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German Pages 156 Year 2007
Betriebswirtschaftliche Forschungsergebnisse Band 135
Lieferbeziehungen, Lizenzvereinbarungen und Kaufoptionen als Instrumente zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures
Von Alexander Susanek
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
ALEXANDER SUSANEK
Lieferbeziehungen, Lizenzvereinbarungen und Kaufoptionen als Instrumente zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures
Betriebswir tschaftliche Forschungsergebnisse Begründet von
Professor Dr. Dr. h. c. mult. Erich Kosiol (1899 – 1990) Fortgeführt von dessen Schülerkreis
Herausgegeben von
Professor Dr. Ernst Troßmann Universität Hohenheim
in Gemeinschaft mit
Professor Dr. Oskar Grün Wirtschaftsuniversität Wien
Professor Dr. Wilfried Krüger Justus-Liebig-Universität Gießen
Professor Dr. Hans-Ulrich Küpper Ludwig-Maximilians-Universität München
Professor Dr. Gerhard Schewe Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Professor Dr. Axel von Werder Technische Universität Berlin
Band 135
Lieferbeziehungen, Lizenzvereinbarungen und Kaufoptionen als Instrumente zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures
Von
Alexander Susanek
asdfghjk Duncker & Humblot · Berlin
Die Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München hat diese Arbeit im Jahre 2006 als Dissertation angenommen.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten # 2007 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0523-1027 ISBN 978-3-428-12258-5 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier ∞ entsprechend ISO 9706 *
Internet: http://www.duncker-humblot.de
Geleitwort Mit der Globalisierung erhalten die Märkte in Asien zunehmende Bedeutung. Vielfach können westliche Firmen auf ihren Märkten nur über Joint Ventures Fuß fassen. Damit stellt sich das Problem, wie die Beziehungen zu einheimischen Firmen vertraglich gestaltet und womit die Einflussnahme auf sie ausreichend gesichert werden kann. Mit der Anwendung moderner Ansätze der Vertragstheorie auf diese Problematik beschreitet der Verfasser ein interessantes Neuland. Auf der einen Seite stützt er sich auf einen wichtigen Strang moderner Theorie, auf der anderen Seite betrachtet er eine äußerst aktuelle und praktisch wichtige Fragestellung. Mit seiner Untersuchung kann er zeigen, wie das theoretische Instrumentarium moderner Ökonomik geeignet ist, qualitative Erkenntnisse für die Lösung derartiger Probleme zu bieten. Die an einem Joint Venture beteiligten Unternehmungen sind typischen Gefahren ausgesetzt, mit denen sich die Vertragstheorie befasst. Da sie spezifische Investitionen tätigen, die anderweitig nicht entsprechend verwertbar sind, gelangen sie in eine Hold-up-Situation, die vom Partner ausgenutzt werden könnte. Daraus ergibt sich eine Tendenz der Unterinvestition. Zur Lösung dieser Probleme entwickelt und analysiert der Verfasser die originelle Idee, durch die Herstellung spezieller Lieferbeziehungen effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures zu schaffen. In äußerst präziser, gut nachvollziehbarer Darstellung des formalen vertragstheoretischen Instrumentariums kann er zeigen, dass diese Lösung eine Reihe von Vorteilen aufweist, in vielen Fällen aber noch nicht ausreicht. Deshalb zieht er mit Lizenzvereinbarungen und Kaufoptionen weitere Instrumente heran. Seine Modellanalyse führt zu der Erkenntnis, dass man durch die Kombination von Lieferbeziehungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren bzw. Kaufoptionen effiziente Investitionsanreize setzen kann. Sehr klar wird herausgearbeitet, in welchen Fällen die jeweiligen Kombinationen zweckmäßig sind. In dieser innovativen Schrift wird ein breites Spektrum unterschiedlicher Möglichkeiten untersucht, durch deren Kombination in relevanten Situationen effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures gewährleistet werden können. Mit Ideenreichtum hat der Verfasser Modelle der Vertragstheorie erstmals auf dieses Pro-
VI
Geleitwort
blem angewandt. In überzeugender Weise gelingt ihm die Begründung qualitativer Ergebnisse, welche der Praxis wichtige Hinweise für die Gestaltung von Joint Ventures geben. München, im Frühjahr 2007
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Küpper
Vorwort Joint Ventures stellen eine wichtige Kooperationsform in der Unternehmenspraxis dar, die insbesondere bei der Erschließung neuer Märkte oder der Umsetzung von Innovationen eine bedeutende Rolle spielt. Bei ihrer Gründung müssen die Muttergesellschaften spezifische Investitionen tätigen. Da nicht für alle in der Zukunft möglichen Entwicklungen vertragliche Vereinbarungen getroffen werden können, beruhen Joint Ventures auf unvollständigen Verträgen. Als Konsequenz besteht die Gefahr von Hold-up-Situationen und damit verbundenen Anreizen zur Unterinvestition. Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, wie mit Hilfe von Lieferbeziehungen und Lizenvereinbarungen zwischen den Muttergesellschaften und dem Joint Venture sowie durch Kaufoptionen das Unterinvestitionsproblem überwunden werden kann und welche Bedingungen dabei erfüllt sein müssen. Die Arbeit wurde im Februar 2006 von der Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München als Dissertation angenommen. Großen Dank und Respekt empfinde ich gegenüber meinem Doktorvater Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Küpper, der mich in fachlichen Diskussionen unterstützt und mir bei schwierigen Entscheidungen die richtige Richtung aufgezeigt hat. Er hat es verstanden mich zu den richtigen Zeitpunkten zu fordern und zu fördern und mir gleichzeitig die erforderlichen Freiheiten zu lassen. Herrn Prof. Dr. Bernd Rudolph danke ich für die freundliche Übernahme des Korreferats. Meinen Kollegen am Institut danke ich für die vielfältige Unterstützung in fachlicher Hinsicht aber auch für die offene und freundschaftliche Atmosphäre. Insbesondere gilt mein Dank den Herren Prof. Dr. Gunther Friedl, Prof. Dr. Burkhard Pedell, Dr. Rouven Bergmann sowie Kai Sandner für die Unterstützung bei der Themenfindung und viele hilfreiche fachliche Diskussionen, ohne die die Arbeit in der vorliegenden Form nicht hätte entstehen können. Die Möglichkeit eine Dissertation schreiben zu dürfen verdanke ich vor allem meinen Eltern, die mich während einer langen Ausbildungs- und Studienzeit und nicht zuletzt während der Promotionszeit unterstützt und liebevoll begleitet haben. Von tiefem Herzen danke ich der Person, die alle Höhen und Tiefen während der Promotionszeit am unmittelbarsten zu spüren bekam, mich dabei ertragen und begleitet hat und mit der ich den unvollständigsten aller denkbaren Verträge geschlossen haben: Meiner Frau Eva-Maria. München, im Frühjahr 2007
Alexander Susanek
Inhaltsverzeichnis 1
2
. . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.1 Investitionen in Joint Ventures und das Unterinvestitionsproblem . . . . .
1
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures . . .
4
2.1 Kennzeichnung der Kooperationsform Joint Venture . . . . . . . . . . .
4
2.1.1
Definition und Formen von Joint Ventures . . . . . . . . . . .
4
2.1.2
Motive für die Gründung von Joint Ventures . . . . . . . . . .
6
2.1.3
Phasen im Lebenszyklus eines Joint Ventures . . . . . . . . . .
8
2.2 Kennzeichnung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen . . . . . . . . .
9
2.2.1
Relevante Bestandteile von Joint Venture-Verträgen . . . . . . .
9
2.2.2
Ergänzende Vereinbarungen in Joint Venture-Verträgen . . . . .
11
2.2.3
Unvollständigkeit von Joint Venture-Verträgen . . . . . . . . .
12
2.2.4
Bedeutung und Einflussgrößen der Verhandlungsmacht in Joint Venture-Beziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
13
2.3 Das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures . . . . . . . . . . . . .
15
Problemstellung und Aufbau der Arbeit
2.3.1
Investitionen in Joint Ventures als komplementäre, spezifische Investitionen unter Unsicherheit . . . . . . . . . . . . . . . .
15
Entscheidungsfeld und Zielfunktion bei Investitionsentscheidungen in Joint Ventures . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
18
Das Unterinvestitionsproblem als Folge von Gewinnteilung und der Unvollständigkeit von Verträgen . . . . . . . . . . . . . .
20
2.4 Ausgewählte Ansätze zur Lösung des Hold-up-Problems . . . . . . . . .
23
Überblick über Lösungsansätze des Hold-up-Problems . . . . .
23
2.3.2
2.3.3
2.4.1
X
Inhaltsverzeichnis 2.4.2
Lösung des Hold-up-Problems durch unvollständige Verträge . .
23
2.4.3
Ausgewählte Verträge zur Lösung des Hold-up-Problems bei parallelen Investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25
Ausgewählte Verträge zur Lösung des Hold-up-Problems bei sequentiellen Investitionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28
Lösung des Hold-up-Problems ohne formale Verträge . . . . . .
29
Lieferbeziehungen als Instrument zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
3.1 Kennzeichnung und Einordnung von Lieferbeziehungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
2.4.4
2.4.5 3
3.1.1
Kennzeichnung von Lieferbeziehungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
Einordnung des Modells in die Literatur . . . . . . . . . . . .
35
3.2 Entwicklung eines formalen Modells zur Analyse der Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . .
36
3.2.1
Zeitstruktur und grundlegende Annahmen des Modells . . . . .
36
3.2.2
Modellierung der Lieferbeziehung zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
3.2.3
Gewinnaufteilung ohne und mit Lieferbeziehungen . . . . . . .
40
3.2.4
Das effiziente Investitionsniveau als Bezugspunkt für die Bewertung von Anreizmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . .
44
. . . . . . .
45
Investitionsanreize bei vollständiger Belieferung durch eine Muttergesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
45
Effiziente Investitionsanreize bei vollständiger Belieferung durch Subventionierung . . . . . . . . . .
45
Determinanten des effizienten Preises bei vollständiger Belieferung . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
Investitionsanreize bei Teilbelieferung durch eine Muttergesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
51
Modellierung der Teilbelieferung . . . . . . . . . .
51
3.1.2
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen 3.3.1
3.3.1.1
3.3.1.2
3.3.2
3.3.2.1
Inhaltsverzeichnis 3.3.2.2
Bedingungen für effiziente Investitionsanreize bei Teilbelieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
Determinanten des effizienten Preises bei Teilbelieferung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
58
3.4 Investitionsanreize bei einem Preis oberhalb der Grenzkosten . . . . . . .
59
3.5 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lieferbeziehungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . .
61
Lizenzvereinbarungen als Instrument zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
64
4.1 Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . .
64
4.1.1
Kennzeichnung des Lizenzbegriffs und Arten von Lizenzen . . .
64
4.1.2
Motive für Lizenzvereinbarungen . . . . . . . . . . . . . . .
65
4.1.3
Inhalte von Lizenzverträgen und Kompensationsformen des Lizenzgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
66
Kennzeichnung von Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
Ursachen für das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures mit ergänzenden Lizenzvereinbarungen . . . . . . . . . . . . . .
70
4.2 Modellerweiterung zur Berücksichtigung ergänzender Lizenzvereinbarungen in Joint Ventures mit stückbezogenen Lizenzgebühren . . . . . . . .
71
3.3.2.3
4
XI
4.1.4
4.1.5
4.2.1
Modellierung von Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
71
Gewinnaufteilung bei Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
72
Investitionsanreize bei Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
73
4.3 Modellerweiterung zur Berücksichtigung ergänzender Lizenzvereinbarungen in Joint Ventures mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren . . . . . . .
77
4.2.2
4.2.3
4.3.1
4.3.2
Modellierung von Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
77
Wirkung umsatzbezogener Lizenzgebühren auf die Investitionsanreize des Vertriebsunternehmens . . . . . . . . . . . . . . .
79
XII
Inhaltsverzeichnis 4.3.3
5
Wirkung umsatzbezogener Lizenzgebühren auf die Investitionsanreize des Lizenzgebers . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
80
4.3.4
Determinanten der effizienten Lizenzrate . . . . . . . . . . . .
84
4.3.5
Beschränkung der Lizenzgebühr auf einen Teil des Umsatzes . .
87
4.4 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . .
87
Kaufoptionen als Instrument zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
90
. . . . . . . . . . . . .
90
5.1.1
Vollständige Übernahme des Joint Ventures als Realoption . . .
90
5.1.2
Kaufoptionen in Joint Venture-Verträgen . . . . . . . . . . . .
93
. . . . . . . . . .
94
5.2.1
Modellierung der Entscheidungssituation als dynamisches Spiel .
94
5.2.2
Einordnung der Modellierung von Kaufoptionen in die Literatur .
97
5.3 Investitionsanreize durch Kaufoptionen ohne ergänzende Vereinbarungen .
99
5.1 Bedeutung von Kaufoptionen in Joint Ventures
5.2 Abbildung der Kaufoption in einem formalen Modell
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.4.1
Lösung des spieltheoretischen Modells . . . . . . . . . . . . . 100
5.4.2
Effizienzte Investitionsanreize bei sachlich gestaffelten Investitionsalternativen von Unternehmen B . . . . . . . . . . . . . 106
5.4.3
Effizienzte Investitionsanreize bei zeitlich gestaffelter Investition von Unternehmen A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
5.4.4
Investitionsanreize bei Kaufoption für Unternehmen B . . . . . 112
5.5 Investitionsanreize durch Kaufoptionen in Joint Ventures mit Lizenzbeziehungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.6 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Kaufoptionen in Joint VentureVerträgen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 6
Einordnung der Ergebnisse und weiterer Forschungsbedarf
. . . . . . . 117
6.1 Robustheit der Ergebnisse und Möglichkeiten der Modellerweiterung . . . 117 6.2 Konsequenzen für die Gestaltung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen . 119 6.3 Ansätze für künftige Forschungsarbeiten
. . . . . . . . . . . . . . . . 120
Inhaltsverzeichnis A
XIII
Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 A.1 Beweis zu Lemma 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 A.2 Beweis zu Proposition 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 A.3 Beweis zu Lemma 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 A.4 Vergleich der Preisschwellen aus Abschnitt 5.4.1
. . . . . . . . . . . . 129
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abb. 1:
Aufbau der Dissertation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
Abb. 2:
Zeitstruktur der Joint Venture-Vertragsbeziehung . . . . . . . . . . . .
38
Abb. 3:
Darstellung der Leistungs- und Zahlungsströme zwischen den Muttergesellschaften und dem Joint Venture . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
Abb. 4:
Abhängigkeit des effizienten Preises von λ . . . . . . . . . . . . . . .
50
Abb. 5:
Verschiebung der Reaktionskurven durch eine Lieferbeziehung mit p < c1 57
Abb. 6:
Abhängigkeit des effizienten Preises von β . . . . . . . . . . . . . . .
59
Abb. 7:
Abhängigkeit des Investitionsanreizes von der Lizenzrate r für verschiedene Werte von λ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
83
Abb. 8:
Abhängigkeit der effizienten Lizenzrate von λ . . . . . . . . . . . . .
85
Abb. 9:
Abhängigkeit der effizienten Lizenzrate von μ . . . . . . . . . . . . .
86
Abb. 10:
Arten von Realoptionen in Joint Ventures . . . . . . . . . . . . . . .
92
Abb. 11:
Zeitstruktur der Joint Venture-Vertragsbeziehung mit Kaufoption . . . .
95
Abb. 12:
Darstellung der Entscheidungssituation als Spiel in extensiver Form . . .
96
Abb. 13:
Gewinnfunktionen der Unternehmen A und B in Abhängigkeit der Investitionsniveaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Abb. 14:
Gewinnfunktionen der Unternehmen A und B bei diskreten Investitionsalternativen von Unternehmen B . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108
Abb. 15:
Gewinnfunktionen der Unternehmen A und B bei zeitlich gestaffelter Investition von Unternehmen A . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Tabelle 1: Erwartungswerte der Gewinne in Abhängigkeit der Optionsausübung . . 100 Tabelle 2: Reduziertes Spiel in Normalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
1 Problemstellung und Aufbau der Arbeit 1.1 Investitionen in Joint Ventures und das Unterinvestitionsproblem Für die Erschließung neuer Märkte und Geschäftsfelder wählen Unternehmen häufig die Form eines Joint Ventures. Dabei handelt es sich um Gesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit, die zwei oder mehrere unabhängige Partnerunternehmen als Eigentümer haben, wobei sich mindestens zwei dieser Unternehmen aktiv an der Führung des Joint Ventures beteiligen.1 Motive für die Wahl der Kooperationsform Joint Venture sind der Zugang zu Technologien, die Erzielung von Skaleneffekten, Risikoreduktion sowie wettbewerbsstrategische Überlegungen.2 Bei der Gründung eines Joint Ventures müssen die Muttergesellschaften Investitionen tätigen,3 welche die Grundlage für den Betrieb des Gemeinschaftsunternehmens4 schaffen. Dabei handelt es sich häufig um spezifische Investitionen, die außerhalb des Joint Ventures nicht oder nur in geringerem Umfang genutzt werden können. Beispiele hierfür sind Entwicklungsausgaben für die Anpassung von Produkten und Prozessen an die Anforderungen des Kooperationspartners, die Planung und Implementierung spezialisierter Produktionsanlagen oder markenspezifische Investitionen, wenn die Nutzung der Markenrechte an die Kooperation gebunden ist. Die Gründung von Joint Ventures erfolgt häufig unter unsicheren und dynamischen Rahmenbedingungen. Deshalb ist es für die Partner schwierig, alle relevanten zukünftigen Entwicklungen vorherzusehen und vertraglich zu regeln.5 Hinzu kommt, dass die Höhe von Investitionen und die Realisation des Umweltzustands 1
Vgl. Jansen (2000), S. 102. Vgl. Kabst (2000), S. 2f sowie Göx (1999), S. 153. Für einen ausführlichen Überblick über empirische Studien der Motive für Joint Ventures vgl. Kogut (1988). 3 Allein in den Auf- und Ausbau von Joint Ventures der Automobilindustrie in China investierten Volkswagen ca. 6 Mrd. Euro, Nissan ca. zwei Mrd. US-Dollar und BMW 225 Mio. Euro vgl. Wirtschaftswoche (2003), S. 85f. 4 Die Begriffe Joint Venture und Gemeinschaftsunternehmen werden synonym verwendet. 5 Vgl. Beamish/Inkpen (1995), S. 27. 2
2
1 Problemstellung und Aufbau der Arbeit
häufig nicht durch Gerichte verifizierbar sind und damit nicht Gegenstand eines Vertrags werden können. Der Abschluss vollständiger Verträge ist folglich nicht möglich. Die Parteien legen ihrer Beziehung daher einen unvollständigen Vertrag zugrunde, der bei Bedarf nachverhandelt wird. Die Spezifität der Investitionen führt in Verbindung mit der Unvollständigkeit von Verträgen zu der Gefahr von Hold-up.6 Diese sowie die vertraglich vereinbarte Aufteilung des Joint VentureGewinns führen zu einer Verzerrung der Investitionsanreize und in der Folge zu Unterinvestitionen. Damit stellt sich die Frage, durch welche Mechanismen und Vertragsgestaltungen das Unterinvestitionsproblem gelöst werden kann.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit In der vorliegenden Dissertation wird mit Hilfe eines formalen Modells untersucht, unter welchen Bedingungen sich durch Liefer- und Lizenzbeziehungen zwischen einer Muttergesellschaft und dem Joint Venture sowie vertraglich vereinbarte Kaufoptionen effiziente Investitionsanreize erzielen lassen. Mit der Betrachtung von Liefer- und Lizenzbeziehungen sowie Kaufoptionen als Instrumente zur Beeinflussung der Investitionsanreize wird ein relevanter, in der Literatur bisher kaum beachteter Gestaltungsaspekt der Kooperationsform Joint Venture aufgegriffen. In formaler Hinsicht besteht der innovative Beitrag darin, dass mit der Gewinnteilung im Joint Venture und der Handelsbeziehung gleichzeitig zwei Ursachen für das Unterinvestitionsproblem bestehen und die resultierenden Wirkungen auf die Investitionsanreize sowie geeignete Lösungsansätze aufgezeigt werden. In Kapitel 2 werden zunächst die Determinanten der Investitionsentscheidung in Joint Ventures sowie die Ursachen für das Unterinvestitionsproblem ausführlich herausgearbeitet und durch empirische Befunde untermauert. Ferner werden ausgewählte vertragstheoretische Lösungsansätze für das Hold-up-Problem diskutiert, die für die Einordnung der hier abgeleiteten Ergebnisse relevant sind. Die weitere Struktur der Arbeit orientiert sich an den verschiedenen Erlösarten, die sich aus dem Joint Venture-Vertrag und den ergänzenden Liefer- und Lizenzvereinbarungen ergeben (vgl. Abbildung 1). In Kapitel 3 wird ein formales Modell entwickelt, mit Hilfe dessen die Wirkungen auf die Investitionsanreize bei Komplett- und Teilbelieferung durch eine Muttergesellschaft für beide Joint Venture-Partner analysiert werden. In Kapitel 4 werden ergänzende Verträge zwischen dem Joint Venture und einer Muttergesellschaft betrachtet, die für die Bereitstellung bzw. die Nutzungserlaubnis einer Technologie die Zahlung einer Li6
Vgl. für die Kennzeichnung des Hold-up-Problems Abschnitt 2.3.3.
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
3
Kapitel 2: Kennzeichnung von Investitionen in Joint Ventures
Joint Venture-Vertrag
Erlösarten
Dividenden
Gestaltungsparameter
•Eigenkapitalanteil
Erlöse aus Lieferungen •Lieferumfang •Lieferpreis •Fixe Zahlung Kapitel 3
Lizenzerlöse
Verkaufserlös
•Bezugsgröße •Lizenzrate •Fixe Zahlung
•Verkaufspreis •VerkaufsZeitpunkt
Kapitel 4
Kapitel 5
Investitionsanreize
Kapitel 6: Einordnung der Ergebnisse und weiterer Forschungsbedarf
Abbildung 1: Aufbau der Dissertation
zenzgebühr an eine Muttergesellschaft vorsehen. Sowohl durch Lieferbeziehungen als auch durch Lizenzverträge gelingt es, abgesehen von Spezialfällen, nur für einen Joint Venture-Partner effiziente Investitionsanreize zu setzen. In Kapitel 5 wird gezeigt, unter welchen Bedingungen die Kombination von Liefer- oder Lizenzvereinbarungen mit Kaufoptionen zu bilateral effizienten Investitionsanreizen führen kann. In Kapitel 6 erfolgt die Einordnung der Ergebnisse, wobei insbesondere die Konsequenzen für die Gestaltung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen beleuchtet und Ansatzpunkte für weitere Forschungsarbeiten aufgezeigt werden.
2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures 2.1 Kennzeichnung der Kooperationsform Joint Venture 2.1.1 Definition und Formen von Joint Ventures Joint Ventures stellen eine Form von Unternehmenskooperationen dar. Hinsichtlich ihrer Ausprägung ist vor allem zwischen Equity Joint Ventures und NonEquity Joint Ventures, zwischen nationalen und internationalen Joint Ventures sowie zwischen bilateralten Joint Ventures und solchen mit mehr als zwei Muttergesellschaften zu unterscheiden. Equity Joint Ventures sind Gesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit, die zwei oder mehrere unabhängige Partnerunternehmen als Eigentümer haben, wobei sich mindestens zwei dieser Unternehmen aktiv an der Führung des Joint Ventures beteiligen.1 Die Muttergesellschaften bringen sich durch finanzielle Investitionen und die Bereitstellung von Ressourcen in das Joint Venture ein.2 Equity Joint Ventures entsprechen im deutschen Sprachgebrauch dem Gemeinschaftsunternehmen. Im Gegensatz dazu sind Non-Equity oder Contractual Joint Ventures eine Kooperationsform, bei der die Kooperationspartner keine rechtlich selbständige Gesellschaft bilden.3 Die Rechte und Pflichten der Partner während der Kooperation werden in einem Vertrag festgelegt, ohne dass eine Verbindung über Eigenkapital hergestellt wird. Ein wichtiges Abgrenzungskriterium des Contractual Joint Ventures zu anderen Kooperationsformen wie Beratungs- oder Managementverträgen ist die Verlustteilung zwischen den Partnern.4 Joint Ventures werden vielfach für die internationale Zusammenarbeit zwischen Muttergesellschaften aus unterschiedlichen Herkunftsländern gegründet. 1 Vgl. Jansen (2000), S. 102. Eine ausführliche Diskussion zum Begriff des Joint Ventures findet sich bei Kabst (2000), S. 7ff. 2 Vgl. Yan/Luo (2001), S. 3. 3 Vgl. Vornhusen (1994), S. 36. 4 Vgl. Oesterle (1993), S. 45f.
2.1 Kennzeichnung der Kooperationsform Joint Venture
5
Dabei handelt es sich häufig um Kooperationen zwischen einem multinationalen Konzern und einem lokalen Partner. Internationale Joint Ventures weisen aufgrund der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Regel eine besondere Komplexität auf. Diese resultiert zum einen aus den unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in den verschiedenen Ländern, etwa bezüglich des Gesellschaftsrechts oder der Rechnungslegungs- und Besteuerungsvorschriften.5 Darüber hinaus können aufgrund gesetzlicher Bestimmungen die Gestaltungsmöglichkeiten der Joint Venture-Beziehung eingeschränkt sein. Zum anderen kann der Einfluss unterschiedlicher Kulturen die Zusammenarbeit erschweren.6 Zusätzliche Schwierigkeiten können sich ergeben, wenn die Muttergesellschaften über unterschiedliche Rechtsauffassungen verfügen. Bei Streitigkeiten, die vor Gericht geklärt werden müssen, ist es unter Umständen erforderlich, zunächst die Zuständigkeit des einen oder anderen Landes zu klären. Die Durchsetzbarkeit vertraglicher bzw. rechtlicher Ansprüche kann dabei in einigen Ländern aufgrund eines nicht ausreichend entwickelten Rechtssystems nicht sichergestellt werden. Für die Absicherung der Verträge sind dann außergerichtliche Instrumente erforderlich. Joint Ventures können sich prinzipiell im Eigentum mehrerer Muttergesellschaften befinden. Es ist davon auszugehen, dass die Komplexität der Steuerung mit der Anzahl der Kooperationspartner ansteigt. Die überwiegende Mehrheit stellen in der Praxis jedoch bilaterale Joint Ventures dar, also solche mit genau zwei Muttergesellschaften.7 Aufgrund der empirischen Relevanz wird im Rahmen dieser Arbeit die Betrachtung weitgehend auf bilaterale Joint Ventures beschränkt. Die Formen8 von Joint Ventures können auch anhand des verfolgten Zwecks bzw. der Kombinationen der eingebrachten Kompetenzen und Ressourcen differenziert werden.9 So unterscheidet Hermann (1989) zwischen Markt-/Technologie-, Komplementär-Technologie-, Vertriebs-, Konzentrations-, FuE- sowie Versorgungs-Joint Ventures. Im Vordergrund der Analyse in den Kapiteln 3 bis 5 sollen dabei das Vertriebs-Joint Venture sowie das Markt-/Technologie-Joint Venture stehen, bei denen ein Partner über den Zugang zu einem Absatzmarkt verfügt 5
Vgl. Yan/Luo (2001), S. 6. Die spezifischen Rahmenbedingungen für Joint Ventures wurden von verschiedenen Autoren für bestimmte Regionen untersucht (vgl. hierzu z.B. Trommsdorff/Wilpert (1991) für deutsch-chinesische Joint Ventures, Oesterle (1993) für Joint Ventures in Russland sowie Zentes (1992) für Ost-West Joint Ventures). 6 Vgl. hierzu beispielsweise für Joint Ventures in der Volksrepublik China Trommsdorff/Wilpert (1991), S. 12ff sowie allgemein Hofstede (1993) und Hofstede (1997). 7 Vgl. z.B. Oesterle (1993), S. 61. 8 Die gewählte Typisierung sollte sich immer an dem Zweck der Untersuchung orientieren. Entsprechend liegen verschiedene Typisierungen von Joint Ventures vor. Für eine Typisierung zur Beurteilung des Risikos eines späteren Verkaufs der eigenen Anteile vgl. Bleeke/Ernst (1995), S. 100ff. 9 Vgl. hierzu und im Folgenden Hermann (1989), S. 43ff.
6
2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
und der andere Partner spezifische Fähigkeiten bezüglich der Produktion in das Gemeinschaftsunternehmen einbringt. Diese Form wird im Folgenden auch als Produktions-Vertriebs-Joint Venture bezeichnet.
2.1.2 Motive für die Gründung von Joint Ventures Ein wesentliches Motiv10 für die Gründung eines Joint Ventures ist die Zusammenführung komplementärer Ressourcen und Fähigkeiten. Dadurch werden Möglichkeiten der Gewinnerzielung erschlossen, die keiner der Partner für sich alleine realisieren könnte.11 Internationale Joint Ventures zielen häufig auf die Erschließung lokaler Absatzmärkte.12 Dieses Motiv steht besonders dann im Vordergrund, wenn spezifische Kenntnisse über das Konsumentenverhalten und geeignete Marketingstrategien bezüglich der betreffenden Absatzregion fehlen oder der Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes vermieden werden soll. Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen stellt ein Joint Venture dabei teilweise die einzige Möglichkeit dar, den Markteintritt in einem Land zu realisieren. So war beispielsweise in der Volksrepublik China der Markteintritt in vielen Bereichen nur in der Form eines EquityJoint Ventures möglich.13 Für die Erschließung neuer Absatzmärkte werden häufig Produktions-Vertriebs-Joint Ventures gegründet. Das lokale Partnerunternehmen soll spezifische Kenntnisse der wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen, evtl. vorhandene Vertriebsinfrastrukturen sowie Know-how bezüglich des Umgangs mit den örtlichen Behörden und Entscheidungsträgern einbringen. Dagegen verfügt der internationale Partner über produkt- oder produktionsbezogenes technologisches Know-how, Management-Know-how oder einen bekannten Markennamen. Während in Entwicklungs- und Schwellenländern vor allem gesetzliche Regelungen als Grund für die Wahl der Kooperationsform Joint Venture bedeutsam sind, steht in Industrienationen die Verknüpfung komplementärer Ressourcen und Fähigkeiten im Vordergrund.14 10
Für eine Diskussion der Motive für die Gründung von Joint Ventures aus einer Transaktionskosten-orientierten Sicht vgl. Caves (1996), S. 74 ff. 11 Vgl. Yan/Luo (2001), S. 9. 12 Vgl. Engelhardt/Seibert (1981), S. 429f. 13 Vgl. z.B. Lee (2001), S. 19f. 14 Vgl. Beamish (1985), S. 13f.
2.1 Kennzeichnung der Kooperationsform Joint Venture
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Eine weitere Zielsetzung für die Beteiligung an einem Joint Venture kann die Erweiterung eigener Kompetenzen durch Lernen vom beteiligten Partner sein.15 Die gemeinsame Produktion bzw. Geschäftstätigkeit im Joint Venture bietet eine geeignete Plattform, um spezifische Fähigkeiten des Partners zu verstehen und für das eigene Unternehmen nutzbar zu machen. Die oben beschriebenen gesetzlichen Regelungen, welche die Gründung eines Joint Ventures für den Markteintritt in ein Land vorschreiben, sind auf staatlicher Ebene in der Regel durch die Zielsetzung eines solchen Know-how-Transfers motiviert. Damit soll die Konkurrenzfähigkeit der nationalen – Wirtschaft insbesondere in Entwicklungsländern – gestärkt werden.16 Die Entscheidung für die Kooperationsform Joint Venture kann auch durch den Wunsch nach einer Risikoverringerung verursacht werden. Dieses Motiv besteht insbesondere bei Projekten mit sehr hohem Investitionsbedarf und hohem Risiko oder in Märkten mit hoher Unsicherheit hinsichtlich der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen.17 Weitere Gründe für die Bildung von Joint Ventures sind die Erzielung von Skaleneffekten, die Nutzung von Steuer- oder Zollvergünstigungen18 sowie wettbewerbsstrategische Überlegungen.19 Die Entscheidung für die Beteiligung an einem Joint Venture ist in der Regel durch ein Bündel aus mehreren der oben beschriebenen Motive begründet. Die Motive bestehen dabei teilweise nur temporär. Beispielsweise können Strategiewechsel der Muttergesellschaften oder Veränderungen der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen des Heimatlands des Joint Ventures das Interesse eines Partners an der Fortführung reduzieren oder aufheben. Steht für einen Partner der Aspekt des Lernens im Vordergrund, entfällt seine Motivation zur Kooperation, sobald er die beabsichtigten Fähigkeiten erworben hat.20 Ebenso müssen die Zielsetzungen der Partnerunternehmen bei der Gründung eines Joint Ventures nicht übereinstimmen. Diese Zielkonflikte sind einer der wesentlichen Gründe für die hohen Instabilitätsraten, die bei Joint Ventures zu beobachten sind.21 Bei den Motiven spielen auch die wirtschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen der Muttergesellschaften eine wesentliche Rolle. Entsprechend liegen 15
Vgl. Beamish/Inkpen (1995), S. 26; Kogut (1988), S. 323; Hamel/Doz/Prahalad (1989), S. 134. Beispielsweise verfolgt die chinesische Industriepolitik für den Automobilsektor ausdrücklich das Ziel des Technologietransfers für den Aufbau einer eigenständigen chinesischen Automobilindustrie (vgl. Lee (2001), S. 21). 17 Vgl. Yan/Luo (2001), S. 8. 18 Vgl. Jansen (2000), S. 104. 19 Vgl. hierzu Göx (1999) sowie insbesondere Kogut (1989). 20 Vgl. Engelhardt/Seibert (1981), S. 432. 21 Vgl. Abschnitt 2.3.1. 16
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
zahlreiche länderspezifische empirische Untersuchungen bezüglich der Verbreitung und der Motivation für die Gründung von Joint Ventures vor.22
2.1.3 Phasen im Lebenszyklus eines Joint Ventures Der Lebenszyklus eines Joint Ventures besteht aus den Phasen Gründung, Betrieb und Beendigung. Die wesentlichen Schritte bei der Gründung bestehen in der Definition der Zielsetzung und Strategie, der Partnerwahl sowie der Gestaltung des Joint Venture-Vertrags.23 Die Auswahl des richtigen Partners besitzt entscheidende Bedeutung für den Erfolg der Kooperation. Bei der Partnerwahl sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass die Zielsetzungen des Partners bekannt und mit den eigenen Zielen vereinbar sind. Darüber hinaus sollte der Partner über die gesuchten Fähigkeiten, ausreichende Finanzkraft sowie evtl. Erfahrungen mit Joint Ventures verfügen, und die Unternehmenskulturen sollten miteinander vereinbar sein.24 Wenn der richtige Partner für das Joint Venture gefunden ist, kommt es zu Verhandlungen und schließlich zur Unterzeichnung des Joint Venture-Vertrags.25 Nach der Vertragsunterzeichnung tätigen die Muttergesellschaften Investitionen,26 die für die Aufnahme des Betriebs erforderlich sind. Dazu gehören beispielsweise der Ankauf von Grundstücken, die Errichtung von Produktions- oder Verwaltungsgebäuden, die Beschaffung und Installation von Produktionsanlagen, die Einrichtung von Verkaufsstellen sowie die Einstellung bzw. Entsendung der benötigten Mitarbeiter. In der Betriebsphase führt das Joint Venture seine Geschäftstätigkeit aus. Gemäß den Bestimmungen des Joint Venture-Vertrags nehmen die Muttergesellschaften auf die operative Steuerung der Aktivitäten Einfluss. Die erzielten Gewinne werden entsprechend den Vertragsvereinbarungen auf die Muttergesellschaften aufgeteilt.27 22 Für einen Überblick über Untersuchungen zu länderspezifischen Motiven der Joint VentureGründung siehe Caves (1996), S. 78. 23 Vgl. z.B. Jansen (2000), S. 110. 24 Vgl. hierzu Triantis (1999), S. 106ff; Yan/Luo (2001), S. 19ff. Zu den Erfolgsfaktoren in der Gründungsphase vgl. auch Bamford/Ernst/Fubini (2004). 25 Vgl. zu den wesentlichen Bestandteilen des Joint Venture-Vertrags Abschnitt 2.2.4. 26 Eine ausführliche Kennzeichnung der Investitionen in Joint Ventures erfolgt in Abschnitt 2.3. 27 Da die Betriebsphase im Rahmen der vorliegenden Analyse keine wesentliche Rolle spielt, wird hier nicht ausführlich darauf eingegangen. Zu Fragen der Steuerung von Joint Ventures vgl. Geringer/ Hebert (1989), Yan/Gray (1994), Eisele (1995) sowie Kumar/Seth (1998). Für eine Übersicht über Studien zur Steuerung und Kontrolle internationaler Joint Ventures siehe Kabst (2000), S. 39ff.
2.2 Kennzeichnung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen
9
Im Laufe der Joint Venture-Beziehung kann es bei einem oder bei beiden Partnern zum Wunsch nach einer Veränderung der Beziehung kommen. Diese kann in der Beendigung oder der Neu-Konfiguration der Partnerschaft bestehen. Mögliche Gründe für die angestrebten Veränderungen sind unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten zwischen den Partnern bezüglich der strategischen Ausrichtung und der operativen Umsetzung der Strategie, Strategiewechsel der Muttergesellschaften, Unzufriedenheit mit den Ergebnissen des Joint Ventures, NichtErfüllung der Verpflichtungen eines Partners sowie die Erfüllung der Zielsetzung mindestens eines Partners, sodass die Fortführung des Gemeinschaftsunternehmens aus seiner Sicht nicht mehr erforderlich ist.28 Ein weiterer wichtiger Grund für die Neu-Konfiguration der Joint Venture-Beziehung kann eine Veränderung der Verteilung der Verhandlungsmacht zwischen den Partnern sein.29 Die Beendigung einer Joint Venture-Beziehung kann auf drei Arten erfolgen:30 Übernahme durch eine der Muttergesellschaften, Auflösung oder Verkauf an eine dritte Partei sowie Austausch einzelner Muttergesellschaften. Die Übernahme durch einen der Partner stellt die häufigste Form der Beendigung eines Joint Ventures dar.31 Die Bedingungen und Modalitäten einer Beendigung bzw. Neu-Konfiguration der Joint Venture-Beziehung sollten bereits im Joint VentureVertrag geregelt werden. Dazu wird im Joint Venture-Vertrag in der Regel ein Vorkaufsrecht bzw. eine Option auf die Übernahme des Joint Ventures durch eine der Muttergesellschaften vereinbart,32 wobei auch der Preis für die Übernahme bzw. das Verfahren der Kaufpreisbildung festgelegt werden.33
2.2 Kennzeichnung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen 2.2.1 Relevante Bestandteile von Joint Venture-Verträgen Da der Joint Venture-Vertrag die Grundlage für die Zusammenarbeit bildet, kommt ihm eine hohe Bedeutung zu. Ein wesentlicher Parameter für die Gestaltung der Joint Venture-Beziehung ist die Eigentumsstruktur bzw. das Beteiligungs28
Vgl. hierzu Yan/Luo (2001), S. 274ff. Vgl. hierzu Abschnitt 2.2.4. 30 Vgl. hierzu und im Folgenden Hennessy (1988), S. 68. 31 Bleeke/Ernst (1991) haben in einer Untersuchung von 18 beendeten Joint Ventures festgestellt, dass in über 75 Prozent der Fälle das Joint Venture von einer der Muttergesellschaften übernommen wurde (vgl. Bleeke/Ernst (1991), S. 133). Vgl. dazu auch Hennart/Kim/Zeng (1998), S. 391. 32 Vgl. Bleicher/Hermann (1991), S. 44. 33 Vgl. hierzu Kapitel 5, insbesondere Abschnitt 5.1.2. 29
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
oder Kapitalverhältnis.34 An ihm orientieren sich in der Regel die Dividendenansprüche der Muttergesellschaften sowie die Repräsentanz in den Entscheidungsgremien des Joint Ventures. Die Eigentumsstruktur ist im Allgemeinen als das Verhältnis des eingebrachten Eigenkapitals der beteiligten Muttergesellschaften definiert.35 Die tatsächliche Möglichkeit der Einflussnahme sowie die Dividendenansprüche der Muttergesellschaften werden sich an der Eigentumsstruktur orientieren, können aber auch durch andere Einflüsse wie das eingebrachte Knowhow, bereitgestellte Technologien oder die Stellung der Muttergesellschaften im Markt beeinflusst werden36 und damit teilweise erheblich von dem Beteiligungsverhältnis abweichen. Bezüglich der Wahl des Eigenkapitalverhältnisses bestehen in der Literatur unterschiedliche Erklärungsansätze. Blodgett (1991) zeigt in einer empirischen Untersuchung von 279 Joint Venutres, dass die Eigentumsstruktur von den Kombinationen der eingebrachten Ressourcen abhängt.37 Als Typen von Ressourcen wurden dabei „Technologie“, „Kenntnis des lokalen Marktes bzw. MarketingKnow-how“ sowie „Erfüllung von Vorgaben der lokalen Regierung“ und deren Kombinationen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Partner, der technologische Ressourcen in das Joint Venture einbringt, tendenziell eine Mehrheitsbeteiligung am Joint Venture hält. Dies gilt vor allem dann, wenn der wesentliche Beitrag des lokalen Partners in der Bereitstellung von Absatzkanälen oder lokalem Markt-Know-how besteht. Demgegenüber scheinen die lokalen Partner eine stärkere Position zu besitzen, wenn ihre Beteiligung aufgrund gesetzlicher Bestimmungen erforderlich ist. Die identifizierten Ressourcen-Kombinationen haben auch einen Einfluss auf die Entwicklung des Joint Ventures. Während sich im Fall der Technologie-Marketing-Kombination die Eigentumsstruktur tendenziell zugunsten des Technologie-Partners verschiebt, ist bei Technologie-RegierungsJoint Ventures eine Verschiebung zugunsten des lokalen Partners feststellbar. Anders als Blodgett (1991) sehen Yan/Gray (1994) die Eigentumsstruktur losgelöst von der Bedeutung der eingebrachten Ressourcen und Kompetenzen.38 Die Partner zielen nach diesem Erklärungsansatz nicht nach einem möglichst großen Anteil am Joint Venture, sondern entscheiden sich bewusst für eine ausgeglichene Eigentumsstruktur, auch wenn diese die Bedeutung der eingebrachten Ressourcen nicht widerspiegelt. Folgerichtig argumentieren sie, dass die Verteilung der Rechte und Pflichten zwischen den Joint Venture-Partnern nicht alleine aus 34 35 36 37 38
Vgl. Bleicher/Hermann (1991), S. 22. Vgl. Yan/Luo (2001), S. 71. Vgl. Weder (1989), S. 39. Vgl. hierzu und zum Folgenden Blodgett (1991), S. 75f. Vgl. hierzu und im Folgenden Yan/Gray (1994), S. 1508f.
