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German Pages 178 [181] Year 1955
JOURNAL FÜR HIRNFORSCHUNG Organ des Instituts für Hirnforschung und Allgemeine Biologie in Neustadt (Schwarzwald)
Herausgegeben von
Cécile und O s k a r Vogt
BAND 1
• H E F T 1/2
A K A D E M I E - V E R L A G
D a s J o u r n a l erscheint
• 1954
• B E R L I N
in z w a n g l o s e r Folge in H e f t e n von v e r s c h i e d e n e m U m f a n g . 1 2 , - DM, ein B a n d 7 2 , - DM.
W 8
6 H e f t e bilden einen B a n d .
Ein H e f t kostet
Inhalt des Heftes 1/2 des 1. Bandes VOGT, C. U. O., Gestaltung der topistischen Hirnforschung und ihre Förderung durch den Hirnbau und seine Anomalien KLATZO, I., Über das Verhalten des Nucleolarapparates in den menschlichen Pallidumzellen BEHEIM-SCHWARZBACH, D., Lebensgeschichte der melaninhaltigen Nervenzellen des Nucleus coeroleus unter normalen und pathogenen Bedingungen HOPF, /V., Orientierende Untersuchung zur Frage patho-anatomischer Veränderungen im Pallidum und Striatum bei Schizophrenie FÜNFOELD, E. W., Her Nucleus anterior thalami bei Schizophrenie BXUMER, H., Veränderungen des Thalamus bei Schizophrenie
Seite
1 47 62 96 146 156
D as „Journal für Hirnforschung" wird, — wie bis 1942 das „Journal für Psychologie und Neurologie" — die Forschungsergebnisse des Institutes für Hirnforschung und allgemeine Biologie in Neustadt/Schwarzwald veröffentlichen. I m Mittelpunkt der Forschungen dieses Institutes steht die Hirnanatomie, und zwar jene Teile derselben, die die wichtigsten Erkenntnisquellen für die räumlichen Beziehungen zwischen materiellem Hirngeschehen und Bewußtseinserscheinungen darstellen. Vertiefung der architektonischen Gliederung des Gehirns, Aufdeckung des anatomischen Ausdrucks individueller Besonderheiten Gesunder, Kranker und „zurechnungsfähiger" Asozialer, Ausnutzung der pathologischen Anatomie für die Schaffung e : ner ätiologischen Klassifikation der sogenannten funktionellen Neurosen und Psychosen, Klärung der aufbauenden und reparatorischen Funktionen des metamitotischen Arbeitskernes der Nervenzellen: das sind gegenwärtig die Hauptforschungsgebiete des Institutes. Bestellungen an eine Buchhandlung erbeten Wenn Sie unsere Literatur nicht in Ihrer Buchhandlung erhalten können oder Schwierigkeiten bei der Beschaffung haben, dann wenden Sie sich bitte an eine der nachstehenden Auslieferungsstellen oder direkt an den Verlag. Auslieferung für die Deutsche Demokratische Republik: L K G Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel Leipzig C1, Leninstraße 16
Auslieferung für die Bundesrepublik: Buchhandlung K u n s t u n d W i s s e n , Inhaber: E r i c h Stuttgart N, Eduard-Pfeiffer-Straße 99 a
Bieber
Auslieferung für das gesamte Ausland: Deutscher Buch-Export und -Import, GmbH, Leipzig C 1, Postschließfach 276 *
Akademie-Verlag, Berlin W 8 Mohrenstraße 39, Ruf 20 03 86 Sammelnummer Telegramm- Adresse : Akademieverlag Berlin Herausgeber und verantwortlich für den I n h a l t : D r . Cécile und P r o f . Oskar V o g t , I n s t i t u t für Hirnforschung und allgemeine Biologie, N e u s t a d t / S c h w a r z w a l d . V e r l a g : A k a d e m i e - V e r l a g G m b H . , Berlin W 8 , M o h r e n s t r a ß e 3 9 ( F e r n r u f : 2 0 0 3 8 6 ) ; P o s t s c h e c k k o n t o : Berlin 3 5 0 2 1 . B e s t e l l - u n d V e r l a g s n u m m e r dieses H e f t e s : 1 0 1 8 / 1 / 1 - 2 . Das „ J o u r n a l für H i r n f o r s c h u n g " erscheint in zwanglosen Heften von verschiedenem U m f a n g . 6 H e f t e bilden einen B a n d . Preis j e Heft 1 2 , - DM. Ein B a n d 7 2 , - DM. S a t z und D r u c k : Druckerei „ M a g n u s P o s e r " , Zweigb e t r i e b J e n a . V e r ö f f e n t l i c h t unter der L i z e n z n u m m e r 1225 des A m t e s für L i t e r a t u r und Verlagswesen der Deutschen D e m o k r a t i s c h e n R e p u b l i k .
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Oermany.
c^eelteteti
dLaiSee!
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B 25576/53
J O U R N A L FÜR
HIRNFORSCHUNG
B A N D 1 • H E F T 1/2
1954
Gestaltung der topistischen Hirnforschung und ihre Förderung durch den Hirnbau und seine Anomalien Von
C é c i l e und O s k a r
Vogt
Mit 17 Abbildungen
Inhaltsangabe Seite
E i n l e i t u n g : Unser E n t s c h l u ß einer stärkeren Pflege der somatischen Seite der I , e j b Seele-Erscheinungen I. T e i l : Begründung
und
2 Gestaltung
der besonderen
Pflege der somatischen
Seite
des H i r n l e b e n s
3
A. Die B e g r ü n d u n g
3
B . Die G e s t a l t u n g
4
a) V o r b e m e r k u n g : K l a s s i f i k a t i o n der Forschungsgebiete
4
b) Die topistische Hirnforschung
7
a) Die D e f i n i t i o n
7
ß) Die topistische E r f o r s c h u n g der Großhirnrinde vor 1 9 0 0
Vogt,
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y) Unsere E n t s c h e i d u n g für die topistische F o r s c h u n g s r i c h t u n g
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pree prce
Abb. 2 . Die gegen die Jahrhundertwende mit bestimmten Ausfällen in Verbindung gebrachten Teile derAußeniläche derlinken Großhirnhemisphäre desMenschen. A = Verlust der Sprache, B r o c a (1861). B = Lähmung der entgegengesetzten Körperhälite; H i t z i g (1874). C = Worttaubheit; W e r n i c k e (1874). D = Aufhebung der Schreibfähigkeit; E x n e r (1881; auf Grund von vier durch Kliniker veröffentlichten Fällen). F. = Zerstörung des Lesens; D e j e r i n e und V i a l e t (1891). F = Zerstörung der kontralateralen Gesichtsfeldhälfte; S. H e n s e h e n (1892).
Sehr allgemein sah man in den Gehirnwindungen die zerebralen Elementarorgane und dementsprechend die Zonen A—F durch bestimmte Furchen begrenzt. Das war die Auffassung B r o c a s . Sie tritt uns in dem Bestreben J . und A. D e j e r i n e s entgegen, das Brocasche „Sprach-" und ihr „Lesezentrum" durch Furchen genau zu umgrenzen (Anatomie I, S. 259 und 268f.). Auch B e t z ist offenbar noch von dieser Idee beherrscht. Klarer sah hier nur S. H e n s c h e n . Endlich wurde den funktionell differenten Rindengebieten von angesehensten Fachgenossen der gleiche Rindenbau zugeschrieben, so daß die funktionellen Unterschiede ausschließlich auf die zu- und ableitenden Nervenfasern zurückgeführt wurden. Dazu gehörten nicht nur E x n e r und W u n d t , sondern auch Anatomen wie G o l g i und v. K o e l l i k e r . E x n e r betont dabei auch noch, daß die „fast allgemein als selbstverständlich" angenommene Auffassung der Beteiligung des ganzen Rindenquerschnitts an den aufgedeckten Ausfällen durch keine Befunde gestützt würde. E s wurden natürlich auch Reizerscheinungen, unter ihnen speziell epileptische Anfälle infolge von Narben oder Tumoren, lokalisatorisch ausgenutzt.
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C É C I L E UN]) O S K A R
VOGT
für
Journal Hirnforschung
II. Experimentelle Funktionsprüfungen. Es handelt sich neben Exstirpationen um elektrische Reizungen und elektrobiologische Feststellungen. 1. Elektrische Reizungen wurden im vorigen Jahrhundert vornehmlich nur an Tieren durchgeführt. Hervorzuheben ist, daß H i t z i g nach dem ersten positiven Befund am Hunde ( F r i t s c h und H i t z i g , 1870) die Existenz kleiner Foci (unserer absoluten Foci) für verschiedene Spezialbewegungen ausschließlich im Gyrus centralis anterior des Macacus rhesus ( — Macaca mulatta) feststellte. Vgl. 30, S. 336ff. ! Zur gleichen Zeit grenzte F e r r i e r auf Grund stärkerer Reize im Gehirn von Macacus vier Reizgebiete ab. Vgl. unsere Kritik 30, S. 349ff.!
Abb. 3. Die von F e r r i e r 1874 erfolgreich gereizten Abschnitte der Außenfläche der linken Großhirnhemisphäre der Meerkatze. Z = Gesichts- und Augenwendungen. B = Bewegungen der verschiedenen übrigen Körperteile. X = Augenbewegungen. Y = Augen- -und Ohrbewegungen.
Abb. 3 gibt F e r r i e r s Resultate wieder: ein sehr großes Gebiet (B) für tonische Spezialbewegungen, ein orales (Z) für Augen- und Kopfbewegungen (unsere Adversionsbewegungen; 30, S. 402), ein kaudales (X) für ähnliche Adversionsbewegungen und ein temporales (Y) für Ohrbewegungen und die anderen Adversionsbewegungen. Es waren dann B e e v o r und H o r s l e y , die als erste 1890 rhythmische Kaubewegungen bei Reizung des ventralen Teils des Gyrus centralis anterior beobachteten und damit nach unserer späteren Auffassung ein besonderes Reizfeld, also ein fünftes, aufdeckten (vgl. 30, S. 349ff.!). Außerdem fanden sie den Gyr. centralis posterior weniger erregbar als den Gyr. centralis anterior. Wir können also von einem sechsten Reizfeld sprechen (30, S. 348). Damit sind aber auch alle Reizfelder aufgezählt, die vor 1900 unterschieden wurden. Es wurden ferner schon am Menschen von Chirurgen einige Hirnrindenreizungen vorgenommen.
B d . 1, Heft 1/2 1954
GESTALTUNG DER TOPISTISCHEN HIRNFORSCHUNG
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Abb. 4 zeigt die Ergebnisse dieser Reizungen nach einer Zusammenstellung von v. M o n a k o w aus dem Jahre 1897. Es handelt sich dabei nur um eine Umgrenzung des F e r r i e r s c h e n Feldes B. 2. Eine zweite im vorigen Jahrhundert zur Anwendung gekommene experimentelle Methode war die Hervorrufung der negativen Schwankung durch experimentelle Anregung kortikaler Funktionen. Diese Methode wurde im vorigen Jahrhundert nur am Tier angewandt. Eine allgemeine Bedeutung dieser Methode lag in dem erstmaligen tatsächlichen Nachweis eines physiologischen Prozesses in dem betreifenden Rindengebiet im Moment seiner funktionellen Tätigkeit.
Abb. 4. Das nach v . M o n a k o w (1897) auf elektrische Reize mit Körperbewegungen reagierende Gebiet der Außenfläche der linken Großhirnhemisphäre des Menschen ist durch gestrichelte oder punktierte Linien charakterisiert. Die Einschränkung dieses Gebietes durch F . K r a u s e (1911) ist durch die gestrichelten Linien wiedergegeben.
Darüber hinaus brachten die Feststellungen dieser Methode — soweit unsere Literaturkenntnis reicht — keine neuen lokalisatorischen Einblicke, falls dieses nicht von der uns nicht zugänglichen Krakauer Arbeit B e c k s und C y b u l s k i s (1896) gilt. Bezüglich Einzelheiten sei auf v. M o n a k o w (15) verwiesen. III. Neben diesen funktionellen Prüfungsmethoden wurden aber auch schon vor 1900 alle gegenwärtig beschrittenen anatomischen Forschungswege zur Vertiefung der Funktionslehre ausgenutzt. 1. Eine Gruppe von Forschern studierte die S t e l l u n g der v e r s c h i e d e n e n N e r v e n z e l l f o r m e n im n e r v ö s e n L e i t u n g s s y s t e m . Soweit sie ein unterschiedliches Verhalten aufdeckte, wurden unmittelbar funktionelle Differenzen aufgezeigt. Die weitgehendsten einschlägigen Einblicke verdanken wir der Ausnutzung von Golgi-Bildern durch R a m ó n y C a j a l und seine Schüler.
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für
Journal Hirnforschnng
F ü r die Fälle, in d e n e n längere Nervenfasern in B e t r a c h t kommen, ist es das S t u d i u m der sich an Nervenzellschädigungen anschließenden Degenerationen, das u n s Einblicke in das nervöse L e i t u u g s s y s t e m gewährt. Die Degenerationen (unsere L e i t u n g s e n t a r t u n g e n ) b e t r e f f e n d a s p r i m ä r geschädigte Neuron (sekundäre Degeneration seiner Markfaser, r e t r o g r a d e Degeneration seines Zelleibs) oder angeschlossene N e u r o n e (transneuronale Degenerationen). Von den Ergebnissen des S t u d i u m s d e r a r t i g e r Degenerationen w a r e n f ü r die topistische Gliederung der Großhirnoberfläche die teilweise erst im A n f a n g des J a h r h u n d e r t s n ä h e r beschriebenen F e s t s t e l l u n g e n M o n a k o w s von besonderer B e d e u t u n g . Der A u t o r f a ß t e sie (15, S. 588) — f ü r seine damaligen t a t s ä c h l i c h e n B e f u n d e etwas zu kategorisch — d a h i n z u s a m m e n , d a ß die E n d i g u n g (resp. der Ursprung) der k o r t i k a l e n S t a b k r a n z f a s e r n der T h a l a m u s k e r n e in „relativ scharf u m s c h r i e b e n e n k o r t i k a l e n F e l d e r n " erfolge. 2. Die v o n M e y n e r t a u f g e f u n d e n e T a t s a c h e der zeitlichen Differenz im Beginn der M a r k u m h ü l l u n g verschiedener F a s e r s y s t e m e b e n u t z t e F l e c h s i g zu seiner myelogenetischen Rindenfelderung. E r v e r q u i c k t e sie leider mit une x a k t e n fasersystematischen B e h a u p t u n g e n . F e r n e r w a r sein Versuch, durch zellhistologische Differenzen in der H i r n r i n d e seine F e l d e r u n g zu s t ü t z e n , nicht i m m e r glücklich. Auch die Grobheit seiner Polemik w a r nicht dazu a n g e t a n , die Schwächen seiner L e h r e zu verdecken. I m m e r h i n bleibt es F l e c h s i g s Verdienst, als erster auf die E x i s t e n z einer großen Zahl (etwa 45) myelogenetisch d i f f e r e n t e r Felder des menschlichen Gehirns u n d die h ä u f i g e U n a b h ä n g i g k e i t i h r e r L a g e v o n d e n F u r c h e n hingewiesen zu h a b e n . 3. D a n n waren es zwei A r t e n von U n t e r s c h i e d e n in der Größe einzelner Rindengebiete, die von der F u n k t i o n s l e h r e a u s g e n u t z t w u r d e n . E i n m a l h a n d e l t e es sich u m B e s o n d e r h e i t e n einzelner Menschen oder Menschengruppen. Man v e r s u c h t e außergewöhnliche Begabungen oder Begabungsmängel zu ungewöhnlichen Vergrößerungen resp. Verkleinerungen b e s t i m m t e r R i n d e n g e b i e t e in Beziehung zu setzen, o h n e d a m i t i m vorigen J a h r h u n d e r t zu irgendwelchen e i n w a n d f r e i e n R e s u l t a t e n zu gelangen. Die a n d e r e F o r s c h u n g s r i c h t u n g suchte speziell beim Menschen entwickelte R i n d e n g e b i e t e zu höheren psychischen L e i s t u n g e n in Beziehung zu setzen. Hier spielte besonders die p r ä f r o n t a l e Hirnregion eine große Rolle. Sichere F e s t s t e l l u n g e n w u r d e n aber a u c h hier nicht im vorigen J a h r h u n d e r t erzielt. 4. E s gab ferner bereits Ansätze, z i r k u m s k r i p t e pathologische R i n d e n v e r ä n d e r u n g e n topistisch a u s z u n u t z e n , i n d e m sie zu besonderen klinischen S y m p t o m e n (Reiz- oder Ausfallerscheinungen) in Beziehung gebracht w u r d e n . 5. E i n e letzte F o r s c h u n g s m e t h o d e b e s t a n d in d e r A u f d e c k u n g normaler struktureller Differenzen in verschiedenen Gegenden der Hirnrinde. Die erste einschlägige Feststellung war die von G e n n a r i 1782 gemachte, daß die Umgebung der Fissura calcarina einen besonderen Faserstreifen zeigt. Dann stellte B a i l l a r g e r 1840 fest, daß die beiden nach ihm benannten Faserstreifen nicht überall in der Hirnrinde sichtbar wären. Aber er hielt die örtlichen Differenzen für pathologisch. Der M e y n e r t sehen Aufdeckung des ungleichen Zellbaus gewisser Großhirnrindenabschnitte (1868) folgte die Angabe weitgehender, leider nie näher aufgezeigter Nervenzelldifferenzen in der menschlichen Großhirnrinde durch B e t z
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GESTALTUNG DER TOPISTISCHEN HIRNFORSCHUNG
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1881. Hammarberg ergänzte (1895) diese Angaben durch neue Einzelheiten. Ferner enthielten die Veröffentlichungen Ramón y Cajals einige einschlägige Feststellungen. Endlich sei noch Schlapps 1898 erschienene Veröffentlichung erwähnt. Der Autor gliederte denjenigen Teil des Gehirns, den wir später als Isokortex bezeichneten, in drei zellhistologisch differente Hauptgebiete. Diese seien noch weiter unterteilbar. Man kann von dieser Veröffentlichung sagen, daß sie der Beginn jener Studien war, die im 1. Jahrzehnt dieses Jahrhunderts von vielen Autoren fortgesetzt wurden und die wir als architektonische Forschungen (s. S. 14) bezeichnet haben. y) Unsere Entscheidung für die topistische Forschungsrichtung Aus den im vorstehenden Abschnitt ( ß ) beschriebenen Ergebnissen konnte am Ende des vorigen Jahrhunderts gefolgert werden: 1. Es gibt eine Lokalisation im Cortex cerebri. 2. Sie muß für alle Forschungen, in denen individuelle Besonderheiten gesunden oder pathologischen Charakters das Studienobjekt bilden, den Mittelpunkt der Problematik bilden. 3. Sie ist vertiefbar, wie vor allem aus den zellhistologischen Befunden B e t z ' und den myelogenetischen F l e c h s i g s hervorgeht. 4. Sie vermag durch die verschiedensten Forschungsmethoden gefördert zu werden. Durch die Kombination dieser sind die größten Fortschritte erzielbar. Dabei kann das Ergebnis einer Methode richtunggebend für die Anwendung einer anderen sein. Bei einer Anomalie (gesunder Steigerung resp. Verminderung oder krankhafter Veränderung) einer lokalisierbaren Funktion steht die Hirnstelle fest, an der wir nach eventuellen anatomischen Abweichungen zu suchen haben. Positive Befunde können uns über die Natur und die Ursache der funktionellen Abweichung aufklären und zu eventuellen ärztlichen Indikationen führen. Umgekehrt vermag die Aufdeckung anatomischer, funktionell bedeutungsvoller Differenzen innerhalb eines bisher als funktionell einheitlich angesehenen Gebiets auf seinen Zerfall in funktionell verschiedene Unterteile hinweisen. Gelänge der Nachweis der verschiedenen Stellung dieser Teilgebiete im Leitungssystem, so würde er sogar gewisse Einblicke in die Natur der erschlossenen differenten Funktionen gewähren. Führend muß dabei die Anatomie sein, wenn es ihr w e i t g e h e n d gelänge, in der grauen Substanz A. des Durchschnittsgehirns 1. anatomisch und gleichzeitig funktionell differente Gebiete aufzudecken, 2. die äquivalenten (d. h. die architektonisch, fasersystematisch und funktionell gleichartigen) Hirnrindengebiete bei verschiedenen Menschen oder bei Mensch und Tier festzustellen, B. des anormalen Gehirns 3. bei Funktionsanomalien mit ihnen verknüpfte anatomische Veränderungen zu finden, 4. nachzuweisen, daß solche Veränderungen auf bestimmte anatomisch eigenartige Gebiete beschränkt sind, d. h. einen topistischen Charakter haben und 5. zur Klärung der Ätiologie dieser Veränderungen beizutragen.
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C É C I L E UND O S K A R V O G T
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Auf Grund dieser Schlußfolgerungen kam O. V o g t am Ende des vorigen Jahrhunderts zu folgender Überzeugung: Man müsse zur Aufdeckung der somatischen Seite der Leib-Seele-Erscheinungen die normale und pathologische Hirnanatomie mehr als bisher heranziehen. Es gelte vor allem, möglichst umfangreiche museale Sammlungen von Schnittserien anzulegen und die letzteren systematisch zu bearbeiten. Dabei rechnete O. V o g t nicht mit schnell erzielbaren Erfolgen. Aber er betrachtete es als eine Pflicht der Kulturvölker, die hirnanatomische Forschung nach Kräften zu fördern. Auf der anderen Seite sollte nicht etwa die Hirnanatomie isoliert betrieben werden; es sollten vielmehr in einer Gemeinschaftsarbeit alle Wege begangen werden, auf denen Einblicke in das Hirn- und Seelenleben erzielt werden könnten. Die von O. V o g t in dem — vor allem mit Unterstützung der R o c k e f e l l e r F o u n d a t i o n — errichteten Berlin-Bucher Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung geschaffene Organisation (vgl. 37 und 60) zeugt von seinen Ansichten. Sie wurde allerdings schnell infolge seiner illegalen Entfernung aus dem Institut vernichtet. Wir mußten uns hinfort mit unseren engeren Mitarbeitern vornehmlich auf hirnanatomisches Arbeiten in einem kleinen Privatinstitut beschränken. Dieses blieb während des zweiten Weltkrieges mit seinen Sammlungen erhalten. Aber von sechs Mitarbeitern kehrten nur zwei aus dem Kriege zurück. Außerdem verbrannten die Restbestände des Journals und alle Klischees in Leipzig. Dazu kamen große ökonomische Schwierigkeiten. So mußten wir auch 1942 die Fortführung des Journals einstellen. Die beiden ersten Hefte des 51. Bandes brachten die letzten Arbeiten unseres unvergeßlichen B r o c k h a u s .
ö) Unsere Pflege der topistischen Forschung Anatomisches Material. Von Anfang an stellten wir Schnittserien von Gehirnen normaler Menschen aller Lebensstadien sowie gesunder und kranker Ausnahmemenschen her. Daneben wurden auch zahlreiche Säugetiergehirne in Serien zerlegt. Unsere heutige Sammlung umfaßt über 450 Schnittserien allein von menschlichen Gehirnen. Darunter befinden sich über 275 Formol-Paraffinserien. Von einem Teil dieser sind noch nicht alle Teile geschnitten. Von den geschnittenen Blöcken ist nur ein Teil der Schnitte aufbewahrt. Unter den 175 Chrom-CelloidinWeigertserien sind mehr als 30 Hemisphären für myeloarchitektonische Studien besonders stark chromiert. Ein Teil der in Alkohol aufbewahrten Schnitte ist verloren gegangen.
Myelogenie. Wir studierten anfänglich die Myelogenie bei Mensch und Tier (53, 54, 55, 56, 58, 24, 29). Bald erwiesen sich aber andere von uns verfolgte Forschungswege für die Vertiefung der Topistik als ergebnisreicher, so daß wir die Fortsetzung unserer myelogenetischen Hirnrindenstudien bis heute unterbrochen haben. Begriff der Architektonik und seine Erweiterung. Im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts begann eine Reihe von Forschern die Hirnrinde von Mensch und Tier auf Grund struktureller Unterschiede zu „feldern". Unsere Mitarbeiter und wir gehörten zu ihnen. Man muß in der Großhirnrinde gyrenzephaler Gehirne topische und top istische Strukturdifferenzen unterscheiden. Die topischen sind durch ihre
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GESTALTUNG D E R TOP1ST1SCHEN HLRNFOKSCHUNG
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Lage (Topik) zu den Furchen bestimmt. Die Veränderungen vom Culmen bis zum Fundus einer Furche (Verbreiterung der Außenschichten, Verschmälerung der Innenschichten) sind bei verschiedenen Furchen und ungleichen Grundstrukturen die gleichen. (Vereinzelt erhält sich der „Furchentypus" auch an der Oberfläche einer Windung.) Wir bezeichnen sie als topische im Gegensatz zu der auf ein bestimmtes Rindengebiet begrenzten topistischen Grundstruktur. Die Lehre von diesen Grundstrukturen bezeichnen wir als Architektonik (wie schon S. 12 erwähnt). Sie stützt sich auf Hirnschnitte, in denen durch verschiedene technische Methoden bestimmte Strukturelemente elektiv sichtbar gemacht sind. Die Orthoarchitektonik hat durchschnittliche örtliche Besonderheiten der Grundstruktur aufzudecken, die Grade der Verschiedenheit zu bestimmen und an Hand dieser Grade die graue Substanz in ihre topistischen Bezirke elementareren und komplexeren Charakters zu gliedern. Als Individualasc\utektom\i hat sie individuelle Variationen in der Breite des Gesunden, als Pa^Aoarchitektonik pathologische Abweichungen von der Of/Aoarchitektonik der einzelnen topistischen Bezirke aufzudecken. Wir beziehen uns im folgenden nur auf Befunde der Cyto- und Myeloarchitektonik. Die erstere benutzt Nisslbilder. Sie sucht vor allem nach örtlichen Unterschieden in den gefärbten Bestandteilen der Nervenzellen und daneben auch nach solchen in der Glia und den Gefäßen. Die Myeloarchitektonik erforscht die Zahl, das Kaliber und die Anordnung der Markfasern. Die architektonische Forschung benutzte anfänglich nur schwächere Vergrößerungen. Diese Tatsache brachten wir in unserer ursprünglichen Definition der Architektonik zum Ausdruck. Heute verwenden wir speziell in der Cytoarchitektonik auch Strukturunterschiede, die erst bei stärksten Vergrößerungen sichtbar sind. Das Charakteristische der architektonischen Forschung ist aber das gleiche geblieben: die Aufdeckung örtlicher Strukturunterschiede, während andere Richtungen der Histologie und Cytologie vom rein s y s t e m a t i s c h e n Standpunkt (d. h. also ohne Berücksichtigung des Topos) die strukturellen Elemente erforschen. Die architektonischen Forschungen unseres Instituts begannen mit gemeinsamen cy¿(»architektonischen Untersuchungen von K. Brodmann und O. Vogt (57). Als sich dabei herausstellte, daß zahlreiche Gebiete der Hirnoberfläche schon bei etwa lOOfacher Vergrößerung cytoarchitektonische Differenzen zeigten und somit eine „Rindenfelderung" ermöglichten, überließen wir Brodmann bis zu seinem Austritt aus unserem Institut (1910) die Fortführung der cytoarchitektonischen Studien. Wir selbst übernahmen vor allem die Aufgabe, durch Funktionsprüfungen festzustellen, wie weit cytoarchitektonische Differenzen funktionelle aufdeckten. Außerdem wandten wir uns der Myg/oarchitektonik zu. Myeloarchitektonik. Man hat öfter aus unserer vorzugsweisen Beschäftigung mit der Myeloarchitektonik (bis 1910) geschlossen, daß wir ihr gegenüber der Cytoarchitektonik einen größeren Erkenntniswert zuschreiben. Das war niemals der Fall. Von jeher haben wir uns anderen Problemen zugewandt, sobald wir einen Fragenkomplex bei einem unserer Mitarbeiter in guter Hand wußten. So geschah es auch mit der Cytoarchitektonik. Unsere myeloarchitektonischen Studien führten zu folgenden Ergebnissen : 1. Die ortho- und patho-myeloarchitektonischen Unterschiede sind augenfälliger.
für
Journal Hirnforschun^
2. Die Grenzen der myelo- und cytoarchitektonischen Rindenfelder fallen zusammen. 3. Für die funktionelle Wertung der Rindenfelder sind im Weigertbild vor allem die Radiärfaserbündel von Wichtigkeit. Ungleich weites Vordringen der Radii in die Rinde, eventuelle Einmündung von Markfasern der I. Rindenschicht in die Radii, ungleiche Dicke der Radii (vgl. in 38, Abb. 43 den schroffen und starken Unterschied zwischen den Radii der Area striata und denjenigen der Area occipitalis) und ungleiches Kaliber der Radiärfasern sind Hinweise auf funktionelle Differenzen, die nur das Markscheidenpräparat liefern kann. Dagegen sind die Nachteile gegenüber dem Nisslbild: 1. die schwierigere Technik, die mehr Erfahrung voraussetzt, bei dieser aber zu einwandfreien Präparaten führt, 2. die schwierigere mikrophotographische Wiedergabe wegen der zu großen Skala der Farbtöne und 3. der nur sehr begrenzte Einblick in anormale Gestaltungen und deren Genese. Begriff der Area. Verfolgt man in einem Nisslbild die Großhirnrinde von Mensch oder Tier über eine genügend lange Strecke, so stößt man plötzlich auf eine architektonische Strukturänderung. An dieser Stelle beobachtet man dann weiter eine Strukturänderung in a l l e n Schichten des Rindenquerschnitts. Sie erfolgt im Isokortex stets in einer parallel den Radii verlaufenden, also senkrechten Linie (zur Oberfläche). Nur in Teilen des Allokortex (Hippocampus) zeigen die auch hier scharfen Grenzen einen schrägen Verlauf (38, 18). Das zwischen solchen omnilaminären Strukturänderungen gelegene Gebiet bildet eine Area (Rindenfeld), resp. eine Mehrheit solcher (Subregio oder Regio) oder auch nur ein Untergebiet einer Area (Subarea usw.). Welches Rindengebiet ist nun als Area zu bezeichnen? Bei unserem Bestreben, architektonisch an einer funktionellen Rindengliederung mitzuhelfen, kann natürlich nur die Funktionslehre darüber entscheiden. Wir möchten dementsprechend dasjenige Rindengebiet als ein Rindenfeld bezeichnen, das in ganzer Ausdehnung einer qualitativ gleichartigen Funktion dient. Wir zitieren als Beispiel die Area gigantopyramidalis ( = Gig = B r o d m a n n s Feld 4 = 4 A—4 G der Abb. 5 = sog. „motorische Region"). Dieses Rindengebiet reagiert in seiner ganzen Ausdehnung, aber im Gegensatz zu seiner Umgebung allein, auf schwächste elektrische Reize mit tonischen Spezialbewegungen. Die ersten unabhängig voneinander durchgeführten architektonischen Gliederungen der Großhirnrinde C a m p b e l l s (1904), S m i t h s (1907) und B r o d m a n n s (1908) waren noch nicht überall zu funktionell einheitlichen Gebieten vorgedrungen.
17 Hier ein Beleg! Der in Abb. 5 ventral von der Area 4 gelegene Abschnitt (6a« -f- 6ba + 6b/?) bildet einen Teil von B r o d m a n n s Area 6. Dieses Gebiet zeigt keine funktionelle I d e n t i t ä t . Der dorsale Teil (6aa) reagiert — aber erst bei stärkeren elektrischen Reizen — mit tonischen Kopfbewegungen, der ventralere Teil (6b) dagegen schon bei schwächeren Strömen mit rhythmischen Bewegungen oder Veränderung solcher. Die F u n k t i o n s p r ü f u n g z w i n g t uns also, in 6b eine besondere Area zu sehen. Interessant ist ein Vergleich der Architektonik der Felder 6aa und 6b. 6b zeigt (vgl. 32, Taf. 5, Abb. 1) omnilaminär beträchtliche cytoarchitektonische Abweichungen von 6aa. Schicht II enthält kleinere, Schicht III bei Verschmälerung kleinere und zahlreichere Nervenzellen. Es gibt eine zwar noch schmale, aber doch schon deutliche IV. Die verschmälerte V ist deutlich zweigeteilt. Schicht VI ist wesentlich schmäler. Von diesen Merkmalen der 6b konnte die Schichtenverschmälerung und die Nervenzellverkleinerung nicht ohne weiteres als Indikator einer q u a l i t a t i v besonderen Funktion angesprochen werden. Das gilt aber zweifellos für die plötzliche Zweiteilung der V und das Vorhandensein einer deutlichen I V. Die qualitative Funktionsdifferenz zwischen 6aa und 6b verleiht — wie wir oben sahen — der 6b den Rang einer besonderen Area. Sie weist aber auch architektonisch einzelne Merkmale auf, die allein zu einer solchen Wertung der 6b hätten führen müssen. Je mehr wir zu einer funktionellen Bewertung cytoarchitektonischer Differenzen vordringen, um so sicherer werden wir schon rein cytoarchitektonisch über den Areacharakter eines Rindengebietes entscheiden können. Den stärkeren Eigentümlichkeiten einzelner Schichten müssen leichtere Besonderheiten in den übrigen Schichten und scharfe Grenzen gegenüber den Nachbarfeldern parallel gehen. Dabei ist 6b nicht das einzige Gebiet, das auf Grund seiner reizfunktionellen Reaktion als besondere Area zu gelten h a t . Auf Grund reizfunktioneller Verschiedenheiten muß der Rest des B r o d m a n n s c h e n Feldes 6 (d. h. 6a) noch in zwei Areae (6aa u n d 6a/?), sein Feld 7 in drei Areae (7b, 7a u n d 5b), der kaudalere Teil von Feld 22 in drei Unterfelder (22aa, 22a/?, 22ay) gegliedert werden. Ferner ist innerhalb der Area 8 die Area 8y auszusondern. Auch Area 9 ist wohl noch aufzuteilen. Die reizfunktionelle Methode ist bisher nicht in der Lage gewesen, Besonderheiten für B r o d m a n n s Areae 1 — 3 , 10 — 12, 1 7 1 8 , Teile von 22 + 21 -f- 20 und beträchtliche Teile der Medianseite aufzudecken. Wir stellen aber fest, daß diese Forschungsrichtung dazu f ü h r t , drei B r o d m a n n sche Areae (6,7,8) in acht Areae u n d Teile von 22 in drei Subareae zu gliedern. Diese Weitergliederung wird uns durch die Reizergebnisse direkt aufgezwungen. Die identische areale Gliederung beim Menschen. Wir haben zuerst (1918) die reizfunktionelle Felderung des Cercopithecinen-Gehirns durchgeführt. Dann haben wir 1919 festgestellt, d a ß alle reizfunktionell unterscheidbaren Gebiete eine Sonderarchitektonik genau mit den gleichen Grenzen zeigte. Wir haben hernach alle diese Areae des Affen beim Menschen auf Grund der äquivalenten Architektonik aufgefunden u n d umgrenzt (Abb. 6). Inzwischen h a t t e F o e r s t e r eine reizfunktionelle Gliederung beim Menschen durchgeführt. F o e r s t e r u n d wir k a n n t e n die Ergebnisse des andern bis zu ihrem Austausch 1926 nicht. Es ergab sich bei demselben eine verblüffende Übereinstimmung
Vogt, Hirnforschung. Bd. 1.
2
18
für
Journal Hirnforschung
(34, 57). Es bestanden nur drei Differenzen. F o e r s t e r s Reizfeld in T1 war größer, sein Reizfeld 5b kleiner. Das Feld 8y war von ihm nicht untersucht. Wenn unsere Umgrenzung des Reizgebiets in T1 kleiner war, so lag das daran, daß wir in unserem Schema nur das am stärksten erregbare Gebiet abgegrenzt hatten. Das Feld 5b hat F o e r s t e r später (1936) weiter ausgedehnt, die Hemmung der Erregung des Feldes 6b durch Reizung des Feldes 8y wenigstens in der Form des post hoc beobachtet (8).
Abb. 5. Schema eines Cercopithecinengehirns. Vergr. beinahe 2 : 1. Die nach unsern bis 1918 erhobenen Befunden auf elektrische Reize different reagierenden Gebiete. Jedes dieser Gebiete deckte sich scharf mit einem besonderen cytoarchitektonischen Gebiet. Die Zahlen betreffen die B r o d m a n n s c h e Gliederung. Hinzugefügte kleine, nicht unterstrichene Buchstaben zeigen die durch die Reizergebnisse notwendig gewordene Unterteilung. Diese Unterteile sind also selbständige Felder (Areae), d. h. mit jedesmaligem omnilaminären Sonderbau und scharfer Begrenzung (Feststellung 1919). Nach M a r t h e V o g t (51) ergeben elektrische Reizungen bei gleichzeitigem kalorischen Nystagmus starke Unterschiede in den Reaktionen für die Feldergruppen 6a/? + 9 a + 9 b , 8 a + 9 c + 9d, 7 a + 7b, 5 a + 5b, 19 + 18 + 17. Dabei zeigen die Einzelfelder der Gruppen noch feinere Differenzen untereinander. E i n früher unbekannter Reizerfolg war die Hemmung einer spontanen oder durch elektrischen Reiz ausgelösten Bewegung. Eine durch Dauerreizung von 6 b a ausgelöste Kauoder Leckbewegung hörte bei jeder vorübergehenden Reizung von 8y mit einer bipolaren Elektrode für die Zeit dieser Reizung auf. Später haben wir beim Hunde die noch nicht veröffentlichte Feststellung gemacht, daß man in ähnlicher Weise durch Reizung von Teilen des Feldes 6 die von 4 ausgelöste Extremitätenbewegung hemmt.
Man kann also sagen: Alle architektonischen Areae des Affen finden sich beim Menschen wieder und zeigen bei elektrischen Reizungen den gleichen motorischen Effekt. Nur die schon beim Affen schwer erregbaren Felder 17 und 18 scheinen beim Menschen ihre Erregbarkeit eingebüßt zu haben. Außerdem hat F o e r s t e r durch Angaben über die Gestaltung der von den verschiedenen Areae ausgelösten epileptischen Anfälle, wie über zahlreiche Sonderausfälle nach Zerstörung einzelner Areae oder Teile derselben die architektonisch und reizfunktionell begründete Großhirnrindenfelderung gestützt.
B d . 1, H e f t 1/2 1954
GESTALTUNG DER TOPISTISCHEN
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HIRNFORSCHUNG
Die Untergliederung der Areae. Kehren wir noch einmal zu der Area 4 zurück! Abb. 5 zeigt eine Unterteilung in drei Gebiete: 4 A — 4 C. Cytoarchitektonisch unterscheiden sich dieselben voneinander durch ungleiche Breite der Schichten und verschiedene Größe der Nervenzellen. Der letztere Unterschied macht sich speziell an den Riesenpyramiden bemerkbar. Diese Differenzen sind nach unseren allgemeinen Erfahrungen zur Zerlegung der 4 in drei Areae nicht groß genug. Die Grenzen zwischen ihnen fallen nun aber mit den Grenzen zwischen den reizfunktionellen Segmenten für Bein, Arm und Kopf zusammen. Ihre architektonischen Differenzen erweisen sich also F,
prce
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A b b . 6 . S c h e m a des menschlichen Gehirns. architektonischen
Felder
des
Verkleinerung = 2 : 3 .
Cercopithecinengehirns
im
Unsere W i e d e r g a b e der
menschlichen
Gehirn
(1926).
O. F o e r s t e r fand für j e d e s F e l d bei R i n d e n r e i z u n g e n die gleiche R e a k t i o n wie wir beim Affen (8).
Feld 2 2 dürfte den F e l d e r n 2 2 a a und 22b/? des Affen entsprechen.
auch bei reizfunktioneller Prüfung nicht als Ausdruck q u a l i t a t i v differenter Funktionen. Sie betreffen in den drei Gebieten nur u n g l e i c h e K ö r p e r t e i l e (somatotofiische Differenzen). Derartige Gebiete bilden Subareae der gleichen Area. Subareae zeigen also cytoarchitektonisch — wie die Areae — omnilaminäre Verschiedenheiten und scharfe Grenzen, aber keine Differenzen die auf eine qualitative Sonderfunktion hinweisen. Sie können an Ausdehnung andere Areae übertreffen. Eine weitere besondere Gruppe von Klein gebieten wird von unseren limitrophen Zonulae gebildet. Sie zeigen bei scharfer Begrenzung die architektonischen Grundzüge einer Area oder Subarea, an deren Rand sie auftreten, aber gleichzeitig eine Annäherung an die Architektonik des Nachbargebietes. Diese Annäherung kann sogar in mehreren Etappen erfolgen: so z. B. in unseren kleinen Gebieten hlc/5I und hlcßll des Ammonshorns (38, Abb. 73 und 74).
