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German Pages 658 [659] Year 2009
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ARISTOTELES' METAPHYSIK Zweiter Halbband: Bücher VII (Z)-XIV (N)
Neubearbeitung der Übersetzung von Hermann Bonitz Mit Einleitung und Kommentar herausgegeben von HORST SEIDL Griechischer Text in der Edition von Wilhelm Christ
Griechisch-Deutsch
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
INHALT
VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE (Auszug) . .
VII
VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE . . . . . . . .
VIII
VORWORT ZUR DRITTEN AUFLAGE........
IX
EINLEITUNG ZUM ZWEITEN HALBBAND . . . . . XI 1. Der Ansatz der aristotelischen ,Metaphysik' bei der Kategorien-Einteilung des Seienden . . . XI XIX II. Zur Seinsanalogie in Aristoteles' ,Metaphysik' III. Zur metaphysischen Bedeutung des ersten, unbewegten Bewegungsprinzips . . . . . . . . . . . XXVI Aristoteles' Metaphysik TEXT UND ÜBERSETZUNG . . . . . . . . . . . . . Buch VII (Z) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch VIII (H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch IX (E>) ...•..•.••.•..•••••.• Buch X (1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XI (K) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XII (A) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XIII (M) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XIV (N) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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KOMMENTAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch VII (Z) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch VIII (H) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
373 3 75 445
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Inhalt
BuchIX(8} . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch X (I) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XI (K} . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XII (A) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XIII (M) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Buch XIV (N) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
460 497 521 547 589 599
REGISTER GRIECHISCHER BEGRIFFE UND EIGENNAMEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 605 REGISTER DER HAUPTBEGRIFFE IN DER DEUTSCHEN üBERSETZUNG . . . . . . . . . . . . . . 620
VORWORT ZUR ERSTEN AUFLAGE (Auszug)
Der Kommentar folgt im 2. Halbband denselben Grundsätzen der Interpretation wie im 1. Halbband: Gestützt auf die modernen (im 1. Band zitierten), großen Kommentarwerke beschränkt er sich mehr, als diesen möglich ist, auf die metaphysischen Hauptgesichtspunkte des aristotelischen Textes (wobei er teilweise stärker als sie den Kommentar des hl. Thomas v. Aquin berücksichtigt) und verzichtet (auch aus Raumgründen) auf die Ausbreitung der (in den modernen Werken überwiegenden) philologischen und philosophiehistorischen Detailforschung. Er will dem Studierenden im philosophischen Seminar ein erstes Verständnis der Texte eröffnen und dem Seminarleiter Raum für eigene, weitere Ausdeutung lassen. Am ausführlichsten sind die Bücher VII-IX kommentiert wegen der inhaltlichen Schwierigkeiten des Textes ... Ohne ein richtiges Verständnis dieser mittleren Bücher wird sich dem Studierenden auch nicht das ... ,Theologie'-Buch XII erschließen, das von der ursächlichen Erforschung der sinnlichen, materiellen Substanzen auf eine unsinnliche, immaterielle (transzendente, göttliche) Substanz als deren erste Ursache zurückgeht. Daß nunmehr die zweisprachige, kommentierte Ausgabe von Aristoteles' ,Metaphysik' vollständig vorliegt, haben das freundliche Entgegenkommen des Verlages B. G. Teubner und die großen Bemühungen des Verlages F. Meiner ermöglicht, ferner auch die so verständige Arbeit von Herrn Bojanovsky bei der Satzerstellung. Ihnen sei an dieser Stelle noch einmal aufrichtiger Dank gesagt ... München, August 1979
Horst Seid/
VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE
Die zweite Auflage enthält inhaltliche Korrekturen und Ergänzungen, die teilweise schon in der zweiten Auflage des ersten Halbbandes, S. LXIX-LXXII, vermerkt sind. Da zwischen der ,Metaphysik' und den ,Zweiten Analytiken' des Aristoteles eine wichtige Beziehung besteht, auf die der erste Halbband in Einleitung und Kommentar wiederholt aufmerksam macht, sei hier auf meine ausführliche Kommentarausgabe der ,Zweiten Analytiken' hingewiesen, die in der Elementa-Reihe (Rodopi, Amsterdam) erscheinen wird, sowie ebenda auf einen Band: Beiträge zu Aristoteles' Erkenntnistheorie und Metaphysik; mit Besprechung von Sekundärliteratur. Nijmegen, Oktober 1983
Horst Seidl
VORWORT ZUR DRITTEN AUFLAGE
Für die vorliegende Neuauflage wurden weitere inhaltliche Verbesserungen in Einleitung, Übersetzung und Kommentar vorgenommen*. Wie schon zur dritten Auflage des ersten Halbbandes wurden nun auch zu der des zweiten alle Abweichungen zwischen der älteren Textedition von W. Christ und der jüngeren von D. Ross (London 1924, 6 1970) durchgesehen und die inhaltlich wichtigen aufgenommen. Sie sind am Ende des textkritischen Apparates angefügt und, soweit die Übersetzung der Lesart von Ross folgt, unterstrichen. Ein besonderer Dank gebührt dem Verlag Felix Meiner, daß er diese Neuauflage mit den Verbesserungen ermöglicht hat. Rom, September 1990
Der Herausgeber
*Sehr dankbar hat der Herausgeber auch Verbesserungshinweise von Herrn Kollegen M. Zubiria (Mendoza) empfangen.
EINLEITUNG ZUM ZWEITEN HALBBAND
I. Der Ansatz der aristotelischen ,Metaphysik' bei der Kategorien-Einteilung des Seienden (IV 1 und 2; VII 1) In ,Metaphysik' IV 1-2 und VII 1 führt Aristoteles die sog. Erste Philosophie (die ,,Metaphysik" nach späterer Bezeichnung) als Lehre vom „Seienden als solchem" bzw. vom „Wesen" (Substanz) ein und greift dabei auf die KategorienEinteilung des Seienden zurück, die er als schon vollzogen und bekannt voraussetzt. Sie ist in den ,Categoriae' durchgeführt und in den ,Topica' ausführlich erwähnt, die beide den logischen Schriften (,Organon') angehören, und ist insofern eine sprachlich logische Einteilung, als sie den verschiedenen Gattungen nachgeht, nach denen Seiendes sprachlich, mittels der Ist-Copula, ausgesagt werden kann. Es ergeben sich als höchste Gattungen folgende ,,Kategorien", d. h. „Aussageweisen": Washeit, Quantität, Qualität, Relation, Raum, Zeit, Lage, Haben/Verhalten, Tun und Leiden. Diese Einteilung in ,Categ.' Kap. 2 ff. läßt neben dem Bestreben, die Zehnzahl der Kategorien zu erreichen, zwei Unterscheidungsmerkmale erkennen: 1. „von einem Subjekt ausgesagt zu werden" (Kai>' VrrOKecµevov "AE-yea8at.), und 2. „an einem Subjekt zu sein" (ev V1TOKecµev~ elvat.), sowie deren vier Kombinationen, unter die alle Kategorien fallen müssen: Was von einem Subjekt ausgesagt wird, aber nicht an ihm ist, ist die Washeit, nach der ersten Kategorie. Was an einem Subjekt ist, aber nicht von ihm (als von ihm selbst) ausgesagt wird, sind die Eigenschaften, Akzi-
XII
Einleitung
denzien, nach den übrigen Kategorien. Was von einem Subjekt ausgesagt wird und an einem Subjekt ist, sind gewisse Akzidenzien, die als Washeit von anderen Akzidenzien (als ihrem uneigentlichen Subjekt) ausgesagt werden und sich, zusammen mit diesen, an ihrem eigentlichen Subjekt befinden. Was weder von einem Subjekt ausgesagt wird, noch an einem Subjekt ist, sind die Einzeldinge selbst als letztes Aussagensubjekt, von denen jede Washeit ausgesagt wird und an denen die Akzidenzien sind 1 • Das Einzelding wird in ,Categ.' Kap. 5 als „erstes Wesen", d. h. erste Substanz, bezeichnet, die allgemeine Washeit dagegen als „zweites Wesen". Die ,Metaphysik' gewinnt in IV 1-2 und VII 1 aus der Kategorien-Einteilung die wichtige ontologische Unterscheidung zwischen substantiellem und akzidentellem Sein, sowie das Verständnis von Wesen/ Substanz als „erstem Seienden", dem Gegenstand der Metaphysik-Wissenschaft. Die Kategorienlehre war für die Aristoteles-Forscher seit dem vergangenen Jahrhundert immer wieder Gegenstand kontrovershafter Diskussion und ist dies bis in die Gegenwart2. Sie wirft u. a. folgende Probleme auf: die anscheinende Ungleichartigkeit der zwei Unterscheidungsmerkmale Zu Kants Kritik an Aristoteles, daß er die Kategorien nicht aus einem Prinzip systematisch deduziert, sondern aufs Geratewohl zusammengerafft habe, ist folgendes zu sagen: Einerseits ist es für den aristotelischen Realismus gerade das Auszeichnende, daß er von der vorgegebenen kategorialen Vielheit des Seienden ausgeht und sie nicht aus einem subjektiven Erkenntnisprinzip abzuleiten versucht, wie dies für moderne philosophische Systeme von Kant bis Hegel kennzeichnend ist. Andererseits entbehrt auch Aristoteles' Kategorien-Aufstellung nicht jeder Systematik, sondern folgt, wie dargelegt, gewissen Einteilungskriterien. Im übrigen haben Kants Kategorien mit den aristotelischen außer dem Namen nichts gemein. 2 Siehe die Übersicht bei Ueberweg-Praechter, Bd. 1, S. 112*113*, über die ältere Literatur, die mit den Abhandlungen von Trendelenburg (1846) und Bonitz (1853) beginnt. In unseren Tagen hat sich u. a. auch K. v. Fritz zum Ursprung der aristotelischen Kategorien in Aufsätzen geäußert, die jetzt in dem Sammelband enthalten 1
Zur Kategorien-Einteilung des Seienden
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in ,Categ.' 2, von denen das eine, nämlich „von einem Subjekt ausgesagt zu werden", ein sprachlich logisches zu sein scheint, das andere hingegen, ,,an einem Subjekt zu sein", ein ontologisches; ferner die Einführung der Einzeldinge, die einerseits definitionsgemäß kein Ausgesagtes mehr sind, andererseits aber doch unter eine „Aussageweise", die erste Kategorie, fallen sollen; weiter die Doppeldeutigkeit des „Subjekts", das einmal bloß logisches Aussagen-Subjekt, zum andern konkretes Einzelding, Substanz, zu sein scheint; schließlich die merkwürdige Verwendung der zunächst nur sprachlich logischen Kategorien-Einteilung in der ,Metaphysik' zur Einführung der Lehre vom Wesen (Substanz), dem ersten Seienden, bzw. vom Seienden als solchem. Die verschiedenen Probleme werden von den Forschern unter der einen Frage nach dem Ursprung der Kategorienlehre behandelt, nämlich ob sie nur aus grammatischen und logischen Unterscheidungen entspringe oder nur aus ontologischen oder aus beiden zusammen, wobei sich wieder fragt, ob bei Aristoteles. nicht logische und ontologische Betrachtung noch ungeschieden in eins zusammengehen. Die Frage nach dem Ursprung soll uns hier nicht beschäftigen. Was aber die erwähnten Probleme betrifft, so ist zunächst festzustellen, daß Aristoteles durchaus um den Unterschied zwischen Logischem und Ontologischem weiß, so zwischen dem Sein des Erkenntnisgehaltes (des Wahren) „im Denken" (ev 6WJJo/(l., VI 2, 1027b 27) und außerhalb „in den Dingen" (ev roic; rrpa:yµ.aaw, b 26) - wobei der Erkenntnisgehalt im Ding durch den im Denken, in der Seele, abgebildet wird, und dieser wiederum durch die sprachliche Äußerung, s. ,De interpr.' 1 -, und daß ferner das Logische wie das in der Seele Gedachte und sprachlich Ausgesagte sind: Schriften zur griechischen Logik, Bd. 2, Logik, Ontologie und Mathematik (Problemata 71), Sttgt, 1978, ferner in der Rezension zu L. M. De Rijk, The Place of the Categories of Being in Aristotle's Philosophy (ebd.). Es sei ferner auf die Literatur von Ackrill, Moravcsik und Patzig zur Kategorienlehre hingewiesen.
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Einleitung
immer eine ontologische Voraussetzung hat, d. h. auf das (substantielle oder akzidentelle) Sein der Dinge bezogen ist. Hiernach sind die zwei Unterscheidungsmerkmale in ,Categ.' 2 ff. keineswegs ungleichartig, sondern sind beide einerseits „logische", sofern sie sprachliche Aussageweisen betreffen, haben aber beide andererseits einen Bezug auf das Sein der Dinge, nämlich auf das substantielle und akzidentelle: Was „von einem Subjekt (als von ihm selbst) ausgesagt wird", sc. die Washeit, bezeichnet dieses als das, was es selbst ist, im Gegensatz zu dem, was nur „an ihm ist", sc. den Akzidenzien, die zwar auch von ihm ausgesagt werden, aber nicht als von ihm selbst, sondern, genau genommen, als etwas an ihm (vgl. die Erläuterungen zu VII 1 im Kommentar-Teil). Da das in der Seele Erkannte und sprachlich Ausgesagte und somit auch die Aussageweisen, Kategorien, bei Aristoteles einen Bezug auf reales Seiendes haben, ist klar, weshalb in der ersten Kategorie die Einzeldinge aufgeführt werden, obwohl sie keine Aussageweise sind, eben weil auf sie die nach der ersten Kategorie ausgesagte Washeit bezogen ist, wie die akzidentellen Bestimmungen nach den übrigen Kategorien auf die Akzidenzien an den Einzeldingen bezogen sind. Wenn nun die Kategorien-Einteilung wegen ihres Realitätsbezuges nicht bloß eine „logische" ist, sondern auch Seiendes, Reales, einteilt, so sollte sie deshalb m.E. nicht sogleich als eine „ontologische" bezeichnet werden, wenn sie auch implizit von ontologischer Relevanz ist. Denn es kann aus ihr eine ontologische Unterscheidung gewonnen werden, nämlich die in ,Metaph.' IV 2 und VII 1 vollzogene zwischen substantiellem und akzidentellem Sein, zwischen Subsistieren und Inhärieren, zwischen primärem, ursächlichem Sein der Substanz und sekundärem, abgeleitetem Sein der Akzidenzien. Da diese fundamentale Unterscheidung aus der schon aufgestellten Kategorien-Einteilung gewonnen wird und überhaupt erst die Einführung einer „Ontologie" ermöglicht, einer Wissenschaft vom Seienden als solchem,
Zur Kategorien-Einteilung des Seienden
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sc. vom primären Seienden, der Substap.z, ist es nicht richtig, vom „ontologischen Ursprung" der Kategorienlehre zu sprechen; denn was erst mit ihrer Hilfe gewonnen wird, kann nicht ihr Ursprung sein 3 . Im folgenden ist noch kurz auf Versuche in jüngster Zeit einzugehen, welche die aristotelische Ontologie in Sprachphilosophie umdeuten und sich dabei auf jene ,Metaphysik'Stellen stützen, die beim sprachlichen Ausdruck und bei der Kategorien-Einteilung ansetzen 4 • Letztlich sind sie von dem Interesse geleitet, in einer Zeit ohne Metaphysik wie der unsrigen, die als Ersatzformen u. a. auch Sprachphilosophie hervorbringt, die aristotelische Metaphysik dadurch zu „retten", daß man sie sprachphilosophisch auslegt. Hiernach soll der Begriff des „Seienden als solchen" nicht mehr das reale, erste Seiende, die Substanz, bezeichnen, sondern nur das Seiende in seiner formalen Allgemeinheit, und ebenso auch der Begriff des „Wesens" nicht die reale Substanz, sondern nur das logische Subjekt der Aussage (in Anlehnung an Kants formal-logisches Objekt). Die aristotelische Metaphysik wäre somit lediglich eine Reflexion über gewisse „metaphysische" Begriffe und Aussagen, über ihren Gewiß bleiben K. v. Fritz' Beobachtungen bestehen, daß Aristoteles' Kategorien!ehre insofern, philosophie-historisch gesehen, einen zweifachen Ursprung haben kann, als sie in den ,Topica' vielleicht mehr aus der Auseinandersetzung mit der Sophistik, in den ,Categoriae' mehr aus der mit Platon hervorzugehen scheint. Doch muß deshalb nicht jener Ursprung in den ,Topica' ein „logischer" und dieser in den ,Categoriae' ein „ontologischer" sein: Bei den eristischen Sophisten ergaben sich ja die Trugschlüsse nicht ohne den realen Bezug der Aussagen zu Seiendem_ Und bei Platons Ideenlehre gingen Ontologisches und sprachlich Logisches häufig ungeschieden ineinander (anders als bei Aristoteles, der beides erstmals deutlich scheidet). 4 So W. Leszl, von Kant und Russell beeinflußt, in seinem Buch: Aristotle's Conception of Ontology, Padua 1975, über das Fr. Volpi im Philos. Liter. Anz. (31) 1978, 137-141, referiert. Einen ähnlichen Versuch sprachphilosophischer Auslegung von ,Metaph.'-Stellen machte P. Aubenque in einem Vortrag, den er im Wintersemester 1978/79 an der Universität München hielt. 3
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Einleitung
„metaphysischen" Anspruch und ihr Verhältnis zur Realität5. Aristoteles' Lehre von den Substanzen entspräche dann nur seiner (oder richtiger: einer modernen) sprachphilosophischen Forderung, ohne die Sprache und Kommunikation nicht mehr möglich wäre 6 • Schließlich sei „die Erkenntnis der Erkenntnis" (vmiaic; vaf/aewc;) der göttlichen Substanz nichts anderes als das Gegenbild der menschlichen Selbstreflexion. Gegen Interpretationsversuche solcher Art erheben sich jedoch folgende Einwände: Zunächst ist festzustellen, daß bei Aristoteles der sprachliche Ausdruck gewöhnlich immer eine reale Bedeutung hat, die auf Seiendes bezogen ist, sofern er, nach ,De interpr.' 1, ein Abbild des Gedachten in der Seele, und dieses wiederum ein Abbild von realem Seienden ist. So besteht ein Vorrang des Realen vor dem Gedachten, und des Gedachten vor dem sprachlichen Ausgesagten 7 • Die Bedeutung eines sprachlichen Ausdruckes geht nicht auf bloß Gedachtes, sondern auf reales Seiendes „ ... an inquiry which is concerned with the interrelationship between language (or conceptual activity in general) and reality", Leszl, S. 49. Er verweist S. 424/25 auf Russells bekannte Kritik an der Klassischen Metaphysik, daß sie den Irrtum begehe, „auf die Weltstruktur die Struktur der Subjekt-Prädikat-Aussage zu übertragen". 6 Leszl, S. 407. 7 Der Vorrang des Gedachten in der Seele vor dem sprachlich Ausgesagten dürfte auch dies implizieren: Unser Verstehen von realem Seienden geht dem sprachlichen Ausdruck voraus; wir haben immer schon mehr verstanden, als in die Sprache eingeht. (Die Sprache ist nur ein unvollkommenes Ausdrucksmittel dessen, was in der Seele vorgeht.) Es ist nicht so, als ob wir in der Sprache dächten und unser Denken ein sprachliches wäre (wie moderne Sprachphilosophie will), so daß Wittgensteins Satz gälte: Wovon man nicht adäquat sprechen könne, davon müsse man schweigen. Bei Aristoteles entspricht dem Aussagbaren das diskursive Denken, dem Nicht-Aussagbaren das intuitive Erfassen (einheitlicher Gegebenheiten des Seienden), und dieses ist die Voraussetzung für jenes. - Der Vorrang des Realen vor dem Gedachten besagt, daß unser Denken, Verstehen, immer auf Reales bezogen ist (vgl. z.B. IX 10, 105lb 6-9), und zuallererst auf den Seinsakt der Dinge (so daß das Seiende für 5
Zur Kategorien-Einteilung des Seienden
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selbst, worauf ja das Gedachte seinerseits ganz verwiesen ist (im Gegensatz zur heutigen sprachtheoretischen Auffassung). Dies bestätigt sich an zahlreichen ,Metaph.'-Stellen, wo Aristoteles auf vorphilosophische sprachliche Ausdrücke zurückgreift, um aus ihnen metaphysische Bestimmungen über real Seiendes zu gewinnen 8 • Das Vorgehen wäre bei einer sprachphilosophischen Interpretation unerklärbar. uns das Erstbekannte ist, s. Bd. 1, Einltg. S. XXXVI ff.). - Die Kategorien lassen sich zwar aus den Ist-Aussagen entnehmen, jede Kategorie (Substanz und Akzidenzien) steht aber für etwas „unverbunden Gesagtes" (,Cat.' 2), nicht verbunden Ausgesagtes. • Um nur einige Stellen zu erwähnen: Buch IV 3 ff. führt die Argumentation gegen die Leugner der Widerspruchsfreiheit des Seins der Dinge so, daß nur dies gefordert wird, „etwas mit einem Wort zu bezeichnen" (also nicht einmal eine Aussage zu machen), um die Widerspruchsfreiheit des Seins aufzuzeigen und die Leugner zu widerlegen. - Das Buch V bringt zu einigen Begriffen Bedeutungsanalysen, ausgehend von ihrem vorphilosophischen Sprachgebrauch, und gewinnt daraus ihre metaphysischen Bedeutungen, die reale Verhältnisse der Dinge betreffen. So entsprechen z. B. dem mehrfachen Gebrauch der Begriffe ,,Prinzip" und „Ursache" (V l und 2) die vier Ursachen, Stoff-, Form, Bewegungs- und Zweckursache, die keineswegs etwa bloß logische Gründe, sondern reale, für die Dinge konstitutive, ihnen immanente (und teilweise auch transzendente) Ursachen sind. - In Buch IX 6 trifft Aristoteles die ontologisch wichtige Unterscheidung zwischen Bewegung und Wirklich-sein, wie zwischen Handlung, 1Tpätt~ (die den Zweck außerhalb ihrer in einem Werk hat), und Tätigkeit, evep'Yeta (die den Zweck, „das Werk", in ihr selbst hat) als „Wirklichkeit", in der Bedeutung einer Seinsweise, wobei er auf ein sprachliches Indiz zurückgreift: Bei solchen Tätigkeiten kann man neben dem Präsens zugleich das präsentische Perfekt verwenden, z. B. „er sieht und hat (immer schon) gesehen", nicht dagegen bei den bewegungsmäßig ablaufenden Handlungen, wie z.B. lernen, ein Haus bauen usw., wo man nicht sagen kann: „er lernt und hat (immer schon) gelernt", „er baut und hat (immer schon) gebaut". - In Buch IX 7 gibt die Tatsache, daß wir materielle Dinge nicht als ihren Stoff selbst, sondern nur als von der Art ihres Stoffes bezeichnen (z.B. einen Kasten nicht als Holz, sondern hölzern), Aufschluß darüber, daß ein Ding mehr ist als sein Stoff (nämlich neben dem Stoff auch eine Formursache hat) und weiter darüber, wann etwas der letzte Stoff eines Dinges ist (der von der Formursache geformt wird).
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Einleitung
An keiner ,Metaph.'-Stelle reflektiert Aristoteles über die Möglichkeit des Sprechens von realem Seienden, sondern sofern er Ausdrücke oder Begriffe untersucht, richtet er den Blick auf den ihnen impliziten, ontologisch-metaphysischen Bedeutungsgehalt, um diesen explizit herauszustellen. Der Gegenstand der Metaphysik, „das Seiende als solches", betrifft, nach VI 1, gewisse Voraussetzungen zu den Dingen, die auch Gegenstände der Einzelwissenschaften sind, nämlich ihr Dasein und Sosein. Es ist klar, daß das Dasein und Sosein der Dinge ebensowenig logisch-formal verstanden werden kann, wie auch die Einzelwissenschaften nicht auf logisch formalisierte, sondern reale Gegenstände gehen 9 • Das Seiende als solches ist bei Aristoteles gleichbedeutend mit dem Wesen, der Substanz, nach der ersten Kategorie und wird in VII 1 und 3, wie in ,Categ.' 2, als das letzte Aussagen-Subjekt bestimmt, „das von nichts anderem mehr ausgesagt wird, während alles andere von ihm". Daß mit diesem aber nicht das bloß logische, sprachlich satzmäßige Subjekt gemeint ist, geht aus den Kapiteln VII 1 und 3, wie aus ,Categ.' 2, klar hervor, die das letzte Aussagen-Subjekt mit dem Einzelding gleichsetzen, das aus Stoff- und Formursache zusammengesetzt ist und den Akzidenzien, Eigen-
Daß zum Gegenstand der Metaphysik, dem Seienden als solchem, auch das Eine gehört, begründet Aristoteles mit einem sprachlichen Indiz so (IV 2, 1003b 22 ff.): In der Aussage, „er ist Mensch" wird schon mitbezeichnet (und mitverstanden), daß er sowohl etwas Seiendes als auch Eines ist, weshalb es überflüssig ist zu sagen „er ist ein seiender Mensch" und „er ist ein Mensch". Zugleich zeigt das Argument, daß ontologische Aspekte der Dinge in Aussagen mitbezeichnet und -verstanden werden, auch wenn sie nicht eigens sprachlich ausgedrückt sind (vgl. o. Anm. 7). Beispiele dafür sind auch Aussagen ohne Ist-Copula, mit Vollverben wie diese: „der Mensch geht", in der das Sein des Menschen mitverstanden ist, weshalb sie umgeformt werden kann zu: „der Mensch ist gehend" (s. V 7, 1017a 2730). 9
Zur Seinsanalogie bei Aristoteles
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schaften, zugrunde liegt. Sehr aufschlußreich ist auch, daß Aristoteles die letzten Subjekte, die Substanzen, VII l, 1028a 26, als ,,mehr seiend" den Akzidenzien gegenüberstellt. über Mehr- und Weniger-sein sagt aber die bloß logisch verstandene Satz-Copula „Ist" als solche nichts aus, vielmehr muß es von einer seinsbezogenen Erfassung der Vernunft begleitet sein, die dem sprachlichen Ausdruck vorhergeht und ihm überlegen, vorrangig ist (s.o. Anm. 7). Dasselbe gilt von der Seinsanalogie, die in dem Mehr- und Wenigersein (wie im primären und sekundären Sein der Substanzen bzw. Akzidenzien) impliziert ist. Schließlich ist noch die ontologisch grundlegende Unterscheidung zwischen Möglich-/Vermögend- und Wirklichsein zu erwähnen, zu der sich die sprachlich logisch verstandene Ist-Aussage indifferent verhält; denn nach V 7, 101 7b 2-3 kann die Aussage „er ist sehend" sowohl bedeuten, daß jemand dem Vermögen nach sieht, als auch daß er wirklich sieht. Auch hier muß im Ist-Aussagen der real-ontologische Bezug auf das Möglich- und Wirklich-sein der Dinge vernunftmäßig erfaßt und an den Dingen selbst erschlossen werden, wie es in Buch IX geschieht. Eine bloß sprachphilosophische Interpretation scheitert hier ebenfalls.
