Aussenpolitik und Diplomatie 9783205120513, 3205980875, 9783205980872


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Aussenpolitik und Diplomatie
 9783205120513, 3205980875, 9783205980872

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Gerhard Rill

FÜRST UND HOF IN ÖSTERREICH

Forschungen zur Europäischen und Vergleichenden Rechtsgeschichte Begründet und herausgegeben von Berthold Sutter Band 7

Gerhard Rill

FÜRST UND HOF IN ÖSTERREICH von den habsburgischen Teilungsverträgen bis zur Schlacht von Mohäcs (1521/22 bis 1526)

Band 1: Außenpolitik und Diplomatie

BÖHLAU VERLAG WIEN · KÖLN · WEIMAR

Gedruckt mit Unterstützung durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und die österreichische Forschungsgemeinschaft

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Rill, Gerhard: Fürst und Hof in Österreich : von den habsburgischen Teilungsverträgen bis zur Schlacht von Mohäcs ; (1521/22 bis 1526)/Gerhard Rill. - Wien ; Köln ; Weimar : Böhlau. Bd. 1. Außenpolitik und Diplomatie. -1993 (Forschungen zur europäischen und vergleichenden Rechtsgeschichte ; Bd. 7) ISBN 3-205-98087-5 NE: GT

Coverabbildung: Siegel Erzherzog Ferdinands ISBN 3-205-98087-5 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten.

© 1993 by Böhlau Verlag Gesellschaft m.b.H. und Co.KG., Wien · Köln · Weimar Druck: Manz, A-1050 Wien

Allen Mitarbeitern und Freunden des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1956-1991)

Inhalt Vorwort

7

Einleitung

10

AUSSENPOLITIK

12

Antonio Rincön

13

Venedig

19

Die Probleme

19

Pax veneta (21. Juli 1523)

28

Der faule Friede

31

Das Unternehmen Bourbon

35

Ostpolitik

37

Die Probleme

37

Das Wiener Neustädter Treffen

46

Schneitpeck in Ungarn

53

Die verhinderte Reichsgesandtschaft

57

Die Bredam-Instruktion

62

VorPavia

70

Mailand

70

Die Kurie

74

Carlo Contarini

79

Gattinara

85

Die Heilige Liga

91

Die Herberstein-Mission

96

Vor Mohdcs

105

DIPLOMATIE

111

Bild und Gegenbild

111

Mögliche Vorstufen

115

5

Inhalt

118

Die Diplomaten Martin de Salinas

118

Die übrigen Spanier

125

Die Niederländer

132

Die maximilianeische Tradition

137

Andreas da Burgo

141

Die Humanisten: Cuspinian und Balbi

150

Die Kommissare

157

Siegmund von Herberstein

160

Der arme Diplomat

164

Der integre Gesandte in der europäischen Diplomatie

170

Die entartete Diplomatie

185

DER FÜRST

195

Spanien

195

Politik in zwei Sphären

202

Die Wende

206

Amour fraternel

209

Fürstliche Diplomatie

221

Resignation?

227

Nachwort

232

Anhang: Repertorium der österreichischen diplomatischen Vertreter

235

Abkürzungsverzeichnis

257

Benützte Archiv- und Bibliotheksbestände

259

Gedruckte Quellen und Literatur

260

Register

288

Verzeichnis der Abbildungen

302

Postscriptum des Herausgebers

303

6

Vorwort Der vorliegende erste von zwei Bänden, welche die politischen Aktivitäten des österreichischen Fürstenhofes sowie deren personelle und institutionelle Rahmenbedingungen zwischen den habsburgischen Teilungsverträgen und dem Schicksalstag von Mohäcs umfassen sollen, sucht die äußerste Sphäre eines zentral geleiteten Wirkens, Außenpolitik und Diplomatie, zu analysieren. In der Sicht des Autors sind die folgenden Seiten allerdings Produkt eines Wucherungsprozesses, der von wenigen Zeilen und einer bescheidenen Anmerkung ausging und diverse Zwischenstufen passierte. Der ursprüngliche Text lautete: Außenpolitische und diplomatische Unternehmungen des österreichischen Hofes waren auf wenige Gelegenheitsaktionen beschränkt; sie erfolgten zum Teil unter dem Zwang von Veränderungen, die sich außerhalb seiner Einflußsphäre abspielten, zum Großteil aber als unterstützende, wenngleich wenig bedeutsame Maßnahmen im Schlepptau der kaiserlich-spanischen Vorhaben. Anmerkung: Vgl. die entsprechenden Kapitel bei B a u e r , Anfänge; L h ο t s k y , Zeitalter; S u t t e r , Einleitung zur Neuausgabe des Standardwerkes von Bucholtz.

Diese Behauptung erwies sich als ausbau- und wandlungsfähig. Am Beginn standen Bemühungen um eine Edition der Korrespondenz — und konsequenterweise um eingehendere biographische Daten — des Trienter Bischofs Bernhard von Cles, die wiederum zur Frage nach der Ausgangsposition einer erst in den letzten J a h r e n gewürdigten staatsmännischen Karriere führten. Die Literatur bot eine zunächst durchaus zufriedenstellende Antwort: Mit dem J a h r 1526 erstand aus den Trümmern eines von Gabriel von Salamanca, dem Bösewicht der frühen zwanziger Jahre, verschuldeten Mißregimes ein neues, in die Zukunft weisendes Regierungssystem mit soliden administrativen Vorkehrungen. Grundlage dieser linearen Interpretation waren zeitgenössische chronikalische Aufzeichnungen und Erklärungen einer scheinbar zutiefst dynastietreu motivierten Opposition. Die Gegenseite blieb - von einer Ausnahme abgesehen — stumm. Unstimmigkeiten in den Quellen führten zunächst zu einer Neubewertung in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und „Zentralverwaltung" — und dies wird Gegenstand des zweiten Bandes (gekennzeichnet durch das im Folgenden oft verwendete optimistische Eigenzitat: Rill, Salamanca) sein. Die eigentliche „Politik" im Umfeld der österreichischen Erblande wurde erst allmählich in den Denkprozeß einbezogen - dann allerdings

7

Vorwort

mit unvorhergesehenen Ergebnissen, die hier zur Diskussion gestellt werden sollen. Zu Beginn meiner generellen Danksagungen — die speziellen werden, wie üblich, auf die jeweils maßgebliche Stelle verlagert - möchte ich den Beistand eines gerade für diese Thematik mehr als kompetenten Freundes, Univ.-Prof. Dr. Berthold Sutter, erwähnen. Er hat im entscheidenden Moment des Arbeitsprozesses nicht nur wesentliche Impulse gesetzt, sondern mich auch nach eingehender Lektüre des Manuskriptes auf Flüchtigkeiten und Ungereimtheiten im Detail aufmerksam gemacht. Seine Zustimmung und seine profunde Kenntnis der Materie, die allein schon in der umfangreichen Einleitung zur Bucholtz-Neuedition zu erkennen ist, verleihen dem Autor dieser Zeilen ein gewisses Maß an Sicherheit, zumindest nicht grundsätzlich auf Irrwege geraten zu sein. Ferner hat mir ein zahlreichen Forschern bestens vertrauter Helfer, Dr. Karl Rudolf, Zugang zu wichtigen Quellen und Bibliothekswerken ermöglicht (was im zweiten Band noch deutlicher zu erkennen sein wird). Und in diesem Zusammenhang sollten auch das Interesse, das mir lange vor Fertigstellung dieses Bandes Frau Dr. Eva Weisz in Vertretung des Böhlau-Verlages bezeugte, wie auch die vertrauensvolle Zustimmung des Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung und der Osterreichischen Forschungsgemeinschaft Erwähnung finden. Vor allem bieten mir diese Zeilen Gelegenheit zur Verbeugung vor einem Gremium — ein amtlicher Terminus würde doch nur den zufällig vorgegebenen Rahmen bezeichnen - , dessen Präsenz und Hilfe auch bei den Arbeiten an diesem Buch ein wahres, selbst den administrativ überfluteten Alltag verklärendes Labsal darstellten. Ich meine damit natürlich die communitas eruditorum meiner engsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wann immer diese Gemeinschaft zur Erörterung von Problemen in den Bereichen — vor allem Zwischenbereichen — von Wissenschaft und dienstlichen Aufgaben zusammentrat, vollzog sich dieser Gedankenaustausch in Form einer geduldig geführten, von hoher Sachkenntnis getragenen Konversation, etwa so, wie sie im Jahre 1525 Erzherzog Ferdinand gegenüber Bernhard von Cles als entscheidungsschaffende Idylle (auf höchster Ebene!) umschrieb: partim communicando que aliunde hausimus, partim respondentia ad ea et simul deliberando, sicut visum fuerit ad horum temporum rationem pertinere. Besonders verpflichtet fühle ich mich meiner Kollegin und langjährigen Mitarbeiterin Frau Dr. Christiane Thomas. Sie hat sich der Mühe unterzogen, das Manuskript zur Gänze kritisch durchzusehen, und ungezählte Male Einzelprobleme mit mir besprochen. Daß mir ihr aus der Edition der habsburgischen Familienkorrespondenz und anderen Forschungen

8

Vorwort

erwachsener Erfahrungsschatz zur Verfügung stand, war für mich ein zusätzlicher Glücksfall. Ich weiß mich speziell bei dieser Danksagung sinngemäß in Übereinstimmung mit zahlreichen Forschern und Studenten, die sie, f ü r viele repräsentative Verfechterin des wissenschaftlichen Rufes des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, an ihrem unerschöpflichen Fundus von Einblicken in die Bestände dieses Hauses selbstlos partizipieren ließ. Zuletzt sei es mir gestattet, an dieser Stelle meines viel zu früh verstorbenen Vetters — eher Bruders — Hans Drechsler zu gedenken. Obgleich Musiker, hat er meine Arbeit mit Interesse verfolgt und manche logische oder stilistische Fehlleistung eliminiert. Klosterneuburg, am 28. J a n u a r 1993

9

Einleitung Österreichische „Außenpolitik" und „Diplomatie" — hat es so etwas vor Mohäcs überhaupt gegeben? Ist durch den oben zitierten Text nicht alles umrissen, was nach dem derzeitigen Stand der Forschung, d.h. der Quellenedition und einer seriösen Interpretation, in Kurzform zu sagen ist? Die ersten Zweifel an einer derart moderaten Gestaltung der Außenbeziehungen des ferdinandeischen Hofes während der frühen zwanziger J a h r e ergaben sich aus der Erstellung eines Repertoriums, das, da es auf Namen und Daten beschränkt sein mußte, in den Anhang verbannt wurde. Das daraus ersichtliche rege Kommen und Gehen von Gesandten, Agenten, Prokuratoren, Kommissaren etc. ist kaum vorstellbar, wenn es lediglich dem obligaten Zeremoniell oder flankierenden Alibihandlungen für die kaiserlich-spanische Politik diente. Damit gelangen wir von der Quantität des Aufwandes zur Thematik des politischen Geschehens. Die Inhalte etlicher Gesandtschaften sind aus der Literatur (vor allem Wilhelm Bauer) bekannt, was bisher fehlte, war — abgesehen von einer eingehenderen Erfassung der Quellen — die Zusammenfügung sporadischer Einsichten und die Eingliederung völlig übersehener Phasen in einen Gesamtablauf. Das Urteil über eine effiziente „Außenpolitik", auch wenn diese relativ geschlossen rekonstruierbar sein sollte, wird allerdings durch formale, „logistische" Möglichkeiten relativiert. Der Zeitraum von rund fünf Jahren ist zu klein, die Phase zu sehr der Irregularität eines Neubeginns verhaftet, um dem bewährten Schema der Diplomatieanalyse (wie etwa Picard, Lunitz) folgen zu können. Sinnvoll schien eine Erörterung der für die Zeit und das Ambiente des „integren Gesandten" charakteristischen Vorbedingungen und Eigenheiten, besonders aber eine Vorstellung der Personen, die im diplomatischen Dienst dieser Epoche tätig waren. Zuletzt mußte jener Entwicklungsstrang in Betracht gezogen werden, der als einziger seit den Verträgen von Worms und Brüssel durch Jahrzehnte kontinuierlich, wenngleich keineswegs in eine stagnierende Formel gezwängt, die eigentliche „Zentrale" der österreichischen Politik darstellte, nämlich die Meinungsbildung und Entschließung des Fürsten und seines sich stets (auch in diesen wenigen Jahren) wandelnden Hofes. Nur unter diesem Aspekt können Projekte, die zum Teil in die Jugendjahre des „Infanten" Ferdinand zurückreichen, wie auch Ansätze zu einer Emanzipierung aus der kaiserlich-spanischen Programmatik verständlich gemacht werden.

10

Einleitung

Schließlich eine Bemerkung zur Terminologie: Begriffe wie „Außenpolitik", „Diplomatie", „Völkerrecht" sind für die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts zweifellos problematisch, in ihrer Anwendbarkeit hingegen — da ohne Alternativen - unumstritten 1 . Auf eine fruchtlose Diskussion darf daher verzichtet werden.

Die weite Spanne zwischen generellen und zeit- und ortsspezifischen Beobachtungen zu dieser Problematik erscheint in der umfangreichen Literatur abgesteckt, etwa durch die einschlägigen Kapitel bei WLLDNER, Die Technik der Diplomatie; STOURZH, Außenpolitik 10-21; THOMAS, Diplomatie im eigenen Haus, bes. 27f.

11

Anton Rincön

Apparates, der die habsburgischen Interessen im Osten und Südosten vertrat, zumindest gefördert zu haben3. Für die folgende Ubersicht über das vom österreichischen Hof ausgehende oder — viel häufiger — an ihn herangetragene außenpolitische Geschehen wurde eine Synthese von chronologischen und thematischen Abläufen versucht. Diese wiederum orientieren sich nach Fixpunkten zwischen den Brüsseler Verträgen (7. Februar 1522) und der Schlacht von Mohacs (29. August 1526), die zwar primär einem Koordinatensystem auf höherer Ebene, dem Kräftespiel der damaligen Großmächte, zugehören, daneben jedoch auch für die östliche Linie der Casa de Austria bestimmend waren. Das zeitliche Mittelfeld bildet das Jahr 1524, für das der „große Plan" der kaiserlich-spanischen Regierung angesetzt war, in dem jedoch auch der österreichische Hof (in der Bredam-Instruktion) Absichtserklärungen für seine Gesamtpolitik auf den Tisch legte (13. Juni 1524). Vor dieser chronologischen Achse liefern die Verhandlungen, die zum provisorischen Frieden mit Venedig (29. Juli 1523) führten, das erste Bourbon-Unternehmen (September/Oktober 1523) und vor allem das Wiener Neustädter Fürstentreffen (15.-19. Oktober 1523) zusätzliche Orientierungshilfe. Der letzte Abschnitt wird durch das Renversement des päpstlichen Bündnissystems (Ende 1524), die Schlacht von Pavia (24. Februar 1525), den Madrider Frieden (19. Dezember 1525) und die Formierung der antihabsburgischen Opposition (ab Ende 1525), aber auch durch Rückwirkungen der Tiroler Bauernerhebung (1525, besonders Januar bis Mai) auf die Außenpolitik bestimmt. Die Einbeziehung der HerbersteinMission (Januar 1526 bis Januar 1527) erscheint durch die raum-zeitliche Verschleppung in der Auswirkung des Geschehens — wie wir sie auch in bescheideneren Dimensionen beim Frieden von Madrid beobachten werden — gerechtfertigt. Im Hintergrund aller dieser Ereignisse steht das weniger durch einzelne Daten als durch das kontinuierliche Anschwellen des Bedrohungsfaktors gekennzeichnete Näherrücken der osmanischen Expansion.

Antonio Rincön Mit dem politisch folgenreichen „Gesandtenmord von Pavia", dem am 3. Juli 1541 neben Rincön auch der Italiener Cesare Fregoso zum Opfer fiel, endete die Menschenjagd auf einen der rührigsten und gerissensten Agenten seiner Zeit, einen typischen Vertreter der „diplomacy of ill-will", der es in seiner zwanzigjährigen Wühlarbeit gegen das Haus Österreich Q

w

^

ZONTAR, Obvescevalna sluzba, ad ind., bes. 31ff.

13

Außenpolitik zu einem fast legendären Ruf im Bereich des west-östlichen diplomatischen Intrigenspiels gebracht hatte 1 . Rincon stammte aus Medina del Campo 2 , einer Hochburg der Erhebung der Comuneros. Unter den nach Niederschlagung der Revolution Proskribierten und Verurteilten finden sich etliche Angehörige der Rincon-Sippe: der Abt Don Alonso Garcia, der nach dem Urteil des Consejo real vom M a i 1522 auf seiner Residenz in L a Huesca konfiniert wurde 3 , der Franziskanerguardian in Toro Fray Antonio 4 und - als Verschwörer weltlichen Standes - Bartolome (verbannt) 5 , Diego (zum Tod verurteilt) 6 und das 1522 hingerichtete Mitglied der Junta de Comuneros, der Licenciado Alonso7. Es scheint also zunächst hinsichtlich der Motivation des habsburgfeindlichen Agenten Antonio Rincon alles für eine durch den Comunerosaufstand und dessen Scheitern determinierte Synthese von Entwurzelung und Revanche zu sprechen. Über die Jahre Rincons vor 1522 gibt es widersprüchliche Aussagen. Der älteren Literatur zufolge diente er zunächst in der spanischen Armee in Italien, nahm dann am Aufstand der Comuneros teil, verließ Spanien und stand im Herbst 1521 bei der Belagerung von Fuenterrabia auf französischer Seite; bei dieser Gelegenheit soll er in enge Beziehung zum Günstling des französischen Königs, dem Admiral von Frankreich, Guil1

2

q 4 5 6 7

Über Rincon vor allem die beiden Arbeiten von V.-L. BOURILLY, La premiere ambassade (1900) und Les diplomates de Frangois I e r (1913), auf denen die übrige Literatur fußt, so etwa URSU, La politique Orientale 22f. Besonderes Interesse gegenüber der Person Rincons zeigte bereits Johannes ZELLER in seiner 1881 gedruckten Dissertation: Quae primae fuerint legationes a Francisco I in Orientem missae 18ff, der unter Berufung auf ältere Autoren (Juan Gines de Sepulveda, Jules Michelet) erklärte, Rincon habe in seiner zwanzigjährigen Agententätigkeit größere Gefahren als Pizarro und Cortes auf sich genommen. Für die späteren Jahre Rincons ZoNTAR, Obvescevalna sluzba, passim (ad ind.) und 2ELEWSKI, Dyplomacja polska (ad ind.). Quellen zum Ende Rincons und Fregosos, das MATTINGLY, RD 257 als »the most famous violation of diplomatic immunity in transit" bezeichnete, in: Correspondencia de Carlos V con el Marques del Vasto 74-78, 82-96, 104, 114-121, 128; über die politischen Folgen des Gesandtenmordes CARDAUNS, Von Nizza bis Crepy 124ff. Zur Diskussion über Rechtmäßigkeit bzw. Unrechtmäßigkeit der Tötung Rincons und Fregosos im 16. und 17. Jahrhundert zuletzt NAHLIK, Völkerrechtliche Aspekte, in: SvH 56f, 61 Anm.57. FK 1176 n.76/49. PEREZ, La Revolution 617f. Er war bereits Kaplan im Hofstaat der Königin Isabella: TORRE, La casa 18. Historie critica y documentada 4 505. Ib.5 290. Ib.5 27. Ib.2 219; 4 222; 5 196, 245, 251, 285, 370; PEREZ, La Revolution 31f, 284, 465, 586.

14

Anton Rincon laume Gouffier Sieur de Bonnivet, getreten sein, der ihn bei F r a n z I. einführte. Kurz darauf, im Sommer 1522, begann die diplomatische Karriere 8 . Die Quellen ergeben allerdings ein anderes Bild. Laut Andreas da Burgo s t a n d Rincon als Geheimagent bereits im Dienst Maximilians I.®, Ferdinand selbst glaubte 1524 zu wissen, daß Rincon in den Niederlanden, also vor dem September 1517, seinem Bruder gedient habe, ehe er an sein e n eigenen Hof k a m 1 0 . Diese Angaben lassen sich n u r zum Teil verifizieren. Uber eine Tätigkeit im Umkreis Maximilians oder Karls ist außer obigen Aussagen nichts bekannt, hingegen erscheint Rincon im November 1521 — also etwa u m die Zeit, als er in Beziehung zu Bonnivet getreten sein soll — als Mundschenk der Gemahlin Ferdinands u n d zugleich als dessen Truppenorganisator in Ungarn 1 1 . Daß er (zu einem ungewissen Zeitpunkt) in landesfürstlichem Auftrag Artillerie per Sclavoniam transportierte 1 ^, m u ß in Anbetracht der Vorliebe Ferdinands f ü r das Feldgeschütz 1 ® als besonderer Vertrauensbeweis gewertet werden. Den genauen Zeitpunkt des Frontwechsels Rincöns kennen wir zwar nicht, es scheint jedoch (wenn wir die kryptische Aussage Martin de Salin a s ' richtig deuten), daß er, als er sich im J u n i 1522 in London vergeblich u m Geldzuwendungen (für wen?) bemühte, bereits auf die andere Seite, d.h. in französische Dienste, übergetreten war 1 4 . Besser informiert sind wir über die Motive dieses Übertrittes, noch dazu a u s Rincöns eigenem Mund. U m die J a h r e s w e n d e 1522/1524 t r a f e n Q

23. war servitor Ferdinands et antea in multis secretis cum quondam cesarea maiestate (HHStA GK 25b fol.57r). 10 Ferdinand in der Bredam-Instruktion, 1524 Juni 13: FK 1 176 n.76/49; ähnlich die Angaben Sepulvedas: ZELLER, Quae primae fuerint 19. 11 HKA GB 20 fol.48v, 58r. Die Dienste bei Anna (unnser gnedigisten frawen schenckh) bezeugt auch Burgo in einem Schreiben an das niederösterreichische Regiment, 1523 Mai 28 (quondam servitor serenissime domine Anne)·. HHStA GK 25a fol.89r. 10 · Burgo an Ferdinand, 1523 April 24: reversus fuit per Sclavoniam et per illud iter quod olim reduxit artellariam Serenitatis Vestre (ib.fol.71r). Möglicherweise steht dies in Zusammenhang mit einem Artillerietransport von Ungarn nach Cilli Anfang Juni 1522 (Ferdinand an den Vizedom von Krain, Wolfgang Grasswein, 1522 Juni 8: HKA GB 20 fol.l39r). 13 Vgl. BAUER, Anfänge 196ff; Mms, Vom burgundischen Hof 156f. 14 Salinas an Salamanca, 1522 Juni 21, Windsor: Rincon war in London, Salinas hat ihn zwar nicht gesehen, jedoch gehört, daß er nach Mailand abgereist sei; verdad es que να tarde pues que no hay lugar de saquear. Creo que falta de partido le hace tomar tal viaje, ό hacer otro tanto como el Duque de Valachia (RV 44); erwähnt auch in CSP Sp.2 445 n.437. 9

BOURILLY, La premiere ambassade B u r g o an Salamanca, s.d.: Rincon

15

Außenpolitik

Rincon und der gesprächige kaiserliche Diplomat Antonio de' Conti 15 m Krakau zusammen und unterhielten sich, nachdem sie ihre auctoritas oratoria abgelegt hatten, freimütig über alte Zeiten. Als er aus dem Dienst Ferdinands ausgeschieden sei, erklärte Rincon, habe er in Venedig einige französische Diplomaten getroffen, die ihn überredeten, sich dem König von Frankreich zur Verfügung zu stellen. Bei diesem angelangt, sei er freundlich aufgenommen und - in statu nobilium suorum mit einem Jahresgehalt von 500 Scudi — nach wenigen Tagen schon als Orator nach Polen geschickt worden. Und da er nun einmal aus den Diensten des erlauchten Hauses Osterreich ausgeschieden sei, habe er sich fest vorgenommen, nie wieder mit innerem Engagement an den — wie immer gearteten — Händeln der Fürsten Anteil zu nehmen 16 . Wir werden demnach die Vorstellung von Rincon als einem rachedurstigen Comunero korrigieren müssen: Sein Gesinnungswandel, der irgendwann im Frühjahr oder Frühsommer 1522 - in Venedig, nicht im Feldlager vor Fuenterrabia — stattgefunden haben muß, entsprang nicht politischen oder sozialen Emotionen, sondern der schlichten Erkenntnis, daß — bei der gebotenen mentalen Äquivalenz gegenüber den Inhalten fürstlichen Machtstrebens — das französische Geld der konkurrenzunfähigen Besoldung durch die Casa de Austria vorzuziehen sei.

Rincon war nicht der erste französische Emissär seit dem Tod Maximilians in den osteuropäischen Königreichen. Vor der Wahl des Römischen Königs hatten sowohl am Hof des Königs von Polen (in dessen Eigenschaft als Vormund Ludwigs von Ungarn-Böhmen) als auch bei Ludwig selbst französische Gesandte versucht, die Wahl Karls zu verhindern; in Polen waren es Jean de Langeac und Antoine de Bussy-Lamet1^, in Ungarn Poncet de Turre — einer der drei cacodemones, die laut Cuspinian hier gegen das Haus Österreich agitierten 18 . Nachdem die französischen Aktivitäten in der Wahlangelegenheit vor allem an der Wendigkeit Cuspinians und Burgos (?) gescheitert waren und auch der Abenteurer Clement Champion erfolglos das Feld geräumt hatte, beschränkte sich

Über ihn unten S. 102,104. 1ß » Laut Conti sagte Rincon wörtlich: Hoc mihimet ipse constitui, . .. postquam recessi a servitiis illius serenissime domus Austrie nullam accipere amplius passionem et displicentiam de rebus principum quomodocunque et qualitercunque succedant . . . (Conti an Ferdinand, 1524 Januar 6, Krakau: HHStA GK 25a fol.l56r). 15

17

BARILLON, Journal 2 117f.

18

ANKWICZ-KLEEHOVEN, Cuspinian 177ff.

16

Anton Rincön

Franz I. zunächst vorwiegend auf Truppenaushebungen in Böhmen für den italienischen Kriegsschauplatz 19 . Zur Zeit der Anwerbung Rincons befand sich die französische Politik nach der Niederlage von Bicocca (17. April 1522), dem Vertrag von Windsor und dem Abrücken Venedigs und Hadrians VI. in einer prekären Lage, die eine bravouröse diplomatische Aktion nahezu zwingend erforderte. Und diese Chance schien die Verfügbarkeit über einen mit den Zielen und Usancen der habsburgischen Höfe vertrauten Überläufer zu bieten. Rincön trat seine erste Gesandtschaftsreise nach Osteuropa in SaintGermain-en-Laye, wahrscheinlich im September 1522, an 20 . Über die Schweiz und die österreichischen Erblande gelangte er nach Ofen, wo er vor allem mit dem Gespan von Preßburg, Hans Bornemisza, und dem Erzbischof von Gran, Georg Szakmäry, Kontakt aufnahm. Dann ging es weiter nach Polen; in Vilnius traf Rincön König Sigismund, bei dem er Weihnachten verbrachte. Er war Gast beim Bischof von Posen, Petrus Tomicki, wurde in Krakau zu Banketten und Festen geladen und verabsäumte dabei keine Gelegenheit, die guten Beziehungen zwischen dem polnischen König und der Casa de Austria zu unterwühlen (guastar la amicicia intre la casa de Austria e questo Re). Hätte er nur über weiterreichende Vollmachten verfügt, wäre es ihm — nach eigener Prognose — zweifellos gelungen, einen Krieg anzuzetteln 21 . Auf Anraten Tomickis und des Kanzlers Szydlowiecki reiste Rincön weiter zu Jan Zäpolya, dem Woiwoden von Siebenbürgen, und fand auch hier gute Aufnahme und vollste Übereinstimmung mit seinen Plänen gegen das Haus Osterreich. Erst jetzt (Mitte März 1523) scheint man auch auf österreichischer Seite vom Frontwechsel des treulosen Mundschenks erfahren zu haben. Von Bornemisza (der anonym bleiben wollte) 2 2 erhielt Burgo Nachricht von den Umtrieben eines Mannes, der aus Polen in Ungarn eingelangt sei und die Magnaten gegen Österreich aufhetzen wolle - ein vergebliches Bemühen, da jeder seine Lügen durchschaue. Nur dem polnischen König, 19

20

21

22

Zusammenfassend DRA 3 341 Anm.l. Über Champion in Böhmen SALLES, Un traitre 29. Einzige Quelle ist der Bericht Rincons an Bonnivet, 1523 April 4, bei BOURILLY, La premiere ambassade 27-42 (Edition) und 23ff (Kommentar) auch für das Folgende; dazu auch URSU, La politique Orientale 21-24. ... e veramente, si piu, larga comision portavo, no clubito che la guerra a questa ora fura rrota intre loro...: BOURILLY, La premiere ambassade 34f. Seinem Bericht 1523 März 14, Prag, an Ferdinand (HHStA GK 25a fol.39r40v) legte Burgo ein Schreiben von einem treuen magnus dominus bei, ohne dessen Namen zu verraten, da der Informant dies nicht wolle; in diesem beiliegenden Schreiben Bornemiszas vom 2. März aber streicht Burgo dessen Namen so aus, daß er ohne weiteres lesbar ist (fol.47r)!

