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German Pages [152] Year 2011
Kaiserjubi läum u n d K r e u z e s f r ö mm i g k e i t Stefan Malfèr
Habsburgische »Pietas Austriaca« in den Glasfenstern der Pfarrkirche zum heiligen Laurentius in Wien-Breitensee Mit Farbtafeln von Herbert Stöcher
böhlau verlag wien . köln . weimar
Gedruckt mit der Unterstützung durch:
Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung in Wien
GLASMALEREI GLASEREI
MA 7 Kulturamt der Stadt Wien Erzdiözese Wien Bezirk Penzing
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-78627-6 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2011 by Böhlau Verlag Ges. m. b. H. & Co. KG, Wien · Köln · Weimar http://www.boehlau-verlag.com Umschlagabbildungen: Ausschnitte aus den Glasmalereien der Pfarrkirche Breitensee (Fotos: Herbert Stöcher) Umschlaggestaltung: Michael Haderer Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Druck: Széchenyi István, 9027 Györ
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S
7 – Vorwort
1. Teil: Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster 11 13 14 19 23 30 33 35 44 46
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Die Glasfenster der Breitenseer Kirche – ein herausragendes Beispiel der Glasmalerei des Historismus Die Quellen im Pfarrarchiv: das Gedenkbuch und die Jahresberichte des Kirchenbauvereins Kaiser-Jubiläumskirche zum 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs I.: der Beschluss Kaiser-Jubiläumskirche: die Umsetzung Bestellung und Lieferung der Fenster Die unbekannten Maler Ferdinand Ordelt und das Bildprogramm Der Inhalt der Bilder und ihre Quellen Zur Interpretation der Geschichten und Bilder Ansammlung oder Zyklus?
2. Teil: Die „Pietas Austriaca“, ihre historischen und literarischen Quellen und ihre Umsetzung in den Breitenseer Fenstern 49 51 53 54 59 62 62 66 68 72 74
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„Pietas Austriaca“ – ein vergessenes Modell der Herrschafts- und Geschichtsdeutung a) Eucharistische Frömmigkeit b) Marienverehrung c) Kreuzesfrömmigkeit Die „Pietas Austriaca“ und der habsburgische Patriotismus des 19. Jahrhunderts Die habsburgische Kreuzesfrömmigkeit im populären Schriftgut des 19. Jahrhunderts a) Lehrbücher für den Geschichtsunterricht b) Deutschlesebücher c) Patriotische Bücher Ferdinand Ordelt und die „Pietas Austriaca“ Vom Ende eines Reiches und vom Vergessen
inhaltsverzeichnis
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3. Teil: Die Bildquellen der Breitenseer Fenster 79 80 82 83 85 86 88 89 92 94
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97 – 99 111 115 117
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121 –
Ikonografische Vorlagen a) Die Bilder der Apsisfenster (Bilder 1, 2 und 12) b) Kaiser Konstantin I. (Bild 4) c) König Stephan I. von Ungarn (Bild 5) d) König Rudolf I. von Habsburg (Bild 6) e) Ferdinand III./II. (Bild 8) f) Kaiser Karl V. (Bild 9) g) Marco d’Aviano und Kaiser Leopold I. (Bild 11) Über die Umsetzung der Vorlagen in den Breitenseer Fenstern Noch einmal: Ansammlung oder Zyklus? Ein Nachwort Bibliografie Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen Bildquellenverzeichnis Personen- und Ortsregister Farbtafeln
Farbabbildungen nach S. 96
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Inhaltsverzeichnis
VORWORT
Vom wiederholten Betrachten der Glasfenster in der Breitenseer Pfarrkirche bis zu diesem Buch war es eine lange und spannende Reise. Ich danke allen, die mir zugehört haben, wenn ich von meinen Entdeckungen erzählte, vor allem meiner Familie. Für unterschiedliche Hilfestellungen danke ich Markus Baier, Georg Fröschl, Anna Stöcher und Michael Zotlöterer. Ich danke den im Impressum genannten Institutionen und Betrieben und einer Reihe von Privatpersonen aus der Pfarre für die finanzielle Unterstützung bei der Drucklegung. Ich danke dem Böhlau Verlag für die Aufnahme in das Verlagsprogramm. In besonderer Weise danke ich Herbert Stöcher, der in die fotografische Umsetzung meiner Ideen sehr viel Kenntnis, Zeit und Liebe investiert hat. Es war von Anfang an mein Wunsch, nicht nur eine Abhandlung zu schreiben, sondern einen Bildband zu gestalten, um die Schönheit dieser Fenster einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und nicht zuletzt die vielen Details, die mit freiem Auge kaum zu sehen sind, dem Betrachter näherzubringen. Herbert Stöchers Farbtafeln mögen dies bewirken. In der späten Abendstunde des Historismus, der seit rund sechs Jahrzehnten die herrschende Kunstauffassung war, und zugleich in der späten Abendstunde des Hauses Habsburg, das seit sechs Jahrhunderten in Österreich herrschte, entstand in dieser Wiener Vorstadtkirche anlässlich des goldenen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. 1898 ein historistisches Kunstwerk zum Haus Habsburg, das seinesgleichen sucht. Der Sieg der Moderne in der Kunst nach 1900 und der Untergang der Habsburgermonarchie ließen es in völlige Vergessenheit geraten. Was aber noch existiert, weil es nicht zerstört wurde (und wie leicht können Glasfenster zu Bruch gehen!), das kann wiederentdeckt werden.
Vorwort
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1. Teil: Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
DIE GL ASFENSTER DER BREITENSEER KIRCHE Ein herausragendes Beispiel der Glasmalerei des Historismus
Die neugotische Pfarrkirche zum heiligen Laurentius in Breitensee im 14. Wiener Gemeindebezirk wurde in den Jahren 1896–1898 erbaut (Abbildung 1, Farbteil). Sie beherbergt als besondere Ausstattung neun große, mit historistischer Glasmalerei geschmückte Fenster, je drei in den drei gleich großen Apsiden des Hauptschiffes und des nördlichen und südlichen Querschiffes. Es sind zweibahnige, hohe Fenster, die von je einem Vier- bzw. Fünfpass-Maßwerk im Spitzbogen abgeschlossen werden.1 In den neugotischen Kirchen findet man viele bemalte Glasfenster. Der Historismus hat diese altehrwürdige Kunstform wiederentdeckt und gepflegt. Leopold Ernst, der 1858 ernannte erste Dombaumeister des Stephansdomes, klagte über die barocken Eingriffe in den gotischen Stephansdom: „Die gemalten Fenster, als dem Lichte hinderlich betrachtet, wurden zerschlagen und auf Glashütten zum Verschmelzen gesendet. Dieser durch verkehrte Kunstanschauung herbeigeführte [. . .] Zustand benimmt diesem Denkmale deutscher Kunst einen großen Teil seiner überwältigenden Macht.“ Konsequent forderte er die Herstellung gemalter Fenster in der ganzen Kirche.2 In der Folge nahm tatsächlich die Herstellung gemalter Glasfenster einen großen Aufschwung.3 Das 19. Jahrhundert wurde so – nach dem Mittelalter – zur zweiten großen Periode der sakralen Glasmalerei. Allerdings endete diese Periode schon bald nach 1900 mit der Ablösung des Historismus durch die Moderne, und wieder kam eine Zeit geringerer Wertschätzung für Glasfenster. Viele sind im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Inzwischen werden Glasfenster durchaus wieder geschätzt. Manche Fenster nach Entwürfen lebender, international bekannter Künstler haben Berühmtheit erlangt. Langsamer bahnt sich auch das Verständnis für die Glasmalerei des Historismus wieder an.4 Das 19. Jahrhundert war also eine für die Glasmalerei fruchtbare Zeit. Dennoch wird man nicht leicht so viele und so große bemalte Fenster im Verhältnis zur Größe des Kirchenraums finden wie in der Breitenseer Kirche. Jedes dieser Fenster nimmt mehr als 16 m2 ein, alle neun Fenster zusammen bilden eine beeindruckende Fläche von rund 150 m2. Vor allem aber enthalten sie ein wohldurchdachtes Bildprogramm. Nur eines der Fenster, das früheste, ist eine Ausnahme, die anderen acht bilden einen geschlossenen Zyklus, der eine eingehende Untersuchung verdient. Er bringt die Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg samt ihrer theo-
1 Die Fenster der Apsis des Hauptschiffes werden von Vierpass-, die Querschifffenster von Fünfpass-Maßwerken abgeschlossen. Die ausführlichsten und grundlegenden Angaben zur Geschichte des Baus der Kirche sind in der kirchengeschichtlichen Dissertation des langjährigen Pfarrers Monsignore Dr. Hans Schinner enthalten: Hans Schinner, Breitensee – Vom Dorf zur Großstadtpfarre 100–136; eine erste ausführlichere kunsthistorische Beschreibung bietet die ungedruckte Arbeit aus dem Jahr 1982 von Roland Prießnitz, Die Kaiser Jubiläumskirche zu St. Laurentius in Wien – Breitensee. Kurze Beschreibung in: Schütz/Malfèr 63–73; knapp, aber detailliert (mit einigen Fehlern): Dehio 270–273; nur die äußere Gestalt der Kirche ist analysiert bei Scheidl 1998, 183 f. und 203 f., und, für den Druck überarbeitet, Scheidl 2003, 70–73. Die verschiedenen älteren Kirchenführer sind zu vernachlässigen. Gelegentlich wird mit dem Erbauer der Kirche Ludwig Zatzka der Architekt Eduard Zotter (1857–1938) angeführt. Dies dürfte sich auf die Angabe in der nur wenige Zeilen umfassenden Beschreibung bei Kortz 2, 82 beziehen und von dort unkritisch abgeschrieben sein (Wagner-Rieger 240, Dehio, Scheidl); die Angabe dürfte jeder Grundlage entbehren, jedenfalls kommt der Name in den Quellen nicht vor, vgl. dazu Schinner 133, Anm. 124. Überhaupt ist festzustellen, dass in der beschreibenden kunsthistorischen Literatur – wohl aufgrund der Fülle an Details – leicht fehlerhafte Angaben tradiert werden. 2 Kleindienst 108. 3 Dazu Kristan 1986; Oberhaidacher-Herzig mit einer bemerkenswerten Spezialstudie; Spengler (in Arbeit). 4 Vgl. das Schwerpunktthema „Glasfenster des 19. Jahrhunderts“ in: das münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft 62 (2009) Heft 2, Die Glasfenster der Breitenseer Kirche
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logischen Grundlage ins Bild. Die Größe, die künstlerische Qualität und die thematische Geschlossenheit machen diese Fenster und diese Kirche, für die sie konzipiert und angefertigt wurden, zu einem herausragenden, wohl einmaligen Kunstwerk. Es lohnt sich, ihre Entstehung und die Bedeutung dieses Zyklus zu untersuchen. Die vielen anderen Fenster der Kirche passen gut zum Raum und lassen viel Licht herein. Acht kleine Fenster in den Seitenschiffen sind mit Heiligenfiguren geschmückt, meist mit den Namenspatronen ihrer Spender und Spenderinnen. Sie sind ordentlich ausgeführt, aber sozusagen Massenware. Ungezählte solcher Fenster gibt es in den neugotischen und in vielen anderen Kirchen in Stadt und Land. Ganz oben im Hauptschiff – z. T. nur schwer einsehbar – gibt es zehn kleine Rundfenster mit verschiedenen Monogrammen und Symbolen. Wir sehen das Monogramm I.H.S., Herz Jesu und Herz Mariä, Kelch und Hostie, eine Heilig-Geist-Taube, Schlüssel, Kelch u. a. Auch die als Vier- oder FünfpassMaßwerke gestalteten Glasflächen, die die Spitzbogen der großen Fenster in den Apsiden ganz oben abschließen, enthalten ähnliche Symbole, die aber nur ausnahmsweise zum Zyklus gehören. Die Innenfenster zwischen dem Presbyterium und den beiden über der Sakristei bzw. der heutigen Werktagskapelle gelegenen sogenannten Oratorien enthalten je vier kleine, kaum sichtbare Medaillons mit den Symbolen Taube, Osterlamm, Fisch und Korb mit Broten, Pelikan. Die restlichen Fenster im Hauptschiff sind ohne Malerei, nur mit weißem und buntem sogenannten Kathedralglas versehen, ebenso die Fenster der Sakristei, der Werktagskapelle, des Kreuzgangs zwischen diesen beiden Räumen, der anderen Nebenräume und der Türen. Aus viel späterer Zeit stammen die Glasfenster der Taufkapelle und die – sehr schöne – Tür der sogenannten schmerzhaften Kapelle. Leider ist über die Entstehung des Bildprogramms der großen Fenster nichts bekannt. Hans Schinner, der beste Kenner der Geschichte der Pfarre und der Kirche,5 schreibt nichts darüber. Er hätte es gewiss mitgeteilt, wenn er etwas darüber in den Archiven gefunden hätte, die er durchforscht hat. Im Archiv der Pfarre ist wenig zu finden. Immerhin werden einige Tatsachen festgehalten.
90–141, mit Angaben über die systematischen Dokumentationsarbeiten für Deutschland. Zu Österreich siehe Kristan 1986; Spengler (in Arbeit). 5 Vgl. Anm. 1.
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Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
DIE QUELLEN IM PFARR ARCHIV Das Gedenkbuch und die Jahresberichte des Kirchenbauvereins
Die wesentlichen Quellen im Pfarrarchiv sind das handgeschriebene „Gedenkbuch des Kirchenbau-Vereines ‚St. Laurentius‘ in Wien“ und die gedruckten Jahresberichte dieses Vereins. Das „Gedenkbuch“ ist ein prächtiges, mit Metallbeschlägen versehenes dickes Buch, in das zunächst in schönster Kalligrafie die Tätigkeiten des am 3. Mai 1886 gegründeten Vereins und die Geschichte der Erbauung der Kirche samt Aufbringung der Gelder eingetragen sind. Die kalligrafische Darstellung bricht im Jahre 1902 ab (S. 86). In gewöhnlicher Schrift wird die Vereinsgeschichte auf wenigen Seiten bis 1926 fortgeführt (S. 86–94). Nach einigen leeren Seiten (S. 95–99) folgt ein Abschnitt, der mit „Memorabilien-Buch der St. Laurentiuspfarre in Wien XIII/3, Breitensee“ überschrieben ist6 (S. 100–136). Es ist die Pfarrchronik von der Hand des Pfarrers Wenzel Binder für die Zeit von 1899 bis 1910 und des Pfarrprovisors Hermann Held für die Zeit von 1911 bis 1916. Der größte Teil des Buches ist leer (S. 137–604). Die gedruckten Jahresberichte des Kirchenbauvereins beginnen mit dem Bericht über das Gründungsjahr 1886 (Wien 1887), der letzte erschien 1916.7 Sie enthalten den Bericht der Vereinsleitung, Verzeichnisse der Mitglieder und Funktionäre einschließlich Listen der Spender und Spenderinnen und die Jahresabschlüsse. Die Berichte der Vereinsleitung decken sich über weite Strecken mit den Texten des Gedenkbuches, sind aber an manchen Stellen ausführlicher oder kürzer. Sie sind besonders wertvoll für die Zeit ab 1902, in der die Eintragungen in das Gedenkbuch nur mehr kursorisch vorgenommen wurden. Keine neuen Informationen enthält die Pfarrchronik, die es natürlich auch gibt. Zwar beginnt sie mit einem „Bericht über die Gründung des Kirchenbauvereines St. Laurentius in Breitensee“ (S. 3–18). Dieser entpuppt sich aber als zunächst wörtliche Abschrift des „Gedenkbuches des Kirchenbau-Vereines“, um allmählich in eine Kurzfassung desselben überzugehen. Die eigentliche Pfarrchronik ab 1899 legt den Schwerpunkt auf das Pfarrleben unter Auslassung des Baugeschehens. Bevor wir fragen, was wir aus diesen Quellen über die großen Glasfenster erfahren, ist auf eine Grundsatzentscheidung einzugehen, die die Breitenseer im Jahre 1893 getroffen haben, nämlich die Kirche zur KaiserJubiläumskirche zu erklären. Dieser Beschluss sollte für den Inhalt der Fenster von größter Bedeutung werden.
Abb. 2: Das Gedenkbuch des Kirchenbauvereins
6 Breitensee gehörte seit der Eingemeindung 1890/92 zum 13. Bezirk, Hietzing, erst 1938 kam es zum 14. Bezirk, Penzing. 7 Die Serie im Pfarrarchiv ist leider nicht vollständig. Es fehlen die Berichte 3, 4, 6, 11, 23 und 32. Die Quellen im Pfarrarchiv
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K AISER-JUBIL ÄUMSKIRCHE ZUM 50 -JÄHRIGEN REGIERUNGSJUBIL ÄUM K AISER FR ANZ JOSEPHS I.: DER BESCHLUSS
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Dazu zusammenfassend Schinner 91: „Wir dürfen somit schließen, dass die Leute unseres Dorfes gar nichts gegen Penzing hatten, sie hielten nur große Stücke auf ihre Selbständigkeit und wären gerne auch in kirchlichen Belangen unabhängig gewesen.“ 9 Ansitz und Kapelle befanden sich an der Breitenseer Straße auf dem Grundstück, auf dem jetzt die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt, Leyserstraße 6, steht. Zu Sampo und Kienmayer ebd. 36–43; zur Anzahl der Sitzplätze ebd. 107. 10 Ebd. 56–71. 11 Ebd. 92 ff. 12 Ebd. 94 ff.
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Am 4. Mai 1893 fasste die 8. ordentliche Generalversammlung des Kirchenbauvereins den Beschluss, „dass das Gotteshaus bis zum Jahre 1898 vollendet sein und ein Denkmal an das 50jährige Regierungs-Jubiläum Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef I. werden soll“ (Gedenkbuch S. 34). Etwas ausgeschmückt heißt es im Jahresbericht über das Jahr 1893: „Es soll ja die Kirche nach dem Beschlusse der 8. Generalversammlung im Jahre 1898 vollendet dastehen, damit die hiesige Bevölkerung in derselben das 50jährige Regierungs-Jubiläum Sr. Majestät unseres Kaisers Franz Josef I. feiern und für den geliebten Monarchen in derselben beten könne“ (Jahresbericht 8/1893, Wien, März 1894, S. 5). Es war gewiss ein geschickter Schritt, den Bau der Kirche mit dem bevorstehenden Jubiläum zu verbinden, das in der ganzen Monarchie gefeiert werden würde. Bis dahin war der Kirchenbau ein lokales Anliegen gewesen. Breitensee war zwar eine selbstständige Gemeinde, gehörte aber kirchlich gesehen zur Pfarre Penzing. Das empfanden die Breitenseer als große Entfernung. Vielleicht gab es auch eine gewisse Dorfrivalität. Jedenfalls wollte das Dorf Breitensee eine eigene Pfarre sein, und dazu gehörte eine eigene Kirche.8 Es gab bloß eine Kapelle, nämlich die kleine Laurentiuskapelle. Der spanische Edelmann Ludwig von Sampo, der im Gefolge Kaiser Karls VI. aus Spanien nach Wien gekommen war, hatte sie um 1730 für seinen privaten Gebrauch errichtet, nachdem er in Breitensee ein Haus und Güter erworben und das Haus zu einer Art Herrensitz ausgebaut hatte. Er blieb nicht lange in Breitensee. Sein Nachfolger Johann Michael Kienmayer machte die Kapelle um 1740 öffentlich zugänglich. Sie war bei der Breitenseer Bevölkerung beliebt, bot aber nur 30 Sitzplätze.9 Schon 50 Jahre nach dem Bau der Kapelle, zur Zeit der josefinischen Pfarrgründungen, gab es intensive Bemühungen um die Errichtung einer Pfarre.10 Damals gelang es nicht, und Breitensee blieb bei der Pfarre Penzing, ohne eigenen Priester. Erst 1865 konnte die Gemeinde durchsetzen, dass ein Priester als Messeleser ständig im Ort wohnte.11 Als fünfter dieser von der Gemeinde angestellten „Messeleser“, „Aushilfspriester“ oder „Benefiziaten“ kam 1876 Ferdinand Ordelt nach Breitensee, der zur treibenden Kraft für den Neubau der Kirche und die Errichtung der Pfarre werden sollte.12
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Abb. 4: Ferdinand Ordelt (1836–1908), Benefiziat in Breitensee
Abb. 3: Die Dörfer Breitensee und Penzing um 1840; Ausschnitt aus der Perspectivkarte von Niederösterreich von Schweickhardt von Sickingen
Als Ordelt zehn Jahre später, 1886, zusammen mit den maßgebenden Leuten im Ort den Kirchenbauverein gründete und zu dessen Obmann gewählt wurde, war aus dem dörflich-lokalen Anliegen auch ein sozialpolitisches geworden. Es gab nämlich eine starke Bevölkerungszunahme in den Vorstädten und Vororten der sich ausbreitenden Großstadt Wien, und in Breitensee waren viele neue Häuser und Schulen errichtet worden. Die winzige Laurentiuskapelle war längst viel zu klein geworden. Eine ordentliche Seelsorge war nicht mehr möglich. Man befürchtete die gesellschaftliche Verwahrlosung der Bevölkerung.13 Das waren die hauptsächlichen Argumente der Befürworter des Kirchenbaues, und mit diesen Argumenten warb man um Hilfe bei der Finanzierung, die begreiflicherweise die Kräfte der ortsansässigen Bevölkerung bei Weitem überstieg. In dieser Zeit verlor übrigens das Dorf Breitensee seine Selbstständigkeit.
13 Ebd. 98 ff., 107 f.
Kaiser-Jubiläumskirche zum 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs I.: der Beschluss
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14 Zur Eingemeindung ebd. 86. 15 Historisches Lexikon Wien 5, 688. 16 Zu Erzherzogin Marie Valérie (1868– 1924) siehe Hamann 350 f.; Schad 1997, 137; Schad 1998; zu den Exerzitien ebd. 281.
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Es wurde in den Jahren 1890/92 gemeinsam mit 43 anderen Vororten zu Wien eingemeindet.14 Wir wissen nicht, wer die Idee hatte, das geplante Gotteshaus zu einer Kaiser-Jubiläumskirche zu erklären. Vielleicht war es der Benefiziat Ferdinand Ordelt selbst. Vielleicht war es der umtriebige Breitenseer Baumeister Ludwig Zatzka. Zwar war Zatzka, der spätere Erbauer der Kirche, damals noch nicht als Architekt vorgesehen, doch gehörte er zu den Breitenseer Honoratioren. Er war im Gemeinderat des Dorfes gewesen. 1895 wurde er in den Wiener Gemeinderat gewählt. Im selben Jahr wurde ihm der Bau der Kirche übertragen. Später wurde er sogar Wiener Stadtrat.15 Vielleicht ist die Idee beim Stammtisch in einem der Breitenseer Gasthäuser entstanden, wo sich die Dorfgrößen wohl zu einem Glas Wein oder einem Krügel Bier getroffen haben. Jedenfalls haben die Breitenseer Kirchengründungsväter durch den Beschluss vom 4. Mai 1893 den Bau der Kirche noch einmal auf eine höhere Ebene gehoben. Es war nicht ein bloßer Appell an den Patriotismus, um die Spendenfreudigkeit der Ansässigen zu fördern und um auch Personen, die nicht im Ort ansässig waren, für Zuwendungen gewinnen zu können, es war mehr. Die Gründungsväter stellten mit dem Beschluss den Bau in einen politisch-kulturellen Gesamtzusammenhang, sie fügten den kleinen Ort, der durch die Eingemeindung zu Wien gerade seine Selbstständigkeit eingebüßt hatte, in ein größeres Ganzes ein. Aus dem bloß lokalen, pastoralen und sozialpolitischen Anliegen war ein darüber hinausreichendes geistigpolitisches Bauvorhaben geworden. Nicht jede Kirche war ein Denkmal an ein so seltenes und so außerordentliches Ereignis wie das 50-jährige Regierungsjubiläum eines Monarchen. Nur wenige Menschen konnten sich an die Zeit erinnern, in der er noch nicht regiert hatte, und seine Bekanntheit und Beliebtheit hatte einen Höhepunkt erreicht. Nicht jede Kirche war eine Kaiser-Jubiläumskirche! Dieser Schritt brachte wohl auch ein Stück Sicherheit. Der Bau einer Kirche konnte scheitern, auch wenn sie noch so dringend benötigt wurde. Aber konnte, durfte der Bau einer Kaiser-Jubiläumskirche scheitern, unvollendet bleiben, das hehre Ziel aus Geldmangel verfehlt werden? Dass die Gründungsväter solche Gedanken hegten, dass sie eine fromme Instrumentalisierung des Jubiläums im Dienst der lokalen, dringend empfundenen Bedürfnisse und Hoffnungen vornahmen, schimmert aus zwei Absätzen des Gedenkbuchs hervor. Man hatte die jüngste Tochter des Kaiserpaares, Erzherzogin Marie Valérie, zur Übernahme des Ehrenschutzes gewinnen können (Abbildung 5, Farbteil). Die damals 25-jährige, mit dem Erzherzog Franz Salvator verheiratete junge Frau und Mutter war eine sehr gläubige und wohltätige Erzherzogin, die viele Kirchen, Klöster und karitative Einrichtungen unterstützte, darunter in besonderer Weise das Sacré Cœur in Pressbaum, wo sie sogar Exerzitien machte.16 Später übernahm sie auch das Protektorat des Kirchenbauver-
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
eins für den Bau der Pressbaumer Pfarrkirche, die zehn Jahre nach der Breitenseer Kirche erbaut wurde und sich auch Kaiser-Jubiläumskirche nennen durfte.17 Die Übernahme eines Protektorats durch ein Mitglied des Erzhauses war an die Zustimmung des Kaisers gebunden. In der Generalversammlung des Kirchenbauvereins am 12. Oktober 1895 konnte die Bestätigung mitgeteilt werden: „Besondere Freude erregte die Mitteilung, dass Se. Majestät der Kaiser die Übernahme des Protectorates über den Verein durch Ihre k. u. k. Hoheit Frau Erzherzogin Marie Valerie zu genehmigen geruhte.“ (Gedenkbuch S. 39)
Wenige Seiten danach lesen wir: „Ein Werk, an dessen Spitze sich die erlauchte Tochter des erhabenen Kaiserhauses zu stellen geruhte und das Hochdieselbe unter Ihren Schutz nimmt, ist gewiss der allgemeinen Unterstützung umsomehr, da es auch nach den Intentionen des Vereines und den Wünschen der Bevölkerung ein, wenn auch bescheidenes, so doch würdiges Denkmal des glorreichen 50jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät des allergnädigsten Kaisers Franz Josef I. werden soll.“ (Gedenkbuch S. 42)
Die Breitenseer Kirche blieb nicht die einzige Kaiser-Jubiläumskirche. Die bekannteste ist die Pfarrkirche Donaustadt-Mexikoplatz. Im Jubiläumsjahr 1898 – unsere Kirche ging bereits der Vollendung entgegen – wurde ein großes Preisausschreiben zum Bau einer monumentalen Kirche bei der Reichsbrücke zum Gedenken an das 50-jährige Regierungsjubiläum ausgeschrieben. Den Wettbewerb, auch „Konkurrenz“ genannt, gewann der Architekt Viktor Luntz, nach dessen Plänen schließlich die „Kaiser Franz Joseph Jubiläumskirche zum heiligen Franz von Assisi“ auf dem heutigen Mexikoplatz errichtet wurde. Nach der Ermordung der Kaiserin am 10. September 1898 in Genf wurde hier auch die Kaiserin-ElisabethGedächtniskapelle integriert. Die Kirche wurde erst 1913 eingeweiht.18 Auch die Lutherkirche in Währing wurde 1898 als „Evangelische KaiserFranz-Joseph-Jubiläumskirche“ geweiht.19 Zum 60-jährigen Regierungsjubiläum wurde die Neusimmeringer Kirche „Zur Unbefleckten Empfängnis“ am Enkplatz errichtet.20 Nicht nur in Wien wurden solche Kirchen gebaut. Um nur einige Beispiele zu nennen, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit: in Niederösterreich neben der oben erwähnten 1908 eingeweihten Pressbaumer Pfarrkirche die Kirchen in Hirtenberg im Triestingtal, in Maria Gugging bei Klosterneuburg, in Karlstein an der Thaya; in anderen Kronländern in Olmütz (Olomouc), Reichenberg (Liberec), Oderfurt (Přivoz), einem Ortsteil von Mährisch Ostrau (Ostrava), in Dorna Watra (Vatra Dornei) in der Bukowina. Die Geschichte der KaiserJubiläumskirchen ist noch nicht geschrieben. Das Bedürfnis der kaiser-
17 Pressbaum 14 und 22. 18 Historisches Lexikon Wien 2, 375 f.; Katalog Das ungebaute Wien 138–151, beide mit Literaturangaben. 19 Historisches Lexikon Wien 4, 119 f. 20 Historisches Lexikon Wien 4, 389.
Kaiser-Jubiläumskirche zum 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs I.: der Beschluss
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treuen Honoratioren und der Bevölkerung, die Jubiläen zu feiern, brachte eine Fülle von Ideen und Aktivitäten hervor. Kirchen, Spitäler, Schulen, karitative Einrichtungen wurden gebaut, Denkmäler errichtet, Bäume gepflanzt und vieles mehr.21 Die Aktivitäten waren teils genuiner Ausdruck der Anhänglichkeit an das Kaiserhaus, teils Mitläufertum, teils berechnende Verwendung des Anlasses für lokale Zwecke. Die Breitenseer konnten sich jedenfalls, was den Kirchenbau betraf, zugutehalten, dass sie nicht die Letzten waren, sondern sehr früh die ersehnte Kirche zu einer Kaiser-Jubiläumskirche erklärten.
21 Vgl. auch Telesko 2006, 230–241.
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Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
K AISER-JUBIL ÄUMSKIRCHE: DIE UMSETZUNG
Mit der Bezeichnung allein war es nicht getan. Der Jubiläumsgedanke musste in irgendeiner Form sichtbar und für kommende Generationen nachvollziehbar gemacht werden. Zum mindesten musste eine Marmortafel den Anlass benennen. Dies geschah natürlich auch in der Breitenseer Kirche, wie die große rote Marmortafel im Vorraum der Kirche an der linken Seite bezeugt: IHS Am 22. April 1896 begann zum Zeugnis ewiger Dankbarkeit und zur Erinnerung an das fuenfzigjaehrige glorreiche Regierungs-Jubilaeum Sr. Majestaet unseres allergnaedigsten Kaisers
Franz Josef I. der Bau dieses unter dem Protectorate Ihrer k. u. k. Hoheit der Durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Valerie stehenden und von dem Kirchenbauverein St. Laurentius gestifteten Gotteshauses im Beisein Sr. Majestaet des Kaisers und der Mitglieder des Allerhoechsten Kaiserhauses der Durchlauchtigsten Herrn Erzherzoge Ludwig Victor, Rainer u. Eugen mit der feierlichen Grundsteinlegung durch Se. Eminenz dem [!] Cardinal Fürsterzbischof von Wien Dr. Anton Josef Gruscha nach den Plaenen des hiesigen Architecten, Baumeisters Ludwig Zatzka der diesen Bau im Jubilaeumsjahre 1898 auch vollendete. Der Kirchenbauverein war zu dieser Zeit vertreten: durch Hochw. Ferdinand Ordelt Praeses, Vinzens Wessely Vize-Praeses die Vorstands-Mitglieder: Leopold Blach, Franz Dworschack, Andreas Hart, Jos. Höllwarth Franz Humperstetter, Franz Kaurek, Johann Kuckla, Graf Rudolf Mels-Colloredo, Josef Franz Schütz, Josef Weishappel, Ludwig Zatzka, den Bauausschuß: Josef Seitschek Obmann Alexander Moering R.v. Moeringen Stellv., Ferdinand Adam Wessely, Josef Strobl und den Finanzausschuß: Franz Klimak Obmann, Leopold Kichler, Johann Mann, Eduard Zeissel. Gott beschütze sein Haus, wie er bisher den Kaiser beschützt hat.
Der Gedanke wurde auch im Hochaltarbild ausgedrückt, das der Bruder des Baumeisters, der akademische Maler Hans Zatzka, der Kirche schenkte (Abbildung 6, Farbteil). Es gehört zum Bildtypus der „Maestà“, der „Thronenden Madonna“, bei dem Maria mit Kind auf dem Thron sitzt Kaiser-Jubiläumskirche: die Umsetzung
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und von Engeln und Heiligen umgeben ist. 22 Hier sind es die Heiligen Laurentius, der Kirchenpatron, und Franz von Assisi, der Namenspatron des Kaisers. Zu Füßen hält ein Engel einen Wappenschild mit dem habsburgischen Doppeladler, ein zweiter Engel ein Kissen, auf dem die österreichische Kaiserkrone und das Szepter liegen. Zwischen ihnen lehnt ein Medaillon mit dem Porträt Kaiser Franz Josephs mit der Inschrift „Franz Joseph 1848 1898“. Ferdinand Ordelt beschrieb, besser gesagt interpretierte das Bild so: „Vor dem Throne der Mutter Gottes mit dem Jesuskinde kniet23 rechts vom hl. Laurentius der hl. Franziskus mit erhobenen Händen für den Kaiser flehend, dessen Bild ein Medaillon zeigt. Über dieses und über die Kaiserlichen Insignien breiten 2 Engel schützend die Hände und Flügel aus24.“ (Jahresbericht 21/1906, Wien 1907, S. 10)
Weitere Stellen des Gedächtnisses sind das große Mittelfenster des linken Querschiffes mit der Inschrift „Gewidmet von Josef Franz Schütz, Jubiläumsjahr 1898“, die acht Heiligenfenstern in den Seitenschiffen, die alle die Inschrift „Jubiläumsjahr 1898“ tragen, und der Orgelprospekt mit folgender Inschrift: Zur Erinnerung an das fünfzigjährige Regierungs-Jubiläum unseres geliebten
Kaisers Franz Josef I.
widmeten dieses, zur Verherrlichung Gottes bestimmte Werk, der Erbauer dieser Kirche Ludwig Zatzka und dessen Gattin Maria geb. Jary anno MDCCCLXLVIII.
22 Sachs/Badstüber/Neumann 257; Schiller 4/2, 188–191. 23 In Wirklichkeit steht Franziskus, ein Fuß ist aber leicht angewinkelt, weil er auf einer höheren Stufe steht. 24 In Wirklichkeit breiten die Engel nicht die Hände aus, sondern halten Schild und Kissen; die Flügel sind ausgebreitet. 25 Dass auch Franz Joseph den traditionsreichen Familiennamen Karl nach dem Mailänder Seelsorgebischof aus der Zeit der katholischen Reform und Patron der Karlskirche Karl Borromäus erhielt, ist nicht sehr bekannt. Das Hof- und Staatshandbuch führte den Namen stets an, wenn auch in Klammern. Siehe auch Herre 27.