2.2 Kennzeichnung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen
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der Eigentumsstruktur abgeleitet werden kann, sondern wesentlich durch die Verhandlungsmacht bestimmt wird. Diese Sichtweise stützt die in dieser Arbeit gewählte Modellierung, bei der die Gewinne der Muttergesellschaften sowohl durch die Eigentumsstruktur als auch durch die Verhandlungsmacht beeinflusst werden. Im Joint Venture-Vertrag werden auch die Beiträge der Muttergesellschaften für das Gemeinschaftsunternehmen festgelegt. Diese umfassen sowohl finanzielle Verpflichtungen wie die Bereitstellung von Kapital und Investitionsmitteln als auch Leistungen wie die Bereitstellung von Maschinen, Technologien, Personal oder Marken- und Patentrechte.39 Dabei können auch die Verantwortlichkeiten für einzelne Funktionen wie Produktion und Vertrieb den einzelnen Muttergesellschaften zugeordnet werden. Neben den bisher diskutierten, für die folgende modelltheoretische Untersuchung besonders relevanten Aspekten enthalten Joint Venture-Verträge unter anderem Angaben zu Namen und Sitz des Unternehmens, Zusammensetzung der Führungsgremien, Dauer des Bestehens, Bestimmungen zur Rechnungslegung, zum Umgang mit einseitigen Vertragsbrüchen sowie zur Beendigung der Zusammenarbeit.40
2.2.2 Ergänzende Vereinbarungen in Joint Venture-Verträgen Zwischen den Muttergesellschaften und dem Joint Venture kann der Austausch von Waren, Dienstleistungen und Informationen erfolgen.41 Die Bedingungen dieses Leistungsaustausches zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture werden in ergänzenden Vereinbarungen festgelegt. Die Muttergesellschaften erzielen dadurch neben ihrem Anteil am Gewinn des Joint Ventures (Dividende) zusätzliche Erlöse z.B. durch Lieferbeziehungen zu dem Joint Venture oder durch die Erhebung von Management- oder Lizenzgebühren.42 Ebenso kann die Belieferung einer Muttergesellschaft mit Produkten des Joint Ventures vereinbart werden.43 Die Beziehung zwischen dem Joint Venture und den Muttergesellschaften wird dann aus einem Bündel aus dem Joint Venture-Vertrag und den ergänzenden Vereinbarungen geregelt. 39
Vgl. Yan/Luo (2001), S. 57f. Vgl. für eine Übersicht über die Bestandteile von Joint Venture-Verträgen Goldenberg (1990), S. 87ff sowie Yan/Luo (2001), S. 57ff. 41 Vgl. z.B. Engelhardt/Seibert (1981), S. 430 sowie Bleicher/Hermann (1991), S. 36. 42 Vgl. Geringer/Hebert (1991), S. 250f sowie Contractor (1985), S. 23f. 43 Vgl. Engelhardt/Seibert (1981), S. 433. 40
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
In den ergänzenden Verträgen werden die durch sie abgedeckten Leistungen hinsichtlich Art und Umfang, Höhe und Struktur der Preise bzw. Lizenzgebühren sowie Festlegung des Verfahrens und der Entscheidungsrechte der Mengenwahl spezifiziert. In Lieferverträgen wird in der Regel auch festgelegt, ob es sich um eine exklusive Lieferbeziehung handelt oder ob das Joint Venture auch alternative Bezugsquellen verwenden darf. Eine ausführliche Kennzeichnung der in dieser Arbeit betrachteten Liefer- und Lizenzverträge erfolgt in den Abschnitten 3.1.1 und 4.1.4. Kogut (1989) beschreibt in seiner Untersuchung von 92 Joint Ventures einen stabilisierenden Effekt von außerhalb des Joint Ventures liegenden Beziehungen zwischen den Muttergesellschaften.44 Durch die Einbettung der Joint VentureBeziehung in andere Formen der Zusammenarbeit besteht die Möglichkeit, durch reziprokes Verhalten nicht kooperatives Verhalten des Partners an anderer Stelle zu vergelten.45 Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass ergänzende Vereinbarungen zwischen den Joint Venture-Partnern ein interessantes Instrument zur Stabilisierung der Partnerschaft sein können und mit positiven Wirkungen auf die Investitionsanreize verbunden sind. 2.2.3 Unvollständigkeit von Joint Venture-Verträgen Aufgrund von Transaktionskosten sind langfristige Verträge in der Regel hinsichtlich bestimmter Aspekte unvollständig.46 Für die Unvollständigkeit von Verträgen werden in der Literatur vor allem zwei Begründungen genannt. Zum einen können im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses aufgrund der begrenzten Rationalität47 der Akteure nicht alle möglichen Umweltzustände vorhergesehen werden.48 44
Vgl. Kogut (1989), S. 195. Vgl. Kogut (1989), S. 188. 46 Für eine Diskussion der Gründe für die Unvollständigkeit von Verträgen siehe insbesondere Hart (1987), S. 753 sowie Tirole (1999), S. 743ff. 47 Vgl. zur Diskussion der begrenzten Rationalität Williamson (1985), S. 45f; Hart (1995), S. 80ff sowie Selten (1990). 48 Die Begründung der Unvollständigkeit von Verträgen durch die begrenzte Rationalität wird zum Teil stark kritisiert. So erscheint etwa die Annahme, dass die Vertragsparteien den zukünftigen Umweltzustand nicht vorhersehen können, gleichzeitig aber die zukünftigen Kosten und Erlöse kennen, wenig realistisch (vgl. Richter/Furubotn (1996), S. 254f; siehe auch Salinie (1997)). Damit wird innerhalb der Theorie einerseits mit der Prämisse einer begrenzten Rationalität argumentiert; andererseits wird den Parteien vollständig rationales Handeln unterstellt. Maskin/Tirole zeigen, dass die NichtVorhersehbarkeit der zukünftigen Umweltzustände dann bedeutungslos ist, wenn es den Vertragsparteien möglich ist, die möglichen zukünftigen Zahlungsströme vertraglich festzulegen. Sie stellen damit die Bedeutung der Unvorhersehbarkeit, wie sie in den meisten Beiträgen zur Theorie unvollständiger Verträge gesehen wird, in Frage (vgl. Maskin/Tirole (1999), S. 84). 45
2.2 Kennzeichnung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen
13
In der Transaktionskostentheorie wird die Unvollständigkeit auch damit begründet, dass der Abschluss und die Durchsetzung von Verträgen mit Kosten verbunden sind, sodass ein vollständiger Vertrag prohibitiv kostspielig wäre und damit nicht abgeschlossen werden kann.49 Die Vertragsparteien lassen den Vertrag hinsichtlich bestimmter Aspekte deshalb bewusst unvollständig und gehen davon aus, dass die offenen Punkte im Rahmen von Nachverhandlungen geklärt werden. Als zweite Begründung für die Unvollständigkeit von Verträgen wird die fehlende Verifizierbarkeit von Investitionen und zukünftigen Umweltzuständen genannt.50 Obwohl die Höhe von Investitionen und der eingetretene Umweltzustand von den Parteien beobachtet werden können, sind diese durch Dritte, insbesondere durch Gerichte, nicht verifizierbar. Damit können auch keine Verträge abgeschlossen werden, die diese Größen verwenden. Die Unvollständigkeit von Joint Venture-Verträgen findet auch empirische Bestätigung. So konnte gezeigt werden, dass sehr detaillierte Joint Venture-Verträge tendenziell ein Misstrauensverhältnis zwischen den Partnern hervorrufen, das in einer höheren Misserfolgsrate resultiert.51 Ferner wurde in einer empirischen Untersuchung herausgefunden, dass die Vertragsparteien umso mehr Aspekte der Zusammenarbeit vertraglich regeln, je geringer die Zielkompatibilität ist, je weniger sich die Parteien kennen und je mehr Einfluss eine lokale Regierung auf das Gemeinschaftsunternehmen besitzt.52 Die kulturelle Distanz sowie die Höhe des Investitionsvolumens scheinen dagegen keinen signifikanten Einfluss auf die Vertragsgestaltung zu haben. 2.2.4 Bedeutung und Einflussgrößen der Verhandlungsmacht in Joint Venture-Beziehungen Als Folge ihrer Unvollständigkeit werden Verträge nachverhandelt, nachdem sich die Unsicherheit über die Umweltzustände aufgelöst hat. Die Verteilung der Verhandlungsmacht zwischen den Partnern eines Joint Ventures beeinflusst die Gestaltung des Joint Venture-Vertrags wesentlich und wirkt sich auf die im Vertrag vereinbarten Rechte und Pflichten beider Parteien aus. Das Verhältnis der 49
Vgl. Hart (1987), S. 754. Vgl. Hart/Moore (1988), S. 758f sowie Hart/Moore (1999), S. 118. Segal (1999) schlägt einen Ansatz zur Fundierung der Theorie unvollständiger Verträge vor. Er zeigt, dass bei hoher Komplexität der Umwelt langfristige Verträge keine Verbesserung gegenüber einer Situation ohne Verträge ermöglichen und somit nur unvollständige (kurzfristige) Verträge relevant sind. Zur Fundierung unvollständiger Verträge vgl. auch Hart/Moore (1999). 51 Vgl. Eisele (1995), S. 170f und S. 301f. 52 Vgl. hierzu und im Folgenden Luo/Shenkar/Park (2002), S. 839ff. 50
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
Verhandlungsmacht kann sich im Laufe der Vertragsbeziehung verschieben,53 sodass die Vereinbarungen des Vertrags die tatsächlichen Kräfteverhältnisse nicht mehr richtig widerspiegeln. Dies kann dazu führen, dass eine oder beide Parteien den Vertrag anpassen oder neu verhandeln möchten. Im Rahmen dieses Anpassungsprozesses werden die Ansprüche und Verpflichtungen an das veränderte Kräfteverhältnis zwischen den Partnern angepasst.54 Die Verhandlungsmacht ist eine entscheidende Größe für das Ergebnis solcher Anpassungsprozesse. Wesentliche Einflussgrößen auf die Verhandlungsmacht sind die Abhängigkeit von den Ergebnissen der Verhandlung und die Verfügbarkeit von Alternativen.55 Die Abhängigkeit einer Muttergesellschaft von Verhandlungsergebnissen im Rahmen einer Anpassung der Joint Venture-Vereinbarung kann beispielsweise darin bestehen, dass diese Muttergesellschaft auf den Zugang zu bestimmten Technologien oder den Zufluss finanzieller Mittel aus dem Joint Venture-Gewinn oder dem Verkauf ihrer Anteile angewiesen ist. Der andere Verhandlungspartner kann die Kenntnis über diese Abhängigkeit dazu benutzen, die Ergebnisse zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Während solche Abhängigkeiten die Verhandlungsmacht reduzieren, steigt sie mit der Zahl und Qualität verfügbarer Alternativen. In Verhandlungen stellt die beste Alternative eines Partners seinen Drohpunkt dar, also das Verhandlungsergebnis, das er für sich mindestens erreichen kann. Neben diesen beiden kontextbedingten Faktoren wird die Verhandlungsmacht auch von den in die Partnerschaft eingebrachten Ressourcen in Form von Produktoder Produktions-Know-how sowie dem Marktzugang beeinflusst.56 Die Verhandlungsmacht ist dann umso größer, je wichtiger die eingebrachten Ressourcen bzw. Fähigkeiten für den Erfolg des Joint Ventures und je schwerer sie für den anderen Partner zu ersetzen sind.
53 Beispielsweise verschiebt sich die Bedeutung von Kompetenzen mit zunehmender Marktreife von der Produkt- und Technologie-Kompetenz hin zur Marketing-Kompetenz und der Kontrolle der Absatzkanäle (vgl. Bleeke/Ernst (1995), S. 99). 54 Vgl. hierzu Yan/Gray (1994), S. 1480f. Yan/Gray (1994) untersuchen die Zusammenhänge zwischen der Verhandlungsmacht, der Steuerung und dem Erfolg von Joint Ventures. In den vier in Fallstudien untersuchten Joint Ventures zwischen U.S.-amerikanischen und chinesischen Unternehmen fanden sie heraus, dass sich der Anteil der vom westlichen Partner eingebrachten Ressourcen im Lauf der Beziehung erhöht hat, ohne dass dies zu einem größeren Einfluss auf die Steuerung geführt hätte. Als Begründung nennen sie, dass dieser erhöhte Ressourcenbeitrag einen Ausgleich für die durch Lernen des chinesischen Partners bedingte Verringerung der Verhandlungsmacht der US-Unternehmen darstellt (vgl. Yan/Gray (1994), S. 1511.). 55 Vgl. hierzu und im Folgenden Bacharach/Lawler (1984), S. 60ff. 56 Vgl. Harrigan (1986), S. 38f. sowie Yan/Gray (1994), S. 1481.
2.3 Das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures
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2.3 Das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures 2.3.1 Investitionen in Joint Ventures als komplementäre, spezifische Investitionen unter Unsicherheit Investitionen können bei einem zahlungsorientierten Begriffsverständnis wie folgt definiert werden: „Eine Investition ist durch einen Zahlungsstrom gekennzeichnet, der mit Auszahlungen beginnt und in späteren Zahlungszeitpunkten Einzahlungen bzw. Einzahlungen und Auszahlungen erwarten lässt.“57 Allerdings ist zu beachten, dass Investitionen häufig auch Wirkungen haben, die sich nur sehr schwer in Zahlungsgrößen bewerten lassen. Dazu zählen insbesondere strategische Wirkungen. Neben dem zahlungsorientierten Begriffsverständnis erfahren in der Praxis auch andere Aspekte wie der technologische Nutzen, Kapazitätsänderungen58 und soziale Wirkungen eine gleich starke Beachtung.59 Investitionen können aber auch so interpretiert werden, dass es sich dabei um Leistungen wie die Ausstattung eines Projektes mit personellen Ressourcen oder den Aufbau einer Handelsbeziehung handelt, wobei beispielsweise über das Anstrengungsniveau Entscheidungsspielraum besteht.60 Ebenso kann der Verzicht auf den Aufbau anderer Beziehungen als Investition gesehen werden.61 Aufgrund der Kombination von unterschiedlichen Fähigkeiten der Partner in einem Joint Venture handelt es sich bei den Investitionen um strategische Komplemente. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in ihrer Wirkung nicht ersetzen können und somit nicht gegeneinander austauschbar sind.62 Für die Joint Venture-Partner bedeutet dies, dass die unterschiedlichen Investitionen jeweils nur von derjenigen Muttergesellschaft durchgeführt werden können, die das erforderliche Know-how einbringt. Investitionen in Joint Ventures stellen häufig spezifische Investitionen dar. Diese besitzen innerhalb der Beziehung zu dem Partnerunternehmen einen höheren Wert als außerhalb dieser Beziehung. Im Extremfall sind die Investitionen außerhalb des Joint Ventures wertlos. Spezifische Investitionen können beispielsweise in der Entwicklung und Errichtung von speziellen Produktionsanlagen und 57 Götze/Bloech (2002), S. 5. Für eine ausführliche Diskussion des Investitionsbegriffs vgl. Schäfer (1999), S. 2ff. 58 Zur Interdependenz von Investition und Kapazität sowie zum Zusammenhang zwischen Zahlungsströmen und den sie bestimmenden Realgüterprozessen vgl. Küpper (1992), S. 118ff. 59 Vgl. Küpper (2001), S. 451. 60 Vgl. Hart/Moore (1988), S. 757. 61 Vgl. Hart (1987), S. 752. 62 Vgl. Tirole (1988), S. 208.
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
-prozessen oder der Schulung von Mitarbeitern im Hinblick auf spezielle Fähigkeiten gesehen werden, die nur bei Kooperation mit einem bestimmten Partner genutzt werden können. Im Vertriebsbereich liegen spezifische Investitionen vor, wenn Markenrechte des anderen Kooperationspartners verwendet werden.63 Die Spezifität der Investitionen hat zur Folge, dass die geleisteten Auszahlungen nicht zu einem späteren Zeitpunkt, z.B. durch den Verkauf des Investitionsobjekts oder durch eine alternative Verwendung, durch Einzahlungen kompensiert werden können.64 Dies ist bedeutsam, da Investitionsentscheidungen in der Regel mit Unsicherheit65 hinsichtlich ihrer Wirkungen, insbesondere der durch sie hervorgerufenen Einzahlungen, behaftet sind. Investitionen in Joint Ventures sind im Allgemeinen mit zwei Arten von Unsicherheit behaftet.66 Zum einen besteht Unsicherheit über die zukünftigen Umweltzustände, die durch ein einzelnes Unternehmen nicht beeinflusst werden können.67 Dazu zählen beispielsweise die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, die Verfügbarkeit von Potentialfaktoren sowie die Entwicklung des relevanten Absatzmarktes. Die zweite Art von Unsicherheit besteht bezüglich des Verhaltens des Joint Venture-Partners. Dabei spielt insbesondere die Frage eine Rolle, ob der Partner die ex-ante getroffenen Vereinbarungen einhält oder nicht.68 Die Bedeutung dieser Verhaltensunsicherheit ist umso größer, je leichter sich ein Partner durch abweichendes Verhalten einen Vorteil verschaffen kann, je größer das Schädigungspotential des Partners ist, je geringer die Sanktionsmöglichkeiten sind, je weniger sich das Verhalten des Partners beobachten lässt und je größer die Barrieren für eine Beendigung der Kooperation sind.69 Grundsätzlich wird dabei von 63
Für eine Klassifizierung spezifischer Investitionen vgl. Williamson (1985), S. 95f. In diesem Zusammenhang wird auch von der Irreversibilität von Investitionen gesprochen (vgl. hierzu Pedell (2000), S. 55ff sowie Friedl (2001), S. 20f). 65 Unter dem Begriff der Unsicherheit werden dabei Situationen, bei denen denkbaren Zuständen Eintrittswahrscheinlichkeiten zugeordnet werden können und solche, bei denen dies nicht möglich ist, zusammengefasst. Erstere werden auch als Risiko, zweitere als Unsicherheit im engeren Sinne bezeichnet (vgl. z.B. Laux (2003), S. 23). 66 Vgl. hierzu und im Folgenden Ring/Van de Ven (1994), S. 92f. 67 Vgl. zu den Ursachen und Formen der Unsicherheit beispielsweise Götze/Bloech (2002), S. 381. 68 Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern werden in der Spieltheorie untersucht (vgl. von Neumann/Morgenstern (1944), Fudenberg/Tirole (1991), Holler/Illing (2000) sowie Bamberg/Coenenberg (2002), S. 186ff). Die Entscheidungen des Gegenspielers werden dabei auch durch das eigene Verhalten beeinflusst. In formalen spieltheoretischen Modellen wird die Unsicherheit über das Verhalten der anderen Entscheidungsträger aufgelöst, indem Verhaltensannahmen getroffen werden, welche die Entscheidungen vorhersehbar machen. Für eine allgemeine spieltheoretische Diskussion des Verhaltens von Joint Venture-Partnern sowie der Einflussgrößen auf die Bereitschaft zu defektierendem Verhalten siehe Oesterle (1993), S. 222ff. 69 Vgl. Schallenberg (1994), S. 109ff, insbesondere S. 130. 64
2.3 Das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures
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nutzenmaximierendem Verhalten ausgegangen. Die Verfolgung des Eigeninteresses unter Zuhilfenahme von List und Missachtung des Geistes von Vereinbarungen und Gesetzen wird als opportunistisches Verhalten bezeichnet. Unter opportunistischem Verhalten versteht Williamson (1985) „the incomplete or distorted disclosure of information, especially to calculated efforts to mislead, distort, disguise, obfuscate, or otherwise confuse.“70 Diese Art der Unsicherheit ist vor allem dann bedeutsam, wenn für den Aufbau der Partnerschaft spezifische Investitionen erforderlich sind.71 Entwickelt sich die Nachfrage auf dem Absatzmarkt oder die Zusammenarbeit mit dem Partner anders als erwartet, können die Investitionen unter Umständen nicht mehr amortisiert werden. Dies wird bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt und kann zu verzerrten Investitionsanreizen führen. Als Konsequenz haben die Unternehmen ein Interesse daran, ihre Investitionen durch geeignete Mechanismen abzusichern. Die Notwendigkeit zur Absicherung von Investitionen wird auch an der umfangreichen Literatur zum Thema der Joint Venture-Instabilität deutlich.72 Allerdings erscheint trotz der großen Anzahl an empirischen Studien und der Vielzahl der betrachteten Ausprägungen der Joint Ventures das Verständnis der Determinanten der Instabilität wenig gesichert.73 Dagegen scheint es eindeutig zu sein, dass Joint Ventures in nennenswertem Umfang von den verschiedenen Formen der Instabilität betroffen sind. Die empirisch ermittelten Instabilitätsraten bewegen sich meist zwischen 30 und 60 Prozent.74 Die unterschiedlichen Begriffsabgrenzungen erklären einen Teil der starken Streuung der empirisch ermittelten Instabilitätsraten.75 Weitere Gründe für die deutlichen Unterschiede können in den unterschiedlichen geographischen Schwerpunkten, Branchenunterschieden oder Betrachtungszeiträumen der einzelnen Studien gesehen werden. Unabhängig von der Frage, ob die Instabilität als Erfolg oder Scheitern eines Joint Ventures gesehen werden muss, ist davon auszugehen, dass die Entscheidung für die Wahl der 70
Williamson (1985), S. 47. Vgl. Williamson (1985), S. 60. 72 Für Übersichten über die Ergebnisse relevanter Studien zur Instabilität von Joint Ventures vgl. z.B. Kabst (2000), S. 3f sowie Yan/Luo (2001), S. 225ff. 73 Zur Kritik an Studien zur Frage der Joint Venture-Instabilität siehe Hennart/Kim/Zeng (1998). Sie kritisieren insbesondere, dass das Alter der Gemeinschaftsunternehmen häufig nicht berücksichtigt wird, dass die Instabilitätsraten nicht mit denen anderer Organisationsformen verglichen werden und dass umfeldbezogene Einflussgrößen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Ferner weisen sie darauf hin, dass sich die hohe Instabilität dadurch erklären lässt, dass Joint Ventures aufgrund der Möglichkeiten gewählt werden, die Eigentumsverhältnisse anzupassen (vgl. Hennart/Kim/Zeng (1998), S. 382f). Vgl. hierzu auch Abschnitt 5.1.1. 74 Vgl. zum Beispiel Franko (1971) (28,5 Prozent), Killing (1983) (35 Prozent), Harrigan (1988) (54,8 Prozent) sowie Hennart/Roehl/Zietlow (1999) (63 Prozent). 75 Vgl. Kabst (2000), S. 4. 71
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
Kooperationsform Joint Venture rational getroffen wird. Folglich werden Unternehmen die hohen Instabilitätsraten bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
2.3.2 Entscheidungsfeld und Zielfunktion bei Investitionsentscheidungen in Joint Ventures Entscheidungsprobleme bestehen im Allgemeinen aus den Komponenten Entscheidungsfeld und Zielfunktion. Das Entscheidungsfeld ist durch Handlungsalternativen, Umweltzustände und Ergebnisse gekennzeichnet.76 Die Entscheidung über Investitionen in Joint Ventures besteht aus zwei Stufen, auf denen unterschiedliche Handlungsalternativen betrachtet werden. Es muss zunächst darüber entschieden werden, ob überhaupt ein Joint Venture die geeignete Form der Geschäftstätigkeit darstellt und falls ja, mit welchem Partner das Joint Venture gegründet werden soll.77 Falls diese grundsätzliche Entscheidung gefallen ist, muss über die Höhe und evtl. über die zeitliche Struktur der Investitionen entschieden werden.78 In der formalen Analyse in den folgenden Kapiteln werden Entscheidungen über die Investitionshöhe untersucht. Die Fragen nach der Wahl der Kooperationsform und des geeigneten Partners werden nicht betrachtet. Die Voraussetzung für eine rationale Investitionsentscheidung ist die Existenz einer Zielfunktion, „mit deren Hilfe die erwogenen Alternativen hinsichtlich ihrer Konsequenzen miteinander verglichen werden“.79 Die Zielfunktion kann dabei eine oder mehrere Zielgrößen umfassen und beinhaltet zusätzlich eine Präferenzrelation, welche die Auswahl der besten Handlungsalternative ermöglicht.80 Die Wahl der Zielgrößen für Entscheidungen über Investitionen in Joint Ventures ist eng mit der Frage der Erfolgsmessung verknüpft. So sieht Anderson die Erfolgs-Messung als Grundlage für die Entscheidungen über die Entlohnung von Managern, die Einbringung von Ressourcen in das Joint Venture, die Entschei76
Vgl. Laux (2003), S. 19. Zu Fragen der Wahl der Kooperationsform siehe z.B. Vornhusen (1994), S. 41ff sowie für eine empirische Untersuchung der Gründe der Entscheidung zwischen Kooperation und Akquisition am Beispiel der Textilindustrie Schallenberg (1994). Für eine Übersicht über transaktionskostenorientierte Beiträge zur Frage der Wahl der Kooperationsform vgl. Kabst (2000), S. 31ff. Zur Wahl des geeigneten Joint Venture Partners vgl. z.B. Triantis (1999), S. 105ff, Yan/Luo (2001), S. 19ff sowie Geringer (1991). 78 Bei der Modellierung von Investitionsentscheidungen schließt die Entscheidung über die Investitionshöhe die Frage, ob überhaupt investiert werden soll allerdings insofern ein, als eine optimale Investition kleiner oder gleich Null einen Verzicht auf die Investition bedeutet. 79 Laux (2003), S. 23. 80 Vgl. Bamberg/Coenenberg (2002), S. 29. 77
2.3 Das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures
19
dung über Interventionen sowie die Vorhersage des Verhaltens des Partners.81 Für die Messung des Erfolgs von Joint Ventures werden in der Literatur unterschiedliche Ansätze verfolgt.82 Im Zeitpunkt der Gründung des Joint Ventures werden die Entscheidungen auf der Grundlage des erwarteten Erfolgs bzw. des zu erwartenden Anteils eines Partners am Gesamterfolg des Joint Ventures getroffen. Bei der Beurteilung des Erfolgs eines Joint Ventures muss differenziert werden, aus welcher Perspektive dieser bewertet werden soll. Dabei kann die Beurteilung unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob sie aus Sicht des Joint VentureManagements oder von einer der Muttergesellschaften durchgeführt wird.83 Zu einer abweichenden Bewertung des Erfolgs eines Joint Ventures kann es beispielsweise kommen, wenn für einen Partner allein die Gewinnerzielung im Vordergrund steht, während für den anderen Partner vor allem der Zugang zu Absatzmärkten oder technologischem Know-how bedeutsam ist.84 Die in Abschnitt 2.1.2 dargestellten Motive für die Gründung von Joint Ventures machen deutlich, dass eine Erfolgsbeurteilung häufig nicht nur auf Basis kurzfristiger finanzieller Gewinne beruhen sollte. Wenn Joint Ventures mit dem Ziel der Entwicklung neuer Technologien oder der Erschließung neuer Märkte gegründet werden, ist in den ersten Jahren nicht mit der Erzielung von Gewinnen zu rechnen, sodass eine Erfolgsbeurteilung auf Basis der kurzfristigen Gewinne nicht sinnvoll ist.85 Insbesondere müssen längerfristige strategische Aspekte, wie der Zugang zu Rohstoffen, Technologien oder Absatzmärkten, in die Erfolgsbewertung einbezogen werden. Des Weiteren müssen bei Auslandsinvestitionen zusätzlich die unterschiedlichen Steuersysteme zwischen Heimatland und Investitionsland, unterschiedliche Inflationsraten, Wechselkursrisiken sowie die Zugangsmöglichkeiten zu verschiedenen nationalen Kapitalmärkten berücksichtigt werden.86 In diesen Fällen müssen umfassendere Ansätze zur Erfassung mehrerer Zielgrößen herangezogen werden, wie sie beispielsweise von Anderson (1990) vorgeschlagen wurden. Langfristig kann aus Sicht der Muttergesellschaften aber nur dann von einem erfolgreichen Joint Venture gesprochen werden, wenn die diskontierten Rückflüsse die erforderlichen Investitionen übersteigen. Auch in der Praxis stellen Gewinne häufig die entscheidende Größe für die Beurteilung des Joint Venture-Erfolgs dar.87 81 82 83 84 85 86 87
Vgl. Anderson (1990), S. 19f. Vgl. z.B. Oesterle (1995), S. 992ff und Geringer/Hebert (1991), S. 250ff. Vgl. Anderson (1990), S. 20. Vgl. Oesterle (1995), S. 991. Vgl. Geringer/Hebert (1991), S. 250. Vgl. Götze/Bloech (2002), S. 146ff. Vgl. Auster (1992), S. 780.
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
Wenn die Erfolgsbeurteilung allein auf finanziellen Größen basiert, ist der direkte Gewinn des Joint Ventures kein ausreichendes Entscheidungskriterium. Zusätzlich müssen aus Sicht der Muttergesellschaften Gewinne aus Lieferungen an das Joint Venture oder aus Patent- und Lizenzverträgen berücksichtigt werden.88 Für die formale Analyse in den nachfolgenden Kapiteln werden als Erfolgsgrößen der Gewinnanteil aus dem Joint Venture, die Gewinne aus Liefer- oder Lizenzbeziehungen zwischen den Muttergesellschaften und dem Joint Venture sowie Verkaufserlöse aus der Übertragung der Anteile an den Joint Venture-Partner verwendet. Bei der vereinfachenden Beschränkung auf die alleinige Zielgröße „Gewinn“ besteht die Präferenzrelation in der Maximierung des Gewinns. Zur Bewertung von Handlungsalternativen anhand einer Zielgröße stellt die Investitionsrechnung verschiedene Verfahren zur Verfügung.89 In der vorliegenden Arbeit wird aufgrund der einperiodigen Betrachtung die Gewinnvergleichsrechnung verwendet. Ferner spielt bei Investitionsentscheidungen die Risikoeinstellung des Entscheiders eine große Rolle. Da im Rahmen der Arbeit von risikoneutralen Entscheidern ausgegangen wird, soll dieser Aspekt hier nicht weiter vertieft werden.90 2.3.3 Das Unterinvestitionsproblem als Folge von Gewinnteilung und der Unvollständigkeit von Verträgen Das Unterinvestitionsproblem kann durch zwei Ursachen hervorgerufen werden. Erstens kann eine vereinbarte Gewinnteilung bei bestimmten Investitionsstrukturen zu geringe Investitionsanreize bewirken. In einem Joint Venture vereinbaren die Parteien von vornherein die Aufteilung der erzielten Gewinne in Form der Ausschüttung von Dividenden in einem bestimmten Verhältnis.91 Anreize zur Unterinvestition entstehen, wenn die Gesamtinvestition nicht entsprechend des vereinbarten Gewinnverhältnisses auf die Parteien aufgeteilt werden kann, sondern unterschiedliche Arten von Investitionen jeweils nur von bestimmten Parteien getätigt werden können. Durch diese Teilung erhält keine der investierenden Parteien die gesamten, durch ihre Investition erzeugten Erlöse, sondern jeweils 88
Vgl. Geringer/Hebert (1991), S. 250f. Vgl. zu den Verfahren der Investitionsrechnung für Vorteilhaftigkeitsentscheidungen bei einer Zielgröße und Sicherheit Götze/Bloech (2002), S. 49ff und bei Unsicherheit S. 381ff sowie Schäfer (1999), S. 225ff. 90 Für die Bedeutung der Risikoeinstellung bei Entscheidungen unter Risiko siehe z.B. Laux (2003), S. 155ff. 91 Die Aufteilung der Gewinnne kann dabei von der Verteilung der Eigentumsanteile am Joint Venture abweichen (vgl. hierzu Harrigan (1986), Yan/Gray (1994) sowie Bleeke/Ernst (1995). 89
2.3 Das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures
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nur einen Anteil daran. Dies wird bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt, und folglich investieren die Parteien zu wenig.92 Eine zweite Ursache für Anreize zur Unterinvestition kann in der Gefahr von Nachverhandlungen bestehen. Vor Abschluss eines Vertrags können die Parteien zwischen verschiedenen Geschäftspartnern wählen, die miteinander im Wettbewerb stehen.93 Durch die Spezifität der Investitionen ergibt sich nach Vertragsabschluss eine Abhängigkeit zwischen den Parteien. Die Joint Venture-Partner können den vollen Wert ihrer Investition nur dann realisieren, wenn die Geschäftsbeziehung ex-post, also nach Auflösung der Unsicherheit über den Umweltzustand, weitergeführt wird. In diesem Zeitpunkt kann es für eine oder beide Parteien vorteilhaft sein, den geschlossenen Vertrag nachzuverhandeln. Im Zeitpunkt der Nachverhandlung über die Gewinnaufteilung sind die Investitionen bereits versunken und beeinflussen das Verhandlungsergebnis nicht mehr. Die Tatsache, dass eine Partei, die spezifische Investitionen getätigt hat, für die Amortisation ihrer Investitionen auf die Fortführung der Kooperation angewiesen ist, kann von der anderen Partei dazu genutzt werden, sich einen Teil des durch die spezifische Investition erzeugten Gewinns anzueignen.94 Aufgrund der Unvollständigkeit der Verträge gelingt es nicht, die ursprünglich getroffenen Vereinbarungen durchzusetzen. Diese Situation wird als Hold-up bezeichnet. Da sie zur Absicherung der Investitionen nicht mehr auf den Marktmechanismus zurückgreifen können, haben die Handelspartner ein großes Interesse daran, die Geschäftsbeziehung durch einen langfristigen Vertrag zu regeln.95 Die Möglichkeit der Nachverhandlung wird von den Parteien bereits bei Vertragsabschluss antizipiert und bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt. Dabei wird angenommen, dass es den Parteien nicht möglich ist, eine spätere Nachverhandlung per Vereinbarung auszuschließen.96 Aufgrund der drohenden Nachverhandlung werden spezifische Investitionen vermieden oder in ihrem Umfang reduziert, indem die Geschäftsbeziehung nicht zustande kommt oder indem auf 92 Die Joint Venture-Partner erhalten zwar jeweils auch einen Anteil an den Gewinnen, die durch die Investitionen des anderen Partners entstehen. Da die Höhe dieses Gewinnanteils aber von der eigenen Investition nicht (oder nur bedingt abhängt), wird dieser Effekt bei der Investitionsentscheidung nicht (oder nicht vollständig) internalisiert. 93 Vgl. hierzu und im Folgenden Williamson (1985), S. 61ff. Williamson spricht in diesem Zusammenhang von einer „fundamental transformation“ und bezeichnet damit die qualitative Änderung der Handlungsalternativen von der Wahl zwischen mehreren Handelspartnern, die miteinander im Wettbewerb stehen, zur Abhängigkeit von einem einzigen Partner. 94 Vgl. hierzu insbesondere Klein/Crawford/Alchian (1978). 95 Vgl. Hart (1987), S. 752. Neben der Lösung des Hold-up-Problems durch Verträge bestehen auch außervertragliche Lösungsansätze. Diese werden in Abschnitt 2.4.5 aufgezeigt und diskutiert. 96 Vgl. hierzu z.B. Segal (1999), S. 73.
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
nicht-spezifische Investitionen ausgewichen wird.97 Es kommt also zur Unterinvestition, wodurch im Vergleich zur optimalen Entscheidung für spezifische Investitionen mit höheren Produktionskosten und als Konsequenz mit geringeren Gesamtgewinnen gerechnet werden muss. Um diese negativen Wirkungen zu vermeiden, besteht ein Interesse daran, Verträge trotz ihrer Unvollständigkeit so zu gestalten, dass das Auftreten einer Hold-up-Situation vermieden wird. Damit die oben beschriebene Situation eintritt, muss zusätzlich die Annahme getroffen werden, dass sich die Parteien opportunistisch verhalten.98 Das bedeutet nicht, dass sich die Vertragsparteien in allen Situationen opportunistisch verhalten. Die Annahme beinhaltet vielmehr, dass in Handelsbeziehungen auch mit opportunistischem Verhalten gerechnet werden muss und es in der Regel nicht möglich ist, die Vertrauenswürdigkeit eines Handelspartners eindeutig zu erkennen. Ohne Opportunismus würden sich die Parteien auch in nicht vorhergesehenen und nicht vertraglich geregelten Situationen so verhalten, dass der Gesamtgewinn der Geschäftsbeziehung maximiert wird und die Aufteilung dieses Gewinns fair, dass heißt im Sinne des ex-ante Vertrags erfolgt. Das Hold-up-Problem würde somit auch bei Unvollständigkeit der Verträge nie eintreten, da sich die investierenden Parteien darauf verlassen könnten, dass sie die Gewinne aus ihrer Investition auch tatsächlich erhalten. Als Bezugspunkt für die Beurteilung der erzielbaren Investitionsniveaus verschiedener vertraglicher Vereinbarungen zur Gestaltung der Joint Venture-Beziehung soll im Folgenden die First Best-Lösung herangezogen werden. First Best bezeichnet das durch die Kooperation bestenfalls erzielbare Ergebnis. In einem Joint Venture wird es erreicht, wenn die effiziente Menge gehandelt wird und die Investitionsniveaus so gewählt werden, dass die Differenz zwischen dem gesamten erwarteten Gewinn und den gesamten Investitionskosten maximal wird.99 Dies entspricht einer Situation, in der ein Unternehmen allein sowohl in den Vertrieb als auch in die Produktionstechnologie investiert und die gesamten aus diesen Investitionen resultierenden Gewinne erhält. Durch die Wahl der First Best-Investitionen wird der insgesamt erzielbare Gewinn maximiert. Daher haben beide Parteien ein Interesse an vertraglichen Strukturen, die zu effizienten Investitionen führen. Im Gegensatz zum First Best bezeichnet eine Second Best-Lösung eine Situation, in
97
Vgl. Hart (1995), S. 27. Zur Bedeutung opportunistischen Verhaltens für das Hold-up-Problem siehe z.B. Klein/Crawford/Alchian (1978) sowie ausführlich Williamson (1985), S. 64ff. Zur Unterscheidung zwischen Eigeninteresse und opportunistischem Verhalten siehe Homann/Suchanek (2000), S. 428ff. 99 Vgl. Chung (1991), S. 1036. 98
2.4 Ausgewählte Ansätze zur Lösung des Hold-up-Problems
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der das bestmögliche Ergebnis aufgrund von Nebenbedingungen nicht erreicht werden kann.100
2.4 Ausgewählte Ansätze zur Lösung des Hold-up-Problems 2.4.1 Überblick über Lösungsansätze des Hold-up-Problems Für die Überwindung der Hold-up-Situation und des Unterinvestitionsproblems wurden in der Literatur verschiedene Lösungsansätze vorgeschlagen. Dazu zählen zum einen außergerichtliche Mechanismen wie der Austausch von Geiseln, sich selbstdurchsetzende Verträge oder Reputationsmechanismen. Zum anderen wurden im Rahmen der formalen Vertragstheorie Verträge identifiziert, die trotz ihrer Unvollständigkeit effiziente Investitionen sicherstellen. Um eine Einordnung der in dieser Arbeit untersuchten Mechanismen zur Lösung des Unterinvestitionsproblems zu ermöglichen, werden nachfolgend ausgewählte Lösungsansätze aus der Literatur dargestellt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Lösungsansätzen durch Verträge. Entscheidend für die Eignung bestimmter Verträge zur Überwindung des Unterinvestitionsproblems ist die zeitliche Struktur der Investitionen. Bisher wurden meist Situationen betrachtet, bei denen die beteiligten Parteien jeweils einmal investieren. Dann ist zwischen parallelen und sequentiellen Investitionen zu unterscheiden. Während bei sequentiellen Investitionen eine der Parteien ihr Investitionsverhalten von der Investition der anderen Partei abhängig machen kann, ist dies nicht möglich, wenn beide Unternehmen parallel investieren. 2.4.2 Lösung des Hold-up-Problems durch unvollständige Verträge Trotz ihrer Unvollständigkeit können formale Verträge geeignet sein, dass Hold-up-Problem zu lösen. Dafür müssen die kontrahierbaren Aspekte einer Vertragsbeziehung – dazu zählen insbesondere Mengen und Preise – so eingesetzt werden, dass die Partner bezüglich derjenigen Entscheidungen, die nicht Gegenstand des Vertrages werden können, effiziente Anreize erhalten. Der Vertrag muss unter Verwendung beobachtbarer und durch Gerichte verifizierbarer Größen so gestaltet werden, dass die Parteien auch hinsichtlich nicht-verifizierbarer Parameter effiziente Entscheidungen treffen, obwohl diese nicht vertraglich fixiert sind. 100
Vgl. Küpper (2001), S. 54.
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
Geht man von der Annahme aus, dass Gerichte die Umweltzustände nicht verifizieren können, bedeutet dies insbesondere, dass die Verträge keine Regelungen enthalten, die auf die Realisation konkreter Umweltzustände konditionieren. Verträge können so gestaltet werden, dass Nachverhandlungen für keine Partei interessant sind. Sie können Nachverhandlungen aber auch explizit vorsehen, um effiziente Entscheidungen zu erreichen. Dann dienen die Vereinbarungen des Vertrags als Grundlage für die Nachverhandlungen und definieren die Drohpunkte der Verhandlungspartner. Die Drohpunkte hängen entscheidend von der Rechtsprechung der Gerichte ab. Wenn eine Vertragspartei den Vertrag nicht erfüllen möchte, etwa weil der Vertrag aufgrund seiner Unvollständigkeit für die realisierten Umweltzustände einen ineffizienten Handel vorschreibt, können diese die Erfüllung des Vertrags durchsetzen oder die Nichterfüllung akzeptieren und der geschädigten Partei Schadenersatz zusprechen.101 Während der Verzicht auf die Vertragsdurchsetzung oder die Gewährung von Schadenersatz zu Unterinvestitionen führen, kann die Gewährung des Vertrauensschadens Überinvestitionen hervorrufen.102 Ferner ist zu unterscheiden, ob die Vertragsanpassung im beiderseitigen Einverständnis bei Anerkennung des ex-ante geschlossenen Vertrags erfolgt (kooperative Anpassung) oder ob der ex-ante Vertrag von einer Partei nicht mehr als verbindlich betrachtet wird. Während im ersten Fall die Bestimmungen des Vertrags die Drohpunkte festlegen, ergeben sie sich im zweiten Fall aus den nächstbesten Handlungsalternativen der Vertragspartner.103 Die entwickelten Lösungsansätze des Hold-up-Problems mit Hilfe von einfachen, unvollständigen Verträgen beruhen auf grundlegenden Mechansimen, die isoliert oder in Kombination eingesetzt dazu führen, dass beide Parteien effiziente Investitionsanreize erhalten. Die meisten davon sind unter der Annahme entwickelt worden, dass die Parteien gleichzeitig Investitionen tätigen müssen. Eine Partei hat effiziente Anreize, wenn sie „residual claimant“ wird, dass heißt, wenn ihr die kompletten Grenzerträge aus ihrer Investition zukommen. Dies ist dann gegeben, wenn diese Partei die gesamte Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung besitzt. Im Fall bilateraler Investitionen kann dies nur für eine Partei gelten. In der Literatur wurde die einseitige Verteilung der Verhandlungsmacht per Annahme vorausgesetzt (Chung (1991)), durch ein vertraglich vereinbartes Nachverhandlungsspiel (Aghion/Dewatripont/Rey (1994)) oder durch einen (Handels-) Optionsvertrag (Nöldeke/Schmidt (1995)) erreicht. Einen grundlegend anderen Mechanismus stellen Verträge dar, die Anreize für Über- und Unterinvestition 101 In der englischsprachigen Literatur werden diese Möglichkeiten der Rechtsprechung als „specific performance“ und „expectation damage“ bezeichnet (vgl. z.B. Edlin/Reichelstein (1996), S. 479). 102 Vgl. hierzu Shavel (1980) sowie Rogerson (1984). 103 Vgl. hierzu Abschnitt 2.2.4.
