Lehrbuch des Wechselrechts [1 ed.]
 9783428563999, 9783428163991

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Lehrbuch des Wechselrechts Von

Carl Samuel Grünhut

Duncker & Humblot reprints

Lehrbach des Wechselrechts.

Lehrbuch des

Wechselrechts. Von

C. S. Grünhut.

Leipzig, V e r l a g von Duneker & 1900.

Ilumblot.

Alle Rechte vorbehalten.

V o r w o r t .

Der Verfasser leistet dem Wunsche der Herren Verleger Folge, wenn er in dem vorliegenden Werke den dogmatischen wechselrechtlichen Stoff, den sein umfangreiches, in B i n d i n g s systematischem Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft in zwei Bänden (1897) veröffentlichtes W e c h s e l r e c h t enthält, unter Weglassung des gelehrten Apparates, der nur für tiefere wissenschaftliche Forschung von Wert ist, für den Studierenden der Rechtswissenschaft und für den Praktiker in verkürzter Darstellung wiedergiebt.

Inhaltsverzeichnis. Einleitung.

Seite

§ 1. Das Wechselrecht im objektiven Sinne § 2. Begriff des Wechsels. Das Wechselrecht im subjektiven Sinne. Der wechselmäfsige Anspruch § 3. Die wirtschaftlichen Funktionen des Wechsels § 4. Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Wechsels § 5. Die Entstehung der deutschen W . 0

1 2 3 7 21

Das geltende Wechselrecht. § 6. Die Theorie der deutschen Wechselordnung § 7. Die Vorbereitung einer Wechselverpflichtung. sehlufs

29 Der Wechsel39

Die Voraussetzungen einer Wechselverpflichtung*. I. D i e § 8.

Wechselfähigkeit.

Die Wechselgoschäftsfähigkeit

II. Der

und die Wechselrechtsfähigkeit.

43

Skripturakt.

§ 9. Beschaffenheit des Skripturakts

51

Die wesentlichen Erfordernisse des Grundwechsels. § 10. Die wesentlichen Erfordernisse im allgemeinen

59

Die einzelnen wesentlichen Erfordernisse. § § § §

11. 12. 13. 14.

I. Die Wechselklausel II. Die Angabe der zu zahlenden Geldsumme I I I . Der Name des Remittenten Die Tratte an eigene Ordre

63 65 68 72

VIII

Inhaltsverzeichnis. Seite

§ § § § § §

15. 16. 17. 18. 19. 20.

§ § § § § § § § § §

21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.

IV. Die Verfallzeit 75 a) Der Tagwechsel 77 b) Der Datowechsel 79 c) Der Mefs- oder Marktwechsel 80 d) Der (reine) Sichtwechsel 81 e) Der Zeitsichtwechsel (Nachsichtwechsel, der befristete Sichtwechsel) 82 Ungültige Bezeichnungen der Verfallzeit 83 V. Zeit und Ort der Ausstellung 85 VI. Unterschrift des Ausstellers . 89 VII. Der Name des Bezogenen 91 Der trassiert-eigene Wechsel 92 V I I I . Der Zahlungsort 94 IX. Zahlungsauftrag 98 Die wesentlichen Erfordernisse des eigenen Wechsels . . . . 99 Unvollständiger, vitioser, unwahrer, verfälschter Wechsel . . . 103 Der Blancoskripturakt 108

F a k u l t a t i v e Bestandteile des Grundwechsels. § 31. Die regelmäfsigen und zufälligen Bestandteile § 32. Zulässigkeit beliebiger Klauseln

113 119

D i e einzelnen W e c h s e l s k r i p t u r a k t e . § § § § § §

33. 34. 35. 36. 37. 38.

I. Der Wechselskripturakt des Trassanten . . \ 11. Der Wechselskripturakt des Indossanten I I I . Der Wechselskripturakt des Acceptanten Der Wechselskripturakt des Avalisten Widerruflichkeit des Skripturaktes Bedingungen der Wechselverpflichtung. Präsentation und Protesterhebung

124 128 131 135 141 147

D i e C i r k u l a t i o n des Wechsels. § § § § § §

39. Das Indossament 40. Der Rektawechsel 41. Form des Indossaments 42. Wirkungen des Indossaments 43. Die Legitimation des Indossatars 44. Selbständige Berechtigung des Indossatars

§ § § §

45. I. Die Einrede der Zahlung 46. I I . Die exceptio doli 47. I I I . Die Einrede des blofsen Prokuraindossaments 48. Das Recht des Indossatars auf die Deckung

168 169 173 179 181 188

Einzelne Einreden. 194 197 200 204

Inhaltsverzeichnis. Seite

§ 49. Das Teilindossament § 50. Das Riickindossament § 51. Indossament und Cession

204 207 210

Das Indossament nach Verfall. § 52. Die Wirkungen des Nachindossaments im allgemeinen . . . . 212 § 53. Die Rechte des Nachindossatars 214 § 54. Die Legitimation des Nachindossatars durch Vorblancoindossament, seine materiellen Wirkungen 218 § 55. Das Prokuraindossament 221

Die Honorierung des Wechsels. a) D i e

Acceptation.

§ § § §

56. 57. 58. 59.

Die Präsentation zum Accepte Form des Accepts Das Alleinaccept eines Nichtbezogenen Qualifizierte Acceptation

§ § § § § § § § § §

60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69.

Die Präsentation zur Zahlung Die Zeit der Zahlung Die Prolongation Das Recht zur Deposition nach Verfall (Art. 40) Gegenstand der Zahlung. Teilzahlung Wem mufs und kann der Wechselschuldner zahlen? Modalitäten der Zahlung Die Amortisation Die Revalierungsklage des Zahlers Rückwirkung des Wechsels auf das vorhandene Schuldverhältnis (Novation)

b) D i e

223 238 241 242

Zahlung. 247 253 265 269 270 273 277 277 284 287

Die Wechselvervielfältigrung% § 70. Die Förderung des normalen Wechselverkehrs durch Duplikate und Kopien 294

I. D i e

Duplikate.

§ 71. Das Recht auf Duplikate § 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander § 73. Die Verwendung der Duplikate zur Erleichterung der Cirkulation

II. D i e § 74

299 303 312

Kopien. 321

Inhaltsverzeichnis.

Der anormale Lauf des Wechsels. I. Der Wechselregrrefs. 1. D e r

Kautionsregrefs. Seite

§ 75. § 76.

a) wegen Nichtannahme 327 b) wegen Unsicherheit des Acceptanten oder des Ausstellers eines eigenen Wechsels 334

§ § § § § § § § §

Die Erfüllung der Regrefsbedingungen Der Protesterlafs Die Notifikation Das Einlösungsrecht des Wechselschuldners Inhalt des Regrefsanspruchs des letzten Inhabers Inhalt des Regrefsanspruchs des einlösenden Vormannes . . . Modalitäten der Regrefszahlung Regrefsnahme mittelst wirklicher Rücktratte Haftung des Acceptanten — des Ausstellers des eigenen Wechsels — für die Regrefsschuld Solidare Haftung für die Regrefsschuld

2. D e r 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85.

§ 86.

Zahlungsregrefs. 338 342 345 352 353 357 359 361 365 367

Π . Die anormale Honorierung: durch Intervention. § 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse. Voraussetzung und Beurkundung der Intervention . . . . § 88. Das Ehrenaccept § 89. Die Ehrenzahlung § 90. Der Honorât und der Intervenient § 91. Konkurrenz mehrerer Intervenienten

369 386 401 410 418

Die Wechselverjährung·. § 92.

Verhältnis der Wechselverjährung zur civilrechtlichen Verjährung 424 § 93. Die Dauer und der Beginn der Verjährungsfristen 426 § 94. Die Unterbrechung der Verjährung 431 § 95. Das Recht aus dem präjudizierten und verjährten Wechsel. Die Wechsel rechtliche Bereicherungsklage 436

Das internationale Wechselrecht. § 96.

Das internationale Wechselrecht

441

Alphabetisches Sachregister

451

Einleitung. § 1. Das Wechselrecht im objektiven Sinne. Das Wechselreclit im weiteren Sinne ist der Inbegriff aller jener Rechtssätze, welche die dem Wechselverkehre an gehörigen Rechtsverhältnisse regeln. Es umfafst auch zahlreiche Normen des C i v i l - und H a n d e l s r e c h t s , die in Ermanglung b e s o n d e r e r wechselrechtlicher Normierung auf die aus dem Wechselverkehre entspringenden Rechtsverhältnisse Anwendung finden, so auf jene Rechtsverhältnisse, welche die A u s s t e l l u n g des Wechsels v o r b e r e i t e n , auf den W e c h s e l s c h l u f s , die V a l u t a , auf jene, die sich an die H o n o r i e r u n g des Wechsels knüpfen, auf die D e c k u n g , die P f l i c h t des Bezogenen zur Acceptation u. s. w. Man bezeichnet dieses Rechtsgebiet, das einer b e s o n d e r e n wechselrechtlichen Normierung in der Regel nicht bedarf, und das durch das gewöhnliche C i v i l - und Handelsrecht — da es den Bedürfnissen des Wechsels vollkommen genügt —· ohne Schaden beherrscht werden kann, als c i v i l e s Wechselrecht. An den Wechsel t r i t t jedoch der .Handelsverkehr mit besonderen Anforderungen heran, die zur Entfaltung eines e i g e n artigen Rechtes führen mufsten, eines specifischen W e c h s e l r e c h tes. Der Wechselverpflichtung mufste insbesondere jener eigenartige als W e c h s e l s t r e n g e gekennzeichnete Charakter gegeben werden, der sich darin äufsert, dafs gegen denjenigen, der sich nach Wechselrecht verschreibt, bei Nichterfüllung der Verpflichtung unverzüglich ein strenges, gerichtliches Verfahren G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

1

Einleitung.

2

gewährt wird — f o r m e l l e W e c h s e l s t r e n g e 1 —, dafs dem säumigen Wechselschuldner in der Regel alle Einwendungen abgeschnitten werden, die dem Inhaber bei dem Erwerbe des Wechsels nicht bekannt sein mufsten oder ihn nicht selbst angehen, m a t e r i e l l e W e c h s e l s t r e n g e . Die Gesamtheit der specifisch wechselrechtlichen Rechtssätze bildet das Wechselrecht im e n g e r e n Sinne. Es umfafst alle dem Wcchsel e i g e n t ü m l i c h e n typischen Rechtsregeln, die sich auf die wirtschaftlich besonders geartete Wechselobligation beziehen, unci die sich für den Wechsel, als ein einer besonderen rechtlichen Behandlung bedürftiges Rechtsinstitut, wenn auch sehr oft auf allgemein civilrechtlicher Grundlage, so doch unabhängig vom Civilrechte als Rechtssätze von speciell wechselrechtlicher Natur entwickelt haben. Während die älteren Kodifikationen des Wechselrechts auch das civile Wechselrecht in den Kreis der Normierung hineingezogen haben, sind die n e u e r e n Wechselordnungen, dem durch die d e u t s c h e Wechselordnung gegebenen Muster folgend, mit Erfolg bestrebt gewesen, sich in der Hauptsache lediglich auf die gesetzliche Feststellung der b e s o n d e r e n wechselrechtlichen Rechtssätze zu beschränken, so dafs die Aussonderung eines möglichst abgeschlossenen Ganzen, gegenüber dem sonstigen Civil- und Handelsrechte, in scharfer Ausprägung durchgeführt erscheint.

§ 2. Begriff des Wechsels. Das Wechselrecht im subjektiven Sinne. Der wechselmäfsige Anspruch. Der Wechsel ist ein in gesetzlich vorgeschriebener Form ausgestelltes Wertpapier, in dem der Aussteller des Papieres 1

Die formelle Wechselstrenge (sofortiger Reweis der zulässigen Einwendungen, keine Fristgewährung durch den Richter, Personalhaft u. s. w.) hat allerdings mit der Reform des Prozefs- und Exekutionsrechtes ihre Bedeutung verloren. Der Wecliselprozefs ist eine Art des Urkundenprozesses § 555 fg. R.C.Pr. und unterscheidet sich vom Urkundenprozefs im wesentlichen nur durch die Einlassungsfrist § 567 R.C.Pr. S t e i n , Der Urkundenund Wecliselprozefs § 26 S. 200 fg. Vgl. auch die neue ö s t e r r . C.Pr.O. v. 1. August 1895 § 555 fg., die das Wechselverfahren als eine Art des Mandatsverfahrens regelt (§§ 559, 550—554). Die Haftung des Wechselschuldners mit seiner Person (solve aut mane) ist durch das Reichsgesetz vom 29. Mai 1869 (Einf.-G. zum R.C.Pr. § 13, Z. 1, in Ö s t e r r e i c h durch das Ges. v. 4. Mai 1868 R.G.B1. Nr. 34 aufgehoben.

§ 3.

Die wirtschaftlichen Funktionen des Wechsels.

3

entweder an eine Person die A u f f o r d e r u n g richtet, zu der im Papier angegebenen Verfallzeit eine bestimmte Geldsumme an die in dem Papiere von vornherein namentlich bezeichnete oder erst durch Indossament legitimierte Person zu zahlen ( g e z o g e n e r Wechsel) oder diese Zahlung selbst zu leisten verspricht ( e i g e n e r Wechsel), ein Wertpapier, durch das zu Gunsten des berechtigten Inhabers des Papiers eine durch das Wechselrecht besonders geregelte , lediglich auf der Schrift beruhende, streng einseitige, von dem materiellen zu Grunde liegenden Rechtsverhältnisse, das zur Schrift Veranlassung gegeben hat, dritten Personen gegenüber losgelöste, ganz auf sich selbst beruhende, abstrakte E i n l ö s u n g s v e r p f l i c h t u n g — eine „ w e c h s e l m ä f s i g e u Verpflichtung (vgl. Art. 81, 83) — aller jener Personen begründet wird, die eigenhändig oder durch Stellvertreter durch f o r m e l l e n S k r i p t u r a k t (Unterschrift des Namens oder der Firma) auf dem Papiere das Zahlungsversprechen geleistet haben. Das dieser wechselmäfsigen Einlösungspflicht entsprechende Recht des legitimierten Wechselinhabers, gegen den Wechselschuldner im Falle der Nichterfüllung dieser Einlösungsverpflichtung nach (1er Strenge des Wechselrechtes vorzugehen, ist das W e c h s e l r e c h t i m s u b j e k t i v e n S i n n e ; es hat seine ursprüngliche eigentümliche Schärfe verloren, seitdem es clem Wechselgläubiger nicht mehr gestattet ist, gegen den Wechselschuldner die Personalhaft verhängen zu lassen, doch ist die rechtliche Stellung des Wechselschuldners infolge der Wechselstrenge noch immer ungünstiger gestaltet als die anderer, gewöhnlicher Schuldner.

§ 3. Die wirtschaftlichen Fnnktionen des Wechsels. I. V e r m e i d u n g des T r a n s p o r t e s v o n B a r g e l d . Vor der Erfindung des Wechsels mufsten die als die Äquivalente für die angeschafften Waren erforderlichen Geldsendungen von einem Orte an den andern materiell wirklich transportiert werden, trotz der Kosten, die m i t einem Transporte von Bargeld stets verknüpft sind, trotz der Gefahren (des Verlustes, Diebstahls u. s. w.), die dabei zu allen Zeiten vorkommen können, in früheren Zeiten aber wegen der geringen Sicherheit sogar auf den Hauptstrafsen in ganz anderm Mafse als heutzutage drohten. l*

4

Einleitung.

Zuweilen war cler Transport von Bargeld in das Ausland überhaupt unausführbar, da die Staatsgewalt nicht selten aus staatswirtschaftlichen Gründen geradezu Verbote entg\ gensetzte. Auf Schritt und T r i t t niufste der Handelsverkehr die Fesseln, die sich daraus ergaben, empfinden, traten den Handelsoperationen bei gröfseren Entfernungen Hindernisse entgegen; mit der Erfindung des Wechsels aber fielen auf einmal diese Fesseln und verschwanden diese Hindernisse. M i t Hilfe des Wechsels, dem das Recht auf eine Geldsumme gleichsam eingeprägt ist, kann eine jede Zahlung rasch und leicht erfolgen, wie grofs auch die räumliche Entfernung sein mag. Der Wechsel, das Blatt Papier, vertritt eben das bare Geld. Mittelst dieses Vehikels kann der Kaufmann, ohne seine Heimat zu verlassen, ohne Bargeld transportieren zu müssen, an den entferntesten Handelsplätzen einkassieren, was er zu fordern hat, und zahlen, was er schuldet. Der Wechsel vermittelt das E i n k a s s i e r e n der Forderungen und das Zahlen der Schulden nach a u f s e n hin ohne Schwierigkeiten, ohne Gefahr, beinahe ohne Kosten dadurch, dafs der Gläubiger mittelst eines Wechsels von der Ferne her das Geld an sich zieht (durch T r a s s i e r e n ) oder dafs der Schuldner von dem Ausstellungsorte des Wechsels aus das Geld nach einem andern Orte hinschafft (durch R e m i t t i e r e n ) , zwei Zwrecke, die sogar in der Regel gleichzeitig durch einen und denselben Wechsel bewerkstelligt werden können. Die ursprüngliche und Jahrhunderte lang einzige Funktion des Wechsels bestand demnach darin, das Geld wirtschaftlich von einem Orte an den andern zu versetzen, doch aber den reellen Transport der Geldsumme zu ersparen und so die Gefahren und Schwierigkeiten zu vermeiden, welche die Übertragung des Geldes in Natur von einem Orte an den andern mit sich bringt. Der Wechsel stellt sich daher von Anfang an als ein die Entwicklung des Handelsverkehrs aufserordentlich fördernder, mächtiger Hebel dar, durch den die gröfsten Geldsummen mit Leichtigkeit in Bewegung gesetzt und von dem Orte eines Landes an den Ort eines andern Landes durch grofse räumliche Entfernung hin versetzt werden konnten. II. D e r W e c h s e l als K r e d i t i n s t r u m e n t . Der W e c h s e l d i s k o n t o . Der Wechsel ist im Laufe der Zeit für

§ 3.

Die wirtschaftlichen Funktionen des Wechsels.

5

den kreditwürdigen Kaufmann das brauchbarste Mittel geworden, seinen Kredit zu verwerten. I n Form des Wechsels ersetzt der Kaufmann das Geld durch seinen K r e d i t , so dafs der Wechsel als Kreditpapier das — nicht vorhandene — Geld vertritt und Handelsoperationen ermöglicht, die sonst wegen Geldmangels hätten unterbleiben müssen. Diese Funktion des Wechsels, zur Verwertung des kaufmännischen Kredites zu dienen, ist durch die Erfindung des I n d o s s a m e n t s wesentlich gefördert worden; denn mittelst I n d o s s a m e n t s kann der Wechsel mit Leichtigkeit verkauft und so die im Wechsel von einem kreditwürdigen Kaufmanne garantierte künftige Leistung einer Geldsumme bei normalen Kreditverhältnissen jederzeit in präsentes Bargeld umgesetzt werden. Durch das Indossament ist der W e c h s e l d i S k o n t o als ein besonderer, häufig mit Vorliebe gepflegter Zweig des Wechselgeschäftes geschaffen worden ; der Wechsel wird, wie eine Ware, gekauft, um ihn wieder zu verkaufen; jeder Wechselinhaber kann, wenn er infolge einer günstigen Gelegenheit zu vorteilhaften Geschäftsabschlüssen Bargeld v o r der Verfallzeit des Wechsels braucht, einen soliden Wechsel schon vorher realisieren, indem er den W e r t , die V a l u t a , um einen gewissen Abzug vermindert, von dem Kapitalisten empfängt. Dieser Abzug entspricht teils den Z i n s e n des Geldes für die Zeit, für die der Kapitalist das Geld vorschiefst, also clen Zinsverlust, den er erleidet, weil er von der Zahlung der Valuta bis zur Verfallzeit warten mufs, teils dem W e c h s e l k u r s (den Kosten des Geldtransportes); zuweilen steckt darin auch eine P r o v i s i o n . Die Valuta wird zunächst nach dem S i c h t k u r s bestimmt, hierauf mit Rücksicht auf die V e r f a 11 ζ e i t des betreffenden Wechsels reduziert, da der Wechsel, je s p ä t e r er fällig wird, einem S i c h t Wechsel von g l e i c h e m Betrage an Wert umsomehr n a c h steht. I I I . D e r W e c h s e l a l s C i r k u l a t i o n s p a p i e r . Durch das Indossament ist der Wechsel zu einem cirkulationsfähigen Kreditpapiere geworden. Ein und derselbe Wechsel kann, so oft er indossiert wird, als Zahlungsmittel benutzt werden, er

6

Einleitung.

k u r s i e r t bis zu den fernsten Ländern, gelangt auch an Personen, die den Aussteller gar nicht kennen, aber dessenungeachtet den Wechsel ohne weiteres nehmen, wenn er nur von einer gut accreditierten Persönlichkeit i n d o s s i e r t ist. Je mehr der Wechsel cirkuliert, von Hand zu Hand geht, desto höher steigt sein Kredit — vires acquirit eundo — da die successiven Inhaber, jeder durch sein Indossament, eine Garantiepflicht übernehmen, so dafs dem letzten Inhaber des Wechsels aufser dem Kredite des Ausstellers auch der Kredit aller Nachmänner des Ausstellers, durch deren Hände der Wechsel gegangen ist, zu gute kommt, da ihm alle nach dem Aussteller neu hinzugekommenen Indossanten solidarisch verpflichtet sind. IV. D e r W e c h sei a l s i n t e r n a t i o n a l e s A u s g l e i c h s m i t t e l . I m internationalen Verkehre hat der Wechsel die Bestimmung, die gegenseitigen Forderungen und Schulden der Handelswelt der verschiedenen Handelsplätze möglichst ohne Geldübersendung gegeneinander auszugleichen, eine Funktion, mit der die hauptsächlich von Angebot und Nachfrage der Wechsel abhängige A'eränderlichkeit des Wechselkurses zusammenhängt.

§ 4.

Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Wechsels·

Ein eigentümliches, von dem Rechte der sonstigen Dispositivurkunden verschiedenes, Recht bildete sich für den Wechsel erst heraus, als er in Form der Anweisung ausgestellt wurde, ein Gebrauch, der sich bei den italienischen Handelsgesellschaften , zumeist grofsen Bankhäusern, die mit ihren festen auswärtigen Vertretungen und Filialen alle gröfseren Handelsplätze umspannten, entstanden sein, und dann insbesondere bei den berufsmäfsigen Campsoren, den Banquiers des Mittelalters, eine allgemeine Verbreitung gefunden haben dürfte, als infolge der durch die Kreuzzüge mit dem Orient angeknüpften Handelsverbindungen mit der steigenden Handelsbewegung auch die Bewegung der gemünzten, aufserordentlich verschiedenartigen Geldsorten und das Bedürfnis nach Ersparung des reellen Geidtransportes durch Geldrimessen immer mehr gewachsen waren 1

Zu den auf uns gekommenen, ältesten, unzweifelhaften, g e z o g e n e n Wechseln gehören die Wechsel aus den Jahren 1335 und 1339; sie sind im Gegensätze zu den schon früher vorkommenden notariellen, e i g e n e n Wechseln in der Sprache der Handelswelt, italienisch, abgefafst. Der Wechsel von 1339, der zuerst die seither übliche Form hat, lautet: A l nome di Dio amen. Bartalo e compagni Barna da Lucha e compagni salute. D i Vignone. Paglierete per questa lettera a di XX di novembre 339 a Landuccio Busdraghi e compagni da Lucha fiorini trecento dodici e tre quarti d'oro, per cambio di fiorini trecento d'oro, che questo d i della fatta n'avemo da Trancredi Bonagiunta e compagni, a raxione di I U I e quarto per C alloro

8

4.

Skizze der g e s c h i c h t l i e n Entwicklung des Wechsels.

Die Campsoren 2 , deren mächtigen, privilegierten Korporationen es gelungen war, im natürlichen Laufe der Entwicklung des mittelalterlichen, wirtschaftlichen Lebens die gesamte Bewegung des Geldkapitals in ihren Händen zu konzentrieren, waren' infolge ihrer den ganzen Weltverkehr beherrschenden Stellung in der Lage, den Gebrauch des gezogenen Wechsels ausserordentlich zu befördern, umsomehr als die Ausfuhr von Geld beinahe von allen Staaten verboten war. so dafs Zahlungen in der Fremde nur durch Vermittlung der Cainpsoren gemacht werden konnten. Überall wo sich infolge angeknüpfter Handelsverbindungen Warenhändler niedergelassen hatten, folgten ihnen auf denselben Wegen die Campsoren, welche die von den Warenhändlern eingenommenen fremden Gelder übernahmen und das Äquivalent in irgend einer gewünschten Münzsorte durch Wechsel an einen beliebigen andern Ort versetzten. an dem es die Warenhändler zu Einkäufen oder Zahlungen brauchten. Durch ihre internationalen Verbindungen, durch die Errichtung von Gesellschaften und Zweigniederlassungen an verschiedenen weit von einander gelegenen Plätzen fiel es den Campsoren leicht, Wechsel auf jeden beliebigen Ort zu geben und daselbst auszahlen zu lassen. So grofse Verbreitung auch der Wechsel fand, stets waren die Campsoren mit Erfolg bestrebt, das ganze Wechselgeschäft innerhalb ihres geschlossenen Kreises faktisch zu monopolisieren; sie blieben die notwendigen Vermittler für die Warenhändler, sie allein betrieben die Geschäfte des Wechselbriefes, ein Umstand, der die Entwicklung des Wechselrechtes sehr günstig beeinflufste, denn der gleiclimäfsige Handelsgebrauch, wie er sich für den Wechselbrief vor den Zunftgerichten der Campsoren herausgebildet hatte, wurde überall in der europäischen Kulturwelt angenommen und dadurch sowohl dem Wechselbriefe eine scharf ausgeprägte, formelle Struktur verliehen, als auch der ganzen Entwicklung vantaggio [Wechselkurs]: e ponete a nostro conto e ragione. Fatta di V d'ottobre 339. Adresse: Bartolo Casimi e compagni in Pisa. Erwähnenswert ist ferner ein Sicht Wechsel aus dem Jahre 1359, in dem es heifst: pagerete per questa prima e per la segonda letera, una fiata (also Duplikate); vgl. bes. G o l d s c h m i d t Univ. Gesch. I. 441, 442. 2 Der Name campsor kommt von cambio, cambire.

§ 4.

Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Wechsels.

des Wechselrechts von vornherein ein universaler, einheitlicher Stempel aufgeprägt. Ihre Hauptthätigkeit entwickelten die Campsoren liaturgemäfs an den Hauptverkehrscentren des Mittelalters, auf den periodischen grofsen Warenmessen, für deren aus der ganzen Welt zusammenströmende Besucher es wichtig sein mufste, sowohl bei dem Hingehen zur Messe, als auch bei der Rückkehr von der Messe eleu Transport von Bargeld durch den Gebrauch von Wechseln zu vermeiden. Die grofsen Warenmessen, die in gewissen periodischen Zeitabschnitten eine der ausserordentlich grofsen Ausdehnung des Warenhandels entsprechende Geldkapitalcirkulation unter den Besuchern der Messe notwendig machten, erzeugten demnach ein erhöhtes Bedürfnis nach Wechseln; der Gebrauch des Wechsels war aber infolge davon so sehr gestiegen, dafs das gesteigerte Bedürfnis selbst im Laufe der Zeit wieder eigene, selbständige, ausschliesslich dem Wechselgeschäfte und nicht dem Warenhandel gewidmete, von den Campsoren vorzugsweise besuchte W e c h s e l n l e s s e n ins Leben rief, durch die das Übergewicht der Campsoren für lange Zeit gesichert und die Emancipation des Warenhändlers im Wechselgeschäfte von den Campsoren verhindert wurde. Unter den Messen nahmen die der C h a m p a g n e , deren gröfste Blüte in das 12. und 13. Jahrhundert fiel, einen hervorragenden Platz ein. Die italienischen Campsoren, neben den G e n u e s e n insbesondere die F l o r e n t i n e r , besorgten hier die Wechselgeschäfte und beherrschten sowohl diese — noch vor der Mitte des 14. Jahrhunderts stark verödeten — Messen als auch die im Jahre 1443 gestiftete Messe von L y o n . Die Lyoner Messe wurde bald nicht nur zum Centraipunkt des französischen Wechselgeschäftes, sondern' auch zum vornehmsten Warenemporium von ganz Europa, dessen Glanz jedoch dadurch beträchtlich vermindert wurde, dafs K a r l V. während des Krieges mit Frankreich im Jahre 1537 durch Gewährung von Begünstigungen und Zusicherung seines Schutzes die genuesischen Campsoren bewog, Lyon zu verlassen und in B e s a n ç o n in Burgund eine r e i n e W e c h s e l m e s s e — nicht für Handelswaren — zu errichten, die später von den Genuesen nach P i a c e n z a 1597 und von da nach N o v i um das Jahr 1648

10

§ 4.

Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Wechsels.

übertragen wurde, an welch letzterem Orte sie in Verfall geriet und aufhörte. E i n e i g e n t ü m l i c h e s Wechselrecht bildete sich nur langsam und schwerfällig auf dem Wege des kaufmännischen G e w o h n h e i t s r e c h t s und findet sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts nur selten aufgezeichnet, am häufigsten noch in den Statuten der kaufmännischen Korporationen, aus denen manches in die Statuten der Städte, insbesondere in Italien, übergegangen ist. Eine der berühmtesten Wechselordnungen, welche, da sie die Theorie der Theologen acceptiert hatte, vom Papst Pius V. bestätigt worden war und lange Zeit in grofsem Ansehen stand, war die W.O. von B o l o g n a vom 15. November 1569. Auf deutschem Boden entstand das e r s t e , bedeutendere, vollständigere Wechselgesetz in H a m b u r g 1605. Als die einfhifsreichsten italienischen wechselrechtlichen Schriftsteller sind besonders S c a c c i a und R a p h . de T u r r i hervorzuheben. Ganz unter dem Einflüsse dieser Schriftsteller stehen die ersten Wechsel rechtlichen Darstellungen in D e u t s c h l a n d aus der Mitte des 17. Jahrhunderts von Boele und Joh. Martin V o g t . S c o n t r a t i o n . Die Zahlung der Mefswechsel erfolgte vorwiegend im Wege der S c o n t r a t i o n (wegen des Kreislaufs auch G i r o genannt), ohne Bargeld durch blolse Ausgleichung, die nur dadurch ermöglicht wurde, dafs alle auf eine Messe gerichteten Wechsel nicht auf Wechselsummen in allen möglichen existierenden, unendlich verschiedenen Geldsorten von schwankendem Werte, sondern nur auf Wechselsummen in Markenseudi (seudo di marche, scutus niarcharum), einer für die Messen allein bestehenden, immer dieselbe Menge Edelmetall repräsentierenden Rechnungsmünze vonkonstanter Gröfse lauteten. Nach Ablauf der für die Acceptationen bestimmten Zeit von wenigen Tagen, in welchen der Banquier seine Mefsbilanz zu bilden hatte, waren die folgenden acht Tage dazu gegeben, um das Gleichgewicht in der Mefsbilanz herzustellen 3 , indem 3 Diese Thätigkeit heifst n e g o t i a t i o , die dafür bestimmte (acht Tage vom Tage der Acceptation) temp us η ego t i at i ο η um.

Zeit

§ 4.

Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Wechsels.

jene, die einen P a s s i v s a l do hatten, die i n m a n c a m e n t o waren, weil sie Tratten acceptiert hatten, soviel Markenscudi zu erwerben suchen mufsten. als zur Deckung ihres Deficits notwendig war, während jene, die einen Aktivsaldo hatten, die i n a v a n z o waren, die Markenscudi, die sie auf Grund der Wechsel mehr zu empfangen als zu zahlen hatten, auf Ritornowechsel gaben. Da sich die Negociationen innerhalb des geschlossenen Kreises der kautionspflichtigen Mefsbesuclier, insbesondere der Banquiers, vollzogen, von denen jeder eine Liste seiner Wechselforderungen und Schulden vorzeigen konnte, die übrigens auch infolge der Öffentlichkeit des Geschäftsvorganges bei den Acceptationen bekannt geworden w a r , so ergab sich die Möglichkeit, eine lange Kette von Wechselgläubigern und Wechselschuldnern herzustellen, die für die Durchführung einer Scontration in grofsartigein Umfange geeignet war. Die Wechselforderungen, deren Fälligkeit gleichzeitig eintrat, konnten, obwohl sie von vornherein nur auf bestimmte Personen als Gläubiger gestellt waren, doch faktisch im Wege der Delegation und Cession durch eine Reihe von Gläubigern brevi manu von Hand zu Hand gehen, so als ob sie durch Indossament übertragen worden wären, bis sie schliesslich an denjenigen gelangten, der sie durch Kompensation realisieren konnte, so dafs sie vielleicht die Runde um den ganzen Meisplatz gemacht hatten. Eine jede Übertragung ersetzte eine Barzahlung, durch mehrere successive Übertragungen wurde daher die gleiche Wirkung erzielt, wie wenn eine ebenso groSse Anzahl von Barzahlungen erfolgt wäre, so dafs eine ganze Reihe von Schuld Verhältnissen mit Ersparung von Barzahlung getilgt war. Da in Zahlung einer Wechselschuld selbstverständlich nur eine solche Wechselforderung gegen einen Dritten überwiesen werden konnte, die von dem als Schuldner präsentierten Dritten anerkannt, also acceptiert worden war, so ergiebt sich, dafs die A c c e p t a t i o n für die Durchführung der Scontration von grofser Wichtigkeit war. Die Überweisung der acceptierten Wechselschuld muSste man annnehmen, da alle Schuldner als gleich gut galten, wie sie ja auch alle kautionspflichtig waren. D i e E n t s t e l l u n g des I n d o s s a m e n t s . I m Interesse

12

4.

Skizze der geschichtlichen Entwicklung des Wechsels.

des V e r k e h r s l a g es, dafs der d u r c h den Wechsel repräsentierte W e r t i n C i r k u l a t i o n gesetzt, dafs der Wechsel n i c h t blofs u n t e r den

kontrahierenden

wendet,

Personen

selbst

als

Zahlungsmittel

sondern m e h r m a l s — auch u n t e r d e n j e n i g e n ,

ver-

die dem

ersten K o n t r a k t e f r e m d geblieben waren — i n Z a h l u n g gegeben u n d genommen werden k o n n t e . S u r r ο g a t e d e s I η d ο s s a m e η t s. Dieses V e r k e h r s b e d ü r f n i s w u r d e bei d e m Mefswechsel i n g r o ß a r t i g e m U m f a n g e d u r c h die Scontration

befriedigt;

sie

erscheint

jedoch

nur

als

unvoll-

kommenes S u r r o g a t gegenüber dem v o l l e n d e t e n A u s b a u , den die Cirkulationsfähigkeit

des

Wechsels

durch

t r a g u n g s f o r m des Indossaments e r l a n g t Bestellung empfang

durch

die

einfache

Über-

hat4.

eines M a n d a t a r s den P r ä s e n t a n t e n

für

den

kraft

Zahlimgsder

Ordre-

4 Das älteste bisher bekannte Wechselindossament liegt in einem Wechsel aus Neapel aus dem Jahre 1600 vor. Das Indossament scheint also bei dem Wechsel auch zuerst in I t a l i e n , wohl schon am Ende des 16. Jahrhunderts, in Gebrauch gekommen zu sein, nicht in F r a n k r e i c h . S c a c c i a

§ 5.

226

Die Präsentation zum Accepte.

zu sichern, wenn er es selbst nicht für notwendig oder vorteilhaft halte. Der Zweck der gesetzlichen Bestimmung könne ja nur der sein, dafs durch die Präsentation die V e r f a l l f r i s t i n L a u f g e s e t z t werde. Dazu genüge es aber vollkommen, wenn von dem Bezogenen auch von vornherein überhaupt nicht die Acceptation, sondern b l o f s d i e B e s t ä t i g u n g der geschehenen S i c h t verlangt werde, oder wenn der Bezogene die von ihm verlangte Acceptation zwar ausdrücklich im Papiere selbst ablehne, dessen ungeachtet aber den T a g d e r g e s c h e h e n e n P r ä s e n t a t i o n m i t s e i n e r U n t e r s c h r i f t a u f dem W e c h s e l b e s t ä t i g e 8 . Nach dieser Ansicht kann also ein Zeitsichtwechsel zwar o h n e A c c e p t , aber m i t b e r e i t s g e s c h e h e n e r u n d bes t ä t i g t e r S i c h t vorliegen, so dafs also der Lauf der Verfallfrist bereits begonnen hat. Allein diese Ansicht kann nicht gebilligt werden; es ist schon an und für sich mifslich, wrenn man sich über den klaren Wortlaut der so sorgfältig redigierten deutschen Wechselordnung einfach hinwegsetzen mufs, umsomehr hier, wo die durch den Wortlaut des Gesetzes aufgestellte Regel den Bedürfnissen des Verkehrs nach genauer Feststellung des V e r f a l l t a g e s — behufs Fintscheidung der Frage, wann der P r o t e s t m a n g e l s Z a h l u n g zur Wahrung der Regrefsrechte erhoben wrerden müsse — vollkommen entspricht und auch geschichtlich begründet ist. Gegenüber diesen Erwägungen fällt die Citation cler Art. 19, 20, 32 in Art. 98 nicht ins Gewicht, da es ja selbstverständlich ist, dafs von einer A n n a h m e bei dem e i g e n e n Wechsel nicht die Rede sein kann, sondern dafs unter Annahme hier nur Bestätigung der geschehenen Sicht zu verstehen ist. I n der durch A r t . 19 vorgeschriebenen Präsentation zur „ A n n a h m e " liegt eben ein doppeltes Element: A n n a h m e und D a t i e r u n g der S i c h t . Für den e i g e n e n Wechsel bleibt naturgemäfs nur das z w e i t e Element übrig: die Präsentation bei dem A u s s t e l l e r des eigenen Wechsels behufs D a t i e r u n g der Sicht. Der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels soll auf dem Wechsel bemerken, dafs er ihm präsentiert worden sei, und er soll diese 8

Z. B. : „Gesehen aber nicht angenommen. Wien, am 20. Januar 1899". Unterschrift des Bezogenen.

§ 56.

Die Präsentation zum Accepte.

227

Bemerkung mit dem Datum versehen. Weigert sich der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, dies auf dem Wechsel zu konstatieren, so kann der Wechselinhaber Protest erheben 9 . Die geschichtliche Entwicklung lehrt, dafs unsere Wechselordnung im Art. 19 einen letzten Rest einer im früheren Wechselrechte in sehr grofsem Umfange anerkannten P f l i c h t zur P r ä s e n t a t i o n des W e c h s e l s z u m A c c e p t e aufrechterhalten hat, einer Pflicht, die insbesondere bei dem Z e i t s i c h t w e c h s e l stets aufser Frage stand, und bei der immer nur von einer Präsentation zur w i r k l i c h e n Acceptation die Rede war. Auch der Geist des Gesetzes spricht gegen die hier bekämpfte Auffassung; denn Art. 19 w i l l ausschliefslich das Interesse der R e g r e f s p f l i c h t i g e n , nicht das Interesse des W e c h s e l i n h a b e r s wrahren. Der Zweck des Gesetzes wird aber nur dann vollständig erreicht, wenn der Wechselinhaber genötigt w i r d , die A c c e p t a t i o n des Bezogenen einzuholen, nur dann, wenn durch einen den B e z o g e n e n v e r p f l i c h t e n d e n W e c h s e l s k r i p t u r a k t d e r Z e i t p u n k t f i x i e r t wird, mit Rücksicht auf welchen s ä m t l i c h e W e c h s e l g a r a n t e n die E r f ü l l u n g der R e g r e f s b e d i n g u n g e n erwarten k ö n n e n , wenn der Wechselinhaber sich nicht darauf beschränken kann, deshalb, weil es gerade seinem Interesse pafst, b l o f s d i e B e s t ä t i g u n g d e r S i c h t von Seiten des Bezogenen zu verlangen. Das Gesetz geht hier, wie sonst, von der normalen Gestaltung der Verkehrserscheinungen aus; diese bringt es aber mit sich, dafs der Wechselinhaber, der einen Zeitsichtwechsel präsentiert, nicht blofs, was gewifs sonderbar 9

So ausdrücklich w e i m a r . W.O. § 193 für eigene Wechsel. Gebe es nach der deutschen Wechselordnung n i c h t a c c e p t a b l e T r a t t e n , Wechsel, bei denen das R e c h t , die A n n a h m e zu verlangen, ausgeschlossen werden könnte, so würde auch bei diesen, obgleich Art. 19 in seinem Wortlaute die Präsentation zur A n n a h m e vorschreibt, das Wort „ A n n a h m e " nur im Sinne von „ S i c h t " , wie jetzt bei den e i g e n e n Wechseln nach Art. 98, zu verstehen sein. — E i g e n e Zeitsichtwechsel sind übrigens behufs Feststellung des Verfalltags längstens binnen 2 Jahren nach der Ausstellung zur Sicht dem A u s s t e l l e r und zwar an dessen W o h n o r te zu präsentieren» nicht aber, selbst wenn sie domiziliert sind, am D o m i z i l . R.O.H.G. I I I S. 292, X S. 49; R.G. V I I I S. 69. 15*

228

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

und unpraktisch wäre, die B e s t ä t i g u n g d e r g e s c h e h e n e n P r ä s e n t a t i o n , sondern dafs er ein d a t i e r t e s A c c e p t v e r l a n g t , da es selbstverständlich in seinem Vorteile gelegen ist, g l e i c h z e i t i g in einem Akte s o w o h l die persönliche Wechselverpflichtung des Bezogenen durch das A c c e p t , als auch die Fixierung des Ausgangspunkts der Verfallfrist zu erlangen. Das Gesetz geht daher von der Anschauung aus, dafs der Bezogene nur durch sein d a t i e r t e s A c c e p t die Verfallfrist rücksichtlich der R e g r e f s p f l i c h t i g e n in Lauf zu setzen vermag, nicht aber durch die b l o f s e B e s t ä t i g u n g d e r S i c h t , wenn er die A c c e p t a t i o n n i c h t geleistet hat, wenn also sein E i n t r i t t in den Wechselnexus unterblieben ist. In letzterem Falle liegt die Gefahr sehr nahe, dafs infolge einer Kollusion zwischen dem Bezogenen — der, da er nicht wechselverpflichtet ist, keinen Nachteil zu besorgen hat — und dem W e c h s e l i n h a b e r die Sicht a n t e d a t i e r t werde, um für den Wechselinhaber das bereits eingetretene Präjudiz des Regrefsverlustes zu beseitigen. Für die Regrefspflichtigen wäre es mifslich, wenn sie* genötigt wären, die Richtigkeit der Datierung zu bestreiten. Hat aber der Bezogene a c c e p t i e r t , so kann es den R e g r e f s p f l i c h t i g e n in der Regel gleichgültig sein, ob der Ausgangspunkt der \ 7 erfallfrist wahrheitsgemäfs bestätigt worden ist oder nicht. Infolge des erteilten Acceptes wird ja ihre R e g r e f s p f l i c h t in den meisten Fällen überhaupt nicht praktisch werden, wenigstens insolange nicht, als der A c c e p t a n t wirtschaftlich aufrecht bleibt. Hat jedoch der Bezogene n i c h t acceptirt, sondern blofs die geschehene Sicht d a t i e r t , so könnten die I n d o s s a n t e n allen Grund haben, wenn dann der Bezogene, wie es sogar wahrscheinlich ist, zur Verfallzeit nicht zahlt, gegen die R i c h t i g k e i t dieser F i x i e r u n g d e r V e r f a l l z e i t , da sie von einem an dem W e c h s e l n e x u s U n b e t e i l i g t e n erfolgt ist, Bedenken zu hegen, diese Fixierung der Verfallzeit als für sie nicht verbindlich , und den mit Rücksicht auf den nicht gehörig bestimmten Verfalltag levierten Protest mangels Zahlung als ungültig anzufechten. Dazu kommt, dafs die Gefahr einer erfolgreichen Fälschung viel gröfser ist, wenn man das Accept des Bezogenen nicht für erforderlich hält, sondern sich mit der

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

229

bloisen Datierung des Bezogenen begnügt; denn ein A c c e p t wird nicht leichthin gefälscht, da die Entdeckung zur V e r f a 111 z e i t sicher bevorsteht und kein Bezogener ein falsches Accept unbeanstandet lassen dürfte. Eine blofse Datierung könnte jedoch leicht von jemand Anderem als dem Bezogenen erfolgen, ohne dafs der Bezogene selbst überhaupt ein Interesse daran hätte, selbst wenn er diese Fälschung später entdeckt, sie festzustellen. Art. 19 macht demnach die r e c h t z e i t i g e Präsentation zur A n n a h m e zu einer besonderen B e d i n g u n g des Regrefsrechts. Die Präsentation blofs zu dem Zwecke, um die geschehene S i c h t durch Unterschrift des Bezogenen zu konstatieren, ohne dafs gleichzeitig eine A n n a h m e e r k l ä r u n g von Seiten des Bezogenen verlangt oder spontan geleistet wird, genügt nicht, um die V e r f a l l f r i s t i n L a u f zu s e t z e n . Ein Wechselinhaber, der von vornherein nur datieren, aber nicht acceptieren lassen w i l l , hat ebensowenig die Regrefsbedingung erfüllt, wie jener, der nur acceptieren, aber nicht datieren läfst; in beiden Fällen ist der A l f s g a n g s p u n k t d e s L a u f e s d e r V e r f a l l f r i s t n i c h t g e h ö r i g f i x i e r t , daher der Wechsel, wenn inzwischen die Präsentationsfrist des A r t . 19 abgelaufen ist, präjudiziert ist. Be so n d e r e R e g r e f s b e d i n g u n g bei Z e i t s i c h t w e c h s e l n . Aus Art. 19 und 20 ergiebt sich, dafs bei Zeitsichtwechseln eine besondere Regrefsbedingung besteht, die nur dann erfüllt ist, wenn entweder: 1. eine d a t i e r t e A n n a h m e erlangt oder 2. wenn P r o t e s t m a n g e l s A n n a h m e oder 3. wenn P r o t e s t m a n g e l s D a t i e r u n g d e r g e l e i s t e t e n A n n a h m e erhoben worden i s t 1 0 . 10 Der Protest mangels Datierung giebt, da j a der Voraussetzung gemäfs die A n n a h m e des Wechsels e r f o l g t ist, nicht das Regrefsrecht auf S i c h e r s t e l l u n g ; er dient nur dazu, die Verfallfrist in Lauf zu setzen und den Verfalltag zu fixieren. Wird der Wechsel zu der auf diese Wreise durch den Protest mangels Datierung genau bestimmten Verfallzeit von dem Wechselinhaber zur Zahlung präsentiert und nicht bezahlt, so bedarf es selbstverständlich zur Wahrung des Zahlungsregrefsrechts der gehörigen Protesterhebung mangels Zahlung. R.O.H.G. V I S. 99.

230

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

U n t e r b l e i b t demnach die P r ä s e n t a t i o n zur A n n a h m e ganz und g a r , oder wird die A n n a h m e zwar g e l e i s t e t , jedoch o h n e D a t i e r u n g , und w e g e n d e r m a n g e l n d e n D a t i e r u n g P r o t e s t n i c h t erhoben — wenn z. B. der Wechselinhaber selbst ausdrücklich blofs eine undatierte Acceptation verlangt, da er die Absicht hat, trotz der Acceptation die Sicht überhaupt noch offen zu lassen, die Verfallfrist noch gar nicht in Lauf zu setzen —, oder wird im Falle der N i c h t a n n a h m e trotz der vom B e z o g e n e n g e s c h e h e n e n B e s t ä t i g u n g d e r b l o f s e n S i c h t d e r P r o t e s t wegen nicht geleisteter Annahme n i c h t erhoben, so kann in allen diesen Fällen der Verfalltag rücksichtlich der R e g r e f s p f l i c h t i g e n überhaupt nicht eintreten, da die Bedingung, von der für sie der Beginn des Laufes der Verfallfrist abhängig erscheint, nicht erfüllt i s t 1 1 . Hat der Wechselinhaber, um seiner Verpflichtung nach Art. 19 zu genügen, den Zeitsichtwechsel zur Acceptation präsentiert, und hat der Bezogene entweder das Accept v e r w e i g e r t oder das erteilte Accept n i c h t d a t i e r t , so bedarf es zur Wahrung des R e g r e f s r e c h t s der P r o t e s t e r h e b u n g mangels A n n a h m e oder mangels D a t i e r u n g des Accepts; denn so lange in diesen Fällen nicht Protest erhoben oder die Datierung des Accepts nicht nachgeholt wird, gilt der Wechsel als überhaupt nicht präsentiert, so dafs das Regrefsrecht durch Ablauf der nach A r t . 19 bestehenden Präsentationsfrist verloren geht. Erst durch die P r o t e s t e r h e b u n g oder durch die n a c h g e h o l t e D a t i e r u n g wird die Verfallfrist in Lauf gesetzt. Der P r o t e s t a l l e i n kann die Präsentation in gehöriger Weise konstatieren, wenn überhaupt n i c h t a c c e p t i e r t oder wenn das erteilte Accept weder s o f o r t , noch auch innerhalb der noch offenen Präsentationsfrist nach Art. 19 h i n t e r h e r d a t i e r t worden ist. Der P r o t e s t t a g gilt als der P r ä s e n t a t i o n s t a g , also im Fall des nicht datierten Accepts als der Tag der Erteilung dieses Accepts. F r i ^ t f ü r die P r o t e s t e r h e b u n g w e g e n erfolgloser P r ä s e n t a t i o n n a c h A r t . 19. Diese mafsgebende Protest11

Mit der deutschen W.O. übereinstimmend; U n g a r n §§ 19, 20.

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

231

levierung braucht jedoch nicht schon an jenem Tage, an dem der Wechselinhaber die Präsentation zur Acceptation vorgenommen hat, zu erfolgen 1 2 . Der Wechselinhaber darf vielmehr, wenn der Bezogene an jenem Tage die Acceptation verweigert oder die Datierung des von ihm erteilten Accepts unterlassen hat, mit dieser mafsgebenden Protestaufnahme wegen der erfolglosen Präsentation bis zum l e t z t e n T a g e d e r P r ä s e n t a t i o n s f r i s t nach Art. 19 warten, so wie er ja mit d e r P r ä s e n t a t i o n U b e r h a u p t b i s d a h i n h ä t t e w a r t e n k ö n n e n . Erst der letzte Tag dieser Frist ist der dies fatalis; bis dahin bleibt seine Rechtslage unverändert; er kann die bisher erfolglos gebliebene Präsentation auch am l e t z t e n T a g e der Präsentationsfrist n o c h e i n m a l wiederholen; er braucht also nicht schon auf die erste, erfolglose Präsentation hin Protest erheben zu lassen 1 3 . Anders verhält es sich, wenn der Wechselinhaber einmal wegen der Nichtleistung des Acceptes oder mangels Datierung des erteilten Accepts wirklich Protest erhoben hat; nun hat es der Wechselinhaber nicht mehr in seiner Macht, die Verfallzeit beliebig hinauszuschieben, bis zum Ablaufe der Präsentationsfrist zu warten, um dann kurz vorher noch einmal Protest mangels Annahme oder mangels Datierung zu erheben und jetzt erst die Verfallfrist in L a u f zu setzen. M i t jener e r s t e n P r o t e s t e r h e b u n g hat die V e r f a l l f r i s t dieses Wechsels d e f i n i t i v zu laufen b e g o n n e n , daher ist auch der V e r f a l l t a g ein für allemal fixiert; der Wechsel ist am letzten Tage der im Papiere angegebenen Verfallfrist — gerechnet von dem Tage der ersten Protesterhebung als dem termius a quo — fällig, er wird also ein — mit einem D a t o Wechsel verwandter — Wechsel mit einem bestimmten Verfalltage 1 4 . 12 Auch nicht etwa binnen einer der kurzen Frist nach Art. 41 entsprechenden Frist. And. Ans.: S t a u b zu Art. 19 § 5. 13 Die Regrefspflichtigen können nicht einwenden, dafs schon f r ü h e r einmal v e r g e b l i c h präsentiert und dessenungeachtet nicht protestiert worden sei. R.O.H.G. V I S. 39. 14 Ist z. B. der Wechsel am 2. März 1897 10 Tage nach Sicht ausgestellt, so endigt die Präsentationspflicht am 2. März 1899. W i r d nun dieser Wechsel am 3. Oktober mangels Annahme oder Datierung protestiert,

232

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

Hat also der Wechselinhaber auf die Präsentation des Zeitsich twechsels hin ein d a t i e r t e s A c c e p t erlangt oder hat er Protest mangels Annahme oder hat er Protest mangels Datierung des Accepts erhoben, so ist in allen diesen Fällen die Verfallzeit definitiv b e s t i m m t , daher der Wechselinhaber die Verfallzeit nicht mehr beliebig hinausschieben kann. Das R e c h t g e g e n d e n A c c e p t a n t e n u n d gegen d e n A u s s t e l l e r des e i g e n e n W e c h s e l s b e i Z e i t s i c h t w e c h s e l n . Hat der Wechselinhaber zwar die A c c e p t a t i o n des Zeitsichtwechsels, jedoch n i c h t die Datierung des Accepts erlangt, oder hat er bei dem e i g e n e η Wechsel die Bestätigung der Sicht von Seiten des Ausstellers vergebens einzuholen versucht und dessen ungeachtet die P r o t e s t e r h e b u n g m a n g e l s D a t i e r u n g unterlassen, so erscheint zwar rücksichtlich der R e g r e f s p f l i c h t i g e n die Bedingung, von der die Fälligkeit dieses Wechsels abhängt, nicht als erfüllt; allein der A c c e p t a n t selbst — der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsel — mufs verpflichtet bleiben, so wie wenn er selbst die Datierung des Accepts vorgenommen oder die Sicht bestätigt hätte. Es besteht gar kein Grund dafür, dafs ein solches Accept oder der Skripturakt des Ausstellers des eigenen Wechsels nicht honoriert zu werden braucht, dafs es dem Acceptanten — dem Aussteller des eigenen Wechsels — gestattet sein soll, aus dem Umstände, dafs er sein Accept zu datieren, die geschehene Sicht zu bestätigen unterliefe, Vorteile zu ziehen. Die Datierung ist j a für die G ü l t i g k e i t des Accepts oder des Skripturakts des Ausstellers des eigenen Wechsels nicht wesentlich; sie ist nur zur F i x i e r u n g des A u s g a n g s p u n k t e s d e r V e r f a l l f r i s t notwendig. Da nun aber das nicht datierte Accept — der eigene Wechsel ohne bestätigte Sicht — nicht geeignet ist, als Ausgangspunkt der Verfallfrist zu dienen, so stellt das Gesetz selbst dem A c c e p t a n t e n und dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n W e c h s e l s gegenüber diesen Ausgangspunkt fest. Nach dem so ist der 13. Oktober definitiv der Verfalltag. Versäumt der Wechselinhaber mit Rücksicht auf den 13. Oktober den Protest mangels Zahlung zu levieren, so kann er sich nicht darauf berufen, dafs er j a mit der Protesterhebung mangels Annahme oder Datierung bis zum 2. März 1899 hätte warten können. R.O.H.G. V I S. 101.

§ 5(5. Die Präsentation zum Accepte.

283

Gesetze ( A r t . 20, 98 P. 3) soll dem Acceptanten und dem Aussteller des eigenen Wechsels gegenüber als t e r m i n u s a quo der Verfallfrist — an Stelle des im Accepte fehlenden Datums, der fehlenden Sichtbestätigung des Ausstellers des eigenen Wechsels — jener ä u f s e r s t e T e r m i n gelten, auf den nach Art. 19 rücksichtlich der R e g r e f s p f l i c h t i g e n der Anfangspunkt der Verfallzeit gesetzlich s p ä t e s t e n s fallen mufs, also der letzte Tag der gesetzlichen z w e i j ä h r i g e n Präsentationsf r i s t 1 5 . Der W e c h s e l i n h a b e r kann sich nicht darüber beschweren ; er kann j a , wrenn er w i l l , durch Protesterhebung mangels Datierung die Verfallfrist f r ü h e r in Lauf setzen und dadurch a u c h d e m A c c e p t a n t e n — dem Aussteller des eigenen Wechsels — gegenüber einen früheren Verfalltag herbeiführen 1 6 . Das R e c h t gegen d i e R e g r e f s p f l i c h t i g e n . Der Wechselinhaber, der den Sichtwechsel zur Acceptation präsentiert und die Datierung des erteilten Acceptes — oder bei dem eigenen Wechsel die Sichtbestätigung des Ausstellers — nicht erlangt hat, befindet sich rücksichtlich der R e g r e f s p f l i c h t i g e n in derselben Lage, wie wenn er gar nicht präsentiert hätte; er hat durch diese Präsentation — trotz des erlangten Accepts — den Ausgangspunkt der Verfallfrist nicht gehörig f i x i e r t 1 7 , sie daher auch nicht in Lauf gesetzt; es steht 16 Auch dann, wenn bewiesen wird, dai's die Präsentation in Wirklichkeit zu einer a n d e r e n Zeit als am letzten Tage der Präsentationsfrist stattgefunden habe, so ist doch dieser letzte Tag für den Beginn des Laufs der Verfallfrist entscheidend. R.O.H.G. XX S. 173. Die vom T r a s s a n t e n willkürlich gesetzte Frist kommt nicht in Betracht, umsoweniger die von einem I n d o s s a n t e n gesetzte Frist, da es j a auch zu unlösbaren Schwierigkeiten Anlafs gäbe, wenn m e h r e r e Indossanten v e r s c h i e d e n e Fristen gesetzt hätten. Es ist Sache des Wechselinhabers, wenn er den gesetzlichen terminus a quo nicht will, i n n e r h a l b der P r ä s e n t a t i o n s f r i s t die Datierung des Accepts zu erlangen oder Protest mangels Datierung zu erheben und die Verfallfrist früher in Lauf zu setzen. 16 Ist z. B. der Wechsel am 1. März 1897 1 Monat nach Sicht ausgestellt, so ist, wenn keine datierte Annahme oder kein Protest mangels Datierung vorliegt, der 1. März 1899 als der Ausgangspunkt der Verfallfrist anzusehen, so dafs der Wechsel am 1. A p r i l 1899 fällig wird. 17 R.G. V I I S. 70.

234

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

ihm zwar frei, innerhalb der Präsentationsfrist (Art. 19) den Wechsel von neuem behufs Datierung des Accepts — oder zur Sichtbestätigung dem Aussteller des eigenen Wechsels — zu präsentieren; läfst er aber diese Präsentationsfrist ungenützt vorübergehen, so ist sein Regrefsrecht erloschen. II. E i n e g e w i l l k ü r t e P r ä s e n t a t i o n s p f l i c h t bei 18 d o m i z i l i e r t e n T r a t t e n (Art. 2 4 ) . Bei d o m i z i l i e r t e n Tratten kann durch eine im W e c h s e l s e l b s t getroffene Privatdisposition des T r a s s a n t e n 1 9 dem Remittenten und den Indossataren die Verpflichtung auferlegt, d. h. es kann zu einer B e d i n g u n g ihres Regrefsanspruchs gemacht werden, dafs die Acceptation entweder überhaupt v o r E i n t r i t t des Verfalltags oder innerhalb einer vom T r a s s a n t e n im Wechsel angegebenen k ü r z e r e n Frist verlangt werde 2 0 . Hat keiner der successiven Wechselinhaber diese Vorschrift des T r a s s a n t e n gehörig erfüllt, so t r i t t der Regrefsverlust gegen a l l e V o r m ä n n e r ein21. Hätte der Wechselinhaber die ihm vom Trassanten auferlegte Verpflichtung erfüllt, so wäre der B e z o g e n e in die Lage gesetzt worden, für die Zahlung des Wechsels gehörige Sorge zu tragen; er hätte entweder einen D o m i z i l i a t e n bei der A c c e p t a t i o n angegeben, — dem er dann seinerseits, um ihn zur Zahlungsleistung zu veranlassen, die D e c k u n g hätte überinachen können, und b e i d e m der W e c h s e l i n h a b e r z u r V e r f a l l z e i t die Zahlung zu suchen gehabt hätte —, oder er hätte alles so eingerichtet, dafs e r s e l b s t die Zahlung 18

Mit Art. 24 übereinstimmend: U n g a r n § 24. Der I n d o s s a n t kann diese Präsentationspflicht bei dem domizilierten Wechsel nicht selbständig auferlegen. Eine solche Klausel wäre als nicht geschrieben anzusehen. 20 Die Klausel kann z. B. lauten: „Gegen diesen Wechsel, der bis zum 1. Oktober 1899 zum Accepte präsentiert werden mufs." 21 Eigentlich ist es nur der T r a s s a n t , der wegen Nichterfüllung der von i h m für den Regrefsanspruch in den Wechsel gesetzten B e d i n g u n g von der Regrefspflicht frei werden sollte, es werden aber a l l e I n d o s s a n t e n frei. Das Gesetz geht von dem Gesichtspunkte aus, dafs, wenn es auch den I n d o s s a n t e n nicht gestattet ist, s e l b s t eine solche Bedingung zu s e t z e n , i h r e R e g r e f s p f l i c h t ipso jure ebenso bedingt ist, wie die Regrefspflicht des T r a s s a n t e n . 19

§ 56.

Die Präsentation zum Accepte.

235

am Z a h l u n g s o r t e zu leisten in der Lage gewesen wäre. Es wäre daher verhütet gewesen, dafs sich zur Zahlung der Tratte am Zahlungsorte zur Zahlungszeit niemand vorfinde, — wie es dann der Fall ist, wenn der B e z o g e n e von der Ausstellung der Tratte gar keine Kenntnis hat —, dafs demnach die Tratte infolge Abwesenheit des Bezogenen unter Protest mangels Zahlung gehe, und dafs so der T r a s s a n t in die Lage komme, den Wechsel im R e g r e f s w e g e einlösen zu müssen. Um die von dem T r a s s a n t e n gesetzte Bedingung zu erfüllen und sein Regrefsrecht zu wahren, mufs sich also der Wechselinhaber an den B e z o g e n e n wenden, mufs ihm den Wechsel innerhalb der vom Trassanten im Wechsel gesetzten Präsentationsfrist, jedenfalls aber v o r dem Verfalltage, zur Annahme präsentieren, damit der Bezogene von dem Wechselzuge Kenntnis erhalte und in der Lage sei, wenn er w i l l , den Namen eines D o m i z i l i a t e n , also jener Person auf dem Wechsel anzugeben, durch die er die Zahlung zu bieten sich verpflichten will, und bei der dann der Wechselinhaber wegen der Zahlung zur Verfallzeit sich zu melden hat. D a s P r i n c i p d e s p r o m p t e n A c c e p t s . Der Wechselinhaber hat das R e c h t , die Präsentation zum Accepte s o f o r t , sobald er es in seinem Interesse gelegen findet, also auch schon am Tage der Ausstellung selbst, vorzunehmen, und wenn die Annahme nicht erfolgt, s o f o r t gültig Protest mangels Annahme zu erheben. Dem Wechselinhaber steht es zwar frei, dem Bezogenen eine gewisse Bedenkzeit zu gewähren; nach dem Gesetze (Art. 1 8 ) 2 2 kann er aber darauf bestehen, dafs der Bezogene sich s o f o r t b e i d e r P r ä s e n t a t i o n ohne irgend eine Bedenkzeit darüber erkläre, ob er acceptieren wolle oder nicht. Der Wechselinhaber kann daher, wenn die Acceptation nicht s o f o r t erteilt w i r d , wegen Nichtacceptation s o f o r t Protest erheben und Kautionsregrefs nehmen. A n f a n g s t e r m i n f ü r die P r ä s e n t a t i o n . Ein A n f a n g s t e r m i n , v o r dessen Ablauf nicht präsentiert werden darf, besteht nur bei M e f s - oder M a r k t w e c h s e l n . Der Mefs22

Ebenso U n g a r n § 17.

236

§ 5.

Die Präsentation zum Accepte.

Wechsel s o l l a u f der Messe selbst u n d n u r w ä h r e n d der Mefszeit präsentiert werden, sicher z u Auch

da der

Bezogene daselbst

zu

bei Mefswechseln

besteht

keine P f l i c h t

s e n t a t i o n , sondern n u r e i n R e c h t dazu. i n h a b e r die P r ä s e n t a t i o n v o r n e h m e n ,

so

gesetzlich

dem

Mefs-

Präsentationszeit

oder

thun

solche g e s e t z l i c h e

Marktorte

(Art.

18)24

und

darf nur

er

Bezogenen

z u r Prä-

dies e r s t

in

bestimmten

dann,

wenn

eine

B e s t i m m u n g n i c h t b e s t e h t , wie bei einem

a n d e r e n W e c h s e l , n a c h A r t . 18, also auch s o f o r t des

Zeit

W i l l j e d o c h der Wechsel-

der

an

dieser

ist23.

finden

oder

während

der M e f s z e i t

am Wohnort

a m Mefsorte

zur

A n n a h m e präsentieren. Verbot Das

oder

Reicht

des

Einschränkung

der

Präsentation.

W e c h s e l i n h a b e r s , die A c c e p t a t i o n s o f o r t

kann

werden25.

E i n e entgegengesetzte v e r t r a g s m ä f s i g e V e r a b r e d u n g

z. B . d u r c h der

Wechsel 28

nicht

entzogen

die i n d e n W e c h s e l erst

14

Tage

oder

auch

nur

zu

verlangen,

aufgenommene

vor

Verfall

2 7

beschränkt

Klausel,

26

dafs

acceptabel

Solche Wechsel werden gewöhnlich auf die zur Messe gesendeten Waren als D e c k u n g gezogen, daher dem Bezogenen nicht zuzumuten ist, v o r der — regelmäisig bei Beginn der Messe erfolgenden — Ankunft der Waren und vor der Einsichtnahme einen definitiven Ent-schlufs über die Acceptation zu fassen. 24 In Ö s t e r r e i c h (Einf.Pat. § 3) niemals vor Beginn der Messe, und wenn dieselbe 8 Tage oder länger dauert, nicht vor der zweiten Hälfte, in U n g a r n (§ 18) während der g a n z e n Dauer des Marktes, bei Märkten von mehr als achttägiger Dauer bis zum achten Markttag (§ 35 Nr. 3). 36 Dem Trassanten soll es nicht gestattet sein, dadurch, dafs er die Präsentation zum Accepte hintanhält, sich die Notwendigkeit der Deckung v o r Verfall zu ersparen oder sich die freie Verfügung über die bei den Bezogenen befindliche Deckung bis zur Verfällzeit zu wahren. 26 Eine solche Verabredung wirkt jedoch inter partes. 27 I n A u g s b u r g hatte sich bei langsichtigen Wechseln die Platznuance herausgebildet, dafs dem Bezogenen eine Deliberationsfrist bis 14 T a g e vor Verfall zustand; eine v o r z e i t i g e Präsentation zur Annahme gab keinen I v a u t i o η s r e g r e f s . Es bestand demnach im Interesse des T r a s s a n t e n , jedoch zum Nachteile des W e c h s e l i n h a b e r s , ein A nf an gst e r m i n für die Präsentation zur Annahme, vor dessen Eintritt sie nicht vorgenommen werden konnte. Der Bezogene brauchte sich erst 14 Tage vor Verfall zu erklären, ob er acceptieren wolle. Dieser Handelsgebrauch ent-

,

§

237

. Die Präsentation zum Accepte.

sein soll, g i l t wechselrechtlich als n i c h t geschrieben, der W e c h s e l selbst b l e i b t g ü l t i g ( A r t . 18 N o v . 5 ) 2 8 . Legitimation nach

Art.

indossatar

36

zur

legitimierte

sind

berechtigt,

Präsentation. Wechselinhaber zur

Annahme

Nicht und

der

blofs

der

Prokura-

z u präsentieren u n d

m a n g e l s A n n a h m e P r o t e s t zu erheben, sondern a u c h j e d e r blofse D e t e n t o r 2 9 des Wechsels g i l t d a z u f ü r Präsentat. vom B e z o g e n e n

ermächtigt30.

Präsentationsort. verlangt werden,

D i e A c c e p t a t i o n mufs

unci z w a r a m

des Bezogenen, selbst b e i der d o m i z i l i e r t e n ein besonderer Z a h l u n g s o r t Präsentation

zur Acceptation

Wohnorte

T r a t t e , wo also

i m W e c h s e l angegeben ist. geschieht

am Wohnorte

Die

des B e -

zogenen i n seinem Geschäftslokale o d e r , w r enn ein solches n i c h t vorhanden i s t , i n seiner W o h n u n g 3 1 Präsentationstag.

Die

( A r t . 91).

Präsentation

S o n n - u n d allgemeinen F e i e r t a g e n

3 2

,

kann

nicht

an

sondern n u r an einem

W e r k t a g e erfolgen. stand deshalb, weil die Wechsel auf Augsburg gewöhnlich auf Grund einer Deckung in Waren gezogen wurden, die von der Schweiz und Italien herkamen und regelmäfsig erst 14 Tage vor Verfall des Wechsels in Augsburg anlangten. In der Leipz. Konf. (29. Okt.) wurde dieses sogenannte A u g s b u r g e r A c c e p t von der Majorität verworfen und neuerdings durch die Nürnberger Novelle 5 die Klausel: „14 Tage vor Verfall acceptabel" für ungültig, als nicht geschrieben erklärt. 28 Ebenso U n g a r n § 17. 29 Die Detention des Papieres selbst ist jedoch jedenfalls notwendig, denn wer die Acceptation verlangt, mufs in der Lage sein, das Papier vorzeigen zu können, damit der Bezogene in den Stand gesetzt werde, auf dem Papiere, dessen Acceptation von ihm verlangt wird, die U n t e r s c h r i f t des T r a s s a n t e n zu verifizieren. 30 Da jeder Detentor des Wechsels die Präsentation zur Annahme vornehmen darf, so kann auch die P o s t im Wege des P o s t a u f t r a g s dazu verwendet werden. 31 Ist der Bezogene abwesend, gestorben, handlungsunfähig oder in Konkurs, so hat der Wechselschuldner genug gethan, wenn er den Bezogenen im Geschäftslokale oder in der Wohnung aufgesucht und, wenn er auch vom gesetzlichen Vertreter, Konkursmasseverwalter, dem Erben ein Accept für den Bezogenen nicht erlangt hat, mangels Annahme Protest erhebt. Sind mehrere Erben vorhanden, so kann der Wechselinhaber Regrefs nehmen, wenn nicht alle Erben das Accept erteilen. 32 Der Wechselinhaber mufs bis zum f o l g e n d e n AVerktage warten,

238

§ 57. Form des Accepts.

§ 57.

Form des Accepts.

Das Accept erfordert, wie jede Wechselverpflichtung, wesentlich einen Skripturakt des Bezogenen 1 . Der Annahmewille kann durch diesen Skripturakt in verschiedener Form ausgedrückt sein 2 . E i n jeder Zusatz, durch den der Annahmewille ausgedrückt werden soll, ist jedoch dann überflüssig, wenn der Skripturakt der Acceptation auf der V o r d e r s e i t e steht; das Accept kann in diesem Falle — also auf der V o r d e r s e i t e — in der b l o f s e n U n t e r s c h r i f t d e s B e z o g e n e n bestehen 8 . Ohne diese U n t e r s c h r i f t giebt es aber kein Accept; der blofse Firmenstempel kann die Namensunterschrift des Bezogenen nicht ersetzen 4 . Dadurch aber, dafs der Bezogene selbst eigenhändig oder durch einen Bevollmächtigten seine b l o f s e U n t e r s c h r i f t auf die V o r d e r s e i t e des Wechsels setzt, übernimmt er die Wechselverpflichtung, die bis dahin allein auf dem T r a s s a n t e n und den I n d o s s a n t e n ruhte, gemäfs dem Inhalte des Wechsels auf sich als H a u p t s c h u l d n e r ; seine Unterschrift kann auch ohne jeden Zusatz nur die Bedeutung haben, dafs er die ihm in dem Wechsel angewiesene Rolle auf sich genommen habe, da ein anderer er kann also nicht wegen verweigerter Acceptation Protest erheben und Regrefs nehmen. 1 Eine blofs mündliche, sei es auch in einer besonderen mit dem Wechsel verbundenen Notariatsurkunde abgegebene Erklärung des Bezogenen, dafs er die Tratte acceptiere oder bei Verfall zahlen werde, ist keine wechselrechtliche Acceptation und bewirkt daher keine W e c h s e l v e r p f l i c h t u n g ; R.O.H.G. X X I I S. 213. Eine blofs mündliche Acceptation liegt in der hinterherigen mündlichen Genehmigung eines falschen oder sonst ungültigen Accepts; R.O.H.G. X X I S. 165; es besteht blofs eine civilrechtliche Verpflichtung auf Grund des Anerkennungsvertrags, die durch Cession übertragen werden kann. Ebensowenig wie eine mündliche, giebt es eine s t i l l s c h w e i g e n d e Acceptation, ζ . Β. durch ungebührliches Zurückbehalten des Wechsels über eine gewisse Frist hinaus. 2 Gewöhnlich geschieht es durch das Wort „Acceptiert" oder einen gleichbedeutenden Ausdruck, ζ . B. ; „Ich verspreche zu zahlen", „ich werde die Ehre haben", „ich werde einlösen", „gesehen um zu zahlen", „werde honorieren", „gut für", „mit Vergnügen," „anerkannt und zahlbar". 3 Ebenso U n g a r n § 21. 4 Der Zusatz aber, der die Acceptationserklärung enthält, kann gedruckt sein, R.G. X I V S. 17.

§ 57. Form des Accepts.

Grund, warum er seine Unterschrift hingesetzt haben sollte, nicht angenommen werden kann. Es ist daher nicht nötig, dafs noch besonders in einem Zusätze zur Unterschrift die Übernahme der Verpflichtung näher präcisiert werde. Befindet sich jedoch das Accept nicht auf der V o r d e r s e i t e 5 , sondern auf der R ü c k s e i t e , so bedarf es eines Zusatzes, der den Acceptationswillen des Bezogenen zum Ausdrucke bringt. Die Unterschrift a l l e i n genügt nicht, sie könnte als A v a l gelten. Eine bestimmte Ausdrucksweise für den Acceptationswillen ist jedoch nicht vorgeschrieben ; es genügt vielmehr jeder Ausdruck, der den Willen des Bezogenen, die Wechselsumme zu zahlen, d a r t h u t ; die Wechselordnung bestimmt sogar, dafs, wenn irgend ein Zusatz zur U n t e r s c h r i f t des B e z o g e n e n auf der V o r d e r s e i t e oder R ü c k s e i t e gemacht ist, aus dem sich nicht u n z w e i f e l h a f t ergiebt, dafs eine A c c e p t a t i o n n i c h t gewollt sei, ein solcher Skripturakt des B e z o g e n e n jedenfalls als A c c e p t zu gelten habe (Art. 21 Al. 2). Das u n d e u t l i c h e Accept gilt demnach als ein wirksames Accept: jeder Zusatz ist durch das Gesetz unschädlich gemacht, wenn er nicht den Acceptationswillen z u v e r l ä s s i g und d e u t l i c h ausschliefst 6 . Das Accept braucht keine andere Angabe zu enthalten; es braucht insbesondere nicht datiert zu sein. D a s A c c e p t a u f d e r K o p i e . Das Accept mufs auf dem P a p i e r e s e l b s t ersichtlich sein; es bildet zwar nicht, wieder Name oder die Firma des Bezogenen, einen wesentlichen Bestandteil des Wechsels, es mufs aber dem Wechsel einverleibt sein, einen Teil des Papieres ausmachen, daher auf dem W e c h s e l s e l b s t erfolgen. Ungenügend ist daher die Acceptation auf einer 6

Die Stelle des Accepts auf der Tratte ist gleichgültig, man kann es auf die V o r d e r s e i t e oder Rückseite setzen, wohin man will, R.G. X I I S. 120. Gewöhnlich steht das Accept auf der V o r d e r s e i t e , entweder am Fufse des Wechsels unter der Adresse, oder quer über dem Wechsel. 6 Daher ist die Unterschrift des Bezogenen mit dem Zusätze: „prolongiert auf den 1. August 1899" (R.O.H.G. X X I V S. 268), oder „gesehen" als Accept anzusehen, denn ein solcher Zusatz drückt den Willen n i c h t zu acceptieren nicht zweifellos aus; anders wenn es heifst: „gesehen, aber nicht angenommen", „gesehen ohne zu acceptieren".

240

57.

Form des Accepts.

s e p a r a t e n Urkunde, in einem besonderen Briefe, auf einer Kopie des Wechsels (Art. 21 Al. I ) 7 . Der Wechselinhaber kann daher Protest mangels Annahme erheben, wenn der Bezogene zwar bereit ist, das Accept auf einem separaten Briefe oder auf einer Kopie zu erteilen, wenn er sich aber weigert, das Accept auf dem ihm präsentierten W e c h s e l s e l b s t auszustellen. Der Wechselinhaber mufs demnach einerseits, um Kautionsregrefs nehmen zu können, den Wechsel selbst — nicht eine blofse Kopie — zur Acceptation praesentieren 8 , er braucht sich aber andererseits auch nicht mit einem ihm auf einer K o p i e des Wechsels angebotenen Accepte zu begnügen. Wenn aber der Bezogene freiwillig auf einer Kopie des Wechsels das Accept ert e i l t , so ist ein solches Accept wechselrechtlich verpflichtend Der Umstand, dafs im Art. 11 von dem Indossamente auf der Kopie ausdrücklich die Rede ist, während Art. 21 nur von der Annahme auf dem Wechsel spricht, steht nicht entgegen; denn das Gesetz berücksichtigt nur den normalen Verkehrsgang, dein es entspricht, wenn zur Indossierung auch die Kopie, zur Acceptation jedoch nur das Original verabredet wird. Art. 21 regelt nur jene Annahme, deren Verweigerung den Kautionsregrefs giebt, deren Erteilung von dem Kautionsregresse befreit, also von der Annahme, die der Wechselinhaber mit dem Original zu suchen hat. W i r d aber ausnahmsweise eine Kopie freiwillig acceptiert, so besteht kein Grund, warum dieser Skripturakt eine Wechselverpflichtung nicht nach sich ziehen sollte. Nach Art. 81 trifft ja die wechselmäfsige Verpflichtung jeden, der die Wechselkopie auch nur mitunterzeichnet h a t , daher umsomehr den B e z o g e n e n , wenn er die Kopie unterzeichnet hat. Art. 62 trifft eine Bestimmung für den F a l l , dafs sich ein E h r e n a c c e p t auf der Kopie befindet: es besteht gar kein Grund, warum das A c c e p t auf der Kopie unverbindlich sein soll, wenn 7

Keineswegs soll aber dadurch bestimmt werden, dafs das Accept auf der K o p i e überhaupt keine Wechselverpflichtung zur Folge habe. Mit Art. 21 übereinstimmend: U n g a r n § 21. 8 Auch der Bezogene kann darauf bestehen, dafs ihm das Original und nicht eine blofse Kopie, zur Acceptation prüsentirt werde; er kann ja nur auf das Original hin die Revalierung vom T r a s s a n t e n verlangen. 9 Dagegen L e h m a n n § 129 S. 521; T h ö l S. 215 Anm. 14.

§ 58.

241

Das Alleinaccept eines Nichtbezogenen.

das E h r e n a c c e p t auf cler Kopie für verbindlich erklärt ist. Waruni soll der dritte g u t g l ä u b i g e Erwerber, dem das auf der Kopie befindliche Accept als Ehrenaccept ausgegeben w i r d , gar kein Recht aus diesem echten Skripturakte haben, obgleich sich herausstellt, dafs der Bezogene diesen Skripturakt sogar als regelmäfsiges Accept gegeben hat?

§ 58. Das Alleinaccept eines Nichtbezogenen. Nur der Bezogene kann acceptieren, selbst oder durch einen Vertreter, sonst liegt clas Accept eines Nichtbezogenen v o r 1 . Es fragt sich, ob das A l l e i n a c c e p t e i n e s N i c h t b e z o g e n e n verpflichtend sei 2 . Dem Nichtbezogenen ist ein Auftrag in der Tratte nicht erteilt, und wenn auch die Wechselverbindlichkeit des Acceptanten nicht darauf beruht, dafs er kraft A u f t r a g s acceptiert hat, sondern auf dem von ihm. erteilten Skripturakte, so kann doch von einem Skripturakte des A c c e p t a n t e n als solchem nicht die Rede sein, wenn er sich dabei nicht an einen wenigstens der Form nach in der Tratte an ihn selbst gerichteten Zahlungsauftrag anlehnt. Diese Voraussetzung ist allerdings auch dann erfüllt, wenn die Tratte falsch ist, daher bindet auch in diesem Falle das e c h t e Accept; dagegen fehlt ein formeller Auftrag für den N i c h t b e z o g e n e n , wie auch dann, wenn jemand, ohne Notadresse zu sein, also als freiwilliger Intervenient, ein E h r e n a c c e p t giebt; während aber die Wechselordnung den Skripturakt des E h r e n a c c e p t a n t e n als verpflichtend besonders anerkannt h a t , so ist dieses rücksichtlich des A l l e i n a c c e p t s des N i c h t b e z o g e n e n nicht geschehen. Das Accept des Nichtbezogenen kann daher nach der Wechselordnung nur als A v a l verpflichtend sein, also nur unter der Bedingung, dafs der Skripturakt des B e z o g e n e n f o r m e l l hinzukommt, auch dann, wenn das Accept selbst falsch, also der Sache nach nicht vorhanden ist. Jeder Wechselinhaber kann daher die Haftung 1

Lautet die Adresse auf die Firma einer Handelsgesellschaft Conrad (iarbe u. Co. und acceptiert ein Gesellschafter mit seinem Namen „Conrad Garbe", so liegt das Accept eines Nichtbezogenen vor. R.O.H.G. XX S. 262. 2 z. B. der auf den Ehemann gezogene Wechsel wird blois von der Ehegattin acceptiert. Gegen die Haftung R.O.H.G. XV S. 846, XIX S. 140, XX 8. 262, X X I S. 116; R.G. X S. 4. ('i r û n h u t , Lehrlmch des Wechsel rechts.

16

242

§ 59.

Qualifizierte Acceptation.

aus dem Skripturakte des Nichtbezogenen einfach dadurch herbeiführen, dafs er das Accept des Bezogenen nachträglich hinzufügt. A r t . 81 läfst allerdings jeden haften, der den Wechsel, die Kopie, das Accept oder Indossament mit unterzeichnet hat. Der nichtbezogene A c c e p t a n t ist jedoch nicht M i t u n t e r z e i c h n e r des Accepts, solange das Accept des B e z o g e n e n nicht vorhanden ist; denn Mitunterzeichner nach A r t . 81 ist blofs, wer zu einem schon vorhandenen Skripturakte einen Skripturakt der g l e i c h e n A r t hinzugefügt, also neben dem Aussteller als Aussteller, neben dem Acceptanten als Acceptant, neben dem Indossanten als Indossant figuriert, nicht aber jeder, cler zu einem auf dem Wechsel bereits befindlichen Skripturakte einen zweiten Skripturakt anderer A r t hinzufügt. So ist im Verhältnis zum T r a s s a n t e n nicht auch der I n d o s s a n t Mitunterzeichner cles Wechsels, ebensowenig der A c c e p t a n t , ebensowenig der n i c h t b e z o g e n e A l l e i n a c c e p t a n t . Es hätte sonst genügt, wenn Art. 81 sich darauf beschränkt hätte, einen jeden haften zu lassen, der den Wechsel oder die Wechselkopie mit unterzeichnet h a t ; das Gesetz erwähnt aber speciell die Fälle der Mitunterzeichnung des Accepts oder des Indossaments, da es unter dem Mitunterzeichner des W e c h s e l s blofs denjenigen versteht, der den Skripturakt des T r a s s a n t e n wiederholt, also als T r a s s a n t niitunterzeichnet. § 59. Qualifizierte Acceptation. Das Accept mufs in Übereinstimmung mit dem in der Tratte angegebenen Inhalte erfolgen. Der Wechselinhaber hat das R e c h t , eine reine, nicht modifizierte Acceptation zu verlangen; er kann eine ihm angebotene q u a l i f i z i e r t e ( m o d i f i z i e r t e ) Acceptation einfach z u r ü c k w e i s e n und Kautionsregrefs nehmen; er kann aber auch in die Modifikation e i n w i l l i g e n und sich und den Vormännern die Wechselverpflichtung des Bezogenen wenigstens in den von diesem angebotenen Grenzen sichern. Auch wenn er die Modifikation zugelassen hat, kann er Kautionsregrefs nehmeü, so als ob gar kein Accept erteilt worden wäre \ und so können auch seine V o r m ä n n e r Kautionsregrefs nehmen. 1

Das m o d i f i z i e r t e Accept gilt insofern als n i c h t g e s c h r i e b e n ;

§ 59.

Qualifizierte Acceptation.

243

Der Bezogene, der modifiziert acceptiert hat, haftet genau n a c h dem I n h a l t e seines A c c e p t e s (Art. 22), nicht mehr und nicht weniger 2 . Auch wenn der W e c h s e l i n h a b e r in die Modifikation e i n g e w i l l i g t hat, so kann dadurch die durch den Wechsel selbst geregelte rechtliche Stellung des T r a s s a n t e n und der I n d o s s a n t e n nicht verändert w e r d e n 3 ; daher mufs der Wechsel, wenn nicht der Zahlungsregrefs verwirkt sein soll, an dem im W e c h s e l selbst angegebenen V e r f a l l t a g e und Z a h l u n g s o r t e und nicht an dem im A c c e p t e bestimmten Tage oder Orte zur Zahlung vorgelegt werden. T e i l a c c e p t ( P a r t i k u l a r a c c e p t , l i m i t i e r t e s Accept). Von dem Grundsatze, dafs der Wechselinhaber, wenn er den Kautionsregrefs nicht verlieren soll, nur ein reines, nicht ein modifiziertes Accept zuzulassen verpflichtet ist, giebt es eine Ausnahme: Der Wechselinhaber hat nicht das Recht, das von dem Bezogenen angebotene Accept auf einen T e i l d e r W e c h s e l s u m m e zurückzuweisen und für die g a n z e Wechselsumme Kautionsregrefs zu nehmen; er ist vielmehr v e r p f l i c h t e t , das ihm angebotene T e i l a c c e p t zuzulassen (Art. 22) 4 , kann also nur wegen des nicht angenommenen Betrags Kautionsregrefs nehmen (Art. 2 5 ) 5 und verliert daher, wenn er das Teilaccept zurückweist, rücksichtlich des a n g e b o t e n e n Teils clen Kautionsregrefs. Der Wechselinhaber braucht im Falle des Teilaccepts Protest mangels A n n a h m e nicht zu erheben, um sich den Z a h l u n g s r e g r e f s zu wahren, sondern nur dann, wenn er in der Lage sein will, wegen des R e s t e s , für den die Acceptation nicht geleistet wTorden ist, K a u t i o n s r e g r e f s nehmen zu können. Am Verfalltage hat der Wechselinhaber die Zahlung von dem Teilacceptanten zu verlangen. Zahlt dieser den acceptierten es besteht das Kautionsregrefsrecht, als ob gar nicht acceptiert wäre, gleichgültig, ob der Wechselinhaber in die Modifikation e i n g e w i l l i g t hat oder n i c h t . 2 Ebenso U n g a r n § 22. 3 R.O.H.G. X X I S. 150. 4 Ebenso U n g a r n § 22. 6 Ebenso U n g a r n § 25. 16*

244

§ 59.

Qualifizierte Acceptation.

Teil, so kann der Wechselinhaber nur wegen des Restes Protest mangels Zahlung erheben und Regrefs nehmen, so dafs er also einen Teil vom Acceptanten, den Rest von den regrefspflichtigen Garanten erhält. Zahlt aber der Bezogene auch den accept i e r t en Teil nicht, so kann der Wechselinhaber wegen der ganzen Summe Protest erheben und Regrefs nehmen. Einzelne Modifikationen

des

Accepts.

1. A c c e p t unter einer Bedingung. W i r d die Wechselverpflichtung des Acceptanten von einer wirklichen Bedingung, einem zukünftigen, ungewissen Ereignisse 6 abhängig gemacht, so ist das Accept überhaupt ungültig und erzeugt keine wechselmäfsige Verpflichtung. Eine jede Bedingung, die den Wechsel selbst ungültig machen würde, mufs auch das Accept ungültig machen. Das Gesetz (Art. 22) bezieht sich nur auf die verkehrsüblichen Einschränkungen, nicht auf wirkliche Bedingungen 7 . 2. A c c e p t m i t H i n a u s s c h i e b u n g o d e r Zurückr ü c k u n g (1er Z a h l u n g s z e i t . Der Bezogene hat, auch mit Zustimmung des Wechselinhabers, nicht die Macht, die u r s p r ü n gl i c h e Verfallzeit der Tratte zu ändern; der Wechsel hat nur e i n e Verfallzeit, die vom T r a s s a n t e n angegebene. Der Wechselinhaber mufs daher die R e g r e f s b e d i n g u n g e n gemäls der vom T r a s s a n t e n angegebenen Verfallzeit erfüllen, nicht nach Mafsgabe des modifizierten Accepts 8 . 6 ζ . Β. (1er Bezogene acceptiert nur für den Fall, dafs er eine gewisse Einnahme, auf die er rechnet, wirklich machen sollte, oder dafs er von dem Trassanten Deckung empfangen werde, oder |nur für den Fall, dafs das Schiff mit den vom Trassanten zur Deckung übersandten Waren am Verfalltage eingetroffen und die Waren in seiner Hand sein werden. 7 Anders verhält es sich, wenn acceptiert wird: „mit Vorbehalt aller Rechte gegen den Trassanten", der keine Deckung gemacht hat. Hier liegt ein u n b e d i n g t e s Accept vor. Der Anspruch gegen den T r a s s a n t e n kann überhaupt erst n a c h d e r Z a h l u n g realisiert werden. Das Zahlungsversprechen des Acceptanten wird daher durch einen solchen Vorbehalt nicht zu einem bedingten; der Bezogene verpflichtet sich vielmehr trotz dieses Vorbehaltes unbedingt zu zahlen, während bei dem bedingten Accepte die Absicht zu zahlen im Falle des Nichteintritts der Bedingung überhaupt ausgeschlossen ist. fi R.O.H.G. X X I S. 150.

§ 59.

Qualifizierte Acceptation.