II. Zur Seinsanalogie in Aristoteles' ,Metaphysik' (IV 2; IX 6; XII 4 und 5) Wie zur Kategorien-Einteilung des Seienden gibt es auch zum Aspekt der Analogie des Seienden bei Aristoteles heute Versuche einer sprachphilosophischen bzw. semantischen Auslegung, so bei P. Aubenque 10 , der sich auf Untersuchun-
Siehe Aubenques Aufsatz, Les origines de la doctrine de l'analogie de l'etre. Sur l'histoire d'un contresens, in: Les Etudes philosophiques (l) 1978, 3-12. •0
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Einleitung
gen von G. E. L. Owen 11 bezieht. Nach Aubenque findet sich die Lehre von der Seinsanalogie „weder explizit noch auch implizit in irgendeinem Teil von Aristoteles' Werk". Vielmehr habe sie sich erst in der Scholastik des Mittelalters ausgebildet und sei von daher „anachronistisch" - sowie auch der Sache nach „widersinnig" - auf Aristoteles' ,Metaphysik' zurück übertragen worden. Aristoteles spreche nicht von einer Analogie des Seienden (wie später die Scholastik), sondern nur von einem Aussagen, Bezeichnen, des Seienden „auf Eines hin" (rrpdc; ev), womit lediglich eine „unite de signification par convergence", eine „unite focale de signification" (S. 3) gemeint sei, in Anlehnung an den von Owen eingeführten Ausdruck „focal meaning". Soweit Aristoteles von Analogie (dvaAO'Yia) spreche, verstehe er sie im Sinne der mathematischen Proportionalität, a : b = c : d, (gemäß der bedeutungsgeschichtlichen Herkunft des Wortes), wie sie in V 6, 1016b 34, erwähnt werde, welche „die schwächste Form von Einheit" sei, weil sie Dinge verschiedenster Gattungen verbinde. Er wende den Analogie-Begriff nicht auf das kategorial viele Seiende an (in IV 2), um es zu vereinheitlichen, sondern nur auf die Ursachen des Seienden (in XII 4 und 5), wobei er gerade die kategoriale Vielheit des Seienden als irreduzibel voraussetze, um durch die Analogie für die Ursachen noch ein ,,Minimum von Einheit" und ,,Allgemeinheit" zu bewahren. Es ergebe sich dann folgende viergliedrige Proportion: Wie das Wesen (Substanz) sich zu den Akzidenzien verhalte, so die Ursache des Wesens zu den Ursachen der Akzidenzien. Um hierzu in der gebotenen Kürze Stellung zu nehmen: Aubenque bemerkt zwar richtig, daß die Beziehung des Seienden „auf Eines hin" von Aristoteles nicht Analogie genannt wird, er übersieht deswegen jedoch, daß sie mit der Analogie der Ursachen in engstem Zusammenhang steht. Es G. E. L. Owen, Logic and Metaphysics in some earlier works of Aristotle, in: Aristotle and Plato in the Mid-Fourth Century (Actes du ler Symposium aristotelicum, Oxford 1957). 11
Zur Seinsanalogie bei Aristoteles
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zeigt sich nämlich in Aristoteles' ,Metaphysik', daß 1. die Beziehung des kategorial vielen Seienden auf Eines hin selbst einen ursächlichen Aspekt hat und ihr somit eine ursächliche Analogie entspricht, 2. die Analogie der Ursachen ihrerseits eine Beziehung auf Eines hin enthält und 3. die Analogie der Ursachen überhaupt keine solche im Sinne der mathematischen Analogie, sondern eine spezifisch ontologische ist. Zu 1. In der Beziehung des kategorial vielen Seienden auf Eines hin bezeichnet Aristoteles das Eine in IV 2 ausdrücklich als Prinzip (1Tpck µ.f.av dpx1iv, 1003b 6), sc. die Substanz, wovon das übrige, das nach ihm abgeleiteterweise Seiendes genannt wird, sc. die Akzidenzien, ursächlich abhängen. Bei der Auffassung von dem Einen bloß als ,,focal meaning" - d. h. als Hauptbedeutung des Seienden in einem Umfeld von Nebenbedeutungen - wird der ursächliche Aspekt gar nicht sichtbar. Und doch ist er sehr wichtig, um den Zusammenhang zwischen der kategorialen Beziehung auf Eines, sc. der Akzidenzien auf die Substanz, und der Analogie der Ursachen zu sehen; denn die Substanzen stehen selbst wieder in der Rangfolge „einer ersten und einer folgenden" (1004a 4), d. h. sie sind wieder auf Eines ausgerichtet, auf eine erste Substanz, die erste Ursache für alle übrigen und für die Ursachen in ihnen ist. Der ursächliche Aspekt kommt auch darin zum Ausdruck, daß das, was auf Eines hin ausgesagt wird, „weniger ist", und jenes Eine selbst „mehr ist". So bezeichnet Kap. VII 1, 1028a 26, die Substanzen als „mehr Seiendes". Seinsgrade des Mehr- und Weniger-seins lassen sich aber durch keine sprachphilosophische Semantik erfassen, die auf die Bedeutungen des Wortes „seiend" acht hat, sondern nur durch ein eigenes ontologisches Verständnis. - Man beachte auch die Lehre in II 2: Das, wonach alles übrige seiend und wahr genannt wird, muß selbst im höchsten Grade (µ.aN.ara, 993b 24) diese Merkmale haben und Ursache dafür sein, daß sie sich auch in allem übrigen nach ihm Genannten finden. Was Ursache
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Einleitung
des Wahrseins (und Seins) für das Spätere (Nachgeordnete, Abhängige) ist, muß selbst wahrer (und seiender) sein, und die erste Ursache muß am wahrsten sein (wie auch am meisten seiend; denn es hat zu Sein und Wahrheit dasselbe Verhältnis, b 23-31). - Daß Aristoteles den Analogie-Begriff nicht nur auf die Ursachen des Seienden anwendet (wie in XII 4-5), sondern auch auf das verursachte Seiende, zeigt eine wichtige Stelle in IX 6, 1048a 35-b 9 (von Aubenque nicht berücksichtigt), wonach das in Möglichkeit und in Wirklichkeit Seiende nicht mehr definiert werden kann wie auch überhaupt das Seiende nicht -, sondern nur induktiv „durch das Analoge zusammenzuschauen" ist (Tcf) dva;\.ayov avvopiW, a 37, b 7): Als Beispiele für das Wirkliche und Mögliche werden angeführt der Bauende und Baufähige, der Wachende und Schlafende, der Sehende und Sehfähige, der die Augen geschlossen hat, sowie allgemein das Bestimmte und das Unbestimmte/Bestimmbare. Beide Seinsweisen werden dann zuletzt auf die Wesens- bzw. Formursache und die Stoffursache zurückbezogen, b 7-9. Die Beispiele sind sehr lehrreich; denn sie zeigen einerseits analoge, proportionale Verhältnisse auf, sofern das zu erschließende Wirkliche und Mögliche in verschiedenen, schon bekannten Beispielfällen als das analog Gleiche, Gemeinsame, „zusammengeschaut" werden soll: Die Wirklichkeit (und Möglichkeit) des Bauens verhält sich zum Bauenden so, wie die Wirklichkeit (und Möglichkeit) des Sehens zum Sehenden usw. Andererseits lassen sie aber unschwer auch die Beziehung auf ursächliche Prinzipien erkennen, sofern sie Akzidenzien einer Substanz anführen (Bauen,Sehen usw. des Menschen), und diese letztlich auf die Form- und Stoffursache der Substanz hin ausrichten. - Die traditionelle Interpretation der Seinsanalogie bei Aristoteles wird durch eine weitere Beobachtung bestätigt: Das Gute ist ein Merk· mal, welches das Seiende ebenso durch alle Kategorien begleitet wie das des Einen und Wahren. Vom Guten stellt nun Aristoteles in ,Nik. Ethik' 1 4 ausdrücklich fest, daß es „nach Analogie" Eines ist, nicht von gattungsmäßig allge-
Zur Seinsanalogie bei Aristoteles
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meiner Einheit, wie die platonische Idee des Guten (denn Platon setzte die allgemeinen Arten und Gattungen als Wesenheiten der Sinnesdinge, als Ideen abgetrennt von ihnen, an). Also wird dasselbe auch vom Seienden gelten. Zu 2. In XII 4-5 stellt Aristoteles fest, daß bei verschiedenem Seienden einerseits die Ursachen je verschiedene sind, andererseits analog dieselben, nämlich Form, Privation (der Form) und Stoff. Als verschiedenes Seiendes führt er sowohl das verschiedener Kategorien an, Akzidenzien und Substanz, als auch solches innerhalb der ersten Kategorie, verschiedene Arten von Substanzen (anorganische und organische, wie Fleisch, Knochen). Die Analogie ist nicht die, wie Aubenque interpretiert, daß sich die Ursachen der Akzidenzien so zu denen der Substanz verhalten wie die Akzidenzien zur Substanz. Sondern die zu erschließenden Ursachen selbst müssen in analoger Gleichheit stehen, d. h. die Ursachen der Akzidenzien verhalten sich zu diesen analog gleich wie die Ursachen der Substanzen zu diesen. Nur so kann auch das Beispiel verschiedener Substanzen erfaßt werden: Die Ursachen der Substanz 1 verhalten sich zu dieser analog gleich wie die Ursachen der Substanz 2 zu dieser. Weiter wird auch verständlich, daß die Analogien, die sich durch Beispiele beliebig vermehren lassen (und keineswegs auf eine viergliedrige Proportionalität beschränkbar sind), Beziehung auf ein erstes Analogat haben, das eine erste Ursache und eine erste Substanz ist. Eine wichtige Ergänzung hierzu ist das Kap. XII 10, wonach alles Seiende (mit seinen immanenten Ursachen) auf eine erste Ursache, ein „abgetrenntes", d. h. transzendentes Zweckprinzip, das höchste Gute, als „auf Eines hingeordnet" ist, 1075a 18-19. Zu 3. Weil die Analogie der Seinsursachen die Beziehung auf eine erste Ursache, im Gegensatz zur bloß mathematisch verstandenen Analogie, enthält, ist sie von dieser verschieden und muß als spezifisch ontologische Analogie erfaßt werden. Dem entspricht, daß die Analogie der Ursachen und gleicherweise die Beziehung des kategorial vielen Seienden auf Eines hin von ganz anderer Allgemeinheit sind als
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Einleitung
der der Gattungen; einer Allgemeinheit, die am besten als „ontologische" zu bezeichnen wäre. Dieser Aspekt bleibt bei der Auffassung von jenem Einen bloß als „focal meaning" völlig verdeckt und geht weder aus der mathematischen Analogie als solcher, noch aus der Angabe in V 6, 1016b 34-35, über das analog Eine hervor, wenn man sie nur semantisch interpretiert, wonach das analog Eine das ist, was verschiedene Gattungen verbindet; denn daraus, daß etwas einheitlich Gemeinsames sogar verschiedener Gattungen ist, läßt sich noch nicht entnehmen, daß es selbst überhaupt nicht mehr von gattungsmäßiger, sondern von ganz anderer Allgemeinheit ist. Um dies zu sehen, muß man berücksichtigen, daß Aristoteles die Beziehung des kategorial vielen Seienden auf Eines hin und, damit verbunden, die Analogie der Seinsursachen (wieder mit Beziehung auf Eines, eine erste Ursache) entdeckt hat bei der Lösung gewisser metaphysischer Probleme über das Einzelne und Allgemeine: So geht das Kap. IV 2 die 3. und 4. Aporie von III 2 an, ob eine Wissenschaft von allen Substanzen handeln könne; denn dann müßte sie auch zu all deren Eigenschaften Beweise führen, was jedoch die verschiedenen Einzelwissenschaften leisten. Das Problem ist dabei, das einheitlich Gemeinsame in dem kategorial vielen Seienden zu erfassen. Ein wichtiger Lösungsansatz liegt schon in der (III 3, 998b 22, gewonnenen) Einsicht, daß das Seiende keine Gattung mehr ist, also nicht mehr von gattungsmäßiger Allgemeinheit, die immer entweder univok (synonym = bedeutungsgleich) für alles, was unter ihr befaßt wird, oder äquivok (homonym = bloß namensgleich) ist. In IV 2 und VII 4 wird das genannte Problem durch die Entdeckung gelöst, daß das Seiende weder durch univoke noch durch äquivoke Bedeutung Allgemeines ist, sondern durch Beziehung seiner kategorialen Gattungen auf Eines hin, sc. auf ein ursächliches Prinzip. Die Kap. XII 4 und 5 betreffen die 9. und 15. Aporie (aus III 4 und 6), ob die Prinzipien bzw. Ursachen der Dinge allgemeine oder einzelne sind: Wenn sie nicht mit den einzelnen Dingen selbst zusammenfallen so!-
Zur Seinsanalogie bei Aristoteles
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len, müssen sie allgemeiner sein als sie, als gattungsmäßiges Allgemeines aber lassen sie die Einzeldinge unbestimmt „neben"sich (wie z.B. Platons Ideen das Einzelne „neben" sich lassen und „abgetrennt" von ihnen sind), während sie doch in ihnen liegen sollen. Aristoteles' Lösung geht dahin, daß die Ursachen der Akzidenzien und ihrer Substanzen in diesen liegen und so einerseits selbst einzelne, verschiedene, sind, aber analog-allgemein bei allen doch dieselben. Rein sprachphilosophisch könnte die analoge Allgemeinheit (wie bei Aubenque) als „minimale", schwächste, erscheinen; ontologisch jedoch ist sie als umfassendste gerade die stärkste, weil sie jeweils die Beziehung auf ein Seinsprinzip einschließt, in letzter Hinsicht die auf ein höchstes, transzendentes. Als Ergebnis ist festzuhalten: Sowohl die Beziehung des kategorial vielen Seienden auf Eines als auch die der Analogie der Seinsursachen sind von ontologischer (nicht mehr logisch-gattungsmäßiger) Allgemeinheit und stehen dadurch in innerem Zusammenhang. Die Analogie der Seinsursachen zeigt in XII 4 und 5 (sowie 1 O) eine Beziehung auf Eines, eine erste Ursache. Und der Beziehung des verursachten Seienden auf Eines entspricht eine ursächliche Analogie, was zwar nicht in IV 2, hingegen in IX 6 ausdrücklich dargelegt wird. Daß Aristoteles in IV 2 nicht den Analogie-Begriff verwendet, leuchtet ein; denn die Beziehung auf Eines ist selbst keine Analogie - die ja immer eine Art der Verhältnismäßigkeit bedeutet (bei den Scholastikern steht häufig für das griechische Wort das lateinische ,proportio') -, wohl aber ein Wesensmerkmal der ontologischen (seinsmäßigen) Analogie, im Gegensatz zur mathematisch verstandenen 12• 12 Thomas v. Aqu. interpretiert die Stelle in IV 2 ganz richtig in dem Sinne, daß der Beziehung des kategorial vielen Seienden auf Eines hin eine Analogie zugrunde liegt (,In Metaph.', Nr. 535) und versteht diese so (,Sent.' III d. l, q. 1, a. 1): Sicut se habet substantia ad esse sibi debitum, ita et qualitas ad esse sui generis con· veniens. Aubenque übt hieran Kritik, weil Thomas angeblich zwei Voraussetzungen mache, die Aristoteles nicht kenne (a.a.O., S. 9): „ .. la premii':re est que l'etre infinitif (esse) soit exhausse au-deli de
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Einleitung
III. Zur metaphysischen Bedeutung des ersten, unbewegten Bewegungsprinzips {XII 6 ff.) Abschließend fügen wir noch eine Vorbemerkung zu Buch XII hinzu, das von der sog. „abgetrennten", „unbewegten", „göttlichen" Substanz handelt, dem ersten Bewegungsund Zweckprinzip alles Seienden. Äußerlich betrachtet, scheint es nichts anderes als die Fortsetzung von ,Physik'Buch VIII zu sein, wie schon die von dort übernommenen Begriffe des unbewegten Bewegenden, ,Metaph.' XII 7, 1072a 25, und der unbewegten Substanz, Kap. 1, 1069a 34; 6, 107lb 4, nahelegen. Inhaltlich gesehen, stützt sich der Beweisgang in Kap. 6 über die Existenz dieser Substanz auch auf Argumente aus ,Phys. • VIII 1, daß es immer eine Bewegung gab und geben wird, sc. die kreisförmige des Fixsternhimmels, und ihr entsprechend immer Zeit. „Physikalische" (= naturphilosophische) bzw. kosmologische Gedankengängt> enthalten ferner Kap. 6, Ende (1072a 7 ff.), über die periodische Wiederkehr von Naturabläufen (nach ,De gen. et corr.' II 4 ff. und 10-12), und vor allem Kap. 8, das aus der Anzahl der zusammengesetzten und einfachen Gestirnsbewegungen zurückschließt auf die Anzahl der unbewegten Bewegungsprinzipien (die Vernunftwesen und seelische Prinzipien der Himmelssphären bzw. -gestirne sind). Aufgrund dieser Tatsache findet sich heute in allgemeinen Darstellungen über Aristoteles' Philosophie wie auch in
l'etant comme ce a quoi la substance elle-meme (ousia) participe a proportion de son essence (egalement ousia en grec!); Ja seconde, plus importante encore, est la dissociation, ignoree par Aristote, de l'etre et de l'essence .. .'' Doch ist dies ein Mißverständnis: Das ,esse' in dem Thomas-Zitat meint nicht das transzendente Sein selbst, jenseits der (materiellen, erfahrbaren) Substanz, sondern das Sein dieser Substanz, das mit ihrer Wesenheit verbunden ist. Die Analogie ist also diese: Wie sich die Substanz zu ihrem (substantiellen) Sein verhält, so die Qualität zum Sein ihrer Gattung, d. h. zu ihrem qualitativen Sein. Dieselbe Struktur weist die Analogie auf, die Aristoteles hins. des Wirklich- (und Möglich-) Seins in IX 6 darlegt (s.o.).
Zum ersten, unbewegten Bewegungsprinzip
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Fachliteratur zu ,Metaph.'-Buch XII 'überwiegend die Interpretation, daß die aristotelische Metaphysik letzten Endes Kosmologie sei, verbunden mit einer von Platon übernommenen (und von religiösen Vorstellungen bedingten) „Theologie"13: Die Ordnung des Seienden zeige sich im Aufbau des Kosmos (wörtl. „Schmuck", schöne Anordnung), mit der Erde im Zentrum sowie der Fixsternsphäre an der Peripherie: dazwischen angeordnet die Elemente des Wassers (des Okeanos), der Luft, des Feuers und des Äthers (der Gestirne und ihrer Sphären, „KugeJschalen"); und außerhalb an der Peripherie die immateriellen, göttlichen Vernunftwesen, welche die Himmelsbewegungen und mittelbar über sie die Bewegungen in der Natur „unter dem Mond" verursachen, wobei in den Lebewesen auch eigene seelische Bewegungsprinzipien liegen, beim Menschen zudem ein vernunftmäßiges Seelenvermögen, so daß er gleichsam als Mikrokosmos ein materielles und immaterielles Prinzip in sich vereinigt. Die physikalisch-kosmologische Interpretation begünstigt, wie sich von selbst versteht, die heute allgemeine Kritik an Aristoteles' Metaphysik und läßt bloß noch ein philosophie-historisches Interesse an ihr übrig. Und dies nicht nur deshalb, weil die aristotelische Physik und Kosmologie durch die neuzeitlichen Naturwissenschaften weitgehend überholt sind, sondern weil sie auch unter philosophischem Gesichtspunkt in sich als sehr problematisch erscheinen: So ergebe sich vor allem das Problem, daß einerseits nach ,De caelo' der Ätherstoff der Gestirnssphären selbst bewegungsbegabt sei, andererseits aber diese Sphären nach ,Metaph.' XII von einer unbewegten, stofflosen Substanz als ihrem Bewegungsprinzip bewegt werden sollten, das von den Weltdingen „abgetrennt", transzendent, sei und nur „wie ein Geliebtes" bewege. Dabei bleibe unverständlich, wie dieEinen guten Einblick in die neuere Literatur und die Problematik einer kosmologisch auslegenden Interpretation gibt J. Owens, The Doctrine of Being etc., Toronto 2 1963. 13
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ses unstoffliche Prinzip die Gestirnssphären in Kreisbewegung setzen solle. Auch müßten die Gestirne selbst ein Streben hin zu dem „Geliebten" und d. h. ein seelisches Bewegungsprinzip haben. Ferner sei unklar, ob die „unbewegte (göttliche) Substanz" nicht vielleicht in XII 6 ff. durchwegs als Gattungsbegriff einer Mehrzahl solcher Substanzen zu nehmen sei, so daß es bei Aristoteles überhaupt keine erste, singuläre Substanz in ausgezeichneter Weise gebe (und damit auch keinen Monotheismus). Zur vorgetragenen Interpretation ist zu sagen, daß sie sich als viel zu einseitig erweist. Es stimmt zwar, daß ,Metaph.' XII auch einen kosmologischen Aspekt hat, doch gehen in diesem Buch die Gedankengänge weit über ,Physik' VIII hinaus und sind teilweise ganz neuen, „metaphysischen" Inhaltes 14 • Daß es an die ,Physik'-Untersuchungen anschließt, hat seinen Grund darin, daß diese selbst gewisse metaphysische Voraussetzungen enthalten, die erst in der ,Metaphysik' zum vollen Austrag kommen 15 • So weist die ,Physik' vor allem auch durch den Begriff, den sie von den „unbewegten" Bewegungsprinzipien gewinnt, über sich hinaus auf die ,Metaphysik'; denn sie selbst befaßt sich ja nur mit den Naturdingen, insofern sie be~egt sind. Auf die metaphysische Bedeutung des höchsten, unbewegten Bewegungsprinzips geht der Kommentar-Teil ausführlich ein und versucht auch die o.gen. Probleme zu klären. Hier sei nur noch kurz auf zwei besonders wich&ige metaphysische Bestimmungen jenes Prinzips hingewiesen: 1. Es ist „seinem Wesen nach Wirklichkeit", XII 6, 107lb 20. Der Begriff der Wirklichkeit wurde mit dem der Möglichkeit in IX 6 in seinsbezogener (ontologisch-metaphysischer) Bedeutung eingeführt und dient nun dazu, das höch-
Siehe die Inhaltsübersicht in Band 1, S. XIX ff. und die Erläuterungen im Kommentar-Teil des vorl. Bandes. 15 Vgl. meinen Aufsatz ,Zur metaphysischen Voraussetzung in Aristoteles' Physica', in: Natur und Geschichte (X. Dt. Kongr. f. Philos. 1972), Hamburg (Meiner) 1973, S. 429-437. 14
Zum ersten, unbewegten Bewegungsprinzip
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ste, unbewegte Bewegungsprinzip zu bestimmen, das abgetrennt von, d. h. transzendent zu allem bewegten Seienden ist; denn da alle Bewegung ein übergang von der Möglichkeit zur Wirklichkeit ist (,Phys.' III 1 ff.), hat alles bewegte Seiende wesentlich immer etwas von Möglichkeit und (in anderer Hinsicht) von Materialität in sich. Allein das transzendente, unbewegte Bewegungsprinzip ist seinem Wesen nach gänzlich nur Wirklichkeit, ohne jedes materielle Prinzip, ohne Ausdehnung, ewig und notwendig, von unendlicher Macht (XII 7, 1073a 3 ff.): Eine Bestimmung, die, streng genommen, nur einer einzigen Substanz zukommen kann; denn eine zweite mit derselben Bestimmung könnte sich von der ersten in nichts unterscheiden und müßte mit ihr in eins zusammenfallen. (Dem entspricht, daß sie in XII 7 als „der Gott", im Singular, bezeichnet wird, b 30). Auch leitet Aristoteles von ihr als transzendenter Formursache des Kosmos her ab, daß es nur einen einzigen Kosmos geben kann (8, 1074a 31 ff.). 2. Das höchste, unbewegte Bewegungsprinzip ist Zweckursache im Bereich des unbewegten Seienden. Damit ist es nicht mehr in physischer, sondern in neuer, metaphysischer Bedeutung vetstanden. In der ,Physik' ist nämlich die Zweckursache der Inbegriff der Natur, d. h. sie ist immanentes Prinzip in den bewegten Naturdingen, alle Bewegungen (Entstehung, Veränderung u. a.) leitend, deren Endzweck sie ist (griech. Telos= Ende, Zweck). So gilt hiernach, daß „das erste Bewegende nicht im Unbewegten ist", wie es in ,Metaph.' XI l, 1059a 38, heißt (in der Darlegung der 1. Aporie aus Buch III 1 u. 2). Anders in Buch XII 7, wo ein Worum-willen, ein Zweckprinzip, „im Unbewegten" (1072b 1-2) eingeführt und als ein letztes bzw. erstes „Wofür" vom Worum-willen im Bewegten (nach der engeren, physischen Bedeutung) abgehoben wird (b 2-3) 16• AristoD. Ross bezieht in seinem Kommentar zur angegebenen Stelle leider fälschlich auf das oberste Zweckprinzip das Worum-willen, nicht das Wofür. Der Zusammenhang beider Zweckursachen ist die16
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teles gebraucht für dieses Prinzip die schöne Metapher aus dem psychologischen Bereich, daß es wie ein Erstrebtes, „Geliebtes" bewegt (vgl. ,De an.' III 9-10, wonach das erste Bewegungsprinzip für die strebende Seele das erstrebte Objekt außerhalb ihrer ist). In ihrer metaphysischen Bedeutung ist diese Bestimmung ebenfalls einzigartig: Das transzendente Zweckprinzip als erstes Wofür alles Seienden, worauf dieses bezogen ist (s. XII 10), muß eine einzige Substanz sein; eine zweite mit derselben Bestimmung könnte sich von ihr in nichts unterscheiden 17 • Mit den beiden hier herausgehobenen, metaphysischen Bestimmungen über das höchste, unbewegte Bewegungsprinzip verbindet Aristoteles, wie schon erwähnt, die „theologische" Aussage, daß seine reine Wirklichkeit zugleich reine Vernunfttätigkeit ist, und daß es selbst glückseliges Vernunftwesen, „der Gott", sein muß (XII 7, 1072b 14-30).
ser: Wiewohl alle Naturdinge, in der Ordnung der Bewegung, von immanenten Zweckprinzipien geleitet sind (ihrem letzten bzw. ersten Worum-willen), sind sie doch, in der Ordnung ihres Seins, nochmals auf ein erstes Wofür bezogen, d. h. auf ein transzendentes Prinzip, für das sie sind; denn alles Seiende strebt nach Kräften danach, am Sein (dem Guten) teilzuhaben und sich darin zu erhalten, wie Aristoteles lehrt (,De gen. an.' II 1, ,De an.' II 4 und ,De caelo' II 12). 17 Ross überträgt die Bestimmung des obersten Bewegungsprinzips von Kap. XII 7, nämlich „wie ein Geliebtes" zu bewegen, fälschlich auch auf die in Kap. 8 erschlossenen 55 unbewegten Beweger. Von ihnen heißt es zwar (1074a 23), daß sie Zweck der Bewegungen der (ihnen zugeordneten) Himmelsgestirne bzw. -sphären sind. Doch sind sie dies in ähnlicher Weise wie die Zweckursachen in den (sublunaren) Naturdingen, d. h. als Worum-willen ihrer Bewegungen, nicht als erstes Wofür ihres Seins. So wirkt hier Ross' Fehlinterpretation der Stelle in Kap. 7, 1072 b 1-3, nach.