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Der wichtigste Ort der Erinnerung an das Jubiläum sollte das rechte Querschiff werden, die sogenannte Kaiser-Jubiläumskapelle. Die vier Heiligenfiguren des Seitenaltars dort, des sogenannten Josefsaltars, sind alle auf das Kaiserpaar bezogen: oben der heilige Josef, unten links der heilige Franz von Assisi, in der Mitte der heilige Karl Borromäus, somit die drei Namenspatrone des Kaisers, der bei der Taufe am 20. August 1830 den Namen Franz Joseph Karl erhalten hatte.25 Rechts schließlich die heilige Elisabeth von Thüringen, die Namenspatronin der Kaiserin. Ordelt erläuterte die Funktion dieses Altars: „Durch eine Stiftung soll vorgesorgt werden, daß auf diesem Altare für immerwährende Zeiten das heil. Meßopfer für den Kaiser und die verstorbene Kaiserin Elisabeth dargebracht werde.“ (Jahresbericht 21/1906, Wien 1907, S. 10)
Die Kaiserin war am 10. September 1898 dem Attentat eines Anarchisten in Genf zum Opfer gefallen. Für den 27. September war die Kirchweihe anberaumt gewesen. Das Unglück erschütterte das Land, die Breitenseer sahen die Einweihung auf unbestimmte Zeit verschoben, und wenn,
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Abb. 7: Widmung auf dem Prospekt der Mauracher-Orgel in der Breitenseer Pfarrkirche
dann würde sie nicht im Beisein des Kaisers stattfinden. Wie dankbar mussten sie sein, dass die Einweihung dann doch sehr bald, am 8. Oktober 1898, stattfinden konnte und dass der Kaiser trotz des schweren Schicksalsschlags persönlich teilnahm.26 In das Mittelfenster über diesem Altar wurden, ganz unten, Porträts des Kaiserpaares in Medaillonform eingefügt (Tafel 21). Damit sind wir bei den großen Glasfenstern angelangt. Wir wissen, dass sie nach den Angaben des Breitenseer Benefiziaten Ferdinand Ordelt ausgeführt wurden. Er hat sich also ausgedacht, was in den Fenstern abgebildet werden sollte. Es ist anzunehmen, dass die Gründerväter ihrem Priester und Obmann des Kirchenbauvereins freie Hand ließen, die Inhalte zu bestimmen. Sie waren fürs Bauen und für die Finanzierung zuständig. Die Theologie werden sie gerne ihm überlassen haben. Es wird also wohl so gewesen sein, dass sich Ordelt ab 1893, als der Beschluss gefallen war, den Bau zur Kaiser-Jubiläumskirche zu erklären, mit dem Gedanken beschäftigt hat, in welcher Weise diese Idee umgesetzt werden konnte. Zwei Jahre später fiel die Entscheidung, dass die Kirche nach den Plänen Ludwig Zatzkas erbaut werden sollte.27 Ordelt wusste natürlich auch von den geplanten großen Fensterflächen. Irgendwann, vielleicht in seiner Wohnung in der nahen Hägelingasse beim Betrachten eines der Kunstwerke, die er gesammelt hatte, vielleicht bei einem Spaziergang durch die Felder und vereinzelt noch vorhandenen Weingärten rund um Breitensee, die freilich zunehmend von der wachsenden Stadt, ihren Wohnhäusern, Gewerbebetrieben und Industrien verdrängt wurden, irgendwann muss in ihm der Plan entstanden sein, das Kaiserjubiläum in den Fenstern sichtbar zu machen, also nicht nur an dem einen oder anderen Ort in der Kirche, sondern in der ganzen Kirche selbst, die ja von den großen Fensterflächen sozusagen beherrscht wird und durch die das Licht hereinkommt. Die Fenster sollten, so könnten wir uns den Überlegungen Ordelts tastend annähern, eine großartige und zugleich tiefgründige
26 Dazu Schinner 118 ff. 27 Ebd. 108 ff.
Kaiser-Jubiläumskirche: die Umsetzung
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Manifestation der Verbindung zwischen der Herrschaft des regierenden Hauses Habsburg mit dem Glauben der katholischen Kirche bieten. Sie sollten eine Geschichte erzählen, eine fromme Geschichte, vielleicht in der Art einer Bilderbibel, und sie sollten zugleich die Geschichte Österreichs und seines „angestammten Kaiserhauses“28 deuten. So ähnlich könnten Ordelts Gedanken gewesen sein. Den innersten Kern der zu erzählenden Geschichte fand der Priester schließlich im Gedanken der Kreuzverehrung. Bevor wir aber weiter darauf eingehen, sollen die Fakten berichtet werden.
28 Inschrift auf dem rechten Fenster der Kaiser-Jubiläumskapelle: „In Liebe und Treue / unserem angestammten Kaiserhaus.“
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Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
BESTELLUNG UND LIEFERUNG DER FENSTER
Zum ersten Mal lesen wir im Jahr 1897 etwas über die Glasfenster, vier Jahre nach dem Kaiserjubiläums-Beschluss, ein Jahr nach der Grundsteinlegung und ein Jahr vor der Vollendung der Kirche. Im Gedenkbuch ist vom großen Mittelfenster des linken Querschiffes und von den kleinen Fenstern in den Seitenschiffen die Rede. Sie wurden von einer böhmischen Werkstätte geliefert, der Firma Türcke in Grottau (Hrádek nad Nisou). Das große Fenster (mittleres Fenster in Tafel 3), gespendet vom Breitenseer Apotheker Josef Franz Schütz,29 stellt die Heiligen Josef und Leopold dar, also einen der Namenspatrone des Kaisers und den Landespatron von Niederösterreich, den Babenberger Leopold III., den Heiligen, geboren um 1075, gestorben am 15. November 1136. Er war 1095–1136 Markgraf in Österreich. Er legte den Grundstein zur Stiftskirche in Klosterneuburg, wo er seine Pfalz errichtet hatte, gründete Heiligenkreuz und Kleinmariazell im Wienerwald. 1485 wurde er heiliggesprochen, seit 1663 ist er Landespatron.30 Unterhalb der beiden Heiligen ist ein schöner Teppich abgebildet, oberhalb ragt ein prächtiges Gesprenge auf, in dem zwei Engel die Attribute der Heiligen tragen. Die kleinen Fenster in den Seitenschiffen bilden ebenfalls Heilige ab, und zwar, in der Regel, die Namenspatrone der Spender und Spenderinnen. Sie werden im Gedenkbuch namentlich genannt. Die Heiligenfiguren dieses einen großen und der kleinen Fenster haben ähnliche Maße, während die Figuren der anderen großen Fenster, von denen noch die Rede sein wird, deutlich größer sind. Zu den Heiligenfenstern heißt es im Gedenkbuch: „In der Ausschusssitzung vom 1. Juni 1897 wurde der Firma Türke [richtig: Türcke] in Grottau die Herstellung des von Herrn Josef Franz Schütz gespendeten Fensters für die linksseitige Kapelle [d. i. das linke, nördliche Querschiff] um den Preis von 1000 fl., ferner der acht Fenster im Seitenschiff [richtig: in den beiden Seitenschiffen] zum Preise à 175 fl. übertragen. Letztere wurden gespendet 1 Fenster von Herrn Vinzenz Wessely, darstellend die hl. Walpurga, je 1 Fenster Herr Anton und Frau Henriette Nürnberger (hl. Antonius u. Heinrich), 1 Fenster Herr Alex. Ritt. Moering-Moeringen (hl. Alexander), 1 Fenster von Hochwürden Pfarrer Josef Friedreich (hl. Josef mit dem Jesukinde), 1 Fenster von Herrn Franz Kaurek (hl. Franziscus [Xaverius]), 1 Fenster von Herrn Josef Klose (hl. Sylvester), 1 Fenster von Herrn Friedrich Schmid (hl. Agnes).“ (Gedenkbuch S. 55 f.)
29 Nach ihm ist der Schütz-Platz benannt. 30 Zu diesem Babenberger jetzt: Karl Brunner, Leopold, der Heilige. Ein Porträt aus dem Frühling des Mittelalters (Wien/ Köln/Weimar 2009); Scheibelreiter 151–179. Bestellung und Lieferung der Fenster
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Im gedruckten Jahresbericht über das Jahr 1897 lesen wir zwar nicht die Namen der Spender der Heiligenfenster, dafür hören wir zum ersten Mal auch etwas über die Fenster der sogenannten Kaiser-Jubiläumskapelle, also des rechten, südlichen Querschiffs, allerdings noch nichts über ihren Inhalt. Wir erfahren, dass mit ihrer Herstellung die Wiener Firma Glößl & Wirnstl beauftragt wurde. Zum ersten Mal lesen wir auch den Namen eines zweiten Grottauer Betriebes, der Firma Schlein, die den Auftrag für die Fenster der Apsis und zweier Fenster des linken, nördlichen Querschiffs erhielt. Und im Jahresbericht: „Behufs definitiver Verglasung der Kirchenfenster legte Herr Baumeister Ludwig Zatzka Muster der Glasmalereien der Firma Türke [sic!] & Schlein zu Grottau in Böhmen vor. Über Antrag des Herrn Baumeisters, welcher die Gediegenheit und Preiswürdigkeit dieser Firma hervorgehoben hatte, wurden derselben zur Ausführung übertragen: Das von Herrn Josef Franz Schütz gespendete große Fenster in der linksseitigen Capelle [d . i. das linke, nördliche Querschiff], ferner 8 Fenster des Hochschiffes und 2 Fenster des Seitenschiffes31 . Die übrigen Fenster des Hochschiffes werden mit Cathedralglas32 mit verschiedenen Dessins33 hergestellt.“ Ferner wurden nach vorgelegenen Mustern und Skizzen der Firma Carl Glössl & J. Wirnstl, VI., Gumpendorferstraße Nr. 113, die drei großen Fenster der KaiserJubiläums-Capelle [d. i. das rechte, südliche Querschiff] sowie die definitive Verglasung mit Cathedralglas der Fenster des Kreuzschiffes34 und der Sacristei übertragen.“ (Jahresbericht 12/1897, Wien, März 1898, S. 10 f.)
31 Diese Angabe ist verwirrend: Das Hochschiff des Langhauses enthält hoch oben zehn schmucklose Fenster, die, über den Gewölben der Seitenschiffe angebracht, den Raum erhellen. Die genannten acht Fenster sind wohl, so wie es auch im Gedenkbuch steht, die Heiligenfenster der beiden Seitenschiffe. 32 Weißes oder farbiges Gussglas mit unregelmäßiger, gehämmerter Oberfläche, evt. mit eingewalztem Ornament. 33 Zeichnung, Muster. 34 Es ist unklar, was hier gemeint ist: vielleicht der Kreuzgang, der die Sakristei mit der heutigen Werktagskapelle verbindet. Er ist von der Kirche aus nicht sichtbar. Von außen täuscht er einen gotischen Kapellenumgang vor.
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Im darauffolgenden Jahr 1898 wurde, nach nur zweieinhalbjähriger Bauzeit, am 8. Oktober die Kirche eingeweiht, und zwar im Beisein des Kaisers, der bald darauf, am 2. Dezember, sein 50-jähriges Regierungsjubiläum feiern konnte, überschattet vom tödlichen Attentat auf die Kaiserin. In den Texten des Jahres 1898 lesen wir nur eine kurze Notiz über die Fenster, gleichlautend im Gedenkbuch und im Jahresbericht: „Die künstlerischen Arbeiten und sonstigen Professionistenarbeiten waren an folgende Firmen vergeben [. . .] die Glasmalereien an die Firmen Gloeßl, Wirnstl und C. L. Türk [sic!] u. Schlein Grottau [. . .]“ (Gedenkbuch S. 60/61; mit kleinen orthografischen Abweichungen ebenso im Jahresbericht 13/1898, Wien, März 1899, S. 9). Dafür finden wir einige finanzielle Angaben über bezahlte Rechnungen in der Schlussrechnung: Die Firma Türcke erhielt einen Rest von 3100 Kronen, die Firma Schlein in Grottau für fünf Fenster 16.000 Kronen (Gedenkbuch S. 78), ein Herr J. Zeithammel erhielt für Fenster 1800 Gulden und Herr Carl Glößl 5589 Gulden (Jahresbericht 13/1898, Wien 1900, S. 33). Insgesamt ist festzuhalten, dass zum Zeitpunkt der Kirchweihe am 8. Oktober 1898 die bunten Glasmalereien nur teilweise vorhanden wa-
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Abb. 8: Blick auf den Herz-Mariä-Altar, Wiener Bautenalbum, März 1900, Nr. 49 Bestellung und Lieferung der Fenster
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ren, vermutlich das große Fenster „Josef und Leopold“ und die kleinen Heiligenfenster in den Seitenschiffen, sicher nicht die drei großen Fenster der Apsis und die beiden äußeren Fenster des nördlichen Querschiffes, von deren Lieferung erst in den Texten des Jahres 1900 berichtet wird. Im Dunkeln tappen wir bezüglich der drei Fenster des südlichen Querschiffes, der sogenannten Kaiser-Jubiläumskapelle. Sie waren an Glößl und Wirnstl vergeben, und Glößl erhielt 5589 Gulden. Mit keinem Wort werden in den Quellen der Pfarre der Zeitpunkt der Lieferung und ihr Inhalt erwähnt. Wir können aber den Zeitpunkt eingrenzen. Es gab damals die wöchentlich erscheinende „Wiener Bauindustrie-Zeitung“, die in einer Beilage, dem „Wiener Bauten-Album“, schöne Schwarz-WeißFotografien von interessanten Bauwerken brachte. Am 13. Oktober 1898 wurde über den Bau und die Einweihung der Laurentiuskirche berichtet. Es heißt in dem kurzen Text: „Neue Pfarrkirche in Breitensee35. In Gegenwart des Kaisers ist Samstag den 8. d. M. die Einweihung der neuerbauten Kirche in der Kendlergasse in Breitensee vorgenommen worden [. . .] In einem Seitenschiffe wurde, da die Kirche zum Gedächtnis an das Regierungs-Jubiläum des Monarchen erbaut wurde, eine Kaiser-Jubiläumskapelle errichtet.“36
35 Es sei bemerkt, dass Breitensee zu diesem Zeitpunkt noch keine eigene Pfarre war. Die Pfarrerrichtung erfolgte erst am 11. Februar 1899. Die Benennung Pfarrkirche zeigt, dass man allgemein mit der baldigen Errichtung, die ja schon längst in die Wege geleitet war, rechnete; dazu Schinner 120 ff. Die Pfarrerrichtungsurkunde ist publiziert in ebd. 195 f. (lateinisches Original) und in: Festschrift 100 Jahre Pfarrgemeinde Breitensee 61 (deutsche Übersetzung). 36 Wiener Bauindustrie-Zeitung v. 13. 10. 1898, 16. Jahrgang, Nr. 3., Beilage „Der Bauinteressent“. Die Zeitung begann die Zählung mit der Nr. 1 im Oktober eines Jahres. 37 Wiener Bauten-Album, Beilage zur Wiener Bauindustrie-Zeitung: Der Zeitung v. 8. 3. 1900, Jahrgang 17 (1899/1900), Nr. 23, lagen die Tafeln 43 (Vorderansicht), 44 (Haupteingang), 45 (Rückansicht) und 46 (Seitenansicht, von der Breitenseer Straße aus) bei, der Zeitung v. 22. 3. 1900, Nr. 25, die Tafeln 47 (Mittelschiff mit Hochaltar), 48 (nördliches Seitenschiff), 49 (rechter Seitenaltar) und 50 (Blick nach dem Orgelchor). 38 Gedenkbuch 63; Schinner 119 f.
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Heißt das, dass die Fenster des südlichen Querschiffes schon geliefert waren? Die Zeitschrift kündigte auch an, die Kirche den Lesern in mehreren Aufnahmen vorzuführen. Tatsächlich erschienen im März 1900 acht Fotografien als Tafeln Nr. 43–50.37 Auf den Tafeln 47 und 49 ist klar zu sehen, dass die Fenster im Presbyterium hinter dem Hochaltar noch weiß sind. Auf den Tafeln 47, 48 und 50 sieht man zwei der Heiligenfenster in den Seitenschiffen. Am rechten Bildrand der Tafel 49 ist ganz blass ein kleines Stück eines Fensters der Kaiser-Jubiläumskapelle zu sehen, und zwar des linken Fensters. Man sieht den Engel, der unten in der rechten Bahn des Fensters steht. Übrigens sieht man auf den Tafeln des Bautenalbums die ursprünglichen Waldmalereien, leider nur schwarz-weiß, mit denen die ganze Kirche ausgemalt war. Die Fenster der Kaiser-Jubiläumskapelle sind also entweder schon im Herbst 1898 zur Einweihung geliefert worden und man hat im Drang der Ereignisse vergessen, dies im Gedenkbuch festzuhalten und die Fenster zu beschreiben, oder sie wurden jedenfalls bis März 1900 geliefert. Auch wenn also bei der Einweihung der Kirche die ganze Pracht der Fenster sicher noch nicht vorhanden war, hat der Kaiser den Baumeister Zatzka gelobt und hat, wie es das Gedenkbuch stolz festhält, zu ihm gesagt: „Sie haben etwas Schönes geschaffen. Ich mache Ihnen mein Kompliment.“38 Im Jahr 1899 lesen wir nichts über die Glasfenster. Dafür sind die Angaben des Jahres 1900 ergiebig. In diesem Jahr lieferte die Firma Schlein
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
in Grottau die drei Fenster der Apsis und die zwei Fenster, die sich im linken, nördlichen Querschiff links und rechts von dem schon genannten Fenster mit den Heiligen Josef und Leopold befinden.39 Die Fenster der Apsis bilden nicht nur den zentralen Blickfang aus der Sicht des Langhauses, sondern stellen auch die theologischen Grundlagen des Zyklus dar. Es wird ausdrücklich vermerkt, dass diese Fenster nach Angaben des Obmannes des Kirchenbauvereines, des Priesters Ferdinand Ordelt, gemacht wurden, und es heißt voll Freude, die Fenster seien ein Kunstwerk zu nennen und würden den Hauptaltar erst recht zur Geltung bringen. Die Inhalte der Fenster werden in kurzen Stichworten angegeben. Gedenkbuch: In jüngster Zeit wurden die vom [Kirchenbau]Vereine bei der Firma Schlein in Grottau bestellten und um den Betrag von 16000 K ausgeführten Fenster u. zw. 3 im Prespiterium, 2 im Querschiffe geliefert und versetzt. Diese Fenster, deren bildliche Darstellung nach Angaben des Obmannes Hochw. f.e. geistl. Rathes Ordelt ausgeführt wurden, sind ein Kunstwerk zu nennen und bewirken, dass der Hauptaltar in seiner Pracht mehr zur Geltung kommt. Die Darstellung ist folgende: Mittelfenster im Prespiterium: Cristus mit dem Kreuze als Weltenrichter, Maria als Fürbitterin und 2 Engeln des Gerichtes mit Posaune und Schwert. Fenster auf der Epistelseite40: der kreuztragende Heiland Fenster auf der Evangelienseite41: Cristus im Schoße Mariens nach der Kreuzabnahme; unterhalb [Epistelseite] die hl. Veronica und Maria Magdalena, anderseits [Evangelienseite] der Bischof Macarius u. die hl. Helena, welche das Kreuz auffanden. Im [linken, nördlichen] Querschiff. Fenster auf der Evangelienseite42: Kaiser Karl V. befreit die Christen in Tunis; darunter der hl. Ignatius u. der sel. Petrus Canisius als Vorkämpfer für den katholischen Glauben. Fenster auf der Epistelseite43: Marcus Avianus segnet die christl. Fürsten vor der Schlacht am 12/IX. 1683; darunter Kaiser Leopold I., knieend zu Maria um Schutz für das bedrängte Wien bittend. (Gedenkbuch S. 79)
Jahresbericht: Die über Auftrag der Vereinsleitung von der Firma Richard Schlein in Grottau gelieferten Glasmalereien an den Presbyteriumfenstern, deren bildliche Darstellung nach Angabe des Obmannes hochw. geistl. Rathes Ordelt ausgeführt wurden, und durch welche der Hochaltar in seiner Pracht mehr zur Geltung kommt, fanden allseitigen Beifall. Die Darstellung ist folgende: Im Mittelfenster des Presbyteriums: „Christus mit dem Kreuze als Weltenrichter, die heil. Maria als Fürbitterin und zwei Engel des Gerichtes mit Posaune und Schwert.“ Im Fenster auf der Epistelseite: „Der kreuztragende Heiland“
39 Jedenfalls erst nach dem Monat März, siehe oben. 40 Der Priester stand in Richtung Tabernakel, mit dem Rücken zur Kirche. Rechts las er die Epistel (Lesung), links das Evangelium. 41 Siehe FN 40. 42 Gemeint ist die linke Seite des Querschiffes. 43 Gemeint ist die rechte Seite des Querschiffes. Bestellung und Lieferung der Fenster
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und in jenem auf der Evangeliumseite „Christus im Schoße Mariens nach der Kreuzabnahme“; unterhalb [Epistelseite] die heil. „Veronika und heil. Maria Magdalena“, ferner in jenem auf der Evangeliumseite unterhalb „der Bischof Marcarius [sic!] und die heil. Magdalena [sic!, statt Helena], welche das Kreuz auffangen [sic!]. Im Querschiff in dem Fenster auf der Evangeliumseite „Kaiser Karl V.“, wie er die gefangenen Christen in Tunis befreit, darunter der „heil. Ignatius und der selige Petrus Canisius“ als Vorkämpfer für den katholischen Glauben. In jenem auf der Epistelseite oben „Marcus Avrianus [sic!]“, die christlichen Fürsten vor der Schlacht am 12. September 1683 segnend, darunter Kaiser Leopold I., knieend zu Maria um Schutz für das bedrängte Wien bittend. (Jahresbericht 15/1900, Wien 1901, S. 9)
Die beiden Berichte enthalten kleine, ja sogar amüsante Fehler. Wenn sie hier nicht berichtigt sind bzw. auf sie hingewiesen wird, dann nicht aus Beckmesserei, sondern, abgesehen von der treuen Wiedergabe der Quelle, vielmehr um auf einen sympathisch-liebenswürdigen Zug hinzuweisen: Die Gründer von Kirche und Pfarre waren handfeste Praktiker mit dem Blick für das Wesentliche. Was sind ein paar Rechtschreibfehler gegen die hervorragende künstlerische und die gewaltige finanzielle Leistung – man bedenke, es handelt sich um eine Vorstadtkirche, die wesentlich von der Bevölkerung des Ortes gewollt und durchgesetzt worden ist.44 Die letzte, aber wiederum sehr wichtige Angabe über die Fenster finden wir im gedruckten Jahresbericht für 1906. Das Gedenkbuch wurde nicht mehr geführt. Dafür lesen wir im Jahresbericht nicht nur erstmals etwas über den Inhalt der drei Fenster des rechten Querschiffes, der „Kaiser-Jubiläumskapelle“, sondern auch den ersten Hinweis, dass den Fenstern die Idee eines Zyklus zugrunde lag. Der Text stammt von Ferdinand Ordelt selbst. Dieser bescheidene, aber für Breitensee so bedeutende Priester, der bald darauf starb, hat hier fast so etwas wie ein geistliches Testament hinterlassen: „Bei der Ausschmückung und Einrichtung des Gotteshauses wurde getrachtet derselben den Charakter einer Jubiläumskirche zu geben. Darauf weist schon das Bild auf dem Hauptaltare hin. [Es folgt die oben zitierte kurze Beschrei44 Der groteske Fehler, dass Bischof Makarius und Maria Magdalena, statt Helena, „das Kreuz auffangen“, statt auffanden, findet sich sogar im Breitenseer Heimatbuch, offenbar aus dem Gedenkbuch gedankenlos abgeschrieben, siehe May 51. 45 Zum Seitenaltar des rechten Querschiffes siehe oben, Kaiser-Jubiläumskirche – die Umsetzung.
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bung des von Hans Zatzka, dem Bruder des Baumeisters, gemalten Hochaltarbildes.] In der rechten Apsis des Querschiffes wurde ein Altar aufgestellt, der mit den hl. Patronen des Kaisers und der Kaiserin geschmückt ist.45 Im Mittelfenster über denselben sieht man unter dem Bilde des ersten christlichen Kaisers Konstantin des Großen und des heil. Stephan Königs von Ungarn die Porträte des Kaisers Franz Josef I. und der Kaiserin Elisabeth in Medaillonform angebracht. [. . .] 4 Fenster sind noch mit patriotischen Darstellungen geschmückt und zeigen, wie die erhabenen Kaiser aus dem Hause Habsburg das
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Kreuz geehrt (Rudolf I.), bei demselben Trost und Hilfe gesucht (Ferdinand II.), für dasselbe gekämpft (Karl V.) und sich und ihr Reich unter den Schutz der Mutter Gottes gestellt haben (Leopold I.).“ (Jahresbericht 21/1906, Wien 1907, S. 10)
Dieser Jahresbericht ist gefertigt mit „Wien, am 31. Dezember 1906. Ferdinand Ordelt, Obmann“. Ein Jahr später, am 5. Jänner 1908, starb Ordelt im Alter von 72 Jahren in seiner Breitenseer Wohnung in der Hägelingasse.46 Fassen wir zusammen: 1. Als Erstes wurde höchstwahrscheinlich schon 1898 das Mittelfenster des linken Querschiffes geliefert, gemeinsam mit den kleinen Heiligenfenstern der Seitenschiffe, und zwar von der Firma C. L. Türcke in Grottau in Böhmen, heute Hrádek nad Nisou, in der Nähe von Reichenberg/Liberec. Es ist ein reines Heiligenfenster und gehört weder seinem Inhalt noch seinem Stil nach zum Zyklus. 2. Zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen Herbst 1898 und März 1900 wurden die drei Fenster des rechten, südlichen Querschiffes geliefert, und zwar von der Wiener St. Lukas Glasmalerei des Karl Glößl und Johann Wirnstl. Sie sind stilistisch aus einem Guss, unterscheiden sich aber von den nachfolgenden Fenstern der Firma Schlein. 3. Im Jahr 1900 wurden die drei Fenster der Apsis und die zwei fehlenden des linken, nördlichen Querschiffes geliefert, und zwar von der Firma Richard Schlein, ebenfalls aus dem böhmischen Grottau. Auch sie sind stilistisch einheitlich. Glasfenster sind ein fragiles Gebilde. Die vielen Glasfenster der Votivkirche wurden z. B. während des Zweiten Weltkriegs vernichtet, ebenso die Fenster im Stephansdom, soweit sie nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden waren. Auch in der Nähe der Breitenseer Kirche sind Bomben gefallen. Eine Bombe durchschlug Dach und Decke der nahe gelegenen Kirche in der Reinlgasse und zerstörte die gesamte Inneneinrichtung.47 Die Fenster der Breitenseer Kirche wurden nicht zerstört, das Kunstwerk wartet auf unsere Betrachtung.
46 Schinner 141. 47 Ebd. 154. Bestellung und Lieferung der Fenster
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DIE UNBEKANNTEN MALER
48 Ein Beispiel für einen Karton kann man im Wiener Bezirksmuseum Mariahilf sehen, wo 2008 das Glasmuseum Mariahilf eingerichtet wurde, als Sammlung und Archiv für Glasmalerei und Glasergewerbe in Wien. 49 Wiener Domvereinsblatt, Band 3, 17 f.
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Die Quellen nennen nicht die Namen der Künstler, die die Fenster gezeichnet bzw. entworfen haben. Das hängt mit der Produktionsweise und mit dem Kunstverständnis der Zeit in Bezug auf Glasfenster zusammen. Die Herstellung eines Farbglasfensters verlief in drei Stufen. Zuerst wurde eine farbige Skizze, ein Entwurf in kleinem Format, angefertigt. Dann wurde in der Werkstatt der Glasmanufaktur der Karton gemacht, d. h. eine Bleistift- oder Kohlezeichnung, und zwar eine Vergrößerung der Skizze im Verhältnis 1:1 des zukünftigen Fensters. Es war kein steifer Karton, sondern ein sehr starkes, aber weiches, einrollbares Papier. Der Karton diente als direkte Vorlage für die Herstellung der einzelnen Teile des Fensters, versehen mit Farbangaben und sonstigen wichtigen Informationen. Auf dem Karton waren auch die genauen Unterteilungen, der Verlauf der Grenzen der Glasstücke eingezeichnet. Aufgrund der Beschaffenheit – bloßes Papier – und des Charakters als reines Hilfsmittel sind sehr wenige Kartons erhalten geblieben.48 Nach Herstellung der einzelnen bunten Glasteile wurden diese mit den noch nötigen Details bemalt und gebrannt, dann zusammengesetzt und mit Bleiruten zum Ganzen verbunden. Um ein schönes Fenster zu erhalten, mussten alle drei Phasen – Skizze, Karton, Glaserzeugung und -malerei – von hoher Qualität sein. Wir kennen die Namen der Firmen. Die Zeichner der Kartons mussten begabte Zeichner sein, aber sie waren Arbeiter, qualifizierte Kopisten, Kunsthandwerker, deren Namen weitgehend vergessen sind. Man verwendete auch, vor allem bei den Heiligenfiguren, Vorlagen und häufig wiederkehrende Versatzstücke. Es gab Musterbücher. Die Herstellung der Fenster war eine kunsthandwerkliche Produktion, die Künstler blieben weitgehend anonym. Es ist eine Ausnahme, wenn wir zu Fenstern im Stephansdom lesen: „Ausgeführt nach den Cartons des Malers Karl Jobst von der Glasmalerei von Carl Geyling’s Erben.“49 Unser Interesse heute gilt mehr der Skizze, also dem Künstler des ursprünglichen Entwurfs, der eine eigene Idee oder einen fremden Auftrag, z. B. die Angaben des Priesters Ordelt, ins Bild setzte. Wir sprechen von den Glasfenstern Kolo Mosers in der Kirche am Steinhof oder von den Glasfenstern von Marc Chagall im Frauenmünster in Zürich. Bei vielen neugotischen Glasfenstern kennen wir nicht den Künstler, der die Fenster entworfen hat. In vielen Fällen mögen die Skizze zu einem Glasfenster und der Karton dazu von ein und demselben talentierten Zeichner, Kunsthandwerker, Künstler einer Glasmalerei hergestellt worden sein.
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Wenn wir die Breitenseer Fenster betrachten, die Vielfalt der Personen und Szenen, die offensichtliche künstlerische Qualität, die klassische Ausgewogenheit in der Bildaufteilung, dann dürfen wir behaupten, dass hier wirkliche Künstler am Werk waren. Die drei Fenster der Kaiser-Jubiläumskapelle dürfen wir dem Salzburger Maler Johann Wirnstl zuschreiben. Ganz unten an den Fenstern ist folgende Schrift zu lesen: „Entworfen und ausgeführt St. Lukas Glasmalerei Wien Carl Glößl, Johann Wirnstl“. Also ausdrücklich „entworfen“! Karl Glößl war Kunstglaser, Unternehmer, Vorstandsstellvertreter der Genossenschaft der Glaser und Glashändler, auch Herausgeber der „Österreichischen Glaserzeitung“, sogar Gemeinderat. Er war in der Gumpendorfer Straße Nummer 113 gemeldet, hatte bereits ein Telefon.50 In der Gumpendorfer Straße wohnte 1898 auch der akademische Maler Johann Wirnstl, auf Nummer 114. Von den beiden war wohl Glößl der Geschäftsmann, Wirnstl der Künstler. Er hat an zwei Stellen der Fenster der Kaiser-Jubiläumskapelle seine Signatur angebracht.51 Wirnstl war 1859 in Salzburg geboren, wohnte in den Jahren um 1898 in Wien, wobei er laut Lehmann’s Wohnungs-Anzeiger ständig die Adresse wechselte. Dann verliert sich die Spur. Erst ab 1925 bis zu seinem Tod 1929 war er wieder in Wien gemeldet. Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.52 Mehr ist über ihn nicht bekannt. Der „Herr J. Zeithammel“, der im Jahre 1898 1800 Gulden für Glasfenster erhielt, war wohl der Porzellanmaler Josef Zeithamel in der Gumpendorfer Straße 99, über den sonst nichts bekannt ist.53 Gar nichts wissen wir von den Arbeitern und Künstlern der böhmischen Firmen. In den Quellen der Pfarre sind nur die Firmen genannt. Kommt der akademische Maler Hans Zatzka infrage?54 Der Bruder des Baumeisters Ludwig Zatzka war ebenfalls in Breitensee wohnhaft und hat nachweislich bei der Ausschmückung der Kirche mitgemacht. Hans Zatzka (1859–1945) hatte die Akademie der Bildenden Künste in Wien absolviert und u. a. beim berühmten Historienmaler Karl Blaas gelernt. Zatzka war auch ein Kirchenmaler, wurde aber vor allem als Maler von schönen Blumen- und Frauenbildern bekannt, besonders durch Vorlagen für die Massenproduktion von Öldrucken für Schlafzimmerbilder und für Postkarten. Hans Zatzka hat den Durchbruch zur Moderne nicht mitgemacht, war aber ohne Zweifel ein außerordentlich fähiger Zeichner und Maler, der ohne Weiteres imstande gewesen wäre, die uns interessierenden Skizzen anzufertigen.55 Warum aber findet sich in den Breitenseer Quellen kein Wort darüber? Die Beiträge dieses Malers werden ansonsten genau benannt, wie überhaupt die Beiträge, Geschenke, Spenden, auch kleinen Ausmaßes, mit den jeweiligen Namen der Spender und Spenderinnen in den pfarrlichen Quellen nicht verschwiegen werden. Beim gemeinsamen Werk war Großzügigkeit und Dankbarkeit gefragt, weniger die Bescheidenheit. Dass der Bruder des Baumeisters das (üb-
Abb. 9: Detail aus Tafel 22, Signatur des Malers Wirnstl
50 Lehmann’s Allgemeiner WohnungsAnzeiger (Wien 1898, 1906). 51 Im Bild 4 unter dem linken Hinterhuf des Pferdes von Kaiser Konstantin und im Bild 8 unten rechts neben der Spitze des Schwertes von Ferdinand ist bei starker Vergrößerung der Namenszug Wirnstl zu erkennen. Auch das Rudolfsfenster ist wahrscheinlich signiert, die Signatur aber unten rechts durch die Querhalterung verdeckt. 52 Lehmann’s Allgemeiner WohnungsAnzeiger, verschiedene Jahrgänge; Fuchs, Ergänzungen 2, L–Z, K 159. 53 Lehmann’s Allgemeiner WohnungsAnzeiger (Wien 1898). 54 So zu lesen im Architektenlexikon Wien 1880–1945 des Architekturzentrums Wien bei Ludwig Zatzka, http://www. architektenlexikon.at/de/712.htm. 55 Zu Leben und Werk von Hans Zatzka siehe Historisches Lexikon Wien 5, 688; Herbert Richter, Hans Zatzka, ein Kunstmaler aus Breitensee. Ausführlich hat sich Wolfgang Brückner mit ihm beschäftigt und eine künstlerische Rehabilitierung seiner „kitschigen“ Vorlagen für die Massenproduktion unternommen, Brückner 201–234: „Vor hundert Jahren ist Hans Zatzka und nicht Gustav Klimt ein Maler für das Volk gewesen, ob das nun unserer ästhetischen Erziehung paßt oder nicht“, ebd. 233. Brückner geht auch auf die Kirchenmalerei Hans Zatzkas ein. Er weist darauf hin, dass sie immer wieder mit der Bautätigkeit des Bruders Ludwig zusammenhängt, sagt aber auch: „Seine in Wiener Kirchen befindlichen Werke müßten genauer inventarisiert und durch archivalische Zeugnisse gesichert werden“, ebd. Die unbekannten Maler
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rigens signierte) Hochaltarbild und andere (heute nicht mehr existierende) Beiträge nicht nur gemalt, sondern gespendet hat, wird mit folgenden Worten bekundet: „Das herrliche Votivbild darstellend die hl. Maria mit dem Jesuskinde, verehrt von den Heiligen Franziskus und Laurentius, wurde ausgeführt und gewidmet von Herrn Hans Zatzka. Ebenso wurden von demselben im Chor, im Kreuz- und Hauptschiffe sowie ober der Orgelbühne 21 Medaillons mit Heiligendarstellungen in Tempera Malerei auf Goldgrund unentgeltlich ausgeführt.“ (Gedenkbuch S. 62)
Später werden die beiden noch heute sichtbaren, ebenfalls signierten Gemälde Hans Zatzkas im Querschiff über den Seitenaltären – rechts die Versuchung Jesu und links die Aufnahme des hl. Laurentius in den Himmel – sowie zwei heute nicht mehr existierende Medaillons auf der Orgelbrüstung, die hl. Cäcilia und die hl. Maria Magdalena darstellend, angeführt mit dem Zusatz: „Der Künstler, er ist uns allen wohlbekannt, es ist Herr Hans Zatzka, der Schöpfer des prachtvollen Altarbildes am Hauptaltar, welcher neuerlich in der uneigennützigsten Weise unser Gotteshaus durch die erwähnten Kunstwerke bereichert hat. Über Antrag des Herrn Obmannes wird Herr Hans Zatzka, akademischer Maler, einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt.“ (Gedenkbuch S. 80 f.)