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CÉCILE UND OSKAR VOGT
für Mischung
Des öfteren drängen funktionelle Unterschiede noch zu einer weiteren Zerlegung. So können wir reizfunktionell die Kopf-, Arm- und Beinsegmente ( = Subareae) der Area 4 in Untergebiete, z. B. das Armsegment in Gebiete für Schulterblatt, Oberarm, Unterarm, Hand und Finger gliedern. Ein solches Gebiet kann dann noch weiter zerlegt werden, z. B . das Fingergebiet in Untergebiete für die einzelnen Finger (vgl. Abb. 10!). Soweit derartige Kleingebiete noch durch 1. omnilaminäre Differenzen und 2. scharfe Grenzen charakterisiert sind, bezeichnen wir sie als Areolae und Subareolae. Darüber hinaus ist noch auf die kleinen, besonders erregbaren Zentren, unsere absoluten Foci (vgl. 30), hinzuweisen. Ihnen liegen vielleicht fokale Anhäufungen bestimmter Nervenzellarten zugrunde. Bei einem genügend tiefen Eindringen in die Struktur irgendeiner Area oder Subarea finden wir nun tatsächlich noch einen weiteren Zerfall in nicht ganz identisch gebaute Untergebiete. Die Besonderheiten dieser Klein gebiete sind nicht omnilaminär, sondern nur plurilaminär, singulolaminär oder gar nur singulosublaminär. Ihre Zahl steigt mit der individuellen Größenzunahme der betreffenden Area oder Subarea ( B e h e i m , H e i n z e , noch unveröffentlicht). Schon 1929 hat M a r t h e V o g t (50) auf die vielen größeren und kleineren örtlichen Verschiedenheiten innerhalb der Area occipitalis (18) hingewiesen. Jetzt hat G. H e i n z e diese Area in drei Subareae gegliedert (oA, o B und oC). Von M a r t h e V o g t s Abbildungen gehören Taf. 56, Abb. 2 und das linke Viertel der Taf. 57, Abb. 2 zu oA, Taf. 56, Abb. 1 und 3, Taf. 57, Abb. 2 die rechten drei Viertel sowie Taf. 58, Abb. 1 und 2 zu oB und Taf. 57, Abb. 1 zu oC. Die verschiedenen Abbildungen der gleichen Subarea lassen nur Verschiedenheiten in einzelnen Schichten, aber nirgends omnilaminäre Differenzen erkennen. Eine Abbildung (Taf. 58, Abb. 1) zeigt sogar nur eine die Unterschichten III2 + IIIZ betreffende sublaminäre Besonderheit. Untergebiete mit nicht omni-, sondern nur pluri-, singulo- oder gar sublaminären Verschiedenheiten bezeichnen wir als Campuli. Bezüglich dieser Campuli drängen sich viele neue Fragen auf. Wir erwähnen nur einige: 1. Wieweit kommt der gleiche Campulus in verschiedenen Gehirnen vor ? 2. Von Gehirn zu Gehirn wechselt die Größe eines topistischen Bezirks. Seiner Größenzunahme geht mehr oder weniger eine Vermehrung der Campuli parallel. Wieweit kann gezeigt werden, daß mehrere Campuli eines campulireicheren Bezirks sich aus einem einzelnen Campulus eines campuliarmen Bezirks entwickelt haben ? 3. Wieweit stellen die verschiedenen Campuli eine Über- oder Unterentwicklung gegenüber dem Durchschnittsbau der betreffenden Gegend dar? 4. Wieweit hängt die Campulusbildung mit der individuellen Hirnfurchung zusammen ? Zu allen diesen Fragen wird G. H e i n z e auf Grund seiner Studien über die Cytoarchitektonik der Felder 18 und 19 in den nächsten Heften des Journals Stellung nehmen.
GESTALTUNG D E R TOP1ST1SCHEN HIRNFORSCHUNG
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Die erstrebenswerte Feinheit der Tofistik. Wir haben soeben gesehen, zu welcher Feinheit der Gliederung die topistische Forschung vorzudringen vermag. Welche Feinheit ist nun heute erstrebenswert ? Darüber gehen die Ansichten weit auseinander. Unter der Annahme, daß die Areae in ganzer Ausdehnung gleich gebaut wären, sprach S c h r ö d e r (20) der Architektonik größeren funktionellen Erkenntniswert ab. S c h r ö d e r forderte also eine größere Feinheit. Anderen Fachgenossen erscheint die architektonische Gliederung des Gehirns, wie sie sich aus den Untersuchungen unserer Mitarbeiter und den unserigen ergibt, zu weitgehend. Sie hat sogar zu der Ansicht geführt, daß sie verwirrend sei. Den Vorwurf des verwirrenden Charakters hätte man der so komplizierten Organisation des Gehirns machen müssen! Bemühen wir uns doch nur, diese Organisation nach Kräften zu erfassen! Man hat auch behauptet, unsere Mitarbeiter hätten ihre Befunde nur unter suggestivem Einfluß erhoben (4)! Gilt letzteres auch von unsern mehr als 50000 Mikrophotographien, auf die wir unsere Gliederung teilweise stützen? Bezüglich unserer Mitarbeiter sei auf Ausführungen von B e c k (3), K r a h m e r (10) und J. R o s e (18) verwiesen. Es ist natürlich, daß die erstrebenswerte Feinheit der Topistik von den persönlichen Zielen des einzelnen abhängt. Wir sahen S. 19 an dem Beispiel der Area 4, zu welcher feinen Gliederung funktionelle Befunde führen können. Aber für die meisten Areae wäre der Lokalisationsforscher vorläufig zufrieden, wenn er deren funktionelle Besonderheiten aufdecken könnte! Die anatomische Unterscheidung von Subareae wäre dann ein genügender Ansporn zur weiteren Zerlegung der aufgedeckten Funktion. Die größte Feinheit der Gliederung müssen wir dagegen anstreben, wenn wir bemüht sind, die Grundlagenforschung nach Kräften zu vertiefen, d. h. anatomische Äquivalente für die außerordentliche Vielgestaltigkeit unseres Seelenlebens oder die für den einzelnen Menschen (selbst für eineiige Zwillinge) charakteristische Sondergestaltung in überhaupt möglichem Grade aufzudecken. Im Sinne dieses Strebens ist jedes Feststellen einer architektonischen Besonderheit zu begrüßen. Es muß aber möglichst bald ihre funktionelle Wertung folgen. Diese Wertung hängt von vier architektonischen Eigenschaften ab: 1. von der Stärke der Strukturbesonderheit, 2. von ihrem Charakter im Sinne einer Höher- oder Unterleistung (s. S. 28!), 3. von der Größe dieses Gebietes, der Zahl der beteiligten Laminae und der Zahl der veränderten Zellen in den einzelnen Laminae und 4. von der Verbreitung dieses Sonderbaus innerhalb der Menschheit. Kann sie doch Individuen, Sippen, Rassen oder die Gesamtspecies betreffen!
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C É C I L E L'XD O S K A R VOGT
für
Journal Hirnforschung
Im vorstehenden haben wir auseinandergesetzt, welche Forschungsrichtung wir in unserer Lebensarbeit bevorzugt haben und zu welchen Aufdeckungen sie geführt hat. Wenn wir heute auf den Anfang unserer Studien zurückblicken, so müssen wir erklären, daß wir in der Zwischenzeit weit mehr Einblicke gewonnen haben, als wir anfänglich erwartet hatten. Wie das möglich gewesen ist, soll das II. Kapitel lehren. II Die Förderung der Topistik durch den feineren Hirnbau Die unvorhergesehen reichen Ergebnisse der topistischen Hirnforschung beruhen vornehmlich auf der großen Erleichterung, die sie durch den feineren Hirnbau und dessen individuelle Gestaltung erfahren hat und weiter erfahren wird. Folgende Seiten der Hirnformungen und ihrer Variationen und Anomalien (vgl. über diese Begriffe S. 7!) sind dazu angetan, topistische Forschungen in ungeahntem Maße zu erleichtern oder auch erst zu ermöglichen: A. die unerwartet große Zahl von Nervenzellformen, B. das Gebundensein der einzelnen Nervenzellform an eine begrenzte Stelle der grauen Substanz, C. die Existenz anatomischer Hinweise auf die Höhe der Funktion eines topistischen Bezirks oder Gewebssystems, D. die Verbindung jeder individuellen Funktionsabweichung von längerer Dauer mit einer anatomischen Variation oder Anomalie, E. die spezifische Umformungsdisposition der strukturellen Elemente topistischer Bezirke, F. der bauliche Charakter der Anomalie als Hinweis auf ihre Verursachung und G. die ungleiche Kombination von erkrankten topistischen Einheiten bei ungleicher Ätiologie. A. Die u n e r w a r t e t g r o ß e Zahl von N e r v e n z e l l f o r m e n
Es hat sich herausgestellt, daß man im Nisslbild unerwartet viele Nervenzellformen auf Grund histologischer Verschiedenheiten unterscheiden kann. Schon 200 fache Vergrößerungen deckten viele Besonderheiten der einzelnen Nervenzellformen auf. Unsere Heranziehung stärkerer Vergrößerungen hat ihre Zahl noch vermehrt. Dieses zeigten schon die Abb. 20—31 unserer letzten größeren Veröffentlichung (41) deutlich. Auf weitere Strukturdifferenzen haben wir in „Neurology" (46) hingewiesen. Die künftigen Veröffentlichungen dieses Journals werden noch andere bekanntgeben. Man kann manche der verschiedenen Zellformen topistischer Bezirke mit Nervenzellen identifizieren (s. Näheres S. 35!), deren Sonderstellung im Leitungssystem von R a m ó n y C a j a l und seinen Schülern beschrieben ist. Damit erweisen sich diese Zellformen als funktionell different. Diejenigen, die im Golgibild als funktionell ungleich erkannt worden sind, zeigen Unter-
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schiede in Gestalt oder Größe ihres Zelleibs und in der Gestaltung ihrer Plasmafortsätze. Nervenzellformen, deren Golgibilder bisher nicht beobachtet wurden, aber ähnliche Besonderheiten zeigen, dürfen nach Analogie auch als Träger besonderer Funktionen angesprochen werden. Wir gelangen so zu einer unerwartet großen Zahl funktionell ungleicher Nervenzellen. Ihre Existenz deckt dementsprechend eine weitgehende funktionelle Differenzierung des Gehirns auf. Dabei ist der Grad der Zellunterschiede ein durchaus ungleicher. Wir kommen auf ihn im Abschnitt Dd zurück (S. 33). Wir müssen aus ihm auch auf eine Abstufung der funktionellen Unterschiede schließen. B. Das Gebundensein
der
einzelnen Nervenzellform der grauen Substanz
an
eine b e g r e n z t e
Stelle
a) D i e T a t s a c h e d e s G e b u n d e n s e i n s J e d e besondere Nervenzellform befindet sich nur an einer bestimmten Stelle der grauen Substanz. Sie bildet hier allein (isomorphes Griseum K o h n s t a m m s ) oder mit wenigen anderen Nervenzellformen (allomorphes Griseum
Abb. 7. Ausschnitt aus dem Hypothalamus. Ic = Nucleus intercalatus, L . I c = Lameila intercalata, M . ein = N. mamillaris cinereus, M p c = N. mamillaris parvocellularis, M . m e c = N. mam. mediocellularis. T . M = N. tubero-mamillaris. Vergr. = 90 : 1.
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CÉCILE UNI) O S K A R
VOGT
für
Journal Hirnforschung
K o h n s t a m m s ) ein gegen die Umgebung abgegrenztes elementares Griseum. Zu diesen elementaren Grisea gehören die subkortikalen Nuclei u n d Lamellae (= Laminae medulläres) sowie die Laminae der kortikalen und subkortikalen Rinden resp. Teilabschnitte von Nuclei, Lamellae oder Laminae. Abb. 7 zeigt in einem Ausschnitt aus dem Hypothalamus die Abgrenzung einzelner Nuclei u n d einer Lameila. In einer Mikrophotographie sind die
Abb. 8. Z e i c h n u n g e n v o n Nervenzellen des H y p o t h a l a m u s . 1 u n d 2 = Zellen des N. t u b e r o m a m i l l a r i s , 3 = g r o ß e Zelle des N. i n t e r c a l a t u s , 4 = Zelle des N. m a m i l l a r i s magnocellularis, 5 = Zelle des N. m a m i l l . parvocellularis. Vergr. = 1400 : 1.
Grenzen der von B r o c k h a u s (5a) unterschiedenen Grisea durch Linien markiert. Die Abbildung lehrt die unterschiedliche Architektonik der einzelnen Grisea sowie deren so scharfe Begrenzung, daß diese durch eine Linie markiert werden kann. Wie ungleich die Zellen der verschiedenen Grisea der Abb. 7 gebaut sind, geht aus der Abb. 8 hervor. Die Nervenzellen des T. M. (Nucleus tuberomamillaris; 1 und 2), haben nur in der Peripherie ihres Zelleibs größere Nisslkörner. Diese bilden — ein seltenes Vorkommnis — zum Teil Vorwölbungen des Zelleibrandes,
GESTALTUNG DER TOPJ STI SCHEN HLRNEORSCHUNG
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so daß die Zelleiber wie angenagt erscheinen. Um den Kern herum ist ein großes helles Gebiet. Seine Existenz weist vielleicht auf eine innersekretorische Funktion hin. Existiert eine solche, so müßte es sich um eine kontinuierliche Funktion handeln, da ein Zyklus wie bei den Nervenzellen des Nucleus supraopticus nicht beobachtet wird. Die Nervenzellen des Nucleus intercalatus (Ic) sind von sehr verschiedener Größe und Form. Die größeren (3) sind reich an Nisslsubstanz. Daneben gibt es auch kleinere hellere Zellen, die sich allein in der Lametta intercalata (L. Ic) finden. Der N. mamillaris pcrvocellularis (M. pc) hat kleine Zellen (5), der N. mam. mediocellularis (Mec) größere, aber nicht so große wie der N. mam. magnocellularis (4). Der N. mamillaris cinereus (M. ein) hat dunklere und plumpere Zellen. Die für ihn charakteristische dunklere Grundsubstanz ist in der Abbildung nicht erkennbar. Die Tatsache, daß die Breite der Abb. 7 nur 1,25 mm des Gehirns wiedergibt, spricht für einen weitgehenden Zerfall des Hypothalamus in ungleich gebaute Bezirke mit scharfen Grenzen. b) D i e B e d e u t u n g d i e s e s G e b u n d e n s e i n s Das Gebundensein einer Nervenzellform an ein Griseum f ü h r t zu ihrer dortigen Massierung. Diese fördert die Leistung des Nervensystems wie seine Erforschung. a) Die Bedeutung für die Leistungsfähigkeit des Gehirns Bei Tätigkeit eines Griseum dürfte immer eine M e h r z a h l seiner Nervenzellen aktiv beteiligt sein. Dabei können mehrere Zellen von e i n e r griseopetalen Nervenfaser Anregungen erfahren. Andere Anregungen erfolgen von benachbarten Zellen (Assoziations- und Verstärkungszellen). Ferner weisen gewisse Beobachtungen darauf hin, daß die Gefäße verschiedener Grisea ungleich gebaute Wände besitzen. Wir denken an die besondere Neigung der Striatumgefäße zu Dyshorien und an die isolierte Erkrankung der Gefäße der Sublamina IVc (und der IVb ß) der Area striata (12, 38, 16). Man könnte sich nun ein Gehirn vorstellen, in dem die Angehörigen der verschiedenen Nervenzellarten durcheinander gemischt wären. Ein solches Gehirn würde für eine gleiche Leistung sehr viel zahlreichere und vor allem längere Leitungsbahnen u n d dementsprechend größere Zelleiber nötig haben. Das Gehirn müßte viel größer sein. Dabei würde nicht nur der Aufbau, sondern auch der Ersatz sehr viel mehr Substanz erfordern. Alle Funktionen würden verlangsamt ablaufen. Eine spezielle Anpassung der Gefäßwände an die Bedürfnisse der einzelnen Nervenzellen wäre wohl überhaupt nicht realisierbar. Die ü b e r a l l im N e r v e n s y s t e m v o r h a n d e n e M a s s i e r u n g d e r Angehörigen einer N e r v e n z e l l f o r m ist eine ökonomische Vorb e d i n g u n g f ü r die g e g e n w ä r t i g e L e i s t u n g s f ä h i g k e i t unseres Zentralnervensystems. Ähnliche Vorteile bietet jene Form der Massierung eng zusammenarbeitender Nervenzellen, die uns in der dichten Aneinanderlagerung der Laminae einer Area entgegentritt. Nebenbei sei darauf hingewiesen, daß umgekehrt die V e r m i s c h u n g der Angehörigen der verschiedenen Nervenzellarten, die eventuell in e i n e m Griseum vorkommen und sehr eng zusammenarbeiten, hier die ökonomische Organisation ist.
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C É C I L E UiVI) O S K A R
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Ferner sei an dieser Stelle noch auf eine ökonomische Markfaseranordnung hingewiesen, die sich aus unsern Feststellungen ergibt. Ziehen Markfasern einer oral-kausal orientierten grauen Substanz zu einer sich lateral-medial erstreckenden, so verlaufen von der ersteren die oralsten zum medialsten, die kaudalsten zum lateralsten Abschnitt des quergestellten Gebietes. Dieser Verlauf ist der denkbar kürzeste! ß) Die Bedeutung für die Erforschung des Nervensystems I. Die Massierung der Angehörigen der einzelnen Nervenzellform erleichtert aber auch ihre Erkennung. Die Angehörigen einer Nervenzellform variieren selbstverständlich etwas in ihren Merkmalen. Es können z. B. bei
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A b b . 9 . Zeichnungen v o n j e einer Nervenzelle des Nucl. centralis t h a l a m i parvocellularis (1), des N. c e n t r . mag'nocellularis (2) und des N. parafascicularis (3). Der Gehalt an Nisslsubstanz n i m m t in dieser Reihenfolge sprungweise zu.
Größenunterschieden einzelne besonders große Angehörige einer kleinen Nervenzellform den kleinsten einer größeren gleichen. Wären sie durcheinander gemischt, so wären die beiden Zellarten nicht voneinander zu trennen. Die drei Teile, in die Brockhaus (5) das Striatum gliedert: Putamen, Caudatus und Fundus und die drei Thalamusgebiete (Abb. 9) Nucl. centralis parvocellularis, N. centralis magnocellularis und N. -parafascicularis zeigen gut, wie ihre jedesmalige besondere Nervenzellform nur dank ihrer getrennten Lokalisation als solche erkannt werden konnte. Die Nervenzellen der drei Gruppen des Striatum unterscheiden sich vor allem durch ihre Größe (5), die der drei Thalamusgebiete besonders durch ihren Gehalt an Nisslsubstanz (40). Die Variationsbreite dieser Unterschiede würde die Trennung der betreffenden Nervenzellformen bei ihrer Vermischung unmöglich oder wenigstens sehr schwierig machen. Dabei weist
B d . 1, H e f t 1954
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andererseits die Tatsache, daß jedes der drei Thalamusgebiete nur zu einem Striatumgebiet seine Fasern [N. centr. parvocell. zum Putamen (40), N. centr. magnocell. zum Caudatus (40), der N. parafasc. zum Fundus (9)] entsendet, auf die funktionelle Verschiedenheit der Nervenzellen jedes der sechs Gebiete hin. Ähnliches gilt von den Zellen des magnozellulären (Abb. 8, 4), des mediozellulären und des parvozellulären (Abb. 8, 5) Teils des Nucl. mamillaris. Die Zellen aller drei Kerne sind sehr ähnlich gebaut und unterscheiden sich nur durch ihre Größe. Vermischt, würden sie nicht durchgängig voneinander trennbar sein. II. Die Massierung ermöglicht erst viele anatomische Feststellungen. Das gilt z. B. für die Gestaltung der Lebensgeschichte der einzelnen Nerver. zellform unter normalen und pathologischen Bedingungen, für das lebensgeschichtliche Verhalten der Glia und der Blutgefäße, für die Aufdeckung der Merkmale der Funktionshöhe (vgl. S. 28) eines topistischen Bezirks wie für die Erkennung des diffusen oder nesterförmigen Charakters eines regressiven Prozesses (vgl. S. 40) und seiner Ausbreitung (ein-, mehr- oder vielörtlicher = mono-, pleio- oder polytoper baulicher Abweichungen). III. Die durch die Massierung der einzelnen Nervenzellformen gebildeten topistischen Bezirke sind aber auch die Voraussetzung für die Anwendbarkeit von Funktionsprüfungen. Das gilt zunächst für alle anatomischen Methoden, die uns über die Stellung einer bestimmten Nervenzellform im Leitungssystem unterrichten und damit gewisse Einblicke in die Funktion der betreffenden Nervenzellform gewähren können. So ermöglichen einschlägige, an Golgibildern gewonnene Einsichten in die Stellung von Nervenzellen im Leitungssystem die schon S. 22 erwähnte Übertragung dieser Feststellungen auf die an gleicher Hirnstelle gelegenen Nervenzellen des Nisslbildes. Dieser Möglichkeit verdanken wir speziell auch den Nachweis, daß nicht nur in einem Rindengebiet vorkommende ,,feldspezifische" (38, S. 265; wir erinnern nur an die „Sternzellen" der Area striata) Nervenzellen, sondern auch die am zahlreichsten in den einzelnen Schichten eines Feldes vorkommenden Nervenzellen, die Hauptzellen (38, S. 249), eine Sonderstellung im Leitungssystem darstellen; ein Hinweis auf die Sonderfunktion der einzelnen Laminae (s. S. 33-—34). Die Massierung ermöglicht ferner erst die Verfolgung jener sekundären retrograden und transneuronalen Degenerationen wie in seltenen Fällen die Erkennung solcher zeitlichen Differenzen in der Myelogenie gewisser Fasersysteme, die dazu angetan sind, uns über Ursprung und Ende langer Fasersysteme aufzuklären und damit auch anatomische Einblicke in die Funktion der beteiligten Grisea zu gewähren. Auch für alle direkten Funktionsprüfungen ist die Massierung der einzelnen Nervenzellformen unbedingte Voraussetzung. Nur dank dieser Tatsache führen experimentelle wie klinische Reiz- und Ausfallserscheinungen zu fortgesetzter Vertiefung der Lokalisationslehre. Und ebenso gewinnt die lokalisatorische
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G l i e n , E I NI) O S K A R VOGT
Ausnutzung über- oder unterentwickelter Hirngebiete erst durch ihre Inbeziehungsetzung zu bestimmten topistischen Bezirken oder Systemen die wünschenswerte Exaktheit. C. A n a t o m i s c h e Hinweise auf die F u n k t i o n s h ö h e eines t o p i s t i s c h e n B e z i r k s oder Gewebesystems
Die durch Massierung einzelner Nervenzellformen entstehenden topistischen Bezirke ermöglichen Hinweise auf ihre Funktionsstärke bei einem Individuum oder einer taxionomischen Gruppe von Individuen. Schon 1907 haben wir darauf hingewiesen, daß die einzelnen elektrisch erregbaren Gebiete an Größe, an Zahl der absoluten Foci (d. h. Zerfall in Untergebiete) und an Erregbarkeit zunehmen, je höher ihre Funktion ausgebildet
A b b . 10. Cercopithccus. Fingergebiet nur ein Dritteil des Armgebiets. für 2 — 5 Finger und Daumen. Vergr. 2 : 1 .
Nur je ein Gebiet
ist. So haben die niederen Säugetiere entsprechend der überragenden Bedeutung ihrer Kopfbewegungen für Verteidigung und Nahrungsergreifen gegenüber ihren Extremitäten ein größeres und differenzierteres elektrisch erregbares Subsegmentum capitis und können daher als „Kopftiere" den Primaten als ,,Extremitätentieren" gegenübergestellt werden. Der Affe Ateles, der sich seines Schwanzes als einer „fünften Extremität" bedient, hat ein besonders großes Schwanzzentrum. In der Primatenreihe erfolgt die zunehmende Vergrößerung des Gebiets für Finger parallel der Zunahme ihrer Geschicklichkeit. Abb. 10 bringt bei zweifacher Vergrößerung das Gehirn eines Cercopithecus, Abb. 11 das des Menschen bei Verkleinerung um ein Drittel. Man beachte (unter Berücksichtigung der Vergrößerung resp. Verkleinerung der Abbildung) die Ausdehnung des Fingerzentrums und weiter bei Cercopithecus nur den Zerfall in je ein Gebiet für Daumen und die übrigen Finger, während der Mensch nach F o e r s t e r getrennte Reizgebiete für alle Finger besitzt.
Bd.
1, H e f t 1954
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GESTALTUNG DER TOP1ST1SCHEX
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HIRNFORSCHUNG
Große Differenzen der einzelnen architektonischen Rindenfelder finden sich nun auch noch von Mensch zu Mensch. E x t r e m verschiedene Ausbildungsgrade einer lokalisierbaren Fähigkeit zeigen beträchtliche Größenunterschiede des betreffenden Hirngebiets (vgl. 61, Abb. 14 und 16!). E i n individuell besonders leistungsfähiges Hirngebiet zeichnet sich neben seiner besonderen Größe noch durch eine Reihe weiterer Eigenschaften aus: 1. Zerfall in Untergebiete, 2. eventuelle Wachstumshemmung benachbarter Grisea, 3. Größe seiner Nervenzellen mit entsprechendem Reichtum an Nisslsubstanz und Kernchromatin (speziell Größe des Nucleolus) und 4. Ausdehnung der Interzellularsubstanz ( = Nisslgraus). Diesen morphologischen Eigenschaften gehen gesteigerte Leistungsfähigkeit und Vitalität sowie geringere Neigung zum Altern und Anfälligkeit gegenüber Noxen parallel. Beim Einsetzen von Altersprozessen oder beim Kampf gegen Zelleiberkrankungen zeigen die Nervenzellkerne stärkere Chromatinbildung als Zeichen einer gesteigerten Reparationsfähigkeit.
A b b . 1 1 . Mensch.
E s existieren g e t r e n n t e elektrisch erregbare Gebiete für jeden
Das g e s a m t e F i n g e r g e b i e t etwas größer als der R e s t des Armgebiets.
Finger.
Verkleinerung 2 : 3.
Bei Entwicklungshemmungen sieht man das Gegenteil aller eben aufgezählten Erscheinungen. Auf gewisse ähnliche Verhältnisse stoßen wir bei Vergleich menschlicher Gehirne mit solchen von Tieren. D. Die spezifischen Umformungsdispositionen der strukturellen E l e m e n t e topistischer Bezirke
Die topistischen Bezirke haben nicht nur eine Sonderfunktion, sondern auch eine spezifische Umformungsdisposition (41, S. 343). a) D i e T a t s a c h e d e r s p e z i f i s c h e n U m f o r m u n g s d i s p o s i t i o n Die verschiedenen geweblichen Elemente eines topistischen Bezirks zeigen solche Dispositionen. Am häufigsten stellen wir sie aber an den im Nisslbild gefärbten Bestandteilen der Nervenzellen fest.
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Journal Hirnforschung
Jede normale Angehörige einer Nervenzellform zeigt im Verlauf ihres Lebens unter normalen ( = durchschnittlichen) Erblichkeits- und Umweltsbedingungen die für diese Nervenzellform typischen Umgestaltungen. Die betreffende Zelle beginnt zu einer bestimmten Zeit sich aus einem Neuroblasten zu entwickeln, erreicht nach einer strukturell und zeitlich spezifisch gestalteten Evolution zu einer bestimmten Zeit ihr anatomisch besonders charakterisiertes Reifestadium und erlebt wiederum zu einer bestimmten Zeit den Eintritt einer ebenfalls typisch gearteten Involution ( = Senilität). Diese normale Lebensgeschichte ist die Manifestierung einer der betreffenden Nervenzellform eigenen Umgestaltungsdisposition, die im Verlauf des Lebens sich fortgesetzt in einer bestimmten Richtung ändert. Wir haben sie als Orthoklise bezeichnet (vgl. speziell 41, S. 343ff.). Eine Nervenzellform kann nun aber durch Mutationen oder Änderungen ihrer Umwelt eine Abwandlung ihrer normalen Lebensgeschichte erfahren. Die verschiedenen Nervenzellformen sind dabei durch einen bestimmten ,,Abwandlungsfaktor" ungleich beeinflußbar. Meist zeigt im Einzelfall nur eine beschränkte Zahl von Nervenzellformen eine Veränderung. Diese ist bei den überhaupt beeinflußten Nervenzellformen keine identische. Sie kann qualitativ verschieden sein. Stets ist sie aber in ihrer Intensität abgestuft. So gehen selbst in den Fällen, in denen — wie bei der amaurotischen Idiotie — a l l e Nervenzellen infolge einer Mutation erkranken, die verschiedenen Nervenzellformen zu ungleicher Zeit zugrunde. Neben einer ihr eigenen Orthoklise besitzt also die einzelne Nervenzellform die Neigung, auf gewisse anormale Einwirkungen mit bestimmten Abwandlungen zu reagieren. Soweit diese Neigung eine gesunde (höhere Entwicklung oder wenigstens eine biologisch indifferente; vgl. Abb. 1) Abweichung betrifft, sprechen wir von der Atyfoklise der betreffenden Nervenzellform. Entsteht eine Funktionsherabsetzung der veränderten Zellen, so liegt eine Manifestierung der Pathoklise dieser Zellen vor. Bezüglich ihrer Wirkungsfähigkeit stehen Atypoklise und Pathoklise in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Orthoklise. Je stärker die Orthoklise einer Nervenzellform ist, um so geringer ist ihre Anfälligkeit gegenüber Abwandlungsfaktoren. Auf pathokline Erscheinungen außerhalb des Gehirns hat Meessen (13) hingewiesen, auf noch ungeklärte Formen derselben bei Hirngeschwülsten Zülch (62). Die Gesamtklise einer normalen Nervenzelle erleidet eine Änderung, sobald durch irgendeinen Faktor eine irreversible Anomalie ausgelöst ist. Wir sahen schon S. 29, daß eine Hemmung der Entwicklung einer Nervenzelle deren Vitalität herabsetzt, d. h. deren Pathoklise steigert. Diese Steigerung kann nur den Grad annehmen, daß die Anfälligkeit für neue pathogene Faktoren erhöht ist. Wir sprechen dann von einer Prädisposition. Das gilt z. B. von der erblichen Veranlagung bei Chorea minor. Die irreversible Anomalie kann sich aber auch autonom zu einem progressiven Krankheitsprozeß entwickeln. Dann liegt nach unserer Nomenklatur eine Prädetermination ( = Prädestination) vor, z. B. für die erbliche H u n t i n g t o n s c h e Krankheit.
B d . 1, H e f t 1/2 1954
Der auslösende Faktor ruft bei einer Prädisposition eine mehr oder weniger akute Erkrankung hervor. Der auf Grund einer Prädetermination autonom einsetzende Krankheitsprozeß nimmt einen chronischen Verlauf. Mit einer Prädetermination verbindet sich wohl immer eine größere Anfälligkeit gegenüber verschiedenen Noxen. Diese können dann das akute Auftreten der prädeterminierten Krankheit (eventuell in modifizierter Form) bedingen (vgl. 47 und 48!). b) D i e B e d e u t u n g für die E r f o r s c h u n g des
Nervensystems
Die der einzelnen Nervenzellform eigene Atypo- und Pathoklise müssen natürlich zur Folge haben, daß durch sie mitbestimmte Veränderungen nur diese Nervenzellform betreffen, d. h. topistischer Natur sind. Im Verlauf unserer genaueren Analyse von anatomischen Über- oder Unterentwicklungen bei Über- oder Unterbegabten und von anatomischen Veränderungen bei Hirnkranken deckten wir dementsprechend immer mehr topistische Veränderungen auf. Die gleiche erblich-, körperlich- oder umweltbedingte Einwirkung hatte auch andere Nervenzellformen getroffen. Diese waren aber weniger, andersartig oder gar nicht verändert. Solche topistische Veränderungen können auf besondere t o p i s t i s c h e Bezirke hinweisen. So ist z. B. im Ammonshorn ( = Hippocampus) bei der amaurotischen Idiotie der erste Zelluntergang auf den „distalen" (d. h. vom Subiculum entfernteren) Abschnitt unseres Feldes h 2 (des sogenannten resistenten Sektors) beschränkt (vgl. 41, Abb. 84). Eine durch diese Beobachtung angeregte spezielle Untersuchung zeigte dann so starke architektonische Besonderheiten dieses Gebiets, daß wir es als ein Sondergebiet h2b von dem proximaleren h 2a trennen mußten. Mit jeder derartigen Aussonderung eines topistischen Bezirkes ist der Träger einer neuen Sonderfunktion aufgedeckt. Damit ist die Aufgabe gegeben, diese Sonderfunktion zu erforschen. Vorläufig stehen wir aber noch für die meisten der bereits erkannten topistischen Bezirke vor dieser Aufgabe. Diese wird um so schneller gelöst werden, je mehr jene (S. 36f.) erörterte Tatsache ausgenutzt wird, daß länger dauernde somatische oder psychische Funktionsabweichungen stets mit anatomischen — meist topistischen — Besonderheiten, d. h. mit gesunden Variationen (vgl. Abb. 1) oder pathologischen Anomalien verknüpft sind. Soweit dabei pathologische Anomalien zur Klärung von Sonderfunktionen herangezogen werden, darf nie vergessen werden, daß wir nur Funktionsstörungen vor uns haben. Die richtige Ableitung der Funktion aus einer solchen Störung ist schwieriger als vielfach angenommen wurde oder wird. Wir wiesen S. 9 darauf hin, wie ungleiche funktionelle Schlußfolgerungen aus den klinischen Symptomen gezogen wurden, seitdem man im vorigen Jahrhundert begann, auf Grund von groben Herden eine Hirnlokalisation aufzubauen. Topistische Variationen bei gesunden Ausnahmemenschen sind daher für den Aufbau einer Funktionslehre vorzuziehen.
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C É C I L E UNI) O S K A R VOGT
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Journal Hirnforschung
c) D i e G r u n d l a g e n d e r K l i s e Die Klise äußert sich am stärksten in der Pathoklise. Diese ist deshalb für die Aufdeckung der Grundlagen der Klise vornehmlich auszunutzen. Die Häufigkeit auf bestimmte topistische Bezirke beschränkter Hirnerkrankungen wird immer mehr erkannt. Auch unsere Auffassung, daß in den meisten Fällen, in denen die Erkrankung der Nervenzellen im Vordergrund steht, die Ursache dafür in den Nervenzellen gelegen ist, wird durch neue Befunde immer mehr gestützt.
A b b . 12. Die Hauptzellen der Schichten des Feldes 2 2 R o s e s der Maus. sammenstellung von Golgibjldern nach L o r e n t e de No.
B e h e i m s Zu-
E s gelingt nun aber nicht, sichtbare Strukturen für das eigentliche Wesen ungleicher Pathoklisen verantwortlich zu machen. Es scheint uns daher heute noch mehr als vor 30 Jahren (vgl. 33) das Gegebene, die Verursachung der Klise — wenigstens vornehmlich — in die submikroskopischen physikochemischen Strukturen zu verlegen. Die in den letzten Jahren erfolgten Aufdeckungen chemischer Differenzen in den einzelnen Nervenzellformen scheint uns die Berechtigung unserer Schlußfolgerung zu stützen. Konnten S c h a r r er und S i n den doch schon von einer Chemo architektonik sprechen!
GESTALTUNG DER TOPISTISCHEN HLRNFORSCHING
33
Zu den chemischen Unterschieden, die von den beiden Autoren zitiert werden, kommt neuerdings auch noch die ungleiche Menge von Symfathin in verschiedenen Hirngebieten hinzu ( M a r t h e V o g t , 52). d) A n s c h l i e ß e n d e B e m e r k u n g e n z u r K l a s s i f i k a t i o n d e r N e r v e n zellen Nach dieser Zurückführung der Klise auf submikroskopische Nervenzellstrukturen scheint uns der Moment gekommen, auf die Unterschiedlichkeit und Taxionomie der Nervenzellformen einzugehen.
A b b . 13. Die H a u p t z e l l e n d e r S c h i c h t e n des F e l d e s 2 2 B r o d m a n n s n a c h R a m ó n y C a j a l , z u s a m m e n g e s t e l l t von B e h e i m (Mensch).
Unser Bestreben ist natürlich bei der Einteilung der Nervenzellformen, funktionelle Unterschiede in den Vordergrund zu stellen. Der Begriff Nervenzellform sagt nichts über die Funktion derselben aus. Er deutet nur an, daß die unter diesem Begriff zusammengefaßten Zellen irgendwelche gemeinsamen Merkmale haben. V o g t , Hirnforschung. Bd. 1.
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CÉCILE UND OSKAR
VOGT
für
Journal Hirnforschung
Eine Nervenzellform mit einer Sonderfunktion möchten wir als Nervenzellart bezeichnet wissen. Sie ist in einer Area auf Grund ihrer Sonderstellung im Leitungssystem zu erkennen. Soweit es sich um ein bestimmtes Rindenfeld handelt, kann man mit
Abb. 12 bringt eine Zusammenstellung B e h e i m s der Hauptzellen (S. 27) des Roseschen Feldes 22 der Maus nach den Feststellungen L o r e n t e de N o s im Golgibild. Die Hauptzellen 1—14 nehmen besondere Stellungen im Leitungssystem ein. Alle sind dementsprechend Nervenzellarten. Dasselbe
GESTALTUNG D E R TOPLSTISCHEN HIRNFORSCHUNG
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gilt für die Zellen 1—14 des äquivalenten Gebiets des Menschen (Abb. 13). Nur sind hier aus technischen Gründen die Zellen 11 und 12 nicht getrennt. Außerdem gibt es hier noch eine Nervenzellart A, die C a j a l als „akustische Spezialzelle", also als feldspezifische (S. 27), beschrieben hat. So relativ einfach es ist, den Charakter der Nervenzellformen e i n e s Rindenfeldes zu klären, so schwierig gestaltet sich die Taxionomie der Nervenzellformen der äquivalenten Schichten v e r s c h i e d e n e r Rindenfelder. So enthält z. B. (vgl. Abb. 14) die Körnerunterschicht IVc der menschlichen Area striata drei Körnerzellarten, die wir wie in Abb. 12 und 13 mit 7—9 bezeichnet haben. Sind sie nun auf Grund einer identischen Stellung im Leitungssystem als Angehörige der drei Zellarten 7—9 des Feldes 22 anzusehen ? Für eine Entscheidung muß man sich zunächst die Tatsache vergegenwärtigen, daß Rindengebiete, die ungleiche Projektionsfasern erhalten, stets auch eine ungleiche Cytoarchitektonik zeigen. Man muß daraus unserer Ansicht nach schließen, daß die Funktion eines Rindenfeldes nicht nur von den zuleitenden Projektionsfasern abhängt — wie man vielfach im vorigen Jahrhundert annahm (s. S. 9) —, sondern daß auch die jedesmaligen Nervenzellen an der Funktion mitbeteiligt sind. Wir nehmen dementsprechend für Teile der Hör- (Feld 22) und der Sehregion (Area striata) an, daß deren Nervenzellen an der ungleichen Funktion Anteil haben. Diese Beteiligung möchten wir nicht auf eventuelle Spezialzellen beschränkt wissen. Wenn dem so ist, so dürfen wir weiter schließen, daß die am Sehen und Hören beteiligten Nervenzellen prinzipiell verschieden strukturiert sind. I)a die Anatomie diese supponierten Sonderstrukturen aber nicht aufdeckt, müssen wir sublichtmikroskopische Feinstrukturen als Träger dieser Unterschiede vermuten. Dabei ist aber die feinstrukturelle Grundlage für die Pathoklise zweifellos verschieden von der supponierten der Sinnesspezifität. Denn in ganz verschiedenen Areae zeigen die gleichen Schichten auch die gleiche Pathoklise, wie denn schon N i s s l auf die weite Verbreitung von 5c/ii'cAtewerkrankungen gegenüber der Seltenheit omnilaminärer FeWererkrankungen hingewiesen hat. Wir werden auf Grund dieser ganzen Feststellungen und Schlußfolgerungen von den Nervenzellarten der einzelnen Area sprechen, diejenigen Nervenzellen aber, die in der äquivalenten Schicht verschiedener Areae die gleiche Stellung im Leitungssystem einnehmen und die gleiche Pathoklise zeigen, zu Neuronarten zusammenfassen. Die Existenz einer Neuronart weist also darauf hin, daß in verschiedenen Areae teilweise gleiche Leitungsverhältnisse existieren. Es muß aber den künftigen Erforschungsmöglichkeiten ihrer submikroskopischen Feinstruktur die Klärung vorbehalten bleiben, wieweit diese Feinstruktur bei den Angehörigen einer Neuronart identisch ist, also die Begriffe Neuronart ur.d Nervenzellart zusammenfallen oder nicht. Verwandte Nervenzell- und Neuronarten können dann noch zu höheren Gruppen: Untergattungen, Gattungen usw. zusammengefaßt werden. 3*
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Journal Hirnforschung
E. Die Verbindung jeder individuellen Funktionsabweichung von l ä n g e r e r Dauer m i t einer a n a t o m i s c h e n Variation oder Anomalie
Wir lernten im Abschnitt D b (S. 31) die große Bedeutung topistischer Variationen und Anomalien für die Funktionslehre kennen. Wir wiesen gleichzeitig darauf hin, daß diese Bedeutung von der Häufigkeit solcher Variationen und Anomalien abhinge. Betreffs dieser Häufigkeit können wir zunächst feststellen, daß wir in unserer großen Hirnsammlung (vgl. S. 14) keinen Fall von nervöser oder psychischer Abwandlung besitzen, der nicht auch eine anatomische Abwandlung zeigt, die mit der funktionellen Abweichung in Beziehung gebracht werden kann. Dabei sind ferner die meisten anatomischen Veränderungen topistischer Natur, wie schon S. 31 erwähnt wurde. Das gilt z. B. für die ganz überwiegende Mehrzahl unserer etwa 100 Fälle extrapyramidaler Bewegungsstörungen und unserer 30 Fälle von Schizophrenie oder anderen sogenannten funktionellen Psychosen. Solche topistischen Abwandlungen (gesunde Variationen und pathologische Anomalien; Abb. 1) sind ausgesprochen geeignet für eine k l a r e Inbeziehungsetzung eines bestimmten Griseum zu einer bestimmten Funktionsabweichung. Aber wir stoßen noch auf mancherlei Schwierigkeiten. Eine erste ist die Vielörtlichkeit (Polytopie) der baulichen Abwandlungen (vgl. 48). Das gilt insbesondere für pathologische Abwandlungen. Schon die primären, d. h. durch den oder die ätiologischen Hauptfaktoren (S. 38) ausgelösten Prozesse können ubiquitär (z. B. bei der amaurotischen Idiotie) oder weit verbreitet sein (z. B. bei der Schizophrenie). Dazu kommen in primär nicht geschädigten Gebieten die schon S. 12 und S. 27 erwähnten Degenerationen (Leitungsentartungen). Endlich können die durch die primären Prozesse ausgelösten Funktionsstörungen auch außerhalb der primär erkrankten Gebiete neue Krankheitsprozesse hervorrufen. Hierher gehört die Enthemmung von Nervenzellen, die zu spastischen und Rigorzuständen, wie auch zum Tremor der Paralysis agitans ( J u n g , 9a) führen. Es können also ohne Hinzutreten weiterer Hirnschädigungen komplizierte vielörtliche Veränderungen vorkommen. Aber die durch diese Vielörtlichkeit entstandenen Schwierigkeiten sind überwindbar. Die Leitungsentartungen sind anatomisch aufdeckbar. Auf die bisher nicht näher studierten enthemmten Zentren dürften sekundäre Faserdegenerationen und Nervenzellhypertrophien hinweisen. Die primäre Polytopie ist bei jeder anderen Ätiologie anders zusammengesetzt (vgl. S. 41), so daß der s t e t s erkrankte Bezirk zu dem s t e t s vorhandenen Krankheitssymptom in Beziehung gebracht werden kann. Weiter ist es sehr schwierig, bei erkrankten Nervenzellen die Art und den Grad der Funktionsstörung festzustellen.
