Kredit- und Bankgespräche fachlich vorbereiten und erfolgreich führen: Leitfaden zur strategischen Vorbereitung von Bankgesprächen [4 ed.] 9783896739612, 9783896440174

Sie müssen Gespräche über die Finanzierung anstehender Investitionen mit Banken führen? Sie möchten sich optimal auf die

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Kredit- und Bankgespräche fachlich vorbereiten und erfolgreich führen: Leitfaden zur strategischen Vorbereitung von Bankgesprächen [4 ed.]
 9783896739612, 9783896440174

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Arno Kastner

Kredit- und Bilanzgespräche fachlich vorbereiten und erfolgreich führen Leitfaden zur strategischen Vorbereitung von Bankverhandlungen

Arno Kastner

Kredit- und Bilanzgespräche fachlich vorbereiten und erfolgreich führen Leitfaden zur strategischen Vorbereitung von Bankverhandlungen

Projektleitung:

Dipl.-Volkw. Hildegard Winter Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW) e.V. Abteilung: Betriebswirtschaft

© 2000 Alle Rechte vorbehalten 4. Auflage RKW-Verlag Düsseldorfer Straße 40 65760 Eschborn

RKW-Nr. 1270 ISBN 3-89644-017-9 Layout + Druck: RKW, Eschborn

Vorwort Die vorliegende Schrift ist als Hilfe zur Selbsthilfe für Unternehmer und Führungskräfte von klein- und mittelständischen Unternehmen gedacht, die Kredit- und Bilanzgespräche mit Kreditinstituten vorbereiten und sich darüber informieren möchten, welche Rückschlüsse ein Kreditinstitut aus ihren eingereichten Unterlagen zieht.

Weiterhin richtet sich die vorliegende Schrift an angehende Bilanzanalytiker und Kreditsachbearbeiter von Banken, denen grundlegende Kenntnisse zur Auswertung von eingereichten Firmenunterlagen vermittelt werden sollen. Damit der Leser eine Vielzahl von Anstößen und Anregungen erhält, wurde die Schrift praxisnah gestaltet und auf eine komplexe Darstellung von Formeln und deren Zusammenhänge verzichtet.

Eschborn, im August 1996

Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen Wirtschaft (RKW) e.V.

Inhaltsverzeichnis Seite Aufgabenstellung

11

Zielgruppe für das vorliegende Buch Aufbau des Buches

11 11

A

Betriebliche Entscheidungen vor Antragstellung

13

1 1.1 1.2 1.3

Investitionsplanung Statische Verfahren der Investitionsplanung Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung Kritische Würdigung dieser Verfahren

13 13 14 16

2 2.1 2.2 2.3 2.4

19 19 20 22 26

2.5

Finanzierung Außen-und Innenfinanzierung Eigen- und Fremdfinanzierung Einsatz öffentlicher Mittel Moderne Instrumente zur Begrenzung von Finanzierungsrisiken Finanzierungsregeln

28

3

Die Finanzplanung

30

4

Auswahl der finanzierenden Bank

32

5

Kreditantrag

34

B

Die Kreditprüfung und Kreditbeurteilung der Bank

36

6

Grundlagen der Informationsanforderungen Exkurs 1: § 18 KWG (Kreditwesengesetz) Exkurs 2: Kreditrisiken einer Bank Exkurs 3: Hermes Kreditversicherung Informationsquellen der Kreditinstitute Probleme bei der Informationsbeschaffung Informationsverarbeitung

36

6.1 6.2 6.3

41 43 44

7

Die Kreditfähigkeitsprüfung

45

7.1 7.2 7.3 7.4

Analyse der Rechts- und Geschäftsfähigkeit Analyse der Rechtsform Analyse der Gesellschaftsverträge Auskunfteien

45 46 46 47

8

Die Kreditwürdigkeitsprüfung

48

8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.2.1 8.1.2.2 8.1.2.2.1 8.1.2.2.2

49 49 51 53 54 54 65

8.1.3 8.1.4 8.1.5 8.1.6

Klassische Verfahren der Kreditwürdigkeitsprüfung Analyse der Organisationsstruktur und des Betriebsablaufes Die Bilanzanalyse Arten der Bilanzanalyse Objekte der Bilanzanalyse Analyse der einzelnen Jahresabschlußpositionen Kennzahlenanalyse Exkurs 4: Cash-flow Branchenvergleiche Finanzflußrechnungen Bestandsdifferenzen- und Bewegungsbilanzen Ilmsatzüberschußrechnungen Kapitalflußrechnungen Vorteile der Bilanzanalyse Grenzen der Bilanzanalyse Exkurs 5: Bilanzpolitik Analyse der Investitionsplanung Analyse der Finanzplanung Mustererkennung Länderberichte

8.2 8.2.1 8.2.2 8.2.3 8.2.4 8.2.5 8.2.6 8.2.6.1 8.2.6.2

Moderne Verfahren der Kreditwürdigkeitsprüfung Insolvenzprognose Managementbeurteilung Kontokorrentkontenanalyse Expertensysteme Neuronale Netze Analyse der Umweltrisiken Unternehmensbezogene Umweltrisiken Marktbezogene Umweltrisiken

81 81 82 84 85 86 87 87 89

8.1.2.3 8.1.2.4 8.1.2.5 8.1.2.6 8.1.2.7 8.1.2.8 8.1.2.9

70 71 71 71 72 72 73 77 78 79 80

8.2.63

8.2.7 8.2.7.1 8.2.7.2 8.2.73

8.3 8.3.1 83.1.1 83.1.2 8.3.13 83.1.4 83.1.5 8.3.1. 6 8.3.2

Analyse der aufgezeigten Risiken durch die Bank Exkurs 6: EG-Öko-Audit-Verordnung Exkurs 7: ISO-Normen zum Umwelt-Audit und zu Umweltmanagementsystemen im Vergleich zur EG-Öko-Audit-Verordnung Rating-Systeme Rating von Wertpapiereminenten Länder-Rating Kredit-Rating

Sicherheiten Darstellung der bedeutendsten Sicherheiten Grundschuld Sicherungsübereignung/Verpfändung Forderungsabtretung (Zession) Bürgschaft, Garantie, Patronatserklärung, Mitverpflichtung Positiv-/Negativerklärung Abtretung und Verpfändung sonstiger Rechte, Ansprüche und Anwartschaften Strategische Vorgehensweise bei Sicherheitenverhandlungen

90

94 94 97 97 102 104 104 105 106 108 109 110

111

8.4

Betriebsbesichtigung

113

8.5

Kreditentscheidung

114

8.6

Kreditüberwachung

117

C

Ausführliche Checkliste zur Vorbereitung auf ein Gespräch mit der Bank

119

D

Kreditantragsformular

134

E

Literaturverzeichnis

142

Aufgabenstellung Zielgruppe für das vorliegende Buch Das Buch soll Unternehmer, Geschäftsführer und Finanzabteilungsleiter in die Lage versetzen, ihr Unternehmen und die Finanzierung anstehender Investitionen auch aus dem Blickwinkel von Banken zu sehen und beurtei­ len zu können. Dadurch werden sie befähigt, sich optimal auf Kredit- und Bilanzbesprechungen vorzu bereiten.

Weiterhin werden die Unternehmen darüber informiert, welche Informatio­ nen Kreditinstitute zusätzlich im Rahmen der Kreditprüfung und Kredit­ beurteilung berücksichtigen und wie die Firmen diese Informationen auch für ihre Zwecke nutzen können. Im Bereich der Kreditinstitute kann das Buch als Grundlage für die Aus­ bildung als Kreditsachbearbeiter dienen. Dies insbesondere vor dem Hin­ tergrund, daß gerade in diesem Bereich kaum praxisbezogene Literatur existiert.

Aufbau des Buches Ausgehend von der Investitionsentscheidung auf Unternehmensebene wird dargestellt, welche Faktoren seitens der Kreditinstitute für eine Kredit­ entscheidung und die daran anschließende Kreditüberwachung ausschlag­ gebend sind. Im einzelnen wird dabei ausführlich auf folgende Bereiche eingegangen:

Entscheidung auf Unternehmensebene Hier wird zunächst auf die Investitionsplanung im Zusammenhang mit den betroffenen Fachabteilungen und der anschließenden Finanzplanung unter Einbeziehung der Inanspruchnahme von öffentlichen Finanzhilfen eingegan­ gen. Es wird dabei aufgezeigt, daß sich aus einer gründlichen Planung die wesentlichen Unterlagen für das anschließende Kreditgespräch mit der Hausbank von selbst ergeben.

Gesetzliche Grundlagen der Kreditprüfung Grundlage für die Unterlagenanforderung ist der §18 Kreditwesengesetz (KWG). Ausgehend von diesem Paragraphen werden die aktuellen Bank­

11

risiken erläutert. Da die Bankrisiken mit den Risiken eines Industriebetriebes in vielen Bereichen übereinstimmen, wird aufgezeigt, wie ein Unternehmen auch Informationen aus dem Bankbereich für seine eigenen Zwecke nutzen kann.

Kreditfähigkeitsüberprüfung Die Kreditfähigkeitsüberprüfung befaßt sich mit den rechtlichen Gegeben­ heiten eines Unternehmens. Hier wird auf Veränderungen und den daraus resultierenden Konsequenzen bei der Kreditbearbeitung eingegangen.

Klassische Kreditwürdigkeitsanalyse Im Rahmen der klassischen Kreditwürdigkeitsanalyse werden die Determi­ nanten, die für eine positive Kreditentscheidung ausschlaggebend sind, dargestellt und erläutert, wobei der Bilanzanalyse eine besondere Stellung zukommt. Dabei wird dargestellt, wie Unternehmen Bilanzanalysen auch für ihre eigenen Zwecke nutzen können bzw. wie sie im Rahmen eines aktiven „Kreditmarketings" Informationen an ihre Hausbank weitergeben können.

Neue Instrumente der Kreditprüfung und -Überwachung Aufgrund namhafter Konkurse in der jüngsten Vergangenheit werden seitens der Banken zunehmend Rating-Systeme eingesetzt, um sich ein entsprechendes Bild von dem zu finanzierenden Unternehmen machen zu können. Es werden daher ausführlich die verschiedenen Determinanten eines Rating-Systems dargestellt, wodurch Unternehmen künftig in die Lage versetzt werden sollen, eine Rating-Kennziffer zu ihren Gunsten beeinflus­ sen zu können. Neben den Rating-Systemen wird auch auf ExpertenSysteme und neuronale Netze eingegangen. Vor dem Hintergrund zuneh­ mender Umweltprobleme, und der damit verbunden Auswirkung auf eine evtl. Kreditgewährung, wird auch ausführlich auf diese Problematik einge­ gangen.

Sicherheiten Es wird ein kurzer Überblick über Sicherheiten und deren beeinflussenden Faktoren aus Bankensicht gegeben.

Checklisten Zur Vorbereitung von Kredit- und Bilanzgesprächen wird den Unternehmen eine umfangreiche Checkliste an die Hand gegeben.

12

A

Betriebliche Entscheidung vor Antragstellung

Bevor ein Unternehmen bei einer Bank einen entsprechenden Kreditantrag stellt, muß unternehmensintern die Vorteilhaftigkeit der geplanten Investi­ tion sowie die dafür vorgesehene Finanzierung unter Berücksichtigung sämtlicher Vor- und Nachteile dargestellt und analysiert werden. Sofern diese Vorarbeit richtig durchgeführt wird, ergeben sich daraus automatisch die grundlegenden Unterlagen für den Kreditantrag. Hieraus wird ersicht­ lich, daß Investitions-, Finanzierungs- und Kreditplanung ineinander über­ greifende Prozesse sind, deren ordnungsgemäße Planung und Durchfüh­ rung dem Unternehmen Zeit und Geld sparen.

1

Investitionsplanung

Im folgenden wird ein kurzer Überblick über die verschiedenen Verfahren der Investitionsrechnung gegeben. Dabei wird bei den aufgeführten Bei­ spielen jeweils nur das Ergebnis der jeweiligen Investitionsrechnung inter­ pretiert. Sofern ein Unternehmen bezüglich der einzelnen Verfahren und deren Berechnungsmodalitäten weiteren Informationsbedarf hat, wird auf die entsprechenden Schriften des RKW-Verlages bzw. der Wirtschafts­ literatur verwiesen.

Sofern ein Unternehmen zur Entscheidung gelangt ist, daß eine Investition unbedingt erforderlich ist, muß es sich im Normalfall unter Zuhilfenahme der Investitionsrechnung unter 2 bis 3 Alternativinvestitionen für die betriebs­ optimalste Investition entscheiden. Dabei hat es sich in der Praxis als äußerst sinnvoll erwiesen, auch die von der Investition betroffenen Abteilungen in den Entscheidungsprozeß einzubinden. Dies vor dem Hintergrund, daß die Abteilungen bzw. die Verantwortlichen zu einem späteren Zeitpunkt für die aus der Investition anfallenden Kosten und Erlöse verantwortlich sind. Bei der Entscheidungsfindung ist auch darauf zu achten, daß sämtliche Zusatzkosten einer Investition (z.B. Umbaukosten, Schulungskosten, Anlauf­ kosten, Wartungskosten usw.) berücksichtigt werden. Losgelöst von den eigentlichen Kosten ist bei Produktionsunternehmen grundsätzlich auf eine entsprechende Optimierung des Produktionsablaufes zu achten, weil sich daraus nicht unerhebliche Kosteneinsparungspotentiale ergeben können.

13

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, daß eine getroffene Entschei­ dung unter Zugrundelegung von Worst-Case-Annahmen (Darstellung eines Sachverhaltes unter negativsten Bedingungen - Gegenteil zur Best-CaseBetrachtung, wo der optimalste Zustand dargestellt wird) überprüft werden sollte. Jede Entscheidungsfindung eines Unternehmens sollte grundsätzlich unter Aufführung der entscheidungsrelevanten Tatbestände (z.B. Vor- und Nach­ teile, Service usw.) dokumentiert werden. Eine derartige Dokumentation kann bei einer Kreditentscheidung eine wichtige Entscheidungshilfe darstel­ len, zumal sich daraus seitens der finanzierenden Bank auch Rückschlüsse bezüglich der Qualität des Managements ziehen lassen.

1.1

Statische Verfahren der Investitionsrechnung

Die statischen Verfahren sind dadurch gekennzeichnet, daß sie von Kosten-, Gewinn- und Rentabilitätsvergleichen ausgehen.

a) Kostenvergleichsrechnung Die Kostenvergleichsrechnung ist das einfachste Verfahren der Investitions­ planung. Es empfiehlt, von den verschiedenen Investitionen jene Investitio­ nen mit den geringsten Kosten auszuwählen. Dabei ist allerdings zu berück­ sichtigen, daß mit diesem Verfahren eine isolierte Beurteilung der Vorteilhaftigkeit eines Einzelprojektes nicht möglich ist. Beispiel: Ein Taxiunternehmen plant den Kaufeines Personenwagens. Dabei stehen zwei in der Ausstattung vergleichbare Fahrzeuge derA-Firma und der B-Firma zur Verfügung. Ein vom Taxiunternehmen durchgeführter Kosten­ vergleich ergibt, daß sich die durchschnittlichen Kosten des Fahrzeuges der A-Firma auf 1,857 DM und das der B-Firma auf 1,948 DM belaufen. Das Taxiunternehmen entscheidet sich auf der Grundlage der Kostenvergleichs­ rechnung für die Anschaffung des Fahrzeuges derA-Firma.

Kritik an der Kostenvergleichsrechnung:



Es wird auf eine finanzmathematische Basis verzichtet.

• Die Zeitpräferenz wird nicht oder nur unvollständig erfaßt. • Es werden unzweckmäßige Rechnungselemente zugrunde gelegt.

14



Es wird auf eine Einzelschätzung bzw. Einzeldiskontierung der Rechnungselemente verzichtet.

b) Gewinnvergleichsrechnung Bei der Gewinnvergleichsrechnung erfolgt eine Analyse der anfallenden Gewinne bei gegebener Kapazität, wobei jene Alternative mit dem größten durchschnittlichen Gewinn als die vorteilhafteste ausgewählt wird. Beispiel: Der durchschnittliche Gewinn der A-Investition beläuft sich auf43.750 DM, während sich der durchschnittliche Gewinn der B-Investition auf38.430 DM beläuft. In diesem Fall wird die A-Investition durchgeführt, da sie einen höheren Durchschnittsgewinn aufweist.

Kritik an der Gewinnvergleichsrechnung: Die Kritik an der Gewinnvergleichsrechnung ist analog der Kritik der Kostenvergleichsrechnung.

c) Rentabilitätsrechnung Bei der Rentabilitätsrechnung ist jene Investition die vorteilhafteste, welche die höchste in Prozentpunkten bewertete Rentabilität hat (Rentabilität in % = Periodengewinn x 100% Kapitaleinsatz). Dabei werden in der einfachsten Form die erwarteten Jahresgewinne alternativer Investitionen, bezogen auf das investierte Kapital, miteinander verglichen. Beispiel: Die A-Investition hat eine Rendite von 18,95%, während die B-Investition eine Rendite von 19,57 % hat. Da die Rendite der B-Investition die höhere ist, ist diese Investition die vorteilhaftere.

Kritik an der Rentabilitätsrechnung: • In der Praxis wird normalerweise beim Kapitaleinsatz nicht von den Gegebenheiten des Einzelfalles ausgegangen. • Selbst wenn der richtige Kapitaleinsatz zugrunde gelegt wird, ist das Ergebnis ungenau. • Es liegt keine eindeutige Definition der Gewinnbegriffs vor. • Die Unterstellung eines im Zeitablauf konstanten durchschnittlichen Gewinnes ist normalerweise nicht praxisgerecht.

15

d) Amortisationsrechnung Bei der Amortisationsrechnung werden die verschiedenen Rückzahlungs­ perioden miteinander verglichen. Dabei ist jene Investition am günstigsten, welche die kürzeste Pay-off-Periode hat.

Beispiel: Bei der Ermittlung der Amortisationszeit zweier Investitionen ergibt sich, das sich die A-Investition nach 7,16 Jahren und die B-Investition nach 8,57 Jah­ ren amortisiert. Da die A-Investition eine kürzere Amortisationszeit hat, ist sie die günstigere. Kritik an der Amortisationsrechnung: • Sofern die Kapitalrückflußdauer einer Einzelinvestition im Rahmen der zulässigen Amortisationszeit liegt, kann sie dennoch unvorteilhaft sein. • Sofern zwei Alternativinvestitionen im Rahmen der Amortisationsrech­ nung aufgrund gleicher Amortisationszeiten als gleich vorteilhaft einge­ stuft werden, weisen sie normalerweise dennoch Unterschiede in der Vorteilhaftigkeit aus. • Aufgrund des Vorgehens der Amortisationsrechnung besteht die Gefahr, daß kurzfristige Investitionen gegenüber langfristigen bevorzugt werden.

1.2

Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung

Bei den dynamischen Verfahren wird die Analyse der Vorteilhaftigkeit einer Investition auf die gesamte Lebensdauer oder auf einen vorgegebenen Planungshorizont bezogen.

a) Kapitalwertmethode analog: Barwert- oder Diskontierungsmethode Der Kapitalwert einer Investition ergibt sich als Differenz zwischen der Summe der Barwerte aller Einzahlungen und der Summe der Barwerte aller Auszahlungen. Eine Investition ist vorteilhaft, falls der Barwert größer oder gleich Null ist.

Beispiel: Der Kapitalwert der A-Investition beläuft sich auf37.950 DM und der Kapi­ talwert der B-Investition beläuft sich auf 25.320 DM. Aus der Tatsache, daß

16

beide Kapitalwerte positiv sind, ergibt sich, daß beide Investitionen vorteil­ haftsind. Da aber der Kapitalwert der A-Investition über dem Kapitalwert der B-Investition liegt, ist die A-Investition vorteilhafter.

Kritik an der Kapitalwertmethode: • Es wird unterstellt, daß sich die künftigen Werte genau vorhersagen lassen. In Wirklichkeit handelt es sich aber um Schätzungen. • Es wird unterstellt, daß sich zum Kalkulationszinsfuß beliebige Summen von Kapital ausleihen bzw. beschaffen lassen, was in der Praxis nicht der Fall ist. •

Es gibt kein Verfahren zur Bestimmung des exakten Kalkulationszins­ fußes. Folglich handelt es sich beim Kalkulationszinsfuß um einen Schätzwert.

• Die Kapitalwertmethode läßt sich bedingt zur Festlegung einer Rangord­ nung der einzelnen Investitionen unter Rentabilitätsgesichtspunkten verwenden.

b) Interne Zinsfußmethode Es wird der interne Zinsfluß einer Investition ermittelt und mit dem Kalkula­ tionszinsfuß (z.B. Zinssatz einer Alternativanlage am Kapitalmarkt) vergli­ chen. Die Investition ist vorteilhaft, wenn der ermittelte interne Zinsfuß größer als der Kalkulationszinsfuß ist. Beispiel: Eine Firma legt bei zwei anstehenden Investitionen eine Mindestverzinsung von 8% zugrunde. Da die Ermittlung des internen Zinssatzes der A-Investi­ tion ergibt, daß diese nur eine interne Verzinsung von 7,63 % aufweist, wird sie nicht durchgeführt. Die Ermittlung des internen Zinssatzes der BInvestition ergibt, daß diese eine interne Verzinsung von 8,27 % aufweist, weswegen sie durchgeführt wird.

Kritik an der internen Zinsfußmethode: • Es wird vorausgesetzt, daß bei quantitativen und zeitlichen Unterschie­ den der Zahlungsströme der zu vergleichenden Investitionen eine Anlage der Überschüsse zum jeweiligen internen Zinsfuß erfolgt.

17



Es wird unterstellt, daß bei der Berechnung der Rentabilität von Investi­ tionen die Einzahlungsüberschüsse zum internen Zinsfuß angelegt wer­ den.

• In einzelnen Fällen kann die Lösung mehrdeutig sein.

c) Annuitätenmethode Die durchschnittlichen jährlichen Auszahlungen werden mit den durch­ schnittlichen jährlichen Einzahlungen verglichen. Hierzu werden mit Hilfe der Zinseszinsrechnung die Zahlungsreihen der Investition in zwei äquivalen­ te und uniforme Zahlungsreihen umgewandelt. Beispiel: Die durchschnittliche jährliche Annuität der A-Investition beläuft sich auf34.438 DM, während sich die durchschnittlich jährliche Annuität der B-Investition auf37.945 DM beläuft. Da die B-Investition die höhere jähr­ liche Durchschnittsannuität aufweist, ist sie nach diesem Verfahren die günstigere.

Kritik an der Annuitätenmethode: Die Kritik an der Annuitätenmethode ist analog die Kritik an der Kapital­ wertmethode.

Zusammenfassung:

• Bei der Investitionsentscheidung sollten auch die Zusatz­ kosten berücksichtigt werden. • Auf eine Produktionsablaufoptimierung ist zu achten. • Alle von der Investition betroffenen Abteilungen bzw. Verantwortlichen sind in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. • Überprüfung der Investitionsentscheidung unter Worst-Case-Bedingungen. • Ausführliche Dokumentation der Entscheidung.

18

2 Finanzierung Die Finanzierung von Investitionen sollte grundsätzlich auf die Gegebenhei­ ten und Erfordernisse eines Unternehmens abgestellt sein. Der Überprüfung der Finanzierung und Finanzplanung kommt seitens der Kreditinstitute sowohl im Rahmen der Existenzgründungsfinanzierung als auch bei jeder weiteren Finanzierung eine besondere Bedeutung zu. In der Praxis hat es sich dabei als sinnvoll erwiesen, sämtliche Vor- und Nachteile der jeweiligen Finanzierungsformen aufzuzeigen, zu analysieren und zusammen mit den betroffenen Fachabteilungen, dem Steuerberater bzw. Wirtschaftsprüfer und der Hausbank eine optimale Finanzierungsentscheidung zu treffen, die dann zusammen mit der Investitionsentscheidung in die Finanzplanung eingeht. Im folgenden wird ein kurzer Überblick über die verschiedenen Finanzie­ rungsformen sowie über die in der Literatur immer wieder aufgeführten Finanzierungsregeln gegeben. Sofern sich bei der Durcharbeitung dieses Kapitels weitere Fragen ergeben, wird auf die umfangreiche Fachliteratur zu diesem Thema verwiesen.

2.1 Außen- und Innenfinanzierung Grundlage dieser Finanzierungsformen ist die Herkunft des Kapitals. Wird das Kapital dem Unternehmen von außen zugeführt, so spricht man von Außenfinanzierung. Liegt dagegen der Ursprung der finanziellen Mittel innerhalb des Unternehmens, spricht man von Innenfinanzierung. Die Außenfinanzierung läßt sich unterteilen in die Kreditfinanzierung (Bank­ kredite, Lieferantenkredite usw.) und die Einlagen bzw. Beteiligungsfinan­ zierung (Kapitalerhöhung, Aufnahme weiterer Gesellschafter usw.). Die Finanzierungsformen sind dadurch charakterisiert, daß die jeweiligen Kredit­ beträge, deren Überlassungskonditionen sowie Art und Weise der Rückfüh­ rung exakt festgelegt sind. Die Innenfinanzierung resultiert aus:

a) der Finanzierung aus Gewinnen

b) der Finanzierung aus Pensionsrückstellungen

19

c) der Finanzierung von Reinvestitionen aus Umsatzerlösen d) der Finanzierung von Nettoinvestitionen aus Umsatzerlösen

Die jeweiligen Finanzierungsformen sind dadurch charakterisiert, daß im Gegensatz zur Außenfinanzierung die jeweiligen Kreditbeträge sowie deren Überlassungsfristen nicht genau festgelegt sind. Die Finanzierungsvorgänge entstehen laufend und sind oftmals erst am Ende einer Finanzierungs­ periode erkennbar.

2.2

Eigen- und Fremdfinanzierung

Grundlage dieser Finanzierungsformen ist die rechtliche Stellung des Kapi­ talgebers.

Bei der Eigenfinanzierung werden a) im Rahmen der Einlagen- oder Beteiligungsfinanzierung dem Betrieb Eigenkapital durch die Eigentümer (bei Einzelunternehmen), Miteigentü­ mer (bei Personalgesellschaften) oder Anteilseigner (bei Kapitalgesell­ schaften) von außen zugeführt.

b) erwirtschaftete Gewinne in der Firma belassen.

c) Erträge aus Vermögensveräußerungen für Neuinvestitionen eingesetzt.

Die Finanzierungsform ist dadurch charakterisiert, daß Kapital der Firma in der Regel unbefristet überlassen wird und bei einem evtl. Konkurs in die Konkursmasse eingeht. Im Gegenzug wird dabei den Kapitalgebern im Normalfall eine quotale Erfolgsbeteiligung sowie Mitspracherecht bei der Unternehmensführung eingeräumt. Im Rahmen der Fremdfinanzierung werden den Unternehmen von externen Dritten im Rahmen der Kreditfinanzierung oder Finanzierung durch Pensi­ onsrückstellungen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt. Die Finanzie­ rungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß die finanziellen Mittel dem Unternehmen befristet überlassen werden und zu bestimmten Terminen unter Berücksichtigung von Zinszahlungen unabhängig vom Unternehmens­ erfolg zurückzuführen sind. Im Gegensatz zur Eigenfinanzierung bestehen seitens des Kreditgebers keine Haftungsverpflichtungen und Mitwirkungs­ rechte bei der Unternehmensleitung.

20

Eine ausführliche Darstellung der verschiedenen Fremdfinanzierungsformen würde den Rahmen dieser Schrift sprengen. Dennoch soll im folgenden kurz auf drei dieser Finanzierungsformen eingegangen werden, da sie in der Praxis große Bedeutung haben.

Lieferantenkredit Der Lieferantenkredit (=Nichtausnutzung der Skontiermöglichkeit) ist mit Abstand der teuerste Kredit, den ein Unternehmen in Anspruch nehmen kann. Obwohl dies allgemein bekannt ist, wird dieser Kredit in der Praxis von vielen Firmen laufend in Anspruch genommen. Dabei wird sehr oft der Fehler begangen, daß der Jahreszinssatz eines Bankkredites mit dem augen­ scheinlich günstigen unterjährigen Zinssatz des Lieferantenkredites vergli­ chen wird. Eine objektive Kreditentscheidung ist jedoch auf der Grundlage einer gemeinsamen Basis zu treffen. Dies bedeutet im vorliegenden Fall, daß entweder der Jahreszinssatz der Bank dem unterjährigen Zinssatz des Lieferantenkredites oder umgekehrt anzupassen ist. Dabei ergibt sich z.B. bei der Zahlungsbedingung „zahlbar sofort abzüglich 3% Skonto oder 30 Tage rein netto" bei Anpassung des Monatszinssatzes an den Jahreszins­ satz, daß die Nominalverzinsung des Lieferantenkredites 36% beträgt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß der Lieferantenkredit ohne Sicher­ heitenstellung gewährt wird und manche Firmen das Zahlungsziel oft eigenhändig ausdehnen, was wiederum zu einer Reduzierung des Nominal­ zinssatzes führt. Dennoch ist zusammenfassend festzustellen, daß es für eine Firma in der Regel immer vorteilhafter ist, unter Ausnutzung der Skontiermöglichkeit zu bezahlen.

Leasing Die Bedeutung der Leasing-Finanzierung hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Im folgenden soll jedoch nicht auf die verschiedenen Leasingformen eingegangen werden, sondern auf die Entscheidungs­ findung hinsichtlich Kauf oder Leasing. Hierbei wird in der Praxis immer wieder festgestellt, daß Unternehmen sich für eine Leasing-Finanzierung entscheiden ohne eine Vorteilsberechnung hinsichtlich Kauf oder Leasing durchzuführen. In eine derartige Berechnung gehen eine Vielzahl von Komponenten ein (z.B. Steuerersparnis, Kapitalverzinsung usw.), die bei der Entscheidungsfindung unbedingt zu berücksichtigen sind. Sofern ein Unter­ nehmen derartige Berechnungen nicht durchführen kann, sollte sie sich bei einer anstehenden Leasing-Finanzierung unbedingt im Vorfeld intensiv mit dieser Materie auseinandersetzen oder einen entsprechenden Fachmann (z.B. Steuerberater, Hausbank usw.) zur Entscheidungsfindung hinzuziehen.

21

Factoring Unter Factoring versteht man den Verkauf von Forderungen in offener oder stiller Form an eine Factoringgesellschaft. Sofern sich ein Unternehmen für diese Finanzierungsform entscheidet, sollte es darauf achten, daß es die Kosten der Finanzierung in seiner Preiskalkulation richtig berücksichtigt. Weiterhin sollte es beim offenen Factoring (in diesem Fall enthalten die Rechnungen einen Hinweis, daß die Forderung im Rahmen eines Factoring­ vertrages abgetreten wird) darauf bedacht sein, daß Kundenbeziehungen durch evtl. Störungen beim Zahlungsablauf nicht negativ beeinflußt wer­ den. Sofern sich ein Unternehmen für das Factoring entscheidet, sollte sie die Vorteile aus dieser Finanzierungsform gegenüber den finanzierenden Banken begründen können, damit bei der Bank nicht der Eindruck entsteht, daß sich das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten befindet. Weiterhin dürfen durch diese Finanzierungsform bestehende Sicherheitenverträge der Banken bezüglich der Kundenforderungen nicht verletzt werden.

2.3

Einsatz öffentlicher Mittel

Bei der Finanzierung sollten die Unternehmen vor Investitionsbeginn unbe­ dingt klären, ob für das geplante Vorhaben evtl, öffentliche Finanzhilfen des Bundes oder der einzelnen Bundesländer gewährt werden. Dabei handelt es sich in der Regel um Zuschüsse, zinsverbilligte Darlehen, Bürg­ schaften und Beteiligungen bzw. Beteiligungsgarantien.

Zuschüsse Zuschüsse werden in der Regel als sogenannte „verlorene Zuschüsse" gewährt. Das heißt, nach einer gewissen „Sperrfrist" müssen die gewähr­ ten Zuschüsse nicht mehr zurückgezahlt werden und haben somit den Charakter einer Eigenkapitaleinlage (Bsp.: Innovative Neuentwicklungen, Verfahrensoptimierungen).