56 Die mündliche Breitenseer Überlieferung, dass die zwei Kinderköpfe des rechten Fensters in der KaiserJubiläumskapelle Kinder aus der Familie Zatzka porträtieren, ist gar kein Beweis dafür, dass Hans Zatzka die Skizzen der Fenster geliefert hat. Wenn sich schon in Bezug auf dieses Detail eine mündliche Überlieferung gebildet hat, hätte wohl noch viel mehr die Autorschaft aller Fenster, wenn schon nicht schriftlich, so doch mündlich überliefert werden müssen. In der kurzen eigenhändigen Biografie, besser Lebenslauf, die Hans Zatzka überlassen hat (Bezirksarchiv Penzing), ist keine Rede von den Fenstern. Auch Brückner kommt auf die Fenster nicht zu sprechen.
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Wenn Hans Zatzka auch der Schöpfer der Skizzen zu den Glasfenstern war, die aufgrund ihrer Größe und Farbenpracht den Kirchenraum so außerordentlich schmückten und schmücken, wenn er die theologischhistorischen Ideen und die vielen Szenen nach den Angaben Ordelts in Skizzen für die Glasmalereifirmen umgesetzt hat, warum ist dann dieser Beitrag mit keinem Wort benannt? Es ist viel eher anzunehmen, dass ein solcher Beitrag, wenn er geleistet wurde, gebührend gewürdigt worden wäre. Der Schluss liegt nahe, dass nicht Hans Zatzka die Skizzen der Glasfenster gemalt hat, sondern, abgesehen von Johann Wirnstl, anonyme Künstler der Glaswerkstätten.56
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
F E R D I N A N D O R D E LT U N D DA S B I L D P R O G R A M M
Wir haben nun zwar mithilfe des Gedenkbuches und der Jahresberichte einige Informationen über Entstehung und Inhalt der Fenster bekommen, doch erschließt sich aus diesen Quellen noch nicht der Zyklus als ganzer. Der Zyklus wurde von Ferdinand Ordelt ausgedacht, das können wir aus den Berichten 15/1900 und 21/1906 schließen. Ordelt hat uns aber keine Schrift hinterlassen, in der er selbst seine Überlegungen mitteilt, abgesehen von der prägnanten, aber sehr kurzen Formulierung im Bericht 21/1906. Wir müssen also Vermutungen anstellen und vor allem das Kunstwerk selbst betrachten, befragen und zum Sprechen bringen. Über Ferdinand Ordelt wissen wir nicht viel, das wenige hat Schinner zusammengetragen.57 Ordelt wurde 1836 in Großpetersdorf/Vražné im nördlichen Mähren geboren. Er besuchte das Priesterseminar in Wien, wo er 1865 zum Priester geweiht wurde. Kurze Zeit war er Kaplan in Niederhollabrunn und in Großrußbach, dann neun Jahre lang, von 1867 bis 1876, Erzieher der Söhne des Grafen Hardegg in Stetteldorf am Wagram.58 1876 kam er nach Breitensee. Hier versah er nicht nur sein Amt als Messeleser, er war auch Katechet an der Volks- und an der Bürgerschule, er gründete eine Kinderbewahranstalt, also einen Kindergarten, eine Arbeitsschule für Mädchen, eine Vinzenzkonferenz, d. h. eine Caritasgruppe, eine Knabenbeschäftigungsanstalt, schließlich den Kirchenbauverein. Er war also vielseitig tätig, mitten unter den Leuten, und die Inschrift, die man auf sein Grab auf dem Baumgartner Friedhof setzte, ist wohl ehrlich empfunden gewesen: „Sein Leben war dem Dienste Gottes und der Nächstenliebe geweiht.“59 Ordelt wohnte in der Hägelingasse 11, wo er auch im Lauf der Jahre eine kleine Kunstsammlung zusammenbrachte, die sogar in der Österreichischen Kunsttopographie Erwähnung fand.60 Es werden neun Objekte aufgezählt und beschrieben, acht davon mit religiöser Thematik. Die Hälfte davon, vier Objekte, beziehen sich auf die Leidensgeschichte: eine Skulptur „Christus an der Geiselsäule“ nach der Vision der Katharina von Emmerich, zwei Kruzifixe, nämlich ein Ölbild und eine Skulptur aus Wiener Porzellan, und eine Gouache mit der Grablegung Christi.61 Aus dieser kargen Biografie sehen wir zweierlei. Ordelt war Katechet, Lehrer, Erzieher, und in seiner Frömmigkeit hatte die Kreuzesverehrung wohl einen wichtigen Platz. Dazu passt die unscheinbare Notiz aus dem Jahresbericht für 1898, dass unter „diversen Spenden“ Ferdinand Ordelt der Kirche „ein Ostensorium mit Kreuzpartikel“ schenkte! 62 Dieses sehr
57 Schinner 96–99, 120 f., 141. 58 Die Übersiedlung Ordelts von Großrußbach, wo er nur ein halbes Jahr Kooperator war, ins nahe Stetteldorf hing vielleicht mit einem traurigen Todesfall im Haus Hardegg zusammen. Vielleicht hat der Graf Hardegg nach dem plötzlichen Tod seiner Gattin einen Erzieher für seine beiden Buben gesucht und im Kooperator der nahen Pfarre Großrußbach gefunden. Johann Julius Franz Graf Hardegg zu Glatz und im Machlande (1833–1900), k. k. Kämmerer, Fideikommissbesitzer der Herrschaft Stetteldorf etc. und als solcher erbliches Mitglied des Herrenhauses des Reichsrates, war seit 1857 mit Marie Gräfin Chorinsky verheiratet. Sie hatten zwei Söhne im Alter von acht und sieben Jahren, Franz de Paula und Friedrich. Ein drittes Kind wurde im Februar 1867 geboren, am 21. 5. 1867 starb die erst 32-jährige Gattin und Mutter. Wenige Wochen später, am 16. 6. 1867, suchte Ordelt beim Ordinariat an, die Erzieherstelle beim Grafen Hardegg am 1. 7. 1867 antreten zu dürfen, Gotha 1867, 347, und Gotha 1876, 342; Schinner 96 f. Die Angaben im Gotha in Bezug auf das dritte Kind variieren: Nach der Ausgabe von 1867 war das dritte Kind, Karl, schon 1863 geboren; ich folge der späteren revidierten Ausgabe von 1876. Übrigens heiratete Graf Hardegg 1873 eine Gräfin v. Waldburg, mit der er weitere vier Kinder hatte. 59 Schinner 141; May 64. 60 Österreichische Kunsttopographie 2, 59. 61 Ferner die Heiligen Dominikus, Sebastian und Johannes Nepomuk und eine Madonna mit Kind. Der weltliche Gegenstand war eine Porzellangruppe aus 1858 darstellend: Kaiserin Elisabeth reicht Kaiser Franz Joseph ein Kind. In: Hietzing 250, wo im Wesentlichen der Text aus der Kunsttopographie abgeschrieben ist, wird noch ein Ölbild „Hl. Laurentius als Diakon“ genannt. 62 Jahresbericht 13/1898, Wien 1899, 31; Kunstgutinventar der Pfarre Breitensee Nr. 9120/89.
Ferdinand Ordelt und das Bildprogramm
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Abb. 10: Epitaph für Ferdinand Ordelt im südlichen Querschiff der Kirche
schön gestaltete Zeigegerät befindet sich noch heute im Besitz der Pfarre (Abbildung 11, Farbteil). In dieser doppelten Voraussetzung Ordelts, Lehrer der Jugend und Verehrer des Kreuzes, ist der Schlüssel zum Bildprogramm zu finden, das in den Glasfenstern der Breitenseer Kirche verwirklicht wurde.
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Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
D E R I N H A LT D E R B I L D E R U N D I H R E Q U E L L E N
Jedes Fenster enthält im oberen Teil eine Szene, im unteren Teil zwei Standfiguren, Engel oder Heilige. Sie gehören auch zum Bildprogramm. Die Abwechslung zwischen bewegten Szenen und ruhigen Figuren ist gewiss Absicht, sie folgt einem formalen Kunstwillen: Dramatik und feierliche Ruhe verbinden sich zu einem harmonischen Ganzen. Nur einmal ist das Prinzip durchbrochen. Das der Türkenbelagerung Wiens von 1683 gewidmete Fenster (Tafeln 11, 26 und 27) enthält auch im unteren Teil eine Szene: Kaiser Leopold I. kniet und betet zu Maria mit dem Kind im Arm, die sich ihm zuwenden. Es wäre zum einen nicht gut möglich gewesen, den Kaiser auf gleiche Höhe neben die Gottesmutter zu stellen. Zum andern war die Erinnerung der Wiener an die Türkenbelagerung noch viel präsenter als an die Ereignisse, die in den anderen Szenen dargestellt sind. Die doppelte szenische Darstellung dieses Fensters ist gewiss ebenso Absicht wie die größere Ruhe bei den anderen Fenstern. Folgende Szenen und Personen sind abgebildet. (Die nachfolgende Übersicht ist im Wesentlichen chronologisch gereiht, mit einigen der inhaltlichen Zusammengehörigkeit wegen notwendigen Ausnahmen. Die als Standfiguren dargestellten Personen sind kursiv gesetzt.) 1. Die Kreuztragung: Jesus trägt das Kreuz, umringt von mehreren Personen: im Vordergrund eine Mutter mit Kind, im Hintergrund ein römischer Soldat, ein Seil schwingender Diener, ein Schriftgelehrter mit ausgestrecktem Zeigefinger, ganz hinten eine Frau mit blauem Mantel, wohl Maria. Im Bild darunter stehen Veronika mit dem Schweißtuch, darauf das Antlitz Christi, und Maria Magdalena mit einem Gefäß. (Tafeln 4, 12 und 13) 2. Die Beweinung Christi: Der tote Jesus liegt im Schoß seiner Mutter, daneben sind vier andere trauernde Personen abgebildet: rechts Maria Magdalena mit dem Salbgefäß und Johannes, der Lieblingsjünger Jesu, links zwei Männer. Einer ist wohl Joseph von Arimathäa, in dessen Grab der Leichnam Jesu gelegt wurde, der andere ist vielleicht der heilige Josef oder Nikodemus. Am leeren Kreuz lehnt eine Leiter, zu Füßen Marias sehen wir die Dornenkrone und drei Nägel. (Tafeln 5 und 14) 3. Die Kreuzauffindung (um 325/326), symbolisch dargestellt in den Figuren des Bischofs von Jerusalem Makarius und der Kaiserin Helena,63 die das leere Kreuz hält. (Tafeln 5 und 15)
63 Der kirchliche Gedenktag der heiligen Helena ist der 18. August, der Geburtstag Kaiser Franz Josephs. Für diesen Hinweis danke ich Alicia Ysabel Spengler verh. Waldstein. Der Inhalt der Bilder und ihre Quellen
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64 Krone, Titel und das sonst nur Bischöfen zustehende Privileg, dass ein Kreuz vorangetragen wird, wurden von Papst Silvester II. im Jahr 1000 gewährt; am 25. Dezember 1000 wurde Stephan in Gran/ Esztergom gekrönt und gesalbt. Darauf bezieht sich auch die Beifügung „apostolisch“ im Titel „Apostolischer König von Ungarn“. Sie bedeutet „päpstlich“, „vom Papst ausgehend“; vgl. apostolischer Segen = päpstlicher Segen. 65 Ordelt schrieb im Jahresbericht 1906 einfach „Kaiser [. . .] Ferdinand II.“; ebenso Dehio. Genau genommen war Ferdinand am 5. Juni 1619, dem Zeitpunkt der Geschichte, noch nicht Kaiser Ferdinand II., sondern noch Erzherzog Ferdinand III., Landesfürst von Innerösterreich (das waren die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain und die Grafschaft Görz), zugleich bereits König von Böhmen und von Ungarn; erst wenige Wochen später wurde er zum römischen Kaiser gewählt und war als solcher Kaiser Ferdinand II., vgl. unten zu Bild 8. In der Historiografie wurde und wird er meistens mit dem ranghöchsten Titel bezeichnet. 66 Poeschel 204–208.
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4. Die Kreuzesvision des römischen Kaisers Konstantin I. (28. Oktober 312). (Tafeln 7, 16 und 17) 5. Die Christianisierung Ungarns, symbolisiert durch den König Stephan I. mit Königskrone; vor ihm trägt ein Diakon ein Kreuz (nach 1000).64 (Tafeln 7 und 18) 6. König Rudolf I. v. Habsburg vereidigt die Kurfürsten auf das Kreuz (1. Oktober 1273). (Tafeln 8 und 19) 7. Zwei Engel halten ein Spruchband mit den Worten „Justitia regnorum fundamentum“ (Gerechtigkeit ist die Grundlage der Reiche), dem Wahlspruch des Kaisers Franz I. von Österreich. (Tafeln 8 und 20) 8. Erzherzog Ferdinand III. (= Kaiser Ferdinand II.) betet in höchster Not zum Kreuz (8 a); darunter halten zwei Engel ein Spruchband mit den Worten, die er der Legende nach beim Gebet vernahm: „Non te relinquam“ (Ich werde dich nicht im Stich lassen) (5. Juni 1619)65 (8 b). (Tafeln 9, 22 und 23) 9. Kaiser Karl V. befreit gefangene Christen in Tunis (Juli 1535). (Tafeln 10 und 24) 10. Verteidigung des Glaubens (die Jesuiten Ignatius von Loyola, 1491– 1556, und Petrus Canisius, 1521–1597). (Tafeln 10 und 25) 11. Zweite Türkenbelagerung Wiens 1683: Der Kapuziner Marco d’Aviano segnet christliche Heerführer vor der Entsatzschlacht zur Befreiung Wiens von den Türken (11 a); darunter betet Kaiser Leopold I. zu Maria für seine Residenzstadt Wien (12. September 1683) (11 b). (Tafeln 11, 26, 27 und 28) 12. Die Vollendung: Christus, der siegreich Auferstandene, mit dem leeren Kreuz in der linken Hand, als Weltenrichter. Zu seinen Füßen sind die Symbole der vier Evangelisten dargestellt (Engel, Löwe, Stier und Adler). Im Spitzbogen ist das Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln zu sehen. Neben Christus kniet Maria als Fürsprecherin (Bild 12 a). Darunter stehen zwei Gerichtsengel, rechts der Erzengel Michael, der Seelenwäger, im Harnisch mit Flammenschwert und Waage, links ein Engel mit zwei Posaunen (und bemerkenswert weiblichen Gesichtszügen).66 (Bild 12 b). (Tafeln 6, 29, 30 und 31). Schema zur Übersicht (Anordnung der Szenen und Personen in den Glasfenstern; Nummern; Glasmalereifirmen):
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Apsis
nördliches Querschiff
Kaiser Karl V.
Ignatius v. Loyola und Petrus Canisius
Marco d’Aviano
Kaiser Leopold I. Josef und Leopold
Beweinung Christi
Schlein
11 a 11 b Türcke
südliches Querschiff Kreuztragung
Zwei Gerichtsengel Kreuzauffindung: Makarius und Helena 2 3
9 10
Christus als Weltenrichter
Veronika und Maria Magdalena 12 a 12 b
König Rudolf I.
Kaiser Konstantin
Erzherzog Ferdinand III. (= Kaiser Ferdinand II.)
Zwei Engel mit Spruchband
König Stephan I. v. Ungarn mit Diakon
Zwei Engel mit Spruchband
6 7
4 5
8a 8b
1a 1b
Schlein
Schlein
Die häufige Wiederkehr des Kreuzesthemas ist augenscheinlich. Auch die sprachliche Formulierung Ordelts im Jahresbericht 1906 mit der dreimaligen Wiederholung ist eindeutig. Die „patriotischen Darstellungen“ zeigen laut Ordelt, „wie die erhabenen Kaiser aus dem Hause Habsburg das Kreuz geehrt (Rudolf I.), bei demselben Trost und Hilfe gesucht (Ferdinand II.), für dasselbe gekämpft (Karl V.) . . . haben“. Offenkundig geht es also um die Kreuzverehrung. Die dargestellten Inhalte beziehen sich auf konkrete historische Quellen, nämlich einerseits auf die Bibel und auf verschiedene Schriften der christlichen Tradition, andererseits auf die Geschichte der Habsburger bzw. Österreichs. Zu Bild 1 (Tafeln 4, 12 und 13): Die „Kreuztragung“ ist ein eigener Bildtypus, so wie die Kreuzigung. Beide wurden in den sogenannten Kreuzweg integriert, eine Andachtsform bzw. ein Bilderzyklus, der in der katholischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert weiteste Verbreitung fand.67 Zwar trägt bei den Synoptikern nicht Jesus, sondern Simon von Cyrene das Kreuz, bei Johannes ist es aber Jesus selbst, der es trägt (Joh 19,17). Die Legende der heiligen Veronika, die Jesus das Schweißtuch reicht, geht auf die apokryphen Pilatusakten, auch Nikodemusevangelium genannt, aus dem 4. Jahrhundert zurück, die Verehrung begann im 12. Jahrhundert. Auch sie wurde in den Kreuzweg aufgenommen.68 Dass Maria Magdalena unter dem Kreuz stand, schreiben mehrere Evangelisten, dass sie den Leichnam Jesu mit wohlriechenden Ölen salben wollte, steht bei Mk 16,1. Das Salbgefäß wurde in der Ikonografie zu einem ihrer Attribute.69 Unterhalb der beiden heiligen Frauen sind die Worte zu lesen: „Wer mein Schüler sein will, der folge mir nach.“ Das ist die verkürzte Fassung des von den Synoptikern übermittelten Satzes Jesu „Wer mein
Glößl und Wirnstl
67 Lexikon der christlichen Ikonographie 2, 650 ff., Sachs/Badstüber/Neumann 233, Poeschel 176 f. 68 Sachs/Badstüber/Neumann 365 f., Poeschel 134 f. 69 Sachs/Badstüber/Neumann 259 f., Poeschel 261 f. Der Inhalt der Bilder und ihre Quellen
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70 Sachs/Badstüber/Neumann 63 und 367 f., Poeschel 184 f. 71 Lexikon der christlichen Ikonographie 2, 642–647, Sachs/Badstüber/Neumann 176 f. und 232, Poeschel 253 ff. 72 Über Konstantins Christentum ist sich die Wissenschaft nicht völlig einig, auch wenn seine Taufe, allerdings viel später als die Schlacht bei Rom, bezeugt ist. Jedenfalls hat er das Christentum nicht nur toleriert, sondern gefördert, allerdings ohne es zur einzigen Staatsreligion zu erklären. Zur Staatsreligion hat es erst sein Nachfolger Theodosius I. 380 erklärt. 73 Lexikon der christlichen Ikonographie 2, 546–551, Poeschel 251–256.
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Schüler sein will, der nehme sein (tägliches) Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24, Mk 8,34, Lk 9,23). Man könnte das ganze rechte Apsisfenster als Kreuzweg bezeichnen, auch wenn nur eine Szene, der kreuztragende Heiland, und zwei Personen, Veronika und Maria Magdalena, dargestellt sind. Zu Bild 2 (Tafeln 5 und 14): Die „Beweinung Christi“ ist ein seit dem 12. Jahrhundert vorkommender Bildtypus, der zwischen der Abnahme Jesu vom Kreuz und der Grablegung angesiedelt ist und auch den Bildtypus der „Pietà“ integriert, der sich im Lauf der Zeit vom Bildtypus der Beweinung verselbstständigt hat.70 Die Beweinung Christi ist auf Lk 23,49 zu beziehen. Die beiden Bilder 3 und 4 beziehen sich auf altchristliche Geschichten, ob Legenden oder Tatsachen, ist unerheblich. Zu Bild 3 (Tafeln 5 und 15): Die Auffindung des Kreuzes durch Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, aufgrund eines Hinweises des Bischofs von Jerusalem Makarius wird in Quellen aus dem 4. Jahrhundert berichtet.71 Unterhalb ist zu lesen: „Christus war für uns gehorsam bis zum Tode“ nach Phil 2,8, und „Jesus stirbt am Kreuz“, die Bezeichnung der 12. Kreuzwegstation. Zu Bild 4 (Tafeln 7, 16 und 17): Die Biografen Kaiser Konstantins I. berichten von der Kreuzesvision, die er vor der entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke bei Rom gegen seinen Rivalen Maxentius um die Alleinherrschaft im weströmischen Reich hatte. Es gibt zwei Fassungen, einen nächtlichen Traum und eine Vision am Tag. In beiden Fassungen sieht Konstantin ein leuchtendes, flammendes Kreuz. Er liest die Worte „In hoc signo vinces“ („In diesem Zeichen wirst du siegen“). In der Traumvision befiehlt ihm der Engel, das Kreuz als Feldzeichen abbilden zu lassen. Übereinstimmend wird berichtet, dass Konstantin, der damals noch nicht getauft war, das Christusmonogramm auf die Schilde der durchwegs heidnischen Soldaten malen ließ und dass er den Sieg davontrug. Im Spitzbogen des Fensters ist über Konstantin das Christusmonogramm mit den griechischen Buchstaben Χ (= Chi) und Ρ (= Rho) abgebildet, den ersten beiden Buchstaben des Namens Christus. Die Szene wurde in der abendländischen Geschichtsschreibung zum Symbol für die Durchsetzung des Christentums im Römischen Reich. Konstantin wurde zum ersten christlichen Kaiser hochstilisiert.72 Die Breitenseer Darstellung folgt dem Bildtypus des reitenden Konstantins, der über der Sonne den Lichterglanz des Kreuzes sieht, darin sind die oben zitierten Worte zu lesen.73 Die weiteren Bilder, sowohl die „patriotischen Szenen“ als auch die Personen, beziehen sich auf historische Begebenheiten und Figuren aus der österreichischen bzw. habsburgischen Geschichte. Bild 5 (Tafeln 7 und 18) (König Stephan I. v. Ungarn) bezieht das Königreich Ungarn in die Geschichte des Hauses Habsburg ein. Der heilige König
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Stephan symbolisiert das Königreich als solches. Es spielt keine Rolle, dass Ungarn erst ein halbes Jahrtausend nach König Stephan einen König aus dem Haus Habsburg bekommen hat. Bekanntlich fiel das östlich des habsburgischen Herrschaftsbereiches gelegene Königreich Ungarn aufgrund der Eheverträge des Habsburgers Kaiser Maximilian I. durch den Tod des letzten jagellonischen Königs Ludwig II. in der Schlacht bei Mohács am 29. August 1526 den Habsburgern zu. Die Habsburger konnten es, gegen manche Widerstände, bis zum Ende der Habsburgermonarchie halten, zuletzt unter dem Namen der „österreichisch-ungarischen Monarchie“. Bild 6 (Tafeln 8 und 19) (König Rudolf I.) zeigt den ersten Habsburger, der den Thron des (allerdings erst viel später so genannten) Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation einnahm. Dargestellt ist die folgende Begebenheit. Sofort nach der Wahl zum König wollte Rudolf die Kurfürsten, die ihn gewählt hatten, vereidigen. Da das Reichsszepter nicht zur Hand war, habe Rudolf geistesgegenwärtig ein Kreuz ergriffen und die Kurfürsten darauf vereidigt.74 Als König des Sacrum Romanum Imperium hat Rudolf I. neun Jahre später, im Jahr 1282, seine Söhne Albrecht und Rudolf mit den heimgefallenen ehemaligen Lehen der Babenberger belehnt und damit die Herrschaft der Habsburger in Österreich begründet. Darauf kommen wir zu Beginn des 2. Teil noch einmal zu sprechen. Bild 7 (Tafeln 8 und 20): Der Spruch „Justitia regnorum fundamentum“, den die Engel darunter auf Bild 7 halten, war nicht etwa der Wahlspruch König Rudolfs im Bild darüber, sondern der Wahlspruch des Kaisers Franz I. von Österreich. Er hatte als Kaiser Franz II. und letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter dem Druck Napoleons am 6. August 1806 die römisch-deutsche Kaiserkrone niedergelegt mit der Begründung, das Reich sei erloschen. Aber schon zwei Jahre zuvor, am 11. August 1804, hatte er den Titel eines erblichen Kaisers von Österreich angenommen und nannte sich als solcher Kaiser Franz I. von Österreich. Das war eine Reaktion auf die Annahme des Titels Empereur durch Napoleon gewesen. Den Wahlspruch „Justitia regnorum fundamentum“ hat Franz nach der Annahme des Titels „Kaiser von Österreich“ gewählt. Am 25. August 1807 richtete er ein Handschreiben an den stellvertretenden Obersthofmeister: „Bei Gelegenheit der von Mir angenommenen Österreichischen Kaiserwürde habe ich die Abänderung der Medaillen mit folgendem Wahlspruch: Iustitia regnorum fundamentum angeordnet, wovon Sie als Stellvertreter Meines ersten Obersthofmeisters sämtliche Hofstellen zu verständigen haben.“75 Der Wahlspruch ist auch auf dem 1821–1824 errichteten Äußeren Burgtor auf der dem Heldenplatz zugewandten Seite angebracht.76 In der Würde des Kaisers von Österreich war Kaiser Franz Joseph I. Nachfolger von Kaiser Franz I.
74 Für diese Szene werden drei verschiedene Ausdrücke verwendet: Huldigung, Eid und Belehnung. Sie sind kein Widerspruch, sondern ein und dasselbe. Die Lehen waren zwar de facto erblich, rechtlich gesehen fielen aber alle Lehen mit dem Tod des Königs an das Reich zurück und mussten vom neuen König erneut verliehen werden. Die Kurfürsten mussten also dem von ihnen gewählten König den Lehenseid schwören und wurden erneut belehnt. Die Geschichte wird übrigens nur von einem Chronisten berichtet, Hermann von Niederaltaich, vgl. Gropper 26 f., Hauenfels 136. Dennoch wird sie fast immer erzählt. Sicher falsch ist die Angabe bei Dehio 272, es handle sich um die Belehnung seiner Söhne. Diese erfolgte erst 1282, während die Geschichte mit dem Kreuz stets im Zusammenhang mit der Wahl und Belehnung bzw. Vereidigung von 1273 in Frankfurt steht. Manchmal wird sie im Zusammenhang mit der Krönung erzählt, die kurz nach der Wahl in Aachen stattfand. Sie macht jedenfalls nur Sinn, wenn sie am Anfang von Rudolfs Königtum steht, als entscheidende erste Tat. 75 Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Kabinettsarchiv, Billettenprotokoll 1807, Nr. 418; zur Gesetzes- und Gerechtigkeitsliebe des Kaisers siehe Langsam 221–229. 76 Historisches Lexikon Wien 1, 525. Bei Kudla 126 ist als Quelle angegeben „nach Plato, Leges 1,8. Vgl. Cicero, De officiis 2,71“. Der Inhalt der Bilder und ihre Quellen
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77 Über dieses für die europäische Geschichte so wichtige politische Gebilde gibt es eine umfangreiche Literatur. Zusammenfassend siehe z. B. MazohlWallnig, Zeitenwende 1806. 78 Vgl. oben Anm. 64. 79 Franzl 189–201 überschrieb das betreffende Kapitel mit „Von der Macht grenzenlosen Gottvertrauens“.
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Wir können die Bilder 4 bis 7, also das mittlere und das linke Fenster der Kaiser-Jubiläumskapelle, als Stammbaum des christlichen Kaisertums des Jubilars Franz Joseph interpretieren: Konstantin ist der erste christliche Kaiser. Gemäß der Gedankenfigur der Renovatio oder Translatio Imperii (Erneuerung oder Übertragung der römischen Kaiserwürde) ging das römische Kaisertum, nach dem Untergang des Römischen Reiches in den Stürmen der Völkerwanderung, mit der Kaiserkrönung Karls des Großen am Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom auf das frühmittelalterliche Franken- oder Karolingerreich und dann auf das hochmittelalterliche sogenannte „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ über.77 Rudolf war der erste Habsburger auf dessen Thron (auch wenn er nicht zum Kaiser gekrönt wurde). Mit Kaiser Franz, der zwar nicht als Person, wohl aber durch seinen Wahlspruch dargestellt ist, ging die Würde des christlichen Kaisers auf das österreichische Kaisertum über, das nun Franz Joseph bekleidete, dessen Medaillon im Mittelfenster unten angebracht ist, gemeinsam mit dem seiner Gemahlin Elisabeth (Tafeln 7 und 21). Durch Erbschaft kam auch die Krone des heiligen Königs Stephan in den Besitz der Habsburger. Franz Joseph war (christlicher) Kaiser von Österreich und Apostolischer78 König von Ungarn. Bild 8 (Tafeln 9, 22 und 23) (Ferdinand III./II.) mit der Erzählung vom Gebet Ferdinands vor dem Kruzifix, einschließlich des Bildes darunter mit den zwei Engeln und dem Spruchband „Non te relinquam“, bezieht sich auf eine berühmt gewordene Begebenheit in der Wiener Hofburg am 5. Juni 1619. Erzherzog Ferdinand III. hatte 1596 nach Erreichung der Volljährigkeit die Herrschaft in Innerösterreich angetreten (das waren die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain und die Grafschaft Görz). Der strenggläubige, von den Jesuiten erzogene Erzherzog begann sofort mit einer radikalen Rekatholisierungspolitik und rottete den Protestantismus in Innerösterreich aus. Als er für die Nachfolge als böhmischer König, als ungarischer König und als römisch-deutscher Kaiser nach Kaiser Matthias designiert wurde, fürchteten die mehrheitlich protestantischen Stände in Böhmen zu Recht die Fortsetzung der harten Religionspolitik. Am 29. Juni 1617 wurde Ferdinand zum König von Böhmen gekrönt. Ein Jahr darauf brach die offene Rebellion aus. Der zweite Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 gilt als Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Ein Jahr später, am 1. Juli 1618, wurde Ferdinand auch zum König von Ungarn gekrönt. Im Frühjahr 1619 starb Kaiser Matthias. Nun rückten Truppen der protestantischen böhmischen Stände gegen Wien, das sie am 5. Juni 1619 erreichten. Am selben Tag bestürmte eine Delegation der niederösterreichischen protestantischen Stände König Ferdinand in der Wiener Hofburg. Sie verlangten die Religionsfreiheit („Sturmpetition“). Ferdinand, zu Kompromissen unfähig, lehnte die Forderungen ab.79 Als überraschend ein Trupp kaiserlicher Reiter, die zur Verstärkung der Wiener Garnison abkommandiert worden waren, mit Trompetengeschmetter in den
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Burghof sprengte, ließ die Delegation der niederösterreichischen Stände von Ferdinand ab. Die protestantischen Truppen zogen bald darauf ebenfalls ab. Der Jesuit und Biograf Ferdinands, Wilhelm Lamormaini, berichtete, der Kaiser habe in dieser Bedrängnis stundenlang vor dem Kruzifix gebetet, und es verbreitete sich die Geschichte, der Gekreuzigte habe zu Ferdinand die Worte gesprochen „Non te deseram“ (auf dem Breitenseer Fenster „Non te relinquam“), „Ich werde dich nicht im Stich lassen“. Das Kruzifix, vor dem Ferdinand gebetet hatte, das sogenannte FerdinandKreuz, wurde in der Folge im Haus Habsburg hoch in Ehren gehalten (Abbildung 12, Farbteil).80 Bald nach dem 5. Juni 1619, am 28. August, wurde Ferdinand tatsächlich zum römischen Kaiser gewählt, er trug als solcher und ab diesem Zeitpunkt den Namen Kaiser Ferdinand II. Ein Jahr darauf besiegten die kaiserlichen Truppen in der folgenreichen Schlacht am Weißen Berg bei Prag die protestantischen Stände. Ferdinand konnte mit der systematischen Rekatholisierung beginnen. In der katholischen österreichischen Historiografie wurde die Frömmigkeit und Standhaftigkeit Ferdinands hervorgehoben, nur gelegentlich wurde seine harte Religionspolitik kritisiert. Bild 9 (Tafeln 10 und 24) (Tunis, Kaiser Karl V.): 1535 unternahm der 35-jährige Kaiser Karl V. einen Feldzug gegen den im Dienst des Osmanischen Reiches stehenden Herrscher von Algier und Großadmiral der osmanischen Flotte im Mittelmeer, Chaireddin Barbarossa.81 Es ging um die maritime Überlegenheit im westlichen Mittelmeer. Einerseits hatten die Katholischen Könige von Spanien nordafrikanische Plätze besetzt, andererseits unternahm Chaireddin Piratenzüge an den süditalienischen und spanischen Küsten und Inseln, wobei Gefangene genommen und zu Sklaven gemacht wurden. 1534 eroberte Chaireddin Tunis. Im Juli 1535 segelte Karl V. mit einer starken Flotte nach Tunis. Es gelang ihm, die Stadt zu erobern. Die dort befindlichen Christensklaven, man sprach von 20.000, hatten sich aktiv an der Befreiung beteiligt. Obwohl Chaireddin entkam und seine Macht nicht wirklich gebrochen war, konnte sich Karl als Sieger bezeichnen. Das erfolgreiche Tunis-Unternehmen stärkte sein Selbstbewusstsein, und die kaiserliche Propaganda verstand es, den Sieg und die Befreiung der Christen äußerst wirkungsvoll zu verwerten.82 Das Ereignis ging in die habsburgische Erzähltradition ein. Es spielte keine Rolle, dass der tatsächliche Niedergang der osmanischen Vorherrschaft im Mittelmeer erst Jahrzehnte später mit dem Sieg der Flotte der Heiligen Allianz bei Lepanto 1571 anzusetzen ist. Bild 10 (Tafeln 10 und 25) (Ignatius von Loyola und Petrus Canisius): Im unteren Teil des Fensters sehen wir zwei große, fast etwas zu groß geratene, in Mönchsgewänder gekleidete Figuren. Es sind zwei Zeitgenossen Karls V., nämlich der Gründer des Jesuitenordens Ignatius von Loyola (1491–1556) und der Jesuit Petrus Canisius (1521–1597). Ignatius hat den
80 Coreth 41; Beschreibung des Kreuzes bei Bösel 225–228. 81 Khair ad-Din, wegen des roten Bartes Barbarossa genannt. 82 Kohler 240–246; Duchhardt 35–72. Zur propagandistischen Verwertung gehört auch die großformatige Tapisserienserie, die sich z. T. im Besitz des Kunsthistorischen Museums befindet, vgl. Seipel. Zu Chaireddin vgl. Bradford. Der Inhalt der Bilder und ihre Quellen
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83 Winkelbauer 2, 122 f. 84 Siehe dazu mit vielen Beispielen Telesko 2008, 21–41. 85 Lorenz 1939, 309 f. 86 Sein Enkel Franz Stephan wurde der Gemahl der Kaiserin Maria Theresia und somit nach dem Aussterben der Althabsburger in der männlichen Linie der Stammvater des Hauses HabsburgLothringen. 87 Neueste Forschungen ergaben, dass die Entsatzpläne von Karl v. Lothringen und von Sobieski gleichzeitig und unabhängig voneinander entwickelt wurden, Nagielski/Bobiantyńsky 129. 88 Aviano ist heute eher als NATO-Stützpunkt bekannt.
