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German Pages 162 [228] Year 1988
BARBARA BOHEN D I E GEOMETRISCHEN PYXIDEN
DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
KERAMEIKOS ERGEBNISSE DER AUSGRABUNGEN
BAND XIII
w DE
G
WALTER D E GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1988
DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT
D I E GEOMETRISCHEN PYXIDEN
VON
BARBARA BOHEN mit einem Beitrag von Norbert Schlager
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WALTER D E GRUYTER • BERLIN • NEW YORK 1988
MIT IX, 153 SEITEN, 29 ABBILDUNGEN IM TEXT, 44 TAFELN UND 20 BEILAGEN
CIP- Kur^tite laufnah me der Deutschen
Bibliothek
Kerameikos : Ergebnisse d. Ausgrabungen. — Berlin ; New York : de Gruyter. Bd. 1—4, hrsg. vom Archäolog. Inst. d. Dt. Reiches. — Teilw. nur mit Erscheinungsort Berlin. — Literaturangaben NE: Deutsches Archäologisches Institut (Berlin, West>; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches (Berlin^ Bd. 13. Bohen, Barbara: Die geometrischen Pyxiden. — 1988 Bohen, Barbara: Die geometrischen Pyxiden / von Barbara Bohen. Dt. Archäolog. Inst. Mit e. Beitr. von Norbert Schlager. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1988 (Kerameikos ; Bd. 13) ISBN 3-11-010676-0
© 1988 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 (Printed in Germany) Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin 30 Reproduktion: Böhm, Berlin 61 Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer, Berlin 61
VORWORT Die geometrischen Pyxidenfragmente aus alten Grabungen des Kerameikos wurden der Autorin 1971 zur Bearbeitung überlassen, von ihr jedoch zunächst für ihre Dissertation (The Attic Geometrie Pyxis, University Microfilms International, Ann Arbor, Michigan) verwendet, die sich mit geometrischen Pyxiden generell befaßte und dem Kerameikos-Material wenig Raum ließ. So bedurfte es einer völligen Neufassung der bereits veröffentlichten Arbeit über die geometrischen Pyxiden, um dem Anliegen einer Grabungspublikation gerecht zu werden. Noch vor Abschluß der vorliegenden Fassung mußte die Autorin 1980 in die U.S.A. zurückkehren. Danach oblagen die weitere Sachkorrektur des Textes und die Fertigstellung für den Druck der Unterzeichneten und dem Redaktor G. Jöhrens, dem für seine Hilfe gedankt sei. Die Überprüfung der Anmerkungen führten Auge Proukaki, Christiane Dehl und Norbert Schlager durch. N. Schlager übernahm außerdem die Aufarbeitung der von der Autorin nicht erfaßten restlichen Pyxidenfragmente. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft gilt unser besonderer Dank. Sie ermöglichte mit einer zweijährigen Sachbeihilfe die Neubearbeitung der Pyxiden und die Vorbereitung zur Veröffentlichung in der vorliegenden Publikationsreihe. Da das Manuskript bereits im Frühjahr 1983 fertiggestellt war, konnte die später erschienene Literatur so gut wie nicht mehr berücksichtigt werden. Ursula Knigge
INHALT VORWORT ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
V IX
EINLEITUNG
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DIE PYXIS
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Name Verwendung Die Pyxis als Beigabe für beiderlei Geschlecht Die Pferdepyxis Verwendung als Beigabe Verbreitung Die Pferde auf der Pyxis
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DIE FORMTYPEN UND IHRE ENTWICKLUNG Die Stamnos-Pyxis (1 — 19) Submykenisch-Frühprotogeometrisch Spätprotogeometrisch Geometrisch Die Kugelpyxis mit ausschwingender M ü n d u n g (20—44) Die Spitzpyxis (45—57) Die Standardpyxis ( 5 8 - 1 6 9 ) Frühgeometrisch Strenggeometrisch Übergang Strenggeometrisch I Strenggeometrisch II Reifgeometrisch Spätgeometrisch
13 13 13 16 18 20 24 27 28 30 30 31 35 38 40
DIE PFERDEPYXIDEN UND IHRE WERKSTÄTTEN Die Pferde Die Pyxiden Die Werkstätten
41 42 43 46
KATALOG Die Stamnos-Pyxis (1 — 19) Die Kugelpyxis mit ausschwingender M ü n d u n g (20—44) Die Spitzpyxis (45—57) Die Standardpyxis ( 5 8 - 1 6 9 ) Pferdepyxiden (170—224)
78 78 80 82 83 95
D I E G E O M E T R I S C H E N P Y X I D E N . Nachtrag von N. Schlager
105
KATALOG Kugelpyxis mit ausschwingender M ü n d u n g (228—230) Deckel von Kugelpyxiden mit ausschwingender M ü n d u n g (231—241)
109 109 110
Kleine Deckel verschiedener Pyxidentypen (242—254) Deckelfragmente kleiner Standardpyxiden oder von Spitzpyxiden (255—262) Spitzpyxis (263—269) Standardpyxis ( 2 7 0 - 3 0 9 ) Deckel von Standardpyxiden (310—341) ANHÄNGE Anhang Anhang Anhang Anhang
I: Wichtige Grabfunde mit Pyxiden. Frauen- und Männergräber II: Figürliche Darstellung en auf Pyxiden III: Exportierte und attisierende Pyxiden IV: Anzahl der Pferdepyxiden in Griechenland nach Fundorten
111 112 113 114 118 123 125 128 131 133
KONKORDANZEN
134
MUSEUMSVERZEICHNIS DER PFERDEPYXIDEN
143
REGISTER
151
T A F E L N 1 - 4 4 . Beilagen 1 - 2 0
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Es gelten die Siglen des Deutschen Archäologischen Instituts. Agora VIII Bohen, AGP Bruskari Collignon— Couve GG GGP Ker. I Ker. IV Ker. V I Lefkandi I Mylonas PGP Young
E. Brann, Late Geometrie and Protoattic Pottery. Agora VIII (1962) B. Bohen, Attic Geometrie Pyxis, New York University, Diss. 1979 M. Bruskari, 'Afro xôv 'A0T|vaÏKÔ Kepa^EiKÖ xoC 800 n.%. aicova (1979) M. Collignon — L. Couve, Catalogue des vases peints du Musée National d'Athènes. BEFAR 85 (1902) J. N. Coldstream, Geometric Greece (1977) J. N. Coldstream, Greek Geometric Pottery (1968) W. Kraiker—K. Kübler, Die Nekropolen des 12. und 10. Jahrhunderts. Kerameikos I (1939. Nachdruck 1974) K. Kübler, Neufunde aus der Nekropole des 11. und 10. Jahrhunderts. Kerameikos IV (1943. Nachdruck 1974) K. Kübler, Die Nekropole des 10. bis 8. Jahrhunderts. Kerameikos V 1 (1954. Nachdruck 1974) M. R. Popham —L. H. Sackett—P. G. Themelis, Lefkandi I. The Iron Age. The Settlement. The Cemeteries. BSA Suppl. 11 (1980) G. Mylonas, T Ô AUTIKÔV NsKpoxacpstov XFJQ 'EA,EIXTÏVOÇ (1975) V. R. d'A. Desborough, Protogeometric Pottery (1952) R. Young, Late Geometric Graves and a Seventh Century Well in the Agora. Hesperia Suppl. II (1939)
EINLEITUNG Das geometrische Material des Kerameikos stammt überwiegend aus Gräbern, die in den dreißiger Jahren im Bereich der ehemaligen Kirche Hagia Triada zutage gekommen sind. Der Ausgräber, K. Kübler, veröffentlichte einen großen Teil der Gräber und Grabfunde in: Kerameikos, Ergebnisse der Ausgrabungen, Band Y 1. Die außerordentlich zahlreichen Scherben aus den Streufunden jedoch sollten im Band V 2 vorgelegt werden 1 . Diese Scherben ohne erkennbaren Grabzusammenhang fanden sich fast alle 2 in der Erde des über einem großen Schachtgrab vom 3. Viertel des 6. Jhs. v. Chr. angeschütteten Tumulus unter der Hagia Triada (Abb. 1), der einen geometrischen Plattenbau und einen Grabbau des 7. Jhs. v. Chr. deckt. Schon K. Kübler hatte aus der oft leicht erkennbaren Zusammengehörigkeit der teils verbrannten Scherben und den Typen der als Grabbeigaben bekannten Gefäße geschlossen, daß diese Streufunde zerstörte Beigaben aus Gräbern sein müßten. Da westlich des großen Tumulus eine Geländesenke eine große Lücke in die umliegende Reihe von Gräbern geschlagen hatte, vermutete Kübler, die ausgehobene Erde für den Tumulus und die Gräber selbst hätten hier ihren Platz gehabt 3 . Die Vermutung wird jetzt dadurch unterstützt, daß einige Scherben aus den Streufunden des Hügels nun mit Gefäßen aus Gräbern am Rand der Senke verbunden werden konnten, ähnlich wie z. B. das von Kübler erwähnte Fragment eines Hirsches mit dem Fragment aus dem protogeometrischen Grab 394. Die Herkunft von Scherben dreier weiterer Pyxiden aus den Gräbern 13 (88 und 54) und 25 (91) ist nicht zweifelsfrei mit „Hagia Triada" anzugeben, da unmittelbar nach dem Kriege die Streufunde aus dem Tumulus teilweise mit Streufunden aus anderen Grabungen innerhalb des Kerameikos vermischt wurden; so ließen sich z. B. Scherben an die Pyxis 140 anfügen, die im Grab 86 unweit des späteren Dipylon zutage gekommen war. Bei der jetzigen Sichtung des einige tausend Scherben umfassenden Materials fiel auf, daß eine Gruppe von Scherben, nämlich die von Pyxiden, sehr häufig vorkam. Da ihre Menge die Zusammenfügung zu ganzen Gefäßen voraussehen ließ und sich zudem Reste von Terrakottapferden, teils noch verbunden mit Fragmenten ihrer Deckel, unter den Streufunden fanden, schien eine gesonderte Bearbeitung dieser Gefaßgattungen lohnenswert, und sie wurde daher als erste in Angriff genommen. Voraussetzung für die wissenschaftliche Erforschung war zunächst die Zusammenfindung der Fragmente und die Ergänzung von fehlenden Stücken, Arbeiten, die einen großen Teil meiner Zeit in Anspruch nahmen. Auf diese Weise konnten aber 43 mehr oder weniger vollständige Pyxiden zu den bereits bekannten hinzugewonnen werden 5 . Unter diesen Beispielen finden sich Formtypen, die bisher nie oder doch nur selten in Gräbern zutage gekommen waren. Untersucht man sie in Verbindung mit den datierten Pyxiden aus Gräbern, so tragen sie in nicht geringer Weise zum Verständnis der Entwicklung der Pyxis bei. Die neugewonnenen Pyxiden geben zusammen mit dem alten Bestand überdies Aufschluß über den Stand und den Reichtum der Bestatteten. Auch kann die große Anzahl der gewiß schon in geometrischer Zeit sehr wertvollen Pyxiden dazu beitragen, die bisher verbreitete Meinung von der Armut Athens in strenggeometrischer Zeit 6 zu
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Ker. V 1 (im Vorwort). Ker. V 1,5 mit Anm. 25. Ker. V 1,4. Kraiker (Ker. I 109) spricht von Vasenfragmenten aus der Aufschüttung des Tumulus, in denen sich noch Knochenreste befanden. Inv 641. Der Kopf des Hirsches war unter den Streufunden identifiziert worden, bevor die Streufunde mit anderem Material vermischt wurden (Ker. I 203 Taf. 77; Ker. IV 39 Taf. 26; Ker. V 1,5). Kraiker rettete aus dem Streufund-Material 29 Gefäße aus vorgeometrischer Zeit (Ker. I 89 ff.), und Kübler fand 50 wettere Gefäße geometrischen Datums (Ker. V 1,273. 276 — 282 [E]). Weitere Fragmente könnten sich in diesem Bereich und in dem Teil des Tumulus, der wegen darüberliegender Monumente nicht ausgegraben werden konnte, befinden (Ker. 1 109 Anm. 3; Ker. V 1 Beil. 2). Coldstream, GG 78.80, wo die Armut der strenggeometrischen Bestattungen im Kerameikos dem Reichtum der Gräber in Eleusis und
Abb. 1. Kerameikos, Gesamtplan mit Angabe der geometrischen Gräber
Einleitung
3
korrigieren. Sie besagt zudem, daß die Bestattungen im Kerameikos in dieser Periode wesentlich zahlreicher gewesen sein müssen und die Gräber selbst reicher ausgestattet waren, als bisher angenommen. Die Benutzung der Nekropole im Kerameikos, so zeigen die Pyxidenfunde, ließ in strenggeometrischer Zeit nicht nach, wie Coldstream meint (s.o. Anm. 6), sondern sie scheint jetzt geradezu ihren Höhepunkt erreicht zu haben: so gehören z. B. von den 156 im Kerameikos gefundenen „Standardpyxiden" — 128 teilweise außerordentlich qualitätvolle Exemplare (z. B. 76. 185) stammen aus den Streufunden — 96 in strenggeometrische Zeit. Der Reichtum des neuen strenggeometrischen Materials aus den Streufunden stimmt mit der Tatsache überein, daß sich der Einfluß Athens in Bereichen außerhalb Attikas zu dieser Zeit auf seinem Höhepunkt befand, daß die Bevölkerung zunahm und sich bis in die weitere Umgebung ausdehnte 7 . Da gerade Pyxiden oft als Behälter von Schmuck gedient haben und in ihrer Nähe häufig wertvolle Metallobjekte gefunden wurden (z. B. bei SO), kann man sich unschwer eine Vorstellung machen, welcher Reichtum uns durch die Zerstörung der Gräber westlich des Tumulus verlorengegangen ist 8 . Obgleich, wie erwähnt, ursprünglich alle Streufunde von Kübler gemeinsam im Band V 2 veröffentlicht werden sollten, legte die jetzt aus den Scherben zusammengestellte Fülle des Pyxidenmaterials eine gesonderte Vorlage dieser Gefäßgattung nahe. Die hier vorgelegte Untersuchung soll aber nicht nur einen Überblick über die neu hinzugefundenen Pyxiden geben, sondern auch die Geschichte der Pyxisform an sich darstellen. Das bedeutet, daß auch die bereits veröffentlichten Pyxiden aus den Gräbern, von denen viele häufig mit Scherben aus den Streufunden vervollständigt werden konnten, Berücksichtigung finden. Aspekte, die die geometrische Pyxis insgesamt, d. h. unabhängig von ihrem Fundort Kerameikos betreffen und die in meiner Dissertation ausführlicher behandelt wurden 9 , konnten bei dieser Gelegenheit noch einmal kurz aufgegriffen werden. Somit dient der vorliegende Band nicht nur der Veröffentlichung des neuen Materials, sondern auch als Handbuch der geometrischen Pyxis allgemein. Die Vorlage gliedert sich in zwei Teile: der erste Teil der Publikation behandelt allgemeine, vom Stil losgelöste Aspekte der Pyxis: Den Namen, die Verwendung des Gefäßes, Geschlecht, Alter und Status der Person, der das Gefäß im Grab beigegeben wurde, die Verbreitung der Pferdepyxis und die Bedeutung des Pferdes auf dem Pyxisdeckel. Der zweite Teil behandelt die stilistische Entwicklung der in den Jahren zwischen 1000 und 700 v. Chr. gebräuchlichen vier Pyxidentypen (Abb. 2), so wie sie sich in zeitlicher Reihenfolge ablösen bzw. überschneiden. Da die Vielfalt und die Anzahl der Pyxiden aus dem Kerameikos sehr groß ist, läßt sich allein anhand dieses Materials die Entwicklung von Form und Dekor darstellen, und nur selten muß ein Gefäß aus anderem Fundzusammenhang ergänzend herangezogen werden. Der Katalog umfaßt mit insgesamt 224 Exemplaren alle protogeometrischen und geometrischen Pyxiden, die seit 1906 im Kerameikos gefunden wurden 10 , in chronologischer Ordnung. Für bereits vollständig publizierte Pyxiden ist lediglich die Datierung und ein Hinweis auf die Literatur angegeben, nur bei einigen wichtigeren Stücken sind zusätzliche Informationen angefügt.
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Anavyssos entgegengesetzt wird. Von den 105 Standardpyxiden im Kerameikos sind 7 frühgeometrisch und 92 strenggeometrisch. Kübler bemerkte, daß die erhaltenen Gräber des Kerameikos keine getreue Widerspiegelung der ursprünglichen Zustände in der strenggeometrischen Periode sein können (Ker V V 158 ff.). A. M. Snodgrass, Archaeology and the Rise of the Greek State (1977) lOff. Es wird nicht immer gesehen, daß die Bevölkerungszunahme, die die gesteigerte Anzahl von Gräbern in der reifgeometrischen Zeit hervorbrachte, während der blühenden strenggeometrischen Periode II vor sich gegangen sein muß. Wertvolle Metallobjekte, die in Gräbern gewöhnlich bei Pyxiden lagen (z. B. 176. 185), wurden vielleicht bei der Aushebung der Erde für den Tumulus im späten 6. Jh. v. Chr. entfernt. Die geplante Publikation der übrigen Scherben aus dem Hügel, insbesondere der Kraterscherben, wird das Bild des Reichtums in Athen während der strenggeometrischen Periode II bestätigen. Die verstreuten, im vergangenen Jahrhundert angeblich in diesem Bereich gefundenen Pyxiden stammen nicht mit Sicherheit aus dem heutigen Grabungsgebiet. Einige kommen zweifellos aus den Gräbern, die 1873/74 außerhalb der Stadtmauern zwischen Heiligem Tor und Dipylon ausgegraben wurden (Prakt 1874, 17), andere wiederum stammen von der Plateia Eleftherias (die sog. Dipylon-Ausgrabung vom Jahr 1871 [ADelt 1872, 131. 135] und vielleicht auch aus der Grabung 1891 [AM 18, 1893, 73]).
4
Einleitung
Die Datierung der Gefäße basiert mehr oder weniger auf P. Kahanes stilistischer Einteilung in Früh-, Streng-, Reif- und Spätgeometrisch 11 , eine Terminologie, die der mehr abstrakten Bezeichnung Coldstreams vorgezogen wurde, weil sie sich leichter einprägt und gleichzeitig die Stilabfolge charakterisiert. Die berechtigten Einwände Coldstreams gegenüber der Methode von Kahane 12 , daß nämlich die Terminologie nicht auf außerattische Stilabfolgen übertragbar sei, spielen in unserem Falle keine Rolle, weil der Einfluß der attischen Pyxis außerhalb Attikas gering ist. Auch sind die Bezeichnungen Kahanes in unserem Zusammenhang vor allem bei der Bestimmung der Pferdepyxis hilfreich. Denn das Deckelpferd durchläuft eine klar erkennbare streng-, reif- und spätgeometrische Entwicklungsphase parallel zum Stil des Gefäßes, zu dem es gehört. Um die Verbindung mit der allgemein angenommenen Chronologie Coldstreams (II) zu erleichtern, habe ich die stilistischen Phasen von Kahane wie im folgenden leicht verändert (I). I Frühgeometrisch I (FG I) Frühgeometrisch II (FG II) Strenggeometrisch I (SG I) Strenggeometrisch II (SG II) Reifgeometrisch I (RG I) Reifgeometrisch II (RG II) Spätgeometrisch I (SpG I) Spätgeometrisch II (SpG II)
II = = = = = = = =
Early Geometrie I Early Geometrie II Middle Geometrie I Middle Geometrie II Late Geometrie Ia Late Geometrie Ib Late Geometrie IIa Late Geometrie IIb
Ohne die Hilfe zahlreicher Kollegen und Mitarbeiter wäre die vorliegende Publikation kaum zustande gekommen. Mein Dank gilt in erster Linie den jeweiligen Leitern der Kerameikos-Grabung, F. Willemsen und U. Knigge, die mir die Funde zugänglich machten und deren Veröffentlichung erlaubten. U. Knigge unterstützte mich überdies mit ständigem Rat bei der mehrfachen Umarbeitung des Manuskripts und den Vorbereitungen zum Druck. Dank schulde ich ferner P. Themelis und O. Alexandri, die mir unveröffentlichtes Material zugänglich machten, B. von Freytag für ihre stete Hilfsbereitschaft bei der Abfassung der schriftlichen Vorlage, R. H. W. Stichel für wichtige Auskünfte und F. Hölscher für die Übersetzung des Manuskripts vom Englischen ins Deutsche. A. Grünter übernahm dankenswerterweise die zeichnerischen Ergänzungen auf den Gefäßen, die von A. und J. Papagrigoriou, P. Rigas und teilweise von mir restauriert worden waren. Die Zeichnungen der Vasenprofile, der Pferde Abb. 10a —22a sowie Abb. 2 mit der Entwicklung der Pyxidentypen stammen von mir, zahlreiche Profilzeichnungen von L. Plinthidou und S. Barbatis, während J. Stinis die Vorlage zu Abb. 3 zeichnete. G. Hellner werden die fotografischen Aufnahmen verdankt. Folgende Archäologen haben mit Rat und Kritik geholfen: J.Bouzek, J. N. Coldstream, V. Desborough, K. Kilian, G. Kopeke und G. Smithson. Ihnen danke ich ebenso wie den vielen ungenannten Helfern in den griechischen Museen und Magazinen. Barbara Bohen
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P. Kahane, A J A 44, 1940, 4 6 4 - 4 8 2 . GGP 4. Zwischen Coldstream und meinen Zeitansätzen gibt es in einem Fall Differenzen: bei der Datierung des Isisgrabes, das Coldstream in den Anfang der Periode Mittelgeometrisch II, ich dagegen an das Ende der Periode Strenggeometrisch I datiere.
DIE PYXIS Name Das Wort „Pyxis" für die geschlossenen Deckelgefaße ist keine sehr alte Bezeichnung. Homer, der ausführlich andere Gegenstände beschreibt, nennt die Pyxis nicht13, und selbst für die klassischen Gefäße, die unter diesem Namen laufen, ist die Bezeichnung nicht gesichert14. Überliefert ist „Pyxis" zum ersten Mal aus römischer Zeit15. So sucht man auch in frühen Publikationen vergebens nach einer gemeinsamen Benennung des Gefäßes — seine unterschiedlichen Formen gingen unter verschiedenen Namen in die Berichte ein16. Obgleich es als sehr wahrscheinlich gelten kann, daß „Pyxis" in geometrischer Zeit nicht der Name für die im folgenden behandelten Gefäße war, wird hier doch die grundsätzliche Bezeichnung deswegen beibehalten, weil sie sich inzwischen in der Forschung eingebürgert hat und eine sichere Benennung bisher nicht gefunden werden konnte. Die Formvariationen der Deckelgefaße sind durch zusätzliche Namengebung berücksichtigt (s. u.: „Formtypen").
Verwendung Da die größte Anzahl der Pyxiden in Gräbern und das Gefäß nur ganz selten in Siedlungskontexten17 zutage gekommen ist, nahm man bisher an, daß die Pyxiden ausschließlich im Totenkult Verwendung fanden18. Hierfür sprechen außer dem Fundort auch bestimmte, mit der Totenwelt verbundene symbolische Tiere wie etwa Schlangen, die hin und wieder entweder gemalt waren (so z. B. auf dem Boden Werkstatt XI) oder als plastische Aufsätze die Pyxis schmücken (206). In der Tat legt die Menge speziell von „Standardpyxiden" (s. u.) die Annahme nahe, daß gerade die Pyxis dieses Typus in reifgeometrischer Zeit eine besondere Bedeutung im Totenkult bekam, daß sie vielleicht als Behälter für Speisen diente, die dem Toten mit ins Grab gegeben wurden19. Die Stelle, an die man die Pyxiden ins Grab gelegt hat, nämlich in Nähe des Kopfes 20 oder nahe der Hand des Toten21, 13
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Keiner der Behälter, die bei H o m e r erwähnt sind, kann mit der geometrischen „Pyxis" verbunden werden (Od. VI 76; O d . VIII 424; Ilias X V I I I 413; Ilias X X I V 228). G . R i c h t e r - M. Milne, Shapes and Names of Athenian Vases (1935) 20; M. Milne, A J A 43, 1939, 247ff.; S. Roberts, T h e Attic Pyxis (1978) 2f. Im 5. Jh. v. Chr. wurde die Pyxis „kylichnis" genannt. Pollux X 168. „Scatola": G . Hirschfeld, A d l 44, 1872, 12; „Terrine": A. Conze, ebenda 135; Poulsen berichtet, daß A. Brückner Pyxiden unter der Bezeichnung „Schalen" publiziert hat (nicht identifizierbar, F. Poulsen, Die Dipylongräber und die Dipylonvasen [1905] 110), diese könnten Standardpyxiden oder Fußschalen gewesen sein; E . L o r d Smithson (Hesperia 43, 1974, 381) erwähnt einen Fall, w o „ N a p f ausgestrichen und stattdessen „Büchse" geschrieben ist; in deutschen Publikationen wird die Bezeichnung „Büchse" noch gelegentlich der „Pyxis" vorgezogen (z. B. J . Fink, A A 1966, 483 ff.). Die einzige attische Siedlung, über die Informationen vorliegen, die Athener Agora, enthielt Pyxiden; allerdings niemals im reinen Siedlungskontext. Einige der fragmentierten Pyxiden, die unter dem Fußboden des einzigen geometrischen Gebäudes gefunden w u r d e n , stammen ursprünglich aus einem naheliegenden Grab (Hesperia 2, 1933, 542ff. besonders 544 u n d Hesperia 37, 1968, 79 mit A n m . 11); andere, aus Brunnen in der Agora, dürften ebenfalls aus Gräbern der U m g e b u n g gekommen sein (Hesperia 30, 1961, 106 Taf. 17,17. 18); das trifft auch zu f ü r unpublizierte Pyxidenfragmente aus der Siedlung Tiryns und aus einem Brunnen in Knossos (BSA 67, 1972, 84 Taf. 21,42). Sicheren Anhalt für den Gebrauch von Pyxiden in einer Siedlung gibt es dagegen in Kreta. Pyxiden wurden in Häusern von gut erhaltenen Siedlungen der „Dark Ages" gefunden: im subminoischen Karphi (M. Seiradaki, BSA 55, 1960, 18) und im geometrischen Vrokastro (E.Hall, Vrokastro [1914] 109 Taf.26, hier S. 18 mit Anm. 104); eine weitere Pyxis wurde kürzlich in einem Haus in Asine gefunden. E. Brann, Agora VIII 1; Ker. V 1, 27 f. Pyxiden aus Ton w u r d e n bisher als Nachbildungen v o n geflochtenen, im täglichen Leben verwendeten Körben angesehen (Agora VIII 14; H. T h o m p s o n , A J A 50, 1946, 286; ausführlicher besprochen von Verf. in A G P 62ff.). A. B r ü c k n e r - E . Pernice, A M 18, 1893, 142. Speisen in folgenden geometrischen Gräbern: Kerameikos 50. 79. 86. 89 (Ker. V 1, 24 Taf. 1 2 - 1 4 ) ; Plateia Eleftherias, Gräber 12. 13. 15 ( B r ü c k n e r - P e r n i c e a. O. 127. 128. 132. 141. 147 mit A n m . 2); Agora, Kindergrab (Hesperia 2, 1933, 552 — Ferkel) und Stiefel-Grab (Hesperia 21, 1952, 280f.). Manche Pyxiden sind innen gefirnißt, was gewöhnlich auf einen flüssigen Inhalt schließen läßt. 21 Young 88 Abb. 59. Young 78 Abb. 53; 95 Abb. 66.
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Die Pyxis
zeigt, daß der Inhalt der Pyxis als etwas Wesentliches für das Weiterleben nach dem Tode betrachtet wurde. In einem Grab im Tumulus von Kamilovrysi hatte man die Hand des Toten sogar so gelegt, daß sie in eine große Pferdepyxis hineinreichte22. Dem Totenkult dienten auch jene Pyxiden, die als Spendegefaße kenntlich sind. Die große Pferdepyxis 206 aus Grab 50 (Anhang I 59), die in der Mitte des Bodens ein kleines Loch zum Ausgießen der Spendeflüssigkeit besitzt, muß für den Zweck des Spendens gefertigt worden sein, da das Loch in ihrem Boden vor dem Brand gebohrt wurde23. Noch weitere Eigenarten beweisen ihre speziellen Anfertigungen für den Grabkult: die rohe, unfertige innere Seite des Deckels ist ein Zeichen dafür, daß das Gefäß nicht im täglichen Leben benutzt wurde, und die plastischen Schlangen auf dem Deckel verbinden es mit ähnlich geschmückten, nur für den Grabgebrauch hergestellten Gefäßen24. Während die Pyxis 206 das einzige Gefäß ist, das nachweislich eigens zum Spenden hergerichtet wurde, gibt es noch weitere Pyxiden (z. B. 70.96 Taf. 6,4; 10,11), in deren Boden man nachträglich ein Loch geschlagen hat25. Ein anderer Beleg für die Verwendung der Pyxis im Grabkult ist die Tatsache, daß Pyxiden in Brandgräbern fast ausschließlich in der Brandschüttung selbst vorkommen. Im Unterschied zu den unverbrannten Beigaben müssen sie daher auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sein. Ähnliches läßt sich für die Kanne feststellen26, und es liegt daher nahe, beide Gefäße mit dem Spenderitual am Scheiterhaufen in Verbindung zu bringen27. Dabei ist von Bedeutung, daß sich verbrannte und unverbrannte Scherben oft zu ein und demselben Gefäß zusammensetzen lassen (bei 138 Taf. 13,1): die Pyxis muß demnach zerschlagen gewesen sein, bevor sie verbrannt wurde; vielleicht erfolgte ihre Zerstörung durch das Hineinwerfen in das Feuer, wobei dann nur ein Teil der Scherben im Brand verblieb. Sind alle diese aufgeführten Besonderheiten Belege für den Gebrauch der Pyxis im Totenkult, so spricht doch auf der anderen Seite manches gegen die ausschließliche Verwendung des Gefäßes in diesem Bereich. Hier sind zunächst Beschädigungen der im Grab gefundenen Behälter anzuführen, auch Spuren von Gebrauch oder Reparaturen (129.190)28. Die Pyxiden können ihre Deckel verloren haben (135) oder mit einem ursprünglich nicht zugehörigen Deckel verbunden worden sein (s. Anm. 29). Manchmal finden sich augenfällig ältere Exemplare zusammen mit jüngeren in ein und demselben Grabzusammenhang, was wohl kaum anders zu erklären ist, als daß die älteren Gefäße vor ihrem Weg ins Grab einem anderen Verwendungszweck gedient haben29. Einen Hinweis auf den Gebrauch im täglichen Leben gibt uns in manchen Fällen der Inhalt der Pyxiden, der aus dem Befund allerdings lediglich erschlossen werden kann; Reste des Inhalts hat man so gut wie nie gefunden.
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ADelt 26, 1971, Chron. 217 Taf. 187f. Kübler, Ker. V 1, 27. Zum Spenderitual: R. Young, Hesperia 18, 1949, 282; Ilias XXIII 195ff. 2 1 8 - 2 1 . Kübler, ebenda. Zu Schlangen auf Gefäßen generell Evans, PM IV 1, 162ff. Kahane hielt die meisten in geometrischen Gräbern gefundenen Gefäße für Gebrauchsgefäße, mit Ausnahme einer Gattung von spätgeometrischen Vasen, die mit speziell auf die Bestattung bezogenen Themen geschmückt waren (P. Kahane, A J A 44, 1940, 464). Zu dieser Gattung kann man die Pyxis 206 rechnen, außerdem Truhen wie z. B. die von der Agora (Hesperia 37, 1968, 94—97 Taf. 24—27) oder auch sogenannte tops, nämlich Spitzpyxiden aus einem Stück und ohne Öffnung, die sicher nur als Symbol bei der Bestattung gedient haben (z. B. CVA München (3) Taf. 129,3. 4. 5; ADelt 17, 1961/62, Mel. Taf. 34). R. Young glaubte, daß einige der spätgeometrischen Pferdepyxiden zu groß für den praktischen Gebrauch waren und deswegen speziell für den Grabkult hergestellt worden waren (Young 83). Einen durchbrochenen Boden haben u. a. auch vier Trinkbecher aus den Gräbern 16 und 17 von der Plateia Eleftherias (Brückner—Pernice a. O. 132f. Anm. 7) und zwei Gefäße aus Tiryns (eine Pyxis, deren Inv. Nr. mir unbekannt ist, und ein Gefaßboden, Inv. 17186). Kübler, Ker. V 1, 26. Vgl. A. Pieridou's Meinung hinsichtlich der festen und flüssigen Opfer in kyprischen Kultgefäßen (RDAC 1971, 19). Sind bei Brandgräbern Beschädigungen vor der Bestattung nur schwer feststellbar, so läßt sich im Falle der Körperbestattung relativ sicher sagen, ob die Pyxis vor ihrer Benutzung im Grabkult bereits beschädigt war. z. B. zeigen beide Pferdepyxiden (Nr. 16. 17) aus dem ungestörten Grab Agora XVII (Young 84) Abnutzungsspuren, auch fehlt bei einer das ganze Gespann, bei der anderen ein Pferdekopf. In einer weiteren ungestörten Körperbestattung in Athen fehlt ebenfalls das Gespann auf der Pferdepyxis (Werkstatt IX 2). Auf dem Deckel von 190 sind Pferde oder ein anderer Aufsatz (vielleicht liegende Tiere?) antik abgerieben. Es gibt Beispiele von sorgfältigen Flickungen mit Dübeln oder Klammern: an 129 und den Pferdepyxiden VI 1. VII 14. VII 13. XII 3 und Heidelberg G 54 (CVA (3) Taf. 104f.). Die Pyxiden 132. 134. 156 sind am inneren Rand abgerieben. Die folgenden Pyxiden zeigen Abnützungserscheinungen, sind merklich älter als andere Vasen aus dem Kontext oder waren ohne Deckel ins Grab gelegt worden: 135 aus Grab VDAk 1; Agora P 5074 aus Grab XVII (Young 81 Abb. 54); Agora P 4781 aus Grab XVIII (Young 92 Abb. 60); Agora P 27634 hat einen Ersatzdeckel (Hesperia 37, 1968, 88 Nr. 6 Taf. 21); ohne Deckel (aus Marathon, Grab 5, Prakt 1939, 34 Taf. 3m). Kerameikos-Pyxiden mit Zeichen von starkem Gebrauch: 132. 134. 156. s. auch S. 39 mit Anm. 227.
Die Pyxis als Beigabe für beiderlei Geschlecht
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So zeigen die kleinen Kugel- oder Spitzpyxiden (20.41.52), beide Typen Hängegefäße, innen eine ausgefressene Oberfläche, die von Öl herrühren wird 30 . Diese beiden Formtypen könnten daher als Salbgefäße benutzt worden sein. Der Annahme, daß die kleinen „Standardpyxiden" demselben Zweck gedient haben, steht die Unversehrtheit der Innenseite des Gefäßes entgegen, ausgenommen die Pyxis 145, deren innerer Firnis ausgefressen ist, die dabei aber zu groß ist, um als gewöhnlicher Behälter für Salben gedient zu haben. Die Unterschiedlichkeit in der Größe der „Standardpyxiden" könnte überhaupt darauf hindeuten, daß verschiedene Dinge in den Gefäßen aufbewahrt wurden. In Gräbern von der Agora und in Marathon lagen Ringe und Fibeln in den Pyxiden 31 , und als ein solcher Schmuckbehälter könnte im täglichen Leben auch die Pyxis 151 benutzt worden sein: sie besitzt innen eine Trennwand, die durch die Mitte verläuft (Beil. 10). Aus dem Befund in Gräbern ist aber dennoch zu ersehen, daß die ursprüngliche oder aber generelle Aufgabe der Pyxis nicht die eines Schmuckbehälters war, denn im Grab lag der Schmuck zuweilen außerhalb der vorhandenen Pyxiden 32 .
Die Pyxis als Beigabe für beiderlei Geschlecht (s. Anhang I) Die geschlechtsspezifische Bestimmung der Pyxis war ebensooft Gegenstand der Forschung wie auch die anderer Gefäße, z. B. der Kratere und Amphoren. Während die Pyxis zuweilen als typische Beigabe für weibliche Tote galt 33 , hielt man andererseits die mit Pferden auf den Deckeln versehenen Gefäße nur in Männergräbern für möglich 34 . Diese Divergenzen haben ihre Ursachen nicht zuletzt darin, daß die Bestimmung des Geschlechts des Toten manchmal schwierig ist. Aus Mangel an anthropologischen Befunden gründet sich oft die Geschlechtsbestimmung des Toten in einem geometrischen Grab auf gewisse, allgemein überkommene Festsetzungen geschlechtsspezifischer Grabbeigaben: so nimmt man selbstverständlich an, daß Waffen ein Grab als Männergrab, dagegen Kämme, Ohrringe und Spinnwirteln es als Frauengrab kennzeichnen. Ebenso werden folgende Gefäßformen mit Frauengräbern verbunden: Kalathoi, Hydrien, handgemachte Krüge und Kochgeschirr 35 , dazu Nadeln und Fibeln, um das Gewand zusammenzuhalten 36 : allerdings begegnen letztere auch gelegentlich in Gräbern, die aus besonderen Gründen für männlich gehalten werden. Zwei weitere Kriterien zur Geschlechtsbestimmung sind einerseits der Typus der als Aschenbehälter dienenden Amphora, wobei Bauch- und Schulterhenkelamphoren, so nimmt man an, für Frauen, und Halsamphoren für Männer gewählt wurden 37 ; zum anderen die Kratere auf dem Grab, die, soweit bekannt, nur bei männlichen Begräbnissen Verwendung fanden 38 . Bei der Gesamtschau der im Anhang I aufgeführten Grabzusammenhänge, die auch die anthropologischen Befunde berücksichtigen 39 , kommt man hinsichtlich der Verteilung der Pyxiden auf Männer- und
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J. Frei, Panathenäische Preisamphoren, Ker. H e f t 2 (1973) 9; s. auch die submykenische Pyxis Inv. 2168 (Hesperia 30, 1961, Taf. 31). Agora, G r a b X V I I I (Young 87 Abb. 59.73); Marathon Grab 2 (Prakt 1939, 33 Taf. 3a); in der Pyxis v o m Grab X V I I der Agora lag vielleicht Schmuck (Young 77 Abb. 53) und ein Siegel wahrscheinlich in der Pyxis im Kerameikos Grab V D A k 1 (AM 89, 1974, 8 Nr. 22 Taf. 1 Abb. 3). 32 Grab V D A k 1 (B. v. Freytag gen. Löringhoff, A M 89, 1974, 6 Abb. 3; 20f. Nr. 4 4 - 46). Z u m Gebrauch der Pyxis in klassischer Zeit: Agora XII 173f.; Agora X I V 14; S. Roberts, T h e Attic Pyxis (1978) 2f.; T. Leslie Shear, Hesperia 2, 1933, 470; E. Brann, Hesperia 29, 1960, 412. 33 Young 18; P G P 107; C. Grunwald, Antiken aus dem akademischen Kunstmuseum Bonn (1969) 102f. 34 u. a. Ker. V 1, 26f.; G G 76; vgl. auch G . Krause, Untersuchungen zu den ältesten Nekropolen am Eridanos in Athen (1975) 11 f. 35 Hesperia 37, 1968, lOOf. E . L o r d Smithson hält auch die handgemachte eingeritzte Ware für eine typische Beigabe in Frauengräbern (Hesperia 30, 1961, 171 A n m . 17; s. auch Hesperia 37, 1968, 103ff.). 36 Ker. V 1, 23; A G P 109 Anm. 6. N u r selten wurden Nadeln in Männergräbern gefunden. 3' P G P 6; G G 26. 38 G G P 39 u n d 350; B J b 161, 1961, 108ff. Der Krater aus dem Tumulus v o n Kamilovrysi gehört auf G r u n d der Fundumstände wohl nicht zum Frauengrab unter dem Tumulus (ADelt 26, 1971, Chron. 215ff. Taf. 187f.). D e r Nachweis über das Geschlecht der Leiche wird ausführlicher in A G P 107 geführt und diskutiert. 39 F ü r die K n o c h e n f u n d e im Kerameikos s. E. Breitinger (Ker. I 257 ff.; Ker. V 1, 26.28), zusammengefaßt bei Krause a. O. A n m . 22 Taf. 1 7 . 2 2 - 2 4 . F ü r die Agora vgl. L. Angel, Hesperia Suppl. II (1939) 236ff.
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Die Pyxis
Frauengräber zu folgenden Ergebnissen: in protogeometrischer Zeit wurden Pyxiden zu etwa gleichem Anteil den Toten beiderlei Geschlechts beigegeben; in geometrischer Zeit finden sich Pyxiden auch weiterhin in männlichen Gräbern, doch stammen sie nun häufiger und in größerer Zahl aus Frauengräbern. In einigen protogeometrischen Gräbern ist das Geschlecht der Toten mit annähernder Sicherheit festgestellt worden: so wurden z. B. Pyxiden in zwei Kriegergräbern (Anhang I 10.13) zusammen mit Waffen und Pferdegeschirr und in vier Fällen zusammen mit Knochen gefunden, die als männlich bzw. weiblich zu bestimmen waren. In frühgeometrischer Zeit ist zwar das stützende Material der Skelette gering, doch ist z. B. ein um den Hals einer Amphora gedrehtes Schwert, das zusammen mit einer Pyxis in einem Grab von der Hag. Markosstraße (Anhang I 18) lag, ein deutlicher Hinweis darauf, daß hier ein männlicher Tote bestattet war; hingegen weisen die goldenen Ohrringe und die Nachbildung einer Truhe im Grab der Reichen Frau von der Agora (Anhang 117) mit zahlreichen Pyxiden den Toten als weiblich aus. In strenggeometrischer Zeit gibt es dann eine Reihe von Gräbern, die Pyxiden und andere Beigaben zusammen mit Skelettfragmenten beider Geschlechter enthielten. Unter ihnen ist Grab 13 im Kerameikos (Anhang I 32) mit zahlreichen Pyxiden, einer Nadel, einer handgemachten Kanne und einem Schwert ein Sonderfall 40 .