17

Außenpolitik

Szydlowiecki und Tomicki sei sein Name bekannt, vor ihm selbst, dem kaiserlichen Gesandten, habe er sich versteckt. Erst am 12. April erfährt Burgo definitiv die Identität jenes Mannes, den Bornemisza proditor, seductor, ex angelo factus diabolus und Burgo schließlich diabolicus proditor nennt 23 . Das »Teuflische' an den Agitationen Rincons bestand vor allem darin, daß er — wo es ihm nützlich schien - vorgab, im Auftrag Karls zu reisen, und daß es ihm anfänglich gelungen sein muß, auch Burgo zu täuschen, sodaß ihm dieser wichtige politische Geheimnisse anvertraute 24 . Was sich Rincon selbst in politischer Hinsicht von seinem Auftreten an den osteuropäischen Höfen erwartete bzw. zu erwarten vorgab, legte er in dem schon erwähnten Schreiben an Bonnivet dar. Aus seinem italienischspanischen Kauderwelsch übertragen, heißt dies in Kürze: Mit ausgedehnteren Fakultäten ausgestattet, könne er oder ein anderer französischer Emissär einen Brand in den österreichischen Erblanden entfachen. Denn der Adel warte nur darauf, daß man - nämlich der König von Polen — ihm den nötigen Rückhalt biete, um die in den Erblanden unerhörte Tyrannis (in Anspielung auf das Wiener Neustädter Blutgericht) zu vernichten 25 . Als Rincon im März 1523 aus Ungarn abreiste2®, führte er in seinem Gepäck eine offizielle, verbal sehr kooperativ gehaltene, von einer vertraglichen Festlegung jedoch weit entfernte Antwort König Sigismunds 27 23

B u r g o a n F e r d i n a n d , 1523 M ä r z 14 (wie Anm.22) mit beil. Schreiben Bornem i s z a s vom 2. und 3. März; ferner B u r g o an Ferdinand, 1523 April 16: H H S t A G K 2 5 a fol.67r und a n S a l a m a n c a , 1523 April 12: G K 25b fol,18rv auch f ü r d a s Folgende. 24 B u r g o a n S a l a m a n c a , s.d.: wenn der diabolus B o r n e m i s z a s mit Rincon identisch ist, dem B u r g o wichtige Dinge a n v e r t r a u t hat, d a n n ist auch sicher, daß der König von Frankreich diese secreta kennt und Rincon sie unter Hinzufüg u n g von a n d e r e m bei seiner Mission in Polen und U n g a r n verwendet h a t ( H H S t A G K 25b fol.57r). nc . . . no dubito che larchiducato de Austria ηό fusse adeso perturbato, ηό voglio dir perso, per che tuti questoro ano una volunta strema de far mano, e atentano, che ano rrespetto vedendo che no ano spale; et del altro canto ο ditto e declarato per parole, per litere a sue medemi australi la tirania con che gövernan che si se facese movimento alcuno per parte de Polonia tuta la nobilita prenderia lärme contra don Fernando, per che lui a fatto per cosa ligiera ... a sete gentilohomini principali del paese cosa che iamai fu fata in Austria . . .: BOURILLY, L a premiere a m b a s s a d e 40f. 26 Ib.39: B o r n e m i s z a habe ihm dies geraten, d a auf d e m kommenden Reichstag in B u d a viele Deutsche zur Stelle sein würden u n d eine f ü r Rincon gefährliche Sit u a t i o n entstehen könne. Ähnlich B u r g o a n Ferdinand, 1523 April 24: H H S t A G K 2 5 a fol.69r. 2 7 A T 6 167f n.170.

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Venedig

mit sich. Wenn somit ein greifbarer Erfolg dieser ersten Mission Rincons ausgeblieben war, mußte der österreichische Hof doch damit rechnen, daß die Erblande von nun an, wie schon unter Maximilian I., in das europäische, jede Möglichkeit nutzende Kräftespiel, das binnen kurzem noch viel gewaltigere Dimensionen annehmen sollte, einbezogen würden und daß es der französischen Diplomatie nicht nur auf eine gelegentliche Schwächung des östlichen Zweiges der Casa de Austria ging, sondern daß sie auch vor einem Eingreifen in die inneren Verhältnisse der Erblande und damit vor einer Existenzbedrohung der habsburgischen Herrschaft nicht zurückschreckte. Ein Detail der Rincon-Affäre verdient besondere Beachtung: Der Übertritt in französische Dienste fand in Venedig statt. Neben vielen anderen Reibungspunkten aus den venezianischen Kriegen Maximilians bedeutete die Ballung antihabsburgischer Aktivitäten auf den Lagunen eine ständige Bedrohung der Erblande. Die Konsolidierung der Beziehungen zu der mächtigen Inselrepublik war daher auch unter diesem Aspekt von höchster Relevanz.

Venedig Die Probleme Als Erzherzog Ferdinand im Juli 1523 nach langem Zögern seine Gesandten bevollmächtigte, einem nahezu gesamteuropäischen Arrangement mit Venedig beizutreten, mochte es scheinen, es wären aufgrund der Wormser Kapitulation vom Mai 1521 die seit Jahrzehnten angewachsenen österreichisch-venezianischen Gegensätze beendet worden. Daß dieses Ubereinkommen von 1523 zumindest für den Rest der zwanziger Jahre lediglich ein Provisorium - für Osterreich in der Praxis weniger als das — darstellte, lag nicht nur im Bereich vordergründiger Grenzstreitigkeiten. Venedig genoß an den europäischen Fürstenhöfen (ausgenommen England) wenig Sympathie1. Die militärische Katastrophe nach der Liga von Cambrai (1508) hatte man vorwiegend mit zynischer Genugtuung verfolgt. „Die Frösche ins Meer zurückzuwerfen" erschien kurzzeitig als einigendes Nahziel der sonst so heterogenen abendländischen Politik2, und dies vor allem aus zwei Gründen: 1

F ü r das Folgende CHABOD, Venezia nella politica italiana 669ff; BLACKSTEIN, Staatsgedanke 72f.

2

Vgl. WIESFLECKER, Maximilian I. 4 23.

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Venedig

mit sich. Wenn somit ein greifbarer Erfolg dieser ersten Mission Rincons ausgeblieben war, mußte der österreichische Hof doch damit rechnen, daß die Erblande von nun an, wie schon unter Maximilian I., in das europäische, jede Möglichkeit nutzende Kräftespiel, das binnen kurzem noch viel gewaltigere Dimensionen annehmen sollte, einbezogen würden und daß es der französischen Diplomatie nicht nur auf eine gelegentliche Schwächung des östlichen Zweiges der Casa de Austria ging, sondern daß sie auch vor einem Eingreifen in die inneren Verhältnisse der Erblande und damit vor einer Existenzbedrohung der habsburgischen Herrschaft nicht zurückschreckte. Ein Detail der Rincon-Affäre verdient besondere Beachtung: Der Übertritt in französische Dienste fand in Venedig statt. Neben vielen anderen Reibungspunkten aus den venezianischen Kriegen Maximilians bedeutete die Ballung antihabsburgischer Aktivitäten auf den Lagunen eine ständige Bedrohung der Erblande. Die Konsolidierung der Beziehungen zu der mächtigen Inselrepublik war daher auch unter diesem Aspekt von höchster Relevanz.

Venedig Die Probleme Als Erzherzog Ferdinand im Juli 1523 nach langem Zögern seine Gesandten bevollmächtigte, einem nahezu gesamteuropäischen Arrangement mit Venedig beizutreten, mochte es scheinen, es wären aufgrund der Wormser Kapitulation vom Mai 1521 die seit Jahrzehnten angewachsenen österreichisch-venezianischen Gegensätze beendet worden. Daß dieses Ubereinkommen von 1523 zumindest für den Rest der zwanziger Jahre lediglich ein Provisorium - für Osterreich in der Praxis weniger als das — darstellte, lag nicht nur im Bereich vordergründiger Grenzstreitigkeiten. Venedig genoß an den europäischen Fürstenhöfen (ausgenommen England) wenig Sympathie1. Die militärische Katastrophe nach der Liga von Cambrai (1508) hatte man vorwiegend mit zynischer Genugtuung verfolgt. „Die Frösche ins Meer zurückzuwerfen" erschien kurzzeitig als einigendes Nahziel der sonst so heterogenen abendländischen Politik2, und dies vor allem aus zwei Gründen: 1

F ü r das Folgende CHABOD, Venezia nella politica italiana 669ff; BLACKSTEIN, Staatsgedanke 72f.

2

Vgl. WIESFLECKER, Maximilian I. 4 23.

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Außenpolitik

Einmal gaben die relativ guten Beziehungen Venedigs zum osmanischen Imperium allen jenen Ländern, die schon aufgrund ihrer geographischen Lage die türkische Bedrohung ernst nehmen mußten, Anlaß zu Abscheu und Empörung, mehr noch zu neidvoller Bewunderung; am deutlichsten zeigte sich diese Gesinnung in jenen Bündnisverträgen, die als gemeinsamen Feind den Sultan nannten, in der Praxis jedoch den Dogen meinten®. Zum anderen beruhte die Macht der Inselrepublik nicht nur auf Reichtum, sondern auch auf einer Staatsmaschinerie, die einem an Fürstenhöfen zutiefst suspekten Prinzip verbunden schien. Fast zur selben Zeit, als in Spanien die Niederschlagung der Comuneros beendet war und in Wiener Neustadt das „Blutgericht" tagte, erschien in Venedig Francesco Lucio Durantinos Buch „De optima reipublicae gubernatione", das eine durchwegs dynastiefeindliche governo misto-Theorie vertrat 4 . Daß die Serenissima äußere und innere Feinde mit unerbittlicher Konsequenz verfolgte und sich bei der Ausübung politischer Räson durch keinerlei ideologische Bedenken verführen ließ (wie dies kurz darauf Michael Gaismair erfahren sollte), blieb in das Dunkel einer den übrigen europäischen Mächten überlegenen Strategie gehüllt. Mochte man aus alldem auch folgern, daß dieses undurchschaubare politische Gebilde „mit dem Satan im Bunde" sei 5 - nach dem Tode Maximilians war die von den Venezianern selbst gerühmte Schlüsselposition der Republik im Rahmen der europäischen Mächte wie auch gegenüber dem Sultan so weit konsolidiert, daß man gerade in Osteuropa die Meinung vertrat, man dürfe sich um Gottes Willen Venedig nicht zum Feind machen, da es für die eigenen Interessen unentbehrlich sei®. Die Ausgangsposition Ferdinands gegenüber seinem mächtigen südlichen Nachbarn war in der Theorie durch eine Reihe von Abkommen bestimmt, die auf dem Brüsseler Vertrag Franz' I. mit Karl (im Namen Ma3 4 5

fi

Ib.330 u.ö. Dazu vor allem BLACKSTEIN I.e. und HACKERT, Staatsschrift lOOff. SENECA, Venezia e Massimiliano 54, 93; zum Interdikt, das diesen Passus enthält, PASTOR, Päpste 3 / 1 703f und KRETSCHMAYR, Geschichte von Venedig 2 426.

. Charakteristisch dafür ist der 1523 zwischen Ludwig von Ungarn und seinem Vormund, König Sigismund von Polen, geführte Dialog: Während Ludwig in den Venezianern eine Mischung von gesinnungsmäßigen Franzosen und Türken (Venetos partim esse Gallos, partim Turcos) und im venezianischen Orator in Ungarn das Instrument alles Bösen sehen will, warnt ihn sein Vormund, ohne allerdings prinzipiell zu widersprechen, in obigem Sinn vor einem Abbruch der Beziehungen: AT 6 248, 251f. Im Mai 1525 forderten die Magnaten vom König, er möge den venezianischen Gesandten ausweisen, denn: hic, cum Veneti pacem habeant cum Turco, nescitur an adsit ut explorator, an ut orator? (PRAY, Epistulae 1 398f). Über die von Venedig selbst überschätzte Rolle im Verhältnis zum Sultan vgl. BRAUNSTEIN, Venedig und die Türken 60ff.

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Venedig

ximilians) vom 3. Dezember 1516 fußten 7 . Ging es hier im Hinblick auf die Venedig betreffenden Passagen in erster Linie um Verona und das umliegende Territorium, so wurde in dem vom französischen König vermittelten und am 31. Juli 1518 verkündeten kaiserlich-venezianischen Waffenstillstand (induciae), der vom 1. September 1518 an genau fünf J a h r e in Kraft bleiben sollte, ein ganzer Komplex von Fragen (der finanziellen Entschädigung, des Grenzübertrittes, der Kriegsgefangenen etc.) angeschnitten, während für das Kernproblem, den territorialen Ausgleich, n u r Prinzipien aufgezeigt werden konnten. Dem Grundsatz, daß beide Parteien ihren Besitzstand gemäß dem status quo — nämlich zur Zeit des Brüsseler Vertrages — unbeeinträchtigt (pacifice et quiete) halten, frühere Verluste abschreiben und neue Konflikte vermeiden sollten, standen die von Venedig geltend gemachten Ansprüche auf Jurisdiktionsbefugnisse im besetzten Gebiet, die Grundlage der späteren Restitutionsforderungen, entgegen 8 . Dieses Abkommen wurde schließlich von Karl V. in einer von seinem Großkanzler Gattinara und dem venezianischen Gesandten Francesco Cornaro ausgearbeiteten Variante am 6. Mai 1521 in Worms verlautbart. Neu war gegenüber 1518 vor allem die Nominierung eines Pauschales für die Abfindung der Exulanten, eine Präzisierung jener friulanischen Jurisdiktionen, die dem Kaiser bzw. Venedig zugehören sollten, sowie die Festsetzung des status quo für Istrien 9 . Da die im Brüsseler Abkommen enthaltene Zeitgrenze in Geltung blieb, wurde die Frage der Kontinuität des Vertragszustandes spätestens im August 1523 akut. In der Praxis war allerdings der Spielraum der Diplomatie durch Faktoren eingeengt, die einer von staatspolitischer Inkonsequenz, Vertragsbrüchen und Emotionen bestimmten Vorgeschichte entstammten. Die katastrophale finanzielle Situation der Erblande war vor allem eine Folge 7

8

9

Ed. von CHMEL in den Jahrbüchern der Literatur 111 (1845) 177-182. Vgl. SCHNELLER, Brüsseler Friede 48f. Zu den Verträgen, die in der Literatur entsprechend dem jeweils vorliegenden Instrument unter verschiedenen Daten angeführt werden, vgl. KRETSCHMAYR, Geschichte von Venedig 3 8ff; SENECA, Venezia e Massimiliano 103 (über Vorstadien); WlESFLECKER, Maximilian I. 4 255f mit 592 Anm.32, 379f. PREDELLI, I libri commemoriali 6 149. Kop. im HHStA AUR 1518 Juli 31; beiliegend die Bevollmächtigung der kaiserlichen und venezianischen Gesandten, 1518 April 7 bzw. März 1. Über die bereits bei den Präliminarien zum Brüsseler Vertrag diskutierten, von den Bevollmächtigten Franz' I. jedoch abgewiesenen Anträge vgl. SCHNELLER, Brüsseler Friede 50f. 2 Kopien im HHStA AUR sub dt. 1521 Mai 3 (Datum des Unterhändlervertrags) bzw. Mai 6 (Datum der Verlautbarung), eine weitere Kop. HHStA StA Venedig, Varia 1 fol.14. In der Verlautbarung des Dogen 1521 Mai 28 (Notariatsinstrument in AUR unter diesem Datum) fehlen die Artikel betr. die finanzielle Entschädigung, die Venedig dem Kaiser zahlen sollte, sowie betr. die Abfindung der Exulanten.

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Außenpolitik

des achtjährigen Krieges Maximilians gegen Venedig 10 . Daß es zu einem Debakel dieses Ausmaßes kommen konnte, lag nicht zuletzt am Anschwellen von Haß- und Rachegelüsten, die das zeitübliche politische Revanchedenken bei weitem übertrafen 11 und eine nüchterne, ausgewogene Lösung verhinderten. Andererseits erwuchs aus dieser Kombination von Kriegstaten, finanziellem Abstieg und Erbitterung das Bestreben, den ruinösen Staatshaushalt auf Kosten des verhaßten Gegners zu sanieren, d.h. von Venedig eine maximale Entschädigung zu erpressen, besonders im Hinblick auf dessen scheinbar unbegrenzte Mittel, von denen ein österreichischer Landesfürst, auch wenn er die Kaiserkrone trug, nur träumen konnte. Die finanziellen Vorstellungen unterlagen dabei, der Lage auf den Kriegsschauplätzen entsprechend, starken Schwankungen. 1509 hatte Maximilian angekündigt, im Falle seines Sieges von der Terraferma jährlich 500.000 Gulden Steuern eintreiben zu wollen1^, 1513 war angeblich von einer Million Gulden Kriegsentschädigung die Rede 13 , ein Jahr darauf erklärte sich Venedig zur Zahlung von 50.000 Dukaten bereit 14 , und auch dieses Angebot wurde nicht realisiert. 1518 wurde schließlich die Venedig auferlegte Kriegsentschädigung mit 100.000 Dukaten, zahlbar in fünf Jahresraten, festgelegt, wozu 1521 noch 18.000 Dukaten, zahlbar in drei Jahresraten, für die Abfindung der Exulanten kamen 15 . Für eine baldige und endgültige Regelung der Beziehungen der Erblande zu Venedig bestanden nach dem Tod Maximilians aber auch durchaus positive Aspekte. Die an die Person des Kaisers gebundene emotionelle Verzerrung der offenen Fragen fiel nun weg, die ober- und innerösterreichischen Stände setzten deutliche Signale für eine Versöhnung mit der

10

11

Vgl. WiESFLECKER, Maximilian I. 4 481; SCHADEN, Die politischen Beziehungen 170ff. Dazu vor allem WAGNER, Maximilian I. und die politische Propaganda 40ff.

12

WiESFLECKER, M a x i m i l i a n I. 4 69.

13

Ib.137 und 551 Anm.127. Ib. 139. Wie oben Anm.8 und 9. Wenn die bei PREDELLI, I libri commemoriali 6 150 nn. 86 und 87, 157 n . l l l , 159 n.123, 169 nn.161 und 162, 170 n.164 verzeichneten Quittungen vollständig sind, wurden ab 1518 bis zum Vertrag vom J u l i 1523 insgesamt 43.000 Dukaten bezahlt, nämlich je eine J a h r e s r a t e zu 20.000 Dukaten 1518 und 1519, je 1.000 Dukaten im Dezember 1519 sowie im Februar und April 1522 an kaiserliche Gesandte in Verona bzw. Venedig, die dieserart gegen entsprechende Quittungen ihren Sold von Venedig erhielten. Die J a h resrate 1520 war im Mai 1521 noch nicht bezahlt (ib.166 n.146) und scheint auch trotz Bevollmächtigung Philipp Adlers durch den Schatzmeister Jacob Villinger, 20.000 Dukaten einzuheben (ib.167 n.147: 1521 Mai 5), bis zum Vertrag vom J u l i 1523 nicht flüssig gemacht worden zu sein.

14 15

22

Venedig

Republik16. Schließlich stellte die Casa de Austria, sofern sie zu einer gemeinsamen Strategie finden würde, einen Machtkomplex dar, dessen Gegnerschaft Venedig auf die Dauer nicht riskieren konnte. Und damit gelangen wir zu der für die folgenden Verhandlungen entscheidenden Frage: War bzw. wie weit war der östliche Zweig des Hauses Osterreich überhaupt als Partner im politischen Kräftespiel gegenüber Venedig zugelassen, bis zu welchem Ausmaß konnte die kaiserliche Diplomatie die erbländisch-österreichischen Interessen mitvertreten? Auf dem im November 1519 in Verona tagenden Kongreß war der unter Maximilian I. hochgekommene Diplomat Andreas da Burgo Wortführer der kaiserlichen Delegation; trotz hoher Bestechungsangebote konnte Venedig eine günstigere territoriale Lösung hier nicht erreichen1''. Die Wormser Kapitulation vom Mai 1521 unterstrich die kaiserlichen Rechte in Friaul (Art. 4), das nach dem damaligen Stand der Teilungsverträge noch der kaiserlich-spanischen Linie der Casa de Austria zugehörte. Erst seit dem Brüsseler Teilungsvertrag vom Februar 1522 regierte Erzherzog Ferdinand als alleiniger Landesfürst über jene Gebiete, die Gegenstand der Grenzstreitigkeiten mit Venedig waren. Ferdinand hatte damit, so mochte es zumindest scheinen, den negativen Posten der maximilianeischen Kriege, nämlich die venezianischen Restitutionsansprüche, geerbt, Karl hingegen vertrat selbstverständlich die schon erwähnten Forderungen auf finanzielle Entschädigung. Während der folgenden Monate — bis zum Vertragsabschluß vom Juli 1523 und darüber hinaus — vollzog sich nun eine zunehmende Differenzierung innerhalb der zweipoligen habsburgischen Politik gegenüber Venedig, wie sie sich, auch unter formal-diplomatischen Aspekten, im Verhältnis zu anderen Staatsgebilden um diese Zeit nicht nachweisen läßt. Die dominierende kaiserlich-spanische Position einer alleinigen Repräsentanz der habsburgischen Interessen stand nicht nur für Karl V. von vornherein fest, sie scheint zunächst auch für Ferdinand ein unumstößliches Dogma dargestellt zu haben. Demzufolge konnte der Kaiser von seinem Bruder bestenfalls gebeten werden, dessen Wünsche mitzuvertreten18, die wiederum lediglich am kaiserlichen Hof — also weit entfernt vom Schauplatz der Verhandlungen - vom Vertreter Ferdinands, Salinas, 16

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Landesfürst und Stände 35,121f. Instruktion für Le Sauch, 1519 Dezember 12: Mon. habsb. 2/1111. Vgl. DE LEVA, Storia documentata 2 14f; SENECA, Venezia e Massimiliano 107; dazu Schreiben Burgos an Cles, 1519 September 3 (CC I 6 fol.l88r) und Dezember 29 (CC 18/1 fol.69rv). Ferdinand an Karl, 1522 September 2: FK 1 18 n.18/12. BURKERT,

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Außenpolitik

vorgebracht werden durften 19 . Unbedeutend erschien unter diesem Aspekt auch die Frage einer ferdinandeischen Vollmacht für den Abschluß eines Vertrages: Ferdinand wurde zwar wiederholt zur Ubersendung solcher Vollmachten für die kaiserlichen Gesandten in Venedig aufgefordert^®, prinzipiell — und offiziell! — galt jedoch der Standpunkt, die kaiserliche Diplomatie könne, sofern sie von Karl dazu ermächtigt sei, auch für Ferdinand bindende Vereinbarungen eingehen, eine eigene Bevollmächtigung durch den österreichischen Landesfürsten sei daher eigentlich überflüssig 21 . Sachlich wurde diese Argumentation mit der These begründet: Nur der Kaiser überblicke die europäische Politik in einem Ausmaß, das ihm auch die Kenntnis und Vertretung der wahren, vom österreichischen Hof kaum überschaubaren Interessen seines Bruders gestatte, und wenn sich Ferdinand diesem Vertrauensprinzip widersetze, dann zeige er damit, wie schlecht er informiert sei 22 . Daß dieser Anspruch gegenüber den realen Gegebenheiten zunehmend schablonenhaft und unglaubwürdig wurde, erweist allein schon die steigende Bewertung einer vom österreichischen Landesfürsten auszustellenden Vollmacht für den Vertragsabschluß23, wobei die kaiserliche Diplomatie, um den Schein zu wahren, diese Vollmacht als eine - allerdings unvermeidbare, auf geheimem Wege zu übermittelnde — Ergänzung ihrer ursprünglichen Fakultäten einstufte 24 . Diesem Aufweichen des kaiserlich-spanischen Standpunktes in der diplomatischen Praxis liegt, wenn wir zunächst vom aktuellen Inhalt der Verhandlungen absehen, zweierlei zugrunde: Einmal die wachsende Anerkennung eines Betreffprinzipes, wonach die seit Brüssel bestehende territoriale Kompetenz Berücksichtigung finden soll19

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In diesem Sinne Salinas an Ferdinand, 1522 November 18, Valladolid: RV 84f. Die Instruktion Ferdinands für Salinas und Hemricourt vom September 1522 ist nicht erhalten; vgl. F K 1 27 n.21/10 und RV 78f. Karl an Salamanca, 1523 März 17, Valladolid: HHStA Belgien PA 3 / 2 fol,17r; Karl an Ferdinand, 1523 März 25: FK 1 44-47 n.29; Sanchez an Cles, 1523 April 16: CC I 12/37 fol.l; am eindringlichsten Karl an Ferdinand, 1523 Juni 20: FK 1 68ff n.41. So die kaiserlichen Gesandten Hieronymus Adorno und Alonso Sanchez an Karl, 1522 Dezember 28, Venedig: CSP Sp.2 518f n.515; noch knapp vor Abschluß des Vertrages, am 18. Juli 1523, vertritt Karls Gesandter Caracciolo die Ansicht, Karl könne Ferdinand jederzeit befehlen, die Vollmacht auszustellen: 567 n.570. 1523 Mai 9 bevollmächtigt Karl seine Gesandten pro nobis et nomine nostro ac etiarn quantum expediat nomine serenissmi Ferdinandi infantis Hispaniorum . .. pro quo de rato promittimus . .. foedera pacis seu ligae et confederationis tarn offensiva quam defensiva abzuschließen: SD 34 325f. Karl an Margarethe, 1523 März 16: HHStA Belgien PA 1 3 / 3 fol.56r; Druck bei BAUER, Anfänge 199f Anm.2. Wie Anm.20. Adorno und Sanchez an Karl, 1522 Dezember 28, wie Anm.21.

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te, und zweitens die im Umfeld Ferdinands h e r a u f d ä m m e r n d e Erkenntnis, daß m a n bisher die eigene Position unterbewertet habe und daß angesichts der kompromißlosen Politik des kaiserlichen Hofes ein großer Unterschied bestehe, ,ob m a n bitte oder gebeten werde' 2 5 . In Fakten lassen sich Ansätze einer formalen Eigenständigkeit der Diplomatie Ferdinands seit Juli 1522 nachweisen. Wenn Ferdinand damals Salinas Vollmacht erteilte, Grenzfragen mit den bei Karl bevollmächtigten venezianischen Gesandten zu besprechen 2 6 , dann waren damit zumindest direkte Kontakte mit dem Verhandlungspartner, wenn auch unter Kontrolle des spanischen Hofes, in die Wege geleitet. Eine völlig neue Situation entstand, als Ferdinand im J a n u a r 1523 zwei Oratoren (Balthasar von Cles und Dr. J o h a n n Riepper) mit allen nötigen Vollmachten für Grenzverhandlungen beim Dogen beglaubigte 2 7 . Wenige Tage später erfolgte die Begründung dieses Schrittes bei Karl: Den Berichten der Gesandten Karls zufolge hätten diese bisher keinerlei Schritte im Interesse Ferdinands unternommen, sie könnten dies auch gar nicht tun, da sie dazu nicht bevollmächtigt seien2®. Die n u n folgenden Traktationen mit Venedig s t a n d e n im Zeichen einer oft verwirrenden Zweigleisigkeit der habsburgischen Diplomatie, wobei die östliche Linie der Casa de Austria zunehmend an Terrain gewann und die kaiserlichen Gesandten — und auch Karl selbst - die österreichischen Anliegen wiederholt als übertrieben, unzeitgemäß und vertragsbehindernd einstuften 2 9 . An Bereitschaft auf kaiserlicher Seite, den österreichischen Standpunkt — trotz gegenteiliger Versicherungen — zu ignorieren, mangelte es zwar nicht, doch erstand Ferdinand in diesem Kräftespiel vorübergehend ein unverhoffter Verbündeter in Venedig selbst. Dort hatte sich jene Partei, die eine risikoreiche Konfrontation mit den Habsburgern vermeiden wollte, durchgesetzt 3 0 . 25

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Salinas an Salamanca, 1522 November 4:... y S.A. puede ver la diferencia que hay de rogar ά ser rogado (RV 780· Vollmacht 1522 Juli 29: HKA GB 19 fol.23v. Dazu Berichte Salinas' an Salamanca, 1522 November 4 (wie Anm.25) und an Ferdinand, November 18 (RV 84f). Beglaubigung 1523 Januar 23: HKA GB 19 fol.77v. Siehe unten S. 243. Ferdinand an Karl, 1523 Januar 27: FK 1 38 n.26/14. Vgl. BAUER, Anfänge 199f. ·.

Schon am 4. März 1523 berichtet Gasparo Contarini aus Valladolid nach einem Gespräch mit Gattinara über die Unzufriedenheit des Hofes mit den Forderungen der Gesandten Ferdinands: SD 34 258; in diesem Sinne auch Karl an Salamanca, 1523 März 17 (wie Anm.20) und Sanchez an Cles, 1523 April 16 (wie Anm.20); noch 1523 Juni 20 bürdet Karl seinem Bruder alle Schuld an einem eventuellen Scheitern der Politik der Casa de Austria in Italien wie auch gegenüber der türkischen Bedrohung auf, sofern dieser nicht die Vollmacht schicke (wie Anm.20). SD 34 49f.

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Außenpolitik

Eine Konsequenz dieser realpolitischen, wenn auch keineswegs amikalen Haltung war die Aufwertung des unmittelbaren Nachbarn zum vollberechtigten Verhandlungspartner. Daß auch die katastrophale finanzielle Situation des österreichischen Landesfürsten (über die Venedig weitgehend informiert war) nicht vor einer (zumindest vorübergehenden) militärischen Expansion schützen konnte, hatten die Kriege Maximilians bewiesen. Folgerichtig war Venedig daher auf eine Einbindung Ferdinands in einen zukünftigen Vertrag bedacht und sah in dessen durch entsprechende Vollmachten abgesichertem Beitritt eine conditio sine qua non . Diesem subtilen Mechanismus der diplomatischen Strategie entsprachen ebenso komplizierte Verhandlungsinhalte. Die größten Schwierigkeiten bereitete die Sanierung der chaotischen Verhältnisse an der Grenze. Erste ernsthafte Gespräche über die territorialen Ansprüche beider Seiten wurden ab März 1523 geführt, als die beiden österreichischen Gesandten vor dem Rat in Venedig erschienen. Bis dahin hatten die kaiserlichen Gesandten nach der bereits erwähnten Theorie zwar den Anspruch auf eine Mitvertretung der österreichischen Interessen erhoben, verfügten jedoch seit den Brüsseler Verträgen über keine Kompetenz für die an Ferdinand abgetretenen Gebiete (genannt werden zunächst nur Riva, Gradisca und Marano) 32 . Bei den neu einsetzenden direkten Kontakten standen die Ansprüche Venedigs auf Gradisca und Marano sowie die Ferdinands auf Treviso, das eventuell für eine Jahresrente von 60.000 (!) Dukaten vorläufig bei Venedig verbleiben sollte, im Vordergrund33. Eine Darstellung der nun folgenden Verhandlungen über einen territorialen Ausgleich würde noch eingehende Vorstudien erfordern und müßte weit über den hier behandelten Zeitabschnitt hinausgehen; noch 1535 beklagte die österreichische Seite 28, die venezianische 86 ungelöste Streitfälle 34 ! Deutlich ist hingegen, daß von Anfang an die venezianischen Restitutionsforderungen mit einem finanziellen Vergleich gekoppelt wurden, wobei hinsichtlich der Ol

32

t

Ersichtlich aus der Stellungnahme der kaiserlichen Gesandten wie auch des englischen Bevollmächtigten Richard Pace, 1523 Juli 16: CSP Sp.2 562-565 n.568 (hier bes. 563). Gemäß einer Weisung an den venezianischen Gesandten in England, Antonio Suriano, 1523 April 20, sind Doge und Senat gleichermaßen wie die kaiserlichen Gesandten über die neue, eigenständige Politik Ferdinands bestürzt (CSP Ven.3 n.660), im Juni fordert Venedig bereits, daß Ferdinand in alle Verhandlungspunkte einbezogen werden müsse (ib.n.690). SD 33 563.

