiaturae, pp. 126–127, no. 93; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 1st vol., p. 246, no. 187. Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw, 4.6.1589; Woś, Fonti, p. 187, no. 95. Tygielski, Wojciech: Nuncjusz w działaniu. Francesco Simonetta podczas obrad sejmu w 1611 r., in: Wojciech Walczak/Katarzyna Wiszowata-Walczak (eds.): Dyplomacja papieska wobec Rzeczypospolitej. Białystok 2016, pp. 83–98, p. 86, no. 88–90. Honorato Visconti to Francesco Barberini, Warsaw, 15.2.1631: “Quattro giorni sono, a pormi in letto da un cattarro con febre, ch’ancor non mi lascia, non ho potuto seguitar le visite, né potrò esser dimani all’altre udienze di queste Maestà e Ser.mo Principe per render lor i brevi della Dieta et incominciar i negozi ch’occorrono”; Biliński, Acta Nuntiaturae, p. 139, no. 127.
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– wrote Honorato Visconti in February 1631. At that time, the nuncio announced his readiness to perform at the royal audience, even with fever, if he would only receive a permission from the court medics.30 The royal hearing constituted an event important enough that the nuncio, despite his own indisposition, usually tried to participate in it anyway. Already a few weeks later, Visconti wrote that he was thinking … to be in any way at the audience, since the malady, even if it does not leave me completely, permits me to leave the house, as today morning I have started to make visits to some of these Bishops.31
In the end, it all depended on the good intentions of the parties. This is clearly seen in the case of Mario Filonardi, which strongly contrasted Visconti’s attitude. As Filonardi was generally not welcome at the court of Władysław IV, already un poco d’indispositione32 of the nuncio did not allow him to attend the royal hearing for the period of two weeks, during which it was supposed to be appointed more than once. In those exceptional cases, which resulted in it being impossible to obtain an audience, nuncios used to appeal for the intermediation of third parties in their contacts with the Monarch. These were, for example, trusted members of the court service, especially when it was concerned with communication with the Queens. Through the hands of Ursula Meyer passed briefs of Gregory XV and letters from cardinal-nephew Ludovico Ludovisi addressed to Queen Constance. Antonio Francesco Cirioli wrote in January 1623 that he had talked with Ursula “in the way I would have done, if I had talked to the Queen herself, begging her to refer everything to Her Majesty, that she promised to do”.33 For papal diplomats it was also common to use the mediation of the royal confessors. During the mission of Antonio Santacroce, this role was played by Father Valentine:
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Honorato Visconti to Francesco Barberini, Warsaw, 21.2.1631; ibid., p. 145, no. 133. Honorato Visconti to Francesco Barberini, Warsaw, 8.3.1631: “D’esser in ogni maniera all’udienza, già che il male, se non mi lascia affatto, è però in stato che mi va permettendo l’uscir di casa, sicome principiai hieri mattina per render le visite ad alcuni di questi Vescovi”; ibid., p. 163, no. 148. Mario Filonardi to Francesco Barberini, Warsaw, 15.8.1637; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 2nd vol., pp. 254–255, no. 232. Antonio F. Cirioli to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 27.1.1623: “In quel modo che havria fatto, se havessi parlato con l’istessa Regina, pregandola a refferire il tutto alla Maestà Sua, il che promise di fare”; Fitych, Acta Nuntiaturae, p. 74, no. 48.
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I thought I could go tomorrow to the usual hearing and represent in voice to His Majesty what Your Illustrious Seigneury has ordered to me, but continuing [the King] to stay in bed for a residue of his foot pain, I decided, […] to make that Father Valentine, on my part, will insinuate to His Majesty what I was supposed to tell him, enclosing the excuse of not being able to be at His Majesty’s personally, considering his indisposition.34
The mediation of the royal confessor was also mentioned by Antonio Pignatelli, in a situation from 1663, in which John II Casimir left the court for the Muscovite front: [The Monarch] did not want to allow me to follow him, not so much because of the inconveniences of such a long journey, but because of the lack of security, belonging that whole country to infidels, and for the lack of [earlier] example, as the nuncios have never crossed those borders. However, I wrote to the Confessor of His Majesty; who assured me that he will express with all ardour all this, that I will suggest him according to the tenor of the commandments of Your Eminence.35
Moreover, the possibility of establishing informal contacts with the King also presented itself to papal diplomats during some court ceremonies.36 Court events, feasts and liturgical celebrations constituted clear examples of practices that, along with gathering political information stricto sensu, were a key to a proper functioning of the nuncio’s political network.37 As Filippo De Vivo noted, “social contacts and information went hand in hand because 34
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Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 7.1.1628: “Io pensavo dimani di poter andar alla solita audienza e di rappresentar in voce a Sua Maestà quanto V.ra Signoria Ill. ma m’impose, ma continuando ella di star a letto per un residuo del suo male al piede, ho preso risolutione, […] di fare che il Padre Valentino da mia parte insinui a Sua Maestà ciò che le dovevo dir io, con allegarle la scusa del non poter io esser da Sua Maestà, stante la sua indispositione”; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 176, no. 269. Antonio Pignatelli to Fabio Chigi, Warsaw, 11.9.1663: “Il quale non volse permettere che io lo seguitassi, non tanto per l’incommodità del viaggio longhissimo, quanto per la poca sicurezza, per essere il paese tutto d’Infedeli, e per non esserci essempio che i Nunzii habbino mai passati quei confini. Ho scritto però al Confessore de Sua Maestà, che m’assicuro esprimerà con ogni ardore tutto ciò che gli verrà da me suggerito, secondo il tenore di commandamenti di Vostra Eminenza”; AAV 75, fol. 73r. Kalinowska, Ceremoniał, pp. 23–24. Lazzarini, Isabella: Communication and Conflict, Italian Diplomacy in the Early Renaissance, 1320–1520. Oxford 2015, p. 94: “Praticare with someone meant therefore to build with him a personal relationship grounded on the social practice of conversation, and possibly on the exchange of tokens, gifts, and favours: a ‘friendship’ in the most contractual sense, a relationship with reciprocal expectations and duties”; Gregorowicz, Tiara, p. X.
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one allowed the other to be obtained and justified the way in which it was obtained”.38 2.
The Character and Procedure of the Audiences of Apostolic Nuncios at the Court of the Polish Vasas
In the diplomatic practice of the early modern Europe, we can distinguish basically three types of royal audience: public, private and secret. We can also identify two particular kinds of hearings in the context of of their place for the diplomat’s mission: opening and conclusive (or first and final). This systematisation is hardly applicable in the special political circumstances in Poland-Lithuania, in which there is practically no institution of permanent foreign embassies, the monarch is surrounded by a group of senators-residents39 and lots of audiences take place during the parliamentary deliberations.40 However, I will try to see how far is it possible to follow the above-mentioned scheme of ‘European customariness’ to analyse the case of the apostolic nunciature in the Polish-Lithuanian Commonwealth during the government of the Vasa dynasty. The diplomat’s first hearing that normally occurred almost immediately after his arrival at the court is also known as a ‘credential’ or ‘welcoming’ audience. It is on its basis that I would like to trace the ceremonial aspects of receiving papal diplomats by the Vasas, as during the first audience these formal issues were usually the most elaborated and documentarily chronicled (even if not as well as in the cases of papal legates a latere).
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“Socialità e informazione andavano a pari passi, perché l’una permetteva di ottenere l’altra e giustificava la maniera in cui la si otteneva”; De Vivo, Filippo: Patrizi, informatori, barbieri. Politica e comunicazione a Venezia nella prima età moderna. Milano 2012, p. 191. In the Polish-Lithuanian Commonwealth, a group of secular and ecclesiastical senators appointed by the Senate during a Diet and obliged to be continuously present at the king’s side. Their institution was established in 1573 and included into Articuli Henriciani act, in order to control the behaviour of Henry de Valois. Senators-residents were supposed to serve the Monarch with advice in the inter-parliamentary periods between Diets and were responsible for the compliance of decisions made by the ruler with the noble privileges and decisions. According to the constitution of 1576, the number of senatorsresidents was set at sixteen. Four of them were supposed to stay at the side of the king permanently, alternating every six months in the two-year period separating consecutive Diets. In reality, the institution of senators-residents entered into force only in 1613. Augustyniak, Urszula: Historia Polski 1572–1795. Warszawa 2008, pp. 96–97. Skowron, Ceremoniał, p. 32.
Apostolic Nuncios at the Court of the Polish Vasas
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The opening hearing of a diplomat was normally of a public nature (during the session of the Senate or Diet deliberations) or semi-public (in a large group of courtiers, ministers and senators), rarely private (with a limited assistance of senators-residents and confidential collaborators of the king).41 It seems that the practice of the first audience of the apostolic nuncios at the Polish Vasas’ court did not differ much from the ceremonial functioning at the one of the last Jagiellons, briefly described by Henryk Damian Wojtyska.42 Its character was also not too dissimilar to the first hearings conceded to secular ambassadors coming to Poland-Lithuania with extraordinary missions. Before the royal audience, a diplomat had to familiarise the crown chancellor with the instructions he had received from his superior. The chancellor, after passing on their content, set the date for the newcomer’s solemn appearance at court. In the Vasa period, it used to take place first in the Wawel Castle in Cracow and then in the Royal Castle in Warsaw.43 On the day of the hearing, a royal carriage and a noble retinue used to arrive at the nuncio’s residence. Once again, the chancellor used to be greeted by the nuncio in his apartments. Then, the cortege of carriages, normally presided by one of the bishops (while in the case of secular diplomats, it was usually one of the voivodes), accompanied the diplomat and his closest entourage to the castle, where the nuncio used to be welcome by the royal chamberlain (podkomorzy). On the way to the monarch’s residence, the ambassador used to be greeted by a significant number of local officials and courtiers, arranged according to the current court hierarchy. The predecessor of the new diplomat could also be present (such as for example Giovanni Battista Lancellotti at the inauguration of Antonio Santacroce’s mission).44 Normally, the papal diplomat did not have to wait for the public audience in the antechamber. The monarch already awaited the nuncio standing surrounded by numerous senators’ He could also go out in front of the diplomat to the middle of the room in which the audience was held, and even to the antechamber, which was a characteristic feature reserved for greeting representatives of the Holy See. The king then personally led the nuncio to the audience hall, walking along the diplomat’s left; considered a
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Przyboś, Adam/Żelewski, Adam: Dyplomaci w dawnych czasach. Relacje staropolskie z XVI–XVIII stulecia. Kraków 1959, p. 52; Fitych, Personel, p. 66. Wojtyska, Papiestwo, pp. 229–231. Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 53; Taźbierski, Zdzisław: Ceremoniał dworsko-dyplomatyczny w praktyce negocjacji Polski z Anglią w XVII–XVIII w. Olsztyn 1986, p. 61. Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 24.6.1627; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 39, no. 32.
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more prestigious place than the right side.45 However, some reports show that this was not an established practice. Honorato Visconti informed that “these Most Serene Princes use to receive the apostolic nuncio within the very same room of the audience, moving several steps forward [from the throne] until they reach the middle of it for his [nuncio’s] arrival”.46 The monarch used to be greeted by a diplomat with a low bow (usually more than one), afterwards he gave the nuncio the royal hand to kiss. Unlike the Spanish ceremonial, in Poland-Lithuania the ambassadors never knelt on both knees in front of the King.47 Despite the Polish-Lithuanian monarch not enjoying full prerogatives regarding foreign policy, and being strongly depended on the nobility, the ceremony accompanying royal audiences manifested his highest rank and priority in the political corpus of the state. An example of this symbolic legitimacy was the usage of kissing the royal hand. The ceremonial act of the diplomat’s admission to the kiss was an emblematic performance of political power, while the kiss itself represented the ambassador’s commitment to the monarch at whose court he was to perform his mission.48 According to the accounts of Annibale Di Capua, the King then shook the nuncio’s hand and returned to his place (in the opinion of Di Capua it was a characteristic local way of salutation, which had been previously mentioned in the correspondence of nuncio Vincenzo Lauro, in relation to his contacts with Stephen Báthory).49 Also 45
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Annibale Di Capua to Guillén de San Clemente, Cracow, 27.5.1588; Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Cracow, 27.5.1588. Cf. Vincenzo Lauro to Tolomeo Gallio, Piotrków, 10.5.1577; in Teodor Wierzbowski (ed.): Vincent Laureo, évêque de Mondovì, nonce apostolique en Pologne, 1574–1578. Varsovie 1887, pp. 540–542, no. 152; Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 52; Przezdziecki, Diplomatie, p. 20. It was similar during the audiences with the queen, that used to come out of the audience hall towards the visiting diplomat only if it was an apostolic nuncio: Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 53; Meysztowicz, Walerian (ed.): Elementa ad Fontium Editiones. Vol. XVI. Documenta polonica ex Archivo Generali Hispaniae in Simancas. V pars. Romae 1966, p. 145, no. 98; Theiner, Vetera monumenta, pp. 56–57, no. LX. Honorato Visconti to Mario Filonardi, Warsaw, 10.11.1635: “Usano questi Serenissimi Principi di ricever il Nuntio Apostolico entro l’istessa stanza dell’udienza, movendosi alquanti passi fin’a mezzo di quella nell’apparir di lui”; Chynczewska-Hennel, Nuncjusz, pp. 84–85, no. 47. Kakowski, Vademecum, p. 18; Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 51; Taźbierski, Ceremoniał, p. 63; Fabiani, Na dworze, pp. 160–161. Kodzik, Joanna: Ceremoniał polskiego dworu królewskiego w XVII wieku z perspektywy niemieckich uczonych. Warszawa 2015, pp. 129–130. Annibale Di Capua to Guillén de San Clemente, Cracow, 27.5.1588, in: Meysztowicz, Elementa, p. 145, no. 98; Annibale Di Capua to Alessandro Montalto, Cracow, 27.5.1588, in: Theiner, Vetera Monumenta, pp. 56–57, no. LX. Cf. Vincenzo Lauro to Tolomeo Gallio, Piotrków, 10.5.1577, in: Wierzbowski, Vincent Laureo, pp. 540–542, no. 152.
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Visconti noticed the local specificity of some of the ceremonial elements of the royal hearings stating that “everything goes conforming to the simplicity of the Nation’s customs”.50 The greeting ritual included a small talk regarding the main purposes of the diplomat’s mission. The next stages of the audience were constituted by the consignment of papal credential briefs along with the letters from the cardinal secretary of state and then the diplomat’s oration. Latin was used. A response to the speech, according to the Polish-Lithuanian diplomatic tradition, was given on behalf of the king by the chancellor or, more often, by the vice-chancellor, more easily present at the court.51 At that point, a direct talk between the papal representative and the monarch used to follow, being concluded, once again, by the kissing of the royal hands.52 All Vasas, but especially Sigismund III, treated papal diplomats with great respect, at every occasion expressing his gratitude and obedience to the Holy See.53 After the audience, the papal diplomat used to be escorted to his residence according to the inverted arrival ceremony, by the same convoy who had previously accompanied him to the Royal Castle.54 It was always up to the monarch to decide a proper time to close the hearing.55 In Poland-Lithuania there was a usage that the first hearing of the apostolic nuncio was attended by all members of the royal family present at that moment at the court.56 In accordance with general ceremonial rules of the early modern European monarchies, the inauguration of the mission and the first audience of a papal diplomat used to be followed by a series of subsequent visits, including audiences with the queen and other members of the royal family. Despite the electoral character of the Polish-Lithuanian throne, also the royal offspring used to be honoured and regularly visited by the nuncio.57
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Honorato Visconti to Mario Filonardi, Warsaw, 10.11.1635: “Ogni cosa si va conformando con la semplicità de’ costumi della Natione”; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 1st vol., pp. 84–85, no. 47. Nahlik, Narodziny, pp. 134, 138; Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 51–52; Taźbierski, Ceremoniał, p. 63. Wojtyska, Papiestwo, pp. 229–230. Annibale Di Capua to Guillén de San Clemente, Cracow, 27.5.1588, in Meysztowicz, Elementa, p. 145, no. 98; Annibale Di Capua to Alessandro Montalto, Cracow, 27.5.1588, in: Theiner, Vetera Monumenta, pp. 56–57, no. LX. Kakowski, Vademecum, p. 19; Taźbierski, Ceremoniał, p. 64. Kakowski, Vademecum, p. 18. Honorato Visconti to Francisco Barberini, Warsaw, 8.2.1631; Biliński, Acta Nuntiaturae, p. 132, no. 119. Nahlik, Narodziny, p. 138; Fabiani, Na dworze, p. 161.
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The custom of diplomats arriving at court to hand over gifts did not even stop at the representatives of the Holy See. Such giftware used to be distributed between the monarch and other members of the royal family, as well as among the most important senators (primarily bishops), courtiers and ladies of the court. Among the most common gifts that the nuncios used to bring to Poland-Lithuania from the Italian penisula were: mountain crystals, Tuscan oil, gloves, aromatic oils and soaps, relics, decorated caskets, holy paintings (especially Our Lady of Loreto), clothing, silk flowers, and even silk stockings and lingerie.58 On the contrary, Galeazzo Marescotti complained that “between all the people being donated by Monsignor Marescotti there was none, who gave him even a brooch”.59 The public audience at the court of the Polish Vasas was a hearing given to a foreign envoy by the king in the senate or during the parliamentary session.60 Obviously, only the attendance of catholics used to be expected in the case of the apostolic nuncios’ public hearings. Such kinds of audiences revolved around the ritual of consignation of papal briefs to the monarch, other members of the royal family, church and secular senators, to the states of the Commonwealth, as well as around the ceremonial conventions accompanying this providing of letters. The receiving of papal correspondence was usually accompanied by all possible external signs of recognition, gratitude and devotion to the Holy See.61 If the audience took place during the Diet, it was one of the marshals to welcome the diplomat, while the answer for the consigned three papal briefs was given to the nuncio by the chancellor on behalf of the king, by the oldest senator on behalf of the senate and by the marshal of the Diet on behalf of the nobility assembled.62 As an example of such a hearing we can take an audience of Annibale Di Capua, hold during the Diet of 1589, defined by himself publica in his letter to cardinal Alessandro de Peretti Montalto. It took place on 23 March; at the very beginning of the parliamentary discussion. In his diplomatic reports, the nuncio recorded the presence of the Primate, all bishops and many other secular senators. At that time, the representative of the Holy See handed over to the King and nobility the papal joy of a positive conclusion of the Bytom-Będzin treaties. He also appealed for
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Kakowski, Vademecum, pp. 42–44. “Di tutte le […] persone regulate da Monsignore Marescotti non vi fu alcuna, che gli donasse ne pure una spilla”; ibid., p. 44). Skowron, Ceremoniał, p. 32. Giovanni B. Lancellotti to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 9.5.1623; Fitych, Acta Nuntiaturae, p. 133, no. 98. Kakowski, Vademecum, p. 81; Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 53.
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continuing attentiveness to the interests of catholicism during the upcoming deliberations.63 Thanks to the account of Galeazzo Marescotti, we know that during public audiences the nuncio used to wear a long ruby soutane, a rochet, a mantlet, a mozzetta, a cassock-coloured biretta, as well as a gold, decorated with jewels, pectoral cross.64 These were characteristic elements of the so-called choir dress, which the clergy put on when participating in a liturgy without celebrating it themselves. Still, the most common typology of diplomatic hearing with the monarch was a private audience. As Anna Kalinowska noted, … beside extraordinary ambassadors who held private meetings with the King only a few times, one should remember about residents who, depending on the duration of their mission, received an audience from several to dozens of times. Undoubtedly, it was characterized by a simplified ceremonial, and its organization involved a limited number of people.65
Therefore, the private audience constituted a more or less solemn receiving of the diplomat by the king, with the participation of senators, ministers and courtiers, the number of which also could fluctuate.66 It used to be called private, although the Polish-Lithuanian monarch was always accompanied by his closest collaborators, as well as controlled by a group of senators-residents.67 Nuncio Galeazzo Marescotti distinguished two sub-types of private audiences: ordinary and extraordinary (per qualche negozio).68 Moreover, basing on the existing diplomatic sources,69 it can be assumed that during a private hearing, there could be sometimes a moment when the monarch asked the senators present to leave the chamber for some time, to be able to speak with the 63 64 65
66 67 68 69
Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw, 27.3.1589; Woś, Annibale di Capua, p. 197, no. 114. Kakowski, Vademecum, p. 16–17. “Obok ambasadorów nadzwyczajnych, którzy odbywali prywatne spotkania z królem jedynie kilka razy, pamiętać należy o rezydentach, którzy w zależności od czasu trwania swej misji uzyskiwali audiencję od kilkunastu do kilkudziesięciu razy. Niewątpliwie cechował ją uproszczony ceremoniał, a w jej organizację zaangażowana była ograniczona liczba osób”; Kalinowska, Ceremoniał, p. 24. Skowron, Ceremoniał, p. 32. Gregorowicz, Dorota: Komunikacja i jej aspekty informacyjne w działalności nuncjuszy apostolskich w Rzeczpospolitej (XVI–XVII wiek), in: Aleksandra Ziober (ed.): Komunikacja w epoce staropolskiej. Łódź 2018, pp. 49–73, p. 63. Kakowski, Vademecum, p. 19. I have found them so far only for the period of Stephen Báthory’s reign: Vincenzo Lauro to Tolomeo Gallio, Piotrków, 10.5.1577, in: Wierzbowski, Vincent Laureo, pp. 540–542, no. 152.
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representative of the Holy See personally. This matter requires further examination and investigation of Polish sources, but it is possible that the unique character of the apostolic nunciature as a diplomatic mission of the sovrano pontefice,70 in a final period of success for the Catholic Reformation, permitted a noble consent to the described practice. The latter could be defined, adapting the European model quoted above, as a secret audience or the secret part of an audience. For diplomats permanently residing at the court as the apostolic nuncio, the private audience, that was held regularly every few weeks, played a particularly important role. In contrast to the public hearing, a private audience with a diplomat usually took place in the royal apartments, to which only the closest confidants of the monarch had access; rather in the royal office than in the audience hall.71 Its ceremonial background became poorer, although its most important elements, shaped on the basis of generally accepted European foreign policy’s principles, remained valid. Certainly, the ceremony of the nuncio’s arrival at the court became less elaborate. He did not receive, as in the case of public audiences, a special invitation, arriving at the castle with only his two private carriages and no additional escort. Despite this, his clothing, as well as the manner of welcoming at the Castle, did not change. But in the cases of private audiences, the nuncio often had to wait for the Monarch in the antechamber. However, Galeazzo Marescotti praised John II Casimir with regard to this: The King Casimir was prompt, both in conceding the nuncio a hearing every time he asked for it and unfailingly on Sunday (if asked); and in meeting him and accompanying him […] and introducing without making him wait in the antechamber, if not very sporadically, and by accident, and in such a case he used to make an excuse through a gentleman, sent [expressly] to entertain the nuncio.72
In the case of resident diplomats, contacts with the King could also take place outside the headquarters of the court.73 Annibale Di Capua wrote about one of such meetings with Sigismund III in a letter from 30 May 1589, from Krasnystaw, where the King met archduke Maximilian Habsburg, who was 70 71 72
73
Prodi, Paolo: Il sovrano pontefice. Bologna 1982. Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 53; Kalinowska, Ceremoniał, p. 24. “Pontualissimo era il Re Casimiro, sì nel concedere al Nunzio l’audienza sempre che voleva et infalibilmente ogni Domenica, se gli veniva chiesta, come nell’incontrarlo et accompagnarlo […] et introdurlo senza farlo punto aspettare in anticamera, se non rarissime volte, e per accidente, et in quel caso soleva farne far la scusa per un gentilhuomo, che stava trattenendo il Nunzio”; Kakowski, Vademecum, p. 19. Kalinowska, Ceremoniał, p. 24.
Apostolic Nuncios at the Court of the Polish Vasas
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detained in the property of Jan Zamoyski. According to Di Capua, the audience took place early in the morning, and among the main themes were the royal travel, church vacancies (especially in the territories of the Commonwealth dominated by Orthodoxy) and ecclesiastic foundations in Livonia. These were therefore basically the current affairs of the nunciature, raised regardless of where the audience was given.74 Due to the fact that among the studied nunciatures almost only the first volumes of their documentation are published, and since we must rely primarily on edited sources we have little information about the conclusive audiences of papal diplomats. Anyway, we know that during a final hearing, the nuncio used to consign a papal brief recalling him from the office, appearing in papal correspondence under the term licenza. After receiving the royal permission to leave the Polish-Lithuanian Commonwealth, the papal diplomat used to summarize the effects of his own mission with the monarch, discussing the matters to be submitted to the Pope. At the end of the final hearing, the ruler used to give the papal diplomat a hand to kiss,75 wishing him a good journey back to Italy. The conclusive audience was mentioned in one of the last letters from the Commonwealth written by Annibale Di Capua. The nuncio, however, only described the advice he had given to Sigismund III, not mentioning a word about the ceremonial aspects of the audience.76 Due to the fact that, during his dismissal, Di Capua resided in Cracow, he did not participate in an audience with Anna Jagiellon, sending only his auditor to her court in Warsaw with greetings and information about his departure.77 We have the very same situation with Pietro Vidoni’s description of his final audience granted to him by John II Casimir: he mentioned his health problems, recommended local Catholic Church’s interests and royal succession’s regulation. No single reference about the proceeding and ceremonial of the audience.78 There were also exceptional situations in which the final audience with the monarch did not take place. Such was the case when, as a sign of his disgrace, Władysław IV did not greet Mario Filonardi leaving the Polish-Lithuanian borders, breaking
74 75 76 77 78
Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Krasnystaw, 30.5.1588; Woś, Annibale di Capua, pp. 208–209, no. 119. Fitych, Personel, p. 66. Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Cracow, 29.4.1591; Woś, Annibale di Capua, pp. 246–247, no. 147. Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Cracow, 18.4.1591; Woś, La nonciature, p. 92, no. 20. Pietro Vidoni to Fabio Chigi, Warsaw, 19.7.1660; AAV 71, fol. 349r.
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de facto, for some time, diplomatic relations between the Commonwealth and the Holy See. Final audiences, despite their qualitative importance (especially due to the fact that they constituted a kind of political testament of a diplomat), were characterized by a less sublime character compared to the first meeting. After the audience, papal diplomats used to leave the court in few days.79 As Joanna Kodzik noticed, when determining a social or political position through the ceremonial rules, not only the horizontal distance between the actors of the ceremonial scene had important significance (obtaining a place more or less distant to the Monarch), but also the vertical space, expressed in a sitting or standing position during a direct meeting.80 During a public audience both the monarch and the diplomat used to stand without a headdress,81 at least during the welcoming and greeting rituals, consignment and lecture of papal briefs82 – there were, however, exceptions from the above-mentioned rules, for example when Sigismund III, disturbed by gout symptoms, was forced to receive Antonio Santacroce while sitting on a chair.83 Rigorously, even while sitting (for example for the duration of a diplomat’s speech), at every mention of the Pope everyone stood up taking off his hat.84 Instead, the fact that both interlocutors were sitting on similar chairs was a feature more characteristic for private hearings ordinarily conceded by the Monarchs to the apostolic nuncios, as during a public audience their sitting position was considered as endearing prestige of the senators and other officials present in loco. In the case of private audiences, the papal diplomat was also allowed to keep the biretta on his head for their duration (but not the galero hat that he was supposed to change for biretta before the audience’s inauguration).85
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Kalinowska, Ceremoniał, p. 35. Kodzik, Ceremoniał, pp. 168–169. Nahlik, Narodziny, p. 134. Kakowski, Vademecum, pp. 81–82; Przezdziecki, Diplomatie, p. 20; Nahlik, Narodziny, p. 138; Przyboś/Żelewski, Dyplomaci, p. 52. Antonio Santa Croce to Francesco Barberini, Warsaw, 1.7.1628; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 290, no. 296. Kakowski, Vademecum, pp. 81–82. Ibid., pp. 18–19.
Apostolic Nuncios at the Court of the Polish Vasas
3.
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The Subject of the Royal Audiences of the Apostolic Nuncios at the Vasas’ Court
The main purpose of the apostolic nuncios’ royal audiences was usually to hand over papal briefs and letters from the cardinal secretary of state. Normally, on this occasion, current affairs were also discussed. On the one hand, during the royal hearings, papal diplomats obtained the opportunity to gather some new information needed to compile their ordinary reports to Rome. On the other, the monarch could then indirectly use the nuncio’s updated knowledge in matters of international politics and church issues. In the area of internal affairs, ecclesiastical issues constituted the most regularly addressed topic during the royal audiences of papal diplomats. For example, Antonio Santacroce discussed with Sigismund III the reform of the Bernardine Order to be executed in Poland-Lithuania.86 He also sought for the royal protection for members of the Uniate Church.87 Later, Mario Filonardi stood up for the rights of the Armenian Church and of the Archbishop of Lviv of this rite, Mikołaj Torosowicz.88 One important issue raised by the apostolic nuncios was the promotion of royal ambitions to maintain and reclaim the Swedish crown. Representatives of the Holy See wove a rich rhetoric of religious elements into these efforts.89 Another particularly significant matter discussed by papal diplomats was the succession of the Polish-Lithuanian throne, especially in a situation of deteriorating health of the subsequent monarchs.90 Furthermore, particularly during the last decade of John II Casimir’s government, they brought up projects of political reform as well as desperate papal attempts to discourage the last of the Vasas from his abdication decision and to regulate, in some way, the future succession of the Commonwealth.91 But during the royal audiences the nuncios did not focus their attention only on internal affairs. In June 1590, for example, Annibale Di Capua assured Sigismund III about the papal readiness to support Poland-Lithuania in the case of a conflict with the Ottoman Empire, which, however, was not believed 86 87 88 89 90 91
Antonio Santa Croce to Francesco Barberini, Warsaw, 4.7.1627; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 44, no. 37. Antonio Santa Croce to Francesco Barberini, Warsaw, 12.11.1627; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 132, no. 128. Mario Filonardi to Ceva [Vilnius, 16.8.1636]; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 1st vol., p. 240, no. 179. Antonio Santa Croce to Francesco Barberini, Warsaw, 7.1.1628; Litwin, Acta Nuntiaturae, pp. 175–176, no. 173. Honorato Visconti to Francesco Barberini, Warsaw, 26.2.1631; Biliński, Acta Nuntiaturae, p. 153, no. 139. Galeazzo Marescotti to Giacomo Rospigliosiego, Warsaw, 13.6.1668; AAV 81, fol. 140r.
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in Rome because of the poor health of the Sultan and in view of his military involvement on the Persian border.92 In April 1623, Giovanni Battista Lancellotti discussed with the Monarch the conflict in Valtellina.93 Moreover, it often happened that the nuncios could provide the king with important information received thanks to the papal diplomatic network at other courts, especially the Vienna nunciature. In February 1628, following reports of the nuncio at the imperial court, Carlo Carafa, Antonio Santacroce informed Sigismund III about the progresses of military operations in the Empire, encouraging the King to join the conflict actively.94 Similarly, in March 1628, again according to Carafa’s reports, Santacroce assured the Monarch that Vienna was not thinking of making peace with Denmark, but rather, with the help of the Spanish fleet, about an invasion of Sweden.95 Dynastic policy, and especially marriage matters, also took up an important place during the royal audiences of the apostolic nuncios. Discussions on matrimonial subjects used to be very honest and confidential. In February 1591, Sigismund III confessed to Annibale Di Capua that he was planning a marriage with one of the Archduchesses, the daughters of Charles II Francis of Austria, … but His Majesty is not yet resolute if he wanted to ask for the eldest, or the third, having been written by the brother of the Palatine of Cracow [Mikołaj Firlej], who has been to Graz, that the eldest has rather large shoulders and short neck, and that the third would be more willing and more beautiful.96
92 93
94 95 96
Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw, 17.6.1590; Woś, Fonti, pp. 303–304, no. 151. Giovanni B. Lancellotti to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 28.4.1623, in: Fitych, Acta Nuntiature, pp. 126–127, no. 93; Giovanni B. Lancellotti to Ludovico Ludovisi, Warsaw, 9.5.1623, in: ibid., p. 134, no. 98. The War of Valtellina (1620–1639) was a conflict for the control of Valtellina and the counties of Bormio and Chiavenna, in the general context of the Thirty Years’ War and the so-called Bündner Wirren that shook the Rhaetian region in that period. Wendland, Andreas: Der Nutzen der Pässe und die Gefährdung der Seelen: Spanien, Mailand und der Kampf ums Veltlin (1620–1641). Zürich 1995. Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 2.2.1628; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 198, no. 195. Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 13.3.1628; ibid., p.227, no. 226. Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw 7.2.1590: “Ma Sua Maestà non è risoluta ancora se voleva domandare la primogenita, o la terzogenita, essendo stato scritto dal fratello del Palatino di Cracovia, che è stato a Gratz, che la primogenita habbia le spalle alquanto grosse et il collo corto, et che la terzogenita sia piú disposta et piú bella”; Woś, Fonti, p. 356, no. 180.
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In the matter of Sigismund III’s marriage, the nuncio dealt also with Anna Jagiellon, asking for her intercession.97 In 1629, Prince Władysław expressed his desire to get married to Antonio Santacroce, regretting the involvement of his father, the King, in this matter. Santacroce replied that, from what he knew, Sigismund III and Constance planned to marry the Prince to one of the emperor’s daughters. At the court, however, noblemen’s reactions to the further tightening the alliance between the Vasa and the Austrian Houses were widely feared. Władysław, himself, did not express any particular inclinations towards the marriage with an Archduchess, so the papal diplomat suggested him the Savoyard Princess’ candidacy, as the House of Savoy was clearly favoured by the nuncio. The Prince finally asked Santacroce to mention the Italian candidate during the next conversation between the nuncio and the Monarch.98 Later, during a series of royal audiences of Antonio Pignatelli in 1667, the nuncio tried to convince John II Casimir to remarry, despite the Monarch’s apparent reluctance to similar projects.99 During their royal audiences, papal diplomats also acted as intermediaries between the monarch and the Pope in the exchange of mutual favours. For instance, Annibale Di Capua tried to obtain a royal pardon for Krzysztof Warszewicki, who had supported the aspirations of Archduke Maximilian in the Commonwealth during the conflict for the throne;100 while Antonio Santacroce, after one of his hearings in 1627, expressed royal gratitude to the Pope for recommending Alessandro, the nephew of the former nuncio in Poland-Lithuania, Claudio Rangoni, to the prestigious bishopric in Modena.101 During one of Santacroce’s audiences from 1628, the nuncio presented a brief in which at the request of the King, the Pope agreed to grant the Royal Secretary Paweł Piasecki with the bishopric and the abbey of Kamieniec and to award the Polish-Lithuanian clergy with an extraordinary subsidy.102 Finally, during the hearing of Antonio Pignatelli with John II Casimir, which took place after 97
Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw 22.2.1590; Woś, La nonciature, p. 86, no. 17. 98 Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 29.7.1628; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 309, no. 316. 99 Antonio Pignatelli to Giacomo Rospigliosi, Warsaw, 20.7.1667; Antonio Pignatelli to Giacomo Rospigliosi, Warsaw, 14.12.1667; Antonio Pignatelli to Giacomo Rospigliosi, Warsaw, 15.2.1668; AAV 82, fol. 188, 242–243, 254; Gregorowicz, Dorota: Stolica Apostolska wobec abdykacji Jana Kazimierza, in: Kronika Zamkowa 68.2 (2015), pp. 139–163. 100 Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw 15.8.1590; Woś, Fonti, p. 317, no. 158. 101 Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 24.12.1627; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 160, no. 159. 102 Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 16.4.1628; ibid., p. 251, no. 253.