Die P f e r d e p y x i s Verwendung als Beigabe Als Pferdepyxis wird diejenige Pyxis bezeichnet, die plastische Tonpferde auf dem Deckel trägt. Bis auf eine Ausnahme (s. u.) ist ausschließlich der hier als „Standardpyxis" bezeichnete Formtyp mit solchen Pferden versehen. Erstaunlicherweise tritt die Pferdepyxis in Gräbern nicht nur vereinzelt, sondern häufig in größerer Zahl auf; es kommt sogar vor, daß bis zu acht Pyxiden einem Toten beigegeben wurden (Anhang I 60). Dabei schwankt die Anzahl der Pferde auf den Pyxiden dieses Grabes aus Anavyssos; hier gab es z. B. eine Pyxis mit einem Pferd, eine mit zwei und eine mit drei Pferden. Vom ausgegrabenen Material her zu urteilen, scheinen insgesamt die Pferdepyxiden als Grabbeigaben für Frauen bevorzugt worden zu sein. Schon die früheste Pferdepyxis (Abb. 9a.b) stammt aus dem frühgeometrischen Stiefelgrab von der Agora, einer Urnenbestattung in einer Schulterhenkelamphora, deren Knochen wahrscheinlich von einer Frau stammen 41 . Außerdem konnten mehrere reif- bis spätgeometrische Grabzusammenhänge mit Pferdepyxiden teilweise auch auf Grund der erhaltenen Skelettreste als Frauengräber identifiziert werden. Unter ihnen sind besonders wichtig: die Gräber XVII und XVIII von der Agora (Anhang I 56 und 61) mit drei Pferdepyxiden, Kochgeschirr, Kalathoi, Spinnwirtel und Schmuck und das Grab VDAk 1 vom Kerameikos (Anhang I 62) mit zwei bzw. drei Pferdepyxiden und Fibeln. Alle drei Gräber enthielten gut erhaltene Skelette von jungen Frauen. Ferner ist das strenggeometrische Urnengrab 89 vom Kerameikos (Anhang I 48) in einer Schulterhenkelamphora mit zwei Pferdepyxiden, Kochtopf, Fibel und Hydria wohl das einer Frau. Das Grab 1965 II aus Anavyssos (Anhang I 42) mit einer Bauchhenkelamphora als Urne, mit goldener Kette und anderem weiblichen Schmuck enthielt drei Pferdepyxiden; das Grab III aus Spata (Anhang I 64) mit Armreifen, goldener Halskette und einer Hydria (Kanne?) zwei Pferdepyxiden. Außerdem gibt es die reiche Körperbestattung einer Frau im Tumulus von Kamilovrysi (Böotien, Anhang I 58), die hier wegen der Ähnlichkeit des Grabinhalts mit gleichzeitigen Gräbern in Attika aufgeführt werden soll: außer zwei attisierenden Pferdepyxiden enthielt das Grab eine Halskette aus Glasperlen, mehrere Ringe, Fibeln und einen
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Gräber mit einer großen Anzahl von Pyxiden sind für gewöhnlich Frauengräber (s. Anhang I). Die Knochen aus Grab 13 wurden unabhängig von der Bestimmung der Beigaben als weiblich identifiziert (Ker. I 259; Ker. V 1, 26). R. Young, Hesperia 18, 1949, 284f. 290 Abb. 3, Knochen weiblich nach mündlicher Mitteilung von E. Smithson (s. auch GG 30). Wegen des Messers und Kantharos schlug Young zwei Tote, nämlich einen männlichen und eine weibliche, vor (Hesperia a. O. 282 mit Anm. 23). In der Zwischenzeit sind aber Messer und Kantharos auch in Gräbern mit weiblichen Knochen gefunden worden (s. Anhang I 59; Ker. V 1, 23).
Die Pferdepyxis
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ungewöhnlichen Armreif, der durch ein Spiralglied mit einem auf dem Finger getragenen Ring verbunden war. Das Skelett, so heißt es, sei das einer jungen Frau. Trotz all der Tatsachen, die dafür sprechen, daß die Pferdepyxis zumeist Beigabe in Frauengräbern war, hielt zuerst Kübler das Gefäß für eine typische Beigabe für männliche Tote42. Seine Ansicht basiert zum Teil auf dem Fundbestand von Grab 50 im Plattenbau des Kerameikos (Anhang I 59, hier Taf. 36,1), der reichen Bestattung eines Kindes von etwa sieben Jahren. Wegen einiger Gegenstände wie Messer, Goldband und zwei Tonpferden verstand er es als Grab eines Knaben. Das aber ist aus mancherlei Gründen anzuzweifeln: erstens kommen Messer und Goldband auch in Frauengräbern vor 43 , und zum anderen haben die Tonpferde (207.208), die Kübler für das Spielzeug eines Knaben gehalten hatte, ursprünglich auf einer Pyxis gestanden. Auch fanden sich unmittelbar neben dem toten Kind ein Tonkorb und ein Granatapfel 44 . Ein anderer Grund aber, der gegen die Annahme einer Knabenbestattung spricht, ist der große Reichtum der Beigaben: er erlaubt die Gruppierung des Grabes um die reichsten Gräber aus protogeometrischer und geometrischer Zeit, die in fast allen Fällen Gräber von Mädchen oder Frauen waren 45 . Doch auch die weiteren Belege für Küblers Deutung sind relativ gering: die einzigen als männlich identifizierten Knochen, die zusammen mit einer Pferdepyxis (215) gefunden wurden, stammen aus dem Umengrab 59 im Kerameikos (Anhang I 65) und damit aus einem recht problematischen Zusammenhang 46 . In mehreren Fällen sind Pferdepyxiden zusammen mit Halsamphoren gefunden worden (Anhang I 49. 50. 52 —54)47. Ein sicher männliches Grab, das Waffen und eine Pferdepyxis enthielt, kam in Knossos zutage, doch stehen noch nicht alle Details des Befundes zur Verfügung 48 . Zwei weitere attische Gräber mit Pferdepyxiden sind erst vor kurzem, allerdings mit wenig überzeugenden Gründen, als Männergräber bezeichnet worden: ein Grab in Anavyssos, weil es ein Messer enthielt 49 , und das Grab 0 von der Erechtheionstraße, von dem zunächst berichtet wurde, es enthalte das Skelett eines jungen Mädchens 50 . Auf Grund der großen Anzahl von beigegebenen Kännchen und der Vasendarstellungen, die Pferde mit einschließen, wird es inzwischen aber für das Grab eines Mannes gehalten 51 .
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Angesichts der weiblichen Knochen im Grab 89 mit drei Pferdepyxiden hielt Kübler es für möglich, daß die Pferdepyxis nicht nur auf Männergräber beschränkt war (Ker. V 1, 26 ff. mit Anm. 67). Messer in Frauengräbern: Kerameikos Gräber 12 und 49 (Ker. V 1,23); VDAk 1 (Anhang I 62); Agora, Stiefel-Grab (Anhang I 7). Goldbänder in weiblichen Gräbern: Plateia Eleftherias, Grab 1 (AM 18, 1893, 101.140); Anavyssos, Grab LI (Anhang I 43); Kamilovrysi (Anhang I 58); und vielleicht im Grab Diakou- und Anapafsis Str. (Anhang I 63), wo das Goldband um den Arm gelegt war; Kynosarges, Grab IX (Anhang I 45) mit Goldspiralen; Kynosarges, Grab 19 mit drei goldenen Fibeln (Anhang I 44); Goldband als Diadem im Frauengrab: M. Andronikos, Vergina (1969) 161.252 Abb. 88; ders., SIMA XIII (1964) 5. Vgl. die Granatäpfel auf den Gold-Ohrringen aus dem Grab der Reichen Frau in der Agora (Anhang I 17). Sollte es sich bei dem TonGranatapfel aus Grab 50 um ein Fruchtbarkeitssymbol handeln, so ist diese Grabbeigabe sinnvoller für ein weibliches als für ein männliches Kind. Die pferdetragende Amphora könnte das Spielzeug eines Kindes männlichen oder weiblichen Geschlechts gewesen sein. Eines dieser Pferde (Athen NM 14481, BSA 52, 1957, 15 Taf. 3) trägt auf seinem Rücken eine mit Streifen versehene Amphora von der Sorte, welche Smithson mit der Aufgabe der Frau, Wasser zu holen, in Zusammenhang gebracht hat (Hesperia 43, 1974, 335f.). AGP 121. s. auch Kerameikos, Grab 41 (Ker. V 1,235 f.), Kynosarges, Grab 19 (Anhang 141). Weiter entfernt sind die Frauengräber von Vergina mit ihrem reichen Bronze- und Goldschmuck, der sich stark abhebt von den Waffen und relativ geringen Beigaben in Männergräbern (M. Andronikos, Vergina [1969] 154). Die Pferdepyxis 215 aus Grab 59 in ihrem neuen restaurierten Zustand (Taf. 33,3 — 5) scheint nicht so späten Datums zu sein wie ursprünglich angenommen (s. GGP 86 Anm. 6) und ist sicherlich früher als die übrigen Gefäße aus Grab 59 (vgl. Ker. V 1, 253). Die Beschreibung der Bestattung und der Fund einiger weiterer Pyxis-Stücke unter dem Streufund-Material weisen auf einen gestörten Kontext hin. Da zwei Amphoren gefunden wurden, könnte es sich um zwei Bestattungen handeln, zu deren früherer die Pyxis gehörte. Halsamphoren sind gewöhnlich Aschenbehälter für männliche Beisetzungen (PGP 5f.). Dagegen wurden die folgenden in Frauengräbern gefunden: E. Lord Smithson, Hesperia 30, 1961, 151; vgl. auch C. Styrenius, Submycenaean Studies (1967) 99; Grab 28 vom Südabhang der Akropolis (ADelt 28, 1973, Mel. 27f. mit Fibeln und Webgewichten); Areopag, Grab AR 1 (Anhang I 22); Nea Ionia, Urnenbestattung I (Anhang I 1; s. hierzu auch Hesperia 37, 1968, 81 mit Anm. 19a); Kerameikos, Grab 19 mit Spinnwirtel und weiblichem Skelett (Ker. I 193); wahrscheinlich auch Frauenbestattungen sind im Kerameikos Grab 31 (Anhang I 53) mit Nadel und handgemachtem Topf und Grab 41 (Ker. IV 36.42) mit Spinnwirtel aus Ton. Halsamphora als Beigabe in weiblichen Gräbern: Kerameikos, Grab 12 (Ker. VI 217 Taf. 41); Grab VDAk 1 (Anhang I 62); Grab der Reichen Frau (Anhang I 17); F.leusis, Isis-Grab (Anhang I 41); Anavyssos, Grab II (Anhang I 42). Grab KMF, dazu demnächst J. N. Coldstream in OpAth. Nach mündlicher Mitteilung von P. Themelis. Grab © 2 (Prakt 1955, 41.43; Bruskari 10). Ungenügende Beweise für eine männliche Bestattung. Solche Kännchen lagen auch im weiblichen Isis-Grab in Eleusis (Anhang I 41). Da die Pferdepyxis häufiger in Frauen- als in Männergräbern gefunden wurde (s. Anhang I), ist ein Pferdebildnis kein Beweis für eine männliche Beisetzung. Fast alle reich ausgestatteten Beisetzungen wie z. B. Grab © 2 scheinen Frauengräber gewesen zu sein (s. Anm. 45).
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Die Pyxis
Verbreitung Die Pferdepyxis ist eine speziell attische Erscheinung; alle älteren Gefäße dieser Art, das einzige frühgeometrische Beispiel (Abb. 9a.b) eingeschlossen 52 , stammen aus Athen, und hier darf fast ohne Bedenken ihr Ursprung vermutet werden. Die meisten Pferdepyxiden wurden im Kerameikos und in den angrenzenden Gebieten gefunden. Dabei gehören die Exemplare aus dem Kerameikos (23 Beispiele, unter ihnen 19 ganz erhaltene Gefäße) überwiegend in strenggeometrische Zeit. In der frühen reifgeometrischen Epoche ist hingegen das Vorkommen im Kerameikos gering, es gibt lediglich ein nicht sehr reich ausgestattetes Grab (32) mit einer Pferdepyxis (199) und, neben wenigen Fragmenten, ein qualitätvolles Gefäß aus den Streufunden unter der Hagia Triada (193). Aus der fortgeschrittenen reifgeometrischen Zeit stammen fünf Pferdepyxiden, vier von ihnen fanden sich in den beiden reichsten Gräbern des Kerameikos, dem bereits erwähnten Grab 50 im Plattenbau unter der Hagia Triada (Anhang I 59 Abb. 1 Taf. 36,1) und in dem Frauengrab vor dem Dipylon VDAk 1 (210 Taf. 31). In dieser Zeit erreichte die Verbreitung der Pferdepyxis in anderen Gebieten Attikas ihren Höhepunkt. Aus Anavyssos stammen achtzehn Exemplare, mindestens fünf aus der Mesogia; eine Pyxis in Heidelberg 53 fand sich in Thorikos. Kein einziges Beispiel kommt aus Eleusis, ausgenommen ein Pferd aus spätstrenggeometrischer Zeit (Werkstatt VI 1). Die wenigen außerhalb Attikas zutage gekommenen Pferdepyxiden sind attischer Export (s. u. Anhang lila). Eine Ausnahme bildet lediglich eine Gruppe von Gefäßen, die in Böotien hergestellt wurde und deren Dekoration einen entweder attisierenden oder aber ausgeprägt böotischen Stil zeigt (Anhang III b) 54 . Diese Gruppe beweist erneut die starke Abhängigkeit böotischer Keramik von Athen.
Die Pferde auf der Pyxis 55 Pferde auf dem Deckel trägt bis auf das Gefäß Agora PI9240 (Abb. 9a.b) 56 nur der Pyxistypus, der hier „Standardpyxis" genannt ist. Dabei zeigen die frühesten Exemplare (in früh- und strenggeometrischer Zeit) lediglich ein singuläres Pferd; spätere, am Ende der strenggeometrischen und in der frühreifgeometrischen Phase, zwei und drei Pferde auf dem Deckel über einem knopfförmigen Knauf. Drei Pferde kommen am häufigsten vor; erst in reifgeometrischer Zeit wird die Dreizahl durch ein Gespann aus vier Pferden ersetzt. Die Pferde sind gewöhnlich gefirnißt bis auf die Köpfe und bestimmte, für Dekor ausgesparte Zonen. Augen, Maul und Nüstern können gemalt oder geritzt, die Haare von Mähne und Schweif durch kurze, parallele Striche bezeichnet sein. Einige Bestandteile des Dekors dürften rein ornamentale Bedeutung haben, wie z. B. der ausgesparte, mit Strichen versehene Streifen entlang des Rückgrats oder der Schmuck auf den Beinen mancher Pferde (Werkstatt V 2 Taf. 27). Zumeist aber scheint das Ornament das tatsächliche Pferdegeschirr wiederzugeben: so bezeichnen ein einfaches oder doppeltes Andreaskreuz auf der Gesichtsleiste, zwei Riemen entlang der Wangen und manchmal auch waagerechte Bänder über Stirn oder Nüstern (z.B. Werkstatt II 4 Taf. 23,3 — 6) gewiß das Zaumzeug; Riemen und Bänder um den Hals, Gurte um die Körpermitte (183 Taf. 21,1) weiteres Geschirr 57 . Runde oder rechteckige Flächen auf der Brust (rund: V 4; rechteckig: VII 2 und 192 Taf. 29), die bisweilen bis herab zu den Oberschenkeln reichen (IV 3), dürften ebenfalls Teile des Geschirrs von schmückender oder schützender Bedeutung 52 53 54
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Agora P 19240 aus dem Stiefel-Grab (Anhang I 7). Heidelberg G 54 (CVA [3] Taf. 104). Zum böotischen Stil s. A. Ruckert, Frühe Keramik Böotiens. 10. Beih A n t K (1976) 96 Taf. 21,3- 4; zum attisierenden Stil: Th. Spyropoulos, ADelt 26, 1971, Chron. 2 1 5 f f . Taf. 188d. e. Für eine umfassendere Betrachtung der Pferdepyxis s. AGP. s. Anm. 52. Zum Pferdegeschirr: J. Wiesner, Fahren und Reiten, Arch. Horn. I (1968) Kap. F 19; D. K . Hill, Hesperia 43, 1974, 441 ff.; E. Delebecque, Le cheval dans l'Uiade (1951) 45 ff.
Die Pferde auf der Pyxis
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wiedergeben. In der Kunst des Vorderen Orients wird eine solche Ausstattung oft als Schutz der Pferdebrust und der besonders verwundbaren Region um die Kehle gezeigt 58 . Daneben gibt es sog. Brandzeichen 59 , kleine, ausgesparte Kreise mit einem Stern, Kreuz oder Kreismuster darin entweder auf der Schulter (184) des Pferdes oder — häufiger — auf dem Hinterteil (Werkstatt V 4—6). Das gemalte Zaumzeug und Geschirr sind Beweise dafür, daß die Pferde auf den Pyxiden nicht einfache vereinzelte Tiere wiedergeben, sondern vielmehr Gespannpferde. Ein Detail, das dies belegt, begegnet zum ersten Mal bei Pferden aus der Werkstatt II: zwei oder drei ausgesparte Streifen um den unteren Teil des Halses geben die Riemen an, die das Pferd mit dem Joch verbanden. In anderen Werkstätten wie z. B. der Fisch-Werkstatt (X Abb. 18a) und der Agora-Werkstatt (XI Abb. 19a) befindet sich an dieser Stelle ein breiteres, geschmücktes Band, das weiter den Hals hinaufreicht; vielleicht ist dies das homerische Lepadnon, das demselben Zweck diente 60 . Eine Passage der Ilias zeigt deutlich, daß das Lepadnon um den Hals herumführte 61 , also auch die Mähne mit umschloß. Bei anderen Pferden gibt es ausgesparte Bänder und mit Dekor versehene Streifen um die Mitte des Körpers, die Gurtbänder bezeichnen sollen 62 . Da auch das Einzelpferd auf Pyxiden recht häufig dieselbe Art der Schirrung aufweist, stellt es wahrscheinlich ebenfalls ein Wagen- und nicht ein Reitpferd dar. Parallel dazu wird in der Vasenmalerei geometrischer Zeit das Einzelpferd gelegentlich mit einer Wagendeichsel oder mit einem Wagen gezeigt 63 , womit noch deutlicher wird, daß ein Gespann gemeint ist. Obwohl die übliche Zahl für Wagenpferde zwei betrug, tragen die Pyxiden meist drei oder vier Pferde. Ein Dreigespann war in der Realität einfach ein Gespann von zwei in der üblichen Weise an die Deichsel geschirrten Pferden, während das dritte Pferd relativ frei, als sog. Beipferd oder „Pareoros" 64 neben dem Gespann herlief: es besaß nur leichtes Zaumzeug und hatte daher eine größere Beweglichkeit als die Jochpferde, weil es selbst nicht mit dem Joch verbunden war. Bedeutet einerseits der Dekor der Pferde, daß es sich um Wagenpferde handelt, so besagt die Wiedergabe des Beipferdes andererseits, daß nicht ein einfaches Gespann, wie man es für die Reise oder auch bei der Ekphora verwendete, dargestellt war, sondern ein Renngespann. Denn das Beipferd hatte die Aufgabe, die schwerfälligeren Geschirrpferde rascher um die Wendemarke der Rennbahn herumzuleiten. Auf einer Pyxis in Athen (Werkstatt XIII 3 Taf. 39,1) mit d r e i Pferden ist das linke Pferd deutlich als Beipferd unterschieden: während die Geschirrpferde ruhig und auch mit den Köpfen nach vorne ausgerichtet stehen, hat das Beipferd einen lebhafteren, unabhängigen Stand, und der Kopf ist heftig zur Seite gewendet, um die erhöhte Manövrierfähigkeit anzudeuten. Von den Deichselpferden ist es durch einen größeren Abstand getrennt, einen Raum, den auf dem Deckel an dieser Stelle gemalte Linien füllen. Ähnlich stehen die Beipferde neben einem Zweigespann auf der Pyxis 212 und einer Pyxis aus Tiryns 65 . Das Gespann aus v i e r Pferden bestand aus zwei Jochpferden und einem Beipferd auf jeder Seite. Auf einer Anzahl von Pyxiden mit vier Pferden sind die Köpfe der beiden äußeren in ähnlicher Demonstration des freieren Status eines Beipferdes nach außen gedreht. Sind aber die Drei- und Viergespanne auf der Pyxis als Renngespanne aufzufassen, so liegt eine solche Interpretation auch für das Zweigespann und vielleicht sogar für das Einzelpferd nahe. Diese betonten Eigenarten der Pferde auf den Pyxiden besagen, daß, wie bereits erwähnt, die Tiere nicht einfach Pferde an sich darstellen sollen, sondern daß sie im Zusammenhang mit der ihnen H. Frankfort, The Art and Architecture of the Ancient Orient (1954) Taf. 84.87.88. Zu Brandzeichen: K. Braun, AM 85, 1970, 256ff. mit Abb. 13 Taf. 92. ® Wiesner a. O. (o. Anm. 57) 19. 106ff. 61 Ilias XVII 439f.; XIX 393. 62 Wiesner a. O. 19. 53. 65 Abb. 17d. 63 z. B. bei der Agora-Kanne P 4885 (Young 68ff.). 64 P. Vigneron, Le cheval dans l'antiquité Gréco-Romaine II (1968) Taf. 46 b; E. von Mercklin, Der Rennwagen in Griechenland (1909) 48; A J A 20, 1916, 406; Wiesner a. O. (Anm. 57) 99. 107. 65 Nauplia, Magazin 10518 (OpAth 13, 1980, 88 mit Anm. 14). Ich danke K. Kilian für die Erlaubnis zum Studium der Pyxis. 58
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Die Pyxis
zugewiesenen Aufgabe, nämlich der des Rennens, gedeutet werden müssen. Eine solche spezifische Aufgabe schließt aber einen chthonischen Charakter der Pferde auf Pyxiden, gegen den auch der Gebrauch mancher Pyxiden im täglichen Leben spricht (s.o.), aus. Zur Erklärung von Sinn und Aufgabe der Pyxis mit Pferden auf dem Deckel kann vielleicht das häufige Vorkommen des Gefäßes in Frauengräbern beitragen. Im Grab der Reichen Frau von der Agora bedeutet eine Truhe mit der Nachbildung von fünf Kornspeichern nach der Meinung von E. L. Smithson 66 , daß die Bestattete ein Mitglied der Familie aus dem Stand der Pentekosiomedimnoi, der höchsten Klasse des frühen Athens, war, welcher die Kornspeicher als Symbole des Reichtums aus dem Ertrag von Getreide mit ins Grab gegeben worden seien. Zwar ist von einer Klassenaufteilung in geometrischer Zeit nichts bekannt, doch könnte der Fund von der Agora auf eine solche hinweisen. Ist die Interpretation von Smithson richtig, so lassen sich vielleicht auch die Pferdepyxiden in ähnlicher Weise verstehen wie die Kornspeicher im Grab der Reichen Frau: als Symbole des aus dem Besitz von Pferden sich herleitenden Reichtums einer Anzahl von Bürgern, die sich vielleicht schon zu jener Zeit zur Ritterklasse zusammengeschlossen hatte. Ein solch repräsentatives Gefäß im Grab einer Frau könnte dann die Zugehörigkeit der Verstorbenen zu dieser Klasse und damit die Bedeutung der Toten versinnbildlichen67.
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Hesperia 37, 1968, 94ff. Taf. 24—27. Die Anzahl der Pferde auf den Pyxisdeckeln scheint nichts über die Stellung auszusagen, da in einem Fall Pyxiden mit einem bzw. zwei, bzw. drei Pferden auf dem Deckel in einer einzigen Bestattung gefunden wurden. Pferd als Symbol des Rittertums: F. Hangenfaß-Vuduroglu, Mensch und Pferd auf griechischen Grab- und Votivsteinen, Diss. München 1973; L. E. Roller, Funeral Games in Greek Literature, Art and Life, Diss. University of Pennsylvania 1977. Renngespanne sind manchmal mit Wettkämpfen zu Ehren des Toten verbunden: F. Hölscher, Die Bedeutung archaischer Tierkampfbilder (1972) 44ff. 56ff.
DIE FORMTYPEN UND IHRE ENTWICKLUNG (ABB. 2) DIE STAMNOS-PYXIS ( 1 - 1 9 ) Submykenisch — Frühprotogeometrisch (Abb. 2,1) Die frühesten Pyxiden im Kerameikos gehören zum Typus der Stamnos-Pyxis 68 , einem zylindrischen Gefäß mit zwei senkrechten Henkeln auf der Schulter. Die Form entstand im Laufe der späten Bronzezeit vielleicht auf Kreta, wo sie jedenfalls am weitesten verbreitet war 69 , und sie begegnet dann zunehmend in anderen Gebieten der Ägäis. Einzigartig ist das Vorkommen der Form in der Nekropole von Perati in Ost-Attika 70 ; nirgendwo fanden sich so viele Stamnos-Pyxiden auf engem Raum wie hier. Demgegenüber sind die Funde aus Athen dürftig. Nur drei Gefäße und einige Fragmente kamen auf der Akropolis 71 zutage, die Reste von vier weiteren Pyxiden im Kerameikos (1.2.3.4). In der späten Bronzezeit sind die Stamnos-Pyxiden gewöhnlich geradwandig mit deutlich abgesetzter Schulter und einem mäßig hohen Rand, über den ein niedriger zylindrischer Deckel gestülpt wird 72 . Recht oft, besonders auf dem Festland, ist das Gefäß von drei kurzen Beinen getragen 73 . Die Proportionen variieren beträchtlich: manche sind hochgestreckt und schlank, andere kurz und breit 74 . Die beiden frühesten Stamnos-Pyxiden im Kerameikos gehören der submykenischen Periode an. Die besser erhaltene und mit einer figürlichen Darstellung versehene Dreifußpyxis 1 aus Grab N 120 vor der Stadtmauer westlich vom Dipylon 75 zeigt eine leicht ausladende Gefäßwandung, die sich langsam nach unten verjüngt, zwei Rundhenkel auf einer schrägen Schulter, einen ungewöhnlich hohen, senkrechten Hals ohne Lippe und einen glockenförmigen Deckel (Taf. 1,1 Beil. 1,1 Abb. 3). Zu einer ähnlichen Pyxis gehört das Wandungsfragment 2, das die Ansätze eines Henkels bewahrt hat 76 . Parallelen für den glockenförmigen Deckel der Pyxis 1 finden sich nicht auf dem Festland, wohl aber auf Kreta 77 . Kretischer Einfluß macht sich überdies im Dekor dieser beiden sowie im Ornament der frühprotogeometrischen
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Die Betrachtung der kleineren, handgemachten Pyxiden ohne Bemalung (z. B. Inv. 491, Grab 77, Ker. I 74 Taf. 25) würde den Rahmen dieser Untersuchung sprengen. SM III A, ohne Henkel. Aus Gournia, Herakleion Mus.: A J A 42, 1938, 547f. Taf. 26,7. Die meisten sind SM III C oder noch später: MontAnt 12, 1902, 117 Abb. 46; E. J. Forsdyke, Catalogue of the Greek and Etruscan Vases in the British Museum I: Prehistoric Aegean Pottery (1925) 116 Nr. A 708 Taf. 9. Aus Kalamion Chanion: AAA 2, 1969, 365 Abb. 2; E. Hall, Vrokastro (1914) 126 Taf. 30. Aus der Nekropole von Erganos: A J A 5, 1901, 275 Taf. 6,4; BSA 60, 1965, 289 Abb. lOj Taf. 78a; BSA 55, 1960, 18 Taf. 7 a - c ; 8a. b; BSA 62, 1967, 350 Anm. 51 Taf. 90b. c; AEphem 1904, 35 Nr. 2 Taf. 3. Sp. Iakovides, riepomi III (1969) Taf. 13, 1203; 21, 561; 35, 1114; 68, 969; 100, 404; 115, 783. 787; 118, 809 usw. Von anderen Orten (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit) — Festland: Mykene, Ergon 1975, 94 Abb. 89; Tiryns, Tiryns VI (1973) Taf. 17,4; Asine, OpArch 3, 1944, 209 Abb. 3,16; Korakou, C. Biegen, Korakou (1921) 70 Abb. 101; Pylos, AEphem 1914, 108 Abb. 13; Theben, ADelt 3, 1917, 147 Abb. 109; Eutresis, H. Goldman, Excavations at Eutresis in Boeotia (1931) 189 Abb. 263,1. - Inseln: Aigina, Hesperia 8, 1939, 384 Anm. 94; Lefkandi, Euboia, ArchRep 1964/65, 19 Abb. 22; Melos, BSA 17, 1910/11, Taf. 12,73; Kalymnos, Forsdyke a. O. 189 Nr. A 1003 Taf. 15; Kos, ASAtene N. S. 27/28, 1965/66, 89 Abb. 67; 107 Abb. 87; 113 Abb. 94; 246 Abb. 271; 250 Abb. 276; 272 Abb. 310 (Dreifuß-Pyxis); Rhodos, ASAtene 6/7, 1923/24, 180 Abb. 105,29; 197 Abb. 119. A. F u r t w ä n g l e r - G . Loeschcke, Mykenische Vasen (1886) 11 Taf. 7,36; Forsdyke a. O. 173 Nr. A 952 Taf. 14. - Zypern: A. Pieridou, 'O jtponoyeranetpiKÒ; f>u6nò? èv Küitpcp (1973) 64 Taf. 6,8.9; P. Dikaios, Enkomi I l l a (1971) Taf. 226,11 (218); 227,23 (70). 24 (122); V. Karageorghis, Alaas, A Protogeometric Necropolis in Cyprus (1975) Taf. 32 H 1.2; 44 G 1 - 3 . Hesperia 2, 1933, 367 Abb. 39a; Furtwängler—Loeschcke a. O. 34 Taf. 16, 104f.; B. Graef— E. Langlotz, Die antiken Vasen von der Akropolis zu Athen ( 1 9 2 5 - 3 3 ) 16 f. Taf. 4, 161; Hesperia 8, 1939, 383 ff. Abb. 65 a - p . BSA 55, 1960, 27 Abb. 19,1.6; Iakovides a. O. Taf. 35 Nr. 1115; Taf. 100 Nr. 411; Hesperia 8, 1939, 384 Abb. 65. Andernorts wurden ähnliche Deckel zum Verschliessen von Amphoren benutzt: Inv. 420, Ker. I 20 Taf. 21; Iakovides a. O. Taf. 43 Nr. 1092. Einige wurden auch auf Kreta gefunden, s. A. Furumark, The Mycenaean Pottery, Analysis and Classification (1941) 43 f. Typus 99 mit Dreifuß, Typus 98 ohne Beine, und 45 Anm. 2. 3. 7. Eine Formenauswahl: BSA 55, 1960, 18 Abb. 12. Gefunden 1966. Ker. I 111. 128 Taf. 38 u. r. Aus Karphi: BSA 55, 1960, 26f. Abb. 19,3; aus Zakro: ArchRep 1978/79, 41 Abb. 54; vgl. A J A 5, 1901, 275 Taf. 6.
Abb. 2. Entwicklung der Pyxidentypen 1—3.9. Stamnos-Pyxis — 4. Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung 5. Spitzpyxis — 6.7.10.13. Standardpyxis — 8. Kugelpyxis mit eingezogenem Rand — 11.12. Pferdepyxis
Die Stamnos-Pyxis
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A b b . 3. 1. Bildfries mit .Kentaur'
Stamnos-Pyxiden 3 und 4 (s.u.) bemerkbar: alle haben die auf Kreta übliche Einteilung des Ornamentfelds in vertikale Streifen anstatt horizontaler Zonen, wie sie auf dem Festland bevorzugt werden 78 . Vor allem erinnern die senkrechten Streifen mit Schrägstrichen und Gittermuster auf der Pyxis 1 an den Dekor einiger Pyxiden aus dem subminoischen Karphi 79 . Außerdem verbindet ihre figürliche Darstellung die Pyxis 1 mit kretischer Eigenart; denn figürliche Motive sind — obgleich zu dieser Zeit auch auf dem Festland nicht ganz unbekannt 80 — besonders auf Kreta und Zypern beliebt 81 . Diese schematisch gezeichnete, offenbar dreibeinige Gestalt unter dem Henkel der Pyxis 1 trägt einen Baum über sich. Ist sie vielleicht ein Kentaur? Wie die Funde von Terrakotta-Kentauren in einem submykenischen Heiligtum auf Zypern beweisen 82 , muß der Kentaur zu dieser Zeit eine kultische Bedeutung gehabt haben, ebenso wie wohl auch der Baum, der am Ende der geometrischen Zeit zum ständigen Attribut des mythischen Kentauren geworden ist, in der frühen Periode der Pyxis 1 aber seine ursprüngliche Bedeutung als Fruchtbarkeitssymbol vielleicht noch bewahrt hat 83 . Mit ihrer figürlichen Darstellung fügt sich die Pyxis 1 der Ikonographie der kretischen Stamnos-Pyxiden ein, von denen etliche mit Kultsymbolen wie Baum, Vogel, Doppelaxt und Kulthörnern dekoriert sind 84 . Die Fundumstände in Karphi sprechen sogar dafür, daß die Stamnos-Pyxis im kretischen Kult als Opfergefaß verwendet wurde 85 . Auch andere Stamnos-Pyxiden aus Athen sind mit den kretischen in der Wahl ihrer Motive verbunden. Zwei der oben erwähnten drei Pyxiden von der Akropolis zeigen das Motiv des „Heiligen Efeu", das auch auf einem sehr schönen Gefäß des dichten Stils aus Phaistos erscheint, während auf der dritten Pyxis von der Akropolis das geläufige kretische Motiv des Baumes wiederkehrt 86 . Pyxis 2 zeigt eine 78
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z. B. aus Perati: Iakovides a. O. (o. Anm. 70) Taf. 21 Nr. 561; Taf. 68a Nr. 969; Taf. 118a Nr. 809; aus Asine: OpArch 3, 1944, 209 Abb. 3,16. BSA 55, 1960, Taf. 7a —c; die rechte in der 2. Reihe scheint im Stil verwandt zu sein. Ergon 1975, 94 Abb. 89; ArchRep 1964/65, 19 Abb. 22; AEphem 1914, 108 Abb. 13. AAA 2, 1969, 365 Abb. 2; BSA 55, 1960, 33f. Abb. 23; Doppelaxt zwischen Kulthörnern: ebenda 34 Abb. 24a 2; vgl. auch den Krater aus Muliana, AEphem 1904, 31 f. Taf. 3. Aus Zypern: Pieridou a. O. (o. Anm. 70) 64 Taf. 6,8.9. J.-C. Courtois in: F. A. Schaeffer, Alasia I (1971) 287-308 Abb. 119-127; s. auch zu Agia Irini: SCE II (1935) Taf. 227. Auf Kreta (KretChron 19, 1965, 50ff.) nicht allgemein als Kentaur anerkannt, s. BSA 65, 1970, 28. Nach den Enkomi-Alasia-Figuren sind die frühesten aegaeischen Kentauren die Terrakotten aus Lefkandi (BSA 65, 1970, 21 ff. Taf. 7 ff.) und ein gemalter Kentaur auf einer zyprischen Schale im Louvre Inv. AM 961 (CVA [14] Taf. 7,14; V. Karageorghis —J. des Cagniers, La céramique chypriote de style figure II. Illustration et description [1974] 141 Gruppe XIII 1 Abb. auf S. 141), beide nach 950 v. Chr. datiert. Der Kentaur im Louvre trägt das gewöhnliche Attribut des Kentauren, den Baum, den der Lefkandi-Kentaur vielleicht auch ehemals getragen hat (auf seiner Schulter sind Spuren erhalten). A. J. Evans, The Mycenaean Tree and Pillar Cult (1901) 4f.; M. Nilsson, The Minoan-Mycenaean Religion and its Survival in Greek Religion (1927. Neuaufl. 1950) 225 - 2 4 6 ; B. Dietrich, The Origins of Greek Religion (1974) 83. 91. Baum zwischen Kulthörnern: BSA 55, 1960, 33 Abb. 23; Doppelaxt zwischen Kulthörnern: ebenda 34 Abb. 24a 2; degenerierte Hörner (?): BSA 62, 1967, Taf. 90. BSA 55, 1960, 18. „Heiliger Efeu": O. Broneer, Hesperia 2, 1933, 367 Abb. 39a; Hesperia 8, 1939, 383ff. Abb. 66a; s. Furumark a. O. (o. Anm. 73) 271 Motiv 12,36 und aus Phaistos: MonAnt 12, 1902, 117 Abb. 46. Baum: Furtwängler- Loeschcke a. O. (o. Anm. 70) Taf. 16 Nr. 104.
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
vereinfachte Form der minoischen Palme 87 . Zwar lassen sich die Pyxiden 1 und 2 nicht durch einen Grabzusammenhang datieren, dafür weisen aber ihre typisch submykenische Technik, die degenerierte Art der Ornamente und die Formenverwandtschaft mit Pyxiden aus Perati in die Jahre von 1100 bis 105088. Mit größerer Zuversicht können zwei Stamnos-Pyxiden aus dem Kerameikos zeitlich festgelegt werden: die frühprotogeometrische Stamnos-Pyxis 3 aus Grab 1 (Taf. 1,2 Beil. 1,3)89 und die fragmentierte Pyxis 4 vom Hügel unter der Hagia Triada (Taf. 1,5 Beil. 1,2)90, die als einzige den Typus der Bronzezeit fortführen. Pyxis 3 kommt aus einem gut bestimmbaren Grabzusammenhang vom Anfang der protogeometrischen Zeit, ihr Dekor gehört in die Periode des „wild style" — von Desborough so genannt wegen der Kombination verschiedener Motive 91 . Beide Pyxiden sind von dem oben beschriebenen Typus hergeleitet, doch wurden sie in mehrfacher Hinsicht abgewandelt: die Gefäßwandung wölbt sich nun merklich, ein Vorgang, der allerdings schon bei manchen submykenischen Stamnos-Pyxiden erkennbar ist 92 ; der Kragenhals ist verkümmert und der dicke Rundhenkel auf jeder Seite durch einen Doppelwulsthenkel ersetzt. Diese beiden Pyxiden stehen als späteste auf drei Füßen. Deckel für die genannten Gefäße fanden sich unter den Kerameikos-Streufunden nicht 93 . Ein flacher Deckel (5 Taf. 40,4) muß zu einem anderen frühprotogeometrischen Pyxistypus ohne Kragenhals gehört haben, zu einer Form, die jedoch sonst in dieser Zeit nicht nachgewiesen ist. Das d e k o r a t i v e S y s t e m der frühprotogeometrischen Stamnos-Pyxiden ist im Prinzip noch hellgrundig, mit dreifacher Unterteilung der Ornamentfelder für jede Seite. Pyxis 3 (Taf. 1,2) hat in der Mitte ein schwarzgefirnißtes Feld mit mehreren ausgesparten Halbkreisen seitlich und unten, eingerahmt von schmaleren Feldern mit Gittermuster. Das Ornament der Mitte wird auf anderen Gefäßen desselben Grabes wiederholt, außerdem begegnet es auf einer submykenischen Stamnos-Pyxis aus Pylos 94 . Auf Pyxis 4 (Taf. 1,5) wechseln Felder mit Schachbrett und solche mit Gittermuster ab; auf der Schulter finden sich kräftige, nach unten gerichtete Dreiecke. Die Ornamente der Pyxis 3 sind klarer angeordnet als die auf der submykenischen Pyxis 1, außerdem sind sie, obgleich noch mit der Hand gezogen, schon rein geometrisch. Dennoch ist das Gefäß fast ein Anachronismus im Athen protogeometrischer Zeit, da die Form nun ausstirbt oder aber in der Folgezeit zu einem völlig andersartigen Gefäß umgewandelt wird, nämlich zu der spätprotogeometrischen Stamnos-Pyxis, die im folgenden behandelt wird.