2.4 Ausgewählte Ansätze zur Lösung des Hold-up-Problems
25
zum Ausgleich bringen (Edlin/Reichelstein (1996)). Bei sequentiellen Investitionen können schließlich Verträge über Eigentumsoptionen Unterinvestitionen verhindern (Nöldeke/Schmidt (1998)).
2.4.3 Ausgewählte Verträge zur Lösung des Hold-up-Problems bei parallelen Investitionen Der grundlegende Ansatz zur Modellierung des Hold-up-Problems bei bilateralen spezifischen Investitionen geht auf Hart/Moore (1988) zurück. Sie untersuchen eine Zuliefer-Abnehmer-Beziehung, in der beide Parteien eine spezifische Investition zur Kostensenkung bzw. Erlössteigerung durchführen können, wobei die tatsächlichen Produktionskosten und die Erlöse von der Realisation des Umweltzustands abhängen, die erst nach der Vornahme der Investitionen erkennbar wird. Hart/Moore (1988) gehen davon aus, dass die Parteien lediglich einen Vertrag schließen können, der einen Preis für die Lieferung des gehandelten Produktes und eine Strafzahlung für den Fall der Nichtlieferung oder Nichtabnahme festschreibt. Die Investitionen sowie der Umweltzustand können von den Gerichten nicht verifiziert und damit auch nicht Gegenstand des Vertrages werden. Zusätzlich nehmen sie an, dass im Rahmen eines definierten Nachverhandlungsspiels eine Anpassung des Vertrags erfolgt, falls der vereinbarte Preis dazu führt, dass eine Partei das Produkt nicht handeln möchte, obwohl ein Handel insgesamt vorteilhaft wäre. Der vereinbarte Preis wird in der Nachverhandlung genau dann angepasst, wenn er unter den Produktionskosten des Lieferanten oder über den Erlösen des Abnehmers liegt.104 Mit Hilfe dieses Modellierungsansatzes zeigen Hart/Moore (1988), dass beide Parteien zu effizienten Investitionen angeregt werden können, wenn die Erlöse in allen Umweltzuständen größer als die Kosten sind oder wenn Erlöse und Kosten nicht von stochastischen Umweltzuständen abhängen.105 Ebenso geben sie Bedingungen an, die zu Unterinvestition beider Parteien führen. Die Ergebnisse hängen entscheidend von der Annahme ab, dass Gerichte nicht erkennen können, welche Partei die Nicht-Durchführung des Handels verschuldet hat. 104 Der entscheidende Unterschied gegenüber dem grundlegenden Ansatz von Grossman/Hart (1986) besteht darin, dass die Annahme über zulässige Verträge abgeschwächt wird. Während Grossman/Hart (1986) davon ausgehen, dass vor der Realisation des Umweltzustands keine Verträge geschlossen werden können, die einen Preis in Abhängigkeit der gehandelten Menge spezifizieren, ist dies im Modell von Hart/Moore (1988) möglich. 105 Sie zeigen auch, dass effiziente Investitionsanreize erreicht werden können, wenn nur eine Partei investieren muss (vgl. Hart/Moore (1988), S. 772).
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
Unter Abwandlung kritischer Annahmen wurden von verschiedenen Autoren Verträge beschrieben, die zu effizienten Investitionsanreizen führen können. Die diesen Ansätzen zugrunde liegende Idee ist, dass eine Partei in der Nachverhandlung die gesamte Verhandlungsmacht erhält und damit zum „residual claimant“ wird. Da ihr dadurch die vollständigen Grenzerträge aus ihrer Investition zukommen, wird diese Partei effizient investieren. Der Anreiz zu effizienter Investition für die andere Partei wird durch die geeignete Festlegung der Vertragsparameter erreicht. Zu diesen Ansätzen zählen vor allem die Beiträge von Chung (1991), Aghion/Dewatripont/Rey (1994) und Nöldeke/Schmidt (1995). Der entscheidende Unterschied zu Hart/Moore (1988) besteht in der Annahme, dass die Gerichte feststellen können, welche Partei das Zustandekommen des Handels verhindert hat. In den betrachteten Verträgen vereinbaren die Parteien den Handel einer fixen Menge. Da diese Menge in der Regel ex-post nicht effizient ist, wird die Menge im Rahmen von Nachverhandlungen an die ex-post effiziente Menge angepasst. Die Ansätze unterscheiden sich dahingehend, wie in der Nachverhandlung erreicht wird, dass die gesamte Verhandlungsmacht bei einer Partei liegt und durch welche Vertragsparameter die andere Partei effiziente Investitionsanreize erhält. Chung (1991) geht per Annahme davon aus, dass der Abnehmer die gesamte Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung besitzt. Als Parameter für die Beeinflussung der Investitionsanreize des Zulieferers wird die im Vertrag vereinbarte Menge verwendet. Der Zulieferer kann auf dem Handel dieser Menge bestehen, auch wenn dies für den realisierten Umweltzustand nicht effizient ist. Er kann sich damit in diesem Fall die der Lieferung der vereinbarten Menge entsprechenden Zahlungen sichern. Dadurch erhält er einen Ausgleich für Situationen, in denen ihm in der Nachverhandlung ein Teil der Grenzerträge der von ihm getätigten Investition durch den Abnehmer abgenommen wird. Durch die geeignete Wahl der vertraglich vereinbarten Menge können effiziente Anreize für den Lieferanten erreicht werden. Für die Übertragung der gesamten Verhandlungsmacht auf eine Partei werden in der Literatur zwei Wege aufgezeigt. Ein Ansatz besteht darin, die Regeln der Nachverhandlung vertraglich festzulegen.106 Aghion/Dewatripont/Rey (1994) weisen nach, dass effiziente Investitionsanreize durch ein mehrstufiges Nachverhandlungsspiel107 mit einem begrenzten Verhandlungszeitraum erreicht werden können, bei dem eine Partei eine Konventionalstrafe bezahlen muss, falls sich die Vertragspartner innerhalb des Verhandlungszeitraums nicht einigen. Wenn die 106
Diese Ansätze werden auch unter der Bezeichnung „renegotiation design“ zusammengefasst. Sie weisen dabei explizit darauf hin, dass die Verabredung von Regeln der Nachverhandlung bei Joint Ventures anzutreffen sind (vgl. Aghion/Dewatripont/Rey (1994), S. 257f, insbesondere Fußnote 2 auf S. 258). 107
2.4 Ausgewählte Ansätze zur Lösung des Hold-up-Problems
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Strafe hoch und die Frist sehr kurz gewählt werden, ist es für diese Partei immer vorteilhaft, den Handel gemäß der Vereinbarungen des ursprünglichen Vertrags zu akzeptieren. Dadurch erhält die Partei, die nicht von der Strafe bedroht ist, die gesamte Verhandlungsmacht.108 Dagegen zeigen Nöldeke/Schmidt (1995) wie die einseitige Verteilung der Verhandlungsmacht durch einen Optionsvertrag erreicht werden kann. Dieser gibt einer Partei das Recht, allein über die gehandelte Menge zu entscheiden, nachdem die Nachverhandlung abgeschlossen ist. Diese Partei hat unter keinen Umständen ein Interesse daran, den ursprünglichen Vertrag nachzuverhandeln, da sie ihren Gewinnanteil in der Nachverhandlung nicht steigern kann. Die andere Partei wird zum „residual claimant“. Sie kann in Situationen, in denen Handel gemäß den Bedingungen des ursprünglichen Vertrags nicht stattfinden würde, ein take-itor-leave-it-Angebot unterbreiten, sodass die andere Partei gerade indifferent zwischen Akzeptanz und Ablehnung ist. Sie besitzt somit die gesamte Verhandlungsmacht und kann sich den Nachverhandlungsgewinn in voller Höhe aneignen. Edlin/Reichelstein (1996) arbeiten heraus, dass effiziente Investitionsanreize auch dann erzeugt werden können, wenn die Verhandlungsmacht nicht vollständig bei einer Partei liegt. Sie betrachten dazu eine exogen gegebene Aufteilung der Verhandlungsmacht auf die beiden Parteien und gehen davon aus, dass der ursprüngliche Vertrag vor Gericht durchgesetzt werden kann, falls es in der Nachverhandlung zu keiner Einigung kommt. In einem Fixmengenvertrag, dessen Menge nach Auflösung der Unsicherheit über den Zustand der Umwelt nachverhandelt und an die ex-post effiziente Menge angepasst wird, existiert eine bestimmte Menge, die für beide Parteien effiziente Investitionsanreize hervorruft. Das Ergebnis für den Fall bilateraler Investitionen beruht auf der Annahme, dass die Kosten- und Nutzenfunktionen additiv separabel sind und ist damit nicht allgemeingültig. Diese Annahme ist im Fall einseitiger spezifischer Investitionen nicht erforderlich.109 Die Idee des Ansatzes von Edlin/Reichelstein (1996) besteht darin, durch geeignete Wahl der Vertragsparameter die zu geringen Investitionsanreize in bestimmten Umweltsituationen durch Anreize zur Überinvestition in anderen Umweltzuständen auszugleichen. In dem von ihnen betrachteten Vertrag 108 Kritisch ist dabei die Annahme, dass der Prozess der Nachverhandlung vertraglich festgeschrieben werden kann. Die Nachverhandlung ist ja gerade dadurch gekennzeichnet, dass vertragliche Vereinbarungen ohne Beteiligung von Gerichten verändert werden. Bei der Festschreibung des Nachverhandlungsprozesses muss deshalb beachtet werden, dass die verwendeten Regeln auch gerichtlich durchsetzbar sind. 109 Edlin/Reichelstein (1996) untersuchen ferner Situationen, in denen die Parteien bei Nichterfüllung des Vertrages mit der Erfüllung des Vertrauensschadens rechnen können (vgl. Edlin/Reichelstein (1996), S. 487ff). Sie zeigen, dass effiziente Anreize dann nur noch erreicht werden können, wenn nur eine Partei investieren muss, nicht aber für den Fall bilateraler Investitionen.
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gelingt dies, wenn die vertraglich festgesetzte Menge dem Erwartungswert der ex-post effizienten Menge entspricht. 2.4.4 Ausgewählte Verträge zur Lösung des Hold-up-Problems bei sequentiellen Investitionen Nöldeke/Schmidt (1998) untersuchen die Effizienzwirkungen von Optionsverträgen bei sequentiellen Investitionen. Sie gehen davon aus, dass die einzig möglichen Verträge Eigentumsverträge sind. Beide Parteien (A und B) müssen investieren, um einen Gewinn zu erzielen, wobei zuerst die Investition von Unternehmen A erfolgt. Die betrachteten Verträge geben einer Partei zu einem bestimmten Zeitpunkt das Recht, den Asset (das Joint Venture) zu einem vereinbarten Preis zu kaufen.110 Sie zeigen zunächst, dass weder bei Eigentum von A oder B noch bei gemeinsamem Eigentum beide Partner zu effizienten Investitionen angeregt werden können.111 Dies liegt daran, dass es aufgrund der Aufteilung des Gesamtgewinns nicht möglich ist, dass beide Parteien gleichzeitig die vollen Grenzerträge ihrer Investitionen erhalten. Dagegen können durch einen Optionsvertrag, der einer Partei das Recht gibt, das Joint Venture zu kaufen, nachdem beide Investitionen getätigt sind, für beide Partner effiziente Investitionsanreize gesetzt werden. Dazu muss die Option derjenigen Partei gewährt werden, die als zweite investiert. Das Ergebnis beruht auf der Annahme, dass der Käufer bei Ausübung der Option effizient investiert und bei Nicht-Ausübung keine Investition tätigt. Die Wirkung dieses Mechanismuses kann folgendermaßen erklärt werden: Der Nutzen des Optionshalters (Unternehmen B) steigt mit der Erhöhung der Investition der anderen Partei. Er wird die Option nur dann ausüben, wenn der Partner genug investiert hat. Durch die geeignete Wahl des Kaufpreises kann die Kaufschwelle nun so gewählt werden, dass die Option nur wahrgenommen wird, wenn A mindestens Investitionen in Höhe des effizienten Niveaus getätigt hat. A hat einen Anreiz, mindestens effizient zu investieren, da sein Nutzen für den Fall der Nicht-Ausübung der Option und damit ausbleibender Investition von B nur sehr gering ist. Auf der anderen Seite wird A nicht zu viel investieren, da nach Ausübung der Option B den größten Teil der Grenzerträge erhält. Auf diese Weise können für beide Parteien effiziente Investitionsanreize erreicht werden. Die betrachteten Verträge ähneln in ihrer Struktur derjenigen von Wandelanleihen oder Aktienoptionen. Während das beschriebene Ergebnis zunächst für den 110 111
Die Autoren sprechen dabei von bedingten Eigentumsallokationen. Vgl. Nöldeke/Schmidt (1998), S. 640.
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Fall ohne Nachverhandlung des Vertrages gilt, zeigen Nöldeke/Schmidt (1998), dass effiziente Investitionsanreize unter bestimmten Bedingungen auch erreicht werden können, wenn Nachverhandlungen möglich sind.112 Die untersuchten Eigentumsstrukturen gehen immer davon aus, dass zu Beginn der Geschäftsbeziehung eine Partei Eigentümer des Assets ist. Die Frage, wie effiziente Anreize mit Hilfe von Optionsverträgen erzeugt werden können, wenn sich ein Gemeinschaftsunternehmen im Eigentum von beiden investierenden Parteien befindet, wird nicht untersucht. 2.4.5 Lösung des Hold-up-Problems ohne formale Verträge Neben der Klärung von Konflikten mit Hilfe von Gerichten, spielen in der Praxis außergerichtliche Lösungsansätze des Hold-up-Problems eine bedeutende Rolle.113 Derartige Mechanismen beruhen auf der Idee, opportunistisches Verhalten einer Partei durch einen drohenden Verlust in Form verringerter zukünftiger Gewinne (Reputationsmechanismus), des Verlustes von Pfändern oder Geiseln oder der Vergeltung durch opportunistisches Verhalten der anderen Partei zu bestrafen. Der Reputationsmechanismus wird auch unter der Bezeichnung „sich selbst durchsetzende Vereinbarungen“114 oder „sich selbst durchsetzende Verträge“115 diskutiert. Seine Wirksamkeit setzt voraus, dass Handelsbeziehungen mit demselben oder anderen Partnern über mehrere Perioden eingegangen werden und das Verhalten der Vertragsparteien von anderen potentiellen Handelspartnern beobachtet werden kann.116 Verhält sich eine Partei opportunistisch, indem sie die Hold-up-Situation ausnutzt, wird dies von den potentiellen Vertragspartnern beobachtet, und sie werden auf Handelsbeziehungen mit dieser Partei in der Zukunft verzichten.117 Dadurch entsteht ein Verlust an zukünftigen Gewinnen. Dieser wird auch als Reputationsverlust bezeichnet, wobei der Begriff der Reputation durch die Summe der abdiskontierten zukünftigen Gewinne operationalisiert 112
Vgl. Nöldeke/Schmidt (1998), S. 643ff. Vgl. hierzu Macaulay (1963) sowie Galanter (1981). 114 Vgl. Carmichael (1989), S. 81. 115 Vgl. Telser (1980), S. 28. 116 Vgl. Richter/Furubotn (1996), S. 256. Zur Modellierung von Reputationseffekten mit Hilfe spieltheoretischer Modelle vgl. z.B. Telser (1980), Klein/Leffler (1981), Shapiro (1983) sowie Bulle (1987). 117 Die Beobachtbarkeit ist eine schwächere Annahme als die Verifizierbarkeit durch Gerichte. Für die Beobachtbarkeit ist es ausreichend, dass sich potentielle Handelspartner ein Bild von der Verlässlichkeit machen können. Dagegen erfordert die Verifizierbarkeit eine Beurteilung anhand exakter, messbarer Kriterien. 113
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2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
wird. Überwiegt dieser den kurzfristigen Vorteil aus dem opportunistischen Verhalten, besteht ein Anreiz zu fairem Verhalten. Formale spieltheoretische Modelle zeigen, dass verlässliches Verhalten und der Verzicht auf opportunistisches Handeln in wiederholten Spielen ein Gleichgewicht darstellen kann, aber nicht muss. Ein Gleichgewicht liegt vor, wenn die Spieler aus verlässlichem Verhalten in der Vergangenheit schließen, dass sich ein Handelspartner auch in der Zukunft verlässlich verhalten wird.118 Ist dies gegeben, hängt die Effektivität des Reputationsmechansimuses vor allem von der Beobachtbarkeit des Verhaltens durch andere potentielle Handelspartner, der Anzahl und Bedeutung zukünftiger Handelsbeziehungen sowie der Bewertung zukünftiger Gewinne (Diskontfaktor) ab. Bei Aufnahme einer Handelsbeziehung wissen die Handelspartner nicht, ob sie es mit einem verlässlichen Partner zu tun haben und sich auf dessen Reputation verlassen können. Sie werden sich also über dessen Verhalten in der Vergangenheit informieren und auf andere Formen der Absicherung nur dann verzichten, wenn das Verhalten des Partners auch für andere beobachtbar ist und mit seiner zukünftigen Teilnahme am Marktgeschehen gerechnet werden kann. Ein weiterer Ansatz zur Lösung des Hold-up-Problems ist der Austausch von Geiseln oder Pfändern.119 Die Partei, die eine spezifische Investition tätigen muss, erhält von der anderen Partei eine Geisel oder ein Pfand beispielsweise in Form eines hinterlegten Geldbetrages, den sie bei opportunistischem Verhalten der Gegenpartei behalten darf. Der drohende Verlust der Geisel führt dazu, dass opportunistisches Handeln nicht mehr vorteilhaft ist. Da hierdurch die Bedrohung beseitigt ist, einen Teil der Gewinne aus spezifischen Investitionen zu verlieren, wird das effiziente Investitionsniveau gewählt. Die Bereitstellung der Geisel kann auch als eine glaubhafte Selbstbindung zu fairem Verhalten interpretiert werden.120 Die Erzielung der effizienten Lösung durch die Verwendung von Geiseln kann allerdings verhindert werden, wenn Nachverhandlungen über die Rückgabe der Geisel oder über den Lieferpreis nicht ausgeschlossen werden können.121 Da der Austausch von Geiseln gerade in Situationen sinnvoll erscheint, in denen Konflikte nicht mit Hilfe von Gerichten gelöst werden können, erscheint die Annahme von Nachverhandlungen besonders begründet. Williamson (1983) schlägt weitere Lösungsansätze zur Überwindung des Unterinvestitionsproblems vor. Dazu zählen die Beilegung von Konflikten durch Schieds118 119 120 121
Vgl. Tirole (1988), S. 123. Vgl. hierzu vor allem Williamson (1983) sowie Williamson (1985), S. 169ff. Für eine ausführliche Diskussion von Selbstbindungsstrategien siehe Pedell (2000). Vgl. Wielenberg (1999), S. 20ff.
2.4 Ausgewählte Ansätze zur Lösung des Hold-up-Problems
31
gerichte, die aufgrund ihres Sachverstands bessere Lösungen finden können als Gerichte („arbitration“), die Aufteilung spezifischer Investitionen auf beide Vertragsparteien („reciprocity“) sowie die Verwendung zweiteiliger Tarife („two-partpricing“).122 Der Grundgedanke eines zweiteiligen Tarifs123 besteht darin, Zahlungen in einen fixen und einen variablen Bestandteil zu trennen. Dadurch kann der variable Bestandteil, der auch als Stückpreis interpretiert werden kann, an die Grenzkosten der Produktion angenähert werden, wodurch effiziente Handels- bzw. Produktionsentscheidungen getroffen werden. Die Fixzahlung, die in der Regel vor dem Handel, also ex-ante, geleistet wird, dient dem Ausgleich der Kosten der spezifischen Investition. Bei geeigneter Wahl der fixen und variablen Zahlungen hat keine Partei einen Anreiz für Nachverhandlungen. Durch den zweiteiligen Tarif entsteht die Möglichkeit, die Aufteilung des Gesamtgewinns von der Mengenentscheidung unabhängig zu gestalten. Dadurch kann beispielsweise auch ein Stückpreis in der Höhe der Grenzkosten der Produktion festgesetzt werden, obwohl dies aus Sicht des Lieferanten nicht kostendeckend ist (die Fixkosten sind darin ja nicht enthalten). Zweiteilige Tarife sind ein wichtiges Gestaltungselement vieler Verträge zu Lösung des Hold-up-Problems, das auch in den in Kapitel 3 und 4 betrachteten Liefer- und Lizenzverträgen verwendet wird. Die Analyse formaler Verträge zur Lösung des Hold-up-Problems zielt auf die Identifikation von Mechanismen, die das First-Best etablieren. In der Praxis werden aber vielfach Verträge angewandt, die für sich alleine betrachtet nicht zu effizienten Investitionsanreizen führen. Ein Erklärungsansatz hierfür ist, dass zur Absicherung spezifischer Investitionen Kombinationen aus formalen Verträgen und den oben beschriebenen außervertraglichen Mechanismen zur Anwendung kommen. Klein (1996) argumentiert, dass Vertragsparteien bei Vertragsabschluss darauf abzielen, eine möglichst vorteilhafte Kombination von „court enforcement“ und „private enforcement“ zu erreichen. Sie nehmen dabei bewusst unvollständige Verträge in Kauf, die zu Hold-up-Situationen führen können, da dies günstiger ist, als einen vollständigen Vertrag zu schreiben.124 Es sind also nicht die Vertragsbedingungen allein, die effiziente Investitionsanreize bieten müssen, sondern diese ergeben sich aus der Kombination des Vertrags mit „private enforcement“Mechanismen. Für die formale Untersuchung von Verträgen und den mit ihnen verbundenen Anreizwirkungen kommen vor diesem Hintergrund zwei Herangehensweisen in 122
Vgl. Williamson (1983), S. 527ff. Für eine formale Modellierung der Anwendung zweiteiliger Tarife in einem mehrperiodigen Modell vgl. Wielenberg (1996). 124 Vgl. Klein (1996), S. 447. 123
32
2 Kennzeichnung und Problematik von Investitionen in Joint Ventures
Frage. Zum einen kann man verschiedene Vertragsstrukturen hinsichtlich ihrer Investitionsanreize vergleichen, wobei im Allgemeinen keine First Best-Anreize erreicht werden. Dabei bleibt aber unklar, ob durch eine Modifikation der betrachteten Verträge noch bessere Investitionsanreize erzielt werden können. Die Alternative dazu besteht in der Suche nach Verträgen, die das First Best etablieren.125 Dieser Ansatz wird in den modelltheoretischen Analysen der folgenden Kapitel verwendet.
125
Dieser Ansatz wird auch als „Mechanism-Design“ bezeichnet.
3 Lieferbeziehungen als Instrument zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures 3.1 Kennzeichnung und Einordnung von Lieferbeziehungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture 3.1.1 Kennzeichnung von Lieferbeziehungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture Gegenstand von Lieferungen einer Muttergesellschaft an das Joint Venture können sowohl Input-Faktoren für die Produktion im Gemeinschaftsunternehmen als auch Endprodukte sein, die als Handelsware durch das Joint Venture vertrieben werden.1 Der Abschluss ergänzender Vereinbarungen in Joint Ventures in Form von Liefervereinbarungen kann mit einer Reihe von Vorteilen verbunden sein.2 Gewinne aus der Belieferung des Joint Ventures sind in der Regel mit geringeren Schwankungen als Dividendenzahlungen verbunden und können leichter kontrolliert sowie beeinflusst werden. Sie bieten größere Sicherheit im Fall von Währungskrisen oder Enteignungen. Ebenso kann eine ergänzende Vereinbarung zur steuerlichen Optimierung genutzt werden. Darüber hinaus können als Motive für die Belieferung eines Joint Ventures durch eine der Muttergesellschaften die Sortimentsergänzung3 sowie der Schutz bestimmter Schlüsseltechnologien vor Knowhow-Abfluss eine bedeutende Rolle spielen.4 Weitere Gründe für die Belieferung durch eine Muttergesellschaft können in der Auslastung vorhandener Kapazitäten bei dieser Gesellschaft, der Nutzung von Skaleneffekten durch Bündelung der Produktion oder der Sicherstellung eines hohen Qualitätsniveaus bestehen. Die Gestaltung der Lieferbeziehung muss sich an den lokalen gesetzlichen Regelungen orientieren. So bestehen in vielen Ländern nicht-tarifäre Handels1 2 3 4
Vgl. Engelhardt/Seibert (1981), S. 433. Vgl. hierzu und im Folgenden Contractor (1984), S. 31. Vgl. Engelhardt/Seibert (1981), S. 433. Vgl. Yan/Luo (2001), S. 123.
34
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
hemmnisse.5 Dazu zählen beispielsweise „local content“-Vorschriften6 oder feste Importquoten. Teilweise wird dabei auch genau festgelegt, welche Arten von Leistungen innerhalb des Joint Ventures oder innerhalb des Landes erbracht oder eingekauft werden müssen.7 Ebenso können Lieferbeziehungen nur eingeschränkt möglich sein, wenn die Ausfuhr von Devisen aus dem Heimatland des Joint Ventures beschränkt ist. Bei der Entscheidung über die Belieferung des Joint Ventures durch eine Muttergesellschaft und die Bestimmung des Preises müssen in der Praxis aber auch steuerliche Aspekte sowie die Wirkung von Zöllen oder Abgaben berücksichtigt werden. Eine Lieferbeziehung stellt ein Instrument zur Verschiebung der Gewinnanteile und damit der Investitionsanreize zwischen den Partnern dar. Sind für die Bereitstellung der vereinbarten Leistungen bei einer Muttergesellschaft Investitionen erforderlich, müssen diese zwar als spezifisch im Rahmen der Kooperation gesehen werden. Die mit Hilfe der Investitionsobjekte erbrachten Leistungen werden aber durch das Joint Venture durch eine Transferzahlung an die liefernde Muttergesellschaft vergütet. Die mit der Lieferbeziehung verbundenen Zahlungen wirken sich auf den im Joint Venture anfallenden Gewinn aus und führen zu einer Gewinnverschiebung zwischen den Partnern. Bei der Gründung eines Joint Ventures müssen deshalb neben der Festlegung der Dividendenansprüche die Auswirkungen ergänzender Vereinbarungen auf die erzielbaren Gewinne8 und die Investitionsanreize berücksichtigt werden. Mit dem Lieferpreis und -umfang9 stehen also zusätzliche Parameter für die Gestaltung optimaler Anreizstrukturen zur Verfügung. In einem Gemeinschaftsunternehmen mit einer Lieferbeziehung zwischen einer der Muttergesellschaften und dem Joint Venture treten die beiden in Abschnitt 2.3.3 gekennzeichneten Ursachen für das Unterinvestitionsproblem gleichzeitig auf. Sie können sich in ihrer Wirkung verstärken oder abschwächen. Damit stellt sich die Frage, ob bei gleichzeitigem Auftreten beider Effekte die bekannten Lösungsmechanismen wirksam sind und welche Verträge zu einer Verringerung oder Überwindung des Unterinvestitionsproblems führen können.
5
Vgl. für eine Übersicht von Tucher (1999), S. 100ff. Für eine Übersicht über Local-Content-Bestimmungen in ausgewählten asiatischen Ländern vgl. von Tucher (1999), S. 102. 7 So verlangte z.B. der IX. Fünfjahresplan (für den Zeitraum 1996–2000) in China für die Automobilwirtschaft ein Verhältnis zwischen Investitionen in die Fahrzeugendmontage und die Zulieferung von 1:1 (vgl. Lee (2001), S. 23). 8 Vgl. Contractor (1985), S. 24. 9 Der Lieferumfang soll dabei den Anteil an der Produktion des Joint Ventures bezeichnen, der von einer Muttergesellschaft geliefert wird. 6
3.1 Kennzeichnung und Einordnung von Lieferbeziehungen
35
Obwohl beide Parteien wissen, dass es nach Auflösung der Unsicherheit zu Nachverhandlungen über die Lieferbedingungen kommen wird und Anreize zur Unterinvestition aufgrund der Gewinnteilung bestehen, kann es gelingen, effiziente Investitionsanreize zu setzen. Der unvollständige Vertrag stellt die Grundlage für die Nachverhandlung dar, indem er die Drohpunkte in dieser Verhandlung festlegt. In der folgenden Analyse wird untersucht, unter welchen Bedingungen Lieferverträge zwischen einer Muttergesellschaft und dem Joint Venture zur Erzielung effizienter Investitionsanreize geeignet sind.
3.1.2 Einordnung des Modells in die Literatur Obwohl die Existenz von Lieferbeziehungen und Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture in der Literatur erwähnt wird, beschäftigen sich nur wenige Beiträge mit ihrer Bedeutung und Gestaltung. Contractor (1985) untersucht in einem mikroökonomischen Modell die Gestaltung der Gewinnverteilung zwischen einem lokalen Unternehmen und seinem ausländischen Joint Venture-Partner. Er zeigt, dass der Gesamtgewinn maximiert wird, wenn auf Lizenzvereinbarungen verzichtet wird und die Belieferung des Joint Ventures zu den Grenzkosten der Produktion erfolgt.10 In diesem Fall sind die Produktionskosten des Joint Ventures minimal, und es kann die größtmögliche Menge an Endprodukten absetzen. Als Konsequenz wird empfohlen, die Gewinnaufteilung zwischen den Partnern allein über die Dividendenansprüche an das Joint Venture zu steuern. Die Rolle von Nachverhandlungen sowie mögliche Wirkungen auf die Investitionsanreize werden in dem Modell nicht betrachtet. Dagegen untersuchen vertragstheoretische Beiträge entweder die Investitionsanreize bei der Gründung von Joint Ventures11 oder in Zuliefer-Abnehmer-Beziehungen.12 Eine Analyse von Situationen, in denen zusätzlich zu einem Joint Venture Lieferbeziehungen oder Lizenzverträge bestehen, wurde bisher noch nicht vorgenommen. Das im Folgenden entwickelte Modell orientiert sich bei der Abbildung der Kosten- und Erlösfunktion an Wielenberg (1999). Er untersucht, mit welchen Mechanismen sich effiziente Investitionsanreize in einer Zulieferer-AbnehmerBeziehung bei Unvollständigkeit von Verträgen und einer spezifischen Investition des Zulieferers erreichen lassen und welche Kosten damit verbunden sind. Das 10
Vgl. hierzu und im Folgenden Contractor (1985), S. 30. Vgl. z.B. Nöldeke/Schmidt (1998). 12 Vgl. z.B. Aghion/Dewatripont/Rey (1994), Chung (1991), Nöldeke/Schmidt (1995), Edlin/Reichelstein (1996) oder Wielenberg (1999). 11
36
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
hier diskutierte Modell beinhaltet im Gegensatz zu Wielenberg (1999) beidseitige spezifische Investitionen sowie die Aufteilung des Joint Venture-Gewinns auf die beiden Muttergesellschaften. Ebenso ähnelt die Struktur des Modells dem Ansatz von Baldenius/Reichelstein (1998) und Baldenius/Reichelstein/Sahay (1999). Bei diesem wird die Leistungsfähigkeit von kostenorientierten und verhandelten Verrechnungspreisen bei der Steuerung dezentraler Unternehmenseinheiten verglichen, wenn beide Einheiten investieren müssen. Im Gegensatz zu diesen Modellen erfolgt im vorliegenden Beitrag die Aufteilung des Joint Venture-Gewinns auf die beteiligten Partner. Die in diesem Kapitel entwickelten Lösungsansätze orientieren sich weiterhin an Chung (1991), Nöldeke/Schmidt (1995) sowie Edlin/Reichelstein (1996).13
3.2 Entwicklung eines formalen Modells zur Analyse der Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen 3.2.1 Zeitstruktur und grundlegende Annahmen des Modells Im Folgenden werden die betrachtete Situation und die grundlegenden Annahmen des Modells beschrieben. Die Unternehmen A und B gründen zum Zeitpunkt t = 0 ein Joint Venture mit dem Ziel, für einen lokalen Markt Produkte herzustellen und abzusetzen. Bei der Gründung schließen die Partner einen Joint Venture-Vertrag, der die Grundlage für die Zusammenarbeit bildet. In diesem wird vereinbart, den Gewinn des Joint Ventures durch die Zahlung von Dividenden im Verhältnis λ/(1 − λ) auf die Unternehmen A und B aufzuteilen. Da sich die Dividendenansprüche wesentlich an den Eigentumsverhältnissen orientieren, kann der Parameter λ auch als Beteiligungsverhältnis interpretiert werden.14 Unternehmen A bringt in die Kooperation sein Know-how bezüglich der benötigten Produktionstechnologie ein. Das Unternehmen B verfügt über den Marktzugang und kann durch seine Beteiligung die Absatzchancen der Produkte beeinflussen. Der durch das Joint Venture auf dem betrachteten Markt erzielbare Erlös ist abhängig von den Umweltbedingungen Θ und der Absatzmenge x. Für die Analyse wird die Erlösfunktion R(Θ, x) = (Θ − x)x verwendet. Diese entspricht der Erlösfunktion eines Monopolisten mit linearer Preis-Absatzfunktion.15 Der 13 14 15
Vgl. hierzu Abschnitt 2.4.3. Vgl. hierzu Abschnitt 2.2.1. Vgl. z.B. Varian (1990), S. 84.
3.2 Formales Modell zur Analyse der Investitionsanreize durch Lieferbeziehungen 37
erzielbare Preis des gehandelten Produkts auf dem Absatzmarkt steigt mit Θ. Die Zufallsvariable Θ besitzt eine Dichtefunktion f (Θ) und eine Verteilungsfunktion F (Θ). Die Werte für Θ liegen im Intervall [Θ1 ; Θ2 ]. Zum Zeitpunkt t = 1 tätigen beide Partner eine spezifische Investition. Die Investitionen erfolgen parallel. Unternehmen A kann durch die Investition a aus dem Intervall [a; a] die Höhe der Produktionskosten bestimmen. Die Investitionsentscheidung umfasst dabei die Auswahl der Produktionstechnologie, die Bereitstellung des relevanten Know-hows sowie die Auswahl und Schulung der Mitarbeiter. Je größer die Investition a, desto geringer sind die variablen Produktionskosten je Stück c(a). Dabei wird eine abnehmende Kostenreduzierung mit steigendem a und somit eine konvexe Kostenfunktion unterstellt. Es gilt also 2 c(a) ∂c(a) > 0. Um sicherzustellen, dass es ein optimales Investi< 0 und ∂ ∂a 2 ∂a tionsniveau gibt, gelte ferner für alle a ∈ [a; a]16 (3.1)
2 ( ∂c(a) ∂a ) ∂ 2 c(a)
0 und ∂b2 < 0. Damit ein eindeutiges optimales Investitionsniveau existiert, gelte für alle b ∈ [b; b] (3.2)
−
2 ( ∂v(b) ∂b ) ∂ 2 v(b) ∂b2
c(a). Die Investitionen stellen strategische Komplemente dar, d.h. eine Erhöhung der Investition einer Partei erhöht den Grenznutzen der Investition der anderen Partei.17 Zum Zeitpunkt t = 2 erkennen die Partner die realisierten Marktbedingungen Θ. Aufgrund ihrer Spezifität können die Investitionen ab dem Zeitpunkt t = 2 als 16
Die Interpretation dieser Bedingung erfolgt in Anhang A.1. Vgl. Tirole (1988), S. 208. Da die Investitionen strategische Komplemente darstellen, weisen ihre Reaktionskurven positive Steigungen auf (vgl. Fudenberg/Tirole (1991), S. 489ff). Für die vorliegenden Funktionen wird dies in Anhang A.1 nachgewiesen. 17
38
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
sunk costs interpretiert werden und sind für spätere Entscheidungen nicht mehr relevant.18 Im Zeitpunkt t = 3 kann es zu einer kooperativen Anpassung der vereinbarten Bedingungen auf Basis des zum Zeitpunkt t = 0 geschlossenen Vertrags kommen, wenn beide Parteien dieser zustimmen.19 Da sich die Unsicherheit bezüglich des Umweltzustands aufgelöst hat, können sich beide Parteien besser stellen, wenn sie den Vertrag ändern, sich auf die Produktion der ex-post effizienten Menge einigen und dadurch den maximalen Gesamtgewinn realisieren. Die Verhandlungsmacht des Unternehmens A während der Vertragsanpassung wird mit μ bezeichnet. Unternehmen B erhalte einen Anteil von (1−μ) des erzielbaren Anpassungsgewinns. Im Zeitpunkt t = 4 erfolgen Produktion und Vertrieb, und die Gewinne werden realisiert. Abbildung 2 zeigt die Zeitstruktur des Modells.
t=0 t=1 t=2 Abschluss der Spezifische Realisation der Joint Venture- Investitionen der MarktVerträge bedingungen Θ Muttergesellschaften
t=3 Entscheidung über Anpassung des Vertrags
-
t=4 Produktion und Vertrieb der Produkte
t
Abbildung 2: Zeitstruktur der Joint Venture-Vertragsbeziehung
Die Analyse beruht auf dem Ansatz unvollständiger Verträge und verwendet die diesem Ansatz zugrunde liegenden Prämissen.20 Insbesondere wird angenommen, dass die Realisation der Marktbedingungen sowie die Investitionen nicht durch Dritte verifiziert werden können. Beide Parteien können aber aufgrund ihres Expertenwissens beurteilen, ob ein bestimmter Umweltzustand günstig ist oder nicht und ob der Partner ein angemessenes Investitionsniveau gewählt hat. Es wird also angenommen, dass zwischen den beiden Partnern Informationssymmetrie hinsichtlich der getätigten Investitionen und der resultierenden Erlös- und Kostenfunktionen besteht. Informationen über gelieferte Mengen und Zahlungen zwischen den Partnern sind dagegen durch Dritte verifizierbar und können somit Gegenstand des Joint Venture-Vertrags sowie der ergänzenden Verträge werden. Für die beiden Unternehmen wird Risikoneutralität unterstellt.
18
Zur Entscheidungsrelevanz versunkener Kosten vgl. Pedell (2000), S. 80ff. Lehnt eine Partei die Anpassung des Vertrags ab, kann vor Gericht die Erfüllung des ursprünglichen Vertrags durchgesetzt werden. Dieses Prinzip wird auch als „specific performance“ bezeichnet (vgl. hierzu z.B. Wielenberg (1999), S. 32). 20 Vgl. Grossman/Hart (1986), Hart/Moore (1988) und Hart (1995). 19
3.2 Formales Modell zur Analyse der Investitionsanreize durch Lieferbeziehungen 39
3.2.2 Modellierung der Lieferbeziehung zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture Durch die Vereinbarung einer Lieferbeziehung zwischen einer Muttergesellschaft und dem Joint Venture kommen zu den oben beschriebenen Vertragsparametern weitere hinzu. Im Folgenden soll der Fall betrachtet werden, dass das Produktionsunternehmen als Lieferant für das Joint Venture auftritt. Dabei werden zwei Arten von Joint Ventures untersucht: In Vertriebs-Joint Ventures ist das produzierende Unternehmen für die gesamten Produktionsprozesse verantwortlich und liefert die Ware an das Joint Venture, das den Vertrieb in einem Markt übernimmt (Abschnitt 3.3.1). In einem Produktions-Vertriebs-Joint Venture wird dagegen die Situation einer zweistufigen Produktion betrachtet, bei der nur ein Teil β der durch das Joint Venture abgesetzten Produkte von einer Muttergesellschaft geliefert wird und die Herstellung des verbleibenden Teils 1 − β im Joint Venture erfolgt (vgl. Abschnitt 3.3.2). Die relevanten Leistungs- und Zahlungsströme zwischen den Muttergesellschaften und dem Joint Venture sind für diesen Fall in Abbildung 3 dargestellt.