GESTALTUNG DER TOPI STLSCHEIN' HIRNEORSCHUNG
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Man hat deshalb bisher — wie wir selbst — bei pathologischen Anomalien vornehmlich Zellausfälle zur Erklärung der Krankheitssymptome herangezogen. Man mußte aber bei diesem Vorgehen sich stets bewußt sein, daß man nicht die ganze Verursachung der klinischen Symptome damit aufdeckte. Es bedingen nun aber bei gewissen Krankheiten nicht die ausgefallenen, sondern die noch vorhandenen kranken Zellen die hauptsächlichsten klinischen Symptome. Das gilt für die Schizophrenie und andere funktionelle Psychosen. Der tatsächliche Zellausfall verursacht natürlich den dauernden Defekt. Aber die Tatsache möglicher, weitgehender Remissionen und die vorübergehend starke Beseitigung der Störungen durch Schockbehandlungen weisen darauf hin, daß die kranken Zellen vornehmlich mit den psychotischen Symptomen verknüpft sind. Die entsprechenden Nervenzellerkrankungen sind aber nicht allein an sich schwieriger zu erfassen und die mit ihnen verknüpften Funktionsstörungen weniger leicht zu deuten, als bei schnellen holotopistischen Nervenzelluntergängen. Ihre Erfassung wie ihre funktionelle Interpretation wird auch noch durch die ausgedehnte Polytopie der primären Erkrankung beträchtlich erschwert. Gewiß werden die Schwierigkeiten, die aus einer solchen Polytopie entstehen, durch die Tatsache gemildert, daß die einzelnen Grisea (kortikale Felder und Schichten wie subkortikale Kerne und Lamellen) durchaus ungleich stark an der Erkrankung beteiligt sind. So fand B e h e i m bei unkomplizierten Schizophrenien die Heschlsche Windung wenig, die dritte Schläfenwindung stark und unter den Schichten der letzteren die Unterschicht 777 2 (vgl. Abb. 16) am stärksten betroffen. Nach B ä u m e r zeigen bei Schizophrenie der Nucleus medialis, der N. anterior, der N. lateralis dorsalis und der N. lateralis ventralis eine Abnahme der Erkrankung in dieser Reihenfolge (vgl. Abb. 17). Eine noch größere Erleichterung in der funktionellen Deutung der anatomischen Befunde entspringt der Tatsache, daß Psychosen ebenso wie andere Hirnkrankheiten bei ungleicher Ätiologie eine ungleiche Polytopie zeigen. Bei genügendem Beobachtungsgut wird man allmählich den Parallelismus zwischen bestimmten anatomisch veränderten Bezirken und klinischen Symptomen erkennen und damit zur Lokalisation der letzteren gelangen. Auf diese Tatsache werden wir auf S. 41 zurückkommen. Zuvor wollen wir uns noch mit der ätiologischen Bedeutung der Strukturveränderung einer einzelnen primären Anomalie beschäftigen. F. Der bauliche C h a r a k t e r einer Anomalie als Hinweis auf ihre V e r u r s a c h u n g
a) U n g l e i c h e H i s t o p a t h o l o g i e als I n d i k a t o r d i f f e r e n t e r Ä t i o l o g i e Studieren wir an einem genügenden Krankheitsgut die topistischen Veränderungen, die mit einem bestimmten klinischen Symptom zusammenhängen, so konstatieren wir folgendes. Das gleiche Griseum oder wenigstens das gleiche Neuronsystem ist immer der Sitz der anatomischen Veränderung.
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CÉCILE UND OSKAR
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Journal Hirnforschun^
Aber der pathohistologische Prozeß kann sehr mannigfaltig gestaltet sein. Diese Mannigfaltigkeit läßt vielfach Schlüsse auf eine ungleiche Ätiologie zu. So konnten wir bei Auftreten des Symptoms „Chorea" stets eine Erkrankung des Striatum (gelegentlich unter stärkerer Beteiligung anderer Grisea des striären Systems) feststellen. Dabei war aber der histologische Prozeß so verschieden, daß wir zehn ätiologisch differente Gruppen unterscheiden konnten. Es konnten sogar einzelne dieser Gruppen weiter ätiologisch aufgespalten werden (vgl. 47!). b) Ä t i o l o g i s c h e H a u p t - u n d N e b e n f a k t o r e n Tieferes Eindringen in die Ätiologie zeigt komplizierte Verhältnisse. Ein histopathologischer Prozeß ist nämlich „die Resultante aller pathogenen Faktoren exogener und endogener Natur und aller defensiv und regenerativ wirkender K r ä f t e " (31, S. 15). Es ist also an dem Zustandekommen jedes histopathologischen Prozesses stets eine Mehrzahl ätiologischer Faktoren beteiligt, auch wenn man die für die Manifestierung der Affektion und ihrer Folgen noch erforderlichen Realisationsbedingungen unbeachtet läßt (43, S. 609). Dabei h a t jeder besonders gestaltete histopathologische Prozeß natürlich seine besonderen ursächlichen Faktoren. Unter diesen gibt es aber nur einen oder einige, ohne deren Vorhandensein die Erkrankung nicht aufgetreten wäre: der oder die Hauptfaktoren. Sie stellen die Ätiologie im engeren Sinne dar. Ihre Bekämpfung ist die Hauptaufgabe der Medizin. Eine auf sie aufgebaute ätiologische Klassifikation gestattet, an Erkrankten einer Gruppe festgestellte therapeutische oder prophylaktische Erfolge auf Grund eines Analogieschlusses auf andere E r k r a n k t e der gleichen ätiologischen Gruppe zu übertragen. Es gilt dementsprechend, bei einem pathohistologischen Prozeß die generellen Hauptfaktoren von den individuellen Nebenfaktoren zu unterscheiden. Dieses stößt auf manche Schwierigkeiten. Es wird die Aufgabe späterer Veröffentlichungen dieses Journals sein, sich mit diesen Schwierigkeiten auseinanderzusetzen. Hier soll nur deren generelle Problematik behandelt werden, als eine Einführung in die weiterhin folgenden Erörterungen. Bei der Schizophrenie und verwandten Psychosen spielt die erblich bedingte (oder f r ü h erworbene) Prädisposition oder Prädetermination den oder einen Hauptfaktor. Diese Tatsache veranlaßt uns, kurz auf die Manifestierung von Erbanlagen einzugehen. c) D i e M a n i f e s t i e r u n g v o n
Erbanlagen
Man kann zunächst zwei Seiten der Manifestierung unterscheiden: die Intensität und die Qualität (Spezifität T i m o f e e f f s ) . Die Intensität gliedern wir noch in die Penetranz und die Expressivität (37). Eine erbliche Anlage manifestiert sich nicht immer. Die Häufigkeit der Manifestierung drückt den
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- ^ílf'
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GESTALTUNG DER TOPISTISCHEN HIRNFORSCHUNG
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Grad der Penetranz aus. Eine 75 %ige P e n e t r a n z bedeutet, d a ß von 100 Trägern einer erblichen Anlage die Manifestierung derselben 75mal erfolgt. Unter Expressivität verstehen wir die Stärke der Manifestierung. Bei schwacher Penetranz k a n n die Expressivität stark sein u n d umgekehrt. Es müssen daher diese beiden Seiten der I n t e n s i t ä t unterschieden werden. Die Expressivität kann sich auf die Zeit, die Topik u n d die Spezifität beziehen (49). Die „temporäre betrifft die Zeit des Beginns und die Schnelligkeit des zeitlichen Verlaufs", die „topische die Ausdehnung innerhalb des K ö r p e r s " u n d die spezifische den Grad der Umgestaltung. Schwankungen der Expressivität machen sich meist nach allen drei Richtungen in gleicher Stärke bemerkbar (koordinierte Expressivität; 41, S. 304). Die Spezifität b e t r i f f t auf dem Gebiet körperlicher Veränderungen den Sitz der einzelnen Besonderheit, den Grad der Gerichtetheit (der Eunomie) bei polytoper Manifestierung sowie den Bau der Abweichungen. Abb. 15 zeigt den Flüge] einer normalen Drosophila. Die Flügeladern sind in vier Abschnitte geteilt. Bei der gleichen Mutation ist in Abb. 15b der Endabschnitt der 3. Längsader, in Abb. 15 c der zweitletzte Abschnitt unentwickelt geblieben. Würde von zwei benachbarten Grisea das eine Mal nur das eine, das andere Mal nur das andere eine Erkrankung zeigen, so würden ungleiche klinische Symptome in Erscheinung treten. I n bezug auf die drei Manifestierungsseiten können Mutationen eine große Konstanz zeigen oder diese vermissen lassen. Wir h a b e n die ersteren als starke den letzteren als schwachen gegenübergestellt (49). Einer erblichen chronischen Chorea liegt — wenigstens meist — eine starke, der Paralysis agitans — wenigstens häufig — eine schwache Mutation zugrunde.
A b b . 15. Flügel d e r s c h w a c h e n G e n m u t a t i o n V e n a e a b n o r m e s der Drosophila melanogaster.
Die Schwankungen in der Manifestierung schwacher Mutationen hängen von der Gestaltung des Restkeimplasmas (insbesondere des Restgenoms), korporaler F a k t o r e n (innersekretorischer oder solcher des Stoffwechsels) oder exogener Beeinflussungen ab. Zu den Spezifitätsschwankungen gehört noch eine bisher nicht erwähnte Form: die der gegensätzlichen (unserer polaren) Manifestierung. So kann z. B. die gleiche Mutation eine Entwicklung der beiden rudimentären Flügel der Drosophila zu vollen Flügeln oder eine Zunahme des rudimentären Charakters bedingen. Bei dem Unentwickeltsein einer Eigenschaft, die beide Eltern stark ausgeprägt haben, kann eine solche polare Mutation vorliegen. Auf Grund erfolgreicher E x p e r i m e n t e an Tier u n d Pflanze dürfen wir mit der Möglichkeit rechnen, eines Tages durch künstlichen Ersatz desjenigen Stoffes, dessen Bildung durch Versagen eines mutierten Gens nicht erfolgt
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Journal Hirnforschung
ist, das A u f t r e t e n der entsprechenden E r b k r a n k h e i t zu verhindern. (Vgl. 10 a und 6 a!) H a t m a n f ü r eine b e s t i m m t e Mutation den erforderlichen Stoff gefunden, so gilt es, die Fälle ausfindig zu machen, denen die gleiche Mutation zugrunde liegt. Dieses kann im Crossing-over-Experiment oder bei Fliegen an den Riesenchromosomen der Larven entschieden werden. Beide Wege kommen f ü r den Menschen nicht in Betracht. Welche Aufklärung kann uns nun die Anatomie geben ? d) D e r h i s t o l o g i s c h e P r o z e ß a l s I n d i k a t o r Mutationen
differenter
Bei allen Choreatikern steht die Chorea so sehr im Vordergrund, daß es von vornherein gegeben war, von dem B e f u n d im S t r i a t u m resp. im striären System auszugehen. Bei der Schizophrenie ist es zur Zeit noch unmöglich, zu entscheiden, welchen Topos man zum Ausgangspunkt wählen soll. Bei unserer eigenen Orientierung (44) fanden wir den Nucleus medialis t h a l a m i stets stark verändert. B ä u m e r hat dieses vollständig bestätigt. So möchten wir Veränderungen dieses Griseum auch hier als Ausgangspunkt b e t r a c h t e n u n d Anomalien anderer Grisea als „assozierte Miterkrankungen" betrachten, ohne deshalb die Veränderungen des Nucleus medialis als die wichtigste Anomalie hinzustellen. Stark e r k r a n k t e Schwundzellen sind der häufigste B e f u n d (46 a) bei Schizophrenen. Die Veränderung befällt zunächst kleine Zellhaufen. W ä h r e n d in diesen Zellen d a n n der Prozeß bis zum Verschwinden der Zellen fortschreitet, d e h n t sich die E r k r a n k u n g peripherwärts aus. Auf diese Weise bilden sich allmählich immer größere Zellücken. Hier entstehen nun die F r a g e n : 1. k o m m t ein fortgeschrittener Grad dieses histopathologischen Prozesses außerhalb der Schizophrenie vor und, wenn ja, wie bei Bu 12 (Abb. 17 f), kann m a n 2. auf die schizophrene N a t u r aus einer charakteristischen Polytopie schließen ? Neben diesen Schwundzellen begegnen wir nach B ä u m er im Nucleus medialis der alveolären Zellveränderung a. Auch bei ihr geht u n t e r W a b e n bildung der Zelleib f r ü h e r als der Kern zugrunde. Aber die Zelleibwaben sind größer. E s t r i t t niemals Lipofuscin in ihnen auf. Der Kern ist nie vergrößert, aber noch lange chromatinreich. B ä u m e r beobachtete diesen Prozeß bei typischen Schizophrenien (eventuell verbunden mit Schwundzellen), bei einer 12jährigen Hebephrenie (Abb. 17 d), zusammen mit Schwundzellen und vielen involutiven Zellen bei einer F r a u mit schizophrenen Symptomen (Abb. 17 g) u n d bei einem infolge einer Endarteritis obliterans an einer progressiven Verblödung erkrankten Mädchen (Abb. 17 h). Dieser Prozeß kann also vaskulär ausgelöst werden. Aber in denjenigen Fällen, in denen er genuin in Erscheinung t r i t t , entsteht die Frage, ob er durch einen andern H a u p t f a k t o r ausgelöst wird als der Schwundzellenprozeß oder bei der gleichen Ätiologie n u r durch einen anderweitigen Konstitutionsunterschied, also einen Nebenfaktor, bedingt ist. W a s lehrt auch in diesem Fall die Polytopie ?
B d . 1, Heft 1/2 1954
G. Die u n g l e i c h e K o m b i n a t i o n v o n e r k r a n k t e n t o p i s t i s c h e n E i n h e i t e n gleicher Ätiologie
bei
un-
An anderen Stellen (zuletzt 48) haben wir auf folgendes hingewiesen. Einerseits finden sich in allen Fällen von chronischer Chorea polytope Hirnveränderungen. Andererseits ist aber jede der zehn auf Grund ihres besonderen histologischen Prozesses im striären System unterschiedenen ätiologischen Choreagruppen und die Untergruppen I I a + I I b mit von Gruppe zu Gruppe wechselnder Erkrankung anderer Nervenzellarten oder wenigstens mit einer besonderen Art des histologischen Prozesses gekoppelt.
a
b
c
d
e
f
Bu 21
Bu19
Bu 62
Spa2
Bu12
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42 3. ,4-
m., 5
641,24
833.,50
513., 3
12 3.
Katatonie Katatonie Paranoia Paranoia Erstarrung Hebephren 1
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Abb. 16. Nesterförmige Erkrankung in den Schichten I I —VI der 3. Schläfenwindung bei Psychosen nach B e h e i m . In der Überschrift die große Zahl = das Sterbealter, die kleine Zahl = die Krankheitsdauer. Es bedeuten die Kreise vorhandene Nester erkrankter Zellen, die schwarz ausgefüllten Kreise Zellücken, ihre Größe die Größe, ihre Zahl die Häufigkeit der Zellücken, die Zickzacklinie eine starke Erkrankung.
Anfänge solcher Befunde liegen auch schon für die Schizophrenie vor. Bei allen Schizophrenen ist der Nucleus medialis thalami viel schwerer erkrankt als der N. lateralis dorsalis und der N. lateralis ventralis (Abb. 17 a, b, c, d und e). Bei Bu 12 (Abb. 17 f), die Hopf als „erstarrende Rückbildung" auffaßt, ist der Nucleus anterior kränker, die Nuclei laterales ebenso krank wie der N. medialis. Unsere Neigung, in dieser Störung der bei der Schizophrenie vorkommenden Eunomie das Anzeichen einer anderen Ätiologie zu sehen, wird von Fro 1 gestützt. Hier hat eine Gefäßerkrankung, also eine ganz andere Ätiologie, zu einer ähnlichen Stärke der Erkrankung der Thalamuskerne a, d und v geführt. Zugunsten dieser Auffassung von der Besonderheit der Ätiologie des Bu 12 spricht ferner noch ein Befund B e h e i m s (Abb. 16).
42
CÉCILE UN]) OSKAR
VOGT
Journal Hirnforschung
für
Es handelt sich um die Zellückenentwicklung in der Rinde der 3. Schläfenwindung. Die verschiedenen Rindenschichten erkranken ungleich früh und zeigen einen ihrem zeitlichen Auftreten parallelen, also eunomischen Prozeßverlauf. a zeigt diese Eunomie der Katatonen Bu21, b gegenüber a leichte, im Sinne der a
b
A 58
24 J .
Normal
c
4' J.
B u 19 Katatonie
d
Bu 62
64 J .
Paranoia 24 J .
+
Zelliicken
-
-
-
-
4 4
N o r m a l e Nz
3
4
4
Schwundz. I—III .
5
5
5
Schwundz. I V - V I 1 1
1
+
-
-
+
1
1
1
6
4
1
3
6
6
6
1
12 J .
Hebephrenic
15 J . Gefäße
H e 28
5
+ +
4-
+
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
1 5 4
1
1
5
5
1
2
1
2
Alveolare a
4
1
2
3
3
2
2
Alveolare b
1
Schrumpfzellen . . . L i p o i d e Sklerose . .
1
1
1
m.
a.
d.
1
1
Involution
Bu 8
V.
76 J .
Paranoia
m.
il.
Bu
12
d.
51 J .
Erstarrung
+
Zellücken
+
2
3
2
2
m.
a.
d.
V.
Cp 84
17 J .
+ +
-
-
+
+ +
+
1
Schwundz. 1—III .
1
2
5
6
5
3
5 4
+
+
1
1
2
2
1
m.
a.
d.
V.
Fro
1
20 J .
E n d a r t e r i t i s obli. 5 J.
+
+
+
+
2
1
3
1
5
4
4
4
+
N o r m a l e Nz
Schwundz. 1V-VI1I
65 J .
Schizo. S y m p t . 3 J.
5 J. Gefäße
V.
1
4
6
6
2
5
3
3
1
2
2
1
2
Alveolare b Schrumpfzellen . . . L i p o i d e Sklerose
1
.
Involution m.
a.
1
2
6
6
d.
V.
m.
a.
d.
-1
5
3
3
5
m.
a.
d.
V.
1
2
1
2
m.
a.
d.
V.
1
f g h A b b . 17. Die .Zellerkrankung d e r Nuclei t h a l a m i medialis (m), a n t e r i o r (a), lateralis dorsalis (d) et l a t e r a l i s v e n t r a l i s (v) n a c h B ä u m e r . 1 = 25, 2 = - 5 0 , 3 = —100, 4 = - 2 0 0 , 5 = - 3 0 0 , 6 ü b e r 300 Zellen. Die Zahlen in der r e c h t e n E c k e b e d e u t e n die K r a n k h e i t s d a u e r .
Eunomie erfolgte Krankheitsfortschritte der Katatonen Bu 19, c ein Stadium, das b annähernd gleicht, d einen weiter fortgeschrittenen Befund bei einem langlebigen Paranoiker. In allen Fällen handelt es sich um die gleiche Eunomie. Dagegen fällt Bu 12 ganz aus dem Rahmen. Der Krankheitsprozeß ist trotz kürzerer Dauer nicht nur allgemein stärker ausgeprägt, sondern die Schichten IV und V sind besonders schwer befallen. Wir sehen in diesem Befund eine Stütze für einen bei Bu 12 vorliegenden besonderen Hauptfaktor.
GESTALTUNG DER TOPISTISCHEN HLRNFORSCHl'NG
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Wenden wir uns jetzt He 28 (Abb. 16 f und 17 d) zu! Angehörige der gleichen Nervenzellart können bei verschiedenen Individuen Ungleichheiten in ihrer Reparationsfähigkeit aufweisen. Bei einer ausnahmsweise vitalen 100jährigen zeigten zahlreiche Nervenzellen eine Kernpyknose, also eine gesteigerte Reparationsfähigkeit. Bei einem 93 jährigen, der bereits eine gewisse Demenz darbot, fehlte jede Spur einer solchen. Die alternde Zelle mit pyknotischem Kern stellt also nicht eine besondere generelle Form des Alterns dar, sondern nur eine individuelle Gestaltung. Entsprechend dieser Feststellung kann man daran denken, daß die alveoläre Zell Veränderung a von He 28 nur Schwundzellen darstellt, die eine individuell kräftigere nukleäre Reparationsfähigkeit besitzen. Diese Auffassung wird aber nicht gerade gestützt durch die Tatsache, daß He 28 nach B ä u m e r vornehmlich im Sinne der alveolären Erkrankung a veränderte Zellen zeigt. Die Erkrankung der T 3 (Abb. 16 f) von He 28 zeigt nun zwar einen besonders starken Grad, aber, abgesehen von dem geringen Befallensein der III1, in der üblichen eunomischen Form. Man könnte daraus schließen, daß entsprechend der Jugend der Kranken nur eine gesteigerte koordinierte Expressivität vorliegt, daß also nur ein Nebenfaktor die Expressivität gesteigert hat. Dafür spricht die Tatsache, daß auch die Hebephrene He 21 nach B ä u m e r bei Erhalten die Thalamuseunomie einen stark vorgeschrittenen Krankheitsprozeß im Thalamus zeigt. Kann das Heranziehen der Erkrankung der T 3 keine sichere Entscheidung bringen, so dürfte die von H o p f bei He 28 festgestellte Intaktheit des Striatum und des Pallidum einen entscheidenderen Wert haben. Die Intaktheit dieser Kerne bei drei von H o p f untersuchten paranoiden Schizophrenen könnte auf die geringe Expressivität zurückzuführen sein, die diese Fälle trotz der langen Dauer ihrer Krankheit zeigen (vgl. Abb. 17 c und e). Bei He 28 haben wir aber gerade eine in unserem Krankengut einzig gesteigerte Expressivität vor uns. Eine definitive Entscheidung möchten wir der Untersuchung der übrigen Hirnteile von He 28 und dem Vergleich mit andern sehr jungen Schizophrenen vorbehalten. E s sollte hier nur die Heranziehungsmöglichkeit spezifischer Polytopien für die Aufdeckung ungleicher Hauptfaktoren bei Schizophrenen aufgezeigt werden. Spezielle Veröffentlichungen werden diesen ätiologischen Erkenntnisweg eingehender behandeln. Schluß Dank der vorstehend geschilderten Förderung der topistischen Forschung durch den feineren Hirnbau sind baldige neue topistische Einblicke zu erwarten. Es gilt jetzt, die durchschnittliche architektonische Gliederung des menschlichen Gehirns zum Abschluß zu bringen. Diese kann dann weiter zu einer Sippen- wie zu einer Tiergehirne einbeziehenden vergleichenden Architektonik ausgebaut werden. Wir möchten diese Forschungsrichtungen nicht vernachlässigt sehen. Speziell die mit experimentellen Funktions-
44
C ^ LF .C^ 1LTi . rF.
I'KI)
O AA HK V VU OV G 1T U S3 K 1 X
für
HJiomufronraslc h u n g
Studien verknüpfte vergleichende Architektonik hat bereits für die Funktion slehre des menschlichen Gehirns wichtige Hinweise gezeitigt. Und das wird auch in der Folgezeit der Fall sein. Wichtiger erscheint uns aber das Eindringen in die Funktion der im menschlichen Normalgehirn unterschiedenen architektonischen Bezirke und Nervenzellformen. Hier erwarten wir die wichtigsten Einblicke von der Aufdeckung des Sonderbaus gesunder Ausnahmemenschen. Daneben gilt es, krankhafte somatische und seelische Erscheinungen zu lokalisieren. Immer stoßen wir aber dabei auf eine noch sehr mangelhafte Analyse der bewußtseinsunfähigen und der sich psychisch äußernden funktionellen Abwandlungen. Es muß die Funktionsanalyse gründlich vorwärts getrieben werden, wenn die Leistungsfähigkeit der Anatomie als Förderer der Funktionslehre vollständig ausgenutzt werden soll. Das gleiche gilt auch von der anatomisch begründeten ätiologischen Klassifikation der Krankheiten. Erst wenn wir die für die einzelne Ätiologie charakteristischen pathognomonen klinischen Symptome aufgedeckt haben, können wir zur Diagnose während des Lebens des Kranken gelangen und ärztliche Indikationen anwenden, die sich aus der ätiologischen Klassifikation ergeben. Das gilt insbesondere für die Erbkrankheiten. Erreichbare Ziele der Hirnforschung stehen vor unseren Augen. Aber wir werden uns ihnen nur bei einem k o o r d i n i e r t e n Z u s a m m e n a r b e i t e n z a h l r e i c h e r F a c h g e n o s s e n allmählich nähern. Mögen die künftigen Veröffentlichungen dieses Journals zur Erlangung dieses Zieles beitragen; das ist der Wunsch, mit dem wir dankbar die uns gebotene Gelegenheit ergreifen, ein Journal nach einer 10jährigen Pause wieder erscheinen zu lassen. Zusammenfassung 1. Die Pflege der somatischen Seite der Leib-Seele-Erscheinungen als Grundlagenforschung ist erforderlich, wenn wir zu dem überhaupt erreichbaren Verständnis dieser Erscheinungen vordringen wollen. Für die Behandlung und Prophylaxe pathologischer Leib-Seele-Erscheinungen ist sie absolut notwendig, da alle psychologischen Feststellungen darauf hinweisen, daß somatische Hirnveränderungen die letzte Grundlage der pathologischen Phänomene bilden. 2. Unter den Möglichkeiten, tiefer in die somatische Seite der LeibSeele-Erscheinungen einzudringen, verdient die topistische Hirnforschung die größte Beachtung. Innerhalb derselben muß die Anatomie führend sein. Sie vermag die funktionell differenten Gebiete des Gehirns aufzudecken. Sie kann durch Feststellung besonderer Entwicklungsgrade einzelnen dieser Gebiete Hinweise auf deren Funktion und Beziehung zum Seelenleben gewähren. Sie ist imstande, an ihren krankhaften Veränderungen diejenigen Gebiete aufzudecken, die zu einem klinischen Symptom oder Syndrom in Beziehung stehen. Und ihr ist es möglich, durch Auffinden der für eine bestimmte Ätiologie charakteristischen histopathologischen Veränderungen und deren jedesmaliger Lokalisation eine ätiologische Klassifikation zu schaffen. 3. Die topistische Forschung hat unerwartet schnell zu neuen Einblicken geführt und stellt weitere in Aussicht. Der Grund liegt in der Tatsache, daß der Hirnbau wie dessen histologische Reaktionen diese Forschung sehr erleichtert.
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46
C É C I L E UND O S K A R VOGT,
HIRNFORSCHUNG
für
Journal Hirnforschung
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Über das Verhalten des Nukleolarapparates in den menschlichen Pallidumzellen Von
Igor
Klatzo
Mit 37 K l e i n b i l d e r n
E i n g e g a n g e n 1947
I n h a 11 Seite
E i n l e i t u n g : 1. Ziel d e r A r b e i t 2. Einige D e f i n i t i o n e n 3. Material u n d T e c h n i k Befunde:
47 48 48
1. N o r m a l e L e b e n s g e s c h i c h t e a) E v o l u t i o n b) M a t u r i t ä t c) I n v o l u t i o n 2. F e t t i g e Regression 3. V e r h a l t e n des N u k l e o l a r a p p a r a t e s in p a t h o l o g i s c h e n F ä l l e n a) bei P n e u m o n i e b) bei P a r a l y s i s a g i t a n s c) bei a m a u r o t i s c h e r I d i o t i e
Schluß : Z u s a m m e n f a s s u n g
. .
48 81 53 56 56 57 57 58
Einleitung 1. Ziel
der
Arbeit
Unter N u k l e o l a r a p p a r a t verstehen wir mit C a s p e r s s o n den Nucleolus, seine Randkörperchen und chromatinhaltigen Massen in der Gegend der Kernmembran. Nach den Anschauungen der C a s p e r s s o n s c h e n Schule und denjenigen unseres Institutes entstehen diese Ansammlungen unter Mitwirkung des Nucleolus und beteiligen sich ihrerseits an der Bildung der Nisslsubstanz und damit an derjenigen des Cytoplasmas der Nervenzellen. Da Bildung von
48
Ü B E R DAS V E R H A L T E N D E S N U K L E O L A R A P P A R A T E S usw.
-j|
f(ir H
Cytoplasma nicht nur während der Evolution, sondern auch während des übrigen Lebens erfolgt, hat jede Umstellung der Lebensprozesse sowohl endogener wie exogener Natur eine Rückwirkung auf den Nukleolarapparat. In unserem Institut wurde ferner festgestellt, daß verschiedene Nervenzellarten Unterschiede in der Gestaltung ihres Nukleolarapparates zeigen. Diese Feststellungen sollen im folgerden durch Beobachtungen am Nukleolarapparat der Nervenzellen des Pallidum ergänzt werden. Es wurden die Verhältnisse in Evolution, Maturität und Involution untersucht. Um dabei einen besseren Einblick in das Verhalten des Nukleolarapparates der Zellen des Nucleus pallidus (Pallidum) zu gewinnen, haben wir einige pathologische Befunde herangezogen. 2. Einige
Definitionen
Den weiteren Ausführungen seien einige nomenklatorische Bemerkungen vorangestellt. Sie betreffen einige in unserem Institut benutzte Bezeichnungen. Alle Feulgen-positiven Bestandteile des Zellkernes bezeichnen wir als Thymoc h r o m a t i n , die restlichen chromatophilen, aber Feulgen-negativen Substanzen als F e u l g e n - n e g a t i v e s Chromatin ( = Ribosenukleotide des Schrifttums). Die am Rande des Nucleolus liegenden Chromatinkörperchen nennen wir R a n d k ö r p e r chen. Die Kernmembranansammlungen teilen wir in: Anlagerungen (nach innen von der Kernmembran), Einlagerungen (in der Kernmenbran) und Auflagerungen (außerhalb der Kernmembran). 3. Material
und
Technik
In unseren Studien benutzten wir die Vogt sehe Sammlung von mit Cresylviolett gefärbten Formol-Paraffinserien menschlicher normaler und pathologischer Gehirne verschiedenen Alters. Die Feulgenfärbung wurde nach vorheriger Entfärbung der entsprechenden Schnitte durchgeführt. Vorher wurden die uns interessierenden Zellen photographiert, um den Vergleich der beiden Färbungen zu erleichtern. Die Zellbilder sind bei Vergrößerung 1000 : 1 reproduziert, wenn nichts anderes vermerkt ist.
Befunde 1. Normale
Lebensgeschichte
a) E v o l u t i o n Zum Studium der embryonalen Entwicklung der Nervenzellen des Nucleus pallidus haben wir die Schnittserien von drei embryonalen Gehirnen herangezogen: l. E 120 - 6 Monate, 2. F 80 - 7 Monate und 3. F 79 - 8 Monate alt. In diesem Alter bilden die Pallidumzellen schon Zellen mit geformten Nucleoli. Die frühere Entwicklung der Neuroblasten und die Entstehung der Nucleoli war unserer Beobachtung nicht zugänglich. Die Unterschiede im Entwicklungsgrade der Pallidumzellen waren zwischen unseren drei Fötusgehirnen gering; dabei g i n g in a l l e n S c h n i t t e n die E n t w i c k l u n g des P a l l i d u m m e d i a l e der des P a l l i d u m l a t e r a l e v o r a u s . Im Pallidum laterale fanden sich kleine, spindelförmige oder rundliche Zellen, vorwiegend ohne Nisslsubstanz, durchschnittlich etwa 170 ¡JL
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groß. Im Pallidum mediale enthielten die Zellen (von etwa 370 \x Größe) meistens bereits Nisslsubstanz in der Peripherie des Zelleibes. Abb. 1 (Cresylviolettfärbung F 79, mPh. 4882) zeigt eine typische Zelle des Pal.lat. Im großen, hellen Kern sehen wir einen schon geformten Nucleolus; an seinem Rande liegen zwei große Randkörperchen. Sonst sehen wir im Kern vereinzelte, kleine Chromatinkörner; die Innenseite der Kernmembran ist mit einem feinen, „perlenschnurartigen" Netzwerk von Chromatinkörnern bedeckt. Das Cytoplasma ist hell, fast homogen. Abb. 2 (F 79, 4902) bringt die gleiche Zelle in Feulgenfärbung. Diese ist nach Beseitigung der Cresylfärbung durchgeführt worden. Es erwiesen sich die Randkörperchen und Chromatinkörner als Feulgen-positiv. Abb. 3 (F 79, 4891) (Cresylviolettfärbung) stellt eine typische Zelle im Pallidum mediale dar. Der Nucleolus ist deutlich größer als in der vorigen Zelle, die Randkörperchen kleiner. Das Cytoplasma ist im Vergleich mit der vorigen Zelle viel umfangreicher (etwa zweifach), an der Peripherie ist ein deutliches Auftreten von Nisslsubstanz zu bemerken. Abb. 4 (F 79, 4904) bringt die gleiche Zelle nach Umfärbungmit Feulgen. Der Nucleolus ist Feulgen-negativ. Die Randkörperchen sind kleiner als in Abb. 1 und 2 und Feulgen-positiv. Sie enthalten also Thymochromatin. Im Nucleolus ist eine helle Vakuole kaum sichtbar; an der Kernmembran zeigt sich dasselbe „perlenschnurartige" Netzwerk von Thymochromatinkörnern. Zwischen diesen zwei häufigsten Zellbildern treffen wir in unseren Schnittserien verschiedene Übergangsformen, wie auch Zellen in etwas jüngeren und älteren Stadien der Entwicklung. Die jüngeren Zellen des Pallidum lat. unseres Materials zeigen gröbere Randkörperchen, wie schon Abb. 1 und 2 lehrten. Sie können verschiedene Formen annehmen. Meistens sind zwei Randkörperchen vorhanden, seltener sehen wir noch mehr Randkörperchen. Ab und zu beobachten wir auch eine „hufeisenförmige" Gestaltung der Randkörperchen. Außerdem treffen wir ziemlich häufig ein grobes Thymochromatinkorn (Chromozentrum) an der Kernmembran, durch Feulgenfärbung verifiziert. In unseren Zellen sehen wir meistens nur e i n e n Nucleolus. Im ganzen Material konnten wir einige Zellen mit zwei Nucleoli beobachten (Abb. 5, F 79, 4919); dabei befand sich immer einer derselben in der Nähe der Kernmembran. O l s z e w s k i hat an den Nervenzellen des Ammonshorns und der Fascia dentata beobachtet, daß zuerst in der Mehrzahl auftretende Nucleoli im Verlauf der Differenzierung bis auf einen sich reduzieren. Dabei erfolgt vielfach eine Verlagerung der sich rückbildenden Nucleoli an den Rand der Kernmembran (vgl. O l s z e w s k i 1947, Tai. VII, Abb. 2). Es dürften daher die einzelnen groben Thymochromatinkörner an der Kernmembran in unseren V o g t , Hirnforschung. Bd. 1.
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Zellen die Randkörperchen der verschwundenen Nucleoli früherer Stadien darstellen. Der Kern unserer jüngsten Zellen ist blaß und im Verhältnis zum Zelleib groß. An der Kernmembran sehen wir ständig ein „perlenschnurartiges" Netzwerk von feinen Thymochromatinkörnern, das auch im weiteren Leben der Zellen verbleibt. Wir konnten an unserem Material die von C a j a l , H e i d e n h a i n , C. und O. V o g t (1947) aufgestellte p o s i t i v e M a s s e n r e l a t i o n z w i s c h e n N u c l e o l u s g r ö ß e u n d G e s a m t c y t o p l a s m a m a s s e bestätigen. Den größeren Zellen entsprachen auch größere Nucleoli. Bei Größenzunahme der Zellen beobachten wir an der P e r i p h e r i e des Zelleibes einen dunklen Saum (Abb. 6, F 79, 4910), der in noch größeren Zellen als echte, schollige N i s s l s u b s t a n z kenntlich wird.
A b b . 5—8
Häufig tritt, und zwar besonders in mehr spindelförmigen Zellen, polar von der Kernmembran eine schmale kegelförmige A u f l a g e r u n g auf, die eine Tendenz zeigt, sich auch in die Fortsätze zu erstrecken (Abb. 7, F 79, 4903). N u c l e o l u s v a k u o l e n sehen wir erst in den Zellen mit deutlicher Nisslsubstanz (Abb. 8, F 80, 4886). An unserem Material konnten wir also einen Entwicklungsvorgang beobachten, welcher mit bedeutender Größenzunahme (etwa zweifacher Vergrößerung der Schnittfläche) und Ausbildung der Nisslsubstanz einhergeht. Wir wissen, daß in diesem Geschehen der Nukleolarapparat eine ausschlaggebende Rolle zu spielen hat. Was können wir über sein Verhalten in unseren Pallidumzellen bemerken ? In ihren Befunden an Nervenzellen haben H y d e n (1943a) und O l s z e w s k i gezeigt, daß sich Nucleoli im Stadium später Neuroblasten in engem räumlichen Zusammenhang mit gröberen Thymochromatinansammlungen bilden, welche sich im Laufe der weiteren Differenzierung zu vereinzelten oder auch zahlreichen Randkörperchen umwandeln. Die Frage, ob die Nucleoli, wie H e i t z annimmt, von dem nackten Faden der sekundären Einschnürungen, oder wie M c C l i n t o c k glaubt, durch die Randkörper (ihr „nucleolar organizing body") gebildet werden, lassen wir offen.