Spätprotogeometrisch (Abb. 2, 2.3) Reifprotogeometrische Stamnos-Pyxiden sind nicht erhalten, und auch aus spätprotogeometrischer Zeit gibt es lediglich zehn Exemplare, eingeschlossen zwei Pyxiden des attischen Typus aus Tiryns (s.u.) 95 . Bis vor kurzem waren nur besonders kleine oder extrem große Pyxiden bekannt: so z. B. Miniaturgefäße wie die Pyxis 11 aus Grab 3 (Taf. 3,3) oder übergroße Formen wie die Pyxis 8 — ein Furumark a. O. 249 Abb. 39. Iakovides a. O. (o. Anm. 70) Taf. 35b Nr. 1114; Taf. 68a Nr. 969; Taf. 100a Nr. 404; Taf. 118a Nr. 809. 89 Inv. 533. 90 Inv. 4677. Es gibt auch eine Situla (Ker. I U l f . Abb. 10 Taf. 39 o. 1.), ein einzigartiges Gefäß mit quadratischer Mündung und einem nicht erhaltenen Henkel von Schulter zur Basis. Oraamentkreise auf der Basis sind mit dem Zirkel gezogen. «i PGP 3. 92 s. o. S. 13, auch die Proto-Bichrome Pyxis aus Alaas, Zypern (Karageorghis a. O. [o. Anm. 70] 67 Taf. 12 Nr. 16.56). Aufgrund der gemeinsamen Formen in beiden Regionen zu dieser Zeit (z. B. Askos, Pilger-Flasche, Ring-Vase, Flasche mit gerader Wandung) gab es derzeit eindeutig Kontakte zwischen Zypern und dem Festland, s. OpArch 3, 1944, 92; A. Snodgrass, The Dark Age of Greece (1971) 327; K. Nicolaou, Symposium on the Dark Ages in Greece (1977) 21 — 31. 93 Mit Ausnahme des Deckels auf Pyxis 1 (s. o. S. 13) und des Deckels, der zum Verschließen einer Amphora benutzt wurde: Ker. I Taf 21 Inv. 420. M. Seiradaki (BSA 55, 1960, 26) weist auf die geringe Anzahl der Deckel dieser Form in Karphi hin und vermutet, daß sie aus Holz bestanden. Eine andere Möglichkeit wäre, daß Kalathoi als Deckel verwandt wurden; Deckel später kretischer Pyxiden sind Kalathosförmig (vgl. J. Brock, Fortetsa [1957] Taf. 8 Nr. 134; Taf. 22 Nr. 343.345; Taf. 23 Nr. 350). Zum Kalathos im Gebrauch als Deckel: ebenda 64f. Nr. 691 [28]. 696 [31] Taf. 40,691. Einige unpublizierte Kalathoi aus dem Kerameikos weisen Gemeinsamkeiten mit Deckeln submykenischer Stamnos-Pyxiden auf: in der Mitte durchbohrt, vielleicht für eine Schnur. 94 AEphem 1914, 108 Abb. 13. Dieses Ornament könnte von einem degenerierten SM III C-Motiv abgeleitet sein, z. B. aus Karphi: BSA 55, 1960, 34 Abb. 24e oder aus Knossos: BSA 29, 1934, 263 Taf. 6 Nr. 11. 95 BCH 99, 1975, 615 Abb. 56. Die zweite, unpublizierte Pyxis: Inst. Neg. Athen 75/1338. Kretische Beispiele (z. B. Brock a. O. 36 Taf. 22 Nr. 343) scheinen mit attischer Produktion nicht eng verwandt. 87
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Die Stamnos-Pyxis
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Streufund aus dem Hügel unter der Hagia Triada —, eine Pyxis im Britischen Museum (Taf. 2,3) % sowie eine weitere in der Sammlung Goulandris 97 . Inzwischen gelang es, auch kleine (7.12.13) und mittelgroße (10) Stamnos-Pyxiden aus den Streufunden unter der Hagia Triada zusammenzufügen. Da jedoch keines dieser Gefäße mit einem Fuß verbunden werden kann, ist man zur Rekonstruktion der Form auf vollständig erhaltene Exemplare wie die Pyxiden 8 und 11 (Taf. 3,3) angewiesen, die wegen ihrer unterschiedlichen Größe bisher nicht in Verbindung zueinander gebracht worden sind. Ein Blick auf ihre Profile (Beil. 2,5 und 2,3) zeigt jedoch, daß sie sehr viel gemeinsam haben und daß das Miniaturgefäß 11 sogar als Kopie der größeren Pyxis 8 angesehen werden muß. Für die Verwendung vielleicht im Grab eines Kindes mag die große Form ebenso wie bei anderen Gefäßen aus Grab 3 verkleinert worden sein 98 . Die beiden Pyxiden 8 und 11 unterscheiden sich von ihren Vorgängern der späten Bronzezeit vor allem durch ihren eiförmigen Kontur und den Standring als Fuß; außerdem zeigen sie statt des Kragenhalses einen nach innen gezogenen Rand, der in fast horizontaler, leicht ansteigender Linie von der Schulter abbiegt. Dabei ist die Auflagefläche entweder flach wie bei der Pyxis 8 oder leicht konkav eingedrückt, um dem Deckel besseren Halt zu geben, wie bei den Pyxiden 11 und 12 (Taf. 3,2 Beil. 2,4). Dieser einfache, nach innen gezogene Auflagerand hat zweifellos den charakteristischen Rand der geometrischen Standardpyxis vorbereitet (s. u.). Die Form des Deckels muß aus einem einzigen erhaltenen Beispiel erschlossen werden, dem Deckel der Pyxis 11 (Beil. 2,3). Dieser hat die Form einer umgekehrten Schale mit gerader Wandung und abgeflachter Oberseite. Wirkliche Schalen oder Kalathoi" dienten womöglich zum Verschluß anderer Exemplare dieses Typus, wie vielleicht auch die gewölbten Deckel 14 und 15 (Beil. 2,2 und 5,2), die schwerlich zu dem spätprotogeometrischen Pyxistypus mit kugeligem Körper und nach außen schwingender Mündung (s.u.) gehören können. Denn während sich im Rand dieses letztgenannten Typus immer Löcher für eine Schnur finden, ist der Rand der Stamnos-Pyxis nie durchbohrt. Die Proportionen der Pyxiden 8 und 11 entsprechen denen der Stamnos-Pyxiden dieser Zeit: bei beiden sind Durchmesser und Höhe etwa gleich. Nur die Londoner Pyxis (Taf. 2,3; s. Anm. 96) weicht davon ab: dadurch, daß sie höher und weniger ausladend ist, hat sie die elegantesten Proportionen von allen. Der D e k o r der spätgeometrischen Pyxiden befindet sich auf beiden Gefaßseiten in der Henkelzone. Er besteht aus Feldern mit Schachbrett- und Gittermuster und einem Längsstreifen mit Rauten, der entweder in die Mitte oder neben einen der Henkel gesetzt ist. Gelegentlich ist auch die ausgesparte Zone zwischen den Henkelansätzen dekoriert: auf der Pyxis 11 (Taf. 3,3) füllt ein Vertikalstreifen mit zur Seite gerichteten schwarzgefirnißten Dreiecken den Raum zwischen den Ansätzen des einen Henkels aus, während Rauten den Raum zwischen den anderen Henkelansätzen besetzen. Geschachtelte Dreiecke befinden sich an gleicher Stelle auf der Londoner Pyxis. Der untere Teil der Pyxiden ist im allgemeinen schwarzgefirnißt, manchmal unterbrochen von Gruppen ausgesparter Streifen oder anderer Ornamente. Drei Beispiele unter den neuen Streufunden zeigen ein anderes Dekorationssystem: Pyxis 10 (Taf. 3,1) hat als einzige ein horizontales Band mit gefüllten Dreiecken in der Henkelzone statt der üblichen Einteilung in Felder; die Pyxiden 12 (Taf. 3,2) und 13 sind in der Henkelzone schwarzgefirnißt, dafür ist aber das Zentrum dieser Gefäße mit einer Zone aus schwarzen Dreiecken versehen, ähnlich wie auf den vielleicht gleichzeitigen Kugelpyxiden mit ausschwingender Mündung (s.u.). Obwohl die spätprotogeometrischen Stamnos-Pyxiden infolge der Unterschiede in der Größe und im dekorativen System kaum eine homogene Gruppe bilden, soll hier doch versucht werden, sie in eine relative Abfolge zu bringen. Nur drei von ihnen wurden in Grabzusammenhängen gefunden, die — unabhängig vom Stil der Gefäße — Aussagen über ihre Datierung machen können. Die früheste Pyxis aus einem Grab auf der Agora war Verschluß für eine Bauchhenkel-Amphora 100 . Dieses Gefäß zeigt statt 96 97 98 99
Brit. Mus. 1950, 2 - 2 8 . 3 ; PGP 112f. Taf. 13; AM 91, 1976, 18f. Taf. 4,5. Ch. Doumas, Benaki Museum, The N. P. Goulandris Collection of Early Cycladic Art (1968) 185 Abb. 36. Vgl. eine weitere Gruppe kleiner, für das Grab hergestellter Haushaltsgefaße: AM 18, 1893, 116. s. o. Anm. 93. Hesperia 2, 1933, 469; A J A 36, 1932, 386f. Abb. 5A; AA 1932, 117 Abb. 7.
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
der üblichen Henkel Ösen und gehört deshalb im strengen Sinn nicht zu den Stamnos-Pyxiden, doch sonst unterscheidet es sich nicht von einer Stamnos-Pyxis des attischen Typus aus einem spätprotogeometrischen Grab in Tiryns (Taf. 1,4; s.o. Anm. 95) und von der ähnlichen, fragmentarischen Pyxis 7 aus den Streufunden des Kerameikos (Taf. 1,3). Diese drei Pyxiden verbindet ein ovales Profil des Gefäßkörpers, ein hoher Standring und ein fast waagerechter Auflagerand. Stilistisch gehört auch die große Pyxis 8 (Beil. 2,5) durch ihren Umriß und den ähnlichen Auflagerand dazu; als nächste folgt die Pyxis 10 (Taf. 3,1 Beil. 2,6) mit gekehltem Auflagerand und einem Dekor, der mit einem spätprotogeometrischen Skyphos aus Grab 29 verglichen werden kann 101 . Die Pyxis 11 ist als späteste Pyxis aus einem Grabzusammenhang vielleicht schon frühgeometrisch; auch die Londoner Pyxis wird wohl so spät anzusetzen sein, dafür spricht der feine Stil ihres Dekors, der für eine der wichtigsten frühgeometrischen Werkstätten typisch ist (vgl. 63). Beide Pyxiden haben eine gerade aufsteigende Gefäßwandung, einen niedrigen Standring und den gekehlten Auflagerand. Es fragt sich nun, ob es irgendeine Verbindung zwischen der früheren Serie von Stamnos-Pyxiden und der der spätprotogeometrischen Zeit gibt. Desborough glaubte, daß die Pyxis 8 als Nachfolger der frühprotogeometrischen Pyxis 3 angesehen werden könnte und daß diese beiden zusammen mit der Londoner Pyxis (Taf. 2,3) eine Reihe bildeten 102 . Auf den ersten Blick scheint es schwierig, eine Verbindung zwischen der entschieden sub-bronzezeitlichen Pyxis 3 und den fein getöpferten und bemalten Gefäßen der späteren Zeit zu sehen. Jedoch kann zwischen beiden Richtungen fast ein Jahrhundert liegen, ein Zeitraum, in dem eine beträchtliche stilistische Entwicklung stattgefunden hat, vor allem der Wechsel von einem grundsätzlich hellgrundigen zu einem dunkelgrundigen Dekorationsschema. Darum ist fast zu erwarten, daß sich die späten Nachfahren eines Gefaßtypus der Bronzezeit von ihren Vorgängern so deutlich abheben. Die früheren Gefäße unterscheiden sich von den späteren auffällig durch ihren Kragenhals. Als Relikt dieses Details kann allenfalls der von der Schulter leicht ansteigende Rand der spätprotogeometrischen Gefäße angesehen werden (Beil. 2,4.6). Für den Dekor, der bei den späteren Gefäßen auf die obere Gefäßhälfte beschränkt ist, werden die früheren Motive sowie die Feldereinteilung weiterbenutzt. Die beiden Serien scheinen in der Tat verwandt, doch hofft man mit Desborough (Anm. 102), daß Bindeglieder zutage kommen werden, die es ermöglichen, die spätere Form mit größerer Zuversicht auf den Vorgänger der Bronzezeit zurückzuführen.
Geometrisch (Abb. 2, 9 Beil. 3) Die geometrische Stamnos-Pyxis war bereits andernorts Gegenstand einer kurzen Abhandlung 103 , daher dürfte im folgenden ein Überblick über sie genügen. Während die im vorigen Abschnitt verglichene Londoner Pyxis (Anm. 96) für einige Zeit die letzte attische Stamnos-Pyxis ist, werden Stamnos-Pyxiden auf Kreta und der Peloponnes auch weiterhin hergestellt 104 . Kleine Stamnos-Pyxiden in Korinth und in der Argolis scheinen zu gleicher Zeit in derselben Funktion verwendet worden zu sein wie die attische frühgeometrische Standardpyxis 105 . Erst am Ende der frühstrenggeometrischen Zeit taucht eine Stamnos-Pyxis attischer Herstellung wieder auf und zwar als Import in einem Grab der Nekropole von Fortetsa 106 . Dieses Gefäß, dessen Form typisch ist für die strenggeometrischen attischen Stamnos-Pyxiden, hat eine oben breit ausladende, sich ™ Inv. 905, Ker. IV 35 Taf. 22. 102 PGP 113 Taf. 13. 103 AM 91, 1976, 15ff. Taf. 3.4. 104 Ebenda 18ff. Kretische Stamnos-Pyxiden: PGP 242 (gleichzeitig mit dem Frühgeometrischem auf dem Festland?); Brock a. O. (o. Anm. 93) Taf. 23 Nr. 350; Taf. 77 Nr. 1440; BSA 31, 1930, 60f. Abb. 6 Nr. 10. Kretisch FG I: Hall a. O. (o. Anm. 69) 162 Abb. 98; 106 Abb. 60c. Die peloponnesischen FG-Pyxiden sind meist klein, die größte, aus Korinth, mißt 0,196 m (Corinth VII 1 [1943] 13 Nr. 37 Taf. 7); GGP 93 Taf. 16d. 105 z. B. BSA 50, 1955, Taf. 49b; P. Courbin, La céramique géométrique de l'Argolide. BEFAR 208 (1966) Taf. 78 Nr. C 839. ™ Brock a. O. 47 Taf. 31 Nr. 454.
Die Stamnos-Pyxis
19
zum Standring hin stark verjüngende Wandung. Die Henkel sind relativ hoch an der Schulter angesetzt und reichen über den eingezogenen Rand hinaus. Der Dekor besteht aus einem Mäanderfeld in der Henkelzone, darunter aus Gruppen ausgesparter Umlaufstreifen bei sonst schwarzgefirnißtem Gefäßkörper. Auch für die übrigen attischen Stamnos-Pyxiden geometrischer Zeit bleibt das Mäanderband, das hin und wieder von Metopen mit abstrakten oder figürlichen Motiven eingerahmt wird, der beherrschende Dekor 107 . Im Kerameikos ist der einzige Beitrag zur Kenntnis strenggeometrischer Stamnos-Pyxiden die Pyxis 18 (Taf. 2,4 Beil. 3), die jedoch alles andere als typisch für attische Gefäße dieser Form ist. In der Erstpublikation (Anm. 103) wurde sie als „Kraterpyxis" bezeichnet, da sie die Höhe eines kleinen Kraters hat. Zu ihr gehörte vielleicht ein hoher Kraterfuß, von dem ein Fragment erhalten ist. Solche hohen Füße sind nur noch bei drei anderen spätgeometrischen Pyxiden belegt, von denen lediglich eine attisch ist 108 . Auch wenn die Pyxis 18 mit einem niedrigen Fuß ergänzt würde, betrüge die Höhe des Gefäßkörpers alleine 47 —50 cm, die Gesamthöhe mit Deckel und Fuß aber ca. 90 cm, während die Pyxiden des Festlandes durchschnittlich nur ungefähr 30 cm hoch sind. Im Gegensatz zur üblichen Form attischer Stamnos-Pyxiden aus strenggeometrischer Zeit hat die Pyxis 18 Formeigenschaften, die sie mit den größtenteils aus Knossos stammenden, dickbauchigen PithosUrnen verbinden 109 : ihr Schwerpunkt liegt verhältnismäßig tief, wodurch das Gefäß eher eiförmig wird. Die Henkel aus je drei Wülsten setzen tief unten an, und die Umrisse von Deckel und Gefäß scheinen ineinander überzugehen. Das Ganze wird beherrscht von einem mächtigen Deckelknauf in Form eines Helmes. Der im Vergleich mit anderen Grabkrateren des Kerameikos 110 hervorragende Erhaltungszustand der Kraterpyxis 18 legt die Vermutung nahe, daß das Gefäß nicht auf einem Grab gestanden hat, sondern im Grab selbst verwendet worden war und zwar als Graburne, ebenso wie auch zwei weitere attische Pyxiden: eine im Akropolis-Museum 111 und eine andere, die am Anfang des 19. Jhs. „beim Dipylon" gefunden wurde, im Louvre 112 . Neue Funde attischer Keramik in Knossos zeigen, daß die Verbindung von Athen und Knossos nicht, wie früher angenommen wurde, durch kykladische Vermittlung stattgefunden hat, sondern daß ein direkter Kontakt bestanden haben muß 113 . Die Pyxis 18, die, obgleich attische Aschenurne, nicht eine in Attika übliche Form der Bauch- oder Henkelamphora hat, sondern den kretischen Typ einer Aschenurne wiedergibt, scheint ein Anzeichen dafür zu sein, daß attischer und kretischer Einfluß sich wechselseitig ablösten, wobei aber prinzipiell der Einfluß Athens auf Kreta überwog. Eine weitere Eigenart, die die attischen Stamnos-Pyxiden mit denen von Kreta (Knossos) verbindet, ist der plastische Deckelknauf 114 . Verbreitet ist vor allem der Knauf in Form eines anderen Gefässes wie z. B. einer Oinochoe auf der Pyxis im Louvre (Taf. 2,1) oder eines Skyphos auf einer Pyxis in der Agora 115 . Der Knauf der Pyxis 18 in Form eines Helmes ist bis jetzt einmalig in Griechenland; dafür gibt es ihn in dieser Zeit in Italien. Hier werden Tonhelme oder gelegentlich auch wirkliche Helme zum Verschließen von Urnen für Krieger verwendet 116 . Der Fund eines Miniatur-Getreidespeichers als Unpublizierte Pyxiden aus der Grabung in der Kriezis-Str.: Grab 40, ADelt 22, 1967, Chron. 95 Taf. 88; aus der Kalisperis-Str.: ADelt 11,1927, Parart. 2 f. Abb. 2a. Die Pyxis aus Tiryns (Tiryns I Taf. 19,5; Courbin a. O. Taf. 149) ist wahrscheinlich auch attisch. 108 s. A M 91, 1976, 17 Anm. 6. Die Form mit hohem Fuß ist besonders auf Kreta beliebt, s. Anm. 104. 109 Ebenda 21; Brock a. O. (o. Anm. 93) u. a. Taf. 30 Nr. 426.498.440.452.530.531. 1 , 0 Als Grabdenkmal verwandte Kratere sind naturgemäß wesentlich schlechter erhalten als Gefäße, die ins Grab gelegt wurden; im Kerameikos ist normalerweise nur der Fuß der Kratere intakt: Inv. 1187 Grab 42: Ker. V 1, 236ff. Taf. 18; Inv. 1247 Grab 23: ebenda 224 Taf. 18; Inv. 871 Grab 37: ebenda 233 Taf. 19; Inv. 283 Grab 30: ebenda 229 Taf. 19 und andere Einzelfunde: Inv. 1292: ebenda 58 Taf. 16; Inv. 1291.1293: ebenda Taf. 19. "1 ADelt 17, 1961/62, Mel. 86. 90 Taf. 34. m Inv. Nr. A 514, CVA Louvre (16) Taf. 3.4. 113 Die neuen Grabfunde aus Knossos (mündliche Mitteilung von J. N. Coldstream) enthalten eine Anzahl von Gefäßen mit Formen, die auch aus Attika bekannt sind. 1,4 Brock a. O. 89f. 92. 95. 118 Taf. 63 Nr. 988. 1047; Taf. 65 Nr. 941; Taf. 67 Nr. 956; Taf. 88 Nr. 1360 etc. 115 Pyxis im Louvre: s. o. Anm. 112. Pyxis Agora P 14818: Hesperia 29, 1960, 412f. Taf. 91. Vgl. auch den amphoraförmigen Knauf der Pyxis aus der Slg. Cesnola, New York Metr. Mus. 74.51.965: GGP 172 Taf. 35. 1 , 6 s. AM 91, 1976, 21 mit Anm. 34. 107
20
Die Formtypen und ihre Entwicklung
Deckelknauf (19 Taf. 2,2) bestätigt die von mir geäußerte Annahme117, daß der Knauf auf 18 keineswegs die Nachbildung eines Getreidespeichers sein kann. Beide Formen sind grundsätzlich voneinander unterschieden: der Neufund 19 zeigt eindeutig die Form eines Getreidespeichers mit geschwungenem Profil und plastischen Ringen am unteren Teil sowie eine Türöffnung im oberen Abschnitt; er ist überzogen mit schmalen Umlaufstreifen. Unter dem Knauf ist nur ein kleines Fragment seines Deckels erhalten, doch bis jetzt fand sich keine Spur einer großen, der Pyxis 18 ähnlichen Pyxis, zu der er gehört haben könnte. Zwei weitere, schlecht erhaltene Getreidespeicherknäufe befinden sich auf unpublizierten Pyxiden in den Museen von Patras und Marathon118. Die Blütezeit der Stamnos-Pyxiden ist die zweite Phase der strenggeometrischen Zeit. Ihr gehören die Pyxis 18 und zwei Pyxiden aus derselben Werkstatt an, die bereits erwähnten im Louvre (Anm. 112) und im Akropolis-Museum (Anm. 111). Danach verliert die Form an Bedeutung, obgleich es noch einzelne auffallende Stücke aus späteren Jahren gibt wie etwa eine Pyxis in München119 und die merkwürdige, provinziell anmutende Pyxis aus Trachones, südlich von Athen120. Die spätesten Pyxiden aus reifgeometrischer Zeit und später haben gewöhnlich doppelte Schleifenhenkel aus zwei Wülsten und einen Kragenhals anstatt des einwärts gezogenen Randes121. Neu belebt wird die Form allerdings in der folgenden protoattischen Periode, wo sie wieder monumentale Ausmaße annimmt122.
DIE KUGELPYXIS MIT AUSSCHWINGENDER MÜNDUNG ( 2 0 - 44 Abb. 2, 4) In protogeometrischer Zeit taucht neben der Stamnos-Pyxis eine weitere Pyxisform ohne Henkel auf, deren Charakteristika in einer nach außen schwingenden Mündung, einem fast kugeligen, leicht eiförmigen Gefäßkörper und einem Deckel mit Knauf bestehen123. Auflagerand und Deckel sind jeweils mit einem oder zwei gegenüberliegenden korrespondierenden Löchern für die Befestigungsschnur durchbohrt. Diese Pyxisform hat sehr unterschiedliche Ausmasse, es gibt kleine, mittlere und recht große Gefäße. Fast die Hälfte der Pyxiden — mehr als vierzig sind erhalten — stammt aus dem Kerameikos: sieben aus Gräbern und der meist fragmentierte Rest aus Streufunden im Hügel unter der Hagia Triada. Die Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung wird zuweilen hergeleitet von den früheren handgemachten und unbemalten, nur mit geritzten oder eingedrückten Mustern versehenen Pyxiden124, die im Prinzip dieselben Formcharakteristika aufweisen wie das auf der Töpferscheibe gedrehte Gefäß. Zwei Beispiele dieses frühen, submykenischen Typus fanden sich im Kerameikos: Inv. 491 und Inv. 2168125. Sie sind ebenfalls rundlich im Profil, mit abgesetzter Basis und einer nach außen schwingenden Mündung versehen, dazu mit einem Deckel, Knauf und Löchern für die Befestigungsschnur. In frühprotogeometrischer Zeit ist die Kugelpyxis vor allem auf Kreta verbreitet, wo sie den typischen kretischen hellgrundigen Dekor trägt126. Die früheste Kugelpyxis hingegen stammt aus Athen127. Der Pyxistypus fand in der spätprotogeometrischen Periode — einer Zeit regen Kontaktes im gesamten Ägäisraum — seine weiteste Verbreitung. Daß dabei auch bei außerattischen Pyxiden das Prinzip des 117 118
119 120 121 122 123
124 125
126 127
Ebenda 15 mit Anm. 2; 21. Kleine Modelle von Getreidespeichern scheinen nur in Attika üblich gewesen zu sein. Ein ebenso schlecht erhaltener, unpublizierter Knauf auf dem Deckel einer korinthischen Pyxis in Patras sollte wohl besser — wie der kugelrunde Knauf auf dem Deckel Inv. G 144 in Heidelberg (CVA [3] Taf. 127) — als ein Getreidespeicherknauf restauriert werden. Zur Bedeutung der Getreidespeicher vgl. Record of the Art Museum of Princeton University 28, 1969, 3ff. Beispiele: Hesperia 37, 1968, 9 2 - 9 6 mit Anm. 41; AM 90, 1975, 81 Taf. 22,5; E. Simon, Die Götter der Griechen (1969) 106 Abb. 98. Inv. 6234, CVA München (3) Taf. 105. s. AM 88, 1973, 22f. 34 Taf. 37 Nr. 303. P 8244, E. Lord Smithson, Hesperia 30, 1961, 106 Nr. I 19 Taf. 17. AA 1935, 408ff. Abb. 1 - 3 . Zur Form s. PGP 106ff.; V. R. d'A. Desborough in: Europa. Festschrift E. Grumach (1967) 75ff.; Ker. V 1, 45f.; C. Styrenius, Submycenaean Studies (1967) 1 0 6 - 8 ; Hesperia 30, 1961, 163f. Nr. 3 7 - 4 1 Taf. 26; Courbin a. O. (o. Anm. 105) 227. J . Bouzek, OpAth 9, 1969, 54. Inv. 491, Grab 77 (Ker. I 74 Taf. 25); Inv. 2168 aus Grab 113 (mit nach außen schwingender Mündung: Hesperia 30, 1961, 174f. Taf. 31) und die Pyxis mit abgesetzter Basis Agora P 14873: Ebenda Taf. 30 sowie das unpublizierte Frgt. Kerameikos Inv. 4712. BSA 6, 1899, 84f. Abb. 26; dieselbe Form mit Henkeln: Brock a. O. (o. Anm. 93) 17 Nr. 134 Taf. 8. Submykenisch. M. Bruskari, BSA 75, 1980, 13ff. Taf. 1 - 5 .
Die Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung
21
attischen Dekors — schwarzer Firnis und eine Ornamentzone im Zentrum des Gefäßes — gewahrt blieb, läßt die Entstehung des Typus in Attika als sicher erscheinen. Zusammen mit dem attischen Dekorationsschema verbinden die außerattischen Pyxiden Eigenarten des lokalen Elements. Auf Kreta beispielsweise, wo eine Anzahl ähnlicher Pyxiden mit dem typisch kretisch hellgrundigen Dekor gefunden worden sind, antworten einheimische Töpfer auf den Import des attischen Typus, indem sie die eigenen Pyxiden mit einem zwischen Kreta und Attika vermittelnden Dekorationsschema versehen: die Gefäße sind zur Hälfte dunkel, zur Hälfte hellgrundig 128 . Im Westen übernahm Korinth die Form der attischen Kugelpyxis und ihr beliebtestes Motiv in der Bauchzone, die gegeneinander gestellten schrägen Strichgruppen (Abb. 4, l) 1 2 9 . Doch hier in Korinth 130 und weiter südlich in der Argolis 131 begegnet, wie allerdings auch teilweise auf Kreta 132 , eine strengere Dekoration: die Bauchzone mit ausgesparten Umlaufstreifen. Eine Pyxis aus Thessalien bezeugt durch ihren Dekor den weit ausgedehnten Einfluß Attikas zu dieser Zeit 133 : auf ihrem Gefäßbauch erscheint in Verbindung mit einem typisch thessalischen Motiv wieder einmal eine Zone aus gegeneinander gestellten schrägen Strichgruppen. Wahrscheinlich spielte Euböa bei der so weit nördlich reichenden Verbreitung dieses Motivs eine Mittlerrolle, denn dort wurden Pyxiden hergestellt, die der thessalischen in der Form ähnlich sind. Außerdem kommt von Euböa überhaupt die größte Zahl außerattischer Kugelpyxiden mit ausschwingender Mündung 134 . Desborough hat die Kugelpyxiden in zwei Gruppen eingeteilt und dafür Kriterien des Fuß- und Körperprofils herangezogen: die Exemplare der ersten Gruppe haben einen eiförmigen Gefäßkörper und einen konischen Fuß, die der zweiten Gruppe sind kugelig und mit niedrigem Standring versehen 135 . Doch passen nicht alle Pyxiden in dieses Schema, weil sich sowohl kugelige als auch eher gestreckte Gefäßformen mit beiden Fußtypen verbunden finden. Da unter den Streufunden im Kerameikos aber keiner Pyxis ein Fuß angefügt werden konnte, obgleich sowohl Fragmente von konischen Füßen als auch von einfachen Standringen vorhanden sind, schien es mir sinnvoller, die Pyxiden nach der Form ihrer Mündung einzuteilen und danach die Ergänzung der Füße vorzuschlagen: Drei Mündungstypen lassen sich unterscheiden: Typus a: der Mündungsrand biegt von der Schulter in einem scharfen Knick fast horizontal nach außen um (z. B. 22.23.24 Beil. 4,1). Typus b: die Mündung zeigt ein Profil mit weichen Übergängen und schwingt leicht nach oben und außen (z.B. 27.40.41 Beil. 4,2; 5,10). Typus c: gleicht im Umriß dem Typus b, doch ist der kurze Hals im Innern verdickt, dazu springt der Rand horizontal in einem Knick vom Hals aus vor und bietet auf seiner Oberseite eine gerade und sichere Auflagefläche für den Deckel (z. B. 28.30—37.42 Beil. 4,3). Diesen Mündungstypen sind häufig, aber nicht notwendig, bestimmte Gefäß- und Fußformen verbunden, so z. B. zeigen Pyxiden mit konischem Fuß und einem eher ovalen Gefäßkörper wie 21 die drei Mündungstypen a, b und c. Pyxiden mit Standring, die sich wiederum in zwei Gruppen einteilen lassen, haben den Mündungstypus a und c. Die erste Gruppe, vertreten durch die Pyxis 24 (Beil. 4,1) mit einem Fuß, der nicht eigentlich als Ring gebildet, sondern auf seiner Unterseite konkav gewölbt ist, und mit einem kugeligen Körper, hat den Mündungstyp a. Die Pyxiden 22 und 23 mit der Mündung vom Typus a sollten mit einem solchen Fuß ergänzt werden. Die zweite Gruppe mit echtem Standring und leicht ovalem Körper besitzt eine Mündung vom Typus c. Dieser letzten Gruppe gehören die Kugel-Pyxiden
Brock a. O. 128 Taf. 78 Nr. 1470. Inv. Nr. C-68-52a. b. Hesperia 39, 1970, 19 Nr. 25 Taf. 9. 130 p G p 203 Taf. 29, A Nr. 8; C Nr. A 25. 131 Nauplia Mus. Inv. 15247. Tiryns VIII (1975) 27 Nr. 63 Taf. 33. 132 Brock a. O. 128 Nr. 1470 Taf. 78 und die Pyxis in Groningen (falls kretisch): Desborough a. O. (o. Anm. 123) 75f. Andere, unpublizierte Beispiele aus Tekke werden von J. N. Coldstream demnächst publiziert. 133 N. Verdeiis, O TtpcorayeconETpiKÖ; fuflnö; Tfl? ©CCToaXio? (1958) 39 Nr. 145 Taf. 13; ferner aus Kos: AA 1936, 180; JHS 65, 1945, Notes 102; aus Skyros: PGP 109. 134 Lefkandi I Taf. 220f. 135 V. R. d'A. Desborough, The Greek Dark Ages (1972) 154f. 128
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Abb. 4. Dekorschemata auf Kugelpyxiden mit ausschwingender Mündung
Die Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung
23
35.36.42 (Beil. 4,3) aus altem Bestand an, und von den Neufunden könnten die Pyxiden 30—34 auf Grund von Form und Mündung einen solchen echten Standring besessen haben. Außen sind die Pyxiden mit dem metallisch glänzenden schwarzen Firnis überzogen, wie er für die spätprotogeometrische Zeit typisch ist; ausgespart wird nur eine Ornamentzone anstelle der weitesten Ausdehnung des Gefaßkörpers oder unmittelbar darüber. Bei den frühesten Gefäßen gibt es nur ein einziges Ornamentband, das von ausgesparten Streifen begleitet wird, später dann verteilen sich bis zu drei Streifen auf einer Pyxis: einem Hauptstreifen sind zwei andere untergeordnet. Das häufigste Motiv — gegeneinander gestellte schräge Strichgruppen (Abb. 4,1) — findet sich auf zwölf Pyxiden aus dem Kerameikos. Eine Abwandlung dieses Dekors zeigt die Pyxis 32 durch eine zweite Reihe von Schrägstrichen in gegensätzlicher Richtung, die unmittelbar auf der unteren Reihe liegt und dadurch ein gegittertes Parallelogramm abgibt (Taf. 3,12 Abb. 4,3). Dieses Motiv ist in Attika auf der Kugel-Pyxis neu, ebenso das Ornamentband mit kurzen senkrechten Strichen (33 Taf. 3,4 Abb. 4,9) sowie das Band mit vier ausgesparten Streifen (22 Taf. 3,10 Abb. 4,7), das schon früher auf Gefäßen korinthischer Herstellung begegnet 136 . Die Pyxis 22 mit ihrem lederfarbenen Ton wird zwar nicht korinthisch, aber doch wohl Import sein, da ihr der übliche glänzende attische Firnis fehlt und sie den weniger gebräuchlichen Mündungstypus a aufweist. Andere Motive für die Ornamentstreifen sind: Dreieckband (41 Taf. 3,5 Abb. 4,12), senkrechte Striche, die mit Schachbrettfeldern abwechseln (21) und — nicht aus dem Kerameikos — Zone mit Schachbrett (Abb. 4,5) 137 , Gruppen senkrechter Striche seitlich eines Stundenglases (Abb. 4,8) 138 , große Dreiecke (Abb. 4,4)139, parallele Schrägstriche (Abb. 4,10)140, Zickzackreihen (Abb. 4,11)141, Mäander der üblichen Ausprägung 142 und Zinnenmäander 143 . Beim Ornamentstreifen mit gegeneinandergestellten schrägen Strichgruppen ist es am Anfang oder am Ende des Ornaments oft so, daß sich die Gruppen nicht treffen oder daß sie gerade hier in derselben Richtung verlaufen und auf diese Weise zur Bildung eines trapezförmigen Feldes oder eines Parallelogramms führen; dieses wird, der Laune des Malers entsprechend, mit einem Ornament gefüllt: entweder mit einer „Säule" aus vier Dreiecken (29 Taf. 3,11 Abb. 4,18), einem Parallelogramm mit senkrechtem Zickzack (36 Abb. 4,15) oder zwei Reihen von Dreiecken (35 Abb. 4,13). Diese „brooches" 144 tragen dazu bei, die leichte Eintönigkeit der gegeneinandergestellten schrägen Strichgruppen aufzulockern. Eine große Kugelpyxis (42 Beil. 4,3) hebt sich von den übrigen sowohl durch ihre Größe als auch durch ihren Dekor ab: das Ornament besteht aus einer Metopenzone, in der Gräten- und Schachbrettmuster miteinander abwechseln (Abb. 4,20); zwischen ihnen liegen längliche Felder mit Zinnenmäander, der mit Zickzack- und Grätenmuster gefüllt ist 145 . Der Deckelknauf hat die Form einer Kugelpyxis (Beil. 4,3). Das Profil des Gefaßkörpers ist mit einer noch größeren Pyxis aus dem Stiefelgrab der Agora zu vergleichen, deren Deckel allerdings ein Pferd oder einen anderen Vierfüßler als Griff getragen hat 146 . Beide Pyxiden sind mit dem gleichen Ornament, einem seltenen Zinnenmäander mit Grätenmuster als Füllung, geschmückt und wurden sehr wahrscheinlich in derselben Werkstatt, wenn nicht sogar von derselben Hand hergestellt. In Analogie zur Entwicklung der Skyphosform sollte man erwarten, daß die Kugelpyxiden mit konischem Fuß früher sind als die mit Standring, doch weisen die Befunde nur einen geringen chronologi13i
s. o. Anm. 129. Hesperia 21, 1952, 108 Taf. 27; ADelt 19, 1964, Chron. 54f. Taf. 50a; ADelt 22, 1967, Chron. 110 Taf. 96? r.; die unpublizierte Pyxis der Slg. Empedokles Inv. 18456. 138 Aus Menidi (Attika) in Heidelberg, Inv. G 52: CVA (3) Taf. 103,7. » ' Hesperia 30, 1961, 165 Nr. 40 Taf. 26. Agora P 386, unpubliziert. 141 Inv. B 218. K. Deppert, Frühe griechische Vasen in Frankfurt am Main. Städt. Museum für Vor- und Frühgeschichte (1966) 6 mit Abb. Agora P 6683, unpubliziert. 142 Agora P 20182 aus Grab D 16: 4 (Hesperia 21, 1952, 292 Nr. 21 Taf. 74c.). 143 Agora P 19240 aus Grab D 16: 2 (Hesperia 18, 1949, 290 Taf. 67). 144 s. E. Lord Smithson, Hesperia 30, 1961, 164 unter Nr. 39. 145 s. N. Himmelmann-Wildschütz, MarbWPr 1962, 27 Abb. 29. 146 s. o. Anm. 143.
137
24
Die Formtypen und ihre Entwicklung
sehen Unterschied zwischen den beiden Fußformen auf: so stammen eines der frühesten Gefäße, eine Kugelpyxis mit Kegelfuß und Dekor aus großen Dreiecken, und zwei Pyxiden, die einen fortgeschrittenen Eindruck machen, aus ein und demselben Grab in Nea Ionia bei Athen 147 . Sicher scheint nur, daß Pyxiden mit konischem bzw. kegelförmigem Fuß und Mündungen des Typus a und b auf die spätprotogeometrische Zeit beschränkt sind, während solche mit Standring und einer Mündung des Typus c entweder dieser oder der folgenden Periode angehören können. Der größte Teil der Pyxiden aus dem Kerameikos läßt sich durch seinen Dekor in die frühere Zeit datieren: ihre gegeneinander gestellten schrägen Strichgruppen sind das beliebteste Motiv auf der Kugelpyxis spätprotogeometrischer Zeit. Zwar wird die Kugel-Pyxis mit ausschwingender Mündung gewöhnlich als typisch spätprotogeometrische Form angesehen, doch gibt es Hinweise darauf, daß sie bis zum Ende der frühgeometrischen Zeit fortbestanden hat. Ein einziges Beispiel der ersten Phase frühgeometrischer Zeit (FG I), die Pyxis 42, kommt aus Grab 1 des Kerameikos, dazu ist die Pyxis 41, aus den Streufunden mit einem Dreieckband um den Gefäßbauch (Taf. 3, 5), vielleicht ebenso spät zu datieren. Andere Pyxiden dieses Typus stammen aus zwei Gräbern der Agora, dem Stiefelgrab und dem Kriegergrab 148 . Typisch für diese späten Pyxiden sind die gestreckteren Proportionen, ein kurzer Hals und die Mündung des Typus c sowie ein flacherer Standring. Der Deckel ist gewöhnlich kegelförmig mit einem Knauf in Form eines Doppelkegels oder einer Kugel-Pyxis. Das Motiv der gegeneinandergestellten schrägen Strichgruppen ist jetzt durch Mäander und Schachbrett verdrängt. Zwar wurde bis jetzt keine Kugel-Pyxis mit ausschwingender Mündung in einem attischen Grabzusammenhang der zweiten frühgeometrischen Phase (FG II) gefunden, doch zeigen die spätesten Pyxiden dieser Form in ihrem Dekor Motive, die in Attika nicht vor dem Ende der frühgeometrischen Zeit begegnen: auf einer Pyxis in Frankfurt 149 gibt es eine Zone mit übereinandergestelltem Zickzack (Abb. 4,6), auf einer weiteren Pyxis in Heidelberg steht ein Stundenglas zwischen senkrechten Strichen (Abb. 4,8) 15°. Außerdem fügen sich die gedrungenen Proportionen der Pyxis in Heidelberg, die bisher gewiß die späteste Pyxis dieses Typus aus Attika ist, dem Rahmen einer allgemeinen Formentwicklung am Ende der frühgeometrischen Periode ein, einer Entwicklung, die auch an anderen Gefäßformen abzulesen ist 151 . Die lediglich durch einige Hals- und Wandungsfragmente bezeugte späteste Kugel-Pyxis mit ausschwingender Mündung im Kerameikos (43 Taf. 3,9 Beil. 5,1) stammt wahrscheinlich nicht aus Attika, sondern aus Euböa, wo die Form eine längere Lebensdauer als in Attika hatte. Derselbe Typus wurde nämlich dort in einem Grab zusammen mit einer „Standardpyxis" aus der frühen strenggeometrischen Zeit gefunden (FG I) 152 .
DIE SPITZPYXIS ( 4 5 - 5 7 Abb. 2,5) Da die Spitzpyxis schon andernorts behandelt worden ist, soll sie hier nur kurz betrachtet werden 153 . Sie gehört zu den elegantesten geometrischen Vasenformen: ihr ovales Profil verjüngt sich nach unten zu einer Spitze, die zuweilen mit einer Art Knauf abschließt. Mit der „Standardpyxis" (s.u.) ist sie durch den nach innen gerichteten konkaven Auflagerand, den niedrigen Deckel mit konischem Knauf und die Löcher für die Aufhängeschnur verbunden. Ihr Dekor ist der bunteste aller Pyxiden: der gesamte Gefaßkörper ist mit einer Vielfalt verschiedener Ornamentzonen bedeckt: Zinnenmäander (45 Taf. 4,6), einfacher Mäander (46—50 Taf. 4, 8.9.11 —13)154, gegenständige, versetzte Dreiecke mit Punkten in den 147 150 ,51 152
153 154
148 s. o. Anrn. 142 und 143. 149 s. o. Anm. 141. Smithson a. O. 164f. Nr. 3 8 - 4 0 Taf. 26. s. o. Anm. 138; G G P 18 (FG II); ein früheres Beispiel in rechteckigem Feld auf einem argivischen Skyphos: BSA 50, 1955, Taf. 48e. s. S. 29. Lefkandi 1 Taf. 224. Zur weiteren Entwicklung der Form in Korinrh: D. Callipolitis-Feytmans, Origine de la pyxis convexe et sans anses a Corinthe, AEphem 1973, Mel. l f f . mit Taf. 1 - 3 . Ker. V 1, 54; zahlreiche Spitzpyxiden stammen aus dem Grab der Reichen Frau (E. Lord Smithson, Hesperia 37, 1968, 87 f.). D. Burr, Hesperia 2, 1933, 558 Abb. 16 und 46; Hesperia 37, 1968, 89 Nr. 11 Taf. 22; Mäander mit wechselnder Richtung ebenda 89f. Nr. 12 Taf. 22; aus einer Gruppe in Berlin und München: A M 43, 1918, 51 ff. Taf. 1,6; CVA München (3) Taf. 129,2.
Die Spitzpyxis
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Zwickeln (48 Taf. 4,8), Rauten (52.53 Taf. 4,1.2.7) 1 5 5 , Zickzackbänder gegeneinander gestellte schräge Strichgruppen 156 und Schachbrett 157 . Die Deckel sind schwarz gefirnißt bis auf zwei oder drei ausgesparte Reifen (56 Taf. 4,3.4). Kübler vermutete auf Grund des damaligen Befundes, daß als einzige Spitzpyxis im Kerameikos nur die aus Grab 13 ans Licht gekommen war 1 5 8 . Nun zeigen aber die Reste von weiteren etwa vierzehn Exemplaren, daß diese Pyxisform im Kerameikos keineswegs so selten ist, wie Kübler geglaubt hatte 159 . Andere Pyxiden gleicher Form stammen von der Agora und von Zufallsfunden in Athen, dazu zählen die attischen Gruppen in Berlin — München und Toronto 1 6 0 . Doch ist die Form nicht auf Attika beschränkt; sie kommt außerdem in der Argolis, in Korinth und in Böotien vor 1 6 1 . Die Formentwicklung der Spitzpyxis im Beginn der frühgeometrischen Zeit (FG I) ist auf Grund nur eines einzigen ganz erhaltenen Gefäßes, einer Pyxis aus dem Stiefelgrab der Agora 1 6 2 , schwer zu fassen. Es scheint, daß dieses Exemplar mit eiförmigem gedrungenen Umriß die frühe Form repräsentiert. Gleichzeitig mag das kleine Fragment (45 Taf. 4,6) aus dem Kerameikos sein, das durch seinen Dekor — einen umlaufenden Zinnenmäander — datiert ist. In der folgenden zweiten frühgeometrischen Stilphase (FG II) bekommt die Spitzpyxis eine besondere Bedeutung. In großer Anzahl findet sie sich als Beigabe in Gräbern, so z. B. im Grab der Reichen Frau von der Agora 1 6 3 . Auch die gleichzeitigen Gruppen in Toronto und Berlin—München mit zahlreichen Spitzpyxiden scheinen aus Grabzusammenhängen zu stammen 164 . Die Spitzpyxiden des Kerameikos gehören ebenfalls durchweg in diese Zeit, obgleich für ihre Datierung nicht sicher ein Grabzusammenhang herangezogen werden kann. Die Ähnlichkeit in Form und Dekor jedoch der fünf Pyxiden 46—50 (Taf. 4 , 8 — 11.13) scheint allerdings auf einen einzigen Hersteller und vielleicht gar auf einen gemeinsamen Grabzusammenhang zu weisen. Alle fünf Gefäße haben den bereits aus dem Beginn der frühgeometrischen Zeit bekannten eiförmigen gedrungenen Umriß, sie lassen sich aber auf Grund ihres Ornaments in spätere Zeit datieren. Die Höhe der Pyxiden beträgt durchschnittlich etwa 12,5 cm, ihre ausladende Wandung verjüngt sich rasch zur unteren Spitze. Der Dekor besteht aus einer Hauptzone mit langgliedrigem, niedrigen Mäander, der in eine Richtung gestrichelt und ohne Kammpinsel ausgeführt ist, dazu in Nebenzonen mit Zickzack- und Dreieckbändern. Vielleicht stammt auch die ähnlich verzierte Kugelpyxis 65 (Taf. 5, 7) aus demselben Grabzusammenhang wie die genannten Spitzpyxiden. Drei weitere frühgeometrische Spitzpyxiden wurden wahrscheinlich ebenfalls in derselben Werkstatt hergestellt wie die oben genannten Gefäße: eine Pyxis in Reading 165 , eine weitere in der frühgeometrischen Gruppe Berlin —München 166 und ein Exemplar aus einem strenggeometrischen Grab von der Hadrianstraße 167 . Ein Überbleibsel aus frühgeometrischer Zeit scheint die eher rundliche Pyxis 54 mit großem Zinnenmäander aus dem strenggeometrischen Grab 13 zu sein. Sie kann mit zwei fast bis in Einzelheiten
Hesperia 37, 1968, 89 Nr. 11 Taf. 22. Ebenda Taf. 22,10. 157 In Toronto, Royal Ontario Mus. Inv. Nr. C 1037. J H S 51, 1931, 165 Nr. 6 Taf. 6; aus der Kalisperi-Str., Athen: ADelt 17, 1961, Chron. 86 f. 90 Taf. 34. 158 Inv. 1201 (54). Ker. V 1, 54. 220 Taf. 110. 159 Elf Exemplare sind hier unten im Katalog aufgeführt; es gibt aber weitere fragmentarische Beispiele unter den Streufunden von der Hagia Triada. 160 o. Anm. 153. 154. 157. ADelt 19, 1964, Chron. 54 f. Abb. 4 aus der Hagios Dimitrios-Str. in Athen. 161 Argolis: P. Courbin, La céramique géométrique de l'Argolide. BEFAR 208 (1966) 225f. AAA 3, 1970, 183 Abb. 7. Korinth: Hesperia 39, 1970, 18 Nr. 24 Taf. 9 (dazu s. auch Hesperia 37, 1968, 105). Unbemalte Beispiele mit nach außen schwingender Mündung aus Böotien: GGP 197f. Taf. 42c. Aus Kreta: s. Anm. 126. 162 Hesperia 18, 1949, 290f. Taf. 68,4. Handgemachte Spitzpyxiden: SborPraha A 28, 1974, 44; Hesperia 37, 1968, 105ff., und aus Eleusis: Inst. Neg. Athen 481. Es scheint, daß solche handgemachten Spitzpyxiden mit eingeritztem Muster gleichzeitig mit den bemalten Beispielen hergestellt wurden. ' « s. o. Anm. 153 164 o. Anm. 154. 157. s. jedoch B. Schweitzer, Gnomon 10, 1934, 343. 165 CVA Reading (1) Taf. 8,1 (mit Erwähnung weiterer Spitzpyxiden). 166 AM 43, 1918, 51 ff. Taf. 1,6. 167 Athen Nat. Mus. 15317, CVA (1) Taf. 1,8; Hesperia 43, 1974, 381 f. Taf. 79d; s. auch die Spitzpyxis in der Walters Art Gallery: A J A 60, 1956, 37 Taf. 28 Abb. 5.