Zinsverbilligte Darlehen Für bestimmte Vorhaben (Bsp.: ExistenzgründungZ-festigung, Innovations­ finanzierung, usw.) können zinsverbilligte Darlehen gewährt werden, wobei der Zinssatz bei der Gewährung normalerweise für die gesamte Laufzeit festgeschrieben wird. Dabei können bei Bedarf für die Anfangsphase auch entsprechende tilgungsfreie Perioden vereinbart werden, die allerdings zu einem späteren Zeitpunkt höhere Tilgungsraten nach sich ziehen.

22

Bürgschaften Sofern ein Unternehmen für die Finanzierung eines Investitionsvorhabens der finanzierenden Bank keine ausreichenden Sicherheiten zur Verfügung stellen kann, besteht unter bestimmten Voraussetzungen auch die Möglich­ keit einer Bürgschaftsübernahme durch öffentlich rechtliche Kreditinstitute. Für die Bürgschaftsübernahme ist seitens des Unternehmens eine entspre­ chende Avalprovision zu entrichten. Weiterhin ist zu beachten, daß die für die Finanzierung bestellten Sicherheiten den Kreditinstituten gemeinsam zur Verfügung stehen, was zur Folge hat, daß bei Sicherheitenänderungen die Zustimmung aller an der Finanzierung beteiligten Banken einzuholen ist.

Beteiligungen Unter bestimmten Voraussetzungen beteiligen sich bestimmte öffentlich rechtliche Kreditinstitute im Rahmen ihres Förderauftrages mittels einer stillen Einlage am Unternehmen. Dabei ist zu beachten, daß eine derartige Beteiligung nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt zur Verfügung steht, zu verzinsen und zum Stichtag zurückzuzahlen ist.

Beteiligungsgarantie Sofern Dritte sich mit einer Einlage an einem Unternehmen beteiligen, kann die Einlage unter bestimmten Voraussetzungen von einem entsprechenden Förderinstitut für einen gewissen Zeitraum rückverbürgt werden. Dies be­ deutet für den Beteiliger eine gewisse Risikoreduzierung für die in der Regel eine zuvor festgesetzte Avalprovision zu entrichten ist. Informationen über den Einsatz öffentlicher Mittel sowie deren Vergabe­ richtlinien erteilen neben der Hausbank nachfolgend aufgeführte Institutio­ nen:



Bundesministerien (Wirtschaft, Technologie, Umwelt)



Landesministerien



Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)



Deutsche Ausgleichsbank (DAB)



Landesbanken (z.B. West-LB)



Industrie- und Handelskammern



Handwerkskammern

23

In der Regel stellen diese Institutionen auf Anfrage kostenlos umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung, das eine wertvolle Hilfestellung bei der anstehenden Finanzierung leisten kann. Stellvertretend wird an dieser Stelle auf die Schriften •

Starthilfe - Der erfolgreiche Weg in die Selbständigkeit



Wirtschaftliche Förderung in den alten Bundesländern



Wirtschaftliche Förderung in den neuen Bundesländern

des Bundesministeriums für Wirtschaft hingewiesen. Diese Schriften enthal­ ten eine Vielzahl wichtiger Adressen, die in jedem Unternehmen vorhanden sein sollten. Beispiel 1: Ein bisher im Forschungsbereich einer Universität oder eines großen Indu­ strieunternehmens tätiger Mitarbeiter möchte sich zusammen mit einem Kollegen selbständig machen. Die Gründung eines neuen Unternehmens ist geplant. Ein neues innovatives Produkt (entsprechendes Konzept liegt vor) soll entwickelt und anschließend vermarktet werden.

Im Rahmen der Finanzplanung wird zusammen mit der Hausbank überprüft welche öffentliche Mittel im Rahmen der Finanzplanung eingesetzt werden können.

Hinsichtlich der Existenzgründung • Existenzgründungsdarlehen des Bundes und der Länder, wobei norma­ lerweise Bundesmittel vor den Landesmitteln zu beantragen sind (Substitutive = ergänzende Förderung) • Eigenkapitalhilfedarlehen, sie haben eigenkapitalersetzenden Charakter und werden für einen bestimmten Zeitraum zu äußerst zinsgünstigen Konditionen zur Verfügung gestellt). • Bürgschaften des Bundes und der Länder sofern die Sicherheiten nicht ausreichen (auch hier sind zunächst vorab entsprechende Bundesbürg­ schaften in Anspruch zu nehmen).

24

• Beteiligungsgarantie • Beteiligung eines öffentlichen Unternehmens

Hinsichtlich des Produktes • Zuschüsse des Bundes und der Länder • Darlehen im Rahmen der innovativen Förderung Beispiel 2: Ein vor 2 Jahren gegründetes Unternehmen muß entsprechende Erweite­ rungsinvestitionen tätigen um konkurrenzfähig zu bleiben und hat darüber hinaus auch noch einen unvorhersehbaren Zahlungsausfall eines wichtigen Kunden zu beklagen.

Zusammen mit der Hausbank klärt die Firma ab, welche öffentlichen Fi­ nanzmittel zur Aufrechterhaltung des Betriebes in Frage kommen.

Hinsichtlich der Erweiterungsinvestition •

Existenzfestigungsdarlehen

• Darlehen zur Förderung moderner Technologien, sofern es sich bei der geplanten Investition um eine technische Neuerung handelt. • Inanspruchnahme öffentlicher Bürgschaften, sofern die Sicherheiten nicht ausreichen. • Inanspruchnahme einer öffentlichen Beteiligung

Hinsichtlich des Zahlungsausfalles • Liquiditätshilfedarlehen zur Sanierung des Unternehmens

25

2.4

Moderne Instrumente zur Begrenzung von Finanzierungsrisiken

Die nachfolgend aufgeführten Instrumente dienen dazu: a) Zins- und/oder Währungsrisiken einer Finanzierung zu reduzieren bzw. zu eliminieren

b) Finanzierungschancen im Zins- und/oder Währungsbereich aufzuzeigen und zu ermöglichen

Da diese Instrumente in der Praxis verstärkt auch von mittelständischen Unternehmen eingesetzt werden und ihre Bedeutung stetig zunimmt, soll im folgenden ein Überblick über die wesentlichen Instrumente zur Begren­ zung der Finanzierungsrisiken gegeben werden.

CAP Beim Cap handelt es sich um ein Instrumentarium, mit dessen Hilfe variabel verzinste Finanzierungen gegen steigende Zinsen abgesichert werden können. Dabei wird dem Käufer eines Caps gegen Zahlung einer Prämie ähnlich wie bei einer Versicherung - garantiert, daß seine Zinsbelastung während der gesamten Laufzeit eine vereinbarte Obergrenze nicht über­ steigt. Sollte während der Laufzeit der Referenzzinssatz die Obergrenze übersteigen, so erfolgt für die jeweilige Zinsperiode eine Ausgleichszahlung durch den Cap-Verkäufer.

Floor Das Floor ist das Gegenstück zum Cap und dient der Absicherung gegen fallende Zinsen.

Collar Beim Collar wird ein Zinskorridor zur Begrenzung des Zinsänderungsrisikos nach oben und nach unten festgelegt. Er stellt somit eine Kombination von Cap und Floor dar. In der Praxis reduziert der Erwerber eines Caps mit dem gleichzeitigen Verkauf eines Floors die Kosten seiner Zinssicherung.

Swap Mittels eines Swaps können Zins- und/oder Währungsrisiken begrenzt bzw. ausgeschaltet und somit Zinserträge und Zinsaufwendungen optimiert sowie Zins- und/oder Währungsrisiken abgesichert werden. Entsprechend der vertraglichen Ausgestaltung lassen sich nachfolgend aufgeführte Grundstrukturen unterscheiden:

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Zins-Swap Bei einem Zins-Swap werden Zinszahlungsverpflichtungen in einer bestimm­ ten Währung für eine bestimmte Zeit ausgetauscht. Dabei ist zu beachten, daß für die Zinsberechnung jeweils der gleiche Kapitalbetrag (= Referenz­ betrag), der jeweils einer unterschiedlichen Verzinsung (variabel/fest) unter­ liegt, zugrunde gelegt wird.

Sofern bezüglich des Zahlungstermins unterschiedliche Zeitpunkte verein­ bart wurden, werden zu diesen die entsprechenden Zinszahlungen getätigt. Falls die Zahlungstermine identisch sind, wird lediglich die entsprechende Differenz (Stichwort: Netting) aus den Zinszahlungsströmen ausgeglichen.

Währungs-Swap Beim Währungs-Swap unterscheiden sich - neben den vereinbarten Zins­ zahlungsströmen - die Währungen der zu tauschenden Verbindlichkeiten. Aus diesem Grunde verpflichten sich die Swap-Partner neben den Zins­ zahlungsströmen, die entweder fest oder variabel verzinst sind, zu Beginn der Swap-Laufzeit auch die jeweiligen Kapitalbeträge zu einem festgelegten Wechselkurs zu tauschen. Während der Laufzeit des Swaps tauschen die Swap-Partner entweder feste oder variable Zinszahlungen auf diese Kapital­ beträge. Nach Ablauf des Swaps werden die Kapitalerträge dann zum ursprünglichen Kurs wieder zurückgetauscht.

Zins-Währungs-Swap Bei einem Zins-Währungs-Swap handelt es sich um eine Kombination eines Zins-Swaps mit einem Währungs-Swap. Der Zins-Währungs-Swap unter­ scheidet sich vom reinen Währungs-Swap dadurch, daß die ausgetauschten Zahlungsströme unterschiedlich (variabel gegen fest) verzinst sind.

Forward Rate Agreement (FRA) Beim FRA handelt es sich um ein Instrument zur Absicherung gegen Zins­ schwankungen. Dabei wird an einem Abschlußtag der Referenzzinssatz für eine in der Zukunft liegende Zinsperiode vereinbart. Sofern zu Beginn der vereinbarten Periode der Marktzinssatz über bzw. unter dem vereinbarten Referenzzinssatz liegt, kommt es zu Zinsausgleichszahlungen in Höhe des abgezinsten Zinsdifferenzbetrages vom Verkäufer bzw. Käufer des FRA an seinen jeweiligen Vertragspartner.

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Zusammenfassung:

• Bei der Planung der Finanzierung sollte auch der Einsatz der staatlichen Fördermittel berücksichtigt werden. • Wichtig: Staatliche Fördermittel sind vor Investitionsbeginn zu beantragen.

• Überprüfen, ob Zins- und/oder Währungsrisiken mittels mo­ derner Finanzierungsinstrumente begrenzt werden können.

Finanzierungsregeln

2.5

Die Bedeutung der Finanzierungsregeln, wie man sie heute in fast jedem Finanzierungslehrbuch vorfindet, ist in der Praxis sehr umstritten. Im allge­ meinen gehen Finanzierungsregeln von einem gegebenen Kapitalbedarf aus und machen Aussagen darüber, wie dieser gedeckt werden soll. Aus den Ergebnissen wurden in der Vergangenheit entsprechende „Faustregeln" für die Kapitalstruktur von Betrieben abgeleitet.

Je nach dem, welche Bilanzseite bei der Analyse mit einbezogen wird, spricht man von vertikalen oder horizontalen Kapitalstrukturregeln. Der Unterschied ergibt sich aus dem nachfolgenden Schema:

Aktiva

Passiva

A

vertikale Kapitalstrukturregel

V horizontale

Kapital-Vermögensstrukturregel

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Vertikale Kapitalstrukturregel Die vertikale Kapitalstrukturregel setzt sich mit dem Verhältnis Eigen- zu Fremdkapital auseinander und fordert, daß ein Unternehmen bei der Finan­ zierung genauso viel Eigenkapital wie Fremdkapital einsetzen soll (Verhältnis 1:1). Als Formel für die Einhaltung dieser Regel wird der Verschuldungs­ koeffizient herangezogen. Verschuldungskoeffizient = Fremdkapital x 100 / Eigenkapital

In der Bundesrepublik Deutschland liegt die durchschnittliche Eigenkapital­ ausstattung der Unternehmen bei ca. 3-5%. Hieraus wird deutlich, daß dieser Finanzierungsregel in der Praxis keine große Bedeutung zukommt.

Horizontale Kapital-Vermögensstrukturregel Die horizontalen Kapital-Vermögensstrukturregeln setzen sich mit dem Verhältnis von Investitionen und deren Finanzierung auseinander. Dabei kommt der „goldenen Finanzierungsregel" und der „goldenen Bilanzregel" eine besondere Bedeutung zu.

Goldene Finanzierungsregel Die „goldene Finanzierungsregel" fordert die fristenkongruente Finanzie­ rung der jeweiligen Vermögenswerte (Bsp.: langfristig angelegte Investitio­ nen sind analog langfristig zu finanzieren). Mit dieser Maßnahme soll die jederzeitige Zahlungsbereitschaft des Unternehmens gewährleistet werden. Diese Forderung kann in der Praxis jedoch nur unter bestimmten Prämissen realisiert werden, weshalb ihr auch nur eine beschränkte Bedeutung zu­ kommt. Dennoch sollten die Unternehmen im Zuge ihrer Planung und Planüberwachung prüfen, ob die Zahlungen zu den jeweiligen Zahlungs­ terminen gewährleistet sind.

Goldene Bilanzregel Die „goldene Bilanzregel" im engeren Sinne fordert die ausschließliche Deckung des Anlagevermögens mit Eigenkapital, während die Auslegung im weiteren Sinne eine Deckung des Anlagevermögens mit Eigenkapital und langfristigem Fremdkapital zuläßt.

Zumindest die „goldene Bilanzregel" im weiteren Sinne sollten die Unter­ nehmer im Rahmen ihrer Finanzplanung unbedingt beachten. Da die Einhal­ tung dieser Regel einerseits von den Banken im Rahmen der Bilanzanalyse überprüft wird und andererseits die Nichteinhaltung dieser Regel erhebliche Finanzierungsprobleme für das Unternehmen nach sich ziehen kann.

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Zusammenfassung:

• Faustregeln für die Finanzierung des Unternehmens. • Bedeutung in der Praxis sehr umstritten. • Bestimmte grundlegende Finanzierungsverhältnisse sollten beachtet werden.

3

Finanzplanung

Die Zahlungsströme der geplanten Investitionen sowie deren Finanzierung gehen neben anderen betrieblichen Zahlungsströmen in den Finanzplan des Unternehmens ein. In diesem wird ausgehend vom Mittelbedarf die ent­ sprechende Finanzierung unter Berücksichtigung künftig erwarteter finan­ zieller Mittel dargestellt und aufeinander abgestimmt. Damit kommt dem Finanzplan die wichtige Funktion der Aufrechterhaltung des finanziellen Gleichgewichts des Unternehmens zu. Daraus folgt, daß die Einhaltung des Planes seitens des Unternehmens permanent zu überwachen ist. Sofern sich aus dem betrieblichen Leistungsprozeß positive oder negative Abweichun­ gen ergeben, ist der Finanzplan unverzüglich zu modifizieren. Damit wird unter anderem gewährleistet, daß Finanzierungsengpässe rechtzeitig er­ kannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Da sich die Zahlungsströme eines Unternehmens nur schwer mit entspre­ chender Genauigkeit prognostizieren lassen, empfiehlt es sich, eine Auf­ teilung in kurzfristige (Tagesplanung - 6-Monatsplanung), mittelfristige (6 Monate - 2 Jahre) und langfristige (2 -10 Jahre) Planung vorzunehmen. Auch hat es sich in der Praxis als sinnvoll erwiesen, sämtliche von der Pla­ nung betroffenen Abteilungen bei der Planerstellung einzubeziehen, weil hierdurch eine bessere Planeinhaltung gewährleistet wird. Sofern die Pla­ nung von einem Unternehmensberater, Steuerberater oder Wirtschaftsprü­ fer aufgestellt wird, sollte der Unternehmer zumindest in der Lage sein, die Planung entsprechend nachzuvollziehen und deren Richtigkeit zu bestäti­ gen. Sofern er dies nicht kann, sollte er sich diese Kenntnisse so schnell wie möglich aneignen.

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Nach dem Grad der Planungsfeinheit lassen sich Pläne in Fein- und Grob­ pläne unterteilen. Während Feinpläne, die bei einem Planungshorizont von maximal einem Jahr von Bedeutung sind, eine Vielzahl detaillierter betriebli­ cher Zahlungsströme beinhalten, sind Grobpläne in der Regel wie folgt aufgebaut:

Anfangsbestand an liquiden Mitteln + =

voraussichtliche Einnahmen voraussichtlicher Ausgaben Mindestbestand von liquiden Mitteln Finanzierungsüberschuß bzw. Finanzierungsfehlbestand

Der Finanzplanung kommt sowohl im Rahmen der Unternehmensplanung als auch im Rahmen von Kreditentscheidungen der Banken (s. hierzu auch Punkt 3.1.4: Analyse der Finanzplanung) eine sehr große Bedeutung zu. Aus diesem Grunde sollte das Unternehmen die Planung so genau wie möglich - auch unter Berücksichtigung sogenannter Worst-Case-Betrachtungen - durchführen.

Zusammenfassung:

• Darstellung der unternehmerischen Gesamtkonzeption auf Grundlage verschiedener Einzelpläne. • Bei der Planung sollten auch Worst-Case-Betrachtungen be­ rücksichtigt werden.

• Wesentliche Grundlage für Kreditentscheidungen der Banken.

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4

Auswahl der finanzierenden Bank

Hinsichtlich der Durchführung der Finanzierung muß sich ein Unternehmen oder ein Unternehmensgründer entscheiden, mit welchem Kreditinstitut er das Vorhaben realisieren möchte. Von dieser Entscheidung wird die künfti­ ge Entwicklung des Unternehmens wesentlich beeinflußt, weswegen ihr eine besondere Bedeutung beizumessen ist. Im folgenden wird daher zunächst auf die Bankauswahl im Existenzgründungsfall und anschließend auf die Bankauswahl in einem speziellen Finanzierungsfall eingegangen. Es versteht sich dabei von selbst, daß die hier gemachten Vorschläge lediglich als Anregung für die Entscheidungsfindung gedacht sind und keinen An­ spruch auf Vollständigkeit und Allgemeingültigkeit erheben.

Existenzgründungsfall Im Existenzgründungsfall sollte sich ein potentieller Unternehmer zunächst einmal von verschiedenen Kreditinstituten umfassend beraten lassen. Hier­ durch kann er sich sehr schnell einen Überblick über die Beratungsqualität der jeweiligen Bank, die ihn erwartenden Kosten (Kontoeröffnungs- und Kontoführungsgebühren, Zinsen) und die zu stellenden Sicherheiten ver­ schaffen. Bei der Entscheidung sollten aber auch die räumliche Nähe, die Entscheidungs- und Kompetenzregelungen (wird vor Ort oder in der Zentra­ le entschieden?) sowie evtl. Zusatzleistungen (z.B. Unternehmensberatung) des jeweiligen Kreditinstitutes entsprechend analysiert und berücksichtigt werden.

Im Einzelfall kann es im Hinblick auf die geplante Geschäftstätigkeit durch­ aus sinnvoll sein, mit mehreren Kreditinstituten Geschäftsbeziehungen aufzunehmen. Sofern man sich hierzu entschließt ist der Vertragsgestaltung und Sicherheitenproblematik besondere Aufmerksamkeit zu schenken, weil diesbezügliche spätere Änderungen i.d.R. mit aufwendigen und zeitrauben­ den Verhandlungen und oftmals mit beachtlichen Kosten (z.B. Grundbuch­ änderungskosten, Vorfälligkeitsentschädigungen usw.) verbunden sind.

Beispiel HerrX möchte sich in seiner Heimatstadt selbständig machen und verein­ bart Gespräche mit zwei verschiedenen Banken am Ort. Bei den Gesprä­ chen legt er den Banken seine selbst erstellte Investitions- und Finanzpla­ nungen zur Begutachtung vor und macht dabei folgende Erfahrungen:

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A-Bank Die A-Bank vereinbart mit Herrn X umgehend einen Termin. Sie nimmt sich für das erste Gespräch ausführlich Zeit und setzt sich intensiv mit dem geplanten Vorhaben auseinander. Da Herr X bei seiner Finanzplanung keine zinsgünstigen Existenzgründungsdarlehen berücksichtigt hatte, macht sie ihn ausdrücklich auf die Möglichkeit der Inanspruchnahme öffentlicher Finanzhilfen aufmerksam. Sie bittet ihn um Überlassung der Unterlagen zur Begutachtung. Bei dem kurz darauf folgenden zweiten Gespräch macht sie ihn auch auf einige Ungereimtheiten in der Planung aufmerksam und klärt diese mit ihm ab. Die Bank hatte zwischenzeitlich einen optimalen Finanzie­ rungsplan unter Berücksichtigung aller möglichen öffentlichen Finanzie­ rungsmittel ausgearbeitet und angeboten, auf der Grundlage dieser Finan­ zierung, bei entsprechender Sicherheitenleistung, eine kurzfristige Entschei­ dung herbeizuführen.

B-Bank Die B-Bank vereinbart ebenfalls umgehend einen Termin mit Herrn X. Bei dem Gespräch nehmen die Gesprächspartner der Bank die Unterlagen entgegen. Nach kurzer Einsichtnahme teilen Sie Herrn X mit, daß sie sich eine entsprechende Finanzierung bei entsprechend umfangreicher Sicher­ heitenleistung vorstellen könnten. Hinsichtlich der Finanzierung machen sie auf die umfangreiche Produktpalette ihrer Bank aufmerksam und beglück­ wünschen Herrn X zu seiner klugen Entscheidung, ein Gespräch mit der B-Bank zu suchen. Sie bitten Herrn X ebenfalls um Überlassung der Unter­ lagen, damit sie diese an ihre Zentrale zur Entscheidung vorlegen können. Von dort wird Herr X demnächst weitere Nachricht erhalten.

Spezieller Finanzierungsfall Bei einem bestehenden Unternehmen kann sich je nach Finanzierung durchaus die Frage nach der Inanspruchnahme eines Spezialkreditinstitutes ergeben. Abhängig vom jeweiligen Geschäft, muß sich das Unternehmen dann im Vorfeld auch Gedanken über die jeweilige Besicherung der ge­ planten Kreditaufnahme machen, wobei einerseits bereits bestehende Sicherheitenverträge und andererseits evtl. Sicherheitenänderungskosten in die Analyse mit einzubeziehen sind. Um evtl. Auswirkungen auf die Ge­ schäftsbeziehung mit der bisherigen Hausbank zu vermeiden, empfiehlt es sich, auch mit dieser das Finanzierungsprojekt zu besprechen und sich ein entsprechendes Finanzierungsangebot einzuholen.

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Beispiel Eine Firma entschließt sich, eine benötigte Maschine zu leasen, weil dies nach ihren Berechnungen kostengünstiger ist. Aus diesem Grund nimmt sie Kontakt zu einer „Leasingbank" auf, weil sie sich hierdurch eine schnellere Vertragsabwicklung, verbunden mit einer entsprechenden Beratung, er­ hofft.

Zusammenfassung: • Die Wahl der finanzierenden Bank zählt zu den wichtigsten Entscheidungen eines Unternehmens.

• Sie wird durch verschiedene Faktoren wie Beratungsangebot, Kundenfreundlichkeit, Konditionengestaltung, Kompetenz der Gesprächspartner usw. beeinflußt. • Sie sollte auf keinen Fall überstürzt und unter Berücksichti­ gung der Unternehmenstätigkeit getroffen werden. • Sofern man zu einem späteren Zeitpunkt die „Hausbank" wechselt, sind i.d.R. Kosten für Sicherheitenänderungen, Vorfälligkeitsentschädigungen usw. bei der Entscheidungs­ findung zu berücksichtigen.

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Kreditantrag

Bereits vor der Kreditantragsstellung empfiehlt es sich, mit der Bank des Vertrauens (bei Erstkreditaufnahme) bzw. mit der Hausbank (bei Folge­ krediten) Kontakt aufzunehmen, da die Banken im Firmenkundenbereich umfangreiche Beratungsleistungen - angefangen von der Beratung über öffentliche Fördermittel bis hin zu kompletten Finanzierungs- und Unter­ nehmensberatungen - anbieten. Dies entbindet eine Firma jedoch nicht, sich auch eigenständig über optimale Finanzierungslösungen zu informie­ ren. Im Rahmen der Kreditvorgespräche sollte zusammen mit der Bank die geplante Investition und deren Finanzierung kritisch analysiert und durch­

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leuchtet werden. Dabei ist firmenseitig zu berücksichtigen, daß Banken aufgrund ihrer Branchen- und Konkurrenzkenntnisse auch wichtige Hinwei­ se hinsichtlich Realisation eines Projektes geben können, die letztlich einem evtl. Verlust vorbeugen können. Hat sich das Unternehmen entschlossen, das geplante Vorhaben mit einer bestimmten Bank zu realisieren, sind die entsprechenden Kreditantrags­ formulare (s. hierzu auch Punkt D: Kreditantragsformular) zu besorgen, die sorgfältig und vor allem vollständig (was in der Praxis oftmals nicht der Fall ist) auszufüllen sind. Gleichzeitig sind Erkundigungen einzuholen, welche Unterlagen die Bank für eine zügige Antragsbearbeitung noch benötigt (z.B. Handelsregisterauszüge, Gesellschaftsverträge, Grundbuchauszüge usw.).

Die Antragsunterlagen sowie die seitens der Bank zusätzlich benötigten Unterlagen werden im Normalfall dem zuständigen Firmenkundenbetreuer übergeben. Gegebenenfalls sollte man sich den Eingang der Unterlagen bestätigen lassen, sofern man gleichzeitig einen Antrag auf öffentliche Finanzhilfe stellt. Falls die eingereichten Unterlagen seitens der Bank nicht sofort auf Vollständigkeit überprüft werden, empfiehlt es sich nach 1 bis 2 Tagen nachzufragen, ob die eingereichten Unterlagen für die herbeizufüh­ rende Kreditentscheidung ausreichend sind. Sollte dies nicht der Fall sein, sind die fehlenden bzw. zusätzlich benötigten Unterlagen unverzüglich einzureichen.

Zusammenfassung:

• Bereits vor Kreditantragstellung Kontakt mit der Bank aufnehmen. • Beratungsleistungen von Banken in Anspruch nehmen. • Antragsunterlagen besorgen und vollständig ausfüllen. • Zusätzlich benötigte Unterlagen besorgen und den Antrags­ unterlagen beifügen. • Antrag abgeben und gegebenenfalls Eingang bestätigen lassen.

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B

Die Kreditprüfung und Kreditbeurteilung der Bank

Der Kreditnehmer darf Kreditentscheidungen und Kreditbeurteilungen niemals dem Zufall überlassen. Erforderlich ist vielmehr, daß die Unterneh­ men Kenntnis vom Kreditentscheidungsprozeß der Banken und deren Einflußfaktoren haben. Dadurch wird einerseits gewährleistet, daß die Unternehmen einem negativen Erscheinungsbild ihres Unternehmens rechtzeitig entgegenwirken und andererseits auch Bankinformationen für ihre eigenen Zwecke nutzen können. Kenntnisse dieser Art bereiten die Unternehmen optimal auf Kredit- und Bilanzgespräche vor.

6

Grundlagen der Informationsanforderungen

Die Anforderung umfangreicher Unterlagen durch die Banken ist einerseits auf die Erfüllung gesetzlicher Vorschriften (s. Exkurs 1: § 18 KWG) und andererseits auf die Tatsache zurückzuführen, daß diese Unterlagen als Grundlage für die Kreditentscheidung bei Erst- und Folgekrediten, für die permanent durchzuführende Kreditüberwachung sowie für die Minimie­ rung von Bankrisiken (s. Exkurs 2: Kreditrisiken einer Bank) benötigt wer­ den. Weitere Gründe sind in den Anforderungen des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAK), der Bundesbank (Meldung von Krediten ab einer bestimmten Höhe), des Finanzamtes (Nachweis bezüglich der Bildung von Wertberichtigungen) sowie in den Anforderungen der Außen- und Innenrevision (Grundlage für Prüfungshandlungen) zu sehen.

Exkurs 1: §18 KWG (Kreditwesengesetz) §18 KWG ist die gesetzliche Grundlage für die Anforderung von entspre­ chenden Unterlagen im Rahmen der Kreditgewährung und -Überwachung und hat folgenden Inhalt:

„Von Kreditnehmern, denen Kredite von insgesamt mehr als 250.000 DM gewährt werden, hat sich das Kreditinstitut die wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere durch Vorlage der Jahresabschlüsse, offenle­ gen zu lassen. Das Kreditinstitut kann hiervon absehen, wenn das Verlangen nach Offenlegung im Hinblick auf die gestellten Sicherheiten oder auf die Mitverpflichteten offensichtlich unbegründet wäre.

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Das Kreditinstitut kann von der laufenden Offenlegung absehen bei Krediten, die durch erstrangige Grundpfandrechte auf Wohneigentum, das vom Kreditnehmer selbst genutzt wird, gesichert sind, solange der Kredit vier Fünftel des Beleihungswertes des Pfandobjektes im Sinne des §12 Abs. 1 und 2 des Hypothekenbankgesetzes nicht übersteigt und der Kreditnehmer, die von ihm geschuldeten Zins- und Tilgungsleistungen störungsfrei erbringt. Satz 1 gilt nicht für einen Kredit auf Grund des entgeltlichen Erwerbs einer Forderung aus nicht bankmäßigen Handelsgeschäften, wenn Forderungen gegen den jeweiligen Schuldner laufend erworben werden, der Veräußerer der Forderung nicht für ihre Erfüllung einzustehen hat und die Forderung innerhalb von drei Monaten, vom Tage des Ankaufs an gerechnet, fällig ist." Sofern ein Unternehmen nach den Vorschriften des §18 KWG nicht zur Vorlage von Unterlagen verpflichtet ist, sollte es bei seiner Hausbank darauf hinwirken, daß die Unterlagen auch nicht vorgelegt werden müssen, weil hierdurch Kosten und Zeit eingespart werden können.

Exkurs 2: Kreditrisiken einer Bank Im folgenden werden die Kreditrisiken einer Bank dargestellt und aufge­ zeigt, daß diese mit den Risiken eines Produktions- bzw. Handelsunterneh­ mens durchaus vergleichbar sind.

Refinanzierungsrisiko Unter dem Refinanzierungsrisiko versteht man die Gefahr, daß die zu ver­ leihenden Gelder nicht beschafft werden können, bzw. daß vorhandene Einlagen abgezogen werden. Dieses Risiko entspricht dem Finanzierungs­ risiko der Unternehmen.

Zinsänderungsrisiko Unter dem Zinsänderungsrisiko versteht man die Gefährdung der Rentabili­ tät, wenn bei fest vereinbarten Kreditsätzen durch eine Verteuerung der Refinanzierung (unterschiedliche Laufzeit der Festsätze) die geplante Ergeb­ nisgröße eines Geschäftes beeinflußt wird. Da das Zinsänderungsrisiko im wesentlichen auf die Fristentransformation zurückzuführen ist, kann diesem Risiko durch eine fristenkongruente Refinanzierung bzw. durch den Einsatz innovativer Finanzierungsinstrumente entgegengewirkt werden. Dieses Risiko besteht auch bei Unternehmen sofern sie ihre Investitionen nicht fristenkongruentfinanzieren.

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Kreditrisiko Das Kreditrisiko betrifft die eigentliche Bank-Kunden-Beziehung und unter­ teilt sich in nachfolgend aufgeführte Teilbereiche:

• Liquiditätsrisiko Hierunter versteht man das Risiko, daß fällige Zins- und Tilgungs­ leistungen nicht zu den vorgesehenen Terminen, sondern zu späteren Zeitpunkten erbracht werden. Das gleiche Risiko existiert auch bei den Unternehmen, falls Kunden ihre Rechnungen nicht zu den vereinbarten Zeitpunkten bezahlen und somit einen nicht vereinbarten Lieferantenkredit in Anspruch nehmen.

• Währungsrisiko Unter dem Währungsrisiko versteht man die Gefahr, daß am Fälligkeits­ tag die erwartete Reingewinnspanne nicht erzielt wird, weil für den Umtausch in die entsprechende Währung ein anderer Kurs als der erwartete und kalkulierte zugrunde liegt. In der Literatur werden die Währungsrisiken unterteilt in Valuta-, Konventierungs-, Transfer- und Währungseventualrisiken. Dieses Risiko besteht in der gleichen Form auch bei international agierenden Unternehmen.

• Adressenausfallrisiko Das Adressenausfallrisiko liegt in der Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers begründet und wird speziell bei Kreditgeschäften auch als Bonitätsrisiko bezeichnet. Dieses Risiko entspricht dem Kundenausfallrisiko der Unter­ nehmen.