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Orden 1534 gegründet, 1540 wurde der Orden vom Papst anerkannt. Petrus Canisius stammte aus der niederländischen Stadt Nijmwegen, die damals zum römisch-deutschen Reich gehörte. Er trat schon 1543 als achtes Mitglied in den Orden ein, und sein Wirkungsfeld blieb das Reich. Daher ist er als erster deutscher Jesuit und als zweiter Apostel Deutschlands (nach Bonifatius) bezeichnet worden. Der Jesuitenorden trug wesentlich zum Erfolg der Gegenreformation bzw. der katholischen Reform bei. Die habsburgischen Herrscher bedienten sich seiner und standen unter seinem Einfluss. Petrus Canisius war für die katholische Reform in Deutschland von besonderer Bedeutung. Einige Jahre wirkte er auch in Wien und war maßgeblich daran beteiligt, in der beinahe vollständig protestantischen Stadt den Katholizismus wieder zu festigen. Sein Katechismus wurde zu einem der bedeutendsten Werkzeuge der katholischen Erneuerung.83 Unterhalb der Figuren der beiden Jesuiten steht der Wahlspruch des Ignatius „Alles zur größeren Ehre Gottes“. Bild 11 (Tafeln 11, 26 bis 28) (Türkenbelagerung Wiens, Marco d’Aviano und Kaiser Leopold I.): Die zweite Türkenbelagerung Wiens 1683 war ein einschneidendes Ereignis für die Stadt und für die europäische Geschichte und ist als solches sehr tief ins öffentliche Bewusstsein eingedrungen.84 Das Heer des Osmanischen Reiches unter dem Großwesir Kara Mustafa hatte die Stadt Mitte Juli umzingelt und belagerte sie. Kaiser Leopold I. und der Hof hatten sich nach Passau und Linz zurückgezogen.85 Anfang September versammelten sich die Truppen der Koalition gegen die Türken, bestehend aus kaiserlichen, bayrischen, sächsischen, polnischen und Reichstruppen im Tullnerfeld. Die kaiserlichen Truppen wurden von Generalleutnant Herzog Karl V. von Lothringen befehligt, einem Schwager des Kaisers,86 den Oberbefehl hatte als ranghöchster Teilnehmer der König von Polen Johann III. Sobieski inne.87 Am 12. September begann der Angriff von den Abhängen des Wienerwaldes vom Dreimarkstein bis zum Leopoldsberg herab. Die Koalitionstruppen trugen den Sieg in der sogenannten Schlacht am Kahlenberg davon, die Türken flüchteten. Der Sieg bedeutete mehr als die Befreiung Wiens. In den folgenden Jahren wurden auch Ungarn und Siebenbürgen zurückerobert, und das Osmanische Reich wurde weit zurückgedrängt. Untrennbar sind damit der Aufstieg des Prinzen Eugen und der Aufstieg Wiens zur großen barocken Metropole verbunden. Den religiösen Aspekt des sogenannten Kampfes zwischen Kreuz und Halbmond repräsentierte der Kapuzinerpater Marco d’Aviano. Der aus Aviano im Friaul gebürtige88 charismatische Mönch war damals berühmt für seine Bekehrungspredigten, Krankensegnungen und Krankenheilungen in Italien, Frankreich, Flandern. Kaiser Leopold I. lernte ihn kennen und vertraute ihm, ebenso der kaiserliche Heerführer Herzog Karl V. von Lothringen. Der Kaiser berief den Mönch 1683, um als päpstlicher Legat
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
die religiöse Vorbereitung des Entsatzes zu leiten. Der Kapuziner war aber auch ein guter Beobachter und geschickter Diplomat, der unter den rivalisierenden Heerführern vermitteln konnte.89 Im Lager bei Tulln feierte er am 8. September für die Truppen die Messe und predigte.90 Auch am 12. September in der Früh, vor Beginn der Schlacht, las er in der Josefskapelle in der Ruine der Kamaldulenser-Eremitage auf dem Kahlenberg die Messe (die Türken hatten die Eremitage wenige Wochen zuvor niedergebrannt).91 Obwohl er in italienischer Sprache predigte und nur einzelne deutsche Wörter einflocht, viele Soldaten ihn also gar nicht verstanden, war sein Auftreten, sein gütiges Gesicht, das Kreuz in der Hand, überaus wirkungsvoll. Inhalt seiner Predigten war der Aufruf zur Umkehr und zu Gottvertrauen. Er ließ die Zuhörer immer einige Worte nachsprechen und nachbeten.92 Auf ihn ging es zurück, dass die Feldzeichen der Kaiserlichen mit dem Bild der Gottesmutter versehen wurden. Die dargestellte Szene ist die Segnung der Heerführer vor der Entsatzschlacht am 12. September. Eine religiöse Zeremonie vor der Schlacht war gang und gäbe, ebenso waren des Öfteren Kapuziner Feldgeistliche, wovon auch die berühmte „Kapuzinerpredigt“ in Schillers Drama „Wallensteins Lager“ zeugt. Im Bild darunter betet der Kaiser zu Maria für seine Residenzstadt Wien, die im Hintergrund abgebildet ist. Leopold I. befand sich in diesen Tagen, von Linz kommend, in Dürnstein in der Wachau. Am 14. September zog er in die befreite Stadt ein. Das Gebet des Kaisers zu Maria entspricht der weitverbreiteten Marienverehrung der Zeit, aber auch der Frömmigkeit Leopolds selbst. Maria ist als Himmelskönigin dargestellt, gekrönt und auf Wolken stehend mit dem Kind im linken Arm.93 Zum Dank für die Befreiung Wiens hat Papst Innozenz XI., der 1683 maßgeblich am Zustandekommen der christlichen Allianz gegen die Türken und an der Finanzierung der Truppen beteiligt war, das Fest „Mariä Namen“ am 12. September für die ganze Kirche eingeführt. Die jährliche „Maria-Namen-Feier“ in der Wiener Stadthalle ist die größte regelmäßige kirchliche Veranstaltung in Österreich. Mit dem letzten Bild kehren wir wieder zur Bibel als Quelle zurück. Zu Bild 12 (Tafeln 1, 29 bis 31): Das Mittelfenster der Apsis des Hauptschiffs verwendet Motive aus dem letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes. Die Darstellung gehört zum Bildtypus vom Jüngsten Gericht (Parusie, Wiederkehr Christi).94
89 Winkelbauer 1, 164. 90 Sachslehner 261 f. 91 Ebd. 267; nach anderen Angaben in der damals noch nicht fertig gebauten Leopoldskirche auf dem Leopoldsberg, der bis dahin Kahlenberg geheißen hatte; der Name Kahlenberg wurde in dieser Zeit auf den heutigen Kahlenberg übertragen, der früher Schweins- oder Sauberg, dann kurz Josefsberg geheißen hatte, Historisches Lexikon Wien 1, 216 f.; 3, 382 f. und 413; 4, 34; siehe auch Röhrig 195. 92 Zur Art und Weise und zur Wirkung seiner Predigten siehe den Katalog Marco d’Aviano 10 f. 93 Es ist nicht, wie es in Dehio 272, heißt, die Immaculata. Die Verehrung der Maria Immaculata war zwar im 17. Jahrhundert weit verbreitet, doch fehlen hier wesentliche Attribute, vgl. Sachs/ Badstüber/Neumann 358 ff. 94 Poeschel 205–209. Der Inhalt der Bilder und ihre Quellen
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Z U R I N T E R P R E TAT I O N D E R G E S C H I C H T E N U N D B I L D E R
95 Clauss 111.
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Es versteht sich von selbst, muss aber doch ausgesprochen werden, dass die historischen Personen und Geschichten, die hier abgebildet und erzählt werden, sehr unterschiedlich interpretiert werden können. Die zeitgenössischen Kontrahenten, ihre Nachfahren, Generationen von Chronisten und Geschichtsschreibern haben sehr divergierende Bilder gezeichnet. Die Geschichtswissenschaft macht zwar Fortschritte, indem sie die faktischen Grundlagen aufbereitet und neue Sichtweisen entwickelt. Es ist aber prinzipiell nicht möglich, die ausschließliche Wahrheit zu finden und zu formulieren. Der von Leopold v. Ranke so prägnant ausgedrückte Traum der Historiker des 19. Jahrhunderts, zu erzählen „wie es eigentlich gewesen ist“, muss ein Wunschtraum bleiben. Ein Biograf Kaiser Konstantins hat es griffig formuliert: „Geschichte ist ein Steinbruch, aus dem jede Generation sich das herausbricht, was sie zur Bewältigung oder zur Unterhaltung der eigenen Zeit benötigt.“95 War Konstantin ein Christ? Was hieß „Christ“ damals? Aus welchem Blickwinkel war Konstantin „der erste christliche Kaiser“? Waren die Kreuzzüge eine Verteidigung des Glaubens oder wüste Eroberungszüge? Hat Kaiser Karl V. christliche Gefangene befreien wollen, oder wollte er seinen Herrschaftsbereich ausdehnen? War Ferdinand ein radikaler und uneinsichtiger Gegner der Protestanten, oder machte er sich Sorgen um das Seelenheil seiner Untertanen? Warum zogen die Türken gegen Wien? Gehörte nicht auch die habsburgische Protestanten- und Ungarnpolitik zur Ursachenkette? War Kara Mustafas Unternehmen der Griff nach dem goldenen Apfel, oder war es ein unnötiges Risiko, ein letztlich von vornherein sinnloses, zum Scheitern verurteiltes Unternehmen? Sind diese und ähnliche Fragen überhaupt mit einem eindeutigen Ja oder Nein zu beantworten? Sind Widersprüche und Gegensätze unaufhebbar, oder sind auch sie einem Wandel der Anschauung unterworfen? Alle diese Fragen können und müssen beiseitegelassen werden, wenn man die Absichten Ferdinand Ordelts erfassen will, nach dessen Angaben die Fenster der Breitenseer Kirche gemacht wurden. Nur diejenige Interpretation ist heranzuziehen, die ihm und seiner Zeit gemäß war. Frühere und spätere Deutungen kommen nicht in Betracht. Wir müssen versuchen, seinen Horizont zu rekonstruieren, die Sichtweise des späten 19. Jahrhunderts, vermittelt durch einen gebildeten katholischen Priester, Lehrer und Seelsorger. Nur dann können wir verstehen, was in diesen Fenstern dargestellt ist und was sie aussagen wollten.
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
Auch die Kunstgeschichte verlangt eine solche Vorgangsweise. Es genügt nicht, den Inhalt der Bilder anzugeben und sie stilistisch einzuordnen: verschiedene Szenen aus der Bibel und aus der Geschichte der Habsburger in historistischen Darstellungen in einer neugotischen Vorstadtkirche. Die moderne Ikonografie verlangt eine mehrstufige Analyse.96 Nur ein erster, selbstverständlicher Schritt ist die Beschreibung des Bildes mit Angabe der dargestellten Handlungen und Personen, der Symbole und der Attribute und ihre stilistische Einordnung. Dem folgt die ikonografische Analyse. Sie zeigt, um welche Themen und Vorstellungen es sich handelt und auf welchen Quellen sie beruhen. Aber erst der dritte Schritt, die ikonologische Interpretation, kann uns den wahren Bedeutungsgehalt eines Kunstwerkes zeigen, seinen symbolischen Wert, also das, wofür es stehen und was es zeigen will. Dafür aber muss man wieder auf die konkreten historischen Bedingungen zurückgreifen: Ort und Zeit der Entstehung, die Absicht des Künstlers, die Zusammenhänge, in denen es steht, und zwar sowohl synchron, also im Vergleich mit zeitgenössischen Werken, als auch diachron, also durch Berücksichtigung der Tradition. Ein bloßer Stilvergleich würde uns kunsthistorisch bilden, er könnte uns aber nicht erklären, warum in dieser Kirche gerade diese Bilder zu sehen sind. Um zur Geschichtswissenschaft zurückzukehren: Aus der Sicht der österreichischen Geschichte muss es unverständlich bleiben, warum sich der römische Kaiser Konstantin unter die Habsburger mischt. Um das Kunstwerk wirklich zu verstehen, müssen wir eben die Anschauungen dessen kennen, der es erdacht hat, wir müssen uns in ihn hineindenken und müssen spätere – auch kritische – Erkenntnisse und Interpretationen ausblenden. Am Ende, nach diesem Erkenntnisprozess, bleibt es uns unbenommen, uns ein Urteil darüber zu bilden und unsere eigene Sichtweise und Interpretation zu entwickeln. Zuerst aber müssen wir innehalten und zu verstehen versuchen.
96 Poeschel 13–32; Panofsky. Zur Interpretation der Geschichten und Bilder
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ANSA MMLUNG ODER Z YKLUS?
97 Sachs/Badstüber/Neumann, Stichwort „Bilderprogramm“ 66 f. und „Enzyklopädie“ 119 ff.; Lexikon der Kunst VII, Stichwort „Zyklus“ 955.
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Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist die Antwort auf die Frage, ob die abgebildeten Szenen und Personen eine bloße Ansammlung sind, eine zufällige Bilderfolge, die sich zwar im Einzelnen auf Vorgeformtes berufen kann, deren Zusammenstellung aber subjektiv ist und die sich in unserem Fall ein theologisch und historisch gebildeter kaisertreuer Priester ausgedacht hat. Oder gibt es einen inneren Zusammenhang unter den Geschichten, Figuren und Sprüchen, den nicht Ordelt selbst erfunden hat? Handelt es sich um einen wirklichen Bilderzyklus, d. h. um eine Zusammenstellung, die nicht nur eine subjektive Idee zum Ausdruck bringt, sondern sich auf ein vorgeformtes Ganzes beruft? Sie müsste dann in einer Tradition stehen, dieselbe aufgreifen und wiedergeben, sie vielleicht mit besonderen Akzenten eigenständig weiterentwickeln. Es ist ein Unterschied, ob Bilder eine wenn auch in sich schlüssige Ansammlung, eine bloße Bilderfolge sind oder ein Bilderzyklus.97 In diesem Fall müssten sie nicht nur mit der Ikonografie der einzelnen Bilder, sondern des Zyklus, seiner Tradition und Funktion konfrontiert werden. Es wären nicht nur die einzelnen Bilder, sondern der Zyklus zu interpretieren. Es ist ein Unterschied, ob man eine Kreuzesdarstellung oder den Zyklus „Kreuzweg“ untersucht, ein Weihnachtsbild oder einen Weihnachtszyklus, einen Knochenmann oder einen Totentanz, einen Rossebändiger oder den Zyklus „Die Taten des Herkules“ usw. Wenn die Breitenseer Glasfenster ein Zyklus sind, dann muss es – wenigstens teilweise – Vorläufer geben, müssen Bezugspunkte gefunden werden. Weiters ist zu fragen, auf welchem Weg und in welcher Weise der geistige Urheber Ferdinand Ordelt davon Kenntnis erhalten hat, sodass er sich mehr oder weniger bewusst in diese Tradition stellen konnte. Alle diese Fragen können zuverlässig beantwortet werden. Die Breitenseer Fenster sind tatsächlich ein Zyklus, sie greifen einen bestehenden Kanon auf und entwickeln ihn eigenständig weiter. Es gibt historische Quellen und bildliche Vorlagen. Es lässt sich zeigen, wie und warum Ferdinand Ordelt von all dem Kenntnis besaß, auch wenn er nichts darüber aufgeschrieben hat. Schließlich kann man erklären, warum Ordelts Gedankengebäude vergessen wurde und warum dem heutigen Betrachter die Inhalte der historischen Bilder unverständlich und fremd sind. Es bedarf sozusagen einer historisch-kunsthistorischen Entdeckungsreise, um diesen Zyklus umfassend zu verstehen. Für die Antwort auf die Fragen ist der Begriff „Pietas Austriaca“ ausschlaggebend, denn darin finden wir eben alle jene Inhalte und Vorbilder, die in der Breitenseer Kirche zu einem außerordentlichen Zyklus geworden sind.
Über die Entstehung der Kirche und der Glasfenster
2 . T e i l : D i e „ P i e ta s A u s t r i a c a“, ihre historischen und liter arischen Quellen und ihre Umsetzung in den Breitenseer Fenstern
„ P I E TA S AU S T R I A C A“ Ein vergessenes Modell der Herrschafts- und Geschichtsdeutung
Unter der „Pietas Austriaca“ versteht die Geschichtswissenschaft nicht eine spezifische Frömmigkeitsform oder Religiosität in Österreich und schon gar nicht die subjektive Frömmigkeit der Österreicher. Der Ausdruck bezieht sich einerseits auf das lateinische Wort pietas als Herrschertugend, andererseits auf den im 14. Jahrhundert aufkommenden Begriff „domus Austriae“ (domus Austriaca, Haus Österreich, Casa d’Austria, Casa de Austria, Maison d’Autriche) für das in Österreich regierende Geschlecht oder Haus Habsburg.98 Der Ausdruck ist also nicht mit „österreichische Frömmigkeit“ zu übersetzen, sondern mit „Frömmigkeit des Hauses Habsburg“.99 Als Graf Rudolf von Habsburg 1273 von den deutschen Kurfürsten zum deutschen König Rudolf I. gewählt wurde, gab es das habsburgische Österreich noch nicht. Die Herrschaft der Habsburger in Österreich begann erst später, im Jahr 1282, als Rudolf, der zwar deutscher König, aber nicht Landesherr in Österreich war, seine Söhne Albrecht und Rudolf mit dem frei gewordenen Herzogtum Österreich (das nur die heutigen Bundesländer Nieder- und Oberösterreich ohne das Innviertel umfasste) und dem Herzogtum Steiermark sowie mit der Markgrafschaft Krain und der Windischen Mark (Teile des heutigen Slowenien) belehnte.100 Von da an waren die Habsburger bis 1918, also 636 Jahre lang, die Landesherren und später Kaiser in und von Österreich, und „Casa d’Austria“, „Haus Österreich“ war ein Synonym für diese Herrschaft. Der Ausdruck bezeichnete somit „die die Wechselfälle der Zeiten überdauernde Aktionseinheit von Familie, Besitz, Vermögen und Macht, es war gewissermaßen der Familien- und der Firmenname“.101 „Pietas Austriaca“ bezieht sich also auf das Haus Habsburg, meint aber nicht die subjektive Frömmigkeit der Habsburger, weder der einzelnen Mitglieder des Hauses noch des Herrschergeschlechts als Ganzes. „Pietas Austriaca“ oder „habsburgische Frömmigkeit“ ist vielmehr ein politisch-religiöser Begriff aus der Barockzeit, der auf die Legitimierung der genannten Herrschaft zielte. Er brachte die Anschauung zum Ausdruck, dass die anerkannte, legitime weltliche Gewalt keine Willkürherrschaft war, sondern eine „von Gottes Gnaden“, und dass die Herrschertugend der Pietas, der Frömmigkeit, als Grundlage und Voraussetzung der Herrschaft von den Machthabern selbst anerkannt wurde. Pietas wurde nicht in unserem Sinn verstanden als „fromm, gläubig“, sondern im rö-
98 Vgl. Zöllner 1984, 9; Zöllner 1995, 23; Klingenstein 171–183. 99 Die grundlegende Darstellung ist das schon zitierte Buch von Anna Coreth, Pietas austriaca. Österreichische Frömmigkeit im Barock. Es führt weit über die im Titel angegebene Beschränkung hinaus bis zum Ende der Monarchie. Weiters Wandruszka 1968, 122 ff.; Zedinger 303–305; Pons 377–387; Winkelbauer 2, 185–210, mit weiteren Ausführungen zum Barockkatholizismus (Prozessionen, Wallfahrten, Bruderschaften und der sogenannten verordneten Frömmigkeit) 210–239; Vocelka 141–151. 100 Diese ehemals babenbergischen Herrschaftsgebiete waren nach dem Aussterben der Babenberger unter die Herrschaft des Königs Přemysl Otakar II. von Böhmen gekommen. 1276 hatte Otakar/Ottokar auf sie verzichtet, König Rudolf I. verwaltete sie unter dem Titel „Reichsregiment“ sozusagen provisorisch. In absehbarer Zeit würde Rudolf sie jemandem zu Lehen geben müssen. Es gelang ihm, die Zustimmung der Kurfürsten zu erhalten, seine Söhne damit zu belehnen; siehe dazu Redlich 334–384; Niederstätter 81 f. Über den Konflikt zwischen Rudolf und Ottokar, der am 26. 8. 1278 im Kampf gegen Rudolf auf dem niederösterreichischen Schlachtfeld bei Dürnkrut und Jedenspeigen ums Leben kam, hat Franz Grillparzer das Drama „König Ottokars Glück und Ende“ geschrieben. 101 Klingenstein 173. „Pietas Austriaca“
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misch-lateinischen Sinn als „pflichtmäßige Gesinnung“, als „Pflichtgefühl“. Als solche war sie den Göttern gegenüber Frömmigkeit, den Eltern, Kindern, Verwandten gegenüber „kindliche Liebe und Pflicht“, dem Vaterland gegenüber „Vaterlandsliebe“, es schwangen aber auch Ehrerbietung, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit mit. Es handelte sich um Religiosität im allerweitesten Sinn als Rück-bindung (re-ligere, Religion) an höhere Mächte. Am ehesten klingt diese weite Bedeutung noch in unserem Begriff „Pietät“ nach. Im katholischen Haus Habsburg brachte man damit zum Ausdruck, dass man die weltliche Herrschaft im Auftrag Christi ausübte. Diese Grundhaltung hatte freilich Auswirkungen auf die Mitglieder des Hauses, sowohl auf diejenigen, die aufgrund des Erbrechts und der Hausgesetze ein Amt innehatten, als auch auf die übrigen Mitglieder. Sie hatten sich dieser „Pietas“, dieser „Frömmigkeit“ zu befleißen. Sie wurde den jungen Prinzen in den „Fürstenspiegeln“ nahegebracht. Sie war zugleich Programm und Propaganda. Die Hochblüte des Konzepts der „Pietas Austriaca“ war das 17. Jahrhundert, die Zeit der Gegenreformation bzw. katholischen Reform, und ihre Schlüsselfigur ist Kaiser Ferdinand II. aus unserem Bild 8 (Kaiser 1619–1637). Während seine Vorgänger auf dem Kaiserthron – von Karl V. an über Ferdinand I., Maximilian II., Rudolf II. bis Matthias – auf verschiedene Weise versuchten, mit dem Phänomen des sich rasch ausbreitenden Protestantismus zurechtzukommen, einen Modus vivendi und Kompromiss zu finden, setzte der von Jesuiten in Ingolstadt erzogene Ferdinand von Anfang an mit größter Entschiedenheit, Hartnäckigkeit und auch Härte auf die Beseitigung und Unterdrückung des Protestantismus. Häresie war für ihn wie eine Krankheit der Seele, und er empfand es als Herrscherpflicht, auch für das Seelenheil seiner Untertanen zu sorgen. Als Mensch war er durchaus liebenswert, und er war überaus fromm und ein großer Beter. Als Ausspruch Ferdinands wurde kolportiert, dass ihm beim Gebet, im Staatsrat und auf der Jagd nie die Zeit lang geworden sei. Dieser für uns wegen seiner Unversöhnlichkeit keineswegs sympathische Herrscher hat durch seine religionspolitischen Taten und durch sein persönliches Frömmigkeitsbeispiel die Basis gelegt, dass Österreich wieder ein uneingeschränkt katholisches Land geworden ist – freilich um den hohen Preis der Verfolgung Andersgläubiger und der radikalen Absage an die Religionsfreiheit. Seine beiden Nachfolger – sein Sohn Ferdinand III. (Kaiser 1637–1657) und sein Enkel Leopold I. (Kaiser 1658–1705) – haben nicht nur die katholische Reform in den habsburgischen Ländern im Sinne Ferdinands weiter betrieben, sie haben auch der privaten und öffentlichen Religionsausübung durch das Herrscherhaus ebensolches Gewicht beigelegt wie der Vater bzw. Großvater. Bei Leopold I. wurde die Religiosität des Herrschers geradezu zu einem unterscheidenden Merkmal zum anderen großen absoluten Herrscher der Zeit, Ludwig XIV. von Frankreich. Während dieser seine Person und den Glanz des Königs in den
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Die „Pietas Austriaca“
Mittelpunkt stellte, verbreitete Leopold das Bild des vor der Dreifaltigkeit oder vor Maria Immaculata oder vor dem heiligen Joseph knienden Herrschers, der seine Völker und Länder nicht durch seinen Glanz, sondern durch sein Gebet vor den großen Übeln der Pest und der Türken retten konnte. Die barocke „Pietas Austriaca“ blieb nun weder eine diffuse Gefühlshaltung noch ein abstraktes Prinzip der Herrschaftslegitimation, vielmehr äußerte sie sich in sehr konkreten Handlungen, Frömmigkeitsformen und Geschichten. Diese wurden von den zeitgenössischen Schriftstellern in Fürstenspiegeln, in historischen Abhandlungen, Kaiserbiografien, Ruhmes- und Ehrenwerken, im Jesuitentheater usw. abgehandelt und systematisiert. Geschichten, die sich zu ihrer Demonstration besonders gut eigneten, wurden immer wieder erzählt, und langsam bildete sich ein Kanon solcher Erzählungen heraus. Sie wurden Zeugnis und zugleich Vorbild für spätere Generationen. Drei Konkretisierungen sind vor allem zu nennen, in ihnen äußerte sich typischerweise die „Frömmigkeit des Hauses Habsburg“. Es waren die eucharistische Frömmigkeit, die Marien- und Heiligenverehrung und die Kreuzesfrömmigkeit. Der Breitenseer Fensterzyklus bezieht sich auf diese Letztere, er bringt die dafür typischen Geschichten ins Bild und illustriert diese Ausformung der Frömmigkeit. Um die Tragweite des Konzepts zu verstehen, müssen auch die beiden anderen Bereiche kurz erläutert werden.
a) Eucharistische Frömmigkeit Die besondere Verehrung der Hostie, in der Christus wahrhaft zugegen ist, und die Wertschätzung der Feier der heiligen Messe, in der die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi geschieht, also der Eucharistie, hatte einen gegenreformatorischen Hintergrund. Die Evangelischen lehnten zwar nicht die Gegenwart Christi in der Hostie, wohl aber die katholische Lehre von der Wesensverwandlung (Transsubstantiation) als solche und den Opfercharakter der Messe ab. Auch das Fronleichnamsfest feierten sie nicht. Das Konzil von Trient hat sich demgegenüber zur traditionellen katholischen Lehre bekannt. Die „tridentinische Messe“, also die vom Konzil von Trient festgelegte Form und Interpretation der Messfeier, des „Altarsakramentes“, wurde durch den Erfolg der Gegenreformation und katholischen Reform für Jahrhunderte zum Markenzeichen der katholischen Kirche. Die Habsburger haben die Verbreitung dieser Lehre in ihrem Herrschaftsgebiet auf vielfache Weise gefördert. Sie beriefen die neuen Orden der Jesuiten und Kapuziner, sie förderten die Fronleichnamsprozession und die Feier der vierzigstündigen Anbetung. Es war ein denkbar starkes Zeichen, wenn der Kaiser bei „Pietas Austriaca“
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der Fronleichnamsprozession entblößten Hauptes als Erster der Monstranz mit dem Allerheiligsten folgte. Der häufige, ja tägliche Besuch der Messe und der häufige Empfang der Kommunion sind seit Kaiser Ferdinand II. von vielen habsburgischen Herrschern bezeugt. Die barocke Pietas eucharistica fügte sich bruchlos in die Geschichte des Hauses Habsburg ein, konnte man sich doch auf den Ahnherrn des Hauses, Rudolf I., berufen, der sich, so die berühmte Geschichte, als er noch Graf war, vor einem Priester, der einem Sterbenden die Kommunion, die letzte Wegzehrung, bringen wollte und dabei von einem Wildbach behindert wurde, vom Pferd schwang, niederkniete und dem Priester das Pferd überließ. Als der Priester nach vollbrachtem Versehgang das Pferd zurückgeben wollte, habe Graf Rudolf dies abgelehnt mit den Worten: „Das wolle Gott nimmer, dass ich das Pferd wieder besteige, das meinen Herrn und Schöpfer getragen hat. Verwendet es fortan zum Gottesdienst, denn ich habe es dem gegeben, von dem ich Leib, Seele, Ehre, Gut und Leben habe.“102 Die Geschichte fand eine Fortsetzung. Derselbe Priester wurde Kapellan beim Erzbischof von Mainz, einem der sieben Kurfürsten, und erzählte ihm seine Begegnung. Der Bischof und Kurfürst habe sich daraufhin den Grafen von Habsburg als Begleiter auf einer Italienreise mitgenommen und ihn später den anderen Kurfürsten zur Wahl als römisch-deutschen König vorgeschlagen. In der mustergültigen Form einer der besten Balladen von Friedrich Schiller ist die Geschichte weit über Österreich hinaus berühmt geworden.103 Der Graf von Habsburg Zu Aachen, in seiner Kaiserpracht, Im altertümlichen Saale, Saß König Rudolphs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. ... Denn geendigt nach langem verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden. Ein fremder Sänger erzählt die Geschichte, Rudolf erkennt in ihm den Priester. Da ergreift ihn der Worte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Tränen stürzenden Quell 102 Metzner 3. 103 Zum Verhältnis Schillers zu Österreich und zu dieser Ballade siehe den Artikel anlässlich des 250. Geburtstages Schillers: Häusler, Tyrannenmacht.
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Die „Pietas Austriaca“
In des Mantels purpurnen Falten. Und Alles blickte den Kaiser an Und erkannte den Grafen, der Das getan, Und verehrte das göttliche Walten.