Der Wechselinhaber kann den A c c e p t a n t e n nach Maisgabe seines Accepts in Anspruch nehmen, also nicht v o r der im Accepte bestimmten Zeit. Die Verjährung gegen den Acceptanten beginnt nicht mit dem u r s p ü η g l i c h e n Verfalltage des Wechsels, sondern erst mit dem vom A c c e p t a n t e n a n gegebenen Verfalltage. Ist die Zahlungszeit im Accepte z u r ü c k g e r ü c k t worden, so mufs, wenn der Protest mangels Zahlung an dem von clem Acceptanten hinzugefügten Zahlungstage erhoben worden ist — also früher als am ursprünglichen Verfalltage des Wechsels — die Präsentation zur Zahlung hinterher — an dem ursprünglichen Verfalltage — wiederholt und mangels Zahlung Protest erhoben werden ; denn daraus, dafs von dem Acceptanten an dem früheren Tage Zahlung nicht geleistet wrorden ist, folgt noch nicht, dafs er auch nicht an dem späteren Tag zahlen wrerde; es kann ja in der Zwischenzeit Avis und Deckung eingelangt sein. 3. A c c e p t m i t A b ä n d e r u n g des Z a h l u n g s o r t s . I n der Beifügung eines anderen Zahlungsortes bei dem Accepte liegt eine wesentliche Veränderung des ursprünglichen Wechselinhalts, nicht aber in der Beifügung einer blofsen Z a h l s t e l l e an d e m s e l b e n Z a h l u n g s o r t e . Für den Wechselinhaber ist es gleichgültig, ob er die Zahlung bei dem Acceptanten selbst oder z. B. bei dessen Banquier einzuholen hat, wenn es nur a n d e m s e l b e n Z a h l u n g s o r t e geschehen kann; das Accept ist daher in diesem Falle als ein u n b e s c h r ä n k t e s anzusehen; der Wechselinhaber kann nicht Protest mangels Annahme erheben und Kautionsregrefs nehmen. Durch die Beifügung eines a n d e r e n Z a h l u n g s o r t e s im Accepte wird der Wechsel selbst n i c h t d o m i z i l i e r t 9 ; denn der T r a s s a n t ist es, der den Wechsel in seinen wesentlichen Bestandteilen herzustellen hat, also auch in der Angabe des Zahlungsortes. Zur Wahrung des Regresses gegen den T r a s s a n t e n und die I n d o s s a n t e n mufs daher der Protest mangels Zahlung in dem vom T r a s s a n t e n in der Adresse ursprünglich angegebenen Zahlungsorte resp. im Wohnorte des 9

R.O.H.G. X V I I S. 53, XXV S. 123.

§ 59.

246

Qualifizierte Acceptation.

Bezogenen erhoben werden. Der A c c e p t a n t selbst bleibt verhaftet, auch wenn der Protest mangels Zahlung nicht in dem von ihm angegebenen Zahlungsorte erhoben wurde, da A r t . 43 nicht zur Anwendung kommt, der Acceptant also u n b e d i n g t verpflichtet i s t , an dem von ihm angegebenen Orte Zahlung zu leisten. B e g e b u n g eines Wechsels m i t ein er M o d i f i k a t i o n i n Z a h l u n g s z e i t o d e r Z a h l u n g s o r t . W i r d ein mit einem rücksichtlich der Zahlungszeit oder des Zahlungsorts modifizierten Accepte versehener Wechsel weiter gegeben 1 0 , so fragt es sich, ob für die von den späteren Erwerbern zu erfüllenden Zahlungsregrefsbedingungen rücksichtlich jener regrefspflichtigen Vormänner, die das Papier mit dem modifizierten Accepte begeben, also die neue Verfallzeit, den neuen Zahlungsort gekannt haben, der Inhalt des W e c h s e l s oder des A c c e p t s entscheidend sei? Obgleich die Präsentation nach Inhalt des A c c e p t s eher einen Erfolg erwarten läfst, so mufs dessenungeachtet der Inhalt des W e c h s e l s als entscheidend angesehen werden. Die Begebung eines Wechsels mit modifiziertem Accepte hat eben stets nur die Bedeutung, dafs die Bestimmungen der im u r s p r ü n g l i c h e n Wechsel enthaltenen Zahlungsaufforderung trotz der Modifikation im Accepte — die ja, auch wenn sie mit Zustimmung des Wechselinhabers erfolgt, rücksichtlich des R e g r e f s r e c h t s als nicht vorhanden gilt — unverändert aufrecht bleiben. 4. A c c e p t ü b e r d i e W e c h s e l s u m m e h i n a u s . Der Acceptant haftet auch in diesem Falle gemäfs seinem Skripturakte, also nicht blofs für die ursprüngliche in der Tratte angegebene Summe; es verhält sich mit dieser ungewöhnlichen, meist gar nicht beabsichtigten, sondern nur irrtümlich vorgenommenen Modifikation so, wie mit den anderen; Art. 22 kommt analog zur Anwendung. Da in dem den höheren Betrag umfassenden Accepte die geringere Wechselsumme inbegriffen erscheint, so ist das Accept jedenfalls b i s z u r H ö h e d e r 10

Im Nehmen des Wechsels mit einem so modifizierten Accepte ist ein Verzicht auf den K a u t i o n s r e g r e f s gegen die V o r m ä n n e r des Gebers nicht gelegen.

§ 60.

Die Präsentation zur Zahlung.

247

W e c h s e l su m me gültig; es fehlt daher jeder Gruud zur R e g r e f s n a h m e ; der Wechselinhaber mufs sich mit einer solchen Modifikation zufrieden geben. Andererseits ist nicht einzusehen, warum das Accept rücksichtlich des Ü b e r s c h u s s e s u n g ü l t i g sein soll. Art. 22 läfst den Acceptanten n a c h dem I n h a l t e s e i n e s A c c e p t s haften, obgleich er in einer mit der Zahlungsaufforderung des Trassanten nicht im Einklänge stehenden Weise acceptiert h a t , obgleich er etwas acceptiert, wozu eine Aufforderung nicht vorliegt, z. B. den in der Tratte angegebenen Verfalltag und Zahlungsort zurückweist und willkürlich einen andern Tag und Ort bestimmt; warum soll der Acceptant nicht auch dann nach dem Inhalte seines Accepts haften, wenn er an Stelle der vom Trassanten gesetzten Summe eine höhere substituierte? Die einzelnen wesentlichen Bestandteile sind ja rechtlich gleichwertig.

b) Die Zahlung*. § 60.

Die Präsentation zur Zahlung.

Die P r ä s e n t a t i o n z u r Z a h l u n g als Regrefsb e d i n g u n g u n d a l s V o r a u s s e t z u n g des E r f ü l l u n g s verzugs. Der Wechselinhaber ist berechtigt, die ordnungsmäfsige Zahlung der T r a t t e am Z a h l u n g s o r t e von dem B e z o g e n e n , er mag acceptiert haben oder nicht, oder von dem zur Zahlungsleistung von dem Bezogenen beauftragten D o m i z i l i a t e n — die Zahlung des e i g e n e n Wechsels am A u s s t e l l u n g s o r t e oder an dem besonders angegebenen Z a h l u n g s o r t e von dem A u s s t e l l e r oder von dem von ihm zur Zahlungsleistung beauftragten D o m i z i l i a t e n — zu erwarten; er mufs daher, um die ordnungsmäfsige Zahlung zu erlangen, den Wechsel bei Verfall demjenigen zur Zahlung präsentieren, von dem, er mag zur Zahlung wechselrechtlich verpflichtet sein oder nicht, nach dem Inhalte des Papiers die Zahlung zu bewirken ist. Diesem wäre es in der Regel unmöglich, die Zahlung dem Gläubiger ins Haus zu bringen, da der Wechselinhaber am Verfalltage in den meisten Fällen von dem ursprünglichen Wechselnehmer verschieden und ihm daher unbekannt sein w r ird; der Wechselgläubiger mufs daher kommen und die Zahlung h o l e n ; er mufs,

248

§ 60.

Die Präsentation zur Zahlung.

bevor er Zahlungsregrefs nehmen kann, rechtzeitig, d. h. binnen der kurzen Protestfrist (Art. 41), unter Präsentation des Papieres die Zahlung der T r a t t e zunächst vom B e z o g e n e n oder D o m i z i l i a t e n — die Zahlung des e i g e n e n Wechsels vom A u s s t e l l e r oder D o m i z i l i a t e n — verlangen. Diese rechtzeitige Präsentation zur Zahlung ist n o t w e n d i g , um das R e g r e f s r e c h t des Wechselinhabers zu wahren; denn die r e g r e f s p f l i c h t i g e n Vormänner haften k r a f t des Gesetzes nur unter der B e d i n g u n g , dafs auf das rechtzeitig und ordnungsmäßig gestellte Verlangen des Wechselinhabers hin die Zahlung des Wechsels nicht oder nicht vollständig geleistet worden ist. Diese rechtzeitige Präsentation zur Zahlung ist jedoch in der Regel nicht notwendig, um das Recht gegen den A c c e p t a n t e n oder den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels zu wahren (Art. 44, 99, Nürnb. Nov. 8). Der Wechselgläubiger kann vielmehr — abgesehen von den in Art. 43, 99 enthaltenen Ausnahmen — die Präsentation des Wechsels bei dem A c c e p t a n t e n und A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels beliebig hinausschieben, wenn er nur dem Ablaufe der dreijährigen Verjährungsfrist (Art. 77, 100) vorbeugt. Die Präsentation hat jedoch rücksichtlich a l l e r Wechselschuldner die Bedeutung, dafs dadurch der Anfang des V e r z u g s bestimmt wird, dafs daher insbesondere der Lauf der V e r z u g s z i n s e n für den A c c e p t a n t e n und den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels nicht früher beginnen kann, als bis der Wechselinhaber den Wechsel bei ihnen präsentiert und die Zahlung verlangt hat. Man könnte meinen, dafs, sobald der Verfalltag des Wechsels feststehe, die Regel: dies interpellât pro homine, zur Anwendung zu kommen habe ; allein der Verfalltag des Wechsels hat nicht die Bedeutung, dafs der Acceptant oder Aussteller des eigenen Wechsels zu dieser Z e i t , um nicht in Verzug zu kommen, ohne Aufforderung Zahlung leisten müsse, sondern er fixiert nur den Z e i t p u n k t , von dem an der Wechselinhaber das Recht h a t , u n t e r P r ä s e n t a t i o n des P a p i e r e s die Zahlung zu verlangen. Der Acceptant und Aussteller des eigenen Wechsels können, solange von ihnen die Zahlung nicht verlangt wird, nicht mit Sicherheit wissen, an wen sie am Verfalltage zu zahlen haben; sie können demnach durch die blofse Nichtzahlung am

§ 60.

Die Präsentation zur Zahlung.

249

A'erfalltage nicht in Verzug geraten. Ohne Vorzeigung des Originalwechsels und ohne das darin gelegene Erbieten, das Papier gegen die Zahlung herauszugeben, kann keinem Wechselschuldner die Zahlungsleistung zugemutet werden, da jeder Zahler berechtigt und verpflichtet i s t , die f o r m e l l e Legitimation des die Zahlung empfangenden Wechselgläubigers nach Art. 36 zu prüfen und nur gegen Aushändigung des Papiers Zahlung zu leisten braucht. Der Verzug des Wechselschuldners t r i t t daher erst mit der P r ä s e n t a t i o n des Wechsels behufs Einholung der Zahlung ein. Nicht notwendig ist es, dafs der A c c e p t a n t oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, um nicht in Verzug zu kommen, nach Art. 40, 98 P. 5 deponieren, wenn am Verfalltage und binnen der Protestfrist die Zahlung von ihnen nicht begehrt worden i s t ; sie sind zur Deposition nur b e r e c h t i g t , nicht v e r p f l i c h t e t . Die Einwendung, dafs diese Wechselschuldner sonst gar kein Interesse daran hätten, nach Art. 40 zu deponieren, wenn sie nicht nach E i n t r i t t des Verfalltages bei Unterlassung der Deposition in Verzug gerieten, ist nicht stichhaltig, da sie jedenfalls durch die Deposition die G e f a h r auf den W e c h s e l i n h a b e r zu überwälzen imstande sind. Der A c c e p t a n t und der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels sind daher, obgleich sie nicht deponiert haben, zur Zahlung von V e r z u g s z i n s e n nicht schon vom V e r f a l l t a g e an, sondern erst von der P r ä s e n t a t i o n des Wechsels an verpflichtet 1 . D i e P r ä s e n t a t i o n z u r Z a h l u n g als B e d i n g u n g des R e c h t s g e g e n d e n A c c e p t a n t e n u n d d e n A u s s t e l l e r des e i g e n e n W e c h s e l s b e i domizilierten W e c h s e l n m i t g e n a n n t e m D o m i z i l i a t e n . Während das Recht des Wechselsinhabers gegen den regrefspflichtigen V o r m a n n stets durch die gehörige Präsentation zur Zahlung und durch Protesterhebung mangels Zahlung bedingt ist, so ist das Recht des Wechselinhabers gegen den A c c e p t a n t e n und den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels nur ausnahmsweise ebenso wie gegen einen regrefspflichtigen Vormann, bedingt, nur dann, wenn eine d o m i z i l i e r t e Tratte oder ein d o m i z i l i e r t e r e i g e n e r Wechsel mit g e n a n n t e m D o m i z i l i a t e n vorliegt 1

R.O.H.G. V S. 373, V I I I S. 164, X X I S. 26.

250

§ 60.

( A r t . 43, 9 9 ) 2 . der

Die Präsentation zur Zahlung.

I n diesem einen F a l l e w i r d der A c c e p t a n t ,

Aussteller

des

H a u p t s c h u l d lier

eigenen

ist

und

Wechsels

bleibt3,

doch



obgleich

analog,

b e h a n d e l t , d a h e r der A n s p r u c h des Wechsel-

i n h a b e r s a u c h gegen i h n d u r c h r e c h t z e i t i g e n P r o t e s t bei

Domiziliat als

ein

Zahlung

verpflichtung

Domiziliaten



dem A u s s t e l l e r

Dritter

angegangen

eigenen Protest

dem

bedingt

mangels ist5.

Der

e r s c h e i n t zwischen d e m W e c h s e l i n h a b e r u n d dem

Acceptanten —

ein

4

Regrefspflichtiger, Zahlung

wie

— er

des

werden

mufs,

Acceptanten

Wechsels

festgestellt

eingeschoben,

des e i g e n e n der

zunächst

da die e i g e n e —

des

um

erst

dann eintreten

ist,

dafs

das Z a h l u n g s b e g e h r e n

die

Zahlungs-

Ausstellers



D r i t t e n v e r g e b l i c h g e s t e l l t worden

Wechsels

des

soll, wenn d u r c h an

diesen

ist6.

2 Ebenso U n g a r n § 44, § 118 (nur wird hier der Protest für überflüssig erklärt, wenn der Domiziliat selbst Wechselinhaber ist oder wenn kein Domiziliat genannt ist). 3 Er ist daher nicht, wie ein Regrefspflichtiger, blofs gegen A u s l i e f e r u n g des Protestes zu zahlen verpflichtet (Art. 54), so dafs das Erbieten der Auslieferung zum Klagefundament gehören würde ; R.O.H.G. X X I I I Nr. 131. Die erfolgte Protestlevierung kann ihm gegenüber anderweitig bewiesen werden; es braueht ihm auch nicht, wie einem Vormanne, notifiziert zu werden. R.O.H.G. X I V S. 329; R.G. I S. 45, X X V I I I S. 102; dagegen T h ö l § 162 zu Note 24. 4 Daher mufs der A c c e p t a n t — der A u s s t e l l e r des e i g e n e n W e c h s e l s — im Fall der Nichtzahlung des genannten D o m i z i l i a t e n das durch Art. 50 gesetzlich fixierte Interesse berichtigen. R.O.H.G. V I S. 158. 6 Die Präsentation eines domizilierten Wechsels zur Zahlung braucht nicht, aufser bei dem D o m i z i l i a t e n , a u c h noch bei dem B e z o g e n e n zu erfolgen. R.O.H.G. X V I I I S. 327. Auch der A v a l i s t wird frei, wenn der Acceptant infolge der Nichterhebung des Protestes bei dem Domiziliaten frei geworden ist. R.O.H.G. V S. 381. Der P r o te st erlafs von seite eines R e g r e f s p f l i c h t i g e n wirkt nicht für den A c c e p t a n t e n . Der A c c e p t a n t selbst kann jedoch den Protest erlassen. 0 Der Acceptant soll von der Notwendigkeit befreit sein, einerseits die Deckung für den Wechselbetrag dem D o m i z i l i a t e n zu übersenden, andererseits den Wechselbetrag auch b e i s i c h s e l b s t bereit halten zu müssen. Daher ist der Wechselinhaber gezwungen, z u e r s t den D o m i z i l i a t e n um Zahlung anzugehen; denn könnte er s o f o r t den A c c e p t a n t e n in Anspruch nehmen, so müfste dieser die Fonds für die Erfüllung

251

§ 60. Die Präsentation zur Zahlung. Der Ist

domizilierte

von d e m

Wechsel

Trassanten

ohne

Domiziliaten.

ein D o m i z i l i a t

nicht

genannt

u n d h a t der B e z o g e n e a c c e p t i e r t , ohne bei d e r A c c e p t a t i o n einen Domiziliaten Zahlung

zu

a n z u g e b e n , so dafs er s e l b s t

leisten

h a t ( A r t . 2 4 ) , oder h a t

a m D o m i z i l die

der

Aussteller

des e i g e n e η Wechsels s e l b s t a m D o m i z i l zu zahlen ( A r t . 99), so bedarf es der P r o t e s t e r h e b u n g um —

in

diesem

Falle

den A u s s t e l l e r

Diese

sind

hier

pflichtigen, z u zahlen. säumnis

das R e c h t

den

des e i g e n e n Wechsels

nieht

in

der

Stellung

nicht,

Acceptanten — zu von

wahren7. Regrefs-

sie haben i n diesen F ä l l e n s e l b s t a m D o m i z i l

S i n d sie d o r t

der

n a c h A r t . 43, 99

gegen

n i c h t zu f i n d e n ,

Protesterhebung

das R e c h t

so g e h t t r o t z

Ver-

gegen sie n i c h t

ver-

loren8. Der

Domiziliat

als

Wechselinhaber.

Ist

der

d o p p e l t in Bereitschaft halten, einmal beim Domiziliaten, ein zweites Mal bei sich an seinem Wohnorte. 7 Abs. 2 des Art. 43 spricht ausdrücklich von der Protesterhebung beim D o m i z i l i a t e n , setzt also offenbar eine a n d e r e Person als Zahler voraus als den Acceptanten. Das Präjudiz ist lediglich für die Versäumung des Protestes bei dem g e n a n n t e n D o m i z i l i a t e n angeordnet. So ausdrücklich: U n g a r n § 44, 113; R.O.II.G. I I I 8. 296, V S. 382. XX S. 414; R.G. X X V I I I S. 102. 8 Entweder der A c c e p t a n t — der A u s s t e l l e r des eigenen Wechsels — wäre am D o m i z i l e zu finden gewesen und hätte daselbst gezahlt, oder er wäre am D o m i z i l e überhaupt n i c h t zu finden gewesen: im letzteren Falle mufs er pflichtgemäfs am W o h n o r t e — am A u s s t e l l u n g s o r t e des e i g e n e n Wechsels — die Fonds zur Einlösung des Wechsels bereit halten. Im ersteren Falle geschieht ihm kein Unrecht, wenn er, da ihn der Wechselinhaber innerhalb der Protestfrist am Domizil überhaupt nicht aufgesucht hat, nunmehr die Zahlung des Wechsels zu Hause — der A c c e p t a n t an seinem W o h n o r t e , der A u s s t e l l e r des eigenen Wechsels im A u s s t e l l u n g s o r t e — l e i s t e n mufs, da er ja die im Domizil überflüssig gewordenen Fonds s o f o r t m i t s i c h nehmen kann. AVeder in dem einen, noch in dem anderen Falle ist für die Notwendigkeit der Protesterhebung die ratio legis vorhanden; von einer d o p p e l t e n Bereithaltung der Fonds für die Einlösung des Wechsels ist nicht die Rede. Es ist nur billig, dafs der A c c e p t a n t — der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — auch ohne Protesterhebung ebenso hafte, wie wenn die Zahlung überhaupt nur an seinem W o h n o r t e — am A u s s t e l l u n g s o r t e des eigenen Wechsels — hätte geschehen müssen.

252

§ 60.

Die Präsentation zur Zahlung.

Domiziliat selbst bei Verfall der W e c h s e l i n h a b e r , so ist es fraglich, ob er Protest bei sich selbst (sogen. D e k l a r a t i o n s p r o t e s t ) erheben müsse, um das Recht gegen den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — zu wahren? Überwiegende Gründe sprechen für die Notwendigkeit der Protesterhebung 9 , gleichgültig, ob der Domiziliat als T r a s s a n t und R e m i t t e n t der Tratte an e i g e n e Ordre — als R e m i t t e n t des e i g e n e n Wechsels — Wechselinhaber v o n A n f a n g a n gewesen und, da der Wechsel überhaupt nicht giriert worden i s t , auch geblieben 1 0 , oder ob der D o m i z i l i a t erst s p ä t e r durch Begebung Wechselinhaber geworden und bis zur Verfallzeit g e b l i e b e n ist. Der Protest ist in diesem Falle keine leere Formalität; denn ohne Protest wäre es zweifelhaft, ob ein Indossament, das ja nicht datiert zu sein braucht, v o r oder n a c h Verfall gegeben worden, ob ein durchstrichenes Indossament nur ein projektiertes oder ein reelles gewesen sei. Durch den Protest wird der Zustand des Wechsels bei Verfall fixiert. Der Protest ist daher wesentlich, um dem A c c e p t a n t e n — dem Aussteller des e i g e n e n Wechsels — d u r c h die eingefügte Wechselkopie klarzustellen, dafs von ihnen nicht die Zahlung eines ihnen gegenüber bereits präjudizierten Wechsels gefordert werde, dafs die Girierung an den D o m i z i l i a t e n nicht etwa erst n a c h eingetretener P r ä j u d i z i e r u n g bewirkt worden sei; denn es wäre sonst der Mifsbrauch möglich, dafs der Wechselinhaber, der den Protest bei Verfall versäumt hat, den Wechsel n a c h e i n g e t r e t e n e r P r ä j u d i z i e r u n g a n d e n D o m i z i l i a t e n mit ausgefülltem oder Blancoindossament begiebt, um so die bereits eingetretene Präjudizierung wieder 9

R.O.H.G. V I I I S. 89, IX S. 421, X I 8. 188, X I V s. 160, XV S. 208; dagegen ausdrücklich U n g a r n § 44, 113. 10 I n diesem Falle soll es der Protesterhebung zur Wahrung des Wechselanspruchs gegen den A c c e p t a n t e n — A u s s t e l l e r des eigenen Wechsels — nicht bedürfen, da hier nur die Absicht darauf gerichtet sei, dafs die Zahlung durch den A c c e p t a n t e n — A u s s t e l l e r des eigenen Wechsels — in der Wohnung des Wechselgläubigers geleistet werde. Allein das Gesetz schreibt ausnahmslos, sobald ein D o m i z i l i a t genannt ist, vor, dafs wechselmäfsig, also durch Protesterhebung, konstatiert werde, dafs von dem D o m i z i l i a t e n Zahlung nicht geleistet worden sei.

§ 61. Die Zeit (1er Zahlung.

253

ungeschehen, das Recht gegen den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — wieder aufleben zu machen ; der Protest ist daher notwendig, um zu konstatieren, dafs der gegenwärtige W e c h s e l i n h a b e r , der zugleich D o m i z i l i n t ist, clen betreffenden Wechsel vor Ablauf cler P r o t e s t z e i t , also vor eingetretener Präjudizierung, an sich gebracht habe. § 61.

Die Zeit der Zahlung.

D e r Z a h l u n g s t a g . Die Zahlung k a n n nicht früher als an dem im Wechsel ausgedrückten V e r f a l l t a g e v e r l a n g t , m u f s aber auch an diesem Tage g e l e i s t e t werden. Der Wechselschuldner hat daher nicht den ganzen Verfalltag für sich, sodafs er eigentlich erst am f o l g e n d e n Tage zu zahlen verpflichtet wräre; es kann vielmehr, wenn die Zahlung am Verfalltage selbst nicht geleistet w i r d , noch an d e m s e l b e n Tage sofort die Klage gegen den Wechselschuldner angestellt, die Nichtzahlung durch P r o t e s t konstatiert und Regrefs mangels Zahlung genommen werden (Art. 41) Es besteht gar kein R e s p e k t t a g zu Gunsten des Wechselschuldners ( A r t . 33) 2 . Der im Wechsel angegebene \ r e r f a l l t a g ist jedoch nicht immer, sondern nur in der Regel auch der Z a h l u n g s t a g des Wechsels; es giebt Ausnahmefälle, in denen die Zahlung erst später m i t rechtlicher Wirksamkeit g e f o r d e r t werden kann und g e l e i s t e t werden mufs. So ist der V e r f a l l t a g vom Z a h l u n g s t a g verschieden, wenn der Verfalltag ein S o n n t a g oder ein a l l g e m e i n e r Feiertag ist (Art. 9 2 ) 3 ; der Wechsel 1 Anders in U n g a r n , wo die Zahlung nicht vor 12 Uhr Mittags erfolgen mufs (§ 33) und bis dahin Protest mangels Zahlung nicht erhoben werden kann (§ 41). 2 Dort wo R e s p e k t t a g e bestehen, wird als der w a h r e Verfalltag der l e t z t e der R e s p e k t t a g e ins Auge gefafst, nicht der anscheinend im Wechsel ausgedrückte Verfalltag, der daher um so viele Tage, als Respekttage gegeben sind, früher angesetzt wird. Der Wechselinhaber weifs j a von vornherein, dafs er den Wechsel nicht an dem darin angegebenen Verfalltage, sondern erst um so und so viele Tage später zur Zahlung präsentieren darf. Die Respekttage gewähren daher gar keinen Nutzen, bringen aber viele Übelstände und Schwierigkeiten mit sich. 8 Ebenso U n g a r n § 103.

254

§ 61.

Die Zeit der Zahlung.

ist zwar

in

diesem F a l l e f ä l l i g ,

aber noch n i c h t zahlbar.

Feiertag

ist

ein Respekttag

zu Gunsten

an

der

dem

Gläubiger

die

Zahlung

nicht

Der

des Schuldners,

fordern

kann4.

Ebenso k a n n der V e r f a l l t a g v o m Z a h l u n g s t a g e a u f jenen Wechselp l ä t z e n verschieden sein, an denen a l l g e m e i n e Z a h l t a g e (Kassiertage) bestehen ( A r t . Der des

93δ).

Verfalltag

Verfalltags

bei

b e i m D a t o w e c h s e 1.

dem

Datowechsel

erfolgt

Die Berechnung nach

folgenden

Grundsätzen : In

die nach T a g e n b e s t i m m t e F r i s t ist der T a g der

stellung n i c h t mino).

Aus-

e i n z u r e c h n e n (dies a quo non c o m p u t a t u r i n t e r -

D e r l e t z t e T a g d e r F r i s t ist d e r V e r f a l l t a g ( A r t . 32, l ) 6 .

I s t die F r i s t nach W o c h e n

b e s t i m m t , so t r i t t die V e r f a l l -

z e i t an demjenigen W o c h e n t a g e der bezeichneten Zahlungswoche ein, d e r d u r c h seine B e n e n n u n g dem Tage der A u s s t e l l u n g entspricht7. I s t die F r i s t nach M o n a t e n a u s g e d r ü c k t ,

so g i l t derjenige

4 Die Zahlung am Verfalltage ist aber keine v e r f r ü h t e Zahlung, der Schuldner kann schon am Verfalltage mit Sicherheit zahlen. Auch der Lauf der Verjährungsfrist beginnt am Verfalltage (Art. 77), ebenso der Zinsenlauf (Art. 50). 6 Weder in Deutschland, noch in Österreich, bestehen jetzt solche Zahltage; es steht jedoch nichts im Wege, dafs solche Zahltage neu zur Entstehung kommen. Die in Art. 93 gelegene Begünstigung dieser Wechselplätze, denen die Skontrierung erleichtert werden soll, erscheint übrigens unbedeutend, da S i c h t w e c h s e l sofort am Tage der Präsentation, dem Verfalltage, bezahlt werden müssen, so dafs hier also gar keine Rücksicht auf den erst später folgenden Zahltag besteht, und da die P r o t e s t f r i s t (Art. 41) in keinem Falle überschritten werden darf. 6 Wird z. B. der Wechsel am 1. Mai 12 Tage a dato ausgestellt, so ist er am 13. Mai fällig; denn erst am 13. sind es volle 12 Taga vom Tage des Versprechens. Ist der Wechsel am 1. Januar 15 Tage a dato ausgestellt, so ist er am 16. Januar fällig; ist er am 17. Oktober 14 Tage a (lato ausgestellt, so ist er am 1. November fällig; ist er am 3. April 8 Tage a dato ausgestellt, so ist er am 11. April fällig. Ebenso U n g a r n § 32. 7 Ist z. B. der Wechsel Dienstag am 22. Dezember eine Woche a dato ausgestellt, so verfällt er am Dienstag der folgenden Woche, also am 29. Dezember. Ist er Mittwoch den 7. März, 4 Wochen a dato ausgestellt, so verfällt er Mittwoch den 4. April. Dasselbe Resultat erreicht man, wenn man die Woche zu 7 Tagen rechnet und den Tag der Ausstellung in die Frist nicht einrechnet. Ebenso U n g a r n § 32.

§ 61.

Die Zeit

er Zahlung.

255

Tag in dem durch die Rechnung sich ergebenden Verfallmonate als der Verfalltag, der dieselbe Zahl, wie der Tag der Ausstellung, hat. Fehlt aber ein Tag mit dieser Zahl im Verfallmonate, so ist der letzte Tag in diesem Monate als der Verfalltag des Wechsels anzusehen. Der Verfalltag ist demnach da, sobald die bestimmte Anzahl Monate abgelaufen ist und t r i t t an jenem Datum ein, das dem Datum des Wechsels korrespondiert 8 . Dies kann immer ohne Schwierigkeiten geschehen, wenn in dem als Verfallzeit angegebenen Monate sich überhaupt ein Tag befindet, dessen Zahl dem der Ausstellung des Wechsels korrespondiert. Ist dies nicht der Fall, ist z. B. der Wechsel am 30. Januar 1 Monat a dato gezogen, so t r i t t die Verfallzeit, da der Wechsel selbstverständlich niemals am 30. Februar verfallen kann, am letzten Tage des Verfallmonats, also am 28. oder 29. Februar ein, so dafs also keineswegs von dem folgenden Monate noch die entsprechende Anzahl von Tagen hinzuzurechnen ist; denn der Aussteller wollte den Wechsel nicht über eine gewisse Periode hinausgehen lassen, die als „Monat" bezeichnet wird, daher darf der Verfalltag des Wechsels nicht über die Grenze des die Verfallzeit bestimmenden Monats hinaus in den folgenden Monat fallen. Sind daher 3 Wechsel, der eine am 29., der andere am 8 z. B. ein am 30. August 3 Monate a dato ausgestellter Wechsel verfällt am 30. November. Die Monate werden ohne Rücksicht auf die Anzahl der darin eingeschlossenen Tage, sie mögen aus 30, 31 oder gar wie der Februar nur aus 28—29 Tagen bestehen, stets als abstrakte Zeitperioden verstanden, so dafs man sie nehmen mufs, wie sie nach dem Kalender ausfallen. Ein Äquivalent für die Ungleichheit der einzelnen Monate liegt in der Bequemlichkeit, dafs man die Monate nicht nach Tagen zu berechnen braucht. Mit der deutschen W.O. stimmt überein U n g a r n § 32. Ist z. B. der Wechsel vom 5. Januar datiert, 1 Monat, 2 Monate, 3 Monate a dato, so ist er am 5. Februar, 5. März, 5. April fällig. Man mufs also vom so und so vielten Tage des Monats der Ausstellung zum korrespondierenden so und so vielten Tage des Verfallmonats zählen. Ist der Wechsel am 31. Januar ausgestellt, 4 Monate a dato, so ist er am 31. Mai fällig; ist er am 30. Juni ausgestellt, 4 Monate a dato, so ist er am 30. Oktober fällig; ist er ultimo Juni ausgestellt, 4 Monate a dato, so ist er ultimo Oktober (31. Okt.) fällig. Ist der Wechsel am 28. Februar ausgestellt, 10 Monate a dato, so ist er nach Art. 32 am 28. Dezember fällig, sei es auch, dafs der 28. Februar der letzte Tag des Monats Februar gewesen ist.

§ 61.

256

Die Zeit

er Zahlung.

30., der dritte am 31. Januar ausgestellt, zahlbar einen Monat a dato, so verfallen alle drei Wechsel an demselben Tage, am 28. oder 29. Februar 9 . Ist die Yerfallzeit nach J a h r e n bestimmt, so ist der gleiche Tag des V e r f a l l j ä h r s als der Verfalltag anzusehen, jener Tag, der durch seine Zahl und den Monat dem Tage und Monate (1er Ausstellung entspricht 1 0 . Ist die Zeit nach B r u c h t e i l e n eines J a h r e s (halbes, viertel Jahr) bestimmt, so erfolgt eine Reduktion auf die entsprechende Anzahl von Monaten. Der Ausdruck halber Monat g i l t für 15 Tage. Lautet cler Wechsel auf einen Monat und einen halben, oder auf mehrere Monate und einen halben, so sind bei der Berechnung des Verfalltages die 15 Tage zuletzt zu z ä h l e n 1 1 . D a t o w e c h s e l n a c h a l t e m S t i l . Die Schwierigkeiten, die aus dem doppelten Kalenderstil in dem Falle hervorgehen können, dafs ein D a t o w e c h s e l in einem Lande, in dem nach a l t e m S t i l 1 2 gerechnet w i r d , a u s g e s t e l l t und a u f einen Ort im Inlande, also in einem Lande n e u e n Stils gezogen worden ist, behebt das Gesetz dadurch, dafs es in A r t . 3 4 1 3 die p r a e s u m t i o j u r i s e t de j u r e aufstellt, dafs solche Wechsel als nach a l t e m Stil datiert anzusehen seien, so dafs die aus der Verschiedenheit der Kalender entspringende Undeutlichkeit gesetzlich beseitigt erscheint, da, wenn die Aus9

Ebenso U n g a r n § 32. Ist z. B. der Wechsel am 20. Januar 1897 zwei Jahre a dato ausgestellt, so ist er am 20. Januar 1899 fällig. 11 Dies ist z. B. nicht gleichgültig, wenn der Wechsel am 15. Februar ausgestellt ist auf 2Va Monate a dato, da sich, wenn die 15 Tage z u l e t z t gezählt werden, als Verfalltag der 30. A p r i l , wenn zuerst, (1er 2. M a i ergiebt. Ebenso U n g a r n § 32. Der Ausdruck 8 Tage ist buchstäblich als ein Zeitraum von 8 Tagen, nicht als eine in der gewöhnlichen Sprache übliche Wochenbezeichnung zu verstehen, so dafs also der am 7. September ausgestellte, 8 Tage a dato zahlbare Wechsel am 15. September fällig ist. 12 Nach dem j u l i a n i s c h e n Kalender — in R u f s l a n d , G r i e c h e n l a n d , R u m ä n i e n , S e r b i e n —, der vom 1. März 1900 angefangen von dem g r e g o r i a n i s c h e n um 13 Tage abweicht, so dafs der 1. Januar nach j u l i a n i s c h e m dem 14. Januar nach g r e g o r i a n i s c h e m Kalender entspricht. 13 Ebenso U n g a r n Art. 34. 10

§ 61. Die Zeit Stellung nach

neuem

Stil

gelten soll,

dies

i m W e c h s e l selbst b e m e r k t sein m ü f s t e 1 4 . ferner

in

Übereinstimmung

mit

257

er Zahlung.

dem

behufs F e s t s t e l l u n g des V e r f a l l t a g s

ausdrücklich

Das Gesetz b e s t i m m t

Handelsgebrauche,

dafs

n a c h n e u e m S t i l e die U m -

rechnung des a l t e n S t i l s i n den neuen S t i l nach dem D a t u m der Ausstellung

u n d n i c h t nach dem i m

Wechsel

angegebenen

V e r f a l l t a g e 1 5 zu erfolgen habe. Bei W e c h s e l n ,

die i n einem L a n d e alten Stils ausgestellt

und auch nach a l t e m S t i l e d a t i e r t sind, u n d i n denen auch z u gleich ist,

in

das D a t u m denen

also

der A u s s t e l l u n g nach neuem S t i l eine

doppelte

Angabe

der

angegeben

Zeit

cler

Aus-

s t e l l u n g stattgefunden h a t , n i m m t A r t . 34 n u r die B e z e i c h n u n g nach a l t e m

S t i l e als g e w o l l t a n 1 6 .

D a h e r ist die e t w a n i c h t

14 Art. 34 gilt nicht für andere Fälle, also nicht, wenn der Wechsel nicht a dato ausgestellt ist und nicht, wenn aus einem Lande, wo nach neuem Stil gerechnet wird, auf ein Land gezogen wird, in dem der alte Stil gilt, z. B. in W i e n am 15. Januar drei Monate a dato auf Odessa. Im letzteren Falle ist der 15. März neuen Stils der V e r f a l l t a g und in alten Stil umzurechnen; denn die dreimonatliche Frist nimmt vom Tage der Ausstellung ihren Ausgangspunkt, also von diesem Tage in jener Bedeutung, die er dort hat, wo er angegeben worden ist, am Orte der Ausstellung (Wien), also nach neuem Stil. ,R Lautet z. B. der Wechsel: Odessa, am 18. April 1898 3 Monate a dato, so ist a l t e r »Stil anzunehmen, daher ist der A u s s t e l l u n g s t a g aus dem alten Stil in den neuen Stil umzurechnen; es gilt demnach als Ausstellungstag dieses Wechsels der 30. April neuen Stils, also tritt der Verfalltag am 30. Juli ein. R.O.H.G. X I I S. 316. Das Resultat der Umrechnung kann verschieden sein, je nachdem die Reduktion mit Rücksicht auf den Ausstellungstag oder den Verfalltag alten Stils erfolgt. Ist z. B. der Wechsel am 20. Februar alten Stils 3 Monate a dato ausgestellt, so mufs nach Art. 34 der A u s s t e l l u n g s t a g aus dem alten Stil in den neuen Stil umgerechnet und dann erst der Verfalltag berechnet werden, so dafs also, da als Ausstellungstag n e u e n Stils der 5. März (20. Februar + 13 Tagen = 5. März) erscheint, als Verfalltag der 5. J u n i anzusehen ist. Würde die Umrechnung nach dem V e r f a l l t a g e alten Stils erfolgen, so wäre für die Umrechnung der 20. Mai entscheidend, so dafs sich (20. Mai + 13 Tagen = 2. Juni) als Verfalltag der 2. Juni ergäbe. Oder A. zieht aus Petersburg am 19. Februar alten Stils 3 Monate a dato auf Hamburg. Der 19. Februar ist = dem 4. März neuen Stils. Der Wechsel ist also fällig 4. März + 3 Monate = am 4. Juni. Unzulässig wäre die Berechnung: 19. Februar + 3 Monate = 19. Mai alten Stils = 1. Juni Verfalltag. 16 Ist z. B. der Wechsel in Warschau ausgestellt am 12./24. September

G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

17

258

§ 61.

Die Zeit

er Zahlung.

entsprechende Angabe nach neuem Stile als ein Versehen, als eine an und fftr sich irrelevante Umrechnung der Zeitangabe nach altem Stile anzusehen 1 7 . Der V e r f a l l t a g bei dem Mefs- oder Marktw e c h s e l . Wie bei dem Tag- und Datowechsel, so kann auch bei dem Mefswechsel die Verfallzeit als von v o r n h e r e i n auf einen b e s t i m m t e n Tag gestellt gelten; denn das Gesetz selbst fixiert ganz genau den Verfalltag eines solchen Wechsels. Die deutsche Wechselordnung läfst hier aber ausnahmsweise der l o k a l e n Gesetzgebung den Vorrang; es sollen die G e s e t z e 1 8 des M e f s - o d e r M a r k t o r t e s über den Verfalltag entscheiden. I n Ermanglung einer solchen Festsetzung des Verfalltages durch besonderes Gesetz des Mefs - oder Marktortes t r i t t die deutsche Wechselordnung selbst ein und bestimmt im Anschlufs an den Handelsgebrauch subsidiär, dafs, wenn die Messe oder der Markt nur e i n e n Tag dauert, der Wechsel an diesem Tage fällig w i r d , wenn die Messe oder der Markt mehrere Tage dauert, am v o r l e t z t e n Tage, am Tage v o r dem für den Schlufs des Marktes oder der Messe g e s e t z l i c h bestimmten Tage, mag auch der f a k t i s c h e Schlufs an einem anderen Tage erfolgen 1 9 (Art. 35). 1898, so ist für den Tag der Ausstellung, da der Wechsel in einem Lande alten Stils ausgestellt erscheint, die Zeitrechnung des Ausstellungsortes mafsgebend, also der 12. September alten Stils. Wäre der Wechsel in einem Lande neuen Stils ausgestellt worden, so lägen zwei einander widersprechende Daten der Ausstellung vor, daher wäre der Wechsel ungültig. Ist der am 9. Juli girierte Wechsel in Wilna „25./7. Juillet" ausgestellt, so ist der 25. Juni (alten Stils) als Ausstellungstag anzusehen. R.O.H.G. VI S. 128. 17 R.G. X I Nr. 32 S. 169. Ist z. B. der Wechsel in Rufsland am 20. Februar/1. März ausgestellt, so ist der 20. Februar alten Stils als Ausstellungstag anzusehen; die nicht korrespondierende Angabe des 1. März ist irrelevant. 18 Die Usancen der Mefs- und Marktorte kommen nicht in Betracht, sondern nur die Gesetze. 19 Nach dem ö s t e r r e i c h i s c h e n Einf.Ges. § 4 werden solche Wechsel, wenn der inländische Markt m e h r e r e , aber n i c h t ü b e r a c h t Tage d a u e r t , am Tage v o r dem gesetzlichen Schlüsse — also am vorletzten Tage —, wrenn der Markt mehr als 8 Tage dauert, am dritten Tage vor dem gesetzlichen Schlüsse des Marktes fällig. Der Wechsel ist also, wenn

§ 61.

Die Zeit

er Zahlung.

259

Der V e r f a l l t a g bei (reinen) Sichtwechseln. Der Verfalltag wird hier durch die Präsentation zur Zahlung fixiert. Hätte der Wechselinhaber einen unbegrenzten Zeitraum für die Präsentation, also für die Herbeiführung des Verfalltages, so wäre die Haftung des T r a s s a n t e n und der l l n d o s s a n t e n ins Ungemessene verlängert ; sie könnten noch nach Jahren einer Regrefsklage aus einem Wechsel, clen sie vielleicht schon vergessen hatten, ausgesetzt sein; sie müfsten, so lange sie über das Schicksal des Wechsels in Ungewifsheit schweben, die Fonds für denselben stets bereit halten; daher hat das Gesetz (Art. 31) eine z w e i j ä h r i g e Frist nach der Ausstellung fixiert, innerhalb der es dem Wechselinhaber freisteht, den Tag zu wählen, an dem er die Potestativbedingung der Fälligkeit erfüllen und den Wechsel zur Zahlung präsentieren will. Läfst der Wechselinhaber diese äufserste Zeitgrenze, innerhalb der allein er den Wechsel fällig machen kann, unbenützt vorübergehen, so ist er überhaupt nicht mehr in der Lage, die Regrefsbedingungen zu erfüllen und durch Protest darzuthun, dafs die Zahlung zur Zeit, wo sie geschehen sollte, nicht geschehen sei; denn der Tag, auf den der Verfalltag spätestens hätte fallen können, ist nunmehr verstrichen, ohne dafs er die Potestativbedingung, unter der er allein die Zahlung verlangen und erwarten darf, erfüllt hätte. Rücksichtlich der R e g r e f s p f l i c h t i g e n kann dieser Wechsel überhaupt nicht mehr fällig gemacht werden, daher kann auch das R e g r e f s r e c h t aus einem solchen Wechsel nicht mehr stattfinden. Durch die gesetzliche Fixierung einer Zeitgrenze für die Erfüllung der Potestativbedingung wird auch bei Sichtwechseln, die also nicht auf eine bestimmte Verfallzeit lauten, im Interesse der Regrefsschuldner (des Trassanten und der Indossanten) bewirkt, dafs ihre Garantiepflicht nicht nach Be-

der Markt am Donnerstag zu Ende geht, am Montag vorher fällig. Der letzte Tag der gesetzlichen Dauer des Marktes ist als der gesetzliche Schlufs anzusehen. § 35 u n g a r i s c h e W.O. bestimmt, dafs, wenn der Markt länger als einen Tag, aber längstens 8 Tage dauert, der Wechsel am letzten Markttage, wenn der Markt länger als 8 Tage dauert, am achten Markttage fällig ist.

260

§ 61.

Die Zeit

er Zahlung.

lieben des Wechselinhabers auf eine unbegrenzte Zeitdauer verlängert werde. G e w i l l k ü r t e r E n d t e r m i n d e r P r ä s e n t a t i o n . Das Gesetz fixiert die zweijährige Frist nur s u b s i d i ä r ; es fafst zwar die Frist so w e i t , dafs der Wechselinhaber nicht leicht ohne seine eigene Schuld zu spät kommen kann; es überläfst jedoch auch noch den R e g r e f s p f l i c h t i g e n selbst, ihre Garantiepflicht von v o r n h e r e i n zeitlich zu begrenzen 20 . An Stelle der subsidiären gesetzlichen Frist kann durch Privatdisposition eine k ü r z e r e oder l ä n g e r e F r i s t 2 1 gesetzt werden 2 2 . Nicht blofs der A u s s t e l l e r , sondern auch jeder I n d o s s a n t hat das Recht, die Präsentationsfrist abzuändern 2 3 ; jeder Indossant kann einen f r ü h e r e n Tag als äufsersten Verfalltag feststellen; er kann ja seine Garantiepflicht ganz ausschliefsen, daher auch die Zeit begrenzen. Jeder Indossant kann auch einen s p ä t e r e n Tag als äufsersten Verfalltag feststellen 24 . Die vom A u s s t e l l e r gesetzte Frist w i r k t absolut, sie gilt für a l l e Nachmänner, die nicht selbst in ihren Indossamenten eine andere Frist gesetzt haben ; sie t r i t t also insoweit an Stelle der gesetzlichen F r i s t 2 5 . Die vom I n d o s s a n t e n gesetzte 20

Ebenso U n g a r n § 31. Das Gesetz will nur dagegen schützen, dafs man eine Garantiepflicht übernehme, deren zeitliche Grenzen man überhaupt n i c h t k e n n t , es steht aber nichts im Wege, dafs man mit Bewufstsein eine längere als die gesetzliche Grenze fixiert. 22 Die Präsentationsfrist kann nicht blofs durch den Beisatz „zu präsentieren bis" oder in ähnlicher Weise bestimmt werden, sondera auch in Form einer Bedingung: „Wenn der Wechsel bis . . . . präsentiert wird." 23 Unzulässig wäre die Bestimmung eines Anfangstermins, vor dem die Präsentation nicht geschehen darf; nur die Angabe eines Endtermins ist zulässig. Ebensowenig ist die Bestimmung eines einzigen Termins, eines bestimmten Präsentationstages zulässig; es läge dann von vornherein ein Tagwechsel mit unmittelbar bestimmtem Verfalltag vor. Die Präsentation hätte also k nicht den Zweck, den Verfalltag erst zu bestimmen, sondern wäre überflüssig und darf daher dem Wechselinhaber nicht auferlegt werden. 24 Der Fall dürfte übrigens selten vorkommen, da ein solcher Indossant zwar regrefspflichtig wäre, jedoch nach Ablauf der gesetzlichen oder vom Aussteller gesetzten Frist selbst kein Regrefsrecht mehr hätte. 26 S. oben S. 224 Note 4. 21

§ 61.

Die Zeit

er Zahlung.

261

Frist w i r k t nicht absolut, sondern nur relativ für i h n ; rücksichtlich der anderen bleibt es bei der g e s e t z l i c h e n , respektive bei dem vom A u s s t e l l e r gesetzten Frist. Der Wechselinhaber, der sich das Regrefsrecht gegen a l l e Vormänner wahren w i l l , darf daher mit der Präsentation nicht so lange zögern, bis der vom A u s s t e l l e r gesetzte oder der k ü r z e r e von dem I n d o s s a n t e n gesetzte Termin abgelaufen i s t 2 6 . Hat der Wechselinhaber die Sichttratte vor Ablauf der Präsentationsfrist präsentiert, so ist die Potestativbedingung erfüllt, der Wechsel f ä l l i g , und es kann hinterher nicht noch einmal präsentiert und eine neue Fälligkeit des Wechsels herbeigeführt werden. Allerdings hätte der Wechselinhaber während der g a n z e n Präsentationsfrist bis zum letzten Tage warten können, bevor er die Zahlung verlangte. Sobald er aber einmal in der Zwischenzeit die gehörige Präsentation 2 7 zur Zahlung, sei es auch fruchtlos, vorgenommen hat, so hat er die Fälligkeit des Wechsels herbeigeführt, und es steht nicht mehr in seiner Macht, die Fälligkeit des Wechsels auf einen späteren Zeitpunkt, wenn auch vor Ablauf der zwei Jahre, hinauszuschieben 2 8 . D i e A c c e p t a t i o n des ( r e i n e n ) S i c h t w e c h s e l s . In Art. 31 ist lediglich von dem Verluste des wechselmäfsigen Anspruches gegen die I n d o s s a n t e n und den A u s s t e l l e r die Rede, wenn die für die Erfüllung der Potestativbedingung gesetzte äufserste Zeitgrenze nicht eingehalten wird. Von dem Verluste des Rechtes gegen den A c c e p t a n t e n ist nicht die 26

S. oben S. 225 Note 5.

27

Ist der Sichtwechsel domiziliert, so wird er fällig, wenn er dem genannten Domiziliaten oder in Ermangelung eines solchen dem Bezogenen am Z a h l u n g s o r t e zur Zahlung präsentiert wird. Ist die Präsentation nicht gehörig vorgenommen worden, so kann sie innerhalb der Präsentationsfrist nachgeholt werden. 28

Erfolgt die Präsentation zur Zahlung erst am l e t z t e n Tage der Präsentationsfrist, so mufs der Protest wegen nicht erfolgter Zahlung noch an diesem Tage erhoben werden; ein an den folgenden beiden Werktagen erhobener Protest ist nicht geeignet, die rechtzeitig am letzten Präsentationstage, also zu einer Zeit, wo das Präjudiz noch nicht eingetreten war, geschehene Präsentation darzuthun.

§ 61.

262

Die Zeit (1er Zahlung.

Rede. Das Gesetz geht nur von den normalen Erscheinungen des Wechselverkehrs aus; es denkt gar nicht an die Möglichkeit der Acceptation eines Sichtwechsels. Allerdings ist es klar, dafs nicht jede zu was immer für einen ZwTeck vorgenommene Vorzeigung des Sichtwechsels bei dem Bezogenen, sondern dafs nur die Vorzeigung zur Z a h l u n g geeignet sein kann, den Sichtwrechsel fällig zu machen. Es ist daher logisch denkbar, dafs der Wechselinhaber den Sichtwechsel zunächst b l o f s zur A c c e p t a t i o n 2 9 und noch nicht zur Zahlung präsentieren will, so dafs die Sichttratte trotz der geleisteten A c c e p t a t i o n noch nicht fällig geworden ist, dafs sie vielmehr erst durch die s p ä t e r e Präsentation zur Z a h l u n g fällig gemacht wird, und dafs daher, wenn dies noch innerhalb der Präsentationsfrist ( A r t . 31) geschieht, rechtzeitig mangels Zahlung Protest erhoben und Regrefs genommen werden kann. Allein dessenungeachtet bleibt die A c c e p t a t i o n eines Sichtwechsels etwas durchaus Anormales. Die Annahme, dafs der Wechselinhaber den Sichtwechsel zur Acceptation und später erst zur Zahlung präsentieren werde, erscheint als ganz unpraktisch. Eine Präsentation blofs zur Acceptation widerstrebt der Verkehrsfunktion dieser Wechsel. Wer einen Sichtwechsel präsentiert, will Zahlung ohne Zögern; dieses gehört zu ihrem Wesen 3 0 . Der Sichtwechsel wird ja schon durch Präsentation fällig; verfallene Wechsel werden aber nicht überilüssigerweise acceptiert, sondern unverzüglich bezahlt. Warum sollte sich ein Wechselinhaber bei der Präsentation mit der Acceptation, also mit einer blofsen Garantie begnügen, wenn er die Zahlung selbst sofort verlangen kann? Das Anerbieten der blofsen Acceptation, statt der sofortigen Zahlung, bei der Präsentation wäre gleichbedeutend mit einer Verweigerung der Zahlung, die den Protest mangels Zahlung und den Regrefs gegen die Vormänner begründen würde. Beginn

der

Verjährung

gegenüber

dem

Ac-

29 Oder blofs zur vorläufigen Benachrichtigung oder Anfrage oder weiteren Besprechung. R.O.H.G. I V S. 345, V I 8. 99, XIV S. 30. 30 Der Zusatz: „stracks" oder „fix auf Sicht" ist irrelevant.

§ 61. Die Zeit

er Zahlung.

263

c e p t a n t e n einer S i c h t t r a t t e — g e g e n ü b e r dem A u s s t e l l e r e i n e s e i g e n e n S i c h t w e c h s e l s . — Es fragt sich, wann die Sichttratte rücksichtlich des A c c e p t a n t e n — der e i g e n e Sichtwechsel rücksichtlich des A u s s t e l l e r s - f ä l l i g sei, wann die V e r j ä h r u n g des Rechtes aus dem A c c e p t e — aus dem Skripturakte des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Sichtwecheels — zu laufen b e g i n n e . Nach der herrschenden Ansicht soll der letzte Tag des B i e n n i u m (Art. 31, Art. 98 P. 5) entscheiden, denn der Wechsel sei mit dem letzten Tage der gesetzlichen Präsentationsfrist als verfallen anzusehen 81 . Allein die Potestativbedingung der Fälligkeit ist noch nicht erfüllt, die Verfallzeit also überhaupt noch nicht eingetreten. Die Fälligkeit mufs erst durch die Erfüllung der Potestativbedingung, durch die P r ä s e n t a t i o n des W e c h s e l i n h a b e r s herbeigeführt werden 3 2 . Der Wechselinhaber kann aber diese Präsentation beliebig hinausschieben. Allerdings haftet der A c c e p t a n t , — der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Sichtwechsels — unter Umständen in schneidendem Widerspruche mit den Bestimmungen über Verjährung (Art. 77, 100) aufserordentlich lange. Allein abgesehen davon, dais das A c c e p t eines S i c h t wechseis etwas durchaus a n o r m a l e s ist, so liegt in dieser langen Dauer der Haftung keine Unbilligkeit gegen den Acceptanten oder gegen den Aussteller eines eigenen Sichtwechsels; sie befinden sich in der gleichen Lage, wie wenn sie den Skripturakt in b i a n c o — ohne Ausfüllung der Verfallzeit — vollzogen hätten. Der Bezogene soll den Sichtwechsel überhaupt nicht a c c e p t i e r e n , sondern sogleich Z a h l u n g leisten. Wenn er sich f r e i w i l l i g dazu entschliefst zu a c c e p t i e r e n , so ist es seine Sache, dem Accepte% wenigstens eine B e s c h r ä n k u n g rücksichtlich der D a u e r der Haftung beizufügen. Der Bezogene eines S i c h t wechseis mufs sich auch überhaupt hüten, vor E m p f a n g d e r D e c k u n g zu acceptieren; wenn er diese Vorsicht beobachtet und das Accept erst n a c h Empfang der Dekung geleistet hat, so erscheint es J1 Im Sinne dieser Ansicht liegt daher ein Indossament n a c h Vorfall vor, wenn der Wechsel erst nach diesem Zeitpunkt indossiert wird. 32 T h ö l § 39 S. 175.

264

61.

Die Zeit

er Zahlung.

nicht nur nicht als eine Härte, sondern als durchaus gerechtfertigt, wenn er auch nach noch so langer Zeit auf seinen Skripturakt hin die Zahlung leisten mufs, da er die Deckung nicht lukrieren darf. Das Gleiche gilt von dem Aussteller des eigenen Sichtwechsels, der in der Regel die Valnta empfangen hat und der ja seinem Skripturakte eine Beschränkung rücksichtlich der Dauer seiner Haftung hätte hinzufügen können. Unzulässig ist es aber, die Bestimmung des A r t . 20 hier analog zur Anwendung zu bringen. Bei dem Z e i t s i c h t w r e c h s e l ist, wrenn die Datierung der Annahme — die Sichtbestätigung des Ausstellers des eigenen Wechsels — oder als Surrogat der Protest mangels Datierung i n n e r h a l b der Präsentationsfrist nicht erfolgt ist. die B e d i n g u n g f ü r d e n B e g i n n d e s L a u f e s d e r V e r f a l l z e i t überhaupt nicht, daher auch n i c h t gegenüber dem A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — eingetreten. Die Erfüllung dieser Bedingung kann nicht mehr nachgeholt werden, da es sich nicht um eine blofse P o t e s t a t i v b e d i n g u n g handelt, deren Erfüllung lediglich von dem Belieben des W e c h e l i n h a b e r s abhängt, sondern um eine von dem A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — vorzunehmende Handlung — die Datierung, die Sichtbestätigung —, die n a c h A b l a u f d e r P r ä s e n t a t i o n s f r i s t nicht mehr verlangt, daher auch nicht mehr durch den Protest mangels Datierung ersetzt wrerden kann. Infolgedessen könnte die Fälligkeit des Wechsels auch gegenüber dem Acceptanten, dem Aussteller des eigenen Wechsels, niemals eintreten, wenn nicht das Gesetz zu Gunsten des Wechselinhabers einträte, und da letzterem nunmehr die Erfüllung der Bedingung .unmöglich geworden ist, in Beziehung auf die Verpflichtung des A c c e p t a n t e n — des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels — die Bestimmung träfe, dafs der Lauf der Verfallfrist mit dem Ende des Biennium ( A r t . 19) zu beginnen habe. Bei dem r e i n e n S i c h t W e c h s e l dagegen handelt es sich um eine in das blofse Belieben des W e c h s e l i n h a b e r s gestellte reine P o t e s t a t i v b e d i n g u n g , die Präsentation zur Zahlung, deren Erfüllung j e d e r z e i t , auch n a c h Ablauf der Präsentationsfrist, von dem Wechselinhaber nachgeholt werden kann, um den Wechsel gegenüber dem A c c e p t a n t e n — gegenüber

§ 62.

Die Prolongation.

265

dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Sichtwechsels — fällig zu machen. Z a h l u n g vor V e r f a l l . Ebensowenig wie die Zahlung von dem Wechselgläubiger v o r Verfall v e r l a n g t , ebensowenig kann sie ihm v o r Verfall a u f g e d r u n g e n werden. Der Zahler ist aber auch mit Zustimmung des Wechselinhabers n i c h t b e r e c h t i g t , die Zahlung vor Verfall zu leisten; er trägt die G e f a h r dieser verfrühten Zahlung ; er mufs, wenn er einem unberechtigten, wenn auch äufserlich nach A r t . 36 legitimierten Wechselinhaber und nicht dem wahren Wechseleigentümer, wenn er z. B. auf Grund eines falschen Indossaments dem Fälscher, sei es auch g u t g l ä u b i g gezahlt hat, ein z w e i t e s Mal zur V e r f a l l z e i t zahlen.

§ 62.

Die Prolongation.

Zuweilen erfolgt die Zahlung n a c h Verfall, wreil die Erfüllung der Wechselverpflichtung durch einen V e r t r a g zwischen dem Wechselgläubiger und dem Wechselschuldner, besonders dem A c c e p t a n t e n oder dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, auf einen dem im Wechsel angegebenen Verfalltage folgenden Zeitpunkt hinausgeschoben worden i s t 1 . Eine solche f r e i w i 11 i g e P r ο 1 ο n g a t i ο η kann eine verschiedene Bedeutung haben; sie kann entweder eine Veränderung des V e r f a l l t a g e s selbst oder eine blofse S t u n d u n g der Zahlung, lediglich eine Veränderung des Ζ a h l u n g s t a g s , zum Inhalte haben. 1

Eine solche Hinausschiebung der Erfüllung kann auch ohne Rücksicht auf den W i l l e n des Wechselgläubigers oder Wechselschuldners durch eine infolge ernster politischer Ereignisse, ζ . B. während eines Krieges, Belagerungszustandes, bei grofsen Überschwemmungen, Epidemien, oder sonstigen Katastrophen, für den ganzen Staat erfolgende oder nur auf gewisse Gegenden beschränkte Verfügung der Staatsgewalt geschehen: M o r a t o r i u m . Diese nicht auf Willensübereinstimmung des Wechselgläubigers und des Wechselschuldners beruhende, ihnen daher unter Umständen aufgezwungen erscheinende, sogen, n o t w e n d i g e P r o l o n g a t i o n kann entweder die Bedeutung haben, dafs der V e r f a l l t a g des Wechsels selbst durch die gesetzlich bestimmte Frist hinausgerückt und verändert wird —, hierher gehört auch die Prolongation der Messen und Märkte — oder dafs — ohne eine Änderung des Verfalltags selbst — blofs die Frist

266

§ 62.

Die Prolongation.

Ist die Veränderung des V e r f a l l t a g e s selbst beabsichtigt, so wird an Stelle des a l t e n Wechsels oft ein n e u e r Wechsel, Prolongationswechsel, unter W i e d e r h o l u n g aller S k r i p t u r a k t e , jedoch mit dem n e u e n V e r f a l l t a g e gegeben. Es kann aber auch eine n e u e Verfallzeit auf den a l t e n Wechsel geschrieben und von dem W e c h s e l s c h u l d n e r , dem die Prolongation m i t Z u s t i m m u n g sämtlicher Vorm ä n n e r bewilligt wird, u n t e r s c h r i e b e n werden. I n beiden Fällen ist ein n e u e r Wechsel an Stelle des a l t e n , also auch der n e u e V e r f a l l t a g an Stelle des a l t e n , getreten, so dafs der n e u e Verfalltag insbesondere auch für den Beginn der V e r j ä h r u n g ( A r t . 77, 100) und für die Erfüllung der I l e g r e f s b e d i n g u n g e n als mafsgebend erscheint. Ist aber, wie im Einklänge mit der Verkehrsübung im Zweifel anzunehmen i s t , blofs eine S t u n d u n g beabsichtigt 2 , so bleibt der a l t e W e c h s e l in jeder Beziehung u n b e r ü h r t , so als ob die Tratte mit Z u s t i m m u n g des Wechselinhabers vom Bezogenen unter H i n a u s r ü c k u n g des Verfalltages a c c e p t i e r t worden wäre, daher der a l t e V e r f a l l t a g , sowohl für den Beginn der V e r j ä h r u n g , als auch für die Erfüllung der R e g r e f s b e d i n g u n g e n mafsgebend i s t 3 . Die Folge ist nur, dafs der betreffende Wechselgläubiger erst nach Ablauf der Prolongationsfrist, an dem n e u e n Z a h l u n g s t a g e , sein Recht aus dem Wechsel, das schon an dem ursprünglich im Wechsel angegebenen V e r f a l l t a g e f ä l l i g geworden i s t , gerichtlich geltend inachen kann. W i r k u n g des S t u n d u n g s v e r t r a g s . Der Stundungsvertrag w i r k t nur unter den Parteien (inter partes), selbst daun, für die P r ä s e n t a t i o n u n d P r o t e s t e r h e b u n g um die gesetzlich bestimmte Zeit zu Gunsten des W e c h s e l g l ä u b i g e r s hinausgeschoben wird. 2 Auch in diesem Falle wird zuweilen vom A c c e p t a n t e n oder dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels ein P r o l o n g a t i o n s w e c h s e l dem Gläubiger gegeben, der, wenn er aus dem a l t e n Wechsel R e g r e f s r e c h t e hat, zur Geltendmachung derselben den a l t e n Wechsel behalten mufs. Ist dies der Fall, so ist der Schuldner nur gegen Rückgabe des neuen und des a l t e n Wechsels zu zahlen verpflichtet. R.O.H.G. X I X S. 252; R.G. IX S. 65. 3 R.O.H.G. I S. 291, IV S. 365, XXV S. 26, XIV S. 165.

§ 62.

Die Prolongation.

267

wenn die Stundung a u f dem W e c h s e l s e l b s t ausgedrückt ist, also einerseits n u r zu Gunsten dessen, f ü r d e n sie geschehen, nicht auch zu Gunsten des A v a l i s t e n 4 , andererseits auch nicht gegenüber den V o r m ä n n e r n oder den N a c h m ä n n e r n jenes Wechselinhabers, der die Stundung bewilligt hat. Regrefsrecht des P r o l o n g a n t e n . Der P r o l o n g e n t selbst wahrt sich seine R e g r e f s r e c h t e , wenn er mit Rücksicht auf den im Wechsel angegebenen a l t e n Verfalltag den Wechsel zur Zahlung präsentiert und mangels Zahlung Protest erhoben h a t ; er kann s o f o r t Regrefs nehmen, sowohl wenn er die Prolongation erst n a c h Verfall und Protesterhebung, als auch dann, wenn er sie v o r Verfall bewilligt hat. Der V o r m a n n kann sich auch nicht darauf berufen, dafs der Wechselinhaber gerade dadurch, dafs er dem A c c e p t a n t e n v o r Verfall Stundung gewährt, s e l b s t die Nichtzahlung zur Verfallzeit verschuldet habe 5 ; er kann dies hier ebensowenig, wie in dem Fall, dafs der Bezogene von vornherein mit Z u s t i m m u n g des W e c h s e l i n h a b e r s nur mit H i n a u s r ü c k u n g des Z a h l u n g s t a g s acceptiert hat, denn die Regrefspflicht t r i t t s e l b s t ä n d i g ein, sobald die Nichtzahlung am V e r f a l l t a g e durch Protest konstatiert ist, wie immer der Grund beschaffen sein mag, aus dem die Zahlung ausgeblieben ist. I n der That kann man dem Wechselinhaber deshalb, weil er hinterher dem A c c e p t a n t e n v o r Verfall prolongiert hat, ebensowenig, wie wenn er von vornherein gegenüber dem Bezogenen in die Hinausschiebung des Zahlungstags durch modifizierte Acceptation e i n g e w i l l i g t hat, die Schuld daran beimessen, dafs die Zahlung zu der im Wechsel angegebenen Verfallzeit ausgeblieben sei. Weder in dem einen, noch in dem anderen Fall hat der Wechselinhaber den Schuldner daran gehindert, dessenungeachtet dem durch die V o r m ä n n e r garantierten I n h a l t e der T r a t t e entsprechend bei der Präsentation z u r V e r f a l l z e i t zu zahlen; bei dem m o d i f i z i e r t e n A c c e p t e hat er nur der Not gehorcht, um nicht ganz ohne Accept zu bleiben; bei der P r o l o n g a t i o n giebt er zwar freiwillig dem Acceptanten die Zusage, ihn zu schonen und erst. 4 5

R.O.H.G. XIV S. 166, X V I I I S. 301. R.O.H.G. XIV S. 166.

268

§ 62.

Die Prolongation.

nach Ablauf der Prolongationsfrist zur Klage gegen ihn zu schreiten, aber doch nur für den Fall, dafs es sich der Acceptant nicht doch noch überlegen und der in der Tratte enthaltenen Zahlungsaufforderung entsprechend bei der Präsentation z u r V e r f a l l z e i t zahlen sollte. Der Wechselgläubiger mufs daher auch, um ordnungsgemäfs vorzugehen, in dem einen wie in dem anderen Falle, da die ursprüngliche Verfallzeit unverändert bleibt, zu dieser Zeit den Wechsel zur Zahlung präsentieren, hat aber dann auch in beiden Fällen das Recht nach erhobenem Proteste mangels Zahlung sofort die R e g r e f s p f l i c h t i g e n . da die von ihnen garantierte Zahlung des Hauptschuldners trotz gehöriger Präsentation schliefslich dennoch ausgeblieben i s t , in Anspruch zu nehmen. Dies ist bei der P r o l o n g a t i o n für die regrefspflichtigen Vormänner noch weniger hart als bei dem m o d i f i z i e r t e n A c c e p t e , denn im letzteren Falle können die Vormänner selbst n a c h geleisteter R e g r e f s z a h l u n g den A c c e p t a n t e n nur nach dem I n h a l t e des m o d i f i z i e r t e n A c c e p t s in Anspruch nehmen, während sie bei der Prolongation das Recht haben, ohne Rücksicht auf die von i h r e m N a c h m a n n e gewährte Prolongation, s o f o r t das Recht gegen den A c c e p t a n t e n gerichtlich geltend zu machen; denn in der dem A c c e p t a n t e n gewährten Prolongation liegt der Sache nach eine mit Z u s t i m m u n g d e s W e c h s e l i n h a b e r s erfolgte hinterherige Modifikation des e i n m a l erteilten A c c e p t s , die als g e s e t z l i c h u n z u l ä s s i g (Art. 21 Al. 4) gegenüber den V o r m ä n n e r n nicht in Betracht kommt. R e g r e f s r e c h t d e r N a c h m ä n n e r des P r o l o n g a n t e n . Obgleich die Prolongation schriftlich a u f d e m W e c h s e l s e l b s t erfolgt ist, so w i r k t sie — anders, wie der im Wechsel beurkundete P r o t e s t e r l a f s — nicht auch gegenüber d e n N a c h m ä n n e r n , die den Wechsel mit dem Prolongationsvermerke erworben haben, denn die v o r Verfall bewilligte Prolongation steht der Sache nach einer h i n t e r h e r i g e η M o d i f i k a t i o n des A c c e p t s gleich, kommt daher auch den N a c h m ä n n e r n g e g e n ü b e r als eine, wenn auch ersichtlich gemachte, doch gesetzlich unzulässige Beschränkung (Art. 21 Al. 4) nicht in Betracht. Der Wechselinhaber, der eine Prolongation v o r Verfall bewilligt h a t , hat es daher allerdings in

S 63.

Das Recht zur Deposition nach Verfall (Art. 40).

269

seiner Hand, die aus der Prolongation hervorgehende Einrede sofort dadurch illusorisch zu machen, dafs er den Wechsel weiter indossiert, allein es verhält sich eben mit dieser Einrede ebenso, wie mit anderen Einreden, die dem Wechselschuldner gegen den Indossanten v o r Verfall zustehen. Der gutgläubige Ν a c h in an η ist also berechtigt, das Recht aus dem Wechsel gegen den Schuldner, dem die Prolongatiou von dem V o r m a n n e bewilligt worden ist, auch v o r Ablauf des Prolongationstermins geltend zu machen. Der N a c h m a n n kann auch d i e R e g r e f s k l a g e s o f o r t anstellen, vorausgesetzt, dafs er die R e g r e f s b e d i n g u n g e n mit Rücksicht auf die im W e c h s e l a n g e g e b e n e V e r f a l l z e i t erfüllt hat. Unter seinen V o r m ä n n e r n allerdings können jene, welche die Prolongation direkt b e w i l l i g t oder doch derselben z u g e s t i m m t haben, wenn sie den Wechsel im Regrefswege eingelöst haben, die Klage gegen den Hauptschuldner, dem die P o l o n g a t i o n bewilligt worden ist, erst nach verstrichener Prolongationsfrist anstellen.

§ 63.

Das Recht zur Deposition nach Verfall (Art. 40)

Ebensowenig, wie der Wechselschuldner den Wechselinhaber zwingen kann, v o r der Verfallzeit die Zahlung anzunehmen, ebensowenig kann er selbst gezwungen werden, seine Zahlung länger hinauszuschieben; er hat nicht blofs die P f l i c h t , sondern auch ein R e c h t , zur Verfallzeit zu zahlen. Wenn sich der Wechselinhaber weder am Verfalltage selbst, noch innerhalb der Protestfrist präsentiert h a t 2 , um die Zahlung der Wechselsumme zu fordern 3 , so ist der S c h u l d n e r b e r e c h t i g t , die geschuldete Summe zu d e p o n i e r e n und durch dieses Surrogat 1

Ebenso U n g a r n § 40. Das Recht zur Deposition besteht n i c h t f r ü h e r als nach A b l a u f der P r o t e s t t a g e . Der Schuldner kann aber die Deposition auch später machen. 2

3

ζ . B. weil er abwesend ist oder aus irgend einem anderen Grunde die Zahlung nicht beheben k a n n — ζ . B. er ist in Konkurs, oder gerichtlich erklärter Verschwender oder minderjährig, also zur Quittierung des Wechsels nicht befugt, oder er kann nicht sämtliche relevante Duplikate

270

§ 64. Gegenstand der Zahlung.

Teilzahlung.

der Zahlung seine L i b e r i e r u n g zu erzwingen 4 . Das deponierte Geld steht auf G e f a h r des W e c h s e l g l ä u b i g e r s . Wenn dann später der Gläubiger trotz erfolgter Deposition die Klage auf Zahlung gegen den Schuldner anstellt, so kann dieser die erfolgte Deposition einwenden. Da der Wechselinhaber zur Verfallzeit, so lange er sich nicht präsentiert, dem Schuldner in der Regel unbekannt ist, so kann ihm v o r der Deposition die Zahlung von dem Schuldner nicht angeboten, und er kann zur Deposition nicht eingeladen werden; die oblatio et citatio ad videndum deponi findet daher nach A r t . 40 nicht statt. Die Kosten der gehörig vorgenommenen Deposition hat der Wechselinhaber zu tragen; denn sie ist die Folge davon, dafs er die Zahlung innerhalb der Protestfrist, nicht wie es seine Pflicht ist, verlangt h a t ; er hat diese Kosten durch sein schuldhaftes Verhalten (mora accipiendi) notwendig gemacht, mufs sie also dem Schuldner, der sie aufgewendet hat, ersetzen.

§ 64.

Gegenstand der Zahlung.

Teilzahlung.

D i e G e l d s o r t e i s t n i c h t a n g e g e b e n . Ist im Wechsel fur die Geldsumme, die in jeder beliebigen, auch fremden Währung ausgedrückt werden kann, eine besondere G e l d s o r t e nicht angegeben, so kann der W e c h s e l z a h 1er n a c h s e i n e r W a h l j e d e G e l d s o r t e anbieten, vorausgesetzt, so sie am ausliefern — oder wenn er die Zahlung nicht beheben w i l l , weil er ζ . B. das für die Schuld bestellte Pfand so lange als möglich behalten will, oder weil er die Zahlung nicht durch eine gehörig legitimierte Person oder ohne Quittierung auf dem Wechsel verlangen läfst. Durch Art. 40 ist die Deposition nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechts in anderen dazu geeigneten Fällen nicht ausgeschlossen; R.O.H.G. V I S. 233. So wenn Streit darüber herrscht, wem das Eigentum am Wechsel zustehe, und wenn es für den Schuldner schwer zu erkennen ist, w e r eigentlich derjenige sei, der das Recht auf die Zahlung hat. Die Deposition erfolgt hier nicht infolge eines Versäumnisses des Wechselinhabers, sondern blofs zur eigenen Sicherung des D e p o n e n t e n , daher d i e s e r auch die K o s t e n der Deposition zu tragen hat. 4 Die Deposition erfolgt in Ö s t e r r e i c h (auch in U n g a r n ) nur bei Gericht, in D e u t s c h l a n d auch bei einer zur Annahme von Depositen berechtigten Behörde. Die Deposition kann nach der deutschen W.O. aufserdem noch in zwei Fällen behufs Sicherstellung erfolgen (Art. 25, 73).

§ 64.

Gegenstand der Zahlung.

Teilzahlung.

Z a h l u n g s o r t e K u r s h a t ; doch kann er natürlich den Wechselinhaber nicht zwingen, in S c h e i d e m ü n z e mehr als den gesetzlich bestimmten Betrag anzunehmen. D i e G e l d s o r t e i s t a n g e g e b e n . Dieses W a h l r e c h t des Schuldners rücksichtlich der G e l d s o r t e besteht nicht, sobald im W e c h s e l selbst eine b e s o n d e r e G e l d s o r t e angegeben erscheint, vorausgesetzt, dafs diese Geldsorte am Z a h l u n g s o r t e Umlauf hat. Der Wechselschuldner kann sich in diesem Falle nur durch diese b e s t i m m t e Geldsorte liberieren. Diese Geldsorte, in der die Wechselsunime im Wechsel selbst ausgedrückt erscheint, gilt als das b e d u n g e n e Zahlungsmittel. Der W e c h s e l i n h a b e r ist daher b e r e c h t i g t , die geschuldete Geldsumme zu verlangen; der Schuldner ist v e r p f l i c h t e t , diese im W e c h s e l a u s d r ü c k l i c h angegebene b e s o n d e r e G e l d s o r t e zu leisten. D i e a n g e g e b e n e G e l d s o r t e k u r s i e r t n i c h t . Anders verhält es sich, wenn die im Wechsel selbst angegebene Geldsorte am Z a h l u n g s o r t e überhaupt n i c h t k u r s i e r t . I n diesem Falle kann sie durch j e d e am Zahlungsorte kursierende Geldsorte unter Berücksichtigung der zwischen den beiden Kategorien von Münzen zur Verfallzeit am Zahlungsorte bestehenden Wertdifferenz ersetzt werden ; denn die im Wechsel angegebene Geldsorte hat ja nur den Zweck, die H ö h e d e r G e l d s u m m e , die als Zahlung gegen den Wechsel geleistet werden soll, anzugeben ; diese die Wechselsumme ausdrückende Geldsorte kann, wenn sie am Zahlungsorte nicht kursiert und daher in natura nicht gezahlt werden kann, nach dem Werte des Ortes, wo, und der Z e i t , wann die Zahlung zu geschehen hatte, vergütet werden. Der B e z o g e n e hat also die W a h l zwischen j e d e r am Z a h l u n g s o r t e k u r s i e r e n d e n Geldsorte u n d der ausdrücklich angegebenen Geldsorte, und der Wechselinhaber mufs sich mit j e d e r am Z a h l u n g s o r t e g a n g b a r e n G e l d s o r t e zufrieden geben 1 . AngabederGeldsortemitder Κ lausei: „effektiv". 1

Wenn ζ . B. der von London auf Berlin gezogene Wechsel auf 1000 englische Sovereigns lautet, so kann der Bezogene die Zahlung in Reichsmark nach Kurs leisten, also soviele Mark als in Berlin zur Verfallzeit 1000 englische Sovereigns wert sind.

272

§ 64. Gegenstand der Zahlung.

Teilzahlung.

Findet sich aber bei der im W e c h s e l a n g e g e b e n e n Geldsorte das W o r t : „ e f f e k t i v " oder ein ähnlicher Zusatz, z. B . : „ i n natura", oder „nicht anders", so hat der Wechselinhaber das R e c h t , a u s s c h l i e f s l i c h die a n g e g e b e n e G e l d s o r t e zu f o r d e r n (Art. 3 7 ) 2 , kann daher nicht gezwungen werden, eine a n d e r e Geldsorte anzunehmen 3 , auch dann nicht, wenn sich der Zahler erbietet, den Wert der angegebenen Geldsorte in einer gangbaren Landesmünze nach dem Kurse zu vergüten. Der Wechselinhaber hat vielmehr stets das Recht, wenn die Zahlung in der a n g e g e b e n e n Geldsorte nicht effektiv geleistet wird, Protest mangels Zahlung zu erheben, auch dann, wenn die verschriebene Münzsorte am Zahlungsorte nicht zu haben ist. Der Wechselschuldner mufs sich daher in diesem Falle, um dem Wechsel gemäfs Zahlung leisten zu können, die verschriebene Geldsorte um jeden Preis verschaffen. Rechnungswährung. Lautet der Wechsel auf eine R e c h n u n g s W ä h r u n g , ist also die Geldsumme nur durch Nennung einer begrifflichen, nicht einer bestehenden Geldsorte angegeben, so mufs der Wechselinhaber stets mit jeder am Zahlungsorte gangbaren Geldsorte zufrieden sein. Teilzahlung. Der Wechselinhaber ist b e r e c h t i g t und v e r p f l i c h t e t , eine Teilzahlung anzunehmen; er ist dazu b e r e c h t i g t ; daher hat er, obwohl er in die Teilzahlung e i n g e w i l l i g t hat, keineswegs für den R e s t seinen R e g r e f s verloren; er ist dazu v e r p f l i c h t e t ; daher ist der Regrefs rücksichtlich der a n g e b o t e n e n , von dem Wechselinhaber z u r ü c k g e w i e s e n e n Teilzahlung verloren ( A r t . 38, Art. 98 Ρ 5 ) 4 . 2

Ebenso U n g a r n § 37. Besteht ein Z w a n g s k u r s für Papiergeld, so kann der Wechselinhaber trotz der Klausel: „effektiv" gezwungen werden, an Stelle der im Wechsel angegebenen besonderen Geldsorte Papiergeld anzunehmen; denn das Gesetz über den Zwangskurs hat öffentlich-rechtlichen Charakter und erklärt im öffentlichen Interesse das Papiergeld als ein genügendes Äquivalent jeder Geldsorte, dessen Annahme für jedermann obligatorisch erscheint. Der Zusatz: „effektiv" kann daher hier nicht die ihm sonst zukommende Wirkung ausüben, da diese Klausel in der einfachsten Weise dazu benützt werden könnte, um das Gesetz über den Zwangskurs zu umgehen. 4 Ebenso U n g a r n § 38. Da das T e i l a c c e p t von dem Wechsel3

§ 65. Wem mufs und kann der Wehselsculdner zahlen?

Auch wenn der Bezogene das Accept für die g a n z e Wechselsumme erteilt hat, kann er den Wechselinhaber zwingen, eine Teilzahlung anzunehmen und sich so zum Teil von der eingegangenen Verpflichtung befreien (Art. 3 8 ) 5 . Bei Teilzahlungen mufs der Wechselinhaber, um sich den Regrefs wegen des nicht bezahlten Restes zu wahren, Protest mangels Zahlung erheben. Wird die Teilzahlung erst angeboten, n a c h d e m bereits Protest mangels Zahlung der vollen Wechselsumme erhoben ist, so d a r f sie der Wechselinhaber z u r ü c k w e i s e n ; j e d e r Wechselschuldner, der erst nach erhobenem Proteste die Zahlung leisten w i l l , mufs nach Art. 48 die g a n z e noch geschuldete Summe anbieten. Ebensowenig braucht der Wechselinhaber eine t e i l w e i s e angebotene Regrefszahlung zuzulassen.

§ 65. Wem mufs und kann der Wechselschnldner zahlen? Der Wechselschuldner m u f s dem g u t g l ä u b i g e n nach Art. 36 legitimierten Inhaber (R e m i 11 e n t e η oder I n d o s s a t a r) zahlen, auch dem Prokuraindossatar (Art. 17), oder dem von dem Wechselgläubiger sonst zur Einkassierung bestellten Vert r e t e r 1 , dem gesetzlichen oder richterlich bestellten Vertreter inhaber zugelassen werden mufs (Art. 22), so mufs es auch mit der T e i l z a h l u n g geschehen, denn wenn der Bezogene nur zum T e i l a c c e p t i e r t . hat, so ist er selbstverständlich nicht v e r p f l i c h t e t , mehr zu zahlen als den a c c e p t i e r t e n T e i l , da ja der Teilacceptant durch die Teilzahlung vollständig seine \ r erpflichtung erfüllt. Kann aber der Wechselinhaber eine solche Teilzahlung nicht zurückweisen, so mufs er, auch wenn der Bezogene gar n i c h t a c c e p t i e r t hat, verpflichtet sein, eine von diesem angebotene Teilzahlung anzunehmen, da ja der Bezogene das R e c h t gehabt hätte, nur zum T e i l zu a c c e p t i e r e n . Der Wechselinhaber hätte ein solches Teilaccept nicht zurückweisen dürfen (Art. 22) und demgemäfs die entsprechende T e i l z a h l u n g sich gefallen lassen müssen, daher darf er auch die von dem Bezogenen o h n e ' T e i l a c c e p t angebotene T e i l z a h l u n g nicht zurückweisen. 6 Die Teilzahlung liegt auch hier im Interesse der V o r m ä n n e r und verursacht dem W e c h s e l i n h a b e r selbst keinen Schaden· Die Zurückweisung der Teilzahlung hätte nur den cliikanösen Zweck, zum Schaden der V o r m ä n n e r das Regrefsrecht mit voller Ausnützung der Vorteile der Retourrechnung auszuüben. 1 Hierher gehört die Einkassierung im Wege des Postauftrags durch die Postverwaltung, die als Mandatar handelt. G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

^

274

§ 65

Wem mufs und kann der Wehselsculdner zahlen?

(Vormund, M assa ver waiter) , dem Cessionar oder Erben, dem durch richterliches Erkenntnis als Gläubiger Anerkannten, z. B. dem Amortisationswerber 2 . Wem k a n n der W e c h s e l s c h u l d n e r zahlen? Der Wechselschuldner wäre nach allgemeinen Grundsätzen nicht liberiert , wenn er nicht demjenigen zahlt, dem das Forderungsiecht wirklich zusteht, und der zum Zahlungsempfange fähig ist. allein die Natur der Wechselschuld bringt es mit sich, dafs der Wechselschuldner auch dann liberiert ist, wenn er an einen nur f o r m e l l legitimierten, m a t e r i e l l aber nicht berechtigten, oder wenn er an einen zum Zahlungsempfange unfähigen Wechselinhaber i n g u t e m G l a u b e n — ohne Unredlichkeit, ohne grobes Verschulden — gezahlt hat, also auch einem Inhaber, der zwar durch eine äufserlich zusammenhängende Kette von Indossamenten anscheinend legitimiert war, der aber in b ö s e m Glauben, z. B. als Teilnehmer an der Fälschung, oder mit g r o b e r Fahrlässigkeit b e i d e m E r w e r b e vorgegangen war, daher nur dem äufseren Scheine nach die Stellung eines Wechselgläubigers einnahm, nur faktisch in der Lage war, jene Rechte aus dem Papiere auszuüben, die nur dem g u t g l ä u b i g e n , l e g i t i m i e r t e n Besitzer zustehen. Die Zahlung kann also wirksam nicht blofs dem wirklichen Wechsel gläubiger, sondern auch dem blofs scheinbaren und auch dem zum Empfange unfähigen Wechselgläubiger gemacht werden. H a t der Wechselschuldner zur Verfallzeit, in dem ehrlichen Glauben dem wahren und fähigen Gläubiger zu zahlen, ohne dafs ihm der Vorwurf grober Unvorsichtigkeit gemacht werden kann, einem äufserlich legitimierten Wechselinhaber gezahlt, der sich jedoch mit Unrecht für den wirklichen Eigentümer oder dessen Vertreter ausgegeben hatte, so hat der w i r k l i c h e W e c h s e l e i g e n t ü m e r den Schaden zu tragen; er kann nicht von dem Wechselschuldner noch einmal Zahlung verlangen, sondern hat blofs einen Anspruch auf Ersatz gegenüber dem befriedigten, scheinbaren Wechselgläubiger. Ebenso ist der gutgläubige Zahler liberiert, wenn er ohne grobes \ r erschulden einem unfähigen Wechselinhaber z. B. einem Verschwender oder Kridar gezahlt hat. 2

Der Pfandbesitzer des Wechsels als solcher ist nicht legitimiert.

65.

Wem mufs und kann der W e h s e l s c u l d n e r zahlen?

P r ü f u n g s p f l i c h t des Z a h l e r s . Der Zahler mufs, um mit Sicherheit zahlen zu können, gewisse Vorsichtsmafsregeln beobachten; er mufs sich vergewissern, dafs derjenige, der die Zahlung verlangt, prima facie gemäfs d e m W e c h s e l als Berechtigter auftreten könne, also durch eine ä u f s e r l i c h z u s a m m e n h ä n g e n d e Kette von Indossamenten legitimiert sei. Zahlt er, obwohl er aus dem Papiere selbst hätte entdecken können, dafs die regelmäfsige Aufeinanderfolge der Indossamente unterbrochen sei, so hat er schuldbarer Weise dem Wechselinhaber gezahlt und ist daher verpflichtet, die Zahlung noch einmal dem wahren Wechsel gläubiger zu leisten. Der Zahler ist jedoch nicht v e r p f l i c h t e t , sich vor der Zahlung über die E c h t h e i t der Indossamente Gewifsheit zu verschaffen (Art. 36 A l . 3). Der Zahler ist auch n i c h t einmal b e r e c h t i g t , die E c h t h e i t der Indossamente zu prüfen, also neben der f o r m e l l e n Legitimation auch noch die m a t e r i e l l e zu verlangen. Der Umstand, dafs die Indossamente falsch sind, steht sogar dem r e c h t s g ü l t i g e n E r w e r b e der Rechte aus dem Wechsel nicht entgegen (Art. 76). Der E r w e r b e r des Wechsels ist also nicht v e r p f l i c h t e t , die vorangegangenen Erwerbsarten zu kontrollieren und zu prüfen, ob eine Fälschung in der Mitte liege; er ist berechtigt, wenn keine besonderen Verdachtsgründe vorliegen, die Echtheit der äufserlich unverdächtig erscheinenden Indossamente zu präsumieren; er darf nur nicht b ö s g l ä u b i g oder mit grober F a h r l ä s s i g k e i t bei dem E r w e r b e vorgegangen sein (Art. 74). Da auch derjenige, der g u t g l ä u b i g auf Grund eines f a l s c h e n Indossaments den Wechsel e r w o r b e n hat, w a h r e r W e c h s e l g l ä u b i g e r geworden ist, so ist auch der W e c h s e l s c h u l d n e r n i c h t b e r e c h t i g t , einem solchen Wechselinhaber gegenüber eine Kontrolle rücksichtlich der vorangegangenen Erwerbsarten auszuüben und den Umstand vorzubringen, dafs sich in der Reihe der ihn legitimierenden I n dossamente f a l s c h e befinden; er k a n n n u r d a n n o h n e S c h a d e n die Z a h l u n g v e r w e i g e r n , w e n n er b e w e i s e n k a n n , d a f s der f o r m e l l l e g i t i m i e r t e W e c h s e l i n h a b e r , w e i l er b ö s g l ä u b i g oder m i t grober F a h r l ä s s i g k e i t erworben habe, m a t e r i e l l n i c h t l e g i t i m i e r t s e i ( A r t . 82). Identitätsprüfung. Der Zahler darf den Wechsel 18*

276

§ 65. Wem mufs und kann der Weehselscliuldner zahlen?

nicht ohne weiteres einem Inhaber, den er nicht kennt, bezahlen, sondern hat zuvor die I d e n t i t ä t zu prüfen und mufs, s o b a l d sich bei dieser Prüfung, die nicht mit grober Fahrlässigkeit vorgenommen werden darf, V e r d a c h t gegen die I d e n t i t ä t des Inhabers mit dem aus dem Wechsel legitimierten Gläubiger ergiebt, die Zahlung zurückhalten. Der Wechselinhaber soll sich in den Stand setzen, seine Identität (durch Legitimationspapiere, Gewährsmänner) zu beweisen und trägt den Schaden, der durch die damit verbundene Verzögerung herbeigeführt wird. Der Zahler ist jedoch nicht immer v e r p f l i c h t e t , die Identität des Wechselinhabers zu prüfen, sondern nur dann, wenn in der Unterlassung der Prüfung eine g r o b e F a h r l ä s s i g k e i t gelegen wäre. Auch eine o h n e Identitätsprüfung vorgenommene Zahlung ist gültig, wenn sie in g u t e m G l a u b e n ohne g r o b e F a h r l ä s s i g k e i t geschehen i s t 3 , umsomehr eine Zahlung nach vorhergegangener Identitätsprüfung, bei der der Zahler, ohne mit grober Fahrlässigkeit vorgegangen zu sein, irregeführt worden ist. Der Zahler ist jedoch immer ber e c h t i g t , die I d e n t i t ä t s p r ü f u n g vorzunehmen. A r t . 3 6 erk l ä r t j a nur denjenigen für berechtigt, der eine bis auf i h n hinuntergehende Kette von Indossamenten für sich hat; erst dann, wenn seine Identität feststeht, hat der f o r m e l l legitimierte Präsentant die Präsumtion des guten Glaubens für sich. Der Wechselschuldner darf jedoch nicht chikanös die I d e n t i t ä t des i h m b e k a n n t e η Wechselinhabers bestreiten und die Zahlung verweigern; thut er es dennoch, so hat er den durch die Zahlungsverzögerung verursachten Schaden zu t r a g e n 4 . 3

Es ist inkonsequent, wenn man den in gutem Glauben ohne grobe Fahrlässigkeit gemachten E r w e r b des Wechsels für unangreifbar, eine solche Zahlung aber für nicht zu Recht bestehend erklärt. Würde der Zahler den Wechsel gegen die Zahlung (animo emendi) auf sich girieren lassen, so wäre er Eigentümer des Wechsels; warum soll es anders sein, wenn er den Wechsel ohne Giro gegen die Zahlungsleistung (animo solvendi) erlangt? 4 AVenn der Wechsel anstatt des Geldes genommen werden und seine Cirkulationsbestimmung erfüllen soll, so ist es von besonderer Wichtigkeit, dafs in der Zahlung des Wechsels keine Verzögerung eintreten und dafs der Wechselinhaber, der sich auf Grund einer zusammenhängenden Reihe von äufserlich unverdächtigen Indossamenten präsentiert, in seiner'Er-

§ 66. Modalitäten der Zahlung.