• Transferrisiko Falls der Kreditnehmer im Ausland ansässig ist, können trotz der guten Bonität des Kreditnehmers bzw. Absicherung Verluste entstehen, falls ausländische staatliche Stellen den Devisentransfer für Zinsen und Tilgun­ gen verbieten oder die Verwertung von Sicherheiten nicht gestatten. Dieses Risiko besteht in der gleichen Form auch bei international agieren­ den Unternehmen. Zur Beurteilung dieses Risikos werden seitens der Banken entsprechende Länderberichte erstellt, deren Inhalte auch die Unternehmen nutzen können. Gegebenenfalls können sich die Banken und Unternehmen gegen dieses Risiko auch absichern (Stichwort: Her­ mes-Deckung - siehe Exkurs 3: Hermes Kreditversicherung)

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Exkurs 3: Hermes Kreditversicherung Die Gründung der privatrechtlichen Hermes erfolgte 1917 als Spezialinstitut für alle Zweige der Kredit-, Kautions- und Vertrauensschadensversicherung. Zusammen mit der staatlichen Treuarbeit AG erhielt sie 1949 das Mandat des Bundes zur technischen Abwicklung der Ausfuhrkreditversicherung. Die nachfolgende Aufzählung gibt einen kurzen Überblick über die wichtig­ sten Risiken, die von Hermes gedeckt werden:

• Fabrikationsrisiko Mit der anlaufenden Produktion nach Vertragsabschluß beginnen für den inländischen Produzenten bereits die Risiken. Diese sind einerseits auf den ausländischen Vertragspartner, der in wirtschaftliche Schwierig­ keiten geraten könnte und andererseits auf das Abnehmerland und sei­ ner politischen Entwicklung zurückzuführen. Sofern es diesbezüglich zu Vertragsstörungen kommt, deckt Hermes die nachweisbaren Selbstko­ sten, die bis zum Schadenseintritt und dem damit verbundenen vorzeiti­ gen Ende der Produktion entstanden sind.

• Embargorisiko Das Embargorisiko sichert einen Exporteur ab, falls nach Vertragsab­ schluß die Ausfuhrgenehmigung des Bundes widerrufen oder die Waren­ ausfuhr bzw. Leistungserbringung verboten wird. Weiterhin ist der Ex­ porteur abgesichert, sofern das Exportgut Zulieferungen aus den USA enthält oder auf der Grundlage von dortigen Technologien produziert wurde und der Export seitens der amerikanischen Regierung aus politi­ schen Gründen verboten wird (sog. US-Partnerschafts-Risiken).

• Ausfuhrrisiko Mit Beginn der Auslieferung bzw. Leistungserbringung läuft der Expor­ teur Gefahr, daß seine Forderungen nicht erfüllt werden. Die Ursachen hierfür können entweder in der Zahlungsunfähigkeit des Vertragspart­ ners bzw. seines Sicherungsgebers oder in allgemeinen staatlichen Maß­ nahmen bzw. politischen Entwicklungen des Abnehmerlandes liegen, die ein Zahlungsverbots-, Moratoriums-, Konvertierungs- und Transferrisiko bedingen.

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Voraussetzung für eine Hermes-Deckung sind im wesentlichen nachfolgend aufgeführte Bedingungen:

• Die zu liefernden Waren müssen deutschen Ursprungs sein. •

Mindestens 15% An- und Zwischenzahlungen sind notwendig.

• Die Bonität des Bestellers bzw. des Sicherungsgebers muß ausreichend sein.

• Die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Land des Bestellers müssen ausreichend stabil sein. • Das eingeräumte Zahlungsziel darf in der Regel die gewöhnliche Nut­ zungsdauer der gelieferten Ware nicht übersteigen. • Die Fälligkeit der ersten Tilgungsrate ist spätestens sechs Monate nach Lieferung bzw. bei Teillieferungen nach dem mittleren Liefertermin. Die erste Tilgungsrate bei Anlageexporten ist sechs Monate nach dem Datum der Betriebsbereitschaft zu zahlen. • Die Hermes-Deckung muß vor dem Entstehen von Auslandsrisiken des betreffenden Geschäftes beantragt werden.

Weiterhin werden von Hermes Ausfuhrgarantien bei Verträgen mit privaten ausländischen Abnehmern sowie Ausfuhrbürgschaften bei Geschäften mit ausländischen staatlichen Kunden bzw. Sicherungsgebern übernommen. Eine besondere Bedeutung kommt auch der Finanzkreditdeckung (= Abdekkung des Kreditrisikos der finanzierenden Bank) und der Wechselkursrisiko­ deckung zu, die isoliert oder mit der Ausfuhrdeckung beantragt werden kann. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, den Hermes-Antrag vor Vertragsab­ schluß zu stellen, um mögliche Verluste aus der Verweigerung bzw. der Nichtwirksamkeit einer Deckung zu vermeiden. Sofern eine Hermes-Dekkung gewährt wird, versteht es sich von selbst, daß diese nur wirksam ist, wenn:

• bei Antragstellung alle wichtigen Punkte vollständig und wahrheitsge­ mäß beantwortet wurden,

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• alle für die Rechtswirksamkeit der Versicherung erforderlichen in- und ausländischen Genehmigungen eingeholt wurden, • vertragsgemäß geliefert wird, •

der Exporteur seine Informationspflicht gegenüber Hermes nicht vorsätz­ lich oder grob fahrlässig verletzt.

6.1

Informationsquellen der Kreditinstitute

Neben den unternehmensinternen Informationsquellen ziehen Banken auch externe Informationsquellen zur Kreditentscheidung bzw. im Rahmen der Kreditüberwachung und zur Beurteilung des jeweiligen Unternehmens und der Branchensituation heran. Da diese Quellen eine wesentliche Grundlage für die Bank-Kunden-Beziehung darstellen, sollten auch die Unternehmen diese Informationsquellen permanent analysieren und im Rahmen eines aktiven Kreditmarketings für ihre Zwecke einsetzen.

• Unternehmensinterne Informationsquellen • Gesellschaftsverträge •

Handelsregisterauszüge



Bilanzunterlagen (Handelsbilanz, Steuerbilanz, Zwischenbilanz)



Betriebswirtschaftliche Auswertungen (BWA)

• Vermögensstatus (Aufstellung und Bewertung sämtlicher Vermögens­ gegenstände mit den aktuellen Zeitwerten, gegebenenfalls unter Einbe­ ziehung des Privatvermögens des Firmeninhabers oder der persönlich haftenden Gesellschafter. Der Vermögensstatus dient mit als Grundlage zur Beurteilung der stillen Reserven eines Unternehmens, wobei kritisch zu hinterfragen ist, von wem der Status erstellt wurde.) •

Liquiditätsstatus (Im Rahmen eines Liquiditätsstatus wird der Liquiditäts­ überschuß bzw. der Liquiditätsfehlbetrag eines Unternehmens ermittelt. Mit Hilfe des Liquiditätsstatus lassen sich Aussagen zur Zahlungs- und Schuldentilgungsfähigkeit des Unternehmens machen.)

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• Investitionspläne • Finanzpläne • Umsatz- und Ertragsprognosen

• bewußte / unbewußte Indiskretionen von Mitarbeitern • Gespräche • offizielle Mitteilungen

• Betriebsbesichtigungen

• Externe Informationsquellen • Bundesbankmeldungen (geben ab einem bestimmten Darlehensvolumen Auskunft über Anzahl der finanzierenden Banken und deren Kreditvolu­ men) • Zeitungen/Fachzeitschriften (Artikel von/über Firma)

• gesetzliche Regelungen • Regionale Verordnungen • Gutachten (z.B. Bodengutachten, Unternehmensberatungsbericht) • Auskunfteien • Rating-Agenturen •

Konkurrenz

• Länderberichte • regionale und überregionale Veranstaltungen (z.B. Messen - auch in bezug auf Konkurrenzanalyse) • öffentliche Stellen (Register, Grundbuch) • Handelskammer/Handwerkskammer

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6.2

Probleme bei der Informationsbeschaffung

Bei der Informationsbeschaffung können Probleme auftreten, die bei der anschließenden Analyse entsprechend zu berücksichtigen sind. Den Unter­ nehmen fällt hierbei die Aufgabe zu, zur Problembeseitigung aktiv beizu­ tragen.

• Aktualität der Unterlagen Informationsquellen sind oftmals nicht aktuell z.B. werden Bilanzen in der Regel erst einige Monate nach dem Bilanzstichtag vorgelegt. Den Unternehmen fällt hier die Aufgabe zu, den Kreditinstituten grundsätz­ lich aktuelles Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen. Sofern z.B. keine aktuelle Bilanz vorliegt, können entsprechende Informationen auch mittels betriebswirtschaftlicher Auswertungen (sog. BWAs) sowie mittels betriebsinterner Statistiken zur Verfügung gestellt werden. Da die Unter­ nehmensleitung dieses Informationsmaterial ebenfalls im Rahmen ihrer täglichen Arbeit benötigt, ist im Betriebsablauf die Bereitstellung dieser Informationen sicherzustellen.

• Manipulation der Unterlagen Informationen können im Rahmen des gesetzlich möglichen und darüber hinaus manipuliert sein. Hieraus können sich für das Unternehmen negative Folgen ergeben, weswegen man rechtzeitig den Kontakt zur Bank suchen sollte, um diese Folgen abzuwenden.

Beispiel: Bei den Bilanzen, die der Hausbank eingereicht werden, handelt es sich in der Regel um Steuerbilanzen, die als Grundlage der Besteuerung des Unter­ nehmens dienen. Im Rahmen der Erstellung dieser Bilanzen werden völlig legal Ansatzwahlrechte genutzt, die entsprechende Auswirkungen auf die Höhe einzelner Bilanz- und G+V-Positionen haben. So kann z.B. der Ansatz höchst möglicher Abschreibungssätze in der Bilanz zur Bildung stiller Reser­ ven führen, deren Höhe aus der Bilanz nicht mehr ersichtlich sind.

• Zeitaufwand Die Informationsbeschaffung kann mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden sein, der einer schnellen Kreditbearbeitung entgegensteht.

• Kostenfaktor Bei der Informationsbeschaffung sollte der daraus resultierende Nutzen und die anfallenden Kosten nicht außer acht gelassen werden. (z.B. die

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Kosten-Nutzen-Relation bei der Erstellung eines von der Bank geforder­ ten Unternehmensgutachten)

• Verwendbarkeit Nicht alle Informationen können entsprechend genutzt werden, z.B. aktuelle Entwicklungen von Konkurrenzunternehmen, die der Bank durch andere Geschäftsbeziehungen bekannt sind.

6.3

Informationsverarbeitung

Die der Bank eingereichten Kreditantragsunterlagen werden zunächst einer Kreditfähigkeits- und Kreditvorprüfung unterzogen, bei der man sich im wesentlichen mit den rechtlichen Grundlagen des Unternehmens ausein­ andersetzt. Soweit die analysierende Bank hierbei nicht zu negativen Er­ kenntnissen gelangt, schließt sich daran unmittelbar die eigentliche Kredit­ würdigkeitsprüfung an, an deren Ende dann die Kreditentscheidung ge­ troffen wird.

Zusammenfassung: • Informationen werden aufgrund gesetzlicher Vorgaben und zur Beurteilung der Kreditfähigkeit und der Kreditwürdigkeit angefordert. • Die Banken nutzen verschiedene Informationsquellen. • Bei der Informationsbeschaffung können auch Probleme auftreten.

• Durch eine entsprechende Analyse versucht die Bank ihr Kreditrisiko zu minimieren. • Analyseergebnisse sind auch für das Unternehmen von großem Interesse.

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7

Die Kreditfähigkeitsprüfung

Der Kreditfähigkeitsprüfung kommt besonders bei der Erstkreditvergabe eine sehr große Bedeutung zu, da sich eine Bank erstmals mit dem jeweili­ gen Unternehmen und seinen Vertretern auseinandersetzen muß. Sie wird sich daher zunächst intensiv mit Fragen der Rechts- und Geschäftsfähigkeit sowie der Legitimation der Firmenvertreter auseinandersetzen. In Einzelfäl­ len wird eine Bank auch externe Auskunfteien zu Rate ziehen, um sich ein umfassendes Bild über das Unternehmen machen zu können.

Sofern ein Kreditinstitut im Rahmen der Kreditfähigkeitsprüfung bereits zu dem Ergebnis kommt, daß keine positive Kreditentscheidung getroffen werden kann, wird sie dies dem Unternehmen normalerweise umgehend mitteilen und auf die Durchführung der Kreditwürdigkeitsprüfung verzich­ ten. Das von der Entscheidung betroffene Unternehmen sollte in einem solchen Fall unbedingt versuchen, die Gründe der Ablehnung in Erfahrung zu bringen, um diese gegebenenfalls zu entkräften bzw. die nötigen Schrit­ te einzuleiten, damit eine andere Bank eine positive Entscheidung trifft. Bei einer Folgekreditvergabe sowie bei der Kreditüberwachung wird der Kreditfähigkeitsprüfung in der Regel dann eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, falls sich z.B. in der Rechtsform oder in der Geschäftsführung entsprechende Veränderungen ergeben haben. Sofern dies während eines Geschäftsjahres der Fall sein sollte, wird dem Unternehmen dringend emp­ fohlen, die Bank hierüber frühzeitig in Kenntnis zu setzen bzw. mit in die Entscheidungsfindung einzubinden.

7.1

Analyse der Rechts- und Geschäftsfähigkeit

Anhand der eingereichten Registerauszüge wird überprüft, wann ein Unter­ nehmen gegründet wurde, wann es seine geschäftlichen Aktivitäten aufge­ nommen hat und wer es vertritt. Da eine bestimmte Personen- oder Kapi­ talgesellschaft praktisch erst mit der Eintragung ins Register entsteht, ist z.B. zu beachten, daß bei Aufnahme der Geschäftstätigkeit vor dem Registerein­ trag die Firma faktisch eine BGB-Gesellschaft mit allen Folgen (z.B. gesamt­ schuldnerische Haftung) darstellt, was von dem betroffenen Unternehmen und deren Gesellschafter oftmals außer acht gelassen wird.

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Von den Firmen wird erwartet, daß sie jederzeit entsprechende Registeraus­ züge zur Verfügung stellen können. Die Unternehmen sollten auch darauf achten, daß bei Registerveränderungen die Kreditinstitute von den Ände­ rungen unverzüglich in Kenntnis gesetzt werden. Normalerweise sind die Unternehmen hierzu aufgrund von entsprechenden Regelungen im Kredit­ vertrag verpflichtet.

7.2

Analyse der Rechtsform

Ob ein Unternehmen als Personengesellschaft (Einzelhandelsunternehmen, BGB-Gesellschaft, OHG, KG, GmbH & Co. KG oder Stille Gesellschaft), Kapitalgesellschaft (GmbH, AG oder KGaA) oder Genossenschaft geführt wird, hängt in der Praxis von haftungsrechtlichen Fragen ab oder ist histo­ risch bedingt. Im Rahmen ihrer Analyse untersuchen die Banken, welche Auswirkungen sich aus der Wahl der jeweiligen Rechtsform im Zusammen­ hang mit einer Kreditvergabe ergeben. Dabei wird auch ein besonderer Augenmerk auf die privaten Vermögensverhältnisse geworfen, weil sich hieraus auch entsprechende Rückschlüsse auf die Unternehmerqualität ziehen lassen. Das Unternehmen sollte sich über die jeweiligen Vor- und Nachteile der gewählten Unternehmensform bewußt sein. Sofern es einen Rechtsform­ wechsel plant (z.B. Umwandlung einer Personengesellschaft in eine Kapital­ gesellschaft oder Betriebsaufspaltung in Besitz- und Betriebsgesellschaft), sollte es sich neben den rechtlichen auch mit den steuerlichen Aspekten auseinandersetzen, da ein entsprechender Wechsel eine erhebliche Steuer­ schuld nach sich ziehen kann. Aus diesem Grund wird den Unternehmen empfohlen sich bei einer Rechtsformänderung einer Fachberatung zu unter­ ziehen und auch den Steuerberater/Wirtschaftsprüfer sowie die an der Finanzierung beteiligten Banken (Know-how, Sicherheitsproblematik) frühzeitig in die Entscheidung mit einzubeziehen.

7.3

Analyse der Gesellschaftsverträge

In den Gesellschaftsverträgen werden in der Regel vertragliche Vereinbarun­ gen (z.B. Gewinnverwendung, Nachschußpflichten, Bestellung eines Beirats usw.) getroffen, die über das gesetzliche Grundregelwerk weit hinausge­ hen. Diese Regelungen werden im Rahmen einer Kreditprüfung kritisch überprüft, wobei der Analyse der Nachfolgeregelung eine besondere Be­

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deutung zukommt. In vielen Unternehmen ist die Nachfolgeregelung nicht geklärt, was bei einem unvorhersehbaren Ereignis (z.B. Unfall) in der Praxis zu erheblichen Problemen führen kann (siehe hierzu auch RKW-Schrift: Rützler/Herzem: Wegweiser zur Neuregelung im Unternehmen, 1995)

Sofern bei einer bestehenden Firma die Gesellschaftsverträge im nachhinein geändert werden (z.B. wegen Aufnahme eines neuen Gesellschafters), empfiehlt es sich, die geplante Änderung der Bank frühzeitig mitzuteilen. In derartigen Fällen sind Banken - auch aus Eigeninteresse - gerne dazu bereit, die Auswirkungen der Vertragsänderung über ihre Rechtsabteilung klären zu lassen, wodurch sich in Einzelfällen auch Schaden von einem Unterneh­ men abwenden läßt.

7.4

Auskunfteien

Zu Beginn einer Geschäftsbeziehung holen Banken oftmals Auskünfte bei Auskunfteien ein, um sich ein umfassendes Bild über den Kreditantragsteller machen zu können. Dabei kommt der Schufa-Auskunft normalerweise eine besondere Bedeutung zu. Bei der Schufa handelt es sich um die größte deutsche Kreditschutzorganisation, in der sich Banken, Vereinigungen von Kreditinstitutionen sowie Einzelhandelsunternehmen und -verbände zu einer Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung zusammenge­ schlossen haben. Die Mitglieder haben sich vertraglich verpflichtet, die Ver­ gabe bzw. Nichtvergabe von Krediten sowie wichtige Tatbestände (z.B. nicht ordnungsgemäße Kreditrückführung, Ausstellung nicht gedeckter Schecks) umgehend anzuzeigen. Fällt die Schufa-Auskunft negativ aus, kann von einer Ablehnung des Kreditantrages ausgegangen werden. Ein Kreditantragsteller, der von einer negativen Eintragung bezüglich seiner Person oder seines Unternehmens Kenntnis hat, möge bei Kreditverhand­ lungen diese offen ansprechen und die Gründe für den Eintrag erläutern.

Zusammenfassung • Der Kreditfähigkeitsprüfung kommt eine große Bedeutung im Rahmen der Erstkreditvergabe zu. • Im Rahmen der Analyse der Rechts- und Gesellschafts­ fähigkeit werden die Vertretungsbefugnisse überprüft.

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• Bezüglich der gewählten Rechtsform wurden die Vor- und Nachteile aufgezählt.

• Geplante Rechtsformwechsel sollten nur nach intensiver Beratung durchgeführt werden. • Bei der Analyse der Gesellschaftsverträge werden die vertrag­ lichen Regelungen und die Nachfolgeregelung beurteilt. • Über Auskunfteien werden ergänzende Informationen ein­ geholt.

8

Die Kreditwürdigkeitsprüfung

Die Kreditwürdigkeitsprüfung, die normalerweise im Anschluß an die Kre­ ditfähigkeitsprüfung durchgeführt wird, setzt sich intensiv mit den wirt­ schaftlichen Verhältnissen, der technischen und kaufmännischen Leitung sowie mit dem Umfeld eines Unternehmens auseinander. Sie liefert einer­ seits wesentliche Erkenntnisse für die anstehende Kreditentscheidung und wird andererseits für die laufende Kreditüberwachung und -beurteilung eingesetzt. Aufgrund der großen Anzahl von Unternehmenszusammen­ brüchen in der jüngsten Vergangenheit werden neben den klassischen Verfahren der Kreditwürdigkeitsprüfung, die praktisch von allen Banken eingesetzt werden, zunehmend auch neue moderne Verfahren eingesetzt, mit deren Hilfe man frühzeitig Unternehmensrisiken erkennen und zusam­ men mit dem Unternehmen beseitigen möchte. Für ein Unternehmen ist es zur Vorbereitung auf ein Kredit- oder Bilanz­ gespräch von großer Bedeutung, die Inhalte der verschiedenen Analysever­ fahren zu kennen, weil es hieraus entsprechende Rückschlüsse auf den Be­ urteilungsprozeß der Banken ziehen und diesen positiv beeinflussen kann. Außerdem wird das Unternehmen in die Lage versetzt, seine eigene wirt­ schaftliche Lage unter Bankgesichtspunkten zu beurteilen und hierdurch evtl, vorhandene Risiken frühzeitig zu erkennen.

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8.1

Klassische Verfahren der Kreditwürdigkeitsprüfung

Im Rahmen der klassischen Kreditwürdigkeitsanalyse werden unter Berück­ sichtigung der Rechtsform auf der Grundlage von Vergangenheits- und Gegenwartsdaten Aussagen getroffen über:



Organisationsstruktur und Betriebsablauf



Vermögens- und Ertragsverhältnisse



Investitions- und Finanzplanung



Management



Branchensituation



Ausfallrisiken



Länderrisiken



usw.

8.1.1

Analyse der Organisationsstruktur und des Betriebsablaufes

Sofern es sich um eine Erstkreditvergabe handelt, wird sich das Kreditinsti­ tut zunächst einmal intensiv mit der Organisationsstruktur und dem Be­ triebsablauf auseinandersetzen. Bei einer Folgekreditvergabe werden diese Daten im Regelfall auf ihre Aktualität hin überprüft und zwischenzeitlich erfolgte Änderungen analysiert und dokumentiert.

Im Rahmen der Analyse der Organisationsstruktur setzt sich die analysieren­ de Bank mit der betrieblichen Funktionsaufteilung sowie der Besetzung der jeweiligen Abteilungsleitungen auseinander. Dabei versucht man aufgrund von Erfahrungswerten Aussagen über Vor- und Nachteile der Organisations­ struktur, bezogen auf das jeweilige Unternehmen, zu machen. Eine beson­ dere Bedeutung kommt dabei auch der Qualifikation der einzelnen Abtei­ lungsleiter sowie dem jeweils angewandten Führungsstil zu, soweit der Bank hierüber Erkenntnisse vorliegen.

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Bei der Analyse des Betriebsablaufes setzt sich die analysierende Bank, ausgehend von der Firmenentwicklung und der Betriebsausstattung, inten­ siv mit dem aktuellen Produktionsprogramm und dessen Abwicklung aus­ einander. Dabei kommt der Analyse der Einkaufspolitik, der produktions­ technischen Seite, der personellen Ausstattung, der Absatzwege sowie der Buchhaltung, Kostenrechnung und dem Controlling eine besondere Bedeu­ tung zu. Im Rahmen dieser Analyse muß das jeweilige Unternehmen mit einer Vielzahl von Fragen rechnen, von denen die wichtigsten im Anhang dieses Buches aufgeführt sind, weshalb an dieser Stelle nicht näher auf sie eingegangen wird. Die Aussagen des Unternehmens werden von der Bank kritisch analysiert und in bezug auf das Unternehmen sowie unter Berücksichtigung der Konkurrenzsituation ausgewertet. Die Ergebnisse dienen als wesentliche Grundlage für eine Kreditvergabe und zur Beurteilung des Managements. Ein Unternehmen muß sich daher intensiv auf ein anstehendes Bank­ gespräch vorbereiten und gegebenenfalls wichtige Unterlagen zu diesem Fragenkomplex vorab aufbereiten und der Bank im Rahmen eines aktiven Kreditmarketings frühzeitig zur Verfügung stellen.

Beispiel Im Rahmen eines Erstkreditantrages findet zwischen der Bank und dem kreditnachfragenden Unternehmen ein Gespräch in den Firmenräumlich­ keiten mit anschließend geplanter Firmenbesichtigung statt. Zu Beginn bitten die Bankenvertreter um Informationen zur Firmenentwicklung (Gründungsjahr, Gründungsmitglieder, Entwicklung bis heute, Grundlage für Kreditbeantragung usw.). Ausgehend von den gegebenen Anworten werden dann Fragen gestellt zum aktuellen Produktionsprogramm, zur Einund Verkaufspolitik des Unternehmens und zur Einschätzung von Konkur­ renzunternehmen. Da das Unternehmen mit derartigen Fragen rechnete, hatte es sich intensiv auf das Gespräch vorbereitet und konnte der Bank die Fragen umfassend beantworten. Dabei hatte das Unternehmen auch selbst­ kritisch auf bestehende Probleme und den in die Wege geleiteten Lösungs­ ansätze hingewiesen. Aus den Aussagen des Unternehmens konnte sich die Bank ein umfassendes Bild über die aktuelle Situation und die Qualität des Managements machen.

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Zusammenfassung:

• Mit gezielten Fragen zur Organisationsstruktur und zum Betriebsablauf versuchen sich die Banken ein Bild über das kreditnachfragende Unternehmen zu machen.

• Die Analyse und Auswertung dieser Fragen stellen eine we­ sentliche Grundlage für die Kreditvergabe sowie für die Beur­ teilung der Qualität des Management dar. • Je nach Komplexität empfiehlt es sich für ein Unternehmen, schon im Vorfeld ein entsprechendes Expose auszuarbeiten und der Bank zusammen mit den Kreditantragsunterlagen zur Verfü­ gung zu stellen.

8.1.2

Die Bilanzanalyse

Die Bilanzanalyse nimmt im Rahmen der klassischen Verfahren eine zentra­ le Stellung ein. Mittels der Bilanzanalyse erhält die analysierende Bank fundamentale Einblicke in die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens. Aus den Erkenntnissen zieht die Bank dann Rückschlüsse bezüglich der Ertragskraft und der daraus resultierenden Zins- und Tilgungs­ fähigkeit, über die Ausgewogenheit der Finanzierung sowie den sich ab­ zeichnenden Entwicklungstrend des Unternehmens.

Im Rahmen der Bilanzanalyse werden - falls vorhanden nachfolgend aufgeführte Unterlagen ausgewertet. •

Unterschriebene Bilanzen (Handels-/Steuerbilanz) einschließlich Gewinnund Verlustrechnung und Lagebericht

• Prüfungsbericht des Wirtschaftsprüfers • konsolidierte Bilanz (bei einem Unternehmensverbund) •

Konzernbilanz

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• Geschäftsbericht • steuerlicher Betriebsprüfungsbericht • zeitnaher Zwischenabschluß/Status • Vermögensstatus • Liquiditätsstatus •

kurzfristige Erfolgsrechnung

Im Zuge der Auswertung sind folgende Fragen zu klären: • Wer hat die vorliegenden Unterlagen erstellt? (Rückschlüsse über Quali­ tät der Unterlagen) • Wurde ein vorhandenes Testat uneingeschränkt erteilt? (Wenn nein, ist eine Analyse der Einschränkung erforderlich) • Sind die Unterlagen ausreichend erläutert? (Aussagekraft)

• Wurden die Unterlagen nach den gleichen Grundsätzen erstellt? (Vergleichbarkeit) • Wurden Bestandsaufnahmen durchgeführt und ist die Bewertung ord­ nungsgemäß? (Aussagekraft) • Hat der Prüfer bei der Inventur mitgewirkt? (Verläßlichkeit der Daten) • War Bewertung Gegenstand der Abschlußprüfung? (Verläßlichkeit der Daten) • Sind vorhandene Beteiligungen realistisch bewertet? (Verlustpotential) • Bestehen ausreichende Wertberichtigungen und Rückstellungen? (Verlustpotential)

• Sind die Verrechnungspreise zwischen verbundenen Unternehmen realistisch? (Gewinn-A/erlustverschiebung, steuerliche Fragen) • Welche Ergebnisse brachte die letzte steuerliche Betriebsprüfung? (Zuverlässigkeit der Unterlagen) 52

Der Bilanzanalyse und der daraus resultierenden Fragen kommt auch sei­ tens des Unternehmens eine zentrale Bedeutung zu. Das Unternehmen hat die entsprechenden Unterlagen viel früher als die Bank zur Verfügung und kann Risiken viel früher erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Sofern die Einleitung von Gegenmaßnahmen erforderlich ist, sollte die Bank hierüber sowie über erste Resultate unverzüglich - jedoch spätestens bei Einreichung der entsprechenden Unterlagen - unterrichtet werden.

Zusammenfassung:

• Die Bilanzanalyse nimmt eine zentrale Stellung im Rahmen der klassischen Kreditwürdigkeitsprüfung ein.

• Sie ermöglicht Aussagen über Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens. • Sie sollte auch von den Unternehmen durchgeführt werden.

8.1.2.1

Arten der Bilanzanalyse

Die Bilanzanalyse läßt sich unterteilen in

• interne/externe Bilanzanalyse Bei der internen Bilanzanalyse wird die Analyse von der Bank „vor Ort" selbst durchgeführt, während die Unterlagen bei der externen Bilanz­ analyse z.B. von einer Kreditzentrale ausgewertet werden.

• statische/dynamische Bilanzanalyse Bei der statischen Bilanzanalyse werden die Bilanzansätze zum Bilanz­ stichtag analysiert, während bei der dynamischen Bilanzanalyse ein Vergleich mit den Vorjahren stattfindet.

• Total-/Partialanalyse Bei der Auswertung aller Informationen (Normalfall) spricht man von Totalanalyse, während man bei einer Teilauswertung von einer Partial­ analyse spricht.

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• manuelle/maschinelle Analyse Bei der manuellen Bilanzanalyse erfolgt die Auswertung ohne technische Hilfe durch den Kreditsachbearbeiter, weswegen sie in der Regel nicht so ausführlich wie die maschinelle Bilanzanalyse ist, mit deren Hilfe man auch spezielle Auswertungen erstellen kann.

Für ein Unternehmen ist es sehr wichtig zu wissen, welche Analyseart den Aussagen des Kreditinstitutes zugrunde liegt, weil es hierdurch in die Lage versetzt wird, aus der Analyse resultierende Fragen unter Berücksichtigung der Analyseart zu machen.

Zusammenfassung:

• Kenntnis der seitens der Bank verwendeten Analyseart ist für die Beantwortung von Fragen wichtig.

8.1.2.2

Objekt der Bilanzanalyse

Im Rahmen der Bilanzanalyse werden seitens des Analytikers zunächst die einzelnen Positionen der Bilanz und G+V-Rechnung analysiert und dann anschließend zueinander ins Verhältnis gesetzt.

8.1.2.2.1 Analyse der einzelnen Jahresabschlußpositionen Bei der Analyse der einzelnen Jahresabschlußpositionen handelt es sich um eine rein betragsmäßige Analyse der einzelnen Bilanz- und G+V-Positionen unter Berücksichtigung der Einhaltung der goldenen Bilanzregel sowie den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung. Im Rahmen der Analyse werden neben der Untersuchung der Höhe gravierende Abweichungen gegenüber dem Vorjahr und dessen Ursachen analysiert. Der Analyse der nachfolgend aufgeführten Positionen kommt eine beson­ dere Bedeutung zu. Sofern bei hier nicht aufgeführten Positionen entspre­ chende Veränderungen festgestellt werden, sind diese ebenfalls zu analysie­ ren.

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Immaterielle Vermögensgegenstände Zu den aktivierungsfähigen immateriellen Vermögensgegenständen zählen neben dem Firmenwert (Abschreibung beachten) Patente, Lizenzen, Kon­ zessionen sowie gewerbliche Schutzrechte sofern sie von Dritter Seite entgeltlich erworben wurden. Der Ausweis und die Bewertung dieser Rechte ist in der Praxis nicht unproblematisch, da der Wert dieser Rechte erheblichen Schwankungen unterliegen kann.

Bei der Analyse dieser Werte geht man seitens des Kreditinstitutes zunächst auf die rechtlichen Grundlagen (zugrunde liegende Vertragsverhältnisse usw.) ein und versucht im Anschluß daran aufgrund von Erfahrungswerten zu beurteilen, ob die Wertansätze realistisch sind.