Die Einsetzung des Hauses Habsburg auf den deutschen Königsthron beruhte also – so die Botschaft – auf der Demut und Frömmigkeit des Ahnherrn. „Dies ist der ganz eigene Ursprung der Herrlichkeit des Hauses Habsburg“, heißt es in einem Buch aus dem Jahr 1834. „Ohne jenen armen Priester im Walde, ohne Rudolfs gottesfürchtige Demut würde nicht Er und siebzehn seiner Nachkommen auf dem höchsten Thron der Christenheit durch beinahe vier Jahrhunderte geglänzt haben.“104 Die Geschichte von Rudolf und dem Priester wurde zur Ursprungslegende hochstilisiert.105 Solchen Gründungsgeschichten wohnt immer eine große propagandistische und integrative Kraft inne. Im 19. Jahrhundert wurde sie ein beliebtes Bildmotiv (Abbildung 13, Farbteil). Die Elemente der eucharistischen Frömmigkeit wurden im Haus Habsburg bis zum Schluss gepflegt. Die Fronleichnamsprozession wurde als einzige Prozession von Kaiser Joseph II. nicht abgeschafft, und er ging so wie seine Vor- und Nachfahren dabei hinter der Monstranz. Im Übrigen sollte nicht übersehen werden, dass dieser Kaiser, dessen Religionspolitik und Klosteraufhebungen in katholischen Kreisen bis heute Anstoß erregen, durch die Finanzierung und Gründung tausender Pfarreien mehr zur Verdichtung der katholischen Infrastruktur und damit auch zur Ermöglichung des Besuchs der Sonntagsmesse beigetragen hat als jeder andere Habsburger. Kaiser Franz Joseph I. wohnte häufig der Werktagsmesse bei, freilich, wie es damals üblich war, ohne zu kommunizieren. Er übernahm das Protektorat des 23. Eucharistischen Weltkongresses 1912 in Wien. 106 Von Kaiser Karl I., dem letzten regierenden Habsburger, ist wiederum der tägliche Kommunionsempfang bezeugt.
b) Marienverehrung Der Pietas eucharistica seitens des Hauses Habsburg wohnt also durchaus das sozial- und kulturhistorische Charakteristikum der „longue durée“ inne. Das kann von der Pietas mariana nicht gesagt werden. Die Marienverehrung erlebte im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine heute schwer nachvollziehbare unglaubliche Intensität. Die Habsburger nahmen aktiv daran teil, förderten sie und machten sie zu ihrer eigenen Sache. Dazu gehörte u. a. die persönliche Marienfrömmigkeit der Kaiser, wieder angefangen bei Ferdinand II., der als Jesuitenschüler selbstverständlich Sodale, also Mitglied der Marianischen Kongregation, war. Dazu gehörten die häufigen Wallfahrten und das Aufblühen der Wallfahrtsorte, Altötting in Bayern, Mariazell in Österreich und vieler anderer. Es wurden Loretokapellen gebaut, also Nachbildungen der Casa Santa des bedeutenden italienischen Wallfahrtsortes Loreto bei Ancona, der Legende nach das von Engeln dorthin gebrachte Geburtshaus Marias aus Nazareth. Die Zahl der Marienfeste wurde vermehrt. Die Verehrung
104 Falk 185. 105 Zum Thema „Rudolf und der Priester“ und zur Bedeutung dieser Begebenheit für die Geschichtsbetrachtung im 19. Jahrhundert siehe das Kapitel über Rudolf bei Fastert, Entdeckung 43–106; auch Fastert, Rezeption 79 f.; Telesko 2006, 255–260 und 274 ff.; Vancsa 185–200. 106 Coreth 37; Katalog Ostarrîchi 361. „Pietas Austriaca“
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Marias als von der Erbsünde unbefleckt Empfangene erlebte eine große Zeit. Das diesbezügliche Dogma wurde zwar erst zweihundert Jahre später, im Jahr 1854, durch Papst Pius IX. verkündet, doch ging dem ein jahrhundertelanger theologischer Streit voraus. Eine päpstliche Bulle von 1661 bedeutete einen Etappensieg der Immakulisten in der Frage, ob Maria von Anfang an von der Erbsünde frei gewesen (Franziskaner) oder ob sie davon bloß befreit worden sei (Dominikaner). Die Verehrung der Maria Immaculata wurde von den Kaisern gefördert. Kaiser Ferdinand III. weihte seine Länder in einem Staatsakt 1647 der Unbefleckten Empfängnis, Kaiser Leopold I. wiederholte diese Weihe 1667. Auf den Hauptplätzen zahlloser österreichischer Städte und Orte wurden Mariensäulen errichtet. Maria war die Himmelskönigin, die Generalissima, „Jesus und Maria“ war der Schlachtruf der Katholischen gegen die Protestanten und gegen die Türken. Das Bild Mariens schmückte die Kriegsfahnen, ihr wurden die Siege gegen die türkische Flotte bei Lepanto 1571, gegen die Protestanten am Weißen Berg 1620, gegen die Türken am Kahlenberg 1683 und bei Zenta 1697 zugeschrieben, sie war die „Maria vom Siege“. Man müsste sich in die Geschichte der marianischen Theologie vertiefen, in den Einfluss der spanischen Linie des Hauses Habsburg und in die barocke Zeit und Frömmigkeit, um diese überbordende Marienverehrung vom ausgehenden 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zu begreifen. Sie endete ziemlich abrupt mit Kaiser Joseph II. Die barocke Heiligenverehrung widersprach in besonderer Weise seinem rationalen, aufgeklärten Zugang zur Religion. Er untersagte die meisten Wallfahrten und schloss viele Maria gewidmete Ordenshäuser und Kirchen. Auch wenn der Josephinismus die Marienverehrung natürlich nicht gänzlich abschaffen konnte und die allgemeine Marienfrömmigkeit im 19. Jahrhundert wieder einen Aufschwung erlebte,107 so kehrten die barocken Formen der geradezu staatlich vom Herrscherhaus getätigten Verehrung nicht wieder.
c) Kreuzesfrömmigkeit
107 Verschiedene Ereignisse gaben der Marienverehrung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Auftrieb: Die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis durch Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854, die Marienerscheinungen in Lourdes 1858 und in Österreich die 700-Jahr-Feier der Gründung des Wallfahrtsortes Mariazell im Jahr 1857. 108 Coreth 38.
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Die „Pietas Austriaca“
Viel weniger spektakulär gestaltete sich die dritte Form, die Kreuzesfrömmigkeit, obwohl auch dafür ausdrucksstarke Mittel denkbar gewesen wären, etwa Kreuzes- oder Leidenprozessionen wie in Südeuropa, Kirchengründungen u. dgl. Die habsburgische Pietas crucis wurde von einem der barocken Schriftsteller mit „außergewöhnlichem Vertrauen zum heiligen Kreuz“ umschrieben.108 Das allein ist allerdings zu wenig. Es sind drei unterschiedliche Inhalte festzustellen, das Kreuz als Symbol des Christentums schlechthin, die Verteidigung des Kreuzes und des Christentums gegen Ketzer und Heiden und die persönliche Verehrung des Kreuzes. Obwohl das Kreuz schon in der Theologie des Apostels Paulus eine wichtige Rolle einnimmt, bedurfte es eines langen, im Grunde erst im
Mittelalter abgeschlossenen Prozesses, bis das Kreuz zum unangefochtenen Fundamentalsymbol des Christentums geworden war. Das Kreuz war das Holz der Erlösung und das leere Kreuz des Auferstandenen das Siegeszeichen. Als solches war es untrennbar mit dem historischen Aufstieg des Christentums im alten Römischen Reich und speziell mit Kaiser Konstantin verbunden, der der neuen Religion zur entscheidenden Anerkennung verhalf (vgl. oben zu Bild 4). In seiner Nachfolge übten die Kaiser – so die Selbstinterpretation – die weltliche Herrschaft aus, die eigentlich eine Herrschaft Christi war. Darin lag auch der Sinn, wenn Rudolf I. als ein zweiter oder habsburgischer Konstantin bezeichnet wurde.109 In hoc signo vinces – In diesem Zeichen wirst du siegen, das bedeutete: Ein Herrscher, der nicht im eigenen Namen regierte, sondern im Namen des Kreuzes, im Namen Christi, als Christ und für die Christenheit, der würde erfolgreich und siegreich bleiben. Genau diese Interpretation liegt der anderen Geschichte zugrunde, die über Rudolf von Habsburg ebenso oft erzählt wird wie die Szene mit dem Priester. Das geistesgegenwärtige Ergreifen des Kreuzes anstelle des Szepters (vgl. oben zu Bild 6) machte ihn zum habsburgischen Konstantin. Die zögernden Kurfürsten waren durch dieses Zeichen außer Gefecht gesetzt. Ein weiteres Zögern, Rudolf den Eid zu leisten, hätte den Grundkonsens verletzt. Auch die Kreuzesvision Ferdinands (vgl. oben zu Bild 8) verwendet diesen Topos. Die Zusage des Gekreuzigten an den König, ihn nicht zu verlassen, ist nicht als privater Trost in der möglichen Niederlage zu interpretieren, sondern als Zusage, dass Ferdinands Standhaftigkeit belohnt und die Gegner überwunden und besiegt werden würden. Das Kreuz war also in dieser ersten Bedeutung nicht ein Gegenstand der persönlichen Frömmigkeit, nicht eine Devotionalie, sondern das Signum der herrschenden Religion, des Christentums. Diese Religion war freilich nicht unangefochten. Damit kommen wir zum zweiten Inhalt der Kreuzverehrung, nämlich der Verteidigung von Kreuz und Christentum durch die christlichen Fürsten und Herrscher. Der Glaube, dass das Christentum siegreich sein werde, erfuhr im europäischen Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine besondere Konkretisierung in der Jahrhunderte dauernden Auseinandersetzung mit dem Islam und mit den islamischen Reichen. So wurde die Wiedereroberung der heiligen Stätten des Christentums in Palästina, die im 7. Jahrhundert ins Kalifenreich integriert worden waren, zum Vorwand und Anlass der nicht zufällig so genannten Kreuzzüge des 11. bis 13. Jahrhunderts. Dieselben Jahrhunderte sahen am geografisch anderen Ende des arabischislamischen Herrschaftsbereichs, nämlich auf der Iberischen Halbinsel und im westlichen Mittelmeer, die sogenannte Reconquista, also die Rückeroberung des Landes, das unter arabisch-islamische Herrschaft gelangt war. Der Kampf um die Herrschaft im westlichen Mittelmeer ist auch, wie wir gesehen haben, der Hintergrund der zwei kreuzzug-
109 Ebd. 39. „Pietas Austriaca“
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Abb. 14: Die Spitze des Stephansdomes 1519
110 Zeißberg 1894, 31; Bruckmüller in Katalog Ostarrichi 413; Kisch 802 f.; Chronik Wiens 92. Die Zeitangaben in der historischen Literatur zu diesem Thema sind z. T. recht unterschiedlich.
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Die „Pietas Austriaca“
artigen Unternehmungen Karls V. nach Tunis 1535 (vgl. oben zu Bild 9) und nach Algier 1541 und der schon erwähnten Seeschlacht bei Lepanto 1571. In dieser Kontinuität steht schließlich die europäische Abwehr der inzwischen osmanisch-türkisch gewordenen islamischen Großmacht. Das Osmanische Reich hatte nicht nur das oströmische Reich abgelöst (Fall Konstantinopels 1453), sondern bedrohte in der Folge in einer weit ausgreifenden nordwestlichen Bewegung die christlich-europäischen Kerngebiete. Die erste Türkenbelagerung Wiens durch die Truppen des Sultans Süleyman II. 1529, der Türkenkrieg Kaiser Leopolds I. von 1663/64 und schließlich die zweite Türkenbelagerung Wiens 1683 durch den Großwesir Kara Mustafa (vgl. oben zu Bild 11) standen unter dem Zeichen des Kampfes zwischen Kreuz und Halbmond. Der Kapuziner Marco d’Aviano hat seine Bußpredigten mit dem Kreuz in der Hand gehalten. Es war ein Akt mit hoher Symbolkraft, als Kaiser Leopold I. nach dem Sieg über die Türken gelobte, auf die Spitze des Stephansturmes ein Kreuz anstelle der 1519 angebrachten Zeichen von Mondsichel und Stern aufsetzen zu lassen. Diese Zeichen, die ja geraume Zeit vor der ersten Türkenbelagerung angebracht worden waren, galten damals wahrscheinlich als Symbole der beiden obersten abendländischen Gewalten, des Kaisertums und des Papsttums. Das war in Vergessenheit geraten, man sah in der Mondsichel den islamisch-türkischen Halbmond. Tatsächlich wurde die Spitze 1686 entfernt und ein Kreuz angebracht. Bezeichnenderweise trug es die Inschrift „In hoc signo vinces“!110 Als Rudolf I. die Herrschaft antrat, war die Zeit der Kreuzzüge (1095– 1291) praktisch zu Ende, aber viele Nachfolger aus seinem Haus waren in den Kampf gegen den Halbmond involviert. Die Verteidigung der katholischen Christenheit gegen die Heiden war offensichtlich dem Haus Habsburg aufgetragen. Das Kreuz war das Siegeszeichen, auf dem Kreuz beruhte die Herrschaft des Hauses, und die Herrschertugend der Pietas, die Frömmigkeit des Hauses, machte die Verteidigung des Kreuzes zur selbstverständlichen Pflicht. Das Christentum war nicht nur durch Feinde von außen gefährdet, sondern auch durch die Häretiker im Inneren. Die Ketzer gefährdeten den wahren Glauben und die eine heilige Kirche von innen, daher musste das Christentum auch gegen sie verteidigt werden, auch das war die Aufgabe des Herrschers. Diese Interpretation war nicht ganz selbstverständlich. Der Protestantismus hatte so viele tatsächliche Schwächen der katholischen Kirche aufgegriffen und er war so stark geworden, dass viele habsburgische Herrscher des 16. Jahrhunderts durchaus einen Kompromiss suchten. Mit Erzherzog Ferdinand III. von Innerösterreich aber, dem nachmaligen Kaiser Ferdinand II., hatten die gegenreformatorischen Kräfte die Oberhand gewonnen, und die „Verteidigung“ des katholischen Glaubens gegen die Protestanten wurde zum habsburgischen Herrschaftsprogramm.
Abb. 15: Die Spitze des Stephansdomes 1686
Der dritte Inhalt der habsburgischen Pietas crucis ist die persönliche Kreuzesfrömmigkeit, das Vertrauen ins Kreuz und auch die Bereitschaft zur Nachfolge, also „das Kreuz auf sich zu nehmen“ und Leiden, Gefahren, Rückschläge und Niederlagen in Gottvertrauen zu ertragen und zu bewältigen. Diese persönliche Frömmigkeit wird schon in der Rudolfserzählung sichtbar. Unabhängig davon, ob die Geschichte wahr ist oder nicht, wird dem neugewählten und geistesgegenwärtigen Grafen eine spontane theologische Argumentation zugeschrieben. Er soll gesagt haben: „Ecce signum, quo nos et totus mundus redemptus est. Hoc signo utamur loco sceptri.“111 Wörtlich übersetzt: „Seht hier das Zeichen, durch welches wir und die ganze Welt erlöst sind. Dieses Zeichen wollen wir anstelle des Szepters nehmen.“ Wer ohne nachzudenken das Kreuz als Heils- und Erlösungszeichen für sich selbst und für die ganze Welt bezeichnet, hat die Theologia crucis und die Pietas crucis verinnerlicht. Zuverlässig verbürgt ist die Ergebung in den Willen Gottes und die Bereitschaft zur Nachfolge im Kreuztragen durch Ferdinand III./II. In seiner schwachen, ja aussichtslosen Lage im Juni 1619 hat er zum Gebet Zuflucht genommen (siehe oben zu Bild 8). Sein Beichtvater berichtete, Ferdinand sei lange vor dem Kreuz auf dem Boden hingestreckt gewesen, und er habe ihm nachher den Inhalt seines Gebetes bekannt. Er, Ferdinand, suche nur die Ehre Gottes, und wenn es Gott beliebe, ihm durch seine Feinde Erniedrigung, Schande und Verachtung zu bringen, so widersetze er sich nicht, Gottes Wille geschehe. Dieses Gebet habe ihn ruhig und stark werden lassen. In der Folge verbreitete sich die Geschichte, Christus habe aus dem Kruzifix zu Ferdinand geredet und ihm Mut und Hoffnung gemacht.112
111 Coreth 39. 112 Ebd. 41. „Pietas Austriaca“
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Das Kreuz, vor dem Ferdinand gebetet und Stärkung erfahren hat, ging als „Ferdinand-Kreuz“ in die Geschichte des Hauses ein. Maria Theresia soll es auf dem ungarischen Reichstag in Preßburg 1741 mitgeführt haben, als sie, von Preußen in Schlesien angegriffen und von einer Koalition mehrerer europäischer Staaten bedroht, bei den Ungarn Hilfe suchte. Sie ließ es später in den Tabernakel der Hofburgkapelle einfügen, wo es sich noch heute befindet. Den Gläubigen wurde es jeden Sonn- und Feiertag zum Kuss gereicht. Noch Kaiser Franz Joseph ließ es sterbenden Mitgliedern des Hauses ans Krankenbett bringen. 113 Die Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg war also keine barocke Zeiterscheinung wie die Marienverehrung des 17. Jahrhunderts, sie ist vielmehr eine weniger spektakuläre, dafür dauerhaftere Haltung gewesen. Wie stand es nun am Ende des 19. Jahrhunderts, als sich der Breitenseer Benefiziat Ferdinand Ordelt Gedanken über die zukünftige Kaiser-Jubiläumskirche machte, um das Wissen über diese religiösen Anschauungen, Übungen und Zusammenhänge, die als „Pietas Austriaca“ bezeichnet werden? Was wusste man im Besonderen von der Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg? War es ein nur den Fachleuten oder den innersten Kreisen bekanntes Wissen, oder war es allgemein verbreitet? Wurden die für die Kreuzesfrömmigkeit in allen ihren Schattierungen typischen Geschichten noch erzählt? Es gibt eine hinreichende Zahl von Quellen, die belegen, dass die „Pietas Austriaca“ im Allgemeinen und die Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg im Besonderen – nicht das Wort, aber die Sache – ein allgemein bekanntes, ja geradezu tief eingesunkenes Volkswissen darstellten. Die Art der Quellen zeigt, dass dieses Wissen bewusst verbreitet und propagiert wurde. Es sollte nicht in Vergessenheit geraten, weil es dazu beitrug, den Zusammenhalt des großen Reiches zu fördern. Es diente der Bildung einer österreichischen Identität. Die „Pietas Austriaca“ und die Erzählungen darüber wurden Teil des habsburgischen Patriotismus des 19. Jahrhunderts. Dieser auf das Herrscherhaus bezogene Patriotismus wurde als Gegenmodell zu den nationalen Patriotismen entwickelt, die sich bei den vielen Völkern des Reiches auf der Suche nach ihrer eigenen Identität herauszubilden begannen.
113 Ebd.; Beschreibung des Kreuzes bei Bösel 225–228.
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Die „Pietas Austriaca“
D I E „ P I E TA S AU S T R I A C A“ U N D D E R H A B S B U R G I S C H E PAT R I O T I S M U S D E S 1 9. J A H R H U N D E R T S
Im 19. Jahrhundert begannen der Begriff und der Faktor „Geschichte“ überall in Europa eine größere Rolle zu spielen als zuvor, es wurde das Jahrhundert des Historismus. Bis dahin nahm der Adel die führende Rolle im gesellschaftlichen Bewusstsein ein, er besaß in dem noch weitgehend agrarischen System mit Grund und Boden die wirtschaftliche Macht, und er hatte die politische Macht inne. Am Ende des 18. und im 19. Jahrhundert veränderte der Aufstieg des „dritten Standes“, des Bürgertums, teils mit ruckartigen, revolutionären Ereignissen, teils in einer langsamen Entwicklung den ökonomischen, politischen und rechtlichen Rahmen. Die politischen Revolutionen, von der Französischen Revolution bis zu jener von 1848, erzwangen den Wandel vom feudalistischen Absolutismus zum konstitutionellen Rechtsstaat. Die industrielle Revolution ermöglichte den ökonomischen Aufstieg des Bürgertums, erzeugte dabei freilich auch das Industrieproletariat. Auf der Suche nach einer den neuen Verhältnissen entsprechenden neuen Identität, die sich vom Bewusstsein des Adels unterschied, entdeckte man das Volk, die Nation, die Sprache. Es kam zu einem „Erwachen der Völker“. Die Geschichte der Völker begann sich von der Geschichte der Länder und der dort herrschenden Adelshäuser zu unterscheiden. Man wandte sich den Ursprüngen und der mittelalterlichen Geschichte zu. So entstanden im Lauf des Jahrhunderts die Nationalgeschichten und die Nationalgeschichtsschreibung, und zwar europaweit. Für die Monarchie des Hauses Österreich stellte diese Entwicklung ein Problem dar, wohnten doch auf ihrem Territorium viele Völker. Es bestand die Gefahr des Auseinanderdriftens, des Erstarkens zentrifugaler Kräfte. Andererseits konnten sich die Habsburger nach dem Ende des alten Deutschen Reiches 1806 und der Ausrufung des Kaisertums Österreich nicht einfach die Geschichte des alten Reiches zu eigen machen. Das neue Kaisertum Österreich musste sich eine eigene, neue Identität geben. Die Antwort war das Bemühen, ein spezifisch österreichisches übernationales Bewusstsein zu schaffen. Dieses konnte nur auf dem gemeinsamen Herrscherhaus aufgebaut werden. Auch dazu konnte man die Geschichte heranziehen, die eine so moderne Wissenschaft geworden war. Historiker und Schriftsteller bemühten sich mit Erfolg um einen habsburgischen Patriotismus, der über den Nationalgeschichten der einzelnen Völker eine verbindende Gemeinsamkeit erzeugte. Joseph Freiherr von Hormayr war der Erste, der in seinen zahlreichen Schriften zu Beginn Die „Pietas Austriaca“ und der habsburgische Patriotismus des 19. Jahrhunderts
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114 Zu Hormayr siehe Telesko 2006, 315– 320. 115 Telesko 2006 und 2008.
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Die „Pietas Austriaca“
des 19. Jahrhunderts, vor allem im „Österreichischen Plutarch“ – benannt nach dem berühmten Biografen der römischen Kaiser –, eine solche Geschichtsbetrachtung anstellte. Seine Bedeutung auf diesem Gebiet kann kaum überschätzt werden.114 Nicht nur die übergroße Rolle, die er Rudolf von Habsburg zuschrieb, sondern überhaupt die Darstellung der Geschichte Österreichs als eine Abfolge von Regentenbiografien wurde beispielgebend. Hormayr hat die Persönlichkeiten der Herrscher und ihre Tugenden vorgestellt und viele Geschichten gesammelt. Sie wurden im Lauf der Zeit zum breiten Allgemeingut. Hormayr hat auch bildliche Darstellungen angeregt und damit der Historienmalerei reichen Stoff gegeben. Aus den einprägsamsten und für den beabsichtigten Zweck der Erschaffung eines habsburgisch-österreichischen Patriotismus am besten geeigneten Geschichten bildete sich langsam ein Kanon heraus. Er enthielt natürlich Geschichten aus dem Bereich der „Pietas Austriaca“, aber auch andere. Beliebte Felder waren die Volksnähe der Regenten, vor allem an den Beispielen Maria Theresias, Kaiser Josephs II., des „guten Kaisers Franz“ und – in der zweiten Jahrhunderthälfte – Kaiser Franz Josephs. Bei ihm wurde, je länger er regierte, auch diese Dauer selbst zu einem Thema. In den Feiern zum 40-jährigen, 50-jährigen und schließlich 60-jährigen Regierungsjubiläum wurde diese schier unglaubliche Zeitspanne geradezu zu einem einigenden Symbol dafür, wie segensreich die Herrschaft des Hauses Habsburg für die ganze Monarchie sei. Militärische Erfolge waren ein weiteres beliebtes Feld, etwa das Zurückdrängen der Türken durch Prinz Eugen, der Sieg Erzherzog Karls bei Aspern gegen Napoleon, die Niederschlagung der Revolution in Italien durch Feldmarschall Radetzky. Immer wieder thematisierte man das Zurückdrängen feindlicher und revolutionärer Gefahren und überhaupt die Rettung des Hauses in der Stunde der Gefahr. Werner Telesko hat diesen ganzen Komplex der Identitätsbildung und der Instrumentalisierung der Geschichte im Dienst eines österreichisch-habsburgischen Patriotismus ausführlich und an vielen Beispielen beschrieben.115 Wiederum ist zu sagen, dass es nicht darum geht, ob die Auffassung von der Geschichte der Völker, Länder und Reiche, wie sie im 19. Jahrhundert entwickelt wurde, richtig oder falsch ist. Selbstverständlich wird heute vieles kritisch gesehen, und aufgrund neuer Fragen und Entwicklungen haben wir heute neue Antworten und Interpretationen. Die Begriffe Nationalgeschichte, Patriotismus, Revolution, Freiheitskrieg usw. sind schillernd und kontrovers, je nach dem Betrachter. Wenn wir uns aber den künstlerischen und überhaupt kulturellen Erzeugnissen einer bestimmten Zeit zuwenden, müssen wir den Erfahrungs- und Interpretationshorizont dieser Zeit berücksichtigen, nur so können wir die Werke etwa der bildenden Kunst verstehen. Diese Werke eröffnen uns wiederum, durch Vergleich und zeitgemäße Interpretation, neue Einsichten in eine bestimmte Epoche.
Die Gedanken und Geschichten der „Pietas Austriaca“ flossen in den geistesgeschichtlichen Prozess der Entstehung des habsburgischen Patriotismus ein, sie lieferten einen Teil des Materials. In einer noch durch und durch religiösen Gesellschaft waren sie besonders willkommen. Das Österreichbewusstsein des 19. Jahrhunderts bediente sich der „Pietas Austriaca“, sie wurde zu einem wichtigen und kräftigen Element. Der Patriotismus war breiter und umfassender angelegt, es wurden, wie gesagt, viele andere Themen herangezogen, nicht zuletzt lokaler oder regionaler Herkunft wie z. B. der Freiheitskrieg in Tirol 1809 und Andreas Hofer, ein erstaunlich breit aufgegriffenes Sujet. Die Erzählungen militärischer und lokaler Ereignisse weckten vielleicht mehr die Begeisterung und die Emotionen der Menschen. Die in den Tiefen der Geschichte wurzelnden Erzählungen aus dem Feld der „Pietas Austriaca“ wirkten durch die allgemein verbreitete Religiosität und durch ihren moralischen Appell gewiss ebenso nachhaltig auf das Gemüt der Menschen. Wenden wir uns nun den Beispielen zu.
Die „Pietas Austriaca“ und der habsburgische Patriotismus des 19. Jahrhunderts
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DIE HABSBURGISCHE KREUZESFRÖMMIGKEIT IM POPUL ÄREN SCHRIFTGUT DES 19. JAHRHUNDERTS
Der österreichische Patriotismus und darin eingeschlossen die „Pietas Austriaca“ wurden vor allem durch das populäre Schrifttum verbreitet. Es ist populär zu nennen, weil es entweder tatsächlich weiteste Verbreitung gefunden hat oder weil es sich nicht an spezielle Gruppen oder enge wissenschaftliche Zirkel, sondern eben an das Volk wandte. Dazu gehörten jedenfalls die Lehrbücher für den Geschichtsunterricht, die Lesebücher für den Deutschunterricht und ganz allgemein patriotische Werke allgemeinbildender Natur oder für die Jugend. Auch die Jubiläumsliteratur gehört dazu.
a) Lehrbücher für den Geschichtsunterricht
116 Siehe dazu Engelbrecht 4, 107–125; Monyk 87–105.
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Die „Pietas Austriaca“
Die wesentlichen Lehrgegenstände der allgemeinen öffentlichen Volksschulen in Österreich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren bloß Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen. Der Schulreformer Franz Exner schlug im Revolutionsjahr 1848 in seinem Reformplan die Ausweitung des Lehrstoffes vor. Pflege der Muttersprache, Welt- und Vaterlandsgeschichte, Geografie, Naturkunde, Zeichnen, Singen und Leibesübungen sollten aufgenommen werden. Zwei Jahrzehnte später kam es zum grundlegenden Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869. Die Schulpflicht war nun in der fünfklassigen Volksschule mit anschließender dreijähriger Bürgerschule oder in einer achtklassigen Volks- oder Bürgerschule zu absolvieren. Das Lehrprogramm wurde erweitert, die Ausbildung und Besoldung der Lehrer verbessert. Die Liberalen, die nun die Regierung stellten und im Parlament die Mehrheit hatten, hoben mit diesem Gesetz auch den konfessionellen Charakter der Schule auf, gegen den heftigen Widerstand der katholisch-konservativen Abgeordneten. Die Schulaufsicht wurde der Kirche, die sie bis dahin ausgeübt hatte, entzogen und verstaatlicht. Private konfessionelle Schulen waren natürlich weiterhin gestattet. In einer Gesetzesnovelle von 1883 erreichten die katholisch-konservativen Abgeordneten, dass die Auswahl der Schulbücher dem jeweiligen Landesschulrat überlassen wurde. 1886 wurde der „Katholische Schulverein“ gegründet, der dem katholischen Privatvolksschulwesen zu einem beträchtlichen Aufschwung verhalf. So viel zu den Rahmenbedingungen des Volksschulwesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.116
Abb. 16: Deckblatt eines Lehrbuchs für Geschichte mit einem Bild zu „Rudolf von Habsburg und der Priester“ nach Moritz von Schwind
Der Unterricht im Fach Geografie und Geschichte begann in der 3. Klasse mit einer Wochenstunde. In der 4. Klasse waren zwei, in der 5. Klasse drei Wochenstunden vorgesehen. Es gab keine eigenen Lehrbücher für diese Fächer, dafür enthielten die Lesebücher Abschnitte mit entsprechenden Lesestücken. Der eigentliche Geschichtsunterricht wurde in den oberen drei Klassen mit je drei Wochenstunden geboten, dafür gab es eigene Lehrbücher. Der Stoff wurde chronologisch-selektiv vorgetragen. In der 6. Klasse wurde die alte Geschichte gelehrt, dazu einige Kapitel aus der mittelalterlichen und aus der neueren Geschichte. In der 7. und 8. Klasse jeweils Kapitel aus dem Mittelalter und der Neuzeit. Der Lehrplan sprach von „Bildern aus der Geschichte“.117 In allen Lehrbüchern118 endet die Darstellung der alten Geschichte mit Konstantin als dem Kaiser, der dem Christentum zum Sieg verhalf. In mehreren Büchern wird ausdrücklich die Kreuzesvision erzählt. 119 Gegen Ende des Jahrhunderts begann man Bilder in die Schulbücher aufzunehmen. In einem Buch findet sich eine Abbildung zweier Fresken aus den sogenannten Raffaelstanzen im Vatikan, die Erscheinung des Kreuzes und Konstantins Taufe (Sala di Costantino).120 Dem ungarischen König Stephan wird ein Abschnitt oder ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Schulkinder erfuhren, dass er Ungarn den christlichen Kulturstaaten angereiht hatte. „Für solch verdienstvolles Wirken verlieh ihm der Papst den Titel ‚apostolischer König‘ und sandte ihm eine Krone, die als Volksheiligtum verehrt wird und sich gleich jenem Titel auf alle Könige Ungarns vererbt.“121 Beigefügt ist das Bild „Stephan empfängt die Königskrone“ aus den „Bilderbogen für Schule und Haus“ nach Gyula Benczúr. Außerordentlich viel Raum wird dem Ahnherrn des Hauses, Rudolf I. von Habsburg, gegeben. Mit ihm endete die Zeit des Interregnums,
117 Diesen Ausdruck finden wir auch in den Lesebüchern, ebenso in der patriotischen Literatur. Vgl. auch Telesko 2006, 363–366. 118 Obwohl viele verschiedene Lehrbücher hergestellt wurden, waren sie aufgrund der Vorgaben der Lehrpläne relativ einheitlich. Manche erschienen in vielen Auflagen. Für die folgende Analyse wurde eine repräsentative Auswahl von Lehrbüchern aus der Zeit von 1870 bis 1910 herangezogen: Netoliczka, Zeißberg 1877, Pennerstorfer 1881, Gindely 1890 und 1892, Hannak, Amon, Rusch, Schwalm. 119 Gindely 1890 1, 75; Gindely 1892 1, 84; Schwalm 1, 48. 120 Schwalm 1, 50. 121 Schwalm 1, 94.
Die habsburgische Kreuzesfrömmigkeit im populären Schriftgut des 19. Jahrhunderts
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„die kaiserlose, die schreckliche Zeit“ (Schiller). In der Überwindung der Reichskrise lag Rudolfs Bedeutung für die Geschichte des römisch-deutschen Reiches. Noch wichtiger war er aus der Sicht der österreichischhabsburgischen Geschichtsbetrachtung, weil er durch die Belehnung seiner Söhne mit den österreichischen Herzogtümern die Herrschaft des Hauses Habsburg in Österreich begründet hat.122 Seine Persönlichkeit erleichterte zudem den Verfassern der Lehrbücher das Geschäft, weil über ihn besonders viele Geschichten tradiert worden waren. Stets wird als Charakterzug seine Frömmigkeit genannt. Immer wird die Geschichte von Rudolf und dem Priester erzählt, meistens auch die Geschichte von Rudolf und dem Kreuz anstelle des Szepters. Auch ein Bild dazu ist zu finden.123 Wenn diese Geschichte einmal fehlt, so kann man gewiss sein, dass es sich kein Lehrer entgehen ließ, sie zu erzählen. Sie war darüber hinaus ein häufiger Lesebuchinhalt, etwa in Form des weit verbreiteten Gedichts eines nicht genannten Autors: Kaiser Rudolfs Zepter Als Rudolf mit der Krone des Reichs gezieret war, Da kam herangezogen der Fürsten edle Schar, Zu schwören ihrem Kaiser den Eid der Treu und Pflicht; Da fanden sie das Zepter des deutschen Reiches nicht. Drum wollten sie nicht schwören und sprachen hin und her Und rieten miteinander, was da zu machen wär’. Da sieht ein Kruzifixe Herr Rudolf an der Wand; Das fasset er mit Eifer und nimmt es in die Hand Und beut es allen Fürsten zu küssen dar und spricht: „Bei diesem heil’gen Kreuze, so schwört mir Treu und Pflicht!“ Das haben sie geschworen; es ward das Kreuz ein Schutz Des Herrscherstamms von Habsburg und seiner Feinde Trutz.
122 Zu Rudolf siehe Fastert, Rezeption; Fastert, Entdeckung 43–106; Telesko 2006, 255–312, zur „Rudolf-Panegyrik“ ebd. 273–276; Hauenfels 133–140. 123 Schwalm 1, 134, nach einem Gemälde von Franz Kollarž.
