Katholische Reform und Gegenreformation: Ein Überblick 3534235894, 9783534235896

Die 'Una sancta ecclesia' des Spätmittelalters war von inneren Krisen wie äußerer Kritik gebeutelt. Die Antwor

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German Pages 216 [215] Year 2010

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Titel
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Inhalt
Vorwort
I. Einleitung
Epochendiskussion
Gegenreformation
Katholische Reform
Konfessionalisierung
Konzeption des Bandes
II. Spätmittelalterliche Reformansätze
Die Reformdiskussion in Kirche und Reich
Die Reformkonzilien
Kirchliche Missstände
Die Ordensreformen
Die Frömmigkeitsformen
Die Devotio moderna
Die Erneuerung in Spanien
Die Reformbewegung in Italien und Frankreich
Der christliche Humanismus
III. Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555
Die Auswirkungen der Reformation
Staatskirchenpolitik und Reform am Beispiel des Herzogtums Bayern
Verfall des religiösen Lebens und konfessionelle Unsicherheiten
Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss
Reformansätze in der Reichskirche
Der Augsburger Religionsfriede
IV. Das Konzil von Trient
Die Vorgeschichte
Die erste Sitzungsperiode 1545–1547
Die zweite Sitzungsperiode 1551/52
Die dritte Sitzungsperiode 1562/63
Die päpstliche Bestätigung und die Publikation der Trienter Dekrete
V. Papsttum und Kirchenreform
Reformansätze
Das Renaissancepapsttum
Hadrian VI
Clemens VII
Paul III
Der Durchbruch der Reform
Julius III. und Marcellus II
Paul IV
Pius IV
Der Höhepunkt der Reform
Pius V
Gregor XIII
Sixtus V. und seine unmittelbaren Nachfolger
Clemens VIII
Der päpstliche Absolutismus
Paul V
Gregor XV
Urban VIII
Innozenz X
Alexander VII
VI. Das Ordenswesen
Die Jesuiten
Gründung durch Ignatius von Loyola
Konsolidierung und Ausbreitung
Die Kapuziner
Weitere Neugründungen
Regularkleriker
Frauenorden
Säkularkongregationen
Frauenkongregationen
Die alten Orden
Die Bettelorden
Die Prälatenorden
VII. Gegenreformationen und konfessioneller Fürstenstaat im Reich ab 1555
Bayern als Vormacht der Gegenreformation im Reich
Herzog Albrecht V. und die Adelsfronde
Herzog Wilhelm V. und die Reichskirchenpolitik
Der Kölner Krieg
Der Südwesten
Die habsburgischen Erblande
Innerösterreich
Nieder- und Oberösterreich
Tirol und die Vorlande
Die Länder der Böhmischen Krone
Die Spanischen Niederlande
Die Reichskirchenpolitik
Die Reichskirche
Das Kurfürstentum Köln und die norddeutschen Hochstifte
Das Kurfürstentum Mainz und die mainfränkischen Hochstifte
Hochstifte in Randlage zu Frankreich
Hochstifte in Randlage zu Bayern und Österreich
Hexen- und Zaubererverfolgung
Die Formierung konfessioneller Sonderbündnisse
Der böhmisch-pfälzische Krieg
Die Rekatholisierung Böhmens, Österreichs und der Oberpfalz
Das Restitutionsedikt von 1629
Vom Prager Frieden 1635 zu den Westfälischen Friedensschlüssen 1648
Ausblick auf die europäische Entwicklung
VIII. Die Umsetzung der kirchlichen Reformbestimmungen
Persönlichkeiten als Muster der Reform
Teresa von Ávila
Karl Borromäus
Franz von Sales
Vinzenz von Paul
Instrumente der kirchlichen Reform
Die Visitationen
Die Congregatio Germanica
Die Nuntiaturen
Das jesuitische Bildungswesen
Die römischen Kollegien und die Priesterausbildung
Die katholischen Universitäten im Reich
Varianten der kirchlichen Reform
Untridentinische Reformen
Konfessionelle Mischformen
Reformhindernisse
Die katholische Konfessionalisierung im Reich
Bayern als Muster eines geschlossenen Konfessionsstaates
Die geistlichen Territorien der Kirchenprovinz Salzburg
Die habsburgischen Erblande
Die Kirchenprovinz Mainz
Die Kirchenprovinz Köln
Die Kirchenprovinz Trier
Der Nordosten
Die Entwicklung außerhalb des Heiligen Römischen Reiches
Die Weltmission
IX. Der Barockkatholizismus
Die Kunst als Manifestation von Glauben und Kirche
Architektur und bildende Kunst
Literatur und Theater
Musik
Formen der Frömmigkeit von Klerikern und Laien
Die Sakramentenspendung
Verehrung der Eucharistie
Marienverehrung
Herz-Jesu-Verehrung
Bruderschaften und Kongregationen
Heiligenverehrung und Reliquienkult
Prozessionen und Wallfahrten
Mystik
Katechese und Predigt
Dynastische Frömmigkeit
Zusammenfassung und Ausblick: Katholische Reform und Barockkultur
Auswahlbibliographie
Register
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Katholische Reform und Gegenreformation: Ein Überblick
 3534235894, 9783534235896

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Dieter J. Weiß

Katholische Reform und Gegenreformation

Wissenschaftliche Buchgesellschaft

Einbandgestaltung: Peter Lohse, Büttelborn Abbildung: Ausschnitt aus: Peter Paul Rubens, „Triumph der Kirche über Unwissenheit und Verblendung“; 1627/28. Foto: akg-images, Berlin

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2005 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Satz: Fotosatz Janß, Pfungstadt Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-darmstadt.de

ISBN 3-534-15121-6

Inhalt Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I.

Einleitung . . . . . . . Epochendiskussion . . Gegenreformation . Katholische Reform Konfessionalisierung Konzeption des Bandes

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II.

Spätmittelalterliche Reformansätze . . . . . . . Die Reformdiskussion in Kirche und Reich . . . Die Reformkonzilien . . . . . . . . . . . . . Kirchliche Missstände . . . . . . . . . . . . Die Ordensreformen . . . . . . . . . . . . . Die Frömmigkeitsformen . . . . . . . . . . . Die Devotio moderna . . . . . . . . . . . . . . Die Erneuerung in Spanien . . . . . . . . . . . Die Reformbewegung in Italien und Frankreich Der christliche Humanismus . . . . . . . . . . .

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III.

Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555 . . . Die Auswirkungen der Reformation . . . . . . . . . . . . . Staatskirchenpolitik und Reform am Beispiel des Herzogtums Bayern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verfall des religiösen Lebens und konfessionelle Unsicherheiten Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss . . . Reformansätze in der Reichskirche . . . . . . . . . . . . . . Der Augsburger Religionsfriede . . . . . . . . . . . . . . . .

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IV.

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Das Konzil von Trient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Vorgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die erste Sitzungsperiode 1545 –1547 . . . . . . . . . . . . Die zweite Sitzungsperiode 1551/52 . . . . . . . . . . . . . Die dritte Sitzungsperiode 1562/63 . . . . . . . . . . . . . Die päpstliche Bestätigung und die Publikation der Trienter Dekrete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

V.

Papsttum und Kirchenreform . . . . . . . . . . Reformansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Renaissancepapsttum . . . . . . . . . . Hadrian VI. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Clemens VII. . . . . . . . . . . . . . . . . . Paul III. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Durchbruch der Reform . . . . . . . . . . Julius III. und Marcellus II. . . . . . . . . . . Paul IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Pius IV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Höhepunkt der Reform . . . . . . . . . . . Pius V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gregor XIII. . . . . . . . . . . . . . . . . . Sixtus V. und seine unmittelbaren Nachfolger Clemens VIII. . . . . . . . . . . . . . . . . . Der päpstliche Absolutismus . . . . . . . . . . Paul V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gregor XV. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Urban VIII. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Innozenz X. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alexander VII. . . . . . . . . . . . . . . . .

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VI.

Das Ordenswesen . . . . . . . . . . . . Die Jesuiten . . . . . . . . . . . . . . . Gründung durch Ignatius von Loyola Konsolidierung und Ausbreitung . . . Die Kapuziner . . . . . . . . . . . . . . Weitere Neugründungen . . . . . . . . . Regularkleriker . . . . . . . . . . . . Frauenorden . . . . . . . . . . . . . Säkularkongregationen . . . . . . . . Frauenkongregationen . . . . . . . . Die alten Orden . . . . . . . . . . . . . Die Bettelorden . . . . . . . . . . . Die Prälatenorden . . . . . . . . . .

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VII. Gegenreformationen und konfessioneller Fürstenstaat im Reich ab 1555 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bayern als Vormacht der Gegenreformation im Reich . . Herzog Albrecht V. und die Adelsfronde . . . . . . . . Herzog Wilhelm V. und die Reichskirchenpolitik . . . . Der Kölner Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

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Der Südwesten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die habsburgischen Erblande . . . . . . . . . . . . . . . . . Innerösterreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nieder- und Oberösterreich . . . . . . . . . . . . . . . . Tirol und die Vorlande . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Länder der Böhmischen Krone . . . . . . . . . . . . Die Spanischen Niederlande . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reichskirchenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reichskirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Kurfürstentum Köln und die norddeutschen Hochstifte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Kurfürstentum Mainz und die mainfränkischen Hochstifte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hochstifte in Randlage zu Frankreich . . . . . . . . . . . Hochstifte in Randlage zu Bayern und Österreich . . . . . Hexen- und Zaubererverfolgung . . . . . . . . . . . . . . . Die Formierung konfessioneller Sonderbündnisse . . . . . . Der böhmisch-pfälzische Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . Die Rekatholisierung Böhmens, Österreichs und der Oberpfalz Das Restitutionsedikt von 1629 . . . . . . . . . . . . . . . . Vom Prager Frieden 1635 zu den Westfälischen Friedensschlüssen 1648 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick auf die europäische Entwicklung . . . . . . . . . . VIII. Die Umsetzung der kirchlichen Reformbestimmungen Persönlichkeiten als Muster der Reform . . . . . . . Teresa von Ávila . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Borromäus . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz von Sales . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vinzenz von Paul . . . . . . . . . . . . . . . . . . Instrumente der kirchlichen Reform . . . . . . . . . Die Visitationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Congregatio Germanica . . . . . . . . . . . . . Die Nuntiaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das jesuitische Bildungswesen . . . . . . . . . . . Die römischen Kollegien und die Priesterausbildung Die katholischen Universitäten im Reich . . . . . . Varianten der kirchlichen Reform . . . . . . . . . . . Untridentinische Reformen . . . . . . . . . . . . . Konfessionelle Mischformen . . . . . . . . . . . . Reformhindernisse . . . . . . . . . . . . . . . . . Die katholische Konfessionalisierung im Reich . . . .

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IX.

Inhalt

Bayern als Muster eines geschlossenen Konfessionsstaates . Die geistlichen Territorien der Kirchenprovinz Salzburg . . Die habsburgischen Erblande . . . . . . . . . . . . . . . Die Kirchenprovinz Mainz . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kirchenprovinz Köln . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kirchenprovinz Trier . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Nordosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Entwicklung außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Die Weltmission . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Der Barockkatholizismus . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Kunst als Manifestation von Glauben und Kirche . . Architektur und bildende Kunst . . . . . . . . . . . . Literatur und Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Formen der Frömmigkeit von Klerikern und Laien . . . . Die Sakramentenspendung . . . . . . . . . . . . . . . Verehrung der Eucharistie . . . . . . . . . . . . . . . Marienverehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Herz-Jesu-Verehrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bruderschaften und Kongregationen . . . . . . . . . . Heiligenverehrung und Reliquienkult . . . . . . . . . Prozessionen und Wallfahrten . . . . . . . . . . . . . Mystik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Katechese und Predigt . . . . . . . . . . . . . . . . . Dynastische Frömmigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung und Ausblick: Katholische Reform und Barockkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Auswahlbibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Vorwort Vorwort

Katholische Reform und Gegenreformation waren innovative Ereignisse der abendländischen Geschichte, die von einer theologischen Problemstellung ausgehend alle Lebensbereiche erfassten. Sie bilden einen Ausschnitt aus dem Reformprozess der Kirche, prägten aber in nennenswertem Umfang nur noch den romanischen Kulturbereich, die katholischen Gebiete des Heiligen Römischen Reiches sowie einige östlich benachbarte Länder. Das Festhalten an dem von Hubert Jedin geprägten Begriffspaar katholische Reform und Gegenreformation betont die historische Kontinuität der Reform seit dem Spätmittelalter wie ihre europäische Dimension stärker als das besonders in der deutschen Forschung entwickelte Konfessionalisierungskonzept. Unter Reform wird die im Spätmittelalter einsetzende Selbsterneuerung der Kirche verstanden, der das Konzil von Trient die prägnante Form verlieh. In diesem Zusammenhang werden Ansätze zur Reform besonders in Spanien und Italien, die Entwicklung der neuen Orden, die Geschichte des Tridentinums und das Reformpapsttum vorgestellt. Die doktrinelle Auseinandersetzung mit dem Protestantismus, aber auch der Einsatz kirchlicher und staatlicher Zwangsmittel gehören zum Bereich der Gegenreformation. In vielen Fällen ging die kirchliche Reform ein enges Bündnis mit dem erstarkenden fürstlichen Absolutismus ein, wie besonders in Bayern und mit zeitlicher Versetzung in den österreichischen Ländern. Die politische Entwicklung des Reiches unter dem Leitfaden konfessioneller Interessen wird bis zum Jahr 1648 knapp dargestellt. Für die katholische Reform aber stellt das Ende des Dreißigjährigen Krieges keine Epochengrenze dar. Die Durchsetzung der tridentinischen Reformbestimmungen erfolgte meist erst in der anschließenden Friedenszeit. Das abschließende Kapitel ist dem Barockkatholizismus vorbehalten, um die prägende Kraft der erneuerten Kirche und den Einfluss ihrer Vorstellungen auf Kunst und Kultur zu verdeutlichen. Der Band bietet eine Zusammenschau der Entwicklungslinien der katholischen Reform und Gegenreformation im europäischen Raum. Gleichzeitig stellt er die Ergebnisse der jüngeren Forschung zu den territorialstaatlichen Gegenreformationen im Reich und zur allmählichen Umsetzung der katholischen Reform vor. Die besonders in Deutschland übliche Fixierung auf das Konfessionalisierungskonzept wird unter Einbeziehung der internationalen, insbesondere angelsächsischen und italienischen Forschung

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Vorwort

durch eine größere europäische Perspektive relativiert. Der Band hat den Charakter einer einführenden Überblicksdarstellung, der Leser erhält durch das ausführliche kommentierte Quellen- und Literaturverzeichnis die Möglichkeit zur weitergehenden Beschäftigung mit speziellen Problemen. Neben den Forschern, auf deren Quelleneditionen und Darstellungen diese Einführung beruht, gilt besonderer Dank Herrn Prof. Dr. Anton Schindling für seine wertvollen Anregungen und Ratschläge. Teile des Manuskripts haben die Herren Prof. Dr. Thomas Betzwieser, Priv.-Doz. Dr. Christian Hecht, Dr. Nikolas Jaspert, Prof. Dr. Christoph Kampmann und Prof. Dr. Peter Segl kritisch gelesen und wichtige Ergänzungen gegeben, wofür ihnen ebenfalls herzlich gedankt sei. Verpflichtet bin ich auch Herrn Daniel Zimmermann von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft für seine kenntnisreiche und sorgfältige redaktionelle Betreuung. Bayreuth, August 2004

D.W.

I. Einleitung Epochendiskussion Gegenreformation Epochendiskussion Einleitung

Wer die Grenzen eines Zeitalters festlegt, bestimmt seine charakteristischen Züge. Epochen sind keine der Geschichte immanenten, unverrückbaren Größen, sondern von Schulmeistern und Historikern willkürlich gesetzte Einteilungen, um den Fluss der Zeit zu gliedern. Der Begriff Gegenreformation – ursprünglich im Plural verwendet – kam im 18. Jahrhundert auf, zunächst 1776 bei dem Göttinger Staatsrechtslehrer Johann Stephan Pütter (1725 –1807). Er setzte sich mit dem Gebrauch durch den preußischen Historiker Leopold von Ranke (1795 –1886) durch. Dieser verstand darunter die gewaltsame Rückführung eines protestantisch gewordenen Gebietes zur altgläubigen Religionsausübung, den katholischen Gegenangriff auf die Reformation unter Führung des Papsttums. Später verwendete er den Begriff generell für das kämpferische Vorgehen der katholischen Kirche und katholischer Fürsten gegen die evangelische Reformation. Gegenreformation galt als kirchlich inspirierte militant-politische Unternehmung. Moriz Ritter (1840 –1923) kennzeichnete damit die Reichsgeschichte zwischen dem Augsburger Religionsfrieden 1555 und den Westfälischen Friedensschlüssen 1648. Auch außerhalb Deutschlands fand dieser Begriff nun Verwendung (contre-réforme, counter-reformation, contra-riforma), wenn er von der katholischen Historiographie auch abgelehnt wurde. Der Terminus Gegenreformation bildet eine Antithese und setzt eine Reformation voraus. Protestantische Autoren verstanden die Reformation Martin Luthers (1483 –1546) als wahre Rückkehr zum ursprünglichen Christentum und interpretierten die Erneuerung der katholischen Kirche nur als eine Antwort darauf. Der Begriff „reformatio“ begegnet in der Antike bei Seneca und Plinius im Sinne einer moralischen oder politischen Veränderung des gegenwärtigen Zustandes durch Rückkehr zu vergangenen Zeiten. Der Apostel Paulus benutzte das Verb „reformare“ (Röm 12, 2; Phil 3, 21), um die Veränderung des Menschen zum Ebenbild Gottes zu fordern. Bei den Kirchenvätern finden sich beide Aspekte, die Rückkehr zum Urzustand vor dem Sündenfall und Reform als Fortsetzung der Schöpfung. Das Mittelalter verstand Reform dagegen als Rückkehr zu einem verlorenen Idealzustand („bona et antiqua consuetudo“). Die Be-

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Einleitung

zeichnungen Reform und Reformation wurden unterschiedslos gebraucht. Im allgemeinen Bewusstsein wird heute unter Reformation die Ausbildung der evangelisch-lutherischen und reformierten Konfessionen im Anschluss an Martin Luther verstanden. Berndt Hamm beschreibt die Entwicklung von der spätmittelalterlichen „reformatio“ zur Reformation als Prozess normativer Zentrierung von Religion und Gesellschaft in Deutschland. Er betont den systemsprengenden Charakter der Reformation Luthers, die nicht mehr „als eine ausgefallene Position innerhalb der Variationsbreite kirchlich tolerierter mittelalterlicher Theologien, Frömmigkeitsformen und Reformmodelle und ihres deutenden Umgangs mit der Hl. Schrift erklärbar ist“. Ihr Ergebnis bildete eine neue Konfession, die sich von der bestehenden Kirche abgrenzte. Für diese Entwicklung hat sich als Epochenbezeichnung der deutschen Geschichte seit dem 18. Jahrhundert der Begriff Reformation eingebürgert, der durch Ranke für die Zeit zwischen 1517 und 1555 festgeschrieben wurde. Der Gebrauch von Reformation und Gegenreformation als Epochenbezeichnungen außerhalb der Kirchengeschichte ist nicht unproblematisch, weil in diesem Zeitalter auch zahlreiche andere prägende historische Entwicklungen wie die europäischen Hegemonialkämpfe, der innere Staatsausbau, die Ständekriege oder der Aufbau der Kolonialreiche stattfanden. Obwohl Ernst Walter Zeeden seine Epochendarstellung unter den Titel „Das Zeitalter der Gegenreformation“ stellte, relativierte er diesen Begriff durch den Verweis auf die vergleichbare Bedeutung des Calvinismus, des militanten Protestantismus oder des konfessionellen Fürstentums sowie auf die kulturellen Leistungen der Zeit zwischen 1555 und 1648. Er definierte: „Konfessionelle Politik, wenn sie von katholischen Mächten getrieben wurde, nennen wir Gegenreformation.“ Noch Heinrich Lutz hat in seinem Band für die Reihe Grundriss der Geschichte die Zeit zwischen Luthers Reformation und dem Westfälischen Frieden unter den Titel „Reformation und Gegenreformation“ gestellt.

Katholische Reform Bereits Leopold von Ranke erfasste, dass der Grund für das neuerliche Erstarken des Katholizismus seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in seiner inneren Erneuerung lag. Den Begriff katholische Reformation prägte der protestantische Historiker Wilhelm Maurenbrecher (1838 – 1892) mit seiner 1880 erschienenen gleichnamigen Darstellung. Katholische Autoren nahmen dies auf, um die Erneuerung der römisch-katholischen Kirche im 16. Jahrhundert aus eigener Kraft zu betonen. Ludwig Frhr. von Pastor (1854 –1928) gebrauchte in seiner monumentalen Papstge-

Epochendiskussion

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schichte die Epochenbezeichnungen katholische Reformation und Restauration ab dem Pontifikat Julius’ III. (1550 –1559). Er setzte ihren Beginn ohne Beeinflussung durch die von Martin Luther ausgelöste Bewegung mit der Gründung des römischen Oratorio del Divino amore in den letzten Regierungsjahren Papst Leos X. (1513 –1521) an. Damit hatte die katholische Reformation den Charakter einer Antwort auf die Luthers verloren und war zu einer eigenständigen Bewegung geworden. In seiner Tradition verwendeten katholische Historiker den Begriff katholische Restauration statt Gegenreformation. Abhängig vom konfessionellen Standpunkt der Autoren wurden den Begriffen Gegenreformation und katholische Reformation bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts konträre Inhalte beigemessen. Grundlegend für die Begriffsklärung wurde der Beitrag des katholischen Kirchenhistorikers Hubert Jedin (1900 –1980) „Katholische Reformation oder Gegenreformation?“ aus dem Jahr 1946. Mit einer prägnanten Formulierung schuf er Klarheit: „Die katholische Reform ist die Selbstbesinnung der Kirche auf das katholische Lebensideal durch innere Erneuerung, die Gegenreformation ist die Selbstbehauptung der Kirche im Kampf gegen den Protestantismus.“ Die Vorstellung einer zeitlichen Abfolge von Reformation und katholischer Reform respektive Gegenreformation als Reaktion darauf ist damit überholt. Die Bewegungen liefen nicht zwangsläufig nacheinander, sondern oft parallel. Damit ging eine neue Wertung auch der Reformation aus katholischer Sicht in den Werken von Joseph Lortz (1887–1975) und Jedin einher. Freilich droht damit der Epochencharakter von Reformation und Gegenreformation verloren zu gehen. Verstärkt wurde nun der Akzent in der Forschung auf die innerkirchliche katholische Erneuerung gelegt. Reformbemühungen gab es in mehreren Wellen bereits im Mittelalter. Im 16. Jahrhundert verdichteten sie sich zu einem breiten Strom, gespeist besonders aus Spanien, Italien, der Bewegung der Devotio moderna in den Niederlanden und dem christlichen Humanismus. Das Konzil von Trient bedeutete die dogmatische Festigung der kirchlichen Lehre und gleichzeitig einen Neuaufbruch. Maßgeblich zu seiner Umsetzung trugen das erstarkende Papsttum, die reformierte Kurie mit ihren Kongregationen und Nuntiaturen sowie die Reformorden bei. In ihrer Gesamtheit sorgten sie in den katholischen Gebieten in einem längeren Prozess, der bis ins 18. Jahrhundert dauerte, für die Durchdringung des gesamten Lebens mit den kirchlichen Vorstellungen.

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Einleitung

Konfessionalisierung Der österreichische Kirchenhistoriker Karl Eder (1889 –1961) führte den Begriff des konfessionellen Absolutismus als Epochenbezeichnung ein, um für den Zeitraum von 1555 bis 1648 das enge Bündnis der Religion mit dem frühmodernen, zum Absolutismus tendierenden Staat zu betonen, der die Konfessionshoheit usurpiert hatte. In der Forschung der letzten Jahre hat sich statt der verschiedenen mit Reform gebildeten Wortschöpfungen das Modell der Konfessionalisierung weitgehend durchgesetzt, da es den Prozesscharakter der Ausbildung der Konfessionen in den Mittelpunkt rückt. Ernst Walter Zeeden hielt auf dem Historikertag 1956 in Ulm einen Vortrag über „Grundlagen und Wege der Konfessionsbildung in Deutschland im Zeitalter der Glaubenskämpfe“, aus dem sein Werk über die „Entstehung der Konfessionen“ hervorging. Er versteht unter Konfessionsbildung „die geistige und organisatorische Verfestigung der seit der Glaubensspaltung auseinander strebenden christlichen Bekenntnisse zu einem halbwegs stabilen Kirchentum nach Dogma, Verfassung und religiös-sittlicher Lebensform“. Für die Geschichtswissenschaft der Frühneuzeit entwickelte sich die Konfessionalisierung zu einem Forschungsschwerpunkt. Kirchen- und Profangeschichte, Verfassungs-, Sozial- und Kulturgeschichte wie der Mentalitätenwandel können damit unter einer gemeinsamen Fragestellung untersucht werden. Für Deutschland erwies sich dieser Ansatz als besonders fruchtbar, weil er die Verknüpfung von Reichs- und Landesgeschichte ermöglicht. Wolfgang Reinhard überwand die Gegenüberstellung von Reformation und Gegenreformation als aufeinander folgende Epochen und versteht den Zeitraum ab den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts über die alte Epochenscheide 1555 hinweg bis nach der Mitte des 17. Jahrhunderts als „konfessionelles Zeitalter“. Der Prozess der Konfessionalisierung wird dabei als Modernisierung begriffen, und zwar nicht nur in der Tradition Max Webers für den Calvinismus, sondern auch für das Luthertum und den tridentinisch erneuerten Katholizismus. Heinz Schilling versteht Konfessionalisierung als gesellschaftlichen Fundamentalvorgang, der parallel zur Ausbildung des frühmodernen Staates mit der Formierung einer neuzeitlich disziplinierten Untertanengesellschaft verlief. Die Verwendung des Begriffs „Konfessionelles Zeitalter“ für die Reichsgeschichte, etwa durch Harm Klueting für die Epoche zwischen 1525 und 1648, erscheint sinnvoller als andere Periodisierungsversuche wie Zeitalter der Glaubenskämpfe oder die Abfolge von Reformation und Gegenreformation. Besonders die Debatte um die Sozialdisziplinierung der Untertanen durch den frühmodernen Staat und den Modernisierungsschub, den auch der katholisch ausgerichtete Staat leistete, lassen die be-

Epochendiskussion

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grenzte Anwendung des Konfessionalisierungsbegriffs als weiterführend erscheinen. Dieser Terminus ermöglicht die Untersuchung vergleichbarer Methoden bei diesen Vorgängen. Klueting betont einen weiteren Komplex in dieser Debatte, indem er auf die Wechselwirkung von Konfessionalisierung und Säkularisierung hinweist. Ein anschauliches Beispiel bietet das Frankreich der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hier erzwang der Staat mit seinen Machtmitteln den Frieden zwischen den konfessionellen Streitparteien. Die Intensivierung der Forschungen zum konfessionellen Zeitalter fand ihren Niederschlag vor allem in dem auf sieben Bände angewachsenen Sammelwerk von Anton Schindling und Walter Ziegler „Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung“. Für die Geschichte der Reichsstände im konfessionellen Zeitalter, für weiterführende Literatur und Forschungsdesiderata sei auf diese Reihe verwiesen. Wenn im Folgenden der Begriff katholische Konfessionalisierung verwendet wird, so dient er zur Kennzeichnung der Verfestigung des Dogmas und der durch das tridentinische Glaubensbekenntnis neuerlich gewonnenen Sicherheit der katholischen Kirche. Er charakterisiert aber auch die Intensivierung der Erfassung und Kontrolle aller Bevölkerungsschichten mit religiösen Vorschriften und Normen. Wolfgang Reinhard versteht die katholische Konfessionalisierung als ein tendenziell konservatives Einschmelzen von unvermeidlichen Innovationen in ein gegebenes System. Irenische Strömungen und humanistische Traditionen wurden in diesem Zusammenhang in den Hintergrund gerückt. Allerdings verdrängt das Konzept der Konfessionalisierung die Frage nach der theologischen Wahrheit. Spiritualität und gelebte Frömmigkeit können damit nicht erfasst werden, oder – in der Formulierung Anton Schindlings – „es werden nur Außenschalen wahrgenommen, nicht der Kern, das innere kirchliche Leben, nicht die Erlebnisse, Wahrnehmungen und Deutungen der handelnden und betroffenen Menschen“. Die radikal zugespitzte Konfessionalisierungsthese, nach der aus der mittelalterlichen gemeinsamen abendländischen Christenheit durch die Reformation und ihre Folgen im 16. Jahrhundert drei völlig neue, durch spezifische Lehrgebäude und Lebenshaltungen festgefügte Konfessionen entstanden seien, die funktional äquivalent und kompatibel seien, ist sowohl empirisch als auch systematisch nicht belegbar und deshalb wenig überzeugend. Walter Ziegler vertritt demgegenüber die These, dass die katholischen Territorien im konfessionellen Zeitalter weitgehend unverändert altgläubig geblieben seien. Ein Bruch in Dogma und Struktur, in Sakraments- und Amtsverständnis der katholischen Kirche vom Mittelalter in die Neuzeit sei nicht erfolgt. Sie habe die Kontinuität der Lehre, der Hierarchie, des sakramental geweihten Priestertums und des kanonischen Rechts gewahrt, die von

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Einleitung

den Glaubensgemeinschaften der Reformation abgelehnt worden seien. Der Konfessionalisierungsansatz lenkte jedoch das Augenmerk der Forschung, das in Deutschland lange sehr einlinig und überproportional dem Protestantismus galt, auch auf katholische Phänomene. Ein „katholisches Forschungsdefizit“ konnte so zumindest angegangen werden.

Konzeption des Bandes Konzeption des Bandes

Als Überschrift für diesen Band wird bewusst an dem von Hubert Jedin geprägten Begriffspaar katholische Reform und Gegenreformation festgehalten. Dabei soll nicht der Anspruch erhoben werden, mit diesem Doppelbegriff eine Epochendarstellung der Reichsgeschichte zu liefern. Die vorliegende Arbeit verwendet diese Begriffe weniger zur Charakterisierung des Beginns der Frühen Neuzeit bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts als zur chronologischen wie thematischen Präzisierung zentraler Entwicklungen der Reichs- und katholischen Kirchengeschichte dieses Zeitraums unter dem Reformaspekt. Unter katholischer Reform wird die im Spätmittelalter einsetzende Selbsterneuerung der Kirche verstanden, der das Konzil von Trient ihre prägnante Form gab und die Zielsetzung vorschrieb. Der eigentliche Beginn der neuzeitlichen katholischen Reform wurde von verschiedenen Autoren genauso unterschiedlich angesetzt wie ihre Quellen. Die Möglichkeiten reichen von der Gründung des römischen Oratoriums um 1515 bis zum Abschluss des Tridentinums 1563. Das Konzil von Trient ist nach Vorgehensweise wie inhaltlicher Festlegung in der Tradition der ökumenischen Konzilien zu sehen. Viele der hier vertretenen Ideen wurzeln in der Reformbewegung des Spätmittelalters. Die Beschlüsse des Konzils bilden die Gesetzesfassung von Ideen, die weit zurückreichen. Hubert Jedin formulierte: „Die Trienter Reformdekrete sind keineswegs nur Ursache der katholischen Reformation, sondern mindestens ebenso sehr schon Ausdruck und Wirkung derselben.“ In diesem Zusammenhang werden Ansätze zur Reform besonders in Spanien und Italien, die Entwicklung der neuen Orden und die Instrumente zur Umsetzung der Reformbestimmungen des Konzils behandelt. Das Papsttum, dessen Wirken für die Reform neben seiner Einbindung in die internationale Politik vorgestellt wird, übernahm die Durchführung der kirchlichen Erneuerung. Einen sichtbaren Ausdruck gewann dies in der gesteigerten kulturellen Bedeutung Roms. Die entscheidenden Kräfte für die katholische Reform kamen aus den Ländern, die von der Reformation nur am Rande berührt wurden. Dieser gesamteuropäische Zusammenhang droht durch das vor allem auf das Heilige Römische Reich fixierte Konzept der Konfessionalisierung in den

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Hintergrund zu rücken. Mit der katholischen Reform erreichte auch die Kulturhegemonie der Länder der Romania gegenüber dem Reich einen Höhepunkt. Die doktrinelle Auseinandersetzung mit dem Protestantismus, die Kontroverstheologie, aber auch der Einsatz staatlicher Zwangsmittel gehören zum Bereich der Gegenreformation. In vielen Fällen ging die kirchliche Reform ein enges Bündnis mit der erstarkenden fürstlichen Gewalt ein – im Reich besonders in Bayern und mit zeitlicher Versetzung in Österreich. Hier sind die territorialstaatlichen „Gegenreformationen“ (Ernst Schubert) festzumachen. Als Eckdaten der Gegenreformation werden häufig der Augsburger Religionsfriede und die Westfälischen Friedensschlüsse genannt. Besonders in Bayern setzte der Wille zur politischen Selbstbehauptung als katholisches Territorium schon vor 1555 ein. Die politische Entwicklung im Heiligen Römischen Reich und seinen Territorien unter dem Leitfaden konfessioneller Interessen wird bis zum Jahr 1648 knapp dargestellt. Die Westfälischen Friedensschlüsse markieren den Verzicht des Kaisers und der altgläubigen Reichsstände auf die Rückführung protestantischer Gebiete zur katholischen Religionsausübung. Für die katholische Reform aber stellt 1648 keine Epochengrenze dar. Die Durchsetzung der tridentinischen Reformbestimmungen erfolgte meist erst in der anschließenden Friedenszeit. Ein Grundproblem bleibt dabei die zu vermutende Diskrepanz zwischen den Normen der kirchlichen Gesetzgebung und dem Eifer religiöser Eliten etwa aus den Reformorden und der tatsächlich gelebten Frömmigkeit der Laien. Das abschließende Kapitel ist dem Barockkatholizismus vorbehalten, um die kulturelle Kraft der erneuerten Kirche und die Erfassung aller Bevölkerungsschichten durch ihre Vorstellungen zu verdeutlichen.

II. Spätmittelalterliche Reformansätze ab 1350 ab 1380 ab Ende 14. Jh. 1414 –1418 ab 1418 1431–1437 ab 1446 ab 1456 1495 1500 1512 –1517 1514/17 um 1515

Raudnitzer Reform Kastler Reform Devotio moderna Konzil von Konstanz Melker Reform Konzil von Basel Bursfelder Kongregation Gravamina der deutschen Nation Wormser Reichstag Gründung der Universität Alcalá V. Laterankonzil Complutenser Polyglotte Oratorium von der göttlichen Liebe in Rom

Die Reformdiskussion in Kirche und Reich Die Reformdiskussion Spätmittelalterliche in Kirche Reformansätze und Reich

Hubert Jedin betonte, dass die katholische Reform ihre Kräfte aus den spätmittelalterlichen Reformbestrebungen zog, die sich in Italien und Spanien ohne Unterbrechung durch die Glaubensspaltung weiterentwickeln konnten. Er vermag eine Fülle von Einzelreformen von Orden, Bischöfen und Pfarrern auf dem Weg von der Selbst- zur Kirchenreform zu nennen, doch konnten sie sich nur in einem abgegrenzten Bereich, nicht aber in der Universalkirche durchsetzen. Auch das Landesfürstentum, das sich um den Ausbau staatskirchlicher Rechte bemühte, unterstützte die Kirchenreform.

Die Reformkonzilien Im Laufe des 15. Jahrhunderts verdichteten sich die Forderungen nach einer Reform an Haupt und Gliedern in Kirche und Reich. Der jüngere Wilhelm Durandus (um 1266 –1330) hatte die griffige Formel von der „reformatio ecclesiae in capite et membris“ geprägt. Die Erneuerung der Kirche ohne Veränderung ihres Wesens in Dogma, Kult und Disziplin wurde erstrebt. Die Konzilien von Konstanz und Basel waren Ausfluss dieser

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Strömungen im geistlichen wie die Reformatio Sigismundi (1439) mit der Forderung nach Trennung von kirchlicher und weltlicher Sphäre im politischen Bereich. Bei den Konzilien war die Auffassung verbreitet, die Reform sei notwendigerweise mit einer Beschränkung der päpstlichen Gewalt verbunden. Konziliarismus Diese im 14. Jahrhundert in Anknüpfung an ältere Überlegungen ausgebildete Theorie vertritt die Auffassung von der Oberhoheit eines ökumenischen Konzils über den Papst. Während des großen abendländischen Schismas (1378 –1415) gewann der Konziliarismus praktische Bedeutung, als weiten Kreisen ein Generalkonzil als einziges Mittel zur Ablösung der schismatischen Päpste und zur Wahl eines neuen Kirchenoberhauptes galt. Das Konstanzer Konzil verlieh ihm mit dem Dekret Haec sancta (1415) seine klassische Formulierung, in Basel wurde die Theorie vertieft und die konziliare Unfehlbarkeit dogmatisiert.

Nach dem Scheitern des Baseler Konzils übernahm das Papsttum die Kirchenreform, ohne diese Aufgabe zunächst lösen zu können. Die Päpste des Renaissance-Zeitalters, die teilweise einen wenig zu ihrem Amt passenden Lebenswandel führten, ergriffen nur zögernd die Initiative. Ludwig von Pastor hat gezeigt, wie ihre Bemühungen seit Nikolaus V. (1447–1455) in den Ansätzen stecken blieben. Verschiedene Konzepte für eine Reichsreform, die sich mit der Kirchenreform berührten, wurden im 15. Jahrhundert diskutiert. Kaiser Friedrich III. (1440 –1493) erzielte mit dem Reichslandfrieden von 1442 (Reformatio Friderici) einen Erfolg. Energisch aufgegriffen wurden diese Ansätze auf dem Wormser Reichstag von 1495, der einen pragmatischen Kompromiss im Ringen zwischen dem König und den Reichsfürsten erbrachte. Als Ergebnis blieben der Ewige Reichslandfriede, das Reichskammergericht, die Exekutionsordnung und eine Reichssteuer (Gemeiner Pfennig). Bei einem Teil der Reformanhänger verfestigte sich die Überzeugung, dass jeder Christ mit der Reform bei sich selbst beginnen müsse. Eine Zusammenfassung dieser Strömungen durch eine Zentrale fehlte aber. Die Erneuerung setzte im Laufe des 15. Jahrhunderts mit der Selbstreform der Glieder ein, wie es der Humanist und Reformator der Augustiner-Eremiten Aegidius von Viterbo (um 1469 –1532) zu Beginn des V. Laterankonzils prägnant formulierte: „Homines per sacra mutari fas est, non sacra per homines“ (Die Menschen müssen durch die Religion umgestaltet werden, nicht die Religion durch die Menschen). Das Lateranum war gegen die antipäpstliche Reformsynode von Pisa einberufen worden. Es erklärte die Pragmatische Sanktion von Bourges (1438) für nichtig, die auf die Errichtung einer französischen Nationalkirche abzielte. Zwar beseitigte das Konzil Auswüchse im kurialen Tax- und Provisionswesen, doch ließ es die

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Käuflichkeit der kirchlichen Ämter und die Benefizienkumulationen bestehen. Seine Reformdekrete blieben aber weitgehend unbeachtet.

Kirchliche Missstände Die Reformdebatte innerhalb des Reiches verband sich mit einem antirömischen Affekt. Besonders seit dem Aufenthalt der Päpste in Avignon (1309 –1377) war der kuriale Fiskalismus zu einem effizienten System der Einnahmesteigerung durch Zehntleistungen, Benefiziengelder und diverse Gebühren ausgebaut worden. Die Untersuchung von Tobias Ulbrich kommt für das Bistum Bamberg zum Ergebnis, dass der römische Einfluss auf die Pfründenvergabe vielfach überschätzt wird, während tatsächlich weltliche Patronatsherren dominierten. Nur eine Minderheit von 20 Prozent der Geistlichkeit ging in Bamberg den Weg über den römischen Pfründenschalter, wobei die päpstliche Provision auf ein Benefizium nur eine Option, aber keine Erfolgsgarantie bildete. Gravamina Die geistlichen Kurfürsten und eine Mainzer Provinzialsynode stellten die erstmals 1456 so bezeichneten Gravamina nationis germanicae gegenüber der römischen Kurie zusammen. In Anlehnung an das Wiener Konkordat von 1448 protestierten sie gegen die „Beschwerung“ des Reiches, der Reichskirche und der Gläubigen durch Rom, gegen Eingriffe bei der Pfründenvergabe und der Besetzung von Prälaturen, gegen finanzielle Forderungen und gegen den Missbrauch der kirchlichen Gerichtsbarkeit. Diese Punkte tauchten auch im 16. Jahrhundert in der Diskussion auf und konnten sich mit reformatorischen Forderungen verbinden.

Das religiöse Leben in den Pfarreien und der Bildungsstand der Pfarrer können angesichts weniger Visitationsberichte für das Spätmittelalter nur unzulänglich untersucht werden. Nach einem Regensburger Bericht von 1508 lebte ein Zehntel des Klerus im Konkubinat, ein ansehnlicher Teil war akademisch gebildet. Die Untersuchung von Enno Bünz zum Niederklerus in Thüringen erbringt das Ergebnis, dass die Situation der Pfarrgeistlichkeit hinsichtlich Einkommen, Lebenswandel und Bildungsstand keineswegs so negativ gesehen werden darf, wie dies lange der Fall war. Ein quellenkritisches Problem zeigt die Tatsache auf, dass Reformer jeder Couleur die Zustände vor ihrem Engagement besonders kritisch darstellen, um ihre eigenen Verdienste stärker zu betonen. Auf den Synoden wurden meist nur die negativen Seiten hervorgehoben. Beispielsweise waren die vehementen Vorwürfe der bayerischen Herzöge gegen die Bischöfe politisch motiviert, um ihre staatskirchlichen Rechte auszubauen. Allerdings hatten die Bischöfe, die sich in erster Linie als Fürsten fühl-

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ten, und die adeligen Domkapitel der Reichskirche, die oft den Empfang der höheren Weihen verweigerten, kaum Sinn für seelsorgerliche Erfordernisse und konzentrierten sich auf die weltliche Seite ihrer Position. Zahlreiche Inhaber einträglicher Pfarreien ließen ihre Aufgaben durch schlecht besoldete und unzulänglich ausgebildete Vikare wahrnehmen. Zu den Ursachen der spätmittelalterlichen kirchlichen Missstände gehören die Strukturschwächen der kirchlichen Organisation, die materielle Armut auf dem Land, die finanziellen Forderungen für geistliche Leistungen, die Praxis der Pfründenhäufung und die Zunahme der armen Priester ohne Pfründe und ausreichende Ausbildung.

Die Ordensreformen Die meisten Quellen für das religiöse Leben stehen für die Klöster zur Verfügung. Die Geschichte aller Orden ist geprägt von einem steten Wechsel zwischen Auflösungserscheinungen der alten Strenge einerseits und andrerseits dem Bemühen, durch Reformen zur Beachtung der ursprünglichen Ordensregeln zurückzufinden. Bei den Prälatenorden – Benediktiner, Zisterzienser, Augustiner-Chorherren, Prämonstratenser – griffen teilweise die Reformen des 15. Jahrhunderts. Konkret bedeutete dies bei Benediktinern und Zisterziensern die stärkere Betonung der Benediktsregel, die Intensivierung des Chorgebets, die Betonung einer einfachen Lebensweise, die Übernahme einer schlichteren Tracht und die Überwachung der Neuerungen durch Visitationen und den Besuch von Generalkapiteln. Angeregt durch Einflüsse aus Böhmen entstand an der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert im oberpfälzischen Benediktinerkloster Kastl eine klösterliche Erneuerungsbewegung, die zahlreiche bayerische Klöster erreichte, ohne aber eine eigene Kongregation auszubilden. Die Pfalzgrafen und die Diözesanbischöfe förderten ihre Verbreitung. König Albrecht II. (1438 –1439) unterstützte noch als Herzog von Österreich die Reformierung des Klosters Melk an der Donau mit Hilfe von Mönchen aus Subiaco. Durch Visitationen wurde die Melker Observanz in zahlreichen österreichischen Klöstern durchgesetzt und weitete sich auch nach Bayern aus. Die 1446 durch den Legaten des Baseler Konzils bestätigte Bursfelder Kongregation erfasste die Benediktinerklöster im niederdeutschen Raum, griff aber auch in den Süden bis nach Franken aus. Ihre Merkmale bildeten der Wille zu einheitlicher Leitung, Disziplin und Liturgie und die gute Zusammenarbeit mit Diözesanbischöfen und Landesherren. Wenn adelige Konventualen sich der Reform verweigerten, konnten Klöster wie St. Burkard in Würzburg in Ritterstifte umgewandelt werden.

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Spätmittelalterliche Reformansätze

Die von Böhmen ausstrahlende Reform der Augustiner-Chorherren von Raudnitz drang bereits 1390 über Stift Neunkirchen am Brand in den fränkischen und über Indersdorf in den bayerischen Raum vor, wo sie zahlreiche Stifte erfasste. Auch bei den Mendikantenorden wurden im Spätmittelalter oft die strengeren Observanzen durchgesetzt, die von den Landesherren nachdrücklich gefördert wurden.

Die Frömmigkeitsformen Das Spätmittelalter bildete eine Epoche intensivierter Laienfrömmigkeit, wie sie sich in zahlreichen Altar- und Messstiftungen und einer Steigerung des Glaubens an die Heilsnotwendigkeit guter Werke äußerte. Das weite Feld der Laienfrömmigkeit ist schwer zu fassen, doch wendet sich die Forschung diesem Bereich verstärkt zu. Wichtig wurden die sinnliche Erfahrbarkeit der Sakramente, die Betonung der Schau und die bei Sakramentsandachten und Prozessionen zum Ausdruck kam. Die Visionen der hl. Juliana von Lüttich († 1258) hatten aus Dankbarkeit für die Einsetzung der Eucharistie zur Einführung des Fronleichnamsfestes zunächst in ihrer Heimat geführt. Prozessionen, bei denen der eucharistische Heiland in der Monstranz sichtbar durch die Straßen getragen wurde, waren zunächst kein fester Bestandteil. Auch die hohen Feste des Kirchenjahres, Gebete in Notzeiten und die Engelämter (Messen vor ausgesetztem Allerheiligsten an Donnerstagen) konnten mit solchen Prozessionen verbunden werden. Die Übernahme des Fronleichnamsfestes erfolgte in den einzelnen Diözesen, Kirchen und Orden zu unterschiedlichen Zeitpunkten, weitere Verbreitung gewann es in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Kirchen, aber auch Einzelpersönlichkeiten häuften Reliquienschätze an, wie in Halle oder in Wittenberg die Sammlung Kurfürst Friedrichs des Weisen von Sachsen (1463 –1525). Weisungen, bei denen sie den Gläubigen etwa in Aachen, Trier oder Nürnberg zur Verehrung gezeigt wurden, fanden wie neu aufblühende Wallfahrtsorte ungeheueren Zulauf. Während des Spätmittelalters entstanden zahlreiche Hostien- und Heilig-Blut-Wallfahrten wie nach Andechs, Wilsnack oder Walldürn. Advents- und Osterspiele verdeutlichten den Gläubigen die Heilsgeschichte. Bußprediger wie Johannes von Capestrano (1386 –1456) fanden massenhaft Zuhörer. Ein zentrales Motiv bildete die Angst vor dem „jähen“, dem nicht durch den Empfang der Sterbesakramente vorbereiteten Tod und damit die Gefahr ewiger Verdammnis. Überlebensgroße Christophorus-Darstellungen an den Kirchen sollten davor schützen, artes moriendi (Bücher zur Vorbereitung auf einen christlichen Tod) wurden geschrieben und Seelstiftungen ergingen in großem Umfang. Priester und Laien schlossen

Die Devotio moderna

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sich in Bruderschaften zu Gebetsverbrüderungen, zur Sorge für christliche Begräbnisse, zur Abhaltung von Seelenmessen und zu karitativen Zwecken zusammen. Die Intensivierung des religiösen Lebens weckte Forderungen nach einer Steigerung der Seelsorge an den Klerus, die dieser oft nicht zu erfüllen in der Lage oder willens war. Die Gläubigen wünschten Predigten und eine stärkere geistliche Betreuung. Die Frömmigkeitshaltung wurde durch das Ringen um das eigene Seelenheil von einem Hang zum Individualismus begleitet. Martin Luther traf mit seinen Reformforderungen eine in weiten Kreisen latent vorhandene Stimmung und artikulierte mit seiner Fragestellung um einen gnädigen Gott ihre Sorgen.

Die Devotio moderna Die Devotio moderna

In den Niederlanden bildete sich aus dem Kreis um den Bußprediger Gerhard Groote (1340 –1384) gegen Ende des 14. Jahrhunderts die Devotio moderna. Schon bei Thomas von Kempen (1379/80 –1471) findet sich diese Selbstbezeichnung einer geistlichen Erneuerungsbewegung, die sich im Laufe des 15. Jahrhunderts in das Römisch-Deutsche Reich hinein ausbreitete, aber auch andere Regionen Europas erreichte. Die Anhänger dieser mystischen Strömung widmeten sich der Betrachtung des Lebens Jesu. Sie erstrebten die persönliche Gemeinschaft mit Gott und die Vereinigung mit seinem Willen. Besonderes Gewicht erhielt die Schriftlesung. Mit der Kritik an einer übersteigerten Scholastik brach der Graben zwischen Theologie und Frömmigkeit auf. Zu Trägern der Devotio moderna wurden die Brüder vom gemeinsamen Leben (Fraterherren) und die Windesheimer Chorherren. Die Brüder verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch Handarbeit, denn sie wollten durch Gebet und Beispiel auf ihre Mitmenschen wirken. Ohne Bindung durch Gelübde lebten sie nach den Grundsätzen von Armut, Keuschheit und Gehorsam. Von Niederdeutschland verbreiteten sich die Fraterherren mit ihrer ersten Niederlassung in Münster bis nach Württemberg aus. Das Abschreiben der Bibel und religiöser Texte diente ihrem Lebensunterhalt. Sie sorgten für die Übersetzung der Bibel in die Volkssprache und ihre Benutzung in den Brüder- und Schwesterhäusern. Ihren bekanntesten literarischen Ausdruck fand die Bewegung in der Erbauungsschrift Imitatio Christi. Dieses Buch umfasst eine „Sammlung von Kernsprüchen des geistlichen Lebens“ (Erwin Iserloh), die durch Weltverachtung zum inneren Frieden und zu Christus führen wollen. Es mündet in ein Gespräch Christi mit einem Jünger, in dem die Gnade betont wird. Höchstes Ziel ist wie in der Mystik die Vereinigung der Seele mit Gott.

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Spätmittelalterliche Reformansätze

Männer mit Berufung zum Klosterleben traten in das 1387 gegründete Augustiner-Chorherrenstift Windesheim in Overijssel ein. Bis 1500 wuchs die Windesheimer Kongregation auf 87 Stifte mit einem Schwerpunkt in den Niederlanden an, aber auch bis in die Schweiz und nach Pommern ausgreifend.

Die Erneuerung in Spanien Die Erneuerung in Spanien

Wilhelm Maurenbrecher setzte den Beginn der kirchlichen Reform in Spanien an. In den spanischen Königreichen entstand an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert im Zeichen des Sieges über die Muslime (Reconquista) ein streng katholisches Staatskirchentum. 1492 gelangen die Eroberung des Reiches von Granada und darauf die Verdrängung der maurischen Herrschaft von der Iberischen Halbinsel. Die Kronen von Aragón und Kastilien wurden im Jahr 1479 vereinigt. Die „katholischen Könige“ Ferdinand von Aragón (1479 –1516) und Isabella von Kastilien (1474 – 1504) betrieben die Erneuerung der Kirche, die sie in den Dienst der Einheitlichkeit ihres Reiches stellten. Das Nationalkonzil von Sevilla nahm 1478 Reformforderungen des Konzils von Trient vorweg, indem es die Einhaltung der Residenzpflicht der Bischöfe und Kleriker und eine Zurückdrängung der Exemtionen beschloss. Das Königspaar stützte sich dabei auf den Franziskanerobservanten Francisco Ximénez de Cisneros (1436 –1517). Königin Isabella erhob ihren Beichtvater 1495 zum Erzbischof von Toledo und damit zum Primas von Spanien und Großkanzler von Kastilien. Ximénez wurde 1507 Kardinal und Großinquisitor für Kastilien und León. Um den Klerus nach seinen Vorstellungen zu bilden, sorgte er für die Reform der Universitäten Salamanca und Valladolid sowie die Neugründung Alcalá (Complutum) bei Madrid. Diese Hochschulen waren durch den Geist eines kirchlichen Humanismus geprägt. Die Theologie, insbesondere diejenige des Thomas von Aquin (um 1226 –1274, heilig gesprochen 1323) rückte hier ins Zentrum, während an den Universitäten im Reich vielfach noch die kanonistische Jurisprudenz im Mittelpunkt auch geistlicher Studien stand. Das erste Kolleg in Alcalá, San Ildefonso, wurde 1508 eröffnet. Hier entstand ein Zentrum des spanischen Humanismus, in dem biblische Studien besonders gepflegt wurden. Die Gelehrten erarbeiteten eine Neuedition des Alten und Neuen Testaments in den Originalsprachen und in Übersetzungen (Complutenser Polyglotte 1514/17), die Ximénez finanziell unterstützte. An den spanischen Universitäten fand eine Renaissance der scholastischen Theologie statt. Der Dominikaner Francisco de Vitoria (nach 1483 – 1546) lehrte an den Hochschulen von Paris, Valladolid und Salamanca. Er wurde zu einem der maßgeblichen Erneuerer der spanischen Spätscholas-

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tik, welche die theologische Entwicklung über Spanien hinaus bis in das ausgehende 17. Jahrhundert prägen sollte. Die Theologie der Schule von Salamanca entfaltete auf dem Konzil von Trient starken Einfluss. Auch Schriften der deutschen Mystik und der Devotio moderna wurden in Spanien rezipiert und wirkten ihrerseits auf den spanischen Ordensgründer Ignatius von Loyola (1491–1556) und die großen Mystiker des späten 16. Jahrhunderts. Die Praxis des häufigen Sakramentenempfangs, besonders die Intensivierung der Beichte, wurde gefördert. In den spanischen Zweigen der Bettelorden machte die Durchführung der Observanz große Fortschritte, zumal Ximénez aus ihren Reihen hervorgegangen war. Allerdings war die Reform in Spanien mit der Hypothek belastet, dass sie durch das Königtum vorangetrieben wurde und kräftige staatskirchliche Strukturen entstanden. 1523 erhielt die Krone von Papst Hadrian VI. (1522/23) das Besetzungsrecht für alle Bistümer, außerdem bekam sie das Privileg des Placetum regium, die königliche Zensur über alle kirchlichen Verlautbarungen. Inquisition (Spanien) Der Inquisitionsprozess entstand im 12. Jahrhundert als Folge der Verwissenschaftlichung des Rechtes und wurde später auf Häresie angewendet. Die Ergründung der materiellen Wahrheit sollte durch gerichtliche Befragung ermittelt werden. Königin Isabella erwirkte 1478 von Papst Sixtus IV. (1471–1484) die Errichtung einer Staatsinquisition für Kastilien, die in Vorformen in Aragón seit 1232 bestand. Die von einem Generalinquisitor geleitete Behörde bildete dann das zunächst einzige gemeinsame Organ Spaniens, das den Katholizismus im Interesse der Staatsideologie rein erhalten sollte. Als staatliche Behörde war sie unabhängig von Rom. Das Gericht befasste sich mit der Rechtgläubigkeit der oft ohne innere Überzeugung zum Christentum übergetretenen , auch als „Marranen“ bezeichneten Judenchristen (Conversos) und der zwangschristianisierten Muslime (Moriscos) und entwickelte sich zu einem Instrument der gesellschaftlichen Kontrolle. Von den zwischen 1540 und 1700 angestrengten knapp 50 000 Verfahren endeten weniger als 3 % mit einem Todesurteil, von denen die Hälfte vollstreckt wurden (Gustav Henningsen).

Durch das enge Zusammenwirken von Staat und Kirche konnten Reformen in Spanien erfolgreich durchgeführt werden. Diese Verbindung sollte auch in anderen Ländern wie Bayern oder Österreich zu einem Wesensmerkmal der katholischen Reform werden. In einer Zeit, in der in weiten Teilen Europas heterodoxe Regungen auftauchten, verbanden sich die spanische Gesellschaft und Monarchie auf das engste mit dem Katholizismus, der zu einem Wesensmerkmal der Nation wurde.

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Spätmittelalterliche Reformansätze

Die Reformbewegung in Italien und Frankreich Die Reformbewegung in Italien und Frankreich

Die italienischen Wurzeln der Reform können von den Bestrebungen der Bettelorden im Hochmittelalter bis in das 15. Jahrhundert und zu den Ansätzen bei verschiedenen Päpsten verfolgt werden. In vielen Städten gründeten Priester und Laien Bruderschaften, die sich sozial-karitativen Aufgaben widmeten. In einer Reihe meist oberitalienischer Städte entstanden Oratorien (auch Hieronymus-Bruderschaften): 1443 in Florenz, 1494 in Vicenza, 1495 in Bologna, 1497 in Genua, in Venedig und in Mailand, 1518 auch in Neapel. Die Humanisten hatten sich den hl. Hieronymus (um 347– 420) zum Patron gewählt, weil der Kirchenvater Wissenschaftlichkeit mit dem Glauben vereint hatte. Die Mitglieder verbanden ein intensiviertes sakramentales Leben mit tätiger Nächstenliebe. Dazu gehörten die Begleitung zum Tode Verurteilter, Hilfe für Witwen und Waisen und Krankenpflege. Diese Gruppierungen bildeten sich spontan und ohne gemeinsamen Organisationsrahmen. Eine strenger asketisch orientierte Reformrichtung vertrat der Dominikaner Girolamo Savonarola (1452 –1498), der ab 1484 in Florenz öffentlich wirkte. Der Prior des Konvents von San Marco glaubte sich von Gott als Prophet und Bußprediger berufen. Aus religiösen Motiven mischte er sich in die Politik ein, um Auswüchse der Lebensführung seiner Zeitgenossen und in der Kunst zu bekämpfen. Kurzfristig erreichte er in Florenz eine religiös-demokratische Verfassung und die Wende vieler Gläubiger zu einer asketisch-religiösen Lebenseinstellung. Politische Fehler und Ungehorsam gegen die kirchliche Obrigkeit führten zum Prozess gegen ihn und zu seiner Hinrichtung. Das Reformzentrum in Venedig wurde bestimmt durch die Persönlichkeiten Paolo Giustiniani (1476 –1528) und Gasparo Contarini (1483 – 1542). Zunächst traf sich ab 1505 ein Kreis Gleichgesinnter, um gemeinsam die Hl. Schrift und die Kirchenväter zu studieren. Daraus erwuchs die Reformschrift (Libellus ad Leonem X.), die dem Papst vorgelegt wurde. Bei der Osterbeichte 1511 ging Contarini auf, keine menschliche Bußleistung, sondern nur das Sühneleiden Christi könne vor Gott Genugtuung bewirken. Mit einer Reihe von humanistisch geprägten Theologen, die sich besonders mit Paulus beschäftigten, den so genannten „Spirituali“, berührte er sich mit Anliegen der Reformatoren. Contarini beschloss, seinen christlichen Weg weiter als Laie zu gehen. Zunächst trat er in den Dienst der Republik Venedig und wurde Gesandter am Hof Karls V. Papst Paul III. (1534 –1549) ernannte ihn 1535 noch als Laien zum Kardinal und berief ihn nach Rom. Er verfasste einen Bischofsspiegel (De officio episcopi), der die Seelsorge in den Mittelpunkt der bischöflichen Aufgaben rückte.

Die Reformbewegung in Italien und Frankreich

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Die stärkere Gewichtung der Seelsorge, die nun als vornehmste Aufgabe der Priester gesehen wurde, gewann eine zentrale Rolle für die Reformbestrebungen. Dadurch wurde die Bedeutung der Predigt aufgewertet. Bischof Gian Matteo Giberti von Verona (1524 –1543) bemühte sich um die Verwirklichung des Bischofsspiegels seines Freundes Contarini. Als Mitarbeiter von Giulio de Medici blieb er in dieser Position, als dieser als Clemens VII. (1523 –1534) den Stuhl Petri bestieg. In Rom lernte Giberti das Oratorium und die Theatiner kennen. Nach seiner Ernennung zum Bischof von Verona ging er 1527 in sein Bistum. Dieser Schritt eines der leitenden Kurialbeamten erregte großes Aufsehen. Er begann bei sich selbst mit der Reform, verzichtete auf weitere Seelsorgsbenefizien, visitierte persönlich den Klerus, richtete ein Priesterseminar ein und reformierte die Klöster. Gleichzeitig entfaltete er soziale Initiativen. Neben Reform und Diakonie bemühte er sich um die Hebung der Liturgie. Großes Gewicht gewann bei ihm die Katechese, die in einem sorgfältig geplanten System seine gesamte Diözese erfasste. Seine 1542 publizierten Constitutiones Gibertinae dienten als Vorbilder für die Tridentiner Reformdekrete. Auch der Benediktinerabt von San Giorgio Maggiore, Gregorio Cortese (1483 –1548), gehörte zum Venezianer Reformkreis der Spirituali. Er verknüpfte die Reform seines Ordens mit humanistischen Studien. Der nachmalige Kardinal wirkte an der Vorbereitung des Konzils von Trient mit. Der spätere Kardinal Reginald Pole (1500 –1558) trat während seiner Studien in Padua in enge Verbindung mit den Venezianern. 1536 kam Ignatius von Loyola mit seinen Gefährten nach Venedig, um sich zur Pilgerfahrt nach Jerusalem einzuschiffen. Als dies am Türkenkrieg gescheitert war, gingen sie nach Rom. Dort sollte ihnen dann Contarini die Wege ebnen und die Etablierung als Orden ermöglichen, so dass der venezianische Kreis weit ausstrahlte. Auch in Frankreich formierten sich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert humanistisch inspirierte Reformströmungen. Auf Grund der gallikanischen Kirchenverfassung spielte der König eine wesentliche Rolle bei der Reform. Karl VIII. (1483 –1498) setzte 1493 eine Kommission ein, um Missbräuche im Pfründenwesen abzustellen. Reformanstrengungen entwickelten sich um den Ratgeber des Königs, Kardinal Georges d’Amboise (1460 –1510). Dieser unterstützte die strengere Observanz bei den Orden. Ludwig XII. (1498 –1515) benutzte die Reformforderung und das ohne päpstliche Genehmigung zusammengetretene Konzil von Pisa (1511), um politisch gegen das Papsttum Front zu machen. In der nordfranzösischen Stadt Meaux, in der sich ein Humanistenkreis gebildet hatte, wirkte Guillaume Briçonnet als Bischof (1517–1534). Bei einem Romaufenthalt als französischer Gesandter hatte er 1517 das dortige Oratorium kennen gelernt. Nach seiner Rückkehr hielt er eine Diöze-

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Spätmittelalterliche Reformansätze

sanvisitation ab und bemühte sich um die Erneuerung des Klerus und die Bestellung von Predigern. Gallikanismus Die bereits in der Frühen Neuzeit entstandene Bezeichnung (ecclesia gallicana) charakterisiert die ins Mittelalter zurückreichende Sonderentwicklung der Kirche in Frankreich, in der sich in weitgehender Unabhängigkeit vom Papst ein starkes staatskirchliches System ausgebildet hatte. Unter dem Deckmantel der Reform sicherte sich das Königtum mit dem Konkordat von Bologna 1516 das Besetzungsrecht für alle Bistümer, Abteien und Priorate und damit die Verfügung über das Kirchengut.

Der christliche Humanismus Der christliche Humanismus

Die geistige Bewegung des Humanismus als Erneuerung der antiken Bildung war im Wesentlichen in Italien entstanden. Die Abwendung von Aristoteles und der späten Scholastik und die Hinwendung zu Plato und zum Augustinismus hatten dazu beigetragen. Die neue Richtung der Theologie trachtete danach, die scholastischen Spekulationen zu überwinden. Sie basierte auf der Bibel und den Kirchenvätern. Neue griechische Texte waren durch die Flucht der christlichen Gelehrten nach dem Fall Konstantinopels (1453) in den Westen gelangt. Die Humanisten entwickelten philologische Methoden, mit denen sie kritische Textausgaben erarbeiteten. An der Pariser Universität wurden seit 1476 die Sprachen Griechisch und Hebräisch gelehrt. An italienischen Fürstenhöfen und Universitäten bildeten sich humanistisch gestimmte Zentren. In Florenz entstand in der Mitte des 15. Jahrhunderts die platonisch geprägte Akademie. Lorenzo Valla (1407–1457) interpretierte die neuen und verbesserten Texte in Philosophie und Theologie und verknüpfte dies mit Reformforderungen an den Klerus. Mit seiner Kritik an der Konstantinischen Schenkung verband er die Forderung nach dem Verzicht des Papsttums auf weltliche Macht. Auch an der Kurie war die moderne Geisteshaltung vertreten. Papst Nikolaus V. gründete die vatikanische Bibliothek und versammelte Gelehrte an seinem Hof, Enea Silvio Piccolomini (1405 –1464), als Papst Pius II., war selbst ein gelehrter Humanist. Vertreter dieser Geisteshaltung gab es in vielen europäischen Ländern. Als Vermittler humanistischer Ideen in das Heilige Römische Reich fungierte Nikolaus von Kues (1401–1464). Der Teilnehmer des Konzils von Basel vertrat dort zunächst eine gemäßigt konziliaristische Position, Zeichen der Wahrheit war für ihn die Übereinstimmung von Papst und Konzil. Nach der Ankündigung des Unionskonzils mit der griechischen Kirche betonte der 1448 zum Kardinal erhobene Cusanus stärker die Bedeutung des

Der christliche Humanismus

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Kirchenoberhauptes als Garanten der Einheit. Als Kardinallegat wirkte er ab 1451 auf Visitationsreisen im Reich für die Kirchenreform in Diözesen und Orden. Er bemühte sich um eine verinnerlichte Religiosität. Gelehrte Humanisten wirkten als Juristen an den Fürstenhöfen oder sammelten sich in den Reichsstädten, nur einige fanden zeitweilig den Weg an die Universitäten. In Nürnberg etwa war Willibald Pirckheimer (1470 – 1530) Mittelpunkt eines Kreises, der antike und patristische griechische Schriftsteller übersetzte. Seine hochgebildete Schwester Caritas (1467– 1532), Äbtissin des Klosters St. Clara in der Reichsstadt, leistete der Reformation für ihren Konvent erfolgreich Widerstand. Weitere Zentren des Humanismus entstanden in Heidelberg und am Oberrhein, in Schlettstadt, Straßburg, Freiburg und Basel. Besonders die Elsässer Humanisten kritisierten bestehende Missstände und forderten eine Reform. Den Bruch Martin Luthers mit der überkommenen Kirche lehnten sie aber ab. Johannes Reuchlin (1455 –1522) wurde zum Begründer der hebräischen Sprachwissenschaft in Deutschland. Dies verwickelte ihn in eine Auseinandersetzung mit dem jüdischen Konvertiten Johann Pfefferkorn (1469 –1522/23), der sich für die Vernichtung hebräischer Bücher einsetzte. Reuchlins Name wurde zum Symbol für die jüngeren Humanisten in ihrer Auseinandersetzung mit der scholastisch geprägten Universität Köln. Im Zusammenhang dieser literarischen Fehde entstanden als schlagkräftige Satire die Dunkelmännerbriefe (Epistolae obscurorum virorum, 1515/17), die das Überlegenheitsgefühl der Humanisten gegenüber der Scholastik zum Ausdruck brachten. Als führender Repräsentant des Humanismus gilt Erasmus von Rotterdam. Erasmus Desiderius von Rotterdam (1466 –1536): Der Sohn eines Priesters empfing seine Ausbildung im Umkreis der Devotio moderna. 1492 erhielt er die Priesterweihe und erstrebte die Erneuerung der Kirche aus der Hl. Schrift und die Reinigung von Äußerlichkeiten. So erarbeitete er eine Edition des Neuen Testaments in griechischer Sprache (Basel 1516). Im Anschluss gab er die Werke des Kirchenvaters Hieronymus neu heraus. Die Vertreter mittelalterlicher Bildung und Latinität galten ihm als „barbari“, während er die Verbindung des an Cicero orientierten klassischen Lateins mit dem antiken und neuen Lebensgefühl höherer Bildung propagierte. Erasmus wollte die antike Kultur mit christlichem Glaubensgut vereinigen. Gegen Luther richtete er die Schrift De libero arbitrio und mahnte zur kirchlichen Einheit, womit er die zeitweise Unionspolitik Kaiser Karls V. stützte.

Die Freundschaft und der wissenschaftliche Austausch der Gelehrten gehören zu den Merkmalen des Humanismus. Sir Thomas Morus (1477/ 78 –1535, heilig gesprochen 1935) war Erasmus in Freundschaft verbunden. Der gelehrte Engländer hatte in seiner Utopia (1516) in satirischer Form Kritik an den Staats- und Religionsverhältnissen geübt und ein „kommunistisches“ Staatsideal entworfen. Nachdem er als Lordkanzler versucht

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Spätmittelalterliche Reformansätze

hatte, König Heinrich VIII. (1509 –1547) von der Gründung einer Staatskirche abzuhalten, wurde er wegen seiner katholischen Überzeugung zum Märtyrer. Die Humanisten erkannten die Reformbedürftigkeit der Kirche und behandelten sie in ihren Schriften. Manche von ihnen zeigten deshalb anfänglich Sympathie für das Anliegen Martin Luthers. Den Bildungsaristokraten der älteren Generation widerstrebten aber die mit der Reformation verbundenen Unruhen. Gasparo Contarini und andere verankerten die humanistischen Reformideen an der Kurie. Diese Humanisten stehen für eine patristisch geprägte Theologie und einen eigenen Reformweg, der durch die dogmatische Verfestigung in Trient in den Hintergrund rückte.

III. Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555 1517 1519 1520 1521 1522 1524 1529 1530 1540 1541 1547/48 1548 1555

Thesenpublikation Martin Luthers Leipziger Disputation Bannandrohungsbulle Exsurge domine Wormser Edikt, Achterklärung gegen Martin Luther Grünwalder Konferenz und Reformkonvent von Mühldorf Regensburger Konvent Zweiter Reichstag von Speyer Reichstag von Augsburg, Confessio Augustana Religionsgespräche in Hagenau und Worms Religionsgespräch in Regensburg „Geharnischter Reichstag“ in Augsburg Augsburger Interim Augsburger Religionsfriede

Die Auswirkungen der Reformation Reformation und katholische Die Auswirkungen Abwehr im derReich Reformation bis 1555

Der Augustinereremit und Wittenberger Theologieprofessor Martin Luther beklagte am 31. Oktober 1517 in 95 an den Erzbischof von Magdeburg und Kurfürsten von Mainz, Albrecht von Brandenburg (1490 –1545), gerichteten lateinischen Thesen die kommerzialisierte Ausbeutung des Ablasses und damit der Heilssehnsucht der Gläubigen. 1518 wurde Luther beim Reichstag in Augsburg durch den päpstlichen Kardinallegaten Thomas de Vio Cajetanus (1469 –1534) verhört, 1519 zweifelte er bei der Leipziger Disputation mit dem Ingolstädter Professor Johannes Eck (1486 – 1543) die Unfehlbarkeit der Konzilien an, noch ohne an eine Kirchenspaltung zu denken. 1520 verkündete er in seinen großen Programmschriften die These vom Papst als Antichristen, auch lehnte er nun das katholische Verständnis vom Messopfer und vier der sieben Sakramente ab. Darauf wurde ihm mit der Bulle Exsurge Domine (15. Juni 1520) der Kirchenbann angedroht. Beim Wormser Reichstag 1521, auf dem seine erste Begegnung mit Kaiser Karl V. (1519 –1556, † 1558) stattfand, wurde über ihn die Reichsacht verhängt (Wormser Edikt). Obwohl auch Luthers Anhänger geächtet wurden, breiteten sich seine Gedanken weiter aus, zumal der Kaiser nicht zur Durchsetzung des Worm-

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Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555

ser Edikts in der Lage war. Die evangelische Bewegung fand breiten Zulauf, weil sich die religiöse Sehnsucht und die gesellschaftlichen Bestrebungen vieler Menschen in ihren Forderungen wiederfanden. Der Protestantismus erfuhr mit der von Philipp Melanchthon (1497–1560) für den Augsburger Reichstag 1530 verfassten Confessio Augustana eine wesentliche konfessionelle Verfestigung. Die Mehrzahl der weltlichen Reichsstände schloss sich in den folgenden Jahrzehnten der Reformation an, ihnen folgten auch in von katholischen Fürsten regierten Ländern ein Teil des Adels und der Städte. Der Wille zur Selbstreform wie zur Selbstverteidigung war unter den Vertretern der alten Kirche nur schwach ausgeprägt. Formal katholisch blieben die habsburgischen Erblande (zumindest seitens der Landesherrschaft und der Kirchenorganisation) und das Herzogtum Bayern sowie die süd- und westdeutschen geistlichen Reichsstände, vor allem wenn sie Anlehnung an benachbarte weltliche katholische Fürsten fanden.

Staatskirchenpolitik und Reform am Beispiel des Herzogtums Bayern Staatskirchenpolitik und Reform am Beispiel des Herzogtums Bayern

Das landesherrliche Kirchenregiment war bei manchen Territorien und Städten des Reiches bereits vor der Reformation ausgeprägt. Während der Einfluss des Kaisers auf die Reichskirche zurückgedrängt wurde, griffen die Reichsfürsten und Städte nach weit reichenden Aufsichtsrechten über die Kirche. Neben der Gründung von Residenzstiften für die Erledigung von Verwaltungsangelegenheiten erwarben sie sich Einfluss durch ein Bündel staatskirchlicher Ansprüche: Besteuerungsrechte auf Kirchengüter, Eingriffe in die geistliche Gerichtsbarkeit, Patronatsrechte und Visitationsprivilegien. Gestützt auf Elemente des mittelalterlichen Eigenkirchenwesens wurde die äußere Verwaltung kirchlicher Institutionen und Einkünfte weltlicher Kontrolle, wurden Pfarreien und Klöster staatlicher Visitation unterworfen. Die meisten Erzbistümer und Bistümer der Reichskirche blieben aber außerhalb des direkten Einflusses der Landesherren. Während in Bayern das Bemühen um die Errichtung eines Residenzbistums scheiterte, konnte Kaiser Friedrich III. (1440 –1493) 1469 in Wien und Wiener Neustadt die Gründung von – freilich kleinen – Landesbistümern durchsetzen. Ein Beispiel für erfolgreiche Staatskirchenpolitik bildet das Herzogtum Bayern, das zum überwiegenden Teil in der Kirchenprovinz Salzburg lag. Zu dieser Metropolie gehörten die Fürstbischöfe von Freising, Passau und Regensburg, die jeweils über kleine eigene Territorien verfügten. Größeren Anteil am Herzogtum hatten auch die Bischöfe von Augsburg und Eichstätt, die zur Mainzer Kirchenprovinz gehörten. Den Herzögen

Staatskirchenpolitik und Reform am Beispiel des Herzogtums Bayern

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stand für kirchliche Angelegenheiten also kein einheitlicher Ansprechpartner zur Verfügung. Beim Ausbau staatskirchlicher Rechte stützten sie sich auf die enge Zusammenarbeit mit dem Papsttum und den Reformkonzilien. So verfügten sie über bedeutende Rechte wie fallweise die Dezimation – die Einziehung eines Zehntels der geistlichen Einkünfte –, die Visitation der Klöster und die Besetzung zahlreicher Stellen. Bereits im 15. Jahrhundert hatten sie die Zivil- und einen Teil der Strafgerichtsbarkeit über den Klerus an sich gezogen, die ältere Steuerfreiheit der Geistlichkeit beseitigt und die Oberaufsicht über das Ortskirchenvermögen beansprucht. Dabei konnten sie sich auf die Rechtsinstitute des Patronats und der Kirchenvogtei stützen. Aus diesen innerlich nicht zusammenhängenden Teilstücken wurde nach 1522 ein förmliches System (praxis Bavariae) ausgebaut. Auch in Bayern traten Sympathisanten Martin Luthers und evangelische Gläubige auf. Der Aufbau fester kirchlicher Strukturen wurde aber von der Politik unterdrückt. Dies stellt noch keine Besonderheit dar. Außergewöhnlich war allein die Tatsache, dass diese Haltung konsequent durchgesetzt und beibehalten wurde. Das Wormser Edikt vom Mai 1521 wurde in Bayern durchgesetzt. Die letztlich in der Person der Herzöge liegenden Motive für die bayerische Kirchenpolitik werden sich nicht ergründen lassen: Politische Gesichtspunkte spielten eine Rolle, die Wahrung der landesfürstlichen Hoheit nach innen gegenüber dem Adel wie die Anlehnung an die kaiserliche Religionspolitik. Eine Bayern vergleichbare Haltung nahm zunächst Herzog Georg der Bärtige von Sachsen (1500 –1539) ein, der am 10. Februar 1522 ein scharfes Religionsedikt in altgläubigem Sinne erließ. Später bemühte er sich um die Durchsetzung einer Reformordnung auf erasmianisch-humanistischer Grundlage, um dadurch der Reformation die Spitze zu nehmen. Grünwalder Konferenz (10. Februar 1522) Die Herzöge Wilhelm IV. (1508 –1550) und Ludwig X. (1516 –1545) einigten sich auf die Grundlinien ihrer Religionspolitik: Ablehnung der Reformation Martin Luthers bei gleichzeitiger Umsetzung eines Reformprogramms mit staatskirchlichen Mitteln. Dazu drängte Bayern zur Einberufung eines geistlichen Reformkonvents. Hier wurde das Programm der bayerischen Religionspolitik festgelegt, wie es die folgenden Jahrhunderte bestimmen sollte.