Beispiel: In einer Bilanz eines Pharmaunternehmens wird ein Patent ausgewiesen, das einen erheblichen Wert darstellt und im kommenden Jahr abläuft. Bei der Analyse ergibt sich, daß ein Großteil des Umsatzes dieser Firma auf dieses Patent zurückzuführen ist Ein neues Produkt befindet sich in der Entwicklung, wobei die Erreichung der Marktreife noch nicht abzusehen ist. Bei einem derartigen Sachverhalt wird sich der Analyst ausführlich mit der zuvor beschriebenen Situation auseinandersetzen und die hieraus resultie­ renden Risiken aufzeigen.

Grundstücke und Gebäude Unter dieser Position werden jene Grundstücke und Gebäude ausgewiesen, die auf Dauer im Unternehmen verbleiben sollen und als betriebsnotwendig angesehen werden. Da Grundstücke und Gebäude aufgrund bilanzrecht­ licher Vorschriften maximal zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten aktiviert werden dürfen, und Gebäude darüber hinaus der Abschreibung unterliegen, kommt der Analyse dieser Position im Hinblick auf den Wertan­ satz und die Werthaltigkeit (Beurteilung von stillen Reserven) in der Praxis eine sehr große Bedeutung zu. Beispiel 1 Ein Unternehmen hat vor 20 Jahren ein Grundstück in verkehrsgünstiger Lage erworben und darauf eine Produktionshalle mit anschließendem Bürotrakt errichtet. Die Grundstückspreise in diesem Gebiet sind zwischen­ zeitlich sehr stark gestiegen. Dies hat zur Folge, daß in dieser Position evtl, in erheblichem Umfang stille Reserven enthalten sind, die entsprechend zu analysieren sind.

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Beispiel 2 Ein Unternehmen hat vor einem Jahr ein Grundstück erworben und errich­ tet hierauf derzeit ein Bürogebäude. Das im Bau befindliche Bürogebäude, schränkt die Verwertungsmöglichkeit des Grundstückes derzeit stark ein, was bei der Bilanzanalyse auch zu berücksichtigen ist.

Fuhrpark, technische Anlagen, Maschinen, Betriebs- und Geschäfts­ ausstattung Hierbei handelt es sich um Positionen, die für den Betriebsablauf unbedingt erforderlich sind. Bei der Analyse dieser Positionen wird ein wesentlicher Augenmerk auf die entsprechende Werthaltigkeit der Bilanzansätze gelegt. Dies vor dem Hintergrund, daß hier einerseits entsprechend der Wahl der Abschreibungsmethode sowie der zugrunde gelegten Nutzungsdauer stille Reserven gelegt werden können und andererseits, bei Spezialmaschinen und ähnlichen Positionen der angesetzte Wert kritisch zu hinterfragen ist.

Beispiel Für ein Unternehmen der chemischen Industrie wurde eine Spezialmaschine angefertigt, für die ein anderes Unternehmen kaum Verwendung hat. Im Rahmen der Bilanzanalyse wird man diesen Sachverhalt besonders heraus­ stellen, da der Wertansatz in der Bilanz seitens des Unternehmens zwar vollkommen korrekt aber unter Verwertungsgesichtspunkten (z.B. im Kon­ kursfall) kaum zu realisieren ist.

Warenlager Zum Warenlager zählen neben Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen die produ­ zierten Waren des Unternehmens. Bei der Analyse geht die Bank neben den Wertansätzen insbesondere auch auf die Verwertbarkeit der Waren ein. Beispiel Ein Unternehmen der Modebranche hat eine Kollektion entworfen und produziert, die vom Markt nicht angenommen wird. Dieser Sachverhalt war bei der Bilanzerstellung noch nicht abzusehen, weshalb die Wertansätze noch nicht korrigiert sind. Im Rahmen der Bilanzanalyse wird man auf diesen Sachverhalt explizit eingehen und - falls möglich - Aussagen zur aktuellen Lage und zu den bereits eingeleiteten Maßnahmen zur Problem­ behebung machen.

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Forderungen Im Rahmen der Analyse der Forderungen versucht sich die Bank einen Überblick über die Kunden und deren Zahlungsgewohnheiten zu verschaf­ fen, gegenüber denen Forderungen bestehen. Höhere Einzelforderungs­ posten sowie Auslandforderungen werden dabei besonders unter Bonitäts­ gesichtspunkten analysiert. In diesem Zusammenhang versucht sich eine Bank auch einen entsprechenden Überblick über das Mahnwesen des jeweiligen Unternehmens zu verschaffen, da dieser Bereich von den Firmen oftmals sträflich vernachlässigt wird.

Rechnungsabgrenzungsposten Unter dieser Position werden sowohl im Aktiv- als auch im Passivbereich Vorgänge ausgewiesen, die in eine andere Rechnungsperiode gehören. Sofern im Rahmen dieser Positionen größere Summen ausgewiesen wer­ den, werden diese einer genaueren Untersuchung unterzogen. Beispiel Es werden in der laufenden Periode Mietzahlungen für das kommende Geschäftsjahr geleistet.

Bankverbindlichkeiten Die Bankverbindlichkeiten unterteilen sich in kurzfristige (Laufzeit bis zu einem Jahr) und langfristige Bankverbindlichkeiten. Im Rahmen der Analyse dieser Verbindlichkeiten geht man im wesentlichen auf die Höhe und die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr und die Verbindlichkeiten gegen Konkurrenzkreditinstitute ein.

Beispiel Anhand des Jahresabschlusses wird festgestellt, daß die Bankkredit­ inanspruchnahme gestiegen ist, ohne daß bei der analysierenden Bank entsprechende Kredite beantragt wurden. Die Bank wird versuchen, vom Unternehmen die Gründe hierfür in Erfahrung zu bringen.

Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung Dieser Position und ihrer Entwicklung gegenüber dem Vorjahr kommt im Rahmen der Analyse eine besondere Bedeutung zu. Im wesentlichen ver­ sucht die Bank bei der Analyse Abhängigkeiten von bestimmten Lieferanten

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sowie die Inanspruchnahme von Zahlungszielen herauszuarbeiten und kritisch zu durchleuchten.

Beispiel Im Berichtsjahr sind neben den kurzfristigen Bankverbindlichkeiten auch die Lieferantenforderungen in starkem Umfang gestiegen. Im Rahmen der Analyse wird man nun versuchen, die Gründe hierfür in Erfahrung zu bringen. Dabei wird man sich intensiv mit der Frage auseinandersetzen, warum die Firma in zunehmendem Umfang Lieferantenkredite in Anspruch nimmt, die einerseits relativ einfach eingeräumt werden und dafür anderer­ seits sehr teuer sind.

Rückstellungen Rückstellungen werden aus Vorsichtsgründen für drohende Zahlungen gebildet, die ihrer Höhe nach noch nicht bekannt sind. Sofern unter dieser Position eine höhere Summe ausgewiesen wird, ist seitens der Bank hierfür unbedingt die Grundlage für die Bildung und die Wahrscheinlichkeit des Eintrittes in Erfahrung zu bringen.

Beispiel Für einen laufenden Prozeß, dessen Ausgang noch nicht abzusehen ist, wurde eine Rückstellung in bestimmter Höhe gebildet.

Beteiligungen Hinsichtlich der Beteiligungen wird analysiert, wer sich an dem Unterneh­ men zu welchen Konditionen beteiligt hat. Dabei kommt der Analyse abgeschlossener Gewinnabführungs- und Schuldenübernahmeverträge eine besondere Bedeutung zu.

Ein besonderer Augenmerk gilt den stillen Beteiligungen, die in der Praxis häufiger vorkommen als angenommen. Neben der rechtlichen Ausgestal­ tung ist die Höhe der Beteiligung von Bedeutung, da im Konkursfall der Beteiligungsgeber seine Beteiligung wie eine normale Geldforderung gel­ tend machen kann.

Eigenkapital Vor dem Hintergrund der geringen Eigenkapitalausstattung vieler deutscher Unternehmen kommt der Analyse dieser Position eine besondere Bedeu-

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tung zu. Dabei wird insbesondere die Höhe des bereits eingezahlten Eigen­ kapitals sowie die Entnahme-, Ausschüttungs- und Rücklagenpolitik kritisch analysiert.

Beispiel Bei einer OHG werden seitens des Firmenbesitzers Jahr für Jahrsehr hohe Entnahmen getätigt, die mit der Gewinnsituation des Unternehmens nic^t immer im Einklang stehen. Bei der Analyse dieser Entnahmepolitik stellt sich jedoch heraus, daß diese Entnahmen nicht für private Zwecke getätigt werden, sondern Versicherungsbeiträge für eine Tilgungskapitallebens­ versicherung darstellen. Dieser Sachverhalt ist im zu erstellenden Analyse­ bericht zu berücksichtigen und entsprechend zu würdigen.

Angaben unter dem Bilanzstrich Hierbei handelt es sich um Eventualverbindlichkeiten, die in der Bilanz unter dem Bilanzstrich ausgewiesen werden, da sie einen latenten Verpflichtungs­ charakter haben. Im einzelnen handelt es sich hierbei z.B. um Indossament­ verbindlichkeiten, Verbindlichkeiten aus Bürgschaften und Garantien usw. Diese Positionen zeichnen sich dadurch aus, daß sie zu einem späteren Zeitpunkt zu echten Verbindlichkeiten werden können. Aus diesem Grunde werden sie seitens der Bank kritisch unter die Lupe genommen. Unterneh­ men sollten diese Positionen und die damit verbundenen Risiken ebenfalls im Auge behalten, um nicht von einer plötzlichen Inanspruchnahme über­ rascht zu werden. Beispiel Eine Firma hat Wechsel in einer bestimmten Größenordnung weitergege­ ben und eine Bürgschaft in bestimmter Höhe für eine andere Firma über­ nommen.

Umsatzerlöse Unter dieser Position wird alles ausgewiesen, was das Unternehmen wäh­ rend des Berichtsjahres am Waren und Dienstleistungen verkauft hat. In der Praxis ist dabei jedoch zu berücksichtigen, das gerade diese Position oftmals bilanzpolitisch beeinflußt ist und deshalb vor der Analyse entsprechend zu korrigieren ist. Beispiel Unter der Position Umsatzerlöse eines Industrieunternehmens sind Erträge (Kantinenerlöse, private PKW-Nutzung usw.) ausgewiesen, die mit dem

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eigentlichen Betriebszweck nichts zu tun haben. Diese Erträge werden bankseitig vor Beginn der Analyse aus der Position Umsatzerlöse heraus­ gerechnet und dem außerordentlichen Bereich zugeordnet.

Bestandsveränderungen Unter dieser Position werden die produzierten Waren der betrachteten Periode, die nicht ausgeliefert wurden (Bestandserhöhung) bzw. produzier­ te Waren der Vorperioden, die in der laufenden Periode ausgeliefert wur­ den (Bestandsminderung), ausgewiesen. Der Analyse dieser Position sollte nicht nur seitens der Bank, sondern auch seitens des Unternehmens eine erhöhte Aufmerksamkeit beigemessen werden. Aus der Entwicklung dieser Position können sich erste Hinweise auf eine beginnende Unternehmens­ krise ergeben. Beispiel 1 Aufgrund eines Großauftrages, der erst in der kommenden Periode ausge­ liefert wird, wurde eine entsprechende Bestandserhöhung ausgewiesen. Bei der Analyse wird sich die Bank neben der Höhe der ausgewiesenen Bestandserhöhung und deren Finanzierung auch mit der Bonität des Kun­ den, von dem der Auftrag kommt, auseinandersetzen.

Beispiel 2 Eine Firma weist eine nicht unerhebliche Bestandserhöhung aus, ohne daß hierfür entsprechende Aufträge vorliegen. Bei der Analyse wird sich die Bank eingehend mit den Gründen für die Bestandserhöhung auseinander­ setzen. Dabei wird sie im Normalfall auch analysieren, welche Waren produziert wurden und wie die Absatzchancen für diese Waren sind. Im vorliegenden Fall wird durch die Bestandserhöhung das Betriebsergebnis und das Gesamtergebnis des Unternehmens (Betriebsgewinn, -Verlust) positiv beeinflußt, ohne daß der Ergebnisverbesserung eine entsprechende Einnahme gegenübersteht. Beispiel 3 Ein Unternehmen weist durch einen Verkauf von Waren, die in der Vor­ periode produziert wurden, eine entsprechende Bestandsminderung aus. Hierdurch wird sowohl das Betriebsergebnis als auch das Gesamtergebnis des Unternehmens negativ beeinflußt, was auf die periodenbezogene Erfolgsermittlung zurückzuführen ist. Im vorliegenden Fall sind dem Unter­ nehmen aber effektiv finanzielle Mittel zugeflossen, die wiederum zur Finanzierung verwendet werden können, was bei der Bilanzanalyse entspre­ chend zu berücksichtigen ist.

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Aktivierte Eigenleistungen Unter dieser Position werden eigene Leistungen des Betriebes ausgewiesen, die man auch seitens des Marktes hätte beziehen können. Bei der Analyse dieser Leistungen sind einerseits der Wertansatz und andererseits die Grund­ lagen für die Durchführung dieser Leistungen kritisch zu hinterfragen. Beispiel 1 Ein Unternehmen der Baubranche hat in der betrachteten Periode eine Lagerhalle für Baumaterial selbst erstellt. Ihm Rahmen der Analyse wird man nun darauf eingehen, ob für die Erstellung der Halle ein entsprechen­ der Bedarf vorhanden war, oder ob die Firma keine Aufträge vorliegen hatte und ihre Arbeiter auf diese Weise nur produktiv beschäftigt hat. Beispiel 2 Ein Softwareunternehmen entwickelt ein Computerprogramm. Die Entwick­ lungskosten des halb fertigen Produktes werden als aktivierte Eigenleistun­ gen ausgewiesen. Auch hier ist bei der Analyse auf die entsprechende Ver­ wertbarkeit unter Worst-Case-Bedingungen einzugehen.

Gesamtleistung Die Gesamtleistung eines Unternehmens setzt sich aus dem Umsatz, dem Lagerzuwachs, der Eigenproduktion sowie sonstigen Eigenleistungen des Unternehmens zusammen. Die Gesamtleistung stellt somit die betriebliche Wertschöpfung eines Unternehmens bezogen auf die jeweilige Periode dar und ist somit ein wichtiger Indikator für die Unternehmensentwicklung.

Beispiel Die Gesamtleistung eines Unternehmens war im Vergleich zum Vorjahr stark rückläufig. Bei der Analyse wird die Bank die Hintergründe für den Umsatzrückgang entsprechend kritisch durchleuchten. Dabei kann sich beispielsweise ergeben, daß der Umsatzrückgang auf eine Unternehmens­ konsolidierung zurückzuführen ist, bei der das Unternehmen umsatzstarke jedoch Verlust verursachende - Produkte aus der Angebotspalette eliminiert hat.

Sonstige betriebliche Erträge Hierunter fallen Erträge, die mit dem unmittelbaren Unternehmenszweck in Verbindung stehen. Sofern derartige Erträge (z.B. Erträge aus Kursgewin­ nen) vorliegen, wird analysiert, welche Auswirkung sie auf das Betriebser­ gebnis haben.

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Materialaufwand Unter dieser Position werden die Kosten des Materialeinsatzes ausgewiesen. Hierbei kann es sich sowohl um die Kosten für Roh-, Hilfs-, und Betriebs­ stoffe als auch um Kosten für bezogene Fremdleistungen handeln. Bei der Analyse dieser Position geht man insbesondere auf die Entwicklung der Kosten ein.

Beispiel Ein Unternehmen benötigt zur Produktion eines bestimmten Produktes größere Mengen Kupfer, dessen Weltmarktpreis zum Zeitpunkt der Analyse stark angestiegen ist. Im Rahmen der Analyse wird sich die Bank mit der Frage auseinandersetzen, ob das Unternehmen von seinem Standing her in der Lage ist, diese Preissteigerung an seine Kunden weiterzugeben.

Personalaufwand Diese Position setzt sich aus Löhnen und Gehältern sowie den entsprechen­ den Sozialabgaben dafür zusammen. Sofern sich die Personalkosten im Vergleich zum Vorjahr über die Lohn- und Gehaltssteigerungsquote hinaus verändert haben, wird man bei der Analyse auf die entsprechenden Hinter­ gründe für diese Veränderung eingehen, zumal Personalkosten in einem evtl. Krisenfall kurzfristig nur sehr schwierig abbaubar sind.

Abschreibungen Bei den Abschreibungen handelt es sich im Normalfall um periodenbezo­ gene Absetzungen für Abnutzung („AfA") eines Unternehmens, denen keine Auszahlungen gegenüberstehen. Hierdurch soll gewährleistet wer­ den, daß sich ein Unternehmen nach Ablauf der Nutzungsdauer des abge­ schriebenen Gegenstandes einen vergleichbaren Gegenstand wieder be­ schaffen kann. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß Preissteigerun­ gen (z.B. aufgrund von technischen Neuerungen) im Rahmen der bilanziel­ len Abschreibungen nicht berücksichtigt werden können, weswegen sie im Rahmen der Preiskalkulation als sog. „kalkulatorische Kosten" berücksich­ tigt werden müssen. Die Abschreibungen verringern das Betriebsergebnis und somit auch das Gesamtergebnis. Hierdurch soll gewährleistet werden, daß dem Unterneh­ men kein betriebsnotwendiges Kapital in Form von Steuern bzw. von Gewinnausschüttungen abfließt. Im optimalsten Fall (=bei einem positiven

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Betriebsergebnis) stehen dem Unternehmen die Abschreibungen in Form von finanziellen Mitteln zur Verfügung und können, bis zum Zeitpunkt wo sie benötigt werden, auch zur Zwischenfinanzierung von anderen Investitio­ nen (sog. Abschreibungsfinanzierung) eingesetzt werden.

Im Rahmen der Analyse dieser Position setzt man sich mit der Höhe und der Entwicklung der Abschreibung im Vergleich zu den Vorjahren auseinander und versucht Aussagen über den technischen Stand der Produktionsmittel und über möglicherweise anstehende Erhaltungs- bzw. Erweiterungsinvesti­ tionen zu machen.

Beispiel Ein Industrieunternehmen weist im Vergleich zu den Vorjahren trotz einer positiven Unternehmensentwicklung betragsmäßig weniger Abschreibun­ gen aus. Hieraus läßt sich schließen, daß die Produktionsanlagen des Unter­ nehmens älteren Datums und weitgehend abgeschrieben sind. Im Rahmen der Analyse wird die Bank versuchen in Erfahrung zu bringen, in welchen Zustand sich die Produktionsanlagen im Vergleich zu Konkurrenzunter­ nehmen befinden bzw. ob bei dem Unternehmen in absehbarer Zeit Er­ haltungsinvestitionen geplant sind und falls ja, wie diese finanziert werden.

Zinsaufwendungen Hierbei handelt es sich um Zinsen für aufgenommene Unternehmens­ kredite. Im Rahmen der Bilanzanalyse untersucht eine analysierende Bank z.B. wieviel Kreditvolumen sich das Unternehmen von anderen Kreditinsti­ tuten besorgt hat.

Betriebsergebnis Das Betriebsergebnis stellt das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätig­ keit eines Unternehmens dar. An dieser Stelle ist jedoch darauf hinzuwei­ sen, daß das Betriebsergebnis, das sich im Rahmen einer Bilanzanalyse durch eine Bank ergibt, teilweise erheblich vom Betriebsergebnis der einge­ reichten G+V-Rechnung des Unternehmens abweichen kann, was auf entsprechende Umgliederungen im Vorfeld der Analyse zurückzuführen ist. Sofern die Bank im Rahmen der Bilanzbesprechung auf diesen Sachverhalt zu sprechen kommt, sollte das betroffene Unternehmen zusammen mit der Bank die einzelnen Positionen und deren Einordnung durchgehen, um entsprechende Frühindikatoren für eine evtl, drohende Unternehmenskrise erkennen zu können.

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Außerordentliches oder neutrales Ergebnis Unter dieser Position werden alle Aufwendungen und Erträge zusammen­ gefaßt, die nicht dem normalen Betriebsablauf zuzuordnen sind. Dabei ist zu berücksichtigen, daß im Rahmen von Umgliederungsmaßnahmen seitens der Banken diesem Bereich auch Positionen zugewiesen werden, die in der G+V-Rechnung des Unternehmens als entsprechende Positionen des ge­ wöhnlichen Geschäftsbetriebes ausgewiesen sind (z.B. Kantinenerlöse, Privatnutzung von Fahrzeugen, nicht näher definierte Positionen). Durch diese Maßnahmen versucht die analysierende Bank entsprechende Bilanzund G+V-politische Maßnahmen unter Vorsichtsgesichtspunkten zu elimi­ nieren.

Steuern Anhand der ausgewiesenen Steuern versucht sich die Bank ein Bild über die tatsächliche Ertragslage des Unternehmens zu machen, sofern es sich bei der vorgelegten Bilanz um eine Handelsbilanz handelt.

Gewinn/Verlust Diese Position repräsentiert das eigentliche Unternehmensergebnis, das sich in der Bilanz niederschlägt und dort entsprechend den Vorstellungen der Anteilseigner verwendet wird. Dabei versteht es sich von selbst, daß diese Position im Normalfall im Rahmen von Gestaltungsspielräumen legal „ge­ staltet" wurde. Selbstverständlich ist dies auch dem analysierenden Kredit­ institut bekannt, das im Rahmen seiner Bilanz- und G+V-Analyse versucht, die „Gestaltungen" entsprechend aufzudecken. Weiterhin wird diese Posi­ tion mit den Vorjahresergebnissen verglichen, um sich ein Bild über die Entwicklung des Unternehmens zu machen. Anhand von Vergleichen bezüglich des für die Periode erwarteten Jahres­ ergebnisses lassen sich seitens der Bank auch Rückschlüsse über die Quali­ tät des Managements und der Zuverläßlichkeit der eingereichten Unter­ nehmensprognosen machen. Dabei versteht es sich von selbst, daß sowohl positive als auch negative Abweichungen von den eingereichten Planwerten kritisch analysiert werden. Eine derartige Analyse sollte auch von Seiten des Unternehmens unbedingt - was in der Praxis nicht immer der Fall ist erfolgen. Aufgrund der Analyse dieser Abweichungen sollten der Bank im Rahmen des Kreditmarketings, bereits mit Einreichung der Bilanz- und G+VUnterlagen, entsprechende Angaben über den Grund der Abweichung bzw. über diesbezüglich eingeleitete Maßnahmen gemacht werden.

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8.1.2.2.2 Kennzahlenanalyse Mit der Erstellung verschiedener Bilanz- und G+V- Relationen gewinnt der Analytiker zusätzlich fundierte Informationen über das zu analysierende Unternehmen. Dabei werden an die Kennzahlen folgende Anforderungen gestellt: a) Sie müssen eindeutig definiert sein. In der Praxis sind Kennzahlen von Bank zu Bank aufgrund verschiedener EDV-Bilanzanalyseprogramme oftmals unterschiedlich definiert und daher nicht miteinander vergleichbar.

b) Es müssen Verhältniszahlen sein. c) Sie müssen sinnvoll sein. Das heißt zum einem, daß eine Aussagefähigkeit gewährleistet sein muß und zum anderen, daß sie auf das zu analysierende Unternehmen an­ wendbar sein müssen. So macht es z.B. keinen Sinn, ein Industrieunter­ nehmen mittels Großhandelszahlen zu beurteilen, was aber in der Praxis immer wieder vorkommt.

Die Kennzahlen lassen sich einteilen in: •

Kennzahlen zur Ertragslage



Kennzahlen zur Vermögenslage



Kennzahlen zur Finanzlage.

Bezüglich der Bedeutung unterscheidet man: • Top-Kennzahlen

• Hilfskennzahlen • sonstige Kennzahlen.

Allerdings ist eine unternehmensbezogene Überprüfung hinsichtlich der Anwendbarkeit erforderlich. Kennzahlen sind ein wichtiges Instrument im Rahmen der Bilanz- und G+VAnalyse. Darüber hinaus stellen sie die Grundlage für Bilanz- und Branchen­

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vergleiche dar, die auch für das analysierte Unternehmen von großer Be­ deutung sind (siehe hierzu Kapitel 3.1.2.3).

Zusammenfassung:

• Analytiker erhält zusätzliche Informationen über das Unter­ nehmen. • Grundlage für Bilanz- und Branchenvergleiche.

• Resultierende Aussagen müssen, bezogen auf das analysierte Unternehmen, sinnvoll sein.

Im folgenden werden einige Kennzahlen, die von branchenübergreifender Bedeutung sind, mit ihren Berechnungsformeln dargestellt. Die zusätzlich aufgeführten Kennzahlen (ohne Berechnungsformeln; Bedeutung in Klam­ mern) kommen in der Praxis unternehmens- und branchenabhängig zum Einsatz. Dabei muß im Einzelfall von der analysierenden Bank und des analysierten Unternehmens entschieden werden, ob die Anwendung der jeweiligen Kennzahl sinnvoll ist und zu brauchbaren Ergebnissen führt.

Kennzahlen zur Ertragslage Umsatzrentabilität Formel:

Betriebsergebnis x 100 / Gesamtleistung

Die Umsatzrentabilität ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Er­ tragskraft eines Unternehmens. Vergleicht man die Umsatzrentabilität eines Unternehmens mit den Ergebnissen der Vorjahre, so lassen sich hieraus wichtige Rückschlüsse auf den Unternehmenstrend ziehen. Diese werden durch einen entsprechenden Branchenvergleich komplementiert, der ent­ sprechende Aussagen über die Marktstellung des Unternehmens im Ver­ gleich zu Konkurrenzunternehmen liefert.

Cash-flow-Rate (s.a. Exkurs 3) Formel:

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Cash-flow x 100 / Gesamtleistung

Die Cash-flow-Rate ist eine wichtige Kennzahl zur Beurteilung der Selbst­ finanzierungskraft und der Schuldentilgungsmöglichkeit eines Unterneh­ mens. Sie liefert weiterhin wichtige Erkenntnisse über den Entwicklungs­ trend sowie der Stellung des Unternehmens innerhalb der jeweiligen Branche.

Weitere wichtige Kennzahlen • Betriebsrentabilität (Unternehmensentwicklung) • Personalaufwandsquote (Arbeitsintensität) •

Material- und Rohertragsquote (Eigen-/Fremdfertigung)

• Abschreibungsaufwandsquote (Ertragskraftbeurteilung) • Zinsaufwandsquote (Schuldentilgung)

Exkurs 4: Cash-flow Der Cash-flow dient einem externen Analysten als Indikator für die finanzi­ elle Wertschöpfung eines Unternehmens. Dabei wird der Cash-flow sowohl als Indikator für die Ertragslage als auch für die Finanzlage herangezogen.

Dem aus der USA stammenden Konzept des Cash-flow liegt kein einheitli­ ches Berechnungsschema zugrunde. In der einfachsten Formel wird der Cash-flow wie folgt berechnet: Betriebsergebnis

+

Abschreibungen

+

Cash-flow Zinsen

erweiterter Cash-flow

Diese Berechnungsformel reicht im Rahmen einer Bilanz- und G+V-Analyse jedoch nicht aus, um z.B. fundierte Aussagen über die Schuldentilgungs­ fähigkeit eines Unternehmens zu machen. Um hierzu verläßliche Aussagen zu erhalten, sind auch Einnahmen, die nicht zu Einzahlungen, (Bestands­

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erhöhung, aktivierte Eigenleistungen usw.) sowie Ausgaben, die nicht zu Auszahlungen (Bestandsverminderungen, Erhöhung der Pensionsrückstel­ lungen usw.) geführt haben, zu berücksichtigen.

Der Cash-flow erlaubt dem Analysten Aussagen über:

• die Selbstfinanzierungskraft des Unternehmens

• die innerbetriebliche Kapitalkraft • die Ertragsentwicklung • die Schuldentilgungsmöglichkeit • die Dividendenzahlungsmöglichkeit Hieraus wird deutlich, daß der Cash-flow-Ermittlung und -analyse im Rah­ men der Kennzahlenanalyse eine besondere Bedeutung zukommt.

Zusammenfassung:

• Indikator für die Beurteilung der Innenfinanzierungskraft und der daraus resultierenden Aussagen. • Keine einheitliche Berechnung. • Große Bedeutung im Rahmen der Bilanzanalyse der Banken.

Kennzahlen zur Vermögenslage

Gesamtkapitalumschlag Formel:

Gesamtleistung / Bilanzsumme

Der Gesamtkapitalumschlag gibt an, wieviel mal das vom Unternehmen eingesetzte Kapital in der analysierten Periode verflüssigt wurde. Mit Hilfe dieser Kennzahl versuchen Banken die Risiken von Investitionen im Anlageund Umlaufvermögen zu beurteilen.

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Weitere wichtige Kennzahlen • Anlageintensität (Vermögensaufbau)

• Intensität des Umlaufvermögens (Sortimentsaufbau Fertigungszeiten) • Lagerdauer (Beurteilung der Vorratshaltung und Liquidität) • Debitorenlaufzeit (Beurteilung der Angemessenheit der Außenstände (besonders im Handel)

Kennzahlen zur Finanzlage Dynamischer Verschuldungsgrad Formel:

Fremdkapital / Cash-flow

Diese Kennzahl gibt die theoretische Kredittilgungsdauer zum Bilanzstichtag an und eignet sich somit zur Beurteilung der Unternehmensverschuldung. Weiterhin lassen sich mit Hilfe des dynamischen Verschuldungsgrades Aus­ sagen über die voraussichtlich ordnungsgemäße Rückführung von Krediten machen.

Eigenkapitalquote Formel:

Wirtschaftliche EK x 100 / Bilanzsumme

Die Eigenkapitalquote gibt an, mit welchem Anteil sich der Firmeninhaber oder die Anteilseigner an der Gesamtfinanzierung beteiligt haben. Sie liefert somit eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der finanziellen Stabilität und der Risikolage des Unternehmens.

Anlagendeckung Formel:

Wirtschaftliches EK + langfr. FK x 100 / Anlagevermögen

Mit Hilfe der Anlagendeckung läßt sich beurteilen, ob bei der Finanzierung die „Goldene Bilanzregel" eingehalten und entsprechend fristenkongruent finanziert wurde. Die Kennzahl stellt somit einen wichtigen Indikator zur Beurteilung der finanziellen Stabilität des Unternehmens dar.

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Weitere wichtige Kennzahlen •

Kreditorenlaufzeit in Tagen (Finanzierung/Liquidität)

• Selbstfinanzierungsquote (Selbstfinanzierungsspielraum)

8.1.2.3

Branchenvergleiche

Um die Aussagekraft der Kennzahlenanalyse zu erhöhen, führen die Ban­ ken oftmals interne und/oder externe Branchenvergleiche durch, in denen ein Unternehmen anhand von Kennzahlen mit anderen vergleichbaren (!) Unternehmen der Branche verglichen wird. Dabei gehen beim internen Branchenvergleich nur die Daten von anderen Kunden des gleichen Kredit­ institutes ein, weswegen ein solcher Vergleich nur bei sehr großen und in der Regel überregional tätigen Kreditinstituten sinnvoll ist und zu aussage­ kräftigen Ergebnissen führt. Beim externen Branchenvergleich werden auch Unternehmensdaten und -analysen von anderen Banken und Institutionen bei der Analyse berücksichtigt. Als Beispiel seien hier aufgeführt:



EBIL-/STATBIL-Auswertungen der Sparkassen



Betriebsvergleich des Einzelhandels (Uni Köln)



Branchendienst (Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V.)

• Systematik der Wirtschaftszweige (statistisches Bundesamt)

Der Branchenvergleich stellt für Banken eine wertvolle Ergänzung zum Periodenvergleich dar, weil beim reinen Zeitvergleich nach Schmalenbach die Gefahr besteht, daß „Schlendrian mit Schlendrian" verglichen wird. Die Bank erhält durch den Branchenvergleich entsprechende Aufschlüsse über das Standing und die Entwicklung des analysierten Unternehmens im Vergleich zu anderen Konkurrenzunternehmen. Da diese Erkenntnisse auch für das analysierte Unternehmen von großer Bedeutung sind, sollten sie im Rahmen eines Kreditgespräches bzw. im Rahmen der alljährlich stattfinden­ den Bilanzbesprechung angesprochen und entsprechend diskutiert werden.

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Zusammenfassung:

• Ergänzung zum Periodenvergleich. • Interner/externer Branchenvergleich. • Erlaubt Aussagen über Standing und Entwicklung des Unter­ nehmens. • Ergebnis ist auch für das analysierte Unternehmen von großer Bedeutung.