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the winter Diet of 1668, the Monarch complained about the difficult situation in the realm, suggesting the usefulness of a papal legate a latere arrival to the Commonwealth.103 During the course of the audiences, the private affairs of the interlocutors were also discussed. Antonio Santacroce reported that Sigismund III confided to him his daughter’s illness and recovery.104 After the death of Queen Constance, Honorato Visconti tried to get a hearing with Sigismund III as soon as possible, managing to get it for the very next day. The nuncio motivated his urgency in the following words: As it seemed to me that it would be convenient to use this solicitude, for not being present at the Court any Senator who might have been able to execute with him [the King] some necessary offices in such a situation, I complied with what was up to me for the reasons of [my] office, representing in particular the great sentiment that was to receive Our Lord of a similar loss.105
Audiences were also an opportunity for the members of the royal family to receive a papal blessing, for example in the case of prolonged illness or recovery; as with Anna Jagiellon in 1590.106 They were also a place to express papal congratulations, as in the case of felicitations submitted by Mario Filonardi to Władysław IV on the occasion of his marriage with Cecilia Renata of Austria in 1637.107 At the occasion of a hearing, apostolic nuncios sometimes presented to the king other papal diplomats or members of their own diplomatic retinue.108 For example, during an audience with Sigismund III, Annibale Di Capua introduced Father Claudio Germain, the envoy of the Superior of the 103 Antonio Pignatelli to Giacomo Rospigliosi, Warsaw, 21.3.1668; AAV 82, fol. 262; Gregorowicz, Stolica, p. 128. 104 Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 18.9.1627; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 92, no. 87. 105 Honorato Visconti to Francesco Barberini, Warsaw, 17.7.1631: “Parendomi che convenisse usar questa solleccitudine, anco per non trovarsi alla Corte alcun Senatore ch’havesse potuto passar seco certi ufficii necessarii in una tal congiuntura, io complii a quelli che mi toccavano per ragion della carica, rappresentando in particolare il gran sentimento ch’era per ricever Nostro Signore di simil perdita”; Biliński, Acta Nuntiaturae, pp. 312–313, no. 289. 106 Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw 17.6.1590; Woś, Fonti, p. 304, no. 151. 107 Mario Filonardi to Francesco Barberini, Warsaw, 13.6.1637; Mario Filonardi to Francesco Barberini, Warsaw, 20.6.1637; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 2nd vol., p. 205, no. 184; pp. 212–213, no. 190. 108 Attilio Amalateo to Clement VIII, [Cracow], 1.8.[1592]; Attilio Amalateo to Clement VIII, Vienna, 15.8.1592; Jarmiński, Acta Nuntiaturae, p. 132, no. 87; p. 153, no. 94.
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Cistercian Order – whose task was to visit the monasteries of the order in the Commonwealth – to the King.109 More often, however, audiences of papal diplomats carried little significance in terms of richness of their specific content, being filled above all with ceremonial conventions surrounding the consignment of briefs, as well as the expression of mutual benevolence. At that time, the ceremonial dimension of royal hearings became definitely dominant. 4.
Conclusions
Each of the apostolic nuncios had his personal style of diplomatic writing. Some used to write more about the royal audiences, others less, focusing only on the information and political effects that the hearings entailed. Di Capua and Pignatelli meticulously mentioned the audiences in their letters, but they were interested mainly in the content of the discourse conducted with the Monarch, being rather difficult to find any mention about the ceremonial and proceeding of the hearings in their correspondence. In the case of letters of Malaspina, Simonetta and Lancellotti, we find very few allusions to the royal audiences. Conversely, Santacroce, Visconti and Filonardi were more eager to write about them, focusing both on their content and rituals. It is regrettable that the papal diplomatic correspondence regarding the hearings of the apostolic nuncios at the Polish Vasas’ court is extremely poor in information on the gestures and emotions of the actors of the described political scene. Yet, in few cases, their traces can be captured: for example during an audience of Antonio Santacroce, while the nuncio congratulated the King on his success over the Swedes in Gniew (1626), Sigismund III was to listen to the words of the papal diplomat with great pleasure and a big smile on his face.110 Also when Mario Filonardi congratulated Władysław IV for the royal marriage with Cecilia Renata, the King was to receive papal affinities “always laughing and taking off his hat two or three times talking about His Beatitude and Your Eminence”.111
109 Annibale Di Capua to Alessandro de Peretti Montalto, Warsaw 10.7.1590; Woś, Fonti, p. 310, no. 154. 110 Antonio Santacroce to Francesco Barberini, Warsaw, 25.7.1627; Litwin, Acta Nuntiaturae, p. 59, no. 54. 111 Mario Filonardi to Francesco Barberini, Warsaw, 20.6.1637: “Sempre ridendo e con cavarsi due o tre volte il cappello nel parlar che si faceva di Sua Beatitudine e V.ra Eminenza”; Chynczewska-Hennel, Acta Nuntiaturae, 2nd vol., pp. 212–213, no. 190.
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It is essential to note that the diplomatic ceremonial of the early modern Polish-Lithuanian Commonwealth was not formalised. Procedural rules were not written down, even for an event such as a royal election, nor for the Diet’s deliberations, and neither for the diplomatic apparatus functioning. It was impossible to speak about a systematized local etiquette. As Bożena Fabiani wrote, “the customs of the Polish court resulted [exclusively] from tradition”.112 The rules and traditions associated with court rituals constituted a mirror of the monarchical sovereignty’s representation113 and, in the case of royal audiences with diplomats, they reflected the respect conceded to the rulers represented. They constituted a fluid and evolving element of court life, reflecting the international hierarchy, binary relations between rulers, as well as local political and cultural conditions. It should be emphasized that, generally speaking, the court ceremonial regarding the audiences of foreign diplomats may prove the clearly dominant role of the monarch in the conduction of foreign policy in the Polish-Lithuanian Commonwealth. In regard to the apostolic nunciature as a permanent diplomatic post, this gets confirmed in a special way, with the nuncio accredited, by necessity, not to the Diet, but directly to the monarch. The warm reception of apostolic nuncios by Sigismund III, as an element of manifestation of his own religiosity and loyalty to the Holy See, as well as the continuing good, yet cooler relations of papal diplomats with Władysław IV and John II Casimir confirm the thesis of William Roosen that “ceremonial can serve as a barometer for relationships”.114 The royal audiences of papal diplomats at the court of the Polish Vasas stood out from the background of the hearings conceded to other diplomats in several aspects: 1. Status: The apostolic nunciature was a permanent diplomatic representation that was unusual in the practice of Polish-Lithuanian Commonwealth foreign policy. 2. Relations between rulers: Relations of Sigismund III, Władysław IV and John II Casimir with the Popes had an unavoidably special character in
112 “Obyczaj polskiego dworu wynikał z tradycji”. Like in many other parts of Europe, even though in the sixteenth and seventeenth century we already have some examples of attempts to codify the diplomatic etiquette; Fabiani, Na dworze, p. 159; cf. Hotman, Jean: De la charge et dignité de l’ambassadeur. Paris 1604; Antonelli, Attilio: Cerimoniale del Viceregno spagnolo di Napoli 1503–1622. Napoli 2015. 113 Boiteux, Martine: Parcours rituels romains à l’èpoque modern, in: Maria Antonietta Visceglia/Catherine Brice (eds.): Cérémonial et rituel à Rome (16e–19e siècle). Rome 1997, pp. 27–87. 114 Roosen, Diplomatic Ceremonial, p. 465.
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comparison to their contacts with other sovereigns, due to the dual (secular and religious) nature of the papal authority represented by the apostolic nuncios.115 3. Ceremonial: Although from a ceremonial point of view audiences of papal diplomats are similar to the royal audiences with other ambassadors, we can distinguish them by certain nuances. For instance: ecclesiastical senators, rather than secular, used to assist ceremonies with participation of the apostolic nuncios; the monarch could concede them the entire audience devoid of a headdress and standing, as well as welcome them for a hearing even in the antechamber; and there was a tradition of the habitual participation of all members of the royal family currently present at the court. The actual political and diplomatic meaning of the apostolic nuncios’ royal audiences is undisputed. They constituted a substitute for personal contacts between the Polish-Lithuanian monarchs and the Pope, not (only) as a secular ruler, but above all as the head of the Catholic Church. They were also an important space of communication and information gathering for the papal diplomats at the Polish-Lithuanian court. During the hearing, representatives of the Holy See had an opportunity to influence the monarch in both the political and moral dimension.116 It depended on the diplomat’s ability and on the political conditions if he was able to establish a good relationship with the king, to influence royal decisions and to worthily represent his own superior.
115 Prodi, Il sovrano. 116 About audience as a form of political communication see: Gregorowicz, Komunikacja, pp. 63–64.
Teil IV Konfessionelle Allianzen, konfessionelle Grenzen
Antonio Santa Croce und Giovanni Battista Pallotta Zur Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur im Jahr 1629 Henryk Litwin / Paweł Duda Die Hauptaufgabe der apostolischen Nuntiaturen – der ständigen diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls an den katholischen Höfen – war es einerseits, jeweils Herrscher und Eliten zu beeinflussen, um sie zu einer Politik zu bewegen, die den Vorstellungen der römischen Kurie entsprach. Andererseits waren die Nuntiaturen damit beauftragt, über Ereignisse zu berichten, die in den jeweiligen Herrschaften und deren nächster Nachbarschaft abspielten. Die Umsetzung der letzteren Aufgabe erforderte von dem päpstlichen Diplomaten, ein eigenes in- und ausländisches Informantennetzwerk zu schaffen, über das sie Informationen über die jeweilige inländische Lage einholen und diese dann in die politische Situation in Europa einordnen konnten1. Dabei kam der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Nuntiaturen eine wesentliche Bedeutung zu, wenn es darum ging, Informationen über die Beziehungen zwischen einzelnen Herrschaften einzuholen. Die historiografische Analyse dieser Zusammenarbeit hingegen erweist sich als äußerst schwierig, vor allem, weil keine direkte Korrespondenz zwischen den einzelnen päpstlichen Vertretern überliefert ist. Als Ausnahme gilt hier der Fall Antonio Santa Croce (1599–1641), Titularerzbischof von Seleukia und Nuntius in Polen-Litauen in den Jahren 1627 bis 1630. Im römischen Archivio di Stato in der Abteilung Archivio Santa Croce liegt der seinerzeit durch Henryk Damian Wojtyska aufgefundene große Band mit der Nummer 774 vor, der Originale von Briefen umfasst, die Santa Croce im Jahr 16292 erhielt. Unter den 846 Briefen stammten dabei 85 Schreiben von apostolische Nuntien, die an anderen europäischen Höfen residierten. Zum Kreis der Briefschreiber des Erzbischofs von Seleukia gehörten der Nuntius in Wien – Giovanni Battista
1 Mehr zur Informationssammlung durch die Nuntien bei Tygielski, Wojciech: Z Rzymu do Rzeczypospolitej. Studia z dziejów nuncjatury apostolskiej w Polsce, XVI–XVII w. Warszawa 1992, S. 65–69; Ders.: Źródła informacji papieskich dyplomatów, in: Teresa ChynczewskaHennel/Katarzyna Wiszowata-Walczak (Hg.): Nuncjatura Apostolska w Rzeczypospolitej. Białystok 2012, S. 75–94. 2 Eine Analyse der in dem genannten Band gesammelten Korrespondenz bei Henryk Litwin: Krąg korespondentów nuncjusza Antonio Santa Croce w świetle zbioru listów otrzymanych w roku 1929, in: Chynczewska-Hennel/Wiszowata-Walczak, Nuncjatura Apostolska, S. 223–231.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_011
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Henryk Litwin / Paweł Duda
Pallotta (1594–1668)3, die ordentlichen und außerordentlichen Nuntien in Madrid – Giovanni Battista Pamphili (1574–1655)4 und Cesare Monti (1594– 1650)5, der Nuntius in Paris – Giovanni Francesco Guidi di Bagno (1578–1641)6, der Nuntius in Brüssel – Fabio Lagonissa (ca. 1584–1659)7, der Nuntius in Köln – Pier Luigi Carafa (1581–1655)8, der Nuntius in Luzern – Ciriaco Rocci (1582–1651)9, der Nuntius in Florenz, Alfonso Giglioli (1574–1630)10, sowie der Nuntius in Venedig, Giovanni Battista Agucchi (1570–1632)11. Außerdem stand der Nuntius am Warschauer Hof im Briefwechsel mit dem außerordentlichen Vertreter des Papstes Urban VIII. für den Mantuanischen Erbfolgekrieg12, Gio3
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Zu Pallotta: D’Amico, Antonio: Pallotta Giovanni Battista, in: Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 80 (2014), https://www.treccani.it/enciclopedia/giovanni-battistapallotta_%28Dizionario-Biografico%29/ (21.12.2021); Squiciarini, Donato: Nunzi apostolici a Vienna. Città del Vaticano 1998, S. 117–119; Leben des Pallotto bis 1628, in: Hans Kiewning (Hg.): Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken. 4. Abteilung, Bd.1: Die Nuntiatur des Pallotto 1628–1630. Berlin 1895, S. XXXVI–XXXVII. Nach seiner Karriere als Nuntius wurde Pamphili (auch Pamphilj) als Innozenz X. 1644 Papst. Vgl. Innocent X (1574–1655), in: F. L. Cross, Elizabeth A. Livingstone (Hg.): The Oxford Dictionary of the Christian Church. Oxford 2005, S. 840. Zur Rolle Montis als Nuntius am spanischen Hof: Negredo del Cerro, Fernando: Antes de la tormenta. La nunciatura madrileña y el gobierno de la Monarquía en vísperas de la crisis de 1632, in: Chronica Nova 42 (2016), S. 103–135. Vgl. Lutz, Georg: Kardinal Giovanni Francesco Guidi di Bagno. Politik und Religion im Zeitalter Richelieus und Urbans VIII. Tübingen 1971. Die Tätigkeit Lagonissas, der als Nachfolger Guidi di Bagnos Nuntius in Brüssel wurde, ist durch die Edition seiner Korrespondenz mit Rom ausführlich erschlossen worden: van Meerbeeck, Lucienne (Hg.): Acta Vaticano‑Belgica, Correspondance du nonce Fabio de Lagonissa, Archevèque de Conza (1627–1634). Roma u.a. 1966. Die mit zehn Jahren überdurchschnittlich lang andauernde Nutiatur Carafas in Köln hat ihren Niederschlag in vier Editionsbänden seines Schriftverkehrs mit Rom gefunden: Wijnhoven, Joseph/Gatz, Erwin/Iserloh, Erwin (Hg.): Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken. Die Kölner Nuntiatur. Bd. VII. 1–4. Paderborn 1980–1995. Rocci seinerseits wurde 1630 dann der Nachfolger Pallottos in Wien, zur Biographie Roccis vgl. zusammenfassend: Becker, Rotraut (Hg.): Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken. 4. Abt., Bd. 6: Nuntiatur des Ciriaco Rocci. Außerordentliche Nuntiatur des Girolamo Grimaldi – Sendung des P. Alessandro D’Ales (1633–1634). Berlin u.a. 2016, S. XI–LXVI, hier XXIV–XXVI. Zusammenfassend zu Gigliolis Biographie: Jaitner, Klaus(Hg.): Die Hauptinstruktionen Gregors XV. für die Nuntien und Gesandten an den europäischen Fürstenhöfen (1621– 1623). Bd. 1. Tübingen 1997, S. 277. Agucchi hat allerdings insbesondere als Kunsttheoretiker Aufmerksamkeit erlangt, etwa: Ginzburg, Silvia: Domenichino e Giovanni Battista Agucchi, in: Giovanna Grumo (Hg.): Domenichino. Catalogo della mostra (Roma, Museo di Palazzo Venezia, 10.10.1996– 14.1.1997). Milano 1996, S. 121–137. Weiter zum Mantuanischen Erbfolgekrieg vgl. Quazza, Romolo: Mantova e Monferrato, nella politica europea alla vigilia della guerra per la successione (1624–1627). Mantova
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vanni Giacomo Panzirolli (1587–1651)13. Aus dem Kreis der erwähnten päpstlichen Diplomaten führte Santa Croce die intensivste Korrespondenz mit dem Nuntius am kaiserlichen Hof. Die Analyse der im Rahmen des genannten Archivbestandes gesammelten Korrespondenz ermöglicht es, das Phänomen der Zusammenarbeit der apostolischen Nuntiaturen in Warschau und Wien wenigstens teilweise sowohl quantitativ als auch qualitativ zu erfassen. Der intensivierte Briefwechsel zwischen Santa Croce und Pallotta kann vor allem aus geopolitischen Umständen heraus begründet werden. Die Wiener Nuntiatur war der der Warschauer Nuntiatur am nächsten liegende diplomatische Posten des Heiligen Stuhls und besaß zudem in der päpstlichen Hierarchie als sogenannte Nuntiatur erster Klasse14 einen höheren Rang. Überdies war sie zusammen mit der venezianischen und florentinischen Vertretung ein wichtiger Punkt auf der Strecke der Kuriere, die die Korrespondenz von Warschau nach Rom beförderten. Dabei fungierten die in diesen Städten ansässigen Vertreter der Santa Sede als Vermittler beim Vertrieb der päpstlichen Diplomatenpost. Hinzu kam, dass die Habsburger aufgrund des sogenannten Familienpaktes aus dem Jahr 1613 die engsten Verbündeten der polnischen Wasa-Dynastie waren.15 In Rom war man sich der Interessengemeinschaft beider Dynastien vollkommen bewusst. Letztlich sprach sich das Staatssekretariat bei der Vorbereitung der Instruktionen für neu ernannte päpstliche Vertreter, die sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts an Donau oder Weichsel begaben, mehrmals für Zusammenarbeit aus. Beispielsweise bekam Lelio Ruini (gestorben 1621)16, von 1613 bis 1614 päpstlicher Nuntius in Polen, die Empfehlung, mit seinem Wiener Pendant Placido de Marra (1560–1620)17 zu kooperieren, um ein Bündnis zwischen Sigismund III. und dem Kaiser zu
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1922; Ders.: La guerra per la successione di Mantova e del Monferrato (1628–31). Mantova 1926; Wilson, Peter H.: Wojna trzydziestoletnia 1618–1648. Tragedia Europy. Oświęcim 2017, S. 433–436. Auch Panciroli, zu dessen langer vatikanischer Karriere: Menniti Ippolito, Antonio: Panciroli (Panziroli, Panzirolo) Giovanni Giacomo, in: Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 80 (2014), https://www.treccani.it/enciclopedia/giovanni-giacomopanciroli_%28Dizionario-Biografico%29/ (21.12.2021) Tygielski, Rzymu, S. 21f. Barwiński, Eugeniusz: Przymierze polsko-austryackie z roku 1613. Przyczynek do historii stosunków austriacko-polskich za Zygmunta III, in: Przewodnik Naukowy i Literacki 23.11 (1895), S. 984–1008. Litwin, Henryk: Chwała Północy. Rzeczpospolita w polityce Stolicy Apostolskiej. Warszawa 2018, S. 123–127. Zu Marra im Kontext der Wiener Nuntiatur im Allgemeinen: Koller, Alexander: Einige Bemerkungen zum Karriereverlauf der päpstlichen Nuntien am Kaiserhof (1559–1655), in: Armand Jamme/Olivier Poncet (Hg.): Offices et papauté (XIVe–XVIIe siècle). Charges, hommes, destins. Rome 2005, S. 841–858.
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befördern. Eine ähnliche Aufgabe bekamen Francesco Diotallevi (1579–1622)18, Nuntius in Polen in den Jahren 1614 bis 1621, im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges sowie Cosimo de Torres, Nuntius in Polen von 1621 bis 1622, im Zusammenhang mit dem polnisch-osmanischen Krieg.19 Die Instruktionen für die Wiener Nuntien enthielten dabei vergleichbare, wenn auch etwas allgemeiner formulierte Weisungen. In der Instruktion für Giovanni Stefano Ferreri vom 20. Januar 1604 etwa wurde der Wunsch des Papstes unterstrichen, zum Bündnis von Rudolf II. und Sigismund III. „col mezzo dei suoi nuntii“20 beizutragen, während in der Instruktion für Carlo Carafa vom 12. April 1621 die Bedeutung der Bemühungen um „unione di Sua Maestà e del Polacco“21 betont wurde. Zweifellos wurden die Instruktionen der Kurie umgesetzt, die päpstlichen Diplomaten in Warschau und Wien führten einen regelmäßigen und intensiven Briefwechsel und tauschten wesentliche Informationen aus.22 Es scheint, dass im Fall von Santa Croce und Pallotta auch eine gegenseitige Sympathie zu beobachten ist, die sicherlich aus dem ähnlichen Alter und der vergleichbaren Kurienlaufbahn resultierte. 1.
Santa Croce und Pallotta – Protagonisten der päpstlichen Diplomatie in Warschau und Wien
Antonio Santa Croce23 stammte aus einer angesehenen römischen Adelsfamilie, die sich einer Vielzahl von Kardinälen unter den Vorfahren rühmen 18 19 20 21 22
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Wojtyska, Henryk Damian: Acta Nuntiaturae Polonae. T. I. Romae 1990, S. 246. Litwin, Chwała, S. 123, 129–130, 155. Jaitner, Klaus (Hg.): Die Hauptinstruktionen Clemens’ VIII. für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen (1592–1605). Tübingen 1994, S. 723; „über seine Nuntien“. Die Hauptinstruktionen Gregors XV., S. 637f.; „der Union Seiner Hoheit mit den Polen“. Als exempli gratia kann die Zusammenarbeit des Nuntius in Polen-Litauen Giovanni Battista Lancellotti mit seinem Wiener Pendant Carlo Carafa während der Expedition nach Polen der durch Gustav II. Adolf in Mecklenburg angeworbenen Truppen dienen. Carafa informierte in seinen Berichten das Staatssekretariat und den Nuntius in Warschau laufend über den Verlauf des Söldnermarsches. Mehr hierzu vgl. Duda, Paweł: Wojna o ujście Wisły w relacjach i ocenie dyplomacji papieskiej. Kampania zimowo-wiosenna 1627 roku, in: Zbigniew Hundert u.a. (Hg.): Studia nad staropolską sztuką wojenną. Bd. V. Oświęcim 2017, S. 109–115; Ders.: Krzyż i karabela. Polityka zagraniczna Rzeczypospolitej Obojga Narodów w ocenie dyplomacji papieskiej w latach 1623–1635. Katowice 2019, S. 98–100. Ausführlich zu Santa Croce: Tanturri, Alberto: Antonio Santacroce, in: Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 90 (2017), https://www.treccani.it/enciclopedia/antoniosantacroce_(Dizionario-Biografico) (21.12.2021); Litwin, Henryk (Hg.): De Antonio Santa
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konnte, von denen besonders Prospero Santa Croce Aufmerksamkeit verdient. Er begründet die neuere Karriere der Familie, war mehrfach Nuntius unter anderem in Wien, Paris, Madrid und Lissabon und ab 1565 Kardinal und Erzbischof von Arles.24 Zweifellos regte Antonio der Wille, sich mit seinen Ahnen messen zu können, dazu an, auf der Kurienkarriereleiter schnell und geschickt emporzusteigen. Der künftige Nuntius in Polen wurde am 1. August 1599 in Riofreddo geboren. Er verlor seine Eltern früh und wuchs unter der Aufsicht seines Onkels Tarquinio und seines Bruders Valerio auf. Während des Studiums im Collegio Romano della Compagnia di Gesù lernte er Francesco Barberini, den Neffen von Kardinal Maffeo Barberini, kennen. Diese Freundschaft hatte verständlicherweise einen wesentlichen Einfluss auf die weitere Karriere von Antonio. Im Jahr 1620, unter dem Pontifikat Pauls V., wurde Santa Croce Apostolischer Protonotar und zwei Jahre später, in der Zeit Gregors XV., Referendar beider Signaturen und Vizelegat von Viterbo. Als im Jahr 1623 Maffeo Barberini zum Papst gewählt wurde und den Namen Urban VIII. annahm wurde sein Neffe Kardinalstaatssekretär. Da Antonio mit Letzterem befreundet war, nahm seine Karriere eine neue Dynamik an. 1624 erhielt Santa Croce die Priesterweihe und wurde ein Jahr später zum Gouverneur der Provinz Campagna e Maritima. Das Vertrauen, das Santa Croce seitens Barberinis genoss, bestätigt seine Teilnahme an der diplomatischen Mission, die der cardinale-nipote nach Frankreich und Spanien unternahm. Der Kardinalnepot unternahm diese Reise im Jahr 1626 im Zusammenhang mit der politischen Spannung zwischen Philipp IV. von Spanien und Ludwig XIII. von Frankreich wegen des Streites über die Oberherrschaft über das Veltlin.25
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Croce nuntio eiusque sociis, in: Acta Nuntiaturae Polonae. T. XXIII, Vol. 1: Antonius Santa Croce (1.3.1627–29.7.1628). Romae 1996, S. V–XIX; Ders.: Chwała, S. 224–227; Wojtyska, Henryk Damian: Nuncjusze papiescy w Polsce od XVI do końca XVIII wieku. Materiały pozostawione do publikacji przygotował do druku i wydał bp Jan Kopiec. Gliwice 2020, S. 213–217. Sénié, Jean: Prospero Santacroce, in: Dizionario Biografico degli Italiani. Bd. 90 (2017), https://www.treccani.it/enciclopedia/prospero-santacroce_(Dizionario-Biografico)/ (21.12.2021). Mehr zur Reise von Barberini nach Frankreich und Spanien: Blet, Pierre: Histoire de la Représentation Diplomatique du Saint Siege des origines à l’aube du XIX siècle. Vaticano 1982, S. 337–343; Bazzoni, Augusto: Il cardinale Francesco Barberini legato in Francia ed in Ispagna nel 1625–1626, in: Archivio Storico Italiano 12.192 (1893), S. 335–360; Malvezzi, Aldobrandino: Papa Urbano VIII e la questione della Valtellina. Nuovi documenti, in: Archivio Storico Lombardo, 84 (1957), S. 3–111; Lutz, Georg: Rom und Europa während des Pontifikats Urbans VIII. Politik Und Diplomatie – Wirtschaft und Finanzen – Kultur
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Am 27. Februar 1627 wurde der knapp 28-jährige Santa Croce zum Nuntius in Polen-Litauen ernannt und ging somit als jüngster nach Warschau entsandter päpstlicher Botschafter in die Geschichte ein.26 Im Zuge seiner Ernennung erhielt er das Amt des Titularerzbischofs von Seleukia. In Warschau traf Santa Croce dabei in einem spezifischen Moment ein. Zum einen hatten die polnischen Truppen einen erfolgreichen Feldzug hinter sich gebracht, der mit der Rückeroberung von Puck und Zerschlagung des Feindes in der Schlacht von Hammerstein (Czarne) geendet hatte.27 Zum anderen kam der neue Nuntius zu dem Zeitpunkt nach Warschau, an dem die niederländischen Vermittler erschienen, die die Beendigung des Krieges um die Weichsel-Mündung bewirken wollten.28 Die Hauptaufgabe des Nuntius war es, den Konflikt in die Länge zu ziehen und somit die Intervention Gustavs II. Adolf im Reich zu verhindern. Während seines Aufenthalts an der Weichsel war Santa Croce auf dem diplomatischen Feld sehr aktiv. Es gelang ihm, einen weiten Kreis von Korrespondenten zu versammeln, dem die polnisch-litauischen Eliten angehörten29, sowie das Vertrauen von Sigismund III. Wasa, Königin Konstanze von Österreich30 und Prinz Władysław zu gewinnen.31 Santa Croce konnte auch seine
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und Religion, in: Reinhard Elze u.a. (Hg.): Rom in der Neuzeit. Politische, kirchliche und kulturelle Aspekte. Wien 1976, S. 76f.; Giordano, Silvano: Urbano VIII, la casa d’Austria e la liberta d’Italia, in: Irene Fosi/Alexander Koller (Hg.): Papato e Impero nel pontificato di Urbano VIII (1623–1644). Città del Vaticano 2013, S. 66–73. Aus dem Kreis der päpstlichen Vertreter, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Warschau entsandt wurden, war Santa Croce der einzige, der zum Zeitpunkt der Ernennung das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet hatte. In den Nuntiaturen der sog. ersten Klasse (Madrid, Paris, Wien) gibt es in diesem Zeitraum lediglich drei ähnliche Fälle: Roberto Ubaldini, der apostolische Nuntius in Paris in den Jahren 1607–1616, wurde im Alter von 26 Jahren ernannt. Bernardino Spada, der Nuntius in Paris in den Jahren 1623–1627, wurde im Alter von 29 Jahren ernannt. Vitaliano Visconti Borromeo, der Nuntius in Wien in den Jahren 1616–1617, wurde im Alter von 25 Jahren ernannt. Teodorczyk, Jerzy: Wyprawa szwedzka z Meklemburgii do Prus Królewskich wiosna 1627, in: Studia i Materiały do Historii Wojskowości 6 (1960), S. 156–183. Duda, Krzyż, S. 139–143. Zum Kreis der Korrespondenten von Santa Croce können u.a. gezählt werden: Jan Wężyk, Marcin Szyszkowski, Stanisław Łubieński, Andrzej Lipski, Abraham Woyna, Remigiusz Koniecpolski, Adam Nowodworski, Jakub Zadzik, Mikołaj Wolski, Familie Radziejowski (Stanisław, Mikołaj und Hieronim), Jerzy Zbaraski, Lew Sapieha, Stanisław Przyjemski, Jan Eustachy Tyszkiewicz, Stanisław Koniecpolski, Jan Lipski, Henryk Firlej, vgl. Litwin, Krąg korespondentów, S. 228 f. Näheres zum Thema der Relation vom Nuntius mit Königin Konstanze bei Litwin, Henryk/Duda, Paweł: Nuncjusz, królowa i inne damy. Obraz kobiet w korespondencji Antonia Santa Crocego, in: Kronika Zamkowa 6.72 (2019), S. 113–131. Besonders vertraute Beziehungen zwischen Santa Croce und Władysław kann man im Sommer 1628 beobachten, als der Königssohn einen Konflikt mit seinem Vater Sigismund
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eigenen Interessen erfolgreich sichern. In den Bemühungen Sigismunds III. um den Kardinalshut für den früheren Nuntius Giovanni Battista Lancellotti32 vermittelte er so geschickt, dass der dieser Kandidatur abgeneigte Urban VIII. den Kardinalstitel kurzerhand Santa Croce selbst verlieh, in der Überzeugung, damit den polnisch-litauischen Herrscher zufriedenzustellen. Entsprechend wurde der Erzbischof von Seleukia am 19. November 1629 als 30-Jähriger zum Kardinal ernannt, wodurch er in die Geschichte der polnischen Nuntiatur als Nutznießer eines blitzschellen Aufstiegs und raffinierter Karrierist einging. Giovanni Battista Pallotta33 wiederum war lediglich fünf Jahre älter als Santa Croce. Er wurde 1594 in Coldarola in Umbrien geboren. Ähnlich wie der Erzbischof von Seleukia entstammte er einer für das Papsttum wichtigen Familie. Sein Vorfahre war Giovanni Evangelista Pallotta, Erzbischof von Cosenza.34 Nach dem Abschluss eines Studiums der Philosophie und der Rechtswissenschaften begann er seine Laufbahn in den Strukturen der Kurie und wurde im Jahr 1611 Referendar beider Signaturen sowie in den Jahren von 1621 bis 1623 Vizelegat in Ferrara. Auch in seinem Fall beschleunigte sich die Kurienkarriere während des Pontifikats von Urban VIII. Zunächst wurde er im Jahr 1624 als apostolischer Kollektor nach Portugal entsandt, anschließend amtierte er kurze Zeit als Gouverneur von Rom, und am 8. April 1628 wurde er zum außerordentlichen Nuntius in Wien ernannt. Dort sollte er sich dafür einsetzen, Kaiser Ferdinand II. davon abzubringen, sich im Mantuanischen Erbfolgekrieg zu engagieren. Im September wurde er zum ordentlichen Nuntius ernannt und erhielt zugleich die Würde des Titularerzbischofs von Thessaloniki.35 Pallotta
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III. hatte. Grund des Streites waren politische Ambitionen des Sohnes und die Weigerung des Vaters, sie zu verwirklichen sowie verschiedene Eheschließungspläne des jungen Wasa. In dieser Zeit beklagte sich der Königssohn mehrmals beim Nuntius, wobei der päpstliche Vertreter die Rolle eines Vermittlers zu spielen versuchte, vgl. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 29.7.1629, ANP, Bd. XXIII/1, Nr. 317, S. 310 f.; A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 1.8.1628, Archivio Apostolico Vaticano (= AAV), Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 212r–214r; A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau, 19.8.1628, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 228; A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau, 28.10.1628, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 278 r. Zu Lancellotti: Ronchi de Michelis, Laura: Giovanni Battista Lancellotti, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 63 (2004), https://www.treccani.it/enciclopedia/giovannibattista-lancellotti_%28Dizionario-Biografico%29/ (21.12.2021); De Ioanne Baptista Lancellotti tricesimo primo nuntio apostolico apud Polonos, in: ANP, Bd. 22, Ioannes Baptista Lancellotti (1622–1627), Bd. 1 (22.11.1622–31.12.1623), hg. v. Tadeusz Fitych. Cracoviae 2001, S. V‑L; Ders.: Struktura i funkcjonowanie nuncjatury Giovanniego Battisty Lancellottiego 1622–1627. Opole 2005, S. 53–78; Litwin, Chwała, S. 224–227. Zu Pallotta: D’Amico, Pallotta; Squiciarini, Nunzi; Kiewning, Leben. D’Amico, Pallotta. Bireley, Robert: Ferdynand II (1578–1637). Cesarz kontrreformacji. Warszawa 2020, S. 216.
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erhielt den Kardinalshut in der gleichen Zeit wie Santa Croce36 und ähnlich wie sein Warschauer Pendant beendete er ein Jahr später seine Nuntiatur. Beide Diplomaten trafen sich im Mai 1630 persönlich, als Santa Croce, auf dem Weg von Warschau nach Rom, in Wien eintraf, wo er durch Pallotta mit allen Ehren empfangen wurde. Wie er in einem seiner Briefe schrieb: „Giunsi hieri a Vienna incontrato fuori dall’Illustrissimo Signor Cardinal Pallotto, che condottomi alla sua habitatione, prosegua a cummularmi continuamente di favori“.37 Anschließend begaben sich die päpstlichen Diplomaten zusammen in den Tagen vom 9. bis zum 11. Mai von Wien nach Bratislava, um sich dort mit Kaiser Ferdinand II. zu treffen.38 2.