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Detaillierte Aufzeichnungen in SD 34 25-30.

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Memoriale des Dr.Hieronymus Malaspina, 1523 Juni 19 (2 Ex.) in HHStA AUR 1535 Juni 17 mit historischem Uberblick über die Verhandlungen seit 1518; Ergänzung dazu bis 1543 in einer Aufstellung von 1543 März 31 in AUR unter diesem Datum. Weiteres Material in HHStA Innerösterreichische Grenzakten 1.

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Venedig geforderten Kriegsentschädigung ein Positionswechsel innerhalb des Hauses stattfand. In einem Schreiben vom 25. März 1523, das einen nahezu verzweifelten Appell an Ferdinand enthält, die Einhaltung des nun einmal gegebenen kaiserlichen Wortes (betreffend die Erfüllung der Wormser Kapitulation) nicht zu gefährden, bietet Karl an, den Anspruch auf die von Venedig zu zahlenden 200.000 (!) Dukaten an seinen Bruder zu zedieren, sofern dieser zu einer Ratifikation des Vertrages bereit sei3®. Tatsächlich scheint dieses Offert, das formell erst mit einer Übertragungsurkunde vom 7. April 1524 schriftlich fixiert wurde 36 , den Ausschlag für ein Einlenken Ferdinands gegeben zu haben. Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Haltbarkeit des künftigen Vertrages bestand allerdings weder auf österreichischer noch auf venezianischer Seite. Als bekannt wurde, daß Ferdinand einen befristeten Waffenstillstand einem dauernden Frieden vorziehe, erblickte man in Venedig darin das Vorstadium eines militärischen Anschlages und erklärte sich eher zu einem neuerlichen Krieg als zu einem Waffenstillstand bereit 37 . Die Republik verlangte jetzt nicht nur eine Vollmacht Ferdinands zum Vertragsabschluß, sondern — zumindest für die Restitutionen in Friaul — eine zusätzliche Garantie des Papstes und Karls für seinen Bruder3®. Auch Umformulierungen des bereits ausgearbeiteten Vertragstextes sollten in dieser letzten Phase vor der Unterzeichnung herhalten, um für Venedig einen Aufschub zu erzwingen 39 , solange zu-

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Karl an Ferdinand, 1523 März 25: FK 1 4 4 ^ 7 n.29. HHStA FU 1175. - Das Angebot Karls scheint auch den spanischen Diplomaten nicht bekannt gewesen zu sein. Noch 1523 Juni 11 empfiehlt der Herzog von Sessa, Karls Gesandter in Rom, man möge doch wegen dieser relativ unbedeutenden Summe von 100.000 Dukaten (!), der Hälfte des von Venedig zu erwartenden Betrages, die Ferdinand als Entschädigung fordere, nicht den Erfolg der Verhandlungen gefährden; dies wäre eine unwürdige und schlechte Politik: CSP Sp.2 551 n.555. ... et perche sua serenita voria triegua per qualche anno e non pace, par gli Venitiani vogliono piü. presto guerra che trieva, perche se dubitano de sua serenitä piglia uno pocho de pie che non gli dii dopo adosso: SD 34 190. Aus den Beratungen im Großen Rat im März 1523 geht hervor, daß die österreichischen Gesandten einen fünfjährigen Waffenstillstand unabhängig von den multilateralen Verhandlungen für eine pax veneta vorgeschlagen hatten: ib.49f. SD 34 281; über Interventionen des Papstes bei Ferdinand: ib. 113, 298. Aus einem Schreiben Caracciolos und Sanchez' an Ferdinand, 1523 Juli 15, ergibt sich, daß Venedig eine Änderung im Artikel über den Territorialbesitz (Iibere statt secure, pacifice et quiete) forderte; die kaiserlichen Gesandten seien damit zwar keineswegs einverstanden, die Zeit dränge jedoch, und im Hinblick auf den Papst und England sei es nötig, daß die Schuld am eventuellen Scheitern der Verhandlungen auf Venedig, nicht auf Karl und Ferdinand falle: GK 25a fol.l46rv. In der Stellungnahme 1523 Juli 16 (wie Anm.31) lehnten die Gesandten Karls und Heinrichs VIII. die diesbezüglichen Wünsche Venedigs allerdings mit der Begründung ab, daß libere eine Unzahl von Interpretationen zulasse und daß außerdem eine neue Bevollmächtigung der Gesandten nötig wäre, wenn man von dem bereits fixierten Text abweiche.

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Außenpolitik

mindest, als keine Einigkeit über die Abfolge von Restitutionen und Zahlungen bestand40. Pax Veneta (29. Juli 1523) In der zweiten Maihälfte des Jahres 1523 begann am landesfürstlichen Hof zu Innsbruck ein hektisches Treiben, und der Versuch, diese Aktivitäten geheim zu halten, konnte Gerüchte über einen bevorstehenden Vertragsabschluß nur fördern41. Eine erste Vollmacht, die Anfang Juni in Venedig eintraf und die Zustimmung zu Verhandlungen, nicht aber die Beitrittsbereitschaft zum accordo Karls mit Venedig enthielt, wurde vom venezianischen Staatsnotar als ungenügend empfunden42. Kurz darauf, am 19. Juni, hatte der kaiserliche Gesandte Girolamo Adorno ein erst 14 Tage altes, zweites Mandat Ferdinands in Händen, wonach Balthasar von Cles ermächtigt war, nicht nur jede Art von Ubereinkommen (pax, concordia, treuga seu foedus et indutiae) zu erörtern, sondern auch einem Vertrag Karls mit Venedig beizutreten43. Als Cles am 25. Juli zwölf Eimer Wein als Geschenk der Republik erhielt, war dies ein sicheres Zeichen dafür, daß man den Vertrag bereits unter Dach und Fach hatte44. Das Vertragsinstrument vom 29. Juli 152345 zeigt schon in der formalen Gestaltung Ungereimtheiten, - wobei allerdings der nahezu totale Mangel an systematischen Untersuchungen zum Vertragswesen dieser Epoche in Betracht zu ziehen ist46. Eine kurze Zusammenfassung des Textes unter dieser Einschränkung ergibt folgendes Bild: 40

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44 45

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Vgl. SD 34 286, 299ff, 306 und besonders den in Anm.31 zitierten Vortrag der Gesandten. SD 34 192, 242; CSP Sp.2 550 n.554. SD 34 247. Vollmacht 1523 Juni 15: HHStA A U R sub dato 1523 August 4 fol.H3v-114v = H K A GB 19 fol.l26v; dazu Bericht Adornos an Karl, 1523 Juni 19: CSP Sp.2 560 n.566. SD 34 309. Konzept (?) ohne Nennung der Vertragspartner im HHStA Belgien P A 13/1 (alt 14) fol.70r-72r und 74r-75r (Defensivbündnis); Kop. in AUR sub dato 1523 August 4; Notariatsinstrument bei SD 34 316-323 (Vollmachten 323333); ausführliches Regest bei PREDELLI, Libri commemoriali 6 171ff n.168, Bestätigung und Erweiterung 1529 Dezember 23 ib.204f. Vgl. BAUMGARTEN, Geschichte Karls V. 2/1 278; DLTTRICH, Contarini 74; SENECA, Venezia e Massimiliano 109; PASTOR, Päpste 4/2 132f, 141; KANDLER, Storia del consiglio 171. — In den folgenden Anmerkungen wird für die Überlieferung in A U R kein Datum, für SD kein Band zitiert. Das Standardwerk von Ludwig BLTTNER, Die Lehre von den völkerrechtlichen Vertragsurkunden (Berlin-Leipzig 1924) behandelt das Vertragswesen systematisch, wobei der genetische Faktor nahezu komplett ausfällt oder in die Ka-

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Venedig

Als Vertragspartner werden Karl V. und der Doge Andrea Gritti, als Beitretende (accedentes) Hadrian VI. und Heinrich V I I I . genannt. Es folgen unter dem Titel intervenientes die Bevollmächtigten, nämlich Tommaso Campeggio für den Papst, Richard Pace für England, Marino Caracciolo (an Stelle des verstorbenen Adorno) und Sanchez für Karl. Auffällig ist der anschließende Text: Der Vertrag sei auch mit Beitritt, Willen und Einschluß Erzherzog Ferdinands, eines der wichtigsten Kontrahenten, vertreten durch dessen Orator, Rat und Mandatar Balthasar Cles 47 , abgeschlossen worden; es folgen die Namen der venezianischen Deputierten. Daß die ,Intervenienz* des österreichischen Landesfürsten nicht problemlos war, zeigen die an den Friedens- und Defensiwertrag anschließenden Vollmachten. Das Breve Hadrians VI. vom 31. Januar 1523 hält sich in allgemeinen Formeln von Friedensbemühungen 48 , im Mandat Karls vom 9. Mai entsprechen die Funktionen der Teilnehmer nur annähernd der Präambel des Vertrages: Karl tritt hier als vollberechtigter Wortführer seines Bruders auf, Campeggio und Pace leisten lediglich assistenticfö. Heinrich VIII. wiederum betraut dementsprechend Pace nur allerdings mit dem Rechtstitel nos intervenientes, mediantes et intercedentes — mit vermittelnder Tätigkeit zwischen Karl und Ferdinand einerseits und der Republik andererseits 50 . Die von Salamanca gegengezeichnete Vollmacht Ferdinands für Cles vom 15. Juni weicht davon wesentlich ab: Dieser ist zu jeder A r t eines Vertragsabschlusses ermächtigt, ,sofern die Materie ihm zusagt' (que eidem procuratori nostro videbuntur seu placuerint)', er soll den Vertragspartnern gegenüber so agieren, wie es Ferdinand, wäre er anwesend, tun würde! (que nosmet facere et dicere possemus), und das machen, was ihm notwendig und sinnvoll erscheine (que. .. necessaria vel opportune visa fuerint51). Im Mandat des Dogen 5 2 wird Ferdinand in einer Reihe mit Caracciolo, Sanchez und Cles als Interve-

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48 49 50 51 52

tegorie „ungewöhnliche Formen" (so bes. 249ff) verwiesen wird. Bei MriTEIS, Politische Verträge, liegt der Schwerpunkt auf dem Hochmittelalter. Für das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit ist mir keine hier verwendbare Untersuchung bekannt geworden. . . .cum interventu etiam, voluntate et inclusione serenissimi domini Ferdinandi. . . tanquam unius ex principalibus contrahentibus, medio magnifici domini Balthasaris Glesii, eius oratoris, consiliarii et mandatarii . . .: AUR fol.l06v; SD 317. AUR fol.llOv-lllv; SD 323ff. AURfol.lllv-112v; SD 325f. AUR 113rv; SD 326f. AUR 113v-114v; SD 328f. AUR 114v-115v; SD 329f.

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Außenpolitik

nient genannt, in der Vollmacht Francesco II. Sforzas — von dem im Vertrag einleitend gar nicht die Rede ist - für Francesco Taverna wird Ferdinand überhaupt nicht erwähnt5^. In der Zeugenreihe erscheint an Stelle Cles' dessen Sekretär Hieronymus Hieremiae, bei den Unterschriften fehlt jeglicher Vertreter des österreichischen Hofes54. Ohne auf die formalen Merkwürdigkeiten näher einzugehen, können wir zunächst folgende Schlüsse ziehen: 1. Der Vertrag war — zumindest in den essentiellen Partien — bereits formuliert, als die Vollmacht Ferdinands einlangte; diese wurde, mehr oder weniger sinngemäß, knapp vor Abschluß in den Text eingeflickt. 2. Auch zu diesem Zeitpunkt herrschte noch keine Klarheit darüber, ob der österreichische Landesfürst als gleichberechtigter Partner den Vertrag abschließen oder nur dem Abschluß seines Bruders beitreten dürfe. Schließlich wurde Ferdinand auf vierfache Art eingebunden: als aktiv Beitretender (cum interventu), als Zustimmender (cum voluntate), als passiv Einbezogener (cum inclusione) und schließlich als ,einer der Hauptkontrahenten'. Mit aller Vorsicht wird man vermuten dürfen, daß die Schöpfer dieses Vertragswerkes hinsichtlich der Verpflichtungsstufe Ferdinands an mittelalterliche Traditionen anknüpften, denenzufolge souveräne und quasisouveräne, von mächtigeren Faktoren kontrollierte Staatswesen durch Kunstgriffe - wenn auch in strengem Sinn in einer rechtlosen Zone - in Übereinkommen aller Art einbezogen werden konnten55. Wenden wir uns nun den dispositiven Aussagen des Vertrages zu: Die einzelnen Punkte betreffen 1. die beiderseitige Garantie gegen Ubergriffe von Untertanen, Piraten etc. zum Schaden des Vertragspartners, 2. eine Besitzgarantie für Venedig gemäß dem derzeitigen Stand, 3. die Verpflichtung der Republik zur Zahlung von 200.000 Dukaten in acht Jahresraten an Karl, 4. und 5. die Entschädigung der Exulanten in Form einer jährlichen Zahlung von 5.000 Dukaten ad perpetuum, 6. die Durchführung der Restitutionen gemäß der Wormser Kapitulation von seiten 53 54 55

AUR 115v-116r; SD 330f. AUR 117r; SD 332. Vgl. QUELLER, The Office of Ambassador 219. Der schon im Mittelalter nachweisbare Vorrang pragmatischer Lösungen gegenüber zeitgemäßen - etwa feudalen - Bindungen bei „völkerrechtlichen" Verträgen wird vor allem von MLTTEIS, Staat 432 und Politische Verträge 82f betont. Über die seit dem 14.Jahrhundert in Italien entwickelten Normen der Einbindung dem Vertrag beitretender Parteien vgl. SORANZO, Collegati 33f; RUBINSTEIN, Das politische System 109; QUELLER I.e. 222.

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Venedig

Ferdinands wie auch von allen anderen in Frage kommenden Personen; nach kompletter Erledigung dieses Punktes soll Karl jene 38.000 Dukaten erhalten, welche ihm Venedig nach Worms noch schuldete. Schließlich wird 7. die ebenfalls aus der Wormser Kapitulation stammende Verpflichtung Venedigs, 18.000 Dukaten für Einkünfte aus Exulantengütern zu zahlen, annulliert. Der Vertrag wird abgerundet durch ein Defensivbündnis zwischen Karl und Venedig cum interventu Ferdinands und des Herzogs von Mailand — und darüber wird noch zu handeln sein. Es folgen die Namen der eingeschlossenen Mächte, Personen und Familien 56 . Ein Versuch, Vor- und Nachteile dieser Kapitulation für den österreichischen Landesfürsten abzuwägen, muß zunächst einmal das Defensivbündnis als unerheblich beiseite lassen, da es sich — abgesehen von der erprobten Wertlosigkeit derartiger Allianzen zu Beginn des 16. Jahrhunderts — nur auf Gegner innerhalb der christlichen Welt (ohne Papst) bezog 57 . Entscheidend für Ferdinand sind die Punkte 3 und 6: Ein Vierteljahr vor Vertragsabschluß hatte ja Karl seinem Bruder die Zedierung der 200.000 Dukaten angeboten, und für Ferdinand war mit Ausstellung der Vollmacht die Vorbedingung erfüllt; hier winkte also eine finanzielle Aufbesserung für die nächsten acht Jahre - und zwar unabhängig von der Erfüllung der venezianischen Restitutionsansprüche, denn diese waren mit den 38.000 Dukaten, die Karl (nicht Ferdinand!) erhalten sollte, gekoppelt. Allem Anschein nach hatte sich somit die Hartnäckigkeit des ferdinandeischen Hofes gelohnt: Man konnte mit einem dringend benötigten finanziellen Zuschuß rechnen, ohne sich deshalb bei den Gegenleistungen beeilen zu müssen. Die Frage war nur, ob und wie weit Venedig die Zweipoligkeit der habsburgischen Politik weiterhin akzeptieren würde.

D e r faule Friede Die auf den Vertrag vom 29. Juli 1523 folgende Entwicklung im Verhältnis Österreichs zu Venedig wird zunächst durch zwei ihrer Herkunft nach unterschiedliche, jedoch in steigendem Ausmaß zueinander in Relation gesetzte Faktoren bestimmt: durch die aus den venezianischen Restitutionsansprüchen abgeleiteten Grenzverhandlungen und durch jene 200.000 Dukaten, die nun geradezu ein Fanal der österreichischen Politik zu werden scheinen. 56

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AUR 109r-110v; SD 321ff.

»

Es sei gegen alle, etiam si suprema dignitate fulgeant, christianos tarnen tantum, excepto praedicto Sanctissimo Pontifice Hadriano sexto gerichtet: AUR 109v; SD 321.

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Außenpolitik

In den Grenzverhandlungen bilden sich drei Schwerpunkte. In G ö r ζ ringen die Kommissare, Dr. Giacomo Florio für Venedig und Veit von Thum — im Herbst 1523 wegen Begünstigung der venedigfeindlichen Dissidenten auf Forderung der Republik durch Erasmus von Dornberg ersetzt —, für Ferdinand, unter Beiziehung örtlicher Obrigkeiten um jeden Quadratmeter Boden. Eine Dauerlösung konnte von der Schaffung abgezirkelter Fronten, die oft mitten durch Dörfer führten und selbst in ein und demselben Haus Adler und Löwen als Herrschaftssymbole nebeneinander vorsahen, kaum erwartet werden 58 . In F r i a u l hatte Ferdinand drei Tage nach dem Venedig-Vertrag die Herrschaft Tolmein dem Besitzer Michael von Neuhaus unter Androhung von Repressalien abgenommen und sich damit eine solide Ausgangsbasis für Grenzverhandlungen geschaffen 59 . Nach sofort einsetzenden Zwistigkeiten auf kommissarischer Ebene 60 zeichnete sich im Herbst 1523 eine Kompromißlösung ab 6 1 . Bei Unstimmigkeiten in I s t r i e η ergab sich bereits die Koppelung an die finanzielle Frage: Als im April 1524 von venezianischer Seite die Verschleppungstaktik der Österreicher beklagt wurde, wußte Veit von Thum darauf eine klare Antwort: Alles werde seinen geregelten Lauf nehmen, sobald Venedig die erste Rate, nämlich 25.000 Dukaten, erlegt habe 62 . Und damit kommen wir wiederum zu jenen 200.000 Dukaten, die in fast allen Unternehmungen und Vorhaben der österreichischen Diplomatie (und Finanzpolitik) jener Zeit einen irrealen und trotzdem kalkulierten Posten darstellen. Auf spanischer Seite scheint man das Offert Karls an seinen Bruder solange ernst genommen zu haben, als Ferdinand die Konditionen nicht erfüllte. Schon Mitte August 1523, als dem Consejo der Beitritt Ferdinands zum Vertrag vom 29. Juli noch gar nicht bekannt war, stand man zwar prinzipiell zu Karls Zusage, hielt jedoch bereits Ausschau nach Problemen in der finanziellen Abwicklung6®. Der nächste Schritt bestand in dem wohlgemeinten Ratschlag, Ferdinand möge die venezianischen Restitutionswünsche ohne jegliche Einschränkung erfüllen 58

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Θ0 61 62 63

ANTONINI, Del Friuli 221; CUSIN, II confine Orientale 2 298; SENECA, Venezia e M a s s i m i l i a n o 109f. V e r t r a g F e r d i n a n d s mit N e u h a u s , 1523 A u g u s t 1, worin F e r d i n a n d verspricht, der V e r t r a g s p a r t n e r solle der Verstrickung und fencknus, darinn er gegen FD steet, genzlichen ledig sein: H K A G B 19 fol.l95r. E b e n d a Befehl a n die reformirer in Krain, bei der Ü b e r n a h m e der H e r r s c h a f t behilflich zu sein. Korrespondenz S a l a m a n c a s m i t Cles: S a l a m a n c a , 1523 A u g u s t 30 (CC I 1 2 / 3 5 fol.27rv) u n d Cles, 1523 S e p t e m b e r 7 ( G K 25b fol.5). S D 35 76. S D 35 96; 36 194. S a l i n a s a n F e r d i n a n d , 1523 A u g u s t 14: R V 124.

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Venedig

(was weder sachlich noch zeitlich abzusehen war), da Venedig die zugesagte Summe sonst nicht zahlen würde 64 . Dieser Infragestellung im Bereich der finanzdiplomatischen Praxis entsprach eine äußerst flexible Verlagerung des Zahlungsmotivs. Ferdinand faßte, dem Angebot Karls vom März 1523 entsprechend, diesen Betrag ausschließlich als Entschädigung (pour recompenser des dommaiges et interest) für den Frieden mit Venedig auf, Karl hingegen zusätzlich im ursprünglichen Sinn als Dekkung seiner Schulden aus den Heiratsverträgen. Ferdinand gab sich auch mit dieser Interpretation zufrieden, allerdings unter der Voraussetzung, daß ihn Karl auf andere Weise für die Verluste an der Grenze entschädige, ,worauf er ihm Hoffnung gemacht habe, weshalb Ferdinand immer noch glaube, daß Karl dies auch tun würde' 65 . (Diese ,andere Weise' werden wir beim Unternehmen Bourbons noch kennenlernen.) Die ominösen 200.000 Dukaten hatten nun bereits eine dreifache Funktion: als Dekkung der Schulden aus den Heiratsverträgen, als Kompensation der österreichischen Verluste im Vertrag vom 29. Juli 1523 und als Kriegskassa für die vermeintlichen Eroberungen des Feldzuges gegen Frankreich, die angeblich Ferdinand zugute kommen sollten. Im Zusammenhang mit dem Venedig-Vertrag hat Karl nur ein einziges Mal — im März 1523, als er die Assistenz seines Bruders dringend benötigte — den Grund für die Ansprüche Ferdinands präzisiert: Die kaiserlichen Gesandten Adorno und Sanchez hätten zwar in keiner Weise die Interessen Ferdinands verletzt, nur in einem Fall hätten sie ihre Instruktion überschritten: indem sie nämlich die Erfüllung der Wormser Kapitulation (auf Kosten Ferdinands natürlich) zusagten 66 . Dieses singulare Eingeständnis wird in der Folge mit Parolen einer politischen Konstruktion (gemeinsames Interesse in Frankreich und Italien) wie auch im Sinne einer illusionslosen, im logischen Zusammenhang an Zynismus grenzenden Pragmatik (Ferdinand sei ohnedies durch seine Aktivitäten in der Türkenabwehr ausreichend beansprucht) verdrängt 67 . Der Standpunkt Ferdinands in dieser Frage scheint durch eine seltsame Mischung von Wunschdenken und Verbitterung bestimmt. Während er einerseits bereit ist, die 200.000 Dukaten — unter welchem Titel auch immer — zu akzeptieren, also als Posten einer vermeintlichen Schadloshaltung zu kassieren 68 , grollte er andererseits weiterhin den kaiserlichen 64 65 66 67 68

Sanchez an Ferdinand, 1523 August 24: GK 25a fol.312r-313r. Ferdinand an Karl, 1523 August 18: FK 1 86 n.50/13. Karl an Ferdinand, 1523 März 25: FK 1 44ff n.29. So Karl an Margarethe, 1523 August 18: FK 1 75 ad n.46/6. Ferdinand an Karl, 1523 Dezember 18: FK 1 86 n.50/13; 1524 Januar 13: ib.93f n.53/2. Am 24. Mai 1524 bevollmächtigte Ferdinand den Augsburger

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Außenpolitik

Gesandten, besonders Sanchez (der seiner Meinung nach bestochen war), die ohne Rücksicht auf ihn — und auch auf Karl — einen ungünstigen Vertrag geschlossen hätten; nur Karl zuliebe habe er sich gefügt, andernfalls hätte er eher .sein Glück versucht' (assaye la fortune)®*. Wir können somit die Grunddisposition Ferdinands und seiner engsten Berater zu Beginn des Jahres 1524 im Hinblick auf Venedig dahingehend zusammenfassen: — Er fühlte sich als Opfer politischer Zugeständnisse bzw. eines diplomatischen Fehlverhaltens, das er im Sinne der fürstlichen Courtoisie in erster Linie nicht Karl, sondern dessen Gesandten anlastete. — Er (und wohl auch seine Berater, besonders wenn sie im finanziellen Bereich engagiert waren) konnte es sich einfach nicht leisten, die Aussicht auf eine derartige Summe - die ihm zwar auch ohne Venedig zustand, deren Erhalt ohne Vertrag in absehbarer Zeit jedoch mehr als fragwürdig war - seiner politischen Uberzeugung, d.h. seiner fürstlichen Selbstachtung, zu opfern, auch wenn er erkennen mußte, daß dieser finanzielle Aspekt aus zwei Gründen nur beschränkten Wert besaß: Einmal war die diesbezügliche Zusage Venedigs an den komplizierten und schleppenden Vorgang der Restitutionen im Grenzbereich gebunden, zum andern hatte die spanische Regierung ihren Willen bekundet, jeden Dukaten, den Ferdinand von Venedig erhalten sollte, doppelt zu verbuchen — nämlich unter den Rubriken Vertragsentschädigung und Heiratsgut — und außerdem für militärische Unternehmungen ,zum Nutzen' Ferdinands zu verplanen. Dieser nur Teil- oder (eher) Mißerfolg im Schatten des Venedig-Arrangements wurde jedoch durch eine gewichtige Tatsache kompensiert, die auch die extrem feindselige Haltung der spanischen Regierung gegenüber den Räten Ferdinands verständlich macht: Es war zum ersten Mal gelungen, zumindest ansatzweise aus der Umklammerung durch die übermächtige kaiserliche Diplomatie auszubrechen. Daß dieser Vorgang auch in Venedig erkannt wurde, zeigt dessen am 20. August 1523 gefaßter Beschluß, einen eigenen Orator an den österreichischen Hof zu entsenden 70 . Bürger Andreas Grandner, die ersten 25.000 Dukaten in Venedig zu beheben: HKA G B 21 fol.l27v-128r. 69

Ferdinand an Margarethe [1523 Dezember/1524 Anfang]: F K 1 76 n.47/2; 77f n . 4 7 / 5 ; an Karl: 82 n . 5 0 / 2 . Die Beschuldigung Sanchez' gegenüber Hannart, der am 17. März an Karl darüber berichtete: LANZ, Corr.l HOf; vgl. DRA 4, 686, allerdings mit der Schlußphrase: er schreibe dies nur auf Geheiß Ferdinands et pour autre cause non. Siehe auch unten S. 219 Anm.53.

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S D 34, 373. Siehe unten S. 79ff.

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Das Unternehmen Bourbon

Das Unternehmen Bourbon Wenige Tage vor der „endgültigen" Fassung des Vertrages mit Venedig, in der Nacht vom 17. zum 18. Juli 1523, war in Montbrison unter strengster Geheimhaltung ein Ubereinkommen abgeschlossen worden, das unter anderem auch der Politik des österreichischen Hofes einen kurzfristigen Impuls verlieh oder besser: verleihen hätte können. Die Vorgeschichte und die Motive des Frontwechsels — anders gesehen des „Verrates" — des Due de Bourbon Charles III. sind hier nicht von Belang. Wir beschränken uns auf jene Fakten, deren Auswirkungen das Handeln und Planen Ferdinands und seiner Berater beeinflussen mußten 1 . Infolge dieses Geheimabkommens (von einem förmlichen Vertrag k a n n keine Rede sein), in dem Bourbon gegen weitreichende Zugeständnisse in das kaiserliche Lager überwechselte, war Ferdinand wie auch die anderen Vertragspartner, nämlich Karl V. und Heinrich VIII., in eine Allianz eingebunden, die ihm zwar gewisse Vorteile sichern sollte, ein Ausscheren ohne Rücksicht auf Bourbon jedoch nicht gestattete. Der Verbindungsmann zwischen dem Connetable und Karl V., Adrien de Croy Sieur de Beaurain, sandte Nicolas de Loquinghen mit chiffrierten Depeschen, Bourbon den Sieur de Lurcy, Philibert de Saint-Romain, an Ferdinand 2 . Was von diesem erwartet wurde, war die Stellung von Truppen, nämlich 10.000 Landsknechten, für ein militärisches Unternehmen in Südfrankreich. Die angebotene Gegenleistung lag scheinbar, wenn der erhoffte Erfolg eintreten würde, weit über dem Preis. Ferdinand könne Burgund erobern, schrieb Karl seinem Bruder am 8. September 1523, und da dieser dem Vertrag mit Venedig zugestimmt habe, sei die kaiserliche Armee in Italien n u n frei für einen Einsatz in der Provence; allerdings bilde die Verfügbarkeit über jene 200.000 Dukaten, die Karl an Heiratsgut Ferdinand schuldete, eine Voraussetzung für den Feldzug 3 . Tatsächlich waren die Truppen Ferdinands unter dem Kommando der Grafen Wilhelm von 1

2

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Grundlegend immer noch BRADFORD, Corr.48-95; DE LEVA, Storia documentata 2 186ff; MLGNET, Rivalite 1 364-451; LEBEY, Bourbon 147-220; BRANDI, Karl V. 1 172ff. Die neueren Arbeiten von GLONO, Le Desastre 41-75 und JUDEX, Frankreichpolitik bieten keine zusätzlichen Fakten oder Erkenntnisse. Eine sorgfältige Analyse des militärischen Geschehens bei GUNN, The Duke of Suffolk's March on Paris in 1523, in: EHR 101 (1986) 596-634. Text des Übereinkommens bei LE GLAY, Negotiations 2 589f n.155 (nach einer Abschrift als Beilage zu einem Bericht an Karl, 1523 August 9); CSP Sp.2 576 n.584; BRANDI, Karl V. 2 156; dazu der Bericht Beaurains vom 23. Juli aus Genua in HHStA Belgien PA 1 3 / 2 (alt 14) fol.278rv, in englischer Übersetzung bei BRADFORD, Corr.73-76 (mit Dat. Juli 22; vgl. dazu Stückverzeichnis 3 [MOStA 32] 284 n.1832). FK 1 72ff n.46/3-4, 6.