Das erste bayerische Religionsmandat (5. März 1522) forderte die Beamten zum Einschreiten gegen lutherische Tendenzen auf. Der Leiter der Innenpolitik, Leonhard von Eck (1480 –1550), hatte den Text aufgrund der Vorarbeiten von Ingolstädter Professoren entworfen. Da eine Reihe der von Luther vertretenen theologischen Positionen von Papst und Kardinälen verworfen worden sei und sein Wirken zur Zerrüttung von göttlicher

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und menschlichen Ordnung führe, forderten die Herzöge die Untertanen zum Festhalten am alten Glauben auf. Die Verbindung staatlichen Glaubenszwanges mit obrigkeitlichen Reformmaßnahmen blieb konstitutiv für die Geschichte Bayerns im konfessionellen Zeitalter (Walter Ziegler). Ende Mai 1522 wurde in der salzburgschen Exklave Mühldorf am Inn ein Reformkonvent für die Kirchenprovinz abgehalten. Der Erzbischof von Salzburg und die Bischöfe von Freising, Passau und Chiemsee, der Propst von Berchtesgaden und mehrere Äbte besuchten die Synode persönlich. Sie beschlossen neben einer Generalvisitation und einer Provinzialsynode das Einschreiten gegen häretische Geistliche und lutherische Druckereien. Die Bischöfe beantworteten aber die herzoglichen Reformforderungen mit Gegenvorwürfen bezüglich staatlicher Eingriffe in ihre Jurisdiktion und wirkten so eher hemmend gegen eine tiefer gehende Erneuerung. Die bayerischen Herzöge beschritten den Weg der engen Zusammenarbeit mit Rom, um so einen Ausbau der staatlichen Kirchenhoheitsrechte zu erreichen. Dr. Johannes Eck verhandelte in ihrem Auftrag 1523/24 mit den Päpsten Hadrian VI. und Clemens VII. Er erhielt dabei mehrere Privilegien für Bayern: die Erhebung einer „Türkenquint“ (ein Fünftel der geistlichen Einkünfte), deren Erträge auch zur Bekämpfung der Lutheraner verwendet werden durften, die Ausübung der Strafgerichtsbarkeit über den Klerus durch eine vom Herzog einzusetzende Prälatenkommission und Nominationsrechte für eine Vielzahl von Pfründen, die bald auf alle Verleihungen in den päpstlichen (= ungeraden) Monaten ausgedehnt wurden. Die engen Beziehungen zur Kurie entwickelten sich zu einem wesentlichen Instrument der bayerischen Staatskunst auch in den folgenden Jahrhunderten. Die Festlegung Bayerns auf die Bewahrung des katholischen Glaubens wurde zunehmend zum Movens der gesamten Politik. Beim Regensburger Konvent betrieb Leonhard von Eck seinen Plan eines Sonderbündnisses katholischer Mächte: Bayern, Erzherzog Ferdinand, Salzburg und die oberdeutschen Fürstbischöfe sollten ihn zur Koordinierung ihrer Politik bilden. Der Regensburger Konvent trat auf Anregung des Erzherzogs Ferdinand, des nachmaligen Königs und Kaisers (1531/1556 –1564), und des Kardinallegaten Lorenzo Campeggio (1474 –1539) im Juni 1524 zusammen. Die Teilnehmer verpflichteten sich zum Festhalten an der überlieferten Kirchenlehre und -praxis, zur Verschärfung der Zensur, zum Einsatz des weltlichen Armes zur Bekämpfung der Reformation und zur Beachtung des Wormser Edikts (Regensburger Einung 6. Juli 1524). Dazu wurde eine über Mühldorf hinausgehende Reformordnung in gemeinsamer Verantwortung weltlicher und geistlicher Fürsten verabschiedet. Sie beinhaltete die Kontrolle der Predigttätigkeit durch die bischöflichen Ordinariate, eine Lebens- und Prüfungsordnung für die Priester und die Abhaltung von Diözesansynoden. Die

Verfall des religiösen Lebens

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Wirkung der Reformnormen wurde aber dadurch beeinträchtigt, dass die Einsprüche der oberdeutschen Bischöfe zur Seite geschoben wurden, während die anderen Bischöfe gar nicht beteiligt waren.

In Bayern wurden seit 1524 periodische Visitationen durchgeführt. Dadurch erweiterten die Herzöge ihre Aufsicht über Kirchen- und Klostervermögen zum Kontrollrecht über Glauben, Disziplin und Amtsführung der Kleriker und Mönche. Die Prälatenwahlen (Äbte und Stiftspröpste) bedurften staatlicher Bestätigung. Die Herzöge wollten für die Predigt des wahren Evangeliums durch geprüfte Prediger und die Erneuerung des Klerus Sorge tragen. Aus Angst um ihre Jurisdiktion und wohl auch aus Lässigkeit sorgten die Bischöfe nicht für die entschlossene Umsetzung der Regensburger Beschlüsse. Im Zusammenhang mit der energisch umgesetzten Reformpolitik sind repressive und konstruktive Maßnahmen zu unterscheiden. Erstere beruhten vor allem auf dem zweiten Religionsmandat vom 2. Oktober 1524, das durch das Anwachsen der evangelischen Bewegung im Herzogtum ausgelöst wurde. Die verurteilten Lehren und das strafwürdige Verhalten waren hier festgehalten, eine Zensur für alle Druckwerke wurde eingeführt und die Rückkehr aller bayerischen Studenten aus Wittenberg angeordnet. Die katholische Sakramentenlehre und Praxis wurden festgeschrieben, nur bischöflich geprüfte Priester sollten predigen dürfen. Als Strafen wurden Gefängnis und Meldung an den Herzog angedroht. Nach 1524 verschärfte sich das Vorgehen, 1527 kam es zu drei Hinrichtungen, dann konzentrierte sich die Verfolgung auf die Täufer. Ein drittes Religionsmandat wurde am 19. Mai 1531 erlassen, das – gestützt auf den Abschied des Augsburger Reichstags von 1530 – alle abweichenden Lehren verbot und zur Abstellung von Missbräuchen in der Kirche aufforderte. Verbote und Strafen standen in engem Zusammenhang mit aufbauenden Maßnahmen religiöser und politischer Art. Die bayerischen Herzöge waren überzeugt, dass es ihre Pflicht sei, zur Reform der Kirche mit staatlichen Mitteln einzugreifen. Die beklagten Missstände erklärten sie mit Versäumnissen der Hierarchie und des Klerus. Damit war der Weg zur Zusammenarbeit mit dem Papst, dem Kaiser und den katholischen weltlichen Reichsfürsten wie die Frontstellung gegen die Bischöfe vorgezeichnet.

Verfall des religiösen Lebens und konfessionelle Unsicherheiten Verfall des religiösen Lebens

Der eigentliche Verfall des religiösen Lebens erfolgte in den katholisch gebliebenen Gebieten erst gegen Mitte des 16. Jahrhunderts. Benno Hubensteiner hat für das Jahrzehnt von etwa 1540 bis 1550 das Wort vom

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Zeitgraben des 16. Jahrhunderts geprägt. Jetzt erst starb die Generation von Angehörigen des geistlichen Standes, die ihre theologische Ausbildung und Weihe noch in der Zeit empfangen hatte, die von den Frömmigkeitsformen und den Denkstrukturen des ausgehenden Mittelalters geprägt war. In den Jahrzehnten nach 1520 verschlechterte sich die religiöse Situation – im Hinblick auf den Rückgang der Priesterweihen – rapide. Unmittelbar nach der Reformation war der Hochschulbesuch eingebrochen, so dass studierte Priester bald nicht mehr ausreichend zur Verfügung standen. Auch Ordensberufungen blieben aus, so dass viele Konvente vom Aussterben bedroht waren. Bischöfe und Domkapitel bemühten sich oft vergeblich, die Domprädikaturen mit geeigneten Theologen zu besetzen. Ein Teil der Geistlichkeit in den Landpfarreien, aber auch in städtischen Stiften, lebte im Konkubinat, war unzulänglich ausgebildet und in dogmatischen Fragen unsicher. Dies erleichterte konfessionelle Mischformen. Den Bamberger Fiskalatsrechnungen etwa ist zu entnehmen, das von den die geistliche Jurisdiktion des Bischofs anerkennenden Pfarreien in der Jahrhundertmitte weniger als die Hälfte mit persönlich residierenden Pfarrern besetzt war, denn ein Großteil war vakant. Reformmandate blieben weitgehend auf dem Papier, die Gläubigen identifizierten sich noch nicht mit ihnen. Auch die evangelisch gewordenen Territorien waren von solchen Entwicklungen nicht frei. In den Jahren 1560/61 ließ der Nürnberger Rat in den Pfarreien des Landgebiets der Reichsstadt eine Visitation vornehmen. In den meisten Dörfern wurden schwere kirchliche Missstände offenbar, mangelnde Glaubenskenntnis und verbreiteter Aberglauben („abgötterei oder götzenopfer“), womit die Visitatoren auch fortlebende katholische Frömmigkeitsformen meinten. Die Verhältnisse in den Gebieten, die wir nicht durch Visitationsakten kennen, dürften kaum anders gewesen sein. In den habsburgischen Erblanden hatte sich trotz der eindeutig katholischen Haltung Kaiser Karls V. und seines Bruders Ferdinands I. reformatorisches Gedankengut ausgebreitet. Erzherzog Ferdinand ordnete 1528 die Durchführung einer Visitation an, die in weiten Bereichen ein Bild des religiösen Zusammenbruchs erbrachte. Die Situation wurde durch den Angriff und die erste Belagerung Wiens durch die Türken 1529 verschärft; die osmanische Bedrohung dauerte in der Folgezeit an. Die neue Lehre verbreitete sich besonders unter den adeligen Ständen, die von ihren Landsitzen für die Verkündigung des evangelischen Glaubens sorgten. 1544 ließ Ferdinand I. eine neuerliche Visitation vornehmen, die den starken Rückgang der Zahl der Priester offenbarte. Auch in Oberösterreich engagierte sich der Adel für die Reformation, seine Schlosspfarreien dienten als Ansatzpunkte für den Ausbau eines Pfarrnetzes der Augsburger Konfession. Die Entwicklung in Innerösterreich war ähnlich, auch hier fiel die Begeis-

Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss

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terung für Neuerungen mit einem Verfall altkirchlichen Lebens zusammen. Der einfachen Bevölkerung mussten Wechsel im Bekenntnis der Landesherren und der von ihnen eingesetzten Theologen und Pfarrer nicht immer auffallen. Nach der Einführung der Reformation blieben besonders in Nord- und Ostdeutschland, aber auch in Nürnberg Riten aus katholischer Zeit in Gebrauch wie lateinisches Chorgebet, die Verwendung von Paramenten, die Klingelzeichen und die Elevation von Hostie und Kelch. Die meisten Hochstifte der nördlichen Reichshälfte standen bereits vor der Reformation unter dem wachsenden Druck der benachbarten weltlichen Fürsten. Diese bemühten sich, sie in den dauernden Besitz ihrer Dynastien zu bringen. Einzelne Bischöfe und Mitglieder der Domkapitel neigten zur Reformation. Dazu gehörten die Hochstifte Lübeck, Ratzeburg, Bremen und Verden, Hildesheim, Osnabrück, Paderborn, Münster, Minden, Magdeburg und Halberstadt. Bis zum Augsburger Religionsfrieden vollzogen nur zwei geistliche Reichsfürsten den Übergang zur Reformation. Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg (1511–1525, 1525 –1568 Herzog in Preußen), war erst 1524 sitz- und stimmberechtigtes Mitglied des Reichstags geworden, als er 1525 zum neuen Glauben übertrat und sein säkularisiertes Territorium als Lehen von der Krone Polen empfing. Der Versuch des Kölner Kurfürsten Hermann von Wied (1515 –1546/47, † 1552), der sich zunächst für die Abwehr reformatorischer Regungen engagiert hatte, sein Erzstift ab etwa 1539 als geistliches Fürstentum evangelischen Bekenntnisses zu etablieren, scheiterte am Widerstand der Mehrheit des Domkapitels, des Klerus der freien Reichsstadt Köln und der Kölner Universität.

Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss

Mit dem Thesenanschlag Luthers setzte die theologische Diskussion über seine Auffassungen ein. Bereits auf der Mühldorfer Synode vom Mai 1523 war der Gedanke eines Nationalkonzils aufgekommen, um die Religionsfrage zu klären und die Gravamina abzustellen. Kardinallegat Campeggio lehnte eine „Synode deutscher Nation“ ab, weil er die Gefahr des Abfalls ganz Deutschlands von der katholischen Kirche fürchtete. Die trotzdem für den November 1524 nach Speyer einberufene Versammlung deutscher Vertreter verhinderte Karl V. auf Intervention aus Rom. Da eine Klärung der religiösen Situation über ein Nationalkonzil zunächst unmöglich geworden war, beschritt Campeggio den Weg über Partikularversammlungen. Auf dem Reichstag in Speyer 1529 wurde die Religionsfrage intensiv diskutiert und der Kaiser aufgefordert, beim Papst die Berufung

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eines „freien Generalkonzils deutscher Nation“ zu beantragen. Die evangelischen Reichsstände legten gegen die Wiedereinsetzung des Wormser Edikts eine protestatio ein, wovon sich die Bezeichnung Protestanten herleitet. Entscheidende Bedeutung für die Bekenntnisbildung gewann der Augsburger Reichstag von 1530. Johannes Eck hatte für den Kaiser in 404 Artikeln einen Katalog der Irrtümer der Lutheraner, Zwinglianer und Schwärmer zusammengestellt. Darauf formulierte Melanchthon die evangelische Gegenposition und stimmte diese mit Martin Luther ab. Die Confessio Augustana legt in 28 Artikeln das protestantische Glaubensverständnis dar. Als Zeichen der kirchlichen Einheit postuliert sie die Übereinstimmung in zentralen Punkten der Lehre des Evangeliums, während bei den kirchlichen Riten wie der Sakramentenspendung Vielfalt walten könne. Zunächst schienen die Ausgleichsverhandlungen, die vom guten Willen Campeggios wie Melanchthons getragen wurden, aussichtsreich. Die dogmatischen Unterschiede wurden aber verharmlost. Die Schweizer und vier oberdeutsche Städte (Straßburg, Konstanz, Lindau, Memmingen) (Confessio Tetrapolitana) legten abweichende Bekenntnisschriften vor. Katholische Theologen unter der Leitung Ecks erarbeiteten im Auftrag Karls V. in Augsburg als Antwort die Confutatio. Das mehrfach überarbeitete Gutachten wurde zu einer von den katholischen Reichsständen mitgetragenen Stellungnahme des Kaisers. Sie argumentiert auf dem Boden der Hl. Schrift und enthält Kritik an kirchlichen Missständen. Als die Protestanten ihre Annahme ablehnten, war der Versuch gescheitert, mit einer kaiserlichen Entscheidung die Glaubensfrage zu klären. Auf katholischer Seite bemühten sich Theologen wie Dr. Johannes Eck, die kirchliche Lehre in apologetischen Werken zu verteidigen. Sie mussten berechtigte Anliegen der Reformatoren aufnehmen, abweichende Lehren aufzeigen und eine eigenständige Darstellung der katholischen Lehre erarbeiten. Ecks Enchiridion locorum communium adversus Lutteranos (1525) enthält Schrift- und Väterbeweise zu den Einwänden der Reformatoren. Im Zentrum dieser mit 121 Auflagen und Übersetzungen am weitesten verbreiteten katholischen Auseinandersetzung mit Luther steht die Lehre von der Kirche. Die meisten kontroverstheologischen Schriften blieben dagegen in bloßer Apologie stecken. Von den Universitäten wandten sich Köln und Löwen als erste gegen die Thesen Martin Luthers. Auch Angehörige des Dominikaner- und Franziskanerordens beschäftigten sich mit den theologischen Positionen der Reformation. Einer der populärsten Gegner Luthers war der Straßburger Franziskaner Thomas Murner (1475 –1537). Viele Gelehrte, die sich in den Dienst der überlieferten Glaubenslehre stellten, waren keine Theologen, sondern Humanisten oder praktische

Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss

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Seelsorger. Am Hof Herzog Georgs von Sachsen wirkte unter anderen der fränkische Humanist Johannes Cochlaeus (1479 –1552), der sich in über 200 Werken mit der Theologie des Reformators auseinandersetzte. Mit seiner Luther-Biographie, die freilich von Verzeichnungen nicht frei war, prägte er das katholische Bild des Reformators bis ins 19. Jahrhundert. Die kontroverstheologische Auseinandersetzung, die sich an eine breitere Öffentlichkeit wandte, war auf beiden Seiten nicht frei von Polemik. Berthold Pürstinger (1465 –1543) hatte auf sein Bistum Chiemsee bereits resigniert, als er in seiner Tewtsche[n] Theologey (München 1528) die katholische Eucharistielehre vertrat. Diese deutsche Dogmatik bildet das erste größere katholische Werk der Reformationszeit, das auf der Grundlage der Bibel und im Anschluss an Thomas von Aquin verfasst wurde. Johannes Fabri (1478 –1541) und Friedrich Nausea (1491/96 –1552) wirkten als theologische Schriftsteller wie als Bischöfe von Wien für innerkirchliche Reformen und die Debatte mit der Reformation. Nausea entwickelte sein von Predigt und Katechese geprägtes Bischofsideal in einem für Papst Paul III. bestimmten Werk (1543). Dabei regte er die Gewährung des Laienkelchs und die Aufhebung des Zölibats an. Laienkelch Der Genuss des bei der hl. Messe zum Blut Christi konsekrierten Weines ist nach römisch-katholischer Tradition seit dem Hochmittelalter dem zelebrierenden Priester vorbehalten. Neben hygienischen Gründen wurde der Glaubenssatz, dass der ganze Christus in jeder Gestalt gegenwärtig sei, zur Begründung herangezogen. Das Konzil von Konstanz verbot die Spendung des Kelches an Laien, worauf diese zu einem Merkmal der hussitischen Bewegung wurde.

Einige Theologen rangen um vermittelnde Positionen. Der Franziskanerobservant Kaspar Schatzgeyer (1463 –1527) entwickelte die katholische Lehre hinsichtlich Kirche und Meßopfer in Anlehnung an die Hl. Schrift so, dass er auch die Anliegen der Reformatoren aufnahm. In der verbreiteten Polemik konnte seine besonnene Argumentation nichts erreichen. Doppelte Gerechtigkeit Diese theologische Vermittlungsposition wird prägnant zusammengefaßt in der Formulierung des Bischofs von Belluno, Giulio Contarini (1542 –1575): „Vor der Rechtfertigung nützen die Werke nichts, um sie zu erlangen, sondern der Mensch ist allein durch seinen Glauben gerechtfertigt. Dann setzt der Gerechtfertigte gute Taten, und diese sind Zeichen seines Glaubens.“ (Alberigo, Geschichte der Konzilien, S. 361.)

Johannes Gropper (1503 –1559) vertrat wie Gasparo Contarini die Lehre von der doppelten Gerechtigkeit, doch wurde sein Enchiridion christianae institutionis (Köln 1538) deshalb auf den Index gesetzt. Zu den führenden Köpfen der „Exspektanten“ (Partei der Mitte) gehörte daneben der

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letzte katholische Bischof von Naumburg-Zeitz, Julius von Pflug (1499 – 1564). Er bemühte sich um die katechetische Unterweisung der Gläubigen und ihre Rückgewinnung für die katholische Kirche. Auch der Mainzer Weihbischof Michael Helding (1506 –1561) setzte sich beim Augsburger Reichstag 1547/48 für ein Entgegenkommen gegenüber den Protestanten ein. Diese Theologen vertraten ihre Vermittlungsposition auch auf Reichstagen und bei Religionsgesprächen. Das für den 1. August 1539 in Nürnberg geplante Religionsgespräch wurde zunächst nach Speyer und schließlich nach Hagenau (1540) verlegt. Während Rom durch Nuntius Giovanni Morone vertreten war, hielten sich die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, einer Verteidigungsgemeinschaft von Fürsten und Städten der Augsburger Konfession (seit 1531), fern. In Hagenau wurde nur über den Modus für künftige Religionsverhandlungen entschieden. Die Gespräche wurden im April 1541 beim Regensburger Reichstag fortgesetzt. Rom wurde hier durch Kardinal Contarini vertreten, der den religiösen Ausgangspunkt der Lehre Luthers, gestützt auf Paulus und Augustinus, für katholisch hielt. In Regensburg konnte eine Einigungsformel über Urstandsgnade und freien Willen des Menschen, über Ursache der Sünde, Erbsünde und Rechtfertigung gefunden werden. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen brachen jedoch die Gegensätze hinsichtlich der Kirche und ihres Amtes auf, die sich als trennend erwiesen. Reichsstände beider Konfessionen, Rom und Martin Luther lehnten die Kompromissformel zur Rechtfertigung ab. Die Unionspolitik des Kaisers war damit gescheitert. Rechtfertigung Der Begriff umschreibt die Versetzung des Sünders in den Gnadenstand durch Gott, den Zustand der Gerechtigkeit durch den Besitz der heilig machenden Gnade. Martin Luther gelangte zu der Überzeugung, daß die Rechtfertigung des Menschen vor Gott allein durch den rechtfertigenden Glauben geschieht. Das Konzil von Trient betonte dagegen die Mitwirkung des gläubigen Christen an der Rechtfertigung, wobei das Heil allein von Gott kommt. Dadurch soll die ethische Anstrengung der Gläubigen unterstützt werden.

Die andauernde osmanische Expansion ließ zunächst die konfessionellen Gegensätze in den Hintergrund treten, deren Aufhebung Karl V. bis zum Ende eines Generalkonzils, einer Nationalversammlung oder eines Reichstags verschob. Gleichzeitig versprach er in Regensburg, Landgraf Philipp von Hessen (1509 –1567) nicht wegen der Religion zu bekämpfen, womit erstmals die Möglichkeit eines Religionskrieges ausgesprochen wurde. Contarini ermahnte die Bischöfe dringend zur Erfüllung ihrer Hirtenpflichten besonders hinsichtlich der Katechese. Kaiser Karl V. wollte durch ein von allen Seiten beschicktes Konzil die

Kontroverstheologie und Ringen um einen Kompromiss

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konfessionelle Einheit wiederherstellen. Er hatte in der Schlacht von Mühlberg (1547) die Schmalkaldener besiegt, doch brachte ihn die päpstliche Verlegung des Konzils nach Bologna um die erhofften Früchte. Papst Paul III. fürchtete eine habsburgisch-spanische Universalmonarchie und die Umklammerung des Kirchenstaates. Da die Protestanten für den Konzilsbesuch nun nicht mehr zu gewinnen waren, versuchte der Kaiser, für die Religionsfrage im innerdeutschen Rahmen einen Ausgleich zu finden. Dies war die zentrale Aufgabe des am 1. September 1547 in Augsburg eröffneten „geharnischten Reichstags“, in dessen Umfeld der Kaiser seine militärische Stärke demonstrierte. Karl V. beauftragte Julius von Pflug mit der Erarbeitung einer Kompromisslösung in den kontroversen theologischen Fragen, die für das Reich gültig sein sollte. Pflug entwarf die Formula sacrorum emendandorum, die er mit anderen Theologen zu einer vergleichenden Bekenntnisformel überarbeitete. Als Notgesetz plädierte er für die Aufhebung des Zölibats und die Gewährung des Laienkelchs. Der Kaiser wollte die katholischen wie die protestantischen Stände für diese Vorschläge gewinnen, doch lehnten Bayern und die geistlichen Fürsten sie ab. Schließlich wurde das Augsburger Interim publiziert, im Reichstagsabschied aber nur den Protestanten auferlegt. Die katholischen Stände brauchten danach keine Änderungen vornehmen. Deshalb gewannen die evangelischen Stände den Eindruck, es handele sich nur um zeitweilige Zugeständnisse, bis sie zur alten Kirchengemeinschaft zurückkehren müssten. Augsburger Interim (15. Mai 1548) Die Bekenntnisformel enthält in 26 Kapiteln über Rechtfertigung, Kirche, Sakramente, Heiligenverehrung und Ritualien die Glaubenslehre der katholischen Kirche, greift aber die Anliegen der Protestanten nach Inhalt und Sprache auf. Die Rechtfertigung erfolgt danach durch das Verdienst des Leidens Christi. Die protestantischen Reichsstände erhielten vorläufig die Konzession von Priesterehe und Laienkelch, die endgültige Entscheidung sollte dem Konzil vorbehalten sein. Mit dem Passauer Vertrag (1552) und dem Augsburger Religionsfrieden (1555) wurde das Interim aufgehoben.

Für die katholischen Stände erließ Karl V. am 9. Juli 1548 die Formula reformationis zur Erneuerung des geistlichen Standes. Sie umfasst Bestimmungen über die Ausbildung und Prüfung der Kandidaten für die Priesterund Bischofsweihe. Die Bischöfe sollten durch ihre geistliche Lebensführung verdeutlichen, dass sie in stärkerem Maße Hirten als Fürsten seien. Das Studium der Bibel und die Verpflichtung zur Predigt wurden stark akzentuiert. Der Inhalt der Sakramente sollte den Gläubigen durch Ansprachen vermittelt werden, die Texte bei der Spendung von Taufe und Ehe durften in der Volkssprache gesprochen werden. Zur Festigung des kirch-

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Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555

lichen Lebens wurde die Abhaltung von Diözesan- und Provinzialsynoden und Visitationen angeordnet. In vielen Diözesen wurde daraufhin auf Synoden dieser Text verkünde, doch der andauernde Priestermangel behinderte die Umsetzung.

Reformansätze in der Reichskirche Reformansätze in der Reichskirche

Anton Schindling betont, dass die Reichskirche in den Hochstiften über genügend „theologische, geistliche und moralische Reserven“ verfügte, um den Herausforderungen der Reformation begegnen zu können. Eine scholastisch geprägte Theologie, spätmittelalterliche Frömmigkeitsbewegungen, eine erneuerte Spiritualität und christlicher Humanismus konnten sich zur Resistenz gegen die Reformation zusammenschließen. Die Fürstbischöfe und Domkapitel der Reichskirche brachten freilich den Forderungen Luthers wie den Erfordernissen einer innerkirchlichen Reform nur geringes Verständnis entgegen. Ihr Verharren bei formaler Altkirchlichkeit bedeutete allerdings kein Engagement für die katholische Reform. Vielmehr konzentrierten sich die meist kanonistisch gebildeten Bischöfe auf die Wahrung ihrer Rechtspositionen. Wenn man die Lage der Kirche in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts untersucht, muss aber auch der Teil des Klerus in den Blick genommen werden, der die eigentlich geistlichen Leitungsaufgaben wahrnahm. Diese „sekundären Führungsgruppen“ waren Weihbischöfe, bürgerliche Stiftsherren in der Diözesanverwaltung und Prediger. Der zeitweilige Mainzer Weihbischof Michael Helding und der Bischof von Chiemsee (1508 –1526) Berthold Pürstinger sind mit ihren Reformforderungen hier zu nennen. In der Flugschrift Onus ecclesie (Landshut 1524) geißelte der anonyme Verfasser, als der Pürstinger vermutet wird, bestehende Missstände und forderte die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern. Zentren des altkirchlichen Behauptungswillens existierten in Köln, Trier, Mainz, Würzburg und Augsburg. Von hier aus liefen Einflüsse zur Festigung des Katholizismus auch in die benachbarten Hochstifte. Während der Kölner Kurfürst Hermann von Wied zur Reformation neigte, erfolgte in der Stadt Köln eine erste Welle altgläubiger Reformen. Der aus dem Patriziat stammende Johannes Gropper spielte bei der Absetzung dieses Erzbischofs eine Schlüsselrolle. Er legte dem Domkapitel den Entwurf für die am 24. Januar 1547 beschworene Wahlkapitulation vor, welche die Forderung nach fristgerechter Priester- und Bischofsweihe wie die Konfessionalitäts-Klausel für den Elekten enthielt. Auch die entscheidenden Reforminstrumente – Visitationen, Bistums- und Provinzialsynoden – finden sich in diesem Dokument. Der Nachfolger, Kurfürst Adolf von Schaum-

Der Augsburger Religionsfriede

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burg (1547–1556), beschwor seinen orthodoxen katholischen Glauben in Gehorsam zum Heiligen Stuhl. Er bemühte sich um die Umsetzung der Formula reformationis in Köln und den westfälischen Suffraganbistümern. Die Provinzialsynode von 1549 und das Visitationsformular von 1550 kamen unter dem Einfluss Groppers zustande. Von der Kartause und dem Karmelitenkloster in Köln gingen durch die Verbreitung von Schriften, Predigt und Seelsorge Reformanstöße aus. So setzte sich der niederdeutsche Karmelitenprovinzial Eberhard Billick (1499–1557) für Verbesserungen bei der theologischen Ausbildung wie bei der Seelsorge ein. Die Kölner Kartäuser wirkten durch die Publikation aszetischer und mystischer Werke. Mit der Edition ungedruckter spätmittelalterlicher Traktate sorgten sie für die Verbreitung nicht-reformatorischer Theologie. Zu einem förmlichen „Bestseller“ (Gérald Chaix) für das katholische Publikum wurde das Werk Commentarius (1566), in dem Laurentius Surius (1523 –1578) in anschaulicher Form Ereignisse der Zeitgeschichte kommentierte. Als Krönung des wissenschaftlichen Œuvres dieses Kartäusers gilt eine sechsbändige Ausgabe von Heiligenviten (1570/75). 1549 fand in Mainz ein Provinzialkonzil statt, bei dem aber nur der Eichstätter Bischof Moritz von Hutten (1540 –1552) persönlich erschien. Weihbischof Helding leitete die Reformkommission, in der das wohl von ihm entworfene Programm beraten wurde. Die Übernahme der kaiserlichen Reformationsformel und der dogmatischen Artikel wurden beschlossen, ein Katechismus aus der Feder Heldings beigegeben. 1550 wurden die Mainzer Beschlüsse in Paris nachgedruckt.

Der Augsburger Religionsfriede Der Augsburger Religionsfriede

Der beim Augsburger Reichstag 1555 beschlossene Religions- und Landfriede bedeutete die Sanktionierung der zunächst zeitlich begrenzt gedachten konfessionellen Spaltung des Heiligen Römischen Reiches. Kaiser Karl V. war 1552 im Fürstenkrieg der Allianz protestantischer Reichsfürsten mit Frankreich unterlegen, während sich Bayern und die geistlichen Kurfürsten neutral verhielten. König Ferdinand I. musste sich im Passauer Vertrag (2. August 1552) der Aufhebung des Augsburger Interims fügen und seine Zustimmung zu einem Religionsfrieden zusagen. 1553 verließ Karl V. das römisch-deutsche Reich für immer. Weitreichende Zugeständnisse an die Protestanten wollte er aus Gewissensgründen vermeiden. Der Augsburger Religionsfriede vom 25. September 1555 brachte die erstmalige reichsrechtliche Anerkennung der Augsburger Konfession für die evangelischen Reichsstände und die Zusicherung des ewigen Friedens durch das Reichsoberhaupt. Das reformierte Bekenntnis blieb davon aus-

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Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555

geschlossen und das Schicksal der Konfessionen wurde durch die Fürsten und ihre juristischen Berater, nicht durch Bischöfe und Theologen entschieden. Das Reichsoberhaupt verzichtete auf die Religionshoheit, was den Untergang der mittelalterlich-universalistischen Kaiser- und Reichsidee bedeutete. Die weltlichen Reichsstände erhielten nun das ius reformandi, die freie Entscheidung über ihre persönliche wie die Konfession der Untertanen. Dadurch wurde die geistliche Jurisdiktion der Diözesanbischöfe in den evangelischen Territorien aufgehoben und durch die Religionshoheit der Landesherren ersetzt. Den Untertanen wurde das ius emigrandi und insofern ein Gewissensentscheid zuerkannt. In den religiös gemischten Reichsstädten sollten beide Konfessionen ihre Rechte behalten. Die griffige Formel „cuius regio, eius et religio“ prägte erst 1599 der Greifswalder Jurist Johann Joachim Stephani. Als einziger Reichsfürst hatte der Augsburger Kardinal Otto Truchseß von Waldburg – bereits am 23. März 1555 – gegen den Friedensschluss protestiert, soweit er die Religion und ihren Bereich betreffen würde. Für die Kirchengüter wurde der Besitzstand zur Zeit des Passauer Vertrages festgelegt. Der päpstliche Legat Giovanni Francesco Commendone (1524 – 1584) unterließ es aber, förmlich Protest einzulegen. Die Katholiken konnten den „Geistlichen Vorbehalt“ durchsetzen. Geistlicher Vorbehalt (reservatum ecclesiasticum) Geistliche Reichsfürsten sollten danach bei einem Religionswechsel ihr Kirchenamt und ihr Hochstift verlieren, ein neuer katholischer Kandidat durfte gewählt werden. Allerdings ließen die protestantischen Reichsstände den Zusatz aufnehmen, dass sie dem nicht zugestimmt hätten. Mit dem Geistlichen Vorbehalt war die Existenz der katholischen Erz- und Hochstifte reichsrechtlich abgesichert.

König Ferdinand I. erließ im Gegenzug die Declaratio Ferdinandea, welche die bestehende neugläubige Religionspraxis von Rittern und Städten in geistlichen Territorien garantierte. Allerdings war dies nur eine persönliche Erklärung, die seine Nachfolger nicht verpflichtete, weil die Katholiken ihre Aufnahme in den Reichsabschied verweigerten. Der Augsburger Religionsfriede sollte bis zu einem endgültigen Friedensschluss zwischen den Konfessionen gültig bleiben. Ein wichtiger Bestandteil des Reichsabschieds war die Exekutionsordnung zur Friedenssicherung, die den Reichskreisen die Vollstreckung der Reichskammergerichtsurteile übertrug. Sie enthielt Vorschriften über die Kreisorganisation und die Zusammenarbeit mehrerer Kreise und legte die Aufgaben der Kreisobristen fest, wodurch die Kreisverfassung gefestigt wurde.

IV. Das Konzil von Trient 1542 1545 1547 1547 1551 1551 1552 1562 1563 1563 1564 1566

Einberufung des Konzils nach Trient Eröffnung des Konzils Dekret über die Rechtfertigung Verlegung des Konzils nach Bologna Wiedereröffnung des Konzils in Trient Dekret über das Sakrament der Eucharistie Suspension des Konzils Eröffnung der dritten Konzilsperiode in Trient Dekret Tametsi zur Form der Eheschließung Abschlusssitzung Päpstliche Bestätigung Benedictus Deus Annahme der Konzilsdekrete durch die katholischen Reichsstände

Die Vorgeschichte DasDie Konzil Vorgeschichte von Trient

Das Konzil von Basel hatte mit einem Fiasko geendet, das V. Laterankonzil (1512 –1517) verurteilte 1516 die konziliaristische Theorie. Es festigte die päpstliche Autorität und brachte einen Reformanstoß für die Bettelorden. Martin Luther griff die Idee von der Überlegenheit eines Generalkonzils über den Papst auf, weshalb Rom mit der Einberufung eines Konzils zögerte. Bereits der Nürnberger Reichstag 1522/23 forderte die Abstellung der Beschwerden der deutschen Nation und die Einberufung eines freien christlichen Konzils auf deutschem Boden. Auch die weiteren Reichstage der Reformationszeit nahmen den Konzilsgedanken auf und drohten mit der Einberufung eines Nationalkonzils, falls kein Universalkonzil zustande käme. Kaiser Karl V. erhoffte sich dadurch die Wiederherstellung der kirchlichen Einheit. Clemens VII. lehnte dagegen ein Konzil ab, weil er eine Stärkung der Zentralgewalt des Kaisers und wegen seiner illegitimen Geburt Diskussionen über seine Person fürchtete. Die Hoffnungen auf die Abhaltung eines Konzils, die der Besuch eines päpstlichen Nuntius bei Kaiser und Kurfürsten im Frühjahr und Sommer 1533 geweckt hatte, zerschlug das Breve Clemens’ VII. vom 20. März 1534, mit dem er es auf ruhigere Zeiten verschob. Im Frühjahr 1535 ließ Paul III. den Reichsfürsten die Einberufung eines Konzils ankündigen. Frankreich fürchtete vom Konzil eine Schwächung der protestantischen Opposition im

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Das Konzil von Trient

Reich und damit einen Machtgewinn des Kaisers. 1536 einigte sich Paul III. mit Karl V. auf Mantua als Ort des ökumenischen Konzils, das im folgenden Jahr zusammentreten sollte. Als seine Aufgaben benannte der Papst die Verurteilung der Häresien, die Reform der Kirche und den Frieden unter den christlichen Fürsten zur Abwehr der Türken. Ein außerordentlicher Nuntius überbrachte im Herbst 1536 den deutschen Fürsten die Einladung nach Mantua. Von den ebenfalls geladenen protestantischen Reichsfürsten, die sich in Schmalkalden versammelt hatten, wurde diese zurückgewiesen. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen (1532 –1547, † 1554) begründete dies damit, dass die Protestanten sich dem Konzil als Schiedsgericht unterwerfen müssten, wenn sie die Einladung annähmen. Als die Protestanten und Frankreich ihre Teilnahme verweigerten, wurde das Konzil nach Vicenza verlegt, wo es 1539 suspendiert wurde. Nachdem der Versuch, durch das Regensburger Religionsgespräch 1541 zur kirchlichen Einheit zurückzufinden, gescheitert war, rückte der Konzilsplan wieder in den Vordergrund. Im September 1541 schlug Karl V. bei seinem Treffen mit Paul III. Trient als geeigneten Ort vor. Diese zum Heiligen Römischen Reich gehörende Stadt erfüllte trotz der vorherrschenden Italienischsprachigkeit die Forderungen nach einem Konzil „in deutschen Landen“. Gleichzeitig erlaubte Trient den raschen Nachrichtenverkehr mit Rom und erleichterte die Teilnahme italienischer Vertreter. Nach anfänglichem Widerstreben berief der Papst schließlich das Konzil für Allerheiligen 1542 nach Trient. Auszug aus der Bulle vom 22. Mai 1542 Papst Pauls III. zur Einberufung des Konzils nach Trient: „Wir … hatten nie einen anderen Vorsatz als den, sobald wie möglich eine allgemeine Kirchenversammlung einzuberufen; wir hofften, dadurch dem christlichen Volke den Frieden und der Kirche Christi die Einheit wiederzugeben … Wir mussten nämlich zu Unserem großen Schmerze sehen, wie es mit der Sache der Christenheit täglich schlimmer wurde, Ungarn von den Türken unterdrückt, Deutschland in Gefahr, die ganze Welt durch Furcht und Trauer niedergeschlagen … Dann wird, was zur unversehrten Erhaltung der Wahrheit, zur Wiederherstellung der guten und zur Besserung der schlechten Sitten, zur Einigung und Eintracht der christlichen Völker und Fürsten gehört, und was zur Abwehr der Angriffe der Barbaren und Ungläubigen, welche die gesamte Christenheit zu überfluten drohen, erforderlich ist, desto besser und leichter, so schnell als möglich und so gut als möglich unter Gottes Beistand bei unseren Beratungen und durch Erleuchtung Unseres Geistes durch das Licht seiner Weisheit und Wahrheit auf dem angesagten Konzil, im Zusammenwirken der Liebe aller, beraten, verhandelt, beschlossen und zu dem gewünschten Ziel geführt werden können.“ (Concilium Tridentinum IV, Nr. 184, S. 226–231; Übersetzung nach Eduard Stakemeier, in: Schreiber [Hrsg.], Weltkonzil I, S. 1–10.)

Nach Ausbruch des Krieges zwischen Karl V. und König Franz I. von Frankreich (1515 –1547) im Juni 1543 wurde das Konzil neuerlich suspen-

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diert. Der Friede von Crépy (18. September 1544), in dem Franz I. in einer Geheimklausel seinen Widerstand gegen die Konzilsberufung aufgab, ermöglichte schließlich dessen Zustandekommen. Der gestärkte Karl V. wollte nun die Opposition der Schmalkaldener mit Gewalt brechen und sie zum Konzilsbesuch zwingen, um die kirchliche Einheit wiederherzustellen und eine allgemeine Reform einzuleiten. Paul III. hob die Suspension des Konzils auf und legte den 15. März 1545 als Eröffnungstermin fest. Die drei Kardinallegaten fanden aber nur einen auswärtigen Bischof in Trient vor.

Die erste Sitzungsperiode 1545 –1547 Die erste Sitzungsperiode 1545 –1547

Als das Konzil endlich am dritten Adventssonntag Laetare 1545 (13. Dezember) eröffnet werden konnte, hatten sich lediglich die Kardinallegaten, der Bischof von Trient Cristoforo Kardinal Madruzzo (1539 –1567, † 1578), vier Erzbischöfe, 21 Bischöfe und fünf Ordensgeneräle sowie 42 nicht stimmberechtigte Theologen im Dom zu Trient versammelt. Aus dem Reich war neben dem Gastgeber Madruzzo nur der Mainzer Weihbischof Michael Helding stimmberechtigt. Die Erzbischöfe von Mainz und Trier ließen sich durch Prokuratoren vertreten. Die erste Sitzungsperiode dauerte bis zum 11. März 1547. Das Propositionsrecht, die Festlegung des Programms und der Tagesordnung behaupteten die päpstlichen Legaten. Die Geschäftsordnung setzte die Abstimmung nach stimmberechtigten Personen – Bischöfen, Weihbischöfen und Ordensoberen – und nicht nach Nationen fest. Die Diskussionen wurden im Wesentlichen durch die Anwesenheit von Italienern und Spaniern geprägt, nur in der zweiten Periode waren deutsche Bischöfe stärker vertreten. Die spanischen Vertreter setzten sich besonders energisch für die Kirchenreform, für die Residenzpflicht der Bischöfe und die Festigung ihrer Jurisdiktion gegenüber päpstlichen Exemtionen und Privilegien ein. Spannungen zwischen den Konzilsvätern und den vom Papst ernannten Präsidenten blieben nicht aus. 1546 einigten sich die verschiedenen Gruppierungen gegen päpstlichen Widerstand, Fragen der Dogmatik und der Kirchenreform parallel zu behandeln. In Theologenkommissionen wurden von den Legaten formulierte Sätze aus den Schriften der Reformatoren beraten, bevor über sie in den Generalkongregationen entschieden wurde. Das Konzil erklärte im April 1546 (Sessio IV) die Hl. Schrift und die apostolische Tradition zu Quellen der Offenbarung, soweit diese durch die ununterbrochene Sukzession in der Kirche bewahrt worden war. Dabei wurde der Kanon der Bücher des Alten und Neuen Testaments fixiert und die Vulgata als authentischer Text in lateinischer Sprache anerkannt. Als Norm der Schriftauslegung galt die Lehrmeinung der Kirche. Bei den Ver-

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Das Konzil von Trient

handlungen über die Erbsünde wurde festgelegt, dass diese in ihrem ganzen Umfang durch die Taufe abgewaschen werde, dass aber die Begierlichkeit als Neigung zur Sünde bleibe. Vulgata Mit diesem Namen wird seit dem Ende des Mittelalters die gebräuchliche Form der lateinischen Bibel bezeichnet. Sie umfasst im Alten Testament im wesentlichen die von Hieronymus aus dem Hebräischen übersetzten Bücher neben einigen weiteren Schriften, im Neuen Testament die von ihm geschaffene Evangelienrevision und den altlateinischen Text der Apostelgeschichte und -briefe sowie der Geheimen Offenbarung. Pius V. setzte 1569 eine Kommission zur Revision des Textes ein. Sixtus V. ließ 1590 die von ihm vollendete Vulgata Sixtina veröffentlichen, die nach seinem Tod wegen textkritisch unhaltbarer Stellen zurückgenommen werden musste. 1592 erschien eine Ersatzausgabe (editio Clementina).

Über die Frage der Rechtfertigung, die den Ausgangspunkt der Reformation gebildet hatte, fällte das Konzil im Januar 1547 (Sessio VI) seine Entscheidung. Bestehende Meinungsverschiedenheiten unter den katholischen Theologenschulen wurden dabei in der Schwebe gelassen. Die Väter definierten „die Gnadenhaftigkeit der Rechtfertigung in allen ihren Stadien, ihr Wesen als Heiligung und Erneuerung des inneren Menschen, die Notwendigkeit einer Vorbereitung und die Bedeutung des Glaubens für den Rechtfertigungsvorgang; das Wachstum der Rechtfertigung, ihre Wiederherstellung und die Möglichkeit des Verdienstes, das ewige Leben als Gnade und Lohn“ (Hubert Jedin). Luther hatte dagegen die Ausschließlichkeit der göttlichen Gnade (sola fide) zur Rechtfertigung der Sünder betont. „Die Anthropologie des Tridentinum ist ein wesentlicher Beitrag zur Geschichte der Menschlichkeit. Gegen den radikalen Pessimismus der Theologen der Reformation hat es mit dem freien Willen das Wesentliche am Humanismus gerettet. Und mit seiner Lehre von der Rechtfertigung hat es eine Form des Mitwirkens des Menschen an seinem Heil aufrechterhalten.“ (Marc Venard) Den normalen Weg zur Rechtfertigung bilden nach der Auffassung des Tridentinums die Sakramente der Taufe und Buße. Die Debatte war überschattet von politischer Einflussnahme, weil der Kaiser aus Rücksicht auf die deutschen Protestanten eine Entscheidung hinausschieben wollte, und der Absicht der Kurie, das Konzil in den Kirchenstaat zu verlegen. Zu den Reformdekreten der ersten Sitzungsperiode zählt die heftig diskutierte Festlegung der Residenzpflicht der Bischöfe und Pfarrer (Sessio VI). Bislang hatten sich zahlreiche Bischöfe und Inhaber von Seelsorgestellen außerhalb ihrer Sprengel aufgehalten und ihre Aufgaben durch Vertreter erledigen lassen. Dispense von der Residenzpflicht bildeten eine wichtige Einnahmequelle der Kurie. Sie sollten nun außer Kraft gesetzt werden. Der Grundsatz, Amt und Pfründe seien untrennbar miteinander

Die zweite Sitzungsperiode 1551/52

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verbunden, wurde durch das Verbot der Benefizienkumulation durchgesetzt. Auch den Kardinälen wurde der Besitz von mehr als einem Bistum verboten. Kardinallegat del Monte bezeichnete die Wiederherstellung der Seelsorge als oberstes Reformziel. Die Predigtpflicht der Pfarrer wurde eingeschärft. Bei der in Sessio VII behandelten Sakramentenlehre folgte das Konzil dem traditionellen Ansatz. Sakramente Die katholische Kirche versteht darunter sichtbare, von Gott eingesetzte Zeichen, die eine Heiligung andeuten und bewirken. Äußere Handlung und innere Heiligung gehören zusammen, sie entfalten ihre Heilswirkung „ex opere operato“ (aus dem geschaffenen Werk), unabhängig von der persönlichen Würdigkeit des Spenders wie der Disposition des Empfängers. Die Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Letzte Ölung, Weihe, Ehe) waren bereits der altchristlichen Theologie bekannt, doch wurde ihre Siebenzahl erst in der Scholastik und durch das zweite Konzil von Lyon (1274) festgeschrieben.

Wegen des Ausbruchs von Fleckfieber verlegten die päpstlichen Legaten im März 1547 gegen den Widerstand des Kaisers und einer Minderheit der Teilnehmer das Konzil in den Kirchenstaat nach Bologna. Die kaiserlich gesinnten Prälaten blieben in Trient zurück, wodurch die Gefahr eines Konzilschismas drohte. Nach der Auffassung von Hubert Jedin bewirkte die Translation die Behauptung des Protestantismus in Deutschland. Sonst hätte Karl V., der die Schmalkaldener in der Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547) besiegt hatte, die evangelischen Reichsstände zur Teilnahme am Konzil zwingen können. Der erbitterte Kaiser suchte nun selbst die konfessionelle Spaltung zu beseitigen. Paul III. bestand dagegen auf Bologna als Tagungsort, ohne aber Dekrete veröffentlichen zu lassen. Im September 1549 suspendierte Paul III. das Konzil in Bologna, wo über die Realpräsenz und weitere Sakramente verhandelt worden war.

Die zweite Sitzungsperiode 1551/52 Die zweite Sitzungsperiode 1551/52

Zum 1. Mai 1551 ließ der neue Papst Julius III. das Konzil wieder in Trient eröffnen. Auf eine eigene Einladung reisten die drei rheinischen Kurfürsten, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, neben anderen deutschen Bischöfen nach Trient und beteiligten sich ab dem September persönlich an den Sitzungen. Auch mehrere protestantische Reichsstände – Kurbrandenburg, Kursachsen, Württemberg und Straßburg – hatten Gesandte geschickt. Sie erhielten Zugang zur Generalkongregation am 24. Januar 1552, um hier ihre Vorstellungen vorzutragen. Die Konzilstheologen berieten zunächst zehn Artikel über die Eucharis-

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Das Konzil von Trient

tie, die an die Verhandlungen vom Februar 1547 anknüpften. Vier Problemkreise wurden dabei in Auseinandersetzung mit den Reformatoren diskutiert: 1. die Realpräsenz (gegen die Schweizer Reformatoren), 2. die Transsubstantiation (gegen Martin Luther), 3. die Aufbewahrung und der Kult der Eucharistie, 4. die Kommunion unter beiderlei Gestalt. Das Ergebnis der Generaldebatte der Sessio XIII (21. bis 30. September) bildeten elf Canones, die die Eucharistielehre zusammenfassen und gegen die protestantischen Lehrmeinungen abgrenzen. Die Väter definierten die Realpräsenz Christi in der Eucharistie, der als wahrer Gott und Mensch „vere, realiter ac substantialiter“ anwesend sei. Transsubstantiation Nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche bewirkt die Konsekration in der hl. Messe die „wunderbare und einzigartige Verwandlung der ganzen Substanz des Brotes in den Leib und der ganzen Substanz des Weines in das Blut“ Christi. Von Brot und Wein bleiben nur die Akzidentien (äußere Merkmale) wie Aussehen, Geschmack und Gewicht zurück. Der Begriff entstand im 12. Jahrhundert als Resultat eines langen Denkprozesses, seine Voraussetzung bildet der Glaube an die Realpräsenz. Das IV. Laterankonzil (1215) erkannte diese Lehre an, und Thomas von Aquin verfasste einen grundlegenden Kommentar. Doch die Lehrstreitigkeiten dauerten bis zum Tridentinum an.

In den weiteren Canones wurden die für die Verehrung der Eucharistie wesentlichen Folgerungen gezogen: Christus sei nicht nur im Augenblick des Empfanges gegenwärtig, sondern schon nach geschehener Konsekration. Deshalb dürfe die konsekrierte Hostie durch den Gott allein gebührenden Kult angebetet, in kirchlicher Festfeier verehrt und in Prozession umhergetragen werden. Den Gläubigen wurde der österliche Sakramentenempfang eingeschärft, also die jährliche Ablegung der Beichte und der Empfang der Kommunion. Der Brauch der Verehrung der Eucharistie an einem eigenen Festtag und Prozessionen durch öffentliche Straßen wurden vom Konzil unterstützt, sowie der Charakter des Fronleichnamsfestes als Manifestation der siegreichen Wahrheit betont. Der sakramentale Charakter von Buße und Letzter Ölung wurde in der folgenden Sitzung (Sessio XIV) festgeschrieben. Dabei wurde die Auffassung Martin Luthers, die Buße bestehe in der Rückerinnerung an die Taufe und die Gesinnung sei entscheidend, zurückgewiesen. Das Bußsakrament setzt sich nach der Lehre des Konzils aus den drei Teilen Reue, Beichte und Genugtuung zusammen. Das Bemühen um die Kirchenreform konnte während der zweiten Sitzungsperiode nur zögernd verfolgt werden. Die Verhandlungen mit den Protestanten gestalteten sich schwierig, zumal diese Bedingungen für die Anerkennung des Konzils stellten. Der Zug des Kurfürsten Moritz von Sachsen (1541/47–1553) gegen Innsbruck im April 1552 sprengte die Ver-

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sammlung und die aus dem Reich stammenden Bischöfe reisten ab. Darauf wurde das Konzil für zwei Jahre suspendiert. Es hatte bislang weder die kirchliche Einheit wiederherstellen noch eine durchdringende Kirchenreform erreichen können. Die dogmatischen Erklärungen der ersten beiden Konzilsperioden waren die lehramtliche Antwort auf die Lehren Luthers und des Schweizer Reformators Huldrych Zwingli (1484 –1531). Mit Gian Pietro Carafa bestieg 1555 ein rigoroser Vertreter der Reformrichtung als Paul IV. den Stuhl Petri, der die Erneuerung der Kirche ohne das Konzil zu erzwingen suchte. Dies hatte – von 1552 bis 1562 – eine zehnjährige Unterbrechung der Sitzungen zur Folge.

Die dritte Sitzungsperiode 1562/63 Die dritte Sitzungsperiode 1562/63

Nachdem das Konzil zunächst unvollendet zu bleiben drohte, berief es Papst Pius IV. (1559 –1565) am 29. November 1560 erneut ein. Dazu hatten ihn die Ausbreitung des Calvinismus und die Gefahr eines gallikanischen Nationalkonzils in Frankreich bewogen. König Philipp II. von Spanien (1556–1598) befürwortete die Fortsetzung des Konzils von Trient, während König Franz II. von Frankreich (1559/60), der auf einen Ausgleich mit den Hugenotten hoffte, und Kaiser Ferdinand I. für die Einberufung eines neuen Konzils plädierten. Der Kaiser wollte eine Beunruhigung der Protestanten vermeiden, die um den Bestand des Augsburger Religionsfriedens fürchteten. Noch vor dem erneuten Zusammentritt des Konzils ließ Ferdinand I. dem Papst eine Denkschrift überreichen, in der er die Freistellung für Laienkelch und Priesterehe forderte. Der Papst vertraute die Entscheidung dem Konzil an. Auch aus anderen Ländern wurden nationale Reformdenkschriften vorgelegt, die um die Verkündigung, die Residenzpflicht, das Verbot der Pfründenhäufung und um die Zurückdrängung päpstlicher Reservationen und Exemtionen kreisten. Pius IV. versuchte durch die Entsendung von Legaten ins Reich eine breite Beschickung zu erreichen. Die in Naumburg versammelten evangelischen Reichsstände lehnten ihre Teilnahme ab. Nachdem Philipp II. seine Bischöfe im Juli 1561 zur Teilnahme aufgefordert hatte, entsandte auch Ferdinand I. eine Abordnung nach Trient. Die spanischen Konzilsväter gehörten zu den rigorosen Reformbefürwortern. Die dritte Konzilsperiode dauerte vom 18. Januar 1562 bis zum 4. Dezember 1563. Sie stand maßgeblich unter der Leitung des Kardinallegaten Giovanni Morone (1509 –1580). Gegensätzliche Auffassung über die Existenz der Kirchenspaltung rückte die innere Reform der Kirche in den Mittelpunkt der Debatten.

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Das Konzil von Trient

An der Eröffnungssitzung in der Konzilsaula nahmen 109 Kardinäle und Bischöfe sowie je vier Ordensgeneräle und Äbte teil. Eine einflussreiche Gruppe bildeten wieder die spanischen Vertreter, die Majorität jedoch stellten die italienischen Bischöfe. Das Konzil empfing die Botschafter der politischen Mächte. Die kaiserlichen Oratoren (Gesandten) wollten die Dogmenbehandlung zurückstellen, um den Augsburger Religionsfrieden nicht zu gefährden. Sie überreichten im Namen Ferdinands I. ein Reformlibell (6. Juli 1562). Die Kardinallegaten legten dem Plenum eine zwölf Artikel umfassende Denkschrift zur Behandlung vor. Die Residenzpflicht von Priestern und Bischöfen wurde neuerlich eingeschärft, doch ihr Charakter als göttliches Gebot durch die kuriale Partei verworfen. Damit blieben Ausnahmen und Dispense möglich. In der Kelchfrage entschieden die Väter in der Sessio XXI, dass die Laien nicht zur Kommunion unter beiderlei Gestalt verpflichtet seien, der Papst sie aber freistellen könne. Der Opfercharakter der hl. Messe im Sinne sowohl einer Vergegenwärtigung wie auch eines Gedächtnisses des Kreuzesopfers von Golgatha wurde festgeschrieben. Die Messe wurde als Sühnopfer für Lebende und Verstorbene definiert, dargebracht von Christus durch den Priester. Das Eintreffen des „Kardinals von Lothringen“ Karl Guise (1524 –1574) mit französischen Bischöfen, Äbten und Theologen im November 1562 stärkte die episkopalistische Opposition gegen die betonten Anhänger des Papsttums (Zelanti). Zeitweilig drohten ihre Auseinandersetzungen das Konzil zu sprengen. Die Botschafter der europäischen Mächte beschwerten sich über die mangelnde Berücksichtigung ihrer Reformvorschläge. Morone beruhigte zunächst Ferdinand I. und überzeugte ihn bei Besuchen in Innsbruck vom Reformeifer des Papstes. Auch mit Frankreich gelangte er zu einem Kompromiss. Im Juli 1563 (Sessio XXIII) wies das Konzil die protestantische Lehre vom Bischofsamt zurück, vermied aber eine Definition des päpstlichen Primates. Es stärkte die rechtliche Stellung der Bischöfe in ihren Diözesen, indem es Sondergewalten wie die Archidiakone in den Hintergrund drängte. Die Position des zur Residenz verpflichteten Bischofs als alleinigen Trägers der Jurisdiktion und als ordentlicher Visitator in seiner Diözese wurde betont. Das Konzil formulierte das Ideal des Bischofs als obersten Hirten und Seelsorger seiner Diözese. Die Bischöfe wurden für die Priesterbildung zur Errichtung von Diözesanseminaren verpflichtet, wobei das Seminardekret Kardinal Reginald Poles als Vorbild diente. Damit wurde erstmals eine geregelte theologische und allgemeine Ausbildung der Priester vorgeschrieben. Die Pfarrer erhielten die Aufgabe des Katechismusunterrichts. Als Hauptaufgabe der Geistlichen wurde die Seelsorge betont. Dazu umfasste das Reformdekret Bestimmungen über das Verfahren bei der Bischofser-

Die päpstliche Bestätigung der Trienter Dekrete

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nennung, für die Abhaltung von Diözesan- und Provinzialsynoden, die Pflicht zu bischöflichen Visitationen und die Besetzung der Pfarreien. Im Dekret Tametsi (Sessio XXIV) wurde der Abschluss heimlicher Ehen (Clandestinehe) für ungültig erklärt. Die Sakramentalität der Ehe, ihre Unauflöslichkeit und das Recht der Kirche, Ehehindernisse zu definieren, wurden bekräftigt. Gleichzeitig schrieb das Konzil den Pfarrern die Führung von Tauf- und Traumatrikeln vor. In der dritten Periode konnte das Konzil durch Kardinal Giovanni Morone zu Ende geführt werden, der die politischen und theologischen Auseinandersetzungen überwunden hatte. Es war sehr gut besucht, obwohl keine Bischöfe aus dem Heiligen Römischen Reich anwesend waren. Nach der Behandlung der Reform und dem Kompromiss hinsichtlich der Stellung von Papst und Bischöfen drängte Morone auf die rasche Beendigung. In der Abschlusssitzung vom 3. und 4. Dezember 1563 (Sessio XXV) wurden die bisher noch nicht behandelten Kontroversfragen entschieden: das Fegefeuer, die Verehrung der Heiligen, der Reliquien und der Bilder sowie der Ablass. Hinsichtlich der Ordensreform wurden Rahmenbedingungen vereinbart. Pflichten für Bischöfe und Kardinäle wurden festgelegt. Die Vorarbeiten zum Index, zur Reform des Messbuches sowie des Breviers und für einen Katechismus für die Seelsorger übergaben die Väter dem Papst zur Vollendung. Die immer wieder geforderte Kurienreform aber fand nicht statt, so dass die Kirchenreform des Konzils einen Kompromisscharakter trägt. Bei der Schlusssitzung wurden alle Canones und Dekrete nochmals verlesen und approbiert, wodurch das Werk des Konzils zu einer Einheit wurde.

Die päpstliche Bestätigung und die Publikation der Trienter Dekrete Die päpstliche Bestätigung der Trienter Dekrete

Papst Pius IV. bestätigte am 30. Juni 1564 mit der Bulle Benedictus Deus die Beschlüsse des Konzils, die auf den 26. Januar rückdatiert wurde, und setzte sie damit in Kraft. Im August dieses Jahres richtete der Papst eine Kardinalskongregation zu ihrer Überwachung und Ausführung ein. Die Verwirklichung der Konzilsbestimmungen war damit in die Hand des Papsttums gelegt. Die Anerkennung seiner Autorität gehört zu den wesentlichen Merkmalen der tridentinischen Reform. Das Konzil hatte festgelegt, dass alle Inhaber eines Seelsorgebenefiziums ein katholisches Glaubensbekenntnis ablegen mussten, doch war es nicht über einen Entwurf dafür hinaus gekommen. Am 13. November 1564 schrieb Pius IV. den Text der Professio fidei Tridentina vor. Dieses Glaubensbekenntnis nimmt die Formulierungen des der west- und östlichen

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Das Konzil von Trient

Christenheit gemeinsamen Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum auf und führt es mit den dogmatischen Lehren des Konzils fort. Es betont dessen Aussagen über die Bibel, die Tradition und die Kirche; Artikel über Fegefeuer, Ablass, Heiligen-, Reliquien- und Bilderverehrung sind integriert. Auszug aus dem tridentinischen Glaubensbekenntnis „Die apostolischen und kirchlichen Überlieferungen und übrigen Bräuche und Bestimmungen der Kirche anerkenne und halte ich ganz fest … Ich bekenne auch, daß es wahrhaft und im eigentlichen Sinne sieben Sakramente des Neuen Bundes gibt, die von unserem Herrn Jesus Christus eingesetzt und zum Heile des Menschengeschlechtes – wenn auch nicht alle für jeden – notwendig sind, … Alles und jedes einzelne, was auf dem hochheiligen Konzil von Trient über die Ursünde und über die Rechtfertigung definiert und erklärt wurde, halte ich fest und anerkenne ich. Gleichfalls bekenne ich, daß in der Messe Gott ein wahres, eigentliches und sühnendes Opfer für Lebende und Verstorbene dargebracht wird, … Ich anerkenne die heilige katholische und apostolische Römische Kirche als Mutter und Lehrerin aller Kirchen; und ich gelobe und schwöre dem Römischen Bischof, dem Nachfolger des seligen Apostelfürsten Petrus und Stellvertreter Jesu Christi, wahren Gehorsam.“ (Heinrich Denzinger: Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum, hg. v. Peter Hünermann, Freiburg i. Br. u. a. 381999, Nr. 1862 – 1870.)

Neben der Geistlichkeit wurden auch die Hochschullehrer und Doktoranden auf diesen Eid verpflichtet. Damit waren die katholischen Glaubenslehren bekenntnismäßig festgeschrieben. Die Professio fidei Tridentina verstand sich ebenso wie die protestantischen Bekenntnisschriften als Fortsetzung, Erweiterung und Spezifizierung der in die Antike zurückreichenden christlichen Glaubensbekenntnisse. Das Konzil von Trient fixierte die zentralen katholischen Glaubenswahrheiten. Es wurde zum entscheidenden Anstoß für die innere Reform der Kirche und gab ihr die dogmatische Sicherheit zurück. Es setzte der protestantischen Reformation die nunmehr lehramtlich definierte katholische Reform entgegen, die anschließend durch Rom universalkirchlich organisiert wurde. Die jüngere Forschung betont, dass vom Tridentinum mit Disziplinierung und Individualisierung der Gläubigen Entwicklungsanstöße in Richtung einer Modernisierung ausgingen, wenn diese auch nur sehr langsam umgesetzt werden konnte (Wolfgang Reinhard). Das erste Problem für die vom Konzil vorgeschriebene Publikation in den Diözesen bildete die Übermittlung der in Rom 1564 gedruckten Konzilsbeschlüsse (Canones et decreta) an die Bischöfe. Sie sollten ihnen mit einem Ermahnungsschreiben von einem eigenen Nuntius ausgehändigt werden. Nachdem ein päpstlicher Gesandter mit den Dokumenten beraubt worden war, erhielt Petrus Canisius den Auftrag, sie den Bischöfen im

Die päpstliche Bestätigung der Trienter Dekrete

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Reich zu überbringen. Als erstem deutschen Bischof händigte er sie im November 1565 Kardinal Otto Truchseß aus. Die Kurie erhoffte die Anerkennung der Konzilsbeschlüsse vom Augsburger Reichstag 1566. Kardinallegat Commendone konnte diese aber nicht durchsetzen. Die katholischen Reichstände wollten aus Sorge um die Aufrechterhaltung des Augsburger Religionsfriedens eine förmliche Annahme des Konzils vermeiden. Schließlich fanden sie den Kompromiss, dass sie den Glaubensbeschlüssen zustimmten, in der Reformfrage aber einige abschwächende Änderungen reklamierten. Bereits am 30. Juli 1565 hatte Philipp II. von Spanien die Durchführung der Konzilsbeschlüsse für die Niederlande angeordnet. Ihre förmliche Anerkennung auf Synoden erfolgte nur in den Diözesen Cambrai (1566), Namur (1570) und Mecheln (1570). Die Salzburger Provinzialsynode nahm sie 1569 mit einer einschränkenden Klausel an. In anderen Bistümern wurden nur die Bestimmungen über die Ablegung der Professio fidei Tridentina übernommen (Konstanz 1567) oder wie in Trier (1569) die Canones et decreta des Konzils an den Klerus verteilt. Im Erzbistum Köln wurden nur Teile der Trienter Entscheidungen förmlich angenommen. Vielfach bestanden Unklarheiten, ob die Konzilsbeschlüsse in einer Diözese publiziert und damit verbindlich waren oder nicht. Noch 1621 forderte der Kölner Nuntius Antonio Albergati in seiner Denkschrift für Papst Gregor XV. die Publikation der Trienter Reformdekrete im Reich, um die herrschenden Missstände zu beseitigen.

V. Papsttum und Kirchenreform 1522/23 1523 1523 –1534 1527 1534 –1549 1537 1542 1550 –1555 1555 –1559 1559 1559 –1565 1566 –1572 1570 1571 1572 –1585 1582 1585 –1590 1588 1592 –1605 1605 –1621 1621–1623 1622 1623 –1644 1644 –1655 1655 –1667

Hadrian VI. Päpstliches Schuldbekenntnis vor dem Reichstag in Nürnberg Clemens VII. Sacco di Roma Paul III. Consilium de emendanda ecclesia Einrichtung des Sanctum Officium (römische Inquisition) Julius III. Paul IV. Index librorum prohibitorum Pauls IV. Pius IV. Pius V. Missale Romanum Seeschlacht von Lepanto Gregor XIII. Gregorianische Kalenderreform Sixtus V. Kurienreform Clemens VIII. Paul V. Gregor XV. Einrichtung der Congregatio de Propaganda Fide Urban VIII. Innozenz X. Alexander VII.

Papsttum und Kirchenreform

Der Papst ist nach katholischer Auffassung der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden und Nachfolger des Apostels Petrus als Bischof von Rom, den Christus selbst als Oberhaupt der Kirche eingesetzt hat. Er verfügt über den Jurisdiktionsprimat, der die oberste kirchliche Lehrgewalt, die oberste priesterliche Gewalt, die oberste Hirtengewalt und die oberste kirchliche Gerichtsbarkeit umfasst. Neben der geistlichen Seite war das Papsttum seit dem Ausgang der Antike zunehmend in die Rolle eines weltlichen Machthabers in Rom und Mittelitalien hineingewachsen, für welche die Pippinische Schenkung (756) eine Rechtsgrundlage geliefert hatte. Zum Kirchenstaat gehörten das „Patrimonium Petri“ um Rom, die Romagna, die Marken, Umbrien und Latium.

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Der Kirchenstaat hatte Anteil an der Ausbildung des frühneuzeitlichen modernen Staates, doch blieb er selbst auf diesem Weg stecken. Er verfügte frühzeitig über ein stehendes Heer, erhob eine dauernde direkte Steuer und baute ein diplomatisches Corps auf. Allerdings war er unzureichend organisiert, eingeteilt in Legationen, die in Munizipien oder Lehen großer Adelsgeschlechter zerfielen; ein Berufsbeamtentum fehlte. Die politische Macht konzentrierte sich in der Hand des Papstes, der sich zu einem absolutistischen Monarchen entwickelte. Die durch die Reformation verursachten Verluste erzwangen die Intensivierung und Modernisierung der vorhandenen Ressourcen. Bei der Regierung stützten sich die Päpste auf ihre Verwandten, woraus sich seit Paul III. die Einrichtung des Kardinalnepoten entwickelte. Meist fungierte ein Papstneffe geistlichen Standes als Kardinalstaatssekretär und leitete die politischen Angelegenheiten. Der Nepotismus gehörte lange zu den Strukturmerkmalen der päpstlichen Herrschaft. Wolfgang Reinhard weist darauf hin, dass die Fürsorge des Papstes für seine Verwandten als sittliche Pflicht galt, doch oft das erträgliche Maß überschritt. Nach seinen Forschungen depravierte der Nepotismus zum Vorwand, um kirchlichen Besitz und Einkünfte in das Privateigentum der jeweiligen Papstfamilie zu überführen. Jeder Pontifikatswechsel brachte einer neuen Familie gesellschaftliche Geltung, wirtschaftliche Macht und politischen Einfluss. Um die Nepoten scharte sich eine Klientel von Gefolgsleuten, mit denen zentrale Stellen besetzt wurden. Eine Voraussetzung für die Stabilität des Kirchenstaates bildete die Rekrutierung des Personals für den Kuriendienst aus dem städtischen Patriziat, doch konnte dies die Strukturschwäche des päpstlichen Absolutismus durch die häufigen Regierungswechsel nicht ausgleichen. Die meisten Kurialen lebten vom Ertrag kirchlicher Pfründen, die damit ihrer eigentlichen Bestimmung entzogen waren. Die Päpste bezogen Gelder zur Finanzierung ihres Herrschaftssystems aus dem Kirchenstaat und aus der Kirche, jeweils aus dem Zwangs- (Giustizia) und aus dem Freiwilligkeitsbereich (Grazia) (Wolfgang Reinhard). Im staatlichen Sektor gehörten dazu einerseits Steuern und Zölle, andrerseits Abgaben für die Verleihung weltlicher Gnaden und Ämter, im kirchlichen Teil Abgaben wie Servitien und Annaten sowie Gaben anlässlich der Verleihung von Ablässen, Dispensen und Benefizien. Wegen wachsender Ausgaben und stagnierender Einnahmen aus dem Bereich der Giustizia beschritten die Päpste den Weg, die Einnahmen aus dem Bereich der Grazia auszubauen, weshalb der Ämterverkauf intensiviert wurde. Daraus wurden die Subsidien für die Türken- und für die Konfessionskriege finanziert. Der Kirchenstaat war vom Niedergang der italienischen Wirtschaft im Laufe des 17. Jahrhunderts betroffen. Eine Ursache bildete die wachsende Kapitalanlage des Adels in Landbesitz statt in Handel und Gewerbe. Wäh-

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rend die Campagna bis ins 16. Jahrhundert einen Getreideüberschuss produziert hatte, wurde das Land im 17. Jahrhundert nur noch extensiv als Viehweide genutzt oder lag brach. Die Verödung des Kulturlandes hatte die Versumpfung, das Vordringen der Malaria und die Entvölkerung zur Folge. Rom war nun auf Getreideimporte angewiesen. Um einen Ausgleich für den Staatshaushalt zu schaffen, wurden die Steuern weiter erhöht. Die wachsende Belastung trieb manche Untertanen in die Gesetzlosigkeit. Wegelagerer bedrohten den Waren- und Reiseverkehr. Die Päpste als Souveräne des Kirchenstaates blieben in die Politik der italienischen Mittel- und Kleinstaaten verwickelt, als Oberhäupter der Kirche waren sie in die Auseinandersetzungen der europäischen Großmächte eingebunden. Durch den Ausbau der Kurie zu einem zentralistischen Verwaltungszentrum von Universalkirche und Kirchenstaat waren dort immer mehr Positionen zu besetzen. Dadurch erhielten zahlreiche Kardinäle zwar persönlichen Einfluss, die Bedeutung des Kardinalskollegs ging aber zurück. Das Konzil von Trient stärkte die geistliche Autorität des Papsttums, das nun zum Motor und Koordinator unterschiedlicher Reformansätze für die Universalkirche wurde. Während die weltliche Macht des Papsttums sich zu einer förmlichen Voraussetzung seiner Existenz entwickelte, wurde in einem dialektischen Prozess gleichzeitig das spirituelle Gewicht des „vicarius Christi“ theologisch überhöht (Paolo Prodi). Reformansätze

Reformansätze Das Renaissancepapsttum Renaissancepapsttum Der Kunsttheoretiker Giorgio Vasari (1511–1574) verwendete den Begriff Renaissance (Wiedergeburt) im Sinne eines Erwachens der Kunst, einer Erneuerung der Antike. Päpste wie Nikolaus V. (1447–1455), Pius II. (1458 –1464), Sixtus IV. (1471– 1484), Julius II. (1503 –1513) und Leo X. (1513 –1521) förderten diese Kunstentwicklung durch große Aufträge und wirkten als Mäzene für Schriftsteller und Poeten des Humanismus. Die Wiederentdeckung des Altertums und die humanistische Bildung wurden von einem Drang nach Individualismus und Daseinsfreude begleitet. Die Kurie als italienischer Fürstenhof hatte Anteil an dieser weltlichen Kultur.