Organisation und Frequenz des Briefwechsels zwischen der Nuntiatur in Warschau und Wien
In einem an Rom adressierten Brief, datiert auf den 28. Oktober 1628, der die Antwort auf einen Brief vom 23. September darstellte, der über die Ernennung Pallottas zum außerordentlichen Nuntius am Kaiserhof informierte, erklärte Santa Croce seine Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit dem Wiener Nuntius fortzusetzen: „L’altra m’avvisa la deputatione di Monsignor Arcivecovo di Tessalonica alla Nuntiatura Ordinaria di Germania, acciò m’intenda inavvenire con esso lui, ne gli affari che concernono il servitio della Santa Sede“.39 Eine ähnliche Erklärung gab auch Pallotta ab, indem er sich verpflichtete, 36
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Pallotta schickte aus diesem Anlass einen Gratulationsbrief an Santa Croce, vgl. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.11.1629, Archivio di Stato di Roma (= ASR), Archivio Santa Croce (= ASC) Bd. 774. Der Warschauer Nuntius revanchierte sich höchstwahrscheinlich nicht mit einem analogen Schreiben, weil er im Moment der Veröffentlichung der Kardinalskreierungen wegen der in Polen-Litauen tobenden Seuche keinen Briefkontakt mit Rom und anderen Nuntiaturen pflegte. A. Santa Croce an F. Barberini, Wien 7.5.1630, Bibliotheca Apostolica Vaticana (= BAV), Barberiniani latini 6159, fol. 20r.: „Ich traf gestern in Wien ein, wurde vor der Stadt durch den Herrn Kardinal Palotto begrüßt, der mich bis zu seinem Sitz begleitete und mir stets seine Gunst zeigte“. Die Art und Weise, wie Santa Croce von dem Wiener Nuntius empfangen wurde, wurde durch das Staatssekretariat begrüßt, vgl. F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 1.6.1630, BAV, Barberiniani latini 6226, fol. 195r. A. Santa Croce an F. Barberini, Wien 11.5.1630, BAV, Barberiniani latini 6159, fol. 20v.–21r. Vgl. auch Litwin, Henryk/Duda, Paweł: Podróże nuncjusza Antonia Santa Crocego w czasie jego misji w Rzeczypospolitej (1627–1630). Przyczynek do badań nad mobilnością dyplomatów papieskich, in: Rocznik Filozoficzny Ignatianum 28.1 (2022), S. 49–76. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 28.10.1628, BAV, Barberiniani latini 6584, fol. 192r.: „eine andere (Depesche) informiert über die Ernennung des gnädigen Herrn Erzbischof von Thessalonica zum ordentlichen Nuntius in Deutschland, weshalb ich
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wöchentlich Berichte vom kaiserlichen Hof nach Warschau zu schicken.40 Aufgrund des im Archivio di Stato in Rom erhaltenen Archivbestandes lässt sich konstatieren, dass diese gegenseitigen Erklärungen beider päpstlicher Diplomaten nicht nur eine Form von Höflichkeitserklärungen war. Tatsächlich entspann sich im Jahr 1629 zwischen ihnen ein ziemlich intensiver Briefwechsel. In dem bereits erwähnten Archivband Nr. 774 sind 36 Briefe erhalten geblieben, die vom Wiener an den Warschauer Nuntius geschickt wurden. Es handelt sich hierbei um sogenannte „lettere piane“ – kurze Briefe mit allgemeinem Inhalt, die Informationen über den Gang der Korrespondenz sowie Nachrichten über den Missionsverlauf enthielten, mit konventionellem Charakter, voll mit gängigen Höflichkeitsfloskeln.41 Außerdem bezog sich Pallotta in seinen Briefen auf 2842 Sendungen („piego“), die er von dem in Warschau residierenden Nuntius erhielt. Somit kann angenommen werden, dass im Jahr 1629 beide Diplomaten wenigstens 64 Schreiben austauschten. Die Zahl der 36 von der Donau an die Weichsel geschickten Depeschen erlaubt die Feststellung, dass der Vertreter Urbans VIII. am Kaiserhof im Durchschnitt alle zehn Tage Schreiben an sein Warschauer Pendant schickte. Etwas schlechter sieht in dieser Hinsicht die Aktivität von Santa Croce aus, die einen Durchschnittswert von einem Brief alle 13 Tage aufweist. Die Tatsache, dass der Erzbischof von Seleukia nach dem 11. Oktober keine Briefe mehr schickte, beeinflusst die Statistik nach unten.43 Die Einstellung des Briefwechsels zwischen Warschau, Wien und Rom ist mit der Pest zu erklären, die in den letzten Monaten des Jahres 1629 Polen-Litauen heimsuchte.44 In seinem
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vorhabe mit ihm in Sachen zusammen zu arbeiten, die den Dienst dem Heiligen Stuhl betreffen“. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.2.1629, ASR, ASC 774. Gregorowicz, Dorota: Tiara w grze o koronę, Stolica Apostolska wobec wolnych elekcji w Rzeczypospolitej Obojga Narodów w drugiej połowie XVI wieku. Kraków 2019, S. 19 f. In der wieder aufgefundenen Korrespondenz von Pallotta können Anknüpfungen an 32 Depeschen gefunden werden, die er von Santa Croce bekam, darunter vier vom Dezember 1628 und 28 aus dem nachfolgenden Jahr. Der Brief von Santa Croce vom 11. Oktober ist der letzte durch Pallotta verzeichnete Brief: G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 30.10.1629, ASR, ASC 774. Aufgrund der von dem Warschauer Nuntius nach Rom geschickten Berichte von demselben Tag kann angenommen werden, dass er Informationen über den Abschluss des Waffenstillstandsvertrages von Altmark, vgl. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 11.10.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 42, fol. 115r; A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 11.10.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 42, fol. 116r–117r. Karpiński, Andrzej: W Walce z niewidzialnym wrogiem. Epidemie chorób zakaźnych w Rzeczypospolitej w XVI–XVIII wieku i ich następstwa demograficzne, społecznoekonomiczne i polityczne. Warszawa 2000, S. 70; Hoszowski, Stanisław: Klęski elementarne w Polsce w latach 1587–1648, in: Zofia Budkowa u.a. (Hg.): Prace z dziejów Polski
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Brief vom 20. Oktober informierte Santa Croce das Staatssekretariat über die Seuche, in deren Folge zwei Personen aus seinem Gefolge starben (aus der sog. „famiglia bassa“). Er kündigte Rom an, dass er die polnische Hauptstadt verließ und warnte: „resterò qualche tempo senza scrivere“.45 Tatsächlich korrespondierte Santa Croce zwei weitere Monate lang bis zum 20. Dezember weder mit den römischen Dikasterien noch mit anderen Nuntiaturen. Ende 1629 hielt er sich in der Provinz auf Landgütern des masowischen Adels und später in der königlichen Residenz in Nieporęt auf, um letztendlich nach Warschau zurückzukehren und in der Residenz von Jan Wężyk abzusteigen.46 Wie er selbst in einer der späteren Depeschen erklärte: „per molte settimane il contagio, che regni in questa città, mi spinse in luogo remoto e mi privò d’ogni comodità di scrivere“.47 In dieser Zeit beschwerten sich mehrmals sowohl Barberini als auch Pallotta über ausstehende Nachrichten des Erzbischofs von Seleukia48. Damals holte der Nuntius am Kaiserhof Informationen über die Ereignisse an der Weichsel über eine nicht identifizierte Person ein, die er als „Residente di Sua Maestà“49 bezeichnete. Die Kontinuität der Korrespondenz zwischen War-
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feudalnej ofiarowane Romanowi Grodeckiemu w 70 rocznicę urodzin. Warszawa 1960, S. 462. A. Santa Croce an F. Barberini, Villa Barecki 20.10.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 42, fol. 120r.: „eine Zeit lang werde ich nicht schreiben“. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 20.12.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 42, fol. 121r.–122r. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 9.2.1630, BAV, Barberiniani latini 6584, fol. 232: „viele Wochen zwang mich die Pest, die diese Stadt beherrschte, zur Isolierung und nahm mir die Möglichkeit zu schreiben“. F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 10.12.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 154v; F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 15.12.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 154v–155r; F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 22.12.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 155r; F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 29.12.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 155r-v; F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 3.1.1630, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 157r; F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 26.1.1630, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 157r–158r; F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 2.2.1630, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 158r; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 13.11.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.11.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Rom, Wien 11.12.1629, ASR, ASC 774. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.11.1629, ASR, ASC 774. Es ist nicht bekannt, wer der geheimnisvolle Resident von Sigismund III. in Wien im Jahr 1629 ist. In der Fachliteratur kann man Notizen über spätere Vertreter polnischer Herrscher in der Donauhauptstadt finden, von denen der erste Francesco Bibboni sei, vgl. Capponi-Borawska, Tessa: Un fiorentino a confronto con la politica polacca. Niccolò Siri a Cracovia e Varsavia (1642–1647), in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 29 (1995), S. 150, und insbesondere Fußnote 5. Es ist auch bekannt, dass Angelo Simonelli in den 1640er und 1650er Jahren eine ähnliche Funktion ausübte, früherer Hofmusiker von Sigismund III. Die letzte Spur seines Aufenthalts in Polen stammt aus dem Jahr 1628. Es ist hingegen bekannt, dass er
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schau und Wien und Rom wurde in den ersten Monaten des Jahres 1630 endgültig wieder aufgenommen.50 Bei der Bewertung der Intensität und Häufigkeit der brieflichen Kontakte beider Nuntien sind noch zwei weitere Umstände zu berücksichtigen. Die im Band 774 des Archivio Santa Croce enthaltene Korrespondenz stellt nicht die Gesamtheit der Briefe dar, die der Erzbischof von Seleukia im Jahr 1629 erhaltenen hatte. Die lässt sich mit absoluter Sicherheit aus der Tatsache ableiten, dass in dieser Überlieferung etwa die von anderer Stelle bekannten Briefe des unierten Metropoliten Józef Wielamin Rutski sowie die Depeschen der Kongregation für die Verbreitung des Glaubens fehlen. Demnach könnten auch weitere Briefe anderer Korrespondenten existieren, die in dem genannten Band nicht archiviert worden sind. Darüber hinaus sind die Bezeichnungen zu berücksichtigen, mit denen in den Briefen von Pallotta die Sendungen aus Warschau wiederholt charakterisiert werden: „con quest’ordinario“, „ordinario passato“, „ordinario seguente“. Sie zeugen davon, dass die Korrespondenz zwischen den Nuntien mir regulären Reisen von Kurieren verbunden war. Aus den zahlreichen Ausgaben der Epistolografie der päpstlichen Gesandten aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts geht hervor, dass sie ihre Berichte für Rom wöchentlich erstellten.51 In solchem Rhythmus erfolgte sicherlich auch der Informationsaustausch zwischen dem Warschauer und Wiener Nuntius, es sei denn, höhere Gewalt in Form von Unwetter, Seuche oder Kriegshandlungen störte diesen Rhythmus. Davon zeugen auch die Daten der erhaltenen und in der Korrespondenz erwähnten Briefe, die sehr oft einer Periodizität von sieben Tagen folgten.52 Die Lieferung der Briefsendungen zwischen Warschau und Wien oblag der Dienerschaft des Nuntius oder vertrauten Kaufleuten.53 Es ist bekannt, dass Pallotta und Santa Croce dabei die Dienste der in Wien ansässigen
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sich im Jahr 1631 bereits seit einiger Zeit in Wien aufhielt, vgl. Przybyszewska-Jarmińska, Barbara: Muzyczne kontakty dworów polskich Wazów i austriackich Habsburgów w świetle dawniejszych i nowych badań, in: Annales Universitatis Mariae Curie-Skłodowska Sectio L 9.1 (2011), S. 45–57, hier S. 50. Es ist daher möglich, dass er derjenige war, der im Jahr 1629 die Funktion eines Residenten Sigismunds III. Wasa ausübte. F. Barberini an A. Santa Croce, Rom 9.2.1630, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 174, fol. 158r–v. Drob, Janusz Andrzej: Obieg informacji w Europie w połowie XVII wieku w świetle drukowanych i rękopiśmiennych gazet w zbiorach watykańskich. Lublin 1993, S. 21f. Vgl. die Gesamtheit der erwähnten Korrespondenz von Santa Croce und Pallotta für den überlieferten Zeitraum in einer tabellarischen Zusammenstellung im Anhang. Gregorowicz, Tiara, S. 303.
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Kaufmannsfamilie Pestalozzi in Anspruch nahmen.54 Kuriere, die von der Weichsel aufbrachen, bewegten sich in der Regel auf dem Weg Warschau – Krakau – Wien, um sich anschließend nach Venedig und Rom zu begeben. Hinsichtlich des päpstlichen Schriftverkehrs spielte die Wiener Nuntiatur eine wesentliche Rolle, weil der dortige Nuntius die Aufgabe hatte, die Korrespondenz an konkrete diplomatische Vertretungen des Heiligen Stuhls zu liefern.55 Beispielsweise verpflichtet sich Pallotta, die Meldung von Santa Croce von Anfang August, die über bei Białogóra geführte militärische Operationen berichtete56, über die flandrische Nuntiatur an den Vertreter von Urban VIII. in Paris, Giovanni Francesco Guidi di Bagno, zu übermitteln: „Il piego di Vostra Signoria Illustrissima de 9 corrente ch’ella mi significa haver inviato per messo a posta mi capito hieri per la via ordinaria. Domani l’indrizzarò a Monsignor Nuntio di Fiandra l’accluso per Monsignor Nuntio di Francia al quale per questa strada doverà giunger non men più sicura“.57 Der Wiener Nuntius übermittelte auch die Antwort, die Guidi di Bagno an Warschau erstellte.58 Manchmal wurden auch den Depeschen, die an den am kaiserlichen Hof residierenden Nuntius adressiert waren, Sendungen für andere, mit dem päpstlichen diplomatischen Dienst nicht verbundene Personen beigelegt. Auf dem Ende Januar geschriebenen Brief vermerkte Pallotta, dass sich in dem aus Warschau gekommenen piego mit dem Datum 6. Januar 1629 ein Brief an Charles de Bonnières Baron d’Auchy59 befand, der sich gerade in Wien auf54 55
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G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 9.4.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 18.4.1629, ASR, ASC 774; Szczucki, Lech: Pestalozzi Fabrizio, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 25. Wrocław u.a. 1980, S. 654. Zur Organisation der Post und der Arbeit der Kuriere, vgl. Grzybowski, Stanisław: Organizacja polskiej służby dyplomatycznej w latach 1573–1605, in: Zbigniew Wójcik (Hg.): Polska służba dyplomatyczna XVI–XVIII wieku. Warszawa 1966, S. 168; Drob, Obieg; Wojtyska, Henryk Damian: Avvisi jako szczególny gatunek informacji gromadzonej przez papieską służbę dyplomatyczną w Polsce XVI i XVII wieku, in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 42 (1998), S. 55; Fitych, Struktura, S. 347–356. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 9.8.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 444r–v. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.8.1629, ASR, ASC 774: „Ihre Sendung vom 5. des laufenden (Monats), die Sie laut Ihrer Mitteilung per Kurier schickten, ging gestern normal ein. Morgen werde ich sie an Herrn Nuntius in Flandern adressieren und der Sendung an Herrn Nuntius in Frankreich beiliegen, wo sie auf diese Art und Weise auch sicher gelangen sollte“. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 30.10.1629, ASR, ASC 774. Charles de Bonnières Baron d’Auchy – Diplomat des spanischen Königs Philipps IV., der 1624 und noch einmal 1627 nach Polen-Litauen entsandt wurde, wo er sich unter anderem um die Fortsetzung des polnischen-schwedischen Krieges bemühte, vgl. Skowron, Ryszard: Olivares, Wazowie i Bałtyk. Polska w polityce zagranicznej Hiszpanii w latach 1621–32. Kraków 2002, S. 152–157.
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hielt.60 Aus anderen Depeschen des Wiener Nuntius geht hervor, dass Santa Croce über ihn Briefe an das Erzherzogspaar Leopold V. von Vorderösterreich und Claudia de‘ Medici schickte.61 Das Quellenmaterial aus dem Archivio di Stato di Roma erlaubt es, die Reaktionsgeschwindigkeit des Austauschs der päpstlichen Korrespondenz zwischen Warschau und Wien zu beurteilen.62 Auf den Briefen des Erzbischofs von Thessaloniki vermerkte zwar niemand von der „Familie“ – d. h. der Entourage – Santa Croces Kontaktdaten in Form von sogenannten recapiti. Auf den von ihm selbst geschriebenen Depeschen bezog sich Pallotta allerdings praktisch immer auf die aus Polen erhaltenen Sendungen. Der Rhythmus des Briefwechsels zwischen Warschau und Wien war dabei natürlich in hohem Grade von der Jahreszeit und von den Wetterverhältnissen abhängig, die auf den Routen der Kuriere herrschten. In den Wintermonaten des ersten Quartals 1629 antwortete der Wiener Nuntius auf die Briefe meistens nach 25 Tagen und zwischen April und Oktober in der Regel nach 18 bis 19 Tagen, wobei die schnellste Reaktion nach 16 Tagen erfolgte.63 Es kam hingegen vor, dass man auf die Antwort des Wiener Nuntius deutlich länger warten musste, wobei es sich aber nur um Einzelfälle handelte, die sicherlich mit Verspätungen durch die Postwege zusammenhingen. Wenn man die Zeit berücksichtigt, um die Schreiben zu erstellen, sowie die Tatsache einbezieht, dass der Tag der Briefabsendung von der Arbeit der Kuriere abhing, kann angenommen werden, dass die päpstliche Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien bei günstigen Wetterbedingungen ungefähr zwei Wochen dauerte. Im Fall der Abwesenheit des Wiener Nuntius vom Kaiserhof wurden die Briefe aus Warschau an seinen aktuellen Aufenthaltsort weitergeleitet. Dies war etwa im Mai 1629 der Fall, als der Erzbischof von Thessaloniki Wien verließ und sich für einige Zeit in die Sommerresidenz der Habsburger in Laxenburg begab, wo wie er schrieb: „essendomi capitata la lettera di Vostra Signoria
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G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 24.1.1629, ASR, ASC 774. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 23.7.1629, ASR, ASC 774. Höchstwahrscheinlich war der Brief des Nuntius an das Erzherzogspaar eine Antwort auf den Brief der Erzherzogin vom 5. Juni, vgl. Claudia de Medici an A. Santa Croce, Innsbruck 5.6.1629, ASR, ASC; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 2.10.1629, ASR, ASC 774. In der polnischen Historiographie versuchte man mehrmals zu bestimmen, wie schnell die Korrespondenz zwischen Polen und dem Heiligen Stuhl ausgetauscht wurde: Tygielski, Rzymu, S. 76–78; Wojtyska, Avvisi, S. 56; Fitych, Struktura, S. 354–356. Im Brief vom 8. Oktober dankte Pallotta dem Warschauer Nuntius für die Sendung vom 22. September, vgl. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 8.10.1629, ASR, ASC 774.
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Illustrissima qui in Loxsineburgh dove io mi ritrovo da alcuni giorni in qua servendo alla Maestà dell’Imperatore“.64 Außer den „lettere piane“ schickten sich die Nuntien gegenseitig „avvisi“, um sich über Ereignisse an den Orten ihrer jeweiligen Missionen zu informieren. Pallotta bedankte sich in seinen Briefen bei Santa Croce mehrmals für Nachrichten solcher Art und revanchierte sich mit ähnlichen Mitteilungen. Davon zeugen in der Korrespondenz enthaltenen Aussagen wie: „Invio a Vostra Signoria Illustrissima con la presente la novità qua udite“65, „Trasemetto a Vostra Signoria Illustrissima il solito foglio di queste occorrenze“.66 Zweifellos handelt es sich dabei um Kopien von Berichten, die die Nuntien für das Staatssekretariat des Heiligen Stuhls erstellten. Dies bestätigt das Fragment eines Briefes von Pallotta an Francesco Barberini vom 3. Februar 1629, in dem er in Bezug auf die aus Polen erhaltenen Informationen schrieb: „da gli ultimi avvisi di Polonia, li quali suppongo da monsignor nuntio siano stati inviati a Vostra Signoria Illustrissima.“67 Den Sendungen wurden gelegentlich andere Gegenstände beigelegt. Im Brief vom 8. Mai informierte Pallotta Santa Croce, dass er ihm auf Anweisung des Kaisers zwei goldene Medaillen zuschicke, mit der Bitte sie an die in PolenLitauen verweilenden Gesandten des Königs von Kachetien, Teimuraz I., Nikifor Irbakh-Cholokashvili, sowie einen nicht identifizierten Geistlichen zu liefern68, die in den Jahren 1626–1629 an europäischen Höfen um Unterstützung gegen die Hohe Pforte warben.69 64 65 66 67
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G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Laxenburg 19.5.1629, ASR, ASC 774: „Ich erhielt einen Brief von Ihnen hier in Laxenburg, wo ich mich seit einigen Tagen befinde und Seiner Kaiserlichen Majestät diene“. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.8.1629, ASR, ASC 774: „Ich schicke an Sie zusammen mit dem heutigen (Bündel) die hier gehörten Neuigkeiten“. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 13.11.1629, ASR, ASC 774; „Ich schicke an Sie die übliche Übersicht hiesiger Ereignisse“. G. B. Pallotta an F. Barberini, Wien 3.2.1629, in: Kiewning, Hans (Hg.), Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken. Abt. 4, Bd. 2: Die Nuntiatur des Pallotto 1629, Nr. 29, S. 47: „von den letzten avvisi aus Polen, die wie ich vermute durch den Nuntius (Santa Croce) auch an Sie geschickt wurden“. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 8.5.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, 11.5.1629, ASR, ASC 774. In einem späteren Brief bat er die Medaillen nach Wien zurückzuschicken, falls der Warschauer Nuntius nicht imstande wäre, sie dem Empfänger zu überreichen: G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 8.10.1629, ASR, ASC 774. In der älteren Historiographie ging man mehrheitlich davon aus, dass die Mission die Bildung einer antipersischen Koalition zum Ziel hatte. 1990 wurde diese Ansicht revidiert:
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3.
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Betätigungsfelder der Zusammenarbeit
Auf Basis des Quellenmaterials aus dem Archivio di Stato zeichnet sich eine komplexe und mehrdimensionale Zusammenarbeit zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien ab. Dabei bezog sich die spezifische Synergie von Santa Croce und Pallotta auf die Außen- und Innenpolitik ebenso wie auf Kirchensachen und persönliche Interessen. Die internationale Situation in Europa am Jahreswechsel zwischen 1628 und 1629 determinierte die diplomatische Aktivität der einzelnen katholischen Höfe und der an diesen Höfen agierenden Nuntiaturen. In dieser Zeit kamen die Interdependenzen zwischen allen Teilen des Kontinents deutlicher als je zuvor zum Vorschein. Aktive Konflikte, obwohl sie sich weit voneinander entfernt abspielten, waren Teil der Konfrontation zwischen dem katholischen und dem durch Frankreich und Venedig unterstützten protestantischen Lager. Auf dem dänischen Schauplatz des Dreißigjährigen Krieges wurden die Truppen von Christian IV. aus dem Reich verdrängt und die Kaiserlichen marschierten in Jütland ein. Beide Parteien nahmen Friedensverhandlungen auf, die letztendlich von dem im Mai unterzeichneten Vertrag von Lübeck gekrönt wurden. Die geringe Intensität der Kampfhandlungen hatte zur Folge, dass sich Ferdinand II. noch vor der Beendigung des Konfliktes mit Dänemark entschied, seine Truppen in unterschiedliche Teile des Kontinents zu schicken, wo Konflikte ausgetragen wurden, die einen indirekten Einfluss auf die Situation des Hauses Habsburg hatten – in den nördlichen Teil der Apenninhalbinsel, nach Friesland und nach Pommerellen.70 Für die Zusammenarbeit der Nuntiaturen in Warschau und Wien hatte der letzte der eben genannten Konflikte eine besondere Bedeutung. Sowohl der Kaiser als auch der Papst zeigten sich besorgt, dass die Beendigung des Krieges um die Weichsel-Mündung den Weg für eine militärische Intervention Gustav
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Svanidze, Michael: Mission of Nikifor Irbakh (Cholokashvili) to Europe for the Purpose of Creation of Anti-Ottoman Coalition in 1626–1629, in: Essays of the Georgian- Ottoman History. Tbilisi 1990, zit. nach: Giuli, Alasania: Georgia as a Transit Territory Linking Persia to Europe (the 16th–17th centuries), in: Caucasus Journal of Social Sciences 7 (2014), S. 16. Zur politischen Situation in Europa im Jahr 1629 allgemein: Lind, Gunner: Interpreting a Lost War. Danish Experiences 1625–1629, in: Franz Brendle/Anton Schindling (Hg.): Religionskriege im Alten Reich und in Alteuropa. Münster 2006, S. 487–510; Litwin, Henryk: Rok 1629, Stolica Apostolska i Rzeczypospolita Obojga Narodów w grze europejskich potęg, in: Wojciech Walczak (Hg.): Dyplomacja papieska wobec Rzeczypospolitej. Białystok 2016, S. 189–202; Wilson, Wojna, S. 415–448.
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II. Adolfs im Reich frei machen würde. Deswegen verfolgte man sowohl in Wien als auch in Rom mit Aufmerksamkeit und entsprechendem Interesse Informationen, die aus Polen-Litauen über den dortigen Nuntius kamen. Außerdem versuchte man durch Santa Croce, die Informationen zu überprüfen, die man über andere Kanäle eingeholt hatte. Zum Beispiel bat Pallotta den Nuntius in seinem Brief vom 17. Juli 1629, basierend auf den durch Sigismund III. Wasa an Ferdinand II. geschickten Nachrichten, die Information bezüglich der Schlacht bei Hönigfelde zu bestätigen, indem er schrieb: „Qua per corriero spedito da Sua Maestà all Imperadore si è intesa la rotta data a Gostavo. Io resto attendendo dal favor delle lettere di Vostra Signoria Illustrissima con l’ordinario seguente più distinta notitia del sucesso.“71 Im Brief vom 28. August bezog sich wiederum der Erzbischof von Thessaloniki mit Bedauern auf die durch Santa Croce in seinem Bericht vom 9. August übermittelten Informationen über die Schlacht bei Marienburg vom 25. Juli, in der Gustav II. Adolf die polnisch-kaiserlichen Truppen besiegte72, aber schon eine Woche später, vermutlich aufgrund der Nachrichten aus anderen Quellen, äußerte er seine Zweifel an dem tatsächlichen Resultat des Gefechtes.73 Die päpstlichen Diplomaten beließen es allerdings nicht dabei, Informationen über den Verlauf des Krieges um die Weichselmündung zu übermitteln und zu überprüfen. Vielmehr arbeiteten sie ebenfalls zusammen, um eine Beendigung dieses Konfliktes zu vermeiden. Diese Zusammenarbeit kam in der Ende 1628 aufgenommenen Mission von Charles de Bonnières Baron d‘Auchy nach Wien zum Ausdruck, die eine Antwort des katholischen Lagers auf den Mediationsvorschlag des Markgrafen Georg Wilhelm von Brandenburg war.74 Der Baron d’Auchy, der sich als Vertreter Philipps IV. seit 1627 in Polen71
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G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 17.7.1629, ASR, ASC 774: „Durch den durch Seine Majestät an den Kaiser geschickten Kurier kam die Information über die Gustav bereitete Niederlage. Ich erwarte in den Briefen aus der nächsten Sendung von Ihnen die so begehrte Information über diesen Erfolg“. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 28.8.1629, ASR, ASC 774. Eine lakonische Beschreibung des Gefechtes schickte der Wiener Nuntius nach Rom, siehe G. B. Pallotta an F. Barberini, Wien 28.8.1629, in: Kiewning, Nuntiaturberichte. Abt. 4, Bd. 2, Nr. 167, S. 307. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 4.9.1629, ASR, ASC 774. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau, 23. Dezember 1628, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 302v. Die Mission wurde durch den Wiener Nuntius ähnlich interpretiert: G. B. Palotto an F. Barberini, Wien 3.3.1629, AAV, Nunziatura di Germania, Bd. 118, fol. 90r; G. B. Palotto an F. Barberini, Wien, 7.4.1629, AAV, Nunziatura di Germania, Bd. 118, fol. 144v. Zur Mission des Barons d‘Auchy in Wien: Szelągowski, Adam: O ujście Wisły. Wielka wojna pruska. Lwów 1905, S. 312; Letošnik, Václav: Polsko, dům Rakouský a Albrecht Valdštejna za pruské války roku 1626–1629, in: Časopis Českého Muzea 111 (1937), S. 43; Skowron, Olivares, S. 243 f.; Duda, Krzyż, S. 132.
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Litauen aufhielt, nahm schnell herzliche Beziehungen zu Santa Croce auf. Beide Diplomaten trafen sich häufig und tauschten regelmäßig Briefe aus.75 Persönliche Sympathien und die Tatsache, dass die in dieser Epoche meistens auseinanderlaufenden politischen Interessen von Rom und Madrid ausnahmsweise gerade in Polen-Litauen zusammentrafen, führten dazu, dass d‘Auchy mit der Unterstützung der päpstlichen Diplomatie rechnen konnte. Im Brief vom 6. Dezember an den Wiener Nuntius appellierte Santa Croce, mit dem Flamen zu kooperieren und ihm alle mögliche Unterstützung während seiner Mission an der Donau zu gewähren.76 Die Empfehlung des Erzbischofs von Seleukia brachte die erwünschten Resultate, denn Pallotta und d‘Auchy nahmen tatsächlich die Zusammenarbeit auf, was die Depeschen bestätigen, die durch die beiden an den Nuntius in Warschau geschickt wurden.77 Das Endergebnis der Beratungen, die der Diplomat Philipps IV. mit Kaiser Ferdinand II. und Albrecht von Wallenstein abhielt, war die Entscheidung des Kaisers, militärische Verstärkung nach Polen-Litauen zu senden.78 Obwohl das kaiserliche Heer unter dem Befehl von Hans Georg von Arnim keine entscheidende Rolle in der späteren Phase der polnisch-schwedischen Konfrontation in Preußen spielte, ermöglichte allein die Tatsache der militärischen Unterstützung für Polen-Litauen dem Kaiser, den schwedischen Eingriff im Reich aufzuschieben. Letztendlich wurde angesichts der katastrophalen finanziellen Lage von Polen-Litauen, der tobenden Pest sowie des verhältnismäßigen Gleichgewichts der Kräfte an der Front am 25. September der Waffenstillstandsvertrag von Altmark unterzeichnet, der den Krieg um die Weichselmündung beendete. Im Brief vom 11. Oktober informierte Santa Croce seine Vorgesetzten in Rom über die Beendigung des Krieges und schickte als Anlage eine Kopie des Vertrages.79 Einen gleichen „piego“ schickte der War75
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Von der Vertrautheit zwischen Santa Croce und dem Baron d‘Auchy kann die Tatsache zeugen, dass ihre Depeschen teilweise verschlüsselt waren. In dem erwähnten Band 774 befinden sich 20 Briefe von Baron d‘Auchy an Santa Croce, vgl. Litwin, Krąg, S. 227. Zur Zusammenarbeit von Santa Croce und d‘Auchy vgl. Skowron, Olivares, S. 180; Duda, Krzyż, S. 121–127. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 24.1.1629, ASR, ASC 774. Ebd.; C. de Bonnières an A. Santa Croce, Wien 26.1.1629, ASR, ASC 774. Seredyka, Jan: Wezwanie posiłków cesarskich do Polski w 1629 roku, in: Zeszyty Naukowe WSP w Opolu. Historia 14 (1977), S. 87–97; Duda, Paweł: Działalność oddziałów Hansa Georga von Arnima w Rzeczypospolitej z punktu widzenia nuncjusza papieskiego Antonia Santacrocego, in: Mariusz R. Drozdowski u.a. (Hg.): Od Kijowa do Rzymu. Z dziejów stosunków Rzeczypospolitej ze Stolicą Apostolską i Ukrainą. Białystok 2012, S. 511–532; Ders., Krzyż, S. 127–137. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 11 X 1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 42, fol. 115r.
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schauer Nuntius an Pallotta in Wien.80 Obwohl der Waffenstillstandsvertrag von Altmark den Interessen von Rom und Wien nicht entsprach, äußerte sich Pallotta dennoch über dessen Unterzeichnung mit der für den päpstlichen diplomatischen Dienst typischen Klugheit, indem er seiner Freude darüber Ausdruck gab, dass die Beendigung des Konfliktes mit Schweden Ruhe in Polen-Litauen gewährleistet.81 Ein wichtiges Thema in der Korrespondenz beider Nuntien war der im Norden der Apenninhalbinsel anhaltende Mantuanische Erbfolgekrieg.82 In diesem Fall war Pallotta die Hauptquelle der Informationen für Santa Croce. In den drei Briefen von Ende 1629 berichtete der Wiener Nuntius seinem Warschauer Pendant über den Verlauf der Kriegshandlungen und beschrieb die sie begleitende diplomatische Aktivität des kaiserlichen Hofes. Ein wachsendes Interesse an dem norditalienischen Konflikt war sicherlich mit der Offensive der unter dem Befehl von Rimbaldo Collalto stehenden kaiserlichen Truppen verbunden, die im Oktober in der Umgebung von Mantua stationiert wurden und die Belagerung der Stadt begannen. In einem Brief von Ende Oktober informierte der Erzbischof von Thessaloniki zum Bespiel, dass der Kaiser seinen Diplomaten nach Lodi schickte, um Friedensverhandlungen zu führen. Zugleich verwies er darauf, dass Urban VIII. erwog, eine Vermittlerrolle zu übernehmen.83 In seinen späteren Briefen erkannte Pallotta die Möglichkeit einer gewaltsamen Lösung des Konfliktes. In seiner Depesche vom 13. November informierte er über die Fortschritte des kaiserlichen Heeres in der Region Mantua84 und einen Monat später spekulierte er, dass sich die kaiserlichen Truppen trotz dauernder Friedensverhandlungen auf die Erstürmung der Stadt vorbereiteten. Dieser Initiative gab der Wiener Nuntius keine größeren Chancen auf Erfolg, da die Belagerten ihrerseits Verstärkung bekamen. Diese Prognosen des päpstlichen Diplomaten erwiesen sich als richtig, denn die Erstürmungsversuche scheiterten und Collalto entschied sich, Mantua auszuhungern.85 Die Zusammenarbeit der Nuntien in Warschau und Wien beschränkte sich nicht nur auf die Angelegenheiten der europäischen Politik. Eine wichtige Ebene der Kooperation war die Umsetzung partikularer Interessen 80 81 82 83 84 85
G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 30.10.1629, ASR, ASC 774. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 30.10.1629, ASR, ASC 774. Näher zum Mantuanischen Erbfolgekrieg vgl. Quazza, Mantova; Ders., Guerra; Wilson, Wojna. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 23.10.1629, ASR, ASC 774. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 13.11.1629, ASR, ASC 774. Wilson, Wojna, S. 434.
Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur 1629
271
der Wasa-Dynastie. In diesem Kontext kam der Frage der Verleihung der Koadjutorei im Bistum Olmütz für einen der Söhne von Sigismund III. eine besondere Bedeutung zu. In der päpstlichen Korrespondenz, die sich auf dieses Problem bezieht, wurde zwar nicht eindeutig bestimmt, um welchen Nachkommen des polnischen Monarchen es sich handelte, Walter Leitsch hielt in seiner Analyse Johann Albert für den Nutznießer dieser Überlegungen.86 Die ersten Maßnahmen diesbezüglich ergriff König Sigismund III. bereits im Jahr 1625, sie stießen jedoch auf Ablehnung des Bischofs von Olmütz, Franz von Dietrichstein. Zu seinem Konzept kehrte der König Ende 1627 zurück, unter gleichzeitiger Einbeziehung der apostolischen Nuntiatur. Über Paweł Piasecki verriet er seine Absicht Santa Croce und bat ihn zugleich, in die Angelegenheit den damaligen Wiener Nuntius Carlo Carafa einzubeziehen, der mit Dietrichstein verhandeln sollte. Die Einbeziehung des Warschauer Nuntius hatte dabei seine Berechtigung, kannte er doch den Bischof von Olmütz persönlich.87 Der Erzbischof von Seleukia erfüllte den Wunsch des Monarchen und schickte an sein Pendant in Wien ein entsprechendes Schreiben.88 Da eine Reaktion ausblieb, wandte sich Sigismund III. im Frühjahr des Folgejahres direkt an den päpstlichen Vertreter am kaiserlichen Hof.89 Der Bischof von Olmütz verhielt sich ablehnend und unterstrich, gegen eine entsprechende finanzielle Gratifikation auf das Bistum verzichten zu wollen, falls es zur Verwirklichung dieser Pläne kommen sollte.90 Der Monarch ließ sich wohl durch diese Antwort nicht entmutigen, als er im Sommer 1629 bei Vermittlung von Santa Croce und dem Nachfolger von Carafa, Pallotta, weitere Versuche unternahm, mit Dietrichstein zu verhandeln.91 Der Wiener Nuntius legte die Angelegenheit auf Bitten Santa Croces durch seinen Vertrauten dem Bischof von Olmütz dar.92 Letzterer verpflichtete sich daraufhin, ein offizielles Schrei86 87
88 89 90 91 92
Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. Bd. 3. Wien 2009, S. 1762. Während seiner Reise nach Polen-Litauen war Santa Croce bei Dietrichstein zu Gast, siehe A. Santa Croce an F. Barberini, Wien 30.5.1627, ANP, Bd. XXIII/1, Nr. 26, S. 32; A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 24.6.1627, ebd., Nr. 32, S. 38; vgl. Litwin, Krąg, S. 227. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 24.12.1627, ANP, Bd. XXIII/1, Nr. 160, S. 161. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 1.5.1628, ANP, Bd. XXIII/1, Nr. 259, S. 257. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 9.9.1628, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 249r. siehe auch: Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 814. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 5.7.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 430. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 17.7.1629, ASR, ASC 774.
272
Henryk Litwin / Paweł Duda
ben an den polnischen Herrscher und an den Warschauer Nuntius zu richten.93 In den folgenden Monaten intensivierte der König seine Bemühungen. Dem Nuntius in Warschau verriet er seine Absicht, Urban VIII. in die Verhandlungen einzubeziehen. Er plante, den Papst zu bitten, ein Sonderbreve an das Domkapitel in Olmütz zu erstellen94, und zu Händen Pallottas schickte er einen Brief an Dietrichstein. Der Wiener Nuntius nahm die Verhandlungen wieder auf95 und hielt Santa Croce diesbezüglich auf dem Laufenden.96 Sie brachten wohl keine erwünschten Resultate, da Pallotta schon zwei Wochen später in seinem Brief an den Warschauer Nuntius enigmatisch feststellte, dass die Sache des Bistums in Olmütz erhebliche Schwierigkeiten bringe.97 Letztendlich endeten die Pläne des Königs, einem seiner Söhne die Koadjutorei im Bistum Olmütz zukommen zu lassen, in einem Fiasko. Es scheint, dass sich Santa Croce als einziger Gewinner in dieser Angelegenheit fühlen konnte. Er hatte während der Verhandlungen großes Engagement gezeigt, wodurch er die Anerkennung Sigismunds III. erlangte, was letztendlich eine wesentliche Bedeutung im Kontext seiner Bemühungen um den Kardinalshut hatte. Entsprechend bemerkte Santa Croce in einem seiner Briefe: „è però mostrata sodisfatta di me, e lodò con parole honorifiche la mia diligenza. Potrebbe forse questo negotio dar occasione a Sua Maestà di mostrar qualche atto d’affettione verso di me più espresso“.98 Santa Croce und Pallotta kooperierten auch in kirchlichen Angelegenheiten. Dies zeigte sich etwa darin, dass man die Unterstützung für Nicolaas Cruesen99, den Visitator des Augustinerordens, in Polen-Litauen koordinierte, dessen Aktivitäten Santa Croce später dem Nuntius in Wien empfahl.100 Ebenso bemühte man sich auf Bitten Santa Croces um Unterstützung für Pater
93 94
G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 23.7.1629, ASR, ASC 774. A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 27.10.1629, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 478. 95 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 8.10.1629, ASR, ASC 774. 96 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 16.10.1629, ASR, ASC 774. 97 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 23.10.1629, ASR, ASC 774. 98 A. Santa Croce an F. Barberini, Warschau 9.9.1628, AAV, Nunziatura di Polonia, Bd. 40, fol. 249r.: „Er zeigte jedoch (Seine Majestät), dass er mit mir zufrieden ist und mit Ehrenworten lobte er meine Gewissenhaftigkeit. Möglicherweise erlaubt die Sache seiner Majestät mir gegenüber mehr Sympathie zu zeigen“. 99 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 2.1.1629, ASR, ASC 774. 100 N. Cruesen an A. Santa Croce, Krakau 14.3.1629, ASR, ASC 774; N. Cruesen an A. Santa Croce, Krakau 22.3.1629, ASR, ASC 774.
Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur 1629
273
Prospero Galbiato101, den Visitator der Bernhardiner in Polen-Litauen während seines Aufenthaltes in Wien.102 In einem anderen Zusammenhang waren beide Nuntien in einen Streit finanzieller Natur verwickelt, den die Familien Bottini und Moriconi führten, zwei aus Lucca stammende Händlerfamilien, die in Krakau weilten. Höchstwahrscheinlich gerieten die Moriconi in den 1620er Jahren in finanzielle Probleme und waren nicht imstande, ihren Verbindlichkeiten auch gegenüber den Bottini nachzukommen, wodurch sie später Bankrott machten.103 Für die Sache interessierte sich Pallotta und appellierte im April 1629 an Santa Croce, seine Autorität zu nutzen, um die Moriconi dazu zu bewegen, das den Bottini zustehende Geld zu zahlen.104 In den weiteren Monaten erinnerte der Wiener Nuntius noch mehrmals den Erzbischof von Seleukia an diese Angelegenheit und äußerte die Hoffnung, dass er möglichst den Streit nach Bottinis Wunsch beende.105 Wahrscheinlich ergriff der Warschauer Nuntius diesbezüglich Maßnahmen, denn Pallotta bedankte sich bei ihm in seinem Brief vom 25. Juni dafür, dass Santa Croce die Interessen seines Schützlings unterstützt habe.106 Santa Croce und Pallotta verständigten sich miteinander auch in privaten Angelegenheiten. Aus den Briefen des Erzbischofs von Thessaloniki folgt, dass er auf Bitten des Warschauer Nuntius ein Anliegen seines Bruders, Valerio Santa Croce, dem Kaiser empfahl, mit der Bitte ein Empfehlungsschreiben an den Auditor der Rota der deutschen Nation, Cornelius Motman, zu richten.107 Aus der erwähnten Korrespondenz folgt auch, dass der Wiener Nuntius vorhatte, durch Santa Croce in Warschau Bernsteinkronen zu erwerben.108
101 102 103 104 105
Kantak, Stefan Kamil: Bernardyni polscy, Bd. 2. Lwiw 1933, S. 87 f. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 19.5.1629, ASR, ASC 774. Ronchi de Michelis, Laura: Moriconi, in: DBI, Bd. 76 (2012). G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 11.4.1629, ASR, ASC 774. G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 21.5.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 30.10.1629, ASR, ASC 774. 106 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 25.6.1629, ASR, ASC 774. 107 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 2.1.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 17.1.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 31.1.1629, ASR, ASC 774. 108 G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 8.5.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 11.5.1629, ASR, ASC 774; G. B. Pallotta an A. Santa Croce, Wien 30.10.1629, ASR, ASC 774.
274 4.
Henryk Litwin / Paweł Duda
Resümee
Die Kommunikation und Kooperation von päpstlichen diplomatischen Vertretungen in der Neuzeit bleibt hauptsächlich mangels erhaltener Quellen ein sprichwörtlicher weißer Fleck in polnischen wie internationalen Forschungen. Der umfangreiche Korrespondenzband Nr. 774, der im Archivio di Stato di Roma in der Abteilung Archivio Santa Croce aufbewahrt wird ermöglicht es, wenigstens teilweise die Zusammenarbeit zu erschließen, die der am Warschauer Hof residierende Nuntius Antonio Santa Croce 1629 mit seinem am Kaiserhof Ferdinands II. in Wien amtierenden Pendant, Giovanni Battista Pallotta, führte. Die Analyse dieser Korrespondenz zeigt für den Verlauf des Jahres 1629 – und sicherlich auch vorher und nachher – den regelmäßigen und intensiven Kontakt der in Warschau und Wien residierenden päpstlichen Diplomaten. Der Band enthält 36 Briefe von Pallotta an Santa Croce, in denen sich Notizen über 32 Briefe finden, die er von seinem Kollegen aus Warschau erhielt. Letzterer unterbrach hingegen seine epistolographische Aktivität Ende 1629 wegen der grassierenden Pest für wenigstens zwei Monate. Man darf annehmen, dass sich die Nuntien dabei auch die Ergebnisse ihrer routinemäßigen Informationssammlungen und -analysen für das Staatssekretariat wechselseitig zugänglich machten. Die Nuntiaturen in Wien und Warschau waren also über die Angelegenheiten, die mit dem damals sich auf einigen Kriegsschauplätzen abspielenden allgemeineuropäischen Konflikt zusammenhingen, bestens informiert. Sie tauschten sich aber auch in strikt kirchlichen Sachen aus – wie zum Bespiel über die in 1620er Jahren andauernden Ordensreformen. In den brieflichen Gesprächen der Nuntien spielten auch Bemühungen um Benefizien und Apanagen eine Rolle, womit sich die päpstlichen Gesandten im Rahmen der Gefälligkeiten für Herrscher beschäftigten, an deren Höfen sie akkreditiert waren, oder im Rahmen der Umsetzung eigener Pläne oder der ihrer Familien. Die Korrespondenz zwischen den Nuntien hinterlässt den Eindruck, an einem weithin routinemäßigen Dialog teilzunehmen, der zu den typischen Tätigkeiten des Nuntius gehörte. Zudem stößt man auf Spuren von Kontakten mit anderen päpstlichen Botschaftern, die in Europa verstreut waren. Die Korrespondenz der Nuntien in Wien und Warschau zeigt, dass das konzentrische Arbeitssystem des päpstlichen diplomatischen Dienstes um die Dimension von Netzwerken ergänzt war, deren näherer Analyse sich die Verfasser in der kommenden Zeit widmen werden.
Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur 1629
275
Anhang
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien aus dem Zeitraum Januar-Dezember 1629. In der Tabelle werden auch vier Briefe von Santa Croce aus dem Dezember 1628 berücksichtigt.
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
1
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
6.12.1628 Warschau
2
A. Santa Croce
3
A. Santa Croce
4
A. Santa Croce
5 6 7 8
G. B. Pallotta G. B. Pallotta G. B. Pallotta A. Santa Croce
9
G. B. Pallotta
Signatur
Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 24.1.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 9.12.1628 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 2.1.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 16.12.1628 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 2.1.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 23.12.1628 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 17.1.1629 erwähnt. A. Santa Croce 2.1.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 17.1.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 24.1.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 27.1.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 21.2.1629 erwähnt. A. Santa Croce 31.1.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774.
276
Henryk Litwin / Paweł Duda
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien (fortges.)
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
10
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
3.2.1629 Warschau
11
G. B. Pallotta
12 13 14
G. B. Pallotta G. B. Pallotta A. Santa Croce
15
A. Santa Croce
16
A. Santa Croce
17
A. Santa Croce
Signatur
Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 28.2.1629 erwähnt. A. Santa Croce 14.2.1629 Wien Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 9.4.1629 erwähnt. A. Santa Croce 21.2.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 28.2.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 10.3.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 4.4.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 17.3.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 9.4.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 17.3.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinen Briefen vom 9. und 11.4.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 24.3.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 18.4.1629 erwähnt.
Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur 1629
277
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien (fortges.)
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
18
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
31.3.1629 Warschau
19 20 21 22 23
G. B. Pallotta G. B. Pallotta G. B. Pallotta G. B. Pallotta A. Santa Croce
24
A. Santa Croce
25
A. Santa Croce
26 27 28
G. B. Pallotta G. B. Pallotta A. Santa Croce
29
G. B. Pallotta
30
G. B. Pallotta
Signatur
Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 18.4.1629 erwähnt A. Santa Croce 4.4.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 9.4.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 11.4.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 18.4.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 21.4.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 8.5.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 24.4.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 11.5.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 3.5.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 21.5.1629 erwähnt. A. Santa Croce 8.5.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 11.5.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 17.5.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 4.6.1629 erwähnt. A. Santa Croce 19.5.1629 ASR, ASC, Vol. 774. Laxenburg A. Santa Croce 21.5.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774.
278
Henryk Litwin / Paweł Duda
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien (fortges.)
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
Signatur
31
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
31.5.1629 Warschau
32 33
G. B. Pallotta A. Santa Croce
A. Santa Croce 4.6.1629 Wien G. B. Pallotta 7.6.1629 Warschau
34 35
G. B. Pallotta A. Santa Croce
A. Santa Croce 18.6.1629 Wien G. B. Pallotta 21.6.1629 Warschau
36 37
G. B. Pallotta A. Santa Croce
A. Santa Croce 25.6.1629 Wien G. B. Pallotta 28.6.1629 Warschau
38
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
5.7.1629 Warschau
39
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
12.7.1629 Warschau
40 41
G. B. Pallotta G. B. Pallotta
A. Santa Croce 17.7.1629 Wien A. Santa Croce 23.7.1629 Wien
Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 18.6.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 25.6.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 17.7.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 17.7.1629 erwähnt. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 23.7.1629 erwähnt. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 30.7.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774.
Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur 1629
279
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien (fortges.)
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
Signatur
42 43 44
G. B. Pallotta G. B. Pallotta A. Santa Croce
45
A. Santa Croce
46
A. Santa Croce
47
A. Santa Croce
48 49
G. B. Pallotta A. Santa Croce
50 51
G. B. Pallotta A. Santa Croce
52
G. B. Pallotta
A. Santa Croce 23.7.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. A. Santa Croce 30.7.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 9.8.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 28.8.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 9.8.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 4.9.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 16.8.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 4.9.1629 erwähnt. G. B. Pallotta 23.8.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 11.9.1629 erwähnt. A. Santa Croce 28.8.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 30.8.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 18.9.1629 erwähnt. A. Santa Croce 4.9.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774. G. B. Pallotta 6.9.1629 Der Brief konnte nicht Warschau gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 24.9.1629 erwähnt. A. Santa Croce 11.9.1629 Wien ASR, ASC, Vol. 774.
280
Henryk Litwin / Paweł Duda
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien (fortges.)
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
Signatur
53
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
13.9.1629 Warschau
54 55
G. B. Pallotta A. Santa Croce
A. Santa Croce 18.9.1629 Wien G. B. Pallotta 22.9.1629 Warschau
56 57
G. B. Pallotta A. Santa Croce
A. Santa Croce 24.9.1629 Wien G. B. Pallotta 27.9.1629 Warschau
58 59
G. B. Pallotta A. Santa Croce
A. Santa Croce 2.10.1629 Wien G. B. Pallotta 4.10.1629 Warschau
60
G. B. Pallotta
A. Santa Croce 8.10.1629 Wien
Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 2.10.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 8.10.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 16.10.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 23.10.1629 erwähnt. Der Tag, des durch Santa Croce geschriebenen Briefes ist nicht sicher, im Brief ließ Pallotta eine leere Stelle, dennoch kann aufgrund der Häufigkeit der Berichte angenommen werden, das der Brief mit dem Datum 4.10. versehen war. ASR, ASC, Vol. 774.
Zusammenarbeit der Warschauer und Wiener Nuntiatur 1629
281
Tabelle 10.1 Die Korrespondenz zwischen den Nuntiaturen in Warschau und Wien (fortges.)
L Nr. Absender
Empfänger
Tag und Ort
Signatur
61
A. Santa Croce
G. B. Pallotta
11.10.1629 Warschau
62
G. B. Pallotta
63
G. B. Pallotta
64
G. B. Pallotta
65
G. B. Pallotta
66
G. B. Pallotta
67 68
G. B. Pallotta G. B. Pallotta
A. Santa Croce 16.10.1629 Wien A. Santa Croce 23.10.1629 Wien A. Santa Croce 30.10.1629 Wien A. Santa Croce 13.11.1629 Wien A. Santa Croce 28.11.1629 Wien A. Santa Croce 4.12.1629 Wien A. Santa Croce 11.12.1629 Wien
Der Brief konnte nicht gefunden werden. Er wird von Pallotta in seinem Brief vom 30.10.1629 erwähnt. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774. ASR, ASC, Vol. 774.
Der polnische Wasahof und Brandenburg-Preußen (1587–1648) Katholisch-protestantische Kontakte und Beziehungen im konfessionellen Zeitalter Hans-Jürgen Bömelburg Trotz einer breiteren Beschäftigung mit den Beziehungen zwischen PolenLitauen und Brandenburg-Preußen hat der polnische Wasahof bisher kaum das Interesse der deutschen Forschung gefunden. Das ist für die ältere borussische Historiographie bemerkenswert, denn nur durch die erfolgreiche Kooperation zwischen Wasahof und brandenburgischer Diplomatie entstand 1603/1611 mit dem Herzogtum in Preußen unter Regierung der hohenzollernschen Hauptlinie die Keimzelle des späteren Staates Brandenburg-Preußen. Jedoch konzentrierte sich die ältere preußische Forschung sehr stark auf das Handeln der einzelnen brandenburgischen Kurfürsten und die Situation im Preußenland. Für eine intensivere Beschäftigung mit dem der katholischen Welt und den österreichischen Habsburgern verbundenen Wasahof blieb trotz der umfangreichen Berliner, partiell auch Königsberger Überlieferung kein Interesse, zumal eine moderne preußische Frühneuzeitforschung zu Polen-Litauen in Preußen im 19. und frühen 20. Jahrhundert niemals entstand.1 Die polnische Forschung nach 1945 hat den Wasahof lange Zeit nicht als Forschungsgegenstand entdeckt. Eine moderne Hof- und Residenzenforschung entstand in Polen erst in den 1990er Jahren,2 blieb aber stets gegenüber den dominanten Traditionen einer Sozial-, Adels- und Republikanismusforschung minoritär. Sie ist zudem aus sachlichen Gründen und aus einem historiographischen Nachholbedarf heraus stark auf das Großfürstentum Litauen und die ruthenischen hochadligen Familien fokussiert.3 Der führende Spezialist zu den polnisch-brandenburgischen Beziehungen des 17. Jahrhunderts, Andrzej
1 Bis heute eine Fundgrube: Toeppen, Max: Die preußischen Landtage während der Regentschaft des brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund (1609–1619), in: Altpreußische Monatsschrift 33 (1896), S. 418–549, 34 (1897), S. 1–126, 177–221. 2 Augustyniak, Urszula: Wazowie i „królowie rodacy“. Studium władzy królewskiej w Rzeczypospolitej XVII wieku. Warszawa 1999. 3 Kempa, Tomasz: Wobec kontrreformacji. Protestanci i prawosławni w obronie swobód wyznaniowych w Rzeczypospolitej w końcu XVI i w pierwszej połowie XVII wieku. Toruń 2007.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_012
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Kamieński, hat sich in seinen Studien ganz auf die zweite Jahrhunderthälfte konzentriert.4 Der polnische Wasahof war jedoch zeitgenössisch im späten 16. und 17. Jahrhundert ein zentraler Bezugspunkt der brandenburgischen Politik. Auf der polnisch-litauischen Seite war das am Wasahof weniger der Fall – die polnische Diplomatie hat in der Epoche nur okkasionell Gesandte beim Kurfürsten oder am brandenburgischen Hof gehabt. Das Wissen über und das Interesse an dem als nachrangig wahrgenommenen nordwestlichen Nachbarn, schließlich nur einem von mehreren benachbarten deutschen Territorien des Alten Reichs, waren begrenzt.5 Jedoch boten die Beziehungen zu Brandenburg und Preußen auch für den Wasahof zwei zentrale Vorteile: Erstens war es möglich, über Berlin und das Reich – die brandenburgische Politik engagierte sich in der Epoche auch am Rhein, um das Erbe der Herzogtümer Kleve, Jülich und Berg zu sichern – Nachrichten aus dem mehrheitlich protestantischen Norddeutschland zu erhalten und sich damit ein Stück weit unabhängig von der rein habsburgischkatholischen Perspektive zu machen. Zweitens konnten über die brandenburgischen Kurfürsten, die als Lehnsnehmer in Preußen dem Wasahof verpflichtet waren, informell Kontakte nach Schweden unterhalten werden. Sigismund III. und sein Sohn Władysław IV. verzichteten zu ihren Lebzeiten nicht auf den Anspruch auf die schwedische Königskrone.6 Tatsächlich waren aber die Kontakte aufgrund des Streits in der Familie und der konfessionellen Konflikte eingefroren – Mittelsmänner zur anderen Seite wurden wiederholt festgenommen, in Spionageprozessen verurteilt, ja lebenslang verbannt und hingerichtet.7 Der brandenburgische Hof – die Schwester des Kurfürsten war 4 Kamieński, Andrzej: Polska a Brandenburgia-Prusy w drugiej połowie XVII wieku. Dzieje polityczne. Poznań 2002. 5 Bömelburg, Hans-Jürgen: Die Wahrnehmung des Reichstags in Polen-Litauen. Mitteleuropäische Kommunikationsstrukturen und die polnischen Gesandtschaften zum Reichstag 1486–1613, in: Maximilian Lanzinner/Arno Strohmeyer (Hg.): Der Reichstag 1486–1613. Kommunikation –Wahrnehmung – Öffentlichkeiten. Göttingen 2006, S. 405–437. 6 Der zentrale schwedisch-polnische Konflikt stand fraglos im Zentrum der polnischen Außenpolitik, vgl. Dybaś, Bogusław: Schwedischer Druck und offensive Politik im Osten: Außenpolitik 1609–1648, in: Michael G. Müller (Hg.): Polen in der europäischen Geschichte. Ein Handbuch in vier Bänden. Bd. 2. Stuttgart 2017, S. 315–347. 7 International bekannt wurde insbesondere das „Blutbad von Linköping“ bei dem fünf Hochadlige hingerichtet wurden, u.a. Kanzler Erik Sparre und zwei Senatoren aus der Familie Banér. Vgl. Banér, Anne: Fasans tider. Historia och öden kring Linköpings blodbad år 1600. Linköping 2000. Auch in der Folge wurden wiederholt als Parteigänger Sigismunds wahrgenommene Personen und katholische Geistliche verfolgt. Vgl. auch das Schicksal des bedeutendsten schwedischen Historikers des frühen 17. Jahrhunderts Johannes Messenius (1579–1636), der wegen seiner Kontakte nach Braunsberg (Braniewo) 1616 zu 20 Jahren Haft
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seit 1620 Gemahlin Gustav Adolfs, die neue Verbindung mit Preußen von der schwedischen See- und Militärmacht bedroht – bot hier ein gefährdetes und fragiles, aber existierendes „Fenster in die protestantische Welt“. Auch deshalb unterhielten Sigismund III. und Władysław IV. mit adligen Kennern des Ostseeraums und handelspolitischen Akteuren, die der brandenburgischen und preußischen Politik nahestanden (Andreas Koehne-Jaski, die Familie Dönhoff) einen persönlichen Austausch und führten intime, nach außen eher geheimgehaltene Briefwechsel und Gespräche. Solch ein monarchischer Gesprächspartner war der reformierte Danziger Andreas Koehne-Jaski, wohlhabender Geschäftsmann, Inhaber des Bernsteinmonopols und preußischer und polnischer Diplomat, der zehn Jahre in Italien gelebt hatte, mit dem sich Sigismund zwischen 1604 und den 1620er Jahren brieflich und mündlich über Diplomatie, Wirtschaft, Kunsthandel und Religion austauschte.8 Der katholische Wasahof besaß zu keiner protestantischen Macht vergleichbar dichte diplomatische und politische Beziehungen – solch ein Austausch erfolgte deshalb zu beiderseitigem Nutzen. Dabei standen finanzielle Interessen und Informationsgewinn im Vordergrund, da die finanziellen Mittel begrenzt waren und die Informationsnetzwerke im nördlichen Osteuropa noch unterentwickelt waren. In der Epoche unterhielt keine der europäischen Großmächte in der Region einen ausgebauten diplomatischen Apparat, der Wasahof bot hier einen höfischen Austauschraum. In der Forschung ist das bisher wenig thematisiert worden, auch weil der Gegenstand – die brandenburgisch-polnischen Beziehungen in der Epoche – durch unterschiedliche Akteure vertreten wurde und anders als eine Generation später unter dem Großen Kurfürsten mit dessen Diplomaten Johann von Hoverbeck (1606–1682) keine Heldenfiguren bereithielt.9 Aus der Perspektive der durchaus bellizistisch geprägten älteren borussischen Historiographie war schließlich die Epoche vor der Machtübernahme des Großen Kurfürsten (1640) eher eine der Schwäche und des Niedergangs, erschien doch die kurfürstliche Politik trotz der offensichtlichen territorialen Hinzugewinne (Kleve, Mark, Preußen) wenig zielstrebig und musste im Dreißigjährigen Krieg sogar eine
verurteilt wurde; er verstarb kurz nach seiner Freilassung. Weitere Beispiele bei Garstein, Oskar: Rome and the Counter Reformation in Scandinavia until the Establishment of the S. Congregatio de propaganda fide in 1622 based on source material in the Kolsrud collection. Oslo 1980. 8 Leitsch, Walter: Das Leben am Hof König Sigismunds III. von Polen. 4 Bde. Bd.3. Wien 2009, S. 2.113–2.118. 9 Hein, Max: Johann von Hoverbeck. Ein Diplomatenleben aus der Zeit des Großen Kurfürsten. Königsberg 1925.
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weitgehende Verwüstung und Besetzung der brandenburgischen Territorien hinnehmen.10 Umgekehrt sah sich die polnische Historiographie lange mit der anachronistischen Fragestellung konfrontiert, wer denn für die Überlassung Preußens an die Kurfürsten verantwortlich zu machen sei, mit der man die späteren Teilungen vorbereitet habe. Die Kontakte nach Brandenburg-Preußen unterhaltenden „fremden“ Monarchen erschienen hier zumindest mitschuld zu sein.11 Zugleich findet sich in der älteren polnischen Historiographie wiederholt die These, verräterische Protestanten oder wankelmütige preußische Polen (etwa die Dönhoffs) seien mit verantwortlich. Ein Anliegen des Beitrags ist es, solche anachronistischen Wertungen der Politik in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durch genaue Analyse entbehrlich zu machen. 1.
Kulturelle und politische Kommunikationskanäle
Auch die neuere Forschung ist der Ansicht, es habe zwischen den konfessionsverschiedenen Brandenburg-Preußen und Polen-Litauen in der Epoche keine vertrauensvollen Beziehungen gegeben12 – hier trifft sich die österreichische und polnische Forschung. Existiert hätten jedoch besonders tiefe und im Eigeninteresse intensiv genutzte Kommunikationskanäle. Dafür gibt es gute Gründe: Keine andere Diplomatie hat über die Ereignisse am Wasahof so intensiv berichtet, wie die brandenburgisch-preußische Diplomatie. Dies lag sicher in der in der Epoche über Jahrzehnte umstrittenen und aus brandenburgischer Sicht zu sichernden Anwartschaft der Kurfürsten auf das polnische Lehen im Herzogtum Preußen, dann in der Aufgabe einer dauerhaften Integration dieses Lehens in den Herrschaftsverband der Hohenzollern begründet, was trotz der Kriege in Livland und der schwedischen Intervention in Preußen 1626–1629 ohne gravierende Konflikte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelang.13 10 11 12 13
Asche, Matthias u.a. (Hg.): Halb Europa in Brandenburg. Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen. Berlin 2020. Piwarski, Kazimierz: Dzieje Prus Wschodnich w czasach nowożytnych. Gdańsk 1947. Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1.121. Immekeppel, Heinz: Das Herzogtum Preußen 1603–1618. Köln u.a. 1975; SeebergElverfeld, Roland: Die preußischen Stände und Polen unter Kurfürst Georg Wilhelm bis zum Tode König Sigismunds III. (1620–1632), in: Altpreußische Forschungen 13 (1936), S. 46–101; Wischhöfer, Horst: Die ostpreußischen Stände im letzten Jahrzehnt vor dem Regierungsantritt des Großen Kurfürsten. (Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft, 29) Göttingen 1958; Asche, Matthias: Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg im
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Zudem hatte die antikurfürstliche preußische Ständeopposition, die sogenannten „Quärulierenden“, großes Interesse, eigene enge Kontakte zum Wasahof aufzubauen, ja diesen zu beeinflussen. Dies lag jedoch außerhalb der Reichweite der ständisch-kleinadligen und zudem protestantischen Opposition der von der Groebens, Finck von Finckensteins und Kalcksteins, die keinen Zugang zu dem aristokratisch-katholischen Wasahof fanden.14 Fürsprecher der preußischen Stände waren vielfach katholische Geistliche, ermländische Domherren und Jesuiten, die wiederum Verbesserungen für die Lage der Katholiken im Herzogtum forderten – ein von beiden Seiten taktisch geprägtes und von Konjunkturen abhängiges Bündnis. Otto von der Groeben unterhielt etwa enge Beziehungen zu dem königlichen Sekretär Stefan Sadorski (1581–1640), der wiederum in Diensten der ermländischen Bischöfe stand und aus dem Besitz von der Groebens mehrere Güter und Vorwerke erwarb. Die Vorwerke wurden zur Grundlage der katholischen Mission um Heiligelinde.15 Solche konfessionsübergreifenden Kontakte wurden vielfach als verdächtig, ja als „verräterisch“ rezipiert. Brandenburgische Diplomaten verfolgten diese preußische Suche nach Kontakten in ihren Berichten argwöhnisch, am 23. Januar 1609 kam es sogar zu einem Handgemenge zwischen den brandenburgischen Gesandten und der preußischen Adelsdeputation unter Leitung von der Groebens,16 Sigismund III. setzte daraufhin eine königliche Kommission zur Klärung der ständischen Gravamina ein. Wir haben es mit konkurrierenden Informationsnetzen zu tun, die sich aber situativ auch wechselseitig ergänzen konnten. Aus diesen umfangreichen Traditionen entwickelte sich eine Doublierung der Kommunikationskanäle: Fabian von Dohna, der sich seit Anfang März 1589 am Warschauer Hof befand und dort im Umfeld des Kanzlers Zamoyski gute Kontakte unterhielt,17 berichtete in seinem Schreibkalender unter dem 29. März: „Kamen an F. D. zu Preussen Gesandten, Herr von Kittlitz, H. Rautter, Casper Wilhelm von der Ölschnitz, 2) D. Brandtner, 3) Dr. Fabricius,
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Dreißigjährigen Krieg. Versuch einer Neubewertung, in: Ders. u.a. (Hg.): Halb Europa in Brandenburg. Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen. Berlin 2020, S. 32–44. Janiszewska-Mincer, Barbara: Otto von Groeben – przywódcą opozycji stanów w Prusach Książęcych, in: Komunikaty Mazursko-Warmińskie 75 (1962), S. 143–162. Szorc, Alojzy: Stefan Sadorski (1581–1640). Fundator Świętej Lipki. Olsztyn 1996, S. 41, 46, 50, 62–64. Bei Dolezel, Stephan/Dolezel, Heidrun: Die Staatsverträge des Herzogtums Preußen. T. 1 Polen und Litauen. Verträge und Belehnungsurkunden 1525–1657/58 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, 4). Köln u.a. 1971, S. 113. Zur Bedeutung und Politik der Familie: Bömelburg, Hans-Jürgen: Reformierte Eliten im Preußenland. Religion, Politik und Loyalitäten in der Familie Dohna (1560–1660), in: Archiv für Reformationsgeschichte (2004), S. 210–239.
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4) H. Michel Gise. Eadem kamen an Churf. Brandenburgische Gesandten: Adam von Schlieben, Otto Hake, D. Benkendorf; und D. Jungker“.18 Verhandelt wurde die Wiederbelehnung Georg Friedrichs (1539–1603), Markgraf des Fürstentums Brandenburg-Ansbach, mit der Administratorenschaft des Herzogtums Preußen, für das Lehen bestätigt wurde auch der brandenburgische Kurfürst mit seinen Brüdern.19 Alle Gesandtschaftsmitglieder unterhielten weitere Kontakte in Warschau, die Dohna skizzenhaft in seinem Schreibkalender festhielt. Für die Übertragung des Lehens zahlten beide Gesandtschaften erhebliche Summen. Für die Frage nach dem wechselseitigen Vertrauen bietet aber gerade der fragmentarische Schreibkalender Fabian Dohnas interessante Indizien: Bei seiner Reise nach Warschau, die er zwecks Erhalts eines Lehens für seine Verdienste bei der Eroberung von Połock antrat, bittet er ausdrücklich um göttliche Unterstützung und dankt insbesondere für die glückliche Rückkehr nach Neidenburg.20 Bei Dohna, der ansonsten fast jährlich aus dem östlichen Preußen an den Heidelberger Hof reiste, finden sich solche Formeln, die auch Unsicherheit ausdrücken, ansonsten nicht. Zumindest dies deutet bei einem Akteur, der von sich selbst sagt, er sei „dem polnischen Wesen von Natur allezeit zuwieder“,21 klar auf fehlendes Vertrauen, ja Ängste hin. Mit der allmählichen Verlagerung des Wasahofes nach Warschau in den 1590er Jahren, die auf die schwedischen Interessen des seit 1592 auch als schwedischer König herrschenden Sigismund III. und auf den Brand des Wawel 1595 zurückzuführen war, schrumpfte die Entfernung zwischen polnischem Hof und Preußen oder Berlin auf 150 bzw. 600 km, sodass Besuche und Wissensakkumulation leichter wurden.22 Fabian von Dohna legte die Strecke von Neidenburg nach Warschau sowie den Rückweg 1589 in drei bzw. zwei 18
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Krollmann, Christian (Hg.): Die Selbstbiographie des Burggrafen Fabian zu Dohna (1550– 1621) nebst Aktenstücken zur Geschichte der Sukzession der Kurfürsten von Brandenburg in Preussen aus dem fürstlich dohnaischen Hausarchive zu Schlobitten. Leipzig 1905, S. 118. Zuletzt Wachowiak, Bogdan: Dzieje Brandenburgii-Prus na progu czasów nowożytnych (1500–1701). Poznań 2001, S. 227–229, mit Verweis auf die brandenburgische und preußische Überlieferung; Hartmann, Stefan: Die preußische Gesandtschaft nach Warschau im Frühjahr 1589, in: Zeitschrift für Ostforschung 41.1 (1992), S. 72–85. „Im Namen Gottes fortgezogen nach Mlawa“, Ankunft: „zu Warschau, Gott lob, frisch und gesund ankommen“; Rückkehrentschluss: „Im Namen des Allmechtigen wieder von Warschau nach Hause getzogen“, Dank für glückliche Rückkehr: „Zu Neidenburg ankommen. Gott dem Allmechtigen sey Lob und Dank gesagt.“ Dohna, Selbstbiographie, S. 118–119. Ebd., S. 32. Zum Prozess der Hauptstadtwerdung Warschaus vgl. Narodziny stolicy. Warszawa w latach 1596–1668. Warszawa 1996.