§ 67. Die Amortisation.

277

§ 66. Modalitäten der Zahlung. Z a h l u n g gegen den q u i t t i e r t e n Wechsel. Die Zahlung des Wechsels braucht nur Z u g u m Z u g gegen Aushändigung des quittierten Wechsel zu erfolgen (Art. 39) *; denn die Zahlung soll einerseits die L i b e r i e r u n g des Zahlers zur Folge haben und ihm Schutz gegen die Gefahr eines nochmaligen Zahlungsverlangens bieten, andererseits einen R e v a l i e r u n g s a n s p r u c h begründen; daher wird auch schon durch die beinahe überall auf den Wechseln stereotyp vorkommenden W o r t e : „Gegen diesen Wechsel" zum Ausdruck gebracht, dafs die Zahlung nur gegen Übergabe des Papiers zu geschehen habe. Der Zahler kann nicht blofs Aushändigung des Wechsels, sondern auch einen schriftlichen Beweis der Zahlung durch Quittierung auf dem Originalwechsel verlangen 2 . Die Zahlung kann daher verweigert werden, solange nicht das Papier mit einer von dem Wechselgläubiger darauf ausgestellten und von ihm unterzeichneten Quittung über die ihm gemachte Zahlung übergeben wird. Q u i t t u n g b e i T e i l z a h l u n g . I m Falle einer T e i l z a h l u n g k a n n der Zahler nicht blofs die Quittierung über die geleistete Teilzahlung auf dem W e c h s e l selbst, sondern, da der Wechsel selbstverständlich in der Hand des Wechselgläubigers zurückbleibt, auch die Quittierung auf einer K o p i e des Wechsels verlangen.

§ 67.

Die Amortisation.

Von der Regel, dafs die Zahlung des Wechsels nur g e g e n P r ä s e n t a t i o n u n d A u s h ä n d i g u n g des quittierten P a p i e r s verlangt werden kann, ist aus Billigkeitsgründen eine Ausnahme für den Fall des V e r l u s t e s des Papiers anerkannt Wartung, dafs der pünktlichen Zahlung des Wechsels kein Hindernis bereitet werden werde, nicht chikanös getäuscht werden darf. 1 Übereinstimmend U n g a r n § 39. 2 Die Quittierung erfolgt nach allgemeinem Handelsbrauche auf dem Rücken des Wechsels durch die Worte: „Zahlung erhalten", „pour acquit" u. s. w. und die Unterschrift des gehörig legitimierten Zahlungsempfängers; der Inhalt der Quittung ist aus dem Inhalte des Wechsels zu ergänzen.

278

§ 6.

Die

otion.

( A r t . 7 3 ) 1 , sei es, dais dessen V e r n i c h t u n g

2

konstatiert

ist

oder n i c h t , d a es i n der T h a t h a r t wäre, w e n n m a n dem E i g e n tümer

des v e r l o r e n e n Papiers j e d e H ü l f e ,

Papiere

wirksam

wahren

Wechselschuldner

zu

auf

ungerechtfertigten V o r t e i l

können,

Kosten zukommen

des

sein R e c h t aus dem versagte

liefse.

Mit

daher A r t . 73 den V e r l u s t t r ä g e r i n den S t a n d , f a l l e s , d e r das Papier betroffen, sein R e c h t geltend zu machen3. leitung

und

Gläubigers Recht

trotz

als

wird

dann

des Z u -

später

Amortisationsverfahren



— infolge

nach

gehörig

Ein-

provisorisch

so b e h a n d e l t , a l s w e n n e r n o c h i m B e s i t z e d e s wäre;

setzt

Gläubiger

Schon n a c h «der v o n i h m e r w i r k t e n

des A m o r t i s a t i o n s v e r f a h r e n s 4 w i r d er

dem einen

Papiers

durchgeführtem

des r i c h t e r l i c h e n

Ausspruchs

1 Art. 73 lautet in Ö s t e r r e i c h abweichend von der deutschen W.O. Satz 1 ist gleichlautend. Satz 2 der öst. W.O., der den Gang des Verfahrens regelt, fehlt in der d e u t s c h e n W.O. Satz 3 ist gleichlautend, nur ist in der öst. W.O. der Zusatz: „und nach der Verfallzeit" aufgenommen. Im 4. Satze fehlt in der öst. W.O. der in der d e u t s c h e n W.O. befindliche Zusatz: „oder bei einer anderen zur Annahme von Depositen ermächtigten Behörde oder Anstalt". Für D e u t s c h l a n d ist jetzt auch noch mafsgebend K.C.Pr.O. §§ 824—850. Mit Art. 73 im wesentlichen übereinstimmend U n g a r n §§ 77—79. 2

Art. 73 erwähnt nur den Fall des A b h a n d e n k o m m e n s . Die gleichen Gründe der Billigkeit sprechen aber auch im Falle zufälliger oder irrtümlicher V e r n i c h t u n g des Papiers. R.C.Pr.O. § 837 Al. 1 erwähnt auch den Fall der Vernichtumg ausdrücklich. 3 Auch verjährte und präjudizierte Wechsel können daher amortisiert werden, um die Bereicherungsklage anstellen zu können. R.O.H.G. VI 5. 385, X S. 42. Das Recht aus dem verlorenen Papiere, also auch auf Einleitung des Amortisationsverfahrens, kann auch c e d i e r t , jedoch nicht indossiert werden. Auch der P r o k u r a i n d o s s a t a r kann die Amortisation beantragen, da er j a sogar klagen kann. Die Amortisation ist übrigens für den Gläubiger auch dann notwendig, wenn der Wechsel erst abhanden gekommen ist, nachdem der Acceptant schon r e c h t s k r ä f t i g verurteilt war; R.O.H.G. X I S. 71, X I V S. 176. 4 Zur Begründung des Antrags auf Einleitung des Amortisationsverfahrens verlangt die R.C.Pr.O. § 840 die G l a u b h a f t m a c h u n g derjenigen Thatsachen, von denen die B e r e c h t i g u n g abhängt, das Aufgebotsverfahren zu beantragen, auch das Erbieten zur eidlichen Versicherung der Angaben, ferner die Beibringung einer Wechselkopie, resp. die Angabe des wesentlichen Inhalts des Wechsels.

§ 67.

279

Die Amortisation.

(des Ausschlufsurteiles) das Papier für wirkungslos erklärt, so wird, obgleich das Papier in Wahrheit nicht mehr existiert oder in die Hand eines d r i t t e n , sei es auch g u t g l ä u b i g e n , Erwerbers geraten ist, d e f i n i t i v f i n g i e r t , dafs das P a p i e r n o c h i n d e r H a n d des f r ü h e r e n Besitzers e x i s t i e r e , jedoch der Natur der Sache nach nur in j e n e m — für ihn jedenfalls unabänderlich gewordenen — Z u s t a n d e , i n d e m es s i c h i n s e i n e r H a n d z u r Z e i t des V e r l u s t e s b e f u n d e n 5 hatte. Durch das schliefsliche Amortisationserkenntnis wird demnach einerseits das Papier, gleichgültig, in w e s s e n Händen es sich befinden m a g , also auch gegenüber dem g u t g l ä u b i g e n , legitimierten Inhaber, für k r a f t l o s erklärt, andererseits wird dadurch die formelle und materielle L e g i t i m a t i o n des Verlustträgers als Wechselgläubigers gegenüber Jedermann unanfechtbar gemacht; er braucht daher sein Recht aus dem Papiere nicht noch erst zu beweisen. I h m kann der Wechselschuldner ruhig zahlen, er ist gegen jeden anderweitigen Zahlungsanspruch definitiv gesichert 6 . Wäre die erfolgte Amortisation in Wahrheit nicht gerechtfertigt, so hätte der d r i t t e Inhaber des Papiers den Schaden zu tragen. Dem Wechselschuldner bleiben jedoch a l l e E i n r e d e n ge-

6 Daher erscheint jetzt eine I n d o s s i e r u n g (les verlorenen Papiers als ebenso unmöglich, wie die Ausfüllung eines Blanco. Der Eigentümer des verlorenen Blanketts kann daher trotz der Amortisation kein Recht aus dem Papiere, z. B. aus dem Blancoaccept gegen den Acceptanten, geltend machen; denn er hatte ja kein Recht aus dem — noch unausgefüllten — Papiere, als er es noch wirklich besafs, er konnte sich daher ein noch nicht existierendes Recht durch die Amortisation auch nicht wahren. Durch das Amortisationserkenntnis wird nur fingiert, dafs das Papier lediglich als Blankett, dem z. B. noch die Summe, die Zahlungszeit oder die Unterschrift des Ausstellers fehlten, in den Händen des früheren Besitzers noch fortexistiere. Eine n a c h t r ä g l i c h e Ausfüllung mit den noch fehlenden wesentlichen Erfordernissen könnte — wie eine nachträgliche Indossierung — nur bei dem w i r k l i c h v o r h a n d e n e n Papiere thatsächlich erfolgen, ist aber bei einem blofs f i n g i e r t vorhandenen Papier unmöglich. R.O.IUr. XXV S. 18. 6

Nach ergangenem Amortisationserkenntnis ist v e r f a h r en zulässig. So ausdrücklich U n g a r n § 79.

das

W e c h s el-

280

§ 6.

wahrt,

otion.

die er sonst g e h a b t h ä t t e ,

vorhanden

w e n n das P a p i e r

Eigentümers

bezweckt

des

aber

verlorenen

nicht

Papiers

W a h r u n g der schon vorhandenen R e c h t e gegenüber

dem

blofs —

aus

Wechselschuldner,

im

positiv dem

des A m o r t i s a t i o n s v e r f a h r e n s oder

der

gefunden

Genufs

der

gelangen

das P a p i e r hat,

es

Früchte

wirksam

begeben

und

unredlichen

k ö n n e , da cler E r w e r b gemachter

Herausgabe des Papiers

( A r t . 74)

die

sie

soll

m i t E r f o l g v e r h i n d e r n , dafs gestohlen in

den

\rorgehens

des Papieres, eben infolge

des A m o r t i s a t i o n s v e r f a h r e n s , l e i c h t als e i n m i t g r o b e r lässigkeit



Publizität

ohne R e c h t s t i t e l e r l a n g t ,

seines

Interesse Papiere

sondern

a u c h — n e g a t i v — d u r c h eine g e h ö r i g organisierte derjenige,

selbst

wäre7.

Die Amortisation des

Die

erscheinen

kann,

Fahrder

zur

verpflichtet 8.

7 R.O.H.G. X I V S. 176. Der als A c c e p t a n t in Anspruch Genommene kann insbesondere auch bestreiten, dafs er überhaupt ein Accept auf das Papier gegeben habe; es müfste ihm gegenüber der schwierige Beweis erbracht werden, dafs das verlorene Papier von i h m acceptiert sei. Nur die L e g i t i m a t i o n des A m o r t i s a t i o nsw e r b e r s ] ist durch das schliefsliche A m o r t i s a t i o n s e r k e n n t n i s aufser Zweifel gestellt, kann daher nicht mehr bestritten werden. 8 Daher entspricht es den Zwecken des Instituts, wenn auch eine n i c h t a c c e p t i e r t e Tratte amortisiert werden darf, auch eine nicht acceptierte, noch n i c h t begebene Tratte an eigene O r d r e , auch der vom Wechselschuldner nach geleisteter Zahlung zurückerlangte von ihm verlorene Wechsel; denn in allen diesen Fällen bleibt noch immer die Gefahr der Begebung des verlorenen Exemplars an einen redlichen Dritten. Auch ein u n t e r s c h r i e b e n e s W e c h s e l b l a n k e t t kann amortisiert werden. Der Verlierer wahrt hier durch die Amortisierung nicht ein ihm schon zustehendes Recht aus dem Papiere, da diesem j a noch die wesentlichen Erfordernisse eines Wechsels überhaupt fehlen, sondern er schützt blofs sein rechtliches Interesse daran, dafs die A u s f ü l l u n g des Blanketts zu einem gültigen Wechsel und die B e g e b u n g — von der Zeit des Amortisationserkenntnisses au für die Zukunft — unschädlich gemacht werde; denn so lange durch das Amortisationserkenntnis das Blankett nicht für erloschen erklärt ist, besteht die Gefahr, dafs es ausgefüllt und von jedem g u t g l ä u b i g e n Erwerber geltend gemacht werden könne. Die Öffentlichkeit des Amortisationsverfahrens bewirkt auch möglicherweise, dafs eine solche Ausfüllung des Blanketts während des Laufes der Amortisationsfrist als nicht in gutem Glauben vorgenommen erscheint. Nur der l e t z t e Eigen-

§ 67. Im

Interesse

sondere

des g u t g l ä u b i g e n

Kautelen9,

Laufes

der

losigkeit

des

Die Amortisation.

die

es i h m

Dritten

ermöglichen,

Amortisationsfrist, in

281

seinem Besitze

bevor

befindlichen

bestehen be-

während

des

die W i r k u n g s Papiers

definitiv

ausgesprochen w i r d , sich m i t dem Papiere z u m e l d e n 1 0 . Rechte

des A m o r t i s a t i o n s w e r b e r s

A in o r t i s a t i ο n s ν e r f a h r e n s. schon

infolge

behandelt

der E i n l e i t u n g

wird,

Da

der

im

Wechselprozesse,

Amortisationsfrist,

des

des A m o r t i s a t i o n Verfahrens so

als wenn er i m l e g i t i m i e r t e n Besitze des v e r -

lorengegangenen Papiers geblieben w ä r e , nicht

während

Amortisationswerber

schon

so

kann

während

selbstverständlich

unter

des

er,

jedoch

Laufes

der

Voraussetzung

der

F ä l l i g k e i t des Wechsels, von d e m A c c e p t a n t e n — d e m A u s steller

des e i g e n e n W e c h s e l s — nach f r e i e r W a h l

entweder

turner des verlorenen, unterschriebenen Blanketts kann die Amortisation verlangen, also auch der A c c e p t a n t , dem das Blancoaccept verloren gegangen ist, bevor er es dem T r a s s a n t e n überhaupt noch gegeben hatte. R.O.H.G. XXV S. 16. 9

Die Einhaltung des ordnungsmäfsigen Amortisationsverfahrens ist eine amtliche Aufgabe des Richters. R.O.H.G. V I S. 388. Die Darstellung dieser Normen gehört in den Civilprozefs. 10

Die Publizität des Amortisationsverfahrens mufs es dem d r i t t e n I n h a b e r des v e r l o r e n e n P a p i e r s , er mag es v o r oder n a c h Einleitung des Amortisationsverfahrens erworben haben, möglich machen, i n n e r h a l b des L a u f e s der A m o r t i s a t i o n s f r i s t mit dem Papiere zu kommen und seine Rechte aus dem Papiere geltend zu machen. Erst n a c h Ablauf einer gewissen Frist darf das Papier für wirkungslos erklärt werden. Diese Frist, beträgt in Ö s t e r r e i c h 45 Tage (Art. 73), in D e u t s c h l a n d 6 Monate (§§ 846, 848 C.Pr.O.). — am Schlüsse dieser Anmeldungsfrist ist hier ein Aufgebotstermin vorgeschrieben —, in U n g a r n 45 Tage. Diese Fristen beginnen überall erst n a c h Verfall des Wechsels. V o n d e r V e r l a 11 zeit a n g e f a n g e n kann man jedem Wechselinhaber, ohne dem Rechte des g u t g l ä u b i g e n Erwerbers nahe zu treten, zumuten, den Wechsel zu präsentieren ; wenn die Präsentation unterbleibt, darf man ohne Unbilligkeit annehmen, dafs der Wechsel zerstört oder bei einem bösgläubigen Besitzer sei, darf ihn daher für unwirksam erklären. Meldet sich aber n a c h Einleitung des Amortisationsverfahrens w ä h r e n d des L a u f e s d e r A m o r t i s a t i o n s f r i s t ein legitimierter Wechselinhaber, so mufs der Amortisationswerber die Anerkennung seines besseren Rechts an dem Papiere, die Aberkennung des Rechts des Dritten nach Art. 74 geltend zu machen suchen.

282

§ 6.

Die

otion.

Z a h l u n g , jedoch nur g e g e n K a u t i o n , oder D e p o s i t i o n verlangen 1 1 . Die Zahlung, zu der der Wechselschuldner, b e v o r noch das Papier definitiv für tot erklärt ist, gegenüber dem Amortisationswerber gesetzlich verpflichtet erscheint, erfolgt zunächst nur provisorisch und w i r k t n i c h t d e f i n i t i v 1 i b e r a t o r i s c h ; wenn demnach später — w ä h r e n d d e s L a u f e s d e r A m o r t i s a t i o n s f r i s t — ein d r i t t e r l e g i t i m i e r t e r Inhaber das Papier zur Zahlung präsentiert, so ist der Wechselschuldner verpflichtet, i h m , als dem wahren Gläubiger, ein ζ w e i t es m a l , und zwar selbstverständlich ohne Kaution, zu zahlen ; es zeigt sich eben hinterher, dafs er die e r s t e Zahlung an einen U n b e r e c h t i g t e n , an einen N i c h t g l ä u b i g e r gemacht habe. Gegen die daraus entspringende Gefahr, dafs der Wechselschuldner in seinem civilrechtlichen Regrefsanspruche durch die hinterher etwa eintretende Zahlungsunfähigkeit des u n berechtigten Zahlungsempfängers Schaden leiden könnte, ist der Schutz darin gelegen, dafs er w ä h r e n d des L a u f e s d e r A m o r t i s a t i o n s f r i s t nur dann zu zahlen verpflichtet ist, wenn i h m 1 2 der Amortisationswerber, als Äquivalent der sonst in der Aushändigung des quittierten Papiers gelegenen Garantie, eine K a u t i o η (Pfand oder Bürgschaft) leistet und dadurch den materiellen Regreisanspruch in genügender Weise deckt. R e c h t des A m o r t i s a t i o n s w e r b e rs g e g e n d i e R e grefspflichtigen. W ä h r e n d des L a u f e s d e r A m o r t i s a t i o n s f r i s t ist das Recht des Amortisationswerbers, Z a h l u n g g e g e n K a u t i o n oder D e p o s i t i o n zu verlangen, im 11

Das Wahlrecht des Amortisationswerbers besteht auch in U n g a r n . R.O.H.G. I S. 172. Nach anderer Ansicht ( D e r n b u r g § 283) wird der Wechselschuldner durch die Zahlung an den Amortisationswerber auch gegenüber jedem d r i t t e n Wechselinhaber l i b e r i e r t , daher bedürfe er selbst nicht der Kaution, wohl aber der d r i t t e Wechselinhaber, der sich vor dem Amortisationserkenntnis melde und mit seinem Zahlungsbegehren von dem Wechselschuldner zurückgewiesen werde. Der dritte Wechselinhaber sei nunmehr blofs auf den Regrefs gegen den unberechtigten Zahlungsempfänger angewiesen, und dieser Regrefs sei es eben, der durch die Kaution gedeckt werde. 12

§ 67.

Die Amortisation.

283

Gesetze selbst ausdrücklich nur gegenüber dem A c c e p t a n t e n und dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsel — selbstverständlich auch gegenüber dem A v a l i s t e n (Art. 81) — anerkannt; es besteht daher nicht auch gegenüber einem R e g r e f s p f l i c h t i g e n , selbst dann nicht, wenn der Wechsel erst n a c h erhobenem Proteste mangels Zahlung verloren gegangen i s t 1 3 . Ist jedoch in Beziehung auf einen erst n a c h e r h o b e n e m P r o t e s t m a n g e l s Z a h l u n g verloren gegangenen Wechsel d i e d e f i n i t i v e A m o r t i s a t i o n ausgesprochen, so ist das Recht auf Z a h l u n g s r e g r e f s o h n e K a u t i o n s l e i s t u n g a u c h gegen d i e r e g r e f s p f l i c h t i g e n V o r m ä n n e r b e g r ü n d e t 1 4 ; denn durch das Amortisationserkenntnis wird definitiv f i n g i e r t , dafs der Amortisationswerber sich noch im Besitze des Papiers selbst befinde, eine F i k t i o n , die nicht blofs gegenüber dein A c c e p t a n t e n und A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, sondern auch gegenüber dem R e g r e f s p f l i c h t i g e n gilt. Waren daher, abgesehen von dem Falle des Protesterlasses (Art. 42), durch gehörige Protesterhebung v o r dem Verluste des Papiers die Regrefsrechte überhaupt gewahrt, so mufs der Ainortisationswerber auch für berechtigt gehalten werden, auf Grund des d e n B e s i t z d e s P a p i e r s ersetzenden A m o r t i s a t i o n s e r k e n n t n i s s e s u n d d e s P r o t e s t e s Regrefs zu nehmen. Ist aber der Wechsel schon v o r der Protesterhebung mangels Zahlung verloren gegangen, so kann durch die Amortisation lediglich bewirkt werden, dafs dem Amorti13

Diese verschiedene Behandlung w ä h r e n d des L a u f e s d e r A m o r t i s a t i o n s f r i s t ist, was die I n d o s s a n t e n betrifft, gerechtfertigt, denn die Rechtslage ist wesentlich verschieden (R.O.H.G. I S. 173). Der A c c e p t a n t oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, der gegen K a u t i o n Z a h l u n g g e l e i s t e t hat, hat keinen W e c h s e l r e g r e f sa n s p r u c h . Anders der im Regrefswege während des Laufes der Amortisationsfrist in Anspruch genommene I n d o s s a n t . WTenn dieser gegen eine i h m bestellte K a u t i o n R e g r e f s z a h l u n g geleistet hätte, so müfste er doch noch s e l b s t in der Lage sein, sofort seinerseits gegen eine v o n i h m bestellte K a u t i o n gegen s e i n e V o r m an η er Zahlungsregrefs zu nehmen; er müfste also einerseits dem N a c h m a n n e Regrefszahlung leisten und andererseits dem V o r m a n n e K a u t i o n bestellen. 14 Gegen die Zulässigkeit der Regrefsnalime überhaupt T h ö l § 177 S. 715; L e h m a n n § 67 8. 270, § 145 8. 586.

284

§ 68. Die Revalierungsklage des Zahlers.

sationswerber die Geltendmachung seiner Rechte gegen den A c c e p t a n t e n und A u s s t e l 1er des e i g e n e n Wechsels ermöglicht werde. R e c h t des A m o r t i s a t i o n s w e r b e r s b e i d e m d o m i zilierten Wechsel mit genanntem Domiziliaten. Das Recht des Amortisationswerbers gegen den A c c e p t a n t e n einer d o m i z i l i e r t e n T r a t t e — den A u s s t e l l e r eines d o m i z i l i e r t e n e i g e n e n W e c h s e l s — mit g e n a n n t e m D o m i z i l i a t e n kann zwar auch schon w ä h r e n d des L a u f e s der A m o r t i s a t i o n s f r i s t geltend gemacht, es kann also von ihnen Z a h l u n g g e g e n K a u t i o n oder D e p o s i t i o n gefordert werden. Allein dieses Recht besteht, da es kein u n b e d i n g t e s ist, auch für den Amortisationswerber nur unter der Bedingung, dafs der P r o t e s t m a n g e l s Z a h l u n g des Domiziliaten v o r d e m V e r l u s t e d e s W e c h s e l s gehörig erhoben worden i s t 1 5 ; denn nur solche Rechte des Amortisationswerbers, d i e b e i d e m \ 7 e r l u s t e des P a p i e r s b e r e i t s b e s t e h e n , können durch Amortisation gewahrt werden, nicht auch solche Rechte, die infolge des Verlustes n i c h t m e h r z u r E n t s t e h u n g k o m m e n k ö n n e n , weil die Bedingung, von der sie abhängig sind, nicht mehr erfüllt werden kann.

§ 68.

Die Revalierungsklage des Zahlers.

Dem Bezogenen, der aus eigenen Mitteln gezahlt hat, steht, er mag a c c e p t i e r t haben oder nicht, eine Klage gegen den T r a s s a n t e n , bei der Tratte für f r e m d e Rechnung gegen den D r i t t e n , f ü r d e s s e n R e c h n u n g die Tratte gezogen ist — ebenso dem D o m i z i l i a t e n gegen den Auftraggeber — auf Schadloshaltung wegen der nach deren Willen auf deren Anordnung von ihm geleisteten Zahlung, auf R e v a l i e r u n g , zu, die actio mandati contr. auf Ersatz derjenigen Summe, die er für fremde Rechnung zur Erfüllung des ihm erteilten Auftrags vorgeschossen, vorausgesetzt, dafs ihm mit der in der Tratte geschehenen Zahlungsaufforderung w i r k l i c h ein A u f t r a g ( Z a h l u n g s m a n d a t ) erteilt worden war. 15

So ausdrücklich U n g a r n § 78.

§ 68.

Die Revalierungsklage des Zahlers.

Zur Fundierung der Klage g e n ü g t 1 nach einer Ansicht die Thatsache, dafs der Bezogene der in der Tratte enthaltenen Anordnung gemäfs die Zahlung des Wechsels geleistet habe, also die V o r l e g u n g d e s q u i t t i e r t e n W e c h s e l s , die blofse Behauptung und der blofse Beweis des Bezogenen, dafs die Tratte auf ihn gezogen sei, und dafs er sie honoriert habe 2 . Nach einer anderen Meinung aber bedarf es auch der Behauptung und des Beweises von Seiten des B e z o g e n e n , dafs ein das Recht auf die Wiedererstattung des gemachten Aufwandes (Revalierung) begründendes Rechtsverhältnis zwischen ihm und dem T r a s s a n t e n bestehe; der Bezogene müsse das dem Wechselzuge, dem Accepte und der Zahlung unterliegende Geschäft aufdecken, um beweisen zu können, dafs der Trassant zur Revalierung verpflichtet s e i 3 ; denn ein Auftrag liege nur scheinbar in den Worten des Wechsels, nicht immer in Wahrheit vor; die Worte: „Zahlen Sie" hätten keinen bestimmten juristischen Charakter, nicht die individuelle Färbung des Mandats. In der Behauptung, dafs trassiertermafsen acceptiert und bezahlt sei, liege daher nicht von selbst die Behauptung, dafs ein w a h r e r Z a h l u n g s a u f t r a g erfüllt sei. Werde behauptet, dafs das Accept und die Zahlung auf einem w i r k l i c h e n M a n d a t e des T r a s s a n t e n beruhe, so sei es Sache des B e z o g e n e n , diese Behauptung besonders zu begründen und zu erweisen. Die Berufung auf den W e c h s e l a l l e i n genüge nicht, zumal sogar ein w i r k l i c h e r , in der Trassierung enthaltener Z a h l u n g s a u f t r a g nicht notwendigerweise eine R e v a l i e r u n g s p f l i c h t des T r a s s a n t e n nach sich ziehe, vielmehr die actio mandati contr. auf Ersatz durch ausdrückliche oder stillschweigende Vereinbarung ausgeschlossen sein könne. 1 Der Anspruch kann also nach dieser Ansicht einerseits auch ohne V o r l e g u n g des e i n g e l ö sten W e c h s e l s dargethan werden; es ist k e i n W e c h s e l a n s p r u c h ; es ist aber andererseits zur Fundierung dieses c i v i l r e c h t l i c h e n Anspruchs nichts weiter erforderlich als die Vorlegung des e i n g e l ö s t e n W e c h s e l s . 2 T h ö l § 208; L e h m a n n S. 460; C a n s t e i n S. 439. 3 D e r n b u r g § 274 S. 275; Cosack S. 321; S t a u b zu Art. 23 § 6; RO.H.G. I S. 71; V I I S. 253, X 110, 287.

286

§ 68.

Die Revalierungsklage des Zahlers.

Allein die Worte des T r a s s a n t e n : „Gegen diesen Wechsel zahlen Sie" lauten offenbar, wie ein w i r k l i c h e r A u f t r a g des Trassanten an den B e z o g e n e n , wie ein wirkliches Z a h l u n g s m a n d a t (mandatum pecuniae solvendae), und man würde der Verkehrsanschauung Zwang anthun, wenn man leugnen wollte, dafs bei der grofsen Mehrzahl der Tratten — wenn es sich nicht gerade um Tratten an e i g e n e O r d r e handelt, die der Trassant a c c e p t i e r e n läfst 4 und n i c h t i n d o s s i e r t —, das Verhältnis zwischen dem T r a s s a n t e n und B e z o g e n e n ein wirklicher Auftrag sei. Die Klagen, die aus den Rechtsbeziehungen zwischen T r a s s a n t e n und Bezogenen hervorgehen, sind daher in der Regel gewöhnliche Mandatsklagen. Es kann sein, dafs der Auftrag im A v i s b r i e f e faktisch anders lautet, als im W e c h s e l , oder dafs die w i r k l i c h e Rechtsbeziehung, in der T r a s s a n t und T r a s s a t zu einander stehen, das Vorhandensein eines Auftragsverhältnisses in Wahrheit ausschliefst 5 . Es ist dann Sache des T r a s s a n t e n , im Falle eines Rechtsstreites sein wahres Verhältnis zum Bezogenen darzuthun. Das blofse Leugnen des Vorhandenseins eines wirklichen Auftragsverhältnisses kann unter solchen Umständen nicht genügen; sonst würde der Wechsel im Widerspruche mit seinem klaren, doch sonst in jeder anderen Beziehung entscheidenden Wortlaute ausgelegt und den Worten : „Zahlen Sie" eine andere Bedeutung beigelegt werden, als sie für jeden unbefangenen Leser haben. Solange also der 4 Solche T r a t t e n an eigene O r d r e vertreten in der Regel die Rolle von e i g e n e n W e c h s e l n der betreifenden A c c e p t a n t e n ; sie werden s o l v e n d i c a u s a über das, was der T r a s s a n t zu fordern berechtigt ist, ausgestellt; die Honorierung einer solchen Tratte erfolgt nur i m e i g e n e n I n t e r e s s e des B e z o g e n e n , erzeugt also keine Mandatsklage; daher mufs der A c c e p t a n t , der hier Revalierung beansprucht, durch Aufdeckung des unterliegenden Verhältnisses darthun, dafs er durch Honorierung einer solchen Tratte nicht blofs etwas geleistet habe, wozu er dem T r a s s a n t e n verpflichtet w a r , dafs er nicht b l o f s i n e i g e n e m I n t e r e s s e gehandelt habe. 6 Der T r a s s a n t hat z. B. blofs aus G e f ä l l i g k e i t für den Rem i t t e n t e n die Tratte ausgestellt, um für ihn zu bürgen; der R e m i t t e n t hat dem B e z o g e n e n die Deckung zu geben; dieser ist nicht Mandatar des T r a s s a n t e n , hat also gegen ihn auch nicht die R e v a l i e r u n g s klage.

69. Rückwirkung d. Wechsels a. d. v o r . Sculdverhältnis (Novation).

T r a s s a n t nicht dargethan h a t , dafs ein Auftragsverhältnis in Wahrheit nicht vorhanden sei, ist bei Tratten — es wäre denn, dafs sie an e i g e n e O r d r e lauten und zwar a c c e p t i e r t , jedoch noch n i c h t i n d o s s i e r t sind — ein w i r k l i c h e s A u f t r a g s v e r h ä l t n i s als vorhanden anzunehmen. Daher genügt d i e T h a t s a c h e d e r Z a h l u n g des W e c h s e l s z u r F u n d i e r u n g d e r R e v a l i e r u n g s k l a g e ; denn der Bezogene beweist dadurch, dafs er in seiner Eigenschaft als Beauftragter zur Erfüllung des ihm in der Tratte erteilten Auftrags, also für fremde Rechnung, einen Aufwand gemacht habe, dessen Ersatz er von dem Auftraggeber beanspruchen darf. Der T r a s s a n t mufs beweisen, wenn er behauptet, die D e c k u n g bereits gegeben zu haben. Dies gilt auch dann, wenn der Bezogene die Tratte vorher a c c e p t i e r t hat. Auch in diesem Falle braucht n i c h t der A c c e p t a n t zu beweisen, dafs er k e i n e D e c k u n g e m p f a n g e n habe; denn der Bezogene kann auch aus einem anderen Grunde a c c e p t i e r t haben, als gerade deshalb, weil er D e c k u n g empfangen hatte, so weil er z. B. dem T r a s s a n t e n einen Dienst leisten wollte ( G e f ä l l i g k e i t s a c c e p t ) . Man kann nicht p r ä s u m i e r e n , dafs, wenn der B e z o g e n e keine Deckung gehabt, er wohl auch nicht a c c e p t i e r t hätte, dafs er nur deshalb a c c e p t i e r t habe, weil er die M i t t e l zur Ausführung des Auftrags von Seiten des Auftraggebers schon i n H ä n d e n hatte. Wie keine Präsumtion dafür besteht, dafs der Bezogene nur dann z a h l e , w e n n er D e c k u n g empfangen habe, so besteht auch keine Präsumtion dafür, dafs er nur dann a c c e p t i e r e , wenn er D e c k u n g empfangen. Der T r a s s a n t mufs daher gegenüber der R e v a l i e r u n g s k l a g e beweisen, dafs er D e c k u n g gegeben habe, oder dafs die Ersatzpflicht durch besondere V e r e i n b a r u n g ausgeschlossen sei, dafs a u s n a h m s w e i s e ein Auftragsverhältnis vorliege, bei dem eine D e c k u n g s p f l i c h t n i c h t bestehe.

§ 69. Rückwirkung des Wechsels auf das vorhandene Schuldverhältnis (Novation). Wenn ein S c h u l d n e r seinem G l ä u b i g e r mit dessen Zustimmung zur Begleichung einer b e s t e h e n d e n Civil- oder Wechselschuld einen Wechsel giebt, sei es, dafs er einen vom

288 §

Rückwirkung d. Wechsels a. d. vorli. Sculdverhältnis (Novation).

Gläubiger an e i g e n e oder f r e m d e Ordre gezogenen Wechsel a c c e p t i e r t , oder dafs er zu Gunsten des G l ä u b i g e r s oder eines vom Gläubiger angewiesenen D r i t t e n einen e i g e n e n Wechsel ausstellt, oder dafs er zu Gunsten des G l ä u b i g e r s t r a s s i e r t oder zu Gunsten des Gläubigers i n d o s s i e r t , so entsteht die Frage, ob das ursprüngliche Schuldverhältnis sofort und definitiv als getilgt anzusehen und an Stelle desselben ganz und gar die Wechselforderung als neue Forderung getreten sei, oder ob das ursprüngliche Schuldverhältnis vorläufig noch bestehen bleiben soll, bis entschieden ist, ob der Gläubiger mittelst des Wechsels die Zahlung der ursprünglichen Schuld wirklich erlangt habe. I m ersteren Falle würde die Hingabe des Wechsels rücksichtlich der ursprünglichen Schuld s o f o r t und d e f i n i t i v S o l u t i o n s e f f e k t haben, l i b e r a t o r i s c h ( e x s t i n k t i v , p r i v a t i v , t i l g e n d ) wirken. Alle accessorischen Rechte der alten Schuld — Bürgschaften und Pfandrechte, Zinsenlauf, Konventionalstrafe — würden sofort aufhören. Der Verkäufer könnte in den obigen Fällen nicht mehr die actio venditi, der Kommittent nicht mehr die actio mandati anstellen. Der Wechsel wäre für die ursprüngliche Schuld u n b e d i n g t an Z a h l u n g s s t a t t gegeben, oder an Stelle der ursprünglichen Obligation wäre, wenn der animus novandi feststeht, wozu eine a u s d r ü c k l i c h e Erklärung nicht notwendig ist, durch N o v a t i o n die Wechselobligation substituiert. Ob die u r s p r ü n g l i c h e Obligation nach dem Willen (1er Parteien durch N o v a t i o n oder d a t i o i n s o l u t u m aufgehoben worden, ist für das praktische Resultat gleichgültig; in keinem Falle kann auf die ursprüngliche Forderung zurückgegriffen werden. I m zweiten Falle bleiben die u r s p r ü n g l i c h e Forderung u n d die Wechselforderung vorläufig nebeneinander bestehen. Die u n b e d i n g t erfolgte Hingabe des Wechsels soll rücksichtlich der u r s p r ü n g l i c h e n Schuld nur u n t e r e i n e r B e d i n g u n g liberatorisch wirken, nur dann, wenn der Wechsel später wirklich honoriert wird. Sollte diese Bedingung nicht eintreten, so bleibt die ursprüngliche Forderung mit den accessorischen Rechten — Bürgschaften und Pfandrechten, dem Zinsenlaufe und der Konventionalstrafe — d e f i n i t i v neben (1er neuen

§ 69. Rückwirkung d. Wechsels a. d. vorli. Sculdverhältnis (Novation).

Wecliselforderung bestehen, so dafs der G l ä u b i g e r die W a h l zwischen der Geltendmachung der einen und der anderen h ä t t e l . Der Wechsel wäre mit k u m u l a t i v e r a c c e s s o r i s c h e r Wirkung, nur z a h l u n g s h a l b e r , p r o s o l v e n d o , nicht p r o s o l u t o , an Z a h l u n g s s t a t t gegeben, nur um dem Gläubiger ein M i t t e l zu geben, durch das er versuchen soll, auf w e c h s e l m ä f s i g e m Wege zur Zahlung zu gelangen. Der in das Eigentum übertragene Wechsel soll nur s a l v o i n c a s s o die Tilgung der u r s p r ü n g l i c h e n Forderung herbeiführen, nur b e d i n g t die Wirkung der L e i s t u n g a n Z a h l u n g s s t a t t , d a t i o i n s o l u t u m , hervorbringen. B e d i n g t e A u f h e b u n g der a l t e n Schuld. Mafsgebend für die Entscheidung der Frage ist der ausdrücklich oder stillschweigend erklärte W i l l e d e r P a r t e i e n , die den Wechsel zur Begleichung der bestehenden Schuld gegeben und genommen haben. Ist die Absicht der Parteien, dafs das a l t e Schuldverhältnis s o f o r t und d e f i n i t i v zu tilgen sei, nicht z w e i f e l l o s ersichtlich, so ist im Einklänge m i t dem Verkehrsinteresse davon auszugehen, dafs die Parteien den F o r t b e s t a n d der a l t e n Schuld gewollt h a b e n 2 ; denn im Zweifel ist die Annahme berechtigt, dafs der Gläubiger nicht die Absicht habe, die mit der u r s p r ü n g l i c h e n Schuld verknüpften Vorteile — Pfand, Bürgschaft, Zinsen, Konventionalstrafe — leichthin preiszugeben, daher den Schuldner von der alten Schuld s o f o r t und e n d g ü l t i g zu liberieren, sondern erst dann, wenn 1

Der Verkäufer hat daher auch unter Umständen das Recht, im Falle der Nichtzahlung des Wechsels vom Kaufvertrage zurückzutreten. 2 D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 364. Die Wechselordnung selbst enthält keine Entscheidung der Frage. Art. 83 soll f ü r die Novation sprechen (arg. ex contrario), da j a sonst die Klage aus dem unterliegenden Verhältnisse. genügen würde. Derselbe A r t 83 wird aber auch gegen die Novation angeführt; da die Klage aus Art. 83 nicht bestünde, wenn die u r s p r ü n g l i c h e Obligation durch Präjudizierung oder Verjährung zerstört sei, so wurzle die Bereicherungsklage in der u r s p r ü n g l i c h e n Obligation, diese könne also nicht durch Novation beseitigt sein. Art. 82 soll ebenfalls gegen die Novation sprechen, weil der Schuldner auf das u n t e r l i e g e n d e Verhältnis zurückgehen könne. Dies kann der Schuldner allerdings thun, doch nur dann, wenn das unterliegende Verhältnis nicht durch Novation erloschen ist· G r û n h u t, Lehrbuch des Wecheelrechts.

19

290 §

Rückwirkung d. Wechsels a. d. v o r . Sculdverhältnis (Novation).

sich der empfangene Wechsel als ein taugliches Mittel zur Beschaffung des Geldes behufs Tilgung der ursprünglichen Schuld wirklich bewährt haben werde, sei es, dafs e r s e l b s t den Wechsel zur Einlösung b e i V e r f a l l mit Erfolg präsentieren werde oder im Falle der B e g e b u n g des Wechsels die empfangene V a l u t a d a u e r n d behalten könne. I m Handelsverkehre hält sich der Gläubiger durch den Wechsel, den er zur Begleichung einer Schuld empfangen, in der Regel insolange n i c h t für wirklich bezahlt, als der Wechsel nicht wirklich eingegangen ist. I m Zweifel spricht kein Grund für die Annahme, dafs der Civilgläubiger sich mit einem Papiere bezahlt halten wolle, das zur Verfallzeit vielleicht nicht honoriert wird. Der Gläubiger nimmt den Wechsel nicht an Z a h l u n g s s t a t t ( E r f ü l l u n g s s t a t t ) , sondern z a h l u n g s h a l b e r (zurEinziehung) 3 , wreil die Zahlung der Civilschuld dadurch besser gesichert wird, weil der Wechsel ein négociables Papier ist, das er jederzeit zu Geld machen zu können hofft; er will aber jedenfalls die im Hintergrunde liegende Gefahr der Nichthonorierung zur Verfallzeit von sich abwälzen. Daher gilt die Anschauung, dafs die Klausel: „s. i . a , „vorbehaltlich des Eingangs", die von den Parteien hier und da vorsichtigerweise, um der Annahme einer s o f o r t i g e n Schuldtilgung vorzubeugen, ausdrücklich hinzugefügt w i r d , auch dann, wenn sie gar nicht oder nur in einer ganz unbestimmten Form, z. B . : „unter dem üblichen Vorbehalte", erwähnt worden ist, einen s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e n Bestandteil der Vereinbarung bilde, und dafs es e i n e r a u s d r ü c k l i c h e n Vereinbarung bedürfte, um die Geltung dieser Klausel auszuschliefsen. Es liegt also im Zweifel in der unbedingten Übertragung des Wechsels in das Eigentum des Gläubigers nur eine b e d i n g t e d a t i o i n s o l u t u m , nur eine b e d i n g t e N o v a t i o n . Die u r s p r ü n g l i c h e Schuld ist nur unter einer B e d i n g u n g aufgehoben, erst dann, wenn sich z u r V e r f a l l z e i t herausstellt, dafs der Wechsel d e f i n i t i v e i n g e g a n g e n sei, wenn die Zahlung, die er dem Gläubiger direkt bei der Einlösung zur Verfallzeit eingebracht hat, oder der Wertbetrag der von 3

R.C.Pr. § 736; d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 364.

§ 69. Rückwirkung d. Wechsels a. d. v o r . Sculdverhältnis (Novation).

dem Gläubiger durch die B e g e b u n g des Wechsels empfangenen und im R e g r e f s w e g e n i c h t w i e d e r z u r ü c k g e g e b e n e n V a l u t a die materielle Befriedigung des Gläubigers für die u r s p r ü n g l i c h e Schuld herbeigeführt hat, oder im Falle b e d i n g t e r N o v a t i o n , wenn das A c c e p t auf den Wechsel erteilt worden ist. I n der Zwischenzeit — bis zur Entscheidung, ob der Gläubiger auf Grund des Wechsels befriedigt worden sei — besteht die a l t e Forderung fort, mag man sie nun als s u s p e n si ν bedingt oder als durch die Einkassierung r e s o l u t i v ' bedingt ansehen. Die Forderung a u s d e m W e c h s e l ist k u m u l a t i v und u n b e d i n g t zu ihr hinzugetreten. B e f r i s t u n g d e r a l t e n S c h u l d . Obgleich nun b i s z u r V e r f a l l z e i t des n e u e n Wechsels beide Forderungen n e b e n e i n a n d e r bestehen, so liegt es doch n i c h t in der W a h l des G l ä u b i g e r s , jetzt schon die u r s p r ü n g l i c h e Forderung, obgleich deren Fälligkeit schon eingetreten ist, sofort geltend zu machen, anstatt erst die V e r f a l l z e i t des W e c h s e l s abzuwarten; denn da der Gläubiger eingewilligt h a t , den Wechsel zur Begleichung der u r s p r ü n g l i c h e n Schuld zu nehmen, so ist er vertragsgemäfs verpflichtet, zunächst den W e c h s e l r e c h t l i c h e n Weg nach w e c h s e l r e c h t l i c h e n Regeln zu wandeln, um m i t t e l s t des W e c h s e l s zu seiner Befriedigung zu gelangen, daher die u r s p r ü n g l i c h e Forderung v o r E i n t r i t t d e r V e r f a l l z e i t d e s W e c h s e l s überhaupt nicht geltend zu machen ist und auch s p ä t e r nicht früher, als bis entschieden ist, dafs der Gläubiger für seine ursprüngliche Forderung m i t t e l s t d e s W e c h s e l s keine d e f i n i t i v e Befriedigung gefunden hat. V o r a u s s e t z u n g e n des R ü c k g r i f f s auf die a l t e Forderung. Der Gläubiger kann daher in der Regel die u r s p r ü n g l i c h e Forderung nur s u b s i d i ä r geltend machen, erst dann, wenn feststeht, dafs er durch den Wechsel keine d e f i n i t i v e Befriedigung erlangt habe, so wenn er selbst den Wechsel vergebens bei Verfall zur Einlösung präsentiert, oder wenn er den Wechsel gegen Valuta weiter begeben hatte, wenn ihm aber die Begebungsvaluta im Regrefswege wieder entrissen und 19*

292 § 69. Rückwirkung d. Wechsels a. d. vorli. Scliuldverhältnis (Novation).

so die schon erfolgte Befriedigung wieder rückgängig gemacht worden ist. Nicht notwendig ist es, dafs der Gläubiger, um zur Geltendmachung der u r s p r ü n g l i c h e n Forderung schreiten zu können, zuvor auch noch die W e c h s e l k l a g e erfolglos angestellt habe ; denn nach der Verkehrssitte ist anzunehmen, dafs die Parteien von der Erwartung ausgingen, dafs der Wechsel in n o r m a l e r Weise seine Honorierung finden werde. Daher ist der Gläubiger in der Regel für berechtigt zu halten, sich schon dann als nicht honoriert anzusehen und den empfangenen Wechsel zurückzustellen, wenn er die normale Honorierung des Wechsels, also A c c e p t oder Z a h l u n g z u r V e r f a l l z e i t , nicht erlangt. E r ist ohne besondere Vereinbarung nicht genötigt, zuerst den Regrefsweg zu beschreiten. R ü c k g a b e des W e c h s e l s . Wenn nun der Gläubiger nach E i n t r i t t der Verfallzeit im Falle der Nichthonorierung des empfangenen Wechsels sich für die Geltendmachung der u r s p r ü n g l i c h e n Forderung entscheidet, so mufs er den Wechsel herausgeben, da sonst dem Schuldner die Gefahr droht, dafs er zur Zahlung e i n e r Schuld zweimal verhalten werden könnte, einmal auf Grund der ursprünglichen Forderung, ein zweites Mal auf Grund des in der Hand des Gläubigers zurückgebliebenen Wechsels. Auch mufs der Gläubiger rücksichtlich dieses Wechsels darthun, dafs er alle w e c h s e l r e c h t l i c h e n Schritte gethan habe, um m i t t e l s t des W e c h s e l s zur Befriedigung für seine u r s p r ü n g l i c h e Forderung zu gelangen, dafs er es nicht s e l b s t v e r s c h u l d e t habe, wenn der Wechsel seinen Zweck nicht erfüllt h a t ; denn er hat sich verpflichtet, nicht früher auf die u r s p r ü n i g l i c h e Forderung zurückzugreifen, bevor er nicht den Versuch gemacht haben werde, das Papier auf w e c h s e l r e c h t l i c h e m Wege, sei es d i r e k t oder durch B e g e b u n g , wechselmäfsig einzukassieren, und er kann daher, wenn er diesen Weg der Befriedigung mittelst des Wechsels nicht ordnungsmäfsig beschreitet, also im Falle eines w e c h s e l w i d r i g e n Verhaltens, auf die u r s p r ü n g l i c h e Forderung nicht zurückgehen. Welches w e c h s e l m ä f s i g e Verhalten aber der Gläubiger behufs Erlangung der Honorierung des Wechsels zu beobachten

§ 69. Rückwirkung d. Wechsels a. d. vorli. Sculdverhältnis (Novation).

habe, hängt zunächst von der Vereinbarung ab. I m Zweifel genügt er seiner Verpflichtung, wenn er den g e z o g e n e n Wechsel dem B e z o g e n e n zum A c c e p t e oder zur Z a h l u n g , den e i g e n e n Wechsel dem A u s s t e l l e r zur Z a h l u n g vergebens vorgelegt hat. Der Wechsel mufs in einem rechtlich unversehrten Zustande zuückgegeben werden. Der Gläubiger verliert seine u r s p r ü n g l i c h e Forderung, wenn er nicht beweist, dafs die Schädigung dès Wechsels ohne sein Verschulden eingetreten sei, so wenn er nur einen p r ä j u d i z i e r t e n Wechsel zurückzugeben vermag, oder wenn er die wechselrechtliche Verjährungsfrist verstreichen läfst 4 . Sofortige, definitive T i l g u n g der alten Schuld. Die Absicht der Parteien kann darauf gerichtet sein, dafs der vom Schuldner dem Gläubiger unbedingt übertragene Wechsel rücksichtlich der u r s p r ü n g l i c h e n 'Schuld s o f o r t und d e f i n i t i v die tilgenden Wirkungen der u n b e d i n g t e n d a t i o i n s o l u t u m oder der u n b e d i n g t e n N o v a t i o n nach sich ziehen soll; so wenn der Gläubiger in k Austausch gegen den Wechsel die Urkunde über die u r s p r ü n g l i c h e Schuld zurückgegeben oder vernichtet hat, oder wenn der Gläubiger die alten Wechsel zurückgegeben und n e u e Wechsel als Ersatz anderen Stelle genommen hat. Q u i t t i e r u n g d e r a l t e n S c h u l d . Hat der Gläubiger eine Q u i t t u n g über die u r s p r ü n g l i c h e Schuld ausgestellt und dem Schuldner übergeben, z. B. durch die Worte; „geordnet (beglichen) mit Accept", so fragt es sich, ob darin eine vollständige Liberierung des Schuldners von der Civilschuld gelegen sei. Die Frage wird b e j a h t 5 , da ja die Quittung bedeutungslos wäre, wenn sie nicht bewirkte, was nicht schon ohne sie eingetreten wäre; allein es ist je nach dem Inhalte der Quittung zu unterscheiden. W i r d durch die Quittung einfach erklärt, dafs die quittierte Forderung getilgt sei, so erklärt sich der Gläubiger für bezahlt: er kann daher, auch wenn 4 R.O.H.G. X V I I S. 269, X X I I I S. 105, 315, V I I S. 47, XIX S. 170, X X I S. 38. 5 T h ö l § 187 S. 769.

294

§ 70. Die Förderung d. norm. Wechselverkehrs d. Duplikate u Kopien.

der Wechsel zur Verfallzeit nicht gezahlt w i r d , auf Grund der ursprünglichen Forderung nicht klagen. Anders, wenn der Civilgläubiger in der Quittung blofs erklärt, dafs er quittiere, weil er die Befriedigung in einem Wechsel empfangen habe. Der Gläubiger hat hier nicht e i n f a c h q u i t t i e r t , sondern mit einem Vorbehalte, er hat in einem Z u s ä t z e die Ü b e r g a b e des W e c h s e l s behufs Begleichung der Schuld konstatiert, er quittiert daher nur in dem Sinne, als die Liberierung des Schuldners bei H i n g a b e des W e c h s e l s gewöhnlich einzutreten pflegt, also n u r u n t e r der selbstverständlichen B e d i n g u n g , dafs sich später herausstellt, dafs der Wechsel das Geld effektiv einbringe. Der Gläubiger hat sich daher vorbehalten, auf die u r s p r ü n g l i c h e Forderung zurückzugreifen, wenn die ihm übergebenen Wechsel die erwartete W i r k u n g nicht hervorbringen. Die Quittung ist auch in diesem Falle nicht nutzlos; sie liefert den Beweis dafür, dafs zur Begleichung einer Civilschuld ein Wechsel gegeben worden sei und giebt dem Schuldner die Gewähr, dafs ihm die Frist bis zur Verfallzeit des Wechsels nicht verkümmert werden \verde.

Die WechselvervielfältigTing·. § 70.

Die Förderung des normalen Wechsel Verkehrs durch Duplikate und Kopien.

E r h ö h u n g d e r S i c h e r h e i t . Der Wechselgläubiger wird vor der aus dem Verluste des Papiers drohenden Gefahr, aufser durch die Amortisation des Wechsels, auch noch dadurch geschützt, dafs der Wechsel von dem A u s s t e l l e r , sei es sog l e i c h bei der Ausstellung oder s p ä t e r , nicht blofs in e i n e m , sondern in m e h r e r e n Exemplaren mit ä u f s e r l i c h in d e n s e l b e n ersichtlich gemachter D u p l i k a t s q u a l i t ä t , jedoch im übrigen mit vollständig g e n a u ü b e r e i n s t i m m e n d e m I n h a l t e ausgestellt w i r d , so dafs dem Wechselgläubiger m e h r e r e i d e n t i s c h e P a p i e r e , deren Zusammengehörigkeit ä u f s e r l i c h erkennbar ist, zur Verfügung stehen, von denen er zur Verwertung seines Rechts aus dem Papiere beliebig Gebrauch machen, von denen ein j e d e s an Stelle des a n d e r e n treten kann, und dafs daher auch trotz des Verlustes e i n e s

§ 70. Die Förderung d. norm. Wechselverkehrs d. Duplikate u Kopien.

oder sogar m e h r e r e r Exemplare das Recht des Wechselgläubigers so lange unversehrt bleibt, als noch wenigstens ein e i n z i g e s Exemplar in seiner Hand zurückbleibt. Die S i c h e r h e i t des Wechselgläubigers ist demnach durch die Existenz der D u p l i k a t e erhöht; er kann ohne Gefahr ein Exemplar aus der Hand geben, es zum Zwecke der A c c e p t a t i o n oder E i n k a s s i e r u n g v e r s e n d e n , da er ja, auch wenn es auf dem Wege in Verlust gerät, noch ein a n d e r e s in der Hand h a t ; er kann die verschiedenen Exemplare in entfernte, besonders überseeische Gegenden, auf v e r s c h i e d e n e n Wegen, durch v e r s c h i e d e n e Transportgelegenheiten übersenden, so dafs man mit gröfster Wahrscheinlichkeit darauf rechnen kann, dafs e i n Exemplar unversehrt am Bestimmungsorte ankommen werde. K a s s a t o r i s c h e K l a u s e l . Durch eine dem D u p l i k a t e einverleibte k a s s a t o r i s c h e Klausel wird oft der B e z o g e n e aufgefordert, das ihm vorgelegte Exemplar (z. B. die S e k u n d a ) nur dann zu honorieren, wenn er nicht schon früher ein a n d e r e s Exemplar (z. B. die P r i m a ) honoriert h ä t t e 1 . Nach unserer Wechselordnung ist die kassatorische Klausel überflüssig; die Duplikatsbezeichnung im K o n t e x t e eines j e d e n Exemplars wird schon für sich allein von dem Gesetzgeber für genügend gehalten, den Bezogenen vor mehrfacher Honorierung zu warnen und durch die Zahlung e i n e s Exemplars alle anderen als getilgt erscheinen zu lassen. E r l e i c h t e r u n g d e r C i r k u l a t i o n . Die Vervielfältigung dient aber nicht blofs zur S i c h e r h e i t des Wechselgläubigers, sondern auch dazu, jede Störung in der V e r f ü g u n g über den Wechsel hintanzuhalten. W i r d der Wechsel nur in e i n e m Exemplare ausgestellt, so kann das unter Umständen wichtige 1 Die kassatorische Klausel laufet: „Gegen diesen Sekundawechsel zahlen Sie, P r i m a n i c h t , die Summe von . . o d e r „ P r i m a u n d T e r t i a n i c h t " oder „gegen diesen Tertia Wechsel zahlen Sie, P r i m a u n d S e k u n d a u n b e z a h l t " , oder ähnliche Ausdrücke. Auch in der P r i m a kommt diese Klausel vor: „Gegen diesen Primawechsel zahlen Sie, S e k u n d a u n d T e r t i a n i c h t b e z a h l t " , jedoch nicht immer, da man bei der Ausstellung der P r i m a oft noch nicht weifs, ob es überhaupt zur Ausstellung von D u p l i k a t e n kommen werde.

296 § 70. Die Förderung d. norm. Wechselverkehrs d. Duplikate u Kopien

Interesse des Wechselgläubigers, die A c c e p t a t i o n des Wechsels o h n e A u f s c h u b zu verlangen, oft nicht ohne bedeutende Nachteile Befriedigung finden. Ist der Ort, wo sich der W e c h s e l i n h a b e r befindet, von dem W o h n o r t e des B e z o g e n e n weit entfernt, so dafs die Beförderung des Wechsels an diesen Ort und wieder zurück längere Zeit erfordert, so mufs die W e i t e r b e g e b u n g des Wechsels oder die Verwendung desselben zur Z a h l u n g so lange unterbleiben, als das Papier u n t e r w e g s ist, da ja das e i n e Papier nicht gleichzeitig an b e i d e n Orten, an dem einen zur Einholung des A c c e p t s , an dem anderen zur B e g e b u n g , dienen kann; in der Zwischenzeit, bis zur Rückkehr des Papiers, geht aber vielleicht die günstige Gelegenheit zur Verfügung über den Wechsel verloren. Diese Störungen entfallen, wenn der Wechsel in zwei Exemplaren ( P r i m a , S e k u n d a ) ausgestellt wird, da j e d e s Exemplar zu einer besonderen Funktion dienen kann, das eine ( P r i m a o d e r S e k u n d a ) zur sofortigen Einholung des A c c e p t e s (am W o h n o r t e des B e z o g e n e n ) , oder Präsentation zur Z a h l u n g nach A r t . 31 (am Z a h l u n g s o r t e ) , das andere ( S e k u n d a oder P r i m a ) gleichzeitig zur sofortigen D i s p o s i t i o n des Wechselgläubigers, so, wie es dessen Vorteil mit sich bringt. Die Duplikate dienen hier zur E r l e i c h t e r u n g der C i r k u l a t i o n , zur Ermöglichung einer ungestörten Disposition über den Wechsel. Der Wechselgläubiger übersendet z. B. die P r i m a an einen gewöhnlich sorgfältig ausgewählten, vertrauenswürdigen K o r r e s p o n d e n t e n , der sich am W o h n o r t e des B e z o g e n e n befindet, und fordert ihn auf, den Wechsel zur A η n a h m e zu präsentieren, ihn sodann — a c c e p t i e r t oder n i c h t a c c e p t i e r t — b e i s i c h z u v e r w a h r e n und dem zur Empfangnahme sich meldenden legitimierten I n h a b e r d e r S e k u n d a auszufolgen. Sobald sich dem Wechselgläubiger eine günstige Gelegenheit zur B e g e b u n g der S e k u n d a bietet, kann er ungestört über die S e k u n d a disponieren; diese kann durch verschiedene Handelsplätze hindurch c i r k u l i e r e n , bis sie zur V e r f a l l z e i t am Z a h l u n g s o r t e ankommen mufs. Der Inhaber der S e k u n d a hat, um die Z a h l u n g des Wechsels zu erlangen, zunächst die P r i m a bei dem K o r r e s p o n d e n t e n abzuholen, U m diese Abholung zu ermöglichen,

§ 70. Die Förderung d. norm. Wechselverkehrs d. Duplikate u Kopien.

ist auf der S e k u n d a die Adresse des K o r r e s p o n d e n t e n anzugeben, es geschieht dies gewöhnlich durch die Bemerkung auf der S e k u n d a : „Prima zur Acceptation bei N." oder „Prima zur Verfallzeit bei N . a oder „Prima acceptiert bei N." Der Inhaber der S e k u n d a weifs nunmehr, wo er die Prima zu suchen hat, das Wechselgeschäft kann sich infolge dieser Notiz auf der S e k u n d a in Ordnung abwickeln 2 . G e f ä h r l i c h k e i t der D u p l i k a t e . Die S i c h e r h e i t des W e c h s e i g l ä u b i g e r s erscheint durch das Institut der Duplikate gefährdet; denn der Besitzer von Duplikaten kann j e d e s Exemplar an einen a n d e r e n Wechselnehmer, absichtlich oder irrtümlich, begeben, so dafs dem redlichen legitimierten Besitzer des e i n e n Exemplars der r e d l i c h e l e g i t i m i e r t e Besitzer eines j e d e n a n d e r e n Exemplars zur V e r f a l l z e i t in der Präsentation zur Honorierung z u v o r k o m m e n kann, eine Gefahr, die dem redlichen Erwerber umsomehr von Seiten des u n r e d l i c h e n Besitzers eines Exemplars droht. W i l l dann der zu spät gekommene r e d l i c h e Erwerber R e g r e f s nehmen, so droht ihm die Enttäuschung, dafs vielleicht gerade j e n e Vormänner, deren Kreditwürdigkeit für seinen Erwerb des Papiers bestimmend war, infolge der Honorierung des a n d e r e n Exemplars vom Regrefs frei geworden sind. E r l e i c h t e r u n g der C i r k u l a t i o n d u r c h Kopien. Der Zweck der E r l e i c h t e r u n g der C i r k u l a t i o n kann nicht blofs durch Ausstellung von D u p l i k a t e n , sondern auch bei dem in einem e i n z i g e n Exemplar ( S o l a ) angefertigten Wechsel dadurch erreicht werden, dafs der Wechselinhaber, b e v o r e r das O r i g i n a l an einen Korrespondenten zur Besorgung des A c c e p t s versendet, von demselben selbst eine K o p i e anfertigt, also den g a n z e n Inhalt des O r i g i n a l s z u r Z e i t der V e r s e n d u n g , dessen V o r d e r - und R ü c k s e i t e , namentlich auch a l l e I n d o s s a m e n t e , auf einem z w r e i t e n Papiere in w e s e n t l i c h völlig g l e i c h l a u t e n d e r Abschrift 2 Bei dieser Art der Verwendung soll nicht j ed es Exemplar f ü r s i c h a l l e i n , sondern nur die b e i d e n Exemplare z u s a m m e n a l l e Wechselakte enthalten, denn n u r auf die P r i m a soll das A c c e p t geschrieben werden, nicht auf die S e k u n d a ; dagegen soll-die S e k u n d a wieder I n dossamente tragen, die auf der Prima n i c h t erscheinen.

298 § 70. Die Förderung d. norm. Wechselverkehrs d. Duplikate und Kopien.

genau wiederholt, auf dieser Kopie die Bemerkung anbringt, wo das O r i g i n a l aufbewahrt werde, z. B . : „Original zur Verfallzeit bei X . t t und, ohne nunmehr die Rückkehr des Originals abwarten zu müssen, bei der ersten günstigen Gelegenheit die K o p i e m i t s e i n e m O r i g i n a l i n d o s s a m e n t e begiebt. G e f ä h r l i c h k e i t d e r K o p i e n . Wenn schon das Institut der D u p l i k a t e manche Gefahren für den Wechselwerber in sich b i r g t , so ist dies bei dem Institute der K o p i e n noch mehr der Fall, da Jedermann ohne alle Schwierigkeiten mehrere K o p i e n eines Wechsels anfertigen und mit Originali n d o s s a m e n t e n betrügerisch an v e r s c h i e d e n e Personen begeben kann ; man kann daher nur dann mit voller Beruhigung eine Kopie nehmen, wenn die O r i g i n a l i n d o s s a n t e n , deren Unterschriften auf der K o p i e stehen, volles Vertrauen einflöfsen 3 . Natur der D u p l i k a t e und Kopien. Sowohl die D u p l i k a t e , als auch die Κ ο p i e n sind genaue Reproduktionen eines Wechsels, der z u e r s t angefertigt worden ist, also ihnen gegenüber als O r i g i n a l erscheint, mit dessen Inhalte sie sich vollständig decken müssen; allein die D u p l i k a t e sind von vornherein in vollem Umfange selbst o r i g i n a l e Reproduktionen mit den e i g e n h ä n d i g e n O r i g i n a l u n t e r s c h r i f t e n a l l e r jener W e c h s e l b e t e i l i g t e n , die das e r s t e Original unterschrieben haben; die K o p i e n sind dagegen zunächst blofs selbst angefertigte A b s c h r i f t e n des Originals, an die sich erst s p ä t e r o r i g i n a l e Wechselakte anschliefsen, so dafs sie erst von da angefangen insoweit s e l b s t zu O r i g i n a l e n werden. Die D u p l i k a t e tragen ihre Wechselkraft i n s i c h selbst, die K o p i e n erlangen W e c h s e l k r a f t nur durch ihre Beziehung z u m r e p r o d u z i e r t e n O r i g i n a l . Jedes D u p l i k a t kann f ü r s i c h a l l e i n a l l e bei dem betreffenden Wechsel vorgekommenen W e c h s e l e r k l ä r u n g e n enthalten und es enthält sie auch in der Regel — abgesehen vom A c 3 Aufser zur Erleichterung der Cirkulation des Wechsels kann die Kopie auch noch zu mehrfachen anderen Zwecken dienlich sein, so zur Quittierung über eine T e i l z a h l u n g (Art. 39 W.O.), ferner bei P r o l o n g a t i o n e n , die vom P r o l o n g a n t e n auf einer K o p i e bestätigt werden, endlich zu Bürgschaften.

§ 71.

Das Recht auf Duplikate.

299

c e p t e — , wenn es für den Zweck der S i c h e r h e i t Verwendung finden soll. Die K o p i e kann überhaupt nicht a l l e bei dem betreffenden Wechsel vorgekommenen Wechselerklärungen enthalten; sie bildet, soweit sie s e l b s t O r i g i n a l ist, immer nur eine E r g ä n z u n g des reproduzierten O r i g i n a l s .

I. Duplikate. § 71. Das Recht auf Duplikate. Die Duplikatsbezeichnung. Die Duplikatsqualität eines Wechselexemplars und der daraus folgende Zusammenhang mit anderen Wechselexemplaren mufs dadurch unzweifelhaft und für jedermann sofort erkennbar gemacht werden, dafs in den K o n t e x t eines j e d e n solchen Exemplars die Bezeichnung desselben als P r i m a , S e k u n d a , T e r t i a , Q u a r t a u. s. wr. aufgenommen wird; doch genügt an Stelle dieser allerdings der Verkehrsübung am meisten entsprechenden Bezeichnung auch eine andere gleichbedeutende, unzweifelhafte Angabe 1 über die Beziehung der Exemplare zu einander, z. B. „gegen diesen e r s t e n , z w e i t e n Wechselbrief" oder „gegen diesen Wechselbrief Ν r. 1, 2. 3." Die entgegengesetzte Ansicht huldigt einem Formalismus, der der Wechselordnung fremd ist. Fehlt eine genügende Bezeichnung der Duplikatsqualität im K o n t e x t e eines als Duplikat gewollten Exemplars, oder erscheint ein als Duplikat gehörig bezeichnetes Exemplar in seinem w e s e n t l i c h e n Inhalte nicht als i d e n t i s c h mit den anderen zu ihm in Beziehung gesetzten Exemplaren, so gilt jedes solche mangelhaft ausgestellte Exemplar als ein für sich bestehender (Sola-) Wechsel (Art. 66) 2 , daher der A u s s t e l l e r und jeder I n d o s s a n t aus einem jeden solchen unregelmäfsig ausgestellten Duplikate j e d e m gutgläubigen Erwerber gegenüber verhaftet sind. 1

Dagegen S t a u b zu Art. 66 § 3. Ungenügend wäre eine verschiedene Farbe der Exemplare, ζ . B. das eine weifs, das andere rot, oder der Ausdruck: „Gegen diesen vierfach ausgestellten Wechsel," da ohne Numerierung die einzelnen Exemplare nicht von einander unterschieden werden können. 2 Ebenso U n g a r n § 70.

300

§ 71. Das Recht auf Duplikate.

Der B e z o g e n e , der diese m e h r e r e n Exemplare irrtümlich einlöst, hat aus jedem die R e v a l i e r u n g k l a g e gegen den zur Deckung verpflichteten A u s s t e l l e r , es wäre denn, dafs ihm selbst ein Verschulden zur Last f ä l l t 3 . Das V e r f a h r e n zur E r l a n g u n g der D u p l i k a t e . Der Wechselnehmer, dem daran gelegen ist, Duplikate zu haben, hat sich mit seinem Verlangen an s e i n e η Wechselgeber zu wenden, also der R e m i t t e n t an den T r a s s a n t e n , der letzte I n d o s s a t a r an seinen I n d o s s a n t e n , d i e s e r wieder an s e i n e n Indossanten und so weiter von Indossanten zu Indossanten, bis die Aufforderung durch die ganze Reihe von Indossanten hindurch zum A u s s t e l l e r gelangt (Art. 66) 4 . Der I n d o s s a t a r darf sich also nicht direkt an den A u s s t e l l e r wenden; er mufs sich an s e i n e n I n d o s s a n t e n halten und kann von ihm beanspruchen, dafs er die nötigen Schritte bei s e i n e m Vormanne mache, um Duplikate dieses Wechsels zu verschaffen, und dafs er dann auf diesen Duplikaten sein früheres Indossament wiederhole. Ist das Begehren mit dem eingesendeten Wechsel durch die Reihe cler Indossanten hindurch an den A u s s t e l l e r gelangt, so stellt dieser die von dem Remittenten gewünschte Anzahl von Duplikaten aus, konstatiert, wenn das Original, wrie gewöhnlich, von vornherein als P r i m a bezeichnet worden ist. blofs in dem K o n t e x t e jedes neu ausgestellten Exemplars die Duplikatsqualität (Sekunda, Tertia u. s. w.) und übergiebt sämtliche Exemplare dem R e m i t t e n t e n . Dieser muis zunächst vorsiehtigenveise prüfen, ob die neuen Exemplare gehörig ausgestellt, insbesondere mit der erforderlichen Duplikatsbezeichnung versehen sind, damit er nicht aus seinen Indossamenten m e h r f a c h hafte, w i e d e r h o l t sodann auf den neuausgestellten Exemplaren sein I n d o s s a m e n t — mit d e n s e l b e n Angaben, die sich auf dem O r i g i n a l e befinden, also * Ein solches liegt vor, wenn ihm ein A v i s b r i e f von seiten des Ausstellers zugekommen ist, in dem blofs von einem Wechsel die Rede war: denn wenn der A u s s t e l l e r an demselben Tage m e h r e r e Wechsel auf ihn gezogen hätte, so wäre im Avisbrief nicht blofs von e i n e m Wechsel die Rede gewesen. 4 Dasselbe Verfahren in U n g a r n § 70.

§ 71.

Das Recht auf Duplikate.

301

wenn es datiert war, auch mit dem Datum — und übergiebt hierauf sämtliche Exemplare seinem I n d o s s a t a r ; so verfahren auch die folgenden Indossanten, bis sämtliche Exemplare successive von einem Indossanten an den anderen und so zuletzt zu demjenigen Indossatar gelangt sind, der ursprünglich clie Duplikate verlangt hat. G e s e t z l i c h e s R e c h t a u f D u p l i k a t e . Der T r a s s a n t ist nicht blofs verpflichtet, Duplikate zu geben, wenn es ursprünglich im W e c h s e l s c h l u s s e verabredet i s t , und nicht blofs so v i e l e Exemplare, als bedungen worden sind, sondern auch, wenn es o h n e Verabredung im W e c h s e l s c h l u s s e vom R e m i t t e n t e n s o f o r t oder s p ä t e r , oder wenn es von einem f o l g e n d e n Wechselnehmer verlangt wird, und wenn vom Remittenten m e h r als die im W e c h s e l s c h l u s s e bedungenen Duplikate beansprucht werden; denn das Recht, Duplikate zu verlangen, ist nicht blofs ein durch den W e c h s e l s c h l u f s begründetes v e r t r a g s m ä f s i g e s Recht, sondern es beruht auf dem G e s e t z e selbst. Daher liegt im Zweifel kein Verzicht auf dieses gesetzliche Recht vor, wenn der Remittent sich int W e c h s e l s c h l u s s e mit einem S o l a ausgefertigten Wechsel oder mit einer b e s t i m m t e n Anzahl von Exemplaren begnügt hat. Liegt aber ein W e c h s e l s c h l u f s vor, durch clen in unzweifelhafter Weise die Duplierung überhaupt ausgeschlossen oder doch die A n z a h l der Duplikate beschränkt werden sollte, so liegt durchaus kein Grund vor, diesem Vertrage die W i r k u n g inter partes zu entziehen; es ist aber selbstverständlich, dafs durch eine solche Vereinbarung das den N a c h m ä n n e r n der Kontrahenten zustehende g e s e t z l i c h e Recht, Duplikate beanspruchen zu können, nicht beeinträchtigt werden kann. Z e i t g r e n z e f ü r das R e c h t auf D u p l i k a t e . Der Wechselinhaber hat das Recht, ein Duplikat zu verlangen, nicht blofs v o r , sondern auch n a c h eingetretener Verfallzeit und auch dann, wenn der Wechsel p r ä j u d i z i e r t , also der R e g r e f s ganz verloren gegangen i s t ; das Duplikat kann ihm ja noch immer für die B e r e i c h e r u n g s k l a g e von Nutzen sein. A n z a h l cler D u p l i k a t e . Der Remittent kann so v i e l e Duplikate verlangen, als er w i l l 5 , ohne dafs er sich über die 5

Ebenso in U n g a r n § 70.

302

§ 71.

Das Recht auf Duplikate.

A r t der Verwendung zu äufsern b r a u c h t 6 ; auch der I n d o s s a t a r kann mehr als e i n Duplikat beanspruchen 7 . D a s R e c h t a u f D u p l i k a t e b e i V e r l u s t desWechsels. Das Recht, Duplikate zu fordern, besteht auch dann fort, wenn der Wechsel abhanden gekommen i s t 8 . Das Gesetz macht die Geltendmachung dieses Rechts nicht davon abhängig, dafs der Wechsel selbst noch vorgezeigt werden kann. Dieses Recht besteht auch dann, wenn der verlorene Wechsel schon a c c e p t i e r t war. I m letzteren Falle kann eine W i e d e r h o l u n g des A c e e p t s n i c h t verlangt werden, so dafs der Verlust rücksichtlich dieses auf dem verlorenen Exemplare ausgedrückten Wechselverpflichtungsaktes wesentlich ist und die Verpflichtung des A c c e p t a n t e n nur durch A m o r t i s a t i o n aufrecht erhaltên werden kann. Der Regrefs gegen die V o r m ä n n e r dagegen kann durch die Protesterhebung auf Grund eines trotz des Amortisationsverfahrens erlangten Duplikats gewahrt werden. D u p l i k a t e b e i e i g e n e n W e c h s e l n . Duplikate sind nur bei gezogenen Wechseln anerkannt, nicht bei e i g e n e n Wechseln. Art. 98 zählt nur die Art. 70—72 über Kopien, nicht die Art. 66—69 über D u p l i k a t e unter den auf die e i g e n e n Wechsel anwendbaren Bestimmungen a u f 9 ; ebensowenig wie dem B e z o g e n e n zugemutet werden kann, mehrfach zu acc e p t i e r e n , Duplikate seines Acceptes zu geben (Art. 67 Z. 2), ebensowenig kann dem A u s s t e l l e r des eigenen W e c h s e l s angesonnen werden, Duplikate des eigenen Wechsels zu geben. Stellt der A u s s t e l l e r eines e i g e n e n Wechsels freiwillig 6 Mehr als v i e r Exemplare kommen höchst selten vor, ausgenommen wenn das eine oder andere Exemplar verloren gegangen ist; eine blofs c h i k a n ö s e Ausübung des Rechts des Remittenten wird selbstverständlich bei dem Richter keinen Schutz finden. 7 Indem das Gesetz (Art. 66) auch dem I n d o s s a t a r das Recht giebt, ein Duplikat des Wechsels zu verlangen, so will es den I n d o s s a t a r dem Remittenten gleich stellen, daher auch nicht rücksichtlich der A n z a h l der Duplikate beschränken. Der Wechselnehmer hat, da er die Duplierung ausschliefslich in s e i n e m Interesse verlangt, auch die Kosten zu tragen. 8 T h ö l § 166 Nr. 6, § 77 I I ; dagegen Dernlbur'g § 265. Ebenso U n g a r n § .

§ 72.

Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

303

zwei vollkommen gleichlautende Exemplare aus, von denen er das eine als P r i m a , das andere als S e k u n d a bezeichnet, so ist er dem g u t g l ä u b i g e n Erwerber eines jeden Exemplars verpflichtet; er steht dem A c c e p t a n t e n von Duplikaten gleich (Art. 67 Z. 2). Die Wechselordnung bestimmt j a nicht, dafs die Duplikate bei e i g e n e n Wechseln ungültig seien; sie beschränkt sich blofs darauf, die Bestimmungen über Duplikate im Art. 98 nicht zu citieren; es bleibt daher bei der Regel, dafs der Skripturakt auf einem nach A r t . 96 formrichtigen Papiere jedem g u t g l ä u b i g e n , l e g i t i m i e r t e n Erwerber gegenüber verpflichte.

§ 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander. P r i n c i p i e l l e G l e i c h w e r t i g k e i t a l l e r D u p l i k a t e . Jedes Duplikat ist der W e c h s e l selbst im Original, oder wenn man das z u e r s t angefertigte Exemplar als O r i g i n a l bezeichnet, eine o r i g i n a l e R e p r o d u k t i o n des O r i g i n a l s ; es ist nicht blofs, wie die Kopie oder das Amortisationserkenntnis, S u r r o g a t des Wechsels. Es liegen also m e h r e r e O r i g i n a l u r k u n d e n von e i n e m u n d d e m s e l b e n Wechsel vor. Da j e d e s Exemplar, nicht etwa blofs die P r i m a , der betreffende W e c h s e l ist, so soll jedes Exemplar ebenso gerne genommen werden, wie das andere, und es kann was i m m e r für ein Exemplar zur Einholung der A c c e p t a t i o n oder zur B e g e b u n g verwendet werden. Der g u t g l ä u b i g e l e g i t i m i e r t e Inhaber eines j e d e n Exemplars mufs die Honorierung dieses Exemplars verlangen können, ohne die a n d e r e n Exemplare v o r l e g e n oder auch nur eine Erklärung darüber geben zu müssen, wo sich die a n d e r e n Exemplare befinden; sonst könnte sich j a der Wechselnehmer mit dem Erwerbe einer S e k u n d a , T e r t i a nicht begnügen. I m Wesen der Duplikate und in ihrer Verkehrsfunktion ist es an und für sich begründet, dafs nicht immer a l l e Exemplare zur Honorierung vorgelegt werden müssen, und dafs nicht e i n e m Exemplare vor einem a n d e r e n der Vorrang gebührt, insbesondere auch nicht der P r i m a vor der S e k u n d a , der S e k u n d a vor der T e r t i a , sondern dafs der Bezogene ohne Unterschied j e d e s Exemplar, das ihm von einem l e g i t i m i e r t e n , g u t g l ä u b i g e n Erwerber z u e r s t zur Honorierung vorgelegt

304

§ 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

w i r d , zu honorieren hat, dais er aber auch nur e i n m a l honorieren soll, da in a l l e n Exemplaren objektiv und materiell nur e i n e u n d d i e s e l b e Wechselverpflichtung vorhanden ist. R e c h t des g u t g l ä u b i g e n , l e g i t i m i e r t e n E r w e r b e r s e i n e s E x e m p l a r s a u f H e r a u s g a b e a l l e r E x e m p l a r e . Da j e d e s Exemplar der W e c h s e l ist, so genügt der g u t g l ä u b i g e , l e g i t i m i e r t e Erwerb was i m m e r f ü r eines Exemplars, um das R e c h t aus d e m W e c h s e l ganz zu erlangen; wer aber das Recht aus dem Wechsel hat, hat auch das Recht, a l l e Exemplare für sich in Anspruch zu nehmen, um die durch sie begründeten Rechte aus dem Wechsel geltend machen zu können, da ja a l l e Exemplare nur e i n u n d d e r s e l b e W e c h s e l sind und a l l e nur dazu bestimmt sind, dem Wechselgläubiger zu dienen. Der g u t g l ä u b i g e , l e g i t i m i e r t e Erwerber eines Exemplars hat ein durch die Wechselordnung begründetes Recht, a l l e anderen, wann immer geschaffenen, Exemplare dieses Wechsels ü b e r a l l , wo e r s i e f i n d e t , für sich in Anspruch zu nehmen und deren Herausgabe von jedermann zu verlangen, der nicht s e l b s t g u t g l ä u b i g e r , l e g i t i m i e r t e r Besitzer eines Exemplars i s t 1 , also seinerseits das Recht aus dem Wechsel erworben und daher auch selbst das g l e i c h e Recht h a t , a l l e anderen Exemplare dieses Wechsels für sich in Anspruch zu nehmen 2 . Art. 68 spricht diesen schon aus der Natur der Duplikate sich ergebenden Rechtssatz für einen bestimmten Fall ausdrücklich aus; es ergiebt sich auch dieser Satz aus A r t . 74; denn wenn der Wechselberechtigte sogar dann, wenn er das Papier überhaupt nicht mehr hat, doch das Recht behält, das Papier unter Umständen auch einem l e g i t i m i e r t e n Besitzer abzunehmen, so mufs dieses Recht umso1 Dieser kann dieses Exemplar erworben haben entweder infolge eines von dem A n d e r e n selbst auf d i e sem Exemplare gegebenen Indossamentes oder infolge eines Indossamentes eines anderen, f r ü h e r e n V o r m a n n e s , der die b e i d e n Exemplare an v e r s c h i e d e n e Personen indossiert hat. 2 Auch der P f a n d g l ä u b i g e r , dem z. B. die P r i m a von dem W e c h s e l g l ä u b i g e r als Pfand übergeben worden ist, b e v o r er die S e k u n d a indossierte, hat das Recht, das ihm verpfändete Exemplar zu behalten, nicht aber die a n d e r e n Exemplare für sich in Anspruch zu nehmen.

§ 72.

Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

305

mehr dem g u t g l ä u b i g e n , l e g i t i m i e r t e n Besitzer e i n e s Duplikats gegenüber den n i c h t legitimierten Besitzern der anderen Duplikate zustehen. Wer also das Recht aus e i n e m Duplikate hat, hat auch das Recht auf a l l e anderen Duplikate, aus denen nicht etwa ein a n d e r e r s e l b s t , als g u t g l ä u b i g e r Erwerber legitimiert erscheint 3 . W i e d e r h o l u n g d e s S k r i p t u r a k t s e i n e s Y or mannes a u f m e h r e r e n D u p l i k a t e n . Werden mehrere Duplikate von d e m s e l b e n Aussteller d e m s e l b e n Remittenten gegeben und von diesem a l l e Exemplare zu Gunsten d e s s e l b e n Nehmers indossiert und von diesem wieder a l l e Exemplare zu Gunsten d e s s e l b e n Indossatars u. s. w., so haftet j e d e r V o r m a n n aus den Skripturakten auf a l l e n Exemplaren nur e i n m a l ; er ist also nur e i n m a l zur K a u t i o n , nur e i n m a l zum R e m b o u r s verpflichtet und ist von jeder Regrefspflicht f r e i , wenn auch nur ein e i n z i g e s der mehreren Exemplare von dem B e z o g e n e n a c c e p t i e r t oder g e z a h l t worden i s t ; denn j e d e s Exemplar ist der W e c h s e l und in a l l e n zusammen existiert a u g e n s c h e i n l i c h nur e i n u n d d e r s e l b e Wechsel. 3

R.G. I X Nr. 9 läfst die Frage unentschieden. In der Regel wird bei Duplikaten, die zur S i c h e r h e i t verwendet werden, das Eigentum a l l e r Exemplare g l e i c h z e i t i g auf den Wechselnehmer übertragen; bei Duplikaten, die zur E r l e i c h t e r u n g der C i r k u l a t i o n verwendet werden, wird jedoch zunächst nur das Eigentum des C i r k u l a t i o n s e x e m p l a r s übertragen; der Eigentümer des Cirkulationsexemplars hat jedenfalls das Recht, mittelst desselben das A c c e p t e x e m p l a r an sich zu ziehen und wird dann in der Regel das Eigentum des Acceptexemplars erlangen; er ist aber nicht immer s o f o r t Eigentümer des A c c e p t e x e m p l a r s ; er wird es nur zuweilen, jedoch nicht durch symbolische Tradition, sondern durch constitutum possessorium ( T h ö l § 301), dann nämlich, wenn der G e b e r des C i r k u l a t i o n s e x e m p l a r s den Willen hat, das A c c e p t e x e m p l a r , das der Depositar in dessen Namen inne hat, nunmehr für den N e h m er zu besitzen. Allein , wie es sich immer mit dem Erwerbe des Eigentums am A c c e p t e x e m p l a r e verhalte, jedenfalls hat der g u t g l ä u b i g e , l e g i t i m i e r t e Inhaber des C i r k u l a t i o n s e x e m p l a r s das Recht, die H e r a u s g a b e des A c c e p t e x e m p l a r s von j e d e r m a n n z u verlangen, ein Recht, das von dem Eigentume am A c c e p t e x e m p l a r e ganz unabhängig ist; der Inhaber des C i r k u l a t i o n s e x e m p l a r s hat dieses Recht, da ihm allein in einer für jedermann erkennbaren Weise das jeden Anderen ausschliefsende Recht aus dem Wechsel zusteht. G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechsel rechts.

20

306

§ 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

Sind also a l l e Exemplare von d e m s e l b e n Geber auf d e n s e l b e n Nehmer gestellt, so kann aus cler mehrfachen Wiederholung des Skripturakts für den A u s s t e l l e r und die I n d o s s a n t e n gar kein Schaden entstehen; denn die mehreren, durch die Duplikatsbezeichnung gehörig unterschiedenen Exemplare können gegen denselben Vormann nur e i n m a l geltend gemacht werden. M e h r f a c h e H a f t u n g des I n d o s s a n t e n b e i B e g e b u n g d e r D u p l i k a t e an v e r s c h i e d e n e Personen. Sind jedoch mehrere als Duplikate bezeichnete Exemplare eines Wechsels von d e m s e l b e n Indossanten an v e r s c h i e d e n e Indossatare indossiert worden, sei es aus Versehen oder in absichtlichem Zuwiderhandeln gegen die Verkehrsbestiminung der Duplikate, so haftet ein solcher Indossant aus j e d e m Skripturakte auf den e i n z e l n e n Exemplaren s e l b s t ä n d i g (Art. 67 Al. 2 ) 4 , denn die Duplikatsqualität dieser Exemplare ist von jetzt an in Beziehung auf i h η und seine N a c h m ä η n e r nur noch dem Scheine nach vorhanden, in Wahrheit aber ist j e d e s Exemplar als ein f ü r s i c h bestehender, zu den anderen nicht gehöriger Wechsel behandelt worden, so dafs durch die Begebung dieser voneinander getrennten Exemplare so v i e l e abgesonderte R e g r e f s verpflichtungen übernommen werden, als W e c h s e l e x e m p l a r e vorhanden sind. Die m e h r f a c h e Haftung eines solchen Vormanns hat zur Folge, dafs der Inhaber eines j e d e n Exemplars gegen ihn den Regrefsweg beschreiten kann, selbst wenn der B e z o g e n e das e i n e Exemplar deshalb nicht honoriert, weil er schon ein a n d e r e s Exemplar früher honoriert hat. Ist der Inhalt der mehreren Exemplare nicht ganz übereinstimmend, so ist für das R e c h t eines jeden Wechselinhabers lediglich der Inhalt s e i n e s Exemplars entscheidend 5 . E i n m a l i g e H a l t u n g d e r V o r m ä n n e r u n d cler N a c h m ä n n e r des m e h r f a c h h a f t e n d e n I n d o s s a n t e n . Die V o r m a n n e r des Indossanten, der die verschiedenen 4

Ebenso U n g a r n § 71. Steht daher auf einem Exemplare bei dem Skripturakte die Klausel: „Ohne Obligo", so ist die Wechselhaftung aus d i e s e m Exemplare ausgeschlossen. 6

§ 72.

Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

307

Exemplare an v e r s c h i e d e n e Indossatare begeben hat, haften nur e i n m a l ; sie haben augenscheinlich die m e h r e r e n Skripturakte nur auf mehreren Exemplaren e i n e s u n d d e s s e l b e n Wechsels ausgestellt, also nur e i n e \ 7 erpflichtung übernommen, wie sie ja auch nur e i n e Valuta bezogen haben; ihre Haftung kann dadurch nicht vervielfacht werden, dafs ihr Ν a c h m a n η die zusammengehörigen Exemplare auseinandergerissen hat. E i n jeder solcher \ r ormann wird von der Regrefspflicht frei, wenn er beweisen k a n n 6 , dafs was immer für ein anderes Exemplar schon früher als das jetzt gegen ihn im Regrefswege geltend gemachte honoriert worden sei, sei es direkt vom B e z o g e n e n oder im R e g r e f s w e g e von ihm s e l b s t oder von einem s e i n e r V o r männer. Die N a c h m ä n n e r jenes Vormanns, der die verschiedenen Exemplare an v e r s c h i e d e n e Nachmänner begeben hat, haften selbstverständlich nur e i n m a l , denn ihre Unterschrift befindet sich ja überhaupt nur auf e i n e m Exemplare; ihre Regrefspflicht t r i t t ein, sobald es gerade dieses Exemplar i s t , das von dem Bezogenen nicht honoriert w i r d , also unter Protest geht; sie können sich nicht darauf berufen, dafs ein anderes Exemplar honoriert worden sei; denn dieses a n d e r e Exemplar ist für sie, da der Vormann clen Zusammenhang der Exemplare gelöst hat, ein a n d e r e r Wechsel. E i n l ö s u n g der an v e r s c h i e d e n e I n d o s s a t a r e begebenen D u p l i k a t e . Der B e z o g e n e , der kein einziges Exemplar acceptiert h a t , kann und wird in der Regel jenem l e g i t i m i e r t e n Inhaber eines Duplikats bezahlen, der ihm dasselbe z u e r s t zur Verfallzeit zur Zahlung vorlegt. Durch diese Zahlung wird die e i n e in a l l e n Exemplaren existierende Wechselschuld ganz g e t i l g t ; es gelten a l l e Exemplare als be6

Der V o r m a n n kann ζ . B. dem K a u t i on s regrefs dadurch entgehen, dafs er die vom B e z o g e n e n geleistete A c c e p t a t i o n e i n e s Exemplares durch Vorlegung dieses Exemplares oder durch Zeugen (Aussage des Acceptanten selbst) beweist, dem Zahlungsregrefs dadurch, dafs er die Zahlung eines Exemplares durch den Protest beweist, in dem vielleicht der Notar eine Abschrift des ihm vorgezeigten, quittierten Exemplares aufgenommen hat; die in den Protest aufgenommene blofse Erklärung des Bezogenen, dafs er das vorgelegte Exemplar deshalb nicht honoriere, weil er bereits ein anderes honoriert habe, würde nicht genügen. 20*

308

§ 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

z a h l t ; a l l e Regrefspflichtigen werden frei, ausgenommen j e n e r Vormann, der die anderen nicht eingelösten Exemplare an Personen indossiert h a t , die von seinem Indossatar auf dem eingelösten Exemplare verschieden sind, und dessen N a c h m ä n n e r auf den n i c h t eingelösten Exemplaren 7 . Hat der Bezogene e i η Exemplar a c c e p t i e r t , so mufs er, um ohne Gefahr zahlen zu können, darauf bestehen, nur dem legitimierten Inhaber des A c c e p t e s gegen Aushändigung desselben zu zahlen, sei es, dafs Legitimation und Accept sich auf e i n e m Exemplare beisammen oder auf zwei Exemplaren getrennt vorfinden. Löst der Bezogene dennoch ein anderes n i c h t acceptiertes Exemplar, das ihm zunächst präsentiert w i r d , unvorsichtigerweise ein, so hat er zwar den R e v a l i e r u n g s a n s p r u c h , da ja auch durch diese Einlösung die R e g r e f s p f l i c h t i g e n frei geworden sind; er selbst bleibt aber noch aus dem a c c e p t i e r t e n Exemplare verhaftet, mufs also eventuell noch einmal Zahlung leisten. Verlangen zwei oder mehrere g u t g 1 ä u b i g e , l e g i t i m i e r t e Inhaber von Duplikaten g l e i c h z e i t i g Honorierung von Seiten des B e z o g e n e n oder Einlösung im R e g r e f s w e g e , so hat der Bezogene oder der Regrefspflichtige unter ihnen die freie W a h l 8 ; der B e z o g e n e gefährdet dadurch, dafs er lieber das e i n e Exemplar einlöst als das a n d e r e , seinen R e v a l i e r u n g s anspruch nicht; für den D e c k u n g s p f l i c h t i g e n ist ja gleichgültig, ob der B e z o g e n e dem Inhaber des e i n e n oder a n d e r e n Exemplars honoriert; denn infolge der Honorierung w a s i m m e r f ü r e i n e s Exemplars werden die v o r dem mehrfachen Indossanten stehenden R e g r e f s p f l i c h t i g e n frei. Der deckungspflichtige T r a s s a n t kann den R e v a l i e r u n g s a n s p r u c h nur dann ablehnen oder die bereits gegebene Deckung nur dann 7 Der Bezogene erlangt durch die Einlösung eines Exemplares einen R e v a l i e r u n g s a n s p r u c h , obwohl die a n d e r e n Exemplare sich in den Händen a n d e r e r Inhaber befinden. 8 Anders, wenn sich z. B. aus der S e k u n d a ergiebt, dafs der Inhaber der g l e i c h z e i t i g präsentierten P r i m a selbst die S e k u n d a indossiert und die P r i m a zurückbehalten habe; der B e z o g e n e , der dem bösg l ä u b i g e n Inhaber honorieren würde, hätte keinen Revalierungsanspruch; wäre die P r i m a acceptiert, so müfste der Acceptant d e p o n i e r e n und den beiden Inhabern überlassen, den Streit (Art. 74) unter einander auszufechten.

§ 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

309

zurückverlangen, wenn der B e z o g e n e g a r k e i n Exemplar honoriert hat. Der R e g r e f s p f l i c h t i g e , der von m e h r e r e n Inhabern gleichzeitig um Remboursregrefs angegangen w i r d , ist nicht verpflichtet, auf die P r i o r i t ä t in der P r o t e s t e r h e b u n g Rücksicht zu nehmen; denn darauf, ob die R e g r e f s b e d i n g u n g bei dem e i n en Exemplare f r ü h e r , bei dem a n d e r e n s p ä t e r erfüllt worden sei, kann es nicht ankommen, wenn sie nur überhaupt r e c h t z e i t i g erfüllt ist. Wer ein Duplikat e r w i r b t , ist ernstlich gefährdet, wenn er nicht darauf bedacht ist, sich auch die a n d e r e n Exemplare zu sichern; denn diese könnten in die Hände anderer g u t g l ä u b i g e r Erwerber gelangen, die ihm, b e v o r er mit seinem Exemplare die Honorierung bei dem B e z o g e n e n verlangt, z u v o r g e k o m m e n sein oder g l e i c h z e i t i g mit ihm, versehen mit einem dem seinigen gleichwertigen Rechtstitel, bei dem Bezogenen eintreffen können, dem dann die W a h l unter den P r ä s e n t a n t e n zustände. Auch sein R e g r e f s r e c h t ist teilweise gefährdet, denn er hat sicher Regrefs nur gegen jenen V o r m a n n , der die Duplikate an v e r s c h i e d e n e Personen indossiert h a t , und gegen dessen N a c h m ä n n e r ; es t r i t t aber möglicherweise bei jenem Vormanne eine Stauung des Regresses gegen die f r ü h e r e n V o r m ä n n e r ein, obwohl er deren Unterschriften auch auf seinem Exemplare h a t ; denn diese letzteren sind nur e i n m a l regrefspflichtig, sie haften daher nicht mehr, wenn einmal ein a n d e r e s Exemplar v o n i h n e n s e l b s t oder einem ihrer regrefspflichtigen Vormänner im R e g r e f s w e g e e i n g e l ö s t worden ist, und sie sind überhaupt n i c h t r e g r e f s p f l i c h t i g , wenn auch nur e i η Exemplar, und was immer für ein Exemplar, von dem B e z o g e n e n eingelöst worden i s t 9 . 9

Man wird sich daher hüten, Duplikate zu n e h m e n , da der Hauptvorzug des Wechsels im Verkehre eben darin besteht, dafs der Wechselgläubiger auf die Honorierung seines Papiers sicher und leicht rechnen kann, ohne Verwicklungen und Rechtsstreitigkeiten fürchten zu müssen. Trotz der Vorteile, die das Institut der Duplikate dem Verkehr bietet, ist daher nicht zu verkennen, dafs es auch andererseits geeignet ist, den Verkehrswert des Wechsels zu verringern, von dem Erwerbe eines Wechsels abzuschrecken, und anstatt die Cirkulationsfähigkeit des Wechsels zu er-

310

§ 72. Das Verhältnis der Duplikate zu einander.

Mehrfache H a f t u n g bei mehrfacher Acceptation v o n D u p l i k a t e n . Die Regel, dafs eine und dieselbe Unterschrift, wenn sie auf mehreren Exemplaren eines augenscheinlich identischen Wechsels wiederholt w i r d , nur e i n e Verpflichtung begründe, findet keine Anwendung, wenn mehrere Duplikate von dem Bezogenen a c c e p t i e r t werden 1 0 . Der A c c e p t a n t kann gegenüber dem l e g i t i m i e r t e n Inhaber e i n e s acceptierten Exemplars nicht einwenden, dafs er dem l e g i t i m i e r t e n Inhaber eines a n d e r e n acceptierten Exemplars gezahlt habe; er mufs so o f t zahlen als ein g u t g l ä u b i g e r , legitimierter Inhaber auf Grund eines a c c e p t i e r t e n Exemplars Zahlung beansprucht, so, als ob er nicht blofs e i n e n u n d d en s e l b e n Wechsel, wenn auch wiederholt, sondern als ob er v e r s c h i e d e n e Wechsel a c c e p t i e r t hätte11. Wer mehrere Exemplare acceptiert, handelt auf e i g e n e Gefahr; der Bezogene soll nur e i n Exemplar a c c e p t i e r e n 1 2 ; dieses e i n e Accept ist ja schon ein Accept cles W e c h s e l s ; es umfafst demnach die a n d e r e n Exemplare, soll also nicht wiederholt werden; t h u t es der Bezogene dennoch, so mufs er die Folgen tragen, wenn später die verschiedenen, a c c e p t i e r t e n Exemplare in die Hände v e r hüllen, sie in vielen Fällen zu vermindern; denn, da die A n z a h l der von einem Wechsel angefertigten Exemplare in demselben nicht angegeben zu sein braucht, so kann der Erwerber eines P r i m a w e c h s e l s nicht wissen, ob nicht Duplikate existieren, und der Erwerber einer P r i m a u n d S e k u n d a ist keineswegs sicher, dafs ihm wirklich die ganze Anzahl der vorhandenen Exemplare ausgeliefert, dafs nicht noch eine T e r t i a u. s. w. begeben wurde. 10 Ebenso bei mehrfachem E h r e n a c c e p t . 11 Ebenso U n g a r n §71 (mit der Ausnahme, wenn aus der mehrfachen Annahme selbst hervorgeht, dafs sie nur unter der B e d i n g u n g erfolgt sei, dafs e i n e s der Exemplare noch nicht angenommen sein sollte. 12 Während der T r a s s a n t und j e d e r I n d o s s a n t ohne Gefahr Duplikate g e b e n können, da sie nur e i n m a l haften, eben deshalb aber auch v e r p f l i c h t e t sind, Duplikate zu geben, so kann der Bezojgene nicht ohne Gefahr a l l e Exemplare a c c e p t i e r e n , da er sonst dem g u t g l ä u b i g e n Erwerber gegenüber aus j e d e m Accepte, also mehrfach haftet, er ist daher auch n i c h t v e r p f l i c h t e t , m e h r als e i n Exemplar zu acceptieren, so dafs wegen verweigerter Wiederholung des Acceptes auf einem a n d e r e n Exemplare nicht wirksam Protest erhoben und Regrefs genommen werden kann.

§ 72. schiedener,

311

Das Verhältnis der Duplikate zu einander. gutgläubiger

Inhaber

gelangen,

also als

in

ebensoviele selbständige Wechsel v e r w a n d e l t erscheinen ; er w i r d so b e h a n d e l t , als ob er von v o r n h e r e i n die einzelnen E x e m p l a r e nicht

einem,

sondern

verschiedenen

Inhabern

gegenüber

acceptiert h ä t t e ; man k a n n es j a auch den acceptierten E x e m p l a r e n nicht

ansehen,

acceptiert

ob

sie

worden sind.

Wechselpapier,

auf

alle

nur

einem

Jeder r e d l i c h e

dem

er e i n

Accept

Inhaber

gegenüber

E r w e r b e r 1 3 mufs e i n sieht,

mit

der

Be-

r u h i g u n g n e h m e n k ö n n e n , dafs er a u f die H a f t u n g des A c c e p tanten nicht,

sicher dafs

rechnen k ö n n e , er

auch

ein a n d e r e s

ersieht j a aus dem Papiere

Exemplar

acceptiert

ist.

Der

A c c e p t a n t h a f t e t , obwohl er sich n u r e i n m a l v e r p f l i c h t e n w o l l t e , gerade so, als ob er sich m e h r m a l s Der r e d l i c h e des Papiers

h ä t t e verpflichten

E n v e r b e r d a r f sich an die ä u f s e r e

halten,

n i c h t zu e n t n e h m e n

aus dem

wollen.

Erscheinung

eine E i n s c h r ä n k u n g der H a f t u n g

ist14.

13 Nur dem g u t g l ä u b i g e η Erwerber, der die wirkliche Sachlage, die E i n h e i t der Verpflichtung, nicht gekannt hat, wird der Schutz des Gesetzes gegenüber dem m e h r f a c h g e g e b e n e n A c c e p t e zu Teil, nicht demjenigen, dem als Inhaber m e h r e r e r Exemplare e i n e s u n d d e s s e l b e n Wechsels ein m e h r f a c h e s Accept erteilt worden ist, obwohl der Wille, sich m e h r m a l s zu verpflichten, auf seite des A c c e p t a n t e n gemangelt hat; ein solcher Inhaber kann keinesfalls m e h r m a l s Zahlung e i n e r u n d d e r s e l b e n AVechselschuld verlangen; es steht ihm die exceptio doli entgegen; ebenso, wenn er selbst a l l e Exemplare, bis auf e i n e s , weitergegeben hat und auf das z u r ü c k b e h a l t e n e Exemplar Zahlung fordert. Ebensowenig wird derjenige geschützt, der ein a c c e p t i e r t e s Duplikat im Bewufstsein erwirbt, dafs es nur e i n e s von den v e r s c h i e d e n e n Exemplaren desselben Wechsels sei, die sämtlich von dem Bezogenen gegenüber d e m s e l b e n Inhaber ohne den Willen, sich m e h r m a l s zu verpflichten, acceptiert worden seien; ihm steht die Einrede der Liberierung entgegen, wenn der Acceptant e i n e s der a n d e r e n Exemplare honoriert hat. 14 Es ist Sache des A c c e p t a n t e n , dafür zu sorgen, dafs die Beschränkung seiner Haftung aus der Urkunde selbst hervorgehe, indem er z. B. nur unter der B e d i n g u n g acceptiert, dafs er ein a n d e r es Exemplar noch nicht acceptiert habe, eine Bedingung, die jedoch in der kassatorischen Klausel: „Prima nicht" nicht enthalten ist, oder indem er auf der S e k u n d a nur das Accept der Prima bestätigt; hat er aber m e h r e r e Exemplare u n b e d i n g t acceptiert, so mufs er verhüten, dafs a l l e a c c e p t i e r t e n Papiere in den Verkehr gelangen, sonst mufs e r die Folgen seines unvorsichtigen Verfahrens tragen, nicht der g u t g l ä u b i g e Erwerber, der vorwurfsfrei gehandelt hat.

73.

Die

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

Werden demnach m e h r e r e a c c e p t i e r t e Duplikate von v e r s c h i e d e n e n , g u t g l ä u b i g e n , l e g i t i m i e r t e n Inhabern g l e i c h z e i t i g dem Acceptanten zur Zahlung vorgelegt, so darf er keinen zurückweisen, sondern mufs a l l e befriedigen 15 .

§ 73. Die Verwendung der Duplikate zur Erleichterung der Cirkulation. D i e A b h o l u n g des A c c e p t e x e m p l a r s i s t R e g r e f s b e d i n g u n g , wenn dessen A u f b e w a h r u n g s s t e l l e auf d e m B e g e b u n g s e x e m p l a r e a n g e g e b e n i s t . Das e i n e Exemplar wird zur B e g e b u n g verwendet, das andere soll inzwischen zur Einholung des A c c e p t s versendet werden. Auf dem B e g e b u n g s e x e m p l a r e ist von dem Versender in einer N o t i z anzugeben, wo das zur Einholung des Accepts versendete Exemplar aufbewahrt wird, b e i w e m es also abzuholen i s t Zu diesem Zwecke schreibt der Versender des A c c e p t e x e m p l a r s auf das B e g e b u n g s e x e m p l a r den Namen und die Adresse seines Korrespondenten, der mit dem A c c e p t e x e m p l a r e das A c c e p t anzusuchen, eventuell P r o t e s t zu erheben und das A c c e p t exemplar, eventuell mit dem Proteste, aufzubewahren hat. Jeder Erwerber des m i t dieser N o t i z versehenen B e g e b u n gs exemplars weifs nunmehr, wo das A c c e p t exemplar zu treffen ist und übernimmt die V e r p f l i c h t u n g zur Abholung des A c c e p t e x e m p l a r s , um durch dasselbe in der Lage zu sein, die Honorierung vom B e z o g e n e n ordnungsmäfsig

16 Hat der Bezogene mehrere Duplikate d e m s e l b e n Inhaber gegenüber acceptiert, sei es aus Versehen, oder weil er das z u e r s t gegebene Accept für verloren hielt, so kann er, bevor er d i e s e m Inhaber auf ein a c c e p t i e r t e s Exemplar Zahlung leistet, verlangen, dafs ihm vor der Zahlung a l l e a c c e p t i e r t e n Exemplare ausgeliefert werden, sonst bleibt er in Gefahr, j e d e m g u t g l ä u b i g e n Inhaber eines a c c e p t i e r t e n Exemplares n o c h e i n m a l Zahlung leisten zu müssen. Stellt der W e c h s e l g l ä u b i g e r in Abrede, dafs er m e h r e r e a c c e p t i e r t e Exemplare besitze, so mufs ihm gegenüber der Besitz erwiesen werden. Kann der A c c e p t a n t diesen Beweis nicht erbringen, so mufs er gegen Aushändigung auch nur e i n e s acceptierten Exemplares Zahlung leisten. Gelingt ihm der Beweis, so kann er deponieren oder gegen Kaution Zahlung leisten.

§ 73.

Die

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

313

verlangen zu können; die Abholung des A c c e p t e x e m p l a r s wird daher ihm gegenüber zur R e g r e f s be d i n g u n g 1 . F e h l t diese N o t i z auf dem B e g e b u n g s e x e m p l a r e , so wird zwar seine W e c h s e l kraft durchaus nicht beeinträchtigt (Art. 68 Al. I ) 2 ; allein für den Nehmer des B e g e b u n g s exemplars kann in diesem Falle die A b h o l u n g des A c c e p t exemplars keine R e g r e i s b e d i n g u n g sein. Dein Nehmer des Begebungsexemplars fehlt jeder Anlafs, nach einem A c c e p t exemplare zu fragen, und wenn er auch vielleicht von der Existenz des A c c e p t e x e m p l a r s in Kenntnis ist, so weifs er doch nicht, w o er es abzuholen hat. Der Wechselgebe r , dem die Weglassung dieser Notiz zur Last fällt, der also selbst den N e h m e r aufser stand gesetzt hat, die Abholung des A c c e p t e x e m p l a r s vorzunehmen, mufs sich damit zufrieden geben, wenn der Nehmer des B e g e b u n g s e x e m p l a r s mit demselben so verfährt, als ober es nur mit einem S o l a ausgefertigten Wechsel zu thun hätte, wenn er also b l o f s mit dem B e g e b u n g s exemplar die Honorierung bei dem B e z o g e n e n sucht, mangels Honorierung P r o t e s t erhebt und Regrefs nimmt. Dem R e g r e f s n e h m e r kann jedoch unter Umständen die Einrede entgegengesetzt werden, dafs das A c c e p t exemplar bereits honoriert sei. R e g r e f s b e d i n g u n g e n bei g e h ö r i g e r N o t i z . Ist auf d e m B e g e b u n g s e x e m p l a r e , z. B. der S e k u n d a , ordnungsmäfsig die N o t i z angebracht, wo das zum A c c e p t versendete Exemplar, z. B. die P r i m a zu suchen i s t , so mufs sich der N e h m e r der S e k u n d a , b e v o r er auf Grund der S e k u n d a 1

Der Inhaber der S e k u n d a ist nicht verpflichtet, sich von dem Vorhandensein der P r i m a an dem in der S e k u n d a angegebenen Orte zu vergewissern, er darf sich auch darauf verlassen, dafs die N o t i z des Vormannes auf der S e k u n d a der Wahrheit entspreche; doch mufs er die P r i m a bei dem Verwahrer r e c h t z e i t i g abfordern, um die P r i m a , oder den P r o t e s t mangels Auslieferung der P r i m a und die S e k u n d a bei dem B e z o g e n e n oder D o m i z i l i a t e n oder den N o t a d r e s s e n noch r e c h t z e i t i g zur Wahrung des Kegresses präsentieren zu können; verlangt er z. B. die Ausfolgung der P r i m a erst n a c h dem Verfalltage, kurz vor dem Ablaufe der P r o t e s t f r i s t — so spät, dafs er nicht mehr i n n e r h a l b der Protestfrist die Zahlung der S e k u n d a verlangen kann — , so ist der llegrefs verloren. 2 Ebenso U n g a r n § 72.

73.

Die

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

R e g r e f s nehmen kann, zunächst bei der in der S e k u n d a angegebenen A d r e s s e melden und die deponierte P r i m a abfordern, um mit der P r i m a die Honorierung bei dem B e z o g e n e n zu erlangen 8 . Ist der A d r e s s a t überhaupt n i c h t zu finden oder v e r w e i g e r t er die Ausfolgung der P r i m a , sei es eigenmächtig oder auch wegen W i d e r r u f s des V e r s e n d e r s , oder k a n n er sie nicht herausgeben, weil sie bei ihm verloren gegangen oder vernichtet worden ist, so mufs der Inhaber der S e k u n d a P r o t e s t m a n g e l s A u s l i e f e r u n g cler P r i m a erheben 4 . Dieser Protest genügt aber f ü r s i c h a l l e i n nicht, um auf Grund cler S e k u n d a Regrefs nehmen zu können. Der Inhaber der S e k u n d a mufs sich vielmehr noch m i t diesem P r o t e s t e u n d mit der S e k u n d a zum B e z o g e n e n oder D o m i z i l i a t e n begeben, um Acceptation oder Zahlung der S e k u n d a ansuchen und, wenn die Honorierung nicht erfolgt, P r o t e s t mangels A n n a h m e oder mangels Z a h l u n g der S e k u n d a erheben, also dem e r s t e n Proteste einen zweiten folgen lassen; erst auf Grund dieser d o p p e l t e n Präsentation und Protesterhebung — die bei der Verwendung der Duplikate zur C i r k u l a t i o n s e r l e i c h t e r u n g 3 Wird die P r i m a von dem V e r w a h r e r dem Inhaber der S e k u n d a a u s g e f o l g t , so kommt es darauf an, ob sie a c c e p t i e r t ist oder nicht. Ist sie a c c e p t i e r t , so hat der Inhaber der S e k u n d a sein Ziel erreicht. Ist sie n i c h t acceptiert, so kann er nur dann Regrefs auf Siehe r s t e l 1 u n g nehmen, wenn er einen P r o t e s t mangels A n n a h m e der P r i m a vorlegt, sei es, dafs dieser Protest schon vom V e r w a h r e r erhoben worden ist und dem Inhaber der S e k u n d a m i t d e r P r i m a ausgeliefert wird, oder dafs er s e l b s t mit der P r i m a Acceptation bei dem B e z o g e n e n sucht und eventuell Protest erhebt. Der Inhaber der S e k u n d a kann sich nicht darauf beschränken, blofs m i t d e r S e k u n d a das A c c e p t zu suchen, er braucht notwendig einen P r o t e s t m a n g e l s A n n a h m e der P r i m a , um K a u t i o n s r e g r e f s nehmen zu können; denn auf der S e k u n d a steht die Klausel: „ P r i m a zum Accept", die Vorlegung der n i c h t a c c e p t i e r t e n P r i m a und eines P r o t e s t e s m a n g e l s A n n a h m e der S e k u n d a würde daher zum Kautionsregrefs nicht genügen. 4 Hat der Verwahrer die P r i m a bereits an den Inhaber eines anderen Duplikates, z. B. der T e r t i a , ausgeliefert, oder hat er die P r i m a einem A n d e r e n zur V e r w a h r u n g übergeben, so kann der Inhaber der S e k u n d a P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g der P r i m a erheben; er ist nicht verpflichtet, die P r i m a bei einem A n d e r e n als bei dem in der N o t i z angegebenen V e r w a h r e r zu suchen.

§ 73. Die Verwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

315

als der n o r m a l e , regelmäfsige Vorgang zur Wahrung des Regresses erscheint, während sonst zu diesem Zwecke nur eine e i n m a l i g e Präsentation und Protesterhebung bei dem B e z o g e n e n oder D o m i z i l i a t e n erforderlich ist — kann der Inhaber der S e k u n d a Regrefs nehmen, A r t . 6 9 5 . Enthält die S e k u n d a N o t a d r e s s e n , so müssen sie beachtet werden, selbst wTenn sie sich auf der P r i m a nicht befinden. R e g r e f s gegen a l l e V o r m ä n n e r a u f der S e k u n d a , n i c h t b l o f s gegen den V e r s e n d e r u n d seine N a c h m ä n n e r . Der Inhaber der S e k u n d a hat springenden Regrefs; der Regrefs geht gegen a l l e Vormänner auf der S e k u n d a , nicht blofs gegen den V e r s e n d e r und dessen N a c h m ä n n e r ; die Haftung der V o r n i ä n n e r des Versenders sollte ja durch die Versendung und durch die Notiz, in der auf das versendete Exemplar hingewiesen wird, durchaus nicht verändert und v e r r i n g e r t , sondern es sollte dadurch nur die A b f o r d e r u n g des v e r s e n d e t e n Exemplars bei dem Verwahrer zu einer n e u e n B e d i n g u n g des Regresses gegen den V e r s e n d e r und dessen N a c h i n ä n n e r gemacht wrerden, so dafs diese nur dann zu haften haben, wenn der Inhaber der S e k u n d a die Vorsicht beobachtet hat, s o w o h l bei dem Verwahrer der P r i m a , als a u c h beim Bezogenen oder Domiziliaten und bei den Notadressen Protest zu erheben. Rücksichtlich der V o r m ä n n e r des Versenders sollte eigentlich diese neue R e g r e f s b e d i n g u n g nicht in Betracht kommen; sie sollten infolge ihrer schriftlichen Garantieerklärung im Wechsel auch schon dann haften, wenn b l o f s auf Grund der S e k u n d a bei dein Bezogenen oder Domiziliaten und bei den Notadressen Protest erhoben ist. Es liegt gar kein Grund dafür vor, dafs die V o r m ä n n e r des Versenders von der Haftung frei werden sollten, wenn der Inhaber der S e k u n d a auf dem durch die N o t i z in der S e k u n d a vorgezeichneten Wege die Honorierung gesucht und nicht erlangt hat; sie sind schon dadurch begünstigt, dafs durch die Versendung und Notiz ihres N a c h m a n n s , also eine ihnen fremde Handlung eines D r i t t e n , a u c h f ü r sie die A b h o l u n g der P r i m a bei dem Verwahrer zu einer n e u e n

6

Ebenso U n g a r n § 73.

73. Die

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

Regrefsbedingung

erhoben i s t ,

aus deren N i c h t e r f ü l l u n g sie

g e g e n d e n Regrefsnehmer eine E i n w e n d u n g a b l e i t e n k ö n n e n 6 . Der Inhaber Regrefsrecht

der S e k u n d a v e r l i e r t demnach einerseits das

gegen a l l e

Vormänner,

wenn

er die P r i m a

bei

d e m V e r w a h r e r n i c h t a b g e h o l t oder d a r ü b e r , dafs er dieses vergebens g e t h a n , P r o t e s t zu erheben v e r s ä u m t h a t , andererseits w a h r t er das Regrefsrecht d u r c h den V e r s e n d e r allgemein

geltenden

gegen a l l e V o r m ä n n e r , wenn er diese

gesetzte B e d i n g u n g u n d die auch sonst Bedingungen

des

Regresses

erfüllt

hat7. 6 Gegen die Regrefspflicht der V o r m ä n n e r des Versenders könnte man einwenden, dafs der Bezogene dem Inhaber der S e k u n d a gegenüber die Honorierung vielleicht deshalb verweigert, weil dieser nur einen P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g der P r i m a und nicht die P r i m a s e l b s t vorlegt, die der Bezogene a c c e p t i e r t hatte, dafs die P r i m a hätte vorgelegt werden können, wenn sie nicht von der S e k u n d a getrennt und versendet worden wäre, dafs also nur der V e r s e n d e r es s i c h s e l b s t zuzuschreiben habe, wenn die Honorierung n i c h t erfolge. Allein der V e r s e n d e r hat nur von seinem R e c h t e Gebrauch gemacht, den jeder Geber der Duplikate sich gefallen lassen mufs, und dessen Folgen er mitzutragen hat. Wären die Duplikate nur zum Zwecke der S i c h e r h e i t verwendet worden, also stets b e i e i n a n d e r geblieben, und hätte der l e t z t e Inhaber n u r die S e k u n d a , nicht die a c c e p t i e r t e P r i m a zur Zahlung vorgelegt, z. B. weil er die P r i m a v e r l o r e n hat, so könnte er Regrefs gegen alle Vormänner nehmen. Es kann daher nicht als eine Erschwerung der Haftung der Vormänner angesehen werden, wenn auch bei der Versendung der Regrefs gegen a l l e Vormänner selbst dann genommen werden kann, wenn der Bezogene die S e k u n d a wegen Nichtvorlegung der a c c e p t i e r t e n P r i m a nicht honorieren will. Die Regrefspflicht der V o r m ä n n e r des V e r s e n d e r s wird nicht erhöht dadurch, dafs später ein N a c h m a n n ein Duplikat zum A c c e p t e zu versenden beschlossen hat; sie sind in d e r s e l b e n Lage, wie wenn keine V e r s e n d u n g stattgefunden hätte, so wrie wenn der Bezogene auch sonst die ihm präsentierte S e k u n d a nicht honorieren will, weil er die P r i m a a c c e p t i e r t hat und diese ihm n i c h t ausgefolgt wird. 7 Wie bei j e d e m Duplikate, so kann aber auch hier j e d e r V o r m a n n s e i n e Regrefspflicht ablehnen, wenn er beweist, dafs ein a n d e r e s Exemplar (also hier die versendete P r i m a ) wirklich honoriert worden sei, sonst wäre die Regrefspflicht der V o r m ä n n e r des V e r s e n d e r s eine höhere, als wenn keine Versendung der P r i m a stattgefunden hätte, eine Erschwerung, die durch nichts gerechtfertigt wäre. Dieser Beweis ist jedoch nicht schon dann als erbracht anzusehen, wenn der Bezogene in dem über die S e k u n d a erhobenen P r o t e s t e die Erklärung abgegeben hat,

§ 73.

Die

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

317

B e d e u t u n g der K l a u s e l : „ P r i m a a c c e p t i e r t bei X . u Der V e r s e n d e r und seine N a c h m ä n n e r können neben der W e c h s e l r e g r e i s p H i c h t die b e s o n d e r e Verpflichtung übernommen haben, die Acceptation der P r i m a selbst zu besorgen oder besorgen zu lassen; so durch die N o t i z auf der S e k u n d a , dafs die P r i m a schon a c c e p t i e r t bei dem V e r w a h r e r liege; „Prima acceptiert bei X . " 8 . J e d e r Nehmer der S e k u n d a kann sich auf diese Notiz verlassen und braucht sich nicht darum zu kümmern, ob die Notiz auch der Wahrheit entspreche; es ist ihm dadurch die Sorge für die Einholung des A c c e p t s der P r i m a abgenommen. Infolge dieser Notiz haftet der V e r sender und jeder N a c h m a n n für das Interesse, wenn ein Versäumnis eingetreten ist und sich hinterher nach eingetretener Präjudizierung herausstellt, dafs die P r i m a in Wirklichkeit nicht a c c e p t i e r t war. Es liegt z. B. eine b e f r i s t e t e S i c h t t r a t t e v o r ; der Inhaber der S e k u n d a macht zu spät die Entdeckung, dafs der V e r w a h r e r das A c c e p t nicht rechtzeitig eingeholt, die Präsentationsfrist des Art. 19 versäumt habe, so dafs das Regrefsrecht verloren gegangen ist. Der Inhaber der S e k u n d a kann sich in diesem Falle darauf berufen, dafs er das Präjudiz nicht hätte eintreten lassen, wenn er rücksichtlich des A c c e p t s nicht in Sicherheit gewiegt worden wäre, wenn er von dem Mangel des A c c e p t s gewufst hätte, dafs er daher noch die Regrefsklage gehabt hätte. Der V e r s e n d e r und seine N a c h m ä n n e r müssen ihm also haften, als ob die Regrefsklage nicht erloschen wäre. Rechtsstellung

des V e r w a h r e r s

gegenüber

dem

dafs er die P r i m a angenommen oder bezahlt habe; denn eine solche Erklärung braucht j a mit den Thatsachen nicht übereinzustimmen, sie bildet also keinen Beweis gegen den R e g r e f s n e h m e r . 8 Lautet jedoch die Notiz: „ P r i m a z u r A c c e p t a t i o n b e i so liegt darin höchstens nur die E r w a r t u n g ausgesprochen, dafs die Acceptation erfolgen w e r d e , jedoch nicht die feste Z u s i c h e r u n g , dafs die A c c e p t a t i o n schon geschehen sei, auch nicht einmal das V e r s p r e c h e n , dafs die A c c e p t a t i o n e i n g e h o l t werden werde. Die Klausel hat also blofs die Bedeutung einer Zusicherung, dafs die P r i m a , acceptiert oder nicht, bei dem angegebenen V e r w a h r e r anzutreffen sein werde; dem N e h m e r der S e k u n d a bleibt daher, wie auch sonst, die Sorge für die H e r b e i s c h a f f u n g der A c c e p t a t i o n selbst überlassen.

73.

Die

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

V e r s e n d e r . Die rechtliche Stellung des K o r r e s p o n d e n t e n , dem die P r i m a zur Besorgung der Präsentation zum Accept übersendet w i r d , ohne dafs er selbst Rechte aus dem Wechsel erwerben soll, ist im Verhältnis zum Versender die eines M a n d a t a r s und D e p o s i t a r s 9 . Contreordre des Versenders. Je länger der Sekundainhaber mit der A b f o r d e r u n g der P r i m a zögert, desto länger hat der Verwahrer ausschliefslich den Weisungen des Versenders zu gehorchen; dieser kann die P r i m a zurückfordern und überhaupt noch b e l i e b i g vorschreiben, was der Verwahrer m i t der P r i m a vorzunehmen habe. Der S e k u n d a i n h a b e r hat sich die Folgen seines Zögerns und seiner Vertrauensseligkeit selbst zuzuschreiben; es darf ohne Unbilligkeit angenommen werden, dafs er die von dem V e r s e n d e r getroffenen Verfügungen bestehen lassen wolle, wenn er sich nicht meldet und etwas anderes verfügt. Der Verwahrer darf jedoch einer C o n t r e o r d r e des Versenders nur dann Folge leisten, wenn sie r e c h t z e i t i g bei ihm eingetroffen ist, nämlich b e v o r sich der N e h m e r der S e k u n d a bei ihm 9 Es ist meistens ein zuverlässiger Geschäftsfreund, der sich aus Gefälligkeit der Geschäftsbesorgung unterzieht, und der die aus beiden Verträgen fliefsenden und in der Natur des übernommenen Geschäfts liegenden Verbindlichkeiten zu erfüllen hat. Sind keine b e s o n d e r e n Vorschriften von seiten des M a n d a n t e n gegeben, so hat der M a n d a t a r alles zu beobachten, was sich aus dem gewöhnlichen Gange des Wechselgeschäfts ergiebt, also die P r i m a dem B e z o g e n e n zur Annahme zu präsentieren, von dem E r f o l g e der Präsentation dem M a n d a n t e n Nachricht zu geben, die P r i m a — a c c e p t i e r t oder n i c h t acceptiert — in seiner V e r w a h r u n g zu behalten und dem l e g i t i m i e r t e n Inhaber der S e k u n d a auszufolgen; er hat jedoch P r o t e s t mangels A n n a h m e der P r i m a nur dann zu erheben, wenn es der M a n d a n t gewünscht hat, da dieser vielleicht zu einer so strengen Mafsregel nicht greifen und die Kosten vermeiden will. Ist die V e r s e n d u n g der Prima nicht von Seiten eines I n d o s s a n t e n , sondern von seiten des T r a s s a n t e n selbst vorgenommen worden, so ist im Zweifel anzunehmen, dafs der V e r s e n d e r die P r o t e s t e r h e b u n g mangels A n n a h m e n i c h t w r olle, denn da er keine V o r m ä n n e r hat, gegen die er sein Regrefsrecht wahren könnte, so erscheint die Protesterhebung als überflüssig. Der M a n d a t a r ist n i c h t beauftragt, Z a h l u n g zu fordern und P r o t e s t mangels Z a h l u n g zu erheben; er kann jedoch durch ein P r o k u r a i n d o s s a m e n t dazu legitimiert werden.

§ 73.

Die \'erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

319

g e m e l d e t , sich als l e g i t i m i e r t e r Inhaber der S e k u n d a ausgewiesen und Ausfolgung der P r i m a verlangt h a t 1 0 . Bis zu diesem Zeitpunkte darf und mufs er dem Versender im Falle des W i d e r r u f s ohne Rücksicht auf den Inhaber cler S e k u n d a die P r i m a zurückgeben, selbst wenn der Versender unmittelbar v o r der Verfallzeit, ja sogar am V e r f a l l t a g e s e l b s t die Rücksendung anordnet 1 1 . Der V e r w a h r e r ist auf Grund des Auftrags dem V e r s e n d e r gegenüber berechtigt und verpflichtet, die P r i m a dem l e g i t i m i e r t e n Inhaber der S e k u n d a auszuliefern ; er haftet, wenn infolge seines Verschuldens der S e k u n d a i n h a b e r wegen Nichtausfolgung der P r i m a gegen den V e r s e n d e r Regrefs nimmt; er mufs die Folgen dieser Regrefsklage tragen und die Retourkosten ersetzen. R e c h t s s t e l l u n g des V e r w a h r e r s gegenüber dem S e k u n d a i n h a b e r . Der l e g i t i m i e r t e Inhaber der S e k u n d a ist schon nach dem Wesen der Duplikate blofs a u f G r u n d d e r S e k u n d a aus dem Wechsel o r i g i n ä r berechtigt, die Ausfolgung der P r i m a v o n j e d e m nicht s e l b s t aus der P r i m a l e g i t i m i e r t e n oder sonst berechtigten 1 2 Besitzer zu verlangen; er 10 Der Verwahrer ist deshalb allein, weil er davon K e n n t n i s hat, dafs der V e r s e n d e r die S e k u n d a b e g e b e n , also auch sein Recht aus der P r i m a aufgegeben habe, von der Verpflichtung, die Vorschriften des Versenders zu beobachten, nicht entbunden, ebensowenig infolge der blofsen Kenntnis des Umstandes, w e r die Prima erworben habe, also gegenwärtig W e c h sei g l ä u b i g e r sei; denn das Mandat hört nicht auf, wirksam zu sein, wenn auch die S e k u n d a i n d o s s i e r t wird. Der V e r w a h r e r besitzt die P r i m a im Namen des V e r s e n d e r s und steht nur durch ihn zum "Wechselgeschäfte in Beziehung; er hat, unbekümmert um die S e k u n d a , die Vorschriften des V e r s e n d e r s rücksichtlich der P r i m a zu befolgen. Alles aber, was der V e r w a h r e r gemäfs dem Auftrage thut oder unterläfst, mufs der V e r s e n d e r der P r i m a gegenüber dem Inhaber der S e k u n d a vertreten, daher mufs der V e r s e n d e r auch die Folgen tragen, wenn der V e r w a h r e r die Ausfolgung der P r i m a , zwar dem Auftrage gemäfs, jedoch u n r e c h t m ä f s i g , gegenüber dem Iuhaber der S e k u n d a verweigert hat. 11 Es entspricht dies dem zwischen Versender und Verwahrer waltenden Vertrauensverhältnis; der Verwahrer hat nicht das Recht, nach den Gründen des Widerrufs zu fragen. 12 Die P r i m a kann z. B. vom V e r s e n d e r beim V e r w a h r e r verpfändet sein, b e v o r er die S e k u n d a begeben hat.

73. Die hat

schon

erwendung d. Duplikate zur Erleichterung d. Cirkulation.

als

solcher

ausschliefslich

E x e m p l a r e zu v e r f ü g e n

das R e c h t ,

A n s p r u c h zu n e h m e n , w o i m m e r er sie D e r I n h a b e r der S e k u n d a Versenders nären

über

u n d d a h e r a u c h die P r i m a

beide

überall in

findet.

e r l a n g t d a h e r — an Stelle des

— e i n e n von dessen W i l l e n u n a b h ä n g i g e n ,

Anspruch

gegen

den

Verwahrer

auf

origi-

Ausfolgung

der

P r i m a , sobald er sich bei d e m V e r w a h r e r m e l d e t , sich als I n h a b e r der

Sekunda

nach

Art.

Empfangnahme l e g i t i m i e r t langt; thun14;

er

kann

36

oder

auf

andere

Weise13

dies j e d e r z e i t ,

n i c h t blofs z u r

er h a t v i e l l e i c h t z u dem V e r w a h r e r

Verfallzeit

kein

Vertrauen,

er b r a u c h t i h m n i c h t d i e P r ä s e n t a t i o n der P r i m a z u m zu

überlassen,

trotz

zur

u n d die A u s f o l g u n g der P r i m a v e r -

der K l a u s e l

auf der S e k u n d a :

Accept „Prima

a c c e p t i e r t bei X " , sondern k a n n es vorziehen, s e l b s t z u m Accept zu präsentieren.

Art.

setzliche V e r p f l i c h t u n g

68 A l . 2 1 δ

schafft

des V e r w a h r e r s

keine b e s o n d e r e der P r i m a , die

ge-

nicht

a u c h j e d e r a n d e r e D e t e n t o r der P r i m a h ä t t e , sondern z i e h t n u r i n der besonderen R i c h t u n g gegenüber dem V e r w a h r e r

die aus

18 ζ . B. als R e m i t t e n t , oder durch ein Amortisationserkenntnis rücksichtlich der S e k u n d a , oder als E h r e n z a h l e r der S e k u n d a nach vorhergegangenem Proteste mangels A u s f o l g u n g der P r i m a und mangels Z a h l u n g der S e k u n d a , oder als C e s s i o n a r der S e k u n d a , oder dadurch, dafs er a u f s e r der S e k u u d a eine Vollmacht des l e t z t e n Indossatars der S e k u n d a vorlegt. 14 Sobald in solcher Weise für den Inhaber der S e k u n d a gegen den V e r w a h r e r ein o r i g i n ä r e r Anspruch auf Ausfolgung der P r i m a begründet ist, erscheint der V e r w a h r e r nicht mehr berechtigt, einer C o n t r e o r d r e des Versenders Folge zu leisten, er mufs vielmehr das ausschliefsliche Recht des S e k u n d a i n h a b e r s , auf den das Recht aus dem ganzen Wechsel, also auch aus der P r i m a , übergegangen ist, respektieren und kann ohne dessen Zustimmung über die P r i m a nicht mehr verfügen. Solange jedoch der legitimierte S e k u n d a i n h a b e r den Anspruch auf Ausantwortung der P r i m a nicht gestellt, also sein Recht aus der S e k u n d a nicht geltend gemacht hat, ist der V e r w a h r e r lediglich verpflichtet, die Vorschriften des V e r s e n d e r s zu befolgen; der V e r w a h r e r mufs daher die P r i m a zurückbehalten, wenn der Versender rechtzeitig die Ausantwortung untersagt, oder wenn er ihm rechtzeitig vorgeschrieben hat, die P r i m a nicht ohne besondere, später zu erteilende, Ermächtigung dem Inhaber der Sekunda herauszugeben. 16 Mit Art. 68 Abs. 2 stimmt überein: U n g a r n § 72.

321

§ 74. II. Die Kopien.

dem Wesen der Duplikate sich ergebende Konsequenz, dafs jeder Inhaber eines Duplikats, aus dem er nicht selbst legitimiert ist, oder an dem er nicht sonst berechtigt erscheint, verpflichtet sei, dieses Duplikat dem l e g i t i m i e r t e n Inhaber eines a n d e r e n Duplikats auf Verlangen auszufolgen. Die Klage auf Herausgabe der P r i m a von seiten des l e g i t i m i e r t e n Besitzers der S e k u n d a ist jedoch keine W e c h s e l k l a g e , die Passivlegitimation ist nicht durch W e c h s e l U n t e r s c h r i f t bedingt. Das Recht des Sekundainhabers geht blofs auf Ausfolgung der P r i m a , nicht auch des P r o t e s t e s , den der Verwahrer in Beziehung auf die P r i m a erhoben hat; der Sekundainhaber kann ja s e l b s t Protest erheben.

I I . Die Kopien. § 74. D i e B e z e i c h n u n g d e r K o p i e . Die Abschrift des Originals mufs als solche durch Hinzufügung einer Klausel ä u f s e r l i c h erkennbar gemacht werden, sei es, dafs sie die Überschrift: „Kopie", „Wechselabschrift" trägt oder durch einen Vermerk im Kontexte, z. B. : „bis hierher Kopie", „bis hierher Wechselabschrift", deutlich als Kopie bezeichnet wird. In jeder Kopie, die zur B e g e b u n g benützt werden soll, ist zugleich auszudrücken, wo die blofse A b s c h r i f t a u f h ö r t , und wo die O r i g i n a l i n d o s s a m e n t e b e g i n n e n ; es ist die sogenannte B e s c h l i e f s u n g oder A r r e t i e r u n g der Kopie erforderlich; sie liegt in den Worten: „bis hierher Kopie", oder „von hier ab Original". R e p r o d u k t i o n d e s ' O r i g i n a l s . Die Kopie mufs eine g e naue Reproduktion des Inhalts des O r i g i n a l s in a l l e n Punkten enthalten, damit durch die v o l l e Übereinstimmung jeder Zweifel an der Z u g e h ö r i g k e i t der K o p i e zu d i e s e m bestimmten O r i g i n a l e beseitigt werde. Sind die Abweichungen so unerheblich, dafs ein begründeter Zweifel an dieser Zugehörigkeit nicht besteht, so kann der Inhaber der Kopie trotz der Abweichungen die Ausfolgung des Originals beanspruchen, wegen Nichtausfolgung Protest erheben und den Regrefs wahren. O r i g i n a l i n d o s s a m e n t a u f der K o p i e . Die Kopie kann mit O r i g i n a l I n d o s s a m e n t begeben werden ; dieses Indossament G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

21

322

§ 74. II. Die Kopien.

auf der Kopie hat vollkommen dieselbe Wechselkraft wie das Indossament auf dem Originale; der Originalindossant der Kopie haftet durch seine Unterschrift dafür, dafs er s e l b s t der aus dem O r i g i n a l legitimierte W e c h s e l g l ä u b i g e r sei, und dafs er das O r i g i n a l nicht schon an einen A n d e r e n i n d o s s i e r t habe; er hat von jetzt an selbstverständlich nicht mehr das Recht, s e l b s t das O r i g i n a l zu b e g e b e n und ist regrefspflichtig, wenn das O r i g i n a l dem I n d o s s a t a r der K o p i e n i c h t h e r a u s gegeben wird. D i e V e r w e n d u n g d e r K o p i e z u r E r l e i c h t e r u n g der C i r k u l a t i o n . Das O r i g i n a l kann zur Einholung des Accepts versendet, eine K o p i e kann inzwischen von dem V e r s e n d e r mit O r i g i n a l i n d o s s a m e n t begeben werden; auf der K o p i e wird dann in der Regel von dem V e r s e n d e r und O r i g i n a l i n d o s s a n t e n in einer Notiz angegeben, wo das O r i g i n a l abzuholen ist; diese Notiz ist selbst als o r i g i n a l e r Bestandteil der K o p i e anzusehen. B l o f s d i e A b h o l u n g des O r i g i n a l s i s t R e g r e f s b e d i n g u n g , n i c h t a u c h die P r ä s e n t a t i o n d e r K o p i e z u r A n n a h m e oder Z a h l u n g . Jeder Enverber der mit dieser N o t i z versehenen K o p i e weifs nunmehr, WTO das O r i g i n a l zu treffen ist und übernimmt die Verpflichtung, zunächst vom Bew a h r e r des Originals dessen Auslieferung zu verlangen; die Abholung des Originals w r ird zu einer B e d i n g u n g seines Regresses; er mufs daher in dieser Beziehung ebenso verfahren, wie der Inhaber eines D u p l i k a t s und, wenn die Auslieferung des Originals von seiten des Verwahrers unterbleibt, P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g erheben (Art. 72, Art. 69 Nr. 1). Während aber der Inhaber des D u p l i k a t s erst dann Regrefs nehmen kann, wenn er a u c h a u f das D u p l i k a t hin vergebens Honorierung gesucht hat, da j e d e s Duplikat der W e c h s e l ist. so genügt hier schon die vergebliche Abforclerung des O r i g i n a l s beim \ 7 e r w a h r e r ; es wäre nicht gerechtfertigt, für den Inhaber der K o p i e a u c h n o c h d i e P r ä s e n t a t i o n der K o p i e bei dein B e z o g e n e n behufs Acceptation oder Zahlung z u r R e g r e f s b e d i n g u n g zn machen; die K o p i e ist ja nicht, wTie jedes Dupl i k a t , der W e c h s e l selbst; der B e z o g e n e wird in der Regel nur geneigt sein, der O r i g i n a l u n t e r s c h r i f t des T r a s s a n t e n Kredit zu gewähren, nicht aber eine blofse K o p i e zu honorieren,

323

§ 74. II. Die Kopien.

da er ja nicht sicher ist, dafs die K o p i e mit dem O r i g i n a l e übereinstimmt; würde sich aber auch der Bezogene herbeilassen, die K o p i e zu honorieren, so könnte doch noch derjenige, der hinterher das O r i g i n a l zur Honorierung beim B e z o g e n e n präsentiert, wegen Nichthonorierung des O r i g i n a l s Protest erheben und gerade so, als ob die K o p i e nicht honoriert worden wäre, R e g r e f s nehmen; die Honorierung der K o p i e durch den Bezogenen würde also nicht verhindern, dafs das O r i g i n a l hinterher dessenungeachtet unter Protest ginge; sie würde daher auch die r e g r e f s begründende Kraft des O r i g i n a l s nicht vermindern; die K o p i e vertritt demnach rücksichtlich des B e z o g e n e n durchaus nicht das O r i g i n a l ; der Bezogene könnte daher die blofse Kopie überhaupt nicht honorieren, ohne sein D e c k u n g s r e c h t zu gefährden; er könnte nicht sicher darauf rechnen, dafs sich der T r a s s a n t die Bezahlung der K o p i e anrechnen lassen werde; denn der T r a s s a n t bleibt ja verpflichtet, da durch die Zahlung der K o p i e nur die Verpflichtungen aus den O r i g i n a l i n d o s s a m e n t e n der K o p i e getilgt werden. Da nun aber der Bezogene die K o p i e ohne Gefahr nicht honorieren kann, so kann ihm die Honorierung der Kopie überhaupt nicht zugemutet werden; daher kann auch andererseits die Präsentation einer b l o f s e n K o p i e bei dem Bezogenen und die P r o t e s t e r h e b u n g mangels Honorierung der K o p i e nicht die W i r k u n g haben, dafs das Regrefsrecht aus dem O r i g i n a l gewahrt werde. Der B e z o g e n e kann vielmehr verlangen, dafs ihm die O r i g i n a l u n t e r s c h r i f t des A u s s t e l l e r s unter dem Wechsel vorgelegt werde, bevor er den Wechsel honoriert; er braucht sich auf die Treue der K o p i e nicht zu verlassen und kann sich darauf beschränken, um die Gefahr nicht zu erhöhen, nur dem O r i g i n a l e Vertrauen zu gewähren. Die Vorlegung des O r i g i n a l s ist daher die Bedingung, unter der allein vom B e z o g e n e n die Honorierung erwartet werden darf und mangels Honorierung Regrefs genommen werden kann. Wollte man daher für den I n h a b e r der K o p i e ebenso, wie für den Inhaber eines D u p l i k a t s , zur B e d i n g u n g eines Regresses, machen, dafs er a u c h auf die K o p i e h i n bei dem B e z o g e n e n Annahme oder Zahlung vergebens gesucht und darüber P r o t e s t erhoben habe, so würde man ihn zwingen, etwas vorzunehmen, was durchaus keine Aus21*

324

§ 74.

II. Die Kopien.

sieht auf Erfolg bietet, von d e m ' B e z o g e n e n etwas zu verlangen, was dieser ohne Gefahr zu leisten nicht vermag, man wTürde demnach eine ü b e r f l ü s s i g e P r o t e s t e r h e b u n g als Regrefsbedingung auferlegen. R e g r e f s gegen d i e O r i g i n a l i n d o s s a u t e n a u f der Kopie. Der Inhaber der Kopie kann daher auf Grund des blofsen Protests mangels Ausfolgung des O r i g i n a l s gegen die O r i g i n a l i n d o s s a n t e n der Kopie Regrefs nehmen (Art. 72) also auch gegen denjenigen, der selbst die K o p i e ausgestellt und mit O r i g i n a l i n d o s s a m e n t begeben hat und gegen dessen N a c h m ä n n e r , die ihr O r i g i n a l i n d o s s a m e n t auf die K o p i e gesetzt haben, jedoch nicht gegen dessen V o r m ä n n e r ; nur für die ersteren ist die K o p i e als O r i g i n a l anzusehen, die letzteren aber sind allein aus dem H a u p t o r i g i n a l e verpflichtet. Rechtzeitige Abforderung des O r i g i n a l s ist n o t w e n d i g . Der I n d o s s a t a r der K o p i e darf sich darauf verlassen, dafs er das O r i g i n a l an dem Orte finden werde, wo es nach der N o t i z zu seiner Disposition verbleiben soll; er braucht sich nicht zu vergewissern, ob er auch, sobald er die K o p i e präsentieren werde, das O r i g i n a l ohne Schwierigkeiten erlangen werde; er darf der N o t i z des O r i g i n a l i n d o s s a n t e n Vertrauen schenken und kann die Abholung des Originals bis zu dem Zeitpunkte hinausschieben, in dem das O r i g i n a l , w e n n es ihm vom V e r w a h r e r ausgeliefert wird, noch r e c h t z e i t i g bei dem B e z o g e n e n zur A n n a h m e (Art. 19) und zur Z a h l u n g präsentiert werden könnte. Versäumt der Inhaber der K o p i e diese r e c h t z e i t i g e Abforderung des O r i g i n a l s , so verliert er den Regrefs und zwar auch dann, wenn ihm das O r i g i n a l überhaupt n i c h t ausgeliefert wird; denn der R e g r e f s wäre ja auch dann wegen der Verspätung verloren gewesen, wenn der V e r w a h r e r das O r i g i n a l gehörig ausgeantwortet hätte; der R e g r e f s p f l i c h t i g e kann mit Recht einwenden, dafs der I n h a b e r der K o p i e s e l b s t d i e r e c h t z e i t i g e Präsentation des O r i g i n a l s bei dem B e z o g e n e n versäumt habe, dafs also die P r ä j u d i z i e r u n g lediglich durch dessen Schuld eingetreten und nicht durch den Umstand herbeigeführt 1

Ebenso U n g a r n § 76.

§ 74.

II. Die Kopien.

325

worden sei, dafs das O r i g i n a l vom V e r w a h r e r nicht ausgeliefert wurde. Der Inhaber der K o p i e mufs daher, insbesondere zur Wahrung des Z a h l u n g s r e g r e s s e s , darauf bedacht sein, das O r i g i n a l beim V e r w a h r e r r e c h t z e i t i g , also v o r Ablauf der Frist für die P r o t e s t e r h e b u n g mangels Z a h l u n g , abzuholen und wegen Nichtauslieferung des Originals noch v o r Ablauf dieser Frist P r o t e s t zu erheben. Das R e g r e f s r e c h t des I n h a b e r s der K o p i e bleibt bestehen, sobald er das O r i g i n a l r e c h t z e i t i g abgefordert hat, wenn er es auch deshalb n i c h t ausgeliefert erhielt, weil es der V e r w a h r e r inzwischen mifsbräuchlich - - sei es auch ohne Wissen des O r i g i n a l i n d o s s a n t e n der K o p i e — b e g e b e n hat, obgleich, wenn es der I n h a b e r der K o p i e schon f r ü h e r beim V e r w a h r e r abgeholt hätte, ein solcher Mifsbrauch nicht vorgekommen wäre. B e i u n v o l l s t ä n d i g e r oder f e h l e n d e r N o t i z a u f d e r i n d o s s i e r t e n K o p i e b e s t e h t o h n e B e s i t z des O r i g i n a l s k e i n R e g r e f s gegen d i e O r i g i n a l i n d o s s a n t e n d e r K o p i e . Fehlt auf der K o p i e die N o t i z , wo das O r i g i n a l zu finden ist, ü b e r h a u p t , oder fehlt auch nur der N a m e des V e r w a h r e r s , so ist es offenbar unmöglich, P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g des O r i g i n a l s zu erheben. Es fragt sich nun, ob der I n h a b e r der K o p i e dessenungeachtet berechtigt sei, Regrefs gegen die O r i g i n a l i n d o s s a n t e n zu nehmen? Die Frage ist zu verneinen 2 , denn die K o p i e zieht nur aus dem O r i g i n a l e ihre Wechselkraft; der Inhaber der K o p i e braucht d e n Wechsel und die Indossamente a l l e r V o r g ä n g e r seines 2

Dagegen für den Regrefs L e h m a n n § 137 S. 561; C a n s t e i n § 14 S. 204 Anm. 27, denn der P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g sei nicht E r satz des P r o t e s t e s mangels Z a h l u n g , sondern nur Folge des Dep o s i t i o n s v e r m e r k s , wie bei D u p l i k a t e n , wo j a b e i d e P r o t e s t e nebeneinander notwendig seien. Der I n h a b e r der K o p i e solle, um Kegrefs in diesem Falle zu haben, die K o p i e dem B e z o g e n e n vorlegen und P r o t e s t erheben; allein dagegen spricht, dafs A n n a h m e und Z a h l u n g von dem B e z o g e n e n nicht wirksam, so dafs die Begrefsnahme begründet wäre, auf eine blofse K o p i e hin verlangt werden können, sondern dafs dies nur auf die K o p i e hin in V e r b i n d u n g mit dem O r i g i n a l e geschehen könnte.

326

§ 74. I I . Die Kopien.

O r i g i n a l i n d o s s a n t e n ; er mufs daher jenes P a p i e r erlangen, a u f d e m a l l e i n sich diese f r ü h e r e n I n d o s s a m e n t e und der W e c h s e l befinden; ohne das O r i g i n a l selbst oder ohne P r o t e s t m a n g e l s A u s l i e f e r u n g des O r i g i n a l s kann daher von der K o p i e kein Gebrauch gemacht werden; sie ist insoweit A c c e s s o r i u m des O r i g i n a l s ; das letztere, als der p r i n c i p a l e Rechtstitel, kann zwar ohne die K o p i e gebraucht werden, nicht aber die K o p i e ohne das O r i g i n a l oder ohne den P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g , als ein S u r r o g a t des O r i g i n a l s . B e i d e Rechtstitel müssen v e r e i n t wirken, um dem I n h a b e r der K o p i e zum Zahlungsregresse zu verhelfen. Der O r i g i n a l i n d o s s a n t der Kopie haftet eben nur für den F a l l , dafs entweder das O r i g i n a l selbst beim B e z o g e n e n richtig präsentiert, oder dafs wenigstens P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g des O r i g i n a l s beim Verwahrer leviert worden ist. Der I n h a b e r der K o p i e mufs sich also bemühen, trotz des Fehlens der Notiz den Besitz des O r i g i n a l s zu erlangen. N u r w e n n ihm dies g e l i n g t , hat er R e g r e f s r e c h t e gegen die Originali n d o s s a n t e n der K o p i e ; der O r i g i n a l i n d o s s a n t der Kopie bleibt zwar also trotz des Fehlens der Notiz w e c h s e l verpflichtet, die o h n e N o t i z indossierte K o p i e äufsert jedoch ihre Wechselkraft nur dann, wenn es dem Inhaber der K o p i e gelingt, das O r i g i n a l in seine Hand zu bekommen. Diese Auffassung enthält dem Nehmer der Kopie gegenüber keine U n b i l l i g k e i t ; er soll eben so vorsichtig sein, eine Kopie ohne Notiz nicht zu nehmen. R e c h t s s t e l l u n g des V e r w a h r e r s des O r i g i n a l s gegenüber dem I n h a b e r der i n d o s s i e r t e n Kopie. Der V e r w a h r e r ist verpflichtet, das O r i g i n a l dem, sei es nach A r t . 36 oder sonst, legitimierten Inhaber der K o p i e auszuantw T orten ( A r t . 72 Al. 1). W i r d von dem V e r w a h r e r irrtümlich ein a n d e r e r Wechsel statt des O r i g i n a l s ausgeliefert, so mufs der I n h a b e r der K o p i e nach Entdeckung des Irrtums r e c h t z e i t i g bei dem V e r w a h r e r P r o t e s t mangels A u s l i e f e r u n g des O r i g i n a l s erheben, um den R e g r e f s gegen die O r i g i n a l i n d o s s a n t e n der K o p i e zu wahren. Versäumt er diese r e c h t z e i t i g e Protesterhebung, so verliert er den R e g r e f s und kann sich nur an den V e r -

§ 75.

a) Wegen Nichtannahme.

327

w a h r e r halten; es war seine Sache, sofort zu prüfen, ob ihm das r i c h t i g e O r i g i n a l ausgehändigt wurde.

Der anormale Lauf des Wechsels. I. Der Wechselregrefs. 1. D e r

K a u t i o n s r e g r e f s .

§ 75. a) Wegen Nichtannahme. P f l i c h t zur K a u t i o n s l e i s t u n g oder Deposition. W i r d die Tratte bei der Präsentation überhaupt n i c h t oder nicht g e m ä f s i h r e m I n h a l t e , sondern nur unter E i n s c h r ä n k u n g e n oder nur auf eine g e r i n g e r e Summe acceptiert, so erscheint die Aussicht auf eine normale Einlösung des Wechsels sehr geschwächt; es i s t , wenn auch noch nicht gewifs, so doch s e h r w a h r s c h e i n l i c h geworden, dafs die Tratte am V e r f a l l t a g e auch n i c h t b e z a h l t werden werde. Der Kredit des T r a s s a n t e n erscheint infolgedessen in den meisten Fällen geschädigt, da, wenn die r e i n e A n n a h m e der Tratte durch den B e z o g e n e n zurückgewiesen wurde, der Verdacht begründet ist, dafs dies deshalb geschehen sei, weil von dem T r a s s a n t e n eine genügende D e ' c k u n g nicht rechtzeitig angeschafft und ihm von dem Bezogenen K r e d i t nicht gewährt worden sei. Der W e c h s e l i n h a b e r , der auf das A c c e p t des Bezogenen als Sicherheit für die pünktliche Zahlung am Verfalltage zu rechnen berechtigt w a r , sieht sich nunmehr um jene Sicherheit gebracht, für die der T r a s s a n t und die I n d o s s a n t é n solidarisch eingestanden sind und hat begründeten Anlafs zu befürchten, dafs nach E i n t r i t t des Verfalltags der Z a h l u n g s r e g r e f s notwendig werden werde. Um den dadurch stark beeinträchtigten Wert des Wechsels soviel als möglich wieder herzustellen, wird dem Wechselinhaber das Recht gegeben, wenn er die Nichtleistung der nachgesuchten Acceptation von seiten des B e z o g e n e n — eventuell auch von seiten der auf dem Wechsel befindlichen N o t a d r e s s e n — durch gehörigen Protest m a n g e l s A n n a h m e konstatieren liefs, von dem A u s s t e l l e r und den I n d o s s a n t e n zu verlangen, dafs ihm die zugesagte Sicherheit nunmehr in anderer

328

§ 75. a) Wegen Nichtannahme.

Weise



valent

des

durch

eine von i h n e n geleistete K a u t i o n

ausgebliebenen

Accepts



verschafft

als Ä q u i -

werde.

Die

K a u t i o n h a t den Z w e c k , die gehörige Z a h l u n g z u r V e r f a l l z e i t u n d den E r s a t z der d u r c h die N i c h t a n n a h m e veranlafsten Kosten z u sichern ( A r t . Der

25)1.

Regrefspflichtige

berechtigten K a u t i o n pflicht

nicht

dadurch

Rembourszahlung nicht

verpflichtet,

mufs

auf

Verlangen

des

Regrefs-

leisten, er k a n n sich von der K a u t i o n s befreien, leistet.

dafs

Denn

er

freiwillig

sofortige

der W e c h s e l g l ä u b i g e r ist

die Z a h l u n g v o r V e r f a l l a n z u n e h m e n ; doch

g e s t a t t e t das Gesetz ( A r t . 25 A l . 2) dem Regrefspflichtigen, s t a t t K a u t i o n z u leisten, a u f seine K o s t e n z u Der Regrefsberechtigte. Indossatar

kann

das

Recht

auf

ohne selbst m e h r W e c h s e l i n h a b e r Protest

mangels

Annahme

an-

deponieren2.

Der R e m i t t e n t

oder d e r

Kautionsregrefs

ausüben3,

zu sein, wenn er n u r den

b e i z u b r i n g e n v e r m a g ( A r t . 26

Abs. 3 ) 4 ; er k a n n daher a u c h dann, wenn er den W e c h s e l nach

1

Ebenso U n g a r n § 25. Er ist zur Hinterlegung der schuldigen Summe bei einer staatlichen Hinterlegungsstelle dort befugt, wo er seine Regrefspflicht zu erfüllen hat, nicht am Zahlungsorte. In Ö s t e r r e i c h und U n g a r n besteht eine Pflicht zur Deposition des sicherzustellenden Betrags in Barem bei Gericht, sobald sich die Parteien über die Art und Höhe der Kaution nicht einigen. 8 Für die Klage auf Sicherstellung ist der Wecliselprozefs (Art. 26 Al. 1) begründet; ebenso U n g a r n § 26. 4 Die Form für den Protest mangels Annahme ist dieselbe, wie für den Protest mangels Zahlung. Der Wechselinhaber kann, wenn er die Acceptation vergebens verlangt hat und auf den K a u t i o n s r e g r e f s keinen Wert legt, die Protesterhebung mangels Annahme unterlassen, ohne dafs dies für ihn ein P r ä j u d i z nach sich zieht; er verliert insbesondere nichts an seinem Rechte, später Z a h l u n g zu verlangen und Z a h l u n g s r e g r e f s zu nehmen. Während ferner die Präsentation zur Zahlung und der Protest mangels Zahlung binnen der bestimmten unabänderlichen P r o te stf r i s t erhoben werden mufs, so hat der Wechselinhaber volle Freiheit, sowohl was d i e Z e i t für die Ρ r ä s e n t a t i ο η zur Annahme, als auch was die Z e i t für die P r o t e s t e r h e b u n g mangels Annahme betrifft. Der Wechselinhaber kann die Konstatierung der Nichtannahme durch Protest h i n a u s s c h i e b e n , er kann n o c h l a n g e n a c h d e r v e r g e b l i c h e n P r ä s e n t a t i o n z u r A n n a h m e dieses Verlangen erneuern und j e t z t e r s t P r o t e s t erheben, um darauf einen Kautionsregrefsanspruch zu 2

§ 75.

a) Wegen Nichtannahme.

329

erhobenem Proteste mangels Annahme b e g e b e n hatte, Kautionsregrefs nehmen. Der Ν a c h m a n n , der den Wechsel samt dem Proteste mangels Annahme erworben h a t , kann nicht auf Grund dieses P r o t e s t e s allein Kaution verlangen, da seine A k t i v l e g i t i m a t i o n durch die in diesem Proteste enthaltene Wechselabschrift nicht hergestellt ist, sondern nur auf Grund des Protestes und des Wechsels. Die im P r o t e s t e mangels Annahme befindliche W e c h s e l a b s c h r i f t genügt, um den R e g r e f s n e h m e r als Regrefsberechtigten zu l e g i t i m i e r e n . Nur der „ R e m i t t e n t " und Jeder I n d o s s a t a r " ist nach Art. 26 durch den Besitz des Protestes mangels Annahme zur Kautionsregrefsforderung und Klage ermächtigt; nicht der blofse Besitzer des Protestes, der weder R e m i t t e n t noch I n d o s s a t a r ist. Notwendig ist, dafs in der Wechselabschrift eine ununterbrochene, bis auf den Inhaber des Protestes als Wechselnehmer hinuntergehende Reihe von Indossamenten (Art. 36) vorhanden sei, da es sonst offensichtlich ist, dafs dem Inhaber des Protestes das Regrefsrecht fehlt. Der Regrefspflichtige. Der aus der W e c h s e l a b s c h r i f t als r e g i e f s b e r e c h t i g t l e g i t i m i e r t e Inhaber des P r o t e s t e s kann von allen durch dieselbe Wechselabschrift passiv legitimierten r e g r e f s p f l i c h t i g e n Vormännern — auch von deren A v a 1 i s t e η , jedoch nicht von einem I n d o s s a n t e n , der „ohne obligo" indosssiert hat — solidarisch Kautionsleistung verlangen, gerade so, wie der nach A r t . 36 l e g i t i m i e r t e Wechselinhaber von ihnen später — im Falle der Nichtzahlung zur Verfallzeit — die Regrefszahlung solidarisch in Anspruch nehmen kann, also g l e i c h z e i t i g von allen zusammen, oder von allen n a c h einander, oder nur von einigen, oder auch nur von einein Einzigen, ohne an irgend eine Reihenfolge oder an die einmal getroffene Wahl gebunden zu sein, und ohne dadurch, dafs er den Einen in Anspruch nimmt, die Übrigen zu befreien (Art. 26 Abs. 2, A r t . 49). Leugnet der als regrefspflichtiger Vormann in Anspruch gründen. Während ferner bei dem Proteste mangels Zahlung binnen einer bestimmten kurzen Frist n o t i f i z i e r t werden mufs (Art. 45), so ist eine Notifikation bei dem Proteste mangels Annahme nicht vorgeschrieben.

330

§ 75.

a) Wegen Nichtannahme.

Genommene, dafs er den Wechsel unterzeichnet habe, dafs also sein Name in der W e c h s e l a b s c h r i f t mit Recht aufgenommen erscheine, so mufs ihm gegenüber die E c h t h e i t seiner Unterschrift bewiesen werden. Der regrefspflichtige V o r m a n n kann gegen den auf die W e c h s e l a b s c h r i f t gegründeten Anspruch auf Sicherstellung alle Einwendungen, die seine Regrefspflicht ausschliefsen, wie gegenüber dem Originale, geltend machen. U m f a n g der H a f t u n g der b e s t e l l t e n S i c h e r h e i t . Die von einem V o r m a n n e geleistete Sicherheit haftet zunächst n u r d e m j e n i g e n N a c h m a n n e , zu dessen Gunsten sie bestellt ist, nicht auch dessen N a c h m ä n n e r n ; den letzteren haftet sie nur dann, w e n n diese von ihrem Rechte, Sicherheit verlangen zu können, g e g e n ü b e r jenem λ 7 o r m a n n e , der die Kaution bestellt h a t , G e b r a u c h m a c h e n w o l l e n und ihn ebenfalls zur Sicherheitsleistung auffordern (Art. 27) δ . Ist dies der F a l l , so ist der Vormann zwar b e r e c h t i g t , , ihnen eine a n d e r e Sicherheit zu bestellen, jedoch in der Regel nicht dazu v e r p f l i c h t e t , er k a n n sie vielmehr auf die b e r e i t s b e s t e l l t e Sicherheit verweisen. Jeder Regrefsnehmer, zu dessen Gunsten die Kaution zunächst bestellt worden ist, weil er sie beantragt hat, kann daher die bestellte Kaution ohne weiteres a u f g e b e n , auch o h n e Einwilligung der anderen N a c h m ä n n e r des Kautionsleisters, es wäre denn, dafs die anderen N a c h m ä n n e r ebenfalls von j e n e m V o r m a n n e Sicherheit verlangt haben, und dafs dieser sie auf die bereits bestellte Sicherheit verwiesen hat. 5

I n der Regel werden diese N a c h m ä n n e r überhaupt nicht in der Lage sein, ein solches Begehren auf Kautionsleistung gegenüber dem V o r m a n n e zu stellen, da j a der Vormann die Kaution nur gegen A u s h ä n d i g u n g des P r o t e s t e s geleistet hat, also selbst das Mittel besitzt, mit dem man allein Kaution verlangen kann. Allein nach Art. 69 kann ein Protest wegen Nichtannahme der P r i m a , ein z w e i t e r wegen Nichtannahme der S e k u n d a erhoben sein. Auch kann derjenige, dem schon Kaution geleistet wurde, den Wechsel i n d o s s i e r t und ein späterer I n d o s s a t a r Protest erhoben haben. Der Kautionsbesteller wird vorsichtig handeln, wenn er über die geleistete Kaution Q u i t t u n g verlangt, um sich gegen einen weiteren Kautionsregrefs zu schützen. Der blofse Besitz der Protesturkunde genügt nicht, um zu beweisen, dafs Sicherheit geleistet worden sei. Auch hat j a der Kautionsleister selbst nicht mehr den P r o t e s t , w e n n er s e l b s t Kautionsregrefs genommen hat.

§ 75.

a) Wegen Nichtannahme.

331

Die anderen Nachmänner brauchen sich, wenn sie Kautionsregrefs nehmen, mit der einem früheren Regrefsenhmer geleisteten Kaution, auf die sie hingewiesen werden, aus der sie also ein Recht erlangt haben, dann nicht zufrieden zu geben, wenn sie gegen die G r ö f s e oder A r t der bestellten Sicherheit genügende Gründe anzuführen vermögen 6 ; nur in diesem Falle haben sie das Recht, von d e m s e l b e n Regrefspflichtigen eine weitere Sicherheit — im Wechselprozefswege — zu verlangen. R e c h t a u f e i n e e i n z i g e S i c h e r h e i t . Jeder R e g r e f s b e r e c h t i g t e wird in der Regel nur e i n m a l Regrefs nehmen können, da er den Protest aushändigen mufs 7 . Der Regrefsnehmer hat aber nicht das Recht, e b e n s o v i e 1 e Kautionen zu verlangen, als solidarisch verpflichtete R e g r e f s s c h u l d n e r da sind, also etwa von v i e r vorhandenen I n d o s s a n t e n und dem T r a s s a n t e n zusammen f ü n f K a u t i o n e n . Denn schon die von e i n e m Regrefspflichtigen in genügendem Mafse geleistete Kaution reicht vollkommen aus, um das durch die Nichtacceptation erschütterte Vertrauen auf die pünktliche Zahlung des Wechsels wieder herzustellen. Wie jeder Wechselinhaber nur e i n m a l Zahlung verlangen kann und durch die ihm geleistete Zahlung die anderen Wechselschuldner i h m g e g e n ü b e r liberiert werden, so kann er auch nur die Leistung einer einzigen, genügenden Kaution beanspruchen, so dafs, wenn eine solche geleistet ist, die anderen Regrefspflichtigen i h m g e g e n ü b e r liberiert sind. L e i s t u n g der S i c h e r h e i t gegen A u s h ä n d i g u n g des P r o t e s t e s. Der Regrefsberechtigte mufs g e g e n L e i s t u n g d e r K a u t i o n , wenn auch nicht den W e c h s e l selbst, den er j a noch später braucht, um die Z a h l u n g verlangen zu können, so doch den P r o t e s t m a n g e l s A n n a h m e und zwar Zug um Zug aushändigen 8 , ist also in der Regel nicht mehr in der Lage, 6 I)a ζ . B. die Zahlungsfähigkeit des Bürgen zweifelhaft ist, so wird statt der Bürgschaft Pfandbestellung verlangt. 7 Der Protest kann ihm jedoch in mehrfacher Ausfertigung übergeben worden sein; er kann auch auf Grund des W e c h s e l s jederzeit von neuem Protest erheben lassen. 8 Bei b e f r i s t e t e n S i c h t w e c h s e l n mufs der Wechselinhaber, der Kautionsregrefs genommen und den Protest ausgehändigt hat, den Protest

332

§ 75.

a) Wegen Nichtannahme.

noch e i n m a l K a u t i o n z u v e r l a n g e n .

Sein V o r m a n n , der n u n m e h r

den P r o t e s t mangels A n n a h m e b e s i t z t , k a n n seinerseits von seinen V o r m ä n n e r n K a u t i o n s l e i s t u n g beanspruchen, ohne dafs er zu beweisen

braucht,

Kaution

dafs

geleistet

der T r a s s a n t

habe

vor,

ist.

selbst

Liegt

dafür

trägt,

eine R e i h e

so mufs d e r T r a s s a n t

nicht

einem

( A r t . 26 A l . 3).

seiner

Nachmänner

I n l e t z t e r L i n i e mufs

K a u t i o n bestellen, der j a i m G r u n d e die H a u p t -

verantwortlichkeit worden

er

dafs das A c c e p t solcher

nicht erteilt

Kautionsregrefsnahmen

z u l e t z t auch f ü r alle — zuw T eilen

u n b e d e u t e n d e n — K o s t e n d e r successiven R e g r e f s n a h m e n

K a u t i o n stellen. Art

der Sicherheit.

leistung

als

die

einzige

A r t . 25 s t e l l t n i c h t B ü r g s c h a f t s erlaubte

Sicherheit

hin,

sondern

1

g e b r a u c h t das a l l g e m e i n e W o r t : „ S i c h e r h e i t ' , sei es B ü r g s c h a f t oder

Pfand;

nur

mufs

die

angebotene

Sicherheit

genügend

sein9. D a u e r der H a f t u n g . der H a f t u n g f r e i 1 0 :

Die

bestellte

Kaution

wird

von

wiedererlangen, um später Z a h l u n g s r e g r e f s nehmen zu können, da er nur durch den Protest die Präsentation zur Annahme, also den davon abhängigen Verfalltag, beweisen kann. 9 Darüber, ob eine Sicherstellung genüge, entscheidet im Streitfalle das Gericht, das selbstverständlich der Verkehrsanschauung Beachtung schenken wird. In Ö s t e r r e i c h (Art. 25 Al. 2), U n g a r n (§ 25 Al. 2) soll die A r t der Sicherstellung und der O r t , wo die zur Sicherheit gegebene Sache verwahrt werden soll, von der Ubereinkunft der Parteien abhängen. Können sich diese nicht einigen, so mufs der sicherzustellende Betrag (also die Wechselsunime und die durch die Nichtannahme veranlafsten Kosten) bar bei Gericht hinterlegt werden, was der Zahlung faktisch gleichkommt. Art. 25 Al. 3 der ö s t e r r . W.O. (nicht in U n g a r n ) erkennt dem Wechselgläubiger an der als Kaution erlegten Sache ein Pfandrecht zu, auch ohne ausdrückliche Einräumung, daher er im Konkurse als Pfandgläubiger zu behandeln ist. Unterbleibt die bare Hinterlegung trotz des Verlangens des Regrefsnehmers, so kann dieser die Exekution zur Sicherstellung — bis zur exekutiven Veräuferung und gerichtlichen Deposition des Erlöses — fortsetzen. 10 Der Bürge wird von selbst liberiert, das Faustpfand ist zurückzugeben, die deponierten Fonds könnten wieder zurückgenommen werden. Der Anspruch auf Rückgewährung der geleisteten Sicherheit ist k e i n Wechsel r e c h t l i c h e r .

333

§ 75. a) Wegen Nichtannahme. 1. sobald n a c h t r ä g l i c h die vollständige A c c e p t a t i o n Wechsels e r f o l g t

ist

12

1 1

2. wenn die — s e l b s t v e r s t ä n d l i c h noch n i c h t v e r j ä h r t e Z a h l u n g s r e g r e f s k l a g e gegen j e n e n R e g r e f s p f l i c h t i g e n , die K a u t i o n bestellt h a t , tage13



worden ist.

nicht

des

;

vom

binnen J a h r e s f r i s t l e t z t e n Protesttage



vom nicht

— cler

Verfallangestellt

D i e E r f ü l l u n g der an u n d f ü r sich l ä s t i g e n P f l i c h t

zur K a u t i o n s l e i s t u n g

wird

dadurch

erleichtert,

dafs

in

dieser

Weise die D a u e r der H a f t u n g der K a u t i o n a b g e k ü r z t w i r d , dafs das Recht

aus

der

einjährigen

bestellten

Kaution

Präklusivfrist

nach Ablauf

als erloschen g i l t 1 4 ,

dieser obgleich

das d a d u r c h sichergestellte R e g r e f s r e c h t n o c h f o r t b e s t e h t ; 11 Der Gläubiger kann auch nach erhobenem Proteste mangels Annahme dazu g e z w u n g e n werden, die ordentliche A n n a h m e des B e z o g e n e n und das nachträglich angebotene E h r e n a c c e p t der N o t a d r e s s e zuzulassen, anstatt auf Kautionsleistung zu bestehen, denn in dem einen oder anderen Skripturakte hat er jene Sicherheit, auf die er nach dem Inhalte des Papiers rechnen durfte. Doch müssen ihm die Kosten der Protesterhebung ersetzt werden. 12 Diese nachträgliche Acceptation braucht — aufser der W e c h s e l summe — nicht auch die durch die Nichtannahme veranlafsten K o s t e n zu umfassen, vielmehr kann deren Erstattung s o f o r t nach der nachträglichen Annahme, also v o r Eintritt des Verfalltages, verlangt werden. Die K a u t i o n soll auch für den Ersatz der K o s t e n am V e r f a l l t a g e haften, sie braucht daher t r o t z der n a c h t r ä g l i c h e n A n n a h m e n i c h t zurückgegeben zu werden, wenn nicht die Erstattung der Kosten sofort erfolgt. In der Regel wird der A c c e p t a n t für die Kosten v o r l ä u f i g aufkommen und sie dann bei der R e v a l i e r u n g in Rechnung bringen. I n ähnlicher Weise mufs ja auch der E h r e n a c c e p t a n t die Protestkosten dem Wechselinhaber sofort erstatten. 13 Dieser Tag wird nicht mitgerechnet; dagegen C a n s t e i n S. 364. 14 Es ist dies eine g e s e t z l i c h e P r ä k l u s i v f r i s t . Das Gesetz wollte die Haftung der Kaution nicht über diese Jahresfrist hinaus erstrecken, mag sie auch infolgedessen früher aufhören, als die sichergestellte Verpflichtung selbst erlischt. Das Recht des Wechselgläubigers aus der Kaution besteht über die Jahresfrist hinaus, wenn er innerhalb dieser Frist die Regrefsklage gegen den Regrefspflichtigen angestellt hat. Die Behändigung der Klage an den Regrefspflichtigen ist hierzu nicht erforderlich; ein aufs e r g e r i c h t l i c h es Verlangen der Regrefssumme ersetzt jedoch die Klage nicht. Der Lauf dieser einjährigen Frist wird durch A n e r k e n n u n g von seiten des R e g r e f s p f l i c h t i g e n nicht unterbrochen.

76. b) Wegen Unsicherheit d. Acceptanten oder d. Ausstellers u. s.w.

3. durch Z a h l u n g des Wechsels, oder E r l ö s c h u n g seiner W e c h s e l k r a f t , V e r j ä h r u n g oder P r ä j u d i z i e r u n g . Sobald die Wechselforderung, zu deren Deckung die Sicherheit bestellt wurde, weggefallen i s t , sei es überhaupt allen Regrefspflichtigen gegenüber, z. B. infolge der Versäumung des Protestes mangels Zahlung, sei es auch nur gegenüber demjenigen V o r m a n n e 1 5 , der die Sicherheit bestellt hat, so kann auch die dadurch frei gewordene Kaution zurückverlangt werden 1 6 .

§ 76. b) Wegen Unsicherheit des Acceptanten oder des Ausstellers eines eigenen Wechsels. Das Vertrauen des Wechselnehmers, dafs die Zahlung des Wechsels zur Verfallzeit sicher erfolgen werde, erscheint auch dann als erschüttert, wenn die A c c e p t a t i o n der Tratte gehörig erfolgt, der A c c e p t a n t aber z a h 1 u n g s u n s i c h e r geworden ist. Daher erkennt A r t . 29 auch im letzteren Falle ein Regrefsrecht auf Sicherstellung an; dieses Regrefsrecht besteht auch, wenn der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels zahlungsunsicher geworden ist (Art. 98 P. 4 ) 1 . F ä l l e d e r U n s i c h e r h e i t . Die Unsicherheit des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels wird nur in folgenden, t a x a t i v aufgezählten Fällen als vorhanden angenommen : 1. Wenn über das Vermögen des A c c e p t a n t e n K o n k u r s eröffnet i s t , also im Falle dieses kundgemachten, notorischen Zustandes 2 . 16 Ist der mangels Zahlung protestierte Wechsel von einem V o r manne eines I n d o s s a n t e n im Regrefswege eingelöst worden, so wird die von d i e s e m I n d o s s a n t e n bestellte Sicherheit frei, da die Zahlung seines V o r m a n n e s auch für ihn l i b e r i e r e n d wirkt. 16 Ebenso wenn ein S i c h t - oder Z e i t s i c h t w e c h s e l nicht innerhalb der g e s e t z l i c h e n zweijährigen oder innerhalb der vom B e s t e l l e r der K a u t i o n speciell g e s e t z t e n Frist präsentiert worden ist. Die Kaution haftet nicht für die Forderung wegen Bereicherung nach Art. 83. 1 Ebenso in U n g a r n § 29. 2 Durch die Konkurseröffnung wird die Wechselschuld des A c c e p t a n t e n nicht sofort fällig. Der Wechselgläubiger wird erst später aus der Konkursmasse Zahlung erlangen und zwar in der Kegel keine vollständige

§ 76. b) Wegen Unsicherheit d. Acceptanten oder d. Ausstellers u. s.w.

in

2. W e n n er seine Z a h l u n g e n

eingestellt

3. W e n n n a c h A u s s t e l l u n g

der

das

Vermögen

Tratte

Acceptanten

hat3.

eine

Exekution

fruchtlos

ausge-

kritischen

That-

ist4.

fallen

Zeitpunkt sache.

des

Eintritts

der

Die K o n k u r s e r ö f f n u n g

stellung wenn

des

335

diese

berechtigen den

u n d die

zum Kautionsregrefs

Wechselinhaber

Zahlungseinnicht

gefährdenden

z w i s c h e n der e r f o l g t e n A n n a h m e

blofs

dann,

Zustände

erst

u n d der Y e r f a l l z e i t

Wechsels, oder zwar schon v o r der A n n a h m e ,

aber erst

des

nach

Zahlung, daher ist ihm Sicherheit zu geben. Der Z a h l u n g s r e g r e f s gegen die V or m a n n e r kann erst dann genommen werden, wenn mit Rücksicht auf den V e r f a l l t a g Protest mangels Zahlung erhoben worden ist. 3 Wann dies der Fall sei, ist eine quaestio facti. Bei k a u f m ä n n i s c h e n Schuldnern ist darunter die ausdrückliche oder stillschweigende (z. B. Flucht des Schuldners, Schliefsung des Geschäfts) Erklärung zu verstehen, dafs ihre successive fällig werdenden Geschäftsschulden, deren prompte Erfüllung im Verkehre erwartet werden darf, wegen Z a h l u n g s u n f ä h i g k e i t — nicht aus anderen, jedoch nur ausnahmsweise anzunehmenden Gründen (Bestreitung sei es auch aus Chikane, mangelnder Wille zu zahlen, Geiz, Geisteskrankheit) — im a l l g e m e i n e n , nicht blofs v e r e i n z e l t nicht pünktlich bezahlt werden sollen. 4 Der 4. in Art. 29 erwähnte Fall: „Wenn n a c h A u s s t e l l u n g der Tratte wider den Acceptanten wegen Erfüllung einer Geldverbindlichkeit — also nicht ad factum praestandum—die Vollstreckung des P e r s o n a l a r r e s t e s verfügt worden ist", ist obsolet geworden; Bundesges. — seit 1871 deutsch. Reichsges. — v. 29. Mai 1868, ö s t . Ges. v. 4. Mai 1868. — Es fragt sich, ob der S e k u r i t ä t s p r o t e s t selbst für den Beweis genüge, dafs einer der gesetzlichen Fälle der Unsicherheit vorliege? Dagegen öst. Just.Min.Verord. v. 18. Juli 1859 R.G.B1. 132 über das Sicherstellungsverfahren, die in § 1, aufser dem Proteste, den Beweis der Thatsachen des Art. 29 durch glaubwürdige Urkunden verlangt. Der Protest liefert nur darüber den Beweis, dafs die Kaution vom Acceptanten nicht erlangt worden sei, nicht auch über die Unsicherheit. Der Protestbeamte kann nur jene Thatsachen, die er bei der Protesterhebung durch eigene Wahrnehmung in Erfahrung bringt, die sich also an den Vorgang bei der Protesterhebung knüpfen, solenn bezeugen, daher nicht die Thatsache der Zahlungseinstellung, der vergeblichen Exekution. Auch wenn eine dieser entscheidenden Thatsachen im Proteste als vorhanden angegeben ist, so liegt darin keine Gewähr für die Zuverlässigkeit, daher ist der Regrefskläger von der Beweislast nicht befreit, es wäre denn, dafs aus der in dem Proteste konstatierten Antwort des Acceptanten oder seines Stellvertreters sich ein gesetzlicher Fall der Unsicherheit, z. B. die Zahlungseinstellung, ergiebt.

76. b) Wegen Unsicherheit d. Acceptanten oder d. Ausstellers u. s.w.

d e r A u s s t e l l u n g des Wechsels, sondern auch dann, wenn sie schon v o r d e r A u s s t e l l u n g des Wechsels eingetreten sind. Die fruchtlose Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Acceptanten mufs dagegen, wie A r t . 29 hervorhebt, um die Kautionsforderung zu begründen, jedenfalls n a c h A u s s t e l l u n g des Wechsels eingetreten sein; sie kann zwar, wenn nur n a c h d e r A u s s t e l l u n g , auch schon v o r d e r A c c e p t a t i o n , oder z w i s c h e n der A c c e p t a t i o n und dem Eintritte des V e r f a l l t a g e s des Wechsels eingetreten sein, es genügt aber nicht, wenn sie schon v o r der A u s s t e l l u n g des Wechsels eingetreten i s t 5 . Der Wechselinhaber hat jedoch nur dann Anspruch auf K a u t i o n , wenn er von jenen Thatsachen, aus denen die vorhandene Unsicherheit zu konstatieren ist, und die den Kautionsanspruch begründen, zur Zeit des E r w e r b e s des Wechsels keine K e n n t n i s hatte, oder wenn diese Thatsachen überhaupt erst na.ch dem E r w e r b e des Wechsels eingetreten sind 6 . Regrefsbedingungen. W i l l der Wechselinhaber das Recht auf Sicherstellung gegenüber den V o r m ä n n e r n geltend machen, so hat er z u n ä c h s t vom A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — selbst Sicherstellung wegen der künftigen Zahlung zu fordern, eventuell von den N o t a d r e s s e n das E h r e n a c c e p t einzuholen; die V o r m ä n n e r sind erst s u b s i d i ä r kautionspflichtig. Die Forderung auf Sicherstellung ist ihnen gegenüber b e d i n g t durch die 6 Dagegen D e r n b u r g §276 Anm.4, § 273 1 (Konkurs, Zahlungseinstellung müssen n a c h Abgabe der Wechselerklärung — Accept, Ausstellung des eigenen Wechsels — eingetreten sein). Diese verschiedene Behandlung der die Unsicherheit des Acceptanten ergebenden Umstände ist durch die Natur der Sache begründet; denn K o n k u r s und Z a h l u n g s e i n s t e l l u n g sind, wenn sie auch lange vor der Ausstellung des Wechsels eingetreten sind, geeignet, den Kredit des Wechselschuldners d a u e r n d zu schädigen. Anders, wenn der Schuldner v o r Ausstellung des Wechsels einmal f r u c h t l o s g e p f ä n d e t worden ist. Es kann dies die Folge einer a u g e n b l i c k l i c h e n , vorübergehenden Verlegenheit gewesen sei, die durchaus keinen sicheren Rückschlufs darauf gestattet, dafs der betreffende Schuldner sich auch jetzt nicht wirtschaftlich aufrecht erhalten werde. β Hat der Wechselinhaber den Wechsel in Kenntnis des Konkurses, der Zahlungseinstellung, der fruchtlosen Pfändung erworben, so liegt V e r z i c h t auf die Kaution vor.