Bereits Pius II. hatte bei Domenico de’ Dominichi (1416 –1478) ein Gutachten über die Reform der Kurie in Auftrag gegeben. In Rom sollten die Auswüchse des spätmittelalterlichen Kurialismus beseitigt werden. Die geplante Kurienreform scheiterte aber. Selbst der Papst Alexander VI. (1492 –1503), der in seiner persönlichen Lebensführung den Tiefpunkt der Papstgeschichte markiert, setzte eine Kommission zur Erarbeitung von Re-

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formvorschlägen ein. Oft in rascher Folge sich ablösende Pontifikate beeinträchtigten den Erfolg von Reformbemühungen. So starben die Reformpäpste Pius III. (1503), Hadrian VI. und Marcellus II. nach kurzer Regierungszeit. Hadrian VI. Der aus Utrecht stammende Hadrian VI. blieb bis 1978 der letzte nichtitalienische Papst. Der 1459 geborene Sohn eines Schreiners hatte seine erste Ausbildung im Geist der Devotio moderna erhalten, wurde Professor in Löwen, Bischof von Utrecht, Bischof von Tortosa, Kardinal und 1520 Stellvertreter seines Schülers Karls V. in Spanien. Er hatte erkannt, dass die politische und religiöse Einheit der Christenheit nur durch die Reform der Kirche zu erreichen war. In seinem ersten Konsistorium bat er die Kardinäle um Hilfe bei der Kurienreform und forderte sie zu einem vorbildhaften Lebenswandel auf. Sein asketischer Lebensstil und die Vereinfachungen der Hofhaltung riefen aber Widerstände hervor, So blieb er ein Fremder im Rom der Renaissance. Hadrian VI. forderte den Nürnberger Reichstag von 1522 zur Beachtung des Wormser Edikts auf. Am 3. Januar 1523 verlas sein Legat eine nachgesandte Instruktion, in der der Papst die Schuld der Kurie und der Kirche an der Spaltung beklagte und diese als Strafe für deren Sünden interpretierte. Allerdings blieb dieses Bekenntnis auf dem Reichstag ohne konkrete Folgen. Die Reichsstände lehnten ein weiteres Vorgehen gegen Luther ab und forderten die Abstellung der Gravamina der deutschen Nation. Der Tod Hadrians VI. am 14. September 1523 beendete zunächst die Reformbemühungen. Instruktion Hadrians VI. für Francesco Chieregati († 1539) zum Nürnberger Reichstag (wohl vom 25. November 1522): „Du sollst auch sagen, dass wir es aufrichtig bekennen, dass Gott diese Verfolgung seiner Kirche geschehen lässt wegen der Sünden der Menschen, besonders der der Priester und der Prälaten; … Wir wissen, dass auf diesem Heiligen Stuhl seit einigen Jahren viele verabscheuungswürdige Missbräuche bei geistlichen Angelegenheiten, Fehler bei Geboten herrschten und schließlich alles zum Bösen gewandelt wurde; nicht erstaunlich, wenn sich die Krankheit vom Haupt auf die Glieder, von den höchsten Bischöfen auf die niedrigeren Prälaten ausdehnte. Wir alle (das heißt die Prälaten und Geistlichen), jeder einzelne, sind von unseren Wegen abgewichen, und es gab schon lange keinen mehr, der Gutes tat, und es war keiner bis auf einen mehr [Psalm 14,3]. Deshalb ist es nötig, dass wir alle Gott die Ehre geben und unsere Herzen vor ihm demütigen, und jeder von uns möge prüfen, wo er gefallen ist, und jeder solle sich strenger beurteilen als er von Gott mit der Rute seines Zornes beurteilt werden möchte. Deshalb, soweit es uns betrifft, sollst Du versprechen, dass wir jede

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Anstrengung unternehmen werden, dass zunächst diese Kurie, von der sich all dieses Übel kräftig verbreitete, reformiert werde, damit, wie sich die Verderbnis von hier über alle Niedrigeren ergoss, so auch von ihr die Heilung und die Reform aller ihren Ausgang nehmen möge.“ (Übersetzung nach Deutsche Reichstagsakten. Jüngere Reihe 3. Unter Kaiser Karl V. [Reichstag zu Nürnberg 1522/23], bearb. v. Adolf Wrede, Gotha 1901, Nr. 74, S. 397.)

Clemens VII. Kardinal Giulio de Medici (1478 –1534) wurde als Kandidat der kaiserlichen Partei zum Papst gewählt. Das Bündnis Clemens’ VII. vom Dezember 1524 mit König Franz I. von Frankreich führte aber zum Zerwürfnis mit dem erbitterten Karl V. Der Papst ließ sich in die politischen Machtkämpfe zwischen dem Kaiser und Frankreich verwickeln, die im Sacco di Roma (6. Mai 1527) kulminierten. Kaiserliche Truppen, die schon länger keinen Sold erhalten hatten, drangen im Frühjahr 1527 in den Kirchenstaat ein und stürmten am 6. Mai Rom. Die führerlose Soldateska, angestachelt durch Hoffnung auf Beute und Hass auf das päpstliche Rom, plünderte die Stadt, in der eine Pestepidemie und Hungersnot herrschten. Der Großteil der 189 Mann der Schweizer Garde wurde aufgerieben, einige konnten Clemens VII. in die Engelsburg retten. Später söhnte sich Clemens VII. zeitweilig mit Karl V. aus, den er 1530 in Bologna zum Kaiser krönte – die letzte päpstliche Kaiserkrönung. Der Sacco di Roma wurde bereits von den Zeitgenossen als Strafgericht über das Rom der Renaissance aufgefasst. Trotzdem unternahm der Papst keine ernsthaften Reformanstrengungen und konzentrierte sich auf Kunst und Wissenschaften. Der venezianische Botschafter Gasparo Contarini richtete 1529 an ihn die Mahnung, die Interessen des Kirchenstaates der wahren Kirche unterzuordnen. Die Reformpartei forderte, dass sich der Papst zunächst um das Seelenheil aller Christen und erst in zweiter Linie um den Kirchenstaat kümmern sollte. Diese Auffassung unterlag in diesem Pontifikat der Gefahr, verdunkelt zu werden.

Paul III. 1534 wurde der Kardinaldekan Alessandro Farnese (1468 –1549) zum Papst gewählt, der den Namen Paul III. annahm. Die Sorge für die Aufnahme seiner Familie unter die Dynastien Italiens durch Übertragung der Herzogtümer Parma und Piacenza wurde zur schweren Belastung für seinen Pontifikat. Das Familieninteresse diktierte seine Neutralitätspolitik zwischen Karl V. und Frankreich.

Reformansätze

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Trotzdem erkannte Paul III., dass zur Abwehr der protestantischen Reformation eine Kirchenreform nötig war. Mittlerweile waren auch in Italien – in Mailand und Venedig, in Modena und Lucca – evangeliumsorientierte Gemeinschaften entstanden. Der Papst kreierte eine Reihe humanistisch gebildeter und reformeifriger Kardinäle. Die Berufung Gasparo Contarinis 1535 verankerte die Reformideen an der Kurie. Da sich auch unter den spanischen Kronkardinälen engagierte Anhänger der Reform fanden, bedeutete dies eine Erneuerung des Kardinalskollegs. Paul III. setzte eine Kardinalskommission aus führenden Reformvertretern ein, die ihm ein Gutachten zur Verbesserung der Kirche vorlegten. Das Consilium de emendanda ecclesia (9. März 1537) brandmarkte die Übersteigerung der Papaltheorie und die Habsucht als Hauptfehler. Es tadelte die Vernachlässigung der Seelsorge durch die dazu berufenen ordentlichen Träger, die oft Pfründen kumulierten. Viele Bischöfe und Pfarrer hielten sich außerhalb ihrer Sprengel auf und ließen sich durch meist unzulänglich besoldete Vikare vertreten. Die Kommission forderte die sorgfältige Auswahl der Priester und Bischöfe und die Residenznahme in den ihnen anvertrauten Bezirken. Auch der Papst wurde in dem Dokument, das sogleich durch den Buchdruck verbreitet wurde, zur Reform aufgerufen. Paul III. griff diese Anregungen nicht energisch genug auf. Die Reform der Kurie, die allen Anstrengungen erst Dauer verleihen konnte, blieb in Routine stecken, weil die Beamten ihre Einkünfte durch Veränderungen bedroht sahen. 1540 forderte der Papst die 80 in Rom anwesenden Bischöfe auf, persönlich ihre Diözesen zu leiten. Das größte Verdienst Pauls III. für die Reform bildete die Einberufung des Konzils nach Trient. Maßgeblich auf das Betreiben von Carafa richtete Paul III. das Sanctum Officium (21. Juli 1542) als Kardinalskommission ein, welcher die Sorge für die dogmatische Reinhaltung des Glaubens und damit die Untersuchung und Bestrafung aller Glaubensvergehen anvertraut wurde. Dies markiert den Sieg der strengen Reformrichtung („Zelanti“) über die humanistisch geprägten Spiritualen. 1543 wurde die Einfuhr protestantischer Bücher nach Italien verboten. Die römische Inquisition bemühte sich um die Glaubenseinheit in Italien, ihr Einfluss blieb aber weitgehend auf den Kirchenstaat beschränkt; die Beziehungen ins römisch-deutsche Reich waren kaum entwickelt. Paul III. sorgte in Rom für die architektonische Umsetzung seiner herrscherlichen Vorstellungen. Er erweiterte die Piazza del Popolo und ließ Straßen regulieren sowie neu anlegen. Mit dem Entwurf für die Gestaltung des Kapitolsplatzes und der zu ihm führenden Rampe beauftragte er Michelangelo Buonarroti (1475 –1564).

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Der Durchbruch der Reform Julius III. und Marcellus II. Der Durchbruch der Reform

1550 bestieg Giovanni Maria del Monte (1487–1555), als Papst Julius III., den Stuhl Petri, den die politischen Umstände an die Seite Karls V. zwangen. Er sorgte für die Fortsetzung des Konzils. Im Herbst 1550 berief er drei entschiedene Reformanhänger, Cervini, Pole und Morone, nach Rom und erweiterte die Reformdeputation, die erforderliche Neuorganisation der Kurie unterblieb aber. Mit Marcello Cervini als Marcellus II. wurde 1555 zum ersten Mal ein ausgesprochener Vertreter der Kirchenreform Papst. Der Humanist verfügte über Erfahrungen als Diözesanbischof wie als Konzilslegat. Sein Pontifikat währte jedoch nur 22 Tage.

Paul IV. Sein Nachfolger, Gian Pietro Carafa (1476 –1559), als Papst Paul IV., war ein Vertreter der rigorosen Reformrichtung (Zelanti). Bei Antritt seines Pontifikats 1555 zählte der wegen seiner Strenge gefürchtete Dekan des Kardinalskollegs bereits 79 Lebensjahre. Er verweigerte die Wiederaufnahme des Konzils und wollte die Reform in eigener Regie durchsetzen. Der Autokrat war ein entschiedener Vertreter der Papaltheorie. Aus neapolitanischer Familientradition ein Gegner der spanischen Herrschaft, ließ er sich durch seinen Nepoten Carlo Carafa zum Bündnis mit Frankreich und zum Krieg gegen Spanien hinreißen, der mit einer Niederlage endete. Auch die Beziehungen zu Kaiser Ferdinand I. wurden dadurch belastet. Im Frühjahr 1556 setzte Paul IV. eine Kommission für eine Behördenreform ein. Den Anfang machte er mit der Datarie, die für die mit Einnahmen verbundene Verleihung von Benefizien und Dispensen zuständig war. Bemühungen um die Reform von Brevier und Missale wurden fortgesetzt. Mit zunehmendem Alter verhärtete er seinen Kurs. Der Papst wollte seine Vorstellungen mit Gewalt erzwingen und verschärfte die Maßnahmen der römischen Inquisition. Er baute sie von einem Glaubenstribunal zu einer Sittenbehörde mit stark erweiterten Kompetenzen aus. Er ging gegen die humanistische Reformrichtung der Spirituali vor und ließ 1557 Kardinal Morone wegen Häresieverdacht in der Engelsburg einkerkern, auch gegen Kardinal Pole ordnete er Ermittlungen an. 1559 wurde der erste päpstliche Index veröffentlicht. Nach dem Tode Pauls IV. entlud sich der in Rom gegen ihn und seine Nepoten aufgestaute Hass in der Zerstörung des Inquisitionsgebäudes und der Beschädigung seiner Statue auf dem Kapitol.

Der Höhepunkt der Reform

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Index librorum prohibitorum Der päpstliche Index von 1559 enthält eine Liste der verbotenen Bücher, der den von der theologischen Fakultät der Universität Löwen aufgestellten Katalog (1546) beträchtlich erweiterte. Nicht nur die Werke der Reformatoren, sondern auch alle Schriften des Erasmus von Rotterdam wie die Druckerzeugnisse aus 61 aufgeführten Druckereien ohne Rücksicht auf ihren Inhalt waren darin enthalten. Freilich beachtete die Sorbonne die päpstliche Verbotsliste nicht, der spanische Großinquisitor gab einen eigenen Index heraus. Verschiedene Neubearbeitungen wurden vorgenommen.

Pius IV. Aus dem Konklave 1559 ging der aus Mailand stammende Kuriale Gianangelo Medici (1499 –1565) als Papst hervor, der den Namen Pius IV. annahm. Sein engster theologischer Berater wurde der aus der Haft befreite Giovanni Morone, und bei der Ausübung der Regierung stützte er sich auf seinen Nepoten Karl Borromäus. Dieser entwickelte sich zum einflussreichsten Reformer am päpstlichen Hof. Pius IV. sorgte für die Reorganisation der Zentralbehörden, der Rota (1561, oberster Gerichtshof), der Pönitentiarie (1562, Gnadenhof für Gewissensangelegenheiten), der Kanzlei und der Kammer (1562). Pfründenwucher und Simonie konnten dadurch bekämpft werden. Der Papst verbesserte die Beziehungen zu Ferdinand I. Mit dem Abschluss des Konzils von Trient waren die Weichen für die Kirchenreform gestellt, die Umsetzung war nun die Aufgabe des Papsttums.

Der Höhepunkt der Reform Pius V. Der Höhepunkt der Reform

Nach einer Schwächeperiode fand das Papsttum zu neuer Kraft. Karl Borromäus gelang es nach einem langwierigen Konklave 1566, die Wahl des Großinquisitors Michele Ghislieri (1504 –1572) zum Papst durchzusetzen. Pius V. wurde der erste Papst, der seit Coelestin V. (1294) zur Ehre der Altäre erhoben wurde (1672 Selig-, 1712 Heiligsprechung). Er stammte aus einem oberitalienischen Dorf und trat mit 14 Jahren dem Dominikanerorden bei. Seine Lebensführung wie seine Regierung waren durch Strenge und Askese geprägt. In Anlehnung an Paul IV. stärkte er die Inquisition, für die er einen Palast erbauen ließ. Man sagte ihm nach, er wolle Rom in ein Kloster verwandeln. Die Zahl der Prozesse stieg stark an, die Urteile wurden in öffentlichen Glaubensakten verkündet und vollzogen. Dabei konnte es sich um das Abschwören, Körper- oder Galeerenstrafen han-

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deln, auch Todesstrafen (bis 1570 weniger als 50, so Peter Godman) wurden vollstreckt. Im Gesamtbild des Pontifikates Pius’ V. überwiegt die positive Aufbauarbeit. Um einen Rückfall in die alte Dispenspraxis der Kurie zu verhindern, reformierte er die Pönitentiarie (1569), von der er das Gebührenwesen abtrennte und es der Apostolischen Kammer übertrug. Er richtete eigene Kongregationen für den Index (1571) und für die Bischöfe (1572) ein. Der Papst schrieb die Eidesleistung auf das tridentinische Glaubensbekenntnis vor. Persönlich besuchte er die Patriarchalbasiliken, die römischen Pfarreien ließ er durch Vertreter visitieren. Für die Bistümer des Kirchenstaates und des Königreichs Neapel ernannte er Visitatoren, um die Konzilsdekrete durchzusetzen. Als Modell diente das Wirken von Karl Borromäus in Mailand. Dessen engen Mitarbeiter Niccolò Ormaneto berief der Papst zur Reformierung des päpstlichen Hofstaates. 1566 promulgierte Pius V. den vom Konzil vorbereiteten Catechismus Romanus. 1567 erhob er seinen Ordensbruder Thomas von Aquin zum Kirchenlehrer. Die Brevierreform vollendete der Papst 1568 mit der Herausgabe des Breviarium Romanum. Der Einfluss des Humanismus manifestierte sich in der Berücksichtigung der griechischen Kirchenväter; Psalmen und Schriftlesung wurden in den Mittelpunkt gerückt. 1570 ließ Pius V. die revidierte Fassung des Missale Romanum veröffentlichen, mit der er für die weltweite Vereinheitlichung der Messfeier sorgte. Das Missale Romanum enthält Gebete, Gesänge, Lesungen und Rubriken, sowohl die bei jeder Messe gebräuchlichen Texte (Kanon und Ordo Missae) als auch die nach Fest und Tag wechselnden Formulare. Seit Karl dem Großen (768 – 814) und Gregor VII. (1073 –1085) wurde in der abendländischen Kirche überwiegend nach dem im Kern in die Antike zurückreichenden römischen Ritus zelebriert. Das reformierte Missale wurde für alle Diözesen und Orden vorgeschrieben, soweit sie nicht über eigene Riten verfügten, die älter als 200 Jahre waren. Dieses Messbuch wurde erst 1969/70 durch das Missale Papst Pauls VI. (1963 –1978) ersetzt, 1984 durch Indult aber wieder zugelassen. Die Reformierung der Kirche im Heiligen Römischen Reich war Pius V. ein besonderes Anliegen. Im Juni 1566 richtete er ein Rundschreiben an die Bischöfe, in dem er als Ursache der von Deutschland ausstrahlenden Irrtümer den moralischen Tiefstand vieler Kleriker brandmarkte. Die Bischöfe mahnte er, ihre Diözesen zu visitieren und für die Abschaffung der Klerikerkonkubinen Sorge zu tragen. 1568 richtete er eine Kardinaldeputation zur Bekehrung der Häretiker nördlich der Alpen ein. Seit Beginn seines Pontifikates hatte Pius V. sich bei Philipp II. von Spanien für ein Bündnis der christlichen Fürsten zur Abwehr der Osmanen eingesetzt, um zunächst den Johanniterorden auf Malta zu unterstützen. Er

Der Höhepunkt der Reform

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rüstete die päpstliche Flotte auf, verstärkte die Küstenbefestigungen und brachte 1571 die Liga zwischen Spanien und dem bedrohten Venedig zustande. Durch die Stellung von Galeeren und durch seine finanzielle Förderung hatte er maßgeblichen Anteil am Sieg der alliierten Flotte unter Don Juan d’Austria (1545 –1578) über die Osmanen bei Lepanto am 7. Oktober 1571.

Gregor XIII. Der Nachfolger Ugo Boncampagni (1502 –1585), ein Jurist aus Bologna, hatte die kuriale Ämterlaufbahn absolviert. Seine Wahl 1572 verdankte er spanischem Einfluss. Gregor XIII. war weniger asketisch als Pius V., doch hatte auch ihn Karl Borromäus geprägt. Rom als Ort der Gräber der Apostel Petrus und Paulus und als Sitz des Nachfolgers Petri gewann zusätzliche Zentralität durch die Bedeutung der römischen Universitäten. Gregor XIII. förderte den Jesuitenorden als entscheidendes Reforminstrument und betrieb den Ausbau der römischen Kollegien zur Priesterausbildung für die Universalkirche. Die Nuntiaturen, die zuverlässige Nachrichten aus der ganzen katholischen Welt lieferten, formte er zu Instrumenten der Kirchenreform. Unter seinem Pontifikat erschien 1582 eine verbesserte Sammlung des Kirchenrechts (Corpus iuris canonici). Seine besondere Aufmerksamkeit wandte Gregor XIII. dem römischdeutschen Reich zu. In seinem ersten Konsistorium hatte er die Reform des deutschen Klerus und die Beseitigung der Missstände als seine vordringlichste Aufgabe bezeichnet. Dazu richtete er 1572/73 die Congregatio Germanica ein. Sie vollzog einen Wechsel in der römischen Politik, sich nicht mehr in erster Linie auf den Kaiser, sondern auf die altgläubigen Fürsten zu stützen. Damit erkannte Rom die durch den Augsburger Religionsfrieden geschaffenen Realitäten an. Dieser Papst griff aktiv in die Politik ein und unterstützte Bayern im Kampf um Kurköln. 1582 ließ Gregor XIII. die Kalenderreform durchführen. Spanien, Frankreich und die italienischen Staaten befolgten den neuen Kalender sofort, 1583 ordnete Kaiser Rudolf II. seine Verwendung an. Die protestantischen Reichsstände und Staaten übernahmen die Neuerung aus konfessionellen Gründen erst zu Ende des 17. Jahrhunderts. Gregorianischer Kalender Die abendländische Zeitrechnung beruht auf dem Sonnenjahr, das C. Julius Cäsar auf 365 Tage und sechs Stunden festsetzte, wobei er alle vier Jahre einen Schalttag einführte. Das Julianische Jahr differiert vom Sonnenjahr um circa 11 Minuten, was in 128 Jahren einen Unterschied von einem Tag ergibt. Um den Gleichlauf zwischen dem astronomischen und dem Kalenderjahr wiederherzustellen, ordnete Gre-

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Papsttum und Kirchenreform

gor XIII. das Springen des Kalenders vom 4. auf den 15. Oktober 1582 an. Um das Ausfallen von drei Schalttagen in 400 Jahren sicherzustellen, gelten die Säkularjahre, deren Hunderte nicht durch vier teilbar sind, nicht als Schaltjahre.

Sixtus V. und seine unmittelbaren Nachfolger Felice Peretti von Montalto (1521–1590) stammte aus einer einfachen Pächterfamilie der Mark Ancona. In früher Jugend trat er dem Franziskanerorden bei, der ihm die Ausbildung ermöglichte. Sixtus V. war von geistlicher Gesinnung und gleichzeitig ein begabter Staatsmann. Nach seiner Überzeugung setzte das weltweite Wirken des Papsttums Ordnung im eigenen Bereich voraus. So stellte er die öffentliche Sicherheit innerhalb des Kirchenstaats mit drakonischen Strafmaßnahmen her, indem er die Banditen in Zusammenarbeit mit Spanien und italienischen Städten bekämpfte. Zur Abwehr der türkischen Korsarenschiffe, die den Seehandel und die italienischen Küstenbewohner bedrohten, baute er eine GaleerenFlotte auf. Die Sittlichkeit in Rom suchte er durch strenge Strafandrohungen herzustellen. Um Ackerland zu gewinnen und die Malaria auszurotten, versuchte er, die Pontinischen Sümpfe trockenzulegen. Das päpstliche Finanzwesen regelte er durch Einsparungen und konsequente Ausnutzung der vorhandenen Einnahmequellen – darunter Ämterverkauf – so erfolgreich, daß er einen großen Staatsschatz hinterließ. Politisch bemühte er sich um ein Gleichgewicht der katholischen Mächte, insbesondere Frankreichs und Spaniens. Das Herzstück der Reformtätigkeit Sixtus’ V. bildete die Reorganisation der Kurie, welche die Zunahme der Aufgaben für eine effizientere Verwaltung notwendig gemacht hatte. Zunächst schuf er 1585 mit der Konstitution Romanus Pontifex eine grundlegende Neuregelung der Ad-Limina-Besuche, die bis 1909 gültig blieb. Ad-Limina-Besuche Die visitatio liminum apostolorum Petri et Pauli bedeutet den seit dem 13. Jahrhundert zunächst für Erzbischöfe verpflichtenden Besuch der „Apostelschwellen“, also der Gräber von Petrus und Paulus in Rom. Sixtus V. reorganisierte diesen Brauch und verband ihn mit der Pflicht zur Berichterstattung. Bischöfe aus Italien sollten alle drei, solche aus entfernteren Regionen alle vier Jahr nach Rom kommen. Dabei mussten sie bei der Konzilskongregation einen schriftlichen Rechenschaftsbericht (relatio status dioecesis) nach einem festgelegten Schema abgeben. Auch wenn diese Berichte teilweise die Realität beschönigen, so konnten sie doch den Ansatzpunkt für päpstliche Reformmaßnahmen bilden.

Das Konsistorium als Vollversammlung der in Rom anwesenden Kardinäle bildete neben den zentralen Verwaltungsbehörden der Kanzlei und

Der Höhepunkt der Reform

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der Kammer das wesentliche Regierungsorgan des Papstes. Im Zuge der Reform hatten die Päpste für spezielle Aufgaben eigene Kommissionen (Inquisition, Konzil, Index, Bischöfe) eingesetzt. Sixtus V. erweiterte das Kardinalskollegium 1586 auf 70 Mitglieder. Um seiner Verweltlichung gegenzusteuern, verlangte er für das Kardinalat die gleichen Voraussetzungen wie für das Bischofsamt. Er richtete mit der Bulle Immensa Dei (22. Januar 1588) 15 ständige Kongregationen mit fest umrissenen Zuständigkeiten und Behördencharakter ein. Sechs Kongregationen dienten der Verwaltung des Kirchenstaates, die übrigen der Universalkirche: Inquisition, Index, Konzil, Bischöfe, Regularen, Konsistorium, Signatura gratiae, Riten und Vatikanische Druckerei. Der Papst erweiterte die Kompetenzen der Konzilskongregation, welche die Interpretation und Ausführung der Trienter Dekrete überwachen sollte. Sixtus V. prägte das architektonische Gesicht Roms, das er zur schönsten Stadt Europas machen wollte, um seinen Rang als Zentrum der Weltkirche zu symbolisieren. Bei seinem Amtsantritt besaß die Stadt noch weitgehend ihre mittelalterlichen Strukturen, waren dicht bebaute Siedlungsinseln und von Ruinen durchzogenes Ödland in die antiken Stadtmauern hineingestellt. Giacomo della Porta (um 1557–1602) vollendete 1590 die Kuppel von St. Peter, den Platz vor der Basilika akzentuierte der Papst durch die Aufstellung des Obelisken aus dem vatikanischen Zirkus, in dem der Apostel Petrus den Märtyrertod erlitten hatte. Vor der Lateransbasilika erbaute er die Vorhalle mit der Benediktionsloggia und den neuen Apostolischen Palast. Er führte eine große Straße von Ss. Trinità dei Monti auf dem Pincio nach S. Maria Maggiore, wo er für Pius V. und sich eine Grabkapelle errichtete. Die Marienkirche sollte den Ausgangspunkt für großzügige Straßenanlagen bilden, die weite Perspektiven mit ihren monumental geschmückten Endpunkten bieten. Die neuen Achsen regten die Bautätigkeit zu ihren Seiten an. Der Papst begann den Neubau der Vatikanischen Bibliothek, die als Querbau in den Belvederehof gestellt wurde. Auch sorgte er für die Gründung einer eigenen Druckerei, um zuverlässige Ausgaben der Bibel, der Kirchenväter, der Heiligenleben und weiterer religiöser Schriften zu erhalten. Hubert Jedin beurteilt die Restauration der päpstlichen Macht mit Hilfe des Konzils, wie sie von Gregor XIII. und Sixtus V. betrieben wurde, als eine Folge der nicht vollständig umgesetzten innerkirchlichen Reform. An die Stelle des fiskalisch orientierten spätmittelalterlichen Zentralismus war nun seine religiös fundierte und geistig begründete Form bei der Regierung der Kirche getreten. Den drei unmittelbaren Nachfolgern Papst Sixtus V., die noch persönlich am Konzil teilgenommen hatten, waren nur jeweils kurze Pontifikate vergönnt: Urban VII. (1590), Gregor XIV. (1590/1591) und Innozenz IX.

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(1591). Fortan stellten wieder in erster Linie Angehörige des Adels und des Patriziats die Päpste. Clemens VIII. Mit Ippolito Aldobrandini (1536 –1605) aus einer alten Florentiner Familie bestieg 1592 ein Asket den päpstlichen Thron, der persönlich dem neuen Bischofsideal entsprach. Jeden Monat unternahm Clemens VIII. eine Fußwallfahrt zu den sieben Hauptkirchen Roms, hörte selbst Beichte und leitete Pastoralvisitationen. Der Papst überließ die Geschäftsführung allerdings weitgehend seinen Nepoten. Der Bearbeiter seiner Hauptinstruktionen, Klaus Jaitner, beendet mit seinem Pontifikat die eigentliche tridentinische Reformperiode. Eine umfassende Konzeption sei nicht mehr auszumachen, eher seien Einzelmaßnahmen aneinander gereiht worden. Clemens VIII. führte die Liturgiereform fort, indem er die für die Sakramentenspendung durch die Bischöfe maßgeblichen Bestimmungen zusammenfassen ließ. 1596 erschien das revidierte Pontificale Romanum mit Vorschriften und Texten für die bischöflichen Funktionen außerhalb der hl. Messe. Das Caeremoniale episcoporum von 1600 regelt die Pontifikalmesse und das Offizium des Bischofs. Vor der Konfirmation neuer Bischöfe führte dieser Papst einen verpflichtenden Informativprozess über den Charakter des Elekten und über den Zustand seiner Diözese ein. Zur Überwachung richtete er eine eigene Kongregation ein. Den Höhepunkt seines Pontifikats bildete die Feier des Jubiläumsjahres 1600. Die Gesamtzahl der Rompilger wird auf 1,2 Millionen geschätzt. Heiliges Jahr In Anlehnung an einen israelitischen Brauch ließ Papst Bonifaz VIII. (1294 –1303) das Jahr 1300 als Jubeljahr begehen. Er schrieb für den Besuch Roms in diesem und jedem folgenden 100. Jahr besondere Ablässe aus. Später wurde der Turnus reduziert und weitere Hl. Jahre aus besonderen Anlässen begangen. Mit der Feier sind Riten wie die Öffnung und Vermauerung des Jubeltores in der Peterskirche verbunden. Die Attraktivität für die Gläubigen erklärt sich durch Möglichkeit, in Rom persönlich und für die Seelen im Fegefeuer durch die Erfüllung der üblichen Bedingungen (Beichte, Kommunion) einen vollkommenen Ablass (Nachlass zeitlicher Sündenstrafen) zu gewinnen.

Während der Regierung Clemens’ VIII. wurde der von der Republik Venedig ausgelieferte, heterodox gewordene Dominikaner Giordano Bruno (1548 –1600) wegen seines naturalistischen Pantheismus und der Leugnung der Menschwerdung Christi von der Römischen Inquisition zum Tode verurteilt und verbrannt. Clemens VIII., obwohl er als Kandidat Spaniens gewählt worden war,

Der päpstliche Absolutismus

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führte die Aussöhnung mit Frankreich herbei. Er erkannte 1595 Heinrich IV. (1589 –1610) als König von Frankreich an und nahm ihn in die katholische Kirche auf. Dafür konnte er den Friedensschluss von Vervins (1598) zwischen den Kronen Spanien und Frankreich vermitteln. Die katholische Reform machte nun in Frankreich Fortschritte und die Jesuiten wurden nach einem zehnjährigen Verbot zugelassen. Während die Bemühungen des Papstes um die Rekatholisierung Schwedens scheiterten, konnte sich die katholische Reform in Polen weiter durchsetzen. In dessen östlichen Teilen gehörten die meisten Gläubigen zu orthodoxen Kirchen. Der polnische Jesuit Peter Skarga (1536 –1612) entwickelte ab 1577 einen Unionsplan. Bei einem feierlichen Akt nahm Clemens VIII. am 23. Dezember 1595 die ruthenischen (= ukrainischen) Bischöfe in die Kirchengemeinschaft mit Rom auf. 1595/96 faste die Synode von Brest unter dem Vorsitz des Metropoliten von Kiew den Beschluss, die ruthenische Kirche auf Grundlage des Konzils von Florenz (1439) der Jurisdiktion des Papstes zu unterstellen. Dafür durfte sie ihre eigene Liturgie und den orthodoxen Ritus mit der Heiratspraxis der einfachen Priester beibehalten. Allerdings führte dies zur kirchlichen Spaltung der Ruthenen zwischen Orthodoxen und Griechisch-Katholischen; die mit Rom unierte Kirche hatte bald Märtyrer zu beklagen.

Der päpstliche Absolutismus Paul V. Der päpstliche Absolutismus

Während der Pontifikate Pauls V. und Gregors XV. erreichte das Papsttum einen Höhepunkt seiner Stellung, die mit dem Westfälischen Frieden einen deutlichen Einbruch in der internationalen Politik erlitt. Zunächst versuchte Rom, die Neutralität zwischen den um die Vorherrschaft ringenden katholischen Großmächten Spanien und Frankreich zu wahren. Durchgesetzt werden konnte der päpstliche Absolutismus nur für den Bereich des Kirchenstaates, nicht für die Universalkirche. Camillo Borghese (1552 –1621), als Papst Paul V., führte die Durchsetzung der Konzilsbestimmungen fort. Er entstammte einer Juristenfamilie aus Siena, die für ihren Aufstieg das System der Patronage im Dienste der Medici und der Kurie virtuos praktiziert hatte. Zu Beginn seines Pontifikates 1605 schärfte Paul V. die Residenzpflicht der Geistlichen ein. Im Jahr 1610 kanonisierte er nach einem sorgfältig geführten Prozess Karl Borromäus und demonstrierte damit allen Bischöfen das tridentinische Ideal; weitere herausragende Gestalten der Reform sprach er selig. Die Promulgation des Rituale Romanum 1614 förderte die vom Konzil

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gewünschte liturgische Einheitlichkeit. Es war zwar nur für die Diözese Rom bindend, gewann aber vorbildhaften Charakter für die ganze Kirche. Es umfasst die Zusammenstellung der Formulare, welche die Geistlichen zur Sakramentenspendung und zur Vornahme von Segnungen wie für Prozessionen und Andachten benötigen. Es verpflichtete die Pfarrer zur Anlage eines Namensverzeichnisses der Kommunion- und Firmempfänger. Die Staatsraison gewann in der Politik zunehmend Gewicht. In der Regierungszeit Pauls V. verweigerten katholische Staaten wie Venedig und Frankreich die Superiorität des Papsttums in politischen Fragen. Den Konflikt mit der Republik Venedig über die dort durchgeführten staatskirchlichen Maßnahmen, die von dem Serviten Paolo Sarpi (1552 –1623) theologisch begründet wurden, konnte Rom nur durch weitreichende Zugeständnisse beenden. Paul V. ließ den Vorhof und das Langhaus von Alt-St. Peter abreißen, um Platz für einen Neubau vor dem Zentralbau Bramantes und Michelangelos zu schaffen. Carlo Maderno (1556 –1629) setzte sich mit seiner Vorstellung, der Kirche die Form eines lateinischen anstelle eines griechischen Kreuzes (mit gleich langen Kreuzesarmen) zu geben, durch. Die Arbeiten wurden auf Wunsch des Papstes 1608 mit der abschließenden Fassade begonnen. Im Inneren der Kirche wurde vor dem Hauptaltar die Confessio angelegt, um die Verehrung des Petrusgrabes zu erleichtern. An der Basilika S. Maria Maggiore ließ Paul V. für sich und seinen Vorgänger eine Grabkapelle errichten, deren Altarschrein er zur Aufnahme der als Lukasbild verehrten Mariendarstellung Salus Populi Romani bestimmte.

Gregor XV. Der Nachfolger Alessandro Ludovisi (1554 –1623), als Papst Gregor XV., bündelte bestehende Reformanstrengungen und gab gleichzeitig neue Impulse. Ludwig von Pastor urteilte, niemals habe ein kurzer Pontifikat so tiefe Spuren in der Geschichte hinterlassen. Ludovisi war zunächst als Jurist an der Kurie tätig, pastorale Erfahrung gewann er als Erzbischof seiner Heimatstadt Bologna. Zur Koordinierung der Missionen richtete er eine eigene Kongregation ein. Bereits Pius V. hatte eine Kongregation zur Bekehrung der Ungläubigen eingesetzt, doch verlieh ihr Sixtus V. bei seiner Neuorganisation keine Dauer. Clemens VIII. berief dann eine Missionskongregation unter Lucio Kardinal San Severino (1565 –1623). Erst Gregor XV. schuf am 22. Juni 1622 mit der Congregatio de Propaganda Fide eine feste Institutionalisierung. Alle Missionen in Amerika, Afrika und Asien wurden direkt der römischen Zentrale unterstellt, was deren Unabhängigkeit gegenüber den Kolonialbehörden stärkte. Zu ihren Auf-

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gaben gehörten auch die Beziehungen zu den Ostkirchen und die Bekehrung protestantisch gewordener Gebiete. Sie übernahm die Nachfolge der Congregatio Germanica für das Reich. Tatkräftig unterstützte Gregor XV. Kaiser Ferdinand II. und Herzog Maximilian von Bayern am Anfang des Dreißigjährigen Kriegs. Er ließ Hilfsgelder zahlen und forderte die katholischen Höfe zum Beistand auf. Durch Nuntius Carlo Carafa ermahnte er den Kaiser zur Ausnutzung des Sieges in Böhmen.

Urban VIII. Während der längsten Zeit des Dreißigjährigen Krieges war Urban VIII. ab 1623 Papst. Der Florentiner Maffeo Barberini (1568 –1644) war an Politik interessiert; als Humanist beteiligte er sich an der Brevierreform (1631). Er konnte am 18. November 1626 die neue Peterskirche konsekrieren. Gian Lorenzo Bernini (1598 –1680) schuf das mächtige, von vier Säulen getragene Kuppelziborium über dem Papstalter hinter der Confessio. Der Nepotismus war unter Urban VIII. stark ausgeprägt, er bereicherte seine Familie insgesamt mit dem Zwölffachen der jährlichen Staatseinnahmen, weshalb er an seinem Lebensende Gewissensskrupel bekam. Während er den Kirchenstaat um das Herzogtum Urbino erweiterte, erlitt er eine Niederlage gegen die Farnese in Parma (Castro-Krieg) und verschlimmerte die Finanznot. Da er aus Angst vor einer spanischen Übermacht mit Frankreich sympathisierte, unterstützte er die kaiserliche Politik im Krieg und damit die deutschen Katholiken nur unzulänglich. Seine Neutralitätspolitik lief auf eine Unterstützung Frankreichs hinaus, ihre Folge bildeten „der Stillstand der Gegenreformation und eine schwere Schädigung der katholischen Sache im Reich“ (Hubert Jedin). Dem Papsttum waren nun, wie Konrad Repgen urteilt, von seinem einstigen zentralen politischen Gewicht nur noch zeremonielle Funktionen zwischen den katholischen Mächten geblieben. Galileo Galilei (1564 –1642) stellte die Physik durch die Entdeckung von Fall- und Pendelgesetzen auf neue Grundlagen. Die Beobachtung der Himmelskörper überzeugte ihn von der Ungültigkeit des geozentrischen Weltbildes; ab 1612 trat er offen für das kopernikanische System mit der Sonne als Zentrum ein. Ein erster Prozess, bei dem zwei seiner Sätze über den Stillstand der Sonne und die Bewegung der Erde als der Bibel widersprechend verurteilt wurden, endete mit seiner Verpflichtung zum Stillschweigen (1616). Als Galilei 1632 im Vertrauen auf das Wohlwollen Urbans VIII. erneut öffentlich für das heliozentrische Weltsystem plädierte, lud ihn die Inquisition vor. Unter Hinweis auf die Tortur schwur er seinen vermeintlichen Irrtümern ab, die Haft konnte er auf seinem Landsitz abbüßen. Auch wenn Ur-

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ban VIII. wie zahlreiche Theologen die Möglichkeit der kopernikanischen Lehre vertreten hatte, wurde Galilei verurteilt, um die Bibelinterpretation kirchlichen Stellen zu reservieren.

Innozenz X. Während des andauernden Krieges wurde 1644 der gebürtige Römer Gianbattista Pamfili (1574 –1655) zum Papst gewählt. Innozenz X. musste einen Neutralitätskurs zwischen Spanien und dem immer mächtiger werdenden Frankreich steuern. Großen Einfluss auf seine weltliche Politik und auf Personalentscheidungen gewann seine Schwägerin Donna Olimpia Maidalchini (geb. 1594). Trotzdem unternahm er einen Schritt zur Beendigung des Nepotismus, indem er keine Verwandten mehr als Staatssekretäre ernannte. Die Institution des Kardinalnepoten wurde allmählich durch die Behörde des Staatssekretariates ersetzt. Das Heilige Jahr 1650 führte um die 700 000 Pilger nach Rom, das den Charakter einer Barockstadt annahm. Innozenz X. ließ aus diesem Anlass die Bischofskirche von Rom, die Lateransbasilika, renovieren. Die Piazza Navona, an der sich der Palazzo Pamfili erhebt, erhielt mit dem Vierflüssebrunnen Berninis ihre Vollendung. Möglicherweise dachte der Papst an eine Verlegung seiner Residenz in den Familienpalast.

Alexander VII. Mit Fabio Chigi (1599 –1667) bestieg erstmals ein ehemaliger Kardinalstaatssekretär den Stuhl Petri. Der Pontifikat Alexanders VII. (1655 –1667) blieb durch Spannungen mit Frankreich überschattet, während gleichzeitig die osmanische Bedrohung wuchs. Der Papst nahm 1655 die zum katholischen Glauben übergetretene Königin Christina von Schweden (1626 – 1689, reg. 1644 –1654) mit einem förmlichen Triumphzug in Rom auf, wo sie sich ihre Hofhaltung und eine politisch-literarische Akademie einrichtete. Sorgfältig vermied Alexander VII. zu Beginn seiner Regierung jeden Anschein des Nepotismus. Persönlich kümmerte er sich um die Opfer der römischen Pestepidemie 1656. Auch an der Visitation der römischen Pfarreien und Spitäler wirkte er selbst mit. Neben der Heiligsprechung des als Apostel der Nächstenliebe verehrten Erzbischofs von Valencia, Thomas von Villanova (1544 –1555), nahm der Papst 1665 die Kanonisation des Bischofs Franz von Sales vor. Die römische Universität Sapienza stattete er mit Gebäuden und einer Bibliothek (Biblioteca Alessandrina) aus und sorgte für die Einrichtung neuer Lehrstühle, darunter einer für Kirchengeschichte.

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Unter dem Pontifikat Alexanders VII. errichtete Bernini die Scala Regia im Vatikan und die Kolonnaden des Petersplatzes, mit der die Basilika einen grandiosen Vorhof erhielt. Die karolingerzeitliche Cathedra Petri, die erst im 15. Jahrhundert in der gläubigen Verehrung Reliquiencharakter gewonnen hatte, erhielt Symbolcharakter für das Papsttum. Bernini verschloss sie in die Bronzekathedra des Apsisaltares von St. Peter. Auf Wolken scheint sie über den zwei lateinischen – Augustinus und Ambrosius – und den zwei griechischen – Athanasius und Johannes Chrysostomus – Kirchenlehrern zu schweben. Über dem Symbol des Papsttums bricht die Taube des Heiligen Geistes, umgeben von Scharen jubilierender Engel, aus der Welt göttlichen Lichtes auf den Stuhl Petri und damit in die diesseitige Welt der Kirche herab.

VI. Das Ordenswesen Das Ordenswesen Die Jesuiten

um 1474 –1540 1491–1556 1515 –1595 1524 1528 1534 1535 1540 1562 1563 1575 1580 1582 1585 –1645 1609/10 1610 1619 1633

Angela Merici Ignatius von Loyola Filippo Neri Päpstliche Anerkennung des Theatinerordens Päpstliche Anerkennung der Kapuziner als EremitenBruderschaft Ablegung der Gelübde durch die ersten Jesuiten Anfänge der Ursulinen in Brescia Päpstliche Anerkennung des Jesuitenordens Päpstliche Anerkennung der Minoriten der strengsten Oberservanz Reformkonvent S. José der Karmelitinnen Päpstliche Anerkennung des Oratoriums von Filippo Neri Eigenständige Provinz der Unbeschuhten Karmeliten Päpstliche Anerkennung der Ursulinen Mary Ward Gründung der Gemeinschaft der „Jesuitinnen“ Mary Wards Gründung der Salesianerinnen Unabhängigkeit des Kapuzinerordens Entstehung der Barmherzigen Schwestern

Klöster entwickelten sich seit der Spätantike durch den Zusammenschluss von Menschen, die ihr Leben getrennt von der „Welt“ der Nachfolge Christi in Befolgung der evangelischen Räte in Gemeinschaft (Zönobiten) und nicht als Einsiedler (Anachoreten) widmen wollten. Ihre Lebensweise wurde durch Regeln normiert. Prägend für die Entwicklung des abendländischen Mönchtums wurde die Benediktregel, neben die für die in Kapiteln und Stiften lebenden Kleriker die Augustinerregel trat. Evangelische Räte Die kirchliche Tradition versteht darunter die der Lehre des Evangeliums entlehnten Tugendübungen zur Erlangung der christlichen Vollkommenheit: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Als Gelübde bilden sie die Grundlage der religiösen Orden. Benediktregel (Regula S. Benedicti) Der hl. Benedikt von Nursia (um 480 – 550/53) verfasste für seine Klostergründungen eine Regel, welche dem abendländischen Mönchtum feste Konturen verlieh.

Die Jesuiten

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Auf der Grundlage des Evangeliums und der monastischen Traditionen regelt sie das innere und äußere Leben einer religiösen Gemeinschaft. Der Abt erhält die volle Autorität über und die Verantwortung für die Konventualen. Die Gelübde verlangen Beständigkeit (stabilitas loci) und ein Leben nach den Evangelischen Räten. Wegen der Verbindung eines durch das Gebetsleben gegliederten Tageslaufes (officium) und körperlicher wie geistiger Arbeit kann die Regel in der Devise „ora et labora“ zusammengefasst werden.

Reformanstrengungen in einzelnen Abteien führten seit dem Frühmittelalter zur Entstehung von Klosterverbänden. Diese verdichteten sich im Hochmittelalter zur Bildung von Orden als Organisationsformen geistlicher Gemeinschaften, die sich durch feierliche Gelübde auf Lebenszeit auszeichnen. An erster Stelle ist der Benediktinerorden zu nennen. Da die Regeln oft aufgeweicht wurden, entstanden immer wieder Reformzweige, die sich um eine Rückkehr zur ursprünglichen Strenge bemühten. Neben die alten Orden traten im 13. Jahrhundert die Bettelorden, die stärker auf die Seelsorge hin orientiert waren. Auch hier erwuchsen bald Konflikte um die genaue Befolgung der Regeln (Observanz) und Reformrichtungen. Die kirchliche Reform im 16. Jahrhundert brachte die neue Form der Regularkleriker, an erster Stelle die Jesuiten, hervor, deren Elan im pastoralen Wirken bald auch die bestehenden älteren Orden erfasste. Sie kennen keine stabilitas loci und kein feierliches Chorgebet. Die ordensgeschichtliche Epoche ab dem 17. Jahrhundert wurde durch Kongregationsbildungen bestimmt. In päpstlich bestätigten Religiosenkongregationen werden einfache Gelübde auf Lebenszeit, in Säkularkongregationen keine oder nur ausgewählte Gelübde abgelegt. Das Konzil von Trient schärfte allen Orden die genaue Beachtung ihrer Regel ein.

Die Jesuiten Gründung durch Ignatius von Loyola Der baskische Adelige und Offizier Iñigo López de Loyola (heiliggesprochen 1622) wurde 1521 bei der Belagerung von Pamplona schwer verwundet. Militäruntauglich beschloss er, durch geistliche Lektüre angeregt, größere Dinge im Dienste Gottes zu wirken. Während seiner Rekonvaleszenz soll er die 1502 gedruckte kastilische Übersetzung des Lebens Christi von Ludolf von Sachsen (um 1300 –1378) und die Heiligenlegende Flos Sanctorum des Jacobus a Voragine (1228/29 –1298) gelesen haben. In den Heiligen entdeckte er eine für ihn neuartige Form von Rittern und Helden. Nach einer Generalbeichte am 24. März 1522 hing er Dolch und Degen vor dem Gnadenbild der Muttergottes von Montserrat auf. Im Anschluss er-

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Das Ordenswesen

fuhr er in Manresa eine mystische Umformung. Weil er ohne kirchlichen Auftrag predigte, geriet er in Auseinandersetzungen mit geistlichen Gerichten. 1528 ging er zur Fortsetzung seiner Studien nach Paris. Hier gelobte er am 15. August 1534 auf dem Montmartre mit sechs Gefährten Armut, Keuschheit, eine Wallfahrt nach Jerusalem und Arbeit zum Heil der Seelen. Ab 1531 gebrauchte er nach dem Märtyrerbischof von Antiochien die Namensform Ignatius. Erst 1537 empfing er die Priesterweihe. Da die Überfahrt ins Heilige Land nach längerer Wartezeit nicht möglich war, wandten sich Ignatius und seine Gefährten 1538 nach Rom. Nachdem die gegen die neue Gemeinschaft immer wieder auftauchenden Bedenken ausgeräumt worden waren, approbierte Paul III. am 27. September 1540 mit der Bulle Regimini militantis ecclesiae die Gesellschaft Jesu als Orden. Sein Spezifikum bildet der spezielle Gehorsam gegenüber dem Papst im Hinblick auf alle Befehle zum Heil der Seelen und zur Verbreitung des Glaubens. Ignatius widmete sich in Rom dem Ausbau des Ordens und der Ausarbeitung der Konstitutionen. Sie regeln streng die Aufnahme und unterwerfen die Kandidaten einer langen Probezeit. Umfassende wissenschaftliche Studien sind für sie vorgeschrieben, um eine Elite zu formen. Die einfachen Gelübde können erst nach zweijährigem Noviziat abgelegt werden. Die „Scholastiker“ müssen, unterbrochen durch praktische Tätigkeit als Lehrer und Erzieher, ein siebenjähriges Studium der Philosophie und Theologie absolvieren. Nach dem Empfang der Priesterweihe absolviert der Kandidat ein drittes Noviziatsjahr und wird erst dann zu den nichtfeierlichen drei Gelübden oder nach weiteren Bewährungsjahren zu den feierlichen vier Gelübden als „Profess“ im engeren Sinn zugelassen. Die Gemeinschaft war durch keine überkommenen Rechte oder Traditionen, die sie hätte verteidigen müssen, gehemmt. Der Gründer verzichtete auf eine eigene Ordenstracht und das gemeinsame Chorgebet, um die Flexibilität zu gewährleisten. Das Ordensoberhaupt ist der von der Generalkongregation auf Lebenszeit gewählte General mit uneingeschränkter Regierungsgewalt. Diese Befehlsstrukturen und die Amtsdauer stießen bei Gegnern, darunter Papst Paul IV., auf scharfe Kritik. Als Medium zur Leitung des Ordens nutzte Ignatius Briefe, von denen er allein in der Zeit seines Generalats 8000 verfasste. Der strenge Zentralismus diente dem Ziel, für Christus und die Kirche in militärischer Geschlossenheit und strengem Gehorsam zu wirken. Ignatius verstand darunter die Ergebung in den Willen Gottes und die Selbstverleugnung. Er leitete den Orden bis zu seinem Tode 1556. Ein wichtiges Instrument der Seelenführung der sich rasch vergrößernden Gesellschaft Jesu bilden die Exerzitien. Diese psychische und mysti-

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sche Erfahrung dürfte neben der hohen intellektuellen Ausbildung, der Ordensstruktur und dem Gehorsamsprinzip entscheidenden Anteil an ihrem beispiellosen Erfolg gehabt haben. Ignatianische Exerzitien Ignatius verfasste 1522 in der Einsamkeit von Manresa die Urfassung seiner Exercitia spiritualia. In Anlehnung an das vierzigtägige Fasten Jesu in der Wüste stellen sie eine vierwöchige Meditationsübung unter Leitung eines Exerzitienmeisters dar. Ihr innerster Kern besagt in den Worten Hugo Rahners SJ: „Der Mensch ist erschaffen, um in ehrfürchtigem Dienst der dreifaltigen Majestät Gottes durch Angleichung an den gekreuzigten Menschen Jesus in der streitenden Kirche den Kampf gegen Satan zu bestehen und so einzugehen in die Herrlichkeit des Vaters.“ Bei Gleichgültigkeit gegenüber den äußeren Lebensumständen sollen sie die Bereitschaft, Gottes Ehre zu dienen, wecken: „omnia ad maiorem Dei gloriam“.

Konsolidierung und Ausbreitung Die Gesellschaft Jesu wuchs rasch in den katholisch gebliebenen Ländern des romanischen Südens und in den Spanischen Niederlanden. Ihre Zielsetzung bildete die Ausbreitung des Glaubens durch Predigt, Exerzitien, Unterweisung der Jugend, karitative Werke und Beichthören. Als erster Untertan des Heiligen Römischen Reiches trat 1543 Petrus Canisius in Mainz dem Orden bei, die erste Niederlassung gründete der Pariser Gefährte des Ignatius, Petrus Faber (1506 –1546, seliggesprochen 1872), 1544 in Köln. Petrus Canisius (1521–1597, heiliggesprochen 1925), eigentlich Peter Kanis aus Nimwegen, studierte in Köln, wo er in Kontakt mit Vertretern der vortridentinischen Reformbewegung und der Kartause kam. Er nahm als Theologe am Konzil in Trient und in Bologna teil. 1549 legte er die feierliche Profess ab. Canisius setzte sich energisch für die Durchführung der katholischen Reform im Heiligen Römischen Reich ein. Er leitete die Gründung der Kollegien in Wien und Ingolstadt und wurde erster Provinzial der oberdeutschen Provinz. Er wirkte an den Höfen weltlicher und geistlicher Fürsten, als Prediger sowie als päpstlicher Gesandter. Canisius gilt in der späteren katholischen Traditionsbildung als zweiter Apostel Deutschlands, der als Organisator, Lehrer, Seelsorger, Kirchenpolitiker und Schriftsteller eine lang anhaltende Wirkung entfaltete.

1556 richte Ignatius die Oberdeutsche und die Niederdeutsche Provinz seines Ordens ein. Die oberdeutschen Niederlassungen konzentrierten sich zunächst in den habsburgischen (Wien 1552, Prag 1556, Innsbruck 1561/64) und wittelsbachischen Territorien (Ingolstadt 1556, München 1559). 1563 trennte der zweite General Jakob Laynez (1556/58 –1565) die Österreichische und 1564 die Rheinische Provinz ab. Der Orden wuchs rasch. Zählte er

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beim Tod des Gründers 1000 Mitglieder, so war ihre Zahl beim Tod seines Nachfolgers 1565 bereits auf 3500 angestiegen. Die Jesuiten wirkten nicht innerhalb der herkömmlichen Pfarreistrukturen, sondern in einer auf Einzelne zielenden Individual- und in der überpfarrlichen Standesseelsorge. Unter den Generälen Francisco de Borja (1565 –1573) und Everard Mercurian (1573 –1580), dem ersten nicht aus Spanien stammenden Oberhaupt, erlebte der Orden eine Konsolidierungsphase. General Claudio Aquaviva (1581–1615) schrieb die Bestimmungen für die Tages- und Lebensordnung der Jesuiten vor. 1599 legte er die Studienordnung für die Bildungseinrichtungen des Ordens fest. Die weitgehende Übernahme des katholischen Gymnasial- und Universitätswesens durch die Jesuiten bildete einen wesentlichen Grund für ihr hohes Ansehen und die Expansion der Mitgliedszahlen. Die Generäle des ersten Jahrhunderts behaupteten gegen Ansprüche der Staatkirchenpolitik, einer national bestimmten spanischen Opposition und trotz interner Konflikte den ursprünglichen Charakter des Ordens. Zahlreiche Jesuiten missionierten in der außereuropäischen Welt. 1622 erreichte die Gesellschaft Jesu die Heiligsprechung ihres Gründers und des Missionars Franz Xaver. Durch die Übernahme von Lehrstühlen wurden Jesuiten in theologische Streitfragen besonders mit Dominikanern verwickelt. Auch an den Fürstenhöfen wuchsen einzelnen Jesuiten Aufgaben als Prediger, Beichtväter und Erzieher zu. Acquaviva hatte in seiner Instruktion De confessionariis principum (1602) festgelegt, dass die Hofbeichtväter sich auf die Gewissensbildung beschränken und keine politischen Ratschläge erteilen sollten. Die Jesuiten wollten nicht nur die politischen und religiösen Eliten (Marianische Kongregationen) prägen, sondern bemühten sich um die gesamte städtische Bevölkerung. Durch Volksmissionen und Exerzitien ergänzten sie die reguläre Seelsorge. Sie gestalteten die Feier der hl. Messe eindrucksvoll, drangen auf regelmäßige Beichte und Kommunion und pflegten die Predigt und den Katechismusunterricht. Dadurch festigten sie die Gläubigen und hatten maßgeblichen Anteil an der tridentinischen Konfessionalisierung. Dieser Erfolg rief auch Gegner auf den Plan, die teils mit sachlichen Argumenten, teils aber auch mit Verleumdungen arbeiteten. Der Jesuitenorden wurde durch seine Expansion und durch seinen Einfluss auf das höhere Bildungswesen zu einem entscheidenden Instrument der katholischen Reform. Er griff für sein Ziel eines katholischen Konfessionsstaates und der konfessionellen Festigung der Gläubigen auf Instrumente der Reformation zurück: Schulerziehung, Universität und Buchdruck. Außerdem stellte er die in der Renaissancekultur geprägten Kunstformen in den Dienst der kirchlichen Erneuerung, um alle Lebensbereiche zu erfassen: Literatur, Theater, Musik, Architektur, Bildhauerei und Malerei.

Die Jesuiten

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Die Kapuziner Die Kapuziner bilden den dritten autonomen Zweig des Franziskanerordens neben Konventualen und Observanten. Um 1525 bemühte sich der Observant Matteo da Bascio († 1552) mit einigen Gefährten zur ursprünglichen Regel des hl. Franziskus von Assisi (1181/82 –1226) zurückzukehren. Ihre Genossenschaft wurde 1528 durch Clemens VII. als Bruderschaft in die Mark Ancona und in Umbrien mit einem eremitischen Leben nach der Franziskus-Regel approbiert, doch dem General der Konventualen unterstellt. Ihr Spezifikum bildete die Vertiefung des Armutsideals, die Brüder sollten sich nur von täglichen Almosen ernähren. Die Konstitutionen verlangten mitternächtliches Chorgebet und Selbstgeißelung. Sie trugen Bart und gingen barfuss in Sandalen. Der Gründer war davon überzeugt, dass ihr Habit aus grobem braunem Stoff mit der namengebenden Kapuze auf den hl. Franziskus zurückginge. Nach dem Beitritt zahlreicher Observanten gestaltete 1535/36 das Generalkapitel das eremitisch geprägte Ordensideal um und verlagerte es auf den Predigtdienst. Die Konstitutionen von 1536 verliehen der asketischen Bewegung den Charakter eines Seelsorgeordens. Dabei kam es zu Konflikten mit den Gründervätern, die ihre Stiftung wieder verließen. Nachdem Gregor XIII. 1574 die Beschränkung des Ordens auf Italien aufgehoben hatte, verbreitete er sich zunächst in Frankreich, Spanien und im Alpenraum. In der Schweiz, in Savoyen, Tirol, Piemont und im Wallis predigten die Kapuziner gegen Lutheraner, Waldenser und Calvinisten. Sie engagierten sich auch in der tätigen Nächstenliebe und standen Karl Borromäus bei der Pflege der Pestkranken in Mailand bei. Bei einer weiteren Epidemie in Italien 1629 erlagen viele Patres, welche die Sterbesakramente gespendet hatten, der Pest. Außerdem sorgten sie für die Vergabe verbilligter Lebensmittel in botteghe di Cristo (Christusläden) und die Anlage kommunaler Getreidespeicher für Notzeiten. 1581 kamen Kapuziner in das schweizerische Altdorf, in den folgenden Jahren nach Innsbruck (1593), Salzburg (1596), Freiburg im Breisgau (1599), München, Wien, Prag und Graz (1600). 1605 konnte die tirolischbayerische Ordensprovinz eingerichtet werden, die bis zur Jahrhundertmitte auf an die 40 Klöster anwuchs. Rasch fasste der Orden auch im übrigen Reich Fuß. Bei der Lösung der Kapuziner vom General der Konventualen und ihrer Erhebung zum eigenständigen Orden 1619 hatten sie bereits circa 15 000 Mitglieder, eingeteilt in 42 Provinzen. Auch Angehörige der Aristokratie fühlten sich von der Askese des Ordens angezogen und traten ihm bei oder wollten in einer seiner Kirchen begraben werden. Kapuziner kümmerten sich um die Seelsorge in den katholischen Heeren und wirkten im päpstlichen Auftrag als Diplomaten.

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Laurentius von Brindisi (Giulio Cesare Rossi 1559 –1619, heiliggesprochen 1881): Der gebürtige Süditaliener wirkte als Vorsteher verschiedener Kapuzinerprovinzen, von 1602 bis 1605 war er Ordensgeneral. Als Feldprediger wie als Berater der Feldherren nahm er am siegreichen Kampf des kaiserlichen Heeres gegen die Osmanen im Oktober 1601 bei Stuhlweißenburg teil. Er setzte sich erfolgreich für die Einführung seines Ordens in Bayern und Österreich ein. Als päpstlicher Gesandter engagierte er sich für die Gründung des Fürstenbunds der Liga wie für die katholische Reform im Reich. Außerdem war er ein gründlicher Kenner der Hl. Schrift in ihren Originalsprachen und ein fruchtbarer kontroverstheologischer Schriftsteller.

Zu den Mitteln des Apostolats gehörten Wanderpredigten und Volksmissionen, durch die zahlreiche Gläubige zur Beichte geführt wurden. Der Orden bediente sich dazu besonderer Instrumente: ausdrucksstarke Predigten, Krippen- und Passionsandachten, die Anlage von Kreuzwegen und Kalvarienbergen. Feste Strukturen verliehen die Kapuziner den von ihnen gepflegten Andachtsformen durch die Einrichtung von Bruderschaften. Das breite Feld der Sakramentalien wurde mit dem religiösen Volksbrauchtum des bäuerlichen Alltags verbunden. An vielen Orten wurden Kapuzinern die Pfarrkanzeln übertragen, auch durch Übernahme der Seelsorge an Wallfahrtskirchen erreichten sie die Gläubigen. Weitere Neugründungen

Weitere Neugründungen Regularkleriker Augustinerregel Unter dem Namen des Kirchenlehrers Augustinus (354 – 430) sind drei Regeltexte in neun verschiedenen Fassungen verbreitet. Die heute meist verwendete Regel bildet eine Kombination des Praeceptum (für Männer) mit dem kürzeren Ordo. Nach der jüngeren Forschung dürfte das Praeceptum von Augustinus um 397 für seine Kleriker-Gemeinschaft in Hippo entworfen worden sein. Weite Verbreitung fand sie als Kanonikerregel in der Reformbewegung des 11. Jahrhunderts. Dies wurde durch ihre Beschränkung auf die allgemeinen, grundlegenden Normen des klösterlichen Gemeinschaftslebens erleichtert.

Die Theatiner Der Adelige Cajetan von Thiene (Gaetano da Tiene 1480 –1547, heiliggesprochen 1671) aus Vicenza und Gian Pietro Carafa, Bischof von Theate (heute Chieti) und Brindisi, trafen sich im Dienst der Kurie. Carafa hatte sowohl Erasmus von Rotterdam wie die Reformen des Ximénez de Cisneros in Spanien persönlich kennen gelernt. 1524 gestaltete er gemeinsam mit Cajetan von Thiene das römische Oratorio del divino amore zu einer Pries-

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tergemeinschaft um. Clemens VII. erteilte ihr auf Basis der Augustinerregel die Approbation. Erster Oberer der nach dem Bistum Theate benannten Theatiner wurde Carafa, der die Konstitutionen verfasste. Ignatius von Loyola hatte sie kritisiert, was zu lebenslänglicher Verstimmung führte. Carafa verzichtete 1524 auf seine Bistümer. Das Ziel dieser Regularkleriker bildete die innere Erneuerung des geistlichen Standes. Nach der durch den Sacco di Roma 1527 ausgelösten Vertreibung aus Rom und der Vernichtung ihres Besitzes ließen sich die Gründer der Theatiner in Venedig und Neapel nieder. Cajetan richtete nach dem Vorbild des römischen Oratoriums in Vicenza, Venedig und Verona Hospitäler ein. Als Carafa den Stuhl Petri als Paul IV. bestiegen hatte, zog er die Theatiner zur Brevierreform heran. Sie bildeten ein Rekrutierungsfeld künftiger Bischöfe, drangen aber wenig über Italien hinaus. Ihr Muttersitz in Rom wurde S. Andrea della Valle. Wegen ihrer Mitgliedsstruktur wurden sie als „adeliger Priesterorden“ bezeichnet. Niederlassungen im Heiligen Römischen Reich erhielten sie in Prag (1666), München (1675), Salzburg (1684) und Wien (1703). Die Barmherzigen Brüder Der Portugiese Johannes von Gott (João Cuidad 1495 –1550, heiliggesprochen 1690) gründete 1540 in Granada ein Hospital für Geisteskranke. 1572 verlieh Pius V. der dort tätigen Helfergemeinschaft die Augustinerregel, aus der sich der Orden der Barmherzigen Brüder entwickelte. Er breitete sich in der romanischen Welt rasch aus. 1624 erhielt der Krankenpflegeorden die Privilegien der Mendikanten. Sie kamen im Reich zunächst in verschiedene österreichische Städte (1605 Feldsberg in Niederösterreich), 1620 nach Prag und 1623 nach Neuburg an der Donau. Die Brüder, darunter Ärzte und Chirurgen, sind meist Laien, die Seelsorge üben eigene Priester aus. Die Piaristen Der Aragonese José de Calasanz (1556 –1648, heiliggesprochen 1767) eröffnete 1597 in Rom eine Volksschule. 1617 schloss er sich mit seinen Mitarbeitern zu einer Genossenschaft mit einfachen Gelübden zusammen, die 1621 zum Orden mit der Augustinerregel erhoben wurde. Die „Regularkleriker von den frommen Schulen“ (piarum scholarum) machten den unentgeltlichen Jugendunterricht zu ihrem vierten Gelübde. Auch die Naturwissenschaften wurden in den Lehrplan aufgenommen. Von Italien aus verbreiteten sich die Piaristen, obwohl der Stifter zeitweilig als General abgesetzt wurde, in Süd- und Mitteleuropa. Die erste Niederlassung im Reich erhielten sie 1631 in Nikolsburg in Mähren. Auch in Böhmen und Ungarn, Polen und im Reich wurden die Piaristen zu einer

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wichtigen Säule des katholischen Schulwesens. 1697 übernahmen sie eine Schule in Wien, im 18. Jahrhundert unterhielt allein die österreichische Provinz 24 Gymnasien. Weitere Regularkleriker wie die Somasker (1540/68), die sich besonders der Waisenerziehung widmeten, die Barnabiten oder Paulaner (1530/35), die Volksmissionen durchführten, oder die Kamillianer (1584/91), die auch in Pestzeiten Kranke pflegten, blieben zunächst weitgehend auf den romanischen Kulturkreis beschränkt.

Frauenorden Das Konzil von Trient hatte in seinem Reformdekret der Sessio XXV die Klausur für sämtliche weibliche religiöse Gemeinschaften einschließlich der Tertiaren (Mitglieder eines Dritten Ordens) und der bisher davon befreiten Klöster vorgeschrieben. Dahinter stand der Gedanke einer strengen Trennung von geistlichem und weltlichem Bereich. Die Umsetzung dieser Forderung stieß auf erheblichen Widerstand und ging nicht ohne Kämpfe ab. Die religiöse Aufbruchsstimmung erfasste viele Frauen, die sich dem Dienst an ihren Mitmenschen bei Krankenpflege und Erziehung widmen wollten. Klausur Das in die Antike zurückreichende kirchliche Rechtsinstitut entzieht die Bewohner eines Klosters dem Umgang mit der Außenwelt. Materiell umfaßt sie die Räume des täglichen Lebens, die Zellen, Hauskapellen, Speisesaal, Küchen, Schlaf- und Erholungsräume und anschließende Gärten. Formell sollen die Insassen den Bereich der Klausur nicht frei verlassen; Fremden ist der Eintritt verwehrt. In die Klausur der Frauenklöster mit feierlichen Gelübden ist die Zulassung aller fremden Personen außer dem Ortsbischof und einigen Ausnahmen bei Notfällen ohne römische Erlaubnis verboten.

Die Ursulinen Die Franziskaner-Tertiarin Angela Merici (um 1474 –1540, heiliggesprochen 1807) gründete 1535 in Brescia eine Vereinigung zur Erziehung verwahrloster Mädchen unter dem Patronat der hl. Ursula (Compagnia di Santa Orsola). Zunächst trafen sich Frauen aus dem Handwerks- und Kaufmannsstand unter ihrer Leitung zur hl. Messe und zum Gebet. Sie lebten nach den evangelischen Räten, befolgten die einfachen Regeln und trugen einen Habit. 1544 wehrten sie den Versuch der Umwandlung in ein klausuriertes Kloster ab. Zeitweilig (1556) wurden sie zum weiblichen Zweig der „Väter der Gesellschaft des Friedens“. Sie konnten Besuche in

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Krankenhäusern und Katechese für Mädchen ohne Einschränkung durch eine Klausur ausüben. Karl Borromäus berief die Gemeinschaft 1566 nach Mailand und formte sie zu einem Verein um, der Religionsunterricht für Mädchen erteilte. Der Nachwuchs kam aus Handwerkerfamilien, für die der Eintritt in ein Nonnenkloster zu kostspielig gewesen wäre. 1582 genehmigte Gregor XIII. Statuten mit einfachen Gelübden und gemeinschaftlichem Leben. Der Orden griff nach Avignon über und verbreitete sich in ganz Frankreich in mehreren Kongregationen, welche die Augustinerregel und die Klausur beachteten. Das Kloster in Bordeaux, das zum Mutterhaus zahlreicher Häuser werden sollte, übernahm jesuitische Regeln. Von Lüttich aus wurde 1639 das erste deutsche Kloster in Köln gegründet, 1651 folgte Aachen. In den Erblanden und in Bayern zogen die Ursulinen erst nach dem Dreißigjährigen Krieg ein, um sich auch hier der Mädchenbildung zu widmen. Die Salesianerinnen Franz von Sales gründete 1610 gemeinsam mit seiner Seelenfreundin, der Witwe Jeanne-Françoise Frémyot de Chantal (1572 –1641, heiliggesprochen 1767), in Annecy die Kongregation von der Heimsuchung Mariens (Visitantinnen). Die kontemplative Vereinigung widmete sich dem Kranken- und Pflegedienst. 1618 wandelte Paul V. sie zu einem Regularorden um. Mit Rücksicht auf die Klausurvorschriften übernahmen sie den Unterricht von Mädchen besonders aus den höheren Ständen in Pensionaten. Beim Tod der Stifterin zählte der Orden bereits 86 selbständige Klöster im französischen Sprachraum. Die Nonnen rekrutierten sich überwiegend aus dem Adel, das herzogliche Haus Savoyen unterstützte die Gründung. Ihre ersten Niederlassungen in Bayern erhielten die Salesianerinnen in München (1667) und Amberg. Die verwitwete Kaiserin Amalia Wilhelmina (1673 –1742) berief den Orden 1717 nach Wien, um bei dem Kloster ihren Witwensitz und eine Erziehungsanstalt für adelige Mädchen einzurichten. Von den weiteren weiblichen Ordensgemeinschaften seien hier nur noch die unter dem Einfluss der Jesuiten von Regina Protmann (1552 –1613) in Braunsberg gegründeten Schwestern von der hl. Katharina erwähnt, die vier absterbende Beginenkonvente im Ermland übernahmen. Sie widmeten sich der ambulanten Krankenpflege, der Armenfürsorge und dem Jugendunterricht.

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Säkularkongregationen Die Oratorianer In Rom versammelte der aus Florenz stammende Weltpriester Filippo Neri (heiliggesprochen 1622) ab 1551 Priester und Kleriker zu Andachtsstunden im Betsaal (Oratorium) der Kirche S. Girolamo della Carità. Daraus entwickelte sich bis 1564 die stadtrömische Priesterkongregation des Oratoriums. Eine zentrale Rolle spielte der Gedanke des Apostolates. So scharte Neri Studenten zu geistlichen Übungen um sich. Die Bibelkatechese wurde musikalisch und dramatisch ausgestaltet, woraus sich die Kunstform des Oratoriums als geistliche Andacht mit Predigt und Musik entwickelte. Der als liebenswürdig und humorvoll geschilderte Filippo Neri wurde später als „Apostel Roms“ verehrt. Er belebte die Fußwallfahrt zu den sieben Hauptkirchen Roms. 1575 errichtete Gregor XIII. die Kongregation des Oratoriums kanonisch und übertrug ihr die römische Pfarrkirche S. Maria in Vallicella. An ihrer Stelle wurde die Chiesa nuova errichtet, wo sich bis heute das Mutterhaus und die Bibliotheca Vallicelliana befinden. Paul V. bestätigte 1612 die von Neris Schüler Cesare Baronio zusammengestellte Verfassung. Die in Oratorien zusammenlebenden Weltpriester legen keine Gelübde ab, die einzelnen Häuser sind voneinander unabhängig und unterstehen dem Diözesanbischof. 1611 wurde durch den nachmaligen Kardinal und Präsidenten des Staatsrates Pierre de Bérulle (1575 –1629) eine erste Niederlassung in Frankreich errichtet, aus der sich eine eigene Kongregation entfaltete. Im Heiligen Römischen Reich fanden Gründungen von Oratorien erst später statt. Das Institut des Bartholomäus Holzhauser Bartholomäus Holzhauser (1613 –1658) gründete nach 1640 in der Notzeit des Dreißigjährigen Krieges eine Weltpriestervereinigung im salzburgschen Tittmoning. Wegen ihrer gemeinsamen Lebensweise wurden die Bartholomiten auch als Communistae bezeichnet. Ihre Regel sah die Güter- und Wohngemeinschaft der Priester und das Verbot von Frauen im Haushalt vor. Das Institut verbreitete sich über mehrere Diözesen. Zeitweilig übernahmen sie, berufen von Bischof und Erzbischof Johann Philipp von Schönborn (1642/47–1673), die Leitung des Würzburger (1654 –1679) und Mainzer (1662 –1803) Priesterseminars. Eigene Seminare entstanden in Ingolstadt, Salzburg und Dillingen. Die päpstliche Bestätigung des Instituts erfolgte 1680 durch Innozenz XI. (1676 –1689). Weitere Priestervereinigungen wie die Oblaten des hl. Ambrosius (1578), die Doktrinarier (1592), die Lazaristen des Vinzenz von Paul (1624) oder die

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Sulpizianer (1642) konnten in Deutschland in der Epoche der katholischen Reform nicht Fuß fassen.