Unternehmen A • • • • •
Unternehmen B
Gewinnmaximierung Produktions-Know how Lieferant für das Joint Venture Spezifische Investition D Kostenfuntion: . FD [
• Gewinnmaximierung • Vertriebs-Know how • Keine Leistungsverflechtung zum Joint Venture
Spezifische Investition E Leistungserbringung [ Leistungsvergütung S[7
Joint Venture
• Preis-Absatz-Funktion: 5ĬE ĬYE [ [ • Kostenfunktion: . S[7
Gewinnanteil Ȝ
Gewinnanteil (Ȝ) Verkaufserlöse
Absatzmenge [
• Umweltbedingungen Ĭ Absatzmarkt
Abbildung 3: Darstellung der Leistungs- und Zahlungsströme zwischen den Muttergesellschaften und dem Joint Venture
40
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
Die Vergütung für diese Lieferung durch das Joint Venture, welches den Abnehmer in dieser Beziehung darstellt, besteht aus einem zweiteiligen Tarif T + px.21 Dabei ist T eine fixe Zahlung und p ein fester Stückpreis, der für jede gelieferte Einheit bezahlt werden muss. Der fixe Bestandteil T bewirkt zwar eine Verschiebung der Gewinnanteile zwischen den Partnern,22 hat aber keinen Einfluss auf die Investitionsanreize. Der Tarif wird beim Abschluss des Joint VentureVertrags zum Zeitpunkt t = 0 zwischen den Muttergesellschaften ausgehandelt. Ein weiterer wichtiger Vertragsparameter ist die zu handelnde Menge. Die Parteien können dazu im Joint Venture-Vertrag eine fixe oder eine flexible Menge vereinbaren. Bei Verträgen mit flexibler Menge wird die tatsächlich gehandelte Menge erst festgelegt, wenn sich die Unsicherheit über den Umweltzustand aufgelöst hat (Zeitpunkt t = 2). Die Mengenentscheidung hängt dann neben dem Umweltzustand wesentlich von den Kosten der Produktion und dem Preis p ab. In diesem Fall ist zusätzlich festzulegen, welche Partei die Mengenentscheidung treffen darf. 3.2.3 Gewinnaufteilung ohne und mit Lieferbeziehungen In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass Vertragsbruch durch ausreichend hohe Sicherheitsleistungen oder durch Reputation ausgeschlossen werden kann. Für die Unternehmen stellen sich somit lediglich die Handlungsalternativen Vertragserfüllung oder Vertragsanpassung. Zunächst wird die Situation ohne Lieferbeziehung betrachtet. Der mit dem Joint Venture maximal erzielbare Gesamtgewinn ergibt sich bei Produktion der effizienten Menge. Diese errechnet sich durch Maximierung der Gewinnfunktion zu23 Θ + v(b) − c(a) . x 2 Daraus folgt der erwartete maximale Gesamtgewinn nach Einsetzen in die Gewinnfunktion zu 2 Θ2 Θ + v(b) − c(a) dF (Θ).24 (3.4) ES(Θ, a, b) = 2 Θ1
(3.3)
21
x∗ (Θ, a, b) = arg max(Θ + v(b) − x)x − c(a)x =
Eine ähnliche Modellierung in einem mikroökonomischen Modell wählt Contractor (1985). Insbesondere kann durch die Vereinbarung der fixen Zahlung T erreicht werden, dass der Reservationsnutzen eines Partners erreicht und damit seine Teilnahmebedingung erfüllt wird. Dadurch wird ein größerer Gestaltungsspielraum für den mengenabhängigen Bestandteil erreicht. 23 Da im Zeitpunkt der Mengenentscheidung die Investitionen bereits getätigt wurden, müssen diese hier nicht mehr berücksichtigt werden. 24 Aus der Gewinnfunktion wird deutlich, dass es sich bei den Investitionen a und b um strategische ∂S ∂S für alle a,b positiv sind. und ∂b∂a Komplemente handelt. Dies gilt, da die Kreuzableitungen ∂a∂b 22
3.2 Formales Modell zur Analyse der Investitionsanreize durch Lieferbeziehungen 41
Die effiziente Menge hängt von den Investitionen a und b ab. Höhere Investitionen führen zu einer Erhöhung der effizienten Menge und damit auch zu einem größeren Gesamtgewinn. Die erwarteten Dividendenzahlungen an die Muttergesellschaften ergeben sich zu (3.5)
SB ESA (Θ, a, b) =
Θ2
Θ1
λ
Θ + v(b) − c(a) 2
2 dF (Θ).
und (3.6)
SB ESB (Θ, a, b) =
Θ2
Θ1
(1 − λ)
Θ + v(b) − c(a) 2
2 dF (Θ).
Ein Bedarf für die Anpassung des Vertrags besteht nicht. Anders stellt sich die Situation mit Lieferbeziehung dar. Dazu wird ein Joint Venture betrachtet, bei dem das Mutterunternehmen A die spezifische Investition im eigenen Unternehmen tätigt und als Lieferant für das Gemeinschaftsunternehmen auftritt. Die zu liefernde Menge wird im Vertrag als flexibel vereinbart.25 Die Zahlung von T + px erfolgt nach Durchführung des Handels. Der durch das Joint Venture erzielte Gewinn wird weiterhin im Verhältnis λ zu (1 − λ) auf die Unternehmen A und B aufgeteilt. Für p > c(a) wird der Gewinn des Joint Ventures nun aber geringer sein als im Fall ohne Lieferbeziehung, da ja bereits ein Gewinntransfer von dem Joint Venture zu Unternehmen A erfolgt ist. Unternehmen A verkauft dann eine Leistung mit Gewinn an das Gemeinschaftsunternehmen. Für p < c(a) erfolgt dagegen eine Subventionierung des Joint Ventures. Berechnet man die gehandelte Menge analog zu Gleichung (3.3), so wird deutlich, dass diese jetzt vom Preis p und nichtmehr von den Produktionskosten c(a) abhängt. Sie ergibt sich . Ferner wird ersichtlich, dass immer p < Θ + v(b) zu x(Θ, a, b) = Θ+v(b)−p 2 gelten muss, da sonst der geschlossene Vertrag keine Gewinnerzielung im Joint Venture ermöglichen würde und somit auch nicht zustande käme. Aus der veränderten Gewinnfunktion des Joint Ventures R(Θ, b, x) = (Θ + v(b) − x)x − px berechnet sich der auf die beiden Mutterunternehmen zu verteilende erwartete Gewinn zu 2 Θ2 Θ + v(b) − p dF (Θ) − T. (3.7) ES(Θ, a, b) = 2 Θ1
25 Um die Analyse einfach zu halten und die grundlegende Problematik aufzuzeigen, wird auf eine vertragliche Einschränkung der Mengen durch Mindest-, Fix- oder Höchstmengenverträge verzichtet. Die Betrachtung solcher Verträge ist aber ohne weiteres möglich (vgl. Wielenberg (1999), S. 59ff).
42
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
+ Unternehmen A erhält eine zusätzliche Zahlung in Höhe von (p−c(a)) Θ+v(b)−p 2 T . Diese ergibt sich aus dem Deckungsbeitrag p − c(a) multipliziert mit der aus dem Vertrag resultierenden gehandelten Menge zuzüglich der Zahlung T. Die Erwartungswerte der Gewinne der beiden Partner folgen damit zu 2 Θ + v(b) − p ESA (Θ, a, b) = λ 2 Θ1 Θ + v(b) − p +(p − c(a)) dF (Θ) + (1 − λ)T 2
(3.8)
Θ2
und ESB (Θ, a, b) =
(3.9)
Θ2
Θ1
(1 − λ)
Θ + v(b) − p 2
2 dF (Θ) − (1 − λ)T.
Der von beiden Partnern insgesamt erzielbare Gewinn ist für p > c(a) geringer als im Fall ohne Leistungsverflechtung, da die gehandelte Menge nun kleiner als die effiziente Menge ist. Nach Realisation der Marktbedingungen im Zeitpunkt t = 2 ist die ex-post effiziente Menge bekannt, und beide Parteien können sich besser stellen, wenn sie den geschlossenen Vertrag so anpassen, dass die ex-post effiziente Menge gehandelt wird. Die Anpassung kommt allerdings nur dann zustande, wenn beide Parteien einverstanden sind. Lehnt einer der Partner die Vertragsanpassung ab, wird der ursprüngliche Vertrag erfüllt, und es werden die oben angegebenen Gewinne erzielt. Durch die kooperative Vertragsanpassung kann zusätzlich ein Anpassungsgewinn erzielt werden, der auf die beiden Partner aufgeteilt wird. Der Anpassungsgewinn S AP errechnet sich aus der Differenz des Gesamtgewinns bei Handel der ex-post effizienten Menge S ∗ und der ex-ante vereinbarten Menge S 0 zu S
AP
∗
(Θ, a, b) = S (Θ, a, b) − S (Θ, a, b) =
(3.10)
0
−
Θ + v(b) − p 2
2
Θ + v(b) − c(a) 2
− (p − c(a))
2
Θ + v(b) − p . 2
Durch die Anpassung erhalten die Parteien zusätzlich zu den im Vertrag spezifizierten Zahlungen einen Teil des Anpassungsgewinns, der im Verhältnis μ/(1 − μ) aufgeteilt wird. Bei Vertragsanpassung ergeben sich damit folgende erwartete
3.2 Formales Modell zur Analyse der Investitionsanreize durch Lieferbeziehungen 43
Gewinne:26
2 Θ + v(b) − c(a) ESA (Θ, a, b) = μ 2 Θ1 2 Θ + v(b) − p + (λ − μ) 2 Θ + v(b) − p dF (Θ) + (1 − λ)T + (1 − μ)(p − c(a)) 2
(3.11)
und
2 Θ + v(b) − c(a) 2 Θ1 2 Θ + v(b) − p − (λ − μ) 2 Θ + v(b) − p dF (Θ) − (1 − λ)T. − (1 − μ)(p − c(a)) 2
ESB (Θ, a, b) =
(3.12)
Θ2
Θ2
(1 − μ)
Da sich im Fall der Vertragsanpassung beide Parteien besser stellen, können sie ex-ante davon ausgehen, dass diese Vertragsanpassung nach der Information über den realisierten Umweltzustand tatsächlich stattfindet. Der Gesamtgewinn nach der Vertragsanpassung stimmt mit dem Gesamtgewinn eines Joint Ventures ohne Lieferbeziehung überein, wenn in beiden Fällen die getätigten Investitionen gleich hoch sind. Allerdings wird die Aufteilung des erzielten Gewinns jetzt durch die Bestimmungen des ex-ante-Vertrags und die Verhandlungsstärke während der Vertragsanpassung beeinflusst.
26 In der Nachverhandlung werden die Parameter p und T zu pneu und T neu nachverhandelt, woraus eine im Vergleich zum ursprünglichen Vertrag veränderte Gewinnaufteilung resultiert. Für die Analyse werden die Gewinne bei Vertragsanpassung in Abhängigkeit der ursprünglichen Werte p und T dargestellt. Die Verteilungswirkung wird durch den Parameter μ abgebildet. Die Zusammenhänge zwischen (pneu , T neu ) und μ werden in Anhang A.2 betrachtet.
44
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
3.2.4 Das effiziente Investitionsniveau als Bezugspunkt für die Bewertung von Anreizmechanismen Als Bezugspunkt für die Beurteilung der betrachteten Verträge werden im Folgenden die Investitionswahlbedingungen im First Best hergeleitet.27 Im Zeitpunkt der Investitionsentscheidung sind die Gewinne bedingt durch die Unsicherheit über den Umweltzustand Θ noch nicht bekannt. Die Entscheidung wird auf Basis des ex-ante Erwartungswertes des Gewinns getroffen, wobei die Kosten der Investition berücksichtigt werden. Die optimalen Investitionsniveaus werden aus (3.13)
i∗ = arg max{ES(Θ, a, b) − i}; i = a, b i
berechnet, wobei i die Investitionen und ES(Θ, a, b) den Erwartungswert des Gewinns darstellen. Aus dem erwarteten Gewinn lassen sich durch Differentiation nach a bzw. b implizite Bedingungen für die Wahl der Investitionen ableiten, die in Lemma 1 angegeben sind. Lemma 1 Die First Best-Investitionsniveaus sind implizit durch 1. Ex(Θ, a, b) ∂c(a) ∂a = −1 für die Investition in die Produktion und 2. Ex(Θ, a, b) ∂v(b) ∂b = 1 für die Investition in den Vertrieb gegeben. Dabei gilt Ex(Θ, a, b) =
Θ2 Θ+v(b)−c(a) Θ1
2
dF (Θ).
Der Beweis befindet sich im Anhang A.1. Bedingung (1) in Lemma 1 drückt aus, dass im Optimum eine marginale Erhöhung der Investition a den erwarteten Ersparnissen an Produktionskosten entsprechen muss. Bedingung (2) beschreibt, dass die Grenzkosten einer marginalen Erhöhung der Investition b im Optimum gleich den erwarteten zusätzlichen Erlösen sein müssen. Die beiden Bedingungen aus Lemma 1 kennzeichnen die First Best-Investitionsniveaus, die im Folgenden auch effiziente Investitionen genannt und mit a∗ und b∗ bezeichnet werden. Sie dienen für die folgende Analyse als Vergleichspunkte zur Beurteilung der Investitionsanreize bei verschiedenen Varianten der Vertragsgestaltung. 27
Vgl. für die Kennzeichnung des First Best Abschnitt 2.3.3.
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
45
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen 3.3.1 Investitionsanreize bei vollständiger Belieferung durch eine Muttergesellschaft 3.3.1.1 Effiziente Investitionsanreize bei vollständiger Belieferung durch Subventionierung Zunächst soll der Fall einer Komplettbelieferung des Joint Ventures durch eine der Muttergesellschaften betrachtet werden. Im Joint Venture findet dann keine Produktion mehr statt, und das Gemeinschaftsunternehmen stellt ein reines Vertriebs-Joint Venture dar. Damit insgesamt das First Best erreicht wird, müssen für beide Muttergesellschaften effiziente Investitionsanreize bestehen. Bei der Investitionsentscheidung maximieren die Unternehmen den erwarteten Gewinn bei Vertragsanpassung abzüglich der Investitionskosten. Für das liefernde Unternehmen A ergibt sich als Entscheidungsproblem (3.14)
max ESA (Θ, a, b) − a. a
Nach Einsetzen von (3.11) und Differentiation nach a erhält man als Bedingung für die Wahl des Investitionsniveaus Θ + v(b) − c(a) μ + 2 Θ1 Θ + v(b) − p ∂c(a) dF (Θ) = −1. + (1 − μ) ∂a 2
∂ ESA (Θ, a, b) = ∂a (3.15)
Θ2
An dieser Investitionswahlbedingung erkennt man, dass die Höhe des Gewinnanteils λ am Joint Venture-Gewinn für die Entscheidung über die Investition nicht relevant ist. Dies liegt darin begründet, dass der mittlere Term in Gleichung (3.11) unabhängig von a ist und somit durch die Investition a nicht beeinflusst werden kann. Zur Setzung effizienter Anreize für Unternehmen A stehen die Parameter μ und p zur Verfügung. Durch Vergleich mit Bedingung 1 aus Lemma 1 erkennt man, dass Unternehmen A genau dann effizient investiert, wenn es die gesamte Verhandlungsmacht während der Vertragsanpassung inne hat (μ = 1) oder wenn p = c(a) gesetzt wird. Effiziente Investitionsanreize können immer dann erzielt werden, wenn sich das investierende Unternehmen die vollen Erträge aus der getätigten Investition
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3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
sichern kann. Im ersten Fall gelingt dies, indem die komplette Verhandlungsmacht während der Vertragsanpassung beim investierenden Unternehmen liegt. Da dabei die Höhe des Preises p keine Rolle spielt, kann dieser Parameter frei gewählt werden und steht somit noch für die Beeinflussung der Investitionsanreize für Unternehmen B zur Verfügung. Im zweiten Fall führt die Festlegung von p = c(a) dazu, dass die ex-ante erwartete Menge der ex-post effizienten Menge entspricht. Somit besteht kein Anpassungsbedarf des Vertrags, und die Ursache für den zu geringen Investitionsanreiz entfällt. Für μ = 1 wird Unternehmen A zu wenig investieren, sofern p > c(a) festgelegt wird. Die Mengenverzerrung führt dazu, dass in der Nachverhandlung eine Erhöhung der Produktionsmenge auf das effiziente Niveau vereinbart wird, woraus sich ein zusätzlicher Gewinn ergibt. A muss diesen Zusatzgewinn mit B teilen und erhält damit nicht die gesamten Erträge aus seiner Investition. Bei einem Preis unterhalb der Grenzkosten (p < c(a)) ist die dem vertraglich festgesetzten Preis entsprechende Menge größer als die effiziente Menge. In der Nachverhandlung wird folglich eine Mengenreduzierung vereinbart. Der Drohpunkt von Unternehmen A in der Nachverhandlung ist durch den ex-ante Vertrag gegeben. Da sich A durch die Anpassung über die sich aus dem ex-ante Vertrag ergebende Situation hinaus verbessert, wird es für seine Investition überkompensiert und erhält damit Anreize zur Überinvestition.28 Für Unternehmen B ergibt sich die Bedingung für die Wahl des Investitionsniveaus durch Differentiation von (3.12) zu Θ2 Θ + v(b) − c(a) ∂ ESB (Θ, a, b) = (1 − μ) 2 ∂b Θ1 Θ + v(b) − p (p − c(a)) (3.16) − (λ − μ) − (1 − μ) 2 2 ∂v(b) dF (Θ) = 1. ∂b Wird für einen beliebigen Wert von μ = 1 der Preis in Höhe der Grenzkosten der Produktion p = c(a) festgelegt, vereinfacht sich die Investitionswahlbedin28 Vgl. hierzu Edlin/Reichelstein (1996), S. 483ff. Anders als in dem von Edlin/Reichelstein (1996) betrachteten Fixmengenvertrag ergibt sich die effiziente Menge in dem hier betrachteten Modell aus dem Lieferpreis. Dies führt dazu, dass eine zu hohe Menge mit einem Preis unter den Produktionskosten des Lieferanten einhergeht. Der Lieferant liefert also mit Verlust. Die Überinvestition lässt sich dann dadurch erklären, dass eine Kostensenkung unter das effiziente Kostenniveau für den Lieferanten vorteilhaft ist, solange die dafür erforderlichen Investitionen geringer sind als der durch sie vermiedene Verlust.
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
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gung (3.16) zu
(3.17)
∂ ESB (Θ, a, b) = ∂b Θ2 Θ + v(b) − c(a) ∂v(b) dF (Θ) = 1. (1 − λ) ∂b 2 Θ1
Aus ihr ist unmittelbar ersichtlich, dass effiziente Anreize für Unternehmen B nur für λ = 0 erreicht werden können. Während in Handelsbeziehungen außerhalb eines Joint Ventures unter bestimmten Bedingungen für beide Parteien effiziente Investitionen durch Vereinbarung der effizienten Menge bzw. des Preises, der zu dieser Menge führt, induziert werden können,29 gelingt dies in der hier betrachteten Situation nicht. Für μ = 1 vereinfacht sich der Ausdruck (3.16) zu
(3.18)
∂ ESB (Θ, a, b) = ∂b Θ2 Θ + v(b) − p ∂v(b) dF (Θ) = 1. (1 − λ) ∂b 2 Θ1
Aus dem Vergleich von (3.18) mit der First Best-Bedingung für Unternehmen B (Bedingung (2) aus Lemma 1) wird deutlich, dass Unternehmen B für p = c(a) zu wenig investiert, da es einen Teil der Erträge an Unternehmen A abführen muss. Effiziente Investitionsanreize können nur dann erreicht werden, wenn der Effekt aus der Gewinnaufteilung im Joint Venture durch einen im Joint Venture-Vertrag spezifizierten Preis unterhalb der Grenzkosten (p < c(a)) ausgeglichen wird. Die Lieferung zu einem Preis unterhalb der Grenzkosten stellt eine Subvention bzw. einen Ausgleich für Unternehmen B dar, wodurch größere Investitionsanreize bestehen. Diese gleichen die Verzerrung der Investitionsanreize durch die Gewinnabführung an den Joint Venture-Partner aus. Da die gesamte Nachverhandlungsmacht bei Unternehmen A liegt, erhält es die gesamten Gewinne aus der Vertragsanpassung und hat damit effiziente Investitionsanreize. Die Ergebnisse werden in der folgenden Proposition zusammengefasst: Proposition 1 Wird in einem Joint Venture die gesamte gehandelte Menge an Produkten durch eine Muttergesellschaft geliefert, so können bilateral effiziente Investitionsanreize erreicht werden, wenn das liefernde Unternehmen die gesamte Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung erhält und für die Lieferung ein Stückpreis unterhalb der Grenzkosten der Produktion festgelegt wird. 29
Vgl. Edlin/Reichelstein (1996), S. 493.
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3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
Das Ergebnis ist in Übereinstimmung mit den Ergebnissen von Chung (1991), Aghion/Dewatripont/Rey (1994) und Nöldeke/Schmidt (1995).30 Wie in diesen Beiträgen kann auch im vorliegenden Modell das First Best erreicht werden, indem einer Partei im Rahmen der Vertragsanpassung die gesamte Verhandlungsmacht übertragen und die andere Partei durch die Wahl der Parameter des ursprünglichen Vertrags zu effizienter Investition veranlasst wird. Allerdings muss im vorliegenden Modell neben dem Hold-up-Problem noch der Anreiz zur Unterinvestition aufgrund der Gewinnteilung im Joint Venture ausgeglichen werden. Dieser Ausgleich erfolgt durch den unter den Grenzkosten liegenden Preis. Voraussetzung für diese Lösung ist, dass der Vertrag die einseitige Verteilung der Verhandlungsmacht garantiert und sicherstellt, dass die ex-post effiziente Menge gehandelt wird. Eine mögliche Vertragsgestaltung, die dies gewährleistet, wurde von Nöldeke/Schmidt (1995) vorgeschlagen. Zu Beginn der Nachverhandlung, also nachdem sich die Unsicherheit über den Umweltzustand aufgelöst hat, können beide Parteien ein neues Angebot für die Vergütung der Lieferung T neu + pneu x an die andere Partei übersenden.31 Anschließend bekommt eine Partei, im hier betrachteten Fall ist dies Unternehmen B, das Recht, die gehandelte Menge zu bestimmen. Wenn die Mengenentscheidung bekannt ist, entscheiden die Parteien über Annahme oder Ablehnung des neuen Angebots. Falls genau ein neues Angebot oder zwei identische Angebote angenommen wurden, wird der ursprüngliche Vertrag durch diesen neuen Vertrag ersetzt. Andernfalls wird der ursprüngliche Vertrag erfüllt. In einem Joint Venture mit Lieferbeziehung erhält A die gesamte Nachverhandlungsmacht, wenn gemäß dem oben beschriebenen Ablauf der Nachverhandlung die Mengenentscheidung auf das Unternehmen B übertragen wird. Unternehmen B kann sich dann durch ein neues Angebot in der Nachverhandlung nicht besser stellen, ohne dass sich die Gewinne von Unternehmen A reduzieren. Dies liegt daran, dass das neue Angebot von B die gehandelte Menge nicht beeinflusst und somit nur eine veränderte Gewinnaufteilung bewirkt. B wird also auf ein neues Angebot verzichten. Unternehmen A kann dagegen mit einem neuen Angebot an B noch die Mengenentscheidung beeinflussen. Da nur A ein neues Angebot vorlegt, handelt es sich um ein take-it-or-leave-it-Angebot, und A kann sich den gesamten Anpassungsgewinn sichern. Dies entspricht einer Verhanldungsstärke von μ = 1. A hat deshalb ein Interesse daran, das Angebot so zu gestalten, dass B die effiziente 30
Vgl. für eine Kennzeichnung dieser Beiträge Abschnitt 2.4.3. Vgl. hierzu und im Folgenden Nöldeke/Schmidt (1995), S. 167. Vgl. auch Böckem/Schiller (2003). 31
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
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Mengenentscheidung trifft, da hierdurch der Anpassungsgewinn maximiert wird. Damit es eine eindeutige Lösung gibt, ist die zusätzliche Annahme erforderlich, dass beide Parteien in der Nachverhandlung nur dann ein Angebot vorlegen, wenn sie dadurch ihren eigenen Gewinnanteil vergrößern können. Damit ergibt sich die folgende Proposition: Proposition 2 Wird in dem Joint Venture-Vertrag der Ablauf der Nachverhandlung so vereinbart, 1. dass zunächst beide Parteien ein neues Angebot vorlegen, 2. anschließend eine Partei die Mengenentscheidung trifft und 3. beide Parteien auf Basis der gewählten Menge über Annahme oder Ablehnung des neuen Vertragsangebotes entscheiden, führt die Übertragung der Mengenentscheidung an Unternehmen B zur einseitigen Verteilung der Nachverhandlungsmacht zugunsten von Unternehmen A sowie zur effizienten Mengenentscheidung. Der Beweis zu Proposition 2 befindet sich im Anhang A.2. 3.3.1.2 Determinanten des effizienten Preises bei vollständiger Belieferung Der Preis, der bei Unternehmen B effiziente Investitionsanreize induziert, wird im folgenden als effizienter Preis bezeichnet und mit p∗ bezeichnet. Durch Vergleich von Gleichung (3.18) mit der First Best-Bedingung für die Investitionswahl von Unternehmen B (Bedingung (2) aus Lemma 1) lässt dieser Preis sich in Abhängigkeit von EΘ, c(a), v(b) und λ explizit bestimmen. Er ergibt sich zu (3.19)
p∗ =
c(a) − λ(EΘ + v(b)) . 1−λ
Wenn Unternehmen B die gesamten Gewinne des Joint Ventures bekommt (λ = 0), muss der Preis p = c(a) gesetzt werden, um effiziente Anreize zu erzielen. Mit steigendem λ sinkt der effiziente Preis dann immer weiter unter die Grenzkosten der Produktion c(a). Dieses Ergebnis ist einleuchtend, da durch die Festlegung des Preises unterhalb der Grenzkosten ein Ausgleich für die Gewinnaufteilung im Joint Venture-Vertrag geschaffen werden muss. Je größer also der Anteil von Unternehmen A am Joint Venture-Gewinn, umso geringer muss der Preis p gewählt werden. Abbildung 4 veranschaulicht diese Zusammenhänge.
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3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
In der Abbildung wurde eine Gleichverteilung der Zufallsvariable Θ auf dem Intervall [1; 9] angenommen. Damit lässt sich der Preis, der zu effizienten Anreizen für Unternehmen B führt, mit Hilfe des Erwartungswertes explizit bestimmen. Die Verteilungsfunktion von Θ spielt wegen der angenommenen Risikoneutralität keine Rolle. Zur Illustration der Abhängigkeit von p∗ wurden die Werte c(a) = 5 sowie v(b) = 1, v(b) = 3 und v(b) = 17 verwendet.32 S
ĬYE
Ȝ
ĬYE
ĬYE
Abbildung 4: Abhängigkeit des effizienten Preises von λ c(a) muss der Preis gleich null gesetzt werFür den Grenzwert λ∗ = EΘ+v(b) den. Steigt λ über diesen Grenzwert an, wird der Preis negativ, d.h. das liefernde Unternehmen müsste für jede gelieferte Einheit etwas bezahlen. Eine solche vertragliche Vereinbarung erscheint in der Realität nicht durchsetzbar. Lösungen mit p∗ < 0 werden deshalb als nicht zulässig betrachtet. Die Größe von λ∗ hängt vom Verhältnis der Produktionskosten zu den erzielbaren Erlösen EΘ + v(b) ab. Wenn die Erlöse die Grenzkosten nur geringfügig überschreiten, liegt der Wert von λ∗ nahe bei 1. Je stärker die Erlöse die Grenzkosten überschreiten, umso kleiner wird λ∗ . Eine hohe Gewinnmarge des Joint Ventures führt also dazu, dass der beschriebene Mechanismus nur noch für kleine Werte von λ und damit für Minderheitsbeteiligungen des Unternehmens A realisierbar ist.
32 Würde man für die Funktionen c(a) sowie v(b) konkrete Verläufe annehmen, würden sich diese Werte in Abhängigkeit des Erwartungswertes von Θ sowie der Vertragsparameter ergeben und explizit berechnen lassen. Durch die Annahme konkreter Werte wird damit letztlich auch ein bestimmter Verlauf der Funktionen unterstellt. Für die Veranschaulichung der Zusammenhänge ist die gewählte Darstellung ausreichend.
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
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Die Ursache hierfür ist, dass mit steigender Marge auch die Bedeutung des Unterinvestitionseffektes zunimmt. Obwohl der relative Gewinnanteil von Unternehmen B gleich bleibt, wird der absolute Betrag der Differenz zwischen Gesamtgewinn und dem Gewinnanteil von Unternehmen B größer. Da der Ausgleich des Investitionsanreizes durch einen Preis unterhalb der Grenzkosten bezüglich der absoluten Höhe des erwarteten Gewinnanteils erfolgt, muss mit steigender Gewinnmarge auch die Subventionierung erhöht werden. Bei hohen Gewinnmargen ergibt sich dann bereits für niedrige Beteiligungsverhältnisse λ ein negativer effizienter Preis.
3.3.2 Investitionsanreize bei Teilbelieferung durch eine Muttergesellschaft 3.3.2.1 Modellierung der Teilbelieferung Aufbauend auf den Ergebnissen für den Fall einer Komplettbelieferung des Joint Ventures durch eine Muttergesellschaft, wird das Modell im Folgenden so erweitert, dass Teilbelieferungen untersucht werden können. Beispielsweise kann ein Teil des durch das Joint Venture vertriebenen Produktprogramms aus Produkten bestehen, die nicht im Joint Venture, sondern bei einer Muttergesellschaft hergestellt werden. Dies kann etwa sinnvoll sein, wenn diese Muttergesellschaft im Vertriebsbereich des Gemeinschaftsunternehmens über keinen anderen Vertriebskanal verfügt. Ebenso kann eine Produktion bestimmter Endprodukte an zwei verschiedenen Standorten, also bei der Muttergesellschaft und im Joint Venture, aufgrund von Mengendegressionseffekten nicht sinnvoll sein. In der Modellierung wird nicht zwischen verschiedenen Produkttypen unterschieden. Vereinfachend wird deshalb angenommen, dass Unternehmen A den Teil β der gesamten Absatzmenge des Joint Ventures erzeugt und liefert. Der verbleibende Anteil 1 − β wird im Joint Venture produziert. Der Lieferanteil β wird dabei als exogen gegeben angesehen. Da die Produktion jetzt sowohl bei dem Lieferanten als auch im Joint Venture erfolgt, müssen insgesamt drei Investitionsentscheidungen getroffen werden. Neben den Vertriebsinvestitionen müssen Produktionskapazitäten beim Lieferanten (Investition a1 ) und im Joint Venture (Investition a2 ) aufgebaut werden. Die bisher in ihrer Gesamtheit betrachtete Investition in die Produktion zerfällt also in zwei Bestandteile. Damit stellt sich die Frage, ob und ggf. unter welchen Bedingungen die oben beschriebenen vertraglichen Strukturen geeignet sind, auch in dieser veränderten Situation effiziente Investitionsanreize zu setzen.
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3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
Die Modellierung des Produktionsprozesses erfolgt, indem die Gesamtkosten der Produktion in die Bestandteile Kosten der Produktion des Lieferanten c1 und Kosten der Produktion im Joint Venture c2 aufgeteilt werden.33 Damit insgesamt ein Gewinn erzielt werden kann, muss die Bedingung Θ+v(b) > βc1 +(1−β)c2 erfüllt sein. Für die Lieferung erhält der Lieferant einen Stückpreis von p sowie eine fixe Zahlung T . Damit ergeben sich für das Joint Venture die Stückkosten der Produktion zu βp + (1 − β)c2 . Aus der Bedingung für die Maximierung des Gesamtgewinns kann dann die gehandelte Menge gemäß der folgenden Gleichung abgeleitet werden: xS (Θ, a1 , a2 , b) (3.20)
=
arg max(Θ + v(b) − x)x − (βp + (1 − β)c2 )x − T
=
Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) . 2
x
Diese Menge wird gehandelt, wenn die Bedingungen des Vertrages vollständig beibehalten werden und keine Nachverhandlung stattfindet. Durch Einsetzen in die Gewinnfunktion lassen sich die Erwartungswerte der Zahlungen an die Muttergesellschaften berechnen. Diese ergeben sich zu 2 Θ2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) SB ESA (Θ, a1 , a2 , b) = λ 2 Θ1 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) dF (Θ) + (p − c1 )β 2 (3.21)
+ (1 − λ)T
und
(3.22)
SB ESB (Θ, a1 , a2 , b) = 2 Θ2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) dF (Θ) (1 − λ) 2 Θ1 −(1 − λ)T.
Der Gewinn des Joint Ventures wird im Verhältnis λ/(1−λ) auf die beiden Parteien aufgeteilt. Das liefernde Unternehmen A erhält eine zusätzliche Zahlung aus der Lieferung, die sich aus dem Deckungsbeitrag multipliziert mit der gelieferten 33
Um die Notation übersichtlicher zu gestalten, wird anstelle der ausführlichen Schreibweise c1 (a1 ) nur c1 verwendet. Entsprechendes gilt auch für c2 .
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
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Menge ergibt. Diese entspricht dem Anteil β der Gesamtmenge der Produktion im Joint Venture. Im vorliegenden Modell wird die gehandelte Menge durch den vereinbarten Preis p und den Umfang der Lieferung β beeinflusst. Da diese Menge in der Regel von der ex-post effizienten Menge abweicht, können sich beide Parteien besser stellen, wenn sie den Vertrag in Nachverhandlungen an die ex-post effiziente Menge anpassen und den dadurch entstehenden Anpassungsgewinn aufteilen. Analog zu der Anpassung im Fall der Komplettbelieferung ergeben sich die erwarteten Zahlungen beider Muttergesellschaften zu 2 Θ + v(b) − (βc1 + (1 − β)c2 ) ESA (Θ, a1 , a2 , b) = μ 2 Θ1 2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) (3.23) + (λ − μ) 2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) dF (Θ) + (1 − λ)T +(1 − μ)(p − c1 (a))β 2
Θ2
und
2 Θ + v(b) − (βc1 + (1 − β)c2 ) ESB (Θ, a1 , a2 , b) = (1 − μ) 2 Θ1 2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) (3.24) − (λ − μ) 2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) dF (Θ) − (1 − λ)T. −(1 − μ)(p − c1 )β 2
Θ2
3.3.2.2 Bedingungen für effiziente Investitionsanreize bei Teilbelieferung Aus den erwarteten Gewinnen können durch Differentiation nach den Investitionen die Bedingungen für die Wahl der Investitionsniveaus abgeleitet werden. Da im Fall der Teilbelieferung drei verschiedene Investitionen erforderlich sind, müssen drei Bedingungen betrachtet werden. Dabei wird angenommen, dass es eindeutige Werte a∗1 , a∗2 und b∗ gibt, die den Gesamtgewinn maximieren. Die Bedingungen, die dies garantieren, werden in Anhang A.3 diskutiert. Für die Inves-
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3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
tition des Lieferanten a1 ergibt sich Θ2 ∂ Θ + v(b) − (βc1 + (1 − β)c2 ) ESA (Θ, a1 , a2 , b) = μ + 2 ∂a1 Θ1 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) ∂c1 (3.25) dF (Θ) = −1. β + (1 − μ) ∂a1 2 Die Bedingung für die Wahl der Produktionsinvestition a2 in das Joint Venture durch Unternehmen A lautet Θ2 Θ + v(b) − (βc1 + (1 − β)c2 ) ∂ ESA (Θ, a, b) = μ 2 ∂a2 Θ1 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) + (λ − μ) (3.26) 2 ∂c2 (a2 ) (p − c1 ) dF (Θ) = −1. (1 − β) + (1 − μ)β ∂a2 2 Die Entscheidung über die Höhe der Vertriebsinvestitionen folgt aus der Bestimmungsgleichung Θ2 Θ + v(b) − (βc1 + (1 − β)c2 ) ∂ ESB (Θ, a, b) = (1 − μ) 2 ∂b Θ1 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) − (λ − μ) (3.27) 2 (p − c1 ) ∂v(b) dF (Θ) = 1. − (1 − μ)β ∂b 2 Da für die Teillieferung der Lieferumfang β als exogen gegeben betrachtet wird, ändert sich auch das First-Best und damit der Bezugspunkt für die Beurteilung vertraglicher Mechanismen. Für gegebenes β wird die effiziente Menge erreicht, wenn die Gesamtkosten der Produktion im Joint Venture βc1 + (1 − β)c2 betragen. Die effiziente Menge ergibt sich dann zu (3.28)
x∗ =
Θ + v(b) − (βc1 + (1 − β)c2 ) . 2
Analog zum Fall der Komplettbelieferung lassen sich die Bedingungen für effiziente Investitionen berechnen. Diese sind in Lemma 2 angegeben.
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
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Lemma 2 Die First Best-Investitionsniveaus im Fall der Teilbelieferung sind implizit durch 1) 1. Ex(Θ, a1 , a2 , b)β ∂c(a ∂a1 dF (Θ) = −1 für die Investition des Lieferanten a1 , 2 (a2 ) dF (Θ) = −1 für die Produktionsinvestition 2. Ex(Θ, a1 , a2 , b)(1 − β) ∂c∂a 2 in das Joint Venture a2 sowie
3. Ex(Θ, a1 , a2 , b) ∂v(b) ∂b dF (Θ) = 1 für die Vertriebsinvestition b gegeben. Dabei gilt Ex(Θ, a1 , a2 , b) =
Θ2 Θ+v(b)−(βc1 +(1−β)c2 ) Θ1
2
dF (Θ).
Der Beweis befindet sich in Anhang A.3. Ein Vergleich von Gleichung (3.25) mit Bedingung (1) aus Lemma 2 zeigt, dass für die Investition a1 von Unternehmen A auch im Fall der Teillieferung durch μ = 1 oder p = c(a1 ) effiziente Anreize gesetzt werden können. Vergleicht man Gleichung 3.26 mit Bedingung (2) aus Lemma 2, wird deutlich, dass Unternehmen A für die Produktionsinvestition a2 im Joint Venture keine effizienten Investitionsanreize besitzt. Zwar kann durch μ = 1 oder p = c(a1 ) die Verzerrung der Investitionsanreize durch die Nachverhandlung beseitigt werden. Der Anreiz zur Unterinvestition aufgrund der Gewinnteilung im Joint Venture bleibt aber bestehen. Der Grund hierfür liegt darin, dass anders als bei der Lieferanteninvestition a1 die Grenzerträge aus der Kostensenkung nicht vollständig Unternehmen A zukommen, sondern zwischen beiden Joint Venture-Partnern aufgeteilt werden müssen. Für die Vertriebsinvestition von Unternehmen B zeigt der Vergleich von Gleichung (3.27) mit Bedingung (3) aus Lemma 2, dass es für μ = 1 wiederum möglich ist effiziente Anreize zu setzen, wenn der Lieferpreis p unterhalb der Grenzkosten der Produktion c1 festgesetzt wird. Die folgende Proposition fasst die Ergebnisse für den Fall der Teilbelieferung zusammen. Proposition 3 Ein Vertrag, der dem liefernden Unternehmen die gesamte Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung gibt, bewirkt für dieses Unternehmen effiziente Anreize für die Lieferanteninvestition. Durch einen unter den Produktionskosten festgelegten Preis p < c1 kann dem Unternehmen B ein effizienter Anreiz für die Investition in den Vertrieb gesetzt werden. Allerdings können durch einen solchen Vertrag keine effizienten Anreize für die Produktionsinvestition von Unternehmen A im Joint Venture erreicht werden.
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3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
Die Wirkung des Subventionsmechanismus wird in Abbildung 5 verdeutlicht. In der Abbildung wird die Verschiebung der Reaktionskurven durch die Lieferbeziehung mit einem Lieferpreis unterhalb der Grenzkosten dargestellt. Die Reaktionskurven zeigen, wie die beiden Muttergesellschaften bei der Wahl ihres Investitionsniveaus auf die Investitionsentscheidung der anderen Partei reagieren. Durch die subventionierende Lieferbeziehung verbessern sich die Investitionsanreize für Unternehmen B, d.h. die Reaktionskurve b(a) verschiebt sich tendenziell in Richtung höherer Werte von b. Dagegen verringern sich die Invesitionsanreize von Unternehmen A, sodass sich die Reaktionskurve a(b) in Richtung geringerer Werte von a verschiebt. Wird der Preis p geeignet gewählt, kann das Gleichgewicht so weit verschoben werden, dass Unternehmen B die effiziente Investition b∗ wählt. Durch die betrachtete Teilbelieferung können also im Allgemeinen keine bilateral effizienten Investitionsanreize erreicht werden. Die mit ihr verbundenen Anreizwirkungen können aber interessant sein, wenn keine Produktionsinvestition im Joint Venture erforderlich ist oder wenn diese nicht von dem Unterinvestitionsproblem betroffen ist. Dies kann der Fall sein, wenn es sich bei ihnen nicht um spezifische Investitionen handelt oder die Investitionen verifizierbar sind. Ist in einem Joint Venture eine bilaterale Anreizsetzung erforderlich, muss die Lieferbeziehung mit anderen Instrumenten zur Anreizgestaltung kombiniert werden. Dafür kommen zum Beispiel die in Kapitel 5 betrachteten Kaufoptionen in Frage. Eine von den bisherigen Annahmen abweichende Situation ergibt sich, wenn auch Unternehmen B über Produktionskompetenz verfügt und die Investition a2 im Joint Venture vornehmen kann. Differentiation von (3.12) nach a2 und Einsetzen von μ = 1 ergibt Θ2 Θ + v(b) − (βp + (1 − β)c2 ) ∂ ESB (Θ, a, b) = (1 − λ) 2 ∂a2 Θ1 ∂c2 (a2 ) (3.29) dF (Θ) = −1. (1 − β) ∂a2 Aus dieser Gleichung wird erkennbar, dass es für μ = 1 möglich ist, durch Vereinbarung eines Lieferpreises p unterhalb der Grenzkosten der Produktion c1 effiziente Anreize zu setzen. Unternehmen B hat damit unabhängig von der Art der Investition effiziente Investitionsanreize. Der Lieferumfang β wird im vorliegenden Modell als exogen gegeben angesehen. Für eine Endogenisierung des Parameters β müsste zunächst festgelegt werden, ob eine der Parteien das Recht hat, den Lieferumfang zu bestimmen oder ob dies in Abstimmung zwischen beiden Partnern geschehen soll. Im zweiten Fall müsste zusätzlich bestimmt werden, wie der Abstimmungsprozess gestaltet wird.
3.3 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
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a First Best
a* aFB(b) bFB(a) Joint Venture aJV
Joint Venture mit Lieferbeziehung
aLJV(b)
aJV(b)
bJV(a)
bLJV(a)
bJV
b*
b
Abbildung 5: Verschiebung der Reaktionskurven durch eine Lieferbeziehung mit p < c1
Darüber hinaus müssten weitere Einflussfaktoren auf den Lieferumfang abgebildet werden. Dazu können beispielsweise Importbeschränkungen, technologische Restriktionen des Produktionsprozesses oder der Schutz bestimmter Technologien vor Know-how-Abfluss gerechnet werden. Dagegen kann die im Modell verwendete Kostenfunktion so interpretiert werden, dass Einflussgrößen wie Transportkosten oder Zölle, die sich direkt auf die variablen Kosten beziehen, darin bereits enthalten sind. Ohne die Berücksichtigung weiterer Faktoren würde sich der optimale Lieferumfang zu β = 1 oder β = 0 ergeben, je nachdem, ob die Produktionskosten beim Lieferanten oder im Joint Venture geringer sind. Durch die Berücksichtigung zusätzlicher Einflussfaktoren kann sich zum einen die Zielfunktion für einen oder beide Partner verändern. Zum anderen müssen eventuell zusätzliche Nebenbedingungen berücksichtigt werden. Insbesondere die Erweiterung um Einflussfaktoren, die sich auf die Zielfunktion auswirken, könnte einen Erklärungsbeitrag dafür liefern, unter welchen Bedingungen die Vereinbarung eines Lieferpreises über den Grenzkosten der Produktion vorteilhaft sein kann.