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Die „Pietas Austriaca“
Auch den Ereignishintergrund für die nächste Geschichte, die in den Breitenseer Fenstern dargestellt ist, finden wir in jedem Lehrbuch. König Ferdinands Bedrängnis im Juni 1619 und seine fast wunderbare Rettung durch die überraschende Ankunft der kaiserlichen Reiter im Burghof (Kürassiere des später so genannten Dampierre’schen Regiments) ist fester Bestandteil der Geschichte des Hauses und der Geschichte Österreichs. Die siegreiche Überwindung tiefster und gefährlichster Krisen und Gefahren ist geradezu ein Signum dieser Geschichte geworden. Der Bedrohung Ferdinands durch die Protestanten entsprach die Bedrohung Wiens durch die Türken, Maria Theresias zu Beginn ihrer Herrschaft durch die Preußen, Kaiser Franz des II./I. durch Napoleon, der Monarchie insgesamt durch die Revolution des Jahres 1848, des Kaisers Franz Joseph persönlich durch das glücklich überstandene Attentat vom 18. Februar 1853. Dem dramatischen Moment der Gefahr folgten die großen Siege am Weißen
Berg, die siegreichen Feldherren Prinz Eugen, Erzherzog Karl, Radetzky. Hier war reicher Stoff für dramatische Ausschmückung und propagandistische Überhöhung. Während die Bedrängnis Ferdinands immer und ausführlich erzählt wurde, hat man seine Rolle gegenüber den Protestanten nicht wirklich thematisiert, gelegentlich aber auch kritisch dargestellt. Sein Gebet vor dem Kruzifix und die Legende der Kreuzesvision waren nicht Gegenstand der Geschichtslehrbücher, wir werden sie jedoch in Lesebüchern und in der patriotischen Literatur finden. Aber auch bei dieser Geschichte dürfen wir annehmen, dass sie vielleicht nicht von einem überzeugt liberalen Lehrer, wohl aber von einem katholischen erzählt wurde, selbst wenn sie nicht im Buch stand. Immerhin findet sich in einem Buch, wo vom Gebet nichts steht, die Darstellung der Szene nach einem Gemälde von Karl Wurzinger, wo das Ferdinand-Kreuz den unübersehbaren Fluchtpunkt des Bildes einnimmt.124 Der Feldzug Karls V. gegen Tunis 1535 nimmt einen geringeren Raum ein. Dieser Kaiser war zwar aus dem Haus Habsburg, und er war für die europäische Geschichte von großer Bedeutung. Die Herrschaft über die österreichischen Länder übergab er aber schon sehr bald nach seiner Wahl zum deutschen König und Kaiser und nachdem ihm die österreichischen Stände gehuldigt hatten, seinem Bruder Erzherzog Ferdinand, der ihm später auch als König und Kaiser Ferdinand I. nachfolgte.125 Karl V. wurde daher im Rahmen der allgemeinen und deutschen Geschichte behandelt. Zudem war seine fast vierzigjährige Regierungszeit so reich an Ereignissen, dass für Tunis nur wenige Zeilen übrig blieben. Stets wird jedoch davon berichtet, dass der Kaiser dabei Tausende christliche Gefangene befreite. Im Rahmen der Geschichte der Reformation wurde meist auch kurz über den Jesuitenorden und seinen Gründer Ignatius von Loyola berichtet. „Als seine Hauptaufgabe betrachtete der Orden die Ausbreitung der katholischen Kirche, namentlich eifrig zeigten sie sich in der Bekämpfung der Protestanten.“126 In keinem Lehrbuch fehlte eine ausführliche Erzählung über den großen Türkenkrieg mit der zweiten Türkenbelagerung Wiens von 1683 und der heldenhaften Verteidigung der Stadt unter der Führung des Grafen Rüdiger von Starhemberg und des Bürgermeisters Johann Andreas Liebenberg. Nicht nur die Belagerung und Befreiung selbst, sondern auch die Vorgeschichte und der weitere siegreiche Verlauf werden erzählt, selbstverständlich nach dem Wissens- und Interpretationsstand des 19. Jahrhunderts. Der verräterische und aufrührerische ungarische Magnat Graf Emerich Tököly ruft den Sultan. Herzog Karl von Lothringen und König Johann Sobieski von Polen führen das Entsatzheer. Der verwegene türkische Dolmetsch Kolschitzky vollbringt wertvolle Botendienste und erbeutet Kaffee.127 Die Türken werden verfolgt. Karl von Lothringen befreit Ofen, Prinz Eugen von Savoyen erobert Belgrad und siegt nachhaltig bei
124 Schwalm 1, 117. 125 Karl V. wurde am 28. Juni 1519 zum Kaiser gewählt. Im Wormser Vertrag vom 28. April 1521 übergab er die österreichischen Herzogtümer seinem Bruder Ferdinand. 1531 wurde Ferdinand zum römisch-deutschen König gewählt. 1556 folgte er, nachdem Karl V. abgedankt hatte, seinem Bruder als Kaiser Ferdinand I. auf dem Kaiserthron nach. 126 Rusch 3, 38; Zeißberg 1877 3, 59 f. 127 Das erste Wiener Kaffeehaus hat allerdings, wie wir heute wissen, nicht Kolschitzky, sondern der Armenier Johannes Deodat im Jahr 1685 eröffnet, Historisches Lexikon Wien 3, 409 f.
Die habsburgische Kreuzesfrömmigkeit im populären Schriftgut des 19. Jahrhunderts
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128 Rusch 2, 96. 129 Metzner 147. 130 Der Konflikt zwischen der bürgerlichliberalen und der katholisch-konservativen Auffassung wurde in den Aktivitäten rund um die 200-Jahr-Feier der Befreiung Wiens 1883 sichtbar, z. B. bei der Errichtung des Türkenbefreiungsdenkmals im Stephansdom und des Denkmals für den Wiener Bürgermeister von 1683, Johann Andreas Liebenberg. Siehe dazu Krasa; Telesko 2008, 34–39. 131 Pisa/Wasner-Peter 58. 132 Teuffenbach 625. 133 Historisches Lexikon Wien 5, 488; Pisa/ Wasner-Peter 50; Telesko 2008, 35 f. 134 Zeißberg 1894, 25 und 27. 135 Rusch 2, 94. 136 Pisa/Wasner-Peter 58; Minichthaler, Heilige in Österreich 79 ff. In diesem vom Wiener Katechetenverein 1935 herausgegebenen hagiografischen Büchlein wird übrigens der Polenkönig Sobieski mit keinem Wort erwähnt, eine bemerkenswerte Geschichtsbeugung. 137 Im Umfeld des Seligsprechungsprozesses und der Seligsprechung von Marco d’Aviano entstanden u. a. die Arbeiten von Feigl, Mayerl, Mikrut, Simonato. 138 Für die folgende Analyse wurde eine repräsentative Auswahl von Lesebüchern aus der Zeit von 1860 bis 1910 herangezogen: Kankoffer 1857 und 1858, Lesebuch 1860, 1865, 1868 und 1872, Kellner, Niedergesäß, Lehmann, Neusee 1895 und 1905, Entlicher, Hornich, Zeynek, Wiesenberger, Ullrich, Kummer.
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Die „Pietas Austriaca“
Zenta. Kaiser Leopold I. steht bei allen diesen Ereignissen im Hintergrund. Er war, erfuhren die Kinder, „ein frommer, wohlwollender und in den Wissenschaften wohlunterrichteter Fürst“,128 er war „ein äußerst frommer Fürst“, „kein kriegerischer Fürst [. . .], allein der Himmel hatte ihm große Feldherren gegeben, die es verstanden, alle seine Feinde zu besiegen“.129 Seltener liest man in den Geschichtslehrbüchern über Marco d’Aviano. Die deutschsprachige Geschichtsschreibung in Österreich im ausgehenden 19. Jahrhundert war stark liberal und staatsrechtlich geprägt. Mit der auf den ersten Blick rein religiösen Figur des Kapuziners konnte und wollte sie wenig anfangen.130 Der so stark religiöse Zug des Barockzeitalters blieb ihr fremd. Zwar erzählten mehrere Lehrbücher, dass am Morgen des 12. September vor Beginn der Entsatzschlacht eine Messe auf dem Kahlenberg gefeiert wurde, bei der König Sobieski ministrierte, der Kapuziner kommt aber nicht vor. Er war freilich nie völlig vergessen. Vor allem in den Lesebüchern für katholische Privatschulen finden wir ihn (siehe unten). Andererseits kam es gerade gegen Ende des Jahrhunderts zu einer gewissen Renaissance, ausgelöst durch neue Forschungen. Der großdeutsch-katholische Historiker Onno Klopp (Geschichtslehrer des Erzherzogs und späteren Thronfolgers Franz Ferdinand) hatte 1882 ein Buch über den großen Türkenkrieg veröffentlicht und 1888 den Briefwechsel zwischen Kaiser Leopold I. und Marco d’Aviano publiziert. Auf dem Katholikentag in Wien 1889 wurde die Einleitung des Seligsprechungsprozesses angeregt.131 In einem 1892 erschienenen Prachtwerk zum 40-jährigen Regierungsjubiläum Franz Josephs heißt es: „Der erst durch den bekannten Geschichtsforscher Onno Klopp in seiner wahren Bedeutung zur Würdigung gelangte berühmte Kapuziner Marco d’Aviano [. . .]“.132 Zwar fand sich der Mönch nicht auf dem Türkenbefreiungsdenkmal, das am 13. September 1894 im Stephansdom enthüllt wurde (und das 1945 weitgehend zerstört worden ist),133 bei der Festrede aber kam der Historiker Heinrich Ritter v. Zeißberg (der u. a. Lehrer des Kronprinzen Rudolf gewesen war) auf Marco d’Aviano zu sprechen.134 So ist das zwischen 1898 und 1900 angefertigte und gelieferte Glasfenster in der Breitenseer Kirche, abgesehen von der nie ganz abgerissenen Tradition, eine recht aktuelle Bestätigung der Marco-d’Aviano-Renaissance. Es wundert nicht, dass der Priester nach der Jahrhundertwende schließlich doch auch in die normalen Geschichtslehrbücher Eingang gefunden hat.135 In der Zeit des Ständestaates wurde Marco d’Aviano sehr geschätzt.136 Er wurde schließlich 2003 seliggesprochen.137
b) Deutschlesebücher138 In den Lesebüchern waren die Lesestücke und Gedichte in der Regel nach ihrem Inhalt geordnet. Die Abschnitte hießen so oder ähnlich: „Eltern-
haus und Schule“, „Der Körper des Menschen, Speise und Trank“, „Haus, Hof und Garten“, „Feld, Wald und Gebirge“, „Himmel und Erde – Des Jahres Kreislauf“. Bereits ab der dritten Klasse gab es immer einen Abschnitt mit Lesestücken zur Geschichte und Heimatkunde. Er hieß „Heimat und Vaterland“ oder „Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte“, „Bilder aus der Geschichte“, „Vaterländische Sage und Geschichte“, „Bilder aus der allgemeinen und der österreichischen Geschichte“ oder einfach „Zur Geschichte“. In diesen Abschnitten wurde der Geschichtsstoff ausgeschmückt und vertieft. Der Inhalt war auch Wissensvermittlung, vor allem aber Gemüts- und patriotische Bildung. Während es keine eigenen Geschichtslehrbücher für katholische Privatschulen gab, wurden für diese Schulen eigene Lesebücher hergestellt. Es gab keine Lesebuchserie, die nicht weitere Erzählungen oder Balladen über Rudolf I., über König Stephan von Ungarn und über die traumatisch-heldenhaften Ereignisse des großen Türkenkrieges brachte. Selbstverständlich gab es auch Geschichten über Maria Theresia, Kaiser Joseph II., Kaiser Franz und Kaiser Franz Joseph. Der Tiroler Freiheitskrieg und Andreas Hofer waren vertreten und vieles andere. In den Lesebüchern für die katholischen Volks- und Bürgerschulen finden sich aber auch noch ganz andere Lesestücke. Gewiss fanden diese Bücher nicht ganz so weite Verbreitung wie die Bücher für die allgemeinen Schulen, und es ist nicht jedes Stück in jedem Buch zu finden, doch ist in Summe sehr viel von unserem Thema die Rede. Wir finden mehrmals ein Gedicht über die heilige Veronika; wiederholt Kaiser Konstantin und die Kreuzesvision; ein Stück mit dem Titel „Warum ist dem katholischen Christen das heilige Kreuz so teuer und ehrwürdig?“;139 wir finden die Kreuzpredigt unter Papst Urban II. mit dem Aufruf zum ersten Kreuzzug; 140 immer wieder die Ballade „Die Kreuzschau“ von Chamisso, eine Ballade über König Stephans Frömmigkeit, das Gedicht über Rudolf „Habsburgs Szepter“; wir finden König Ferdinands Gebet vor dem Kreuz und seine wunderbare Rettung; sogar einen Text des Jesuiten Lamormaini über die große Tugendhaftigkeit Ferdinands;141 ein Lesestück über den Loskauf christlicher Sklaven durch die Trinitarier;142 einen Bericht über das Wirken des Petrus Canisius in Wien; wir finden Marco d’Aviano, die Einsetzung des Festes Mariä Namen am 12. September, einen Brief Sobieskis an seine Gemahlin vom 13. September 1683. Ein Lesestück berichtet über die Gründung des Sternkreuzordens. Dieser höchste adelige Damenorden war von der Witwe Ferdinands III., Kaiserin Eleonore, zum Gedenken an die wunderbare Rettung eines Kreuzpartikels beim Brand der Hofburg 1668 gegründet worden. Der Orden bewirkte eine fortgesetzte Kreuzverehrung bei den Damen des Hauses Habsburg und bei den Ordensmitgliedern.143 Übrigens finden sich auch eine rührende Legende über ein Kirchenfenster und eine Ballade von Christoph von Schmid zum selben Thema in den Lesebüchern.144
139 140 141 142 143 144
Kankoffer 1857, 1, 187–197. Hornich 2, 119–123. Kankoffer 1857, 3, 23–29. Lesebuch 1860, 386–390. Coreth 42 f. Kankoffer 1858, 2, 61–65; Lehmann 1, 315 ff.
Die habsburgische Kreuzesfrömmigkeit im populären Schriftgut des 19. Jahrhunderts
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Die „Pietas Austriaca“ und die Kreuzesfrömmigkeit sind ein wiederkehrendes Thema in den Lesebüchern für die unteren Klassen, besonders in den katholischen. Erst in den Lesebüchern der oberen Schulstufen wird der Stoff mehr chronologisch als Material zur Literaturgeschichte angeordnet, und diese Themen treten zurück.
c) Patriotische Bücher145
145 Für die folgende Analyse wurde eine repräsentative Auswahl von patriotischen Werken aus der Zeit von 1810 bis 1910 herangezogen: Hormayr, Chimani 1814 und 1818/19, Schweickhardt, Falk, Ziegler (Gallerie, Immortellen, Bilderchronik), Jäger, Becker, Lorenz 1857, Bowitsch, Manussi, Patuzzi, Leitner, Wenzig, Bermann, Haslinger, Markus, Proschko 1882, 1891 und 1909, Metzner, Metzner Schreibhefte, Pennerstorfer 1879, Penn, Smolle, Zeißberg 1890, Teuffenbach, Zöhrer 1898 und 1893, Bilderbogen für Schule und Haus, Oesterreichs Hort, An Ehren und an Siegen reich. 146 Chimani, Proschko, Metzner, Zöhrer usw. 147 Siehe dazu Telesko 2006, 230–237. 148 Smolle. 149 Markus 303. 150 Falk 306.
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Die „Pietas Austriaca“
Beliebt waren Bücher über die Geschichte des Vaterlandes, über die Regenten Österreichs (Babenberger und Habsburger), über das herrschende Haus Habsburg. So wie heute gab es auch damals einen aufnahmefähigen Markt für historische und heimatkundliche Publikationen. Auch viele Jugendbücher fallen in diese Gruppe.146 Dazu kam in der Spätzeit Kaiser Franz Josephs eine Fülle von Jubiläumsliteratur zum 40., 50. und 60. Regierungsjubiläum. Darunter waren auch teure Prachtwerke.147 In manchen wissenschaftlich ausgerichteten und liberal geprägten Werken fehlen die Geschichten über die Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg. Auch die Entfernung vom Zentrum des Reiches spielte eine Rolle. Vor allem die Auseinandersetzung zwischen dem Protestantismus und dem katholischen Kaiserhaus hatte tiefe Wunden hinterlassen. Da kommt es vor, dass die Periode der Gegenreformation einfach übersprungen wird,148 oder – noch kritischer – wir können lesen, dass Ferdinand durch seine Absicht, den Protestantismus zu beseitigen, „unsägliches Leid über die österreichischen Lande“ gebracht hat.149 Je populärer und je katholischer ein Werk war, desto öfter und ausführlicher waren die Geschichten wiedergegeben. In Franz Xaver Schweickhardts mehrbändiger „Reihenfolge der österreichischen Regenten“ aus den 1830er-Jahren finden wir sie alle, einschließlich der Kreuzesvision Ferdinands und der Person des Marco d’Aviano, ebenso im zeitgleichen Buch über „Wien und seine Landesfürsten“ von Wilhelm v. Falk, zum Beispiel: „Am 12. September, es war ein Sonntag, vor Tages Anbruch versammelten sich die Fürsten in der Capelle am Leopoldsberg; Marcus Avianus ein Capuziner, der in dem Ruf der Heiligkeit und der Gabe der Weissagung lebte, las die Messe, und reichte ihnen das Heilige Abendmahl, der König von Pohlen ministrierte; der Priester segnete sie, und verhieß einen gewissen Sieg; sie reichten einander die Hände und begaben sich an ihre angewiesenen Posten.“150
Bei Falk lesen wir auch ausdrücklich die Theorie von der Translatio Imperii, also dass das abendländische Kaisertum durch Karl den Großen wiederhergestellt worden sei. Die Assoziation Konstantin – Karl der Große – Habsburgs Kaiser lag nahe.
Im berühmten „Österreichischen Plutarch“ des Joseph Freiherrn v. Hormayr aus der Zeit um 1810, neu aufgelegt in den 1850er-Jahren, finden wir Rudolf und das Kreuz, ausführlich Ferdinands Bedrängnis und seine ruhige Standhaftigkeit, Karl V. in Tunis und die Türkenbelagerung. Ferdinands Kreuzesvision und Marco d’Aviano fehlen. Dafür berichtete Ferdinand Carl Manussi über die Szene, wie Ferdinand „in innbrünstigem Gebet vor einem Kruzifix um Erleuchtung flehte“ und die Worte vernahm: „Ferdinand, ich werde dich nicht verlassen“, in seinem als Belohnung für fleißige Schüler gedachten Büchlein „Kurze Schilderung der Regenten Oesterreichs“ aus 1859. Im Vorwort finden wir auch einen deutlichen Hinweis auf die „Pietas Austriaca“. Es sei kein Fleckchen österreichischen Landes zu finden, das durch Gewalt oder List gewonnen worden sei, und keines, „wo nicht die erste Sorge des Landesfürsten für die Verehrung Gottes wirksam“ gewesen sei. Gottesfurcht und Gerechtigkeit seien zu jeder Zeit die Zierden des Thrones gewesen. „Diesen in der Geschichte so erfolgreichen Charakterzug des österreichischen Herrscherhauses und die damit verknüpften segensreichen Folgen sollen die nachfolgenden Schilderungen Euch, meine jungen Freunde, deutlich vor Augen führen, Euch von der hohen Wichtigkeit des frommen Sinnes in allen Zeiten überzeugen, die Liebe zum erhabenen Kaiserhause und zu dem schönen Vaterlande recht heiß erwecken und die tiefe Überzeugung schaffen, dass auch heute wie vor langen Jahren das ganze Land wie der Einzelne nur in dem gläubigen Hingeben an den allmächtigen Herrscher Himmels und der Erde Segen finden kann. Es werden diese Erzählungen daher von den Anstrengungen der österreichischen Fürsten für die Ehre Gottes, zum Wohl ihrer Reiche und Untertanen handeln [. . .]“151
In einem Büchlein zur Silberhochzeit des Kaiserpaares mit dem Titel „Österreichs Regenten in Wort und Bild. Ein Lehr- und Lesebuch für Schule und Haus“ werden Ferdinand II. und Leopold I. durch folgende Geschichte über Leopolds Frömmigkeit verknüpft: „Kurz vor seinem Tod nahm Leopold ein Kruzifix in die Hand – es war dasselbe, vor welchem sein Großvater Ferdinand II. in tiefer Bedrängnis zu Gott um Hilfe gefleht hatte – und sprach: ‚Von dir habe ich Krone und Szepter empfangen, zu deinen Füßen lege ich sie nieder.‘“152
Über die Wiederentdeckung des Marco d’Aviano in Teuffenbachs Prachtwerk zum 40-jährigen Regierungsjubiläum wurde oben berichtet. In diesem Buch sind auch Rudolf und das Kreuz, Karls V. Befreiung der Christen in Tunis und Ferdinands Gebet vor dem Kreuz vertreten. In einem ähnlichen Prachtwerk zwanzig Jahre später, zum 60. Regierungsjubiläum 1908, finden wir neben den anderen Geschichten nicht nur Karl Wurzin-
151 Manussi 9. 152 Metzner 149.
Die habsburgische Kreuzesfrömmigkeit im populären Schriftgut des 19. Jahrhunderts
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gers Gemälde zur Bedrängnis Ferdinands, sondern sogar eine Ballade in 13 Strophen zum Thema: Wie ras’t der Aufruhr wild in allen Gassen, Er hebt das Haupt und blicket frech empor, [. . .] Mein Österreich! Du teures Volk: verblendet Greifst du das Höchste an mit frevlem Mut; [. . .] „O Herr und Gott“ – so fleht bewegt der Kaiser – Ich ruf’ zu dir, [. . .] Nur von dem wahnbefang’nen Volke wende Dein Strafgericht und einen Strahl nur sende Des Lichts, der Hölle Macht es zu entzieh’n.“ Und einen Strahl der ew’gen Gnade sendet Der Herr, zu dem sich Ferdinand gewandt, [. . .] Denn Christus spricht vom Kreuze zu ihm wieder: „Nie werd’ ich dich verlassen, Ferdinand!“153
153 Ferdinand II. (1619), von Graf Johann Mailath. In: Österreichs Hort 129 f. 154 Zöhrer 1898, 84–90. 155 Wolfsgruber, Drei Predigten.
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Die „Pietas Austriaca“
Ein besonders eindringliches Zeugnis für die weite Verbreitung des Gedankenguts über die Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg ist ein kleines, unscheinbares Büchlein, das in Klagenfurt gerade in dem Jahr erschienen ist, in dem die Breitenseer Kirche fertiggestellt und eingeweiht wurde.154 Es enthielt „Geschichtsbilder aus Österreich“ mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte des Herzogtums und Kronlandes Kärnten, war also für ein junges Leserpublikum in Kärnten gedacht. Ein Kapitelchen trägt die Überschrift „Habsburgs Kreuzesanker“ und erzählt vor allem die Geschichte von der Bedrängnis, Vision und Rettung Ferdinands II. Einleitend aber knüpft der Autor an die Kreuzesvision Konstantins an, um im nächsten Absatz noch an die Geschichte von Rudolf mit dem Kreuz zu erinnern (die er weiter vorn schon erzählt hatte). Wir finden also hier in einem einzigen Text alle drei Geschichten vereint, die im rechten Querschiff der Breitenseer Kirche dargestellt sind! Dass unser Thema auch Inhalt von Predigten war, beweist die 1903 im Druck erschienene Sammlung dreier Predigten des Hofpredigers Cölestin Wolfsgruber O.S.B. Alle drei Predigten des angesehenen Gelehrten waren der Kreuzverehrung gewidmet, und wir finden darin alle die Geschichten des Hauses Habsburg zu unserem Thema wieder.155 Die patriotische Literatur in ihrer Vielfalt war einerseits Quelle für die Geschichten über die Herrscherpersönlichkeiten, aus denen auch die Autoren der Schulbücher geschöpft haben. Sie war neben diesen Schulbüchern ein weiteres Instrument der Verbreitung. Schließlich war sie in
den Prachtwerken, die wohl eher in wenigen öffentlichen und privaten Bibliotheken mehr zur Schau gestellt als gelesen worden sein dürften, eine Bestätigung und Überhöhung des Gedankens der Frömmigkeit des Hauses Habsburg.
Die habsburgische Kreuzesfrömmigkeit im populären Schriftgut des 19. Jahrhunderts
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F E R D I N A N D O R D E LT U N D D I E „ P I E TA S AU S T R I A C A“
156 In Breitensee wurde die Fronleichnamsprozession eine Zeit lang besonders feierlich unter Beteiligung der Kadetten aus der nahen Militärkadettenschule am zweiten Sonntag nach Fronleichnam begangen, wie sonst nur in Perchtoldsdorf, Schinner 139 f. Die Infanteriekadettenschule in der Hütteldorfer Straße war, so wie die Kirche, 1898 fertiggestellt worden, dazu Zeinar 38–70.
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Die „Pietas Austriaca“
Schulbücher und patriotische Literatur zusammen zeigen mit großer Deutlichkeit, dass der Grundgedanke der „Pietas Austriaca“ und alle Geschichten, in denen sie sich im Einzelnen konkretisiert hat, nicht nur bekannt, sondern weit verbreitet waren und tief ins Bewusstsein der Bevölkerung eingesickert gewesen sein müssen. Der Breitenseer Priester Ferdinand Ordelt hat sie natürlich gekannt, ja vielleicht besser als andere. Er hat sie gewiss den jungen Grafen Hardegg, die er neun Jahre lang betreute, ebenso erzählt wie den Schulkindern in Breitensee, auch wenn er dort nur Religion unterrichtet hat. Und als er sich vor die Aufgabe gestellt sah, einen Bilderzyklus für die Glasfenster der neuen Breitenseer Kirche auszudenken, dessen Thematik gleichzeitig religiös, der Kirche würdig und dem Kaiser-Jubiläum gemäß war, da musste er nichts Kompliziertes erdenken, er brauchte nur die lebendige Tradition der Frömmigkeit des Hauses Habsburg aufgreifen. Er brauchte nur in den Fundus der Vorstellungen und Geschichten greifen, die er als katholischer Priester, als kaisertreuer Patriot und als Jugenderzieher im Lauf seines Lebens gelernt und weitererzählt hatte. Eine Frage bleibt noch offen. Warum hat Ordelt gerade die Kreuzesfrömmigkeit aufgegriffen und nur die damit verbundenen Geschichten ausgewählt? Die spezifische barocke Marienfrömmigkeit war im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht mehr aktuell, sie war vergessen, nur in dem zu Maria betenden Kaiser Leopold I. schimmert sie noch durch. Mit der eucharistischen Frömmigkeit aber hätte man einige Fenster füllen können, etwa mit der Geschichte von Rudolf und dem Priester, mit der Geschichte des Kaisers Maximilian I. in der Martinswand bei Innsbruck, der mit der Kommunion gestärkt wird, mit der Fronleichnamsprozession, die selbstverständlich auch in Breitensee festlich begangen wurde, 156 vielleicht auch mit der Fußwaschung, die der Kaiser persönlich jedes Jahr an einigen Armen vollzog. Ordelt hätte auch die verschiedenen Formen der „Pietas Austriaca“ mischen können. Eine erste Antwort finden wir wohl in der Persönlichkeit Ordelts. Er hatte offensichtlich selbst eine besondere Beziehung zum Kreuz, worauf mehrere Objekte seiner kleinen Kunstsammlung hinweisen, vor allem aber auch, dass er der Kirche eine kleine Monstranz mit einem Kreuzpartikel schenkte. Ein weiterer Grund dürfte wohl im Thema selbst liegen. Gefeiert wurde ja, dass der Kaiser schon lange regierte. „Regieren“ bedeutete auch in einer bereits konstitutionellen Zeit „Herrschen“. Trotz
Parlament und Reichsrat war der Kaiser der oberste Machthaber, der Repräsentant der Macht schlechthin. „Gebt Gott, was Gottes, und dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Christliche Herrschaft aber war Herrschaft im Auftrag Christi des Gekreuzigten und Auferstandenen, so sah es die mittelalterliche Idee vom römisch-deutschen Kaisertum, und so war es von der „Pietas Austriaca“ in der Form der Kreuzesfrömmigkeit des Hauses übernommen und in die eigene Herrschaftslegitimation eingeschmolzen worden. Diese Gedanken waren besser als die eucharistische Frömmigkeit geeignet, den Jubiläumsgedanken mit der kirchlich-religiösen Thematik zu verbinden. Ordelt hat diese Verbindung gesehen und theologisch zu Ende gedacht. Am Anfang stehen der Kreuzweg, die Erlösungstat und die Aufforderung zur Nachfolge. Am Ende wird Christus als der Weltenrichter diejenigen belohnen und aufnehmen, die ihm nachgefolgt sind, die ihm vertraut haben, die ihm treu geblieben sind, die seine Kirche verteidigt und die Werke der Barmherzigkeit getan haben. So oder ähnlich können wir den Gedankengang Ferdinand Ordelts rekonstruieren.
Ferdinand Ordelt und die „Pietas Austriaca“
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VOM ENDE EINES REICHES UND VOM VERGESSEN
157 Zu diesen Plänen siehe Kann, Band 2; Malfèr 43–67. 158 Z. B. Fischer. Die Kirchengeschichte für Hauptschulen von Fuchsberger aus dem Jahr 1901 wurde einfach weiterverwendet, hier finden wir noch die Kreuzesvision Ferdinands in einer Fußnote, Fuchsberger 115.
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Die „Pietas Austriaca“
Kaum zwanzig Jahre nach der Entstehung des Breitenseer Zyklus ist die Habsburgermonarchie in den Stürmen des Ersten Weltkriegs untergegangen. Niemand kann sagen, wie sich der Habsburg- und Österreichpatriotismus in der Monarchie entwickelt hätte, wäre die Geschichte anders verlaufen, ohne die Ermordung des Thronfolgers, ohne den Ersten Weltkrieg und ohne das schlussendliche Finis Austriae. Der Habsburgpatriotismus hätte wohl auch staatsrechtliche Veränderungen ausgehalten, so wie er die Verwandlung des Kaisertums Österreich von 1804 nach bloßen 60 Jahren in die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie von 1867 ausgehalten hat. Gewiss bedrängten die nationalen Geschichtserzählungen z. B. der Tschechen und Ungarn zunehmend das allgemeine Österreichbewusstsein. Aber auch die „Vereinigten Staaten von Groß-Österreich“ des Aurel von Popovici – um nur eines der vielen Projekte zu erwähnen, die in den letzten Jahrzehnten der Monarchie erwogen wurden – hätten für einen habsburgischen Patriotismus Platz haben müssen.157 Man kann annehmen, dass die „Pietas Austriaca“ innerhalb dieses Patriotismus weiterhin eine Rolle gespielt hätte, solange das Bündnis zwischen Thron und Altar intakt geblieben und sofern ein frommer Habsburger an der Spitze geblieben wäre, der wie seine Vorfahren die weltliche Herrschaft seines Hauses als religiösen Auftrag, als Dienst im Namen Christi interpretiert hätte. Es kam anders. Die 630-jährige Herrschaft des Hauses Habsburg fand ihr Ende und mit ihr das Wissen um die Frömmigkeit des Hauses und vor allem dessen Weitergabe. Dass dieses Wissen und diese Geschichten nach dem Untergang der Monarchie rasch vergessen wurden, ist nicht verwunderlich. Nicht mehr die Monarchie und das Haus Habsburg waren an der Tagesordnung, sondern die Republik, die Parteien, vor allem die beiden großen, die Sozialdemokratie und die Christlichsozialen. Ein neues Österreichbewusstsein musste sich erst langsam seinen Weg bahnen. Seine Befürworter mussten außerdem darauf achten, nicht zu sehr in die Nähe monarchistischer Nostalgie zu geraten. Gerade die rührendsten und frömmsten Habsburgergeschichten verschwanden aus den Schulbüchern. Nur im Religionsunterricht hielten sich in den Lehrbüchern für Kirchengeschichte Konstantin, Stephan und Marco d’Aviano.158 Auf lokaler Ebene, also in der Pfarre Breitensee, verschwand das Wissen nicht ganz so schnell. Als Pfarrer Hermann Held ab Herbst 1927 das „Breitenseer Pfarrblatt“ he-
rausbrachte und eine lange Artikelserie über die „Geschichte unseres Kirchenbauvereins“ und eine Beschreibung der Kirche einrückte, war auch eine recht genaue, im Predigtton gehaltene Beschreibung der Fenster zu lesen.159 Freilich – die Wörter „Habsburg“ oder „Jubiläumskapelle“ kamen überhaupt nicht vor! Der innere Zusammenhang war also vergessen oder verschwiegen. Interessant ist das Beispiel der Votivkirche in Wien. Als man in den 1960er-Jahren an die Herstellung neuer Fenster schritt – die alten waren im Zweiten Weltkrieg zerstört worden –, wählte der damalige Propst der Kirche, Anton Maria Pichler, die Themen aus. Im linken Seitenschiff gibt es folgende Szenen: Rudolf und der Priester, darunter die Wahl Rudolfs zum König; Ferdinands Bedrängnis, darunter das Einreiten der Dampierre’schen Kürassiere (die Votivkirche war die alte Garnisonskirche!); der Eucharistische Weltkongress 1912 in Wien; Christus im Konzentrationslager Mauthausen. Pichler war 1902 geboren und hatte die Volksund Mittelschule noch zur Zeit der Monarchie besucht, er kannte also die alten Geschichten. Die Bilder sollten jedoch, so seine Erklärung, „Christus in der österreichischen Kirchengeschichte“ darstellen! Obwohl also die ersten zwei Fenster eindeutig aus dem Fundus der „Pietas Austriaca“ schöpfen, ist der Zusammenhang damit ausgeklammert.160 Die Schnelligkeit und Radikalität des politisch-sozialen Umbruchs in der Folge des Jahres 1918 mag die Tiefe des Vergessens beschleunigt haben. Die öffentliche Weitergabe war abrupt zu Ende, nur individuell war die Erinnerung noch vorhanden und wurde da und dort überliefert. Der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger, geboren 1955, hat 2008 einen kurzen Text mit dem Titel „Meine mährische Großmutter“ veröffentlicht.161 Der Text beginnt so: „als rudolf mit der krone des reichs gezieret war, da kam herangezogen der fürsten edle schar. sie schworen ihrem kaiser gehorsam, treu und pflicht [. . .] so, oder ähnlich. ich habe das gedicht in schriftlicher form nicht gefunden. [. . .] meine großmutter hat dieses gedicht in brünn in der schule gelernt, in einer sprache, die nicht die ihre war. [. . .] in meiner erinnerung war die großmutter den ganzen vormittag lang mit der gemütlich voranschreitenden prozedur des kochens beschäftigt. während sie auf dem nudelbrett mehl aufhäufte, [. . .] redete sie mit mir. sie erzählt geschichten und gedichte. [. . .]“
Josef Haslingers Großmutter hat offensichtlich in der Volksschule in Brünn das Gedicht „Kaiser Rudolfs Szepter“ auswendig gelernt und ein Leben lang im Gedächtnis behalten. Ihr Enkel hat ein Bruchstück davon behalten, hat aber „das Gedicht in schriftlicher Form nicht gefunden“. Vor 1918 war es Allgemeingut, es war in vielen Geschichts- und Lesebü-
159 Aus der Geschichte unseres Kirchenbauvereines (18.–20. Fortsetzung). In: Breitenseer Pfarrblatt 4 (1930) Nr. 7, 8/9 und 10. 160 Siehe dazu Pichler 39; Votivkirche 34– 37. Der überaus farbenprächtige Zyklus wurde nach den Angaben Pichlers von Hans Schweiger und Christine RäntzFeldmann entworfen. 161 Der Standard v. 6./7. September 2008, Album, Seite 7.
Vom Ende eines Reiches und vom Vergessen
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chern abgedruckt. Haslingers Erzählung ist symptomatisch. Was damals alle kannten, weil es Teil einer intensiven Tradition war, und was sie daher auch als bildliche Darstellung, wo es eine solche gab (zum Beispiel im Breitenseer Fenster), „lesen“ und verstehen konnten, das wurde vergessen, verschüttet, ist unleserlich geworden. Die Darstellungen sagen uns heute nichts, weil wir die dazugehörigen Geschichten nicht kennen. Daher können wir sie nicht mehr lesen. Was aber nicht zerstört ist, sondern noch existiert und noch zu sehen ist, das kann auch wieder entziffert werden.