Frauenkongregationen Die Englischen Fräulein Die Engländerin Mary Ward (1585 –1645) floh 1606 aus Yorkshire, um ihren katholischen Glauben bewahren zu können. Sie ging zunächst zu den englischen Jesuiten nach Saint-Omer in den Spanischen Niederlanden. Hier gründete sie 1611 eine Genossenschaft, die sie nach deren Regeln ausrichten wollte. Die „Jesuitinnen“ setzten sich für die Erziehung und Ausbildung im Exil lebender katholischer Mädchen aus England ein. Während Mary Ward sich in Rom um die päpstliche Approbation bemühte, entstanden Niederlassungen in Lüttich (1616), Köln (1620), Trier (1621) und Rom (1622). Papst Gregor XV. und der Jesuitengeneral Mutius Vitelleschi (1615 – 1645) untersagten Mary Ward 1621 die Verwendung des Namens „Jesuiten“. 1625 wurden ihre italienischen Häuser wegen des Fehlens der Klausur aufgelöst. Darauf gründete sie mit ihren englischen Gefährtinnen neue Gemeinschaften zur Mädchenerziehung in München und Wien (1627), Preßburg und Prag (1628). Obwohl sie stets ihren Gehorsam gegen die Kirche betonte, wurde sie von Papst und Kurie als Rebellin betrachtet. Wegen des Verzichts auf eine Klausur wurde die Genossenschaft 1631 durch Urban VIII. aufgehoben, die Gründerin zeitweilig in Klosterhaft genommen. Dank der Protektion Kurfürst Maximilians von Bayern konnte das Münchner Institutum Beatae Mariae Virginis als einfache Kongregation weiterbestehen und zum Ausgangspunkt neuer Gründungen werden. Mary Ward wandelte ihre Häuser in weltliche Lehrgemeinschaften für Mädchen um und kehrte 1637 nach England zurück. Die Englischen Fräulein widmeten sich der Mädchenerziehung zunächst in Bayern, Schwaben und England, im 18. Jahrhundert wurden sie nach Österreich und Franken berufen. Dabei fanden auch Waisen und Kinder armer Familien Aufnahme. Erst 1703 erfolgte die päpstliche Anerkennung der Regeln. Die Vinzentinerinnen Vinzenz von Paul gelang mit den 1633 aus Frauenvereinen zur Krankenpflege (Dames de Charité) entstandenen Barmherzigen Schwestern die Etablierung einer neuen, freieren Ordensform. Die Witwe Louise de Marillac (1591–1660, heiliggesprochen 1934) unterrichtete Mädchen in der Krankenpflege, die 1634 Gelübde ablegten und nach einer von Vinzenz

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verfassten Regel lebten. Die Frauen betreuten Hausarme und Kranke, weshalb sie keine Klausur halten konnten. 1668 bestätigte Papst Clemens IX. (1667–1669) ihre Regel. Die Genossenschaft breitete sich über ganz Frankreich und in Polen aus, nach Deutschland kam sie erst im 19. Jahrhundert.

Die alten Orden Die Bettelorden Die alten Orden

Neben den Neugründungen liefen Reformbestrebungen in den alten Orden, wie sie deren Geschichte von Anfang an bestimmt hatten. Bei den Bettelorden hatten sich Observantenzweige entwickelt, welche die Abschaffung des gemeinschaftlichen Eigentums und die Erneuerung der vita communis erstrebten. Observanz Ursprünglich wurde der Teil des Franziskanerordens, der die von Honorius III. (1216–1227) 1223 bestätigte Regel des hl. Franziskus gemäß ihres Wortlauts beachten wollte, als Fratres de Observantia bezeichnet. Die Observanzbewegung entstand im Italien des 14. Jahrhunderts und zeichnete sich durch ihr strenges Armutsideal aus. Als Observanten werden alle Ordensangehörigen bezeichnet, die an der Beachtung ihrer ursprünglichen Regel festhalten. Im weiteren Sinne wird die Unterart einer Gewohnheit, die sich in einer Gemeinschaft ausbildet, als Observanz verstanden.

Die Franziskaner Bei den Franziskanern setzte das von Papst Leo X. nach Rom berufene Generalkapitel 1517 die Trennung von Konventualen und Observanten durch. Die Konventualen werden in Deutschland auch als Minoriten oder schwarze Franziskaner bezeichnet. Die meisten Franziskanerklöster im Heiligen Römischen Reich, darunter die Straßburger oder Oberdeutsche Provinz, traten zur strengeren Observanz über. Der große Erfolg führte zu weiteren Reformen innerhalb der Observanzbewegung. Dazu gehörten die Alcantariner oder spanischen Discalceaten, gegründet durch Petrus von Alcántara (1499 –1562, heiliggesprochen 1669), der den Beinamen „Wunder der Buße“ erhielt. Diese „Minoriten der strengsten Oberservanz“, deren Regel 1562 von Pius IV. bestätigt wurde, hatten Zellen von nur zwei Quadratmetern, schliefen auf dem bloßen Fußboden und hielten strenge Abstinenz (Verzicht auf Fleisch, Fische, Eier und Wein). Neben diesem spanischen Zweig bildeten sich in Italien die Riformati, die seit 1578 größere Verbreitung fanden und über Tirol in das Reich aus-

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griffen. Die Tiroler Observantenprovinz übernahm 1627 die Reform des Petrus von Alcántara. Die bayerischen Franziskaner wurden 1625 unter dem Einfluss Kurfürst Maximilians zu einer eigenen Reformatenprovinz umgebildet und von der Straßburger Provinz (Argentina) gelöst. Die Gründung eines Dritten Ordens für Weltleute, die sich die Gnaden des Ordenslebens sichern wollten, geht auf den hl. Franziskus zurück. Auch bei anderen Orden gab es – teilweise schon ältere – Gemeinschaften von Tertiaren. In der Epoche der katholischen Reform entstanden zahlreiche Neugründungen von Frauengemeinschaften, zu denen in Deutschland die 1623 gestifteten Franziskanerinnen von Limburg gehören. Die Dominikaner Die Dominikaner leisteten vielfach der Reformation Widerstand und dienten als Theologen und Prediger der altgläubigen Erneuerung vor Jesuiten und Kapuzinern. Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hatte der Beichtvater Karls V. und zeitweilige Generalvikar des observanten Zweiges der Germania inferior (1542 –1555), Pedro de Soto (um 1495 – 1563). Er sorgte nach dem Sieg des Kaisers im Schmalkaldischen Krieg für die Rückgabe der Augsburger Dominikanerklöster an den Orden, für die Unterstützung vom Niederrhein und aus Flandern kam. Seit dem Abschluss der Visitation von 1619 unterhielt der Orden im Reich Studienzentren in Köln, Freiburg und Augsburg. Die Dominikaner erreichten durch Predigt und Beichte, aber auch durch ihre Rosenkranzbruderschaften weite Kreise der Gläubigen. Die Augustiner-Eremiten Der aus Eremitenkongregationen hervorgegangene Orden wurde im Heiligen Römischen Reich besonders schwer durch die Reformation getroffen. Der Versuch des Generalvikars Johann von Staupitz (um 1465 – 1524), die sächsisch-thüringische Ordensprovinz 1507 mit einer Reformkongregation zu vereinigen und der regulierten Observanz zuzuführen, scheiterte. Die die Reformation überdauernden Klöster konnten ihre Personalschwierigkeiten nur mit Hilfe ausländischer Ordensmitglieder bewältigen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war die Krise überwunden. Nun wurden – etwa in Tirol, Salzburg und Bayern – Neugründungen vorgenommen. Neben Pfarreien betreute der Orden Wallfahrtskirchen. Viele Augustiner engagierten sich in der Mission in Lateinamerika, auf den Philippinen und in Indien. Serviten und Servitinnen Die Serviten (Servi beatae Mariae Virginis), ursprünglich eine Einsiedlergenossenschaft mit der Augustinerregel, erlebten verschiedene Reform-

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wellen. Ihre Klöster im Reich gingen in der Reformation unter. Es gab auch einen weiblichen Zweig. Die Gemahlin Erzherzog Ferdinands II. von Tirol, Anna Katharina von Gonzaga (1566 –1621), gründete 1612 in Innsbruck ein Servitinnenkloster und ein Regelhaus für den Dritten Orden. Die verwitwete Erzherzogin ließ sich selbst als Tertiarin einkleiden. 1614 stiftete sie ein Männerkloster dieses Ordens in der Tiroler Hauptstadt, für das sie Patres des strengen Observantenzweiges vom Monte Senario bei Florenz berief. Sie verbreiteten sich über die gesamten habsburgischen Erblande und ins Rheinland. Kurfürst Max Emanuel von Bayern rief 1715 die Servitinnen an die Herzogspitalkirche nach München. Die Karmelitinnen und Karmeliten Der Orden entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus einer Genossenschaft von Einsiedlern im Karmel-Gebirge, die ihren Ursprung auf den Propheten Elias zurückführten. Die Karmeliten übernahmen das Ordensideal der Mendikanten, behielten aber ihre kontemplative Ausrichtung bei. Die umfassende Reform dieses Ordens nahm ihren Ausgang vom weiblichen Zweig. Teresa von Ávila gründete im März 1563 den Konvent S. José, für den sie Konstitutionen mit einer Verschärfung der alten Regel entwarf. Sie wollte die Klausur, das Schweigen und die Askese erneuern. 1565 bestätigte Pius IV. die Reform ihres Klosters. In der Folgezeit konnte Teresa gegen erhebliche Widerstände 18 Klöster einrichten, die durch radikale Trennung von der Welt, Armut und Askese geprägt waren. Gleichzeitig wurde Teresa zur Reformerin des männlichen Zweiges. Für die Errichtung von Reformklöstern gewann sie Johannes vom Kreuz (Juan de la Cruz 1542 –1591, heiliggesprochenen 1726), der seine Ausbildung bei den Jesuiten erfahren hatte. Das äußere Zeichen der strengeren Observanz bildete das Tragen von Bastsandalen, weshalb sie die Unbeschuhten (Carmelitae Discalceati) genannt werden. Die rasche Ausbreitung der Reform löste die Gegnerschaft der übrigen Konvente aus, die zur Verhaftung des Johannes vom Kreuz führte. König Philipp II. ermöglichte mit päpstlicher Erlaubnis die Bildung eine eigene Provinz der Discalceaten (1580). Die Statuten betonen strenge Regelobservanz, Pflege des inneren Gebetes und wöchentlich dreimalige Selbstgeißelung. 1593 fand die Entwicklung der Unbeschuhten zum selbständigen Orden mit dem Recht zur Wahl eines eigenen Generals ihren Abschluss. Über Brüssel gelangten sie nach Köln (1613), wohin ihnen 1636 die Schwestern folgten. Dem Einfluss des gebürtigen Aragonesen Dominikus a Jesu Maria (1559 –1630), zeitweilig Ordensgeneral (1617–1620), der von Ekstasen und mystischen Erlebnissen heimgesucht wurde, auf Herzog Maximilian von Bayern und Kaiser Ferdinand II. waren weitere Niederlassungen zu verdanken. Nach München kamen Karmeliten 1629, doch konnte das von Ma-

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ximilian gelobte Kloster erst nach Kriegsende vollendet werden. Urban VIII. bestätigte 1631 die erneuerten Konstitutionen mit strengen Fastengeboten (kein Fleischgenuss, Fasten vom 14. September bis Ostern) und einer intensiven Gebetsordnung. Auch bei den Beschuhten Karmeliten, dem Stammorden der alten Observanz, entwickelten sich Reformkongregationen.

Die Prälatenorden Die Orden mit der Benediktregel Die Entwicklung des Benediktinerordens in seiner Gesamtheit ist kaum darstellbar, sie setzt sich aus der Geschichte der einzelnen Abteien zusammen. Nach der Reformation hatte der Orden allein im Heiligen Römischen Reich weit über hundert Männer- und Frauenklöster verloren, die wegen ihres Grundbesitzes das besondere Begehren der Obrigkeiten geweckt hatten. Eine innere Erneuerung erfolgte in den meisten Konventen durch den Eintritt junger Mönche, die bei den Jesuiten studiert hatten. Das Konzil von Trient schrieb den Zusammenschluss der exemten Klöster in Kongregationen und die regelmäßige Abhaltung von Generalkongregationen vor. In Nord- und Westdeutschland hatte die Bursfelder Kongregation, wenn auch mit großen Verlusten, die Reformation überstanden. Die Generalkapitel lieferten Anstöße für monastische und wissenschaftliche Neuentwicklungen. Die Rechtsstellung der Abteien war unterschiedlich: Einige waren reichsunmittelbar, manche hatten die Reichsfürstenwürde nur für ihren Abt errungen, andere waren landständisch. Im Laufe des 17. Jahrhunderts schlossen sich die Klöster zu mehreren Kongregationen zusammen. 1602/03 vereinigten sich sieben Abteien zur oberschwäbischen Benediktinerkongegration vom hl. Joseph. Später entstand für die Diözese Augsburg die niederschwäbische Kongregation vom Heiligen Geist (1685). Ab 1602 traten die Schweizer Klöster der Diözese Konstanz zu einer Kongregation zusammen, die sich in regelmäßigen Treffen der Äbte und in Visitationen manifestierte. Die österreichischen Klöster, darunter so bedeutende Stifte wie Melk, Göttweig und Kremsmünster, waren in einer 1625 päpstlich approbierten Kongregation, die Abteien der Erzdiözese Salzburg und ihrer innerösterreichischen Eigenbistümer in einer eigenen Salzburger Kongregation (1641) organisiert. Die bayerischen Klöster vereinigten sich in der 1684 päpstlich bestätigten Bayerischen Kongregation. Auch die Abteien in Böhmen, Mähren und Schlesien bildeten eine eigene Kongregation. Die Diözesanbischöfe leisteten der Kongregationsbildung allerdings hinhaltenden Widerstand, weil sie Exemtionen aus ihrer Jurisdiktion fürchteten.

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Einen sichtbaren Erfolg der Reformen bildete die von einer Kongregation von Benediktinerabteien getragene Universität in Salzburg. Die Abtei St. Germain des Prés in Paris bildete das Zentrum der 1621 päpstlich bestätigten Kongregation von St. Maur, die 178 französische Klöster vereinigte. Sie verschrieben sich der Pflege der Wissenschaften und der Kirchen- und Ordensgeschichte. Die Mauriner beschäftigten sich mit Bibelforschung und Patristik; sie betrieben Hebräisch- und ChaldäischStudien. Dom Jean Mabillon (1632 –1707) untersuchte die urkundliche Überlieferung der französischen Benediktinerklöster. Mit seinem Meisterwerk der historischen Forschung De re diplomatica libri VI (1681) begründete er gleichzeitig die Diplomatik als wissenschaftliche Lehre von den Urkunden und die Paläographie als Lehre von den Handschriften. Auch bei den Zisterziensern entstanden Kongregationen und Reformzweige, wie etwa die oberdeutsche Zisterzienserkongregation (1595), die auch nach Böhmen hineinwirkte, oder die Feuillanten (1587) in Frankreich und Italien. Die Trappisten (1664) erfüllten die ursprüngliche Regel mit strengstem Stillschweigen und Enthaltung von Fleischgenuss. Die Orden mit Augustinerregel Der hl. Norbert von Xanten (ca. 1080 –1134) legte 1121 in Prémontré mit anderen Klerikern die feierlichen Gelübde nach der Augustinerregel ab. Bereits 1126 bestätigte Rom den Prämonstratenserorden, der die Pflege feierlicher Liturgie mit Apostolat durch die Übernahme von Pfarreien verband. Während die meisten nord- und ostdeutschen Stifte in der Reformation untergingen, erfolgten in Spanien und Lothringen einschneidende Reformen. Besonders in Schwaben, Bayern und Böhmen erfuhr der Orden im 17. und 18. Jahrhundert eine neue Blüte. Die bayerischen Prämonstratenser beschlossen 1630 im Geiste des Tridentinums erneuerte Statuten, die zur früheren Strenge mit betontem Armutsgelübde und mitternächtlichem Chorgebet zurückkehrten.

VII. Gegenreformationen und konfessioneller Fürstenstaat im Reich ab 1555 Gegenreformationen Bayern und konfessioneller als Vormacht der Fürstenstaat Gegenreformation ab 1555

1543 –1573 1545 –1608 1550 –1579 1556 1570 1573 –1617 1579 –1597/98 1579 1583 1590 1597/98 –1651 1600 1608 1609 1614 1619 –1637 1620 1621–1628 1624 1627

1628 1629 1635 1648

Kardinal Otto Truchseß von Waldburg, Bischof von Augsburg Herzog Karl III. von Lothringen Herzog Albrecht V. von Bayern Landsberger Bund Beginn der Gegenreformation in Baden-Baden Julius Echter von Mespelbrunn, Bischof von Würzburg Herzog Wilhelm V. von Bayern Münchner Konferenz (Gegenreformation in Innerösterreich) Kölner Krieg Melchior Klesl Generalreformator für Niederösterreich Herzog, Kurfürst Maximilian I. von Bayern Abschluss der Gegenreformation in Innerösterreich Vollstreckung der Reichsacht an Donauwörth Gründung der Liga in München Kurkölnische Religionsordnung Kaiser Ferdinand II. Schlacht am Weißen Berg Carlo Carafa Nuntius am Kaiserhof Ausweisung der protestantischen Prediger und Schulmeister aus Oberösterreich Zwang für alle Nichtkatholiken in Böhmen zur Konversion oder Auswanderung; Ausweisung der protestantischen Prediger und Schulmeister aus Niederösterreich Übertragung der Oberpfalz an Bayern, Gegenreformation Restitutionsedikt Prager Friede Friede zu Münster und Osnabrück

Der Augsburger Religionsfriede schrieb die konfessionelle Spaltung des Reiches fest und bedeutete die rechtliche Garantie für die verbliebenen katholischen Reichsstände gegenüber der anhaltenden Dynamik der Reformation. Die protestantischen Territorien hatten durch die Säkularisation der Kirchengüter und die Aufrichtung des landesherrlichen Kirchenre-

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gimentes ihre politischen Positionen gefestigt. Allerdings verlor der evangelische Glaube dadurch an Attraktivität in religiös bewegten Kreisen. Trotz des Geistlichen Vorbehaltes wurden auch nach 1555 noch eine Reihe von Bistümern Nord- und Mitteldeutschlands protestantisch. Kammin 1556, Magdeburg 1561, Merseburg 1561, Naumburg 1564, Halberstadt 1564, Bremen und Verden 1566, Meißen 1581, Minden 1583, Lübeck 1586. Der Konfessionswechsel vollzog sich über die Freigabe des Bekenntnisses oder durch die Verpflichtung der Geistlichen auf die Confessio Augustana. Manche Domkapitel versuchten für evangelische Kandidaten die päpstliche Konfirmation zu erlangen, so dass die Jahresangaben nur Höhepunkte im Prozess des Konfessionswechsels markieren. Die Entwicklung in den Hochstiften vollzog sich unter dem maßgeblichen Einfluss des weltlichen Landesfürstentums. Der Katholizismus befand sich im Heiligen Römischen Reich wie in weiten Teilen Europas auf dem Rückzug. Selbst die habsburgischen Länder waren für die römische Kirche gefährdet. Die weltlichen Staaten übernahmen in beiden konfessionellen Lagern immer mehr genuin kirchliche Aufgaben. Die katholischen Fürsten wurden dabei vom Papsttum unterstützt. Die Durchsetzung der Reform im Staatskirchensystem bildete eine Wurzel der Gegenreformation. Das Bemühen um die konfessionelle Einheit wurde damit zu einer Angelegenheit, die der staatlichen Herrschaftsausübung diente. Ernst Schubert bezeichnet diese Periode als die Phase der territorialstaatlichen Gegenreformationen, weil diese von den einzelnen Reichsständen in verschiedener Weise durchgesetzt wurden. Das ius reformandi wurde im katholischen Raum für die Umsetzung der tridentinischen Reform in einem konfessionell geschlossenen, von der fürstlichen Landeshoheit geprägten Territorialstaat genutzt. Ignatius von Loyola hatte die in dieser Entwicklung für die Kirche liegende Chance erkannt und das Modell eines geschlossenen katholischen Konfessionsstaates entworfen. Ignatius von Loyola an Petrus Canisius, Rom, 13. August 1554: „Das erste von allem: Wenn die Königliche Majestät [Ferdinand I.] sich nicht nur als katholisch – wie sie es immer getan hat –, sondern als gefährlichen, scharfen Feind der Häresien bekennen würde und allen häretischen Irrtümern offenen und nicht nur verborgenen Krieg erklärte, scheint dies ohne Zweifel das hervorragendste und höchste von den menschlichen Heilmitteln zu sein … Außerdem werde es im höchsten Maß dienlich sein, wenn er in der Regierung, vor allem in der höchsten, der einer Provinz oder der irgendeines Ortes niemanden bleiben läßt, der von der Häresie angesteckt ist, und auch in keinerlei Magistrat oder anderen Würdestufen … Es schiene, die Prediger von Häresien und die Häresiarchen und überhaupt alle, die dabei ertappt werden, andere mit dieser Pest anzustecken, müßten mit schweren Strafen bestraft werden.“

Bayern als Vormacht der Gegenreformation

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(Ignatius von Loyola, Briefe und Unterweisungen, übersetzt von Peter Knauer, Ignatius von Loyola, Deutsche Werkausgabe 1, Würzburg 1993, Nr. 4709, S. 614 – 616.)

Bayern als Vormacht der Gegenreformation im Reich Herzog Albrecht V. und die Adelsfronde Die Entscheidung über die konfessionelle Orientierung Bayerns hatte das Landesfürstentum getroffen. Durch das Scheitern der kaiserlichen Strategie und den Sieg der fürstlichen Opposition 1552 im Passauer Vertrag erstarkte die proevangelische landständische Bewegung auch in Bayern und Österreich. Der bayerische Landtag in Landshut erhob 1553 die Forderung nach evangelischer Predigt und Sakramentenempfang unter beiderlei Gestalt. Diese Kelchbewegung gehört in die Reformdebatte als Ausdruck einer indifferenten konfessionellen Bewusstseinslage. Herzog Albrecht V. von Bayern (1550 –1579) wies die Kelchforderung zunächst zurück. Nach dem Religionsfrieden bemühte er sich aber beim Papst – zunächst vergeblich – um ihre Bewilligung, die Zulassung verheirateter Priester und die Milderung der Fastengebote. Der Landtag verband jedoch die Gewährung von Steuern mit der Forderung nach Zulassung der Kelchkommunion. Darauf suspendierte der Herzog die Strafbestimmungen, was ein Anwachsen der evangelischen Bewegung zur Folge hatte. Die Forderungen der Landstände hatten einen politischen Aspekt, zielten sie doch auf die Beeinträchtigung der Kirchenhoheit des Fürsten. Am Münchner Hof entstand der Verdacht, es sei eine protestantische Adelsverschwörung im Gange. Albrecht V. führte darauf den Schlag gegen die Häupter der Opposition. Gegen die Adelsfronde wurde 1564 Anklage wegen Hochverrats erhoben, wodurch sie zerschlagen war. Als Pius IV. am 16. April 1564 für Bayern die Gewährung des Laienkelches zugestand, war dies durch die politischen Ereignisse überholt. Landsberger Bund König Ferdinand I., Erzbischof Michael von Kuenburg (1554 –1560) und das Domkapitel von Salzburg, Albrecht V. von Bayern und die Reichsstadt Augsburg schlossen am 1. Juni 1556 zur Wahrung des Landfriedens auf zunächst sieben Jahre diese Einung. Später trat die Reichsstadt Nürnberg bei. Der Bund wurde bis 1598 verlängert, die Hauptmannschaft blieb bei Bayern. Innerhalb dieses Rahmens fanden verschiedenkonfessionelle Reichsstände zum Ausgleich divergierender Interessen.

Während die Politik Albrechts V. von Bayern am Katholizitätsprinzip ausgerichtet blieb, hatte in Wien 1564 der konfessionell schwankende Kaiser Maximilian II. (1564 –1576) die Herrschaft angetreten. Beim Augsburger

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Reichstag 1566 übernahm Albrecht V. die Führungsrolle unter den katholischen Fürsten. Er leitete eine langdauernde Phase engster bayerischer Zusammenarbeit mit der Kurie ein. Rom stützte sich in der Folgezeit auch gegenüber dem Kaiser auf Bayern. Die konfessionelle Bündnispolitik griff über die Reichsgrenzen aus. Philipp II. von Spanien suchte bei katholischen Reichsständen Unterstützung für seinen Kampf in den Niederlanden. Albrecht V. wollte dies zur Ausweitung des Landsberger Bundes nutzen. Zunächst wurde dieser um die Kurfürsten von Mainz und Trier erweitert. Der Widerstand Maximilians II. verhinderte aber den Zusammenschluss mit Spanien. Im Gegenzug für die enge Bindung an Rom erwarteten sich die katholischen Dynastien Unterstützung für ihre Hauspolitik. Albrecht V. hatte seinen Sohn Ernst (1554 –1612) für die kirchliche Laufbahn bestimmt. Pius V. genehmigte 1566 die Ernennung des erst zwölfjährigen Prinzen zum Administrator des Bistums Freising. Erfolgreich bemühte sich der Herzog um weitere Bistümer für seinen Sohn, obwohl dieser wenig Neigung zur geistlichen Laufbahn verspürte: Hildesheim (1573), Lüttich (1581) und die Reichsabteien Stablo und Malmedy (1581).

Herzog Wilhelm V. und die Reichskirchenpolitik Mit dem Regierungsantritt Wilhelms V. (1579 –1597/98) steigerte sich die katholische Orientierung der bayerischen Politik. Seine gegenreformatorischen Maßnahmen kulminierten in der Rekatholisierung der Herrschaft Hohenwaldeck wie im Kölner Krieg. Dabei arbeitete Wilhelm V. eng mit den anderen dezidiert katholischen Mächten zusammen: der Kurie, den habsburgischen Höfen in Madrid, Brüssel und Graz sowie mit Bischof Julius Echter von Würzburg. Wilhelm V. von Bayern (1548 –1626): Der Sohn Albrechts V. entwickelte sich zum Prototyp des Fürsten der Gegenreformation und erhielt den Beinamen der Fromme. Seine strenge Kirchlichkeit wurde zur Leitlinie für die Innen- wie Außenpolitik Bayerns. 1568 heiratete er Renata von Lothringen (1544 –1602) aus einer der wenigen verbliebenen katholischen Dynastien. Er intensivierte die von seinen Vorgängern grundgelegte Politik der Förderung innerkirchlicher Reformen. Er wollte seine Politik in einen großen historischen Zusammenhang mit heilsgeschichtlichem Charakter gerückt wissen, wie es am Figurenprogramm der Fassade der von ihm gestifteten Münchner Jesuitenkirche St. Michael (1583) ablesbar ist.

Wilhelm V. instrumentalisierte die Kirchenpolitik für den Ausbau der politischen Bedeutung seines Hauses. Ihm gelang der Erwerb einer Vielzahl geistlicher Pfründen für nachgeborene Wittelsbacher. Diese Erfolge mussten mit einem Bruch des Kumulationverbots von Bistümern erkauft

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werden. Die Besetzung eines Bischofsstuhls mit einem Wittelsbacher, auch wenn dieser selbst keine Neigung zu einem geistlichen Leben verspüren sollte, bot Rom die Gewähr, dass päpstliche Nuntien, am Germanicum ausgebildete Theologen sowie die Reformorden für die Umsetzung der Reformen sorgen konnten.

Der Kölner Krieg Die konfessionspolitischen Spannungen kulminierten in der Auseinandersetzung um das Erzbistum Köln. Albrecht V. von Bayern war 1569/70 gegen Salentin von Isenburg (1567–1577, † 1610) wie 1577 mit dem Versuch gescheitert, seinen Sohn Ernst als Erzbischof von Köln durchzusetzen. Gebhard Truchseß von Waldburg (1577–1583, † 1601), ein Neffe Kardinal Ottos, ging 1577 siegreich aus der Wahl hervor. Er vermied den Empfang der höheren Weihen, zumal er ein Verhältnis mit der Stiftsdame Agnes Gräfin von Mansfeld unterhielt. Dies wurde erst zu dem Zeitpunkt ein Problem, als Gerüchte über seine Absicht, calvinistisch zu werden und sich zu verehelichen, ohne auf das Kurfürstentum zu verzichten, publik wurden. Wenn der Geistliche Vorbehalt durchgesetzt werden konnte, boten die geistlichen Fürstentümer den katholischen Dynastien weiterhin die Chance, Quasi-Sekundogenituren einzurichten. Andernfalls hätte sich für die evangelischen Häuser die Möglichkeit eröffnet, durch Säkularisationen ihre eigenen Territorien zu erweitern. 1582 bemächtigte sich Kurfürst Gebhard Truchseß seiner Residenzstadt Bonn und stellte seinen Untertanen die Religion frei, 1583 sagte er sich von der katholischen Kirche los und heiratete. Damit verstieß er nicht nur gegen das Kirchenrecht, sondern auch gegen die 1550 revidierte Landesverfassung des Kurfürstentums. Gregor XIII. forderte Wilhelm V. von Bayern zum Einschreiten auf. Am 22. März 1583 suspendierte der Papst Gebhard Truchseß von seinen geistlichen Würden und empfahl dem Domkapitel, Ernst von Bayern als Nachfolger zu wählen, den dieses darauf zum Erzbischof postulierte. Die Verfechter der entschiedenen Gegenreformation trafen nun auf den aktiven Teil des Protestantismus. Die konfessionelle Zusammensetzung des Kurkollegs und damit das Bekenntnis des künftigen Kaisers waren von der Zukunft Kurkölns abhängig. Der Truchseß konnte sich nur auf eine Minderheit im Domkapitel und die Führer der reformierten Partei stützen. Bayern erhielt militärische Unterstützung vom Generalstatthalter der Spanischen Niederlande. Die vereinigten bayerisch-spanischen Truppen setzten in kurzer Zeit die Herrschaft Ernsts im Kurfürstentum durch. Erstmals seit 1555 hatten die Differenzen zwischen den Konfessionsparteien im

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Reich zum Ausbruch eines Krieges geführt. Der Katholizismus am Niederrhein war nicht nur für Köln, sondern auch für eine Reihe weiterer Territorien bewahrt oder wie in der Reichsstadt Aachen wieder eingeführt worden. Der Kölner Erzstuhl wurde von 1583 bis 1761 von Wittelsbachern besetzt.

Der Südwesten Auch im Südwesten des Reiches konnten die Wittelsbacher ihre religionspolitischen Vorstellungen mit der Rekatholisierung der Markgrafschaft Baden-Baden wegen enger dynastischer Verbindungen durchsetzen. Die Rekatholisierung, die 1570 mit der Absetzung evangelischer Beamter und Pfarrer begann, stieß auf erhebliche Schwierigkeiten. 1573 fand eine Synode der baden-badischen Geistlichkeit statt, bei der deutlich wurde, dass Reformmaßnahmen nur mit staatlicher Hilfe durchzusetzen waren. Markgraf Philipp II. von Baden-Baden (1569 –1588), ein Neffe Albrechts V. von Bayern, wurde in Ingolstadt erzogen, und er konnte 1577 selbständig die Regierung antreten. Die mit bayerischer Hilfe erreichten Erfolge wurden in der Zeit der Okkupation des Markgraftums (1594 –1622) durch Baden-Durlach aufgehoben, der Großteil des Landes wurde evangelisch. Mit der vom Reichshofrat durchgesetzten Huldigung des Landes an Markgraf Wilhelm (1622 –1669) entwickelte sich dieser zum Gegenreformator Baden-Badens. 1622 verwies er die evangelischen Pfarrer außer Landes und übte auf die Untertanen Druck zur Konversion aus. Er verband dies mit der inneren Reform, die Jesuiten, Franziskaner und Kapuziner neben der Weltgeistlichkeit betrieben. 1624 mussten die Lutheraner konvertieren oder das Land verlassen. Das Kirchenmandat vom Oktober 1625 verpflichtete die Untertanen zur Befolgung der Kirchengebote, besonders zur österlichen Beichte und Kommunion. Die Konsolidierungsphase wurde durch die schwedische Besatzung unterbrochen, erst der Westfälische Friede ermöglichte die nachhaltige Katholisierung. Im westlichen Grenzsaum des Reiches zu Frankreich bildete Lothringen einen in vielem Bayern vergleichbaren Fall früher katholischer Konfessionalisierung. Am 26. Dezember 1523 verbot Herzog Anton (1508 –1544) die Verbreitung der Lehren Luthers. Bei der militärischen Expedition gegen die aufständischen Bauern im Elsass 1525 verteidigte er die katholische Position. Herzog Karl III. (1545 –1608) betrieb eine am bayerischen Vorbild orientierte Religionspolitik. Mit der Eheschließung Wilhelms V. von Bayern mit Renata von Lothringen (1544 –1602) und Maximilians von Bayern mit Elisabeth Renata von Lothringen (1574 –1635) entstanden enge dynastische Verbindungen. Karl III. wollte sein Land neben Bayern, Savoyen

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und den Spanischen Niederlanden zu einem Bollwerk des tridentinischen Katholizismus machen. Deshalb engagierte er sich auch in den Wirren der französischen Religionskriege. Das Haus Lothringen kontrollierte die Diözesen Metz, Toul und Verdun, wobei es diese und eine Reihe weiterer Bistümer während des 16. Jahrhunderts meist mit eigenen Angehörigen besetzen konnte. Der „große Kardinal von Lothringen“ Karl Guise war Bischof von Verdun, gewann politische Bedeutung aber vor allem durch seine Stellung am französischen Königshof als Erzbischof von Reims (1538 –1574).

Die habsburgischen Erblande Die habsburgischen Erblande

Kaiser Karl V. blieb zeitlebens der katholischen Kirche, als deren Schutzherr er sich verstand, treu und bemühte sich um die Aufhebung der Glaubensspaltung. Sein im Passauer Vertrag wie im Augsburger Religionsfrieden manifestiertes Scheitern, die Einheit der abendländischen Christenheit zu behaupten, trug zu seiner Abdankung und zum Rückzug in eine Villa bei dem spanischen Hieronymitenkloster San Yuste bei. Auch sein Bruder, König Ferdinand I., der ihm 1556 im Kaisertum folgte, teilte seine Überzeugungen. Auf Reichsebene musste er aber eine Politik der Anerkennung der evangelischen Konfession führen. In seinen eigenen Territorien machte die Reformation Fortschritte, wobei sich die religiöse mit der politischen Opposition der Stände verband. In der Hausordnung von 1554 hatte Ferdinand I. eine Dreiteilung der habsburgischen Territorien unter seinen Söhnen festgelegt. Kaiser Maximilian II. erhielt Ober- und Niederösterreich mit Wien, Erzherzog Ferdinand Tirol und die Vorlande mit Innsbruck und Erzherzog Karl Innerösterreich mit Graz als Hauptstädten. Mit der Durchführung der aktiven Gegenreformation begann die inneröstereichische Linie.

Innerösterreich Erzherzog Karl (1564 –1590) regierte die 1564 als Innerösterreich eingerichtete Ländergruppe – Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Inneristrien, Triest und Friaul – von Graz aus. Der ständische Adel benutzte das reformatorische Bekenntnis, um seine Oppositionshaltung gegen die habsburgische Regierung zu untermauern. Formal katholische, aber von der Glaubensüberzeugung und Lebensweise evangelische Geistliche ermöglichten eine Grauzone der Konfessionszugehörigkeit. Die mit der ständigen Türkenbedrohung zusammenhängende Finanznot zwang den Landesherren zu Zugeständnissen gegenüber den Ständen. Der Adel besetzte seine Patro-

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natspfarreien mit lutherischen Geistlichen. Auf dem Landtag von 1572 setzten die Stände für sich und ihre Untertanen die Gewissensfreiheit in Glaubensfragen durch (Grazer Pazifikation). 1578 erreichte der Generallandtag in Bruck an der Mur von Erzherzog Karl, der auf die „Türkenhilfe“ angewiesen war, die mündliche Anerkennung von Prädikanten in den größeren Städten. Auch von der Gewissensfreiheit der Bürger war die Rede. Die Stände fassten ihre Interpretation der Zugeständnisse im „Brucker Libell“ zusammen und hielten die Tolerierung des Protestantismus in den landesfürstlichen Städten und Märkten für gesichert. Erzherzog Karl heiratete 1571 die Tochter Herzog Albrechts V., Maria von Bayern (1551–1608). Zur Intensivierung der Kontakte richtete Rom 1573 eine oberdeutsche Nuntiatur unter Conte Bartolomeo Porcia (1525 – 1578) ein, der an den Höfen von Graz, Innsbruck, München und Salzburg akkreditiert wurde. Er sollte für die Rücknahme der den Protestanten in Innerösterreich gewährten Konzessionen und für die Durchsetzung der Kirchenreform sorgen. Erzherzog Karl verweigerte den Ständen die Anerkennung der im „Brucker Libell“ enthaltenen Zugeständnisse. Dieser Schritt markiert den Beginn der aktiven Phase der Gegenreformation. Die Planungen für ihre wirksame Durchführung wurden bei der Münchner Konferenz entwickelt. Am 13. und 14. Oktober 1579 trafen sich die Vertreter der Erzherzöge Karl von Innerösterreich und Ferdinand von Tirol mit Herzog Wilhelm V. in München. Sie schlugen vor, die Religionszugeständnisse an die Stände stillschweigend zu kassieren, wozu Erzherzog Karl sich „des reichsreligionsfridts so woll als andere reichsfürsten in iren erblanden“ bedienen solle. Dazu sollte er die evangelischen durch junge katholische Räte ersetzen, die Lehen ungehorsamer Stände einziehen und deren Untertanen zur Gehorsamsverweigerung aufrufen. Darauf ordnete Erzherzog Karl noch 1579 die Ausweisung der Prädikanten aus der Grafschaft Görz an und begann, das in München entwickelte Programm umzusetzen. Sein in Ingolstadt erzogener Sohn, Erzherzog Ferdinand (1595 –1637), der nachmalige Kaiser Ferdinand II., trat 1595 die Regierung in Graz an. Bei der Leistung des Huldigungseides konnten die Stände keine Bestätigung der Religionsfreiheiten erreichen. Erzherzog Ferdinand gelobte auf seiner Romfahrt in Loreto, die Häresie in seinen Ländern zu beseitigen. Loreto In dem in den Marken südlich von Ancona gelegenen Ort entwickelte sich eine Wallfahrt zu einer Kirche, die nach einer im 15. Jahrhundert fassbaren Legende als Haus Mariens (Casa Santa) verehrt wird, das Engel aus Nazareth gebracht haben sollen. Neuere Forschungen und archäologische Untersuchungen machen eine Übertragung von Mauerteilen auf dem Seeweg aus Palästina wahrscheinlich. In der Renaissance

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wurde die Casa Santa von einer Basilika überwölbt und mit Marmorreliefs wohl nach Entwürfen von Donato Bramante (1444 –1514) verkleidet. In der Epoche der Reform wurde das auch durch die Andachtsform der „Lauretanischen Litanei“ populäre Heiligtum zum Ziel vieler Wallfahrer und Rombesucher. Gleichzeitig entstanden in ganz Europa wie etwa auf dem Hradschin in Prag (1626/27) Nachbildungen.

Erzherzog Ferdinand setzte die Gegenreformation mit der Ausweisung evangelischer Prediger und Lehrer fort. Seit 1597 amtierte Bischof Georg Stobaeus von Lavant (1584 –1618) als Statthalter für Innerösterreich und wirkte in dieser Funktion für die Rekatholisierung. 1598 wurden die lutherischen Grazer Stadträte durch Katholiken ersetzt. Die Maßnahmen der Reformationskommission unter Bischof Stobäus begannen 1599, als zunächst der aus Eisenerz vertriebene katholische Pfarrer wieder installiert wurde. Unter militärischem Schutz führte die Kommission die Ausweisung der lutherischen Geistlichen und die Schließung des evangelischen Kirchenwesens durch. Im Juli 1600 fand die Gegenreformation ihren vorläufigen Abschluß mit der Rekatholisierung von Graz, 61 Protestanten wurden ausgewiesen. Das Vorgehen in Kärnten war ähnlich.

Nieder- und Oberösterreich Staatskirchliche Ansätze waren in den überwiegend zur Diözese Passau gehörigen Erzherzogtümern Nieder- und Oberösterreich schwach ausgebildet. Lediglich für die auf wenige Pfarreien beschränkten landesherrlichen Bistümer Wien und Wiener Neustadt verfügte der Landesfürst über das Besetzungsrecht. Das Luthertum fand zahlreiche Anhänger, zumal eine echte Reform auf altkirchlicher Seite zunächst unterblieb. Die kaiserliche Ausgleichspolitik in der Religionsfrage auf Reichsebene erleichterte das Anwachsen des Protestantismus, dem freilich eine feste Organisationsform fehlte. Ein Großteil des Adels und der Städte ging zur evangelischen Religionsausübung mit Priesterehe, Laienkelch und Änderungen im Kanon über. Visitationsberichte (1528, 1536, 1544, 1561) belegen ihr ständiges Anwachsen. Ihren Höhepunkt erreichte die reformatorische Bewegung in der Regierungszeit Maximilians II., der wegen eines Versprechens gegenüber seinem Vater, der Rücksicht auf die Kaiserwürde und auf die spanische Erbfolge bis kurz vor seinem Lebensende formal katholisch blieb. 1568 gewährte er dem Adel Niederösterreichs in der „Religionskonzession“ die Ausübung der Augsburger Konfession innerhalb seiner Herrschaften und Patronatskirchen. Der Kaiser selbst berief den lutherischen Theologen David Chyträus (1531–1600) aus Rostock und betraute ihn mit der Ausarbeitung einer Gottesdienstordnung. Die von den Ständen erkaufte „Religionsassekurati-

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on“ von 1571 wurde zur Grundlage des evangelischen Gottesdienstes auf den Gütern des Adels. Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts waren über die Hälfte der Bevölkerung und der Pfarreien der österreichischen Länder protestantisch geworden. Die adeligen Landstände nützten die militärische und finanzielle Abhängigkeit der Habsburger aus, um durch die Kirchenherrschaft ihre Stellung zu stärken. Kaiser Rudolf II. (1576 –1612), der am spanischen Hof katholisch erzogen worden war, behinderte die Ausbreitung der evangelischen Konfession. Unter seinem Bruder, Statthalter Erzherzog Ernst (1576 –1590), erfolgte eine erste Welle der Gegenreformation in Niederösterreich. Protestanten wurden aus dem Hofdienst entfernt, die öffentliche Ausübung des evangelischen Kirchen- und Schulwesens in Wien untersagt. Zur treibenden Kraft der Gegenreformation entwickelte sich der Passauer Offizial in Wien Melchior Klesl (1553 –1630), der 1590 Generalreformator für Niederösterreich wurde. Erfolgreich bemühte er sich um die Rückführung von Städten und Märkten zum Katholizismus. Gleichzeitig spielte Klesl, seit 1615 Kardinal, ein führende Rolle in der Politik, doch musste er als Direktor des Geheimen Rates von Erzherzog Matthias einen Teil seiner gegenreformatorischen Maßnahmen zurücknehmen. Sein Sturz durch Ferdinand II. wurde durch seine Zugeständnisse gegenüber den protestantischen Reichsständen erleichtert. Auch Oberösterreich erhielt 1568 gegen eine finanzielle Zuwendung das Privileg der freien Religionsausübung für den Adel. Der erste Versuch der Durchsetzung der Gegenreformation 1594 löste im Mühlviertel einen Bauernaufstand aus, der sich bis 1597 auf das ganze Land ausweitete. Nach dessen Niederschlagung wurde die Rekatholisierung mit staatlicher Gewalt durchgesetzt. Die Kraft des Protestantismus wurde durch die von Rudolf II. verfügte „Generalreformation“ (1597–1602) gebrochen. 1609 musste aber Statthalter Erzherzog Matthias (1595 –1619), der nachmalige Kaiser, aus politischen Gründen den Ständen eine Kapitulation bewilligen, in der er ihre Rechte weitgehend bestätigte.

Tirol und die Vorlande Erzherzog Ferdinand II. (1564 –1595) regierte ab 1564 Tirol und die Vorlande, die sich von Vorarlberg bis Freiburg im Breisgau erstreckten. Die evangelische Bewegung hatte unter den Bergleuten Anhänger gefunden und die Zustände erforderten kirchliche Reformen. Das Landesfürstentum verfügte über die wesentlichen Rechte der Kirchenhoheit, die Fürstbischöfe von Brixen und Trient waren seit dem 13. Jahrhundert in seine Abhängigkeit geraten. 1566 erließ Ferdinand II. ein mehrfach erneuertes Religionsmandat.

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Während die Bergleute unter Druck konvertierten, wanderten andere Anhänger der Reformation etwa nach Mähren aus. 1585 erging der Befehl der Tiroler Regierung zur Annahme des katholischen Bekenntnisses oder zur Auswanderung. Der österliche Sakramentenempfang wurde durch die Kontrolle der Beichtzettel überwacht. Die Erzherzöge Maximilian (1602 –1618) und Leopold (1619 –1632) setzten als Regenten diese Politik fort.

Die Länder der Böhmischen Krone In Böhmen war die Lage der Kirche seit der Hussitenzeit geschwächt. Ein breites Spektrum unterschiedlicher, im weiteren Sinne reformatorischer Bekenntnisse war hier vertreten: Utraquisten, Böhmische Brüder, Lutheraner und Reformierte. Während im deutschsprachigen West- und Nordböhmen das Luthertum ab 1550 starke Fortschritte machte, dominierte in den tschechischen Regionen die von den Ständen geleitete utraquistische Kirchengemeinschaft. Versuche Ferdinands I. zu einer Union der katholischen Kirche mit ihnen scheiterten an der Universität Prag und den Landständen. Maximilian II. kam den evangelischen Ständen 1575 mit der Billigung der Confessio Bohemica Maximiliana II. weit entgegen, einer für die böhmischen Verhältnisse modifizierten Fassung der Confessio Augustana. Mit der Regierungsübernahme Rudolfs II., der 1583 seine ständige Residenz nach Prag verlegte, trat nur zeitweilig ein Umschwung ein. Sein Majestätsbrief vom 9. Juli 1609 garantierte die ständischen und konfessionellen Freiheiten und verlieh damit allen Untertanen die Gewissensfreiheit und den Ständen das Recht zur Errichtung von Kirchen auf königlichem Grund und zur Ausübung des Gottesdienstes gemäß der Confessio Bohemica. Ähnlich verlief die Entwicklung in Mähren. Auch in Schlesien verquickten sich religiöse und politische Fragen. Die Stände hatten 1609 im Majestätsbrief von Rudolf II., der über den Böhmischen hinausging, die Freistellung der Religionsausübung für jeden Einwohner durchgesetzt. Erzherzog Matthias bestätigte dies 1611. Dagegen formierte sich eine starke katholische Partei. In den Lausitzen, mit ihren ganz anderen politischen Strukturen, dominierte die von den Grundherren durchgeführte Reformation.

Die Spanischen Niederlande Im Nordwesten des Reiches unterstanden die Niederlande der spanischen Linie der Casa d’Austria. Karl V. konnte die Beachtung des Wormser Edikts stärker im Süden als im Norden der Niederlande durchsetzen, wo

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sich der Widerstand gegen die habsburgische Herrschaft mit religiösen Motiven verquickte. Um 1550 stärkte der Kaiser die Inquisition und ließ die Anzeige reformatorischer Bestrebungen belohnen. Sein Sohn Philipp II. von Spanien verschärfte seit 1555 den politischen Kurs. Die energisch vertretene Politik der katholischen Konfessionalisierung rief bei den um ihre Eigenständigkeit kämpfenden nördlichen Provinzen, in denen ein militanter Calvinismus erstarkte, heftigen Widerstand hervor. Unterschiedliche regionale und gesellschaftliche Gruppen vereinigten sich in der Opposition gegen Zentralisierungsbestrebungen und staatliche Unterdrückung jeder Heterodoxie. Dies mündete ab 1565 in eine Aufstandsbewegung. Politische, nationale und konfessionelle Motive verbanden sich in dem Bürgerkrieg. In den südlichen Provinzen fasste die von Spanien geförderte katholische Restauration Fuß. Gegenreformatorische Methoden verbanden sich aufs engste mit reformkatholischen Maßnahmen. Generalstatthalter Alessandro Farnese (1578 –1592) wirkte erfolgreich in diesem Sinne, während sich der protestantische Norden in der Utrechter Union zusammenschloss und 1581 endgültig von Spanien trennte.

Die Reichskirchenpolitik Die Reichskirchenpolitik des Hauses Österreich war weniger erfolgreich als die Bayerns, obwohl genügend männliche Prätendenten zur Verfügung standen. Allerdings gelangten sie nicht auf die bedeutenden Sitze der Reichskirche. Eng war die Verbindung zum Deutschen Orden. Erzherzog Maximilian (1591–1618) wurde 1591 Deutschmeister, so dass der Orden fortan in das habsburgische Hegemonialsystem eingegliedert blieb. Zu seinem Koadjutor und Nachfolger (1618 –1624) wurde Erzherzog Karl, Bischof von Breslau und Brixen, gewählt. Der Erwerb der schlesischen Herrschaft Freudenthal aus Konfiskationsgut 1621 ermöglichte ihm den Aufbau eines zweiten Zentrums neben Mergentheim für das Deutschmeistertum. Über einen längeren Zeitraum konnte das Haus Österreich das Bistum Passau besetzen. 1598 hatte der Papst eine zwiespältige Wahl zugunsten des erst zwölfjährigen Erzherzogs Leopold (1598 –1625) entschieden. 1625 verzichtete dieser auf seine geistlichen Würden und heiratete. Darauf wurde das Bistum von dem ebenfalls noch minderjährigen Erzherzog Leopold Wilhelm (1614 –1662) übernommen. Er stand zeitweilig, zumindest nominell, auch den Erzbistümern Magdeburg (1628 –1635) und Bremen (1635 –1645) sowie den Bistümern Straßburg (1626 –1662), Halberstadt (1627–1662), Olmütz (1638 –1662) und Breslau (1656 –1662) vor

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und fungierte als Deutschmeister (1641–1662). Der Schwerpunkt seiner Aktivitäten lag aber auf politisch-militärischem Gebiet. Der letzte Habsburger auf dem Passauer Bischofsstuhl war der erst dreizehnjährige Erzherzog Karl Joseph (1662 –1664). Auch Straßburg war von 1607 bis 1662 in der Hand habsburgischer Bischöfe. Weitere Erfolge gelangen nur bei kleineren Bistümern oder waren wie bei Leopold Wilhelm Optionen auf evangelisch gewordene Fürstbistümer, die mit dem Misserfolg der kaiserlichen Restitutionspolitik gegenstandslos wurden.

Die Reichskirche Die Reichskirche

Der Doppelcharakter geistlicher und weltlicher Herrschaft durch die Bischöfe der Reichskirche bedingt, dass sie sowohl im Zusammenhang mit der Gegenreformation wie mit der katholischen Reform zu behandeln sind. Wenn die Bischöfe die katholische Konfessionalisierung ihrer Territorien erreichen konnten, so taten sie dies in ihrer Eigenschaft als Landesherren, nicht als Diözesanbischöfe. Entscheidende Faktoren für die Bewahrung oder Rückgewinnung eines Hochstifts für den katholischen Glauben bildeten neben der Persönlichkeit der Bischöfe die geographisch-politische Lage.

Das Kurfürstentum Köln und die norddeutschen Hochstifte Das Kurfürstentum Köln Die Bedeutung des Erzstiftes Köln für die Behauptung des Katholizismus wurde im Zusammenhang mit dem Kölner Krieg (s. S. 95 f.) behandelt. Das Wirken von Kurfürst Ferdinand von Köln (1612 –1650), der seinem Onkel Ernst von Bayern 1612 auf allen Bischofsstühlen außer Freising folgte, verfestigte die Gegenreformation. Die kurkölnische Religionsordnung vom 4. November 1614 band das Bürgerrecht und die Ausübung kommunaler Ämter in den Städten des Kurfürstentums an die katholische Konfession. Das Hochstift Münster In Münster herrschten in der Zeit der Klevischen Administration (1574 –1585) konfessionelle Unsicherheiten. 1585 wurde Ernst von Bayern Bischof von Münster, so daß dieses Hochstift gemeinsam mit dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen eine katholische Bastion bildete. Die eindeutige Durchsetzung des Katholizismus in Stadt und Hochstift erreichte erst Bischof Christoph Bernhard von Galen (1650 –1678). Vom Osnabrü-

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cker Domkapitel erwarb er die Jurisdiktion über das Niederstift Münster und führte einen Großteil des Adels zur katholischen Kirche zurück. Ein Instrument bildete dabei die 1661 eingeführte Verpflichtung zur Abgabe eines jährlichen Berichts (status animarum) für die Pfarrer über die Gläubigen und die Erfüllung der Osterpflicht. Die damit verbundene Matrikelführung ermöglichte die Kontrolle der konfessionellen Haltung. Bei der Durchsetzung seiner politischen wie geistlichen Herrschaftsansprüche scheute der Fürstbischof vor Gewaltanwendung nicht zurück. Das Hochstift Paderborn Der energische Bischof Dietrich von Fürstenberg (1585 –1618) brach ständische Widerstände gegen die Umsetzung der katholischen Reform mit Gewalt. Seine Bischofsstadt Paderborn, die das letzte bedeutende Bollwerk der Protestanten gebildet hatte, nahm er 1604 ein und beseitigte die kommunale Selbstverwaltung. Die evangelischen Pfarrer ließ er durch katholische Priester ersetzen. Auch im übrigen Hochstift setzte Fürstenberg seine Autorität durch.

Das Kurfürstentum Mainz und die mainfränkischen Hochstifte Das Kurfürstentum Mainz Kurfürst Daniel Brendel von Homburg (1555 –1582) zog 1574 mit 2000 Mann für zwei Monate in das zum Erzstift gehörende thüringische Eichsfeld, das zur Reformation abzufallen drohte. Bei diesem Aufenthalt stellte er die alte politische Ordnung wieder her und ordnete kirchliche Visitationen an. Kurfürst Johann Adam von Bicken (1601–1604) ließ bei seiner Huldigungsreise in den protestantisch beeinflussten Teilen des Erzstiftes evangelische Pfarrer entfernen und verbot nichtkatholische Gottesdienste. 1603 reservierte er die Hofämter für Katholiken. Da diesen auch die Stellen im Domkapitel vorbehalten waren, trug dies zur Rekatholisierung des mittelrheinischen Adels bei. Johann Schweikard von Kronberg (1604 –1626) konnte die Erfolge seines Vorgängers behaupten und mit der Gegenreformation in der 1623 für Mainz zurückgewonnenen Bergstraße, die an die Kurpfalz verpfändet gewesen war, beginnen. Die Hochstifte Würzburg und Bamberg und die Reichsabtei Fulda Einer der markantesten Vertreter der territorialstaatlichen Gegenreformation unter den Fürstbischöfen war der Würzburger Bischof Julius Echter von Mespelbrunn (1573 –1617). Nach dem Aussterben der Grafen von Henneberg rekatholisierte er 1583 das Amt Mainberg. Er konnte den

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Einfluss des Domkapitels zurückdrängen. Einen Teil der ehemaligen Stiftsritterschaft, die reichsunmittelbar war, vermochte er katholisch zu machen. Er stärkte die Wirtschaftskraft und nahm Reformen im Steuerund Finanzbereich vor. Nachdem die politische Herrschaft stabilisiert war, ging Julius Echter ab 1585 an die Durchsetzung der ausschließlichen Katholizität. Er zwang die evangelischen Untertanen zur Konversion oder zur Auswanderung. Um die 600 Protestanten verließen das Hochstift, wohlhabende Würzburger Bürger gingen in die Reichsstadt Schweinfurt. Die Auseinandersetzung um die Würzburger Lehen der 1556 ausgestorbenen Grafen von Wertheim endete 1612 mit der Rekatholisierung der heimgefallenen Gebiete. Das zentralistische Regiment in Würzburg bildete die Voraussetzung für das gegenreformatorische Wirken über das Hochstift hinaus. Julius Echter hatte die Wahl des Würzburger Dompropstes Neithard von Thüngen zum Bischof von Bamberg (1591–1598) gemeinsam mit Wilhelm V. von Bayern unterstützt. Mit dem Religionsmandat von 1594 befahl Neithard die Rückkehr aller Andersgläubigen zur katholischen Kirche. Als Maßstab diente die Erfüllung der Osterpflicht. Johann Gottfried von Aschhausen (1609 –1622) vollendete die Gegenreformation in Bamberg. Seine Wahl wurde als Sieg der katholischen Partei gewertet: Paul V. dankte Herzog Maximilian von Bayern für seinen Einsatz, Kardinal Bellarmin bezeichnete den Wahlausgang als Wunder. Mit dem Religionsmandat von 1609 beauftragte Johann Gottfried alle Pfarrer, die Protestanten binnen Monatsfrist unter Strafandrohung zur Annahme der katholischen Religion zu ermahnen. Nach dem Tod Julius Echters wurde er 1617 zum Bischof von Würzburg postuliert. Die Vereinigung beider Hochstifte diente der Festigung der katholischen Liga. In der Fürstabtei Fulda konnte Abt Balthasar von Dernbach (1570 –1606) erst nach seiner Wiedereinsetzung in die Regierung ab 1602 die Gegenreformation durchführen.

Hochstifte in Randlage zu Frankreich Das Kurfürstentum Trier Kurfürst Johann VI. von der Leyen (1556 –1567) unterdrückte 1559 einen Reformationsversuch mit Gewalt. Er beurteilte calvinistische Predigten als Umsturzversuch, zumal die Stadt Trier in diesem Zusammenhang versuchte, ihre Reichsunmittelbarkeit durchzusetzen. Auch im „Kröver Reich“, einem Kondominat an der Mittelmosel mit Baden und Pfalz-Zweibrücken, konnte der Kurfürst die katholischen Positionen gegen die protestantischen Mitherrschaften behaupten.

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Das Hochstift Straßburg Nach dem Kölner Krieg brach ein militärischer Konflikt zwischen der evangelischen Reichsstadt Straßburg und dem katholischen Teil des Domkapitels aus. Die Doppelwahl 1592 nach dem Tod Bischof Johann von Manderscheids (1569 –1592) wurde durch Waffen entschieden. Gegen den Kandidaten der evangelischen Minderheit des konfessionell gespaltenen Domkapitels, Johann Georg von Brandenburg, konnte sich mit lothringischer Hilfe Kardinal Karl von Lothringen (1592 –1607) durchsetzen, da er 1598 die kaiserliche Belehnung erhielt. Das Hochstift Straßburg blieb katholisch und nach dem Friedensabkommen von Hagenau 1604 sollte das Domkapitel ab 1620 nur noch katholische Mitglieder haben.

Hochstifte in Randlage zu Bayern und Österreich Das Erzstift Salzburg Kardinal Matthäus Lang (1519 –1540) war eine der bedeutendsten Salzburger Bischofsgestalten, der als letzter Amtsinhaber einem bürgerlichen Geschlecht entstammte. Er unterdrückte die lutherische Bewegung im Erzstift mit Gewalt. Trotzdem fallen die Anfänge einer reformatorischen Gemeindebildung, die sich über zwei Jahrhunderte als Kryptoprotestantismus in einzelnen Alpentälern festsetzen konnte, in seinen Pontifikat. Erzbischof Ernst von Bayern (1540 –1554, † 1560) ließ die gegenreformatorischen Maßnahmen fortführen. Der Germaniker Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612, † 1617) begann seine Regierung als scharfer Gegenreformator und verpflichtete 1588 seine Beamten und Untertanen auf das katholische Bekenntnis. Für den Salzburger Stadthauptmann erließ er eine 64 Artikel umfassende Instruktion, um die Beachtung seines Religionsmandats sicherzustellen. Nach dem Muster der Hauptstadt betrieb er die Rekatholisierung im ganzen Erzstift. 1593 dehnte er die strengen Strafbestimmungen gegen Wiedertäufer auf alle Nichtkatholiken als ungehorsame Untertanen aus. Den wegen ihrer Spezialkenntnisse unentbehrlichen Knappen in den Bergwerken erlaubte er allerdings die Praktizierung ihres lutherischen Glaubens. Aus persönlichen Gründen milderte er später seine Haltung. Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel wie sein Konkubinat führten nach dem „Salzkrieg“ (militärische Auseinandersetzung über die Vermarktung des Berchtesgadener Salzes) zur Absetzung und Inhaftierung des Raitenauers durch Herzog Maximilian von Bayern. Unter seinem Nachfolger und Neffen Marcus Sitticus von Hohenems (1612 –1619) erfolgte in den Jahren 1613 bis 1615 eine Intensivierung gegenreformatorischer Maßnahmen, 1000 Personen wurden aus dem Erzstift vertrieben.

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Das Hochstift Passau Verschiedene reformatorische Strömungen kulminierten in der Regierungszeit Bischof Wolfgang von Salms (1540 –1555) in der breit im Passauer Bürgertum verankerten Kelchbewegung. Der Bischof ließ 1550 das Interim verkünden und bekennende Lutheraner ausweisen. Urban von Trennbach (1561–1598) vollendete die Gegenreformation im Hochstift, indem er die Erteilung des Bürgerrechts und von Gewerbelizenzen an das katholische Bekenntnis band und schließlich die Ausweisung der Andersgläubigen betrieb. Das Hochstift Augsburg Bischof Otto Truchseß von Waldburg wollte die von der Reformation gestörte Einheit der Kirche unter dem Papst und dem Schutz des Kaisers restaurieren. Diese Linie verfolgte er auf den Reichstagen und plädierte zur Wiederherstellung der Glaubenseinheit für die militärische Niederwerfung des Schmalkaldischen Bundes. Auch nach dem von ihm abgelehnten Augsburger Religionsfrieden trat er auf den Reichstagen als militanter Gegner der protestantischen Partei auf. Bischof Heinrich von Knoeringen (1598 –1646) schärfte mit dem Religionsmandat von 1600 den Katholiken ihre religiösen Pflichten ein. Zur Kontrolle des österlichen Sakramentenempfangs ließ er die Beichtzettel der sich in gemischt konfessionellen Territorien aufhaltenden Untertanen überwachen. Energisch betrieb er nach der bayerischen Besetzung Donauwörths die Rekatholisierung der Stadt wie ab 1614 die Pfalz-Neuburgs. Nach dem Erlass des Restitutionsedikts 1629 setzte er sich für dessen konsequente Umsetzung ein. Mit seinen Bemühungen, die Westfälischen Friedensschlüsse wegen der Säkularisation von Kirchengut zu hintertreiben, scheiterte er. Das Hochstift Eichstätt Martin von Schaumberg (1560 –1590) setzte die tridentinischen Reformen im Hochstift ohne Unterstützung durch den weltlichen Arm durch und verbot das Auslaufen zu lutherischen Gottesdiensten, wobei er von der Nähe zu Bayern profitierte. Sein Wirken gehört zur obrigkeitlich-patriarchalischen Form der Gegenreformation.

Hexen- und Zaubererverfolgung Hexen- und Zaubererverfolgung

Durch die im 14. Jahrhundert einsetzende wechselseitige Aufladung und Verschmelzung von Ketzer- und Zaubereiprozesstraditionen und die Verbindung volkstümlicher Magievorstellungen mit gelehrten Teufels- und Dämonentheorien entstand in der geistigen Umbruchsituation des 15. Jahrhun-

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derts die spezifisch abendländische Vorstellung von Hexerei (Peter Segl). Bis ins 17. Jahrhundert verliefen in unterschiedlicher regionaler und zeitlicher Dichte mehrere Verfolgungswellen durch Europa und die Kolonialgebiete. Hexenhammer Der Inquisitor Heinrich Institoris (Kramer 1430 –1505), der selbst eifrig Hexenprozesse betrieb, fasste die zeitgenössischen Vorstellungen über die Hexerei in dem Werk Malleus maleficarum (Speyer 1487) zusammen. Es enthält Richtlinien für die Prozessverfahren und den für die Praxis maßgeblichen Strafcodex. Hexen werden als Mitglieder einer gegen die christliche Gemeinschaft gerichteten Verschwörung betrachtet.

Entscheidend war die Durchsetzung des Inquisitions- statt des Akkusationsprozesses, der die Verfolgung der Delikte von Staats wegen und den Einsatz der Folter zur vermeintlichen Wahrheitsfindung ermöglichte. Innozenz VIII. (1484 –1492) autorisierte in seiner Bulle Summis desiderantes affectibus vom 5. Dezember 1484 das inquisitorische Vorgehen der Dominikaner Institoris und Jakob Sprenger (um 1436 –1495) gegen der Zauberei Verdächtige im römisch-deutschen Reich. Eine weitere rechtliche Grundlage lieferte die Peinliche Halsgerichtsordung Karls V. (Constitutio Criminalis Carolina) von 1532 mit ihrem Artikel über Schadenszauber. Die neuzeitlichen Verfolgungen hatten einen ersten Höhepunkt in den letzten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, als eine Agrarkrise materielle Not und soziale Spannungen auslöste. Betroffen waren die Schweiz, Lothringen, Schottland, die Spanischen Niederlande und das römisch-deutsche Reich. Für Hungersnöte als Folge von Missernten und Seuchen dienten der Teufel und sein Wirken als Erklärungsmuster. Die jüngere Forschung betont, dass die Hexenverfolgung von der Bevölkerung gewünscht und oft gegen den Willen der Obrigkeit durchgesetzt wurde. Dahinter steckte die Vorstellung, durch die Ausrottung des vermeintlich Bösen die innerweltliche Ordnung wiederherzustellen. Eine französische Forschungsrichtung interpretiert die Hexenverfolgung als Akt der Disziplinierung zur Verchristlichung der ländlichen Bevölkerung, die kirchlich übertünchten Formen heidnischer Naturreligionen angehangen habe. Für diese These sind für Deutschland keine Belege zu finden. Das düstere Kapitel bildete ein Spezifikum kleinerer Reichsstände, während die größeren Territorien weniger betroffen waren. So nahmen die Verfolgungen in einer Reihe von Hochstiften besondere Ausmaße an. Im Kurfürstentum Trier wurden 1587 bis 1593 306 Personen hingerichtet, darunter der Rektor des Jesuitenkollegs. Zwischen 1600 und 1605 wurden das Oberstift Mainz und das Hochstift Fulda von einer ersten Welle heimgesucht. Die Opferzahlen dürften im dreistelligen Bereich gelegen haben. In

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der kleinen Fürstpropstei Ellwangen wurden 1612/13 303 Personen hingerichtet. Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Hysterie in Würzburg unter Bischof Julius Echter, der im Sommer 1617 verkünden ließ, dass im Hochstift über 300 Hexen verbrannt worden seien. Die Reformation bedeutete keinen grundsätzlichen Unterschied für die Einstellung zur Zauberei. In Bern, in Mecklenburg und in der Grafschaft Nassau und auch in anderen protestantischen Territorien wurden ebenso vermeintliche Hexen und Zauberer getötet. Die europäische Hexenjagd kulminierte in den Jahren 1626 bis 1631 vor dem Hintergrund von Klimakatastrophen, Missernten, Hungersnöten und Kriegswirren. Im kurkölnischen Herzogtum Westfalen dürften zwischen 1628 und 1631 über 1000 Menschen den Hexenprozessen zum Opfer gefallen sein. Auch in den Erzstiften Mainz und Trier brachen mehrere Verfolgungswellen mit unterschiedlicher Intensität auf. Unter dem Würzburger Bischof Philipp Adolf von Ehrenberg (1624 –1631) wurden zwischen 1623 und 1630 um die 900 Menschen wegen Hexerei getötet. Am Beginn stand jeweils eine Denunziation. Jede neue Anklage führte zu weiteren Beschuldigungen, deren Namen den Gefolterten als Mittäter abgepresst wurden. Zu ihnen gehörten auch Frauen und Männer angesehenen Standes sowie rund vier Dutzend Kleriker, selbst vor Kindern und Jugendlichen machten die Ankläger keinen Halt. Ähnlich verlief die Entwicklung in Bamberg und Eichstätt. Der Bamberger Weihbischof Friedrich Förner, der mit Predigten und einer Druckschrift den Hexenwahn angestachelt hatte, geriet 1628 selbst in den Verdacht der Zauberei. Kaiserliche Befehle und Reichskammergerichtsmandate zur Einstellung von Verfahren wurden in Bamberg zeitweilig ignoriert. Mit der Ausweitung des Kriegsgeschehens ebbten ab 1632 die Verfolgungen im Reich ab, doch fanden auch im 18. Jahrhundert noch vereinzelt Prozesse und Hinrichtungen statt, zuletzt 1782 im bikonfessionellen Kanton Glarus. Der Hexenwahn konzentrierte sich in den Hochstiften, deren Bischöfe entschiedene Vertreter der Gegenreformation waren. Auch manche Jesuiten forderten die Verfolgung von Hexen und Zauberern. Das Beispiel Bayern beweist aber, dass die Gleichsetzung von Gegenreformation und Hexenverfolgung falsch ist, weil hier der Geheime Rat als Organ eines starken Territorialstaats ein Ausufern unterbinden konnte. In Rom und Spanien verhinderte die nach rationalen Gesichtspunkten vorgehende Inquisition eine dem römisch-deutschen Reich vergleichbare Verfolgung. Gregor XV. ordnete 1623 die Auslieferung Verdächtiger an das weltliche Gericht nur bei Erweis eines Teufelsbündnisses und zugleich erfolgter Tötung eines Menschen an. Jesuiten kümmerten sich um die Seelsorge an den wegen Zauberei Beklagten und Verurteilten. Der Moraltheologe Adam Tanner (1572 –1632) sprach sich in seiner Theologia scholastica (Ingolstadt 1626/27) gegen die

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Anwendung der Folter aus, was ihm massive Anfeindungen eintrug. Ingolstädter Jesuiten lehnten die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung wegen der Gefahr von Denunziationen ab. Die radikalste Kritik an den Hexenprozessen enthält die 1631/32 in Köln erschienene Cautio criminalis. Der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635) musste sein Werk anonym veröffentlichen. Er löste eine breite Diskussion aus und trug zur Abschwächung der Verfolgungen bei. Noch der evangelische Jurist Christian Thomasius (1655 –1728) stützte sich bei seiner Kritik an den anhaltenden Hexenprozessen auf Spees Werk.

Die Formierung konfessioneller Sonderbündnisse Die Formierung konfessioneller Sonderbündnisse

Unter kurpfälzischer Führung formierte sich ab etwa 1600 die protestantisch-calvinistische Partei im Heiligen Römischen Reich. In der Auseinandersetzung um die Auslegung des Augsburger Religionsfriedens blockierte sie die Rechtsprechung des Reichskammergerichts und bestritt die Kompetenz des Reichshofrates in Religionssachen. Beim Regensburger Reichstag von 1603 verweigerte sie die Anerkennung der Mehrheitsbeschlüsse. Während sich die gemäßigten evangelischen Reichsstände unter der Führung des konservativen Kursachsens bislang zurückgehalten hatten, kam es 1607 zu einer Wende. Der Kaiser betraute Bayern mit der Exekution der Reichsacht gegen die protestantische Reichsstadt Donauwörth, das diese besetzte und später in die Landsässigkeit drückte. Herzog Maximilian von Bayern hatte nach seiner Regierungsübernahme den Staatshaushalt ins Gleichgewicht gebracht, womit er die Grundlagen für den Unterhalt eines stehenden Heeres geschaffen hatte. Beim Regensburger Reichstag von 1608 schlossen sich die protestantischen Stände einschließlich Kursachsens zusammen. Sie forderten die Aufhebung des Majoritätsprinzips bei der Behandlung konfessioneller Fragen. Die Kurpfälzer und ihre Verbündeten verließen dann den Reichstag, der damit gesprengt war. Gleichzeitig war das Kaisertum durch den „Bruderzwist in Habsburg“ entscheidend geschwächt, so dass die obersten Reichsorgane faktisch ausfielen. „Ein Bruderzwist in Habsburg“ Franz Grillparzer (1791–1872) thematisiert in dem 1872 uraufgeführten Trauerspiel die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Rudolf II. und seinen Brüdern Matthias und Maximilian. Der strenge Katholik, aber gegenüber den Lutheranern tolerante Kaiser wird als willensschwacher Herrscher gezeichnet, weil er die moralische Fragwürdigkeit politischer Aktivität erkannt hat. Sein Gegenspieler ist Erzherzog Matthias, der nach einem Separatfrieden mit den Türken die Macht an sich reißt und den Kaiser im Hradschin gefangen setzt.

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In dieser Situation verbündeten sich einige Reichsstände zu konfessionellen Schutzbündnissen. Am 14. Mai 1608 wurde im fränkischen Auhausen an der Wörnitz unter kurpfälzischem Direktorium die protestantische Union für zunächst zehn Jahre gegründet. Ihren Zweck bildete die Finanzierung eines Heeres, zu den Mitgliedern gehörten Pfalz-Neuburg, Baden, Württemberg und die hohenzollerschen Markgraftümer in Franken. Später schlossen sich Kurbrandenburg und 16 Reichsstädte an. Maximilian von Bayern plante im Gegenzug den Abschluss eines katholischen Bündnisses. Er war nach der Sprengung des Reichstags davon überzeugt, dass es die Gegenpartei auf die Vernichtung des Katholizismus und den Umsturz der Reichsverfassung abgesehen habe. Die Etablierung einer katholischen Allianz unter kaiserlicher Führung ließ sich wegen der Haltung Rudolfs II. und der habsburgischen Zwistigkeiten nicht realisieren. Deshalb nahm Maximilian die Verhandlungen mit den katholischen Reichsständen selbst in die Hand. Liga Mit diesem Begriff werden verschiedene Fürstenbündnisse des 15. bis 17. Jahrhunderts bezeichnet, hier handelt es sich um den katholischen Gegenbund zur protestantischen Union. Ihn gründete Herzog Maximilian am 10. Juli 1609 mit mehreren oberdeutschen Reichsständen auf zunächst neun Jahre: die Bischöfe von Würzburg, Augsburg, Konstanz, Regensburg und Passau, die Prälaten von Kempten und Ellwangen waren Mitglieder. Unter dem Einfluss Ferdinands von Köln schlossen sich die Kurfürsten von Mainz und Trier an, weitere Reichsstände folgten. Maximilian ließ als Bundesoberst ein stehendes Heer unter General Johann Tserclaes (seit 1622 Graf) von Tilly (1559 –1632) aufstellen. Österreich wurde für die Dauer des Familienstreites nicht zugelassen. Den Zweck der Liga bildeten nach der Bundesakte die Verteidigung der katholischen Religion und die Wahrung des Friedens.

Mit der Gründung von Union und Liga standen sich die Hauptparteien der engagiert konfessionellen Gruppierungen im Reich gegenüber, des Reformkatholizismus und des Calvinismus, Bayern und Kurpfalz. Eine kriegerische Konfrontation zwischen den Allianzen, die beide die Wahrung des Augsburger Religionsfriedens in ihrer jeweiligen Interpretation auf ihre Fahnen geschrieben hatten, schien mit dem Ausbruch des Jülicher Erbfolgekriegs unvermeidbar. Die konfessionelle Lage in den Territorien des 1609 verstorbenen Herzogs Johann Wilhelm von Jülich-Cleve und Berg (1592 –1609) war unübersichtlich. Das Erbe forderten Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg (1608 –1619) und Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1614 –1653). Dieser Angehörige einer wittelsbachischen Nebenlinie heiratete 1613 Maximilians Schwester Magdalena von Bayern, was durch seine vorherige Konversion möglich geworden war. Gleichzeitig sicherte ihm dies die Unterstützung der Liga in seinem Konflikt mit dem Kurfürsten von Brandenburg, der zum Calvinismus überge-

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treten war. Verhandlungen führten mit dem Xantener Ausgleich 1614 zur Teilung der Länder, so dass ein Krieg vermieden werden konnte. Calvinismus Jean Calvin (1509 –1564), seit 1536 Prediger in Genf, entwickelte eine eigene reformatorische Lehre, die sich hinsichtlich Abendmahl und Prädestination von Luther unterschied. Den Papst lehnte er als Antichrist ab. Seine presbyterianische Kirchenordnung beruht auf dem Gemeindeprinzip. Calvin führte ab 1536 in Genf eine in gewissem Sinne theokratische Herrschaft mit strengem Sittenregiment ein. Von hier aus verbreitete sich der Calvinismus ab etwa 1550 zunächst in der Schweiz und in Frankreich, wo seine Anhänger als Hugenotten bezeichnet werden. Im römischdeutschen Reich konzentrierte sich die militante Opposition gegen die kaiserliche Politik in den calvinistisch-reformierten Territorien (Kurpfalz, Hessen-Kassel).