ARISTOTELES' METAPHYSIK
TEXT UND üBERSETZUNG
Der Text ist ein Abdruck aus der Teubner-Ausgabe, herausgegeben von W. Christ, {Leipzig) 1885, 1903, 1906 und (Stuttgart) 1934. Die Obersetzung ist eine überarbeitete Neufassung der von H. Bonitz erstellten {herausgeg. von E. Wellmann 1890, nachgedruckt in Rowohlts Klassikern Bd. 10, 1966).
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Buch VII Kapitel l
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oder Quantitatives oder jedes von dem übrigen so Ausgesagten ist. Indem nun in so vielen Bedeutungen das Seiende bezeichnet wird, so ist offenbar von ihnen erstes Seiendes das Was, welches das Wesen (Substanz) bezeichnet. Denn wenn wir aussprechen, wie beschaffen dieses Ding ist, so sagen wir, es ist gut oder böse, aber nicht, es ist drei Ellen lang oder es ist ein Mensch; wenn wir aber angeben, was es ist, so nennen wir es nicht weiß oder warm oder drei Ellen lang, sondern einen Menschen oder einen Gott. Das andere aber wird seiend genannt, insofern es an dem in dieser Bedeutung Seienden entweder eine Quantität oder eine Qualität, eine Affektion oder etwas anderes der Art ist. (b) Darum könnte man auch bei dem Gehen, dem Gesundsein und dem Sitzen in Zweifel sein, ob ein jedes derselben ein Seiendes ist oder ein Nichtseiendes, und ebenso bei allem anderen dieser Art. Denn keines von diesen besteht an sich oder ist einer Abtrennung von dem Wesen (Substanz) fähig, sondern, wofern überhaupt, so gehört vielmehr das Gehende, das Sitzende und das Gesunde zu dem Seienden. Dieses zeigt sich aber als mehr seiend, weil sein Subjekt etwas Bestimmtes ist, nämlich das Wesen und das Einzelne, welches sich unter einer solchen Aussageweise (Kategorie) zeigt. Denn das Gute oder das Sitzende wird ohne dieses nicht ausgesagt. Es erhellt also, daß durch dieses, das Wesen (Substanz), auch ein jedes von jenem ist, so daß demnach Seiendes in erster Bedeutung (er_stes Seiendes), welches nicht etwas Seiendes (in irgendeiner Beziehung), sondern schlechthin Seiendes ist, das Wesen sein dürfte. (c) Nun gebraucht man zwar das Wort Erstes in verschiedenen Bedeutungen, indes in jeder von ihnen ist das Wesen Erstes sowohl dem Begriff, wie der Erkenntnis und der Zeit nach. Denn von dem Seienden nach den übrigen Aussageweisen ist keines selbständig abtrennbar, sondern dieses allein. Und auch dem Begriff nach ist es Erstes. Denn in dem Begriff eines jeden Dinges muß der Begriff des Wesens enthalten sein. Und zu wissen glauben wir ein jedes am meisten dann, wenn wir erkannt haben, was (z. B.) der Mensch ist oder
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z.
1. 102sa, 37-2. 1028b, 25.
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87 t:O ante n1ie om. Ab 111028 b, 2 laiw ~ E II yvwp.Ev Ab: tl6iöp.Ev E II 3 xal viiv in marg. a.dd. m. pr. E II 6 p.6vwg fort. Alex.118 p.h lv t:ois Alex.1111 1j E: 6fi Ab 1112 l'oelrovl nvwv vel lvlow coni. Bonitz II 14 a'6t:al E II post &Uai E Ascf. add.: 1j -rovt:wv nvEg 1j xal &1..lwv, Ab adcl.: 1j t:oviwv nvEg xal &.l.lwv, qua.e ut non prorsus exule.re volui ita. ab interpolatore acldita indica.vi II 21 ntvainnog Ab II 22 xal om. Ab II 23 l11&a1:11s ova{ag deleverim, cf. Alex. 428, 27
Buch VII Kapitel 1-2
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das Feuer, mehr als wenn wir die Qualität oder die Quantität oder das Wo erkannt haben; denn auch von diesen selbst kennen wir ein jedes dann, wenn wir erkannt haben, was die Quantität oder die Qualität ist. (d) Und die Frage, welche von alters her so gut wie jetzt und immer aufgeworfen und Gegenstand des Zweifels ist, die Frage, was das Seiende ist, bedeutet nichts anderes als, was das Wesen ist. Denn von dem Seienden sagen einige, es sei Eines, andere, mehr als Eines, einige, es sei begrenzt, andere, es sei unbegrenzt. Darum müssen auch wir hauptsächlich und zuerst und so gut wie einzig darauf unsere Betrachtung richten, was denn das in diesem Sinne Seiende ist. 2
(a) Es scheint nun das Wesen am offenbarsten den Körpern zuzukommen. Darum nennen wir die Lebewesen und Pflanzen und deren Teile Wesen, sowie die natürlichen Körper, wie Feuer, Wasser, Erde und jedes dieser Art, und alles, was Teile von diesen oder aus diesen sind, sei es aus Teilen von diesen, sei es aus allen, wie der Himmel und seine Teile, Gestirne, Mond und Sonne. Ob aber diese allein Wesen sind oder auch andere oder von diesen nichts, sondern andere Wesen sind, das ist zu untersuchen. (b) Manche sind der Ansicht, daß die Grenzen des Körpers, wie Fläche, Linie, Punkt und Einheit, Wesen seien, und zwar mehr als der Körper und das Solide. Ferner meinen einige, daß außer dem sinnlich Wahrnehmbaren nichts der Art existiere, andere nehmen mehreres, das mehr ewig sei, an, wie Platon die Ideen und die mathematischen Begriffe als zwei Wesen und als drittes Wesen das der sinnlich wahrnehmbaren Körper. Speusippos aber setzt, von dem Einen ausgehend, noch mehr Wesen und verschiedene Prinzipien für jedes Wesen, eines für die Zahlen, ein anderes für die Größen, ein anderes ferner für die Seele, und auf diese Weise erweitert er das Gebiet der Wesen. Einige ferner behaupten, daß die Ideen und die Zahlen dieselbe Natur
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Z. 2. 1028b, 26 - 3. 1029a, 16.
rov. ' EefOV „ ' 'fO' ftETUßetlVEW Et!j' 'fO' rvO>f!tf'Cil'tEf!OV. , ' l029b 3 1i(l0 ')'Ct(' '1"J 'fCtf! p.&&TJais of!lf'O>V ipvasi Eif; 'fU rvooeiiia iiaUov. :r.orl 'fOVtO l'erov laT{v, WG1t'Ef! lv r. -rair; ne&stai 'fo noifjaai lx 'fWV lxaaT'f> it.ra.frwv 'fa 8Aws &ra.fra EY.aaf(f> "-ra{I'&' o{froor; l:r. 'fWV avtif' 'fVO>f!tf'O>l'Ef!O>V 'fft 'rfl ipvaEt 'fVOO(lLf'Ct aVTijJ rvoof!tf'Ct. 'flt J' fa&GtOt!j 'fVOOf!Lf'Ct xorl 'ltf!ro'fet n:oU&xtr; ~f!Eftet iaTl rvoo(ltf'Ct, xal l''"f!bv 7} oVJtv fXEt i-oii livTOf;. lt.Al.' 8f'O>S lx roov ipav1.oos f'EV rvoo- 10
20 1''7n d) 1'1JXEt:t „(1. E n 22 ,;, E: {J,afE Ab II 23 EXUGT1J -ro om. Ati II 31 ix TE Tijr; Ab, n om. E II 1029b, 1 lnd - 3 aiiioii post 12 'fovi-cov rxiiTiilv transposui secutus auctoritatem Bonitzii II 3 plene dicendum fuit 8d.t i-ovirov Elr; i-o rpvaEi „.,,roe. II 4 i-iilv ne&>i-cov -riilv ~nov 'l"°'eiµrov i-y rpvau Alex. in interpr. 0 6 i-oiii-o Ab Alex.: io rxvio E 11 6 lv i-rxl's E: lvirxis Ab II 8 avtrß 'f'lltb(ltl'Ct om. Ab II 9 lad add. Ab Alex., om. E II 10 övros ex li~Tros corr. E II IJµros 1lE Alex. II '1eroe1ariil'll Ald.
E IJ 28
Buch VII Kapitel 3
11
Länge und Tiefe und Breite hinwegnehmen, so sehen wir nichts übrigbleiben als dasjenige, was es auch irgend sein mag, das durch diese bestimmt ist; so daß, wenn man die Sache so betrachtet, notwendig die Materie als einziges Wesen erscheinen muß. Ich nenne aber Materie das, was an sich weder als etwas noch als Quantitatives, noch durch irgendeine andere der Aussageweisen bezeichnet wird, durch welche das Seiende bestimmt ist. Es gibt nämlich etwas, von dem eine jede dieser Bestimmungen ausgesagt wird und dessen Sein verschieden ist von jeder Bestimmung. Denn die anderen werden vom Wesen ausgesagt, dieses aber von der Materie. Daher denn das Letzte an sich weder ein bestimmtes Was, noch ein Quantum noch sonst irgend etwas ist. Aber auch die Verneinungen davon sind nicht dieses Letzte, da auch diese ihm nur in akzidentellem Sinne zukommen können. (d) Wenn man also von diesem Gesichtspunkt aus die Sache betrachtet, so ergibt sich, daß die Materie Wesen ist. Das ist aber unmöglich. Denn selbständige Abtrennbarkeit und Bestimmtheit (das Dies-da) wird am meisten dem Wesen zugeschrieben. Demnach dürfte man der Ansicht sein, daß die Form und das aus beiden (Zusammengesetzte) mehr Wesen ist als die Materie. (e) Das aus beiden zusammengesetzte Wesen nun, ich meine das aus der Materie und der Form bestehende, müssen wir beiseite setzen, da es später und sinnenfällig ist. Auch die Materie ist gewissermaßen offenbar. über das dritte aber müssen wir Untersuchung anstellen, denn es ist das schwierigste. Es wird nun aber allgemein anerkannt, daß es gewisse Wesen vom sinnlich Wahrnehmbaren gibt; auf diese müssen wir daher zuerst die Forschung richten; [denn es ist förderlich, zu dem Erkennbareren überzugehen. Das Lernen geht nämlich bei allen so vor sich, daß sie durch das seiner Natur nach weniger Erkennbare zu dem mehr Erkennbaren fortschreiten; und wie es beim Handeln darauf ankommt, von dem für den Einzelnen Guten ausgehend zu bewirken, daß das schlechthin Gute dem Einzelnen gut sei, so ist es auch Aufgabe beim Lernen, von dem für den Einzelnen Erkennbaren ausgehend zu bewirken, daß das der Natur nach Erkennbare für den Einzelnen erkennbar werde. Freilich ist das, was für den Einzelnen erkennbar und erstes ist, oft an sich sehr wenig erkennbar und enthält wenig oder nichts vom Seienden. Aber dennoch muß man versuchen,
1029 b 3
12
z.
3. 1029b, 11 -
4. 1029b, 31.
O"rtöv, etiÖtijj JE rvOJO"t'c"öv, TU 61ro~ yvroatci rvcövat 1tEJ,~CJ:ilov, µErct{Jalvovrcts, U,anEQ ErQ1/rctt, öi«. tovtro v avtrov. 1 lnEl. ö' lv ctQX'fi ÖmÄoµE.frct 7t0'10tS OQltoµEv t~V ovalav, 4 2 xal. tOVtrov rv n /OOXEt Elvat tO d ~V Elvctt, .frECllQ'Y/fEoV 1'CEQI. 1s avtoii. xal. TCQ- 7t0U'fl• 25 xal. tij"> norE xal. tij"> rcov xul. t'fi xw'!]au), axmdov aQ' fon Äoyos toii tl ~v Elvcit faaanp avrrov,. xal 'lin&QXft xal. tovtOtS t"O d ~V Elvat, OtoV ÄEvXef' ctV.fr(!001'Clf> d ~V ÄEVXcji &v.fr(!007tlf· i'atro ö~ ßvoµ,a av-c.p fµ&uov. tl lau tO fµ,adlf> Elvcit; ',, • ..1. '.r• trov - X«v _.,., avto • • AEYOf.1-EVrov , ' , .r• tovto. IXAA« µ·11V OVuE ovuE -,~1 to• ov' 30 xu.fr' ci'lito ÄlyErctt oixros, xcil. tOVtov larl. to f.1-EV lx 1'CQ0 om. Ab II 21 Q;at' - 22 11al Ev ad 19 neoaEariv civro pertinere videntur II 21 ln1rpavE1C1 J.Ev111j Ab, lmrp&.11E1C1 Elvai J.Ela AbE: lnirpavElcr- Elvai 1..El'f- vulgo JI 24 tr;> anti:_ noarj1 om .. Alex; D 26 Ex&.atco avuilv Elvo.t E II 27 1JV EfvClt ÄEVll E: oµ.coi; A , ipse seclusi ut falso ex 1030 a, 29 illatum,
ubi oµolcor; et wunEQ aibi respondent II lad, nUiv o/J 7t!Jrurcoi; om. Ab et fort. Alex. II 8 iXv Övoe.ct '-iaµ.6s, &Uov Ji t(>onov xai -roii lEvxoi1 xal oiaµos i@v o"1x anlwv &.Ua 15 avvdtdvaaµ.lvmv; lx 1'(>0a-8'latms r«(> &v&r"1/ J11loiiv. lirm d' oCov, l'au els xai xoil6i11s, xal aiµ.6i11s io lx iwv Jvoiv ltrop.tvov, tcji i6Jt lv ,,;rjiJt, xai omncp Ewm, """ ms io' a(>etv icp~tftcp xal. io i'aov irji nocrrji xai nav.&' Sera llrtiai "a-&' avia -ön&(>xtw. iaiiia d' laiiv lv Saois -ön«(>xei 1} loyos 1} io11voµ.a, o·li lail ioiiio io n&O-os, xal µ.1/ lvdixEiai d11lwcrai xm(>ls, {Dam(> io lEvxov &vEv ioii &.v-&(>wnov lvJlxEiai, &.U' x5 oi'1µ.os 1} o~XCtf'-EV. fcm J' &,n;o(>la Kai E'l:Et>« 7'E(>l a io avi6 l11u aiµ.1/ els xal xoll11 qls, io a"1io laiai -ro 11iµ.ov "al. -ro xoilov • El de µ.fi Jia io &.Jvvaiov tlvai tlntw io so ' " ' •a. a.• aVtO r ' (" aiµ.ov IXVEV 'l:OV- nearµ.atOS OV'!' l an' 1'1XvOS Kav EC1'1:l r« 1:0 aiµov "oilO'l:l/S lv ew{), 1:0 qiva aiµ.1/v Elntiv 1} o"IP.EVOV, (>tS (>'S "0'"1/ • 1/ 1"(> els 1j aiµ.fi qls els xo{l1/ flttat. Jio ät01'0V 1:0 -Ön&(>"/.EW tois 'l:OtOV'l:OtS 'CO "" ~V tlvai• El Ji "'~' tls änti(>OV Elaw· qwl. 35 ra(> qwl. aiµfi l'n ltUo lvlaiai. Jijlov iolvvv ön µ.6v11s iijs 1osi.. ovalas lail.v 0 O(>iaµ.6s. El ra(> :r.al. 'l:WV &Umv xa-c11roei@v, &.var1111 lx 1'(>0'1ftEaEms tlvai, ofov ioii noioii xai nteinoii •
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Buch VII Kapitel 4-5
19
„weißer Mensch" einen Begriff und eine Wesendefinition geben, aber in anderer Weise von dem Weißen und von dem Wesen. 5 (a) Wenn man den durch Hinzufügung von Merkmalen entstehenden Begriff nicht für Wesensdefinition anerkennen will, so entsteht die schwierige Frage, für welche unter den nicht einfachen, sondern durch Verbindung entstehenden Dingen es eine Wesensdefinition geben solle. Denn durch Hinzufügung muß man notwendig den Begriff derselben erklären. Ich meine z. B., es gibt Nase und Hohlheit, und Stülpnasigkeit als das aus beiden Zusammengesetzte, indem das eine an dem anderen ist. Und zwar ist nicht in akzidenteller Weise die Hohlheit oder die Stülpnasigkeit Affektion der Nase, sondern an sich, auch nicht so, wie das Weiße am Kallias oder am Menschen, weil Kallias weiß ist, dessen Akzidens es ist, ein Mensch zu sein, sondern wie das Männliche am Lebewesen und das Gleiche an der Quantität und alles, von dem man sagt, daß es einem anderen an sich zukomme. Darunter versteht man nämlich alles dasjenige, in welchem der Begriff oder der Name dessen, an welchem es eine Affektion ist, enthalten ist, und was man nicht abgetrennt davon erklären kann, wie man wohl das Weiße erklären kann ohne den Menschen, aber nicht das Weibliche ohne das Lebewesen. Von diesen hat also entweder keine ein Sosein und eine Wesensdefinition, oder es hat sie auf andere Weise, wie wir erörtert haben. (b) In Beziehung hierauf entsteht auch noch eine andere Schwierigkeit. Wenn nämlich Stülpnase und hohle Nase ein und dasselbe ist, so müßte ja auch das Stülpnasige und das Hohle einerlei sein. Ist dies aber nicht der Fall, weil man ja vom Stülpnasigen unmöglich sprechen kann ohne das hinzuzudenken, dessen Affektion an sich es ist (denn das Stülpnasige ist eine Hohlheit an der Nase), so darf man „stülpige Nase" entweder gar nicht sagen, oder es ist darin zweimal dasselbe gesagt, nämlich „hohle Nase Nase". Denn „stülpige Nase" ist soviel wie „hohle Nase Nase". Darum ist es unstatthaft, daß es von dergleichen ein Sosein geben sollte, weil ein Fortschritt ins Unendliche eintreten würde; denn in der „stülpigen Nase Nase" würde wieder etwas anderes enthalten sein. (c) Es erhellt also, daß es nur von dem Wesen eine Wesensdefinition gibt. Denn soll auch für die übrigen Kategorien eine Wesensdefinition sein, so müßte man dieselbe durch Hinzufügung erklären, z. B. für das Qualitative und das Ungerade; denn dies läßt sich ebensowenig
1031 a
20
z.
5. 1031 a, 4 -
6. 1031 a, 29.
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Buch VII Kapitel 10
43
Knochen und Sehnen und das Fleisch sich auflöst, so bestehen sie deshalb doch nicht aus diesen als aus Teilen des Wesens, sondern als aus dem Stoffe, und von der konkreten Vereinigung sind sie Teile, aber darum sind sie nicht Teile der Art-Form und des im Begriff Enthaltenen; und deshalb finden sie sich auch nicht im Begriff. (d) In einigen Begriffen also findet sich der Begriff solcher Teile, in anderen aber kann er sich nicht finden, wenn der Begriff nicht auf die mit der Materie zusammengefaßte Form geht. Darum besteht denn einiges aus demjenigen als aus seinem Prinzip, in das zerlegt es vergeht, anderes nicht. Was nämlich Zusammenfassung ist von Form und Stoff, wie das Stülpnasige und der eherne Kreis, das vergeht durch Auflösung in diese Substrate, und der Stoff ist ein Teil von ihnen; was aber nicht mit der Materie zusammengefaßt ist, sondern ohne Materie besteht, und dessen Begriff jeweils nur ein solcher der Art-Form ist, das vergeht nicht, entweder überhaupt nicht oder doch nicht auf diese Weise. Beijenen (zusammengesetzten Dingen) sind diese daher Prinzipien und Teile, von der Art-Form aber sind sie weder Teile, noch Prinzipien. Und deshalb löst sich die irdene Bildsäule in Erde, die eherne Kugel in Erz und Kallias in Fleisch und Knochen auf, und auf ähnliche Weise ferner der Kreis in die Kreissegmente, weil er etwas mit der Materie Vereinigtes ist. Denn mit demselben Namen wird ja der Kreis seinem allgemeinen Begriff nach und der einzelne benannt, weil es für das Einzelne keine besonderen Namen gibt. (e) Hiermit ist nun zwar die Wahrheit ausgesprochen, doch wollen wir, die Sache von neuem aufnehmend, uns noch deutlicher aussprechen. Diejenigen Teile, welche Teile
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10. 1035 b, 4-31.
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6 1J
t039a,3 y!Xe om. Ab 116 o1ii-rus ros E, sed chi; add. m. sec.II E: El Ab II 7 El om. E II 8 i11-rElE%fla post ivvnaezovaäw
om.
addendum 1111 i'tXg rectius abesset 1112 d Ab II av11·lhct1s om. Ab II 13 EvEan E: frra Ab vulgo II 17 avva-Et'011 om. E II 19 näaa Ab
II
20 ovalas Elvat Ab: Elvat ovalas E
zweiatas Elvat &p.a re·
II
25 oiialas 't'E
E II 26 i'O Ab: ;iai i'O E
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II 27 ftX Ei'IYT} xai
Buch VII Kapitel 13-14
63
offenbar, daß nichts Allgemeines Wesen ist, und daß das allgemein Ausgesagte nicht ein individuelles Etwas, sondern eine Qualität bezeichnet (wo nicht, so ergibt sich außer anderen Unmöglichkeiten auch „der dritte Mensch"). Und dasselbe erhellt auch auf folgende Weise. Es ist nämlich unmöglich, daß ein Wesen bestehe aus Wesen, welche sich als wirkliche darin fänden. Denn dasjenige, was der Wirklichkeit nach zwei ist, wird niemals in Wirklichkeit eines, sondern nur, wenn es der Möglichkeit nach zwei ist, kann es eines werden, wie z. B. das Doppelte, aus zwei Hälften, die aber bloß der Möglichkeit nach existieren; denn die Wirklichkeit trennt. Wenn daher das Wesen eines ist, so kann es nicht aus darin vorhandenen Wesen bestehen, und in diesem Sinne hat Demokritos recht, wenn er behauptet, es sei unmöglich, daß aus zweien eines oder aus einem zwei werde; er setzte nämlich die unteilbaren Größen als die Wesen. Auf ähnliche Weise wird es sich nun offenbar auch bei den Zahlen verhalten, sofern, wie einige behaupten, die Zahl eine Zusammensetzung aus Einheiten ist; denn entweder ist die Zweizahl nicht eines, oder die Einheit findet sich in ihr nicht der Wirklichkeit nach. (e) Doch rufen diese Ergebnisse noch einen Zweifel hervor. Wenn nämlich kein Wesen aus Allgemeinem bestehen kann, weil das Allgemeine eine Qualität, aber nicht ein individuelles Etwas bezeichnet, und ebensowenig ein Wesen aus Wesen zusammengesetzt sein kann, die sich der Wirklichkeit nach darin fänden, so müßte ja jedes Wesen etwas nicht Zusammengesetztes sein, so daß es auch keinen Begriff eines Wesens gäbe. Und doch ist die Ansicht allgemein und von alters her ausgesprochen, daß allein oder zumeist von den Wesen es eine Begriffsdefinition gibt. Nun aber findet sich, daß es auch von diesem keine gibt, also von gar nichts. Oder vielleicht gibt es etwa in gewissem Sinne eine Wesensdefinition und in anderem Sinne nicht. Dies wird sich aus den späteren Erörterungen deutlicher ergeben. 14 (a) Aus eben diesem ist auch deutlich, welche Folgen sich für diejenigen ergeben, welche die Idee als Wesen und als selbständig abtrennbar setzen und zugleich die Idee aus der Gattung und den Unterschieden bilden. Denn wenn die Ideen existieren und Lebewesen sich sowohl im Menschen wie im Pferde findet, so muß es entweder eines und das-
1039.