8.1.2.4

Finanzflußrechnungen

Finanzflußrechnungen, die normalerweise im Rahmen eines guten Bilanz­ auswertungsprogrammes maschinell erstellt werden, sind für den Analysten ein schnelles und zuverlässiges Mittel zur Beurteilung der Unternehmens­ situation auf der Grundlage des dokumentarischen Rechnungswesens. Je nach Art und Bedeutung lassen sich die Finanzflußrechnungen unter­ teilen in:

8.1.2.5 Bestandsdifferenzen- und Bewegungsbilanzen Mittels Bestandsdifferenzen- und Bewegungsbilanzen kann sich der Analyst einen schnellen Überblick über die Veränderungen der Bilanzpositionen gegenüber dem Vorjahr verschaffen. Sofern gravierende Veränderungen anhand der eingereichten Unterlagen nicht nachvollziehbar sind, muß das Unternehmen davon ausgehen, daß die Veränderungen spätestens bei der Bilanzbesprechung angesprochen werden.

8.1.2.6

Umsatzüberschußrechnungen

Umsatzüberschußrechnungen lassen sich unterteilen in die Cash-flowAnalyse (s. hierzu Exkurs 3: Cash-flow) sowie die Analyse der betrieblichen Nettoeinnahmen. Mit Hilfe dieser Analysen möchte sich die Bank ein Bild vom Innenfinanzierungsspielraum und der Kredittilgungskraft des Unterneh­ mens machen.

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8.1.2.7

Kapitalflußrechnungen

Bei Kapitalflußrechnungen handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Bewegungsbilanz dahingehend, daß entsprechende Aktiva und dazugehöri­ ge Passiva zu einem Fond zusammengefaßt werden, deren Entwicklung analysiert wird. Die Bedeutung dieses Verfahrens, das nur von wenigen Banken intensiv eingesetzt wird, liegt in der Ursachenforschung bezüglich der Veränderung.

Da das Ergebnis der Finanzflußrechnungen von den verschiedenen DVProgrammen bestimmt wird, ist ein Unternehmen diesbezüglich auf Infor­ mationen der Bank angewiesen. Sofern es aufgrund der Auswertungen zu Problemen kommt, sollten diese nach einer eingehenden Überprüfung des Analyseergebnisses mit der Bank geklärt werden.

Zusammenfassung: • Verfahren zur Beurteilung der Unternehmenssituation.

• Ergebnisse werden normalerweise maschinell erstellt. • Bei Problemen muß zusammen mit der Bank das Zustande­ kommen des Ergebnisses untersucht werden.

8.1.2.8

Vorteile der Bilanzanalyse

Die Analyse der eingereichten Bilanzunterlagen bringt sowohl für die analy­ sierende Bank als auch für das analysierte Unternehmen erhebliche Vorteile mit sich. So erhält die Bank durch die Auswertung der Unterlagen und die Durchführung von Perioden- und Branchenvergleichen tiefgreifende Ein­ blicke in die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens. Die daraus resultierenden Erkenntnisse stellen eine wesentliche Grundlage für die Kreditentscheidung und die mindestens einmal jährlich durchzuführende Kreditbeurteilung dar.

Sofern das Unternehmen seine Bilanzunterlagen vollständig und falls erfor­ derlich entsprechend erläutert und dokumentiert eingereicht hat, wird es bei der stattfindenden Kreditbesprechung in der Person des Kreditsach­

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bearbeiters einen sach- und fachkundigen Gesprächspartner vorfinden, der auf der Grundlage seiner Analyse die Unternehmenssituation unter Berücksichtigung von Betriebs- und Branchenvergleichen von neutraler Seite darstellt und erläutert. Der Kunde erhält dadurch Aussagen über seine Stellung am Markt, die aus Sicht des Unternehmens eine wichtige Grund­ lage für zukünftige Aktivitäten (z.B. im Finanz- und Marketingbereich) darstellen können. Im Einzelfall werden die Analyseergebnisse dem Unter­ nehmen von der Bank (teilweise gegen Entgelt) entsprechend aufbereitet in schriftlicher Form zur Verfügung gestellt.

Zusammenfassung:

• Bank erhält tiefgreifende Einblicke in Unternehmensent­ wicklung. • Unternehmen bekommt Unternehmenssituation von neutraler Seite aufgezeigt.

8.1.2.9

Grenzen der Bilanzanalyse

Bei der Bilanzanalyse ist seitens der Bank und des Unternehmens zu be­ achten:

• Es handelt sich um stichtagsbezogene Daten. Das heißt, es wird die Unternehmenssituation zum Bilanzstichtag dargestellt. Diese kann einerseits Saisoneinflüssen (z.B. hohe Lagerbestände zum Bilanzstichtag, die turnusgemäß zu einem späteren Zeitpunkt verkauft werden) unterlie­ gen oder andererseits durch gezielt eingesetzte Bilanzpolitik (siehe hierzu Exkurs Nr. 4: Bilanzpolitik) beeinflußt sein.

• Die Informationen sind teilweise unvollständig. Das heißt, feststehende künftige Ein- und Ausgaben sind nicht berücksichtigt (z.B. aus einem im alten Geschäftsjahr abgeschlossenen Vertrag, der erst im neuen Ge­ schäftsjahr erfüllt wird); und es werden keine Aussagen über zugesagte und noch nicht ausbezahlte Kredite gemacht. Außerdem können die ausgewiesenen Werte durch die Ausübung von Bilanzansatzwahlrechten erheblich von den tatsächlichen Werten abweichen.

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• Da Bilanzen i.d.R. zu einem sehr späten Zeitpunkt vorgelegt werden, sind die Daten für gewöhnlich veraltet und somit wenig geeignet, um verläßliche Auskünfte über die derzeit aktuelle Lage eines Unternehmens zu machen. Außerdem ist auch zu beachten, daß ein erzielter Erfolg in der Vergangenheit kein Garant für den Erfolg in der Zukunft ist. Um dennoch diesbezüglich Aussagen machen zu können, lassen sich Kredit­ institute zusätzlich aktuelle Informationen über das Unternehmen geben. • In der Bilanz werden z.B. oftmals keine detaillierten Aussagen über folgende Punkte gemacht: a) Qualität des Managements (siehe hierzu Punkt 3.2.4).

b) Qualität und Motivation der Mitarbeiter (wichtig im Hinblick auf künftige Entwicklungsmöglichkeit des Unternehmens).

c) Kundenstruktur (wichtig im Hinblick auf die Beurteilung der Forderungsposition und der Sicherheitenbewertung, sofern der Bank die Kundenforderungen als Sicherheit abgetreten sind). d) Lieferantenstruktur (wichtig im Hinblick auf die Beurteilung der Sicherstellung der Produktion und Beurteilung von Abhängigkeitsver­ hältnissen).

e) Schwebende Geschäfte (diese können erheblichen Einfluß auf die künftig Entwicklung des Unternehmens haben). f) Innovationskraft und technisches Know-how (dienen als Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit).

g) Sortimentspolitik (ermöglicht Aussagen hinsichtlich der Wettbe­ werbsfähigkeit und der Kostenstruktur eines Unternehmens), usw. • In der G+V-Rechnung werden oftmals keine detaillierten Aussagen über folgende Punkte gemacht: a) kalkulatorische Kosten (Beurteilung der Kalkulation lassen Rückschlüs­ se hinsichtlich der Qualität des Managements zu).

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b) Möglicher Ausweis von Forschungs- und Entwicklungskosten in verschiedenen Positionen (Analyse und Beurteilung der tatsächlichen Kosten einer Entwicklung) c) Evtl, verdeckte Gewinnausschüttungen (z.B. überhöhte Honorare, die für Leistungen von Familienmitgliedern gezahlt wurden.)

d) Abschreibungspolitik (Aussagen über den Anfall von Ersatzbeschaf­ fungen, über Innenfinanzierungsmöglichkeiten, über die Qualität des Managements, über Kalkulationsmöglichkeiten usw.). e) Zweckmäßigkeit von Investitionen (Beurteilung der Qualität des Managements, Aussagen über mögliche Verlustpotentiale).

Doch selbst wenn man alle zuvor aufgezählten Informationen hätte, muß man sich bei der Analyse immer wieder, wie bereits aufgeführt, vor Augen halten, daß das Vergangene kein Garant für die Zukunft ist.

Zusammenfassung:

Aufgrund fehlender Informationen läßt die Bilanzauswertung immer Fragen offen, die in gemeinsamen Gesprächen zwischen der Bank und dem Unternehmen zu klären sind.

Exkurs 6: Bilanzpolitik Unter Bilanzpolitik versteht man im Normalfall eine gezielte Bilanzbeeinflus­ sung im Rahmen des gesetzlich erlaubten, mit der finanz- und/oder publizi­ tätspolitische Ziele verfolgt werden. Mittels der bilanzpolitischen Ziele kann eine Erfolgsregulierung (Ausweis eines bestimmten Gewinnes), eine Bilanz­ strukturgestaltung (Vermittlung eines positiven Eindrucks gegenüber Ban­ ken), eine Kapitalerhaltung (Problematik der Substanzbesteuerung) oder eine Steuerlastminimierung (Ausweis permanent niedriger Gewinne) ange­ strebt werden. Mittels publizitätspolitischen Ziele wird entweder eine aktive Publizität (freiwillig größtmögliche Offenlegung) oder passive Publizität (nur das unbedingt Notwendige) verfolgt.

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Bilanzpolitisch haben die Unternehmen gewisse Spielräume, woraus sie bestimmte Maßnahmen ableiten und gewollte Ergebnisse realisieren kön­ nen. Für die Bilanzpolitik stehen den Unternehmen folgende Instrumente zur Verfügung:

Zeitliche Instrumente • gezielte Wahl des Bilanzstichtages (Saisoneinflüsse) • Zeitpunkt der Bilanzvorlage (z.B. im Zusammenhang mit Kreditantrag) • Zeitpunkt der Veröffentlichung (z.B. bei einer schlechten Bilanz von der Konkurrenz) • Abgabetermin der Steuererklärung

Materielle Instrumente: • Sachverhaltsgestaltung (z.B. Ausweis eines Disagios oder eines Firmen­ wertes in der Bilanz bzw. Ausweis von Eigenleistungen in der G+VRechnung) • Ausnutzung von Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechten Gewinnverwendung (z.B. Gewinnentnahmen, Gewinntesaurierung durch Einstellung in die Rücklagen, Kapitalerhöhung aus Gewinnen usw.)

Formelle Instrumente • Gliederung der Bilanz- und G+V-Rechnung (z.B. Wahl einer Minimalund Maximalgliederung bestimmte Sachverhalte bilanzoptimal darzustel­ len) • Bruttoprinzip • Gestaltung des Geschäftsberichtes • Veröffentlichung evtl. Zusatzrechnungen

Da es sich in der Bilanzpolitik unter Beachtung der gesamten Regelungen um ein legitimes Mittel der Bilanzgestaltung handelt, ist von Seiten des Unternehmens eine entsprechend strategische Planung der Bilanzpolitik

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(Planungshorizont 1-5 Jahre) erforderlich, wobei die Einhaltung des Planes entsprechend zu überwachen und Planabweichungen zu analysieren sind.

Zusammenfassung:

• Einflußnahme des Unternehmens auf die Bilanz und G+VRechnung im Rahmen des gesetzlich erlaubten. • Es können mittels verschiedener Instrumente verschiedene Ziele verfolgt werden. • Strategische Planung erforderlich.

8.1.3

Analyse der Investitionsplanung

Mit Hilfe der Investitionsplanung wird einerseits mit Hilfe der Investitions­ rechnung die für das Unternehmen günstigste Investition ermittelt und andererseits langfristig Art und Umfang der Leistungsstellung eines Unter­ nehmens; unter Berücksichtigung der produktionstechnischen, absatz­ wirtschaftlichen, finanziellen und organisatorischen Gegebenheiten fest­ gelegt. Der Analyse dieser Planung kommt im Rahmen einer Kreditent­ scheidung und späteren Kreditüberwachung eine erhebliche Bedeutung zu. Dabei kann die Analyse - ausgehend von der Investitionsplanung - in eine unternehmensbezogene und projektbezogene Analyse unterteilt werden.

Im Rahmen der unternehmensbezogenen Analyse wird von der Bank eine Analyse der Gesamtplanung des Unternehmens (Planungshorizont 5-10 Jahre) durchgeführt. Im Rahmen der projektbezogenen Analyse steht die Analyse der Investitionsplanung einzelner Objekte im Vordergrund, wobei versucht wird, aus der investitionsrechnerischen Vorteilhaftigkeit des zu finanzierenden Investitionsobjektes auf die Erfolgslage des gesamten Unter­ nehmens zu schließen. Da die Investitionsplanung mit Grundlage für die Kapitalbeschaffung ist, werden bei der Analyse seitens des Kreditinstituts die der Planung zugrunde liegenden Prämissen und deren beeinflussenden Faktoren (z.B. Worst-CaseBetrachtungen) eingehend untersucht. Aus dieser Untersuchung ergeben sich dann im Normalfall weitere Fragen (z.B. über Abhängigkeitsverhältnis­ se, Absatzsicherung, erforderliche Mitabeiterausbildungskosten für die

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optimale Bedienung der Maschine usw.), die im Rahmen eines Kredit­ gespräches zu klären sind. Auf der Grundlage der eingereichten Unterlagen sowie der Beantwortung der sich aus der Analyse ergebenden Fragen werden von Seiten der Bank Rückschlüsse auf das unternehmerische Knowhow und insbesondere die Qualität des Managements gezogen.

Zusammenfassung: • Analyse der eingereichten Planungsunterlagen und der zugrunde liegenden Prämissen. • Grundlage für die Klärung weiterer bankspezifischer Fragen.

• Grundlage für die Beurteilung der Unternehmenskonzeption und die Qualität des Managements.

8.1.4

Analyse der Finanzplanung

Im Rahmen der Finanzplanung wird die Gesamtheit künftiger Einnahmen und Ausgaben kurz-, mittel- und langfristig erfaßt. Da sich aus der ord­ nungsgemäßen Planung auch der Gesamtkreditbedarf eines Unternehmens ergibt, kommt der Analyse dieser Planung eine sehr große Bedeutung zu. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, daß die analysierende Bank einen Einblick in die unternehmerische Gesamtkonzeption sowie in die Ertrags­ und Wachstumserwartungen des analysierten Unternehmens erhält, und die Bank sich somit auch ein umfassendes Bild über die Qualität des Mana­ gements machen kann. In der Praxis erfolgt die Analyse der Finanzplanung normalerweise in zwei Etappen. In der ersten Etappe werden die Unterlagen zunächst auf ihre Zuverlässigkeit hin geprüft. Dabei kommt der Überprüfung auf Vollständig­ keit, Zeitpunktgenauigkeit und Betragsgenauigkeit der Planungsansätze unter Berücksichtigung von angemessenen Liquiditätsreserven eine beson­ dere Bedeutung zu. In der zweiten Etappe werden die Unterlagen unter dem Aspekt der Kreditrückzahlungsmöglichkeit untersucht. Grundlage hierfür ist der Kreditplan (Teilplan des Finanzplanes) in dem alle aktuellen und geplanten Kreditverpflichtungen aufgeführt sind.

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Aufgrund der zuvor aufgeführten Bedeutung der Analyse der Finanzpla­ nung folgt, daß die im Finanzplan aufgeführten Sachverhalte schlüssig und nachvollziehbar seien müssen, um als Grundlage für eine schnelle und für das kreditnachfragende Unternehmen positive Kreditentscheidung dienen zu können. Ein Unternehmen sollte sich darüber im klaren sein, daß die von ihr vorgelegten Planungsunterlagen bei einer Kreditgewährung im Rahmen der Kreditüberwachung künftig auf ihre Einhaltung hin überprüft werden: Daher sind Planabweichungen im Rahmen eines aktiven Kreditmarketings aus eigenem Antrieb auch gegenüber der finanzierenden Bank zu erläutern. Die Bedeutung der Finanzplanung und deren Analyse wird auch daraus ersichtlich, daß bei vielen Unternehmenszusammenbrüchen eine fehlende oder mangelhafte Finanzplanung festzustellen ist. Daher sollte sowohl unternehmens- als auch bankseitig auf die Erstellung einer ordnungsgemä­ ßen und aussagefähigen Finanzplanung geachtet werden.

Zusammenfassung: • Im Finanzplan wird die Gesamtheit künftiger Einnahmen und Ausgaben erfaßt. • Die Analyse der Planung erfolgt im Hinblick auf Zuverlässig­ keit und Kreditrückzahlungsmöglichkeit. • Die Analyse hat einen hohen Stellenwert, da die Bank Ein­ blicke in die unternehmerische Gesamtkonzeption erhält.

• Künftige Abweichungen von der Planung sollten von den Unternehmen eigenständig erklärt werden.

8.1.5

Mustererkennung

Im Rahmen der Mustererkennung werden verschiedene Informationen aus dem Unternehmen und der Unternehmensumgebung auf bankinterne festgelegte Grundstrukturen (in der Regel bekannte Insolvenzursachen und -Symptome) und zu indikatorgestützten Zustands- und Entwicklungsmustern transformiert. Diese Informationen dienen dann als Grundlage für Aussagen über die künftige Unternehmensentwicklung.

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Da dieses Verfahren sehr zeitaufwendig und mit erheblichen Kosten ver­ bunden ist, wird der zuständige Kreditsachbearbeiter mit seinem Erfah­ rungshorizont beim aufkommenden Verdacht einer Unternehmensnotlage (Stichwort: drohende Insolvenz) dieses Verfahren anwenden, um zusätzli­ che Informationen über das Unternehmen zu erhalten. Sofern ein Unternehmen seitens einer Bank auf negative Ergebnisse einer derartigen Untersuchung angesprochen wird, sollte es sich umgehend mit dem Kreditinstitut sowie mit dem zuständigen Steuerberater bzw. Wirt­ schaftsprüfer zusammensetzen, um die Lage zu diskutieren und gegebe­ nenfalls umgehend entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Zusammenfassung: • Gewinnung von Informationen über die künftige Unternehmensentwicklung. • Zeit- und kostenaufwendiges Verfahren. • Bedeutung bei drohender Unternehmensinsolvenz.

8.1.6

Länderberichte

International tätige Kreditinstitute bzw. Kreditinstitute, die Kredite an Firmenkunden mit Auslandsbeziehungen gewähren, erstellen in der Regel über die betroffenen ausländischen Staaten sogenannte „Länderberichte". In diesen Berichten werden volkswirtschaftliche Informationen über das jeweilige Land zusammengetragen und hinsichtlich der künftigen Zahlungs­ willigkeit und -fähigkeit analysiert. Es versteht sich dabei von selbst, daß diese Berichte permanent überprüft und aktualisiert werden, da sie bank­ intern mit als Grundlage für die Beurteilung des Kreditrisikos und Festle­ gung des Pricings bei international tätigen Unternehmen bzw. für die Festlegung der Länderlimite bei international tätigen Banken dienen. Sofern ein Unternehmen internationale Beziehungen unterhält, sollte es im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Bankgespräche die Risikoein­ schätzung der finanzierenden Bank über das jeweilige Land in Erfahrung bringen. Dies auch vor dem Hintergrund, daß es hierdurch praktisch kosten­

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los Informationen zur Verfügung gestellt bekommt und darüber hinaus Einblicke in die Entscheidungsgrundlagen der Bank erhält.

Zusammenfassung:

• Bankinterne Erstellung von Berichten über ein Land. • Dienen als Entscheidungsgrundlage bei Kreditgewährungen. • Kostenlose Informationsmöglichkeit für Unternehmen.

8.2

Moderne Verfahren der Kreditwürdigkeitsprüfung

Die Zeit, in der Kreditinstitute ihre Kreditentscheidung auf der Grundlage von persönlichen Kontakten und eingereichten Bilanzunterlagen getroffen haben, ist längst vorbei. Die Banken haben neue Analyseverfahren entwikkelt, die im Rahmen der Kreditvergabe und Kreditüberwachung eingesetzt werden, um mögliche Kreditrisiken frühzeitig zu erkennen und zusammen mit den Unternehmen zu beseitigen. Dabei bedienen sich die Banken zunehmend modernster Technik, ohne die eine Verarbeitung der vielen Informationen oftmals nicht mehr möglich ist. Sofern ein Unternehmen mittels einer dieser neuen Analyseverfahren beurteilt wird, sollte es zumin­ dest wissen, was sich hinter den einzelnen Verfahren verbirgt, und welchen Nutzen das Unternehmen aus der Analyse für sich ziehen kann.

8.2.1

Insolvenzprognose

Im Rahmen der Insolvenzprognose analysieren größere Kreditinstitute mittels mathematischer-statistischer Verfahren die eingereichten Bilanzen ihrer Kunden und vergleichen die Ergebnisse mit bereits vorhandenen Erfahrungswerten. Sofern ein Kreditinstitut aus Kostengründen auf den Einsatz mathematischer und statistischer Methoden verzichtet, erhält die Kreditabteilung in der Regel über ihre Kollegen aus der Abwicklungsgruppe (=zuständig für Sanierungen und Konkursbearbeitungen) ein entsprechen­ des Feedback über derzeit problematische Branchen und deren Probleme sowie über zu beachtende kritische Bilanzkonstellationen. Diese Erkenntnis­ se werden dann bei der Kreditentscheidung und der anschließenden Kredit­ überwachung entsprechend berücksichtigt.

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Das beschriebene Verfahren dient im wesentlichen als Frühwarnsystem und ist besonders bei Krediten mit hohen Darlehensvolumina von Bedeutung. Bei anstehenden Kredit- und Bilanzgesprächen sollten die Unternehmen daher unbedingt in Erfahrung bringen, ob ihre Branche seitens der finanzie­ renden Bank als problematisch eingestuft wird. Ist dies der Fall ist, bedarf es von Seiten des Unternehmens eines enormen Überzeugungsaufwandes, um das finanzierende Kreditinstitut davon zu überzeugen, daß ihre Befürchtun­ gen in bezug auf sie unbegründet sind. Dabei sollte das Unternehmen darauf achten, daß sie ihre Ausführungen durch die Vorlage von aktuellen Unternehmensergebnissen unterlegt.

Zusammenfassung:

• Analyse von Jahresabschlußunterlagen und Vergleich mit Vergangenheitswerten. • Frühwarnsystem von Banken. • Grundlage bei Kreditgewährungen und Kreditüber­ wachungen.

8.2.2

Managementbeurteilung

Vor dem Hintergrund, daß die Zahlungsschwierigkeiten bei ca. 50% der mittelständischen Betriebe auf mangelnde Branchenerfahrung, keine mo­ derne und den heutigen Anforderungen entsprechende Betriebsführung, übermäßige Betriebsausweitung und überhöhte Privatentnahmen zurückzu­ führen sind, kommt der Analyse der Managementqualifikation im Rahmen der Kreditvergabe und Kreditüberwachung eine immer größer werdende Bedeutung zu. Das wird auch daraus ersichtlich, daß bei einer großen Zahl von Banken die Managementbeurteilung und -benotung bereits ein fester Bestandteil der Ratinganalyse ist (siehe hierzu auch Punkt 3.2.7). Bei der Managementbeurteilung versucht sich der Kreditsachbearbeiter ein Bild über die unternehmerischen Qualitäten der Unternehmensvertreter zu machen. Dieses Bild wird in der Regel vom persönlichen Erscheinungsbild, den persönlichen Eigenschaften, der kaufmännischen und technischen Qualifikation, den eingeräumten Vertretungsbefugnissen, dem Führungs­ verhalten und den privaten Vermögensverhältnissen (bei Personengesell-

82

schäften) geprägt. Dabei werden als Grundlage für die Beurteilung neben den persönlichen Gesprächen sämtliche vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Unterlagen (z.B. Bilanzen, Umsatz- und Rentabilitätsprognosen, Investitions- und Finanzplanungsunterlagen usw.) genutzt. Aus dem zuvor gemachten Ausführungen wird ersichtlich, daß man sich seitens der Unternehmen auf Bankgespräche intensiv vorbereiten und die der Bank vorzulegenden Unterlagen fachkundig aufbereiten sollte. Derarti­ ge Aktivitäten können auch unter dem Begriff Kreditmarketing zusammen­ gefaßt werden, über dessen Bedeutung sich immer mehr Firmen bewußt werden.

Beispiel Ein Sägewerk, das in der Rechtsform einer OHG geführt wird, soll vom Vater an seine beiden Söhne übergeben werden. Die Hausbank wurde über die Betriebsübergabe frühzeitig informiert und gebeten, die an das Unter­ nehmen gewährten Darlehen auch unter neuer Leitung aufrechtzuerhalten. Die Bank führte daraufhin ein ausführliches Gespräch mit den beiden Söhnen. Dabei wurde in Erfahrung gebracht, daß beide Söhne eine ent­ sprechende Fachausbildung in der holzverarbeitenden Industrie absolviert haben. Nach der Ausbildung absolvierte der eine Sohn zusätzlich ein be­ triebswirtschaftliches Studium, an das sich ein Auslandsaufenthalt anschloß, bei dem er wieder in der holzverarbeitenden Industrie tätig war. Der andere Sohn besuchte nach seiner Ausbildung ein branchenspezifisches Weiter­ bildungsinstitut und war danach im elterlichen Betrieb tätig. Zusätzlich spezialisierte ersieh im EDV-technischen Bereich. Bei dem Gespräch gelang­ ten die Bankenvertreter zu der Erkenntnis, daß beide Söhne über fundierte Fachkenntnisse verfügen und konkrete Vorstellungen und nachvollziehbare Vorstellungen haben, wie sie den elterlichen Betrieb weiterführen möchten.

Zusammenfassung:

• Beurteilung und Benotung der Qualität des Managements. • Berücksichtigung verschiedener Einflußfaktoren. • Grundlage: Gespräche und eingereichte Unterlagen.

• Bedeutung nimmt ständig zu.

83

8.2.3

Kontokorrentkontenanalyse

Ein Kontokorrentkredit ist ein Kredit in „laufender Rechnung" und sollte auch als ein solcher genutzt werden. Die Praxis hat jedoch gezeigt, daß sich Unternehmen mit beginnenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten häufig über den Kontokorrentkredit Liquidität zur Finanzierung von langfristigen Investitionen (z.B. Maschinen und Fuhrparkfinanzierung) bzw. zur Deckung der laufenden Kosten (z.B. Lagerproduktion, Gehaltszahlungen usw.) besorgen, wovor aus betriebs- und finanzwirtschaftlicher Sicht dringend abzuraten ist. Da der Kontokorrentkredit für derartige Finanzierungen nicht vorgesehen ist, kommt der Analyse der Kontokorrent-Kreditinanspruch­ nahme eine immer stärker werdende Bedeutung zu, weil sich hieraus frühzeitig Indikatoren für eine beginnende wirtschaftliche Krise des Unter­ nehmens ableiten lassen.

Im Rahmen der Kontokorrent-Kontenanalyse wird unter Zuhilfenahme kostengünstiger EDV-Programme die laufende Inanspruchnahme des Kontokorrentkredites untersucht und je nach Programm auch entsprechend benotet (=geratet - siehe hierzu auch Rating). Weiterhin wird im Rahmen dieser Analyse neben der reinen Kreditinanspruchnahme oftmals auch die Anzahl der verschiedenen Kontenbewegungen untersucht. Aus dem Ergeb­ nis dieser Untersuchung kann die jeweilige Bank z.B. frühzeitig erkennen, ob das analysierte Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr seine Ein- und Auszahlungen zu anderen Kreditinstituten verlagert, was ebenfalls häufig bei beginnenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu beobachten ist. Sofern eine Bank aufgrund dieser Analyse zu negativen Ergebnissen kommt, wird sie das betroffene Unternehmen im Normalfall hierauf umge­ hend ansprechen, um mit ihm - falls erforderlich - die entsprechenden Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dabei sollte aber auch jedes Unternehmen permanent seine Kontokorrentinanspruchnahme analysieren, weil sich hieraus nicht unerhebliche Kosteneinsparungspotentiale (z.B. zinsgünstigere Umschuldung eines permanent in Anspruch genommenen Kontokorrent­ sockelbetrages, zinsgünstigere Anlage von Guthaben) ergeben können.

Zusammenfassung: • Analyse der Kontokorrent-Kreditinanspruchnahme und der Kontenbewegungen.

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• Bank erhält frühzeitig Hinweise auf beginnende wirtschaft­ liche Schwierigkeiten. • Erkennen von Kosteneinsparungspotentialen.

Expertensysteme

8.2.4

Unter Expertensysteme, die zu einem Teilgebiet der künstlichen Intelligenz zählen, versteht man wissensbasierte Systeme, welche die Fähigkeiten von Experten mittels intelligenter Computerprogramme simulieren. Der entspre­ chende Einsatz derartiger Programme setzt voraus, daß das gesamte Exper­ tenwissen mit den entsprechenden Schlußfolgerungen zuvor programmiert wurde, was in der Praxis mit einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand verbunden ist. Hierin ist auch der Grund zu sehen, weshalb die Akzeptanz und Verbreitung derartiger Systeme in der Vergangenheit nur zögerlich vorangekommen ist. Sofern Expertensysteme zum Einsatz kommen, unterstützen sie den Kredit­ sachbearbeiter bei den täglich stattfindenden Entscheidungs- und Beurtei­ lungsprozessen, die auch entsprechend dokumentiert werden. Dabei wird die Urteilsfindung dieser Systeme durch die Einbindung des Kreditsachbear­ beiters unterstützt. Dies erfolgt z.B. durch die Abarbeitung eines „intelli­ genten Fragenkataloges" (z.B. Fragen bezüglich der Kreditfähigkeits- und Kreditwürdigkeitsanalyse), der so ausgestattet sein kann, daß er sowohl qualitative als auch quantitative Aspekte abfragt und zu einem entspre­ chenden Urteil verdichtet. Weiterhin lassen sich im Rahmen dieser Analyse z.B. auch Aussagen zur künftigen Unternehmensentwicklung und zur Qualität des Managements treffen.

Zusammenfassung: •

Analyse von Unternehmensdaten mittels künstlicher Intelligenz.



Derzeit keine praktische Bedeutung.



Eine kritische Analyse der Ergebnisse ist erforderlich.

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8.2.5

Neuronale Netze

Neuronale Netze sind ebenfalls dem Fachgebiet der künstlichen Intelligenz zuzuordnen. Anders als bei den Expertensystemen wird der Computer hier als Hilfsmittel zur Ermittlung eines Bonitätsurteiles auf Grundlage der Bilanzund G+V-Analyse sowie spezieller Kennzahlensysteme eingesetzt, um kritische Unternehmensentwicklungen frühzeitig und möglichst verläßlich zu erkennen. Um dies zu gewährleisten, vergleichen neuronale Netze eigenständig die zu analysierenden Unternehmensdaten mit vorgegebenen Beispielfällen aus der Bankpraxis und ziehen hieraus die entsprechenden Schlüsse.

Der Vorteil des Einsatzes von neuronalen Netzen liegt in den niedrigen Anforderungen an die Qualität der zu analysierenden Daten (in der Regel handelt es sich hierbei um vorgegebene Standardwerte, die aus den einge­ reichten Unterlagen zu entnehmen sind) sowie in der Vorgehensweise der Analyse begründet. Da aber derartige Systeme eine hohe Anzahl von Lern­ fällen benötigen, um korrekte Aussagen machen zu können, wobei das Zustandekommen des Ergebnisses in Einzelfällen nicht nachzuvollziehen ist, sollte sowohl der zuständige Kreditsachbearbeiter als auch das analysie­ rende Unternehmen (sofern es seitens der Bank über die zugrunde liegende Analysemethode informiert wurde) das Analyseergebnis kritisch hinter­ fragen.

Zusammenfassung:

• Bonitätsurteil auf der Grundlage von Jahresabschluß­ analysen.

• Wird in der Praxis bereits von namhaften Kreditinstituten angewandt. • Ergebnisse sollten dennoch kritisch hinterfragt werden.