Die Konversion Wolfgang Wilhelms hatte die Rekatholisierung von Pfalz-Neuburg sowie teilweise von Sulzbach und Hiltpoltstein zur Folge. Sie verlief über die Gleichberechtigung der katholischen und lutherischen Konfession, die Berufung der Jesuiten und schließlich die Erhebung des Katholizismus zur Landesreligion. In Jülich-Berg-Ravenstein blieb eine konfessionelle Mischstruktur erhalten. Kaiser Matthias (1612 –1619) und sein wichtigster Ratgeber Bischof Melchior Klesl verfolgten auf Reichsebene eine Politik des konfessionellen Ausgleichs. Der Reichstag von 1613 endete mit der gleichen Sezession der radikalen protestantischen Partei wie der von 1608. Herzog Maximilian lehnte in der Frage des Geistlichen Vorbehalts Zugeständnisse ab, wodurch die Vermittlungspolitik Klesls behindert wurde. Dieser bemühte sich darauf erfolgreich, die Position Bayerns innerhalb der Liga zu untergraben. Maximilian unterlief die Neuorganisation des Bündnisses, indem er 1614 mit einigen Bischöfen einen neuen Verein auf der Grundlage der Bundesakte von 1609 einging. Wegen der Streitigkeiten mit Österreich legte er zum Jahresbeginn 1616 sein Bundesoberstenamt nieder, die Liga hatte damit faktisch aufgehört zu existieren. Erst am 27. Mai 1617 gründete Maximilian erneut, wieder mit Würzburg, Bamberg, Eichstätt und Ellwangen, die Liga auf zunächst vier Jahre. Nur er hatte auf katholischer Seite die Kraft zur Führung eines Bündnisses.

Der böhmisch-pfälzische Krieg Der böhmisch-pfälzische Krieg

Das Einschreiten der Landesregierung von Böhmen gegen evangelische Kirchenbauten auf kirchlichem Grund führte am 23. Mai 1618 zum Prager Fenstersturz. Dieses Ereignis eröffnete den Aufstand der böhmischen Stände gegen das Haus Österreich und löste den böhmisch-pfälzischen Krieg aus. Die Landstände setzten den 1617 zum König von Böhmen ge-

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wählten Ferdinand II. ab und erhoben an seiner Stelle am 27. August 1619 den calvinistischen Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. (1610 –1623, † 1632). Die Ausweitung der böhmischen Unruhen nach Mähren und Oberösterreich stellte Maximilian von Bayern vor die Entscheidung einer Beteiligung. Die Kaiserwahl Ferdinands II. im August 1619 stärkte seine Position. Im Münchner Vertrag (8. Oktober 1619) sagte Herzog Maximilian dem Kaiser die Hilfe Bayerns und der Liga zu, der ihm im Gegenzug den Oberbefehl über die Ligatruppen, Ersatz für Kriegskosten und den eventuellen Ausgleich bayerischer Territorialverluste zusicherte. Mündlich versprach Ferdinand II. Herzog Maximilian für den Fall einer Ächtung Friedrichs V. die pfälzische Kurwürde, die Bayern infolge des Hausvertrages von Pavia (1329) beanspruchte. Der Würzburger Ligatag vom Jahresende 1619 beschloss die Aufstellung eines 25 000 Mann starken Heeres. Papst Paul V. verpflichtete sich zur Zahlung erheblicher Subsidien. König Philipp III. von Spanien (1598 –1621) sagte im März 1620 die Entsendung eines Heeres aus den Niederlanden in die Rheinpfalz und die Stellung von 1000 Reitern für die Liga zu. Damit hatten sich die Mächte der Gegenreformation zusammengefunden und rüsteten sich, die Initiative im Ringen um die Vormacht im römisch-deutschen Reich zurückzugewinnen. Ein geschickter Schachzug Maximilians war es, zunächst die Union zu neutralisieren. Der Vertrag von Ulm (3. Juli 1620) legte die Neutralität innerhalb des Reiches, nicht aber für Österreich und Böhmen fest. Somit hatte Bayern freien Rücken gewonnen, um die habsburgische Politik in Böhmen zu unterstützen. Im Sommer 1620 besetzte das Ligaheer unter Tilly Oberösterreich. Nach der Vereinigung mit den kaiserlichen Truppen setzte Maximilian den Weitermarsch nach Prag durch. Das Heer der böhmischen Stände hatte sich auf einer Anhöhe im Westen Prags (Bila Hora) aufgestellt, wo es von der kaiserlich-ligistischen Übermacht unter Herzog Maximilian, Karl Graf von Buquoy und Tilly in der Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620) geschlagen wurde. Danach nahmen die ligistischen Truppen Prag ein und zwangen Friedrich V., der nun den Spottnamen Winterkönig erhielt, zur Flucht. Böhmen war wieder unter habsburgische Herrschaft gelangt. Das folgende Jahrzehnt bis zur Schlacht von Breitenfeld 1631 wurde durch die Vormacht der katholischen Partei in dem Krieg bestimmt, der zum Dreißigjährigen werden sollte. Nun erhob sich die Frage nach dem weiteren Schicksal der Kurpfalz. Maximilian bestand auf der Ächtung Friedrichs V., um seine Ansprüche auf die pfälzische Kur durchsetzen zu können. Der Pfalzgraf nahm die Unterstützung von Söldnerführern in Anspruch und bemühte sich um die Hilfe nordund westeuropäischer Staaten. Am 22. Januar 1621 verhängte Ferdinand II.

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die Reichsacht über ihn wegen Landfriedensbruch. Darauf löste sich die Union auf. Im Sommer besetzte Herzog Maximilian die Oberpfalz und stellte sie unter bayerische Verwaltung. Im Laufe des Jahres 1622 eroberte Tilly im Zusammenwirken mit einer spanischen Armee die Rheinpfalz. Die linksrheinischen Teile kamen unter spanische, die rechtsrheinischen unter bayerische Verwaltung. Die Katholisierungsmaßnahmen wurden durch die späteren Erfolge König Gustav Adolfs von Schweden (1611–1632) hinfällig. Bibliotheca Palatina Die in der Heilig-Geist-Kirche aufbewahrte Heidelberger Bibliothek erhielt ihren bedeutendsten Zuwachs unter Kurfürst Ottheinrich (1556 –1559), der ihr die wertvollen Bestände der säkularisierten Klosterbibliothek von Lorsch einverleibte, später kam die Sammlung Ulrich Fuggers (1526 –1584) dazu. Die Palatina umfasste circa 3600 Handschriften und 5000 Drucke. Auf Wunsch Gregors XV. schenkte Kurfürst Maximilian die Bibliothek der römischen Kurie als Entgelt für die päpstlichen Subsidien. Sie bildet bis heute einen wichtigen Bestandteil der Vatikanischen Bibliothek, Pius VII. (1800 –1823) gab 1816 die deutschen Handschriften zurück.

Die territorialen Pfänder zur Sicherung der Kriegskostenerstattung – Oberösterreich und die Oberpfalz – stärkten die bayerische Position in der Kurfrage. Spanien nahm eine doppeldeutige Haltung ein, nur Frankreich und Gregor XV. traten für die Kurtranslation auf Bayern ein. Der Papst engagierte sich durch Subsidienzahlungen und die Entsendung eines Kapuzinerdiplomaten an den Kaiserhof und nach Madrid, um den Einfluss der Katholiken im Kurkolleg zu verstärken. Schließlich belehnte Kaiser Ferdinand II. am 22. September 1621 Maximilian mit der Pfälzer Kur, allerdings zunächst nur im Geheimen. Beim Regensburger Kurfürsten- und Fürstentag 1623 konnte wegen des anhaltenden Widerstands im Kurkolleg nur die persönliche Belehnung Maximilians durchgesetzt werden. Mit Vertrag vom 22. Februar 1628 erhielt Bayern zur Erstattung seiner Kriegskosten die Oberpfalz und die rechtsrheinische Rheinpfalz. Gleichzeitig verpflichtete sich Ferdinand II., auch die Erben Maximilians mit der pfälzischen Kur zu belehnen. Dieser entwickelte sich nun zum eifrigen Verfechter der Rechte des Kurkollegs gegenüber dem Kaiser.

Die Rekatholisierung Böhmens, Österreichs und der Oberpfalz Die Rekatholisierung Böhmens, Österreichs und der Oberpfalz

Nach dem Sieg am Weißen Berg setzte die Rekatholisierung Böhmens ein, die einen Höhepunkt der Gegenreformation bildet. Ferdinand II. zerschnitt den Majestätsbrief Rudolfs II. und hob, gestützt auf die Eroberungstheorie, die ständischen Freiheiten auf. Todesurteile gegen die meist

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aus dem Herrenstand stammenden Rädelsführer in Böhmen wurden vollstreckt, die Güter der Flüchtlinge eingezogen. In Böhmen wurden circa 500, in Mähren 135 Herrschaften meist protestantischer Adeliger konfisziert. In seinem Testament von 1621 verband Ferdinand II. das bisherige Wahlkönigreich Böhmen fest mit den österreichischen Erblanden, die er als unteilbare Gesamtmonarchie mit Primogeniturerbfolge konstituierte. Dabei verpflichtete er seine Nachfolger auf den römisch-katholischen Glauben. Mit der „Verneuerten Landesordnung“ von 1627 kodifizierte er das böhmische Staatsrecht, welches dem König das alleinige Gesetzgebungsrecht vorbehielt. Der Klerus wurde wieder zum ersten Stand des Königreiches und alle nichtkatholischen Religionen mit Ausnahme des Judentums für illegal erklärt. Die Instruktion Gregors XV. vom 12. April 1621 für den Nuntius am Kaiserhof Carlo Carafa (1584 –1644) enthält ein Programm für die Durchführung der Gegenreformation in Böhmen wie im Reich. Der Papst betonte das Reformationsrecht des Kaisers und die Rechtmäßigkeit von Gewaltanwendung dazu. Detailliert werden die auf politischem wie religiösem Gebiet zu treffenden Maßnahmen aufgezählt, um das Kaisertum katholisch zu erhalten und die Kirche im Reich zu stärken. Da die Böhmen ihre von Ferdinand II. bei seiner Krönung beschworenen Privilegien durch ihre Rebellion verloren hätten, solle der Kaiser Lutheraner, Wiedertäufer und Calvinisten vertreiben, die Hussiten aber mit der katholischen Kirche vereinigen. Im Mittelpunkt der katholischen Restauration sollten aber Überredung und Belehrung, Unterricht und Erziehung stehen. Nuntius Carafa setzte sich für die Ausweisung der protestantischen Geistlichen und Lehrer ein. Tatsächlich ließ Ferdinand II. ab dem Mai 1621 zunächst die calvinistischen Prediger und die evangelischen Professoren der Prager Universität vertreiben. Carafa drängte zur Ausweisung auch der lutherischen Geistlichen, die 1622 erfolgte. Die Besetzungsrechte der freigewordenen Pfarreien wurden dem Erzbischof von Prag übertragen. 1624 ließ der Kaiser alle evangelischen Stadtbürger vor die Wahl stellen, auszuwandern oder zu konvertieren. Eine große Emigrationswelle war die Folge. Die Kirchen wurden, teils unter militärischem Schutz, an katholische Geistliche übergegeben und Widerstand wurde mit Gewalt gebrochen. Das kaiserliche Decretum adversus haereticos in Bohemia (31. Juli 1627) stellte auch die Nichtkatholiken aus dem Herren- und Ritterstand vor die Wahl zwischen Konversion oder Auswanderung. Circa 185 Adels- und 36 000 Bürgerfamilien verließen darauf Böhmen. Als Folge bildete sich eine neue katholische Oberschicht. Im kaiserlichen Dienst verdiente Adelsfamilien und Klöster erhielten reichen Grundbesitz. Das gewaltsame Vorgehen wurde bald gemildert, doch es blieb die grundsätzliche Forderung nach Festlegung der Konfession durch den Landesherrn.

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In Mähren betrieb der Bischof von Olmütz, Kardinal Franz Seraph Fürst von Dietrichstein (1599 –1636), gleichzeitig kaiserlicher Statthalter, mit starker Hand die Rekatholisierung. 1622 wurden die Wiedertäufer, 1624 die protestantischen Geistlichen des Landes verwiesen. Schlesien teilte das Schicksal der übrigen Länder der böhmischen Krone. Nach der Eroberung von Glatz 1622 durch kaiserliche Truppen wurde die Gegenreformation dort und in den Fürstentümern Neiße, Troppau und Jägerndorf durchgeführt. Auch im Breslauer Bistumsland und im Fürstentum Glogau fand sie statt. Nach dem Prager Frieden (1635) wurde der Protestantismus auf einige Mediatfürstentümer – darunter Liegnitz, Brieg und Wohlau – und die Stadt Breslau zurückgedrängt. Die Westfälischen Friedensschlüsse ermöglichten dem Kaiser, in seinen schlesischen Erbfürstentümern die Rekatholisierung durchzusetzen. Die Protestanten durften außerhalb der Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau die sogenannten Friedenskirchen errichten. Auch in den folgenden Jahrzehnten blieben bis zur Altranstädter Konvention (1707) gegenreformatorische Bestimmungen gültig. Die evangelischen Landstände Niederösterreichs hatten nach dem Prager Fenstersturz enge Verbindungen mit den böhmischen Ständen aufgenommen. Nachdem Ferdinand II. in der Wiener Hofburg der sogenannten Sturmpetition (5. Juni 1619) seine Zustimmung verweigert hatte, verbündeten sich die im Horner Bund zusammengeschlossenen Stände mit Böhmen. Der Kaiser versprach ihnen die freie Religionsausübung, wenn sie sich von Prag trennten, über die übrigen verhängte er die Acht. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde der evangelische Gottesdienst in den Städten Niederösterreichs verboten, und nur der Adel durfte seine Prediger behalten. Protestanten, die sich für den böhmischen Gegenkönig erklärt hatten, wurden als Hochverräter verurteilt. Kaiser Ferdinand II. legte am Fest Mariae Verkündigung 1624 das Gelübde ab, dass er alles zum Heile der Religion tun werde, was immer die Lage der Dinge und der Zeit zu erlauben scheine. Das Vorhaben einer umfassenden Rekatholisierung blieb die Maxime seiner Politik, worin er von Nuntius Carlo Carafa und seinem Beichtvater, dem Jesuiten Wilhelm Lamormaini (1570 –1648), bestärkt wurde. Mit Mandat vom 14. September 1627 wurden alle evangelischen Prediger und Schulmeister aus den Erzherzogtümern unter und ob der Enns ausgewiesen. Lediglich der Adel verfügte noch über das Recht der Konfessionsfreiheit. In Innerösterreich ging Kaiser Ferdinand II. mit Landesverweisungen direkt gegen den evangelischen Adel vor (1628). Ein letztes Religionsedikt mit weiteren Einschränkungen erschien 1652, als noch immer 30 Familien aus dem Ritter- und 43 aus dem Herrenstand protestantisch waren.

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Weitgehend geschlossenen waren die oberösterreichischen Stände unter dem Calvinisten Georg Erasmus von Tschernembl (1567–1626) zu Böhmen unter dem Winterkönig übergelaufen. Bayern behielt das Land von 1620 bis 1628 als Pfandbesitz. Am 4. Oktober 1624 verfügte der Kaiser die Ausweisung aller evangelischen Prediger und Schulmeister, am 10. Oktober 1625 befahl er den Untertanen bis Ostern 1626 katholisch zu werden oder auszuwandern. Eine Ausnahmebestimmung gab es nur für den Adel, doch der protestantische Kultus war auch auf den Schlössern streng verboten. Adam Graf (seit 1623) von Herberstorff (1585 –1629) setzte als bayerischer Statthalter die Gegenreformation mit harter Hand durch. In diese Zeit fiel der große Bauernaufstand, den politische und religiöse Ursachen ausgelöst hatten. Er wurde nach längeren Kämpfen bis 1628 blutig niedergeworfen. Kaiserliche Patente des Jahres 1627 brachten die Gegenreformation in Oberösterreich zum Abschluss, eine Auswanderungswelle war die Folge. 1628 überließ Kurfürst Maximilian Oberösterreich wieder dem Kaiser. Ganz gelang die Rekatholisierung der österreichischen Länder aber nicht, wie die Exulanten nach 1648, das Phänomen des Geheimprotestantismus und die ab 1781 gegründeten josephinischen Toleranzgemeinden zeigen. 1621 besetzten bayerische Truppen die Oberpfalz mit der Hauptstadt Amberg, soweit sie zum Territorium Kurfürst Friedrichs V. gehörte. Kurfürst Maximilian begann ab 1623 mit der Rekatholisierung, die sich zunächst auf die Opposition der Lutheraner gegen den Heidelberger Calvinismus stützen konnte. Die Prädikanten, wie die Münchner Regierung die reformierten Pfarrer bezeichnete, wurden ab 1625 vertrieben. Im Februar 1628 erhielt Maximilian die erbliche Belehnung mit der Oberpfalz. Nach der Erbhuldigung erklärte er mit dem Religionspatent vom 27. April 1628 die katholische Konfession zur ausschließlichen Landesreligion. Der evangelische Bevölkerungsteil wurde zur Konversion oder Auswanderung genötigt. Gleichzeitig wurden die Landstände entmachtet und die Privilegien des Adels für erloschen erklärt. Etwa die Hälfte der Adelsfamilien entschied sich zur Emigration. Neben Predigten konnten auch Zwangseinquartierungen und Haftstrafen zur Erzielung der Glaubenseinheit eingesetzt werden. Die Regierung stützte sich in erster Linie auf die Jesuiten (Amberg 1621), in zweiter auf die übrigen Orden, die nach Möglichkeit die ihren aufgehobenen Klöstern inkorporierten Pfarreien zurückerhielten. Die Nutznießung der ertragreichen Klostergüter behielt sich der Kurfürst zunächst selbst vor. Erst 1669 wurden sie an die Orden zurückgegeben, worauf die Zisterzen Waldsassen und Walderbach und das Prämonstratenserkloster Speinshart neu erstanden. Unter Neuburger Landeshoheit waren 1614 Nebenfürstentümer für die

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jüngeren Brüder Pfalzgraf Wolfgang Wilhelms eingerichtet worden, die dessen Konversion nicht folgten. Längeren Bestand hatte das Fürstentum Sulzbach, in dem 1627/28 die Gegenreformation durchgeführt wurde. Das Recht des evangelischen Hausgottesdienstes behielt jedoch der Hof. Nach 1648 veranlasste Pfalzgraf Christian August von Sulzbach (1632 –1708) die Rückführung der Gemeinden zur evangelischen Lehre. Christian August räumte im Kölner Vergleich (1652) aber den Katholiken das Miteigentum an allen Kirchen und Pfründen des Fürstentums ein, die zum gemeinsamen Gebrauch beider Konfessionen bestimmt wurden (Simultaneum religionis exercitium).

Das Restitutionsedikt von 1629 Das Restitutionsedikt von 1629

Mit den Siegen der kaiserlichen und ligistischen Truppen setzte die Rekatholisierung im Heiligen Römischen Reich ein. 1623/24 eröffnete der Reichshofrat den Prozess um die Rückgabe von sechs säkularisierten Klöstern, freilich nur gegen kleinere und mindermächtige Stände. 1627 wurde der Prozess der Bischöfe von Augsburg und Konstanz gegen Württemberg und Brandenburg-Ansbach auf Herausgabe von acht Klöstern wieder aufgenommen, doch dilatorisch behandelt. Der Gedanke, für den im Laufe des Krieges einsetzenden Restitutionsprozess eine reichsrechtliche Grundlage zu schaffen, wurde beim Mühlhausener Kurfürstentag 1627 von den Katholiken ausgesprochen. Die nach dem Passauer Vertrag von 1552 säkularisierten oder protestantisch gewordenen Reichsbistümer und Klöster sollten wieder katholisch und damit der Geistliche Vorbehalt durchgesetzt werden. Nuntius Carafa unterstützte das Vorgehen der katholischen Kurfürsten nachdrücklich. 1627 wurde im Archiv des Augsburger Bischofs der Protest des Kardinals Otto Truchseß gegen den Religionsfrieden von 1555 aufgefunden. Darauf erarbeiteten Dillinger Jesuiten ein Gutachten für Bischof Heinrich von Knöringen zur Klärung der Rechtssituation für die Diözese Augsburg. Der Hauptautor Paul Laymann (1574 –1635) ließ dieses Werk 1629 anonym unter dem Titel Compositio pacis publizieren. Er interpretierte den Religionsfrieden nicht als Gesetz, sondern nur als Vertrag. Da der Augsburger Bischof gegen diesen protestiert habe, sei für ihn keine vertragliche Bindung zustande gekommen. Damit wäre das Wormser Edikt für Augsburg weiter in Kraft geblieben. Wenn sich diese Auffassung durchgesetzt hätte, wären durch einen Protest weitere Abkommen zu behindern und die Rechtslage im Sinne der Katholiken zu verändern gewesen. Kaiser Ferdinand II. erließ gegen anhaltende, mit politischer Rücksichtnahme motivierte Widerstände in Wien am 6. März 1629 das Restitutions-

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edikt. Das Edikt enthielt die Forderung nach der Rückgabe der seit 1552 entfremdeten reichsunmittelbaren zwei Erzbistümer (Magdeburg, Bremen), sieben Bistümer (Verden, Minden, Halberstadt, Kammin, Lübeck, Ratzeburg, Schwerin) und der betroffenen Klöster, ebenso nach der Restituierung der mittelbaren Stifte und Klöster und nach der Gleichstellung der katholischen mit den protestantischen Ständen im Reformationsrecht. Diese Interpretation des Augsburger Religionsfriedens wurde auch in der katholischen Publizistik vertreten. Sie musste aber alle betroffenen protestantischen Fürstenhäuser und Städte zu Feinden des Kaisers machen. Das Restitutionsedikt ordnete nicht konkret die Rückgabe der betreffenden Stifte und Klöster an, „sondern verfügte abstrakt über das gesamte nach 1552/55 reformierte Kirchengut“ und forderte das Reichskammergericht auf, gemäß seinen Richtlinien zu handeln (Michael Frisch). Der Kaiser ernannte für die einzelnen Reichskreise Kommissare, um die Ansprüche zu klären. Diese Kommissionen bemühten sich, die seit 1552 eingezogenen geistlichen Güter festzustellen. Dabei hatten sie nicht über die Rechtmäßigkeit der Ansprüche, sondern nur über den Zeitpunkt der Säkularisation zu entscheiden. Der für Niedersachsen ernannte Kommissar Bischof von Wartenberg führte mit Hilfe der Truppen Tillys die Restitution mehrerer Hochstifte und Klöster durch. Franz Wilhelm von Wartenberg (1593 –1661): Der bei den Jesuiten in Ingolstadt und am Germanicum in Rom ausgebildete Fürstbischof von Osnabrück (1625 –1661) aus einer wittelsbachischen Nebenlinie verband in seiner Person katholische Reform und Gegenreformation. Er betrieb mit Nachdruck die Rekatholisierung seiner Bischofsstadt und ließ lutherische Prediger und Räte vertreiben. Gleichzeitig sicherte er die Herrschaft des Landesfürstentums über die Stadt. Als Restitutionskommissar bemühte er sich um die Rekatholisierung Norddeutschlands, so dass der Kölner Nuntius (1624 –1634) Pier Luigi Carafa (1581–1655) ihn 1630 als apostolo della Germania Inferiore (NB Köln 7/2, Nr. 1772) bezeichnen konnte.

Das Reichskammergericht sprach 1629 das Große Stift Hildesheim seinem Bischof, Kurfürst Ferdinand von Köln, zu. In dessen Auftrag setzte Bistumsadministrator Wartenberg 1632 die Entlassung aller evangelischen Prediger und die Übertragung der Kirchen an Katholiken durch. Bis 1643 kam das Große Stift zum größten Teil wieder unter die Herrschaft des Fürstbischofs. Nach dem Westfälischen Frieden blieben aber nur das Kleine Stift und die 1643 restituierten neun Feldklöster katholisch. Das Vorrücken der kaiserlichen Truppen in das Erzstift Magdeburg (1625) ermöglichte hier die Durchführung der Gegenreformation. 1628 wurden zunächst die Klöster durch kaiserliche Beauftragte restituiert, dann wurde Erzherzog Leopold Wilhelm zum Erzbischof postuliert. Ab 1629 wurden die gegenreformatorischen Maßnahmen intensiviert. Das wechselnde Kriegsglück und der Prager Friede führten zur Resignation

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Leopold Wilhelms. Nur die fünf immer altgläubigen, nicht aber die zeitweilig restituierten Klöster im Erzstift Magdeburg blieben katholisch. Für den Fränkischen Reichskreis ernannte der Kaiser den Bamberger Bischof Johann Georg Fuchs von Dornheim zum Kommissar. Urban VIII. forderte die Restituierung des Nürnberger Schottenklosters, der Kaiser die Wiederherstellung des Stiftes Unterzell bei Würzburg und die Rückgabe des Nürnberger Franziskanerklosters. Geistliche Güter, die von niemandem beansprucht wurden, sollten dem Deutschen Orden zur Unterstützung der Türkenabwehr zugewendet werden. Im Schwäbischen Reichskreis engagierten sich die Äbte, die von Württemberg säkularisierten Klöster für ihre Orden zurückzuerhalten. Sie betrachteten dies nicht als antiprotestantische Kampfmaßnahme, sondern als Neubeginn für klösterliche Autonomie in Freiheit von landesfürstlichen oder bischöflichen Vorgaben. Nur zeitweilig konnten unter anderen die Abteien Blaubeuren, Alpirsbach und Adelberg für den Benediktiner- respektive Prämonstratenserorden zurückgewonnen werden. Der Regensburger Kurfürstentag 1630 hielt am Restitutionsedikt fest. Auf Anregung Kurfürst Maximilians fand im Sommer 1631 der Frankfurter Kompositionstag zu Ausgleichsverhandlungen mit den protestantischen Ständen statt. Der Bamberger Fürstbischof behauptete dort die Gleichsetzung der Annahme des Augsburger Interims mit dem Bekenntnis zum Katholizismus. Doch hielt selbst Maximilian von Bayern diese Interpretation nicht für durchsetzungsfähig. Weitere Verhandlungen wurden durch den Vormarsch der Truppen Gustav Adolfs und dessen Sieg bei Breitenfeld (1631) gegenstandslos. In den Jahren 1632 bis 1634 machte Schweden nicht nur die Restitutionen rückgängig, sondern verteilte in großem Ausmaß Hochstiftsterritorien an seine Anhänger. Geistliche Fürstentümer wurden dadurch in weltliche Erbfürstentümer umgewandelt oder solchen angegliedert.

Vom Prager Frieden 1635 zu den Westfälischen Friedensschlüssen 1648 Vom Prager Frieden zu den Westfälischen Friedensschlüssen

Der Prager Friede vom 30. Mai 1635 zwischen dem Kaiser und Kursachsen fixierte den Besitzstand der Bekenntnisse im Reich auf den Stand vom 12. November 1627. Kursachsen erhielt die Lausitzen und – in der Person des Administrators August von Sachsen (1628 –1680) – das Erzstift Magdeburg. Die Reichsstände sollten auf das Bewaffnungs- und Bündnisrecht verzichten, während dem Kaiser der Oberbefehl über eine zu errichtende Reichsarmee zugebilligt wurde. Dies hatte die Auflösung der Liga zur Folge. Die meisten Reichsstände schlossen sich dem Prager Frieden an. Er

Vom Prager Frieden zu den Westfälischen Friedensschlüssen

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bedeutete die Aufgabe des Restitutionsedikts, doch wurde er wegen der Vorteile für die katholische Kirche, welche die Hochstifte Bremen, Verden, Minden und Halberstadt behalten sollte, von der Kurie gebilligt. Durch das offene Eingreifen Frankreichs in den Krieg an der Seite Schwedens und des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen (1627–1637) vermischten sich seit 1635 die konfessionellen Grenzen endgültig. Der Krieg war nun offen zum Kampf um die Hegemonie im Reich und in Europa geworden. Die ungeheuere Not der unter den Truppendurchmärschen, Einquartierungen und Seuchen leidenden Bevölkerung war ein Grund für die Intensivierung der Friedensbemühungen. Vier Jahre verhandelten die Parteien, getrennt nach Konfessionen, in Münster und Osnabrück. Am 24. Oktober 1648 wurden die Friedensschlüsse zwischen dem Kaiser auf der einen und dem französischen König auf der anderen und der Königin von Schweden auf der dritten Seite und ihren jeweiligen Verbündeten unterzeichnet. Die Reichsverfassung wurde umgestaltet, die Reichsfürsten erhielten zwei grundlegende Rechtskomplexe zugesprochen. Das ius territorii et superioritatis verlieh den Landesherren in ihren Territorien die Gewalt in geistlichen und weltlichen Dingen. Außerdem erhielten sie ein Bündnisrecht, freilich nicht gegen Kaiser und Reich oder den Landfrieden. Frankreich und Schweden gingen mit Landgewinn und hohen finanziellen Entschädigungen aus dem Krieg hervor. Hinsichtlich der Konfessionsfrage wurde der Augsburger Religionsfriede bekräftigt und auf den Calvinismus als nunmehr dritte reichsrechtlich anerkannte Konfession ausgedehnt. Als Normaljahr für den Bekenntnisstand wie für den Besitz an geistlichen Gütern wurde das Jahr 1624 festgelegt. Wenn Untertanen anderer Konfession als der Landesherr waren, erhielten sie das Recht der privaten Religionsausübung oder zur Auswanderung. In den die Religion betreffenden Fragen sollte der Reichstag künftig in zwei Kurien auseinandertreten (itio in partes), das corpus catholicorum und das corpus evangelicorum. Unter Durchbrechung des Restitutionsprinzips erhielt Bayern die vormals pfälzische Kurwürde und die Oberpfalz. In der bayerischen Pfalz wie in den habsburgischen Erblanden durften die Landesherren die ausschließliche Katholizität durchsetzen. Schweden bekam unter anderem das Erzstift Bremen und das Hochstift Verden, Frankreich die Bistümer Metz, Toul und Verdun. Kurbrandenburg erhielt als Ersatz für seine territorialen Verluste die Hochstifte Minden, Kammin, Halberstadt und die Anwartschaft auf Magdeburg, Mecklenburg die Hochstifte Ratzeburg und Schwerin. Für den Bestand der Reichkirche war entscheidend, dass der Geistliche Vorbehalt bestätigt und auf die Domkapitel ausgeweitet wurde, so dass ein Konfessionswechsel über eine Bischofswahl ausgeschlossen wurde. Papst Innozenz X. hatte den zum Friedenskongress in Münster entsand-

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ten Nuntius Fabio Chigi angewiesen, zwischen den katholischen Mächten zu vermitteln. Kaiser Ferdinand III. (1637–1657) und Maximilian von Bayern als Führer der Katholiken hatten sich zu der Überzeugung durchgerungen, dass ein Friedensschluss nur unter konfessionellen Zugeständnissen möglich sein würde. Gegen jede Preisgabe katholischer Ansprüche trat dagegen die intransigente Gruppierung unter Führung der Bischöfe von Osnabrück, Franz Wilhelm von Wartenberg, und Augsburg, Heinrich von Knöringen, auf. Wartenberg führte in Münster für über ein Drittel der reichskirchlichen Territorien die Voten. Auch der Vertreter der württembergischen Prälaten, der Benediktiner Adam Adami (1610 –1663), gehörte zu dieser Gruppe. Ihre Position wurde publizistisch durch den Dillinger Jesuiten Heinrich Wangnereck (1595 –1664) vertreten. Sein 1640 für den Augsburger Bischof verfasstes Gutachten Iudicium theologicum wurde 1646 auf Anweisung Wartenbergs unter Pseudonym gedruckt. Scharf verurteilte er den dauerhaften Verzicht auf Kirchengut wie die rechtliche Gleichstellung von Katholiken und Protestanten. Der Beichtvater Kurfürst Maximilians, der Jesuit Johann Vervaux (1586 –1661), billigte dagegen einen dauerhaften konfessionellen Frieden als geringeres Übel, um das größere eines andauernden Krieges zu vermeiden. Unter dem Zwang der Not sei der Kaiser zur Preisgabe geistlicher Güter berechtigt. Nuntius Chigi legte in Münster Protest nicht gegen den Friedensschluss, sondern gegen die die kirchlichen Rechte beeinträchtigenden Bestimmungen ein. 20 katholische Reichsstände schlossen sich ihm an. Innozenz X. bestätigte den Einspruch mit dem Breve Zelo domus dei vom 26. November 1648. Er wollte damit den kirchlichen Rechtsstandpunkt wahren, nicht aber den Frieden verhindern. Der päpstliche Protest sollte keine praktische Bedeutung erlangen, zumal er erst nach dem Abschluss des Nürnberger Friedensexekutionstages, im August/September 1650, veröffentlicht wurde. Das europäische Staatensystem hatte sich endgültig vom Papsttum gelöst. Dieses konnte seine Rolle als Garant der überstaatlichen Ordnung nun auch gegenüber den katholischen Mächten nicht mehr behaupten. Die Westfälischen Friedensschlüsse beendeten den Anspruch der katholischen Kirche auf die Glaubenseinheit im Reich und die Rückgewinnung protestantisch gewordener Gebiete. Sie markieren das Ende der Gegenreformation, auch wenn vereinzelt das Reformationsrecht katholischer Reichsstände noch durchgesetzt wurde.

Ausblick auf die europäische Entwicklung Ausblick auf die europäische Entwicklung

Zum Ende des Trienter Konzils waren nur noch die Staaten auf der Apenninen- und der Iberischen Halbinsel überwiegend katholisch. Spa-

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nien bildete das Muster des katholischen Konfessionsstaates. Der erste öffentliche Auftritt Philipps II. als König in Spanien erfolgte am 8. Oktober 1559 bei einem Auto de fé, das die lutherische Gemeinde von Valladolid auslöschte. Spaniens Bild in der Geschichte wurde seit dem 16. Jahrhundert durch die leyenda negra, die polemisch verzeichnete Darstellung durch nationale und konfessionelle Gegner, nachhaltig verdunkelt. Katholisches Bekenntnis und Nation sollten in Spanien zusammenfallen. Die tridentinischen Reformbestimmungen wurden mit staatlicher Macht durchgesetzt. Auf allen Schauplätzen war die spanische Politik, ob in Frankreich, den Niederlanden oder England und Irland, an der Verteidigung oder Durchsetzung des Katholizismus orientiert. König Heinrich II. (1547–1559) von Frankreich richtete 1547 beim Pariser Parlament eine Kammer für Ketzerprozesse ein. 1559 traten die Vertreter calvinistischer Gemeinden in Paris zu einer Synode zusammen und gaben sich eine Kirchenverfassung. Unter der Regentschaft der Königinmutter Katharina von Medici (1560 –1574, † 1589) erfuhren sie zunächst staatliche Tolerierung. 1562 setzte aber der erste der sieben Hugenottenkriege ein, die das Land bis 1598 in eine schweren Krise stürzten. Einen Höhepunkt erreichte der Bürgerkrieg mit der Bartholomäusnacht 1572 (23./24. August). Katharina von Medici ließ die zur Hochzeit ihrer Tochter Margarete von Valois mit dem calvinistischen Heinrich von Bourbon-Navarra versammelten Führer der Hugenotten mit Admiral Gaspard Coligny (1519 –1572) ermorden. Tausende Hugenotten wurden darauf in Paris und anderen Städten umgebracht. Es handelte sich um einen Machtkampf zwischen den Häusern Guise als Führern der katholischen Liga (1576, 1584), die von Spanien unterstützt wurde, und Bourbon, auf dessen Seiten England und die Generalstaaten eingriffen. Mit dem Edikt von Nemours (1585) nahm Heinrich III. (1574 –1589) die Zugeständnisse an die Hugenottten zurück und ließ ihre Gottesdienste unter Todesstrafe verbieten. 1589 bestieg der Hugenottenführer Heinrich von Navarra den Thron. Um sich die Herrschaft zu sichern, schwor Heinrich IV. (1589 –1610) 1593 dem reformierten Glauben ab und konnte im folgenden Jahr in Paris einziehen. Mit dem Edikt von Nantes (1598) verlieh er den Hugenotten Gewissens- und Kultusfreiheit. Dadurch beendete er den blutigen Bürgerkrieg. Als Ludwig XIV. (1643 –1715) 1685 das Edikt von Nantes aufhob, war dies weniger ein Akt der Gegenreformation als ein Zeichen des Absolutismus. Die Reformation in England begann mit dem von Heinrich VIII. ausgelösten Schisma, um seine Ehescheidung von Katharina von Aragón zu erzwingen. Mit der Suprematsakte vom 3. November 1534 trennte der König als Kirchenoberhaupt England von Rom. Verweigerer des Eids auf diese Akte wurden mit dem Tode bestraft. Erst in späteren Artikeln wurden pro-

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testantische Glaubensnormen übernommen, die sich in der Regierungszeit Eduards VI. (1547–1553) mit veränderter Liturgie und Sakramentenlehre (Common Prayer Book, 1549) und einem reduzierten Ordinationsritus verdichteten. Die Gegenreformation Englands, die Königin Maria die Katholische (1553 –1558) mit Unterstützung des Kardinals Reginald Pole anstrengte, scheiterte an inneren Widerständen und brach nach ihrem Tode zusammen. Unter Königin Elisabeth I. (1558 –1603) wurden mit der erneuerten Supremats- und Uniformitätsakte (1559) die katholischen Maßnahmen aufgehoben und die anglikanische Staatskirche gefestigt. 1570 verhängte Pius V. die Exkommunikation und die Absetzung über sie. Diese an die Auseinandersetzungen des Hochmittelalters erinnernde Maßnahme hatte nur die sichtbare Wirkung, dass Elisabeth ihren Kurs gegenüber den Katholiken verschärfte. Die Sakramentenspendung durch katholische Priester und ihre Beherbergung wurden mit dem Tode bestraft. Königin Maria Stuart (1558 –1567, † 1587) konnte in Schottland die katholische Restauration nicht durchsetzen. Dagegen wehrte sich das irische Volk gegen die Einführung der anglikanischen Staatskirche auf der Insel. Das Bekenntnis zum katholischen Glauben, der von einheimischen Priestern und von Rom gesandten Missionaren am Leben erhalten wurde, bildete gleichzeitig einen Akt des Widerstands gegen England. Oliver Cromwell (1599 –1658) unterdrückte 1649/50 den Aufstand der katholischen Iren mit grausamer Härte. In Polen blieb der Ausgang des konfessionellen Ringens lange offen. Die Vielzahl protestantischer Bekenntnisse schwächte ihre Stoßkraft. Sie blieben weitgehend auf den Adel und das städtische Bürgertum beschränkt. Mit der Warschauer Generalkonföderation (1573) erhielt der Adel das Recht der Konfessionsfestlegung. Unter der Regierung Sigismunds III. Wasa (1587–1632) erstarkte der Katholizismus, und der König erzwang die Rückgabe ehemals katholischer Kirchen. Mit der weitgehend von Jesuiten erreichten Rekatholisierung des Adels konnte die Gegenreformation durchgesetzt werden. Nach der Niederlage gegen die Türken in der Schlacht von Mohács (1526) war Ungarn in drei Teile gespalten: das Königreich mit den Nordund Westgebieten unter habsburgischer Herrschaft, das Fürstentum Siebenbürgen und das Kernland in der Tiefebene um Donau und Theiß als türkische Provinz. Besonders unter den Deutschen verbreitete sich die Reformation. Unter der magyarischen Bevölkerung gewann der Calvinismus zahlreiche Anhänger. Die Bistümer Siebenbürgens, in dem die katholische Kirche neben mehreren protestantischen Kirchengemeinschaften zugelassen war, und der türkischen Provinz blieben bis ins 18. Jahrhundert unbesetzt. Nur im habsburgischen Königreich konnte sich die katholische Hie-

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rarchie behaupten, doch erstarkte auch in den türkisch besetzten Teilen die katholische Kirche unter Leitung der Propaganda Fide. Nach der Befreiung Ungarns trieb der habsburgische Absolutismus die Rekatholisierung voran, doch blieb das Königreich ein multikonfessionelles Land.

VIII. Die Umsetzung der kirchlichen Reformbestimmungen Die Umsetzung Persönlichkeiten der kirchlichen als Reformbestimmungen Muster der Reform

1515 –1582 1538 –1584 1541 1551 1552 1563 1564 1564 1567–1622 1572/73 1573 1581–1660 1584

Teresa von Ávila Kardinal Karl Borromäus, Erzbischof von Mailand Aufbruch Franz Xavers nach Ostindien Collegium Romanum in Rom Collegium Germanicum in Rom Jesuitenuniversität Dillingen Publikation der Beschlüsse des Konzils von Trient Collegium Willibaldinum in Eichstätt Franz von Sales, Bischof von Genf Congregatio Germanica Entsendung von Reformnuntien ins Reich Vinzenz von Paul Ständige Nuntiatur in Köln

Gegenreformation und innere Erneuerung der katholischen Kirche liefen nebeneinander. Wesentliche Impulse hatte das Konzil von Trient gegeben, die von Jesuiten und Reformbischöfen in enger Anlehnung an Rom umgesetzt wurden. Diese Form zeichnete sich durch eine überständische, rigorose Moral aus. Das Konzil stärkte die Autorität der Bischöfe, indem es die Erhaltung des Glaubens und die Verbesserung der Seelsorge in ihre Hand legte. Kaum ein Bischof im Heiligen Römischen Reich entsprach aber dem tridentinischen Ideal. Der traditionelle, ständisch strukturierte Katholizismus im Reich, soweit er sich zum christlichen Humanismus geöffnet hatte, stellte ein zweites, in der Forschung lange übersehenes Reformmodell zur Verfügung. Erst im Zeichen der katholischen Aufklärung fanden beide Richtungen im 18. Jahrhundert zusammen.

Persönlichkeiten als Muster der Reform Teresa von Ávila Teresa Sánchez de Cepeda (Ordensname: de Jesús, 1515 –1582, heiliggesprochen 1622, Kirchenlehrerin 1970) trat 1535 dem Karmelitinnenkloster von der Menschwerdung in ihrer Vaterstadt Ávila bei. Nach einer körper-

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lichen Leidenszeit und einer langen Phase seelischer Austrocknung erfuhr sie mystische Erlebnisse. Diese gipfelten in der Transverberation (Durchbohrung) ihres Herzens, in das ein Engel den Liebespfeil stieß. Teresa vereinigte in ihren Schriften feine Seelenbeobachtung und mystische Erfahrung mit spanischem Realismus. Der erste Teil ihrer 1565 abgeschlossenen Autobiographie (Libro de la vida) enthält die auf Geheiß des Inquisitors von Toledo aufgezeichnete Geschichte ihres inneren Lebens bis zur Gründung des Klosters S. José, dessen Entwicklung sie im Libro de las Fundaciones behandelte. Als ihr Hauptwerk gilt die Seelenburg (El castillo interior, o las moradas, 1577), in der sie in anschaulicher Weise den Weg der Seele in sieben Stufen zur mystischen Vereinigung mit Gott beschreibt. Mit feiner psychologischer Beobachtungsgabe schilderte sie ihre mystischen Erlebnisse (Camino de Perfección, 1583). Die Reformerin wirkte als Lehrerin des geistlichen Lebens und beeinflusste zahlreiche Persönlichkeiten auch außerhalb ihres Ordens wie etwa Franz von Sales. Der von ihr reformierte Karmelitenorden mit seiner einzigartigen Mischung von Kontemplation, Klausur und Mystik sowie gleichzeitigem seelsorgerlichen Apostolat wurde zu einer der Hauptstützen der katholischen Erneuerung.

Karl Borromäus Karl Borromäus (Carlo Borromeo 1538 –1584, heiliggesprochen 1610) trug durch sein persönliches Wirken in Mailand und durch die ihm zugewachsene Vorbildfunktion mehr als jeder andere Bischof zur Umsetzung der tridentinischen Reformvorstellungen bei. Er entstammte einem lombardischen Adelsgeschlecht, das den zweitgeborenen Sohn für die geistliche Laufbahn bestimmte. Die Wahl seines Onkels zum Papst beschleunigte seine Karriere, er wurde – zunächst ohne höhere Weihen – Kardinal und Erzbischof von Mailand. Erschüttert durch den Tod seines Bruders Federigo (1562) unterzog sich Karl Borromäus den Ignatianischen Exerzitien und ließ sich zum Priester weihen. Entscheidend prägte ihn die persönliche Begegnung mit dem Primas von Portugal und Erzbischof von Braga (1558 –1582, † 1590), Bartholomäus de Martyribus. Dieser formulierte im Stimulus pastorum (Rom 1564) sein von Seelsorge geprägtes Bischofsideal. Daneben übernahm Borromäus von ihm die Wertschätzung für den Dominikaner Luis de Granada (1505 –1588), der über seine Predigten und aszetischen Werke zu einer der wichtigsten Autoritäten der Reform wurde. Noch in Rom begann der junge Kardinalnepot mit einem asketischen Lebensstil und empfing am Ambrosiustag 1563 die Bischofsweihe. Zu-

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nächst brachte er die Arbeiten an Brevier, Katechismus und Messbuch zu einem vorläufigen Abschluss. 1565 ging er in seine Erzdiözese Mailand, wo er seit 80 Jahren der erste residierende Erzbischof war. Bereits 1565 äußerte der venezianische Botschafter Giacomo Soranzo (1518 –1599), sein Vorbild nütze Rom mehr als alle Konzilsbeschlüsse. Karl Borromäus predigte unermüdlich, verfasste zahlreiche Hirtenbriefe und führte eine umfangreiche Korrespondenz. Als Richter sorgte er mit Strenge für ein standesgemäßes Leben der Kleriker und für die Moral der Gläubigen. Er richtete Pastoralkonferenzen als Instrumente für die Umsetzung des Tridentinums ein. Sein Generalvikar Niccolò Ormaneto († 1577) war zuvor enger Mitarbeiter des Veroneser Bischofs Giberti gewesen und vermittelte dessen Erfahrungen für die Diözesanreform. An erster Stelle sollte die unbehinderte geistliche Jurisdiktion des Bischofs stehen. Freilich begegneten ihm in Mailand die gleichen Hindernisse wie in der Universalkirche. Zunächst wehrten sich die Domkapitulare gegen Änderungen ihres Lebensstils. Stiftskirchen und Klöster entzogen sich der bischöflichen Aufsicht durch Berufung auf päpstliche Exemtionen. Das Nominationsrecht für zahlreiche Pfründen lag in den Händen von Laien. Die starke Stellung des spanischen Gouverneurs in Mailand in kirchlichen Fragen führte zu Konflikten. 1569 überstand Borromäus den Mordanschlag eines Humiliatenfraters, der die reformerische Disziplin bekämpfte. Karl Borromäus erkannte, dass eine gut ausgebildete und disziplinierte Geistlichkeit den Schlüssel zum Erfolg der Erneuerung bildete. So richtete er in Mailand ein Priesterseminar für die Geistlichen der Stadt, ein Seminar für Kleriker in Landpfarreien, eine Ausbildungsstätte für Spätberufene und das Helvetische Kolleg ein. Persönlich visitierte er sowohl seine Erzdiözese als auch die Suffraganbistümer. In den 19 Jahren seines Pontifikates veranstaltete er sechs Provinzial- und elf Diözesansynoden. Ihre Regeln und Instruktionen wurden in den Acta Ecclesiae Mediolanensis zusammengefasst, die 1582 erstmals publiziert und oft nachgedruckt wurden. Er hatte in Mailand eine Druckerei gegründet und setzte dieses Medium zur Verbreitung der Reformideen ein. Weit über Mailand hinaus wirkte er auch mit seinen 1577 veröffentlichten Instruktionen über die Erbauung und Ausstattung von Kirchen. Die hier vorgeschriebene Gestaltung des Altares, die Anbringung des Tabernakels auf dem Altar und die Aufstellung von mindestens zwei Beichtstühlen pro Pfarrkirche wurden zu äußeren Merkmalen der Reform. Auch auf sozial-karitativem Gebiet engagierte sich Karl Borromäus. Große Popularität gewann er bei der Mailänder Bevölkerung, weil er in der Not der Pest 1576 in der Stadt ausharrte, persönlich die Seelsorge leitete und die Einrichtung von Lazaretten organisierte.

Persönlichkeiten als Muster der Reform

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Franz von Sales Franz von Sales (François de Sales 1567–1622, heiliggesprochen 1665) wurde 1567 auf dem Stammschloss seiner Familie in Savoyen geboren. Er verband weltmännische Umgangsformen mit tiefem Glaubenseifer. Während Karl Borromäus als Gesetzgeber hervortrat, war Franz von Sales ein Seelsorger, dessen Charakter von Milde geprägt war. Seine Ausbildung vollendete er am Pariser Jesuitenkolleg und arbeitete im Anschluss als Jurist. 1593 ließ er sich zum Priester weihen und erhielt die Pfründe des Dompropstes von Genf. Bald missionierte er unter Lebensgefahr in der calvinistischen Landschaft Chablais am Südufer des Genfer Sees, deren weitgehende Rekatholisierung er erreichte. 1602 wurde Franz von Sales Bischof von Genf, dessen Bischofssitz sich seit der Reformation der Stadt Genf in Annecy befand. Er erneuerte den katholisch gebliebenen Rest der Diözese durch Synoden, Visitationen, Predigten und Katechese. Bei Besuchen der Pfarreien wirkte er auf die Gläubigen durch sein persönliches Vorbild. Die Errichtung eines Priesterseminars konnte er aus finanziellen Gründen nicht durchsetzen. Seinen Priestern legte er die Wissenschaft als achtes Sakrament ans Herz. Franz von Sales war ein produktiver Schriftsteller, dessen Werke zur klassischen französischen Literatur zählen. Er lieferte den Nachweis für die Möglichkeit eines religiösen Lebens in der Welt und nicht nur im geistlichen Stand. Aus der Sammlung von Ratschlägen an Weltleute gestaltete er die 1609 publizierte Introduction à la vie dévote. Später erhielt das Werk den Titel Philothea, da unter diesem Namen die zu belehrende Menschenseele angeredet wird. Im Traité de l’amour de Dieu oder Theotinus (Lyon 1616) behandelte er die Gottesliebe. Das Werk fasste seine Ansprachen für die von ihm mitgegründeten Visitantinnen (Salesianerinnen) zusammen. Sein Briefwechsel mit Madame de Chantal gilt als Dokument behutsamer Seelenführung. Der Schöpfer eines weltoffenen Frömmigkeitsideals begründete die Herz-Jesu-Andacht des 17. Jahrhunderts und empfahl die häufige Kommunion.

Vinzenz von Paul Für die sozial-karitative Seite der Reform steht Vinzenz von Paul (Vincent de Paul 1581–1660, heiliggesprochen 1737) als Beispiel. Nächstenliebe verband sich bei ihm mit organisatorischem Genie. Der Bauernsohn aus der Gascogne benützte die geistliche Laufbahn zunächst zum sozialen Aufstieg. Unter dem Einfluss des Kardinals de Bérulle erfuhr er eine innere Wandlung, übernahm arme Pfarreien und gründete der Sozialfürsorge dienende

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Gemeinschaften (1617 erste Confrérie de la Charité). 1618 begegnete er Franz von Sales, der ihm die geistliche Leitung des Pariser Salesianerinnenhauses anvertraute. Vinzenz von Paul trat an die Spitze einer Priesterbruderschaft, die sich Missionspredigten auf dem Lande widmete (1625). Als Schenkung erhielten diese Priester die Güter der ehemaligen Leproserie Saint Lazare in Paris, von der sie den Namen Lazaristen empfingen. Dazu errichtete er Knabenkonvikte und Priesterseminare. Auch um Gefangene und Galeerensträflinge wie um die Christensklaven in Tunis und Algier kümmerte er sich. Für die Krankenpflege gründete er die Kongregation der Vinzentinerinnen. Als Mitglied des königlichen Conseil de Conscience verbesserte er die Ernährungssituation durch Errichtung von Volksküchen und organisierte die Flüchtlingsseelsorge. Durch Predigten und Exerzitien trug er zur Erneuerung des französischen Klerus bei.

Instrumente der kirchlichen Reform Die Visitationen Instrumente der kirchlichen Reform

Das Tridentinum hatte die Visitationspflicht der Bischöfe für ihre Diözesen eingeschärft. Die Bestandsaufnahme und die Kontrolle wurden zum Motor der Reform. Kirchliche Visitationen gab es seit dem frühen Mittelalter, zu einem Instrument der Erfassung und Disziplinierung von Geistlichen und Volk wurden sie konfessionsübergreifend erst in der Frühen Neuzeit. Das von Karl Borromäus 1565 entworfene Schema, das von der Untersuchung des Zustandes und der Ausstattung der Kirche ausging (visitatio rerum), wurde in Italien vorbildhaft. Darauf folgte die Prüfung der Geistlichkeit und des Verhaltens der Laien hinsichtlich der Einhaltung der Kirchengebote und der Moral (visitatio hominum). Der Großteil der Visitationsberichte stammt aus der Zeit nach dem Abschluss des Konzils. Sie enthalten grundlegende Informationen für das kirchliche Leben. Gleichzeitig bilden sie eine zentrale Quelle für die Mentalitätsgeschichte. Seit der Tagung über „Die Visitationen im Dienste der kirchlichen Reform“ (1966) wurden die einschlägigen Forschungen intensiviert, von dem von Ernst Walter Zeeden und Hansgeorg Molitor herausgegebenen Tagungsband gingen wichtige Anstöße aus. Die Grundlage für weitere Arbeiten bildet die Erfassung des Materials durch systematische Hinweise auf die vorhandenen Akten („Repertorium der Kirchenvisitationsakten“) und die Edition von Protokollen. Für zahlreiche Diözesen liegen bereits auswertende Untersuchungen vor. Peter Thaddäus Lang weist darauf hin, dass Visitationen als Bestandteile

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eines sich verstärkenden obrigkeitlichen Überwachungssystems wichtige Elemente für den Aufbau des frühneuzeitlichen modernen Verwaltungsstaates bildeten. Der äußere Rahmen einer Visitation lief so ab, dass die Beauftragten des Bischofs die Pfarreien besuchten und den Pfarrer und die Gläubigen nach für die einzelnen Diözesen entworfenen Fragekatalogen examinierten. Obwohl das Konzil die Visitation durch die Bischöfe vorgeschrieben hatte, erfolgte sie im Heiligen Römischen Reich meist durch beauftragte Kommissare. Als Beispiel für die Schwierigkeiten sei Bamberg genannt. Hier fand eine umfassende Diözesanvisitation erst 1611 statt. Generalvikar Friedrich Förner hatte dazu einen pastoraltheologischen Katalog von 647 Fragen in 30 Kapiteln entworfen, die alle Gebiete des religiösen, kirchlichen und täglichen Lebens erfassten. Die Ergebnisse erbrachten ein schonungsloses Bild des religiösen Niedergangs. Die Sakramentenspendung wurde in den meisten Pfarreien vernachlässigt, manchen Pfarrern waren sogar das Taufund Bußsakrament unbekannt. Die Mehrzahl der Geistlichen lebte im Konkubinat und zahlreiche Kirchen waren baufällig, liturgische Geräte und Paramente schadhaft. Vor diesem Hintergrund musste die Aufbauarbeit einsetzen. Die Congregatio Germanica Der Kardinal-Protektor der deutschen Nation (seit 1557) Otto Truchseß von Waldburg legte 1559 eine Denkschrift für die Einrichtung einer Kardinalskongregation für das Reich vor. Dieser Entwurf war wohl von Petrus Canisius beeinflusst, um dem Papst ein wirksames Instrument für die Kirchenreform zu verschaffen. Die Erneuerung der deutschen Kirche betrachtete er als Aufgabe der Bischöfe und der päpstlichen Legaten, die sich auf die Hilfe von Kaiser und Fürsten stützen sollten. Die Vorschläge bewegten sich vor dem Hintergrund der Anerkennung der im Augsburger Religionsfrieden festgeschriebenen konfessionellen Spaltung. Pius V. berief noch vor seiner Krönung am 12. Januar 1566 eine Kardinalsdeputation „sopra le cose della dieta di Germania“ ins Leben, zu der neben vier Mitgliedern aus dem Reich auch Karl Borromäus gehörte. 1567 unterbreitete Petrus Canisius dem Papst seine Reformvorschläge für Deutschland. Er regte an, den Bischöfen Koadjutoren an die Seite zu stellen, auf die Ablegung der Professio fidei tridentina zu achten und die Domkapitel streng zu überwachen. Im Juli 1568 setzte Pius V. dazu Kardinalsdeputationen für den Orient und für den Westen ein; letztere sollte sich mit der Rückführung der Häretiker befassen. Auf einen neuerlichen Vorstoß von Kardinal Truchseß richtete Gregor XIII. zum Jahresende 1572 die Congregatio Germanica ein; die erste

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nachweisbare Sitzung fand am 7. Januar 1573 statt. Erster Vorsitzender wurde Kardinal Giovanni Morone. Die Kongregation sollte einheitliche kirchliche Normen im Reich durchsetzen. In den Jahren 1573 bis 1576 wurden dazu Gutachten erstellt, die durch die Edition von Wilhelm Eberhard Schwarz zugänglich sind. Der ehemalige Nuntius am Kaiserhof Zaccaria Delfino (1527–1583) lieferte einen Überblick über die religiöse Lage in den Territorien der Reichskirche, die den Ansatzpunkt für die Reform bieten sollten. Die Gutachter waren sich einig, dass die Ausbildung eines fähigen Klerus den Schlüssel für die Kirchenreform bildete. Deshalb forderte Petrus Canisius den Ausbau des Germanicums als Zentrale der Priesterausbildung. Außerdem wurde die Erweiterung der Nuntiaturen angeregt. Herbe Kritik an der adeligen Reichskirche und an der mangelnden Erfüllung der geistlichen Pflichten wurde in allen Stellungnahmen laut. Als Nachfolger Morones wurde 1580 Kardinalprotektor Ludovico Madruzzo zum Vorsitzenden der Kongregation bestimmt, die unter Sixtus V. an Bedeutung einbüßte und nach 1600 verschwand.

Die Nuntiaturen Die römische Kurie intensivierte ihre Kontakte zur Universalkirche seit dem Konzil verstärkt durch die Entsendung von päpstlichen Nuntien. Neben diplomatischen Aufträgen wurden sie mit den Kontakten zu den Bischöfen und mit der Umsetzung der Reformmaßnahmen betraut. Der Ausbau des Nuntiaturwesens und die Entwicklung der europäischen Diplomatie steigerten die Bedeutung des dem Papst direkt unterstellten Staatssekretariates, das „für die Erledigung der diplomatischen Korrespondenz und die Koordination der päpstlichen Außenpolitik einschließlich der Bereiche der innerkirchlichen Reform und der Gegenreformation zuständig war“ (Klaus Jaitner). Ständige Nuntiaturen wurden im Laufe des 16. Jahrhunderts in Venedig, Spanien, Frankreich, am Kaiserhof, in Polen, Portugal und einer Reihe italienischer Staaten eingerichtet. Als erster ordentlicher Nuntius im Reich gilt Lorenzo Campeggio, der die Kurie ab 1511 am Kaiserhof und bei Reichstagen vertrat. Die Forschung hat die Bedeutung der Nuntiaturen für die Politik wie die innerkirchlichen Angelegenheiten früh erkannt. Mehrere Institutionen arbeiten seit der Öffnung des Vatikanischen Archivs im Jahr 1881 an der Edition der Nuntiaturberichte. Das K. Preußische und nunmehrige Deutsche Historische Institut in Rom, die Akademie der Wissenschaften Wien, die Görresgesellschaft und das Österreichische Kulturinstitut in Rom teilen sich in die Herausgeberschaft der Nuntiaturberichte aus dem Reich, von

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denen in mehreren Abteilungen und Ergänzungsreihen bisher über 60 Bände vorliegen. Auch andere europäische Staaten beteiligen sich an dieser Quellenpublikation, bei der lange die jeweilige nationale Perspektive im Vordergrund stand. Deshalb wurde das Arbeitsprogramm um die Edition der päpstlichen Hauptinstruktionen für die Nuntien erweitert, die den internationalen Aspekt in den Mittelpunkt rücken. Eine erste Frucht der Arbeit der Congregatio Germanica bildete die Abordnung von Nuntien zur Überwachung der Kirchenreform. Im Mai 1573 wurde Bartolomeo Porcia in die Kirchenprovinz Salzburg gesandt, zu der die Territorien der entschieden katholischen Reichsfürsten gehörten. Porcia stammte aus dem Reformkreis um Karl Borromäus. Es ging nun primär um die Festigung der katholischen Gebiete, die als Ansatzpunkt für die Rückgewinnung evangelischer Territorien dienen sollten. Gregor XIII. sandte Feliciano Ninguarda (1524 –1595) 1572 erneut nach Salzburg, um sich für die Umsetzung der Reformsynode (1569) einzusetzen. Nach der Abberufung Porcias nach Köln blieb Ninguarda in der Kirchenprovinz Salzburg. 1578 ernannte die Kurie ihn zum Nuntius für Oberdeutschland und schickte ihn nach Graz. Er visitierte zunächst Innerösterreich, um sich dann nach Tirol und in die Schweiz zu wenden. Erst Marchese Germanico Malaspina (1550 –1603) widmete sich längerfristig der Aufgabe in Innerösterreich. In Graz entwickelte sich ab 1580 eine ständige Nuntiatur. Die Kurie besetzte diese Position 1592 mit Girolamo Porcia (1592 –1606), der sich das besondere Vertrauen der Habsburger erwarb. Auf Intervention von Karl Borromäus entsprach Rom dem Wunsch der katholischen Kantone der Schweiz und ernannte 1579 mit Giovanni Francesco Bonomi (Bonhomini, 1536 –1587) einen eigenen Nuntius. Daraus entwickelte sich die ständige Nuntiatur in Luzern. Gleichzeitig mit Porcia entsandte die Kurie 1573 Kaspar Gropper (um 1514 –1594) als Nuntius zunächst nach Augsburg und dann nach Mittelund Niederdeutschland. Er konzentrierte seine Tätigkeit auf den Niederrhein und Westfalen. Gleichzeitig war er für Mainz und die fränkischen Diözesen zuständig, in die er den Germaniker Dr. Nikolaus Elgard (1538/ 39–1587) zu einer Erkundigungsreise schickte. Dabei sollte er auf die Abhaltung von Diözesansynoden, die Reform der Domkapitel und die Einrichtung von Priesterseminaren drängen. Die Bemühungen Groppers um die Rückgewinnung der von Säkularisation bedrohten Bistümer Norddeutschlands scheiterten. In Köln folgten Bartolomeo Porcia (1577/78) und Giovanni Battista Castagna (1578/79) als Nuntien. Die ersten ständigen Nuntien in Köln mit Zuständigkeit für die Kirchenprovinzen Köln, Mainz und Trier (Nuntiatur ad tractum rheni) waren Giovanni Francesco Bonomi (1584 –1587), Ottavio Mirto Frangipani (1587–1596) und Coriolano Garzodoro (1596 –1606). Bo-

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nomi, der dem Borromäus-Kreis entstammte, brachte Mailänder Erfahrungen und Methoden mit nach Köln. Für Flandern entstand 1596 eine Nuntiatur in Brüssel.

Das jesuitische Bildungswesen Für die Entwicklung des katholischen Bildungswesens wurde das Wirken der Societas Jesu entscheidend. Die Ordensväter waren überzeugt, dass eine Erneuerung der Kirche nur auf der Basis einer soliden philosophischen und theologischen Bildung möglich sein konnte. Deshalb übernahmen sie die Ausbildung des Ordensnachwuchses in eigener Regie, aber auch für den Pfarrklerus stellten sie Einrichtungen zur Verfügung. Schließlich beriefen die Päpste und Fürsten in ganz Europa Jesuiten, um das Erziehungswesen zu erneuern. Der zweite General, Jakob Laynez, nahm die Jugenderziehung in das Ordensprogramm auf. Die Jesuiten waren weitsichtig genug, auch geeignet scheinende moderne Lehrmethoden von den Protestanten zu übernehmen. Ratio atque institutio studiorum General Claudio Aquaviva setzte diese Studienordnung nach einer längeren Probezeit 1599 in Kraft, welche die Ausbildung an den Jesuitenanstalten einheitlich regelte. Sie enthielt den Lehrplan, legte die Aufgaben der Lehrer und die Unterrichtsmethode fest und normierte die jesuitische Pädagogik. Diese Sammlung von praktischen Regeln sollte bis in das 18. Jahrhundert das Schulwesen im katholischen Europa prägen. Das Bildungsgut war auf fünf bis sechs Jahre Gymnasium, drei Jahre Philosophie und vier Jahre Theologie aufgeteilt. Erst in der Aufklärung galt die Ratio studiorum als Hemmnis für moderne Entwicklungen, weil sie eine am Realienwissen ausgerichtete Ausbildung etwa in Mathematik und Naturwissenschaften, aber auch in Geschichte verhinderte.

Die Ordensschulen vermittelten in der Tradition des ordo Parisiensis zunächst in festen Klassen die notwendigen Grundkenntnisse, wobei auf den Unterricht der lateinischen Sprache besonderes Gewicht gelegt wurde (studia inferiora). Meist wurden an den Kollegien Schulbauten errichtet, denn eigene Klassenzimmer waren eine Selbstverständlichkeit. Die Motivation der Schüler wurde durch ein ausgeklügeltes System von Preisverleihungen und die Aufführung von Schuldramen angestachelt. Auch wenn es keinen eigenen Religionsunterricht gab, war der Tages- und Wochenlauf von der Teilnahme an Gottesdiensten und religiösen Festen geprägt. Der ungeheuere Erfolg des jesuitischen Schulwesens hatte mehrere Gründe: der Unterricht erfolgte kostenlos, die Ausbildung war strengen Normen unterworfen und stand auf höchstem Niveau, so dass das Prestige eines Abschlusses entsprechend war. Für arme Schüler gab es Konvikte, Freiti-

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sche und Stipendien. Dies bestimmte das schichtenneutrale Bild der katholischen Reformeliten. Das finanzielle Fundament legten weltliche und geistliche Fürsten oder Kommunen durch die Dotierung der Jesuitenkollegien. An größeren Kollegien schlossen sich an die Gymnasialausbildung in Lyzeen philosophische und theologische Studien an (studia superiora). Für das Philosophiestudium bildete Aristoteles, für die Theologie Thomas von Aquin die Autorität. Die Lyzeen unterschieden sich von den Universitäten durch das Fehlen der Universitätsprivilegien und des Promotionsrechts. Ab 1540 wurden in den Universitätsstädten Paris, Löwen, Coimbra, Alcalá und Valencia Kollegien für Ordensmitglieder eingerichtet, um ihnen das Studium zu ermöglichen. Diese Häuser, welche die Ausbildung des eigenen Nachwuchses ermöglichen sollten, nahmen bald externe Alumnen auf. Das Privileg Pius’ IV. zur Verleihung der akademischen Grade ermöglichte den Ausbau von Kollegien zu Universitäten.

Die römischen Kollegien und die Priesterausbildung Erst durch das Wirken des Jesuitenordens wurde es möglich, in Rom die Zentrale für die Priesterausbildung der Universalkirche aufzubauen. Ignatius von Loyola entwarf 1551 für die jesuitische Musteranstalt des Collegium Romanum Statuten. Die Inschrift über dem alten Eingang kann als programmatisch gelten: „Schule für Grammatik, humanistische Fächer und christliche Lehre; gratis“. Schon 1552 erhielt das Kolleg von Julius III. die Rechte einer Akademie und 1553 Lehrstühle für Philosophie und Theologie. Gregor XIII. fundierte das Collegium Romanum neu, für das der Name Universitas Gregoriana synonym steht. 1584 weihte er den Neubau ein, in dem 200 Seminaristen aus der ganzen Welt studieren konnten. Bei der Grundsteinlegung wurden 25 Vorträge in eben so vielen Sprachen gehalten. Aufgabe der Gregoriana war es, dem Papst als Seminar für die Weltkirche zur Verfügung zu stehen. Auf der Rückseite des mächtigen Gebäudes erbaute der Jesuitenorden ab 1626 die nach seinem Gründer benannte Kirche S. Ignazio. Das Haupthindernis für eine qualifizierte Priesterausbildung im römisch-deutschen Reich bildete die Finanzierung. Kardinal Morone regte an, in Rom ein Institut zur Ausbildung des deutschen Klerus einzurichten. Auch Ignatius von Loyola vertrat diesen Plan in Denkschriften für Karl V. und Julius III. Kandidaten aus den Diözesen des Reiches möglichst adeliger Abstammung sollten aufgenommen werden, um in Rom das Zentrum der Kirche kennen zu lernen. In ihrer Heimat sollten diese Weltpriester durch ihr Vorbild und ihre Predigt die Gläubigen festigen.

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Ignatius verfasste auch die Konstitutionen des Collegium Germanicum, das mit päpstlicher Bulle vom 31. August 1552 errichtet wurde. Im November dieses Jahres trafen die ersten Alumnen, zum größten Teil Niederländer, in Rom ein. Große Anfangsschwierigkeiten nicht nur hinsichtlich der Finanzierung galt es zu überwinden. Gregor XIII. übertrug dem Kolleg 1574 eine feste Dotation sowie Palast und Kirche von S. Apollinare mit Grundbesitz. Weitere Schenkungen folgten, um die Anzahl der Studenten zu erhöhen. 1580 vereinigte Gregor XIII. damit das ungarische Kolleg mit der Kirche S. Stefano Rotondo. Er gilt als Neugründer des Collegium Germanicum et Hungaricum. Das von Jesuiten geleitete päpstliche Seminar unterstand der direkten Kontrolle des Heiligen Stuhles. Die Diözesen Augsburg, Köln und Konstanz schickten die meisten Kandidaten nach Rom. Die Congregatio Germanica war an der Aufnahme adeliger Studenten interessiert, um mit ihnen die Schlüsselstellen der Reichskirche besetzen zu können. Rom versuchte dazu, die zur Verfügung stehenden päpstlichen Provisionsrechte zu nutzen. Bis etwa 1580 aber dominierten bürgerliche Studenten, konzentrierte sich der Jesuitenorden doch auf die Priesterausbildung ohne ständische Rücksichten. Das Wirken der in Rom ausgebildeten Weihbischöfe und Geistlichen Räte wurde entscheidend für die Umsetzung der Reform. Erst im letzten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts stieg der Anteil adeliger Alumnen auf 41 % der Gesamtzahl. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erhielten Germaniker circa 15 % der Domkanonikate. 1598 bestieg mit dem Augsburger Bischof Heinrich von Knöringen erstmals ein Germaniker einen Bischofsthron der Reichskirche. Auch für die Priesterausbildung anderer Nationen existierten in Rom Kollegien. Neben dem ältesten römischen Seminar, dem Collegium Capranica (1457), richtete Gregor XIII. Anstalten für Engländer, Griechen, Maroniten und Armenier ein. Später kamen noch das Schottische (1600) und das Irische Kolleg (1626) sowie das Collegio Urbano der Propaganda Fide (1627) für die Missionarsausbildung dazu. Diese Ausländerseminare wurden für die von der Reformation betroffenen Länder beziehungsweise für die unierten Ostkirchen gegründet, um deren Bindung an die römische Zentrale zu festigen. Das Studium erfolgte an der Gregoriana. Das tridentinische Priesterseminar zeichnet sich nach Hubert Jedin durch drei konstitutive Merkmale aus. Es ist eine Lehranstalt wie die mittelalterliche Domschule, die vita communis ist nach Art von Kollegien ausgerichtet, aber an der Weltpriesterbildung orientiert. Das wesentliche Element bildet die unmittelbare Unterstellung unter den Diözesanbischof. 1564 wurde mit dem Collegium Willibaldinum in Eichstätt die erste derartige Anstalt im Reich eingerichtet, weitere Bistümer folgten nur zögernd. Aber auch in Italien verfügte 50 Jahre nach dem Konzil nur etwa die Hälfte

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der Diözesen über eigene Seminare, erst im 18. Jahrhundert verbesserte sich die Situation. Um die fehlenden Diözesanseminare zu ersetzen, wurden die römischen Kollegien durch päpstliche Seminare unter der Leitung des Jesuitenordens ergänzt. Gregor XIII. stiftete 1574 ein Seminar für 25 Alumnen in Wien, die am dortigen Jesuitenkolleg studieren sollten. Auch in Prag (1575), Graz (1578), Braunsberg (1578), Olmütz (1579), Klausenburg (1583), Fulda (1584) und Dillingen (1585) wurden solche Anstalten gegründet.

Die katholischen Universitäten im Reich Humanistische Kreise hatten zuerst die Gefahren bemerkt, die durch den Mangel an theologisch gebildeten Priestern drohten. Sie erkannten Bildung und Gelehrsamkeit als notwendige Voraussetzung einer Reform. An den Höfen des albertinischen Sachsen und der niederrheinischen Herzogtümer Jülich-Cleve und Berg gewannen Vertreter eines erasmianisch geprägten Bildungsdenkens Einfluss. Ein Düsseldorfer Gutachten von 1545 betonte die gleichrangige Bedeutung von Schule, Pfarrseelsorge und Disziplin von Klerus und Volk für die Bildungsreform unter staatlicher Oberaufsicht. Die Umsetzung dieser Erkenntnisse gelang nur mit Hilfe der Jesuiten. Im Jahr 1648 gab es im Heiligen Römischen Reich 18 katholische Hochschulen, an denen mit einer Ausnahme Jesuiten wirkten. Neben dem Aufbau eigener Lehranstalten wurden sie auch zur Erneuerung bestehender Universitäten herangezogen. Als erster Jesuit an einer Universität im Reich hielt Petrus Faber 1542 auf Wunsch des Mainzer Kurfürsten Albrecht von Brandenburg an der 1477 gegründeten Hochschule Mainz Vorlesungen über die Hl. Schrift. Sie verfügte über die vier klassischen Fakultäten: Theologie, Jura, Medizin und Philosophie. Kurfürst Daniel Brendel sorgte 1561 für die Finanzierung eines Jesuitenkollegs in Mainz. Die Patres begannen mit dem Aufbau eines Gymnasiums, und im folgenden Jahr wurden sie in die Artistenfakultät aufgenommen. Bald erhielten sie auch einige theologische Lehrstühle. Vollständig übernahmen sie diese beiden Fakultäten 1599. Die zweite kurmainzische Universität war die 1392 gegründete Hochschule in Erfurt, deren Hörerzahl nach der Reformation einbrach. Versuche der Kurfürsten, in der Mitte des 16. Jahrhunderts Jesuiten zu berufen, scheiterten am Widerstand der evangelischen Bürger. Erst 1611 konnten die Jesuiten ein eigenes Gymnasium in Erfurt eröffnen, ab 1628 übernahmen sie Vorlesungen an der zum Erliegen gekommenen theologischen Fakultät. Ihre Erfolge wurden durch das mehrfache Eindringen der Schweden zunichte gemacht.