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Außenpolitik

Fürstenberg und Felix von Werdenberg zur rechten Zeit am Platz. Die Rekonstruktion des militärischen Geschehens während der Monate September und Oktober läßt erkennen, daß es taktische wie auch extreme klimatische Gegebenheiten waren, die das Unternehmen zum Scheitern brachten 4 . Obwohl spätestens Anfang November bereits feststand, daß die hoffnungsvoll begonnene Offensive mit einem Debakel enden würde, rang sich Ferdinand in der offiziell-familiären Korrespondenz erst Mitte Dezember zu dem Eingeständnis durch, die militärische Intervention in Frankreich nehme, wie er von Bourbon erfahren mußte, einen sehr schlechten Verlauf 5 . Welche Rolle Ferdinand in diesem ersten Unternehmen Bourbons zugedacht war, läßt sich nur unklar erkennen. Anfangs ist von ihm, abgesehen von der Einbeziehung in das Geheimabkommen, überhaupt nicht die Rede. Erst in dem erwähnten Schreiben Karls vom 8. September wird seine Position umrissen: als die eines Leiters des Unternehmens, dem Bourbon und dessen Freunde zur Seite stehen würden; ähnlich im Dezember: Bourbon sei imstande, Ferdinand zu helfen, die Herrschaft über das Herzogtum Burgund zu erringen (α pousser oultre l'emprise de la duche de Bourgogne)6, und noch im Januar 1524, allerdings etwas abgeschwächt: eine von Ferdinand, Bourbon und der kaiserlichen Armee gemeinsam betriebene Eroberung Burgunds sei für ersteren honnorable und proffitableKönnen wir darin Anhaltspunkte für eine projektierte Erweiterung des ferdinandeischen Machtbereichs nach dem Westen, eventuell den Ansatz für eine Landbrücke zwischen den beiden Herrschaftsblöcken der Casa de Austria sehen? Bei nüchterner Einschätzung wird man kaum einen Hinweis darauf finden können, daß Karl die eroberten Gebiete seinem Bruder als zusätzlichen Herrschaftsbereich habe übertragen wollen. Es hat vielmehr den Anschein, daß eine wie immer geartete, über militärische Subsidien hinausreichende Ingerenz Ferdinands auf den Feldzug und dessen erwartete Folgen nur in der Korrespondenz der Brüder existierte 8 ; in den übrigen schriftlichen Kontakten erscheint Ferdinand eher als Steigbügelhalter Bourbons, über dessen Angelegenheiten er gelegentlich „auch" informiert 4 5 6 7 Q

GUNN, March on Paris 623ff. Ferdinand an Karl, 1523 Dezember 18: FK 1 88 n.50/21. Karl an Ferdinand, 1523 Dezember: FK 1 79 n.48/2. Karl an Ferdinand, 1524 Januar 16: FK 1 99 n.56/5. In der ausführlichen Planung Karls mit Bourbon für eine Fortsetzung des Feldzuges (1523 Oktober 3) ist von Ferdinand überhaupt nicht die Rede: BRADFORD, Corr.80ff.

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Ostpolitik

wurde 9 . Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es am spanischen Hof nur zwei ernsthaft diskutierte Vorstellungen: die von Gattinara beabsichtigte Errichtung eines südfranzösischen Satellitenstaates unter Bourbon und der vom Kaiser vertretene Standpunkt dynastischer Solidarität, der die Absonderung eines Territoriums aus dem französischen Königreich weder unter Bourbon noch unter seinem eigenen Bruder zuließ10. Karl vermied gegenüber Ferdinand auch jede konkrete Aussage darüber, was mit den besetzten Territorien geschehen solle. Auffällig ist die gegenseitige Schuldzuweisung der Brüder hinsichtlich der Tatsache, daß Ferdinand nicht persönlich, sozusagen in der Glorie des Eroberers, an dem Einfall in Frankreich teilgenommen hatte 11 ; und auch dies kann als Anzeichen dafür gewertet werden, daß beide, wenn überhaupt, nur vorübergehend und ansatzweise an ein bleibendes, machtmäßig wie immer geartetes Engagement Ferdinands im südfranzösischen Raum dachten. Für Karl lag der Zweck das Unternehmens letztlich nur in der Schwächung Frankreichs durch einen zweiten, für das französische Königtum äußerst bedrohlichen Kriegsschauplatz (nebenbei auch in der Möglichkeit eines Zugriffs auf jene 200.000 Dukaten, die er erst vor kurzem seinem Bruder angeboten hatte). In diesem Sinn ist auch der bald nach dem Scheitern des Feldzuges unternommene neuerliche Anlauf zu werten 12 . Und auch für Ferdinand verwiesen die immer schwieriger werdende Position im Osten und Südosten wie auch seine Aspirationen in der Lombardei die Fortsetzung des Bourbon-Unternehmens auf die Stufe einer zweitrangigen Aktion.

Ostpolitik Die Probleme Der Wiener Neustädter „Kongreß" vom Herbst 1523 gilt im allgemeinen als politisch unbedeutende Anhäufung von Festen, Jagden und Tur9

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In diesem Sinn Margarethe an Ferdinand, 1523 Oktober 18: F K 3 700 n.46 f/8 (Nachtrag). Vgl. dazu KOHLER in der NDB 11 192 und LUTZ, Karl V. Biographische Probleme 161. Karl an Ferdinand, 1523 Dezember (wie Anm.6) betr. die Meuterei der Landsknechte Bourbons: L'infortune a este que esties comme lors si loing comme ä Neustat . . .; wäre Ferdinand in der Nähe gewesen, hätte alles einen anderen Verlauf genommen. Dagegen Ferdinand an Karl, 1523 Dezember 18 (wie Anm. 5): klagt darüber, daß ihm Karl nicht aucune charge verliehen habe, keine anderen Aufgaben hätten ihn (Ferdinand) abhalten können, seine Pflicht zu tun. Noch deutlicher an Margarethe: Er hätte gern persönlich am Feldzug gegen Frankreich teilgenommen, durfte aber nur 10.000 Mann Hilfstruppen unter dem Grafen Felix (von Werdenberg) stellen: F K 1 76 n.47/3. Vgl. unten S. 219. Fakten bei MLGNET, Rivalite 514ff; LEBEY, Bourbon 220ff.

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Ostpolitik

wurde 9 . Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es am spanischen Hof nur zwei ernsthaft diskutierte Vorstellungen: die von Gattinara beabsichtigte Errichtung eines südfranzösischen Satellitenstaates unter Bourbon und der vom Kaiser vertretene Standpunkt dynastischer Solidarität, der die Absonderung eines Territoriums aus dem französischen Königreich weder unter Bourbon noch unter seinem eigenen Bruder zuließ10. Karl vermied gegenüber Ferdinand auch jede konkrete Aussage darüber, was mit den besetzten Territorien geschehen solle. Auffällig ist die gegenseitige Schuldzuweisung der Brüder hinsichtlich der Tatsache, daß Ferdinand nicht persönlich, sozusagen in der Glorie des Eroberers, an dem Einfall in Frankreich teilgenommen hatte 11 ; und auch dies kann als Anzeichen dafür gewertet werden, daß beide, wenn überhaupt, nur vorübergehend und ansatzweise an ein bleibendes, machtmäßig wie immer geartetes Engagement Ferdinands im südfranzösischen Raum dachten. Für Karl lag der Zweck das Unternehmens letztlich nur in der Schwächung Frankreichs durch einen zweiten, für das französische Königtum äußerst bedrohlichen Kriegsschauplatz (nebenbei auch in der Möglichkeit eines Zugriffs auf jene 200.000 Dukaten, die er erst vor kurzem seinem Bruder angeboten hatte). In diesem Sinn ist auch der bald nach dem Scheitern des Feldzuges unternommene neuerliche Anlauf zu werten 12 . Und auch für Ferdinand verwiesen die immer schwieriger werdende Position im Osten und Südosten wie auch seine Aspirationen in der Lombardei die Fortsetzung des Bourbon-Unternehmens auf die Stufe einer zweitrangigen Aktion.

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In diesem Sinn Margarethe an Ferdinand, 1523 Oktober 18: F K 3 700 n.46 f/8 (Nachtrag). Vgl. dazu KOHLER in der NDB 11 192 und LUTZ, Karl V. Biographische Probleme 161. Karl an Ferdinand, 1523 Dezember (wie Anm.6) betr. die Meuterei der Landsknechte Bourbons: L'infortune a este que esties comme lors si loing comme ä Neustat . . .; wäre Ferdinand in der Nähe gewesen, hätte alles einen anderen Verlauf genommen. Dagegen Ferdinand an Karl, 1523 Dezember 18 (wie Anm. 5): klagt darüber, daß ihm Karl nicht aucune charge verliehen habe, keine anderen Aufgaben hätten ihn (Ferdinand) abhalten können, seine Pflicht zu tun. Noch deutlicher an Margarethe: Er hätte gern persönlich am Feldzug gegen Frankreich teilgenommen, durfte aber nur 10.000 Mann Hilfstruppen unter dem Grafen Felix (von Werdenberg) stellen: F K 1 76 n.47/3. Vgl. unten S. 219. Fakten bei MLGNET, Rivalite 514ff; LEBEY, Bourbon 220ff.

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Außenpolitik

nieren1. Diese Wertung ist unter zwei Voraussetzungen berechtigt: Erstens, wenn man ausschließlich die in unmittelbarer Folge greifbaren Ergebnisse, nicht aber Teilerfolge sowie die aus den Tagesabläufen erkennbare Akribie der Beteiligten berücksichtigt; zweitens, wenn die Verhandlungsgegenstände isoliert betrachtet, nicht aber als Ansatz zu einer Gesamtbereinigung der ostmitteleuropäischen Unstimmigkeiten gewertet werden. Und gerade darauf zielte das für eine äußerst heterogene Materie konzipierte Treffen ab. Eine Ubersicht über die vorausgegangenen Geschehnisse, die seit dem Regierungsantritt Ferdinands in zunehmendem Ausmaß eine Klärung des Verhältnisses zum ungarisch-böhmischen Doppelkönigtum erforderten, ergibt etwa folgenden Ablauf: Am Beginn stehen der Kampf um die böhmische Kurstimme für die römische Königswahl Karls sowie die Durchführung der habsburgisch-jagiellonischen Heiratsverträge im Hinblick auf deren finanzielle Folgen. Das Wahlproblem ist zwar zur Zeit des Wiener Neustädter Treffens längst entschieden, der Sog, der inzwischen durch die Involvierung in die imperiale Politik Karls V. entstanden war, stellte jedoch in Form der „französischen Umtriebe" — wie diese im Wirken Rincons zu erkennen waren - eine anhaltende Belastung der nachbarlichen Beziehungen dar. Die noch offenen Fragen der Ehepakte wurden — nach einem bedenklichen Eskalieren der Mißstimmung auf ungarischer Seite im März 15192 — durch den Kölner Vertrag vom 7. November 1520 gelöst3, doch wächst infolge der habsburgischen Präsenz am ungarischen Königshof eine stark emotionell gefärbte Konfliktsituation heran, deren Ausmaß erst mit und nach dem Wiener Neustädter Treffen deutlich wird. Vorläufig richtet sich die Ablehnung der „deutschen" Einflußnahme in erster Linie gegen Markgraf Georg von Brandenburg und den Cremonesen Burgo — neben dem Nuntius Giovanni Antonio Pulleone, Baron Burgio, mächtigster Ratgeber der Königin —, obwohl gerade er für eine möglichst behutsame Diplomatie gegenüber dem Chaos der ungarischen Hofpolitik eintritt"*. Die Beziehungen Ferdinands zu Ungarn können allein schon unter dem Aspekt der staats- und erbrechtlichen Konstellation nicht isoliert betrachtet werden. Zunächst bezieht sich dies auf die Personalunion Un1

Von BUCHOLTZ, Geschichte und BAUER, Anfänge überhaupt nicht, von LHOTSKY, Zeitalter 172 nur am Rande erwähnt; zusammenfassend ANKWICZ-KLEEHOVEN, Cuspinian 215ff und HEISS, Politik und Ratgeber 126.

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BAUER, Anfänge 86.

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Ib.ll5ff; THOMAS, Karl V. als Landesherr 43. HEISS, Politik und Ratgeber 120f; über Burgio DBI15 (1972) 413-417.

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Ostpolitik garns mit Böhmen, dessen Stände in wachsender Opposition zu Ludwig standen und damit in einem Bereich, der für die Einflußnahme der Königin Maria nicht zugänglich war, einen Unsicherheitsfaktor darstellten 5 . Durch die seit dem Tod Maximilians auf die Person Sigismunds von Polen beschränkte Vormundschaft über König Ludwig weiteten sich schließlich die österreichisch-ungarischen Beziehungen in mittelbarer Folge in den nordosteuropäischen Raum aus: Ferdinand war damit nicht nur in das Geschehen um den in Auflösung begriffenen Deutschordensstaat involviert, er übernahm auch — wie noch näher auszuführen sein wird — das Erbe Friedrichs III. und Maximilians in dem habsburgisch-moskowitischpolnischen Spannungsdreieck. Das damit angedeutete Kräftespiel stand im Herbst 1523 zwar noch in voller Entfaltung, die Teilnehmer an den Wiener Neustädter Gesprächen aber waren sich zweifellos bewußt, daß die eigentliche Bedrohung der ostund südosteuropäischen Staatsgebilde (sofern diese überhaupt noch existierten) von der türkischen Expansion ausging. Wenn im allgemeinen die Beziehungen der österreichischen Erblande zum osmanischen Imperium weit mehr durch militärische als durch diplomatische Faktoren bestimmt erscheinen, so gilt dies besonders für die frühen Jahre Ferdinands, als direkte Kontakte zwischen dem Sultan und dem österreichischen Landesfürsten nicht bestanden. Bei Regierungsantritt fand Ferdinand im Bereich der Türkenproblematik eine Situation vor, die durch die deprimierenden Vorfälle in den Grenzzonen und durch geradezu apokalyptische Erwartungen bestimmt war. Daß er sich jemals mit der Frage einer dieserart von Gott gewollten Bestrafung der Christenheit 6 ) auseinandersetzte, ist unwahrscheinlich, zumindest quellenmäßig nicht zu belegen. Auch der auf mittelalterliche Tradition zurückgehende „Türkenkreuzzug" - ein meist als Zangengriff zu Wasser und zu Land gedachter Vernichtungsfeldzug mit dem Ziel Konstantinopel (und/oder Jerusalem), wobei die strategische Planung stets daran krankte, daß sie den politischen, finanziellen und logistischen Gegebenheiten nicht entsprach - war ein aus dem maximilianeischen Erbe überkommenes, wenngleich auch im Westen gepflegtes Prestigeprojekt, das mit unterschiedlicher Realitätsbezogenheit in die Ideologie des Kaiserhofes aufgenommen wurde 7 , in den österreichischen 5

α

Am eindringlichsten wird die Widersetzlichkeit der böhmischen Stände in einer Instruktion Ludwigs für seinen Gesandten am polnischen Königshof, Jacob Piso, geschildert und in Verbindung mit Bestechungen von Seiten Franz' I. gebracht: AT 6 246f. Vgl. HEISS, Politik und Ratgeber 123. Zusammenfassend SUCHY, Das türkische Problem 47f; GÖLLNER, Turcica 3 174186; SCHWOEBEL, The Shadow of the Crescent 216ff; MARGOLIN, Erasme et la

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guerre contre les Turcs 8ff, 13f. Vgl. KÖNIG, Monarchie mundi 132,161,182-187; BOSBACH, Papsttum und Universalmonarchie 68f. Zu den Schriften Jan Lascaris' BLNNER, Griechische Emi-

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Außenpolitik

Erblanden (und auch bei Hof) in dem behandelten Zeitabschnitt jedoch kaum Beachtung finden konnte; die optimistischeren Prognosen tendierten hier in größerem geographischem Rahmen eher in die Richtung eines einigermaßen realisierbaren Defensivprogrammes®. Auch im Bereich der Türkenpolitik hatte Ferdinand von den strategischen Ansätzen Maximilians 9 , dem offensiv-utopischen und dem defensiv-realistischen, die nüchterne, von der Räson bestimmte Alternative übernommen bzw. übernehmen müssen. U n d selbst dabei stand das finanzielle Problem dieses die Kräfte der Erblande überfordernden Abwehrkampfes, verbunden mit Maßnahmen im landständischen Bereich, derart im Vordergrund, daß gleichzeitige bescheidene diplomatische Ansätze der österreichischen Regierung am Rande und im Dienste der Türkenabwehr eine nur untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Verhängnisvoll für die diplomatisch-propagandistischen Möglichkeiten Ferdinands war eine auffällige Polarisierung im Hinblick auf die Türkengefahr: Während in den betroffenen Erblanden eine für den neuen Landesfürsten in ihrem Radikalismus wohl völlig ungewohnte Vorstellung vom Türken als Geißel Gottes, vergleichbar mit Pest und Heuschrecken, vorherrschte, wurde im Reich die Theorie vertreten, dank des „Pufferstaates" U n g a r n stelle die osmanische Expansion keine echte Gefahr für

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gration 39ff und besonders PONTANI, Paralepomini, passim. Für die Skepsis Karls gegenüber humanistischer Ubertreibung charakteristisch ist seine Reaktion (At ille subrisit) auf die Ansprache Paolo Giovios, der ihn ad coronam Constantinopolis berufen wollte; MORRISON, History ,malgre lui' 684; HEADLEY, L'imperatore 538f. Bezeichnend dafür ist ein anonymes, undatiertes (vielleicht erst 1532 verfaßtes) Memoriale (Ragionamenti delli modi che se poterano teuere per difendere la Italia quando venesse il Turco), das sich an Ferdinand wendet und das Auffangen eines erwarteten türkischen Angriffs im östlichen Oberitalien empfiehlt. In der - auch in anderen Punkten äußerst naiven - strategischen Prophezeiung, die Türken würden in Cremona die Schlüsselposition ihrer Expedition erkennen, verrät sich der Autor, nämlich der Cremonese Andreas da Burgo: HHStA StAbt. Rom Korr.6 fol.243—248. Die Vorstellung eines offensiven Vernichtungskrieges gegen das osmanische Imperium war schon im Januar 1521 (!) von Bannissiis an Ferdinand (allerdings ohne erkennbare Reaktion) herangetragen worden: Nach dem Tod des Sultans (Selim II.) sei dessen Nachfolger gezwungen, wegen Bedrohung in anderen Bereichen alle Kräfte aus Europa abzuziehen, die Rückeroberung des christlichen Abendlandes im Osten sei daher ein leichtes, und: Expeditio autem Asie longe facilior est, quam spero aliquando Serenitatem Vestram cum Maiestate fraterna cum victrici exercitu peragraturam . . . (HHStA Turcica 1 Konv.l [1521-1526] fol.2r-3r). Auf den beschränkten Aktionsradius der Massenheere hat besonders PERJES, Ungarn und die Türken 48ff hingewiesen. Vgl. WIESFLECKER, Maximilian I. 1 398-402; 4 228ff; GRÖBLACHER, König Maximilians I. erste Gesandtschaft 73-80; MUR, Ostpolitik 3ff, 191-199, 326-332; zum großen europäischen Kreuzzugsplan 1517/1518 besonders: Österreich und die Osmanen (Katalog) 8 n.13; M U R I.e. 328ff und GÖLLNER, Turcica 3 72ff.

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die deutschen Lande dar 10 . Diese Bagatellisierung von Fakten, die in abgewandelter Form auch in die neuere Literatur Eingang gefunden hat, bildete zusammen mit dem schon jetzt — und in den folgenden Jahren noch viel stärker — auftretenden Mangel an Kooperationsbereitschaft innerhalb der Casa de Austria für die österreichische Regierung eine nahezu unüberwindliche Hürde bei ihren Bemühungen um realisierbare Vorkehrungen. Daß Ferdinand schon vor den Wiener Neustädter Gesprächen dem Türkenproblem die Priorität in seinen politischen Maßnahmen einräumen wollte, kann nach seinen direkten Äußerungen 11 wie auch nach seinem persönlichen Engagement am Reichstag und an der Wiener Tagung vom Mai bis Juli 1522 1 2 nicht bezweifelt werden. Die dazu konträre und jedes diplomatische Vorfühlen schon im Ansatz blockierende Haltung Karls zeigen deutlich die Salinas-Berichte aus England vom Juni und Juli 1522: Karl wertete die (ohnedies aussichtslosen) Bemühungen des Gesandten, finanzielle Hilfe für die Türkenabwehr zu erhalten, geradezu als Störung seines politischen Programms. Er möge das englische Königspaar in Ruhe lassen, ließ er Salinas - zunächst über Hannart, dann in eigener Person — wissen, da Heinrich VIII. derzeit mit den Vorbereitungen zu einem Krieg gegen Frankreich so beschäftigt sei, daß eine Berücksichtigung der Wünsche Ferdinands gar nicht in Frage komme, was Salinas zu dem resignierenden Ratschlag veranlaßte, Ferdinand möge von Gott, aber von sonst niemandem Hilfe erwarten 1 ^. Abgesehen von der militärischen Bedrohung der Erblande stellte die Türkengefahr jedoch auch einen Faktor dar, der im zwischenstaatlichen abendländischen Bereich zu einer unkalkulierbaren Größe anwuchs. Im Verhältnis zu Ungarn zeigte sich dies deutlich in der schon bisher ungeklärten, durch die Türkeneinfälle aktualisierten Frage der staatsrechtlichen Stellung Kroatiens. Auslösend dafür waren einmal Differenzen hinsichtlich eines kroatischen Mitbestimmungsrechtes bei einem eventuellen türkisch-ungarischen Waffenstillstand 14 , zum anderen die über den rein militärischen Bereich hinausgehenden Ansätze eines permanenten Ab-

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13 14

FISCHER-GALATI, Ottoman Imperialism 18ff; vgl. die Rezension von Ernst LAUBACH in MÖStA 33 (1980) 462ff zu Winfried SCHULZE, Reich und Türkengefahr

im späten 16. Jahrhundert (München 1978). Der publizistische Niederschlag von „Türkenfurcht" und (vereinzelt) „Türkenhoffnungen" bei GÖLLNER, Turcica 3 23ff; noch apologetischer KOCADORU, Die Türken, passim. Daten der Reichshilfe bei STEGLICH, Reichstürkenhilfe lOff. Besonders gegenüber Karl, 1522 November 5: FK 1 31f n.23/4-5. BAUER, Anfänge 184ff; BURKERT, Landesfürst und Stände 136ff. RV 37f, 39f; CSP Sp.2 433 n.425; 448 n.441. GULDESCU, History of Medieval Croatia 316; WLESFLECKER, Maximilian I. 5 194f.

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Außenpolitik

wehrsystems. D i e in die Zeit Matthias Corvinus' u n d M a x i m i l i a n s I. zurückreichenden Vorstufen einer vorgeschobenen B a r r i e r e — die durch die zadruga

bestimmte F o r m der Militärgrenze ist j a erst seit den dreißiger

J a h r e n nachweisbar - bestanden in der Ansiedlung von Flüchtlingen, der Installierung „streifender Rotten" im Grenzgebiet u n d schließlich in grenzüberschreitenden V e r e i n b a r u n g e n des österreichischen L a n d e s f ü r sten mit den Kroaten 1 5 . W ä h r e n d der ersten Regierungsjahre Ferdinands hören w i r gelegentlich von einem Kundschafterdienst 1 6 bzw. von einer österreichisch-kroatischen Militärzone, die jedoch die Souveränität des ungarischen Königtums nicht gefährden sollte; eine in der älteren Literatur verzeichnete diesbezügliche U b e r e i n k u n f t vom 22. D e z e m b e r 1522 hat sich allerdings als Produkt historiographischen Mißverständnisses erwiesen 1 7 . W e n n es bereits vor dem W i e n e r N e u s t ä d t e r T r e f f e n zu einer Stö-

15

ιß 17

Vgl. ROTHENBERG, Militär grenze 18, 33f; WIESFLECKER I.e. mit Hinweisen auf die Bände 1—3; serbokroatische Literatur bei MOACANIN, Probleme des Grundbesitzes 297f und Türkenkriege 153ff. Die innerösterreichische Abwehrorganisation bei HOLLEGGER, Maximilian I. 308f; zu ihrer (zum Teil widersprüchlichen) Beurteilung POSCH, Innerösterreich und die Türken 63f; SLTTIG, Landstände und Landesfürstentum 98ff; ROTH, Zur türkischen Bedrohung 356f. BAUER, Anfänge 177; SlTTIG, Landstände und Landesfürstentum 93f Anm.164. Die Kenntnis dieses Vertrages stützt sich auf VANICEK, Specialgeschichte der Militärgrenze 5f, der sich auf ein Dokument des Wiener Kriegsarchivs („Ex arch.bell.Nro 459") beruft: Hadrian VI. habe König Ludwig und dessen Räte „dahin gebracht, daß mit dessen Schwager, Erzherzog Ferdinand, am 22. Dezember 1522 wegen Besetzung der festen Plätze an der westlichen Angriffslinie eine Vereinbarung getroffen und diesem selbst die Beschützung der Hochplatten Lika und Krebava übertragen wurde". Nachdem diese Aussage in die Literatur Eingang gefunden hatte, versuchte ROTHENBERG, The Origins 493f, 498 - wo er von einem „mythical treaty" spricht - und Militärgrenze 27 der Sache auf den Grund zu gehen und erhielt 1958 vom Kriegsarchiv die Auskunft, daß sich dort ein derartiger Vertrag nicht nachweisen lasse. Intensiven Nachforschungen des Direktors des Wiener Kriegsarchivs, Dr. Rainer Egger, verdanke ich die Kenntnis eines Manuskriptes aus dem Jahr 1829: „Verzeichnis der aus den lateinischen Quellen für die ungarische Kriegsgeschichte größtenteils aus Berichten von Augenzeugen oder doch Gleichzeitigen — geschöpften Relazionen, theils ganzer Feldzüge, theils einzelner Schlachten, Belagerungen u. dgl. für die Jahre 1516-1540, dann 1564-1572 zusammen für zwei und dreissig Jahre. Zum Ersatz der in den Feldakten des k.k. Kriegsarchivs abgängigen diesfälligen Relationen" (Kriegsarchiv Ms-Kg 3, Kart.2). Hier wird auf einen „Reichstagsabschied" vom 22. Dezember 1522 (!) hingewiesen, in dem Ferdinand den ungarischen Gesandten 4.000 Mann Fußvolk, 20 Büchsenmeister und 100 Zentner Pulver für sechs Monate zugesagt habe. In Wirklichkeit handelt es sich nicht um den Reichstagsabschied, sondern um die in den D R A 3 346-352 n.61 gedruckte Antwort Ferdinands (in seiner Eigenschaft als Statthalter Karls) und der am Reichstag vertretenen Reichsstände an die Oratoren des Königs von Ungarn unter obigem Datum, worin die genannte Hilfe in tuitionem, presidium et defensionem Hungarie et Croatie unter genau präzisierten Bedingungen bewilligt wird. Das zitierte Manuskript des Kriegsarchivs beruft sich auf den Historiker Ignaz Aurelius FESSLER, hier benützt in

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rung des so dringend notwendigen Akkordes kam, dann ging dies vor allem auf die Beziehungen Ferdinands zur Familie Frankopan zurück, die seit den dreißiger Jahren des 15. Jahrhunderts enge Verbindungen zu den Habsburgern unterhielt. Bernhardin Frankopan und besonders sein Sohn Christoph, grand, escuier d'escuierie Ferdinands 18 , standen an der Spitze jener kroatischen Familien, die eine enge Anlehnung an die Krainer Stände und an das österreichische Landesfürstentum suchten. Christoph war schon als Kommandant der Truppen gegen Venedig in Kriegsdiensten Maximilians gestanden und in venezianische Gefangenschaft geraten, er agierte ab 1523 bis zu seinem Frontwechsel 1526 mit Unterbrechungen als führender Parteigänger Habsburgs in Kroatien. Einer Äußerung vom März 1523 zufolge wollte er in Verbindung mit Salamanca, der ihm Subventionen zugesagt hatte, und der Bevölkerung des Karst (Carsi rustici) ein Kundschaftersystem aufbauen, wofür er außer finanziellen Zuwendungen auch ein Mandat Ferdinands benötigte 19 . Obwohl dieses Vorhaben — zumindest sinngemäß - auch den angeblichen Vereinbarungen vom Dezember 1522 nicht widersprochen hätte, scheint das Engagement der Familie Frankopan in Ungarn Empörung provoziert zu haben. Am österreichischen Hof schieden sich die Geister: Während sich Ferdinands Großkanzler Bonomo im Sinne Salamancas für die Unterstützung der Frankopan aussprach 20 , drängte Burgo auf eine deutliche, auch für die ungarischen Magnaten erkennbare Distanzierung Ferdinands von seinen kroatischen Anhängern, deren Scharen sich zum Teil schon mit der zweiten Auflage von Ernst KLEIN, Geschichte von Ungarn 3 (Leipzig 1874) 336f, wo der Reichstagsbeschluß (ohne Datum) und das Ausbleiben einer Exekution erwähnt wird; es folgt der Satz: „Nur Erzherzog Ferdinand nahm es über sich, die in der Nachbarschaft Krains und Istriens gelegenen Plätze Zengh, Knin, Szkardin, Krupa, Lika und Ostrowitza mit österreichischen Kriegsvölkern zu besetzen . . Grundlage für diese Angabe ist Nicolaus ISTHVANFI, Historiarum de rebus Ungaricis libri XXXIV (Coloniae Agrippinae 1622) lOOf, wo sich obiger Satz in fast wörtlicher Entsprechung in lateinischer Sprache findet. Damit dürfte die historiographische Vorgeschichte der „Vereinbarung" bei Vanicek geklärt sein: Die Stellung von Besatzungstruppen durch den österreichischen Landesfürsten wurde in Verbindung gebracht mit der Antwort des Reichstages auf die Werbung der ungarischen Diplomaten und unter dem genannten Datum als Einheit gesehen; der „Vertrag" vom 22. Dezember 1522 wurde somit erst im 19.Jahrhundert geschlossen. 18

19 20

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RB II fol.67v und 71v. Uber die Beziehungen der Frankopan, besonders Christophs, zu Ferdinand: BLDERMANN, Gesammt-Staats-Idee 199-203; SLSLC, Wahl passim; LLLEK, Kritische Darstellung 14f; WERTNER, Ausländische Geschlechter 31f; RENSING, Herberstein 84ff; GULDESCU, The Croatian-Slavonian Kingdom 14ff; M. STOY in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas 1 (Südosteuropäische Arbeiten 75, München 1974) 523; SLMÄNYL, Ferdinand von Habsburg l l l f , 120f. Christoph Frankopan an Salamanca, 1523 März 1: GK 25b fol.lllr-113v. Bonomo an Ferdinand, 1523 März 16: GK 25a fol,18r-19r.