58
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
3.3.2.3 Determinanten des effizienten Preises bei Teilbelieferung Der effiziente Preis kann durch Gleichsetzen der Gleichungen (3.27) mit μ = 1 und mit Bedingung (3) aus Lemma 2 bestimmt werden. Er ergibt sich zu (3.30)
p∗ =
βc1 − λ(EΘ + v(b) − (1 − β)c2 ) . (1 − λ)β
An dieser Gleichung wird erkennbar, dass der Preis von den Einflussgrößen β, λ, den Erlösen EΘ + v(b) sowie den Produktionskosten (c1 und c2 ) abhängt. Mit Hilfe komparativer Statik kann bestimmt werden, wie sich eine Veränderung der Parameter λ und β auf den effizienten Preis auswirkt. Die Ableitung des effizienten Preises nach λ ist immer kleiner null. Damit ergeben sich die gleichen Effekte wie im Fall der Komplettbelieferung. Gleiches gilt für den Einfluss der Gewinnmarge. Die Ableitung von p∗ nach β ist durch (3.31)
λ(EΘ + v(b) − c2 ) ∂p∗ = (1 − λ)β 2 ∂β
gegeben und für alle zulässigen Parameterwerte größer als null. Der effiziente Preis erhöht sich also mit steigendem Lieferanteil und erreicht bei einer Komplettbelieferung sein Maximum. Der Preis liegt für λ = 0 stets unter den Kosten des Lieferanten c1 . Dadurch erfolgt eine Subventionierung des Joint Ventures, die dazu führt, dass Unternehmen B höhere Investitionsanreize erhält und die fehlenden Anreize von B aufgrund der Gewinnteilung im Joint Venture kompensiert werden. Mit einer Verringerung des Lieferanteils β wirkt dieser Mechanismus nur noch über einen kleineren Anteil der Gesamtproduktion. Um die effizienten Anreize aufrecht zu halten, muss dies durch eine stärkere Subventionierung, also durch einen geringeren Preis, ausgeglichen werden. Abbildung 6 zeigt den Verlauf von p∗ in Abhängigkeit von β für verschiedene Werte von λ.34 Für den Fall λ = 0 ist das Gemeinschaftsunternehmen vollständig im Eigentum von Unternehmen B, wodurch sich die Geschäftsbeziehung auf eine reine Lieferanten-Abnehmer-Beziehung reduziert. Der effiziente Preis ist in diesem Fall von dem Lieferanteil β unabhängig und muss in Höhe der Grenzkosten der Produktion c1 gewählt werden. Ferner zeigt die Abbildung, dass der Preis bei geringen Lieferanteilen negativ wird. Die Schwelle zu negativen Preisen verschiebt sich dabei in Richtung größerer Lieferanteile, je größer der vertraglich Die Abbildung beruht auf einer Gleichverteilung von Θ auf dem Intervall [1; 9], c1 (a1 ) = 5, c2 (a2 ) = 4 sowie v(b) = 3. 34
3.4 Investitionsanreize bei einem Preis oberhalb der Grenzkosten
59
S Ȝ
ȕ
Ȝ Ȝ
Ȝ
Ȝ
Abbildung 6: Abhängigkeit des effizienten Preises von β
vereinbarte Gewinnanteil des liefernden Unternehmens am Joint Venture wird. Wenn λ gegen 1 geht, wird es selbst bei sehr großen Lieferanteilen nicht mehr möglich, mit einem positiven Preis eine ausreichende Subventionierung für Unternehmen B zu erreichen. Die Einflüsse der Parameter λ und β auf den effizienten Preis machen deutlich, dass der beschriebene Vertrag vor allem dann eine Lösung des Unterinvestitionsproblems ermöglicht, wenn das liefernde Unternehmen nur einen geringen Anteil am Joint Venture besitzt. Dann können auch bei relativ geringen Lieferumfängen durch einen positiven Preis effiziente Anreize für Unternehmen B erreicht werden.
3.4 Investitionsanreize bei einem Preis oberhalb der Grenzkosten Im Folgenden sollen die Anreizwirkungen bei Teilbelieferung untersucht werden, wenn der Lieferpreis über den Grenzkosten festgesetzt wird. Für die Lieferanten-Investition a1 ergibt sich für μ = 1 die gleiche Situation wie im Fall der Komplettbelieferung. Durch den höheren Preis entsteht ein Bedarf zur Vertragsanpassung. In der damit verbundenen Nachverhandlung muss der Lieferant einen Teil der mit seiner Investition erzeugten Gewinne abgeben. Dadurch wird er in diesem Fall unterinvestieren.
60
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
Aus der Gesamtsicht der Kooperation der beiden Unternehmen können aber Situationen auftreten, in denen das Unterinvestitionsproblem beim Lieferanten nicht auftritt. Dies ist etwa dann der Fall, wenn für die Belieferung keine Investitionen erforderlich sind, weil die Muttergesellschaft in ausreichendem Maß über freie Kapazitäten verfügt, sodass für die Belieferung nur die variablen Kosten der Produktion anfallen. Die Investitionsentscheidung wurde bereits in der Vergangenheit getätigt und ist nicht mehr entscheidungsrelevant. Ebenso kann es sein, dass es sich bei den erforderlichen Investitionen nicht um spezifische Investitionen handelt oder dass die Höhe der Investitionen von Dritten verifizierbar und damit vertraglich vereinbar ist. In solchen Situation müssen für die Lieferanteninvestitionen keine Anreize gesetzt werden. Fragen der Anreizgestaltung für Unternehmen A beschränken sich dann auf die Produktionsinvestition im Gemeinschaftsunternehmen. Durch Differentiation des Integranden von (3.26) nach p lässt sich die Abhängigkeit des Investitionsanreizes der Produktionsinvestition vom Lieferpreis bestimmen. Bezeichnet man den Integranden mit I A (p), ist diese Ableitung durch
(3.32)
∂c2 (a2 ) 1−λ ∂I A (p) β(1 − β) = ∂a2 2 ∂p
gegeben. Wegen β > 0 und λ < 1 ist dieser Ausdruck immer positiv, und der Investitionsanreiz von Unternehmen A steigt mit p. Um denjenigen Preis zu erhalten, der zu effizienten Investitionsanreizen für Unternehmen A führt, muss Gleichung (3.26) mit Bedingung 2 aus Lemma 2 gleichgesetzt werden. Dann ergibt sich der effiziente Preis zu
(3.33)
p=
Θ + v(b) − (1 − β)c2 . β
Ein Preis dieser Höhe würde bei Erfüllung des ex-ante-Vertrags zu einer gehandelten Menge von null führen. Der Abschluss eines solchen Vertrags ist nicht sinnvoll, und diese Lösung stellt somit kein zulässiges Ergebnis dar. Effiziente Anreize für das Produktionsunternehmen durch einen Preis oberhalb der Grenzkosten der Produktion können damit nicht erreicht werden.
3.5 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lieferbeziehungen
61
3.5 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lieferbeziehungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture Aus den obigen Ergebnissen lassen sich verschiedene Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Joint Venture-Beziehungen ableiten. Es wurde gezeigt, dass im Fall der Komplettbelieferung für beide Parteien effiziente Investitionsanreize erreicht werden können, wenn die liefernde Partei die gesamte Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung bekommt und der Preis für die gelieferten Produkte unterhalb der Grenzkosten der Produktion festgesetzt wird. Die hierdurch gegebene Subventionierung muss umso größer sein, je größer der Anteil des liefernden Unternehmens an den Joint Venture-Gewinnen und je größer die Gewinnmarge des Joint Ventures ist. Im Fall eines Produktions-Vertriebs-Joint Ventures, bei dem nur ein Teil der abgesetzten Produkte im Joint Venture hergestellt wird, können mit dem gleichen Mechanismus effiziente Anreize nur für die Produktionsinvestition beim Lieferanten sowie die Vertriebsinvestition erreicht werden. Dagegen wird das liefernde Unternehmen bei der Produktionsinvestition im Joint Venture unterinvestieren. Geht man davon aus, dass die Produktionsinvestitionen von Unternehmen A getätigt werden müssen, gelingt es mit dem Instrument der Lieferbeziehungen allein nicht, effiziente Anreize für beide Parteien zu setzen. In diesem Fall muss der Joint Venture-Vertrag um zusätzliche Vereinbarungen erweitert oder durch außervertragliche Mechanismen ergänzt werden. Die Ergebnisse der formalen Analyse zeigen, dass Lieferbeziehungen zwischen einer Muttergesellschaft und dem Joint Venture vor allem dann zu einer Überwindung des Unterinvestitionsproblems beitragen können, wenn das liefernde Unternehmen nur eine Minderheitsbeteiligung am Joint Venture hält bzw. wenn ihm nur geringe Anteile an dem Joint Venture-Gewinn zustehen. Besitzt das liefernde Unternehmen einen größeren Anteil am Gemeinschaftsunternehmen, müssen andere Mechanismen zur Erzielung effizienter Anreize verwendet werden, etwa die in Kapitel 4 behandelten Lizenzvereinbarungen. Für Lieferbeziehungen, bei denen die Lieferung mit einem Gewinnaufschlag erfolgt, ergeben sich für die im Modell betrachtete Situation Anreize zur Unterinvestition für beide Parteien. Möglicherweise werden diese in der Praxis bewusst in Kauf genommen, da beispielsweise der sichere Gewinn aus der Lieferbeziehung oder der durch sie verringerte Know-how-Transfer aus Sicht des liefernden Partners höher bewertet wird, als das Erreichen der effizienten Investitionen und damit der kurzfristig maximalen Gewinne. Ebenso können strategische Überlegungen, wie etwa der langfristige Ausbau der Wettbewerbsposition in dem lokalen Markt,
62
3 Effiziente Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen
eine wichtige Rolle spielen. Diese Einflussgrößen auf die Investitionsentscheidung sind in dem Modell nicht abgebildet. Neben der bisher im Rahmen der Teilbelieferung betrachteten Situation ist es auch denkbar, dass Unternehmen A Vorprodukte in Form von Rohstoffen, Bauteilen oder Komponenten an das Joint Venture liefert, die von diesem weiterverarbeitet werden. Es handelt sich also um einen zweistufigen Produktionsprozess, wobei die erste Stufe bei dem Lieferanten und die zweite Stufe im Gemeinschaftsunternehmen angeordnet ist. Eine solche Produktionskonstellation besteht beispielsweise in einem Joint Venture zur Automobilproduktion in einem lokalen Markt, das von einer international tätigen Muttergesellschaft mit Motoren oder Fahrwerksteilen beliefert wird, während die Herstellung anderer Fahrzeugteile sowie die Endmontage der Fahrzeuge von dem Joint Venture durchgeführt werden. Wie in der bisherigen Modellierung müssen Investitionen in Produktion und Vertrieb getätigt werden. Bei der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens werden neben der Aufteilung der Gewinne im Verhältnis λ/(1 − λ) auch der Umfang der Belieferung hinsichtlich Art und Menge sowie die dafür zu entrichtende Vergütung des Lieferanten festgelegt. Anders als in der oben beschriebenen Situation lautet die Kostenfunktion des Joint Ventures K = (p + c2 )x. Entsprechend ergeben sich andere Ausdrücke für die effiziente Menge und die Gewinne. Die Struktur der erwarteten Zahlungen wird dadurch aber nicht verändert und die abgeleiteten Ergebnisse bezüglich der Investitionsanreize bleiben erhalten. Diese Art der Modellierung ist analog zu den im folgenden Kapitel betrachteten Lizenzvereinbarungen mit stückbezogener Lizenzgebühr.35 Einen weiteren Aspekt bildet die Kombination vertraglicher Anreize mit „private enforcement“-Mechanismen.36 Effiziente Anreize müssen dann nicht allein durch die Gestaltung der formalen Verträge erreicht werden, sondern sie ergeben sich aus der Kombination vertraglicher und außervertraglicher Mechanismen. Diese Sichtweise kann einen Erklärungsbeitrag dafür leisten, warum Unternehmen Joint Venture-Strukturen wählen, die nach den Ergebnissen des hier betrachteten Modells zu Unterinvestitionen führen. Über die hier betrachtete Lieferbeziehung zwischen einer Muttergesellschaft und dem Joint Venture hinaus bietet das entwickelte Modell die Möglichkeit der Analyse weiterer Joint Venture-Konstellationen. So ist beispielsweise auch der Fall denkbar, dass ein reines Produktions-Joint Venture betrachtet wird, das eine 35 36
Vgl. hierzu Abschnitt 4.2.3. Vgl. hierzu Klein (1996). Siehe auch Abschnitt 2.4.5.
3.5 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lieferbeziehungen
63
Muttergesellschaft mit fertigen Produkten beliefert, die exklusiv den Vertrieb dieser Produkte übernimmt. Damit stellt sich die Frage, ob effiziente Anreize auch in einer solchen Situation erzielt werden können und welche Vertragsgestaltung dafür erforderlich ist. Mit Hilfe des vorliegenden Modellrahmens könnte diese Situation analysiert werden. Neben Lieferverträgen stellen Lizenzvereinbarungen wichtige Ergänzungen von Joint Venture-Verträgen dar. Im folgenden Kapitel wird untersucht, wie und unter welchen Bedingungen mit diesen effiziente Investitionsanreize erreicht werden können.
4 Lizenzvereinbarungen als Instrument zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures 4.1 Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture 4.1.1 Kennzeichnung des Lizenzbegriffs und Arten von Lizenzen Lizenzierung ist ein wichtiges Instrument im Rahmen des Technologie- und Innovationsmanagements. Insbesondere wird sie häufig als mögliche Strategie für den Eintritt in Auslandsmärkte als Alternative zu Export oder Direktinvestitionen gesehen.1 Lizenzen dienen der Übertragung von Nutzungsrechten vom Lizenzgeber an den Lizenznehmer. Durch die Lizenzvergabe tritt „der Inhaber staatlich verliehner Rechte [...] oder faktischer Vorzugsstellungen [...] die aus diesen Rechtspositionen resultierenden, wirtschaftlich verwertbaren Teilrechte“ an den Lizenznehmer ab.2 Dabei kann sich das Nutzungsrecht auf Patente, Gebrauchsmuster, Geschmacksmuster, Warenzeichen und Urheberrechte beziehen oder nicht öffentlich zugängliches technisches oder kaufmännisches Know-how des Lizenzgebers zum Gegenstand haben.3 Als wichtige Arten unterscheidet man einfache, ausschließliche sowie alleinige Lizenzen.4 Bei einer einfachen Lizenz behält der Lizenzgeber das Recht, den lizenzierten Gegenstand weiterhin selbst zu nutzen oder Lizenzen an Dritte zu vergeben. Der Lizenznehmer darf die einfache Lizenz nicht übertragen. Dagegen erhält der Lizenznehmer durch eine ausschließliche Lizenz das alleinige Nutzungsrecht, und er kann die Lizenz, soweit nicht anders vereinbart, ohne Rücksprache mit dem Lizenzgeber an Dritte übertragen oder Unterlizenzen vergeben. 1
Vgl. Burr (2003), S. 546. Kriepenford (1989), Sp. 1323. 3 Vgl. Kriepenford (1989), Sp. 1323 sowie Burr (2003), S. 545. Kuebart (1995) weist darauf hin, dass im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch dem Begriff des „licensing“ ein wesentlich breiteres Verständnis zugrunde gelegt wird als dem deutschen Lizenzbegriff (vgl. Kuebart (1995), S. 8). 4 Vgl. hierzu und im Folgenden Stumpf/Groß (1998), S. 51ff. Für eine ausführliche Darstellung der Gestaltung von Lizenzverträgen bei verschiedenen Lizenzarten vgl. Pagenberg/Geissler (1997). 2
4.1 Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture
65
Als Variante der ausschließlichen Lizenz kann ferner die alleinige Lizenz gesehen werden, die dadurch gekennzeichnet ist, dass nur an einen Lizenznehmer für ein gewisses Gebiet eine Lizenz vergeben wird, der Lizenzgeber sich aber ein Nutzungsrecht vorbehält.5 Lizenzen können ferner hinsichtlich der Wertschöpfungsstufe (Produktions- oder Vertriebslizenz), der regionalen Reichweite (regionale, nationale oder internationale Lizenzen), der Art der Lizenzgebühr (Stück-, Umsatz- oder Pauschallizenz), der Natur des linzenzierten Gegenstands (z.B. Produkt, Verfahren oder Marke) sowie der berechtigten Person (persönliche Lizenz, Betriebs- oder Konzernlizenz) differenziert werden.6 4.1.2 Motive für Lizenzvereinbarungen Bei der Lizenzvergabe verfolgen Lizenzgeber und Lizenznehmer unterschiedliche Ziele. Der Lizenzgeber beabsichtigt durch die Lizenzvergabe die Vermarktung seines technologischen Wissens und die Erzielung von Erlösen durch Lizenzeinkünfte.7 Insbesondere stellt die Lizenzvergabe ein wichtiges Instrument für den Eintritt in Auslandsmärkte dar. Im Gegensatz zu Export oder Direktinvestitionen sind dafür keine Investitionen des Lizenzgebers erforderlich, sodass dieser einen Markteintritt auch ohne eigene finanzielle und personelle Ressourcen erreichen kann. Dies bedeutet in der Regel auch ein deutlich reduziertes Risiko insbesondere im Vergleich zu einer Direktinvestition. Die Motive ähneln denen für die Gründung eines Joint Ventures, sodass die Kombination der Gründung eines Joint Ventures mit einer Lizenzvereinbarung sinnvoll erscheint. Ein weiteres wichtiges Motiv für die Vergabe von Lizenzen ist im Zugang zu Gegenlizenzen zu sehen. Darüber hinaus kann der Lizenzgeber aber auch den Aufbau von Markteintrittsbarrieren sowie die Gewinnung eines Partners für die Weiterentwicklung der lizenzierten Produkte und Technologien beabsichtigen.8 Motive für die Lizenznahme können in der Überwindung von Defiziten hinsichtlich des Zugangs zu Technologien oder personellen Ressourcen für die Entwicklung von Technologien sowie der Bereitstellung des erforderlichen Kapitalbedarfs bestehen.9 In der Praxis scheinen vor allem Marktaspekte wie die Erweiterung des eigenen Produktprogramms, die Auslastung des vorhandenen Außen5
Vgl. Stumpf/Groß (1998), S. 53f. Vgl. Teubener (1999), S. 12 sowie Stumpf/Groß (1998), S. 36ff. 7 Vgl. hierzu und im Folgenden Specht/Beckmann/Amelingmeyer (2002), S. 457. Zur Vorteilhaftigkeit der Lizenzvergabe gegenüber Direktinvestitionen siehe Ehrenfeld (1985), S. 101ff sowie Martin/ Salomon (2002). 8 Vgl. Teubener (1999), S. 25f. 9 Vgl. Hauschildt (1997), S. 51 sowie Gerpott (1999), S. 255ff. 6
66
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
dienstes sowie die Realisierbarkeit eines frühen Markteintritts die bedeutsamsten Gründe für die Lizenznahme zu sein.10 Ferner ist es möglich, durch die Lizenznahme bereits vorhandener Technologien das Risiko des Scheiterns von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu reduzieren.
4.1.3 Inhalte von Lizenzverträgen und Kompensationsformen des Lizenzgebers Die mit der Lizenzvergabe verbundenen Rechte und Pflichten werden in einem Lizenzvertrag geregelt. Die konkrete Gestaltung kann dabei im Einzelfall sehr unterschiedlich sein. Üblicherweise beinhalten die Verträge neben ausführlichen technischen Informationen Angaben zum Umfang der übertragenen Nutzungsrechte, dem zeitlichen und räumlichen Geltungsbereich, der Exklusivität der Lizenz, den Lizenzgebühren sowie Bestimmungen für den Fall der Vertragsverletzung.11 Darüber hinaus können Lizenzvereinbarungen auch Bestimmungen hinsichtlich der Qualität der Produkte, der Produktions- oder Absatzmenge, der Absatzpreise sowie der Lieferanten und Abnehmer enthalten.12 Die Übertragung eines Nutzungsrechtes führt nicht automatisch dazu, dass der Lizenznehmer auch tatsächlich fähig ist, die zugrundeliegende Technologie zu nutzen.13 Da die erfolgreiche Nutzung der lizenzierten Technologie häufig auch Zugang zu implizitem und schwer formalisierbarem Wissen des Lizenzgebers erfordert, umfassen Lizenzvereinbarungen in der Regel sowohl durch gewerbliche Schutzrechte geschütztes technisches bzw. technologisches Wissen als auch Bestimmungen hinsichtlich rechtlich nicht geschütztem technischen und kaufmännischen Know-how. Man spricht dann von zusammengefassten oder gemischten Lizenzen.14 In diesen Fällen strebt der Lizenznehmer in der Regel eine längerfristige Zusammenarbeit mit dem Lizenzgeber an,15 um den wirtschaftlichen Erfolg sicherzustellen. Für die Übertragung des Nutzungsrechts an den Lizenznehmer erhält der Lizenzgeber eine Kompensation, die in der Zahlung einer Lizenzgebühr oder einer 10 Vgl. hierzu Mordhorst (1994), S. 96ff. Die Ergebnisse Mordhorsts resultieren aus einer empirischen Untersuchung von Unternehmen der pharmazeutischen Industrie. 11 Vgl. Rübig (1985), S. 112ff. Für eine ausführliche Darstellung der Gestaltung von Lizenzverträgen siehe Stumpf/Groß (1998). 12 Vgl. Teubener (1999), S. 50ff. 13 Vgl. hierzu und im Folgenden Kuebart (1995), S. 12 sowie Hauschildt (1997), S. 52f. 14 Vgl. Greipl/Träger/Grefermann (1982), S. 73. 15 Vgl. Hauschildt (1997), S. 53.
4.1 Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture
67
sonstigen Gegenleistung, beispielsweise der Erteilung einer Gegenlizenz (CrossLicensing) bestehen kann.16 Die Lizenzgebühren können dabei Einmalzahlungen und laufende Zahlungen umfassen, die sich an der produzierten bzw. abgesetzten Stückzahl (Stücklizenz), dem Gewinn17 oder dem erzielten Umsatz (Umsatzlizenz) orientieren können.18 Lizenzgebühren, die sich als Prozentanteil einer Bezugsgröße berechnen, werden auch als „royalties“ bezeichnet.19 Darüber hinaus können die Zahlungen zeit- oder mengenabhängig variabel gestaltet werden. Stücklizenzen sind im Vergleich zu Umsatzlizenzen bezüglich der Abrechnung einfacher und leichter kontrollierbar, haben für den Lizenzgeber aber den Nachteil, dass er nicht an eventuellen Preissteigerungen partizipieren kann.20 Bei Umsatzlizenzen muss eindeutig geregelt sein, welcher Umsatz die Grundlage für die Berechnung der Lizenz darstellt.21 In komplexen Produktionsprozessen sowie bei einem variantenreichen Produktprogramm ist es teilweise schwierig, den relevanten Umsatz eindeutig abzugrenzen. Ferner muss festgelegt werden, welche Preise der Umsatzberechnung zugrunde gelegt werden (z.B. Produzenten- oder Einzelhandelspreise) und in welcher Form Nebenkosten oder Rabatte und Skonti berücksichtigt werden sollen. Teilweise werden auch Mindestumsätze22 sowie zeit- oder mengenmäßig gestaffelte, variable Lizenzgebühren vereinbart.23 Die Höhe der Lizenzrate bei Umsatzlizenzen kann in Abhängigkeit der Branche und des Gegenstands der Lizenz sehr unterschiedlich ausfallen.24 Während im Maschinenbau Lizenzsätze im Rahmen von 3 bis 5 Prozent üblich sind, können im pharmazeutischen Bereich die Lizenzraten bis zu 40 Prozent des Umsatzes25 16 Für eine systematische Übersicht über monetäre und nicht-monetäre Bestandteile von Lizenzentgelten siehe Gerpott (1999), S. 256. 17 Vgl. zur Eignung des Gewinns als Grundlage für die Berechnung der Lizenzgebühren Teubener (1999), S. 45f. 18 Vgl. hierzu und im Folgenden Kriepenford (1989), Sp. 1335. Für einen ausführlichen Überblick über mögliche monetäre Bestandteile von Lizenzgebühren vgl. auch Groß/Roher (2003), S. 32ff. Einen Überblick über empirische Untersuchungen der verwendeten Kompensationsregeln gibt Mordhorst (1994), S. 321ff. 19 Vgl. Kuebart (1995), S. 23. 20 Vgl. Groß/Roher (2003), S. 37. 21 Vgl. hierzu und im Folgenden Stumpf/Groß (1998), S. 86. 22 Vgl. Kuebart (1995), S. 24. 23 Vgl. Kriepenford (1989), Sp. 1336. 24 Für eine umfassende Übersicht über die Gestaltung und Höhe von Lizenzgebühren vgl. Groß/ Roher (2003), S. 105ff. Dabei werden auch die Unterschiede zwischen einzelnen Branchen und Ländern ersichtlich. 25 Vgl. hierzu z.B. Groß/Roher (2003), S. 183ff.
68
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
und bei Softwarelizenzen bis zu 50 Prozent betragen.26 In einer Untersuchung von 132 Lizenzverträgen aus verschiedenen Branchen aus den Jahren 1998 und 1999 findet Groß (2000) Lizenzraten bei umsatzbezogenen Lizenzgebühren von bis zu 15 Prozent, die häufig mit Einmalzahlungen oder Mindestlizenzen kombiniert sind.27 Als Einflussgrößen für die Festlegung der Gebührenhöhe erscheinen vor allem der Gegenstand der Lizenz, die Marktsituation und Absatz- sowie Gewinnpotentiale, der technische Stand sowie die Art der Zusammenarbeit zwischen Lizenzgeber und -nehmer bedeutsam.28 Eine Obergrenze der maximalen absoluten Lizenzgebühr, die ein Lizenznehmer zu zahlen bereit ist, ergibt sich aus dem Barwert der erwarteten Ein- und Auszahlungen bei einer alternativen Technologiebeschaffung.29 4.1.4 Kennzeichnung von Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture Empirische Untersuchungen zeigen, dass Lizenzvereinbarungen zu einem erheblichen Teil zwischen verbundenen Unternehmen abgeschlossen werden.30 Als verbundene Unternehmen gelten dabei auch Unternehmen, an denen eine Muttergesellschaft eine Mehrheitsbeteiligung hält,31 sodass auch Joint Ventures in diese Kategorie fallen. Die Motive für den Abschluss von Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture ähneln zum großen Teil denen der Lieferbeziehung.32 Insbesondere Lizenzen, die mit einer stück- oder umsatzbezogenen Lizenzgebühr verbunden sind, führen zu einer Verstetigung der Einnahmen, da Stückzahlen oder Umsätze in der Regel eine geringere Volatilität als die Gewinne eines Joint Ventures aufweisen.33 Daraus ergibt sich für den Lizenzgeber eine Reduktion des Risikos. Falls die Lizenzgebühren in einem lokalen Markt durch gesetzliche Regeln 26
Vgl. Stumpf/Groß (1998), S. 85. Vgl. Groß (2000), S. 26. Lizenzverträge, die sich auf Computerprogramme beziehen, sowie Gemeinschaftspatente werden in der Untersuchung nicht betrachtet. 28 Vgl. hierzu Groß/Roher (2003), S. 26ff. Für ein formales Modell zur ganzheitlichen Preisermittlung bei Lizenzverträgen zwischen verbundenen Unternehmen vgl. Kuebart (1995), S. 208ff. 29 Vgl. Gerpott (1999), S. 260. 30 Vgl. für eine Übersicht über empirische Ergebnisse bezüglich Lizenzvereinbarungen in verbundenen Unternehmen Kuebart (1995), S. 63f. Vgl. auch Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Juli 2000, S. 56. 31 Vgl. §16 AktG. 32 Vgl. Abschnitt 3.3.1. 33 Vgl. hierzu und im Folgenden Contractor (1985), S. 24. 27
4.1 Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture
69
begrenzt sind, kann die Kombination von Joint Venture-Gründung und Lizenzverträgen zu einer Steigerung der Erlöse über diese Grenzwerte hinaus genutzt werden. Ferner können steuerliche Überlegungen eine Rolle spielen, beispielsweise wenn die Lizenzzahlungen an die Muttergesellschaft steuerlich abzugsfähig sind und die Steuersätze der Muttergesellschaft und des Joint Ventures unterschiedlich hoch ausfallen.34 Wenn der Zugriff auf spezifisches Know-how des Lizenzgebers eine Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung einer lizenzierten Technologie ist, kann eine enge Zusammenarbeit zwischen den Parteien erforderlich sein. In diesem Fall ist davon auszugehen, dass selbst in Situationen, in denen sich eine Muttergesellschaft aus dem Gemeinschaftsunternehmen zurückzieht, die Lizenzbeziehung aufrecht erhalten bleibt, sodass insgesamt eine höhere Stabilität der Zusammenarbeit erreicht werden kann. Ein wesentlicher Unterschied zu Lieferbeziehungen besteht darin, dass bei Lizenzvereinbarungen, welche die Anwendung einer Technologie bzw. eines technologischen Verfahrens in der Produktion umfassen, ein deutlich höherer Knowhow-Transfer zwischen den Partnern erfolgt. Dies ist darin begründet, dass die Mitarbeiter des Partnerunternehmens – anders als bei einer Lieferbeziehung – direkt in den Produktionsprozess eingebunden sind und sich damit das Wissen und die Fähigkeiten für die erfolgreiche Anwendung der betreffenden Technologie aneignen können. Wenn dadurch die lizenznehmende Partei in den Zustand versetzt wird, dass sie Produktion und Vertrieb auch ohne den Partner durchführen kann, steigt die Gefahr, dass das Joint Venture gekündigt wird und sich beide Parteien als Konkurrenten gegenüberstehen. Diese Gefahr wird umso größer sein, je leichter und schneller der Know how-Transfer erfolgen kann,35 je geringer die Durchsetzbarkeit der eigenen Patent- und Markenrechte und je langfristiger eine wirtschaftliche Nutzung der betroffenen Technologie möglich ist. Die Kombination eines Joint Ventures mit der Lizenzierung einer Produkt- oder Produktionstechnologie kann also sowohl stabilisierende als auch destabilisierende Wirkungen auf die Beziehung zwischen den beiden Muttergesellschaften ausüben. Wie eine Lieferbeziehung ermöglicht auch eine den Joint Venture-Vertrag ergänzende Lizenzvereinbarung die Beeinflussung der Gewinnverteilung und der Investitionsanreize. Für die Wirkungen auf die Investitionsanreize erscheinen vor 34 Vgl. Contractor (1984), S. 31. Allerdings sind diesen Möglichkeiten vielfach gesetzliche Beschränkungen gesetzt, indem Gewinne eines verbundenen Unternehmens korrigiert werden dürfen, wenn Verrechnungspreise oder Lizenzgebühren nicht nach dem Dealing-at-arms-length-Prinzip festgelegt wurden (vgl. Groß/Roher (2003), S. 474). 35 Zur Bedeutung der Kosten des Know how-Transfers für die Wahl der optimalen Internationalisierungsstrategie vgl. Martin/Salomon (2002).
70
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
allem die Gestaltungsparameter Art der Kompensation des Lizenzgebers (im Folgenden werden stück- und umsatzbezogene Lizenzgebühren betrachtet), die Lizenzrate sowie der Lizenzumfang bedeutsam. 4.1.5 Ursachen für das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures mit ergänzenden Lizenzvereinbarungen Wie im Fall der in Kapitel 3 betrachteten Joint Ventures mit Lieferbeziehungen existieren auch bei Gemeinschaftsunternehmen mit einer ergänzenden Lizenzvereinbarung zwei Ursachen für das Unterinvestitionsproblem.36 Neben der Gewinnteilung ergibt sich der zu geringe Investitionsanreiz durch die Unvollständigkeit des Lizenzvertrags in Verbindung mit der Unsicherheit über die Entwicklung der Umweltzustände. Daher kann sich ein Bedarf zur Anpassung des Vertrags ergeben, sodass die Gefahr von Hold-up besteht. Die Unsicherheit kann dabei sowohl hinsichtlich des Marktumfeldes für die vorgesehenen Produkte oder der Verwendbarkeit der lizenzierten Technologie generell als auch bezüglich des Verhaltens des Partners bestehen. Gründe für den Wunsch des Lizenznehmers nach Anpassung der Lizenzgebühr können in der Verfügbarkeit neuer Technologien oder in einem schlechten Marktumfeld bestehen, wodurch der Wert der lizenzierten Technologie verringert wird. Der Lizenzgeber wird auf eine Erhöhung der vereinbarten Lizenzgebühr drängen, wenn sich für die lizenzierte Technologie ein deutlich größeres Vermarktungspotential ergibt als es im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses erkennbar war. Beispielsweise kann die Anwendung eines lizenzierten Verfahrens für die Herstellung zusätzlicher Produkte möglich werden oder es entwickelt sich die Möglichkeit, Unterlizenzen zu vergeben. Im Folgenden soll untersucht werden, mit welchen Vertragsgestaltungen das Unterinvestitionsproblem überwunden werden kann und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.
36
Zur ausführlichen Kennzeichnung dieser Ursachen vgl. Abschnitt 2.3.3.
4.2 Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren
71
4.2 Modellerweiterung zur Berücksichtigung ergänzender Lizenzvereinbarungen in Joint Ventures mit stückbezogenen Lizenzgebühren 4.2.1 Modellierung von Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren Um die Wirkungen ergänzender Lizenzvereinbarungen zu analysieren, kann das in Abschnitt 3.2 entwickelte formale Modell genutzt werden. Die dafür erforderlichen Modifikationen werden im Folgenden dargestellt. Die Zeitstruktur der Vertragsbeziehung sowie die Aufteilung der Investitionen auf die beiden Parteien und die Annahmen hinsichtlich der Gewinnaufteilung bleiben unverändert. Anstelle der Bezahlung für die Lieferungen einer Muttergesellschaft an das Joint Venture muss nun eine stückbezogene Lizenzgebühr berücksichtigt werden. Dazu wird angenommen, dass Unternehmen A eine Technologie, z.B. in Form eines geschützten Fertigungsverfahrens, zur Verfügung stellt, welche die Grundlage für die Produktion in dem Gemeinschaftsunternehmen bildet. Die Bereitstellung dieser Technologie wird durch eine Lizenzvereinbarung geregelt, die den Joint Venture-Vertrag ergänzt. Für die formale Analyse ist es dabei unerheblich, ob sich die Lizenz auf patentrechtlich geschütztes oder ungeschütztes Know-how bezieht. Da keine Wechselwirkungen mit anderen Marktteilnehmnern betrachtet werden, handelt es sich um eine ausschließliche Lizenz. Es wird davon ausgegangen, dass Investitionen zur Nutzung der Lizenz – unabhängig davon ob für Produktion oder Vertrieb – ausschließlich im Joint Venture erforderlich sind. Im Rahmen der Analyse wird ferner angenommen, dass Investitionen für die Entwicklung des Lizenzgegenstandes, also Aufwendungen für Forschung und Entwicklung oder Patentanmeldungen, durch den Lizenzgeber bereits geleistet wurden und nicht mehr entscheidungsrelevant sind. Das Joint Venture bezahlt für das Nutzungsrecht der lizenzierten Technologie eine Lizenzgebühr, die aus einer fixen Zahlung T sowie einem variablen Bestandteil besteht. Dieser ergibt aus der Multiplikation einer Lizenzrate r mit der produzierten bzw. verkauften Stückzahl.37 Die Zahlungen für die Lizenz stellen für das Joint Venture zusätzliche Kosten dar. Die Kostenfunktion des Joint Ventures ergibt sich zu c(a)x + rx − T = (c(a) + r)x − T . Die Lizenzrate ist per Annahme immer positiv (r > 0). Ferner muss r < EΘ + v(b) − c(a) gelten, damit sich 37
Im Rahmen der Analyse wird nicht zwischen Stückzahlen der Produktion und des Absatzes unterschieden.
72
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
die Produktion für das Joint Venture überhaupt lohnt. Andernfalls übersteigen die variablen Produktionskosten den Erwartungswert der Erlöse. Die zeitliche Struktur der Vertragsbeziehung bleibt gegenüber dem Modell aus Abschnitt 3.2 unverändert. Die Beurteilung der Investitionsanreize erfolgt weiterhin im Vergleich zu den effizienten Investitionsniveaus. Diese bedürfen durch die zusätzliche Berücksichtigung des ergänzenden Lizenzvertrags keiner Veränderung, sodass weiterhin die Bedingungen in Lemma 1 gelten. 4.2.2 Gewinnaufteilung bei Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren Die Lizenzgebühren stellen für das Joint Venture zusätzliche Kosten dar, die sich auf die Wahl der produzierten Menge auswirken. Die Berechnung einer Stücklizenz in der beschriebenen Weise führt hinsichtlich der optimalen Menge und der Struktur der Zahlungen zu den gleichen Ergebnissen wie die Lieferbeziehung bei Komplettbelieferung. An die Stelle des Preises p, der die Kosten des Joint Ventures in diesem Fall bestimmt hat, tritt der Ausdruck c(a) + r. Mit der veränderten Kostenfunktion ergibt sich die optimale Menge zu x0 (Θ, a, b) = arg max(Θ+v(b)−x)x−(c(a)+r)x−T = x
Θ + v(b) − (c(a) + r) . 2
Da r > 0 gilt, ist die optimale Menge geringer als die effiziente Menge. Durch Einsetzen in die Gewinnfunktion erhält man den Erwartungswert für den Gewinn des Joint Ventures zu 2 Θ2 Θ + v(b) − (c(a) + r) (4.1) ES 0 (Θ, a, b) = dF (Θ). 2 Θ1 Dieser ist aufgrund der Mengenverzerrung geringer als der First Best-Gewinn. Unternehmen A erhält neben dem Anteil λ am Gewinn des Joint Ventures Zahlungen aus der Lizenzvergabe in Höhe von rx0 = r Θ+v(b)−(c(a)+r) . 2 Analog zum Fall der Lieferbeziehung ergibt sich aufgrund der Mengenverzerrung ein Bedarf zur Anpassung des Vertrags. Den Anpassungsgewinn S AP erhält man aus der Differenz zwischen dem ex-post effizienten Gewinn S ∗ und dem Gesamtgewinn bei Vertragserfüllung S 0 zu 2 Θ + v(b) − c(a) AP ∗ 0 S (Θ, a, b) = S (Θ, a, b) − S (Θ, a, b) = 2 2 Θ + v(b) − (c(a) + r) Θ + v(b) − (c(a) + r) (4.2) . −r − 2 2
4.2 Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren
73
Zusätzlich zu den Zahlungen, die sich aus dem ex-ante Vertrag ergeben, erhalten beide Parteien im Fall der Vertragsanpassung einen Anteil des Anpassungsgewinns in Höhe von μ bzw. (1 − μ). Da die Pateien ex-ante davon ausgehen können, dass die Vertragsanpassung aufgrund der beiderseitigen Vorteile vorgenommen wird, legen sie ihrer Investitionsentscheidung folgende erwartete Gewinne zugrunde: 2 Θ2 Θ + v(b) − c(a) AP ESA (Θ, a, b) = μ 2 Θ1 2 Θ + v(b) − (c(a) + r) (4.3) + (λ − μ) 2 Θ + v(b) − (c(a) + r) dF (Θ) + (1 − μ)r 2 + (1 − λ)T und AP (Θ, a, b) ESB
(4.4)
2 Θ + v(b) − c(a) = (1 − μ) 2 Θ1 2 Θ + v(b) − (c(a) + r) − (λ − μ) 2 Θ + v(b) − (c(a) + r) dF (Θ) − (1 − μ)r 2
Θ2
− (1 − λ)T. Da die Vertragsanpassung gerade so erfolgt, dass die effiziente Menge gehandelt wird, stimmt die Summe von 4.3 und 4.4 mit dem First Best-Gewinn überein, wenn die effizienten Investitionsniveaus a∗ und b∗ gewählt werden. 4.2.3 Investitionsanreize bei Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren Im Fall ergänzender Lizenzverträge ist das First Best-Investitionsniveau durch die Bedingungen aus Lemma 1 aus Abschnitt 3.2.4 gegeben. Um beurteilen zu können, ob Stücklizenzen das Unterinvestitionsproblem in Joint Ventures lösen können, müssen diese Bedingungen mit den Investitionswahlbedingungen verglichen werden, die sich aus den im vorigen Abschnitt hergeleiteten erwarteten Ge-
74
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
winnen ergeben. Die Investitionswahlbedingung von Unternehmen A ergibt sich durch Differentiation von Gleichung (4.3) nach der Investitionsauszahlung a zu
∂ ESA (Θ, a, b) ∂a
= +
(4.5)
+
Θ2
Θ1
Θ + v(b) − c(a) μ 2
Θ + v(b) − (c(a) + r) 2 r ∂c(a) dF (Θ) = −1. (1 − μ) 2 ∂a (λ − μ)
Der Ausdruck in der eckigen Klammer in (4.5) beschreibt die Höhe der Investitionsanreize in Abhängigkeit des Parameters r und wird im Folgenden als Investitionsanreizfunktion I A bezeichnet. Die Ableitung der Investitionsanreizfunktion A 1−λ nach der Lizenzgebühr r lautet ∂I 2 . Wegen λ < 1, ist dieser Ausdruck ∂r = immer positiv. Der Investitionsanreiz für Unternehmen A steigt also linear mit zunehmender Lizenzgebühr, wobei die Steigung umso größer ist, je geringer der Anteil von Unternehmen A am Joint Venture ist. Ein Ausgleich der fehlenden Investitionsanreize für Unternehmen A erscheint damit prinzipiell möglich. Es ist erkennbar, dass die Steigung des Investitionsanreizes unabhängig von der Verhandlungsstärke in der Nachverhandlung μ ist. Durch Vergleich von Gleichung (4.5) mit Bedingung 1 aus Lemma 1 lässt sich die Lizenzrate bestimmen, bei der Unternehmen A gerade effiziente Investitionsanreize bekommt. Sie ist durch
(4.6)
r∗ = EΘ + v(b)
−
c(a)
gegeben. r∗ verletzt die Annahme r < EΘ + v(b) − c(a) und stellt somit keine zulässige Lösung dar. Eine Lizenzrate gemäß (4.6) führt gerade dazu, dass bei Erfüllung des ex-ante Vertrags die optimale produzierte Menge zu null wird. Die Parteien werden einem Vertrag, bei dessen Erfüllung die Menge Null gehandelt wird, nicht zustimmen. Das Ergebnis stellt also einen Randlösung dar, der keine sinnvolle Anwendung in der Praxis gegenübersteht. Da die Investitionsanreize bei einer Verringerung unter den Wert r∗ streng monoton fallen, können für Unternehmen A keine effizienten Investitionsanreize erreicht werden.