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Die 1388 gegründete städtische Universität Köln war institutionell mit Bürgern und Klerus eng verflochten. 1556 erhielten die Jesuiten eine eigene Burse (Studentenheim mit Gemeinschaftsleben und Unterricht), in der sie ein Gymnasium (später Tricoronatum) einrichteten. Sie übernahmen die Abhaltung theologischer Vorlesungen, weil die dazu berufenen Professoren diese Aufgabe vernachlässigten. Insgesamt blieb der Einfluss der Jesuiten auf die Universität Köln gering, an der weiter in scholastischer Tradition gelehrt wurde. Die 1425 gegründete Universität Löwen (Louvain) blieb in den Auseinandersetzungen mit der Reformation eine Hochburg der katholischen Theologie, bereits 1519 hatte die theologische Fakultät Luther verurteilt. Nach einer Visitation erhielt die Universität in den Jahren 1607 bis 1617 eine erneuerte Verfassung. Herzog Albrecht V. von Bayern berief 1549 Jesuiten an die 1472 gegründete Landesuniversität Ingolstadt. Ignatius von Loyola entsandte Canisius mit den Patres Claudio Jay (Jajus, um 1504 –1552) und Alfonso Salmerón (1515 –1585). Sie gehörten zu seinen ersten Gefährten in Paris und hatten an Konzilssitzungen teilgenommen. Nach der Stiftung eines Kollegs 1556 erhielten Jesuiten mehrere theologische Lehrstühle, 1585 die Artistenfakultät. Sie gestalteten Ingolstadt zu einer Musteranstalt katholischer Bildung. Erzbischof Johann von der Leyen (1556 –1567) berief 1561 Jesuiten nach Trier, um die 1473 gegründete Universität zu erneuern. Er übertrug ihnen zwei theologische und vier philosophische Professuren, bald übernahmen sie diese Fakultäten ganz. Sie fügten sich in die bestehende Universitätsverfassung ein. Die 1365 errichtete Universität Wien bildete das Muster für alle erbländischen Universitäten. Einige Jesuiten lehrten hier bereits, als 1554 ein Kolleg eingerichtet wurde, 1558 erhielten sie zwei theologische Lehrkanzeln. Sie richteten an ihrem Kolleg philosophische und theologische Studien ein. Die Zahl ihrer Studenten übertraf bis 1593 die der Hörer an der Universität um das Fünffache. Ferdinand II. inkorporierte 1623 das Jesuitenkolleg der Universität Wien. Kaiser Ferdinand I. baute das 1556 gegründete Clemenskolleg in Prag zu einer Jesuitenuniversität mit zwei Fakultäten aus, der er 1562 das Promotionsrecht verlieh. An der 1348 gegründeten Karls-Universität wurden nur noch Medizin und Jura gelehrt. 1622 vereinigte Ferdinand II. die alte Carolina mit der von Jesuiten geleiteten Universität zur Carlo-Ferdinandea, die nun wieder vier Fakultäten umfasste. Die 1460 eröffnete Universität Freiburg im Breisgau gehörte zu den letzten Hochschulen, die sich dem Einfluss der Societas Jesu öffneten. Ab 1620 besetzten die Jesuiten die Lehrkanzeln der philosophischen und die wichtigsten der theologischen Fakultät; seitdem stieg die Hörerzahl an.

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Jesuitenuniversität Dieser Universitätstyp weist im Raumprogramm und in der Architektur, bei den Unterrichtszielen und Methoden ein gemeinsames Konzept auf. Konstitutiver Bestandteil sind die Vorlesungssäle der philosophischen und theologischen Fakultät, ein Gymnasium mit Internat und die Beachtung der Ratio studiorum. Die Besetzung der Universitätsämter und Lehrstühle und die akademische Gerichtsbarkeit lag nach dem Muster der Hochschulverfassung des Collegium Romanum ausschließlich in den Händen der Ordensleitung (Karl Hengst).

Die mit der Übertragung von Fakultäten und Lehrstühlen an den Jesuitenorden verbundene Erneuerung der bestehenden katholischen Universitäten konnte das Bildungsproblem allein nicht lösen. Der Augsburger Bischof Otto Truchseß stiftete in der Mitte des 16. Jahrhunderts eine Universität in seiner Residenzstadt Dillingen. Papst Julius III. erhob das 1549 errichtete Hieronymuskolleg 1551 zur Universität, welcher der Kaiser 1553 die nötigen Privilegien verlieh. Zunächst konnten nur eine theologische und eine philosophische Fakultät eingerichtet werden. Kardinal Truchseß übertrug die Hochschule 1563 dem Jesuitenorden. Dillingen bildete die erste „Jesuitenuniversität“ im Reich, erstmals hatte der Orden ein bestehendes Universitätsgefüge vollständig übernommen. Petrus Canisius hatte zunächst Schwierigkeiten, geeignetes Lehrpersonal zu erhalten. Den Bestand der Universität sicherte Bischof Heinrich von Knöringen mit der Fundationsurkunde (1606) und einer ausreichenden Dotierung. Von großzügigerem Zuschnitt war die Neugründung der Universität Würzburg durch Fürstbischof Julius Echter. Nachdem die Dotierung mit aufgelassenen Klöstern gesichert und Widerstände seitens des Domkapitels und der Ritterschaft überwunden waren, wurde die Universität 1582 inauguriert. Zur Ausbildung von Priestern wie von weltlichen Beamten umfasste sie vier Fakultäten. In der theologischen und philosophischen Fakultät dominierten Jesuiten. Auch in den habsburgischen Erblanden entstanden Jesuitenuniversitäten. An der 1570 gegründeten Hochschule Olmütz gab es keine juristische Fakultät. Die 1586 durch Erzherzog Karl gegründete Universität Graz unterstand dem Jesuitenorden und verfügte nur über eine Artisten- und theologische Fakultät. Da die Stadt nicht vom Dreißigjährigen Krieg betroffen war, erfreute sich die Hochschule großen Zulaufs aus den Nachbarländern. In Paderborn bemühte sich Bischof Dietrich von Fürstenberg 1613 um ein Universitätsprivileg bei Papst Paul V. Aus dem Gymnasium und Noviziat der Jesuiten erwuchs über einen philosophisch-theologischen Kursus die 1616 inaugurierte Jesuitenuniversität mit den üblichen zwei Fakultäten. Die Jesuitenuniversität Molsheim entstand aus einem 1580 in der kleinen elsässischen Stadt im Hochstift Straßburg eröffneten Gymnasium, wo seit 1595 auch ein Priesterseminar bestand. Fürstbischof Leopold von Österreich

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sorgte für den Ausbau dieser Anstalten zur Universität, der nach dem Erhalt der notwendigen Privilegien (1617) mit der Inauguration 1618 abgeschlossen wurde. Im Jubiläumsjahr der Reformation sollte sie nach dem Wunsch Pauls V. der Bekämpfung der „Häresiepest“ im Elsass dienen. Die Eroberung Heidelbergs durch Ligatruppen unter Tilly im September 1622 und die Entlassung der bisherigen Professoren 1626 führten 1629 zur Wiedereröffnung als katholischer Universität. Jesuiten waren nun in der philosophischen und theologischen Fakultät vertreten, doch ermöglichte das wechselnde Kriegsglück keine kontinuierliche Bildungsarbeit, 1649 mussten sie die Neckarstadt verlassen. In Münster blieben verschiedene Pläne zur Errichtung einer Universität stecken, die sich an das Jesuitengymnasium und den philosophisch-theologischen Kursus hätte anschließen sollen. Seit 1631 lagen Privilegien für eine Vier-Fakultäten-Universität nach den Vorstellungen der Propaganda-Kongregation vor. Nur kurz hatte die ab 1629 in Osnabrück als Jesuitenuniversität eingerichtete Academia Carolina Bestand, welcher der Schwedeneinfall im September 1633 das Ende bereitete. Eine Neugründung erfolgte erst 1773/80. Erfolgreich verlief die Gründung der Jesuitenuniversität Bamberg. Bischof Melchior Otto Voit von Salzburg (1642 –1653) erhob 1647 das bisherige Gymnasium zur Academia Ottoniana, für die er kaiserliche und päpstliche Privilegien erlangt hatte. Die beiden Fakultäten der 1648 inaugurierten Akademie waren in der Hand des Jesuitenordens. Kaiser Leopold I. (1658 –1705) richtete 1677 die Universität Innsbruck nach dem Vorbild von Ingolstadt ein. Entsprechend dominierten Jesuiten und ihr Wissenschaftsverständnis. Von Beginn an bestanden auch eine juristische und eine medizinische Fakultät. Als späte Jesuitenuniversität wurde 1702 die Universität Breslau (Leopoldina) mit philosophischer und theologischer Fakultät gegründet. Einen Sonderfall bildet die Universität Salzburg, die 1623 Fürsterzbischof Paris Lodron (1619 –1653) eröffnete. Sie wurde von einer Konföderation aus bayerischen, schwäbischen, österreichischen und Salzburger Benediktinerabteien getragen. Die juristische Fakultät war mit weltlichen Gelehrten besetzt, eine medizinische fehlte.

Varianten der kirchlichen Reform Untridentinische Reformen Varianten der kirchlichen Reform

Das Konzil von Trient hatte alle Inhaber kirchlicher Jurisdiktionsgewalt verpflichtet, auf der ersten nach Konzilsende stattfindenden Provinzialund Diözesansynode seine Beschlüsse öffentlich anzunehmen. Als erstes

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Merkmal der tridentinischen Reform kann somit ihre Promulgation gelten. Das Fehlen einer förmlichen Verkündigung der Konzilsbeschlüsse bedeutet aber nicht, dass in den betreffenden Diözesen keine Reformen stattfanden, doch geschah dies unter anderen Vorzeichen. Hansgeorg Molitor betont die Existenz eigenständiger Reformtraditionen im Reich: „Aus dem Dilemma, dass sie beim untridentinischen Reformieren mit der Abwehr päpstlicher Bevormundung gleichzeitig auf ein Mittel, mit dem sich episkopaler Zentralismus fördern ließ, verzichteten, suchten die Fürstbischöfe verschiedene Auswege. Das erklärt die Spannweite der verschiedenen Reformmodelle von voll und ganz tridentinisch bis gänzlich untridentinisch sowie die hier nicht diskutierte Verschiebung tridentinischer Reform auf spätere Jahrzehnte.“ Das Tridentinum stärkte die Stellung der Bischöfe, forderte aber auch ihre Unterordnung unter den Papst, was unterschiedliche Reaktionen auslöste. Den Fürstbischöfen im Reich stand zur Durchsetzung der Reform neben der geistlichen Jurisdiktion der weltliche Arm zur Verfügung. In Verbindung mit einem latent vorhandenen antirömischen Affekt, wie er bei den Widerständen gegen die Jesuiten deutlich wird, eröffnete sich die Möglichkeit zu Sonderwegen. Das Domkapitel von Köln legte den Erzbischof schon 1547 in der Wahlkapitulation auf die Beachtung seiner Seelsorgepflicht und damit auf die Reform fest, die Publikation des Konzils aber erfolgte lange nicht. Der Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg erklärte 1577, er wolle alles nach den Statuten des Konzils einrichten und ließ das Ehedekret veröffentlichen (1582), eine Verkündigung der Konzilsbestimmungen aber unterblieb. In Würzburg setzte Bischof Julius Echter die Konfessionalisierung ohne Verkündung des Tridentinums durch.

Konfessionelle Mischformen In Teilen des römisch-deutschen Reiches erhielten sich Mischformen, bei denen eine eindeutige konfessionelle Festlegung nicht möglich ist. Das Würzburger Domkapitel stellte 1570 fest, erst nach Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses „werde man sehen können, wer der catholischen Religion und wer darwider sey“. Das Indult des Laienkelchs wurde in Bayern und Österreich auch deshalb zurückgenommen, um die konfessionellen Grenzen zu verdeutlichen. Vor der Verkündigung der Professio fidei Tridentina bildete die Abgabe geistlicher Steuern und damit die Anerkennung der Jurisdiktion des Diözesanordinarius ein Kriterium für die Katholizität. Das Augsburger Interim, aber auch Melanchthons Lehre von den Adi-

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aphora hatten eine Offenheit der konfessionellen Formen begünstigt, die dort andauerten, wo der Zwang zur Festlegung schwach ausgeprägt war. Anton Schindling zählt dazu das Hochstift Osnabrück und das Münstersche Niederstift, die Mark Brandenburg und Schlesien. Adiaphora In der stoischen Ethik werden darunter Objekte und Akte verstanden, die im Bereich des Wahren, Guten und Schönen als indifferent angesehen werden. Melanchthon erklärte im ersten Adiaphoristenstreit (1548) gewisse liturgische Formen und Sakramente (Firmung, Letzte Ölung, Buße, Messe ohne Wandlung) als nicht zum Zentrum des Glaubens gehörig, weshalb man hier nachgeben könne. Dadurch wurden theologische Kontroversen mit den Gnesio- (= echten) Lutheranern ausgelöst, die in der Konkordienformel (1577) dahingehend entschieden wurden, dass in jeder Kirche Zeremonien, die in Gottes Wort weder ge- noch verboten seien, nach Gutdünken geändert werden können.

Mit Kirchenordnungen und Visitationen versuchten die Herzöge von Jülich-Cleve und Berg zwischen 1532 und 1567 ihre Territorien zu reformieren, ohne sie von der katholischen Kirche zu trennen. Es handelte sich nach Heribert Smolinsky um einen Sonderweg zwischen landesherrlicher protestantischer Reform und katholischer Erneuerung. Herzog Johann III. (1521– 1539) legte seine Reformordnungen von 1532/33 Erasmus von Rotterdam zur Begutachtung vor, von dessen irenischer Dogmatik sie geprägt waren. 1543 musste sich Wilhelm V. (1539 –1592) gegenüber Karl V. zur Beibehaltung der katholischen Religion verpflichten. Nach dem Augsburger Interim begann er mit einer eigenen Visitation, um die Kölner Jurisdiktionsansprüche auszuschalten. Später gab er aber ohne päpstliche Erlaubnis den Laienkelch frei. 1567 wurde ein neuer landesherrlicher Reformentwurf mit Katechismus und Agende publiziert, der von einem humanistisch-erasmianischen Grundzug geprägt war. In weiten Teilen Niederdeutschlands vollzog sich der Übergang zur Reformation unter Beibehaltung traditioneller Formen, so dass den Gläubigen und manchen Pfarrern der Unterschied kaum deutlich wurde. Religiöse Unwissenheit begünstigte die Anpassung an die obrigkeitliche Religionsfestsetzung. Erzbischof Heinrich von Bremen (1567–1585), zugleich Bischof von Osnabrück und Paderborn, war persönlich zur Ablegung des tridentinischen Glaubensbekenntnisses bereit, sicherte aber gleichzeitig den Stiftsständen die Confessio Augustana zu. Die Mehrheit der nord- und mitteldeutschen Hochstifte ging über solche Mischformen zur Reformation über. In der Kirchenprovinz Bremen-Hamburg durfte lediglich in Altona mit Erlaubnis des Landesherrn katholischer Gottesdienst stattfinden. In Lübeck überlies Bischof Eberhard Holle (1562 –1586) 1571 den Domchor lutherischen Geistlichen, ab 1586 stellte das Haus Holstein-Gottorp die Bischöfe, die sich nicht an das Zölibat gebunden fühlten. Einige katholi-

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sche Kanonikate konnten behauptet werden. Die Diözesen Bremen, Verden, Minden und Halberstadt glitten unter welfischer Führung und teilweiser Wahrung katholischer Rechtsformen und Traditionen allmählich zur evangelischen Konfession hinüber. Altgläubige Formen kirchlicher Jurisdiktion und kultische Gewohnheiten konnten in den durch die Reformation gewandelten kirchlichen Institutionen lange nachwirken, und teilweise wurden sie durch die Westfälischen Friedensschlüsse konserviert. Eine Reihe von Dom- und Kollegiatkapiteln zwischen Rhein und Elbe waren konfessionell gemischt. In Halberstadt wurde die katholische Messe im Kreuzgang des Domes und in zehn Klöstern zelebriert. In Minden leitete der evangelische Stiftsdechant das Chorgebet der katholischen Kapitulare, doch der Dom blieb im Besitz der Katholiken. Evangelische Adelige konnten in den Balleien Sachsen und Thüringen in den Deutschen Orden aufgeschworen werden, und die Ballei Hessen hatte Mitglieder aller drei ab 1648 reichsrechtlich anerkannten Konfessionen. Die evangelischen Kapitulare des Domstifts Havelberg empfingen Weihen, manche evangelische Domherren oder Bischöfe ließen sich die Tonsur scheren. Evangelische Domherren wie in Lübeck oder Konventualen der Klöster Loccum bei Hannover und St. Michael in Lüneburg beachteten das Zölibat. Als Kursachsen im Prager Frieden die Lausitzen erhalten hatte, musste es die katholischen Verhältnisse garantieren. Fallweise erkannten evangelische Institutionen, etwa in Schlesien, die Jurisdiktion des zuständigen katholischen Ordinarius an. Auch die gemeinsame Nutzung von Kirchen durch verschiedene Konfessionen wie in den Domen von Wetzlar und Bautzen oder den Simultankirchen der Kurpfalz, sei es zu unterschiedlichen Zeiten, sei es durch Errichtung von Trennwänden, ist hier einzuordnen. Diese „Erscheinungsformen einer konfessionellen Symbiose“ entstanden recht zufällig, geben aber auch Zeugnis vom „Beharrungsvermögen alteingewurzelter Institutionen“ (Ernst Walter Zeeden). Auch in konfessionell eindeutigen Territorien wie dem Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg oder den brandenburgischen Markgraftümern in Franken hielt sich Brauchtum aus katholischer Zeit. Wallfahrten zu evangelischen Landkirchen, Marienverehrung, Wetterläuten und verschiedene Segnungen sind dazu zu rechnen. Hier hielten die Gläubigen an tradierten Formen fest.

Reformhindernisse Politische Gründe führten in mittel- und norddeutschen Hochstiften zum Scheitern der katholischen Konfessionalisierung. Die Nutznießer des vorkonziliaren Systems, die adeligen Fürstbischöfe, Dom- und Stiftskapitel

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und die exemten Klöster konnten eine „innerkatholische Widerstandsfront“ (Ernst Walter Zeeden) gegen die tridentinische Reform bilden. Sie konzentrierten sich auf die Behauptung ihrer überkommenen Rechte, die sie sich nicht durch eine engere Bindung an Rom oder eine den Konzilsvorschriften entsprechende geistliche Lebensweise schmälern lassen wollten. Ihr Beharrungsvermögen stand gegen die Neuerungsversuche von Jesuiten und Germanikern. Die reformationshemmende Wirkung der „dynastischen und sozialen Verflechtungen der fürstbischöflichen Stühle und der Domkapitel“ (Anton Schindling) wirkte auch für die Kirchenreform retardierend. Die Bischöfe im Reich konnten zunächst weder von ihrer Ausbildung noch von den Strukturen der Reichskirche mit der Betonung politischer Herrschaft dem tridentinischen Bischofsideal entsprechen. Vielfach machten Zeitgenossen die Domkapitel für Schwierigkeiten bei der Durchsetzung der Reformen verantwortlich. Eine Wahlkapitulation enthält Bedingungen und Versprechen, die aus Anlass der Wahl eines geistlichen oder weltlichen Fürsten vereinbart und von dem Elekten beschworen werden. Im Zusammenhang mit der tridentinischen Reform bemühten sich die Päpste, die Bischöfe im Reich davon zu befreien. Gregor XIII. verbot 1584 in der Bulle Inter apostolicas das Kapitulationswesen. Dieser Versuch scheiterte an den politischen Realitäten der Reichskirche. Mit der Konstitution Ecclesiae catholicae (Innocentiana) hob Innozenz XII. 1695 alle vor der Wahl eingegangenen Kapitulationen auf. Obwohl der Kaiser dieses Verbot 1698 mit der Leopoldina bestätigte, wurde es meist umgangen.

Die Gegnerschaft der Domkapitel zu Reformbischöfen darf nicht nur als Ablehnung der kirchlichen Erneuerung gewertet werden, sondern stärker als Ausdruck der Abwehr eines befürchteten absolutistischen Regiments. Da die Kapitel die Mitregierung in den Hochstiften beanspruchten, hatte ihre Hinhaltetaktik gegenüber bischöflichen Reformen einen politischen Aspekt. Molitor hat die These vom korrupten Domkapitel, das sich der Reform widersetzte, für Trier falsifiziert. Die Wahlkapitulationen bedeuteten eine Beschränkung der weltlichen Handlungsfreiheit der Bischöfe, um das Vermögen des Erzstiftes und Kurstaates zu schützen. Außerdem behinderte der andauernde Priestermangel die Erneuerung, und die Errichtung von Seminaren scheiterte oft aus finanziellen Gründen. Im Heiligen Römischen Reich konnten tridentinische Forderungen im Hinblick auf die Priesterausbildung und auf das Bischofsideal erst im Zusammenhang mit der katholischen Aufklärung im 18. Jahrhundert verwirklicht werden. Peter Hersche vertritt für Italien, das in der Regel als Muster der erfolgreichen Erneuerung gilt, sogar die provokante These vom Scheitern der tridentinischen Reformbewegung. Er begründet dies mit weltlichen Motiven zum Eintritt in den geistlichen Stand, der Refeudalisierung

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der Adelskirche, päpstlichem Nepotismus und mit Diözesan- und Pfarrstrukturen besonders in Süditalien, die nicht den römischen Vorschriften entsprachen.

Die katholische Konfessionalisierung im Reich Die katholische Konfessionalisierung im Reich

Die innere Erneuerung aus dem Geiste des Tridentinums glückte der katholischen Kirche im Heiligen Römischen Reich nicht aus eigener Kraft, sondern sie war auf die Mithilfe der Obrigkeiten und von Reformkräften aus dem romanischen Süden angewiesen. Als entscheidendes Instrument diente die Berufung von Reformorden an erster Stelle der Jesuiten. Auch wenn in diesem Kapitel die geistliche Dimension und damit das Wirken der Bischöfe im Mittelpunkt steht und die kirchliche Provinzialeinteilung als Gliederungsprinzip berücksichtigt wird, werden zunächst Bayern und die habsburgischen Erblande im Zusammenhang behandelt.

Bayern als Muster eines geschlossenen Konfessionsstaates Innerhalb des römisch-deutschen Reiches kam Bayern als Motor und Modell der Gegenreformation wie der katholischen Erneuerung vergleichbare Bedeutung wie Spanien für Europa zu. Der Großteil des Herzogtums gehörte zur Kirchenprovinz Salzburg. Die Staatskirchenpolitik bildete die Voraussetzung für die Kirchenreform. Seit 1568 mussten die Ingolstädter Professoren den Eid auf das tridentinische Glaubensbekenntnis ablegen, im folgenden Jahr wurde diese Forderung auf alle Geistlichen, Beamten und Lehrer ausgedehnt. 1570 wurde das Geistliche Ratskollegium als oberste Kirchen- und Schulbehörde des Landes installiert. Es verfügte über weitgehende Kontroll- und Strafbefugnisse über den Klerus. Die Attraktivität dieses staatskirchlichen Modells bestand für Rom darin, dass die Reform ohne ständische Einschränkungen und adelige Privilegien durchgesetzt wurde. Der Versuch Bayerns, die Priesterausbildung in eigener Regie zu reformieren, gedieh aber über die zeitweilige Gründung des Albertinums in Ingolstadt nicht hinaus. Die Intensivierung der bayerischen Staatskirchenpolitik blieb nicht ohne Widerspruch seitens der betroffenen geistlichen Stände. 1579 übergaben sie unter der Führung des Salzburger Erzbischofs ihre Beschwerden in einem 35 Punkte umfassenden Katalog an Herzog Wilhelm V. Den Ausgleich brachte dann der Abschluss des Konkordats vom 5. September 1583 zwischen dem Herzog von Bayern und dem Erzbischof von Salzburg mit seinen Suffraganen. Bayern erkannte den privilegierten Gerichtsstand

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des Klerus in Strafsachen an, dafür legitimierten die Bischöfe die bislang schon praktizierten staatskirchlichen Rechte. Der Herzog erhielt das Visitationsrecht über die Klöster und den Pfarrklerus in weltlichen Angelegenheiten. Maximilian von Bayern (1573 –1651): Der Wittelsbacher kann als Muster eines Fürsten des konfessionellen Absolutismus gelten, der in Bayern den Territorialstaat mit ausschließlicher Katholizität vollendete. Während seine erste Ehe kinderlos blieb, gebar seine zweite Frau Maria Anna von Österreich (1610 –1665) mit Ferdinand Maria (1636 –1679) den Erben. Über seine religiöse Praxis erfahren wir aus der Beschreibung seines Beichtvaters, dass er stundenlang im Knien betete, täglich zwei Messen hörte und an weiteren Andachten teilnahm. Sein intensives Gebetsleben war jesuitisch beeinflusst und spanisch geprägt. Nach seinem Tode wurde bei ihm ein Kästchen gefunden, das Bußinstrumente mit Spuren wiederholter Benützung enthielt – Geißeln, eine stachelige Büßerkette und härene Kleidungsstücke.

Kurfürst Maximilian sah sich als Herrscher von Gottes Gnaden für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich. Die kirchliche Morallehre suchte er mit strengen Strafen durchzusetzen und erließ Gesetze gegen Ehebruch und zur Einhaltung von Fasten- und Abstinenzgeboten. Er legte in seinen politischen Testamenten über die Maximen seines Handelns Rechenschaft ab. In der Art eines Fürstenspiegels zeichnete er das traditionelle Bild des christlichen Fürsten, der seine Macht von Gott empfangen und zum Schutz der Kirche einzusetzen hat. Seine Beichtväter wählte er aus dem Jesuitenorden. Auch wenn diese sich auf die Gewissensbildung des Fürsten konzentrierten, waren Religion und Politik schier untrennbar verquickt. Während die Beichtgespräche sich unserer Kenntnis entziehen, liegen von den Beichtvätern religionspolitische Gutachten vor. Adam Contzen erarbeitete mit seinen Politicorum libri decem (Mainz 1620) eine antimachiavellistische Staatslehre, in der er die Übereinstimmung von christlicher Moral und politischem Erfolg aufzeigte. Zum Ausbau des katholischen Konfessionsstaates trug die Förderung der Marienverehrung als einer Art Staatskult (Walter Ziegler) bei. Parallel zur staatlichen Festlegung der konfessionellen Rahmenbedingungen erfolgte die innere Erneuerung der Kirche. Ihre Anreger und Träger entstammten überwiegend dem romanischen Kulturkreis. Die Jesuiten richteten neben Ingolstadt 1559 ein Kolleg in der Landeshauptstadt München ein, weitere Häuser und das Noviziat in Landsberg am Lech folgten. 1583 wurde mit dem Bau der Kirche St. Michael mit dem beherrschenden Tonnengewölbe und des schlossartigen Kollegs in München begonnen. Einer zweiten Reformwelle sind weitere Orden wie die Kapuziner, die Franziskaner-Reformaten und für die weibliche Erziehung das Institut der Englischen Fräulein zuzurechnen. Kurfürst Maximilian stiftete die Kapuzinerklöster in München, Landshut und Straubing.

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Die geistlichen Territorien der Kirchenprovinz Salzburg Die Kirchenprovinz Salzburg umspannte neben reichskirchlichen Territorien die Erzherzogtümer Ober- und Niederösterreich, Innerösterreich bis zur Drau sowie das Herzogtum Bayern. Nachhaltigen Einfluss übte der 1567 ernannte apostolische Kommissar Feliciano Ninguarda aus, der sich schon zuvor für die Umsetzung der Reformbeschlüsse engagiert hatte. Der Generalvikar der oberdeutschen Provinz des Dominikanerordens wirkte ab 1559 in Salzburg, das er 1562 in Trient vertrat. Er bemühte sich erfolgreich um die Zusammenarbeit Roms, der landesherrlichen Instanzen und der kirchlichen Hierarchie. 1569 initiierte Ninguarda die Salzburger Provinzialsynode, bei der die Trienter Bestimmungen den deutschen Verhältnissen angepasst wurden. Rom entsandte 1573 Nuntius Bartolomeo Porcia zur Unterstützung des Erzbischofs nach Salzburg. Im Sommer des Jahres wurden bei einer weiteren Provinzialsynode die Abstellung des Konkubinates, die Einrichtung von Priesterseminaren und die Durchführung von Visitationen beschlossen. Die Promulgation der von Ninguarda vorbereiteten Synodalbeschlüsse erfolgte erst 1576. Die Teilnehmer baten den Papst, den weltlichen Fürsten keine Kompetenzen für kirchliche Reformen zu übertragen. Das 1577/79 eingerichtete Priesterseminar entwickelte sich nur sehr zögernd, obwohl Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau sich zu Beginn seiner Regierung energisch für die katholische Konfessionalisierung des Erzstifts engagierte. Während das Domkapitel die Gründung eines Jesuitenkollegs verhinderte, gelang die Berufung von Kapuzinern (1596) und Augustiner-Eremiten (1605) in die Bischofsstadt. Der überwiegende Teil der Diözesen Freising und Regensburg lag im Herzogtum Bayern, so dass dort dessen staatskirchliche Maßnahmen griffen. Gregor XIII. übertrug 1580 Ninguarda (1580 –1582) die geistliche Administration der Diözese Regensburg. Mit Hilfe von Nuntien und Reformorden erfolgte die Umsetzung der Reform, doch ein Klerikalseminar wurde erst 1654 eingerichtet. Die Diözese Passau umspannte das östliche Niederbayern, den größten Teil von Ober- und Niederösterreich und Teile des Salzkammerguts. Sechs Siebtel der größten Diözese des Reiches unterstanden der habsburgischen Landesherrschaft. Die Administration des Hochstifts durch den bayerischen Herzog Ernst (1517–1540) blieb ein Zwischenspiel. Obwohl er den Empfang der Priesterweihe verweigerte, legte er die Grundlagen für die Umsetzung der Reform. Aufgegriffen wurde diese Religionspolitik besonders unter Bischof Urban von Trennbach. Die mächtigen Prälatenklöster leisteten der Durchsetzung der bischöflichen Jurisdiktion hinhaltenden Widerstand. Die Einrichtung eines Diözesanseminars gelang wegen finan-

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zieller Schwierigkeiten nicht, so dass Bischof Urban Kandidaten in das Wiener Jesuitenkolleg entsandte. Bischof Erzherzog Leopold (1598 –1625) stiftete 1612/15 ein Jesuitenkolleg in Passau. Sein Nachfolger Erzherzog Leopold Wilhelm (1626 –1662) ließ 1638 auf eigene Kosten ein Priesterseminar einrichten.

Die habsburgischen Erblande Nieder- und Oberösterreich Mit einer deutlichen Zeitverschiebung gegenüber Bayern setzten in Österreich von den Landesherren ausgehende Reformmaßnahmen ein, die zunächst nur zaghaft griffen. König Ferdinand I. hatte 1551 die Jesuiten nach Wien gerufen, die den Grund für die katholische Erneuerung Wiens und Niederösterreichs legten. Zeitweilig übernahm Petrus Canisius die Administration des Bistums (1554/55). Ferdinand I. befahl im Religionsdekret von 1554 die österliche Beichte und den Kommunionempfang unter einer Gestalt, und er betraute die staatliche Obrigkeit mit der Kontrolle. In Niederösterreich wirkte der Dompropst von St. Stephan zu Wien, Melchior Klesl, als Passauer Offizial für Reformen. Der Wiener Bäckersohn war selbst ein Konvertit und entwickelte sich zu einem eifrigen Seelsorger und geschickten Politiker. Seit 1588 war er Administrator von Wiener Neustadt und seit 1598 Bischof von Wien, so dass die kirchliche Jurisdiktion kurzfristig weitgehend in einer Hand war, die im Sinne der Reform wirkte. Mit der Thronbesteigung Kaiser Ferdinands II. 1619 gewann die Reform neuen Schwung, doch blieb sie aufs engste mit der politischen Entwicklung verknüpft. Die durch den Sieg am Weißen Berg ermöglichte Gegenreformation schuf den Rahmen für die katholische Konfessionalisierung Österreichs. 1599 gelangten erstmals Kapuziner unter Führung des Laurentius von Brindisi nach Wien, wo Kaiserin Anna (1585 –1618) 1617 den Plan fasste, ihnen eine Kirche und ein Kloster zu erbauen und sich in der Gruft (vollendet 1633) begraben zu lassen. Ihr Gemahl, Kaiser Matthias, ließ 1614 die Barmherzigen Brüder rufen, die Kirche und Kloster in der Leopoldstadt erhielten. Ferdinand II. und seine Gemahlin holten 1622 Karmeliten nach Wien. Außerdem berief er 1626 Barnabiten an die Michaeler-Kirche. 1630 ließen sich in Wien die Minimen (Mindeste Brüder), 1632 die „Schwarzspanier“ (Benediktiner von Montserrat) und 1630 die Unbeschuhten Augustiner Eremiten an der Hofkirche zu St. Augustin nieder. Der Mädchenerziehung nahmen sich die Englischen Fräulein und die Ursulinen an. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts folgten eine Reihe weiterer Reformorden aus den romanischen Ländern. Sie verstärkten den Charakter Wiens als Kaiserstadt, in der sich die Vielfalt der Universalkirche in ihren Orden repräsentierte.

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Innerösterreich 1573 berief Erzherzog Karl die Gesellschaft Jesu nach Graz. Auch in den übrigen wichtigen Städten wurden Kollegien gegründet, die mit ihren Gymnasien eine Konkurrenz für das ständische Bildungswesen darstellten. Die Nuntiatur bildete den Transmissionsriemen für die Umsetzung der römischen Vorstellungen. Der Gurker Bischof Christoph Andreas von Spaur (1574 –1603) eröffnete 1578 an seiner Residenz in Straßburg ein tridentinisch geprägtes Priesterseminar, dessen Zöglinge ihr Studium in Graz abschließen sollten. Das gegenreformatorische Vorgehen wurde durch innerkirchliche Maßnahmen der Bischöfe Martin Brenner von Seckau (1585 –1615, † 1616) und Georg Stobaeus von Lavant begleitet. Brenner wurde 1591 zum Generalvikar für den Salzburger Diözesananteil in der Steiermark ernannt. Er führte zahlreiche Visitationsreisen durch, um die Klerusreform durchzusetzen. 1600 wurde in Graz ein Kapuzinerkloster eingerichtet, dem zahlreiche weitere folgten. Die Entwicklung im Patriarchat Aquileja mit den Diözesen Triest, Laibach und Trient entsprach der in Innerösterreich und Tirol. Tirol Nur ein Teil Tirols war mit der Diözese Brixen Bestandteil der Kirchenprovinz Salzburg, der Vintschgau gehörte mit dem Bistum Chur zur Erzdiözese Mainz. Erste Initiativen zur katholischen Konfessionalisierung gingen vom Landesfürstentum aus, nicht vom Gastgeber des Konzils Cristoforo Kardinal Madruzzo, Bischof von Trient (1539 –1567) und Brixen (1542 – 1578). Am Beginn des Wirkens der Jesuiten stand auch in Innsbruck Petrus Canisius, der Prediger an der Hofkirche war. Ludovico Kardinal Madruzzo (1567–1578) erließ Reformstatuten und gründete 1578 ein Priesterseminar in Trient, an dem aber keine theologischen Studien stattfanden. Später diente die Anstalt allein für den italienischen Nachwuchs, die deutschsprachigen Kandidaten wurden zu den Jesuiten nach Hall im Inntal geschickt. Visitationen der Diözese Brixen ab 1594 erbrachten unbefriedigende Resultate: Unbildung, Konkubinat und schlechte soziale Verhältnisse des Klerus. Bischof Christoph Andreas von Spaur (1601–1613) konnte 1607 ein Seminar in Brixen einrichten, doch erschwerte die Geldnot einen Erfolg. Erst dieser Bischof, der in seiner Lebensführung den Forderungen des Konzils entsprach, führte die Reform in der Diözese durch. Erzherzog Maximilian der Deutschmeister einigte sich als Regent mit den Tiroler Ständen auf dem Landtag von 1598 auf ein umfassendes Programm zur Konsolidierung des Katholizismus: Eid von Beamten und Offizieren auf das tridentinische Glaubensbekenntnis, Schutz und materielle Sicherung der Gotteshäuser, Einsetzung tauglicher Priester zur Ausübung der Seelsorge, Erneuerung der Religionsmandate.

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Die Länder der Böhmischen Krone Eine erste Reformwelle ging nach der Mitte des 15. Jahrhunderts durch Böhmen, zu der die Predigtreisen des Franziskaners Johannes von Capestrano und die Errichtung von Observantenklöstern zu rechnen sind. Erst 1561 wurde das seit 1421 vakante Erzbistum Prag, das königlichem Nominationsrecht unterlag, mit der Ernennung des Wiener Weihbischofs Anton Brus von Müglitz (1561–1580) wiederbesetzt. Der Erzbischof erhielt von Rom nicht das vom Kaiser gewünschte Recht zur Weihe utraquistischer Priester. Das Wirken der Prager Erzbischöfe wurde von den ständigen Nuntien am Kaiserhof und den Reformorden begleitet. Nuntius Giovanni Francesco Bonomi (1581–1584) entwarf ein Reformprogramm für Böhmen, das seine Nachfolger fortführten. Auch nach der Verkündigung der Trienter Beschlüsse 1605 blieb die Lage der katholischen Kirche wegen der Haltung der böhmischen Stände äußerst gefährdet. Weite Wege der Gläubigen zu den Pfarrkirchen und mangelhafte religiöse Unterweisung erleichterten Wundergläubigkeit und Dämonenfurcht. Wegen des herrschenden Priestermangels hatten die Orden den Großteil der Reformarbeit zu übernehmen. Großen Anteil daran hatten die Jesuiten, die mit ihrer Erziehungsarbeit auch Protestanten erreichten. Um 1600 konvertierten die einflussreichen Adelsfamilien Slavata in Böhmen und Liechtenstein in Mähren. 1599 kamen Kapuziner nach Prag, die im Land durch Predigten und Volksmissionen wirkten. Ihr Kloster in Raudnitz wurde zum Mittelpunkt der tschechischen Volksmission. Sie sorgten für die Verbreitung volkssprachiger Erbauungsliteratur. Unter den Prämonstratensern, die wegen der zahlreichen inkorporierten Pfarreien über erheblichen Einfluss verfügten, entfaltete der Abt von Strahov (1586 –1612) und nachmalige Erzbischof von Prag (1612 –1622), Johannes Lohelius, eine intensive Reformtätigkeit. Abt Kaspar von Questenberg (1612 –1640), der 1627 die Reliquien des hl. Norbert aus Magdeburg nach Strahov in Prag überführen ließ, setzte diese Arbeit fort. Die Rekatholisierung wurde nach der Schlacht am Weißen Berg durch den Prager Erzbischof Kardinal Ernst Adalbert Graf von Harrach (1622 – 1667) intensiviert. Allmählich traten die staatlichen Zwangsmittel gegenüber dem pastoralen Bemühen in den Hintergrund. Die Situation in der Seelsorge wurde durch die Einrichtung eines Priesterseminars und von Vikariatskonferenzen an Stelle der älteren Archidiakonate entscheidend verbessert. Kardinal Harrach plante das erzbischöfliche Seminar in Prag, das 1638 das Promotionsrecht erhielt, als Gegenanstalt zu der von den Jesuiten dominierten Universität. Jesuiten übernahmen weitere Kollegien und ließen ab 1653 Erweiterungsbauten auf dem Areal des Clementinums in der Prager Altstadt vornehmen. 1654 wurde der hl. Joseph als Bewahrer des

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Friedens zum Landespatron Böhmens erklärt. Neue Bistümer wurden 1655 in Leitmeritz und 1664 in Königgrätz eingerichtet. Der Bischof von Olmütz, Kardinal Franz Graf von Dietrichstein (1599 – 1636), befolgte für seine Person die Reformvorschriften und wirkte so als Vorbild. Der Germaniker unterstützte die Reformorden. Wegen der komplizierten territorialen Verhältnisse blieb Schlesien konfessionell gespalten. Das Bistum Breslau zählte zur Kirchenprovinz Gnesen-Posen (1641 faktisch, 1732 formell exemt). Bereits 1565 eröffnete Bischof Kaspar von Logau (1562 –1574) auf Drängen des Domkapitels ein Priesterseminar in Breslau, das 1575 in die bischöfliche Residenzstadt Neisse verlegt wurde. Diözesansynoden (1563, 1569) und Visitationen (1571, 1579/80) bildeten flankierende Maßnahmen für die Umsetzung der 1580 angenommenen Trienter Dekrete. Das Wirken der Nuntien am Kaiserhof und der Einsatz heimgekehrter Germaniker förderten die Reform. Während des Dreißigjährigen Krieges verfügte das Bistum Breslau über keinen residierenden Bischof, so dass die Zentrale für Reformbemühungen ausfiel. Germaniker im Domkapitel entwickelten sich zum Motor der katholischen Erneuerung. Die Jesuiten konnten zunächst nur eine Mission in Breslau (1581–1595) einrichten, Kollegien folgten erst nach 1620 (Glogau, Sagan, Schweidnitz). Die Spanischen Niederlande In den Spanischen Niederlanden wurde die katholische Reform von den staatlichen Behörden nachhaltig unterstützt. Die größten Diözesen, Utrecht und Lüttich, zählten zur Metropolie Köln, andere Bistümer waren Reims unterstellt. 1559 erreichte König Philipp II. die Bildung von drei Kirchenprovinzen (Cambrai, Utrecht, Mecheln) mit jeweils mehreren Suffraganbistümern und kam damit dem Ziel einer Landeskirche näher. Der König erhielt das Ernennungsrecht für die Bischofssitze. Jede Provinz sollte eine eigene Universität erhalten, Mecheln verfügte bereits über eine in Löwen, für Cambrai wurde eine in Douai (1562) eingerichtet, während die geplante Gründung in Deventer für Utrecht scheiterte. Katholische Exulanten aus England, Irland und den reformierten Nordprovinzen konnten hier studieren. Teilweise stießen die neuernannten Bischöfe ebenso wie die Reformdekrete von Trient auf Widerstand bei der Bevölkerung und den Behörden. Auch der Fürstbischof von Lüttich wandte sich gegen die Neuerungen, weil sie seine Jurisdiktion beschnitten. Unter dem Statthalterpaar Erzherzog Albrecht und Isabella von Österreich (1598 –1621/33) festigte sich die katholische Erneuerung und Provinzialsynoden wurden abgehalten und Priesterseminare eingerichtet. Auch hier kam den Jesuiten die entscheidende Rolle zu, die ihre Kirche in Douai nach dem Vorbild von Il Gesù als erste Barockkirche in den Niederlanden

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erbauten. Sie waren 1542 in die Universitätsstadt Löwen gekommen und 1564 erfolgte die Bildung einer belgischen Provinz. In vielen Städten entstanden Kollegien und Studienanstalten. Aber auch Franziskaner, Dominikaner, Karmeliten und Kapuziner wirkten für die Reform.

Die Kirchenprovinz Mainz Erzbistum Mainz Die Erzdiözese Mainz bildete eine der umfangreichsten abendländischen Kirchenprovinzen, die vom Inn- und Rheintal im Süden bis zur Elbe im Norden reichte. In Mainz existierte schon vor dem Konzil ein engagierter Reformkreis, zu dem neben Beamten der geistlichen Verwaltung die Domprediger, Theologieprofessoren und Weihbischof Michael Helding gehörten. Aus ihren Aktivitäten entwickelte sich die biblisch orientierte Mainzer Predigt- und Katechesetradition. Erzbischof Daniel Brendel festigte die katholische Konfession besonders durch die Berufung der Jesuiten, eine Diözesansynode zur Verkündigung der Konzilsbeschlüsse aber fand nicht statt. Das Domkapitel nahm 1572 das tridentinische Glaubensbekenntnis an. 1575 gründeten die Jesuiten eine Niederlassung in Heiligenstadt, Aschaffenburg und Erfurt folgten. Erzbischof Wolfgang von Dalberg (1582 –1601) war nur auf Drängen Roms zur Durchführung von Visitationen (1594, 1598) und zur Abfassung einer Agende (1599) im Sinne des Konzils bereit, mit der ein reformierter Mainzrömischer Ritus eingeführt wurde. Der erste Germaniker auf dem Stuhl des hl. Bonifatius, Johann Schweikard von Kronberg, ließ 1615 eine Reformordnung und weitere Vorschriften im Sinne des Tridentinums publizieren. Der Abschluss des Reformwerks gelang erst Erzbischof Johann Philipp von Schönborn nach dem Ende des großen Krieges. 1660 richtete er ein Priesterseminar ein. Der Mainzer Hof entwickelte sich zum Mittelpunkt einer Konversionsbewegung und zum Ausgangspunkt für einen Plan zur Wiedervereinigung der Konfessionen. Die liturgischen Bücher passte Johann Philipp dem römischen Vorbild an und erließ 1671 eine Agende, die zur Grundlage für die vielfältige Barockfrömmigkeit wurde. Bistum Würzburg und Deutschmeistertum Bischof Friedrich von Wirsberg (1558 –1573) versuchte durch Hirtenbriefe, auf den Klerus einzuwirken. Nachdem er mehrfach Petrus Canisius als Prediger berufen hatte, übertrug er 1567 das Würzburger Gymnasium an das neue Jesuitenkolleg. Julius Echter von Mespelbrunn legte das Programm für seine kirchlichen Reformen in den Statuta ruralia von 1584 und

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der Kirchenordnung von 1589 nieder. Mit seiner Kirchenordnung reglementierte er das liturgisch-sakramentale wie das sittliche Leben und Brauchtum. Als Ausführungsorgan richtete er einen Geistlichen Rat ein. Wichtig waren seine Maßnahmen auf dem Gebiet des Bildungswesens. Das Würzburger Konvikt gestaltete er in ein tridentinisches Priesterseminar (Collegium Kilianeum) um. Im Deutschmeistertum um Mergentheim vollzog sich die Durchsetzung der katholischen Reform mit einer Phasenverschiebung im Vergleich zu Würzburg. Erzherzog Maximilian der Deutschmeister (1591–1618) ließ Visitationen durchführen. Der Lebensstil der Ritterbrüder entsprach weitgehend dem ihrer adeligen Standesgenossen. Maximilian suchte dem gegenzusteuern und legte verstärkt Gewicht auf eine geistliche Lebensführung. 1606/07 richtete er ein Priesterseminar im Mergentheimer Schloss ein. Bistum Bamberg Bamberg bildete ein exemtes Bistum. Erste Reformansätze in der Regierungszeit Bischof Veits II. von Würzburg (1561–1577) gingen von der Kurie aus. Die Tätigkeit von Nikolaus Elgard im Auftrag von Nuntius Gropper markiert mit der schonungslosen Bestandsaufnahme und der Vorlage von Reformvorschlägen den Beginn der Reform (1573). Der Jesuitenschüler Bischof Ernst von Mengersdorf (1583 –1591) ließ eine Reformordnung für den Klerus aufstellen und ein Priesterseminar (1586) einrichten. Die Congregatio Germanica erarbeitete für seinen Nachfolger Neithard von Thüngen einen umfassenden Plan zur Rekatholisierung des Bistums. Diese Instruktion forderte die Besserung der Lebensweise des Domkapitels und die Einsetzung katholischer Priester. Johann Gottfried von Aschhausen berief 1610 den Jesuitenorden, dem er das Gymnasium und das Seminar übertrug. Mit der Generalvisitation von 1611 wurde die Voraussetzung für eine durchgreifende Reform der Diözese geschaffen. Bistum Eichstätt Bischof Martin von Schaumberg richtete 1564 ein tridentinisches Seminar ein. 1565 ließ er eine umfassende Visitation der Diözese durchführen. Auch seine Nachfolger verfolgten die Reformpolitik weiter. Johannes Christoph von Westerstetten (1613 –1636) berief Jesuiten, denen er das Seminar anvertraute, und Kapuziner. Die Generalvisitation von 1601/02 offenbarte, wie zögernd die tridentinischen Vorstellungen auf dem Land umgesetzt wurden. Bistum Augsburg Kardinal Otto Truchseß von Waldburg bemühte sich energisch um die Umsetzung der Trienter Reformdekrete. Er berief Petrus Canisius als

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Domprediger, der 1559 bis 1566 in Augsburg wirkte. Die Diözesansynode von Dillingen setzte die Konzilsbeschlüsse 1567 nahezu ungeschmälert in Kraft. Allerdings hielt sich der Kardinal meistens in Rom auf. In der Reichsstadt Augsburg wurde das Jesuitenkolleg St. Salvator (1579/84) eingerichtet. Niederlassungen in anderen Städten des Hochstifts, aber auch in den Reichsstädten Memmingen (1625), Kaufbeuren (1627) und Lindau (1628 –1649) folgten. Bischof Heinrich von Knöringen gab dann durch die Diözesansynode von 1610 und die Vollendung der Klerusreform dem Bistum die tridentinische Form. Er unterstützte die Reformorden und ließ die bestehenden Klöster visitieren. Er sorgte für die Anpassung der Augsburger Liturgie an das römische Vorbild. Das von Jesuiten geleitete päpstliche Seminar (1585) in Dillingen übernahm er 1610 als Diözesanseminar. Bistum Konstanz In der Diözese Konstanz begann Kardinal Markus Sitticus von Hohenems (1561–1589) bei einer Synode 1567 mit der Reform. Er war in der letzten Phase des Tridentinums einer der Konzilslegaten, ohne dort weiter hervorzutreten. Die 1567 angeordnete Diözesanvisitation erreichte keine größere Wirkung. Bemühungen um eine Seminargründung scheiterten, es konnte erst 1735 in Meersburg eröffnet werden. Eine tiefergehende Wende erreichte Bischof Jakob von Fugger (1604 –1626) durch seine Diözesansynode von 1609 und die in der Folge abgehaltene Visitation. Schweiz Der Großteil der katholisch gebliebenen Kantone der Schweiz gehörte zur Diözese Konstanz. Die Regierungen übten mit der Kontrolle des Klerus und des kirchlichen Lebens weitreichende staatskirchliche Rechte aus. Die im Goldenen Bund (1586) zusammengeschlossenen Orte (Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Luzern, Freiburg, Solothurn) verpflichteten sich zur Aufrechterhaltung der katholischen Religion. Die praktische Durchführung der tridentinischen Reformbestimmungen stieß auf große Schwierigkeiten. 1579 ernannte die Kurie einen Nuntius zur Visitation der Diözesen Konstanz, Chur, Lausanne, Sitten und Basel. Er konnte gegen die beharrenden Kräfte, die an überkommenen Sondertraditionen festhielten, nur geringe Erfolge erzielen. Die wesentliche Voraussetzung für die Reform, die über Mailand vermittelt wurde, bildete der Einsatz von Jesuiten (1574 Luzern, 1580 Freiburg, 1591 Puntrut) und Kapuzinern. Die Priester wurden von den Jesuiten in Luzern oder am Collegium Helveticum in Mailand ausgebildet. Für die Mädchenbildung wirkten Ursulinen und Visitantinnen.

Bistum Straßburg Bischof Johann von Manderscheid bemühte sich um die Reform, doch legte er selbst erst 1573 das tridentinische Glaubensbekenntnis ab, das er

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1586 als Aufnahmevoraussetzung für das Domkapitel durchsetzte. Er berief 1580 Jesuiten nach Molsheim, wo das Offizialat und Teile des Kapitels residierten. Die Reformansätze wurden durch die kriegerischen Auseinandersetzungen nach seinem Tode gefährdet. Im Hochstift erfolgte die Umsetzung des Konzils durch Weihbischöfe und den Geistlichen Rat. Jesuiten leiteten das 1607 in Molsheim gegründete kleine Priesterseminar, wo 1618 das Kolleg zur Universität erhoben wurde. Die Diözesanvisitationen von 1605/07 und 1614/17 erbrachten noch sehr unbefriedigende Ergebnisse. Die Bistümer Speyer und Worms In Worms konnten die katholisch gebliebenen Bischöfe der calvinistischen Kurpfalz nur schwachen Widerstand entgegensetzen. Auch Speyer verlor den Großteil seiner Diözese durch die Reformation. Bischof Eberhard von Dienheim (1581–1610) bemühte sich durch eine Visitation um die Reform in den verbliebenen Hochstiftsgebieten. Bereits 1567 hatte das Domkapitel Jesuiten zur Betreuung der Domschule geholt. Die Patres unterhielten mehrere Missionen im Hochstift und in der Nachbardiözese Worms. Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn (1719 –1743) gründete 1724/25 ein Priesterseminar für Speyer in seiner Residenz Bruchsal. Bistum Paderborn Bischof Johann von Hoya (1568 –1574) ließ 1572 die Konzilsbeschlüsse in Kraft setzen, doch agierte er sonst zurückhaltend. Während der Regierung des Lutheraners Heinrich von Sachsen-Lauenburg (1577–1585) wurden 1580 das Katholizitätsprinzip für das Domkapitel eingeführt und der Jesuitenorden berufen. Mit der Wahl Dietrich von Fürstenbergs kam die tridentinische Erneuerung in Gang. Noch als Dompropst hatte er für die Aufnahme mehrerer Germaniker in das Kapitel gesorgt. Er führte Visitationen durch und hielt den Klerus zu regelmäßigen Synoden an. 1585 übertrug er den Jesuiten die Leitung des Gymnasiums in Paderborn. 1608 setzte er gegen hartnäckige Widerstände die Visitation des Domkapitels durch. Ferdinand von Bayern ließ durch Weihbischof Johannes Pelcking diese Maßnahmen fortführen. Erst Bischof Dietrich Adolf von der Recke (1650 –1661) konnte 1654 die erste umfassende Visitation seit 100 Jahren vornehmen, die zum Ansatzpunkt weiterer Reformen wurde. Bistum Hildesheim Dem Hildesheimer Bischof Burchard von Oberg (1557–1573) gelang die Ausweitung des katholisch gebliebenen Hochstiftsteils. Die Wahl Ernsts von Bayern (1573 –1612) zu seinem Nachfolger sicherte den katholischen

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Besitzstand, es kam zu bikonfessionellen Verhältnissen. 1587 wurden Jesuiten berufen. Die Kirchenprovinz Köln Erzbistum Köln Das Erzbistum Köln bildete den Schlüssel für die Entwicklung der Kirche im westlichen Niederdeutschland. Die Reichsstadt Köln und ihre Universität, Kartäuser und Karmeliten hatten sich früh bei der Abwehr der Thesen Luthers engagiert. Reformatorische Einflüsse konnten wegen der besonderen theologisch-geistigen Verfassung des religiösen Lebens keinen Einfluss entfalten (Franz Bosbach). Die erste Reformwelle in der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde wesentlich durch Johannes Gropper bestimmt. Die von Erzbischof Salentin von Isenburg geleitete Visitation der rheinischen Teile des Erzstiftes erbrachte 1569/70 nur eine Bestandsaufnahme. Erst unter Ernst von Bayern legten die päpstlichen Nuntien die Fundamente für eine grundlegende Erneuerung. Bei der Diözesansynode von 1589 konnte die Verkündigung des Tridentinums noch nicht erreicht werden. Lediglich das Ehedekret Tametsi wurde 1590 publiziert. Erzbischof Ferdinand von Bayern visitierte Teile des Erzsstifts, hielt fünf Diözesansynoden ab und verpflichtete die Pfarrer auf das tridentinische Glaubensbekenntnis. Obwohl auch er die höheren Weihen nicht empfing und zahlreiche Bistümer kumulierte, war dies kein Hindernis für eine erfolgreiche kirchliche Erneuerungspolitik. Zu ihrer Durchführung setzte er 1601 einen Kirchenrat ein, der unter dem Vorsitz des Nuntius Coriolano Garzadoro (1595 –1606) die Reformmaßnahmen systematisierte und den regionalen Einfluss der Archidiakone zurückdrängte. Ab 1615 ging diese Aufgabe auf die bischöfliche Kurie über. Zur Unterstützung rief der Kurfürst Reformorden ins Erzstift: Jesuiten (Bonn, Neuß, Arnsberg), Franziskaner-Observanten und Kapuziner. Das 1615 eingerichtete Seminar ging wegen mangelnder finanzieller Dotierung bereits 1646 ein. Die Reform erfolgte zunächst eher neben als mit den Beschlüssen von Trient, die erst 1662 auf einer Diözesansynode in einer den Kölner Verhältnissen angepassten Weise publiziert wurden. Die liturgischen Texte der Kölner Agende von 1614 wie das Diözesenbrevier folgten bis ins 19. Jahrhundert eigenen Traditionen. Bistum Münster Bei seinem ersten Umritt durch die Diözese ließ Bischof Johann von Hoya (1566 –1574) im Sinne der Kirchenreform predigen. Trotzdem blieben Luthertum und Calvinismus, aber auch Reste der Täuferbewegung,

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noch länger im Hochstift vertreten. Ab 1568 richtete Hoya nach dem Vorbild von Karl Borromäus an seine Diözesanen katechetische Fastenhirtenbriefe. 1571 ordnete er eine allgemeine Diözesanvisitation an. Der Tod Hoyas 1574 verhinderte geplante weitere Maßnahmen. Bischof Ernst von Bayern (1585 –1612) sorgte 1588 für die Berufung der Jesuiten. In ihrem Gymnasium ermöglichten sie die Ausbildung des Stiftsadels. 1597/98 wurden die Konzilsbeschlüsse und das Ehedekret publiziert und 1601 ein Geistlicher Rat unter dem Vorsitz des Weihbischofs eingesetzt. Ferdinand von Bayern (1612 –1650) ließ eine umfassende Diözesanvisitation (1613/16) durchführen und im Anschluss fünf Reformdekrete für den Klerus publizieren. Bischof Christoph Bernhard von Galen setzte die Beachtung des Zölibats durch und förderte Niederlassungen und Schulen der Reformorden wie barocke Frömmigkeitsformen. Bistum Osnabrück Der Bischof von Osnabrück Johann von Hoya (1553 –1574) unterzeichnete bereits 1566, wohl als erster Bischof im Reich, das tridentinische Glaubensbekenntnis. Er öffnete sich den Reformvorstellungen des Konzils und vertrat gleichzeitig eine Ausgleichspolitik. In der Diözese herrschten konfessionelle Mischformen, doch ließ Hoya auf der Synode von 1570 die Trienter Dekrete publizieren. Nach seinem Tod brachen die Reformbemühungen unter seinen evangelischen Nachfolgern wieder ab. 1615 führte das Domkapitel das tridentinische Glaubensbekenntnis ein. 1623 wurde mit Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern (1623 –1625) wieder ein katholischer Kandidat zum Bischof gewählt, der auf der Synode 1625 die Konzilsbeschlüsse verkünden ließ. Er übertrug den Jesuiten das Gymnasium Carolinum. Sein Nachfolger Franz Wilhelm von Wartenberg sorgte mit Synoden und Visitationen energisch für eine Fortsetzung der Reformmaßnahmen. Dazu gelangen ihm die Neuschaffung einer Dekanatsverfassung und die Zentralisierung der kirchlichen Verwaltung. 1628 gründete er ein Priesterseminar, dessen Leitung er der Gesellschaft Jesu anvertraute. Auch die Diözesanseminare von Minden, Verden und Hildesheim wurden nach Osnabrück gelegt. Mit der schwedischen Besetzung fand dieser Versuch des Ausbaus eines norddeutschen Bildungszentrums sein Ende. Die Westfälischen Friedensschlüsse legten die alternierende Wahl von katholischen und protestantischen Bischöfen fest. Bischof Franz Wilhelm setzte ab 1650 die tridentinischen Reformen in den katholischen Teilen des Hochstifts durch. Bistum Lüttich Die Entwicklung wurde wesentlich von den Spanischen Niederlanden beeinflusst. Bei der Neueinteilung der niederländischen Diözesen 1559

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musste das Bistum etwa die Hälfte seines Gebietes abgeben. Kardinal Gerhard van Groesbeek (1565 –1580) und sein Nachfolger Ernst von Bayern (1581–1612) sorgten für die Durchsetzung der hier 1585 publizierten tridentinischen Reformdekrete. Ernst ließ 1597 ein Priesterseminar eröffnen.

Die Kirchenprovinz Trier Erzbistum Trier Von den drei rheinischen Erzbistümern öffnete Trier sich besonders früh der Reform. Bereits 1560 kamen Jesuiten in die Bischofsstadt. Erzbischof Jakob von Eltz (1567–1581) verkündete 1569 auf einer Synode das Tridentinum und ließ eine Generalvisitation durchführen. Alle Pfarrer erhielten dabei eine Druckschrift, die ihnen ihre Aufgaben bei der Sakramentenspendung und bei der Katechese einschärfte. Die dauernde Umsetzung erfolgte unter Erzbischof Johann von Schönenberg (1581–1599). 1585 wurde wegen des Widerstands des Domkapitels nicht in der Bischofsstadt, sondern in Koblenz ein Diözesanseminar unter der Leitung der Jesuiten eingerichtet. Kurz darauf gründete das Domkapitel mit dem Bantusseminar in Trier eine eigene Institution zur Ausbildung des Domklerus und der Geistlichkeit für seine Patronatspfarreien. Erzbischof Lothar von Metternich (1599 –1623) holte 1614 Kapuziner in die Erzdiözese. In Trier wurde eine eigene Sonderform der Liturgie beibehalten. Die Bistümer Metz, Toul und Verdun In den drei unter lothringischem Einfluss stehenden Suffraganbistümern wurden früh die Reformbestimmungen des Konzils durchgesetzt. Der Bischof von Verdun Nicolas Psaume (1548 –1575), der selbst an der zweiten Sitzungsperiode teilgenommen hatte, hielt 21 Diözesansynoden ab, bei denen die Klerusreform behandelt wurde. 1565 ließ er das tridentinische Glaubensbekenntnis drucken und den Klerus und die Gläubigen darauf verpflichten. 1570 kamen Jesuiten nach Verdun. Bischof Karl von Lothringen-Vaudémont (1580 –1587) eiferte in der Diözese Toul seinem Vorbild Karl Borromäus nach. Er visitierte die Diözese, publizierte Diözesanstatuten und bemühte sich um die Umsetzung des Konzils. Karl von Lothringen (1578 –1607), der nachmalige Kardinal und Bischof von Straßburg, verfolgte als Bischof von Metz die gleiche Linie, obwohl er den Bischofssitz noch als Kind bestiegen hatte. Er ließ drei Visitationen und zwei Synoden durchführen. 1595 richtete er ein Priesterseminar an der Jesuitenuniversität Pont-à-Mousson ein. Die lothringische Kirchlichkeit war im Unterschied zu Frankreich stark von Jesuiten und von Treue zu Rom geprägt.

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Der Nordosten In den nordostdeutschen Bistümern konnte das Landesfürstentum meist die Bischöfe in die Landsässigkeit drücken und die Reformation durchsetzen. Eine Sonderrolle behaupteten die für den Staat des Deutschen Ordens und das Kulmerland gegründeten Bistümer Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland. Im Bistum Kulm, das 1466 mit Westpreußen an das Königreich Polen gekommen war, bewahrten Jesuiten und Franziskaner das katholische Bekenntnis. Stanislaus Hosius bekämpfte als zeitweiliger Bischof (1549 –1551) die Reformation in den Städten. Die Diözese Ermland blieb nur im Hochstift katholisch, Samland und Pomesanien mit Ausnahme des polnischen Anteils gingen weitgehend verloren. Am Beginn der katholischen Reform im vom Herzogtum Preußen umklammerten Hochstift Ermland steht Kardinal Stanislaus Hosius (1551–1579). 1565 richtete er ein Jesuitenkolleg mit Gymnasium in Braunsberg ein, dem zwei Jahre später ein Seminar angeschlossen wurde. Hosius führte bei der Diözesansynode 1565 die Reformbestimmungen des Konzils ein. 1579 wurde das von Gregor XIII. unterstützte päpstliche Seminar zur Ausbildung von Missionspriestern für die nordischen Länder in Braunsberg gegründet.

Die Entwicklung außerhalb des Heiligen Römischen Reiches Die Entwicklung außerhalb des Heiligen Römischen Reiches

In den italienischen Staaten wurde die katholische Reform meist mit päpstlicher und spanischer Unterstützung durchgesetzt. Wie Philipp II. von Spanien sich schon um den Fortgang des Trienter Konzils verdient gemacht hatte, sorgte er auch für die Umsetzung seiner Reformbestimmungen in Spanien. Allerdings approbierte er sie nur mit der einschränkenden Klausel „unbeschadet der königlichen Rechte“. Auf Provinzial- und Diözesansynoden wurden die Reformen angenommen. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts entstanden in einem guten Drittel der spanischen Diözesen 20 Seminare, manche gingen an ungenügender Dotation wieder ein. Ähnlich verlief die Entwicklung im benachbarten Portugal, das von 1580 bis 1640 vom spanischen König in Personalunion regiert wurde. Die Übernahme der tridentinischen Reformdekrete in Frankreich stieß bei den teils hugenottisch, teils gallikanisch gesinnten Parlamenten, bei denen alle Gesetze registriert werden mussten, auf große Schwierigkeiten. Die Generalstände lehnten 1614 die Rezeption des Konzils durch den Staat ab. Im folgenden Jahr verpflichteten sich aber die in Paris versammelten Bischöfe und Vertreter des Klerus zur Befolgung seiner Dekrete. Zum Erfolg der Reform trugen Franz von Sales, Vinzenz von Paul und

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die Reformorden bei, die von jesuitisch ausgebildeten Beamten unterstützt wurden. Bei den alten Orden bemühten sich nach 1600 viele um die Rückkehr zu den ursprünglichen Regeln, wenn auch die Verleihung reicher Abteien an Hofleute andauerte. Verschiedene neue Typen der Priesterbildung neben den Universitäten und Jesuitenkollegien wurden entwickelt. Kardinal Armand von Richelieu (1585 –1642) war als Politiker ein Vertreter der Staatsräson und des Gallikanismus, förderte aber auch Reformen beim Klerus, dem Mönchtum und Volksmissionen. Louis Châtellier betont, dass in Frankreich die Reform 1650 noch nicht abgeschlossen war, sondern die Durchsetzung regelmäßiger Pastoralvisitationen und die Etablierung von Seminaren bis ins 18. Jahrhundert dauerte. Die in England verbliebenen Katholiken wurden durch im Untergrund wirkende Priester betreut. Kardinal William Allen (1532 –1594) richtete zu ihrer Ausbildung ein Kolleg in Douai (1568) ein. Ähnliche Anstalten entstanden in Valladolid, Saint-Omer, Reims und Rom. Auch der Priesternachwuchs für Irland wurde in Seminaren auf dem Kontinent ausgebildet. Für die Umsetzung der tridentinischen Reformen im Königreich Polen kam dem Wirken von Kardinal Stanislaus Hosius entscheidende Bedeutung zu. 1564 setzte er auf dem Reichstag die Annahme der Konzilsbeschlüsse durch, doch blieb weiterhin etwa ein Sechstel des Adels protestantisch. Von Braunsberg aus errichteten die Jesuiten Niederlassungen in Polen. Hosius arbeitete mit ihnen und dem päpstlichen Nuntius zusammen. 1569 ging er als ständiger Vertreter des Königs nach Rom, wo er sich im Kardinalskolleg für die Rekatholisierung der nordischen Länder engagierte. In Ungarn setzten sich besonders die Jesuiten und Kardinal Peter Pázmány, Erzbischof von Gran (Ezstergom, 1616 –1637), der als Prediger und Schriftsteller hervortrat, für die katholische Reform ein. 1623 gründete er in Wien ein ungarisches Priesterseminar (Pazmaneum). In Tyrnau (slowakisch Trnava), dem Sitz des Fürstprimas von Gran (1543 –1820), richtete er 1619 ein Konvikt für arme Edelleute und 1635 eine Jesuitenuniversität ein.

Die Weltmission Die Weltmission

Die großen Entdeckungsfahrten des ausgehenden 15. und 16. Jahrhunderts gaben dem Missionseifer neue Anstöße. In die spanischen und portugiesischen Kolonien wurde das staatskirchliche System mit weitgehenden Rechten der Könige übertragen. Ignatius von Loyola nahm die Verpflichtung zur Mission in das Ordensgelübde auf. Die älteren Orden hatten dies nicht gekannt. Bei seinem Tod 1556 wirkten bereits 150 Jesuiten im Dienst der Heidenbekehrung. Handelsniederlassungen und Kolonien dienten ihnen als Ansatzpunkte. Sie missionierten in Mittel- und Südamerika, in Indien

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und China und an verschiedenen Stellen Afrikas, wo ihnen allerdings kein großer Erfolg beschieden war. Franz Xaver (Francisco de Yasu y Xavier, 1506 –1552, heiliggesprochen 1622): Auf Bitten des Königs João III. von Portugal (1521–1557) entsandte Ignatius den baskischen Adligen, einen seiner ersten Gefährten, 1541 nach Ostindien. Franz Xaver begann in Goa mit Missionspredigten, ging weiter über die Südostküste Indiens, nach Hinterindien, Malakka, auf die Molukken und nach Japan. Um den Aufbau einer festen Kirchenorganisation kümmerte er sich nicht, wirkte aber ab 1551 als Provinzial der indischen Jesuitenprovinz. Er war eine Persönlichkeit von großem Charisma, der Tausende bekehrte und taufte.

Die Jesuiten bemühten sich bei Hochkulturvölkern wie den Chinesen und Japanern, die Verkündigung des Christentums dem herrschenden sozialen und kulturellen Leben anzupassen und deren eigene Kulturen in ihr Missionskonzept zu integrieren. Als notwendige Voraussetzung erforschten sie Sprachen und Kultur dieser Länder und wurden dabei zu Begründern von Orientalistik, Indologie und Sinologie. In Indien akzeptierten sie das Kastensystem, in China erlaubten sie Ahnenkult und Konfuzius-Verehrung. Erstmals 1543 waren portugiesische Kaufleute in Japan gelandet. Bereits 1559 wurde in der Kaiserstadt Kyoto eine Jesuitenmission eröffnet. Hunderttausende Japaner nahmen den christlichen Glauben an, wobei die Beziehungen in das portugiesische Handelszentrum Macao eine Rolle gespielt haben dürften. Ab 1580 wurden Seminare für den einheimischen Ordensnachwuchs eingerichtet, mit einer eigenen Druckerei konnten Bibelübersetzungen und Katechismen in der Landessprache publiziert werden. Nach einzelnen Verfolgungen wurde das Christentum in Japan ab 1614 blutig unterdrückt, Tausende erlitten das Martyrium. 1580 erhielt der italienische Jesuit Michele Ruggieri (1543 –1607) die Erlaubnis zum Betreten Chinas. Mit Matteo Ricci (1552 –1610) reiste er nach Peking, beide als buddhistische Mönche gekleidet. Sie respektierten die einheimischen Sitten und Gebräuche, soweit sie nicht offen der katholischen Religion und Moral widersprachen. Um die chinesischen Eliten zu gewinnen, bemühten sie sich, die Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Konfuzianismus aufzuzeigen. Ricci etablierte sich ab 1601 in Peking, wo er eine Kirche erbaute und mehrere kaiserliche Verwandte taufte. Er gewann literarische Reputation und vermittelte europäische Zivilisation und Wissenschaften. 1621 erteilte Papst Paul V. die Erlaubnis zur Zelebration der hl. Messe in chinesischer Sprache und zur Vornahme einiger Annäherungen an den konfuzianischen Ritus. Der deutsche Jesuit Johann Adam Schall von Bell (1592 –1666) wurde mit der Revision des kaiserlichen Kalenders beauftragt und zum Mandarin erster Klasse berufen. Nach Rückschlägen erreichte die

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Jesuitenmission ihren Höhepunkt zwischen 1670 und 1720, die ihr Ende mit dem Ritenstreit fand. Ritenstreit Die Auseinandersetzung, wieweit sich Missionare den Landessitten anpassen dürfen, entbrannte ab 1632/33 in China zwischen den Jesuiten einerseits und den Dominikanern, Franziskanern, Lazaristen und ab 1684 den Weltpriestern des Pariser Seminars für auswärtige Missionen andererseits. Der Streit zog sich über ein Jahrhundert hin und die römischen Entscheidungen waren nicht eindeutig. Während die Jesuiten Formen der Ahnenverehrung, Opfer für Konfuzius, die Übernahme von Gottesnamen und die Teilnahme an heidnischen Kulten tolerierten, erklärten ihre Gegner dies für unvereinbar mit dem Christentum. Mehrere Päpste und Legaten bis zu Benedikt XIV. (1740 –1758) trafen Entscheidungen gegen die Auffassung der Jesuiten. Beide Seiten gingen von gegensätzlichen Realitäten aus. Das Ritenverbot trug zur Marginalisierung der Christen in China bei.

In Südamerika erfolgte die Missionierung mit Unterstützung durch die Kolonialmächte und blieb nicht frei von Zwangsmaßnahmen. Rasch wurde hier eine feste Bistumsorganisation aufgebaut. Der 1510 auf Cuba zum Priester geweihte Bartolomé de Las Casas (1474 –1566) verurteilte Gewalt gegen die Heiden. Mit seinen Protesten gegen die Unterdrückung der Einheimischen erreichte er Karl V. und Papst Paul IV.; Kardinal Ximenes ernannte ihn zum Generalprokurator der Indianer. 1523 trat er dem Dominikanerorden bei und setzte sich weiter in Wort und Schrift für die Indianer ein. Um ihr Los zu erleichtern, plädierte er für die Einführung von Negersklaven. Gemäß päpstlicher Erlasse erklärte Karl V. 1542 die Indianer zu freien Untertanen der spanischen Krone. Auch Franziskaner wirkten in Lateinamerika. Dort schufen sie Wörterbücher und eine Übersetzung des Neuen Testaments in aztekischer Sprache. Die Jesuiten lehnten Zwangsbekehrungen ebenso wie die von den europäischen Mächten in Südamerika praktizierte Sklaverei ab und versuchten, ihre Folgen zu lindern. Der katalanische Jesuit Petrus Claver (1581–1654, heiliggesprochen 1888) bemühte sich im kolumbischen Cartagena, einem Hauptumschlagplatz des Sklavenhandels, 40 Jahre lang den Armen und Unterdrückten beizustehen. Nach eigener Aussage taufte er über 300 000 Afrikaner. Jesuiten verfassten Grammatiken, Wörterbücher, Beicht- und Gebetbücher in indianischen Sprachen. Ein anderer Versuch, das Los der unterdrückten Eingeborenen zu bessern, bildete das Reduktionssystem in Paraguay. Ab 1610 richteten Jesuiten im Mündungsgebiet des La Plata Indianersiedlungen ein. Außer von den Ordensangehörigen durften diese Gebiete von keinen Europäern betreten werden. In der Mitte des 17. Jahrhunderts bestanden über 30 solcher Reservate, die sich zu sozial und verfassungsmäßig modernen Indianerrepubliken entwickelten. Dies fand erst mit der Vertreibung der Jesuiten 1768 sein Ende.

IX. Der Barockkatholizismus Die Kunst als Manifestation Der von Barockkatholizismus Glauben und Kirche

Die Bezeichnung Barockkatholizismus wird für die Frömmigkeitsformen verwendet, die sich in der Folge des Konzils von Trient und in der Formgebung durch Ignatius von Loyola und Karl Borromäus entfalteten. Sie knüpften vielfach an Muster des Spätmittelalters an, und doch gewannen sie nun konfessionellen Bekenntnischarakter. Ludwig Andreas Veit und Benno Hubensteiner haben diesem Bereich einprägsame Untersuchungen gewidmet. Die große Welle der kirchlichen Erneuerung setzte im Heiligen Römischen Reich nach 1648 ein. Ein Grundgedanke im sakralen Bereich war die Darstellung der himmlischen Hofhaltung, die in den stets vom Tod bedrohten irdischen Alltag hineinstrahlen sollte. Sie konnte nicht nur in der architektonischen und bildlichen Kunst, sondern auch in Dichtung und Musik Gestalt finden. Barock Verschiedene Varianten der Begriffsbildung sind denkbar; der Begriff kann abgeleitet werden vom portugiesischen barroco für schiefrunde Perle oder aber vom italienischen barocco für wuchernd. Der Schweizer Kunst- und Kulturhistoriker Jacob Burckhardt (1818 –1897) führte Barock als Stil- und Epochenbegriff in seinem Cicerone (1855) ein. Zunächst verwendete er die Bezeichnung zur ablehnenden Kennzeichnung einer Kunstrichtung, die er im Gegensatz zur Renaissance als absonderlich empfand; später wandelte sich seine Einstellung. Sein Schüler Heinrich Wölfflin (1864 –1945), der zu einer positiven Charakterisierung gelangte, verankerte den Begriff in der Kunstgeschichte. Er postulierte den Grundsatz von der Ebenbürtigkeit und dem periodischen Wechsel unklassischer und klassischer Kunststile.