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So wie H y d e n und O l s z e w s k i konnten wir an unserem Material beobachten, daß sich a n f ä n g l i c h g r o b e R a n d k ö r p e r c h e n b e i V o l u m e n z u n a h m e der Z e l l e n in f e i n e r e K ö r n e r v e r w a n d e l n . In unserem Material treffen wir regelmäßig in allen Schnitten einzelne dunkelgefärbte Zellen. Diese Vermehrung der färbbaren Masse betrifft ebenso das Chromatin des Kerns wie das Tigroid des Zelleibes. Abb. 9 (F 79, 4912) und Abb. 11 (F 79, 4913) bringen zwei im Präparat nebeneinander liegende Zellen, von welchen 9 stark gefärbt ist. In dieser finden sich kleine Randkörperchen in größerer Zahl. Abb. 10 (4921) und Abb. 12 (4922) bringen von den beiden Zellen Feulgenbilder. Letztere zeigen deutlich, daß die Dunkelheit der Zelle 9 auf Vermehrung Feulgennegativen Chromatins beruht. Außerdem sehen wir in der Abb. 10 eine größere Zahl kleiner Randkörperchen, dagegen in Abb. 12 zwei große.
Abb.
9-14
Wir sehen also, daß die gesteigerte Färbbarkeit des Kerns und des Zellleibes auf einer vermehrten Bildung von Ribosenukleotiden beruht. In Fällen gesteigerter Färbbarkeit spricht der von mir immer wieder beobachtete P a r a l l e l i s m u s z w i s c h e n V e r f e i n e r u n g der R a n d k ö r p e r c h e n u n d V e r m e h r u n g der R i b o s e n u k l e o t i d e für eine kausale Beziehung zwischen den beiden Erscheinungen. Ferner beobachten wir häufig Zellen mit peripher gelagerten Kernen, deren Kernmembran in dem der Hauptmasse des Cytoplasmas zugewandten Teil gefaltet ist (Abb. 13, F 79, 4906). Nicht selten fanden wir in solchen Zellen neben einer Vergrößerung des Nucleolus eine auffallend deutliche Anlagerung und gleichzeitig an der Peripherie des Zelleibes eine stärkere Bildung von Nisslsubstanz (Abb. 14, E 120, 4905). Diese Zellen erinnern sehr an die von H y d e n (1943) beschriebenen Bilder der Nervenzellen von Lophius piscatorius, in welchen die Tätigkeit des Nukleolarapparates gesteigert war. Nach dieser morphologischen Ähnlichkeit möchten wir annehmen, daß sich die Pallidumzellen 13 und 14 auch im Stadium intensiver, synthetischer Prozesse befinden. Die Frage aber, ob diese Zellen das Bild eines allgemeinen, physiologischen Vorgangs für a l l e Pallidumzellen darstellen, lassen wir offen. b) M a t u r i t ä t Das Reifestadium der'Pallidumzellen haben wir an zwei Gehirnen von normalen, durch Unfälle verstorbenen Männern untersucht (A 58 — 24 j. und Md 2 — 26 j.). 4*
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Der in den embryonalen Gehirnen so stark ausgeprägte Unterschied in der Zellgröße zwischen Pall. lat. und Fall. med. zeigt sich in viel geringerem Maße auch in der Reife. Die Zellen des Pal. med. sind in der Mehrzahl etwas größer als die des Pal. lat., aber manchmal sind die Größenunterschiede zwischen den einzelnen Zellen auch beträchtlich. Der Umriß einer Durchschnittszelle des Pal. lat. beträgt etwa 700 /N, des Pal. med. etwa 900 ¡JL. Die Form der Zellen ist recht mannigfaltig. Vorwiegend treffen wir drei Formentypen mit ihren verschiedenen Variationen an: 1. eine spindelförmige (Abb. 15, A 58, 4880), 2. eine rundliche (Abb. 17, A 58, 4881) und 3. eine dreieckige (Abb. 16, A 58, 4899). Wir müssen uns natürlich darüber klar sein, daß die Form der Zellen in unseren Schnitten durch die Schnittebene stark beeinflußt werden kann. Die als spindelförmig erscheinende Zelle kann in anderer Ebene getroffen z. B. rundlich aussehen.
Abb.
15-17
Übereinstimmend mit C. und O. V o g t (1942), die schreiben: „Ein diffuser NzUntergang beginnt schon früh in der Evolutionsperiode. E r setzt sich durch das ganze Leben fort" — konnten wir an unseren Schnitten normaler Erwachsener immer wieder ein-
zelne untergehende Zellen beobachten. Diese Zellen weisen die „Fuscininvolution" auf, welche wir im Kapitel über das Altern beschreiben werden. Die überwiegende Mehrzahl der Zellen zeigt eine gute Ausbildung der Nisslsubstanz, welche in groben Schollen im Protoplasma verstreut ist. Der Kern ist rund oder oval und meistens zentral gelagert. An der Kernmembran entdecken wir mit der Feulgenfärbung ein zartes Netzwerk von Thymochromatinkörnern. Der Nucleolus ist rund, zentral gelegen, von a u f f a l l e n d k o n s t a n t e r G r ö ß e . Für 200 gemessene Nucleoli von durchschnittsgroßen Zellen ergab sich ein Mittelwert von 4,67 ¡JL ± 0,07 /LI. Am Rande des Nucleolus sehen wir feine Thymochromatinkörner (Randkörperchen), die nie die gröbere Gestalt annehmen, welche wir in der Evolution, beim Altern oder bei pathologischen Prozessen beobachten konnten. Nucleolusvakuolen sehen wir fast in jedem Nucleolus als eine helle, zentral oder peripher gelegene Perle. In vereinzelten Zellen hat die peripher gelegene Vakuole die Nucleolusoberfläche aufgetrieben (Abb. 18, A 58, 4915). Solche Bilder sprechen — meiner Meinung nach — dafür, daß eine Entleerung der Vakuole in den Kern stattfindet.
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Bei unseren „ n o r m a l e n " Pallidumzellen des erwachsenen Menschen haben wir Anzeichen dafür, d a ß sie sich in einem „ u n s t a b i l e n " Zustand befinden. Es ist anzunehmen, daß entsprechend ihrer F u n k t i o n die Nervenzellen d a u e r n d in einer Umwandlung begriffen sind. Auf diese d a u e r n d e Umwandlung scheint auch das Verhalten des Nukleolarapparates hinzuweisen. An unseren Zellen (meistens an spindelförmigen) sehen wir häufig Kernmembranein- u n d -auflagerungen in der Richtung auf die H a u p t f o r t s ä t z e . Die Kernmembranauflagerungen treffen wir besonders oft in den Nisslsubstanzarmen Zellen (Abb. 19, A 58, 4908), oder in solchen, bei denen die Nisslschollen n u r an der Peripherie liegen (Abb. 20 u n d 21, A 58, 4877 u n d 4878).
18
13 Abb.
20
21
18-21
Es scheint uns deswegen berechtigt, in dieser Erscheinung eine Tendenz des Nukleolarapparates f ü r einen Ersatz der Nisslsubstanz anzunehmen. Selten findet sich s t a t t einer Auflagerung eine Anlagerung. c) I n v o l u t i o n Beim Studium des Alterns haben wir Zellen vor uns, die im Verlauf ihrer Lebensgeschichte den verschiedensten schädlichen Einwirkungen ausgesetzt waren. Deswegen ist eine Absonderung „ n o r m a l e r " Fälle", die nur aus ihrer Konstitution heraus dem Altern verfallen, sehr schwierig. Für unsere Studien haben wir Schnittserien von sieben Altersgehirnen herangezogen, die von „geistig frischen und motorisch unauffälligen" Greisen (fünf Männern und einer Frau) und einem leicht dementen stammen: Ell — 87)., El 2 — 8 6 j E l 3 - 84j., E110 - 71 j„ El 13 - 73j„ Cp 60 - 93j. (leicht dement) und A 76 — 100j., die bis zum Schluß als besonders geistig und motorisch aktiv auffiel. Die in unseren P r ä p a r a t e n beobachteten Alterserscheinungen gehören zu einer der drei V o g t s c h e n H a u p t f o r m e n der Involution: zur F u s c i n i n v o l u t i o n . Diese ist durch ein sich an eine Tigrolyse anschließendes Auf-
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treten und fortschreitende Zunahme eines feinwabigen Gewebes, dessen Hohlräume Fuscin enthalten, charakterisiert. In unserem Material konnten wir H a s s l e r s Befund bestätigen, daß das Pal. lat. f r ü h e r a l s das Pal. med. a l t e r t . In allen Schnitten war der Involutionsprozeß im Pal. lat. stärker ausgeprägt. Die sechs zuerst genannten Gehirne boten ziemlich einheitliche Bilder, was uns zu ihrer gemeinsamen Besprechung berechtigt. Das erste Anzeichen der beginnenden Involution zeigt sich im Verhalten der Nisslsubstanz. Wir haben niemals Zellen gesehen, in welchen bei dem Auftreten des Fuscins an der betreffenden Stelle das Tigroid vollkommen intakt geblieben war. Das Fuscin tritt zuerst am Ursprung einer der Fortsätze auf. Von da breitet es sich zentralwärts aus unter Verlagerung des Kerns nach dem entgegengesetzten Zelleibrand.
Abb.
22—26
In Abb. 23 (Cp 60, 1862) sehen wir im Gegensatz zur Abb. 22 (Md 2, 4890) (normalem Reifestadium) die obere Hälfte des Zelleibes von dem charakteristischen Wabengewebe erfüllt. Zwischen dem unteren Rand dieses Gewebes und dem Kern befindet sich eine vermehrte Tigroidansammlung, die wir mit V o g t s (1947) als Defensivvorgang auffassen. In Beziehung zu dieser gesteigerten Hypertigrose zeigt sich eine starke Tätigkeit des Nukleolarapparates. Der Nucleolus ist größer als in Abb. 22, nach oben von ihm sehen wir eine ausgesprochene Kernmembrananlagerung. Abb. 24 (Cp 60, 1849) zeigt eine weitere Ausdehnung der Fuscininvolution. Im verkleinerten Kern ist nunmehr auch der Nucleolus gegenüber Abb. 22 verkleinert. In Abb. 25 (Cp 60, 408) reicht das Lipofuscin bereits an den Kern. Der Nucleolus hat sich weiter verkleinert. Abb. 26 (Cp 60, 4897) bildet als Rest einer Zelle nur einen Fuscinhaufen. Färben wir Präparate der vorstehenden Gehirne nach Feulgen um, so fällt auch die Vermehrung des Thymochromatins in sehr vielen Kernen auf. Das Chromatin der Kernmembran ist weitgehend, aber nicht ausschließlich,
ÜBER DAS VERHALTEN DES NUKEEOEARAPPARATES usw.
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Feulgen-negativ. Am aufgehellten Nucleolus liegen vergrößerte Randkörperchen. Auch das übrige, gegenüber jüngeren Zellen vermehrte Chromatin des Kernsaftes ist teilweise Feulgen-positiv. I n bezug auf das Verhalten des Nucleolus während der Altersinvolution konnten wir die Beobachtungen von C. u n d O. V o g t (1947) weitgehend bestätigen. Die während der ganzen Lebensgeschichte außerordentlich konstante Größe des Nucleolus erhält sich noch nach begonnener Involution der Zelle eine gewisse Zeit. E r s t bei deutlicher Z u n a h m e des Lipofuscins beginnt die A b n a h m e der F ä r b b a r k e i t u n d Größe des Nucleolus. D a n n schwindet der Nucleolus u n t e r vorläufiger E r h a l t u n g seiner R a n d k ö r p e r . Am E n d e schwinden auch diese m i t dem R e s t des Kerns. E s vollzieht sich also die Fuscininvolution der Pallidumzellen, wie es C. u n d O. V o g t (1942) bereits von anderen Zellen beschrieben haben. Eine besonders starke Reaktion des Kerns auf den Altersprozeß lernen wir n u n m e h r bei A 76 kennen.
Abb. 27—32 Eine sehr große'Anzahl von Zellkernen zeigt eine Veränderung ihres Chromatingehaltes. In einem ersten Stadium (Pseudospirem-Stadium) tritt vermehrtes Chromatin in Klumpen auf. Diese erweisen sich bei Feulgenfärbung als Feulgen-positiv. Dann tritt Feulgen-negatives Chromatin diffus zwischen den Klumpen auf (Hyperchromatisches Stadium, Abb. 27, A 76, 4892). In einem dritten Stadium verkleinert sich der Kern unter gleichzeitiger Zunahme des Feulgen-negativen Chromatins, so daß der Nucleolus verdeckt wird (pyknotisches Stadium, Abb. 28, 4893). Dann beginnt zunächst — unter leichter Vergrößerung des Kerns — eine Abnahme des Feulgen-negativen Chromatins (Abb. 29 und 30, 4896, 4895). Im weiteren Verlauf nehmen beide Arten des Chromatins unter nunmehriger Verkleinerung des Kerns immer mehr ab (Abb. 31, 4894), bis schließlich (Abb. 32, 4900) ein bleicher Kern mit einem kleinen Randkörperchen übrigbleibt (die dunkle Masse links vom Kern ist ein unscharf eingestellter Neurogliakern). Wir h a b e n also hier einen Verlauf des hyperchromatischen Defensivprozesses, wie er bereits in Arbeiten von C. u n d O. V o g t (1946) u n d O l s z e w s k i beschrieben ist u n d den C. u n d O. V o g t (1947) in Beziehung zur besonderen Aktivität der Trägerin bringen. Man vergleiche das gegensätzliche Verhalten des Kernes eines leicht dementen 93 jährigen (Abb. 23- 25) m i t den vorstehenden einer d u r c h ihre Aktivität auffälligen 100 jährigen.
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2. Fettige Regression Neben dem regressiven Prozeß der Fuscininvolution stößt man im Pallidum auf einzelne Zellen, die eine andere Form der Regression zeigen, resp. eine solche vor Beginn der Fuscininvolution zeigen, nämlich die Fettregression. Abb. 33 (Cp 60, 410) und 34 (Cp 60, 406) stammen von demselben 93jährigen Manne, dessen Pallidum die Abb. 23—26 der normalen Fuscininvolution entnommen sind. Abb. 33 zeigt neben Abnahme der Nisslsubstanz zahlreiche helle Stellen, die wir als Fettansammlungen deuten. Der Nucleolus ist sehr groß, enthält eine große Vakuole. Im oberen linken Quadranten der Kernmembran findet sich eine starke Ansammlung von Kernmembrannukleotiden. Abb. 34. Die fettige Regression hat zugenommen. Die reaktive Kernreaktion hat sich vermindert, der Nucleolus verkleinert.
A b b .
3 3 — 3 7
Bei der geringen Zahl solcher Zellen haben wir die Tendenz, in ihnen nicht eine zweite Form der Involution zu sehen, sondern eine p a t h o l o g i s c h e A n s a m m l u n g von F e t t . 3. Das Verhalten
des Nukleolarapparates
in pathologischen
Fällen
a) P n e u m o n i e In einigen Fällen von H u n t i n g t o n s c h e r Erkrankung (C 14, C 19, C 35) beobachten wir eine auffallende V a k u o l i s i e r u n g d e r N u c l e o l i der Pallidumzellen. In anderen Fällen fehlt sie. Eine Nachprüfung der Krankengeschichten ergab, daß die positiven Fälle alle an P n e u m o n i e zugrunde gegangen waren. Dies veranlaßte uns, Pallida anderer an Pneumonie verstorbener Patienten daraufhin zu untersuchen. : In den folgenden sechs Fällen ist als Todesursache „Pneumonie" auch durch den Sektionsbefund bestätigt worden: 1. Bu 9 — 59j., Dementia sen. Arteriosklerose, 2. Bu 12 — 51 j., Schizophrenie, 3. Bu 96 — 58]., Arteriosklerose, 4. Me 5 — 5j-, Idiotie, Enzephalitis, 5. Meli — 14j., Idiotie, und 6. U 1 — 30j., Veronalvergiftung. Die Pallidumzellen sämtlicher Gehirne zeigten die Vakuolisierung ihrer Nucleoli (vgl. Abb. 35, U 1, 4887 und 36, U 1, 4888). Nur beim Fall 4, bei
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welchem wir zahlreiche hyperchromatische und pyknotische Kerne fanden, war diese Vakuolisierung nicht so generell und ziemlich undeutlich ausgeprägt. Mit der Vakuolisierung des Nucleolus war stets eine Tigrolyse verbunden. H a t t e diese den Grad eines vollständigen Tigroidschwundes erreicht, dann war der Nucleolus gleichzeitig hell. Nur bei Zellen mit dunkleren Nucleoli konnten wir im Zelleib m a n c h m a l spärliches Tigroid beobachten. Die Mehrzahl der Zellen m i t vakuolisierten Nucleoli zeigte keine beträchtliche Schrumpfung. Andererseits konnte m a n die Vakuolisierung kleiner, blasser Nucleoli noch in geschrumpften, reichlich mit Fuscin erfüllten Zellen feststellen. Einzelne vakuolisierte Nucleoli schienen durch ihren Inhalt vergrößert zu sein. I n der Mehrzahl der Zellkerne m i t vakuolisierten Nucleoli waren grobe Chromatinkörner (Chromozentren) vorhanden. Hiermit sei die Frage, wieweit eine starke, kleinwabige Vakuolisierung des Nucleolus m i t S a u e r s t o f f m a r g e l zusammenhängen kann, zur Diskussion gestellt. b) P a r a l y s i s
agitans
Zum Studium der Gestaltung des Nukleolarapparates bei der Paralysis agitans haben wir neun Gehirne herangezogen: 1. Bu 57 — 63j., 2. Bu 69 — 7 7 j 3 . Bu 12 - 65j.,4. Bu 84 - 82)., 5. Bu85 - 68j., 6. Roe - 66j., 7. Schlo - 48j., 8. C 13 70j., und 9. C 51 - 78j. Beim Fall 2 u n d 3 waren die Zellen, besonders im Pal. med., in g u t e m Zustand. Die Mehrzahl dieser Zellen wies n u r eine Rarifizierung des Tigroids auf. Bei diesen Zellen t r a f e n wir sehr häufig im peripher verlagerten Kern die Faltungen in der K e r n m e m b r a n . Diese K e r n m e m b r a n f a l t u n g e n , oft mit anliegenden stark tingierten Substanzansammlungen, betrafen den Kernmembranabschnitt, welcher der H a u p t m a s s e des Cytoplasmas zugewandt war, also B e h e i m s Spezialabschnitt (vgl. Abb. 37, Bu 69, 4889). I n den übrigen Fällen zeigten die Pallidumzellen eine fortgeschrittene Tigrolyse, die eventuell mit einer Fuscininvolution verbunden war. Bei fünf dieser Fälle (1, 4, 5, 6, 7) beobachten wir die Vakuolisierung der Nucleoli. Alle diese Fälle (aber auch n u r diese) sind nach den K r a n k e n geschichten u n d Sektionsberichten an Pneumonie gestorben. c) A m a u r o t i s c h e
Idiotie
Wir haben zwei Fälle von amaurotischer Idiotie untersucht: 1. Me 3 — 6j. (juvenile Form) und 2. Lö 1 — 2j. (infantile Form). Die charakteristischen Veränderungen des Prozesses waren bei beiden Gehirnen deutlich ausgeprägt. I m durch lipoide Einschlüsse riesig geblähten Zelleib ist der Kern an die Peripherie gedrängt. Der Zelleib zeigt die b e k a n n t e wabige S t r u k t u r mit hellen Waben. Die Vergrößerung des Zelleibes war beim Fall 2 viel stärker als beim Fall 1. I m Fall 2 finden wir auch viel häufiger eine uns interessierende Erscheinung an der K e r n m e m b r a n . Bei sehr vielen Zellen war nämlich der der H a u p t m a s s e des Protoplasmas zugewandte Abschnitt, also der Spezialabschnitt der K e r n m e m b r a n , in Richt u n g des Nucleolus gefaltet. An diesem K e r n m e m b r a n a b s c h n i t t beobachteten
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wir stark tingierte Ansammlungen, die wir nach früher Gesagtem als Kernmembrannukleotide betrachten können. In den Kernen dieser Zellen war grobes Thymochromatin kaum nachzuweisen. Eine gegenteilige Erscheinung haben wir in den Zellen, in denen die Kernmembrannukleotide wenig ausgeprägt waren. In solchen Kernen beobachteten wir fast immer grobe Thyrr.ochromatinkörner. Zusammenfassung 1. Alle Nervenzellen des Pallidum haben im 6. Fötalmonat bereits einen Nucleolus. Die im Vergleich zum Pal. med. sich später entwickelnden Nervenzellen des Pal. lat. besitzen dann noch keine Nisslsubstanz in ihrem Zelleib. Diese Feststellung bestätigt den bereits im Schrifttum an anderen Nervenzellen erhobenen Befund, daß die Bildung des Nucleolus derjenigen von Nisslsubstanz vorangeht. 2. Die ebenfalls im Schrifttum für andere Nervenzellen festgestellte Größenrelation zwischen Nucleolus und Cytoplasma existiert auch bei Nervenzellen des Pallidum. 3. Das erste Auftreten von Nisslsubstanz zeigt sich an der Peripherie. Dabei kann gleichzeitig eine Kernmembranauflagerung existieren. In spindelförmigen Zellen können sogar zwei polare Kernmembranauflagerungen vorkommen. 4. Nucleolusvakuolen treten erst in den Zellen mit deutlicher Nisslsubstanz auf. 5. Anfänglich grobe Randkörper verwandeln sich bei Volumenzunahme der Zellen in feinere Körner. 6. Diese Verfeinerung der Randkörperchen geht häufig einer auf Vermehrung der Ribosenukleotide beruhenden Steigerung der Färbbarkeit des Nucleus und des Zelleibes parallel. Es wird daraus auf eine kausale Beziehung zwischen Verfeinerung der Randkörperchen und Zunahme der Ribosenukleotide geschlossen. Ein sicherer Nachweis, daß diese „Verfeinerung" der Randkörperchen mit einer Abnahme der Desoxyribosenukleotide (Thymochromatin) einhergeht, konnte nicht erbracht werden. 7. Auch bei den Zellen normaler Pallida wurde beobachtet, daß vereinzelte Zellen schon vor der eigentlichen Involution zugrunde gehen. Diese erfolgte unter dem Bilde der Fuscininvolution mit der für diese charakteristischen Rückbildung des Nucleolus und seiner Randkörper. 8. Die von C. und 0 . V o g t festgestellte außerordentlich konstante Größe des Nucleolus wird bei maturen Pallidumzellen durch Messung von 200 Nucleoli bestätigt. 9. Im reifen Pallidum werden in den Nisslsubstanz-armen Zellen oder bei solchen, bei denen die Nisslschollen nur an der Peripherie liegen, besonders häufig die Kernmembranauflagerungen beobachtet. 10. Eine gewisse Anzahl adulter Zellen weist Hyperchromasie und Hypertigrose, also Zunahme der Nukleotide im Kern wie auch im Cytoplasma, auf.
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11. Die normale Altersinvolution der Pallidumzellen gehört zu der Vogtschen Fuscininvolution. 12. H a s s l e r s Befund, daß das Pal. lat. früher als das Pal. med. altert, wird bestätigt. 13. Im Beginn der Altersinvolution treten an Stelle einer gewissen Zahl kleiner Randkörper wieder einzelne grobe. 14. In den Pallidumzellen einer besonders aktiven 100jährigen wird der Defensivvorgang der Kernhyperchromatose beobachtet. 15. Die fettige Regression vereinzelter Pallidumzellen wird als eine pathologische Ansammlung von Fett und nicht als eine zweite Form der Involution gedeutet. 16. Bei Pneumonie wird eine auffallende Vakuolisierung der Nucleoli beobachtet. 17. In vereinzelten Pallidumzellen war eine Kernmembranauflagerung mit einer Faltung des anliegenden Abschnitts der Kernmembran verknüpft. Ein solcher Befund bei zwei Fällen von Paralysis agitans ist nicht als spezifisch für diese Krankheit anzunehmen. Er scheint bei amaurotischer Idiotie häufiger vorzukommen. 18. Gesteigerte Kernmembranauflagerungen und Kernmembranfaltungen gehen bei amaurotischer Idiotie einem weitgehenden Schwund der Randkörperchen parallel. In diesem Falle kann man die Vermehrung der Kernmembrannukleotide zu einem Schwund des Thymochromatins in Beziehung bringen.
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(Aus d e m I n s t i t u t f ü r H i r n f o r s c h u n g u n d allgemeine Biologie,
Neustadt/Schwarzwald)
Lebensgeschichte der melaninhaltigen Nervenzellen des Nucleus coeruleus unter normalen und pathogenen Bedingungen Von
Dorothee
Beheim-Schwarzbach
m i t 69 A b b i l d u n g e n u n d 3 Tabellen
E i n g e g a n g e n Juli 1947; e r w e i t e r t März 1950
F r a u Dr. C é c i l e V o g t u n d H e r r n Prof. O s k a r V o g t
in D a n k b a r k e i t u n d V e r e h r u n g
zu i h r e m 75. u n d 80. G e b u r t s t a g g e w i d m e t
Inhalt Seite
Einleitung:
Hauptteil:
I. Problemstellung I I . Material und Technik I I I . Architektonische Vorbemerkungen I. Lebensgeschichte
unter
normalen
62 63 64 Bedingungen
A. E v o l u t i o n 1. F ö t u s 2. Neugeborenes Kind 3. 6 % j ä h r i g e s Kind
67 67 67 68 69
B. R e i f e z e i t
71
C. I n v o l u t i o n 1. D e p i g m e n t i e r u n g s - P r o z e s s e a) gleichschrittig b) m i t S p l i t t e r b i l d u n g c) m i t Tigrolyse-Verzögerung 2. R a n d p l a s m a - S c h w u n d
72 73 74 76 77 78
62
DOROTHEE
BEHEIM-SCHWARZBACH
für
Journal Hirnforschung Seite
I I . Anomalien
80
A. H o m o g e n i s i e r u n g
80
2. p e r i p h e r b e g i n n e n d
81
B. P e r i p h e r e C.
80
1. zentral b e g i n n e n d
Einfache
Wabenbildung Schrumpfung
D. A l z h e i m e r s c h e
Fibrillen-Veränderung
E. Z e l l e i b - E i n s c h l ü s s e 1. M a s s o n - p o s i t i v e 2. M a s s o n - n e g a t i v e F.
Vakuolen Vakuolen
82 82 82 86 86 88
3. E i n s c h l ü s s e t e i a m a u r o t . I d i o t i e
88
Nissls akute
88
Zellschwellung
G. N i s s l s s c h w e r e
Zell V e r ä n d e r u n g
90
Anhang
94
Zusammenfassung
94
Einleitung I. Problemstellung In den Jahren 1937/38 wurden in unserem Institut Untersuchungen über das morphologische Substrat der Paralysis agitans und des postencephalitischen Parkinsonismus von R. H a s s l e r durchgeführt (5). Dabei teilte H a s s ler auch Befunde am N. coeruleus mit. Die nachstehende Studie entstand als Fortführung der H a s s l e r sehen Untersuchungen auf Veranlassung von O.Vogt. Man kann in der normalen „Lebensgeschichte" der einzelnen Nervenzellart drei Phasen unterscheiden: die der Evolution, der Reife und der Involution. Es ist seit langem bekannt, daß die verschiedenen Nervenzellarten nicht nur einen ungleichen Grad der Entwicklung zur Zeit der Geburt erreichen, sondern auch zu ungleicher Zeit ausgereift sind, also eine spezifische Evolutionszeit durchmachen. Auch ihre baulichen Verschiedenheiten während der Evolution sind zunehmend bekanntgeworden. Seit 1941 veröffentlichen C. und O. V o g t morphologische Beobachtungen, nach denen die einzelnen Nervenzellarten auch zu verschiedener Zeit zu altern beginnen und dementsprechend auch verschieden spät das Ende der Involution erreichen, d. h. den für sie „normalen Tod" erleiden (15). Im Verlauf dieser Forschungen fand sich, daß die histologische Form des Alterns bei den verschiedenen Zellarten ebenfalls ungleich sein kann. Es lag nahe, sie zu der besonderen Struktur der betr. Zellarten in ursächliche Beziehung zu setzen. Schon früher (1922) hatten C. und O. V o g t eine unterschiedliche Anfälligkeit baulich verschiedener Nervenzellarten gegenüber identischen pathogenen Faktoren aufgedeckt (Pathoklise, 14). Der Grund dieser Erscheinung muß — wie beim normalen Altern — in der spezifischen Struktur der Zellarten vermutet werden. Daher war angezeigt, in ein Studium der „Lebensgeschichte" einer Zellart — auch im Interesse der Aufdeckung causaler Einblicke — neben ihren gesunden Variationen auch ihre pathologischen Abwandlungen einzubeziehen.
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C. u n d 0 . V o g t gliedern die topistischen 1 ) regressiven Prozesse in isomorphe (d. h. ohne Strukturveränderungen erfolgende Hypotrophien) und heteromorphe (mit Strukturveränderungen einhergehend). Unter den heteromorphen Regressionen trennen V o g t s die Involutionen von den Apochoresien. Zu den Involutionen rechnen sie a) alle Prozesse des normalen Alterns u n d b) alle zeitlich vor dem normalen Altern der betr. Nervenzellart a u f t r e t e n d e n Abwandlungen, die histologisch dem normalen Altern a n n ä h e r n d gleichen u n d in denen die — noch u n b e k a n n t e n — F a k t o r e n des normalen Alterns die H a u p t rolle spielen. Dabei ist nicht n u r in Betracht zu ziehen, d a ß vorzeitig einsetzende Prozesse häufig besonders stürmisch verlaufen und daher das histologische Bild etwas abgewandelt sein kann, sondern es m u ß auch damit gerechnet werden, daß bei der großen Einschränkung der möglichen phänogenetischen Reaktionen noch andere F a k t o r e n das gleiche histologische Bild prägen können. Patho-Involutionen und Apochoresien gehören zu den pathologischen Erscheinungen ( = Anomalien) einer „Lebensgeschichte". I m folgenden soll die „Lebensgeschichte" der melaninhaltigen Nervenzellen des N. coeruleus u n t e r normalen u n d pathogenen Bedingungen an dem Beobachtungsgut unseres I n s t i t u t e s beschrieben werden.
II. Material und Technik F ü r diese Untersuchungen standen Schnittserien des N. coeruleus von mehr als 150 menschlichen Gehirnen der V o g t sehen Sammlung im Alter vom 6. F ö t a l m o n a t bis zum 100. Lebensjahr zur Verfügung. Die formolfixierten Gehirne sind in Paraffin eingebettet. Vor der Einbettung wird in unserem Institut durch einen annähernd horizontal liegenden Schnitt etwa 0.50 bis 0.75 cm caudal vom oralen Rande der Brücke der caudale Hirnstammteil mit dem Kleinhirn vom oralen Hirnteil getrennt, also auch den N. coeruleus, jedenfalls seine Hauptmasse, enthaltend (vgl. Abb. 1). Bei dieser Schnittführung kommt die Substantia nigra in ihrer Gesamtheit zum oralen Teil. Der caudale Hirnteil wird in toto eingebettet und parallel zu der beschriebenen Schnittfläche in Serienschnitte zerlegt. In einem Fall wurde zur Kontrolle der Ausbreitung der Coeruleuszellen eine Sagittalserie herangezogen. Die Schnitte sind im allgemeinen 20 ¡x dick. Für besondere Fragen — vorzugsweise bei Kindern — wurden 10 fx dicke Schnitte untersucht bzw. photographiert. Neben der Cresylviolettfärbung, der Standardzellfärbung des Neustädter Institutes, kamen einige Spezialfärbemethoden zur Anwendung: F e u l g e n - R e a k tion, Silberreduktionsmethode nach M a s s o n - H a m p e r l , Azan- und M a s s o n Bindegewebsfärbung und Lichtgrünsäurefuchsinfärbung. Die betr. Schnitte werden im allgemeinen zuerst mit Cresylviolett gefärbt und nach Entfärbung mit dieser oder jener der anderen Methoden behandelt, evtl. sogar 2—3mal hintereinander, um die Struktur gleicher Zellen bei Anwendung verschiedener Farben untersuchen zu können. Beeinflußungen durch vorangegangene Färbungen wurden durch Wechsel in der Reihenfolge ausgeschlossen. Die Photographien von Einzelzellen sind Vergrößerungen 1000: 1. Andere Vergrößerungen sind extra vermerkt. 1) U n t e r „ T o p i s t i k des N e r v e n s y s t e m s " v e r s t e h e n C. und O. V o g t die „ L e h r e v o n d e n auf G r u n d g e m e i n s a m e r E i g e n s c h a f t e n (Merkmale) z u s a m m e n g e f a ß t e n nervösen E i n h e i t e n " (14).
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Journal Hirnforschung
Für die Wiedergabe einzelner Zellen verwendet das Neustädter Institut seit 1944 die von Bachmann (1) 1948 empfohlene Methode: Der ganze interessierende Zellverband wird mit schwacher Vergrößerung (meistens 150 : 1) photographiert. Die Zellen werden auf diesen „Übersichtsphotos" bezeichnet und zu weiterem Studium mit starken Vergrößerungen aufgenommen. III. Architektonische Vorbemerkungen Über die Lage des N. coeruleus im Gehirn orientiert Abb.l, die Wiedergabe eines sagittal geschnittenen Celloidmserienschmtts.
Abb. 1. S a g i t t a l s c h n i t t einer Celloidinseric. A 14, 6 6 0 . Vergr. 1 : 1. Ph. 3 1 6 0 1 . Die Lage des N. coeruleus im Gehirn und die S e h n i t t r i c h t u n g des , , K l e i n h i r n b l o c k s " , inkl. Coeruleus, gehen aus der eingezeichneten K l a m m e r i
sowie der L i n i e hervor.
Die Zellen des Coeruleus (mNz) begleiten beiderseits den Aquäductus sylvii in ziemlich wechselnder Ausdehnung, im Durchschnitt für etwa 10 bis 15 mm 1 ). Bei Betrachtung mit schwächeren Vergrößerungen fällt bereits auf, daß sich ein Oralteil von einem caudalen auf Grund mehrerer Differenzen abtrennen läßt. Der 1) Die K l a m m e r in A b b . 1 zeigt n i c h t die g r ö ß t e Ausdehnung, sondern nur die L a g e des N. coeruleus a n .
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I . E B E N S G E S C H I C H T E D. M E L A N I N H A L T I GEN N E R V E N Z E L L E N
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orale Teil liegt in frontal geschnittenen Präparaten (d. h. parallel zu der in Abb. 1 eingezeichneten Schnittführung) dem Aquäductus meist sehr nahe an, lateral berührt er die Zellsäule des mesencephalen Trigeminus mehr oder weniger unmittelbar. Die Zellen liegen weit verstreut. Die einzelnen mNz sind — bei exzentrischem, großem, hellem Kern — rundlich. Das Plasma des Zelleibs und einiger, normalerweise gelegentlich für kurze Strecken sichtbarer, Fortsätze ist hellviolett gefärbt 1 ). Der Caudalteil — im allgemeinen von gleicher Längsausdehnung wie der orale — entfernt sich lateralwärts vom Aquäductus und ventrocaudalwärts von den Trigeminuszellen. Die Zellen liegen sehr viel dichter zusammen, ein Merkmal, auf das H a s s l e r neben den angeführten bereits hinwies. Sie sind kleiner und bei gleicher Schnittrichtung, in der die einzelnen Zellen getroffen sind, länglich. Ein Plasmafortsatz ist oft ziemlich lang gefärbt sichtbar. Das Plasma des Zelleibs und des Fortsatzes ist meistens etwas dunkler gefärbt. Bei jüngeren Menschen, etwa bis zum 40. Lebensjahr, ist das Melanin in Caudalzellen durchschnittlich spärlicher vorhanden wie in oralen. Dem Caudalteil zuzurechnen sind die länglichen mNz der lockeren, schmalen Verbände, die lateralwärts ziehen und in Ausdehnung und Lagerung sehr wechselnd auftreten. Sie dürften J a c o b s o h n s Nucl. pigmentosus tegmento-pontinus entsprechen (vgl. 3, 11). O l s z e w s k i hat sie als besonderen Kern unter dem Namen „Nucl. reticularis nigrocellularis" abgetrennt (unveröffentlicht). Die aus oralen Partien des Coeruleus dorsalwärts ziehenden sehr lockeren Züge des Nucl. pigmentosus tegmenticerebellaris, bzw. Z i e h e n s Nucl. accessorius loc. caer. dagegen enthalten große runde Zellen wie der Oralteil. Das dichte Capillarnetz, das H a s s l e r besonders hervorhebt, findet sich im gesamten N. coeruleus. Nachstehende Übersichtsphotographien aus der sagittal geschnittenen Paraffinserie eines 37jährigen geben den charakteristischen Zellaufbau des oralen und des caudalen Coeruleus wieder, der in allen Frontalserien ebenso festgestellt wurde. Abb. 2 und 3. Abb. 2 (aus dem inneren Teil des Sagittalblocks). Die verstreute Lagerung der rundlichen Zellen des Oralteils ist deutlich zu erkennen. Der in Abb. 3 (50 Schnitte weiter nach außen) getroffene Caudalteil liegt ventro-caudo-lateral von dem in Abb. 2 dargestellten. Die beschriebenen Differenzen dem Oralteil gegenüber treten klar hervor: die stärkere Zusammengedrängtheit der kleineren, länglichen dunkleren mNz. Nicht immer sind die angegebenen Unterschiede sehr deutlich, da der ganze Zellverband durch die starken Faserzüge dieser Gegend oft eine mehr oder weniger beträchtliche Verlagerung erfährt. Dazu kommt, daß der eine Teil den anderen überlagern kann. Auch können orale Zellen manchmal in caudale Partien eingestreut sein, seltener kommen caudale im Oralteil vor. Trotzdem läßt sich eine Teilung aufrechterhalten. Sie tritt häufig in einer differenten Ausprägung regressiver Prozesse und sie begleitender Gliareaktionen sowie im Verhalten des Melanins bemerkenswert hervor. Abb. 4 und 5 sind Bilder einer oralen und einer caudalen Zelle eines 30 jährigen. Die oben bei schwächerer Vergrößerung beschriebenen Differenzen treten, mit starken Linsen betrachtet, noch deutlicher hervor. Die orale Zelle ist rundlich, das helle Zelleibplasma hebt sich klar von den für Oralzellen charakteristisch groben Nissl-Brocken ab. In der länglichen Caudalzelle läßt sich das Plasma von den hier schmaleren Nissl-Brocken nur undeutlich unter1) Bei Beschreibungen von Zellbildern handelt es sich immer um Cresylviolettbilder, sofern nicht eine andere Färbung angegeben ist. Vogt,
Hirnforschung.
B d . 1.