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österreichischen Truppen — und keineswegs unter Anzeichen der Loyalität gegenüber König Ludwig - zusammengetan hatten. Am Vorabend der Gespräche von Wiener Neustadt hatte sich Burgos Standpunkt zwar durchgesetzt, diese (nach seinen Worten) mala materia belastete jedoch weiterhin ein abgestimmtes Vorgehen21. Schließlich stellt sich die Frage, ob es angesichts der labilen militärischen Position nicht Ansätze dafür gab, ein wie immer geartetes Stillhalteabkommen mit dem Sultan zumindest zu suchen. Daß - trotz mudära und völlig andersartiger völkerrechtlicher Voraussetzungen im islamischen Lager22 — ein Arrangement mit dem osmanischen Imperium prinzipiell möglich war, zeigte in erster Linie die Einbeziehung Venedigs in die pax turcica, obgleich dafür nicht die weitgerühmte politische Weisheit, die constantia, der Inselrepublik, sondern deren Mittelmeerhandel ausschlaggebend war2^. Zudem hätte Ferdinand bei eventuellen diplomatischen Kontakten keineswegs eine exzeptionelle Position unter den mittelund osteuropäischen Fürsten bezogen. Polen hatte schon 1489 einen Vertrag mit den Türken geschlossen2^, seit 1503 existierte ein Waffenstillstand Ungarns mit der Pforte, den zehn Jahre später der Historiograph Felix Petantius als ungarischer Bevollmächtigter verlängern sollte 25 . Wenige Monate vor dem Wiener Neustädter Treffen war das negocium treugarum bzw. induciarum Gegenstand diplomatischer Absprachen zwischen Sigismund von Polen und Ludwig von Ungarn26. Bei den im April und Mai 1523 von Burgo beobachteten Verhandlungen ging es in erster Linie um die Frage, ob Polen und Ungarn ein Sonderabkommen mit den Osmanen schließen oder nur gemeinsam mit Rom und der Casa de Austria über Krieg und Frieden entscheiden würden. Wichtig war dabei, einen Alleingang der Jagiellonen zu verhindern; gegen die Einbeziehung der Erblande in ein den Waffengang zumindest aufschiebendes Arrangement scheint hingegen am Hof Ferdinands kein grundsätzliches Bedenken bestanden zu haben. In der Sicht Burgos waren Verhandlungen Polens mit der Türkei ohnedies nicht zu verhindern. Ludwigs Rolle sollte darin bestehen, den Abschluß eines Übereinkommens von der Entscheidung des

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Burgo an Ferdinand, 1523 April 24, Mai 5 und 14: GK 25a fol.69rv, 74rv, 81r. j·

Vgl. KLSZLLNG, Rechtsproblematiken passim und die bibliographische Übersicht über völkerrechtliche Aspekte bei JANSSEN, Anfänge 45-50. BRAUNSTEIN, Venedig und die Türken 60-64; vgl. oben S. 19f. ABRAHAMOWICZ, Neuere und neueste polnische Literatur 55. Österreich und die Osmanen (Katalog) 12 n.20. Instruktion Ludwigs für seinen Gesandten zu Sigismund (s.d.): AT 6 248. Das Interesse Ferdinands daran zeigte bereits die Weisung an Cles und Burgo als Gesandte in Ungarn, 1521 Juni 22: CC 2.

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Papstes, Karls und Ferdinands abhängig zu machen 27 . Schließlich waren (trotz Kreuzzugsplänen) Kontakte mit den Osmanen auch in der habsburgischen Tradition nicht neu: 1498 hatte eine Gesandtschaft Maximilians, der auch Francesco Bonomo, der Bruder Pietros, angehörte, erstmals einen Waffenstillstand mit dem Sultan nach Hause gebracht, der 1504 verlängert wurde 28 . Ferdinand war zwar Jahre vor seinem Regierungsantritt in Osterreich in ein nahezu gesamteuropäisches Bündnis gegen die Osmanen einbezogen worden29, die österreichischen Stände hatten hingegen nach dem Tod Maximilians nicht das Geringste gegen die Aufnahme in einen türkisch-ungarischen Friedensvertrag einzuwenden30. Für offizielle diplomatische Kontakte mit Konstantinopel, etwa durch Entsendung einer Gesandtschaft, ohne vorherige Sanktionierung durch Papst und Kaiser fehlte der österreichischen Regierung in den frühen zwanziger Jahren noch die Basis an politischer und machtmäßiger Eigenständigkeit. Die Einbeziehung in ein von anderen Machtfaktoren ausgehendes Friedenssystem war ein vorstellbarer Weg, den aussichtslosen Krieg zu vermeiden oder zumindest aufzuschieben. Ein anderer bestand im Anknüpfen inoffizieller Verbindungen, etwa über Gefangene (die schon bisher eine wertvolle Informationsquelle dargestellt hatten 31 ). Und gerade dafür schien sich wenige Monate vor Wiener Neustadt eine Chance zu bieten. Abenteuerliche Vorkommnisse an der dalmatinischen Küste, die im einzelnen hier nicht geschildert werden können, hatten zur Folge, daß eine türkische, nach Venedig reisende Gesandtschaft (des Sandschag-begs von Bosnien mit Begleitung) von österreichischen Behörden abgefangen werden konnte, wobei nicht nur vertrauliche Dokumente in deren Hände fielen, sondern auch mündliche Aussagen der Gefangenen aufschlußreiche Hinweise auf die türkischen Vorhaben der nächsten Zeit lieferten. Das Verhör fand in Wiener Neustadt vor dem landesfürstlichen Hofrat statt. Wichtiger noch als die dabei gewonnenen Kenntnisse hätten jene Pläne werden können, die Bonomo (als — noch — erster des „alten" Regiments) 27

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Berichte Burgos, 1523 April 5 und 11, Mai 12 und 14: GK 25a fol.58rv, 62r, 80r, 81rv. BABINGER, Zwei diplomatische Zwischenspiele 266ff; GRÖBLACHER, König Maximilians I. erste Gesandtschaft 73ff; WLESFLECKER, Maximilian I. 4 222; Österreich und die Osmanen (Katalog) 9f n.15. Vertrag 1518 Oktober 2, London: CSP Sp.2 292 n.264. .. So die Äußerungen der Ständevertreter in Bruck vom Mai 1519: KRONES, Vorarbeiten 6 91ff; LAHODA, Ständekampf 120. Vgl. Schreiben Christoph Frankopans an Salamanca, 1523 März 1, wonach ein gefangener, nicht zu Aussagen geneigter Türke überschickt wird; man werde ihn per idoneos zum Reden zu bringen wissen: wie Anm.19.

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vor Ferdinand ausbreitete: Über den Führer der türkischen Gesandtschaft, dessen ingenium et prudentia beim Verhör zu erkennen waren, könne man mit türkischen Behörden in Verbindung treten, zumindest secretam aliquam intelligentiam herstellen. Die Sache biete aber in letzter Konsequenz auch Gelegenheit, zu einem Waffenstillstand mit dem Sultan zu gelangen — ein aussichtsreiches und nicht ehrenrühriges Vorhaben, da selbst Maximilian I. sich derartiger Abkommen nicht geschämt habe. Notwendig sei eine streng vertrauliche Behandlung der Materie, die in Wiener Neustadt viel besser aufgehoben sei als am Wiener Hof 3 2 . Als Bonomo diese Zeilen schrieb, war er sich der Fragwürdigkeit seiner und des niederösterreichischen Regimentes Position bereits bewußt 33 . Vielleicht waren die Umschichtungen in den obersten Regierungsgremien mitentscheidend dafür, daß seine Ratschläge auf kein Interesse stießen. Die Gefangenen niederen Ranges wurden zunächst in das Laibacher Schloßgefängnis geworfen 34 und schließlich von Ferdinand dem obersten Feldhauptmann der niederösterreichischen Lande, Graf Niklas Salm d.Ä., geschenkt 35 . Maßgeblich für das Ignorieren des Vorschlages Bonomos aber war sicher der Umstand, daß die Utopie einer gesamtchristlichen Waffengemeinschaft — und darin enthalten einer engen, von Rom subventionierten Zusammenarbeit des österreichischen Hofes mit Polen und Ungarn — im Vordergrund stand 3 6 . Hinsichtlich der türkischen Bedrohung war es daher ausschließlich der militärische Aspekt, der in den österreichisch-ungarisch-polnischen Verhandlungen vom Herbst 1523 zur Debatte stand.

Das Wiener Neustädter Treffen Uber den Ablauf des Treffens von Wiener Neustadt, das — wenn wir nur die Verhandlungstage berücksichtigen — vom 19. bis 22. Oktober 1523 32



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Bericht der Krainer Kommissare, 1523 März 4, Graz: Or.HKA Hoffinanz 1 (1502-1523) fol.67r-69v, dabei Verhörsprotokoll fol.71r-72r; ohne Quellenangabe erwähnt bei 2oNTAR, Obvescevalna sluzba 30 bzw. 194; darauf bezüglich auch das Schreiben Bonomos an Ferdinand, 1523 Mai 11, Wiener Neustadt: GK 25a fol.43rv; vgl. Österreich und die Osmanen (Katalog) 9f n.15. Auch Maximilian hatte 1510 versucht, über den bosnischen Statthalter einen Frieden mit dem Sultan zu erlangen: BABINGER, Maximilians geheime Praktiken, passim; MUR, Ostpolitik 9f. Darüber in Zukunft ausführlich RlLL, Salamanca. Über das Schicksal der gefangenen Türken vgl. HHStA Turcica 1 Konv.l (1521-1526) fol.l3r, 14r, 15rv; HKA GB fol.26r-28v; SD 37 59;'ROP 265. HKA Niederösterreichische Hofkammer 1 fol.240r n.147; NEWALD, Salm 20 Anm.l. AT 6 271-274 n.236 und 286ff n.245.

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stattfand, sind wir fast ausschließlich durch Aufzeichnungen des polnischen Kanzlers Christoph Szydlowiecki informiert, die in zwei Fassungen vorliegen: in den tagebuchartigen Aufzeichnungen seiner Acta legationis (AL)37 und in einem am 30. Oktober zu Preßburg datierten Bericht an König Sigismund, der weitgehend, häufig wörtlich, mit den AL übereinstimmt, bei allen res et mores des ungarischen Hofes betreffenden Aussagen jedoch auf spätere (mündliche) Berichterstattung verweist3®. Daraus ist bereits die Einseitigkeit der Quellenlage ersichtlich: Wir erfahren von Szydlowiecki lediglich den Inhalt jener Besprechungen, an denen er persönlich teilnahm oder über die man ihn informierte, nichts aber über die Beratungen der Österreicher untereinander sowie mit den Ungarn in Abwesenheit des polnischen Kanzlers. Teilnehmer an den Gesprächen waren außer den beiden Fürsten, König Ludwig und Erzherzog Ferdinand, Szydlowiecki39 als Vertreter des polnischen Königs, Burgo als orator cesaris, der Bischof von Erlau (Eger) Ladislaus Szalkay und Gabriel von Salamanca. Neben diesem engeren Kreis, in dem die brisanten Themen behandelt wurden 40 , werden weitere Personen genannt, die nur gelegentlich in Erscheinung traten: der päpstliche Legat in Ungarn Campeggio, Pfalzgraf Philipp, Markgraf Georg von Brandenburg und als Räte Ferdinands Bonomo, der zweimal Referate zur Türkenabwehr hielt 41 , sowie eine Personengruppe, von der Szydlowiecki von Traiskirchen nach Wiener Neustadt geleitet wurde, die jedoch dann nicht mehr erwähnt wird: der Bischof von Laibach Christoph Rauber, der Bischof von Wiener Neustadt Dietrich Kammerer, der Großmeister des St. GeorgsOrdens Johannes Geumann und Johann Fabri 4 ^. 37

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Or. im Archiwum Glowne Akt Dawnych [Zentralarchiv Alter Akten], Warszawa, Libri legationum 22; hier benützt nach dem im Ungarischen Staatsarchiv liegenden Film (Orszägos Leveltär, Budapest, Filmtär 17416) bzw. nach der danach angefertigten Kopie im HHStA Hs. W 1132. Die Handschrift hat zwei Folierungen, die alte (zeitgenössische ?) ist im Folgenden in Klammern gesetzt. AT 6 327-337 n.301. Beglaubigung in AT 6 324f n.296; Instruktion in AL fol.58r(66r)-60v(68v). Über Szydlowiecki vgl. Historie dyplomacji polskiej 1 (ad ind.), darin besonders Roman ZELEWSKI, Dyplomacja polska w latach 1506-1572 743ff. So wird in den AL fol.62r(70r) zum 17. Oktober erklärt, man habe bei Beginn der Verhandlungen ,alle anderen' einfach weggeschickt. Am 19. und 20. Oktober: AT 6 333 (in den AL nicht erwähnt) und 334 = AL fol.72r(80r). AL fol.61r(69r). - Im Umkreis der Verhandlungen hielt sich auch Conti auf (UEBERSBERGER, Österreich und Russland 1 171f), Sempy scheint erst nach den Jagden dazugekommen zu sein, er wird am 25. Oktober in Preßburg genannt: AL fol.88r(96r). Über das auffällige Fehlen Cles', den Ferdinand und Salamanca ausdrücklich zur Teilnahme aufgefordert hatten, siehe RILL - THOMAS, Cles 31.

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Der Tagesplan des erwähnten engeren Kreises war sehr dicht belegt; so wurde etwa noch um zwei Uhr nachts (vom 21. auf den 22. Oktober) über das Heiratsgut der Gemahlin Ferdinands verhandelt 43 . Die Tagungsörtlichkeiten wechselten oft, neben der Burg ist von einem aliud palatium die Rede, Besprechungen in kleinerem Rahmen fanden wiederholt in den Quartieren der Teilnehmer statt. In einer programmatischen Rede umriß Burgo am 17. Oktober Sinn und Zweck des Konvents: Es gelte, [a] publicum et [b] privatum commodum utriusque principis aufeinander abzustimmen, wobei unter [a] in erster Linie die res Turcica und unter [b] res et mores des ungarischen Königshofes verstanden wurden. Zu [a] zählte auch die in derselben Rede erwähnte Erneuerung der maximilianeischen Ostverträge, wofür ausdrücklich Burgo selbst, Salamanca und Szalkay als Deputierte genannt werden 44 . In dieselbe Kategorie gehörten die Bemühungen um eine pax perpetua zwischen Polen und dem Deutschen Orden 45 , unter [b] die in den programmatischen Ankündigungen nicht erwähnten Verhandlungen um noch offene, aus den Heiratsverhandlungen stammende finanzielle Abwicklungen. Eine komprimierte Zusammenfassung der auch in den Details sehr aufschlußreichen Gespräche ergibt folgendes Bild 46 : 1. In der Frage eines gemeinsamen Türkenkrieges spielte anfänglich nur das militärische Volumen eine Rolle. Für Ungarn, das ein Heer von 60.000 Mann und 100 Kanonen aufstellen wollte, war die Hilfstruppe Ferdinands für einen Offensivkrieg — und ein solcher schien den Ungarn die einzige Erfolgschance zu bieten 47 - zu unbedeutend. Szydlowiecki vertrat zwar im allgemeinen den ungarischen Standpunkt, warnte jedoch vor der eventuellen Einbeziehung anderer christlicher Fürsten in eine Offensivstrategie; Polen sei jedenfalls durch die Tataren gebunden und könne sich nur zu bescheidenen Hilfsmaßnahmen 43 44

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AL fol.82(90r). AL fol.62r(70rv); in den AT 6 329 wird [b] nur als Gegenstand erwähnt, während es in den AL heißt, daß Burgo das Problem bereits konkretisiert habe: Am ungarischen Hof herrsche nullus ordo, nulla Charitas, der König werde von der Kamarilla ausgebeutet. AL fol.74v(82v)-77r(85r). In einer der offiziellen Instruktion Szydlowieckis vom 11. Oktober 1523 angeschlossenen Geheiminstruktion (Memoria ad partem secreciusque agendorum: AL fol.60rv [68rv]) werden Gegenstände aufgezählt, die z.T. gar nicht oder nur am Rande behandelt wurden: De rebus Bohemicis, De Waywoda Moldavie, De rege Dacie, De rege Gallie und De matrimonio illustrissime filie nostre Hedwigis. Vortrag Szalkays: AL fol.64v(72v).

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bereit erklären . Das österreichische Angebot, das erst nach Zögern und eingehenden Beratungen von Bonomo in Form einer scedula deliberationis Ferdinands verlesen wurde, war allerdings mehr als maßvoll: 10.000 Mann und 30 Geschütze auf vier, wenn nötig sechs Monate 4 9 . Allerdings wurde hier eine Stellungnahme vorgelegt, die ein wohldurchdachtes System von militärisch-strategischen, logistischen und auch diplomatischen Faktoren erkennen läßt. Fragen des Kommandos, des Zeitplanes, des Einsatzes von Söldnern, der Heeresorganisation und Einheitlichkeit der Truppe (conformitas idiomatis, morum, nature et modi bellandi) wurden dabei ebenso in Betracht gezogen wie mögliche Entwicklungen im politischen Umfeld (Krieg in Italien, Kontakte mit Persien, Pazifizierung im polnisch-preußisch-moskowitisch-tatarischen Bereich etc.), das Problem der Verproviantierung und die Garantie für eine valorisierte Münze, da andernfalls ein besoldungsmäßig verunsichertes Heer während des Unternehmens auseinanderlaufen würde . Eine definitive Ubereinstimmung konnte nicht erzielt werden. 2. Eine Barriere gegen sinnvoll koordinierte Planungen bildeten res et mores des ungarischen Hofes und der ungarischen Verwaltung. Unber ü h r t von positiven Wandlungen im ungarischen Staats- und Rechtsdenken zu Beginn des 16. J a h r h u n d e r t s 5 1 steuerten die deprimierenden Verhältnisse am königlichen Hof auf einen Kollaps zu — darüber waren sich Szydlowiecki, Szalkay, Burgo und Salamanca einig. Der Tenor der Gespräche läßt erkennen, warum Szydlowiecki diesbezügliche Äußerungen nicht dem Postweg anvertrauen wollte. König Ludwig sei nicht sittenlos oder despotisch (non adulteratur, non currit per domos, non est tirannus), wurde einhellig konstatiert, allein seine geistige Entwicklung halte mit dem Wachstum nicht Schritt (etate crescit, ingenio et ordine decrescit), und vor allem werde er von gewissenlosen und habgierigen Höflingen verführt und von der Umwelt wegen seines unstandesgemäßen Betragens verachtet; und auch Königin Maria, Ferdinands Schwester, bestärke ihn in seinem Hang zu Spiel und Luxus, sodaß selbst drei Königreiche - zwei hatte er ja schon — nicht zur militärischen Verteidigung reichen würden, da die Königsfamilie alles für vanitates et ludibria ausgebe. Beim Fortbe48

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AL fol.67v(75v)-68r(76r); AT 6 332. Über die Doppelstrategie des polnischen Kanzlers, der Ludwig II. dringend zu einem Frieden mit den Türken riet und zur gleichen Zeit von dem Gesandten Stanislaus Borek vor Ferdinand versichern ließ, sein König stehe in ständiger Bereitschaft contra omnes Höstes ethnicos, quorum innumeras copias diverseque generis oriens effundere quotidie non cessat (so AT 7 122f n.138), zahlreiche Nachrichten in den AT 6 234f, 250ff, 268f u.ö.; siehe unten S. 192. Vortrag Bonomos vom 20. Oktober: AL fol.72v(80v); AT 6 334. AL fol.72v(80v)-74r(82r). Vgl. TÄRNOKY, Ungarn vor Mohäcs 90ff, lOOff, 117f.

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stand dieser Verhältnisse — so Burgo — würden ihm die Untertanen alle Macht entreißen und ihn ,wie ein Schwein mästen' oder verjagen. U m dem vorzubeugen, verfaßten die Delegierten eine Schrift, welche Artikel, wie ein Kaiser, König oder Fürst sich zu benehmen habe, und eine Hofstaatsordnung enthielt 5 ^. 3. Die Planung von Bündnissen, die über das österreichisch-ungarische Zusammenwirken in der Türkenabwehr hinausreichen sollten, setzte die Beseitigung der gravierendsten Zwistigkeiten im christlich-europäischen Bereich voraus. Wenn Bonomo in einer Ansprache die beiden Fürsten zu Anstrengungen pro concordia et pace zwischen Polen, Preußen und Moskau aufforderte 3 , dann bezog er sich damit auf die seit Regierungsantritt Karls V. erneut einsetzenden Bemühungen der Habsburger, ein polnischpreußisches Abkommen zu vermitteln; Moskau bildete dabei einen zunächst nicht allzu gewichtigen Unsicherheitsfaktor. Auch der für vier Jahre geschlossene Thorner Anstand vom 5. April 1521 hatte das politische Tauziehen im negotium Prutenicum nicht beendet, und obwohl Karl im Februar 1522 seine schiedsrichterlichen Befugnisse auf seinen Bruder und das Reichsregiment übertragen hatte, versuchte König Sigismund mit wachsendem Erfolg, über seinen äußerst umsichtigen Gesandten Dantiscus bei Karl an Terrain zu gewinnen 54 . In Wiener Neustadt wurde zwar über eine polnisch-preußische pax perpetua gesprochen, zu bindenden Abmachungen, auf die übrigens Szydlowiecki mit Sicherheit nicht eingegangen wäre, konnte es schon deshalb nicht kommen, weil sich Georg von Brandenburg für inkompetent erklärte und der aus Wien erwar-

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AL fol.65v(74v)-69v(77v), die Artikel fol.70r(78r)-71v(79v); vgl. dazu RENSING, Herberstein 76ff und ANKWICZ-KLEEHOVEN, Cuspinian 217f. - Nur teilweise stimmt damit die gehässige Schilderung des venezianischen Gesandtschaftssekretärs in Ungarn, Francesco Massaro, überein, der für alle Entgleisungen Ludwigs das governo de alemani — im speziellen Georg von Brandenburg, Burgo und vor allem die Königin (la quale regina e de natura solacevole, picola et bruta, superbissima, sdegnosa et vindicativa, malvoluta da hongari, fa far mille iniquitä al Re, e inimica di questo Stato, sie denke nur an Tanzen, Reiten und Schlemmen, zusammen mit den beiden Genannten) — verantwortlich macht: SD 35 107. Massaro kennt auch ein Gerücht: Die .Deutschen' versuchten die Ungarn gegen Venedig mit der Lüge aufzuhetzen, die Signorie habe ihrem Orator Gift geschickt, damit dieser den König und die Magnaten vergifte: ib.lll. AL fol.74r(82r). Instruktion für Dantiscus (s.d.): AT 6 47ff n.40; Weisung 1522 Juli 25: ib.99 n.79 (Dantiscus soll sich nicht mit Zusagen Ferdinands begnügen, sondern sich auf jeden Fall an Karl wenden und diesem nachreisen, wenn nötig nach Spanien). Vgl. JOACHIM, Politik 3 29-60; BAUER, Anfänge 143f; DEGGELLER, Karl V. und Polen-Litauen 12ff; ANKWICZ-KLEEHOVEN, Cuspinian 225ff; GRASSMANN, Preußen und Habsburg 16-20.

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tete Ordensbevollmächtigte nicht eintraf. Das einzige Ergebnis bestand in der Willenserklärung der Parteien, einen Richttag anzuberaumen 55 . 4. Am letzten Verhandlungstag, dem 22. Oktober, kam noch die Erneuerung der habsburgisch-jagiellonischen Verträge zur Sprache. Da der Zeitplan die Abreise der Fürsten für den nächsten Morgen vorsah, einigte man sich auf die Entsendung bevollmächtigter insignes oratores auf einen anschließenden Tag zu Preßburg. Interessant ist die Bemerkung Ferdinands, er müsse zunächst einmal den Text der Verträge sehen, denn er habe gehört, daß es noch einen anderen Vertrag gebe als jenen, den ihm Szydlowiecki gezeigt hatte; Ferdinand wisse zwar, daß sich das Vertragsinstrument in irgendeiner seiner Unterkünfte befinde, habe jedoch seit dem Tod Maximilians noch nicht Zeit gefunden, alles zu überblicken 56 . 5. Am Rande wurden auch Mitgiftfragen infolge der Doppelheirat, im speziellen die inscriptio dotis für Anna, behandelt; ein ernsthaftes Problem ergab sich daraus nicht 57 . Mit der Abreise der Fürsten am 22. Oktober waren die Gespräche zunächst beendet, wurden jedoch kurzfristig nach ausgiebigen Jagden ab dem 25. in Preßburg wieder aufgenommen, wobei es nun gemäß der geheimen Instruktion Szydlowieckis auch um die Walachei ging 58 . Damals tauchte übrigens das Gerücht auf, die böhmischen Stände hätten zu einem Ländertausch der Fürsten - die niederösterreichischen Länder gegen Schlesien und Mähren - geraten, was jedoch von ungarischer Seite dementiert wurde 59 . Von einer Erneuerung der polnisch-österreichischen Verträge war offenbar jetzt nicht mehr die Rede, zumindest berichtet Szydlowiecki nicht davon. Als am 10. Dezember der neue Gesandte Ferdinands, Dr. Schneitpeck, Markgraf Georg von Brandenburg und die unga55

AL fol.74r(82r)-77r(85r); 82v(90v)-83r(91r); 84rv(92rv). Der von Szydlowiecki genannte crucifer Graf Eysemburg dürfte identisch sein mit Wolfgang von Eisenhof, Landkomtur der Bailei Franken 1496-1526; vgl. Axel HERRMANN, Der Deutsche Orden unter Walter von Cronberg (1525-1543) 269f. Den Hinweis darauf verdanke ich Dr. Bernhard Demel, Wien.

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Al fol.82v(90v)-83r(91r); 83v(91v); 84v(92v)-83r(91); 84v(92v)-85r (93r): ...tarnen non possumus in hac re oculos bene aperire, nisi prius videamus confederacionem serenissimi domini regis vestri factam cum olim caesare Maximiliane.. ., cum quo audimus quod fuit in scriptis hinc inde data alia confederacio quam nobis ostendistis. Scio quod est in aliqua domo nostra, sed certe post mortem sue cesaree maiestatis nondum omnia videre potuimus. Szydlowiecki schreibt ausdrücklich, daß Ferdinand diese Erklärung per se abgegeben habe. Siehe unten S. 97f.

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A L fol.77r(85r)-78r(86r); 82r(90r); 83v(91v>-84r(92r). A L fol.88r(92r)-96r(99r). AL fol.l02v(109v)-103r(110r).