§ 76. b) Wegen Unsicherheit d. Acceptanten oder d. Ausstellers u. s. w. 337

Vorzeigung eines Protestes ( S e k u r i t ä t s p r o t e s t ) , durch den konstatiert werden mufs, dafs vom A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r d e s e i g e n e n Wechsels — s e l b s t keine Sicherheit, von den etwaigen N o t a d r e s s e n kein E h r e n a c c e p t geleistet wrorden sei. LegitimationzurKautionsforderungundKlage. Wie j e d e r B e s i t z e r d e s W e c h s e l s , auch wenn er nicht nach Art. 36 legitimiert ist, als p r ä s u m t i v e r B e v o l l m ä c h t i g t e r des Wechselgläubigers den Wechsel zur A c c e p t a t i o n zu präsentieren und mangels Annahme Protest zu erheben berechtigt ist (Art. 18 Al. 3), ebenso hat er auch das Recht, vom A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels Bestellung der S i c h e r h e i t zu verlangen, und, wenn sie nicht geleistet wird, S e k u r i t ä t s p r o t e s t zu erheben, auch bei den N o t a d r e s s e n das E h r e n a c c e p t anzusuchen. Zur Erhebung der wrechselrechtlichen K l a g e auf Kautionsleistung gegen die V o r m ä n n e r ist der Besitzer d e s S e k u r i t ä t s p r o t e s t e s nur dann, wenn er durch den W e c h s e l oder durch die Wechselabschrift im S e k u r i t ä t s p r o t e s t e als R e m i t t e n t oder I n d o s s a t a r legitimiert erscheint, nicht aber der b l o f s e B e s i t z e r des Wechsels und des S e k u r i t ä t s p r o t e s t e s als solcher berechtigt. Zur Klage auf Kautionsleistung 7 gegen den A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels ist nur der l e g i t i m i e r t e W e c h s e l i n h a b e r , sei es auch o h n e Besitz des Sekuritätsprotestes, berechtigt. D a u e r der H a f t u n g der K a u t i o n . Die Rückgabe der Kaution hat zu erfolgen, sobald der Zustand der U n s i c h e r h e i t unbedingt a u f g e h ö r t hat, wenn der A c c e p t a n t nachträglich v o l l e S i c h e r h e i t bestellt, wenn die N o t a d r e s s e nachträglich zu Ehren a c c e p t i e r t , oder wenn ein E h r e n a c c e p t freiwillig 7 Dafs eine solche Klage zulässig sei, wurde von der Nürnberger Kommission zuerst verneint, später aber auf die Einwendung Ö s t e r r e i c h s und P r e u f s e n s hin bejaht (Nov. 6); Nov. 6 ist in U n g a r n nicht aufgenommen. — Bestritten ist, ob der Wechselinhaber den S e k u r i t ä t s p r o t e s t auch dann levieren müsse, um gegen den A c c e p t a n t e n auf Kautionsleistung klagen zu können. Die Frage ist zu verneinen. Der Protest erscheint nur als eine B e d i n g u n g des R e g r e s s e s , deren Nichterfüllung blofs mit R e g r e f s v e r l u s t bedroht ist.

G r ü n h a t . Lehrbuch des Wechselrechts.

22

§ 77. Die Erfüllung der Regrefsbedingungen.

338

z u g e l a s s e n worden ist, wenn der Wechsel g e z a h l t oder sonst die W e c h s e l k r a f t erloschen ist, endlich binnen Jahresfrist vom Verfalltage, wenn die Klageanstellung gegen den Kaventen unterblieben i s t 8 . 2. D e r

Zahlungsregrefs.

§ 77. Die Erfüllung der Regrefsbedingungen. R e g r e f s b e d i n g u n g e n . Hat derjenige, cler l a u t I n h a l t des Wechsels die Zahlung zu leisten hat — der B e z o g e n e , er mag acceptiert haben oder nicht, oder der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, oder der D o m i z i l i a t — auf das an ihn z u r V e r f a l l z e i t gestellte Verlangen des Wechselinhabers hin den Wechsel überhaupt n i c h t oder nicht v o l l bezahlt, so kann der Z a h l u n g s r e g r e f s , zunächst von dem l e t z t e n Wechselinhaber, genommen werden. Die Thatsachen, von deren Erfüllung sein Regrefsrecht g e s e t z l i c h abhängig gemacht ist, die g e h ö r i g e P r ä s e n t a t i o n z u r Z a h l u n g und die N i c h t e r l a n g u n g der Zahlung, müssen von ihm durch P r o t e s t e r h e b u n g konstatiert werden 1 . Der Protest mangels Z a h l u n g setzt einerseits einen früher erhobenen Protest mangels A n n a h m e nicht voraus und wird andererseits dadurch nicht überflüssig, dafs der Wechselinhaber schon den Protest mangels Annahme oder den Sekuritätsprotest erhoben hat; dieser mufs daher zur Wahrung seines Zahlungsregrefsrechts auch den Protest mangels Zahlung erheben. P r o t e s t e r h e b u n g i m F a l l e des K o n k u r s e s , des T o d e s , der H a n d l u n g s u n f ä h i g k e i t . Ist der B e z o g e n e oder der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels oder der D o m i z i l i a t in K o n k u r s , so können sie zwar selbst aus dem Konkursvermögen keine Zahlung leisten, und ebensowenig kann dies der Massenverwalter vor Beendigung des Verfahrens tliun, da dies dem Grundsatze der G l e i c h s t e l l u n g a l l e r K o n k u r s g l ä u b i g e r widerspräche; allein dessenungeachtet und, obwohl die Konkurseröffnung kundgemacht wird, bleibt die Erfüllung der R e g r e f s b e d i n g u n g e n , der Präsentation und Protest8

So ausdrücklich U n g a r n § 29. Art. 28 ist in Art. 29 als anwendbar citiert, daher mufs die bestellte Sicherheit in den Fällen Nr. 2 und 3 Art. 28 frei werden. 1 Der Protest erscheint, wenn er nicht e r l a s s e n worden ist, als eine

§ 77. Die Erfüllung der Regrefsbedingungen. erhebung, notwendig2.

Ebenso ist es, w e n n die Person, b e i d e r

die Z a h l u n g nach d e m I n h a l t e des Papieres zu suchen i s t ,

ge-

storben oder h a n d l u n g s u n f ä h i g — m i n d e r j ä h r i g , g e i s t e s k r a n k , gerichtlich erklärter Verschwender — Zeit und Ort erhebung.

ist3.

der P r ä s e n t a t i o n

und der

Protest-

Die Präsentation zur Z a h l u n g , die g ü l t i g n u r von

einem nach A r t . 36 f o r m e l l

legitimiertenWechselinhaber

oder dessen Rechtsnachfolger oder V e r t r e t e r v o r g e n o m m e n w e r d e n kann,

mufs r e c h t z e i t i g

und

auch die P r o t e s t e r h e b u n g

ortsrichtig

erfolgen,

mangels Zahlung

nur

daher dann

f o r m a l e Voraussetzung, von der das Regrefsrecht abhängt, als ein w e s e n t l i c h e r Bestandteil des F u n d a m e n t s der R e g r e f s k l a g e . Der Umstand, dafs in der Regrefsklage die Protesturkunde ganz fehlt oder nicht dem Gesetze entspricht, mufs vom Richter von A m t s w e g e n beachtet werden. Hat der Vormann den Protest im voraus e r l a s s e n , so gehört die Behauptung des Prostesterlasses zum Klagefundament. 2 Dieser Protest mufs in der Wohnung oder in dem Geschäftslokale des G e m e i n s c h u l d n e r s erhoben werden und n i c h t bei dem Masseverwalter. — Dafür spricht schon die Analogie des Art. 29, wonach die Sicherheitsleistung von dem in Konkurs befindlichen A c c e p t a n t e u selbst zu verlangen und die Nichtleistung durch einen gegen ihn zu erhebenden Protest festzustellen ist. Überwiegende Gründe sprechen aufserdem für die Protesterhebung bei dem K r i d a r ; ihm ist nur die Verfügung über sein in die K o n k u r s m a s s e fallendes Vermögen entzogen; er ist nicht h a n d l u n g s u n f ä h i g ; er kann gültig Z a h l u n g leisten; er ist nur rechtlich unfähig, mit den Mitteln der K o n k u r s m a s s e zu zahlen. Jedenfalls müfste aber der Protest bei dem K r i d a r erhoben werden, wenn der Masseverwalter noch nicht angenommen 'hat oder gestorben und noch nicht ersetzt ist. Den R e g r e f s p f l i c h t i g e n wäre es oft geradezu unmöglich zu beurteilen, ob die thatsächlicben und rechtlichen Verhältnisse vorliegen, die den letzten Inhaber berechtigen, den Wechsel bei dem Masseverwalter zu protestieren, z. B. ob der Betreffende wirklich als Masseverwalter bestellt sei, ob nicht mehrere Masseverwalter bestellt worden seien, die nur gemeinsam handeln können. In allen diesen Beziehungen müfste sich der Regrefspflichtige auf die Angaben des Protestbeamten verlassen, und diese würden nicht selten ungenügend sein, da die Frist für die Protesterhebung so kurz bemessen ist, dafs sie für die Vornahme gründlicher Ermittelungen nicht immer ausreicht. Damit der Regrefs gewahrt werde, mufs demnach durch Präsentation und Protesterhebung bei dem Kridar konstatiert werden, dafs zur Verfallzeit die Zahlung an dem a n g e g e b e n e n Orte von der angegebenen P e r s o n nicht gemacht worden sei. 3 Die Präsentation zur Zahlung und die Protesterhebung sind bei den Erben oder gesetzlichen Vertretern vorzunehmen. R.O.H.G. XXFV Nr. 5. 22*

340

§ 77.

Die Erfüllung der Regrefsbedingungen.

r e c h t s w i r k s a m ist u n d die P r ä j u d i z i e r u n g hindert,

wenn

der P r o t e s t

hoben w o r d e n i s t , zufordern,

der

sowohl

des Wechsels ver-

i m N a m e n einer Person er-

die b e r e c h t i g t e r s c h i e n ,

also der W e c h s e l s c h u l d n e r

zur Z a h l u n g gültig

hätte

k ö n n e n 4 , als auch, wenn dies z u r gesetzlich b e s t i m m t e n am

gesetzlich

bestimmten

Orte

geschehen

ist;

auf-

zahlen

denn

Zeit der

Protest h a t n u r die F u n k t i o n , die von dem Protestbeamten selbst i m N a m e n des n a c h A r t . 36 f o r m e l l l e g i t i m i e r t e n inhabers oder seines Rechtsnachfolgers zeitig

und o r t s r i c h t i g

Zahlung

tation

erfolgt 5

Wechselrecht-

vorgenommene P r ä s e n t a t i o n

zur

u n d d e n U m s t a n d , dafs die Z a h l u n g an j e n e m O r t e

und zu j e n e r nicht

oder V e r t r e t e r s

Zeit,

w o und w a n n

sei, zu konstatieren.

sie b e w i r k t w r erden sollte, Diese A k t e der Präsen-

u n d Protesterhebung k ö n n e n , m ü s s e n aber n i c h t schon

a m Z a h l u n g s t a g e selbst e r f o l g e n 6 ; sie können auch noch a m zweiten Werktage

h e r n a c h v o r g e n o m m e n w r erden ( A r t . 41).

4 Wird z. B. der Protest mangels Zahlung beim D o m i z i l i a t e n auf Veranlassung eines blofsen D e t e n t o r s des Wechsels erhoben, so wird dadurch das Recht des Wechselgläubigers gegen den A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels nicht gewahrt. 6 Nicht blofs die Protesterhebung, wie Art. 41 sagt, sondern auch die P r ä s e n t a t i o n ist während der g a n z e n P r o t e s t f r i s t zulässig. Die Protesterhebung während der ganzen Frist wird eben nur zu dem Zwecke gestattet, um die gehörige Präsentation, wenn sie innerhalb dieser Frist vorgenommen wird, wechselmäfsig zu konstatieren. 6 Wenn Präsentation und Protest vor Verfall erfolgen, so sind sie ungehörig, daher irrelevant, mag auch feststehen, dafs die Zahlung des Wechsels auch am Verfalltage selbst nicht erfolgt wäre, wenn z. B. der A c c e p t a n t bereits v o r Verfall in Konkurs ist. Die Präsentation und Protesterhebung müssen entweder am Z a h l u n g s t a g e selbst erfolgen oder am e r s t e n W e r k t a g e n a c h dem Zahlungstage oder am z w e i t e n Werktage nach dem Zahlungstage. Der Wechselinhaber hat also gesetzlich d r e i Präsentations- oder Protesttage zu seiner Wahl, also Respekttage zu seinen Gunsten. Ist der e r s t e oder z w e i t e T a g nach dem Z a h l u n g s tage ein F e i e r t a g , so beträgt die Protestfrist v i e r Tage. Ist der erste und z w e i t e Tag oder der z w e i t e und der d r i t t t e Tag nach dem Z a h l u n g s t a g e ein F e i e r t a g , so beträgt die Protestfrist f ü n f Tage. Dem Wechselinhaber kommen jedoch die zwei Werktage nach dem Zahlungstage dann nicht zu Gute, wenn dadurch bei den Sichtwechseln (Art. 31) die z w e i j ä h r i g e P r ä s e n t a t i o n s f r i s t , bei Mefswechseln die Mefszeit überschritten wird (anders T h ö l § 128 S. 494). — Die Art der Berechnung der Protesttage (Art. 41 Al. 2) war früher sehr bestritten.

§ 77.

Die Erfüllung der Regrefsbedingungen.

Der Protest soll konstatieren, dafs die Z a h l u n g an dem Orte, w ο sie bewirkt werden sollte, n i c h t erfolgt sei, daher ist der P r o t e s t d o r t , w o die Zahlung verlangt werden mufs, also nicht am W o h n o r t e des zur Zahlungsleistung Aufzufordernden, sondern am Z a h 1 u n g s o r t e zu erheben, also b e i M e f s w e c h s e l n am O r t e d e r M e s s e , bei domizilierten Wechseln am Domizile 7 . Vis major. Der T r a s s a n t und die I n d o s s a n t e n stehen dafür ein, dafs die Z a h l u n g des Wechsels am V e r f a l l t a g e , und binnen der Protestfrist, nicht später, platzgreifen werde; sie stehen bei Erfüllung der Regrefsbedingungen für diesen Erfolg auch dann ein, wenn sie alle Sorgfalt für die Bewirkung der Zahlung aufgewendet haben und die Zahlung nur durch Z u f a l l ( v i s m a j o r ) vereitelt ist, ζ . B. nur deshalb, weil die dem Bezogenen als Deckung übersendeten Fonds unterwegs infolge eines Eisenbahnunglücks verloren gegangen sind. Daher ist es nur b i l l i g , wenn auch andererseits rücksichtlich der Erfüllung der B e d i n g u n g e n , von denen das Regrefsrecht abhängt, die strenge Auffassung g i l t , dafs sich auch der R e g r e f s b e r e c h t i g t e nicht darauf berufen dürfe, dafs er trotz aller Sorgfalt durch Z u f a l l ( v i s m a j o r ) daran verhindert worden sei, die für die Präsentation zur Zahlung und die Protesterhebung betimmte Zeit genau einzuhalten, und die Regrefsbedingungen zu erfüllen, dafs vielmehr der W e c h s e l i n h a b e r den Z u f a l l zu t r a g e n habe 8 . 7

Der d o m i z i l i e r t e Wechsel ist auch dann am Z a h l u n g s o r t e und nicht am W o h n o r t e des Bezogenen zur Zahlung zu präsentieren, wenn der Bezogene n i c h t acceptiert und einen D o m i z i l i a t e n nicht angegeben hat. Der Wechsel mufs eben zur Verfallzeit notwendig am Z a h l u n g s o r t e sein, — daher auch die Kotadressen, damit ihre Beachtung n o t w e n d i g sei, auf den Z a h l u n g s o r t angegeben sein müssen. 8 Den regrefspflichtigen Vormännern geschähe Unrecht, wenn rücksichtlich der Garantiehaftung, die gesetzlich durch rechtzeitigen Protest bed i n g t ist, von der Nichterfüllung dieser Bedingung abgesehen werden würde; denn wenn auch der Wechselinhaber durch Zufall (vis major) gehindert war zu präsentieren und Protest zu erheben, so kann doch die Regel — impossibilium nulla est obligatio — hier, wo es sich nicht um die Nichterfüllung einer V e r p f l i c h t u n g , sondern um eine B e d i n g u n g handelt, keine Anwendung finden. Dem Regrefsberechtigten steht als Äquivalent für das durch Zufall verlorene Regrefsrecht die Bereicherungsklage zu (Art. 83).

§ 78.

342

§ 78.

Der Protesterlais.

Der Protesterlafs.

Die V o r m ä n n e r sind nur dann regrefspflichtig, wenn die Erfüllung der B e d i n g u n g der Regrefspflicht durch P r o t e s t konstatiert ist; allein da der Protest nicht durch das ö f f e n t l i c h e Interesse geboten ist, sondern im P r i v a t i n t e r e s s e , und zwar in erster Linie der regrefspflichtigen V o r m ä n n e r , gelegen erscheint, so stellt es ihnen das Gesetz frei, auf die einfache B e h a u p t u n g des Wechselinhabers hin, dafs der Wechsel gehörig zur A c c e p t a t i o n oder Z a h l u n g präsentiert und dafs die A c c e p t a t i o n oder Z a h l u n g nicht erlangt worden sei, Regrefs zu leisten, obgleich die erfolglose Präsentation nicht, wie sonst, durch Protest konstatiert ist, und auch ein anderer Beweis dafür vom Regrefsberechtigten nicht geliefert wird. Demgemäfs gestattet A r t . 4 2 1 j e d e m r e g r e f s p f l i c h t i g e n V o r m a n n e , durch eine besondere Klausel für sich auf den P r o t e s t zu v e r z i c h t e n und den Wechselinhaber von der Protesterhebung zu dispensieren, umsomehr sich mit einem anderen Beweismittel, einem Surrogate der Protesturkunde, zu begnügen 2 . Da jedoch andererseits die Protesterhebung nicht blofs im Interesse der Vormänner, sondern auch des W e c h s e l i n h a b e r s selbst gelegen ist, der ja durch dieses liquide Beweismittel die Erfüllung der Regrefsbedingungen aufser Zweifel setzen kann, so soll der Wechselinhaber, obwohl er einen Wechsel erworben hat, in dem der Protest erkennbar durch eine solche Klausel erlassen ist, dennoch an diesen Erlafs nicht gebunden sein (Art. 42). I n der Protesterlafsklausel eines regrefspflichtigen Vormanns liegt nach Art. 42 kein V e r b o t der Protesterhebung, so dafs jener Vormann, von dem diese Klausel herrührt, die Kosten eines trotz des Verbots erhobenen Protestes nicht zu tragen hätte, sondern der W e c h s e l i n h a b e r behält, obwohl er den Wechsel mit der Protesterlafsklausel genommen 1

Ebenso U n g a r n § 42. In der Protesterlafsklausel liegt zugleich der Erlafs des Protestes mangels Annahme, sowohl wenn dieser überhaupt, wie es die Regel ist, als unnötig erscheint, als auch, wenn er zur Wahrung des Regrefsrechts gesetzlich vorgeschrieben ist (Art. 19); denn die Klausel bringt deutlich den Willen zum Ausdruck, dafs auch die Kosten dieses Protestes vermieden werden sollen. 2

§ 78.

Der Protesterlas.

hat, dessenungeachtet das gesetzliche R e c h t , wie sonst, Protest zu erheben und sich dieses liquide Beweismittel über die vergebliche Präsentation auf Kosten der" regrefspflichtigen Yormännner zu verschaffen. Dieser Standpunkt des Gesetzes ist umsomehr gerechtfertigt , als ja der Wechselinhaber den Protest gegenüber den a n d e r e n R e g r e f s p f l i c h t i g e n , die clen Protest n i c h t erlassen haben, braucht, daher sein Regrefsrecht beeinträchtigt wäre, wenn ihm durch die Protesterlafsklausel die P f l i c h t auferlegt werden könnte, sich bei sonstigem Verluste der Protestkosten der Protesterhebung zu enthalten. M i t Recht hat daher nach A r t . 42 die Protesterlafsklausel nicht die W i r k u n g , dafs mit Rücksicht auf denjenigen, der diese Klausel gesetzt hat, Protest nicht erhoben werden d a r f , sondern nur die, dafs i h m gegenüber t r o t z des Mangels des Protestes das Regrefsrecht nicht fehlt. I n der Protesterlafsklausel liegt nur ein an den Wechselinhaber gerichtetes E r s u c h e n , von dem dieser nach seinem Belieben Gebrauch machen kann oder nicht. Der W e c h s e l i n h a b e r kann also trotz der Klausel den Ersatz der Protestkosten 3 sogar von demjenigen Vormanne beanspruchen, der selbst den Protest erlassen und die Klausel eben deshalb aufgenommen hat, um sich diesen Kosten nicht auszusetzen. M o d a l i t ä t e n d e r K l a u s e l . Eine bestimmte Form ist für die Klausel nicht vorgeschrieben; sie lautet in der Regel: „ohne Protest", „ohne Kosten", „kostenfrei", „kostenlos"; eine Abkürzung ist zulässig, wenn sie nicht unklar ist und dem Verkehrsgebrauche entspricht; so durch die Buchstaben: „ 0 . Κ . " , ,,0. Pr.". Gleichgültig ist der P l a t z , WTO die Klausel auf dem W e c h s e l 4 steht. 3

Die Vereinbarung, dafs der Wechselinhaber, wenn er trotz der Protesterlafsklausel Protest erhebe, den Ersatz der Protestkosten nicht beanspruchen könne, ist gültig, wirkt jedoch nur inter partes. 4 Der Protesterlafs kann auch s c h r i f t l i c h a u f s e r h a l b des W e c h s e l s in einem besonderen Briefe geschehen, der dem Wechselnehmer übergeben wird. Auch der m ü n d l i c h oder stillschweigend erklärte Protesterlafs ist gültig; in allen diesen Fällen äufsert der Protesterlafs seine Rechtswirkung nur unter den u n m i t t e l b a r e n Kontrahenten, begründet eine exceptio doli (pacti) zu Gunsten jenes Wechselgläubigers, mit dem der Erlafsvertrag geschlossen worden ist, und dessen Rechtsnachfolgers.

344

§ 78. Der Protesterlas.

W e r k a n n d i e K l a u s e l setzen? Die Klausel kann nur von einem R e g r e f s p f l i c h t i g e n wirksam gesetzt werden, auch von seinem A v a l i s t e n , auch vom E h r e n a c c e p t a n t e n , vom ordentlichen A c c e p t a n t e n nur bei dem d o m i z i l i e r t e n Wechsel m i t g e n a n n t e m Domiziliaten. Z e i t g r e n z e für die Z u l ä s s i g k e i t der Klausel. Die Klausel ist wirksam, wenn sie noch vor Ablauf der Protestfrist, wenn auch erst n a c h Verfall, auf den Wechsel gesetzt wurde, nicht aber, wenn sie erst n a c h eingetretener Präjudizierung in den Wechsel kommt; denn das bereits erloschene Regrefsrecht kann dadurch nicht wieder hergestellt werden. W i r k u n g e n cler K l a u s e l . Der Protesterlafs wirkt, wenn er i m W e c h s e l selbst ausgedrückt ist, zu G u n s t e n a l l e r N a c h m ä n n e r des Verzichtenden, jedoch immer nur g e g e n ü b e r derjenigen Person, die ihn gemacht hat. Der Protesterlafs eines Vormanns gilt daher nicht zum N a c h t e i l jener N a c h m ä n n e r , die nicht s e l b s t den Protesterlafs erklärt haben 5 . Sogar die vom T r a s s a n t e n herrührende, im Texte der Urkunde eingeschaltete, oder über dem Kontexte des ganzen Wechsels befindliche Klausel gilt nur für ihn, nicht auch für die Nachmänner. Da die Klausel stets nur gegen ihren Urheber w i r k t , so brauchen die anderen Vormänner, die sie nicht selbst auf den Wechsel gesetzt haben, nur den Regrefs zu leisten, wenn ihnen ein gehöriger Protest vorgelegt wird, daher der Wechselinhaber trotz der Protesterlafsklausel eines Vormanns stets Protest erheben mufs, um sich den Regrefs gegen a l l e Vormänner zu wahren. U m s t e l l u n g der Beweislast. Die Protesterlafsklausel hat die W i r k u n g , dafs der Wechselinhaber das R e c h t erlangt, den Protest mangels Zahlung zu unterlassen, dafs ihm trotz des Mangels des Protestes das Regrefsrecht nicht fehlt; sie hat aber nicht die Wirkung, dafs der Wechselinhaber auch das Recht erlangt, die r e c h t z e i t i g e P r ä s e n t a t i o n z u r Z a h l u n g zu unterlassen. Doch hat der Wechselinhaber gegenüber dem Urheber 6 Die blofs relative Wirkung der Klausel ist ganz unzweifelhaft in U n g a r n § 42 ausgedrückt.

§ 79.

Die Notifikation.

345

der Klausel die gesetzliche Vermutung für sich, dafs er den Wechsel rechtzeitig zur Zahlung präsentiert habe, und dafs ihm die Zahlung nicht geleistet worden sei. Der U r h e b e r der Klausel mufs diese Vermutung dadurch entkräften, dafs er den Beweis erbringt, dafs eine rechtzeitige Präsentation zur Zahlung nicht stattgefunden habe. E r l a f s der P r ä s e n t a t i o n . Gesetzlich zulässig erscheint auch cler Erlafs der Präsentation zur Zahlung. Die Wechselbeteiligten können an Stelle der g e s e t z l i c h e n Bedingungen des Regrefsrechts andere Voraussetzungen vereinbaren. Es besteht kein Grund, warum der Regrefspflichtige gehindert werden sollte, mit dem Wechselgläubiger eine Übereinkunft zu schliefsen, in jedem Falle, sobald die Zahlung von dem A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — vergeblich, es sei wann immer vor Ablauf der Verjährungszeit, verlangt worden' sei. haften zu wollen. N o t i f i k a t i o n s p f l i c h t t r o t z P r o t e s t e r l a f s . Der Protesterlafs befreit den Wechselinhaber nur von der Pflicht, Protest mangels Zahlung zu erheben, nicht aber von der Pflicht, die Nichtzahlung dem Vormanne nach A r t . 45 zu notifizieren. Die Notifikation ist ja nicht Kenntnisgabe von dem P r o t e s t e , sondern von der N i c h t z a h l u n g des Wechsels und damit von der nunmehr wahrscheinlich gewordenen Ausübung des Regrefsrechts ; der Vormann hat das gleiche Interesse, dafs ihm diese Umstände auch im Falle des Protesterlasses ohne Zögern bekannt gegeben werden. Doch kann auch die Notifikationspflicht erlassen werden. Der Wechselinhaber kann mit jedem Vormanne sowohl v o r als n a c h E i n t r i t t der Verfallzeit und der Zahlungsverweigerung, auch n a c h Ablauf der Notifikationsfrist, übereinkommen, dafs er nicht nötig haben solle zu notifizieren, um seinen v o l l e n Regrefs zu wahren. § 79.

Die Notifikation.

D i e N o t i f i k a t i o n i s t d i e B e d i n g u n g des v o l l e n R e g r e f s r e c h t s u n d z u g l e i c h P f l i c h t des W e c h s e l inhabers. Der letzte Wechselinhaber kann, auch wenn er durch Protest die erfolglose Präsentation zur Zahlung darzuthun

346

§ 79. Die Notifikation.

vermag, das R e g r e f s r e c h t gegen die Vormänner erst dann i n v o l l e m Umfange ausüben, wenn er auch noch die B e d i n g u n g der N o t i f i k a t i o n erfüllt hat (Art. 45); sie besteht in der Benachrichtigung binnen kurzer Frist von der N i c h t z a h l u n g des Wechsels, also von der Thatsache, dafs der Wechselinhaber Veranlassung habe, nunmehr das Regrefsrecht auszuüben. Die Notifikation ist eine Form, wann auch eine weniger solenne, wie der P r o t e s t , sie ist eine c o n d i t i o sine qua n o n , zwar nicht für die Geltendmachung des R e g r e f s r e c h t s ü b e r h a u p t , wohl aber für einen — verhältnismäfsig allerdings unwesentlichen — T e i l der Regrefsforderung, nämlich nur insoweit, als diese sich auf „ Z i n s e n und K o s t e n " (Art. 45) erstreckt; trotz der unterlassenen Notifikation bleibt die Regrefsforderung auf die „ W e c h s e l s u m m e " selbst bestehen. Die Notifikation ist jedoch nicht blofs eine B e d i n g u n g für einen T e i l der Regrefsforderung des Wechselinhabers, insofern also auch eine wechselmäfsige „Pflicht" des letzteren von allerdings blofs n e g a t i v e r Bedeutung, sondern die Erfüllung dieser Bedingung ist auch im eigentlichen Sinne eine Pflicht des Wechselinhabers, eine P f l i c h t von p o s i t i v e r Bedeutung, so, wie es die civilrechtliche Diligenz i s t ; denn die Unterlassung der Notifikation begründet für ihn auch eine positive Schadenersatzv e r p f l i c h t u n g gegenüber jenen Vonnännern, die dadurch einen Schaden erlitten hatten (Art. 4 5 ) 1 . Da die Notifikationspflicht eine aus Billigkeitsrücksichten zu Gunsten der Vormänner geschaffene privatrechtliche A u s n a h m e von der Regel i s t , dafs der W e c h s e l i n h a b e r nur ber e c h t i g t , nicht auch v e r p f l i c h t e t sei, so darf Art. 45 nicht ausdehnend interpretiert werden. Die Notifikationspflicht besteht daher nicht schon, wenn die Zahlung ausgeblieben ist, sondern, abgesehen vom Falle des Protesterlasses, nur bei Protesterhebung mangels Z a h l u n g , da sie bei Nichterfüllung der Regrefsbedingungen als zwecklos erscheint; sie besteht daher nicht auch bei der Protesterhebung mangels A n n a h m e oder bei dem S e k u r i t ä t s p r o t e s t e (Art. 29). Die f r e i 1

Ebenso U n g a r n § 45—47.

§ 79. Die Notifikation.

347

w i l l i g e Notifikation des Protestes mangels Annahme oder des Sekuritätsprotestes ersetzt nicht die v o r g e s c h r i e b e n e Notifikation des Protestes mangels Z a h l u n g . W e m i s t zu n o t i f i z i e r e n ? Der letzte Inhaber soll seinem u n m i t t e l b a r e n Vormanne notifizieren und dieser wieder seinem unmittelbaren Vormanne, und so von I n d o s s a n t e n zu I n d o s s a n t e n durch die ganze Reihe hinauf, so dafs zuletzt der R e m i t t e n t dem T r a s s a n t e n notifiziert. Dem V o r m a n n e ist auch dann zu notifizieren, wenn er in K o n k u r s ist, oder wenn er z u g l e i c h A c c e p t a n t ist, oder wenn er zugleich D o m i z i l i a t ist, so dafs bei ihm selbst Protest erhoben wurde. Dem A c c e p t a n t e n eines d o m i z i l i e r t e n Wechsels m i t g e n a n n t e m D o m i z i l i a t e n braucht n i c h t notifiziert zu werden 2 ; er kann allerdings ein Interesse daran haben, zu wissen, ob der D o m i z i l i a t Zahlung geleistet habe, allein er ist kein V o r mann. Hat ein I n d o s s a n t ohne Ortsangabe indossiert, so liegt darin k r a f t des Gesetzes e i n V e r z i c h t auf die Notifikation; er hat aber andererseits, da i h m nicht notifiziert w i r d , den Vorteil, dafs er selbst von der Notifikationspflicht befreit i s t ; der N a c h m a n n eines solchen Indossanten kann, selbst wenn er dessen Wohnort kennt, nach Belieben an ihm einfach vorübergehen , wie wenn er nicht vorhanden wäre ; er erfüllt seine g e s e t z l i c h e N o t i f i k a t i o n s p f l i c h t jedenfalls nur dann, wenn er jenem w e i t e r e n Vormanne, bei dem ein Ort im Wechsel angegeben ist, notifiziert; er hat jedoch nicht die P f l i c h t , das lokale Inkognito des Vormanns zu respektieren und ihn zu überspringen, sondern kann i h m , wenn er w i l l , von der Nichtzahlung Kenntnis geben. Ist dies geschehen, so ist der betreffende Indossant seinerseits zur Notifikation an seinen Vormann verpflichtet, wenn er sich das volle Regrefsrecht erhalten w i l l ; ihm war zwar nicht zu notifizieren; da ihm aber einmal notifiziert ist, so mufs er, w i e j e d e r I n d o s s a t a r , notifizieren, er kann sich dieser Pflicht durch die Unterlassung der Ortsangabe einseitig nicht entziehen. Sein Nachmann hat aber damit nicht genug gethan, dafs er ihm freiwillig notifiziert h a t , er 2

Dagegen T h ö l § 162 S. 644 Anm. 24.

348

§ 79. Die Notifikation.

mufs aufserdem auch noch dem V o r m a n n e , bei dem der O r t im Wechsel angegeben ist, notifizieren. Der P r o k u r a i n d o s s a t a r ist ermächtigt, dem V o r m a n n e seines I n d o s s a n t e n zu notifizieren. Durch die Benachrichtigung des u n m i t t e l b a r e n Vormanns wahrt sich der Nachmann den Regrefs gegen a l l e Vormänuer, auch gegen den n i c h t benachrichtigten Vormann. Der selbst n i c h t benachrichtigte V o r m a n n h a t , obgleich er niemandem notifiziert h a t , das v o l l e Regrefsrecht gegen a l l e Vormänner. Auch gegen einen n i c h t benachrichtigten Vormann kann daher v o l l e r Regrefs genommen werden, sowohl von einem N a c h m a n n e , der gehörig notifiziert, sich also den vollen Regrefs gegen a l l e Vormänner gewahrt hat, als auch von einem N a c h m a n n e , dem selbst n i c h t notifiziert wurde, der also auch nicht zu notifizieren hatte. F o r m d e r N o t i f i k a t i o n . Die Notifikation mufs s c h r i f t l i c h erfolgen 3 ; es genügt ein einfacher Brief, in dem blofs von der Nichtzahlung cles Wechsels Kenntnis gegeben w i r d 4 . Notifikationsfrist. Die Notifikationsfrist beträgt zwei Tage (Art. 45) — jedoch nicht notwendig W e r k t a g e 5 — : sie 8

Der Zweck ist, dafs die Vormänner einen schriftlichen Beweis darüber erlangen, wann ihnen gegenüber die Notifikation Platz gegriffen habe, da sie selbst ebenfalls notifizieren müssen. Die schriftliche Notifikation ist das einzige gesetzliche Mittel der Verständigung, auch wenn beide (Wechselinhaber und Vormann) an demselben Orte, ja in demselben Hause wohnen; eine mündliche Anzeige genügt nicht, ebensowenig das G e s t ä n d n i s des Vormanns, dafs ihm notifiziert worden sei, ebensowenig der Umstand, dafs dem Vormanne gegenüber binnen der Notifikationsfrist - der Wechsel präsentiert und Protest erhoben worden sei. 4 Nicht notwendig ist es, dafs darin gesagt wird, dafs Protest erhoben sei. Nicht erforderlich ist es, dafs der Protest, oder auch nur eine Abschrift, oder dafs gar der Wechsel selbst übersendet werde. Der Wechselinhaber braucht j a den Wechsel, um, wenn er will, sofort die Klage gegen den A c c e p t a n t e n anstellen zu können. 6 Art. 92 ist auf die Notifikationsfrist nicht anwendbar. — Ist demnach der zweite Tag dieser Frist ein Sonntag, so kann die Notifikation nicht auch am Montag erfolgen. Art. 92 bezieht sich nämlich nur auf solche Handlungen, deren Vornahme der Wechselgläubiger von einem Wechselbeteiligten zu fordern berechtigt ist, und bestimmt, dafs solche Handlungen am folgenden Werktage geschehen müssen.

§ 79.

Die Notifikation.

beginnt für den l e t z t e n Inhaber am Tage n a c h der Protesterhebung, für den b e n a c h r i c h t i g e n I n d o s s a n t e n am Tage, n a c h d e m er den Bericht empfangen. Es kommt nur darauf an, dafs der Regrefsberechtigte das Schreiben rechtzeitig zur Post gegeben habe; die Ankunft des Schreibens stehtauf Gefahr des R e g r e f s p f l i c h t i g e n , in dessen Interesse ja die Absendung vorgeschrieben ist. I m Falle des P r o t e s t e r l a s s e s beginnt die zweitägige Notifikationsfrist für den letzten Inhaber, wenn er dessenungeachtet Protest erhoben hat, am Tag n a c h der Protesterhebung ; wrenn er aber den Protest nicht erhoben hat, am Tage nach Ablauf des d r i t t e n Protesttages; denn dem Wechselinhaber soll ja infolge der Klausel der Vorteil der Protestfrist nicht verloren gehen; er durfte aber am letzten Tage dieser Frist die — früher vergebens gemachte — Präsentation zur Zahlung noch einmal wiederholen und sich die Gewifsheit verschaffen, dafs der Wechsel nicht bezahlt werden werde; er notifiziert daher rechtzeitig, wenn er erst innerhalb zwei Tagen nach Ablauf dieses Tages notifiziert. P r ä j u d i z . Die Nichterfüllung der Notifikationspflicht hat eine S c h m ä l e r u n g des Regrefsrechts und eine S c h a d e n e r s a t z p f l i c h t zur Folge. Dieses Präjudiz t r i t t für den Nachmann gegenüber a l l e n Vormännern, die ein R e c h t auf Notifikation hatten (Art. 47), dann ein, wenn er überhaupt nicht notifiziert hat; blofs gegenüber den ü b e r s p r u n g e n e n Vormännern, die ein R e c h t auf Notifikation hatten, dann, wenn er nicht seinem u n m i t t e l b a r e n , sondern einem weiter zurückstehenden Vormanne notifiziert h a t 6 . Der Regrefsberechtigte verliert gegenüber den Vormännern die Nebenforderung auf Zinsen, Kosten, Provision, zu der er sonst nach Art. 50, 51 berechtigt i s t ; er mufs sich, um diese Nebenforderung nicht zu verlieren, an den A c c e p t a n t e n , den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels halten; er kann, sowohl, wenn 6

Ist die Erfüllung der Notifikationspflicht durch Z u f a l l unmöglich gemacht worden, so tritt zwar der eine Teil des Präjudizes — der Verlust von Zinsen und Kosten — ein, da die B e d i n g u n g des vollen Regrefsanspruchs nicht erfüllt erscheint, nicht aber der andere Teil, die Schadenersatzpflicht, da diese ein Verschulden voraussetzt.

350

§ 79.

Die Notifikation.

er der l e t z t e Inhaber ist, als auch wenn er V o r m a n n ist „ n u r d i e W e c h s e l s u m m e " beanspruchen; er verliert also, als Vormann, sogar jene Zinsen, Kosten u. s. w., die er seinem Nachmanne im Regrefswege erstatten mufste. Darin liegt ein wirksamer Zwang für den Vormann, auch seinerseits die ihm obliegende Notifikationspflicht zu erfüllen. Trotz unterlassener Erfüllung der Notifikationspflicht kann jedoch der Wechselinhaber V e r z u g s z i n s e n von der W e c h s e l s u m m e für die Zukunft verlangen, sobald er den — nicht benachrichtigten — Wechselschuldner durch Präsentation des notleidenden Wechsels oder durch Klage in Verzug gesetzt h a t 7 . Ebenso kann der Regrefsberechtigte P r o z e f s z i n s e n und P r o z e f s k o s t e n , wie sonst, verlangen. Die Pflicht zum Schadenersätze besteht kraft des Gesetzes a l l e n Vormännern gegenüber, denen aus der Unterlassung der Erfüllung der Notifikationspflicht ein Schaden entstanden i s t 8 . Diese Schadenersatzklage des Vormanns gegen den Nachmann kann nicht im Wechselprozesse geltend gemacht werden. Das Fundament der Klage ist die Nichterfüllung der Notifikationspflicht, daher mufs der Kläger die Existenz der Notifikationspflicht behaupten und beweisen; wenn also der Beklagte der l e t z t e Wechselinhaber i s t , dafs dieser den Wechsel mangels Zahlung protestieren liefs; wenn aber der Beklagte ein I n d o s s a n t ist, dafs i h m zwar notifiziert worden sei, dafs er selbst aber nicht notifiziert habe. Aufserdem mufs der Kläger den aus der

7

U n g a r n § 45 bestimmt im Schlufssatze, dafs der Regrefsberechtigte a u c h den Anspruch auf die Zinsen von der Verfallzeit bis zur Urteilsbehändigung und die anderen Kosten verliere. 8 Z. B. der regrefspflichtige Vormann hätte sich im Falle rechtzeitiger Notifikation gegenüber einem seiner regrefspflichtigen Vormänner mit Erfolg remboursieren können, er unterläfst die Einlösung nach Art. 48, da er glaubt, dafs der Wechsel am Verfalltage honoriert worden sei; inzwischen ist der Vormann in Konkurs gefallen, so dafs die spätere Regrefsnalime erfolglos bleibt. Oder der Trassant hätte im Falle der Notifikation von dem Bezogenen die gemachte Deckung zurückerlangen können und kann sich nun wegen der inzwischen eingetretenen Zahlungsunfähigkeit des Bezogenen an demselben nicht erholen.

§ 79. Die Notifikation.

Unterlassung der Notifikation erlittenen Schaden und dessen Höhe beweisen 9 . B e w e i s l a s t . Für den l e t z t e n Inhaber steht die Notifikationspflicht von vornherein fest. Die B e h a u p t u n g der rechtzeitig geschehenen Absendung des Notifikationsschreibens gehört daher zum Fundamente der Regrefsklage des l e t z t e n Inhabers auf die v o l l e Regrefssumme; der B e w e i s selbst mufs erst dann angetreten werden, wTenn der beklagte Regrefspflichtige die Unterlassung der rechtzeitigen Notifikation im Wege der Einrede gerügt hat. Nimmt ein I n d o s s a n t Regrefs, so steht seine N o t i f i k a t i o n s p f l i c h t von vornherein noch nicht fest, wie die des l e t z t e n Inhabers, es wäre denn, dafs er z u g e s t e h t , dafs ihm notifiziert worden sei. Fehlt es an diesem Zugeständnis, so hat der beklagte regrefspflichtige V o r m a n n , der die Unterlassung der rechtzeitigen Notifikation im Wege der Einrede rügen w i l l , zunächst zu b e w e i s e n , dafs der R e g r e f s k l ä g e r zur Notifikation überhaupt v e r p f l i c h t e t gewesen sei — also den Umstand, dafs dem Regrefskläger notifiziert worden sei, und den Zeitpunkt, w a n n ihm das Notifikationsschreiben des Nachmanns zugekommen sei. Der Beweis cler geschehenen Notifikation kann nach A r t . 46 durch ein Post a t t e s t darüber erbracht werden, dafs irgend ein Brief an dem angegebenen Tage an den Adressaten abgesendet worden sei. Das Postattest begründet eine Vermutung, dafs dieser mit der Post an den Vormann abgesendete Brief die Notifikation enthalten habe. Die Vermutung kann jedoch durch den Beweis widerlegt werden, dafs der Brief einen anderen Inhalt gehabt h a b e 1 0 . 9 In (1er Regel wird der Schaden blofs in der Differenz zwischen der v o l l e n Regrefssumme bestehen, die der V o r m a n n im Falle gehöriger Notifikation von dem früher solvent gewesenen V o r m a n n e oder A c c e p t a n t e n hätte erlangen können, und der geringeren K o n k u r s dividende, die er nur mehr jetzt erlangen kann. 10 Der Beweis durch Postattest ist zur E r l e i c h t e r u n g der Beweispflicht für genügend erklärt; a n d e r e durch die Prozefsordnung gestattete Beweismittel, z. B. Briefkopierbuch, sind nicht ausgeschlossen.

352

§ 80.

§ 80.

Das Einlösungsrecht des Wechselschuldners.

Das Einlösungsrecht des Wechselschuldners.

Jeder „ W e c h s e l s c h u l d n e r " , n i c h t blofs d e r r e g r e f s p f l i c h t i g e , sondern a u c h der A c c e p t a n t 1 , a u c h der A v a l i s t h a t das R e c h t ( A r t . 4 8 ) 2 , sobald der Protest mangels Z a h l u n g erhoben, also die B e d i n g u n g f ü r die G e l t e n d m a c h u n g des Regrefsrechts e r f ü l l t

ist,

u n t e r A n e r b i e t u n g der Z a h l u n g d e r g a n z e n

auf

Schuldsumme,

die d e r W e c h s e l i n h a b e r e i n R e c h t aus d e m Wechsel h a t , sofort die A u s l i e f e r u n g von

dem,

verlangen

des q u i t t i e r t e n

obgleich 3

selbst

Wechsels u n d

legitimierten,

des Protestes

Wechselinhaber

zu

.

D e r Wechselinhaber, der gegenüber der g e h ö r i g angebotenen Einlösung

die

Auslieferung

des Wechsels

und

Protestes

ver-

w e i g e r t , g e r ä t i n E m p f a n g s v e r z u g 4 , v e r l i e r t daher den A n s p r u c h a u f später f ä l l i g e Z i n s e n u n d w i r d dem Wechselschuldner gegenüber s c h a d e n e r s a t z p f l i c h t i g 5 ; er v e r l i e r t jedoch n i c h t den Regrefs gegen die N a c h m ä n n e r jenes Wechselschuldners, der die Z a h l u n g 1

Der Bezogene hat das Einlösungsrecht nicht, er kann nur als E h r e n z a h l e r eintreten. 2 Ebenso U n g a r n § 48. 8 Infolge dieses Einlösungsrechtes (jus offerendi) erwächst die Notifikation zu besonderer praktischer Bedeutung; jeder Regrefsschuldner ist nun in der Lage, dem Anwachsen der Regrefsanspriiche vorzubeugen. Der Wechselschuldner hat dieses Einlösungsrecht auch dann, wenn der Wechselinhaber bereits die Klage gegen einen a n d e r e n Wechselschuldner angestellt hat. Der Wechselinhaber ist jedoch nur zur Q u i t t i e r u n g , nicht zur I n d o s s i e r u n g des Wechsels an den Offerenten verpflichtet. Die Klage auf Ausliefernng des Wechsels und Protestes gegen Zahlung der ganzen Wechselschuld ist keine W e c h s e l k l a g e . Die Klage geht gegen den l e g i t i m i e r t e n Besitzer des Wechsels, der zur Quittierung und Auslieferung des Wechsels rechtlich befugt ist. 4 Der Wechselschuldner kann infolge des Empfangsverzugs des Wechselgläubigers auch nach den Bestimmungen des bürgerlichen Rechtes deponieren und, da er dadurch liberiert wird, auf Auslieferung des Wechsels und Protestes klagen. 6 Der Schaden kann darin bestehen, dafs der Wechselschuldner früher gegen den A c c e p t a n t e n oder einen R e g r e f s s c h u l d n e r mit Erfolg hätte vorgehen können, da sie zur Zeit der angebotenen Einlösung noch solvent waren, während er sich jetzt, da sie in der Zwischenzeit in Konkurs geraten sind, mit einer blofsen Konkursdividende begnügen mufs.

§ 8 . Inhalt des Regrefsanspruchs des l e e n n e s .

353

fruchtlos angeboten hatte 6 . Erbieten sich m e h r e r e Wechselschuldner zur Einlösung des Wechsels, so gebührt jenem Wechselschuldner der Vorzug, durch dessen Zahlung die meisten Wechselschuldner liberiert werden (Arg. Art. 64) 7 . Der Wechselschuldner mufs diesen Vorzug berücksichtigen, sonst macht er sich schadenersatzpflichtig. Damit der Wechselinhaber in Empfangsverzug sei, mufs ihm von dem Wechsel Schuldner alles angeboten werden, was er gemäfs Art. 50, 51 zu fordern hat, also die Wechselsumme, die Zinsen und Kosten, selbstverständlich auch die Provision 8 .

§ 81. Inhalt des Regrefsanspruchs des letzten Inhabers. Das Gesetz hat den Inhalt der dem l e t z t e n I n h a b e r mangels Zahlung zur Verfallzeit im Regrefswege geschuldeten Vergütung auf gewisse feste Posten zurückgeführt, so dafs er auch dann, wenn er durch das Ausbleiben der zur Verfallzeit erwarteten Zahlung nach seinen i n d i v i d u e l l e n Verhältnissen einen gröfseren Schaden erlitten hätte, einen weitergehenden Ersatz nicht beanspruchen k a n n 1 . Der letzte Inhaber kann verlangen (Art. 5 0 ) 2 : 1. D i e W e c h s e l s u m m e . 2. Sechs Prozent Z i n s e n von der W e c h s e l s u m m e und zwar vom V e r f a l l t a g e angefangen 3 bis zu dem Tage, an dem 6 Es ist nicht so, als ob er die E h r e n z a h l u n g eines fremden Intervenieren zurückgewiesen hätte. 7 So ausdrücklich U n g a r n § 48 A l . 2. 8 Die „Kosten" (Art. 48) erstecken sich auch auf die Provision; so auch Art. 45 letzter Satz, wo der Anspruch auf die „Wechselsumme" in Gegensatz gesetzt ist zu dem Ansprüche auf „Zinsen und Kosten", so dafs die Provision unter „Kosten" subsumiert erscheint. R.G. X I V Nr. 25. Zinsen und Kosten müssen auch dann angeboten werden, wenn der Wechselinhaber die Notiiikation unterlassen hat. 1 Es dient zur Förderung des Wechselverkehrs, wenn nicht das w i r k l i c h e E r f ü l l u n g s i n t e r e s s e wegen Nichtzahlung des Wechsels entscheidend ist, sondern ein für alle Fälle typisch feststehender, gleicher Mafsstab bei der sogen. R e t o u r r e c h n u n g aufgestellt wird. 2 Ebenso U n g a r n § 50. 3 Die Zinsen sind auch für den Verfalltag zu entrichten. Diese Zinsverbindlichkeit besteht auch im Falle der P r o l o n g a t i o n . Der Indossatar

G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechsel rechts.

23

8 . Inhalt des Regrefsanspruchs des l e e n

nes.

er die ihm gebührende Rembourssumme einkassiert. Diese Zinsen sind zwar g e s e t z l i c h e Zinsen, jedoch keine Verzugszinsen, denn sie laufen schon von dem V e r f a l l t a g e an, also von einem Tage, an dem der Regrefspflichtige, da der Protest erst binnen zwei Werktagen n a c h dem Z a h l u n g s t a g e erhoben und erst in weiteren zwei Tagen, und zwar nur an den u n m i t t e l b a r e n Vormann, notifiziert werden mufs. in der Regel noch gar nicht weifs , dafs er im Regrefsw rege in Anspruch genommen werden werde, so dafs es für den E i n t r i t t dieser Zinsverbindlichkeit auf einen Verzug des Regrefsschuldners gar nicht ankommt 4 . 3. Alle K o s t e n , die der R e g r e f s b e r e c h t i g t e , um den Regrefs nehmen zu k ö n n e n 5 , aufzuwenden gezwungen war, vorausgesetzt, dafs sie sich als eine n o t w e n d i g e , oder doch als eine im g e w ö h n l i c h e n , also stillschweigend im voraus gebilligten, Gange des Wechselgeschäfts eintretende, nachteilige Folge der Nichtzahlung darstellen, so Protestkosten. Porto u. s. w., nicht aber die gegenüber einem anderen Wechsel Schuldner aufgewendeten P r o z e f s k o s t e n 6 . Die K o s t e n eines p r ä j u d i z i e r t e n Wechsels (Art. 16 Al. 1) kann von den N a c l i i n d o s s a n t e n Zinsen nur vom Tage der Protesterhebung verlangen. 4 Diese gesetzlichen Zinsen sind nicht wegen des Verzugs, sondern als Äquivalent dafür zu leisten, dafs der R e g r e f s s c h u l d n e r im Besitze der Wechselsumme — in Form der von ihm empfangenen A ' a l u t a — geblieben ist, so dafs er diese Summe für andere Zwecke mit Gewinn verwenden kann, während der R e g r e f s b e r e c h t i g t e , obwohl ihm der Empfang des Geldes am V e r f a l l t a g e zugesichert war, wider Erwarten mit leeren Händen ausgeht und den Genufs der Wechselsumme entbehren mufs. B Diese Kosten stellen sich gleichsam als damnum emergens, als ein durch die Nichtzahlung verursachter Schaden für den Wechselinhaber dar, der übrigens die wirklich erfolgte Aufwendung dieser Kosten beweisen mufs. 6 AVenn sich der letzte Wechselinhaber nach Erfüllung der Regrefsbedingungen entschlossen hat, z u e r s t den A c c e p t a n t e n zu klagen, anstatt s o f o r t zu regredieren, oder wenn er zuerst einen den Rembours verweigernden Regrefspflichtigen im P r o z e f s w e g e in Anspruch genommen hat, anstatt sich ohne Prozefsführung s o f o r t an einen a n d e r e n Wechselgaranten zu wenden, so hat er die vermögensrechtlichen Folgen dieses wegen des Vorhandenseins noch anderer Wechselgaranten wechselrechtlich ungewöhnlichen und nicht notwendigen Vorganges selbst zu tragen. Es war dann seine Sache, zu prüfen, ob er diesen Wechselschuldner mit Aus-

§ 81.

Inhalt des Regrefsanspruchs des letzten Inhabers.

355

sind im Unterschiede von der W e c h s e l s u m m e nicht zu verzinsen 7 . 4. Ein Drittel Prozent P r o v i s i o n 8 . R e g r e f s a u f e i n e n a u s l ä n d i s c h e n O r t . Ist der Wechsel im A u s l a n d e a u s g e s t e l l t oder im A u s l a n d e b e g e b e n worden, so kann der Betrag der Zinsen und der Provision ( A r t . 50) steigen, denn es können die höheren, an dem ausländischen Orte zulässigen Sätze von Zinsen und Provision auch von Inländern berechnet werden (Art. 52) 9 . F i n g i e r t e R ü c k t r a t t e . Soll der Wechsel als Vertreter des Geldes cirkulieren, so mufs dafür gesorgt werden, dafs der Wechselinhaber trotz der Nichtzahlung in denselben Zustand versetzt werde, als ob er die Zahlung am V e r f a l l t a g e am Z a h l u n g s o r t e pünktlich erlangt hätte. Dieser Erfolg wird erzielt, wenn ihm die Möglichkeit gegeben wird, sich jene Summe, die ihm gezahlt werden sollte, nebst dem durch die Nichtzahlung herbeigeführten, gesetzlich normierten Zuwachse, s o f o r t am Tage und Orte der ausgebliebenen Z a h l u n g e f f e k t i v durch eine andere Person auszahlen zu lassen. Ist der R e g r e f s p f l i c h t i g e am Z a h l u n g s o r t e selbst wohnhaft, so mufs dem regrefspflichtigen Wechselinhaber gestattet sein, zu fordern, dafs ihm die Regrefssumme von dem Regrefspflichtigen s o f o r t am Z a h l u n g s o r t e , wo er ja die sieht auf Erfolg belangen könne. Hat er sich geirrt und einen erfolglosen Prozefs geführt, so kann dies dem daran unschuldigen Regrefspflichtigen nicht zur Last fallen. 7 Die Kosten werden zwar vom Regrefs n eh m er ausgelegt, gelangen aber nicht — wie die W e c h s e l summe in Gestalt der V a l u t a — in die Hände des Regrefs S c h u l d n e r s , daher wäre es nicht angemessen, wenn man die K o s t e n in Beziehung auf die Verzinsung der W e e h seisumme ganz gleichstellen wollte. AVenn auch nicht schon vom Tage, wo sie aufgewendet wurden, so sind die Kosten doch vom Tage der Klage an zu verzinsen. 8 Der Wechselinhaber hatte auf den Eingang der Wechselsumme bei V e r f a l l gerechnet und ist nunmehr genötigt, das ausgebliebene Kapital dort aufzusuchen, wo disponible Fonds zu finden sind, daher mufs ihm für seine eigene Mühewaltung Entschädigung geleistet werden; der Wechselinhaber thut liier, was sonst der Banquier berufsmäfsig thut; es ist ihm daher, wie einem Banquier, eine Provision zu entrichten. 9 Ebenso U n g a r n § 52. 23*

356

§ 8 . Inhalt des Regrefsanspruchs des l e e n

nes.

Zahlung des Wechsels zu erwarten ein Recht hatte, geleistet werde. Ist aber der W o h n o r t des R e g r e f s p f l i c h t i g e n von dem Z a h l u n g s o r t e verschieden, so dafs der Wechselinhaber die Regrefssumme nicht dort, wo er sie zu erlangen ein Recht hatte, also am Z a h l u n g s o r t e selbst, sondern an einem entfernteren Orte, am W o h n o r t e des R e g r e f s p f l i c h t i g e n , in Anspruch nehmen mufs, so mufs ihm gestattet sein, dem Regrefsptlichtigen jenen Anfwand in Rechnung zu bringen, den er machen mufste, um sich s o f o r t am T a g e und O r t e der ausgebliebenen Zahlung bei einem Anderen die Regrefssumme zu verschaffen. Der letzte Wechselinhaber hat daher das Recht, die R e g r e f s s u m m e nach dem K u r s e eines S i c h t w e c h s e l s in R e c h n u n g zu stellen, so, als ob er wirklich einen solchen, auf die W e c h s e l s u m m e des nicht bezahlten Wechsels samt Z i n s e n , K o s t e n und P r o v i s i o n lautenden, neuen Wechsel auf S i c h t vom Z a h l u n g s o r t e auf den W o h n o r t des R e g r e f s p f l i c h t i g e n gezogen und am V e r f a l l t a g e begeben h ä t t e 1 0 . Der letzte Inhaber kann j e d e m Vormanne gegenüber, den er im Regrefswege in Anspruch n i m m t , einen f i n g i e r t e n Rück Wechsel in Rechnung stellen, jedem gegenüber je nach dem Stande des W e c h s e l k u r s e s vom Z a h l u n g s o r t e auf den Wohnort des betreffenden R e g r e f s p f l i c h t i g e n 1 1 zur Zeit der Regrefsnahme, da jeder regrefspflichtige Vormann die Garantie übernommen hat, dafs die Zahlung an dem in der Adresse angegebenen Z a h l u n g s o r t e zur V e r f a l l z e i t erfolgen werde, daher den W e r t der ausgebliebenen Zahlung a n s e i n e m W o h n o r t e zu vergüten hat. Besteht am Z a h l u n g s o r t e kein direkter Kurs auf den W o h n o r t des R e g r e f s p f l i c h t i g e n , so entscheidet der Kurs zwischen dem Z a h l u n g s o r t e und jenem Platze, der dem W o h n o r t e des R e g r e f s p f l i c h t i g e n am nächsten gelegen ist (Art. 50 Al. 3). 10 Durch die Gestattung dieser f i n g i e r t e n R ü c k t r a t t e soll dem Wechselinhaber eine möglichst volle Entschädigung für die ausgebliebene Zahlung geboten werden. Ebenso U n g a r n § 50. 11 Nur der w i r k l i c h e Wohnort des Regrefspflichtigen ist entscheidend, nicht der im I n d o s s a m e n t e angegebene Ort und auch nicht der A u s s t e l l u n g s o r t ; R.O.H.G. X X I I I 8. 6.

§ 82. Inhalt des Regrefsanspruchs des einlösenden Vormannes.

357

Retourrechnung. Mehr als die Wechselsumme nebst Zinsen, Kosten, Provision und Wechselkurs kann der l e t z t e I n h a b e r wegen Nichteinlösung des Wechsels am Verfalltage nicht beanspruchen; er mufs diese einzelnen Elemente seines Regrefsanspruchs in der sogen. R e t o u r r e c h n u n g detailliert verzeichnen und deren Richtigkeit im Falle der Bestreitung beweisen. Die Richtigkeit des W e c h s e l k u r s e s insbesondere mufs auf V e r l a n g e n des Regrefspflichtigen durch einen unter öffentlicher Autorität ausgestellten Kurszettel oder durch das Zeugnis eines Handelsmaklers oder in Ermanglung desselben durch zwei Kaufleute dargethan werden (Art. 50 Al. 4).

§ 82.

Inhalt des Regrefsanspruchs des einlösenden Vormannes.

Jeder V o r m a n n , der verpflichtet w a r 1 , den Wechsel im Regrefsw rege einzulösen oder als Rimesse 2 zu empfangen (Art. 51), hat das Recht, die g a n z e von ihm als Rembours berichtigte Summe der Retourrechnung ohne Abzug zu verlangen und a u f s e r d e m in seine Retourrechnung folgende neue Posten zu bringen (Art. 51 ) 3 : 1. von jener ganzen Summe sechs Prozent Z i n s e n vom Tage der Z a h l u n g . 2. a l l e accessorischen K o s t e n , die er u n v e r m e i d l i c h oder doch dem g e w ö h n l i c h e n Gebrauche entsprechend aufwenden mufste, um einerseits dem Nachmanne den Rembours zu leisten und andererseits selbst am Wohnorte des Regrefspflichtigen seinen Remboursregrefs zu erlangen 4 , jedoch nicht 1

Nicht auch der Indossant ohne O b l i g o . Rimesse heifst jede Sendung von Geld oder Wertpapieren, also auch von Wechseln, die man einem Kaufmanne zur G u t s c h r i f t macht. Der regrefspflichtige V o r m a n n kann den Wechsel (samt Protest und Retourrechnung) als Rimesse erhalten, indem sein Ν a c h m a n n , der Regredient, ihn mit der Regrefssumme belastet, ihm remittiert, oder er selbst kann remittieren, indem er dein Regrefs nehmenden N a c h man ne einen neuen Wechsel begiebt, um die Zahlung der Regrefssumme zu vermitteln. 3 Ebenso U n g a r n § 51. 4 So ζ . B. die Kosten der von dem Regrefsnehmer nach dem Z a h l u n g s o r t e gesendeten Zahlung oder die Kosten des Briefes, mit dem der Wechsel samt Protest und Retourrechnung dem Indossanten zugesendet wird. 2

358

§ 82.

Inhalt des Regrefsanspruchs des einlösenden Vormannes.

P r o z e f s k o s t e n , er mag als Kläger oder Beklagter Prozefs geführt haben 5 ; 3. ein Drittel Prozent P r o v i s i o n 6 . R e g r e f s a u f e i n e n a u s l ä n d i s c h e n O r t . Bei Regrefs auf einen a u s l ä n d i s c h e n Ort können die h ö h e r e n dort zulässigen Sätze von Z i n s e n und P r o v i s i o n auch von dem i n l ä n d i s c h e n V o r m a n n e , als Regressnehmer, berechnet werden. Wer demgemäfs, als I n d o s s a n t , solche höhere Sätze an Zinsen und Provision vergüten mufste, kann seinerseits diesen höheren Betrag s e i n e n regrefspflichtigen Vormännern wieder in Rechnung bringen, auch wenn diese Vormänner I n l ä n d e r sind. Keiner dieser inländischen Vormänner kann sich dagegen auf Art. 50, 51 berufen. K u m u l a t i o n der f i n g i e r t e n R ü c k t r a t t e n . Sind die W o h n o r t e des R e g r e f s p f l i c h t i g e n und des R e g r e f s n e h m e r s identisch, so kann der Regrefsnehmer nur diese angegebenen Posten in seine Retourrechnung stellen. Sind jedoch diese Orte verschieden, so kann der V o r m a n n , der seinerseits nach Art. 51 Regrefs nimmt, die ganze aus den angegebenen Posten resultierende Summe zu dem Kurse eines f i n g i e r t e n Rückwechseis auf S i c h t in Rechnung stellen. Dieser Rückwechsel wird jedoch n i c h t , wie bei dem l e t z t e n Inhaber (Art. 50), als von dem Z a h l u n g s o r t e , sondern als von dem wirklichen W o h n o r t e des Regrefsnehmers auf den wirklichen Wohnort des Regrefspflichtigen gezogen gedacht. Jeder Vormann kann bei der Regrefsnahme ebenso verfahren, so dafs zuletzt der T r a s s a n t als letzter Vormann für alle auf diesem Wege k u m u l i e r t e n R e t o u r r e c h n u n g e n aufkommen mufs. Die Wechselordnung (Art. 51) 7 enthält demnach das 5

Es ist seine Sache, wenn er es vorgezogen hat, sich zuerst von seinem Nachmanne klagen zu lassen, anstatt sofort zu remboursieren, oder zuerst den Acceptanten oder einen anderen Regreispflichtigen erfolglos ausz u k l a g e n , bevor er den anderen Garanten in Anspruch nahm. Eine c i v i l r e c h t l i c h e Erstattungspflicht kann begründet sein, so infolge ausdrücklichen Auftrags, den Prozefs anzustrengen. 6 Er kann nicht blofs die Erstattung der an den N a c h m a n n bezahlten Provision verlangen, sondern auch selbst für die Mühewaltung, sich zur Remboursleistung in den Stand zu setzen, von der von ihm gezahlten R e g r e f s s u m m e eine eigene Provision beanspruchen. 7 Ebenso U n g a r n § 51.

§ 83. Modalitäten der Regrefszahlung.

359

Princip der K u m u l a t i o n der f i n g i e r t e n R ü c k w e c h s e l und der m e h r f a c h e n R e t o u r r e c h n u n g 8 .

§ 83.

Modalitäten der Regrefszahlung.

R e g r e f s l e i s t u n g gegen A u s l i e f e r u n g der P a p i e r e . Jeder Regrefspflichtige hat das Recht, gegen Leistung des Rembourses Zug um Zug, die Auslieferung des Wechsels, des Protestes und einer q u i t t i e r t e n R e t o u r r e c h n u n g zu verlangen (Art. 54) 1 . Nach der herrschenden Ansicht mufs dem Regrefspflichtigen nach Art. 54 der Wechsel in u n v e r s e h r t e m Zustande zurückgegeben werden, sowohl mit allen S k r i p t u r a k t e n versehen, die sich auf dem Papiere schon zur Zeit cler von i h m bewirkten Begebung befanden, als auch mit dem erst n a c h seinem Skripturakte hinzugekommenen A c c e p t e , damit der R e g r e f s p f l i c h t i g e , soweit er wechselrechtlich legitimiert ist, in der Lage sei, a l l e i h m aus dem P a p i e r e g e b ü h r e n d e n R e c h t e geltend zu machen; allein diese Ansicht ist unbegründet und führt zu unbilligen Konsequenzen, sie beruht auf der unrichtigen Auffassung, dafs Art. 54 die Auslieferung des Wechsels deshalb vorschreibe, damit cler Regrefspflichtige in cler Lage sei, seine R e c h t e aus dem W e c h s e l geltend zu machen, während die Auslieferungspflicht von der Existenz solcher Rechte hier, wie nach Art. 39, ganz unabhängig ist und der Wechsel auch dann ausgeliefert werden mufs, wenn solche Rechte überhaupt nicht bestehen. Der Nachmann genügt vielmehr seiner Auslieferungspflicht nach 8

Jeder V o r m a n n kann dem Anwachsen der Regrefssumme dadurch vorbeugen, dafs er nach Art. 48 von seinem Einlösungsrechte Gebrauch macht, oder dafs er von vornherein als T r a s s a n t dem Wechsel selbst, oder als I n d o s s a n t seinem Indossamente, durch die Klausel: „Nicht an die Ordre" die Ordre-Qualität entzieht oder durch die Hinzufügung einer N o t adresse auf den Wechsel den Rücklauf abkürzt. 1 Ebenso U n g a r n §54. Art. 54 bestimmt für die R e g r e f s z a h l u n g , was Art. 39 für die n o r m a l e Zahlung normiert; in beiden Fällen ist der Gesichtspunkt maisgebend, dafs der Zahler durch den Besitz dieser Papiere dagegen gesichert sein soll, dafs auf deren Grundlage von neuem gegen ihn das Recht aus dem Wechsel geltend gemacht werde.

360

§ 83. Modalitäten der Regrefszahlung.

Art. 54, wenn er das mit allen wesentlichen Erfordernissen eines Wechsels versehene Papier herausgiebt, aus dem sowohl seine a k t i v e L e g i t i m a t i o n , als auch die p a s s i v e L e g i t i m a t i o n des R e g r e f s p f i c h t i g e n hervorgeht, mag auch ein früher vorhanden gewesener, jedoch zur Legitimation nicht erforderlicher S k r i p t u r a k t , insbesondere das A c c e p t , auf dem Papiere fehlen. Das R e g r e f s r e c h t des Nachmanns ist nach A r t . 41 nur durch P r ä s e n t a t i o n und P r o t e s t e r h e b u n g und zum T e i l nach A r t . 45 durch N o t i f i k a t i o n bedingt, nicht auch dadurch, dafs der V o r m a n n in der Lage sein soll, a l l e ihm aus dem Wechsel gebührenden Rechte, insbesondere das Recht aus dem A c c e p t e , geltend zu machen. Ist dieses Recht durch Z u f a l l weggefallen, so kann dies nicht die Folge haben, dafs dem Nachmanne, obwohl er die R e g r e f s b e d i n g u n g e n erfüllt hat, das R e g r e f s r e c h t fehlt. Wie der Skripturakt des A c c e p t s zu Gunsten aller Wechselgläubiger erteilt w i r d , nicht blofs des gegenwärtigen Inhabers, so trifft auch der zufällige Untergang des Accepts nicht blofs den g e g e n w ä r t i g e n Inhaber, sondern auch die f r ü h e r e n Inhaber, w e n n s i e i m R e g r e f s w r e g e w i e d e r i n i h r e a l t e R e c h t s s t e l l u n g z u r ü c k g e t r e t e n s i n d . Liegt jedoch ein V e r s c h u l d e n des R e g r e f s n e h m e r s vor, so kann das Regrefsrecht allerdings durch die Schadenersatzpflicht paralysiert werden 2 , denn der Regrefsnehmer mufs dafür aufkommen, wrenn aus seinem Verschulden von dem einlösenden Vormanne nicht alle ihm gebührenden Rechte aus dem Papiere, oder weun sie nur mit prozessualen Nachteilen geltend gemacht werden können, wie bei durchstrichenem Accepte. Die Ansicht, dafs das R e g r e f s r e c h t in jedem Falle e r l o s c h e n sei, sobald der Regrefsnehmer den Wechsel nur mit durchstrichenem Accepte auszuliefern im stände sei, stellt auch im Widerspruch mit dem Rechtssatze, dafs das d u r c h s t r i c h e n e Accept ipso jure als zu Recht bestehend anzusehen sei, da sie das durchstrichene Accept so behandelt, als ob es gar nicht vorhanden wäre. 2 Es kann sein, dafs aus der Durchstreichung in Wahrheit ein Nachteil nicht eingetreten ist, weil z. B. der Acceptant zahlungsunfähig war; in diesem Falle tritt der Regrefsverlust nicht ein.

§ 84. Regrefsnahme mittelst wirklicher Rücktratte.

361

Recht zur D u r c h s t r e i c h u n g von Indossamenten. Jeder einlösende Indossant ist, da er in seine a l t e Rechtsstellung als Indossatar zurückgetreten ist und nunmehr alle Rechte aus dem Papiere h a t , berechtigt, s e i n I n d o s s a m e n t und das seiner Ν a c h m ä n n e r zu durchstreichen (Art. 55) 8 , um, wenn er den Wechsel behufs seiner Regrefsnahme wieder aus der Hand giebt, gegen jeden neuen Regrefsanspruch geschützt zu sein.

§ 84.

Regrefsnahme mittelst wirklicher Rücktratte.

Jeder Regrefsnehmer, sowohl der l e t z t e Inhaber als auch jeder I n d o s s a n t , der einen an ihn im Regrefswege zurückgekommenen Wechsel wieder eingelöst hat, hat nicht blofs das Recht, die R e g r e f s s u m m e bei einem regrefspflichtigen V o r m a n n e , der an einem a n d e r e n Orte wohnt, d i r e k t einzuziehen, sondern kann nach kaufmännischer Verkehrssitte auch auf einem kürzeren Wege seine Befriedigung suchen, indem er auf den regrefspflichtigen Vormann eine wirkliche R ü c k t r a t t e (Art. 5 3 ) 1 zieht. Die Rücktratte ist ein im Anschlufs an einen nicht honorierten Wechsel von einem Regrefsberechtigten, als R e t r a s s a n t e n , auf einen regrefspflichtigen Vormann, als R e t r a s s a t e n , in umgekehrter Richtung gezogener, neuer Wechsel, dessen W e c h s e l s u m me so hoch angesetzt werden darf, dafs der Regrefsnehmer von einem D r i t t e n , dem R e m i t t e n t e n der Rücktratte, bei der Begebung des Rück Wechsels als Valuta genau jene gesetzlich (Art. 50, 51) normierte Entschädigungssumme verlangen kann, die ihm wegen Nichtzahlung des protestierten, ersten Wechsels gebührt, also die Wechselsumme des protestierten Wechsels oder die von ihm im Regrefswege gezahlte Summe nebst sechs Prozent Zinsen vom Verfalltage oder vom Tage der Zahlung bis zum Tage der Begebung der Rücktratte, alle i h m entstandenen Kosten (ProtestNotifikationskosten u. s. w.), ein D r i t t e l Prozent Provision, aufser 8 1

Ebenso U n g a r n § 55. Ebenso U n g a r n § 53.

§ 84.

Regrefsnahme mittelst wirklicher Rücktratte.

diesem im Art. 50, 51 gesetzlich normierten Entschädigungsbetrage aber auch noch jene Retourkosten, die durch die Rücktrassierung selbst verursacht werden, also die Stempel gebühren für die R ü c k t r a t t e , die Mäklergebühren, die der R e t r a s s a n t entrichten mufs, um die von ihm gezogene Rücktratte in Geld umzusetzen, endlich den D i s k o n t o , den der N eh m e r der R ü c k t r a t t e — für die Zeit, die die Rücktratte, obgleich sie auf S i c h t lautet, jedenfalls dazu braucht, um am Zahlungsorte anzulangen und daselbst bezahlt zu werden — von der \ T a l u t a abzieht, den also der R e g r e f s n e h m e r , um nicht als R e t r a s s a n t zu kurz zu kommen, zur W e c h s e l s u n i m e der R ü c k t r a t t e hinzufügen mufs. Dieser ganze Betrag wird noch vergröfsert, wenn der Wechselkurs von dem Orte, wo die Rücktratte ausgestellt w i r d , wo also von dem R e t r a s s a n t e n die Valuta empfangen wTird — demgemäls bei der Rücktratte des l e t z t e n Inhabers vom Z a h l u n g s o r t e , bei der Rücktratte eines I n d o s s a n t e n von dem Orte, wo er wirklich w o h n t ^ nach dem Orte, auf den sie lautet, also wo der in Anspruch genommene Vormann wirklich wohnt — , zur Zeit der Rücktrassierung n i e d r i g steht, wenn demnach solche Wechsel daselbst stärker a n g e b o t e n werden, das G e l d also viel teurer ist als der Wechsel, so dafs es den R e t r a s s a n t e n viel kostet, die Rücktratte in Geld zu verwandeln. Für alle diese die Wechselsumme des Rück wechseis beeinflussenden Beträge mufs der Regrefspflichtige aufkommen; denn die Rücktrassierung ist nur eine Folge davon, dafs die von dem Vormanne garantierte Zahlung des Vorwechsels bei Verfall ausgeblieben ist, da sich der Wechselinhaber eben deshalb gezwungen sieht, sich durch eine auf den Garanten des ursprünglichen Wechsels gezogene Rücktratte mit Hülfe eines Dritten, der diese Rücktratte erwirbt, zu remboursieren. Es ist daher gerechtfertigt, wenn die mit der Rücktrassierung selbst verbundenen Kosten und Verluste von denjenigen getragen werden, die ihre Garantiepflicht in Beziehung auf den Vorwechsel nicht erfüllt haben. Auch jeder V o r m a n n , der eine Rücktratte zieht, hat das Recht, nicht blofs den Betrag der von ihm einem N a c h m a n n e gezahlten Rücktratte zu beanspruchen, sondern auch die i h m durch Ausstellung und Begebung seiner e i g e n e n Rücktratte

§ 84.

Regrefsnahme mittelst wirklicher Rücktratte.

363

verursachten Kosten, insbesondere auch den bei der Begebung dieses neuen Rückwechseis durch den niedrigen Stand des Wechselkurses erlittenen Kursverlust, s e i n e n regrefspflichtigen Vormännern in Rechnung zu bringen und dadurch die Wechselsumme zu vergröfsern. Der I n d o s s a n t kann eine Rücktratte auch dann ziehen, wenn er selbst auf g e w ö h n l i c h e m Wege (Art. 50, 51), also nicht durch Honorierung einer a u f i h n gezogenen Rücktratte ( A r t . 53), Regrefs geleistet hat. Die Rücktratte mufs, da der Regrefsnehmer nicht berechtigt ist, durch unnötige Kostenvermehrung den Regrefspflichtigen in eine ungünstigere Lage zu versetzen, a u f S i c h t lauten und à d r i t t u r a gezogen sein 2 . Sind diese Erfordernisse vorhanden, so kann der Regrefsnehmer und Retrassant, wenn die Rücktratte nicht honoriert w 7 ird, die ganze Wechselsumme der Rücktratte, wie hoch sie auch durch die Kosten der Rücktratte und den *RückWechselkurs gestiegen sein mag, von dem R e t r a s s a t e n , als regrefspflichtigem V o r m a n n e , auf Grund des p r o t e s t i e r t e n , ursprünglichen Wechsels, des Protestes und der Retourrechnung

2 Ebenso in U n g a r n Art. 53. Für einen Wechsel mit anderer Verfallzeit als a u f S i c h t berechnet der Escompteur einen h ö h e r e n D i s k o n t o , giebt also eine geringere V a l u t a , daher die W e c h s e l summe der R ü c k t r a t t e um so viel höher gestellt werden müfste, daher dem R e g r e f s p f l i c h t i g e n , als R e t r a s s a t e n , die Zahlung dieser höheren Summe zugemutet werden würde. — Die Rücktratte mufs auch geraden Weges, wie es in der Sprache der Kaufleute heifst, à d r i t t u r a , à droiture, ohne Umwege gezogen werden, d. h. von dem R e g r e f s n e h m e r d i r e k t auf denjenigen R e g r e f s p f l i c h t i g e n , den er in Anspruch nimmt, also ohne Dazwischenkunft einer dritten in der Rücktratte zunächst an einem Zwischenplatze bezogenen Person, der dann der Auftrag erteilt würde, ihrerseits wieder von diesem Zwischenplatze aus auf den R e g r e f s s c h u l d n e r weiter zu ziehen, so dafs der Rückwechsel über verschiedene Plätze zu laufen hätte. Art. 53 steht übrigens nicht im Wege, dafs die Rücktratte unter Umständen d o m i z i l i e r t sei. Es liegt keine Verletzung des à drittura Gebots vor, wenn z. B. die Rücktratte in der Adresse bei dem Namen des R e g r e f s p f l i c h t i g e n , als des R e t r a s s a t e n , den W o h n o r t angiebt und als Z a h l u n g s o r t den nächst gelegenen Platz nennt, auf den von dem A u s s t e l l u n g s o r t e aus ein W e c h s e l k u r s besteht. Der Regrefspflichtige darf auch als N o t a d r e s s e berufen sein; diese eventuelle Berufung ist eine d i r e k t e Berufung.

364

§ 84. Regrefsnahme mittelst wirklicher Rücktratte.

(Art. 54) als R e g r e f s s u m m e beanspruchen. Dies kann auch der R e m i t t e n t oder I n d o s s a t a r der R ü c k t r a t t e thun, vorausgesetzt, dafs er im Besitze des Yorwechsels, des Protestes und der Retourrechnung (Art. 54) ist, und dafs er auch aus dem V o r W e c h s e l , sei es als Wechsel gläubiger oder als Bevollmächtigter des Regrefsnehmers, legitimiert erscheint. Ist dies nicht der F a l l , so kann sich der N e h m e r der R ü c k t r a t t e blofs an seine V o r m ä n n e r , bis zum R e t r a s s a n t e n hinauf, halten, und dieser kann dann von dem R e t r a s s a t e n den Ersatz der ganzen von ihm bezahlten, infolge cler Rücktratte gesetzlich erweiterten, Regrefssumme beanspruchen; denn die Nichthonorierung der Rücktratte, zu deren Ausstellung er b e r e c h t i g t war, darf nicht i h m zum Schaden gereichen, sondern nur jenem regrefspflichtigen Vormanne, dem es, als R e t r a s s a t e n . zuzuschreiben i s t , dafs die ursprüngliche Tratte mit grofsen Kosten belastet wieder an ihn zurückgekommen ist. Lautet jedoch die Rücktratte nicht a u f S i c h t , oder ist sie nicht à d r i t t u r a gezogen, so ist der regrefspflichtige Vormann des u r s p r ü n g l i c h e n Wechsels nicht verpflichtet, die Rücktratte einzulösen; sie geht a u f G e f a h r des R e t r a s s a n t e n unter Protest; er hat die bei dieser Rücktratte aufgewendeten Kosten selbst zu tragen. Der V o r m a n n braucht in diesem Falle nur auf Grund des u r s p r ü n g l i c h e n , protestierten Wechsels, des Protestes und der Retourrechnung nach Art. 50, 51. Rembours zu leisten. Auch die auf Sicht lautende und à drittura gezogene Rücktratte ist der R e t r a s s a t , wie jeder Regrefspflichtige, nur dann zu honorieren verpflichtet, wenn ihm Zug um Zug der Wechsel, der Protest und eine quittierte Retourrechnung ausgeliefert werden (Art. 54); daher müssen dem N eh n i e r der Rücktratte zugleich der u r s p r ü n g l i c h e protestierte W e c h s e l , der P r o t e s t und die quittierte R e t o u r r e c h n u n g , als B e i l a g e n , eingehändigt werden, damit er in der Lage sei, die Voraussetzung zu erfüllen, von der die Pflicht zur Remboursleistung nach A r t . 54 abhängig ist, oder es müssen diese Papiere direkt an den R e g r e f s p f l i c h t i g e n gesendet werden. Ist dies nicht geschehen, so liegt eine Rücktratte vor, die der R e t r a s s a t nicht, als r e g r e f s p f l i c h t i g e r Vormann, bei

§ 85. Haftung d. Acceptanten — d. Ausstellers d. eigenen Wechsels u. s.w. 365 sonstiger,

gesetzlich

honorieren

mufs,

(Art.

53) e r w e i t e r t e r

Schadenersatzpflicht

sondern die w i e eine g e w ö h n l i c h e T r a t t e

zu

b e h a n d e l n ist, die d e r Regrefsnehmer über den B e t r a g der i h m aus

dem

alten

Wechsel

erwachsenen

hat,

u n d die der R e t r a s s a t

oder

nicht,

ohne dafs

er

Retourrechnung

gezogen

nach Belieben honorieren

kann

i m Falle der N i c h t h o n o r i e r u n g

mehr

als die R e t o u r r e c h n u n g aus dem a l t e n Wechsel ( A r t . 50, 51) z u entrichten

§ 85.

hätte3.

Haftung des Acceptanten — des Ausstellers des eigenen Wechsels — für die Regrefsschuld.

Die V e r p f l i c h t u n g

des A c c e p t a n t e n — des A u s s t e l l e r s

des e i g e n e n Wechsels — e r s t r e c k t sich, w e i l sie es i m W i d e r spruche m i t der ü b e r n o m m e n e n W e c h s e l v e r p f l i c h t u n g zu P r o t e s t u n d Regrefs k o m m e n lassen, a u f alles, was der

Wechselinhaber

von i r g e n d e i n e m V o r m a n n e z u f o r d e r n b e r e c h t i g t i s t , die g a n z e R e t o u r r e c h n u n g

also a u f

( A r t . 50, 51, 52, 53, 81 A l . 2 ) 1 .

D i e herrschende A n s i c h t geht d a h i n , dafs die H a f t u n g Acceptanten



des A u s s t e l l e r s

des

des e i g e n e n Wechsels —

3 Obgleich demnach die Rücktratte durch die Beilagen den eigentlichen Nachdruck erhält, da der Nehmer der Rücktratte in den Beilagen ein Mittel hat, den R e t r a s s a t e n zur Honorierung des p r o t e s t i e r t e n alten Wechsels w e c h s e l r e c h t l i c h zu zwingen, so wird doch die Cirkulationsfahigkeit der Rücktratte gerade durch die Beilagen wesentlich erschwert, da dem Nehmer der Rücktratte nicht mehr, wie sonst, ein einzelnes Stück Papier, sondern ein ganzes Packet übergeben werden mufs. In der Regel verbleibt daher die Rücktratte mit den Beilagen in der Hand des e r s t e n Nehmers; dieser kann, um sich der lästigen Beilagen entledigen zu können, die Rücktratte dem R e t r a s sat en zur A c c e p t a t i o n präsentieren; er kann gegen das A c c e p t die Beilagen ohne weiteres herausgeben, denn da nunmehr der R e t r a s s a t als A c c e p t a n t der Rücktratte haftet, so kann der Inhaber der Rücktratte nicht mehr in die Lage kommen, die Regrefspflicht des Retrassaten auf Grund des alten Wechsels in Anspruch zu nehmen. Die infolge der Acceptation von den Beilagen frei gewordene Rücktratte kann nun ebenso leicht, wie jeder andere Wechsel, cirkulieren. 1 U n g a r n § 50, 54 bestimmt dies ausdrücklich. Wäre der Wechselinhaber nur berechtigt, die ganze Retourrechnung von einem regrefspflichtigen V o r m a n n e , nicht auch von dem A c c e p t a n t e n , in Anspruch zu nehmen, so wäre doch in letzter Linie jedenfalls der T r a s s a n t berechtigt, die durch die wiederholte Regrefsnahme bedeutend erhöhte Regrefs-

366 § 85· Haftung d. Acceptanten — d. Ausstellers d. eigenen Wechsels u. s.w.

für den nach A r t . 50 e r w e i t e r t e n Anspruch des Wechselinhabers dann nicht bestehe, wenn der Inhaber gar keine regrefspflichtigen Vormänner habe, wenn er z. B. R e m i t t e n t und T r a s s a n t der Tratte an e i g e n e O r d r e oder R e m i t t e n t des e i g e n e n Wechsels sei; allein es besteht gar kein Grund dafür, warum diese erweiterte Haftung im Falle der Nichtzahlung davon abhängig sein soll, ob Protest erhoben wurde und ob regrefspflichtige Vormänner da sind; im Sinne des Gesetzes mufs es vielmehr als genügend gelten, wenn die v e r g e b l i c h e Präsentation zur Zahlung zur V e r f a l l z e i t gehörig dargethan wird, ein Beweis, der allerdings, damit der Anspruch im Wechselprozesse geltend gemacht werden könne, am besten durch den P r o t e s t erbracht wird. Es sind folgende Fälle zu sondern: Der A c c e p t a n t — A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — wird z u r V e r f a l l z e i t überhaupt n i c h t aufgesucht; in diesem Falle ist er — bis zum Ablaufe der Verjährungsfrist — blofs zur Zahlung der W e c h s e l summe und vom Tage der hinterherigen Präsentation zu Verzugszinsen verpflichtet. Oder der A c c e p t a n t — Aussteller des eigenen Wechsels — leistet zur V e r f a l l z e i t Zahlung; in diesem Falle ist er nur verpflichtet, die von ihm a c c e p t i e r t e Summe ( A r t . 23) — die Wechselsumme — zu zahlen. Oder der A c c e p t a n t — Aussteller des e i g e n e n Wechsels — leistet trotz seines Skripturaktes zur V e r f a l l z e i t die Zahlung n i c h t ; in diesem Falle erstreckt sich nach A r t . 81 Al. 2 seine Verpflichtung auf alles, was der Wechselinhaber wegen Nichterfüllung der Wechselverbindlichkeit von dem Vormanne zu fordern hat (Art. 50), resp. wenn er einen regrefspflichtigen Vormann hätte, von ihm zu fordern hätte. Wenn schon der regrefspflichtige V o r m a n n gezwungen wird, in der gesetzlich fixierten Retourrechnung (Art. 50, 51) dem enttäuschten Wechselinhaber Entschädigung zu bieten, so erfordert es die Gerechtigkeit, dafs der H a u p t s c h u l d n e r , der summe von dem A c c e p t a n t e n , als Entschädigung wegen Nichtausführung des übernommenen Zahlungsauftrags, zu verlangen; es liegt daher im Interesse des A c c e p t a n t e n selbst, dafs durch Abkürzung des Kegrefswegs seine Schuld vermindert werde.

§ 86.

Solidare Haftung für die Regrefsschuld.

367

selbst in e r s t e r Linie diese Enttäuschung zu verantworten hat, umsomehr dazu verpflichtet sei. Die entgegengesetzte Ansicht führt zu einer ungerechten Begünstigung des — die Zahlung verweigernden — A c c e p t a n t e n . Der Käufer von Waren, der demselben Verkäufer für den Kaufpreis das eine Mal eine Tratte an dessen O r d r e a u s s t e l l t , das andere Mal eine von dem V e r k ä u f e r gezogene Tratte an e i g e n e O r d r e a c c e p t i e r t oder ihm einen e i g e n e n Wechsel ausstellt, würde im ersten Falle den Verkäufer bei Nichtzahlung des — vielleicht fingierten — Bezogenen in dem erweiterten Mafse nach Art. 50, in den beiden anderen Fällen aber blofs durch die Verzugszinsen entschädigen müssen, und doch durfte der Verkäufer in allen diesen Fällen in gleichem Mafse die Zahlung zur Verfallzeit am Zahlungsorte erwarten, und mufste er jedesmal wegen des Ausbleibens der Zahlung für andere Fonds sorgen ; warum soll er nur im e r s t e n Falle P r o v i s i o n und die Zinsen vom V e r f a l l t a g e an beanspruchen dürfen? Warum soll er in den beiden letzten Fällen, w e n n er Protest erhoben h a t , die Protestkosten nicht verlangen dürfen? Der Protest ist hier allerdings nicht für den R e g r e f s , wohl aber für die — dem enttäuschten Inhaber wichtige — wechselmäfsige Konstatierung der vergeblichen Präsentation zur Zahlung wichtig; dafs aber die Protestkosten nicht blofs dann ersetzt werden müssen, wenn der Protest Regrefsbedingung ist, ergiebt sich aus der Bestimmung des A r t . 42 im Falle des Protesterlasses.

§ 86. Solidare Haftung für die Regrefsschuld. J e d e r Regrefsberechtigte hat das Recht, j e d e n regrefspflichtigen V o r m a n n und den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — auf das G a n z e in Anspruch zu nehmen; sie sind S o l i d a r s c h u l d n e r gegenüber j e d e m regrefsberechtigten Wechselinhaber ; sie haften ein jeder aus s e i n e m besonderen S k r i p t u r a k t e und für sich allein; es bestehen so viele Wechselverpflichtungen, als Skripturakte und Wechselscliuldner existieren. Daher mufs der Wechselinhaber, um das Recht aus dem Wechsel gegen a l l e Wechselschuldner vor Verjährung zu w r ahren, gegenüber einem j e d e n

368

§ 86.