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scheiden. Allerdings war für die Darstellung der Zelle der Abb. 4 eine für adulte Oralzellen untypisch melaninarae Zelle ausgesucht worden, um ihre übrigen Bestandteile besonders deutlich erkennen zu lassen. An Einzelheiten ist bei der Zelle der Abb. 4 noch hervorzuheben: In dem basal gelegenen Kern sieht man einen großen dunkel gefärbten Nucleolus — nicht ganz zentral gelegen — mit einer hellen, randständigen Vakuole bei ,,11" seiner Peripherie. Zwischen dem hellen Kern und dem Zelleib biegt sich die Kernmembran wie eine Delle (12) kernwärts und gibt dem Kern seine nierenförmige Gestalt. Außerdem legt
Abb. 2 — 5. Abb. 2 und 3. Ausschnitt aus einem oralen (Abb. 2) und einem caudalen (Abb. 3) Abschnitt des Coeruleus einer Sagittal-Paraffinserie. A 78. Normaler Erwachsener. Vergr. 3 0 : 1 . Ph. 26947, 26949. Abb. 4. Oral-mNz. Normaler Erwachsener. Abb. 5. Caudal-mMs-, Normaler Erwachsener. A 43. mPh. 14527. 3952a.
sich dieser Membranabschnitt in mehrere ungleich lange Falten. E r tritt ferner — bei anderer Einstellung deutlicher sichtbar — durch eine stärkere Einlagerung mehr als die „Restmembran" hervor. Schließlich lagert sich vom Kern her eine hellviolett gefärbte Substanz den Falten an, die ,,Anlagerung" C. und O. V o g t s (17). Dieser verschiedenen Besonderheiten halber, die diese Membranstrecke von der Restmembran unterscheidet, wird sie als ,,Spezialabschnitt" bezeichnet. Der Spezialabschnitt ist ein durch den Schnitt sichtbar gewordener Teilabschnitt derjenigen Membrancalotte, die bei Coeruleuszellen den größeren Zelleibteil vom Kern trennt. Falten, Delle, Anlagerung und verstärkte Einlagerung sind wechselnd auftretende Bildungen. Gelegentlich können in einer Zelle außer Falten, die quer zum Spezial-
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abschnitt liegen (Querfalten) in anderen Ebenen auch längs gerichtete (also Längsfalten) sichtbar werden. I m Zelleib t r i t t über dem Spezialabschnitt ein kleiner hellhomogener Bezirk hervor, der ganz vereinzelte Melaninkörner enthält, das ,,helle Zentrum". Daran schließt sich, ihn von apikal her umgreifend, ein dunkleres Gebiet mit zahlreichen verstreuten Melaninkörnern an. Die ganze Zelle ist von groben N i s s l Brocken umrandet, die die Oberfläche deutlich vorwölben; rechts im Bilde sind sie mit Melaninkörnern vermischt. I n dem seitlichen, länglich-ovalen Kern der caudalen Zelle der Abb. 5 besitzt der in der oberen Kernhälfte gelegene Nucleolus eine große Vakuole bei „ 2 / 3 " . Die Anlagerung, im Bilde links zwischen Nucleolus und Spezialabschnitt, ist ähnlich ausgeprägt wie in Abb. 4. Der Spezialabschnitt t r i t t nur wenig durch eine verstärkte Einlagerung hervor. Das Zelleibplasma ist, im Vergleich zu der Oralzelle, nur spurweise dunkler. Das helle Zentrum markiert sich hier nicht. Die schmaleren und kleineren N i s s l - B r o c k e n wölben die Zelloberfläche nicht nach außen vor. Das Zellinnere enthält bis in die Zellspitze hinein zahlreiche locker nebeneinander liegende Melaninkörner, jedoch weniger als die melaninarme Oralzelle der Abb. 4.
Hauptteil I. Lebensgeschichte unter normalen Bedingungen A. Evolution 1. F ö t u s
D i e mNz des Coeruleus b e g i n n e n s i c h r e l a t i v s p ä t zu e n t w i c k e l n . B e i d e m j ü n g s t e n der u n t e r s u c h t e n f ö t a l e n G e h i r n e , e i n e m F ö t u s i m s e c h s t e n M o n a t , sind sie den Nz des b e n a c h b a r t e n m e s e n c e p h a l e n T r i g e m i n u s g e g e n ü b e r noch d e u t l i c h in i h r e r E n t w i c k l u n g z u r ü c k . E i n e T r e n n u n g in O r a l - u n d C a u d a l t e i l ist weder n a c h Z e l l f o r m n o c h n a c h Z e l l d i c h t i g k e i t m ö g l i c h . A b b . 6 i s t ein A u s s c h n i t t a u s e i n e m Ü b e r s i c h t s b i l d dieses Coeruleus ( E 120). Man erkennt oben im Bilde fünf große, intensiv gefärbte Trigeminuszellen. Unter dem das Bild quer durchschneidenden Gewebespalt liegen die viel kleineren blassen Coeruleuszellen. Interessant ist, daß schon bei Neugeborenen beide Zellarten weitgehend gleich groß sind. A b b . 7 zeigt zwei der u n r e i f s t e n Zellen desselben G e h i r n s , A b b . 8 eine der a m w e i t e s t e n e n t w i c k e l t e n i m gleichen
Schnitt.
Abb. 7. B e i beiden Zellen erkennt man die in der Übersichtsphotographie schon auffallende blasse Färbung der Zelleiber. Zelle b ist ganz gleichmäßig schwach tingiert. I m Zelleib der Zelle a ist links unten ein dunkler etwas unscharf begrenzter Saum vorhanden, vermutlich das Anfangsstadium der N i s s l - S u b s t a n z . Wenige vereinzelte Melaninkörner sind über den Zelleib beider Zellen verstreut (in dieser Einstellung kaum erkennbar). Der Kern beider Zellen ist groß und hell, von einer dem Zelleibplasma gegenüber sehr dunklen Membran umgeben. Diese Sichtbarkeit beruht auf der in der ganzen Membran gleichmäßig vorhandenen Chromatin-Einlagerung gegenüber der Einschränkung einer stärkeren Einlagerung in späteren Stadien auf den Spezialabschnitt (vgl. Abb. 4!). I m Kern liegen etwas verschieden orientierte, unterschiedlich lange „fadenförmige Bildungen" und „wolkige Verdichtungen". Bei Zelle a kommen im rechten oberen Viertel des Kerninneren einige dunkle „Stränge" (sehr schmale Falten) hinzu, die deutlich mit dem in diesem Bezirk fast ungewölbten Spezialabschnitt zusammenhängen. Der Nucleolus beider Zellen erscheint in der Abbildung nicht einheitlich dunkel. Nachträglich umgefärbt besitzt er im Lichtgrünsäurefuchsin-Präparat einen schmalen grünen R a n d um ein etwas unklar rotes Zentrum (entgegen dem leuchtenden R o t der weiterentwickelten Zellen des gleichen 5*
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Schnittes). Eine Nucleolusvakuole tritt nicht deutlich hervor. Am Nucleolusrande liegt in beiden Zellen ein Randkörperchen 1 ). In der Zelle der Abb. 8 liegt Nissl-Substanz entlang dem Zelleibrande bereits in gut abgrenzbaren Brocken. Der Spesialabschnitt ist andeutungsweise als Delle in den Kern gebogen, wie bei einigen anderen Zellen dieses jungen Gehirns auch. Am im Bilde linken Ende des Spezialabschnitts haben sich einige relativ lange Falten gebildet (zu dunkel in der Photographie).
Abb. 6. —10. Abb. 6. Ausschnitt aus einem fötalen Coeruleus. E 120. Vergr. 150 : 1. Ph. 29341. Oben links Trigeminus-Zellen. Abb. 7 und 8. Zellen desselben fötalen Gehirns. mPh. 4099, 4147. Abb. 9 und 10. mNz eines Neugeborenen. Abb. 9. Oralzelle. Abb. 10. Caudalzelle. F. 119. mPh. 4090. 4239.
2. N e u g e b o r e n e s K i n d F ü r die Untersuchungen des Coeruleus zur Zeit der Geburt standen zwei Gehirne zur Verfügung: ein gut entwickeltes von einem 1 Tag alten Kinde (E 123) und ein ausgesprochen unreifes eines 3 Tage alten Zwillingskindes (E 119). Trotz dieser Verschiedenheiten war zytologisch wie architektonisch die Übereinstimmung sehr weitgehend. Allgemein kann über den Zellzustand zur Zeit der Geburt gesagt werden: 1. In architektonischer Hinsicht besteht jetzt ein deutlicher Unterschied zwischen den verstreut liegenden oralen und den dichter aneinander gedrängten caudalen Zellen. 2. Auch die zell-histologischen Differenzen treten bereits hervor. 1) I m T e x t sind Einzelheiten aus verschiedenen optischen Ebenen beschrieben. Dementsprechend sind sie nicht alle in den Photographien erkennbar. Besondere Feinheiten können auch vielfach nicht photographisch wiedergegeben werden.
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3. I m Zelleib aller Zellen ist N i s s l - S u b s t a n z in deutlich abgrenzbaren Brocken vorhanden, deren Menge u n d Gestaltung von Zelle zu Zelle wechselt. Der Melaningehalt h a t zugenommen, es ist ein individueller Unterschied in seiner Menge zwischen den beiden Gehirnen vorhanden, indem die mNz des 1 Tag alten Kindes t r o t z dickerer Schnitte weniger Melaninkörner enthalten. 4. I m Kern ist der Nucleolus im Cresylviolett-Präparat gleichmäßig dunkel, im Azan- u n d nach M a s s o n gefärbten Schnitt leuchtend rot u n d besitzt eine deutliche Vakuole. Eine v e r s t ä r k t e Membran-Einlagerung beschränkt sich auf den Spezialabschnitt u n d seine Falten. Die „fadenförmigen Bildungen" u n d „wolkigen Verdichtungen" sind zurückgetreten. Bei Azan- und M a s s o n F ä r b u n g ist eine sehr schwach tingierte Anlagerung vielfach schon erkennbar. Abb. 9 und 10 sind Bilder von Durchschnittszellen aus dem unreiferen der beiden Gehirne. Abb. 9. Diese Zelle hat volumenmäßig den fötalen Zellen gegenüber nur wenig zugenommen. Trotzdem erkennt man deutlich den höheren Reifegrad. Im Zelleibrande liegen an mehreren Stellen große Nissl-Brocken (vgl. Abb. 4!), die aus einer Vielheit kleinster Bröckchen zusammengesetzt sind. Im Zelleibinneren sind einige dunkle Flecke vorhanden: den Fötalzellen gegenüber vermehrte Melaninkörner. Das Kerninnere ist heller geworden durch eine Verminderung der „fadenförmigen Bildungen und wolkigen Verdichtungen" der embryonalen Zellen. Dafür treten die Falten des durch eine Einlagerung deutlich verstärkten Spezialabschnitts klar hervor (rechtes oberes Kern viertel). Der gleichmäßig dunkle Nucleolus enthält bei ,,?" eine periphere Vakuole. Mit Abb. 10 ist eine sehr charakteristische topistische Merkmale besitzende Caudalzelle wiedergegeben. Man erkennt im Gegensatz zu Abb. 9 die schmalere, langgestreckte Form sowie die länglichen, schmalen Nissl-Brocken (vgl. Abb. 5!). Die Falten des Spezialabschnitts (links im Kern, in der Ebene der Photographie kaum sichtbar) sind in dieser Zelle wenig ausgeprägt. 3. 6 % j ä h r i g e s K i n d Bei fortschreitendem Alter n i m m t mit der Größe der mNz auch ihr Bestand an Melanin — vor allem im Oralteil — und an N i s s l - S u b s t a n z zu. Auch die Ausprägung von Delle, Falten und Anlagerung wird vielfach intensiver. Der in den einzelnen Zellen wechselnd vorhandene Gehalt an Melanin bleibt aber in kindlichen Coerulei weiterhin im Durchschnitt gering. Unabhängig von der ungleichen Ansammlung der Melaninkörner ist die Zahl u n d Größe der N i s s l - B r o c k e n verschieden. Dieses von Zelle zu Zelle differierende A u f t r e t e n ist möglicherweise mit den von N i s s l bei anderen Nervenzellarten als „pykno-, p a r a p y k n o - u n d a p y k n o m o r p h e P h a s e n " beschriebenen Zuständen zu vergleichen. Dabei wird angenommen, d a ß die N i s s l - S u b s t a n z am A u f b a u der das eigentliche Leben tragenden Nervensubstanz stark beteiligt ist. In den Abb. 11—14 sind typische orale mNz durchschnittlicher Größe und mit dem durchschnittlich geringen Melaningehalt eines 614 jährigen normalen K n a b e n wiedergegeben. Abb. 11 zeigt eine mNz, deren Zelleib apikal und basal einige vereinzelte große Nissl-Brocken enthält. Die Nissl-Brocken der Zelleibseiten sind wesentlich kleiner. Sie liegen ebenfalls vereinzelt, teilweise recht große Lücken zwischen sich freilassend.
70 In dem gleichmäßig gefärbten Zelleibinneren erkennt man rechts wenige, verstreute Melaninkörner. Trotzdem tritt ein helles Zentrum hervor. Der Kern ist rund. Der Spezialabschnitt markiert sich durch eine geringere Wölbung wie die Restmembran und durch eine kräftige Einlagerung. E r bildet in seiner Mitte zwei ungleichmäßig lange Falten, gleichfalls mit kräftiger Einlagerung. Eine sehr helle Anlagerung tritt in der wiedergegebenen Ebene nicht hervor. Das Kerninnere ist hell. Im Nucleolus liegt bei 5 an seinem Rande eine große, helle Vakuole. In dem etwas kleineren Zelleib der Abb. 12 erkennt man rechts oben zahlreichere ebenso große Nissl-Brocken wie in Abb. 11 apikal und basal. Einige bilden hier sogar eine kurze, zusammenhängende Strecke. Links seitlich liegen isoliert weitere — gleichfalls große — Brocken im Zelleibrand anderer Ebenen. Unten rechts — unterhalb des Kerns — sind zahlreiche kleine Brocken vorhanden, die in der dargestellten Ebene ebenfalls undeutlich sichtbar sind. Basal links und in der Mitte fehlen sie ganz. Da das Melanin in dieser mNz nur in sehr wenigen Körnern vorhanden ist, fällt das helle Zentrum gar nicht auf. Der durch seine kräftige Einlagerung hervortretende Spezialabschnitt ist spurweise dellenförmig in den Kern gebogen. In seinem im Bild oberen
Abb. 11 — 15. Abb. 11 — 14. O r a l - m N z eines normalen ö ' / i j ä h r i g e n . E 105. m P h . 4 4 8 3 , 4 4 8 7 , 2 9 8 6 , 4 5 7 7 . Abb. 15. O r a l - m N z eines normalen 2 6 j ä h r i g e n . Md 2. m P h . 4 6 3 7 .
Teil bildet er einige bei dieser Einstellung undeutliche Falten. An seiner Innenseite breitet sich eine helle, also lockere Anlagerung, die aber kräftiger ist wie in Abb. 11, auf den Nucleolus zu aus. Der breitelliptische Kern ist in seinem rechten oberen Teil in der dargestellten Ebene durch Zelleibplasma verdeckt und damit auch die Kernmembran (ebenso unten rechts durch Nissl-Brocken). Der Nucleolus ist annähernd ebenso groß wie derjenige in Abb. 11; in seiner Mitte liegt eine Vakuole. Abb. 13. Auf der linken Seite dieser Zelle sind die randständigen Nissl-Brocken so groß wie die großen der beiden eben beschriebenen Zellen. Sie bilden eine zusammenhängende Strecke. Die übrigen Nissl-Brocken — zahlreicher als in Abb. 12 — sind kleiner. Am unteren Zelleibrande fehlen sie. Man sieht aber noch Brocken der Zelleiboberfläche unter der dargestellten Ebene durch Zelleib und Kern hindurchschimmern und am unteren Kernrand als undeutliche Spitze sichtbar werden. Der Zelleib, der durch die durchschimmernden Nissl-Brocken dunkler erscheint als er ist, enthält in seinem Inneren mehr locker verteilte Melaninkörner wie die mNz der Abb. 11 und 12. Daher tritt in dieser Zelle ein helles Zentrum ziemlich deutlich über der Mitte der ausgeprägten Delle des Spezialabschnitts hervor. In dem durch die Delle nierenförmigen Kern fällt die intensiv gefärbte breite Anlagerung auf, die die Einlagerung des Spezialabschnitts und seiner Falten in dieser Einstellung fast verdeckt. Das an sich helle und bemerkenswert klare Kerninnere wird durch die erwähnten
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Nissl-Brocken der darunter gelegenen Zelleiboberfläche im Bilde verdunkelt. Der Nucleolus ist auffällig größer als der in den beiden vorher beschriebenen Zellen, seine bei „ 2 " gelegene Vakuole in der abgebildeten Einstellung etwas undeutlich. Schließlich bringt Abb. 14 eine mNz des gleichen Typs. Aber die Nissl-Brocken umgeben in einem nahezu geschlossenen Kranz nicht nur den Hauptteil des hellen Zelleibs, es wird auch der basale Zellpol in ähnlicher Weise eine kurze Strecke weit „eingefaßt". An beiden Polen sind die dicht nebeneinander liegenden Brocken besonders groß. An den Seiten ist — bis zu ihrer Unterbrechung in der Mitte — der kranzartige Charakter der Einfassung durch kleinere Bröckchen und Lücken etwas aufgelockert. Im Inneren des Zelleibs erkennt man vereinzelte, apikal zahlreiche Melaninkörner. Ein helles Zentrum tritt in dieser Ebene nicht hervor. Links geht — unscharf getroffen — ein Plasmafortsatz ab. Der Kern ist in seinem linken Teil ausgesprochen rund, rechts bildet er dagegen eine Ellipse. Der kaum dellenförmig kernwärts gebogene Spezialabschnitt tritt der Restmembran gegenüber nur wenig in seinem mittleren Teil durch eine Einlagerung hervor. E r bildet zwei sehr kurze Falten, die in der dargestellten Ebene durch eine schmale, dichte Anlagerung fast zugedeckt werden. Der Kern ist nicht einheitlich hell. In dem unscharf getroffenen und daher zu groß erscheinenden Nucleolus der wiedergegebenen Ebene liegt fast zentral eine kleine helle Vakuole. In der ersten der vier dargestellten kindlichen mNz (Abb. 11) ist das Auftreten einer geringen Menge großer N i s s l - B r o c k e n und ein runder Kern ohne Delle und mit nur wenigen Falten und sehr heller Anlagerung festgestellt worden. In den folgenden Bildern (Abb. 12 und 13) nimmt die Menge großer N i s s l Brocken zu. Gleichzeitig bildet sich der Spezialabschnitt durch Bildung einer Delle und Auftreten zahlreicherer Falten stärker aus. Dazu vermehrt sich die deutlicher werdende Anlagerung. Der Nucleolus nimmt an Volumen zu (Abb. 13). I m Falle der größten Nissl-Brockenmenge (Abb. 14) ist der Nucleolus indessen wieder kleiner geworden. Bei Verminderung der Anlagerung und einem weitgehenden Schwund von Delle und Falten hat der Spezialabschnitt des im Bilde links runden und rechts abgeflachten Kerns an Deutlichkeit verloren. E s dürfte sich also um Etappen einer Umbildung eines apyknomorphen Zustandes in einen pyknomorphen handeln. B. Reifezelt
In Ergänzung der Bilder adulter mNz der Abb. 4 und 5 eines 30jährigen gibt Abb. 15 eine melaninreiche Oralzelle eines normalen 26jährigen wieder. Der Zelleib ist dreiviertel mit sehr dicht liegenden Melaninkörnern erfüllt. In dem apikalen, melaninfreien Viertel erkennt man in Streifen angeordnete, mittelgroße Nissl-Brocken. In der Bildmitte liegt ein schmales, langgestrecktes, dem dunklen Melanin gegenüber sehr deutliches helles Zentrum, das die im flachen Bogen in den Kern einbiegende Delle des Spezialabschnitts begleitet. Der seitlich in der Zelle gelegene Kern ist nierenförmig-schmal, sein Inneres nicht ganz klar. Der Spezialabschnitt bildet mehrere kurze Falten, die durch eine schmale dichte Anlagerung fast verdeckt sind. Dem 6 y 2 jährigen gegenüber vergrößern sich also die adulten mNz durchschnittlicher Größe nur noch wenig. Dagegen zeigt das Melanin im Fall der Abb. 15 eine beträchtliche Zunahme, die sich im Laufe der J a h r e auch noch weiter zu vermehren pflegt. Der R a u m für die Tigroidsubstanz wird durch diese Melaninzunahme mehr und mehr eingeengt. Die periodisch schwankende
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Ausprägung von Delle, Falten und Anlagerung erreicht bei adulten mNz gegenüber den kindlichen einen durchschnittlich stärkeren Grad. C. Involution
Unter „Involution" wird die für eine Zellart spezifische Art und Weise ihres normalen Alterns und Sterbens verstanden. Der Involutionsprozeß der verschiedenen Nervenzellarten unterscheidet sich häufig in bemerkenswerter Weise voneinander. Aber auch innerhalb einer Zellart können bei gesunden älteren Menschen mehrere Zelluntergangsformen nebeneinander auftreten. Wichtig erscheint in solchen Fällen die Klärung besonders von zwei Fragen: 1. Stellen diese Verschiedenheiten des Zelluntergangs voneinander unabhängige Formen des normalen Alterns dar oder beruhen sie auf einem ungleichen Ablauf des gleichen Prozesses ? 2. Wieweit sind die vorhandenen Untergangsdifferenzen auf eine Alterskrankheit zurückzuführen oder agonal bedingt ? Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die verschiedenen Zelluntergangsformen im Coeruleus älterer Menschen. Sie ist eine Revision und Erweiterung der von C. und O. V o g t in ihrer K. K l e i s t gewidmeten Arbeit bereits abgebildeten Übersichtstabelle über erste vergleichende Untersuchungen von Coerulei alter „klinisch Unauffälliger", Paralysis agitans-Kranker und solcher mit (zumeist) postencephalitischem Parkinsonismus (18). Es ergibt sich aus der Tabelle, daß die regressiven Formen l a und l c sich vorzugsweise bei klinisch unauffälligen alten Leuten finden. Daher werden sie hier unter der Rubrik „Involution" behandelt. Wieweit bei der Form l b bei jüngeren Menschen ein vorzeitiges Altern, also eine Krankheit, vorliegt oder wieweit ein anderer ätiologischer Hauptfaktor diese Form verursacht, ist vorläufig nicht zu entscheiden. Form l b ist daher zwischen „Involution" einerseits und sicheren Anomalien andererseits zustellen. Dasselbe gilt von Form 3. Mit den Abb. 16—32 werden die Untergangsformen 1 und 3 der Tabelle etwas eingehender beschrieben, auf die übrigen Formen wird im Abschnitt über Anomalien näher eingegangen. Die Formen l " ~ c der Tabelle beruhen möglicherweise auf einem gleichen Prozeß in verschiedenem Tempo. Während l a (reichlich) und l c (in geringerer Zahl) sich nach den vorliegenden Untersuchungen auf Coerulei höheren Alters beschränken, kommt Form lb wie auch Form 3 in verschiedenen Lebensaltern vor. Daher wurden die Bilder dieser beiden Formen nebeneinander gestellt und Form lc vor lb besprochen. Form 2, die Lipofuscin-Involution, ist entgegen der 1. Tabelle jetzt fortgelassen worden. Das inzwischen beträchtlich vermehrte Beobachtungsgut läßt mit größerer Sicherheit sagen, daß Lipofuscin enthaltende Nervenzellen in der Umgebung des Coeruleus trotz gewisser Ähnlichkeiten konstant in einigen Merkmalen von seinen mNz abweichen: sie sind stets kleiner; ihr — immer vorhandener — Spezialabschnitt bildet nur Falten, aber keine Delle; vor allem ist nie in ihnen Melanin gesehen worden. Es wird daher angenommen, daß es sich um versprengte Zellen des Nucleus tegmenti pedunculo-pontinus handelt (vgl. 3,11).
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Die Coeruleus-mA'z beginnen relativ früh mit ihrer Involution. Es waren aber z.B. bei einer 100 jährigen, die „bis zuletzt noch geistig wie auch motorisch besonders aktiv und rüstig" gewesen ist (A 76 der Vogtschen Sammlung), noch recht viele gut erhaltene mNz vorhanden bei Anwesenheit von — vor allem, im Oralteil— vermehrter Glia. Besonders zahlreich waren in diesem Coeruleus vollständig, bzw. weitgehend mit Melanin angefüllte Zellen, dem hohen Alter entsprechend wahrscheinlich normal. In 51 % aller mNz bestand das Melanin aus einer homogenen tiefdunklen Masse, d.h. war in „kompaktem'' Zustand vorhanden ; in 5,5 % der gezählten Zellen konnte noch kein sichtbares Zeichen eines Involutionsvorgangs festgestellt werden (vgl. Tabelle. 1).
N
A 76 Cp 60 Bu 80 Bu 48
ia
ib
%
%
% %
ic
3
4
5
61)
7
8
9
/o
/o
%
%
/o
/o
0/ /o
0.3 0.2
0.3 0.5
—
—
349 16.5 5.5 36.1 13.5 407 11.1 9.1 32.7 21.6 295 11.2 4.4 28.5 19.0
5.6 3.0 0.2 0.5 19.2 1.5 0.3 6.4 7.8
0.3 18.0 0.4 2.2 0.5 0.5 3.4 — 19.0
271 491 179 368 279 300
0.4 7.0 0.6 1.0
1.1 2.8
216 10.6 4.1 17.1 31.0
—
—
21.8 3.2 25.1 2.1 34.0 2.7
9.6 CO
12.5 4.1 28.8 17.7 12.6 27.1 20.6 10.6 7.3 25.1 27.4 8.7 3.8 ¡56.8 18.5 11.8 5.0 15.0 29.0 14.0 19.7 36.0 16.3 Ol
100 Keine Autopsie . 93 Pneumonie . . . 92 Herzschwäche . . 91 Akute Herzdilatation . . . C 12 89 Arteriosklerose . . EI 2 86 Kachexie C 39 85 Kehlkopf-Ca. . . El 3 84 Pneumonie . . . . C 59 84 Arteriosklerose. . El 13 73 Plötzlicher Herztod
V /o
Normal
Todesursache
Gesamtzellzahl Nicht beurteilbar
Alter
Be;eichnung
Tabelle 1 Übersicht über Regressionen von mNz alter, klinisch unauffälliger Leute. An Hand von Ubersichtsaufnahmen (Vergr. 150 : 1) wurden die mNz beider Coeruleus-Seiten in mehreren Schnitten ausgezählt und bewertet. ,,Normal": mNz ohne Involutionsanzeichen; Depigmentierungs-Prozesse; j : Randplasma-Schwund; 4: zentral beginnende Homogenisierung ; 5 : A l z h e i m e r sehe Fibrillen-Veränderung ; 6: Masson-positive Vakuolen; 7: Peripher beginnende Homogenisierung; 8: Periphere Wabenbildung; 9: einfache Schrumpfung.
2.2 6.9 1.1 1.0
0.9 25.9 2.9
0.3 0.4 0.3 —
—
9.0
0.4 0.6 0.6 1.6 3.6 1.0
0.5
5.1
1.4
—
7.5
3.6 4.3 1.1
—
- -
—
0.6 —
0.3 —
—
0.5
1. D e p i g m e n t i e r u n g s p r o z e s s e Der unter l a ~ c in Tabelle 1 notierte Prozeß beginnt mit einer Depigmentierung, der sich eine Tigrolyse, dann eine wabige Auflockerung und zuletzt der Schwund des Zellplasmas anschließen. Die Waben dürften mit Fett erfüllt sein. Demnach ist diese Involutionsform den Fettinvolutionen C. und 0 . V o g t s zuzurechnen. Gewisse Schwankungen im Ablauf dieser „wabigen Depigmentierungsinvolution" ließen eine Gliederung in drei Gruppen angebracht erscheinen. 1. wurden alle diejenigen mNz zusammengefaßt, deren Nissl-Substanz und Zelleibplasma — nach Vergrößerung des hellen Zentrums durch die zuerst eingesetzte Depigmentierung — zu annähernd gleicher Zeit und in gleicher Inten1) Die Masso n-positiven Vakuolen sind gezählt ohne Rücksicht auf den Zustand der betr. mNz. Daher fehlen die unter , , 6 " addierten mNz bei den jeweiligen übrigen Veränderungen.
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sität von dem Prozeß ergriffen werden. 2. Bei den mNz der 2. Gruppe (die weiter unten an 3. Stelle beschrieben wird, aber der Übereinstimmung mit der früheren Tabelle halber als l b weiter benannt bleiben soll), verfällt das Melanin gleichfalls zuerst der Auflösung. Dagegen erhalten sich die Nissl-Brocken in besonders grober Form noch fast unvermindert, während das Zelleibplasma zwischen ihnen oder in anderen Zellteilen sich nicht nur bereits weitgehend wabig verändert hat, sondern auch schon zu schwinden beginnt. Das helle Zentrum erscheint häufig — in vorgeschritteneren Stadien besonders auffällig — durch grobe Nissl-Brocken der darunter gelegenen Zelleiboberfläche „wolkig verdunkelt" im Gegensatz zu seiner sonstigen hell-homogenen Beschaffenheit. 3. Auch beider 3. Gruppe (unten als 2. Gruppe beschrieben) beginnt der Involutionsprozeß mit einer Depigmentierung. Auch hier folgt eine bemerkenswert gleichmäßig sich vollziehende Tigrolyse und eine wabige Auflockerung des Zellleibplasmas mit folgendem Schwund. Daneben bilden sich aber im Zelleibinneren zahlreiche, verschieden große, meist länglich-schmale, sich dunkelviolett färbende „Splitter". Sie fallen in dem homogenen hellen Zentrum besonders auf. Nur allmählich werden sie kleiner. In dem sich verengenden, rundwerdenden Kern schwinden Delle und Falten, ein intensiv verstärkter Spezialabschnitt erhält sich noch ziemlich lange. Der Nucleolus kann bis in späte Stadien seine Färbbarkeit behalten, er wird auffallend groß und enthält zahlreiche Vakuolen. In seiner unmittelbaren Umgebung und auch entlang der Membran liegt im N i s s 1 Bild späterer Stadien eine größere Anzahl kleiner C-hromozentren, die im Feulgen-Präparat negativ sind, mit Ausnahme eines (selten einiger) großen Einzelchromozentrums in unmittelbarer Nähe der Membran, häufig dicht am Spezialabschnitt. a) Gleichschrittige wabige Depigmentierungsinvolution (Tab. 1, 1") Die Abb. 16—21 zeigen in einer Serie die Zunahme der in der 1. Gruppe geschilderten „gleichschrittigen wabigen Depigmentierungsinvolution". Abb. 16. Der Zelleib dieser mNz besitzt apikal einen großen „Klumpen" kompakten Melanins (vgl. S. 73) mit aufgelockertem, unterem Rande, d.h. vereinzelt oder in kleinen Haufen zusammenliegenden Einzelkörnern. Links deutet der „helle Hof" um eine Anzahl isoliert liegender kleiner Melaninkörner auf ihre beginnende Verminderung hin. Das helle Zentrum ist in seiner homogenen Beschaffenheit sehr groß. Es ist anzunehmen, daß in seinem oberen, heller gefärbten Teil bereits Melanin geschwunden ist. Es erfüllt einen annähernd gleich großen Teil des Zelleibs wie das Melanin. In den beiden melaninfreien Seiten des Zelleibs ist zwischen einer schmalen Reihe kleiner Nissl-Brocken eine geringe Plasmaauflockerung erkennbar, in der dargestellten Ebene nur wenig zu sehen. Der ganz wenig als Delle in den kleinen Kern gebogene Spezialabschnitt bildet einige kurze Falten, die in einer schmalen Anlagerung liegen. Der Nucleolus in dem etwas dunklen Kern ist groß und dunkel, eine helle Vakuole läßt seinen Rand bei ,,7/8" abgeplattet erscheinen. Mit Abb. 17 a und b ist ein fortgeschritteneres Stadium des gleichen involutiven Prozesses einer mNz in verschiedenen Ebenen dargestellt. Apikal im Zelleib liegt nur noch ein kleiner Haufen einzelner Melaninkörner. Um zahlreiche Körner haben sich „helle Höfe" gebildet. In der linken Zelleibseite sind ganz vereinzelte Körner in „hellen Höfen" übriggeblieben. Der untere Teil der linken Seite wird von einem Streifen ziemlich dichtliegender großer Nissl-Brocken umrandet (Abb. 17&), die, bei starker Vergrößerung betrachtet, aber aus kleinen Bröckchen bestehen. Zwischen
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ihnen erkennt man deutliche Lücken im Zellplasma (Abb. 17a). Die groben N i s s l Brocken der rechten Zelleibseite setzen sich ebenfalls aus kleinen Brocken zusammen, doch hier fehlt noch jegliche Spaltbildung im Plasma (Abb. 17 6). In den oberen 2/3 des Zelleibs hat die Plasmainvolution schon zu einer deutlichen Wabenbildung geführt, die sich von oben nach unten vorschiebt (in der Photographie nicht zu erkennen). Das Normalbildern gegenüber vergrößerte helle Zentrum wahrt jedoch noch ausgesprochen seine homogene Beschaffenheit. Seine untere Grenze bildet der durch eine Einlagerung verstärkte, aber kaum dellenförmig in den Kern biegende Spezialabschnitt. Eine schmale dunkle Anlagerung läßt nur undeutlich einige sehr kurze
Abb. 16 — 21. Gleichschrittige wabige Depigmentierungs-lnvolution. Normale, „ b i s zuletzt motorisch und geistig r ü s t i g e " 1 0 0 j ä h r i g e Frau. Abb. 17 a und 17 6: die gleiche mNz in verschiedener Ebene.
A 76. m P h . 4703, 4563, 4564, 9189, 4703, 4731, 5530.
Falten erkennen. Der Kern ist etwas heller wie derjenige in Abb. 16. Sein großer, nicht ganz tiefdunkel gefärbter Nucleolus enthält zahlreiche kleine Vakuolen neben einer großen bei , , 2 " . Abb. 18. Bei dieser mNz ist eine Verkleinerung des Zelleibs gegenüber den beiden ersten Zellen ganz offensichtlich. Trotzdem ist links apikal noch eine allerdings recht lockere kleine Ansammlung von Melaninkörnern vorhanden. Alle Körner sind von „hellen Höfen" umgeben. Rechts liegen sie, sehr auffällig verkleinert und ganz isoliert, am Zelleibrand entlang, ihre „hellen Höfe" sind besonders groß. Ein kleiner Rest von N i s s l - S u b s t a n z hat sich in der Mitte der linken Seite in Form eines Bandes kleiner Bröckchen noch erhalten. Das helle Zentrum reicht bis zu einem mäßig breiten apikalen Saum wabig aufgelockerter Plasmasubstanz. In dem schmalelliptischen Kern ist der durch eine schmale Anlagerung verbreiterte Spezialabschnitt mit einigen Falten flach dellenförmig eingebogen. Trotz der Verkleinerung dieses Zelleibs ist der Nucleolus auffallend groß. E r enthält zwei große Vakuolen und einige kleinere.
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Ein Stadium völliger Depigmentierung ist bei der mNz der Abb. 19 eingetreten. Dazu ist ihr Zelleib in ganzer Ausdehnung links nicht nur weitgehend wabig aufgelockert, sondern hat an Substanz zweifellos eingebüßt. Nur ein kleines helles Zentrum, das sich strukturlos am linken Kernrand eine kurze Strecke ausdehnt, widersteht noch der allgemeinen Auflockerung. Die dunklen Flecke dieses Gebietes rühren von mehreren Neurogliakernen her, die unter der Zelle liegen. Rechts über dem Kern sowie auch unter seinem unteren Pol sind noch einige sehr kleine N i s s l Brocken in kleinen Klumpen erhalten. Der Speziaiabschnitt — in der Mitte des Bildes die linke Kernbegrenzung bildend — ist nur noch wenig durch eine Einlagerung verstärkt. In seiner Mitte liegt ein großes Einzelchromozentrum, unscharf in dieser Ebene. Die dunklen Flecke des nicht ganz hellen Kerns stammen wie jene des Zellleibs von Neurogliakernen anderer Ebenen. Auch in dieser Zelle ist der Nucleolus besonders groß. In seinem Inneren liegen zahlreiche kleine Vakuolen, an seinem Rande bei ,,1" eine besonders große. Rechts und links über ihm sind einige einzeln liegende Chromozentren vorhanden. Abb. 20. In dieser mNz ist die Zelleibsubstanz noch weitgehender aufgelockert wie in der Zelle der Abb. 19. Der Zelleib hat deutlich mehr an Umfang eingebüßt. Auch ein strukturloses helles Zentrum fehlt jetzt. Der Speziaiabschnitt wird durch eine ganz geringe Einlagerung kaum noch der Restmembran gegenüber verstärkt. Der runde Kern ist groß und nicht ganz hell. Dagegen ist der Nucleolus kleiner geworden. Sein Rand ist durch mehrere an ihm liegende Randkörperchen uneben, in seinem hellen Inneren fallen zwei große helle und eine Anzahl kleinerer Vakuolen auf. Einige vereinzelte Chromozentren sind dicht am Speziaiabschnitt zu erkennen. Schließlich gibt Abb. 21 das Bild eines Zellrestes wieder, der gerade noch als Rest einer mNz zu erkennen ist. Noch stärker reduzierte Zellreste sind nicht mehr mit Sicherheit als mNz-Reste gegenüber melaninlosen Nz-Resten identifizierbar. Diese nahezu farblose Zelle besteht in der Hauptsache nur noch aus Waben, die sehr groß sind. Nur links unten erkennt man in einem kleinen dunkleren Gewebeteil einige kleinere Waben. Eine Kernmembran ist nicht mehr sichtbar, der Kern also nicht mehr vom Zelleib zu trennen. Der kleine, sehr blasse Nucleolus enthält noch mehrere ziemlich deutliche Vakuolen. Bei ,,5" wird seine Peripherie durch eine größere vorgewölbt. Bei ,,7" und ,,9" liegen dunklere Randkörperchen.
b) Involution mit Splitterbildung (Tabelle. 1, l c ) Mit den Abb. 22—24 wird die Zunahme der unter l c in Tabelle 1 aufgeführten Involutionsform dargestellt. In der mNz der Abb. 22 a erkennt man in beiden Zelleibseiten die deutlich einsetzende „Auflockerung" des Gewebes und den Beginn der Depigmentierung durch Abnahme des Melaninbestandes (besonders rechts apikalwärts in der Zelleibseite). Die Nissl-Schollen rechts und links in den Zelleibseiten sind teils bandartig angeordnet, teils werden Spalten zwischen den einzelnen Nissl-Brocken erkennbar (Abb. 22i»: rechts unten). Das helle Zentrum wird aber entgegen den bisher beschriebenen Bildern nicht größer, denn es haben sich überall im Zelleib, in seinem Raum besonders gut erkennbar, verschieden große, meist längliche „Splitter" gebildet, die sich dunkelviolett wie die Nissl-Brocken färben. In Abb. 22b sind sie besonders deutlich. In den hellen Kern biegt der Speziaiabschnitt mit einer zugespitzten Delle und einigen schmalen Falten (Abb. 22 a) ein. E r ist durch eine Einlagerung verstärkt, eine Anlagerung fehlt. In dem normal großen Nucleolus, der dunkel gefärbt ist, liegen mehrere Vakuolen, von denen eine bei „ 5 " besonders auffällt. Die wabige Randauflockerung hat in den Zelleibseiten und apikal bei der ganz melaninlosen Zelle der Abb. 23 einen auffallend regelmäßigen Fortschritt gemacht. In dem noch relativ kräftig gefärbten Zelleib liegen auch hier zahlreiche dunkel gefärbte, nun sehr kleine „Splitter". Auch hier liegen sie im Räume des hellen Zentrums,
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im Bilde undeutlich als kleine dunkle Punkte zu erkennen. Der Kern dieser Zelle ist von einem gefärbten Netzwerk durchzogen, das auch in der Photographie sichtbar ist. Der Spezialabschnilt ist als flache Delle kernwärts gebogen, Falten und Anlagerung fehlen. Der sehr große Nucleolus ist sehr auffallend, gegenüber der Photographie ist er nicht ganz tiefviolett gefärbt. Er enthält eine große und zahlreiche kleine Vakuolen. Vereinzelte „Splitter" finden sich auch noch in dem völlig wabig veränderten Zelleibrest der Abb. 24, auch hier vor allem im Räume des hellen Zentrums. Die apikale Dunkelheit beruht auf einem Neurogliakern einer tieferen Ebene. In dem durch die dellenförmige Biegung des nur noch wenig verstärkten Spezialabschnitts nierenförmigen Kern sind außer einer feinwabigen Netzstruktur zahlreiche Chromozentren vorhanden, die zum Teil nahe der Membran perlschnurartig angeordnet sind. Der auch hier noch große, aber nicht mehr ganz runde Nucleolus ist nicht tiefdunkel gefärbt und enthält zahlreiche Vakuolen.