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rische Delegation im Quartier Szydlowieckis erschienen, wurden Artikel zur Unterschrift vorgelegt, die die detestabiles voluptates des ungarischen Hofes sowie die tristen Verhältnisse in Regierung und Verwaltung und die Korruption innerhalb der ungarischen Ratsgremien beenden sollten. Am selben Tag noch reiste Szydlowiecki nach Wiener Neustadt, wo Burgo, Salamanca und Szalkay ihre Zustimmung zu der Textierung erklärten 6 0 . Damit war nun auch der schriftliche Niederschlag der Gespräche, soweit man sich hatte einigen können, abgeschlossen. Ein Fazit aus allen diesen Begebenheiten wird man nur mit größter Zurückhaltung ziehen dürfen. Zweifellos überdeckten anfangs die in einem Lager bei Odenburg, dann in Odenburg selbst und schließlich in Wiener Neustadt abgewickelten höfischen Lustbarkeiten (cum imcomparabilibus gaudiis, leticia, blicis et privatis

conviviis, choreis et hastiludiis diurnis et nocturnis ac pucum incredibili omnium eorum satisfactione et animorum

alacritate), über die Salamanca mit spürbarem Behagen an Cles berichtete, das nüchterne diplomatische Geschehen 61 . Und auch dieses kann keineswegs den Erwartungen entsprochen haben: Wenn Ferdinand noch im Vorjahr die Bereitschaft bekundet hatte, ,mit all seinen Kräften seinem Schwager beizustehen 6 2 , mußte die Kontingentierung des österreichischen Hilfscorps die Ungarn doch arg enttäuschen. Ferdinand andererseits rechnete in seinem Bericht an Karl vom Dezember 1523 resignierend damit, daß sich hinsichtlich der ungarischen Zusagen wie bisher alles in Rauch auflösen werde 6 3 . Und selbst die Reformierung der ungarischen Regierungspraxis war trotz schriftlicher Festlegung lediglich ein Postulat, dem angesichts der deutsch-ungarisch-italienischen Gegensätze im Bereich des Hofes kaum eine Chance der Verwirklichung gegeben war und das außerdem eine den Schwierigkeiten entsprechende Anlaufzeit erfordert hätte. Diese negative Wertung erweist sich jedoch als einseitig, wenn wir das in der zeitgenössischen Verhandlungs- und Vertragspraxis Erreichbare in Betracht ziehen. Im Gegensatz zu den meist ohne Rücksicht auf die eigenen Möglichkeiten und die des Partners sowie auf flankierende Initiati60 61

62 63

A L fol.l36r(143r)-137r(144r); die Artikel fol.l38v(145v)-141r (148r). Salamanca an Cles, 1523 Oktober 27: C C 1 1 2 / 3 5 fol.l2rv. Über die angeblich so hohen Auslagen waren keine Belege auffindbar; einmal ist von 500 fl. für Turniere, Stoffe etc. die Rede (FK 1 89 n.50/25), in einer Weisung Ferdinands an Salamanca, 1523 November 5, werden gar nur 48 fl. 8 kr. erwähnt, die zu dem turnier und tanzspil, als die kunigliche maiestet von Hungern bey F.Dt. in der Newenstat gewesst ist, ausgelegt wurden: R B III fol.63v. PRAY, Epistolae 1 1 6 1 . Ferdinand an Karl, 1523 Dezember 18: F K 1 89 n.50/25.

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ven eingegangenen Abmachungen früherer Jahre und Jahrzehnte wurden hier puncto Türkenabwehr die Karten auf den Tisch gelegt, die Grenzen des finanziell Realisierbaren aufgezeigt und ein ins Detail gehendes strategisches Konzept skizziert, das in einigen Punkten die Väter der Gedanken vermuten läßt: Bonomo hinsichtlich der persischen Kontakte®^, Salamanca im Bereich der Münze, der finanziellen Organisation, eventuell auch im polnisch-moskowitischen Problemkreis65. Wir können daraus mit Vorsicht folgern, daß im fürstlichen Rat Ferdinands - ungeachtet der Freude an der höfischen Szenerie — ein nicht in nebulosen Quantitäten, sondern mit integrativem Kosten-Nutzen-Kalkül rechnender Geist dominierte. Ferdinand selbst hat in der Bredam-Instruktion vom Juni 1524 ein vernichtendes Urteil über die Intentionen (nicht die Ergebnisse!), die zum Wiener Neustädter Treffen führten, gefällt: Da er (von seinem Bruder) für größere politische Aufgaben nicht herangezogen wurde, habe er diese Staatsaktion arrangiert, ,damit es nicht den Anschein habe, daß er von jeglicher bedeutenden Unternehmung ferngehalten werde' 66 .

Schneitpeck in Ungarn Unmittelbar auf die Gespräche von Ödenburg-Wiener Neustadt-Preßburg folgt in den Beziehungen zu Ungarn ein kurzer Zeitabschnitt, der mit dem Namen des dafür kompetenten Diplomaten verbunden ist, obwohl dessen Präsenz am ungarischen Hof die Entwicklung bis Mohäcs keineswegs positiv beeinflußt zu haben scheint. Schon sein Amtsantritt stand unter keinem günstigen Stern. Sein Vorgänger Andreas da Burgo67 genoß immerhin den Vorzug, kein „Deutscher" zu sein. Als er, dem die Ungarn dennoch einen entscheidenden Anteil an dem skandalösen Hofleben zuschrieben, im November 1523 abtrat, sprach sich eine beachtliche Partei der Magnaten dafür aus, die diplomatischen Beziehungen zu Karl und Ferdinand völlig einzufrieren. Der Überredungskunst Szalkays war es in erster Linie zuzuschreiben, daß ein Bruch mit Habsburg vermieden wurde68. Diesem Umstand verdankte der Kanzler des „alten" Regimentes, Dr. Johann Schneitpeck, Freiherr von Schönkirchen69, diplomatische Würden — wenngleich auf einem äußerst heiklen Posten. 64 65 66 67 68 69

Siehe unten S. 55f. Siehe unten S. 102f und RILL, Salamanca. ... ne omnino non gravi alicui negotio distineri videremur. FK 1 154 n.76/6. Über ihn unten S. 141-150. AL fol.H6r(123r)-118r(125r). Über ihn unten S. 138ff. Das Intinerar in Ungarn ist aus seinen zahlreichen Briefen an Ferdinand und Salamanca zu rekonstruieren: HHStA GK 25a und b. Vgl. HEISS, Politik und Ratgeber 127,142.

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Außenpolitik Die nachbarlichen Probleme waren durch die vorangegangenen Kontakte nur teilweise entschärft, in entscheidenden Fragen konkretisiert worden. Wenn wir von den weiterhin umstrittenen res et mores des Hofes absehen, standen die Monate zwischen Wiener Neustadt und der Bredam-Mission vom Juni 1524 im Zeichen von drei Fragenkomplexen. Zunächst sollten im Anschluß an die Gespräche auf höchster Ebene G r e n z s t r e i t i g k e i t e n zwischen Osterreich und Ungarn bereinigt werden. Zu einem ersten Schlichtungsversuch, der für Anfang Dezember 1523 anberaumt war, erschienen die ungarischen Kommissare nicht 7 0 , bei den Ende Februar/Anfang März 1524 abgehaltenen Verhandlungen in Ödenburg zeichneten sich gegensätzliche Standpunkte ab: Während die Ungarn zwischen den beiden Fürsten Differenzen — die es nach österreichischer Auffassung gar nicht gab - klären wollten, beharrten die österreichischen Kommissare auf einer Priorität der Vermittlung zwischen beider Untertanen 7 1 . Die Erbitterung auf beiden Seiten wuchs, schließlich zogen die Ungarn mit der Drohung ab, sie wollten sich lieber den Türken unterwerfen quam huiusmodi dissidium ferre, was Cuspinian allerdings nur als Äußerung der gewohnten magyarischen Aggressivität interpretierte 7 2 . Daß die Mission Schneitpecks durch die Entwicklung der e u r o p ä i s c h e n D i p l o m a t i e nicht gerade begünstigt wurde, zeigen gleichzeitig Symptome der Resignation bei Ferdinand selbst. Er denke Tag und Nacht über Maßnahmen zur Türken- und (dies als Lockmittel gegenüber der Kurie) Häretikerbekämpfung nach, erklärte er Clemens VII., allerdings seien seine Kräfte dafür viel zu schwach 73 . Seiner ohnedies mit eigenen Problemen hinlänglich belasteten Schwester Isabella, seit 1515 Königin von Dänemark, vertraute er an, er warte nur darauf, von den Türken aus seinem eigenen Land vertrieben zu werden 74 . Noch scheint er den Beteuerungen seines Bruders, nach der Niederringung Frankreichs würden alle Kräfte der Christenheit gegen den Sultan mobilisiert werden 7 5 , ein gewisses Maß an Vertrauen geschenkt zu haben; anders wäre 70 71

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Cuspinian 218f. Grenzlandstreitigkeiten 76-87; ANKWICZ-KLEEHOVEN, Cuspinian 219222; dazu der Bericht des niederösterreichischen Hofrats an Ferdinand, 1524 März 11: HKA Niederösterreichische Kammer 1 fol.28rv n.18 mit Beilagen. ANKWICZ-KLEEHOVEN, LEGLER,

Dantiscus an Tomicki, 1524 März 31 (nach einem Gespräch mit Cuspinian): AT 7 106 n.117; über die Vorgeschichte unter Maximilian I. vgl. MUR, Ostpolitik 32—40,173-184. Ferdinand an Clemens V I I . , 1523 Dezember 27: BALAN, M R 3 1 If n.135 und M S 264f. Isabella an Christian von Dänemark, 1524 März 3 0 : . . . och befryter hayn segh, ad dy Tyrker jeer ham selfafhans iaynd... (ALLEN, Breve 183 n.100). Karl an Ferdinand, 1524 Januar 16 und April 15: FK 1 97 n.56/3und 107f n.62/3.

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der dramatische Appell, den er an die hilfesuchende ungarische Delegation am Nürnberger Reichstag richtete76, nicht verständlich. Und auch die an Karl gerichtete Warnung, es sei zu hoffen, daß dessen honneur nicht unter den Versuchen Ludwigs, mit den Türken Frieden zu schließen, leiden werde 77 , konnte angesichts der auf Italien fixierten kaiserlichen Politik kaum ein ernsthaftes Argument darstellen. Dieses wenig ermutigende abendländische Umfeld macht es verständlich, daß verheißungsvolle Kundschaften aus einem mächtigen, wenngleich mit damaligen Mitteln nur schwer erreichbaren Land auf besonderes Interesse stießen. Pläne für ein antiosmanisches Bündnis mit P e r s i e n hatte es in Europa schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gegeben7®. Seit dem Aufschwung des schiitischen Safawidenstaates (Krönung Isma'ils I. 1501), besonders aber seit dessen schwerer Niederlage gegen die Türken bei Cäldirän 1524 lag dieses Bündnisstreben auch in persischem Interesse7®. Die Erwartungen im Abendland schwankten, dem jeweiligen Informationsstand entsprechend, zwischen Extremen: etwa der Aufteilung des osmanischen Imperiums zwischen Persien und der Christenheit®® und der Befürchtung, die beiden islamischen Großmächte könnten zu einem gemeinsamen Kampf gegen das Abendland antreten81. Auch am Hof Ferdinands beschäftigte man sich mit derlei Aspekten: Zu den Bedingungen, die Bonomo in seiner am 30. Oktober 1523 in Wiener Neustadt gehaltenen Rede für die Stellung von Truppen nannte, zählte eine sofortige Kontaktaufnahme mit dem Zophi, der die Türken von der anderen Seite angreifen sollte8^. Einen neuen Impuls erhielten diese bis dahin vagen Vorstellungen von einem abendländisch-iranischen Waffenbündnis durch das Eintreffen des Maroniten Petrus mit einem Schreiben Isma'ils am Nürnberger Reichstag 1524, wobei sich Ferdinand persönlich im Einvernehmen mit Campeggio um eine Rehabilitierung dieses zunächst der Spionage verdächtigten persischen Gesandten bemühte8^. Karl, zu dem Petrus anschließend 76

Aufgrund der DRA 4 zusammenfassend FiSCHER-GALATI, Ottoman Imperialism 21. Ferdinand an Karl, 1524 Juni 10: FK 1 144 n.73/11. 78 ABRAHAMOWICZ, Neuere und neueste polnische Literatur 55. 77

7Q

Vgl. NECK, Diplomatische Beziehungen 63-86; ROEMER, Safawiden 27^14; PAQA LOMBINI, Bündnisstreben 53-66; SHAW, History 1 80-87. WAGNER, T ü r k e n k r e u z z u g s p l a n 3 3 5 , 3 4 3 u.ö. 81

82

So Planitz an Kurfürst Friedrich von Sachsen, 1522 Februar 5: WÜLCKERVlRCK, Planitz 81 [5]; vgl. NECK, Diplomatische Beziehungen 67. AL fol.74r (82r).

83 ν

Uber die Ankunft Petrus' in Nürnberg: Hannart an Margarethe, 1524 März 30: DRA 4 714f; Quellen über seinen Aufenthalt am Reichstag: HHStA Turcica 1,

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reiste, zeigte sich an dieser großräumigen politischen Möglichkeit wenig interessiert. Er antwortete dem (bereits 1524 verstorbenen) Schah erst im August 1525. Das sicher berechtigte Mißtrauen an der Verläßlichkeit des persischen Angebotes fügt sich gut in seine politische Strategie ein, die jegliches Engagement im Osten zu vermeiden suchte, ehe der Krieg im Zentrum Europas nicht gewonnen war 84 . Daß Ferdinand die Möglichkeiten eines persischen Bündnisses ernster nahm, ist schon durch seine Zwangslage, jede noch so unbestimmte Chance einer Schwächung der osmanischen Expansionskraft ergreifen zu müssen, bedingt. Wortführer einer aktiven Diplomatie gegenüber dem Iran war zu dieser Zeit — eine Intensivierung diesbezüglicher Projekte ergab sich erst nach Mohacs — zweifellos Schneitpeck. Er kritisierte schon vor dem Eintreffen des Maroniten die Laxheit, mit der man diese Möglichkeiten verfolge, und versuchte die Vorstellung eines großräumigen antiosmanischen Waffenbündnisses mit Persien unter Einbeziehung Äthiopiens zu suggerieren; er war bestürzt, als er von einer Annäherung des Iran an die Osmanen hörte, und wollte jedes Detail wissen, als ihm Informationen vom Eintreffen des Gesandten in Nürnberg und von neuen persisch-türkischen Kriegshandlungen zukamen®5. Dieses Engagement Schneitpecks für eine zur Zeit eher utopische diplomatische Strategie stand freilich in keinem Verhältnis zu seinen eigentlichen Aufgaben. Sein amtlicher Stil ist auch für die humanistische Diplomatie nicht alltäglich. Einerseits huldigte er in der Theorie einem krassen Machiavellismus, wenn er in der practica rerum mundanarum Ratschläge erteilte 86 , und vermutete unter diesem Aspekt auch bei geringfügigen Anlässen Schachzüge im Sinne einer Verleumdung und Minderung seines Ansehens 87 . Andererseits befleißigte er sich einer puristischen Berichtered. von NECK, Diplomatische Beziehungen 79-82; dazu das Schreiben des gut informierten Maestro de Salamanca (Identität ungeklärt, sicher nicht Pedro de Salamanca, siehe unten S. 128f) an Gabriel von Salamanca, 1524 J u n i 6, Rom: HHStA StAbt. Rom Korr. l a fol.35v-36r. 8 4 Schreiben an Isma'il, 1525 August 25: LANZ, Corr.l 168f n.75; Karl an Ferdinand, 1524 J u l i 11: F K 1 204 n.81/3. 8 5 Schneitpeck an Ferdinand, 1524 Februar 17, März 31, April 18, Mai 29: GK 25a fol.324r, 327rv, 332rv; an Salamanca, 1524 Februar 17: GK 25b fol.9r. 8 6 Charakteristisch sein Salamanca erteiltes Gutachten hinsichtlich der Uneinigkeit der böhmischen Stände: DV ex fiducia scribo: omnes homines sunt mortales; sollte Ludwig sterben und Ferdinand die Regierung in Böhmen antreten, dissensio ilia Boemica Sue Serenitati prodesset, hoc pro practica rerum mundanarum DV agitare novit, potent ita serenissimo principi animum meum declarare: Schneitpeck an Salamanca, 1524 J a n u a r 23 (GK 25b fol.2r). 87 Vgl. Schreiben Schneitpecks an Salamanca, 1524 März 3, über den Aufenthalt J o h a n n Ungnads am ungarischen Königshof, woraus er eine Geheimmission desselben und eine Rufschädigung seiner Person erschloß: GK 25b fol.l4r.

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stattung, welche die Grauzone zwischen Gewißheit und Gerücht vermied und dieserart nur Erkenntnisse post festum vermittelte. Als er deshalb gerügt wurde, berief er sich auf die antike Tugend, vanos rumores zu ignorieren 88 . Die unfreundliche Haltung der Ungarn brachte er auf die Formel: Die meisten von ihnen beharrten stets auch dann auf ihrer Meinung, wenn deren Sinnlosigkeit bereits klar zu erkennen sei 89 . Dieses Dictum bezog sich auf die Verstrickung Schneitpecks in die Hofintrigen um Maria, die ihren Höhepunkt in den Finanzkonflikten zwischen Thurzo und den beiden Verbündeten Bernhard Beheim und Emmerich Szerencses (und Schneitpeck) erreichten 90 . Es mag Schneitpeck zugute gehalten werden, daß er von Anfang an auf eine Front der Ablehnung gegen alles „Deutsche" traf 9 1 und daß er sich auf die Weisung Ferdinands, Marias Interessen zu vertreten, berufen konnte 92 . Völlig schuldlos an der radikalen Verschlechterung der österreichisch-ungarischen Beziehungen seit dem Wiener Neustädter Treffen war er sicher nicht — was auch das Anliegen des nüchtern urteilenden Nuntius Burgio erkennen läßt: es möge doch endlich ein ,ehrenwerter' kaiserlicher (!) Gesandter nach Ungarn kommen 93 !

Die verhinderte

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In die Monate März und April 1524, also in das Vierteljahr vor der Bredam-Mission, fallen zwei Vorkommnisse, die ein „diplomatisches" Ein88

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Schreiben Ferdinands an Schneitpeck, 1524 April 16 (HHStA Hung.l fol.89rv), in dem letzterem vorgeworfen wird, er habe nichts von Friedensabsichten Ludwigs gegenüber den Türken berichtet, Ferdinand habe dies vom Papst erfahren müssen; dagegen Schneitpeck an Salamanca, 1524 April 29 (HHStA GK 25b fol.23r) und an Ferdinand, Mai 1 und 4 (GK 25a fol.333r-334r, 335r-336r). Schon vorher mußte sich Schneitpeck gegen Vorwürfe, zu ungenau, zu wenig und zu spät zu berichten, verteidigen: Schneitpeck an Salamanca, 1524 Februar 4 und 11 (hier die Formulierung: quottidiane nuge que circumferuntur et nulla stabilitate subsistunt, ille magis impediunt animos quam quod proficiunt, qua de re Theodosius Imperator admonit filium suum Honorium, ut testatur Claudianus, ne animum suum ad vanos rumores adverteret: GK 25b fol.4r-5r, 6r-8v, Zitat fol.6r). . . . consuetude apud plerosque in hoc regno est, ut non cessent, etiam si nulla subsit rationabilis causa lamentandi, tarnen rationem quoque colore sumere·. Schneitpeck an Salamanca, 1524 Juni 5 (GK 25b fol.26r-27r). Dazu HEISS, Politik und Ratgeber 130; Besitzungen (I) 6 6 und (II) 58. Bericht Vincenzo Guidotos, 1524 März 6/13:... quelli de l'arciduca d'Austria venuti in quella corte . . . erano mal visti; et molti di loro da hongari venivano morti: SD 36116. Schneitpeck an Ferdinand, 1524 Mai 4: HHStA GK 25a fol.335r. ROP 97; HEISS, Politik und Ratgeber 132. Vgl. unten S. 170.

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Die verhinderte Reichsgesandtschaft

stattung, welche die Grauzone zwischen Gewißheit und Gerücht vermied und dieserart nur Erkenntnisse post festum vermittelte. Als er deshalb gerügt wurde, berief er sich auf die antike Tugend, vanos rumores zu ignorieren 88 . Die unfreundliche Haltung der Ungarn brachte er auf die Formel: Die meisten von ihnen beharrten stets auch dann auf ihrer Meinung, wenn deren Sinnlosigkeit bereits klar zu erkennen sei 89 . Dieses Dictum bezog sich auf die Verstrickung Schneitpecks in die Hofintrigen um Maria, die ihren Höhepunkt in den Finanzkonflikten zwischen Thurzo und den beiden Verbündeten Bernhard Beheim und Emmerich Szerencses (und Schneitpeck) erreichten 90 . Es mag Schneitpeck zugute gehalten werden, daß er von Anfang an auf eine Front der Ablehnung gegen alles „Deutsche" traf 9 1 und daß er sich auf die Weisung Ferdinands, Marias Interessen zu vertreten, berufen konnte 92 . Völlig schuldlos an der radikalen Verschlechterung der österreichisch-ungarischen Beziehungen seit dem Wiener Neustädter Treffen war er sicher nicht — was auch das Anliegen des nüchtern urteilenden Nuntius Burgio erkennen läßt: es möge doch endlich ein ,ehrenwerter' kaiserlicher (!) Gesandter nach Ungarn kommen 93 !

Die verhinderte

Reichsgesandtschaft

In die Monate März und April 1524, also in das Vierteljahr vor der Bredam-Mission, fallen zwei Vorkommnisse, die ein „diplomatisches" Ein88

89

90 91

92 93

Schreiben Ferdinands an Schneitpeck, 1524 April 16 (HHStA Hung.l fol.89rv), in dem letzterem vorgeworfen wird, er habe nichts von Friedensabsichten Ludwigs gegenüber den Türken berichtet, Ferdinand habe dies vom Papst erfahren müssen; dagegen Schneitpeck an Salamanca, 1524 April 29 (HHStA GK 25b fol.23r) und an Ferdinand, Mai 1 und 4 (GK 25a fol.333r-334r, 335r-336r). Schon vorher mußte sich Schneitpeck gegen Vorwürfe, zu ungenau, zu wenig und zu spät zu berichten, verteidigen: Schneitpeck an Salamanca, 1524 Februar 4 und 11 (hier die Formulierung: quottidiane nuge que circumferuntur et nulla stabilitate subsistunt, ille magis impediunt animos quam quod proficiunt, qua de re Theodosius Imperator admonit filium suum Honorium, ut testatur Claudianus, ne animum suum ad vanos rumores adverteret: GK 25b fol.4r-5r, 6r-8v, Zitat fol.6r). . . . consuetude apud plerosque in hoc regno est, ut non cessent, etiam si nulla subsit rationabilis causa lamentandi, tarnen rationem quoque colore sumere·. Schneitpeck an Salamanca, 1524 Juni 5 (GK 25b fol.26r-27r). Dazu HEISS, Politik und Ratgeber 130; Besitzungen (I) 6 6 und (II) 58. Bericht Vincenzo Guidotos, 1524 März 6/13:... quelli de l'arciduca d'Austria venuti in quella corte . . . erano mal visti; et molti di loro da hongari venivano morti: SD 36116. Schneitpeck an Ferdinand, 1524 Mai 4: HHStA GK 25a fol.335r. ROP 97; HEISS, Politik und Ratgeber 132. Vgl. unten S. 170.

57

Außenpolitik

greifen des österreichischen Hofes erforderten, zumindest ermöglichten. Das erste, die Teilnahme an den auch von Karl, dem Papst, England, Braunschweig und Mecklenburg beschickten Konferenzen von Hamburg und Lübeck, betrifft die wirren Zustände in Dänemark und die Restitution des dänischen Königspaares, damit auch der Schwester Karls und Ferdinands, Isabella. Es ist zwar in engerem Sinne als diplomatische Aktion zu werten, hatte jedoch für die Erblande keinerlei Bedeutung 1 . Ein Bezug zu Ferdinand ist nicht durch die Vorgänge in Dänemark und Norddeutschland, sondern durch die Anspielung in der gefälschten HannartInstruktion gegeben, worin Ferdinand die Vertreibung aus seinem eigenen Land und damit das Schicksal des verhaßten Christian II., seines dänischen Schwagers, prophezeit wurdet Viel bedeutsamer für den österreichischen Hof war das zweite Ereignis, wenngleich dieses nur bedingt dem Bereich der Diplomatie zuzuordnen ist. Unter den Pluspunkten, die Ferdinand in der Bredam-Instruktion für sein loyales Verhalten gegenüber Karl verbuchte, spielt die verhinderte Reichsgesandtschaft nach Frankreich eine entscheidende Rollet Von Ferdinand ging dabei zwar keine Initiative aus, es gelang ihm jedoch, ein von anderer Seite initiiertes Unternehmen abzufangen, ohne es durch ein eigenes Projekt zu ersetzen. Es handelt sich also um einen bewußt riskierten Minusposten, der bei Beurteilung der Diplomatie des ferdinandeischen Hofes nicht übersehen werden sollte. Die Fakten dieses Ereignisses sind aus der Edition der Reichstagsakten längst bekannt. Im März faßte ein Teil der am Nürnberger Reichstag versammelten Fürsten den Entschluß, die von Ferdinand urgierte ständige Türkenhilfe erst dann zu gewähren, wenn sich Karl mit Frankreich geeinigt habe oder zumindest zu einem „Anstand" gelangt sei. Um diese schon lange geforderte Pazifizierung endlich in die Wege zu leiten, wollten sie eine Gesandtschaft zusammenstellen, die zuerst zu Franz I. reisen und von diesem in bestimmter Form die Beendigung der Feindseligkeiten verlan1

2

q

Hauptquellen für das Folgende bei ALLEN, Breve, passim, bes. 114f, 129f, 141ff, 170f, 178. Über die Entsendung des Grafen Ulrich von Helfenstein: DRA 4 723, 741; FÖRSTEMANN, N U B 1 169 n.50, 171 n.52, 182 n.62; F K 1 143f n.73 / 6,260 n.121 / 27; Bericht Helfensteins aus Lüneburg, 1524 Mai 15: HHStA GK 25a fol.212r-214r; Bericht Hannarts an Karl, 1524 September 1: HHStA Belgien PA 3/413r-14r. So Ferdinand in der Bredam-Instruktion, 1524 J u n i 13: F K 1 188f n.76/66, wo die Klagen der dänischen Stände über Christian angeführt werden: Sie wollten lieber von einem Türken oder irgendeinem Heiden beherrscht werden als von jenem - enumemtis immanissimis scelenbus per eum in omnem sexum admissis. Zur Bezugnahme in der gefälschten Instruktion Karls für Hannart vgl. RILL, Hannart-Affäre 93. Siehe unten S. 63.

58

Die verhinderte Reichsgesandtschaft

gen würde, widrigenfalls die Reichsstände ihre unbeschränkte Unterstützung Karls ankündigen sollten. Dann würde die Gesandtschaft den Kaiser in Spanien aufsuchen. Schließlich war beabsichtigt, auch England in diese Friedensgemeinschaft einzubeziehen4. Dieses Projekt, dessen Vorstadien dem kaiserlichen Orator Hannart schon Mitte März in Grundzügen bekannt waren 5 , wurde am 3. April an Ferdinand und Hannart herangetragen und stieß bei diesen zunächst auf Ratlosigkeit 6 . Schon nach ersten Überlegungen dominierten jedoch die negativen Aspekte: Der König von Frankreich würde selbstverständlich unter Anwendung aller politischen Schliche seine Friedensbereitschaft demonstrieren, und mit diesen falschen Informationen versehen müßten dann die Gesandten dem Reichsoberhaupt gegenübertreten, was nur zum Eklat und zu einer Verschlechterung der Friedenschancen führen könne, die derzeit ohnedies von einem päpstlichen Vermittler bestens gewahrt würden7. Diesem Standpunkt entsprach, etwas zurückhaltender formuliert, die Stellungnahme des Legaten 8 . Die Vorbereitungen der Fürsten waren jedoch schon weit gediehen. Mit der Ausarbeitung der Instruktion war ein eigenes Komitee beauftragt worden, die personelle Zusammensetzung der Gesandtschaft — in Begleitung von 150 Kavalieren! - stand fest, auch über die möglichen Reiserouten hatte man sich Gedanken gemacht9. Nach einer ersten, offiziellen negativen Antwort Ferdinands und Hannarts und Protesten der Stände1® kam es im Beisein Hannarts am 16. April zu 4 DRA 4 passim. Zeitliche Abfolge: ib.158, 162-168, 431. Zusammenfassende Berichte Hannarts (in einer Instruktion für Gillis zu Karl), 1524 April 26: LANZ, Corr.l 125f, und Ferdinands an Karl, 1524 Mai 28: F K 1 134ff n.70. Vgl. KOHLER, Antihabsburgische Politik 70f, 78f und LUTTENBERGER, Karl V., Frankreich und der deutsche Reichstag 191f, 207f. 5 Hannart an Karl, 1524 März 13: LANZ, Corr.l 104f. 6 DRA 4 161, 431. Noch am 10. April 1524 erklärt Hannart, er halte die Absichten der Fürsten für untadelhaft (sainte et bonne), jedoch für ungünstig für Karl. Ferdinand und Hannart würden große Mühe haben, die Gesandtschaft zurückzuhalten: DRA 4 766f. Seine Bedenken faßt Hannart zusammen in einem Schreiben an Margarethe, 1524 April 16: D R A 4 766f. Q Nach Meinung des Legaten sollten die Fürsten eher eine Gesandtschaft zum Papst entsenden, dessen Nuntius (Schönberg) in dieser Angelegenheit bereits tätig sei: DRA 4 168; ähnlich zurückhaltend, wenn auch aus ganz anderen Motiven, urteilte Kurfürst Friedrich von Sachsen: Friedensstiftung zwischen Karl und Frankreich wer ain gut werk . ..; aber wir halten noch zur Zeit von derselben furhabenden schikung wenig (WüLCKER-VlRCK, Planitz 617 [1]). 9 DRA 4 205, 431, 518f (Einsetzung des Ausschusses), 158, 761 (persönliche Zusammensetzung); LANZ, Corr.l 125 (Reiseroute). 1 0 DRA 4 451f n.93, wo auch auf die Tätigkeit Schönbergs verwiesen wird; Beratung der Fürsten nach der negativen Antwort Ferdinands: ib.210.