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Tagen zurück – mit Übernachtungen in Zakroczym und Mława.23 Die Familie Hoverbeck besaß Güter in Eichmedien (Nakomiady), auch von dort war eine Anreise nach Warschau in zwei-drei Tagen möglich. Die in der Epoche nicht selten mehrsprachigen preußischen Agenten und Deputierten können aber prinzipiell nicht mit brandenburgischen kurfürstlichen Gesandten gleichgesetzt werden, sie vertraten vielfach unterschiedliche Interessen. Insbesondere vermischten sich gerade bei den großen preußischen Städten, aber auch beim Adel politische und wirtschaftliche Interessen: Danziger (vor allem die Familien Giese und Jaski) und Königsberger Kaufleute waren von beiden Seiten umworbene Gesprächspartner, Kreditgeber und Agenten, agierten aber auch in eigenen wirtschaftlichen Interessen. Aus diesem Reservoir konnten jedoch Kontaktpersonen angeworben werden, die über einen direkten Zugang zum Wasahof verfügten. 2.
Familiäre Verflechtungen
Die Hohenzollern waren mit der Wasafamilie verwandt: Kurfürst Johann Georg (1525–1598) war in mütterlicher, jagiellonischer Linie ein Cousin Sigismunds III., Joachim Friedrich (regierend 1598–1608) und Johann Sigismund (regierend 1608–1619) jeweils Großcousins 1. und 2. Grades. In der frühneuzeitlichen Politik konnten diese sich mit den Generationen lockernden verwandtschaftlichen Verbindungen dennoch – etwa durch die Anrede „Cousin“ oder durch den allgemeinen Verweis auf die Verwandtschaft – mobilisiert werden. In der Epoche gab es zwischen 1594 und 1608 langjährige Pläne, diese älteren kognatischen Heiratsverbindungen zu reaktualisieren und zu intensivieren, indem die evangelische Schwester Sigismunds, Anna Wasa (1568–1625), den zweiten Sohn Joachim Friedrichs, Johann Georg (1577–1624), nach seinen schlesischen Gütern, einem umstrittenen Besitz der Hohenzollern im habsburgischen Schlesien, meist „von Jägerndorf“ genannt, heiratete. 1596 wurde in Krakau sogar ein Heiratsvertrag abgeschlossen, der wegen der fehlenden schwedischen Mitgift (120.000 fl.) Annas aber nicht finalisiert werden konnte. Der Heiratsvertrag wurde auch nicht widerrufen, so dass bis zum Jahre 1608, als Johann Georg schließlich eine württembergische Herzogstochter heiratete, der Heiratsvertrag formal bestand. Hinter dieser Pattsituation steckten auf beiden Seiten komplexe Überlegungen: Die Hohenzollern wollten den Wasakönig auf keinen Fall verärgern, da das Herzogtum Preußen gesichert werden musste. Zugleich hatte aber der 23
Dohna, Selbstbiographie, S. 118–119.
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Kurfürst kein Interesse daran, dass durch die Ehe seines Sohnes oder seines Bruders eine eng mit dem polnischen Hof verbundene Nebenlinie entstand, die dann vielleicht in Königsberg installiert werden konnte. Erst nach der Vergabe der Kuratel in Preußen an den Kurfürsten und dessen Brüder 1603/05 schwanden diese Ängste. Sigismund III. wiederum hatte kein Interesse daran, durch seine Schwester eine polnisch-evangelische Wasalinie begründet zu sehen, die seinen eigenen schwedischen Ansprüchen schaden konnte.24 Nach Walter Leitsch ist in dieser Situation kein eigenes Handeln Anna Wasas zu erkennen, sie scheint eigene Handlungsoptionen an ihren Bruder abgegeben zu haben. Dieser Sachverhalt wäre noch einmal zu überprüfen, denn Anna Wasa wird ansonsten eine durchaus eigenständige Politik zugeschrieben.25 Aus polnischer Sicht wurden die Hohenzollern für das Scheitern der Eheverbindung verantwortlich gemacht. Verschiedene Zeitgenossen hatten die Wahrnehmung, die der polnische Kronmarschall Mikołaj Wolski so auf den Punkt brachte, nämlich „daß haus Brandenburk damit sehr schlefferigk umbgangen, also daß sich alle leute verwundern müßen.“26 Die Verhältnisse zwischen Brandenburg und dem Wasahof hatten auch eine bedeutende finanzielle Dimension: Der Wasahof, dessen Einnahmen nach der Absetzung Sigismunds in Schweden im Jahre 1598 weiter schrumpften, dessen Ausgaben aber durch die schwedischen Aspirationen, die Kriegführung in Livland und die Unterhaltung polnischer und schwedischer Kanzleien stark belastet waren, erwartete von Brandenburg für das preußischen Lehen finanzielle Leistungen. Sigismund, der nach seinen gescheiterten militärischen Interventionen in Schweden erhebliche Geldschwierigkeiten hatte, formulierte nach enttäuschenden Verhandlungen 1601 diese finanziellen Forderungen an Brandenburg-Preußen offen: „Man sehe genugsamb, daß sie, die vier Preußen lose leute weren […]. Item sie, die preußische edelleute, haben mir dismal nichts mitgebracht wie vormahls“27. Für die Übertragung der preußischen Kuratel auf den Kurfürsten wurden 1605 Zahlungen in Höhe von 300.000 Talern,28 je nach Berechnung die Hälfte oder ein Drittel der Jahreseinnahmen des Hofes,29 geleistet, wovon die zweite königliche Hochzeit Sigismund III. 1605 in Warschau finanziert wurde. Hinzu 24 25 26 27 28 29
Ältere Darstellung des jahrelangen Hinhaltens: Palme, Sven Ulric: En politisk giftermålshandel. Prinsessan Anna Vasa och markgreven Johan Georg av Brandenburg, in: Personhistorisk tidskrift 39 (1938), S. 1–48. Leitsch, Leben, Bd. 2, S. 1.120–1.126. Ebd., Bd. 2, S. 1.124. Protokoll v. 15.–24. Januar 1601, zit. nach Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1925. Druck des Vertrags bei Dolezel/Dolezel, Staatsverträge, Nr. 23, S. 109–112, hier S. 110. Schätzungen von 600.000–800.000 fl. nach Leitsch, Leben, Bd. 1, S. 24–109, hier S. 53–54.
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kamen aus Preußen jährlich 5.000 Gulden Schatullgelder; 1611 und 1621 fielen bei den preußischen Neubelehnungen erneut erhebliche Zahlungen an, 1621 leistete der preußische Landtag erneut Zahlungen in Höhe von 200.000 Gulden; hinzu kamen brandenburgische Zahlungen. Eine detaillierte Bilanzierung der geleisteten Zahlungen ist nicht möglich, zu viele Kanäle waren involviert. Insgesamt waren jedoch die Zahlungen aus Brandenburg-Preußen zumindest für die ersten drei Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts die insgesamt umfangreichsten auswärtigen Zuflüsse zum Haushalt des Wasahofes.30 Die brandenburgischen Kurfürsten mussten jeweils persönlich für Preußen den Lehnseid leisten, eine stellvertretende Ableistung wurde von Seiten der Wasaherrscher nicht akzeptiert, die stets Wert auf ein persönliches Verhältnis legten. Über die Eidesformel und den Ablauf der Lehensleistung sind wir gut informiert: 1611 kam Kurfürst Johann Sigismund am 15. November nach Warschau und leistete öffentlich und knieend den Lehnseid vor der Annenkirche in der Nähe des Königsschlosses. Der von den Sekretären Hübner und Heidenstein in lateinischer Sprache aufgesetzte Traktat und die Belehnungsurkunde wurden in der königlichen Urkunde von den anwesenden Senatoren und Landboten bezeugt, anschließend traf man sich im Schloss zu den Festlichkeiten.31 In einer brandenburgischen Relation hieß es, die preußische Delegation sei „vom könige zum panket abgefordert, daselbst sie statlich aus lauterm golde tractiret. Dergleichen tractation IKG niemals gesehen. Der junge herr, die königin und princeßin seind mit zur taffel geseßen und haben sich die hern mit freundlichen gesprech gar lieblich erzeiget.“32 Nach dem Wortlaut des Protokolls erschienen die Beziehungen sehr gut, das schloss natürlich die Dissimulation der bestehenden Differenzen durch die Akteure nicht aus. Nach dem Tode Johann Sigismunds Ende 1619 nahm sein Sohn Georg Wilhelm 1619/20 unverzüglich Kontakt mit dem Wasahof auf, der sich zu diesem Zeitpunkt zu Jagdvergnügungen im Jagdrevier von Białowieża befand. Das persönliche Herrschertreffen mit Sigismund, seiner Frau Konstanze und Władysław fand im Januar 1620 in Grodno statt, der preußische Gesandte Peter Bergmann berichtete im Nachgang aus Warschau: „gestalt Ihre Majestäten beide wie auch S[eine] D[urchlaucht] der Prinz kegenst unterschiedene vornehme leute allhie, deßen ich gute nachricht habe, E[ure] K[urfürstliche] G[naden] sehr rühmlich und freundlich gedacht haben“.33 Im Jahre 1621 leistete 30 31 32 33
Wachowiak, Dzieje, S. 322–323; Mincer/Mincer, Rzeczpospolita Polska, S. 224, 238–239, 252–256; Leitsch, Leben. Bd. 1, S. 80 f. Toeppen, Landtage, S. 493 f.; Warschauer Traktat abgedruckt bei Dolezel/Dolezel, Staatsverträge, S. 118–132, Belehnungsurkunde ebd., S. 133–136. Leitsch, Leben. Bd. 2, S. 993. Ebd., Bd. 3, S. 1515–1516.
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Kurfürst Georg Wilhelm den Lehnseid am 23. September im Hof des Königspalastes in Warschau gegenüber Sigismund III. Die Verhandlungen wurden von der brandenburgischen Gesandtschaft – vor allem Georg Brandt und Friedrich Dohna – geführt und von der preußisch-ständischen Gesandtschaft (Otto von der Groeben, Wolf von Kreytzen, Friedrich von Goetzen) beobachtet. Die Verhandlungen 1620/21 fanden für Polen-Litauen, dass sich infolge einer osmanischen Intervention im Süden (Schlacht bei Cecora (Țuțora)) und schwedischen Angriffen in Livland (25. September 1621 Eroberung von Riga) in einer militärisch schwierigen Situation befand, unter hohem Druck statt, wurden aber erfolgreich abgeschlossen und aufgezeichnet.34 Grundsätzlich wird man wohl von kulturell und konfessionell nicht einfachen, aber auch nicht schlechten Beziehungen sprechen. Auf dem preußischen Landtag 1612 unterstützten die königlich polnischen Kommissare Anträge von Seiten der Ritterschaft, gegen die „Sekten“ vorzugehen und alle von den Ämtern der Landesbeamten auszuschließen, falls ein solcher Verdacht der reformierten Konfession bestünde.35 Johann Sigismund trat mit seinen Söhnen in der Weihnachtszeit 1613/14 persönlich zum reformierten Bekenntnis über. Zugleich unternahm der Kurfürst Versuche, Auseinandersetzungen und Anfeindungen zwischen den protestantischen Bekenntnissen zu vermeiden. Reformierte Theologen wie Jacob Fabricius in Danzig sollten nicht mehr öffentlich angegriffen, stattdessen sollte ein „consensus“ gefunden werden. Vorbildcharakter besaß hier der Konsens von Sandomierz von 1570, auf den zudem auch gegenüber dem polnischen Lehnsherrn verwiesen werden konnte. 1614 schrieb Kurfürst Johann Sigismund an Sigismund III.: „erklären wir, daß wir uns dem consensus Sandomiriensis, der in der Krone Polen recipirt ist und auch die Augsburgische Confession enthält, anschließen“.36 Dieser Vorschlag wurde jedoch vom polnischen Hof, der unter Sigismund III. einen klar gegenreformatorischen Kurs verfolgte und in den Reformierten entschiedene konfessionelle und politische Gegner erblickte, abgelehnt: Geduldet werde im Herzogtum Preußen auch in Zukunft nur das Augsburgische Bekenntnis.37 Dass der Konflikt zwischen der lutherischen Mehrheit und den reformierten Adelsfamilien im Herzogtum Preußen auch noch zur Mitte des 17. Jahrhunderts lebendig blieb, zeigen Quellen aus den Vorbereitungen zur Beschickung des 34 35 36 37
Verpflichtungs- und Belehnungsurkunde bei Dolezel/Dolezel, Staatsverträge, S. 137–142. Dohna, Selbstbiographie, S. LXIV. Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg an den polnischen König Sigismund III., Cölln, 15. Februar 1615; zit. nach Toeppen, Landtage, S. 2 f. Zur Religionspolitik der polnischen Wasakönige vgl. Obirek, Stanisław: Jezuici na dworach Batorego i Wazów 1580–1668. Wpływ kapelanów dworskich i wychowawców książąt na postawy panujących i politykę państwa. Kraków 1996.
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Colloquium Charitativum in Thorn 1645, das von Władysław IV. einberufen worden war.38 Kurfürst Friedrich Wilhelm unterstützte die Beschickung aus dem Herzogtum Preußen und schlug vor, auch Achatius (II.) von Dohna in die herzoglich preußische Delegation aufzunehmen. Dagegen wandten sich jedoch die lutherischen Königsberger Theologen: Achatius sei ein „wohlbekandten Feind, Verfolger und Bestreiter der reinen Lutherischen Warheit“, eine Aufnahme in die Delegation sei deshalb abzulehnen.39 Dohna und der gleichfalls reformierte Johann von Hoverbeck wurden jedoch auf Anordnung des Kurfürsten schließlich als „Politici“ in die Delegation aufgenommen.40 Beide regierenden Dynastien waren familiär, politisch und finanziell aufeinander angewiesen, scharfe konfessionelle Konflikte wurden deshalb abgemildert, auch militärisch eskalierende Konflikte vor den 1650er Jahren vermieden. Jedoch wurde die brandenburg-preußische militärische Unterstützung gegenüber Schweden am Wasahof als unzureichend wahrgenommen, man sah in dem konfessionsverschiedenen Lehnsmann und Bündnispartner einen wenig zuverlässigen Verbündeten.41
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Müller, Hans-Joachim: Irenik als Kommunikationsform im Umfeld des Thorner Colloquium Charitativum von 1645, in: Heinz Duchhardt/Gerhard May (Hg.): Union, Konversion, Toleranz. Dimensionen der Annäherung zwischen den christlichen Konfessionen im 17. und 18. Jahrhundert. Mainz 2000, S. 62–82. Responsum Ministerii, Juni 1645, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XX. Hauptabteilung, Rep. 160 Ostpreußische Folianten Nr. 13673, Bl. 52–56, hier fol. 52v.: „Allein das man unsern Theologen Herrn Achatz von Dohna den Eltern, einen wolbekandten Feind, Verfolger und Bestreiter der reinen Lutherischen Warheit, undt Herrn Huverbeck [Hoverbeck, H.-J. B.], ein Man, von dessen Religion wir dieses orts noch diese Stunde nichts gewisses wissen, ob er recht von Herzen zugethan were, […] damit bitten wir auffs demütigst sie zu verschonen.“ Meinhardus, Otto (Hg.): Protokolle und Relationen des Brandenburgischen Geheimen Rathes aus der Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Bd. 3 (1893). Osnabrück 1965, S. 148 f. Als Begründung heißt es „Zu dem am 28/29 August stattfindenden Colloquium sollen außer Theologen auch Politici beider Religionen gehen.“ Ursula Meyer an Kurfürst Maximilian I. von Bayern, Warschau, 20. Januar 1627, BayHStA, Abt. I, KS 6613, Bl. 252r–255v, hier Bl. 253r–253v: „Der Curfirst von Brandenburg ist auch in preisen und sagt man, ehr soll volckh haben, gibt aber fir, das ehr solches ir kh[önigl.] mey[estät] zum guetten und inen wider den gustavus helfen woll, wie im aber zu trauen, ist auß denen […] schriften woll zu sehen. ehr ist bey ainem fornemen wouwoden auf der preisischen grenizen gewest, alß ehr Iez geraist und sich gögen im hochbeschwert, das ir kh[önigl.] mey[estät] ain mißtrauen auf in sezen, so ehr es doch gar von herzen getreylich mit [ihm] mein und […] vermelt, [er] woll bey dem [König] auß denamarkh die sachen richten, [dass] ehr sein ganze macht gögen den gustavus, ir kh[önigl] mey[estät] zu guettem, gebrauchen wur, das sein gar seine falsche Calvinische firschlag.“
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Brandenburgische und preußische Vertreter am Wasahof
Brandenburg-Preußen unterhielt am Wasahof ein erhebliches Personal an Gesandten, Agenten und Sekretären, neben dem Papst war BrandenburgPreußen zeitgenössisch die einzige europäische Macht, die kontinuierlich über den gesamten Zeitraum am Wasahof präsent war. Dabei sind unterschiedliche Kategorien von Gesandten und Akteuren zu unterscheiden: Seit den 1590er Jahren befanden sich ein oder zwei akkreditierte brandenburgische Gesandte am Wasahof. Die Gesandten waren unmittelbar vom kurfürstlichen Hof abhängig, konnten rasch abgelöst werden und waren in der Regel nicht adelig.42 Aus Anlass der Sejmverhandlungen oder von wichtigen bilateralen Transaktionen stieg die Zahl der Gesandten deutlich und erreichte höhere Ränge. Zu Sejmverhandlungen kamen um 1600 zumeist reformierte preußische Adlige (Mitglieder Familien Dohna und Truchseß von Wetzhausen) als Sondergesandte an den Wasahof, die gegenüber den polnischen Adligen – im Unterschied zu oft bürgerlichen Gesandten – auf ständische Gleichheit pochen konnten, sich allerdings in einer zwiespältigen Situation befanden: Einerseits verfügten sie über gute Kontakte zu den reformierten Adelsfamilien, etwa den Radziwiłł und Leszczyński, andererseits waren sie in Warschau in dem immer stärker katholisch werdenden Hofmilieu zunehmend isoliert. Insbesondere die Dohnas, unter denen Abraham 1611 als Vertrauter des Kurfürsten und „Prinzipalgesandter“ agierte, sahen sich als herausgehobene Diplomaten europäischen Musters, wobei hier auch eine Übertragung westeuropäischer und reichspolitischer Muster eine Rolle spielte. Die Familie hatte niederländische Vorbilder vor Augen und war auch in der Epoche (Christoph von Dohna) in die französische Politik der Oranier (etwa als Statthalter in Orange) involviert. Abraham war 1613 als brandenburgischer Reichstagsgesandter tätig, seine Brüder agierten am Ansbachischen und am pfälzischen, später am Hofe des „Winterkönigs“ Friedrich V.43 Wechselseitige höfische Anliegen wurden dabei grundsätzlich am Hofe, zumeist in Krakau und Warschau, manchmal auch in Thorn oder an anderen Orten verhandelt. Außenpolitische Diskussionen auf dem Sejmforum wurden von Hofseite gerade in den Beziehungen zu Brandenburg-Preußen vermieden. Polnische Gesandte kamen vor den 1650er Jahren nicht nach Brandenburg. Die brandenburgische Gesandtschaft am Wasahof beschäftigte 42 43
Eine prosopographische Untersuchung des brandenburgischen Gesandtschaftspersonals und der preußischen ständischen Deputationen fehlt, im Folgenden werden eigene Beobachtungen – auch im Vorgriff auf eine solche Studie – zusammengefasst. Bömelburg, Reformierte Eliten.
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zu Protokoll- und Verhandlungszwecken durchweg, manchmal auch temporär Sekretäre, wobei man bemüht war, Sekretäre mit guten Verbindungen auch in die Kronkanzlei zu engagieren. So kam es zu Austausch und Kooperation, denn die Sekretäre waren am eigenen Aufstieg und an finanziellen Einnahmen interessiert. Brandenburgische und preußische Landeskinder waren infolge ihrer Mehrsprachigkeit auch an der Kronkanzlei engagiert: Der Sekretär Leonardus Hannaw war im Ermland begütert, Ludwig Schlein, ein Untertan des brandenburgischen Kurfürsten, war am Wasahof als „cancellariae nostrae regiae secretarius“ anwesend und wurde Brandenburg-Preußen vom königlichen Sekretär Heidenstein empfohlen. Georgius Kestner ebenfalls am Wasahof als königlicher Sekretär tätig, arbeitete aber auch für die Brandenburger.44 Es kann davon ausgegangen werden, dass beide Seiten Informationen und Nachrichten über die Sekretäre vermittelten. Die brandenburgischen Diplomaten waren durchweg für mehrere Jahre, vielfach mehrere Jahrzehnte am Wasahof, deshalb auch polnischsprachig und kannten die Verhältnisse vor Ort gut. Dies galt etwa für Joachim Hübner im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, Peter Bergmann in den 1620er Jahren und ab 1631 Johann von Hoverbeck für fast fünf Jahrzehnte. Dabei nutzten sie in Gesprächen mit Sigismund III. auch die deutsche Sprache, Hübner berichtete 1602: „[…] und IM die sach anderweit in deutscher Sprach (Dan der Bondhe gab zu verstehen, IM antworteten lieber in dieser dan in lateinischer, sonsten aber lesen sie viel lieber lateinische dan teutsche briefe) auf beste recommendiret.“45 Deutlich wird hier die bekannte deutsche mündliche Sprachpraxis Sigismunds III. Die Abneigung gegenüber deutschsprachigen Briefen ist angesichts der paläographischen Schwierigkeiten gegenüber deutschen Schriftstücken im 17. Jahrhundert bei Nicht-Muttersprachlern verständlich.46 Zusätzlich stützte sich die brandenburg-preußische Diplomatie auf Agenten, die vielfach mehrere Loyalitäten besaßen und auch für weitere Auftraggeber tätig waren. Dazu zwei Beispiele aus einer Reihe von aus der Einschätzung der Zeitgenossen sehr umstrittenen Akteuren:
44 45 46
Leitsch, Leben. Bd. 1, S. 459. Huebner an Kurfürst Joachim Friedrich, Krakau, 13. September 1602, zit. nach Leitsch, Leben. Bd. 2, S. 915. Bei Lindorm (Leonhard) Nilsson Bonde handelt es sich nach ebd., Bd. 4, S. 2110–2112 um einen schwedischen Sekretär Sigismunds. Zur Mehrsprachigkeit und Schriftpraxis am Wasahof: Bömelburg, Hans-Jürgen: Mehrsprachigkeit am polnischen Wasahof (1587–1668), in: Ders./Norbert Kersken (Hg.): Mehrsprachigkeit in Ostmitteleuropa (1400–1700). Kommunikative Praktiken und Verfahren in gemischtsprachigen Städten und Verbänden (Tagungen zur Ostmitteleuropaforschung 37). Marburg 2020, S. 127–144.
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Über den preußischen Agenten Daniel Nepfel (auch „Näpfel“) wissen wir nicht viel. Er war der Sohn des Bürgermeisters der Altstadt Königsberg und wird in den Quellen mal als „Lutheraner“, mal als „Katholik“ bezeichnet. Nepfel arbeitete seit 1590 mehrere Jahre in der Kanzlei Sigismunds III., dann seit 1593 auch als preußischer Agent, wobei er vor allem den preußischen Oberräten und der Stadt Königsberg verpflichtet war.47 Vor diesem Hintergrund kam es 1603 zu einer erheblichen Kritik von Seiten der reformierten, kurfürstennahen preußischen hochadligen Fraktion um die Familie Dohna, die Nepfel eine Tätigkeit zugunsten der ständischen Opposition der „Quärulierenden“ vorwarf. Nepfel blieb aber weiterhin in preußischen Diensten am Wasahof, auch die kurfürstlich brandenburgische Seite profitierte wiederholt von ihm und seinen Kontakten. So erhielt Preußen-Brandenburg Informationen aus der Adelsfronde des Rokosz.48 Um 1607 besorgte Fabian Dohna über Nepfel Schriftstücke aus der königlichen Kanzlei: „Ich habe D. Näpfel aus der Rentkammer 200 fl. geschickt, der hat dasselbe Schreiben originaliter aus der königlichen Canzlei bekommen und mir geschickt.“49 Bemerkenswert ist, dass es möglich war, gegen Zahlung von Geldsummen originale Dokumente aus der jeweiligen Kanzlei zu erhalten. Zugleich sorgen die unterschiedlichen ständisch-konfessionellen Interessen innerpreußisch für scharfe Konflikte. 1612 titulierte Fabian Dohna Nepfel so als „unnütze Mastsaw“, die „mit großen Unkosten“ unterhalten werde.50 Dahinter stand auch zumindest bei den radikal reformierten Dohnas Fragen der Zuverlässigkeit: Nepfel, dessen Konfession als unklar galt und der „papistische Schlein“ wurden abgelehnt.51 Noch umstrittener und schillernder ist die Persönlichkeit von Andreas (Andrzej) von Koehne-Jaski (Andreas Köne genannt Jaski/Jaschke, 1571–1636):52 Die Familie Koehne-Jaski besaß das Monopol für den Handel mit Bernstein 47 48 49 50
51 52
Leitsch, Leben. Bd. 1, S. 459. Lichy, Kolja: Stand und Aufstand. Adel und polnisch-litauisches Gemeinwesen im Rokosz 1606–1609 (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, 123). Tübingen 2021, S. 507 f. Dohna, Selbstbiographie, S. 151. Ebd., S. 158 (Denkschrift an seine Neffen, 12./24. September 1612). An anderer Stelle, S. 175: „Den Mastochsen und ungeschickten Bengel, den Daniel Nepfel, hat man in schweren Kosten gehalten, und seiner weniger genossen als eines Esels, der Kornsecke zur Mühlen tregt“. Ebd., S. 158. Mincer, Franciszek: Działalność polityczna Andrzeja Koene-Jaskiego, in: Rocznik Olsztyński 7 (1968), S. 17–41, hier S. 4: „zdecydowanym stronnikiem elektora brandenburskiego […] zaufanie […] wykorzystał dla dobra Brandenburgii.“ Zum familiären Hintergrund vgl. Auch die Biogramme der Familienmitglieder von Mincer in Polski Słownik Biograficzny. Bd. 13, S. 254–257.
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aus dem Ostseeraum, Jaski gelang es dank seiner 25jährigen (ca. 1604–1630) Tätigkeit als Agent für Sigismund III. und die brandenburgischen Kurfürsten dieses Monopol bis in die 1640er Jahre zu verteidigen. Der polyglotte und reformierte Danziger Jaski, der zehn Jahre in Italien gelebt hatte und mindestens vier Sprachen in Wort und Schrift beherrschte, war seit 1604 am Wasahof wiederholt tätig und tauchte in den Verhandlungen abwechselnd als „in polnischen Diensten“ oder „in brandenburgischen Diensten“ auf. Über mehrere Jahrzehnte und insbesondere in der adligen Fronde (Rokosz 1606/07) fungierte Jaski wiederholt als Nachrichtenagent zwischen Kurfürst und Sigismund III., organisierte Lieferungen und Ankäufe (etwa den Bernsteinschmuck der weiblichen Mitglieder der Wasafamilie, flandrische Tapisserien53) und erwarb sich so zeitweise Zugang zu Sigismund III. Dabei kam ihm sicher die intime Kenntnis der italienischen Sprache und Kultur, für die auch Sigismund ein Faible hatte, zugute. Die brandenburgische Diplomatie unterhielt zu Jaski ein zwiespältiges Verhältnis: Man benötigte ihn, vertraute ihm aber nicht und formulierte dies so: „In secretioribus gebrauchen wir opera der herrn Woltzky und Jasky, wiewol wir im vertrauen zu melden, so viel nachricht auch selbst erfahren, daß sie beide in dem precio nicht bei IM, wie sie sich selbst für disem gerühmet und uns persuadiret.“54 Allerdings gelang es Jaski, in der kritischen Situation vor der kurfürstlichen Lehnshuldigung im September 1611 für den kurfürstlichen Gesandten Abraham von Dohna (1579–1631) eine nächtliche Privataudienz bei Sigismund III. zu organisieren. Dohna berichtete selbst persönlich an den Kurfürsten: „Hab ich gleich druf E[uer] K[urfürstlichen] G[naden] eigenes hantschreiben zu mir genommen und bin mit herrn Andras Jasky gar allein ohne einzigen diener zur hintersten gartentür ausgangen, in gedachtes herrn Jasky kammer gewartet, bis umb die 3 uhr uns angezeigt wurde, der raht were gescheyden. […] Seint hernach ausgangen, gedachter herr Jasky gar allein und ich ihm nach, damit man desto minder druf merkete, wann ieder allein gienge. Seint also unvermerkt ins schlos kommen und zur unrechten stiege ufgangen, da wir keinen menschen in den gemächern gefunden, bis wir für I[hrer] M[ajestät] zimmer kamen, in welchem gedachtter Dönhoff unser wartete, welcher mich zur tür hineinbrachte, da I[hre] M[ajestät] allein an der tafel stunden.“55
53 54 55
Leitsch, Leben. Bd. 4, S. 2403–2409. Putliz an Richard Beyer, Warschau, 22. Januar 1610, zit. nach Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 2115. Abraham von Dohna an Kurfürst Johann Sigismund, Warschau, 2. Oktober 1611, zit. nach Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 2115.
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Interessant sind die Umstände des Gesprächs: Für den brandenburgischen Gesandten Dohna kann über die Kontakte des Agenten Jaski und des königlich polnischen Kammerherrn Dönhoff-Denhof eine nächtliche und heimliche Vorsprache beim König organisiert werden. In dem Gespräch Sigismund – Dohna wurden die Details der Lehnshuldigung und der finanziellen Zahlungen Brandenburgs besprochen, von den bereits die Rede war. Jaski konnte sich anschließend rühmen „I[hre] M[ajestät] haben sonsten große anzeigung gnediger affection gegen meine perschon geben“.56 Noch Jahre später hob Jaski 1620 in einem Bericht einer Audienz bei Sigismund seine frühere Rolle hervor, indem er dem neuen Kurfürsten Georg Wilhelm in den Mund legte „sagende, sein herr vatter hette ihme befolen, den Jasky nimmer aus der bestallung zu laßen und das E[ure] K[önigliche] M[ajestät] selbst I[hrer] KFG [Kurfürstlichen Gnaden] angedeutet, das sie alles, was sie bey ihr zu verrichten hetten, durch meine Person tun sollen, dan ich hette dem hause Brandenburg ehrlich und aufrichtig gedienet. [… Antwort Sigismund III., H.-J. B.] Ja, das ist war. Ich habe dem churfürsten solchs gesagt.“57 So berichtete Jaski 1620 – aber war das auch zutreffend? Hier werden Probleme des Handelns Sigismunds III., der sich vielfach hinter einer von außen undurchschaubaren Arcana-Politik über die Stände hinweg verschanzte und so die öffentliche Meinung gegen sich aufbrachte, wie auch des Handelns Jaskis, der multiple Loyalitäten pflegte und immer auch auf eigene Rechnung unterwegs war, sichtbar. In der Krise um 1620 werden auch die Grenzen der Möglichkeiten eines zwischen allen Seiten vermittelnden Politiques deutlich: Monatelang bemühte Jaski sich vergeblich um eine Audienz bei Sigismund III., der über die brandenburgische Politik in Konfessionsfragen, insbesondere die Entfernung katholischer Amtsträger im Herzogtum Preußen sowie über die Annäherung an Schweden deutlich verärgert war: Die Schwester des Kurfürsten Maria Eleonora (1599–1655) hatte 1620 König Gustav Adolf geheiratet, damit tauchte am europäischen Horizont eine schwedisch-brandenburgische Allianz auf. Eine Audienz gelang schließlich nur, nachdem Dönhoff und Wolski gescheitert waren, über die Mobilisierung der Königin und von Ursula Meyer. Nur vermutet werden kann, dass hier auch die materiellen Möglichkeiten des Bernsteinmonopolisten und Schmuckkommissionärs Jaski eine Rolle spielten, der
56 57
A. Jaski an R. Beyer, Warschau, 4. Oktober 1611, zit. nach Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 2115. Diarium der Gesandten Dohna et al. Warschau, für die Zeit vom 5.–8.5.1620, zit. ebd., Bd. 3, S. 2116–2117.
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für die weiblichen Mitglieder des Wasahofes wiederholt exquisiten Bernsteinschmuck besorgt hatte.58 Nach Jaski forderte Sigismund III. nun die Restituierung des zum Katholizismus konvertierten Adligen Wolf von Kreytzen (1598–1672): „Es ist vergebens, was ihr mir vom Kreutzen [Kreytzen, H.-J. B.] saget. Ich werde meinen sin nicht endern. Kreutze muß erstlich restituiret sein. Ihr seid ein calvinist und wollet nur eure calvinisten beferdern. Was die calvinisten itzo in der welt anrichten, das wißt ihr wol.“59 4.
Würdenträger am Wasahofe und Förderer einer polnisch-brandenburgischen Allianz
Am Wasahof gab es mehrere Personen- und Vermittlergruppen, die an einem gedeihlichen brandenburgisch-polnischen Verhältnis Interesse hatten. Zu nennen ist dabei zunächst Krongroßmarschall Mikołaj Wolski (um 1550–1630) und sein Umfeld. Der humanistisch gebildete und italienisch akkulturierte Wolski teilte viele Interessen des Königs wie das Italienische und die Alchemie; er zählte zu den engsten Vertrauten und Diplomaten Sigismunds und unternahm für ihn häufig diplomatische und private Missionen. Bereits früh berichtete Michael Giese 1595 an die preußischen Oberräte, Wolski sei ein Mann „welcher bei der KM privatim viel vermag“.60 Aus der brandenburgischen diplomatischen Perspektive bestand die Hoffnung, dass er „viel guttes dem lobligen haus Brandenburk zum besten schaffen kann“.61 Zu Wolskis Klientelverband zählte auch Jaski, der 1629 sogar auf Wolskis Antrag durch Adoption in dessen polnischen Wappenverband aufgenommen wurde.62 In der Forschung bleibt unklar, aus welchen Motiven Wolski, der habsburgisch akkulturiert war und ein hohes Hofamt bekleidete, die Gesprächsfäden zu Brandenburg-Preußen aufrecht erhielt. Vermutlich handelte er dabei im Auftrage Sigismund III., der aus dem Lehnsverhältnis in Preußen erhebliche Einnahmen erhielt und die einträgliche Verbindung fortführen wollte. Eine besondere Rolle für die brandenburg-preußisch-polnischen Kontakte spielte der zweisprachige Kasper Dönhoff/Denhof (1588–1645), der aus einer 58 59 60 61 62
Ebd., Bd. 4, S. 2352–2353. A. Jaski an Kurfürst Georg Wilhelm, Warschau, 11. Juli 1621, zit. nach ebd., Bd. 3, S. 2.117. Michael Giese an die Oberräte, 18. Februar 1595, zit. nach ebd., Bd. 3, S. 1950. 9. Juli 1602, ebd. Mincer, Franciszek: Andrzej Koene-Jaski, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 13. Wrocław u.a. 1967/68, S. 254 f.