Abb. 22 — 26. Depigmentierungs-Prozesse. mNz der 100 jährigen der Abb. 16 — 21. Abb. 22 — 24. Depigmentierungs-Involution mit ,, Splitter"-Bildung. (Abb. 22 a und 22 b: die gleiche mNz in verschiedener Ebene.) mPh. 9185, 9222, 9231, 9202. Abb. 25 und 26. Depigmentierungs-Prozeß mit Tigrolyse-Verzögerung. mPh. 4567, 9179.
c) Depigmentierungsprozeß mit Tigrolyseverzögerung (Tabelle 1, l b ) Abb. 25 und 26 sind Bilder von involutiven mNz aus der in Tabelle 1 als 1" bezeichneten Gruppe. Bei der mNz der Abb. 25 ist das Melanin nur noch in einzelnen Körnern apikal übriggeblieben, die in der Photographie allerdings nicht getroffen worden sind. Die wabige Beschaffenheit des Zelleibplasmas tritt dagegen sehr klar hervor. Auch der Substanzverlust ist deutlich zu erkennen; links hat er bereits große Lücken verursacht, rechts hat er begonnen. Trotz des also bereits vorgeschrittenen Prozesses liegen zahlreiche grobe Nissl-Brocken an beiden Zelleibseiten sowie an der Zelloberfläche unter der dargestellten Ebene und verdunkeln das Innere des Zelleibs. Zwischen den großen Nissl-Brocken liegen überall auch kleinere, besonders in der linken Seite. Das helle Zentrum wird ausgesprochen wolkig verdunkelt. Der nicht gleichmäßig helle Kern ist rund, sein nur wenig verstärkter Spezialabschnitt enthält
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einige kurze und zwei lange, schmale Falten. Delle und Anlagerung fehlen. Der unscharf getroffene Nucleolus besitzt zwei große, auffallend helle Vakuolen und mehrere kleine. Abb. 26. Auch diese weitgehend wabig veränderte Zelle enthält apikal noch vereinzelte Melaninkörner, deren besonders große „helle Höfe" in der Photographie als weiße Flecken sichtbar sind. Links im Rande neben dem Spezialabschnitt hat sich ein großer dunkler Nissl-Brocken erhalten. Rechts und in der Zelloberfläche unter dem Spezialabschnitt liegt noch eine Anzahl größerer und kleinerer Brocken. Das helle Zentrum, unter dem auch mehrere N i s s l - B r o c k e n liegen, erscheint wolkig verdunkelt. Der helle Kern ist relativ groß. Der nur wenig durch eine Einlagerung verstärkte Spezialabschnitt verläuft fast ungebogen, er enthält wenige kurze aber ebenfalls verstärkte Falten. Eine Anlagerung fehlt. Der nicht ganz runde Nucleolus ist nicht mehr tiefviolett gefärbt. Eine große, helle Vakuole liegt bei ,,2", mehrere kleinere erfüllen seinen übrigen Raum. Am Rande liegen mehrere Randkörperchen. 2. R a n d p l a s m a s c h w u n d ( T a b e l l e
1, 3)
Die als „ R a n d p l a s m a s c h w u n d " bezeichnete Zelluntergangsform ist c h a r a k terisiert durch E i n b u c h t u n g e n und Spaltbildungen in der Oberfläche (=• dem „ R a n d e " ) des nicht gequollenen Zellplasmas. Die Bildungen können vereinzelt oder zahlreich, flach oder tief, breit oder spitz oder in wechselnder K o m b i n a t i o n in den Zellkörper eindringen. Allen Ausprägungen sind — mehr oder weniger deutlich — scharfe E c k e n an der Zelloberfläche eigentümlich. Die A b b . 2 7 — 3 2 sind B i l d e r fortschreitender
Stadien.
Abb. 27. Schon an dieser noch anscheinend gut erhaltenen mNz, die mit kompaktem Melanin vollkommen erfüllt ist (hypermelanotische mNz), fällt oben im Bilde der konkave „Schwundrand" mit seiner scharfen Ecke in der Mitte des Bildes auf, obwohl die Einsenkung nur flach ist. Abb. 28. In dieser mNz, ebenfalls hypermelanotisch, ist der Schwund des Randplasmas fortgeschritten: mehrere „Einbuchtungen" der Zelleiboberfläche und die Abschnürung oberflächlicher Zellteile (oben links) sprechen für diese Auffassung. Der Kern rechts im Bilde ist sehr schmal, eine mit Melanin erfüllte Delle biegt sich in deutlichem Bogen hinein. Falten oder Anlagerung sind nicht vorhanden. Der Nucleolus ist — neben sehr kräftig gefärbten des gleichen Präparates — auffallend blaß. Trotzdem tritt eine große helle Vakuole deutlich neben mehreren kleineren hervor. Abb. 29. Diese mNz enthält in ihrem linken Hauptteil kompaktes Melanin, während es im unteren Zelleibteil in locker verteilten Körnern vorhanden ist. Zahlreiche Spalten und Einbuchtungen im unteren und linken Rande von unterschiedlicher Breite und Tiefe dringen nicht allein in den mit Melaninkörnern erfüllten Teil ein, sondern haben auch mehrere Zipfel links aus dem kompaktes Melanin enthaltenden Zelleibteil herausgespalten. Rechts unten sind Spalten zwischen mehreren N i s s l Brocken eingedrungen. Auch der Dendrit — oben im Bilde — wird von rechts her durch eine Spaltbildung unterbrochen. In dem ovalen Kern hat der nicht dellenförmige Spezialabschnitt Falten (mehrere kurze und eine längere) gebildet, die wie der Spezialabschnitt durch eine Einlagerung verstärkt sind. Eine Anlagerung fehlt. Der nicht tiefdunkle Nucleolus enthält fast zentral eine große auffallende Vakuole, die von mehreren kleinen umgeben ist. Abb. 30. In dem fast zu 4/5 mit kompaktem Melanin erfüllten Zelleib dieser großen mNz sieht man über dem im Bilde oberen Teil des Kerns einen tiefen, breiten Spalt, der von außen links bis nahe an den Spezialabschnitt reicht, sich also schon weit „vorgeschoben" hat. In seiner Umgebung ist das aufgehellte Plasma deutlich
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LEIDENSGESCHICHTE 1). MELVXIXH ALT1GEX NERVENZELLEN
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kleinwabig verändert. In dem hellen Kern enthält der durch eine Einlagerung verbreiterte Spezialabschnitt nur wenige Falten. Eine Anlagerung fehlt. Der Nucleolus ist nicht tiefdunkel; man erkennt bei „ 5 " eine große helle Vakuole, die von zahlreichen kleinen umgeben ist. Mit Abb. 31 wird eine mNz in noch weiter fortgeschrittenem Stadium des Randplasmaschwundes dargestellt. Links im Zelleib hat sich, melaninhaltigen und melaninlosen Zelleibanteil erfassend, eine winklige Einbuchtung in das Zellinnere hinein gebildet. Darüber erkennt man im Melaninteil eine flache konkave Wölbung. Auf der rechten Zelleibseite „drängt" sich eine sehr breite Einbuchtung unter dem
Abb. 2 7 - 3 2 . Randplasma-Schwund. Abb. 30 und 3 1 : mNz der 100jährigen. mPh. 9162, 4468, Abb. 2 7 - 2 9 und Abb. 3 2 : El 5 (Nr. 11 der Tab. 2). mPh. 3080, 3081, 3076b, 4470. Abb. 27, 28. 30 und 31: „hypermelanotische" mNz: mit „ k o m p a k t e m " Melanin nahezu ganz erfüllt.
Melanin über dem Kern in das Zelleibinnere vor und beginnt auf diese Weise den Kern zu isolieren. Das helle Plasma in der Umgebung dieser Einbuchtung ist auch in dieser Zelle weitgehend kleinwabig verändert. In den linearen unteren Begrenzungen des Kerns rechts und links sind ebenfalls beginnende Einbuchtungen zu sehen, die bei anderer Einstellung deutlicher als solche zu erkennen sind. Rechts und links neben dem Kern liegen einige undeutlich abgrenzbare dunkel gefärbte Klumpen von Nissl-Substanz. Der Kern ist ausgesprochen verkleinert, das Kerninnere angefärbt. Der Spezialabschnitt markiert sich nicht. Zwischen der oberen Kerngrenze und dem Nucleolus liegt eine im Bilde dunkle Masse, von der nicht mit Sicherheit zu entscheiden ist, ob sie sich aus dunkel gefärbter N i s s l - S u b s t a n z oder aus einer sehr
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DOROTHEE
BEHEIM-SCHWARZBACH
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Journal Hirnforschung
dichten Anlagerung über einigen Falten im Kern zusammensetzt. Der im Bilde zu dunkel erscheinende Nucleolus beginnt blaß zu werden und ist von Vakuolen erfüllt. Bei weiterem Vordringen derartiger Bildungen von der Zelloberfläche in das Zellinnere kommt es zu Abschnürungen ganzer Zellteile: einerseits des Kerns (Abb. 31), andererseits von mit Melanin, evtl. sogar mit kompaktem Melanin, erfüllten Zellteilen (in Abb. 28 war ein Anfang gezeigt worden), die dann als mehr oder weniger „grobe Klumpen" in verschieden großen Ansammlungen im Gewebe liegen, evtl. von Phagocyten umlagert (Abb. 32).
II. Anomalien. Die im folgenden beschriebenen Zellveränderungen wurden in größerer Anzahl in den Coerulei K r a n k e r verschiedenen Alters und nur in verschwindender Zahl bei „klinisch unauffälligen" alten Menschen gefunden. A. Homogenisierungen 1. Zentral beginnend (Tabelle 1, 4) B e i dieser Regressionsform handelt es sich um eine anfänglich „ z e n t r a l " , d. h. im Zelleibinneren, als undeutliche Aufhellung in Erscheinung tretende Umwandlung des Zelleibplasmas in eine bei Cresylviolettfärbung weißlich bis hellrötlich — homogene Masse. Sie erinnert an Bilder der „primären R e i z u n g " (2). Über ihre E n t s t e h u n g kann noch nichts ausgesagt werden. Daher ist hier der unverbindliche Name „zentrale Homogenisierung" gewählt worden. Wie bei der „primären R e i z u n g " vergrößert sich auch bei der zentralen Homogenisierung der ergriffene Bezirk und erfaßt schließlich die ganze Zelle. Dabei schwinden N i s s l - S u b s t a n z und Melanin. Die A b b . 3 3 — 3 8 bringen Bilder verschiedener Stadien. Abb. 33. In dieser mNz ist apikal ein kleiner Fleck im Zelleibplasma sichtbar verändert. Rechts im Zelleibrand sind zwei große, dunkle Nissl-Brocken deutlich abgrenzbar, links und unterhalb vom Kern liegen in schmalen Streifen angeordnet einige kleine. Das Melanin über dem veränderten Fleck ist völlig geschwunden, oben rechts und unterhalb der Aufhellung sind vereinzelte Körner, von „hellen Höfen" umrandet, sichtbar. Im linken Zelleibrand und apikal liegen zahlreiche Körner noch zusammen. Der homogen veränderte Bezirk erscheint deutlich heller und „homogener'' als das helle Zentrum links über dem Kern. In dem farblosen Kern sind Falten und Anlagerung nur wenig entwickelt (unsichtbar bei der wiedergegebenen Einstellung), der Spezialabschnitt nur gering verstärkt. Der Nucleolus ist bei guter Färbbarkeit auffällig vakuolisiert. Die mNz der Abb. 34 enthält einen wesentlich größeren homogen veränderten Bezirk in ihrem Zelleibinneren. Sie besitzt nur noch einen schmalen Saum kleiner, sich nach innen noch mehr verkleinernder Nissl-Brocken. Links, über dem Kern und teilweise apikal ist dieser Saum von Nissl-Brocken durch ein Band von Melaninkörnern verbreitert, die sich auch hier länger dem Prozeß gegenüber erhalten wie die Nissl-Substanz, also umgekehrt wie bei der Depigmentierungs-Involution! Der Kern ist verkleinert und hell. Falten und Delle fehlen im Spezialabschnitt, auch eine Anlagerung ist nicht vorhanden. Der gut gefärbte Nucleolus ist voller Vakuolen. Das Fortschreiten der zentralen Homogenisierung kann in der Art weitergehen, daß die betreffende mNz mehr und mehr „aufgebläht" wird (Abb. 35). Abb. 36 zeigt, wie ein derart aufgeblähter Zellkörper einer Phagozytose verfällt. Häufiger bilden sich indessen im Inneren homogen veränderter mNz unregelmäßige Hohlräume und Spalten mit abgerundeten Ecken, die mit der Zelleiboberfläche in Verbindung stehen (Abb. 37 und 38).
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2. Peripher beginnende Homogenisierung (Tabelle 1, 7) Abb. 39 und 40 1 ) sind Bilder von mNz, bei denen eine homogene Umwandlung des Zelleibplasmas in einem Außenteil des Zellkörpers beginnt. Im weiteren Verlauf dürfte auch hier der Zelleib von dem Prozeß vollständig erfaßt werden. Abb. 39. Der Unterschied in der Beschaffenheit zwischen homogen verändertem (links apikal) und nicht sichtbar von dem Prozeß ergriffenem, also „normal" erscheinendem Plasma ist deutlich zu erkennen. Der Zelleib hat bis auf einen kleinen
Abb. 33 —42. Anomalien. Abb. 33—40. Homogenisierungen. Abb. 33 —38: zentral beginnend; Abb. 39 und 4 0 : peripher beginnend; Abb. 41. Periphere Wabenbildung; Abb. 42. Einfache Schrumpfung. Abb. 33. El 1 (Tab. 2, Nr. 5). mPh. 9432. Abb. 3 4 - 3 6 . Bu 52, 23jähriger Schizophrener, t an Sepsis. mPh. 2967, 8727, 6097. Abb. 37. Bu 40. 67jährige. P i c k s c h e Atrophie, f an Dekubitalsepsis. mPh. 6087. Abb. 38 und 39. R o e . 66jähriger. Paralysis agitans (Tab. 3, Nr. 7). mPh. 9552, 9564. Abb. 40. Bu 61. Postencephalitischer Parkinsonismus (Tab. 3, Nr. 3). mPh. 9610. Abb. 41. Bu 64. Postencephalitischer Parkinsonismus (Tab. 3, Nr. 9), mPh. 9601. Abb. 42. Gm. Postencephalitischer Parkensonismus (Tab. 3, Nr. 1). mPh. 3013.
Nissl-Brocken links unten neben dem Kern seine Nissl-Substanz verloren. Das Melanin widersteht auch hier dem Prozeß stärker. Rechts apikal ist noch eine größere Ansammlung von Melaninkörnern vorhanden, darunter vereinzelte in „hellen Höfen". In der übrigen Zelle liegen vereinzelte Melaninkörner in großen „hellen Höfen". Der kleingewordene, weißliche Kern wird durch einen deutlich verstärkten Spezialabschnitt vom Zelleib getrennt. Einige sehr kurze Falten sind gleichfalls verstärkt, eine Anlagerung fehlt. In dem tief dunklen Nucleolus fallen zahlreiche Vakuolen auf. 1) Diese Bilder sind zu dunkel kopiert, um die fast farblosen Außenteile möglichst noch sichtbar werden zu lassen. Vogt,
Hirnforschung.
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Journal Hirnforschung
In der mNz der Abb. 40 hat sich zwischen dem homogen veränderten, apikalen Zelleibzipfel und dem nicht veränderten Hauptteil des Zelleibs rechts im Rande ein deutlicher Spalt, links eine flache Einschnürung gebildet, abgesehen von dem apikalen Spalt innerhalb der homogenen Spitze selbst. Eine Verkleinerung der auch hier bereits schwer geschädigten rnNz (Fehlen aller Nissl-Substanz, stark reduziertes Melanin, Kern ohne Falten, Delle und Anlagerung, blasser vergrößerter Nucleolus mit zahlreichen Vakuolen) ist auf diese Weise oft anzutreffen. B. Periphere Wabenbildung. (Tab. 1, 8)
Es zeigen sich bei dieser Zellregression von außen nach innen fortschreitend unter Verlust der Nissl-Substanz, des Melanins und der Färbbarkeit des Zelleibplasmas in dem betroffenen Gebiet kleine Waben, während die übrigen Zellbestandteile noch gut erhalten sind oder sogar Zeichen einer gesteigerten „Aktivität" erkennen lassen: im Zelleib besonders tiefdunkle, grobe N i s s l Brocken, im Kern eine sehr intensiv gefärbte Anlagerung, manchmal auch auffällig stark entwickelte und verstärkte Falten und ein Nucleolus, der bei tiefdunkler Färbung Vergrößerung seines Volumens und auffälliger Vakuolisierung seine Form verändern und außergewöhnlich verlagert sein kann. Abb. 41 stellt eine in dieser Weise veränderte Zelle dar, in der allerdings eine gesteigerte Aktivität nicht vorhanden ist (derartig veränderte Zellen geben durch die großen Unterschiede ihrer Farbstärke Bilder, die für eine Reproduktion ungeeignet sind). Man erkennt in dem im Bilde oberen Zelleibteil ein durch die äußerst blasse Färbung nur sehr undeutliches Wabengerüst. Zwischen den Waben liegen vereinzelte, sehr kleine, dunkelviolette Substanzreste, deren Ursprung nicht mehr zu ermitteln ist, und einzelne Melaninkörner. Rechts unten sind in der Zelleibseite einige grobe, dunkle Nissl-Brocken vorhanden. In der linken Zelleibseite sind sie klein und durch Spalten im Gewebe isoliert gelegen. Das helle Zentrum erscheint sehr groß. Der farblose Kern wird durch einen nur teilweise verstärkten Spezialabschnitt mit wenigen schmalen Falten vom Zelleib getrennt. Eine Anlagerung fehlt auch in dieser Zelle. Der Nucleolus ist bei guter Färbbarkeit voller Vakuolen. C. Einfache Schrumpfung (Tabelle 1, 9)
Die einfache Schrumpfung kommt in Coeruleus-m-ZVz selten vor. Immerhin gehört sie zu den möglichen Regressionen. Ihre Merkmale an mNz gehen aus Abb. 42 hervor: Vorhandensein eines mehr oder weniger schmalen, sich gleichmäßig lang hinziehenden Zelleibs bei „Verwaschen wer den" der Nissl-Substanz durch Zusammenrücken der einzelnen Nissl-Brocken. Ferner Schwinden des Melanins, Verkleinerung des Kerns, Fehlen eines sich markierenden Spezialabschnitts, wie von Falten, Delle und Anlagerung, schließlich ein kleiner, aber meist gut gefärbter Nucleolus mit unauffälliger Vakuole. D. A l z h e i m e r sehe Fibrillenveränderung (Tabelle 1, 5)
Erstmalig hat F e n y e s 1932 auf das Vorkommen von A l z h e i m e r s c h e n Fibrillenveränderungen im Hirnstamm einer 28jährigen Parkinsonistin hingewiesen (4).
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Bilder, die bei Anwendung verschiedener Färbemethoden dieser im Silberbild beschriebenen schweren Zellveränderung zu entsprechen scheinen1), können auch im Coeruleus klinisch unauffälliger — meist alter — Menschen gefunden werden. Tabelle 2 gibt eine Übersicht über ihr Vorkommen bei Personen ohne Parkinsonsymptome in dem untersuchten Beobachtungsgut der V o g t sehen Sammlung, Tabelle 3 stellt ihre Beziehungen zu Parkinsonismus und Paralysis agitans heraus. Tabelle 2
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
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Großbild I. Pal. lat. A b b i l d u n g s m a ß s t a b 250 : 1. 1. A 58 1 4 1 1 0 0 , n o r m a l (Ph. 28851); 2. B u 4 6 1 1 71, K a t a t o n i e (Ph. 11595); 3. Bu 20 1 2 99, K a t a t o n i e (Ph. 11588); 4. B u 21 1 1 99, K a t a t o n i e ( P h . 2 8 0 0 9 ) ; 5. H e 21 14 125, H e b e p h r e n i e ( P h . 2 9 5 6 3 ) ; 6. B u l l 1 3 951, p a r a n o i d e Schizophrenie (Ph. 28394).
B d . 1, Heft 1/2 1954
Bild I I , 5. S. 102.
O R I E N T I E R E N D E U N T E R S U C H U N G usw.
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Nz mit einem stark reduzierten länglichen Zelleib ohne sichtbare Fortsätze. Oberhalb des Kernes finden sich deutliche Vak in dem sonst feinmaschigen farbarmen Plasma. In der Peripherie des Zellleibes liegen nur noch ganz wenige kl. Nisslkörner. Der längliche Kern ist nicht so stark in seiner Größe reduziert wie der Zelleib. Seine Membran zeigt nicht überall gleichkräftige Einlagerungen. Die Kernfalten sind etwas dunkler. Der Nucleolus ist klein und sehr blaß. Vak und Rk sind nicht erkennbar. Nicht selten sind die Kerne trotz des hochgradig geschwundenen Zelleibcs in ihrer vollen Größe erhalten. Bild II, 4. Nz mit stark reduziertem Zelleib, der 2 lange breite, wenn auch sehr S. 102. farbarme Fortsätze besitzt, die sich verzweigen. An der Abgangsstelle eines 3. Fortsatzes sieht man Vak (unten rechts in der Photographie). Nisslsubstanz findet sich nur spärlich in Form ganz kleiner Schollen und Körner in dem feinmaschigen Plasma. Die an einem der Fortsätze (unten links in der Photographie) etwas nach innen gebogene Membran des großen Kernes enthält eine leichte Einlagerung. Die zahlreichen langen schmalen Falten sind durch kräftigere Einlagerungen verstärkt. Der Nucleolus ist klein und blaß. Eine Vak ist nicht sicher zu erkennen. Am Rande des Nucleolus sieht man 3 kl. R k , ein größeres findet sich in geringer Entfernung. Neben der Membran liegt noch ein größeres Chromozentrum. Schließlich kann man auch einmal ausnahmsweise einen Kern sehen, dessen zugehöriger Zelleib völlig zugrunde gegangen ist. Bild II, 7. (a = Kerninneres mit Nucleolus; b = Kernoberfläche mit Falten einS. 102. gestellt.) Großer, etwas hyperchromatischer Kern, der von keinem Zellplasma mehr umgeben ist. Er zeigt noch eine ziemlich regelmäßige Rundung, wenngleich auch keine Kernmembran mehr sichtbar ist. Am linken unteren Kernrande liegen noch einige dunkle Körner, die Reste der chromatischen Kerneinlagerung darstellen dürften. Re. unt. sieht man noch eine lange schmale Falte mit einer leichten Einlagerung. Oben sind 2 ganz kurze Falten mit deutlichen Einlagerungen sichtbar. Dem Kern sitzt oben wie eine Kappe ein breitbasiges pyramidenförmiges Gebilde auf, das eine leichte diffuse Anfärbung zeigt (Gliakern?). Im Zentrum des Kernes liegt ein blasser Nucleolus. Rk und Vak sind nicht erkennbar. Wenige Zellkerne zeigen eine ganz leichte diffuse Hyperchromatose. Die Kernmembranen sowie die Kernfalten besitzen zum Teil nur eine ganz geringe Einlagerung, streckenweise ist eine solche auch nicht sichtbar. Die Nucleoli sind durchweg blaß, einige sind erfüllt von kleinen Vak, bei etlichen sind keine Vak erkennbar. Eine einzelne gr., ganz leicht angefärbte Vak, wie wir sie sonst als normales Tätigkeitsprodukt bei den Pal-Nz finden, vermissen wir hier. Rk sind oft nicht sichtbar. In einzelnen Nz des Pal lat finden sich Ablagerungen von Lipofuscin. Bild I I , 8. Etwas kl. Nz mit einem nur ganz geringgradig diffus angefärbten S. 102. Plasma, das vereinzelte kl. Körner, aber keine eigentlichen Nisslschollen enthält. Zentral oberhalb und unterhalb des Kernes findet sich ganz feinwabiges Lipofuscin. Oben im Zelleib zeigt es mehr eine diffuse Verteilung, während es unten ein gut abgegrenztes Häufchen bildet. Im Zelleib finden sich, besonders am Rande, einige feinste Aufhellungen; reichlicher noch sind sie an der Abgangsstelle des oberen Zellfortsatzes. Der runde Kern ist angedeutet fleckig hyperchromatisch. Die Kernmembran zeigt kaum eine Einlagerung. Der Nucleolus ist mittelgroß, sehr blaß und enthält zahlreiche kl. bis mittelgr. Vak. Rk sind nicht sichtbar.
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ADOLF HOPF
für
Journal Hirnforscliung
Die Menge der Lipofuscinablagerung in den einzelnen Nz erreicht höchstens mittlere Grade. Es sind besonders die noch nicht so stark geschwundenen Nz, die das Lipofuscin enthalten. Häufig zeigen die feinen Waben im Zelleib nur eine undeutliche oder gar keine Gelbfärbung. Ob hier lediglich die Pigmentkomponente (Fuscin) fehlt oder ob es überhaupt andersartige Lipoide sind, läßt sich am Nisslpräparat nicht entscheiden. Finden sich in mehr diffuser Verteilung sehr kl. Vak,
7o
12 Großbild 11. l'al-'Ssz (Abbildungsmaßstab 1 0 0 0 : 1 ) . 1. A 58 (normal) 14 1270 (Ph. 1768); 2. Bu 46 1 2 1576 (Ph. 7376); 3. Bu 46 1 2 1576 (Ph. 7371); 4. Bu 1 1 71 (Ph. 115 56); 5. Bu 46 1 1 71 (Ph. 11557); 6. Bu 46 1 2 1576 (Ph. 7367); 7a. Bu 46 1 2 1576 (Ph. 11553); 7 b . Bu 46 1 2 1576 (Ph. 11552); 8. Bu 46 1 2 1576 (Ph. 11551); 9. Bu 3 1 3u 405 (Ph. 11503); 10. Bu 3 1 3u 104 (Ph. 8977) ; 11. Bu 20 1 3 405 ( P h . 1 1 5 2 8 ) ; 12. Bu 19 1 2 998 (Ph. 8715).
die keine sichere Gelbfärbung erkennen lassen, so bin ich geneigt, hier eher andere Fettsubstanzen als Lipofuscin anzunehmen. In den Nz des Pal med finden sich nur ganz vereinzelt einmal geringe Mengen von Lipofuscin. An einigen Stellen ererscheinen die Mglz geringfügig vermehrt. Ihre Kerne bieten recht vielgestaltige Formen. Die Oglz sind oft klein und dunkel. Manche von ihnen bieten recht ausgeprägte Pyknosen. Gliaumklammerungen untergehender Nz sieht man sehr selten. Im Gewebe, besonders in der Umgebung von Blutgefäßen, finden sich etwas vermehrt kl. Häufchen von schwärzlichem, weniger von gelblichem Pigment mit meist
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ORIENTIERENDE
UNTERSUCHUNG
usw
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deutlicher Beziehung zu Glz. Pseudokalk ist weder in den Gefäßwänden noch sonst im Gewebe zu finden. Manche Gefäßwände erscheinen ein wenig kernreich. Die Kerne sind meist schmal und ziemlich kräftig angefärbt. Einige Gefäßwände sind verdickt, erscheinen homogen und sind dabei ungefärbt (Hyalin). Der vorliegende Fall zeigt in ganz reiner Form den typischen Entwicklungsgang der Schwundzelle. Die Nisslsubstanz in den Nz wird völlig aufgebraucht. Im Zelleib sieht man nur noch feinste Körnchen, die man nicht mehr mit Sicherheit als Nisslkörner bezeichnen kann. Das Plasma nimmt eine eigenartige feinmaschige, zum Teil krümelige Struktur an, die sich besonders nach den Polen der Nz zu auflockert. Schließlich schwindet der Zelleib. Dies kann in konzentrischer Form geschehen, so daß der Kern von einem, an allen Seiten etwa gleich schmalen Plasmasaum umgeben ist; oder aber der Schwund ist an einer Stelle stärker, so daß hier dem Kern kein Plasma mehr anliegt, während er an anderen Stellen noch von Plasma umhüllt wird. Der Kern zeigt im allgemeinen nur geringe Reaktionen. Er behält seine ursprüngliche Größe etwa bei. Defensivvorgänge des Kernes, wie sie sich in einer Hyperchromatose, stärkeren An-, Ein- u n d Auflagerungen und einem gr. dunklen Nucleolus zu erkennen geben können, vermissen wir hier vollkommen. Der Nucleolus ist blaß und mitunter von mehreren Vak erfüllt. Man könnte den Eindruck haben, daß er sich erschöpft h a t . Ich glaube, daß der vorgefundene „Schwundprozeß" mit der Katatonie in Zusammenhang gebracht werden kann, da ich entsprechende Zellveränderungen bei der Mehrzahl der Katatonien im Pal gefunden habe, während ich einen gleichartigen und gleichschweren Prozeß bei keiner körperlichen Erkrankung gesehen habe. Man wird sich dann weiter zu fragen haben, ob man die Veränderungen lediglich als anatomischen Ausdruck der katatonen Symptome, also z. B. der bei der Pat. öfter beobachteten starren Haltung mit Spreizung der Gliedmaßen, betrachten kann oder ob es sich hier etwa um ein primäres Substrat der Katatonie handelt. Nun, die Entscheidung letzterer Frage überschreitet meist die Kompetenz des Anatomen. Sie ist nur in besonders günstig gelagerten Fällen, zu denen man die Schizophrenie ja nicht rechnen kann, möglich. Ob der geschilderte Plasmaschwund ein primärer ist, ob er eine sekundäre Folge einer übergeordneten Stoffwechselstörung ist oder ob er erst tertiär entsteht, wenn z. B. die Stoffwechselstörung selbst die Folge einer emotionalen Spannung ist, läßt sich der Nz wohl kaum ansehen. Die durchschnittliche Kleinheit der Nz dürfte kaum in 23 Tagen entstanden sein. Man wird entweder annehmen müssen, daß schon vor der Manifestierung der ersten klinischen Symptome ein Prozeß im Gang war oder aber, daß die Pal-Nz in ihrer Anlage schon kleiner waren. Letzteres scheint mir wahrscheinlicher zu sein, zumal mit der Kleinheit nicht selten irgendeine Minderwertigkeit, z. B. eine mangelhafte Resistenz, verbunden ist, so daß eine solche Zellart dann als Locus minoris resistentiae in Erscheinung treten kann. Wir wollen aber an unserem 1. Fall keine zu weitgehende Schlußfolgerung ziehen, sondern aufmerksam verfolgen, wie sich die weiteren Fälle verhalten. Zunächst wollen wir uns aber dem Striat dieses Falles zuwenden.
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ADOLF HOPF
Nc.
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Journal Hirnforschung
Die kl. Nz sind vielleicht etwas unregelmäßiger verteilt als man es im Durchschnitt zu sehen gewohnt ist, indem zellfreie Flecken etwas unvermittelt mit zellreichen Stellen abwechseln. Jedoch ist diese Erscheinung nicht grob auffällig. Eine Verminderung der Gesamtzahl der Nz besteht nicht. Die Durchschnittsgröße der gr. Nz ist etwas reduziert. Von der Nisslsubstanz sind meist nur noch gröbere Körner, aber keine Schollen mehr zu sehen. Das Plasma zeigt eine feinwabige Struktur mit Einlagerung feinster Körnchen. In der Peripherie tritt eine wabige Struktur oft deutlicher in Erscheinung. Manche Waben lassen eine leichte Gelbfärbung erkennen. Das Plasma erscheint im ganzen etwas vermindert, hochgradige Plasmareduktionen sind aber selten. Bild III, 6. Gr. Nz-Kern, dem nur noch ganz geringe Reste von Zellplasma anS. 107. liegen. In diesem sieht man einige kleinere und größere dunkle Körner, von denen man nicht sicher sagen kann, ob sie noch Reste von Nisslsubstanz darstellen oder schon als Degenerationsprodukte zu betrachten sind. In dem unteren Zellzipfel ist eine feinwabige Struktur angedeutet zu erkennen. Die Einlagerung in der Membran des gr. hellen Kernes ist im ganzen gesehen schwach. Ihre Stärke wechselt etwas in den verschiedenen Abschnitten. Bei tieferer Einstellung nimmt der Kern eine nierenförmige Gestalt an. Von der Einschnürungsstelle nach der gegenüberliegenden Kernwand verläuft eine Falte, die eine deutliche Einlagerung besitzt. Der Nucleolus ist etwas klein, blaß und von etwa 4 kl. bis mittelgr. Rk umgeben. Vak sind in ihm nicht sicher zu erkennen. Nach dem fleckigen Aussehen zu urteilen sind aber wahrscheinlich mehrere kl. Vak in ihm enthalten. Re. an die Nz anschließend findet sich eine Lücke im Grundgewebe. Meist sind die gr. Nz von einer Grundgewebslücke umgeben. Die Kerne der gr. Nz zeigen manchmal etwas schwache Membraneinlagerungen; An- und Auflagerungen werden so gut wie immer vermißt. Die Nucleoli sind blaß und erfüllt von mehreren Vak. Die kl. Nz lassen keine sichere Nisslsubstanz mehr erkennen. Eine feinmaschige Struktur mit Einlagerung feinster Körnchen ist bei ihnen seltener erkennbar. In der Peripherie sieht man oft kl. Lipofuscinwaben. Eine Reihe von Nz besitzt nur spärliches Zellplasma (Bild III, 2), bei anderen wieder ist ordentlich Plasma vorhanden, so daß die Reduktion der Gesamtplasmamenge kaum erheblich sein dürfte. Bild III, 2. Kl. Nz, die teilweise von einer Grundgewebslücke umgeben ist. In S. 107. dem etwas spärlichen Zellplasma sind nur einige feinste Körnchen aber keine eigentliche Nisslsubstanz mehr zu erkennen. Re. oberhalb des Kernes finden sich einige sehr kl. Waben. Die Einlagerung in der Kernmembran ist mittelkräftig. Chromozentren verschiedener Größe sind in mittlerer Menge vorhanden. Der Nucleolus ist nicht sehr kräftig gefärbt und wird von 3 mittelgroßen Rk umgeben. Die Kerne der kl. Nz zeigen, außer etwas blassen Nucleoli, keine Besonderheiten. Glia und Gefäße lassen pathologische Erscheinungen vermissen. Put. Im Put finden sich gleichartige Veränderungen wie im Nc. Faßt man die Veränderungen im Striat zusammen, so kann man sagen, daß diese denen im Pal zwar ähnlich, aber ungleich geringgradiger sind als dort. Die Striat-Nz haben ihre Nisslsubstanz weitgehend verloren, zeigen mitunter eine Maschenstruktur, während die Kerne Hyperchromatosen vermissen lassen. Die Kernmembraneinlagerungen sind zum Teil sogar etwas schwach und die Nucleoli blaß. Dieses Kernverhalten im Striat und Pal ist
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O R I E N T I E R E N D E UNTERSUCHUNG usw.
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schon etwas auffallend, da ja der Kern meist auf Schädigungen, die die Nz treffen — sei es, daß sie primär am Kern oder am Plasma angreifen — mit einer Hyperchromatose reagiert. In letzterer sehen wir mit C. und O. V o g t im Gegensatz zu vielen anderen Autoren zunächst nur einen Defensivvorgang. Wir werden daher die Frage im Auge behalten müssen, ob sich vielleicht Anhaltspunkte dafür ergeben, daß etwa der Kern primär geschädigt ist, so daß er zu gar keiner Abwehrleistung mehr befähigt ist, 2. Bu3,
geb. 16. 2. 08, gest. 21. 2. 30. Stenotypistin.
Vater der Pat. in den Pubertätsjahren in einer Heilanstalt. Großmutter mütterlicherseits habe unter Angstzuständen gelitten. Mutter sei schizophren. Pat. habe in der Schule gut gelernt. Vom 21. 9. 26 bis 18. 10. 26 erstmalig in einer Heilanstalt. Zuvor sei sie 14 Tage lang völlig verändert gewesen, habe alles verkehrt gemacht, wirr geredet und auf Fragen meist keine Antworten gegeben. Medikamente habe sie für Gift gehalten. Der Schlaf sei schlecht gewesen. Bei der Aufnahme wurde eine diffuse Vergrößerung beider Schilddrüsenlappen festgestellt. Neurologisch kein krankhafter Befund. Pat. zeigte Andeutungen von Befehlsautomatie und Katalepsie. Sie wurde gebessert entlassen, kam nach einer Woche erneut zur Aufnahme und war vom 23. 10. 26 bis 5. 3. 27 zum zweitenmal in der Anstalt. Sie war jetzt affektleer, grimassierte. Zustände von schwerer Hemmung, Mutismus und Autismus wechselten mit einem ganz verständigen, zugänglichen und freundlichen Verhalten. Manchmal beschmutzte sie sich mit Urin und Kot, zeigte auch Negativismus und Schnauzkrampf. Bei der Entlassung bestand Krankheitseinsicht. Es sei dann eine Zeitlang gut gegangen, sie habe gearbeitet. Nach Auftreten eines Tobsuchtsanfalles erneute Anstaltsaufnahme am 10.2.30. Körperlich: asthenische, blasse Pat., Protrusio bulbi, diffuse Struma. Pat. entzieht sich manchmal der Untersuchung. Sie ist verwirrt, ängstlich, ratlos, innerlich erregt, möchte ab und zu etwas sagen, bleibt aber dann mitten im Wort stecken und verfällt abrupt ins Nachdenken. Sagt öfter: „Habe ich alles geträumt?" „Was ist nur?" Sonst ist nichts aus ihr herauszubringen. Pat. muß isoliert werden, da sie sehr unruhig ist, dauernd aus dem Bett geht, sich auf den Boden wirft, mit Händen und dem Kopf an die Wände schlägt bis sie blutet, reibt sich auch den Bauch und die Oberschenkel rot. 12. 2. 30 Nahrungsverweigerung, Sondenfütterung. 18. 2. 30 unruhig, widerstrebend, Selbstbeschädigungstriebe. 21. 3. 30 nachmittags sehr erregt, erhält Morph.-Scop., abends noch einmal Morph.-Scop., Exitus. Seklionsbefund: Endocarditis der Mitralklappe mit Stenose und Insuffizienz, Dilatation des rechten und linken Ventrikels, frische anämische Nekrose in der Wand des linken Ventrikels, Lungenstauung, Bronchopneumonie beider Unterlappen, braune Atrophie der inneren Organe. Differential-diagnostisch ist hier an eine symptomatische Psychose bei Thyreotoxikose oder Endocarditis zu denken. Bei der starken erblichen Belastung, den schweren psychomotorischen Störungen mit Negativismus, Katalepsie, Befehlsautomatie, dem Wechsel von Hyperkinese und Akinese wird man jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit eine in Schüben verlaufende Katatonie annehmen dürfen. Hirngewicht 1300 g. Pal.
Die Zahl der Nz erscheint im ganzen geringgradig vermindert, ohne daß sich an einer umschriebenen Stelle ein stärkerer Nz-Ausfall feststellen ließe. Die meisten Nz erscheinen etwas klein, besonders im Pal lat. Ganz hochgradig reduzierte NzLeiber sind aber selten.
106 Bild II, 9. S. 102.
ADOLF H O P F
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Journal Hirnforschung
Nz, deren Plasmarest dem Kern nur noch in Form einer spitzen Kappe aufsitzt. Das Plasma ist ganz feinmaschig und enthält einige sehr kl. Körnchen. Der größere Teil des großen länglichen Kernes scheint von keinem Plasma mehr umgeben. (Die dunklen Flecke Ii. und unten sind Gliakerne.) Die Kernmembran enthält nur eine leichte Einlagerung, während die zum Teil sehr langen Falten kräftigere Einlagerungen besitzen. Der Nucleolus ist etwas verkleinert, vermindert gefärbt und enthält eine mittelgr. randständige Vak, eine mittelgr. und eine kl. Rk.
Wenige Nz sind noch ausreichend mit Nisslschollen versehen. Gr. Nz mit reichlichen, sehr groben Nisslschollen, wie sie in normalen Pallida junger, hirngesunder Leute stets zu finden sind, vermissen wir hier. Eine Reihe von Nz zeigt eine partielle, vorwiegend perinukleäre Tigrolyse, andere eine totale Tigrolyse. Das Grundplasma erscheint mitunter homogen und ganz blaß. Bei einigen Nz ist eine deutliche feine Maschenstruktur sichtbar. Auch leichte Anfärbungen des Grundplasmas werden beobachtet, verbunden mit leichten Schwellungen des Zelleibes. Bild II, 10. S. 102.
Gr. leicht geschwollene Nz mit einem ganz feinmaschigen Grundplasma, das eine leichte Anfärbung zeigt. Als Rest der Nisslsubstanz sind oberhalb des Kernes noch zwei schwach gefärbte längliche Schollen zu sehen. Im übrigen Zelleib sieht man nur noch wenige kleinste Reststücke. Der gr. Kern besitzt eine vermehrte fleckige Zeichnung. Die Kernmembran hebt sich durch kräftige Einlagerungen stark ab. An einem Kernpol findet sich eine gut gefärbte größere Auflagerung. Am anderen Kernpol sieht man eine nur schwach gefärbte Auflagerung. Der helle gr. Nucleolus zeigt eine randständige mittelgr. Vak und vier kl. sowie ein mittelgr. Rk.