59

Außenpolitik

einem inoffiziellen Gespräch des Erzherzogs mit einigen Fürsten, nämlich Trier, Bamberg, Pfalzgraf Friedrich und dem Ordensmeister, das zwar für den Abbruch des Unternehmens entscheidend wurde, darüber hinaus jedoch eine katastrophale Verstimmung zur Folge hatte, die - für den Augenblick zumindest — jeglichen Konsens zu erschüttern drohte. Ausschlaggebend dafür waren einige Worte Ferdinands in lateinischer Sprache: Sollten die Stände auf ihrem Vorhaben beharren, ,sei er zu etwas gezwungen, was er nur ungern tun würde* Und diese Aussage verursachte ungeheure Empörung: Noch nie habe ein Kaiser oder König in diesem Ton mit den Fürsten gesprochen12. Drei Tage später, am 19. April, versuchte Ferdinand diese Worte, deren angebliche Tragweite von den Betroffenen übrigens nie definiert wurde, zu interpretieren: Er habe lediglich an einen Protest sowie an eine erschöpfende Informierung seines Bruders gedacht 13 . Die dramatischen Ereignisse spielten sich demzufolge in mehreren Phasen ab: Zunächst werden Ferdinand und Hannart mit einem unkonventionellen, wenngleich nicht erstmaligen 14 Projekt der Reichsfürsten konfrontiert; nach kurzer Nachdenkpause lehnen sie offiziell mit der auf Reichstagen gebotenen Courtoisie ab. Als die Stände beharren, gebraucht Ferdinand in inoffiziellem Rahmen die als inkriminierend empfundenen Worte. Die Stände sagen daraufhin ihr Vorhaben ab, lasten jedoch die Verantwortung für das NichtZustandekommen dieser Aktion Ferdinand — erst in zweiter Linie Hannart — an und verleihen ihrer Empörung über die Diktion Ferdinands Ausdruck. Dieser versucht eine offizielle Konkre11

Die Worte lauteten nach Ferdinands eigener Aussage: Wenn die Fürsten nicht Abstand von ihrem Vorhaben nehmen, müßten Ferdinand und Hannart öffentlich p r o t e s t i e r e n et insuper

ad aliquid,

quod tarnen non libenter

faceremus,

si-

militer adigeremur (so in der Bredam-Instruktion: FK 1 182f n.76/58). Damit übereinstimmend die deutsche Version: Ferdinand habe den anwesenden Fürsten die

G e s a n d t s c h a f t v e r b o t e n mit angehenkter treuwung, wu sie je über sulichs die Schickung thun wurden, musst er dorgegen furnemen, das er liber vertragen wolt sein; und damit der fursten gemuet ganz erhitzigt. . . (laut Simon

Ribisen, Dompropst zu Worms: DRA 4 172); und in französischer Version: il serait

constraint

pour

son devoir

envers

l'empereur

son frere faire

ce qu'il

ne

ferait vouluntiers - und diese Worte habe Ferdinand de bouche en Latin gesagt (so Hannart: DRA 4 775; LANZ, Corr.l 120).

19 ^ Am 17. April verwahrten sich die Stände gegenüber Ferdinand und Hannart, dieweil je ir furnemen aus cristlichem solcher wort von Romischen kaisern

west...:

1^ 14

getreuen gemut. . . geflossen; seien auch, und konigen . . . bisher uberhaben ge-

DRA 463ff; ähnlich 775f, bzw. Wolff von Wolffsthal an Kurfürst Fried-

rich: FÖRSTEMANN, N U B 1 1 8 8 n.66.

Antwort Ferdinands und Hannarts an die Stände: DRA 4 465f n.101. Darauf wird in der Beratung der Fürsten am 26. März laut Protokoll des preußischen Rates Georg von Klingbeck angespielt: DRA 4 205.

60

Die verhinderte Reichsgesandtschaft

tisierung seiner Worte, was von den Ständen bestenfalls als Scheinkompromiß, sicher nicht als überzeugende Auslegung aufgefaßt wurde. Nutznießer dieses Ausganges war Karl, der nun von einer Konfrontation mit einer reichsständischen Gesandtschaft in heikler Materie verschont blieb, ohne ähnliche Worte, wie sie sein Bruder und Statthalter gebraucht hatte, verwenden zu müssen. Die Befürchtung Ferdinands, die vermittelnde Tätigkeit der Fürsten könnte eines Tages in andere Aktivitäten ausarten, war zweifellos richtig15; in letzter Konsequenz ließ eine derartige Vermengung reichsrechtlich vorgezeichneter Funktionen mit den noch sehr wandelbaren diplomatischen Grundsätzen eine Dissolutionsphase vorausahnen, die man später als Anrecht der Reichsstände auf völkerrechtliche Allianz mit auswärtigen Mächten bezeichnet hat16. Karl anerkannte folgerichtig die Handlungsweise Ferdinands und versuchte dessen Befürchtung hinsichtlich der calumnia seiner Gegner und möglicher politischer Folgen zu zerstreuen1''. Für Ferdinand hatte dieser .verfluchteste aller Reichstage seit Christi Geburt' — der Ausdruck stammt von Balthasar Wolff von Wolffsthal, der es ja wissen mußte18 - auch in diesem Punkt kaum positive Ergebnisse. Der eigentliche Sinn seiner Worte ist nicht restlos erkennbar, die Palette reicht von seiner eigenen Auslegung bis zur unverhohlenen Drohung, und in diesem Sinn wurden sie von seinen Gesprächspartnern verstanden. Wahrscheinlich ließ sich der damals Einundzwanzigjährige in einer hitzigen Debatte zu einem Ausspruch hinreißen, dessen unterschwelligen Affront man nun auch in früheren Erklärungen Ferdinands zu erkennen glaubte19. Zweifellos hat seine Äußerung die Stimmung im Reich gegen seine Kandidatur für das Königtum angeheizt, sie schien die Bedenken gegen einen zu jungen, nach spanischen Bräuchen regierenden und von einem spanischen Ratgeber beherrschten Fürsten zu bestätigen^®. In diesem Sinn Ferdinand an Karl, 1524 April 27: FK 1 128f n.66/2. 1ß 15

Vgl. BEZOLD, Bündnisrecht

13. Zur Gegenbewegung

im

17. Jahrhundert

17 STURMBERGER, Herberstorff 193. Am 25. Mai, als Karl zum ersten Mal von der beabsichtigten Gesandtschaft hörte, forderte er sofort Ferdinand auf, diese Aktion zu verhindern: FK 1 132 n.69 / 3. Noch am 7. Juli klagt Ferdinand über die abweisende Haltung der Fürsten und bittet Karl, Anfeindungen seiner Person keinen Glauben zu schenken: ib.197 n.79 / 2. Dieser Brief überkreuzte sich mit einem Dankesschreiben Karls vom 11. Juli, das Ferdinand vollkommen rehabilitierte: ib.204f n.81 / 4; ähnlich Schreiben Karls, Oktober 16: ib.228 n.100 / 2. 18 DRA 4 771. Über Wolff vgl. RILL, Hannart-Affäre, bes. 127ff. 19 Vgl. Schreiben Planitz' an Kurfürst Friedrich (WüLCKER-VlRCK, Planitz 308f, 455f, 462, 503), die jedoch weitgehend auf Informationen des Intriganten Wolff von Wolffsthal beruhen. 20 * Laut Hannart erklärten die beleidigten Fürsten, sie wollten nicht ά la fagon d'Espaigne unterdrückt und kommandiert werden: DRA 4 775f.

61

Außenpolitik

Ferdinand und seine Berater suchten aus dieser Affäre jedoch auch Nutzen zu ziehen. Wenn er als Statthalter mit dem, ,was er nur ungern tun würde', tatsächlich nur ein verbales Kontern sowie die erforderliche Berichterstattung an seinen Bruder gemeint hatte, dann leitete er diese Verpflichtung nicht nur aus einer Gefährdung von honneur und reputation des Reichsoberhauptes^1, sondern auch aus der Schwerfälligkeit der Kommunikation ab, die für dieses und alle eventuell noch folgenden Mißverständnisse zwischen Kaiser und Reich ausschlaggebend sein würde. Eine Abhilfe war nicht von einem mit eingeschränkten Rechten versehenen und zu Rückfragen verpflichteten Statthalter zu erwarten, sondern nur von einem gekrönten, mit Handlungsfreiheit ausgestatteten Römischen König.

Die

Bredam-Instruktion

Die umfangreiche Instruktion1, die Erzherzog Ferdinand unter dem Datum des 13. Juni 1524 Karl von Burgund, Herrn von Bredam, für eine 21

FK 1 132 n.69/3 u.ö. In diesem Sinn REICHRAT-HEMFEL, Zur Türkenpolitik Karls V. 21ff. Auch Clemens VII. sprach Ende April von einem Verhalten von Untertanen, das weder dem Ansehen (honor) noch dem Nutzen (commodum) Karls dienen könne: BALAN, M R 343 n.154.

1

Nach dem Original (HHStA AUR) ediert in FK 1 147-194 n.76. Eine fragmentarische zeitgenössische (kopiale?) Uberlieferung im HHStA RAig 3 Konv.l fol. 128-151, die mit imprimis ipse thesaurarius (mitten in 17Q/48 der Edition) endet, stimmt fast wörtlich mit dem Original überein; allerdings erscheint hier — abgesehen von unwesentlichen sprachlichen Divergenzen — einmal die Abfolge im Verhältnis zum Original umgestellt: Der in der Edition 166/30 gebrachte Passus Aderit. . . fieri possit (sichere Unterstützung der Königswahl Ferdinands durch Ludwig von Ungarn, sicheres Votum jenes Kurfürsten, dem Karl die .andere' Schwester, nämlich Katharina, zur Ehe verspricht) steht in der .Kopie' (fol.l40v c.31) schon vorher im Anschluß an die Frage, wie die Willfährigkeit der geistlichen Kurfürsten zu erreichen sei (in der Edition 163/26), die Worte Itaque . . . prestandam des Originals (1661/31) fehlen in der .Kopie'. Da der Sinnzusammenhang im Original logischer erscheint als in der .Kopie', wäre damit zu rechnen, daß diese eine vorausgehende — der Schrift nach zu urteilen: als Original gedachte - Fassung darstellt, die im Sinne der erwähnten logischen Umstellung vorzeitig abgebrochen wurde. Dafür spricht auch, daß diese Fassung der RAig von fol.l28r bis 146v in Artikel unterteilt wurde (die nicht jenen der Edition des Originals entsprechen!), während man den restlichen Text nicht mehr durchzählte. Auf eine weitere Fassung in den Gattinara-Papieren der Biblioteca reale di Torino hat HEADLEY, Germany, the Empire and Monarchie 24 aufmerksam gemacht. Hier wird der Gattinara betreffende Passus (. . . libenter mentem suam declaraturum excluso tarnen expresse magno cancellario et aliis, quos ipse dominus de Bredam suspicabitur vel comperiet non esse inclinatos et affectos ad hanc rem Maiestati Sue consulendam et persuadendam . . .) durch Umrandung hervorgehoben (eine gleichzeitige Hand „has lassoed the passage").

62

Außenpolitik

Ferdinand und seine Berater suchten aus dieser Affäre jedoch auch Nutzen zu ziehen. Wenn er als Statthalter mit dem, ,was er nur ungern tun würde', tatsächlich nur ein verbales Kontern sowie die erforderliche Berichterstattung an seinen Bruder gemeint hatte, dann leitete er diese Verpflichtung nicht nur aus einer Gefährdung von honneur und reputation des Reichsoberhauptes^1, sondern auch aus der Schwerfälligkeit der Kommunikation ab, die für dieses und alle eventuell noch folgenden Mißverständnisse zwischen Kaiser und Reich ausschlaggebend sein würde. Eine Abhilfe war nicht von einem mit eingeschränkten Rechten versehenen und zu Rückfragen verpflichteten Statthalter zu erwarten, sondern nur von einem gekrönten, mit Handlungsfreiheit ausgestatteten Römischen König.

Die

Bredam-Instruktion

Die umfangreiche Instruktion1, die Erzherzog Ferdinand unter dem Datum des 13. Juni 1524 Karl von Burgund, Herrn von Bredam, für eine 21

FK 1 132 n.69/3 u.ö. In diesem Sinn REICHRAT-HEMFEL, Zur Türkenpolitik Karls V. 21ff. Auch Clemens VII. sprach Ende April von einem Verhalten von Untertanen, das weder dem Ansehen (honor) noch dem Nutzen (commodum) Karls dienen könne: BALAN, M R 343 n.154.

1

Nach dem Original (HHStA AUR) ediert in FK 1 147-194 n.76. Eine fragmentarische zeitgenössische (kopiale?) Uberlieferung im HHStA RAig 3 Konv.l fol. 128-151, die mit imprimis ipse thesaurarius (mitten in 17Q/48 der Edition) endet, stimmt fast wörtlich mit dem Original überein; allerdings erscheint hier — abgesehen von unwesentlichen sprachlichen Divergenzen — einmal die Abfolge im Verhältnis zum Original umgestellt: Der in der Edition 166/30 gebrachte Passus Aderit. . . fieri possit (sichere Unterstützung der Königswahl Ferdinands durch Ludwig von Ungarn, sicheres Votum jenes Kurfürsten, dem Karl die .andere' Schwester, nämlich Katharina, zur Ehe verspricht) steht in der .Kopie' (fol.l40v c.31) schon vorher im Anschluß an die Frage, wie die Willfährigkeit der geistlichen Kurfürsten zu erreichen sei (in der Edition 163/26), die Worte Itaque . . . prestandam des Originals (1661/31) fehlen in der .Kopie'. Da der Sinnzusammenhang im Original logischer erscheint als in der .Kopie', wäre damit zu rechnen, daß diese eine vorausgehende — der Schrift nach zu urteilen: als Original gedachte - Fassung darstellt, die im Sinne der erwähnten logischen Umstellung vorzeitig abgebrochen wurde. Dafür spricht auch, daß diese Fassung der RAig von fol.l28r bis 146v in Artikel unterteilt wurde (die nicht jenen der Edition des Originals entsprechen!), während man den restlichen Text nicht mehr durchzählte. Auf eine weitere Fassung in den Gattinara-Papieren der Biblioteca reale di Torino hat HEADLEY, Germany, the Empire and Monarchie 24 aufmerksam gemacht. Hier wird der Gattinara betreffende Passus (. . . libenter mentem suam declaraturum excluso tarnen expresse magno cancellario et aliis, quos ipse dominus de Bredam suspicabitur vel comperiet non esse inclinatos et affectos ad hanc rem Maiestati Sue consulendam et persuadendam . . .) durch Umrandung hervorgehoben (eine gleichzeitige Hand „has lassoed the passage").

62

Die Bredam-Instruktion Mission bei Karl V. erteilte, gilt wie kein anderes Dokument dieser Jahre als Schlüssel zum Verständnis der habsburgischen Politik der frühen zwanziger Jahre in der Sicht der österreichischen Linie, wobei der Schwerpunkt auf dem Arrangement der Interessen beider Linien liegt. Die wichtigsten politisch relevanten Punkte dieses Kataloges von Feststellungen und Forderungen lassen sich in folgenden Kategorien zusammenfassen:

A) Position Ferdinands: 1. Die ihm von Karl übertragene S t a t t h a l t e r s c h a f t ist in Wirklichkeit ein Amt ohne Fakultäten, der Amtsträger eine umbra locumtenentis. Deshalb vertritt Ferdinand seine und seines Bruders Interessen besser als Austriacus princeps denn als Statthalter (152f Art.3). 2. Die p o l i t i s c h e n u n d m i l i t ä r i s c h e n A u f g a b e n Ferdinands dürfen sich nicht in Bagatellen (fortunulae et substantiolae) erschöpfen. Es ist beschämend, daß er in den Auseinandersetzungen Karls mit Frankreich keine wesentliche Rolle spielen durfte (153f Art.5—6). Sollte das Unternehmen Bourbon weitergeführt werden, erwartet Ferdinand eine seinem Rang gemäße Aufgabe, allerdings mit finanzieller Unterstützung durch Karl und England (173f Art.42). 3. Die politisch unhaltbare Situation im Reich ist nur durch eine Maßnahme zu meistern - und dies ist der Tenor der Instruktion: durch das Κ ö n i g t u m F e r d i n a n d s . Karl hat diesen Rang seinem Bruder mit guten Gründen aus freiem Willen versprochen (161f Art.23); sämtliche Einwände - im Hinblick auf die Haltung der Fürsten (162 Art.24, 163 Art.26, 166f Art.31), den modus procedendi (163f Art.27) sowie die noch ausständige Kaiserkrönung Karls (162 Art.25) — lassen sich entkräften. Entscheidend ist hingegen, daß nach allgemeinem Dafürhalten eine Königswahl per paucos emendos nicht nötig sei (167 Art.32), daß ferner nur das römische Königtum Ferdinands eine Barriere, politisch wertvoller als Tausende von Gulden, gegen französische Umtriebe im Osten darstelle (177f Art.50) und überhaupt die Herrschaft der Casa de Austria sichern könne (169f Art.34). 4. Ferdinand hat nicht nur durch Zusagen Karls und durch die politische Notwendigkeit, sondern auch wegen seiner V e r d i e n s t e Anspruch auf eine führende Position im Reich. Beweis dafür ist seine Haltung gegenüber der geplanten Reichsgesandtschaft der Fürsten, wobei er — trotz Anfeindung von Seiten der Reichsstände — konsequent die Interessen Karls vertreten hat (155 Art. 7; 182ff Art.58-59)2. 9

Zur Reichsgesandtschaft siehe oben S. 57ff.

63

Außenpolitik Β) Kritik

an

Karl:

1. Karl steht in seinen politischen Entscheidungen unter dem E i n f l u ß s e i n e r R a t g e b e r u n d H ö f l i n g e (emuli). Er läßt sein Handeln durch deren unverschämte Lügen bestimmen (176 Art.48) — und dies auch bei wichtigen Entschlüssen, die nur Karl und Ferdinand in eigener Person treffen sollten (153 Art.4). Besonders geschadet hat Karl dem Ansehen des Hauses Osterreich durch die Entsendung des völlig ungeeigneten Hannart zum Reichstag (184 Art.60). 2. Karl hat zugelassen, daß die vertrautesten und verläßlichsten R a t g e b e r F e r d i n a n d s , Bernhard von Cles und besonders Salamanca — speziell im Hinblick auf den Vertrag mit Venedig —, von diesen emuli des spanischen Hofes verleumdet wurden und man Ferdinand jegliche eigene Entscheidungskraft absprach. Karl möge die Treue der beiden Genannten anerkennen und belohnen (176 Art.48, 189f Art.69). 3. Wenn Karl weiterhin zögert, e n t s c h e i d e n d e S c h r i t t e g e g e n d i e L u t h e r a n e r zu unternehmen, wird einst in den Annalen stehen, er sei zwar der mächtigste Fürst seiner Zeit gewesen, habe aber nicht vermocht, sein Reich von dieser seditiosissima secta zu reinigen (161 Art.22). 4. Mit den Truppen, die Ferdinand dem U n t e r n e h m e n B o u r b o n zur Verfügung stellte, hätte er selbst entscheidende Erfolge erzielen können; da er jedoch ausgeschaltet wurde, zogen die plündernden Truppen und der Feind aus diesem Feldzug, mit dem sich Karl und Heinrich VIII. nur lächerlich machten, den Vorteil (173 Art.41). Ferdinand hat im Hinblick auf diesen Mißerfolg beschlossen, von nun an keine unüberlegten Vollmachten mehr auszustellen und zukünftigen Ubervorteilungen einen Riegel v o r z u s c h i e b e n — iuxta proverbium:

46).

C) Spezielle

manus

manum

lavat

( 1 7 5 Art.45—

Betreffe:

Mit Artikel 34 endet nach dem Wortlaut der Instruktion die Aufzählung jener Gegenstände, die auf das universale bonurn abzielen, es folgen spezielle Betreffe — und gerade diese enthalten die für unseren Zusammenhang entscheidenden „äußeren" Angelegenheiten, nämlich alles, was jenseits der Grenzen der Erblande konsolidiert oder verändert werden sollte. Darunter fallen die Themen Mailand, Venedig (mit gekoppelten Projekten), Bourbon, Türkenabwehr und französische Umtriebe. 1. M a i l a n d : Der Vorwurf Ferdinands, der Vertrag mit Venedig habe

64

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rmma>ryhnaU,&mrme]ul Bosnien, Dalmatien, Istrien, Karst, Kroatien Bamberg 249 - Bischof —1• Redwitz

*) Das Register enthält Namen von Personen, Geschlechtern, Nationalitäten, geographisch-topographische Bezeichnungen sowie Kombinationen von diesen mit Sachbegriffen. Anmerkungen (hochgestellt) wurden nur dann berücksichtigt, wenn das jeweilige Schlagwort nicht schon im Text enthalten und damit durch die Seitenangabe erfaßt ist. Nicht aufgenommen wurden: „Deutschland" bzw. („Römisch-deutsches) Reich", „Ferdinand, Erzherzog", „Habsburg", „Österreich"; hingegen: „Austria, Casa de".

288

Register Bannissiis (Bannisius) Jacob (de) 40®, 98 Barcelona 100,113 Bari 192 Bartolini Ricardo, Kaplan und Dichter 77 Basel 159 - Domkapitel 249 Basileo Dr. Nicola, Kommissar 160, 244f Bath, Bischof -»Clerk Bätha, Versammlung (1526 August 26) 10924 Bayern 75, 93,186, 22313, 224 —»Wittelsbacher Beaurain, Adrien de Croy, Sieur de 25, 2223,238f, 246 Beck (von Leopoldsdorf) Markus, Kommissar 255 Behaim Bernhard, Münzmeister 57 Belgrad, Eroberung durch die Türken (1521 August 29) 204 Besancon 120 17 Bicocca, Schlacht (1522 April 17) 17 Billichgraz —> Pillichgrätz Blois, Vertrag (1505 Oktober 12) 142 Böhmen 17, 38f, 48 46 , 51, 56 s 6 , 67, 72, 10121 105, 107, 120, 138, 142, 148228 154250 2042, 2 24, 235, 251-256 Bologna 139,143,154f, 21954 Bonnivet, Guillaume Gouffier, Sieur de, Admiral von Frankreich 14f, 172, 18,18711 Bonomo Francesco, Gesandter 45 - Pietro, Großkanzler 43,46f, 49f, 53, 55,172f, 17835, 22918 Borek Stanislaus, polnischer Gesandter 4948 Bornemisza Hans, Gespan von Preßburg 17,1823, 24, 2 Hoyos Salamanca Gustav I. Erikson (Vasa), König von Schweden 19344 Guzmän, Familie 196, 199 - Martin de, Rat 130,186

Gaismair Michael, Bauernführer 20, 80,83f, 229 Gämiz Diego Ruiz 12121 — Juan Alonso, Licenciado, Gesandter Ferdinands bei Karl V. 121, 134136 Gattinara Giovanni Bartolomeo di, Bevollmächtigter Karls V. 91 — Mercurino Arborio di, Großkanzler Karls V. 21, 2529, 37, 621, 66, 69, 71, 74, 7737, 82, 84f, 87-91, 95, 100,103f, 142,144196,145205,176, 206,208, 214f, 217,221,228,234 Gendorf Leonhard von, Bergmeister und Amtmann in Stein / Krain 7 8 38,17524 Gent 134 Genua 87, 120,12990, 149 Georg, Markgraf von Brandenburg 38, 47, 50f, 2355 Georg von Österreich, natürlicher Sohn Maximilians I. 88,158, 228 Georg von Podiebrad, König von Böhmen 179 Georg (der Bärtige), Herzog von SachH a b s b e r g Ulrich von, Bote in der sen 2226, 224 Schweiz 95 Gerbel Nikolaus, Schüler -» Cuspinians 19030 Hadrian VI., Papst 17, 29, 3157, 4217, Germaine de Foix, 2. Gemahlin - • Fer65, 74f, 154,208, 241f dinands des Katholischen 199 Hagenau, Landvogtei 67, 205

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Register Hamburg, Konferenzen (1524) 58, 248 Hannart Jehan, Herr von Liedekerke, Gesandter Karls V. 41, 5583, 58ff, 64f, 68, 10819, 131, 136, 1679, i 7 0 , 208, 218, 220, 22315, 22629, 230, 239f, 248 Hannibal 22059 Hardegg Johann Graf, Gesandter 252 Harrach Leonhard von, Sekretär 248 Harrer Dr. Andreas, Kommissar 254 Hartberg/Steiermark 163 Hausmannstetter Georg, Propst von Klosterneuburg 253 Hedwig, Tochter —• Sigismunds I. von Polen 4846 Hehenfeld Ridulphi (?), Gesandter 255 Heiligenkreuz / Görz —• Creuz Heimburg Gregor, Rechtsgelehrter und Humanist 190 Heinrich VII., König von England 145 Heinrich VIII., König von England 2739, 29, 35, 41, 64, 71, 91, 2223, 250 Helfenstein Ulrich Graf, Gesandter 581,248f Hemricourt (Emericourt) Henri de, Rat, Hofmeister und Gesandter 2419, i34f, 16710,18921, 238 Hennegau 238 Herberstein Georg von 163304, 248 - Hans von 163304 - Siegmund von 13,96,100-105,113f, 137f, 156260, 160-164, 166f, 169f, 175ff, 179, 191, 193, 232, 236, 247ff, 252ff - Wilhelm von 163304 Hessen 84 Hieremiae Hieronymus, Gesandtschaftssekretär 30 Hildesheim, Stiftsfehde (1521) 139 Hinderbach Johann, Bischof von Trient 190 Höchstetter, Handelshaus 83 Höfen Johannes von —» Dantiscus Honorius, römischer Kaiser 5788 Hoyos Salamanca Antonio, Koadjutor vonGurk 153 Hunnen 192

Idria, Quecksilberbergbau 83,132 Illyrien 137161 Ilsung Dr. Sebastian, bayerischer Rat 224 Innichen, Propstei 157 Innsbruck 28, 71, 76,148,241f, 247 Iran Persien Isabella, Königin von Dänemark 54, 58,250 Isabella, Königin von Kastilien 14* 119f, 195 Isabella von Portugal, Gemahlin Karls V. 127 Isma'il I., Schah von Persien 55f Istrien 21, 32, 4317, 81 Italien (geogr., Königreich, Reichsvikariat, Statthalterschaft) 17, 30, 33, 35, 408, 49, 52, 55, 65f, 68f, 72-75, 77ff, 82, 84-89, 91, 105, 109, 1112, 112, 114, 117, 123, 129, 142, 144, 146, 16919, 186, 18817, 190, 198, 204f, 212-215, 219, 227f, 231, 241, 246f, 250 Ivan III., Zar 98 Jagiellonen 12, 38, 44, 51, 97, 99, 109, 191,198, 203, 221,252 —» Hedwig, Ludwig II. von Ungarn, Sigismund I. von Polen Janitscharen 204 Jaroslavskij -»Zasekin Jean-Jacque (?), Sekretär Karls V. 18711 Jerusalem 39 Jimenez —• Cisneros Joachim, Markgraf von Brandenburg

208 Juana (la loca), Königin von Kastilien 196 Julianus Petrus -»Giuliani Julius II., Papst 147 Kärnten 161 Kalabrien 198 Kammerer Dietrich, Bischof von Wiener Neustadt 47,253f Karl V., Kaiser 15f, 18, 20f, 23ff, 27ff, 31-38, 407, 41, 45, 50, 52-55, 5684, 59-71, 728, 73f, 78, 80ff, 84, 8540,

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Register 41, 42 862.6,8,9 8 7 > 8815, 89ff, 93, 95ff. 99-104, 109ff, 116f, 1181, 1194, 120-139, 143ff, 150, 153ff, 162f, 169, 176f, 182, 184, 186-189, 192,19340, 43 i98ff, 202, 205-221, 2222, 3, 7, 223-231, 233-241, 244, 247f, 250f, 253,255 Karst 43 Kasimir, Markgraf von Brandenburg 130 Kastilien 142,196,199, 213 Isabella, Juana, Philipp - Almirante —> Oviedo Katharina von Aragon 1194 Katharina, Königin von Polen 621 Katholische Könige 117,196 —» Ferdinand der Katholische, Isabella Katzianer Johann, Befehlshaber gegen die Türken 107 Kaufmann Dr. Johann, Kommissar 253 K(h)iemseer Georg, Vizedom 104^1, 113H 15 135142 Kirchmair Georg, Wiener Chronist 158 Klingbeck Georg von, preußischer Rat 6014 Klosterneuburg 151,18714 - Propst —»Hausmannstetter Knin/Kroatien 43 1 7 Kobasic Ivan, kroatischer Adeliger 107 Köln, Vertrag (1520 November 7) 38 Konstantinopel 39, 40 7 , 45, I88I 7 , 22526 Konstanz 18923 Krabatten —» Kroatien Krachenberger Johann, Regimentsrat 152 Krain 43,107, 159 - Vizedom —» Braunwart, Grasswein Krakau 16f, 99f, 10226,113, 194, 256 Kr(e)bava/Kroatien 42l 7 - Ivan Karlovic Graf 107 Kroatien (Krabatten) 41ff, 86, 9412, 107,173, 204 Krupa / Kroatien 43I 7 Kurß —»Accursius Kuttenberg 251

La Huesca -» Rincon Alonso Garcia Laibach 46 - Bischof —• Rauber Lalemand Jean, Staatssekretär Karls V. 71,124, 207f Lemberg Hans von 248 Lamp arter von Greiffenstein Johann, Kommissar 254f Landshut, Erbfolgekrieg (1504) 77 Lang Matthaeus, Kardinal, Erzbischof von Salzburg, Bischof von Gurk 153,197 Langeac Jean de, französischer Diplomat 16 Lannoy Charles de, Vizekönig von Neapel 65, 79,81,91f, 145f Lanuza Juan de, spanischer Gesandter in den Niederlanden 19811 Lascaris Jan, Diplomat und Autor 39 7 Lasso Don Pedro, Oberststallmeister 127 Lauffner Lienhart, Wiener Wassermautverwalter 137,139f Laxenburg, Pflegschaft 130 Leipzig, Universität 151 Leo X., Papst 19810 Le Sauch Jean de, Sekretär und Gesandter Karls V. 23l 7 Lika/Kroatien 42fl 7 Likerke, virgo (?), Informantin —» Boutons 136 Linz 143,236 Litauen 204 2 Litschau 138 —»Mrakes Loaysa Garcia de, Kardinal, Beichtvater Karls V. 155 Löble Johann, Pfennigmeister 245 Lombardei 71, 89, 227, 246f -> Mailfind - Königreich 65,197, 205 London 15,186 Loquinghen Nicolaus de, kaiserlicher Agent 35 Ludwig XI., König von Frankreich

I88I 7

Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen 16, 20, 39, 421 7 , 44, 47, 49, 5052 52, 55, 5788, 6 2 l , 72, 96,