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8.2.6

Analyse der Umweltrisiken

Vor dem Hintergrund eines ständig wachsenden Umweltbewußtseins in der Öffentlichkeit und der sich permanent verschärfenden nationalen und internationalen Gesetzgebung, kommt der Analyse der Umweltrisiken im Rahmen der Kreditgewährung und Kreditbeurteilung eine immer größer werdende Bedeutung zu. Dies auch vor dem Hintergrund, daß ein Unter­ nehmen bei Verstößen gegen bestehende Umweltvorschriften einerseits mit erheblichen Strafen des Gesetzgebers und andererseits mit nicht vorher­ sehbaren Reaktionen des Unternehmensumfeldes rechnen muß. Hinzu kommt, daß sich künftig anfallende Kosten für die Einhaltung von Umwelt­ vorschriften sowie evtl, anfallende Strafen negativ auf die Kredittilgungs­ fähigkeit auswirken können und im Verwertungsfall, z.B. bei bestehenden Verunreinigungen, mit erheblichen Verwertungsabschlägen gerechnet werden muß. Im Rahmen Ihrer Analyse setzen sich die Banken zunächst intensiv mit evtl, bestehenden oder künftig auftretenden unternehmensbezogenen (=interne) und marktbezogenen (=externen) Risiken auseinander, auf die im folgenden eingegangen wird:

8.2.6.1

Unternehmensbezogene Umweltrisiken

Bei den unternehmensbezogenen Risiken handelt es um Risiken, die direkt dem Unternehmen zuzuordnen sind und von diesem auch entsprechend minimiert bzw. beseitigt werden können.

Risiken aus Altlasten Hierunter versteht man Bodenverunreinigungen, die aus der Produktion eines Vorgängerbetriebes, der eigenen Produktion in der Vergangenheit oder aus der Produktion eines Nachbarbetriebes resultieren können. Da sich derartige Bodenverunreinigungen bei Bekanntwerden negativ auf den Wert des Grundstückes auswirken und deren Beseitigung im Normalfall mit erheblichen Kosten verbunden ist, sollte sich ein Unternehmen schon im eigenen Interesse mit dieser Problematik auseinandersetzten. Sofern ein Unternehmen ein entsprechendes Grundstück erwerben möchte, sollte sie intensive Nachforschungen bezüglich der Produktion und der damit ver­ bundenen möglichen Verunreinigung der Vorgängerbetriebe anstellen. Aber auch bei einem bereits bestehenden Produktionsbetrieb muß sich das Unternehmen intensiv mit den Umweltrisiken der eigenen Produktion sowie

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der Produktion der umliegenden Betriebe auseinandersetzen, um mögliche Verunreinigungen zu verhindern oder falls sie bereits aufgetreten sind, frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen. Beispiel Ein sehr stark expandierendes Unternehmen beabsichtigt seine Produktion auf ein neu zu erwerbendes Grundstück in einem bereits bestehendem Industriegebiet zu verlagern. Der Kauf des Grundstückes soll mit einem Bankkredit finanziert werden. Nachforschungen zeigen, daß das Grund­ stück zuvor von einem Galvanisierbetrieb genutzt wurde. Das Unternehmen entschließt sich daraufhin, ein Bodengutachten in Auftrag zu geben.

Produktionsbedingte Risiken Hierbei handelt es sich um Risiken, die aus dem aktuellen Produktionsbe­ trieb des Unternehmens resultieren und zu einer entsprechenden Beein­ trächtigung der Umwelt führen oder führen können. Sofern derartige Risiken bereits allgemein bekannt sind, ist davon auszugehen, daß bereits gesetzliche Vorschriften zur Begrenzung derartiger Risiken bestehen, bei deren Nichteinhaltung das Unternehmen mit Verwaltungs-, Haftungs-, und strafrechtlichen Konsequenzen rechnen muß. Gerade im Bereich der produktionsbedingten Risiken kommt den Unterneh­ men künftig eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Dies wurde in der Praxis bereits von einigen Unternehmen erkannt. Diese Unternehmen beschäftigen einen Öko-Audit-Beauftragten, führen ein intensives und permanentes Umweltcontrolling durch und erstellen am Jahresende neben ihrem Jahresabschluß ein entsprechende Öko-Bilanz. Selbstverständlich rentiert es sich nicht bei jedem Unternehmen, einen derartigen Aufwand zu betreiben. Aber gerade auch mittelständische Betriebe sollten sich Gedan­ ken darüber machen, wem sie innerhalb ihres Unternehmens einen derarti­ gen Aufgabenbereich mit übertragen können, um sich künftig gegen derartige Risiken besser abzusichern.

Beispiel Um produktionsbedingte Umweltrisiken frühzeitig erkennen zu können, überträgt ein mittelständisches Unternehmen dem Beauftragten für Be­ triebssicherheit auch das Aufgabengebiet eines Öko-Audit-Beauftragten und bildet ihn für diesen Aufgabenbereich entsprechend aus.

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Produktrisiken Hierunter versteht man Risiken, die aus der Umweltverträglichkeit des jeweiligen Produktes resultieren. Bereits bei der Produktionsplanung sollte sich ein Unternehmen intensiv mit dieser Problematik auseinandersetzen, weil sich hierdurch künftige Probleme bereits im Vorfeld erkennen und entsprechend verhindern lassen. Im Rahmen der laufenden Produktion sollte ein Produkt immer wieder auf seine Umweltverträglichkeit hin über­ prüft werden. Hierdurch lassen sich neue Erkenntnisse schneller berücksich­ tigen und entsprechenden Haftungsansprüchen von dritter Seite kann vorgebeugt werden. Beispiel Ein Produzent für Kinderspielzeuge muß bei seiner Produktion darauf achten, ob das produzierte Spielzeug auch unbedenklich in die Hände von Kleinkindern gelangen darf. Sofern sich hieraus Probleme ergeben könnten (z.B. wenn ein Kleinkind ein entsprechendes Plastikteil verschluckt, das sich dann aufgrund von chemischen Reaktionen verhärtet) ist in der Gebrauchs­ anweisung aus haftungsrechtlichen Gründen unbedingt auf diesen Sachver­ halt hinzuweisen.

8.2.6.2

Marktbezogene Umweltrisiken

Bei den marktbezogenen Risiken handelt es sich um Risiken, die von exter­ ner Seite an das Unternehmen herangetragen und entsprechend bewältigt werden müssen.

Risiken aus der Verschärfung umweltrechtlicher Vorschriften Sofern der Gesetzgeber im Bereich des Umweltschutzes neue Vorschriften (Auflagen, Gesetze usw.) erläßt, sind diese seitens der Unternehmen umge­ hend oder spätestens nach einer bestimmten Übergangsfrist einzuhalten. Oftmals ist die Einhaltung der neuen Vorschriften erheblichen Kosten ver­ bunden, die auch entsprechend finanziert werden müssen.

Beispiel Ein Unternehmen errichtet im Zuge ihrer Produktionsausweitung eine neue Produktionsstätte. Im Zuge der Planung bringt sie in Erfahrung, daß von Seiten des Gesetzgebers eine Heruntersetzung der Abluftwerte geplant ist. Das Unternehmen geht davon aus, daß diese Werte künftig zu berücksichti­

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gen sind und berücksichtigt dies bei der Auswahl der Abluftreinigungsan­ lage. Gleichzeitig gibt sie ihre Entscheidung im Rahmen ihrer Öffentlich­ keitsarbeit an die ortsansässige Presse weiter.

Absatzrisiken Hierbei handelt es sich um Risiken, die im Zusammenhang mit dem Kun­ denkreis des jeweiligen Unternehmens stehen. Sofern bekannt wird, das ein Unternehmen bestimmte Umweltauflagen nicht einhält, oder daß einzelne Produkte der Firma hohe Schadstoffkonzentrationen aufweisen, kann das nicht vorhersehbare Reaktionen der Kundschaft des Unternehmens auslö­ sen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß von derartigen Reaktionen oftmals nicht nur einzelne Produkte, sondern die ganze Produktpalette betroffen ist.

Beispiel In einem Produkt eines Kindermöbelherstellers wurde im Vergleich zur Konkurrenz eine stärkere Formaldehydausdünstung festgestellt. Nach der Veröffentlichung des Ergebnisses stellt der Hersteller in seiner gesamten Produktpalette Umsatzeinbrüche fest.

Risiken aus neuen Forschungsergebnissen Neue Forschungsergebnisse, die die Umweltverträglichkeit von Produktions­ techniken oder einzelnen Produkten betreffen, können ebenfalls gravieren­ de Auswirkungen für das betroffene Unternehmen haben.

Beispiel Im Rahmen von neuen Forschungsergebnissen wird bekannt, daß ein Pro­ dukt unter bestimmten Umständen krebserregend sein kann. Der Umsatz dieses Produktes geht daraufhin drastisch zurück.

8.2.63

Analyse der aufgezeigten Risiken durch die Bank

Im Rahmen ihrer Kreditgewährung bzw. -beurteilung versuchen die Banken ebenfalls diese Risiken entsprechend zu erfassen und zu bewerten. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die jeweiligen Kreditsachbearbeiter auf diesem Gebiet oftmals keine Fachausbildung haben und daher nicht in der Lage sind derartige Risiken abschließend zu beurteilen. Um dennoch zu akzeptablen Ergebnissen in diesem Bereich zu gelangen, haben Banken,

90

teilweise in Zusammenarbeit mit Versicherungsunternehmen, entsprechen­ de Checklisten ermittelt, mit deren Hilfe die Risiken erfaßt und beurteilt werden. Wenn bei der Abarbeitung der Checklisten erhebliche Umwelt­ risiken festgestellt werden, sollte zusammen mit der finanzierenden Bank überlegt werden, wie sich diese umgehend beseitigen lassen, um evtl. Schaden vom Unternehmen abzuwenden.

Eine Analyse der Umweltrisiken gestaltet sich für die jeweilige Bank leichter, falls sich das betroffene Unternehmen einer Zertifizierung nach dem EGÖko-Audit (siehe Exkurs 5) oder nach ISO 14000 ff. (siehe Exkurs 7) unter­ zieht oder unterzogen hat. In diesem Fall liegt ein fundiertes Urteil über bestehende Umweltrisiken von dritter Seite vor, das von den Banken bei der Analyse und Bewertung der Umweltrisiken als Grundlage verwendet wer­ den kann.

Zusammenfassung:

• Die Analyse und Bewertung von unternehmens- und markt­ bezogenen Umweltrisiken gewinnt im Rahmen der Kredit­ entscheidung und Kreditbeurteilung zunehmend an Bedeu­ tung.

• Teilweise arbeiten Banken in diesem Bereich mit Checklisten, die in Einzelfällen in Zusammenarbeit mit Versicherungsunter­ nehmen erarbeitet wurden. • Derartige Analysen sollten unbedingt auch seitens der betrof­ fenen Unternehmen durchgeführt werden, um evtl. Risiken frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.

Exkurs 7: EG-Öko-Audit-Verordnung Im Rahmen der EG-Öko-Audit-Verordnung werden die Anforderungen an ein betriebliches Umweltmanagement im Hinblick auf Funktion und Wirk­ samkeit sowie die Durchführung der Prüfung europaweit geregelt. Durch die Verordnung wird insbesondere eine kontinuierliche Verbesserung des Umweltmanagements bei kleinen und mittleren Unternehmen angestrebt, wobei den unternehmen die Teilnahme an der Überprüfung freigestellt ist.

91

Sofern sich ein Unternehmen zur Teilnahme an der Überprüfung ihres Umweltmanagementsystems entschließt, wird zunächst eine erste Umwelt­ prüfung durchgeführt, in dessen Rahmen der Ist-Zustand des betrieblichen Umweltschutzes ermittelt wird. In diesem Rahmen müssen die Unterneh­ men auch die Grundlagen ihrer Umweltpolitik und das darauf aufbauende Umweltprogramm sowie ihr formales Umweltmanagementsystem festlegen (Sollzustand). Die Einhaltung der im Rahmen der ersten Prüfung formulier­ ten Ziele wird im Rahmen von Folgeprüfungen permanent überprüft. Hinzu kommt, daß die an der Überprüfung teilnehmenden Unternehmen ver­ pflichtet werden, die Öffentlichkeit im Rahmen einer Umwelterklärung über die betriebliche Umweltschutzsituation zu informieren.

Wie bereits ausgeführt, wird mit der EG-Öko-Audit-Verordnung ein konti­ nuierlicher Verbesserungsprozeß im Bereich der betrieblichen Umweltrisiken angestrebt. Im Rahmen der Verfolgung dieses Zieles ergeben sich für das Unternehmen auch positive Aspekte, die sich einerseits auf die betriebliche Leistung und anderseits auf das Ansehen des Unternehmen am Markt auswirken. Eine Steigerung der Leistung wird ermöglicht durch: • Eine permanente Analyse des Produktionsprozesses und der damit verbundenen Dokumentation von Schwachstellen, Risiken, Kosten sowie der einzuleitenden Maßnahmen zur Beseitigung der Risiken und Schwachstellen. • Eine evtl. Senkung des Ressourcenverbrauches sowie eine Risiko­ minimierung im Zusammenhang mit den zuvor aufgeführten Maßnah­ men zur Beseitigung der vorhandenen Risiken und Schwachstellen. • Die Nutzung kostengünstiger Materialien und Produktionsverfahren. • Eine bessere Motivation der Mitarbeiter.

Eine Steigerung des Ansehens des Unternehmens am Markt wird ermög­ licht durch: •

92

Mitteilungen über Umweltstandards und erreichte Umweltentlastungen seitens des Unternehmens, wodurch sich erhebliche Wettbewerbsvortei­ le gegenüber der Konkurrenz ergeben können.

• Vermeidung von Streitigkeiten mit Behörden, da man nachweisen kann, daß sich das Unternehmen im Bereich des Umweltschutzes engagiert. • Eine bessere Position des Unternehmens bei Kreditgesprächen, da man durch eine Zertifizierung mögliche Bedenken von Kreditinstituten ausräu­ men kann.

Selbstverständlich ist die Zertifizierung eines Unternehmens mit entspre­ chenden Kosten verbunden. Diesbezüglich muß jedes Unternehmen für sich entscheiden, ob die Kosten durch spätere Einsparungen oder sonstigen Erlösen gedeckt werden. Sofern ein Unternehmen bei seiner Entscheidung zum Ergebnis kommt, daß sich eine entsprechende Zertifizierung nicht rechnet, sollte sie sich dennoch Gedanken machen, wie sich Umweltschutz­ maßnahmen innerhalb des Unternehmens durchsetzen lassen, und wie man derartige Maßnahmen marketingmäßig verwerten kann.

Exkurs 8: ISO-Normen zum Umwelt-Audit und zu Umweltmanage­ mentsystemen im Vergleich zur EG-Öko-Audit-Verordnung Die ISO-Normen 1400 ff. enthalten einerseits Normen für die Umwelt­ managementsysteme von Organisationen (ISO 14001 - 14005) und ander­ seits allgemeine Grundsätze für eine konkrete Gestaltung der verschiedenen Elemente eines Umwelt-Audit-Prozesses (ISO 14010 - 14015).

Im Vergleich zu der EG-Öko-Audit-Verordnung stellen die ISO-Normen einen rein privatwirtschaftlichen Ansatz dar. Hieraus ergeben sich folgende Unterschiede: • Während bei der EG-Öko-Audit-Verordnung die Öffentlichkeit über das Ergebnis der Prüfung informiert wird, ist eine Information der Öffentlich­ keit im Rahmen der ISO-Normen nicht vorgesehen. • Bei der EG-Öko-Audit-Verordnung sind die Umweltrisiken unter Zugrun­ delegung optimaler Technik zu minimieren. Dagegen stellen die ISONormen auf die Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems ab, um eine Verbesserung der Umweltleistung einer Organisation auf der Grundlage ihrer Umweltpolitik zu erreichen.

• Bei der EG-Öko-Audit-Verordnung wird eine standortbezogene Betrach­ tungsweise zugrunde gelegt, während man bei den ISO-Normen von einer organisationsbezogenen Betrachtungsweise ausgeht.

93

Aufgrund dieser erheblichen Unterschiede ist davon auszugehen, daß die Erfüllung der Normen der EG-Öko-Audit-Verordnung künftig einen höheren Stellenwert als die Erfüllung der ISO-Normen einnehmen wird. Weil aber die ISO-Normen auf der Grundlage eines „globalen Denkens und lokalen Handelns" aufgebaut und somit in allen Branchen weltweit einzusetzen sind, ergeben sich eine Reihe von Synergieeffekten, die im Rahmen der EGÖko-Audit-Verordnung genutzt werden können. Hieraus ergibt sich, daß die ISO-Normen die EG-Öko-Audit-Verordnung unterstützt und nicht in Konkurrenz zu ihr steht.

8.2.7

Rating-Systeme

Rating-Systeme wurden ursprünglich in den USA entwickelt und haben ihren Ursprung im Wertpapieremissionsbereich. Ziel der Systeme war und ist, mittels Zahlen- und/oder Buchstabensymbolen Bewertungskategorien zu schaffen, die Rückschlüsse auf die Bonität des analysierten Unternehmens zulassen. Die Verfahren haben sich schnell verbreitet und wurden auch auf andere Bereiche ausgedehnt. Wenn heute von Rating gesprochen wird, so ist zu unterscheiden in: a) Rating von Wertpapieremittenten b) Länder-Rating c) Kredit-Rating

8.2.7.1

Rating von Wertpapieremittenten

Das Rating von Wertpapieremittenten wird normalerweise von unabhängi­ gen und namhaften Rating-Agenturen durchgeführt. Diese analysieren publizierte Informationen des zu ratenden Unternehmens und verwerten darüber hinaus auch noch vertraulich Informationen, die sie aus persönli­ chen Interviews mit der jeweiligen Unternehmensleitung erhalten, um so einen besseren Gesamteindruck vom Unternehmen zu erhalten. Auf dieser Grundlage werden dann die Bewertungen für das langfristige und das kurzfristige Rating vorgenommen.

Namhafte Rating-Agenturen sind: • Moody's Investors Service (New York) • Standard and Poor's Corporation (New York)

94

• IBC A Limited (London) •

Eurontion France (Paris)

• Companhia Portugesa de Rating (Lissabon) Durch ein entsprechend „gutes Rating" verschaffen sich die Emittenten (Banken, große internationale Firmen) einen besseren Zugang zu den Finanzmärkten sowie zinsgünstige Finanzierungsmöglichkeiten. Da aber eine Beurteilung durch eine international anerkannte Rating-Agentur sehr teuer ist, kommt sie praktisch für klein- und mittelständische Unternehmen nicht in Betracht, weil ein etwaiger Zinsvorteil die Kosten für die RatingBewertung in der Regel nicht aufwiegt.

Bewertung namhafter Rating-Agenturen für das langfristige Rating:

^\Agentur

Bereiches.

Kapital­ anlage­ bereich

Spekula­ tions­ bereich

Moodys

S&P's

IBCA

ENF

CPR

Aaa

AAA

AAA

AAA

AAA

Aa

AA

AA

AA

AA

A

A

A

A

A

Baa

BBB

BBB

BBB

BBB

Ba

BB

BB

BB

BB

B

B

B

B

B

Caa

CCC

CCC

CCC

CCC

Ca

CC

CC

CC

CC

C

C

C

C

C

D

D

1

+

D

Rang­ modifi­ katoren

1

+

+

2

2 3





3



95

Bewertung von Moody's als Beispiel für das kurzfristiges Rating:

langfristig

Kapitalanlage­ bereich

Spekula­ tions­ bereich

kurzfristig

Aaa Aa1 Aa2 Aa3 A1 A2 A3 Baal Baa2 Baa3 Ba1 Ba2 Ba3 B1 B2 B3 Caa Ca C

X

Prime-1

>

>

/

z

Prime-2 Prime-3

\

\

Not-Prime

/

(Quelle: Moodys Global Rating Guide)

Das Wissen einer Unternehmens-Rating-Kennzahl ist sowohl für die finan­ zierende Bank als auch für das Unternehmen, das Geschäftsbeziehungen zu dem gerateten Unternehmen hat, von Bedeutung, weil sich hieraus Aus­ sagen über die Risikostruktur der Geschäftsbeziehung ableiten lassen. Es empfiehlt sich daher seitens eines Unternehmens bei seinem Kreditinstitut nachzufragen, ob es entsprechende Rating-Beurteilungen von ausländi­ schen Kunden bzw. Lieferanten vorliegen hat. Sofern dies der Fall ist, sollte bei einem schlechten Rating zusammen mit dem Kreditinstitut die Ge­ schäftsverbindung kritisch überprüft werden.

96

8.2.7.2

Länder-Rating

Länder-Rating-Kennzahlen werden sowohl von gewerbsmäßigen Anbietern (BERI, Bl-Country Ratings, Economic System International des IFO-Instituts, Euromoney-Index, Institutional Investor-Country, mm-Ländertest, World Political Risk Forecast usw.) als auch von Kreditinstituten selbst ermittelt. Im Mittelpunkt steht dabei in der Regel die Analyse der volkswirtschaftlichen, fiskalischen und politischen Daten der jeweiligen Länder. Sofern eine Bank oder ein Unternehmen internationale Geschäftsbeziehun­ gen unterhält, gibt ihr die Länder-Rating-Kennziffer wichtige Anhaltspunkte zur Beurteilung des Bonitäts- und Transferrisikos. Sofern international tätige Unternehmen diesbezüglich noch keine Informationen haben, sollten sie sich umgehend mit ihrer Hausbank in Verbindung setzen, die ihr diese Informationen in der Regel schnell und kostengünstig verschaffen kann. Bei Vorliegen einer schlechten Rating-Kennziffer sollte auch hier zusammen mit der finanzierenden Bank beraten werden, welche Konsequenzen sich hieraus ergeben und welche Maßnahmen gegebenenfalls einzuleiten sind.

8.2.7.3

Kredit-Rating

Zur Risikobeurteilung und -minimierung wurden von vielen Kreditinstituten interne Beurteilungssysteme geschaffen, die eine Vielzahl von Informatio­ nen der zu beurteilenden Unternehmen berücksichtigen und entsprechend bewerten. Ziel dieser Systeme ist eine entsprechende Klassifizierung der analysierten Unternehmen im Hinblick auf die Beurteilung des Risikogrades eines Kreditengagements. Die Rating-Systeme, die sich je nach Kreditinstitut unterscheiden, gehen im wesentlichen auf nachfolgend aufgeführte Bereiche ein: • Analyse der Erfolgssituation • Analyse der Finanzsituation • Analyse der Kontokorrentkontenführung • Entwicklung in der Vergangenheit

• Bewertung der Zukunftsaussichten

97

• Beurteilung der Qualität des Managements • Analyse der Branchensituation • Analyse der Eigentumsverhältnisse • Berücksichtigung der Marktstellung des Unternehmens • Sicherheiten • usw. Die einzelnen Bereiche werden im Regelfall anhand einer vorgegebenen Skala entsprechend beurteilt und gewichtet und anschließend zu einem Gesamtergebnis zusammengefaßt. Sofern die Rating-Kennziffern über EDVSysteme ermittelt werden, sind in der Regel systemseitige Plausibilitäts­ kontrollen vorgesehen, die eine gezielte Manipulation durch den Kredit­ sachbearbeiter ausschließen sollen. Die Kredit-Rating-Kennziffern dienen mit als Grundlage für die Kredit­ entscheidung, die laufende Kreditbeurteilung (Kennziffern werden laufend überprüft) und das Pricing (Festlegung des Zinssatzes). Aus diesem Grunde ist es für ein Unternehmen sehr wichtig, eine gute Rating-Kennziffer zu erhalten. Die Unternehmen sollten daher bei Kredit- und Bilanzbesprechun­ gen versuchen in Erfahrung zu bringen, wie sie von ihrer Hausbank geratet wurden, weil sie hieraus auch wichtige Erkenntnisse über ihre Stellung am Markt unter Berücksichtigung der Konkurrenzsituation ableiten können.

Beispiel

Zur Ermittlung einer aussagekräftigen Rating-Kennziffer zieht die Beispiel­ bank nachfolgend aufgeführte Komponenten heran: • Kontokorrentkontenanalyse • Wirtschaftliche Verhältnisse • Branchenvergleich • Beurteilung des Managements • Branchensituation und -prognose

98

• Umweltrisiko • Länderrisiko • Sicherheiten

Die Rating-Kennziffer wird mittels eines DV-Programmes ermittelt. Dabei werden die jeweiligen Daten entweder aus einem bereits vorhandenen Datenbestand übernommen oder vom zuständigen Kreditsachbearbeiter manuell eingegeben. Die Notenvergabe (1-5) erfolgt nach einem zuvor festgelegten Schema. Im Rahmen der Kennzifferermittlung werden dv-seitig Plausibilitätskontrollen durchgeführt, um zu gewährleisten, daß evtl, nega­ tive maschinell ermittelte Werte nicht durch manuelle Eingaben im nachhin­ ein positiv beeinflußt werden. Da aber eine derartige Situation tatsächlich eintreten kann (z.B. schlechte wirtschaftliche Lage hervorgehend aus der Bilanzanalyse des Vorjahres und eine hervorragende Beurteilung des Mana­ gements, das im laufenden Jahr komplett neu besetzt wurde), ist der Kreditsachbearbeiter verpflichtet, diesen Sachverhalt im Anhang zur RatingErmittlung schriftlich zu dokumentieren und die Rating-Kennziffer entspre­ chend zu korrigieren. Im Rahmen einer Rating-Kennzifferermittlung für ein Galvanikunternehmen, das in der Rechtsform einer OHG geführt wird, ergibt sich folgender Sach­ verhalt:

Kontokorrentkontenanalyse Die maschinell durchgeführte Kontokorrentkontenanalyse ergibt, daß die eingeräumten Kontokorrentkreditlinie im Betrachtungszeitraum nur 2mal geringfügig überschritten wurde. Ansonsten schwankte die Kontokorrent­ kreditinanspruchnahme in einer Größenordnung von 60-80 %. Systemseitig wird die Note „3" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 2 in die Rating-Kennzifferermittlung eingeht.

Wirtschaftliche Verhältnisse Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden anhand von nachfolgend aufge­ führten Jahresabschlußkennzahlen ermittelt:



Umsatzrentabilität



Return on Investment

• Eigenkapitalquote

99

• Anlagendeckung • dynamischer Verschuldungsgrad •

Kreditorenlaufzeit

• Debitorenlaufzeit Nach der maschinellen Ermittlung und Beurteilung der Kennzahlen wird anhand eines vorgegebenen Rasters systemseitig die Note „3" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 3 und in die Rating-Kennziffernermittlung eingeht.

Branchenvergleich Ein ebenfalls systemseitig durchgeführter Branchenvergleich ergibt, daß das Unternehmen im Mittelfeld liegt. Daher wird die Note „3" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 3 in die Rating-Kennziffernermittlung eingeht.

Beurteilung des Managements Der Betrieb wurde zum Jahreswechsel vom Vater an seine beiden Söhne übergeben. Die Söhne haben eine hervorragende Fachausbildung und verfügen darüber hinaus auch über fundierte betriebswirtschaftliche Kennt­ nisse. Unmittelbar nach der Betriebsübernahme strukturierten sie das Unter­ nehmen unter Kostengesichtspunkten um. Derzeit arbeiten sie an einer neuen Marketingkonzeption, die eine optimale Auslastung der betrieb­ lichen Kapazitäten sicherstellen soll. Seitens des Kreditsachbearbeiters wird für das Management die Note „2" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Rating-Kennziffer­ ermittlung eingeht.

Branchensituation und -prognose Die Branchensituation ist aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage sehr angespannt, weshalb Insider von einem beginnenden Verdrängungs­ wettbewerb ausgehen. Aufgrund dieses Sachverhaltes wird seitens des Kreditsachbearbeiters die Note „4" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die RatingKennziffernermittlung eingeht.

Umweltrisiko Da es bei galvanischen Betrieben zu Umweltbelastungen kommen kann, hat sich die Hausbank im Rahmen einer Betiebsbesichtigung intensiv mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Dabei wurde vom Unternehmen

100

nachgewiesen, daß die behördlichen Auflagen eingehalten und auch von Seiten des Unternehmens permanent überwacht werden. Darüber hinaus planen die Söhne, die sich auch in ihrer Freizeit engagiert für den Umwelt­ schutz einsetzen und zusätzliche Umweltschutzmaßnahmen in ihrem Betrieb durchzuführen. Aufgrund dieses Sachverhaltes vergibt der Kredit­ sachbearbeiter die Note „2", die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Rating-Kennziffernermittlung eingeht.

Länderrisiko Das Unternehmen erhält ca. 25 % seiner Aufträge aus dem benachbarten Ausland. Bei der Abwicklung der Aufträge hat es in der Vergangenheit keinerlei Schwierigkeiten gegeben. Die ausländischen Kunden zahlen überwiegend unter Ausnutzung der Skontiermöglichkeit. Aufgrund dieses Sachverhaltes vergibt der Kreditsachbearbeiters die Note „3", die mit dem Gewichtungsfaktor 1 in die Rating-Kennziffernermittlung eingeht.

Sicherheiten Die vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Sicherheiten decken nach der bankinternen Bewertung die Risiken des Kredites nahezu in voller Höhe ab. Aufgrund dieses Sachverhaltes wird vom Kreditsachbearbeiter die Note „2" vergeben, die mit dem Gewichtungsfaktor 2 in die Rating-Kennziffern­ ermittlung eingeht.

Gesamtergebnis: Note Kontokorrentkontenanalyse 3 Wirtschaftliche Verhältnisse 3 Branchenvergleich 3 Beurteilung des Managements 2 Branchensituation und -prognose 4 2 Umweltrisiko 3 Länderrisiko Sicherheiten 2

Gewichtungsfaktor 2 3 3 1 1 1 1 2

Punktzahl 6 9 9 2 4 2 3 _4__ 39

Bewertungstabelle: Punkte 14-24 25-36 36-48 49-60 61-70

Note 1 2 3 4 5

101

Der Gesamtpunktzahl „39" wird anhand der systemseitig hinterlegten Bewertungstabelle die Gesamtnote „3" vergeben. Im Normalfall wird das Gesamtergebnis einschließlich der Gesamtnote ausgedruckt und zusammen mit der Kreditvorlage und/oder der Bilanzauswertung den Entscheidungsträ­ gern der Bank vorgelegt. Die Rating-Kennziffer stellt somit bankintern eine wichtige Entscheidungshilfe bei der Kreditentscheidung, Konditionen­ findung und Kreditbeurteilung dar, weil bei der Ermittlung eine Vielzahl von unternehmensinternen und -externen Informationen berücksichtigt werden.

Zusammenfassung: • Beurteilung von Unternehmen nach einem vorgegebenen Schema. • Es werden eine Vielzahl von Informationen in die Analyse mit einbezogen. • Es werden Aussagen über den Risikograd eines Kredit­ engagements getroffen. • Grundlage für Kreditentscheidungen. • Grundlage für Kreditüberwachung. • Unternehmen können aus der Kenntnis der jeweiligen Kennziffern erheblichen Nutzen ziehen.

8.3

Sicherheiten

Der Sicherheitenstellung und -bewertung kommt im Rahmen der Kredit­ entscheidung und Kreditüberwachung eine erhebliche Bedeutung zu. Diese läßt sich u.a. auch an der entsprechenden Auswirkung auf das Gesamter­ gebnis einer Ratinganalyse ablesen. Es wäre jedoch falsch, jetzt zu denken, daß Kreditentscheidungen bei deutschen Banken auf der Grundlage der gestellten Sicherheiten getroffen würden. Die Kreditinstitute treffen ihre Entscheidungen grundsätzlich auf der Basis betrieblicher Aktivitäten und Prognosen der zu finanzierenden Unternehmen. Da aber die Investitions-

102

und Liquiditätsplanungen der Unternehmen aufgrund von Schätzungen oftmals mit nicht unerheblichen Risiken behaftet sind, versuchen die Kredit­ institute dieses Risiko durch die Bestellung von Kreditsicherheiten zu mini­ mieren und sich darüber hinaus gegen einen eventuellen Kreditausfall abzusichern. Ein weiterer Grund, der gegen eine zu starke Absicherung bei der Kreditgewährung spricht, ist darin zu sehen, daß Sicherheitsverträge bei einer vorliegenden Übersicherung nichtig sind. Dabei sind jedoch entspre­ chende Risikoabschläge auf die jeweiligen Sicherheiten zu berücksichtigen, da Sicherheitenverwertungen seitens der Banken im Firmenkundenbereich normalerweise immer mit mehr oder weniger starken Mindererlösen ver­ bunden sind. Aus dem vorgenannten ergibt sich somit im Umkehrschluß, daß Firmen einerseits entsprechende Investitions- und Produktionsgüter günstig im Rahmen von Sicherheitenverwertungen von Kreditinstituten erwerben können und andererseits auf eine entsprechende Werthaltigkeit der ihrer­ seits zur Absicherung von Krediten zur Verfügung gestellten Sicherheiten bedacht sein müssen. Daher wird im weiteren Verlauf des Kapitels auf die verschiedenen Sicherheiten und deren wertbeeinflußenden Faktoren einge­ gangen.