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Die „Pietas Austriaca“
3. Teil: Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
IKONOGR AFISCHE VORL AGEN
Es hat also eine starke schriftliche (und mündliche) Überlieferung der Idee und der einzelnen Geschichten der Frömmigkeit des Hauses Habsburg gegeben. Gab es auch eine vergleichbare ikonografische Tradition? Auf einzelne Abbildungen in Schulbüchern und in der patriotischen Literatur wurde schon hingewiesen. In der Tat gab es eine solche Tradition. Sie reicht tief in die Vergangenheit hinab. Schon im 17. und 18. Jahrhundert finden sich einschlägige Darstellungen. Bilder erfüllten eine wichtige Funktion. Gemälde, Fresken, Buchillustrationen, Flugblätter befriedigten nicht nur den Schönheitssinn, sondern auch die Schaulust. Sie waren in einer Zeit noch weit verbreiteten Analphabetentums ein wichtiges Informations- und Propagandainstrument. Der Aufschwung der Reproduktionstechniken im 18. und 19. Jahrhundert, z. B. die Erfindung der Lithografie, erleichterte die Verbreitung. Vor allem aber begann im 19. Jahrhundert eine allgemeine, breite Hinwendung zur Geschichte. Die Entdeckung des Mittelalters durch die Romantiker machte den Anfang. Neben die traditionelle Darstellung von Motiven aus der griechischen und römischen Klassik traten Themen aus der eigenen Geschichte. Die Historienmalerei nahm einen großen Aufschwung. Die Rückbesinnung auf die Vergangenheit und die Deutung der Gegenwart im Licht der geschichtlichen Entwicklung wurden zu einem breiten Strom. Der Historismus wurde für ein halbes Jahrhundert zum beherrschenden Stil. Diese Entwicklung war keineswegs auf Österreich beschränkt.162 Die dem Historismus verpflichteten Glasfenster der Breitenseer Kirche stehen ziemlich am Ende dieser Entwicklung. Nur vier Jahre nach ihrer Fertigstellung gewann Otto Wagner den Wettbewerb für den Bau der Anstaltskirche Am Steinhof. Es wurde der erste moderne Kirchenbau Wiens. Die Leopold-Kirche am Steinhof wurde 1907 vollendet. „Wien um 1900“ öffnete der Moderne Tür und Tor, der Historismus wurde Vergangenheit. Jedenfalls aber konnten die Zeichner, die die Breitenseer Glasfenster entwarfen, auf viele Darstellungen zurückgreifen, und die Gläubigen, die die Kirche betraten, hatten gewiss mehrere Bilder über diese Geschichten gesehen, so wie sie die Geschichten selbst gehört hatten und bestens kannten. Das galt gleichermaßen für die religiösen wie für die weltlichen Darstellungen. Um welche Vorlagen handelt es sich?
162 Zum Aufkommen des Historismus in der Malerei in Deutschland siehe z. B. Büttner. Ikonografische Vorlagen
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Abb. 17: Joseph Führich, Prager Kreuzweg, 5. Station (Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett)
a) Die Bilder der Apsisfenster (Bilder 1, 2 und 12) (Tafeln 4–6, 12–15, 29–31) Die Vorlagen für die Bilder in der Apsis des Hauptschiffes sind dem reichen Schatz der christlichen Kunst entnommen. Insbesondere folgen sie dem Stil der Nazarener, die von der italienischen Renaissance und deren Gesetzen der Malerei stark beeinflusst waren. Anatomische und pers-
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Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Abb. 18: Joseph Führich, Prager Kreuzweg, 8. Station (Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett)
pektivische Korrektheit verbinden sich mit einer harmonischen Bildkomposition. Dramatik und Mystik halten einander die Waage. Die beiden Szenen aus dem Kreuzweg, rechts der kreuztragende Christus und links die Kreuzabnahme, folgen offensichtlich dem Werk Joseph Führichs, des Hauptvertreters der Nazarener in Wien, der eine ganze Generation von Historienmalern geprägt hat. Führichs Kreuzwegstationen in der Kirche auf dem Laurenziberg in Prag (1834) und der sogenannte Wiener KreuzIkonografische Vorlagen
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weg in der Johannes-Nepomuk-Kirche im 2. Bezirk (1844–1846) wurden sehr oft reproduziert und kopiert.163 Man vergleiche den kreuztragenden Jesus, die Frau mit dem Kind, den seilschwingenden Diener, den mit der rechten Hand zeigenden Pharisäer mit den entsprechenden Details aus der 5. und 8. Prager Station (Abildungen 17, 18) oder aus der 6., 8. und 11. Wiener Station (Abbildungen 19–21, Farbteil). Auch die Farben scheinen vom „leuchtenden und bisweilen dissonanten Kolorismus“164 Führichs beeinflusst. Die Kreuzabnahme bzw. Beweinung Christi korrespondiert mit der 13. Station des Prager und des Wiener Kreuzwegs (Abbildung 22, Farbteil). Auch das Bild des Auferstandenen folgt der christlichen Ikonografie. Die Figuren der Engel und Heiligen in allen Fenstern sind gediegene historistische Arbeiten. Nur die beiden Engelköpfe im südlichen Querschiff rechts fallen durch ihren Realismus aus dem Rahmen. Es sind, der mündlichen Tradition nach, Kinderporträts aus der Familie des Baumeisters.165
b) Kaiser Konstantin I. (Bild 4) (Tafeln 7, 16 und 17)
163 Schröder 9; Lorenz Wollein und Hans Adler haben eine beeindruckende Liste von Kopien von Führichs Wiener Kreuzweg erstellt, http://www.pfarrenepomuk.at/nepweb/kreuzweg/kreuzwegliste_aktuell.pdf (September 2010). 164 Cornelia Reiter, in: Schröder 27. 165 Vgl. oben Anm. 56. 166 Lexikon der christlichen Ikonographie 550. 167 Vgl. Avery, Bernini 216 f. und 245.
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Zur Kreuzesvision Konstantins kennt die Ikonografie mehrere Darstellungen, einerseits nach der Traumlegende (Piero della Francesca), andererseits nach der Überlieferung, er habe bei Tag über der Sonne das flammende Kreuz gesehen.166 Das Breitenseer Fenster gehört dieser Gruppe an, von der es wiederum zwei Fassungen gibt. In der einen steht Konstantin vor einem Zelt oder Haus auf einem Podest, umgeben von vielen Soldaten (Giulio Romano in den Raffaelstanzen im Vatikan; Rubens), in der anderen ist der Kaiser zu Pferd dargestellt. Am bekanntesten ist das Reiterstandbild Konstantins von Gian Lorenzo Bernini in der Scala Regia im Vatikan, das den Augenblick der Vision großartig festhält.167 Natürlich kannten die Künstler des 19. Jahrhunderts die berühmten Darstellungen. Die Bauwerke, Gemälde und Skulpturen Italiens waren nicht nur den Italienreisenden bekannt, es gab auch Reproduktionen und Bücher, die an den Kunstakademien vorhanden waren. Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir Berninis Reiter auch als Vorlage für die Darstellung Konstantins auf dem Breitenseer Fenster annehmen. Allerdings stehen im Breitenseer Bild Maler und Betrachter nicht an der Seite, sondern vor dem Kaiser zu Pferd. Der Kaiser blickt gebannt auf die Vision. Die leicht diagonale Anordnung der Hauptfigur vermittelt das erstaunte Zurückweichen vor der blendenden Erscheinung. Das Pferd hält mit erschreckt aufgerissenen Augen im Schritt inne, der rechte Vorderfuß und der linke Hinterfuß sind in der Luft. Im linken unteren Bildausschnitt breitet sich eine südliche, grüne Landschaft vor der strahlenden Sonne aus, im Hintergrund sind eine Stadt (Rom) und – beziehungsreich – ein
Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Abb. 23: Gian Lorenzo Bernini, Reiterstandbild mit der Kreuzesvision Kaiser Konstantins, Vatikan, Scala Regia (Zeichnung in: Cicognara, Storia della scultura, Venedig 1818/1823, Bd. 3, Tafel XXIV, Österreichische Nationalbibliothek)
klassischer heidnischer Tempel zu sehen. Das Fenster vereint harmonisch die in geschickter perspektivischer Verkürzung dargestellte lebensgroße Figur des Kaisers, das religiöse Motiv des Engels mit Kreuz und Inschrift und den so beliebten und oft gemalten Topos der klassischen Italienlandschaft.168 Es ist wohl die künstlerisch originellste und gelungenste Einzelszene in der Gesamtfolge der Breitenseer Fenster.
c) König Stephan I. von Ungarn (Bild 5) (Tafeln 7 und 18) Ein Wort zu den Figuren von König Stephan und dem Diakon unter der Szene Konstantins: Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte der österreichische romantische Historienmaler Karl Ruß die Szene, wie Stephan die von Papst Silvester II. übersandte Krone und das von einem Diakon voranzutragende Kreuz erhält, in sein Repertoire aufgenommen.169 1884 hat Gyula Benczúr, einer der bedeutendsten ungarischen Historienmaler, der Szene ein monumentales Gemälde gewidmet.170 In Anlehnung an Benczúrs Gemälde wurde 1897 ein Holzschnitt in die Serie „Bilderbogen
168 Vgl. z. B. Grabner/Wöhrer. 169 Slavíček 196. 170 Telepy 24, Nr. 57. Noch bekannter ist sein 1875 entstandenes Gemälde „Vajk megkeresztelése“ (Taufe Vajks = Stephans). Ikonografische Vorlagen
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Abb. 24: Stephan empfängt die Königskrone (in: Schwalm/Hofmann, Erzählungen und Bilder aus der Geschichte für österreichische Bürgerschulen 1, 92, nach „Bilderbogen für Schule und Haus“ bzw. nach dem Gemälde von Gyula Benczúr)
für Schule und Haus“ aufgenommen, ebenso 1901 in das Lehrbuch für Kirchengeschichte für Bürgerschulen von Fuchsberger und 1910 in das Geschichtslehrbuch von Schwalm.171 Diesem Gemälde ist auch das Breitenseer Fenster verpflichtet, wie die Figur des Königs, der Diakon mit Tonsur und das sogenannte Patriarchenkreuz mit den zwei Querbalken zeigen. Der kürzere, obere Querbalken symbolisiert die Inschrift INRI. Dieses Kreuz kehrt auch im ungarischen Wappen wieder. 171 Bilderbogen für Schule und Haus 1, 13; Fuchsberger 48; Schwalm 1, 92.
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Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
d) König Rudolf I. von Habsburg (Bild 6) (Tafeln 8 und 19) Die Geschichten rund um den Stammvater der Habsburger in Österreich wurden gern und oft ins Bild gesetzt, am öftesten wohl die Erzählung von Rudolf und dem Priester, die zur eigentlichen Gründungs- und Ursprungslegende der Jahrhunderte dauernden Herrschaft des Hauses Habsburg wurde (Abbildungen 13 und 16).172 Aber auch die Geschichte vom Kreuz, das er anstelle des nicht vorhandenen Szepters ergriff, wurde oft gezeichnet und gemalt. Sie stellte den Moment der Amtsübernahme und Machtergreifung dar. Wir finden sie um 1630 in Florenz, um 1700 in Lambach, um 1780 in Leipzig in einer „Weltgeschichte für Kinder“.173 Karl Ruß und Peter Fendi haben sie gezeichnet.174 Nach Fendis Vorlage wurde sie in Laxenburg im Habsburgersaal der Franzensburg abgebildet.175 Leopold Kupelwieser und Eduard v. Enghert haben sie gemalt.176 Vor allem finden wir sie auch als Illustrationen in der populären, reich bebilderten patriotischen Literatur, in Zieglers Werken, in Patuzzis „Geschichte Österreichs“, in Penns „Geschichte der Stadt Wien“, in den „Bilderbogen für Schule und Haus“ bis hin zur schon erwähnten Darstellung im Schulbuch.177 Meistens steht der König mit dem Kruzifix in der Hand inmitten der Kurfürsten mit ihren Herzogshüten oder Bischofsmützen, umgeben von weiteren Personen. Manchmal knien einer oder mehrere vor ihm. Auf manchen Darstellungen trägt Rudolf die Reichskrone, die er aber bei der erzählten Szene nach der Wahl nicht getragen haben kann. Historische Darstellungen müssen keineswegs richtig sein, weder im Ganzen noch im Detail, vielmehr spiegeln sie wider, was der Künstler wusste oder zeigen wollte. Die Kaiserkrone auf Rudolfs Haupt korrespondiert mit dem Umstand, dass er auch in der Literatur oft als Kaiser Rudolf betitelt wurde, obwohl er nicht vom Papst in Rom zum deutschen Kaiser gekrönt worden ist. Rechtlich machte es keinen Unterschied, er war auch als König der vollgewaltige oberste Lehensherr. Gegenüber der Fülle an Gestalten auf vielen Darstellungen beschränkt sich das Breitenseer Fenster auf wenige Personen. Der König sitzt. Er trägt nicht die Reichskrone, sondern eine schlichte deutsche Grafenkrone bzw. das, was man im 19. Jahrhundert so bezeichnet hat, also einen Stirnreif mit fünf Blattzinken.178 Sein Gesicht mit der Hakennase erinnert an den Grabstein Rudolfs im Dom zu Speyer. Vor ihm kniet ein barhäuptiger Mann, im Hintergrund wenige Personen. Vielleicht hat der kniende, eher jung wirkende Mann zur Ansicht geführt, es handle sich bei dieser Szene um die Belehnung der Söhne im Jahr 1282.179 Das Kruzifix in Rudolfs rechter Hand beweist aber eindeutig, dass hier die Szene „Rudolf ergreift anstelle des Szepters das Kreuz“ gemeint ist.
Abb. 25: Katzler, Kaiser (sic!) Rudolf belehnt mit dem Kruzifixe (in: Patuzzi, Geschichte Österreichs 137)
172 Vancsa 185–200 zählt nicht weniger als 28 verschiedene Darstellungen auf; siehe auch Telesko 2006, 257. 173 Wandruszka 1962; Hainisch 141 f. und Telesko 2006, 267 f.; Büttner 418 und 421 und Fastert, Entdeckung 51. 174 Keil Nr. 137, Slavíček 195, Telesko 2006, 195; Telesko 2006, 180. 175 Führer durch die Franzensburg 9, Zykan 75, Telesko 2006, 180. 176 Petrin 550, Kristan 1997, 26, Telesko 2006, 267 f.; Enghert 20, Telesko 2006, 267. 177 Ziegler, Gallerie Nr. 4, Ziegler, Bilderchronik Nr. 86, Patuzzi 137, Penn 80, Bilderbogen für Schule und Haus 1, 14, Schwalm 1, 134. 178 Göbl 31. 179 Dehio 272, vgl. oben Anm. 74. Ikonografische Vorlagen
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e) Ferdinand III./II. (Bild 8) (Tafeln 9, 22 und 23)
Abb. 27: Katzler, Kaiser (sic!) Ferdinand vor dem Kruzifix kniend (in: Patuzzi, Geschichte Österreichs 64)
180 Bösel 225 ff., Hainisch 142, Telesko 2006, 268, Telesko 2008, 53 f. 181 1808: Keil Nr. 127; 1820: Slavíček Abb. 42, Telesko 2008, 55; vor 1843: Telesko 2006, 338. 182 Führer durch die Franzensburg 10, Zykan 76 (irrtümliche Zuordnung zur Schlacht am Weißen Berg), Telesko 2006, 180. 183 Zedinger in Katalog Ostarrîchi 435, Telesko 2008, 55. 184 Petrin 550, Kristan 1997, 25. 185 Telesko 2008, 55. 186 Leitner, Blatt 1, Teuffenbach 473, Zöhrer 1893, 121, Telesko 2008, 55. 187 Wenzig 176–179, Zöhrer 1898, 98, Amon 231, Oesterreichs Hort 123, An Ehren und an Siegen reich, nach 170, Schwalm 117, Krause 449, Telesko 2008, 53; das Original dieses Gemäldes ist verschollen. 188 Ziegler Gallerie, Nr. 75, Immortellen Nr. 101, Bilderchronik Nr. 204. 189 Patuzzi 64. 190 Jäger 98, Bermann 357, Penn 333. 191 Bilderbogen für Schule und Hause 1, 14. 192 Amon 231, Schwalm 117. 193 Bösel 226 f., Telesko 2006, 180, Patuzzi 64. 194 Telesko 2008, 55 f.
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Noch viel öfter wurde die Geschichte von Ferdinands Bedrängnis dargestellt, mehrmals schon im 17. und 18. Jahrhundert,180 im 19. Jahrhundert gleich dreimal von Karl Ruß,181 von Peter Fendi,182 Ewald v. Steinle183 (Abbildung 26, Farbteil), Leopold Kupelwieser,184 Josephine Crippa,185 Peter Johann Nepomuk Geiger186 und von Karl Wurzinger.187 Wir finden diese Werke wieder als Illustrationen von der Hand anonymer oder namentlich genannter Zeichner in den Büchern Anton Zieglers,188 in Patuzzis „Geschichte Österreichs“,189 in den populären Werken zur Geschichte Wiens von Jäger, Bermann, Penn,190 in den Bilderbogen für Schule und Haus,191 in Schulbüchern192 usw. Am Beispiel des Aquarells von Ewald v. Steinle (1838, Abbildung 26, Farbteil) können wir besonders gut die drei Elemente der Erzählung unterscheiden. Von links nach rechts sehen wir Ferdinands Gebet zum Gekreuzigten, die Bedrängnis durch die protestantischen Stände und die wunderbare Rettung durch die Kürassiere, die in der Bildtiefe gerade in den Burghof einziehen. Jedes dieser drei Elemente konnte so sehr in den Mittelpunkt gestellt werden, dass es allein den Bildinhalt ausmachte. Auch das Breitenseer Fenster bringt nur den ersten Teil, Ferdinands Gebet, ins Bild, so wie Hillinger, Fendi, Katzler.193 Bei Geiger dominiert die mittlere Szene. Das Kreuz kann fehlen oder ganz im Hintergrund sein. Schließlich kann die Szene des in den Burghof einrückenden Kürassierregiments zum einzigen Bildinhalt werden, wie bei Adam Brenner, Geiger, bei einem andern Bild von Karl Wurzinger oder bei Sigmund L’Allemand.194 Die Rudolfsgeschichte zeigte die Grundlage der christlichen Herrschaft überhaupt, den König/Kaiser als Herrscher an Christi Statt. Die Geschichte von Ferdinand demonstrierte zwei andere Elemente. Zum einen visualisierte sie die Rechtfertigung der Rekatholisierung Österreichs und überhaupt den katholischen Anspruch des Hauses. Zum andern erinnerte sie an die wiederholte Rettung des Herrscherhauses aus tiefen Krisen. Die prominenten Rollen des katholischen Glaubens und der kaiserlichen Armee in dieser Erzählung und weiters die Zurückweisung des unbotmäßigen, ja revolutionären Widerstands gegen den legitimen Herrscher machten diese Story zu einer, mit der sich gerade im 19. Jahrhundert viele Kreise identifizieren konnten. Vor allem Karl Wurzingers großes Historiengemälde aus dem Jahr 1856, das in den Augen vor allem der katholisch-konservativen Zeitgenossen an die Überwindung der Revolution von 1848/49 erinnerte, wurde oft reproduziert. Dass Ordelt bei der Konzipierung der Breitenseer Fenster aus den drei Bildelementen das Gebet Ferdinands herausgriff, war gewiss naheliegend. Der König ist in spanischer Tracht, aber ohne weitere Insignien abgebildet, sein Kopf hat große Ähnlichkeit mit dem Ferdinands auf
Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Wurzingers Gemälde. Er kniet in einer Kapelle vor einem Kruzifix, das, trotz einiger Unterschiede, eindeutig als das später nach ihm benannte Ferdinand-Kreuz zu erkennen ist, das heute den Altar der Hofburgkapelle schmückt (siehe Abbildung 12). Vom Haupt Christi ausgehende Strahlen deuten auf die Legende hin, der Gekreuzigte habe zu Ferdinand gesprochen. Auf einem Kirchenfenster – es ist ein Fenster im Fenster – sind drei Heilige abgebildet, der Namenspatron Ferdinands, König Ferdinand III. von Kastilien und León, Maria und Joseph. Gewiss wäre es möglich gewesen, die Szene zu erweitern und die Bedrängnis durch einige Figuren sichtbar zu machen. Ordelt zog es offenbar vor, den spirituellen Kern zu betonen, nämlich das Vertrauen in den gekreuzigten Heiland und die Zusage, auch in der größten Not nicht verlassen zu werden, so wie es auf dem Spruchband darunter zu lesen ist.
Ab. 28: Karl Wurzinger, Kaiser (sic!) Ferdinand II. verweigert die Unterzeichnung der die Religionsfreiheit gewährleistenden Akte (Heliogravüre nach dem Gemälde [verschollen], Österreichische Nationalbibliothek)
Ikonografische Vorlagen
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Abb. 29: Karl V. in Tunis (in: Ziegler, Immortellen Nr. 96, Österreichische Nationalbibliothek)
f) Kaiser Karl V. (Bild 9) (Tafeln 10 und 24)
195 Fuchs/Telesko 58, Seipel. 196 Wandruszka 1962, 498. 197 Fuchs/Telesko 58, Führer durch die Franzensburg 9, Zykan 76, Telesko 2006, 180. 198 Teuffenbach 323. 199 Fuchs/Telesko 56. 200 Ziegler, Immortellen Nr. 96 und Bilderchronik Nr. 188. 201 Fuchs/Telesko 58.
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Nicht ganz so oft wurde die Befreiung der Christensklaven auf dem Feldzug nach Tunis durch Kaiser Karl V. 1535 dargestellt. Der große Gobelinzyklus, der noch im 16. Jahrhundert angefertigt wurde, hebt diese Szene nicht hervor.195 Ein Fresko um 1630 in Florenz zeigt die Einnahme von Tunis, ein Spruch darunter spricht von der Befreiung der Christen.196 In Österreich haben im 19. Jahrhundert Peter Fendi,197 Leander Ruß198 und Peter Johann Nepomuk Geiger199 das Thema aufgegriffen, in Anton Zieglers Werken kommt es zweimal vor.200 Ein Gemälde des belgischen Historienmalers Nicaise de Keyser befindet sich im königlichen Museum in Antwerpen.201 Auf diesen Abbildungen sieht man den Kaiser hoch zu Ross oder auf einer Stufe stehend in herrschaftlicher Pose. Auch auf dem Breitenseer
Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Fenster ist die Figur des Kaisers der Bildmittelpunkt, allerdings steht er auf gleicher Höhe mitten unter den Gefangenen, denen er sich zuwendet. Gleich fünf Gefangene in Ketten umgeben ihn, zu ihren Füßen ein Krug Wasser und ein Laib Brot. Fünf Soldaten drängen sich hinter ihm. Es ist die Szene mit den meisten Personen. Obwohl der Kaiser durch den Panzer, das Schwert und einen Hermelin als Herrscher zu sehen ist, ist die ganze Komposition eher dem Typus des von Kranken oder Leidenden (oder Kindern) umgebenen Heilands oder dem eines Heiligenbildes verpflichtet als dem einer herrscherlichen Machtdemonstration.
g) Marco d’Aviano und Kaiser Leopold I. (Bild 11) (Tafeln 11, 26, 27 und 28) Zur zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 gibt es sehr viel Bildmaterial: Pläne und Ansichten der Stadt und des Belagerungsringes; Kampfszenen; die Personen der Angreifer, der Verteidiger in der Stadt und der Feldherren des Entsatzheeres; Bischof Kollonitsch, der die Waisenkinder sammelt, usw.202 Dazu gehört auch die Bildgruppe, die den Morgen des 12. September, des Tags der Entsatzschlacht, darstellt. Sie werden bezeichnet mit Messe auf dem Kahlenberg oder Leopoldsberg, Ansprache Sobieskis, Marco d’Aviano segnet das Entsatzheer. Der Bildtyp kommt relativ spät auf. Das früheste Bild dürfte Joseph Führichs Aquarell aus dem Jahr 1842 sein, das unter dem Titel „Die Messe in der Kirche auf dem Leopoldsberg zu Wien 1683“ inventarisiert ist (Abbildung 30, Farbteil) und dem auch Zieglers „Bilderchronik“ und ein im Privatbesitz befindliches Ölbild Alois Greils verpflichtet sind.203 Hier wohnen wir der von Marco d’Aviano gefeierten Messe bei, der polnische König ministriert ihm. Einen anderen Akzent setzt Peter Johann Nepomuk Geiger, der die Ansprache Sobieskis nach der Messe darstellt.204 Der Kapuziner ist nur am rechten Bildrand hinter dem Polenkönig zu sehen, wie er, aus der Kirche tretend, das Heer segnet. Ein anderes, oft reproduziertes Bild stellt den Kapuziner in die Mitte, wie er mit einer Monstranz die knienden Soldaten segnet.205 Hier ist Sobieski an den linken Bildrand gerückt. Im Hintergrund sieht man das rauchende Wien. Das Breitenseer Bild weicht von diesen Darstellungen ab. Marco d’Aviano, unter einer knorrigen Eiche stehend, segnet die ihn umgebenden teils stehenden, teils knienden Feldherrn nicht mit der Monstranz, sondern mit dem für ihn typischen Holzkreuz, womit wieder die Kreuzesfrömmigkeit zum Ausdruck gebracht wird. Der Priester, der hier wie auf allen Bildern kahlköpfig dargestellt ist, befindet sich im Mittelpunkt der Komposition. Alle Blicke sind auf ihn und auf das Kreuz in seiner Hand gerichtet. Unter seiner weißen Albe und der rot-goldenen
202 Vgl. Sturminger. 203 Krasa 1982, 309 und 311, Krasa 1983, Nr. 29/37, Telesko 2008, 32; Ziegler, Bilderchronik Nr. 221; zu Greil: Krasa 1982, 318 und Krasa 1983, Nr. 29/39. 204 Leitner Nr. 12, Smolle 159, Krasa 1982, 311 und 315, Krasa 1983, Nr. 29/38, Telesko 2008, 33. 205 Patuzzi 145, Bermann 456, Penn 361. Ikonografische Vorlagen
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Abb. 31: Marcus Avianus erteilt dem Christenheere den heiligen Segen (in: Penn, Geschichte der Stadt Wien 361)
206 Winkelbauer 2, 204. 207 Historisches Lexikon Wien 2, 97 f.
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Stola ist die Kapuzinerkutte zu sehen. Die lebensgroßen Figuren sind wieder so angeordnet, dass man die vielen Personen, die die anderen, oben genannten Bilder bevölkern, die Offiziere und Soldaten, unwillkürlich mitdenkt. Das Breitenseer Bild ist wieder wie ein Ausschnitt im Großformat. Wichtig ist das Bild darunter (Bild 11 b). Kaiser Leopold I. kommt in der Ikonografie zu 1683 nicht so oft vor, und wenn, dann gern mit Sobieski zusammen. Das Breitenseer Fenster greift einen anderen Typus auf. Es ist der betende Kaiser, der wie kaum ein anderer die „Pietas Austriaca“ personifiziert. Er nimmt dieselbe Haltung ein wie auf dem Bild eines unbekannten österreichischen Malers um 1690, wo er das Reich dem heiligen Joseph weiht,206 oder, ganz naheliegend, wie die Statue des betenden Kaisers an der Dreifaltigkeitssäule auf dem Wiener Graben.207 Wir finden die gleiche Haltung, die gleichen Haare, den Schnurrbart, den Lorbeerkranz im Haar, den roten Mantel mit dem Hermelin, zu Füßen die österreichische Kaiserkrone (nicht die Reichskrone). Sein Gebet, so der Gedanke der barocken „Pietas Austriaca“, war ein wesentlicher Beitrag zur Überwindung der Pest und der Türkengefahr. In der Bildtiefe ist Wien
Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Abb. 32: Kaiser Leopold I. auf der Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben in Wien
zu sehen. Man erkennt das Glacis und die Stadtmauern, die beiden Türme des Stephansdomes und links davon die ehemaligen Türme der Hofburg rund um das Geviert des Schweizerhofs, die tatsächlich erst im Lauf des 18. Jahrhunderts zur Gänze abgetragen wurden.
Ikonografische Vorlagen
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ÜBER DIE UMSETZUNG DER VORL AGEN IN DEN BREITENSEER FENSTERN
208 Wandruszka 1962. 209 Hainisch 141 f.; Telesko 2006, 267. 210 Führer durch die Franzensburg 9 f.; Zykan 75 f. 211 Zu den Programmentwürfen Petrin 535 f.; zur Verwirklichung Kristan 1997, 25 f.
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Jedes einzelne Breitenseer Bild hat also eine Fülle von Vorläufern. Alle die Vorlagen zusammen zeigen, dass die Darstellungen der Szenen in den Breitenseer Fenstern in einer dichten Bildtradition stehen, so wie die Geschichten selbst in einer intensiven Erzähltradition. Die Vorlagen wurden jedoch nicht einfach übernommen, sondern der leitenden Idee und der Raumvorgabe gemäß adaptiert. Wir finden zwar viele Elemente bereits anderswo, aber kein Bild ist zur Gänze eine Kopie. Es handelt sich vielmehr um freie Übernahmen von Elementen aus einem vorhandenen und vorgeformten reichen Kanon mit teilweise eigenständigen Lösungen. Vergleicht man die Szenen mit den vielen Bildern, die wir entdeckt haben, dann fällt in Summe eine größere Ruhe und Statik auf. Die Breitenseer Szenen enthalten jeweils nur wenige Figuren, deren Proportionen so gewählt sind, dass sie lebensgroß wirken. Es sind gewissermaßen Bildausschnitte im Großformat. Die Konzentration auf das wesentliche Geschehen ist Absicht und verstärkt die Eindringlichkeit der Darstellung. Wir sehen eine ruhige Bildaufteilung, gepaart mit einer geschickten Ausnützung des schmalen Raumes. Nichts ist übertrieben. Wir sehen nicht drängende Leiber, keine Unruhe, keine verzerrten oder hasserfüllten Gesichter, keine Feinde, keine Toten. Ernst und Sammlung sind die vorherrschenden Merkmale im Gesichtsausdruck der Figuren. Vergleichen wir andererseits die Szenen der Fenster mit den Darstellungen der darunter stehenden Engel, der Heiligen und der anderen Personen, dann sehen wir in den Szenen eine große Lebendigkeit, eine wenn auch würdevolle Dramatik. Die Gesten und Blicke der Personen, ihre Anordnung, die kräftig leuchtenden Farben vermitteln darstellerischen Reichtum. Nichts ist oberflächlich und eintönig. Auch bei längerem Betrachten entdeckt man interessante Details und Bezüge, wie in jedem guten Kunstwerk. Das gilt sowohl für die fünf Bilder der Firma Schlein aus Grottau in der Apsis und im nördlichen Querschiff als auch für die drei Bilder der Kaiser-Jubiläumskapelle der Wiener Firma Glößl und Wirnstl im südlichen Querschiff. In ästhetischer Hinsicht unterscheiden sich die drei Fenster der KaiserJubiläumskapelle von den böhmischen Fenstern der Apsis des Langhauses und der gegenüberliegenden nördlichen Apsis. Die Fenster der KaiserJubiläumskapelle wirken etwas lebhafter und moderner, vor allem aber sind die beiden Bahnen jedes der drei Fenster durch einen gemeinsamen
Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Spitzbogen in Form eines sogenannten Eselsrückens zusammengefasst, der die jeweilige Szene gleichsam einrahmt. Bei den böhmischen Gläsern weist jede einzelne Bahn ein herkömmliches gotisches Gesprenge auf. Ohne Zweifel gehören diese bisher kaum beachteten, weder in ihrer historischen Dimension noch im ikonografischen Kontext ausreichend gewürdigten Glasfenster durch ihre eindringliche Komposition, durch die Sorgfalt in den Details und durch die Farbenpracht zu ausgezeichneten Vertretern ihrer Gattung.
Über die Umsetzung der Vorlagen in den Breitenseer Fenstern
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NOCH EINM AL: ANSA MMLUNG ODER Z YKLUS?
Unter den ikonografischen Vorlagen wurden einige genannt, die Teile von Zyklen sind. Den ältesten hat Adam Wandruszka in Florenz entdeckt.208 In der Villa di Poggio Imperiale hat Matteo Rosselli nach 1622 im Auftrag der Erzherzogin Maria Magdalena acht Fresken zur Verherrlichung des Hauses Habsburg und zur Illustration der „Pietas Austriaca“ gemalt. Maria Magdalena war die Schwester Ferdinands II. (Bild 8) und Witwe des Großherzogs von Toskana Cosimo II. Medici. Die Florentiner Fresken stellen folgende Szenen dar: Rudolf und der Priester, Rudolf auf dem Kaiser thron, Maximilian I. im Kampf mit den Eidgenossen und bei der Eroberung Kufsteins, die Türken ziehen 1529 von Wien ab, Karl V. vor Tunis, Ferdinand vertreibt die Protestanten aus Innerösterreich, die Schlacht am Weißen Berg 1620. Im oberösterreichischen Benediktinerstift Lambach zeigen vier Fresken in der Schatzkammer aus der Zeit um 1700 folgende Szenen: Rudolf ergreift das Kreuz, Rudolf und der Priester, Kaiser Maximilian I. in der Martinswand, Ferdinand II. betet vor dem Gekreuzigten, der zu ihm spricht: „F(erdinande) non te deseram“.209 Im Habsburgersaal der Franzensburg in Laxenburg stehen Marmorstatuen aller habsburgischen Kaiser. Über jeder Statue ist eine wichtige Szene aus dem Leben des betreffenden Kaisers in Grisaille-Malerei angebracht.210 Über Rudolf I. ist die Szene abgebildet: „Rudolf läßt im Dome von Aachen die Reichsfürsten in Ermangelung eines Szepters auf das Kruzifix schwören, – 31. Oktober 1273“. Über Karl V.: „Befreiung von 6000 Christensklaven auf dem Zuge gegen Tunis 1535“. Über Ferdinand II.: „Der von den Anführern bedrängte Kaiser vor dem Kruzifixe in der Burgkapelle zu Wien betend, 1619“. Über Leopold I.: „Überreichung des goldenen Vlieses an Prinz Eugen von Savoyen“. Die Malereien wurden von Josef Klieber nach Entwürfen von Peter Fendi ausgeführt. Schließlich erhielt 1847 der damals zu den führenden Malern Wiens gehörende Leopold Kupelwieser den Auftrag, den Marmorsaal des Niederösterreichischen Landhauses in Wien mit profanen Fresken auszuschmücken. Er wählte Themen „aus dem unerschöpflichen Born der österreichischen Geschichte“. Unter den vielen Themen, die er vorschlug, befanden sich Rudolf I., Karl V. vor Tunis und Ferdinand II. Verwirklicht wurden nur zwei Porträts von Rudolf mit dem Symbol des Kreuzes und von Ferdinand mit einem Spruchband „Ferdinande, non te deseram“.211
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Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
Diese vier Beispiele zeigen, dass es sehr wohl Zyklen zur Geschichte des Hauses Habsburg und darin eingeschlossen zur „Pietas Austriaca“ gegeben hat. Es handelt sich aber in keinem Fall um Zyklen zur Kreuzesfrömmigkeit. Es gibt darin Szenen zur spezifischen Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg, sie sind aber entweder mit Szenen der eucharistischen Frömmigkeit vermischt (Rudolf und der Priester, Maximilian in der Martinswand) oder sie sind nur Szenen neben vielen anderen, die mit der „Pietas Austriaca“ nichts zu tun haben. Es könnte sein, dass irgendwo in den Weiten der Monarchie ein Zyklus zur Kreuzesfrömmigkeit existiert, der bisher nicht bekannt ist und in der Literatur nicht aufscheint. Viel wahrscheinlicher aber ist, dass es einen solchen reinen Zyklus nirgendwo sonst gibt, dass vielmehr der Breitenseer Zyklus einmalig ist. Er steht durch die einzelnen Geschichten und durch zyklenartige Vorläufer in der Tradition, führt diese aber kreativ und eigenständig weiter. Hier sind alle wesentlichen Szenen der habsburgischen Kreuzesfrömmigkeit gesammelt, und nur sie, keine anderen, etwa zur eucharistischen Frömmigkeit. Es geht weder um die Regenten als solche noch um die Pietas im Allgemeinen, sondern um die Verehrung des Kreuzes, so wie es Ferdinand Ordelt formuliert hatte: Es sei dargestellt, „wie die erhabenen Kaiser aus dem Hause Habsburg das Kreuz geehrt, bei demselben Trost und Hilfe gesucht und für dasselbe gekämpft haben“. Diese Kreuzverehrung – so können wir Ordelt interpretieren – kommt aus dem Glauben und mündet am Ende wieder in ihn, daher ist sie verbunden mit den biblischen Szenen zum Kreuz, nämlich mit dem Kreuzweg Jesu und der Aufforderung zur Nachfolge, mit dem Kreuzestod Jesu (Inschrift: „Gehorsam geworden bis zum Tod am Kreuz“) und mit der Auferstehung und dem leeren Kreuz als Siegeszeichen. Dazu kommen die Auffindung des Kreuzes durch Helena und die Errichtung des christlich-abendländischen Kaisertums im Zeichen des (leeren) Kreuzes in der Konstantingeschichte. Ferdinand Ordelt, der bescheidene Priester, Erzieher und Religionslehrer in Breitensee, hat für die zukünftige Pfarrkirche, aus der Fülle der Tradition schöpfend, eine in den Tiefen des österreichischen Katholizismus wurzelnde Zusammenstellung entworfen, die, theologisch und historisch wohldurchdacht, einen originellen und höchst würdigen Beitrag zum goldenen Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph I. bildete. Sie war aber noch mehr. Nur zwei Jahrzehnte vor dem Ende der 630-jährigen Herrschaft des Hauses und des Reiches der Habsburger hat in dieser Kirche die „Pietas Austriaca“ in der konkreten Ausprägung der Kreuzesfrömmigkeit eine überaus konsistente, vollständige und theologisch untermauerte Zusammenfassung gefunden, die ihresgleichen sucht. Dass dieser Zyklus von hervorragenden Handwerkern und Künstlern umgesetzt wurde, die absolut auf der Höhe der Kunst und Kunstfertigkeit der „Ringstraßenepoche“ standen, macht ihn zu einem mustergültigen BeiNoch einmal: Ansammlung oder Zyklus?