64
Z. U. 1039a, 28 -10S9b, 15.
'Ev xal ta(rr:ov trp ~(J'{}ftrp iatlv ~ ltE(JOV. trp ftEV fCtV l.orrp cl"ijl.ov ffn 1v. tOV rae avtov 8il$eiai l.Orov 0 U1wv ao lv fxatE(Jrp· el o~v lan ns iiv{}ewnos aVTOS xaa-' aiiTov t68s n xal. xEzroeiaftlvov, ~v&1x11 xal. div, olov to tijiov xal tO J[novv, t68& ti '11jftalvEw xal. Elvai xweia'l:a xal. ovalas. flian xal. -r:O ~ifiov. El ftEV o~v 1:0 av'l:o xal 'Ev to lv tip i'nnrp xal. trp ~v.a-eronrp, UianE(J av aavtrp, nws to 'Ev lv t039b tois o-ÖO'i xwel.s 'Ev latcn, xal. 8ta r:l ov xal xwels avtoiJ fa-r:ai to trpov toiir:o; fn1ita El ftEV ftE.a-l;ei toil 8lno6os xal toii nol.vno6os' Mvvat6v ti '1VftßalvEi. t~vavtla r«e Clf'ct iin&esei avtrp Evl. xal trp6l nvi Gvn. El Je fl-"1, tll; 0 't'(JOö nos fftav Ellrr:T/ ttS 't'O trpov Elvai Jtnovv f} n&t6v; ~u· raw!: , " l1 ft~fttXtai. ~ ,„' navta , „ O'VfXEttai xa1 anntai .,, a„„a aiona. ~U' it:E(JOV lv EXUO'trp. OVXOVV ii11:ti(Jct dis fnos tlnEiv füta' cbV -ij OV!l{a trpov' OV 1tt(1 Xa'l:tt O'Vft{JE{1'1jXOS lx t~OV 0 iiv{lo(Jf.t>71:0S• lti noUa 10'-r:ai avTo to tijiov. ovO'la n 1ae to 10 lv fx&orrp tijiov· ov 1ae xai' &Ho Urnai • tl 86 1""1, lx&lvov fotai 0 iiv.a-ewnos xal 1lvos avtoiJ lx&ivo. xal. fn l8lai flnavta cbv iiv.a-ewnos. ovxovv ovx iiUov µ,iv l6la EO'tai iiHov 8' OVO'la • Mvvatov r&e. a-in:o iiea tijiov 1xaaiov lO'tai trov iv -rois t~ois. fn ix -rlvos -roiiio xal IÖ nros ls avtoii tijiov; ~ nws ol6v -r' Elvai tO trpov 3 ovala,
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abesse malo II 28 yae om. Ab II 29 d Uymv 6d~nai loyov Ab U30 avto xa.0-' a.fn:b E II 30. 81 xal t66E n xEz. Alex. in interpr. II 33 roan xal ..:o tr{fov quae non interpreta.tur Alex. spuria. sunt II iv 'Co lv om. E, xal iv add. ye. E U34 xal tr.ö &v.&eil>n~ add. Ab Alex„ om. E ua-b aavtr.ö E: !XV'COS IXV'CCÖ Al. nncös om. Ab II 'CO E'll add. Ab Alex„ om. E II 1039b, 1 lv zcoel!; o~aiv E II zmels avwii E: IXV'CO omisso zmel~ Ab n2 'COV'CO E: EIX1J'COV Ab 4 uvi add. Ab et fort. Alex„ om. E m. pr. II d om. Ab II 5 tlll" E: T:{ Ab II post netov fort. legit Alex. 1j &no11v II 7 lno~ om. Alex. 118 om. Ab 1112 ye. l6ia E 0 13 aea E m. pr„ &ea yq. R uE'll Ell!XO'l:O'll Ab II 14 latat EllaOtO'll E II to.Utov ~ II 15 avtoü Criiov lll·andis: avroii troov E, a'6t11troov Alex. et re. E ß to tr.öov] ova{a E ~ a om. Ab, trjjo'lf, efi ova{a roiito avto, nae' coni. Bonitz
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yq.
Buch VII Kapitel 14
65
selbe der Zahl nach sein oder ein anderes der Zahl nach. Dem Begriff nach nämlich ist es offenbar eines; denn wer den Begriff desselben in dem einen und dem anderen Fall angibt, gibt denselben Begriff an. Wenn es nun einen Menschen an und für sich gibt als ein bestimmtes, abtrennbares Etwas, so muß notwendig auch das, woraus es besteht, z.B. Lebewesen und zweifüßig, ein bestimmtes Etwas bezeichnen und selbständig abtrennbar und Wesen sein; also gilt dies auch vom Lebewesen. (b) Wenn nun das Lebewesen in dem Pferd und in dem Menschen so eins und dasselbe ist, wie du mit dir selbst eins und dasselbe bist, wie soll dann das eine in dem abgetrennt Existierenden eins sein, und weshalb soll nicht dies Lebewesen auch abgetrennt von sich selbst existieren? Ferner, wenn es am Zweifüßigen und am Vielfüßigen teilhaben soll, so ergibt sich eine unmögliche Folge; denn das Entgegengesetzte würde zugleich bei demselben einen und bestimmten Etwas statthaben. Wofern dies aber nicht der Fall ist, wie ist es dann gemeint, wenn jemand sagt, das Lebewesen sei zweifüßig oder sei befußt? Oder ist es vielleicht durch Zusammensetzung oder Berührung oder Mischung verbunden? Aber das alles ist ja ungereimt. Man nehme dagegen an, die Idee sei in jedem Einzelnen, worin sie sich findet, eine andere. Dann würde ja geradezu unendlich vieles sein, dessen Wesen Lebewesen wäre; denn nicht in akzidentellem Sinne enthält der Mensch das Lebewesen. - Ferner würde das Lebewesen an sich vieles sein; denn das in jedem Einzelnen vorhandene Lebewesen ist Wesen, da es nicht als Prädikat von einem davon verschiedenen Wesen ausgesagt wird. Wäre es aber nicht Wesen, so würde der Mensch aus jenem bestehen und jenes würde die Gattung von Mensch sein. - Ferner müßten alle Bestandteile des Begriffes Mensch Ideen sein. Nun ist es aber unmöglich, daß etwas Idee des einen und Wesen eines anderen sei. Also wird jedes in den einzelnen Lebewesen vorhandene Lebewesen Lebewesen-an-sich sein. Ferner, woraus soll dies bestehen, oder wie soll aus ihm ein Lebewesen hervorgehen? Oder wie ist es möglich, daß das Lebewesen, welches Wesen ist, selbst bestehe neben dem
1039 b
66
Z. 14. 10S9b, 16-15. 104.0a, 9.
TOVfO avio nae' a-öio TO t;;o11; fT& J' lnl rd'111 ala&riiw11 -ravi& n av11-~al11n xal -ro.Urcov 1honrfmea. El J~ Mvvaiov o{Jrcos lxew, J-ijA011 Sn o-öx larw elJ11 a-öi@v o{Jrcos cLs -rwls qJaaw. 16 lnd J' [~] ovala Iilea 7:0 TE avvolo11 xal 0 Aoros· Urm 20 iJ' 8n ~ 11-iv o{Jicos lad11 ovala a.Vv tfj .fJATI avvnl1111-11-lvos o Aoros, ~ Je o .toros fiAms • 8aa& 11-ev o~v o{Jico Urovra&, TOVT:COV 11-iv ran qJ.ftoe&. xal rae rivEl1&S • TOV Ji AOf01J o-ÖX larw o.Uicos l/Jan qJv xa.&' lxaai-a cS 7j.t,os, l!JanEe 1°'° 11 Kliow t} .Emxe&n1s, ind Jia i-t o-MEls öeov lxtpleE' avi-wv iJlas j rl110,1:0 rae ~V J-ijlov 71!E,eWf'EVW11 (;,;, dl.17.ß-ES 1:0 vilv Eie17µ.lvov. 16 tpavEeov J' Ö-r' xal -rä>v Joxova@v Elvai ovai@v aE nl.Ei- 5 '11:ai Jvv&µ.E'S Elal, -r& 1:E µ.oeia -r@v t~mv (ovoev rae 'K.Exmeiaf'lvov avi-wv ia-rtv· fnav Ji xmeia-l}ff, xal 1:01:E ßv-ra dis '6171 n&v-ra), xal rfJ xal ni!e xal df/e· oMiv rae avrrov lv EOnv, d.tl' ofov c\ deeos nelv t} 71!Etp~ xal 1E"'17ra[ TC ES avr@v lv. µ.&A.,a-ra J' &v "'S 1:Ct t:ö>v iµ.'ljJvxmv vnol.&- 10 {:Jo' f'Oe'a xal -ra r-ijs 11't1XfJS n&eEff'llS ܵ.cpm rtrvEa-l}ai ßv-ra xal lv-rElEXEl'! xal J11v&µn, -rrji &.exas fxEw xwiJaEms dno nvos i11 -rais xaµ.nais • J,o f11ia trjia J,a,eovµ.E11a tff. d.tl' öµ.ms J11v&µ.Ei n&11-r' Ka-rai, Örav V 't11 xal a11vexis cpvan, dUa µ.-1/ (:Jt,, t} xal avµ.cpvau · -ro rae roioilrov 15 n1/emais. ind Ji 1:0 'tv Ure-ra' GianEe xal ro 611, xal "1 ovala .q -roi! 811os µ.la xal &i11 µla dei-l}f'rji 'tv &e,.&µrji, tpa11Eeov Ön O~TE 1:0 'iv ~TE t:O Bv lvJlxEra' ovalav El11ai i-@v , tt. t ~' / V l!. t .1.'1 \ nearµa-rmv, wanEe 011aE 1:0\ '1t:0'%E''f' twai ·11 ae'X.lJ, Wl.ACX fo: / T ,S.t,"' • ' 7, i.111:011f'EV 1:'S 01111 ·11 aex17, Wa tiS '}'VWeiµmneov avararm- 20 f'EV. µ.äUov f'EV 0~11 1:0V'COJ11 ova{a t:O 1\v xal 'iv t} 11 TE dex-1/ xal -ro a-ro'XEWV xal i-o afnov, ~nCo> Jl: oMi -raiira, Efnee µ.17J' &Uo xowov f'"11Ji11 o-liala. oMEvl rae vn«exu "1 ' I '11' .,, l!. a11i-11 ' • n xa1 -rrp - exovn 1! ' ' ' \ ' la. 011a,a """ a11n1v, ov1'. tarw ova
1040b, 6 0'6aiäi11 El11ai E Ascl. n 7 aut xal delendum aut cU1ck post llna inserendum II 8 post 1r:11t111:a comma sustulit Bonitz, equidem t:& n l'oeicx et xal yi'j sibi respondere indicavill 9 deeili: re· E et re· Alex. , o ameoi: Ab Alex„ ameoi: E Ascl. 10 lwt111iim111 ~11t:61''°" coni. Schwegler II 11 comma ante llna sustulit Bon1tz, naqEf'f'V!: IJ11T:a, &µ.qiro y{y11Ea.ftai conieci Stud. p. u 11 14 la-rai ot:a11 wJ plura a.nte haec verba. excidisse videntnr ß 19 t:o ex 1:0n corr. E ß 20 y11roeil"wt:lea11 A11 U 24 1)
add. Ab, om. E vulgo
II avn1 E
m. pr., a1ir~ avrfl fort. Alex., avifl
Buch VII Kapitel 15-16
71
Der Begriff ist also allgemein, die Sonne aber ist etwas Einzelnes, wie Kleon und Sokrates. Warum bringt denn von den Anhängern der Ideenlehre keiner den Begriff einer Idee? Wenn sie den Versuch anstellten, so würde sich dabei die Wahrheit des eben Gesagten zeigen. 16 (a) Offenbar ist von dem, was für Wesen gilt, das meiste nur Vermögen; so die Teile der Lebewesen (denn keiner von diesen existiert getrennt, und wenn sie getrennt sind, dann sind sie alle nur wie Stoff) und Erde und Feuer und Luft; denn keiner von ihnen ist eine Einheit, sondern ist nur wie ein Haufen Getreidekörner, ehe sie gekocht sind und aus ihnen eins geworden ist. Am ehesten möchte man noch bei den Teilen des Belebten und der Seele annehmen, daß sie beides zugleich seien, sowohl der Wirklichkeit, als auch der Möglichkeit nach seiend, weil sie die Prinzipien der Bewegung durch irgend etwas in ihren Gelenken haben, weshalb denn auch manche Lebewesen nach dem Zerschneiden noch fortleben. Indessen ist doch dies alles nur dem Vermögen nach, wenn es von Natur Eines und Stetiges ist und nicht durch Gewalt oder auch durch Zusammenwachsen; denn dies ist eine Abnormität. (b) Da aber das Eine in derselben Weise ausgesagt wird wie das Seiende und das Wesen des Einen eines, und dasjenige, dessen Wesen der Zahl nach eines ist, selbst eines der Zahl nach ist, so ist offenbar, daß weder das Eine noch das Seiende Wesen der Dinge sein kann, sowenig wie Element-sein oder Prinzip-sein. Vielmehr fragen wir, um zu Bestimmterem zu gelangen, was denn das Prinzip ist. Unter diesen ist nun das Seiende und das Eine mehr Wesen als das Prinzip und das Element und die Ursache, indessen doch auch dieses noch nicht, sofern überhaupt auch nichts anderes Allgemeines Wesen ist. Denn das Wesen kommt keinem anderen zu als ihm selbst und dem, welches das Wesen hat, dessen Wesen es ist.
1040 h
Z. 16. 1040b, 25 -17. 1041a, 16.
72 95 ~·n
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21 ol'olwi;) fort. &:µipoi'v collato Alex. p. 520, 11 II 22 0~11 re· E ß 23 post !'Eli add. rae Ab Alex ' om. E II 2o 4"alaaa1111 Ab II 26 Ti utrumque om. Ab II 28 xal Bonitz secutus Alexandrum p. 520, 18: 3n Ab E II l'llEeyEiai E II Ti ante lx fort. om. Alex. II 36 Tb om. E O 37 fort. &:Ua Toiiio, seil. noneov a111'alvei io övoµa II 1043 b, 2 1/nixij -1/Jvxfi omisso Elvai Ab n 4 6E E: 6' lnl Ab II 6 uji; avv4"EaEW!ö Ab II 7 oM'] "Kal E
E sed ot'ovi;
Buch VIII Kapitel 2-3
87
schiede hindurchgehende Begriff mehr die Art-Form und die Wirklichkeit zu treffen, der aus den Bestandteilen gebildete mehr den Stoff. Ähnlich verhält es sich auch mit den Definitionen, welche Archytas als richtig anerkannte; sie enthalten nämlich die Verbindung von beiden. Z. B. was ist Windstille? Ruhe in der Masse der Luft; hier ist nämlich Stoff die Luft, Wirklichkeit und Wesen aber die Ruhe. Was ist Meeresruhe? Ebenheit des Meeres; stoffliches Substrat ist hier das Meer, die Wirklichkeit und Art-Form aber ist die Ebenheit. Hieraus ist denn offenbar, was das sinnliche Wesen ist und in welcher Weise es besteht; das eine nämlich als Stoff, das andere als Art-Form und Wirklichkeit; das dritte Wesen ist das aus beiden hervorgehende. 3 (a) Man darf aber nicht unbemerkt lassen, daß es zuweilen zweifelhaft ist, ob ein Name das zusammengesetzte (konkrete) Wesen bezeichnet oder die Wirklichkeit und die Art-Form, z. B. ob Haus das verbundene Ganze bezeichnet, nämlich eine aus so und so liegenden Ziegeln und Steinen gemachte Bedeckung, oder nur die Wirklichkeit und die Form, nämlich eine Bedeckung, und ob Linie bezeichnet Zweiheit in der Länge oder Zweiheit, und ob Lebewesen bezeichnet Seele in einem Körper oder Seele; denn diese ist das Wesen und die Wirklichkeit irgendeines Körpers. Für beides würde der Name Lebewesen passen, nicht als ob der Begriff derselbe wäre, sondern weil es zu einem und demselben gehört. Doch dies ist zwar in anderen Beziehungen von Bedeutung, aber nicht für die Erforschung des sinnlichen Wesens; denn das Sosein kommt der Art-Form und der Wirklichkeit zu. Denn Seele und Seele-sein ist dasselbe, Mensch-sein aber und Mensch ist nicht dasselbe, wenn man nicht etwa auch die Seele Mensch nennen will; dann würde es in gewissem Sinne dasselbe sein, in gewissem Sinne wieder nicht. (b) Bei näherer Untersuchung zeigt sich, daß die Silbe nicht besteht aus den Sprachelementen (Buchstaben) und der Zusammensetzung, und ebenso das Haus nicht Ziegel und Zusammensetzung ist. Und das ist ganz richtig. Denn die Zusammensetzung und Mischung ist nicht selbst eines
1043 b
88
H. 8. 1048b, 8-29.
i'OVl'O>V ~V lai-1 O'VV.frEO'is -}} 1-'~'S· &µ,olros cf! O'ÖcJE l'WV &Urov oMiv, olov El & o-öJos .frlaEi, ovx lx i-oil o-öJoil ~ .&ia% 10 &Ua µ,äUov o~i-os ls lxElV'f/S· oM'E J.q & &v.ftqron:6s lan i-o tqfov xal cUn:ovv, &U& n JEi Elvai 3 n:aqa i-ailiu lanv, el i-aii.ft' -OA'f/, o.fln Je ai-o,zEiov 01/i-' lx O'i-o,zElov [&U' ~ o.Vala], 3 lsaiqoilvns i-.qv -OA'f/v Alrovaw. El o~v i-ovi-' al'rwv i-oiJ 1' ' /__ ' .), " _..), > I 1 ' ' ' Ewa' ""'\ 0110'w:s, i-ovi-o exv·h 1v av •.,,v ovaiexv "E'J'OiEv. avexrx"l 15 J1, l'«XVl''f/V -}} &tJiov Elvex' -}} ip.ftaqi-.qv &vEv i-oü ip.fJoE{qEa.ftex' xcxl 1'E1'0VEVIX' i:fvEv i-oil ')'lfVEIS.ft-ex,. JEJnxi-cx' 8e xal 8E8f]Acoi-a1 lv &uo,s 8r, i-o Eld'os oMEls n:o,Ei oM6 rEvv~, &Ua n:ouil'ai i-68E, rt,,vEi'«X' Je l'O EX i-ovi-cov. El cJ' Elal i-@v fJl.ftixqi-@v exE ovalexi zwq,ai-at, oMiv n:co JijAov· n:A.qv 8i-i. r' lvtow ovx 20 lv8izEi-exi 81jAov, 8aex µ,.q ol6v u n:aqa i-a i-wa Elva,, ofov olxlav .q O'XEVOS· l'o'cos µ,w o-Üv ovcJ' ova{a, Ellrlv o1/i-' avra l'ctiircx o.flu n l'OOV lW.cov 8aex µ,.q !pVISEi O'VvEcrt'fJKEV" n)v 'J'fte qJVO'W f.'OV'f/V &v ns 6'E{'1/ i-.qv Ev i-ois ip.ß-aqiois oValexv. G>ai-E ~ &n:oqla, ijv oE 'AvnafrivE,oi xcxl oE o-Oi-cos &n:ald'Evi-oi ~n:o115 qovv, lzn nva xexiq6v, 8i-i ovx lan i-o i-l lanv &qlaaa.&ai • l'OV rae 8qov A6rov Elvai µ,axq6v· &Ua n:oiov ,Uv u lanv EV8EXEO'.ftexi xcxl ,Y,,Y&$at, /lJan:Eq /tqrvqov, i-/ µ,lv lai-w, o1/, 8n Je ofov X«Xl'i'{i-Eqos. fßai-' o./Ja{as lan /"EV ~S Ev8ezuexi elvex' 8q04I xal Aorov, ofov i-fjs avv.&ii-011, l&v i-e exla.fnin) 8 fi avv.0-Eair: Ab Bekk., .;, om. E Bonitz II 9 ofov oMor: fl'iaEi E sed in marg. "/e• olov El 6 oMor; 41'Ean n 11 l'ct'Ül'a E: i-& &.Ucx Ab U 12 oiln cfe E sed anto oiln erasum o: 8 oiln Ab et "/e· E II &U' ~ o.fia{ex interpolata duco II 14 o.fialar: coni. Bonitz Alex. p. 622, 21 secutus, ovala Ab E, o'6ala i-o'iiro, a./Jrfiv ~'II vulgo ante Bonitzium n J..iyoLE'll E sed erasum antea o-6, o"1 1iyoLE'll "/e· E n17 iv &.Uoir:) z 8 vel de gen. et corr. 1 411 "/Evvürai E II :iratEi'r:ai] notEC Elr; coni. Bonitz collato 1088b, 10 II 19 in' ivlaw Alex. in interpr. 11 21 oilr' am& Alex. legisse videtur: oMe a./Ji-& Ab et re· E, o"18e n ""'"" E II 28 p.o•ov "/e· E 11 i-1/v Bessario: i-ibv Ab E Bekk. II 26 p.iv i-t in p.lnoi corr. E II 27 lvBE%Ea.0-ai Ab: ivBE%Ei'«L E vulgo; at Aristotelis sententia verbis 0)111:' (28) - p.oe1J1'1v (82) explicatur O xal fort. om.. Alex. II 28 o.fia{a E m. pr. II 29. 30 ala.&1J"i1!: - vo11riir: Alex.
b 12 dAX' ... oiJala codd., Ross
Buch VIII Kapitel 3
89
von den Elementen, deren Zusammensetzung und Mischung sie ist. Auf ähnliche Weise verhält es sich auch bei allem übrigen; z. B. wenn die Unterschwelle durch ihre Lage ist, was sie ist, so ist nicht die Lage aus der Unterschwelle, sondern die Unterschwelle aus der Lage. So ist also auch der Mensch nicht Lebewesen und Zweifüßiges, sondern, wenn dies der Stoff ist, so muß noch neben diesem etwas vorhanden sein, was aber weder Element ist, noch aus Elementen besteht, sondern das Wesen ist; dies lassen manche außer acht und sprechen nur vom Stoff. Wenn nun dies die Ursache des Seins und des Wesens ist, so kann man es wohl das Wesen selbst nennen. Notwendig muß dieses nun entweder ewig sein oder vergänglich ohne zu vergehen und geworden ohne zu werden. Es ist aber in einem anderen Abschnitte bewiesen und erklärt, daß niemand die Form macht oder erzeugt, sondern ein bestimmter Stoff gebildet wird, und so dasjenige entsteht, was aus beiden, Stoff und Form, zusammengesetzt ist. (c) Ob die Wesen der vergänglichen Dinge selbständig abtrennbar sind, ist noch nicht klar; nur das ist klar, daß dies bei einigen nicht möglich ist, nämlich bei allem, was nicht außer dem Einzelnen sein kann, z. B. Haus, Gerät. Vielleicht sind aber eben diese nicht einmal Wesen, sowenig wie irgend etwas anderes, was nicht von Natur besteht; denn die Natur hat man wohl als das einzige Wesen in dem Vergänglichen anzusehen. (d) So hat denn der Zweifel eine gewisse Berechtigung, welchen die Anhänger des Antisthenes und die in dieser Weise Ungebildeten vorbrachten, es sei nämlich nicht möglich zu definieren, was etwas ist, da die Definition durch eine Reihe von Worten geschehe, sondern man könne nur bestimmen und lehren, wie beschaffen etwas ist; vom Silber z.B. lasse sich nicht angeben, was es ist, sondern nur, daß es wie Zinn ist. Danach ist denn von einigen Wesen Definition und Begriff möglich, z. B. von den zusammengesetzten (Dingen), mögen diese sinnlich wahrnehmbar oder nur denkbar sein; nicht möglich dagegen von denen, aus welchen als ihren
90
H. 3. 1043 b, 30 -
4. 1044 a., 17.
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Buch VIII Kapitel 6
99
aber, wie wir behaupten, das eine Stoff, das andere Form, das eine dem Vermögen, das andere der Wirklichkeit nach, so scheint in der Frage gar keine Schwierigkeit mehr zu liegen. Denn die Frage ist dieselbe, wie wenn die Wesensbestimmung von Kleid wäre „rundes Erz"; denn dieser Name würde Zeichen des Begriffes sein, und der Gegenstand der Frage ist also, was denn die Ursache davon ist, daß das Erz und das Runde Eines sind. Diese Schwierigkeit aber verschwindet, da das eine Stoff, das andere Form ist. Dafür nun, daß das dem Vermögen nach Seiende der Wirklichkeit nach ist, ist da, wo ein Werden stattfindet, nichts anderes als das Hervorbringende Ursache. Denn dafür, daß die Kugel dem Vermögen nach Kugel in Wirklichkeit ist, gibt es keine andere Ursache, sondern dies war eben das Sosein für ein jedes von beiden. Der Stoff aber ist teils denkbar, teils sinnlich wahrnehmbar, und immer ist im Begriff das eine Stoff, das andere Wirklichkeit, z. B. der Kreis eine „ebene Figur". (c) Was aber keinen Stoff hat, weder denkbaren, noch sinnlich wahrnehmbaren, das ist unmittelbar das, was Eines ist, so wie auch das, was Seiendes ist, nämlich das bestimmte Etwas, das Qualitative, das Quantitative. Darum findet sich auch in den Wesensdefinitionen weder das Seiende noch das Eine, und das Sosein ist unmittelbar ein Eines so wie auch ein Seiendes. Darum gibt es auch für keines unter diesen eine andere Ursache, weshalb es ein Eines oder ein Seiendes ist; denn unmittelbar ist jedes ein Seiendes und ein Eines, nicht als ob sie im Seienden und im Einen als den allgemeinen Gattungsbegriffen enthalten wären, noch auch als ob diese selbständig abtrennbar neben dem Einzelnen existierten. (d) Wegen dieser Schwierigkeit sprechen einige von einer Teilhabe, aber was denn die Ursache dieser Teilhabe und was das Teilhaben selbst bedeute, darüber sind sie in Verlegenheit; andere behaupten ein Zusammensein, wie Lykophron, der sagt, die Wissenschaft sei ein Zusammensein des Wissens und der Seele; andere sehen das Leben als eine Zusammensetzung oder
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100
H. 6. 1045 b, 12 - @. 1. 1045 b, 34.
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6) t:oiin E: 6' Ei'rE Ab ß 14 o~ t:' Bekk.: o~ E et fort. Alex., ot' Ab II 16 7'0LEiV prius fort. om. Alex. II 1'7i 7'0LEi Ab II 11
18 6-Uvctp.ig E Alex. Brandis: 611v&p.E' Ab U 21 l7ri.f1-vp.Eiv Ab 23 i'anv &ra t:oil &„a Ab II cllv Ab li: Alex., fort. mi II 28 611t1atbv om. A n31 6' 7)] 61, Ab E II 32 1..iyop.Etl - 34 ·lh 5 f.'OQlcf' fl1f00 ~ lvlQyEiet &cpooQiv E'vexa ~ xlv71ais, ovx fon iavia neäsis ij ov idela fE. ov fCtQ ilA.og. &U' lxelvy lvvn&qxei io tlA.os xal ~ nqiisis. olov 6e~ Etµ.a xal iwqaxe, E, ioilto eine 'nw1> "1'1· E, modo ton modo ~oiito Al.~x. 0 0~11 o~. Beaaarion, secluait Bonitz, commate pos1to post ~~; a.podoa1s incipit ab 12 11al öawv 6Ti II 3 av E: 6Ti Ab II 5 6E] µ.liv Alex.