Die Kunst als Manifestation von Glauben und Kirche Architektur und bildende Kunst Grundlegend für die Aufdeckung der Wurzeln des Barockstils im 16. Jahrhundert waren die Forschungen des Wiener Kunsthistorikers Alois Riegl, der Michelangelo Buonarroti (1475 –1564) als „Vater des Barockstils“ bezeichnete. Dabei bezog er sich auf die seit 1520 entstandenen Werke. Weitere Entwicklungsanstöße gingen von der katholischen Reform aus. Die Barockkunst zielt darauf ab, „das Individuum in einen umfassenden Zusammenhang zu stellen und durch Bewegung der Sinne zur frommen

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Schau zu überwältigen“ (Helene Trottmann). Dabei sollte diese Form nicht mehr mit Werner Weisbach als „Kunst der Gegenreformation“ oder des Jesuitenordens definiert werden, weil die reichen Formen mit dem Geist des Konzils von Trient und den Forderungen von Karl Borromäus nach strengen und funktionalen Sakralbauten nicht übereinstimmten. Vermittelt durch „welsche“, aus dem norditalienischen und schweizerischen Alpenraum stammende Architekten und Künstler erfasste dieser Stil auch protestantische Territorien des römisch-deutschen Reiches, doch blieben diese stärker durch Vorbilder aus den Niederlanden und eine Kultur des Wortes geprägt. Stilistisch von Renaissance und Manierismus geprägt, in seiner Verbindung von Askese und Repräsentation aber barocker Geistigkeit zuzurechnen, bildet der von Philipp II. als Kombination von Hieronymitenkloster, Königsgruft, Palast und Staatszentrum erbaute Escorial (1563/84) einen Leitbau der katholischen Reform. Kaiser Karl VI. (1711–1740) und König João V. von Portugal (1706 –1750) wollten diesen Gedanken in Klosterneuburg beziehungsweise in Mafra nachbilden. Klosteranlagen wie Weingarten, Einsiedeln oder Ottobeuren verwendeten das Escorial-Schema von zentraler Kirche mit seitlichen Flügeln. Il Gesù Giacomo Barozzi da Vignola (1507–1573) begann den Bau der 1568 bis 1576 errichteten Hauptkirche des Jesuitenordens in Rom. Durch die Verbindung des zentralisierenden Raumsystems der Hochrenaissance mit dem Langhausbau des Mittelalters (Wandpfeilerkirche) entstand hier das Urbild des längsgerichteten Kuppelbaus. Er diente als Vorbild für Kirchen in der ganzen katholischen Welt.

Dieser Kirchenbau gilt als Auftakt des strengen Barockstils. Neue liturgische und sakramentale Erfordernisse beeinflussten die Architektur. Die steigende Popularität der Predigt führte, zunächst aus akustischen Gründen, zur vermehrten Anbringung von Kanzeln und zum Ausbau große Zuhörermengen aufnehmender, einheitlicher Kirchenräume. Der römische Barock erreichte seinen Höhepunkt durch Gian Lorenzo Bernini unter den Päpsten Urban VIII. und Alexander VII. Vom Ausgangspunkt eines antiken Naturalismus führte Bernini den Frühbarock zu seinem Gipfel und verlieh Rom das Gepräge als päpstlicher Weltstadt. Er erstrebte die Verschmelzung von Architektur, Plastik und Malerei („bel’ composto“, Gesamtkunstwerk). Mit den Kolonnaden von St. Peter gelang ihm eine großartige Platzdisposition. Zu den Höhepunkten der Plastik gehört seine Statue der hl. Teresa von Ávila in mystischer Verzückung in S. Maria della Vittoria. Neben dem Hochaltar von St. Peter gestaltete er mit den Nebenaltären von S. Maria del Popolo vorbildhafte Lösungen. Im Schaffen von Bernini verbanden sich künstlerische Schöpferkraft und

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geistreiche Kühnheit mit religiöser Ekstase (Georg Lill). Neben ihm gilt Francesco Borromini (1599 –1667) mit den Zentralbauten S. Carlo alle Quattro Fontane (1638/41) und S. Ivo alla Sapienza (1642/60) als größter Architekt des römischen Barock. Außerdem strahlten von den Bauten und Entwürfen des Theatiners Guarino Guarini (1624 –1683), der seine Hauptwerke in Turin schuf, Entwicklungslinien auf die böhmische und oberdeutsche Kunst aus. Im römisch-deutschen Reich entfaltete sich die barocke Kunst parallel zu der Umsetzung der Reform nach dem Dreißigjährigen Krieg. Im vom Krieg verschonten Salzburg hatte der römische Frühbarock schon früher Einzug gehalten. Der nach Plänen von Santino Solari (1576 –1646) errichtete Dom konnte 1628 geweiht werden. Ebenfalls noch im Frühbarock waren Ordenskirchen in Wien entstanden: die Karmeliten- (1623/27), die Paulaner- (1627/55) und die Dominikanerkirche (1631/34). Die frühesten Kirchen im Stil des römischen Barock gehörten wie in Regensburg (1641/ 72), München (1657/60) und Würzburg (1662/69) oft den Unbeschuhten Karmeliten. Die Dreifaltigkeitsverehrung äußerte sich in der Errichtung von Kirchen mit diesem Patrozinium, für die eigene Grundrisse entworfen wurden. Eines der frühesten Beispiele bildet die Anlage bei Volders im Tiroler Inntal. Zu den eindrucksvollsten Leistungen gehört Stadl-Paura (1717/24) bei Lambach. Die auf ein Gelöbnis des Abtes Maximilian Pagl (1705 –1725) zurückgehende Kirche verfügt über einen dreieckig geschwungenen Grundriss mit drei Ecktürmen. Für den späteren Kirchenbau des Barock und zumal des Rokoko wurden lichtdurchflutete Innenräume charakteristisch, in denen wie in der Wieskirche (1745/65) von Dominikus Zimmermann (1685 –1766) bei Steingaden Architektur, Skulptur, dekorative Künste und Malerei den Eindruck eines Gesamtkunstwerks hervorrufen. Von den Kirchenbauten gingen prägende Einflüsse auf die repräsentative Profanarchitektur aus. Das Bilderdekret des Trienter Konzils war gegen die Angriffe der Reformation und die calvinistischen Bilderstürme in den Niederlanden und Frankreich gerichtet. Es verteidigte die Existenz religiöser Bilder und ihrer Verehrung mit dem Hinweis auf den didaktisch-katechetischen Nutzen für die Gläubigen. Das Dekret enthielt aber keine Regeln für das künstlerische Schaffen, entsprechende Forderungen des Bologneser Kardinals Gabriele Paleotti (1566 –1597) nach genauen Ausführungsbestimmungen konnten sich nicht durchsetzen (Discorso intorno alle imagini sacre e profane, Bologna 1582). Da er Bilder als allgemeinverständliche Sprache deutete, verlangte er von ihnen einen Beitrag zur Festigung und Durchsetzung des katholischen Glaubens. Gregor XIII. gründete im Jahr 1577 in Rom die Accademia delle belle

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arti di San Luca, um Malerei und Bildhauerei verstärkt in den Dienst an der Religion einzubinden. Sie knüpfte an die mittelalterliche Künstlervereinigung an, die sich den Evangelisten Lukas zum Patron gewählt hatte. Eine Reihe bedeutender Maler wie der Flame Daniel Seghers (1590 –1661) oder Andrea Pozzo (1642 –1709), der Schöpfer des Deckenfreskos von S. Ignazio in Rom, gehörte dem Jesuitenorden an. In Mailand richtete Kardinal Federico I. Borromeo (1595 –1631) die Ambrosiana ein, eine Kombination von Bibliothek, Kunstmuseum und Akademie. Die zentralen Themen der christlichen Ikonographie standen im Mittelpunkt. Auch die spanischen Maler wie Jusepe de Ribera (1591– 1652), Francisco de Zurbarán (1598 –1664) und Bartolomé Esteban Murillo (1617–1682) lassen sich in diesen Zusammenhang einordnen. Der Flame Peter Paul Rubens (1577–1640) wirkte im Sinne einer Malerei, die sich zentral mit Themen des katholischen Glaubens beschäftigt. Enge Verbindungen unterhielt er zum Jesuitenorden. Die Hauptaufgabe der Malerei bildete die repräsentative Ausstattung von Kirchen, Klöstern und Schlössern, wobei dem Deckenfresko besondere Bedeutung zuwuchs.

Literatur und Theater Nachdem die Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts lange Zeit als Schwulst verachtet worden war, wurde im deutschen Sprachraum die muttersprachliche Poesie erst 1916 von Fritz Strich in ihrem Eigenwert gewürdigt. Die neuere Forschung versteht unter Barockliteratur „eine streng regelorientierte, nicht-mimetische und nicht-individualistische historische Schreibweise, die sich an antiken und patristischen Vorbildern orientiert, aber mit ihrer rhetorischen Hyperbolik und allegorischen Weltdeutung auch einen Eigencharakter entfaltet“ (Conrad Wiedemann). Die deutsche Literaturwissenschaft hat dabei lange die katholische Barockdichtung, die im Wesentlichen in lateinischer Sprache abgefasst und in engem Bezug mit der romanischen Welt entstanden ist, vernachlässigt. In Spanien entfaltete sich die Literatur des siglo de oro zur Weltblüte. Die mystischen Schriften Teresas von Ávila und Johannes’ vom Kreuz gehören zur klassischen Literatur. Für den Barockroman strahlen wichtige Linien von Spanien aus, wo sich der Picaro- als Gegenbild zum höfisch-historischen Roman entwickelte. Der Don Quijote de la Mancha (1605/15) des Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616) stellt eine Satire gegen die überzogenen Ritterdichtungen dar. Zum ersten Helden des Schelmenromans wurde die Scherzfigur des Lazarillo de Tormes (1554). Mateo Alemán y de Enero (1547– nach 1613) veröffentlichte den zweiteiligen Guzmán de Alfarache (1599/1604), in dem er in fiktiver autobiographischer

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Erzählweise das Leben seines Helden als abschreckendes Beispiel kommentiert und seine Morallehre vermittelt. Eine deutsche Übersetzung schuf der am Münchner Hof wirkende Niederländer Ägidius Albertinus (1560 –1620), der in seinen Werken für die katholische Reform eintrat. Hans Gerd Rötzer interpretiert dessen Bearbeitung Der Landtstörtzer: Guzman von Alfarche oder Picaro genannt (München 1615) als „szenische Dokumentation der tridentinischen Heilslehre“. Eine Kette locker gereihter Abenteuer wird zum Beichtspiegel. Picaro unternimmt am Ende eine Pilger- und Bußreise nach Jerusalem und kehrt geläutert heim. Der bekannteste Schelmenroman der deutschen Literatur ist Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch (1669) von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (1621–1676), der eigenes Erleben aus der Not des großen Krieges in seine Darstellung integrierte. Im Bereich der Lyrik übertraf die geistliche die weltliche Dichtung an Quantität. Der Jesuit Friedrich Spee war einer der bedeutendsten katholischen Dichter. Er verfasste den Gedichtzyklus Trutznachtigall und das Güldene Tugendbuch, die erst nach seinem Tode 1649 gedruckt wurden. Auch der Konvertit Angelus Silesius (Johannes Scheffler 1624 –1677) ist als religiöser Dichter bis heute bekannt. Die 1675 erschienene erweiterte Fassung seiner Sinn- und Schlussreime erhielt den Titel Cherubinischer Wandersmann. Seine mystischen Motive verteilen sich auf die Bereiche geistliche Brautschaft, Betrachtung der Wunden Christi und das Miterleben der Leidensgeschichte des Heilands. In humanistischer Tradition stand die im Jesuitenorden gepflegte lateinische Lyrik, oft wurden antike Vorbilder aufgegriffen. Der Elsässer Jesuit Jakob Balde (1604 –1668), als deutscher Horaz bezeichnet, wirkte als Lehrer und Professor, Hofprediger und Historiograph meist in Bayern. In seinem Werk verbindet sich geistliche Lyrik mit Erbauungsschrifttum und Moralsatire. Durch die Übersetzung seiner Oden entwickelte sich Andreas Gryphius (1616 –1664) zum deutschen Dichter. Im Kapuzinerorden erwuchsen Dichter volkstümlicheren Zuschnitts. Der Brandenburger Konvertit Prokop von Templin (1609 –1680) wirkte im Dienste seines Ordens in den habsburgischen Erblanden und in Rom. Er verfasste Erbauungsliteratur und Predigtsammlungen frei von Polemik. Einige seiner Lieder wurden in die romantische Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ (1805/08) aufgenommen. Laurentius von Schnüffis (1633 –1702) schuf geistliche Schäferdichtung wie in der Liedsammlung Mirantisches Flötlein (1682). Kaiser Leopold I. krönte ihn zum Dichter. Martin (Linius) von Cochem (1634 –1712) gilt als einer der fruchtbarsten geistlichen Volksschriftsteller. Sein Kinderlehrbüchlein (1666), seine zwei Bände Das Große Leben Jesu (1681) wie seine übrigen Werke gehören zum Gebrauchsschrifttum.

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Die Welt war dem Barock ein Theater, aber auch der Spiegel einer höheren Wirklichkeit. Die Entwicklung des barocken Dramas nahm in Spanien ihren Ausgang. Die autos sacramentales fanden ihre Stoffe in den Mysterien des Glaubens, sie wurden in Verbindung mit religiösen Festen und Prozessionen aufgeführt. Katechese vermischte sich in den Sakramentsspielen mit weltlicher Unterhaltung. Die Regierung kümmerte sich um ihre Gestaltung. Félix Lope de Vega (1562 –1635) und Don Pedro Caldéron de la Barca (1600 –1681) hinterließen zahlreiche Dramen unterschiedlicher Gattungen. Caldéron wollte die Kraft der Festigkeit des Glaubens vor Augen führen. La vida es sueño (1631/35) stellt durch ein Trugspiel von Traum und Wirklichkeit eindringlich die Desillusionierung (desengaño) des irdischen Lebens im Blick auf Tod und Ewigkeit vor. In El gran teatro del mundo (1645) bearbeitete er den Topos von der Welt als Bühne und dem Leben als Spiel. Er thematisierte die jesuitische Gnadenlehre, welche die Freiheit des menschlichen Willens mit dem Wirken der göttlichen Gnade verbindet. Von hier verliefen in die Dichtung des Barock zahlreiche Entwicklungslinien bis hin zu Hugo von Hoffmannsthal (1874 –1929). Große Breitenwirkung entfaltete das gelehrte Schul- und Klosterdrama, das sich in der Tradition des Humanistendramas in Abhängigkeit von klassischen Autoren entwickelte. Tragödien und Komödien von Plautus, Terenz und Seneca, Mysterienspiele und volkstümliche Formen flossen zusammen. Jesuiten und auch Benediktiner verbanden den Schulabschluss mit Aufführungen, und oft wurde zu Festen des Kirchenjahres und zu herausragenden religiösen oder politischen Ereignissen gespielt. Ihre Wirkung und große Beliebtheit beim Publikum erreichten die Dramen durch prachtvolle Inszenierungen und den Einsatz von Musik und illusionistischen Bühnenmaschinen. Die Aufführungen fanden in Schulräumen, der Aula, dem Hof der Kollegien oder auch auf festen Bühnen statt. Das Wiener Theater bot 3000 Zuschauern Raum, die Bühne war nach den modernen italienischen Vorbildern eingerichtet. Der Luftraum konnte mit Flug- und Wolkenmaschinen für eine parallele Handlung genutzt werden. Die gesprochene Sprache war grundsätzlich lateinisch, doch wurden ausführliche volkssprachige Inhaltsangaben (Periochen) gedruckt. Nur wenige vollständige Dramentexte sind erhalten. Besonders eindrucksvoll sind die Dramen des Schwaben Jakob Bidermann (1577–1639), dem es um die Demaskierung anerkannter diesseitiger Werte ging. Der Cenodoxus oder Pariser Doctor Bidermann dramatisierte in dem 1602 in Augsburg uraufgeführten Stück die Legende des hl. Bruno von Köln (1032 –1101). Dieser wurde durch den vom Tod zum Leben erweckten Doktor von Paris, Cenodoxus, bekehrt, der gute Werke nicht aus caritas (Liebe), sondern aus philautia (Eigenliebe) vollbracht hatte. Seinen dramatischen Höhepunkt findet das Schauspiel, wenn sich der Leichnam erhebt und den

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Trauergästen seine Verdammung verkündet. Das Ende bildet mit der Gründung des Kartäuserordens die Wendung zu Askese und Weltflucht, wodurch sich viele Zuschauer beeindrucken ließen.

Vom Schuldrama mit der Aufgabe, den Gymnasiasten die Sicherheit des Auftretens und der lateinischen Sprache zu vermitteln, verschob sich die Zielsetzung zum Weltanschaulichen. Die Dramen sollten die Wahrheit der Heilsgeschichte belegen und die Zuschauer aufrütteln. Das historisch Besondere wurde in den Rang des Exemplarischen und Allegorischen erhoben. Die Inszenierungen waren „dramatische Predigten“, die den traditionellen Formen der Verkündigung wegen ihrer gesteigerten Wirksamkeit vorgezogen wurden. Die Jesuitendramen bildeten ein zentrales Medium des reformkatholischen Gedankenguts (Jean-Marie Valentin).

Musik Es ist eine Legende, dass das vom Trienter Konzil beabsichtigte Verbot der polyphonen Musik durch die Missa Papae Marcelli zu Fall gebracht worden sei. Doch komponierte Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 –1594) diese Messe zur Zeit der Musikdiskussion des Konzils. Diese erbrachte als Ergebnis nur das Gebot, alles „Ausschweifende oder Unreine“ aus der Kirchenmusik fernzuhalten. Ein Musterwerk bildeten die 1561 von Jacobus de Kerle (1532 –1591) komponierten Konzils-Preces, die bei Prozessionen erklangen. In ihrer Verbindung von Homophonie und Polyphonie verliehen sie dem Text Ausdruckskraft. Eine Folge des Tridentinums war die klare und verständliche musikalische Artikulation des Textes. Karl Borromäus bezeichnete diese Idealform als „musica intelligibile“. Palestrina gilt als der Vollender der klassischen Polyphonie in der Kirchenmusik Italiens und als Vermittler zwischen der alten, niederländischrömischen und der modernen Kompositionsform. Er idealisierte das Wort im Musikalischen. Seine Messen entfalteten eine früh einsetzende kompositorische Wirkungsgeschichte, die in die Kanonisierung des PalestrinaStiles in der päpstlichen Kapelle des 17. Jahrhunderts mündete. Neben ihm war der am Münchner Hof wirkende Niederländer Orlando di Lasso (1532 –1594) einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Der Meister der Vokalpolyphonie schuf eine Fülle geistlicher und weltlicher Werke. Stärker fühlte er sich zur Gattung der Motette (ca. 1200 Werke) als zur Messe (50) hingezogen. Er verwendete klangliche Neuerungen der Profanmusik, um seinen kirchlichen Kompositionen stärkeren Ausdruck zu verleihen. Besonders der Jesuitenorden wurde zum Förderer der Monodie (von einem Generalbass begleiteter Sologesang) und trug diese über den liturgi-

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schen Bereich hinaus in das Oratorium und in die geistliche Oper. Nach der Wende zum 17. Jahrhundert wurde die außerliturgische Andacht durch musikalische Mittel angeregt wie bei den geistlichen Konzerten des Franziskaners Lodovico Grossi da Viadana (1564 –1645) (Cento concerti ecclesiastici). Auf die weitere Entwicklung wirkten die venezianische Mehrchörigkeit und der konzertierende Stil anregend. Es erfolgte eine Spaltung zwischen dem stile antico, dem mehrstimmigen kirchlichen Idealstil der altklassischen Polyphonie, und dem stile moderno, der sich durch Generalbass und eventuelle weitere obligate Instrumente auszeichnete. Besonders in Italien führte dieses konzertierende Prinzip mehr und mehr zu vokaler wie instrumentaler Virtuosität. Die gesteigerte Bedeutung der Instrumentalmusik für die Gottesdienste vollzog sich über die Kirchensonaten und die Orgelmusik. Zu einer Verknüpfung polyphoner Strukturen mit konzertierenden Elementen kam es etwa in den Messkompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 –1704). In Deutschland übernahm im 18. Jahrhundert die instrumentale symphonische Gestaltung die Führung in der Kirchenmusik. Ihren Höhepunkt und ihre künstlerische Vertiefung erfuhr sie bei den Wiener Klassikern. Die Laienfrömmigkeit konnte im volkssprachigen Kirchenlied ihren Ausdruck finden. Seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert nahm die Zahl der Gesangbücher auch im katholischen Bereich zu. In Bamberg wurde etwa 1576 erstmals ein Diözesangesangbuch eingeführt. Meist dienten die 1567 in Bautzen in erster Auflage gedruckten Geistlichen Lieder und Psalmen des dortigen Domdechanten Johann Leisentritt (1527–1586) als Vorbild. In Köln erschienen 1582 die gereimten Psalmenübersetzungen von Kaspar Ulenberg (1549 –1617). Für das 17. Jahrhundert prägend wurde das seit 1607 von den Jesuiten in Köln in verschiedenen Ausgaben herausgebrachte Gesangbuch. Friedrich Spee gilt als ein maßgeblicher Mitarbeiter an der Ausgabe von 1623, die später unter dem Titel „Geistliches Psälterlein“ (1637) erschien. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hielt sich in den Gesangbüchern der alte, um Barockdichtungen vermehrte Liedbestand.

Formen der Frömmigkeit von Klerikern und Laien Die Sakramentenspendung Frömmigkeitsformen

Das Konzil von Trient betonte die Unterscheidungslehren zu den nichtkatholischen Bekenntnissen. Die Feier der hl. Messe als zentrale liturgische Handlung wurde durch die Betonung ihres Opfercharakters akzentuiert. Dies bewirkte einen Anstieg des regelmäßigen Kommunionempfangs, der im ausgehenden Mittelalter zugunsten der „geistlichen Kommunion“, der

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Verehrung und Schau, nachgelassen und sich meist auf den österlichen Empfang beschränkt hatte. Der Ritus der Sakramentenspendung und die Kommunionhäufigkeit wiesen länger regionale und persönliche Unterschiede auf. Meist war die jährliche Pflichtkommunion in der Osterzeit die Regel, und mehrfacher Empfang galt als Zeichen religiösen Eifers, doch stieg er im Laufe des 17. Jahrhunderts an. Als eine Folge wurde das Beichtsakrament stärker gewichtet, da jeder Kommunion in der Regel das persönliche Bekenntnis der Sünden vorausging. Besonders die Reformorden sorgten für die Intensivierung der Beichte und nutzten sie als Instrument der Seelenführung. Der offene und bewegliche Beichtstuhl wurde seit der Wende zum 17. Jahrhundert unter dem Einfluss des Rituale Romanum durch einen ortsfesten mit vergitterten Fenstern ersetzt. Erst in der Barockzeit wurde der dreiteilige, meist künstlerisch ausgestaltete Beichtstuhl zu einem Bestandteil der Kirchenausstattung. Die Spendung der vernachlässigten Sakramente der Firmung und Krankensalbung gewann durch die Reform wieder die ihr zustehende Bedeutung. Starken Einfluss auf die Lebensgestaltung hatte die Normierung der Eheschließung durch das tridentinische Dekret Tametsi. Bislang hatte sich diese in einer Grauzone vom privaten Verlöbnis über sogenannte Winkelehen bis zur kirchlichen Trauung abgespielt. Der Bruch eines heimlichen Eheversprechens meist durch den Mann hatte Anlass zu zahlreichen Streitigkeiten gegeben. Nun war nach dem Aufgebot der Konsens der Brautleute in Gegenwart des Pfarrers und mehrerer Zeugen Voraussetzung für die Gültigkeit einer Ehe. Vielfach dauerte es bis nach der Mitte des 17. Jahrhunderts, bis diese Norm, teils mit staatlicher Unterstützung, durchgesetzt werden konnte.

Verehrung der Eucharistie Die Betonung der Lehre von der wirklichen und immerwährenden Gegenwart Christi in der Eucharistie erneuerte verschiedene ältere Frömmigkeitsformen. Die gesteigerte Kommunionfrequenz bedingte die Aufbewahrung von konsekrierten Hostien in größerem Umfang. Bestimmungen dazu waren vom Konzil nicht erlassen worden. Karl Borromäus übernahm für seine Diözese den schon bisher vereinzelt vorkommenden Brauch, die Eucharistie in einem festen Tabernakel auf einem Altar zu bewahren. In Rom setzte sich der Altartabernakel bis zum Ende des 16. Jahrhunderts weitgehend durch. Die Synode von Brixen unterschied 1603 noch zwischen dieser römischen Form und der deutschen Sitte von Wandtabernakeln, die wie die Sakramentshäuser im Reich länger in Gebrauch blieben.

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Die Anbetung vor dem in der konsekrierten Hostie sichtbaren Allerheiligsten gründet im Glauben an die Realpräsenz. Im Heiligen Römischen Reich wie in Italien waren im Laufe des 15. Jahrhunderts zu seiner Verehrung Bruderschaften entstanden, die Prozessionen und Andachten gestalteten. An diese Traditionen anknüpfend, genehmigte Paul III. 1539 die in S. Maria sopra Minerva in Rom entstandene Corporis-Christi-Erzbruderschaft. Maßgeblich auf das Betreiben der Kapuziner entstanden in den katholischen Territorien nachtridentinische Sakramentsbruderschaften wie bei der Münchner Pfarrkirche St. Peter (1609), die mit ihren Filiationen viele Tausende Gläubige als Mitglieder gewann. Reichsfürsten und Bischöfe baten den Papst um die Errichtung von Corporis-Christi-Bruderschaften in den meisten Diözesen. Die historische Wurzel der Ewigen Anbetung vor dem in der Monstranz ausgesetzten Allerheiligsten liegt in der Ehrung der Grabesruhe des Herren durch 40stündiges Fasten. Das 40stündige Gebet (Quarantore) entstand wohl in Mailand, wo diese Andachtsform erstmals 1527 von einer Bruderschaft in San Sepolcro gehalten wurde. Antonio Maria Zaccaria (1502 –1539, heiliggesprochen 1897) entwickelte einen eigenen Ritus, Karl Borromäus weitete die Anbetung 1575 auf die Kirchenprovinz aus. Nachdem Filippo Neri diese Andacht in Rom eingeführt hatte, ordnete Clemens VIII. diese Gebetsform 1592 für alle römischen Kirchen an. Die Ewige Anbetung gehörte zu den glanzvollsten kirchlichen Ereignissen. Bedeutende Künstler wie Bernini inszenierten sie mit aufwendigen architektonischen Gestaltungen und illusionistischen Apparaten. Urban VIII. dehnte diese Andacht 1632 auf die Universalkirche aus, Kapuziner verbreiteten sie in Deutschland. Sie erfuhr ihre abschließende Gestalt durch Clemens XI. (1700 –1721) 1705, worauf eine Reihe von Ordensgenossenschaften und Vereinigungen zur Ewigen Anbetung entstanden.

Marienverehrung Die Marienverehrung wurde durch die katholische Reform intensiviert. In den Marianischen Kongregationen der Jesuiten und in Bruderschaften etwa der Dominikaner und Karmeliten wurde sie institutionalisiert. Die Bedeutung Marias als Herrin und Königin wurde betont, indem sie vielfach zur Landespatronin erklärt wurde. Maximilian von Bayern erhob sie zur Patrona Bavariae. König Ludwig XIII. von Frankreich (1610 –1643) unterstellte sich und seine Länder 1638 der Gottesmutter. 1647 weihte Kaiser Ferdinand III. seine Kronländer der Himmelskönigin. König João IV. von Portugal (1640 –1656) erhob im folgenden Jahr Maria zur Königin des Landes, 1656 wurde sie zur Regina Poloniae ernannt.

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Patrona Bavariae Herzog Maximilian von Bayern stellte eine Marienfigur in den Mittelpunkt der Fassade der Münchner Residenz. Durch die Bezeichnung als Patrona Boiariae wurde sie in einer öffentlichen Proklamation zur Schutzherrin des Landes. Er vollzog die Weihe an sie, indem er ein mit seinem Blut beschriebenes Blatt beim Gnadenaltar in Altötting hinterlegte: „Dir gebe ich mich ganz zu eigen und weihe mich Dir, o Jungfrau Maria, wie ich es mit meiner Blutunterschrift bezeuge, Maximilian der oberste der Sünder“. 1638 ließ der Kurfürst auf dem Münchner Schrannenplatz eine von einer Marienstatute bekrönte Säule aufrichten. Die Anlage wurde Vorbild für zahlreiche Mariensäulen in Bayern, aber auch für die Stiftungen Kaiser Ferdinands III. in Wien und Prag.

Die meditative Rosenkranz-Andacht, eine Kombination von Vaterunser- und Ave Maria-Gebeten mit der Betrachtung von Heilsgeheimnissen, erhielt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ihre gültige Form. Die bereits im Spätmittelalter entstandenen Rosenkranzbruderschaften verbreiteten dieses Gebet. Zur Popularisierung mag beigetragen haben, dass als Merkhilfe oft prächtig gestaltete und teilweise öffentlich getragene Gebetsperlenketten dienten. Zum Gedenken an den Sieg von Lepanto, den er diesem Gebet zuschrieb, setzte Pius V. das „Gedächtnis Unserer lieben Frau vom Siege“ ein. Gregor XIII. ließ es als Rosenkranzsonntag im Oktober begehen. Eine besondere Wirkung entfaltete der Maria-Hilf-Kult in Österreich und den angrenzenden Ländern. Der Gedanke, Maria als Helferin der Christenheit zu verehren, wurde in der Lauretanischen Litanei zur festen Formel (Auxilium Christianorum). In Passau war seit 1622 die Kopie eines Marienbildes von Lukas Cranach (1472 –1553) aufgestellt, zu der sich eine Wallfahrt entwickelte. Die Verbindung des Gebetsrufes mit diesem Bildtypus schuf die Grundlage für die Maria-Hilf-Verehrung. Den Triumph brachte die Befreiung Wiens im Türkenkrieg. Am 12. September 1683 sprengten die alliierten Truppen den Belagerungsring um die Kaiserstadt und drängten die Osmanen auf Ungarn zurück. Zur Erinnerung dehnte Innozenz XI. das Fest Mariä Namen auf die ganze Kirche aus. Das Passauer Maria-Hilf-Bild, vor dem Kaiser Leopold I. um die Rettung seiner Länder gebeten hatte, wurde zum Symbol für die Befreiung von den Ungläubigen und damit zum Mode-Kult. Sekundärwallfahrten und von Kapuzinern betreute Bruderschaften mit hunderttausenden Mitgliedern entstanden über das römisch-deutsche Reich hinaus. Herz-Jesu-Verehrung Gegenstand dieser Andacht, die bereits von den deutschen Mystikern des Spätmittelalters gepflegt wurde, ist das Herz Jesu Christi als Symbol seiner

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gottmenschlichen Liebe. Neue Anstöße erhielt sie aus dem Salesianerinnenkloster Paray-le-Monial in Burgund. Marie Marguerite d’Alacoque (1647– 1690, heiliggesprochen 1920) erlebte Visionen (1673/75), bei denen ihr der Herr sein Herz offenbarte und bestimmte Andachtsformen wie die Einführung eines eigenen Festes verlangte. Bald entstanden von Jesuiten geleitete Herz-Jesu-Bruderschaften. Das mystisch-visionäre Herz-Jesu-Bild von Paray-le-Monial – aus dem von einem Dornenkranz umgebenen flammenden Herz mit Seitenwunde erwächst ein Kreuz – trug zu ihrer Verbreitung bei. Der Oratorianer und Stifter einer Weltpriesterkongregation Jean Baptist Eudes (1601–1680) führte die Herz-Jesu-Verehrung in die Liturgie ein, doch wurde diese Andachtsform, nach heftigem Widerstand, erst 1765 durch Clemens XIII. (1758 –1769) anerkannt.

Bruderschaften und Kongregationen Besonders im ausgehenden Mittelalter und in der Barockzeit schlossen sich Männer und Frauen aller Stände in religiösen Bruderschaften zusammen. Während im 15. Jahrhundert soziale und standesspezifische Motive im Vordergrund standen, überwogen im 17. und 18. Jahrhundert die religiösen Beweggründe. Nur einige dieser Gemeinschaften blieben Geistlichen oder Berufsständen vorbehalten. Bruderschaften bestimmten an vielen Orten mit ihren spezifischen Andachtsformen das religiöse Leben in den Pfarreien und im Umfeld der Klöster. Sie sind zu den wichtigsten Trägern der neuen Bekenntnisfrömmigkeit zu rechnen. Für eine Fülle von Glaubensgeheimnissen, Andachtsformen und Heiligen entstanden eigene Vereinigungen. Eine Sonderform bilden die von Jesuiten durch Predigt, Beichte und Exerzitien betreuten Marianischen Kongregationen. Johannes Leunis (1532 –1584) gründete 1563 für die Studenten des Collegium Romanum die erste derartige Bruderschaft. Diese Form wurde in fast allen Jesuitenkollegien eingeführt, im Reich zuerst in Wien (1573), Dillingen (1574), Prag und Köln (1575). Gregor XIII. bestätigte 1584 die Stiftung und erhob die römische zur Mutter-Kongregation. Ursprünglich wurde nur die studierende Jugend erfasst, später wurden die Kongregationen nach Ständen und Alter differenziert (congregatio maior für Akademiker, minor für Gymnasiasten, civium für Bürger und für weitere Stände, vereinzelt auch für Frauen). Das Streben nach Selbstheiligung und apostolischem Wirken stand im Mittelpunkt. Die Mitglieder waren zu monatlicher Beichte und Kommunion sowie zum Besuch der Versammlungen verpflichtet. Es handelte sich

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um eine religiöse Elite. Mitte des 18. Jahrhunderts dürfte die Mitgliedszahl im Reich bis zu einer Million betragen haben. Bei zahlreichen Kollegien entstanden für ihre Gottesdienste und Versammlungen eigene Kongregationssäle, am künstlerisch bedeutendsten wohl der 1734 von Cosmas Damian Asam (1686 –1739) freskierte Ingolstädter Saal (S. Maria de Victoria).

Heiligenverehrung und Reliquienkult Das Konzil von Trient verfestigte die traditionelle Lehre, dass Gott allein Anbetung, den Heiligen aber Verehrung gebühre. Die Kanonisation bedeutet die kirchliche Anerkennung, dass bestimmte Menschen nach ihrem Tod bereits als Gerettete gelten dürfen. Die Gläubigen auf Erden können sich an sie um Fürbitte wenden, weil die Heiligen Gott besonders nahe stehen. An ihren irdischen Hinterlassenschaften, in erster Linie ihren Reliquien, aber auch von ihnen benutzten Gegenständen und Bildern, konnte sich die Verehrung konkretisieren. Interessant ist dabei nicht nur die Frage nach der Historizität der Heiligen, sondern auch die nach dem Zeitpunkt und der Begründung ihrer Kanonisation. Die erste förmliche Heiligsprechung durch einen Papst war 993 die des Bischofs Ulrich von Augsburg (923 – 973). Während die Heiligenkulte des Mittelalters durch Verehrung des Volkes an vielen Stellen entstehen konnten, reservierte sich das Papsttum später zunehmend die Entscheidung. Nach der Reformation kamen die Kanonisationen in Rom fast völlig zum Erliegen. Im Zeitraum zwischen 1523, als Hadrian VI. zwei Bischöfe kanonisiert hatte, und 1588 fanden nur einige Seligsprechungen und Anerkennungen bestehender Kulte statt. In diesem Jahr betraute Sixtus V. die Ritenkongregation mit der Durchführung von Heiligsprechungen in einem förmlichen Prozess. Die erste Voraussetzung bildete die Seligsprechung. Nicht autorisierte lokale Kulte wurden verboten und nachweisbare Kriterien zum Erweis der Heiligkeit festgelegt. Die Kenntnis einiger weniger Katakomben wie der unterirdischen Gräberstraßen bei S. Sebastiano und bei S. Pancrazio bei Rom hatte das Mittelalter überdauert. Selbst die Humanisten interessierten sich kaum für die Zeugnisse des antiken Christentums. Karl Borromäus und Filippo Neri pilgerten aber zu den Gräbern der frühchristlichen Märtyrer, um zu beten und zu meditieren. 1578 wurden in Rom die Katakomben mit dem Grab der Christin Priscilla an der Via Saliari Nuova gefunden. Nach der Entdeckung weiterer Katakomben glaubten die Römer, dass alle dort ruhenden Skelette christliche Märtyrer gewesen wären. Dazu stützten sie sich auf Inschriftenfragmente oder leichtfertig gedeutete Symbole wie Palmzweige und Anker. 1599 wurde der hölzerne Sarg der Märtyrerin Cäcilia in ihrer

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Titelkirche in Trastevere geöffnet. Rom sah sich um 1600 auf einem von Christenblut getränkten Boden erwachsen, die Märtyrer wurden wieder greifbar und in der Kunst verherrlicht. Teils dadurch inspiriert und teils als Antwort auf die protestantische Herausforderung begann der Oratorianer Kardinal Cesare Baronio (1538–1607) die Arbeit an seiner großen Kirchengeschichte (Annales ecclesiastici, Rom 1588 –1607). 1634 veröffentlichte der Oratorianer Giovanni Severano (1562 –1640) die von dem Malteser Rechtsgelehrten und Archäologen Antonio Bosio (1575 –1629) erarbeitete Roma sotterranea, welche die Kenntnisse von über 30 von diesem erforschte Katakomben verbreitete. Die katholische Reform erhielt eigene Heilige. Paul V. sprach 1610 Karl Borromäus heilig und andere Reformvertreter selig. Den Höhepunkt bedeutete die große Heiligsprechungsfeier vom 12. März 1622, bei der Gregor XV. Ignatius von Loyola, Teresa von Ávila, Filippo Neri und Franz Xaver kanonisierte. Als fünfter gehörte der Schutzheilige Madrids, Isidor Labrador, ein Bauer des 12. Jahrhunderts, dazu. Vier der neuen Heiligen waren Spanier und verdeutlichten so das enge Bündnis Roms mit Spanien. Im gleichen Jahr sprach der Papst mit Albertus Magnus (um 1200 –1280, heiliggesprochen 1931) einen der bedeutendsten deutschen Gelehrten des Mittelalters selig. Urban VIII. reservierte mit dem Breve Caelestis Hierusalem (5. Juli 1634) dem Papst Selig- und Heiligsprechungen, womit eine längere Entwicklung ihren Abschluss fand. Auch die Approbation von Berichten über Wunder und Offenbarungen blieb dem Heiligen Stuhl vorbehalten. 1642 fasste Urban VIII. seine Gesetzgebung in diesem Bereich nochmals zusammen. Eine Folge bildete die Stockung der laufenden Verfahren, da die strengeren Vorschriften unmittelbar angewendet wurden. Erst unter Alexander VII. fanden 1658 wieder Kanonisationen statt. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Hagiographie wurde durch das Denken in historischen Kategorien und eine kritische, auf umfassende Quellenkenntnis gestützte Historiographie angestoßen. Die Bollandisten, eine nach P. Jean Bolland (1596 –1665) benannte Forschergruppe des Jesuitenordens, gaben seit 1643 in Antwerpen die Acta Sanctorum heraus, die nach Kalendertagen geordnete Edition aller Heiligenviten. Im 18. Jahrhundert nahmen die Heiligsprechungen zu. Knapp zwei Drittel der neuen Heiligen gehörten einem der Reformorden an, wobei die Jesuiten dominierten. Vertreter aus dem Heiligen Römischen Reich finden sich unter den neuen Heiligen kaum. Der Prager Generalvikar Johannes von Nepomuk (um 1350 –1393) wurde 1729 als Märtyrer des Beichtgeheimnisses kanonisiert. Der erste Märtyrer der Kapuzinerordens war der 1622 von calvinistischen Graubündner Bauern ermordete Fidelis

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von Sigmaringen (Markus Roy 1577–1622, heiliggesprochen 1746). Der Wunsch nach Konkretisierung des Heils durch Reliquien blieb bei den Gläubigen lebendig und konnte von Geistlichen zur Verfestigung des religiösen Lebens eingesetzt werden. Dafür boten sich die zahlreichen Katakombenheiligen an, denen man oft unhistorische römische Namen verlieh und für die als vermeintliche Märtyrer keine Prozesse geführt zu werden brauchten. Ihre Verehrung stärkte die zentrale Bedeutung Roms, die durch die Reliquientranslationen gesteigert wurde. Diese boten Anlass zu Prozessionen und Schauspielen. Prunkvoll verziert wurden die zu „Heiligen Leibern“ zusammengefügten und mit aufwendigen Klosterarbeiten geschmückten Skelette in Glassarkophagen auf den Altären zur Verehrung ausgestellt.

Prozessionen und Wallfahrten Prozessionen bilden kirchliche Umzüge bei feierlichen Anlässen oder allgemeiner Not. Nach dem Tridentinum wurden sie in den Kategorien Lob-, Bitt-, Preis-, Dank- und Bußprozession normiert (Wolfgang Brückner). Neben der bewussten konfessionellen Abgrenzung dienten sie der Bitte um gute Ernten und der Abwehr von Gefahren wie Naturkatastrophen oder der Pest. In der Barockzeit übernahmen oft Bruderschaften ihre Gestaltung. Reliquienschreine und Heiligenstatuen konnten mitgeführt werden, auch Reiter- und Schiffsprozessionen wurden abgehalten. Spanische Vorbilder wurden wirksam, etwa bei der Bekleidung der Bruderschaftsmitglieder mit Gugeln, bodenlangen Mänteln mit über das Gesicht gezogenen Kapuzen. Am Karfreitag stand der Bußgedanke im Mittelpunkt. 1596 etwa geißelten sich bei der Innsbrucker Prozession Studenten der Marianischen Kongregation in schwarzen Büßersäcken, andere trugen Dornenkronen. Einen besonderen Rang nahmen die zunehmend prächtiger ausgestatteten theophorischen Prozessionen ein, bei denen das Allerheiligste in der Monstranz mitgeführt wurde. Das Konzil betonte den Charakter des Fronleichnamsfestes als Triumph der siegreichen Wahrheit über die Häresie. In seinem Abschlussjahr 1563 wurde in München die Fonleichnamsprozession in demonstrativer Weise begangen. Lebende Bilder stellten Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dar, von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Hof, Klerus und Bürgerschaft beteiligten sich. Um die Gestaltung des Umgangs kümmerte sich seit Herzog Wilhelm V. die Regierung. Ähnliche Prozessionen wurden an vielen Orten durchgeführt. Der Jesuit Jakob Gretser (1562 –1625) verfasste eine Verteidigung für die von den Reformatoren angegriffenen Wallfahrten, die ursprünglich zu

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den Spuren des Erdenslebens Jesu Christi und den Reliquien von Heiligen geführt hatten. Neben die großen Fernwallfahrten wie Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela traten seit dem Spätmittelalter immer mehr Ziele in den heimischen Landen, die oft durch eucharistische Wunder ausgelöst wurden. Auch das Wallfahrtswesen wurde durch die Reform erneuert und intensiviert. Ziel waren nun verstärkt religiöse Bilder, besonders Madonnendarstellungen, sowie Erscheinungsorte. Dazu kamen auch Nachbildungen berühmter Gnadenbilder wie der Muttergottes von Loreto, von Einsiedeln oder von Mariazell. In Mirakelbüchern wurden die geschehenen Wunder aufgezeichnet. Wallfahrtskirchen und Kapellen entstanden neben aufwendigen Kreuzwegstationen und Kalvarienbergen. Bis ins 18. Jahrhundert entwickelten sich Wallfahrten zu einem Massenphänomen, für die der gemeinschaftliche öffentliche Auftritt zentrale Bedeutung hatte. Durch eine förmliche „Architekturpolitik“ wurde das Gesicht katholischer Landschaften geprägt. Mystik Eine wichtige Quelle der inneren Erneuerung der Kirche bilden mystische Strömungen, wie sie etwa im deutschen Spätmittelalter auftraten. Sie entwickelten sich bei den Bettelorden und in der religiösen Frauenbewegung. In ihren Schriften wird die Begegnung mit Gott thematisiert. Für die Reform gewann die von Spanien ausstrahlende Mystik Teresas von Ávila besondere Bedeutung. Johannes vom Kreuz beschrieb die aktive und passive Läuterung der Seele und entwarf ein System der mystischen Theologie. Während seiner durch theologische Gegner verursachten Kerkerhaft verfasste er geistliche Gesänge als Ausruf der durch Leiden geläuterten, mit Gott vereinigten Seele. Besonders Frauen erlebten tiefe mystische Erfahrungen. Die florentinische Dominikanerin Caterina de’ Ricci (1522 –1590, heiliggesprochen 1734) wurde wegen der ihr zugeschriebenen Seher- und Wundergaben auch außerhalb ihres Klosters anerkannt. Sie erlitt Passionsekstasen und erfuhr an ihrem Körper die Wundmale Christi (Stigmen). Die ebenfalls in Florenz lebende Karmelitin Maria Maddalena de Pazzi (1566 –1607, heiliggesprochen 1669) stand in Kontakt mit ihr. Sie fand nach qualvollen seelischen und körperlichen Leiden zur mystischen Gottesvereinigung und wurde durch Visionen und Zwiesprache mit Christus ausgezeichnet, die sie in fünf Manuskriptbänden niederschrieb. Im Bewusstsein ihrer charismatischen Sendung für die Kirche richtete sie an Sixtus V., die Kardinäle und Bischöfe Mahnungen zur Reform. Auch die Dominikaner-Tertiarin Rosa von Lima (1586 –1617, heiliggesprochen 1671) ist hier einzuordnen.

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Im römisch-deutschen Reich waren die reformierten Karmelitinnenklöster Zentren der Mystik. Ihr Ideal bildeten das innere Gebet und der stufenförmige Weg bis zur Vereinigung der Seele mit Gott. Die gebürtige Münchnerin Maria Anna (a Jesu) Lindmayr (1657–1726), welche die Gründung eines Karmels in ihrer Heimatstadt erreichte, erlegte sich schwere Kasteiungen auf. Sie erlebte ekstatische Entrückungen und Visionen der Armen Seelen im Fegefeuer. Ihr Wunsch, stellvertretend Leid zu ertragen, passt sich in den Rahmen der zeitgemäßen Passionsfrömmigkeit ein.

Katechese und Predigt Die spirituelle Literatur konnte nur die gebildeten Schichten erfassen, die über die Fähigkeit zu Lesen verfügten. Für die Mehrheit der Bevölkerung übernahmen Predigt und Volksunterweisungen die Aufgabe der Katechese. Katechismus Der Begriff wird seit der Reformation für eine zusammenfassende Darstellung der Glaubens- und Sittenlehren in Buchform verwendet. Ferdinand I. betraute Petrus Canisius mit der Abfassung einer Glaubenslehre. Dieser verfasste die Summa doctrinae christianae als großen Katechismus für Geistliche und Akademiker (1555), den kleinsten Katechismus für Kinder und das Volk sowie den Catechismus parvus catholicorum für Gymnasiasten (1558). Ihr Aufbau folgt dem Prinzip des Wechselspiels von Fragen und Antworten, die sich auf Schriftzitate und Väterstellen stützen. Der vom Konzil veranlasste Catechismus Romanus erschien 1566 zum Gebrauch für die Pfarrer, eine deutsche Übersetzung (Dillingen 1568) folgte. Erst in Neuauflagen (1572, 1574) wurde diese Darstellung in Frage- und Antwortform gebracht.

Eigene Handbücher führten in die Homiletik der Barockzeit ein. Eine charakteristische Form stellten die in Spanien aufgekommenen und über Neapel in Italien eingebürgerten Concettipredigten dar. Geistreich erfundene und künstlerisch aufgebaute Schriftbeweise wurden für ein in einem Bild oder als Antithese aufgebautes Thema zusammengefügt. Durch eine intellektuelle Anspannung und die Häufung von Schrift- und Väterzitaten sollte die Schönheit des Glaubens demonstriert werden. Geradezu sprichwörtlich ist – in Anlehnung an Schillers Wallenstein – die moralisierende „Kapuzinerpredigt“ geworden. Zu den großen Kapuzinerpredigern gehörte Prokop von Templin. Johann Ulrich Megerle, bekannter unter dem Ordensnamen Abraham a Sancta Clara (1644 –1709), war Augustiner-Eremit. Zur Berühmtheit gelangte er als Hofprediger in Wien. Er stand den Gläubigen in den Notzeiten der Pest (Mercks Wien, 1679) wie der Türkenbelagerung (Auf, auf ihr Christen, 1683) mit kräftigen Worten bei. Über seine Predigten wurde er zum Moralsatiriker.

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Dynastische Frömmigkeit Seit der Barockzeit kann die Herrschertugend der pietas mit dem Namen einer Dynastie verknüpft werden, um die Verbindung des repräsentativ gelebten Glaubens mit der Reputation eines Regentengeschlechts zu bezeichnen. Gräfin Anna Coreth hat den aus Huldigungsschriften übernommenen Begriff der Pietas Austriaca in die Wissenschaft eingeführt. Die Durchsetzung der ausschließlichen Katholizität bildete einen Baustein für die absolutistische Herrschaft des Hauses Österreich. Aus den Bereichen eucharistische und marianische Frömmigkeit, Verehrung des Kreuzes und der Heiligen ließen sich reiche Beispiele anführen. Zentrale Bedeutung hatte die Verehrung der Dreifaltigkeit, die nach der Befreiung Wiens 1683 in Abwehr des strengen islamischen Monotheismus besonderen Aufschwung genommen hatte. Der Kaiser und sein Haus traten nicht nur in Wien und Österreich, sondern im ganzen Reich verschiedenen Bruderschaften bei. Die Marienfrömmigkeit manifestierte sich unter anderem in Wallfahrten nach Mariazell zur Magna Mater Austriae. 1675 wurde der hl. Joseph zum Landespatron Österreichs erhoben. Karl VI. errichtete seinem Namenspatron Karl Borromäus die Wiener Karlskirche, die den Gedanken einer Votivkirche mit herrscherlicher Repräsentation verbindet. Die Frömmigkeitshaltung der Wittelsbacher kann als Pietas Bavarica bezeichnet werden, sie bildete „die tragende Säule des Selbstverständnisses und der Selbstdarstellung der Landesherren“ (Alois Schmid). Literarischen Niederschlag fand dies in dem Werk des Hofhistoriographen Matthäus Rader SJ (1561–1634): Bavarica sancta et pia (München 1615/28). Die Gläubigkeit war an romanischen Vorbildern ausgerichtet. Dies wird durch die Erhebung des hl. Cajetan von Thiene zum Landespatron (1672) unterstrichen. Das Leben des Hofes wurde durch Gebetszeiten geprägt, so dass sich noch im 18. Jahrhundert Gesandte beklagten, er ähnle einem Kloster.

Zusammenfassung und Ausblick: Katholische Reform und Barockkultur Katholische Reform und Barockkultur

Der Überblick hat deutlich werden lassen, dass das Begriffspaar „Katholische Reform“ und „Gegenreformation“ für die im Mittelpunkt der Untersuchung stehenden Phänomene noch nicht ersetzt werden kann. Auch die jüngere angelsächsische Forschung betont die Kontinuität des Reformprozesses innerhalb der katholischen Kirche vom 15. bis ins 18. Jahrhundert, wofür der Begriff „Early Modern Catholicism“ eingeführt wird (John W. O’Malley). Die deutsche Wissenschaft akzentuiert dagegen die parallele Ausbildung von Konfessionskirchen durch Bekenntnisbildung und ver-

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gleichbare Instrumente. Bereits im 15. Jahrhundert aber entstanden verschiedene Reformrichtungen, die durch die Reformation Martin Luthers einen zusätzlichen Anstoß erhielten. Unter den Anhängern der Reformation wie in den altgläubigen Territorien nahmen die Obrigkeiten zunehmend Einfluss auf die religiöse Entwicklung, wozu ältere staatskirchliche Tendenzen beitrugen. Sie nutzten die Möglichkeiten des Konfessionsstaates für Sozialdisziplinierung und Modernisierung (konfessioneller Absolutismus). Das Konzil von Trient festigte das katholische Bekenntnis und gab der Kirchenreform wichtige Anstöße, die durch das Papsttum und das Bündnis mit katholischen Monarchen umgesetzt werden konnten. Zu den wichtigsten Trägern zählten die neuen Orden, an erster Stelle die Jesuiten, und die päpstlichen Reformnuntien. Neben der auf Rom ausgerichteten Reform mussten ältere, humanistisch oder in Italien spiritualistisch geprägte Richtungen in den Hintergrund treten. In der ersten Phase konfessioneller Selbstbehauptung dominierte im Heiligen Römischen Reich die mit staatlichen Mitteln betriebene Gegenreformation. Die große Welle kirchlicher Erneuerung erfolgte hier erst nach 1648. Lokale Sondertraditionen in Liturgie und Sakramentenspendung blieben noch länger in Kraft. Die Bestimmungen des Tridentinums hinsichtlich Bischofsideal und Priesterausbildung konnten teilweise erst im Zuge der katholischen Aufklärung erreicht werden. Der erneuerte Katholizismus in seiner andauernden Vielfalt wurde zur entscheidenden kulturprägenden Kraft des Barock. Die Zahl der Definitionen, die den Kulturbegriff umschreiben wollen, ist Legion. Eine Übersicht für die in den 1990er Jahren modern gewordene Forschungsrichtung bietet der Band „Kulturgeschichte heute“ von Wolfgang Hardtwig und Hans-Ulrich Wehler. Kultur soll nicht verstanden werden als dritte Potenz neben Staat und Religion (Jacob Burckhardt) oder als bloßer Rest nach der Analyse von Herrschaft und Wirtschaft. Sie wird vielmehr als Schöpfung des Menschen auf allen Gebieten des Lebens betrachtet, die sich auf Wertideen aufbauen. Aus ihnen resultiert das soziale Handeln, aus dem objektive Hervorbringungen entstehen: literarische und künstlerische Werke, Lebensformen, Rituale und Institutionen. Peter Hersche begreift die so definierte Kultur als die bestimmende historische Potenz im barocken Italien, vor Staat, Wirtschaft und Kirche. Eine Trennung zwischen sogenannter Volkskultur und höherer Kultur ist dabei weder durchzuführen noch zu erstreben. Die Kirche bildete als soziale Organisation vor dem Adel die wesentliche Trägerin der Kultur. Die Barockkultur war in Italien Mittel der Herrschaft, der Außen- und Innenpolitik und demonstrierte sozialen Status, verband aber auch die Stände miteinander. Diese von Hersche für Italien aufgestellte These lässt sich auch auf die Hochstifte des Reiches übertragen. Neben die Kirche traten die absolutisti-

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schen Höfe, an erster Stelle der Bourbonen und Habsburger, als einflussreichste Träger der Kultur. Die Barockkultur war von starken Kontrasten geprägt. Neben der Kunstentwicklung dürfen auch die Nachtseiten der Epoche nicht vergessen werden. Kriege, Seuchen und Hungersnöte hielten die stete Bedrohung des Lebens im Bewusstsein. Der Gedanke der Vergänglichkeit wurde immer wieder in den verschiedenen Sparten der Kunst bis zu ephemeren Architekturen (castra doloris) betont. Die feierliche Zelebration der mit dem Tod verbundenen Riten diente wie die Stiftung zahlreicher Seelenmessen seiner Bewältigung und dem Ringen um das Seelenheil. Außer dem Hexenwahn gab es verschiedene Spielarten von tatsächlichem oder vermeintlichem Aberglauben. Neben den nach dem Konzil erneuerten Ritualen blieben oft bis in 19. Jahrhundert auf Druck der Bevölkerung traditionelle Segensformulare in kirchlichem Gebrauch, die sich besonders auf das materielle Wohlergehen bezogen. Volkstümliche Frömmigkeit trachtete oft weniger nach Heiligung der eigenen Seele als nach der des Leibes, des Viehs und der Feldfrucht, wobei sie sich auf Reliquien, geweihte Gegenstände und Segnungen (Sakramentalien) stützte. Da Glaubensgrundsätze und zweifelhafte Legenden und Erscheinungen oft mit gleicher Inbrunst verkündet und geglaubt wurden, konnte sich eine übertriebene Wundersucht entwickeln. Auch die Hoffnung vieler Fürsten, durch Alchimie ihre Finanzschwierigkeiten zu beheben, ist hier einzuordnen. Die Sinnenhaftigkeit, das oft erwähnte pralle Lebensgefühl, sollte nicht in den Mittelpunkt der Sicht des Barock gerückt werden. In der Kunstgeschichte schließt der Begriff den klassizistischen Stil besonders in Frankreich und England ein. Die Epoche war auch durch straffe Rationalität gekennzeichnet. Der Systemgedanke wurde von Nikolaus Kopernikus (1473 –1543), Galilei und Johannes Kepler (1571–1630) am Planetensystem der Astronomie abgelesen und auf die Erscheinungen in der Welt übertragen. Diese Vorstellung setzte sich in Europa durch und bewirkte ein Umdenken, das auch Staat und Kirche erfasste. In der Architektur dominierte der Kuppelbau, der das Strukturbild des in sich geschlossenen Ganzen zeigt. Die Welt als System der Systeme, als Ordnung der Ordnungen wurde das Leitbild des Wirklichkeitsverständnisses. Paradigmatisch erscheint dies im Denken des französischen Mathematikers und Physikers Blaise Pascal (1623 –1662), der im Alter von 30 Jahren auf eine weltliche Laufbahn verzichtete und sich der Religion des Kreuzes zuwandte. Er wurde ein eifriger Verteidiger des sittlichen Rigorismus des Jansenismus. In allen Lebensbereichen, in den Wissenschaften wie in Staat und Gesellschaft, wurde das Barockzeitalter durch den Wunsch nach Ordnung bestimmt. Die aus der Renaissance erwachsene Kultur des Barock beruhte auf dem Glauben an den Schöpfergott. Die geistige Welt des Mittelalters war

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zunächst in Italien durch die Renaissance, die bewusste Rückwendung zur Antike, abgelöst worden. Unter diesem Vorzeichen vollzog sich die Befreiung des Individuums, die Erhebung der Politik von der instinktiven Selbstbehauptung zum bewussten Kunstwerk, die Verfeinerung der Sprache im Sinne der Antike (Alphons Lhotsky). Aus der Verbindung des mittelalterlich-christlichen Geistes mit dem durch die Renaissance erneuerten antiken Gedankengut ist der Barock erwachsen. Die Stadt Rom stand dabei als Zentrale der reformierten katholischen Kirche im Mittelpunkt. Der Barock stellt, wie schon Gustav Schürer sah, die letzte Gemeinschaftskultur des Abendlandes von christlicher Prägung dar, unter dessen Decke sich bereits Rationalisierung und Säkularisierung ausbildeten. Die katholische Reform bildete die geistig wie kulturell prägende Kraft der Epoche des Barock.

Auswahlbibliographie Auswahlbibliographie

Abkürzungen: KLK Katholisches Leben und Kirchenreform im Zeitalter der Glaubensspaltung QFIAB Quellen und Forschungen aus den italienischen Archiven und Bibliotheken RGST Reformationsgeschichtliche Studien und Texte RQ Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte

Quellensammlungen Acta reformationis catholicae ecclesiam Germaniae concernentia saeculi XVI. Die Reformverhandlungen des deutschen Episkopats von 1520 bis 1570, 6 Bde., hrsg. im Auftrag und mit Unterstützung der Gesellschaft zur Herausgabe des Corpus Catholicorum v. Georg Pfeilschifter, Regensburg 1959 –1974. Grundlegend zur Vorgeschichte der tridentinischen Reformen im Reich. Concilium Tridentinum. Diariorum, actorum, epistularum, tractatuum. Nova collectio, hrsg. v. Societas Goerresiana, 13 Bde., Freiburg i. Br. 1901–1980. Grundlegend. Loserth, Johann (Hrsg.): Acten und Correspondenzen zur Geschichte der Gegenreformation in Innerösterreich unter Erzherzog Karl I. (1578 –1590), dto. unter Ferdinand II. (Fontes rerum austriacarum II 50, 58 – 60), Wien 1898, 1906/07. Quellensammlung zu Innerösterreich. Monumenta historica Societatis Jesu, Madrid/Rom seit 1894 (bisher 214 Bände). Quellenedition zur Geschichte des Jesuitenordens. Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus, hrsg. v. Carl Mirbt, 6. völlig neu bearbeitete Auflage hrsg. v. Kurt Aland, Bd. 1, Tübingen 1967. Quellensammlung. Schellhaß, Karl: Akten über die Reformtätigkeit Felician Ninguardas in Bayern und Österreich 1572 –1577, in: QFIAB 1– 5, 1898 –1902. Quellenedition. Schwarz, Wilhelm Eberhard (Hrsg.): Zehn Gutachten über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland (1573/76) nebst dem Protokolle der deutschen Kongregation (1573 –1578) (Briefe und Akten zur Geschichte Kaiser Maximilians II. Bd. 2), Paderborn 1891. Quellenedition. Tüchle, Hermann/Denzler, Georg (Hrsg.): Acta S. C. de Propaganda Fide Germaniam spectantia (1622 –1667). Die Protokolle der Propagandakongregation zu deutschen Angelegenheiten 1622 –1649, 3 Bde., Paderborn 1962 –1972. Quellenedition.

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Auswahlbibliographie

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Diözesangeschichtsblätter 62/63 (2001), S. 327– 360. Quellenfundierte Darstellung zur Lage des Pfarrklerus. Bünz, Enno: Die Lage des Pfarrklerus vor der Reformation (Neue Forschungen aus dem Erzbistum Mainz), in: In omnibus caritas. Sborník katolické teologické fakulty, svazek IV. (2002), S. 101–116. Einstweilen als knappe Zusammenfassung der Ergebnisse der Jenaer Habilitationsarbeit „Der niedere Klerus im spätmittelalterlichen Thüringen. Studien zu Kirchenverfassung, Klerusbesteuerung, Pfarrgeistlichkeit und Pfründenmarkt im thüringischen Teil des Erzbistums Mainz“, deren Drucklegung in Vorbereitung ist. Mai, Paul/Popp, Marianne (Hrsg.): Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1508, in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg 18 (1984), S. 7– 316. Edition. Schreiner, Klaus (Hrsg.): Laienfrömmigkeit im späten Mittelalter. Formen, Funktionen, politisch-soziale Zusammenhänge (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 20), München 1992. Methodisch anregender Tagungsband. Ulbrich, Tobias: Päpstliche Provision oder patronatsherrliche Präsentation? Der Pfründenerwerb Bamberger Weltgeistlicher im 15. Jahrhundert (Historische Studien 455), Husum 1998. Basiert auf der Auswertung römischer und Bamberger Quellen. Von Konstanz nach Trient. Beiträge zur Geschichte der Kirche von den Reformkonzilien bis zum Tridentinum. Festgabe für August Franzen, hrsg. v. Remigius Bäumer, München u. a. 1972. Mehrere Beiträge zur kirchlichen Reform. Zur Erneuerung in Spanien: García-Villoslada, Riccardo (Hrsg.): Historia de la Iglesia en España, Bde. 3 und 4 (Biblioteca de Autores cristianos 18, 19, 21), Madrid 1980/79. Handbuch. Henningsen, Gustav: El „Banco de datos“ del Santo Oficio. Las relaciones de causas de la Inquisición española (1550 –1700), in: Boletín de la Real Academia de la Historia 174 (1977), S. 547– 570. Behandelt die Quellen der spanischen Inquisition. Kamen, Henry: Die spanische Inquisition, München 1969 (in englischer Sprache Bloomington 21985). Berücksichtigt die Institutionengeschichte und den sozialgeschichtlichen Kontext. Pfandl, Ludwig: Spanische Kultur und Sitte des 16. und 17. Jahrhunderts. Eine Einführung in die Blütezeit der spanischen Literatur und Kunst, Kempten 1924. Ältere kulturhistorische Darstellung. Zur Reformbewegung in Italien: Cistellini, Antonio: Figure della riforma pretridentina (Studi e documenti di storia religiosa), Brescia 1948 (ND 1979). Behandelt Persönlichkeiten der Kirchenreform in Italien vor dem Tridentinum, mit Dokumentenanhang. Gleason, Elisabeth G.: Gasparo Contarini. Venice, Rome, and Reform, Berkeley u. a. 1993. Ersetzt die ältere deutschsprachige Biographie von Franz Dittrich: Gasparo Contarini 1483 –1542. Eine Monographie, Braunsberg 1885 (ND Nieuwkoop 1972). Marcocchi, Massimo: La Riforma cattolica. Documenti e testimonianze. Figure ed istituzioni dal secolo XV alla metà del secolo XVII, 2 Bde., Brescia 1967/70. Überblicksdarstellung mit Edition zentraler Quellen.

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Auswahlbibliographie

Prosperi, Adriano: Tra Evangelismo e Controriforma. G. M. Giberti (1495 –1543) (Uomini e dottrine 16), Rom 1969. Biographie zentraler Persönlichkeit des venetianischen Reformkreises.

III. Reformation und katholische Abwehr im Reich bis 1555 Zur Staatskirchenpolitik und Reform in Bayern: Brandmüller, Walter (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte 2. Von der Glaubensspaltung bis zur Säkularisation, St. Ottilien 1993. Grundlegende Handbuchdarstellung. Rankl, Helmut: Das vorreformatorische landesherrliche Kirchenregiment in Bayern (1378 –1526) (Miscellanea Bavarica Monacensia 34), München 1971. Behandelt Vorformen der Staatskirchenpolitik. Schulze, Manfred: Fürsten und Reformation. Geistliche Reformpolitik weltlicher Fürsten vor der Reformation (Spätmittelalter und Reformation, Neue Reihe 2), Tübingen 1991. Schwerpunkt der Darstellung in Sachsen und Thüringen, Abschnitt zum Kirchenregiment im frühmodernen Staat. Spindler, Max (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte II, München 31997. Grundlegende Handbuchdarstellung. Zum Verfall des religiösen Lebens: Hirschmann, Gerhard: Kirchenvisitation im Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg 1560 und 1561. Quellenedition (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns 68), Neustadt a. d. Aisch 1994. Edition von Visitationsprotokollen (oben Zitat daraus, S. 143). Zu Reformansätzen in der Reichskirche: Chaix, Gérald: Réforme et Contre-Réforme catholiques. Recherches sûr la Chartreuse de Cologne au XVIe Siècle (Analecta Cartusiana 80), 3 Bde., Salzburg 1981. Behandelt zentrale Institution der Reform. Immenkötter, Herbert (Bearb.): Die Confutatio der Confessio Augustana vom 3. August 1530 (Corpus Catholicorum 33), Münster 1979. Edition und ausführlicher Kommentar. Klaiber, Wilbirgis (Hrsg.): Katholische Kontroverstheologen und Reformer des 16. Jahrhunderts. Ein Werkverzeichnis, mit einer Einführung von Remigius Bäumer (RGST 116), Münster 1978. Umfassendes Nachschlagewerk. Schindling, Anton: Reichskirche und Reformation. Zu Glaubensspaltung und Konfessionalisierung in den geistlichen Fürstentümern des Reiches, in: Johannes Kunisch (Hrsg.): Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte (Zeitschrift für historische Forschung, Beiheft 3), Berlin 1987, S. 81–112. (oben Zitat daraus, S. 105). Wolgast, Eike: Hochstift und Reformation. Studien zur Geschichte der Reichskirche zwischen 1517 und 1648 (Beiträge zur Geschichte der Reichskirche in der Neuzeit 16), Stuttgart 1995. Überblicksdarstellung.

Auswahlbibliographie

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Zum Augsburger Religionsfrieden: Heckel, Martin: Autonomia und Pacis Compositio. Der Augsburger Religionsfriede in der Deutung der Gegenreformation, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte 76, KA 45 (1959), S. 141– 248. Rechtsgeschichtliche Darstellung.

IV. Das Konzil von Trient Alberigo, Giuseppe (Hrsg.): Geschichte der Konzilien. Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II, Düsseldorf 1993. Überblicksdarstellung. Bäumer, Remigius (Hrsg.): Concilium Tridentinum (Wege der Forschung 313), Darmstadt 1979. Forschungsdiskussion. Jedin, Hubert: Geschichte des Konzils von Trient, 4 Bde., Freiburg i. Br. u. a. 1949 – 1975 (Bde. 1– 3 in Neuauflagen). Maßgebliche Gesamtdarstellung (Jedin-Zitat zur Rechtfertigung in: Ders. (Hrsg.), Handbuch der Kirchengeschichte 4, S. 493). Prodi, Paolo/Reinhard, Wolfgang (Hrsg.): Das Konzil von Trient und die Moderne (Schriften des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient), Berlin 2001. Anregender Tagungsband, zu den Folgen des Konzils besonders die Beiträge von Wolfgang Reinhard, Klaus Ganzer und Wolfgang Brückner. Schreiber, Georg (Hrsg.): Das Weltkonzil von Trient. Sein Werden und Wirken, 2 Bde., Freiburg 1951. Aufsätze zu Einzelaspekten, in Bd. 2 zur Rezeption in den deutschen Diözesen. Tallon, Alain: La France et le Concil de Trente (1518 –1563) (Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome 295), Rom 1997. Zur Entwicklung in Frankreich.

V. Papsttum und Kirchenreform Elze, Reinhard u. a. (Hrsg.): Rom in der Neuzeit. Politische, kirchliche und kulturelle Aspekte, Wien/Rom 1976. Methodisch anregender Tagungsband., besonders der Beitrag von Georg Lutz: Rom und Europa während des Pontifikats Urbans VIII., S. 72 –167. Godman, Peter: Die geheime Inquisition. Aus den verbotenen Archiven des Vatikans, München 2001. Populär gehaltene Darstellung, die auf Spezialstudien und Forschungen im seit 1998 zugänglichen Archiv des vormaligen Sanctum Offizium basiert (Angabe der vollzogenen Todesstrafen S. 358). Pastor, Ludwig v.: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters, 16 Bde., Freiburg i. Br. 1886 –1933. Quellenfundierte, grundlegende Gesamtdarstellung, zu ergänzen u. a. durch Jedin (Hrsg.), Handbuch der Kirchengeschichte 4 (wie oben, oben Zitat daraus, S. 663), für neuere Fragestellungen durch die Arbeiten von Wolfgang Reinhard. Prodi, Paolo: Il sovrano pontifice. Un corpo e due anime: la monarchia papale nella prima età moderna, Bologna 1982. Beleuchtet die neuzeitliche Entwicklung des Kirchenstaates und seiner Institutionen unter dem Aspekt politischer und geistlicher Herrschaft.

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Reinhard, Wolfgang: Reformpapsttum zwischen Renaissance und Barock, in: Reformatio ecclesiae. Festgabe für Erwin Iserloh, hrsg. v. Remigius Bäumer, Paderborn u. a. 1980, S. 779 –796. Guter Überblick. Reinhard, Wolfgang: Papstfinanz und Nepotismus unter Paul V. Studien und Quellen zur Struktur und zu quantitativen Aspekten des päpstlichen Herrschaftssystems (Päpste und Papsttum 6/1– 2), 2 Bde., Stuttgart 1974. Grundlegende Darstellung, vgl. dazu die Fallstudie: Ders., Ämterlaufbahn und Familienstatus. Der Aufstieg des Hauses Borghese 1537–1621, in: QFIAB 54 (1974), S. 329 – 427. Reinhardt, Nicole: Macht und Ohnmacht der Verflechtung. Rom und Bologna unter Paul V. Studien zur frühneuzeitlichen Mikropolitik im Kirchenstaat (Frühneuzeit-Forschungen 8), Tübingen 2000. Untersucht die Klientelbeziehungen zwischen römischem Hof und Bologneser Senatorenfamilien während der Hochphase des päpstlichen Absolutismus. Repgen, Konrad: Papst, Kaiser und Reich 1521–1644 (Die Römische Kurie und der Westfälische Friede. Idee und Wirklichkeit des Papsttums im 16. und 17. Jahrhundert), Bd. 1 in 2 Teilen, Tübingen 1962/65. Grundlegend. Schwedt, Herman H.: Die römische Kongregation der Inquisition und des Index und die Kirche im Reich (16. und 17. Jahrhundert), in: RQ 90, 1995, S. 43 –73. Guter Überblick. VI. Das Ordenswesen DeMolen, Richard L. (Hrsg.): Religious Orders of the Catholic Reformation. In honor of John C. Olin on his seventy-fifth birthday, New York 1994. Überblicksdarstellung. Frank, Karl Suso: Orden, in: Lexikon für Theologie und Kirche 7, Freiburg i. Br. u. a. 3 1998, Sp. 1090 –1096. Lexikonartikel. Zu den Jesuiten Buxbaum, Engelbert Maximilian: Petrus Canisius und die kirchliche Erneuerung des Herzogtums Bayern 1549 –1556 (Bibliotheca Instituti Historici S. I. 35), Rom 1973. Fallstudie. Duhr, Bernhard: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge, 4 Bde., Freiburg i. Br. u. a. 1907–1928. Grundlegende Gesamtdarstellung. Rahner, Hugo: Ignatius von Loyola als Mensch und Theologe, Freiburg i. Br. u. a. 1964. Umfangreiche Aufsatzsammlung (oben Zitat daraus, S. 11). Sievernich S. J., Michael/Switek S. J., Günter: Ignatianisch. Eigenart und Methode der Gesellschaft Jesu, Freiburg i. Br. u. a. 1990. Aufsatzsammlung. Zu den Kapuzinern: Lexicon Capuccinum. Promptuarium historico-bibliographicum Ordinis Fratrum Minorum Cappuccinorum (1525 –1950), Rom 1951. Ordenslexikon. Zu weiteren Neugründungen: Cistellini, Antonio: San Filippo Neri: L’oratorio e la congregazione oratoriana. Storia e spiritualità, 3 Bde., Brescia 1989. Zum Oratorium Filippo Neris.

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Conrad, Anne: Zwischen Kloster und Welt. Ursulinen und Jesuitinnen in der katholischen Reformbewegung des 16./17. Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Abt. Religionsgeschichte 142), Mainz 1991. Überblicksdarstellung. Zu den alten Orden: Faust OSB, Ulrich/Quarthal, Franz (Bearb.): Die Reformverbände und Kongregationen der Benediktiner im deutschen Sprachraum (Germania Benedictina I), St. Ottilien 1999. Handbuch. Seibrich, Wolfgang: Gegenreformation als Restauration. Die restaurativen Bemühungen der alten Orden im Deutschen Reich von 1580 bis 1648 (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 38), Münster 1991. Betont die Wiederherstellung der mittelalterlichen Klosterverfassung als Ziel der alten Orden. Staring O. Carm., Adrianus: Der Karmelitengeneral Nikolaus Audet und die katholische Reform des XVI. Jahrhunderts (Textus et studia historica carmelitana 3), Rom 1959. Biographie.

VII. Gegenreformationen und konfessioneller Fürstenstaat im Reich ab 1555 Darstellung, Forschungsüberblick und Literatur für die einzelnen Territorien des Reiches zu diesem wie dem folgenden Kapitel finden sich bei Schindling/Ziegler (Hrsg.), Territorien. Herzig, Arno: Der Zwang zum wahren Glauben. Rekatholisierung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, Göttingen 2000. Betont einseitig die katholische Zwangskonfessionalisierung. Zu Bayern als Vormacht der Gegenreformation: Albrecht, Dieter: Maximilian I. von Bayern 1573 –1651, München 1998. Umfassende Biographie. Bireley, Robert: Maximilian von Bayern, Adam Contzen S. J. und die Gegenreformation in Deutschland 1624 – 35, Göttingen 1975. Behandelt die Staatslehre und den Einfluss Contzens auf die Politik. Lojewski, Günther v.: Bayerns Weg nach Köln. Geschichte der bayerischen Bistumspolitik in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts (Bonner Historische Forschungen 21), Bonn 1962. Überblicksdarstellung. Neuer-Landfried, Franziska: Die Katholische Liga. Gründung, Neugründung und Organisation eines Sonderbundes 1608 –1620 (Münchner Historische Studien, Abt. Bayerische Geschichte 9), Kallmünz 1968. Grundlegend. Zu den habsburgischen Erblanden: Pörtner, Regina: The Counter-Reformation in Central Europe. Styria 1580 –1630, Oxford 2001. Darstellung der Gegenreformation in der Steiermark mit neuen Fragestellungen.