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156
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
ähnlichen Pyxiden verbunden werden: einer aus der Gruppe Berlin—München und einer anderen im Louvre. Gewiß stammen alle drei Pyxiden aus einer einzigen Töpferwerkstatt168. Neben der gedrungenen Eiform gibt es in frühgeometrischer Zeit relativ selten den Typus der Spitzpyxis mit knappem Profil und gestraffter Wandung. Er ist am besten durch ein Exemplar im Louvre vertreten169. Im Kerameikos zeigen lediglich die Pyxiden 52 (Taf. 4,1.2) und 57 (Taf. 4,12) dieselben Formeigenschaften. Der mit äußerster Feinheit ausgeführte Dekor von 52 besteht aus Mäander, vertikalem Zickzack und Rautenmuster. Sie ist gewiß die reizvollste Spitzpyxis im Kerameikos, dazu die einzige, die mit einem Deckel verbunden werden konnte; dieser hat eine niedrige Kegelform und besitzt ein Dreieckband als Dekor (Taf. 4,1). Die Pyxis 52 leitet schon über in die strenggeometrische Zeit, für die die Form der spätesten Spitzpyxis im Kerameikos, 57 (Taf. 4,12), charakteristisch ist. Dieses Gefäß hat bei einer straffen Wandung hohe Proportionen, und sein Ornament besteht, im Gegensatz zum Miniaturstil früherer Zeit, aus einer breiten Zone gewöhnlichen Mäanders. Der Pyxis 57 verwandt ist eine Pyxis in der Torontogruppe (o. S. 25), der sich noch weitere Exemplare aus frühstrenggeometrischer Zeit anschließen, und eine andere aus einem Grab vom Areopag170. Die Anzahl der Spitzpyxiden, die als Beigabe im Grab verwendet wird, nimmt in strenggeometrischer Zeit merklich ab. Durchweg findet sich nurmehr ein einziges Gefäß in einer Bestattung und zwar für gewöhnlich zusammen mit einer größeren Zahl von „Standardpyxiden", eine Pyxisform, die inzwischen die Spitzpyxis weitgehend verdrängt hat. So lagen z. B. im Grab 13 die Reste von fünfzehn „Standardpyxiden" neben einer einzigen Spitzpyxis (54)171. Den auf Grund der Grabfunde naheliegenden Schluß, daß die Spitzpyxis nach und nach verdrängt wird, bestätigt überdies die allgemein geringe Anzahl von Spitzpyxiden schon aus der frühstrenggeometrischen Zeit. Es gibt nur noch wenige Exemplare, und diese haben teilweise den Charakter von frühgeometrischen Erbstücken wie z. B. auch die Spitzpyxis 54 aus Grab 13. Nachdem bereits lange Zeit die Form ganz aus dem Repertoire attischer Töpfer verschwunden schien, tauchen drei weitere Spitzpyxiden in einem Grab vom Südabhang der Akropolis auf172, das unbestreitbar der fortgeschrittenen strenggeometrischen Zeit angehört. Da alle drei Gefäße die Dekoraufteilung in mehrere Zonen der früheren Pyxiden aufweisen, ist man versucht, sie ebenfalls als Erbstücke einzuordnen. Die auf Taf. 34 (Anm. 172) am weitesten rechts abgebildete Pyxis ist leicht als solches verständlich: Zum einen steht ihre Form der früheren Serie am nächsten, zum anderen war sie ohne Deckel in das Grab gesetzt worden (o. S. 6). Die beiden anderen Gefäße jedoch lassen sich am besten verstehen, wenn man in ihnen ein Wiederaufleben der alten Form sieht: das auf der Tafel 34 (Anm. 172) in der Mitte abgebildete Exemplar kann deswegen kaum ein Erbstück sein, weil es aus einem Stück gemacht ist und daher, wie ich glaube, speziell für den kultischen Gebrauch beim Begräbnis hergestellt wurde. Außerdem scheint das alte protogeometrische Motiv von gegeneinandergestellten schrägen Strichgruppen auf der Gefäßwandung ein Zeichen bewußten Archaisierens. Der seltene gepunktete Zickzack findet sich auf dieser und dann auch auf der dritten, gewiß von derselben Hand bemalten Spitzpyxis aus demselben Grabzusammenhang vom Südabhang. Die abgeflachte Basis der dritten Pyxis, dazu der kurze Hals des nach innen gerichteten Randes sind Züge, die vorher bei attischen Spitzpyxiden nie begegnen und die sich wahrscheinlich herleiten lassen vom böotischen unbemalten Pyxistyp173. Wenn schon die oben beschriebenen zwei Spitzpyxiden die alte Form Wiederaufleben lassen, so kann ein solcher Rückgriff nur kurzlebig gewesen sein, denn diese Pyxis stirbt in Attika nun endgültig aus. Andernorts gibt es sie jedoch weiter: Korinth und Argos stellten bis in die frühorientalisierende Zeit
168 169
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München 7646a, CVA (3) Taf. 129,1; Louvre A 565, CVA (16) Taf. 1,4. Louvre CA 6020, CVA (16) Taf. 1,3. Beide Typen der Spitzpyxiden, die mit ovaler und die mit gestraffter Wandung, wurden zusammen im Grab der Reichen Frau auf der Agora gefunden (Hesperia 37, 1968, 89f. Nr. 12.13 Taf. 22). In Toronto, Royal Ontario Mus. Inv. Nr. C 1029: J H S 51, 1931, 165 Nr. 5 Taf. 6. Aus Grab I 18: 1 - 1 6 vom Areopag: Hesperia 43, 1974, 358 Taf. 76c, 16. Ker. V l , 2 1 8 f . ADelt 17, 1961/62, Chron. 86 f. 90 Taf. 34. Wie z. B. G G P 197f. Taf. 42c.
Die Standardpyxis
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Spitzpyxiden her 174 , die in Form und Dekor eigene lokale Traditionen bewahrten. Attischer Einfluß ist so gut wie nicht erkennbar, dagegen ähneln die peloponnesischen Spitzpyxiden mit ihren senkrecht durchbohrten Ösen auf der Schulter eher manchen thessalischen Bronzepyxiden 175 .
DIE STANDARDPYXIS ( 5 8 - 1 6 9 Abb. 2 , 6 - 1 3 ) Etwa um 900 erfinden attische Töpfer eine neue Pyxisform, einen Typus ohne Henkel mit breiter Standfläche und nach innen gezogener Mündung 176 . Diese Form wird hier als Standardpyxis bezeichnet, da sie die häufigste und auch die am besten bekannte ist. Die Standardpyxis ist aber eine weniger revolutionäre Neuerung, als es auf den ersten Blick erscheint; denn alle ihre formalen Elemente sind abgeleitet von den damals verbreiteten beiden spätgeometrischen Pyxistypen: von der Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung bleiben die kugelige Form, der konisch ansteigende Deckel mit Knauf, die Löcher für die Befestigungsschnur sowie die Aufteilung des Dekors in Zonen; von der Stamnos-Pyxis stammt die nach innen gezogene Mündung. Im Laufe ihres langen Vorkommens von über zweihundert Jahren, vom Anfang bis zum Ende der geometrischen Zeit, verändert sich die Form der Standardpyxis mehrfach: die zunächst ganz kugelige Pyxis wird mit der Zeit flacher und breiter und zuletzt dabei fast gradwandig (Abb. 2,6 — 13). Der frühe konische Deckel mit bikonischem Knauf wird allmählich durch einen flacheren Deckel mit einem Knauf auf kurzem Stiel, manchmal in Form einer Miniaturpyxis, ersetzt. Die Standardpyxis ist nicht nur typisch attisch, sie findet sich auch außerhalb Attikas nur gelegentlich als Exportstück. Hin und wieder erscheinen — meist böotische — Imitationen des Typus (s. u. Anhang III). Zu all den Standardpyxiden aus schon publizierten Kerameikos-Gräbern konnten zusätzlich 105 Pyxiden aus den Streufunden, fast ausschließlich vom Hügel unter der Hagia Triada, zusammengefunden werden. Sechs von ihnen sind frühgeometrisch — eine beachtliche Zahl im Vergleich zu den neunzehn bisher bekannten Pyxiden dieser Zeit. Die übrigen 93 Exemplare stammen zum großen Teil aus der strenggeometrischen Phase. Spätgeometrische Standardpyxiden sind unter den Streufunden weniger häufig, auch tragen fast alle Pferde als Schmuck auf ihren Deckeln. Diese Pferdepyxiden werden in einem eigenen Kapitel behandelt (s.u.). Unter dem Material aus den Streufunden fanden sich auch Fragmente, die halfen, bereits publizierte Standardpyxiden aus Gräbern (1.) sowie Einzelstücke (2.) zu vervollständigen. 1. Aus Grab 13: identifiziert wurden die Deckel der Pyxiden 88.90.92.93; bei 88.93 und 54 konnten auch Stücke der Wandung hinzugefügt werden, bei 93 in solcher Ausdehnung, daß Profil und Größe nun festliegen. Ein Deckelfragment und zwei Wandungsstücke aus Grab 13 sind im Katalog unter den Nummern 78. 82 und 86 verzeichnet. Aus den Gräbern 25 und 59: etwa ein Drittel der Wandung kam bei der Pyxis 91 aus Grab 25 zusammen, bei der Pferdepyxis 215 aus Grab 59 fanden sich Fragmente der Wandung, vom Boden, Deckel und das Fragment eines Deckelpferdes hinzu. Aus Grab 86: die Pyxis 187 wurde mit dem Deckel Ker. V 1 Taf. 66 (Neg. 5706) verbunden, der auf seiner Oberseite die Standspur eines Pferdes aufweist. Dem Deckel 140 konnten Fragmente einer Pyxis zugewiesen werden. Von den im Grabungstagebuch notierten fünf Pyxiden des Grabes 86 waren von Kübler nur vier publiziert worden (140.148.158.187). Es gelang jetzt, die fehlende fünfte Pyxis (Inv. 837 = 190 Taf. 16,4.5) ausfindig zu machen. 2. Einzelstücke: ihre Deckel erhielten die Pyxiden 113.130.138.143.151; die Pferdepyxiden 170.173.180.185.186.193. Teile der Wandung, vereinzelt auch des Deckels kamen hinzu bei den Pyxiden 113.119.130.151.156.162; bei den Pferdepyxiden 170.180. Ein großer Teil der Pyxis 74 konnte dem 174 175 176
s. o. Anm. 161; H. Payne, Necrocorinthia (1931) 323; J. K. Brock, Fortetsa (1957) 129 Taf. 108 Nr. 1496. C. Sourvinou-Inwood, OpAth 11, 1975, 1 6 1 - 7 2 . F. Poulsen, Die Dipylongräber und die Dipylonvasen (1905) 81; B. Schweitzer, A M 43, 1918, 51 Taf. 1; P. Kahane, A J A 44, 1940, 468f.; Ker. V 1, 64ff.; GGP 10ff.; Hesperia 37, 1968, 87ff. Nr. 6 - 1 3 .
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
Fragment Ker. Y 1 Taf. 55 Inv. 2147 hinzugefügt werden. Einer jetzt aus Scherben zusammengesetzten Pyxis mit konischem Deckel (138 Taf. 13,1) wurde das Fragment Ker. V 1 Taf. 53 (Neg. 5704) angepaßt und damit ein ungewöhnlich elegant proportioniertes und mit verfeinertem Dekor versehenes Gefäß wiedergewonnen, eines der schönsten Beispiele geometrischer Keramik überhaupt. Schließlich ließen sich zwei Tonpferde, die seit ihrer Publikation in das frühe 9. Jh. datiert wurden, mit den Deckeln von zwei Pyxiden (175 Taf. 24; 176 Taf. 18) vom Ende des 9. Jhs. verbinden.
Frühgeometrisch Die Standardpyxis ist zum ersten Mal im Stiefel-Grab von der Agora 177 vertreten, in einem aufschlußreichen Grabzusammenhang, der außer Pyxiden in Standardform weitere Pyxiden verschiedener hier behandelter Typen in sich vereint: eine Kugel-Pyxis mit ausschwingender Mündung, die früheste feingetöpferte Spitzpyxis und eine Anzahl anderer Gefäße, die die früheste Stilphase geometrischer Keramik veranschaulichen. Hier ist nun offensichtlich, daß die neue Standardpyxis viele gemeinsame Züge mit der älteren Form der Kugel-Pyxis aus demselben Grab 178 aufweist: beide haben eine Kugelform, einen hohen Ringfuß, einen konischen Deckel und Zonen von Zinnenmäander um die weiteste Ausdehnung des Gefäßbauches. Dabei wirkt aber von den beiden Formen die ältere Pyxis anziehender als die Pyxis mit eingezogenem Rand, da ihre ausschwingende Mündung das Gefäß zu strecken scheint und einen wirkungsvollen Gegensatz zu dem kugeligen Kontur des Bauches bildet. Im Unterschied dazu ist die neue Pyxis gedrungen und schwer, und man versteht, daß sie nicht sofort die alte Form verdrängte. Die frühgeometrische Standardpyxis kommt in kleinen, mittleren und großen Ausmaßen vor. Da die große Form merkwürdigerweise so gut wie keine Veränderung erkennen läßt179, wird hier zunächst die Entwicklung der k l e i n e n Pyxis behandelt. Im Kerameikos ließen sich aus den Streufunden zwei kleine Standardpyxiden zusammensetzen (58.59 Taf. 5,3.2), deren Füße nicht erhalten sind, die aber in ihrer kugeligen Form der frühen Standardpyxis aus dem Stiefel-Grab ähnlich und nicht viel später sind. Die Profilzeichnung von 59 (Beil. 6,5) zeigt die Form des neuen Randes, der unschwer von dem seines Vorgängers, der Stamnos-Pyxis (z. B. 10 Beil. 2,6) unterschieden werden kann. Während bei der Pyxis 10 die Schulter so gut wie ohne Bruch in die Mündung übergeht, ist der Rand bei einer Standardpyxis wie z. B. 59 abgesetzt und deutlicher artikuliert: er knickt von der Schulter senkrecht nach unten ab und biegt durchweg wieder waagerecht zu einer Fläche nach innen um. Da diese Fläche in das Gefäß eingetieft ist, bildet sie eine sicherere Auflage für den Deckel als bei der Stamnos- oder Kugel-Pyxis. Für die Herstellung dieser Randform benötigte der Töpfer ein größeres Geschick als zur Fertigung der einfachen, ausschwingenden Mündung, und so kann auch von daher der eingezogene Rand fortschrittlicher genannt werden. Keine der beiden Pyxiden ließ sich mit einem Deckel verbinden; es scheint jedoch sicher, daß sie konische Deckel wie die folgenden drei Standardpyxiden der frühgeometrischen Stilphase I gehabt haben: die aus dem Stiefel-Grab, eine Pyxis aus einem Grab an der Hagios Markos-Straße180 und die Pyxis 61 aus Grab 3 im Kerameikos (Taf. 5,1). Der Deckelknauf ist für gewöhnlich spitz oder hat die Form einer Kugelpyxis. Die zunächst noch hohe und kugelige Form, die durch die kleine Standardpyxis aus dem Stiefel-Grab repräsentiert ist, wird mit der Zeit flacher, und der ursprünglich höhere Ringfuß entwickelt sich zu einem niedrigen Standring. Die Pyxiden 58 und 59 (Taf. 5, 3.2) ähnelten wahrscheinlich der Pyxis von der Hag. Markos-Straße, die noch hoch und kugelförmig ist, doch einen etwas breiteren und weniger ausgesprochenen Standring als die Standardpyxis aus dem Stiefel-Grab besitzt. Eine ähnliche Entwicklung läßt sich an den wohl unterschiedlich zu datierenden Oinochoen aus ein und demselben Grab von der 177 178 179
180
P 19229, Agora-Grab D 16: 2. R. Young, Hesperia 18, 1949, 289 Nr. 2 Taf. 67.68. P 19240. Ebenda 290 Nr. 3 Abb. 3 Taf. 67. Sie bleibt hoch und kugelig bis zum Anfang der strenggeometrischen Zeit; die spätesten Beispiele: Agora P 8218 und P 8217. Hesperia 30, 1961, 106 Nr. I 17.18 Taf. 17. ADelt 19, 1964, Chron. 55 f. Taf. 51.
Die Standardpyxis
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Hag. Markos-Straße ablesen: zwei von ihnen haben die altmodische, sich nach unten verjüngende Form, während die dritte, gedrungener, schon den neuen, breiten und niedrigen Standring besitzt 181 . In die erste Phase frühgeometrischer Zeit (FG I) gehört auch die Pyxis 61 (Taf. 5,1 Beil. 6,4) aus Grab 3, die innerhalb der beschriebenen Formentwicklung ein etwas späteres Stadium als die Pyxiden 58 und 59 (Beil. 6,5) vertritt. Ihre Form ist niedriger als die der genannten Pyxiden, der Rand des Gefäßes hat sich geweitet und ist etwas breiter als der Standring, der den höheren Ring der frühen Form abgelöst hat. Höhe und Breite der frühen Pyxis aus dem Stiefel-Grab verhalten sich wie 4:5, bei der späteren Pyxis 61 hingegen wie 2:3. Die bereits kurz skizzierte Entwicklung des Ornaments läßt sich schon an den wenigen genannten Pyxiden ablesen. Auf einer relativ schmalen Zone im Zentrum des Gefäßes tragen mehrere der kleinen frühgeometrischen Standardpyxiden die beliebtesten Motive der Kugel-Pyxis mit ausschwingendem Rand: 58 hat die gegeneinandergestellten schrägen Strichgruppen, die Pyxis von der Hag. Markos-Straße zeigt eine Zone mit Schachbrett, und eine stark fragmentierte Pyxis (64), die einer gut erhaltenen Pyxis aus Marathon gleicht 182 , einen Mäander. Die Pyxis 59 besitzt in einer Rhombenkette ein Motiv, das auch auf der etwas späteren Pyxis 61 (s. u.) und einer Pyxis von der Agora 183 begegnet. Auf den beiden Pyxiden 58 und 59 taucht das Dreieckband an einer neuen Stelle, nämlich unterhalb des Hauptornaments auf. Es steht damit am Anfang seiner langen Verbindung mit eben dieser Pyxisform. Auf der Pyxis 61 hat sich das Ornament über fast die gesamte Körperfläche bis auf eine schmale gefirnißte Zone über dem Fuß ausgedehnt. Das Dreieckband begegnet nun wiederum in der untersten Zone, jetzt aber über dem Standring und an einer Stelle, die auch für die strenggeometrische Standardpyxis kanonisch ist. Als ihr Vorläufer ist die Pyxis 61 durch Form und Dekor ausgewiesen. Noch vor dem Ende der frühgeometrischen Zeit tauchen einige flachere Pyxiden auf, die typischer für die folgende Periode sind und die dem Übergang zur strenggeometrischen Stilphase I angehören: es sind zwei Pyxiden aus Eleusis (Taf. 6, l) 1 8 4 und die Pyxis 70 (s. u.) aus dem Kerameikos. Wie oben kurz erwähnt, zeigt die Form der m i t t e l g r o ß e n und g r o ß e n frühgeometrischen Standardpyxiden im Gegensatz zur kleinen Pyxis so gut wie keine Entwicklung. Sie bleibt durchweg bis in die strenggeometrische Zeit hinein, d. h. bis zum Ende ihrer Verbreitung, relativ hoch und kugelig. Hingegen entwickelt sich ihr Dekor auf ähnliche Weise wie bei den kleinen Exemplaren. Im Kerameikos gibt es zwei mittelgroße (66.69 Taf. 5,5.6) und zwei große Standardpyxiden (62.65 Taf. 5,7). Die Pyxis 62 (Beil. 6,3) unterscheidet sich von den übrigen Pyxiden durch die Form ihrer Mündung, die die Elemente eines ausschwingenden Randes mit denen eines eingezogenen verbindet: so schwingt die kurze Mündung nach außen, während sie innen unter der Lippe einen kleinen Vorsprung aufweist, auf dem ohne Zweifel der (nicht erhaltene) Deckel auflag. Aus diesem Grunde ist die Pyxis 62 hier und nicht bei den Kugel-Pyxiden mit ausschwingender Mündung aufgeführt. Im Mündungsrand der Pyxis 62 finden sich keine Löcher, dafür aber auf der Oberseite Spuren, die vielleicht als Orientierungshilfe für das Bohren von vier nie ausgeführten Lochpaaren gedacht waren. Ein großer frühgeometrischer Deckel (63, Dm 18 cm, Taf. 6,2) muß auf Grund seiner Eigenarten zu einer Standardpyxis gehört haben; denn seine flache Form ist für eine Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung zu groß. Auch schließen die gegenüberliegenden Löcher im Rand die Zugehörigkeit zu einer Standardpyxis aus. Der Deckel 63 wird daher eine Standardpyxis mit einwärts gezogenem Rand verschlossen haben, ein Gefäß, von dem zwar keine Reste erhalten sind, das aber wegen der Ausmaße seines Deckels das größte Exemplar dieses Typus gewesen sein muß. Mittelgroße und große Pyxiden sind fast ausschließlich mit Mäander verziert; die Pyxis 62 mit einem mehrfachen Zinnenmäander, die übrigen Pyxiden mit einem gewöhnlichen Mäander, der manchmal, wie auf 66 (Taf. 5,5) und 69 (Taf. 5,6), von Zonen mit gegenständig versetzten Dreiecken und Punkten in den Zwickeln, einer beliebten frühgeometrischen Kombination, begleitet wird. Die Pyxis 62 (Beil. 6,3) 181 182 183 184
Vgl. auch o. Anm. 178. Prakt 1939, 33 Abb. 3 a, aus Grab 2. P 27634, Hesperia 37, 1968, 88 Nr. 6 Taf. 21. Inv. 981 (hier Taf. 6,1) und Inv. 982. Inst. Neg. Athen 1932, 451a. b.
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
mit ihrer seltsam geformten Mündung und dem größtenteils schwarzgefirnißten Gefäßkörper scheint die früheste der großen Pyxiden zu sein. Auf den Pyxiden 65.66 und 69 nehmen die Dekorzonen wie bei den späteren kleinen Standardpyxiden viel mehr Raum auf der Gefaßoberfläche ein, auch sind die einzelnen Motive wie Standardmäander kombiniert mit Dreieckbändern und mit einem besonderen Muster aus gegenständig versetzten Dreieckbändern mit Punkten in den Zwickeln typisch für ein späteres Stadium der frühgeometrischen Zeit. Die große Pyxis 65 (Taf. 5,7) decken nicht weniger als vier durch Zickzackbänder voneinander getrennte Mäanderzonen; den unteren Abschluß bildet ein Dreieckband. Die aus freier Hand gezogene Schraffur des Mäanders datiert die Pyxis früher als die einzige ihr sonst nahe Parallele: ein Gefäß in München 185 , dessen mehrfach umfahrener Zinnenmäander um die Mitte des Gefäßbauches fast gleichgewichtig neben den übrigen reichen Ornamentzonen (oben Mäander, unten Zonen aus Zickzack u. a.) steht. Der bunte Dekor der Pyxiden in München und im Kerameikos (65) ist mit dem der oben besprochenen Spitzpyxiden vergleichbar. Die Pyxis 65 (Taf. 5,7) und die Spitzpyxiden 46—50 (Taf. 4,8 —11.13) sind in der Herstellung und im Dekor sogar so ähnlich, daß sie vielleicht ursprünglich im selben Grab beigegeben waren. Für eine solche Kombination bietet das Grab der Reichen Frau auf der Agora mit zwölf Spitzpyxiden und zwei großen Kugel-Pyxiden aus frühgeometrischer Zeit (FG II) eine Parallele 186 .
Strenggeometrisch Übergang Während des Übergangs von der frühgeometrischen zur strenggeometrischen Stilphase entsteht die flache Form der Standardpyxis. Vierzehn Exemplare aus dem Kerameikos (70—83) gehören in diese Zeit. Die Form dieser Pyxiden ist im wesentlichen die der oben besprochenen frühgeometrischen Pyxis 61, nur hat sich jetzt die Standfläche noch mehr verbreitert, und die Höhe des Gefäßes verhält sich zum Durchmesser wie 1:2 (Pyxis 61 = 2:3). Die Deckelknäufe der Standardpyxiden der Übergangszeit variieren stark und sind daher kein verläßliches Indiz für die Datierung. Pyxisknauf 75 (Beil. 9,1) hat die Form einer Kugel-Pyxis mit ausschwingender Mündung, eine Pyxis aus Eleusis187 einen Knauf in Form einer Standardpyxis und eine weitere Pyxis, ebenfalls aus Eleusis (Taf. 6, l) 188 , einen einfachen konischen Knauf, der von nun an den frühgeometrischen bikonischen Knauf ablöst. Das Ornament verteilt sich über die ganze Gefäßfläche: auf den Pyxiden 79 und 81 — 83 finden sich als typisch frühstrenggeometrisches Motiv parallele waagerechte Zickzackreihen, die Pyxiden 74 (Taf. 6, 3) und 80 (Taf. 7,1.2, aus dem strenggeometrischen Grab 13) zeigen in der Hauptzone Mäanderbänder, die oben von Zickzack und unten von einem Wolfszahnband begleitet sind. Ähnliche Pyxiden stammen aus Gräbern vom Areopag 189 , aus Eleusis190 und Lefkandi 191 . Letztere wurden zusammen gefunden mit Kugelpyxiden mit ausschwingender Mündung spätestens aus frühgeometrischer Zeit. Zwei weitere Pyxiden der Übergangszeit aus dem Kerameikos sind hervorzuheben: von ihnen zeigt die fragmentierte Pyxis 72 (Taf. 8,7) in der Hauptzone mindestens vier Metopen mit Mäanderabschnitt und waagerechten Zickzackreihen, Dekorsysteme, die vorher nur auf einer einzigen Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung (Beil. 4,3 Abb. 4,20) und danach auf einer Standardpyxis aus dem Isis-Grab (s.u.) vorkommen. An der anderen Pyxis (70 Taf. 6,4 — 6) fällt nicht nur die besondere Qualität ihrer Herstellung auf, sondern auch die Art des sorgfaltig ausgeführten Dekors: er besteht in der Hauptzone 185 186
187 188 189 190 191
Inv. 6232, CVA (3) Taf. 108,3. Hesperia 37, 1968, 8 7 - 9 2 , bes. 87 Anm. 28; 88f. Nr. 7 (P 27717) und 8 (P 1674) Taf. 21. Eine weitere Parallele bietet die Gruppe B e r l i n - M ü n c h e n : A M 43, 1918, 51 Taf. 1; CVA München (3) Taf. 1 2 9 , 1 - 5 (doch s. dazu Gnomon 10, 1934, 343). Inv. 982, s. o. Anm. 184. Inv. 981, Taf. 6,1, s.o. Anm. 184. Grab Ph II-2. Athen, Nat. Mus. 15316. 15318. Hesperia 43, 1974, 380 - 82 Taf. 79c; CVA Athen (1) Taf. 1,7.9. Inv. 982, s. o. Anm. 184. Lefkandi I Taf. 223. 224. 272.
Die Standardpyxis
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aus einem zweistöckigen Mäander, einem Motiv, das erst in spätgeometrischer Zeit üblich wird 192 . Mehrere parallele Zickzackreihen schmücken den Deckel, die Oberseite der Deckelauflage und den Gefaßboden. Der Knauf des Deckels 70 ist zwar nicht erhalten, er dürfte aber die Form einer Standardpyxis gehabt haben wie die gleichzeitige flache Standardpyxis in Berlin 193 , der die Pyxis 70 auch sonst verwandt ist. Ähnlich der Pyxis 70 sind die Fragmente einer kleinen Standardpyxis (71), die als Dekor die gleichen seltenen Motive aufweisen.
Strenggeometrisch I Nach dieser experimentierenden Phase, in der sich die Form der geometrischen Standardpyxis gefestigt hatte, zeigt die Pyxis nun über lange Zeit wenig erkennbare Veränderungen, statt dessen aber zahlreiche Variationen im Detail. Ein Bild von den vielseitigen Möglichkeiten der Töpfer geben vier Pyxiden aus dem KerameikosGrab 20 (107 — 110 Taf. 9,1.2), alle von unterschiedlicher Form, aber mit dem gleichen Dekor versehen, nämlich einer Zone aus parallelen waagerechten Zickzackreihen. Bei großem Umfang zeigen sie ein gerundetes Profil, doch sind die Pyxiden 108—109 ähnlich den Gefäßen der Übergangszeit höher proportioniert, während 107 flacher als 108 und 109, 110 dagegen noch flacher als die Pyxis 107 ist. Bei ihr verhält sich die Höhe zur Breite wie 1:3. Auf Grund der großen Ähnlichkeit ihres Dekors dürften die vier Pyxiden aus Grab 20 trotz ihrer Formunterschiede nicht nur fast gleichzeitig sein, sondern auch von ein und derselben Hand stammen. Sie zeigen aber die Schwierigkeiten, die sich der Erfassung eines Entwicklungsablaufes der Standardpyxis, die im folgenden versucht werden soll, entgegenstellen. Die typische Standardpyxis der strenggeometrischen Stilphase I ist niedriger als die der vorhergehenden Periode und hat eine ganz gerundete, sich zum Standring hin zusammenziehende Wandung sowie einen mit konischem oder pyxisförmigen Knauf versehenen flachen Deckel (Abb. 2,10). Dieser flache Deckel bewirkt, daß anstelle seines Zusammentreffens mit der jetzt niedrigen, gerundeten Schale ein Bruch im Konturverlauf des ganzen Gefäßes entsteht. Während die meisten Pyxiden einen außen kantig oder rund vorspringenden Standring haben, stehen einige der kleineren Gefäße statt dessen auf einer Basis mit abgeflachter Unterseite, eine Besonderheit, die die frühe strenggeometrische Stilphase nicht zu überdauern scheint (82.85.91.94.95.109). Die Deckelknäufe sind zunächst meist niedrig und sitzen unmittelbar auf dem Deckel der Pyxis auf. Mit der Tendenz jedoch, die Pyxiden flacher und ausladender zu machen, werden die Knäufe höher — entweder durch eine allgemeine Verlängerung des Knaufes selbst wie z. B. bei der Pyxis 108 (Taf. 9,2) aus Grab 20 und einer Pyxis in Bonn (Taf. 9, 7)194 oder aber, indem man den Knauf auf einen hohen Stiel setzt wie z. B. bei den Pyxiden 131 — 134 aus Grab hS 68 a. Der Dekor wird reicher: zu dem beliebtesten Motiv aus der ersten strenggeometrischen Stilphase, den waagerechten Zickzackreihen ( 8 4 - 9 1 . 1 1 3 Taf. 9,3.6) und dem Mäander (80.100.130 Taf. 11,1.5), kommt jetzt ein Schema von drei horizontalen Streifen, die sich mit Punktreihen abwechseln (92—96 Taf. 7,3; 10,11). Etwas später, aber nicht so häufig, finden wir Grätenmuster (97.112.121 Taf. 8, 9.13) und gegenständige Strichgruppen (106.117 Taf. 8,10) sowie Sigmareihen (118 Taf. 8,14). Die frühesten strenggeometrischen Standardpyxiden stammen aus der Brandschüttung des Grabes 13, das als einziges Grab aus dieser Zeit im Kerameikos eine große Anzahl von — leider sehr fragmentarisch erhaltenen — Pyxiden enthielt, ähnlich wie die Gräber vom Areopag und in Eleusis 195 . Grab 13 nimmt unter den gleichzeitigen Gräbern im Kerameikos eine Sonderstellung ein, nicht nur wegen der großen 192
193 194 195
Vielstöckige Mäander sind jedoch zu dieser Zeit nicht unbekannt, vgl. solche auf dem Hals der Amphora Inv. 884 aus Grab 13, Ker. V 1, 218 Taf. 29. Inv. 4968. AM 43, 1918, 51 Taf. 1,4; K. Neugebauer, Führer durch das Antiquarium (1932) 9. Die Pyxis ist nicht mehr auffindbar. H. Gabelmann u. a., Antiken aus dem Akademischen Kunstmuseum Bonn (1969) 96f. Nr. 14 Inv. 76 — 178—1. Areopag Grab 118: 1 (Hesperia 43, 1974, 3 5 2 - 5 9 Taf. 7 6 a - e [13 Pyxiden]); Eleusis Grab a (AEphem 1898, 96.103-05); Grab T 18 (Mylonas 1 1 5 - 2 3 Taf. 245).
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
Abb. 5. 138
Anzahl 196 , sondern auch wegen des Formenreichtums und der Größe der Pyxiden. Die größte Standardpyxis der strenggeometrischen Stilphase I (80 Taf. 7,1.2) mit einem Durchmesser von 24 cm (durchschnittlicher Dm 7 —18 cm), von relativ hoher Form und mit Mäanderdekor versehen, befindet sich unter ihnen. Sie scheint etwas früher zu sein als die Pyxis 100 aus demselben Grab (Taf. 8,16), die eine ähnliche Form, aber einen ungewöhnlich reichen Dekor besitzt: eine zentrale Mäanderzone ist oben begleitet von parallelen waagerechten Zickzackreihen wie bei der Pyxis 80, unten hingegen von gegitterten Rauten. Von dem Basisdekor, wohl ähnlich dem einer gleichzeitigen Pyxis aus einem Grab vom Areopag (I 18:2)197 haben sich nur Reste erhalten. Eine dritte Pyxis (93 Taf. 7,3) hat die hohe kugelige Form, wie sie für die frühgeometrische Zeit typisch ist; ein Zeichen ihrer späteren Entstehung ist hingegen der schwarze Firnis im Inneren des Gefäßes 198 . Außen sind Pyxis und Deckel überzogen mit je drei Streifen, die eine Punktreihe einfassen. Abgesehen von den Fragmenten einer kleinen Standardpyxis mit Mäanderdekor (99 Taf. 7,3) und einem Deckel (78 Taf. 7,3), der dem Deckel einer Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung sehr ähnlich sieht, sowie der oben erwähnten Spitzpyxis 54, gehören die übrigen Standardpyxiden aus Grab 13 zu dem kleinen flachen Typus, wie er in der frühen strenggeometrischen Zeit verbreitet ist. Diese kleineren Pyxiden haben niedrige kegelförmige Deckelknäufe und sind fast alle entweder mit parallelen waagerechten Zickzackreihen (81.87) oder Streifen, die Punktreihen einfassen (94.95), dekoriert. Ähnli196
157 198
Fünfzehn Pyxiden, von denen elf hier angeführt sind; drei weitere Beispiele waren zu fragmentarisch, um inventarisiert zu werden. Von ihnen haben zwei eine Mäanderzone, eins ein horizontales Band aus vielfachem Zickzack. Agora P 541 (Hesperia 43, 1974, 360 Taf. 77b). Folgende Pyxiden aus der SG I-Zeit sind innen gefirnißt: 93. 110. 113. 121. 130 und die Pferdepyxis 171.
Die Standardpyxis
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che Pyxiden stammen aus anderen Gräbern des Kerameikos (84.91.94.95), aus den Streufunden unter der Hagia Triada und aus Gräbern auf dem Areopag und in Eleusis (s. u.). Eine Vorstellung vom ursprünglichen Zustand und Reichtum des Kerameikosgrabes 13 geben die besser erhaltenen Beigaben aus der Körperbestattung vom Areopag-Grab I 18:1199. Anzahl, Typus und die Größe der dort beigegebenen Pyxiden sind fast identisch mit den Gefäßen aus Grab 13, der Kontext vom Areopag dürfte daher gleichzeitig sein. Ähnlich sind auch die Standardpyxiden im gleichzeitigen Areopag-Grab I 18:2200 mit einer hohen, mäanderverzierten Pyxis, ähnlich der Pyxis 80, der bereits erwähnten Pyxis mit dekorierter Basis (o. S. 32) und fünf weiteren Pyxiden. Für die vier Standardpyxiden aus dem nicht vollständig ausgegrabenen Kerameikos-Grab 20 (107—110 Taf. 9,1.2) 201 geben zunächst Art und Lage des Grabes einen gewissen Anhalt. Grab 20 ist ebenso wie Areopag I 18:1 eine Körperbestattung, die früheste geometrische Bestattung im Kerameikos. Zwar bedeutet der Wechsel zu dieser Grabsitte nicht notwendig einen Fixpunkt für die Chronologie des Grabes (Brandgräber gibt es mindestens bis zum Ende der strenggeometrischen Zeit, und die Körperbestattung Areopag I 18:1 ist gleichzeitig mit dem oben beschriebenen Grab 13 und damit früher als Grab 20), doch ist das Grab 20 anders orientiert als die gleichzeitigen strenggeometrischen Gräber 11.12.13. 25. 36. 37.43, die für sich eine Gruppe bilden 202 , und es mag daher später sein. Diese Vermutung wird durch das fortgeschritten wirkende Bodenornament der Standardpyxis 110 aus Grab 20 (Taf. 9, 5), eine Rosette aus vier Blättern, gestützt. Jedes Blatt ist, der Blattäderung der Natur entsprechend, jenseits einer Mittellinie gerippt — ein pflanzlich naturalistisches Motiv, das in der geometrischen Kunst selten vorkommt. Wie bereits eingangs erwähnt, weichen die Formen der Pyxiden aus Grab 20 voneinander ab, während ihr Dekor einheitlich ist und auf einen einzigen Hersteller der Gefäße schließen läßt. Eines der Gefäße, die Pyxis 108 (Taf. 9, 2), bedeutet einen Höhepunkt in der Entwicklung der Standardpyxis: 108 ist ein noch relativ hohes Gefäß mit hohem konischen Knauf auf flachem Deckel. Wie auch die anderen Pyxiden aus dem Grab 20 trägt es um seine weiteste Ausdehnung ein Band waagerechter paralleler Zickzackreihen, auf der Nebenzone gegenständig versetzte Striche. Der Dekor von 108 ist exakt durchgeführt, die Verteilung von Hell und Dunkel sorgfältig ausgewogen. Die horizontale Betonung des Ornaments und der stark runde Kontur des Gefäßes haben ihr Gegengewicht in der vertikalen Streckung des hohen, konischen Knaufes. Die Pyxis 108 hat eine Parallele in der ebenso reichen Pyxis von derselben Hand in Bonn (Taf. 9,7), die wiederum mit einem Gefäß aus dem Grab AR I vom Areopag verbunden werden kann 203 . Aus diesem letztgenannten Grab stammen insgesamt drei Pyxiden, die ähnlich den Pyxiden aus Grab 20 bei derselben Gleichartigkeit des Dekors in der Form voneinander abweichen 204 . Wie zwei weitere Pyxiden aus den Streufunden unter der Hagia Triada (106 Taf. 10, 5; 112 Taf. 8, 6.9) dürften daher die Pyxiden vom Areopag dem Töpfer der Pyxiden aus Grab 20 zugeschrieben werden. Die charakteristischen Motive auf Pyxiden seiner Werkstatt sind: parallele waagerechte Zickzackreihen, vertikale Winkelmuster und besonders ein Muster aus gegenständig versetzten Strichen. Dieses Ornament, das für die strenggeometrische Stilphase II charakteristisch ist, fand sich noch nicht auf den Pyxiden des oben beschriebenen Grabes 13. Vielleicht läßt sich dieser Werkstatt auch die Standardpyxis 138 (Taf. 13,1 Abb. 5) aus der strenggeometrischen Stilphase II anschließen. Ihre Proportion und die Dynamik ihres Konturs sind den oben genannten Gefäßen vergleichbar, die Ausführung des Ornaments ist wie dort ebenfalls exakt, und die bevorzugte Nebenzone bilden die gegenständig versetzten Striche. 199
200 201 202
203 204
Hesperia 43, 1974, 3 5 2 - 5 9 Taf. 7 6 a - e . Außer der Spitzpyxis 54 (vgl. Agora P 17475 aus Grab I 18: 1 - 1 6 , ebenda 358 Taf. 76c) fanden sich unter den unpublizierten Scherben des Kerameikos-Grabes 13 die Fragmente einer Kanne ähnlich Agora P 17481 (ebenda 353 Taf. 76a). Ebenda 3 6 0 - 6 2 Taf. 7 7 b - e . Gleichzeitig ist auch das Grab T 16 in Eleusis (Mylonas III Taf. 242). Ker. V 1, 221 f. Ker. V 1, Beil. 2. Die Gefäße aus Grab 25 gehören in die strenggeometrische Zeit (I). Die Amphora Inv. 1214 (Ker. V 1, 226 Taf. 49) stammt sicher nicht aus diesem Grab (s. Hesperia 43, 1974, 360 unter I 18: 2—1). Pyxis in Bonn: s. o. Anm. 194; Pyxis vom Areopag, Grab AR 1 - 4 (Hesperia 43, 1974, 337 Taf. 75c). a. O. AR 1 - 2 - 4 .