Buch IX Kapitel 6- 7
119
befindet, ohne daß das Ziel der Bewegung vorliegt, so ist dieses keine Handlung oder wenigstens keine vollendete; denn sie ist nicht das Ziel; jene dagegen enthält das Ziel und ist die {vollendete) Handlung. So kann man wohl sagen: er sieht und hat zugleich {immer schon) gesehen, er überlegt und hat zugleich (immer schon) überlegt, er denkt und hat zugleich (immer schon) gedacht, aber man kann nicht sagen: er lernt und hat zugleich (immer schon) gelernt, er wird gesund und ist zugleich (immer schon) gesund geworden. Dagegen: er lebt gut und hat zugleich gut gelebt, er ist glücklich und ist zugleich glücklich geworden. Wo nicht, so hätte er einmal damit aufhören müssen, wie wenn einer sich abmagert; nun ist dem aber nicht so, sondern er lebt und hat gelebt. Von diesen Dingen muß man also die einen als Bewegungen, die anderen als wirkliche Tätigkeiten (Wirklichkeiten) bezeichnen. Jede Bewegung ist nämlich unvollendet, z. B. Abmagerung, Lernen, Gehen, Bauen. Dieses sind Bewegungen, und zwar unvollendete; denn einer kann nicht zugleich gehen und gegangen sein, oder bauen und gebaut haben, oder werden und geworden sein, oder sowohl bewegt werden als auch bewegt worden sein, sondern ein anderes bewegt und ein anderes hat bewegt. Dagegen kann dasselbe Wesen zugleich sehen und gesehen haben, zugleich denken und gedacht haben. Einen Vorgang von dieser Art nenne ich wirkliche Tätigkeit (Wirklichkeit), einen von jener Art Bewegung. Aus diesen und derartigen Betrachtungen möge sich uns deutlich erwiesen haben, was und wie beschaffen das der wirklichen Tätigkeit (Wirklichkeit) nach Seiende ist. 7 (a) Wann ein jedes Ding der Möglichkeit nach ist und wann noch nicht, müssen wir näher bestimmen; denn es findet dies doch nicht zu jeder beliebigen Zeit statt. Ist z. B. die Erde der Möglichkeit nach ein Mensch? Doch nicht, sondern vielmehr erst, wenn sie Same geworden ist, und vielleicht dann noch nicht einmal; so wie ja auch nicht durch die Heilkunst oder auch durch den Zufall jedes gesund gemacht werden kann, sondern es etwas gibt, was dazu die Möglichkeit hat, und dieses das der Möglichkeit nach Gesunde ist. {b) Die Begriffsbestimmung nun für das aus dem Denken wirklich Entstehende liegt darin, daß es
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7. 1049a, 6-28.
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Buch IX Kapitel 8
125
früher der Stoff und der Same und das Sehfähige, welche zwar dem Vermögen nach (der Möglichkeit nach) Mensch und Getreide und sehend sind, aber noch nicht in Wirklichkeit. Aber der Zeit nach früher als dieses ist (wiederum) anderes in Wirklichkeit Seiendes, aus welchem dies wurde; denn was in Wirklichkeit ist, wird jedesmal aus dem dem Vermögen nach Seienden (aus dem der Möglichkeit nach Seienden) durch etwas, das in Wirklichkeit ist, z. B. der Mensch durch einen Menschen, der Gebildete durch einen Gebildeten, indem jedesmal etwas als erstes bewegt; das Bewegende aber ist schon in Wirklichkeit. Es ist aber in der Erörterung über das Wesen gesagt, daß das Werdende immer aus etwas etwas wird und durch etwas, und dieses der Art nach dasselbe ist. Darum gilt es auch für unmöglich, daß jemand ein Baukünstler sei, ohne etwas gebaut zu haben, oder ein Zitherspieler, ohne etwas auf der Zither gespielt zu haben; denn wer das Zitherspiel erlernt, der lernt es durch Spielen auf der Zither, und ebenso auch die anderen. Daher entstand denn der sophistische Beweis, daß jemand, ohne die Wissenschaft zu besitzen, doch das hervorbringen solle, worauf die Wissenschaft geht; denn wer etwas lernt, hat es noch nicht. Weil aber von dem, was wird, schon etwas geworden, von dem, was bewegt wird, schon etwas bewegt ist, wie dies in der Abhandlung über die Bewegung erwiesen ist, so muß wohl notwendig der Lernende auch schon etwas von der Wissenschaft besitzen. Also auch insofern erhellt, daß dem Entstehen und der Zeit nach die Wirklichkeit früher ist als das Vermögen (die Möglichkeit). (b 3) Aber auch dem Wesen nach ist sie es. Erstens weil das, was der Entstehung nach später ist, der Art und dem Wesen nach früher ist, z. B. der Mann früher als das Kind, der Mensch früher als der Same; denn das eine hat schon die Form, das andere aber nicht. Ferner darum, weil alles, was entsteht, auf ein Prinzip und ein Ziel hingeht; Prinzip nämlich ist das Weswegen, und um des Zieles willen ist das Werden. Ziel aber ist die Wirklichkeit, und um ihretwillen erhält man das Vermögen (die Möglichkeit); denn nicht, um den Gesichtssinn zu haben, sehen die Lebewesen, sondern um zu sehen, haben sie den Gesichtssinn. Ebenso hat man die Baukunst, um zu bauen, die Denkkraft, um zu denken, nicht aber denkt man, um Denkkraft zu erlangen, es sei denn die Studierenden. Diese aber denken noch nicht theo-
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8. 1050a., 14-1050b, 3.
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Buch X Kapitel 1-2
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sich nur der Unteilbarkeit für die sinnliche Wahrnehmung, wie schon gesagt; denn eigentlich ist wohl jedes Kontinuum teilbar. (f) Immer ist das Maß dem Gemessenen gleichartig, für Größen eine Größe, und im einzelnen für Länge und Länge, für Breite und Breite, für Laute ein Laut, für Schwere eine Schwere, für Einheiten eine Einheit. So nämlich muß man die Sache hier fassen und nicht: für Zahlen eine Zahl, wie doch geschehen müßte, wenn man die Sache hier ebenso fassen wollte; doch würde man hiermit nicht den entsprechenden Satz aufstellen, sondern es wäre so, als wenn man sagte, für Einheiten seien Einheiten, aber nicht die Einheit das Maß, indem ja die Zahl eine Menge von Einheiten ist. Auch die Wissenschaft und die sinnliche Wahrnehmung nennen wir ein Maß der Dinge aus demselben Grunde, weil wir durch sie etwas erkennen, wiewohl sie vielmehr gemessen werden als selbst messen. Aber es geht uns hierbei ebenso, wie wenn wir unsere Größe erkennen, indem ein anderer durch so und so vielmaliges Anlegen der Elle uns mißt. Wenn aber Protagoras sagt, der Mensch sei das Maß aller Dinge, so heißt das soviel wie, der Wissende oder der sinnlich Wahrnehmende sei das Maß, und diese, weil sie sinnliche Wahrnehmung oder Wissenschaft besitzen, die wir als Maß ihrer Gegenstände bezeichnen. So scheint der Ausspruch etwas besonderes zu enthalten, ohne es doch wirklich zu enthalten. (g) Hieraus ist deutlich, daß das Eines-sein, wenn man am strengsten den Begriff des Wortes bestimmt, ein Maß bezeichnet, und zwar am eigentlichsten für das Quantitative, dann auch für das Qualitative. Maß aber wird etwas sein, wenn es unteilbar ist, in dem einen Falle der Quantität, in dem anderen der Qualität nach; darum ist das Eine unteilbar, entweder schlechthin, oder insofern es Eines ist. 2 (a) Was aber Wesen und Natur des Einen betrifft, so müssen wir, wie wir schon in der dialektischen Erörterung der Probleme auf die Frage kamen, was das Eine sei und was man über dasselbe anzunehmen habe, untersuchen, auf welche von beiden Weisen es sich damit verhält, ob nämlich so, daß das Eine selbst ein Wesen ist, wie früher die Pythagoreer sagten und später Platon, oder ob vielmehr eine Natur zugrunde liegt, und wie man sich darüber deutlicher aussprechen soll, und (ob) mehr nach der Art der Natur-
146
I. 2. 1053b, 15 -1054a, 2.
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insertum invenisse putem u18 ·ns om. E n22 y' Ab: 8' E D 26 n.fl"i111n Ab II post naaöw addendum l'{a ex Alex. et Arist. p. 997a, 16 coni. Bonitz II 28 a{n;~v om. E II 80 1bro8u~{s lai-tv om. Ab et Bonitz, add. E II 'YE om. E n 32 ao«llUXOi°s Ab 1059b, 3 81on 31'ms E: oims Ab II 6 i-e om. E II 9 lxaar:oc ex lxaar:ov corr. E
n
Abu
a 32 codd., Ross 1059a 26-29 cf. 997a 15-25; 29-34 cf. 997a 25-34; 34-38 cf. 996a 21-b 1; 38-b 21cf.997a 34-998a 19.
Buch XI Kapitel 1
179
so fragt sich, welcherlei Wissenschaften man für die Weisheit anzusehen hat. (2. Aporie) Ferner, gehört die Untersuchung der Prinzipien der Beweise einer Wissenschaft an oder mehreren? (a) Gehört sie einer an, warum soll sie dann vielmehr dieser als irgendeiner anderen zukommen? (b) Gehört sie mehreren Wissenschaften an, welche soll man dann dafür ansehen? (3. Aporie) Ferner, ist die Weisheit Wissenschaft aller Wesen oder nicht? (a) Ist sie nicht Wissenschaft aller Wesen, so ist schwer anzugeben, welcher Wesen Wissenschaft sie sei. (b) Ist sie aber als eine einzige Wissenschaft Wissenschaft von allen Wesen, so ist nicht einzusehen, wie dieselbe Wissenschaft auf mehreres gehen solle. (4. Aporie) Ferner, geht die Weisheit nur auf die Wesen oder auch auf ihre Akzidenzien? (a) Wenn nämlich ja, so gibt es zwar für die Akzidenzien eine Beweisführung, nicht aber für die Wesen. (b) Geht aber eine verschiedene Wissenschaft auf die einen und auf die anderen, so fragt sich, was denn jede von beiden, und welche von beiden die Weisheit ist. Die beweisende Weisheit nämlich ist die, welche auf die Akzidenzien geht, die aber auf das Erste geht, ist die Wissenschaft der Wesen. (5. Aporie) Man kann aber auch nicht annehmen, daß die gesuchte Wissenschaft von den in der Physik erwähnten Ursachen handle. Denn sie handelt ja auch nicht von dem Weswegen, da solcherlei Art das Gute ist; dies findet sich aber in dem, was zu tun ist und was sich in Bewegung befindet. Und es bewegt als Erstes (denn diese Beschaffenheit hat der Zweck), das erste Bewegende aber findet sich nicht in dem Unbeweglichen. (6. Aporie) überhaupt macht es Schwierigkeit, ob denn die jetzt gesuchte Wissenschaft von den sinnlichen Wesen handelt oder nicht von diesen, sondern von gewissen anderen. (a) Wenn sie nämlich von anderen Wesen handelt, so würden dies entweder die Ideen oder die mathematischen Dinge sein. Daß nun die Ideen nicht existieren, ist offenbar. Indessen entsteht, wenn man sie setzt, auch noch die schwierige Frage, warum es sich denn nicht ebenso wie bei den mathematischen Dingen auch bei den übrigen verhält, von denen es Ideen gibt. Ich meine, die mathematischen Dinge setzt man zwischen die Ideen und die sinnlichen Dinge als etwas Drittes außer den Ideen und dem Sinnlichen, während es einen dritten Menschen oder ein drittes Pferd nicht gibt außer dem an-sich (seienden) und dem einzelnen. Verhält es sich dagegen nicht so, wie sie sagen, mit welcher-
10;9 h
180
[K. 1. 1059b, 10-38.]
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1060b 19-23 cf. 1003a 5-17; 23-28 cf. 999a 24-b 24; 28-30 cf. l 999b 24-lOOOa 4. Cap. 3 IV 1,2. cf.
Buch XI Kapitel 2-3
187
Entstehen statt, für den Punkt aber nicht; denn der Punkt ist nur eine Teilung. (13. Aporie) Auch dies macht Schwierigkeit, daß jede Wissenschaft auf das Allgemeine und das so und so Beschaffene geht, das Wesen nicht zu dem Allgemeinen gehört, sondern vielmehr ein bestimmtes Etwas und ein Abtrennbares ist, so daß sich fragt, wenn es über die Prinzipien eine Wissenschaft gibt, wie man denn annehmen darf, daß das Prinzip ein Wesen sei. (14. Aporie) Ferner, gibt es außer dem Konkreten etwas oder nicht? Unter Konkretem verstehe ich nämlich den Stoff und das mit ihm Verbundene. (a) Gibt es nichts, so ist zu erwägen, daß alles am Stoff Befindliche vergänglich ist. (b) Gibt es etwas, so würde dies die Form und Gestalt sein. Bei welchen Dingen nun dies stattfindet, bei welchem nicht, würde schwer zu bestimmen sein; denn bei manchem ist offenbar die Form nicht abtrennbar, z. B. beim Haus. (15. Aporie) Ferner, sind die Prinzipien der Art oder der Zahl nach dieselben? Sind sie es der Zahl nach, so muß alles dasselbe sein. 3 (a) Da die Wissenschaft des Philosophen vom Seienden als solchem im allgemeinen und nicht von einem besonderen Teil desselben handelt, und das Seiende nicht in einer, sondern in mehreren Bedeutungen gebraucht wird, so ergibt sich, daß das Seiende, wenn es nur den Namen und nichts sonst gemeinsam hat, nicht einer einzigen Wissenschaft angehört, da das nur dem Namen nach Gleiche nicht einer einzigen Gattung angehört. Hat dagegen das Seiende etwas Gemeinsames, so wird es einer Wissenschaft angehören. (b) Es scheint nun aber in der besagten Weise gebraucht zu werden, wie ärztlich und gesund, welche beide ebenfalls in mehreren Bedeutungen gebraucht werden. Es wird nämlich insofern ein jedes ärztlich genannt, als es sich entweder auf die ärztliche Wissenschaft oder auf die Gesundheit bezieht, oder noch auf andere Weise, aber doch so, daß alles auf dasselbe zurückgeführt wird. Ärztlich nämlich nennt man einen Begriff und ein Messer, weil jener von der ärztlichen Wissenschaft abgeleitet, dieses dazu brauchbar ist. Ähnlich verhält es sich mit gesund; einiges nämlich heißt so, weil es ein Zeichen von Gesundheit ist, anderes weil es diese bewirkt. Dasselbe gilt auch von den übrigen. Auf dieselbe Weise nun wird auch das Seiende alles genannt; ein jedes nämlich wird darum seiend genannt, weil es von dem Seienden als solchem eine Affektion oder ein Verhalten oder eine Lage oder eine Bewegung oder etwas anderes der Art ist. (c) Da aber alles
1061 a
188
[K. 3. 1061a, 11-35.]
IJv-roc; 1t(IOc; E'v n Xett xowov 'fi &varrorij rlrvE-rett, Xett -riöv lvavnw tar; ' 1tQ(J.)t!Xf> , ' EVIXVTtro'1EtS „ , ' IXVtOV ' ' TQO'liOV t l IX TOV yaQ "Ctt' -" ' '1 ' I ) ' ' -"' -" ' ' ' ut«cpOQIXf> tov- OV't"Of> avayEt!Xt Ta uE tOt«VTct uVVIXTOV v:n:o (A-lctv l:n:tut'l)µ'Y/v Elvm, oiaJ..votT' äv ij xaT' &QXcXS 6.:n:oQlct 15 ÄEX{)'Eit -r' eras. ß 20 alterum l'aoov add. E Alex., om. Ab I 21 Tro11 noarov non interpretatur Alex. p. 619, 18 II 26 EXV n ~c;orov. Ct1tOQEi:.is ftEV ovv ovueµiet TO'IJ"COOV 30 iaTiv &n.1.ros, 1tQOS µlvToi -r:ov Taiir;a -r:i{}lµevov &n6öei$is. Taxloos J' ltv ns xal rtVTOV "COV 'HQcfdtiTOV TOVTOV El}Cc>T~f1CtS "COV 'tl}01t0V ~vcfyxrt'1EV oµo.1.oyEiv ft1JOE7WTE TcXS 6:vnXElftEVrtS V CtV"COOV OVOEV µä.1..1.ov ~ xai-cfcpaais ?} ~ &noS o11117]S OVOEV µiiUov 1i &n6cpaais ?} TO Ö.1.ov ms lv XCtTCtWfctt fWV Övicov Elu{' Kav 10 ~ rpvutK~ :rt(;IWY:1J t:WV l:rctuY:1JfA-WV Ei'.rj. El o' for:tv €d1;1a ald xal ls cXVUfX'f/!O 011.ßo' cbf> ln:1 to 1066 a n:olv r{rvEtai, '1Vft{Jal1j Jl n:ot' liv. l'1"t& Jfi to O'Vft{JE{l'f/:KOf> 3 rtrveta& ftEV, OVll alEi J' O.UJ' ls cXVUfll1j{O ovJ' cb{O ln:l tO n:oJ..11. tl µ.tv o-Öv lad to avµ.{Jefl·rixos, Ere11tai, Ji6n J' o.VX A'anv ln:iat~µ.'f/ tov toiovtov, Jfjlov· lma~l-''f/ µ.ev r«e n:iiaor 6 toii ald 6vto{O ~ d>!> ln:l to n:oJ..v, to Je '1vµ.{JE{:J1j:it0{0 lv ovJetlerp to11twv latlv. 8ti Je toiJ :Kater avµ.{JE{J'f/KO{O Gvtos OV:K elal.v altlai xal. «ezai toiaiitai oTaln:ee toiJ xa.&' a-Öto Gvro{O, Jfjlov· larai r«e &n:avt' ls &v&r""IS· El r«e t6JE fllv l'1"ti toiiJe 6vrof>, t6Je Je toiiJe, toiJro Je µ.fi hms ltvzev äU' 10 ES cXVUfll'fjS, ls cXVU')':K'f/!O farai xal. o-6 rovt' ~v artiov E'w{O toii tdEvtalov J..sroµ.lvov altiatov• toiJro J' ~v xat:a avµ.{JE{J'f/XOf>. U..ar' ls av&r""l!O tln:av?:' la?:ai, xal to /Jn:otle0>!> ltvze xa1 to lvJlzsa-&ai xorl rt,.ivsa.ßoai xa1 µ.1, n:avtdtös lx tmv rirvol'lvwv &vaieeitai. x&v µ.1J Bv J! &Ua rirvoft&vov tb al'nov 25
26 lylyveto Ab, lyiv&ro E sed
E
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11no vulgo 1l lyly11no Ab, lyl11no E sed alterum 1 ~n ras ..: lyi11no vulgo II l'fl"P.flS av 0-Ö t11-roii11ta' aE &exal, ntel J! To lso> »v "al Xo>(>11Stov· -ro J' ovx &var"aiov &U' cMqia-rov, J! 'SO "ata ISV(.&{Jt(J17"6S. :16 -roii -roioviov J' &iaxia "al &nsiea -ra aL'na. -ro J' 1vs"& iov lv -roi's ipvan rirvof.'lvois 7) &no Jiavolas EIS-rlv. tVX17 J' lailv 8-rav 'ti 'tOVto>V rlv17-rai xa-ra ilV(.&{JEfJ11"0!:• {fiante r«e xal Gv lan 'SO f.'EV "".ft' afito 'tO J! xata '1Vf.'fJEfJ71x6s, 0'1-ro> "al al.'tioV• .,, tVX17 J' af'tiOV "a'ra '1V(.&{JE{J1jXO!: Ev Hi°!: SO Xa'rcX 'lt(!OalqEISW tWV ivEXU 'tOV 'f''fVO(.'iVO'!:· 1JiO nE(!l 'ta scripsi: av-roii Ah a-b-ro E U 6 l'TJ &iJ. Ab, sed l'fi punctis notatum
b 2 om. E, Ross
! 1066a 26-34 cf.Phys. 202a 13-21; 35-b 7 cf. 204a 3-14.
Buch XI Kapitel 9-10
217
zu der Möglichkeit noch zu der Wirklichkeit des Seienden rechnen kann; denn weder was der Möglichkeit, noch was der Wirklichkeit nach ein Quantum ist, wird notwendig bewegt, und die Bewegung scheint zwar eine wirkliche Tätigkeit zu sein, aber eine unvollendete, darum weil das Mögliche unvollendet ist, dessen Wirklichkeit sie ist. Darum ist es schwer zu finden, was die Bewegung ist; denn man müßte sie entweder zur Privation oder zur Möglichkeit oder zur Wirklichkeit an sich rechnen, aber keine dieser Annahmen zeigt sich als zulässig. Also bleibt nur das von uns Ausgesprochene übrig, daß sie Wriklichkeit und Nichtwirklichkeit sei, wie näher bestimmt, was zwar schwer zu fassen, aber doch möglich ist. (d) Offenbar ist die Bewegung in dem Bewegbaren; denn sie ist dessen Wirklichkeit, und zwar durch das zum Bewegen Fähige, und die Wirklichkeit des zum Bewegen Fähigen ist keine andere. Denn die Bewegung muß die Wirklichkeit beider sein; denn zum Bewegen fähig ist etwas durch das Vermögen, bewegend aber durch die wirkliche Tätigkeit; doch zum Bewegen fähig ist es für das Bewegbare. Also ist auf gleiche Weise die wirkliche Tätigkeit beider eine, wie derselbe Abstand von eins zu zwei und von zwei zu eins, und wie das Steile zugleich abschüssig ist, ohne daß das (begriffliche) Sein dasselbe wäre. Ebenso verhält es sich bei dem Bewegenden und dem Bewegten. 10 (a) Unter dem Unendlichen versteht man entweder das, was nicht durchgegangen werden kann, weil es seinem Wesen nach zum Durchgehen nicht geeignet ist, in der Weise, wie man die Stimme unsichtbar nennt, oder das, was einen unvollendbaren oder kaum vollendbaren Durchgang hat, oder das, was kein Durchgehen zuläßt oder keine Grenze hat, obgleich es seinem Wesen nach dazu geeignet ist. Ferner kann etwas entweder in Beziehung auf das Hinzufügen oder in Beziehung auf das Hinwegnehmen oder in beiden Beziehungen unendlich sein. (b) Daß es nun ein Unendliches für sich abgetrennt seiend - und doch sinnlich wahrnehmbar - gäbe, ist unmöglich. Denn wenn das Unendliche weder Größe noch Menge ist, sondern es selbst Wesen davon und nicht Akzidens ist, so müßte es unteilbar sein, weil das Teilbare Größe oder Menge ist. Ist es nun aber unteilbar, so ist es nicht unendlich, es wäre denn in dem Sinne,
1066 b
218
[K. 10. 1066b, 6-30.)