4.2 Lizenzvereinbarungen mit stückbezogenen Lizenzgebühren
75
Das Entscheidungskalkül für Unternehmen B lautet Θ2 Θ + v(b) − c(a) ∂ AP ESB (Θ, a, b) = (1 − μ) 2 ∂b Θ1 (4.7)
− −
Θ + v(b) − (c(a) + r) 2 r ∂v(b) dF (Θ) = 1. (1 − μ) 2 ∂b
(λ − μ)
Aus ihm ist unmittelbar ersichtlich, dass die Investitionsanreize mit steigendem r streng monoton fallen und für r = 0 ihr Maximum erreichen. In diesem Fall reduziert sich Bedingung (4.7) auf
(4.8)
∂ AP ESB (Θ, a, b) = ∂b Θ2 Θ + v(b) − c(a) ∂v(b) dF (Θ) = 1. (1 − λ) ∂b 2 Θ1
Die Gewinnaufteilung im Joint Venture bewirkt dann einen gegenüber dem First Best verringerten Investitionsanreiz. Dieser fällt mit zunehmender Höhe der Lizenzgebühren weiter, sodass effiziente Investitionsanreize für Unternehmen B nicht erreicht werden können. Bedingung (4.7) zeigt auch, dass es keine Ausprägung des Parameters μ gibt, die zu effizienten Anreizen für Unternehmen B führt. Die Ergebnisse der Analyse der Anreizwirkungen von Stücklizenzen lassen sich in folgender Proposition zusammenfassen: Proposition 4 Durch die Ergänzung eines Joint Venture-Vertrags um eine Lizenzvereinbarung mit stückbezogener Lizenzgebühr ist es nicht möglich, für eine der Muttergesellschaften effiziente Investitionsanreize zu erreichen. Die Verbesserung der Investitionsanreize für das Unternehmen A kann nur dann ausreichend groß werden, wenn eine so hohe Lizenzgebühr vereinbart wird, die bei Erfüllung des ex-ante Vertrags zu einer Produktionsmenge von null führt und damit von den Vertragsparteien nicht akzeptiert würde. Wenn man der Berechnung der Lizenzgebühr nicht wie bisher angenommen die gesamte produzierte Menge des Joint Ventures zugrunde legt, sondern lediglich ein Teil davon, wäre der Ausgleich der fehlenden Investitionsanreize für Unternehmen A noch geringer. Dagegen ergäbe sich für Unternehmen B eine geringere Reduktion der Anreize bei steigendem r. Effiziente Anreize könnten dadurch jedoch in keinem Fall erreicht werden.
76
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
An den obigen Ausführungen wird auch deutlich, dass Stücklizenzen in ihrer Wirkung der Lieferbeziehung mit einem Lieferpreis über den Grenzkosten der Produktion vergleichbar sind. Die Modellierung entspricht dem in Kapitel 3 nicht näher betrachteten Fall eines zweistufigen Produktionsprozesses. In der Kostenfunktion des Joint Ventures muss bei einem zweistufigen Produktionsprozess anstelle der Lizenzgebühr der Stückpreis aus der Lieferung berücksichtigt werden. Während bei der Lizenzvergabe alle Produktionskosten im Joint Venture anfallen, müssen im zweistufigen Produktionsprozess zusätzlich die Produktionskosten beim Lieferanten berücksichtigt werden. Anders als negative Lizenzgebühren stellt die Belieferung zu einem Preis unterhalb der Produktionskosten aber eine plausible Lösung dar, sodass dadurch der in Kapitel 3 beschriebene Subventionsmechanismus möglich wird, der bei der stückbezogenen Lizenzgebühr ausgeschlossen ist. In Zuliefer-Abnehmer-Beziehungen kann das Unterinvestitionsproblem durch die Vereinbarung von Mindestmengenverträgen gelöst werden.38 Damit liegt die Vermutung nahe, dass auch Mindestlizenzen bei stückbezogenen Lizenzgebühren effiziente Anreize für den Lizenzgeber ermöglichen. Die Mindestgebühr bedeutet, dass bei Unterschreitung einer festgelegten Mindestmenge unabhängig von der Stückzahl eine Zahlung in festgelegter Höhe an den Lizenzgeber erfolgt. Die Mengenentscheidung des Joint Ventures wird durch diese fixe Zahlung nicht beeinflusst. Ein Bedarf zur Vertragsanpassung besteht nicht. Da die Investition des Lizenzgebers im Joint Venture erfolgt, gelingt es nicht, ihm bei Unterschreiten der Mindestmenge Anreize zur Überinvestition zu geben, welche die verringerten Investitionsanreize bei Überschreiten der Mindestmenge ausgleichen können. In der hier untersuchten Investitionssituation können Mindestlizenzgebühren also keinen Beitrag zur Verbesserung der Investitonsanreize leisten. Geht man dagegen davon aus, dass für die Bereitstellung der lizenzierten Technologie noch Investitionen beim Lizenzgeber erforderlich sind, können Mindestgebühren die Anreize analog zum Fall der Lieferbeziehung verbessern.
38
Vgl. hierzu Wielenberg (1999), S. 52ff.
4.3 Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren
77
4.3 Modellerweiterung zur Berücksichtigung ergänzender Lizenzvereinbarungen in Joint Ventures mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren 4.3.1 Modellierung von Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren Für die Analyse umsatzbezogener Lizenzgebühren muss im Vergleich zum vorhergehenden Abschnitt die Art der Lizenzgebühr in einen fixen Bestandteil T sowie einen variablen, umsatzbezogenen Bestandteil abgeändert werden. Der variable Teil berechnet sich aus der Lizenzrate r multipliziert mit der Erlösfunktion zu r(Θ + v(b) − x)x. Der Gewinn des Joint Ventures reduziert sich um diese Zahlung. Für Unternehmen A ergibt sich der Gewinn aus den Dividendenzahlungen des Joint Ventures zuzüglich der Lizenzeinnahmen. Wenn man die Bedingung c(a) einhält, werden nur positive Lizenzraten zugelassen. Für das 0 < r < 1 − Θ+v(b) Joint Venture bedeutet die Zahlung der Lizenzgebühr eine Erhöhung der Kosten. Diese führt zu einer Verringerung der optimalen Menge und damit auch zu einem im Vergleich zum First Best reduzierten Gewinn.39 Die obere Grenze der Lizenzrate stellt sicher, dass die gemäß Vertrag gehandelte Menge positiv ist. Andernfalls würden die Parteien dem Bündel aus Joint Venture- und Lizenzvertrag zum Zeitpunkt t = 0 nicht zustimmen. Die in der Praxis zum Teil mit Schwierigkeiten behaftete Abgrenzung des für die Berechnung der Lizenzgebühr relevanten Umsatzes40 wird hier nicht betrachtet. Per Annahme gelte zunächst, dass der gesamte Umsatz des Joint Ventures die Bezugsgröße für die Berechnung der Lizenzgebühr darstellt. In Abschnitt 4.3.5 wird gezeigt, welche Effekte sich ergeben, wenn für die Berechnung der Lizenzgebühr nur ein Teil des Joint Venture-Umsatzes maßgebend ist. Durch die Zahlung der Lizenzgebühr verändert sich die Gewinnfunktion des Joint Ventures zu S(Θ, a, b, r) (4.9)
=
(Θ + v(b) − x)x − c(a)x − r(Θ + v(b) − x)x − T
= (1 − r)(Θ + v(b) − x)x − c(a)x − T.
Die optimale Produktionsmenge folgt daraus mit (4.10)
∂S(Θ, a, b, r) = (1 − r)(Θ + v(b) − x) − (1 − r)x − c(a) = 0 ∂x
39 Vgl. zu diesem Aspekt auch Teubener (1999), S. 44. Er weist darauf hin, dass die erhöhten Kosten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Konkurrenten darstellen können, die keine Lizenzgebühren bezahlen müssen und ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung bereits abgeschrieben haben. 40 Vgl. dazu Abschnitt 4.1.3.
78
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
zu x∗ =
(4.11)
(Θ + v(b))(1 − r) − c(a) . 2(1 − r)
Nach Einsetzen der optimalen Menge in die Gewinnfunktion ergibt sich der Gewinn des Joint Ventures zu S(Θ, a, b, r) =
(4.12)
2
[(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] − T. 4(1 − r)
Der Gewinn hängt neben dem Umweltzustand Θ und den Investitionen a und b auch von der Lizenzrate r und der fixen Zahlung T ab. Für r = 0 und T = 0 c(a) stimmt er mit dem First Best-Gewinn überein. Für 0 < r < 1 − Θ+v(b) ist er kleiner als im Fall ohne Lizenzvereinbarung. Die Erlöse S LZ , die der Lizenzgeber zusätzlich zur Dividende aus dem Joint Venture erhält, betragen (4.13) S LZ (Θ, a, b, r) =
2
r [(Θ + v(b))(1 − r)] − c(a)2 + T. 4(1 − r) 1−r
Dabei ergibt sich (4.13) durch Einsetzen der optimalen Produktionsmenge aus (4.11) in die Beziehung S LZ = r(Θ + v(b) − x)x. Nachdem die Marktbedingungen im Zeitpunkt t = 2 bekannt sind, können sich die Parteien besser stellen, indem sie die vereinbarte Menge an die ex-post effiziente Menge anpassen. Der Anpassungsgewinn S AP ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Gewinn bei Produktion der ex-post effizienten Menge S ∗ und dem Gewinn bei Produktion der vertraglich vereinbarten Menge S 0 zu (4.14)
S AP (Θ, a, b, r) = S ∗ (Θ, a, b) − S 0 (Θ, a, b, r) = 2 2 [(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] Θ + v(b) − c(a) dF (Θ) − 4(1 − r) 2 −
2
r [(Θ + v(b))(1 − r)] − c(a)2 . 4(1 − r) 1−r
Dieser Anpassungsgewinn wird entsprechend der Verhandlungsstärke in der Nachverhandlung auf die Muttergesellschaften aufgeteilt. Die beiden Parteien antizipieren die Vertragsanpassung, sodass sie ihrer Investitionsentscheidung folgende Erwartungswerte der Zahlungen zugrunde legen.
4.3 Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren
AP ESA (Θ, a, b, r)
=
Θ2
Θ1
79
2 Θ + v(b) − c(a) μ 2
+ (λ − μ)
2
[(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] 4(1 − r)
2 r [(Θ + v(b))(1 − r)] − c(a)2 dF (Θ) + (1 − μ) 4(1 − r) 1−r
(4.15)
+ (1 − λ)T und AP ESB (Θ, a, b, r)
=
Θ2
Θ1
(1 − μ)
− (λ − μ) (4.16)
Θ + v(b) − c(a) 2
2 2
[(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] 4(1 − r)
2 r [(Θ + v(b))(1 − r)] − c(a)2 dF (Θ) − (1 − μ) 4(1 − r) 1−r − (1 − λ)T.
Die Gleichungen (4.15) und (4.16) bilden den Ausgangspunkt für die Analyse der Wirkungen umsatzbezogener Lizenzraten auf die Investitionsanreize der Vertragsparteien.
4.3.2 Wirkung umsatzbezogener Lizenzgebühren auf die Investitionsanreize des Vertriebsunternehmens Das Entscheidungskalkül von Unternehmen B bei der Wahl der Investition b AP (Θ, a, b, r) − b gegeben. Setzt man die zum Zeitpunkt t = 1 ist durch maxb ESB Ableitung des in Gleichung (4.16) gegebenen erwarteten Gewinns von Unternehmen B nach der Investition b gleich null, erhält man Θ2 AP (Θ, a, b, r) ∂ESB Θ + v(b) − c(a) = (1 − μ) 2 ∂b Θ1 (4.17)
[(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] 2 r(Θ + v(b)) ∂v(b) dF (Θ) = 1. − (1 − μ) ∂b 2
− (λ − μ)
80
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
Aus dieser Bedingung ist nicht direkt erkennbar, ob bestimmte Parameterkonstellationen zu effizienten Investitionsanreizen führen können. Der Ausdruck in den eckigen Klammern beschreibt den Investitionsanreiz und wird im Folgenden als Investitionsanreizfunktion I B (r) bezeichnet. Für r = 0 kann die Verzerrung der Investitionsanreize aufgrund der Nachverhandlung eliminiert werden, da in diesem Fall kein Bedarf für eine Vertragsanpassung besteht. Allerdings kann das Unterinvestitionsproblem, das aus der Gewinnteilung im Joint Venture resultiert, nicht überwunden werden, sodass die Investitionsanreize in diesem Fall geringer als die First Best-Anreize sind. Für Werte von r = 0 lässt sich der Zusammenhang zwischen der Lizenzrate r und den Investitionsanreizen durch komparative Statik kennzeichnen. Dazu muss die Ableitung der Investitionsanreizfunktion von Unternehmen B nach der Lizenzrate betrachtet werden. Diese ist durch (4.18)
∂I B (r) λ−1 = (Θ + v(b)) 2 ∂r
gegeben. Wegen λ < 1 ist dieser Ausdruck immer negativ, d.h. der Investitionsanreiz von Unternehmen B fällt mit steigender Lizenzrate r streng monoton. Die Verringerung der Investitionsanreize ist dabei umso größer, je höher die Erlöspotentiale Θ + v(b) sind. Dagegen fällt der Investitionsanreiz mit steigender Lizenzrate weniger stark, wenn der Anteil von Unternehmen A am Joint Venture-Gewinn λ nahe bei 1 liegt. Das Vertriebsunternehmen erhält dann nur einen geringen Anteil des Gesamtgewinns, und die weitere Reduktion durch die Lizenzabgabe wirkt sich nur noch schwach aus. Im Grenzfall λ = 1 bekommt Unternehmen B überhaupt keinen Anteil am Gewinn. Eine Veränderung der Lizenzrate hat folglich keine Bedeutung. Das Ergebnis ist insofern plausibel, als die Zahlung der Lizenzgebühr eine Verringerung des Joint Venture-Gewinns und damit des Dividendenanspruchs von Unternehmen B bewirkt. Selbst im Fall λ = μ = 0, wenn also B die gesamten Dividenden aus dem Joint Venture erhält und die vollständige Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung besitzt, ergeben sich keine effizienten Anreize, da aus der Zahlung der im ex-ante-Vertrag vereinbarten Lizenzgebühr immer eine Verringerung der Anreize folgt. 4.3.3 Wirkung umsatzbezogener Lizenzgebühren auf die Investitionsanreize des Lizenzgebers Im Folgenden soll die Frage untersucht werden, ob dem Lizenzgeber, im Modell das Unternehmen A, durch die geeignete Wahl der Lizenzrate r effiziente
4.3 Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren
81
Investitionsanreize gesetzt werden können. Das Entscheidungsproblem des Unternehmens A bei der Wahl des Investitionsniveaus im Zeitpunkt t = 1 lautet AP maxa ESA (Θ, a, b, r) − a. Einsetzen des erwarteten Gewinns von Unternehmen A nach Anpassung der Verträge (4.15) in dieses Entscheidungskalkül führt zu folgender Investitionswahlbedingung: Θ2 AP Θ + v(b) − c(a) (Θ, a, b, r) ∂ESA = μ 2 ∂a Θ1 (4.19)
[(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] 2(1 − r) rc(a) ∂c(a) dF (Θ) = −1. + (1 − μ) 2(1 − r)2 ∂a + (λ − μ)
Obwohl die Parteien durch die Vertragsanpassung insgesamt den First BestGewinn erreichen, werden die Investitionsanreize auch von den Bestimmungen des ursprünglichen Vertrags beeinflusst. Der Investitionsanreiz wird durch die drei Summanden auf der linken Seite von Gleichung (4.19) bestimmt. Der erste Ausdruck stellt den Anteil am Gewinn aus der Nachverhandlung dar, der sich aus der Anpassung an die ex-post effiziente Menge ergibt. Er ist unabhängig von der Lizenzrate r und für alle zulässigen Parameterwerte positiv. Der mittlere Term beschreibt den Investitionsanreiz, der aus dem Dividendenanspruch resultiert. Dabei wird der ursprüngliche Anteil λ an den gesamten Dividendenzahlungen zu λ − μ nachverhandelt. Für λ > μ ist dieser Ausdruck positiv, für λ < μ negativ. Der dritte Term auf der rechten Seite beschreibt den aus den Lizenzerlösen resultierenden Investitionsanreiz. Der Ausdruck ist für alle zulässigen Parameterwerte positiv. Die Vereinbarung der umsatzbezogenen Lizenzgebühr bewirkt zwei Effekte, welche den Investitionsanreiz des Lizenzgebers beeinflussen. Die Lizenzgebühr bewirkt eine Mengenverzerrung, die dazu führt, dass das Joint Venture bei Erfüllung der ex-ante Verträge weniger als die effiziente Menge produziert. Diese Mengenverzerrung verursacht den Bedarf zur Anpassung der Verträge, der umso größer ist, je höher die Lizenzrate vereinbart wird. Der zweite Effekt besteht in der Gewinnverschiebung zugunsten des Lizenzgebers und der damit verbundenen Erhöhung seines Investitionsanreizes. Diese beiden Effekte überlagern sich. Der Vergleich der Investitionswahlbedingung mit der Bedingung 1 aus Lemma 1 zeigt, dass anders als bei Lieferbeziehungen41 weder für μ = 1 noch für r = 0 41
c(a)).
Eine Lizenzrate von r = 0 entspricht der Wahl eine Preises in Höhe der Grenzkosten (p =
82
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
effiziente Investitionsanreize für Unternehmen A bestehen. Besitzt A die gesamte Nachverhandlungsmacht (μ = 1), erhält es den First Best-Investitionsanreiz . Dieser beschreibt die vermindert um den Ausdruck (1 − λ) [(Θ+v(b))(1−r)−c(a)] 2(1−r) Mengenverzerrung, die sich aus dem ex-ante Vertrag aufgrund der Lizenzvereinbarung ergibt. Wird eine Lizenzrate in Höhe von r = 0 gewählt, besteht kein Bedarf für eine Anpassung des Vertrags und somit auch kein Anreiz zur Unterinvestition aufgrund der Nachverhandlung. Allerdings bleibt der Investitionsanreiz unter dem effizienten Niveau, da die Problematik der Gewinnteilung im Joint Venture nicht aufgelöst werden kann. Die Abhängigkeit des Investitionsanreizes von Unternehmen A von der Lizenzrate kann durch Differentiation der Investitionsanreizfunktion I A (r) nach der Lizenzrate untersucht werden. Die Investitionsanreizfunktion ist dabei durch den Integranden in (4.19) gegeben. Die Ableitung nach r lautet (4.20)
r 1−λ ∂I A (r) . − (1 − μ) = (1 − r)3 2(1 − r)2 ∂r
Der Investitionsanreiz von Unternehmen A steigt mit zunehmender Lizenzrate r A wegen ∂I∂r(r) > 0 für alle λ < 1 + 2(1−μ)r (1−r) und damit alle zulässigen Werte von λ an. Da für die Analyse von einer positiven Lizenzrate ausgegangen wird, ist eine Lösung durch Subventionierung wie im Fall der Lieferbeziehung nicht möglich. Es bleibt zu untersuchen, ob die zusätzlichen Lizenzeinnahmen von Unternehmen A den Effekt der Mengenverzerrung durch die Lizenzgebühr überkompensieren können und für welche Parameterkonstellationen dies gelingen kann. Dazu wird im Folgenden die Investitionsanreizfunktion I A (r) betrachtet, die durch Θ + v(b) − c(a) I A (r) = μ 2 [(Θ + v(b))(1 − r) − c(a)] + (λ − μ) 2(1 − r) rc(a) Θ + v(b) − c(a) + (1 − μ) − (4.21) 2 2(1 − r)2 gegeben ist. Diese Funktion beschreibt die Differenz zwischen dem Investitionsanreiz von Unternehmen A bei umsatzbezogenen Lizenzgebühren und dem effizienten Investitionsanreiz. Für I A > 0 ist der Investitionsanreiz größer als im First Best, und Unternehmen A wird überinvestieren. Im Bereich I A < 0 liegt der Investitionsanreiz unterhalb des effizienten Niveaus. Für I A = 0 stimmen
4.3 Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren
83
die Anreize bei umsatzabhängigen Lizenzgebühren mit dem First Best überein, und A investiert effizient. Die Funktion I A (r) ist in Abbildung 7 für die Werte Θ + v(b) = 12, c(a) = 6, μ = 0.5 und verschiedene Werte von λ dargestellt. Für λ = 1 liegen die Schnittpunkte der Kurven mit der Ordinate (r = 0) im negativen Bereich. Daran ist erkennbar, dass Unternehmen A für eine Lizenzrate von r = 0 und λ = 1 unterinvestieren wird. Für r = 0 ist die Differenz zwischen dem effizienten Investitionsanreiz und dem Investitionsanreiz bei Vereinbarung einer umsatzbezogenen Lizenzgebühr allein durch die Gewinnaufteilung im Joint Venture bedingt. Ƭ U
Ȝ
U
Ȝ
Ȝ
Ȝ
Ȝ
Abbildung 7: Abhängigkeit des Investitionsanreizes von der Lizenzrate r für verschiedene Werte von λ
Im Knotenpunkt, in dem sich alle Graphen in Abbildung 7 schneiden, ist der c(a) . AlInvestitionsanreiz unabhängig von λ. In diesem Punkt gilt r = 1 − Θ+v(b) le Lizenzraten, die kleiner als dieser Ausdruck sind, stellen zulässige Lösungen dar. Alle Lizenzraten, die in der Abbildung rechts vom Knotenpunkt liegen, stellen keine gültigen Lösungen dar. Es ist erkennbar, dass die Nullstellen für alle Werte von λ im zulässigen Wertebereich liegen. Dies bedeutet, dass die hier betrachteten Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren effiziente Investitionsanreize für den Lizenzgeber bewirken können. Das Ergebnis kann in folgender Proposition zusammengefasst werden:
84
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
Proposition 5 Durch die Ergänzung eines Joint Venture-Vertrags um eine Lizenzvereinbarung mit umsatzbezogener Lizenzgebühr können für den Lizenzgeber effiziente Investitionsanreize erreicht werden. 4.3.4 Determinanten der effizienten Lizenzrate Die Lizenzrate, die für Unternehmen A zu effizienten Investitionsanreizen führt, wird im Folgenden als effiziente Lizenzrate bezeichnet. Sie lässt sich explizit berechnen, indem man die Nullstellen der Funktion I A (r) bestimmt. Die effiziente Lizenzrate wird durch die folgende Proposition gegeben. Proposition 6 Die Lizenzrate, bei der das lizenzgebende Unternehmen effiziente Investitionsanreize erhält, ist durch √ (1 − λ)(2(Θ + v(b)) − c(a)) − D ∗ (4.22) r (λ) = 2(1 − λ)(Θ + v(b)) − (1 − μ)c(a) gegeben, wobei (4.23) D = (1 − λ)c(a)[4(Θ + v(b))(1 − μ) − (3 + λ − 4μ)c(a)] gilt. Die effiziente Lizenzrate ist umso größer, 1. je geringer der Anteil λ des Lizenzgebers am Joint Venture-Gewinn, 2. je größer die Verhandlungsmacht μ des Lizenzgebers während der Vertragsanpassung und 3. je größer die Erlöspotentiale des Joint Ventures. Der Verlauf der effizienten Lizenzrate in Abhängigkeit von λ wird in Abbildung 8 für c(a) = 6, μ = 0.5 und verschiedene Werte von Θ + v(b) dargestellt. Für den Grenzfall λ = 1 beträgt die effiziente Lizenzrate unabhängig von den Erlöspotentialen r∗ = 0. Da Unternehmen A in diesem Fall die gesamten Dividenden aus dem Joint Venture erhält, ist es optimal, wenn keine Vertragsanpassung erforderlich ist. Die Notwendigkeit einer Vertragsanpassung ergibt sich aber gerade aus der Mengenverzerrung bei Lizenzraten r = 0. Für Unternehmen A ist es dann also optimal, auf die Erhebung einer Lizenzgebühr zu verzichten. Diese Lösung stellt allerdings nur eine Randlösung dar. Mit abnehmendem λ muss ein Ausgleich für die aufgrund der Gewinnteilung im Joint Venture verminderten Investitionsanreize erfolgen. Dazu muss die Lizenzrate umso größer gewählt werden, je geringer die Beteiligung von Unternehmen A am Joint Venture ist.
4.3 Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Lizenzgebühren
85
U
ĬYE
ĬYE
ĬYE
Ȝ
Abbildung 8: Abhängigkeit der effizienten Lizenzrate von λ
Für ein gegebenes Beteiligungsverhältnis λ und gleiche Produktionskosten ist die effiziente Lizenzrate umso höher, je größer das Erlöspotential ist. Ein steigendes Erlöspotential bedeutet ceteris paribus, dass der absolute Betrag des Anteils am Gesamtgewinn zunimmt, den der Lizenzgeber an seinen Joint Venture-Partner abgeben muss. Damit steigt auch der Anreiz zur Unterinvestition. Um diese größere Verzerrung der Investitionsanreize auszugleichen, sind höhere Anreize aus den Lizenzeinnahmen und damit eine höhere Lizenzgebühr erforderlich. Dieser Effekt ist analog zum steigenden Subventionierungsbedarf bei hohen Erlöspotentialen bei Lieferbeziehungen. Anders als bei der Lieferbeziehung führen steigende Erlöspotentiale aber nicht dazu, dass die Erzielung effizienter Anreize unmöglich wird. Allerdings nimmt die effiziente Lizenzrate bei hohen Erlöspotentialen sehr hohe Werte an, die zwar immer im zulässigen Parameterbereich bleiben, angesichts der empirisch beobachtbaren Lizenzraten42 aber wenig praxistauglich erscheinen. Aus Abbildung 8 ist ferner erkennbar, dass die Erzielung effizienter Investitionsanreize für eine Muttergesellschaft vor allem dann in Betracht gezogen werden sollte, wenn diese Gesellschaft einen ausreichend großen Anteil am Joint Venture besitzt. 42
Vgl. Abschnitt 4.1.3.
86
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
In den bisherigen Abbildungen wurde davon ausgegangen, dass der Anpassungsgewinn aus der Nachverhandlung entsprechend der Nash-Lösung zu gleichen Teilen auf die beiden Vertragsparteien aufgeteilt wird. Es ist aber auch möglich, dass die Verhandlungsmacht asymmetrisch verteilt ist. Abbildung 9 zeigt die Abhängigkeit der effizienten Lizenzrate von der Verhandlungsmacht μ. Es ist erkennbar, dass die effiziente Lizenzrate mit steigender Verhandlungsmacht des Lizenzgebers streng monoton ansteigt. Für den Grenzwert μ = 1 erreicht sie den c(a) maximal zulässigen Wert 1 − Θ+v(b) . Der Grund dafür ist, dass es für Unternehmen A umso besser ist, einen großen Teil des Gewinns in der Nachverhandlung aufzuteilen, je größer sein Anteil am Anpassungsgewinn ausfällt. Im Extremfall, dass A den gesamten Anpassungsgewinn erhält (μ = 1), muss r∗ so gewählt werden, dass bei Erfüllung des ex-ante Vertrags kein Gewinn erzielt wird.
r*
Ȝ
Ȝ Ȝ
Ȝ
Ȝ
μ
Abbildung 9: Abhängigkeit der effizienten Lizenzrate von μ
Für μ = 0 fällt der gesamte Anpassungsgewinn an Unternehmen B. Für Unternehmen A ist es deshalb vorteilhaft, durch die Lizenzvereinbarung eine möglichst geringe Mengenverzerrung und damit einen geringen Bedarf zur Vertragsanpassung zu erreichen. Lizenzverträge mit umsatzbezogenen Gebühren erscheinen daher gerade auch dann geeignet dem Lizenzgeber effiziente Anreize zu setzen, wenn dieser über eine eher geringe Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung verfügt.
4.4 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lizenzvereinbarungen
87
4.3.5 Beschränkung der Lizenzgebühr auf einen Teil des Umsatzes Bisher wurde davon ausgegangen, dass die lizenzierte Technologie bei der Herstellung aller Produkte des Joint Ventures zur Anwendung kommt. Daher wurde als Bemessungsgrundlage für die Berechnung der Lizenzgebühr der gesamte Umsatz des Joint Ventures verwendet. Es ist aber durchaus denkbar, dass ein Lizenzvertrag nur einen Teil des Produktprogramms des Gemeinschaftsunternehmens betrifft, sodass für die Berechnung der Lizenzgebühr nur der mit diesen Produkten erzielte Umsatz relevant ist. Damit stellt sich die Frage, wie dadurch die Investitionsanreize bzw. die effiziente Investitionsrate beeinflusst werden. Die Beschränkung der Bemessungsgrundlage auf einen Teil des Umsatzes wird modelliert, indem die Lizenzrate r durch den Ausdruck αr ersetzt wird, wobei α den Anteil des Umsatzes angibt, der für die Berechnung des umsatzbezogenen Lizenzgebühr maßgeblich ist. Es gilt 0 < α < 1. Da der Faktor α ausschließlich in Verbindung mit r auftritt, kann man in den Ergebnissen des vorherigen Abschnitts unmittelbar r durch αr ersetzen. Als Zusammenhang zwischen r∗ und der effizienten Lizenzrate bei anteiliger Berücksichtigung des Umsatzes r∗α ergibt sich damit (4.24)
r∗α =
r∗ . α
Aus dieser Beziehung ist erkennbar, dass die effiziente Lizenzrate mit fallendem α schnell ansteigt. Für sehr geringe Werte von α geht die effiziente Lizenzrate gegen unendlich. Für geringe Werte von α ist eine Setzung effizienter Investitionsanreize für den Lizenzgeber deshalb nicht möglich. Lizenzverträge erscheinen damit nur dann geeignet, effiziente Anreize für das Unternehmen A zu schaffen, wenn die Grundlage für die Berechnung der Lizenzgebühr der gesamte Umsatz des Joint Ventures ist oder zumindest Werte von α nahe bei 1 vereinbart werden. Wenn dies aufgrund des Lizenzgegenstands nicht möglich ist, muss die Lizenzvereinbarung mit weiteren Instrumenten zur Verbesserung der Investitionsanreize kombiniert werden.
4.4 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaft und Joint Venture Die vorangegangene Analyse zeigt, dass Lizenzvereinbarungen zwischen einer Muttergesellschaft und einem Joint Venture ein Instrument zur Gestaltung der Investitionsanreize sein können. Dabei bieten die verschiedenen Möglichkeiten
88
4 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Lizenzvereinbarungen
der Festsetzung von Lizenzgebühren einen großen Gestaltungsspielraum, der über die Gestaltungsmöglichkeiten der Lieferbeziehung hinausgeht. Geht man davon aus, dass Lizenzgebühren nicht negativ sein können, ist der bei der Lieferbeziehung betrachtete Subventionierungsmechanismus durch Lizenzvereinbarungen nicht umsetzbar. Mit Stücklizenzen können daher im Allgemeinen keine effizienten Investitionsanreize für den Lizenzgeber erreicht werden. Dagegen gelingt es durch Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Gebühren, dem Lizenzgeber effiziente Investitionsanreize zu setzen. Die wesentlichen Einflussgrößen auf die Lizenzrate, die bei umsatzbezogenen Lizenzgebühren zu effizienten Investitionsanreizen für den Lizenzgeber führt, sind der Anteil des Lizenzgebers an den Joint Venture-Gewinnen, die Verteilung der Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung sowie die Höhe der Erlöspotentiale des Gemeinschaftsunternehmens. Die effiziente Lizenzrate ist dabei umso größer, je geringer der Gewinnanteil des Lizenzgebers ist, je mehr Verhandlungsmacht er besitzt und je größer die Erlöspotentiale sind. Eine Beschränkung des für die Berechnung der Lizenzgebühr relevanten Umsatzes bewirkt eine deutliche Erhöhung der effizienten Lizenzrate. Im Gegensatz zur Lieferbeziehung erhält bei einer ergänzenden Lizenzvereinbarung das Produktionsunternehmen effiziente Anreize. Lizenzvereinbarungen mit umsatzbezogenen Gebühren erscheinen vor allem dann geeignet, wenn der Lizenzgeber eine Mehrheitsbeteiligung am Gemeinschaftsunternehmen besitzt. Sie können also in Situationen verwendet werden, in denen durch den Mechanismus der Lieferbeziehung keine effizienten Anreize erzielt werden können. Dieser Unterschied wirkt sich auch auf die Gestaltung der in Kapitel 5 untersuchten Kaufoptionen in Joint Venture-Verträgen aus. Ein weiterer Unterschied zwischen Liefer- und Lizenzvereinbarungen besteht hinsichtlich der Rolle der Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung. Bei der Lieferbeziehung musste durch eine geeignete vertragliche Festlegung des Ablaufs der Nachverhandlung eine einseitige Verteilung der Verhandlungsmacht erreicht werden, um eine effiziente Anreizsetzung zu ermöglichen. Dies ist bei der Lizenzvereinbarung nicht erforderlich. Mit ihr lassen sich für unterschiedliche Ausprägungen der Machtverteilung effiziente Anreize erzielen. Damit kann dieses Instrument auch angewendet werden, wenn es nicht möglich ist, den Ablauf der Nachverhandlung vertraglich zu regeln und durchzusetzen. Nachdem gezeigt wurde, dass sich die Investitionsanreize sowohl durch Lieferbeziehungen als auch durch Lizenzvereinbarungen beeinflussen lassen, stellt sich die Frage, wie diese beiden Instrumente kombiniert werden können. In der Analyse wurde bisher ausschließlich die Situation betrachtet, dass das Produktionsunternehmen als Lieferant oder Lizenzgeber auftritt. Es ist aber auch denkbar,
4.4 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Lizenzvereinbarungen
89
dass das Vertriebsunternehmen für die Bereitstellung von Dienstleistungen vergütet wird oder mit dem Joint Venture einen Lizenzvertrag bezüglich der Verwendung bestimmter Markenrechte abschließt. Betrachtet man den Fall, dass Unternehmen A als Lieferant und Unternehmen B als Lizenzgeber auftreten, bewirken beide ergänzenden Vereinbarungen eine Verbesserung der Investitionsanreize für das Vertriebsunternehmen. Dadurch kann erreicht werden, dass die Subventionierung im Rahmen der Belieferung und die effiziente Lizenzrate reduziert werden können. Die Kombination der ergänzenden Vereinbarungen kann also dazu führen, dass empirisch beobachtbare Preise und Lizenzgebühren unter den Werten liegen, die im Rahmen der vorliegenden Analyse für die isolierte Anwendung ermittelt wurden. Tritt Unternehmen A dagegen als Lieferant und Lizenzgeber auf, entfalten die beiden Mechanismen gegensätzliche Wirkungen auf die Investitionsanreize. Während die Belieferung zu einem Preis unterhalb der Grenzkosten der Produktion die Anreize von Unternehmen A verringert, führen die Lizenzeinnahmen zu einer Verbesserung der Anreize. Wie in Kapitel 3 gezeigt wurde, führt auch ein Preis, der über den Grenzkosten der Produktion liegt, zur Unterinvestition des Produktionsunternehmens. Wenn dieser Effekt nicht zu groß ist, kann es gelingen, ihn durch eine Lizenzvereinbarung auszugleichen, sodass sich dann für Unternehmen A effiziente Anreize erreichen lassen. Die Ergebnisse werden durch die Art der Modellierung und die getroffenen Annahmen beeinflusst. Die Kostenfunktion wurde weitgehend allgemein gehalten. Dagegen wurde für die Preis-Absatz-Funktion ein konkreter Verlauf unterstellt. Während sich die Ergebnisse bei der Untersuchung anderer Preis-AbsatzFunktionen nicht grundsätzlich unterscheiden werden, kann sich eine andere relative Bedeutung der Mengenverzerrung im Verhältnis zur Gewinnverschiebung ergeben. Dies kann dazu führen, dass die Parameterbereiche, in denen umsatzbezogene Lizenzgebühren effiziente Anreize bewirken, sowie die Höhe der effizienten Lizenzrate von den in dieser Arbeit berechneten Werten abweichen. Dies kann erklären, warum die im Rahmen der Analyse ermittelten effizienten Lizenzraten zum Teil erheblich über den empirisch beobachtbaren Werten liegen. Mit Hilfe der bisher untersuchten ergänzenden Vereinbarungen konnten effiziente Investitionsanreize jeweils nur für eine Partei erzielt werden. Das First Best wird nur erreicht, wenn beide Parteien effiziente Investitionen tätigen. Im folgenden Kapitel wird daher untersucht, wie sich ergänzende Lieferbeziehungen und Lizenzvereinbarungen mit Kaufoptionen kombinieren lassen, um bilateral effiziente Anreize zu erreichen.
5 Kaufoptionen als Instrument zur Gestaltung effizienter Investitionsanreize in Joint Ventures 5.1 Bedeutung von Kaufoptionen in Joint Ventures 5.1.1 Vollständige Übernahme des Joint Ventures als Realoption Joint Ventures werden häufig als erster Schritt für die Erschließung eines neuen Marktes gegründet, dem eine spätere Ausweitung der Marktpräsenz folgen soll.1 Da durch die Investition in das Joint Venture die Voraussetzungen für die Expansion geschaffen werden, können Joint Ventures auch als Realoptionen angesehen werden.2 Andere Erklärungsansätze weisen darauf hin, dass Unternehmen diese Kooperationsform gerade deswegen wählen, weil sie durch die Möglichkeit zum Verkauf der eigenen Anteile an den Partner eine einfache Desinvestition ermöglicht.3 Für die Muttergesellschaften ist dann nicht nur die unmittelbare Gewinnerzielung bedeutsam, sondern auch der mit der Option verbundene Wert. Die Möglichkeit, die eigenen Anteile an den Partner zu verkaufen bzw. das Joint Venture vollständig zu übernehmen, wird bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt. Die sich ergebenden Wechselwirkungen zwischen den gewählten Investitionsniveaus und dem Kaufpreis der Joint Venture-Anteile können für die Gestaltung der Investitionsanreize genutzt werden. Eine Option kennzeichnet eine Handlungsalternative, zu deren Durchführung ein Entscheidungsträger berechtigt, aber nicht verpflichtet ist.4 Im Gegensatz zu Finanzoptionen bezeichnen Realoptionen Investitionsmöglichkeiten in reale Vermögensgegenstände.5 In jedem Fall bedeutet die Option eine Erhöhung der Fle1 2 3 4 5
Vgl. hierzu die in Abschnitt 2.1.2 diskutierten Motive für die Gründung eines Joint Ventures. Vgl. Kogut (1991), S. 19; Chi/Seth (2002), S. 72ff; Folta (1998), S. 1008f. Vgl. hierzu Kogut (1991) sowie Hennart/Kim/Zeng (1998), S. 384. Vgl. hierzu z.B. Laux (1993), S. 933f. Vgl. Myers (1977), S. 163.
5.1 Bedeutung von Kaufoptionen in Joint Ventures
91
xibilität,6 da sie für den Entscheidungsträger eine zusätzliche Handlungsmöglichkeit darstellt. Damit Handlungsmöglichkeiten als Optionen aufgefasst und bewertet werden können, müssen vier Bedingungen erfüllt sein.7 Erstens muss die Ausübung der Option für den Optionsinhaber tatsächlich eine Handlungsalternative darstellen. Durch die Vereinbarung einer Kaufoption im Joint Venture-Vertrag ist dies gegeben. Zweitens muss die mit der Ausübung der Option verbundene Investition zumindest teilweise irreversibel sein. Diese Bedingung ist erfüllt, wenn die Unternehmen spezifische Investitionen tätigen müssen, die außerhalb des Joint Ventures keinen oder nur einen geringeren Wert aufweisen. Drittens muss Unsicherheit über die Vorteilhaftigkeit der Investition bzw. die Wahl des optimalen Investitionsniveaus bestehen. In einem Joint Venture, bei dessen Gründung die Muttergesellschaften parallel investieren müssen, setzt sich die Unsicherheit aus der Unsicherheit über die Investitionsentscheidung des Partners und der Unsicherheit über die zukünftige Marktentwicklung zusammen. Schließlich muss sich für den Optionsinhaber eine Verbesserung seines Informationsstands im Zeitablauf ergeben. Entsprechend der im Rahmen dieser Arbeit unterstellten Zeitstruktur (vgl. Abbildung 11) lösen sich die Unsicherheit bezüglich der Investition des Partners im Zeitpunkt t = 1 und die Unsicherheit bezüglich der Marktbedingungen im Zeitpunkt t = 2 auf. Sowohl Kaufoptionen, die im Zeitpunkt t = 1.5 als auch solche, die im Zeitpunkt t = 2.5 ausgeübt werden können, erfüllen also diese vierte Bedingung. Allerdings ist die Verbesserung des Informationsstands im zweiten Fall für den Optionsinhaber deutlich größer. Mit der Gründung eines Joint Ventures sind insbesondere drei Arten von Optionen verbunden (vgl. Abbildung 10).8 Zusätzliche Investitionsmöglichkeiten in das Joint Venture können als Wachstumsoptionen betrachtet werden. Während diese Art der Option grundsätzlich auch bei 100-prozentigen Tochterunternehmen gegeben ist, sind Kauf- bzw. Verkaufsoptionen sowie die Option zur Nutzung des erworbenen Know-hows charakteristisch für Joint Ventures. Die Möglichkeit, das Joint Venture vollständig zu übernehmen oder seine Anteile an die anderen Parteien zu verkaufen, besteht dabei prinzipiell unabhängig davon, ob eine explizite Option im Joint Venture-Vertrag vorgesehen ist oder nicht. Ist sie nicht vorgesehen, können sich die Parteien jederzeit über die Modalitäten und den Preis der Übertragung von Anteilen einigen.