Solidare Haftung für die Regrefsschuld.

mit der Klage vorgehen; die Klage gegen den e i n e n genügt nicht, um die Verjährung gegenüber dem a n d e r e n zu unterbrechen. Durch Erlafs der Schuld gegenüber dem e i n e n Wechselgaranten verliert der Wechselgläubiger nichts an seinem Rechte gegenüber den a n d e r e n Garanten; er kann sie auf das Ganze belangen; der Erlafs zu Gunsten des einen nützt dem anderen gar nichts. Alle r e g r e f s p f l i c h t i g e n Solidarschuldner haben successive, wenn sie von dem Wechselinhaber in Anspruch genommen worden sind, einen Regrefs auf das G a n z e gegen die ihnen v o r a u s g e h e n d e n I n d o s s a n t e n , bei dem g e z o g e n e n Wechsel bis zum T r a s s a n t e n hinauf, und auch das Recht gegen den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels—. Während sonst die von e i n e m Solidarschuldner an den Gläubiger geleistete Erfüllung auch für die ü b r i g e n Solidarschuldner als Erfüllung g i l t , so hat die Einlösung des Wechsels durch einen V o r m a n n im R e g r e f s w e g e nur die Folge, dafs das zwischen i h m und dem W e c h s e l i n h a b e r bestehende Schuldverhältnis, nicht aber das Recht a u s d e m W e c h s e l selbst getilgt wird, dafs vielmehr letzteres v o n d e m einlösenden V o r m a n n e im ganzen Umfange gegen s e i n e V o r m ä n n e r geltend gemacht werden kann; jeder I n d o s s a n t , der im Regrefswege den Wechsel eingelöst hat, hat das Recht, das G a n z e , nicht blofs einen Teil, von seinen V o r m ä n n e r n und von dem A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — in Anspruch zu nehmen, also seinerseits ganz ähnliche Schritte, wie der Wechselinhaber, von dem er eingelöst hat, gegen s e i n e V o r m ä n n e r und den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — zu machen; er hat jedoch dieses Recht nicht auf Grund eines sich erst jetzt vollziehenden R e c h t s ü b e r g a n g e s von seiten des befriedigten Gläubigers, sondern so, wie wenn er stets Wechselinhaber gegeblieben wäre und überhaupt nicht indossiert hätte, also nicht als neu eingetretener, sondern als u r s p r ü n g l i c h e r Gläubiger aller derjenigen, die jetzt noch Schuldner aus dem Papiere sind. (S. oben S. 38.) Der Regrefsberechtigte kann alle ihm solidarisch haftenden Wechselschuldner zusammen, oder auch nur einige k o l l e k t i v

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 369

in e i n e r Klage, oder i n d i v i d u e l l in verschiedenen Klagen, oder er kann auch nur einen allein für den ganzen Betrag des Wechsels verfolgen, und zwar jeden in e r s t e r L i n i e , ohne an die Reihenfolge der Indossamente gebunden zu sein (Art. 49, 81 Al. 3 ) 1 . Der Regrefsnehmer, der die Regrefsklage gegen einen entfernten Vormann angestellt hat, darf, wenn er von ihm den Rembours nicht erlangt hat, auf einen übersprungenen Vormann zurückgreifen, er hat das sog. V a r i a t i o n s r e c h t (Art. 49). Die ü b e r s p r u n g e n e n Vormänner werden nicht frei. Doch kann das Regrefsrecht des letzten Inhabers gegen die übersprungenen Vormänner leicht durch Verjährung erlöschen, da die Behändigung der Klage oder die Streitverkündigung gegen den e i n e n Vormann die Verjährung gegen die a n d e r e n nicht unterbricht, so dafs während des Laufes des Rechtsstreites gegen den einen der Anspruch gegen den anderen verjähren kann.

II.

Die anormale Honorierung* durch Intervention. § 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse. Voraussetzung und Beurkundung der Intervention. B e g r i f f u n d Z w e c k d e r I n t e r v e n t i o n . Jede Störung in der Honorierung eines Wechsels, sei es, dafs sie zunächst nur d r o h e n d in Aussicht steht, oder dafs sie gar schon w i r k l i c h eingetreten i s t , schädigt den K r e d i t der Wechselschuldner, da das Vertrauen .auf die p ü n k t l i c h e Erfüllung ihrer Wechselverpflichtung erschüttert wird. Diese Schädigung 1 Nach Art.49 gilt der S p r u n g r e g r e f s im Gegensatze zum O r d n u n g s regrefs, wo jeder Regrefsnehmer zunächst seinen u n m i t t e l b a r e n Vormann klagen, also die Ordnung einhalten mufs. Ebenso U n g a r n § 49.

G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

24

87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

des Kredits wird so viel als möglich h i n t a n g e h a l t e n , wenn sich jemand r e c h t z e i t i g bereit findet, die nach I n h a l t des Wechsels zugesagte, aber nicht mehr sicher zu erwartende oder gar wirklich ausgebliebene Leistung, a n s t a t t des im Wechsel in e r s t e r Linie dazu Berufenen, s u b s i d i ä r zu machen. Durch dieses hülfsbereite Einspringen einer Person wird der in Kot geratene Wechsel in E h r e n gehalten ; denn dem Wechselinhaber wird einerseits seine Befriedigung zu t e i l , andererseits mufs er sich des ihm sonst zustehenden Regrefsrechtes begeben. E i n solcher behufs Wiederherstelllung des Kredits des Wechsels subsidiär erfolgender H i n z u t r i t t einer Person zu dem in Not geratenen Wechselgeschäfte wird als I n t e r v e n t i o n , der Hinzutretende selbst als I n t e r v e n i e n t , der Wechselschuldner, zu dessen Gunsten die Intervention erfolgt, als Η ο η o r a t bezeichnet. Die Intervention besteht demnach in der A n n a h m e oder Z a h l u n g des Wechsels:

subsidiären

a. wenn der Wechsel nicht so, wie es der Wechselinhaber nach Inhalt des Wechsels erwarten durfte, von dem B e z o g e n e n angenommen oder bezahlt worden i s t ; b. wenn der A u s s t e l l e r zahlt h a t ;

des eigenen Wechsels nicht ge-

c. wenn der A c c e p t a n t des gezogenen Wechsels, oder wenn der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels im Sinne des A r t . 29 der Wechselordnung unsicher geworden i s t 1 . 1

Der Intervenient beweist durch seine That, dafs er den H o n o r a t e n , obwohl der Wechsel in Not geraten ist, noch immer für kreditwürdig hält. Der Nutzen der Intervention liegt aber nicht blofs in dem idealen Momente der Aufrechterhaltung des K r e d i t s des H o n o r a t e n , sondern auch darin, dafs sie den m a t e r i e l l e n Schaden vermindert, den die Nichthonorierung des Wechsels für den H o n o r a t e n infolge der R e t o u r k o s t e n (Art. 50 fg. W.O.) nach sich ziehen kann, ein Schaden, der besonders dann beträchtlich werden kann, wenn der Wechsel in einem l ä n g e r e n Regrefswege durch eine Reihe von I n d o s s a n t e n hindurch zum H o n o r a t e n zurückkehren könnte; denn der Zahlungsregrefs gegen die N a c h m ä n n e r des H o n o r a t e n erscheint nunmehr vollständig abgeschnitten (Art. 63), so dafs die Mehrkosten dieses durch die Intervention gänzlich a b g e w e n d e t e n Regresses jedenfalls ganz erspart werden. Dem I n t e r v e n i e n t e n selbst steht es zwar frei, den Zahlungsregrefs gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r -

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 3 7 1 Arten tation

der

oder

spontanen

Intervention.

Zahlung,

erfolgt

Entschliefsung

oder K o r r e s p o n d e n t

Die Intervention, entweder

des I n t e r v e n i e n t e n ,

Auftrag

dazu

berufen

Aufrechterhaltung Honorant erteilten

eintritt,

Auftrags

des

zu

sein,

Wechsels

oder i n f o l g e

im

ohne von

ihm

des Wechsels e r t e i l t e n

Falle

aus

einer

der als F r e u n d

eines Wechsel v e r p f l i c h t e t e n ,

d u r c h einen i m Wechsel oder a u f s e r h a l b

Accep-

als Ausflufs

der

eigenem

eines f ü r

Not

behufs

Antrieb

den F a l l

eines W e c h s e l v e r p f l i c h t e t e n ,

der der

als Not durch

eine k u r z e B e m e r k u n g i m W e c h s e l s e l b s t vorsichtigerweise j e manden b e r u f t , b e i dem sich der W e c h s e l i n h a b e r e v e n t u e l l wegen A c c e p t a t i o n oder Z a h l u n g zu m e l d e n h a t , der B e z o g e n e

selbst n i c h t

acceptiert

dann n ä m l i c h , hat2,

wenn

oder w e n n d e r

m a n n e r zu nehmen, allein er wird nur selten geneigt sein, den Kredit des H o n o r a t e n , dem er j a eben durch seine Intervention besondere Achtung bezeugen wollte, durch dieses äufserst kränkende Zwangsmittel nunmehr seinerseits zu kompromittieren; er wird daher nur ganz ausnahmsweise dazu greifen, in der Regel nur dann, wenn er sich überzeugt hat, dafs er dem H o n o r a t e n mit Unrecht Vertrauen geschenkt habe. Der Honorât selbst wird daher in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle infolge der Intervention nicht blofs vom K a u t i o n s r e g r e s s e , sondern auch vom Z a h l u n g s r e g r e s s e ganz befreit bleiben. 2 Wie immer die Intervention erfolgen mag, ob infolge einer N o t adresse oder ohne solche, stets kommt der geleisteten Intervention nach unserer Wechselordnyng die gleiche Bezeichnung und auch die gleiche wechselrechtliche Wirkung zu. Das Accept des Intervenienten heifst in jedem Fall E h r e n a c c e p t , Accept per onor — vgl. Art. 61 W.O.: „Wenn der Wechsel von einer N o t a d r e s s e oder von einem a n d e r e n I n t e r v e n i e n t e n zu E h r e n angenommen wird" —, die Zahlung eines jeden Intervenienten heifst E h r e n z a h l u n g , Zahlung per onor. Das E h r e n a c c e p t und die E h r e n z a h l u n g haben auch die gleiche wechselrechtliche Wirkung, sei es, dafs sie von einer N o t a d r e s s e oder von einem Nichtberufenen ausgehen. Ehrenaccept und Ehrenzahlung werden mit Rücksicht auf die Förmlichkeit der Protesterhebung, die ihnen in der Regel vorausgehen mufs, auch Accept und Zahlung n a c h (auf, u n t e r ) P r o t e s t , s o p r a p r o t e s t o genannt; man kann sie auch, im Gegensatze zur o r d e n t l i c h e n Acceptation und Zahlung, als a u f s e r o r d e n t l i c h e Acceptation und Zahlung bezeichnen, da der Wechselinhaber doch eigentlich immer auf Erfüllung durch den in e r s t e r Linie dazu B e r u f e n e n rechnet, die Intervention also wider sein Erwarten eintritt. V o r der deutschen Wechselordnung verstand man unter Ehrenaccept und E h r e n z a h l u n g 24*

Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

Wechsel n i c h t g e z a h l t oder u n s i c h e r geworden ist. Nur diese letztere A r t der Berufung eines Intervenienten i m W e c h s e l s e l b s t , die jeder Wechselerwerber aus dem P a p i e r e selbst ersehen, daher auch berücksichtigen kann, heifst N o t a d r e s s e ; sie lautet gewöhnlich kurz und treffend: im Falle der Not bei N. (Aufgabe der Adresse), im Falle bei, in Ermanglung bei 3 . D i e N o t a d r e s s e i n s b e s o n d e r e . Die Notadresse ist die i m W e c h s e l s e l b s t enthaltene Aufforderung, das bedrohte Wechsel geschäft nicht Not leiden zu lassen. Der so Aufgeforderte heifst ebenfalls N o t a d r e s s e oder N o t a d r e s s a t . Die Notadresse kann nicht blofs bei der T r a t t e , sondern auch bei dem e i g e n e n Wechsel vorkommen, wie ja auch in der Domizilierung des e i g e n e n Wechsels eine an den D o m i z i l i a t e n gerichtete A u f f o r d e r u n g zur ordentlichen Zahlung gelegen sein kann; doch kann nur der I n d o s s a n t des eigenen Wechsels, nicht der A u s s t e l l e r selbst, eine Notadresse hinzufügen. I n der Notadresse weist der A d r e s s a n t i m W e c h s e l s e l b s t einen z w e i t e n Weg an, durch dessen Einhaltung er die nachteiligen Folgen zu verhüten hofft, wenn der für die Honorierung des Wechsels vorgeschriebene e r s t e Weg nicht zum Ziele geführt hat. Dem Wechselinhaber kann es daher nicht gestattet sein, an der Notadresse v o r b e i z u g e h e n , ohne ein Präjudiz zu erleiden; er mufs, nachdem er den p r i n c i p a l Berufenen um die nur das Acccpt und die Zahlung eines n i c h t berufenen Intervenienten, der also aus e i g e n e m Antrieb intervenierte, nicht aber das Accept und die Zahlung einer Notadresse des T r a s s a n t e n , es wäre denn, dafs sie den Wechsel erst über Protest honorierte. 3

A(au) besoin chez; sie steht in der Regel auf der V o r d e r s e i t e des Wechsels am Fufse, als Zusatz unter der A d r e s s e des Bezogenen, zuweilen bei der Unterschrift des A d r e s s a n t e n selbst; der Name des A d r e s s a n t e n wird jedoch als U n t e r s c h r i f t der Notadresse meist gar nicht oder doch nicht ganz angegeben, sondern nur mit den Anfangsbuchstaben, da j a der A d r e s s a t ohnehin durch den Avisbrief davon unterrichtet sein mufs, zu wessen Ehren er einschreiten soll, und da die A d r e s s a n t e n Anstand nehmen, das Mifstrauen in die Honorierung des Wechsels offen an den Tag zu legen, daher es gewöhnlich nicht möglich ist, die Adressanten der verschiedenen Notadressen zu erkennen und von einander zu unterscheiden.

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 373

Acceptation, Zahlung oder Sicherstellung vergebens angegangen und deshalb P r o t e s t l e v i e r t hat, b e v o r er Regrefs nehmen kann, auch den Versuch machen, von dem Notadressaten A c c e p t oder Z a h l u n g zu erlangen. I n der Angabe der Notadresse liegt die Setzung einer B e d i n g u n g für die Verpflichtung des A d r e s s a n t e n gegenüber dem Wechselinhaber. Der Wechselinhaber kann erst dann gegen den A d r e s s a n t e n Regrefs nehmen, wenn feststeht, dafs die Honorierung des Wechsels wider Erwarten des Adressanten a u c h v o n s e i t e n d e r N o t a d r e s s e nicht stattgefunden habe, und wenn diese Thatsache der N i c h t h o n o r i e r u n g von seiten der N o t a d r e s s e durch P r o t e s t konstatiert ist. Die Wechselverpflichtung des N o t a d r e s s a n t e n ist also jedenfalls von z w e i Bedingungen abhängig gemacht, s o w o h l von der Nichthonorierung durch den p r i n c i p a l Berufenen, a l s a u c h von der Nichthonorierung durch den N o t adressaten. Ebenso wie die Verpflichtung des N o t a d r e s s a n t e n , ist auch die Verpflichtung seiner N a c h m ä n n e r von dieser d o p p e l t e n Bedingung abhängig; auch sie haben ja den Wechsel schon m i t der Notadresse versehen g e g e b e n ; übrigens mufs ihre Verpflichtung mit der Verpflichtung ihres V o r m a n n s , des Notadressanten, wegfallen; sie müssen vom Regrefs f r e i werden, sobald der N o t a d r e s s a n t frei wird, da sie sonst gegen den A d r e s s a n t e n Regrefs nehmen und dessen Befreiung illusorisch machen könnten. Anders verhält es sich mit der Verpflichtung der V o r m ä n n e r des Notadressanten; sie haben den Wechsel ohne Notadresse gegeben, sie werden daher durch die Beifügung der Notadresse in der Regel nicht berührt. Die Verpflichtung der V o r m ä n n e r ist, was ihre Pflicht zum R e m b o u r s r e g r e f s betrifft, blofs durch die Nichthonorierung von Seiten des p r i n c i p a l Berufenen, n i c h t aber auch durch die Beachtung der N o t a d r e s s e bedingt. Dagegen ist der K a u t i o n s r e g r e f s gegen die V o r m ä n n e r des A d r e s s a n t e n a u s g e s c h l o s s e n , sobald der Wechselinhaber u n t e r l a s s e n hat, das Ehrenaccept der N o t adresse einzuholen (Art. 61 W.O.). Der Regrefsverlust t r i t t demnach, was den K a u t i o n s r e g r e f s betrifft, a b s o l u t und allgemein ein, so, wie wenn die Notadresse stets vom T r a s s a n t e n angegeben wäre. O r t s a n g a b e i n d e r N o t a d r e s s e . Die Notadresse mufs

87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

auf den Z a h l u n g s o r t 4 des Wechsels lauten, wenn der Wechselinhaber verpflichtet sein soll, clie Präsentation bei der Notadresse als eine B e d i n g u n g seines Regrefsrechts zu betrachten; die Zahlung des Wechsels soll j a , abgesehen von dem R e m b o u r s r e g r e f s w e g e , stets am Z a h l u n g s o r t e erfolgen, der nur e i n u n d d e r s e l b e für den p r i n c i p a l Berufenen wie für den N o t a d r e s s a t e n sein kann. Eine a u s d r ü c k l i c h e Angabe des Z a h l u n g s o r t e s bei der Notadresse als A d r e f s o r t ist jedoch nicht notwendig; sie darf nur im A d r e f s o r t e von dem Z a h l u n g s o r t e nicht abweichen; die Notadresse gilt als auf den Z a h l u n g s o r t l a u t e n d , sobald in ihr kein besonderer A d r e f s o r t angegeben i s t 5 . Auch bei d o m i z i l i e r t e n Wechseln mufs die Notadresse auf den Z a h l u n g s o r t lauten; eine auf den wechselmäfsigen W o h n o r t des Bezogenen — auf den A u s s t e l l u n g s o r t des e i g e n e n Wechsels — lautende Notadresse k a n n der Wechselinhaber, m u f s sie aber nicht beachten. Auch zur Wahrung des Regrefsrechts wegen U n s i c h e r h e i t des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels mufs der Wechselinhaber nur jene Notadressen beachten, die auf den Z a h l u n g s o r t lauten. Allerdings schreibt Art. 29 (Art. 98 Z. 4) die Beachtung der auf dem Wechsel etwa benannten Notadressen überhaupt vor, allein darunter sind nur die Avechselrechtlich (Art. 56) zulässigen und verkehrsüblichen Notadressen zu verstehen. Die Notadresse kann auch auf der K o p i e oder auf der A l l o n g e stehen 6 : A r t . 62 der Wechselordnung schreibt die Beachtung der auf einer K o p i e befindlichen Notadresse vor. Eine d u r c h s t r i c h e n e Notadresse ist als n i c h t beigesetzt anzusehen. W e r k a n n e i n e N o t a d r e s s e setzen? Nur ein R e g r e f s p f l i c h t i g e r , aber auch jeder Regrefspflichtige, kann eine Notadresse setzen, also nicht blofs der T r a s s a n t , sondern auch 4 5 6

A l t o n a und H a m b u r g gelten als e i n Ort. R.O.H.G. X I S. 298; T h ö l § 132 I V ; L e h m a n n S. 393 Note 6. Ebenso U n g a r n § 61.

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 375 jeder

Indossant, Der

s o w o h l eines g e z o g e n e n

als auch

eines

Wechsels7.

eigenen

Acceptant

Wechsels

können

domizilierten

und

keine

der

Aussteller

Notadresse

Wechsel

mit

setzen,

genanntem

eines auch

eigenen nicht

beim

Domiziliaten,

o b w o h l sie sich h i e r i n ä h n l i c h e r L a g e , w i e e i n R e g r e f s p f l i c h t i g e r , befinden. durch

den

Das Regrefsrecht des W e c h s e l i n h a b e r s k a n n d e m n a c h Acceptanten

und

durch

den

Aussteller

des

e i g e n e n Wechsels n i c h t n o c h v o n einer z w e i t e n B e d i n g u n g ab-

7 Der T r a s s a n t w i r d es sogar in der Regel vorziehen, anstatt s e l b s t eine Notadresse auf den Wechsel zu setzen, dies durch einen I n d o s s a n t e n thun zu lassen, denn er wird es gerne zu vermeiden suchen, selbst gegenüber dem B e z o g e n e n ein unter Umständen beleidigendes Mifstrauen dadurch an clen Tag zu legen, dafs er eine Nichthonorierung von seiten des Bezogenen von vorneherein für möglich hält und daher vorsichtsweise eine Notadresse sogleich bei der Ausstellung auf den Wechsel setzt. Jeder I n d o s s a n t hat seinerseits ein selbständiges Interesse daran, dafs der Wechsel, den er indossiert hat, pünktlich honoriert werde, und dafs im Falle der Nichthonorierung eine Notadresse sofort zur Zeit der Protesterhebung das Papier zurückziehe und in seine (des Indossanten) Hände gelangen lasse, ohne den kostspieligen, langwierigen, successiven Rücklauf des Wechsels im Regrefswege abwarten zu müssen; jeder Indossant ist daher berechtigt, die Sicherheit in Beziehung auf die Honorierung des Wechsels durch Beifügung einer Notadresse zu erhöhen. Dafs durch die Notadresse des Indossanten die Last, die der Trassant in letzter Linie zu tragen hat, insofern erhöht wird, als er für die Kosten der Protesterhebung bei den von den Indossanten angegebenen Notadressen eventuell aufzukommen hat, kommt bei der Geringfügigkeit dieser Kosten nicht in Betracht; auch kommt ihm die Notadresse des Indossanten insofern zu Gute, als sie auch zu seinen Ehren honorieren kann und bei Nichtbeachtung derselben der Kautionsregrefs auch gegen ihn wegfällt. Das Recht des I n d o s s a n t e n , eine Notadresse auf den Wechsels zu setzen, widerstreitet auch nicht dem berechtigten Interesse des W e c h s e l n e h m e r s . Abgesehen davon, dafs es in der Regel gar nicht möglich ist, den Urheber in der Notadresse zu erkennen, so braucht j a niemand, der an einem Wechsel, dem offenbar ein I n d o s s a n t eine Notadresse beigefügt hat, Anstofs nimmt, den Wechsel zu nehmen; wenn er ihn aber trotz dieser Klausel nimmt, so willigt er dadurch stillschweigend in die vom I n d o s s a n t e n - A d r e s s a n t e n auferlegte Regrefs b e d i n g u n g , den Wechsel auch bei der Notadresse zu präsentieren, und kann sich daher ohne einen Regrefsverlust über diese Notadresse nicht hinwegsetzen.

87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. h ä n g i g gemacht werden, n ä m l i c h aufser von cler P r ä s e n t a t i o n bei dem D o m i z i l i a t e n ,

auch noch v o n der Präsensation bei einer

Notadresse8. Noch zilierten zilierten zufügen 9;

weniger

ist

der A c c e p t a n t

einer

T r a t t e , oder der A u s s t e l l e r

nicht

domi-

eines n i c h t

domi-

e i g e n e n Wechsels b e r e c h t i g t , eine Notadresse beidenn

a u s g e h e n , dafs

sie d ü r f e n doch n i c h t selbst von der sie den W e c h s e l

Annahme

i n N o t geraten lassen werden

u n d f ü r diesen F a l l v o n v o r n h e r e i n eine Notadresse bezeichnen. I s t es i h n e n aber n u r d a r u m z u t h u n , f ü r gewisse Ausnahmsfälle, z. B .

etwa

für

den F a l l der A b w e s e n h e i t ,

Vorsorge z u treffen,

so steht i h n e n das v e r k e h r s ü b l i c h e M i t t e l zu Gebote, eine Z a h l s t e l l e am Zahlungsorte

anzugeben10.

8 Anders D e r n b u r g § 279. Der W e c h s e l i n h a b e r , auf dessen Papier der A c c e p t a n t eine Notadresse gesetzt hat, befindet sich nicht in der gleichen Lage, wie der N e h m e r eines Wechsels, dem der T r a s s a n t oder I n d o s s a n t eine Notadresse hinzugefügt hat; von jenem könnte man nicht mit Recht sagen, dafs er, wenn er an der N o t a dresse Anstofs nehme, den Wechsel n i c h t zu e r w e r b e n brauche, dafs er eben durch das N e h m e n des Wechsels m i t dieser Klausel in die ihm auferlegte R e g r e f s b e d i n g u n g stillschweigend willige. Der A c c e p t a n t , der a u f s e r der N e n n u n g des D o m i z i l i a t e n noch eine N o t a d r e s s e hinzufügt, giebt in Wahrheit nur ein m o d i f i z i e r t e s Accept; cler W e c h s e l i n h a b e r verliert daher nicht den Zahlungsregrefs gegen den Trassanten und die Indossanten, wenn er eine solche Notadresse n i c h t beachtet; der A c c e p t a n t selbst ist allerdings nur nach I n h a l t seines Accepts verpflichtet, also nur bei B e a c h t u n g der N o t a d r e s s e . Der A u s s t e l l e r eines domizilierten e i g e n e n Wechsels, der aufser dem Namen des D o m i z i l i a t e n noch eine N o t a d r e s s e hinzugefügt hat, kann seine nach Art. 99 b e d i n g t e Verpflichtung nicht noch von dieser z w e i t e n Bedingung abhängig machen; die Notadresse ist als n i c h t vorhanden anzusehen. 9 Anders L e h m a n n § 106 S. 394. 10 In diesem Falle braucht der Wechselinhaber, um sein Recht aus dem Wechsel zu wahren, lediglich diese Zahlstelle aufzusuchen, daselbst zu präsentieren und Protest zu levieren ; er ist nicht verpflichtet, wie im Falle einer Notadresse, um einen Regrefsverlust zu vermeiden, z u n ä c h s t im Geschäftslokale oder in der Wohnung des p r i n c i p a l Berufenen und h i e r a u f noch im Geschäftslokale oder in der Wohnung der N o t a d r e s s e zu präsentieren. Durch die Angabe einer Zahlstelle wird also die rechtliche Stellung des Wechselinhabers nicht erschwert, es wird nicht eine neue B e d i n g u n g gesetzt, von der das Recht des Wechselinhabers abhängig ge-

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 377

W e r k a n n als N o t a d r e s s e b e r u f e n w e r d e n ? Nicht blofs ein dem Wechselgeschäfte Fremder, sondern auch der T r a s s a n t und jeder I n d o s s a n t kann als Notadresse berufen werden. T r a s s a n t und I n d o s s a n t können auch s i c h s e l b s t als N o t a d r e s s e bezeichnen, sie können z. B. ihrer Unterschrift die Worte: „im Falle bei mir selbst" hinzufügen 1 1 . Allerdings erlangt der Wechselinhaber, wenn ihm eine solche Notadresse das E h r e n a c c e p t giebt, keine Rechte gegen einen n e u e n Wechselverpflichteten; allein die Anerkennung der Notadresse bei sich selbst entspricht dem Geiste der Wechselordnung, die ja auch den t r a s s i e r t e i g e n e n Wechsel zuläfst (Art. 6); es wäre nicht einzusehen, warum T r a s s a n t und I n d o s s a n t das, was sie durch einen als Notadresse angegebenen D r i t t e n ain Zahlungsorte thun können, nicht auch s e l b s t am Zahlungsorte zu t h u n berechtigt sein sollen. Liegt eine solche Notadresse des T r a s s a n t e n oder eines I n d o s s a n t e n bei s i c h s e l b s t vor, so mufs der Wechselinhaber bei Strafe eines Präjudizes den Wechsel a u c h b e i d e r N o t a d r e s s e protestieren lassen. T r a s s a n t oder I n d o s s a n t haften in diesem Falle dem Wechselinhaber nicht schon, wie sonst, unter der einfachen Bedingung des Protestes mangels Annahme oder mangels Zahlung des B e z o g e n e n , sondern nur unter einer z w e i t e n B e d i n g u n g , erst wenn der Protest auch bei dem T r a s s a n t e n oder I n d o s s a n t e n in ihrer Eigenschaft als N o t a d r e s s e leviert worden i s t , ganz so, wie wenn ein D r i t t e r als Notadresse angegeben wäre. Der B e z o g e n e selbst kann n i c h t Notadresse sein. W i r d der B e z o g e n e selbst als Notadresse berufen, was durch den Zusatz: „wobei nötigenfalls" bei dem Namen des Bezogenen geschehen k a n n 1 2 , so liegt eine sogenannte u n e c h t e Notadresse vor; das R e g r e f s r e c h t des Wechselinhabers ist hier nicht damacht werden soll, sondern umgekehrt, die rechtliche Stellung des Wechselinhabers erscheint dadurch erleichtert, dafs er lediglich an der angegebenen Zahlstelle die Zahlung zu suchen hat, also von der Verpflichtung befreit ist, das Geschäftslokal oder die Wohnung des Wechselschuldners nach Art. 91 W.O. zu ermitteln. 11 R.O.H.G. V I S. 162, XX S. 164. 12

Anders S t a u b zu Art. 56 § 5.

87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

durch b e d i n g t , dafs eine n o c h m a l i g e Präsentation bei dem B e z o g e n e n in seiner Eigenschaft als N o t a d r e s s e vorgenommen werde. V e r h ä l t n i s des N o t a d r e s s a n t e n z u m A d r e s s a t e n . Der N o t a d r e s s a n t steht gegenüber dem A d r e s s a t e n in dem gleichen Verhältnis, wie der Trassant gegenüber dem T r a s s a t e n ; er hat insbesondere für A v i s i e r u n g und D e c k u n g des Notadressaten zu sorgen. Die Notadresse setzt nicht notwendig ein M a n d a t voraus; der Adressant hat den Adressaten nur als eine Person bezeichnet, von der er die Intervention erwartet; in der Aufforderung zur Intervention durch Angabe einer Notadresse liegt jedoch ein Antrag zu einem M a n d a t s vertrag, ein Antrag, der durch die L e i s t u n g der Intervention a n g e n o m m e n werden kann. V o r a u s s e t z u n g der I n t e r v e n t i o n . Die Intervention kann nur s u b s i d i ä r , nur im Falle cler N o t , nur wenn Anlafs und Möglichkeit zu einer R e g r e f s n a h m e gegeben ist, eintreten, also nicht eher, als bis es durch P r o t e s t a u f s e r Z w e i f e l gesetzt i s t , dafs die z u n ä c h s t z u s u c h e n d e , ordnungsmäfsige Honorierung des Wechsels n i c h t stattgefunden habe, wenn also entweder b e i V e r f a l l des Wechsels nicht bezahlt worden ist, oder wenn schon v o r Verfall feststeht, clafs die ordnungsmäfsige Zahlung des Wechsels nicht sicher zu erwarten i s t , weil clie Tratte gar n i c h t oder nur b e d i n g t a c c e p t i e r t , oder weil der A c c e p t a n t des gezogenen oder der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels im Sinne des Art. 29 der Wechselordnung u n s i c h e r geworden ist. Wer v o r der Protesterhebung interveniert, erlangt kein Recht aus dem Wechsel ; er hat zu früh interveniert, ohne erst die Konstatierung des Umstandes in w e c h s e l r e c h t l i c h e r Form zu verlangen, ob der in e r s t e r Linie zur Leistung Ber u f e n en e auch p r i m ä r angegangen worden, ob nicht der W e c h s e l i n h a b e r von dem Wege a b g e g a n g e n sei, der zur n o r m a l e n Realisierung des Wechsels geführt hätte. Es ist Sache des I n t e r v e n i e n t e n , sich im Interesse seines R e g r e f s r e c h t s um den Protest zu k ü m m e r n 1 3 . 13

Die Intervention kann v o r der Protesterhebung nicht eintreten, wohl aber schon w ä h r e n d der Protestausfertigung, nicht blofs erst dann,

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 379

I n t e r v e n t i o n ohne P r o t e s t . Ausnahmsweise kann eine Intervention Platz greifen, ohne dafs der N o t f a l l durch eine vorausgegangene P r o t e s t e r h e b u n g konstatiert i s t , so bei der Klausel: „ohne Protest" (Art. 42 W.O.), jedoch nur zu G u n s t e n desjenigen V o r m a n n s , der den Protest erlassen h a t , so dafs der Intervenient gegen d i e s e n Vormann, als H o n o r a t e n , auch ohne Protest behufs Revalierung ein Wechselrecht erlangen kann. Zuweilen kommt es vor, dafs der N o t a d r e s s a n t in einem besonderen Briefe oder durch die Klausel : „ohne Kosten" in der Notadresse s e l b s t den N o t a d r e s s a t e n auffordert, den Protest dem Wechselinhaber zu erlassen; dies geschieht insbesondere dann, wrenn der N o t a d r e s s a n t selbst, z. B. als T r a s s a n t , k e i n e n r e g r e f s p f l i c h t i g e n V o r m a n n hat, daher einen Protest zur weiteren Regrefsnahme seinerseits nicht braucht. Eine solche Aufforderung hat dieselbe W i r k u n g , wTie der Protesterlafs eines regrefspflichtigen Vormanns nach Art. 42 der Wechselordnung; der Intervenient hat auch o h n e P r o t e s t W e c h s e l r e g r e f s gegen d i e s e n H o n o r a t e n . I n t e r v e n t i o n ohne N o t f a l l . W i r d gegenüber dem angeblichen Intervenienten der Beweis erbracht, dafs ein N o t f a l l , der durch seine Intervention zu beseitigen war, überhaupt n i c h t vorlag, so erscheint die Intervention als unberechtigt, ist daher

wenn der Protest schon fertig a b g e s c h l o s s e n vorliegt. Die Intervention setzt nicht voraus, dafs s o g l e i c h bei der Präsentation des Wechsels beh u f s I n t e r v e n t i o n auch die P r o t e s t u r k u n d e über den Notfall vorgelegt werde. Es kann vielmehr, sobald der in e r s t e r Linie Berufene auf die Frage des Notars, ob er zur Acceptation, Sicherstellung oder Zahlung bereit sei, eine v e r n e i n e n d e Antwort gegeben hat, s o f o r t eine Intervention stattfinden; es kann ja in der P r o t e s t u r k u n d e selbst, nicht blofs in einem A n h a n g e , von dem E r f o l g e der Präsentation bei den Notadressen und dem Ehrenacceptanten (Art. 62 W.O.) und von der Intervention (Art. 88 P. 5 W.O.) Meldung gemacht werden; daher kann die Intervention schon vor der Fertigstellung und Auslieferung des Protestes über den Notfall erfolgen, sobald nur der Wechsel behufs Intervention präsentiert wird. Der Intervenient wird jedoch auf die sofortige Aushändigung der gehörigen Protesturkunde gegen Leistung der Intervention nur dann ohne Gefahr verzichten können, wenn es sicher ist, dafs ihm eine solche Protesturkunde hinterher wirklich ausgefolgt werden werde.

87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

auch nicht geeignet, irgend ein R e g r e f s r e c h t , rechtliches oder gemeinrechtliches, zu geben.

ein wechsel-

B e u r k u n d u n g der I n t e r v e n t i o n . Nicht blofs die Bed i n g u n g , bei deren E i n t r i t t erst die Intervention z u l ä s s i g wird, also der Notfall — die Nichtleistung der ordentlichen Annahme, der Sicherheit, der ordentlichen Zahlung — mufs durch P r o t e s t konstatiert werden, sondern auch die Thatsache der e r f o g t e n I n t e r v e n t i o n , der g e l e i s t e t e n E h r e n a n n a h m e und E h r e n z a h l u n g . Der Protest mufs ja nach Art. 88 P. 5 im Falle einer Ehrenannahme oder Ehrenzahlung die Erwähnung enthalten, v o n wem, f ü r wen und w i e sie angeboten u n d geleistet wird. Zu dem Hauptproteste mufs auch der I n t e r v e n t i o n s p r o t e s t hinzukommen, doch ist eine b e s o n d e r e Protesturkunde über die Thatsache, dafs die g e l e i s t e t e Acceptation oder Zahlung nur im Wege der Intervention geschah, nicht notwendig, auch wegen der Kosten nicht gewöhnlich; es genügt vielmehr, wenn auf dein H a u p t p r o t e s t e (mangels Annahme, mangels Zahlung), auf dem Sekuritätsproteste oder einem A n h a n g e (dem sog. C o n t r a p r o t e s t e ) die Intervention authentisch bezeugt w i r d 1 4 . Ein solcher A n h a n g zum Hauptproteste kommt insbesondere dann vor, wenn die Intervention überhaupt erst n a c h Vollziehung und formeller Ausfertigung des Hauptprotestes eingetreten ist. Sowohl die Thatsache der geleisteten E h r e n a n n a h m e , als auch die Thatsache der geleisteten E h r e n z a h l u n g müssen durch P r o t e s t konstatiert w e r d e n 1 5 ; der E h r e n z a h l e r mufs die Kautel beobachten, dafs seine Zahlung s o f o r t im Augenblicke der Zahlungsleistung, also von vornherein als E h r e n z a h l u n g , in dem P r o t e s t e fixiert werde, sonst fehlt ihm das W e c h s e l r e g r e f s r e c h t des Ehrenzahlers; es stehen ihm blofs g e m e i n r e c h t l i c h e Ersatzansprüche zu. Beurkundung der Rechtzeitigkeit bei E h r e n z a h l u n g . Est ist Sache des I n t e r v e n i e n t e n , 14 15

Ebenso U n g a r n § 58. Ebenso U n g a r n § 61.

der sich

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 3 8 1

darum zu kümmern, dafs die Thatsache seiner w i r k l i c h e r f o l g t e n I n t e r v e n t i o n durch P r o t e s t konstatiert werde. Diese Konstatierung ist bei der E h r e n z a h l u n g von besonderer Wichtigkeit; sie stellt die A k t i v l e g i t i m a t i o n des E h r e n z a h l e r s zur Geltendmachung der Rechte aus dem Wechsel aufser Zweifel; sie giebt über die Person des H o n o r a t e n , also über die P a s s i v l e g i t i m a t i o n , authentischen Aufschlufs; sie ist endlich deshalb wichtig, weil die Ehrenzahlung als solche, als eine W e c h s e l r e c h t l i c l i p r i v i l e g i e r t e Zahlung, nach richtiger Ansicht überhaupt nur b i n n e n der P r o t e s t f r i s t , also spätestens am zweiten Werktage nach dem Zahlungstage, geschehen kann. Nur eine so schleunig, also spätestens binnen der Protestfrist, erfolgende Zahlung ist wirklich geeignet, den Kredit des in Not geratenen Wechsels aufrecht zu halten und dem Rückläufe des Wechsels im R e g r e f s w r e g e mit Erfolg vorzubeugen. Eine Zahlung, die erst dann erfolgt, nachdem ein längerer Zeitraum seit der Nichthonorierung des Wechsels verstrichen ist, erfüllt nicht den Z w e c k einer E h r en Z a h l u n g , verdient daher auch nicht die P r i v i 1 e g i e r u n g als Ehrenzahlung. Der Ehrenzahler mufs daher dafür sorgen, dafs seine Zahlung, als r e c h t z e i t i g geschehen, durch Protest f i x i e r t werde, sonst fehlt ihm das W e c h s e l r e g r e f s r e c h t gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r . Im Einklänge mit dieser Auffassung bestimmt Art. 62 der Wechselordnung, dafs der Wechsel der N o t a d r e s s e oder dem E h r e n a c c e p t a n t e n b i n n e n der P r o t e s t f r i s t zur Z a h l u n g vorgelegt werde bei sonstigem Verluste des R e g r e f s r e c h t s gegen den A d r e s s a n t e n , resp. den H o n o r a t e n und dessen Nachmänner. Die N o t a d r e s s e und der E h r e n a c c e p t a n t sind demnach n a c h Ablauf der Protestfrist überhaupt nicht mehr in der Lage, E h r e n z a h l u n g zu leisten, d. h. eine Zahlung zu machen mit der Wirkung, sich W e c h s e l r e g r e f s r e c h t e gegen den A d r e s s a n t e n , resp. H o n o r a t e n und die V o r m ä n n e r zu wahren. Eben deshalb schreibt Art. 62 im Interesse des A d r e s s a n t e n , resp. H o n o r a t e n vor, dafs der Wechselinhaber die Ehrenzahlung bei der Notadresse und dem Ehrenacceptanten noch w ä h r e n d der P r o t e s t f r i s t suche, also während jener Zeit, während welcher sie ohne wechselrechtliches Präjudiz geleistet werden k a n n , also voraussichtlich auch noch geleistet

87 Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

werden w i r d . Die Zahlung der N o t a d r e s s e oder des E h r e n a c c e p t a n t e n n a c h Ablauf der Protestfrist ist in keinem Falle eine E h r e n z a h l u n g zu Gunsten des A d r e s s a n t e n , resp. H o n o r a t e n , sie ist nicht durch ein W e c h s e l r e g r e f s r e c h t gegen den Adressanten, resp. Honoraten privilegiert, denen gegenüber ja das Regrefsrecht des Wechselinhabers durch P r ä j u d i z erloschen i s t ; sie kann nur als g e m e i n r e c h t l i c h e Zahlung der Schuld eines Anderen, oder, wenn sie von einem E h r e n a c c e p t a n t e n ausgeht, als o r d e n t l i c h e Zahlung des Wechsels gelten. Wenn aber sogar weder die Notadresse, noch der Ehrenacceptant n a c h A b l a u f der P r o t e s t f r i s t in der Lage sind, zu Ehren des Adressanten, resp. Honoraten die wechselrechtlich p r i v i l e g i e r t e Ehrenzahlung vorzunehmen, so kann dieses umsoweniger ein gar n i c h t berufener F r e m d e r thun. Der Wechselinhaber ist demnach einerseits n i c h t v e r p f l i c h t e t , eine ihm n a c h Ablauf der Protestfrist angebotene Zahlung eines f r e m d e n Intervenienten als eine wechselrechtliche privilegierte Ehrenzahlung anzunehmen, und andererseits entsteht aus einer solchen n a c h Ablauf der Protestfrist von dem Wechselinhaber z u g e l a s s e n e n Zahlung für den I n t e r v e n i e n t e n selbst kein W e c h s e l r e g r e f s r e c h t . Soll der W e c h s e l i n h a b e r ohne Unbilligkeit gezwungen sein, die Zahlung des e r s t e n b e s t e n I n t e r v e n i e n t e n anzunehmen und diesen Intervenienten an seine Stelle treten zu lassen, so mufs ihm von diesem Intervenienten die Zahlung am Z a h l u n g s o r t e z u r Z a h l u n g s z e i t angeboten werden. Nur eine solche, also spätestens i n n e r h a l b der P r o t e s t f r i s t am Z a h l u n g s o r t e angebotene, Zahlung ist geeignet, die a u s g e b l i e b e n e Z a h l u n g des B e z o g e n e n wirklich zu vertreten und für den Wechselinhaber d i e s e l b e n Wirkungen hervorzubringen, welche die vergebens erwartete Leistung des B e z o g e n e n gehabt hätte. Eine Zahlung mit anderen Modalitäten, also ein Zahlung, die nicht am Z a h l u n g s o r t e oder nicht zur Z a h l u n g s z e i t erfolgen würde, also insbesondere auch eine Zahlung n a c h Ablauf der Protestfrist, kann dem Wechselinhaber, als E h r e n z a h l u n g , nicht aufgedrungen werden. Der I n t e r v e n i e n t mufs vielmehr bereit sein, am Z a h l u n g s o r t e zur Z a h l u n g s z e i t die Zahlung zu leisten, sonst hat er nicht das Recht, darauf zu bestehen,

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w. 383

dafs er die Wechselschuld eines A n d e r e n mit der wechselrechtlich p r i v i l e g i e r t e n Wirkung bezahle, dafs er W e c h s e l r e g r e f s zu nehmen berechtigt sei. Allerdings hat der W e c h s e l i n h a b e r blofs ein berechtigtes Interesse, die Zahlung zu erlangen, sie mag v o n w e m i m m e r erfolgen, er soll die Vorteile der R e t o u r r e c h n u n g nicht in unbilliger Weise ausnützen; er kann daher nicht willkürlich eine ihm am Z a h l u n g s o r t e zur Z a h l u n g s z e i t angebotene Zahlung zurückweisen und dadurch die Liberierung jener regrefspflichtigen V o r m a n n e r verhindern, die durch die Annahme dieser Zahlung von der Regrefspflicht befreit worden w 7 ären, allein der W e c h s e l i n h a b e r kann doch immer die Zahlung am Z a h l u n g s o r t e zur Z a h l u n g s z e i t beanspruchen; er darf im R e g r e f s w e g e zur vorteilhaften R e t o u r r e c h n u n g (Art. 50) dann greifen, wenn er alle Mittel vergebens erschöpft hat, diese Zahlung am Z a h l u n g s o r t e zur Z a h l u n g s z e i t zu erlangen. Keineswegs soll es dem ersten Besten gestattet sein, w a n n i m m e r zu kommen, den W e c h s e l i n h a b e r durch eine angebliche E h r e n z a h l u n g zu verdrängen und s i c h seinerseits die R e t o u r r e c h n u n g zu nutze zu machen. Wäre es gestattet, die E h r e n z a h l u n g ohne z e i t l i c h e Schranke zu leisten, so könnte der E h r e n z a h l e r seinerseits als W e c h s e l inhaber gezwungen werden, eine E h r e n z a h l u n g anzunehmen, vielleicht gar von Seiten des v o n i h m b e f r i e d i g t e n f r ü h e r e n W e c h s e l i n h a b e r s , der ja infolge der Ehrenzahlung nunmehr selbst ein D r i t t e r geworden ist. Hierauf könnte der etwa verdrängte Ehrenzahler gleich selbst wiederkommen, denselben Vorgang wiederholen, so dafs eine endlose Kette von successiven Ehrenzahlungen eintreten könnte. Könnte die E h r e n z a h l u n g als solche auch n a c h Ablauf der Protestfrist erfolgen, so wäre A r t . 48 der Wechselordnung überflüssig; denn es hätte dann doch nicht blofs jeder W e c h s e l S c h u l d n e r , wie A r t . 48 bestimmt, das Recht, gegen Erstattung der Wechselsunime nebst Zinsen und Kosten die Auslieferung des quittierten Wechsels und des wregen Nichtzahlung erhobenen Protestes von dem Inhaber zu fordern, sondern jeder e r s t e B e s t e könnte sich, wann immer, durch E h r e n Z a h l u n g an Stelle des Wechselinhabers setzen. A r t . 48 erlangt nur dann

87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention. Die Notadresse, u.s.w.

Bedeutung, wenn angenommen wird, dafs der W e c h s e l i n h a b e r lediglich dann g e z w u n g e n i s t , die E h r e n Z a h l u n g eines W e c h s e l s c h u l d n e r s oder eines D r i t t e n anzunehmen, wenn sie i n n e r h a l b cler P r o t e s t f r i s t erfolgt, dafs aber n a c h A b l a u f d e r P r o t e s t f r i s t dem Wechselinhaber blofs die Einlösung gemäfs A r t . 48, also blofs von seiten eines W e c h s e l s c h u l d n e r s , aufgedrungen werden kann, dafs jedoch ein F r e m d e r , cler den Wechsel später erwerben will, dies nur m i t d e m W i l l e n des Wechselinhabers thun kann. Die Zahlung ist demnach nur dann eine wechselrechtlich privilegierte E h r e n z a h l u n g , sie giebt nur dann dem Z a h l e r ein W e c h s e l r e g r e f s r e c h t , wenn sie rechtzeitig, d. h. b i n n e n der P r o t e s t f r i s t , stattgefunden hat; die R e c h t z e i t i g k e i t der Zahlung mufs daher im P r o t e s t e konstatiert werden. Auch die Zahlung des E h r e n a c c e p t a n t e n ist nur dann E h r e n z a h l u n g , wenn sie b i n n e n d e r P r o t e s t f r i s t erfolgt. Wenn der E h r e n a c c e p t a n t trotz der an ihn ergangenen Aufforderung die E h r e n z a h l u n g binnen der P r o t e s t f r i s t nicht geleistet hat, so bleibt er allerdings infolge seines S k r i p t u r a k t s W e c h s e l v e r p f l i c h t e t e r ; er ist aber, wenn er h i n t e r h e r , etwa erst infolge eines verurteilenden Erkenntnisses, das der Wechselinhaber gegen ihn erstritten hat, seine Verpflichtung erfüllt, nicht als wechselrechtlich p r i v i l e g i e r t e r E h r e n z a h l e r anzusehen. Es wäre eine contradictio in adjecto, wenn man eine gerichtlich e r z w u n g e n e Zahlung als E h r e n Zahlung bezeichnen wollte. Der E h r e n a c c e p t a n t , der einmal b i n n e n d e r P r o t e s t f r i s t trotz der an ihn gerichteten Aufforderung des Wechselinhabers die E h r e n z a h l u n g nicht gemacht h a t , kann nicht h i n t e r h e r kommen und dem W e c h s e l i n h a b e r seine Zahlung als E h r e n z a h l u n g aufdrängen, so dafs er dadurch in die R e c h t e des befriedigten I n h a b e r s aus dem Wechsel eintreten würde. Um das Wechselregrefsrecht zu erlangen, mufs er vielmehr b i n n e n d e r P r o t e s t f r i s t zahlen; später kann er n u r , wie j e d e r Wechselschuldner, das Einlösungsrecht nach Art. 48 geltend machen. W i r d er vom Wechselinhaber auf Grund des Schriftakts zur Zahlung g e z w u n g e n , so kann er sich auch

§ 87. Begriff, Zweck und Arten der Intervention.

Die Notadresse u.s.w. 385

nicht dadurch liberieren, dafs er, wie ein Ε h r e n z a h l e r , blofs die Wechselsunime nebst Zinsen und Kosten z a h l t , sondern er mufs auch P r o v i s i o n zahlen unci überhaupt die erhöhten Ansprüche des Wechselinhabers nach A r t . 50, 51 befriedigen. Eine solche Zahlung berechtigt den E h r e n a c c e p t a n t e n nur zur g e m e i n r e c h t l i c h e n Revalierung gegen den H o n o r a t e n , sei es auf Grund des Mandats oder einer negot. gestio, nicht zum W e c h s e l r e g r e f s des E h r e n z a h l e r s . Die R e c h t z e i t i g k e i t der E h r e n z a h l u n g mufs im P r o t e s t e konstatiert sein, wenn sie geeignet sein soll, dem Zahler ein W e c h s e l r e g r e f s r e c h t zu verschaffen. Jeder E h r e n z a h l e r braucht demnach, um W e c h s e l r e g r e f s nehmen zu können, aufser dem Wechsel den vom W e c h s e l i n h a b e r erhobenen P r o t e s t , in dem sowohl die N i c h t z a h l u n g des in e r s t e r Linie zur Zahlung B e r u f e n e n , als auch die von ihm r e c h t z e i t i g g e l e i s t e t e E h r e n z a h l u n g authentisch beurkundet sind. B e u r k u n d u n g der n i c h t e r f o l g t e n I n t e r v e n t i o n . Wie der I n t e r v e n i e n t dafür sorgen mufs, dafs die p o s i t i v e Thatsache der von ihm geleisteten Intervention durch Protest konstatiert werde, so ist es unter Umständen Sache des Wechseli n h a b e r s , die n e g a t i v e Thatsache der Nichtleistung der Intervention durch P r o t e s t festzustellen. I n jenen Notfällen nämlich, in welchen der W e c h s e l i n h a b e r um die Intervention ansuchen m u f s , so um das Ehrenaccept einer Notadresse (Art. 56 W.O.), um die Ehrenzahlung der Notadresse und des Ehrenacceptanten ( A r t . 62 W.O.), mufs er sich darum kümmern, dafs die N i c h t l e i s t u n g der angesuchten Intervention durch P r o t e s t konstatiert werde. Unterläfst der Wechselinhaber clie Protesterhebung, so verliert er den K a u t i o n s r e g r e f s ganz und g a r ( A r t . 5 6 ) 1 6 , denZahlungsregrefs wenigstens gegen den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n und deren N a c h m ä n n e r (Art. 62). 16

Anders L e h m a n n , W.R. § 132 S. 525; S t a u b zu Art. 56 § 8, die den Regrefs nur gegen den A d r e s s a n t e n und dessen N a c h m ä n n e r verloren gehen lassen. G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

25

386

§ 88.

§ 88.

Das Ehrenaccept.

Das Ehrenaccept.

Das Ehrenaccept ist die auf dem Wechsel s c h r i f t l i c h gegebene Erklärung, den Wechsel einzulösen, wenn er zur V e r f a l l z e i t von dem darin g e n a n n t e n Zahler nicht eingelöst werden würde; es enthält die Übernahme einer Wechselverbindlichkeit, wie das o r d e n t l i c h e Accept, das der Bezogene leistet, unterscheidet sich aber insbesondere durch die S u b s i d i a r i t ä t der Verpflichtung; es ist nicht blofs bei der Tratte möglich 1 , sondern kann auch bei dem e i g e n e n Wechsel im Falle cler U n s i c h e r h e i t des Ausstellers ( A r t . 29, A r t . 98 P. 4) vorkommen. Es ergiebt sich dies auch aus Art. 98 P. 7, der die Art. 62—65 bei e i g e n e n Wechseln für anwendbar erklärt, also auch Art. 65. der das Recht des E h r e n a c c e p t a n t e n auf Provision anerkennt. F o r m e l l e E r f o r d e r n i s s e . Der Ehrenacceptant ist w e c h s e l verpflichtet, daher mufs seine Verpflichtung aus d e m W e c h s e l s e l b s t hervorgehen. Der Ehrenacceptant mufs demnach seinen Interventionswillen durch seine U n t e r s c h r i f t auf dem Wechsel selbst, auf einem D u p l i k a t , auf einer K o p i e (Art. 62) oder auf cler A l l o n g e ausdrücken. Nicht genügend ist eine m ü n d l i c h e , wenn auch im P r o t e s t e beurkundete, Erklärung des Intervenienten, clen Wechsel zu Ehren acceptieren zu wollen. Der Umstand, dafs die durch Art. 58 vorgeschriebene Erwähnung der E h r e n a n n a h m e im P r o t e s t e oder in einem A n h a n g e nicht gemacht worden ist, steht der G ü l t i g k e i t des E h r e n a c c e p t s nicht im Wege; denn diese Gültigkeit beruht auf der s c h r i f t l i c h e n Erklärung im W e c h s e l selbst, nicht auf cler Mitteilung im P r o t e s t e . I n der Regel w r ird die Ehrenaunahme als solche durch einen Zusatz: „acceptiert zu Ehren" „S. P.", „sopra protesto", „unter Protest", „zu Ehren des A. B." u. s. w. erkennbar gemacht; allein dieser Zusatz ist für das E h r e n a c c e p t ebensowenig 1

Anders G o l d s c h m i d t , Grundrifs § 199: D e m b u r g § 279.

§ 88. Das Ehrenaccept.

Formerfordernis, wie der Zusatz : „angenommen" oder ein ähnlicher für das o r d e n t l i c h e Accept; er ist es weder bei dem Ehrenaccept der N o t a d r e s s e , da ihr b l o f s e r N a m e auf der V o r d e r s e i t e des Wechsels selbstverständlich als E h r e n a n n a h m e anzusehen ist (Art. 21), noch auch bei dem Ehrenaccept eines n i c h t Berufenen, da die Eigenschaft der Unterschrift als Ehrenaccept sich aus der Bemerkung im P r o t e s t e oder dessen A n h a n g e zweifellos ergiebt 2 . N a t u r cles E h r e n a c c e p t s . Das Ehrenaccept ist eine A r t des Acceptes. Art. 81 erwähnt daher, obwohl er sämtliche Kategorien der solidarisch verpflichteten Wechselschuldner aufzählt, den „Ehrenacceptanten" nicht besonders, da er dem Gesetzgeber schon in dem „Acceptanten" mitinbegriffen erscheint. Das E h r e n a c c e p t steht daher in seinen Wirkungen dem o r d e n t l i c h e n Accepte gleich, so weit das Gesetz nicht etwas anderes bestimmt; es soll j a auch dem Wechselinhaber jene Garantie ersetzen, die in dem o r d e n t l i c h e n Accepte des B e z o g e n e n gelegen gewesen wäre; es ist daher nur recht und b i l l i g , wenn der Verpflichtung des E h r e n a c c e p t a n t e n im Zweifel dieselbe Natur zuerkannt w i r d , wie der Verpflichtung des o r d e n t l i c h e n Acceptanten. Das Ehrenaccept hat ja auch, was das R e g r e f s r e c h t des W e c h s e l i n h a b e r s betrifft, dieselben Folgen, wie wenn der B e z o g e n e das o r d e n t l i c h e Accept gegeben hätte; in dem einen, wie in dem anderen Falle ist der Wechselinhaber nicht berechtigt, Kautionsregrefs zu nehmen; er m u f s sich sogar das E h r e n a c c e p t einer N o t a d r e s s e gefallen lassen. Ebenso mufs er, wie im Falle der n a c h t r ä g l i c h erfolgten vollständigen o r d e n t l i c h e n Annahme, die bereits bestellte K a u t i o n freigeben (Art. 28 P. 1), sobald h i n t e r h e r eine vollständige E h r e n a n n a h me geschehen ist. Dem Wechselinhaber wTird demnach das E h r e n a c c e p t als Äquivalent für die R e g r e f s k l a g e geboten, die ihm in E r manglung des o r d e n t l i c h e n Acceptes zusteht; seine rechtliche Lage erfährt nur dann eine vollständige Wiederherstellung, jeder Anlafs zur Regrefsnahme wegen cler durch clie Nichtleistung 2

Anders T h ö l § 134; L e h m a n n § 119 S. 472; S t a u b zu Art. 59 § 2. 25*

388

§ 88.

Das Ehrenaccept.

des o r d e n t l i c h e n Acceptes eingetretenen Störung ist für ihn nur dann beseitigt, wenn das E h r e n a c c e p t im Zweifel das A c c e p t des B e z o g e n e n auch in seinen Wirkungen ersetzt. N u r dann kann man sagen, dafs der Wechselinhaber durch das E h r e n a c c e p t in W i r k l i c h k e i t nichts verliert, dafs er in der gleichen Lage ist, wie wenn er das A c c e p t des Bezogenen erlangt hätte; denn wrenn er einerseits den K a u t i o n s r e g r e f s so verliert, wie wenn ihm das o r d e n t l i c h e Accept erteilt worden wäre, so hat er andererseits in dem E h r e n a c c e p t e ein Accept mit beinahe d e n s e l b e n Wirkungen, die das o r d e n t l i c h e Accept gehabt hätte. Der Ehrenacceptant ist nicht Regrefspflichtiger. Nach der herrschenden Meinung soll in dem Ehrenaccepte wesentlich nur Übernahme d e r R e g r e f s v e r b i n d l i c h k e i t des Honor a t e n gelegen sein. Allein der E h r e n a c c e p t a n t will durch sein Ehrenaccept dem H o n o r a t e n und dessen N a c h m ä n n e r n den Regrefs e r s p a r e n , so, wie dies ja auch im Erfolge der o r d e n t l i c h e Acceptant rücksichtlich des T r a s s a n t e n und dessen N a c h m ä n n e r durch sein o r d e n t l i c h e s Accept thut; er will aber die R e g r e f s p f l i c h t des H o n o r a t e n ebensowenig selbst übernehmen, wie der A c c e p t a n t die R e g r e f s p f l i c h t des T r a s s a n t e n ; er verpflichtet sich ja auch nicht, die R e g r e f s s u m m e , sondern nur, wie der A c c e p t a n t , die W e c h s e l s u m m e nebst K o s t e n zu zahlen; er w i l l nur sich selbst durch genaue Bezeichnung des H o n o r a t e n eventuell den W e c h s e l r e g r e f s gegen d i e s e n H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r vorbehalten, da ohne solche genaue Angabe angenommen wird, dafs er sich mit dem Regrefs gegen den T r a s s a n t e n begnügt habe. Allerdings ist der Ehrenacceptant nur b e d i n g t verpflichtet, wie ein R e g r e f s p f l i c h t i g e r , allein dies steht der principiellen Gleichstellung des E h r e n a c c e p t s mit dem o r d e n t l i c h e n Accepte nicht im Wege, da ja auch der o r d e n t l i c h e A c c e p t a n t , wenn ein bestimmter D o m i z i l i a t genannt ist, nur bedingt verpflichtet ist. B e d i n g t e V e r p f l i c h t u n g des E h r e n a c c e p t a n t e n . Der Ehrenacceptant ist zur Zahlung des Wechsels b e i V e r f a l l verpflichtet, jedoch nur b e d i n g t , für den Fall, dafs der gehörige Protest mangels Zahlung des B e z o g e n e n vorliegt. Der Be-

§ 88.

Das Ehrenaccept.

zogene kann sich ja trotz der Nichtannahme des Wechsels h i n t e r h e r entschliefsen, die o r d e n t l i c h e Zahlung zu leisten; die N i c h t a n n a h m e kann ja im Fehlen des Avisbriefes oder in der Abwesenheit des Bezogenen ihren Grund gehabt haben; auch kann in der Zwischenzeit — zwischen der Verweigerung der Annahme und der Verfallzeit — die D e c k u n g bei dem Bezogenen eingetroffen sein, aus welcher der Wechsel, wrenn er wieder präsentiert w i r d , bezahlt werden kann. Der E h r e n a c c e p t a n t verpflichtet sich auch nur dann zu zahlen, wrenn der B e z o g e n e auch zur V e r f a l l z e i t dabei beharrt, den — ihm zur Z a h l u n g präsentierten — Wechsel nicht zu honorieren, und wenn diese Nichthonorierung dem Ehrenacceptanten durch die P r o t e s t u r k u n d e bekannt gegeben wird. Wird diese Bedingung nicht erfüllt, so wird der E h r e n a c c e p t a n t f r e i . Die Erfüllung dieser B e d i n g u n g ist notwendig, um das Recht gegen den Ehrenacceptanten zu wahren ; denn der Ehrenacceptant acceptiert ja selbst nur unter der B e d i n g u n g , dafs er seinerseits im Falle der E h r e n z a h l u n g gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r W e c h s e l r e g r e fs zu nehmeu in der Lage sei, daher mufs der P r o t e s t m a n g e l s Z a h l u n g des B e z o g e n e n gehörig leviert sein, um im Falle der E h r e n Z a h l u n g den E i n t r i t t des E h r e n a c c e p t a n t e n in die R e c h t e des W e c h s e l i n h a b e r s zu ermöglichen. Ohne diese Protesterhebung werden T r a s s a n t und I n d o s s a n t durch P r ä j u d i z i e r u n g des Wechsels frei, mufs daher auch der E h r e n a c c e p t a n t frei wrerden, da er j a sonst keinen R e g r e f s gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä il n e r hätte. Der W e c h s e l i n h a b e r mufs daher, bevor er den E h r e n a c c e p t a n t e n in Anspruch nehmen kann, den Versuch machen, die regelmäfsige Erfüllung auf dem vorgeschriebenen Wege bei dem B e z o g e n e n trotz der vorausgegangenen Verweigerung des Acceptes, bei d o m i z i l i e r t e n Wechseln bei dem angegebenen D o m i z i l i a t e n , zu erlangen und m a n g e l s Z a h l u n g P r o t e s t erheben. Dieser Protest mangels Zahlung des Bezogenen ist auch dann notwendig, wenn der B e z o g e n e selbst zu E h r e n acceptiert hat, da es sonst ungewifs bleibt, ob er als B e z o g e n e r oder ob er z u E h r e n g e z a h l t habe; der Wechselinhaber mufs daher auch in diesem Falle z w e i m a l Zahlung verlangen, einmal bei

390

§ 88.

Das Ehrenaccept.

dem B e z o g e n e n als s o l c h e m , dann nach Erhebung des Protestes mangels Zahlung des Bezogenen ein zweitesmal bei dem B e z o g e n e n als E h r e n a c c e p t a n t e n . Der E h r e n a c c e p t a n t mufs auch von dem Wechselinhaber binnen der k u r z e n P r o t e s t f r i s t um E h r e n z a h l u n g angegangen werden ( A r t . CO) 3 , sonst erlischt seine Wechselverpflichtung. Der Wechselinhaber mufs daher darauf bedacht sein, den P r o t e s t mangels Zahlung des B e z o g e n e n schleunigst zu levieren, um den E h r e n a c c e p t a n t e n noch v o r Ablauf der Protestfrist um Zahlung angehen zu können 4 . Würde der E h r e n a c c e p t a n t die E h r e n z a h l u n g verweigern, obgleich ihm der Wechsel mit dem P r o t e s t e mangels Zahlung des B e z o g e n e n b i n n e n d e r P r o t e s t f r i s t zur E h r e n z a h l u n g vorgelegt werden würde, so ist eine K o n s t a t i e r u n g dieser Weigerung des Ehrenacceptanten in der P r o t e s t u r k u n d e nicht nur dazu notwendig, um das R e g r e f s r e c h t gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r , sondern auch um das Recht gegen den E h r e n a c c e p t a n t e n s e l b s t zü wahren (Art. 60, 62) 5 , denn dafs die Präsentation zur Ehrenzahlung b i n n e n der P r o t e s t f r i s t erfolgt, dafs diese B e d i n g u n g des Rechts gegen den E h r e n a c c e p t a n t e n erfüllt sei, mufs durch P r o t e s t authentisch konstatiert werden können. V e r j ä h r u n g des R e c h t s g e g e n d e n E h r e n a c c e p t a n t e n . W i r d der E h r e n a c c e p t a n t b i n n e n d e r P r o t e s t f r i s t gehörig um Ehrenzahlung angegangen, so ist seine Verpflichtung 3

Ebenso U n g a r n § 60.

4

Durch diese Bestimmung soll verhütet werden, dafs der 'Ehrenacceptant, der sich j a meist blofs um seinen Diensteifer zu beweisen, nicht zu eigenem Vorteil, einläfst, in unbilliger Weise beschwert werde; ;er wäre sonst genötigt, die von ihm meist aus eigenen Mitteln, nicht aus einer empfangenen Deckung bereit gestellten Fonds für die Zahlung des Wechsels längere Zeit vorrätig zu halten, obgleich er sich nur b e d i n g t , nur für den Fall der Nichtzahlung des B e z o g e n e n , verpflichtet hat, also gar nicht wissen kann, ob er selbst überhaupt in Anspruch genommen werden, ob nicht der Bezogene selbst doch noch zahlen werde. 6

Anders S t a u b zu Art. 60 § 4.

§ 88. Das Ehrenaccept. eine d e f i n i t i v e , ordentlichen

sie e r l i s c h t erst n a c h d r e i J a h r e n , w i e die des

Acceptanten6.

Konstatierung und Notifikation D e r Ehrenacceptant gegen E r s t a t t u n g hange

mufs

der K o s t e n

das E h r e n a c c e p t

verpflichtet,

Protesterhebung,

aushändigen

bemerken

dem H o n o r a t e n

Ehrenannahme

der

Ehrenannahme.

sich den P r o t e s t mangels und

in

lassen ( A r t .

binnen

zwei Tagen

Annahme

einem 58);

er

nach

Anist der

d. h. nach der K o n s t a t i e r u n g der e r f o l g t e n

i n dem

Anhange

zur

Protesturkunde,

die

I n t e r v e n t i o n z u n o t i f i z i e r e n u n d i h m den P r o t e s t z u übersenden, d a m i t der H o n o r â t i n der L a g e sei, K a u t i o n s r e g r e f s n e h m e n zu können7. Gegenstand

der

Der E h r e n a c c e p t a n t binnen

der

Leistung

des

ist verpflichtet,

Protestfrist

gehörig

zur

Ehrenacceptanten. w e n n i h m der Wechsel Ehrenzahlung

vor-

gelegt w i r d , den W e c h s e l i n h a b e r i n dieselbe w i r t s c h a f t l i c h e L a g e z u v e r s e t z e n , als ob der B e z o g e n e selbst bei der P r ä s e n t a t i o n Z a h l u n g g e l e i s t e t h ä t t e ; er m u f s demnach die W e c h s e l s u m m e

6

Anders D e r n b u r g § 279; C a n s t e i n S. 310 Note 18. Diese zweitägige Frist läuft auch an Sonn- und Feiertagen und wird nicht auf den folgenden W e r k t a g verlängert, wenn der l e t z t e Tag der Frist ein Sonntag oder allgemeiner Feiertag ist (Art. 92). Nach der herrschenden Ansicht beginnt die Frist schon mit dem Tage der P r o t e s t e r h e b u n g m a n g e l s A n n a h m e ; allein da nach Ablauf der Frist die N o t a d r e s s e das E h r e n a c c e p t nicht ohne die Gefahr leisten kann, schadenersatzpflichtig zu werden, sie sich aber in den meisten Fällen hüten wird, diese Gefahr zu laufen, so könnte der W e c h s e l i n h a b e r nach Belieben die Beifügung einer N o t a d r e s s e dadurch i l l u s o r i s c h machen dafs er sie erst nach A h l a u f der zweitägigen Frist aufsucht und das E h r e n a c c e p t verlangt. Man müfste daher annehmen, dafs der Wechselinhaber, der es absichtlich versäumt, das E h r e n a c c e p t der N o t a d r e s s e vor Ablauf der zweitägigen Frist n a c h der Protesterhebung einzuholen, obwohl es an und für sich, z. B. trotz der Entfernung von dem Z a h l u n g s o r t e , ausführbar gewesen wäre, das R e g r e f s r e c h t auf S i c h e r s t e l l u n g verliere. Jeder Streit wird abgeschnitten, wenn die Notifikationsfrist von dem Tage der geschehenen Intervention und des K o n t r a p r o t e s t e s an gerechnet wird. Es besteht kein Grund für die Ausübung eines Drucks auf den W e c h s e l i n h a b e r , die N o t a d r e s s e schleunigst wegen der E h r e n a c c e p t a t i o n aufzusuchen, obwohl er vielleicht vorläufig überhaupt nicht gesonnen ist, R e g r e f s a u f S i c h e r s t e l l u n g zu nehmen. 7

392

§ 88.

Das Ehrenaccept.

nebst Z i n s e n vom Tage der P r ä s e n t a t i o n bei dem Bezogenen bezahlen und aufserdem auch die P r o t e s t k o s t e n vergüten, damit der Wechselinhaber durch die Nichtzahlung des Bez o g e n e n keinen Schaden erleide; der Ehrenacceptant ist jedoch nicht verpflichtet, eine P r o v i s i o n zu entrichten, da ja seine Zahlung die des B e z o g e n e n s o f o r t ersetzt. Unteiiäfst aber der E h r e n a c c e p t a n t die Honorierung des ihm b i n n e n der P r o t e s t f r i s t vorgelegten Wechsels, so ist er, wie der o r d e n t l i c h e Acceptant verpflichtet, die R e g r e f s an Sprüche (Art. 50, 51, 52) des Wechselinhabers zu erfüllen (Art. 81). W e m i s t d e r E h r e n a c c e p t a n t v e r p f l i c h t e t ? Die Verpflichtung des E h r e n a c c e p t a n t e n besteht nur gegenüber dem W e c h s e l i n h a b e r und den N a c h m ä n n e r n des H o n o r a t e n 8 , n i c h t aber gegenüber clem H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r n ; den letzteren w i l l und kann er nicht verpflichtet sein, da er sich g e g e n sie Wechselregrefsrecht verschaffen will. Perfektion des E h r e n a c c e p t s . Durchstreichung. H i n z u t r i t t des o r d e n t l i c h e n A c c e p t s . Die Verpflichtung des E h r e n a c c e p t a n t e n entsteht mit der N i e d e r s c h r i f t , wie die des o r d e n t l i c h e n Acceptanten; sie hört nicht auf, wenn das Ehrenaccept d u r c h s t r i c h e n w i r d , oder wenn h i n t e r h e r der B e z o g e n e das o r d e n t l i c h e Accept erteilt hat. U n s i c h e r h e i t des E h r e n a c c e p t a n t e n . Der E h r e n a c c e p t a n t mufs unter denselben Voraussetzungen, wie der A c c e p t a n t (Art. 29) Sicherheit bestellen, sonst kann der Wechselinhaber K a u t i o n s r e g r e f s nehmen 9 . R e c h t e des E h r e n a c c e p t a n t e n : a) a u f A u s l i e f e r u n g des P r o t e s t e s . Der E h r e n a c c e p t a n t kann von dem Wechselinhaber die A u s l i e f e r u n g des P r o t e s t e s mangels Annahme verlangen, jedoch nur gegen Erstattung der von dein Wechselinhaber vorgeschossenen P r o t e s t k o s t e n ; er hat jedoch nicht das Recht, s e l b s t von dem H o n o r a t e n und dessen Vormännern, K a u t i o n zu verlangen, denn er w i l l gerade durch sein Ehrenaccept den w r ankenden Kredit des Wechsels befestigen und dem 8 9

U n g a r n § 60. Dagegen S t a u b zu Art. 60 § 3.

§ 88.

Das Ehrenaccept.

H o n o r a t e n die Pflicht zur Kautionsleistung wegen N i c h t a n n a h m e des B e z o g e n e n ersparen; er würde daher im Widerspruche mit sich selbst handeln, wenn er selbst den Kredit des Wechsels für erschüttert erklären und Kaution verlangen wollte. Der E h r e n a c c e p t a n t steht zu dem H o n o r a t e n zunächst nur in einem c i v i l r e c h t l i c h e n Verhältnisse (als Mandatar oder negotiorum gestor), auf Grund dessen er die Erstattung der von ihm aufgewendeten Protest- und Notifikationskosten verlangen kann; erst wenn er E h r e n z a h l u n g geleistet hat, stehen ihm W e c h s e l r e g r e f s r e c h t e z u 1 0 . b) a u f P r o v i s i o n . Der E h r e n a c c e p t a n t hat das Recht, auch wenn er s e l b s t zur Leistung der E h r e n z a h l u n g nicht gelangt, b l o f s weil er das E h r e n a c c e p t erteilt hat, so a l s ob e r g e z a h l t h ä t t e , eine P r o v i s i o n von Va^o zu beanspruchen ( A r t . 65) n , als Vergütung für die von ihm durch das E h r e n a c c e p t übernommene V e r p f l i c h t u n g , die sich j a als eine vorbereitende Mafsregel für die E h r e n z a h l u n g selbst darstellt, zu deren Ausführung er vorsichtsweise die Fonds bereit stellen mufs. Dieses Recht auf Provision besteht nur unter der Voraussetzung, dafs sich der E h r e n a c c e p t a n t nicht ohne Beobachtung der R a n g o r d n u n g der N o t a d r e s s e n vorgedrängt habe, und nur dann, wenn der B e z o g e n e oder ein anderer I n t e r v e n i e n t den Wechsel bezahlt h a t , nicht aber, wenn die Wechselforderung in a n d e r e r Weise g e t i l g t worden ist. Der Wechsel mufs, wenn auch von Seiten des B e z o g e n e n die A c c e p t a t i o n noch so bestimmt verweigert worden ist, zunächst doch wieder dem B e z o g e n e n zur ordentlichen Zahlung 10 Anders C a n s t e i n S. 308; allein der E h r e n a c c e p t a n t ist, wie der A c c e p t a n t , als s o l c h e r nur w e c h s e l v e r p f l i c h t e t , nicht w e c h s e l b e r e c h t i g t ; er steht nicht gleich einem V o r m a n n e , der den Wechsel im Regrefswege wiedererlangt; er erwirbt sein Recht aus dem Wechsel nur, wie jeder Fremde, ausschliefslich durch die E h r e η Z a h l u n g und nur von diesem Zeitpunkte (ex nunc) angefangen; er hat j a auch gar kein V o r r e c h t , sondern mufs jedem fremden, b e s s e r e n Intervenienten weichen; auch ist ja möglich, dafs er zu Gunsten eines I n d o s s a n t e n acceptiert und zu Ehren eines V o r m a n n e s desselben zahlt, so dafs er gar keine Rechte gegen den ersten H o n o r a t e n erwirbt. 11 Ebenso U n g a r n § 65.

394

§ 88.

Das Ehrenaccept.

vorgelegt werden; der E h r e n a c c e p t a n t hat nicht das Recht, den B e z o g e n e n zu verdrängen, wenn dieser zur Verfallzeit — vielleicht, weil er inzwischen Avis und Deckung erhalten hat — den Wechsel doch noch ordnungsmäfsig einlösen w r i l l 1 2 . Durch die Zahlung des B e z o g e n e n w i r d die Wechselforderung ganz getilgt, werden daher a l l e Regrefspflichtigen frei, während trotz der E h r e n z a h l u n g des E h r e n a c c e p t a n t e n der H o n o r â t und dessen V o r m ä n n e r dem Regresse ausgesetzt bleiben. Ebenso mufs der Ehrenacceptant einem jeden b e s s e r e n I n t e r v e n i e n t e n (Art. 64), durch dessen Ehrenzahlung m e h r Wechselverpflichtete befreit werden, den Vorrang einräumen; denn sonst würde seine Ehrenzahlung nur störend wirken, da dadurch einige Regrefspflichtige in der Haftung festgehalten werden würden, die sonst frei geworden wären. W i r d der Wechsel im R e g r e f s w e g e von einem V o r m a n n e eingelöst, so hat der E h r e n a c c e p t a n t dann keinen Anspruch auf P r o v i s i o n , wenn er die von dem Wechselinhaber bei ihm verlangte E h r e n z a h l u n g n i c h t geleistet hat ; anders wenn ihn der W e c h s e l i n h a b e r überhaupt n i c h t aufgesucht h a t , weil ihm an dem R e g r e s s e gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r nichts gelegen ist, und wenn nun ein V o r m a n n des H o n o r a t e n den Wechsel eingelöst hat. Der E h r e n a c c e p t a n t hat das R e c h t auf die P r o v i s i o n envorben, sobald er das E h r e n a c c e p t niedergeschrieben hat und die Wechselforderung überhaupt durch Z a h l u n g getilgt w i r d ; er braucht sich seinerseits nicht darum zu kümmern, wirklich zur Leistung der Ehrenzahlung zu gelangen. E i n solcher V o r m a n n , der den Wechsel eingelöst hat, steht einem b e s s e r e n I n t e r v e n i e n t e n gleich, daher besteht das R e c h t des E h r e n a c c e p t a n t e n auf P r o v i s i o n . Leistet der E h r e n a c c e p t a n t selbst die Ehrenz a h l u n g , so t r i t t e r , wie j e d e r Ehrenzahler, in die Rechte des W e c h s e l i n h a b e r s (Art. 68) und kann die Ansprüche der Art. 50, 52 geltend machen ; er ist jedoch nicht berechtigt, noch aufserdem die Provision des Art. 65 zu beanspruchen. 12 Der E h r e n a c c e p t a n t hat aber eben in diesem Falle ein Recht auf die Provision nach Art. 65. Dagegen S t a u b zu Art. 65 § 2.

§ 88. Das Ehrenaccept.

Als S c h u l d n e r der P r o v i s i o n erscheint nach dem Gesetze nicht der H o n o r â t , sondern, derjenige, der den Wechsel bezahlt h a t , also der B e z o g e n e oder der bessere I n t e r venient. Die Forderung des E h r e n a c c e p t a n t e n auf Provision ist keine W e c h s e 1 forderung, da er nicht im Besitze des Wechsels ist18. E h r e n a c c e p t der Notadresse. Sobald die N o t a d r e s s e zu Ehren acceptiert, so findet der K a u t i o n s r e g r e f s des W e c h s e l i n h a b e r s nicht s t a t t 1 4 , es ist so, als ob der B e z o g e n e selbst acceptiert, oder als ob der A c c e p t a n t oder der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels s e l b s t Sicherheit geleistet hätten. Der durch die N i c h t a c c e p t a t i o n des B e z o g e n e n , durch die U n s i c h e r h e i t des A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels erschütterte Kredit des Wechsels erscheint dem W e c h s e l i n h a b e r gegenüber als vollständig wiederhergestellt. Wer einen Wechsel nimmt, auf dem sich eine N o t a d r e s s e befindet, erklärt stillschweigend, dafs er das E h r e n a c c e p t der N o t a d r e s s e für ebenso gut halte, wie das Accept des B e z o g e n e n , wie die S i c h e r h e i t des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels; für den R e g r e f s auf S i c h e r s t e l l u n g von seiten des Wechseli n h a b e r s gegen seine V o r m ä n n e r ist daher jeder Anlafs beseitigt. Der Wechselinhaber würde mit sich selbst in Widerspruch stehen, wenn er trotz des von der N o t a d r e s s e geleisteten E h r en a c c e p t s Regreis nehmen w o l l t e 1 5 . I n dem E h r e n a c c e p t e der N o t a d r e s s e besitzt ja auch thatsächlich der W e c h s e l i n h a b e r jene Garantie, die er überhaupt beanspruchen darf, in genügendem Mafse; er ist nun sicher, dafs die Z a h l u n g des Wechsels zur V e r f a l l z e i t nicht ausbleiben werde, selbst wrenn cler zur Z a h l u n g z u n ä c h s t B e r u f e n e sie nicht leisten würde ; denn die Notadresse hat sich für diesen 13

And. Ans. S t a u b zu Art. 65 § 5.

14

Ebenso U n g a r n § 60.

15

Dagegen C o s a c k S. 308; S t a u b zu Art. 61 § 3, die dem W e c h s e l i n h a b e r Kautionsregrefs gegen die V o r m ä n n e r des H o n o r a t e n geben.

396

§ 88. Das Ehrenaccept.

Fall durch ihr E h r e n a c c e p t zur Z a h l u n g des Wechsels verpflichtet. Das E h r e n a c c e p t d e r N o t a d r e s s e e n t z i e h t dem W e c h s e l i n h a b e r u n d clen N a c h m ä n n e r n des H o n o r a t e n d a s Κ a u t i o n s r e g r e f s r e c h t . Sobald die N o t a d r e s s e das E h r e n a c c e p t erteilt, so fällt der K a u t i o n s r e g r e f s für den W e c h s e l i n h a b e r jedenfalls weg; gleichgültig ist es in dieser Beziehung, ob die Notadresse zu Ehren des A d r e s s a n t e n , oder ob sie zu Ehren eines a n d e r e n Vormanns acceptiert; auch im letzteren Falle m u f s sie zugelassen werden; denn finden R e g r e f s des W e c h s e l i n h a b e r s ist lediglich der Umstand entscheidend, d a f s eine N o t a d r e s s e auf dem Wechsel überhaupt existiert; dies genügt, um s e i n Regrefsrecht davon abhängig zu machen, dafs er um die Intervention der N o t a d r e s s e angesucht habe; i h m ist es gleichgültig, zu w e s s e n Gunsten diese N o t a d r e s s e acceptiert, ob zu Ehren des A d r e s s a n t e n oder eines a n d e r e n Vormanns, ob sie sich also gegenüber dem A d r e s s a n t e n oder einem a n d e r e n Vormanne die w e c h s e l r e c h t l i c h e Revalierung wahren will. Die rechtliche Lage des W e c h s e l i n h a b e r s wird nicht verschlechtert, wenn die Notadresse n i c h t zu Ehren des A d r e s s a n t e n , sondern zu Ehren eines a n d e r e n Vormanns acceptieren w i l l ; er erlangt auch in dem letzteren Falle jene Sicherheit, die er erwarten durfte: das E h r e n a c c e p t der N o t a d r e s s e ; dieses E h r e n a c c e p t hätte ja dem W e c h s e l i n h a b e r keine g r ö f s e r e Sicherheit gewährt, wenn es zu Ehren des A d r e s s a n t e n erfolgt wäre. Wenn die N o t a d r e s s e das E h r e n a c c e p t erteilt, so fällt das K a u t i o n s regrefsrecht nicht blofs für den Wechseli n h a b e r weg, sondern auch für die anderen N a c h m ä n n e r des H o n o r a t e n . Der H o n o r â t , also wenn die N o t a d r e s s e zu Ehren des A d r e s s a n t e n acceptiert hat, der A d r e s s a n t , wird von der K a u t i o n s p f l i c h t frei; ebenso werden die N a c h m ä n n e r des H o n o r a t e n oder A d r e s s a n t e n frei; denn die N o t a d r e s s e w i l l durch ihr Accept bewirken, dafs der H o n o r â t nicht von seiten des W e c h s e l i n h a b e r s wegen Kautionsleistung behelligt werde; daher müssen auch die N a c h m ä n n e r des Honoraten frei werden, da sie sonst i h r e r s e i t s im Kautions-

§ 88. Das Ehrenaccept.

regrefswege auf den H o n o r a t e n oder A d r e s s a n t e n zurückgreifen könnten. Das E h r e n a c c e p t der N o t a d r e s s e steht der Sache nach einer vom H o n o r a t e n bestellten S i c h e r h e i t gleich; die bestellte Sicherheit haftet aber auch allen N a c h m ä n n e r n des Bestellers, insofern sie gegen ihn Kautionsregrefs nehmen; sie können hier gegen die A r t der bestellten Sicherheit keine Einwendungen machen, da sie sich durch das Nehmen des Wechsels mit der N o t a d r e s s e mit dieser Sicherheit von vornherein einverstanden erklärt haben (Art. 27). Auch fehlt ja den N a c h m ä n n e r n des H o n o r a t e n der P r o t e s t mangels Annahme, den sie haben müfsten, um K a u t i o n s r e g r e f s nehmen zu können, da einerseits der W e c h s e l i n h a b e r gegen Leistung des Ehrenaccepts den von ihm levierten P r o t e s t mangels Annahme der N o t a d r e s s e , und andererseits die N o t a d r e s s e wieder diesen P r o t e s t mit der Vervollständigung durch den A n h a n g , dem H o n o r a t e n ausliefern mufs (Art. 58). Der H o n o r â t selbst hat das Recht, es bis zum T r a s s a n t e n hinauf, oder bei dem e i g e n e n Wechsel bis zum e r s t e n I n d o s s a n t e n hinauf, und jeder V o r m a n n des Honoraten hat das Recht, es gegenüber s e i n e n Vormännern bei dem gewöhnlichen Verlaufe des Kautionsregresses zu belassen 16 . Die Kaution, die ein regrefspflichtiger V o r m a n n dem H o n o r a t e n leistet, haftet jedoch nicht den N a c h m ä n n e r n des Honoraten, da diese nicht berechtigt sind, gegen den Regrefsleister Regrefs auf Sicherstellung zu nehmen. N o t i f i k a t i o n a n d e n H o n o r a t e n . Damit der H o n o r â t sein Kautionsregrefsrecht geltend machen könne, bedarf er des P r o t e s t e s mangels A n n a h m e ; daher ist der E h r e n a c c e p t a n t , wie sonst im Falle der Nichtzahlung der Wechselinhaber, verpflichtet, binnen z w e i T a g e n n a c h der Protesterhebung die N o t i f i k a t i o n von seiner Intervention an den H o n o r a t e n zur Post zu geben und zugleich den P r o t e s t mangels Annahme zu übersenden ( A r t . 58 W . O . ) 1 7 . U m diese Pflicht erfüllen zu können, soll der I n t e r v e n i e n t das 16

Ebenso U n g a r n § 60 Al. 2.

17

Ebenso U n g a r n § 58.

398

§ 88.

Das Ehrenaccept.

E h r e i i a c c e ρ t nicht anders geben, als gegen A u s h ä n d i g u n g des P r o t e s t e s mangels A n n a h m e oder des S e k u r i t ä t s p r o t e s t e s , mufs aber auch Zug um Zug die P r o t e s t k o s t e n erstatten, deren Ersatz er seinerseits vom H o n o r a t e n beanspruchen kann. Unterläfst es der Ehrenacceptant, die Notifikationspflicht nach A r t . 58 zu erfüllen, so ist er zum Schadenersatz verpflichtet. K e i n K a u t i o n s r e g r e f s r e c h t der a c c e p t i e r e n d e n N o t a d r e s s e . Die N o t a d r e s s e selbst, die das Ehrenaccept erteilt hat, hat nicht das Recht, von dem H o n o r a t e n Sicherheit zu verlangen; sie wollte ja gerade d u r c h i h r E h r e n a c c e p t dem H o n o r a t e n gegen die K a u t i o n s p f l i c h t Schutz gewähren; sie würde also im Widerspruche mit ihrer eigenen That handeln, wenn s i e s e l b s t von ihm Kaution verlangte. Auch mufs sie j a dem H o n o r a t e n den P r o t e s t mangels Annahme ausliefern, ohne den der Kautionsregrefs nicht genommen werden kann. Die Kaution, die dem H o n o r a t e n von einem V o r m a n n e geleistet worden ist, haftet n i c h t dem E h r e n a c c e p t a n t e n , da dieser überhaupt nicht berechtigt ist, Regrefs auf Sicherstellung zu nehmen (Art. 27). N i c h t b e a c h t u n g d e r N o t a d r e s s e . Unterläfst es der Wechselinhaber, bei der Notadresse die Ehrenannahme anzusuchen, so verliert er j e d e n K a u t i o n s r e g r e f s , also nicht nicht nur den Regrefs gegen den A d r e s s a n t e n und dessen Nachmänner, sondern, wenn die Notadresse von einem I n d o s s a n t e n herrührt, auch gegen die V o n n ä u n e r des A d r e s s a n t e n ; denn die Notadresse eines I n d o s s a n t e n ist nicht blofs dazu berufen, durch ihre Intervention d i e s e n Indossanten von der Notwendigkeit der Kautionsleistung zu befreien, sondern sie g i l t , ebenso wie die Notadresse des T r a s s a n t e n , als ein s u b s i d i ä r B e z o g e n e r , dessen Berufung im Interesse a l l e r Regrefspflichtigen, auch der V o r m ä n n e r des Adressanten, erfolgt, von dem'man von vornherein auch gar nicht wissen kann, zu w T essen Ehren er wirklich acceptieren werde, dahei* der W e c h s e l i n h a b e r , der den Wechsel mit der Notadresse eines I n d o s s a n t e n genommen hat, wenn er die Präsentation bei der Notadresse unterläfst, auch gegen k e i n e n der V o r m ä n n e r des I n d o s s a n t e n

§ 88. Das Ehrenaccept. Regrefs nehmen k a n n , also den K a u t i o n s r e g r e f s ü b e r h a u p t

ver-

liert18. Wenn

der

Wechselinhaber

d i e Notadresse

nicht

aufsucht,

u m das Ehrenaccept z u begehren, so t r i t t gemäfs der absoluten Fassung des blofs

für

ihn

A r t . 56 und für

e i n , sondern

auch

männer19.

Die

demnach

der

Verlust

f ü r den A d r e s s a n t e n Unterlassung

eine R e f l e x w i r k u n g

berechtigten ;

sie

des Kautionsregresses

die N a c h m ä n n e r

bewirkt,

des

des

und d e s s e n

Wechselinhabers

auf s ä m t l i c h e dafs

W e c h s e l ein K a u t i o n s r e g r e f s r e c h t

niemand

aus

nicht

Adressanten Voräufsert

Kautionsregrefseinem

solchen

hat20.

is Würde der Wechselinhaber unter s o l c h e n Umständen gegen einen V o r m a n n des A d r e s s a n t e n Kautionsregrefs nehmen, so könnte der V o r m a n n die begründete Einwendung machen, dafs, wenn der Wechselinhaber die N o t a d r e s s e aufgesucht hätte, diese ihm durch das E h r e n a c c e p t eine genügende Sicherheit geboten hätte, dafs er, indem er die N o t a d r e s s e n i c h t aufgesucht, auf die in der N o t a d r e s s e bestellte S i c h e r h e i t v e r z i c h t e t habe, eine Sicherheit, mit der er sich doch, da er den Wechsel genommen, s t i l l s c h w e i g e n d z u f r i e d e n erklärt habe, dafs er sich der in der N o t a d r e s s e gelegenen Kaution nicht zum Nachteile der V o r m ä n n e r des K a u t i o n s b e s t e l l e r s begeben könne, dafs dieser Verzicht vielmehr a l l e n Regrefspflichtigen gegenüber gelte, da der Regrefsberechtigte ja überhaupt nur auf eine genügende Kaution Anspruch habe, endlich dafs der Wechselinhaber es sich j a hätte gefallen lassen müssen, wenn die Notadresse des I n d o s s a n t e n für einen V o r m a n n des Adressanten, insbesondere für den T r a s s a n t e n , das Ehrenaccept gegeben hätte. Der Wechselinhaber verliert demnach, wenn er die N o t a d r e s s e nicht aufsucht, den Kautionsregrefs gegen a l l e Vormänner; in diesem weitgehenden Präjudiz liegt ein zwingender Anlafs für den Wechselinhaber, die Nachsuchung des E h r e n a c c e p t s bei der N o t a d r e s s e nicht zu versäumen. 19

Ebenso U n g a r n § 56. Es bleibt ja ungewifs, ob nicht die N o t a d r e s s e zu Gunsten des T r a s s a n t e n acceptiert hätte, so dafs j e d e r K a u t i o n s r e g r e f s weggefallen wäre. Zur Geltendmachung des Kautionsregrefsrechts würde dem A d r e s s a n t e n und seinen V o r m ä n n e r n in der Regel übrigens auch der dazu notwendige P r o t e s t mangels A n n a h m e fehlen; allerdings könnte ihnen der W e c h se l i n h a b e r den Protest mangels Annahme zur Verfügung stellen, allein, wenn der Regrefs bestände, so könnte dies von dem Wechselinhaber als ein Mittel mifsbraucht werden, um auf diesem Umwege dem gesetzlich angedrohten Präjudize des Verlustes des Kautionsregresses zu entgehen. Ein Kautionsregrefsrecht des A d r e s s a n t e n und seiner V o r m ä n n e r erscheint nur dann gerechtfertigt, wenn anerkannt wird (s. Note 16), 20

400

§ 88.