Zusammenfassung:

• Kreditentscheidungen werden auf der Grundlage von betrieblichen Aktivitäten getroffen.

• Sicherheiten dienen den Banken zur Risikominimierung und Absicherung gegen das Ausfallrisiko. • Bei der Bestellung von Sicherheiten sind seitens der Banken Höchstgrenzen zu beachten. • Verwertung von Sicherheiten ist oftmals mit Verlusten verbunden.

103

8.3.1

Darstellung der bedeutendsten Sicherheiten

8.3.1.1

Grundschuld

Im Firmenkundenbereich werden - sofern Grundstücke vorhanden sind diese im Normalfall mit einer Grundschuld belastet. Der Grund hierfür ist darin zu sehen, daß eine Grundschuld abstrakt, d.h. von der momentanen Inanspruchnahme des Kredites unabhängig ist. Dies hat für die finanzieren­ de Bank den Vorteil, daß eine einmal eingetragene Grundschuld auch für andere Kredite nachrangig mithaften kann, ohne das dem Unternehmen hierfür zusätzliche Kosten für die notarielle Beurkundung und Eintragung ins Grundbuch entstehen. Um die Werthaltigkeit einer Grundschuld beurteilen zu können, wird sich die finanzierende Bank vom Unternehmen zunächst einen Grundbuch­ auszug aushändigen lassen, aus dem eventuelle vorgehende Rechte (z.B. Absicherung einer anderen Bank) sowie einschränkende Rechte der Abt. II (z.B. Wohnrechte, Durchgangsrechte usw.) hervorgehen. Weiterhin wird die Bank im Normalfall ein Gutachten eines internen oder externen Sach­ verständigen über die Werthaltigkeit des Grundstücks erstellen lassen. Im Rahmen eines solchen Gutachtens werden normalerweise Aussagen über die Lage des Grundstücks, die verkehrsmäßige Anbindung (Stichwort: Infrastruktur), Bausubstanz der Baulichkeiten, baurechtliche Vorschriften, mögliche Verwendungsmöglichkeiten, wertbeeinflußende Faktoren usw. getroffen.

Der Kreditsachbearbeiter wird auf der Grundlage des Wertgutachtens sowie der Grundbuchauszüge die Werthaltigkeit des Grundstücks unter Berück­ sichtigung der Vorlasten und eines Sicherheitsabschlags bestimmen. Dabei richtet sich die Höhe des Sicherheitsabschlags nach den wertbeeinflußen­ den Faktoren (z.B. vermutete Kontaminationen, baurechtliche Vorschriften usw.) sowie den Sicherheitenverwertungserfahrungen der jeweiligen Bank.

104

Zusammenfassung:

• Der Grundschuld kommt im Rahmen der Kreditbesicherung eine wesentliche Bedeutung zu. • Für die Ermittlung der Werthaltigkeit sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend. • Bei der Wertermittlung sind auch wertmindernde Faktoren zu berücksichtigen.

8.3.1.2

Sicherungsübereignung / Verpfändung

Bei der Verpfändung von Vermögensgegenständen wird die Bank Besitzer der verpfändeten Gegenstände während der Kreditnehmer Eigentümer bleibt. Zur Verpfändung eignen sich in der Regel nur kleine, nicht betriebs­ notwendige Gegenstände (z.B. Schmuck, Wertpapiere), die problemlos in den Räumlichkeiten der Bank untergebracht werden können. Bei der Beurteilung der Werthaltigkeit sind, unter Berücksichtigung des hohen Verwertungsrisikos, teilweise erhebliche Sicherheitenabschläge zu berück­ sichtigen (jedoch nicht bei der Hinterlegung von Bargeld und mündelsiche­ ren Wertpapieren). Bei der Sicherungsübereignung von Vermögensgegenständen bleibt der Kreditnehmer Besitzer der Gegenstände während die Bank Eigentümer wird. Für die Sicherungsübereignung eignen sich normalerweise das Waren­ lager sowie der Fuhr- und Maschinenpark. Bei der Bewertung wird für gewöhnlich der aktuelle Markt- und Börsenwert unter Berücksichtigung eines entsprechenden Sicherheitenabschlags zugrunde gelegt. Weiterhin sind bei der Beurteilung der Werthaltigkeit evtl, vorhandene Rechte von Dritten (z.B. Eigentumsvorbehalte, Vermieterpfandrechte usw.) zu berück­ sichtigen. In Einzelfällen holt eine Bank zur Beurteilung der Werthaltigkeit auch die Expertise eines Sachverständigen (z.B. bei Werksstraßen) ein. Bei der Sicherungsübereignung besteht die Gefahr, daß das Sicherungsgut bereits schon an eine andere Bank sicherungsübereignet wurde. Um diese Gefahr zu minimieren, lassen sich die Banken z.B. den Fahrzeugbrief geben oder markieren die übereigneten Gegenstände mit einer nicht abwaschba­ ren Spezialfarbe.

105

Zusammenfassung: • Sicherungsübereignungen und Verpfändungen sind im Rahmen der Kreditabsicherung bei fast allen Firmenkunden anzutreffen. • Es werden aufgrund von Erfahrungswerten entsprechende Sicherheitenabschläge berücksichtigt. • Evtl. Rechte von Dritter Seite sind zu berücksichtigen.

8.3.1.3

Forderungsabtretung (Zession)

Sofern im Firmenkundenbereich ein Darlehen mittels Forderungsabtretung besichert wird, geschieht dies im Regelfall im Rahmen einer stillen Zession. Dies hat zur Folge, daß der Schuldner von der Forderungsabtretung des Kreditnehmers an die Bank nichts weiß und im Rahmen seiner Zahlungsver­ pflichtungen ganz normal mit schuldbefreiender Wirkung an den Kredit­ nehmer bezahlt. Die Kreditinstitute lassen sich Forderungen mittels eines entsprechenden Bankformulars entweder als Global- oder Mantelzession abtreten. Dabei werden bei der Globalzession alle Forderungen einer vorab zu bestimmen­ den Gruppe (z.B. Schuldner mit den Anfangsbuchstaben A-K, L-Z oder A-Z) und bei der Mantelzession alle Schulden einer bestimmten Größenordnung (z.B. Forderungen erstklassiger Schuldner in Höhe von insgesamt TDM 100) abgetreten. In beiden Fällen sind dem Kreditinstitut sogenannte Zessions­ listen einzureichen anhand dieser dann die Bonität der Schuldner beurteilt und bewertet wird.

Für die Beurteilung der Werthaltigkeit der abgetretenen Forderungen ist ausschlaggebend, ob es sich bei den Kunden um

a) Kunden erster Bonität handelt (hohe Werthaltigkeit)

b) ob der Geschäftssitz des Kunden im In- oder Ausland liegt. (Abschläge bis zu 100% wegen Länderrisiko und hohen Kosten sowie rechtlichen Problemen bei der Geltendmachung)

106

c) ob der Kunde Forderungsabtretungen in seinen allgemeinen Geschäfts­ bedingungen ausgeschlossen hat. (Abschläge bis zu 100%, da der Schuldner bei Offenlegung mit schuldbefreiender Wirkung an den Kreditnehmer zahlen kann) d) ob der Kreditnehmer seine Forderungen entsprechend überwacht und bei Terminüberschreitung unverzüglich anmahnt. (Beurteilung des Mahnwesens) e) ob verlängerte Eigentumsvorbehalte bestehen (Abschläge bis 100% wegen bestehenden Aussonderungsrecht)

Im Rahmen der Sicherheitenbeurteilung kann ein Kreditinstitut nicht erken­ nen, ob der Kreditnehmer seine Forderungen zuvor bereits an ein anderes Kreditinstitut abgetreten hat. Sofern dies der Fall sein sollte, würden die Forderungen zunächst dem vorrangig abgesicherten Kreditinstitut zur Verfügung stehen. Da eine derartige Verhaltensweise aber jede Vertrauens­ basis zwischen Bank und Firmenkunden zunichte macht, ist von einem derartigen Verhalten mit Nachdruck abzuraten.

Zusammenfassung:

• Forderungen werden im Normalfall im Rahmen einer stillen Zession abgetreten.

• Abtretung als Global- oder Mantelzession möglich. • Im Rahmen der Forderungsbewertung sind unterschiedliche Abschläge zu beachten. • Mehrfachabtretung ist seitens der Firma unbedingt zu ver­ meiden.

107

8.3.1.4

Bürgschaft, Garantie, Patronatserklärung, Mitverpflichtung

Bei der Bürgschaft, Garantie, Patronatserklärung und Mitverpflichtung handelt es sich um Sicherheitsleistungen von dritter Seite, die für den Kreditnehmer übernommen werden, im Einzelfall sind sie wie folgt ausge­ stattet: Bei der Bürgschaft, die vom Bestehen und Umfang einer Hauptschuld abhängig ist, verpflichtet sich der Bürge zur Leistung, sofern der Kreditneh­ mer seinen Leistungen nicht nachkommt. In der Regel verzichtet der Bürge vertraglich auf die Einrede der Vorausklage (= selbstschuldnerische Bürg­ schaft), was zur Folge hat, daß sich die finanzierende Bank bei Zahlungs­ verzug des Kreditnehmers sofort an den Bürgen halten kann. Sofern es sich beim Bürgen um eine Privatperson handelt, wird sich das Kreditinstitut anhand einer Aufstellung der Vermögens- und Einkommensverhältnisse nachweisen lassen, daß der Bürge auch über die entsprechenden Mittel zur evtl. Leistung verfügt. Eine Bürgschaftserklärung ohne finanziellen Hinter­ grund (z.B. mittelloser Student bürgt für die Geschäfte der Firma seines Vaters) verstößt gegen die guten Sitten, was die Nichtigkeit der Bürgschaft zur Folge hat.

Bei einer Garantie, die vom Bestehen und Umfang der Hauptschuld unab­ hängig ist, wird die Erfüllung einer Leistung, für die der Kreditnehmer verantwortlich ist, garantiert. In der Praxis sind Garantien bei der Vergabe von Großaufträgen von Bedeutung, wo sie oftmals Voraussetzung für das Erlangen eines Auftrages sind. Sofern hierfür Bankgarantien gefordert werden, sollte der Kreditnehmer auch die Möglichkeit einer Garantieüber­ nahme durch die öffentliche Hand überprüfen, da diese normalerweise mit geringeren Kosten verbunden ist. Patronatserklärungen sind bei Konzernunternehmen bzw. bei Besitz- und Betriebsgesellschaften von Bedeutung. Im Rahmen einer Patronatserklärung verpflichtet sich ein Unternehmen für die Verpflichtungen eines anderen Unternehmens aufzukommen, falls dieses hierzu aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage ist. Da derartige Erklärungen im Regelfall für Unterneh­ men abgegeben werden, zu denen enge rechtliche Bindungen bestehen (z.B. Konzern-Mutter-Tochter-Verhältnis, oder Firmen zwischen denen Gesellschafteridentität besteht), kommt der Analyse der bestehenden vertraglichen Verhältnisse (z.B. Gewinnabführungsvertrag, Lieferbezie­ hungen) von Seiten der finanzierenden Bank eine besondere Bedeutung zu.

108

Im Rahmen der Mitverpflichtung tritt ein beteiligter oder unbeteiligter Dritter in einen Kreditvertrag mit ein. Dies hat zur Folge, daß er gesamt­ schuldnerisch für die Verpflichtungen des Kreditnehmers aus dem Kreditver­ trag mit haftet. Sofern ein Unternehmen für ein anderes Unternehmen derartige Sicher­ heitsleistungen übernimmt, sollte es sich über die rechtliche und wirtschaft­ liche Bedeutung eines derartigen Verhaltens bewußt sein und sich vertrag­ lich entsprechende Informationsrechte (z.B. regelmäßige Vorlage von be­ triebswirtschaftlichen Auswertungen und Bilanzen) vom Kreditnehmer einräumen lassen. In der Praxis führte die Zahlungs- und Leistungsunfähig­ keit eines Kreditnehmers oftmals schon zu erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Dritten, die sich im Rahmen einer Mitverpflichtung, Bürgschaft, Garantie oder Patronatserklärung zu entsprechenden Leistun­ gen verpflichtet hatten.

Die Bewertung dieser Sicherheiten bewegt sich in der Praxis im Rahmen von 0-100% und hängt von den jeweiligen Vermögens- und Eigentumsverhält­ nissen ab.

Zusammenfassung:

• Sicherheitsleistungen von Dritten für den Kreditnehmer. • Sofern von Privatperson übernommen, ist Aufstellung der Vermögens- und Einkommensverhältnisse von Bedeutung. • Dritte sollten sich genau überlegen, ob sie derartige Risiken eingehen möchten.

8.3.1.5

Positiv-ZNegativerklärung

Sofern ein Firmenkunde bei Berücksichtigung der aktuellen Kreditvergabe und deren Absicherung noch über zusätzliche Vermögensteile (z.B. Grund­ stücke, Aktiendepots usw.) verfügt, kann er vom finanzierenden Kreditinsti­ tut zur Abgabe einer sogenannten Positiv- oder Negativerklärung aufgefor­ dert werden.

109

Im Rahmen einer Positiverklärung erklärt sich der Kreditnehmer bereit, der Bank weitere Sicherheiten, die im einzelnen genau bestimmt sein können, zur Verfügung zu stellen. Dagegen erklärt sich der Kreditnehmer im Rah­ men einer Negativerklärung dazu bereit, vorhandene unbelastete Sicherhei­ ten keinem Dritten, bzw. nur nach Rücksprache mit der finanzierenden Bank, einem Dritten zur Verfügung zu stellen. Der Vorteil einer derartigen Absicherung liegt auf Seiten des Kreditnehmers zum einen in der Nichtbelastung der betroffenen Sicherheiten und zum andern in der evtl. Einsparung von Kosten (z.B. für Grundschuldbestellung). Seitens der finanzierenden Bank ist der Vorteil einer derartigen Regelung in der Möglichkeit der zusätzlichen Sicherheitenbestellung zu einem späteren Zeitpunkt zu sehen.

Da es sich bei der jeweiligen Erklärung um sogenannte Absichtserklärungen handelt, die momentan keine tatsächlichen Belastungen der betroffenen Sicherheiten zur Folge haben, werden diesen Erklärungen im Rahmen der Sicherheitenbewertung von Banken im Normalfall aus Vorsichtsgründen keine Werthaltigkeit beigemessen. Da einerseits eine zwischenzeitliche Besicherung durch eine andere Bank rechtskräftig wäre und andererseits derartige Erklärungen auch mehrfach abgegeben werden können. Daß derartige Verhaltensweisen des Kreditnehmers einen Vertrags- und Vertrau­ ensbruch darstellen, der im Extremfall zur Kündigung der eingeräumten Kreditlinie führen kann, sei hier nur am Rande erwähnt.

Zusammenfassung: • Sofern unbelastete Sicherheiten zur Verfügung stehen, Erklärung diese in Zukunft nicht zu belasten (Negativ­ erklärung) oder als Sicherheit zur Verfügung zu stellen. • In der Regel keine Werthaltigkeit aus Vorsichtsgründen.

8.3.1.6

Abtretung und Verpfändung sonstiger Rechte, Ansprüche und Anwartschaften

Als weitere Sicherheiten kommen auch die Abtretung oder Verpfändung von sonstigen Renditen (z.B. Patenten, Lizenzen usw.), Ansprüchen (z.B. aus einem rechtskräftigen Urteil) und Anwartschaften in Betracht, sofern

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keine moralischen Bedenken dagegenstehen. Um eine mehrfache Abtre­ tung bzw. Verpfändung auszuschließen, wird die Bestellung der jeweiligen Sicherheit - sofern dies möglich ist - durch die Bank den von der Abtretung bzw. Verpfändung betroffenen Dritten angezeigt, was zur Folge hat, daß diese aufgrund vertraglicher Vereinbarungen mit schuldbefreiender Wir­ kung nur noch an das jeweilige Kreditinstitut leisten können.

Im Rahmen der Sicherheitenbewertung werden auch bei diesen Sicherhei­ ten entsprechende Sicherheitenabschläge, die je nach Erfahrungswert der jeweiligen Banken differieren können, in Abzug gebracht.

Zusammenfassung:

• Abtretung oder Verpfändung von Rechten, Ansprüche oder Anwartschaften darf nicht unmoralisch sein.

• Abtretung oder Verpfändung wird durch Bank angezeigt. • Sicherheitenabschläge sind zu berücksichtigen.

8.3.2

Strategische Vorgehensweise bei Sicherheiten­ verhandlungen

Aus den zuvor gemachten Aufzeichnungen wird deutlich, daß sich sowohl die kreditgebende Bank, als auch der Kreditnehmer bereits im Vorfeld Gedanken über die Absicherung eines Kredites machen müssen. In der Praxis hat es sich dabei durchaus als sinnvoll erwiesen, daß das Unterneh­ men zunächst eine Aufstellung der vorhandenen Sicherheiten erstellt. Im Rahmen dieser Aufstellung sollte vermerkt sein, welche Sicherheiten wel­ cher Bank bereits zur Verfügung gestellt wurden, wobei eine evtl, nachran­ gige Mithaftung zu beachten ist und welche noch unbelastet sind.

Bezüglich des Kreditantrages sollte das Unternehmen der Bankseite einen entsprechenden Sicherheitenvorschlag unterbreiten. Sofern sich bei den anschließenden Verhandlungen herausstellt, daß die Sicherheiten seitens des Kreditinstitutes als nicht ausreichend angesehen werden, sollten die Hintergründe hierfür erfragt werden. Dabei ist jedoch zu beachten, daß Banken bei bestimmten Gegebenheiten auf entsprechenden Sicherheiten grundsätzlich bestehen (z.B. persönliche Bürgschaft von GmbH-Geschäfts­

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führern und deren Ehefrauen, Grund: Vermögensübertragungsproblema­ tik). Durch die im Vorfeld erstellte Sicherheitenaufstellung ist das Unterneh­ men dann in der Lage, im Rahmen des Gespräches nach und nach entspre­ chende Zusatzsicherheiten anzubieten, wodurch sich eine evtl, sonst auftre­ tende Verzögerung in der Kreditbearbeitung vermeiden läßt. Sofern Kredite im Laufe der Zeit entsprechend zurückgeführt wurden, sollte im Rahmen der regelmäßig stattfindenden Bilanzgespräche sowohl von Un­ ternehmens- als auch von der Bankseite, eine entsprechende Sicherheiten­ freigabe angesprochen werden. Dabei sind unternehmensseitig auch evtl, entstehende Kosten (z.B. Notarkosten bei Grundbuchänderungen) zu be­ rücksichtigen. Dies insbesondere, wenn in absehbarer Zeit weitere Finanzie­ rungen über das betreffende Kreditinstitut anstehen. Eine derartige Vorge­ hensweise hat den Vorteil, daß bankenseitig eine Übersicherung vermieden wird und unternehmensseitig wieder eigenständig überfreigegebene Sicherheiten verfügt werden kann.

Zusammenfassung: • Unternehmensseitige Aufstellung aller Sicherheiten kann als Grundlage für Kreditgespräche dienen.

• Wertbeeinflussende Faktoren sind zu beachten. • Auch eine Sicherheitenfreigabe entsprechend der Kredit­ rückführung sollte angestrebt werden. • Evtl, anfallende Kosten sind zu berücksichtigen.

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8.4

Betriebsbesichtigung

Eine Betriebsbesichtigung erfolgt - sofern möglich - in der Regel grundsätz­ lich im Rahmen einer Erstkreditgewährung, weil sich die Bank hierdurch ein zusätzliches Bild über das zu finanzierende Unternehmen machen möchte. Da eine Bank normalerweise auch andere Unternehmen der gleichen Bran­ che finanziert, kann sie sich relativ schnell ein Urteil bilden, das im wesent­ lichen von den nachfolgenden Komponenten geprägt ist: • Gebäude • technische Anlagen/Maschinen

• Produktionsfluß • Warenlager • evtl. Ausdehnungsmöglichkeiten

Auf die Bewertung der aufgeführten Punkte wurde in den vorangegange­ nen Kapiteln bereits ausführlich eingegangen. Spätere Betriebsbesichtigungen, die normalerweise im regelmäßigen Ab­ stand durchgeführt werden, haben den Zweck, daß sich das Kreditinstitut über die Firmenentwicklung und den Bestand seiner Sicherheiten informie­ ren möchte.

Sofern bei einem Unternehmen eine Betriebsbesichtigung ansteht, sollte dies im Normalfall kein Grund zur Beunruhigung sein. Da die Banken auch Konkurrenzunternehmen kennen, wissen sie, wie es in derartigen Unter­ nehmen aussieht und zugeht. Daher sind groß angelegte Aufräumaktionen, um den Banken ein entsprechend „herausgeputztes Unternehmen" vor­ führen zu können, ungeeignet, da sie das Mißtrauen der Banken wecken. Außerdem kann, besonders in ländlichen Gegenden, damit gerechnet werden, daß die Banken durch Indiskretionen von Betriebsangehörigen Kenntnis von derartigen Aktionen erhalten können, was sich negativ auf deren Einschätzung auswirken und einen gewonnenen positiven Eindruck wieder zunichte machen kann.

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Zusammenfassung:

• Durch Betriebsbesichtigungen erhält das Unternehmen zusätzliche Informationen über das Unternehmen.

• Möglichkeit einer positiven Unternehmenspräsentation.

8.5

Kreditentscheidung

Kreditentscheidungen werden bei Banken auf der Grundlage von Entscheidungsornigrammen unter Einhaltung des Vier-Augen-Prinzips getroffen. Zu diesem Zweck werden vom zuständigen Kreditsachbearbeiter alle entscheidungsrelevanten Sachverhalte in einem sogenannten „Kreditbe­ richt" aufgeführt und entsprechend gewürdigt, wobei insbesondere auf die Bereiche • Investition (Finanzierung)

• Produktionsprogramm • Marktsituation • Planung • Management • Sicherheiten • Rating eingegangen wird. Es wird daher deutlich, wie wichtig es ist, daß insbeson­ dere der zuständige Kreditsachbearbeiter und die Entscheidungsträger im Vorfeld der Entscheidung einen positiven Eindruck von dem zu finanzieren­ den Unternehmen bekommen haben. Dieser Eindruck wird in der Praxis u.a. durch entsprechend aufbereitete Kreditunterlagen sowie fachkundig geführte Gespräche seitens der Firma evtl, ergänzt und auch durch eine Betriebsbesichtigung geprägt. Der Kreditbericht schließt im Normalfall mit einem positiven (negativen) Votum des Kreditsachbearbeiters ab und wird nach Erstellung den Entscheidungsträgern zur Entscheidung vorgelegt.

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Bei einer positiven Kreditentscheidung wird der Kreditantragsteller umge­ hend schriftlich oder telefonisch über das Ergebnis benachrichtigt. Die Bank wird ihm im weiteren Verlauf möglichst schnell ein schriftliches Angebot in Form eines Kreditvertrages unterbreiten, das im Normalfall vom Kredit­ antragsteller nach einer entsprechenden Prüfung angenommen wird. Dabei versteht es sich von selbst, daß der Kreditantragsteller im Vorfeld der Kreditbeantragung Konkurrenzangebote einholt und vergleicht, sich im Anschluß daran für den Kreditantrag bei einer bestimmten Bank entschei­ det und mit dieser im Vorfeld auch einen entsprechenden Zinssatz verein­ bart.

Sofern der Kreditsachbearbeiter im Rahmen seiner Entscheidungsvorberei­ tung zu einer ablehnenden Entscheidung kommt, wird er im Normalfall von einer weiteren Bearbeitung des Kreditantrages absehen. Nach Rücksprache mit den zuständigen Entscheidungsträgern wird er das kreditnachfragende Unternehmen entsprechend höflich über das negative Ergebnis informieren. Die nachfolgende Liste ergibt einen kleinen Überblick über mögliche Ablehnungstatbestände: • Gesamtfinanzierung ist nicht sichergestellt

• unzeitgemäßes Produktionsprogramm • Vorhaben ist wirtschaftlich nicht sinnvoll • Vorhaben ist aufgrund rechtlicher Vorschriften nicht durchführbar • Vorliegen moralischer Tatbestände • Prognosen stehen im totalen Gegensatz zur bisherigen Firmen­ entwicklung • ordnungsgemäße Kapitaldienstaufbringung ist nicht gewährleistet • drohende hohe Regreßansprüche • erhebliche Probleme mit dem Finanzamt • erhebliche Außenstände gegenüber Krankenkassen • Vorlage manipulierter Unterlagen

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• Überschuldung (Konkursverschleppung) • krasses Mißverhältnis zwischen Risiko und zur Verfügung gestellten Unterlagen

• Gründe, die in der Person des Antragstellers liegen • gesellschaftsrechtliche Gründe Sofern ein Kreditinstitut tatsächlich eine negative Entscheidung bezüglich der Kreditvergabe trifft, sollte das betroffene Unternehmen versuchen die Hintergründe der Entscheidung in Erfahrung zu bringen und unter Berück­ sichtigung der Ablehnungstatbestände eine Überprüfung der geplanten Investition vornehmen.

Zusammenfassung:

• Kreditentscheidungen werden in Banken auf Grundlage des Entscheidungsorganigrammes unter Einhaltung des VierAugen-Prinzips getroffen. • Entscheidungsrelevante Informationen werden in einem Kreditbericht zusammengetragen. • Bei positiver Entscheidung erfolgt Angebot. • Bei negativer Entscheidung erfolgt Ablehnung - in diesem Fall sollte das Unternehmen seine Investitionsentscheidung nochmals überprüfen.

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8.6

Kreditüberwachung

Nach der Kreditgewährung und Auszahlung des Kreditbetrages beginnt bei der Hausbank die Phase der Kreditüberwachung. Im Rahmen der Kredit­ überwachung wird mindestens einmal jährlich anhand von aktuellen Unter­ lagen (in der Regel Bilanzen und betriebswirtschaftliche Auswertungen) die seinerzeitige Kreditentscheidung, unter Zugrundelegung der aktuellen Unternehmensentwicklung, analysiert und bewertet. Das Ergebnis der Analyse wird im Normalfall mit dem Kunden im Rahmen eines sogenannten „Kunden- und Bilanzgesprächs" erörtert und diskutiert, wobei auch der Analyse der Einhaltung der vom Unternehmen prognostizierten Unterneh­ mensentwicklung und Rentabilität der Investition eine große Bedeutung zukommt. Aus dem vorgenannten wird deutlich, welchen Zweck die alljährlichen Anforderungen der Bilanzunterlagen neben der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften (§18 KWG) dient. Aus diesem Grunde ist es unbedingt erfor­ derlich, daß vor Einreichung der Bilanzunterlagen beim Kreditinstitut eine entsprechend kritische Analyse seitens des Unternehmens durchzuführen ist, um entsprechende Entwicklungen einzelner Bilanzpositionen im Rahmen des sogenannten Kreditmarketings zu erläutern und gegebenenfalls ins „rechte Licht" zu rücken. Sofern es bei einzelnen Positionen gravierende Abweichungen zum Vorjahr oder zu den prognostizierten Werten gibt, sollten die Gründe hierfür dokumentiert und zusammen mit den Bilanz­ unterlagen eingereicht werden. Sofern die Abweichungen negativer Natur sind, sollte das Unternehmen dem Kreditinstitut auch darlegen, welche Gegenmaßnahmen eingeleitet werden oder wurden und ob diese schon erste Erfolge zeigen. Eine derartige Vorgehensweise trägt dazu bei, daß der zuständige Analyst des Kreditinstituts diese Informationen bei seiner Analy­ se mit berücksichtigt und entsprechend würdigt und es diesbezüglich nicht zu entsprechenden Rückfragen der Bank kommt.

Sofern sich die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens im Laufe eines Geschäftsjahres gravierend verschlechtert, sollte es nicht zögern, die finan­ zierenden Banken von der Entwicklung umgehend in Kenntnis zu setzen, und mit diesen entsprechende Wege aus der Krise erörtern und umsetzen. Eine derartige Vorgehensweise zeugt von einem notwendigen Vertrauen zwischen Unternehmen und finanzierender Bank, was im Normalfall dazu führt, daß sich die betroffenen Banken intensiv mit den aufgetretenen Unternehmensproblemen und deren Bewältigung befassen werden. Dabei kann die Palette der möglichen Maßnahmen von der intensiven Kredit­

betreuung über die Unternehmensberatung bis hin zur Verschaffung zins­ günstiger Kredite zur Wiedererlangung der Liquidität reichen.

Zusammenfassung:

• Die Kreditüberwachung schließt sich an die Kreditgewährung an. • Analyse und Bewertung der Unternehmensentwicklung. • Entsprechende Datenaufbereitung seitens der Unternehmen sinnvoll. • Bei gravierender wirtschaftlicher Verschlechterung umge­ hend die finanzierenden Banken informieren und mit diesen zusammen Wege aus der Krise zu suchen.

118

C

Ausführliche Checkliste zur Vorbereitung auf ein Gespräch mit der Bank

Die nachfolgend aufgeführte Checkliste gibt einen Überblick über mögliche Fragen, mit denen ein Unternehmen im Rahmen eines Kredit- oder Bilanz­ gespräches mit einer Bank erfahrungsgemäß rechnen muß, wobei die Bemerkungen in den Klammern teilweise mögliche Hintergründe für die Fragestellung angeben. Da die Liste nicht vollständig sein kann, sollte sie vom Unternehmen aufgrund eigener Erfahrung permanent ergänzt werden, damit sie als Grundlage zur Gesprächsvorbereitung mit einem Kreditinstitut bzw. zur eigenen Unternehmensbeurteilung dienen kann.

Fragen, die vor Kreditantragstellung zu klären sind Investitionsplanung • Art der Investition (Ersatz-, Erweiterungs- oder Rationalisierungs­ investition) • Kurz-, mittel-, langfristige Planungsrechnungen (Grundlage für Ent­ scheidung) • Investitionsplanung unter optimalsten und schlechtesten Bedingungen durchführen, damit mögliche Risiken erkennbar werden (Best-Case- / Worst-Case Betrachtungen) • Vor- und Nachteile der einzelnen Modellberechnungen aufzeigen und analysieren (Hinweise auf die Qualität des Managements) • Einbeziehung der von der Investition betroffenen Abteilungen sowie den Abteilungen Controlling und Rechnungswesen (Grundlage für Akzeptanz und Planung),

• Einbeziehung des Steuerberaters bzw. Wirtschaftsprüfers (Aussagen hinsichtlich Auswirkungen auf den Jahresabschluß) • Welche Investitionen sind zusätzlich geplant (Rangfolge, wechselseitige Auswirkungen, Betriebsablaufplanung), • Evtl. Abschluß einer Betriebsunterbrechungsversicherung (Absicherung),

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Finanzplanung • Optimale Finanzierung herausarbeiten (Außen-, Innen-, Eigen-, Fremdfi­ nanzierung ) und entsprechend dokumentieren. (Wichtige Grundlage für die Kreditentscheidung und die Beurteilung der Qualität des Manage­ ments) • Sich vorab eigenständig bei den zuständigen Stellen informieren, ob öffentliche Mittel (Bundesmittel, Landesmittel, Zuschüsse, Bürgschaften, Beteiligungen) in Anspruch genommen werden können. Das Wissen über die mögliche Inanspruchnahme von öffentlichen Finanzierungs­ hilfen stärkt die Verhandlungsposition gegenüber der Hausbank. Wichtig: Öffentliche Mittel müssen i.d.R. grundsätzlich vor Vertrags­ unterzeichnung beantragt werden. •

Kontakt zur Bank aufnehmen (Inanspruchnahme von kostenlosen Be­ ratungsleistungen und Ankündigung des Investitionsvorhabens)

• Welche Finanzierungen sind zusätzlich geplant? (Wechselseitige Auswir­ kungen, Absicherung, Abhängigkeitsverhältnisse) • Finanzplan unter Berücksichtigung der Umsatz- und Rentabilitätsvor­ schau erstellen und diesen sowohl mit der Fachabteilung als auch mit dem Steuerberater bzw. dem Wirtschaftsprüfer abstimmen. (Aussagen hinsichtlich der Qualität des Managements) • Allgemein anerkannte Finanzierungsregel berücksichtigen

• Falls erforderlich, Instrumente zur Zins- und Währungssicherung bei der Finanzierung berücksichtigen (Risikominimierung, Qualität des Manage­ ments)

Auswahl der finanzierenden Bank • Welche Banken sind in unmittelbarer Nähe des Unternehmens ansässig? (Anfahrtswege, Zeit- und Kostenaspekte)

• Mit welcher bekannten Bank würde man gerne Zusammenarbeiten? • Eingehende Analyse der Angebotspalette der verschiedenen Banken.