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a 12 µ:n Ald. Themist. Bonitz, Ross
Buch XI Kapitel 11-12
227
keine Bewegung sein; denn das Nichtseiende entsteht ja doch. Denn wenn auch das Entstehen bei ihm nur in akzidentellem Sinne stattfindet, so ist es doch wahr zu sagen, daß bei dem schlechthin Entstehenden das Nichtseiende vorhanden ist. Ebensowenig kann das Entstehen Ruhe sein. Zu diesen Schwierigkeiten kommt noch hinzu, daß, während alles Bewegte im Raume ist, das Nichtseiende nicht im Raume ist, weil es sonst irgendwo sein müßte. Ebensowenig ist ferner das Vergehen Bewegung. Denn das Gegenteil von Bewegung ist entweder Bewegung oder Ruhe, das Gegenteil des Vergehens aber ist das Entstehen. (d) Da nun jede Bewegung eine Art von Veränderung ist, die Veränderung aber die drei angegebenen Arten hat, und da ferner unter diesen die beiden Veränderungen in das kontradiktorische Gegenteil, das Entstehen und Vergehen, keine Arten der Bewegung sind, so muß notwendig nur die Veränderung aus einem Zugrundeliegenden in ein Zugrundeliegendes Bewegung sein. Die Zugrundeliegenden sind entweder konträr oder liegen inmitten zwischen dem Konträren; denn es mag vorausgesetzt werden, daß auch die Privation etwas Konträres ist, wie sie ja auch durch Bejahung bezeichnet wird, z. B. das Nackte, das Stumme, das Schwarze. 12 (a) Wenn nun die Kategorien geschieden sind in Wesen, Qualität, Ort, Tun und Leiden, Relation, Quantität, so muß es notwendig drei Arten der Bewegung geben: Bewegung der Qualität, der Quantität, des Ortes. Dem Wesen nach kann es keine Bewegung geben, weil dem Wesen nichts entgegengesetzt ist. Ebensowenig kann eine Bewegung der Relation stattfinden; denn es ist möglich, daß man, während das eine Glied der Relation sich verändert, das andere nicht mit Wahrheit aussagen kann, obwohl es sich nicht verändert. Daher ist die Bewegung des Relativen nur eine akzidentelle. Ebensowenig findet eine Bewegung des Tuenden und Leidenden oder des Bewegenden und Bewegten statt, weil nicht eine Bewegung der Bewegung oder ein Entstehen des Entstehens oder überhaupt eine Veränderung der Veränderung möglich ist. (b) (1.) In zweifachem Sinne nämlich kann man von einer Bewegung der Bewegung sprechen. Entweder soll die Bewegung Substrat sein, z. B. der Mensch wird bewegt, weil er sich aus weiß in schwarz verändert, und so soll auch die Bewegung warm oder kalt werden, den Ort verändern oder sich vermehren. Das ist aber unmög-
1068a
228
[K. 12. 1068a, 20 -1068b, 4.]
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22 äv.&qwnos pbys. 0 23 ndaa 1ae E: &naat 1ae i/ Ab, a-li-r:71 1ae 1i phys. n ä.Uov Efhovr; phys. ~ 26 1i 8' cMl Ab, 7j ru81 E' om. phys. u llt11rJaEIS, aC 8' (sc. "/E11Eatr; xal tp-B'oea) o-6 xwijaEtS scripsi: o'6 xwijaeir; E, 1i xlv71ats Ab, ii 8e 1d1171a1s o'6z dµotrus phys. 11 21 hfilo11 - so v1ta11ais in parenthesi dicta. sunt1J J' E: JT, Ab et v. l. in phys. II 28 11oa7ja71 ex 11oai)t corr. E U 30 laiat alterum om. E m. pr. et codd. aliquot phys.; in marg. E: "/e· E'11 t:tatv wate EatCtt II 36 unli) lyi11EtO no-r:e Ab quod supplendum in yi11Eats iyi11Eio no-r:e !l 1068b, 1 unlms om. E et phys. II ~11 -r:o Ab: -r:o om. E et codd. aliquot phys.112 d "/t"IVOµEvov E: "l''Y11oµEvov n Ab II 7j 1woµE11ov Ab, 7j 1evoµE11ov E, yi 1voµu1ov coni. Bonitz, xal 1woµEvov phye. II 2. 3 1lJ11. xal Ab: El 8T, xal E Bekk„ 1)871. El 8T, xal Ald. ß 3 post -r:oii-r:' comma Brandis, post 'lr:O'l:E Bonitz II mat'] 8ta tl Bessario Ald.11 1:01.'E E: non Ab' fort. non tO TL j'tj'110/l.EVOV n4 'fl om. E uoiix {aT:at to neriiT:o11 om. Ab
Buch XI Kapitel 12
229
lieh, weil die Veränderung nicht ein Substrat ist. Oder Bewegung der Bewegung soll dadurch stattfinden, daß ein davon verschiedenes Substrat aus einer Veränderung sich in eine andere Form verändert, wie z. B. der Mensch aus Krankheit in Gesundheit. Aber auch dies ist nicht möglich außer in akzidentellem Sinne. Denn jede Bewegung ist Veränderung aus einem in ein anderes {dasselbe gilt auch vom Entstehen und Vergehen), nur daß die Übergänge in das so oder so Entgegengesetzte nicht Arten der Veränderung sind. Also verändert sich etwas zugleich aus Gesundheit in Krankheit und aus eben dieser Veränderung in eine andere. Offenbar, wenn etwas bereits erkrankt ist, würde es sich schon in irgendeinen Zustand verändert haben (denn es kann ja auch Stillstand eintreten), und zwar jedesmal nicht in irgendeine beliebige, und jene würde eine Veränderung aus etwas in etwas sein. Also müßte es die entgegengesetzte Veränderung sein, nämlich die Genesung. Vielmehr findet nur in akzidentellem Sinne eine Veränderung der Veränderung statt, wie etwas z. B. aus Erinnerung in Vergessenheit übergeht, insofern dasjenige, an welchem jenes sich findet, bald zur Wissenschaft sich verändert, bald zur Gesundheit. (2.) Ferner würde sich ein Fortschritt ins Unendliche ergeben, wenn es eine Veränderung der Veränderung und ein Entstehen des Entstehens geben soll. Notwendig muß also auch das frühere Entstehen entstehen, sofern das spätere entsteht. Z. B. wenn die Entstehung an sich einmal entstand, so entstand auch das schlechthin Entstehende, also war das Entstehende noch nicht schlechthin, sondern es war ein entstehendes Entstehendes. Und wenn nun auch dies wieder einmal entstand, so war es damals noch nicht als Entstehendes. Da sich nun in dem Unendlichen nichts Erstes findet, so würde auch hier das Erste
106Bb
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[K. 12. 1068b, 6-25.]
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tamen philosopho a.d hunc librum perpoliendum tempus suppetiit, unde prior certe pa.rs (c. 1-6) primis lineamentis adumbrata notisque marginalibus turbata est; a.ltera. ut perfectior videatur, inde fäctum e:ristimo, quod eius summam iam ante in dialogo ntql. qiil.oaoqi{a; tractaverat II 20 xa11 Ab: xal. E H 21 Elt"' TO noa611 Ab Alex.: 1j noa611 E u 22 ror; cinl.äi; ElnEW .A.b: ,;, 11 tlnti11 cinl.äis E, cinl.äi; i»s: tlnti11 Alex. O TC1'iita, &Ua E: ,;~Ua &Ua Ab et 'te· E, ,;aii,;a olo11 Alex. ß ""'l. om. Alex. II 1j Ald. Bonitz: f1 Bekk. ß 23 ,;o alterum om. E Alex. Uxal. ,;awa tl11ai Ab U27 ,;a in ras. EU 29 lxaata Ab II 30 ala.fh]t'lj, ~s fi ~l;11 qt8ior; 1J 8); qi.&aq,;'lj, nanti: dp.ol.oyova111 Ab E: ala.&11,;1}, ij11 n&.11nr; cSp.ol.oyoiiaw, 71; Ti µb qi.&ae-r"7, ofo11 ex Alex. et Them. coni. Bonitz, T, 8' &l8io; seclusit lectionem Ara.bici .A.lexa.ndri secutus Freudenthal IJ 83 &U7j 81! &xl111j,;or;] 11011,;fi &t8ioi: olJaa x"'l. &xl111jTO!; Alex. m interpr. Uxal. add. Ab Alex., om. E ß 34 cpaal n11t11 tl11ai E II 36 oC ctl! Ta p.a.&111'1uixa om. E
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Buch XII Kapitel l
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BUCH XII 1
(a) Das Wesen ist der Gegenstand unserer Betrachtung; denn die Prinzipien und Ursachen der Wesen werden gesucht. (b) Denn wenn das All wie ein Ganzes ist, so ist das Wesen sein erster Teil, und wenn es in einer Abfolge vorliegt, so ist auch in diesem Falle das Wesen das Erste, darauf folgt das Qualitative, dann das Quantitative. Zudem ist das übrige nicht einmal als eigentlich Seiendes anzusprechen, sondern als Qualität und Bewegung, wie auch das NichtWeiße und das Nicht-Gerade; denn wir schreiben ja doch auch diesem Sein zu, z. B. „es ist nicht weiß". Ferner ist nichts von dem übrigen selbständig abtrennbar. Auch legen die alten Denker durch die Tat Zeugnis dafür ab; denn sie suchten Prinzipien, Elemente und Ursachen des Wesens. Die jetzigen Philosophen nun setzen mehr das Allgemeine als Wesen; denn die Gattungen sind etwas Allgemeines, und diese stellen sie darum als Prinzip und Wesen auf, weil sie ihre Untersuchung vernunftmäßig (begrifflich) führen; die alten Denker hingegen setzten das Einzelne als Wesen, z. B. Feuer und Erde, aber nicht das Allgemeine, Körper. (c) Der Wesen sind drei; erstens das sinnlich wahrnehmbare; von diesem ist das eine ewig, das andere vergänglich, das alle anerkennen, z. B. die Pflanzen und die Lebewesen, wovon die Elemente gefunden werden müssen, mag es nun eines oder mehrere sein. Zweitens das unbewegliche (Wesen). Dieses behaupten einige als existierend, und teils scheiden sie dieses in zwei Bereiche von Wesen, teils setzen sie die Ideen und die mathematischen Dinge als ein Wesen, teils nehmen sie auch von diesen nur die mathematischen Dinge als unbewegliche Wesen an. Jene Wesen gehören der
236
A. 1. 1069 b, 1 -
2. 1069 b, 25.
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18 1j xa.&' E: 1j xal xa.&' Ab II 14 n om. ED 15 ovJ'-17 -riz117111 pa.rentbesi inclusimus ß 16 xal ovx Elalv om. T U 17 n om. E ß 18 8fi om. Ab II d om. E II 19 &Ulk E et Ab m. pr. U 20 ofo11 - 21 TEÄE11'&'a{a post 11 V'lr0XE{p.E11011 tra.nsponenda. puta.t Alex. II &Ucf y' o-6 "&"ov-rwv scripsi : &Ua nv'Z'wv codd. edd. U23 1j om. Ab U 26 1j om. Ab II 28 d xa.fJ'ixaa"&"og Ab U 30 d om. Ab II ia"&"tv om. Ab II 31 '&'cX 6' E: la"&"i 6~ .,;& a.ltero la"&"w omisso Ab 32 1iyoi Ab II 33 ncf11'&'1X Ab ß 36 87z 1'«'&'1J"/Oelav Ab n36 '&'di E: 'Z'b Ab H'lj o/Jala Ab: ar oMlai E sed at supra. lin. m. sec. a.dd.
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Buch XII Kapitel 3-4
241
de einzelne Wesen, z. B. Sokrates, K.allias. Bei manchen Dingen nun gibt es das bestimmte Etwas nicht selbständig außer dem konkreten Wesen, z. B. die Form des Hauses, wenn man nicht die Kunst als Form des Hauses bezeichnet. Auch findet bei diesen nicht Entstehen und Vergehen statt, sondern in anderer Weise kommt dem nicht stofflichen Hause und der Gesundheit und allem durch Kunst Entstehenden Sein und Nichtsein zu. Vielmehr wenn es selbständig existiert, so bei den natürlichen Dingen. Daher hatte Platon nicht unrecht, wenn er nur für die natürlichen Dinge Ideen setzte, sofern es überhaupt von ihnen verschiedene Ideen gibt, wie Feuer, Fleisch, Kopf; denn dies alles ist Stoff, und zwar als der letzte Stoff des Wesens im eigentlichen Sinne. (d) Dasjenige nun, was bewegende Ursachen sind, besteht schon vorweg. Dasjenige aber, was als Formbegriff Ursache ist, besteht zugleich. Denn dann, wenn der Mensch gesund ist, ist auch die Gesundheit vorhanden, und die Gestalt der ehernen Kugel und die eherne Kugel selbst bestehen zugleich. Ob die Formbestimmung auch nachher noch verbleibt, das ist zu untersuchen. In manchen Fällen steht dem nichts im Wege; die Seele z. B. ist vielleicht von dieser Beschaffenheit, nicht die gesamte, sondern die Vernunft; denn daß die ganze Seele verbleibe, ist wohl unmöglich. Offenbar ist also nur, daß man deshalb nicht der Annahme der Ideen bedarf; denn der Mensch erzeugt den Menschen, der einzelne den einzelnen. In ähnlicher Weise verhält es sich bei den Künsten; denn die Heilkunst ist der Begriff der Gesundheit. 4 (a) Die Ursachen und die Prinzipien sind in einem Sinne bei Verschiedenem verschieden, in anderem Sinne dagegen, wenn man nämlich im allgemeinen und der Analogie nach von ihnen spricht, bei allen dieselben. Man könnte nämlich im Zweifel sein, ob die Prinzipien und die Elemente für die Wesen und für das Relative dieselben sind oder nicht, und in ähnlicher Weise bei jeder der übrigen Kategorien. (b) Doch es würde zu Ungereimtheiten führen, wenn sie für alle dieselben sein sollten; denn dann würden das Relative und das Wesen aus demselben hervorgehen. Was sollte nun das sein, woraus beide hervorgingen? Denn außer dem Wesen und den anderen Kategorien gibt es keine 101oh
A. 4. 1070b, 2-26.
242
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Buch XII Kapitel 4
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allgemeinen Gattungsbegriffe. Das Element aber geht dem voraus, dessen Element es ist. Nun ist aber weder das Wesen Element des Relativen, noch dieses Element des Wesens. Ferner, wie ist es möglich, daß alles dieselben Elemente habe? Denn keines der Elemente kann mit dem aus den Elementen Zusammengesetzten identisch sein; z. B. mit ba ist weder b noch a identisch. Aber auch von dem Intelligiblen gibt es kein Element, wie z. B. das Eine oder das Seiende; denn dies kommt ja auch jedem von dem Zusammengesetzten zu. Also ist keines von den Elementen Wesen oder Relatives; dies müßte es aber doch notwendig sein, sollte alles aus denselben Elementen hervorgehen. Also hat nicht alles dieselben Elemente. (c) Oder vielmehr, wie gesagt, in gewissem Sinne hat alles dieselben Elemente, in gewissem Sinne nicht; z. B. bei den sinnlich wahrnehmbaren Körpern ist etwa Element als Formbestimmung das Warme und in anderer Weise das Kalte, die Formberaubung, als Stoff aber dasjenige, was als erstes an sich selbst ein Vermögen hierzu hat; Wesen aber sind sowohl diese, als auch was aus ihnen hervorgeht und wovon dies die Prinzipien sind, oder was noch sonst aus Warmem und Kaltem als ein Eines hervorgeht, z. B. Fleisch oder Knochen; denn das Gewordene muß ja von ihnen verschieden sein. Bei diesen also sind die Genannten Elemente und Prinzipien, bei anderen andere. In diesem Sinne nun haben nicht alle Dinge dieselben Elemente, wohl aber der Analogie nach, wie wenn man sagte, es gebe überhaupt drei Prinzipien: die Form, die Formberaubung und den Stoff. Jedes von diesen Prinzipien ist aber für jedes besondere Gebiet der Dinge ein anderes, z. B. bei der Farbe weiß, schwarz, Fläche, Licht, Finsternis, Luft; hieraus entstehen Tag und Nacht. (d) Da nun aber nicht nur das in einem Ding Enthaltene Ursache ist, sondern auch von dem Äußeren etwas, wie das Bewegende, so sind offenbar Prinzip und Element verschieden. Ursache aber ist beides. Und in diese wird das Prinzip geteilt. Was aber Ursache ist als bewegend oder zur Ruhe bringend, ist ein Prinzip und Wesen. Elemente also gibt es
244
A. 4. 1070b, 26- 6. 1071 a, 10.
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Buch XII Kapitel 4-5
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der Analogie nach drei, Ursachen und Prinzipien aber vier. In Verschiedenem aber ist auch die Ursache eine verschiedene, und auch die erste bewegende Ursache ist für anderes eine andere. Z. B. Gesundheit, Krankheit, Körper: die bewegende Ursache ist die Heilkunst. Form, bestimmte Formlosigkeit, Ziegelei: die bewegende Ursache ist die Baukunst. In diese Verschiedenheiten also trennt sich das Prinzip. (e) Da nun aber die bewegende Ursache bei den natürlichen Dingen für den Menschen z. B. der Mensch ist, in den vom Gedanken ausgehenden aber die Formbestimmung oder deren Gegenteil, würden in gewisser Weise nur drei Ursachen sein, in anderer vier. Denn die Heilkunst ist gewissermaßen Gesundheit, und die Baukunst die Formbestimmung des Hauses, und der Mensch erzeugt den Menschen. - Ausserdem besteht das daneben, was als Erstes alles bewegt. 5 (a) Da einiges selbständig abtrennbar ist, anderes nicht, sind jenes Wesen. Und deshalb sind sie auch Ursachen von allen Dingen, weil ohne die Wesen die Affektionen und die Bewegungen nicht existieren können. Sie würden dann vielleicht Seele und Körper, oder Vernunft, Streben und Körper sein. (b) Ferner sind auf eine andere Weise die Prinzipien der Analogie nach dieselben, nämlich als Wirklichkeit und Vermögen; aber auch diese finden sich verschieden und auf verschiedene Weise in Verschiedenem. In manchen Fällen ist dasselbe bald der Wirklichkeit, bald dem Vermögen nach, z. B. Wein oder Fleisch oder Mensch. Auch dies fällt unter die früher erwähnten Ursachen. Der Wirklichkeit nach ist nämlich die Form, sofern sie abtrennbar ist, und das aus beiden Hervorgehende, die Formberaubung (Privation) aber ist z. B. Finsternis oder Krankes. Dem Vermögen nach aber ist der Stoff; denn dieser ist dasjenige, das beides
1011 a
246
..11. 6. 1071 a, 11-32.
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11 &Umg cl'] &Ums 6' 1j coni. Trendelenburg 0 12 11al Ji„ yq. E, 7j Ji„ Zeller U 18 E'nqov, [J,anEq vulgo; ipse verba diremi, siquidem rDanee- 17 1u11ovv.,;a ad 1070b, 36 pertinent, et post finqo11 collocanda erant 18 - 19 nd11tmt1 - 611t1&µ.ei U 14 &t6iov E 11 i-• E: ln Ab U 17 cle om. Ab 11 18 na11i-wv 61j -19 61111&µ.ei ponenda sunt post 13 E'nqo11, vel 61j in Be correcto post 20 0'611 lan11 ß 19 i-061 E Alex. Bonitz: di El'6ei Ab, -rO El'6Ei Bekk. U 20 tele om. Ab II 21 i-äi11 11ao&' E'11aa.,;011 om. Ab ß23 -rO post 6e om. E II 24 lntii-a i-clc scripsi: lneii-a codd. edd. 1162 Ab E: 81j Ald. fort. recte U27 i-äiv Ab: .,;m E sed littera. post m era.sa. II 28 11al -rO el6oi: 11al i-o 11wijaa11 E Alex.: xal T:O xwijaav 11al -rO el6or; Ab vulgo ß 29 61j E Alex. Bonitz: 6e Ab Bekk.11 30 Tj] xal Alex. U31 fE scripsi: n codd. edd. U32 ExaaT:o11 post finqa transponendum censeo ~
Buch XII Kapitel 5
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zu werden vermag. (c} In anderer Weise unterscheiden sich der Wirklichkeit und dem Vermögen nach diejenigen Dinge, welche nicht denselben Stoff haben, (als) diejenigen, welche nicht dieselbe Form haben, sondern eine andere. So sind des Menschen Ursache nicht nur die Elemente, Feuer und Erde, als Stoff, sondern auch die eigentümliche Form und eine etwaige andere äußere Ursache, z. B. der Vater, außerdem die Sonne und die Ekliptik, und zwar letztere nicht als Stoff oder Form oder Beraubung oder Gleichartiges, sondern als Bewegendes. Ferner muß man bemerken, daß man einiges allgemein aussagen darf, anderes nicht. Die ersten Prinzipien also von allen Dingen sind dasjenige, was der Wirklichkeit nach ein erstes, bestimmtes Etwas ist, und ein anderes, welches es dem Vermögen nach ist. Jenes nun also ist nicht (als) das Allgemeine. Denn das Einzelne ist Prinzip des Einzelnen. Der Mensch im allgemeinen ist zwar Prinzip des Menschen, aber es gibt keinen Menschen im allgemeinen, sondern Peleus ist Prinzip des Achilleus, dein Prinzip ist dein Vater, und dieses bestimmte B ist Prinzip dieses bestimmten BA, im allgemeinen aber ist B Prinzip des BA schlechthin. (d} Ferner, hinsichtlich der Artformen der Wesen sind für Verschiedenes die Ursachen und Elemente, wie gesagt, verschieden, und zwar sind sie nicht nur für das nicht in derselben Gattung Enthaltene, z. B. Farben, Töne, Wesen, Qualität, verschieden außer der Analogie nach, sondern verschieden auch für das in derselben Art Enthaltene, nur dann nicht der Art nach verschieden, sondern eben insofern, als unter den Einzeldingen etwas anderes dein Stoff und dein Bewegendes und deine Form ist und die meinige, obgleich sie im allgemeinen Begriff dieselben sind. - (e) Fragt man also, was die Prinzipien oder Elemente der Wesen, des Relativen und des Qualitativen sind, ob sie dieselben sind oder andere, so ist offenbar, daß, wenn man die Mehrheit der Bedeutungen berücksichtigt, sie dieselben für ein jedes sind; scheidet man sie aber, dann sind
248
A. li. 1071 a, 33 - 6. 1071 b, 21.
nl.1)v ooiJl xal n&vtrov. ooiJl f'SV ta-Öta (.j}] ftp &v&l.orov, Öti tJA.71 EliJos atie11ais fO xwoilv, xal wiJl fcX fOOV o-ÖO'tWV 86 al'na ms al'na n&vtrov, 8n &vateEnat ltva,eovl'lvrov· Eft fO newfOV EVfEAEXE''f· cLJl J! lnea ne@i-a Baa fa lvavi-la, & f'~'l:E Ws rlv71 UrEfat f'*E noA.A.axws UrEfa' • xal Eft aE 1071 b .07..a,. tlvEs f'SV o-liv aE &exal i-wv ala.fJ-rii-äJv xal n6aa,, xal nros aE a-Öi-al xal nws lneai, d(>71i-at. lnd iJ' ~aav fl!Eis o-öalai, iJvo f'EV aE 'IJVl1txal, "'" d' 6 ~ &xlv11i-os, nEel tavi-11s A.extlov, ffn &v&rx71 Elval twa &t5 Jtov ovalav &xlv71tov. al: fE rae ovalai newtai fä'>v ßvi-rov, xal El niiaai qJ.ftaetal, n&vta qJ.ft«eta. &U' &d'vvatov xlv71aw 1} revla.ftat 1} qJ.ftae-ijva'. alt! r«e ~v. oVJs xeovov. o.O r«e oi6v n to neoneov xal iianeov elvai 1'1i livi-os Xl!OVOV. xal ~ x{V'TjlStS &ea otJtro ISVVEX1JS /l>anee xal & 10 xeovos· 1} rae to a't}to 1} xw~aec.Ss n na.ftor;. xlv71atr; iJ' ovx lan t11JVEX1is &A.A.' 1} ~ XafcX fOnov, xal fUVl'71S ~ xvxA.91. &Uu ,....qi1 El latai xw'Tjttxov 1} no'71f'"6v, 1'1i lveeroilv d'l f,, ovx EO'fa& xlv71atr;• lviJlxua& rae fO d'vval'W lxov 1'1i lveeriiv. o-Öd'Ev liea ifqJEAOS ovJ' lav ova{ar; not~O'rol'EV &i'.111 d'tovs, fhanEe oE tu d'iJ71, El 1'"1 tir; iJvval'lv71 lvlata' &ex1i p.ua~&A.A.uv • o-ö tolvvv o-06' af1t71 Exav.q, ovd'' &A.A.71 ovata naeu fcX Efd71. el r«e 1'1' lvEer~ari, o-Öx EISfat xlV711Str;. Eft ovd'' El EVEef-rilSEt, ~ d' ovata a./Ji--ijs Jvval'ts• o-Ö rae latat xlv71air; &tdtor;· lvdlXEfat rue fO dvv&l'Et 8v 1'1J ElvaJ. dEi 10 &e« tlvai &ex1Jv toiavt71v ~s ~ o't}ata lvley1ta. ln tolvvv tavtas d'Ei ffx!; 0-Öalar; Efvat &vEv o!JA.71r; • &iJlovr; rae dEi,
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38 p~v E: Ab U 1) om. Alex„ expelli iussit Bonitz ß 84. r.OcJl] 3t& e Them. coni, Bonitz B86 fort. nqrlitoii 1u11oii11 liit. 887 fort. xal & U 1071 b, 1 aE post o.&11 om. E U xal n611a& bis scriptum in E g 2 nrlig alterum om. Ab U 8 tq1l'g crC 0'611/a& Alex.II
4.. li circ"611 tw« E II 9 &ecr] 1«e yq. '.m U ollrmg. Ab R 11 &U11 ii 12 larcr& E sed "' 1n ras.: lan Ab Alex. ß18 lara& coni. Bonitz: lan Ab E 8 17 l111e11J1111 o"1x lau Ab II 21 tag om. Ab
1J fort. Alex„ 1) om. AbEI
Buch XII Kapitel 5-6
249
sie nicht dieselben, sondern andere und nur in gewissem Sinne dieselben für alles. In gewissem Sinne nämlich, der Analogie nach, sind es dieselben: Stoff, Form, Formberaubung, Bewegendes, und in gewissem Sinne sind auch die Ursachen der Wesen Ursachen von allem, weil mit ihrer Aufhebung das übrige mit aufgehoben wird; auch ist es die erste Ursache der Wirklichkeit nach. In anderem Sinne aber sind die ersten Ursachen andere, nämlich die Gegensätze, welche weder als allgemeine Gattungen ausgesagt, noch auch in verschiedenen Bedeutungen gebraucht werden, und ferner die Stoffe. Was also und wie viele Prinzipien für die sinnlichen Dinge sind, und inwiefern sie dieselben sind, inwiefern verschieden, ist hiermit erörtert. 6 (a) Da nun der Wesen drei waren, nämlich zwei natürliche und eine unbewegte, so wollen wir nun von dieser handeln und zeigen, daß es notwendig ein ewiges unbewegtes Wesen geben muß. Denn die Wesen sind von dem Seienden das Erste, und wenn alle vergänglich sind, so ist alles vergänglich. Unmöglich aber kann die Bewegung entstehen oder vergehen; denn sie war immer. Ebensowenig die Zeit; denn das Früher und Später ist selbst nicht möglich, wenn es keine Zeit gibt. Die Bewegung ist also ebenso stetig wie die Zeit, da diese entweder dasselbe ist wie die Bewegung oder eine Affektion derselben. Stetige Bewegung aber ist einzig die Ortsveränderung, und zwar unter dieser die Kreisbewegung. (b) Gäbe es nun ein Prinzip des Bewegens und Hervorbringens, aber ein solches, das nicht in Wirklichkeit wäre, so würde keine Bewegung stattfinden; denn was bloß das Vermögen (die Möglichkeit) hat, kann auch nicht in Wirklichkeit sein. Also würde es nichts nützen, wenn wir ewige Wesen annehmen wollten, wie die. Anhänger der Ideenlehre, sofern nicht in ihnen ein Prinzip enthalten wäre, welches das Vermögen der Veränderung hat. Aber auch dies würde nicht genügen, noch die Annahme irgendeines anderen Wesens neben den Ideen; denn sofern das Wesen nicht in Wirklichkeit sich befände, so würde keine Bewegung stattfinden. Ja, wenn es selbst in Wirklichkeit sich befände, sein Wesen aber bloßes Vermögen wäre, auch dann würde keine ewige Bewegung stattfinden; denn was dem Vermögen nach ist, kann möglicherweise auch nicht sein. Also muß ein solches Prinzip vorausgesetzt werden, dessen Wesen Wirklichkeit ist. (c) Ferner müssen diese Wesen ohne Stoff sein; denn wenn irgend et-