6
Zur Kennzeichnung der Flexibilität vgl. Pedell (2000), S. 61ff. Vgl. hierzu und im Folgenden Pedell (2000), S. 176ff. 8 Vgl. hierzu und im Folgenden Chi/Seth (2002), S. 72ff. Zur Klassifizierung von Realoptionen siehe auch Friedl (2001), S. 23 sowie Trigeorgis (1996), S. 2f sowie S. 9ff. 7
92
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
Eine weitere Option besteht in der Nutzung des durch die Zusammenarbeit im Joint Venture erworbenen Know-hows. Die Anwendung des erworbenen Wissens kann in einem anderen Marktsegment erfolgen oder zu einer direkten Wettbewerbssituation zwischen den Joint Venture-Partnern führen.9
:DFKVWXPV RGHU 5HGXNWLRQVRSWLRQ
-RLQW9HQWXUH
.DXI RGHU 9HUNDXIVRSWLRQ
2SWLRQHUZRUEHQHV .QRZKRZ]XQXW]HQ
Abbildung 10: Arten von Realoptionen in Joint Ventures10
Die Hypothese, dass Joint Ventures als Realoptionen gesehen werden können, findet auch empirische Bestätigung.11 So zeigte Kogut (1991), dass die vollständige Übernahme durch eine Muttergesellschaft mit einer Verbesserung der Marktbedingungen korreliert, während die Wahrscheinlichkeit der Auflösung von den Marktbedingungen unabhängig ist.12 Bei guten Marktbedingungen wird die Wachstums- bzw. Kaufoption wahrgenommen. Bleibt die Marktentwicklung dagegen hinter den Erwartungen zurück, wird die Option nicht ausgeübt und kann zu einem späteren Zeitpunkt wahrgenommen werden. Ebenso wurde empirisch belegt, dass Joint Ventures vor allem dann als Markteintrittsform gewählt werden, wenn die Zielländer durch größere Instabilitäten gekennzeichnet sind.13 Gerade unter diesen Umständen erscheinen die mit einer Joint Venture-Gründung verbundenen Optionen der vollständigen Übernahme sowie der Desinvestition besonders bedeutsam. 9 Vgl. für ein Modell eines F&E-Joint Ventures, in dem sich in der beschriebenen Weise eine Wettbewerbssituation ergibt Bhattacharya/Glazer/Sappington (1992). 10 In Anlehnung an Chi/Seth (2002), S. 73. 11 Vgl. neben den hier dargestellten Ergebnissen von Kogut (1991) auch Folta/Miller (2002). 12 Vgl. hierzu und im Folgenden Kogut (1991), S. 31. 13 Vgl. Zschiedrich/Keller (1999), S. 207.
5.1 Bedeutung von Kaufoptionen in Joint Ventures
93
5.1.2 Kaufoptionen in Joint Venture-Verträgen In der folgenden Analyse soll die Wirkung von Kaufoptionen auf die Investitionsanreize untersucht werden. Anders als bisher werden damit Veränderungen in der Eigentumsstruktur betrachtet. Joint Venture-Verträge können explizite Kaufoptionen enthalten, die einer Partei zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. in einem bestimmten Zeitraum das Recht einräumen, die Anteile des Partners zu übernehmen.14 Der Preis für die Übertragung der Anteile kann im Vertrag in einer bestimmten Höhe vereinbart werden. Die Festlegung des Kaufpreises im Fall der Optionsausübung kann aber auch mit Hilfe einer definierten Berechnungsvorschrift oder durch eine dritte Partei erfolgen. Es kann dabei nicht ausgeschlossen werden, dass der Kaufpreis im Zeitpunkt einer möglichen Optionsausübung nachverhandelt wird. In analoger Weise kann eine Verkaufsoption vereinbart werden, die einer Muttergesellschaft zu einem definierten Zeitpunkt oder innerhalb eines festgelegten Zeitraums das Recht gibt, ihre Anteile an den Partner abzugeben. Eine solche Verkaufsoption wurde zum Beispiel im Rahmen der Kooperation zwischen Fiat und General Motors im Jahr 2000 vereinbart.15 General Motors erhielt eine 20 Prozent Beteiligung an der Automobilsparte von Fiat. Gleichzeitig wurde Fiat das Recht eingräumt, seine restlichen Anteile an der Autosparte zwischen 2004 und 2009 an General Motors zu verkaufen. Die Festlegung des Preises sollte im Fall der Ausübung der Verkaufsoption durch Investmentbanker erfolgen.16 Kauf- und Verkaufsoptionen für die Muttergesellschaften von Joint Ventures können in der Praxis kombiniert werden. So wurde beispielsweise bei der Gründung eines Joint Ventures für die Produktion von Kraftwerksteilen zwischen Asea Brown Boveri (ABB) und Westinghouse eine Kaufoption zu einem festen Zeitpunkt für ABB vereinbart. Gleichzeitig wurde Westinghouse eine Verkaufsoption eingeräumt.17 Ob die Ausübung der Kaufoption zu einem bestimmten Zeitpunkt vorteilhaft ist, hängt vom vereinbarten Kaufpreis und den mit der vollständigen Übernahme 14 Vgl. hierzu und im Folgenden Chi/Seth (2002), S. 74. Chi/Seth (2002) diskutieren auch die Vor- und Nachteile verschiedener Ausprägungen der Spezifikation von Kaufoptionen in Joint VentureVerträgen (vgl. dazu Chi/Seth (2002), S. 79ff). 15 Vgl. hierzu und im Folgenden Süddeutsche Zeitung vom 14.02.2005, Nr. 36, S. 21. 16 Die Verkaufsoption wurde allerdings im Februar 2005 gegen eine Zahlung von General Motors an Fiat aufgehoben (vgl. Süddeutsche Zeitung vom 14.02.2005, Nr. 36, S. 21). Dies weist auf die Bedeutung von Nachverhandlungen solcher Vereinbarungen in der Praxis hin. 17 Vgl. Kogut (1991), S. 20.
94
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
des Joint Ventures verbundenen Gewinnaussichten ab. In dem hier betrachteten Modell werden diese von den Investitionen beider Muttergesellschaften und dem Umweltzustand Θ beeinflusst. Je nachdem für welchen Zeitpunkt die Option vereinbart wird, kennt der Optionsinhaber nur die Höhe der getätigten Investitionen oder zusätzlich die Realisation des Umweltzustands, und er kann seine Entscheidung von diesen Informationen abhängig machen. Bei der Bewertung von Kaufoptionen in Joint Venture-Verträgen ist es nicht ausreichend, den Wert der Option aus Sicht des Optionsberechtigten zu beurteilen. Zusätzlich müssen die Wechselwirkungen einer solchen Option auf das Verhalten der Partner berücksichtigt werden. Dafür bietet die Spieltheorie einen geeigneten theoretischen Analyserahmen. Im Folgenden wird ein spieltheoretisches Modell für die Untersuchung von Anreizwirkungen von Kaufoptionen entwickelt.
5.2 Abbildung der Kaufoption in einem formalen Modell 5.2.1 Modellierung der Entscheidungssituation als dynamisches Spiel Um die Wirkung von Kaufoptionen auf die Investitionsanreize zu untersuchen, wird in dem Modell zusätzlich zu den bisher betrachteten Inhalten des Joint Venture-Vertrags und den ergänzenden Liefer- oder Lizenzverträgen eine Kaufoption vorgesehen. Diese gibt dem Optionshalter das Recht, zu einem festgesetzten Preis P das Joint Venture im Zeitpunkt t = 1.5, also nachdem die Investitionen getätigt wurden, aber bevor sich die Unsicherheit über den Umweltzustand aufgelöst hat, vollständig zu übernehmen. Die Option muss dabei nicht auf einen festen Zeitpunkt bezogen sein. Entscheidend für die Wirkungen auf die Investitionsanreize ist der mit dem Ausübungszeitpunkt verbundene Informationsstand des Optionshalters. Da dieser sich zwischen den Zeitpunkten t = 1 und t = 2 nicht ändert, kann die hier betrachtete Option auch so interpretiert werden, dass ihre Ausübung zwischen den Zeitpunkten t = 1 und t = 2, also innerhalb einer vereinbarten Periode, erfolgen kann. Die veränderte Zeitstruktur ist in Abbildung 11 dargestellt. Der Kaufpreis sei per Definition positiv (P > 0). Bei Ausübung der Kaufoption stehen dem dann alleinigen Eigentümer die Gewinne des Joint Ventures in voller Höhe zu. Dividendenansprüche der ehemaligen Muttergesellschaft bestehen nicht mehr. Es wird angenommen, dass der Kaufpreis nicht Gegenstand von Nachverhandlungen sein kann. Die Festlegung des Kaufpreises erfolgt im Zeitpunkt t = 0 bei der Gründung des Joint Ventures, bevor die Muttergesellschaften ihre spezifischen Investitionen tätigen.
5.2 Abbildung der Kaufoption in einem formalen Modell
95
-
6 t=2 t=0 t=1 t=3 t=4 Abschluss des Spezifische Realisation der Entscheidung über Produktion Joint Venture- Investitionen der Marktund Vertrieb die Anpassung Vertrags sowie Muttergesell- bedingungen Θ der Produkte des Vertrags ergänzender schaften Vereinbarungen t = 1.5 Kaufoption für Unternehmen A oder B
t
Abbildung 11: Zeitstruktur der Joint Venture-Vertragsbeziehung mit Kaufoption
Für den Erwerb einer Option muss der Optionsinhaber in der Regel eine Gebühr (Optionspreis) an den Verkäufer entrichten.18 Bei der Gründung eines Joint Ventures können die Anfangsinvestitionen als ein solcher Optionspreis angesehen werden. Zusätzliche Zahlungen zwischen den Muttergesellschaften für die vertragliche Vereinbarung einer Kaufoption werden in dem Modell nicht explizit abgebildet. Sie sind aber implizit über die Aufteilung der Dividendenansprüche auf die Muttergesellschaften berücksichtigt, etwa indem der Optionsinhaber auf einen gewissen Teil seiner Dividendenansprüche zugunsten des Partners verzichtet. Die Analyse erfolgt beispielhaft für ein Joint Venture, dass zum Teil von der Muttergesellschaft A mit Vor- oder Endprodukten beliefert wird.19 Dabei wird ausschließlich die Produktionsinvestition a2 im Joint Venture betrachtet, die zur Vereinfachung der Notation mit a bezeichnet wird. Investitionen, die beim Lieferanten erforderlich sind – in Abschnitt 3.3.2 wurden diese mit a 1 gekennzeichnet – werden nicht berücksichtigt. Für diese Investitionen bestehen effiziente Investitionsanreize unabhängig davon, ob eine Kaufoption vereinbart wurde oder nicht. Die Entscheidungssituation kann durch ein dynamisches Spiel abgebildet werden.20 Zunächst wird die Situation betrachtet, dass eine Kaufoption für Unternehmen A vereinbart wird. Im ersten Zug dieses Spiels wählen die Parteien ihre Investitionsniveaus. Unternehmen A hat danach einen zweiten Zug, in dem es über die Ausübung der Kaufoption entscheiden kann. Abbildung 12 stellt die Struktur des Spiels in extensiver Form dar. Dabei werden die Erwartungswerte der Gewinne der Unternehmen A und B bei Fortführung des Joint Ventures mit Lie18
Vgl. Bühler (1993), Sp. 2981. Vgl. hierzu Abschnitt 3.3.2. 20 Zur Lösung dynamischer Spiele bei vollständiger Information vgl. z.B. Holler/Illing (2000), S. 113ff oder Fudenberg/Tirole (1991), S. 67ff. 19
96
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
L L ferbeziehung mit ESA (a, b) bzw. ESB (a, b) bezeichnet. ES(a, b) steht für den erwarteten Gesamtgewinn. Die gestrichelte Linie zwischen den Punkten B bringt zum Ausdruck, dass die Entscheidungen der Unternehmen A und B bezüglich der Wahl des Investitionsniveaus gleichzeitig erfolgen und beide Muttergesellschaften im Zeitpunkt der Investitionsentscheidung über den gleichen Informationsstand verfügen.21
Ausübung
(ES(a*,b*)-P-a*, P-b*)
O b*
Verzicht
(ESLA(a*,b*)-a*, ESLB(a*,b*)-b*)
B Ausübung a*
b λES(aL , b∗ ) − aL und ES(a∗ , b∗ ) − P − b∗ > (1−λ)ES(a∗ , bL )−bL in der Wahl von (a∗ , b∗ ). Damit existiert kein eindeutiges 29
Vgl. hierzu Abschnitt 6.3. Wird ein geringer Preis vereinbart, sodass B die Option auch dann ausüben wird, wenn A weniger als das effiziente Niveau investiert, kann das First Best nicht erreicht werden, da A keinen Anreiz hat, seine Investitionen über das Niveau zu erhöhen, das bei Unternehmen B die Ausübung der Option induziert. 30
100
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
Gleichgewicht in reinen Strategien. Es kann lediglich ein Gleichgewicht in gemischten Strategien existieren, wenn die Parteien Wahrscheinlichkeiten wählen, mit denen sie sich für effiziente Investition oder Unterinvestition entscheiden.31 Im Gleichgewicht werden die Wahrscheinlichkeiten so gewählt, dass die andere Partei gerade indifferent zwischen effizienter Investition und Unterinvestition ist. Da diese Wahrscheinlichkeiten im Gleichgewicht kleiner als eins sind, werden beide Parteien im Erwartungswert unterinvestieren. Eine Überwindung des Unterinvestitionsproblems durch Kaufoptionen bei parallelen Investitionen ohne ergänzende Vereinbarungen ist damit nicht möglich. Tabelle 1: Erwartungswerte der Gewinne in Abhängigkeit der Optionsausübung
a = a∗ a = aL < a∗
b = bL < b∗ λES(a∗ , bL ) − a∗ ; (1 − λ)ES(a∗ , bL ) − bL λES(aL , bL ) − aL ; (1 − λ)ES(aL , bL ) − bL
b = b∗ P − a∗ ; ∗ ∗ ES(a , b ) − P − b∗ λES(aL , b∗ ) − aL ; (1 − λ)ES(aL , b∗ ) − b∗
Die in den vorangegangenen Kapiteln diskutierten ergänzenden Vereinbarungen können dazu führen, dass eine Partei unabhängig vom Verhalten der anderen effiziente Investitionen tätigt. Die Kombination einer Liefer- oder Lizenzvereinbarung mit einer Kaufoption kann zu einem eindeutigen Nash-Gleichgewicht führen, das bilateral effizienten Investitionen induziert. Dazu müssen Bedingungen hinsichtlich des Kaufpreises und der Struktur der Investitionen erfüllt sein, die im Folgenden hergeleitet und diskutiert werden.
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen in Joint Ventures mit Lieferbeziehungen 5.4.1 Lösung des spieltheoretischen Modells Wenn Unternehmen A Lieferant für das Gemeinschaftsunternehmen ist und einen Teil der für die Produktion benötigten Bauteile oder der Endprodukte zuliefert,32 können effiziente Investitionsanreize für Unternehmen B erreicht werden, 31
Vgl. zu Gleichgewichten in gemischten Strategien z.B. Holler/Illing (2000), S. 71ff. Im Fall der Komplettbelieferung ist eine zusätzliche Vereinbarung von Kaufoptionen nicht erforderlich, da bereits durch die ergänzende Lieferbeziehung bilateral effiziente Anreize erreicht werden (vgl. Abschnitt 3.3.1). 32
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lieferbeziehungen
101
sofern der Stückpreis unter den Grenzkosten festgelegt wird und der Anteil des Lieferanten am Joint Venture tendenziell gering ist.33 Allerdings ergeben sich für Unternehmen A im Joint Venture keine effizienten Investitionsanreize. Im Folgenden wird untersucht, unter welchen Bedingungen die Kombination einer Liefervereinbarung mit einer Kaufoption für Unternehmen A dazu beitragen kann, bilateral effiziente Investitionsanreize zu erzielen. Die Intuition des vorgeschlagenen Lösungsansatzes ist wie folgt. Unternehmen B wird durch die geeignete Wahl des Kaufpreises gerade so gestellt, dass sowohl bei Fortführung des Joint Ventures als auch beim Verkauf der eigenen Anteile die Wahl des effizienten Investitionsniveaus optimal ist. Unternehmen A kann deswegen sicher sein, dass B unabhängig von der Entscheidung von A effizient investiert. Damit werden die Wahl des effizienten Investitionsniveaus a∗ und die Ausübung der Option für A zur optimalen Entscheidung, und beide Parteien wählen die effizienten Investitionsniveaus. Das in Abbildung 12 in extensiver Form dargestellte Spiel kann durch Rückwärtsinduktion gelöst werden.34 Dazu werden in einem ersten Schritt von den ursprünglichen acht möglichen Strategiekombinationen diejenigen eliminiert, deren Durchführung bei gegebenen Investitionsniveaus aus dem ersten Zug nicht glaubwürdig ist.35 In einem zweiten Schritt wird geprüft, unter welchen Bedingungen bei den verbleibenden Strategiekombinationen ein eindeutiges NashGleichgewicht bei a∗ , b∗ existiert. Der entscheidende Parameter ist der vereinbarte Preis P für die vollständige Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens. Für die Bestimmung des Kaufpreises, der bilateral effiziente Investitionen garantiert, wird entsprechend dieses Lösungsansatzes folgendermaßen vorgegangen. Der Kaufpreis wird so gewählt, dass A die Option dann und nur dann ausübt, wenn beide Parteien mindestens effizient investiert haben. Diese Bedingung führt zum einen dazu, dass die Anreize zu effizienter Investition für Unternehmen B, die ja ohne die Kaufoption gegeben sind, auch im Fall einer explizit vereinbarten Kaufoption erhalten bleiben. Andererseits ist die Übernahme für A nur dann vorteilhaft, wenn a = a∗ gilt, sodass auch für Unternehmen A effiziente Investitionsanreize bestehen. 33
Vgl. Abschnitt 3.3.2. Zum Ansatz der Rückwärtsinduktion vgl. z.B. Fudenberg/Tirole (1991), S. 68f. 35 Beispielsweise ist bei a < a∗ die Ausübung der Option für Unternehmen A nicht vorteilhaft, wenn der Kaufpreis ausreichend hoch gewählt wurde. Die Ankündigung, die Option auch in diesem Fall auszuüben ist nicht glaubhaft, da sich Unternehmen A schlechter stellen würde, als bei Verzicht auf die Optionsausübung. Dies wird von B antizipiert und bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt. Durch den Ausschluss von unglaubwürdigen Strategiekombinationen wird die Betrachtung auf teilspielperfekte Gleichgewichte beschränkt. Vgl. zu unglaubwürdigen Drohungen und teilspielperfekten Gleichgewichten Holler/Illing (2000), S. 114ff. 34
102
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
Diese Anreizwirkungen lassen sich erreichen, wenn der Kaufpreis die im Folgenden diskutierten Bedingungen erfüllt. Für alle Situationen, in denen a = a∗ und/oder b = b∗ wird durch einen ausreichend großen Preis erreicht, dass die vollständige Übernahme des Joint Ventures für A nicht vorteilhaft ist. Es müssen also jeweils die erwarteten Gewinne von A bei Ausübung der Option und bei Fortführung des Joint Ventures miteinander verglichen werden. Insbesondere muss für a < a∗ und b < b∗ (5.1)
L ES(a, b) − P − a < ESA (a, b) − a
gelten, und nach Umformen ergibt sich (5.2)
L (a, b). P > P1 = ES(a, b) − ESA
Für effiziente Investition von Unternehmen A a = a∗ und b < b∗ ergibt sich aus (5.3)
L ∗ (a , b) − a∗ ES(a∗ , b) − P − a∗ < ESA
die Preisuntergrenze P2 zu (5.4)
L ∗ (a , b). P > P2 = ES(a∗ , b) − ESA
Für a < a∗ und b = b∗ muss (5.5)
L (a, b∗ ) − a ES(a, b∗ ) − P − a < ESA
gelten. Es folgt (5.6)
L (a, b∗ ). P > P3 = ES(a, b∗ ) − ESA
Lediglich für a = a∗ und b = b∗ muss die Ausübung der Option für A vorteilhaft sein. Dies ist gegeben, wenn der Preis die Bedingung (5.7)
L ∗ ∗ (a , b ) − a∗ ES(a∗ , b∗ ) − P − a∗ > ESA
erfüllt. Nach Umformen erhält man (5.8)
L ∗ ∗ P < P4 = ES(a∗ , b∗ ) − ESA (a , b ).
Unternehmen A wird die Option nur dann ausüben, wenn der Kaufpreis im Intervall [max(P1 , P2 , P3 ); P4 ] liegt. Ist dies gegeben, kann das dynamische Spiel reduziert werden, indem die unglaubwürdigen Spielzüge im Zeitpunkt t = 1.5 eliminiert werden. Das reduzierte Spiel wird in Tabelle 2 in Normalform dargestellt.
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lieferbeziehungen
103
Tabelle 2: Reduziertes Spiel in Normalform
a∗ a = aL < a∗
b < b∗ L ∗ ESA (a , b) − a∗ ; L ∗ ESB (a , b) − b L L ESA (a , b) − aL ; L L ESB (a , b) − b
b∗ ES(a∗ , b∗ ) − P − a∗ ; P − b∗ L L ∗ ESA (a , b ) − aL ; L L ∗ ESB (a , b ) − b∗
Für Unternehmen A bestehen die Alternativen effiziente Investition a = a∗ und Wahl des Investitionsniveaus a = aL . Für Unternehmen B müssen dagegen kontinuierliche Investitionen betrachtet werden. In einem zweiten Schritt muss sichergestellt sein, dass die Wahl des effizienten Investitionsniveaus für beide Muttergesellschaften eine beste Antwort auf die effiziente Investition der anderen Partei ist. Dann liegt ein eindeutiges NashGleichgewicht in reinen Strategien vor, und die Kombination von Liefervertrag und Kaufoption erzeugt für beide Parteien effiziente Investitionsanreize. Dazu müssen zwei zusätzliche Bedingungen erfüllt sein. Im Anhang A.4 wird gezeigt, dass bei Erfüllung dieser zusätzlichen Bedingungen auch die im ersten Schritt der Rückwärtsinduktion abgeleiteten Preisgrenzen eingehalten werden. Die optimale Antwort von B auf die effiziente Investition von A muss in der Wahl von b∗ bestehen. Für a = a∗ muss B bei Verkauf seiner Joint VentureAnteile und effizienter Investition einen höheren Gewinn erwarten als bei Fortführung des Gemeinschaftsunternehmens und Wahl von b < b∗ . Daraus ergibt sich folgende Bedingung: (5.9)
L ∗ (a , b) − b. P − b∗ ≥ ESB
Da Unternehmen B die Investition b aus einem Kontinuum wählen kann, muss diese Bedingung für alle b < b∗ erfüllt sein. Damit ist eine Grenzwertbetrachtung mit b → b∗ erforderlich. Nach Umformen und Berechnung des Grenzwertes erhält man (5.10)
L ∗ ∗ (a , b ). P ≥ P5 = ESB
Diese Bedingung stellt sicher, dass Unternehmen B sich nicht durch marginale Reduktion seiner Investition unter das effiziente Niveau besser stellen kann, falls A effizient investiert hat. Durch Wahl eines Investitionsniveaus von b < b∗ kann B erreichen, dass die Ausübung der Kaufoption für A nicht mehr vorteilhaft ist. Die geringere Investition von B reduziert den erwarteten Gewinn des Joint Ventures, der nach der Übernahme dem Unternehmen A in voller Höhe zusteht. Der Kaufpreis ist dann höher, als der durch die Übernahme zusätzlich erwartete Gewinn
104
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
von Unternehmen A. Unternehmen B kann damit bei effizienter Investition von A durch das eigene Investitionsverhalten die Ausübung der Option beeinflussen. Dieses Problem entsteht durch die Abhängigkeit der Gewinne von jeweils beiden Investitionen. Insbesondere steigt der erwartete Gewinn von B bei FortfühL rung des Joint Ventures ESB (a, b) − b streng monoton in a. Für Unternehmen B ist es damit nicht mehr in allen Situationen vorteilhaft, effizient zu investieren. Die Kaufoption für Unternehmen A eröffnet gewissermaßen auch für B eine Handlungsalternative, die für eine bilaterale effiziente Anreizsetzung durch einen geeigneten Kaufpreis P ≥ P5 ausgeschlossen werden muss. Des Weiteren muss es für Unternehmen A bei gegebenem b = b∗ vorteilhaft sein, effizient zu investieren und die Kaufoption wahrzunehmen. Dies ist erfüllt, wenn (5.11)
L L ∗ ES(a∗ , b∗ ) − P − a∗ ≥ ESA (a , b ) − aL .
gilt. Aus dieser Bedingung lässt sich ein oberer Grenzwert für den Kaufpreis ableiten, der durch folgenden Ausdruck gegeben ist: (5.12)
L L ∗ (a , b ) − (a∗ − aL ). P ≤ P6 = ES(a∗ , b∗ ) − ESA
Damit bilateral effiziente Investitionsanreize erreicht werden können, muss P5 ≤ P6 gelten. Im Allgemeinen ist diese Bedingung wegen (5.13)
L ∗ ∗ L ∗ ∗ (a , b ) = ES(a∗ , b∗ ) − ESA (a , b ) ≥ P5 = ESB
L ES(a∗ , b∗ ) − ESA (a, b∗ ) − (a∗ − aL ) = P6
nicht erfüllt. Der Kaufpreis P5 , der verhindert, dass sich Unternehmen B durch Unterinvestition bei gegebenem a∗ besser stellen kann, ist so hoch, dass es für Unternehmen A vorteilhaft ist, das Investitionsniveau aL zu wählen und auf die Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens zu verzichten. Dieser Sachverhalt ist in Abbildung 5.4.1 veranschaulicht. Die Abbildung zeigt die erwarteten Gewinne als Funktion der Investitionsniveaus. Die Gewinnfunktion von Unternehmen B ist im rechten Teil von Abbildung 5.4.1 dargestellt. Es ist erkennbar, dass B mindestens einen Preis in Höhe von P5 bekommen muss, um keinen Anreiz zur Verringerung seiner Investition unter das effiziente Niveau zu haben. Die gestrichelte und mit ESB (a∗ , b) − b gekennzeichnete Linie stellt den erwarteten Gewinn von B bei Fortführung des Gemeinschaftsunternehmens dar, wenn A effizient investiert hat. Die Höhe des Preises P5 wird im Grenzfall (b → b∗ ) durch ESB (a∗ , b∗ ) − b∗ bestimmt. Dieser Ausdruck kann als Opportunitätskosten interpretiert werden, die dadurch entstehen,
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lieferbeziehungen
Gewinnfunktion von A
105
Gewinnfunktion von B
ESA(a) - a
ESB(b) - b
ES(a,b*) - a P6 P5
ESA(aL,b*) - aL
ESB(a*,b) - b
P5 - b ES(a,b*) - P5 - a P5
ESB(aL,b) - b
ESA(a,b*) - a aL
a*
a
b*
b
Abbildung 13: Gewinnfunktionen der Unternehmen A und B in Abhängigkeit der Investitionsniveaus
dass Unternehmen B auf eine marginale Reduktion seiner Investition verzichtet. Der Preis in Höhe von P5 führt dazu, dass der erwartete Gewinn von Unternehmen A im Fall der vollständigen Übernahmen des Joint Ventures geringer ist als bei Verzicht auf die Ausübung der Option. Im linken Teil von Abbildung 5.4.1 ist ersichtlich, dass Unternehmen A bei Fortführung des Joint Ventures aufgrund des lokalen Minimums der Gewinnfunktion bei a = aL unterinvestiert. Wenn die Ausübung der Option für A bei a ≥ a∗ und b = b∗ vorteilhaft sein soll, weist die Gewinnfunktion an der Stelle a = a∗ eine Sprungstelle auf. Die Wahl des effizienten Investitionsniveaus ist für A nur sinnvoll, wenn die Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens beabsichtigt und der Kaufpreis kleiner als P6 ist. Nach der Übernahme hat A dann Anspruch auf den Gesamtgewinn des Joint Ventures. Allerdings verringert sich dieser Wert um den zu zahlenden Kaufpreis. Während die Ergebnisse zeigen, dass die Kombination von Lieferbeziehung und Kaufoption unter den getroffenen Annahmen im Allgemeinen nicht zu effizienten Anreizen für beide Parteien führt, ist dies für wichtige Spezialfälle möglich. In den folgenden Abschnitten wird gezeigt, dass bilateral effiziente Anreize erreicht werden können, wenn Unternehmen B über diskrete Investitionsalternativen verfügt oder Unternehmen A einen Teil der Investitionen nach der Entscheidung über die Ausübung der Option tätigen kann.
106
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
5.4.2 Effizienzte Investitionsanreize bei sachlich gestaffelten Investitionsalternativen von Unternehmen B Häufig stehen den Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen nur diskrete Alternativen zur Verfügung. Beim Aufbau einer Vertriebsinfrastruktur sind diskrete Investitionsalternativen zum Beispiel bei der Entscheidung über die Anzahl an Niederlassungen oder die Wahl von Standorten gegeben. Ebenso sind Entscheidungen aus dem Bereich der Distributionslogistik häufig durch diskrete Handlungsalternativen gekennzeichnet. Dies gilt beispielsweise für die Gestaltung von Lagerstrukturen und die damit verbundenen Entscheidungen bezüglich der Zahl der Lagerstufen sowie der Zentralisierung.36 Im Bereich der Produktion liegen diskrete Alternativen vor, wenn über die Wahl zwischen verschiedenen Technologien oder Maschinen zu entscheiden ist. Im Personalbereich kann die Entscheidung über die Entsendung von Mitarbeitern in das Joint Venture als Entscheidung mit diskreten Alternativen gesehen werden. Um eine solche Situation in der modelltheoretischen Analyse abbilden zu können, werden anders als bisher nur zwei diskrete Alternativen für Unternehmen B betrachtet. Neben der effizienten Investition b∗ wird die nächstbeste Alternativinvestition von Unternehmen B betrachtet. Diese wird mit ˜b bezeichnet, wobei ˜b < b∗ gilt. Daneben können weitere Alternativen b1 , ..., bn < ˜b bestehen, die für die Ableitung der folgenden Ergebnisse nicht relevant sind. Ebenso können Alternativinvestitionen mit b > b∗ bestehen. Die Beschränkung auf zwei Alternativen kann ohne Einschränkung der Allgemeinheit vorgenommen werden. An die Stelle der Grenzwertbetrachtung bei kontinuierlichen Investitionsniveaus tritt bei diskreten Investitionsniveaus der Alternativenvergleich. Der Anreiz für Unternehmen B, bei gegebenem a∗ seine Investition unter das effiziente Niveau zu reduzieren, kann ausgeschlossen werden, wenn der erwarteL ∗ ˜ te Gewinn bei Wahl der Alternativinvestition ESB (a , b) − ˜b ausreichend klein ist. Dieser Wert bestimmt den Preis, den Unternehmen B für den Verkauf seiner Anteile am Gemeinschaftsunternehmen mindestens erhalten muss, um einen größeren Gewinn als bei Fortführung des Joint Ventures zu erzielen. Wenn die Wahl der nächstbesten Handlungsalternative ˜b einen ausreichend geringen Gewinn bewirkt, kann der Kaufpreis P soweit reduziert werden, dass die vollständige Übernahme des Joint Ventures für Unternehmen A vorteilhaft ist. B kann sich dann durch opportunistisches Ausnutzen der Entscheidung von A für effiziente Investition keinen Vorteil mehr verschaffen und hat damit auch für a = a∗ effiziente Investitionsanreize. 36
Vgl. z.B. Schulte (2005), S. 459ff.
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lieferbeziehungen
107
Unternehmen B kann sich aber auch durch Überinvestition nicht besser stellen. Bei Verkauf der Anteile an Unternehmen A ergibt sich der Gewinn von B aus dem Kaufpreis P abzüglich der Investition b. Erhöht B seine Investition über das effiziente Niveau hinaus, reduziert sich sein Gewinn linear. Damit ist es für B optimal, den kleinstmöglichen Wert von b zu wählen, der die Ausübung der Option induziert. Dieser ist durch b∗ gegeben. Die zusätzlichen Erträge aus der Erhöhung der Investition kämen allein Unternehmen A zugute. Für Unternehmen B ist es damit nie vorteilhaft, mehr als effizient zu investieren. Die Bedingung dafür, dass ein Preis P existiert, für den beidseitig effiziente Investitionen ein eindeutiges Nash-Gleichgewicht darstellen, ist durch (5.14)
L ∗ ˜ (a , b) − ˜b ≤ P ≤ P7 = ESB
L L ∗ ES(a∗ , b∗ ) − a∗ − (ESA (a , b ) − aL ) = P6
gegeben. Erfüllt die Investition ˜b diese Bedingung, führt die Kombination aus Lieferbeziehung und Kaufoption zu bilateral effzienten Investitionsanreizen. Die Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Proposition 7 Verfügt Unternehmen B über diskrete Investitionsalternativen, kann die Kombination von Lieferbeziehung und Kaufoption für Unternehmen A zu bilateral effizienten Investitionsanreizen führen, wenn die Bedingung L ∗ ˜ L L ∗ (a , b) − ˜b ≤ ES(a∗ , b∗ ) − a∗ − (ESA (a , b ) − aL ) erfüllt ist. ESB Ist der mit der Investition ˜b verbundene Gewinn ausreichend klein, existiert eine Preisspanne, die beidseitig effiziente Anreize hervorbringt (vgl. Abbildung 14). Sie ist durch (5.15)
L ∗ ˜ L L ∗ (a , b) − ˜b; ESB (a , b ) − b∗ ) M ax(ESB
L L ∗ ≤ P ≤ ES(a∗ , b∗ ) − a∗ − (ESA (a , b ) − aL )
gegeben. Unternehmen B muss durch den Verkauf seiner Anteile an A einen Gewinn erzielen, der mindestens so hoch ist wie der erwartete Gewinn bei Fortführung des Joint Ventures und Wahl der Investitionsniveaus aL und b∗ . Andererseits darf sich B bei gegebener effizienter Investition von A durch die Wahl der Alternativinvestition ˜b nicht besser stellen können als bei effizienter Investition. Der Kaufpreis muss ausreichend groß sein, damit diese beiden Bedingungen erfüllt sind. Der größere erwartete Gewinn von Unternehmen B in diesen beiden Konstellationen bildet somit den unteren Schwellenwert der PreisspanL ∗ ˜ L L ∗ ne. Für ESB (a , b) − ˜b ≤ ESB (a , b ) − b∗ ist die Preisspanne maximal. Bei L ∗ ˜ ∗ ∗ L L ∗ ˜ ESB (a , b) − b = ES(a , b ) − a∗ − (ESA (a , b ) − aL ) = P können die
108
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen Gewinnfunktion von A
Gewinnfunktion von B ESB(b) - b
ESA(a) - a
ES(a,b*) - a
ESB(a*,b) - b
P7 ESA(aL,b*) - aL
P6
ES(a,b*) - P7 - a
P6
~ ~ ESA(a*,b) - b ES(a,b*) - P6 - a
P7
P6 - b P7 - b
ESB(aL,b) - b
ESA(a,b*) - a aL
a*
a
~ b
b*
b
Abbildung 14: Gewinnfunktionen der Unternehmen A und B bei diskreten Investitionsalternativen von Unternehmen B
effizienten Anreize nur durch einen einzigen Preis erreicht werden. Der bei gegeL ∗ ˜ (a , b)−˜b benem a∗ und gewählter Alternativinvestition ˜b erzielbare Gewinn ESB und der sich daraus ergebende Mindestpreis P7 ist dann gerade so groß, dass Unternehmen A indifferent zwischen der Investition aL und Fortführung des Joint Ventures sowie der Investition von a∗ bei Ausübung der Kaufoption ist. Nach oben wird die Preisspanne durch den Preis P6 begrenzt, bei dem Unternehmen A gerade indifferent zwischen der Ausübung der Kaufoption bei Wahl von a∗ und Fortführung des Joint Ventures bei Wahl von a = aL ist. Bei einem höheren Preis wäre effiziente Investition und Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens für A mit einem geringeren Gewinn verbunden als die Fortführung des Joint Ventures, und A würde sich in jedem Fall für aL entscheiden. Der verbesserte Investitionsanreiz für Unternehmen A resultiert daraus, dass durch das erhöhte Investitionsniveau ein Zusatzgewinn entsteht, der auf die beiden Parteien aufgeteilt werden kann. Wird ein Kaufpreis in Höhe von P6 vereinbart, erhält Unternehmen B den gesamten Zusatzgewinn. Für P = P7 ergibt sich der Anteil von Unternehmen B am Zusatzgewinn aus dem Drohpunkt bei Wahl der Alternative ˜b. Den verbleibenden Teil am Zusatzgewinn erhält Unternehmen A. Wie der Zusatzgewinn auf die Parteien verteilt wird, hängt von der Verhandlungsmacht zum Zeitpunkt der Festlegung des Kaufpreises ab. Für die Realisierbarkeit der Lösung spielt die konkrete Verteilung aber keine Rolle. Entscheidend ist allein, dass bei der Übertragung der Joint Venture-Anteile von Unternehmen B an A
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lieferbeziehungen
109
keine der Parteien schlechter gestellt wird als bei Fortführung des Gemeinschaftsunternehmens.37 Ob diese Lösung zu effizienten Anreizen führt und welcher Spielraum für die Aufteilung zwischen den Partnern besteht, hängt wesentlich von der Investitionsalternative ˜b von Unternehmen B ab. Dagegen müssen bezüglich der Investition von Unternehmen A keine weiteren Annahmen getroffen werden. Insbesondere ist es nicht entscheidend, ob A über kontinuierliche oder diskrete Investitionsalternativen verfügt und welches Gewinnniveau mit der nächstbesten Alternative verbunden ist. Da dem Unternehmen A als alleinigem Eigentümer alle Erträge aus den Investitionen a1 , a2 und b zustehen, wird A auch bezüglich der Lieferanteninvestition a1 weiterhin effizient investieren.38 Die Lieferbeziehung wird nach der vollständigen Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens durch Unternehmen A zu einer innerbetrieblichen Leistungsverflechtung. Für die hier betrachteten Investitionsanreize ist sie damit nicht mehr relevant.39 Auf welche Art die Leistungsverflechtung nach der Eingliederung des Joint Ventures in das Unternehmen A koordiniert wird, soll hier nicht weiter behandelt werden.40 5.4.3 Effizienzte Investitionsanreize bei zeitlich gestaffelter Investition von Unternehmen A Effiziente Anreize für beide Parteien lassen sich auch erzielen, wenn Unternehmen A seine Investitionen nicht vollständig im Zeitpunkt t = 1 tätigen muss, sondern einen Teil der Investitionen erst nach der Entscheidung über die Ausübung der Kaufoption durchführen kann. Im Bereich der Produktion ist dies gegeben, wenn nach der Erstausstattung des Joint Ventures mit Produktionsanlagen zu einem späteren Zeitpunkt Erweiterungsinvestitionen getätigt werden können, die zu einer Kapazitätsausweitung führen. Ebenso kann durch eine spätere Aufrüstung von Maschinen oder die Qualifizierung von Mitarbeitern eine Senkung der variablen Produktionskosten erreicht werden. Die Aufteilung von Investitionen in 37 Bisher wurde die Annahme getroffen, dass die Parteien über die Höhe des Kaufpreises P nicht nachverhandeln. Das Ergebnis macht deutlich, dass auch kein Spielraum für Nachverhandlungen besteht, da der Gesamtgewinn durch die Nachverhandlung nicht vergrößert werden kann. 38 Effiziente Investition bezüglich a ist ja auch bei Fortführung des Joint Ventures gegeben. 1 39 Verzerrungen der Investitionsanreize, die sich aufgrund verteilter Entscheidungsrechte innerhalb von Unternehmen A ergeben, werden nicht betrachtet. Vgl. hierzu z.B. Baldenius/Reichelstein/Sahay (1999) oder Wagenhofer (1994). 40 Zu Fragen der Koordination von innerbetrieblichen Leistungsverflechtungen mit Hilfe von Verrechnungspreisen vgl. z.B. Küpper (2001), S. 378.
110
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
den Vertrieb auf mehrere Zeitpunkte ist beispielsweise möglich, wenn nach einer Anfangsinvestition die Zahl der Verkaufsstellen erhöht wird oder zusätzliche Auszahlungen für eine Intensivierung von Werbemaßnahmen getätigt werden. Im Personalbereich können als Beispiele für die zeitliche Staffelung die Entsendung zusätzlicher Mitarbeiter oder der Austausch einzelner Angestellter durch höher qualifizierte Mitarbeiter angesehen werden. Um eine solche Situation abbilden zu können, wird für die modelltheoretische Analyse die Annahme vollständig paralleler Investitionen gelockert. Unternehmen A muss zunächst eine Anfangsinvestition im Zeitpunkt t = 1 tätigen. Im Zeitpunkt t = 1.5 kann A das Investitionsniveau aufstocken. Beide Parteien können ihre Investitionsniveaus aus einem kontinuierlichen Alternativenraum wählen. Durch die zeitliche Staffelung der Investitionen von A wird ausgeschlossen, dass Unternehmen B die effiziente Investition von A opportunistisch ausnutL ∗ zen kann. Die Gewinnfunktion ESB (a , b), die im allgemeinen Fall für den ∗ Grenzwert b → b den Kaufpreis so beeinflusst, dass kein eindeutiges NashGleichgewicht erreicht werden kann, ist dadurch nicht mehr entscheidungsreleL ∗ ∗ vant. Anstelle des unteren Grenzwertes P5 = ESB (a , b ) muss der Preis nun so L L ∗ ∗ gewählt werden, dass P ≥ ESB (a , b ) − b = P8 erfüllt ist. Unternehmen A wird zunächst Investitionen in Höhe von aL tätigen, die im Fall der Fortführung des Gemeinschaftsunternehmens optimal sind. B antizipiert diese Entscheidung und wählt die Investition b∗ , da dies aus seiner Sicht die optimale Antwort auf die Wahl von A darstellt. Für Unternehmen A ist es dann vorteilhaft, die Kaufoption auszuüben und die Investition auf das Niveau a∗ aufzustocken. In analoger Weise zum Fall der diskreten Investitionen von B entsteht dann ein Zusatzgewinn im Vergleich zur Fortführung des Joint Ventures, der auf die beiden Unternehmen aufgeteilt werden kann. Das Ergebnis kann in folgender Proposition zusammengefasst werden: Proposition 8 Besitzt Unternehmen A die Möglichkeit, einen Teil seiner Investitionen erst nach der Entscheidung über den Kauf des Joint Ventures zu tätigen, können durch die Kombination von Liefervertrag und Kaufoption bilateral effiziente Investitionsanreize erzielt werden. Der Kaufpreis muss dazu aus dem InterL L ∗ L L ∗ vall ESB (a , b ) − b∗ ≤ P ≤ ES(a∗ , b∗ ) − a∗ − (ESA (a , b ) − aL ) gewählt werden. Anders als im Fall der diskreten Investitionsalternativen für Unternehmen B ergibt sich bei zeitlich gestaffelten Investitionen von A immer eine Preisspanne, aus welcher der Kaufpreis gewählt werden kann. Dies liegt daran, dass die bindenden
5.4 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lieferbeziehungen
111
Bedingungen für die unteren Schwellenwerte dieser Spanne aus der Situation folgen, in der A weniger als das effiziente Niveau investiert, während sich die obere Schwelle für den Fall bilateral effizienter Investition ergibt. Diese Zusammenhänge sind in Abbildung 5.4.3 dargestellt. Gewinnfunktion von A
Gewinnfunktion von B
ESA(a) - a
ESB(b) - b
ES(a,b*) - a
ES (a,b*) – P8 - a
P8
ESA(aL,b*) - aL
P6
P6
P8
ES(a,b*) - P2 - a
ESA
(a,b*)
ESA(aL,b) - b
P2 - b
P8 - b
-a aL
a*
a
b*
b
Abbildung 15: Gewinnfunktionen der Unternehmen A und B bei zeitlich gestaffelter Investition von Unternehmen A
Wie groß die Preisspanne ist, wird im Wesentlichen davon bestimmt, wie sehr der Gesamtgewinn durch die Erhöhung der Investition von Unternehmen A von aL auf a∗ gesteigert werden kann. Dies hängt davon ab, wie sehr die Produktionsinvestition den Gewinn beeinflusst. Kann durch eine Erhöhung der Investition a eine deutliche Senkung der variablen Produktionskosten erreicht werden, führt dies zu einer größeren Preisspanne. Neben diesem Einfluss ist auch entscheidend, wie groß der Unterschied zwischen den Investitionsniveaus a∗ und aL ist. Wird Unternehmen A im Joint Venture nur geringfügig weniger als a∗ investieren, ist der erzielbare Zusatzgewinn gering und entsprechend ergibt sich auch eine kleine Preisspanne. Wenn die Möglichkeit besteht, dass Unternehmen A einen Teil seiner Investitionen erst nach der Entscheidung über die vollständige Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens tätigt, sind Kaufoptionen bei der oben beschriebenen Gestaltung ein geeignetes Instrument für die Verbesserung der Investitionsanreize. Dabei spielt es keine Rolle, ob Unternehmen B über kontinuierliche oder diskrete Investitionsalternativen verfügt. An die Art der Investition von B müssen also keine weiteren Anforderungen gestellt werden. Damit ist die Bewertung, ob eine
112
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
Kaufoption sinnvoll ist oder nicht, für Unternehmen A wesentlich einfacher und verlässlicher durchführbar.