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trag zur Kunst des Historismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dass die Kirche und ihre Fenster von den Bomben des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben sind, darf dankbar als Glücksfall bezeichnet werden.
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Die Bildquellen der Breitenseer Fenster
EIN NACHWORT
Kirche und Staat haben sich seit dem Bau der Breitenseer Kaiser-Jubiläumskirche tiefgreifend verändert. Auch das Verhältnis zwischen beiden hat sich grundlegend gewandelt. Nicht mehr die Devise vom „Bündnis zwischen Thron und Altar“ bestimmt dieses Verhältnis, sondern der Grundgedanke von der freien Kirche im freien Staat. Die Fenster stammen aus der Welt des untergegangenen Bündnisses zwischen Thron und Altar. Wie wirken sie auf den heutigen Betrachter, der nichts von diesem Bündnis weiß? Es wurde schon gesagt, dass die Bilder eine ruhige Konzentration ausstrahlen. Auf Kontrast und Abschreckung wird ganz verzichtet. Wir sehen keine hasserfüllten Juden wie auf manchen zeitgenössischen Kreuzwegen, keine Protestanten mit wutverzerrten Gesichtern wie auf manchen Bildern zur Ferdinandgeschichte, keine Schlachtenszenen und Gräuel der Türkenbelagerung. Wir dürfen dies dem Gestaltungswillen des Benefiziaten Ferdinand Ordelt zuschreiben, auch wenn wir mangels schriftlicher Quellen nicht wissen, was ihm im Einzelnen durch den Kopf gegangen ist, als er sein Konzept für die Fenster der zukünftigen Breitenseer Pfarrkirche entwarf. Ein zweiter Gedanke: Wir sehen in den Breitenseer Glasfenstern auch keinerlei habsburgischen Triumphalismus. Ordelts patriotische Gefühle sind nicht anzuzweifeln, aber sie bedurften offenbar keiner Glorifizierung des Herrscherhauses, wie sie in Texten und Bildern des 19. Jahrhunderts und vor allem auch der Zeit Kaiser Franz Josephs oft unerträglich übertrieben vorkommt. Wir sehen in diesen Fenstern vor allem betende Menschen, wir sehen einen Geharnischten, der mitleidig mitten unter den Gefangenen steht, um sie zu befreien, gemäß der Prophezeiung des Jesaja und der Selbstaussage Jesu. Wir sehen einen segnenden Priester, einen betenden König und einen betenden Kaiser. Die Geschichten hinter diesen Bildern sind das eine – wir haben sie im Licht der historischen Erkundung wieder lesen gelernt –, die unmittelbare Wirkung der Bilder ist das andere. Betende, segnende und Werke der Barmherzigkeit übende Menschen passen wohl auch heute noch in einen Kirchenraum.
Ein Nachwort
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Österreichische Länderausstellung 996–1996 (= Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N.F. 388, Horn 1996) 303–305. Zeinar Hubert, Das Haus Hütteldorfer Straße 126. Ein Stück Wiener Militärgeschichte (1898–2008) (Wien [2008]). Zeißberg 1877 = Heinrich Ritter v. Zeißberg, Erzählungen aus der Geschichte. Mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Geschichte. Für die 6./7./8. Classe der achtclassigen österreichischen Volks- und Bürgerschulen. 3 Bde. (Wien 1877). Zeißberg 1890 = Heinrich von Zeißberg, Österreichisch-ungarische Chronik. Mit einer ethnographischen Einleitung von Ferd. Baron v. AndrianWerburg und Paul Hunfalvy (Wien o. J. [um 1890]). Zeißberg 1894 = Heinrich Ritter von Zeissberg, Denkschrift zur Erinnerung an die zweite Türkenbelagerung Wiens im Jahre 1683 anlässlich der am 13. Sept. 1894 erfolgten Enthüllung des Denkmales im St. Stefansdome zu Wien (Wien 1894). Zeynek = G. Ritter v. Zeynek – Josef Mich – Alois Steuer, Lesebuch für österreichische allgemeine Volksschulen. Ausgabe in drei Teilen (Wien 1907). Ziegler, Bilderchronik = Anton Ziegler, Vaterländische Bilder-Chronik aus der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates. Von seinen ältesten Bewohnern bis auf die gegenwärtige Zeit (Wien 1843–49). Ziegler, Gallerie = Anton Ziegler, Gallerie aus der österreichischen Vaterlandsgeschichte in Bildlicher Darstellung. Enthaltend: die außerordentlichsten Denkwürdigkeiten und merkwürdigsten Ereignisse in der Reihenfolge, aus der Epoche des Habsburg’schen Hauses bis zum Regierungsantritte Sr. Majestät Kaiser Ferdinand I. (Wien 1837). Ziegler, Immortellen = Anton Ziegler, Vaterländische Immortellen aus dem Gebiethe der österreichischen Geschichte der alten, mittleren und neueren Zeit (Wien 1838–40). Zöhrer 1893 = Ferdinand Zöhrer, Oesterreichisches Fürstenbuch. Neunzig Erzählungen aus dem Regentenleben der Babenberger und Habsburger (Wien/Teschen 1893). Zöhrer 1898 = Ferdinand Zöhrer, Unter Habsburgs Scepter. Geschichtsbilder aus Österreich. Festgabe zum 50jährigen Jubiläum der ruhm- und glorreichen Regierung des Kaisers Franz Joseph I. von Österreich, apostolischer König von Ungarn etc. etc. Herausgegeben von der St. JosefBücher-Bruderschaft in Klagenfurt (Klagenfurt 1898). Zöllner 1984 = Erich Zöllner, Österreichbegriff und Österreichbewußtsein in Mittelalter. In: Erich Zöllner (Hg.), Volk, Land und Staat. Landesbewußtsein, Staatsidee und nationale Frage in der Geschichte Österreichs (= Schriften des Instituts für Österreichkunde 43, Wien 1984) 5–22. Zöllner 1995 = Erich Zöllner, Der Österreichbegriff. Aspekte seiner historischen Formen und Wandlungen. In: Richard. G. Plaschka – Gerald Bibliografie
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Stourzh – Jan Paul Niederkorn (Hg.), Was heißt Österreich. Inhalt und Umfang des Österreichbegriffs vom 10. Jahrhundert bis heute (= Archiv für österreichische Geschichte 136, Wien 1995) 19–33. Zykan Josef, Laxenburg (Wien/München 1969).
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Bibliografie
V E R Z E I C H N I S D E R TA F E L N U N D A B B I L D U N G E N
1. Farbtafeln des Zyklus zur Kreuzesfrömmigkeit des Hauses Habsburg in den Glasfenstern der Pfarrkirche zum heiligen Laurentius in WienBreitensee (Fotos: Herbert Stöcher) Tafel 1 Tafel 2 Tafel 3 Tafel 4 Tafel 5 Tafel 6 Tafel 7
Tafel 8 Tafel 9 Tafel 10 Tafel 11 Tafel 12 Tafel 13 Tafel 14 Tafel 15 Tafel 16 Tafel 17 Tafel 18 Tafel 19 Tafel 20 Tafel 21
Tafel 22 Tafel 23 Tafel 24
Gesamtansicht der Apsis Gesamtansicht des südlichen Querschiffes (Kaiser-Jubiläumskapelle) Gesamtansicht des nördlichen Querschiffes Rechtes Fenster der Apsis (Bilder 1 a und 1 b) Linkes Fenster der Apsis (Bilder 2 und 3) Mittelfenster der Apsis (Bilder 12 a und 12 b) Mittelfenster des südlichen Querschiffes (Bilder 4 und 5) (Darunter Porträts Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin Elisabeth; Wappen Österreichs und Ungarns) Linkes Fenster des südlichen Querschiffes (Bilder 6 und 7) Rechtes Fenster des südlichen Querschiffes (Bilder 8 a und 8 b) Linkes Fenster des nördlichen Querschiffes (Bilder 9 und 10) Rechtes Fenster des nördlichen Querschiffes (Bilder 11 a und 11 b) Bild 1 a Kreuztragung Bild 1 b Veronika und Maria Magdalena Bild 2 Beweinung Christi Bild 3 Makarius und Helena (Kreuzauffindung) Bild 4 Kreuzesvision Kaiser Konstantins Detail aus Bild 4: Rom und italienische Landschaft Bild 5 König Stephan I. von Ungarn mit Diakon Bild 6 König Rudolf I. von Habsburg vereidigt die Kurfürsten auf das Kreuz Bild 7 Zwei Engel mit Spruchband, Wahlspruch Kaiser Franz’ I. von Österreich Aus dem Mittelfenster des südlichen Querschiffes: Porträts Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin Elisabeth; Wappen Österreichs und Ungarns Bild 8 a Erzherzog Ferdinand III. (= Kaiser Ferdinand II.) betet in höchster Not vor dem Kreuz Bild 8 b Zwei Engel mit Spruchband Bild 9 Kaiser Karl V. befreit gefangene Christen in Tunis
Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen
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Tafel 25 Bild 10 Ignatius von Loyola und Petrus Canisius (Verteidigung des Glaubens) Tafel 26 Bild 11 a Der Kapuziner Marco d’Aviano segnet christliche Heerführer vor der Entsatzschlacht zur Befreiung Wiens von der Belagerung durch die Türken am 12. September 1683 Tafel 27 Bild 11 b Kaiser Leopold I. betet zu Maria für seine Residenzstadt Wien Tafel 28 Detail zu Bild 11 b: Wien Tafel 29 Bild 12 b Zwei Gerichtsengel Tafel 30 Zu Bild 12: Das Lamm Gottes Tafel 31 Bild 12 a Christus als Weltenrichter
2. Abbildungen (Die Schwarz-Weiß-Abbildungen sind fortlaufend im Textteil eingerückt, die Farbabbildungen sind gebündelt nach Seite 96) Abbildung 1 (f) Abbildung 2 (sw) Abbildung 3 (sw)
Abbildung 4 (sw) Abbildung 5 (f) Abbildung 6 (f) Abbildung 7 (sw) Abbildung 8 (sw) Abbildung 9 (sw) Abbildung 10 (sw) Abbildung 11 (f) Abbildung 12 (f)
Abbildung 13 (f) Abbildung 14 (sw) Abbildung 15 (sw)
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Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen
Die Pfarrkirche zum heiligen Laurentius in Wien XIV, Breitensee Das Gedenkbuch des Kirchenbauvereins Die Dörfer Breitensee und Penzing um 1840; Ausschnitt aus der Perspectivkarte von Niederösterreich von Schweickhardt von Sickingen Ferdinand Ordelt (1836–1908), Benefiziat in Breitensee Porträt der Erzherzogin Marie Valérie im Gedenkbuch des Kirchenbauvereins Hans Zatzka, Hochaltarbild der Breitenseer Pfarrkirche Widmung auf dem Prospekt der Mauracher-Orgel in der Breitenseer Pfarrkirche Blick auf den Herz-Mariä-Altar, Wiener Bautenalbum, März 1900, Nr. 49 Detail aus Tafel 22, Signatur des Malers Wirnstl Epitaph für Ferdinand Ordelt im südlichen Querschiff der Kirche Ostensorium mit Kreuzpartikel, Pfarre Breitensee (Foto: Georg Fröschl) Das sogenannte Ferdinand-Kreuz, Wien Hofburgkapelle (Kunsthistorisches Museum, Geistliche Schatzkammer; Foto: Herbert Stöcher) Joseph Führich, Rudolph von Habsburg und der Priester (Österreichische Galerie Belvedere Nr. 3890) Die Spitze des Stephansdomes 1519 Die Spitze des Stephansdomes 1686
Abbildung 16 (sw) Deckblatt eines Lehrbuchs für Geschichte mit einem Bild zu „Rudolf von Habsburg und der Priester“ nach Moritz von Schwind Abbildung 17 (sw) Joseph Führich, Prager Kreuzweg, 5. Station (Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett) Abbildung 18 (sw) Joseph Führich, Prager Kreuzweg, 8. Station (Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett) Abbildung 19 (f) Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 6. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova) Abbildung 20 (f) Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 8. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova) Abbildung 21 (f) Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 11. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova) Abbildung 22 (f) Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 13. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova) Abbildung 23 (sw) Gian Lorenzo Bernini, Reiterstandbild mit der Kreuzesvision Kaiser Konstantins, Vatikan, Scala Regia (Zeichnung in: Cicognara, Storia della scultura, Venedig 1818/1823, Bd. 3, Tafel XXIV, Österreichische Nationalbibliothek) Abbildung 24 (sw) Stephan empfängt die Königskrone (in: Schwalm/Hofmann, Erzählungen und Bilder aus der Geschichte für österreichische Bürgerschulen 1, 92, nach „Bilderbogen für Schule und Haus“ bzw. nach dem Gemälde von Gyula Benczúr) Abbildung 25 (sw) Katzler, Kaiser (sic!) Rudolf belehnt mit dem Kruzifixe (in: Patuzzi, Geschichte Österreichs 137) Abbildung 26 (f) Edward von Steinle, Deputation der österreichischen protestantischen Stände vor Kaiser (sic!) Ferdinand II. (Österreichische Nationalbibliothek) Abbildung 27 (sw) Katzler, Kaiser (sic!) Ferdinand vor dem Kruzifix kniend (in: Patuzzi, Geschichte Österreichs 64) Abbildung 28 (sw) Karl Wurzinger, Kaiser (sic!) Ferdinand II. verweigert die Unterzeichnung der die Religionsfreiheit gewährleistenden Akte (Heliogravüre nach dem Gemälde [verschollen], Österreichische Nationalbibliothek) Abbildung 29 (sw) Karl V. in Tunis (in: Ziegler, Immortellen Nr. 96, Österreichische Nationalbibliothek) Abbildung 30 (f) Joseph Führich, Die Messe auf dem Kahlenberg (Österreichische Nationalbibliothek) Abbildung 31 (sw) Marcus Avianus erteilt dem Christenheere den heiligen Segen (in: Penn, Geschichte der Stadt Wien 361) Abbildung 32 (sw) Kaiser Leopold I. auf der Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben in Wien Verzeichnis der Tafeln und Abbildungen
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BILDQUELLENVERZEICHNIS
Akademie der bildenden Künste Wien, Kupferstichkabinett: Abb. 17, 18 Kunsthistorisches Museum Wien, Geistliche Schatzkammer: Abb. 12 (Foto: Herbert Stöcher) Österreichische Galerie Belvedere: Abb. 13 Österreichische Nationalbibliothek: Abb. 23, 26, 28, 29, 30 Pfarre Breitensee: Tafeln (Fotos: Herbert Stöcher); Abb. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 Pfarre St. Johann Nepomuk: Abb. 19, 20, 21, 22 (Fotos: Herbert Tichova) Sammlung Malfèr: 14, 15, 16, 24, 25, 27, 31, 32
Bildquellenverzeichnis
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PERSONEN-UND ORTSREGISTER
Aachen 52, 94 Adler, Hans 82 Agnes, Hl. 23 Albrecht I., röm.-dt. König 39, 49 Alexander, Hl. 23 Algier 56 Altötting 53 Ancona 53 Antonius von Padua, Hl. 23 Antwerpen 88 Aspern 60 Aviano 42 Belgrad 65 Benczúr, Gyula 63, 83f. Bermann, Moritz 86 Bernini, Gian Lorenzo 82f. Binder, Wenzel 13 Blaas, Karl von 31 Bonifatius, Hl. 42 Breitensee 14–16, 21, 26, 28, 31, 33, 72, 74, 76 Brenner, Adam 86 Brückner, Wolfgang 31f. Brünn (Brno) 75 Cäcilia, Hl. 31 Chagall, Marc 30 Chaireddin Barbarossa 41 Chamisso, Adelbert von 67 Chorinsky, Marie Gräfin 33 Coreth, Anna 49 Cosimo II. Medici, Großherzog von Toskana 94 Crippa, Josephine 86 Dampierre, Henri Duval Graf von 64 Deodat, Johannes 65 Dominikus, Hl. 33 Dorna Watra (Vatra Dornei) 17 Dürnstein 43 Eleonore von Gonzaga, dritte Gemahlin Kaiser Ferdinands III. 67 Elisabeth von Thüringen, Hl. 20 Elisabeth, Kaiserin von Österreich, Gemahlin Kaiser Franz Josephs I. 17, 20, 24, 28, 33, 40 Emmerich, Anna Katharina 33 Enghert, Eduard von 85 Ernst, Leopold 11 Eugen von Savoyen, Prinz 42, 60, 65, 94 Exner, Franz 62 Falk, Wilhelm von 68 Fendi, Peter 85f., 88, 94 Ferdinand I., röm.-dt. Kaiser 50, 65
Ferdinand II., röm.-dt. Kaiser 29, 36f., 40–42, 44, 50, 52f., 56 f., 64, 67–70, 74f., 86f., 94, 97 Ferdinand III., der Heilige, König von Kastilien und León 87 Ferdinand III., röm.-dt. Kaiser 50, 54, 67 Florenz 85, 88, 94 Frankfurt a. M. 39 Franz Ferdinand, Erzherzog, Thronfolger 66, 74 Franz II./I., röm.-dt. Kaiser/Kaiser von Österreich 36, 39f., 60, 64, 67 Franz Josef I., Kaiser von Österreich 14, 16f., 20, 24, 26, 28, 33, 35, 39f., 53, 57, 60, 64, 66–68, 95, 97 Franz Salvator, Erzherzog 16 Franz I. Stephan, röm.-dt. Kaiser 42 Franz von Assisi, Hl. 17, 20, 32 Franz Xaver, Hl. 23 Fuchsberger, Josef 84 Führich, Joseph von 80–82, 89 Geiger, Peter Johann Nepomuk 86, 88f. Geyling, Carl, Glasmalerei 30 Giulio Romano 82 Glößl, Karl 24, 29, 31, 92 Görz 36, 40 Gran (Esztergom) 36 Greil, Alois 89 Grillparzer, Franz 49 Großpetersdorf (Vražné) 33 Großrußbach 33 Grottau (Hrádek nad Nisou) 23f., 27, 29, 92 Gugging siehe Maria Gugging Hardegg, Franz de Paula; Friedrich; Karl 33, 72 Hardegg, Johann Julius Franz Graf 33 Haslinger, Josef 75f. Heinrich II., der Heilige, röm.-dt. Kaiser 23 Held, Hermann 13, 74 Helena, Hl. 27f., 35, 38, 95 Herkules 46 Hermann von Niederaltaich 39 Hietzing 13 Hillinger, Franziskanerpater 86 Hirtenberg 17 Hofer, Andreas 61, 67 Hormayr, Joseph Freiherr von 59f., 69 Ignatius von Loyola, Hl. 27f., 36, 41f., 65 Innerösterreich 36, 40 Innozenz XI. 43 Innsbruck 72 Innviertel 49
Jäger, Joseph Nicolaus 86 Jesaja 97 Jobst, Karl 30 Johann III. Sobieski, König von Polen 42, 65–68, 89f. Johannes Nepomuk, Hl. 33 Johannes Evangelist, Hl. 35, 43 Josef, Hl. 20, 23, 26f., 35, 51, 87, 90 Joseph von Arimathäa 35 Joseph II., röm.-dt. Kaiser 53f., 60, 67 Kara Mustafa, Großwesir des Osmanischen Reiches 42, 44, 56 Karl Borromäus, Hl. 20 Karl der Große, röm. Kaiser 40, 68 Karl I., Kaiser von Österreich 53 Karl V., Herzog von Lothringen 42, 65 Karl V., röm.-dt. Kaiser 27–29, 36f., 41, 44, 50, 56, 65, 69, 88f., 94 Karl VI., röm.-dt. Kaiser 14 Karl, Erzherzog 60, 65 Karlstein a. d. Thaya 17 Kärnten 36, 40, 70 Katzler, Vinzenz 86 Keyser, Nicaise de 88 Kienmayer, Johann Michael 14 Klagenfurt 70 Klieber, Josef 94 Klimt, Gustav 31 Klopp, Onno 66 Kollarž, Franz 64 Kollonitsch (Kollonitz), Leopold Karl Graf 89 Kolschitzky, Franz Georg 65 Konstantin der Große, röm. Kaiser 28, 36, 38, 40, 44f., 55, 63, 67f., 70, 74, 82f., 95 Konstantinopel 56 Krain 36, 40, 49 Kufstein 94 Kupelwieser, Leopold 85f., 94 L’Allemand, Sigmund 86 Lambach 85, 94 Lamormaini, Wilhelm 41, 67 Laurentius, Hl. 11, 20, 32f. Laxenburg 85, 94 Leipzig 85 Leopold I., röm.-dt. Kaiser 27–29, 35f., 42f., 50f., 54, 56, 66, 69, 72, 89–91, 94 Leopold III., der Heilige, Markgraf von Österreich 9, 26f. Lepanto 41, 54, 56 Liebenberg, Johann Andreas 65f. Linz 42 Loreto 53 Lourdes 54
Personen- und Ortsregister
] 117
Ludwig II., König von Ungarn und Böhmen 39 Ludwig XIV., König von Frankreich 50 Luntz, Viktor 17 Mährisch Ostrau (Ostrava) 17 Mailath, Johann Graf 70 Makarius I., Bischof von Jerusalem 27f., 35 Manussi, Carl 69 Marco d’Aviano 27f., 36, 42, 56, 66–69, 74, 89f. Maria, Hl. 19, 27–29, 32, 35f., 43, 51, 53f., 67, 72, 87 Maria Gugging 17 Maria Magdalena, Hl. 27f., 31, 35, 37f. Maria Magdalena, Erzherzogin, Gemahlin von Cosimo II. Medici 94 Maria Theresia, Erzherzogin, Königin von Ungarn usw., Gemahlin von Kaiser Franz I. Stephan 42, 57, 60, 64, 67 Mariazell 53f. Marie Valérie, Erzherzogin 16 Matthias, röm.-dt. Kaiser 40, 50 Mauthausen 75 Maxentius, Marcus Aurelius Valerius, röm. Kaiser 38 Maximilian I., röm.-dt. Kaiser 39, 72, 94f. Maximilian II., röm.-dt. Kaiser 50 Michael, Erzengel 36 Mohács 39 Moser, Kolo 30 Napoleon I., Kaiser der Franzosen 39, 64 Nazareth 53 Niederhollabrunn 33 Niederösterreich 49 Nijmwegen 42 Nikodemus 35 Oberösterreich 49 Oderfurt (Přivoc) 17 Olmütz (Olomouc) 17 Ordelt, Ferdinand 14–16, 20–22, 27–30, 32–34, 44, 46, 57, 72f., 86f., 95, 97 Ottokar (Otakar) II. Přemysl, König von Böhmen 49 Palästina 55 Passau 42 Patuzzi, Alexander 85f. Paulus 54 Penn, Heinrich 85f. Penzing 13–15 Petrus Canisius, Hl. 27f., 36, 41f., 67 Pichler, Anton Maria 75 Piero della Francesca 82 Pius IX. 54 Plutarch 60, 69 Popovici, Aurel von 74 Prag 40f., 80–82 Pressbaum 16f. Preßburg (Bratislava) 57 Radetzky, Johann Joseph Wenzel Graf 60, 65 Raffael 63, 82
118 ]
Personen- und Ortsregister
Ranke, Leopold von 44 Räntz-Feldmann, Christine 75 Reichenberg (Liberec) 17, 29 Rom 38, 82, 85 Rosselli, Matteo 94 Rubens, Peter Paul 82 Rudolf II. von Habsburg, Sohn Rudolfs I. 39, 49 Rudolf I., Graf von Habsburg, röm.-dt. König 29, 36f., 39f., 49, 52f., 55f., 60, 63f., 67, 69f., 72, 75, 85f., 94f., Rudolf II., röm.-dt. Kaiser 50 Rudolf, Erzherzog, Kronprinz 66 Ruß, Karl 83, 85f. Ruß, Leander 88 Salzburg 31 Sampo, Ludwig von 14 Schiller, Friedrich von 43, 52, 64 Schinner, Hans 11f., 33 Schlein, Richard, Glasmalerei 24, 26f., 29, 92 Schmid, Christoph von 67 Schütz, Josef Franz 20, 23f. Schwalm, Carl 84 Schweickhardt, Franz Xaver 15, 68 Schweiger, Hans 75 Schwind, Moritz von 63 Sebastian, Hl. 33 Silvester II. 36, 83 Silvester, Hl. 23 Simon von Cyrene 37 Spengler, Alicia Ysabel 35 Speyer 85 St. Lukas Glasmalerei 29, 31 Starhemberg, Ernst Rüdiger Graf von 65 Steiermark 36, 40, 49 Steinle, Ewald von 86 Stephan I., der Heilige, König von Ungarn 28, 36, 38–40, 63, 67, 74, 83f. Stetteldorf am Wagram 33 Süleyman II., Sultan des Osmanischen Reiches 56 Telesko, Werner 60 Teuffenbach zu Tiefenbach und Maßwegg, Albin Reichsfreiherr von 66, 69 Theodosius I., röm. Kaiser 38 Tirol 61 Tököly, Emerich 65 Trient 51 Tulln 42f. Tunis 27 f., 36, 41, 56, 65, 69, 88, 94 Türcke, C. L., Glasmalerei 23f., 29 Urban II. 67 Veronika, Hl. 27f., 35, 37f., 67 Wagner, Otto 79 Waldburg, Gräfin 33 Walpurga, Hl. 23 Wandruszka, Adam 94 Wien 15f., 27f., 31, 35f., 40, 42–44, 53, 56, 64–66, 89–91, 94
Wiener Kirchen Franz-von-Assisi-Kirche, Mexikoplatz 17 Johannes-Nepomuk-Kirche, Praterstraße 82 Josephskirche, Kahlenberg 43 Kalasantinerkirche „Zum heiligen Joseph“, Reinlgasse 29 Leopoldskirche, Am Steinhof 30, 79 Leopoldskirche, Leopoldsberg 43 Lutherkirche, Martinstraße, Währing 17 Neusimmeringer Kirche „Zur Unbefleckten Empfängnis“, Enkplatz 17 Stephansdom 11, 29f., 56f., 66, 91 Votivkirche 29, 75 Wirnstl, Johann 24, 29, 31f., 92 Wolfsgruber, Cölestin 70 Wollein Lorenz Wurzinger, Karl 65, 69f., 86f. Zatzka, Hans 19, 28, 31f. Zatzka, Ludwig 19, 20f., 26, 31, 82 Zeißberg, Heinrich Ritter von 66 Zeithammel, Josef 24, 31 Zenta 54, 66 Ziegler, Anton 85f., 88f. Zürich 30
fa r b ta f e l n
Tafel 1: Gesamtansicht der Apsis
Farbtafeln
] 121
Tafel 2: Gesamtansicht des südlichen Querschiffes (Kaiser-Jubiläumskapelle)
122 ]
Farbtafeln
Tafel 3: Gesamtansicht des nördlichen Querschiffes
Farbtafeln
] 123
Tafel 4: Rechtes Fenster der Apsis (Bilder 1a und 1 b) Tafel 5: Linkes Fenster der Apsis (Bilder 2 und 3) Tafel 6: Mittelfenster der Apsis (Bilder 12 a und 12 b) Tafel 7: Mittelfenster des südlichen Querschiffes (Bilder 4 und 5) (Darunter Porträts Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin Elisabeth; Wappen Österreichs und Ungarns) Tafel 8: Linkes Fenster des südlichen Querschiffes (Bilder 6 und 7) Tafel 9: Rechtes Fenster des südlichen Querschiffes (Bilder 8 a und 8 b)
124 ]
Farbtafeln
Farbtafeln
] 125
Tafel 10: Linkes Fenster des nördlichen Querschiffes (Bilder 9 und 10) Tafel 11: Rechtes Fenster des nördlichen Querschiffes (Bilder 11 a und 11 b) Tafel 12: Bild 1 a Kreuztragung
126 ]
Farbtafeln
Farbtafeln
] 127
Tafel 13: Bild 1 b Veronika und Maria Magdalena
128 ]
Farbtafeln
Tafel 14: Bild 2 Beweinung Christi
Farbtafeln
] 129
Tafel 15: Bild 3 Makarius und Helena (Kreuzauffindung)
130 ]
Farbtafeln
Tafel 16: Bild 4 Kreuzesvision Kaiser Konstantins
Farbtafeln
] 131
Tafel 17: Detail aus Bild 4: Rom und italienische Landschaft
132 ]
Farbtafeln
Tafel 18: Bild 5 König Stephan I. von Ungarn mit Diakon
Farbtafeln
] 133
134 ] Farbtafeln
Tafel 19: Bild 6 König Rudolf I. von Habsburg vereidigt die Kurfürsten auf das Kreuz
Tafel 20: Bild 7 Zwei Engel mit Spruchband, Wahlspruch Kaiser Franz’ I. von Österreich
Farbtafeln
] 135
Tafel 21: Aus dem Mittelfenster des südlichen Querschiffes: Porträts Kaiser Franz Josephs I. und der Kaiserin Elisabeth; Wappen Österreichs und Ungarns
136 ]
Farbtafeln
Tafel 22: Bild 8 a Erzherzog Ferdinand III. (= Kaiser Ferdinand II.) betet in höchster Not vor dem Kreuz
Farbtafeln
] 137
Tafel 23: Bild 8 b Zwei Engel mit Spruchband
138 ]
Farbtafeln
Tafel 24: Bild 9 Kaiser Karl V. befreit gefangene Christen in Tunis Farbtafeln
] 139
Tafel 25: Bild 10 Ignatius von Loyola und Petrus Canisius (Verteidigung des Glaubens)
140 ]
Farbtafeln
Tafel 26: Bild 11 a Der Kapuziner Marco d’Aviano segnet christliche Heerführer vor der Entsatzschlacht zur Befreiung Wiens von der Belagerung durch die Türken am 12. September 1683
Farbtafeln
] 141
Tafel 27: Bild 11 b Kaiser Leopold I. betet zu Maria für seine Residenzstadt Wien
142 ]
Farbtafeln
Tafel 28: Detail zu Bild 11 b: Wien
Tafel 29: Bild 12 b zwei Gerichtsengel
Tafel 30: Zu Bild 12: Das Lamm Gottes
Farbtafeln
] 143
Tafel 31: Bild 12 a Christus als Weltenrichter
144 ]
Farbtafeln
Abb. 1: Die Pfarrkirche zum heiligen Laurentius in Wien XIV, Breitensee
Farbabbildungen
] i
Abb. 5: Porträt der Erzherzogin Marie Valérie im Gedenkbuch des Kirchenbauvereins
ii ]
Farbabbildungen
Abb. 6: Hans Zatzka, Hochaltarbild der Breitenseer Pfarrkirche
Farbabbildungen
] iii
Abb. 11: Ostensorium mit Kreuzpartikel, Pfarre Breitensee (Foto: Georg Fröschl)
iv ]
Farbabbildungen
Abb. 12: Das sogenannte Ferdinand-Kreuz, Wien Hofburgkapelle (Kunsthistorisches Museum, Geistliche Schatzkammer; Foto: Herbert Stöcher)
Abb. 13: Joseph Führich, Rudolph von Habsburg und der Priester (Österreichische Galerie Belvedere Nr. 3890)
Farbabbildungen
] v
Abb. 19: Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 6. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova)
vi ]
Farbabbildungen
Abb. 20: Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 8. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova)
Abb. 21: Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 11. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova)
Abb. 22: Joseph Führich, Wiener Kreuzweg, 13. Station (Pfarre St. Johann Nepomuk; Foto: Herbert Tichova)
Farbabbildungen
] vii
Abb. 26: Edward von Steinle, Deputation der österreichischen protestantischen Stände vor Kaiser (sic!) Ferdinand II. (Österreichische Nationalbibliothek)
Abb. 30: Joseph Führich, Die Messe auf dem Kahlenberg (Österreichische Nationalbibliothek)
viii ]
Farbabbildungen