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• Analyse der Entscheidungs- und Kompetenzregelungen (Ansprechpart­ ner, schnelle Kreditentscheidung) •

Persönlicher und fachlicher Eindruck

Kreditantrag • Aktuelle Kreditanträge des jeweiligen Kreditinstitutes besorgen (Hinweis auf benötigte Unterlagen)

• Erkundigungen über zusätzlich benötigte Unterlagen einziehen (schnelle Kreditbearbeitung) •

Kreditantrag ausfüllen

• Alle benötigten Unterlagen (z.B. Handelsregisterauszug, Selbstauskunft, Bilanzen usw.) zusammentragen und entsprechend aufbereiten (schnelle Kreditbearbeitung sowie Aussagen über Qualität des Managements) • Punkte, bei denen von Seiten der Hausbank mit entsprechenden Nach­ fragen zu rechnen ist, vorab klären und schriftlich erläutern • Abgabe des Kreditantrages beim zuständigen Bankmitarbeiter ankündi­ gen • Kreditunterlagen (geordnet!) bei der Bank einreichen

• Sofern die Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen nicht umgehend überprüft wird, mit dem zuständigen Kreditsachbearbeiter vereinbaren, daß man in 1-2 Tagen wieder anrufen wird, um sich nach der Vollstän­ digkeit der eingereichten Unterlagen zu erkundigen • Sofern Unterlagen fehlen, diese umgehend nachreichen • Sofern sich die Kreditbearbeitung aus nicht nachvollziehbaren Gründen verzögert, „vorsichtig" die Gründe dafür hinterfragen und gegebenen­ falls an den zuständigen Vorgesetzten des Kreditsachbearbeiters heran­ treten

121

Fragen zur Kreditfähigkeitsprüfung Rechtliche Verhältnisse • Aktueller Gesellschaftsvertrag (Rechtsform, Gesellschaftsverhältnisse, Vertretungsbefugnisse, Regelungen über Gewinn- und Verlustzuwei­ sung, Regelungen bezüglich verbundener Unternehmen, zusätzliche Gremien, Nachfolgeregelung) • Aktuelle Nachträge oder Ergänzungen zum Gesellschaftsvertrag (Aus­ wirkungen)

• Aktuelle Gesellschafterliste (Auskünfte im Hinblick auf § 18 KWG, Informationen über persönliche und berufliche Entwicklung) • Beschlüsse der letzten Gesellschafterversammlung (Auswirkung auf die künftige Geschäftsentwicklung bzw. auf das bestehende Regelwerk)

• Rechtsform (Haftungsverhältnisse) • Ist eine Rechtsformänderung geplant? (Gründe, betriebliche und steuer­ liche Auswirkungen, wurden diesbezüglich Experten gefragt oder hinzu­ gezogen?) • Haftende Gesellschafter (Haftungsverhältnisse, Kompetenz, Ausbildung, Führungsverhalten, Auskünfte über PrivatvermögenZ-schulden sowie Einlagen und Entnahmen, Familienstand, Einkünfte des Ehepartners, private Belastungen, Lebenswandel) • Geschäftsführer bei Kapitalgesellschaften (Kompetenz, Ausbildung, Führungsverhalten, Geschäftsführergehalt, Familienstand, Einkünfte des Ehepartners, private Belastungen, Lebenswandel) • Aktueller Handelsregisterauszug (stimmt dieser mit dem Gesellschafts­ vertrag überein?) • Besteht ein Aufsichts- oder Beirat? (Begründung, Besetzung, Regelwerk, Funktion) • Beteiligungen (aktuelles Verzeichnis, rechtliche Grundlagen, Konzern­ zugehörigkeit, Abhängigkeitsverhältnisse bzw. deren Regelung mittels Organ-, Beherrschungs- und Ergebnisabführungsverträge)

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• Verbandszugehörigkeit (Vorteile, Nachteile, Kosten) • Bestehende Verträge (Lizenz-, Miet-, Pacht- Leasing-, Factoringverträge, Konzessionen, langfristige Kunden-/Lieferantenbeziehungen, Laufzeit und Ausgestaltung der Verträge, aus den Verträgen resultierende Ab­ hängigkeitsverhältnisse) • sonstige rechtliche Fragen (laufende Gerichtsverfahren, Gerichtsurteile der Vergangenheit und deren aktuelle Auswirkung. Befand oder befin­ det sich das Unternehmen in einem Konkurs- oder Vergleichsverfahren?)

Auskunfteien • Wurden Auskünfte eingeholt? (Inhalt, Auswirkungen, Beurteilung des Unternehmens) • Ist die zusätzliche Einholung von Auskünften erforderlich? (verschiedene Auskunfteien, Aussagen zu den in dieser Checkliste auf­ geführten Punkte)

Allgemeine Fragen zur Kreditwürdigkeitsprüfung Organisationsstruktur • Gibt es ein Konzern- oder Unternehmensorganigramm? (Analyse der einzelnen Teilbereiche sowie der Beteiligungsverhältnisse) • Organisation der einzelnen Bereiche (Analyse hinsichtlich Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Einsparungspotentialen)

• Existiert ein innerbetriebliches Berichtswesen (Informationsgehalt, Ver­ meidung von Doppelarbeit, Wirtschaftlichkeit, Einsparungspotentiale) • Existiert ein Managementinformationssystem? (Was wird von wem an das Management berichtet, Informationsgehalt, Wirtschaftlichkeit, Managementreaktionen) • Gibt es eine Controllingabteilung (Einbindung in die Organisationsstruk­ tur, Definition des Aufgabengebietes, kurzfristige Datenerhebungen)

123

• Welche technischen Hilfsmittel werden eingesetzt (EDV-Hard- und Software, Nutzung der Programme, Ausbildungsstand der Mitarbeiter) • Wurde in der Vergangenheit eine Organisationsberatung durchgeführt? (Ergebnis und daraus resultierende Veränderungen) • Ist bezüglich der Organisationsstruktur die Einholung eine Sachverständi­ gengutachtens erforderlich? (Wenn ja, sollte berücksichtigt werden, daß z.B. RKW-Beratungen teilweise bezuschußfähigt sind)

Betriebslage • Liegt ein Grundbuchauszug vor? (Eigentumsverhältnisse, Belastungen, evtl, einschränkende Rechte) • Liegen Bau- und Lagepläne vor? (Beurteilung der Baulichkeiten, Grund­ lage für bankinternes Wertgutachten) • Was ist betriebsnotwendig? (Ermittlung von Veräußerungspotentialen im Krisenfall) Welche Infrastruktur liegt vor? (Anbindung, kurze und schnelle Trans­ portwege, Auswirkung auf Werthaltigkeit)

• Besteht ausreichender Versicherungsschutz?

Betriebsausstattung • Entspricht die Betriebsausstattung den Geschäfts- und Produktionser­ fordernissen? (Erforderliche Zusatzinvestitionen und deren Finanzierung)

• Liegt eine Dokumentation hinsichtlich der Anschaffung oder Errichtung vor? (Analyse der Angebots- und Kostenvergleiche, Beurteilung der Qualität des Managements) • Ist eine Anlagenkartei vorhanden? (Analyse der vorhandenen Anlagen hinsichtlich Altersstruktur und Betriebsnotwendigkeit, Sicherheiten­ potential) • Wurden Teile der Betriebsausstattung geleast? (Welche Teile, Analyse der Entscheidung hinsichtlich Kauf oder Leasing, Vertragslaufzeit, vorzei­

124

tige Kündigungsrechte, was passiert bei Vertragsablauf, Auswirkungen auf Bilanz)

• Wurden Teile der Betriebsausstattung gemietet? (Welche Teile, Analyse der Entscheidung hinsichtlich Kauf oder Miete, Vertragslaufzeit) • Aktueller Zustand der Maschinen und Einrichtungsgegenstände (gesetz­ liche Vorschriften, Unfall- und Schadensersatzverhütung Werthaltigkeit) • Besteht ein ausreichender Versicherungsschutz? (Darstellung evtl. Zusatzkosten im Schadensfall)

Einkauf • Analyse der Lieferantenstruktur (Abhängigkeit, Analyse evtl, bestehender Abnahmerverpflichtungen) • Ist eine Importabhängigkeit gegeben? (Analyse des Länder- und Währungsrisikos, Absicherung dieser Risiken) • Analyse der Weltmarktpreise der benötigten Rohstoffe (Analyse der Preistendenzen, bestehen langfristige Lieferkontrakte, wenn ja - zu welchen Konditionen - Analyse bestehender und geplanter Kursab­ sicherungen, Analyse bzgl. möglicher Spekulationen) • Wie hoch ist die Rohstoffabhängigkeit? • Wurden bzw. werden Preisnachlässe vereinbart und in Anspruch genom­ men? (Qualität des Managements, Hinweise auf beginnende Zahlungs­ schwierigkeiten)

Produktion • Wie setzt sich das aktuelle Produktionsprogamm, Warensortiment bzw. Dienstleistungsangebot zusammen? (Sortimentstiefe, Sortimentsbreite, Produktlebenszyklus, Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Umwelt­ problematik Einsparungspotentiale, Konkurrenzanalyse)

• Art der Produktionstechnik (Aktuelle oder veraltete Verfahren, Automationsgrad, mögliche Einsparungspotentiale, künftiges Investitionspotential)

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• Produktionsablauf (optimale Ablaufplanung, Einsparungspotentiale, Ablaufberatung)

• Bestehen Produktionsengpässe? (welche, durch wen hervorgerufen, wie können sie beseitigt werden, Auswirkungen) • Bestehen Produktionseckdaten? (Bearbeitungszeit, Mindestproduktion, Kapazitätsgrenzen der benötigten Maschinen, Lieferzeiten der benötig­ ten Materialien) • Werden Leistungen fremdbezogen oder als Auftragsfertigung vergeben? (Wenn ja, welche, daraus resultierende Abhängigkeitsverhältnisse, Analyse der Kosten- und Preisvergleiche. Wenn nein, was könnte fremd­ bezogen werden und die daraus resultierende Kosteneinsparung unter Berücksichtigung möglicher Abhängigkeitsverhältnisse) • Hat sich das Unternehmen schon Gedanken hinsichtlich Outsourcing gemacht? (was wurde „outgesourcst", bzw. was könnte „outgesourcst" werden, Kosteneinsparung hieraus) • Aktueller Auftragsbestand (Aussagen über Betriebsauslastung, Kreditrückführungsmöglichkeit)

• Wird eine Vor- und Nachkalkulation durchgeführt? (Analyse der Abweichungen) • Welches Kalkulationsverfahren wird verwendet? (Gesamt- oder Teilkostenverfahren) • Besteht eine Betriebsunterbrechungsversicherung? (Absicherung, Kosten der Versicherung) • Ist eine externe Produktionsablaufanalyse oder Produktionsberatung erforderlich? (Einsparungspotentiale, günstige RKW-Beratungen)

Beschäftigungslage • Anzahl der Arbeitsplätze und der Beschäftigten (Entwicklung, Rück­ schlüsse auf durchgeführte Rationalisierung bzw. auf bestehende Unter­ nehmensprobleme)

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• Produktion im Schichtbetrieb? (Analyse der Einsparungen und evtl, auftretender Zusatzkosten) • Vergütungssystem (Zeitakkord, Gruppenakkord, Prämienlohn, Analyse der Vor- und Nachteile der verschiedenen Vergütungssysteme)

• Analyse der Fluktuationsrate • Versorgung des Unternehmens mit Fachkräften (Analyse der Einarbeitungs- und Ausbildungskosten)

Verkauf • Analyse der Marktposition (Konkurrenzsituation, Abhängigkeit von Großkunden) • Analyse der gesamten Marketingkonzeption

• Analyse der Absatzwege (Kosten, Einsparungspotentiale) • Sind Saisoneinflüsse zu berücksichtigen? (welche, Auswirkung auf Produktionsablauf) • Werden Preisnachlässe gewährt? (welche, wie kalkuliert, Inanspruchnahme seitens der Kundschaft) • Zahlungsmoral der Kunden (Auswirkung auf die eigene Zahlungsfähigkeit) • Organisation des Mahnwesens (Aussagen über Qualität der Fachabteilung) • Werden Forderungsausfälle erwartet? (in welcher Höhe und warum) • Ist das Unternehmen bezüglich evtl. Forderungsausfälle versichert? (wo, Kosten der Versicherung) • Finanziert sich das Unternehmen mittels Factoring? (Kosten, wurden Kosten bei Kalkulation berücksichtigt)

• Fanden in jüngster Vergangenheit Sonderverkäufe statt? (Grund, Hinweis auf evtl. Absatzschwierigkeiten)

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Rechnungswesen (Buchhaltung, Kostenrechnung, Controlling) • Verfügt das Unternehmen über eine ordnungsgemäße Buchführung? (Sicherstellung der lückenlosen und zeitgerechten Erfassung aller Geschäftsvorfälle, Einhaltung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buch­ führung, Qualität der zur Verfügung gestellten Daten)

• Qualität des Mahnwesens

• Wird im Unternehmen eine zuverlässige Kosten- und Erfolgsrechnung durchgeführt? (Aussagen bezüglich der Zuverlässigkeit der zur Verfü­ gung gestellten Unterlagen) • Werden im Unternehmen Controllingaufgaben bzw. Controlling­ funktionen wahrgenommen? (zusätzliche Informationen, kurzfristige Auswertungen)

Fragen bezüglich der klassischen Kreditwürdigkeitsprüfung

Jahresabschlußanalyse • Liegen der aktuelle Jahresabschluß sowie die Abschlüsse der Vorperioden vor? (Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Grundlage von Einzelanalysen und Periodenvergleichen) • Von wem wurden die Jahresabschlußunterlagen erstellt? (Aussagen hinsichtlich der Qualität der eingereichten Unterlagen) • Hat der SteuerberaterA/Virtschaftsprüfer bei der Inventur mitgewirkt? (Beurteilung der Lagerbestände durch einen fachkundigen Dritten)

• Wurden die Jahresabschlußunterlagen testiert? (wurde Testat einge­ schränkt, Aussagen über Rechnungswesen des Unternehmens) •

Existieren ergänzende Unterlagen zum Jahresabschluß? (Prüfungsbericht,

• Bestehen bezüglich der eingereichten Unterlagen ausreichende Erläute­ rungen? (Grundlage für eine schnelle Bearbeitung und Beurteilung der Qualität des Managements)

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• Analyse der einzelnen Bilanz- und G+V-Positionen (Analyse der Wertansätze, Veränderung gegenüber dem Vorjahr, Vergleich mit Branchendurchschnittswerten) • Bildung von Bilanzkennzahlen (Unternehmensentwicklung, Branchen­ vergleich) • Erstellung und Auswertung einer Bewegungsbilanz (zusätzliche Informa­ tionen, Analyse von Mittelherkunft und Mittelverwendung) • Cash-flow-Analysen (näherungsweise Ermittlung der innerbetrieblichen Finanzierungskraft, Beurteilung der Schuldentilgungsmöglichkeit) • Analyse evtl, angewandter Bilanzpolitik (Grund, Eliminierung)

Analyse der Investitionsplanung • Welche Prämissen liegen der Planung zu Grunde? (Genauigkeit, Darstellung von Best-Case und Worst-Case-Betrachtungen, Beurteilung der Qualität des Managements). • Wurden Alternativberechnungen durchgeführt?

• Wurde die Investitionsentscheidung entsprechend dokumentiert?

• Welche Erfahrungen bestehen bezüglich Planungen der Vergangenheit? (Aussagen über Genauigkeit, Beurteilung der Qualität des Manage­ ments).

Analyse der Finanzplanung • Welche Daten liegen der Finanzplanung zu Grunde? (Genauigkeit, Darstellung von Vor- und Nachteilen, Beurteilung der Qualität des Managements) • Analyse des Planungshorizontes (Grobplanung, Feinplanung, Beurteilung des Managements) • Welche Erfahrungen bestehen bezüglich Planungen in der Vergangen­ heit? (Aussagen über Genauigkeit der Planansätze)

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• Wie ist die derzeitige Kreditinanspruchnahme? (Ermittlung der Gesamt­ belastung und des daraus resultierenden Kapitaldienstes) • Werden die Kredite ordnungsgemäß zurückgeführt? (Zahlungsfähigkeit der Vergangenheit, ordnungsgemäßer Betriebsverlauf) • Wie ist die Inanspruchnahme des Kontokorrentkredites? (Aussagen über derzeitiges Zahlungsverhalten) • Werden Kreditlinien eingehalten? (Aussagen über Schuldentilgungs­ fähigkeit, Hinweise auf Finanzprobleme)

Länderberichte • Liegen bezüglich der jeweiligen Länder Länderberichte mit entsprechen­ den Analysen vor? (Darstellung von Risiken) • Inhalt der Länderberichte (Entscheidungsgrundlage, Beurteilung der Qualität des Managements)

Fragen zu modernen Verfahren der Kreditwürdigkeitsprüfung Insolvenzprognose • Hat es in der jeweiligen Branche in jüngster Vergangenheit Vergleichs­ und Konkursverfahren von Konkurrenzunternehmen gegeben? (Beurteilung des Branchenrisikos) • Wenn ja, sind dem Unternehmen in Einzelfällen die Gründe für die „Unternehmensschiefläge" der Konkurrenzunternehmen bekannt? (Argumentationsgrundlage) • Wäre es denkbar, daß das eigene Unternehmen in absehbarer Zeit auch in eine vergleichbare Krisensituation kommen könnte? (eigene Einschätzung der Risikolage)

Managementbeurteilung • Über welche Schul- und Berufsausbildung verfügen die jeweiligen Mit­ glieder des Managements? (vorhandene Fachkenntnisse)

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• Welche Problemsituationen wurden vom Management in der Vergan­ genheit bereits gelöst? (Aussagen über Qualität)

• Wie sind die jeweiligen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten ver­ teilt? (Analyse von Fachkenntnis und Kompetenz) • Welche Organisationsstruktur liegt vor? (Analyse der jeweiligen Vor- und Nachteile bezogen auf das Unternehmen) • Welcher Führungsstil wird im Unternehmen gepflegt? (Analyse der jeweiligen Vor- und Nachteile bezogen auf das Unternehmen).

• Liegt eine Nachfolgeregelung vor und wenn ja, welche? (Qualität des Managements, Risikoeinschätzung für den Fall des Eintritts) • Welche unternehmerischen Zielsetzungen werden schwerpunktmäßig verfolgt und wie ist der Zielerreichungsgrad? (Grundlage für die Beurtei­ lung der eingereichten Unterlagen) • Welchen Eindruck vermittelte der jeweilige Gesprächsteilnehmer im Hinblick auf das Unternehmen und das Unternehmensumfeld? (Einzel­ beurteilung des Gesprächsteilnehmers)

Kontokorrentkontenanalyse • Wie ist der aktuelle Kontenstand? (Grundlage der Analyse) • Wie hat sich der Kontenstand während der vergangenen 12 Monate entwickelt? (Aussagen über das Zahlungsverhalten, Qualität des Mana­ gements)

• Liegt eine permanente Inanspruchnahme des Kontokorrentkredites vor? (Qualität des Managements, Anzeichen für einen Liquiditätsengpaß, Umschuldung der permanenten Inanspruchnahme in ein zinsgünstigeres Darlehen) • Liegen seitens des Unternehmens Erläuterungen für eine permanente Inanspruchnahme, einschließlich evtl, auftretender Überziehungen, vor? • Wurden über das Kontokorrentkreditkonto möglicherweise langfristige Investitionen finanziert? (Verletzung elementarer Finanzierungs­ grundsätze, Aussagen zur Qualität des Managements)

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Analyse der Umweltrisiken • Ist im Rahmen des Produktionsprozesses und der sonstigen betrieblichen Aktivitäten mit Belastungen der Umwelt zu rechnen? • Ist durch benachbarte Betriebe mit einer Belastung der Umwelt zu rechnen? • Welche Art der Belastung ist möglich und durch was wird sie hervorge­ rufen? (Ursachen-Wirkung-Analyse, Vergleich mit bereits vorhandenen Erkenntnissen) • Wurden von Behörden bereits Auflagen erlassen und wurden diese seitens des Unternehmens erfüllt? (Berücksichtigung evtl. Bußgeld­ forderungen)

• Liegt eine Zertifizierung nach der EG-Öko-Audit-Verordnung oder nach den ISO-Normen 1400 ff. vor? (Beurteilung der Umweltrisiken des Unternehmen durch eine neutrale Stelle) • Ist bei vorhandenen Umweltrisiken mit entsprechenden Reaktionen des Marktes zu rechen? (Beurteilung der Tilgungsfähigkeit) •

Haben bestehende Umweltrisiken bereits zu einer Beeinträchtigung der zur Verfügung zu stellenden oder gestellten Sicherheiten geführt bzw. ist mit einer solchen Beeinträchtigung zu rechnen? (Ansatz von entspre­ chenden Risikoabschlägen)

• Mit welchen Kosten ist bezüglich der Beseitigung von Umweltrisiken zu rechnen? (Beurteilung der Tilgungsfähigkeit, Beurteilung des zusätzli­ chen Investitions- und Finanzierungsbedarfes) • Wird die Begrenzung bzw. die Beseitigung von Umweltrisiken marketingmäßig verwertet? (Beurteilung des Managements)

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Sicherheiten • Welche Sicherheiten hat das Unternehmen zur Absicherung von Bank­ krediten bereits zur Verfügung gestellt bzw. welche könnte es zur Verfügung stellen? • Sind vorrangig abgesicherte Kredite teilweise zurückgeführt? (Ermittlung freier Sicherheitenteile) • Sind evtl. Rechte Dritter zu berücksichtigen? (z.B. Vermieterpfandrecht, Eigentumsvorbehalte usw.) • Welche sicherheitenbeeinflussende Faktoren sind bekannt? (Bestimmung der Höhe der anzusetzenden Sicherheitenabschläge) • Welche Kosten fallen im Rahmen der Sicherheitenbestellung an?

133

D Kreditantragsformular Das im folgenden abgedruckte Kreditantragsformular der "Beispiel-Bank" soll einen Überblick über mögliche Fragen eines Kreditantrages geben. Hinsichtlich der Kreditantragsformulare im Firmenkundenbereich ist zu be­ achten, daß sich die Antragsformulare von Bank zu Bank unterscheiden. In vielen Fällen wurde auch festgestellt, daß Banken im Firmenkundenbereich komplett auf entsprechende Vordrucke verzichten. In derart gelagerten Fäl­ len erfolgt die Kreditantragstellung formlos. Vereinzelt werden von Banken auch interne Vordrucke verwendet, in denen seitens des Kreditsachbear­ beiters die entsprechenden Firmenangaben übertragen werden.

134

Beispiel Bank Kreditantrag - Firmenkundenbereich Allgemeine Angaben □ Erstantrag □ Folgeantrag (Kunden-Nr.: ........................ )

Antragsteller Name, Firma: ................................................................................... Anschrift:

...................................................................................

Rechtsform:

...................................................................................

Mitantragsteller/Mithafter Name, Firma: ................................................................................... Anschrift:

...................................................................................

Rechtsform:

................... ................................................................

Branche:

..............................................................................

135

Persönliche Verhältnisse a) des Geschäftsinhabers

b) der persönlich haftenden Gesellschafter

c) der geschäftsführenden Gesellschafter

Name, Vorname

geboren

Familienstand

Anzahl Kinder

Beteiligungsverhältnisse a) Firmeninhaber, Gesellschafter, oder Hauptaktionäre

Höhe der Beteiligung

Name, Firma

136

TDM

%

b) Beteiligungen an nahestehenden Unternehmen

Höhe der Beteiligung Firma

%

TDM

c) Weitere Verflechtungen

Jahr der Firmengründung:

......................................

Betriebliche und wirtschaftliche Verhältnisse Betriebsstätten Größe in qm a) auf eigenen Grundstücken

Ort

..............................................

137

Größe in qm

b) in Miet- und Pachträumen

..........

jährliche Miet-/Pachthöhe:

.............. DM

Ort

Arbeitsplätze Arbeiter

Angestellte

Auszubildende

gesamt

aktuell:

....................................................................................

künftig:

....................................................................................

Wirtschaftliche Verhältnisse Vorjahr Bilanzsumme

............................................

Sachanlagevermögen

............................................

Umlaufvermögen

............................................

davon Vorräte

............................................

Eigenkapital

............................................

Rückstellungen

............................................

Verbindlichkeiten < 1 Jahr

............................................

Verbindlichkeiten > 1 Jahr

............................................

Verbindlichkeiten an ver­ bundene Unternehmen

138

...........................................

Vorjahr Umsatz

davon Export

...........................

...................

Materialaufwand

...........................

...................

Personalaufwand

...........................

...................

Zinsen

...........................

...................

Abschreibungen

...........................

...................

Steuern

...........................

...................

Jahresüberschuß

...........................

...................

Jahresfehlbetrag

...........................

...................

Die aktuelle Bilanz sowie die Bilanzen der beiden Vorjahre sind als

Anlage beizufügen.

Investitionsvorhaben

Investitionsort:

..............................................................

Beschreibung des Vorhabens (gegebenenfalls als Anlage)

139

Kosten DM Grunderwerbskosten

.................. qm

Gewerbliche Baukosten

.............................

.............................

Private Baukosten

.............................

Maschinen / masch. Anlagen

.............................

Einrichtungen

............................

Fahrzeuge

.............................

Warenausstattung

.............................

Sonstige Kosten

............................

Kapitalbedarf insgesamt

Finanzierung

DM Beantragte Kredite

.....

Öffentliche Mittel

.....

Sonstige Kredite

.....

Eigenmittel

.....

Eigenleistungen

.....

Finanzierungsmittel insgesamt

140

Vorgesehene Sicherheiten Sicherheit

Vorlasten (zu wessen Gunsten?)

Bestätigung Ich / Wir bestätige(n) die Richtigkeit und Vollständigkeit der vor­ stehenden als auch der in den Anlagen zu diesem Antrag gemachten Angaben. Es ist bekannt, daß falsche Angaben die sofortige Kündi­ gung des beantragten Darlehens zur Folge haben kann.

Ort, Datum

Unterschrift(en) der / des Antragsteller(s) ggf. mit Stempel der Firma

141

E

Literaturverzeichnis Alijah, Renate / Heuvels, Klaus: Betriebliches Umweltmanagement, WEKA-Verlag, Augsburg, 1995 Arbeitskreis "Externe Unternehmensrechnung" der Schmalenbachgesellschaft: Cash-flow nach DVFA/SG, Die Wirtschaftsprüfung, Heft 19 (1993)

Buchner: Grundzüge der Finanzanalyse, Vahlen Verlag, München, 1981 Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt (Hrsg.): Handbuch Umweltcontrolling, Vahlen Verlag, München, 1995 Fischer / Hofmann / Klett: Umweltmanagement in der Praxis, RKW, Eschborn, 1993

Gauer, Herbert: Beurteilung des Unternehmens mit Hilfe von drei Basiskennzahlen, 4. Auflage, RKW, Eschborn, 1988 Gretz, Wolfgang: Wie plant man Investitionen, 3. Auflage, RKW, Eschborn, 1988

Grosjean, Rene Klaus: Wie lese ich eine Bilanz, 4. Auflage, Econ, Düsseldorf, 1995 Hauschildt (Hrsg.): Krisendiagnose durch Bilanzanalyse, Verlag Dr. Otto Schmidt KG, Köln, 1988

142

Obst/Hintner: Geld-, Bank- und Börsenwesen, 39. Auflage, C.E. Poeschel Verlag, Stuttgart, 1993 o.V.: Gablers Bank Lexikon, 11. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden , 1985 o.V.: Gablers Wirtschafts Lexikon, 13. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden , 1993

o.V.: Global Ratings Guide, Monatsheft April 1996, Moody's Investors Service, New York, 1996 o.V. Oft verwendet - kurz erklärt 14. Auflage Bayerische Vereinsbank, München, 1992 o.V.: Ratings Handbook, Vol. 5, No. 3, March 1996, Standard & Poor's, New York, 1996 Ott, Christph H.: Die Beurteilung gewerblicher Kreditnehmer aus betriebswirtschaftlicher Sicht, Bank-Verlag, Köln 1986

Remele, Hermann: Finanzmanagement in Mittelbetrieben, RKW, Eschborn, 1995

143

Remele, Hermann u.a.: RKW-Führungsmappe, Teil 1: Daten für die Unternehmensleitung, Teil 2: Managementerfolgsrechnung, Teil 3: Praxis der Finanzplanung und Liquiditätsrechnung, 9. Auflage, RKW, Eschborn, 1995 Reuter, Arnold: PC-Programme machen Risiken "kalkulierbar", Betriebswirtschaftliche Blätter, 8/94 Reuter, Arnold: Profundes Kredit-Rating für Firmenkunden, Betriebswirtschaftliche Blätter, 7/94 Reuter, Arnold: Unternehmens-, Konto- und Bilanzanalyse, Betriebswirtschaftliche Blätter, 8/94

Riebell, Claus: Die Praxis der Bilanzbewertung Deutscher Sparkassenverlag GmbH, Stuttgart, 1994 Riebell, Claus: Kreditaufnahme und Bilanzanalyse, Deutscher Sparkassenverlag GmbH, Stuttgart, 1994 Rützler/ Harzern: Wegweiser zur Nachfolgeregelung im Unternehmen, RKW, Eschborn, 1995 Schierenbeck, Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden, 1994 Wöhe, Günter: Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 17. Auflage, Vahlen Verlag, München, 1990

144

Aus dem RKW-Verlag Remele

RKW-Führungsmappe Teil 1: Daten für die Unternehmensführung, 212 Seiten Teil 2: Die Management-Erfolgsrechnung, 197 Seiten Teil 3: Praxis der Finanzplanung in Liquiditätsrechnung, 107 Seiten 9. erweiterte und überarbeitete Auflage, 1995 RKW-Nr. 793, ISBN 3-926984-58-9, 298,- DM

Remele

Finanzmanagement in Mittelbetrieben Ziele - Aufgaben - Instrumente 1995, 153 Seiten, 43 Tabellen RKW-Nr. 1234, ISBN 3-829796-81-3, 56,- DM

Economy of Scope

Kostenmanagement mit dem Kunden 1995, 28 Seiten, RKW-Nr. 1253, ISBN 3-89644-000-4, 24,- DM Gretz

Betriebliche Entscheidungen besser abstützen mit Gewinn- und Nutzschwellenanalyse Break-Even-Analyse 1995, 112 Seiten, RKW-Nr. 1255, ISBN 3-89644-002-0, 38,- DM Binder

Mit Target Costing und Prozeßkostenrechnung zu kundenorientier­ ten Produkten und wettbewerbsfähigen Kosten 1995, 44 Seiten, RKW-Nr. 1225, ISBN 3-929796-72-4, 28,- DM

Remele

Unternehmen mit Zahlen steuern Anleitung für den Aufbau einer entscheidungsorientierten Ergebnis­ rechnung 1990, 2. Auflage, 192 Seiten, RKW-Nr. 894, ISBN 3-921451-05-1, 56,- DM

Rödl/Weiß

Insolvenzrisiken bei Geschäftspartnern frühzeitig erkennen und vermeiden 1995, 100 Seiten, RKW-Nr. 1220, ISBN 3-929796-67-8, 38,- DM

145

Dipl.-Kfm. Arno Kastner Ausbildung an der Universität Mannheim. Studienschwerpunkte: Bankbetriebslehre, Wirtschaftsprüfung/Treuhandwesen und Steuern. Nach dem Studium Eintritt in ein öffentliches-rechtliches Kreditinstitut mit über 100 Mrd. DM Bilanzsumme. Zunächst als Kreditsachbearbeiter im Firmenkundenbereich mit Aufgabenschwerpunkt Firmensanierung und heute als Kreditrevisor tätig. Nebenberuflich: Managementtrainer mit Themenschwerpunkt Vorbereitung von Bankverhandlungen im Firmenkundenbereich.

146