5.4.4 Investitionsanreize bei Kaufoption für Unternehmen B Bisher wurde die Situation betrachtet, in der das Unternehmen eine Kaufoption erhält, das bei bestehender Lieferbeziehung keine effizienten Investitionsanreize im Joint Venture hat. Dadurch konnten unter bestimmten Bedingungen bilateral effiziente Investitionsanreize geschaffen werden. Es stellt sich die Frage, ob dies auch gelingen kann, wenn die Kaufoption für die andere Muttergesellschaft – Unternehmen B – vereinbart wird. Die Idee ist, dass Unternehmen A durch Wahl des effizienten Investitionsniveaus eine vollständige Übernahme des Joint Ventures durch B erreichen kann. Wenn der Kaufpreis ausreichend hoch ist, wird A Investitionen in Höhe von a∗ tätigen. Allerdings profitiert Unternehmen B auch bei Fortführung des Joint Ventures von der gesteigerten Investition von A. Der Kaufpreis muss aus Sicht von B ausreichend niedrig sein, um die Übernahme des Joint Ventures bei gegebenem a∗ vorteilhaft werden zu lassen. Betrachtet man diese beiden Bedingungen für den Kaufpreis, erhält man in Analogie zur Situation bei einer Kaufoption für Unternehmen A nicht vereinbare Bedingungen.41 Der Kaufpreis, der Unternehmen B dazu bringen würde, das Joint Venture bei gegebenem a∗ zu übernehmen, muss so niedrig festgelegt werden, dass es für Unternehmen A nicht lohnend ist, statt des Investitionsniveaus aL die effiziente Investition a∗ zu wählen. Im Fall der Kaufoption für Unternehmen A kann B im allgemeinen Fall die Ausübung der Option verhindern, indem es seine Investition unter das effiziente Niveau reduziert. Dagegen kann Unternehmen B als Optionsberechtigter über die Ausübung nun selbst entscheiden. B wird in jedem Fall das effiziente Investitionsnvieau wählen. Für Unternehmen A kann aber keine Verbesserung der Investitionsanreize erreicht werden. Die oben betrachteten Spezialfälle können nicht zu einer Lösung beitragen. Die nächstbeste Alternative ist damit für die Entscheidung irrelevant. Ebenso kann die Möglichkeit einer zeitlichen Staffelung der Investitionen von A nicht erreichen, dass B die Kaufoption ausübt. Bei der Gestaltung von Optionsklauseln in Joint Venture-Verträgen sollte eine Kaufoption so vereinbart werden, dass das Unternehmen über die Ausübung entscheiden kann, das durch andere vertragliche Vereinbarungen keine effizienten 41
Vgl. Abschnitt 5.4.1.
5.5 Investitionsanreize durch Kaufoptionen und Lizenzbeziehungen
113
Anreize besitzt. Durch die Gewährung einer Kaufoption für eine Muttergesellschaft, die bereits effiziente Investitionsanreize hat, können die Investitionsanreize dagegen nicht gesteigert werden.
5.5 Investitionsanreize durch Kaufoptionen in Joint Ventures mit Lizenzbeziehungen Die Wirkungen einer Kaufoption auf die Investitionsanreize bei bestehender Lizenzbeziehung zwischen Unternehmen A und dem Joint Venture sind weitgehend analog zur oben betrachteten Situation der Lieferbeziehung. Allerdings bewirkt die Lizenzvereinbarung bei geeigneter Wahl des Kompensationsschemas, dass Unternehmen A als Lizenzgeber effiziente Investitionsanreize besitzt.42 Entsprechend den obigen Überlegungen muss die Kaufoption Unternehmen B eingeräumt werden, um für die betrachteten Spezialfälle bilateral effiziente Anreize zu erreichen. Intuition und Beweis der Anreizwirkungen von Kaufoptionen sind vollständig analog zur Situation der Lieferbeziehung. Aus den resultierenden Anreizstrukturen ergibt sich, dass Unternehmen B effizient investiert und das Joint Venture vollständig übernimmt. Damit wird die Unterscheidung relevant, ob die Lizenzbeziehung zwischen A und dem Joint Venture auch nach der Übernahme aufrecht erhalten oder beendet wird. Bei Auflösung der Lizenzbeziehung ergeben sich analog zu den oben abgeleiteten Ergebnissen für Gemeinschaftsunternehmen mit Lieferbeziehungen bilateral effiziente Investitionsanreize. Soll die Lizenzvereinbarung dagegen von der Übertragung der Anteile an Unternehmen B unberührt bleiben, sodass das Joint Venture auch nach der Übernahme die Lizenzgebühr an Unternehmen A bezahlen muss, ergeben sich im Fall der Ausübung der Kaufoption veränderte Erwartungswerte der Gewinne. Unternehmen A erhält zusätzlich zu dem Kaufpreis noch die Erlöse aus der Lizenzvergabe, die von den gewählten Investitionsniveaus abhängig sind. Für Unternehmen B verringert sich der erwartete Gewinn entsprechend um die Lizenzgebühren. Plant B, das Gemeinschaftsunternehmen zu übernehmen, berücksichtigt es die nach der Übernahme zu bezahlenden Lizenzgebühren bei seiner Investitionsentscheidung. Dies führt dazu, dass B auch als alleiniger Eigentümer einen Anreiz zur Unterinvestition hat. Unternehmen B ist auch nach der Übernahme nicht residual claimant. Damit entfällt ein entscheidendes Element der Anreizgestaltung, 42
Vgl. Abschnitt 4.3.3.
114
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
und die Erzielung bilateral effizienter Anreize ist nicht mehr möglich. Anders als im Fall der Lieferbeziehung werden dann auch Fragen der Nachverhandlung über den Kaufpreis sowie die Lizenzrate nach einer eventuellen Übernahme des Joint Ventures durch Unternehmen B bedeutsam.
5.6 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Kaufoptionen in Joint Venture-Verträgen Kaufoptionen können als Bestandteil von Joint Venture-Verträgen bilateral effiziente Investitionsanreize erzeugen, wenn sie auf geeignete Weise mit Lieferoder Lizenzbeziehungen kombiniert werden. Dazu sollte die Kaufoption derjenigen Partei gewährt werden, für die sich aus der Liefer- oder Lizenzbeziehung keine effizienten Anreize ergeben. Es konnte gezeigt werden, dass die Kombination von Liefer- oder Lizenzbeziehungen mit Kaufoptionen nur dann zu bilateral effizienten Investitionsanreizen führt, wenn der Optionsinhaber einen Teil seiner Investition erst bei der Übernahme des Gemeinschaftsunternehmens leisten kann oder die andere Partei nur zwischen diskreten Investitionsalternativen wählen kann. Dies weist auf die Notwendigkeit hin, die Eignung von Kaufoptionen zur Erzielung bilateral effizienter Investitionsanreize in der Phase der Vertragsgestaltung zu überprüfen. Bei der Gestaltung von Joint Venture-Verträgen mit Kaufoptionen ist deshalb darauf zu achten, ob die notwendigen Voraussetzungen für die Erzielung effizienter Anreize auch tatsächlich erfüllt sind. Insbesondere muss sich der Optionsinhaber in Fällen, in denen seine Investition nicht zeitlich aufteilbar ist, genau über die Investitionsalternativen des Joint Venture-Partners und die damit verbundenen Gewinnmöglichkeiten informieren. Verkaufsoptionen können nicht in der hier beschriebenen Weise für die Gestaltung effizienter Anreize verwendet werden.43 Bei einer Kaufoption kann der Optionsinhaber sicher sein, dass er bei Wahl des effizienten Investitionsniveaus die Option ausüben kann und sich damit die zusätzlichen Erträge aus der Steigerung seiner Investition über das bei Fortführung des Joint Ventures optimale Niveau hinaus sichert. Dies ist durch Verkaufsoptionen nicht möglich, sodass für die Vereinbarung von Verkaufsoptionen andere als die hier betrachteten Gründe der Verbesserung von Investitionsanreizen bestehen müssen. Aus der Analyse der Anreizwirkungen von Liefer- und Lizenzvereinbarungen in Kapitel 3 und 4 ergibt sich, dass die Kaufoption tendenziell derjenigen Par43
Die Entwicklungen im Joint Venture zwischen General Motors und Fiat scheinen dieses Ergebnis zu bestätigen (Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 14.02.2005, Nr. 36, S. 21).
5.6 Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Kaufoptionen
115
tei gewährt werden sollte, die eine Minderheitsbeteiligung am Joint Venture besitzt. Dies ist in Übereinstimmung mit empirischen Ergebnissen von Chi (2000). Er zeigt, dass Kaufoptionen vor allem dem Minderheitsanteilseigner eingeräumt werden und begründet dies mit unterschiedlichen Bewertungen der Kaufoption durch die beiden Muttergesellschaften.44 Auch Reuer/Tong (2005) weisen darauf hin, dass vertraglich vereinbarte Kaufoptionen gerade für Minderheitsanteilseigner bedeutsam sind, da diese in der Regel nur beschränkte Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Entwicklung des Gemeinschaftsunternehmens haben.45 Die vorliegende Arbeit liefert mit der identifizierten Anreizwirkung eine weitere mögliche Erklärung. Die Ergebnisse sind auch in Übereinstimmung mit empirischen Befunden von Reuer/Tong (2005). In ihrer Untersuchung von ca. 2500 Gemeinschaftsunternehmen zwischen multinationalen US-Konzernen und lokalen Partnern zeigen sie, dass die Joint Venture-Verträge dem US-Unternehmen eher eine explizite Kaufoption einräumen, wenn es sich um ein Joint Venture im Kerngeschäft dieser Muttergesellschaft handelt, die Schutzmöglichkeiten geistigen Eigentums im Heimatland des Joint Ventures gering sind, die kulturelle Distanz zwischen den Partnern groß und das politische Risiko gering ist.46 Die Ergebnisse werden dahingehend interpretiert, dass explizit vereinbarte Kaufoptionen vor allem dem Schutz des firmenspezifischen Ressourceneinsatzes dienen.47 Private enforcement-Mechanismen wie Vertrauen und Reputation werden unter diesen Bedingungen kaum zu einer Überwindung des Unterinvestitionsproblems beitragen können. Die Setzung von Investitionsanreizen muss folglich vor allem durch geeignete vertragliche Mechanismen erfolgen. Die Ergebnisse des in dieser Arbeit betrachteten Modells bestätigen, dass Kaufoptionen zur Erzielung bilateral effizienter Investitionsanreize beitragen können und präzisieren, welche Voraussetzungen dafür bestehen müssen. Mit Hilfe des entwickelten Modells wurde die Wirkung von Kaufoptionen untersucht, die einer Partei zu einem definierten Zeitpunkt das Recht geben, die Anteile des Partners zu übernehmen. In der Praxis werden neben Kaufoptionen häufig Vorkaufsrechte zwischen den Muttergesellschaften vereinbart.48 Die Ergebnisse sind nicht direkt auf die Wirkung von Vorkaufsrechten übertragbar, sodass eine
44 45 46 47 48
Vgl. Chi (2000), S. 683. Vgl. Reuer/Tong (2005), S. 407. Vgl. Reuer/Tong (2005), S. 415ff. Vgl. Reuer/Tong (2005), S. 418. Vgl. Yan/Luo (2001), S. 59.
116
5 Investitionsanreize in Joint Ventures mit Kaufoptionen
Modellerweiterung zur Analyse von Vorkaufsrechten interessante Erkenntnisse verspricht.49 In der Analyse wurden ausschließlich Kaufoptionen betrachtet, die vor Auflösung der Unsicherheit über den Umweltzustand ausgeübt werden müssen. Die Verbesserung des Informationsstands bezog sich allein auf das Investitionsverhalten des Kooperationspartners. Kaufoptionen erscheinen darüber hinaus auch dann interessant, wenn sie nach Auflösung der Unsicherheit ausgeübt werden können und somit zur Reduktion des Markteintrittsrisikos beitragen. Der Optionsinhaber kann seine Entscheidung dann zusätzlich von der Realisation des Umweltzustandes Θ abhängig machen. Der im Rahmen dieser Arbeit verwendete Modellierungsansatz kann dazu verwendet werden, diese Situation zu analysieren. Allerdings ist dann eventuell die Erweiterung um umfassendere Ansätze zur Bewertung der Realoption erforderlich.50
49 Ein möglicher Ansatz für die Analyse von Vorkaufsrechten sind z.B. die von Hart (1995) vorgeschlagenen stochastischen Eigentumsstrukturen (vgl. Hart (1995), S. 86). 50 Vgl. für eine Übersicht über Bewertungsverfahren für Realoptionen z.B. Amram/Kulatilaka (1999), S. 107ff.
6 Einordnung der Ergebnisse und weiterer Forschungsbedarf 6.1 Robustheit der Ergebnisse und Möglichkeiten der Modellerweiterung Für die modelltheoretische Analyse wurde eine Reihe von Annahmen getroffen. Dadurch gibt das Modell die Realität nur vereinfacht wieder. Im Folgenden soll die Robustheit der Ergebnisse beurteilt werden, indem die Bedeutung der einzelnen Annahmen für die Resultate diskutiert wird. Die Wirkungen der Investitionen der beiden Muttergesellschaften auf die Produktionskosten bzw. das erzielbare Preisniveau wurden sehr allgemein modelliert, und es wurden nur geringe Anforderungen an die Struktur der zugrundeliegenden Funktionen gestellt. Dagegen wurde für die Erlösfunktion mit der linearen PreisAbsatzfunktion eine konkrete Ausprägung gewählt. Es ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse auch dann ihre Gültigkeit behalten, wenn von der Prämisse einer linearen Preis-Absatzfunktion abgewichen wird.1 Allerdings wird sich dies auf den effizienten Lieferpreis bzw. die effiziente Lizenzrate sowie den zulässigen Parameterbereich der Eigentumsverteilung λ auswirken, in dem sich effiziente Anreize erzielen lassen. Die Unsicherheit wurde ausschließlich als Unsicherheit hinsichtlich der Entwicklung des allgemeinen Marktumfeldes modelliert. Diese stellt eine wesentliche Komponente der Unsicherheit dar. Darüber hinaus können aber auch Risiken im Bereich der Produktion oder des Vertriebs bestehen. Dazu zählen beispielsweise zeitliche Verzögerungen bei Rationalisierungsmaßnahmen, Störungen an Anlagen oder Veränderungen der Einsatzgüterpreise.2 Diese Arten der Unsicherheit werden durch die hier verwendete deterministische Modellierung der Wirkung der Investitionen nicht berücksichtigt. Wenn die interne Unsicherheit in der Produktion und im Vertrieb im Vergleich zur umfeldbezogenen Unsicherheit gering ist, 1
Zu anderen Formen von Preis-Absatzfunktionen und methodischen Ansätzen zu ihrer Bestimmung vgl. z.B. Diller (1993), Sp. 3283ff. 2 Vgl. z.B. Götze/Bloech (2002), S. 381 sowie Schweitzer/Küpper (2003), S. 435.
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6 Einordnung der Ergebnisse und weiterer Forschungsbedarf
können die hier abgeleiteten Ergebnisse als gute Näherung betrachtet werden. Die Übertragbarkeit auf Joint Ventures, die in starkem Maße auf neue und risikobehaftete Technologien zurückgreifen oder Forschung und Entwicklung betreiben, ist dagegen nur eingeschränkt möglich.3 Die Analyse der untersuchten Investitionsentscheidungen basiert auf einem umfassenden Informationsstand der beteiligten Unternehmen. Insbesondere müssen die Entscheider die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Umweltvariablen Θ sowie die Zusammenhänge zwischen den Investitionsniveaus und den Produktionskosten bzw. den erzielbaren Absatzpreisen bereits im Zeitpunkt der Investitionsentscheidung genau kennen. In der Praxis ist die Prognose von Kosten aber mit Schwierigkeiten verbunden.4 Gleichzeitig geht man davon aus, dass die Höhe der Investitionen nicht durch Dritte verifizierbar ist. Diese Annahmen hinsichtlich des Informationsstands werden sich in der Realität nur teilweise wieder finden lassen.5 Die Ergebnisse beruhen auf der Prämisse, dass die hier vorgeschlagenen Verträge vor Gericht durchsetzbar sind. In diesem Fall stellen die vertraglichen Vereinbarungen die Drohpunkte für die Nachverhandlung dar und ermöglichen die Beeinflussung der Investitionsanreize mit Hilfe der Vertragsparameter. Bei internationalen Joint Ventures kann die Durchsetzbarkeit von Verträgen allerdings teilweise eingeschränkt sein.6 Die hier beschriebenen Mechanismen eignen sich dann unter Umständen nicht mehr für die Erzielung effizienter Anreize. Für die modelltheoretische Analyse wurde davon ausgegangen, dass zwischen den Muttergesellschaften vollständige Informationssymmetrie besteht.7 Insbesondere gilt dies für die Einschätzung hinsichtlich der erwarteten Marktbedingungen und der Aufteilung der Verhandlungsmacht in der Nachverhandlung. Bei der Gründung von Joint Ventures und damit auch bei den erforderlichen Investitionsentscheidungen spielen unterschiedliche Motive und Einschätzungen aber eine wichtige Rolle.8 Diese werden in der modelltheoretischen Betrachtung nicht be3 Die Berücksichtigung dieser Art der Unsicherheit in Incomplete-Contracts-Modellen ist dabei ohne weiteres möglich. Vgl. z.B. Edlin/Reichelstein (1996), S. 481f sowie Nöldeke/Schmidt (1995), S. 166f. 4 Vgl. Küpper (1995), S. 27ff. 5 Vgl. Segal (1999), S. 72; Richter/Furubotn (1996), S. 254 sowie für eine ausführliche Diskussion Maskin/Tirole (1999). 6 Vgl. z.B. Uebele (1991), S. 98. 7 Ein Ansatz zur Berücksichtigung der Informationsasymmetrie in einem ähnlichen Modell zum Vergleich von kostenbasierten mit verhandelten Verrechnungspreisen wird von Baldenius/Reichelstein (1998), S. 253 vorgeschlagen. 8 Vgl. dazu Abschnitt 2.1.2.
6.2 Konsequenzen für die Gestaltung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen
119
rücksichtigt. Das kann erklären, warum empirisch beobachtbare Joint VentureVereinbarungen von den Ergebnissen dieser Arbeit abweichen, etwa durch geringere Lizenzraten, eine andere Preisgestaltung bei Lieferbeziehungen oder Kaufoptionen sowie die Anwendung der diskutierten Mechanismen in Situationen, die außerhalb der hier identifizierten Bereiche liegen.
6.2 Konsequenzen für die Gestaltung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen Die Ergebnisse der Untersuchung leisten einen Erklärungsbeitrag für die Verwendung von ergänzenden Vereinbarungen und Kaufoptionen in Joint VentureVerträgen in der Praxis. Aus der Analyse lassen sich aber auch Empfehlungen für die Gestaltung von Joint Venture-Verträgen ableiten. Insbesondere wird die Notwendigkeit deutlich, ergänzende Vereinbarungen über Liefer- und Lizenzbeziehungen sowie die damit verbundenen Zahlungsströme in die Bewertung des Joint Venture-Erfolgs einzubeziehen und diese bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen. Dies bedeutet auch, dass die benötigten Informationen durch die Unternehmensrechnung bereit gestellt werden müssen.9 In der Untersuchung wurden ausschließlich vollständig spezifische und nicht verifizierbare Investitionen betrachtet. Bei der Gründung von Gemeinschaftsunternehmen sind aber häufig auch Investitionen erforderlich, die sich vertraglich genau beschreiben lassen. Die hier getroffenen Annahmen treffen folglich lediglich auf einen Teil der in der Realität beobachtbaren Investitionen zu. Im Rahmen der Vorbereitung von Vertragsverhandlungen in der Gründungsphase ist es deshalb erforderlich, die von der Hold-up-Gefahr betroffenen Investitionen zu identifizieren und daraus den Bedarf zur Absicherung durch geeignete Mechansimen zu bestimmen. Ein weiteres Ergebnis der Analyse ist, dass Lieferbeziehungen und Lizenzvereinbarungen für jeweils unterschiedliche Ausprägungen der Eigentumsstruktur effiziente Anreize erzeugen können. Bei Lieferbeziehungen gelingt dies vor allem dann, wenn das Produktionsunternehmen eine Minderheitsbeteiligung am Joint Venture besitzt. Der Preis muss dabei umso weiter unterhalb der Grenzkosten der Produktion liegen, je größer der Anteil des liefernden Unternehmens am Joint Venture, je größer die Gewinnspanne und je geringer der Lieferanteil ist. 9
Vgl. zur Notwendigkeit der Einbindung der Investitionsrechnung in die Unternehmensrechnung Küpper (1991), S. 173.
120
6 Einordnung der Ergebnisse und weiterer Forschungsbedarf
Dagegen sollte die Lizenzvergabe einer Muttergesellschaft an das Joint Venture durch den Mehrheitsanteilseigner erfolgen. Es konnte gezeigt werden, dass die Form der Kompensation entscheidend für die erzielbaren Anreizwirkungen ist. Während durch stückbezogene Gebühren effiziente Investitionsanreize nicht erreichbar sind, gelingt dies mit Hilfe von umsatzbezogenen Lizenzgebühren. Als wichtige Einflussgrößen auf die effiziente Lizenzrate wurden der Anteil des Lizenzgebers am Joint Venture, die Erlöspotentiale sowie der für die Berechnung der Lizenzgebühr relevante Anteil am Joint Venture-Umsatz identifiziert. Des Weiteren wurde gezeigt, dass die in der Joint Venture-Literatur viel diskutierte Verhandlungsmacht einen bedeutenden Einfluss auf die effiziente Lizenzrate besitzt. In Situationen, in denen das Unterinvestitionsproblem eine bedeutende Rolle spielt, kann es aufgrund der erzielbaren Anreizwirkungen vorteilhaft sein, eine geringere Kapitalbeteiligung an einem Joint Venture anzustreben und dafür Gewinne aus der Belieferung des Joint Ventures oder der Lizenzvergabe zu erzielen. Während bei der Gestaltung der Eigentumsstruktur teilweise eine Gleichverteilung bevorzugt wird,10 deuten die Ergebnisse dieser Arbeit darauf hin, dass unter Anreizgesichtspunkten eine asymmetrische Verteilung der Eigentumsanteile bzw. Dividendenansprüche in Kombination mit ergänzenden Vereinbarungen und Kaufoptionen vorteilhaft sein kann. Weiterhin wurde gezeigt, unter welchen Bedingungen die Kombination von Kaufoption und Liefer- oder Lizenzvereinbarung zwischen einer Muttergesellschaft und dem Joint Venture zu bilateral effizienten Investitionsanreizen führen kann. Dabei wurde deutlich, dass eine Kaufoption für diejenige Partei vereinbart werden sollte, die durch die Vereinbarung einer Liefer- oder Lizenzbeziehung keine effizienten Anreize erhält. Insbesondere weisen die Ergebnisse darauf hin, dass für die Beurteilung der Anreizwirkungen von Kaufoptionen der zeitlichen und sachlichen Struktur der Investitionen eine entscheidende Bedeutung zukommt.
6.3 Ansätze für künftige Forschungsarbeiten Ansätze für künftige Forschungsarbeiten ergeben sich zum einen aus der Modifikation und Weiterentwicklung des hier verwendeten Modellierungsrahmens. Zum anderen bieten die Ergebnisse Anknüpfungspunkte für die empirische Untersuchung von Joint Venture-Vertragsbeziehungen. Einen Ansatzpunkt zur Modellerweiterung bildet die zeitliche Struktur der betrachteten Investitionen. In der Arbeit wurde außer bei der Analyse der zeit10
Vgl. z.B. Yan/Gray (1994), S. 1508ff.
6.3 Ansätze für künftige Forschungsarbeiten
121
lich gestaffelten Investitionen in Abschnitt 5.4.3 angenommen, dass die gesamten Investitionen der Muttergesellschaften im Zeitpunkt t = 0 erfolgen. Neben den Ausstattungsinvestitionen benötigen Gemeinschaftsunternehmen in der Regel aber auch in der Betriebsphase zu unterschiedlichen Zeitpunkten Investitionen. Realistischer wäre daher eine Modellierung, die Investitionen auch in späteren Zeitpunkten berücksichtigt. Für die beiden Muttergesellschaften eröffnet sich dann die Möglichkeit, auf das bisherige Investitionsverhalten des Partners zu reagieren, wodurch sich die Anreizstrukturen verändern können.11 Eine dynamische Modellierung erlaubt zudem die Analyse von Lerneffekten zwischen den beteiligten Unternehmen, denen bei der Kooperationsform Joint Venture eine große Bedeutung zukommt.12 Sie können eine besonders wichtige Rolle spielen, wenn die Muttergesellschaften nach der Beendigung der Zusammenarbeit im Joint Venture im Wettbewerb miteinander stehen.13 Durch die Berücksichtigung von Lerneffekten14 in dem hier vorgeschlagenen Modellrahmen kann untersucht werden, welche Anreizwirkungen sich durch sie ergeben. Da mit der Belieferung mit Vor- oder Endprodukten in der Regel ein geringerer Knowhow-Transfer verbunden ist als bei der Lizenzvergabe einer Produktionstechnologie, könnten daraus interessante Erkenntnisse und Gestaltungsempfehlungen für die Verwendung ergänzender Vereinbarungen in Joint Venture-Beziehungen abgeleitet werden. Die unterstellte Risikoneutralität erscheint für große Unternehmen, für die das Joint Venture lediglich einen kleinen Teil der Aktivitäten ausmacht, eine plausible Annahme. Für kleinere und mittelständische Unternehmen kann ein Engagement in einem Joint Venture ein erhebliches, unter Umständen existenzgefährdendes Risiko darstellen. Da Lieferbeziehungen und Lizenzvereinbarungen das Risiko einer Joint Venture-Gründung beeinflussen, können aus der Analyse der Anreizwirkungen bei risikoaversen Entscheidern weitere Erkenntnisse gewonnen werden. Neben möglichen Modellerweiterungen zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit Ansatzpunkte für die empirische Joint Venture-Forschung auf. Insbesondere die empirische Untersuchung der Bedeutung und der Wirkungen von ergänzenden 11 Für Ansätze, die mehrmalige Investitionen beinhalten siehe z.B. Rosenkranz/Schmitz (2004) sowie für eine modelltheoretische Untersuchung der Bedeutung des Timings von Investitionen Smirnov/ Wait (2004). 12 Vgl. Kogut (1988), S. 322 sowie Inkpen/Crossan (1995), S. 595. 13 Vgl. für ein Modell das eine Wettbewerbssituation nach Auflösung eines F&E-Joint Ventures betrachtet Bhattacharya/Glazer/Sappington (1992). 14 Für einen einfachen Ansatz der Modellierung von Lerneffekten in Joint Ventures siehe Chowdhury/Chowdhury (2000) sowie Chowdhury/Chowdhury (2001).
122
6 Einordnung der Ergebnisse und weiterer Forschungsbedarf
Vereinbarungen in Joint Venture-Verträgen erscheint interessant. Während diese Bedeutung zwar in der Literatur erwähnt wird, liegen nach Kenntnis des Autors bislang keine empirischen Studien zu dieser Fragestellung vor.15 Solche empirischen Erkenntnisse können auch als Grundlage für die Überprüfung und Bewertung der Ergebnisse des hier betrachteten formalen Modells dienen. Deskriptive Untersuchungen sollten Fragen der Verbreitung sowie der konkreten Ausgestaltung von Liefer- und Lizenzvereinbarungen zwischen Muttergesellschaften und Joint Ventures aufgreifen. Von besonderem Interesse ist eine Untersuchung der Preisgestaltung bei Lieferbeziehungen sowie der Art und Höhe von Lizenzgebühren. Ebenso sollten deskriptive Untersuchungen bezüglich der expliziten Vereinbarung von Kaufoptionen in Joint Venture-Verträgen durchgeführt werden. Neben einer isolierten Betrachtung einzelner Instrumente sollte auch untersucht werden, in welchem Umfang und auf welche Art sie kombiniert angewendet werden. Darüber hinaus können kausalanalytische Untersuchungen der Wirkungen der einzelnen Mechanismen auf die Investitionsanreize und den Joint Venture-Erfolg wertvolle Erkenntnisse liefern. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen auf, welche Einflussgrößen bei der Analyse der hier betrachteten Instrumente berücksichtigt werden sollten.
15
Dagegen findet die empirische Untersuchung der Bedeutung und Wirkungen von explizit vereinbarten Kaufoptionen in Joint Ventures sowie der Bedeutung von Joint Ventures als Realoptionen in jüngster Zeit verstärkte Aufmerksamkeit (vgl. z.B. Chi (2000), Reuer (2001), Reuer/Tong (2005) sowie Kumar (2005)).
A Anhang A.1 Beweis zu Lemma 1 Die Bedingungen für die First Best-Investitionen ergeben sich, indem man die Ableitungen der erwarteten Gesamtgewinne nach den beiden Investitionen a und b gleich null setzt. Dabei müssen auch die Investitionsauszahlungen berücksichtigt werden. Für die Ableitung des erwarteten Gesamtgewinns nach der Produktionsinvestition a ergibt sich 2 Θ2 ∂ Θ + v(b) − c(a) ∂ dF (Θ) − a ES(Θ, a, b) = 2 ∂a Θ1 ∂a Θ2 Θ + v(b) − c(a) 1 ∂c(a) (A.1) − 1 = 0. 2 = dF (Θ)(− ) ∂a 2 2 Θ1 Nach Umformen folgt
Θ2
(A.2) Θ1
Θ + v(b) − c(a) 2
dF (Θ)
∂c(a) = −1. ∂a
Θ dF (Θ) dem ErwarIn diesem Ausdruck erkennt man, dass Θ12 Θ+v(b)−c(a) 2 tungswert der gehandelten Menge entspricht. Mit der Schreibweise (A.3)
Ex(Θ, a, b) =
Θ2 Θ1
Θ + v(b) − c(a) 2
dF (Θ) 2
< ergibt sich Bedingung 1. Damit tatsächlich ein Maximum vorliegt, muss ∂∂aES 2 0 gelten. Nach Berechnung der zweiten Ableitung mit Hilfe der Produktregel führt dies zu 2 Θ2 ∂c(a) 1 ∂2 dF (Θ) − ES(Θ, a, b) = ∂a ∂a2 Θ1 2 Θ2 Θ + v(b) − c(a) ∂ 2 c(a) (A.4) < 0. dF (Θ) ∂a2 2 Θ1
124
A Anhang
Nach Umformungen erhält man 2 ( ∂c(a) ∂a )
(A.5)
∂ 2 c(a) ∂a2
P2 ,P5 > P3 und P6 < P4 die Erfüllung der letztgenannten Bedingung die Einhaltung der Preisgrenzen P1 bis P4 einschließt. Der Nachweis, dass bei Sicherstellung des Nash-Gleichgewichts durch P ≥ P5 die Ausübung der Option nur dann vorteilhaft ist, wenn beide Parteien effizient investiert haben, ergibt sich aus folgenden Ungleichungen: P5
L ∗ ∗ L = ESB (a , b ) ≥ ESB (a, b)
L = ES(a, b) − ESA (a, b) = P1 ,
(A.26) P5
= =
(A.27)
L ∗ ∗ L ∗ ESB (a , b ) ≥ ESB (a , b)
L ∗ ES(a∗ , b) − ESA (a , b) = P2
sowie P5 (A.28)
L ∗ ∗ L = ESB (a , b ) ≥ ESB (a, b∗ )
L = ES(a, b∗ ) − ESA (a, b∗ ) = P3 .
Beim Vergleich der verschiedenen Preisschwellen müssen die Investitionsauszahlungen a und b nicht berücksichtigt werden, da sie für die Entscheidungen
130
A Anhang
der Parteien nicht relevant sind. Dadurch kann die Tatsache genutzt werden, dass > 0 für b < b∗ alle Werte von > 0 für a < a∗ und ∂ES(a,b) wegen ∂ES(a,b) ∂b ∂a ES(a, b) in a und b streng monoton ansteigen, solange die effizienten Investitionsniveaus unterschritten werden. Um zu zeigen, dass die obere Grenze für die Bestimmung des Preises P durch P6 bestimmt wird, müssen die Preise P4 und P6 verglichen werden: P6
= =
(A.29)
≤ =
L L ∗ ES(a∗ , b∗ ) − ESA (a , b ) − (a∗ − aL ) L L ∗ ES(a∗ , b∗ ) − a∗ − [ESA (a , b ) − aL ]
L ∗ ∗ ES(a∗ , b∗ ) − a∗ − [ESA (a , b ) − a∗ ] L ∗ ∗ ES(a∗ , b∗ ) − ESA (a , b ) = P4 .
Bei diesem Presivergleich müssen die unterschiedlichen Investitionsniveaus a∗ und aL berücksichtigt werden. Die Ungleichung in (A.29) gilt wegen L L ∗ L ∗ ∗ ESA (a , b ) − aL > ESA (a , b ) − a∗ . Diese Beziehung drückt aus, dass es für Unternehmen A bei Fortführung des Joint Ventures vorteilhaft ist, weniger als das effiziente Niveau zu investieren. Die Ungleichungen (A.26) bis (A.29) weisen nach, dass bei der Wahl eines Preises aus dem Intervall [P5 ; P6 ] ein eindeutiges Nash-Gleichgewicht bei (a∗ , b∗ ) vorliegt, dass nicht auf unglaubwürdigen Drohungen beruht.
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Sachregister Absatzmenge 36 Aktienoptionen 28 Alternativenvergleich 106 Annahmen 117 Anpassungsgewinn 38, 42, 48, 72, 78, 86 Auslandsinvestitionen 19 Begrenzte Rationalität 12 Bemessungsgrundlage 87 Beobachtbarkeit 30 Beteiligungsverhältnis 36, 85 Contractual Joint Ventures 4 court enforcement 31 Deckungsbeitrag 52 Desinvestition 90 Direktinvestitionen 64, 65 Dividende 36, 78, 80 Dividendenanspruch 10, 34–36, 80, 81, 94 Dividendenzahlung 33 Drohpunkt 14, 24, 108, 118 Effizienter Preis 49 Eigenkapitalverhältnis 10 Eigentumsstruktur 10, 29, 93, 120 Eigentumsverhältnis 36 Eigentumsverträge 97 Entscheidungsfeld 18 Equity Joint Ventures 4 Erfolgsmessung 18 ergänzenden Vereinbarungen 11 Erlösfunktion 36, 77 – deterministische 98 First Best 44, 45, 48, 55, 89, 123
First Best-Lösung 22 Fixe Zahlung 52, 71, 78 Fixmengenvertrag 27 Flexibilität 91 Gegenlizenz 67 Geiseln 23, 30 Gemeinschaftsunternehmen 4 Gewinnfunktion 40, 41, 52, 72, 77, 104 Gewinnmarge 51 Gewinnvergleichsrechnung 20 Gleichgewicht 30, 99 Gleichverteilung 50 Grenzerträge 24 Grenznutzen 37 Grenzwertbetrachtung 103 Handlungsalternativen 18 Hold-up 2, 21, 29, 70, 119 Informationsstand 118 Informationssymmetrie 38, 118 Innovationsmanagement 64 Investitionen 15 – parallele 23 – sequentielle 23, 28 – spezifische 1, 15, 21 – zeitlich gestaffelte 109, 110 Investitionsalternativen – diskrete 105, 107, 110, 111, 114 – kontinuierliche 111 Investitionsanreize 2 – effiziente 26, 27, 29, 47 Investitionsanreizfunktion 74, 80, 82 Investitionswahlbedingung 44, 45, 47, 73, 81
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Sachregister
Joint Venture 4 – Beendigung 9 – Betriebsphase 8 – Gründung 8 – internationales 5 – Lebenszyklus 8 Joint Venture-Instabilität 17 Joint Venture-Vertrag 9 Kaufoption 3, 91, 93, 94, 101, 114, 120 – explizite 93 Kaufpreis 93, 94, 101 Know-how-Abfluss 33, 57 Know-how-Transfer 61, 69, 121 Komplemente – strategische 15, 37 Komplettbelieferung 45, 58, 59, 61, 72 Kostenfunktion 37, 57, 62, 89 Lerneffekte 121 Lieferanteil 51 Lieferbedingungen 35 Lieferbeziehung 33, 119 Lieferpreis 34 Liefervereinbarung 2, 33 Lieferverträge 12 Lizenz – alleinige 65 – ausschließliche 64, 71 – einfache 64 – gemischte 66 Lizenzgeber 64 Lizenzgebühr 66, 68 – stückbezogene 62, 71, 75, 120 – umsatzbezogene 77, 81, 84, 88, 120 Lizenzierung 64 Lizenznahme 65 Lizenznehmer 64 Lizenzrate 67, 71, 74, 78 – effiziente 84, 88, 120 Lizenzvereinbarung 2, 35, 68, 113, 119 Lizenzvergabe 65, 66 Lizenzvertrag 66 local-content 34
Maximierungsproblem 126 Mehrheitsanteilseigner 120 Mehrheitsbeteiligung 10, 88 Menge – effiziente 40 – ex-post effiziente 38, 42, 46, 53, 78, 81 Mengenentscheidung 40 Mengenverzerrung 46, 72, 81, 84, 89 Minderheitsbeteiligung 50, 61, 115, 119 Mindestmengenverträge 76 Nachverhandlung 13, 21, 24 – Ablauf der 49 Nachverhandlungsspiel 24, 25 Nash-Gleichgewicht 100, 103, 110, 129, 130 Nash-Lösung 86 Nutzenfunktion 27 Nutzungsrechte 64, 66 Opportunismus 22 Opportunitätskosten 104 Option 90 Optionspreis 95 Optionsvertrag 27, 28 Partizipationsbedingung 125 Pfänder 30 Preis-Absatz-Funktion 89 Preis-Absatzfunktion 36, 117 Preisschwellen 129 Preisspanne 107, 108, 111 private enforcement 31, 62, 115 Produktions-Vertriebs-Joint Venture 6, 39, 61 Produktionsinvestition 54–56, 61 Produktionsprozess – einstufiger 39 – zweitstufiger 76 Reaktionskurve 56 Realoption 90, 92, 116 Reputation 29, 30, 115
Sachregister Reputationsmechanismus 23, 29 residual claimant 24, 26 Risikoeinstellung 20 Risikoneutralität 38, 121 royalties 67 Rückwärtsinduktion 101
Unterinvestitionsproblem 2, 20, 70 Unternehmensrechnung 119 Untersuchungen – deskriptive 122 – kausalanalytische 122 Unvollständigkeit von Verträgen 12
Sanktionsmöglichkeiten 16 Schadenersatz 24 Second Best-Lösung 22 Selbstbindung 30 Spiel – dynamisches 95, 102 – reduziertes 102 Spieltheorie 94 Strategiekombination 101 Strategien – gemischte 100 – reine 100 Stücklizenz 67, 76, 88 Stückpreis 40, 52 Subvention 47 Subventionierung 41, 51, 58, 59, 61, 89 Subventionsmechanismus 56 sunk cost 38
Verhalten – opportunistisches 17, 29, 30 – reziprokes 12 Verhaltensunsicherheit 16 Verhandlungsmacht 14, 108, 120 Verhandlungsstärke 43, 78 Verhandlungszeitraum 26 Verifizierbarkeit 13 Verkaufsoption 91, 93, 114 Verrechnungspreis 36 Vertrag – sich selbstdurchsetzender 23 – unvollständiger 2 Vertragsanpassung 24, 38, 40 Vertragsbruch 40 Vertragstheorie 23 Vertrauen 115 Vertriebs-Joint Venture 39 Vertriebsinvestition 54, 55, 61 Vorkaufsrecht 9, 115
take-it-or-leave-it-Angebot 27, 48 Technologiemanagement 64 Teilbelieferung 51, 56, 62 Transaktionskostentheorie 13 Überinvestition 27, 46, 107 Umsatzlizenz 67 Umweltbedingungen 36 Unsicherheit 16, 70, 91, 117 Unterinvestition 20
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Wachstumsoption 91 Wandelanleihen 28 Zeitstruktur 38, 71, 94 Zielfunktion 18, 57 Zufallsvariable 37, 50 Zuliefer-Abnehmer-Beziehung 25, 35, 76 Zweiteiliger Tarif 31, 40