Die Plasmafortsätze der Nz sind blaß und nicht vermehrt sichtbar. Bei einigen Nz tritt nach den Rändern zu eine aufgelockerte, fast bröckelige Struktur auf. Größere Einschmelzungen oder gar Auflösungen des Zelleibes werden nur vereinzelt beobachtet. Die Kerne zeigen zum Teil eine diffuse leichte Hyperchromatose, andere sind mehr fleckig hyperchromatisch. Eine Kernmembran ist meist gut sichtbar. Membranauflagerungen finden sich in einigen Fällen. Die Nucleoli sind meist nur wenig angefärbt und enthalten in der Regel eine Vak. Die Glia erscheint im ganzen leicht vermehrt, ohne daß sich dabei eine besondere Bevorzugung einer bestimmten Gliazellart feststellen ließe. Besondere progressive oder regressive Erscheinungen an den einzelnen Glz werden nicht beobachtet. Pigmente im Gewebe finden sich nur spärlich. In den mittleren Teilen des Pal liegen reichlich gröbere Pseudokalkkonkremente im Gewebe. Ebenso sieht man Pseudokalk vorwiegend in Form von mittelgroßen Kugeln und auch von kleineren Körnern schon in den kleinsten Blutgefäßen. In den größeren Gefäßen kann die Media zum Teil eine ganz kompakte Einlagerung von Pseudokalk enthalten. In den caudalen Teilen des Pal vermißt man den Pseudokalk völlig. Sonst lassen die Gefäße keine Besonderheiten erkennen. Einen Teil der Nz-Veränderungen kann man der akuten Zellerkrankung zurechnen. Nur wenige Nz zeigen einen Schwund, d. h. also, ihre Zelleiber schwinden unter feinwabiger Umwandlung des Plasmas, während die Zellkerne zunächst noch in ihrer ursprünglichen Größe erhalten bleiben. E s ist möglich, daß eine größere Anzahl von Nz von Anfangsstadien dieses Prozesses betroffen ist, diese Veränderungen für unser Auge aber durch die akute
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Schwellung überdeckt werden. Während die akute Schwellung ebensogut durch die körperliche wie durch die psychische Erkrankung bedingt sein kann, glauben wir in den Schwundzellen einen anatomischen Ausdruck der Katatonie erblicken zu können. Die geringe Reduktion der Nz-Zahl könnte vermutungsweise von dem letzten Schub herrühren, bei dem schwere katatone Symptome bestanden hatten, unter denen vielleicht die Katalepsie noch am ehesten auf eine Beteiligung der Pal hinweist. Möglicherweise ist die Kleinheit einer Reihe von Nz nicht alleinige Folge regressiver Prozesse, sondern Ausdruck einer anlagebedingten Minderentwicklung.
Großbild I I I . Striat-Nz (Abbildungsmaßstab 1000 : 1). 1. kl. Put-Nz, Bu 3 1 3u 101 (Ph. 7257); 2. kl. Nc-Nz, Bu 46 1 1 250 (Ph. 6939); 3. kl. Put-Nz, Bu 21 1 2 403 (Ph. 8339); 4. kl. Nc-Nz, Bu 19 1 2 1389 (Ph. 8119); 5. gr. Nc-Nz, Bu 20 1 2u 1003 (Ph. 8391); 6. gr. Nc-Nz, Bu 46 1 1 250 (Ph. 6938); 7. gr. Put-Nz, Bu 53 1 2 703 (Ph. 8783); 8. gr. Nc-Nz, Bu 21 1 2 403 (Ph. 7045).
Nc. Die Zahl der Nz liegt im unteren Bereich der Norm1). Die gr. Nz sind arm an Nisslsubstanz, lassen aber sonst pathologische Veränderungen vermissen. Das Plasma der kl. Nz ist sehr blaß und läßt bei der überwiegenden Mehrzahl keinerlei Nisslkörner mehr erkennen. Während manche Nz einen „geschwollenen" Eindruck machen, erscheint bei anderen die Menge des Zellplasmas vermindert. Kernreaktionen auf die Plasmaveränderungen hin werden völlig vermißt. Gliadichte normal. Die einzelnen Glz zeigen keine nennenswerten Veränderungen. Put. Die Nz verhalten sich im wesentlichen wie die des Nc. Die kl. Nz lassen manchmal eine feine Maschenstruktur erkennen. Die Masse des Zellplasmas der kl. Nz ist im gesamten gesehen sicher vermindert. Bild III, 1, zeigt eine der zahlreichen kl. Nz, die wenig Plasma besitzen. 1) Ob vielleicht schon eine geringgradige Reduktion der Nz-Zahl besteht, müßte erst durch Zählung einer großen Anzahl von Nz verschiedener Schnitte geklärt werden. Von einer Verminderung möchte ich in meiner Arbeit nur dann sprechen, wenn eine solche sich bei der mikroskopischen Betrachtung auch ohne Zählung einwandfrei ergibt. Es ist also gut möglich, daß ich geringgradige Verminderungen der Dichte übersehen habe, da Reduktionen der Zellzahl um etwa 10 — 1 5 % , selbst bei genauer Kenntnis eines Kernes und seiner architektonischen Untereinheiten, kaum zu erkennen sind.
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Bild III, 1. S. 107.
Journal Hirnforschung
Kl. Nz mit einem etwas unregelmäßig begrenzten, im ganzen kleinen Zelleib, der den Kern anscheinend nicht von allen Seiten umgibt. Das Plasma enthält noch einige kleine nicht sehr kräftig gefärbte Nisslkörner. Der Kern besitzt eine mittelkräftige Membraneinlagerung und ziemlich zahlreiche Chromozentren. Der Nucleolus ist ordentlich gefärbt und liegt der Kernmembran unmittelbar an. Eine mittelgr. und 3 kl. Rk.
Angedeutete Hyperchromatosen, wie in der beschriebenen Nz, sieht man bei den kl. Put-Nz nicht ganz selten. Wir finden also im Striat ähnlich wie im Pal wenig fortgeschrittene Stadien von Schwundzellen, und zwar nur bei den kl. Nz, während andere kl. wie auch gr. Nz ganz geringe Grade von akuter Schwellung zeigen. Es liegt hier ebenso wie im Pa/nahe, die Schwundveränderungen als anatomischen Ausdruck der katatonen Symptome anzusehen, während dies für die leichten Stadien der akuten Schwellung nicht möglich ist, da diese auf mannigfaltigste Weise entstehen können. Auch der bei vielen Nz beobachtete einfache Verlust von Nisslsubstanz läßt sich nicht weiter verwerten. 3. Bu20,
geb. 27. 4. 04, gest. 11. 12. 30. Kontoristin.
Habe in der Schule gut gelernt. 1922 Grippe, danach verändertes Wesen, versagte im Beruf. Habe sich beobachtet gefühlt, sei zerstreut und vergeßlich gewesen, habe wenig gesprochen und gegessen und von der Umgebung keine Notiz genommen. Juli/Aug. 23 in der Anstalt. Zeigte Andeutungen von Katalepsie, Haltungsverharren, Negativismus. Hielt die Augen meist geschlossen, gab keine Antwort, befolgte keine Anordnungen, reagierte nicht auf Schmerzreize, war fast unbeweglich, meist stumpf, mitunter weinerlich. 2. 10. 26 Wiederaufnahme wegen Verwirrtheitszustandes. Lacht viel, grimassiert, zerschlägt ohne erkennbaren Grund den Spiegel, redet unverständliches Zeug, dann wieder Stupor, der nach einiger Zeit von Erregungszuständen abgelöst wird. 7. 6. 27 Entbindung durch Forceps. Pat. ist unsauber, näßt ein. Neurologisch ergibt sich kein besonderer Befund. Am 9 . 1 2 . 3 0 Auftreten von 40° Fieber, Bronchialatmen, Lungendämpfung. 11.12.30 Exitus an Pneumonie. An der Diagnose Katatonie dürfte wohl kein Zweifel möglich sein. Pal. Bei schwacher Vergrößerung fällt bereits die Blässe und Kleinheit eines beträchtlichen Teiles der Nz auf (Bild I, 3, S. 100). Die Nz des Pall at1) sind in ihrer Größe stärker reduziert als diejenigen des Pal med,1). Die Zahl der Nz ist ganz geringgradig vermindert. Einige Nz sind noch ordentlich mit Nisslsubstanz versehen. Bei der Mehrzahl der Nz sind aber nur kleinere, allenfalls mittelgroße Nisslschollen vorhanden, die mitunter auch eine verminderte Färbbarkeit zeigen. Einige Nz enthalten Lipofuscin. Die Menge des Lipofuscin liegt deutlich über dem Altersdurchschnitt. Teilweise sind die Waben sehr klein und zeigen nur eine geringe gelbe Eigenfarbe. Bei anderen Nz wieder sind die Lipofuscinwaben von mittlerer Größe und erscheinen graugrün verfärbt. Die Ablagerung kann sich bis in den Zellfortsatz hinein erstrecken und ausnahmsweise auch dort allein beobachtet werden. In wenigen Nz finden sich auch verstreut einzelne kl. Lipofuscinwaben. 1) Die normalerweise schon bestehenden Größenunterschiede zwischen den Nz des Pal lat und Pal med wurden natürlich genau beachtet. Diese Unterschiede wurden durch den Prozeß noch verstärkt.
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Etliche Nz des Pal med und einige Nz des Pal lat zeigen oft recht schwere Einschmelzungsvorgänge. Diese treten vorzugsweise von dem Rand der Zelle her auf. In wenigen Fällen sieht man auch zentrale Aufhellungen; mitunter kommt es zu Abtrennungen von Teilen der Nz. Die Nz liegen oft in einer Gewebslücke. In dem noch erhaltenen Teil des Zelleibes ist das Plasma meist hell und zeigt eine Mascheilstruktur. Bild II, 11. Längliche Nz, die an ihrem Ii. und unteren Rande ganz unregelS. 102. mäßig begrenzt und einer schmalen Gewebslücke zugewandt ist. Das Plasma ist hell, feinmaschig und körnig. Kl. dunkle Schollen und Körner sind reichlich vorhanden. Das schmale Ende der Nz ist erfüllt von kl. Vak, die wahrscheinlich Fett enthalten. Der Kern ist angedeutet hyperchromatisch. Seine Membran ist nur undeutlich, auf eine kurze Strecke sichtbar. Der Nucleolus ist etwas klein, blaß und vakuolisiert. Rk sind nicht mit Sicherheit zu erkennen. Auffallenderweise findet man in einem Teil der Nz, die Einschmelzungsvorgänge zeigen, noch relativ gut erhaltene Nisslbrocken. An einigen Einschmelzungsstellen liegen, aber keinesfalls regelmäßig, Glz. Mit Ausnahme der Nucleoli erscheinen die Kerne auffallend reaktionslos. Pyknosen werden nicht beobachtet. Die Nucleoli sind überwiegend blaß und fast durchweg von zahlreichen Vak erfüllt. Nicht selten findet sich neben zahlreichen kleineren auch eine gr. Vak. Die Nucleoli sind zum Teil etwas klein. Im Pal med int vorzugsweise finden sich wenige dunkle, zum Teil sehr kl. Nucleoli, die nur teilweise eine Vakuolisierung erkennen lassen. Rk sind nicht immer sichtbar; in anderen Fällen sieht man ein kl. Rk, selten mehr. Im allgemeinen zeigen die Membranen deutliche Einlagerungen. Letztere werden aber gelegentlich in der Nachbarschaft eines feinmaschigen oder bereits in Auflösung begriffenen Zellplasmas streckenweise vermißt. Glia stellenweise geringfügig vermehrt. Der Anteil der Mglz an der Gesamtglia erscheint an einzelnen Stellen etwas hoch. Wenige Mglz zeigen leichte progressive Erscheinungen. Feinkörniges schwärzliches Pigment findet sich in mittlerer Menge. Kein Pseudokalk im Grundgewebe. Die größeren Gefäße hingegen zeigen starke Einlagerungen von feinkörnigem Pseudokalk. In der Media sind diese Körnchen zum Teil zu einer kompakten dunklen Masse zusammengelagert. Um zwei Gefäße an der Grenze von Pal med und lat findet sich eine gr. Kriblüre, die aber die beiden Gefäße nicht nach allen Seiten hin umgibt. Eine Gliareaktion des benachbarten Gewebes ist nicht festzustellen. An der Grenze zum Put sieht man einige größere Kriblüren; sonst besitzen diese im Pal nur eine geringe Ausdehnung. Die durchschnittliche Kleinheit der Nz legt auch in diesem Falle die V e r m u t u n g nahe, d a ß die Entwicklung der Pal-Nz gestört war u n d diese Nz z u m Teil nicht die normale Vollreife erlangten. Vielleicht wurden sie deshalb vorzugsweise von einem Prozeß befallen. E s handelt sich u m eine feinwabige, zu einem Schwund f ü h r e n d e Zellerkrankung. Die Gesamtzahl der Nz im Pal ist vermindert. Ich glaube, d a ß dieses histopathologische Bild mit den k a t a tonen Erscheinungen (z. B. der Katalepsie und dem Haltungsverharren) in irgendeiner Beziehung steht, ohne daß ich damit gleich b e h a u p t e n wollte, die histo-pathologischen Veränderungen seien das primäre Substrat der K r a n k h e i t . Wie bei den meisten unserer K a t a t o n i e n fällt auch hier der verm e h r t e Lipofuscingehalt der Nz auf. Nz, die gröbere Einschmelzungen zeigen u n d dabei aber noch ordentlich mit Nisslsubstanz versehen sind, habe ich f ü r die Beurteilung nicht mit herangezogen, da solche Erscheinungen in der Regel postmortal e n t s t a n d e n sein d ü r f t e n .
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ADOLF HOPF
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Journal Himforschung
Nc. Die Nc sind leicht abgeflacht, die Seitenventrikel ein wenig erweitert. Dichte der Nz normal. Das Plasma der gr. Nz ist häufig von einem unregelmäßig gestalteten Wabengewebe durchsetzt. Bild I I I , 5. Gr. Nz, deren Zelleib von teils kleineren, teils größeren nicht immer S. 107. ganz runden Waben durchsetzt ist. Eine Gelbfärbung der Waben ist nicht erkennbar. Zwischen den Waben sieht man zahlreiche kl. Körnchen, die teilweise zu fadenförmigen Gebilden aneinandergereiht sind. Nach dem re. Zellrand zu tritt eine Auflockerung ein, die Begrenzung des Zelleibes ist hier nicht ganz regelmäßig. Die Einlagerung in der Kernmembran ist wenig kräftig, sie kann auf kurze Strecken sogar vermißt werden. Der Nucleolus ist klein, kräftig gefärbt und läßt eine größere und eine kleinere Vak erkennen. 2 kl. Rk. Unmittelbar auf der Nz liegt eine Mikroglz. Bei einigen Nz lassen die Waben eine leichte Gelbfärbung erkennen, meist wird diese aber vermißt. Die Nisslsubstanz ist leicht vermindert. Die Nucleoli sind meist von mehreren Vak erfüllt. Die kl. Nz besitzen ebenfalls vermindert Nisslsubstanz. Ihr feinmaschiges Plasma lockert sich manchmal ein wenig nach der Peripherie, besonders nach den Abgangsstellen der Fortsätze zu auf. Zu einer sicheren Abnahme der Plasmamenge kommt es aber nicht. Die Kernmembraneinlagerungen sind knapp mittelkräftig. Die Glia zeigt keine nennenswerten Reaktionen. Auch die Gefäße sind o. B. Put. Die Nz zeigen die gleichen Veränderungen wie im Nc. Die kl. Nz sind manchmal etwas unregelmäßig begrenzt. Bei einer genauen Bestimmung der Durchschnittsgröße der Kerne und Zelleiber der kl. Nz wird sich möglicherweise eine geringgradige Verminderung ergeben. Ich wage sie so jedenfalls nicht zu behaupten, würde mich aber, zumal der Nc leicht abgeflacht ist, keineswegs darüber wundern. Die besonders bei den gr. Nz festgestellten Veränderungen k a n n m a n unverbindlich als wabige Regression bezeichnen, deren Genese vieldeutig ist. E s ist i m m e r h i n möglich, daß sie zu den k a t a t o n e n S y m p t o m e n in B e ziehung s t e h t . 4. Bu21,
geb. 10. 6. 88, gest. 24. 12. 30.
4. 6. 24 bis 31. 1. 26 erster Anstaltsaufenthalt. Bei der Aufnahme ängstlich, ratlos, stumpf, antwortet nur mit „ j a " und ,,nein", gibt später an, Stimmen zu hören. Graziler Körperbau. Neurologisch lebhafte Reflexe, sonst o. B . Pat. halluziniert zeitweise, grimassiert, läuft planlos hin und her, schimpft, verhält sich aggressiv, wirft sich auf den Boden, zerreißt ihre Wäsche, kratzt sich, beschmiert sich mit Kot, näßt ein. Sie ist sehr erotisch, albern und läppisch, dann wieder stumpf, apathisch, mutistisch. Katatone Starrezustände werden beobachtet und angeblich auch Krampfanfälle epileptiformen Charakters 1 ) mit tonisch-klonischen (?) Zuckungen, besonders der Hände, und Schaum vor dem Munde. Zeitweise zeigt Pat. auch ein geordnetes und nettes Verhalten, dann ist sie wieder zerstreut, abwesend, zerfahren. Zweiter Anstaltsaufenthalt vom 31. 3. 26 bis 24. 12. 30. Flexibilitas cerea, meist mutistisch-negativistisch, ab und zu Zornesausbrüche, schimpft und schlägt auch andere Kranke. Im April 29 wird ein Anfall von 3 Min. Dauer beschrieben, bei dem die Arme steif seitlich vorgestreckt werden, die Augen offen sind, Pat. Schaum vor dem Munde hat, aber nicht einnäßt. Unter den Erscheinungen einer Bronchopneumonie kommt die hochgradig kachektische Pat. am 24. 12. 30 zum Exitus. 1) Es dürfte sich hier wohl eher um katatone Anfälle gehandelt haben.
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Bei der Sektion finden sich außer einer Bronchopneumonie noch eine von der Ii. Nierenarterie bis in die Aorta fortgeleitete Thrombose und anämische Infarkte in der Ii. Niere sowie ein Gallenblasenhydrops. Nach Erscheinungsbild und Verlauf scheint mir auch hier die Diagnose Katatonie genügend gesichert. Hirngewicht 1150 g. Pal. Die Zahl der Nz kann eben noch als normal bezeichnet werden. Auffallend ist die durchschnittliche Kleinheit der Nz (Bild 1,4,). Nz mit gut ausgebildeter Nisslsubstanz finden sich im gesamten Pal nicht. Die meisten Nz enthalten überhaupt keine Nisslschollen, nur wenige besitzen diese in spärlicher Menge. Dagegen ist das Grundplasma manchmal ganz leicht diffus angefärbt, mitunter läßt es eine feinmaschige Struktur erkennen. Bild IV, 2. S. 116.
Sehr kl., blasse Nz mit einem ganz feinmaschigen Plasma, das einige kl. dunkle Körner, aber keine eigentlichen Nisslschollen enthält. Der kl. Kern zeigt eine leichte Einlagerung in seiner Membran. Der Nucleolus ist ebenfalls von geringer Größe. E r ist äußerst blaß und erfüllt von kl. Vak. Rk nicht erkennbar. In den sehr kl. Nz kann das Plasma auch etwas stärker angefärbt sein. Einzelne Nz-Fortsätze sind über längere Strecken hin sichtbar. Lipofuscinablagerungen finden sich in den Nz reichlich für das Alter. Es finden sich die typischen Häufchen, die sich dadurch auszeichnen, daß die einzelnen Lipofuscinwaben durch kräftige dunkelgraue Wände voneinander getrennt sind. Sogar im Pal med, das ja bekanntlich viel später altert, findet sich in einigen Nz Lipofuscin. Untergehende Nz werden nicht beobachtet. Die Nz-Kerne zeigen meist deutliche Einlagerungen in ihren Membranen, während Auflagerungen vermißt werden. Die Kerne sind etwa in gleichem Maße verkleinert, wie die Zelleiber. Die Nucleoli sind meist ganz hochgradig abgeblaßt und, soweit erkennbar, erfüllt von Vak. Rk sind oft nicht sichtbar. Auch die Nucleoli zeigen meist eine verminderte Größe. Normale Gliadichte. Pigmente finden sich in gewohntem Umfange. Etliche Pseudokalkablagerungen im Gewebe. In den Gefäßen meist reichlich Pseudokalk, besonders in der Media. Einige Gefäße zeigen Veränderungen, die wir der Arteriosklerose zurechnen dürfen (Intimahyperplasie, Hyalinose). Die Einordnung der gefundenen Nz-Veränderungen ist schwierig. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der akuten Zellerkrankung besteht zweifellos, jedoch sind die Zellen keineswegs geschwollen, sondern im Gegenteil klein. Die feinmaschige Struktur des Plasmas könnte auf eine Verwandtschaft mit der Schwundzelle hinweisen. Gegenüber der typischen Schwundzelle ist jedoch die vielfach vorhandene Kleinheit des Kernes auffallend. Dieser zeigt keine sicheren Schrumpfungen und stärkeren Hyperchromatosen. Die vorgefundenen Bilder könnten dadurch entstanden sein, daß ein Prozeß (Schwund bzw. akute Schwellung) Nz getroffen hat, die in ihrer Entwicklung gehemmt waren und dadurch klein geblieben sind. Schließlich könnte es sich aber auch um einen atrophisierenden (apochoretischen) Prozeß handeln, von dem Kern und Zelleib in gleichem Maße betroffen wurden. In diesem Falle wäre zu erwägen, ob der Prozeß etwa nur als Teilerscheinung der allgemeinen Kachexie aufzufassen ist; wobei allerdings zu ei wähnen ist, daß ich bei meinen Vergleichsuntersuchungen an Gehirnen kachektischer Carcinom- und Tb-Kranker keinen derartigen Befund erheben konnte. Die Krankheitsdauer
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HOPF
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Journal Hirnforschung
bei den letzteren war aber keine so lange wie bei Bu 21. Bei der außerordentlichen Kleinheit einer Reihe von Pal-Nz scheint mir ein Zwergwuchs viel wahrscheinlicher zu sein. Ich möchte glauben, daß man in den vorgefundenen Veränderungen einen anatomischen Ausdruck der Katatonie sehen kann, ohne damit zu behaupten, daß etwa alle beobachteten histologischen Einzelheiten in diesem Sinne zu betrachten sind. Nc. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz haben blasse und eigenartig fleckige Zelleiber. Stellenweise ist auch eine gröbere Wabenstruktur sichtbar. Bild III, 8. Gr. Nz, deren Nisslsubstanz deutlich vermindert ist. An der Basis S. 107. liegen einige kl. und mittelgr. Schollen, sonst sieht man nur noch einzelne kl. Schollen in der Peripherie des Zelleibes. Im Zellinneren finden sich nur kl. Nisslkörner. Das Plasma ist eigenartig fleckig; deutlich abgegrenzte Waben sind nur vereinzelt zu sehen. Eine schwache Kernmembraneinlagerung ist nur auf kurzen Strecken erkennbar, im übrigen fehlt sie und der Kern läßt sich kaum gegen das umgebende Cytoplasma abgrenzen. Der Nucleolus ist mittelgroß, dunkel und mit einem sehr kl. Rk versehen. Eine Vak ist nicht zu erkennen. Die Nisslsubstanz der gr. Nz ist stets deutlich vermindert. Die Kernmembrancinlagerungen sind mitunter sehr schwach und können auch bei manchen Kernen streckenweise fehlen. Die Nucleoli sind kräftig gefärbt. Die kl. Nz haben diffus ganz leicht angefärbte, im ganzen aber blasse Zelleiber, die keine Nisslkörner enthalten. Zellauflösungen sowie deutliche Reduktionen der Zellgröße werden nicht beobachtet. Die Kerne zeigen keine erwähnenswerten Veränderungen. Die Membraneinlagerungen sind durchschnittlich etwas schwach ausgebildet. Ganz vereinzelt kommen Neuronophagien vor. Eine sichere Vermehrung der Gesamtgliadichte besteht jedoch nicht. Gefäße o. B. Put. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz besitzen meist reichlich Lipofuscin, das in groben Waben vorzugsweise im Zentrum des Zelleibes gelegen ist, aber auch in unregelmäßiger Wabenanordnung bis an den Zellrand reichen kann. Die Nisslsubstanz ist stets vermindert, aber nie ganz geschwunden. Die Zellkerne sind geschrumpft und hyperchromatisch. Die kl. Nz besitzen ein ganz blasses Plasma, das der Nisslsubstanz völlig oder fast völlig entbehrt. Bild I I I , 3. Kl. Nz mit spärlichem Plasma ohne jegliche Nisslsubstanz. Die KernS. 107. membraneinlagerung ist mittelkräftig, Chromozentren verschiedener Größe finden sich in gewohnter Menge. Dem gutgefärbten Nucleolus liegen 5 mittelgr. bis gr. Rk an; in ihm erkennt man eine exzentrisch gelegene Vak. Selten sind kl. Waben zu sehen, die mitunter eine Gelbfärbung erkennen lassen. Die Kerne sind zum Teil vielleicht etwas klein. Eine sichere Verminderung der durchschnittlichen Größe der Zelleiber kann ich nicht behaupten, möchte aber vermuten, daß eine solche in ganz geringem Grade besteht. Glia und Gefäße o. B. Die Veränderungen im Striat möchte ich als Kombination einer fettigen Regression mit leichten Stadien der akuten Schwellung auffassen 1 ). Ob die 1) Das Kriterium der weithin sichtbaren Fortsätze bei der akuten Schwellung verläßt uns i m Striat, wenn die Erkrankung nicht sehr ausgeprägt ist, in den meisten Fällen, wie mir Vergleichsuntersuchungen gezeigt haben.
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Veränderungen als Ausdruck der Katatonie zu betrachten sind oder ob sie durch die körperliche E r k r a n k u n g bedingt sind und keinen Anteil an dem katatonen Bild haben, läßt sich im Einzelfall oft nicht entscheiden. Es sei hier nur festgestellt, daß wir bei den bisher behandelten Katatonien stets Veränderungen im Pal und Striat gefunden haben. 5. Bu 19, geb. 23. 4. 86, gest. 9. 11. 30. Kontoristin. Vater Suicid, Mutter nach einer Geburt gestorben. 4 Geschwister gesund. Pat. habe gut gelernt, sei nett und freundlich gewesen. Habe früher 3 Ohnmachtsanfälle gehabt. Vor 15 Jahren Schüttelfrost, habe verwirrt gesprochen, sei niedergeschlagen gewesen und habe den Tod gewünscht. Vor 4 Jahren habe sie Streit mit Mitbewohnern gehabt. Seit Dezember 29 Verfolgungswahn, glaubte, die Mitbewohner wollten ihr das Leben nehmen, es stände jemand an der Türe und belausche sie. Schlief ab Januar 30 nicht mehr zu Hause, wechselte immer ihr Nachtquartier, war sehr ängstlich, öffnete nachts das Fenster und schrie um Hilfe, glaubte, sie sei vergiftet worden. Wurde immer gedrückter, bekam dann aber einen Tobsuchtsanfall, schimpfte und ohrfeigte jemanden. Bei der Aufnahme kam sie schreiend und heftig gestikulierend ins Untersuchungszimmer, schlug mit der Faust auf den Tisch. Der Gesichtsausdruck wechselte beständig. Zeitlich und örtlich war sie orientiert. Während des Anstaltsaufenthaltes zeigten sich eine Bewegungsunruhe von rhythmischem Charakter 1 ), Manieren, vertrackte Bewegungen, Bewegungsstereotypien, Schnauzkrampf. Pat. reibt sich die Haut blutig, grimassiert, ist zeitweise mutistisch, läßt sich nicht untersuchen. Mitunter läppisch, spielerisch, singt und macht Streiche, fühlt sich krank. Zuletzt Steigerung der Unruhe. Exitus am 9. 11. 30. Die Sektion ergibt als Todesursache eine hypostatische Pneumonie. Der Ii. Ventrikel zeigt eine Dilatation und Hypertrophie. Beginnende arteriosklerotische Schrumpfniere. Struma parenchymatosa. Man wird auch hier mit genügender Sicherheit eine Katatonie annehmen können. Hirngewicht 1250 g. Pal. Normale Nz-Dichte. Die meisten Nz im Pal lat enthalten Lipofuscin. Die Ablagerung des Lipofuscin erscheint gegenüber der Altersnorm gesteigert, sowohl der Zahl der Nz nach, die Lipofuscin enthalten, als auch der Menge nach, die in den einzelnen Nz liegt. Meist zeigen die Lipofuscinwaben die typische Lage zwischen Kern und einem Zellpol, vereint zu einem gut abgegrenzten Häufchen. Zwischen den einzelnen Waben sieht man häufig dunkelgrau-grünliche Körner. Bei einzelnen Nz ist das Lipofuscin auch etwas diffuser im Zelleib verteilt. Bild IV, 1. Nz von angedeuteter Pyramidenform. Der Zelleib zeigt in der Mitte S. 116. des re. und Ii. Randes je eine leichte Einziehung (Einschmelzung ?). In der Ii. Hälfte des Zelleibes sieht man mittelgr. Lipofuscinwaben, die deutlich gegeneinander abgegrenzt sind. In dem übrigen Teil der Nz finden sich noch einige mittelgr. Nisslbrocken. Das Plasma zeigt in der re. unteren Ecke vereinzelte kleinste Waben. Der gr. Kern ist ganz leicht hyperchromatisch und enthält deutliche Einlagerungen in seiner Membran und in einer langen schmalen Falte. Der Nucleolus ist mittelgroß und gut gefärbt. Eine Vak ist in ihm nicht zu erkennen. 4 kl. Rk. In seiner Nähe findet sich ein nicht ganz so dunkler und nicht ganz so großer Fleck (kl. Nebennucleolus ?). Dort liegen auch 2 größere Chromozentren. 1) E s d ü r f t e sich d a b e i wohl h a u p t s ä c h l i c h u m Itcrativbeweg'ungen g e h a n d e l t h a b e n . V o g t , Hirnforschung. Bd. 1.
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A\ lL ), O U I1 J F
nH O u P n
F
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Nisslschollen finden sich in einigen Nz in geringer Menge; in zahlreichen Nz fehlen sie. Die Nz sind teilweise recht blaß, bei einigen ist das Grundplasma leicht, bei wenigen etwas stärker angefärbt. Das Plasma der Nz ist häufig eigenartig fleckig und enthält in verschiedener Verteilung feinste Waben. Bild II, 12. Das Plasma der gr. Nz ist äußerst blaß und zeigt eine feinmaschigS. 102. krümelige Struktur. Es enthält etliche schwach gefärbte, zum Teil größere Körner (wohl Reste von Nisslsubstanz). Von dem Kern nach den Abgangsstellen von 2 Zellfortsätzen zu (im Bilde unten und re. oben) finden sich kleinere Ablagerungen von Lipofuscin. Die einzelnen Lipofuscinwaben sind von mittlerer Größe und grenzen sich gut gegeneinander ab. Zwischen ihnen liegen einige dunkle Körnchen. Der mittelgr. Kern zeigt nur eine minimale Einlagerung in seiner Membran. Der Nucleolus ist mittelgroß und ordentlich gefärbt. Er ist erfüllt von zahlreichen kleinen Vak. 1 kl. Rk. Vereinzelte Nz zeigen leichte Einschmelzungsvorgänge, die häufiger vom Rande als vom Inneren des Zelleibes ausgehen. Ganz selten sieht man einen ganz blassen, aufgelockerten und in Auflösung begriffenen Nz-Leib. Die Kerne der Nz zeigen teilweise Hyperchromatosen, die nur bei wenigen stärkere Grade erreichen. Einzelne Nucleoli haben sich etwas vermindert angefärbt. Einige sind erfüllt von zahlreichen kl. Vak. Rk sind meist erkennbar. Im Pal med ist die Zahl der lipofuscintragenden Nz geringer als im Pal lat, aber immer noch deutlich gegenüber der Altersnorm vermehrt. Einzelne Nz zeigen blasse, schmale, langhin sichtbare Fortsätze. Stärker hyperchromatische Kerne finden sich im Gegensatz zum Pal lat nicht. Einige Nz besitzen kleine dunkle Nucleoli. Sonst ist das Verhalten der Nz das gleiche wie im Pal lat. An einzelnen Stellen des Pal lat erscheint die Glia ganz geringfügig vermehrt. Pigmente im Gewebe in üblicher Menge. Pseudokalk spärlich. Gefäße o. B. Die Art der Zellveränderung, wie sie besonders deutlich durch Bild I I , 12, demonstriert wird, läßt an eine, wenn auch nicht erhebliche Mitschädigung des Pal durch die K a t a t o n i e denken. Auffallend ist auch hier wieder der vermehrte Lipofuscingehalt der Nz. Bei einzelnen Nz m i t stärker hyperchromatischen Kernen und diffus leicht angefärbten Zelleibern wird m a n mehr an Folgeerscheinungen der körperlichen E r k r a n k u n g denken. Nc.
Kein Nz-Ausfall. Die gr. Nz besitzen vermindert Nisslsubstanz, ganz fehlt diese aber nicht. Meist sind reichlich Waben vorhanden, die zum größeren Teil eine Gelbfärbung erkennen lassen. Die Waben sind teils von mittlerer Größe, teils gröber. Die Kerne haben meist, die Zelleiber manchmal eine unregelmäßige Gestalt, deutliche Schrumpfungen bestehen jedoch nicht. Die Nucleoli sind vakuolisiert. Während manche kl. Nz noch einen ordentlichen Zelleib besitzen, ist er bei den meisten an Größe etwas vermindert. Der Kern ist nur selten ringsum von Plasma umgeben. Ob vielleicht doch noch ein ganz feiner Plasmasaum vorhanden ist, läßt sich oft nicht entscheiden. Die Nisslsubstanz ist deutlich vermindert, das Plasma meist mehr oder weniger blaß. Bild III, 4. (Li. ob.) Der etwas kleine Kern ist Ii. u. ob. nur noch von einem ganz S. 107. schmalen Plasmasaum umgeben. Nach außen folgt dann eine kleine Lücke im Grundgewebe. Auch unt. u. re. ist das Plasma etwas spärlich. Es ist blaß, angedeutet feinwabig und läßt keine Nisslsubstanz mehr erkennen. Der Kern besitzt eine wenig kräftige Membraneinlagerung. Zahl und Größe der Chromozentren liegen im Bereich der Norm. Der Nucleolus ist etwas blaß und fleckig, wahrscheinlich vakuolisiert. 1 gr. und 1 kl. Rk.
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(Re. unt.) Dem im Vergleich zum Vorigen etwas größeren Kern der Nz liegt nur re. unt. noch ein Zelleibrest an. Das Plasma ist blaß und frei von Nisslsubstanz. Die Einlagerung in der Kernmembran ist mittelkräftig. Chromozentren finden sich in üblicher Menge. Der Nucleolus ist vakuolisiert und zeigt ein mittelgr. und 2 kl. Rk. Bei der Mehrzahl der kl. Nz zeigt das Plasma eine feine Wabenstruktur und eine leichte Auflockerung. Die Kernmembraneinlagerungen sind einigermaßen ordentlich ausgebildet. Die Chromozentren sind weder vermehrt noch vermindert. Die Glia zeigt keine Veränderungen. Pul. Die gr. Nz besitzen hier ebenfalls vermindert Nisslsubstanz und vermehrt Lipofuscin; zum Teil sieht man auch ungefärbte Waben. Die Kerne sind meist leicht hyperchromatisch, nicht selten auch etwas geschrumpft. Die kl. Nz zeigen durchweg blasse, der Nisslsubstanz weitgehend oder völlig entbehrende Zelleiber. Das Plasma besitzt im allgemeinen eine etwas aufgelockerte Struktur, ohne daß jedoch gröbere Einschmelzungen beobachtet werden. Eine sichere Reduktion der Gesamtplasmamenge der kl. Nz besteht hier im Gegensatz zum Nc nicht. Die Kerne sind angedeutet fleckig hyperchromatisch, ohne gegeschrumpft zu sein. Glia und Gefäße o. B. Die besonders an den kl. Nz des Nc vorliegenden Veränderungen möchte ich dem Schwund zurechnen u n d als einen anatomischen Ausdruck der K a t a tonie betrachten. Auf Grund hirnpathologischer E r f a h r u n g e n ( K l e i s t ) wird m a n geneigt sein, die Iterationen, Stereotypien und Grimassen m i t dem Striat, und zwar vorzugsweise mit dem Nc, in Verbindung zu bringen. 6. Bu 53, S, geb. 4. 3. 06, gest. 17. 5. 33. Arbeiter. Die Mutter des Pat. soll angeblich geisteskrank gewesen sein und der Vater schwachsinnig. Pat. wird am 31. 1. 33 in die Heilanstalt aufgenommen. Seit 3 Jahren habe er nicht mehr gearbeitet. Seit einem halben Jahre sehe er Bilder. Seit einigen Wochen nässe er Tag und Nacht ein. Er merke nie, wenn der Urin abgehe. Stuhlgang sei nie unwillkürlich abgegangen. Pat. macht einen schwachsinnigen Eindruck, ist bewegungslos und mimikarm. Es besteht keine Krankheitseinsicht. Er leidet unter optischen Halluzinationen, spricht wirr durcheinander, grimassiert, richtet sich im Bett immer wieder auf und läßt sich niederfallen. Liegt dann längere Zeit wieder stumpf im Bett, ist unsauber mit Urin. An den Extremitäten werden manchmal ruckartige und choreaähnliche Bewegungen beobachtet. Am 17. 5. 33 erfolgt plötzlich Exitus an Herzmuskelentartung. Es handelt sich u m eine K a t a t o n i e , in deren Vordergrund Antriebsa r m u t u n d Halluzinationen stehen. Hirngewicht 1327 g. Pal. Die Dichte der Nz ist eben noch normal. Die Masse der Nz enthält keine Nisslschollen. Nur vereinzelte Nz besitzen Nisslsubstanz in Form von Körnern oder kl. Brocken. Die Nisslkörner können sich ganz selten einmal zu fadenförmigen Gebilden zusammenlegen. Das Zellplasma ist meist blaß, bei einigen ist es ganz leicht angefärbt. Es kann dabei fast homogen bzw. angedeutet fleckig sein (Bild IV, 3), während es bei anderen eine mehr feinmaschige Struktur besitzt mit Einlagerung feiner Körnchen (Bild IV, 4). Bild IV, 3. Gr. spindelförmige Nz mit einem blassen, leicht fleckigen Plasma, S. 116. das keine Nisslsubstanz besitzt. Oberhalb des Kernes findet sich ein größeres Lipofuscinhäufchen. Die Waben zeigen eine deutliche Gelbfärbung; zwischen ihnen finden sich dunkelgraue Punkte und 8*
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Wände. Der mittelgr. Kern zeigt eine leichte Einlagerung in seiner Membran. Der Nucleolus ist knapp mittelgroß und scheint einige sehr kl. Vak zu enthalten. 3 kl. Rk.
G r o ß b i l d I V . Pal-Nz ( A b b i l d u n g s m a ß s t a b 1 0 0 0 : 1 ) . 1. B u 19 1 2 998 (Ph. 8724); 2. B u 21 1 1 99 ( P h . 1 1 5 3 3 ) ; 3. B u 53 1 2 50 (Ph. 8792); 4. B u 53 1 2 101 (Ph. 8786); 5. Bu 24 1 2 102 ( P h . 8754); 6. B u 52 r 3 1251 ( P h . 1 1 5 5 9 ) ; 7. Bu 52 r 3 1203 ( P h . 1 1 5 5 8 ) ; 8. B u 12 1 4 104 ( P h . 8738); 9. B u 12 1 4 104 ( P h . 7395); 10. B u 12 1 4 1000 ( P h . 1 1 5 1 0 ) ; 11. B u l l 1 3 951 (Ph. 9402); 12. B u 1 1 2 325 (Ph. 7436); 13. B u 41 1 2 58 (Ph. 7727); 14. H e 13 1 4 130 ( P h . 1 1 4 9 6 ) .
Bild IV, 4. S. 116.