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livländischen Familie stammte: Er wird von Walter Leitsch als einziger Adliger in den „innersten Kreis“ der persönlichen Vertrauten Sigismunds am Hofe aufgenommen (auf einer Ebene mit Ursula Meyer) und ist seit ca. 1609 als Vertrauter Sigismunds III. tätig. Dönhoff stammte aus einer neu seit den 1580er Jahren am Hofe eingeführten Familie – er erwarb über Jahrzehnte durch seine Dienste eine besondere Stellung als Favorit des alternden Sigismund III. Die Dönhoffs stammten aus einer in Livland begüterten Familie, die sich in den 1590er Jahren für die polnisch-litauische Politik gegen Schweden entschieden hatten und in dieser Generation in Militär und Diplomatie Karriere machten. Sie unterhielten enge Beziehungen zu den in Nordlitauen dominanten reformierten Radziwills, die wiederholt die Positionen der litauischen Groß- und Feldhetmane bekleideten.63 Diese Zugehörigkeit zum Klientelverband der reformierten Radziwiłł, einer hochadligen Familie, die allerdings infolge konfessioneller und politischer Differenzen am Wasahof nicht hoch angesehen waren, ja vielfach als hoffeindliche Frondisten galten,64 schuf für die Familienpolitik erhebliche Probleme. Durch das militärische Eingreifen Gustav Adolfs verloren sie in Livland nach 1617 ihre erheblichen Güter und gerieten in Polen-Litauen in die Konflikte zwischen dem Wasahof und den reformierten Radziwiłł. Magnus Ernst Dönhoff (1581–1642) galt als Parteigänger Feldhetmans Krzysztof Radziwiłł (1585–1640). Nach dem Waffenstillstand von Altmark (1629) sah er sich brieflich gegenüber Radziwiłł vom Wasahof „nach unlängst gethaner allgemeiner Schuldigsprechnung gemeinsamer That“ zusammen mit seinem Patron als Frondeur ausgegrenzt und suchte eine neue Position im Herzogtum Preußen, wo er die Domäne Waldau in Pfandschaft nahm und Katharina von Dohna 1606–1659) heiratete.65 Die Familienpolitik 63
64 65
Zur Familie: Bömelburg, Hans-Jürgen: Die Dönhoffs. Der Aufstieg der Familie in Ostmitteleuropa vom Mittelalter bis zum frühen 18. Jahrhundert, in: Kilian Heck/Christian Thielemann (Hg.): Friedrichstein. Das Schloß der Grafen von Dönhoff in Ostpreußen. München u.a. 22019, S. 14–31; Ders.: Między Infantami, Prusami i Rzeczpospolita. Kariera rodu Denhoffów (1580–1650), in: Bogusław Dybaś/Dariusz Makiłła (Hg.): Prusy i Inflanty między średniowieczem a nowożytnością. Państwo – społeczeństwo – kultura. Toruń 2003, S. 125–138. Augustyniak, Urszula: Wojciech Sokołowski, „Spisek orleański“ w latach 1626–1628. Warszawa 1990; diese höfische Perspektive wird von Leitsch vollständig übernommen, der vom „hoffärtigen Radziwiłł“ spricht, vgl. Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 1.928–1.930. Magnus Ernst Dönhoff an Krzysztof Radziwiłł, 26. Juli 1630, Hatzfeldt-Archiv in Wissen an der Sieg, Dönhoff-Bestand, Nr. 32, Bl. 55–56: Abschrift des lateinischen Briefs, Bl. 89–90: deutsche Übersetzung. Zum Hintergrund: Augustyniak, Wojciech Sokołowski. Grundsätzlich sollte die Korrespondenz zwischen Krzysztof Radziwiłł und den Dönhoffs auf der Basis des Warschauer Radziwiłł-Archivs (AGAD, Archiv der Radziwiłłs, V, 2967) und des Familienarchivs in Wissen an der Sieg ausgewertet, vielleicht sogar teilediert werden.
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der Dönhoffs – der jüngste Bruder Gerhard Dönhoff (1589/90–1648) machte Karriere im Umfeld Władysławs IV. und erreichte das herausgehobene Amt eines Wojewoden von Marienburg in der preußisch-polnischen Kontaktzone – konzentrierte sich fortan auf die Herstellung gedeihlicher Verbindungen zwischen Polen-Litauen und Brandenburg-Preußen.66 Kasper Dönhoff bildete seit den 1610er Jahren am Wasahof eine zentrale Verbindungsperson zu den Brandenburgern und Preußen. Er arrangierte über 25 Jahre hinweg Audienzen,67 so im Vorfeld der beiden Lehnsverleihungen 1611 und 1621. Im Jahr 1611 geleitete er Abraham von Dohna zu Sigismund III. Insbesondere in der Krise um 1620, als König und Hof den Brandenburgern Neigungen zu einem Pakt mit Schweden vorwarfen, hielt Dönhoff die Gesprächsfäden aufrecht.68 Jaski schilderte die Vorbereitung der Privataudienz für das Jahr 1621, die die Belehnung des Kurfürsten mit Preußen regelte, so: „Nach essens umb 1 uhr bin ich, Jaschky, hinauf zu IKM zur privataudienz gangen nach anleitung herrn Dönhoff“.69 Kasper Dönhoff verhandelte zudem im Namen des Königs wiederholt mit den brandenburgischen Gesandten, forderte und erhielt 1616 brandenburgische Geldmittel und Geschenke, die er für den König in Empfang nahm. Anhand der Stelle ist nicht klar, ob es sich eine Rate der 1611 vereinbarten Zahlungen oder um sonstige Geldmittel handelte.70 Die Einschätzung Dönhoffs aus der Perspektive der brandenburgischen Diplomatie war nuanciert. Im Jahre 1626 hieß es positiv, er zeige „bey unsere Sachen ein großen fleiß“71, aber auch: „so vermeine ich, der secretarius Denhof sei so gut querulantiß wie brandenburgiß, aber vor gewiß kann ich’s nit sagen.“72 Strukturell suchten die Dönhoffs ein polnisch-brandenburgisches Bündnis gegen die schwedische Großmacht aufzubauen, durch dessen Eingreifen sie in den 1610er Jahren ihre erheblichen polnisch-litauischen Gutsund Amtsverschreibungen in Livland verloren hatten. Unter Władysław IV. war Kaspers Bruder Gerhard Dönhoff, der übrigens zeit seines Lebens reformiert blieb, ein zentraler Vertrauter Władysławs, der von brandenburgischer Seite immer wieder hofiert und mit Geldgeschenken versehen wurde. 66 67 68 69 70 71 72
Magnus Ernst und Gerhard Dönhoff tauchen in den 1630er und 1640er Jahren bei allen Verhandlungen zwischen Brandenburg-Preußen und Polen-Litauen auf, vgl. die jeweiligen Gesandtenlisten bei Dolezel/Dolezel, Staatsverträge. Detailliert Leitsch, Leben. Bd. 3, S. 1922–1933. Ebd., S. 1927–1929. A. Jaski, 6. Juli 1621, zit. nach ebd., S. 1925. Ebd., S. 1926. A. v. Kreytzen, L. v. Kalckstein u. M. Adersbach an Kurfürst Georg Wilhelm vor Dirschau, 17. Oktober 1626, zit. nach ebd. Adam von Schwarzenberg an Kurfürst Georg Wilhelm, Warschau, 9. Dezember 1620, zit. nach ebd., S. 1928.
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Eine schwer einzuschätzende Bedeutung besaßen in diesen Transaktionen die reformierten Beziehungsgeflechte: Die Mehrzahl der brandenburgischen Diplomaten (die Dohna, Jaski, Hoverbeck) waren seit Beginn des 17. Jahrhunderts reformiert, sie besaßen bereits aus Jugendtagen gute Kontakte zu polnischen und litauischen Reformierten wie den Dönhoff/Denhof, Firlej, Leszczyński und den litauischen Radziwiłł. Gerade während des Universitätsstudiums im Reich sind enge Beziehungen zwischen preußischen und polnisch-litauischen Adligen nachweisbar: Abraham (II.) von Dohna disputierte 1597/98 in Altdorf zusammen mit den reformierten polnischen Adligen Mikołaj Gołuchowski und Jakub Ossoliński.73 Allerdings wurden die Reformierten von Sigismund vom Hof weitgehend entfernt und nicht in Regierungsangelegenheiten einbezogen, so dass man eher von einem mittelbaren Einfluss sprechen kann. Verbliebene höfische Würdenträger wie Kasper Dönhoff konvertierten zum Katholizismus. Reformierte tauchen auf brandenburgischen Listen mit Personen, denen man sich zur „Beziehungspflege“ auch finanziell verpflichtet sah, unterschiedslos zusammen mit Katholiken auf (so 1614: der Katholik Kronvizekanzler Feliks Kryski und Jaski, 1618: Dönhoff74). Bemerkenswert ist, dass die brandenburgische Seite versuchte, auch die ermländischen Jesuiten als Unterstützer zu gewinnen.75 Von den vier Beichtvätern Sigismunds III. waren drei Preußen (Bernard Gołyński, Friedrich Bartsch, Jakob Marquart) – insbesondere zu Bartsch und Marquart bestanden Gesprächskanäle, beide konnten sogar als Unterstützer gewonnen werden. Im Juli 1603 formulierten die Gesandten Gans und Hübner an den Kurfürsten: „Die Jesuiter […] sein Gottlob E[uer] K[urfürstlichen] G[naden] sehr woll affectioniret worden und erpieten sich, EKG sach mit ernst zue treiben und dem könige und andern den kopf zuerechte zue sezen. […] weil sie selbst sich durch den confessionarium regium und andere leute in geheimb zur assistenz gegen dankbare remuneration anerbotten, ist diese gelegenheit nicht auszueschlagen gewesen. Und werden unsers erachtens etliche 1000 fl. bey ihnen 73
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Scipionis Gentilis Disputationum illustrium, sive de iure publico populi Rom. Liber … I. De Principatu Romanu. Respondente D. Abrahmo Burggravio et Barone à Dhona. II. De Lege Clodia de Vi. Respondente D. Nicolao Goluchovio à Goluchov. III. De Lege Cornelia de Restitutione Ciceronis. Respondente D. Jacobo Ossolinio ab Ossolin. IV. De Lege Porcia de Suppliciis, sive de Libertate Romana. Respondente D. Philippo à Scheidingk. Noribergae 1598. Vgl. auch Maciszewski, Jarema: Mikołaj Gołuchowski, in: Polski Słownik Biograficzny. Bd. 8. Wrocław u.a. 1959/60, S. 265. Leitsch, Leben, Bd. 3, S. 1928. Janiszewska-Mincer, Barbara/Mincer, Franciszek: Rzeczpospolita Polska a Prusy Książęce w latach 1598–1621. Sprawa sukcesji brandenburskiej. Warszawa 1981, S. 157.
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künftig beßer, dan andern falschen ungetreuen senatoribus anzulegen sein. So ist ihnen auch bange, wan man, da Gott vor sey, zum ernst kommen sollte, das es nicht über die societet zue Braunspergern, so nahe am herzogtumb, auslaufen möchte. Und ist ohn das der pater Barthsch für andern seinen fratribus sehr friedfertigk und sanftmuetigk, deßen auch allenthalben geruemet.“76 Die Jesuiten in Braunsberg (Braniewo) hatten ohne Zweifel auch eigene Interessen ihrer Niederlassung in Braunsberg wie einer gedeihlichen konfessionellen Arbeit im Preußenland im Auge. Ängste um die Sicherheit in Braunsberg erwiesen sich als berechtigt: Die Einrichtung wurde 1626 von schwedischen Truppen geplündert, wertvolle Sammlungen nach Schweden verbracht und die Jesuiten ausgewiesen. Für eine Zusammenarbeit der konfessionsverschiedenen Partner PolenLitauen und Brandenburg-Preußen traten auch Vertreter der höheren Geistlichkeit ein, die vielfach über die preußischen Bistümer Kulm und Ermland aufstiegen und die dortigen Verhältnisse gut kannten. Jakub Zadzik (1582–1642), zunächst Bischof von Kulm, später Großkanzler und Bischof von Krakau, galt als lebenslanger Vertreter einer polnisch-brandenburgischen Verständigung. 5.
Zusammenfassende Überlegungen
Die Beziehungen zwischen Brandenburg-Preußen und dem Wasahof waren in der Epoche äußerst intensiv, aber sicher nicht gleichrangig: Die mindermächtigen Kurfürsten waren auf gute Beziehungen zum Wasahof angewiesen, um die preußische Akquisition zu halten und leisteten zu diesem Zweck erhebliche finanzielle Unterstützung und unterhielten am Wasahof einen umfangreichen Apparat an Gesandten und Agenten. Die Beziehungen müssen als international gefasst werden – zumindest zwischen der brandenburgischen Seite und dem Hof stand die konfessionelle Differenz, in geringerem Maße auch sprachliche und ständische Unterschiede. Von den intensiven Beziehungen konnte auch der Wasahof profitieren, denn über die Gesandten und Agenten erhielten Hofkreise und auch der Monarch direkt Informationen über die wirtschaftlichen und politischen Transaktionen im Ostseeraum. Durch die Kontakte mit den brandenburgisch-preußischen Gesandten und Agenten verfügte auch der Wasahof über eigene Informationsquellen in den Ostseeraum bis nach Schweden. 76
Gans und Hübner an Kurfürst Joachim Friedrich, 3. Juli 1603, zit. nach Leitsch, Leben. Bd. 1, S. 290.
Der polnische Wasahof und Brandenburg-Preuẞen
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Dabei bestanden zwischen den Interessen von Wasahof und den polnischen Ständen des Sejms deutliche Unterschiede: Monarch und Hof strebten nach einer finanziellen und kommunikativen Ausnutzung des preußischen Lehens und des Bündnisses mit Brandenburg-Preußen für ihre eigenen familienpolitischen Interessen (Rückgewinnung der schwedischen Krone), dies erschien am besten durch eine starke Personalisierung des Lehnsverhältnisses möglich. Die gegen erhebliche kurfürstliche Widerstände aufrecht erhaltene Tradition der persönlichen Lehnseide und vorgängiger Verhandlungen diente dieser Personalisierung. Die Geldmittel und Informationen flossen so direkt König und Hof zu. Konflikte mussten eingegrenzt werden, schließlich führte Polen-Litauen im frühen 17. Jahrhundert langwierige, von Waffenstillständen unterbrochene Kriege mit dem schwedischen und dem Moskauer Reich, 1620 sogar mit den Osmanen und konnte keine weiteren militärischen Konflikte gebrauchen. Dies mündete in eine „dynastische Exklusivierung“ des Lehnsverhältnisses, das den höfischen Interessen entgegenkam. Die Senatoren und Abgeordneten im Sejm verfolgten ebenfalls eigene Interessen: Eine Eingliederung des Herzogtums Preußen hätte, wie zeitweise in Livland und gänzlich in Polnisch-Livland bis 1772, für die adligen Eliten neue Ämter und Einkünfte, für die Bischöfe neue Exerzierfelder einer Gegenreformation bereitgestellt. Die rückblickend immer wieder als wenig geschlossen wahrgenommene polnisch-preußische Verflechtungsgeschichte hatte in diesen unterschiedlichen Interessen ihren (immer wieder stotternden) Motor. In der Wasazeit dominierten höfische Interessen – erst die „piastischen Könige“ Michael Korybut Wiśnowiecki und vor allem Johann Sobieski führten angesichts ihrer schmalen dynastisch-höfischen Basis eine auf die Gewinnung der adligen Öffentlichkeit zielende Inkorporationspolitik, die allerdings infolge der sinkenden politisch-militärischen Bedeutung Polen-Litauens nicht mehr umzusetzen war. Die intensiven Kontakte waren für den Wasahof wie für die oft in der borussischen Tradition zu monolithisch gesehene brandenburgisch-preußische Seite von großem Interesse. Alle Beteiligten konnten dabei auf einen großen Kreis von Personen mit multiplen Loyalitäten aufbauen, die aus dem preußisch-polnischen oder deutsch-polnischen Milieu stammten und durch Werdegang und Interessen zwischen Wasahof und Brandenburg vermitteln konnten. Dieser Personenkreis, aus deutscher Perspektive oft übergangen, aus polnischer Perspektive oft des „Verrats“ und der Korruption beschuldigt, sollte intensiver und weniger anachronistisch beforscht werden, zumal die schriftlich-diplomatische Überlieferung relativ gut ist.
Failed Diplomacy
Andrzej Rey’s Mission to London and the Collapse of Vasa-Stuart Diplomatic Relations Anna Kalinowska 1.
Introduction
In April 1655, the Swedish Ambassador to London, Peter Julius Coyet, was pleased to report to his superiors on the difficulties experienced by the Polish diplomat, Nicolas de Bye, in his dealings with the English authorities. Among the reasons Coyet mentioned as to why de Bye was “not well seen” and “of no consideration here” was the hostile attitude of the Poles towards the English merchants loyal to the Parliament, and also a memorandum written by “[…] one Fowler as admiralty solicitor, and delivered to lord protector”.1 The text in question can be nothing else but a short memo entitled State of Affairs between England and Poland in year 1636, by John Fowler Advocate of the Fleet, preserved to this day in two copies in the British Library.2 It describes the rather complicated relations between the Polish Vasas and the Stuarts in the late 1630s, including Charles I’s refusal to accept Polish ambassador Andrzej Rey at the London court in 1637. Not all the details presented by Fowler were correct. For instance, contrary to what he wrote, Rey (as we shall see), upon his landing in England, did manage to explore more than just Greenwich.3 However, the fact that, after nearly 20 years, Rey’s mission was still being recalled as a pivotal moment in Anglo-Polish diplomatic relations indicates that it deserves to be discussed and analysed in more detail. It can also serve as a perfect example of a difficult early modern diplomatic encounter: the fact the English court did not recognise the ambassador’s diplomatic status made him unable to secure an official audience with Charles I, and, as a result, to conduct the talks on the Baltic trade as he had been instructed. Thus, denying a foreign diplomatic representative access to * This is the redeveloped and updated version of the text first published in Polish in Odrodzenie i Reformacja w Polsce, volume 51 (2007). 1 Roberts, Michael (ed.): Swedish Diplomats at Cromwell’s Court, 1655–1656. The Missions of Peter Julius Coyet and Christer Bonde. London 1988, pp. 58–59. 2 British Library, London, BL Add Ms 4155, fol. 188 f. 3 Ibid., fol. 189.
© Brill Schöningh, 2023 | doi:10.30965/9783657705887_013
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the king had not only ceremonial but practical consequences as well.4 There is also no doubt that even in the case of official meetings between a ruler and a diplomat, the communication between involved parties could have failed, and that these events might have been aimed at a different audience than just the diplomats.5 Still, in this case Charles I, despite some indications that at some point he might have changed his mind, chose to demonstrate his displeasure with previous events in the most direct way: by denying Rey access to his presence. The fate of the mission also reflects the multi-levelled complexity of European politics in the Thirty Years’ War era, as well as very special (and often confusing for its partners) character of Polish-Lithuanian diplomacy. It is quite clear that the events described below originated from a number of misinterpretations made by the English with regard to the Commonwealth’s diplomatic practice. To date Rey’s mission has been usually reconstructed on the basis of a Latin text penned by one of the members of the diplomat’s entourage, young Moravian scholar, Jan Weselski-Laetus. He was the private tutor of Rey’s son, Mikołaj and the ambassador’s young cousin, Andrzej, for whom the trip to England was to be the first stage of their educational journey. This extremely interesting text was published by Otokar Odložilík in 1930. However, it describes the ambassador’s activities in only a limited way and focuses primarily on the young Reys’ stay in England. Some of the diplomatic correspondence from the State Papers Poland6 and accounts of the Venetian Ambassador in London, Anzolo Correr7 have also been used in the past, but these only present a partial perspective. This text aims to present Rey’s mission in England in a wider context, by discussing the reactions of the English court to his arrival and the actions he took when facing serious difficulties in contacts with the English, using both the already mentioned sources, and materials that have been, so far, underused. Alongside Laetus’ and Correr’s accounts, these will primarily be reports by the Stuart diplomatic agent in Poland-Lithuania: Francis Gordon, coming from the period preceding the and following the mission; correspondence between Rey and the English officials; Sir Thomas Roe’s correspondence with Elizabeth, 4 Raeymaekers, Dries/Derks, Sebastiaan: Repertoires of Access in Princely Courts, 1400–1750, in: Harm Kaal/Danielle Slootjes (eds.): New Perspectives on Power and Political Representation from Ancient History to the Present Day. Leiden 2019, pp. 78–93, pp. 85–87. 5 Burschel, Peter/Vogel, Christine (eds.): Die Audienz. Ritualisierter Kulturkontakt in der Frühen Neuzeit. Köln/Weimar/Wien 2014, p. 14. 6 The National Archives (= TNA), London, State Papers Poland, (= SP) 88/10. 7 Hinds, Allen B. (ed.): Calendar of State Papers Relating to English Affairs in the Archives of Venice (= CSPV). Vol. 24., London 1923.
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Queen of Bohemia8; correspondence of William Boswell, a Stuart diplomat in The Hague with the Secretary of State9 as well as the ‘Notebooks’ of Sir John Finet’s, the Master of Ceremonies at the English court, which contain many extremely important details.10 All these materials, gathered together, contribute to a far better understanding of Rey’s mission. But it should be stressed that, unfortunately, they do not answer all the questions one may have regarding his embassy. 2.
Mission’s Background
It must have been quite obvious to the English Court for at least several months that there might be another Polish diplomatic mission arriving to London in the late summer or the autumn of 1637. As early as June of that year, the Stuarts’ diplomatic agent in Poland-Lithuania, Francis Gordon, reported to his superiors about the Polish king’s plans to send one of this associates: starosta of Libusza, Andrzej Rey. Gordon also reported that the newly designated Polish ambassador, who was already preparing for his journey, was fully aware of how difficult the task he had been entrusted with was, and had been quite vocal about his concerns regarding the reception he might expect when in London.11 The problems Rey complained about so openly were closely related to recent events in relations between the Stuarts and Polish Vasas. Upon his election in 1632, Władysław IV looked for possible ways to further his international agenda in a less traditional way, i.e. by trying to find an alternative to his father’s traditional pro-Habsburg policy. It cannot be assessed to what extent this was a realistic approach and historians do not agree on the King’s motivations for undertaking the project that was to become the pivotal point of his relations with Britain in the coming years: a so-called ‘Calvinist’ or ‘English’ marriage, i.e. plans for a match between Władysław and Elizabeth Wittelsbach, the eldest daughter of Frederick V and Elizabeth Stuart. It has been argued that it might have been potentially useful for the Polish monarch, both on the domestic and international front. As a son-inlaw of the late leader of the Protestant camp, Frederick V Wittelsbach, the Polish King would be clearly more credible for his protestant subjects in both 8 9 10 11
Akkerman, Nadine (ed.): The Correspondence of Elizabeth Stuart, Queen of Bohemia. Vol. II: 1632–1642. Oxford 2011. TNA, SP 84. Loomie, Albert (ed.): Ceremonies of Charles I: The Notebooks of John Finet, 1628–41. New York 1988. TNA, SP 88/10, fol. 21.
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Poland-Lithuania and in Sweden (which he planned to reclaim). The family links to Charles I’s niece could also result in forming a military alliance with England that could be used in his quest for Swedish throne. In return Władysław offered his help in solving the issue of Palatinate by diplomatic means.12 In fact, this proved for both sides to be a tool in a pan-European diplomatic game and an effective method of putting pressure on their other international partners, namely the Habsburgs.13 The plan resulted in an unprecedented intensification of diplomatic contact between the Polish Vasas and the Stuarts. The first mission that may have been connected to the scheme (although this is not clearly confirmed) took place as early as February 1633, when Prince Janusz Radziwiłł – the son and heir to the key political figure and leader of Polish-Lithuanian Protestants, Krzysztof Radziwiłł – visited London.14 He was followed by another ambassador, Jan Zawadzki, who reached Charles II in Scotland in 1633 as the King travelled there for his coronation in Edinburgh, and by Aleksander Przypkowski, Krzysztof Radziwiłł’s close confidant who visited The Hague and London with some unofficial commissions a year later. There was also some intensive groundwork, both in London and Poland-Lithuania. This was by Francis Gordon, who clearly acted as a contact between Władysław and his close circle and the English, and another mission by Zawadzki in 1636, that, to the dismay of Charles I and his court, marked the end of the marriage negotiations.15 Additionally, the match was an important issue discussed in Poland by the British mediator, Sir George Douglas, who took part in Polish-Swedish mediation on Stuhmsdorf that was finalised by signing a truce treaty in September 1635.16 The truce with Sweden was a significant blow to the King’s ambitions, and made him reconsider his relations with his relatives in Vienna, which ultimately resulted in his decision to marry Archduchess Cecilia Renata.17 12
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Trawicka, Zofia: Projekt kalwińskiego małżeństwa Władysława IV, in: Odrodzenie i Reformacja w Polsce 11 (1966), pp. 93–100; Dzięgielewski, Jan: O tolerancję dla zdominowanych. Polityka wyznaniowa Rzeczypospolitej w latach panowania Władysława IV. Warszawa 1986; Wasilewski, Tadeusz: Projekt sojuszu angielsko-polskiego i małżeństwa Władysława IV z Elżbietą, siostrzenicą Karola I Stuarta, in: Rocznik Towarzystwa Naukowego Warszawskiego 46 (1983), pp. 83–85. Kalinowska, Anna: The Polish Match? British diplomacy, Poland-Lithuania and the Stuart-Vasa Dynastic Alliance Project, in: Sarmatia Europea 2 (2012), pp. 7–27, http:// sarmatia-europaea.vot.pl/wp-content/uploads/2013/01/SE02_2.pdf (May 13, 2019). Ibid. Fedorowicz, Jan: England’s Baltic Trade in the Early Seventeenth Century. A Study in Anglo-Polish Commercial Diplomacy. Cambridge 1981, p. 240. Kalinowska, Match, pp. 12–15. Czapliński, Władysława: Władysław IV i jego czasy. Warszawa 1976, pp. 209–211.
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However, despite the renewal of the alliance with the Habsburgs and, at least temporarily, giving up the plans for a war against Sweden, Władysław could not afford a complete break up with England. This was mainly due to economic factors, especially the activity of English merchants in Poland-Lithuania, but also by issues related to the plans to collect additional tolls in Gdańsk.18 The next mission sent from Warsaw to London was, therefore, to be an attempt to placate the situation, as Władysław needed to start negotiations on economic matters, i.e. the situation of the Eastland Company, tolls and cloth trade. However, it was also necessary to explain, in a credible way, the King’s reasons for withdrawing from his earlier declarations regarding the potential match with the Princess Palatine and to officially inform Charles I about the forthcoming marriage of the Polish ruler to the Archduchess. This was potentially the most problematic part of the commission, as Charles I was enraged by the conduct of the previous Polish ambassador, Jan Zawadzki, who informed the English that the marriage with the Princess Palatine would be possible only if she decided to convert to Catholicism. Władysław argued later that he had never authorized the request presented by the ambassador, who acted rather on behalf of the Senate, and not the monarch.19 This was difficult to comprehend for Charles and his court, as they, including Francis Gordon and Sir Thomas Roe, who were supposed to be experts in all things related to Poland-Lithuania, clearly were not fully aware of the complex character of Polish-Lithuanian diplomacy, i.e. the fact that a Polish ambassador was not representing solely the ruler, but also the state. Although at the beginning the English accepted Władysław’s explanations,20 they did realize, over time, that Polish King used the match to his advantage in the diplomatic game with the Habsburgs. This must have resulted in serious mistrust in him and towards whoever was to act as a Polish ambassador in London in the future. Still, the situation required action, although it seems the decision to send Rey to England was made later than hitherto believed, i.e. not in the early spring but several months later. Although we do have a letter from Rey to Secretary of State, John Coke, dated 12 March, there is no mention of a planned mission.21 Neither did Rey mention his nomination in his letter to Krzysztof Radziwiłł of 28 March, although he described in it his latest conversation with the monarch.22 The first mention that Rey was to go to England as ambassador 18 19 20 21 22
Fedorowicz, England, p. 240. TNA, SP88/9, fol. 264. Loomie, Ceremonies, p. 202. TNA, SP 88/10, fol. 8. Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie (= AGAD), Archiwum Radziwiłłów (=AR) V 12998.
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can only be found in Francis Gordon’s report of June 1637, already quoted here. Additionally, it was only in June that the extraordinary sejm decided to confirm Władysław’s plans to introduce new maritime tolls that had been discussed earlier that year.23 These events meant there was a pressing necessity to present a Polish official position on the matter and to minimize the negative effects of a possible diplomatic action by the Gdańsk Senate, who in the summer of 1637 actually sought support in London.24 The reasons why Wladyslaw IV decided that it was Andrzej Rey who should be sent to London seem to be much easier to identify. Rey was one of the monarch’s closest associates at the beginning of his reign. He also had strong links to Krzysztof Radziwiłł, and was a part of a close-knit group of people involved into the plans for the King’s marriage to Elizabeth. Moreover, Rey had already for some time maintained contacts with the English court. From 1635 he corresponded with the Secretary of State, John Coke,25 and with Francis Gordon, who in his reports often passed on to London information he had heard from the starosta of Libusza.26 The fact that he was a Calvinist could have been also significant, as Władysław must have wanted to minimize the bad impression that his conduct in the matter of the planned marriage with Charles I’s niece caused in the Protestant countries. Another person who wanted Rey’s mission to be a success was Francis Gordon. The diplomat, who had previously been deeply involved in the failed marriage project, must have been concerned about the Anglo-Polish relations, as the collapse of the scheme put him in a very difficult position. He might have been afraid that he could be blamed for it, even though it is clear that he was not accused of any purposeful wrongdoing. Elizabeth Stuart, Queen of Bohemia, commented on his actions in September 1636, when it was becoming apparent that Władysław had decided to make an alliance with the Habsburg: “As for Gordon, I think he is a good honnest man, but I think the King of Poland is too hard for him […], so I beelive they have made a Foole of the poor man taking advantage of his affection for me, and extreme desire to have the match proceed.”27 It can be assumed that this was the reason why the agent tried to ease the tensions in his reports. He did not mention that Rey was to try to 23
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Fedorowicz, England, pp. 239–240; Kołodziej, Robert: Pierwszy sejm z 1637 roku. Toruń 2003, pp. 108, 268–269, 271; Lewandowska-Malec, Izabela: Poselstwo króla Anglii na sejmie w 1637 roku w sprawie likwidacji gdańskiego stempla na angielskie sukno, in: Krakowskie Studia z Historii Państwa i Prawa 7.1 (2014), pp. 193–200. Wojewódzkie Archiwum w Gdańsku (WAP GD), Gdańsk, 300, 28/129, fol. 119. TNA, SP 88/9, fol. 214. TNA, SP 88/9, fol. 282. Akkerman, Correspondence, p. 522.
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clarify the sensitive issues related to the now-abandoned plans for marriage between the Polish King and the Princess Palatine, and officially inform the London court about the King’s imminent wedding, but tried to convince his superiors that the aim of the mission was “to excuse, yea rather to crave pardon for former faults”.28 During this period, Gordon tried to focus primarily on economic issues. He reported, for example, that Rey had received orders to assure the English that the Gdańsk cloth monopoly (the so-called ‘Seal’) would soon be lifted, something that English diplomacy had been trying to achieve for years to no avail. He also remarked on several occasions on the importance of friendly relations between England and the Commonwealth for the further development of Baltic trade.29 In July, Francis Gordon wrote again to London that Rey was expecting difficulties during his visit to England (“Lord Rey is feared for a hershe reception in England”), but also and that “no papist would take this ambassade upon him”.30 Moreover, Charles’ agent did mention that Rey had already had to endure some troubles in his homeland because of his earlier support for the unpopular plan of the Palatinate match. This could probably be interpreted as Gordon’s attempt to influence the London court and soften their hostile attitude. 3.
The Mission
As already mentioned, the Ambassador was accompanied by two young members of his family and their private teacher. Additionally, he was joined by Samuel Piekarski and Aleksander Schlichting, as well as by two secretaries: Piotr Grzybowski and Edward Kleist. The group left Poznań on 22 July and five days later reached Gdańsk. Their stay in the city lasted almost a week. The young Reys used this opportunity to visit Gdańsk’s most interesting attractions, while the ambassador (one can assume) supervised the final preparations for the journey. We know that they left by sea at the beginning of August, and that this fact was reported to London by Gordon.31 The news of their imminent arrival might have reached England well in advance, as their journey took longer than expected. Their ship was damaged during the storm, which caused them to make an unscheduled stop at a Norwegian port to make the necessary 28 29 30 31
TNA, SP 88/10, fol. 21. Fedorowicz, England, p. 242. TNA, SP 88/10, fol. 35. TNA, SP 88/10, fol. 37.
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repairs. Eventually, the ambassador and his retinue landed in England on 21 August (old style).32 According to Laetus, the first days in England were packed with various events, including a banquet to honour Rey, organized by merchants of Ipswich. Unfortunately, he did not report in detail on the ambassador’s other activities.33 Some of these can be retraced thanks to the master of ceremonies of the English court, Sir John Finet.34 According to his account, Rey sent one of his companions to London with orders to contact Finet. The Pole found the official in his residence in Chiswick and officially informed him of Rey’s arrival. The Ambassador’s envoy – whom Finet had already met earlier as he accompanied the previous Polish Ambassador, Jan Zawadzki, in 1636 – informed the master of the ceremony that the diplomat would expect his help in obtaining an audience with Charles I and passing on various letters. However, Finet did nothing except to provide the ambassador’s representative with instructions on where to find their addressees. This meant that master of ceremonies did not take any of the standard actions he would have normally pursued upon receiving information about the arrival of a foreign diplomat, i.e. he did not take care of accommodation for the diplomat and his entourage and he did not consult the Privy Council and the King about the planned date and details of the diplomat’s entry to the capital and the public audience. As he admitted in his notebooks, he decided to act this way as he had already had doubts as to whether the Pole would be accepted at court.35 This may suggest that, even before Rey’s arrival, the way in which he should be treated had been discussed in London and that certain decisions had already been made in the court. These events did not manage to discourage the ambassador’s associate, as he decided to go to Lindhurst, where Charles I resided with the court. Upon arriving there he reached out to the Lord Chamberlain’s secretary and, through him, he tried to secure access to the Secretary of State, Sir John Coke. This was refused, but the official, through his servant, passed on the message to the Pole that although “the ambassador himself was a person whose merit he much
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Odložilík, Oscar (ed.): Peregrinatio suscepta anno repara-tae salutis M.DC.XXX. VII a me Andrea de Naglovice Rej in Daniam, Angliam ac Foederatus Belgium, cum Illustrissimum S.R.M. Poloniae legatum, Andream a Naglovice Rej, patruum meum comitater […], in: Časopis Matice Moravské 54 (1930), pp. 114–177, pp.114–137. Ibid. 144–6. Loomie, Ceremonies, pp. 226–227. Ibid., p. 227.