1071 b
250
A. 6. 1071 b, 22 -1072a, 8.
El 'll:Ef! rE xal. äUo n &tJiov. lvEQrElr; äQa. xalt:oi &noQ{a· JoxEi raWÖ91, 10 dEi n ald /LEVEW dicraviws lVE(JrO'ÜV. El dE /LEU.Ei fEVEl1tS xai O>t"rt !IX µ.Ev rae io OV
9 nEeio8'!1 in quo interpretando fruetra !a~orat .Alex. in: cluei II 11 lvEeyoiiv Elvai om1sso alEl E U14 avi-~ Bon1tz: a'6i-eiap.lvmv· i!O J,' ijv J' alTUxV iotSoiJiov io nl-1).ftot; iwv &:ei.ftl'@v, ovJEv Urccai p.Eia 11no11J.;;s anoJiixnx.;;s. ~l'iv J' lx TcDV .fucoxnp.lvwv x~l Jimeial'lvmv l.exilov. ~ p.Ev rae &:ex~ xal io ne@iov iwv /;vic.w &:xlv71iov xal xa.ft' aVTO xai xaTa l1111'(3e{371xot;' xwoiiv Ji i~v ner.Oi71v &:tJiov xal l'lav xlv71aw. 25 ln:El JA io xwovl'Evov &:v&rx11 -ön6 iwos xweia.ftai, xal iO n:e@iov XWOVV &:xlV1jT:OV Elva' xa.ft' av-ro, xat T:~V atJiov xlV1jO'W -öno ai'Jlov XWEÜ1.fta' xal T:~V l'{av vq:i' EVOt;, oe@/.'EV Ji nae1 ·501y!t ~ itp, ,i!'X>X {{- 11J110JdJ Ull.~'(3.0 ~ "P. ,i!'X>X 71Ji!'.O~Oy1y mpyu ?P 111oj71rl .i1 • 11.co79chJ .i1p1 mpyu efl1 .i1 11.0itJriCO~O'(!J'( "'l1 1fWX 11.u1701 tP ll~1 '11.ro7prhJ llq>.1 1tro.01rl og 1f1p ll.'l1 7f.11JX 11.1'0/2.M{I W ll~.1 '11Jitp 11.UJO.:LS>rf ll!pAX>'(:U'{' ll!p.1 it~.:i. 11.u.:i.S"ou 11.rri 11.~.:i. 11.p '511Jo7»dJ.o 11:111.p ,1i1il'J"l iiy.010.:i. "'l 11.1fOOdJ 11.~.:i. t1.00/.1X>Kj 5u1t~y1.o t»K 11.0JY~ ll'J:O 1t?ri 5o~Op!J-:.![ •51001.:i..oaf}10K'{' s101 ?P mil'.01-0-1121: '5n.oopodJrl'i' 11.rrl 11.13y1dJ '510it1rlon,1.:i.1Jrll1Jo:u 1J.1!}7J.1 510.:i. 1:111.1rluo11 f!.1 f!01J:u 1mu11.77JdJ n "Pi '11.ro.:i. 111 -11.9'01ÜJ ttip.:i. 1f07J:U 5n.o.i1rl0it7J{1'11.t1.:u tP 7f.1 '119 5~0.:i.~1:1 51J:t -ll!}0.1UJ "?rl 1f:t ll'l2L10"( tP 'l1 .11.13[}7J"(02L'} /l.Oit/ri.01otp 50.(1'{!,y:u 1'70itmp ~.1 1.1 ~ 5ro:u.g 'Mriol,n MopX 51>JOA1tl 5tM:t llXf.1 -1Jr/~7Jr/ 11.:t 1Dtl.0,(,JY ~ 5]:~rl~ ll~rl ll!J.11. '113.0IJ:O it1.0t1.0ttp'Xitn..:i. 11J.:i.2'7J ,P 11J.09:u •ttroo1.op, ttro11.1rlrott7Jy:u 11.t0.i 5r;!1rl 11Juo1dJ iio.i.o 01 -1'Kß Of!,(, 5n.071y:u •51011.1rlrl~ 5ro70.inl p>x 520.i 1t'lo!Jlt10dJ '7»oodJ J'° ttrott1rloo1dJ ttcp:t 5n.o71yu "'l:o "?rl u.g ·11.137oi1rlro1l, ttlfi ym' 5n.orl-0-1010 5n.oi yo1:u u /L tto70 '5JOJDtio 5mrl1pn.o 101:u myyJO 3» 'ii~70~1{1' "lfi m:ii;~o:u. -W n.on1''i' iit""n 5f!,~u-O'~l7J 5JOJ.O~~ yo1:u o'!,S lvJlx,Etai t1Jv -twv nlav11twv rpoecw flnavta noiEia.ß'ai. lnd 5 o~v lv als f.'EV a.Ota rpleEtai arpaleais at ,,.111 6xrß at cfe nlvn xal El'xoalv &law, -tovtmv Je ,,.ovas o.V JEi &vdix,.ß'i}vai lv a~ ro xa'Z'mt&tm tEtarl'lvov rpleEtai, aE f'EV ras -tiiv newtmv cfvo avdlnovaai 'is füovtai, aE de tas täiv va'tlemv 'tE'Z"Z'U(IQJV EXXalcfExa' ö dl &naawv «ei&,,.os täiv tE 10 q>Eeo111Smv xal twv dvdinovawv tavtas nEvt~xovt& n xal nlnE. El J1: tfi C1El~v11 n xal trji ~Urp ,,..q neoan.ß'Elf/ t&S &s d'no,,.Ev xw~C1E1s, aE naaai arpaieai laovtai int& 'l:E xal nnae&xovta. /'EV o-Öv nlij.ß'os tc1w arpa1ewv latm io-
to
31 ioi) cli E II 33 'l:oV'I:' - 34 'l:a~w om. E, -r&~w. solum legisse videtur Alex., unde totum glossema esse colhgas II 36 lxEivo Ab ß 36. 36 i)Urp 11al 1:jj aE11JvP. AhE: i)Uo11 xal trji a111fv7111 Ald. II 86 in om. Alex. n 87 p.dl.H Ab: iilUo& ex p.IUH corr. E 0 1oaa, s &1Coxa.&ia'l:&iaa11 Ab Simpl. U 4 ovimg E U ö &!Cav'l:ct suspectum II 10 vatEQOlV AbE: vaneov vul~~ ß cli Ab sed , in ras.: cl~ E 0 12 ß) ex n)g corr. Ab 11 n om. i:;1mpl. 1! "eoa.fl'ElTI Alex. S1mpl. ß13 Elf'l:a) lvvla fuerunt qui recte conicerent apud Alex. p. 681, 18 U 14 naaae. Ab E vulgo U acpa1eci111] cpoeci>v coni. Krieche
Buch XII Kapitel 8
263
dritte lägen die Pole bei allen Planeten in dem durch die Mittellinie des Tierkreises gelegten Kreise; die vierte Sphäre bewege sich nach der Richtung eines gegen die Mitte der dritten Sphäre schiefen Kreises. Für die dritte Sphäre hätten von den übrigen Planeten jeder seine eigenen Pole, Venus und Merkur aber dieselben. Kallippos stimmte hinsichtlich der Lage der Sphären, d. h. der Ordnung ihrer Abstände, mit Eudoxos überein, auch schrieb er dem Jupiter und dem Saturn dieselbe Anzahl von Sphären zu wie jener; doch der Sonne und dem Monde, meinte er, müßten noch je zwei hinzugefügt werden, wenn man die wirklichen Erscheinungen darstellen wolle, und jedem der übrigen Planeten noch eine. Sollen aber diese Sphären alle zusammengenommen die wirklichen Erscheinungen darstellen, so muß für jeden Planeten eine um eins kleinere Anzahl anderer Sphären vorhanden sein, welche die der Lage nach erste Sphäre des jedesmal zunächst untergeordneten Planeten zurückführen und in dieselbe Lage wiederherstellen; denn nur so ist es möglich, daß das Gesamte die Bewegung der Planeten ausführt. Da nun der Sphären, in welchen die Planeten selbst bewegt werden, acht und fünfundzwanzig sind, und von diesen nur diejenigen nicht brauchen zurückgeführt zu werden, in welchen der unterste Planet sich bewegt, so ergeben sich sechs Sphären, welche die der beiden obersten zurückführen, und sechzehn für die folgenden, und als Anzahl der gesamten Sphären, der bewegenden sowohl als der zurückführenden, fünfundfünfzig. Wollte man aber der Sonne und dem Mond die eben erwähnten Bewegungen nicht zufügen, so würde sich als Anzahl der gesamten Sphären siebenundvierzig ergeben. ( d) So groß also mag die Anzahl der Sphären sein; dann ist mit Wahrschein-
1014.
264
A. 8. 1074&, 16-1074b, 2.
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Buch XII Kapitel 10
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(und es ist nicht so, daß das eine zum anderen in keiner Beziehung stände, sondern es besteht eine). Denn alles ist auf Eines hin geordnet, jedoch so, wie in einem Hauswesen den Freien am wenigsten gestattet ist, etwas Beliebiges zu tun, sondern für sie alles oder doch das meiste geordnet ist, für die Sklaven hingegen und die Tiere nur weniges von dem, was auf das Allgemeine Bezug hat, während das meiste ihrem Belieben überlassen bleibt. In solcher Art nämlich ist die Natur eines jeden von ihnen Prinzip; ich meine, alle müssen zur Aussonderung kommen. Ebenso verhält es sich mit anderen Dingen, die alle gemeinsam verbunden zum Ganzen beitragen. (d) In welche Unmöglichkeiten und Ungereimtheiten nun diejenigen geraten, welche anderer Ansicht sind, und in welche diejenigen, welche noch die angemesseneren Ansichten aufstellen, und bei welchen Ansichten sich die geringsten Schwierigkeiten ergeben, das darf uns nicht verborgen bleiben. (1.) Alle nämlich lassen alles aus Entgegengesetztem entstehen. Dabei haben sie weder darin recht, daß sie alles, noch darin, daß sie es aus Entgegengesetztem entstehen lassen, und wie dasjenige, bei dem das Entgegengesetzte sich findet, aus dem Entgegengesetzten entstehen solle, erklären sie gar nicht; denn das Entgegengesetzte ist unfähig eines von dem anderen eine Affektion zu erfahren. Für uns löst sich diese Schwierigkeit ganz natürlich durch die Annahme eines Dritten, des Stoffes. Jene aber machen den einen von den beiden Gegensätzen zum Stoff, wie das Ungleiche für das Gleiche, die Vielheit für die Einheit. Auch dies löst sich auf dieselbe Weise; denn der Stoff, der ein einziger ist, hat keinen Gegensatz. (2.) Ferner würde danach alles am Schlechten teilhaben mit Ausnahme der Einheit; denn das Schlechte selbst ist das eine von den beiden Elementen. Die anderen aber setzen das Gute und das Schlechte nicht einmal als Prinzipien, und es ist doch unter allem am meisten das Gute Prinzip. Jene aber haben darin zwar recht, daß sie das Gute als Prinzip setzen, inwiefern es aber Prinzip ist, erklären sie nicht, ob nämlich als Zweck oder als Bewegendes oder als Form. (3.) Unstatthaft ist auch die Ansicht des Empedokles; er setzt nämlich die Freundschaft als das Gute. Diese ist aber Prinzip sowohl als bewegend, denn sie verbindet, wie auch als Stoff, denn sie ist ein Teil der Mischung. Wenn es nun auch ein Akzidens desselben Dinges sein kann, sowohl stoffliches als auch bewegendes Prinzip zu sein, so ist doch Stoff-sein und Bewegendes-
101s b
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A. 10. 1075 b, 6-32.
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34 näis coni. Bonitz collato 1072 a, 4: Wi Ab E vulgo II 1076a, ö xoleavos lat:m E, lat:w om. Ab et fort. Alex. qui supplet ian II 8 libros MN ut post libros B @, quippe quos haud semel (1076b, 1. 1077a, 1. 1086b, lö. 108Sb, 24) respiciant, ita. ante librum A, quem p.1078b,ö se scripturum Arist. promittere videtur, compositos esse existimo; id unum dubito, utrum auctor eos post I an post 8 (cf. ad 1076a, 9) positos volueritll 8 di) -et E U 9 l11 l'b vel 8 nEql ,...~11 - 10 lviqyurx11 dubito a.n a Peripateticis sint addita, qui duos hos libros hoc loco posuerunt II ~aueov - l11ieyE1a11 respicere videtur diasceua.sta .libros H@ (v. p. 1042b, 10 et 1046a., 3 et 1048a, 26) pel potms omnes libroe metaphysicos antecedentes et inprimis libri A alteram partem, falso interpretatus locos velut 1071 b, 12. 20. 1072a., 10. 32 U14 Ef n E: El n Ab Ulö fort. 811azEerxl11wa111
Buch XII Kapitel 10 - Buch XIII Kapitel 1
275
Also würde das Seiende nicht ewig sein. Es ist aber ewig; also muß von diesen Behauptungen etwas aufgehoben werden. Wie dies, ist früher erklärt. (14.) Ferner, wodurch die Zahlen Eines sind oder die Seele und der Körper und überhaupt die Form und die Sache, darüber gibt keiner irgendeine Erklärung; auch können sie keine Erklärung geben, wofern sie nicht uns beistimmen, daß das Bewegende die Einheit hervorbringt. (15.) Diejenigen aber, welche die mathematische Zahl als die erste ansehen, und so immer ein Wesen nach dem anderen, und für jedes andere Prinzipien setzen, machen das Wesen des Ganzen unzusammenhängend (denn das eine Wesen trägt durch sein Sein oder Nichtsein nichts für das andere bei) und nehmen viele Prinzipien an. Das Seiende aber mag nicht schlecht beherrscht sein. „Nimmer ist gut eine Vielherrschaft; nur Einer sei Herrscher!"
BUCH XIII (a) Was das Wesen des sinnlich Wahrnehmbaren sei, ist erörtert, nämlich in der Abhandlung über die Physik hinsichtlich der Materie, nachher hinsichtlich desjenigen Wesens, das der wirklichen Tätigkeit nach Wesen ist. Da aber die Untersuchung dahin geht, ob es außer den sinnlichen Wesen ein unbewegtes und ewiges gibt oder nicht, und wenn es eines gibt, welches es ist, so müssen wir zuerst die Ansichten der anderen erwägen, damit, wenn sich Unrichtiges darin findet, wir uns nicht desselben Fehlers schuldig machen, und wenn wir eine Ansicht mit ihnen gemeinsam haben, wir nicht darüber mit uns allein unzufrieden sind; denn man muß zufrieden sein, wenn man einiges besser, anderes doch wenigstens nicht schlechter erklärt. (b) Es gibt nun zwei Ansichten hierüber. Manche nämlich sehen die Gegenstände der Mathematik, wie Zah-
1016 a
276
M. 1. 1076 a, 18 - 2. 1076 b, 7.
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Buch XIII Kapitel 2
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von dieser, auch von dem übrigen. Was für einen Unterschied macht es nun, ob man sagt, die sinnlichen Linien und Punkte seien solche Wesen, oder, sie selbst seien es zwar nicht, aber es seien in ihnen solche Wesen enthalten. Denn es muß ja daraus dieselbe Folge hervorgehen. Denn entweder müßten sie mit der Teilung der sinnlichen Dinge ebenfalls geteilt werden, oder auch die sinnlichen dürften nicht geteilt werden. (b) Aber andererseits ist es auch nicht möglich, daß solche Naturen (Wesen) getrennt und selbständig sind. (1.) Denn sollte es außer den sinnlichen Körpern getrennt und selbständig als verschieden von dem Sinnlichen und ihm vorausgehend andere Körper geben, so müßten ja notwendig auch außer den sinnlichen Flächen andere Flächen selbständig sein, und so Punkte und Linien; denn das Verhältnis ist hier dasselbe. Ist aber dem so, so müßte es wieder außer den mathematischen Körpern andere Flächen, Linien und Punkte abgetrennt geben; denn das Unverbundene ist früher als das Zusammengesetzte. Und wenn die nicht-sinnlichen Körper früher sind als die sinnlichen, so müssen aus demselben Grunde auch die Flächen an sich früher sein als die Flächen an den unbewegten Körpern. Also sind diese Flächen und Linien verschieden von denen, die in den unsinnlichen, abgetrennt für sich bestehenden Körpern enthalten sind; denn die einen bestehen zugleich mit den mathematischen Körpern, die anderen sind früher als die mathematischen Körper. Und in diesen Flächen wieder würden Linien sein, vor denen aus demselben Grunde andere Linien und Punkte vorausgehen müßten, und vor den Punkten in diesen früheren Linien müßten andere frühere Punkte existieren, vor denen es dann nicht wieder andere frühere gäbe. Da ergibt sich nun aber eine ganz ungereimte Häufung. Denn es folgt aus dem Gesagten, daß nur einerlei Körper existieren würden außer den sinnlichen, aber dreierlei Flächen außer den sinnlichen, nämlich die außer den sinnliche, die in den mathematischen Körpern und die getrennt von diesen sind, einerlei Linien, fünferlei Punkte. über welche von diesen Arten werden nun die mathematischen Wissenschaften handeln? Doch wohl nicht über die Flächen und Linien und Punkte in dem unbewegten Körper. Denn die Wissenschaft han-
280
M. !. 1076 b, 35 - 1077 a, 28.
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Buch XIII Kapitel 2
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menhaltens sein? (d) (7.) Ferner beweist die Entstehung dasselbe. Zuerst nämlich entsteht etwas der Länge, dann der Breite, dann der Tiefe nach, und so hat es die Vollendung erreicht. Ist nun dasjenige, was im Verlauf der Entstehung das Spätere ist, dem Wesen nach das Frühere, so wäre ja der Körper früher als die Fläche und die Linie, und auch insofern mehr vollendet und ein Ganzes, als er belebt wird. Wie sollte aber eine Fläche oder eine Linie belebt sein können? Solche Behauptung ginge ja über unsere Sinne. (8.) Ferner ist der Körper eine Art von Wesen; denn er ist bereits in gewissem Sinne vollendet. Wie sollen aber Linien Wesen sein? Weder als Formbestimmung oder Gestalt sind sie es, wie es etwa z. B. die Seele ist, noch als Stoff, wie der Körper. Denn man sieht ja, daß nichts aus Linien oder Flächen oder Punkten bestehen kann. Wären sie aber ein stoffliches Wesen, so müßte man sehen, daß dieses mit ihnen geschehen könne. Dem Begriff nach also mögen die Gegenstände der Mathematik früher sein, aber nicht alles, was dem Begriff nach früher ist, ist es auch dem Wesen nach. Dem Wesen nach nämlich ist dasjenige früher, was abgetrennt dem Sein nach den Vorrang hat, dem Begriff nach aber alles das, dessen Begriff aus dem des anderen abstrahiert ist; dies beides findet aber nicht zugleich statt. Denn wenn die Affektionen nicht selbständig neben den Wesen bestehen, z. B. ein Bewegtes oder ein Weißes, so ist das Weiße dem Begriff nach früher als der weiße Mensch, aber nicht dem Wesen nach. Denn es besteht nicht abgetrennt (selbständig) für sich, sondern ist immer nur in dem Ganzen. Unter dem Ganzen aber verstehe ich den weißen Menschen. Daraus ist denn offenbar, daß weder das durch Abstraktion Entstandene früher, noch das durch Hinzufügung Entstandene später entstanden ist; denn durch Hinzufügung des Begriffes Weiß entsteht der Begriff des weißen Menschen. (e) Daß also die Gegenstände der Mathematik nicht in höherem Sinne Wesen sind als die sinnlichen Körper, noch dem Sein nach früher als das Sinnliche, sondern bloß dem Begriff nach, noch endlich irgendwo abgetrennt sein können, ist hiermit genügend geklärt. Da sie nun aber auch nicht in dem Sinnlichen sein konnten, so müssen sie offenbar entweder gar nicht
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M. 2. 1077b, 16- 3. 1078a, 6.
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Buch XIII Kapitel 3
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fern es weiblich, und insofern es männlich ist, aber dennoch gibt es nicht etwa ein Weibliches oder ein Männliches abgetrennt vom Lebewesen und selbständig, und ebenso kommen auch den sinnlichen Körpern manche Eigenschaften zu, nur insofern sie Längen und insofern sie Ffächen sind. (b} Je früher nun dem Begriff nach und je einfacher die Cegenstände einer Wissenschaft sind, desto mehr Genauigkeit hat sie, die eben in der Einfachheit besteht. Daher ist die Wissenschaft, welche von der Größe absieht, genauer als die, welche sie berücksichtigt, und vorzüglich diejenige, welche die Dinge abgesehen von der Bewegung- betrachtet. Berücksichtigt sie aber die Bewegung, so ist sie am genauesten bei Betrachtung der ersten Bewegung; denn diese ist die einfachste, und unter den Arten der einfachen Bewegung wiederum die gleichmäßige. Derselbe Fall ist auch bei aer Harmonik und Optik; keine von diesen Wissenschaften betrachtet das Gesicht oder die Stimme, insofern es Gesicht oder Stimme ist, sondern insofern es auf Linien und Zahlen zurückkommt, und doch sind jenes eigentümliche Affektionen derselben. Und ebenso verhält es sich mit der Mechanik. Wenn daher jemand Akzidentelles als getrennt und selbständig setzt und dann Untersuchun~ über dasselbe anstellt, insofern es das ist, was es ist, so wrrd er deshalb nicht in Irrtum verfallen, ebensoweni!l" wie wenn er im Sande eine Zeichnung macht und von emer Linie, die keinen Fuß lang ist, annimmt, sie sei einen Fuß lang. Denn nicht in diesen Voraussetzungen liegt der Irrtum. Ja man wird so einen jeden Gegenstand am besten untersuchen, wenn man dasjenige, was keine selbständig:e Realität hat, als selbständig setzt, wie es der Arithmetiker und der Geometer tut. Der Mensch nämlich, insofern er Mensch ist, ist etwas Einziges und Unteilbares; jener aber setzt schlechthin ein unteilbares Eines und dann untersucht er, ob dem Menschen etwas zukommt, insofern er unteilbar ist. Der Geometer aber betrachtet ihn nicht, insofern er Mensch, noch insofern er unteilbar, sondern insofern er ein Solidum ist. Denn was ihm, auch wenn er etwa nicht unteilbar wäre, zukommen würde das kann ihm offenbar auch ohne dies zukommen, der Möglichkeit nach. Hiernach haben denn die Geometer recht und handeln vom Seienden, und ihre Gegenstände sind Seiendes. Denn das Seiende ist ja zweierlei, das eine in Wirklichkeit, das andere stofflich. (c) Da nun das Gute und das Schöne voneinander verschieden sind (denn das eine findet sich immer nur in der Handlun~, das Schöne aber auch bei dem Unbeweglichen), so sind diejenigen im Irrtum, welche behaupten, die mathematischen Wissenschaften handelten nicht von dem Schönen und Guten. Ihre Begriffe und Beweise handeln nämlich sehr