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
Nur wenig später als das Grab 20 vom Kerameikos wird das „Isis-Grab" in Eleusis angelegt worden sein 205 . Es enthielt 16 Pyxiden von relativ geringer Größe mit konischen Deckelknäufen und Ornamenten aus parallelen waagerechten Zickzackreihen oder abwechselnd Punktzonen und dreifachen Umlaufstreifen — alles Elemente, die, zusammen mit der großen Anzahl von Gefäßen in einem Grab, das „Isis-Grab" in die strenggeometrische Stilphase I, spätestens in den Übergang zu Strenggeometrisch II datieren. Die von manchen Forschern angenommene Datierung in noch spätere Zeit 206 scheint nur dann möglich, wenn man annimmt, daß Eleusis in seiner keramischen Entwicklung hinter Athen zurückstand, was angesichts der geographischen Nähe aber ganz unwahrscheinlich ist. Zwei von den Standardpyxiden des Isis-Grabes fallen allerdings aus dem Zusammenhang heraus und scheinen später zu sein als die übrigen: die größte von ihnen (Dm 18 cm) 207 hat auf dem Boden einen Blattstern, der identisch mit dem auf der fortgeschrittenen Pyxis 110 des Grabes 20 im Kerameikos ist, ein Vierblatt mit naturalistisch geäderten Blättern und Sternchen in den Zwickeln, hier jedoch umgeben von einer Zone aus achtzehn gegitterten Blättern. Die zweite Pyxis 208 zeigt auf dem Boden außen ebenfalls ein Vierblatt, innen dagegen ein konzentrisches Muster. Ihr Dekor um den Gefaßbauch ist singulär: er besteht aus vier Zonen mit primitiven Metopen (vgl. 72) aus abwechselnd Zickzack und Blättern und — als erstes figürliches Motiv auf einer Pyxis überhaupt — einer Reihe von vier Vögeln. Gleichzeitig mit dem Isis-Grab ist das Grab T 18 aus Eleusis mit einem ähnlichen Bestand an Pyxiden und Amphoriskoi 209 . Einen weiteren Grabzusammenhang, nämlich den des Grabes hS 56 aus dem Kerameikos 210 , zu datieren, fällt aus folgenden Gründen schwer: Das nicht ganz freigelegte Grab enthielt einen handgemachten Krug und drei Standardpyxiden (114.115.171), von denen eine (171 Taf. 17,4.5) ein Pferd als Deckelknauf trägt, das früheste erhaltene Pyxispferd im Kerameikos. Die kleinen Ausmaße sowie die Art des Fußes, des Profils, des Dekors der Pyxis und der frühe Stil des Pferdes legen ein relativ frühes Datum, nämlich die Entstehung des Gefäßes noch in der ersten strenggeometrischen Stilphase nahe. Eine solche Datierung wird gestützt durch die Verwandtschaft der Pyxis 115 aus demselben Grab mit mehreren strenggeometrischen Pyxiden, die unter sich in Form und Dekor so ähnlich sind, daß sie alle aus einer Werkstatt stammen müssen. An diese Gefäße schließen sich zwei der drei erhaltenen frühstrenggeometrischen Pferdepyxiden an, die Pyxis 170 (Taf. 17,1.2 Beil. 8,1) und ein Exemplar, das in der Kavalotti-Straße gefunden wurde 211 . Alle Pyxiden dieser Gruppe weisen eine stark gerundete Schulter bei breitem Standring auf, so daß der Randdurchmesser gleich oder sogar geringer ist als der der Standfläche. Dazu besitzen die Pyxiden ohne Pferde einen konischen Knauf mit verhältnismäßig dickem Griff (wie 122 Taf. 16,1 und Eleusis 815 Taf. 9,4). Der Dekor besteht bei ihnen durchweg aus einem Mäander oder — weniger häufig — aus parallelen Zickzackreihen und aus dem beliebten Muster gegenständig versetzter Striche als Nebenzone. Dazu ist die Standfläche, was selten in dieser Zeit vorkommt, mit Rillen versehen oder bemalt: so z. B. mit einem Blattstern aus einfach umrissenen Blättern wie z. B. bei einer Pyxis vom Areopag 212 . Nur die Pyxis 115 AEphem 1898, 96. 105. CVA Athen (1) Taf. 5. 6. Seit det Datierung des Isis-Grabes durch E. Pfuhl (um 900 v. Chr.) und R. Young (Ende des 8. Jhs.) sind weitere Forschungsergebnisse zu diesem Thema zu verzeichnen. Dank der Gesamtpublikation der Nekropole vom Areopag (E. Lord Smithson, Hesperia 43, 1974, 325 f f ) stimmen die meisten Forscher überein, daß das Grab um 800 anzusetzen ist. Coldstream datiert es in seine Stilphase II (GGP 21) wegen des Kantharos, dessen Einführung er charakteristisch für diese Stilphase hält. Vgl. auch N. Himmelmann (MarbWPr 1961, 6), dessen eine Parallele zum Isis-Grab (nämlich die Gefäße vom Areopag-Grab I 18: 1; Hesperia a. O. 352 Taf. 75b) jetzt sowohl von Coldstream (GGP 16) als auch von Smithson (Hesperia a. O. 352 — 9) in die strenggeometrische Phase I datiert werden; Smithson hat sehr richtig Himmelmann's andere Parallele, das Kerameikos-Grab 25, ebenfalls als einen Kontext der strenggeometrischen Phase I verstanden (s. o. Anm. 202). 207 Inv. 10973, CVA Athen (1) Taf. 5,5. 2°» Inv. 10984, ebenda Taf. 5,17; 6,1. 209 Mylonas III Taf. 245 f. 210 B. Schlörb-Vierneisel, AM 81, 1966, 9f. Nr. 10 Beil. 15,4. 211 Hadriansbibliothek, Inv. 2897 aus Grab 12, 1964 (ADelt 20, 1965, Chron. 76) mit Blattstern am Boden ähnlich dem der Pyxis Agora P 541 (s. folgende Anm.). 212 Pyxiden dieser Gruppe sind ferner folgende: Areopag AR III/IV —4 in Berlin, Antikenmuseum (Hesperia 43, 1974, 344 Taf. 72d. e, mit Rillen am äußeren Boden); Agora P 541 (ebenda 360 Taf. 77b. c, mit Blattstern); Pyxis in Toronto, Royal Ontario Mus. Inv. Nr. C 1032 ( J H S 51, 1931, 164 ff. Nr. 9 Taf. 6, mit Hakenkreuz als Bodenornament); Eleusis 815 (Taf. 9,4, Inst. Neg. Athen 1932. 434; GGP 20, mit Blattstern); wahrscheinlich auch eine Pyxis in Basel, Historisches Museum (K. Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst [1960] 124 Nr. I 39
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Die Standardpyxis
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aus Grab hS 56 im Kerameikos zeigt eine reichere Rosette mit geäderten Blättern wie die fortgeschrittene Standardpyxis 110 aus dem Kerameikos-Grab 20. Es liegt daher nahe, das Grab hS56 und Grab 20 gleichzeitig mit dem „Isis-Grab" in die Übergangszeit zur strenggeometrischen Stilphase II zu datieren.
Strenggeometrisch II In der folgenden strenggeometrischen Stilphase (II) werden auffallend wenige Pyxiden in Gräbern beigegeben: vier Gräber im Kerameikos (22. 30. 31. 69) enthielten jeweils nur eine einzige Standardpyxis, das Grab 89 besaß zwei und im Grab 86 fanden sich — als größte Anzahl — fünf Pyxiden. Außerhalb des Kerameikos sind als Beigaben eine bis drei Pyxiden die Regel mit Ausnahme des Grabes 2 an der Vuliagmenistraße, aus dem neun Pyxiden geborgen werden konnten. Ein Grund für das Abnehmen der Pyxidenzahl in Gräbern ist vielleicht, daß die einzelne Pyxis jetzt größer wird: ihr größter Durchmesser beträgt nun durchschnittlich zwischen 18 und 30 cm, wobei mehrere Pferdepyxiden gegen Ende dieser Zeit sogar einen Durchmesser von über 30 cm erreichen 213 . Imitationen von attischen Pyxiden außerhalb Attikas gehen noch darüber hinaus: auf Thera wurde eine Standardpyxis von 23 cm Höhe und 50 cm Durchmesser hergestellt, die größte Standardpyxis, die es überhaupt gibt 214 . Gewiß hängt die Vergrößerung der Standardpyxiden 215 generell mit der wachsenden Popularität der plastischen Pferde auf dem Deckel vieler Exemplare zusammen, d. h. mit dem zunehmenden Wunsch, die Anzahl der Tiere auf dem Deckel zu erhöhen. Neben den Pferdepyxiden und den großformatigen Gefäßen mit einfachem Deckelknauf gab es aber auch kleinere, praktische Standardpyxiden. Sie kommen zwar als Grabbeigabe selten vor (Streufunde 147.161 Taf. 8,11.12), behaupten sich aber durchweg neben den großen Exemplaren, bis sie am Ende der strenggeometrischen Zeit sich zu einem selbständigen Typus herausgebildet haben. Abgesehen von der Zunahme an Größe gibt es zunächst keinen deutlichen Wandel der frühstrenggeometrischen Standardpyxis. Erst am Ende der strenggeometrischen Stilphase II nimmt die Schwingung der Wandung leicht ab, und es ändert sich die Bildung der Gefäßbasen: Standflächen verschwinden ganz, und der Standring ist außen eher unakzentuiert (z. B. Beil. 13,2) als gewölbt oder eckig wie bisher (s. o.). Konische Knäufe sind nun fast ausschließlich durch solche in Form einer Standardpyxis verdrängt, deren zunächst noch kugeliger Umriß (137 — 141 Taf. 14,1) sich allmählich abflacht und die Proportionen der Pyxis annimmt, die bekrönt wird (153 Taf. 13,3; 158.164); die Stile verjüngen sich gegen Ende der strenggeometrischen Phase II nach unten (140 Beil. 8)216. An den besten Knäufen zeugt der Gegensatz von scharfen Kanten und vollgerundeten Kurven für beachtliche Fertigkeit und differenziertes Formgefühl (146 Beil. 9,2; 160 Taf. 16,1), nicht nur wegen ihrer ausgewogenen Proportionen, sondern vor allem wegen der ungewöhnlich hohen technischen Vollkommenheit, die es dem Töpfer ermöglichte, einen solch großen, pyxisförmigen Knauf auf einen derart schlanken Stiel wie z. B. bei 138 (Taf. 13, 1 Abb. 5) zu setzen. Die Herstellung dieser Pyxis ist hervorragend, der Dekor mit Feingefühl ausgeführt. Die typische, häufig auftretende Form ist durch die Pyxis 155 aus Grab 22 und die ihr ähnlichen Pyxiden aus den Streufunden (137.141.143 Taf. 13,4) repräsentiert: alle Gefäße haben eine mäßig gerundete Wandung und einen niedrigen Deckel mit pyxisförmigen Knauf auf hohem Stiel; eine breite Mäanderzone schmückt die Mitte des Gefäßes.
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Taf. auf S. 123a). Bodenmuster tragen auch folgende Pyxiden der SG I-Phase: 70. 96. 100. 110. IIS und 170 und die beiden erwähnten Pyxiden des Isis-Grabes (s. o. Anm. 207. 208). Ich habe das von Coldstream erwähnte Hakenkreuz am Boden einer Pyxis des Isis-Grabes (GGP 26) nicht gefunden. Das Volumen einiger großer und von M. Wallace gemessener Pferdepyxiden betrug 4500 —5000 cm 3 ; eine zweite Gruppe kleinerer Pyxiden ohne Pferde hatte eine Kapazität von 1700 cm3, d. h. ungefähr ein Drittel vom Fassungsvermögen der großen Pyxiden. Noch größer war die Kapazität der reifgeometrischen Pyxiden, s. u. Anm. 226. E. Pfuhl, Der Friedhof am Stadtberge von Thera (1903) 137 Beil. 8,3; Coldstream, GGP 169: „Late Geometrie". Die größte Pyxis attischer Herstellung: Athen, Nat. Mus. 180 (2461) mit einem Dm von 38 cm gehört in die reifgeometrische Phase (Collignon — Couve 69 Nr. 273; als Herkunftsort wird dort „Céramique" angegeben). Kegelknauf ohne hohen Stiel z . B . Athen Nat. Mus. 198 aus Eleusis (AJA 44, 1940, Taf. 23,1) und in Providence (A. Ashmead - K. Phillips, Classical Vases [1976] 23 Nr. 20 Taf. 83).
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Die Formtypen und ihre Entwicklung
Die Pyxiden aus dem Grab 86 unterscheidet dagegen ein weites Spektrum an Profilen, das der Verschiedenartigkeit der bereits genannten Gefäße in frühstrenggeometrischen Grabzusammenhängen in nichts nachsteht: so hat die Pyxis 187 eine gerundete Schulter bei breiter Standfläche wie auch die Pyxis 115 aus dem Grab hS 56 (S. 34), 148 zeigt ein stärker gerundetes Gefaßprofil und einen konischen Deckel; die unrestaurierte Pyxis 140 (Taf. 12,2) war im Umriß noch prononcierter, ihre weiteste Ausdehnung lag relativ hoch, und sie besaß einen flachen Deckel mit pyxisförmigem Knauf ohne Stiel, während 158 und die nicht restaurierte Pyxis 190 (Taf. 16, 4.5) Wandungen mit gewöhnlicher Krümmung, d. h. mit der weitesten Ausdehnung in der Gefaßmitte aufweisen und — wie 148 — konische Deckel trugen. Der Wandel im D e k o r der Pyxiden innerhalb der strenggeometrischen Phase II ist entscheidender als der der Form. Da sich durch die Vergrößerung der Pyxisform die Wirksamkeit der beliebtesten strenggeometrischen Motive wie z. B. der parallelen waagerechten Zickzackreihen, Punktzonen und dreifachen Streifen verringerte, weil diese Motive sich in ihrer Größe nicht dem Format der Pyxis anpassen lassen, tritt nun ein anderes Motiv in den Vordergrund, und die früheren Motive werden auf die Nebenzonen verwiesen 217 . Dieses neue Hauptmotiv ist der schon früher verwendete Mäander, und zwar wird er jetzt in seiner kanonischen Form, in der Kombination mit Zickzack (oben) und Wolfszahnband (unten) verwendet. Neue, untergeordnete Motive sind: die Rhombenkette (162 Taf. 12,9; 14,2), ferner durch Tangenten verbundene Kreise (auf 149 und 150 über dem Fuß, auf 156 um den Boden und auf 183 [Taf. 21,1] um den Hals des Pferdes) 218 . Der wichtigste Schritt in der Entwicklung ist jedoch, daß am Ende der strenggeometrischen Stilphase II das umlaufende Dekorsystem fast ganz durch einen Metopenfries ersetzt wird, wobei jede Metope ein einziges Motiv enthält (Abb. 20 d) und von der nächsten jeweils durch >Triglyphen< — drei vertikale, schmale Ornamentstreifen — getrennt ist. Zeitlich ist diese Neuerung nicht genau festzulegen: das früheste Beispiel im Grabzusammenhang stammt aus einem Grab der Kalisperistraße 219 ; es darf jedoch auf Grund der übrigen Beigaben, unter denen sich auch Spitzpyxiden befanden, nicht zu spät in dieser Periode datiert werden. Das neue ornamentale System bildete sich zur Zeit der unten mit „Kerameikos 3627" bezeichneten Pferdepyxiden-Werkstatt (I) heraus, deren Entwicklung an einer Reihe von Pferdepyxiden, die von einer Hand stammen, verfolgt werden kann. Der Meister der Werkstatt I ordnet den Mäander zwar in gleichmäßige Abschnitte auf dem Gefaßbauch an, stimmt aber die Anzahl der Mäanderglieder nicht auf den Umfang der Pyxis ab. So ergab sich zwischen Anfang und Ende der Zone häufig ein Raum, der zu klein war für die Ergänzung eines weiteren Mäandergliedes. In einem solchen Fall fügte der Maler einen Haken manchmal mit zwei schmalen senkrechten Reihen aus übereinandergestellten Winkeln ein (179 Taf. 20,3; ähnlich 150, von anderer Hand). Diese Vertikalstreifen aus Winkeln sind der Hauptbestandteil der Triglyphe im voll entwickelten Metopensystem von z.B. 180 (Taf. 21,4), einer etwas späteren Pyxis aus dieser Werkstatt. Dieselbe Eigenart zeigen auch die Ornamente auf Gefäßen anderer, gleichzeitiger Werkstätten: auf einer Pyxis der Bostoner Werkstatt (III 2, Pyxis 173, Taf. 25,3.4) wird die Mäanderzone durch eine einzige Metope mit Hakenkreuz unterbrochen. Die nicht viel spätere Pyxis 144 mit einer durchgehenden Metopenzone stammt aus derselben Werkstatt. Die feinste Ausprägung des neuen dekorativen Systems findet sich auf der Pyxis 180 aus der Werkstatt Kerameikos 3627 (I, Taf. 21,3.4). Die Ausführung ist hervorragend; jedes Bildfeld hat das für Metopen dieser Zeit beliebteste Motiv, das Hakenkreuz, ein eher statisches, wie auf der Stelle sich bewegendes Gegengewicht zum Mäander. Die rahmenden Elemente der Triglyphen werden nun in eine kanonische Form gebracht, die für diese und die folgende Zeit verbindlich wird: sie bestehen aus parallelem, in der 217
218
2,5
s. jedoch eine Hauptzone aus Sigmareihen auf 145 (Taf. 15,4. 6. 9) und auf der Pyxis aus Athen in der Slg. Robinson (CVA Baltimore [1] Taf. 10,4). Dieses Motiv wurde vielleicht aus der Bronzekunst übernommen (s. u. Anm. 221), es findet sich jedoch hin und wieder auch auf Tongefaßen seit der Phase FG II (Hesperia 37, 1968, 93 unter Nr. 22). ADelt 17, 1961/62, Chron. 86f. 90 Taf. 34. Auch mit Metopen: P 15514 von der Agora (Hesperia 20, 1951, 83ff. Taf. 36F); aus Eleusis (Mylonas III Taf. 231 Nr. 135). Metopen mit figürlicher Darstellung: München 8599 (CVA [3] Taf. 127,2), aus der spätesten Stufe der strenggeometrischen Periode, wie auch vielleicht schon 165 mit der Darstellung eines Pferdeherrschers, u. S. 37 mit Anm. 222; 39 f. mit Abb. 7.
Die Standardpyxis
37
Abb. 6.
Mitte übereinander gestellten Zickzack, der auf beiden Seiten von senkrechten Zickzackbändern gerahmt ist. Dieses zusätzlich neue dekorative System vermittelt in seinem Aufbau eine sichere Festigkeit und ist damit eher auf die neue Funktion der Pyxis, nämlich auf ihre Aufgabe als Basis für ein Pferdegespann ausgerichtet. Der Betrachter wird nicht mehr von einem durchlaufenden Mäander um die Pyxis herumgeführt, sondern sein Blick wird auf die Pferde des Deckels gelenkt. Ein kombiniertes System von Mäanderstreifen und Metopen begegnet auf Pyxiden noch vor dem Ende dieser Periode (181 Taf. 22,4) und sporadisch auch noch in späterer Zeit. Eine weitere Entwicklung im Dekor der fortgeschritten strenggeometrischen Pyxis zeigt sich auch darin, daß das Ornament sich ausweitet auf den inneren und äußeren Boden des Gefäßes, der im Laufe der Formentwicklung immer breiter geworden ist und jetzt eine große runde Fläche für Rundmotive bietet. Diese Motive sind gewöhnlich einfach: konzentrische Kreise, Punktzonen, ein kleines Kreuz in der Mitte (144.173.177 Taf. 19,5) oder ein radiales Muster, bei dem die einzelnen Segmente schraffiert sind (155 Abb. 6; 183.185 Taf. 27,3) 220 . Einfache Vier- und Achtblattmuster werden aus der vorhergehenden Periode übernommen, wobei die Blätter entweder geädert, schraffiert oder mehrfach konturiert sind (148.164.192). Die Pyxis 156 zeigt ein ungewöhnliches Motiv: im Zentrum eine sechsblättrige Rosette mit Punkten in den Zwischenräumen zwischen den Blättern. Umgeben wird die Rosette von zwei konzentrischen Zonen mit durch Tangenten verbundenen Kreisen, die ein Muster bilden, das dem alten mykenischen Efeumotiv nicht unähnlich ist 221 . Obgleich die Pyxiden innen durchweg keinen Firnis aufweisen, gibt es im Kerameikos fünfzehn — teils fragmentierte — Exemplare, die innen schwarzgefirnißt sind222. Manchmal wird der Firnis ausgespart für ein konzentrisches Motiv auf dem Boden, ähnlich wie außen, doch ist der Schmuck innen gewöhnlich weniger reich als außen (vgl. zu 152). Die letzten Stufen der strenggeometrischen Zeit (II) repräsentieren im Kerameikos die Pyxiden 191 und 192 (Taf. 29,1.3 — 5) aus Grab 89. Beide sind groß (192: größter Dm 31,5 cm), und ihre nur leicht gewölbte Gefäßwandung weist bereits auf die fast gradwandigen Umrisse der folgenden Zeit hin. Während 192 den neuen Metopendekor zeigt, ist 191 mit einem Mäander verziert, der also selbst um diese Zeit noch nicht völlig verschwunden ist (vgl. auch 199). Beide Pyxiden tragen auf ihrem Boden vielblättrige Rosetten. 220 221
222
H a k e n k r e u z als Bodenornament: A g o r a P 14817 (Hesperia 29, 1960, 412 Nr. 2 Taf. 92); Rad als Bodenornament: s. S. 54 zu Werkstatt IV. W i e auf den Stamnospyxiden, s. o. A n m . 86. Die Pyxis 156 hat in der Mitte des Bodens eine u n g e w ö h n l i c h e sechsblättrige Rosette, die Schweitzer auf den Einfluß von Bronzearbeit zurückführt (B. Schweitzer, Die geometrische Kunst Griechenlands [1969] 33f. 188f. mit A n m . 121 f.). Das gleiche Dekorationsschema erscheint auf einem kretischen Bronzeschild aus der idäischen Höhle (E. Kunze, Kretische Bronzereliefs [1931] S. 18 Nr. 27 Taf. 34). Zur Herkunft dieser Kreisornamente aus der syro phönixischen Bronze-Elfenbein-Kleinkunst s. B. Borell-Seidel in: Tainia, Festschrift für R. H a m p e (1980) 3 9 - 6 0 , bes. 57f. Taf. 1 0 - 1 3 . ' Folgende, dieser Periode angehörenden Pyxiden sind innen gefirnißt: 152. 158. 165 (letztere gehört vielleicht schon in den Ü b e r g a n g zur reifgeometrischen Zeit, s. o. S. 36 mit A n m . 218.219), vgl. auch 171 — 173. 176 f. 185 f. Weitere kleine Fragmente innen gefirnißter Pyxiden der Phase SG II befinden sich unter den Streufunden der Hagia Triada.
38
Die Formtypen und ihre Entwicklung
Mit den beiden Exemplaren 191.192 befindet man sich in einer Zeit, in der Werkstätten und sogar Hände unterschieden werden können. Die Zuweisungen werden durch anspruchsvolleren Dekor, besonders aber durch plastische Pferde auf den Deckeln erleichtert (s. u.). Die Pyxiden 191 und 192 sind Arbeiten der Filla-Werkstatt (VII), die unten ausführlicher behandelt wird. Andererseits erschwert die Einförmigkeit in der Produktion der späteren strenggeometrischen Pyxiden, Werkstätten dann zu bestimmen, wenn die Gefäße keine Deckelpferde tragen. Ausnahmen bilden hier die Pyxiden, die sich um die Werkstatt I = „Kerameikos 3627" (176 Taf. 18,1—4) gruppieren. Einer gemeinsamen Werkstatt gehören 138 und 151 (Taf. 13,1.2) an, die beide ähnlich getöpfert sind und dazu konisch ansteigende Deckel mit kleinen Absätzen und ungewöhnlichen Knäufen besitzen. Ein sicheres Bindeglied zwischen diesen beiden Pyxiden ist ein drittes Gefäß in Karlsruhe 223 mit einem Dekor wie 138 und gleichgeformtem Deckel wie der von 151. Auch der seltene Knauf in Form einer Standardpyxis, die wiederum einen pyxisförmigen Knauf hat anstelle des üblichen Kegels (auf 151 Taf. 13,2), fügt sich dieser Gruppe ein. Wahrscheinlich gehören auch die Pyxiden 152 (Taf. 15,1.3) und 153 (Taf. 12,8) in diese Werkstatt. 152 ist eine hervorragende Pyxis, die zwar wie die andern mit außergewöhnlicher Sorgfalt bemalt ist, dabei aber völlig von der routinierten Qualität abweicht, wie sie für die strenggeometrische Herstellung oft charakteristisch ist. Bemerkenswert ist vor allem, in welcher Weise in der oberen Zone wenigstens dreimal die Motive wechseln: Rhomben alternieren mit mehrfachen und einfachen Zickzackreihen. Die Werkstatt „Kerameikos 3627" steht aufgrund ihrer sorgfältigen handwerklichen Arbeit in derselben Tradition wie die Gefäße der oben beschriebenen Gruppe von Grab 20. Reifgeometrisch Die Beliebtheit der Standardpyxis ist in der reifgeometrischen Zeit außerordentlich groß, sie erreicht geradezu ihren Höhepunkt. Dabei wird jedoch die Qualität der Gefäße im Vergleich zu der vorhergehenden Periode erkennbar geringer, eine gewisse Nachlässigkeit in der Herstellung setzt ein. Das Ordnen der reifgeometrischen Pyxiden wurde erleichtert durch Zuschreibung an individuelle Hände und Werkstätten (s. S. 46 ff.). Auch war der glückliche Umstand, daß zahlreiche Gefäße aus gut bestimmbaren Grabzusammenhängen stammen, für die Feststellung der chronologischen Reihenfolge von großem Wert 224 . Im folgenden soll kurz die Formentwicklung der reifgeometrischen Standardpyxis, die im großen und ganzen die der unten ausführlich behandelten Pferdepyxis ist, beschrieben werden. Neben der Pyxis mit Pferden auf dem Deckel gibt es jedoch auch den weniger häufigen Standardtypus mit einfachem Knauf und ohne Pferde. Er ähnelt in Form und Dekor nur selten der eigentlichen Pferdepyxis (wie z. B. 166). Beide Pyxistypen zeigen während der reifgeometrischen Zeit einen eigenen Entwicklungsverlauf und bilden nahezu zwei unterschiedliche Formtypen. Die Pyxiden ohne Pferde sind wesentlich kleiner als die Pferdepyxiden. Sie behalten im Gegensatz zu den großen Pyxiden ihre ausgeprägte Gefäßrundung, die relativ kleine Standfläche und das Dekorsystem in umlaufenden Zonen aus früherer Zeit bei. Außerdem nehmen manche von ihnen noch einmal den Knauf ohne Stiel und den flachen Boden aus der frühen strenggeometrischen Stilphase auf (168.169) 225 . Unter den fünf reifgeometrischen Pyxiden im Kerameikos, die lediglich einen Knauf auf ihren Deckeln haben (165—169) ist die „Pferdeherrscher"-Pyxis (165) wegen ihres Dekors von besonderer Bedeutung. Über sie wird weiter unten gehandelt. 223 224
225
Badisches Landesmuseum Inv. B 2679 (CVA Karlsruhe [1] Taf. 3,2). Von der Agora, Grab G 12: 17 (Young 76ff. Nr. XVII 1 - 3 2 Abb. 5 1 - 5 7 ; Agora VIII Taf. 15 Nr. 2 5 0 - 6 9 , reifgeometrisch I - R G I); Grab G 12: 18 (Young 8 7 - 9 3 Nr. XVIII 1 - 1 4 Abb. 5 8 - 6 3 , RG II); im Kerameikos, Grab 50 (Ker. V 1, 243ff., RG II); Grab VDAk (M. Weber, AM 89, 1974, 1 - 2 5 Taf. 1 - 1 0 , RG II); Athen, Grab in Diakou-Anapaphsis Str. (ADelt 18, 1963, Chron. 37 Taf. 387. 8, RG II). Bei einigen Pyxiden gehen Form und Ornament auf bestimmte archaisierende Tendenzen früherer Zeitphasen zurück: so z. B. P 5067 mit drei horizontalen Reifen abwechselnd mit Punktreihen (aus dem Agora-Grab G 12: 17, Young 82 Nr. XVII 11 Abb. 54) auf die Phase SG I (vgl. 94. 95) und P 5054 (aus demselben Grab, ebenda 82 Nr. XVII 12) mit einem Zinnenmäander auf die Phase FG I, die ebenfalls vertreten ist durch P 19229 aus dem Stiefelgrab (Hesperia 18, 1949, 275ff. bes. 289 Nr. 2 Taf. 67.68). Unüblich ist das Dekorationsschema der beiden reifgeometrischen Pyxiden 168 (mit einer gepunkteten Schlange) und 169 (mit einem gepunkteten Andreaskreuz).
Die Standardpyxis
39
Die Formentwicklung der großen Standardpyxis mit Pferden auf dem Deckel geht andere Wege. Die fein elastisch geschwungene Wölbung der Pyxis aus der vorhergehenden Zeit nimmt nun allmählich ab und verändert sich zu einer leichten Biegung, ja, auf wenigen Gefäßen sogar zu einer Geraden und zwar so, daß die Pyxis fast die Form eines Zylinders bekommt (206.210 Taf. 31,3). Ursache für diese Veränderung ist vielleicht der Metopendekor, der nun allgemein das Gefäß schmückt und der, seiner Struktur nach, besser eine Fläche als eine Wölbung füllt. Vom Standring sind nach und nach nur noch Spuren vorhanden, bis er in der Folgezeit ganz verschwindet (215 Taf. 33,5 Beil. 17,3). Die Deckel bleiben anfangs flach, und auf Pferdepyxiden fehlt gewöhnlich der bisher trotz der Pferde vorhandene Knauf. In der späteren reifgeometrischen Stilphase (II) kommt dann einen Deckel vor, der zunächst konisch ansteigt, der aber auf seiner Oberseite abgeflacht ist und in der Mitte ein Loch von ca. 1 cm Durchmesser hat (z. B. 211). Die Größe der Gefäße steigert sich noch einmal, Pyxiden mit Durchmesser bis zu 34 cm sind nicht ungewöhnlich 226 . Fast alle Pyxiden sind mit einem Metopen-Triglyphendekor versehen, nur selten findet sich die aus früherer Zeit übernommene Mäanderzone (199) 227 oder wie z. B. auf der Pyxis 16 der Werkstatt XI ein Dekor aus waagerechten Mäanderbändern, kombiniert mit Metopen. Neue und buntere Metopenmotive treten nun an die Seite des üblichen Hakenkreuzes und des Vierblatts: eine kräftige Raute, ein Sonnenmotiv oder ein Schachbrettfeld (Abb. 4, 5). Auch die Bodenmuster werden noch gezierter als zuvor und haben manchmal sogar drei Blattzonen, die mit mehreren verschiedenen Nebenzonen kombiniert werden (206.210 Taf. 31,3) 228 . Die Welle von figürlichen Motiven, die das Erscheinungsbild fast aller Gefäßformen zu dieser Zeit verändert, ist auch an der Pyxis nicht vorbeigegangen, obwohl hier die abstrakten Muster gewöhnlich noch überwiegen. Eine Werkstatt von Pferdepyxiden (XII) ist z. B. nach ihrem kleinen Fisch benannt, der durchweg auf dem Deckel der Gefäße erscheint. Mehrere Pyxiden zeigen eine Metope mit figürlichem Motiv: Wasservögel (z. B. 193 Taf. 30,6) oder, selten, ein Pferd oder ein anderes Tier (s. Anhang II: Figürliche Darstellungen auf Pyxiden). Gelegentlich wird eine Komposition mit Menschen versucht: ein wagenfahrender Krieger 229 , eine Reihe von Tänzern 230 oder ein „Pferdeherrscher" 231 . Die oben kurz erwähnte, leider schlecht erhaltene Pyxis 165 hatte ursprünglich drei längliche rechteckige Bildfelder auf der Gefaßwand, die jeweils die Darstellung eines Mannes zwischen Pferden trug (Abb. 7), ein Motiv, das auch auf Metalldreifüßen vorkommt und sich von ähnlichen Darstellungen auf spätmykenischen Vasen herleitet 232 . Der „Pferdeherrscher" begegnet auch auf einer unpublizierten attischen Schulterhenkelamphora unbekannter Herkunft aus der reifgeometrischen Phase I und auf einer Pyxis aus Argos 233 , wo er sogar beliebter war als in Athen. Die beiden attischen Darstellungen gehören auf Grund ihres Stils in die Frühzeit der figürlichen Motive. Darüberhinaus scheint es, daß Pyxis und Amphora aus Brandgräbern stammen (die Schulterhenkelamphora wird gewöhnlich als Aschenurne benutzt, und die Pyxis 165 weist Brandspuren auf), und Verbrennungen von Toten sind in der reifgeometrischen Zeit nicht mehr üblich 234 . 226
227
228 229 230
231
232 233 234
Die Kapazität der relativ großen Pferdepyxiden beträgt etwa 5200 — 5300 cm 3 (z.B. bei 206 und 210); die der wesentlich kleineren Pyxiden mit einfachem Knauf ca. 6 0 0 - 1 0 0 0 c m 3 (z.B. 168). P 5063 aus Grab G 12: 17 (Young 86 Nr. XVII 7 Abb. 54; Agora VIII Taf. 15). Diese und die Pyxis 199 sind keine Erbstücke, sondern konservative Exemplare aus einer Übergangszeit. Richtige Erbstücke hingegen sind die folgenden Pyxiden: z. B. P 5074 (aus Agora-Grab G 12: 17, Young 81 Nr. XVII 8 Abb. 54; Agora VIII 61 Nr. 254 Taf. 15). P 4781 (aus Grab G 12: 18, Young 92 Nr. XVIII 7 Abb. 60). Die Pyxis 103 aus Grab VDAk 1. Vgl. auch zwei Pyxiden aus Anavyssos, Grab 13, 1965 (unpubliziert), die eine mit einem Ornament aus Winkeln, die mit Gruppen senkrechter Striche abwechseln, die andere mit einer Zone aus konzentrischen, mit Winkelmuster abwechselnden Kreisen. Kleine Pyxiden haben bisweilen nur eine Zone aus Kreistangentenmuster wie z. B. Agora P 5057 aus Grab G 12: 17 (Young 81 Nr. XVII 9 Abb. 54; Agora VIII 61 Nr. 268 Taf. 15). s. Würzburg H 4431 (CVA Würzburg [1] Taf. 6). Bowdoin College, Warren Coli. Inv. Nr. 1913.6. K. Herbert, Ancient Art in Bowdoin College (1964) 54 Nr. 131 Taf. 18,2. Wien, Kunsthistorisches Museum Inv. IV 3458. A. Ruckert, Frühe Keramik Böotiens. 10. Beih. AntK (1976) 97 Taf. 21; R. Tolle, Frühgriechische Reigentänze (1964) 52 Taf. 26 b. P. Courbin, La céramique géométrique de l'Argolide. BEFAR 208 (1966) 314. 407. 421. 579 Taf. 78. Darstellungen des Pferdeherrschers gesammelt bei Tölle a. O. 94f. Zur Bedeutung des Pferdeherrschers vgl. P. Kahane, AntK 16, 1973, 130ff. J. Wiesner, AA 1942, 406. 419. Eine andere Interpretation gibt Bruskari 38f. Taf. 22. Ugaritica V (1968) Taf. 3 - 5 . Courbin a. O. 334. 579 Taf. 78. Die Sitte der Brandbestattung wird zuweilen neben der sonst üblichen Körperbestattung beibehalten bis in die reifgeometrische Zeit, so z. B. bei Grab 32 (Ker. V 1, 230f.) und Grab 59 (ebenda 252f.).
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Die Fotmtypen und ihre Entwicklung
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A b b . 7. Rekonstruktionszeichnung der Pferdeherrscher-Pyxis ( 1 6 5 )
Mit 2unehmendem Reichtum der Bevölkerung wird am Ende der reifgeometrischen Zeit die Sitte wieder aufgenommen, mehrere Pyxiden in einem Grab beizugeben: von dreizehn Pyxiden aus einem Grab in Anavyssos 235 waren nicht weniger als acht Pferdepyxiden; elf Pyxiden kamen im Grab 17 von der Agora zutage, davon hatten drei plastische Pferde auf den Deckeln 236 . Im Grab 12 in Kynosarges fanden sich acht 237 , im Grab VDAK 1, einem der reichsten geometrischen Gräber im Kerameikos, sieben Pyxiden, unter ihnen drei große Pferdepyxiden 238 .
Spätgeometrisch Spätgeometrische Pyxiden sind der allmählichen Auflösung des geometrischen Stils unterworfen, einer Veränderung, die in allgemeinen Abhandlungen über geometrische Keramik gut aufgezeigt ist. Das Zusammenspiel von Form und Dekor, das der strenggeometrischen Pyxis ihren eigenen Charakter gegeben hatte, ist gestört, das Ornament wird weniger bewußt ausgewählt und weniger sorgfaltig ausgeführt. Die Pyxis kommt nun mehr und mehr außer Gebrauch, nicht zuletzt vielleicht deswegen, weil allmählich ihre Funktion, nach Meinung von C. Coldstream 239 , von der Steilrandschale übernommen wird. Unter den Streufunden des Kerameikos gibt es nur noch zwei Fragmente aus dieser Zeit (222.223), keine aber aus Fundzusammenhängen anderer Grabungen 240 . Eine Pyxis in Hartford aus der Werkstatt von Athen 897 (hier Werkstatt X V ) ist die letzte spätgeometrische Pyxis, von der wir Kenntnis haben 241 .
235 236 237 238 239 240
241
Grab 33, 1969 (unpubliziert). Agora P 5060. P5061. P5066 (Agora VIII 60 f. Nr. 252. 267.269 Taf. 15). ADelt 27, 1972, Chron. 93. 95 Taf. 63ß; AAA 5, 1972, 170ff. Abb. 9a. b. B. von Freytag, AM 89, 1974, 3 ff. Taf. 1 - 1 0 . GGP 86. Die Pyxis 215 aus Grab 59 scheint jetzt nach der Restaurierung älter, noch der reifgeometrischen Zeit zugehörig, und nicht mehr so spät wie die anderen Gefäße aus demselben Grab (s. GGP 86 mit Anm. 6), hier S. 9 mit Anm. 46. Wadsworth Atheneum 1932. 220 (In Retrospect: 21 Years of Museum Collecting, Ser. 2 Nr. 8 April 1949 Nr. 75) aus spätgeometrischer Zeit (II). Spät sind auch die Pyxis London, BM 1911.4—16.3 (unpubliziert) und die Pyxis im Privatbesitz (K. Neugebauer, Antiken in Deutschem Privatbesitz [1938] 36 Nr. 143 Taf. 60). Alle sind Pferdepyxiden. Die kleine Pyxis mit einfachem Knauf scheint in der spätgeometrischen Zeit nicht mehr vorzukommen. In der frühattischen Periode wird ein völlig neuer Pyxistyp aus Korinth in Attika eingeführt: s. D. Kallipolitis-Feytmans, AEphem 1911, 248 Abb. 9.
DIE PFERDEPYXIDEN UND IHRE WERKSTÄTTEN (Abb. 8) Die Standardpyxis wird in geometrischer Zeit mit plastischem Deckelschmuck versehen. Dieser Schmuck besteht manchmal aus einem Stierkopf242, einem Frosch (179.180) oder einer Schlange (206); überwiegend aber aus Pferden, die allein oder zu mehreren (als Gespann) auf dem Deckel stehen. Von diesen nach ihrem Pferdeschmuck „Pferdepyxiden" genannten Gefäßen stammt eine große Anzahl aus dem Kerameikos. Zu den bereits bekannten 10 Exemplaren243 konnten jetzt aus den Streufunden zahlreiche Gefäße und Fragmente sowie 15 einzelne Pferde hinzugefunden werden. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der Pferdepyxiden im Kerameikos auf 50 Beispiele, unter denen sich 28 vollständige Gefäße befinden. Im folgenden werden nicht nur Form und Stil der neu hinzugekommenen Pferdepyxiden besprochen, sondern es soll auch der Versuch unternommen werden, Werkstattzusammenhänge aufzuzeigen und danach die Pferdepyxiden in größerem Umfang als bisher in Werkstätten aufzuteilen und einzuordnen. Der bis jetzt einzigen ausführlichen Behandlung der Pferdepyxis durch J. Bouzek244 lag nämlich die Kenntnis von lediglich 39 Pferdepyxiden zugrunde, und innerhalb des umfassenden Werkes N. Coldstreams über die geometrischen Stilphasen mußten die Pferdepyxiden naturgemäß einen nur kleinen Platz
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A b b . 8. C h r o n o l o g i s c h e A b f o l g e d e r P y x i d e n - W e r k s t ä t t e n
242 243 244
Athen N M 15317 (Hesperia 43, 1974, 381 Taf. 79 d). 171. 172. 183. 191. 192. 199. 206. 210. 212. 213. SborPraha 13, 1959, 131 ff., J . Bouzek, Acta Universitatis Carolinae. Philosophica et histórica monographia 1, 1970, 99 ff.