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honoured”, he had no plan to make any contact with Rey until he obtained Charles’ explicit consent.36 Most probably on the same or the next day the arrival of the Polish diplomat became the subject of a conversation between the monarch and his closest advisors: the Secretary of State, Lord Chamberlain and the Earl of Holland. During the conference it was concluded that the ambassador should be informed that the King had decided it was perfectly right for him – due to earlier reprehensible conduct of Władysław IV – not to accept both the Polish representative or any royal letters: “His majesty esteemed himself to be so ill used by the king of Poland, and had so just cause of resentment and offense, as he could admit of no ambassage nor receyve any message from him”.37 Such a course of events is confirmed by a letter from Coke to the English resident in The Hague, William Boswell, sent on 24 August. The Secretary of State not only informed Boswell about what had happened, but also stressed that Charles was determined that the information about his refusal to accept Rey should be circulated on the Continent too.38 Despite such a categorical refusal, the ambassador’s companion still tried to press both the Lord Chamberlain and the master of ceremonies, hoping for their help. At the same time Rey – most likely through another member of his retinue – tried to secure a meeting with the former English ambassador to Poland-Lithuania, Sir Thomas Roe. However, Roe refused to meet Rey and would not accept a letter from Władysław IV that the Polish ambassador tried to pass on to him. Moreover, he immediately reported the situation to the Earl of Holland, asking for the King to be informed as well.39 Rey’s attempts to make contact with Roe were completely understandable: he was well-known in Poland and practically all Polish-Lithuanian diplomats arriving to England in the 1630s used him as their main contact. At the English court he was considered to be an expert in Polish affairs and Baltic trade, but he was also closely linked to the Queen of Bohemia and deeply involved in the ‘Polish match’ project.40 Rey’s arrival and his problems with securing an audience with the King almost instantly became public knowledge and, as such, become a matter of interest for the Venetian Ambassador, Anzolo Correr. In his despatches he described not only Rey’s subsequent actions, but also the reactions of the 36 37 38 39 40
Ibid. Ibid. TNA, SP 84/152, fol. 302–302v. Bruce, John (ed.): Calendar of State Papers, Domestic – Charles I. London 1867, p. 413. Kalinowska, Match, pp.10–11.
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English court. The Venetian’s reports add additional details to Finet’s account: one can learn that, among other things, upon his arrival in England, the ambassador decided to remain incognito (which, according to Correr, was the right thing to do, given the possibility of a less-than-friendly reception) and that Charles I was to answer the secretary of the Polish diplomat that he [Rey] should rather “return by the way he came, as he [the King] would not receive or see him on any account”.41 It should be remembered, however, that the Venetian ambassador did not have such detailed information about the development of the situation as Finet, but he did provide news about comments circulating around London and at the court. In the following days, both Correr and Finet went on reporting further persistent efforts made by Rey to secure a meeting with the King.42 Seemingly, the ambassador still did try to establish correspondence or personal contact with the master of ceremonies (according to his notebooks, he was visited at least twice by some of the ambassador’s people), but also with the secretaries of state and Thomas Howard, Earl of Arundel.43 However, all of them refused, mainly because of the King’s decidedly negative attitude. According to Correr, in order to befriend Arundel, who was one of the most eminent figures of Charles’ court and a well-known art collector, Rey presented him with unspecified paintings. But despite receiving a gift, the Earl did not intercede for the Polish diplomat. Failed attempts to contact Arundel and Coke were also confirmed by Laetus.44 The only people who did try to support Rey in his efforts were the merchants of the Eastern Company. They petitioned the ruler to admit Rey to his presence, pointing out that the refusal to accept the ambassador may have had far-reaching consequences for their business in Poland-Lithuania. However, the monarch’s reply left no room for doubt: he was to state that “his honour was more dear to him than the merchants interest”.45 At that point Finet argued that although Rey had openly begun preparations for his return to Poland, he still hoped for an audience. The ambassador was trying to reach the royal advisors, but apparently he was also trying to influence the English in other ways. According to Correr, the diplomat was supposed to announce publicly (although we don’t know exactly how) the reasons why he came to London. He claimed his primary objective was to provide a final explanation of the reasons 41 42 43 44 45
CSPV 24, p. 265. Loomie, Ceremonies, pp. 227–228; CSPV 24, pp. 270–272. Loomie, Ceremonies, p. 227. Odložilík, Peregrinatio, p. 175. Loomie, Ceremonies, p. 227.
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that prevented Władysław from marrying Princess Elizabeth. He was also supposed to assure Charles of the Polish King’s warm friendship and his intentions to support the rights of Frederick V’s descendants to the Palatinate (against the interests of his own brothers-in-law, the Emperor and Elector of Bavaria).46 All these proved to be counterproductive and only confirmed to Charles I his correctness in not receiving Rey. Moreover, according to Correr, the monarch publicly declared that the Polish King had officially assured him that there were no obstacles to his marriage to Elizabeth, and recalled Zawadzki’s second mission and, in his opinion, the shameful demands that the Princess should convert to Catholicism.47 In late September, Correr reported that the Polish ambassador had altered his tactics and “changed his mildness into rigour and his instances into threats”.48 Rey declared that Władysław IV would certainly respond to any affront to his representative, and that it would be the Scots living in Poland-Lithuania who would pay for Charles’ decision. According to the Venetian diplomat, these threats did not frighten English officials in the least, and the resentment of the Polish ruler’s earlier actions within the English court was so strong that it seemed unlikely that the crisis in Anglo-Polish relations would cease in the foreseeable future.49 Moreover, Rey’s presence complicated the lives of other diplomats staying in London, as Charles expressed the wish that they should not make contact with the Polish ambassador. It is known that the Spanish ambassador did not follow the royal order, and he tried also to persuade Correr to visit Rey. The Venetian managed to make some excuses and wait until the court’s reaction to the Spaniard’s action was known.50 Since the King perceived the Spanish ambassador’s action as a personal affront, Correr joined the boycott, for which he was thanked warmly on the King’s behalf by the secretary of state.51 Surprisingly, despite this unfavourable turn of events, Rey was soon offered a chance to participate in the ceremony of the Order of the Garter held in Windsor in early October. Finet, who passed on the invitation, stipulated in his notebooks that he had acted as a private person, and not as a master of the ceremony, and that his additional private duties included taking care of and helping significant foreigners visiting the royal court. He met with the ambassador and his companions in their quarters at the Windsor inn, although he stressed that he had been careful not to be seen in their company. In the evening, Rey 46 47 48 49 50 51
CSPV 24, p. 271. Ibid. Ibid., p. 273. Ibid., p. 265. Ibid., p. 282. Ibid., p. 279.
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and several members of his retinue had the chance to witness the ceremony followed by a banquet.52 The ambassador clearly used this unofficial visit to the court to meet with several royal advisors and to renew his attempts to secure an audience. As reported by Correr, the Pole had the opportunity “to speak to more than one of the lords of the Counsil, and they say that he began again about his reception”.53 The next day Rey paid Finet a visit to thank him for the invitation and his help. On this occasion, he shared with the master of the ceremony his fears that his appearance at court could have been treated by the King as an insult. It was justified as, despite the Pole’s incognito status, Charles found out about Rey’s presence from people who recognised the diplomat. Luckily for the ambassador, Finet informed him that the monarch had stated that he considered the Pole’s visit rather as a proof of his respect and did not feel offended.54 The same was later confirmed by Correr.55 These events can be treated as a sign of a certain change in the English court’s attitude towards the Polish diplomat, and an indication of readiness to engage in talks with him. The reasons for this change are not clear, but it cannot be ruled out that it was influenced by the ambassador’s earlier declarations about the Polish ruler’s willingness to support Charles I’s nephews. However, it should be noted that Rey’s suggestions were received both in London and in The Hague – where Elizabeth, Queen of Bohemia resided – with enormous reservations. In early October, Sir Thomas Roe, informing Elizabeth about the latest developments, mentioned that the Polish ambassador announced that “he has matter very efficacious to proposition for the benefits of the Prince Elector”.56 The Englishman doubted that these were really serious offers, but added that Rey would still have to be heard, and asked the Queen to consider whether they would, in fact, bring some benefits to her son. Interestingly, he also added that everything would be clarified the following Sunday, 18 October (“Next Sunday will determine the bussines”), which may suggest that the audience was planned for that day.57 This would be confirmed by the fact that Rey, once again (through his secretary) made contact with the master of ceremonies and informed him that Charles I had decided to meet him. The Pole informed the official that the King passed on this decision, taken “after a long debate”, to the secretary of state and that he expected Finet to contact him on 52 53 54 55 56 57
Loomie, Ceremonies, p. 228. CSPV 24, p. 279; Odložilík, Peregrinatio, pp. 175–176. Loomie, Ceremonies, p. 228. CSPV 24, p. 288. Akkerman, Correspondence, p. 638. Ibid., p. 639.
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the matter.58 Coke indeed confirmed that the King was willing to receive the Pole, and the master of ceremonies was summoned to Hampton Court, where the court was staying, because of the planned audience. However, the audience never took place.59 Finet did not give clear reasons as to why this happened and explained that he was not familiar with all the details of the situation. However, he mentioned Charles’ discontent with the letter from the Polish monarch that had only recently reached the King. According to Finet’s account, Charles also demanded that the Polish ambassador should present to him some information or declarations in writing (“some points of acknowledgement”).60 Some explanation can be provided by an undated (but presumably dating back to that very period) draft of the English memorandum for Rey, informing him that he could meet the king upon several conditions: namely, providing written statement that during the audience he would only address issues related to “les affaires publiques de la Chretienté et le bien commun des deux couronnes”, and would not discuss issues related to the failed marriage negotiations.61 Another letter, written in October by the secretary of state to Boswell suggested that Charles was determined to secure Władysław’s own statement regarding the match.62 This can, to some extent, be confirmed by another document: a copy of an unsigned Polish ambassador’s memorandum which discussed Władysław’s letter which had been so badly received by the English king. The document confirmed that the letter did not present the Polish monarch’s real position on the subject, and expressed Władysław eagerness to admit that he, himself, initiated the marriage negotiations and was still to engage into talks concerning the Palatinate.63 The situation is made even more complicated by Correr’s account. In midOctober, the Venetian reported that the Polish ambassador informed the English that if he was admitted to King’s presence he was not going to mention any sensitive issues, i.e. he was not going to try to excuse his master’s actions that resulted in the collapse of the Palatinate marriage project. According to the Venetian diplomat, Rey’s efforts were supported by Coke and Arundel, who were trying to persuade the King that he could “receive him [Rey] with dignity, seeing that the public affront has already been put upon him and subjects on which he may speake have been restricted”. Correr argued also that there were 58 59 60 61 62 63
Loomie, Ceremonies, p. 228. Ibid. Ibid. SP 88/10, fol. 48. SP 84/153, fol. 70. SP 88/10, fol. 27.
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many indications that the King, who was still resistant, would nevertheless decide to meet the Polish diplomat.64 Of course, Rey presented a completely different narrative of the events, as he argued that it was suggested to him that, upon meeting certain conditions, he would be allowed to meet the King. He clearly must have agreed to this offer, as the date of the audience was set. On the day when the audience was to take place, the court officials who arrived at the ambassador’s lodgings handed him a letter from the Charles, containing some more demands. Rey rejected them with indignation and very forcefully accused Coke and Charles I of ill-will and reprehensible treatment of the envoy of another monarch. He stated that even the pagans treat foreign diplomats better and with much more respect. Consequently, the plans for an audience were abandoned. Within several days the ambassador decided that there was no reason for him to stay in England and, without informing anyone about this fact, he left for the United Provinces.65 Naturally, one needs to deal with the issue of discrepancies between Rey, Finet and Correr’s accounts. Two weeks before Rey’s final contact with the secretary of state, the Venetian mentioned that the Polish diplomat declared himself willing not to raise certain topics during the audience.66 However, the question remains open as to what were Correr’s sources. Since he did not meet the Polish ambassador, it would most probably have been English officials. Similarly, Finet also clearly confirmed that the diplomat was to be officially accepted at the court, and the date of the audience was set, but at some point the Pole rejected the conditions imposed by the English.67 It should also not be ruled out that Rey had, perhaps, unofficially accepted them, but when they were communicated to him in writing he had decided against fulfilling them. Nor is it clear what Charles I’s letter, which caused the ambassador to explode and probably decide to leave England, exactly contained. With so many issues still unsolved and unconfirmed it does not seem possible to establish the actual course of events. The only certain element is the final outcome of the talks, i.e. Rey’s decision to leave London as soon as possible. The manner in which the court treated Rey undoubtedly caused anxiety among the English merchants active in the Eastern Company. They spared no effort to minimize the ambassador’s anger and clearly this was the reason why they had petitioned the King to be allowed to provide a farewell gift for 64 65 66 67
CSPV 24, p. 294. Odložilík, Peregrinatio, p. 177. CSPV 24, p. 294. Loomie, Ceremonies, p. 228.
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Rey – a request Charles approved.68 From their point of view, however, the most important fact seemed to be that Rey’s secretary, Piotr Grzybowski, stayed in London until January 1638, to discuss custom and trade matters,69 even though no details of the talks are known and they ended inconclusively.70 4.
Aftermath of Rey’s Mission
The King’s refusal to receive the Polish ambassador was widely accepted in London. As Correr wrote, “The court, the nobles and persons of every kind generally approve of the king’s decision”.71 It was also applauded by the Queen of Bohemia, who followed her brother’s example when Rey arrived in The Hague.72 Of course both the Queen, her court, and the Dutch had been kept well-informed by the English resident in the United Provinces who, on a regular basis reported on Rey’s situation in England.73 Boswell did this on the secretary of state’s express orders.74 Coke also instructed the diplomat to follow Rey’s activities upon his arrival in the United Provinces and reminded him that the Pole was not in London “received […] in the qualitie of an Ambassador”.75 Boswell acted as ordered. Not only did he manage to obtain a copy of the General States’ response to the Ambassador’s speech, but he also informed London about Rey’s stay in The Hague in detail. For example he described both the manner in which Rey was treated, the course of his audience with the States General, the problems he had with securing an audience with the Duke of Orange and his attempts to reach out to Elizabeth of Bohemia, as well as the unwillingness of other diplomats residing in The Hague to meet him.76 The outrage at Władysław’s conduct in regards to his dealing with the planned marriage with the Princess Palatine that had such a significant impact on the course of Rey’s mission did not, however, change the assessment of the ambassador himself. Not only Charles I, but also his officials and diplomats, openly presented their regrets over the fact that circumstances had forced
68 69 70 71 72 73 74 75 76
Ibid., p. 229. CSPV 24, p. 343. Fedorowicz, England, p. 242. CSPV 24, p. 271. Akkerman, Correspondence, p. 649. Ibid., p. 652. TNA, SP 84/152, fol. 304v. TNA, SP 84/153, fol. 70. TNA, SP84/163, 90v-91, fol. 121–121v.
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them to treat Rey in the way they did.77 This was probably expressed in the strongest way by Boswell, who, summing up the information on reception of the Polish diplomat both in London and in The Hague, wrote that “Every man who knew his [Rey’s] personall abilities and good affections, having thought him worthy of more acceptable employments”.78 As can be expected, Polish reactions to the news of the events in London were completely different. According to Stanisław Albrycht Radziwiłł’s account, when, in late October “it was reported to the King that his envoy, Rej, a Calvinist, sent to England, was not admitted to the King’s presence”, it was considered at the Warsaw court to be “a ruthless and barbaric act”.79 Although the story of Rey’s mission seems to be a simple, anecdotal narrative of a failed diplomatic encounter, in fact it includes some elements of significance for early modern diplomacy in general, and the history of the Polish Vasas’ foreign policy in particular. On a ceremonial and practical level, the lack of an ordinary reaction by the master of ceremonies to the news of the Polish mission’s arrival suggests that it had been already discussed and decided in London how the Polish diplomat should be treated. Moreover, Finet’s deliberate decision not to take up his standard duties, as well as a refusal to organise the public audience and, as a result, to accept Rey’s credential letters, meant that the Pole was considered to be in England in the capacity of a private individual and only as such made contact with the court. Since it was Finet’s responsibility not only to coordinate activities related to the stay of foreign diplomats, but also to strangers of quality, everything indicates that it was decided in London to treat him similarly to other foreigners appearing at the court. Thus, Rey’s mission became a kind of precedent in contacts between the English court and foreign diplomats, as it sanctioned the possibility of refusing to recognise their diplomatic status and, therefore, denying them the opportunity to fulfil their commissions. The short period when the ambassador seemed to have had a chance to secure an audience, and the invitation he received to witness some of the court ceremonies, may suggest that Charles I might have reconsidered his position. The reasons why the audience did not eventually take place are, however, unknown. The ambassador’s perspective was that he did not agree to the, in his opinion, derogatory conditions imposed by the English. One cannot be sure, however, if they really intended to let the diplomat be officially admitted to the court or whether they only wanted to provoke him to leave. 77 78 79
TNA, SP 84/152, fol. 304. TNA, SP 84/153, fol. 121v. Radziwiłł, Albrycht St.: Pamiętnik o dziejach w Polsce. Vol. II. Warszawa 1980, p. 65.
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There is also no doubt that the way the Polish ambassador was treated in London was, most importantly, a sign of a very serious crisis in Anglo-Polish relations. Rey’s mission was the final element in a complicated diplomatic game initiated by Władysław VI soon after his election that included plans for international mediation and using possible new alliances as trump cards in negotiations with various partners. Therefore, the project of the Palatinate match was closely linked to the King’s plans for a new opening in his relations with his Habsburg cousins. But it was used in exactly the same way by Charles I, who also tried to take advantage of prospects for an unlikely – albeit under some circumstances still possible – Stuart-Vasa alliance on the international stage. What is striking though, is the extent of this crisis. After a decade of the unprecedented intensification of diplomatic activities by both sides, within weeks two events took place: Francis Gordon, a long-time Stuart diplomatic agent in Poland-Lithuania was recalled, and then Rey was denied diplomatic status. Both should be interpreted as an unequivocal confirmation of the total severance of diplomatic relations between the Stuarts and Polish Vasas and their countries which, in turn, shows how easily diplomacy could have failed due to inability to fully comprehend the diplomatic practices of the other side.
Personenverzeichnis Namen von Herrschenden werden nach Vornamen aufgeführt. Zur Vereindeutigung werden in diesem Fall die wichtigsten Titel genannt. Sigismund III. ist ob der ubiquitären Nennung nicht in das Register aufgenommen. Acquaviva, Claudio (1543–1615) 16 Agucchi, Giovanni Battista (1570–1632) 254 Alaküla, Alan (*1968) 141 Duque de Alba, Fernando Álvarez de Toledo y Pimentel (1507–1582) 179 Albrecht V., Hzg. v. Bayern (1528–1579) 4, 30, 64 Albrecht VI., Pr. v. Bayern-Leuchtenberg (1584–1666) 41 Albrecht VII., Ehzg. v. Österreich, Reg. d. Spanischen Niederlande (1559–1621) 66, 67, 69, 76 Aldobrandini, Ippolito/Hipolito, später Papst Clemens VIII. (1536–1605) 20, 86, 99, 194, 226 Anna Jagiellon, siehe Anna Jagiellonica/ Jagiellonka Anna Jagiellonica/Jagiellonka, Kg. v. Polen (1523–1596) 108, 128, 179, 230, 231, 241, 245, 246 Anna Jagiellonica, Kgin. v. Böhmen u. Ungarn (1503–1547) XXXV, 64 Anna von Österreich, Hzgin. v. Bayern (1528–1590) XXXV Anna, Ehzgin. v. Österreich u. Kgin. v. Polen u. Schweden (1573–1598) XII, XXXVII, 3, 4, 8, 9–12, 13–19, 21, 23, 24f., 40, 45, 47, 50, 60f., 62, 64–66, 67, 72f., 76, 77, 79, 86, 91, 94, 96, 97, 98, 99, 107–113, 176–178, 182, 184, 186–188, 189, 193, 203, 215 Anna Caterina/Katharina Gonzaga, Prin. v. Mantua, Gfin. v. Tirol (1566–621) 64 Anna Maria von Österreich, Infin. v. Spanien, Kgin. v. Frankreich (1601–1666) 65 von Arnim, Hans Georg (1583–1641) 206, 269 d’Auchy, Charles de Bonnières (ca. 1595–1664) XXXVIII, 102, 264, 268 Comte d’Avaux, Claude de Mesmes, (1595–1650) 136
Marquis de Aytona, Francisco de Moncado (1586–1635) 102 Baranowski, Wojciech (1548–1615) 125, 188 Barberini, Francesco (1597–1679) 257, 262, 266 Barberini, Maffeo, siehe Papst Urban VIII. Barton, Edward (1562–1598) 126, 128, 201 Bartsch, Friedrich (1549–1609) 301 van Beaumont, Simon (1574–1654) 218 von Benckendorff/Benkendorf, Christoph († 1611) 287 Hl. Benno 22, 23, 28–33, 35, 39, 41, 59 Berdowski, Bartłomiej 123f., 134f. Bergmann, Peter 212, 290, 294 Bevilacqua, Luigi (1563–1616) 122, 217, 220f. Bibboni, Francesco († 1664) 262 Bicker, Andries (1586–1652) 218 Bielke, Erik Turesson (1564–?) 106 Bielke, Gunilla Johansdotter, Kgin. v. Schweden (1568–1597) 109 Blumhof/Plumhoff, Henryk († 1637) 218 Blumhof, Anna Katharina 43, 49 Bobola, Andrzej (1540–1616) 110, 112 van den Boetselaer/Botzelaer, Gijsbert (ca. 1580–1628) 218 Bojanowski, Jan (ca. 1549–1607) 107, 123, 131, 134f. Bona Sforza, Kgin. v. Polen (1494–1557) 127, 178f. Bonde, Lindorm (Leonhard) Nilsson (1562/63–1608) 294 Bongars, Jacques (1554–1612) 156 Bochart de Champigny, Jean (1561–1630) 163 Boris Godunov, Zar (1552–1605) XXXII, 124 Boswell, William (1591–1649) 306, 312, 316, 318f. Bottini (Familie) 273 Brahe, Erik (1552–1614) 105, 109
322 Brahe, greve till Visingsborg, Gustaf (1558–1615) 12, 96, 104–110, 115, 182 Brandt, Georg 291 Brandtner/Brandner, Caspar 286 Bruce, William (1560–nach 1613) 199 Brzeźnicki, Jakub (1540–1604) 103, 115 Bruglacher/Brugglacher, Gabriel 35 Butler, Gerard 211, 218 de Bye/Bije, Nicolas († nach 1663) 304 Cäcilia Renata, Ehzgin. v. Österreich, Kgin. von Polen (1611–1644) XXXVI, 42, 43, 62, 246, 247, 307 Cäcilie Wasa, Prin. v. Schweden u. Mgfin. v. Baden-Rodemachern (1540–1627) 105, 219 Caetani, Enrico (1550–1599) 99, 226 di Capua, Annibale († 1595) 94, 225, 230f., 236, 238, 240f., 243–246, 247 Carafa, Carlo (1584–1644) 244, 256, 271 Carafa, Pier Luigi (1581–1655) 254 Castiglione, Baldassare (1478–1529) 133 Cecilia Renata, siehe Cäcilia Renata, Ehzgin. Charles I, siehe Karl I. Charles II, siehe Karl II. Charles II Francis, siehe Karl II. Franz de Charnacé, Hercule (1588–1637) 206 Chłapowski, Krzysztof (*1947) 120 Choart de Buzanval, Paul (1551–1607) 163, 164 Christian IV., Kg. v. Dänemark (1577–1648) 267 Cikowski, Stanisław († 1617) 199f., 201 Cirioli, Antonio Francesco († nach 1650) 226, 229, 232 Claudia de’Medici, Ehzgin., Gfin. u. Regin. v. Tirol (1604–1648) 265 Clemens VIII., siehe Aldobrandini, Ippolito/ Hipolito Coke, John (1563–1644) 308f., 311–313, 316f., 318 di Collalto, Rimbaldo (1579–1630) 270 Constance, siehe Konstanze, Ehzgin. Contarini, Francesco, spät. Doge v. Venedig (1556–1624) 123 Correr, Anzolo 305, 312–317, 318 Cosimo II. de’Medici, Ghzg. v. Toskana (1590–1621) 65, 101
Personenverzeichnis Coyet, Peter Julius (1618–1667) 304 de Croy/Croÿ, Comte de Solre, Jean (1588–1638) 102 Cruesen/Crusenius, Nicolaas/Nicolaus (ca. 1570–1629) 272 Daniłowicz, Jan Mikołaj († 1650) 213, 215 Denhof, siehe Dönhoff De Vivo, Filippo 233 von Dietrichstein, Franz (1570–1636) 271f. Hl. Dionysius Arepagita 34 Diotallevi, Francesco (1579–1622) 256 Dmitrij, Moskauer Thronprätendent († 1606) XXXIf., 152, 165 Dobner, Hanna (*1949) 4, 72 Dohna (Familie) 293, 295, 301 von Dohna, Abraham (II.) (1579–1631) 296f., 300f. von Dohna, Achatius (II.) (1581–1647) 292 von Dohna, Christoph (1583–1637) 293 von Dohna, Fabian (1550–1621) 286–288, 295 von Dohna, Friedrich (1570–1627) 291 von Dohna, Katharina (1606–1659) 299 Dönhoff/Denhof (Familie) 209, 284, 285, 299–301 Dönhoff/Denhof, Ernst Magnus (auch Magnus Ernst) (1581–1642) 208f., 299 Dönhoff/Denhof, Gerhard/Gerard (1589/90–1648) 300 Dönhoff/Denhof, Kasper/Kacper (1587/88–1645) 296f., 298f., 300, 301 Dorohostajski, Krzysztof Mikołaj Monwid (1562–1615) 98, 112 Douglas, George († 1636) 307 Dudith (Sbardellatus)/Dudycz, Andreas/ Andrzej (1533–1589) 103, 115 Działyński, Paweł (1560–1609) 199 Dzierżek, Krzysztof († 1610–20) 125, 127f., 134f. Eduard Fortunat, Mgf. v. Baden-Rodemachern (1565–1600) 105 Eleonora Gonzaga, Pin. v. Mantua, Kaiserin (1598–1655) 64f., 67f., 69 Elisabeth (Wittelsbach) von der Pfalz (1618–1680) XXXVI, 306, 314 Elisabeth I., Kgin. v. England (1533–1603) 83, 199, 201, 315