288
M. 3. 1078a, 36- 4. 1078b, 23.
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20 P.7i n1nua1&l11og Ab E, p.1] nEnEia1&i11011 vel nEnEia1&i11ovg coni. Bonitz ß 21 ab mel cJ~ ,;äi11 ne&m»v &~%&11 librum N incipiendum nonnullis placuisse testis est Synanua U21-1087 a, 211 ab redactoribua OJ>eris interposita esse iudicat Schwegler; recte ille quidem, nisi quod Aristotelem haec aut omnia. a.ut saltem cap. 10 ipsum postea intercalasse veri similius est; cf. p. 1087a, 29 II 32. 33 T:E mg Bekker: dmg AbE ß 32 &p.a TE r«e X«.fMlov mg O'iialag Alex. ß 36 ,;oii ex 't'o corr. E II 36 xa.ftolo11 delendum censeo ft 1086 b, 3 l1&neoa6'E11] M 4. U 6 fort. cJ1)1ov
Buch XIII Kapitel 9
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Soviel mag genügen als Zweifel und als erklärende Bestimmung über die Zahlen. Aus weiterer Erörterung würde, wer schon überzeugt ist, an überzeugung noch gewinnen, doch würde sie nichts beitragen den zu überzeugen, der es nicht schon ist. (f) Was aber die ersten Prinzipien und die ersten Ursachen und Elemente betrifft, so sind die Ansichten derer, welche nur über das sinnliche Wesen Bestimmungen geben, teils in den physischen Schriften erwähnt, teils gehören sie nicht in die gegenwärtige Untersuchung; die Betrachtung aber der Ansichten derjenigen, welche neben den sinnlichen Wesen andere annehmen, schließt sich an das bisher Erörterte an. Da nun einige als solche Wesen die Ideen und die Zahlen setzen und deren Elemente zu Elementen und Prinzipien des Seienden machen, so ist bei diesen zu erwägen, was sie behaupten und wie sie es behaupten. Diejenigen, welche bloß die Zahlen aufstellen, und zwar die mathematischen, sollen später zur Untersuchung kommen; bei denen aber, welche die Realität der Ideen behaupten, kann man zugleich mit ihrer Lehrweise auch die Schwierigkeit, die in derselben liegt, erkennen. Denn in den Ideen stellen sie einmal das Allgemeine als Wesen auf und dann setzen sie diese andererseits als selbständig abtrennbar und als Einzeldinge. Daß dies aber nicht möglich ist, haben wir früher erörtert. (g) Der Grund, weshalb diejenigen, welche das Allgemeine als die Ideen setzten, diese beiden entgegengesetzten Bestimmungen in Eines verknüpften, liegt darin, daß sie dieselben als nicht einerlei mit den sinnlichen Dingen annahmen. Das Einzelne nämlich in den sinnliehen Dingen, meinten sie, fließe und nichts davon beharre, das Allgemeine bestehe außer diesen als etwas davon Verschiedenes. Hierzu gab allerdings, wie wir früher erwähnten, Sokrates durch seine Begriffsbestimmungen die Anregung, nur trennte er diese nicht von dem Einzelnen, und darin dachte er ganz richtig, daß er nicht trennte. Das zeigt sich auch in den Folgen. Ohne Allgemeines nämlich ist es unmöglich, Wissenschaft zu erlangen, die Trennung aber der
1086 b
332
M. 9. 1086 b, 7 - 10. 1086 b, 34.
ai.'nov i@v l1111'-f1aw6viwv OVl1XE(IOOV nE(li. dxs lolas ladv. ot o' ros &varimiov' Ei'nE(I EIJovial TWES ovalai naea Tas ala-lt1JTCtS iml qEOM(,11;' XOO(>llJTCtS Elvae' lW.as µ.Ev ov" Elxov, io Tavias os Tas "".fr6A.ov J..Erol'-ivas lsi-frEaav, F/Jan 1111µ.ßalvuv 11XEOOV TUS IXVTllS i:pvaEtS Eivae Tas "".fr6J..ov xal TUS xa.ßo' EnalJTOV. a-0T1J µ.Ev o-Öv avi1/ na.ßo' ct-ÖTfjv El'n ns &v 01111xi(>EtCt Tii>v Eleriµ.ivoov. l> ok nal Tois Urovai TttS loias fxEi nva &noelav xal 15 Tois µ.,;, Urovaw, xal xaT' &exas lv Tois 8ianoe7}µaaw lUx.ftn 7l:(>OTE(>OV, Uyooµ.Ev viiv. El µEv r«e ns µ.fi -1Mjl1E& T!Xs ovalas Elvae XEXW(ll11p.ivas' xai. TOV T(>07l:OV TOVTOV dis UrEt:ctt TIX xa{}' F:xal1Tct TWV ÖvToov, &vme{il1Et f~V ovalav, WS f1011J..6µ.E.ftct UrEw. l!Xv öi TtS -Bii Tas ovalas X00(>1'1TttS' nibs 20 -fr7/11n Ta IJTOtXEiet xal TIXS cX(>XCtS avTWV; El l'EV ra(I xa.ßo' lxaaTov "al µ.fi xa{)-6.l.ov, ToaaiiT' faTai Gvia ö11mu11 Ta 11ToexEict' ""! ov" Entl1T1JTa Ta 11ToixEict. faTOJIJctV ra11 aE µ.tv lv Tff i:poovfi 1111Uaf1etl ova/ct,, Ta Öe IJTOtXEict ctVTOOV IJTOtXEict TWV ovaiäiv. &v&rnn ofi TO BA ~V Elvai xal ix«ll5 11T1JV T@v 1111Uuf1wv l'lav, El'nEq µ.fi "ct.ft6J..011 xal ip ErJei ctC avTal, lt.Ha µ.lct Ell&11T1J TP &ei{}µ.p xal T68E n xcti. µ..q Öµ.rovvµ.ov ( fTi J' avTo 8 lanv ~v EK«IJTov n{}iaaw) • El ö' at 1111J..J..ctf1al, o.fJToo xal ls &iv Elatv • oiix faTai lte« nJ..tlm lXA.v &111.ftf'äw, ia f'EV d'vo -Ol.11v, To J' ~v TTJV f'OQ6vov o.[; µ,1) EO'te TCE(>ar;;. o-Ox ~V iotvvv Er'1j &.toia, Ei:mi,> µ,fi &.td'iov io lvoEx6µ,Evov µ,-YJ Elvm, iw{J-anE(> lv lf.Uoir;; 25 .l.6roir;; O'vvl{J1j 1'(>«/'[J-«'!:Ev{J-ijvai. El o' lad tO .l.Eyoµ,Evov viJv &..l.11{J-sr;; xa{J-6.l.ov' Sn oMEf"lct lat2v &.tJ1or;; ovula lav 1"1i Ti lvii,>rEm, i« Je aioixEia .f.l.l.11 djr;; ovalar;;, oMEµ,iiir;; ~v Er'1/ &.i'cl'lov ovalar;; a-roixEia rbv la-riv lvvnai,>xov-rwv. Elal oi tWES o~ Jv&Ja µ,Av &.61,>iv OEi;ai :; Sn f lx TOiJ OVl'OS xal lfUov ttvor;; -ra Öna faeafiai, El no.l.M iaiw. xalioi ni,>wiov µ,iv, El io Bv no.l..l.axwr;; (fO fJ-EV r«e Sn ovalctv OV aE ovalai 7} 10 'ffx na{J-11 xal 't'ftUa J-YJ oµ,olwr;; 1) cfaana xal fauti 'iv TO fOO'OiifOV
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24 111 &110111 loyo111 Ab: loyo111 om. E Alex., v. de coelo I 7 eq. ß 27 l11ieye1a Ab E Alex.: l111eyela vulgo, utramque lectio-. nem interpreta.tur Syr. II 28 elal - 3'r, l'a-B-11p.anx611 pertinent a.d posteriorem pa.rtem capitis 1 ß 32 th post xcxl om. Ab 032. 33 ävayxaiov avp.~al11E111 coni. Bonitz, ä11ayxai'a avp.~al11H Ab E II 34 el61"Kh11 ex el611n"Kh11 correctum in Ab U 1089 a., 1 p.cHi 6) Ab ß 4 6a"Ds Plato soph. p. 237 A: 6ap.f'/ E, ov6ap.f'/ Ab, p.116ap.f'/ Alex. n liilna ex l611ta corr. Ab D 4 ävayU)V coni. Bonitz: ä11ayx11 Ab E U 6 ß11toi] ßv-rmi; E U 6 la-rw] laTai coni. Bonitz II 8 no1011 Ab E: noi'a coni. Bonitz ß 10 1) &nana Qb Bonitz et fort. Alex., 1) om. AbE Bekk.
Buch XIV Kapitel 2
345
hindurch Seiende auch nicht sein können. Sie würden also nicht ewig sein, sofern ja das nicht ewig ist, was auch nicht sein kann, wie wir dies in anderen Untersuchungen erörtert haben. Wenn aber das jetzt Ausgesprochene allgemeine Wahrheit hat, daß nämlich kein Wesen ewig ist, sofern es nicht in wirklicher Tätigkeit ist, und die Elemente Stoff des Wesens sind: so gibt es für kein ewiges Wesen Elemente, aus denen es als immanenten Teilen bestände. (b) Manche setzen nun zwar die unbestimmte Zweiheit als Element neben dem Einen, aber sie vermeiden die Setzung des Ungleichen aus gutem Grunde wegen der daraus sich ergebenden unmöglichen Folgerungen. Indessen entziehen sie sich dadurch nur den Schwierigkeiten, zu denen die Annahme des Ungleichen und des Relativen als Element notwendig führen muß; was sich aber abgesehen von dieser Ansicht ergibt, das muß auch bei jenen notwendig seine Geltung haben, mögen sie nun aus diesen Elementen die Idealzahl entstehen lassen oder die mathematische. (c) Unter den mancherlei Gründen, welche auf diesen ios9a Abweg führten, ist der hauptsächlichste eine veraltete Fragestellung. Man glaubte nämlich, daß alles Seiende Eines sein müsse, das Seiende selbst, sofern man nicht den Ausspruch des Parmenides löste und widerlegte „nimmer wirst du erkennen, daß sei Nichtseiendes", vielmehr müsse man zeigen, daß das Nichtseiende ist; denn so würden dann aus dem Seienden und einem anderen Prinzip die seienden Dinge hervorgehen, sofern deren eine Mehrheit sein soll. (d) Indessen (1.) erstens, da das Seiende in vielen Bedeutungen ausgesagt wird (denn es bezeichnet teils ein Wesen, teils Qualitatives, teils Quantitatives und so die übrigen Kategorien), (als) was für eine Art von Seiendem soll denn alles eines sein, wofern man nicht das Nichtseiende als seiend annimmt? Die Wesen oder die Affektionen und so das übrige auf gleiche Weise oder alles? Und soll das bestimmte Etwas, das Quanti-
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N. 2. 1089a, l1-1089b, 2.
-rocfs ical -ro -rotovcfs ical -ro -roa6vds ical -r&.Ua 8aa f!v "'' a171'«lvEL; &A.t' &-ronov, l'ii.Uov dE Mvv«-rov, i'O "'"V rpvaw uva '}'Evol'lV'l'/v al-rlav Elvat -ro-0 -roii i>v-ros -ro p.iv -rods Elva,, -ro d1: -roiovds, -ro d1: -roaovdE, -ro cYA nov. lnii-ra lic nol011 1''1 iSv-ros ical ßv-ros -ra ßv-ra; noA.tax@s r«e ical -ro 1''1 6v, lnsuJ1J 16 ical 'fO iSv· ical -ro l'!v 1''1 &v-&ewnov '11'/l'"lvEi io p.1J Elvat -rodt, 'fO BA p.1J Ev.ß'.V -ro "" Elvai iotovdt, -ro d1: "'" ieln71zv -ro 1''1 Elvai ioaovdl. lic nolov o.OV llv-ros ""11'" llv-ros no.Ua -ra 6v-ra; {Jov1uai l'tv J1J -ro 'llJEii6os ical -rav-r71v -r1Jv rpvaw UrEL i'O OVIC llv, l~ o-6 icc:tl -roii 6v-ros no.Ua ia 6v-rct. 1M 20 ical lU'}'Ei'O ikt JE; 'llJEiicfos n -Öno.ß'ia.ß'ctt, GianEe icctl oE '}'Ellll'E'fe«t -ro 11:0J1alav Elvai "'"v I'~ n:oJialav. &6vva-rov 61: 'fctil.ß'' otl-rms fzEw. o.ß-rs rae oE '}'Ellll'heai 'llJEilcfos ov6tv -Öno'ftf>EV'fctt ( OV rae lv irp '1vA.tO')IL'11'rp .q ne6-rct'1LS), o.fS-r' lic 'fOV o.ff-rco 1'1J ßvios -ra iSv-rct rl-yvEictt ovJE rp-&1lquai. &A.t' ln:1t61J 111 "o f'Ev ic«-ra n-rwaELs "" Bv l11axws -rai's icaiwoeta,s Ur1ictt' naea 'fOV'fO cf! 'fO c&s 1/IEilcfos Ur1-rct& [i'O] 1'1' Bv ical io icctia Jvvctl'w, lic -rovi'011 .q rlv1a{s la-rw, lic 'foil p..q &v-&ewnov cfvval'EL &v-&eclinov llv-&ewnos, ical lic -roil "'" 1&111Coi1 cfvval'EL Jt 1EVICoV 1itnc6v, Öl'olws lav 'fE 1v 'ft rt- SO fVfji'ct& lav TE n:o.Ua. rpctlVE'f~L 6e .q t1fn7'1tS n@s no.Ua 'fO llv 'fO K«-ra i'CtS ova/as 1E'}'Oi'EVOV • &et-&p.ol rae icctl ~"'I ical aclil'""" -ra '}'Evvwl'Eva lauv. &-ronov i"O fmws l'Ev no.Ua -ro av i"o d la""' t'ld)aai, nws JA 1} nota 1} noaa, 1'"1· o.U rae 6~ .q cfvas .q &oetaios al'fla oMe io p.lra xal S1i 'fO f'&:Ke0v -roil cfvo 1Evxa ij noA.ta Elvct& xewl'«'f« 1} xvp.o.Vs .}) '1X'1ff"'i'ct • &et.ß'p.ol 'J'Ue &'V Kctl 'fctV'flt ~'1ctV :Kctl i'OVaJss. 1089b &Ua 1'1iv ,; '}'E -rain' lnijl.ß'ov, ElJov C'iv -ro aZiiov ical -ro
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11 i11] 611 coni. Bonitz, fort. recte ß 18 -rov -rov] xal -roV-rov xcrl lWio; Ef11at 'foV Ab II 13. 14 -rocfe -ro101181 om. Ab n 16 1b.temnos coni. Bonitz ß 20 lEyH cum Alex. scripsit Bonitz: liyew AbE, v. Plato soph. p. 240 II 21 8Er om. Ab(?) E II 27 -ro l'fi 1111 Ab E, d om. T Alex. Bonitz ß28 -rw11 E ß30 -rt om Ald.11 34 fort. d -ro8e T:{ '"'• cf. 1089b, 30 U1089b, 2 lnijl.fl'E11 E
Buch XIV Kapitel 2
347
tative, das Qualitative und was sonst noch etwas Seiendes bezeichnet, Eines sein? Aber es ist ja ganz unstatthaft oder vielmehr unmöglich, daß das Nichtseiende als eine Art von Wesen Ursache davon sei, daß von dem Seienden das eine ein bestimmtes Etwas ist, das andere eine bestimmte Qualität oder Quantität oder örtliche Lage hat. (2.) Zweitens, aus welcherlei Nicht-seiendem und Seiendem soll das Seiende hervorgehen? Denn auch das Nichtseiende wird in mehrfacher Bedeutung ausgesagt, weil ja das Seiende mannigfache Bedeutung hat, und Nicht-Mensch bezeichnet, daß etwas nicht dies bestimmte Etwas, nicht-gerade, daß es nicht dieses Qualitative, nicht-dreiklaftrig, daß es nicht dieses Quantitative ist. Aus welcherlei Seiendem und Nichtseiendem geht also die Vielheit des Seienden hervor? Nun meint freilich der Urheber dieser Ansicht den Irrtum (das falsche) und versteht diese Natur unter demjenigen Nichtseienden, aus dem und dem Seienden die Vielheit der Dinge hervorgehe - weshalb es denn auch hieß, man müsse etwas falsches voraussetzen, wie auch die Geometer von der Linie, welche nicht einen Fuß lang ist, annehmen, sie habe diese Länge -; aber es ist ja unmöglich, daß sich dies so verhalte. Denn weder setzen die Geometer etwas falsches voraus (denn jene Annahme ist ja gar nicht in dem Schluß enthalten), noch kann aus dem in diesem Sinne Nichtseienden das Seiende entstehen oder vergehen. Sondern indem das je nach den einzelnen Ableitungen Nichtseiende in so vielfachem Sinne ausgesagt wird, wie es Kategorien gibt, und außer dem noch das falsche und das dem Vermögen nach Seiende als nicht seiend bezeichnet wird: so geht aus dem letzteren das Werden hervor; nämlich aus dem, was nicht wirklich Mensch ist, aber doch dem Vermögen nach Mensch, wird der Mensch, aus dem Nicht-Weißen, das aber dem Vermögen nach weiß ist, das Weiße, und so in ähnlicher Weise, mag nun eines werden oder vieles. (3.) Offenbar richtet sich diese Untersuchung darauf, inwiefern dem von den Wesen ausgesagten Seienden Vielheit zukomme; denn das aus der Erzeugung Hervorgehende sind Zahlen, Längen und Körper. Aber es ist unstatthaft, bei der Frage nach dem Grunde der Vielheit bloß auf das Was einzugehen und nicht auch auf das Qualitative und Quantitative. Denn die unbestimmte Zweiheit oder das Große und Kleine ist doch nicht der Grund davon, daß zweierlei Weißes, oder daß eine Vielheit von Farben oder Feuchtigkeiten oder Figuren existiert; sonst würden ja auch diese Zahlen und Einheiten sein. Aber freilich, wären sie auf dieses eingegan-
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N. 2. 1089b, 3-30.
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8 io ante &ti&loyov om. Alex. II 4 ih ih E n7 fort. µ.{u 8~ II 8 ih Ab: t:ee E II 10 a'Öt:o&viaov fort. Alex. Ji'· 788, 16; equidem nqäit:ov /X,viaov ma1o U 18 o'Öa{a Ab Alex. Bomtz: o"1ala E Bekk.11 20 ovd') Bekk.: o-1/n AbE 11 21 "&Uiov fort. Alex. ß'lt,fru Ab: lt11iuT:o E, lt1fni Bonitz B 26 lnlaiaaiv] fort. lniar:&aecoi;
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Buch XIV Kapitel 2
349
gen, so würden sie die Ursache auch bei jenen, den Wesen, erkannt haben; denn in beiden findet sich dieselbe und analoge Ursache. Denn diese Verirrung ist auch der Grund davon, daß sie, den Gegensatz für das Seiende und das Eine suchend, um aus ihm und diesem die seienden Dinge hervorgehen zu lassen, das Relative und das Ungleiche zugrunde legten, das weder konträr noch kontradiktorisch jenem entgegengesetzt, sondern ein Wesen unter dem Seienden ist wie ebenso das Was und das Qualitative. (4.) Und sie hätten auch danach fragen müssen, wie denn das Relative vieles ist und nicht bloß eines; nun aber fragt man wohl, wie es denn viele Einheiten gibt neben dem ersten Einen, aber nicht weiter danach, wie es vielerlei Ungleiches neben dem ersten Ungleichen gibt. Und doch wenden sie diese Vielheit des Ungleichen an und erwähnen Groß-Klein, Viel-Wenig, woraus die Zahlen, Lang-Kurz, woraus die Körper entstehen sollen, und so erwähnen sie noch mehr Arten des Relativen. Was ist denn nun für dieses Grund der Vielheit? (5.) Man muß also, wie gesagt, für jedes Einzelne das der Möglichkeit nach Seiende voraussetzen. Das aber fügte der Urheber dieser Ansicht noch hinzu, was dasjenige sei, das der Möglichkeit nach ein bestimmtes Etwas und Wesen, an sich aber nicht seiend ist, nämlich daß es das Relative sei (wie wenn er gesagt hätte das Qualitative), das ja ebenfalls weder der Möglichkeit nach das Eine oder das Seiende ist noch die Negation des Einen oder des Seienden, sondern eines von den seienden Dingen. Und noch vielmehr mußte man es, wie gesagt, voraussetzen, wenn er untersucht hätte, wie dem Seienden Vielheit zukomme; er muße nicht bloß das Seiende in derselben Kategorie untersuchen, wie den Wesen oder den Qualitäten, sondern wie dem Seienden überhaupt Vielheit zukomme; denn einiges davon ist Wesen, anderes Affektion, anderes Relatives. (6.) Bei den anderen Kategorien ist nun auch noch eine andere Antwort auf die Frage, wie dem Seienden Vielheit zukomme, möglich, nämlich die: weil es nicht selbständig sei. So gebe es dadurch, daß das Zugrundeliegende vieles werde und sei, eine Vielheit von Qualitativem und Quantitativem. Allein einen gewissen Stoff muß doch jede Gattung haben; nur kann er nicht selbständig abtrennbar von den Wesen sein. Bei den Einzeldingen hingegen ist es einigermaßen fraglich, wie das einzelne Etwas vieles sein kann, wenn es nicht ein gewisses
N. 2. 1089b, 31 -
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1090a, 22.
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86 o-lixo1111 Bonitz in comm., o'6xoii11 "Yulgo, verum Bonitzü scriptura recepta. exspectomus &66' (non 1u~'> -li6a-rog ß 1003a., 7 -rn-eayovO'Vg E II 11 a1111EPEPJixH Ab: avE'tlEp,jxu E vulgo U -raii-ra Ab ß 14 iJ cieE'ovla E ß 16 lvi&. 'fE om. E II 19 oE 6e corruptum, fort. -rag cn vel tbel(l)va 6e 11 20 xal seclusi, possis quoque tra.icere ön xal U22 E'iU.u E II -rrp AbE: -ro Be~k. II 24 &91' EU -ro Gb Alex. et yq. Ca.s., -rrp AbE vulgo II 25 ö.ß' Ab
Buch XIV Kapitel 6
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alles durch dasselbe. Also kann nicht die Reihe des Feuers B C E F, und die Zahl des Wassers zweimal drei sein. (b) Wenn aber notwendig alles an der Zahl teilhaben muß, so muß sich auch notwendig ergeben, daß vieles identisch und die Zahl dieselbe ist für dies und für ein anderes. Ist nun also dies die Ursache und ist dadurch die Sache, oder zeigt sich das nicht? Z. B. gibt es eine Zahl der Sonnenkreise und wieder eine der Mondkreise und so eine Zahl des Lebens und des Alters eines jeden Lebewesens. Was hindert nun, daß einige dieser Zahlen Quadratzahlen sind, andere Kubikzahlen, und teils gleich, teils das Doppelte? Nichts hindert dies, vielmehr ist es notwendig, daß man sich in diesem herumbewege, wenn es ja ihre Ansicht war, daß alles an den Zahlen teilhabe und das Verschiedene unter dieselbe Zahl fallen könne. Daher würde manches, dem dieselbe Zahl zukommt, deshalb, weil es dieselbe Zahlbestimmung hat, einander identisch sein; z. B. Sonne und Mond würden dasselbe sein. Aber inwiefern ist dies Ursache? Sieben sind der Vokale, sieben Saiten bilden die Harmonien, sieben Pleiaden gibt es, mit sieben Jahren wechseln die Lebewesen ihre Zähne (einige nämlich, andere aber nicht), sieben sind der Kämpfer gegen Theben. Ist nun also diese bestimmte Beschaffenheit der Zahl die Ursache davon, daß jener Kämpfer sieben wurden, oder daß die Pleiaden aus sieben Sternen bestehen? Oder rüh1t nicht vielmehr jene Zahl von der Zahl der Tore (Thebens) oder von irgendeiner anderen Ursache her? In diesen aber zählen wir gerade sieben Sterne, wie wir beim Bären zwölf, andere aber mehr Sterne zählen. So nennt man ja auch X Y Z Einklänge, und weil der Einklänge drei sind, darum seien auch dieser drei; daß es aber noch tausend dergleichen geben könnte, darum kümmert man sich nicht; denn es könnte ja für GR ein Zeichen vorhanden sein. Sind sie es aber darum, weil ein jeder von ihnen und kein anderer weiter das Doppelte der übrigen Konsonanten ist (wovon der Grund darin liegt, daß drei Sprachstellen vorhanden sind, und an jeder ein S nachgesetzt wird): so sind deshalb nur drei, aber nicht, weil der Einklänge drei
1093 •
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N. 6. 1093a, 26 -1093b, 20.
nlElovg 029b, 13. 069a, 28. loy1aµ.6s 80 b, 28. loyos opp. 81&vo1a 009a, 20 011a,4, aoyo1le1an11ot012a, 19, a. l~wne1110{ 076a, 28, ö IlemT:0t.yoeo11 loroi: 047 a., 6. 009 a, 3. 051 b, 14. 078 b, 14. 090 b, 2, 81111&µ.e111 µ.ET:et loyov, &11Ev loyov @ 2, loyoi; syn. öe1aµ.os 006b, 2. 028a, 34. oao a, 7 , a. öe1an11611 043 b, 31, loyoi: llOIVOS' 079b, 4, Tj llOt.T:cX 1'011 a. o'6a{Ot. 87 b, 21, -ra ms loyo.- ul'r10t. 070 a, 22. 96 a., 1, Ö AO'/OS' T:TJS ova{0t.i; EtS 98 b, 12. 024 b, 29, µ.ie11 lO,..ov 10. 11. 016 a., 25, t:a lv t:rß a. 015 b, 25. 023 b, 23. 033 a, 2, aoyoi: l11 &e...&µ.oi'i: 85 b' 32. 91b, 13. 17. 19. 93a, 7. OOlb, 30. 053a, 16. 061l>,1. 092b, 14. 31. 018b, 27 1 oi l11 T:OiS a&yo1s 050 b, 35. ao;og 11v11log 071 a., 15. 072 a., 10, lo~oiia.ß'0t.1 073b, 20. Av116qiew11 045 b, 10.
z
Register griechischer Begriffe und Eigennamen
M&yoi 091 b, 10.
µ.cdhjµ.rmx 85b, 24. 92a, 32. 96a, 29. 004a, 9. 026a, 9. 077 b, 18, fi iv .,;oig µ.a-lt. a'1µ.ov1x1) 97b, 2.1. µa.ft71µ.a1:1x1) 026a, 7. 061b,32. 064a, 32, µa.ft71µ.an1ml /-rwn. opp. 11:01711:1xa{ 064 a, 1, µ.a.it. µ.ie11 004 a, 7, .,;& µ.a.ft111utnx& M 2. 3, opp . .,;& ala.ft11.,;a 90 a, 15. 89 b, 32, dist. Eia71 B 6, miueov OVG{ett 042a,11. 069 a, 35, OV XWetGT:a 059 b, 13, 1} T:WV µ.a.ft11µ.a.,;1xiäv t!J.71 059 b, 16. µ.a.it11a1s n:iä, 9. ,;a ip