42
D i e P f e r d e p y x i d e n u n d ihre Werkstätten
einnehmen 245 . Dagegen bilden nun die neuen Pferdepyxiden aus dem Kerameikos, zusammen mit bekannten Exemplaren des Athener Nationalmuseums und zahlreichen anderen publizierten Beispielen (s. Anhang IV) eine große und repräsentative Materialgrundlage, auf der eine umfassende und über Bouzeks Arbeit hinausreichende Studie möglich ist 246 . Die Bedeutung der Pferdepyxis liegt vor allem darin, daß in Gestalt des Deckelpferdes die bisher unzureichend datierte Kleinplastik mit einem Gefäß verbunden wird, welches in das recht gut fundierte Datierungsschema der geometrischen Vasenmalerei eingepaßt werden kann. Zusätzlich geben die auf diese Weise gewonnenen Entwicklungskriterien der Pyxispferde auch grobe Richtlinien für die Stilentwicklung der kostbaren Bronzeplastik 247 . Für unsere Einteilung in Werkstätten sind fast ausschließlich Stil und Technik des Pferdes auf dem Deckel maßgebend, erst danach lassen sich Gefaßform und Dekor zum Vergleich heranziehen. Ihre Bedeutung für die Zuweisung wird weiter unten besprochen. DIE PFERDE Von der strenggeometrischen bis zum Ende der spätgeometrischen Zeit läßt sich für die Pferde auf den Pyxiden eine deutliche stilistische Entwicklung ablesen. Die strenggeometrischen Pferde stehen nicht nur jeweils allein auf dem Deckel des Gefäßes im Gegensatz zu späterer Zeit, wo sie als Zwei- oder Viergespann auftreten, sondern sie unterscheiden sich von den späteren Pferden durch einen strengeren Stil und einen mehr ins Detail gehenden Aufbau. Innerhalb der Grenzen, die die strenge Auffassung des Gegenstandes bot, ist ein Interesse an anatomischen Einzelheiten deutlich: Gelenke und Kniescheiben können plastisch hervorgehoben sein, die Beine leicht gebeugt, um die Fähigkeit der Bewegung anzudeuten. Die Qualität der Modellierung bezeugt dabei, wie nahe die attischen Töpfer der Bronzeplastik standen. Bei diesen frühen Beispielen ist der K o p f gewöhnlich recht groß, der Hals kurz und im Profil breit, Schulter und Oberschenkel sind gerundet, die Fesseln schlank, der Schweif ist immer mit dem Deckel verbunden. Gemalter Dekor wird anfangs nur sparsam verwendet, während er später reichlich vorkommt und der Angabe von Brandmarken und des Zaumzeuges dient (s. u.); senkrechte Streifen ziehen sich entlang den Beinen (vgl. zu Werkstatt I 9; II 6.7; V 2). In der reifgeometrischen Periode I geht die Tendenz dann in Richtung einer leichteren Formgebung: elegante Plastizität und Liebe zum Detail sind dabei lediglich bei den Pferden auf Pyxiden der FillaWerkstatt (VII) bewahrt. Kurven ersetzen jetzt die eher eckigen Formen der vorhergehenden Periode: der K o p f der Pferde ist nun kleiner, der Nacken dünner und gewölbter, die einzelnen Teile sind in ihren Proportionen gleichsam gelängt. Nur die Pferde der Filla-Werkstatt sind mit ihren Schweifen noch dem Deckel verbunden, in der Regel hängen die Schweife nun frei, ohne Verbindung mit dem Deckel, herab. Nach der frühen reifgeometrischen Zeit nimmt das Interesse des Töpfers an den Details der individuellen Pferde merklich ab, die Anzahl der Pferde auf dem Deckel erhöht sich nun, und der Töpfer hat nicht nur ein Pferd zu modellieren und zu malen, sondern jeweils drei oder vier zugleich auf einer wachsenden Anzahl von Pyxiden. Im Zusammenhang mit einem allgemeinen deutlichen Nachlassen der handwerklichen Qualität verliert sich auch das plastische Volumen; das Profil der Pferde verhärtet sich, und manchmal fehlen sogar so wichtige Einzelheiten wie die Augen. Doch da anstelle des Einzelpferdes nun eine Mehrzahl von Pferden den Deckel bekrönt, ein Gespann, dessen Lebhaftigkeit von der Kopfwendung der äußeren Pferde nach außen unterstrichen wird, scheint der Mangel an Qualität des einzelnen Pferdes wieder ausgeglichen. In jeder Periode ist die Fähigkeit der Töpfer, Pferde zu modellieren, sehr unterschiedlich: Pferde der Werkstatt I sind kleine Meisterwerke, verglichen mit denen der Werkstatt IV. Einzelne Töpferhände 245 246 247
G G P 22 f. 47 f. 203; G G 76f.; auch D. K . Hill, A J A 60, 1956, 37ff.; J . Fink, A A 1966, 483ff.; Ker. V 1, 27f. Vollständige Zusammenstellung der Pferdepyxiden: A G P 230ff. Das trifft allerdings eher für die strenggeometrische Zeit zu (F. Hiller, A A 1977, 149ff.) als für die späteren Phasen. Denn nachdem die attischen Töpfer zunächst offensichtlich Bronzevorbildern gefolgt sind, scheinen sie sie später ignoriert zu haben. Die reif-spätgeometrischen Pferde (als einzige mit gewisser Genauigkeit datierbar) folgen nämlich ihrer eigenen Entwicklungslinie und haben nur allgemeine Beziehungen zur gleichzeitigen Bronzeplastik.
Die Pyxiden
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lassen sich nicht nur in der Form, den Proportionen und dem gemalten Dekor der Pferde erkennen, sondern auch in der Technik. So wurden einige Pferde mit scharfen Werkzeugen aus dem Ton herausgeschnitten und dann auf der Oberfläche bearbeitet (Werkstatt I und IV), bei anderen wiederum ist die Oberfläche glatt gerieben, und die spätesten Pferde sind dann mit der Hand gerollt und modelliert, ohne große Rücksicht auf die Glättung der Oberfläche, wie vereinzelte Fingerabdrücke zeigen (Werkstatt XI und XII). Solche Unterschiede in der Technik bilden zusätzlich zu den stilistischen Kriterien eine verläßliche Basis für die Zuweisung der Pyxiden an einzelne Hände und Werkstätten.
DIE PYXIDEN Wie bereits bemerkt, sind in erster Linie Stil und Technik des P f e r d e s für die Einteilung in Werkstätten maßgebend. Das bedeutet jedoch nicht, daß nicht auch das geometrische G e f ä ß , vor allem sein Dekor, bei der Einordnung mit berücksichtigt werden muß. Bisher ist dies nur deswegen selten geschehen, weil figürliche Motive, die die Basis fast aller Zuschreibungen in geometrischer Zeit sind, nicht häufig vorkommen. Unterschiede der Töpferhand lassen sich auf Anhieb bei Gefäßen erkennen, die auf der Drehscheibe schwierig herzustellen waren. So müßten die großen, dünnwandigen Pyxiden der Werkstatt I schon allein wegen ihrer unübertrefflichen Töpferarbeit einem einzigen Töpfer zugeschrieben werden; andere Pyxiden schließen sich durch individuelle Besonderheiten wie z. B. einem sich nach oben zu einer Scheibe verbreiternden Knauf zusammen (Werkstatt II). Auch der Dekor verrät gelegentlich persönliche Züge: so etwa in der Anordnung und Ausführung von omamentalen Motiven und in persönlichen Vorlieben wie einem Fisch auf dem Deckel (Werkstatt X) oder der von Punkten begleiteten Schlange, z. B. auf dem Boden der Pyxiden aus Werkstatt XI, oder den delikaten Bodenrosetten der Filla-Werkstatt (VII). Auch sind für die Zuschreibungen die seltenen figürlichen Motive immer wieder wichtig, denn ihre Betrachtung führt in manchen Fällen zu Verbindungen mit Werkstätten, die auch andere Gefäße herstellten (s. u. zu XII). Trotz dieser beschriebenen Verbindungen mehrerer Pyxiden untereinander sollte man aber zu dieser Zeit nicht ein allzu hohes Maß an Einheitlichkeit innerhalb einer Werkstatt fordern: einige Pyxiden des Meisters der Werkstatt II sind nämlich niedrig mit großem Durchmesser, andere wiederum mit kleinem Durchmesser sind hoch; auf Gefäßen der Werkstatt I begegnen verschiedene Knauftypen, Deckel mit und ohne zentrale Scheibe, dazu Mäander- und Metopendekor. Einige dieser Varianten können im Laufe der langen Zeit, in der eine Werkstatt bestand, entwickelt worden sein, andere lassen auf die Mitwirkung von mehreren Malern in der Werkstatt eines einzigen Töpfers schließen. Die Zusammenstellung der Motive in den Metopen (Abb. 23) gibt in Verbindung mit der Beschreibung der Werkstätten einen Eindruck von dem Maß an Vereinheitlichung des Dekors innerhalb einer Werkstatt. Die fünfzehn Werkstätten von Pferdepyxiden benannte ich entweder nach ihrem wichtigsten, dem besterhaltenen oder aber dem bestpublizierten Exemplar der Gruppe. Ausnahmen sind die Werkstatt der Kriezi-Straße (II), die ihren Namen nach dem Fundort einer Pyxis trägt, und die Fischwerkstatt (X), die nach einem besonderen Motiv ihres Dekors benannt ist (s. o.). Alle Werkstattbezeichnungen sind neu, mit Ausnahme der Filla- und der Agora-Werkstatt (VII und XI), die J. Bouzek benannt hat 248 , und der Werkstatt von Athen 897 (XV), die zuerst von E. Kunze erkannt worden ist 249 . Jedoch sind die im folgenden benutzten Bezeichnungen „Filla"- und „Agora"-Gruppe, auch wenn sie Bouzeks Nomenklatur fortführen, nicht, wie in Bouzeks Abhandlung, als chronologische Unterteilungen benutzt, sondern vielmehr als Werkstattverbindung einiger Stücke bezeichnend, die unter den Werkstätten VII und XI im einzelnen beschrieben werden. Der Vollständigkeit halber sind auch Werkstätten verzeichnet, die unter den Pyxiden im Kerameikos nicht vertreten sind. 248 2«
SborPraha 13, 1959, 132 ff. GGA 1937, 290; auch GGP 77ff. und J. Davison, YaleClSt 16, 1961, 45ff.
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
Obwohl die meisten neuen Werkstätten das Œuvre eines einzigen Töpfers umfassen, ist die Bezeichnung „Werkstatt" beibehalten, da damit der Tatsache Rechnung getragen wird, daß Gefäß und Bemalung nicht notwendigerweise von ein und derselben Person ausgeführt wurden. Auch verschiedene Malerhände lassen sich innerhalb einer einzigen Werkstatt unterscheiden (s. u.). Man könnte fragen, warum hier nicht zwei oder mehrere Töpfer zu größeren Werkstätten zusammengefaßt worden sind: z. B. arbeiteten der Tübinger Meister (Werkstatt VIII) und der Londoner Meister (Werkstatt IX) in enger Verbindung mit dem Filla-Meister (Werkstatt VII), dessen Stil beide beeinflußte. Der Meister von Cambridge 84 (Werkstatt XII) und der von Athen A 1668 (Werkstatt XIII) zeigen viele Gemeinsamkeiten, darunter die gleich starke Abhängigkeit von ihrem Vorbild, dem Agora-Meister (Werkstatt XI), bei dem vielleicht beide gelernt haben. Doch auch wenn die Abhängigkeit einzelner Töpfer von den führenden Meistern ihrer Zeit deutlich ist und Beziehungen verschiedener Werke zueinander ohne Frage bestehen, scheint es bei dem heutigen Stand der Forschung übersichtlicher, jeden Meister einzeln als Vorstand seiner eigenen Töpferwerkstatt aufzuführen. Als Ergebnis dieser Untersuchungen werden nun mehrere neue Töpferpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 8. Jhs. greifbar, was umso wichtiger ist, als die abstrakte geometrische Dekorationsweise zu dieser Zeit im allgemeinen den individuellen Beitrag der einzelnen Künstler verdunkelt. Unter den neu gewonnenen Meisterhänden ist besonders der Meister der Pyxis 3627 (Werkstatt I) im Kerameikos zu nennen, dessen hervorragend modellierte Pferde zweifellos dazu beitrugen, der Pferdepyxis einen dauerhaften Platz im Repertoire der geometrischen Keramik zu sichern. Von derselben Hand stammt vielleicht auch der monumentale Krater aus Grab 22 des Kerameikos (vgl. zu 155). Viele Werkstätten von Pferdepyxiden sind im Kerameikos vertreten (einige Male nur durch Fragmente), doch gibt es auch Lücken, vor allem aus den Jahren, in denen der Friedhof weniger dicht belegt war. So finden wir im Kerameikos zwar Beispiele aus allen strenggeometrischen Werkstätten (I—V), jedoch aus der frühreifgeometrischen Zeit außer den Gefäßen der Filla-Werkstatt (VII) keine Vertreter einer anderen Werkstatt. In der spätesten reifgeometrischen Zeit scheinen nur die auch sonst verbreiteten Gefäße der Agora- (XI) und der Cambridge-Werkstatt (XII) vorzukommen. Während den meisten Werkstätten von Pferdepyxiden nicht mehr als ein halbes Dutzend Stücke zugewiesen werden können, lassen sich nicht weniger als 74 Pyxiden oder Pferde den langlebigen Fillaund Agora-Werkstätten (VII und XI) zuschreiben. In diesen beiden Fällen war es sogar möglich, eine gewisse Entwicklung einzelner Hände festzustellen und zu zeigen, daß mehr als ein Maler in dem Betrieb arbeitete. Um Ableitungen oder Nachahmungen der genannten beiden Werkstätten handelt es sich häufig auch bei weniger qualitätvollen Pferdepyxiden, die nicht sicher einer bestimmten Werkstatt zugewiesen werden können (z. B. 212). Es gibt außerdem eine Anzahl bemerkenswerter eigenständiger Stücke, die nicht mit einer Werkstatt verbunden werden können; besonders zu erwähnen ist unter ihnen die Pyxis 175 und ein Pyxispferd in Hamburg 250 mit 17,5 cm Höhe, das größte erhaltene Pferd überhaupt sowie ein weiteres erhaltenes Pferd im Fogg Art Museum (Taf. 35,5) 251 , beide Pferde aus der Periode Strenggeometrisch II. Einige wenige Pyxiden ließen sich nicht zuweisen wie z. B. die unpublizierte Pyxis Athen NM 17604, ein Pasticcio aus verschiedenen Elementen, die der Filla-, der Agora- und der A 1668-Werkstatt entlehnt sind. Vom Ubergang zur spätgeometrischen Zeit an nimmt die Beliebtheit der Pferdepyxis ab, obwohl manche Werkstätten, wie z. B. die Werkstatt Louvre A 567 (XIV), noch immer hervorragende Gefäße herstellen (z. B. XIV 3). Aus der Periode Spätgeometrisch II sind nur drei Beispiele erhalten, deren spätestes, ein Stück in Hartford 252 , in der Werkstatt von Athen 897 (XV) hergestellt wurde. Die Pferdepyxis überlebte die geometrische Zeit nicht. * 250 251 252
Inv. 1919.364 Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe (E. von Mercklin, AA 1928, 292 Abb. 18). 60.280 (CVA Robinson Coll., Baltimore [1] Taf. 12,9). s. o. Anm. 241.
Die Pyxiden
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Die im folgenden kurz behandelten frühesten Pferdepyxiden haben keinen Zusammenhang mit den unten aufgeführten Werkstätten. Die früheste Pferdepyxis, die einzige aus frühgeometrischer Zeit, ist eine Kugelpyxis mit ausschwingender Mündung aus dem Stiefel-Grab der Agora 253 , um 900 v. Chr. Leider bewahrt der Deckel auf seiner Oberseite nur die Spuren eines Pferdes und zwar dort, wo Füße und Schweif angebracht waren (Abb. 9a.b).
A b b . 9 a . b . Früheste P f e r d e p y x i s mit D e c k e l ( A g o r a P 1 9 2 4 0 )
Die frühesten Standardpyxiden mit Deckelpferden lassen sich an das Ende der Phase Strenggeometrisch I datieren: es sind die Pyxiden Athen A3924 aus der Kavalotti-Straße 254 und 170.171 im Kerameikos. Dabei bleibt unsicher, ob eine Verbindung zu der oben genannten Kugelpyxis von der Agora besteht, die nach der vereinbarten Chronologie fast hundert Jahre früher datiert werden muß. 171 (Taf. 17,4.5) ist eine kleinformatige Pyxis mit Mäanderdekor, der ohne Kammpinsel ausgeführt wurde. Der Kopf des Deckelpferdes fehlt, das Hinterteil und der untere Teil der Beine sind ergänzt. Dennoch ist genügend erhalten, um eine Vorstellung vom Stil des Pferdes zu gewinnen. Der Rumpf ist gerundet, die Brust flach; Schulter und Brust sind durch einen Winkel voneinander abgesetzt, eine Eigenart, die sich auch beim Spielzeugpferd Inv. 642255 und — weniger ausgeprägt — bei den Pferden der Werkstätten II und IV findet. Schultern und Oberschenkel sind als Verdickung im oberen Teil der Extremitäten angegeben und vom Rumpf deutlich abgesetzt. Die Mähne ist „gestutzt" mit einer Vertiefung an ihrem Ende im Nacken. Dies Pferd, für das Parallelen fehlen, nimmt schon den Stil vorweg, der sich dann ausgeprägter in den Werken der Werkstatt I findet. Gleichzeitig mit 171 ist die Pyxis 170 (Taf. 17,1.2), deren kantiges Fußprofil charakteristisch ist für die erste strenggeometrische Stilphase (s.o. S. 31); ihr Pferd fehlt.
253 254 255
P 19240 (Hesperia 18, 1949, 290 Nr. 3 Taf. 67). Aus Grab 12 (ADelt 20, 1965, Chron. 78). Ker. V 1 Taf. 142. Die Pyxis 171 stammt aus dem von B. Schlörb Vierneisel zu spät (in reifgeometrische Zeit) datierten Grab hS 56.
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
DIE WERKSTÄTTEN I. Die Werkstatt Kerameikos 3627 (Abb. 10. 1 7 6 - 1 8 1 . 1 8 3 ) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Kerameikos 3627 (176). Kerameikos 3198 (177). Kerameikos 3639 (178). Kerameikos 3624 (179). Kerameikos 3625 (180). Mannheim, Reiss-Museum Cg 67 (nur Deckel, CVA (1) Taf. 5,5; hier Taf. 21,2). Kerameikos 3623 (181). Kerameikos 257 (183). Baltimore, Walters Art Gallery 48. 2029 ( A J A 60, 1956, 38 f. Taf. 29 Abb. 6 f.).
Der namengebende Meister der Pyxis Inv. 3627 (176) gehörte zu den führenden Künstlern, die in der Pferdedarstellung einen als streng zu bezeichnenden Stil entwickelten, einen Stil, der differenzierte Plastizität mit einer gewissen Abstraktion anatomischer Details verbindet. Sämtliche Pferdepyxiden dieser Werkstatt, deren Exemplare bis auf eine Ausnahme 256 alle aus dem Kerameikos stammen, haben oder hatten nur ein einziges Pferd auf dem Deckel; zwei von ihnen besitzen zusätzlich auf beiden Seiten des Pferdes einen plastischen Frosch (179 Taf. 20, 1—3; 180 Taf. 21,3. 4). Die Pferde dieser Gruppe sind sich so ähnlich, daß sie einem einzigen Vorbild verpflichtet scheinen; dabei variiert aber ihre Größe erheblich: das Pferd auf 181 (Taf. 2 2 , 1 - 4 ) ist lediglich 8 cm hoch, während das auf 176 (Taf. 1 8 , 1 - 4 ) mit einer Höhe von 14 cm das Gefäß beherrscht. Seine Ausmaße verhelfen zur Ergänzung des Pferdes 178 (Taf. 19,1—3), das mit einer Höhe von 16 cm eine Größe erreicht, die nur von einem einzigen Pyxispferd in Hamburg 257 übertroffen wird. Die P f e r d e der Werkstatt Kerameikos 3627 verraten eine im Hinblick auf ihre Aufgabe als Schmuck des Gefäßes überraschende Monumentalität (Abb. 10a): der Kopf ist groß, der Hals kurz, im Profil breit, er schwingt vom Unterkiefer zur voll gebildeten Brust aus. Die Ohren sind auf keinem Exemplar gut erhalten, doch zeigen Ansätze, daß sie steil in die Höhe gestanden und gleichsam die senkrechte Linie der Kinnbacken nach oben fortgesetzt haben. Wie auf anderen strenggeometrischen Pyxiden ist der Schweif mit der Oberseite des Deckels verbunden. Das früheste Pferd in der Reihe ist das der Pyxis 176. Es hat schlankere Formen und längere Beine, ganz im Gegensatz zu den späteren Pferden wie z. B. dem von 181, das mit kürzeren Beinen relativ gedrungen wirkt. Die einzelnen Teile des Pferdes sind beim Typus dieser Werkstatt deutlich betont: Kopf, Hals, Rumpf, Extremitäten und Schweif. Der Kopf ist vom Hals scharf abgesetzt, die Übergänge vom Hals in den Rumpf und von den Schultern in die Oberschenkel sind akzentuiert. Bei dem Pferd von 176 wurde zusätzlich noch der Ubergang vom Ober- in den Unterschenkel besonders hervorgehoben: einerseits durch einen Bruch in der Linie, andererseits durch die Angabe von Kniescheiben und Sprunggelenken in Form von rechteckigen, vorspringenden Buckeln 258 . Brust, Kopf und Oberschenkel sind im Vergleich zum Rumpf massig gegeben, hingegen täuscht der Rumpf insofern, als er von der Seite kompakt wirkt, von oben jedoch schlank. Das scharfe, kantig gebildete Rückgrat, das vom Ansatz der Mähne bis zur Kruppe reicht, wirkt wie eine Naht, durch die die beiden Profilansichten, aus denen sich das Pferd zusammensetzt, aneinandergefügt sind. Es scheint, als ob das Pferd bei der Übersetzung aus der Wirklichkeit aus getrennten Komponenten wie Kopf, Beine, Schweif und Rumpf zu einem künstlerischen Ganzen zusammengefügt worden ist, wobei der Eindruck der Zergliederung bestehen bleibt. Dies alles mag auch den Herstellungsprozeß der Pferde vom Typus Kerameikos 3627 beeinflußt haben: die Tiere sind nun nicht mehr wie in früheren Zeiten aus jeweils einem Tonklumpen geformt wie etwa das Spielzeugpferd Inv. 642259, sondern aus getrennten Stücken. Die geplanten Teile des Pferdes wurden
256 257 258 259
Mannheim, Reiss-Museum Cg 67, angeblich aus Athen 1892, nur der Deckel, er scheint aber nicht zur Pyxis zu gehören. s. Anm. 250. Vgl. den Kentauren aus Lefkandi (BSA 65, 1970, 21 ff. Taf. 7 - 1 1 ) . s. Anm. 255.
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in rechteckige Platten verschiedener Form und Größe geschnitten und danach an ihren Platz gesetzt, manchmal, so z. B. beim Schweif, ohne weitere Bearbeitung. Der Kopf bestand ursprünglich aus einem rechteckigen Block, der dann vorne schräg zu einer punktförmigen Spitze zugeschnitten wurde. Dabei blieben der rechteckige Schnitt des hinteren Kopfteils und die abgeflachte Unterseite erhalten. Anschließend wurden die einzelnen Formen teilweise abgerundet. Dasselbe Werkzeug diente sowohl zur Fertigung des Grats von Mähne und Rücken, der rechteckigen Kniescheiben und der Sprunggelenke als auch für die Glättung des Übergangs von Rumpf und Beinen. Auf ähnliche Weise sind — vielleicht unter dem Einfluß dieser Werkstatt - einzelne Teile der Pferde von 175 (Taf. 2 4 , 1 - 3 ) , 184 (Taf. 26,1 - 3 , Schweife) und 185 (Taf. 27,1.4, Beine und Schweif) gefertigt. Die Wesensmerkmale einer solchen „hieroglyphischen" Darstellungsweise beobachtete N. Himmelmann 260 an geometrischer Kleinplastik in Bronze, und in der Tat können Bronzen das Vorbild für die Werkstatt Kerameikos 3627 gewesen sein. Stilmittel wie die scharfen Winkel, die Grate und Vorsprünge, sind eher für Bronzen charakteristisch, auch finden sich die ausgeprägten Kniescheiben und Sprunggelenke sonst nur in der Bronzeplastik 261 . Der Meister der Werkstatt Kerameikos 3627 kannte offenbar die Vorgänge bei der Fertigung von Bronzen, und wohl auch aus diesem Grunde zeigen seine Werke ein weit höheres handwerkliches Niveau als die der anderen Töpferwerkstätten. Typischer Dekor für die Pferde dieser Gruppe ist ein Strichmuster entlang des Rückgrats, ein senkrechtes Band mit übereinander gestellten Rauten oder einem anderen Ornament auf Hinterhand und Kruppe und ein Grätenmuster auf dem Schweif. Bisweilen ist auch auf der Brust ein Feld mit waagerechtem Zickzack ausgespart; auf dem Pferd von 181 (Taf. 22,1) findet sich an dieser Stelle ein Hakenkreuz. Ein Andreaskreuz auf dem Kopf deutet üblicherweise das Zaumzeug an, doch sonst kann keines der Dekorationsmotive als Umsetzung von realen Teilen des Geschirrs in Ornamente verstanden werden. Das Auge ist durch einen Punkt in einem Kreis angegeben. Zusätzlich wurden bei dem Pferd von 176 das Auge und bei dem von 178 das Maul plastisch vertieft. Die P y x i d e n der Werkstatt Kerameikos 3627 bezeugen ebenso wie auch alle anderen Pyxiden, daß die Gefäße in der Periode Strenggeometrisch II größer werden. Die Pyxiden sind gut getöpfert, sie haben dünne Wandungen, ein gleichmäßig straff geschwungenes Profil, das von einem feinen Grat auf der Schulter unterbrochen wird — die Besonderheit dieser Werkstatt —, und einen sorgfältig ausgeführten Dekor 262 . Der Deckel ist flach, in zwei Fällen (179 und 180, Beil. 13,1.2) mit einer erhobenen Scheibe in der Mitte; den Knauf unter dem Pferd bildet ein kurzer Zylinder, so wie er auch auf den einfachen Pyxiden begegnet. 181, die späteste Pyxis von der Hand des Meisters, trägt einen breiteren Knauf, der innen in Form eines Trichters ausgehöhlt ist (Beil. 14,2). Diese Eigenart begegnet sonst nur noch auf zwei verwandten Gefäßen, der Pyxis 183 (Beil. 14,1) und einer Pyxis in Baltimore (19, s.u. mit Anm. 264). Die Werkstatt Kerameikos 3627 war in einer Zeit tätig, in der der Dekor sich wandelte. Sie mag eine führende Rolle gespielt haben bei der Auswechslung des typisch strenggeometrischen, umlaufenden Mäanders durch eine Zone mit Metopen (Taf. 22,4). Über dem Boden beschließt den Dekor der Pyxis eine umlaufende Zone gefirnißter Dreiecke. Diese Zone wiederholt sich am äußeren Rand des Deckels, 260 261
262
Bemerkungen zur geometrischen Plastik (1964) 8ff. Wie bei den sog. peloponnesischen Bronzepferden (vgl. H.-V. Herrmann, J d l 79, 1964, 23ff. Abb. 1 — 9) oder einem Pferd aus Dodona (Ergon 1958, 95 Abb. 99), das dem Pferd auf der Pyxis 183 aus dem Kerameikos Grab 69 (SGII) ähnlich ist. F. Hiller, dem ich das Foto der Mannheimer Pyxis (Taf. 21,2) verdanke, datiert die Bronzepferde mit Hilfe der Pferdepyxiden (AA 1977, 149ff.). Ein weiteres Bronzepferd in Berlin (K. Neugebauer, Katalog der statuarischen Bronzen im Antiquarium I [1931] 15 Abb. 137) wird üblicherweise an den Anfang des 7. Jhs. datiert. Es scheint jedoch früher zu sein, und vielleicht hatte der Meister der Werkstatt I ein solches als Vorbild vor sich. Die Verwandtschaft der Pferde in Berlin mit den Pferden der Werkstatt I macht aber eine wesentlich frühere Datierung wahrscheinlich: so sind die Proportionen des Körpers, der längliche, schafartige Kopf mit prononcierten Augen und herabhängendem Maul, die senkrechte Linie der die Kinnbacken fortsetzenden Ohren sowie die scharf vom Hals abgesetzte Mähne und die Kinnbacken fast gleich (vgl. bes. 178 Taf. 19,1.2). Ebenso verwandt sind die sich verbreiternden Oberschenkel und überhaupt die strenge Form der Pferde. Das Bronzepferd in Berlin könnte danach sowohl attisch als auch in der ersten Hälfte des 8. Jhs. entstanden sein. Aus derselben Werkstatt stammen der Krater Inv. 290 (Ker. V 1 Taf. 20f. Grab 22) und ein Krater aus Eleusis (AEphem 1898, 91 Taf. 3,3). Die plastischen Pferde auf den Pyxiden dieser Werkstatt sind dem gemalten Pferd des Kraters Inv. 290 sehr verwandt: auch das gemalte Pferd hat den kurzen Hals und die langen, in zwei Glieder unterteilten Beine mit Kniescheiben und Sprunggelenken sowie die sich verbreiternden Oberschenkel.
d Abb. 1 0 a - d . Werkstatt I
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der zur Mitte hin eine Punktzone und breite und schmale Bänder trägt (Abb. 10b). Ein Dekor des Bodens war zu dieser Zeit noch nicht allgemein üblich, nur die Pyxis 177 aus dieser Gruppe hat ihn; er besteht aus einfachen konzentrischen Bändern um ein altertümlich anmutendes Kreuz in der Mitte (Taf. 19,5 Abb. 10c)263. Wahrscheinlich nicht von derselben Hand wie die soeben besprochenen Gefäße stammt die Pyxis 183 aus Grab 69 mit Beigaben aus der Phase Strenggeometrisch II. Trotzdem wird sie hier mit Vorbehalt in den weiteren Umkreis der Werkstatt Kerameikos 3627 gestellt. Das Pferd auf dieser Pyxis (Taf. 21,1) hat viel mit den Pferden dieser Werkstatt gemeinsam, so z. B. die Teilung der Anatomie in einzelne getrennte Abschnitte, in betonte Schultern, schlanke Fesseln, plastische Kniescheiben und einen relativ großen Kopf. Doch ist auch eine Weiterentwicklung gegenüber den früheren Pferden der Werkstatt deutlich: es fehlt der Grat des Rückens und der Rumpf ist nun voll gerundet. Die Kurve der Kinnbacken verläuft jetzt natürlicher und ist weniger betont vom Hals abgesetzt. Die Ohren setzen nicht mehr die Linie der Kinnbacken nach oben fort, sondern sind nun als eigenständige plastische Gebilde oben auf dem Kopf angebracht. Der Hals ist länger und stärker gebogen. Alle scharfen Winkel und harten Vorsprünge der oben besprochenen Pferde sind beim Pferd von 183 weicher angegeben, so daß der Umriß des Tieres im ganzen fließender wirkt und damit der reifgeometrischen Ausprägung des Pferdes nähersteht. Statt des Dekors der Hinterhand ist um die Mitte des Rumpfes eine Art Sattel angedeutet und um den Nacken ein breites Band mit Kreisen, die durch Tangenten verbunden sind (S. 36 mit Anm. 218). Spuren vom Werkzeug sind bei 183 deutlich sichtbar, sie beschränken sich aber auf die nicht leicht zugänglichen Abschnitte zwischen den Beinen. Die Oberfläche scheint vor dem Brand geglättet worden zu sein. Ein später Ausläufer dieses Stils ist eine Pyxis mit zwei Pferden von einer gröberen, weniger erfahrenen Hand in Baltimore (19) 264 . Hier ist die Form des Pferdes vereinfacht, gerundeter, Angaben von Kniescheiben und Sprunggelenken fehlen. Der Schweif ist nicht mehr mit der Deckeloberseite verbunden wie auf den Pyxiden seit der reifgeometrischen Zeit (eine Ausnahme s. S. 42). Einen brauchbaren Anhalt für die Datierung der ganzen Gruppe bietet der Dekor der Pyxis in Baltimore, die auf der Gefaßwandung u. a. Metopen mit Vögeln zeigt, dazu eine Rosette auf dem Boden; beides kann an den Anfang der reifgeometrischen Periode datiert werden. Zu dieser Zeit müssen die Pferde des Typus 3627 recht steif und altmodisch im Vergleich mit der wesentlich lebendigeren Auffassung der Pferde der Filla-Werkstatt (VII) gewirkt haben. Die Pferde der Pyxis Baltimore zeigen als letzte die charakteristischen Züge dieser Gruppe.
II. Die Werkstatt der Kriezis-Straße (Abb. 11. 182) 1. Kerameikos T 397 (182). 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
University Mississippi 1977. 3. P31 (CVA Slg. Robinson, Baltimore (1) III H Taf. 12,7). Athen, Agora P 16580. Athen, Hadrians-Bibl. 3294 aus Grab 91 (ADelt 22, 1967, Chron. 95; hier Taf. 2 3 , 3 - 6 ) . Athen, Agora P 15512 (Hesperia 20, 1951, 84 Taf. 36 DfYoung]). Tübingen 7450 (OZ. 250, CVA (2) Taf. 17). Leiden A. Sx. 1 (J. Brants, Description of Ancient Pottery [1930] 7 Taf. 9 Nr. 46). Wellesley College 1971. 18.
Das Pferdefragment 182 (Taf. 23,1.2), vielleicht zugehörig zur Pyxis 172, stammt aus einer führenden Werkstatt, die mit den späteren Pyxiden der Werkstatt I gleichzeitig anzusetzen ist. Aus dieser Werkstatt sind noch erhalten: vier ganze Pyxiden, ein Deckel, drei Pyxispferde und ein größeres Pferd mit vier Amphoren auf dem Rücken 265 ; alle Stücke sind Werke einer Hand. Die Pyxiden haben oder hatten, ebenso 263
264 245
Vgl. das Bodenmuster auf Pyxiden der Werkstatt V. Zwei Pyxiden der Werkstatt I (177. 178) sind innen gefirnißt mit ausgesparten, konzentrischen Kreisen auf dem Boden. Walters Art Gallery Inv. 48.2029 (AJA 60, 1956, 38f. Nr. 5 Taf. 29 Abb. 6.7, danach gehören Pferd, Deckel und Pyxis zusammen). Athen NM 14481 (BSA 52, 1957, 15 Taf. 3).
Abb. I I a —d. Werkstatt II
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wie auch die der Werkstatt I, ein einziges Pferd auf dem Deckel, mit Ausnahme einer Pyxis in Leiden (II 7), die zwei Pferde trägt. Beim Pferd 182 fehlen Kopf, Beine und Schweif; für seine Rekonstruktion muß man auf das besser erhaltene Pferd des namengebenden Stücks dieser Werkstatt (II 4. Taf. 23, 3 — 6) zurückgreifen, auf eine qualitätvolle Pyxis, die in der Nähe des Kerameikos, in der K r i e z i s - S t r a ß e , zutagekam und die sich heute im Magazin der Hadriansbibliothek befindet 266 . Das P f e r d dieser Pyxis (Taf. 23,6 Abb. IIa) ist in seiner Konzeption ganz und gar geometrisch: der Körper erscheint wie ein auf der Unterseite flach geschnittener Halbzylinder auf vier gleichgeformten Zylindern an jeder Ecke an der Stelle von Beinen. Der Hals ist von der Seite breit, im Schnitt aber, sowie von vorn und in der Seitenansicht, dreieckig 2 6 7 . Der kleine, ebenfalls dreieckige Kopf, nur ungefähr halb so groß wie der des Pyxispferdes 176 (I 1), ist nur leicht vom Hals abgesetzt und zeigt flache Erhebungen anstelle der Augenhöhlen. Die Strenge der Form spiegelt sich im Dekor der Pferde wider: die meisten Pferde tragen nicht mehr als zwei ausgesparte Streifen um den Hals (S. 10 mit Anm. 57) und eine Punktreihe auf dem Schweif 268 . Nur zwei Pferde haben zusätzliche Punktreihen an den Beinen entlang. Auch an Pferden anderer Werkstätten und an Einzelstücken dieser Zeit läßt sich beobachten, daß zuweilen die Beine der Pferde großzügiger geschmückt werden 269 . Die Sparsamkeit der Linienführung und die Zurückhaltung im Detail heben die Pferde dieser Werkstatt von dem eher prononcierten Stil der Werkstatt I ab. Auch die P y x i d e n selbst sind durchweg höher und schmaler als die Gefäße der Kerameikosgruppe: sie zeigen alle eine kräftig geschwungene Gefaßwandung mit relativ hochliegendem, größten Durchmesser und einen flachen Deckel mit kurzem, sich nach oben erweiternden Knauf — einer Eigenart dieser Werkstatt 270 . Der Dekor (Abb. l l d ) besteht aus einem sorgfaltig ausgeführten Mäander und einer Zone mit gefirnißten Dreiecken im unteren Teil, einem Nebenmotiv, das von einem weiteren Ornament, meist Zickzack, begleitet wird. Um den Deckel läuft durchweg außen eine Zone mit gefirnißten Dreiecken, dann folgen Zickzack und, der Mitte zu, breite und schmale Firnisbänder (Abb. IIb). Die Werkstatt der Kriezis-Straße dekoriert als eine der ersten die Gefaßböden außen und innen: in beiden Fällen mit dreifachen konzentrischen Reifen, die jeweils eine Punktreihe einschließen und einen Stern in der Mitte tragen (Abb. 11c). Die Mitfunde einer Pyxis von der Agora aus dieser Werkstatt und die der Pyxis II 4 von der KriezisStraße datieren die besprochene Werkstatt in die Phase Strenggeometrisch II, d. h. ungefähr gleichzeitig mit den Gefäßen aus Grab 69 im Kerameikos (vgl. zu 183). III. Die Werkstatt Boston MFA 97.359 (Abb. 12. 144.173.174) 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Boston MFA 97.359 (C. Vermeule, Greek, Etruscan and Roman Art [1972] 30 Abb. 20; hier Taf. 37,1). Kerameikos 3630 (173). Kerameikos 3630a (174). Kerameikos 409 (144, keine Pferdepyxis). Athen, römische Agora, an der Kalisperis-Straße (ADelt 17, 1961/62, Mel. 89.90 Taf. 34a). Karlsruhe B 2688 (CVA (1) Taf. 4,3).
Im Kerameikos gibt es nur zwei Stücke von derselben Hand, die die namengebende Pyxis in Boston (III 1. Taf. 37,1) gefertigt hat; diese sind die mittelgroße Pyxis 173 (III 2. Taf. 2 5 , 3 - 6 ) und das Pferd 174 (III 3. Taf. 25,2), die beide fast mit Gewißheit zusammengehören. Das Pferd ist nur teilweise erhalten: der vordere Teil des Rumpfes und der Hals mit Spuren dort, wo der kleine Kopf und die Ohren weggebrochen sind. 266 267 268 269
270
Ich danke Frau M. Haziotou vom griechischen Antikendienst für die Publikationserlaubnis. Vgl. dazu F. Hiller, J d l 94, 1979, 18 ff. II 5: Hesperia 20, 1951, 84, D Taf. 36 nicht richtig restauriert mit freihängendem Schweif. Vgl. die Pyxiden 171. 185; Fogg Museum 1960.280 (CVA Slg. Robinson, Baltimore [1] Taf. 12,9); Brüssel, Musées Royaux A 33 (CVA [3] III H6 Nr. 10a. b Taf. 2); Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe 1919.364 (s. o. Anm. 250) und die Pyxis I 9 der frühreifgeometrischen Zeit. Auf der Pyxis Agora P 15512 (II 5, s. Anm. 268) nicht erhalten. Ein ähnlicher Knauf auf der Pyxis Slg. von Schoen 43, ehemals Königsberg F 124 (s. u. Werkstatt IV 2).
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Um einen besseren Eindruck von dem Stil des P f e r d e s 174 zu gewinnen, muß man zum Vergleich das Pferd der Bostoner Pyxis und ein nur wenig späteres Pferd in Karlsruhe (III 6) heranziehen. Obgleich diese beiden Pferde in Einzelzügen mit den Pferden der gleichzeitigen Werkstatt Kerameikos 3627 (I) verwandt sind, so z. B. in den ausgeprägten Schultern und Oberschenkeln und den schlanken Fesseln, zeigen sie doch das Problem des Meisters, die Form eines Pferdes in Ton umzusetzen, auf eine von den Pferden der Werkstatt I recht unterschiedliche Weise. Während nämlich bei den Pferden der Werkstatt I alle Teile der Anatomie deutlich voneinander abgehoben sind, ist in der Werkstatt III gerade das Gegenteil der Fall: kräftige Kurven verbinden die einzelnen Teile des Körpers zu einem einfachen, aber wirkungsvollen Ganzen; eine Kurve schwingt von den Beinen zur Unterseite des Rumpfes und eine weitere vom Kopf über den Rücken bis zum Hinterteil. Der Rumpf wird in der Mitte schmaler, Oberschenkel und Schultern verjüngen sich rasch zu den Fesseln, der Hals ist im Verhältnis so lang wie die Beine. Der Kopf ist schmal und röhrenförmig mit spitz zulaufenden, hoch auf dem Kopf ansetzenden Ohren; die Augen treten in zwei runden Buckeln hervor, Maul und Nüstern sind plastisch eingetieft. Das übliche Andreaskreuz für die Angabe des Zaumzeugs ist mit dem Firnisring, der die Augen umgibt, verbunden, in seinen Zwickeln befinden sich Punkte. Die Innenseite der Beine blieb ungefirnißt, ebenso die Brust der Pferde im Kerameikos, während die Brust des Bostoner Pferdes (III 1) ein großes Winkelmuster trägt. Das Pferd in Karlsruhe zeigt um den Hals das vom Pferd der Pyxis 183 (s. o.) her bekannte Motiv der durch Tangenten verbundenen Kreise und als „Brandmarke" einen Stern auf der Hinterhand. Die P y x i d e n der Bostoner Werkstatt sind niedrig proportioniert, mit kräftigem Profil und von mittlerer Größe (Dm ca. 25 cm). Zwei von ihnen, die Pyxis in Boston und 173 sind mit einem nach rechts gerichteten Mäander verziert, der bei der Pyxis 173 zweimal von einer Metope mit Hakenkreuz unterbrochen wird (Taf. 25,3, vgl. 181); im Zentrum des Bodens befindet sich ein Kreuzmuster, von Bändern und einem Nebenmotiv — häufig Punkte und gegenständig versetzte Striche — umgeben (Taf. 25,6); der Standring ist schraffiert. Der Deckeldekor ist bei den beiden Pyxiden fast identisch, er besteht aus einer äußeren Zone mit gefirnißten Dreiecken, einem Band mit gegenständig versetzten Strichen und, um die Mitte, zwei gegenüberliegenden, gegitterten Abschnitten eines Kreises (Taf. 25,5). Von derselben Hand stammen: die Pyxis 144 (III 4, keine Pferdepyxis) mit einem Bodenmuster wie auf 173, eine Pyxis aus einem Grab an der Kalisperis-Straße (III 5), deren Gefaßwandung einen Dekor wie 144 trägt (Metopen mit Hakenkreuz wechseln mit Doppelmäanderhaken ab; dazwischen Triglyphe
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mit Rautenmuster) und vielleicht eine unpublizierte Pyxis, Athen NM 148. Die Pyxis III 5 kommt aus einem Grabzusammenhang, der sich in die Phase Strenggeometrisch II datieren läßt. Die Pferdepyxis 175 (Taf. 24,1—3) ist nicht von derselben Hand wie die Bostoner Pyxis (III 1). Die Pyxis selbst ist schwer und groß, der Boden ohne Dekor, das Pferd klobiger, und doch weist es Gemeinsamkeiten mit der soeben beschriebenen Gruppe auf: in den Proportionen allgemein, in den Beinen, die im oberen Teil kräftig sind und zu den Fesseln schnell schlanker werden, und in dem ausgewogenen Profil mit ausgeprägter Linie von Kopf zu Schweif. Ähnlich ist außerdem der Kopf mit seinen kleinen Ohren, den vorgewölbten Augen und dem plastisch eingetieften Maul. Darüberhinaus hat auch noch der Deckel um seine Mitte dieselben sich gegenüberliegenden gegitterten Segmente, die auf der Bostoner Pyxis (III 1) und der Pyxis 173 des Kerameikos begegnen. Das Pferd 175 kann auf der anderen Seite auch den Werkstätten I und V durch ein gemeinsames technisches Merkmal zugeordnet werden: alle Schweife wurden mit einem Messer in ihre Form gebracht. Seltsamerweise kann man bisher keine andere Pferdepyxis dieser qualitätvollen Hand zuschreiben 271 .