Das Ehrenaccept.

E h r e n a c c e p t eines n i c h t d u r c h N o t a d r e s s e Berufenen. Der Wechselinhaber ist nicht verp f l i c h t e t , das Ehrenaccept eines n i c h t durch N o t a d r e s s e Berufenen zuzulassen und sich mit der ihm in diesem E h r e n a c c e p t e angebotenen K a u t i o n — an Stelle der K a u t i o n des R e g r e f s p f l i c h t i g e n — zu begnügen; er kann vielmehr diese Einmischung eines nicht im Wechsel berufenen Dritten einfach zurückweisen und von dem R e g r e f s p f l i c h t i g e n K a u t i o n begehren ( A r t . 57 W . O . ) 2 1 . Sein Recht auf eine genügende Kaution kann nicht dadurch vereitelt werden, dafs sich ihm g e g e n s e i n e n W i l l e n der erste Beste, zu dem er gar kein \ T ertrauen h a t , als E h r e n a c c e p t a n t aufdrängt. Der Wechselinhaber, der das Recht hatte zu erwarten, dafs der B e z o g e n e durch das A c c e p t s e i n W e c h s e l s c h u l d n e r werden werde, kann nicht genötigt werden, g e g e n seinen Willen den E h r e n a c c e p t a n t e n a l s s u b s t i t u i e r t e n W e c h s e l s c h u l d n e r a n s t e l l e des B e z o g e n e n treten zu lassen, da e i n Schuldner keineswegs immer den a n d e r e n aufwiegt. Der Wechselinhaber hat demnach das Recht, das angebotene E h r e n a c c e p t eines D r i t t e n , n i c h t Berufenen, zurückzuweisen und K a u t i o n s r e g r e f s zu nehmen. Läfst er aber das E h r e n a c c e p t eines n i c h t durch N o t a d r e s s e Berufenen aus eigenem Antriebe z u , so hat er selbst zugestimmt, dafs d i e s e r Unterschrift derselbe Wert beigelegt werde, den die Unterschrift einer N o t a d r e s s e hat; es ist daher gerechtfertigt, wenn nunmehr dieselben Rechtsfolgen eintreten, wie wenn das E h r e n a c c e p t einer N o t a d r e s s e vorläge. Da der Wechselinhaber nur einen kreditwürdigen Intervenienten zuzulassen braucht, so kann ohne Unbilligkeit in der Z u l a s s u n g eines solchen E h r e n a c c e p t s eine Erklärung des Wechselinhabers gefunden werden, dafs er in der Wechselverpflichtung dieses E h r e n a c c e p t a n t e n eine g e n ü g e n d e Garantie sehe; es liegt also ein V e r z i c h t auf das bereits entdafs auch der Wechselinhaber trotz der Nichtaufsuchung der Notadresse, wie beim Z a h l u n g s r e g r e s s e (Art. 62 Al. 2), gegen den A d r e s s a n t e n und dessen V o r m ä n n e r das Kautionsregrefsrecht behält. 21 Ebenso U n g a r n § 57.

§ 89. Die Ehrenzahlung.

401

standene K a u t i o n s r e c h t vor. Der Wechselinhaber hat demnach in diesem Fall kein Kautionsregrefsrecht gegen seine V o r männer22. Wie bei dem Ehrenaccept der Notadresse, so steht auch hier dem H o n o r a t e n das Kautionsregrefsrecht g e g e n seine V o r m ä n n e r und d i e s e n Vormännern gegen i h r e Vormänner zu. Daher kommt auch hier A r t . 58 zur Anwendung!; der E h r e n a c c e p t a n t ist verpflichtet, die N o t i f i k a t i o n der Ehrenannahme und die Versendung des P r o t e s t e s vorzunehmen.

§ 89.

Die Ehrenzahlung 1 .

Die E h r e n z a h l u n g verhält sich zur o r d e n t l i c h e n Zahlung, wie die E h r e n a n n a h m e zur o r d e n t l i c h e n Annahme; sie findet auch bei eigenen Wechseln Anwendung (Art. 98 P. 7); sie ist eine s u b s i d i ä r e Zahlung n a c h Verfall b i n n e n der P r o t e s t f r i s t , dazu bestimmt, dem Wechselinhaber gegenüber nicht die R e g r e f s z a h l u n g cles H o n o r a t e n , sondern die o r d e n t l i c h e Zahlung des B e z o g e n e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels zu vertreten, entspricht daher am besten ihrem Zwecke, wenn die Leistung des Ehrenzahlers mit Rücksicht auf den W e c h s e l i n h a b e r dieselben Wirkungen hervorbringt, welche die 22 Co sack S. 308, S t a u b zu Art. 61 § 3 geben ihm den Kautionsregrefs gegen die V o r m ä n n e r des H o n o r a t e n . 1 Die E h r e n z a h l u n g unterscheidet sich von der g e m e i n r e c h t l i c h e n Zahlung der Wechselschuld durch einen D r i t t e n (deutsch, bürgerl. G.B. § 267, öst. bürgerl. G.B. § 1423,462); letztere kann auch n a c h Ablauf der P r o t e s t f r i s t erfolgen; ein solcher Zahler hat jedoch gegen denjenigen Schuldner, für den er gezahlt hat, immer nur a b g e l e i t e t e Rechte als R e c h t s n a c h f o l g e r des befriedigten I n h a b e r s , kraft des W i l l e n s desselben oder kraft des Gesetzes, wenn dem G l ä u b i g e r die Zahlung w i d e r seinen Willen aufgedrungen worden ist. Erfolgt die Zahlung erst n a c h eingetretener P r ä j u d i z i e r u n g des Wechsels, so tritt der Zahler auch in das Recht des befriedigten Inhabers auf Grund des Art. 83. Die Zurückweisung dieser Zahlung zieht blofs die Folgen der mora accipiendi, also den Ersatz des dem Schuldner aus der verweigerten Annahme entstandenen Schadens, insbesondere den Verlust der Verzugszinsen, nach sich (deutsch, bürgerl. G.B. § 293, 301) und hat nicht, wie die Zurückweisung der E h r e n z a h l u n g , einen teilweisen R e g r e f s v e r l u s t zur Folge.

G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechte.

26

402

§ 89. Die Ehrenzahlung.

z u r V e r f a l l z e i t erwartete Leistung des Bezogenen oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels gehabt hätte. D e r E h r e n ' z a h l e r e n t r i c h t e t k e i n e P r o v i s i o n . Der E h r e n z a h l e r braucht daher ebenso wenig, wie der Bezogene oder der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels, P r o v i s i o n zu bezahlen, wohl aber mufs er, wie die letzteren, Z i n s e n 2 vergüten; allerdings spricht das Gesetz nur von Erstattung der K o s t e n , während es in Art. 45, 48 neben den „Kosten" die „Zinsen" hervorhebt, allein der Ehrenzahler mufs selbstverständlich die ganze Schuld berichtigen, also einschliefslich der Z i n s e n , die nur deshalb nicht besonders erwähnt sind, weil sie mit Rücksicht auf die kurze Frist zur Ehrenzahlung nur einen ganz unbedeutenden Betrag ausmachen können. W e c h s e l r e g r e f s des E h r e a z a h l e r s . Wie ferner durch die Zahlung des B e z o g e n e n oder A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels der R e g r e f s des W e c h s e l i n h a b e r s gegen seine V o r m ä n n e r verhindert worden wäre, so ist auch der vom E h r e n z a h l e r einmal befriedigte W e c h s e l i n h a b e r nicht berechtigt, noch einmal einen R e g r e f s a n s p r u c h an seine V o r m ä n n e r zu stellen. Der E h r e n z a h l e r w i l l aber seinerseits nicht, wie der B e z o g e n e , zum Vorteile a l l e r R e g r e f s p f l i c h t i g e n die Wechselschuld tilgen; er w i l l in erster Linie dem H o n o r a t e n nur den Regrefs des W e c h s e l i n h a b e r s und s e i n e r anderen N a c h m ä n n e r wegen Nichtzahlung des Bezogenen ersparen, s i c h s e l b s t aber behufs Wiedererlangung seines Vorschusses den W e c h s e l r e g r e f s gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r vorbehalten. Das Gesetz gestattet ihm diesen Vorbehalt, um zur Ehrenzahlung zu ermutigen. Durch die Ehrenzahlung wird also die W e c h s e l v e r b i n d l i c h k e i t des H o n o r a t e n nicht gelöst, sondern der H o n o r â t bekommt blofs einen n e u e n G l ä u b i g e r , den E h r e n z a h l e r , an Stelle des a l t e n G l ä u b i g e r s , des Wechselinhabers 3 . 2

Anders L e h m a n n 1. c. S. 569. Dieser Wechsel in der Gläubigerschaft wird in der Pegel mit Vorteilen für den H o n o r a t e n verknüpft sein, nicht blofs deshalb, weil durch Wegfall eines oder mehrerer R e g r e f s n e h m e r der R e g r e f s weg abg e k ü r z t , die H ä u f u n g der R e t o u r r e c h n u n g e n v e r m i n d e r t wird, sondern auch, weil der neue Gläubiger in den meisten Fällen von seinem 3

§ 89. Die Ehrenzahlung.

403

S e l b s t ä n d i g e B e r e c h t i g u n g des E h r e n z a h l e r s . Der Ehrenzahler t r i t t „ i n die Rechte des Inhabers" gegen den H o n o r a t e n , dessen V o r m ä n n e r und den A c c e p t a n t e n (Art. 6 3 ) 4 , auch gegen deren A v a l i s t e n ; er erlangt seine Rechte aus dem Wechsel k r a f t d e s G e s e t z e s , weil er den Wechselinhaber mit seinem Gelde befriedigt hat und das Gesetz, um die Verlustgefahr bei der Ehrenzahlung möglichst zu verhüten und dadurch die Bereitwilligkeit zur Ehrenzahlung zu verstärken, alle jene W e c h s e l g a r a n t i e n , die die Forderung des befriedigten G l ä u b i g e r s gegen den H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r gehabt hat, v o n s e l b s t auf den E h r e n z a h l e r übergehen läfst. Der Ehrenzahler t r i t t nur z e i t l i c h als Nachfolger an Stelle des befriedigten Inhabers, er leitet jedoch nicht, als R e c h t s n a c h f o l g e r , aus dessen Willen sein Recht durch obligatorische Succession ab, sondern er ist auf Grund des wechselrechtlichen Geschäftes der Ehrenzahlung k r a f t des G e s e t z e s a u s dem Wechsel selbständig u n d o r i g i n ä r berechtigt; es können ihm daher von dem Wechselschuldner keine Einwendungen a u s d e r P e r s o n d e s b e f r i e d i g t e n Inhabers entgegengesetzt werden. Der Ehrenzahler unterscheidet sich dadurch von demjenigen, der den Wechsel von dem Inhaber durch Indossament n a c h Protest erwirbt (Art. 16 Al. 2 ) ; das Gesetz deutet diesen Unterschied a n , wenn es im Art. 16 Al. 2 davon spricht, dafs der Nachindossatar „ n u r die Rechte seines Indossanten" habe, dagegen in Art. 63 den Ehrenzahler allgemein „in die Rechte strengen Rechte mit gröfserer Schonung für den H o n o r a t e n Gebrauch machen wird, als von dem W e c h s e l i n h a b e r zu erwarten war; denn in der Regel entspringt j a die Ehrenzahlung entweder dem guten Willen des Ehrenzahlers, dem H o n o r a t e n als einem Geschäftsfreunde, der vielleicht den Auftrag zur Intervention gegeben hat, einen-Dienst zu leisten, oder der Absicht des Intervenienten, der selbst S c h u l d n e r des H o n o r a t e n ist, durch seine Ehrenzahlung nur seine S c h u l d tilgen zu können; weder in dem einen, noch in dem anderen Falle wird der Ehrenzahler geneigt sein, W e c h s e l r e g r e f s gegen den H o n o r a t e n zu nehmen. Ebensowenig wird ein Anlafs zum Regrefs dann gegeben sein, wenn der H o n o r â t selbst den A u f t r a g zur Intervention erteilt und die dazu erforderlichen Geldmittel dem Intervenienten eingesendet hat. 4 Ebenso U n g a r n § 63. 26*

404

§ 89. Die Ehrenzahlung.

des Inhabers ( A r t . 50, 52)" eintreten läfst, womit gesagt werden soll, dafs nunmehr dem E h r e n z a h l e r a n S t e l l e des I n h a b e r s und s o , w i e dem Inhaber, das Recht zustehen soll, die Retourrechnung zu machon. Der H o n o r â t und dessen V o r m ä n n e r können sich nicht mit Recht darüber beschweren, dafs ihre rechtliche Stellung durch die Anerkennung eines auf der E h r e η z a h 1 u n g beruhenden, o r i g i n ä r erworbenen, s e l b s t ä n d i g e n und u n a b h ä n g i g e n Rechtes des E h r e n z a h l e r s verschlechtert werde, dafs es ihnen darauf angekommen wäre, Schuldner g e r a d e des W e c h s e l i n h a b e r s zu b l e i b e n und nicht Schuldner des E h r e n z a h l e r s zu werden; denn der W e c h s e l i n h a b e r hätte ja ebenso gut den Wechsel v o r der Protesterhebung i n d o s s i e r e n , also denselben Erfolg erzielen können. Andererseits ist die Anerkennung dieses s e l b s t ä n d i g e n Redites durch das Gesetz der Preis, um den sich Jemand um so leichter zur E h r e n ζ a h l u n g überhaupt bereit finden wird, die doch in der Mehrzahl der Fälle dem HJo no r a t e n dadurch zum Vorteil gereicht, dafs sie ihn von den Banden einer drückenden Schuld befreit und an deren Stelle eine weniger drückende setzt. Das Recht des Ehrenzahlers aus dem Wechsel geht nicht nur gegen den H o n o r a t e n , sondern auch gegen dessen V o r m ä n n e r und den A c c e p t a n t e n , n i c h t aber gegen die N a c hm ä n η e r des Honoraten. Dadurch, dafs der Ehrenzahler einen V o r m a n n als H o n o r a t e n ausdrücklich bezeichnet, verzichtet er darauf, das Regrefsrecht gegen dessen N a c h m ä n n e r geltend zu machen. Könnte der Ehrenzahler auch die N a c h m ä n n e r des Honoraten in Anspruch nehmen, so würde die Ehrenzahlung auch dem H o n o r a t e n selbst nichts nützen, denn der H o n o r â t bliebe ja seinen N a c h m ä n n e r n regrefspflichtig. Der Ehrenzahler kann mit seinem Regrefsanspruche den H o n o r a t e n übergehen und sofort dessen V o r m ä n n e r in Anspruch nehmen. Die Ehrenzahlung ist immer als auch zu Gunsten der V o r m ä n n e r des H o n o r a t e n geleistet anzusehen. Der V o r m a n n ist sogar besser daran, wenn der Ehrenzahler gegen ihn d i r e k t r e g r e d i e r t , als wenn er sich zunächst an den H o n o r a t e n hält, und wenn d i e s e r erst den Vormann in Anspruch nimmt; denn bei der d i r e k t e n Regrefsnahme des

§ 89.

Die Ehrenzahlung.

405

Ehrenzahlers hat der Vormann nur e i n e Retourrechnung zu bezahlen; bei der indirekten Regrefsnahme eine k u m u l i e r t e Regrefsrechnung, da der H o n o r â t , der dem Ehrenzahler Remboursregrefs geleistet hat, seinerseits berechtigt ist, eine Retourrechnung aufzustellen. M o d a l i t ä t e n d e r E h r e n z a h l u n g . Der Ehrenzahler hat bei der Ehrenzahlung gewisse Kautelen zu beobachten; er kann nur b i n n e n der P r o t e s t f r i s t zu Ehren zahlen und mufs sich von dem Wechselinhaber gegen die Ehrenzahlung clen W e c h s e l und den P r o t e s t mangels Zahlung aushändigen lassen, wogegen er seinerseits die Kosten zu erstatten hat ( A r t . 63); er mufs für die K o n s t a t i e r u n g der geleisteten Ehrenzahlung im P r o t e s t e oder in einem A n h a n g e sorgen 5 . G e g e n s t a n d des A n s p r u c h s des E h r e n z a h l e r s . Der Ehrenzahler kann, wie der Wechselinhaber, die Beträge des Art. 50, 52, also 6°/o Zinsen, Kosten 6 , Ve^'o Provision, verlangen und eine f i n g i e r t e Rücktratte in Rechnung stellen. E r ist jedoch nicht berechtigt, eine w i r k l i c h e Rücktratte nach Art. 53 abzugeben. Das Gesetz ( A r t . 63) citiert nur Art. 50, 52 nicht Art. 53 7 . D i e N o t i f i k a t i o n i s t B e d i n g u n g des v o l l e n R e g r e f s r e c h t s des E h r e n z a h l e r s . Der R e g r e f s a n s p r u c h des E h r e n z a h l e r s erleidet eine Schmälerung, wenn der W e c h s e l i n h a b e r die ihm obliegende Notifikation nach Art. 45 unterlassen und wenn er in diesem Falle nicht s e l b s t dem H o n o r a t e n von der Ehrenzahlung Kenntnis gegeben hat. Allerdings ist für den Ehrenzahler eine Pflicht zur Notifikation nirgends ausgesprochen; er macht sich daher durch die U n t e r l a s s u n g der Notifikation nicht s c h a d e n e r s a t z p f l i c h t i g , allein er kann die R e t o u r r e c h n un g nach Art. 50, 52 nur unter denselben B e d i n g u n g e n , wie der I n h a b e r , also in v o l l e m Umfange nur unter der Bedingung der N o t i f i k a t i o n machen, sei es, 6

Ebenso U n g a r n § 63. Auch die Kosten der Protesterhebung über die erfolgte Ehrenzahlung; anders L e h m a n n § 140 S. 569. 7 Der Ehrenzahler mufs gegen die Regrefszahlung den W e c h s e l , den P r o t e s t , die q u i t t i e r t e R e t o u r r e c h n u n g ausliefern (Art. 54). 6

406

§ 89.

Die Ehrenzahlung.

dafs die Notifikation der N i c h t z a h l u n g von dem I n h a b e r an seinen u n m i t t e l b a r e n V o r m a n n oder die Notifikation der E h r e n z a h l u n g vom E h r e n z a h l e r an den H o n o r a t e n erfolgt. F ü r diese Auffassung spricht die Analogie aus A r t . 58, der sogar den E h r e n a c c e p t a n t e n zur Notifikation an den H o n o r a t e n verhält, da doch eine solche Verständigung von der geleisteten E h r e n z a h l u n g ungleich wichtiger ist. Eine besondere Vorschrift konnte aber rücksichtlich der letzteren unterbleiben, da einerseits die S c h a d e n e r s a t z p f l i c h t des I n h a b e r s nach A r t . 45 genügend ist, andererseits sich schon aus Art. 63 Al. 2 ergiebt, dafs die Notifikation eine Bedingung des v o l l e n Regrefsrechts des Ehrenzahlers ist. V e r j ä h r u n g des R e g r e f s r e c h t s des E h r e n z a h l e r s . Bereicherungsklage. Das Recht des Ehrenzahlers aus dem Wechsel unterliegt der V e r j ä h r u n g ; die Verjährungszeit läuft jedoch nicht von demselben Zeitpunkte, wie dem b e f r i e d i g t e n I n h a b e r , an dessen Stelle er t r i t t ; er ist nicht R e c h t s n a c h f o l g e r , dem nur d i e s e l b e V e r j ä h r u n g s z e i t zu Gute kommt, wie der Forderung seines V o r m a n n s , sondern sein erst durch das wrechselrechtliche Geschäft der Ehrenzahlung o r i g i n ä r entstandenes Recht kann erst v o m Tage d e r E n t s t e h u n g , also vom T a g e d e r E h r en Z a h l u n g , zu verjähren beginnen (arg. Art. 79); ebenso beginnt das Recht des im Regrefswege vom E h r e n z a h l e r einlösenden I n d o s s a n t e n erst mit dem T a g e cler E i n l ö s u n g oder der ihm geschehenen B e h ä n d i g u n g der K l a g e zu verjähren (Art. 79). Allerdings wird bei dieser Auffassung die Erlöschung der Regrefsforderung des E h r e n z a h l e r s weiter hinausgeschoben, allein diese Verlängerung ist unbedenklich, da ja die Ehrenzahlung nur b i n n e n der P r o t e s t f r i s t erfolgen kann. Nach eingetretener V e r j ä h r u n g kann ihm die Klage aus Art. 83 zustehen. Das R e c h t des E h r e n z a h l e r s zu i n d o s s i e r e n . Der Ehrenzahler kann zwar das Recht aus dem Wechsel, das er auf Grund der Ehrenzahlung erworben, auf einen Anderen übertragen, durch I n d o s s a m e n t jedoch nur dann, wenn er selbst zugleich als V o r m a n n auf dem Wechsel erscheint; denn der Ehrenzahler hat ja selbst den Wechsel nicht auf Grund eines I n d o s s a m e n t s des l e t z t e n Inhabers erworben. Wer aber selbst nicht l e t z t e r

§ 89. Die Ehrenzahlung.

407

I n d o s s a t a r ist, kann den Wechsel nur dann i n d o s s i e r e n , wenn er als V o r m a n n den W e c h s e l m i t dem P r o t e s t e im R e g r e f s w e g e erlangt h a t ; ein solches Indossament des Ehrenzahlers als V o r m a n n s ist selbstverständlich Indossament n a c h Protest (Art. 16 Al. 2). W e c h s e l f ä h i g k e i t d e s E h r e n z a h l e r s . Der E h r e n z a h l e r braucht nicht w e c h s e l v e r p f l i c h t u n g s f ä h i g zu sein, er mufs aber die Fähigkeit haben, z a h l e n , also s i c h v e r p f l i c h t e n zu können. E h r e n z a h l u n g d e r N o t a d r e s s e u n d des E h r e n acceptanten. Der Wechselinhaber ist v e r p f l i c h t e t , die auf den Z a h l u n g s o r t lautende N o t a d r e s s e binnen der P r o t e s t f r i s t zur Ehrenzahlung aufzufordern, auf Verlangen derselben jedenfalls unter Vorlegung des Protestes mangels Zahlung; er ist ebenso v e r p f l i c h t e t , binnen der P r o t e s t f r i s t die Ehrenzahlung eines, wenn auch nicht durch Notadresse berufenen, E h r e n a c c e p t a n t e n am Zahlungsorte aufzusuchen, also auch dann, wenn er das Ehrenaccept nur f r e i w i l l i g von seiten einer Person zugelassen h a t t e , um die er sich sonst nicht hätte zu kümmern brauchen. Versäumt es der Wechselinhaber, die Ehrenzahlung der N o t a d r e s s e oder des E h r e n a c c e p t a n t e n aufzusuchen, oder weist er die ihm von seiten dieser Personen angebotene Ehrenzahlung zurück, sei es überhaupt, oder weil er mit Unrecht mehr beansprucht, als ihm angeboten w i r d , so verliert er das Zahlungsregrefsrecht gegen den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n und d e r e n N a c h m ä n n e r (Art. 62) 8 , jedoch n i c h t gegen die V o r m ä n n e r des Adressanten oder Honoraten und selbstverständlich nicht das Recht gegen den A c c e p t a n t e n 9 . 8

Ebenso U n g a r n § 61. Um die Ausdehnung des Regrefsverlustes zu erkennen, mufs man zunächst feststellen, wer die Notadresse hinzugefügt habe, oder w e r als Honorât in Beziehung auf das Ehrenaccept anzusehen sei. Art. 62 geht von der der Regel des Verkehrs entsprechenden Auffassung aus, dafs der N o t a d r e s s a t auch thatsächlich zu Ehren des A d r e s s a n t e n , und dafs der E h r e n a c c e p t a n t zu Ehren des H o n o r a t e n gezahlt hätte. Ist der A d r e s s a n t oder H o n o r â t im W e c h s e l oder P r o t e s t nicht angegeben, so verliert der Wechselinhaber, wenn er die Ehrenzahlung bei der Not9

408

§ 89.

Die Ehrenzahlung.

Der Wechselinhaber, der die Ehrenzahlung bei der N o t a d r e s s e oder dem E h r e n a c c e p t a n t e n nicht gesucht oder die ihm von seiten dieser Personen angebotene Ehrenzahlung nicht angenommen h a t , verliert nicht den g a n z e n Remboursregrefs, so, wie wenn er versäumt hätte, von dem Bezogenen selbst Zahlung zu verlangen; er behält das Regrefsrecht gegen die V o r m ä n n e r des A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n 1 0 . Die N o t a d r e s s e und das E h r e n a c c e p t haben also zur Verfallzeit die Wirkung, dafs der W e c h s e l i n h a b e r sie beachten, den N o t a d r e s s a t e n und E h r e n a c c e p t a n t e n behufs Ehrenzahlung in Anspruch nehmen mufs, wenn er nicht gesonnen ist. den Regrefs gegen den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n und deren N a c h m ä n n e r ganz aufzugeben. E h r e n z a h l u n g eines f r e m d e n I n t e r v e n i e n t e n . Der Wechselinhaber ist nicht blofs verpflichtet, die Ehrenzahlung einer N o t a d r e s s e und eines E h r e n a c c e p t a n t e n einzuholen, er ist auch nicht berechtigt, eine ihm von wem i m m e r angebotene E h r e n z a h l u n g zurückzuweisen 11 . Während die Zulassung des E h r e n a c c e p t s eines D r i t t e n von seiten des Wechselinhabers lediglich f a k u l t a t i v ist, so ist die Zulassung der E h r e n z a h l u n g eines D r i t t e n o b l i g a t o r i s c h 1 2 . adresse oder dem Ehrenacceptanten n i c h t gesucht hat, den Regrefs gegen a l l e Vormänner; denn eine Beschränkung des Regrefsverlustes auf gewisse Vormännner (den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n und deren N a c h m a n n e r ) tritt nur dann ein, wenn ein A d r e s s a n t oder H o n o r â t gen a n n t ist. Unrichtig ist die Ansicht, dafs in diesem Fall ein R e g r e f s verlust überhaupt n i c h t eintrete; denn die Nichtbeachtung der N o t a d r e s s e oder des E h r e n a c c e p t a n t e n soll j e d e n f a l l s einen Regrefs verlust nach sich ziehen. 10 Der A d r e s s a n t oder H o n o r â t selbst werden mit Recht infolge des Versäumnisses des Wechselinhabers, die Ehrenzahlung einzuholen, frei; sie haben durch dessen Unterlassung einen Schaden erlitten, denn man darf annehmen, dafs, wenn der Wechselinhaber sorgfältig verfahren wäre, er die Ehrenzahlung erlangt, (1er E h r e n z a h l e r seinerseits aber gegen den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n selbst k e i n e n R e g r e f s genommen hätte. 11 Ebenso U n g a r n § 62. 12 Mit der E h r e n z a h l u n g verhält es sich anders, wie mit der E h r e n a n n a h m e . Der Wechselgläubiger hat nur das berechtigte Interesse, die geschuldete Zahlung überhaupt zu empfangen, mag die Zahlung durch

§ 89. Der

Wechselinhaber,

gebotene E h r e n z a h l u n g recht,

Die Ehrenzahlung.

jedoch

nicht

der

eine

zurückweist,

ganz,

sondern

von

wem

verliert

nur

immer

das

an-

Regrefs-

gegen jene Regrefs-

pflichtigen, die an der L e i s t u n g der E h r e n z a h l u n g ein Interesse gehabt hätten, da sie d u r c h die A n n a h m e d e r E h r e n z a h l u n g von der Regrefspflicht männer

des

nommenen

befreit

von

dem

w o r d e n w ä r e n , also gegen die dritten

Honoraten18.

Intervenienten

Diese

Nach-

in Aussicht

Nachmänner

müssen

ge-

befreit

bleiben, auch w e n n die E h r e n z a h l u n g z u r ü c k g e w i e s e n w o r d e n i s t ; sonst

würden

sie

Schaden leiden. ob

er

zahlung solchen

d u r c h die Z u r ü c k w e i s u n g

Der W e c h s e l i n h a b e r

selbst zu Gunsten des betreffenden geleistet

hätte;

Ehrenzahler

Honoraten

er

hat

zustehen,

dieselben also

der

Ehrenzahlung

w i r d so b e h a n d e l t , Honoraten Rechte,

Regrefsrechte

und dessen V o r m ä n n e r ;

der

die

als

Ehreneinem

gegen

den

Wechselinhaber

wen immer geschehen; dieses Interesse wird auch durch die Ehrenzahlung eines F r e m d e n befriedigt; dem Wechselinhaber ist es aber durchaus nicht gleichgültig, ob der Wechsel von A. oder von B. a c c e p t i e r t wird; e i n Z a h l e r wiegt allerdings den a n d e r e n auf, nicht aber e i n A c c e p t das andere. Mit dem E h r e n a c c e p t ist die Wechselverbindlichkeit noch nicht gelöst, der E h r e n a c c e p t a n t mufs auch bereit und imstande sein, hinterher die E h r e n z a h l u n g zu leisten. Mit der E h r e n z a h l u n g dagegen ist das Verhältnis, wenigstens was den W e c h s e l i n h a b e r betrifft, abgeschlossen, er ist daher v e r p f l i c h t e t , die Ehrenzahlung eines j e d e n D r i t t e n anzunehmen. Jeder D r i t t e hat demnach das Recht, sich durch Ehrenzahlung in das Verhältnis zwischen dem W e c h s e l i n h a b e r und den W e c h s e l Schuldner einzumischen, j a , sogar, wenn der W e c h s e l i n h a b e r und der W e c h s e l s c h u l d n e r e i n v e r s t ä n d l i c h die E h r e n z a h l u n g durch den D r i t t e n n i c h t zulassen wollten, sich dessenungeachtet einzudrängen und die Ehrenzahlung zu machen; denn es handelt sich bei der Ehrenzahlung auch um das Interesse d r i t t e r Personen, das durch den nicht gerechtfertigten Widerstand des Wechselinhabers und des Wechselschuldners nicht Schaden leiden darf. Da nämlich die N a c h m ä n n e r des H o n o r a t e n durch die E h r e n z a h l u n g liberiert werden, wenn auch der H o n o r â t selbst und seine V o r m ä n n e r dem E h r e n z a h l e r verpflichtet bleiben, so würde diese Liberierung der N a c h m ä n n e r , also die Verbesserung der Rechtslage dieser Personen, an der ganz willkürlichen und eben deshalb unrechtmäfsigen Zurückweisung der Ehrenzahlung scheitern. 18 I n U n g a r n § 62 geht der Regrefs auch gegen den in Aussicht gegenommenen H o n o r a t e n verloren; jedoch wird vorausgesetzt, dafs der Wechsel bereits mit E h r e n a c c e p t versehen sei.

410

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

v e r l i e r t demnach infolge seiner Z u r ü c k w e i s u n g der E h r e n z a h l u n g die

Regrefsrechte

Honoraten.

gegen

die

Der H o n o r â t

Nach manner

des

betreffenden

selbst w i r d aber d u r c h d i e Z u r ü c k -

w e i s u n g der E h r e n z a h l u n g n i c h t

befreit 14.

§ 90. Der Honorât und der Intervenient. Zu

wessen

Intervention einerseits Kredit Platz

Ehren

kann

nur

subsidiär

soll

Kosten

ersparen,

interveniert erfolgen,

andererseits

werden?

Die

dem

Honoraten

seinem

gefährdeten

als S t ü t z e d i e n e n ; sie k a n n d a h e r z u E h r e n eines jeden greifen,

der

für

die

Folgen

der

Nichthonorierung

des

Wechsels a u f z u k o m m e n , d i e erwachsenden K o s t e n z u t r a g e n u n d eine K r e d i t g e f ä h r d u n g

zu

befürchten

hat,

E h r e n eines jeden R e g r e f s p f l i c h t i g e n , für

jeden 14

Indossanten

eines

daher

f ü r den

gezogenen

zunächst

zu

Trassanten,

oder

eigenen

Das Präjudiz des Regrefsverlustes tritt demnach in einem verschiedenen Umfange ein, je nachdem es der Wechselinhaber unterläfst, a) bei einer N o t a d r e s s e und bei dem E h r e n a c c e p t a n t e n Zahlung zu verlangen, oder b) die Ehrenzahlung eines d r i t t e n Intervenienten anzunehmen. Im e r s t e r e n Falle ist anzunehmen, dafs, wenn die N o t a d r e s s e oder der E h r e n a c c e p t a n t wirklich zu Ehren gezahlt hätten, sie gegen den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n keinen R e g r e f s genommen hätten; denn sie haben in der Regel entweder die D e c k u n g schon in Händen oder sie stehen mit dem A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n in einer Geschäftsverbindung, die eine einverständliche Auseinandersetzung wegen der geleisteten Ehrenzahlung zur Folge hat, so dafs in keinem Falle für den E h r e n z a h l e r ein Anlafs gegeben ist, gegen den A d r e s s a n t e n oder H o n o r a t e n selbst den W e c h s e l r e g r e f s w e g zu beschreiten. Es ist daher nur billig, wenn der A d r e s s a n t oder H o n o r â t auch dann vom R e g r e f s frei bleibt, wenn der Wechselinhaber es versäumt hat, die Ehrenzahlung bei der N o t a d r e s s e oder dem E h r e n a c c e p t a n t e n zu verlangen. Im z w e i t e n Falle, bei der Zurückweisung der Ehrenzahlung eines fremden D r i t t e n , bleibt der R e g r e f s des Wechselinhabers gegen den von dem Dritten in Aussicht genommenen H o n o r a t e n bestehen; denn von dem Dritten darf angenommen werden, dafs er auf das R e g r e f s r e c h t gegen diesen soliden H o n o r a t e n rechne, dafs er nur auf das Regrefsrecht gegen jene R e g r e f s p f l i c h t i g e n keinen Wert lege, die auf diesen H o n o r a t e n folgen; daher ist es nicht unbillig, wenn der W e c h s e l i n h a b e r trotz der Zurückweisung einer solchen Ehrenzahlung das R e g r e f s r e c h t gegen den betreffenden H o n o r a t e n selbst nicht verliert.

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

Wechsels, also zu Ehren jener Personen, die auch eine N o t adresse zu setzen berechtigt sind 1 . I n t e r v e n t i o n zu E h r e n des A c c e p t a n t e n u n d des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n W e c h s e l s . Die Intervention kann aber auch zu Ehren solcher W e c h s e l v e r p f l i c h t e t e r erfolgen, die nicht berechtigt sind, dein Wechsel eine K o t a d r e s s e hinzuzufügen, so insbesondere zu Gunsten des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s eines e i g e n e n W e c h s e l s 2 . Eine solche Intervention zu Ehren des H a u p t s c h u l d n e r s ist besser als jede andere geeignet, das Interesse a l l e r W e c h s e l v e r p f l i c h t e t e n zu befriedigen, denn sie b e w i r k t , dafs a l l e R e g r e f s p f l i c h t i g e n befreit werden. Durch das E h r e n a c c e p t zu Gunsten des A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r s des ei g e n e η Wechsels entfällt j e d e r Regrefs wregen U n s i c h e r h e i t (Art. 29), durch die E h r e n z a h l u n g zu Gunsten des A c c e p t a n t e n oder A u s s t e 11 e r s des e i g e n e η Wechsels entfällt j e d e r Z a h l u n g s r e g r e f s , es bleibt nur der Wechselanspruch gegen den A c c e p t a n t e n oder den A u s s t e l l e r des e i g e n en Wechsels zurück. Die Zulässigkeit einer solchen Intervention entspricht dem Geiste des Gesetzes, das ja überhaupt j e n e m I n t e r v e n i e n t e n den Vorzug giebt, der eine g r ö f s e r e Anzahl von W e c h s e l v e r p f l i c h t e t e n liberiert ( A r t . 64) 3 . 1 Ist der T r a s s a n t selbst H o n o r â t , so geschieht die Intervention zu Ehren des W e c h s e l s , per o n o r d i l e t t e r a; ist ein I n d o s s a n t H o n o r â t , so erfolgt die Intervention p e r o n o r d i giro. 2 Dagegen G o l d s c h m i d t , Grundr. § 138; L e h m a n n S. 567 Note 8. Eine Ausnahme wird bei Domizilwechseln gemacht von L e h m a n n § 119 S. 472, § 140 Note 8; C a n s t e i n § 21 Anm. 3, S. 375 Anm. 64. 3 Auch stünde j a nichts im Wege, dafs jemand scheinbar zu Ehren des Trassanten oder des e r s t e n I n d o s s a n t e n eines e i g e n e n Wechsels intervenieren, dann aber auf das R e g r e f s r e c h t gegen den T r a s s a n t e n oder den e r s t e n I n d o s s a n t e n verzichten und sich nur auf das Wechselrecht gegen den A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels beschränken könnte, so dafs er auf diesem Umwege thatsächlich zu Gunsten des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels interveniert wäre. Für eine Intervention zu Gunsten des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels kann mannigfache Veranlassung gegeben sein, so wenn diese Personen vom Zahlungsorte a b w e s e n d oder in einen Zustand der U n s i c h e r h e i t (Art. 29) geraten sind, oder wenn der von ihnen angegebene D o m i z i l i a t nicht zahlt, lauter Fälle, in denen die

412

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

Dagegen l ä f s t sich n i c h t g e l t e n d m a c h e n , dafs d e r tant

oder A u s s t e l l e r

männer"

des e i g e n e n Wechsels k e i n e

h a b e , denen cler E h r e n a c c e p t a n t

Accep„Nach-

d u r c h die

An-

n a h m e wechselmäfsig v e r p f l i c h t e t werden ( A r t . 60), oder denen durch

die

könne

(Art.

Ehrenzahlung 63).

Das

Gesetz

eine

Sicherung

regelt

nur

zu

teil

werden

den N o r m a l f a l l

der

I n t e r v e n t i o n , i d q u o d p l e r u m q u e fit, die I n t e r v e n t i o n z u Gunsten eines R e g r e f s ρ f l i e h tri g e n , also eines W e c h s e l v e r p f l i c h t e t e n , der als V o r m a η η gegenüber Ν a c h m ä η η e r η erscheint ; es liegt aber keineswegs

im

Sinne

des Gesetzgebers,

eine I n t e r v e n t i o n

Intervention auch im Sinne dieser Personen gelegen sein dürfte; allein die Intervention kann auch gegen den W i l l e n des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels erfolgen, so dafs, ζ . B. auch die Ehrenzahlung zu Gunsten des A c c e p t a n t e n , der sie ausdrückliich verboten hat, dem Zahler Wechselrecht gegen den A c c e p t a n t e n giebt. Darin liegt kein Unrecht gegenüber dem A c c e p t a n t e n , denn der Ehrenzahler hätte j a auch gegen den Willen des A c c e p t a n t e n den Wechsel von dem Wechselinhaber auf sich i n d o s s i e r e n lassen und so das Wechselrecht gegen den A c c e p t a n t e n erwerben können. W i l l der Acceptant die E h r e n z a h l u n g zu seinen Gunsten hintanhalten, so mufs er eben s e l b s t die o r d e n t l i c h e Zahlung leisten; es kann ihm aber nicht freistehen, einerseits s e l b s t zur Verfallzeit n i c h t zu zahlen, sondern den Wechselgläubiger auf die schuldige Leistung warten zu lassen, andererseits aber zugleich die Leistung durch einen D r i t t e n deshalb zu verhindern, weil dieser blofs zu s e i n e n Gunsten zu intervenieren bereit ist. Es handelt sich ja nicht blofs um das Interesse des A c c e p t a n t e n , als H o n o r a t e n , sondern um das Interesse a l l e r R e g r e f s p f l i c h t i g e n , die durch diese zu Gunsten des A c c e p t a n t e n angebotene Ehrenzahlung befreit werden würden; i h r Interesse darf nicht zum Opfer fallen, wenn es der A c c e p t a n t für gut findet, sich gegen diese Ehrenzahlung zu stemmen. Der civilrechtliche Gesichtspunkt, dafs eine solche Intervention als eine negotiorum gestio gegen den W T illen des dominus dem Intervenienten gegen den Honoraten keinen Anspruch geben könne, kommt bei der Beurteilung der wechselr e c h t l i c h e n Gültigkeit der Intervention nicht in Betracht. Dem A c c e p t a n t e n kann als H o n o r a t e n allerdings unter Umständen eine Einrede gegen die W e c h s e l k l a g e des Intervenienten zustehen — ζ . B. weil dieser ihm durch die Intervention Schaden zugefügt hat — oder sogar eine exceptio doli, weil er in K o l l u s i o n mit dem Wechselinhaber dem A c c e p t a n t e n eine Einrede gegen den Wechselinhaber abgeschnitten hat, allein die E h r e n z a h l u n g bleibt w e c h s e l r e c h t l i c h , als solche, wirksam. Daher verliert der W e c h s e l i n h a b e r , der eine zu Ehren des A c c e p t a n t e n , wenn auch gegen dessen W i l l e n , angebotene Ehrenzahlung zurückweist, jedes Regrefsrecht.

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

413

blofs deshalb auszuschliefsen, weil der gewollte Honorât keine wechselrechtlichen „Nachmänner" h a t , obgleich durch diese Intervention der Zweck des Institutes, die möglichste Beseitigung der Nachteile des Regresses, am besten erreicht wird. I m Verhältnis zum A c c e p t a n t e n sind übrigens der T r a s s a n t und die I n d o s s a n t e n , im Verhältnis zum A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels sind die I n d o s s a n t e n faktisch als N a c h m a n n e r anzusehen; ihnen haftet der Ehrenacceptant; s i e werden durch die in Frage stehende Ehrenzahlung liberiert. Zu wessen E h r e n ist i n t e r v e n i e r t ? In der Regel giebt der Intervenient an, zu w e s s e n Ehren er interveniert, bei der E h r e n a n n a h nie im Ehrenaccepte selbst schriftlich, bei der E h r e n Z a h l u n g in der Erklärung vor dem Notar, die dieser dem Proteste einzuverleiben hat (Art. 88 Z. 5). Unterläfst der Intervenient diese Angabe, so ist anzunehmen, dafs die Intervention zu Ehren des T r a s s a n t e n oder bei e i g e n e n Wechseln zu Ehren des e r s t e n I n d o s s a n t e n , also zu Ehren a l l e r Regrefspflichtigen geschehen sei. Der Intervenient leistet Accept oder Zahlung, anstatt des B e z o g e n e n , ohne einen Vorbehalt zu machen, zu wessen Ehren er leistet; man darf daher annehmen, dafs er auch, wie der B e z o g e n e , gemäfs dem I n h a l t e des Wechsels zu Ehren des T r a s s a n t e n leisten will. A r t . 59 schreibt dieses ausdrücklich für das E h r e n a c c e p t v o r 4 , der Ehrenacceptant mufs dem schriftlichen Accepte im W e c h s e l selbst beifügen, zu w e s s e n Ehren er acceptiert, was in der Regel mit den Anfangsbuchstaben des Namens geschieht, sonst gilt er als Ehrenacccptant zu Ehren des T r a s s a n t e n . Würde demnach der Ehrenacceptant im P r o t e s t e einen I n d o s s a n t e n als H o n o r a t e n bezeichnen lassen, ohne dies im E h r e n a c c e p t e im W e c h s e l selbst zu erklären, so würde er dessenungeachtet als Intervenient zu Ehren des T r a s s a n t e n gelten; für die Bezeichnung des Honoraten ist lediglich der Inhalt des W e c h s e l s , nicht der des P r o t e s t e s entscheidend. Dies gilt auch bei dem Ehrenaccepte einer N o t a d r e s s e , selbst wenn der A d r e s s a n t ausnahmsweise genannt ist. Das Ehrenaccept der Notadresse gilt demnach als zu Ehren des T r a s 4

Ebenso U n g a r n § 59.

414

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

s a n t e n erteilt, obwohl ein I n d o s s a n t als Adressant genannt ist, ausgenommen, wrenn die Notadresse in ihrem Ehrenaccepte ausdrücklich bemerkt hat, dafs sie zu Ehren des A d r e s s a n t e n angenommen habe. Es wird angenommen, dafs nur eine solche ausdrückliche Bemerkung im A c c e p t e selbst vollkommen sicheren Aufschlufs über die Person des A d r e s s a n t e n giebt. I m Zweifel gilt also nicht der N o t a d r e s s a n t als H o n o r â t ; allerdings acceptiert die Notadresse, weil sie als solche berufen ist, allein der Zweck dieser Berufung wird am vollständigsten erreicht, wenn im Zweifel angenommen wird, dafs ihr Ehrenaccept nicht zu Gunsten des N o t a d r e s s a n t e n , sondern zu G u n s t e n des T r a s s a n t e n gegeben wurde, da bei dieser Annahme j e d e r Kautionsregrefs abgeschnitten erscheint. Das Ehrenaccept mit dem Beisatze per onor cli giro kann nur als zu Ehren des e r s t e n I n d o s s a n t e n erteilt gelten. Der E h r e n z a h l e r will sich w e c h s e l m ä f s i g e Revalierung vom H o n o r a t e n , von dessen V o r m ä n n e r n und dem A c c e p t a n t e n vorbehalten. W i l l er Regrefsrechte auch gegen andere Regrefspflichtige, aufser gegen den T r a s s a n t e n , erwerben, so mufs er sich deutlich aussprechen und einen vom T r a s s a n t e n verschiedenen H o n o r a t e n , als solchen, bezeichnen; dadurch erlangt er Regrefsrechte gegen den genannten H o n o r a t e n und dessen V o r m ä n n e r , also gegen diese N a c h m ä n n e r des T r a s santen. Unterläfst der Ehrenzahler die ausdrückliche Bezeichnung eines Honoraten, so wird angenommen, dafs er zu Ehren des T r a s s a n t e n zahlte (Art. 5 9 ) 5 , da dadurch die gröfste Anzahl von Regrefsschuldnern liberiert erscheint, also der Zweck der Ehrenzahlung, die Abschneidung des Regresses, am wirksamsten erreicht wird. Dieses gilt nicht blofs dann, wenn ein f r e m d e r Intervenient zu Ehren zahlt, sondern auch, wenn dies von seite einer N o t a d r e s s e oder eines E h r e n a c c e p t a n t e n geschieht; ihre Ehrenzahlung gilt also im Zweifel nicht als eine Zahlung zu Ehren des A d r e s s a n t e n oder des im Ehrenaccepte genannten H o n o r a t e n . Das Schweigen des Ehrenzahlers über 5 Anders T h ö l § 130 I I Xote 10, der dem Ehrenzahler die Wahl unter allen Wechselverpflichteten giebt.

§ 90. die

Person

Der Honorât und der Interveniet.

des H o n o r a t e n

mufs

zum

Vorteile

der

Regrefs-

p f l i c h t i g e n ausgelegt werden. A u c h bei d o m i z i l i e r t e n ohne Benennung

Tratten

des H o n o r a t e n

gilt

die

i m Zweifel

Ehrenzahlung

als z u G u n s t e n

des Τ r a s s a η t e n , n i c h t des A c c e p t a n t e η , bei d o m i z i l i e r t e n e i g e n e n Wechseln

als zu G u n s t e n des e r s t e n

n i c h t des A u s s t e l l e r s Wer

kann

verpflichtete jeder

Intervenient

leisten;

er

sein6?

können intervenieren,

Indossant7.

Der T r a s s a n t

übernimmt

Indossanten,

geleistet.

dadurch

eine

Auch

Wechsel-

so d e r T r a s s a n t

kann neue

ein

und

Ehrenaccept

Verpflichtung

als

8 Da vom Standpunkte des I n t e r v e n i e n t e n aus eine eigentliche Intervention nur dann vorliegt, wenn der I n t e r v e n i e n t nach geleisteter Zahlung ein R e c h t aus dem W e c h s e l erlangt, so kann in diesem Sinne weder der A c c e p t a n t , noch der A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels wirksam intervenieren. (Anders G o l d s c h m i d t , Grundr. S. 269, der eine Intervention des A c c e p t a n t e n als E h r e n z a h l e r s für zulässig hält; ebenso L e h m a n n § 140 Note 8.) Sie sind zur o r d e n t l i c h e n Zahlung des Wechsels in erster Linie verpflichtet, sie können nur schlechthin (animo solvendi) die Wechselschuld tilgen, sie können sich aber nicht selbst durch Einlösung des Wechsels (animo emendi) eine Wechselforderung verschaffen, sie können nicht wirksam G l ä u b i g e r aus dem Wechsel werden, aus dem sie s e l b s t allen denjenigen, die sie überhaupt möglicherweise als H o n o r a t e n und als dessen V o r m ä n n e r im Regrefswege in Anspruch nehmen könnten, als H a u p t s c h u l d n e r zur Zahlung verpflichtet sind. Würden sie bei der Intervention einen regrefspflichtigen V o r m a n n als H o n o r a t e n bezeichnen und gegen ihn Zahlungsregrefs nehmen, so könnte der beklagte H o n o r â t sofort sein eigenes Recht aus dem Wechsel als wirksame Einrede vorbringen und darauf hinweisen, dafs der Intervenient, was er mit der einen Hand nehme, sogleich mit der anderen zurückerstatten müfste; dolo facit qui petit quod redditurus est. Durch die Ehrenzahlung des A c c e p t a n t e n und des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels erscheint also die Wechselforderung schlechthin getilgt; eine Intervention liegt aber nicht vor, wenn durch den betreffenden A k t jedes Recht aus dem Wechsel abgeschnitten wird.

* 7 Der Zweck der Ehrenannahme des T r a s s a n t e n oder des I n d o s s a n t e n kann darin gelegen sein, dafs der Trassant oder Indossant dadurch die R e g r e f s n a h m e in ihre Hände zu bringen vermögen, denn der Wechselinhaber ist nunmehr v e r p f l i c h t e t , bei dem T r a s s a n t e n oder I n d o s s a n t e n in ihrer Eigenschaft als E h r e n a c c e p t a n t e n den Wechsel zur Zahlung zu präsentieren, wenn er nicht den Kegrefs gegen den H o n o r a t e n und dessen N a c h m ä n n e r aufzugeben gesonnen ist.

416

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

E h re η a c c e p t a n t , jedoch nur gegenüber solchen Personen, denen er ohnehin schon als T r a s s a n t verpflichtet i s t ; leistet er das Ehrenaccept zu Ehren eines N a c h m a n n e s , so können der H o n o r â t und dessen V o r m a n n e r gegen ihn Kautionsregrefs nehmen. Die E h r e n z a h l u n g des T r a s s a n t e n kann nicht zu Ehren eines seiner N a c h m ä n n e r erfolgen, dem er schon als T r a s s a n t regrefspflichtig ist; denn würde er auf Grund der Ehrenzahlunng eine R e g r e f s k l a g e gegen diesen N a c h m a n n anstellen, so könnte dieser Nachniann sofort seinerseits Regrefs gegen ihn nehmen und Wiedererstattung des Geleisteten verlangen. Der Trassant kann daher nur zu e i g e n e n Ehren zahlen oder zu Ehren des A c c e p t a n t e n , so dafs ihm nur sein Wechselrecht gegen den A c c e p t a n t e n bleibt. Jeder I n d o s s a n t kann zu Ehren eines seiner V o r m ä n n e r oder auch zu Ehren eines Ν a c h m a n n e s acceptieren 8 . Leistet der Indossant die E h r e n Z a h l u n g zu Gunsten eines V o r m a n n e s , so verzichtet er auf das R e g r e f s r e c h t gegen jene Vormänner, die als Z w i s c h e n m ä n n e r zwischen dem H o n o r a t e n und dem intervenierenden I n d o s s a n t e n erscheinen. Die Regrefsnahme wird demnach durch diese Ehrenzahlung eines Indossanten a b g e k ü r z t ; ein solcher E h r e η z a h l e r erlangt aber auf Grund der Ehrenzahlung kein Recht a u s d e m W e c h s e l , das er nicht schon ohnehin als I n d o s s a t a r hatte; er kann durch seine Ehrenzahlung nicht bewirken, dafs die ihm ohnehin wechselverpflichteten V o r m ä n n e r und der A c c e p t a n t noch weiter gebunden werden 9 . 8 Durch das E h r e n a c c e p t zu Ehren eines Ν ach mann e s übernimmt er eine neue Verpflichtung nur gegenüber solchen Personen, denen er ohnehin schon als I n d o s s a n t verpflichtet ist. Leistet er das Ehrenaccept zu Gunsten eines V o r m a n n e s , so übernimmt er eine neue Wechselverpflichtung, die zu der bereits vorhandenen aus dem Indossamente hinzutritt; diese neue Wechselverpflichtung entsteht gegenüber denjenigen seiner V o r m ä n n e r , die als Zwischenmänner zwischen dem H o n o r at en und ihm selbst (als I n d o s s a n t e n ) erscheinen. 9 Die Ehrenzahlung des I n d o s s a n t e n und ebenso die des T r a s s a n t e n kann für sie das Mittel sein, eine ungewisse Rechtslage zu beendigen, da sie sonst vielleicht gezwungen werden könnten, den Wechsel zu einem ihnen

§ 90.

Der Honorât und der Intervenient.

Der I n d o s s a n t kann auch zu e i g e n e n E h r e n zahlen; er beseitigt dadurch den R e g r e i s des Wechselinhabers gegen sich selbst, so dafs auch durch diese Intervention die Regrefsnahme abgekürzt erscheint; er erlangt aber auf Grund der Ehrenzahlung kein neues Recht aus dem Wechsel, das er nicht schon ohnehin als I n d o s s a t a r hatte. Zu Ehren eines Ν a c h m a n n e s kann der Indossant nicht zahlen, denn er ist ihm gegenüber s e l b s t regrefspf l i e h t i g , kann also i h m gegenüber kein Regrefsrecht aus dem Wechsel erlangen. Intervenieren kann selbstverständlich jeder, der N o t a d r e s s a t sein kann (s. oben S. 377), daher jeder, der aus dem Wechsel noch n i c h t verpflichtet ist. Schon die Bezeichnung der Intervention als E h r e n a n n a h m e , E h r e n z a h l u n g deutet darauf hin, dafs es sicli in erster Linie um Accept oder Zahlung eines D r i t t e n handelt, der noch n i c h t aus dem Wechsel verpflichtet ist. Daher kann insbesondere auch der D o m i z i l i a t , der V e r w a h r e r des zum Accept versendeten Duplikats, der Wechseli n h a b e r selbst und auch der Bezogene intervenieren. Der W e c h s e l i n h a b e r wahrt sich durch eine von ihm zu eigenen Händen geleistete E h r e n z a h l u n g das Regrefsrecht gegen den H o n o r a t e n , zu dessen Ehren er gezahlt h a t , und dessen V o r m ä n n e r , schneidet sich aber selbst den Regrefs gegen die Ν ach m a n n e r des Honoraten ab, daher auch diesen N a c h m ä n n e r n gegen den H o n o r a t e n , so dafs auch durch diese Intervention eine Verminderung des Regresses erreicht wird. Auch der Bezogene k a n n , wenn er n i c h t aeeeptiert hat, intervenieren und dadurch die ungünstige W i r k u n g paralysieren, die seine Nichthonorierung des Wechsels hervorgebracht hat. Der Bezogene kann entweder zu Ehren des T r a s s a n t e n selbst oder eines I n d o s s a n t e n aeeeptieren 10 . sehr unbequemen Zeitpunkte, in dem ihnen gerade die dazu notwendigen Fonds fehlen könnten, einzulösen, oder erst so spät, dafs in der Zwischenzeit der regrefspfiichtige Y o r m a η η oder der A c c e p t a n t zahlungsunfähig geworden sind. 10 Durch das Ehrenaccept zu Ehren des T r a s s a n t e n sichert er sich seinerseits den Vorteil des W e c h s e l r e g r e s s e s gegen den T r a s s a n t e n , G r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

27

418

§91.

Konkurrenz mehrerer Interveniente.

Der Bezogene, der das o r d e n t l i c h e Accept abgeschlagen h a t , steht jedem anderen gleich, den das Wechselgeschäft gar nichts angeht; er hat daher kein R e c h t darauf, zum E h r e n a c c e p t e zugelassen zu werden, er hat umsoweniger das Recht, eine N o t a d r e s s e zu verdrängen; der Wechselinhaber mufs vielmehr, sobald der B e z o g e n e das o r d e n t l i c h e A c c e p t verweigert h a t , zunächst die N o t a d r e s s e aufsuchen bei sonstigem Verluste des K a u t i o n s regresses.

§ 91. Konkurrenz mehrerer Intervenienten. I. K o n k u r r e n z v o n N o t a d r e s s e n . A n g a b e d e r R e i h e n f o l g e i m W e c h s e l . Ist eine bes t i m m t e R e i h e n f o l g e der N o t a d r e s s e n im Wechsel angegeben1, so erscheint jede f o l g e n d e N o t ad resse erst für den Fall berufen, als die in der angegebenen Ordnung v o r h e r g e h e n d e nicht honoriert hat. Der Wechselinhaber, der den Wechsel mit den in der Reihenfolge angegebenen N o t a d r e s s e n erwirbt, unterwirft sich aus freien Stücken der von einem jeden Adressanten auferlegten B e d i n g u n g , gegen i h n und seine N a c h m ä n n e r erst dann zu regredieren, wenn er vergebens den Versuch gemacht haben werde, die Honorierung des Wechsels erspart aber doch gleichzeitig dem T r a s s a n t e n jene Nachteile, die mit dem Rückgange des Wechsels im Regrefswege verknüpft sind. Zu Ehren eines I n d o s s a n t e n wird der Bezogene dann acceptieren, wenn er den I n d o s s a n t e n für sicher hält, daher gegen ihn den Wechselregrefs zu nehmen berechtigt sein will. 1 Damit die Reihenfolge der von v e r s c h i e d e n e n A d r e s s a n t e n gesetzten Notadressen aus dem AVechsel ersichtlich sei, müssen die A d r e s s a n t e n dafür sorgen, dafs ihre Urheberschaft auf dem W e c h s e l erkennbar gemacht werde. Ist dies der Fall, so geht die Notadresse eines f r ü h e r e n Vormannes der eines s p ä t e r e n Vormannes (so ausdrücklich U n g a r n § 56 Al. 2), daher die Notadresse des T r a s s a n t e n allen anderen vor, hierauf folgt die Notadresse des e r s t e n Indossanten u. s.w. Rühren die Notadressen von e i n e m u n d d e m s e l b e n A d r e s s a n t e n lier, so wird die Reihenfolge durch die Angabe der Z e i t der Hinzufügung bestimmt, daher z. B. die früher d a t i e r t e Notadresse des T r a s s a n t e n vor der mit einem s p ä t e r e n Z e i t datum versehenen Notadresse des T r a s s a n t e n den Vorzug hat.

§91.

Konkurrenz mehrerer Interveniente

von den dazu für den Fall der Not Berufenen mit Beobachtung dieser angegebenen Reihenfolge zu erlangen. Es ist daher Sache des Wechselinhabers, darauf zu sehen, dafs der Protest bei den N o t a d r e s s e n gehörig, also in jener O r d n u n g , in der sie im W e c h s e l angegeben sind, erhoben werde, bis eine der angegebenen Notadressen den Wechsel honoriert. Wird diese R e i h e n f o l g e vom Wechselinhaber n i c h t beobachtet, und erfolgt die Honorierung durch keine einzige der angegangenen Notadressen, so ist es so anzusehen, als ob der Wechselinhaber die Notadressen überhaupt n i c h t befragt oder bei ihnen keinen P r o t e s t wegen Nichtannahme oder Nichtzahlung erhoben hätte. Erfolgt dagegen die Honorierung des Wechsels von seiten einer s p ä t e r e n Notadresse trotz der Nichteinhaltung der ersichtlichen Reihenfolge, so kann den W e c h s e l i n h a b e r selbst kein Präjudiz treffen, denn er hat in der E h r e n a n n a h m e auch der s p ä t e r e n Notadresse die gewünschte Sicherheit, in deren E h r e n z a h l u n g seine volle Befriedigung; von einem R e g r e f s anspruch des Wechselinhabers kann nicht mehr die Rede sein, also auch nicht von einem Regrefsverluste 2 . Nicht der Wechselinhaber, wohl aber der I n t e r v e n i e n t selbst, ferner der H o n o r â t und dessen V o r m ä n n e r können darunter leiden, dafs eine N o t a d r e s s e ohne Beachtung der Reihenfolge E h r e n a c c e p t oder E h r e n z a h l u n g geleistet hat. 2

Der W e c h s e l i n h a b e r ist daher nicht verpflichtet, dem E l i r e n a c c e p t e der in der Reihenfolge z u e r s t kommenden N o t a d r e s s e stets den Vorzug zu geben, auch dann, wenn er ihr kein Vertrauen schenkt; er kann vielmehr, wenn er eine in der Reihe s p ä t e r folgende N o t a d r e s s e für kreditwürdiger hält, deren E h r e n a c c e p t vorziehen. Der Wechselinhaber ist auch niemandem deshalb s c h a d e n e r s a t z p f l i c h t i g , weil er die Reihenfolge der Notadressen nicht beachtet hat, denn es handelt sich j a nicht um die Verletzung einer Pflicht, die er gegenüber dem V o r m a n n e zu erfüllen hat, sondern blofs um eine B e d i n g u n g seines Regrefsrechts; es ist ja durchaus seiner W i l l k ü r überlassen, ob er überhaupt zur A n nahme präsentieren will, er kann daher den V o r m a n n e r η nicht verpflichtet sein, das E h r e n a c c e p t einer N o t a d r e s s e überhaupt oder gar das (1er früheren Notndresse einzuholen. Die V o r m ä n n e r hätten ja selbst den Wechsel zur A n n a h m e präsentieren und eventuell das E h r e n a c c e p t der N o t a d r e s s e mit Beobachtung der Reihenfolge einholen können. 27*

420

§91.

Konkurrenz mehrerer Interveniente!!.

I n der That fehlt in einem solchen Falle dem I n t e r v e n i e n t e n selbst der Z a h l u n g s r e g r e f s gegen jene R e g r e f s p f l i c h t i g e n , die durch die Zahlung der besseren Notadresse befreit worden wären, also gegen die N a c h m ä n n e r des Adressanten der übergangenen besseren Notadresse; auch hat dieser Intervenient wegen Nichteinhaltung der Rangordnung als E h r e n a c c e p t a n t keinen Anspruch auf die Provision des Art. 65 und haftet dem H o n o r a t e n für den ihm verursachten Schaden; es fehlt ferner dem H o n o r a t e n und jenen V o r m a n n e r η des Honoraten, die dem Adressanten der übergangenen besseren Notadresse folgen, der Kautionsregrefs 3 . K e i n e A n g a b e der R e i h e n f o l g e i m Wechsel. Ist die R e i h e n f o l g e der N o t a d r e s s e n im Wechsel n i c h t deutlich angegeben — was gewöhnlich der Fall ist — so stehen a l l e Notadressen auf einer und derselben L i n i e ; der Wechselinhaber kann ohne weiteres jene Notadresse wählen 4 , deren Ehrenaccept ihm mehr Vertrauen einfiöfst; er mufs jedoch, wenn die z u e r s t angesprochene N o t a d r e s s e n i c h t honoriert, die Aufforderung zur Honorierung bei a l l e n übrigen N o t a d r e s s e n , ohne eine bestimmte Reihenfolge einhalten zu müssen, so lange fortsetzen, bis entweder von Seiten einer Notadresse die Honorierung wirklich erfolgt ist — in welchem Falle die anderen Notadressen ihre Wirkung verlieren — oder bis feststeht, dafs von a l l e n angegebenen Notadressen die Honorierung n i c h t zu erlangen ist. Unterläfst es der Wechselinhaber, die Honorierung des in Not geratenen Wechsels bei a l l e n Notadressen anzusuchen, so verliert er wegen Nichterfüllung der Bedingung den K a u t i o n s 3 Diesem A d r e s s a n t e n der in der Reihe vorhergehenden, also b e s s e r e n Notadresse lind dessen N a c h m ä n n e r n wäre durch das E h r e n a c c e p t d i e s e r Notadresse ein Vorteil erwachsen, der ihm nicht verloren gehen kann, weil der Wechselinhaber eine in der Reihenfolge ersichtlich s p ä t e r folgende Notadresse f r ü h e r angegangen hatte, zu einer Zeit, bevor noch überhaupt der Fall der Not, für den sie allein gerufen wurde, eingetreten war. Läfst daher ζ. B. der Wechselinhaber die Notadresse des I n d o s s a n t e n zum E h r e n a c c e p t e zu, bevor er bei der Notadresse des T r a s s a n t e n das Ehrenaccept gesucht hat, so hat der I n d o s s a n t als H o n o r â t keinen K a u t i o n s r e g r e f s gegen den T r a s s a n t e n . 4 So ausdrücklich U n g a r n § 56 Al. 2.

§91.

Konkurrenz mehrerer Interveniente.

regrefs g a n z , den Zahlungsregrefs zum T e i l , nämlich gegen die A d r e s s a n t e n der n i c h t beachteten Notadressen und deren Nachmänner, Die Stellung des W e c h s e l i n h a b e r s bringt es mit sich, dafs er einen Vorrang unter den N o t a d r e s s e n , die ohne eine aus dem Wechsel ersichtliche Reihenfolge angegeben sind, n i c h t zu beachten braucht; denn er hat nicht die Pflicht, die Interessen der Wechselgaranten wahrzunehmen. Anders verhält es sich mit den N o t a d r e s s e n u n t e r e i n a n d e r ; sie müssen derjenigen den Vorzug geben, von der es ihnen, wenn auch nicht aus dem W e c h s e l , so doch aus dem P r o t e s t e (arg. Art. 64), bekannt ist, dais sie durch ihre Intervention eine gröfsere Anzahl von Liberierungen bewirken würde (Art. 56, Art. 64); denn jede Notadresse ist nur s u b s i d i ä r berufen, nur für den F a l l , dafs nicht durch eine a n d e r e Notadresse der Zweck der Intervention besser erreicht wird. Drängt sich daher eine Notadresse zur E h r e n a n n a h m e , obwohl sie aus dem P r o t e s t e wufste, dafs sich eine a n d e r e Notadresse erboten hatte, zu Gunsten eines V o r m a n n e s ihres H o n o r a t e n zu acceptieren, so büfst sie später ihre Vordringlichkeit durch teilweisen Verlust des Zahlungsregresses, zwar nicht gegen den A d r e s s a n t e n der widerrechtlich verdrängten Notadresse, wohl aber gegen dessen N a c h m ä n n e r (Art. 64). Der erste I n d o s s a n t kann ζ. B. verlangen, dafs s e i n e Notadresse der Notadresse des T r a s s a n t e n den Vorzug gebe, denn die Intervention der letzteren liegt im Interesse a l l e r Indossanten, da sie alle ohne Ausnahme liberiert. Es ist daher gerechtfertigt, wenn die N a c h n i ä n n e r des A d r e s s a n t e n der widerrechtlich v e r d r ä n g t e n N o t a d r e s s e (d. h. a l l e I n dossanten) vom Regrefs frei werden, da sie durch die Intervention der Notadresse des Trassanten ebenfalls frei geworden wären, wenn aber der A d r e s s a n t selbst, d. h. der T r a s s a n t , n i c h t frei w i r d , da er auch gegenüber der v e r d r ä n g t e n Notadresse dem Zahlungsregresse ausgesetzt geblieben wäre. II. K o n k u r r e n z von n i c h t berufenen I n t e r v e n i e n t e n . K o n k u r r e n z bei der E h r e n a c c e p t a t i o n . Erbieten sich mehrere n i c h t durch Notadresse Berufene zum E h r e n a c c e p t ,

§

422

. Konkurrenz mehrerer Interveniente.

so hat der Wechselinhaber die freie W a h l ; denn es steht ja auch in seiner W i l l k ü r , A l l e zurückzuweisen; er kann daher das v o n wem immer f ü r wen immer angebotene Ehrenaccept vorziehen, auch wenn durch E h r e n z a h l u n g dieses Ehrenacceptanten w e n i g e r Wechselschuldner liberiert werden. K o n k u r r e n z b e i der E h r e n z a h l u n g . Erbieten sich mehrere, nicht durch Notadresse Berufene zur E h r e n z a h l u n g , so ist der W e c h s e l i n h a b e r selbst zwar n i c h t berechtigt, diese E h r e n z a h l e r z u r ü c k z u w e i s e n , da er sonst den R e g r e f s gegen die N a c h man η er des H o n o r a t e n verliert; er ist aber n i c h t verpflichtet, einen V o r z u g unter den I n t e r v e n i e n t e n zu beachten; er darf j e d e , von wem immer, ihm angebotene E h r e n z a h l u n g annehmen. Der I n t e r v e n i e n t selbst muis aber untersuchen, ob nicht ein anderer, gesetzlich bevorzugter Mitbewerber vorhanden sei, mit dem er durch seine Ehrenzahlung in Kollision käme. Sobald der Intervenient aus dem W T echsel oder P r o t e s t ersehen konnte 5 , dafs er mit einem anderen, gesetzlich bevorzugten Intervenienten konkurriere, mufs er weichen, ausgenommen, wenn er unter g l e i c h e n Bedingungen, wie dieser, intervenieren, oder wenn er gar denselben ü b e r b i e t e n wollte. E i n Intervenient, der trotz des aus dem W T echsel oder P r o t e s t e ersichtlichen Vorranges eines anderen, besseren Intervenienten nicht weichen w i l l und die Ehrenzahlung macht, verliert seine R e g r e f s anspri'iche gegen diejenigen, die durch die Ehrenzahlung des verdrängten, besseren Intervenienten b e f r e i t worden wären. Hätte er sich nicht vorgedrängt, so wäre der Regrefs auch gegen den H o n o r a t e n des s i c h v o r d r ä n g e n d e n Intervenienten weggefallen. D i e s e r H o n o r â t b l e i b t d a h e r d e f i n i t i v b e f r e i t . Der sich vordrängende Intervenient wird daher zur Strafe so behandelt , als ob er selbst zu Ehren jenes H o n o r a t e n gezahlt hätte, zu dessen Ehren der v e r d r ä n g t e Intervenient einzutreten den Willen hatte; er verliert daher das Regrefsrecht gegen die N a c h m ä n n e r dieses Honoraten, nicht auch gegen d e n H o n o r a t e n selbst, da d i e s e r ja auch dem v e r d r ä n g t e n 5

Ebenso U n g a r n § 64.

§ 91. Konkurrenz mehrerer Interveniente!!.

423

Ehrenzahler verhaftet geblieben wäre, seine Lage also durch das unrechtmäfsige \ 7 ordrängen nicht verschlechtert erscheint. Der Vorrang gebührt jener Ehrenzahlung, durch die die m e i s t e n Wechsel verpflichteten b e f r e i t werden 6 , also zunächst der Ehrenzahlung zu Gunsten des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels, hierauf der zu Gunsten des T r a s s a n t e n , sodann der zu Gunsten des e r s t e n , sodann der zu Gunsten des z w e i t e n Indossanten u. s. w. Das Gesetz (Art. 64) spricht zwar nur vom Verluste des Regresses des sich widerrechtlich vordrängenden Ehrenzahlers gegen die „ I n dossanten", hat also nur den Fall im Auge, dafs ein Intervenient widerrechtlich verdrängt wurde, der zu Ehren eines I n d o s s a n t e n oder des T r a s s a n t e n zahlen wollte; allein daraus darf nicht gefolgert werden, dafs eine Ehrenzahlung ' zu Gunsten des A c c e p t a n t e n unmöglich sei; das Gesetz normiert eben nur id quod plerumque fit. Der Ehrenzahler zu Ehren des T r a s s a n t e n hat den Vorzug vor Allen, die sich nur erbieten, zu Gunsten was immer für eines I n d o s s a n t e n zu zahlen; denn er liberiert zwar nicht den Trassanten, wohl aber a l l e I n d o s s a n t e n ohne Ausnahme vom Regrefs. Die Ehrenzahlung zu Ehren des e r s t e n Indossanten liberiert nur die N a c h m ä n n e r desselben vom Regrefs, weder den T r a s s a n t e n noch den e r s t e n Ind o s s a n t e n u. s. w. III.

K o n k u r r e n z von Notadressen und von n i c h t berufenen Intervenienten.

Nach den gleichen Grundsätzen ist der Vorrang bei der Ehrenzahlung auch dann zu entscheiden, wenn nicht blofs mehrere n i c h t durch Notadressse Berufene, sondern auch wenn mehrere N o t a d r e s s e n , und wenn ein E h r e n a c c e p t a n t Ehrenzahlung leisten wollen. Das Gesetz (Art. 64) begreift unter den sich widerrechtlich vordrängenden Intervenienten auch die Notadresse; vgl. Art. 61 („von einer Notadresse oder einem a n d e r e n Intervenienten"). Auch d e n N o t a d r e s s e n und auch den E h r e n a c c e p t a n t e n geht derjenige F r e m d e vor, der durch Ebenso U n g a r n § 64.

424

§ 92.

Verhältnis der Wechselverjährung zur civilrechtl. Verjährung.

seine Ehrenzahlung eine g r ö f s e r e Anzahl von Liberierungen bewirkt7. Ebensowenig wie die N o t a d r e s s e oder der E h r e n a c c e p t a n t , ebensowenig hat der B e z o g e n e oder der W e c h s e l i n h a b e r einen Vorrang bei der E h r e n z a h l u n g ; auch sie müssen dem f r e m d e n Ehrenzahler weichen, der durch seine Intervention eine g r ö f s e r e Anzahl von Regrefschuldnern liberiert 8 . Erbieten sich mehrere zur Intervention zu Gunsten eines u n d d e s s e l b e n Wechselverpflichteten, so braucht keiner vor dem anderen zurückzutreten; weder die No t a d res se, noch der E h r e n a c c e p t a n t können einen Vorrang beanspruchen.

Die Wechselverjährung'. § 92. Verhältnis der Wechselverjährung znr cirilrechtliclien Verjährung. K u r z e D a u e r d e r W e c h s e l v e r p f l i c h t u n g . Die Wechselordnung zwingt den Wechsel gläubiger, das Recht aus dem Skripturakte binnen einer k u r z e n V e r j ä h r u n g s f r i s t geltend zu machen, um die strenge Wechselverpflichtung durch schleunige Lösung zu mildern; sie stellt, um die Sicherheit der R e g r e f s p f l i c h t i g e n zu fördern, neben den kurzen Verjährungfristen auch noch besondere Bestimmungen über die U n t e r b r e c h u n g der Verjährung auf (Art. 80) und schliefst insbesondere die A n e r k e n n u n g als Unterbrechungsgrund aus. 7

Der E h r e n a c c e p t a n t mufs weichen, wenn ein F r e m d er zu Ehren eines f r ü h e r e n Vormannes zahlen will; eine Entschädigung liegt für ihn in der Provision nach Art. 65. Unter der gleichen Voraussetzung mufs die N o t a d r e s s e weichen; sie handelt, indem sie zurücktritt, im Interesse des A d r e s s a n t e n , denn durch die Ehrenzahlung des Fremden wird auch der A d r e s s a n t liberiert, während er bei der Ehrenzahlung der N o t a d r e s s e als H o n o r â t r e g r e f s p f l i c h t i g gewesen wäre. 8

Der B e z o g e n e , der n i c h t acceptiert hat, steht dem Wechselgeschäfte fremd gegenüber und verdient umsoweniger den Vorrang, als es in seiner Hand lag, sich durch Leistung der o r d e n t l i c h e n Zahlung, um die er ja z u n ä c h s t jedenfalls angegangen werden mufs, den Vorzug vola l i en Intervenienten zu sichern; er kann daher n a c h dem Proteste mangels Zahlung keinen Vorrang vor a n d e r e n Ehrenzahlern beanspruchen.

§ 92. Verhältnis der Wechselverjährung zur civilrechtl. Verjährung.

Verjährungsfristen, nicht Ausschlufsfristen. Infolgedessen haben die von der Wechselordnung für die Anstellung der Wechselklagen aufgestellten V e r j ä h r u n g s f r i s t e n zwar das strengere, rechtliche Gepräge von g e s e t z l i c h e n A u s s c h l u f s - P r ä k l u s i v f r i s t e n erhalten, da sie, wie diese, einen festen, zeitlichen Rahmen darstellen, innerhalb welches, zwar nicht die E x i s t e n z des Rechts aus dem Wechselskripturakte, wohl aber dessen w i r k s a m e G e l t e n d m a c h u n g eingeschlossen erscheint, ohne dafs sie aber wegen dieser modifizierten Wirkungen aufhören, das zu sein, als was sie das Gesetz klar und unzweifelhaft bezeichnet, nämlich Verjährungsfristen. Rücksichtlich dieser Verjährungsfristen können zwar die Grundsätze cler civilrechtlichen Verjährung e r g ä n z e n d zur Anwendung gebracht werden, jedoch nur mit Beachtung des Umstandes, dafs der Gesetzgeber die abweichende Regelung der Wechselverjährung nur zu dem Zwecke vorgenommen h a t , um i m Interesse der Wechselschuldner, insbesondere der Wechselregrefspflichtigen, den Ablauf der Verjährung zu beschleunigen. U n z u l ä s s i g k e i t der V e r l ä n g e r u n g d e r D a u e r d e r W e c h s e l v e r p f l i c h t u n g d u r c h V e r t r a g . Wie bei der civilrechtlichen Verjährung, so ist auch hier eine vertragsmäfsige A b k ü r z u n g der Verjährungsfrist zulässig 1 , nicht aber eine vertragsmäfsige V e r l ä n g e r u n g ; ebensowenig ein Vertrag, durch den auf die Einhaltung der Verjährungsfrist von Seiten des Wechselschuldners i m v o r a u s Verzicht geleistet w i r d 2 . B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r V e r j ä h r u n g v o n A m t s wegen. Da durch die Verjährung die w e c h s e l m ä f s i g e Verbindlichkeit aus dem Skripturakte erloschen ist (Art. 83), so hat der Richter, wenn die eingetretene Verjährung offensichtlich i s t 3 , von A m t s w e g e n , ohne erst die Einwendung des Beklagten abzuwarten, die W e c h s e l k l a g e abzuweisen. 1

D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 225; öst. bürgerl. G.B. § 1502. D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 225; öst. bürgerl. G.B. § 1502; dagegen S t a u b zu A r t . 77 §§ 4, 11. 3 Ist die eingetretene Verjährung nicht zweifellos, so liegt dem Regrefspflichtigen, der sich auf die Verjährung beruft, die Beweislast ob; er mufs den A b l a u f , daher auch den B e g i n n der Verjährung beweisen. R.O.H.G. I I S. 124, I I I S. 131, V I S. 228. 2

426

§ 93.

Die Dauer und der Beginn der Verjährungsfristen.

H e m m u n g s g r ü n d e der V e r j ä h r u n g . M i t der Tendenz des Gesetzes, im Interesse der Wechselschuldner eine längere Dauer der Wechselverpflichtung hintanzuhalten, stände es nicht im Einklänge, wenn die für die gewöhnliche Verjährung geltenden, blofs s u b j e k t i v i n der P e r s o n des W e c h s e l g i ä u b i g e r s g e l e g e n e n Hemmungsgründe 4 auch für den Lauf der wechselrechtlichen Verjährungsfristen in Betracht kämen, also den B e g i n n des Laufes verhinderten 5 , oder den bereits begonnenen L a u f a u f h i e l t e n 6 , so dafs der Wechselschuldner aus Gründen, die b l o f s i n d e r P e r s o n des W e c h s e l g l ä u b i g e r s liegen, längere Zeit verpflichtet bliebe, als es das Gesetz (Art. 77, 78, 79, 104) bestimmt hat. Anders verhält es sich, wenn o b j e k t i v e Hindernisse dem Wechselgläubiger die Anstellung der Klage unmöglich machen 7 .

§ 93.

Die Daner und der Beginn der Verjährungsfristen.

1. G e g e n d e n A c c e p t a n t e n u n d A u s s t e l l e r des e i g e n e n W e c h s e l s . Das Recht aus den Skripturakten des A c c e p t a n t e n und A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels mufs spätestens binnen d r e i Jahren vom V e r f a l l t a g e geltend gemacht werden (Art. 77, 100) 1 , auch gegen den Acceptanten einer S i c h t t r a t t e , gegen den A u s s t e l l e r eines e i g e n e n S i c h t 4

Mangel der gesetzlichen Vertretung bei geschäftsunfähigen oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Gläubigern (deutsch, bürgerl. G.B. §§ '206, 104, 106, 113; öst. bürgerl. G.B. § 1494); das nahe Verhältnis zum Schuldner (zwischen Ehegatten, Eltern und Kindern, Vormund und Mündel, d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 204; öst. bürgerl. G.B. § 1495); Abwesenheit (öst. bürgerl. G.B. § 1496).. 5 So nach § 204 d e u t s c h , bürgerl. G.B., §§ 1494, 1495, 1496 ö s t . bürgerl. G.B. 6 So nach § 206 d e u t s c h , bürgerl. G.B., §§ 1494, 1495, 1496 öst. bürgerl. G.B. 7 So im Falle der Verhinderung der Rechtsverfolgung durch höhere Gewalt oder gänzlichen Stillstand der Rechtspflege — § 208 d e u t s c h , bürgerl. G.B. — oder wegen einer dem Erben zustehenden Überlegungsfrist bei Nachlafsforderungen ( d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 207). Die E r ö f f n u n g des Konkurses über den Wechselschuldner ist kein Hemmungsgrund (anders U n g a r n § 89). 1 Ebenso U n g a r n § 84.

§ 93.

Die Dauer und der Beginn der Verjährungsfristen.

Wechsels, gegen den Acceptanten einer d o m i z i l i e r t e n Tratte und gegen den Aussteller eines d o m i z i l i e r t e n eigenen Wechsels 2 , gegen den Ehrenacceptanten und den Avalisten. Hat der Bezogene ein rücksichtlich des Verfalltages m o d i f i z i e r t e s A c c e p t erteilt und den Verfalltag hinausgeschoben, so beginnt dessenungeachtet der Lauf der Verjährungsfrist auch ihm gegenüber nicht mit dem im Accepte angegebenen Tage — obgleich er nicht gezwungen werden kann, früher zu zahlen (Art. 22 Al. 2), also actio nicht nata ist — sondern mit dem im W e c h s e l angegebenen Verfalltage 3 , denn der feste zeitliche Rahmen, innerhalb dessen das Recht aus dem Skripturakte geltend gemacht werden kann, soll im Sinne des Gesetzes in keiner anderen Weise erweitert werden können, als wenn der Lauf der Verjährung nach Art. 80 unterbrochen oder durch objektive Hindernisse der Klageanstellung gehemmt wird. Daher verhält es sich ebenso, wenn das A c c e p t überhaupt erst n a c h dem Verfalltage erteilt wurde. Durch vertragsmäfsige P r o l o n g a t i o n wird in der vom W e c h s e l ausgewiesenen V e r f a l l z e i t nichts geändert, daher auch nicht an dem B e g i n n e des Laufes der Verjährungsfrist. Die Berechnung der Verjährungsfristen erfolgt nach der in Art. 32 anerkannten modernen Vulgärberechnung, die der deutschen Rechtsanschauung und dem Geiste der Wechselordnung entspricht. Der Verfalltag (Art. 77, 100) ist daher nicht mitzurechnen 4 . 2. G e g e n d e n T r a s s a n t e n u n d g e g e n e i n e n I n d o s s a n t e n . Die Regrefsklage gegen den T r a s s a n t e n und gegen einen I n d o s s a n t e n verjährt in drei, je nach der geo2

Dagegen Τ h öl § 194 S. 787. Dagegen T h ö l § 195 S. 789. 4 Ebensowenig der Tag des erhobenen Protestes (Art. 78), der Tag der Zahlung (Art. 78), der Tag der Klageanstellung oder Klagebehändigung (Art. 79). Ist der Wechsel am 15. März 1894 fällig, so endigt die Verjährungsfrist gegenüber dem Acceptanten am 15. März 1897. Das Recht aus dem Skripturakte des Acceptanten wird daher auch dann noch in Sicherheit gebracht, wenn die Klage erst am 15. März angestellt oder, in Ö s t e r r e i c h , behändigt wird. R.O.H.G. I I I S. 417; R.G. X I S. 45, X V I I S. 80; dagegen T h ö l § 195 S. 790. 3

428

93.

Die Dauer und der Beginn der Verjährungsfristen.

g r a p h i s c h e n E n t f e r n u n g des Ζ a h i u n g s o r t e s oder des W o h n o r t e s des Regrefsnehmers keit

der K o m m u n i k a t i o n

— m i t R ü c k s i c h t a u f die Schwierig— verschieden abgemessenen,

kurzen

6

Protest

F r i s t e n ( A r t . 78, 7 9 ) 5 . Die

Regrefsforderung

des

letzten

Inhabers,

der

erheben liefs, v e r j ä h r t i n d r e i , s e c h s oder a c h t z e h n M o n a t e n , und

zwar

zahlbar Monaten, und

in

drei

Monaten,

wenn

i s t , ausgenommen I s l a n d

der

Wechsel

in

Europa

u n d die F a r ö e r ;

in sechs

wenn der W e c h s e l i n den K ü s t e n l ä n d e r n von

Afrika

längs

des

Mittelländischen

und

Asien

Schwarzen

Meeres oder i n d e n d a z u g e h ö r i g e n I n s e l n dieser Meere

zahl-

bar

einem

ist;

anderen Faröern

in a c h t z e h n

Monaten,

aufsereuropäischen

w e n n der W e c h s e l i n Lande',

in

Island

oder

den

verjährt in

drei,

z a h l b a r ist ( A r t . 78).

Die Regrefsforderung

eines I n d o s s a n t e n

sechs, a c h t z e h n M o n a t e n , j e n a c h d e m d e r W o h n o r t des Regrefsnehmers z u r Z e i t des Beginns der V e r j ä h r u n g i m ersten, z w e i t e n oder d r i t t e n g e o g r a p h i s c h e n Gebiete gelegen ist ( A r t . 5

79)7.

Rücksichtlich des l e t z t e n Wechselinhabers ist für die Dauer der Verjährungsfrist die Lage des Z a h l u n g s o r t e s entscheidend, weil der Wechsel im Augenblicke, wo der l e t z t e Inhaber seinen Regrefs nimmt, sich am Z a h l u n g s o r t e befindet. Rüchsichtlich der I n d o s s a n t e n , die den Wechsel im Regrefswege eingelöst haben (Art. 51), ist nicht die Lage des Z a h l u n g s o r t e s entscheidend, da nicht anzunehmen ist, dafs sie daselbst wohnen, und da sie auch nicht, wie der l e t z t e Wechselinhaber, verpflichtet sind, sich daselbst einzufinden, sondern die Lage des W o h n o r t e s des jeweiligen R e g r e f s n e h m e r s , weil er von dort aus seine Ansprüche geltend macht; es entscheidet demnach nicht die Entfernung zwischen diesem Wrohnorte und dem Orte, wo derjenige Regrefspflichtige wohnt, gegen den er regredieren will. Wohnt z. B. der regrefsnehmende Indossant in E u r o p a , also im ersten geographischen Gebiete, so mufs er binnen der Verjährungsfrist von drei Monaten klagen, wenn auch der verklagte Regrefspflichtige im d r i t t e n geographischen Gebiete, ζ. B. in Amerika , wohnt. Die Frist kann je nach der Lage des Z a h l u n g s o r t e s und des W o h n o r t e s des R e g r e f s n e h m e r s für den V o r m a n n verschieden sein von derjenigen, die für den l e t z t e n Inhaber entscheidend war, so ζ. B. für den l e t z t e n Inhaber 18 Monate, weil der Z a h l u n g s o r t in Amerika ist, finden V o r man η aber nur drei Monate, weil er in Ö s t e r r e i c h wohnt. 6 Für den Kautionsregrefs besteht keine Verjährungsfrist, da er ohnehin mit dem Verfalltage endigt. 7 Ebenso U n g a r n §§ 85, 86.

§ 93.

Die Dauer und der Beginn der Verjährungsfristen.

Für die Regrefsklage des l e t z t e n Inhabers beginnt die Verjährung mit dem Protesttage 8 , da ja der Regrefsanspruch erst dann gerichtlich geltend gemacht werden kann, wenn die Regreisbedingungen erfüllt sind 9 . Für die Regrefsklage eines V o r m a n n s beginnt die Verjährung jedenfalls dann (Art. 79), wenn dieser Vormann in der Lage ist, im K l a g e w e g e Remboursregrefs von seinen Vormännern zu verlangen, wenn er also den Wechsel, ohne auf die Regrefsklage zu warten, um Kosten zu vermeiden, freiwillig einlöst, so dafs sein durch die Einlösung bedingtes Regrefsrecht unb e d i n g t geworden ist, vom T a g e d e r Z a h l u n g ( A r t . 7 9 ) 1 0 , im Sinne des Gesetzes aber auch d a n n 1 1 , wenn die Einlösung des Wechsels anders als durch Zahlung, ζ. B. durch Aufrechnung, erfolgt ist, oder wenn dem Indossanten die Regrefssumme kreditiert ist, oder wenn der Indossant nicht infolge eines Übereinkommens mit seinem Nachmanne, sondern aus einem anderen Grunde den Wechsel wiedererlangt hat, ζ. B. weil er auf Grund des Art. 74 den Wechsel einem bösgläubigen Nachmanne abgenommen hat und durch den Besitz des Wechsels und des Protestes zur Erhebung der Regrefsklage gegen seine Vormänner in den Stand gesetzt ist. Ist gegen den Indossanten eine R e g r e f s k l a g e angestellt worden, so beginnt die Verjährung seiner Regrefsforderung von dem Tage der ihm geschehenen Behändigung der Klage oder L a d u n g 1 2 8

Ebenso in U n g a r n § 85. Der Protesttag selbst wird nicht mit eingerechnet (s. oben Note 4): Ist infolge der Protesterlafsklausel Protest nicht leviert, so beginnt die Verjährung mit dem Tage, an dem sonst der Protest spätestens hätte leviert werden müssen, wenn er nicht erlassen worden wäre, also mit dem letzten Protesttage. R.O.H.G. I V 8. 376. 10 Ebenso U n g a r n § 86. Der Regrefs nehmende V o r m a n n braucht übrigens nicht den Tag der Zahlung und die Einhaltung der Verjährungsfrist, sondern nur eventuell die Unterbrechung der Verjährung zu beweisen. 11 R.O.H.G. I I I S. 129. 12 Oder Zustellung des Zahlungsbefehles im Mahnverfahren (§ 633 Reichs-C.Pr.O., § 550 öst. C.Pr.O.) oder Erhebung der Klage in der mündlichen Verhandlung (§§ 254, 461, 471, 239 Reichs-C.Pr.O., §232 öst. C.Pr.O. Art. 45 Einf.G.), nicht schon vom Tage der dem Indossanten geschehenen Streitverkündigung. 9

430

§ 93.

Die Dauer und der Beginn der Verjährungsfristen.