Personenverzeichnis Elisabeth Stuart, Kfstin. v. d. Pfalz, Kgin. v. Böhmen (1596–1662) XXXVI, 206, 208, 306, 309, 314, 315, 318 Elisabeth de Bourbon, Kgin. v. Spanien (1602–1644) 69 Elisabeth Renata v. Lothringen, Kfstin. v. Bayern (1574–1635) 40, 44, 47–51 Elisabeth, Ehzgin. v. Österreich, Kgin. v. Polen (1536/37–1505) XXXV Elisabeth, Ehzgin. v. Österreich, Kgin. v. Polen (1526–1545) 64 Elizabeth I, siehe Elisabeth I. Elizabeth Stuart, siehe Elisabeth Stuart Elizabeth Wittelsbach, siehe Elisabeth (Wittelsbach) von der Pfalz Ernhofer/Ernhoffer, Sigismund (1547–1597) 12, 15, 16, 20 Ernst, Ehzg. v. Österreich, Reg. v. Inner- u. Niederösterreich, Statth. d. Niederlande (1553–1595) 4, 10, 13, 65–69, 80, 85f., 95–100, 103, 105f., 107f., 176f., 179, 184–188, 191–193 d’Espesses, Charles Faye († 1638) 163 Fabiani, Bożena (* 1939) 248 Fabricius, Andreas 286 Fabricius, Jacob (1551–1629) 291 Fëdor I. Ivanovič, Zar (1557–1598) XXIXf. Fedorowicz, Taras († 1639) 32 Ferdinand I., Kaiser (1503–1564) XXXV, 4, 64, 100 Ferdinand II., Kaiser (1578–1637) 5, 11, 43, 66, 67, 68f., 70, 81, 101, 126, 177, 180, 216, 221, 259, 260, 268, 274 Ferdinand III., Kaiser (1608–1657) 67, 69 Ferdinand von Bayern (1550–1608) 42, 65 Ferdinand von Bayern, Kfst. u. Erzb. v. Köln (1577–1650) 41 Ferdinand II. von Tirol, Ehzg., Statth. i. Böhmen, Gf. v. Tirol (1529–1595) 4, 64, 66, 67, 69, 80f., 111f. Ferdinand Ernst, Ehzg. v. Österreich, siehe Ferdinand III. Ferreri, Giovanni Stefano (1568–1610) 256 Filonardi, Mario (1594–1644) 225, 228, 232, 241, 243, 246, 247 Finck von Finckenstein (Familie) 286
323 Finet, John (1571–1641) 217, 306, 311, 313–317, 319 Firlej, Henryk (1574–1626) 218, 258 Firlej, Jan († 1614) 126 Firlej, Mikołaj († 1600) 98, 114, 244 Fletcher, Catherine (* 1975) 128 Fogelweder, Stanisław (1525–1603) 12, 96, 111, 187 Forgách, Ferenc (1566–1615) 185f. Fowler, John 304 Frederick V., siehe Friedrich V. Freidensteiner, Christoph 191 de Fresnes, Philippe Canaye (1551–1610) 139, 140, 145–153, 156, 157, 160, 163, 165–167, 168 Friedrich V., Kfst. v. d. Pfalz, als Friedrich I. Kg. v. Böhmen (1596–1632) XXXVI, 206, 293, 306, 314 von Fürstenberg-Meßkirch/Mößkirch, Friedrich Rudolf (1602–1655) 56 Galbiato, Prospero († nach 1632) 273 Gans Edler zu Putlitz, Wedigo Reimar (1567–1626) 301 de la Gardie, Jakob Pontusson (1583–1652) XXXII, XXXIV, 156, 159, 162f. de la Gardie, Ponce/Pontus Escopérier, Baron von Ekholmen (ca. 1530–1585) XXXII, 142f., 156 Ğazı II. Giray, Khan d. Krimkhanats (1554–1607) XXIX, 129 Gembicki, Piotr (1585–1657) 111 Georg Friedrich I., Mgf. v. BrandenburgAnsbach (1539–1603) 129, 287 Georg Ludwig, Lgf. v. Leuchtenberg (1563–1613) 183 Georg Wilhelm, Kfst. v. Brandenburg, Hzg. v. Preußen (1595–1640) 268, 291 Germain, Claudio 246 Ghisleni/Gisleni, Giovanni Battista (1600–1672) 213 Giese/Gise, Michael (1545/46–1606) 287, 298 Giglioli, Alfonso (1574–1630) 254 Goetzen, Friedrich von (1589–1671) 291 Gołuchowski, Mikołaj 301 Gołyński, Bernard (ca. 1546–1599) 111, 301
324 Gordon, Francis (ca. 1600–1644) 305–310, 320 Gostomski, Hieronim († 1609) 110 Grabowiecki, Sebastian (ca. 1540–1607) 103 Gregor XIII., Papst (1502–1585) 225 Gregor XV., Papst (1554–1623) 232, 257 Gregory XIII, siehe Gregor XIII. Gregory XV, siehe Gregor XV. Gregorowicz, Dorota (* 1989) XXIII von der Groeben (Familie) 286 Groeben, Otto von der (1567–1644) 286, 291 Grzybowski, Piotr 310, 318 Guidi di Bagno, Giovanni Francesco (1578–1641) 254, 264 Gustav I. Wasa, Kg. v. Schweden (1496–1546) 105 Gustav II. Adolf, Kg. v. Schweden (1594–1632) IX, XXXV, 32, 52–55, 79, 145, 205, 256, 258, 267f., 284, 292, 297, 299 Gyllenhielm, Sophia Johansdotter (1556/59–1583) XXXII, 143 Hadrian VI., Papst (1459–1523) 30 von Hake/Hacke, Otto 287 Hampton, Timothy (* 1954) 120 Hannaw, Leonardus 294 Hayden von Dorff, Hans Christoph († 1593) 192 Heidenstein, Reinhold (ca. 1553–1620) XV, 121, 294 Heinrich Julius, Hzg. v. BraunschweigLüneburg, Fst. v. BraunschweigWolfenbüttel (1564–1613) 130 Heinrich (III.) von Valois, Kg. v. Polen u. spät. Frankreich (1551–1589) 100, 102, 136, 234 Heinrich IV., Kg. v. Frankreich (1553–1610) XXXVIII, 145, 146f., 148, 149f., 151–153, 154, 155 Hellman, Lisa (* 1984) 122 Henrietta Maria von Frankreich, Kgin. v. England (1609–1669) 216 Hideyoshi, Toyotomi (1537–1598) 134 van den Honert, Rochus (1572–1638) 217, 218 Hotman, Jean (1552–1636) 156 von Hoverbeck, Johann (1606–1682) 284, 292, 294, 301 Howard, Earl of Arundel, Thomas (1585–1646) 313, 316
Personenverzeichnis Hübner, Joachim (1565–1614) 290, 294, 301 Huemer, Jonas 191 Ieremia Movilă/Mohyla, Fst. v. Moldau (ca. 1555–1606) XXVII, 117 Irbakh-Cholokashvili, Nikifor 266 Isabella Clara Eugenia, Infin. v. Spanien, Regin. d. Span. Niederlande (1566–1633) 65, 67–71 Ivan IV. Groznyj, Zar (1530–1584) XXXI Jagiellonen (Familie) XII, XXXV, 64, 95, 180, 193 Jakob I. (VI.), Kg. v. England u. Schottland (1566–1625) 83, 95, 123, 195, 199f. James I (VI), siehe Jakob I. (VI.) Jerin, Andreas (1540/41–1596) 98, 115, 184 Joachim Friedrich, Kfst. v. Brandenburg (1546–1608) 101, 288 Johann Georg, Kfst. v. Brandenburg (1525–1598) 288 Johann III., Kg. v. Schweden (1537–1592) XxIX, XXX, XXXII, XXXIII, 105f., 109, 143, 145, 176, 179f. Johann II. Kasimir/Jan Kazimierz, Kg. v. Polen (1609–1672) XIV, XXII, XXXVIII, 137, 205, 215, 216, 220, 224, 225, 228–230, 233, 240f., 243, 245, 248 Johann Sigismund, Kfst. v. Brandenburg (1572–1620) 288, 290, 291 Johann Sigismund Zápolya, Fst. v. Siebenbürgen, Kg. v. Ungarn, Hzg. v. Oppeln u. Ratibor (1540–1571) 4 Johann III. Sobieski, Kg. v. Polen (1629–1696) 137, 303 Hl. Johannes der Täufer 34 John II Casimir, siehe Johann II. Kasimir Kaczorowski, Włodzimierz (* 1945) 197 Kalckstein (Familie) 286 Kamieński, Andrzej (* 1962) 283 Karl von Österreich, Ehzg. u. Fbf. v. Breslau, Bf. v. Brixen (1590–1624) 65, 67, 69 Karl I., Kg. v. England (1600–1649) 195, 200, 205f., 207, 208, 209, 214, 216, 222f., 304f., 306–320 Karl II., Kg. v. England (1630–1685) 307 Karl III., Hzg. v. Lothringen (1543–1608) 39 Karl IX., Hzg. v. Södermannland, später Kg. v. Schweden (1550–1611) XIX, XXXII,
Personenverzeichnis XXXIII, 79, 105, 109, 110, 143, 145, 148–153, 192, 204 Karl II. Franz, Ehzg. v. Innerösterreich (1540–1590) 4, 9, 65, 67, 69, 86, 97, 99, 107, 181, 244 Karl Philipp von Schweden, Hzg. v. Södermannland (1601–1622) XXXII, XXXIII Katharina, Ehzgin. v. Österreich, Hzgin. v. Mantua, Kgin. v. Polen (1533–1572) 64 Katharina Jagiellonica/Katarzyna Jagiellonka, Kgin v. Schweden (1526–1583) 179, 180 Katharina Renata, Ehzgin. (1576–1599) 107 Kazanowski, Zygmunt (1563–1634) 218 Keller, Katrin (* 1962) 27 Kestner, Georgius 294 Kettler (Radziwiłł), Anna, Prin. v. Kurland (1567–1617) 97 Kettler, Friedrich, Hzg. v. Kurland (1569–1642) 212 Kettler, Jakob, Hzg. v. Kurland (1610–1682) 207 Kettler, Wilhelm, Hzg. v. Kurland (1574–1640) 215 Khevenhüller Graf von Frankenburg, Hans/ Johann (1538–1606) 126 Kieniewicz, Leszek (* 1959) 121 Kleist, Edward 310 Kochanowski, Krzysztof († 1616) 131f., 134f. Kochtitzki/Kochcicki/von Kochtitz, Johann (1543–1591) 103, 115 Kodzik, Joanna 197, 242 Koehne-Jaski/Koene-Jaski/Jasky, Andreas/ Andrzej (1571–1636) 284, 295f., 297f., 300 Koniecpolski, Remigiusz (1596–1640) 258 Koniecpolski, Stanisław (1591–1646) 202, 209, 212 Konstanze, Ehzgin. v. Österreich u. Kgin. v. Polen (1588–1631) XII, XXXVI, 4, 8, 10, 22, 23, 25, 28, 31, 39, 45, 48, 50, 59, 60, 62, 64, 65, 66, 67–70, 72, 73, 77, 94, 101, 110, 112, 176, 213, 215f., 228, 232, 244, 245, 258, 290 Korolko, Mirosław (1935–2006) 121 Koryciński, Mikołaj (1543–1615) 217 Kossakowski, Nikodem († 1611) 128f., 134f. Krawczuk, Wojciech (* 1963) 110 von Kreytzen, Wolf (1598–1672) 291, 298 Krischer, André (* 1974) 223
325 Kryski, Feliks/Szczęsny (1562–1618) 112, 301 La Blanque (Cabrol), Jean XVII, XXXIV, XXXIX, 136–169 della Lagonissa/Lagonessa, Fabio (1584/85–1659) 254 Lancellotti, Giovanni Battista (1575–1655) 225, 235, 244, 247, 256, 259 von Langenau, Absolon 126, 134f. Lauro, Vincenzo (1523–1592) 239 Leitsch, Walter (1926–2010) 3f., 11, 21, 26, 27, 35, 93, 111, 119, 121, 123, 132, 271, 289, 299 Leopold V., Ehzg., Bf. v. Passau u. Straßburg, Reg. v. Tirol u. Vorderösterreich (1586–1632) 65, 66, 67–69, 77, 87, 265 duque de Lerma, Francisco Gómez de Sandoval y Rojas (1553–1625) 17 Leszczyński (Familie) 293, 301 Leśniowolski, Marcin († 1593) 105 Lewandowska-Malec, Izabela (* 1962) XXI Lipski, Andrzej (1572–1631) 258 Lipski, Jan (1589–1641) 258 von Logau, Matthias (1565–1593) 100 von Losenstein, Hans Wilhelm (1546–1601) 184 Louise Marie de Gonzague de Nevers, Kgin. v. Polen (1611–1667) XXXIX, 136, 229 Lubomirski, Sebastian (ca. 1546–1613) 188 Ludovisi, Ludovico (1595–1632) 232 Ludwig IV., Kaiser (1282/86–1347) 31 Ludwig XIII., Kg. v. Frankreich (1601–1643) 65, 257 Luther, Martin (1483–1546) 29 Łaski, Olbracht (1536–1604) 100 Łubieński, Stanisław (1574–1640) 111, 258 Magdalena von Bayern, Pgfin. v. Neuburg u. Hzgin. v. Berg (1587–1628) 43 Magnuszewski, Dominik (1809–1845) 25 Majeranowski, Konstanty (1790–1851) 25 Malaspina, Germanico (1550–1603) XXX, 94, 225, 247 Marescotti, Galeazzo (1627–1726) 226, 238–240 Margarete von Österreich, Ehzgin. u. Kgin. v. Spanien (1584–1611) 65, 67–69 Maria Anna von Bayern, Prin. v. Bayern, Ehzgin. v. Österreich (1551–1608) X XXV, XXXVII, 3–21, 24–26, 33, 43, 50,
326 64, 65, 66, 67–70, 77, 94, 97, 99, 100, 107, 110, 111, 112, 113, 126, 182f., 184, 186f., 188, 193 Maria Anna von Bayern, Prin. v. Bayern, Ehzgin. v. Österreich (1574–1616) 126 Maria Anna von Österreich, Ehzgin. v. Österreich u. Kfstin. v. Bayern (1610–1665) 43 Maria Anna von Spanien/Maria Ana de Austria, Infin. v. Spanien, Kaiserin (1606–1646) 65 Maria Christina/Christierna, Ehzgin. v. Österreich u. Fstin. v. Siebenbürgen (1574–1621) 14, 65, 107, 182 Maria Eleonora von Brandenburg, Kgin. v. Schweden (1599–1655) 297 Maria Leopoldine von Tirol, Ehzgin., Kaiserin u. Kgin. v. Böhmen u. Ungarn (1632–1649) 65 Maria Magdalena, Ehzgin. v. Österreich, Ghzgin. v. Toskana (1587–1631) 65, 66, 67f., 70, 101, 221 Marie Casimire de la Grange d’Arquien, Kgin. v. Polen (1641–1716) 137 Marini de Poli, Giovanni/Dživa 118 Marquart/Marquard/Markwart, Jakob/Jakub (ca. 1583–1658) 301 Marra, Placido de (1560–1620) 255 du Maurier, Benjamin Aubery (1566–1636) 163 Matthias I., Kaiser (1557–1619) 65, 66, 67f., 70, 84, 86, 101, 112, 180, 184–187 Maximilian I., Kfst. v. Bayern (1573–1651) 22, 23, 24, 28, 30, 31, 32, 35, 39–41, 42f., 47, 51–56, 58f. Maximilian II., Kaiser (1527–1576) 64, 67, 69, 100, 102 Maximilian, Ehzg., Hochm. d. Dt. Ordens, Reg. v. Tirol (1558–1618) XXVII, XXX, XXXVIf., 10, 13, 14, 15, 63, 65, 67, 68, 70, 74–76, 80, 85f., 94, 96f., 100, 102, 106, 176–178, 180, 182, 186, 189, 192, 240, 245 Mendoza, Francisco de (1550–1623) 73, 76, 219, 224 Meyer, Ursula († 1635) XIf., XXV, XXXV, 12, 21, 22–61, 77, 96, 110–112, 113, 194, 232, 297, 299 Michael the Brave, siehe Michael d. Tapfere
Personenverzeichnis Michael I. Fëdorovič Romanov, Zar (1596–1645) 180 Michael I. Korybut Wiśnowiecki, Kg. v. Polen (1640–1673) 303 Michael d. Tapfere/Mihai Viteazul, Woj. d. Walachei, v. Siebenbürgen u. Moldau (1558–1601) 117f., 125, 131f. Miński, Stanisław (1561–1607) 132 Mniszech, Jerzy (ca. 1548–1613) XXXI Mniszech/Mniszchówna, Maryna (ca. 1588–1615) XXXI Monti, Cesare (1594–1650) 254 Moriconi (Familie) 273 Motman, Cornelius Heinrich (1589–1638) 273 Murad III., Sultan des Osmanischen Reiches (1546–1595) 125, 201 Myszkowski Gonzaga, Zygmunt (ca. 1562–1615) 110, 112, 113, 144, 151, 158, 169 Nahlik, Stanisław E. (1911–1991) 227 Nepfel (Näpfel), Daniel 295 Duque de Nevers, Charles de Gonzague (1580–1637) 146f., 159 Niesiecki, Kasper (1682–1744) 124 Nolde, Dorothea (* 1965) 58 Nowodworski, Adam (1572–1634) 258 Odložilík, Otokar (1899–1973) 305 Ogier, Charles (1595–1654) 136, 138 von der Ölsnitz/Ölschnitz, Caspar Wilhelm († 1621) 286 Opaliński, Andrzej (1540–1593) 96 Opaliński, Andrzej (der Jüngere) (1576–1623) 102–104, 115 Opaliński, Edward (* 1950) XX, 111 Opaliński, Łukasz (1581–1654) 103f., 213 Opaliński, Piotr (1566–1600) 103f. Osborne, Toby XXII Osman II., Sultan d. Osman. Reiches (1604–1622) 205 Ossoliński, Jakub 301 Ossoliński, Jerzy (1595–1650) 195, 199f., 201, 208f., 210, 217 Ossowski, Piotr 131 Oxenstierna af Södermöre, Axel Gustafsson (1583–1654) 55, 205
Personenverzeichnis Pallotta, Giovanni Battista (1594–1668) 253–281 Pallotta, Giovanni Evangelista (1548–1620) 259 Pamphili, Giovanni Battista, als Innozenz X. Papst (1574–1655) 254 Panzirolli (Panciroli), Giovanni Giacomo (1587–1651) 254f. Paravicini, Werner (* 1942) 196 Parsons, Talcott (1902–1979) 197 Paul IV., Papst (1476–1559) 179 Paul V., Papst (1552–1621) 101 Pavlovský z Pavlovic, Stanislav (†1598) 132, 188 de Peretti Montalto, Alessandro (1571–1623) 238 Pestalozzi, Fabrizio († nach 1595) 264 von Pettenbeck, Maria (1573/74–1619) 42 Peyerl/Beuerl/Peurlin, Hans Georg (1584–1649) 35 Peyton, John (1579–1635) 199 Philipp II., Kg. v. Spanien (1527–1598) 74, 75, 76, 80, 82f., 86, 176–179, 182 Philipp III., Kg. v. Spanien (1578–1621) 17, 65, 66, 67f., 70 Philipp IV., Kg. v. Spanien (1605–1665) XXXVIII, 257, 264, 268f. Philipp Wilhelm, Pgf. u. Hzg. v. Pfalz-Neuburg (1615–1690) 43 Piasecki, Paweł (1579–1649) 245, 271 Piekarski, Michał († 1620) 104 Piekarski, Samuel 310 Pielgrzymowski, Eljasz (1564–1605) 124 Pignatelli, Antonio, später Papst Innozenz XII. (1615–1700) 226, 229f., 233, 245, 247 Piotrowski, Jan (ca. 1550–1591) 103 Pohlig, Matthias (* 1973) 29, 168 Potier d’Ocquerre, Nicolas († 1628) 163 von Pruskowski/Proskau/Proskowsky, Johann Christoph (Hans) (1569–1625) 218, 221 Przerębski, Maksymilian (1577–1639) 218 Przedziecki, Rajnold (1884–1955) 227 Przezdziecki, Aleksander (1814–1871) 225 Przyjemski, Stanisław († 1595) 103, 258 Przypkowski, Aleksander (ca. 1595–1639) 307 Vicomte de Puysieux/Puisieux, Pierre Brulard/Brûlart de Sillery (1583–1640) 162, 169
327 Radziejowski, Hieronim (1612–1667) 258 Radziejowski, Mikołaj 258 Radziejowski, Stanisław (1575–1637) 258 Radziwiłł (Familie) 293, 299, 301 Radziwiłł, Albrycht (1558–1592) 96–98, 115, 182, 185, 186f., 188, 189, 191, 193 Radziwiłł, Janusz (1579–1620) 123 Radziwiłł, Janusz (1612–1655) 307 Radziwiłł, Jerzy (1556–1600) 12, 98, 99, 103, 108, 110, 114, 115, 181, 185, 186, 193, 226 Radziwiłł, Krzysztof (Mikołaj), gen. Piorun (der Donnerer) (1547–1603) XXX, 103, 123 Radziwiłł, Krzysztof (II.) (1585–1640) 107, 299, 307, 308, 309 Radziwiłł, Stanisław Albrycht (1595–1656) 319 Rakowski, Jan Wojciech († 1639) 216, 223 Rangoni, Claudio († 1619) 226, 245 Rask, Nils († nach 1598) 96, 106 Regnault, Robert 165 Rembowski, Adrian († nach Sept. 1601) XXVIII, 131, 134f. Reszka, Stanisław (1544–1600) 127, 176 Rey/Rej, Andrzej († 1664) 304–320 Duc de Richelieu, Armand-Jean du Plessis (1585–1642) 167, 206 Rocci, Ciriaco (1582–1651) 254 Roe, Thomas (1581–1644) XVI, 130, 195–223, 305, 308, 312, 315 Romanov (Familie) XXXI, XXXII Roosen, William (1955–2016) 224, 248 Roth, Elke 4 Rozdrażewski/Rozrażewski, Hieronim (1546–1600) 97, 103, 182, 186f., 188f., 191 Rudolf II., Kaiser (1552–1612) XXVIII, XXXVI, 4, 9, 10, 13, 15, 16, 17, 65, 66, 67f., 70, 76, 77, 78–81, 85, 86, 93f., 97, 98, 100, 103, 114, 117, 123, 129, 132, 176–178, 181, 183, 184, 256 Ruini, Leilo († 1621) 226, 255 Rumpf von Wülross/Wullroß/Wielroß, Wolfgang (1536–1606) 189 Rutski, Józef Wielamin (1574–1637) 263 Sadorski, Stefan (1581–1640) 286 de Sainte-Catherine, Etienne 139, 140, 149, 153–159, 160, 162, 163, 166, 169
328 de San Clemente, Guillén (1550–1608) 100, 178, 182 Santa Croce/Santacroce, Antonio (1599–1641) 220, 225, 232, 235, 242–247, 253–281 Santa Croce/Santacroce, Prospero (1514–1589) 257 Santa Croce/Santacroce, Tarquinio 257 Santa Croce/Santacroce, Valerio 257 Sapieha, Lew (1557–1633) XXIX, XXXI, 108, 124, 258 Savary de Brèves, François (1560–1628) 130 Schiechel, Georg († nach 1610) 12, 19, 25, 96, 110, 111f., 113 Schlein, Ludwig 294, 295 Schlichting/Szlichtyng, Aleksander/ Alexander (1622–1639) 310 von Schlieben, Adam (1552–1628) 287 Scipio de Campo, Jan 124 Secymiński/Sycymiński, Jan 96, 106 Selâmet I. Giray, Khan des Krimkhanats (1558–1610) 129 Selim II., Sultan des Osmanischen Reiches (1524–1574) 118 Seredyka, Jan (1928–2008) 197 von Seiboldsdorf/Seibersdorf 47, 49 Shirley, Anthony (1565–1635) 130 Siber, Andre 51 Sigismund Báthory, Fst. v. Siebenbürgen, spät. v. Oppeln u. Ratibor (1572–1613) 9, 16f., 65 Sigismund II. August, Kg. v. Polen (1520–1572) 64, 127 Simonelli, Angelo († nach 1653) 262 Simonetta, Francesco († 1612) 231, 247 Sixtus V., Papst (1521–1590) 130 Skarga, Piotr (1536–1612) 95 Skowron, Ryszard XVI, 197, 224 Skrzetuski, Jan († 1616/18) 129f., 134f. Skrzetuski, Marcin 129 Skrzynecki, Adam 117f., 119, 125f., 133, 134f. Sobecki, Sebastian (* 1973) 199 Sobieski, Jakub (1591–1646) 208–210, 217 Sophia Jagiellonica/Zofia Jagiellonka, Hzgin. v. Braunschweig-Lüneburg u. Fstin. v. Braunschweig-Wolfenbüttel (1522–1575) 179 Starowolski, Szymon (1588–1656) 144
Personenverzeichnis Stefan I. Báthory/Batory, Kg. v. Polen, Fst. v. Siebenbürgen (1533–1586) XXX, 127f., 236, 239 Stenbock, Katarina Gustavsdotter, Kgin. v. Schweden (1535–1621) 105 Stephen Báthory, siehe Stefan I. Báthory Stollberg-Rilinger, Barbara (* 1955) 196 Strein von Schwarzenau, Richard/Reichard (1538–1600) 106 Stryjkowski, Maciej (1547–1586/92) 127 Stuart (Familie) 222, 304, 307, 320 Stücklin, Johann 48f. Székely, Mihály († nach 1601) 117, 126 Szyszkowski, Marcin (1554–1630) 258 Szyszkowski, Mikołaj (ca. 1590–1643) 211, 212, 218 Taranowski, Andrzej/Jędrzej (ca. 1540–1610) 117f., 125f. Taźbierski, Zdzisław (1928–2010) 197, 209 Teimuraz I., Kg. v. Kachetien (1589–1661) 266 Theiner, Augustin (1804–1874) 225 von Thiessen, Hillard (* 1967) XXII, 138, 168 von Thurn, Johann Ambros (1537–1621) 185 Torosowicz, Mikołaj (1605–1681) 243 Torres, Cosimo De (1584–1642) 226, 256 Torres, Giovanni De (1605–1662) 226 Tremml-Werner, Birgit 122 Tricoire, Damien (* 1981) 29 Truchseß von Wetzhausen (Familie) 293 Tygielski, Wojciech (* 1953) XVI Tylicki, Piotr (1543–1616) 12 Tyszkiewicz, Jan Eustachy (1571–1631) 258 Uchański, Paweł († 1590) 124, 128 Ungnad von Weißenwolff, David (1530–1600) 117f., 126 Urban VIII., Papst (1568–1644) 254, 257, 259, 261, 264, 270, 272 Vasilij IV. Šujskij, Zar (1552–1612) XXXII Vidoni, Pietro (1610–1681) 226, 241 Marquis de Villeroy, Nicolas de Neufville (1542/43–1617) 148, 150, 152f., 156, 162, 163, 166, 167 Villiers, Viscount of Grandison, William, (1614–1643) 195
Personenverzeichnis Vincent I. Gonzaga, Hzg. v. Mantua u. Mgf. v. Monferrat (1562–1612) XXXIX Visconti, Honorato (Onorato) (1585–1645) 225, 228, 231f., 236f., 246, 247 Visconti, Ottavio († 1632) 73 Visconti Borromeo, Vitaliano (1591–1617) 258 von Kittlitz/Kitlitz, Albrecht (1537–1604) 286 von Wallenstein/z Valdštejna, Albrecht Wenzel/Václav (1583–1634) 52, 269 Warschenhauser/Warschenhauserin, Barbara 112 Warszewicki, Krzysztof (1543–1603) XIXf., 245 Warszycki, Stanisław (1577–1617) 124 von Wartenberg, Maria Clara (1608–1652) 42, 47f., 59 Wasa/Wazówna, Anna, Prin. v. Schweden (1568–1625) 105, 106, 140, 176, 231, 288f. Wasa, Alexander Karl/Aleksander Karol (1614–1634), S. Sigismunds III. u. Konstanzes 22, 101 Wasa, Anna Katharina Konstanze/Anna Katarzyna Konstancja (1619–1651), T. Sigismunds III. und Konstanzes 43, 47 Wasa, Anna Konstantinia, T. Sigismunds III. und Konstanzes (1616) 40 Wasa, Anna Maria, T. Sigismunds III. und Konstanzes (1600) 97, 99, 112, 215 Wasa, Johann Albert/Jan Olbracht, S. Sigismunds III. und Konstanzes, Fbf. v. Ermland (1612–1634) 43, 220, 271 Wasa, Karl Ferdinand/Karol Ferdinand, S. Sigismunds III. und Konstanzes, Fbf. v. Breslau, Hg. v. Oppeln u. Ratibor (1613–1655) 43, 67, 104, 220 Wasa, Margareta Eriksdotter (1497–1536) 104 Weilheim, Hans von (ca. 1570–1634) 33 Weselski-Laetus, Jan (1609–1656) 305 Westernacher, Sebastian (1550–1599) 14, 106, 107 Wężyk, Jan (1575–1638) 207, 258, 262 de Wicquefort, Abraham (1606–1682) IX, XVIII, XXVI
329 Widmer, Paul (* 1949) 56 Wiesiołowski, Krzysztof († 1637) 213, 219 Wilhelm I./Guglielmo Gonzaga, Hg. v. Mantua u. Mgf. v. Monferrat (1538–1587) 64 Wilhelm V., Herzog von Bayern (1548–1626) XXXV, 4, 13, 26, 27–31, 32, 33f., 36, 39–43, 47, 49f., 60, 107, 126 Wisner, Henryk (* 1936) XX Wiśniowiecki, Adam (1566–1622) XXXI Władysław IV., Kg. v. Polen (1595–1648) XXXII, XXXVI, XXXVIIIf., 22f., 26, 34f., 39, 40–43, 56, 58, 62, 65, 66, 68–70, 76, 77, 99, 112, 136f., 178, 180, 200, 203, 205, 210, 213, 215, 218, 221, 222, 224, 225, 228, 232, 241, 245, 246, 247, 248, 258, 283, 284, 290, 292, 300, 306–309, 312, 314, 316, 318, 320 Wojtyska, Henryk Damian (1933–2009) 235, 253 Wolff, Christoph 191 Wolski, Mikołaj (1553–1630) 96, 99–102, 104, 113, 210, 211f., 213, 219, 258, 289, 297, 298 Wolski, Stanisław († 1566) 100 Wołłowicz, Hieronim († 1641/43) 221 Woś, Jan Władysław (* 1939) 225 Woyna, Abraham (1569–1649) 258 Wrader, Lambert 105, 106, 108 Wunder, Heide (* 1939) 34, 38 Wyczański, Andrzej (1924–2008) 121 Zadzik, Jakub (1582–1642) 205, 208, 209, 210, 217, 258, 302 Zamoyski, Jan (1542–1605) XVII, XXXI, 15, 18, 19, 95, 96, 100, 102f., 115, 128f., 183, 192, 218, 241, 286 Zamoyski, Jan Grzymała († 1614) 124f., 127f., 134f. Zamoyski, Tomasz (1594–1638) 211 Zawadzki, Jan (1580–1645) 213, 307, 308, 311, 314 Zbaraski, Jerzy (1574–1631) 258 Zbaraski, Krzysztof (1579–1627) 158 Zborowski, Jan (1538–1603) 102f. Zofia Jagiellonka, siehe Sophia Jagiellonica Żeroński/Żeromski, Piotr († 1633) 211, 218 von Žerotín/Zierotin, Friedrich († 1598) 188
Ortsverzeichnis Ortsbezeichnungen wie Warschau, Wien, Polen und Österreich sind ob deren zu häufiger Nennung nicht in das Register aufgenommen. Gleiches gilt für Ländernamen als Teil von Personennamen. Altmark XXXIV, XXXV, 32, 52f., 54, 55, 136, 202, 204, 206, 207, 208, 261, 269, 270, 299 Arles 257 Augsburg 33, 35, 56, 291 Bari 179 Bayern 31, 48, 53, 107 Będzin/Bendzin XXXVI, 63, 75, 76, 80, 85, 86, 97, 98, 103, 114, 176, 181, 183, 194, 238 Belgien 63, 66 Berg 283 Berlin 282, 283, 287 Beuthen, siehe Bytom Białogóra 264 Białowieża 290 Bisamberg 190 Böhmen 180, 191 Bologna 124 Bonn 41 Brandenburg 149, 283, 289, 293, 297, 300, 301, 303 Brandenburg-Ansbach 287 Brandenburg-Preußen XXI, XXXIV, 282, 285, 289–290, 293–295, 298, 300, 302–303 Braşov/Kronstadt 126 Bratislava, siehe Preßburg Braunsberg/Braniewo 283, 302 Breslau/Wrocław 40, 43, 65–67, 69, 160, 184 Brüssel 13, 40, 65, 66, 67, 68–70, 193, 221, 254 Byczyna/Pitschen 75, 102 Bytom/Beuthen XXXVI, 14, 63, 75, 76, 80, 85, 86, 97, 98, 103, 114, 176, 181, 183, 194, 238 Campagna e Maritima 257 Cecora/Țuțora 129, 291 Chernivtsi, siehe Czernowitz Chiswick 311 Coldarola 259 Constantinople, siehe Konstantinopel Cosenza 259 Cracow, siehe Krakau
Crimea, siehe Krim Czernowitz/Czerniowce/Černivci 128 Dänemark XXVI, XXXIV, 4, 83, 102, 158, 201, 244, 267 Danzig/Gdańsk 32, 78, 110, 136, 138, 141, 142, 153–155, 157–160, 161, 164, 169, 199, 209, 217, 221f., 228, 284, 288, 291, 296, 308–310 Deulino/Dywilino XXXII, 208 Denmark, siehe Dänemark Dover 217 Ebersberg 34, 39–41 Edinburgh 307 Eichmedien/Nakomiady 288 Eisenstadt 190 Elbing/Elbląg 198 Ermland/Warmia 294, 302 Estland XXXIII, 143, 146 Ferrara 259 Flandern 264 Florenz 40, 65, 66–68, 70, 221, 254 Foggia 179 Frankfurt am Main 161 Frankfurt an der Oder 130 Frankreich XXVI, XXXVIII, 63, 136, 137, 140, 142, 145, 151, 155, 157, 166, 168, 210, 257, 264, 267 Friesland 267 Fronleiten 184 Gmunden 192 Gnesen/Gniezno 102f. Gniew/Mewe 247 Gravesend 211 Graz XI–XII, 3–5, 8–9, 12–17, 19–21, 24f., 47, 50, 65, 67–69, 99f., 104, 106–108, 111, 126, 181–184, 244 Greenwich 212, 304 Griechenland 190 Grodno 42, 290
331
Ortsverzeichnis Gumpoldskirchen 190 Den Haag 306–307, 312, 315, 318–319 The Hague, siehe Den Haag Halicz/Galič 117 Hammerstein/Czarne 258 Hampton Court 316 Heiligenkreuz 186 Heiliges Römisches Reich XXXV, 5, 10, 22, 28, 42, 52–55, 98, 130, 135, 159, 161, 180, 205, 210, 244, 258, 267, 269, 283, 301 Holy Roman Empire, siehe Heiliges Römisches Reich Hungary, siehe Ungarn
Krzepice 100 Kujawien/Kujawy 97, 182, 208, 210 Kulm/Chełmno 12, 302 Kyïv/Kijów XXX
Jülich 283 Jütland 267
Lanckorona 105 Lankeliškiai 124 Laxenburg 265, 277 Leipzig 129 Lemberg/Lwów/Lviv 125, 243 Libusza 306, 309 Lilienfeld 186 Lindhurst 311 Linköping 109, 283 Lipienko 131 Lissabon 257 Livland/Inflanty XIX, XXX, XXXIII, 98, 105, 128, 132, 143, 146, 204, 209, 231, 240, 286, 289, 291, 299, 300, 303 Livonia, siehe Livland Lodi 270 Łomża 124, 129 Lübeck 267 Lublin XXIX, 98, 105, 158, 219 Luzern 254 Lviv, siehe Lemberg
Kachetien 266 Kamieniec Podolski/Kam’janec Podil’s’kyj 245 Kartause Prüll 41 Kastilien 190 Kleve 283f. Klosterneuburg 190 Köln 41, 254 Königsberg/Królewiec 289, 295 Konstantinopel/Constantinople/Istanbul 118, 123–124, 126–128, 130–132, 201, 202, 206 Korea 133 Korneuburg 185 Krakau/Kraków 3, 5, 10, 14–17, 19–20, 43, 56, 58, 74–76, 80, 97, 98–99, 107, 124, 126, 132, 144, 174, 181–183, 185, 188, 209–211, 235, 241, 244, 264, 273, 288, 293, 302 Krasnystaw 240 Krim (auch Krimkhanat) XXVI–XIX, 128, 129, 135
Madeira 191 Madrid 5, 12, 19, 62, 63, 65, 67–70, 86, 93, 254, 257, 258, 269 Mähren 188 Małogoszcz 132, 188 Mantua XXXIX, 52, 64–65, 254, 259, 270 Marienburg/Malbork 268, 300 Masowien 79, 82, 124, 262 Mazovia, siehe Masowien Meißen 29 Melk 186 Miechów 128 Mława 288 Modena 245 Moldau XXVIf., 117, 129 Moldavia, siehe Moldau Moscow, siehe Moskau Moskau (auch Moskauer Reich) XI, XVI, XXVIf., XXIX–XXXIII, XXXVIIf., 34, 63, 74, 101, 124, 135, 146, 152, 159, 164, 165, 180, 303
Indien 206 Ingolstadt 36 Innsbruck 40, 65, 67–69 Ipswich 311 Istanbul, siehe Konstantinopel Italien 32, 66, 124, 160, 161, 179, 190, 210, 224, 237, 241, 270, 284, 296, 298 Italy, siehe Italien
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Ortsverzeichnis
Mughal Empire 130 München XIf., XXXV, 4, 19, 22–24, 26, 31, 33, 35, 39–41, 48–51, 56, 59–60, 65, 107 Mürzzuschlag 184
Preußen (Königlichen Anteils) XXXIII, XXXVIII, 79, 81–82, 131, 227, 269 Puck 258 Pulkau 190
Naples, siehe Neapel Narva XXX Neapel 127, 178 Neidenburg/Nidzica 287 Neisse/Nysa 221 Niederlande (Südliche) XXIV, 13, 62, 65, 71, 76, 317–318 Niederlande (Vereinigte) IX, XXVI, 98, 163, 164, 206, 218 Nieporęt 262 Norrland 109 Nussberg 190 Nußdorf 187
Regensburg 34, 41, 52 Retz 190 Reval/Tallinn 105, 231 Riga 291 Riofreddo 257 Rom 9, 16, 99, 101, 108, 128, 130, 132, 176, 231, 242–143, 253, 254, 255–256, 259, 260–265, 267, 268, 269–270, 274 Rome, siehe Rom Rust 190
Ofen 190 Olmütz/Olomouc 132, 188, 271–272 Osmanisches Reich XI, XXVIIf., XXXVII, XXXVIII, 22, 28, 124f., 127f., 130f., 135, 158, 159, 180, 190, 200f., 243, 256, 291 Ottoman Empire, siehe Osmanisches Reich Padua 124 Palatinate, siehe Pfalz Paris 65, 159f., 161, 162f., 165, 254, 257, 258, 264 Pernau/Parnawa/Pärnu 208 Persia, siehe Persien Persien 18, 69, 244 Perugia 210 Pfalz 140, 160, 183, 293, 307, 310, 314, 316, 320 Płock/Plock 125, 188 Podlachien/Podlasie 105 Podolien/Podole/Podillja XXX Połock/Polack XXX, 287 Pommerellen/Pomorze Nadwiślańskie 267 Posen/Poznań 104, 110, 115, 160, 310 Poznań, siehe Posen Prag 5, 14, 19, 65, 67–70, 74, 80, 95, 97–98, 100, 114, 123, 132, 178, 182–183 Prague, siehe Prag Preßburg/Bratislava XXXVII, 180, 181, 190, 192, 260 Preußen (Herzogtum) XXI, 149, 282–303
Samogitien/Žemaiten/Żmudź 202 Sandomierz XXXI, 100, 291 Schleißheim 40 Schlesien/Śląsk 74, 103, 181, 188, 191, 288 Schottland 199, 307 Schottwien 184 Schweden XIf., XIX, XXVI, XXIXf., XXXII–XXXVI, XXXVII, XXXVIII, XXXIX, 9, 13–14, 17, 53, 55, 66, 78–79, 81, 96–97, 98, 102, 105, 109, 126, 138, 140, 142, 143–144, 145, 148, 149, 151, 153, 155–156, 165, 168, 176, 179–180, 192, 201, 204, 205, 206, 212, 222, 231, 244, 270, 283, 289, 292, 297, 299–300, 302–303, 307–308 Scotland, siehe Schottland Seleukia 253, 258–259, 261–263, 269, 271, 273 Siebenbürgen XXVII, 4, 9, 14, 16–17, 20, 65, 74, 86, 180 Sieradz 218 Smolensk/Smoleńsk XXX, XXXII, 98, 221 Sopron 190 Spain, siehe Spanien Spanien XVII, XXXVIII, 5, 12, 17, 32, 58, 62–67, 70, 75–76, 81–83, 86–87, 100, 102, 116, 119, 126–127, 150, 176–180, 182, 189, 203, 205–206, 208, 215, 217, 219, 224, 254, 257, 264 Środa 104 St. Dorothea 186 St. Pölten 186
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Ortsverzeichnis Starnberg 40 Stockholm 16, 39, 80, 81, 95, 109, 179, 192 Stuhmsdorf/Sztumska Wieś XXXVIII, 136, 307 Suceava 129 Sund 199, 201 Svätý Jur 190 Sweden, siehe Schweden Thessaloniki 259, 265, 268, 270, 273 Thorn/Toruń 160, 292–293 Tokaj 190 Toskana 65, 101 Traiskirchen 184 Țuțora, siehe Cecora Ukraine 66 Umbrien 259 Ungarn 17, 74, 75, 84, 123, 191 United Provinces/General States, siehe Niederlande (Vereinigte) Uppland 109 Valtellina, siehe Veltlin Veltlin 243, 257 Venedig 123, 140, 145, 148, 152, 157, 160f., 254, 264, 267
Venice, siehe Venedig Veszprém/Weißbrünn 185 Vienna, siehe Wien Vilnius/Wilno/Wilna XXX, 97, 107, 123f., 163, 230, 243 Viterbo 257 Walachei/Wołoszczyzna XXVII, 117, 125, 135 Waldau 299 Wales 200, 208 Wallachia, siehe Walachei Weiberberg/Babia Góra 105 Wien XI, XII, XVII, XXVII, XXXVII, XXXVIII, XL, 4, 5, 40, 42, 52, 62, 63, 65, 67–70, 72, 95, 99–102, 105–108, 114, 181–186, 188, 190, 203, 220, 221, 253–281 Windsor 314 Witebsk/Vicebsk XXX Wittenberg 129 Wolfenbüttel 130 Wolhynien/Wołyń/Volyn’ XXX Wolkersdorf 188 Wrocław, siehe Breslau Zakroczym 288