IV. Die Werkstatt Athen NM 18133 (Abb. 13. 189) 1. Basel, Kunsthandel (MuM 26, 1963, Nr. 50; hier Taf. 37,2). 2. München, Slg. von Schoen 43 (R. Lullies, Eine Sammlung griechischer Kleinkunst [1955] 14f. Nr. 22 Bildseite 10). 3. Athen, NM 18133 (Empedocles Collection Taf. 7a). 4. Basel, Kunsthandel (A. Emmerich, Early Art in Greece [1965] 42 Nr. 120). 5. London, BM 1977. 1 2 - 7 . 4 1 . 6. Berlin, Privatslg. (U. Gehrig, Antiken aus Berliner Privatbesitz [1975] Nr. 26). 7. Skyros, Museum Nr. 172. 8. London, BM 1977. 1 2 - 1 1 . 6 . 9. Karlsruhe B 1515 (CVA (1) Taf. 4,2). 10. Kerameikos 3665 (189). 11. Athen, Hadrians-Bibl., aus der Vuliagmeni-Str.
Wohl nicht alle Pyxiden dieser Werkstatt stammen von einer einzigen Hand, denn ihre Formen unterscheiden sich erheblich voneinander. So basiert die Zusammenstellung der Werkstatt eher auf Ähnlichkeiten der Pferde untereinander, auf Übereinstimmungen, die zwar kaum auf einen einzigen Meister schließen lassen, die aber Raum geben für vielleicht zwei oder drei untereinander eng verbundene Hände. Die Pyxiden sind bis auf drei Exemplare jeweils nur von einem singulären Pferd bekrönt. Das relativ unbedeutende Pferdefragment 189 (IV 10. Taf. 25,1), ein Hinterteil ohne Schweif und Beine, ist im Kerameikos das einzige Exemplar dieser Werkstatt. Es steht dem Pferd in Karlsruhe (IV 9), dem spätesten der Gruppe, am nächsten. Eine Pyxis in Basel (IV 1. Taf. 38,1) trägt dagegen ein kompaktes kleines Pferd mit Stilmerkmalen, die sonst eher bei den talentierten Künstlern strenggeometrischer Zeit anzutreffen sind. Sie, sowie die bis zum letzten sorgfältig gearbeiteten Stücke und auch die namengebende Pyxis im Nationalmuseum (IV 3) sind wahrscheinlich die frühesten der Werkstatt. Die P f e r d e stellen die frühesten Beispiele einer eher schematischen Formgestaltung dar, die dann in reifgeometrischer Zeit in den Beispielen der Fisch-Gruppe (X) und noch später in denen der AgoraWerkstatt (XI) fortgesetzt wird. Sie bestehen aus einfachen, zusammengesetzten Tonrollen, die lediglich anstelle der Oberschenkel leicht verdickt sind. Der Hals ist auf seiner Oberseite — als Kennzeichen für die Mähne — eingedrückt. Oft gehen Brust und Hals leicht gewinkelt ineinander über, ähnlich wie bei den Pferden der Werkstatt II. Ungewöhnlich in dieser Zeit ist, daß die Angabe von Ohren fehlt. Die Augen sind plastisch angegeben und ebenso wie die Nüstern mit einem Loch gebohrt; das Maul ist manchmal durch eine Furche bezeichnet, der Schweif mit der Oberseite des Deckels verbunden. Die Pferde sind einfach in ihrer Konzeption, dabei jedoch nicht so nachlässig geformt wie später in spätgeometrischer Zeit. 271
Mit Ausnahme der viel stärker abstrahierenden korinthischen Gruppe (H.-V. Herrmann, J d l 79, 1964, 28ff. Abb. 12—15). Es gibt keine Bronzepferde von solch ausgeprägter Beweglichkeit des Umrisses wie die Tonpferde der Werkstatt III.
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Abb. 13a—c. Werkstatt IV
Ausgesparte Zonen für den Dekor können bei den Pferden dieser Werkstatt recht umfangreich sein, und zwar befinden sie sich an Hals, Brust, Schultern und in der Körpermitte 272 (Abb. 13a). Auf dem Fragment 189 hat sich von diesen Zonen lediglich der Teil eines doppelt eingefaßten Streifens mit kurzen vertikalen Strichen entlang des Rückgrats erhalten. Die P y x i d e n selbst sind klein oder von mittlerer Größe (Dm 18,7 —27 cm) und, wie schon erwähnt, in ihrem Profil nicht einheitlich: manche haben eine relativ hohe und schmale Form, und ihre Wandung ist bauchig (IV 6), andere sind flacher (IV 1). Die Deckel sind durchweg flach oder leicht konisch, sie können einen Knauf und eine abgesetzte Scheibe um die Mitte haben oder auch nicht. Bei allen Pyxiden besteht der Hauptdekor in einer Mäanderzone; auf dem Boden außen findet sich jeweils eine kleine vierblättrige Rosette 273 oder ein Rad mit vier Speichen (IV 4.5) 274 , wobei eine breite äußere Zone gewöhnlich ausgespart ist. Beliebte Motive für die Nebenzonen sind gegenständig versetzte oder einfache Striche. 272 273
274
Hier könnten sie vielleicht ein Gurtband darstellen. Pyxis IV 1 hat die nicht übliche sechs blättrige Rosette w i e auch die Pyxis 156. Die Blätter der Rosette der Werkstatt IV (mit A u s n a h m e der auf IV 6) haben Querstriche mit einer Mittelrippe w i e auf Abb. 13c. Ähnliche Blätter auf dem Boden der Pyxis Athen N M 3085 (148): C o l l i g n o n — C o u v e 71 Nr. 279. Räder gibt es auch auf spätgeometrischen Pyxiden, z. B. auf VIII 4. 5; IX 1. 3 und auf bronzenen Dreifüßen (Schweitzer, a. O. [ A n m . 221] 176).
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Kein Exemplar dieser Werkstatt stammt aus einem publizierten Grabzusammenhang, doch sprechen die Größe der Pyxiden, die Ausschließlichkeit des Mäanderdekors und die Einfachheit des Bodenmotivs für eine Datierung in die Periode Strenggeometrisch II.
V. Die Werkstatt Kerameikos 3622 (184.185.186). 1. Kerameikos 3654 2. Kerameikos 3622
(184). (185).
3. Kerameikos 3621 (186).
4. Heidelberg G 55 (CVA (3) Taf. 103,8.9). 5. Brüssel A 3 2 (CVA (3) Taf. 2,10a. b). 6. London 1977. 1 2 - 7 . 42 (GazArch 8, 1883, 225 Taf. 36).
Die Pyxiden dieser Gruppe sind mehr als alle anderen nur fragmentarisch erhalten; bei allen fünf Pferden fehlt der Kopf, ferner gibt es zwei Deckel mit Pferden, jedoch ohne zugehörige Pyxis. Das ist umso bedauerlicher, als man gerne über die Entwicklung gerade dieser Werkstatt, für die neben der Filla-Werkstatt (VII) als einzige ein Weiterleben in reifgeometrischer Zeit belegt ist, mehr gewußt hätte. Die am besten erhaltene und besonders fein gearbeitete Pyxis dieser Werkstatt ist das namengebende Exemplar 185 (V 2. Taf. 27,1—4; 28,2). Die Ausführung seines D e c k e l p f e r d e s zeigt eine weit über dem üblichen Niveau der Zeit liegende Fertigkeit des Töpfers. In Haltung, Proportion und in der Ausführung einiger Details wie z. B. dem Anschwellen des Hinterteils, von Schultern und Hüften, der in einer Kurve von den Schultern abgesetzten Brust und der beiden spitzen Ohren oben auf dem Kopf, scheint es recht wirklichkeitsnah. Die Kniegelenke an den Hinterbeinen sind wie natürliche Verbindungen von Ober- und Unterschenkel gestaltet und nicht als einfacher Vorsprung wie z. B. bei dem Pferd 176 (I 1. Taf. 18,4) aus strenggeometrischer Zeit. Eine solch naturnahe Wiedergabe findet sich gelegentlich auch bei gleichzeitigen gemalten Pferden wie z.B. beim Pferd auf der Kanne Inv. 2159 im Kerameikos (Taf. 28, l) 275 . Die Werkstatt V hat ihre Anfänge nicht wesentlich später als die Werkstatt I, da sie mit ihr die gleiche Herstellungstechnik teilt: der Schweif wurde mit einem Messer in seine Form geschnitten, ebenso wahrscheinlich auch andere anatomische Glieder wie z. B. die Beine, wofür deren breite und flache Form spricht. Die Schnittflächen wurden danach sorgfaltig überarbeitet und unkenntlich gemacht. Der längere gestreckte Hals weist schon auf die Eigenart des Filla-Meisters (VII) voraus. Die Pferde tragen einen reichen Dekor: rechteckige Felder auf Schulter und Hüften, eine senkrechte Punktreihe vorn am Hals, einen gestrichelten Streifen den Rücken entlang und einen Streifen mit senkrechten Doppelgräten auf dem Schweif. Die P y x i d e n 185 und 186 (V2.3. Taf. 2 7 , 1 - 4 ; 2 8 , 2 - 5 Beil. 15,2; 17,1) lassen dadurch, daß Pyxis und Deckel besonders dickwandig sind, vermuten, daß sie von einem Töpfer stammen, der sonst Gefäße von monumentalen Ausmaßen herstellte. Sie zeigen ein straff gerundetes Profil mit hochliegendem, größten Durchmesser; der Deckel ist flach, der Knauf — nur bei 185 erhalten — hat die Form eines gerippten Zylinders wie bei der Werkstatt Kerameikos 3627 (I). Der Dekor besteht bei 184 (V 1. Taf. 26,1 —3) in einem die Richtung wechselnden Mäander, bei 185 und 186 aus einem gewöhnlichen Mäander mit Bändern aus senkrechtem Doppelzickzack und gegenständig versetzten Strichen in den Nebenzonen. Die einfachen Bodenmotive auf den beiden letztgenannten Pyxiden (Taf. 27,3 und 28,4) verbinden die Werkstatt mit den späteren Exemplaren der Werkstatt I. In reifgeometrischer Zeit entstehen in derselben Werkstatt zwei Deckel, einer von ihnen heute in London (V 6), einer in Brüssel (V 5), deren Pferde deutlich vom Typus des Heidelberger Pferdes (V 4) abgeleitet sind. Wie dieses tragen sie ein schräges, dekoriertes Gurtband um den Leib, das an ein Band mit ähnlichem Dekor um den Hals anstößt, dazu ebenso eine runde „Brandmarke" auf dem Hinterteil 275
Ker. V 1, 279 Taf. 111.141. Eine ähnlich naturnahen Charakter zeigen Bronzepferde erst in späterer Zeit, vorausgesetzt die Datierung der Bronzen ist korrekt.
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(184 hat die „Brandmarke" auf der Schulter). Die Pferde in Heidelberg und London (V6) haben auf ihrer Brust ein medaillonartiges Motiv (vgl. X4). Zwei Deckel tragen zusätzlich zu dem umlaufenden Ornamentdekor im Zentrum figürlichen Schmuck: der Deckel in Brüssel (V 5) einen Fisch (vgl. zu X), der in London (V6) Vögel. Der Deckel in London ist, im Gegensatz zum Einzelpferd auf den übrigen Exemplaren, von einem Pferdepaar bekrönt.
VI. Die Werkstatt Eleusis 4263 (Abb. 14) 1. Eleusis 4263 (B. Schmaltz, Metallfiguren aus dem Kabirenheiligtum bei Theben, Das Kabirenheiligtum bei Theben VI [1980] Taf. 23). 2. Athen, NM (Empedocles Collection Taf. 6, nur Deckel und Pferd). 3. Philadelphia, Kunsthandel (Hesperia Art Bulletin 20, 1 Nr. 239).
Die P f e r d e der Gruppe Eleusis 4263, unter denen sich kein Beispiel des Kerameikos befindet, zeigen Ähnlichkeit mit den Pferden der Werkstatt V. Sie sind relativ massig mit gerundeten Oberschenkeln und Kniegelenken an den Hinterbeinen. Der Kopf in Form eines langen Zylinders schwillt zur Stirn hin an und ist von dem — im Profil — breiten Hals in einem markanten Winkel abgesetzt. Augen, Maul und bisweilen auch die Ohren sind geritzt wiedergegeben (vgl. zu Werkstatt IV) 276 . Den Schweif verziert ein Winkelmuster; ein horizontales Band mit durch Tangenten verbundenen, gepunkteten Kreisen läuft über Brust und Schultern; ein Gurtband findet sich lediglich auf dem namengebenden Pferd in Eleusis (VI l) 2 7 7 . Alle Pferde wurden von derselben Hand gefertigt. Die als einzige erhaltene P y x i s dieser Werkstatt in Philadelphia (VI3) 278 hat, wie auch die Pyxiden der Gruppen IV und X, eine geschwungene Gefäßwandung, einen niedrigen Standring und einen leicht
276 277 278
Vgl. Schmaltz a. O. 131 Taf. 23. Nach mündlicher Mitteilung von J. Coldstream ist dieses Pferd nicht identisch mit dem aus Grab a überlieferten (AEphem 1898, 103). Ich fand keine Möglichkeit, die Pyxis selbst zu überprüfen, doch es scheint mir als sehr wahrscheinlich, daß Pyxis und Pferd zusammengehören. Die Vorderbeine des Pferdes sind nicht richtig restauriert. Der Pyxisdeckel mit Pferd (VI 2, ehem. in der Slg. Empedokles) ist leider nicht mehr aufzufinden.
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konischen Deckel mit kleiner, abgesetzter Scheibe um die Mitte. Den Hauptdekor des Gefäßes bildet eine Metopenzone aus Hakenkreuzen mit Sternchen zwischen den Armen und Triglyphen aus parallelem, waagrechten Doppelzickzack. Die durch Tangenten verbundenen Kreise auf dem Pferd selbst werden in den Ornamentzonen auf dem Deckel, unter der Metopenzone auf der Pyxis und um den mehrfach umfahrenen Rosettenblättern auf dem äußeren Boden wiederholt. Eine ähnliche Rosette wie außen findet sich auch innen auf dem Boden. Zu beiden Seiten des Pferdes trägt die Deckelscheibe ein Motiv von gegitterten Sektoren wie auf 175. Kein Exemplar dieser Gruppe kommt aus einem Grabzusammenhang. Auf Grund des Stils ihrer Pferde jedoch müssen die Beispiele in die Übergangsphase von der streng- zur reifgeometrischen Epoche datiert werden. Ein anderes Exemplar dieser Werkstatt beweist, daß die attischen Töpfer sich auch der Kleinplastik zuwendeten: das Modell eines Viergespanns in Wien mit Wagen und einem Krieger mit Helm und Schild als Lenker 279 . Die Form der Pferde ist identisch mit dem oben beschriebenen typischen Eleusis-Pferd. Sie müssen daher von Hand des Eleusis-Meisters und aus derselben Zeit wie die Eleusis-Gruppe stammen. Damit wird die bisherige Datierung in früharchaische Zeit hinfallig.
VII. Die Filla-Werkstatt (Abb. 15. 1 9 1 - 1 9 6 . 2 0 9 . 2 1 0 . 2 2 2 ) 1. Wien, Kunsthistorisches Museum 3453 (K. Masner, Slg. antiker Vasen und Terrakotten [1892] 3 Nr. 31 Taf. 2. Bonn, Akademisches Kunstmuseum der Universität, Inv. 17 (Antiken aus dem Akademischen Kunstmuseum Bonn [1969] 102 Nr. 116; hier Taf. 29,2). 3. Princeton 28—16 (F. Follin Jones, Ancient Art in the Art Museum Princeton [1960] 27 mit Abb.). 4. Athen, NM 18132 (Ch. Zervos, Civilization hellénique I [1969] Abb. 90). 5. Cambridge Mass., Fogg Museum 1960.279 (CVA Slg. Robinson, Baltimore (1) IIIH Taf. 12,8). 6. Kerameikos 776 (191). 7. Deutschland, Privatslg. (E. Rohde, AA 1955, 94 ff. Abb. 1 - 4 ) . 8. Brauron „Nr. 2", aus Merenda. 9. Kerameikos 775 (192). 10. Florenz 4289. 11. Peruc, ehem., E. Filla Museum (SborPraha 13, 1959, 127 f. 134 Taf. 1). 12. Heidelberg G 53 (CVA (3) Taf. 104,1; 105,2.4). 13. Herakleion, Museum (E. Hall, Vrokastro [1914] 109 Taf. 26). 14. Brauron 1137. 15. London, BM 1911.4-16.4. 16. Kerameikos 3628 (193). 17. Kerameikos 3 6 3 6 - 3 7 (194.195). 18. Kerameikos 3638 (196). 19. Paris, Louvre CA 5979 (CVA (16) III Hb Taf. 23,2). 20. Athen, NM 196 (Collignon-Couve 70 Nr. 276; G. P e r r o t - C h . Chipiez, Histoire de l'art VII [1898]) 171 Abb. 55, nur die Pyxis zugehörig). 21. Oxford, Ashmolean Museum 1894.16 (nur Deckel und Pferde zugehörig). 22. Brauron BE 712 (ADelt 29, 1973/74, Chron. 109 Taf. 86a). 23. Kerameikos 4663 (209). 24. Kerameikos 4239 (210). 25. Stockholm, Nationalmuseum 1689 (E. Kjellberg, Festskrift [1921] 3 Taf. 3 Deckel). 26. New York, Slg. Pomerance (The Pomerance Collection of Ancient Art, Hrsg. J. Keith [1966] 85 Nr. 98). 27. Kerameikos 3668 (222). 28. Athen, NM 17972. 29. München 6403 (CVA (3) Taf. 126). 30. Athen, Hadrians-Bibl. (ADelt 27, 1972, Chron. 95 Taf. 63b links). 31. München 6597 (CVA (3) Taf. 128,3). 32. Brauron, Anavyssos Ausgrb. 1965 (Pferd). 33. New York, Brooklyn Museum L 68 11-2-4. 275
Kunsthistorisches Museum V 399 (R. A . Higgins, Greek Terracottas [1967] 22f. Taf. 8b).
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Die Filla-Werkstatt280, deren Produktion in strenggeometrischer Zeit begann und sich bis in die spätgeometrische Zeit hinzog, umfaßt bei etwa 30 bis 40 Jahren ihres Bestehens die längste Zeitspanne, in der, nach unserem Wissen, eine einzige Werkstatt geometrischer Pferdepyxiden gearbeitet hat. Während dieser langen Schaffenszeit bleibt jedoch der Stil der Gefäße nicht statisch, sondern spiegelt die Einflüsse verschiedener Zeitströmungen wider. So zeigen die frühen Exemplare die noch gerundete, die späteren eine fast gerade Wandung. Dementsprechend haben die spätesten Werke nur noch sehr wenig mit den frühesten zu tun. Es besteht aber kaum ein Zweifel, daß alle aufgeführten Exemplare nicht nur aus einer einzigen Werkstatt stammen, sondern die Mehrzahl der Gefäße sogar einer Hand zuzuschreiben ist. Die zahlreichen Pyxiden dieser Gruppe im Kerameikos stammen aus allen Phasen der WerkstattTätigkeit 281 . Die P f e r d e der Filla-Werkstatt unterscheiden sich von denen anderer Gruppen augenfällig durch ihre eher runden als kantigen Einzelformen. Ihr grundsätzlicher Stil ist schon in den beiden frühesten Stücken der Werkstatt erkennbar: einer Pyxis in Wien mit zwei Deckelpferden (VII1) und einem Pferd in Bonn ( V I I 2 Taf. 29,2), beide aus strenggeometrischer Zeit und nicht mit Sicherheit von derselben Hand wie die übrigen Gefäße. Die Pferde sind massig und streng durchgeformt, wohlgerundet an Brust und Körper; die Hinterbeine zeigen noch Rudimente von Kniegelenken. Die Pferde können nicht viel später als das Exemplar 185 (V2) entstanden sein. In der Zeit des Übergangs zur reifgeometrischen Stilphase, die durch zwei Pyxiden aus Grab 89 (191.192; VII 6.9 Taf. 2 9 , 1 . 3 - 5 Beil. 16,2) repräsentiert ist, hat sich die relativ strenge Gesamtauffassung gelockert; die Pferde erscheinen graziöser, in fast manierierter Schlankheit, der Hals ist gebogen, die Extremitäten sind dünner und länger, die Kniegelenke an den Hinterbeinen verschwunden. Anatomische Einzelheiten werden nun eher beiläufig behandelt. Der zylindrische Kopf hat einen Buckel zur Bezeichnung der Stirn, die plastisch vortretenden und mit einem Firnisring umfahrenen Augen fallen auf; zwei spitze Ohren erheben sich auf beiden Seiten des Hinterkopfes282. Zwei Merkmale des Dekors unterscheiden die Pferde der Filla-Werkstatt eindeutig von denen anderer Werkstätten: erstens tragen sie nicht den sonst üblichen ausgesparten Streifen entlang des Rückgrats, und zweitens ist das Band um den Hals durch ein rechteckiges Feld mit Tangenten-Kreisdekor auf der Brust ersetzt. Die beiden P y x i d e n im Kerameikos 191 und 192 (Taf. 29,1.3 — 5) zeigen die straffere Wölbung der Gefaßwandung, wie sie in der Phase Reifgeometrisch I üblich ist. Die Deckel sind niedrig, ohne Knauf und ohne abgesetzte Scheibe um die Mitte, wo die Pferde stehen: auf 191 zwei, auf 192 drei Pferde, eine Anzahl, die für Gefäße dieser Gruppe charakteristisch ist 283 . Während die Pyxis 191 um ihre Gefäßwand den altmodischen Mäander trägt, hat 192 die in der FillaWerkstatt übliche Metopen-Triglyphen-Zone; in den Metopen wechseln Hakenkreuz (stets in der Form der sich überschneidenden Arme) und Vierblatt (Abb. 15d) ab. Ein waagrechter Doppelzickzack im mittleren Band der Triglyphen wird auf beiden Seiten von einem senkrechten Zickzackband eingerahmt, dieses wiederum ist jeweils von Strichgruppen eingefaßt. Fünf der zur Werkstatt gehörenden Gefäße zeigen in ihren Metopen Sumpfvögel (VII 10. 11. 13. 15. 16 Taf. 30,6). Ein schmaler Streifen mit Wolfzahn unter der Metopenzone ist zur Verdeutlichung der Form jetzt, da sich das Profil der Wandung gestrafft hat, weniger notwendig, doch kann sich die Werkstatt nicht davon trennen. Das bemerkenswerteste Kennzeichen der Filla-Pyxiden ist ohne Zweifel die delikate Rosette auf dem Boden. 192 (VII9. Taf. 29,4) und die nur unerheblich spätere Pyxis 193 (VII16. Taf. 30,5) geben deren
280
Zur Erklärung des Unterschieds zwischen der Filla-Gruppe von J . B o u z e k (SborPraha 13, 1959, 1 3 3 f . ) und der meinen s . o . S . 4 3 . Von den zehn von Bouzek der Filla-Gruppe zugewiesenen Pyxiden habe ich die folgenden ausgeschieden: Athen, Hadrians-Bibl. A 1669 ( A D e l t 18, 1963, Chron. 37 Taf. 38); Boston, Museum o f Fine Arts 1970.232 ( K . Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst [1960] 125 Nr. 43 = M u M 10, 1951, Taf. 18 Nr. 394, s. Bouzek, Acta a. O. [o. Anm. 244] 102); Tübingen 1087 ( V I I I 4) ist hier als ein Werk aus einer getrennten, jedoch mit der des Filla-Meisters eng verwandten Werkstatt erkannt.
281
Als „aus dem D i p y l o n " bezeichnet ist die Pyxis der Filla-Werkstatt Athen, N M 196 ( V I I 20). Die Pferde dieser Pyxis gehören nicht hierher, sondern zur Werkstatt X I I I (2): Spuren der ursprünglichen Pferde lassen sich auf dem Deckel vor den vorhandenen Pferden noch erkennen. Ähnlich ist u. a. das Bronzepferd bei K . Neugebauer, Katalog der statuarischen Bronzen im Antiquarium I (1931) 29 Nr. 45. Filla-Pyxiden sind verhältnismäßig groß; einige Beispiele haben einen D m bis zu 32 cm. Der kleinste D m beträgt immerhin 20 c m ( V I I 7).
282 283
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Abb. 15a—d. Werkstatt VII
60
Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
übliche Form wieder: umgeben von einem äußeren Ring aus gestrichelten, mehrmals umfahrenen länglichen Blättern sind die acht Rosettenblätter eines naturalistischen Typs mit Adern, die von einer langgestreckten Mittelrippe ausgehen, angeordnet. Um den Deckel laufen immer gepunktete Rautenketten oder das bekannte Kreis-Tangentenornament; die Mitte des Deckels ist stets schwarz gefirnißt. Der Filla-Meister beherrschte die Pyxidenproduktion in der Periode Reifgeometrisch I, wobei er mehrere Werkstätten beeinflußte (z. B. VIII und IX) 284 , von denen jedoch keine eine ernst zu nehmende Konkurrenz war. Erst gegen Ende der Periode Reifgeometrisch I tauchen wichtige Alternativen auf: so beginnt etwa die Werkstatt Agora P 4784 (XI), deren Pyxiden zunächst nach vorhandenen Prototypen hergestellt worden waren, mit einem bunteren Dekor zu experimentieren, mit stärkeren Kontrasten und neuen Motiven wie z. B. dem Sonnenmotiv und Hakenkreuzen mit zwei von Tangenten verbundenen Kreisen zwischen den Armen. Diese Neuerungen der Werkstatt XI gehören bald zum allgemeinen Repertoire, und während die Filla-Werkstatt in der Periode Reifgeometrisch I den Zeitstil bestimmte, so ahmt sie nun einige Besonderheiten jener rivalisierenden Werkstatt nach. Eine solche Entwicklung zeichnet sich deutlich bei der Pyxis 210 (VII 24. Taf. 31,2.3) ab, die zusammen mit der Pyxis 213 aus der Werkstatt XI im selben Grab gefunden wurde und bei einer weiteren Pyxis im Kerameikos von der Hand eines Imitators der Werkstatt XI (212). Von der altmodischen Art der Triglyphen und dem gewohnten Filla-Pferd abgesehen, das zu dieser Zeit noch schlanker und im Profil verhärteter ist, hätte die Pyxis 210 in der Agora-Werkstatt (XI) hergestellt sein können. Sie zeigt denselben gradwandigen Umriß, den konischen Deckel, der auf der Oberseite abgeflacht und mit einem Loch in der Mitte versehen ist, wie auch die Deckel der Pyxiden der Werkstatt XI. Gewiß ist hier in der FillaWerkstatt ein neuer Maler zu greifen: die typische Filla-Rosette auf dem Boden mit Blättern eines naturalistischen Typus ist nun durch eine weniger prononcierte Rosette aus kleinen, schraffierten Blättern ersetzt (209: VII 23. Taf. 35,2, 210), und das Hakenkreuz mit sich überschneidenden Armen wird zugunsten des üblichen Hakenkreuzes aufgegeben. Dieser in den genannten Pyxiden faßbare neue Maler könnte einige Zeit in der Agora-Werkstatt gearbeitet haben oder vielleicht auch gleichzeitig in der Agora- und der Filla-Werkstatt: so scheint die unpublizierte Pyxis VII 28 der Filla-Werkstatt mit Sumpfvögeln, Schachbrett und Hakenkreuz vom selben Maler gemalt worden zu sein wie auch zwei Gefäße der Agora-Gruppe (XI 33.37). Die Pyxis VII 28, die auf Grund von Parallelen in der besser datierten und umfangreicheren Gruppe XI in der Phase Spätgeometrisch I entstanden sein muß, ist die späteste Pyxis der Filla-Werkstatt 285 .
VIII. Die Werkstatt Tübingen 1087 (Abb. 16) 1. Dresden ZV 1818 (Katalog „Der Menschheit bewahrt" [1963] Abb. A45). 2. Athen, NM 179 (Collignon —Couve Nr. 275 Taf. 14. Nur die zwei äußeren Pferde zugehörig). 3. Bochum, Institut für Archäologie, Ruhr-Universität S 1065 (J. Dörig, Art antique. Collections privées de Suisse Romande [1975] Nr. 120 Abb. 120a.b; hier Taf. 37,3). 4. Tübingen 1087 (CVA (2) Taf. 19.20, 1 - 3 ) . 5. Athen, Hadrians-Bibl. 3759 aus Grab VI, 1966 (ADelt 22, 1967, Chron. 80). 6. New York, Slg. Schimmel (O. White Muscarella, Ancient Art, The Norbert Schimmel Collection [1974] Nr. 50 mit Abb. [nur die Pyxis]).
Der Meister der genannten Werkstatt war ein Zeitgenosse des Filla-Meisters. Die Verbindung zwischen der Filla-Werkstatt und der von Tübingen 1087 ist so eng, daß man für gewöhnlich die hier zu der 284
285
Aus verschiedenen Gründen nehme ich an, daß der Filla-Meister ein Angehöriger der Dipylon-Werkstatt war (über dieses Thema werde ich demnächst handeln). Die folgenden Pyxiden sind u. a. Nachahmungen des Filla-Typus und nicht der Werkstatt selbst zuzuweisen: Agora P 5060 (Agora VIII 61 Nr. 269 Taf. 15); Athen, NM 15281 (ADelt 6, 1920/21, Parart. 136 Abb. 7); Berlin F 50 ( A A 1955, 99.101 f. Abb. 5); Brauron 1132 (unpubliziert); Laon 37765 (CVA Laon [1] Nr. 3 - 6 Taf. 1 , 3 - 6 ) . Zur Filla-Werkstatt rechne ich auch die sehr späte Pyxis München 6403 (VII 29), deren Pferde und allgemeine Herstellungsweise sich nach Stil und Technik am Filla-Vorbild orientieren, deren Künstlerhand jedoch innerhalb der Werkstatt nicht bestimmbar ist. Falls die Pyxis tatsächlich hierher gehört, so hätte die Tätigkeit der Filla-Werkstatt vom Ende der strenggeometrischen Zeit bis gut hinein ins Spätgeometrische gereicht, was einer beachtlichen Schaffensperiode gleichkommt. Der Maler der Pyxis München 6403 wäre sodann als dritter Künstler anzusprechen, dessen Hand auf den Pyxiden der Werkstatt festzustellen ist.
Abb. 16a —d. Werkstatt VIII
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
Werkstatt VIII zusammengefaßten Gefäße nicht von der Filla-Gruppe getrennt hat 286 . Es gibt jedoch zwischen beiden Werkstätten auch Unterschiede, so daß zumindest eine Trennung zweier Hände, wenn nicht die zweier Werkstätten, gerechtfertigt ist. Der Meister von Tübingen folgte dem Filla-Meister nahezu wie ein gleichzeitiger Kopist. Unter dem Material des Kerameikos findet sich weder ein Pyxis- noch ein Pferdefragment dieser Gruppe; lediglich die beiden äußeren Gespannpferde der Pyxis VIII 2 kamen bei den Grabungen des 19. Jhs. in der Nähe des Kerameikos zutage 287 . Die P f e r d e dieser Werkstatt sind nach dem Filla-Typus geformt, doch für gewöhnlich weniger sorgfaltig ausgeführt. Der Hals ist ähnlich lang und geschwungen, doch fehlt die für die Filla-Pferde charakteristische, großzügig geschwungene Kurve, die Hals und Brust verbindet: unterhalb des Halses verdickt sich hier die Schulter abrupt, die Beine sind schwerer, das Hinterteil weniger voll. Der Kopf ist keilförmig, Ohren sind nicht angegeben. Darüberhinaus unterscheiden sich die Pferde dieser Gruppe von den Filla-Pferden noch in folgenden Einzelheiten: der Schweif ist nicht mit der Deckeloberseite verbunden, sondern hängt frei; das Motiv des Dekors auf der Brust, nämlich die von Tangenten verbundenen Kreise, bedeckt nicht wie dort auch die Schultern auf beiden Seiten; es umfaßt vielmehr den Hals, wird im Nacken zusammengeführt und setzt sich dann in einem Streifen den Rücken und Schweif entlang fort. Die einzelnen Haare der Mähne sind im Gegensatz zu denen fast aller anderen Werkstätten nach unten gerichtet. Die P y x i d e n unterscheiden sich in Form und Dekor kaum von dem Prototyp der Filla-Werkstatt. Jedoch findet man häufiger eine abgesetzte Scheibe um die Mitte des Deckels und einen kleinen, knopfförmigen Griff 288 . Im Dekor gibt es die gleichen Ornamente in den Metopen wie in der FillaGruppe, mit dem Unterschied, daß das Hakenkreuz nicht die sich überschneidenden Arme und das Vierblatt bisweilen ein rundes Zentrum hat (Abb. 16d). Wolfzahnmotive begegnen unter und über der Metopenzone, allerdings hier ungefirnißt und mit einem kleinen Dreieck darin — einer Eigenart dieser Werkstatt. Die Rosette des Bodens (z. B. bei VIII 4) ist wie die des Filla-Typus in zwei Blattzonen angelegt, die, wiederum im Gegensatz zu dem naturalistisch geäderten Typus der Filla-Werkstatt, eine schon bekannte Variante der mehrmals umfahrenen gestrichelten Blätter zeigt.
I X . Die Werkstatt London BM 1910. 1 1 - 2 1 . 1 (Abb. 17) 1. 2. 3. 4.
Athen, Agora P 5060 (Agora V I I I 61 Taf. 15 Nr. 269). Athen, Hadrians-Bibl. 4101 (ADelt 22, 1967, Chron. 95). London, BM 1910. 1 1 - 2 1 . 1 (hier Taf. 37,4). Chicago, The Art Institute 1976.2 (Ars Antiqua, Luzern, Auktion 3 vom 29. 4. 1961, 34 Nr. 80 Taf. 31).
Auch diese Werkstatt ist nicht im Kerameikos vertreten, jedoch wurde die Pyxis I X 2 nördlich des Kerameikos in einem Grab der Kriezis-Straße gefunden. Die Tätigkeit dieser Werkstatt, deren Gefäße stark von der Filla-Werkstatt beeinflußt sind, erstreckte sich über eine lange Periode; sie begann in der frühreifgeometrischen Zeit (IX 1) und endete in der spätgeometrischen Phase (IX4) 2 8 9 . Die P f e r d e zeigen ihre Abhängigkeit vom Filla-Typus in Form und Dekor: in der Schwingung des Halses, der Kopfform und in der Verbindung des Schweifes mit der Oberseite des Deckels; darüberhinaus ist das rechteckige Feld mit Kreis-Tangentenmuster auf der Brust gleich, wie dort fehlen der ausgesparte Streifen entlang des Rückgrats und das mit den Firniskreisen um SborPraha 13, 1959, 133 ff. Athen, N M 179, ein Pasticcio aus zwei verschiedenen Teilen: die Pyxis ist aus der Werkstatt I I I (1); das Pferd im Zentrum aus Werkstatt X I I (7). Einen ähnlichen Fall stellt die Pyxis aus der Slg. Schimmel in New York ( V I I I 6) mit zwei nicht ursprünglich zugehörigen Pferden dar: ein Pferd ist das vierte des Gespanns der Pyxis Slg. Kanellopoulos 844, das andere Pferd ist eine moderne Nachbildung. 288 Mitte der Deckel von V I I I 4 und V I I I 5 sind nicht erhalten. Ergänzt ist auch der Deckel von V I I I 6. 2 8 9 F ü r einen derart langen Zeitraum sind nur sehr wenig Stücke der Werkstatt erhalten. Nach der Hauptschaffens-Periode in Reifgeometrisch I fehlt jegliche Evidenz bis auf das späteste Exemplar ( I X 4) aus Spätgeometrisch I. Diese Pyxis ist indes von der Gestaltung her so andersartig, daß man sie nur wegen des für Werkstatt I X charakteristischen Deckelpferdes hier einreihen muß. Der Deckel selbst ist das Produkt einer der Kannen-Werkstätten mit ihren Anfangen in reifgeometrischer Zeit.
286
287
Die Werkstätten
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Abb. 17. Werkstatt IX die A u g e n tangential verbundene Andreaskreuz zur Angabe des Zaumzeugs. Die persönlichen Eigenarten des Meisters dieser Werkstatt sind: Winkel in den Zwickeln des Andreaskreuzes und die Verbreiterung des Brustmotivs bis über die Schultern. Die Plastizität der Pferde ist im allgemeinen weniger ausgeprägt als die der Filla-Werkstatt, die Einzelformen des jetzt längeren Körpers sind schwerer und nicht so graziös. Auch die Form der Pyxis ist der der Filla-Werkstatt ähnlich, während der Dekor der Gefaßwand, nämlich Felder mit Mäanderabschnitten, die mit Metopen abwechseln, der Fisch-Gruppe ( X ) nähersteht. A u s der Reihe fallen die Metopen des Londoner Gefäßes (IX 3. Taf. 37,3), die ein Votivrad mit Kreisen darin zeigen, ein Motiv, das im Zentrum des Bodens der Pyxis IX 1 wiederkehrt. Im übrigen besteht das Bodenmotiv in dieser Werkstatt aus einer Rosette mit gewöhnlich acht doppelt umfahrenen schraffierten Blättern, die von Zonen aus gefirnißten, durch Tangenten verbundenen Kreisen und gepunkteten Rautenketten umgeben ist. X. Die Fisch-Werkstatt (Abb. 18. 197) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Basel, Kunsthandel (MuM 1978). Basel, Kunsthandel (A. Emmerich, Early Art in Greece [1965] 42 Nr. 121 Abb. 121). Brauron „Nr. 1", aus Merenda. Houston, Rice University (Emmerich a. O. 44 Nr. 122 Abb. 122). Athen, Römische Agora ERK 600 (Bruskari 30 Taf. 15). Athen, Römische Agora ERK 601 (Bruskari 28f. Taf. 14f.). Providence, Rhode Island School of Design 37.022 (A. A s h m e a d - K . Phillips, Classical Vases [1976] 24 f. Nr. 21 Taf. 84 f.; hier Taf. 37,5). 8. Athen, Agora P 5066 (Agora VIII 61 Taf. 15 Nr. 267). 9. Athen, Agora P 15106 (Hesperia 29, i960, 411 Taf. 90,5). 10. Kerameikos 3635 (197). Neben der Filla-Werkstatt ist die einzige andere bemerkenswerte Werkstatt der ersten reifgeometrischen Stilphase die Fisch-Werkstatt. Sie ist nach einem kleinen Fisch benannt, der auf den meisten Deckeln
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
unter den Pferden gemalt ist. Die Homogenität innerhalb dieser Pyxidengruppe wird deutlich, wenn man sie gegen die gleichzeitige Produktion der Filla-Werkstatt (VII) abhebt. Wahrscheinlich kommen alle Pyxiden der Fisch-Gruppe aus ein und derselben Werkstatt; dabei lassen aber gewisse Details bei den Pferden, wie die Angabe oder das Fortlassen von Ohren und Augen, und das unterschiedliche künstlerische Niveau des gemalten Dekors darauf schließen, daß in dieser Gruppe mehr als ein Künstler am Werk war. Den Deckel der Pyxiden der Fisch-Werkstatt bekrönt stets ein Pferdepaar. Die P f e r d e haben leichte und einfache Formen aus zusammengefügten Tonrollen, sie folgen im groben dem Pferdetypus der Werkstatt IV, wobei ihnen jedoch die strenggeometrische plastische Vitalität fehlt. Nur für das Gesäß ist der Rumpf leicht verdickt, nicht aber für Schultern und Hüften. Der Hals ist, im Profil gesehen, immer noch recht breit, der Kopf zylinderförmig mit einer Schwellung über der Stirn. Die Ohren aus dünnen Tonlappen sind seitlich am oberen Teil des Halses angebracht, manchmal fehlen sie aber ganz. Wie in der Werkstatt VIII und bei allen Pferden der Folgezeit ist der Schweif nicht mehr mit der Deckeloberseite verbunden. Im Kerameikos kann vielleicht das Pferdefragment 197 (X 10. Taf. 32,2.3) als Beispiel dieser Gruppe angesehen werden, obwohl es massiger und differenzierter geformt ist und in der Rundung des Hinterteils und der Dehnung des Halses den Einfluß des Filla-Vorbildes zeigt. Anders als in der Filla-Werkstatt gibt es in der Fisch-Werkstatt keinen kanonischen Dekor für die Deckelpferde. Stets ist der Hals ausgespart und mit den verschiedensten Motiven verziert: Sternchen, Streifen, Winkel, Punkte, umfahrene Kreuze, konzentrische, von Punkten umgebene Kreise (vgl. IV 1.3.4.6). Um die Vielfalt der Motive zu steigern, ist sogar manchmal der Dekor auf einer Seite des Pferdehalses verschieden von dem auf der anderen. Eine „Brandmarke" in Form eines Punktes in einem ausgesparten Kreis hat X 5, ein Brustmedaillon X 4 (vgl. V 4.5.6). Die Form der P y x i d e n der Fisch-Gruppe ist der der Filla-Gruppe aus der Periode Reifgeometrisch I ähnlich: die Wandung ist mäßig geschwungen, manchmal sogar fast gerade und der Standring niedrig. Die Pferde stehen für gewöhnlich auf einer kleinen, abgesetzten Scheibe um die Mitte des Deckels (vgl. I 4.5. IV 6) 290 . Bis auf die Pyxis X 1 sind alle Pyxiden mit Metopen geschmückt, die mit kurzen länglichen Feldern abwechseln; darin befinden sich für gewöhnlich ein Mäanderabschnitt und einmal auch zwei antithetische Vögel (X 7. Taf. 37, 5), ein Motiv, das besonders in der Periode Reifgeometrisch I beliebt war (vgl. VII. VIII. XI). Für die Metopen wird ein Vierblatt mit Punktgruppen in den Zwickeln bevorzugt (Abb. 23,18); auf vier Pyxiden dieser Gruppe zeigen die Metopen das bekannte KreisTangentenmuster (Abb. 23,27 — 30), das später wieder von der Agora-Werkstatt (XI) aufgenommen wird. Gegenständig versetzte Striche werden für die Nebenzonen am häufigsten gewählt. Auf dem Boden findet sich eine achtblättrige Rosette, wobei die Blätter entweder den geäderten oder den mehrfach umfahrenen Typus zeigen. Manche Pyxiden dieser Gruppe tragen innen auf dem Boden oder um die Gefäßwand Firnisbänder. Auf der Scheibe und auf der Mitte des Deckels findet sich unter jedem Pferd ein mehr oder weniger stilisierter Fisch (Abb. 18b)291. Am stärksten naturalistisch gebildet ist der auf dem Fragment X 8 , wo lediglich die stumpfe Nase und ein großes, leuchtendes Auge erhalten sind. Die meisten Fische sind nur in Umrißzeichnung angegeben, in zwei sich überschneidenden, geschwungenen Linien, die den blattförmigen Körper und den Schwanz formen. Auf dem Deckel finden sich umlaufende Zonen mit Punkten, mit durch Tangenten verbundenen Kreisen oder Punkten und (auf X 6 ) die inzwischen altmodische Kombination von Wolfzahn, gegenständigen, versetzten Strichen sowie — der Mitte zu — breiten oder schmalen Umlaufbändern (vgl. 186 = V3. Taf. 28,3 — 5). Die beiden einzigen im Grabzusammenhang gefundenen Pferdepyxiden dieser Werkstatt (X5.6) stammen aus dem Grab © von der Erechtheionstraße in Athen 292 . Diese beiden Pyxiden verhelfen aber 290 291
292
Nur der Deckel von X 7 trägt einen Knauf. Fische finden sich auch an folgenden Pyxiden außerhalb dieser Werkstatt: Basel, Kunsthandel (MuM 51,1975, 58); London, BM 1977.12 — 11.6 (unpubliziert); Brüssel, Musées Royaux A32 (CVA [3] Taf. 2,10a. b). Bruskari 28ff. Taf. 14f.