(Art. 7 9 ) 1 8 , obgleich er vor Befriedigung des Regrefsklägers und Einlösung des Wechsels noch nicht in der Lage ist, selbst zur R e g r e f s k l a g e gegen s e i n e Vormänner zu schreiten. Eben deshalb, weil sein Regrefsrecht wahrscheinlich lange verjährt wäre, bis er nach Beendigung des Prozesses den Wechsel und die anderen zur Regrefsnahme erforderlichen Papiere wieder erlangen und die Regrefsklage anstellen könnte — man denke ζ. Β dafs der beklagte Indossant in der ersten Zone wohnt, und dafs der gegen ihn angestrengte Prozefs länger als drei Monate dauert — erkennt das Gesetz (Art. 80) an, dafs der Beklagte die Verjährung seiner Regrefsklage auch 'durch den prozessualen A k t der S t r e i t v e r k ü n d i g u n g unterbrechen könne, also dadurch, dafs er a l l e Schuldner, die er künftig zu belangen beabsichtigt, schon jetzt davon in Kenntnis setzt und in den Prozefs beruft, damit sie im stände seien, ihr rechtliches Interesse durch Bestreitung der Wechselforderung zu wahren. Regrefsnahme nach A b l a u f der d r e i j ä h r i g e n V e r j ä h r u n g s f r i s t (Art. 77, 100). Während die dreijährige Verjährungsfrist für die Wechselklagen gegen den A c c e p t a n t e n und den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels (Art. 77, 100) gegenüber a l l e n W e c h s e l b e r e c h t i g t e n ein für allemal mit demselben Zeitpunkte, nämlich mit dem V e r f a l l t a g e des Wechsels, beginnt, so laufen die Verjährungsfristen für die R e g r e f s k l a g e n für j e d e n Regrefsnehmer successive von einem v e r s c h i e d e n e n Zeitpunkte angefangen, nämlich von dem Tage des Protestes, dem Tage der Zahlung oder dem Tage der Klagebehändigung an (Art. 78, 7 9 ) 1 4 , so dafs, wenn eine gröfsere Anzahl von Indossanten vorhanden ist und der Regrefs sich langsam abwickelt, der T r a s s a n t oder einer der e r s t e n I n d o s s a n t e n , selbst wenn er in der nächsten Nähe des Zahlungsortes wohnt, noch lange Zeit nach dem Verfalltage dem Regresse ausgesetzt bleibt, unter Umständen sogar länger als drei Jahre nach dem Verfalltage, so dafs die Unbilligkeit entstehen kann, dafs ein solcher Vormann, gegen den sehr spät Regrefs genommen wird, einerseits zwar zur Remboursleistung gezwungen werden, 13 u

U n g a r n § 86. K.O.H.G. X X I I Nr. 97 S. 414.

§ 94. Unterbrechung der Verjährung.

431

andererseits aber, wegen des inzwischen erfolgten Ablaufes der dreijährigen Verjährungsfrist, seine Klage gegen den A c c e p t a n t e n verloren haben kann. Es fragt sich, ob nicht in einem solchen Falle der Regrefspfiichtige einwenden dürfe, dafs er, da das Accept durch Verjährung erloschen, auch von seiner Regrefspflicht befreit sei. Die Frage ist dann zu bejahen 1 5 , wenn die Verjährung des Accepts durch ein V e r s c h u l d e n des R e g r e f s n e h m e r s oder eines seiner N a c h m ä n n n e r , nicht durch blofsen Zufall eingetreten ist; denn die Herausgabe des Wechsels in ordnungsmäfsigem, also auch rücksichtlich der in dem Papiere enthaltenen Skripturakte rechtlich unversehrtem Zustande erscheint als eine Pflicht des Regrefsnehmers (Art. 54), damit der Regrefspfiichtige seinerseits in der Lage sei, die Rechte aus allen auf den Wechsel während seines Umlaufes gesetzten Skripturakten und zwar nicht blofs, so weit sie dem Wechsel bereits anhafteten, als der nunmehr in Anspruch genommene Regrefspfiichtige den Wechsel weiterbegab, wechselrechtlich geltend zu machen. Der Regrefsnehmer soll daher den Regrefs rechtzeitig ausüben, so dafs auch der in Anspruch genommene Regrefspfiichtige noch in der Lage ist, seinerseits die Unterbrechung der Verjährung gegen den Acceptanten zu bewirken, was j a übrigens sofort durch S t r e i t v e r k ü n d i g u n g geschehen kann. Der Regrefs fällt demnach weg, wenn der Regrefsnehmer durch sein Verschulden 1 6 nicht mehr im stände ist, dem Regrefspflichtigen das Accept als ein nicht erloschenes zu gewähren; dem Regrefsnehmer bleibt in diesem Falle nur die Klage nach Art. 83.

§ 94.

Unterbrechung der Verjährung.

Eine zu lange Dauer der Wechselverpflichtung wird dadurch wirksam hintangehalten, dafs nach Art. 80 die Verjährung n u r durch zwei gerichtliche Akte unterbrochen werden kann: 15

I)ns K.G. IX S. 22 Nr. 4 bejaht die Frage ganz allgemein. 1st die Verjährung durch Verschulden eines Nachmannes eingetreten, so war der Vormann nicht regrefspflichtig, kann daher durch die dessenungeachtet vorgenommene Einlösung des Wechsels nicht selbst regrefsberechtigt werden. 18

432

§ 94. 1. n u r

durch

Unterbrechung der Verjährung. die

Behändigung

Z a h l u n g oder D e p o s i t i o n ,

a u c h der

1



auf

Feststellungsklage2 —

und

2. n u r d u r c h die v o m B e k l a g t e n

der

Klage

— nicht vom Kläger —

3

geschehene S t r e i t ν e r k ü η d i g u η g . Der

Vor mann,

dem

der

Streit

verkündigt

worden

b r a u c h t seinerseits den S t r e i t n i c h t z u v e r k ü n d i g e n 4 ,

ist,

u m seine

k ü n f t i g e e v e n t u e l l e Regrefsnahme z u sichern. Die

Eröffnung

des K o n k u r s e s

über

den

Wechselschuldner

g e n ü g t n i c h t z u r U n t e r b r e c h u n g der V e r j ä h r u n g 5 , w o h l aber die Anmeldung

der W e c h s e l f o r d e r u n g

im

Konkurse6.

1 So nach dem neuen C.Pr. in Ö s t e r r e i c h § 232 Art. 45 Einf.G. In D e u t s c h l a n d genügt jetzt schon die A n s t e l l u n g der Klage, Reichs-C.Pr.O. § 13 Einf.G., natürlich auch der mündliche Vortrag der Klage (§ 254, 461, 471 R.C.Pr.); ebenso U n g a r n § 87. 2 R.O.H.G. V I I I S. 147 § 231 R.C.Pr.; d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 209. 3 D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 209 Ρ. 4. 4 U n g a r n § 87 Al. 2. Rücksichtlich des Litisdenuntiaten kann von der Notwendigkeit einer Unterbrechung der Verjährung in Beziehung auf seine Regrefsforderung nicht die Rede sein; denn für die Regrefsforderung eines V o r m a n n e s beginnt der Lauf der Verjährungsfrist nur entweder von dem Tage, wo er den Wechsel f r e i w i l l i g gezahlt hat, also b e v o r eine Klage gegen i h n angestellt ist, oder wenn er sich auf die Regrefsleistung klagen läfst, von dem Tage der ihm in diesem Prozesse geschehenen Behändigung der Klage oder Ladung (Art. 79). In der That wäre es ganz zwecklos dem L i t i s d e n u n t i a t e n die Streitverkündigung aufzuerlegen; seine Stellung ist eine andere, als die des — bereits auf Regrefsleistung geklagten — Litisdenuntianten; für i h n besteht noch kein Streit; es ist ja auch noch ganz ungewifs, ob er überhaupt den Wechsel im Regrefswege werde einlösen müssen, ob er also überhaupt eine der Verjährung ausgesetzte Regrefsforderung wieder erlangen werde. 5 Anders U n g a r n § 89, wo infolge der Konkurseröifnung, solange der Konkurs dauert, die Verjährung nicht beginnt, also gehemmt wird, und die begonnene u n t e r b r o c h e n wird. 6 Die Unterbrechung wirkt sowohl gegen die Masse als auch gegen den Gemeinschuldner. Reichs-Konk.O. § 13 Einf.G. § 3. In Ö s t e r r e i c h bewirkt die Anmeldung blofs H e m m u n g der Verjährung, wenn die Forderung nicht als liquid anerkannt wird (§ 8 Konk.O.), und zwar vom Tage der Anmeldung bis zu dem Tage, an dem die zur Einleitung oder Wiederaufnahme des Prozesses erforderlichen Belege dem Gläubiger zurückerstattet werden. Die Unterbrechung durch Anmeldung im Konkurse gilt als nicht erfolgt, wenn die Anmeldung zurückgenommen wird ( d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 214).

433

§ 94. Unterbrechung der Verjährung.

Durch die Klageanstellung innerhalb der Verjährungsfrist kann eine Unterbrechung des Laufes dieser Frist nur dann herbeigeführt werden, wenn die Klage wirklich zu Recht besteht, also nicht, wenn die Klage z. B. wegen eines Formfehlers als nichtig erscheint , oder wenn sie ζ. B. wegen Unzuständigkeit des Gerichts, wegen mangelnder gesetzlicher Vertretung, wegen Unzulässigkeit des Wechselprozesses zurückgewiesen wird, oder wenn der Kläger die Klage zurückzieht 7 . In der aufsergerichtlichen Mahnung oder sogar Protesterhebung mangels Zahlung liegt ebensowenig ein Unterbrechungsgrund der Verjährung, als in der Schuldanerkennung, in der Teilzahlung oder überhaupt in einem die Wechselschuld betreffenden Vertrage zwischen Gläubiger und Schuldner (Vergleich, Prolongation u. s w.). W i e d e r b e g i n n der V e r j ä h r u n g . Durch die Unterbrechung hat der Wechsel gläubiger seinen Anspruch in Sicherheit gebracht, da er auch dann bestehen bleibt, wenn sonst die Verjährungsfrist während des Prozesses, den der betreffende Wechselgläubiger führt, abgelaufen wäre. Der Anspruch wird insofern perpetuiert; allein die Unterbrechung w i r k t nicht dauernd; der Wechselgläubiger darf es bei der durch den einmaligen Unterbrechungsakt bethätigten Diligenz nicht bewenden lassen, da es dem Geiste des Gesetzes entspricht, dafs, sobald sich der Gläubiger in der weiteren Rechtsverfolgung unthätig zeigt, sofort die weitere W i r k u n g des Unterbrechungsgrundes wegfalle und die Verjährungsfrist wieder neu zu laufen beginne. Diese neue Frist beginnt im Falle der Unterbrechung durch K l a g e b e h ä n d i g u n g zwar nicht, so lange der gehörig fortgesetzte Prozefs noch in Schwebe i s t 8 , wohl aber, sobald feststeht, 7

R.G. X X X I I I S. 397; d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 212 Abs. 2 bestimmt, dafs, wenn der Berechtigte binnen 6 Monaten von neuem Klage erhebt, die erste Klageerhebung ihre Wirksamkeit rücksichtlich der Unterbrechung der Verjährung wiedererhält. Die Unterbrechung durch Zustellung eines Zahlungsbefehls im Mahnverfahren gilt als nicht erfolgt, wenn die Wirkungen der Rechtshängigkeit erlöschen (deutsch, bürgerl. G.B. § 213; R.C.Pr. §§ 637, 641, 635). 8 Die Unterbrechung durch Zustellung des Zahlungsbefehls im Mahnverfahren dauert fort bis zur Rechtskraft des Vollstreckungsbefehls oder bis zur rechtskräftigen Entscheidung des an das Mahnverfahren sich anG r ü n h u t , Lehrbuch des Wechselrechts.

28

434

§ 94.

dafs der K l ä g e r

Unterbrechung der Verjährung.

den a n h ä n g i g

gemachten Rechtsstreit,

sei es

a u c h infolge einer V e r e i n b a r u n g liegen l ä f s t 9 , u n d z w a r von der letzten

Prozefshandlung

der

Parteien

oder

des

Gerichts

an-

gefangen, also n i c h t erst m i t A b l a u f der v e r e i n b a r t e n R u h e z e i t 1 0 . I m F a l l e der U n t e r b r e c h u n g d u r c h

Streitverkündigung

b e g i n n t die neue V e r j ä h r u n g s f r i s t , sobald der V o r p r o z e f s , dem die S t r e i t v e r k ü n d i g u n g e r f o l g t , Urteil

der

Verjährungsfrist,

in

rechtskräftiges

ist11,

beendet

Dauer

durch

neuen die nach

Verjährungsfrist. Wegfall

Die

neue

des Unterbrechungsgrundes

f ü r das R e c h t aus dem S k r i p t u r a k t e 1 2 wieder zu laufen b e g i n n t , kann

i m Geiste

nach

den V o r s c h r i f t e n

des Gesetzes

k e i n e andere s e i n , als j e n e ,

des Gesetzes

unterbrochen

worden

die ist,

schliefsenden Rechtsstreits ( d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 209 P. 1, § 213, R.C.Pr. §§ 633, 637, 641). 9 Auch in diesem Falle bleibt die Unterbrechung der Verjährung wirksam, es beginnt nur eine neue Verjährung. 10 D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 211; R.G. X X X I I S. 355; § 211 d e u t s c h , bürgerl. G.B. bestimmt, dafs die nach der Beendigung der Unterbrechung beginnende neue Verjährung dadurch wieder unterbrochen wird, dafs eine der P a r t e i e n (nicht das Gericht) den Prozefs durch prozessualisch wirksame Handlungen (Ladungen, Zustellungen) weiter betreibt. — Im Falle der A n m e l d u n g im K o n k u r s e beginnt in D e u ts c h i and eine neue Verjährung, wird in Ö s t e r r e i c h die blofs gehemmte, alte Verjährung wieder fortgesetzt, sobald der Konkurs beendigt ist, oline dafs die angemeldete Forderung festgestellt worden ist ( d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 214). 11 Also erst mit der Rechtskraft des l e t z t e n verurteilenden Erkenntnisses in dem vom Litisdenuntianten geführten Vorprozesse. So ausdrücklich U n g a r n § 87, d e u t s c h , bürgerl. G.B. § 215. Die U n t e r b r e c h u n g gilt hier als nicht erfolgt, wenn nicht binnen 6 Monaten nach der Beendigung des Prozesses Klage auf Befriedigung oder Feststellung des Anspruchs erhoben wird. R.O.H.G. Χλ Γ Ι S. 362. 12 Anders verhält es sich, wenn der Wechselgläubiger sein Forderungsrecht nicht blofs auf Grund des Skripturakts, sondern auch auf Grund eines neuen selbständigen Rechtstitels — also nicht im Wechselprozesse — geltend macht, so auf Grund einer durch Urteil, oder durch Zwangsvergleich im Konkurse erfolgten Feststellung der Wechselverpflichtung; für die Forderung aus einem anderen Rechtstitel gilt die Verjährung des bürgerlichen Rechtes, daher selbstverständlich das bürgerliche Recht auch für die Unterbrechung dieser Verjährung in Betracht kommt. D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 218; R.O.H.G. I I I S. 118, IV S. 374, X I S. 67, X I I I S. 269.

§ 94.

Unterbrechung der Verjährung.

435

also nur d i e s e l b e kurze, w e c h s e l r e c h t l i c h e V e r j ä h r u n g s frist 13. W i r k u n g der U n t e r b r e c h u n g oder H e m m u n g der V e r j ä h r u n g . Die Unterbrechung oder Hemmung des Laufes der Verjährungsfrist t r i t t blofs zum Nachteile jenes Wechsels c h u l d n e r s ein, rücksichtlich dessen der Unterbrechungs- oder Hemmungsgrund eingetreten i s t 1 4 , also wenn ein I n d o s s a n t mit der Regrefsklage in Anspruch genommen, oder wenn ihm der Streit verkündigt, oder wenn in dessen Konkurs die Regrefsforderung angemeldet worden i s t , weder zum Nachteile seiner V o r m ä n n e r , noch zum Nachteile seiner N a c h m ä n n e r , die selbst zugleich Vormänner des Regrefsklägers, des Streitverkündenden, oder des anmeldenden Konkursgläubigers sind, noch zum Nachteile des A c c e p t a n t e n oder des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels. Die Verpflichtung eines jeden Wechselschuldners beruht a u f s e i n e m e i g e n e n , s u c c e s s i v e η S k r i p t u r a k t e , der eine selbständige, von den anderen unabhängige Wechselverpflichtnng erzeugt, so dafs die Verjährungs frist rücksichtlich jedes Skripturakts speciell eingehalten werden mufs nnd die Klage gegen den einen Wechselschuldner auf die anderen Wechselschuldner nicht zurückwirkt. Da für jeden R e g r e f s g l ä u b i g e r der Lauf der Verjährungsfrist für seine Regrefsklage gegenüber d e m s e l b e n Regrefsschuldner selbständig beginnt, für den l e t z t e n Inhaber mit dem Protesttage, für einen V o r ma η η mit dem Tage der Einlösung oder der ihm geschehenen Klagebehändigung resp. Ladung, so gereicht auch die Unterbrechung des Laufes der Verjährungsfrist gegenüber einem Regrefsschuldner nur zum Vorteile j e n e s Regrefsgläubigers, der den Unterbrechungsakt diesem Regrefschuldner gegenüber selbst gesetzt h a t , nicht auch zum Vorteile a n d e r e r Regrefsgläubiger 15 gegenüber d i e s e m Regrefsschuldner. D e u t s c h , bürgerl. G.B. §§ 217, 218; R.O.H.G. V S. 276, V I I S. 135, X I I I 8. 270, X X I I I 8. 407; R.G. X X X I I 8. 358. 14 Ebenso U n g a r n § 87; R.O.H.G. V S. 361, X I X S. 314. 15 Daher kann sich ein Vormann, der den Wechsel im Regrefswege zurückerlangt hat, einem Regrefsschuldner gegenüber, den er in Anspruch nimmt, nicht darauf berufen, dafs schon sein N a c h m a n n d i e s e m Regrefs28*

436

§ 95.

Das Recht aus dem präjudizierten u. verjährten Wechsel u.s.w.

Auch durch die Anstellung der Wechselklage eines W e c h s e l g l ä u b i g e r s gegen den A c c e p t a n t e n oder A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels wird der Lauf der Verjährungsfrist blofs zu Gunsten des prozessual thätigen, nicht auch zu Gunsten der a n d e r e n Wechsel g l ä u b i g e r , der Vormänner oder Nachmänner des Klägers gegenüber dem A c c e p t a n t e n oder dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels 1 6 unterbrochen 1 7 .

§ 95. Das Recht aus dem präjudizierten und verjährten Wechsel. Die wechselrechtliche Bereicherungsklage. Infolge der Präjudizierung oder Verjährung ist nach den Grundsätzen des formalen, reinen Wechselrechts jede wechselmäfsige Verpflichtung aus dem betreifenden Wechsel weggefallen. Nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen erscheint es aber als unb i l l i g , wenn der T r a s s a n t , der für das von ihm ohne Kosten geschaffene Papier λ 7 a l u t a empfangen hat, auch dann, wenn er seiner Verpflichtung, dem Bezogenen als Äquivalent D e c k u n g zu besorgen, nicht nachgekommen i s t , also gar kein Opfer für die Honorierung des Papiers gebracht hat, infolge der durch Präjudizierung oder Verjährung eingetretenen Erlöschung des Wechselanspruchs aus seinem Skripturakte definitiv liberiert bliebe und sich so auf ungebührliche Weise bereichern könnte, obgleich der gegenwärtige Wechselinhaber beim Erwerbe des Papiers V a l u t a gegeben, seinerseits aber gegen das Papier keine Zahlung empfangen hat. Als ebenso unbillig erscheint es, Schuldner gegenüber durch rechtzeitige Anstellung der Klage innerhalb der Verjährungsfrist das Recht aus dem Wechsel gewahrt habe. Der Vormann mufs vielmehr die Verjährungsfrist für s e i n e Regrefsklage selbständig einhalten, er mufs daher, wenn er in der ersten geographischen Zone wohnt, die R e g r e f s k l a g e binnen drei Monaten von dem Tage gerechnet anstellen, an dem i h m die Regrefsklage des N a c h m a n n e s zugestellt worden ist, es wäre denn, dafs er durch Streitverkündigung den Lauf dieser Verjährungsfrist unterbrochen hätte. 16

Nicht gegenüber dem nicht beklagten M i t a c c e p t a n t e n oder dem nicht beklagten M i t a u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels. 17

D e u t s c h , bürgerl. G.B. § 429 Al. 3.

§ 95. Das Recht aus dem präjudizierten u. verjährten Wechsel u.s.w.

wenn dem A c c e p t a n t e n — dem A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — blofs deshalb, weil sich der Wechselinhaber ein Versäumnis (Art. 43) zu Schulden kommen, oder weil er die dreijährige Verjährungsfrist verstreichen liefs, ohne in der gesetzlich (Art. 80) vorgeschriebenen Weise prozessual thätig zu sein, in der ihm von dem Trassanten übermachten, aber nicht ihrer Bestimmung gemäfs verwendeten Deckung, oder in der ihm vom Remittenten gegebenen Valuta ein ungebührlicher Gewinn verbliebe. Die Wechselordnung (Art. 8 3 ) 1 gewährt daher dem Wechselinhaber auch noch aus dem schon erloschenen Skripturakte eine Forderung, jedoch n u r gegen den T r a s s a n t e n und den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — und auch gegen sie nur i n s o w e i t , als sie s i c h s o n s t m i t d e m S c h a d e n des W e c h s e l i n h a b e r s b e r e i c h e r n w ü r d e n , so dafs sie also nicht, wie v o r eingetretener Präjudizierung oder Verjährung, blofs a u f Grund des Skripturakts gemäfs dem I n h a l t e des Skripturakts, sondern zwar noch a u f G r u n d des e r l o s c h e n e n S k r i p t u r a k t s , jedoch nur u n t e r d e r B e d i n g u n g d e r B e r e i c h e r u n g in Anspruch genommen werden können, und zwar b e s c h r ä n k t bis zum M a x i m a l b e t r a g e d e r B e r e i c h e r u n g , die ihnen infolge der materiellen, dem Skripturakte unterliegenden causa in ungerechtfertigter Weise zugeflossen ist. Der Anspruch des A r t . 83 ist ein durch die Wechselordnung a u s n a h m s w e i s e eingeräumter Wechsel r e c h t l i c h er Ans p r u c h i m w e i t e r e n S i n n e 2 , der zwar auf Grund des erloschenen Skripturakts zusteht, jedoch n u r u n t e r d e r B e d i n g u n g u n d n a c h M a f s g a b e der B e r e i c h e r u n g , der daher nicht mit W e c h s e l k l a g e geltend gemacht werden k a n n 3 . 1

Ebenso U n g a r n § 90. Es ist nicht eine nach den Grundsätzen des bürgerlichen Rechtes zu beurteilende Bereichcrungsklage, eine condictio causa data causa non secuta oder sine causa in Frage, da hier der Beklagte in der Regel nichts direkt aus dem Vermögen des Klägers selbst erhalten hat. 3 U n g a r n § 90. Da der Anspruch auf Bereicherung seiner Natur nach illiquid ist, so kann er nur im ordentlichen Prozefs und nicht im Wechselprozefs verfolgt werden. Zuständig ist nicht die Kammer für Handelssachen, in Ö s t e r r e i c h nicht das Handelsgericht, da es sich um die Klage 2

438

§ 95.

Das Recht aus dem präjudizierten u. verjährten Wechsel u.s.w.

Der Anspruch aus Art. 83 setzt die Existenz eines g ü l t i g e n , wenn auch durch Präjudizierung oder durch Verjährung erloschenen W e c h s e l s k r i p t u r a k t s voraus 4 ; der Kläger mufs als W e c h s e l g l ä u b i g e r legitimiert erscheinen, so dafs er, wenn der Wechsel nicht präjudiziell oder verjährt wäre, aus dem Wechsel den A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — oder den T r a s s a n t e n wechselm ä f s i g in Anspruch zu nehmen in der Lage wäre 5 . Die Bereicherungsklage kann nur gegen den T r a s s a n t e n 6 oder A c c e p t a n t e n — den A u s s t e l l e r des e i g e n e n Wechsels — angestellt werden, jedoch n i c h t gegen einen Indossanten7. Während der T r a s s a n t infolge des Versäumnisses des Wechselinhabers in der Regel einen ihm nicht gebührenden Vorteil l u k r i e r t , nämlich dann, wenn er trotz des Empfanges der V a l u t a seine Pflicht, dem Bezogenen Deckung zu machen, nicht erfüllt h a t , so ist dies bei dem I n d o s s a n t e n in der Regel nicht der Fall, da dieser nicht zur D e c k u n g verpflichtet i s t , daher nicht in die Lage kommt, sich, wie der T r a s s a n t , dadurch zu bereichern, dafs er trotz des Empfanges der V a l u t a den Aufwand der D e c k u n g erspart. Ebensowenig wie der I n d o s s a n t durch die Ersparung der D e c k u n g Gewinn zu machen in die Lage k o m m t , ebenso wenig kann die von ihm empfangene V a l u t a als ein Gewinn angesehen werden, der zum aus dein erloschenen Skripturakte handelt; a n d e r s S t a u b zu Art. 83 § 23. Die Klage aus Art. 83 verjährt, da sie auf dem e r l o s c h e n e n Skripturakte beruht, nicht in der wechselrechtlichen, sondern in der gemeinrechtlichen \ 7 erjährungsfrist; sie beginnt nicht vom Verfalltage, sondern von der eingetretenen Präjudizierung oder Verjährung. 4 R.O.H.G. X S. 145; öst. obst. Ghf. 1897 Jur. Bl. f. 1897 Nr. 43. 6 Legitimiert zur Anstellung der Bereicherungsklage ist auch derjenige, dem der Wechsel verloren gegangen ist, und zwar durch das Amortisationserkenntnis. 6 Bei der T r a t t e an e i g e n e O r d r e ist der e r s t e I n d o s s a n t zugleich T r a s s a n t , also als solcher der Klage aus Art. 83 unterworfen. 7 Die Bereicherungsklage setzt einen, w e n n a u c h e r l o s c h e n e n , S k r i p t u r a k t des Beklagten voraus, findet daher nicht statt gegen den B e z o g e n e n , der nicht acceptiert hat, nicht gegen den D o m i z i l i a t e n , nicht gegen den D r i t t e n , für dessen Rechnung der Wechsel gezogen ist.

§ 95. Das Recht aus dem präjudizierten u. verjährten Wechsel u.s.w.

Nachteile des Wechselinhabers in seiner Hand zurückbleiben würde ; denn während der T r a s s a n t , um die V a l u t a zu empfangen, blofs die Mühe hat, den Wechsel zu unterschreiben und weiter nichts aufzuwenden braucht, so ist es sehr schwer, sich ohne V a l u t a in den Besitz eines fremden Wechsels zu setzen. Jeder I n d o s s a n t hat bei der weiteren B e g e b u n g des Wechsels in der Regel nur das w i e d e r e r l a n g t , was er selbst bei der E r w e r b u n g des Wechsels als V a l u t a a u s g e l e g t hat8. Der Kläger kann vom T r a s s a n t e n beanspruchen, was dieser, da er nicht remboursiert hat, zum Schaden des Klägers durch die V a l u t a an ungebührlichen Vorteilen erlangt hat und nunmehr grundlos zurückbehalten würde. Der Kläger hat daher durch Aufdeckung der unterliegenden Verhältnisse darzuthun, welche V a l u t a einerseits der T r a s s a n t empfangen 9 , und dafs dieser andererseits D e c k u n g nicht gemacht oder die gemachte Deckung wieder zurückempfangen habe 1 0 . Erst wenn dies geschehen ist, steht das Mafs dieser Bereicherung fest, die der T r a s s a n t auf Kosten des Klägers grundlos und nur deshalb gemacht hat, weil die Rechte des Klägers aus der Skriptur durch Präjudizierung oder Verjährung erloschen sind. Hat der T r a s s a n t überhaupt keine V a l u t a empfangen, so ist er n i c h t bereichert, obgleich er k e i n e D e c k u n g gegeben oder die gegebene Deckung wieder zurückerhalten h a t 1 1 , 8 Wie nach der d e u t s c h e n W.O. sind die Indossanten auch in U n g a r n § 90 frei. 9 Die Valutaklausel kann unter Umständen als aufsergerichtliches Geständnis des Trassanten gelten, ζ. B.: „Wert bar empfangen", „Wert in Waren", „Wert in Wechseln", jedoch nicht „Wert in Rechnung" oder „W r ert erhalten". 10 Dagegen T h ö l § 102 8. 384. Anm. 12: der T r a s s a n t müsse blofs das De ck un g s Verhältnis darthun, denn er müsse, sobald er keine D e c k u n g gegeben habe, die e r s p a r t e D e c k u n g herausgeben, jenen Aufwand, den er sonst machen müfste, um die Zahlung der Wechselsumme zu bewirken, also der Zahlung der Regrefssumme zu entgehen. 11 R.O.H.G. X X I I 8. 256; X X I I I 8. 260. Dagegen bes. T h ö l S. 384 Anm. 12, der den T r a s s a n t e n auch dann durch die e r s p a r t e D e c k u n g als bereichert ansieht, wenn er den Wechsel geschenkt habe, oder wenn die als Valuta empfangene Ladung Korn sofort durch Zufall untergegangen

440

§ 95.

Das Recht aus dem präjudizierten u. verjährten Wechsel u.s.w.

Die

Deckung,

Präjudizierung nicht

als

die

der

Trassant

infolge

der

eingetretenen

des Wechsels i n E r s p a r u n g b r i n g t ,

ein positiver Gewinn,

erscheint

den er u n g e b ü h r l i c h aus dem

Wechselgeschäfte z i e h t , sondern n u r als ein von i h m vermiedener Schaden. D e r T r a s s a n t , der k e i n e V a l u t a empfangen, h a t infolge d e r A u s s t e l l u n g des Wechsels n i c h t s zu seinem V e r m ö g e n h i n z u bekommen; Vermögen des I n h a b e r s blieben

er h ä t t e a l l e r d i n g s die D e c k u n g

aus

seinem

aufwenden müssen, w e n n i h m n i c h t d u r c h Säumnis dieser V e r l u s t

wäre;

er

ist

also

an

seinem V e r m ö g e n

insofern,

erspart

ge-

als er diesen N a c h t e i l für

sein V e r m ö g e n v e r m e i d e t , a l l e r d i n g s m a t e r i e l l g ü n s t i g e r g e s t e l l t ; die e r s p a r t e Ausgabe das V e r m ö g e n ,

kommt

seinem V e r m ö g e n

das er z u r Z e i t

der A u s s t e l l u n g

zu g u t e ;

besafs, ist deshalb doch n i c h t gröfser geworden : er b e h ä l t d a s , was er

ohnehin

besafs;

aber

des Wechsels nur

er ist d e m n a c h n i c h t a u f K o s t e n

des I n h a b e r s b e r e i c h e r t . Gegenüber dem A c c e p t a n t e n

1 2

h a t der Wechselinhaber,

sei; allein mit der ersparten Deckung verhält es sich gerade so, wie wenn jemand den Aufwand für eine beabsichtigte Badereise, die er aus irgend einem Grunde aufgeben mufs, in Ersparung bringt, oder wenn der Vater von der Pflicht ein Kind zu alimentieren durch den Tod des Kindes, oder wenn eine Versicherungsgesellschaft wegen Versäumung der Anzeige von der Verpflichtung, die Versicherungssumme auszuzahlen, befreit wird. In allen diesen Fällen hat man nur dasjenige in seinem Vermögen b e h a l t e n , was man ohnehin besafs; man braucht nichts aus seinem -Vermögen wegzunehmen; man hat aber nichts, was einem nicht gebührt, zu seinem Vermögen auf Kosten eines Anderen hinzubekommen. Es wäre sonderbar, wenn der von dem T r a s s a n t e n beschenkte R e m i t t e n t das Recht haben sollte, den T r a s s a n t e n deshalb, weil dieser infolge der eingetretenen Präjudizierung des Wechsels die Deckung erspart hat, wegen Bereicherung in Anspruch zu nehmen. Der Remittent hat infolge der Säumnis das Recht aus dem Wechsel verloren, dadurch selbst das Geschenk vereitelt und einen Schaden erlitten. Hätte er sich sorgfältiger verhalten, so hätte allerdings der T r a s s a n t aus dem vollzogenen Geschenke einen Schaden gehabt; es liegt aber nicht in der Absicht des Gesetzes, dem nachlässigen Remittenten einen Schaden abzunehmen und ihn dem Trassanten aufzuwalzen, sondern es soll trotz der Nachlässigkeit des Remittenten nur eine p o s i t i v e , auf Kosten des Remittenten erzielte, Bereicherung dem Trassanten abgenommen werden; der Trassant ist um das Geschenk an den Remittenten nur nicht ärmer, er ist aber nicht um den geschenkten Betrag reicher geworden. 12

Die Bereicherung des A u s s t e l l e r s des e i g e n e n Wechsels steckt in der empfangenen V a l u t a .

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

wenn er auf Grund des Art. 83 klagt, zu behaupten und zu beweisen, dafs der Acceptant D e c k u n g erhalten habe und sich dadurch auf Kosten des Inhabers ungebührlich bereichern würde. Erscheint der A c c e p t a n t noch als verpflichtet, die Deckung, da er den Wechsel nicht eingelöst hat, dem T r a s s a n t e n , der sie ihm Übermacht h a t , wieder herauszugeben, so ist der T r a s s a n t , der V a l u t a empfangen und noch ein Recht auf die D e c k u n g hat, und nicht der A c c e p t a n t , bereichert.

§ 96. Das internationale Wechselrecht. Die Wechselordnung beschränkt sich darauf, in Beziehung auf drei, allerdings besonders wichtige, Fragen ausdrückliche Bestimmungen zu treffen. 1. D i e Wechselfähigkeit eines Ausländers1. Art. 84 Satz 1 unterwirft den A u s l ä n d e r , was seine W e c h s e l f ä h i g k e i t betrifft, in der Regel dem Gesetze seines eigenen Landes (statum personale) 2 . Diese Regel erleidet eine wichtige Ausnahme (Art. 84 Art. 2 ) 3 . Der nach den Gesetzen seines eigenen Landes wechselfähige A u s l ä n d e r wird durch Wechselskripturakte, die er im I n l a n d e 4 1 Die Wechselfähigkeit des I n l ä n d e r s ist selbstverständlich nach i n l ä n d i s c h e m Rechte zu beurteilen, auch wenn er aufs er L a n d e s eine Wechselverpflichtung eingeht. Die Bestimmungen über die Wrechselfähigkeit berühren die öffentliche Ordnung, daher der Inländer ihrer Herrschaft unterworfen bleibt, wo immer er den AVecliselskripturakt vollzogen haben mag. 2 Es entscheidet das Recht des Staates, dem der Unterzeichner als S t a a t s b ü r g e r angehört, nicht das Recht seines D o m i z i l s . Ebenso deutsch, bürgerl. G.B. Einf.G. Art. 7. Al. 1. 3 Ebenso U n g a r n § 95. D e u t s c h , bürgerl. G.B. Einf.G. Art. 7 Al. 3. 4 Unter Inland ist jenes Staatsgebiet zu verstehen, für das die Wechselordnung durch eine einzige Publikation zum Gesetze wurde, also jetzt das ganze D e u t s c h e R e i c h — nicht auch die deutschen Schutzgebiete ( L a b a n d , Staatsrecht [2. Aufl.] I § 70 S. 790) — im Gegensatze zu Ö s t e r r e i c h , Ö s t e r r e i c h im Gegensatze zum D e u t s c h e n R e i c h e und zu U n g a r n . Nicht der im Wechsel angegebene Ort, sondern der t h a t s ä c l i l i c h e Ausstellungsort des Skripturaktes ist entscheidend, da die Wechselfähigkeit publici juris ist und eine nach ihrem Personalstatut wechselunfähige Person sich nicht durch willkürliche Angabe eines Ortes,

442

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

vollzieht, gegenüber jedem Inhaber des Papiers wechselverpflichtet, vorausgesetzt, dafs er nach i n l ä n d i s c h e m Rechte (lex loci actus) als wechselfähig erscheint 5 . Diese Ausnahme beruht auf der Erwägung, dafs man dem E r w e r b e r eines im I n i a n de vollzogenen Wechselskripturakts nicht zumuten könne, die durch das a u s l ä n d i s c h e Recht statuierte Wechselunfähigkeit zu kennen, und dafs der A u s l ä n d e r hinsichtlich des Schutzes vor Wechsel Verpflichtungen im I n l a n d e durch das i n l ä n d i s c h e Gesetz nicht mehr begünstigt sein soll als der I n l ä n d e r . Daher wird rücksichtlich eines im I n i a η de vollzogenen Wechselskripturakts 6 auch der A u s l ä n d e r in Beziehung auf seine Wechselfähigkeit dem i η 1 ä η d i s c h e n Rechte dann unterworfen, wenn das inländische Recht die Wechselfähigkeit anerkennt, für den Ausländer also strenger ist als das Recht seines Landes. 2. D i e F o r m d e r W e c h s e l s k r i p t u r a k t e . I m Einklänge mit der allgemeinen Regel des internationalen Privatrechts : locus regit actum bestimmt Art. 85 7 , dafs für die wesentlichen Erfordernisse der im Auslände ausgestellten Wechselskripturakte die Gesetzgebung jenes Ortes entscheidend sei, an dem der Wechselskripturakt nach seinem Inhalte erfolgt i s t 8 , also nicht die Gesetzgebung des Z a h l u n g s o r t e s 9 . Nicht als Ortes der Ausstellung des Skripturaktes, die Wechselfähigkeit verschaffen kann. 6 Ζ. B. der nach franz. Rechte Wechsel un fähige Franzose kann sich in Osterreich rücksichtlich der in Österreich — nicht auch rücksichtlich der in Ungarn oder Deutschland — ausgestellten Skripturakte nicht auf das Gesetz seines Vaterlandes berufen, das ihn als wechselunfähig erklärt, sobald er nach österreichischem Recht als wechselfähig anzusehen ist. 6 Gleichgültig ist es, dafs der im I n l a n d e von einem A u s l ä n d e r ausgestellte Wechsel im A u s l a n d e zahlbar ist. R.G. XV S. 11. 7 Ebenso U n g a r n § 96; d e u t s c h , bürgl. G.B. Einf.G. Art. 11; öst. bürgerl. G.B. § 37. 8 Der Skripturakt ist dort erfolgt, wo er nach dem Inhalte des Papieres n i e d e r g e s c h r i e b e n worden ist. 9 Daher ist ein in Paris oder London oder Amsterdam ausgestellter Wechsel gültig, sobald er die von dem französischem, englischen oder holländischen Gesetze aufgestellten, wesentlichen Erfordernisse enthält, also obwohl das Wort: „Wechsel" im Texte nicht vorkommt, mag auch der Zahlungsort in Deutschland oder Österreich gelegen sein.

§ 9.

Das internationale

Wecselrect.

blofs die Form des G r u n d Wechsel s wird von dem Rechte des Ortes, wo er ausgestellt ist, beherrscht, sondern auch die Form der a c c e s s o r i s e h en Wechselskripturakte, die sich an den Grundwechsel anschliefsen, insbesondere die Form des Indossaments und des Accepts, ist nach dem Rechte jenes Ortes zu beurteilen, wo jeder dieser successiven Skripturakte erfolgt ist, also nicht nach dem Rechte des Ortes, AVO der Grundwechsel, der principale Skripturakt, ausgestellt worden i s t 1 0 . Gegenüber dem Grundsatze: locus regit actum trifft die Wechselordnung — allgemein anerkannten internationalen Rechtsgrundsätzen entsprechend — zwei wichtige, abweichende Bestimmungen : a) Steht der im A u s l a n d e ausgestellte Wechselskripturakt seiner Form nach zwar nicht in Übereinstimmung mit dem a u s l ä n d i s c h e n Gesetze, so dafs er also nach a u s l ä n d i s c h e m Rechte u n g ü l t i g ist, wohl aber in Übereinstimmung mit dem i n l ä n d i s c h e n Gesetze, so bestimmt Art. 85 Al. 2 dafs — in Abweichung von der Regel des Art. 7 —, trotz der U n g ü l t i g k e i t des G r u n d W e c h s e l s jeder s p ä t e r e , im I n l a n d e 1 1 hinzugetretene a c c e s s o r i s c h e Wechselskripturakt, dessen Form dem i n l ä n d i s c h e n Gesetze entspricht, g ü l t i g sein soll12. 10

Ist der in D e u t s c h l a n d z a h l b a r e Wechsel in F r a n k r e i c h nach f r a n z ö s i s c h e m Rechte regelmäfsig ausgestellt, und trägt er ein f r a n z ö s i s c h e s , d e u t s c h e s , e n g l i s c h e s Indossament, so entscheidet über die Form dieser Indossamente das f r a n z ö s i s c h e , d e u t s c h e , e n g l i s c h e Recht. 11 Also für Ö s t e r r e i c h nur in Ö s t e r r e i c h , nicht in D e u t s c h l a n d oder U n g a r n , und umgekehrt. 12 Ebenso U n g a r n § 96. Z. B. der in Amsterdam oder Paris ausgestellte, auf Frankfurt gezogene Wechsel entspricht zwar nicht dem Art. 100 des holländischen, dem Art. 110 des französischen Rechtes, da er das Valutabekenntnis nicht enthält, ist also ungültig, enthält aber alle wesentlichen Erfordernisse des Art. 4 der deutschen Wechselordnung. Wird dieser nach französischem oder holländischem Rechte ungültige Wechsel von dem Gläubiger, dem Remittenten in Hamburg, nach Berlin, von da nach Breslau indossiert und von dem Bezogenen in Frankfurt aeeeptiert, so haften alle Indossanten und der Acceptant aus ihren nach der d e u t s c h e n Wechselordnung g ü l t i g e n I n d o s s a m e n t e n und dem A c c e p t e , ohne dafs sie sich darauf berufen können, dafs der principale

444

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

b) E i n I n l ä n d e r im

Auslande

pflichten, den

1 4

nicht

k a n n sich gegenüber e i n e m

durch blofs,

Bestimmungen

einen W e c h s e l s k r i p t u r a k t wenn

er

den

des betreffenden

e r r i c h t e t hat, s o n d e r n

Inländer

auch,

Wechsel

gültig

1 3

ver-

entsprechend

ausländischen

Rechts

wenn er die d u r c h die Wechsel-

o r d n u n g s e i n e s L a n d e s vorgeschriebene F o r m beobachtet hat ( A r t . 85 A l . 3 ) 1 δ , im I n l a n d e Hat im

also

gemachten

ausländischen im I n l a n d e

wird,

dafs die Z a h l u n g

im A u s l a n d e

i n B e z i e h u n g auf die F o r m

Skripturakts

Rechts beobachtet,

jedenfalls gültig.

dem I n l ä n d e r ,

die

Vorschriften

so ist dieser

des des

Skripturakt

Das Gesetz g e s t a t t e t aber auch

d e r einen Wechsel gegenüber einem

Inländer

ausgestellt h a t , sich a u f die Gesetze ihres gemein-

Vaterlandes

später die E r f ü l l u n g durch I n l ä n d e r n , einander

vorausgesetzt

der I n l ä n d e r

A u s i a n de

schaftlichen

wobei

( D e u t s c h l a n d , Ö s t e r r e i c h ) erfolgen soll.

zu beziehen, u n t e r

dessen

Herrschaft

vor sich gehen s o l l , und e r l e i c h t e r t da-

d i e sich i m A u s l a n d e

befinden,

unter-

das Geben u n d N e h m e n des W e c h s e l s 1 6 .

Skripturakt nach holländischem oder französischem llechte nicht in gehöriger Form errichtet worden sei. Ist der Wechsel in Holland ausgestellt worden, ohne „an Ordre" zu lauten, so kann er in Holland nicht wirksam indossiert werden. Kommt nun dieser Wechsel durch Indossament nach Deutschland, so kann er, wenn er den Erfordernissen des deutschen Gesetzes entspricht, hier wirksam indossiert werden. Anders wäre es, wenn dieser Grundwechsel weder mit dem holländischen noch mit dem deutschen llechte übereinstimmend errichtet worden wäre; das Papier wäre dann überhaupt kein Wechsel, daher wären A c c e p t und I n d o s s a m e n t ungültig. 13 Ein Deutscher gegenüber einem Deutschen, ein Österreicher gegenüber einem Österreicher. 14 Ist der Wechsel in D e u t s c h l a n d von einem F r a n z o s e n gegenüber einem F r a n z o s e n nach den Formen des f r a n z ö s i s c h e n , nicht des d e u t s c h e n Rechts ausgestellt, so ist er in D e u t s c h l a n d u n g ü l t i g . 16 Ebenso U n g a r n § 96. Es ist dies keine specielle, wechselrechtliche Ausnahme vom Territorialprincip zu Gunsten des Personalitätsprincips. sondern sie gilt allgemein; vgl. d e u t s c h , bürgerl. G.B. Einf.G. Art. 11, öst. bürgerl. G.B § 37. 16 Ist der Wechsel in Paris von einem D e u t s c h e n gegenüber einem D e u t s c h e n , von einem Ö s t e r r e i c h e r gegenüber einem Ö s t e r r e i c h e r ausgestellt, so ist er jedenfalls gültig, wenn er nach f r a n z ö s i s c h e m Rechte ausgestellt worden ist. Er ist aber auch dann gültig, wenn er nach der d e u t s c h e n , resp. ö s t e r r e i c h i s c h e n Wechselordnung ausgestellt ist.

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

Die Ausnahme gilt nur für den Fall, dafs Geber und Nehmer des G r u n d W e c h s e l s — also der A u s s t e l l e r der T r a t t e oder des e i g e n e n Wechsels und d e r R e m i t t e n t — I n l ä n d e r sind, unter dieser Voraussetzung aber auch für alle anderen a c c e s s o r i s e h en Skripturakte unter I n l ä n d e r n 1 7 . Die Ausnahme gilt aber nicht auch dann, wenn der G r u n d w e c h s e l im A u s l a n d e , zwar in Übereinstimmung mit der d e u t s c h e n Wechselordnung, jedoch nur zwischen einem D e u t s c h e n (einem Ö s t e r r e i c h e r ) und einem A u s l ä n d e r ausgestellt und hierauf im A u s l a n d e blofs ein a c c e s s o r i s c h e r Skripturakt u n t e r z w e i I n l ä n d e r n übereinstimmend mit der d e u t s c h e n Wechselordnung vorgenommen w i r d 1 8 . Der im A u s l a n d e nicht in Übereinstimmung mit dem betreffenden a u s l ä n d i s c h e n Rechte, sondern geniäfs der d e u t s c h e n Wechselordnung, jedoch nicht gegenüber einem I n l ä n d e r , ausgestellte Skripturakt eines I n l ä n d e r s ist ungültig und wird nicht verpflichtend, wenn er hinterher in die Hand eines i n l ä n d i s c h e n Gläubigers k o m m t 1 9 . Ist nur der eine Teil I n l ä n d e r , der a n d e r e Teil A u s l ä n d e r , so entscheidet a u s s c h l i e f s l i c h das Gesetz des Ortes, wo der Wechsel ausg e s t e l l t ist. 17 Ist der Wechsel in P a r i s ohne V a l u t a k l a u s e l von einem D e u t s c h e n g e g e n ü b e r einem D e u t s c h e n entsprechend der d e u t s c h e n Wechselordnung ausgestellt und in P a r i s an einen F r a n z o s e n ind o s s i e r t worden, so ist das I n d o s s a m e n t u n g ü l t i g ; ebenso L e h m a n n § 29 zu Anm. 18. Ist der Wechsel von einem d e u t s c h e n T r a s s a n t e n gegenüber einem d e u t s c h e n R e m i t t e n t e n im A u s l a n d e gemäfs der d e u t s c h e n W.O. ausgestellt und im A u s l a n d e g e g e n ü b e r diesem D e u t s c h e n von einem D e u t s c h e n a e e e p t i e r t oder im A u s l a n d e v o n dem d e u t s c h e n R e m i t t e n t e n an den d e u t s c h e n I n d o s s a t a r i n d o s s i e r t worden, so sind A c c e p t und I n d o s s a m e n t g ü l t i g . 18 Ist z. B. der Wechsel in P a r i s ohne Valutaklausel, jedoch entsprechend der d e u t s c h e n Wechselordnung, von einem F r a n z o s e n als T r a s s a n t e n gegenüber einem d e u t s c h e n R e m i t t e n t e n ausgestellt und dann noch in F r a n k r e i c h v o n dem d e u t s c h e n R e m i t t e n t e n an einen anderen Deutschen i n d o s s i e r t worden, so ist das I n d o s s a m e n t ung ü l t i g , da ja der Grundwechsel sowohl nach f r a n z ö s i s c h e m als auch nach d e u t s c h e m Rechte ungültig ist. 19 Ist z. B. die Tratte in F r a n k r e i c h von einem ö s t e r r e i c h i s c h e n T r a s s a n t e n zu Gunsten eines f r a n z ö s i s c h e n R e m i t t e n t e n auf einen Ö s t e r r e i c h e r in W i e n gezogen, der dann in W i e n das A c c e p t er-

446

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

3. F o r m d e r i m A u s l a n d e z u r A u s ü b u n g o d e r Erhaltung des Wechselrechts vorzunehmenden H a n d l u n g e n . Für die F o r m der H a n d l u n g e n , die zur Ausübung oder Wahrung der Rechte aus dem Wechsel, deren Geltendmachung im I n l a n d e in Frage steht, erforderlich sind, gilt ebenfalls die Regel: locus regit actum (Art. 8 6 ) 2 ü und zwar gleichgültig, ob die Formen für die Handlungen schon im'Augenblicke der Ausstellung des Wechselskripturakts gesetzlich bestanden haben oder erst später eingeführt worden sind. Das n e u e Gesetz über die Formen w i r k t auch auf die unter dem a l t e n Gesetze vorangegangenen Wechselskripturakte zurück. Es entscheidet daher das Recht des Z a h l u n g s o r t e s 2 1 über die Form jener Handlungen, die vorgenommen werden müssen, um die Zahlung zu verlangen unci die Nichterlangung der Zahlung zu konstatieren, also über die F o r m und den I n h a l t der P r o t e s t u r k u n d e , über den O r t (das L o k a l ) , w o , über die F r i s t , b i n n e n welcher der Protest zu erheben ist ( P r o t e s t t a g , P r o t e s t s t u n d e n ) , über die Personen, die gesetzlich berufen sind, diese Urkunde zu errichten , über die Frage, ob die Protesturkunde durch ein Surrogat ersetzt werden kann, über die Zeit und Form der Notifikation. 4. R e c h t s w i r k u n g e n der gestellten Skripturakte.

im

Auslande

aus-

a) M a f s g e b e n d e B e d e u t u n g d e s A u s s t e l l u n g s o r t e s . Über die R e c h t s w i r k u n g e n eines im A u s l a n d e ausgestellten Wechselskripturakts, den I n h a l t und die D a u e r teilt, und entspricht die Tratte nicht den Erfordernissen des f r a n z ö s i s c h e n Rechtes, so ist der Skripturakt des ö s t e r r e i c h i s c h e n T r a s s a n t e n ung ü l t i g und wird auch nicht dadurch gültig, dafs die Tratte von dem f r a n z ö s i s c h e n R e m i t t e n t e n an einen ö s t e r r e i c h i s c h e n I n d o s s a t a r begeben wird. Das in W i e n erteilte A c c e p t ist jedoch g ü l t i g , da der Gr u n d Wechsel den Anforderungen des ö s t e r r e i c h i s c h e n Rechtes entspricht. 20 21

Ebenso U n g a r n § 97.

R.O.H.G. I S. 288, I I I S. 127, X I I S. 118, X X I S. 153; R.G. IX S. 438, X X X I I S. 116.

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

der dadurch begründeten Wechselverpflichtung entscheidet,· da j e d e r Skripturakt von den anderen auf demselben Papiere befindlichen Skripturakten u n a b h ä n g i g und rechtlich s e l b s t ä n d i g ist, das Recht des Ortes, wo der betreffende Skripturakt nach dem Inhalte des Papiers ausgestellt erscheint, also das Recht des Ortes, wo die Trassierung, die Indossierung, die Acceptation 2 2 oder die A v a l i e r u n g 2 3 nach dem Inhalte des Wechsels vor sich gegangen i s t 2 4 . Wer einen Wechselskripturakt setzt, zieht präsumtiv nur das Recht des betreffenden Ortes, wo er ihn vollzieht, in Erwägung, das fremde Recht kennt er in der Regel gar n i c h t 2 5 . Das Recht des im Papiere angegebenen Ausstellungsortes des betreffenden Skripturaktes ist demnach entscheidend, wenn es sich um die Frage handelt, welche Bedeutung ein B l a n c o i n d o s s a m e n t , ein I n d o s s a m e n t n a c h V e r f a l l oder ein b e d i n g t e s A c c e p t habe, ob der Indossant zur K a u t i o n s l e i s t u n g verpflichtet sei oder auch bei dem Sicherheitsregrefs r e m b o u r s i e r e n könne, wie der Verfalltag der Wechselverpflichtung festzustellen sei (Art. 30, 32, 3 4 ) 2 6 , 22 Auch der A c c e p t a n t hat sich dem Gesetze des Ortes unterworfen, an dem er das Accept erteilt hat. In der Regel wird dies der Z a h l u n g s o r t sein, aber auch, wenn der Acceptationsort vom Zahlungsort verschieden ist, wie bei den d o m i z i l i e r t e n Wechseln, so entscheidet über die Verpflichtung des Acceptanten der Ort der A c c e p t a t i o n , ζ. Β. darüber, ob Protest bei dem D o m i z i l i a t e n notwendig sei. 23

Auch für den A v a l i s t e n entscheidet das Recht des Ortes, wo der Aval ausgestellt ist, nicht das Recht des Ortes, wo die Hauptschuld eingegangen ist. 24

R.O.H.G. I S. 288, V S. 101, X I X S. 202; R.G. I I S. 13, V I I S. 21, I X S. 431. 25

Ist der im Papiere a n g e g e b e n e Ort nicht der w i r k l i c h e O r t der Ausstellung des Skripturakts, so ist der letztere entscheidend, (nicht der wirkliche Wohnsitz des Ausstellers des Skripturakts); R.G. X X I V S. 115. 26 Daher entscheidet über die Dauer des Uso, wenn ein Wechsel vorliegt, der in einem Lande a u s g e s t e l l t ist, in dem das nach der deutschen Wechselordnung bestehende Verbot, in D e u t s c h l a n d selbst oder aus D e u t s c h l a n d hinaus Usowechsel zu ziehen, nicht vorhanden ist, das Recht des A u s s t e l l u n g s o r t e s . Es handelt sich um die Feststellung des Verfalltages eines Wechsels, dessen Verfallzeit nach dem Rechte des A u s -

448

§ 9.

binnen

Das internationale W e c s e l r e c t .

welcher Frist

sie g e l t e n d gemacht

werden

k ö n n e , also

ihre V e r j ä h r u n g eintrete. Ebenso e n t s c h e i d e t

das R e c h t

des

Ausstellungsortes

des betreffenden S k r i p t u r a k t s ü b e r die R e g r e f s b e d i n g u n g e n , also ü b e r die N o t w e n d i g k e i t , zur Zahlung

innerhalb

einer

und die Nichtacceptation

den Wechsel z u m Accept oder

bestimmten Frist

u n d die

zu

Nichtzahlung

präsentieren

d u r c h Protest

k o n s t a t i e r e n z u lassen, ü b e r die N o t w e n d i g k e i t ,

eine E h r e n -

a n n a h m e oder E h r e n z a h l u n g e i n z u h o l e n oder zuzulassen. Das R e c h t

des Ausstellungsortes des betreffenden

Skriptur-

a k t s entscheidet a u c h dann, w e n n der Wechselinhaber durch die Gesetze des Z a h l u n g s o r t e s

ausnahmsweise

licher Umstände ( K r i e g

u. s. w . ) ,

von

der

der

Notwendigkeit

wegen

aufserordent-

w ä h r e n d einer gewissen Z e i t

Protestlevierung

ganz

entbunden,

oder w e n n i h m die P r o t e s t e r h e b u n g aus i r g e n d welchen G r ü n d e n w ä h r e n d einer gewissen Z e i t d u r c h vis m a j o r u n m ö g l i c h gemacht wird27. s t e l l u n g s o r t e s gültig auf Uso festgestellt worden ist. Der Aussteller, der das Wort: Uso in einem von ihm auf einen Ort im Gebiete der deutschen Wechselordnung gezogenen Wechsel benutzt, will sich nicht den ihm meistens unbekannten, in der Regel gar nicht mehr bestehenden Gebräuchen unterwerfen, die an dem betreifenden Z a h l u n g s o r t e bei einem solchen Wechsel Platz greifen, wie T h ö l § 41 S. 181 annimmt, sondern macht gemäfs den noch praktisch wirksamen Einrichtungen, unter denen er lebt und zu handeln gewohnt ist, vom Uso Gebrauch, und es ist anzunehmen, dafs sich auch der deutsche Wechselbeteiligte jenen noch im lebendigen Verkehre bethätigten Bestimmungen unterwerfen wolle, die der ausländische Aussteller bei der Ausstellung des Wechsels im Sinne hatte. Der Wechselschuldner darf sich daher am Z a h l u n g s o r t e auf den Uso des A u s s t e l l u n g s o r t e s berufen. 27

Dagegen entscheidet das Recht des Z a h l u n g s o r t e s (locus regit actum), nicht das des Ausstellungsortes des Skripturakts, wenn aus solchen Gründen nicht die Ν ο t w e n d i g k e i t der Protesterhebung beseitigt, sondern nur die F r i s t zur Protesterhebung während einer gewissen Zeit v e r l ä n g e r t wird. So haben in Anwendung des französischen (Moratorium) Gesetzes vom 13. August 1870 mehrere auf einander folgende Dekrete die Fristen für die Protesterhebung und andere das Wechselrecht erhaltende Akte verlängert. Es entstand Streit darüber, ob hierin blofs eine Vorschrift über die F o r m der Handlung gelegen sei. Entscheidend ist, dafs dem Wechselgläubiger die M ö g l i c h k e i t genommen wurde, vor Ablauf eines

§ 9.

Das internationale W e c s e l r e c t .

b) M a ß g e b e n d e B e d e u t u n g d e s Z a h l u n g s o r t e s . Das Recht des Z a h l u n g s o r t e s entscheidet über alle Fragen, die sich blofs auf die M o d a l i t ä t e n der Ausführung der Zahlung beziehen, so über den Z a h l u n g s t a g , der infolge von Feiertagen oder Kassiertagen vom V e r f a l l tage verschieden sein kann, über die Zahl der R e s p e k t t a g e , wenn etwa das Gesetz des Zahlungsortes Respekttage zu Gunsten des Schuldners Monates P r o t e s t zu erheben; das Gesetz, das den Protest während dieser Frist v e r b o t , entband ihn daher von der N o t w e n d i g k e i t , während dieser Frist Protest zu erheben; es beschränkte sich nicht darauf, die Protestfrist zu erweitern und den Gläubigern das Recht zu geben, während einer l ä n g e r e n Zeit Protest zu erheben; über die N o t w e n d i g k e i t des Protestes entscheidet jedoch nicht das Recht des Zahlungsortes, sondern das Recht des ausländischen Regrefss c h u l d n e r s . Das Gesetz schuf das Vorhandensein eines Falles von vis m a j o r , die den Wechselinhaber an der Protesterhebung v e r h i n d e r t e ; der Regrefs konnte daher in jenen Ländern nicht genommen werden, in denen, wie in D e u t s c h l a n d , O s t e r r e i c h und S c h w e i z auch v i s m a j o r nicht entschuldigt, in denen die Regrefspflicht erlischt, wenn auch vis major als der Grund erscheint, aus dem der Protest unterlassen worden ist. In F r a n k r e i c h , I t a l i e n , E n g l a n d , N o r d a m e r i k a aber, wo vis major von der Notwendigkeit der Protesterhebung befreit, war es folgerichtig, wenn die in diesen Ländern befindlichen G i r a n t e n für r e g r e f s ρ f l i c h t i g erklärt wurden. Wäre der Wechselgläubiger durch das französische Gesetz nicht daran g e h i n d e r t worden, v o r Ablauf einer gewissen längeren Frist Protest zu erheben, so wären die deutschen, österreichischen und schweizerischen Indossanten nicht frei geworden; denn die fremden Indossanten haben kein Recht darauf, dafs der in F r a n k r e i c h zahlbare Wechsel innerhalb der gewöhnlichen, durch das französische Gesetz gewährten, kurzen Frist protestiert werde; sie mufsten sich eine Verlängerung dieser Frist durch transitorische Gesetze des Landes, wo der Wechsel zahlbar war, gefallen lassen. Es wäre eine allerdings ungewöhnlich grofse Anzahl von Tagen gewesen, an denen es dem Wechselinhaber gestattet gewesen wäre, die Zahlung von dem französischen Schuldner zu verlangen und daher eine Weigerung der Zahlung durch Protest zu konstatieren. Der Wechselinhaber hätte sich dennoch auf die, wenn auch ungewöhnlich verlängerte Frist gegenüber dem f r e m d e n I n d o s s a n t e n berufen dürfen. Allerdings ist richtig, dafs in dieser ganz ungewönlichen Verlängerung der Protestfrist mittelbar auch eine beträchtliche Hinausschiebung der E r f ü l l u n g s z e i t gelegen und dafs dadurch indirekt der Inhalt der Verpflichtung selbst verändert worden wäre; allein trotz dieser indirekt herbeigeführten Veränderung hat über die Fristen für die Erfüllung der R e g r e f s b e d i n g u n g e n das Recht des Z a h l u n g s o r t e s zu entscheiden. G r ü n h u t , Lehrbuch des Weohselrochts.

29

450

§ 90. Das internationale Weckselreclit.

bewilligt. Daher erfolgt — abgesehen von entgegengesetzter Vereinbarung durch die Klausel: „effektiv" — die Zahlung in solchem Gelde, das am Zahlungsorte Kurs hat (Art. 37). Ebenso entscheidet das Recht des Z a h l u n g s o r t e s für die Frage, ob T e i l z a h l u n g e n zulässig sind, ob Deposition wegen Nichtabholung der Zahlung statthaft i s t , über clie Voraussetzungen, unter denen der Verlierer des Wechsels am Zahlungsorte die Zahlung erlangen kann (Amortisation).

Alphabetisches Sachregister. (Die beigefügten Ziffern bezeichnen die Seitenzahl, die Exponenten die Note.)

A. Abänderung der Wechselurkunde 107. Abhanden gekommene Wechsel 277. Abschrift von Wechseln s. Kopie. — in der Protesturkunde 153. Abstraktes Zahlungsversprechen 114. Abweichungen 59. — bei der Namensangabe 91. — bei der Summenangabe 66. Abwesende s. Verjährung. Abwesenheitsprotest s. Windprotest. Accept 223. — bedingtes 244. — Blanco- 108. — Durchstreichung 142. — einer falschen Tratte 131. — Form 238. — auf Kopie· 239. — limitiertes 243. — modifiziertes 32, 146, 242. — Nichtbezogener 1368, 241. — Partikular- 243. — Perfektion 142. — promptes 235. — qualifiziertes 146, 242. — reines 31. — Sichtwechsel 81, 232, 262. — Teil- 243. — Überschreitung der Wechselsumme 246. — undeutliches 239. — Widerruf 142. — mit Abänderung des Zahlungsortes 245.

Accept, mit Abänderung der Zahlungszeit 244. — Zurücknahme 142 Acceptabilität 126. Acceptant 223. — Haftung 131. — mehrfache Haftung bei mehrfacher Acceptation von Duplikaten 310. — Indossierung an ihn 209. — Skripturakt 131. — Unsicherheit 125. Accessorische Unterschrift des Wechselbürgen 136. Adressat bei der Notadresse 377. Adresse 91. à drittura 363. „Aller Orten" 95, 103. Allonge 168. Alternative Summenangabe 67. Alter Stil 256. Amortisation 277. Amortisationsverfahren 281. Angstklausel s. „Ohne Obligo". Annahme s. Accept. Anschaffung s. Deckung. Anspruch, wechselmäfsiger 2. Antedatieren 87. Ausfüllung des Blancoacceptes 111. — rechtswidrige 109, 112. — Veräufserlichkeit und Vererblichkeit des Ausfüllungsrechtes 110. Ausgestrichene Indossamente 142, 177, 360. Aushändigung s. Cirkulationspapier. Ausländer 441. 29*

452

Alphabetisches Sachregister.

Ausländisches Wechselrecht 441. Auslegung des Wechsels 59. Aufsere Form des Grundwechsels 59. Aussteller des eigenen Wechsels 99, 102, 123. — mehrere 90. — beschränkte Haftung 123. — Unterschrift 89, 102. — der Tratte s. Trassant. Ausstellungsort 85, 102. — im Auslande 446. Ausstellungszeit 85, 102. Ausstreichen s. Durchstreichung. Aval 138. Avalist 135, 140. Avisbrief 41, 118, 174. Avisierungspflicht 42. Avisklausel 118. B. Bedingtes Accept 244. Bedingung beim Wechsel 122. Befristeter Sichtwechsel s. Zeitwechsel. Begebung des Wechsels s. Indossament. nach Verfall 212. Beglaubigung des Handzeichens 54. Benachrichtigung s. Notifikation. Bereicherungsklage 406, 436. Berichtigung des Wechselinhalts 104. Beschränkung der Wechselverpflichtung 31, 170, 204, 243. Besitz am Wechsel s. Inhaber. Bestätigung der Präsentation 228. — der Sicht 227. Bestimmtheit der Wechselerklärungen 59, 95. Bevollmächtigter 54, 55. Beweis der Notifikation 351. — der Stellvertretung beim Skripturakte 57. — der Wechselfähigkeit 51. Bezogener 91. — Benennung mehrerer 91. — Unrichtige Bezeichnung des B. 91. Blancoaccept 108. — Ausfüllung des B. 109, 111. Blancoindossament 169, 174, 218. — Ausfüllung 178. — Umwandlung des ausgefüllten in ein B. 177. Blancoskripturakt 108. Blankett 109. Buchstabenangabe der Wechselsumme 65. Bürge s. Wechselbürge. Bürgerliches Recht 1.

I

C. (s. auch K).

I Campsores 8. ι Causa obligandi im Wechsel 114. Cession der Wechselforderung 210. I Cirkulationspapier, Wechsel als C. 5,

i

' I ι . ;

I I I Î

118, 168.

Civiles Wechselrecht 1. Contraprotest 380. D. Datierung, mehrfache 88. — nach altem und neuem Stil 256. — unwahre 86. Datowechsel 7^. Datum des Wechsels 85. Deckung 134, 204. — s. auch Valuta. Deckungsklausel 115. Deckungspflicht 42, 287. Deckungswechsel 170, 1902. Deklarationsprotest 156. Depositar s. Verwahrer. Deposition d. Wechselsumme nach Verfall 269. Depotwechsel 170, 190 2 . Deutlichkeit im Wechsel 59. Diligenz, wechselmäfsige 149. Diskonto 5. Domiziliat 97, 250. — nicht benannter 251. — als Wechselinhaber 251. Domiziliert eigener Wechsel 102, 249. Domizilierung 96, 102. — des trassiert-eigenen Wechsels 94. — ohne Dorniziliaten 251. Domizilvermerk ohne Wissen und Willen des Ausstellers 97. Domizilwechsel, Pflicht der Präsentation zum Accepte 234. — Pflicht der Präsentation zur Zahlung 249. — Recht des Amortisationswerbers 281. Duplikate 128, 294, 299. — bei eigenen Wechseln 302. — Verhältnis der Duplikate zu einander 303. Durchstreichungen im Wechsel 104, 142. — des Acceptes 142, 144, 147. — von Indossamenten 142, 147, 360. — der Notadresse 374. — der Tratte 142.

E. ι Echtheit des Skripturaktes 49, 51. I „Effektiv" 114, 271.

Alphabetisches Sachregister. Ehronaccept 148, 371, 380, 384, 386. — Konkurrenz beim E. 421. — auf Kopien 239. — der Notadresse 395. — Perfektion des E. 392. — per onor di giro 414. — unberufenes 400. Ehrenacceptant 386. — bedingte Verpflichtung 389! — Rechte des E. 392. — ist nicht Regrefspflichtiger 388. Ehrenannahme s. Ehrenaccept. Ehrenintervention s. Intervention. Ehrenzahler 401. — Anspruch des E. 405. — Provision 402. — Regrefsrecht 402, 405. — Selbständige Berechtigung 403. Ehrenzahlung 371, 380, 384, 394, 402. — eines fremden Intervenienten 408. — Konkurrenz bei der E. 422. — Modalitäten 405. — der Notadresse und des Ehrenacceptanten 407. — Zurückweisung 409. Eigener Wechsel 99. — an eigene Ordre 100. — domizilierter Wechsel 1026. — wesentliche Erfordernisse 99. Eigentumsindossament s. Indossament. — zum Zwecke des Inkasso 201. Einerts Papiergeldtheorie 17. — Theorie des einseitigen Aktes 30. Einlösung 352 s. auch Zahlung. Einreden 191. — Ausfüllung rechtswidrige 111. — Dolus 111, 179, 197. — Fälschung 108. — Kollusion 193. — Kompensation 190 2 . — Mangelnde Deckung 134. — Blofses Prokuraindossament 200. — Scheingiro 203. — Valuta nicht erhoben 1902. — Zahlung 194. Einseitiger Akt, Theorie des e. A. 30. Erfordernisse, wesentliche des Grundwechsels 59. Erfüllungsverzug 247. Erlafs des Protestes 342. Erlöschen der Wechselverbindlichkeit s. Präjudiz, Verjährung, Zahlung. Exceptio s. Einreden. Exemplare eine Wechsels s. Duplikate.

F. Fälligkeit 75, 102, 253. Fahrlässigkeit, grobe bei der Zahlung276. Falsche Wechsel 58, 107, 131. Feiertag 340 e . Fiduziarisches Indossament 200. Fingierte Rücktratte 355, 358. Firmazeichnung 56. Form des Skripturakts 53. Wechsels 59. Formalakttheorie Liebes 19. Formalismus 59. Format des Wechsels 60. Fremdsprachige Wechsel 61 64. Fristenberechnung 254. Funktionen, wirtschaftl. Wechsels 3. O. Garantiefunktion des Indossaments 129. 179. j Garantieversprechen des Trassanten für Acceptation 123. i für Zahlung 123, 127. Gefälligkeitswechsel 190 2 . Gegenleistung, Klausel der G. 122. Geldsorte 65, 270. Geldsumme 65, 100. — Bestimmtheit der G. 65. Gemachter Wechsel 40. Geschichte des Wechsels 7. Giro s. Indossament. Gnadentage s. Respekttage. Grammatikalische Ungenauigkeit im Wechsel 59. Grundwechsel, wesentliche Erfordernisse 59. — Fakultative Bestandteile 113. . Gutgläubiger Wechselerwerb 34, 106, 107, 112, 132, 141, 178, 183, 192. ! H. Haftung 123, 124, 128, 135, 306. Handelsrecht 1. Handlungsfähigkeit d. Präsentanten338. Hemmung der Verjährung s. Verjährung. Hinterlegung der Wechselsumme 269. Historische Entwicklung s. Geschichte. Höhere Gewalt 341. Honorât 410. ! j

Honorierung des Wechsels 223, 369.

I (J). Jahre, Frist nach Jahren 256. Jahreszahl, Fehlen der J. beim Verfalltage 79.

454

Alphabetisches Sachregister.

Identitätsprüfung bei der Zahlung 275. Indossament 168. — an den Acceptanten 209. — Blanco- 169, 174, 218, — und Cession 210. — Durchstreichung 177, 183, 360. — Entstehung des 7. 11. — falsches 183. — fiduciarisches 200. Form 173. — Garantiefunktion 129, 179. — ohne Garantieübernahme 129. — Inhaber- 176. Indossament auf der Kopie 321. — Legitimationsfunktion 181. — Prokura- 155, 172, 200, 201. — des Prokuraindossatars 222. — Rekta 172. — Teil- 204. — Unterbrechung in der Reihe der I. 184. — nach Verfall 212. — Wirkungen des I. 128, 179. Indossant, Mehrfache Haftung bei Begebung der Duplikate an verschiedene Personen 306. — Wechselskripturakt des I. 128. Indossatar, Legitimation 181. — Notifikationspflicht 345. — Rechtserwerb 36. — Selbständige Berechtigung 188. Inhaber des Wechsels 182. Inhaberindossament 176. Inkassoindossament 200 2 s. auch Prokuraindossament. Inkassomandatar 221, 273. Interimsschein 40. Interimswechsel 40. Internationales Wechselrecht 441. Intervention 369, 410, s. auch Ehrenannahme u. Ehrenzahlung. — zu Ehren des Acceptanten und des Ausstellers des eigenen Wechsels 411. — Beurkundung der I. 380. — Konkurrenz mehrerer Intervenienten 418, 421, 423. — ohne Notfall 379. — ohne Protest 379. — Interventionsprotest 380. — Jus offerendi 352 3 . — variandi 369.

I i • I ; j : ; ! ; ι :

Kaution des Amortisierungswerbers 282. Kautionsregrefs 327. — wegen Nichtannahme 327. — wegen Unsicherheit des Acceptanten oder des Ausstellers eines eigenen Wechsels 334. — bei der acceptierenden Notadresse 398. Kautionswechsel 170, 1902. Kellerwechsel 106 l . Klage s. Wechselklage. — auf Herausgabe des Wechsels 187. Klausel, Zulässigkcit beliebiger Klauseln 119. — aller Orten 95, 103. — Kassatorische 295. — auf Kündigung 81, 102\ — laut Bericht 42. — Ordreklausel 118. — Pfandklausel 124. — Rekta- 170. — des Protesterlasses 342. — Wechsel- 63, 100. Kollusion, Einrede der K. 193. Kommissionstratte 116. Konkurrenz mehrerer Intervenienten 418. — von Notadressen 418. — von nicht berufenen Iutervenienten 421. — bei der Ehrenaccptation 421. Ehrenzahlung 422. — von Notadressen und von nicht berufenen Intervenienten 423. Konkurs des Acceptanten 334. — des Präsentanten 338. — Protesterhebung 338. Kontext des Wechsels 61. Konversion des ungültigen Wechsels 49. Kopie 294, 321. — Regrefs auf Grund der K. 324. — Wechselverpflichtungen aus der K. 321. Korrekturen im Wechsel 104. Kosten in der Regrefssumme 3538, 354, 357. Kündigungsklausel 81. Kündigungswechsel 81.

Ii. Lauftage s. Respekttage. K. „Laut Bericht" („Laut Avis") 118. Kalenderstil 256. ! Legitimation des Indossatars 181. Kassatorische Klausel bei Duplikaten ι — eines Vormannes 185. 295. Ι — des Wechselgläubigers 181.

Alphabetisches Sachregister. Legitimation, Mangel der materiellen 186. Limitiertes Accept 243. Litteratur des Wechselrechtes 16, 28. Locus regit actum 442, 446. M. Mangelhafte Unterschrift 59. Marktwechsel s. Mefswechsel. Messen (Wechselmessen) 9. Mefs- oder Marktwechsel 10, 80. Militärpersonen 48 9 . Mitunterschrift 135. — des Nichtbezogenen 136 3. Mitzeichner eines Wechsels 135. Modifiziertes Accept 121, 146, 242. Monat, Frist nach M. 254. Moratorium 265 1 . Motiv der Ausstellung des Skripturaktes 114. Münzbezeichnung 65. Münze nach Kurs 67. W. „Nach Kurs" 67. Nachforschungsprotest 161. Nachindossament 212, 213. — Legitimation durch das N. 212, 218. — des präjudizierten Wechsels 216. protestierten Wechsels 213, 214. — Materielle Wirkung des N. 213. — Mehrere N. 215. — bei Protesterlafs 215. Nachindossant 213, 215. Nachindossatar 214. — Legitimation des N. durch Vorblancoindossament 218. Nachmann 35. Nach Sicht 82. Nachsichtwechsel s. Zeitsichtwechsel. Namen-Indossament 168. Namensangabe des Bezogenen 91. — des Remittenten 68. Namensgleichheit beim trassiert-eigenen Wechsel 93. Namensunterschrift 54, 89. Namenszug, unleserlicher 54, 59. Negotiation des Wechsels 118. Neuer Stil 256. Nicht-Accept 121. „Nicht an Ordre" 169, 170. Nichtbezogener, Accept des N. 241. Niederschrift s. Skripturakt. Notadresse 372. — durchstrichene 374.

Notadresse, Ehrenaccept der N. 374. — Konkurrenz von N. 418, 423. — Nichtbeachtung der N. 398. — Ortsangabe in der N. 373. Notar, Erklärungen gegenüber dem N. 166. — Stellung des N. gegenüber dem Requirenten beim Proteste 166. — Zahlungsempfang durch den N. 167. Notariatsakt, Wechsel als N. 61. Notarielle Beglaubigung 54. Notifikation 345. — an den Avalisten 140. — an den Honoraten 397. — bei der Ehrenzahlung 405. — Beweispflicht des Regredienten 351. — Form der N. 348. — Frist zur N. 348. Notifikationspflicht trotz Protesterlafs 345. — Präjudiz bei Nichterfüllung der N. 349. Novation 287. Nürnberger Novellen 24. O. Obligation aus dem Wechsel s. Wechselobligation. Obligo, Ablehnung des O. 123, 129. „Oder Kurs" 67. „Oder Wert" 67. Offiziere 48 9 . „Ohne Bericht" 118. „Ohne Kosten" (Ο. K.) 343. „Ohne Obligo" (0. 0.) 123, 129. Ohne Protest" (Ο. P.) 343, 379. Órdreklausel 118. Ort der Wechselausstellung 85, 102. Orthographische Ungenauigkeit im Wechsel 59. Ortsverschiedenheit 92, 98. P. Pactum de cambiando s. Wechselschlufs. Papiergeldtheorie 17. Partikularaccept 243. Pendenztheorie 38 9 . Per aval s. Aval. Perfektion des Accepts 142. — — Ehrenaccepts 392. Perquisitionsprotest 161. Personifikationstheorie 37 7 . Pfandbesitzer des Wechsels 274 2 .

456

Alphabetisches Sachregister.

Pfandklausel im Wechsel 124. Platz für die wesentlichen Bestandteile im Wechsel 61. Platzprotest 160. Platztratte 86. Postattest 351. Postdatieren 87. Präcisewechsel 77. Präjudizierter Wechsel 149, 213, 293, 436. Präsentation 147. — Anfangstermin für die P. 235. — zur Annahme 223. bei reinen Sichtwechseln 259. bei Zeitsichtwechseln 224. — Berechtigung zur P. 236. — Erlafs der P. 345. — Ort der P. 237, 339. — Zeit der P. 237, 339. — zur Zahlung 247, 339. Präsentationsfrist bei reinen Sichtwechseln 259. — bei Zeitsichtwechseln 224. Prima s. Duplikate. „— acceptiert bei X." 317. Prokuraindossament 155, 172, 200, 221. Prokuraindossatar als Einkassierungsmandatar 221, 273. — als Prozefsbevollmächtigter 222. — Indossament des P. 222. Prolongation 265. — Regrefsrecht des Prolonganten 267. — Regrefsrecht der Nachmänner des Prolonganten 268. Promptes Accept 235. Protest, Arten des P, — mangels Annahme 229. — mangels Datierung der geleisteten Annahme 229. — mangels Zahlung 338, 339. — Abwesenheits- s. Windprotest. — Contraprotest 380. — Deklarationsprotest 156. — Interventionsprotest 380. — Nachforschungsprotest 161. — Perquisitionsprotest 161. — Platzprotest 160. — Sekuritätsprotest 125, 327, 380. — Windprotest 161. — Angabe der Zeit im P. 163. — Ort des P. 158. — Vergewisserung über die Identität der Parteien 156. Protestat 155. Protestausfertigung, Verlust der P. 165.

Protesterhebung 147, 338. — bei mehreren Wechseln 153. — Organe für die P. 151. — Ort 339. — Zeit 339. Protesterlafs 342. Protestregister 165. Proteststunden 163. Protesturkunde 150. — ausländische 446. — Berichtigung 165. — Erfordernisse 150. — Form 150. — Gegenbeweis 166. — Mängel in der Ausfertigung 165. — Platz für die Wechselabschrift 153. — Teil des Fundaments der Wechselregrefsklage 147. — Verlust 165. — Wechselabschrift in der P. 153. Provision beim Regrefs 355, 358. — des Ehrenacceptanten 393. Prozefsbevollmächtigter s. Prokuraindossament. Pseudovertreter 56.

Quellenangabe des Wechselrechtes 14. Quittierter Wechsel 277. Quittierung der alten Schuld bei der Novation 293. Quittierung auf dem Wechsel 277. — der Teilzahlung 277. R. Rasuren im AVechsel 104. Ratenwechsel 83. Ratihabition des ungültigen Skripturakts 50. Rechnungswährung 272. Rechtsquellen des Wechselrechts 14. Rektaklausel 170. — des Ausstellers 171. — des Indossanten 172. Rektawechsel 169. Redlicher Wechselerwerb s. Gutgläubiger Wechselerwerb. Redlichkeitstheorie 34. Regrefs 125, 327. — des Amortisationswerbers 282. — des Avalisten 140. — auf einen ausländischen Ort 355. — Bedingung des R. 247. — bei Duplikaten 312. — bei der Kopie 324.

Alphabetisches Sachregister. Regrefs wegen Nichtannahme 327. — wegen Unsicherheit des Acceptanten 125, 334. — mangels Zahlung 125, 338. — des Ehrenacceptanten 392. — des Ehrenzahlers 402, 405. — Sprungregrefs 369. Regrefsanspruch des letzten Inhabers 353. — des einlösenden Vormannes 357. — Verjährung 429. Regrefsklage 427. — Verjährung 429. Regrefsnahme mittels wirklicher Rücktratte 361. Regrefsschuld des Acceptanten 366. — des Ausstellers des eigenen Wechsels 366. — solidarische Haftung für die R. 367. Regrefssumme 353. Regrefszahlung, Modalitäten der R. 359. Remboursregrefs 357. Remittent 68, 100. Respekttage 253. Retourrechnung 353, 357, 359. Retourwechsel 361. Retrassant und Retrassat 361. Revalierungsanspruch 116, 277. Revalierungsklage des Zahlers 284. Rimesse 357 2 . Rückindossament 207. Riicktratte, fingierte 355, 358. — wirkliche 361. Rückwechsel 361.

S. Schadenersatz s. Regrefs, Notifikation. Scheingiro 203. Scheinwechsel 87, 105, 124. Schornsteinwechsel 106 Schreibensunkundige 54. Schreibfehler im Wechsel 104. Schrift des Wechsels 60. Scontration beim Mefswechsel 10. Sekunda s. Duplikate. Sekuritätsprotest 125, 327, 380. Selbständigkeit der Wechselverpflichtungen 48, 58. Sicherheitsprotest s. Sekuritätsprotest. Sicherheitsregrefs 327, 396. Sichtklausel 81. Sichtwechsel 81. — reiner 81. — auf bestimmte Zeit nach Sicht 82. — eigener 263.

I Sichtwechsel, Acceptation des reinen S. 262. — Protestfrist 230. — Regrefsbedingung 229. — Verjährung 263. Simulierte Wechsel s. Scheinwechsel. Sinnloser Wechsel 105. Skripturakt 32, 51, 124, 141. — im Ausland ausgestellter S. 442, 446. Solawechsel s. eigener Wechsel. Solidarverpflichtung 367. Sonntag 237. Sorgfalt, wechselmäfsige 149. S. P. (sopra protesto) 387. Spesen s. Kosten. Sprachliche Ungenauigkeit im Wechsel 59. Sprungregrefs 369. Stelle für die wesentlichen Wechselbestandteile 61. Stellvertretung bei Skripturakten 55. Stempelung des Wechsels 1131. Stenographie 61. Stil des Zahlungsortes 256. Stoff des Wechsels 60. Strenge s. Wechselstrenge. Stundung s. Prolongation. Summenangabe 65. ! Summenversprechen, Theorie Thöls 20. | j T. I I Tagwechsel 77. Teilaccept 243. Teilindossament 204. Teilzahlung 270, 272. Text des Wechsels 61. Theorie der deutschen Wechselord; nung 29. j Theorien der Wechselverpflichtung vor ; der deutschen Wechselordnung 17. i Tod des Präsentanten 338. | Trassant 124. — an eigene Ordre 72. — für fremde Rechnung 116. — Bereicherungsklage 436. — Haftung 123, 124. i — Wechselrecht des T. gegen den Ac| ceptanten 133. , — Wechselskripturakt des T. 124. j Trassiert-eigener Wechsel 92, 101. ! Tratte, Acceptabilität der T. 126. — an eigene Ordre 72. — für fremde Rechnung 115. — gemachte 40. — von Hand 40.

458

Alphabetisches Sachregister.

Treu und Glauben 35, s. auch gutgläubiger Wechselerwerb. Trockener Wechsel s. eigener Wechsel. Typische äufsere Form des Grundwechsels 59. 1J. Übergang des Rechts aus dem Wechsel . 35. Überschreiben im Wechsel 104. Umwandlung eines Schuldverhältnisses in ein Wechsel Verhältnis 287. Undeutlichkeit im Wechsel 59. Unechtheit s.Echtheit, falsche Wechsel. Ungenauigkeit im Wechsel 59. Ungültiger Wechsel 49, 67. Unleserliche Unterschrift 54, 59. Unrichtigkeit im Wechsel 59. Unsicherheit des Acceptanten 125, 334. Unterbrechung der Verjährung 431. Unterliegende Forderung 287. „Unter Protest" 387. Unterschrift 32, 53, 55, 61, 89, 124, 141. — durchstrichene s. Durchstreichungen. — mangelhafte 59. — Platz für die U. auf dem Wechsel 61. Unvollständiger Wechsel 103. Unwahre Wechsel 105. Usowechsel 85.

Verjährung, Hemmung der V. 426, 435. — Unterbrechung der V. 431, 435. — Wiederbeginn der V. 433. — Dauer der neuen V. 434. Verjährungsfristen 425, 426, 434. Verlorener Wechsel 277. Verpfändung des Wechsels 124, 274 2 . Verpflichtung s. Wechselverpflichtung. Versendung des Acceptexemplars 312. — Contreordre des Versenders 318. Versendungs vermerk 114, 312, 322. Vertragstheorie 20, 29. Vertretung bei Skripturakten 55. Vervielfältigung des Wechsels s. Duplikate, Kopien. Verwahrer bei Duplikaten u. Kopien 314, 326. Verzug 247. Vigilanz, wechselmäfsige 149. Vis major 341. Vista s. Sicht. Vitiose Wechsel 104. Vollindossament 168. Vollniachtsindossament s. Prokuraindossament. Vollziehung der Wechselerklärung 89. „Von der Hand" 40. Vorbereitung einer Wechselverpflichtung 39. Vorblancoindossament 218. Vordatierung 87. I Vorindossament 218. Vormann 37, 357. ι Vorwechsel 364. j

V. Valuta 39, 114. Valutabekenntnis 114. W. Valutaklausel 114. j Währung 272. Valutavertrag 39. Wechselarten s. unter den betreifenVariationsrecht 369. den Schlagworten. Veränderungen der Wechselurkunde — Begriff 2. 107. — Erfordernisse, wesentliche 59. Verfälschte Wechsel 107, s. auch — Form 53, 60. falsche Wechsel. — fremdsprachige 64. Verfalltag 75, 102, 253. — als Notariatsakt 61. Verfallzeit 75, 102. — Rückwirkung des W. auf das vor— alternative und kumulative 83. handene Schuldverhältnis (Novation) — ungültige Bezeichnungen der V. 83. 287. Veijährung 263, 424, 436. — ungültiger 49, 67. — gegen den Acceptanten und den — Verlust 277. Aussteller des eigenen Wechsels 426. — Vervielfältigung 294. — gegen den Trassanten und einen — Zerrissener 105. Indossanten 427. Wechselabschrift s. Abschrift. — des Regrefsrechtes des Ehrenzahlers Wechselarrestfähigkeit 44 3 . 406. Wechselbegebung nach Verfall 212. — Berücksichtigung von Amtswegen Wechselblankett 109. 425. — Ausschliefsung der V. 124. ' Wechselbürge 136.

Alphabetisches Sachregister. Wechseldiskonto 4. J Wechselduplikate s. Duplikate. j Wechselfähigkeit, aktive 48. ' 1 — passive 44. — eines Ausländers 441. j — Beweis der W. 51. — des Ehrenzahlers 407. Wechselgeschäftsfähigkeit 43. ι Wechselgläubiger 182. Wechselinhaber 182. Wechselklage 31, 133. Wechselklausel 63, 100. ; Wechselkopie s. Kopie. ! Wechselkurs 6. , Wechselmitschuldner 135. I Wechselobligation, Begriff und Ent- j stehung der W. 29, 114. — Zustandekommen 114. Wechselordnung deutsche, Entstehung , 21. : 1 Litteratur 28. Theorie der deutsch. W. 29. ; Wechselrecht im objektiven Sinne 1. , — im subjektiven Sinne 2. — Rechtsquellen und Litteratur des W. ! bis zur deutschen Wechselordnung 14. j Wechselrechtsfähigkeit 43. ' Wechselregrefs s. Regrefs. l Wechselreiterei 106 . Wechselschlufs 39. Wechselskripturakt s. Skripturakt. Wechselstempelsteuer 113 1 . Wechselstrenge 1. ! Wechselsumme 65, 100. Wechselunfähigkeit s. Wechselfähigkeit. WTechselunterschrift s. Unterschrift. Wechselverjährung s. Verjährung. — Verhältnis zur civilrechtlichenV.424. Wechselverpflichtung, Entstehung 29, 114. — Selbständigkeit 114. — Verlängerung ihrer Dauer durch Vertrag 425. — Voraussetzungen 43. Wechselzahlstelle 98. Werktag 340. Wert s. Valuta. Wesentliche Erfordernisse des Grundwechsels 59.

Widerruflichkeit des Skripturakts 141. Wiederaufleben der Gläubigerschaft des Vormannes 38. Windprotest 161. Wirtschaftliche Funktionen des Wechsels 3 Wochen, Frist nach W. 254. Wucher 193. Z. „Zahlbar aller Orten" 95, 103. „— bei" 98 n . — beim Aussteller 98 1 0 . „—hier und aller Orten" 95. Zahler, Prüfungspflicht des Z. 275. Zahlstelle 98. Zahlung 247. — Einrede 194. — Gegenstand 270. — Modalitäten 277. — Teil- 270, 272. — vor Verfall 265. Zahlungsauftrag 98. Zahlungsempfänger 273. Zahlungsort 94. — Angabe des Z. 94, 95. — Angabe von mehreren Z. 96. — im Auslande 449. Zahlungsregrefs 338. Zahlungstag 253. Zahlungsversprechen, abstraktes 114. Zahlungszeit 75, 102, 253. — alternative 83. Zeitsichtwechsel 82, 232. Zerrissener Wechsel 105. Ziffern, Angabe der Wechselsumme in Ziffern 65. Zinsen in der Regrefssumme 353, 357. Zinsversprechen im Wechsel 67, 100, 124. Zufall 341. Zurücknahme des Acceptes 142, 144, 147. — sonstiger Wechselerklärungen 104. Zweckbestimmung beim Wechsel 114. Zweifelhafte Wechselerklärungen 60. Zwingendes Recht 49. Zwischenindossant 215.