294

Register 98, 106, 109, 138, 148223, l ö l f , 155, 208,231, 252f, 255 Lübeck, Konferenzen (1524) 58 Lüneburg 58 1 , 248 Lurcy, Fhilibert de Saint-Romain, Sieur de 35 Luther Dr. Martin 78,12236,140 Lyon 12017 Laski Hieronymus, polnischer Diplomat 6613, 72, 97 - Jan, polnischer Reformator 73,97 — Stanislaus 73 Machiavelli Niccolo 56, 141, 182, 217f, 2222, 233 Madrid 100,239 - Friede (1525 Dezember 19 / 1526 J a n u a r 14) 13, 87, 89, 95, 108, 213,227, 229, 240 - S.Gerönimo, Kloster 123 Madrutz Gaudenz von 2366 Mähren 51,137161,154 2 5 0 , 252 Mahrenfels (Lupoglava)/Istrien 163 Mai Miguel, kaiserlicher Gesandter 143 Mailand 1514 64-71, 73f, 76f, 8437, 85-90, 912, 988, 124, 130f, 133, 141f, 145-149, 187H, 18817, 194, 197f, 207, 209, 215, 222 7 , 227ff, 232,239f, 246f, 249 —» Lombardei, Sforza Mainz 23025 - Kurfürst —» Albrecht von Brandenburg Malaspina Dr. Hieronymus 2634 Marakess —• Mrakes Marano 26, 80, 160287 Maratsky (Maraxi) —» Mrakes Margarethe, Erzherzogin, Statthalterin der Niederlande 2422, 37H, 5583, 597, 7632, 10819, 1 0 9 f ( 117, 132, 134ff, 142f, 145, 19344, 202, 2076, 212, 218, 222 3 , 22629, 2289, 23019, 23128, 2355, 240f, 248, 250 Maria, Königin von Ungarn 38f, 49, 5052 57, 106, 1079, 126, 131H2, 134, 135147, 144, i 4 7 222, i 4 8 223 251,253f

Marini Antoine 179 Marseille 71 Martyr Petrus. Theologe 146 220 , 19131, 1966,20124, 210, 22523 Massaro Francesco, venezianischer Gesandtschaftssekretär 50 5 2 , 223, 22526 Matthias Corvinus, König von Ungarn 42,152 Maximilian I., Kaiser 12, 15f, 19-23, 26, 39f, 42f, 45f, 48, 51, 5472, 88, 96,98f, 101, 103f, 115f, 11715,133, 135, 137ff, 140181 142-146, 147223, 151ff, 158, 159277, 163, 169, 172f, 175, 178 35 , 180, 189. 1951, i97f, 205, 207, 216, 224, 230f, 235f, 245, 253 Maximilian (II.), Erzherzog 12l21 Mecklenburg 58 Medici, Dynastie 91 - Raphael de', habsburgischer Agent in der Schweiz 189 Medina del Campo 14 Menasse, cavalier Meneses Bernardin Meneses, Familie 129 - Alonso (Gonzales), Kämmerer und Diplomat 129ff, 239, 246 - (von Schwarzeneck) Bernardin, Diplomat 129ff, 165 Meran, Landtag (1525) 9413 Michelet Jules, Historiker 141 Middelburg, „Dekrete" (1517 Septemb e r ? ) 200 Mömpelgard, Grafschaft 249 Mottling (Metlik) / Krain, Hauptmann 107 Mohäcs, Schlacht (1526 August 29) 10, 13, 53, 85, 90, 96, 101, 109, 11029,117, 120, 132, 138, 141, 151, 157f, 161, 164f, 177f, 181, 18358, 189, 195, 207f, 216, 221, 226f, 231, 233f Mojados 201 Moldau, Fürstentum 4846 —» Stephan der Große MolinsdeRey 163,210 Montbrison, Geheimabkommen (1523 Juli 17/18) 35

295

Register Montfort Nicolas de, Gesandter 240 Montpellier, Konferenz (1519 Mai) 65 Mont St.Cenis 149230 Morone Giovanni, mailändischer Kanzler 88f, 228 Moskau (Rußland, Zar) 39, 49f, 53, 96, 98-105,112ff, 160-164, 1653, i66f 16921, i7 7 ff, 187, 19131, 207, 215, 220, 247,255f Ivan III., Vasilij III. Mota Catalina Iniquez de la 119® Mota-Orense-Fraktion (Burgos) 119® Mrakes (M[a]raxi, Maratsky, Marakess) von Noskau Johann, Freiherr auf Litschau, Hauptmann von Drosendorf 137f, 235f - Peter 138 München 229 Navagero Andrea, venezianischer Gesandter 8217 Neapel 66, 7838, 113, 120, 144, 197f, 205, 227 - Einkünfte Erzherzog Ferdinands („Konto Neapel") 122,127,12990 - Vizekönig —• Cardona, Lannoy Neuberg / Steiermark, Herrschaft 163 Neuhaus (Novi Grad) bei Cilli 130 Neuhaus Michael von 32 Niederlande (Flamen, Flandern) 15, 67, 88, 115ff, 123, 125, 131, 133137, 157, 165, 167, 196, 198-202, 204, 208, 237, 239ff - Statthalterin —• Margarethe Nördlingen 248 Nogarola Leonhard Graf, Gesandter Karls V. 100-105, 113, 134136, 175,177, 255f Nons- und Sulzberg, Hauptmannschaft 159 Noskau —• Mrakes Nürnberg 56,989, 238, 241, 247, 249 - Reichstag 55, 58, 61, 64, 68, 108, 2226, 22315, 230, 233, 247 ödenburg (Sopron) 52f, 10713, 151 - Grenzverhandlungen (1524 Februa r / M ä r z ) 54, 253f Oeder Wolf, Gesandter 249

Österreich (-Burgund), Haus Austria Casa de öttweinin (Entmanin) Susanne, Hofdame 131 Olmütz 251 - Konvent (1525 November) 255f Orense, Familie Mota - Pedro, Bürger von Burgos 119^ Orio Lorenzo d', venezianischer Gesandter 223,251 Ortubia, Waffenstillstand (1513 April 1) 196,198 Osmanen Türken Osorio Fray Alvaro, Bischof von Astorga, Erzkaplan Erzherzog Ferdinands 196 Ostrovica (Ostrowitza)/Kroatien 43l? Oviedo Gonzalo Fernandez de, Almirante von Kastilien 210 Pace Richard, englischer Gesandter 2631, 29 Pack Dr. Otto von, sächsischer Gesandter 2226 Padua 12990,245 - Universität 152,153246 Paredes Martin de, Kämmerer 130 Paris 152 Pavia, Gesandtenmord (1541 Juli 3) 13 - Schlacht (1525 Februar 24) 13, 74, 78, 82,85ff, 151, 2102, 212ff, 233 Pempflinger Stefan, Kommissar 254f Perpignan 12017 Persien (Iran) 49, 55f, 173,192 —• Isma'il I., Safawiden Pescara, Ferrante Francesco d'Avalos, Marchese 130f, 247 Petantius Felix, ungarischer Historiograph und Diplomat 44 Petrus, Maronit, persischer Gesandter 55f Peutinger Dr. Konrad 197 Pfirt, Grafschaft 67, 205, 238 Philipp der Schöne, Herzog von Burgund, König von Kastilien 116, 125,135,143f, 195f Philipp I., Markgraf von Baden 240

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Register Phillip, Pfalzgraf bei Rhein 47 Piacenza 149 Pillichgrätz (Billichgraz, Polha Gradec) / Krain 159 Pirckheimer Willibald 151 Piso Jacob, ungarischer Gesandter 39 Pius II., Papst 190 Pizarro Francisco 14* Planitz Hans von der, sächsischer Gesandter 5581,6119, 223, 22522 Podiebrad —• Georg Polen 16f, 1824, 39, 44, 46, 48-51, 53, 66, 72, 96-106, 109, 112f, 138, 151f, 1653 180, 182, 192, 2042, 207, 220, 226,235f, 247, 252-256 —* Jagiellonen, Sigismund I, Polheim Ciriak von 252 Pordenone 80, 160 Portugal 126,185 Posen, Bischof -»Tomicki Prag 100,126,152,251f, 256 Prantner Dr. Wolfgang, habsburgischer Agent in der Schweiz 1668,189 Preßburg 47, 51, 53, 99, 105, 126, 155, 253 - Gespan —» Bornemisza - Propstei 152f, 167 Preußen 49f Priuli Lorenzo, venezianischer Gesandter 8217 Provence 35, 71 Pucci Lorenzo, Kardinal 155 Quirino Vincenzo, venezianischer Gesandter 143 „R", bayerischer Agent 156263, 230 Radolfszell 249 Ragusa 189 Räkos, Reichstag (1526 Mai) 146217 Rann (Rayn), Hauptmann —» Reichenburg Rauber Christoph, Bischof von Laibach 255ff Redwitz Wigand von, Bischof von Bamberg 60 Regensburg 249 - Konvent (1524 Juni/Juli) 76

Reggio/Emilia 912 Reichenburg Georg von 248 - (Regenburg, Reichenberg) Hans von, Hauptmann zu Rann 247f Reichlich Marx, Maler 158 Renata von Valois, Tochter —• Franz' I. von Frankreich 196ff Reuchlin Dr. Johannes 151 Rhodos 204 Ribisen Simon, Dompropst zu Worms 6011 Ricci Dr. Paolo, Rat und Protophysicus 65,246 Richard, capitaine lutherien (?) 187 Riepper Dr. Johann, Kommissar und Gesandter 25,111, 159, 235, 243 Rincon, Familie 14 - Alonso, Licenciado, Comunero 14 - Don Alonso Garcia, Abt von La Huesca 14 - Fray Antonio, Franziskanerguardian inToro 14 - Antonio, französischer Agent und Gesandter 12-19, 38,67, 72, 73H, 97,10433,148,186,193f, 207 - Bartolome, Comunero 14 - Diego, Comunero 14 Riva 26 Roeulx —»Beaurain Roggendorf Georg von 138166, 22523, 236, 255f Rohrbach Jörg von, Kommissar 253 Rom (Papsttum, Kurie und Stadt) 13, 27, 31,44ff, 54, 5788, 53, 59s, 65l°, 73-79, 85, 91-96, 99, 101, 106, 108f, 116, 120,125-129,142f, 152156, 1653, 167, 178, 181ff, 185, 194, 204f, 208,21954,241-244 - Päpste -»Clemens VII., Hadrian VI., Julius II., Leo X., Pius II. - Sacco di Roma 85,151 - „Vertrag" (1525 April 1) 91ff Rorario Antonio, Kommissar 235 - Girolamo, päpstlicher Kämmerer und Sondergesandter (»Nuntius") 7527, 77,9412,242, 248 Rosenberg Peter von, Erben des - 255 Rosenthal (Rozmitäl) Leo Sdenko, Erben des - 255

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Register Rosso Andrea, venezianischer Gesandtschaftssekretär 88 Rottal Georg von, Regimentsrat 140 Rovereto 80, 244 Rubiera/Emilia 912 Rufo Giovanni, Bischof von Cosenza 19131 Rußland —• Moskau

Juan de, Kaplan 119 Maria de, Hofdame 1194 Martin de, Regidor von Burgos 1195 Martin de, Sollicitator Ferdinands bei Karl V. 15. 23, 2419, 25, 41, 71, 727, 74, 8322, 28, 852, 862,10, 8815, 117-126, 12768, 73, 128, 12990, 130f, 133f, 136, 164, 1667, 8, 167, 181f, 185f, 207, 209, 2107, 21223, 213ff, 22057, 59, 2 26, 238f, 243, Sabine, Herzogin von Württemberg 246f, 250 248 Salm Niklas (der Ältere), FeldhauptSachsen 130,223 mann 46, 240 —» Friedrich der Weise, Georg Salzburg, Erzbischof —» Lang Sadoleto Giacopo, Bischof von CarpenSanchez Alonso, kaiserlicher Gesandtras, päpstlicher Staatssekretär ter 2420, 21, 24, 2529, 2739 29, 33f, 728, 7735, 7839, 1064-6, I 56 261 81,21953, 245 Safawiden (Zophi), Dynastie 55 Gabriel, Sekretär 12019,131 -»Isma'il I. St.Georgs-Orden, Großmeister —» GeuSaint-Germain-en-Laye 17 mann Salamanca, Familie 118,129 Santander 201 - Alonso de, Kaufmann 122,12990,145 Santiago, Orden 125f - Antonio de —» Hoyos Salamanca Saurer Lorenz, Vizedom und Gesand- Francisco de 192, 237 ter 137,235,251 - Gabriel de, Graf von Ortenburg, Savorgnano 80 Schatzmeistergeneral 7, 159, 14, Savoyen Louise von, französische Re1823, 24, 2420, 2525, 26, 29 2 9, 43, gentin 108 4531, 47ff, 52f 5683, 85-S7, 5788, Scepper Cornelius Duplicius, kaiserli89, 64, 72f, 7524. 25, 8110 82, 89, cher Gesandter 193 9413, 97f, 100, 102f, 10431, 1066, Schallenberg Caspar von, Kommissar 10920, 11315, 1 1 7 , n 9 f i22f, 128, 12990 133, 136, 140179, 141, 145, 253 146218 I47ff, 156, 1668, 16712, Scheurl Dr. Christoph 151 168f, 173-176, 183, 186, 18923, Schiner Matthäus, Bischof von Sitten, 206, 208, 212, 218, 222, 227ff, 234, Kardinal 142, 19810 238-243,247,251ff Schladming 135 - Garcia de 1183 Schlesien 51, 154250 - Hernando de —• Salamanca Villena Schneitpeck Joachim 139 Fernando de - Dr. Johann, Freiherr von Schön- Juan de, Kaufmann 12990 kirchen, Gesandter 51, 53-57, 98, - Maestro de (?) 5683,12990,242 106, 108, 10920,21, 138-141, 165, 1667, 173, 181, 192, 194, 22057, - Pedro (Fernando) de, Gesandter 251, 253f 5683, 76f, 9lf, 9412, l28f, 168,185, 242 - Sigmund 138f Salamanca Villena Fernando de Schönberg Nikolaus von, Erzbischof 12230,12990 von Capua, Nuntius 598, 10, 1066, Salazar, Familie 118 12886,18711, 242 Salinas, Familie 118 Schwäbischer Bund 66, 84, 224, 248 Schwarzeneck —• Meneses Bernardin - Cristofle de 1183 Schwarzwald 67 - Fernandode 1183

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-

Register Speyer, Städtetag (1525 September) Schwaz/ Tirol 156263 241 247 Schweden -» Gustav I. Erikson Schweiz (Eidgenossen) 17, 66, 84, 90, Spiegel, Dr. Jacob, Sekretär 77, 102, 175,197 95,188f, 228,237,247,251 Spießheimer —> Cuspinian —• Graubünden Sprentz Sebastian, Domherr bzw. BiSegovia 195 schof von Brixen 138166,236 Selim II., Sultan 40» Starhemberg Hans von 162,163302 Sempy, Antoine de Croy, Sieur de 47^2, Statilius Johann, Agent 193 132,134 Staufer, Dynastie 115 Sender Clemens, Augsburger Chronist Stein / Krain, Amtmann —• Gendorf 13099 Stephan der Große, Fürst der Moldau Sepulveda Juan Gines de, humanisti179 1 10 scher Autor 14 ,15 Stürz(e)l Dr. Jacob, habsburgischer Serntein(er) Cyprian fvon), Tiroler HofAgent in der Schweiz 95, 18821, kanzler 148223, 228 189 Sessa, Don Luis Fernandez de Cordo- Dr. Konrad, Hofkanzler 18925 ba, Duque de 2736,6510, 91, 125 Stuttgart 247 Sforza, Dynastie 88,142,145,228 Süleymän I. der Prächtige, Sultan 108 - Bona, Gemahlin —» Sigismunds I. Sundgau 67 von Polen 66,151 - Francesco II., Herzog von Mailand Suriano Antonio, venezianischer Gesandter 2631 30f, 65f, 73,85f, 89,228,246 Sutor Veit, habsburgischer Agent in - Lodovico (il Moro), Herzog von Maider Schweiz 188f land 141f Szakmäry Georg, Erzbischof von Gran, - Massimiliano, Herzog von Mailand ungarischer Kanzler 17,152 142,147 Szalkay Ladislaus, Bischof von Eger, Siebenbürgen, Woiwode -> Zäpolya Erzbischof von Gran 47ff, 52f, 97, Siebenbürger Dr. Martin 139f, 162f 10815 Sigismund I., König von Polen 16ff, Szerencses Emmerich 57 206, 39, 44. 47, 50, 66, 72, 96f, 100, Szkardin Skradin 102, 11316,19 i33 ( ΐ δ ΐ , 22055 Szydlowiecki Christoph, polnischer 236, 255f Kanzler 17f, 47-52,97f, 102,140181, Silberberg Hans von 250 155258,17522, 252f Sizilien, Almirante —• Cordoba Diego Fernandez Skradin (Szkardin) / Dalmatien 43l 7 Spanien 12ff, 23ff, 32, 34, 37, 5054, 59, 61, 65f, 71, 73, 7838, 86f, 8921, 95, 97, 104, 115, 117f, 120, 123-134, 136, 142, 144, 146, 162, 165f, 169, 174, 176f, 181f, 184, 18922, 191 31 t 194-202, 204ff, 209, 213-216, 220, 22522, 226, 230, 237-242, 250 —> Ferdinand der Katholische, Isabella von Kastilien, Juana, Katholische Könige - Comuneros 14, 16, 20, 1195, 123, 199f, 2222

Taegio Amico, mailändischer Gesandter 246 Tarfit Katharina von, Hofdame 130 Tataren 48f Taverna Francesco, mailändischer Gesandter 30 Theodosius, römischer Kaiser 5788 Thorn 138166,236 - „Anstand" (1521 April 5) 50 Thun Christoph von 2366 Thum Nikolaus von, Hauptmann von Gradisca 83 - zum Creuz, Veit von (Vido della

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Register Torre), Kommissar 32, 111, 159, 243ff Thurzo Alexius, ungarischer Magister tavemicorum 57, 254 Tirol 68, 83,156, 223,229 - Bauernerhebung (1525) 13,80f,83f, 92ff, 122,142,202,226,229, 239 Tobär —»Tovar Toledo 123, 2223, 239f - Waffenstillstand (1525 August 11) 87 Tolmein, Herrschaft 32 Tomicki Petrus, Bischof von Posen 17f, 5472, 10818 Toro -* Rincon Fray Antonio Tovar Luis de (Tobär Ludwig von), Gesandter 71, 130f, 165, 167, 238f, 241, 250 Traiskirchen 47 Treitzsauerwein Marx 17625 Treviso 26 Trient 92, 94,158275, 243, 245, 247 - Bischof —» Cles, Hinderbach Trier, Erzbischof —• Greifenklau Triest 73, 173 Trofimow Simeon, moskowitischer Gesandtschaftssekretär 100 Truchseß von Wetzhausen Jobst, Komtur der Bailei Niederösterreich 254 Tübingen 100, 104,10714, 240 Türken (-gefahr, -hilfe, -kreuzzug, Osmanen) 13, 20, 2529, 33 39ff, 4448, 4948, 50, 53-56, 57»8, 58, 64, 67, 69, 73, 75, 77, 80f, 83, 86, 90f, 94f, 97, 100, 107-110, 131, 134, 155,172,175, 178f, 183f, 191f, 204, 207, 209, 212-215, 228f, 231f, 238, 242f, 248, 25lf, 255 -* Konstantinopel, Selim II., Süleymän I. Turre Poncet de, französischer Gesandter 16 Ulcurrum Miguel de, Jurist 176 Ulrich, Herzog von Württemberg 249 Ungarisch Altenburg (Magyarovar) 146 Ungarn 15, 18, 38f, 41-57, 67, 72, 83,

9412, 97f, 10121, 102, 10431, io&109, 120, 124, 131, 137-143, 146, 150-154, 161297, 1 6 5 , 1 7 0 , 173, 181f, 191, 194, 198, 203f, 207, 214, 220f, 226, 23 lf, 235f, 241, 248, 251-256 —• Ludwig II., Maria, Matthias Corvinus, Wladislaw II. Ungnad Johann von 56 Valdes Alonso, spanischer Sekretär 7737 Valladolid 2529,120,123,196,199,238 Vandalen 192 Vasilij III., Zar 98,177 Venedig 16f, 19-34, 43ff, 5052, 64, 66f, 69, 71f, 75f, 7838, 79^5, 863, 88, 90, 95, llOff, 114, 116, 132, 142, 144201,145,147,152f, 156,157268, 158f, 168f, 180ff, 184, 186, 192, 19343, 197, 205, 207, 213, 218, 220, 223, 22421, 226, 228, 230, 235f, 238, 243ff, 247 - Doge -> Gritti - Vertrag (1523 Juli 29) 13,19, 33, 35,64f, 67f, 70, 79, 82,8541, 219 Verona (Stadt und Territorium) 21, 2215,132119,142f, 145, 244, 247 - Kongreß (1519/20) 235f Vicenza (Stadt und Territorium) 244 Villinger Jacob, Schatzmeistergeneral 2215, 8322 Vilnius 17,105 Viterbo 1978 Vogt Gabriel, Pfleger von Enzesfeld 253 Vorlande (Vorderösterreich) 68, 135, 218 Waizen (Väc), Propstei 152 Walachei, Fürstentum 1514, 51 Werdenberg Felix Graf 36, 37U Wien 46, 50, 79, 99f, 10431, 107, 113, 121, 135, 139, 151, 153, 169, 173, 229,2355, 249, 252,254,256 - Bistum und Domkapitel 157, 173 - Kongreß (1515) 150f, 197f - Lobkowitzplatz (Schweinemarkt) 136

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Register - Tagung (1522 Mai-Juli) 41, 248 - Universität 150ff Wiener Neustadt 45-^8, 52, 55, 987, 158 - Bischof Angerer, Kämmerer - »Blutgericht" (1522 Juli 10-23) 18, 20, 79,134,136,139f, 169,172f, 202, 226 - Fürstentreffen (1523 Oktober 1519) 37ff, 41f, 44-54, 57,96f, 98?, 102,105,10924, χ26, 142f, 183, 203f, 212,22918, 2 51 - Landtag (1523 Dezember) 183 58 Wimpfeling Jakob, Humanist 77^7 Windischgrätz Erasmus von 130100 Windischland 10713 Windsor, Vertrag (1522 Juni 16) 12,17 Wittelsbacher, Dynastie 93 Wladislaw II., König von Ungarn 98, 151 Wolff von Wolffsthal Balthasar 6012, 61,68,166,230,249

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Worms, Dompropst Ribisen - Reichstag (1521) 140,152,154 - Teilungsvertrag (1521 April 28) 10, 115 120,142,195, 203, 216,236 - Vertrag (1521 Mai 6) 19, 21, 23, 30f Württemberg 87, 93 —»Sabine, Ulrich Würzburg, Universität 151 Zapolya Jan, Woiwode von Siebenbürgen 17,101,108,161297, i 9 3 44 Zasekin-Jaroslavskij Ivan Ivanovic, moskowitischer Gesandter 99, 10122 Zasius Dr. Johann 249 Zelking Wilhelm von 248 Zengg(Zengh, Senj)/Kroatien 4317 Zophi -* Safawiden Zott Johann, Kommissar 156263 Zürich 18921 Zuniga Don Francesillo de, Hofnarr und Chronist 122 36

Verzeichnis der Abbildungen Abb.l (nach S.64): Instruktion Erzherzog Ferdinands für Charles de Bourgogne, Sieur de Bredam, zu Karl V., 1524 Juni 13, letzte Seite mit Unterschrift und Oblatensiegel Ferdinands. Orig. Papierlibell, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Allgemeine Urkundenreihe. Lichtbildstelle Alpenland, Wien Abb.2 (nach S.144): Andreas da Burgo an Bernhard von Cles, 1524 Dezember 22 (Schriftprobe). Orig. Papier, Trient, Archivio principesco vescovile: Corrispondenza Clesiana I mazzo 8, fasc.3, fol.58v. Mikrofilm Schmidl, St. Leonhard a.F. Abb.3 (nach S.208): Reitersiegel Erzherzog Ferdinands, rotes Wachs, rotgolden gedrehte Siegelschnüre, am Teilungsvertrag mit Karl V., 1522 Februar 7, Brüssel. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Habsburg-lothringisches Familienarchiv, Familienurkunde 1151/55. Foto Udo Otto, Wien Abb.4a (nach S.216, oben): Karl (r.) und Ferdinand (1·) 1515/16. Ausschnitt aus Bernhard Strigel, Die Familie Kaiser Maximilians I., Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.Nr.832. Reproduktionsabteilung des Kunsthistorischen Museums Abb.4b (nach S.216, unten): Karl (1·) und Ferdinand (r.) 1532. Ausschnitt aus Lunettenfresko Girolamo Romaninos in der Sala delle Udienze des Castello del Buonconsiglio, Trient (Monumenti e collezioni provinciali. Trentc/Italia). Foto Rensi, Trient

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Postscriptum des Herausgebers Die Bedeutung der von Gerhard Rill in ihrem ersten Teil vorgelegten Untersuchung über „Fürst und Hof in Österreich von den habsburgischen Teilungsverträgen bis zur Schlacht von Mohäcs (1521/22 bis 1526)" vermag jeder zu ermessen, der sich selbst jemals mit wissenschaftlicher Ernsthaftigkeit forschungsmäßig mit Ferdinand I. auseinandergesetzt hat. Seit der 1907 von Wilhelm Bauer veröffentlichten Arbeit über „Die Anfänge Ferdinands I.", welche nach dem damaligen Forschungsstand die Probleme nur aufzeigen, nicht aber durchgreifend zu behandeln vermochte, hat sich niemand mehr mit diesem Thema eingehender befaßt. Und doch sind die Jahre von 1521 bis 1526 in vielfacher Hinsicht und in entscheidender Weise für Ferdinand I., für sein Verhältnis zu seinem älteren kaiserlichen Bruder, aber auch für die Zukunftsgestaltung der österreichischen Erblande und — wie Gerhard Rill zu zeigen vermag — für eine eigenständige „österreichische" Politik maßgeblich gewesen. Hofrat Dr. Gerhard Rill, Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchives der Jahre 1987 bis 1991, ausgezeichnet durch eine hervorragende Kenntnis der Quellen und eine enge Vertrautheit mit der Epoche Ferdinands I., war und ist wie kaum ein anderer befähigt, das Thema „Fürst und Hof in Osterreich von den habsburgischen Teilungsverträgen bis zur Schlacht von Mohäcs (1521/22 bis 1526) zu behandeln. Zu Rills Verdiensten um die Ferdinand-Forschung gehört die Vorarbeit für eine Edition der im Archiuio die Stato di Trento liegenden „Corrispondenza Clesiana", die als Quelle bisher nur zu einem geringen Teil ausgewertet worden ist. Kardinal Bernhard Cles, nach 1525 Präsident des Geheimen Rates, war ohne Zweifel der bedeutendste Berater und Staatsmann Ferdinands I. in allen Fragen, die das Reich und Italien betrafen. Die in Latein, Deutsch, Italienisch, selten Spanisch und Französisch geführte Korrespondenz wird, da eine Volledition unmöglich ist, von Rill in ausführlichen Regesten erschlossen. Im Interesse der Ferdinand-Forschung ist zu wünschen, daß es Rill, wie erhofft, tatsächlich gelingen möge, den 1. Band der „Corrispondenza Clesiana", der den Zeitraum von 1503 bis 1525 umschließen wird, 1994/95 vorzulegen. Auch in der hier publizierten Untersuchung ist Gerhard Rill zu wesentlichen neuen Erkenntnissen gelangt. Das wird, sobald auch der zweite Teil seiner Arbeit, der den Untertitel „Gabriel von Salamanca, die Zentralverwaltung und die Finanzen" tragen soll, erschienen ist, in vollem Umfang zu würdigen sein. Daß dieser zweite Teil möglichst bald hier in

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Postscriptum des Herausgebers den „Forschungen" als nächster Band erscheinen kann, hoffen und wünschen wir voll Ungeduld. Ebenso zu hoffen ist, daß Rills Arbeit vor allem jüngere Historiker veranlaßt, sich intensiv und zentral mit Ferdinand I., der dies wahrlich verdiente, zu befassen. Die Zeiten, in denen man glaubte, man brauche Ferdinand I. nur als Bruder Kaiser Karls V. zu beachten, sind vorbei. Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs" unter der Schriftleitung von Gerhard Rill und Christiane Thomas ein Hort der Ferdinand-Forschung gewesen sind. Der Unterfertigte hatte die Absicht, sich selbst mit Ferdinand I. intensiv weiter zu beschäftigen. Anderes - ob Wichtigeres, bleibe dahingestellt - drängte sich in den Vordergrund. Gerade deshalb aber, weil er der Ferdinand-Forschung innerlich immer verbunden blieb, ist es ihm Freude und Befriedigung, daß er in „seinen" „Forschungen" die Arbeit von Gerhard Rill publizieren kann. Vielleicht wird durch Rills Arbeit die Verwirklichung eines alten Traumes möglich, nämlich Ferdinand I. ein „internationales Kolloquium" zu widmen, um jene qualifizierten Forscher, die sich mit Ferdinand I. befassen, zusammenzufügen, sie „durch begegnenden Austausch und wechselseitige Anregung" - wie es einmal Heinrich Lutz formuliert hat - in ihrem Forschungsvorhaben zu bestärken, und um neue Interpretationen und Sichtweisen in Gegenseitigkeit zu eröffnen und zu erschließen. Dem Autor, dem sich der Unterfertigte seit einer Vielzahl von Jahren in Freundschaft nicht nur wissenschaftlich, sondern auch persönlich — dankbar zudem für manch erhaltene Hilfe - verbunden weiß, sei dafür, daß er sich entschließen konnte, das Ergebnis seiner jahrelangen Forschungen zu publizieren, und jenen, die das Erscheinen dieses ersten Bandes vor allem auch finanziell ermöglicht haben, herzlich und in gebührender Weise gedankt.

Graz, 4. November 1993

Berthold Sutter

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