Die Werkstätten
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d Abb. 18a—d. Werkstatt X
nur wenig zur Datierung der Fisch-Werkstatt, da sie mit Gefäßen aus verschiedenen Zeitstufen (von spätstrenggeometrisch bis reifgeometrisch) zusammenlagen. Einen Beleg für ihre Datierung in die Mitte des 8. Jhs. könnte jedoch ihre Verwandtschaft mit Gefäßen aus der Blütezeit des Filla-Meisters geben 293 . Sagen die Gefäße aus Grab 0 zwar zur Datierung nichts aus, so geben sie doch Aufschluß über die Verbindung der Fisch-Werkstatt mit einer anderen Werkstatt. Beinahe alle 83 Gefäße des Grabes entstammen der Burly-Gruppe, einer Werkstatt, die zwar seit längerem bekannt ist, deren Eigenarten jedoch jetzt von M. Bruskari aus Anlaß ihrer Publikation des Grabfundes klarer definiert werden 293
Ähnlich ist die Filla-Pyxis 192 (VII 9) aus dem Kerameikos, Grab 89 (auch das Bodenmuster der Pyxis 191 [VII 6] aus demselben Grab ähnelt dem von Pyxis X 5 des Grabes ©).
66
Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
konnten 2 9 4 . Die beiden oben genannten Pferdepyxiden (X 5.6) wurden von ihr allerdings nicht der BurlyWerkstatt zugeschrieben. Sie gehören aber ebenso wie die Gefäße der ganzen Fisch-Werkstatt in diese Gruppe. Bindeglied zwischen beiden Werkstätten ist eine Pyxis in Rhode Island (X 7. Taf. 37, 5). Auf dem Deckel dieser Pyxis steht das für die Fisch-Werkstatt charakteristische leicht gebaute Pferdepaar, während das Gefäß selbst mit dem typischen Dekor der Burly-Werkstatt bemalt ist: einem langen Feld mit zwei antithetischen Sumpfvögeln und als Füllornament ein großes, umfahrenes Kreuz, dazu Sigmareihen ähnlich wie auf der Oinochoe Nr. 643 aus Grab 0 2 9 5 . Verwandt ist auch das Füllornament auf dem Skyphos Nr. 645 desselben Grabes 296 . Auf der Pyxis X 7 gibt es überdies eine Metope mit KreisTangentenmuster, einem Motiv, das in der Burly-Werkstatt, entweder in Form eines Rades oder eines Rechtecks, sehr beliebt war 297 . Als Nebenzonen zeigen die Pyxiden die in der Burly-Werkstatt bevorzugten parallelen Schrägstriche und Punktreihen, einen für diese Zeit ziemlich altertümlichen und anachronistischen Dekor. Auch noch zwei andere Gefäße im Kerameikos, die Amphora Inv. 1306 und eine Oinochoe Inv. 2160 298 sind der Burly- oder Fisch-Werkstatt zuzuschreiben.
XI. Die Werkstatt Agora P4784 (Abb. 19. 200.211.213-217.219) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33.
294 295 296 297 298
Brauron BE 726 (ADelt 29, 1973/74, Chron. 109 Taf. 87). Brauron 1069. Prag 11.70 (Acta Universitatis Carolinae Phil, et Hist. I, 1970, 101). Brauron, aus Anavyssos, Grab 33, 1965 (ADelt 21, 1966, Chron. 97 Taf. 93). Brauron BE 675 (ADelt 29, 1973/74, Chron. 109 Taf. 84). Kerameikos 3671 (200). Athen NM 18528 (Empedocles Collection Taf. 7a). Helsinki 7826.1 (J.Fink, AA 1966, 483 ff. Abb. 1 - 5 ; hier Taf. 37,6). Brauron 1140. Brauron „Nr. 3" Anavyssos Ausgrb. 1965 (ADelt 21, 1966, Chron. 97 f.). Brauron „Nr. 4" Anavyssos Ausgrb. 1965 (ADelt 21, 1966, Chron. 97 f.). Hamburg, Privatslg. (W. Hornbostel, Kunst der Antike [1977] 242 ff. Nr. 227 Abb. S. 243). Lund, Medelhavsmuseet MM. 1974: 7 (B. Wells, MedelhavsMusB 14, 1979, 2 4 - 8 Abb. 1 - 5 ) . Athen, NM 19331. Oxford, Ashmolean Museum 1947. 103. Athen, Agora P 4784 (Young 87.91 Grab XVIII Abb. 60.61). Kerameikos 3670 (211). Würzburg, Martin von Wagner Museum H4431 (CVA (1) Taf. 6; hier Taf. 39,2). Athen, Hadrians-Bibl. 1669 (ADelt 18, 1963, Chron. 37 Taf. 38c; hier Taf. 38,1). Kerameikos 4260 (213). Boston, MFA 280/1970. Boston, Peabody Museum 34.169.40/2565. Durham, Slg. Clifford (C. Mack, Classical Art from Carolina Collections [1974] 5 Nr. 4 Abb. 4). New York, Slg. Ch. G. Bastis (D. von Bothmer, Ancient Art from New York Private Collections [1961] 49 Nr. 187 Taf. 65). München 7810 (CVA (3) Taf. 128). Athen, Benaki Museum (zwei Pferde). Kerameikos 338 (215). Kerameikos 3648 (216). Kopenhagen, Nationalmuseum 4741 (CVA (2) III H Taf. 71, 4a). Ascona, Casa Serodine 350/741. Basel, Kunsthandel (MuM 10, 1951, 36 Taf. 18 Nr. 395). Brauron „Nr. 6" Anavyssos Ausgrb. 1965 (ADelt 21, 1966, Chron. 98 Taf. 93). Basel, Kunsthandel (MuM 56, 1980, 10 Taf. 5).
Davison a. O. (o. Anm. 249) 83. Bruskari 68. Bruskari 24f. Taf. lOf. Ebenda 31 f. Taf. 16f. Z u m D e k o r an Gefäßen der Burly-Werkstatt Bruskari Taf. 20. 24. 28. A m p h o r a Inv. 1306 (Ker. V 1, 244 Taf. 110. 141) und Oinochoe Inv. 2160 (Ker. V 1, 167 Taf. 77). Die Blattrosette am Boden dieser Oinochoe ist ein Beweis dafür, daß die Burly-Werkstatt auch Pyxiden hergestellt hat.
Die Werkstätten 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41.
67
Philadelphia, University Museum 30-40-1 (Philadelphia University Museum Bulletin 2, 1930, Taf. 4). Amsterdam, Allard Pierson Museum 3535. Stuttgart K A S 8 (CVA (1) Taf. 9 . 1 0 , 2 ) . Kiel, Archäologisches Institut der Universität. London B M 1 9 1 1 . 4 - 1 6 . 3 . Kerameikos 3649 (219). Kerameikos 3698 (214). Kerameikos 3699 (217).
Aus keiner anderen Werkstatt sind so viele Pferdepyxiden erhalten wie aus dieser von der frühen reifgeometrischen bis zur frühen spätgeometrischen Phase arbeitenden Werkstatt. Schon R. Young 2 9 9 , der das namengebende Stück der Gruppe ( X I 1 6 ) veröffentlichte, erkannte, daß das Gefäß zu einer Gruppe von untereinander sehr ähnlichen Pyxiden gehört, die alle von einer Hand stammen. In neueren Publikationen 300 wurden dann weitere Pyxiden derselben Hand zugeschrieben. Dieser Anzahl konnten jetzt noch mehr als dreißig Beispiele hinzugefügt werden. Ausgeschlossen aus dieser Gruppe blieben hier die zu einer anderen Werkstatt ( X I I ) zusammengefaßten und der Werkstatt X I sehr ähnlichen Gefäße des Meisters von Cambridge 84, der in nächster Nachbarschaft mit dem Agora-Meister gearbeitet haben muß (s.u.). Die Werkstatt Agora P 4784 dominierte in der Phase Reifgeometrisch II ebenso wie der Filla-Meister (VII) in der vorhergehenden Phase Reifgeometrisch I. Ihr Einfluß ist so stark, daß solch typische Inventionen wie der schräg ansteigende Deckel 3 0 1 mit einem Loch in der Mitte und das vielfaltige, bunte Repertoire an zeichnerischen Motiven nun zum Allgemeingut werden; sie finden sich sogar in den Gefäßen der Filla-Werkstatt dieses Zeitraums (210 = V I I 24). In Anbetracht dessen, daß der Agora-Gruppe eine größere Anzahl von Pyxiden zugewiesen werden kann als allen anderen Werkstätten, sind die Überreste dieser Werkstatt im Kerameikos recht spärlich: es gibt nur ein einziges ganz erhaltenes Beispiel (215 = X I 27. Taf. 3 3 , 3 — 5 Beil. 17,3), die übrigen Stücke sind stark fragmentiert. Diesen Exemplaren hinzuzurechnen ist allerdings eine Pyxis in Kopenhagen ( X I 2 9 ) , von der vermerkt ist, daß sie bei den frühen Grabungen in der Gegend des Dipylon gefunden wurde. Das früheste, fragmentierte Exemplar im Kerameikos (200 = X I 6. Taf. 3 3 , 2 ) hat seine nächste Parallele in einem Gefäß aus Anavyssos ( X I 4 ) , das zu den frühesten Werken des Agora-Meisters gehört. Deckel und Boden der Pyxis 211 ( X I 17. Taf. 3 2 , 4 . 5 ) mit einem Ornament aus zwei Zonen mit von Punkten gesäumten Schlangenlinien sind mit dem ähnlich dekorierten, namengebenden Stück der Werkstatt X I 16 zeitgleich; auch 213 ( X I 2 0 ) , eine fragmentierte Pyxis aus dem Grab V D A K 1, ist nicht wesentlich später anzusetzen. Auf Grund ihres Stils und des Grabzusammenhanges der Pyxis X I 16 können alle diese Pyxiden in die Phase Reifgeometrisch II datiert werden. In relativ späte Zeit gehört die einzige vollständig erhaltene Pyxis dieser Werkstatt im Kerameikos, 215 aus Grab 59 ( X I 27). Mit ihr konnte vor kurzem ein fragmentiert erhaltenes Pferd aus den Streufunden, 216 ( X I 28. Taf. 3 3 , 1 ) , verbunden werden. Die Pyxis 215 wird gleichzeitig mit einer Pyxis in Würzburg ( X I 1 8 . Taf. 3 9 , 2 ) entstanden sein. Die übrigen Stücke im Kerameikos sind Fragmente, die auf Grund der Übereinstimmung ihres dekorativen Stils mit dem des Agora-Meisters ohne Schwierigkeiten mit dieser Gruppe verbunden werden können. Der Agora-Meister setzte durchweg ein Gespann mit vier Pferden auf den Deckel der Pyxis, wobei die seitlichen Beipferde häufig den K o p f nach außen wenden. Jedes einzelne Pferd ist leichter gebaut
299 9 i f v i e r weitere Beispiele im Kunsthandel, ebenda 92. 300 SborPraha 13, 1959, 134ff.; Bouzek, Acta a. O. (o. A n m . 2 4 4 ) 102. B. von Freytag hat derselben Hand Ker. 4260 (213) zugewiesen ( A M 89, 1974, 24 Nr. 53 Taf. 10,2.3); F. Hölscher (CVA Würzburg [1] 13f. zu Taf. 6) Helsinki 7826 1, Athen A 1669, Basel, Kunsthandel ( M u M Auktion 10 vom 22./23. 6. 1951, 36 Nr. 395), Stuttgart K A S 8, Würzburg H 4431 (Würzburg CVA [1] 13f. Taf. 6). In diese Gruppe hier nicht eingeschlossen sind die folgenden Pyxiden: Anavyssos 1133. 1138. B E 726 (im Museum Brauron, unpubliziert), womöglich frühe Pyxiden des Agora-Meisters; zwei Pyxiden aus Spata (ADelt 6, 1920/21, Parart. 136 Abb. 7; die dritte dort erwähnte Pyxis ist nicht mehr aufzufinden); Dresden 7014 (Bouzek, Acta a. O. [Anm. 244] 102); Berlin V I 3143.1 und Paris, Louvre A 567 (s. Werkstatt X I V ) ; M u M , Auktion 40 vom 13. 12. 1969, Taf. 3 Nr. 29, eine Nachahmung des Agora-Typus; nicht auffindbar die von Hölscher a. O. erwähnte Pyxis der Agora-Gruppe aus Merenta. 301
Vier Beispiele dieser Gruppe haben einen flachen Deckel: X I 3. 6. 31. 41.
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
und summarischer ausgeführt als das strenggeometrische Vorbild, von dem es danach stilistisch und technisch weit entfernt ist. Die P f e r d e haben jeweils einen fließenden, von anatomischen Details ungestörten Umriß, dabei ist ihre einfache Zusammensetzung aus Tonrollen nur schwach verdeckt. Der Rumpf ist dünn, die Mitte des Leibes schmal, die Beine sind ohne Verdickung zur Angabe von Hüften und Schultern. Der Hals ist in schlangenförmiger Biegung gelenkt und dabei noch stärker stilisiert als der des Filla-Typus (VII). Die Mähne wurde in der Höhe des Halses eingedrückt, doch fehlt im übrigen jede weitere plastische Differenzierung: die Köpfe haben weder Augen noch Ohren, nicht einmal in der Bemalung. Der gemalte Dekor hat oft einförmigen Charakter: das Halsband bezeichnen ausgesparte, mit Tangenten verbundene schwarzgefirnißte Ovale, ferner läuft ein ausgesparter Streifen mit Punkten von der Mähne über den Rücken bis zur Schweifspitze; ein doppeltes Andreaskreuz zur Angabe des Zaumzeugs befindet sich auf der Gesichtsleiste. Zwei der frühesten Pferde (XI1.4) tragen dazu noch ein Gurtband. Die P y x i d e n sind verhältnismäßig groß (Dm: 25 —33 cm, mit Ausnahme von XI 2 und 3) und in ihrem Profil recht verschieden. Durchweg aber zeigen sie eine mäßig geschwungene Gefaßwandung und einen leicht konischen, oben abgeflachten Deckel mit einem ca. 1 cm großen Loch in der Mitte. Einige der frühesten Pyxiden bewahren noch Spuren des traditionellen Profils mit einem über der Mitte liegenden größten Durchmesser, den flachen Deckel und den Standring (XI5). Bisweilen ist die Pyxis auch gradwandig oder auch leicht nach oben eingezogen (XI29). Der Standring wird allmählich immer schwächer (215 = XI 27. Beil. 17,3), und die spätesten Pyxiden, wie z.B. XI 38, haben einen ganz flachen Boden. Bei der Untersuchung einer großen Zahl von Pyxiden der Agora-Werkstatt stellte sich heraus, daß bis auf die kleine Pyxis XI 2 alle eine grob geritzte kreuz- oder V-förmige Kerbe in der Oberseite des Deckels unter dem rechten oder dem linken Pferd trugen. Ein solches Merkmal begegnet in keiner anderen Pyxidengruppe 302 . Die Kerbe scheint nicht unbedingt eine frühe Töpfersignatur zu sein, doch bleibt ihr Zweck unklar. So kann diese Markierung nicht, wie sonst geritzte Zeichen, damit erklärt werden, daß sie dazu verhalf, Deckel und Gefäß wieder zusammenzufinden 303 , wenn beide getrennt gebrannt worden waren; denn gerade in der Agora-Werkstatt scheinen Pyxis und Deckel zugleich und aufeinander gebrannt worden zu sein. Auch gibt es auf keiner der geprüften Pyxidenschalen der AgoraWerkstatt entsprechende Kreuze oder andere Markierungen. Die Kerben wurden geritzt, solange der Ton noch feucht war, und zwar noch vor der Bemalung, das heißt, kurz vor oder nach der Befestigung der Deckelpferde 304 . Vielleicht dienten daher die Ritzungen als Hilfe zur Anbringung der Pferde auf dem Deckel, doch ist die Notwendigkeit einer solchen Markierung nicht recht einzusehen. Das Ornament der Pyxiden besteht aus einer beschränkten Auswahl von Motiven: bis auf die kleine Pyxis XI 3 mit umlaufendem Mäander tragen alle Gefäße eine manchmal mit länglichen Mäanderfeldern kombinierte Metopenzone, durchweg aus Hakenkreuzen. Punktrosetten, durch Tangenten verbundene Kreise oder parallele Punktreihen füllen den Platz zwischen den Armen der Hakenkreuze (210 Taf. 31,3 Abb. 23,7.11). Von Zeit zu Zeit begegnen auch Metopen mit einem Sonnenmotiv (Abb. 23,27) oder einem Sumpfvogel (XI 7. 10. 36. 37). Für die Triglyphen wird zunächst, von der Periode Reifgeometrisch I an, ein paralleles, waagerechtes Doppelzickzack übernommen, doch bald, nachdem bei den späteren Gefäßen eine Schachbrettmetope (s.u.) eingeführt ist, verwandelt sich das Doppelzickzack in der Triglyphe in ein feines Gittermuster (Abb. 4,16). Diese Kombination von Schachbrettmetopen und gegitterten Triglyphen findet sich auf fast allen übrigen Pyxiden der Agora-Werkstatt, und sie war auch der Anlaß für R. Young, ein hohes Maß an Standardisierung innerhalb dieser Gruppe von Pferdepyxiden zu konstatieren 305 . Ähnlich festgelegt wie der Dekor der Pyxiswandung ist der Schmuck des Deckels und des Bodens. Unter den Pferden ist der Deckel ausgespart, wobei die beiden Abschnitte vor und hinter den Pferden 302 303
304 305
Schon von J. Fink (AA 1966, 484f.) bemerkt. Das Deckelzentrum fehlt oder ist schlecht erhalten auch bei den Pyxiden XI 19. 20. 38. Vgl. hierzu Agora XII 178 zu P 1315 u. a. R. Hackl, Münchener Archäologische Studien. Dem Andenken A. Furtwänglers gewidmet (1909) 8 - 1 0 6 ; Bulletin de Comité Archéol. de Leroux 4, 1971, 26ff.; Hesperia Suppl. X (1956) 34 Nr. 131. Im Fall der Pyxis XI 27 (215) hat der Firnis die Kreuze überdeckt. Young 91.
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
mit geraden oder welligen parallelen Linien zwischen dünnen Hakenkreuzen gefüllt sind (215 Taf. 33, 3 Abb. 19b). Auf der Deckelschräge wechseln in einer äußeren Zone Strichgruppen mit Andreaskreuzen ab, weiter der Mitte zu folgen Zonen mit Gruppen aus senkrechten, kurzen Wellenlinien abwechselnd mit Sternchen und eine Punktreihe. Auf dem Boden befindet sich eine von Punkten gesäumte Schlangenlinie in einer oder zwei Zonen oder eine große Rosette aus acht gegitterten Blättern, wobei innen der Raum zwischen den Blättern gefirnißt, außen dagegen mit einem beliebigen Muster gefüllt ist. Untergeordnete Zonen von gefirnißten, durch Tangenten verbundenen Ovalen und ein äußerer Ring mit radialen Strichgruppen vervollständigen den typischen Bodendekor der Agora-Pyxiden (Abb. 19c). Bei aller Gleichförmigkeit der Motive fällt es doch auf, daß sich bei den späteren Gefäßen der Werkstatt die Ausführung des beliebtesten Dekors, des Hakenkreuzes, verändert: anstelle der schwebenden Hakenkreuze, die in lockerem bunten Stil mit anderen Motiven kombiniert werden, und anstelle der durch Tangenten verbundenen Kreise, in deren Zwickel sich Punkte finden in den Nebenzonen, entsteht nun ein „verankertes Hakenkreuz", das heißt eins, dessen Arme mit der Metopenumrandung zusammenfallen. Dieses Hakenkreuz wechselt mit Schachbrettmetopen ab (215 Taf. 33,5 Abb. 19e), unter ihnen befindet sich eine Zone mit gefirnißten, durch Tangenten verbundenen Ovalen. Parallel zum Wechsel in der Bemalung zeigt sich eine Wandlung des Gefaßprofils: die geschwungene Gefäßwandung wird zu einer gradwandigen. Auch verhärten sich allmählich die Profile der Pferde. Diese deutlichen Unterschiede in der Bemalung der Gefäße der Agora-Werkstatt lassen vermuten, daß, ebenso wie in der Filla-Werkstatt (VII), auch hier ein neuer Meister zu einem bestimmten Zeitpunkt den Dekor der Pyxiden ausführte. Nicht weniger als acht Pyxiden des Agora-Meisters sind in den spätgeometrischen Gräbern bei Anavyssos, südöstlich Athens, zutage gekommen 306 . Da die Beispiele aus dem Kerameikos doch wohl am Ort selbst hergestellt worden sind, ist anzunehmen, daß die bei Anavyssos gefundenen Pyxiden entweder aus Athen herangeschafft oder aber dort von wandernden Töpfern hergestellt wurden 307 . Zwischen der Werkstatt XI und der Hirschfeld-Werkstatt 308 bestehen bestimmte Verbindungen. So setzt der Meister des Hirschfeld-Kraters eben jene metopenartigen Motive in die Felder seiner monumentalen Gefäße, die auch ohne Ausnahme der bevorzugte Dekor der Pyxiden aus der Werkstatt XI sind: z. B. Hakenkreuz mit einem Kreis-Tangentenmuster zwischen den Armen (Abb. 23,6) oder Schachbrett 309 . Ferner stimmen die Nebenzonen: parallele, senkrechte Wellenlinien, gepunktete Kreistangenten oder ovale, überein; auch gibt es gepunktete Schlangen, und das Füllornament aus Punktreihen ist ähnlich, zumal auf späteren Gefäßen der Werkstatt. Der fließende Stil der gemalten Vögel auf manchen Pyxiden der Werkstatt XI zeigt, daß gerade die figürliche Darstellung dem Maler besonders lag. Vergleichbare Vögel finden sich auch auf den Gefäßen der Hirschfeld-Werkstatt 310 . Auch gibt es eine — schon von Coldstream bemerkte — Verwandtschaft zwischen den gemalten, wie hölzern wirkenden Pferden des Hirschfeld-Meisters 311 und den plastischen Pferden, die die Deckel der Pyxiden der Werkstatt XI krönen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß der Meister der Werkstatt Agora P 4784 in der Werkstatt des Hirschfeld-Meisters arbeitete.
X I 1. 2. 4. 5. 9. 10. 11. 32. Eine spektrographische Tonanalyse der Kerameikos-Pyxiden dieser Gruppe deutet mit größter Wahrscheinlichkeit auf Athen als Herstellungsort und nicht auf Anavyssos, wie früher gesagt wurde ( A . M . Snodgrass, Archaeology and the Rise of the Greek State [1977] 201 ff.). 308 G G P 41 ff. 309 Coldstream hat die üblichsten Motive der Hirschfeld-Werkstatt gesammelt ( G G P 43). Hakenkreuz mit Kreistangentenmuster zwischen den Armen; Hakenkreuz mit Zickzack: Krater Athen NM 990 (Davison a. O. [o. Anm. 249] 141; P. E. Arias —M. Hirmer — B. B. Shefton, A History of Greek Vase Painting [1962] Taf. 5; G G P Taf. 8b). 310 Vögel s. G G P 44. Die Vögel des Hirschfeld-Meisters sind gewöhnlich schraffiert, und der K o p f wird als Verdickung der Linie zwischen Schnabel und Hals verdeutlicht wie z. B. in Werkstatt X I 7. 3 , 1 G G P 43.48. 306
307
Die Werkstätten
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XII. Die Werkstatt von Cambridge 84 (Abb. 20) 1. Cambridge, Fitzwilliam Museum 84 (CVA (1) III H Taf. 1 Nr. 19a.b; hier Taf.38,2). 2. Brauron 1139. 3. Houston, Museum of Fine Arts, Slg. Finnigan 37.17 (H. Hoffmann, Ten Centuries that shaped the West [1970] 308 ff. Abb. 149a.b; hier Taf. 38,3). 4. Athen, NM 15280 (ADelt 6, 1920/21, 136 Abb. 7). 5. Karlsruhe, Badisches Landesmuseum B 2687 (CVA (1) Taf. 4 , 4 ; hier Taf. 35,4). 6. University, Mississippi 1977.3. P32 (CVA Slg. Robinson, Baltimore (1) III H Taf. 12,10). 7. Athen, NM 179 (Collignon - Couve Nr. 275 Taf. 14, nur das mittlere Pferd). 8. München, Kunsthandel (Pferd).
Nicht eine der Pyxiden im Kerameikos stammt aus dieser Werkstatt, deren Exemplare der AgoraWerkstatt XI zum Verwechseln ähnlich sind. Allerdings gehört das mittlere von drei Pferden auf der Pyxis XII 7 312 zum Typus dieser Werkstatt. Die Gruppe wird eher durch ihre P f e r d e , von denen häufig zwei bis vier Exemplare den Deckel bekrönen, als durch die Pyxiden selbst zusammengeschlossen. Die Pferde ähneln den Agora-Pferden im Dekor des Halses und dadurch, daß der zylinderförmige und ohne anatomische Details wiedergegebene Kopf wie dort als eine Fortsetzung des Halses gebildet ist. Der Hals selbst ist im Profil breit und schwingt vor der Biegung in den Kopf leicht zurück, geht dann aber in einer fließenden Linie in den Kopf des Pferdes über. Bei allen Gemeinsamkeiten sind jedoch die Pferde des Typus Cambridge 84 sorgfaltiger hergestellt und haben ein größeres Volumen als die Pferde der Agora-Werkstatt (XI), besonders der hintere Teil des Körpers ist breiter und gerundeter. Die Augen sind gemalt, die Ohren an beiden Seiten des Halses als dünne Tonlappen plastisch gegeben. Nur der untere Teil des Halses ist gefirnißt, in die ausgesparte Zone des oberen Teils sind die schräg verlaufenden Zügel gemalt; charakteristisch sind ferner kurze Striche in einem langen, ausgesparten Streifen längs des ganzen Rückgrats, von der Mähne bis zum Schweif. Drei Exemplare tragen kleine „Brandmarken" auf dem Hinterteil: ausgesparte, konzentrische Kreise (XII 2.3.4). Die P y x i s selbst zeigt ein gleichmäßig geschwungenes Profil von der Schulter bis zur flachen Basis und einen niedrigen Deckel mit deutlich abgesetzter, feiner Scheibe um die Mitte. Die späteste Pyxis XII 4 hat den für die Agora-Werkstatt (XI) typischen konischen Deckel mit einem Loch in der Mitte und den Rest eines Standrings. Auf der Gefäßwand der Pyxiden wechseln in den Metopen die üblichen Motive wie Hakenkreuz und Vierblatt mit figürlichem Dekor ab: mit Vögeln (XII 1.2) oder einem äsenden Reh (XII 3.4 Abb. 20d). Alle Beispiele verraten die Hand eines einzigen Malers, Vögel und Rehe haben einen eleganten Körper mit schematischem, kommaähnlichem Kopf. Auf der erhöhten Scheibe um die Mitte des Deckels finden sich ineinander geschachtelte, mit der Spitze zur Mitte gerichtete Winkel, dazwischen Sternchen (Abb. 20b). Die Deckelschräge schmücken Kreis-Tangentenmuster, schräge Striche oder Zickzack. Den äußeren Boden nehmen Varianten eines Rosettenmotivs mit Sternchen in den Zwickeln ein (Abb. 20c). Einige Pyxiden dieser Gruppe haben innen schwarze Umlaufstreifen. Der Meister von Cambridge 84 hat nicht nur Pyxiden hergestellt, sondern seine Hand ist außerdem in einer kleinen Gruppe anderer Gefäße, nämlich in zwei Bechern und zwei Kannen faßbar 313 . Diese Gefäße dienen darüberhinaus dazu, die Verbindung des Meisters von Cambridge mit der Werkstatt Agora 4784 (XI) aufzuzeigen, insbesondere die Kanne aus dem Kerameikos Inv. 4217 und der Becher aus Korinth (s. Anm. 313), beide durch ihren Dekor: die Kanne zeigt in ihrer Bauchzone die in der AgoraWerkstatt übliche, mit Kreuzen abwechselnde Wellenlinie, der Becher trägt das für jene Werkstatt typische Schlangenmotiv. Die Werkstatt Cambridge 84 ist zugleich mit Pyxiden der Agora-Werkstatt (XI) aus der Phase Reifgeometrisch II. Die Pyxis XII 2 wurde überdies zusammen mit einer Pyxis der Agora-Werkstatt (XI9) und einer älteren Pyxis aus der frühen Filla-Werkstatt (1X14) in einem Kontext gefunden. 312 3,3
Collignon —Couve 70 Nr. 275 wird als Herkunftsort „Céramique" angegeben. Aus Korinth; Becher und Ständer (MP 3.4, Hesperia 1, 1932, 63 Abb. 9); Becher in Heidelberg 27/3 (CVA [3] Taf. 109, 1.2); Kanne Inv. 4217 aus dem Kerameikos, Grab VDAk 1 (AM 89, 1974, 9 Taf. 2,3.4), alle mit ähnlichem äsenden Reh wie auf den Pyxiden XII 3.4 (vgl. auch Kännchen Nr. ERK 638, Bruskari 20 Taf. 7).
Abb. 2 0 a - d . Werkstatt XII
Die Werkstätten
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XIII. Die Gruppe von Athen A 1668 (Abb. 21. 202-205.218) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Athen, NM 179 (Collignon-Couve Nr. 275 Taf. 14 [Pyxis]). Athen, NM 196 (Collignon-Couve 70 Nr. 276 [Pferde]). Athen, Hadrians-Bibl. A 1668 (ADelt 18, 1963, Chron. 37 Taf. 38c, hier Taf. 39,1). Kerameikos 4664 (202). Kerameikos 4654 (203). Kerameikos 3633 (204). Kerameikos 3634 (205). Kerameikos T 396 (218). New York, Kunsthandel (Parke-Bernet, Kat. May 26th, 1939 Nr. 122, lot 386; Inst. Neg. Athen 1 9 3 4 . 9 8 6 - 7 ; Inst. Neg. Rom 4 2 . 1 2 6 2 - 3 ) . 10. Cambridge Mass., Fogg Museum 60.282 (The D. M. Robinson Bequest of Classical Art and Antiquities [1961] 10 Nr. 31).
Die Anzahl der unter dieser Werkstatt aufgeführten Pyxiden sieht vielleicht größer aus, als sie ist, denn möglicherweise gehören die Pyxis XIII 1 und die Pferde XIII 2 zu ein und demselben Gefäß, auch können sämtliche Fragmente aus dem Kerameikos, bis auf das Pferdefragment XIII 8, von einem einzigen Gefäß stammen. Die namengebende Pyxis mit drei Pferden auf dem Deckel ist als einzige vollständig und publiziert. Sie wurde zusammen mit einer Pyxis aus der Agora-Werkstatt der Phase Reifgeometrisch II (XI 19) im selben Grab gefunden 314 . Die P f e r d e dieser Werkstatt sind massiger als die der Werkstatt XI, ihre Extremitäten in ihrem oberen Teil schwerer; ein langer, geschwungener Hals bildet die harmonische Verbindung von Kopf und Brust, die Biegung des Rückens ist oft nur schwach. Der Kopf, für ein reifgeometrisches Pferd verhältnismäßig groß, hat die Form eines langen Zylinders und plastisch vortretende Augen sowie zwei kleine Ohren, die oben auf dem Schädel in einem Winkel, nach vorn oder nach hinten gerichtet, angebracht sind. Der Schweif hängt frei, ist nicht mit der Oberseite des Deckels verbunden. Einige Details im Dekor der Pferde sind ohne Parallele: so z. B. die Gruppe dreier quer über das Maul laufender Striche, die die Streifen des Zaumzeugs auf beiden Seiten des Kopfes verbinden. Der Hals ist wie in der Fisch-Werkstatt (X) ungefirnißt und mit zwei Zonen von gepunkteten oder gefirnißten Kreis-Tangentenmuster geschmückt. Ein Streifen mit kurzen, parallelen Bändern läuft über das Rückgrat vom Kopf bis zur Spitze des Schweifes. Es scheint, daß die beiden Werkstätten XI und XIII gleichzeitig arbeiteten, wobei jeweils die Entwicklung der anderen Werkstatt berücksichtigt wurde. Ein Indiz für diese Annahme ist darin zu sehen, daß auch hier die Beipferde ihre Köpfe zur Seite wenden. XIII 3 zeigt ein amüsantes Detail, das sonst nur noch auf zwei weiteren Pferdepyxiden begegnet, der Pyxis 212 und einer Pyxis in Tiryns (Inv. 10518): das linke Beipferd ist durch einen kleinen Abstand von den beiden anderen Pferden getrennt, und die zwischen den Pferden freibleibende Fläche füllen vier gemalte Linien aus. Das Pferd selbst hat überdies den Kopf stark nach außen gewendet, so, als ob es mit allen Kräften von den Mittelpferden, die nach vorn blicken, fortstrebte (Taf. 39,1). Die Form der P y x i s ähnelt der der Werkstatt XI, auch der schräge Deckel mit einem Loch in der Mitte ist gemeinsam. Metopen mit Hakenkreuzen innen, die gelegentlich mit vier oder acht Blättern abwechseln, dekorieren die Gefäßwand. Charakteristisch sind das Abfallen des Hakenkreuzes nach rechts und die Triglyphen, die nur aus einem Ornamentstreifen mit senkrechtem Zickzack zwischen Strichgruppen bestehen (Abb. 21d). Für die Nebenzonen wurden Zickzack und gepunktete Rauten gewählt. Um Deckel und Boden (Abb. 21b.c) läuft jeweils eine Zone mehrfach umfahrener, länglicher Blätter (vgl. auch IX 1 und XIV 4); die abgesetzte Scheibe auf dem Deckel ist ausgespart mit ineinander geschachtelten Dreiecken rechts und links von den Pferden und einem Flechtmuster in den Segmenten vor und hinter den Pferden.
314
ADelt 18, 1963, Chron. 37 Taf. 38 c.
Abb. 2 1 a - d . Werkstatt XIII
Die Werkstätten
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XIV. Die Werkstatt Louvre A 567 (Abb. 22) 1. Schweiz, Slg. Hirschmann (Hrsg. H. Bioesch, Greek Vases from the Hirschmann Collection [1982] 12 Nr. 2 mit Taf. S. 13). 2. Athen, NM 12246 (G.Nicole, Supplement 1911, 129 Nr. 780; hier Taf. 38,4). 3. Berlin, Staatliche Museen V. I. 3143 (hier Taf. 38,5, nur die Pyxis). 4. Paris, Louvre A 567 (CVA (16) III Hb Taf. 23,1).
Im Kerameikos sind eine relativ späte Pyxis (206 Taf. 36,1—4) und zwei Einzelpferde (207.208) der Werkstatt verwandt, jedoch nicht von derselben Hand wie die übrigen Gefäße. Die gerade Gefäßwand der Pyxis 206 unterscheidet sich nämlich unverkennbar von der mäßig schwingenden Wandung der übrigen Exemplare. Die P f e r d e aber, in lebhafter Haltung und mit nach hinten abgespreizten, vielleicht eine schnelle Bewegung andeutenden Beinen, folgen dem Typus der Werkstatt XIV. Wie bei diesen wird der Eindruck von Lebhaftigkeit noch dadurch gesteigert, daß Kopf und Hals weit nach vorn gestreckt sind, während die Mähne aus langen, nach unten geführten Schrägstrichen so wirkt, als wehe sie von eiliger Bewegung nach hinten. Die Pferde der Werkstatt selbst schließen sich durch eine vollgerundete Brust, die mit einem rechteckigen Ornamentstreifen verziert ist, und durch einen ähnlich geformten Kopf, der der gleichzeitigen Werkstatt XI nahesteht, zusammen.
Abb. 22a. b. Werkstatt XIV
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Die Pferdepyxiden und ihre Werkstätten
Die Deckel der P y x i d e n mit ihrem konischen Profil und der Abflachung oben, mit ihren Zonen aus Mäander und Blättern erinnern stark an umgedrehte tiefe Teller 315 , und man könnte daher annehmen, daß der Meister dieser Gruppe außer Pyxiden auch Teller herstellte. Die beiden frühesten Pyxiden XIV 1 und 2 sowie 206 sind mit Hakenkreu2-Metopen und, in den Nebenzonen, mit gepunkteten Rauten oder Kreisen geschmückt. Die späteren Gefäße XIV 3 und 4 zeigen ein reicheres Repertoire an Metopenmotiven: u. a. Hakenkreuz, Schachbrett, Rauten mit Schachbrett (Abb. 22b) und zuweilen auch figürliche Motive, z. B. ein Pferd und Vögel auf XIV 3, ein Reh auf XIV 4. Das Ornament macht den Eindruck eines dichtgewirkten, reichen Wandteppichs. Der Maler der Werkstatt Louvre A 567 war wahrscheinlich ein Mitglied der schon bekannten Birdseed Werkstatt 316 . Denn die Metopenreihen aus verschiedenen Motiven wie Hakenkreuz oder Sonnenmotiven mit Fransen (Abb. 23, 27 — 29), getrennt von Triglyphen aus senkrechten Streifen und Schachbrettmuster zwischen Zonen aus parallelen Schrägstrichen finden sich sehr ähnlich auch auf Gefäßen, die bisher der sog. Birdseed Werkstatt zugewiesen wurden. Der Pyxis XIV 3 steht vor allem eine Amphora in Würzburg 317 , ein frühes Stück, nahe.
XV. Die Pyxis aus der Werkstatt Athen NM 897 Hartford. Wadsworth Atheneum 1932. 220 (In Retrospect: 21 Years of Museums Collecting, Ser. 2 Nr. 8 April 1949, Nr. 75; hier Taf. 38,6).
Während manche der oben aufgeführten Werkstätten nur mit Vorbehalt mit einer der schon bekannten Werkstätten zu verbinden ist, kann eine einzige Pferdepyxis in Hartford sicher einer der beiden größten Werkstätten vom Ende der geometrischen Epoche, nämlich der Werkstatt von Athen NM 897 zugewiesen werden. Die P f e r d e lassen sich mit einer fragmentierten Wagengruppe von der Agora in Form und Dekor vergleichen 318 . Ihr Kontur ist eher hölzern, Augen, Ohren und das Haar der Mähne sind hier wie dort bezeichnet, und entlang des Halses läuft ein vertikales, ausgespartes Band mit dem traditionellen Kreis-Tangentenmotiv. Die Wandung der P y x i s ist fast gerade, der Deckel nur leicht schräg ansteigend mit flacher Oberseite, in deren Mitte vier Pferde stehen. Der Gebrauch des Kammpinsels für die Zickzackzonen und die Hilfslinien für das Schachbrettmuster auf dem Deckel verraten das späte Datum der Pyxis in Hartford. Mit der Werkstatt von Athen NM 897 kann die Pyxis in Hartford durch ihren Dekor verbunden werden, der dem einer Kanne im Louvre 319 aus der Werkstatt NM 897 sehr ähnlich ist: auf beiden Gefäßen gibt es dieselben Schachbrettmetopen aus gegitterten Feldern, die mit Sternfeldern abwechseln. Gemeinsam ist die Häufung von Vertikalstrichen als Rahmen für die senkrechten Streifen mit Schrägstrichen. 3,5 316 317
318 3,9
Ker. V 1 Taf. 104 (Inv. 365.802.1144). J. M. Davison, Attic Geometrie Workshops, YaleClSt X V I (1961) 5 5 - 6 2 . Würzburg L 52 (E. Simon und Mitarbeiter, Führer durch die Antikenabteilung des Martin von Wagner Museums der Universität Würzburg [1975] 48f. Taf. 4). Inv. T 751 (Young 65f. Taf. 42) aus Grab XII. Louvre A 511 (CVA Louvre [16] 23f. Taf. 31 f.); G G P 78 Nr. 21.
Abb. 23. Metopen-Dekorschemata. 1. Einfaches Hakenkreuz — 2. Sich durchschneidendes Hakenkreuz — 3. Hakenkreuz mit Punktrosetten — 4. Hakenkreuz mit Sternen — 5. Hakenkreuz mit Punktrosetten und Sternen — 6. Hakenkreuz mit Kreisoder Punkttangentenmuster — 7. Hakenkreuz mit Punktrosetten und Kreistangentenmuster — 8. Hakenkreuz mit Hakenkreuzen — 9. Hakenkreuz mit Winkelreihen — 10. Hakenkreuz mit Zickzack — 11. Hakenkreuz mit Punktreihen — 12. Vierblatt — 13. Vierblatt mit Sternen — 14. Vierblatt mit Dreiecken — 15. Mehrfach umfahrenes Vierblatt mit Dreiecken — 16. Vierblatt mit Sternen — 17. Mehrfach umfahrenes Vierblatt mit Sternen — 18. Vierblatt mit Punktrosetten — 19. Mehrfach umfahrenes Vierblatt mit Punktrosetten — 20. Vierblatt mit gegitterten Dreiecken — 21. „Propeller"-Vierblatt mit Dreiecken — 22. „Propeller"-Vierblatt mit gegitterten Dreiecken — 23. Achtblatt — 24. Achtblatt mit gepunkteten Kreisen — 25. Achtblatt mit gepunkteten Dreiecken — 26. Rad — 27. Sonnenmotiv mit gepunkteten Kreisen gefüllt — 28. Sonnenmotiv mit gepunkteten Kreisen gefüllt — 29. Sonnenmotiv mit gepunkteten Kreisen gefüllt. — 30. Rechteck mit gepunkteten Kreisen gefüllt — 31. Schachbrett — 32. Schachbrett — 33. Mäander-Haken — 34. Rauten mit Schachbrett — 35. Andreas-Kreuz
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