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Ziegler, Walter: Der Kampf mit der Reformation im Land des Kaisers. Die katholische Reform im Erzherzogtum unter und ob der Enns bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, in: RQ 84 (1989), S. 210 – 234. Überblick. Zur Hexen- und Zaubererverfolgung: Behringer, Wolfgang: Hexen. Glaube, Verfolgung, Vermarktung, München 22000. Anregende Überblicksdarstellung. Schulte, Rolf: Hexenmeister. Die Verfolgung von Männern im Rahmen der Hexenverfolgung von 1530 –1730 im Alten Reich, Frankfurt am Main u. a. 22001. Überblicksdarstellung. Segl, Peter (Hrsg.): Der Hexenhammer. Entstehung und Umfeld des Malleus maleficarum von 1487 (Bayreuther Historische Kolloquien 2), Köln/Wien 1988 (dazu ders., Hexenglaube, in: Lexikon für Theologie und Kirche 5, Freiburg i. Br. u. a. 3 3 1996, Sp. 79 f. und ders., Hexenhammer, in: ebd. 11, 2001, Sp. 128 f.). Aktuelle Forschungsergebnisse. Zur Rekatholisierung Österreichs, Böhmens und der Oberpfalz: Bireley S. J., Robert: Religion and Politics in the Age of the Counterreformation. Emperor Ferdinand II, William Lamormaini, S. J., and the Formation of Imperial Policy, Chapel Hill 1981. Untersucht den Einfluss des kaiserlichen Beichtvaters Lamormaini auf die Politik. Eberhard, Winfried: Entwicklungsphasen und Probleme der Gegereformation und katholischen Erneuerung in Böhmen, in: RQ 84 (1989), S. 235 – 257. Überblick. Zum Restitutionsedikt: Frisch, Michael: Das Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II. vom 6. März 1629. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung (Jus ecclesiasticum 44), Tübingen 1993. Im Urkundenanhang Textabdruck (im Text oben Zitat daraus, S. 104). Zu den Westfälischen Friedensverhandlungen: Dickmann, Fritz: Der Westfälische Frieden, Münster 71998. Grundlegend. Repgen, Konrad: Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede. Studien und Quellen, hrsg. v. Franz Bosbach/Christoph Kampmann (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft NF 81), Paderborn u. a. 1998. Mehrere Beiträge zur Entwicklung der päpstlichen Position in der Friedensfrage. Zu Frankreich: Châtellier, Louis: Le catholicisme en France 1500 –1650, 2 Bde., Paris 1995. Gesamtdarstellung. Taveneaux, René: Le catholicisme dans la France classique 1610 –1715, 2 Bde., Paris 2 1994. Gute Überblicksdarstellung. Zu den Britischen Inseln: Bossy, John: The Englisch Catholic Community 1570 –1850. London 1975. Werk der „revisionistischen Richtung“, das die Bedeutung der ab 1570 vom Kontinent kommenden Missionare betont.

Auswahlbibliographie

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Corish, Patrick J.: The Catholic Community in the Seventeenth and eighteenth centuries (Helicon History of Ireland), Dublin 1981. Knappe Gesamtdarstellung zu Irland. Haigh, Christopher: The continuity of catholicism in the English reformation, in: ders., The English reformation revised, Cambridge 1987, S. 176 – 208. Betont die Kontinutität von vor- und nachreformatorischem Katholizismus. Zu Ungarn: Fata, Márta, Ungarn, das Reich der Stephanskrone, im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung. Multiethnizität, Land und Konfession 1500 bis 1700 (KLK 60), hrsg. v. Franz Brendle/Anton Schindling, Münster 2000. Umfassende Handbuchdarstellung.

VIII. Die Umsetzung der kirchlichen Reformbestimmungen Zu Persönlichkeiten als Mustern der Reform: Alberigo, Giuseppe: Karl Borromäus. Geschichtliche Sensibilität und pastorales Engagement (KLK 55), Münster 1995. Beitrag zur Pastoraltätigkeit. Auclair, Marcelle: Vinzenz von Paul – Genie der Nächstenliebe, Freiburg i. Br. u. a. 1980. Populäre Biographie. Lajeunie, Etienne-Jean OP: Franz von Sales. Leben – Lehre – Werk, Eichstätt/Wien 2 1980. Umfassende Biographie. Efrén de la Madre de Dios O.C.D.P. / P. Steggink O. Carm., Otger: Santa Teresa y su tiempo, 2 Bde., Salamanca 1982/84. Umfassende Biographie. Headly, John M./Tomaro, John B. (Hrsg.): San Carlo Borromeo. Catholic Reform and Ecclesiastical Politics in the Second Half of the Sixteenth Century, Washington 1988. Aufsatzsammlung. Zu den Visitationen: Franzen, August (Hrsg.): Die Visitationsprotokolle der ersten nachtridentinischen Visitation im Erzstift Köln unter Salentin von Isenburg i. J. 1569 (RGST 85), Münster 1960. Quellenedition. Lang, Peter Thaddäus: Die Bedeutung der Kirchenvisitation für die Geschichte der Frühen Neuzeit. Ein Forschungsbericht, in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 3 (1984), S. 207– 212. Zeeden, Ernst Walter/Lang, Peter Thaddäus u. a. (Hrsg.): Repertorium der Kirchenvisitationsakten des 16. und 17. Jahrhunderts in Archiven der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1: Hessen, Stuttgart 1982; Bd. 2: Baden-Württemberg, Teilbd. 1: Der katholische Südwesten. Die Grafschaften Hohenlohe und Wertheim, Stuttgart 1984, Teilbd. 2: Der protestantische Südwesten, Stuttgart 1987. Quellenverzeichnis. Zeeden, Ernst Walter/Lang, Peter Thaddäus (Hrsg.): Kirche und Visitation. Beiträge zur Erforschung des frühneuzeitlichen Visitationswesens in Europa (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit. Tübinger Beiträge zur Geschichtsforschung 14), Stuttgart 1984. Aufsatzsammlung zur Forschungsdiskussion im europäischen Vergleich.

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Zur C o n g r e g a t i o Germa nica : Krasenbrink, Josef: Die Congregatio Germanica und die katholische Reform in Deutschland (RGST 105), Münster 1972. Gesamtdarstellung. Metzler, Josef (Hrsg.): Sacrae Congregationis de Propaganda Fide memoria rerum. 350 Jahre im Dienste der Weltmission 1622 –1972, 3 Bde., Rom u. a. 1976. Materialreiche Sammelbände. Zu den Nuntiaturen: Einen Überblick über die in mehreren Reihen erschienenen „Nuntiaturberichte aus Deutschland“ bietet: Winfried Baumgart: Bücherverzeichnis zur deutschen Geschichte, München 141991, S. 187–192. Grebner, Christian: Kaspar Gropper (1514 –1594) und Nikolaus Elgard (ca. 1538 – 1587). Biographie und Reformtätigkeit. Ein Beitrag zur Kirchenreform in Franken und im Rheinland in den Jahren 1573 –1576 (RGST 121), Münster 1982. Spezialstudie. Jaitner, Klaus (Bearb.): Die Hauptinstruktionen Clemens’ VIII. für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen 1592 –1606 (Instructiones Pontificum Romanorum), 2 Bde., Tübingen 1984 (im Text oben Zitat daraus, S. XLII); Die Hauptinstruktionen Gregors XV. für die Nuntien und Gesandten an den europäischen Fürstenhöfen 1621–1623 (Instructiones Pontificum Romanorum), 2 Bde., Tübingen 1997. Quellenedition mit ausführlicher Kommentierung. Koller, Alexander (Hrsg.): Kurie und Politik. Stand und Perspektiven der Nuntiaturberichtsforschung (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 87), Tübingen 1998. Forschungsüberblick. Zu den römischen Kollegien: Schmidt, Peter: Das Collegium Germanicum in Rom und die Germaniker. Zur Funktion eines römischen Ausländerseminars (1552 –1914) (Bibliothek des deutschen Historischen Instituts in Rom 56), Tübingen 1984. Grundlegende Gesamtdarstellung. Villoslada SI, Riccardo G.: Storia del Collegio Romano dal suo inizio (1551) alla soppressione della Compagnia di Gesù (1773) (Analecta Gregoriana 46, Sectio A n. 2), Rom 1954. Gesamtdarstellung. Zu den Universitäten im Reich: Hengst, Karl: Jesuiten an der Universität und Jesuitenuniversitäten. Zur Geschichte der Universitäten in der Oberdeutschen und Rheinischen Provinz der Gesellschaft Jesu im Zeitalter der konfessionellen Auseinandersetzung (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte 2), Paderborn u. a. 1981. Gesamtüberblick. Zu Varianten der Reform: Molitor, Hansgeorg: Die untridentinische Reform. Anfänge katholischer Erneuerung in der Reichskirche, in: Ecclesia militans. Studien zur Konzilien- und Reformationsgeschichte. Remigius Bäumer zum 70. Geburtstag gewidmet. Bd 1: Zur Konziliengeschichte, hrsg. v. Walter Brandmüller u. a., Paderborn u. a. 1988,

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S. 399 – 431. Untersucht vom Konzil unabhängige Reformansätze (oben Zitat daraus, S. 430). Schindling, Anton: Reichskirche und Reformation (wie oben), im Text oben Zitat daraus, S. 101. Schindling, Anton: Verspätete Konfessionalisierungen im Reich der Frühen Neuzeit. Retardierende Kräfte und religiöse Minderheiten in den deutschen Territorien 1555 –1648, in: Forschungen zur Reichs-, Papst- und Landesgeschichte. Peter Herde zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Karl Borchardt/Enno Bünz, Stuttgart 1998, S. 845 – 861. Anregender Überblick. Smolinsky, Heribert: Kirche in Jülich-Kleve-Berg. Das Beispiel einer landesherrlichen Kirchenreform anhand der Kirchenordnungen, in: RQ 84 (1989), S. 104 – 119. Beispiel für konfessionelle Mischformen (oben Zitat daraus, S. 115). Zeeden, Entstehung der Konfessionen (wie oben, hier S. 78 – 80 mit Zitaten). Zur katholischen Konfessionalisierung im Reich: Zu Bayern: Baumstark, Reinhold (Hrsg.): Rom in Bayern. Kunst und Spiritualität der ersten Jesuiten (Katalog zur Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums München), München 1997. Kunst- und kulturgeschichtliche Beiträge. Seifert, Arno: Weltlicher Staat und Kirchenreform. Die Seminarpolitik Bayerns im 16. Jahrhundert (RGST 115), Münster 1978. Beleuchtet zentralen Aspekt. Zur Kirchenprovinz Salzburg: Schellhaß, Karl: Der Dominikaner Felician Ninguarda und die Gegenreformation in Süddeutschland und Österreich 1560 –1583 (Bibliothek des Preußischen/Deutschen Historischen Instituts in Rom 17/18), 2 Bde., Rom 1930/39. Beleuchtet das Wirken einer wichtigen Persönlichkeit. Zu den habsburgischen Erblanden: Dolinar, France M. u. a. (Hrsg.): Katholische Reform und Gegenreformation in Innerösterreich 1564 –1628, Klagenfurt u. a. 1994. Aufsatzsammlung. Köhler, Joachim: Das Ringen um die tridentinische Erneuerung im Bistum Breslau. Vom Abschluss des Konzils bis zur Schlacht am Weißen Berg 1564 –1620 (Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands 12), Köln/Wien 1973. Grundlegend. Zur Kirchenprovinz Mainz: Forster, Marc R.: The Counter-Reformation in the Villages. Religion and Reform in the Bishopric of Speyer, 1560 –1720. Ithaca/London 1992. Betont die Durchsetzung der katholischen Konfessionalisierung in den Dörfern des Hochstiftes erst nach 1648 ohne staatlichen Druck. Jendorff, Alexander: Reformatio catholica. Gesellschaftliche Handlungsspielräume kirchlichen Wandels im Erzstift Mainz 1514 –1630 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte 142), Münster 2000. Differenzierte Darstellung, welche die gesellschaftlichen Mechanismen untersucht und den Grundkonsens der Erzbischöfe und des das Stift tragenden Adels betont.

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Auswahlbibliographie

Pfeifer, Jörg: Reform an Haupt und Gliedern. Die Auswirkungen des Trienter Konzils im Mainzer Erzstift bis 1626 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 108), Göttingen 1997. Quellenfundierte, umfassende Darstellung. Walther, Gerrit: Abt Balthasars Mission. Politische Mentalitäten, Gegenreformation und eine Adelsverschwörung im Hochstift Fulda (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 67), Göttingen 2002. Grundlegende und methodisch anregende Fallstudie. Wand, Arno: Reformation, katholische Reform und Gegenreformation im Kurmainzischen Eichsfeld 1520 –1648, Heiligenstadt 1998. Spezialstudie. Zur Kirchenprovinz Köln: Becker, Thomas Paul: Konfessionalisierung in Kurköln. Untersuchungen zur Durchsetzung der katholischen Reform in den Dekanaten Ahrgau und Bonn anhand von Visitationsprotokollen 1583 –1761 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bonn 43), Bonn 1989. Fallstudie. Zur Mission: Glazik, Josef: Der Missionsfrühling zu Beginn der Neuzeit, in: Jedin (Hrsg.), Handbuch der Kirchengeschiche 4 (wie oben), S. 605 – 649. Überblick. Reinhard, Wolfgang: Gelenkter Kulturwandel im siebzehnten Jahrhundert. Akkulturation in den Jesuitenmissionen als universalhistorisches Problem, in: Historische Zeitschrift 223 (1976), S. 529 – 590. Problemorientierte Studie. IX. Der Barockkatholizismus Breuer, Dieter (Hrsg.): Religion und Religiosität im Zeitalter des Barock (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung 25), 2 Bde., Wiesbaden 1995. Interdisziplinäre Aufsatzsammlung. Burke, Peter: Städtische Kultur in Italien zwischen Hochrenaissance und Barock. Eine historische Anthropologie. Aus dem Englischen von Wolfgang Kaiser, Berlin 1986. Mehrere Beiträge zu zentralen Fragestellungen, etwa „Wie wird man ein Heiliger der Gegenreformation?“, S. 54 – 66. Hartmann, Peter Claus: Kulturgeschichte des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1806. Verfassung, Religion und Kultur (Studien zu Politik und Verwaltung 72), Wien u. a. 2001. Vergleichende Darstellung der verschiedenen Territorien mit konfessionellem Aspekt. Hubensteiner, Benno: Vom Geist des Barock. Kultur und Frömmigkeit im alten Bayern, München 21978. Kultur- und geistesgeschichtliche Darstellung. Veit, Ludwig Andreas†/Lenhart, Ludwig: Kirche und Volksfrömmigkeit im Zeitalter des Barock, Freiburg i. Br. 1956. Umfassende katholische Darstellung. Zur Architektur und bildenden Kunst: Bauer, Hermann: Barock. Kunst einer Epoche, Berlin 1992. Überblicksdarstellung mit Forschungsgeschichte. Hoppe, Stephan: Was ist Barock? Architektur und Städtebau Europas 1580 –1770, Darmstadt 2003. Überblicksdarstellung.

Auswahlbibliographie

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Trottmann, Helene: Barock (Kunst), in: Lexikon für Theologie und Kirche 2, Freiburg i. Br. u. a. 31994, Sp. 26 f. Lexikonartikel (oben Zitat daraus). Zu Literatur und Theater: Breuer, Dieter (Hrsg.): Frömmigkeit in der frühen Neuzeit. Studien zur religiösen Literatur des 17. Jahrhunderts in Deutschland (Chloe 2), Amsterdam 1984. Sammelband. Rötzer, Hans Gerd: Der Roman des Barock 1600 –1700. Kommentar zu einer Epoche, München 1972. Handbuch (oben Zitat daraus, S. 44). Szarota, Elida Maria (Hrsg.): Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Periochen-Edition. Texte und Kommentare, 2 Bde. in 4 Teilen, München 1979 – 1987. Verzeichnis der Jesuitendramen. Valentin, Jean-Marie: Le théâtre des Jésuites (Berner Beitrag zur Barockgermanistik 3), 3 Bde., Bern u. a. 1978. Umfassende Darstellung, instruktive Kurzfassung: Ders: Gegenreformation und Literatur: Das Jesuitendrama im Dienste der religiösen und moralischen Erziehung, in: Historisches Jahrbuch 100 (1980), S. 240 – 256. Wiedemann, Conrad: Barock (Literatur), in Lexikon für Theologie und Kirche 2, 3 1994, Sp. 25 (oben Zitat daraus). Zur Musik: Fellerer, Karl Gustav (Hrsg.): Geschichte der katholischen Kirchenmusik, 2 Bde., Kassel u. a. 1972/76. Überblicksdarstellung. Zur Sakramentenspendung und -frömmigkeit: Imorde, Joseph: Präsenz und Repräsentanz. Oder: Die Kunst, den Leib Christi auszustellen (Das vierzigstündige Gebet von den Anfängen bis in das Pontifikat Innocenz X.), Emsdetten/Berlin 1997. Beitrag zur eucharistischen Verehrung. Myers, David W.: „Poor, Sinning Folk“. Confession and Conscience in Counter-Reformation Germany, London/Ithaka 1996. Zur Entwicklung des Bußsakraments. Zur Marienverehrung: Beissel, Stephan: Geschichte der Verehrung Mariens im 16. und 17. Jahrhundert, Freiburg i. Br. 1910. Noch immer grundlegend. Zu Bruderschaften und Wallfahrten: Châtellier, Louis: L’Europe des dévots, Paris 1987. Betont den Beitrag der Marianischen Kongregationen zur Ausbildung einer katholischen Gesellschaft. Scharrer, Werner: Laienbruderschaften in der Stadt Bamberg vom Mittelalter bis zum Ende des Alten Reiches, Geschichte – Brauchtum – Kultobjekte, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 126 (1990), S. 25 – 292. Lokalstudie. Zur Heiligenverehrung: Ilg, Matthias: Der Kult des Kapuzinermärtyrers Fidelis von Sigmaringen (1578 – 1622) zwischen „Ecclesia Romana triumphans“ und „Pietas Austriaca“, in: Helvetia Franciscana 30/1 (2001), S. 34 – 62. Fallstudie.

200

Auswahlbibliographie

Kapner, Gerhardt: Barocker Heilgenkult in Wien und seine Träger (Österreich-Archiv), München 1978. Überblicksdarstellung. Löw, Guiseppe: „Canonizzazione“, in: Enciclopedia Cattolica III, Florenz 1949, Sp. 569 – 607. Detaillierte Angaben und Verzeichnis aller Heiligsprechungen. Zu Prozessionen und Wallfahrten: Brückner, Wolfgang: Zur Phänomenologie und Nomenklatur des Wallfahrtswesens und seiner Erforschung, in: Ders., Kulturtechniken (Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte 85, Gesammelte Schriften 9), Würzburg 2000, S. 223 – 268. Ebenda mehrere weitere grundlegende Beiträge zu dieser Thematik. Mitterwieser, Alois: Geschichte der Fronleichnamsprozession in Bayern, ergänzt v. Torsten Gebhard, München 21949. Unersetzte Darstellung. Wallfahrt kennt keine Grenzen. Themen zu einer Ausstellung des Bayerischen Nationalmuseums und des Adalbert Stifter Vereins, München, hrsg. v. Lenz KrissRettenbeck/Gerda Möhler, München/Zürich 1984. Ausstellungskatalog. Zur Dynastischen Frömmigkeit: Coreth, Anna: Pietas Austriaca. Ursprung und Entwicklung barocker Frömmigkeit in Österreich (Österreich-Archiv), München/Wien 21982. Modellhafte Untersuchung. Schmid, Alois: Pietas Bavarica, in: Brandmüller (Hrsg.), Handbuch 2 (wie oben), S. 304 – 316. Oben Zitat daraus, S. 305. Woeckel, Gerhard H.: Pietas Bavarica. Wallfahrt, Prozession und Ex voto-Gabe im Hause Wittelsbach in Ettal, Wessobrunn, Altötting und der Landeshauptstadt München von der Gegenreformation bis zur Säkularisation und der „Renovatio Ecclesiae“, Weissenhorn 1992. Materialreiche Darstellung. Zur Barockkultur: Daxelmüller, Christoph: Aberglaube, Hexenzauber, Höllenängste: eine Geschichte der Magie, München 1996. Überblicksdarstellung. Greyerz, Kaspar v.: Religion und Kultur. Europa 1500 –1800. Göttingen 2000. Anregende Überblicksdarstellung. Hardtwig, Wolfgang/Wehler, Hans-Ulrich (Hrsg.): Kulturgeschichte heute (Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Sonderheft 16), Göttingen 1996. Darstellung aus sozialwissenschaftlicher Sicht, wichtig der Beitrag von Otto Gerhard Oexle „Geschichte als Historische Kulturwissenschaft“, S. 14 – 40 (zum Kulturbegriff v. a. S. 24 – 27). Hersche, Peter: Italien im Barockzeitalter (1600 –1750). Eine Sozial- und Kulturgeschichte, Wien 1999. Anregende Darstellung, welche die provokante These vom Scheitern der tridentinischen Reformbewegung in Italien vertritt. Lhotsky, Alphons: Österreichischer Barock, in: Ders., Aufsätze und Vorträge 5, Wien 1976, S. 200 – 219. Grundlegender Beitrag zur Geistes- und Kulturgeschichte. O’Malley, John W.: Religious Culture in the Sixteenth Century. Preaching, Rhetoric, Spirituality, and Reform, Aldershot u. a. 1993. Aufsatzsammlung zum Zusammenhang von Religion und Kultur. Villari, Rosario (Hrsg.): Der Mensch des Barock, Frankfurt a. M. u. a. 1997. Lebensbilder repräsentativer Typen.

Register Register

Päpste, Kaiser, Könige, geistliche und weltliche Reichsfürsten und Dynasten erscheinen unter ihren Vornamen, die anderen Personen unter ihren Familiennamen. Die hervorgehobenen Seitenzahlen verweisen auf ein thematisch einschlägiges Insert. Die Zeitleisten sind nicht im Register erfasst. Autoren werden ebensowenig berücksichtigt wie die Begriffe Kirche, Reform, Reformation und Gegenreformation. Außer den für Orden gebräuchlichen Abkürzungen werden folgende Abbreviaturen verwendet: B.: Bischof; Bm.: Bistum; Eb.: Erzbischof; Ebm.: Erzbistum; Ehg.: Erzherzog; Gem.: Gemahlin; F.: Fürst; Fm.: Fürstentum; Gf.: Graf; Hst.: Hochstift; Hg.: Herzog; Hgm.: Herzogtum; K.: Kaiser; Kard.: Kardinal; Kg.: König; Kgin.: Königin; Kl.: Kloster; Kin.: Kaiserin; Kurf.: Kurfürst; Kurfm.: Kurfürstentum; Mgf.: Markgraf; N.: Nuntius; P.: Papst; Rst.: Reichsstadt Aachen, Rst. 22. 83. 96 Abendmahl 112 Ablass 31. 53 f. 57. 68 Abraham a Santa Clara OESA 179 Absolutismus 14. 69. 125. 144. 146. 180 f. Ad Limina-Besuche 66 Adami, Adam OSB 122 Adelberg, Kl. 120 Adiaphora 142 Adolf v. Schaumburg, Kurf. v. Köln 42 f. Aegidius v. Viterbo OESA 19 Afrika 70. 161 Alacoque, Marie Marguerite d’, hl. 174 Albergati, Antonio, N. 55 Albertinus, Ägidius 167 Albertus Magnus, hl., OP 176 Albrecht II., Kg. 21 – v. Brandenburg, Kurf. v. Mainz, Eb. v. Magdeburg 31. 137 – V., Hg. v. Bayern 93 – 96. 98. 138 – v. Brandenburg, Hochmeister, Hg. v. Preußen 37 Alcalá, Universität 24. 135 Alcantariner 86

Aldobrandini, Ippolito s. Clemens VIII. Alemán y de Enero, Mateo 166 Alexander VI., P. 58 – VII., P. 72 f. 122. 164. 176 Algier 130 Allen, William, Kard. 160 Alpirsbach, Kl. 120 Altdorf, Kapuziner 79 Altes Testament s. Bibel Altötting, Wallfahrt 173 Amalia Wilhelmina, Kin 83 Amberg 83. 117 Amboise, Georges d’, Kard. 27 Ambrosius, hl. 73 Amerika 70 Anachoreten 74 Ancona 79. 98 Andechs, Wallfahrt 22 Angelus Silesius 167 Anglikanische Kirche 124 Anna Katharina v. Gonzaga, Gem. Ehg. Ferdinands II. v. Tirol 88 Anna, Kin, Gem. v. K. Matthias 148 Annecy 83. 129 Antike 58. 64. 82. 183 Anton, Hg. v. Lothringen 96

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Register

Aquaviva, Claudio SJ 78. 134 Aquileja, Patriarchat 149 Aragón 24 f. Archidiakone 52. 150. 156 Aristoteles 28. 135 Armenier 136 Armut 23. 74. 76. 79. 86. 88. 90 Asam, Cosmas Damian 175 Asien 70 Athanasius, hl. 73 Aufklärung 126. 144. 181 Augsburg, B., Bm., Hst. 32. 87. 89. 107. 111. 118. 133. 136 – Reichstag (1518) 31; (1530) 32. 35. 38; (1547/48) 40 f.; (1555) 43; (1566) 55. 93 f. Augsburger Bekenntnis (Konfession) 36. 40. 43. 99 f. – Interim 41. 43. 107. 120. 141 f. – Religionsfriede 11. 17. 37. 41. 43 f. 51 f. 55. 65. 91. 93. 97. 110 f. 119. 121. 131 August v. Sachsen 120 Augustiner-Chorherren 21 f. – -Eremiten 19. 87 Augustinerregel 74. 80 f. 83. 87. 90 Augustinus, hl. 40. 73. 80 Avignon 20 Ávila 88. 126 Baden-Baden, Mgf.schaft 96. 105 – -Durlach, Mgf.schaft 96. 111 Balde, Jakob SJ 167 Balthasar v. Dernbach, Fürstabt v. Fulda 105 Bamberg, B., Bm., Hst. 20. 105. 109. 112. 140. 170 Barmherzige Brüder 81 Barnabiten 82. 148 Barock 163. 163 –165. 168. 182 f. Baronio, Cesare Or 84. 176 Bartholomäus de Martyribus, Eb. v. Braga 127 Bartholomiten 84 Basel, Konzil 18 f. 21. 28. 45 Bauernaufstand 100. 117

Bautzen, Dom 143. 170 Bayern 17. 20 f. 25. 32 – 35. 41. 43. 65. 80. 83. 85. 90. 93 – 96. 102. 107. 109 – 111. 113. 121. 141. 145 –148. 167 – Landstände 93 Beichte 25. 48 – 50. 68. 77 f. 80. 87. 96. 101. 107. 131. 142. 148. 167. 171. 174. 176 Beichtstuhl 128 Bellarmin, Robert, hl., SJ, Kard. 105 Benedikt v. Nursia, hl. 74 Benedikt XIV., P. 162 Benediktiner (-orden) 21. 75. 89 f. 120. 140. 168 Benediktregel 21. 74 f. 89 Benefizien (-kumulation) (Pfründenhäufung) 20 f. 34. 48 f. 51. 57. 62. 94 Berchtesgaden, F.propst 34 Berg, Hgm. 137. 142 Bergleute (-knappen) 100 f. 106 Bergstraße 104 Bern 109 Bernini, Gian Lorenzo 71–73. 164. 172 Bérulle, Pierre de, Kard. 84. 129 Bettelorden 22. 25 f. 45. 75. 81. 86. 88. 178 Bibel 23. 26. 28 f. 38 f. 41. 47 f. 54. 67. 71 f. 80. 137. 161. 177 Biber, Heinrich Ignaz Franz 170 Bibliotheca Palatina 114 Bidermann, Jakob SJ 168 Billick, Eberhard OCarm 43 Bischofsideal 39. 52. 69. 126 f. 144. 181 Bischofskongregation 67 Blaubeuren, Kl. 120 Böhmen 21 f. 71. 89 f. 101. 112 –117. 150 – Landstände 101. 112. 115 f. 150 Böhmische Brüder 101 Bolland, Jean SJ 176 Bologna, Eb. 70. 81 – Konkordat 28 – Konzilsort 41. 49. 77 Bonifaz VIII., P. 68 Bonn 95

Register Bonomi, Giovanni Francesco, N. 133 f. 150 Bordeaux, Ursulinen 83 Borja, Francisco de, hl., SJ 78 Borromeo, Carlo s. Karl Borromäus – Federigo 127 – Federigo I., Kard., Eb. v. Mailand 166 Borromini, Francesco 165 Bosio, Antonio 176 Bourbon, Dynastie 123. 182 Bourges, Pragmatische Sanktion 19 Bramante, Donato 70. 99 Brandenburg, Kurfm. 49. 111. 121. 142 – -Ansbach, Mgf. tum 111. 118 Braunsberg 83. 137. 159 f. Breitenfeld, Schlacht 113. 120 Bremen, Ebm. 92. 102. 119. 121. 143 Brenner, Martin, B. v. Seckau 149 Breslau, Bm. 102. 116. 140 Brest, Synode 69 Brevier 53. 62. 64. 71. 81. 128 Briçonnet, Guillaume, B. v. Meaux 27 Brieg, Fm. 116 Brixen, Bm. 100. 149. 171 Brüder vom gemeinsamen Leben 23 Bruderschaften 23. 26. 80. 172 –174. 177. 180 Bruderzwist in Habsburg 110 Bruno v. Köln, hl. 168 Bruno, Giordano OP 68 Brus, Anton, v. Müglitz, Eb. v. Prag 150 Brüssel 94. 134 Buquoy, Karl Gf. v. 113 Bursfelder Kongregation 21. 89 Busse s. Beichte Cäcilia, hl. 175 Cajetan v. Thiene, hl. 80. 180 Cajetanus, Thomas (Jacobus) de Vio, Kard. 31 Caldéron de la Barca, Pedro 168 Calvin, Jean 112 Calvinismus, Calvinisten 12. 14. 51. 79. 95. 101 f. 105. 111. 112. 115. 117. 121. 124. 156. 165. 176

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Cambrai, Bm. 55 Campeggio, Lorenzo, Kard., N. 34. 37 f. 132 Canisius, Petrus, hl., SJ 54. 77. 131. 138 f. 148 f. 179 Carafa, Carlo 62 – Carlo, N. 71. 115 f. 118 – Gian Pietro s. Paul IV. – Pier Luigi, N. 119 Cartagena 162 Casa santa 98 f. Castagna, Giovanni Battista, N. 133 Cenodoxus 168 Cervantes Saavedra, Miguel de 166 Cervini, Marcello s. Marcellus II. Chablais 129 Chantal, Jeanne-Françoise Frémyot de, hl., 83. 129 Chiemsee, B. 34 Chieregati, Francesco, N. 59 Chigi, Fabio s. Alexander VII. China 160. 162 Chorgebet 21. 37. 75 f. 79. 90 Christian August, Pfalzgraf v. Sulzbach 118 Christina, Kgin v. Schweden 72 Christoph Andreas v. Spaur, B. v. Brixen, Gurk 149 – Bernhard v. Galen, B. v. Münster 103. 157 Christophorus, hl. 22 Christus 23. 26. 39. 41. 50. 52. 54. 56. 58. 68. 74. 76 f. 167. 171. 173. 177 f. Chur, Bm. 149 Chyträus, David 99 Claver, Petrus, hl., SJ 162 Clemens VII., P. 27. 34. 45. 60. 79. 81 – VIII., P. 68 f. 172 – IX., P. 86 – XI., P. 172 – XIII., P. 174 Cochlaeus, Johannes 39 Coelestin V., hl., P. 63 Coimbra, Universität 135 Coligny, Gaspard, Admiral 123

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Register

Commendone, Giovanni Francesco, Kard. 44. 55 Communistae s. Bartholomiten Confessio Augustana (s. auch Augsburger Bekenntnis) 32. 38. 92. 101. 142 Confessio Bohemica 101 Confutatio 38 Congregatio Germanica 71. 131–133. 136 Contarini, Gasparo, Kard. 26 f. 30. 39 f. 60 f. – Giulio, B. v. Belluno 39 Contzen, Adam SJ 146 Cortese, Gregorio OSB, Abt 27 Crépy, Friede 47 Cristoforo Madruzzo, Kard., B. v. Trient 47. 149 Cromwell, Oliver 124 Cusanus, Nikolaus, Kard. 28 f. Daniel Brendel v. Homburg, Kurf. v. Mainz 104. 137. 141 Datarie 62 Declaratio Ferdinandea 44 Delfino, Zaccaria, N. 132 Deutscher Orden 102 f. 120. 143. 159 Deutschland 11 f. 14. 16. 37. 46. 64. 77. 85 f. 108. 131. 172 Devotio moderna 13. 23. 25. 29. 59 Dietrich v. Fürstenberg, B. v. Paderborn 104. 139 Dietrichstein, Franz Seraph v., Kard., B. v. Olmütz 116 Dillingen, Jesuitenkolleg, Universität 139. 118. 174 – Priesterseminar 84. 137 Doktrinarier 84 Dominichi, Domenico de’, B. v. Brescia 58 Dominikaner (-orden) 38. 63. 78. 87. 108. 162. 172 Dominikus a Jesu Maria OCarm 88 Domkapitel 21. 42. 92. 121. 131. 133. 136. 143 f. Donauwörth, Rst. 107. 110 Doppelte Gerechtigkeit 39 Douai, Priesterseminar 160

Dreifaltigkeitsverehrung 165. 180 Dreißigjähriger Krieg 71. 83 f. 113. 139. 165 Durandus, Wilhelm 18 Eberhard Holle, B. v. Lübeck 142 Eck, Johannes 31. 34. 38 Eck, Leonhard v. 33 f. Eduard VI., Kg. v. England 124 Ehe (-schließung) 41. 49. 53. 171 Eichsfeld 104 Eichstätt, B., Bm., Hst. 33. 107. 109. 112 – Collegium Willibaldinum 136 Einsiedeln, Kl., Wallfahrt 164. 178 Eitel Friedrich v. Hohenzollern, B. v. Osnabrück 157 Elgard, Dr. Nikolaus 133 Elisabeth I., Kgin v. England 124 – Renata v. Lothringen, Gem. Kurf. Maximilians v. Bayern 96 Ellwangen, F. propstei 109. 111 f. Elsass 96. 140 England 85. 123 f. 136. 160. 182 Englische Fräulein 85. 146 Erasmus Desiderius v. Rotterdam 29. 63. 80. 142 Erbsünde 40. 48 Erfurt, Universität 137 Ermland, Bm. 83. 159 Ernst v. Bayern, B. v. Passau, Eb. v. Salzburg 106. 147 – v. Bayern, Kurf. v. Köln 94 f. 103. 156 –158 Escorial 164 Eucharistie (-lehre) 22. 39. 49 f. 171 Eudes, Jean Baptist, hl. 174 Europa 92. 121. 134. 145. 182 Evangelische Räte 74 f. 82 Evangelium 38. 74 f. Exemtion 47. 51. 89. 128 Exerzitien 76. 77 f. 127. 130. 174 Exulanten 117 Faber, Petrus SJ 77. 137 Fabri, Johannes, B. v. Wien 39

Register Farnese, Dynastie 71 – Alessandro 102 Fegefeuer 53 f. 68. 179 Feldsberg, Barmherzige Brüder 81 Ferdinand I., K., Ehg. v. Österreich 34. 36. 43 f. 51 f. 62 f. 92 f. 97. 101. 138. 148. 179 – II., K., Ehg. v. Innerösterreich 71. 88. 98 –100. 113 –116. 118. 138. 148 – III., K. 122. 172 f. – Kg. v. Aragón 24 – v. Bayern, Kurf. v. Köln 103. 111. 119. 156 f. – I., Ehg. v. Tirol 97 f. – II., Ehg. v. Tirol 88. 100 – Maria, Kurf. v. Bayern 146 Fidelis v. Sigmaringen, hl., OFMCap 176 f. Filippo Neri, hl., Or 84. 172. 175 f. Firmung 49. 142. 171 Flandern 134 Florenz, Akademie 28 – Konzil 69 Förner, Friedrich, Weihb. v. Bamberg 109. 131 Frangipani, Ottavio Mirto, N. 133 Franken 21. 85. 143 – Reichskreis 120 Frankreich 15. 27 f. 43 f. 51 f. 60. 62. 65. 69. 71 f. 79. 83 f. 86. 90. 112. 121. 123. 132. 158 –160. 165. 182 Franz I., Kg. v. Frankreich 46 f. 60 – II., Kg. v. Frankreich 51 – Wilhelm v. Wartenberg, Kard., B. v. Osnabrück 119. 122. 157 – v. Sales, hl., B. v. Genf 72. 83. 127. 129 f. 159 – Xaver, hl., SJ 78. 161. 176 Franziskaner (-orden) 38. 66. 79. 86 f. 96. 146. 159. 162 – Observanten 79. 86 f. 156 Franziskus v. Assisi, hl. 79. 86 f. Frauenkongregationen 85 Frauenorden 82 Freiburg i. Breisgau 79. 87. 100. 138 Freising, B., Bm. 32. 34. 94. 103. 147

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Freudenthal 102 Friaul 97 Friedrich III., K. 19. 32 – V., Kurf. v. d. Pfalz (Winterkönig) 113. 117 – der Weise, Kurf. v. Sachsen 22 Frömmigkeit (-sformen) 15. 17. 23. 36. 42. 157. 163. 182 Fronleichnam 22. 50 Fugger, Ulrich 114 Fulda, F. abtei 105. 108 – Seminar 137 Fürstenspiegel 146 Galilei, Galileo 71 f. 182 Gallikanismus 28. 41. 159 f. Garzodoro, Coriolano, N. 133. 156 Gebhard Truchseß v. Waldburg, Kurf. v. Köln 95 Geharnischter Reichstag s. Augsburg, Reichstag (1547/48) Geheimprotestantismus s. Kryptoprotestantismus Gehorsam 23. 74. 76 Geistlicher Vorbehalt 44. 92. 95. 112. 118. 121 Gelübde 75 f. Generalstaaten s. Niederlande Genf 112. 129 Georg d. Bärtige, Hg. v. Sachsen 33. 39 Gerhard van Groesbeck, Kard., B. v. Lüttich 158 Germanicum s. Rom, Collegium Germanicum Giberti, Gian Maria, B. v. Verona 27 Giustiniani, Paolo 26 Glarus, Kanton 109 Glatz, Fm. 116 Glaubensbekenntnis s. Trient, Glaubensbekenntnis Glogau, Fm. 116 Goa 161 Görz 97 f. Gott 11. 40. 49 f. 54. 59. 76 f. 127. 146. 175. 178. 182 Göttweig, Kl. 89

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Register

Granada 24. 81 Gravamina nationis germanicae 20. 37. 59 Graz 94. 97 f. 149 – Nuntiatur 133. 149 – Seminar, Universität 137. 139 Gregor VII., hl., P. 64 – XIII., P. 65. 67. 79. 83 f. 95. 131–133. 136. 144. 147. 159. 165. 173 f. – XIV., P. 67 – XV., P. 55. 69. 70 f. 85. 109. 114. 176 Gregoriana s. Rom, Collegium Romanum Gregorianischer Kalender 65 Gretser, Jakob SJ 177 Griechen 28. 136 Griechisch-katholische Kirche 69 – -orthodoxe Kirche 28. 69 Grimmelshausen, Hans Jakob Christoph v. 167 Groote, Gerhard 23 Gropper, Johannes 39. 42 f. 156 – Kaspar, N. 133 Grünwalder Konferenz 33 Gryphius, Andreas 167 Guarini, Guarino 165 Guise, Dynastie 123 Gustav Adolf, Kg. v. Schweden 114. 120 Gymnasien 78. 82. 134. 139. 149 Habsburger, Dynastie 100 f. 110. 133. 182 Habsburgische Erblande 32. 36. 83. 88. 92. 97. 115. 121. 139. 145. 167 Hadrian VI., P. 25. 34. 59. 175 Hagenau, Friede 106 – Religionsgespräch 40 Halberstadt, Hst. 37. 92. 102. 119. 121. 143 Hall, Jesuitenkolleg 149 Halle 22 Häresie 25. 46. 92. 140. 177 Harrach, Ernst Adalbert Gf. v., Eb. v. Prag 150 Hebräisch 28 f. 48. 90

Heidelberg 114. 140 Heiligenverehrung 41. 53 f. 75. 175 f. Heiliges Jahr 68. 72 Heinrich VIII., Kg. v. England 30. 123 – II., Kg. v. Frankreich 123 – III., Kg. v. Frankreich 123 – (v. Bourbon-Navarra) IV., Kg. v. Frankreich 69. 123 – v. Knöringen, B. v. Augsburg 118. 122. 136. 139 – v. Sachsen-Lauenburg, Eb. v. Bremen 142 Helding, Michael, Weihb. v. Mainz 40. 42 f. 47 Henneberg, Gfn. v. 104 Herberstorff, Adam Gf. v. 117 Hermann v. Wied, Kurf. v. Köln 37. 42 Herz-Jesu-Verehrung (-Andacht) 129. 173 f. Hessen, Deutschordensballei 143 Hessen-Kassel, Landgf.schaft 112 Hexen, Hexerei 107–110. 182 Hexenhammer 108 Hieronymus, hl. 26. 29. 48 Hildesheim, Hst. 37. 94. 119. 157 Hiltpoltstein 112 Hinterindien 161 Hochstifte 37. 44. 92. 103. 108. 119. 142 –144. 181 Hohenwaldeck 94 Hohenzollern, Dynastie 111 Holstein-Gottorp, Dynastie 142 Holzhauser, Bartholomäus 84 Honorius III., P. 86 Hosius, Stanislaus, Kard., B. v. Ermland 159 f. Hugenotten 51. 112. 123. 159 Humanismus, Humanisten 24. 27– 30. 38. 42. 58. 64. 126 Hussiten 39. 115 Ignatius, hl., B. v. Antiochien 76 – v. Loyola, hl., SJ 25. 27. 75 –77. 81. 92. 92 f. 135 f. 160 f. 163. 176 Indersdorf, Stift 22 Index 39. 53. 62. 63 f. 67

Register Indianer 162 Indien 87. 160. 161 Ingolstadt, Jesuitenkolleg 77. 110. 138. 146. 175 – Priesterseminar 84. 145 – Universität 33. 96. 98. 119. 138. 140. 145 Innerösterreich 36. 97– 99. 116. 133. 147. 149 Innozenz VIII., P. 108 – IX., P. 67 – X., P. 72. 121 f. – XI., P. 84. 173 – XII., P. 144 Innsbruck 77. 79. 88. 97 f. 140. 149 Inquisition (-skongregation), Römische 61– 64. 67 f. 71. 108 f. – Spanische 25. 63. 102. 109 Institoris, Heinrich OP 108 Institutum Beatae Mariae Virginis 85 Irland 123 f. 136. 160 Isabella, Kgin v. Kastilien 24 f. Isidor Labrador, hl. 176 Italien, Italiener 13. 16. 18. 28. 47. 52. 58. 61. 65 f. 79. 81. 86. 90. 130. 136. 145. 159. 169 f. 172. 179. 181. 183 Jägerndorf, Fm. 116 Jakob v. Eltz, Kurf. v. Trier 158 Jakobus a Voragine 75 Japan 161 Jay, Claudio SJ 138 Jerusalem 27. 76. 167. 178 Jesuiten (-orden) 65. 69. 75 –78. 83. 87. 89. 96. 109. 112. 117. 124. 126. 134 – 141. 144 –146. 149 f. 156 –162. 164. 166. 168 f. 172. 174 –176. 181 Jesuitenuniversität 139 f. Jesus s. Christus João III., Kg. von Portugal 161 – IV., Kg. von Portugal 172 – V., Kg. von Portugal 164 Johann Schweikard v. Kronberg, Kurf. v. Mainz 104 – VI. v. d. Leyen, Kurf. v. Trier 105. 138

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– VII. v. Schönenberg, Kurf. v. Trier 158 – v. Hoya, B. v. Münster, Osnabrück 156 f. – v. Manderscheid, B. v. Straßburg 106 – III., Hg. v. Jülich-Cleve u. Berg 142 – Adam v. Bicken, Kurf. v. Mainz 104 – Friedrich, Kurf. v. Sachsen 46 – Georg Fuchs v. Dornheim, B. v. Bamberg 120 – Georg v. Brandenburg 106 – Gottfried v. Aschhausen, B. v. Bamberg, Würzburg 105 – Philipp v. Schönborn, Kurf. v. Mainz, B. v. Würzburg 84 – Sigismund, Kurf. v. Brandenburg 111 – Wilhelm, Hg. v. Jülich-Cleve u. Berg 111 Johannes Chrysostomus, hl. 73 – von Capestrano, hl., OFM 22. 150 – v. Gott, hl. 81 – vom Kreuz, hl., OCarm 88. 166. 178 – v. Nepomuk, hl. 176 Johanniterorden 64 José de Calasanz, hl. 81 Joseph, hl. 150. 180 Juan d’Austria, Don, 65 Judentum 115 Juliana v. Lüttich, hl. 22 Jülich-Berg-Ravenstein, Hm. 111 f. Jülich-Cleve, Hm. 137. 142 Julius Echter v. Mespelbrunn, B. v. Würzburg 94. 104 f. 109. 139. 141 Julius II., P. 58 – III., P. 13. 49. 62. 135. 139 – v. Pflug, B. v. Naumburg-Zeitz 40 f. Kaiser 32. 35. 37 f. 44. 48. 60. 65. 94. 107. 110. 114 –116. 119 –122. 131. 150. 180 Kaiserhof, Nuntiatur 132. 150 Kamillianer 82 Kammin, Bm. 92. 119 Kapuziner (-orden) 79 f. 87. 96. 146. 148. 156. 158. 167. 172 f. Kardinal (-skollegium) 33. 49. 52 f. 58 f. 61 f. 66 f. 160. 178

208

Register

Kardinalstaatssekretär 57. 72 Karl V., K. 26. 29. 31. 36. 38. 40 f. 43. 4 5 – 47. 49. 59 f. 62. 87. 97. 101. 135. 142. 162 – VI., K. 164 – VIII., Kg. v. Frankreich 27 – v. Lothringen, Kard., B. v. Metz, Straßburg 106. 158 – v. Guise-Lothringen, Kard., Eb. v. Reims 52. 97 – v. Lothringen-Vaudémont, Kard., B. v. Toul 158 – v. Österreich, Deutschmeister, B. v. Breslau 102 – Ehg. v. Innerösterreich 97 f. 139. 149 – III., Hg. v. Lothringen 96 – Joseph v. Österreich, B. v. Passau – Borromäus, hl., Kard., Eb. v. Mailand 63 – 65. 69. 79. 83. 127–131. 133. 134. 157 f. 163 f. 169. 171 f. 175 f. 180 Karmeliten (-orden) 88 f. 127. 148. 165. 172 Karmelitinnen 88. 179 Kärnten 97. 99 Kartäuserorden 169 Kastilien 24 f. Kastl, Kl. 21 Katakomben 175 –177 Katechese 27. 39 f. 78. 83 f. 158. 168. 179 Katechismus 43. 52 f. 64. 128. 142. 161. 179 Katharina v. Aragón, Gem. Kg. Heinrichs VIII. v. England 123 – v. Medici, Kgin v. Frankreich 123 Kelchbewegung (s. auch Laienkelch) 93. 107 Kempten, F.abtei 111 Kepler, Johannes 182 Kerli, Jacobus de 169 Keuschheit 23. 74. 76 Kiew, Eb. 69 Kirchenregiment (-hoheit) 91. 93. 100 Kirchenstaat 41. 48 f. 56 – 58. 60 f. 64. 66 f. 69. 71 Klausenburg, Seminar 137 Klausur 82. 82. 85. 88. 127

Klerus 33 – 35. 115. 130. 145 f. 149. 157– 160 Klesl, Melchior, Kard., B. v. Wien 100. 112. 148 Klosterneuburg, Stift 164 Koblenz, Priesterseminar 158 Köln, Eb., Ebm., Kurf. Kurfm. 43. 49. 55. 65. 83. 85. 87 f. 95 f. 103. 133. 136. 141. 156 – Domkapitel 37. 42. 95. 141 – Jesuitenkolleg 138. 170. 174 – Kartause 43. 77. 156 – Rst. 37. 156 – Universität 29. 37 f. 138. 156 Kölner Krieg 94 – 96. 103 Kolonien 108. 160 Kommunion 50. 52. 68. 78. 96. 129. 148. 170 f. 174 Konfessionalisierung 14 –16 Konfessionalisierung, katholische 15. 78. 96. 102 f. 141. 143. 145. 147–149 Konfuzius, Konfuzianismus 161 f. Konkubinat 20. 36. 64. 106. 131. 147. 149 Konstantinopel 28 Konstanz, Bm. 55. 89. 111. 118. 136 – Konzil 18 f. 39 – Rst. 38 Konzil 18 f. 31 f. 40. 45 f. 62. 67 Konziliarismus 19. 28. 45 Konzilskongregation 53. 66 f. Kopernikus, Nikolaus 182 Krain 97 Krankensalbung s. Letzte Ölung Kremsmünster, Kl. 89 Kröver Reich 105 Kryptoprotestantismus 106. 117 Kulm, Bm. 159 Kurie 13. 28. 34. 48. 53. 57. 59. 60 – 62. 69 f. 80. 85. 94. 121. 132 f. Kurkolleg 95. 114 Kurpfalz 104. 110 –113 Kyoto, Jesuitenmission 161 Laibach, Bm. 149 Laien (-frömmigkeit) 22. 26. 170

Register Laienkelch 39. 41. 51 f. 93. 99. 141 f. Lamormaini, Wilhelm SJ 116 Landeshoheit 92. 121 Landsberger Bund 93 f. Landshut 93. 146 Las Casas, Bartolomé de OP 162 Lasso, Orlando di 169 Latein 29. 134. 166. 168 Lateinamerika 87. 162 Laterankonzil (IV.) 50; (V.) 19. 45 Laurentius v. Brindisi, hl., OFMCap 80. 148 – v. Schnüffis OFMCap 167 Lausitzen 101. 120. 143 Laymann, Paul SJ 118 Laynez, Jakob SJ 77. 134 Lazaristen 84. 130. 162 Leipziger Disputation 31 Leisentritt, Johann 170 Leo X., P. 13. 26. 58. 86 León 24 Leopold I., K. 140. 167. 173 – v. Österreich, B. v. Passau, Straßburg 101 f. 139 – Wilhelm v. Österreich, B. v. Passau 102 f. 119 f. 148 Lepanto, Schlacht 65. 173 Letzte Ölung 49 f. 142. 171 Leunis, Johannes SJ 174 Liechtenstein, Dynastie 150 Liegnitz, Fm. 116 Liga 65. 80. 105. 111. 111–113. 120. 140 Limburg, Franziskanerinnen 87 Lindau, Rst. 38 Lindmayr, Maria Anna OCarm 179 Loccum, Kl. 143 Lohelius, Johannes, Eb. v. Prag 150 Loreto, Wallfahrt 98 f. 178 Lorsch, Kl. 114 Lothar v. Metternich, Kurf. v. Trier 158 Lothringen 90. 96 f. 108. 158 Löwen, Universität 38. 59. 63. 135. 138 Lübeck, Hst. 37. 92. 119. 142 f. Ludolf v. Sachsen 75 Ludovico Madruzzo, Kard., B. v. Trient 132. 149

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Ludwig XII., Kg. v. Frankreich 27 – XIII., Kg. v. Frankreich 172 – XIV., Kg. v. Frankreich 123 – X., Hg. v. Bayern 33 Luis de Granada OP 127 Lüneburg, Kl. St. Michael 143 Luther, Martin 11–13. 23. 29 – 31. 33. 38. 40. 42. 45. 48. 50 f. 59. 112. 138. 156. 181 Luthertum, Lutheraner 14. 38. 79. 96. 99. 101. 106 f. 110. 115. 117. 119. 123. 142 f. 156 Lüttich, Hst. 83. 85. 94. 157 f. Luzern, Nuntiatur 133 Lyon, Konzil 49 Mabillon, Jean OSB 90 Macao 161 Mädchenerziehung 83. 85. 148 Maderno, Carlo 70 Madrid 94. 114 Mafra 164 Magdalena v. Bayern, Gem. Hg. Wolfgang Wilhelms v. Pfalz-Neuburg 111 Magdeburg, Ebm. 37. 92. 102. 119. 120 f. 150 Mähren 89. 101. 113. 115 f. 150 Maidalchini, Donna Olimpia 72 Mailand, Ebm. 64. 127 f. 172 – Priesterseminare 128 Mainz, Eb., Ebm., Kurf. Kurfm. 20. 33. 43. 47. 49. 84. 94. 104. 108 f. 111. 133. 137. 149 Majestätsbrief 101. 114 Malakka 161 Malaspina, Germanico, N. 133 Malmedy, Reichsabtei 94 Manierismus 164 Mansfeld, Agnes Gfin v. 95 Mantua (Konzilsort) 46 Marcellus II., P. 59. 62 Marcus Sitticus v. Hohenems, Eb. v. Salzburg 106 Margarete v. Valois, Kgin, Gem. Kg. Heinrichs IV. v. Frankreich 123

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Register

Maria die Katholische, Kgin v. England 124 – Stuart, Kgin v. Schottland 124 – v. Bayern, Gem. Ehg. Karls v. Innerösterreich 98 – Anna v. Österreich, Gem. Kurf. Maximilians v. Bayern 146 Maria-Hilf-Kult 173 Marianische Kongregationen 78. 172. 174 f. 177 Mariazell, Wallfahrt 178. 180 Marienverehrung 98. 143. 146. 172 f. 180 Marillac, Louise de 85 Maroniten 136 Martin v. Schaumberg, B. v. Eichstätt 107 – v. Cochem OFMCap 167 Märtyrer 175 f. Matrikel (Namensverzeichnisse) 53. 70. 104 Matteo da Bascio OFMCap 79 Matthäus Lang, Eb. v. Salzburg 106 Matthias, K., Ehg. v. Österreich 100 f. 110. 112. 148 Mauriner (Kongregation St. Maur) 90 Max Emanuel, Kurf. v. Bayern 88 Maximilian II., K. 93 f. 97. 99. 101 – Kurf. v. Bayern 71. 87– 89. 96. 105 f. 110 –114. 117. 120 f. 146. 146. 172. 173 – Ehg. v. Österreich, Deutschmeister 101 f. 110. 149 Meaux 27 Mecheln, Bm. 55 Mecklenburg, Hm. 109. 121 Medici, Dynastie 69 Meißen, Bm. 92 Melanchthon, Philipp 32. 38. 141 f. Melchior Otto Voit v. Salzburg, B. v. Bamberg 140 Melk, Kl. 21. 89 Mendikanten s. Bettelorden Mercurian, Everard SJ 78 Mergentheim 102 Merici, Angela, hl. 82 Merseburg, Bm. 92

Messbuch 53. 62. 64. 128 Messe 39. 52. 78. 142. 161. 169 f. Metz, Bm. 97. 121. 158 Michael v. Kuenburg, Eb. v. Salzburg 93 Michelangelo Buonarotti 61. 70. 163 Minden, Hst. 37. 92. 119. 121. 143. 157 Minoriten 86 Mission (s. auch Propaganda Fide) 70. 78. 87. 159 –162 Mittelamerika 160 Modernisierung 14. 54. 57. 181 Mohács, Schlacht 124 Molsheim, Priesterseminar, Universität 139 f. Molukken 161 Moritz v. Hutten, B. v. Eichstätt 42 – Kurf. v. Sachsen 50 Morone, Giovanni, Kard. 40. 51– 53. 62 f. 132. 135 Morus, Sir Thomas, hl. 29 Mühlberg, Schlacht 41. 49 Mühldorfer Konvent 34. 37 Mühlhausener Kurfürstentag 118 München 79. 81. 83. 85. 88. 98. 146. 167. 169. 172. 177 – Jesuitenkolleg St. Michael 77. 94. 146 Münchner Konferenz 98 – Vertrag 113 Münster, Bm., Hst. 23. 37. 103. 140. 156 – Friedensverhandlungen 121 f. – Niederstift 104. 142 Murillo, Bartolomé Esteban 166 Murner, Thomas OFM 38 Musik 168 –170 Muslime 24 f. Mystik 23. 25. 88. 127. 178 f. Namur, Bm. 55 Nantes, Edikt 123 Nassau, Gf.schaft 109 Nationalkonzil 37 f. 45. 51 Naumburg, Bm. 92 Nausea, Friedrich, B. v. Wien 39 Neapel 64

Register Neisse, Fm. 116 Neithard v. Thüngen, B. v. Bamberg 105 Nemours, Edikt 123 Nepotismus 57. 68. 71 f. 145 Neuburg 81 Neues Testament s. Bibel Niederlande 13. 23 f. 55. 94. 102. 123. 164 f. Niederösterreich 97. 99 f. 147 f. – Landstände 99 f. 116 Niedersachsen, Reichskreis 119 Nikolaus v. Kues s. Cusanus Nikolaus V., P. 19. 28. 58 Nikolsburg, Piaristen 81 Ninguarda, Feliciano OP, N. 133. 147 Norbert v. Xanten, hl. 90. 150 Nuntien, Nuntiaturen 65. 95. 98. 132 – 134. 147. 156. 181 Nürnberg, Rst. 22. 29. 36 f. 93. 120. 143 – Reichstag (1522/23) 45. 59 Nürnberger Friedensexekutionstag 122 Oberösterreich 36. 97. 99 f. 113 f. 117 – Landstände 100. 117 Oberpfalz 114. 117. 121 Observanz 22. 25. 75. 86. 88 Olmütz, Bm. 102. 137. 139 Oratorium, Oratorianer 26. 84 Oratorio del divino amore (Rom) 13. 16. 27. 80 f. Oratorium (Kunstform) 170 Ormaneto, Niccolò 64. 128 Osmanen s. Türken Osnabrück, B., Bm., Hst. 37. 104. 119. 140. 142. 157 – Friedensverhandlungen 121 – Gymnasium Carolinum u. Seminar 157 Osterpflicht 104 f. 171 Österreich 17. 21. 25. 80. 85. 102. 111– 113. 141. 147 f. 173. 180 – Landstände 93. 97 Ostkirchen 136 Ottheinrich, Kurf. v. d. Pfalz 114

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Otto Truchseß v. Waldburg, Kard., B. v. Augsburg 44. 55. 95. 107. 118. 131. 139 Ottobeuren, Kl. 164 Paderborn, Hst. 37. 104. 139. 142 Padua, Universität 27 Pagl, Maximilian OSB, Abt 165 Palästina 98 Paleotti, Gabriele, Kard. 165 Palestrina, Giovanni Pierluigi da 169 Papsttum, Papst 11. 13. 16. 19. 28. 31– 33. 35. 37. 45. 47. 52 f. 56 –73. 76. 85. 92 f. 102. 107. 122. 131 f. 141. 144. 147. 175 f. 181 Paraguay 162 Paray-le-Monial, Kl. 174 Paris 90. 123. 129. 138. 162 – Universität 24. 28. 63. 76. 135 Paris Gf. v. Lodron, Eb. v. Salzburg 140 Parma, Hgm. 60. 71 Pascal, Blaise 182 Passau, B., Bm., Hst. 32. 34. 102 f. 107. 111. 147 f. Passauer Vertrag 41. 43 f. 93. 97. 118 Patrimonium Petri 56 Patrona Bavariae 173 Paul III., P. 26. 39. 41. 45 – 47. 49. 57. 60 f. 76 – IV., P. 51. 61– 63. 76. 80 f. 162 – V., P. 69 f. 83 f. 105. 113. 139 f. 161. 176 – VI., P. 64 Paulaner 82 Paulus, Apostel 11. 26. 40. 65 f. Pázmány, Peter, Kard., Eb. v. Gran 160 Pazzi, Maria Maddalena de, hl., OCarm 178 Peking 161 Pest 72. 82. 128. 179 Petrus v. Alcántara, hl., OFMDisc 86 f. Petrus, Apostel 54. 56. 65. 66. 70 Pfälzer Kur 113 f. 121 Pfalz-Neuburg 107. 111 f. 117 – -Zweibrücken 105

212

Register

Pfarreien, Pfarrer 20 f. 32. 37. 52 f. 61. 70. 78. 90. 99 f. 105. 115. 117. 129 f. 145. 150. 156. 171. 174 Pfefferkorn, Johann 29 Pflug, Julius v. s. B. Julius v. Pflug Pfründen s. Benefizien Philipp II., Kg. v. Spanien 51. 55. 64. 88. 94. 102. 123. 159. 164 – III., Kg. v. Spanien 113 – II., Mgf. v. Baden-Baden 96 – Landgf. v. Hessen 40 – Adolf v. Ehrenberg, B. v. Würzburg 109 Philippinen 87 Philosophie 76. 134 f. Piacenza, Hgm. 60 Piaristen 81 f. Piemont 79 Pietas Austriaca 180 Pietas Bavarica 180 Pirckheimer, Caritas, Äbtissin 29 – Willibald 29 Pisa, Synode 19. 27 Pius II., P. 28. 58 – III., P. 59 – IV., P. 51. 53. 63. 86. 88. 93. 135 – V., hl., P. 48. 63 f. 81. 124. 131. 173 – VII., P. 114 Plato 28 Plautus 168 Plinius 11 Pole, Reginald, Kard. 27. 52. 62. 124 Polen 37. 69. 81. 86. 124. 132. 159 f. Pomesanien, Bm. 159 Pommern 24 Pönitentiarie 63 f. Pont-à-Mousson, Universität 158 Porcia, Bartolomeo, N. 98. 133. 147 – Girolamo, N. 133 Portugal 132. 159 Pozzo, Andrea SJ 166 Prädestination 112 Prädikanten 98 f. 116 f. Prag 79. 81. 85. 99. 101. 110. 113. 150 – Eb., Ebm. 115. 150 – Jesuitenkolleg 77. 138. 150. 174

– Priesterseminar 137. 150 – Universität 101. 115. 138. 150 Prager Fenstersturz 112. 116 – Friede 116. 119 f. 143 Prälatenorden 21. 89 Prämonstratenser 21. 90. 120 Predigt 23. 27. 34 f. 39. 49. 77– 80. 87. 93. 109. 117. 127. 129 f. 135. 150. 164. 174. 179 Preßburg 85 Preußen, Hgm. 159 Priester 21 f. 26 f. 34 f. 39. 52. 59. 84. 104. 124. 137. 149. 160 Priesterehe 51. 93. 99 Priestermangel 42. 144. 150 Priesterseminar 27. 52. 130. 133. 136 f. 144. 147. 159 Priesterweihe 36. 41. 49. 76. 147 Professio fidei Tridentina s. Trient, Glaubensbekenntnis Prokop v. Templin OFMCap 167. 179 Propaganda Fide, Congregatio de 70 f. 125. 136. 140 Protestantismus, Protestanten 12. 16 f. 38. 40 f. 45 f. 48 – 51. 95. 98 –100. 104 f. 110. 115 –117. 122. 134. 150 Protmann, Regina 83 Prozessionen 22. 50. 70. 168 f. 172. 177 Psaume, Nicolas, B. v. Verdun 158 Pürstinger, Berthold, B. v. Chiemsee 39. 42 Pütter, Johann Stephan 11 Questenberg, Kaspar v. OPraem, Abt 150 Rader, Matthäus SJ 180 Ratio studiorum 134. 139 Ratzeburg, Hst. 37. 119. 121 Raudnitz 22. 150 Realpräsenz 49 f. 172 Rechtfertigung 39. 40. 41. 48 Reformatio Sigismundi 19 Reformatoren 26. 47. 63. 177 Reformierte s. Calvinisten

Register Reformorden 13. 95. 145. 150. 156. 160. 171. 176. 181 Regensburg, Bm., Hst. 32. 111. 147 – Reichstag (1541) 40; (1603) 110; (1608) 110 Regensburger (Kur-)Fürstentag 114. 120 – Konvent 34 f. – Religionsgespräch 46 Regularkleriker 75. 81 Reich (Heiliges Römisches) 16 f. 23 f. 28 f. 41. 43. 46. 51. 53. 61. 64. 65. 77. 79 –81. 84. 87. 89. 92. 109 f. 112 f. 115. 118. 120 –122. 126. 131. 135. 137. 141. 144 f. 163 –165. 171–173. 176. 179. 180 f. Reichshofrat 110. 118 Reichskammergericht 19. 44. 110. 119 Reichskirche 20 f. 32. 42. 103 –107. 121. 132. 136. 144 Reichskreise 44. 119 Reichsstadt 29. 32. 44 Reichstag 107. 112. 121 Reims 160 Religiosenkongregationen 75 Reliquien (-verehrung) 22. 53 f. 177 Renaissance 19. 58 – 60. 98. 163 f. 182 f. Renaissancepapsttum 58 Renate v. Lothringen, Gem. Hg. Wilhelms V. v. Bayern 94. 96 Residenzpflicht (v. Geistlichen) 24. 47 f. 51. 61. 69 Restitutionsedikt 107. 118 –121 Reuchlin, Johannes 29 Rheinpfalz 113 f. Ribera, Jusepe de 166 Ricci, Caterina de’, hl., OP 178 – Matteo SJ 161 Richelieu, Armand v., Kard. 160 Ritenstreit 162 Ritterstift 21 Rom 16. 20. 34. 37. 40. 45 f. 54. 56. 58 – 60. 63. 65 – 67. 70. 76. 81. 84 f. 94 f. 98. 123. 126 –128. 135 f. 144 f. 147. 150. 158. 160. 164. 166 f. 172. 175 –178. 181

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– Collegium Germanicum 95. 119. 132. 136. 144 – Collegium Romanum 135 f. 139. 174 – Il Gesù 164 – S. Giovanni in Laterano (Lateransbasilika) 67. 72 – St. Peter (S. Pietro in Vaticano) 67 f. 70 f. 73. 164 – Universitäten 65. 72 Rosa v. Lima, hl., OP 178 Rosenkranzbruderschaften 87. 173 Rota 63 Rubens, Peter Paul 166 Rudolf II., K. 100 f. 110 f. 114 Ruggieri, Michele SJ 161 Ruthenen 69 Sacco di Roma 60. 81 Sachsen, Deutschordensballei 143 – Hm. (Albertinisch) 137 – Kurfm. 49. 110. 120. 143 Saint-Omer 85. 160 Sakramentalien 80. 182 Sakramente 22. 25. 35. 38. 41. 48. 49. 50. 54. 68. 70. 93. 101. 107. 124. 131. 142. 158. 170 f. 181 Säkularisation 91. 95. 107. 119. 133 Säkularisierung 14. 183 Säkularkongregationen 75. 84 Salamanca, Universität 24 f. Salentin v. Isenburg, Kurf. v. Köln 95. 156 Salesianerinnen 83. 129 Salmerón, Alfonso SJ 138 Salzburg, Eb., Ebm. 32. 34. 55. 79. 81. 84. 87. 89. 98. 106. 133. 145. 147. 149. 165 – Domkapitel 93. 106. 147 – Universität 90. 140 San Severino, Lucio Kard. 70 Sanctum Officium s. Inquisition Santiago de Compostela, Wallfahrt 178 Sarpi, Paolo, Servit 70 Savonarola, Girolamo OP 26 Savoyen 79. 83. 96. 129

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Register

Schall v. Bell, Johann Adam SJ 161 Schatzgeyer, Kasper 39 Schlesien 89. 101. 116. 142 f. Schmalkaldischer Bund 40 f. 46 f. 49. 107 Scholastik 23 – 25. 28. 42. 49. 138 Schottland 108. 136 Schuldramen 134. 168 f. Schwaben 85. 90 – Reichskreis 120 Schweden 69. 120 f. 137. 140 Schweinfurt, Rst. 105 Schweiz 24. 38. 79. 108. 112. 133. 154 Schwerin, Hst. 119. 121 Seelsorge 23. 26 f. 43. 52. 61. 76. 78 – 80. 126 f. 141. 149 Seghers, Daniel SJ 166 Seneca 11. 168 Serviten 87 f. Severano, Giovanni Or 176 Sevilla, Nationalkonzil 24 Siebenbürgen 124 Sigismund III. Wasa, Kg. v. Polen 124 Simultaneum 118. 143 Sixtus IV., P. 25. 58. 132 – V., P. 48. 66 f. 70. 175. 178 Skarga, Peter SJ 69 Slavata, Familie 150 Societas Jesu s. Jesuiten Solari, Santino 165 Somasker 82 Soranzo, Giacomo 128 Soto, Pedro de OP 87 Sozialdisziplinierung 14. 181 Spanien, Spanier 13. 16. 18. 24 f. 47. 51 f. 59. 61 f. 65 f. 68 f. 71 f. 78 – 80. 90. 94. 102. 108. 114. 123. 132. 145. 159. 166. 176 –179 Spätmittelalter 16. 20. 163. 173 f. 178 Spee v. Langenfeld, Friedrich SJ 110. 167. 170 Speinshart Kl. 117 Speyer 37 – Reichstag (1529) 37 Spirituali 26 f. 61. 62 Spiritualität 15. 42

Sprenger, Jakob OP 108 Staatskirche (-npolitik) 24 f. 28. 32. 78. 92. 145. 181 Stabilitas loci 75 Stablo, Reichsabtei 94 Stadl-Paura 165 Staupitz, Johann OESA 87 Steiermark 97. 149 – Landstände 97 f. Stephani, Johann Joachim 44 Stobaeus, Georg, B. v. Lavant 99. 149 Straßburg (Steiermark), Priesterseminar 149 Straßburg, B., Bm., Hst. 102 f. 106. 139 – Rst. 38. 49. 106 Straßburger Franziskanerprovinz 86 f. Straubing, Kapuziner 146 Stuhlweißenburg, Schlacht 80 Subiaco, Kl. 21 Subsidien (päpstliche) 57. 113 f. Südamerika 160. 162 Sulpizianer 85 Sulzbach, Fm. 112. 118 Surius, Laurentius OCart 43 Symbolum Nicaeno-Constantinopolitanum 54 Synoden (Diözesan- Provinz-) 20. 34. 42 f. 53. 55. 128 f. 133. 140. 156 –159 Tametsi 53. 141. 156. 157. 171 Tanner, Adam SJ 109 Taufe 41. 48 f. 131 Täufer 35. 106. 115 f. 156 Terenz 168 Teresa v. Ávila, hl., OCarm 88. 126 f. 164. 166. 176. 178 Teufel 107–109 Theate, Bm. 80 f. Theatiner 27. 80 f. Theologie 23. 28. 30. 76. 134 f. Thomas v. Aquin, hl., OP 24. 39. 50. 64. 135 – v. Kempen 23 – v. Villanova, Eb. v. Valencia 72 Thomasius, Christian 110

Register Thüringen 20 – Deutschordensballei 143 Tilly, Johann Tserclaes Gf. v. 111. 113 f. 119. 140 Tirol 79. 86 f. 100. 133. 149 Toul, Bm. 97. 121. 158 Tradition (apostolische) 47. 54 Transsubstantiation 50 Trappisten 90 Tridentinum s. Trient, Konzil Trient, Bm. 100. 149 Trient, Konzil 13. 24 f. 30. 40. 46 – 55. 58. 61. 63. 75. 77. 82. 89 f. 122. 126. 128. 130 –132. 138. 140 f. 145. 148. 156. 159. 164 f. 169 –171. 175. 179. 181 – Glaubensbekenntnis 15. 53. 54 f. 64. 131. 141. 145. 149. 156 –158 – Reformdekrete 27. 67. 123. 144. 150. 156 –159 Trier, Eb., Ebm., Kurf. Kurfm. 47. 49. 55. 85. 94. 105. 108 f. 111. 133. 138. 144. 158 – Jesuiten 108. 158 Triest 97. 149 Troppau, Fm. 116 Tschernembl, Georg Erasmus v. 117 Tunis 130 Turin 165 Türken 36. 46. 57. 64 f. 72. 80. 97 f. 110. 120. 124 f. 173. 179 Tyrnau, Universität 160 Ulenberg, Kaspar 170 Ulm, Vertrag 113 Ulrich, hl., B. v. Augsburg 175 Umbrien 56. 79 Ungarn 46. 81. 124 f. 160. 173 Union 111. 113 f. Universität 24. 29. 38. 78. 135. 137–140. 160 Urban VII., P. 67 – VIII., P. 71 f. 85. 88. 164. 172. 176 – v. Trennbach, B. v. Passau 107. 147 Urbino, Hgm. 71 Ursulinen 82. 148 Utraquisten 101. 150

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Utrecht, Bm. 59 Utrechter Union 102 Valencia, Universität 135 Valla, Lorenzo 28 Valladolid 24. 123. 160 Vasari, Giorgio 58 Vega, Lope Félix de 168 Venedig 26 f. 68. 70. 81. 132 Verden, Hst. 37. 92. 119. 121. 143. 157 Verdun, Bm. 97. 121. 158 Verona, Bm. 27. 81 Vervaux, Johann SJ 122 Vervins, Friede 69 Viacenza 81 Viadana, Lodovico Grossi da 170 Vinzentinerinnen 85. 130 Vinzenz v. Paul, hl., 84 f. 129 f. 159 Visitantinnen s. Salesianerinnen Visitation 20 f. 29. 33 – 36. 42. 53. 68. 72. 87. 99. 104. 129 –131. 142. 146 f. 149. 156 –158 Vitelleschi, Mutius SJ 85 Vitoria, Francisco de OP 24 Volders 165 Volksmission 78. 80. 82. 150. 160 Vorlande (Österreichische) 97. 100 Vulgata 47. 48 Wahlkapitulation 144. 144 Waldenser 79 Walderbach, Kl. 117 Waldsassen, Kl. 117 Walldürn, Wallfahrt 22 Wallfahrt (-skirchen) 22. 76. 80. 84. 87. 99. 173. 177 f. Wallis 79 Wangnereck, Heinrich SJ 122 Ward, Mary 85 Weingarten, Kl. 164 Weißer Berg, Schlacht 113 f. 116. 148. 150 Wertheim, Gfn. v. 105 Westfalen, Hgm. 103. 109. 133 Westfälische Friedensschlüsse 11 f. 17. 69. 96. 107. 116. 119. 122. 143. 157

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Register

Wetzlar, Dom 143 Wiedertäufer s. Täufer Wien 36. 79. 81. 83. 85. 97. 118. 138. 148. 165. 173. 179 – Bm. 32. 99. 148 – Jesuitenkolleg 77. 138. 148. 174 – Priesterseminare 137. 160 Wiener Konkordat (1448) 20 Wiener Neustadt, Bm. 32. 99. 148 Wieskirche bei Steingaden 165 Wilhelm IV., Hg. v. Bayern 33 – V., Hg. v. Bayern 94. 94 f. 98. 145 – V., Hg. v. Jülich-Cleve u. Berg 142 – Mgf. v. Baden 96 – V., Landgf. v. Hessen 121 Wilsnack, Wallfahrt 22 Windesheim, Stift 23 f. Winterkönig s. Friedrich V., Kurf. v. d. Pfalz Wittelsbacher (s. auch Bayern) 94 – 96. 146. 180 Wittenberg 22. 35 Wohlau, Fm. 116 Wolf Dietrich v. Raitenau, Eb. v. Salzburg 106. 147

Wolfgang v. Salm, B. v. Passau 107 – Wilhelm, Hg. v. Pfalz-Neuburg 111 f. 118 Worms, Reichstag (1495) 19; (1521) 31 Wormser Edikt 31. 33. 38. 59. 101. 118 Württemberg, Hgm. 49. 111. 118. 120 Würzburg, B., Bm., Hst. 21. 84. 109. 111 f. 139. 141 – Domkapitel 105. 139. 141 – Stiftsritterschaft 104. 139 Ximénez de Cisneros, Francisco, Eb. v. Toledo 24 f. 80. 162 Zaccaria, Antonio Maria, hl. 172 Zauberer, Zauberei 107–110 Zelanti 52. 61 f. Zimmermann, Dominikus 165 Zisterzienser 90 Zölibat 39. 41. 142. 157 Zönobiten 74 Zurbarán, Francisco de 166 Zwingli, Huldrych 51 Zwinglianer 28