Nz mit einem leicht angefärbten Plasma, das etliche feine Aufhellungen zeigt und feine Körner enthält. Oberhalb des Kernes findet sich eine feinwabige Ablagerung von Lipofuscin. Zwischen den Waben liegen dunkle Körnchen. Am unteren Kernrand findet sich eine Aufhellung von unregelmäßiger Gestalt. Der mittelgr. Kern enthält in seiner Membran eine deutliche, aber nicht überall gleichstarke Einlagerung. Eine schmale lange Kernfalte zeigt nur eine ganz geringe Einlagerung. Der Nucleolus ist eher groß, gut gefärbt und läßt undeutlich eine exzentrische Vak erkennen. 2 größere und 3 kleinere Rk.
lid. 1, Heft 1/2 1954
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Die Nz sind nicht selten etwas abgerundet. Während kleinere Aufhellungen und Lückert im Plasma bei einigen Nz vorkommen, sind gröbere Einschmelzungen recht selten. Bei einem Teil der Nz sind die Kernzeichnung, die Kernmembran und die Falten nur wenig ausgeprägt. Die Nucleoli sind manchmal etwas blaß. Vak sind in ihnen nicht immer erkennbar. Bei anderen wieder sieht man deutlich eine, häufiger sogar mehrere Vak. Rk sind im allgemeinen sichtbar. Sie sind von verschiedener Größe, meist aber klein. Eine Reihe von Nz besitzt Kerne mit deutlichen Einlagerungen in den Membranen und ordentlich gefärbten Nucleoli. Membranauflagerungen sind extrem selten. Einzelne Kerne sind hyperchromatisch und geschrumpft. Die Nz-Leiber sind dann oft recht schmal. Auffallend viele Nz enthalten Lipofuscin. Dieses ist in typischer Weise abgelagert und kann die Hälfte des Zelleibes einnehmen. Bei einem Teil der Nz (besonders in den oralen Abschnitten des Pal) ist die Gelbfärbung der Waben gering ausgeprägt und die Wände zwischen diesen sind nur undeutlich. Andere wieder zeigen eine deutlichere Gelbfärbung, die Wände sind dick und dunkelgrau, ebenso gefärbte Körner sieht man zwischen den Waben. Glia und Gewebspigmente o. B. Pseudokalk spärlich. Einige Kriblüren, sonst Gefäße o. B. Die Nz-Veränderungen sind im ganzen gesehen recht uncharakteristisch. Sie tendieren zum größeren Teil in Richtung der akuten Zellerkrankung, zum kleineren Teil mehr zur ischämischen Nz-Veränderung. Bei einigen kann man auch an Anfangsstadien von Schwundzellen denken. Ob ein Schwundprozeß tatsächlich vorliegt, ist nicht mehr zu entscheiden, da er durch die akute Schwellung überdeckt sein kann. Vielleicht ist das Pal in geringem Grade an einem schizophrenen Prozeß beteiligt, der seine Hauptlokalisation an ganz anderen Gehirnstellen hat. Komplizierende Momente durch körperliche Störungen dürften bei der Gestaltung des histopathologischen Bildes ziemlich sicher mitgespielt haben. Nc. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz besitzen reichlich Lipofuscin für das Alter. Bild I I I , 7. Gr. Nz, die nur noch eine geringe Menge an Nisslsubstanz in Form S. 107, kl. Schollen und Körner enthält. Das Plasma zeigt eine grobe, nicht ganz regelmäßige Wabenstruktur. Die im Zellinneren oberhalb des Kernes liegendenWaben sind schwach gelb gefärbt. Bei den übrigen Waben ist keine Gelbfärbung erkennbar. Unten ist die Begrenzung des Zelleibes unscharf. Die Einlagerung in der Kernmembran ist mittelkräftig. Der Nucleolus ist mittelgroß und dunkel. Er liegt an der Kernmembran. Eine Vak ist nicht sicher zu erkennen; 2 kl. Rk heben sich sehr unscharf ab. Ihre Nisslsubstanz ist nur geringgradig vermindert. Auch bei den kl. Nz besteht nur eine unerhebliche Reduktion der Nisslsubstanz. Die Leiber der kl. Nz sind manchmal blaß und dabei etwas abgerundet, so daß man an leichte Grade der akuten Schwellung denken kann. Die Zellkerne zeigen keine Veränderungen. Gliadichte regelrecht. Put. Ebenfalls normale Nz-Dichte. Die gr. Nz enthalten meist erhebliche Mengen von Lipofuscin in ihrem Zentrum, während die leicht verminderte und meist nur aus kleineren Schollen bestehende Nisslsubstanz in der Peripherie des Zelleibes liegt. Mitunter findet sich perinucleär eine starke Aufhellung des Plasmas. Meist legt sich diese Aufhellung nur halbmondförmig um den Kern herum, selten betrifft sie seine gesamte Circimferenz.
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Die kl. Nz zeigen manchmal ein ziemlich blasses, fast homogenes Plasma bei leichter Kernhyperchromatose. Es dürfte sich hierbei eher um leichte Grade einer akuten Schwellung als um eine ischämische Zellerkrankung handeln. Meist sind in der Peripherie des Zelleibes noch Nisslkörner oder sogar kl. Nisslschollen zu sehen. Bei einer großen Zahl von Nz sieht man perinucleäre Höfe bei gleichzeitigen leichten Kernhyperchromatosen. Es handelt sich dabei um ödematöse Zellveränderungen. Glia und Gefäße o. B. Die Veränderungen im Striat sind zum Teil offenbar die gleichen wie im Pal. Neben der allgemeinen Verminderung der Nisslsubstanz fällt vor allem die starke Lipoidablagerung in den gr. Nz auf. Zusätzlich finden sich im Striat aber noch Erscheinungen, die man wahrscheinlich als Beginn einer ödematösen Zellveränderung betrachten muß. 7. Bu 24, geb. 17. 10. 02, gest. 1. 2. 31. Buchbinderin. Vater Potator, senil dement. 3 Tanten von Vatersseite geisteskrank. Pat. erlitt 1922 einen „Nervenzusammenbruch" ohne erkennbare Ursache. Sei 2 Wochen krank gewesen, danach wieder arbeitsfähig. Ab 1925 unpäßlich und keine Anteilnahme an der Umgebung. Anfälle von Herzklopfen, dabei blaue Lippen, habe nicht mehr arbeiten können. 1927 Anstaltsaufnahme, da sie zu Hause unter starker Angst und Atemnot bei Einbruch der Dunkelheit gelitten hatte. Auftreten von Starrezuständen, Nahrungsverweigerung. Im Sprechen manchmal lebhaft, sonst aber passives Verhalten. Sagt, sie müsse lachen und schwätzen, es sei ihr aber weinerlich zumute. Leidet unter hypochondrischen Vorstellungen und Halluzinationen. Oft steife Haltung mit geschlossenen Augen, Andeutungen von Katalepsie, Stereotypie, Stupor, dann wieder Erregungszustände, grimassiert, beißt sich in den Finger, will sich erstechen. Die Sprache wird verwaschen und kaum mehr verständlich. Pat. weint öfter und ist völlig zerfahren. 1. 2. 31 Exitus an akuter Herzschwäche mit terminaler Bronchopneumonie. Kachexie, atrophische Körperorgane und chronischer Darmkatarrh. Der sich über J a h r e erstreckende Verlauf mit schweren psychomotorischen Störungen läßt eine Kreislaufpsychose ausschließen und mit Sicherheit eine Katatonie annehmen. Hirngewicht 1250 g. Pal. Normale Nz-Dichte. Nur ganz wenige Nz enthalten noch einige gröbere Nisslschollen. Das Plasma dieser Zellen ist hell und läßt, besonders peripher, eine Maschenstruktur erkennen. Bild IV, 5. Gr. Nz mit einem ganz feinmaschigen Plasma, das mehrere gröbere S. 116. Nisslschollen enthält. Der Kern ist etwas klein und angedeutet hyperchromatisch. Er besitzt eine deutliche Membraneinlagerung, stellenweise finden sich Auf- und wohl auch Anlagerungen. Der Nucleolus ist von mittlerer Größe und gut gefärbt. Eine Vak ist in ihm nicht sicher zu erkennen. 2 ganz kl. Rk. Die Kerne dieser Zellen sind meist geringgradig geschrumpft und leicht hyperchromatisch. Die Kernmembranen enthalten im allgemeinen kräftige Einlagerungen, nicht selten auch Auflagerungen. Die Nucleoli sind teilweise ebenfalls verkleinert, andere erscheinen gegenüber den Kernen und dem Zelleib noch als relativ groß. Einige Nucleoli sind etwas vermindert angefärbt. Meist enthalten sie 1, seltener 2 Vak. Rk sind nicht bei allen erkennbar. In einigen Nz, besonders im Pal lat findet sich Lipofuscin in Häufchen abgelagert. Sowohl die Zahl der Lipofuscin enthaltenden Nz, wie auch die Menge des Lipofuscin innerhalb der einzelnen Nz ist
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sicher pathologisch vermehrt. Einzelne Zellen enthalten mehr diffus kl. Lipofuscinwaben, selten sieht man ganz grobe Waben. Eine ganze Anzahl von Nz ist von der ischämischen Zellveränderung betroffen. Eine andere Gruppe von Nz zeigt eine zunehmende Auflockerung des Plasmaleibes und schließlich größere Einschmelzungen. Nicht selten trifft man Formen, bei denen der Kern von einem plasmafreien Hof umgeben ist, der dann wieder von einem Saum noch erhaltenen hellen und aufgelockerten, mitunter körnigen Plasmas umschlossen wird. Schließlich können sich die Zelleiber völlig auflösen. Die Kerne sind meist dunkel und geschrumpft. Es handelt sich hier um die sogenannte ödematösc Zellveränderung. Die Gliadichte ist an einzelnen Stellen verschieden. Im ganzen ist vorzugsweise die Ogl sicher etwas vermehrt. Die Ablagerung von Pseudokalk ist ungewöhnlich stark. In einzelnen Gebieten sowohl des Pal lat wie des Pal med erreicht sie geradezu groteske Ausmaße. Das Gewebe ist übersät von großen, maulbeerförmigen, dunklen Pseudokalkkonkrementen. Diese sind zahlreicher als die Nz. In den Capillaren liegen reihenweise mittelgroße Pseudokalkkugeln. Die größeren Gefäße bilden zum Teil dicke schwarze Ringe. Pigmentkörnchen finden sich nur wenige im Gewebe. Die ischämischen Zellveränderungen wird m a n auf die körperliche E r k r a n k u n g zu beziehen haben. D a ß die starken Pseudokalkablagerungen in den Gefäßwänden noch zusätzlich den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe behindert haben können, erscheint diskutabel. Die ödematösen Zellveränderungen d ü r f t e n vorzugsweise agonal entstanden sein. Die feinwabige Umwandlung des Plasmas mancher Nz läßt es möglich erscheinen, d a ß hier ein ähnlicher, aber leichterer Prozeß im Gange war wie bei den anderen K a t a t o n e n , daß dieser Prozeß aber hier vielfach durch andere Veränderungen überdeckt wird. Beweisen k a n n m a n dies jedoch nicht. Beachtenswert erscheint jedenfalls der vermehrte Lipofuscingehalt der Nz u n d die Tatsache, d a ß auch dieses Pal nicht gesund ist. Nc und Put zeigen ein übereinstimmendes Verhalten. Normale Nz-Dichte. Gr. Nz o. B. Bei den kl. Nz kommen in kleinen umschriebenen Bezirken einige Neuronophagien vor. Die Nisslsubstanz der kl. Nz ist durchweg teils in geringerem, teils in stärkerem Maße reduziert. Einzelne Nz-Kerne zeigen etwas schwächere Membraneinlagerungen und vermindert angefärbte Nucleoli. Grob sind diese Abweichungen aber nicht. An wenigen Stellen beobachtet man perinucleäre Aufhellungen im Plasma und eine allgemeine Auflockerung des Zelleibes der kl. Nz nach Art der Wasserveränderung. Die Glia zeigt außerhalb der Neuronophagien keine Besonderheiten. Gefäßverhalten normal. Die im Striat gefundenen Veränderungen sind im ganzen recht geringfügig. Sie können durch die verschiedensten F a k t o r e n hervorgerufen worden sein. Die Wasserveränderungen sind durch agonale bzw. postmortale Einflüsse bedingt. Eine weitere Auswertung ist daher nicht möglich. 8. Bu52 geb. 1. 9. 09, gest. 14. 1. 33. S t u d e n t . Großmutter sei in einer Heilanstalt gewesen. Pat. habe sich schon etliche Wochen vor der Aufnahme auffällig verhalten. Er sei viel für sich gewesen, habe oft eigenartige Dinge geredet, im übrigen aber ein monotones Verhalten gezeigt. 23. 11. 31 Aufnahme in die Pflegeanstalt. Läuft zur Türe, kniet nieder, stößt den Kopf auf den Boden. Er ist unordentlich, unsauber, schwer fixierbar, negativistisch,
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meist stuporös mit maskenhafter Mimik, spricht nie, liegt mit gesenktem Kopf unbeweglich im Bett, ist steif, gesperrt, zeigt Haltungs- und Bewegungsstereotypien, dann wieder kurzdauernde Hyperkinese. Abnorme Nachgiebigkeit bei passiven Bewegungen, Pseudoflexibilitas, Katalepsie. Es bildet sich ein Abszeß, ausgehend von einer Coxitis tbc, Fistelbildung mit reichlichem Eiterabfluß. Exitus. Die Diagnose K a t a t o n i e darf auch hier als gesichert gelten.
Pal.
Normale Nz-Dichte. Die Mehrzahl der Nz zeigt eine vermehrte Anfärbung von Zellplasma und Kern, bei einer Reihe liegen Schrumpfungen vor. Ihre Kerne und Zelleiber sind häufig länglich, schmal und damit im ganzen leicht verkleinert. Nisslsubstanz ist meist in ordentlicher Menge vorhanden. Die Mehrzahl der Nz enthält ein Wabengewebe, das bevorzugt die Peripherie des Zelleibes einnimmt. Die einzelnen Waben sind meist klein, teilweise auch mittelgrob. Bild IV, 7. Pyramidenförmige Nz mit reichlich Nisslkörnern und einigen etwas S. 116. gröberen Nisslschollen. Der Zelleib zeigt eine deutliche feine Wabenstruktur; in der Ii. unteren Ecke werden die Waben etwas größer. Um den Kern herum ist das Plasma etwas vermehrt angefärbt. Der Kern hebt sich nur unscharf von dem umgebenden Cytoplasma ab, da seine Membran nur abschnittsweise sichtbar ist. Sie enthält nur eine geringe Einlagerung; zum Teil wird sie wohl auch von dem umgebenden Zellplasma überdeckt. Feinfleckige Kernzeichnung. Nucleolus etwas klein, gut gefärbt, enthält eine randständige Vak. 3 kl. Rk. Seltener findet sich in geschrumpften Zellen grobwabiges Fett, das schließlich fast den ganzen Zelleib einnehmen kann. Bild IV, 6. S. 116.
Verkleinerte Nz mit etwas kantigen Rändern. Der Zelleib ist eingenommen von großen Fettwaben, die eine angedeutete Gelbfärbung zeigen. Dazwischen finden sich noch einige mittelgr. Nisslschollen. Ein Zellfortsatz ist eine längere Strecke, zwei weitere sind nur ganz kurz sichtbar. Kern klein und stark hyperchromatisch. Eine Membran ist nur stellenweise eben zu erkennen. Der mittelgr. Nucleolus ist kräftig gefärbt und enthält eine gr. exzentrische Vak. 1 mittelgr. Rk.
Einzelne schmale Nz-Fortsätze sind ziemlich weit sichtbar. Bei wenigen Nz kommt es vorzugsweise vom Rande her auch zu stärkeren Einschmelzungen. Die Nucleoli sind gut gefärbt und enthalten stets eine größere Vak. Die Größe der Nucleoli ist durchschnittlich etwas vermindert. Rk sind nicht immer erkennbar, sie sind meist klein. Gliadichte normal, die einzelnen Glz zeigen keine stärkeren Veränderungen. Pigment im Gewebe wie üblich. Keine Pseudokalkablagerungen. Gefäße o. B . Die Nz zeigen somit fast durchweg leichte Schrumpfungen und eine erhebliche Vermehrung des Lipofuscin. Die Kombination dieser beiden Veränderungen wurde von einzelnen Autoren als bis zu einem gewissen Grade charakteristisch für längerdauernde Schizophrenien angesehen 1 ). W i r haben sie in unserem Material sonst aber nur selten gesehen. Die Symptomatologie dieses Falles läßt einen Zusammenhang der Zellveränderungen mit den katatonen Erscheinungen vermuten. J e d o c h muß man in Rechnung stellen, 1) Die in der L i t e r a t u r angeführte Bezeichnung „ L i p o i d e S k l e r o s e " wird m a n nur dann anwenden dürfen, wenn die Schrumpfung der Nz t a t s ä c h l i c h schon das als Sklerose bezeichnete S p ä t s t a d i u m erreicht h a t . I n vorliegendem F a l l e t r i f f t dies nicht zu.
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daß gerade diese sogenannte chronische Zellveränderung auch bei körperlichen Erkrankungen nicht selten gefunden wird1). Nc. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz sind öfter mit mehreren Oglz und Hglz besetzt. Dabei zeigen die Nz aber selbst keine gröberen Veränderungen. Sie sind ordentlich mit Nisslsubstanz versehen. Gelegentlich sind sie ganz geringgradig geschrumpft. Die Kerne sind dann meist leicht diffus hyperchromatisch. Grobe unregelmäßig angeordnete Lipofuscinwaben finden sich ziemlich reichlich. Ganz selten sieht man an einer gr. Nz eine Wasser Veränderung. Dagegen ist die Mehrzahl der kl. Nz von dieser Veränderung betroffen. Die Kerne der kl. Nz zeigen keine Reaktionen. Die Glia ist, abgesehen von den genannten Umklammerungen einiger gr. Nz, nicht vermehrt. Einzelne Mglz sind leicht progressiv verändert. Gefäße o. B. Put. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz enthalten meist sehr reichlich Lipofuscin. Ihre meist kl. Nisslschollen sind in die Peripherie des Zelleibes verdrängt. Das gleiche gilt für den Kern, der keine besonderen Reaktionen zeigt. Die überwiegende Mehrzahl der kl. Nz ist von der ödematösen Zellveränderung betroffen. Der Anteil der Nz an dieser Veränderung ist größer als im Nc. Auch finden wir hier mehr die fortgeschrittenen Stadien, bei denen der Kern allseits von einem plasmafreien Hof umgeben ist, während außen nur ein schmaler Plasmakranz liegt. Glia und Gefäße o. B. Im Striat ist somit wieder der hohe Lipofuscingehalt der gr. Nz auffällig, während die übrigen Veränderungen nicht gewertet werden können. Die beiden folgenden Beobachtungen betreffen ein eineiiges Zwillingspaar, das nahezu zur gleichen Zeit erkrankte, ein ähnliches Symptomenbild und einen gleichartigen Verlauf zeigte. Die Zwillingsbrüder starben im Alter von 39 Jahren im Abstand von 4 Monaten. Die anatomische Untersuchung muß leider unbefriedigend bleiben, da die Gehirne zu lange in Formol lagen. 9. CP80, S, geb. 23. 10. 02, gest. 14. 4. 42. Vater an Lungenentzündung gestorben, sei geistig rege gewesen. Angeblich keine Geisteskrankheiten in der Familie. Pat. sei ein sehr guter Schüler gewesen. Später Zeichner von Beruf. Im Sommer 1919 habe er begonnen, sich mit okkultistischen Dingen zu beschäftigen. 1921 Suicidversuch durch Sprung ins Wasser. 1922 Erregungszustände. Bei der Aufnahme in die Charité am 16. 9. 22 bietet er ein negativistisch-katatones Bild. Halluzinationen lehnt er ab. Später gibt er an, Zeichnungen vor sich zu sehen, die er ausführen wolle. Pat. befand sich mit anfänglichen kurzen Unterbrechungen dann dauernd in der Klinik bzw. später in der Heilanstalt. Während er zeitweise heftige Erregungszustände bekommt, bei denen er aggressiv ist, wird er sonst meist als autistisch, mutistisch, negativistisch, affektleer geschildert. Er liegt viel zu Bett, versteckt sich oft unter der Bettdecke, murmelt vor sich hin. Eine Unterhaltung mit ihm ist meist nicht möglich, er flüstert nur unverständlich. Einmal gibt er sein Geburtsdatum richtig an; während er auf die Frage, wie alt er sei, antwortet, das müsse der Arzt selbst ausrechnen, er sei zu schwach zum Kopfrechnen. Die Frage, wo er hier sei, beantwortet er mit „Kaäifornien" und zeigt dabei nach draußen. Zeitweise muß er gefüttert werden und ist sehr unsauber, dann wieder reinlich. Schließlich werden eine psychomotorische Erstarrung, eine Flexibilitas cerea und daneben eine Befehlsautomatie vermerkt. 1) Eine artefiziell bedingte Schrumpfung dürfte bei sorgfältiger Bearbeitung des Materials nicht vorkommen. Bei dem Studium des V o g t s c h e n Materials habe ich nur sehr wenig Zellschrumpfungen gesehen. Jedenfalls war diese Veränderung viel seltener, als es nach der Literatur zu erwarten gewesen wäre.
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E s h a n d e l t sich h i e r s i c h e r u m eine K a t a t o n i e . Leichter Hydrocephalus internus. Glia im gesamten Gehirn schlecht gefärbt. Pal. Normale Nz-Dichte. Sämtliche Nz zeigen eine Verminderung ihrer Nisslsubstanz. Meist sind nur kleinere Brocken oder Körner vorhanden. Das Grundplasma ist meist leicht angefärbt. Manche Nz sind geschrumpft. E i n Teil der Nz besitzt typisch gelagerte, gut abgegrenzte Lipofuscinhäufchen mit Waben von knapp mittlerer Größe. Die meisten Nz enthalten aber diffus über den Zelleib verteilt gröbere Waben, die mitunter keine, manchmal eine eben angedeutete Gelbfärbung besitzen. Gelegentlich sind peripher Auflösungserscheinungen zu sehen. Die Kerne zeigen keine wesentlichen Veränderungen; einige sind ganz leicht diffus hyperchromatisch. Die Einlagerungen in den Membranen sind gut ausgebildet. Geringe Auflagerungen finden sich höchst selten. Die Nucleoli sind von durchschnittlicher Größe, dunkel und enthalten mitunter mehrere Vak. R k sind meist nur schwer zu erkennen. Gliadichte normal. Pigmente im Gewebe finden sich in dem gewohnten Umfang. Pseudokalk wird vermißt. W i r s e h e n also i m Pal
wieder eine V e r a r m u n g an N i s s l s u b s t a n z
und
eine V e r m e h r u n g der L i p o i d e , d a n e b e n die in u n s e r e m M a t e r i a l s e l t e n e E r s c h e i n u n g der Z e l l s c h r u m p f u n g , die a b e r n u r gering a u s g e p r ä g t i s t . M a n k a n n diese V e r ä n d e r u n g n a t ü r l i c h n i c h t o h n e w e i t e r e s a u f die K a t a t o n i e b e z i e h e n . A u f f a l l e n d ist j e d o c h , d a ß s i c h g l e i c h a r t i g e V e r ä n d e r u n g e n a u c h i m Gehirn des Z w i l l i n g s b r u d e r s f i n d e n . Nc. Die Dichte der Nz ist noch normal, wenn man die (agonal bzw. postmortal) aufgelösten Nz mitrechnet. Gr. und kl. Nz zeigen ödematöse Veränderungen. I n einigen gr. Nz, selten in kl. Nz, sind Lipofuscinablagerungen zu sehen. Der Nucleolus ist dunkel und bei den gr. Nz meist von mehreren V a k erfüllt. In einige Nz sind Glz eingedrungen. Put. Die Veränderungen an den gr. Nz stehen in ihrem Aussehen der schweren Zellerkrankung nahe. Man wird aber eine solche nicht zu diagnostizieren wagen, da ödematöse Zell Veränderungen, die ganz ähnlich aussehen können, weit über das Gehirn verbreitet sind. Die Nisslschollen sind zerfallen. S t a t t dessen ist der Zelleib übersät von dunklen Körnchen, die manchmal eine Anordnung in „Ringelchenform" erkennen lassen. Das Plasma erhält dadurch oft einen wabigen Charakter. Auch Lipofuscineinlagerungen werden beobachtet. Gröbere Einschmelzungen sieht man nur selten. Die Kerne sind erheblich verkleinert, rundlich, diffus hyperchromatisch und enthalten einen gr. dunklen Nucleolus, in dem gelegentlich mehrere kl. Vak sichtbar sind. Die Kerne sind von einem hellen Hof umgeben. Die Kerne der kl. Nz zeigen ein gleichartiges Verhalten. Die plasmafreien Höfe um sie herum können aber viel stärkere Ausmaße annehmen. Auch ist das Zellplasma stärker aufgelockert. I n einzelnen Fällen kann nur noch ein schmaler peripherer Kranz sichtbar sein. I n das Plasma sind stets Körner eingelagert, wobei schwer zu entscheiden ist, ob man diese noch als Nisslsubstanz oder bereits als Degenerationsprodukte auffassen soll. Einige echte Neuronophagien werden beobachtet. Meist sind dabei nur 1—3 Glz in die Nz eingedrungen. D i e V e r ä n d e r u n g e n i m Striat
m ö c h t e i c h i m w e s e n t l i c h e n der ö d e m a t ö s e n
N z - V e r ä n d e r u n g z u r e c h n e n . A n der S y m p t o m g e s t a l t u n g der K a t a t o n i e h a b e n diese n a t ü r l i c h k e i n e n A n t e i l .
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10. CP81, S, geb. 23. 10. 02, gest. 21. 12. 41. Zwillingsbruder von CP 80. Mit 11 Jahren Autounfall, sei bewußtlos gewesen, habe Schwindel und Krämpfe gehabt. In der Schule sei er gut gewesen, habe anschließend eine kaufmännische Lehre angetreten. Sei dann durch seine geschraubte Ausdrucksweise und durch Faxen aufgefallen, habe nächtliche Unruhezustände bekommen, so daß er am 4. 3. 19 in die Charité aufgenommen werden mußte. E r wirkt etwas zerfahren, nimmt eine steife Haltung ein, klagt über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Er gibt an, daß er sich zurückgesetzt gefühlt habe, Stimmen gehört habe, sich von Autos und Kriminalbeamten verfolgt fühlte und den Strom der vorüberfahrenden Straßenbahn in den Fingern spüre. Während er zeitweise ganz zugänglich ist, vergnügt lacht, weitschweifig daherredet, grimassiert, albern und manieriert wirkt, ist er zu anderen Zeiten ablehnend, mutistisch, wirkt stumpf und verblödet, verfällt auch in Stuporzustände, ist unsauber mit Kot und Urin. Er bekommt dann wieder heftige Erregungszustände, zerreißt Decken, wird aggressiv. Dann ist er wieder reinlich, macht einen läppisch-heiteren Eindruck, tätschelt die Ärzte, will auch Küsse verteilen, schlägt Purzelbäume. Er ist leicht abgelenkt, kaum zu fixieren, murmelt unverständlich vor sich hin, nimmt eine starre Haltung ein, hat einen schielenden Blick nach der Seite wie der Bruder. Er ist im ganzen lebhafter als sein Bruder. E s liegt hier die gleiche Katatonieform vor wie bei dem Zwillingsbruder. Hydrocephalus internus. Glia im gesamten Gehirn schlecht gefärbt.
Pal.
Normale Nz-Dichte. Einzelne Nz sind noch gut erhalten und ordentlich mit Nisslsubstanz versehen. Die meisten Nz sind jedoch geschrumpft. Ihre Nisslsubstanz ist nur noch in Form kl. Schollen und Körner vorhanden. Das Plasma ist mitunter etwas vermehrt angefärbt. Die Fortsätze sind zum Teil dunkel, scharf konturiert und über längere Strecken zu verfolgen. Sie sind manchmal schmal und verlaufen geschlängelt. Der Zelleib ist meist mit Lipoidtropfen von gut mittlerer Größe angefüllt. In einigen Nz sieht man deutlich gelbgefärbtes Lipofuscin in typischer Anordnung in teils kleinen, teils großen Häufchen. Meist lassen die Lipoidtropfen aber keine oder nur eine geringe Gelbfärbung erkennen. Die Kerne sind in der Regel etwas verkleinert und diffus hyperchromatisch. Stärkere Pyknosen kommen in den geschrumpften Nz nicht vor. Die Einlagerungen in den Kernmembranen sind im allgemeinen nicht besonders kräftig ausgebildet. Man muß dabei in Rechnung stellen, daß sie sich gegen die kräftig gefärbte Umgebung natürlich auch schlechter abheben können, als es sonst der Fall ist. Dagegen findet man nicht selten an einem Kernpol eine kräftige Auflagerung. Die Nucleoli sind von durchschnittlicher Größe, dunkel und enthalten in der Regel eine leicht angefärbte Vak von mittlerer Größe. Einzelne Nucleoli besitzen mehrere Vak. Die oben beschriebenen Nz-Veränderungen wird man bei stärkerer Ausprägung als lipoide Sklerose bezeichnen dürfen. Eine andere Gruppe von Nz zeigt ödematöse Veränderungen. Gliadichte normal. Veränderungen an den einzelnen Glz sind infolge ihrer verminderten Färbung schwer zu beurteilen. Gröbere Veränderungen scheinen nicht vorzuliegen. Pseudokalk fehlt. Gefäße o. B. Die Zellschrumpfungen im Pal, verbunden mit einer vermehrten Ablagerung von Lipoiden, fanden sich auch bei dem Zwillingsbruder, so daß es gut möglich ist, daß diese Veränderungen mit der Katatonie etwas zu tun haben.
Ne. Die Nz sind zum großen Teil von der ödematösen Zellveränderung betroffen. Mitunter sind Glz in die Nz-Leiber eingedrungen. Einzelne Gruppen von kl. Nz
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zeigen Schrumpfungen. Ihre Zelleiber sind etwas schmal, schärfer konturiert, im ganzen dunkel und gut mit Nisslsubstanz versehen. Die Kerne sind etwas länglich und diffus hyperchromatisch. In den geschrumpften Nz sind mitunter grobe Lipofuscinwaben zu erkennen. Eine Gliavermehrung besteht nicht. Put. Die Nz sind ebenfalls durchweg schwer verändert. Jedoch ist der Prozeß nicht ganz gleichartig. Bei vielen Nz könnte man meinen, es handele sich um eine sogenannte schwere Zellerkrankung. Bei Berücksichtigung der Veränderungen im Nc und der zahlreichen Wasserveränderungen in der Rinde möchte ich jedoch eher glauben, daß hier ebenfalls Prozesse nach Art der Wasserveränderung abgelaufen sind, die ja der schweren Zellerkrankung ähnliche Bilder hervorrufen können. Die Kerne der gr. Nz sind in stärkerem Grade diffus hyperchromatisch und geschrumpft als im Nc. Die Nucleoli sind groß und dunkel. Die Kerne sind von perinucleären Höfen umgeben, die aber an Ausdehnung geringer sind als im Nc und auch meist noch eine leichte Anfärbung erkennen lassen. Die Nisslsubstanz ist oft noch ganz ordentlich in Form von Körnern und kleinen bis mittelgroßen Schollen vorhanden. Während manche gr. Nz abgegrenzte Lipofuscinhäufchen besitzen, zeigt bei anderen der ganze Zelleib eine gröbere Wabenstruktur, wobei dann aber nie alle Waben eine Gelbfärbung erkennen lassen. Stärkere Auflockerungen des Zelleibes und Auflösungen desselben kommen nicht vor. Die Kerne der kl. Nz sind rundlich, verkleinert und in stärkerem Maße diffus hyperchromatisch wie im Nc. Sie sind stets von perinucleären hellen (plasmafreien) Höfen umgeben. Die Nucleoli sind von durchschnittlicher Größe und dunkel. Weitere Kernstrukturen sind nicht erkennbar. Weitgehende Zellauflösungen kommen kaum vor. In einzelnen kl. Nz können erhebliche Mengen Lipofuscin beobachtet werden. In dem Zelleib einiger Nz sind 1—2, seltener mehr Glz eingedrungen. Die Gliadichte dürfte normal sein. Im Striat zeigen somit einige Nz Schrumpfungen und vermehrte Lipofuscineinlagerungen, wie sie auch im Pal beobachtet wurden. Das Bild wird aber beherrscht durch die ödematösen Zellveränderungen, die man keinesfalls zu der klinischen Symptomatologie in Beziehung setzen darf.
Zusammenfassung der Befunde bei den Katatonien 1 ) Als wichtigstes Ergebnis kann hier zunächst festgestellt werden, daß sich unter 10 Katatonien nicht eine einzige findet, deren Pal und Striat als gesund anzusprechen ist. 9 Fälle besitzen vermindert Nisslsubstanz, 9 Fälle haben vermehrt Lipofuscin. Schwundzellen sind wahrscheinlich bei 6 Fällen vorhanden. Bei zweien von diesen werden sie weitgehend durch eine akute Schwellung überdeckt, so daß eine sichere Entscheidung schwer zu treffen ist. Bei 4 Fällen sind Schwundveränderungen dagegen deutlich. Zu einem sicheren Nz-Ausfall ist es erst in 2 Fällen gekommen, bei 2 anderen ist ein Ausfall geringen Grades zu vermuten. Sieht man von den Schrumpfungen ab, die in 3 Fällen vorliegen, so fällt bei 4 Fällen die durchschnittliche Kleinheit der Nz auf. Bemerkenswert erscheint, daß die Kerne — wenn man die Schrumpfzellen und die durch körperliche Erkrankungen bedingten Veränderungen ausnimmt — auf die schweren Plasmaveränderungen nicht mit Hyperchromatosen reagieren, sondern im Gegenteil chromatinarm sind und Membranauflagerungen (Kernkappen) fast immer vermissen lassen. 1) Siehe auch Tabelle S. 142.
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I m Anschluß an die K a t a t o n i e n seien 2 Fälle beschrieben, die zu der K r a n k h e i t s g r u p p e der depressiven Psychosen des Rückbildungsalters gehören. Die ängstliche Note, die diese K r a n k h e i t e n tragen, verbunden m i t dem — besonders im weiteren Verlauf deutlichen — organischen Gepräge ließen K l e i s t u n d F ü n f g e l d von einer ängstlichen Involutionspsychose sprechen, u m deren anatomische Aufklärung sich besonders F ü n f g e l d bem ü h t h a t . Der Beschreibung von M e d o w lagen vorwiegend prognostisch ungünstige Fälle dieser Krankheitsgruppe zugrunde, der er die treffende Bezeichnung erstarrende Rückbildungsdepression gab. Nach L e o n h a r d ist eine Verbindung von starrer H e m m u n g m i t drängender und nestelnder Unr u h e f ü r diese E r k r a n k u n g besonders charakteristisch. Auch in unseren beiden Fällen fanden sich diese Erscheinungen. Die motorischen Störungen ließen einzelne Autoren von einer Spätkatatonie sprechen. 11. Bu 12, geb. 3. 2. 79, gest. 3. 6. 30. Pat. sei erblich belastet. Seit 22 Jahren verheiratet. 1927 akut erkrankt unter Verfolgungsideen und Verworrenheit. Während des dreimonatigen Anstaltsaufenthaltes vorwiegend dumpf-melancholisches Zustandsbild. Nach der Entlassung 3 Monate ordentliches Befinden, dann erneut erkrankt. Pat. ist ratlos, ängstlich, stark gehemmt, spricht spontan nichts, ist weinerlich. Krankheitseinsicht ist nicht vorhanden. Rigor, Pseudobabinski, Schnauzkrampf. Während des dreijährigen Aufenthaltes vorwiegend autistisch-mutistisch-negativistisches Zustandsbild. Pat. liegt meist mit geschlossenen Augen im Bett. Mitunter treten ohne erkennbare äußere Veranlassung plötzlich Erregungszustände auf. Sie schimpft dann viel vor sich hin. Sonst meist nur monotones, leeres Lamentieren. Ab 30. 5. 30 Zeichen einer Bronchopneumonie, zunehmende Benommenheit. Exitus am 3. 6. 30 an Herzschwäche. Bei der Sektion fand sich noch eine Glomerulonephritis und eine Fettleber. Die zunehmende E r s t a r r u n g nach einem anfänglich depressiven Zustandsbild mit ängstlicher F ä r b u n g ist recht charakteristisch f ü r eine erstarrende Rückbildungsdepression. Hirngewicht 1229 g. Pal.
Die Zahl der Nz im Pal lat liegt im untersten Bereich der Norm, während im Pal med ihre Zahl schon etwas vermindert ist. Die Masse der Nz des Pal lat zeigt eine Ablagerung von Lipofuscin. Die Zahl der lipofuscintragenden Nz ist gegenüber dem Altersdurchschnitt sicher erhöht. Der größere Teil dieser Nz zeigt das Lipofuscin in typischer Weise in Form mittelgroßer Waben zu einem Häufchen vereint, zwischen Kern und Zellpol liegend. Meist sind die einzelnen Waben durch dünne Wände deutlich voneinander getrennt. Zwischen den Waben liegen einzelne Körner. Andere Nz zeigen eine mehr diffuse Verteilung des Lipofuscins, wobei allerdings die Peripherie des Zelleibes eine Bevorzugung erkennen läßt. Das Lipofuscin bildet hier feinste Waben und zeigt nur eine geringe Gelbfärbung. Bild IV, 8. Blasse Nz ohne Nisslsubstanz. Diffus über den Zelleib verteilt finden S. 116. sich feinste schwachgefärbte Körnchen. Um den Kern sieht man im Plasma einige feine Aufhellungen. Der periphere Teil des Zelleibes besteht aus einem ganz feinmaschigen, eine leichte gelbe Eigenfarbe zeigenden Gewebe. Dazwischen finden sich vereinzelt etwas größere Ansammlungen einer hellen, vermutlich fettigen Masse. Der verkleinerte längliche Kern zeigt eine deutliche Einlagerung in seiner Membran und in einigen Falten. Der Nucleolus ist klein, eine Vak ist
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nicht zu erkennen. Unmittelbar am Rande des Nucleolus sieht man 2 kl. Rk und in geringer Entfernung ein etwas größeres. Bei anderen Nz wiederum finden sich einzelne gr. Waben, die nicht immer eine Kugelgestalt besitzen. Das Plasma der Nz ist zum Teil stark angefärbt, zum Teil blaß. Es zeigt eine Maschenstruktur, die bei den hellen Zellen deutlich, bei den dunklen nur schwach hervortritt. Wenige Nz enthalten spärlich Nisslschollen oder Körner, den meisten fehlt jegliche Nisslsubstanz. Eine gesund aussehende Nz mit reichlich vorhandenen gröberen Nisslschollen findet sich im gesamten Pal nicht. Die Fortsätze einzelner Nz sind weithin sichtbar. Die Kerne zeigen meist eine leichte diffuse Hyperchromatose. Die Nucleoli sind im allgemeinen gut gefärbt und enthalten öfter mehrere Vak. Einzelne Nucleoli erscheinen etwas klein. Meist sind 1—2, seltener mehr, Rk von geringer Größe zu erkennen. Einige Nz sind geschrumpft. Sie enthalten häufig deutliche Lipofuscinwaben. Ihre Kerne sind oft hyperchromatisch. Die langhin sichtbaren Fortsätze zeigen während ihres Verlaufes oft vielfach Schwankungen des Kalibers, mitunter eine leichte Schlängelung. Bild IV, 9. Schmale geschrumpfte Nz mit 2 langhin sichtbaren Fortsätzen. Die S. 116. Fortsätze zeigen leichte Erweiterungen und Verengerungen. Bis weit in die Peripherie sind kleine längliche Schollen und Körner eingelagert. Die Nisslschollen erscheinen teilweise wie zusammengeflossen und sind vorzugsweise in die Peripherie des Zelleibes abgedrängt. Li. ob. im Bilde sieht man einige kleinere, gegeneinander nicht deutlich abgegrenzte Waben mit Lipofuscin. Der längliche Kern ist verhältnismäßig weniger geschrumpft als der Zelleib. Nach re. zeigt er keine sichere Begrenzung. Seine Membran enthält eine geringe Einlagerung. Im Kern liegen 3 verschieden große Chromozentren. Nucleolus relativ groß, ganz leicht abgeblaßt, läßt nur undeutlich eine gr. Vak. erkennen, wahrscheinlich enthält er aber noch mehrere. 3 kleinere Rk. Die Nz des Pal med zeigen einen viel geringeren Lipofuscingehalt. Er ist aber auch gegenüber der Altersnorm erhöht. Sonst im wesentlichen identische Veränderungen. Auffallend ist die durchschnittliche Kleinheit der Nz und die oft starke Anfärbung des Grundplasmas. Bild IV, 10. Extrem dunkle kleine elliptische Nz. Ein Fortsatz ist nur kurz, der S. 116. andere ein kleines Stück weit sichtbar. Das Plasma der Nz ist so stark angefärbt, daß sich die spärlich noch vorhandenen Nisslschollen kaum abheben. Der Kern zeigt eine starke diffuse Hyperchromatose. Der Nucleolus ist relativ groß. Die Gliadichte überschreitet etwas die Norm. Die leichte Vermehrung betrifft vorwiegend die Mgl. Pigmente finden sich im Gewebe in gewohntem Umfang. Etwas Pseudokalk im Gewebe und in einigen Gefäßen. Gefäße o. B. In den schweren Veränderungen der Pal-Nz — eine sicher gesunde Nz findet sich im gesamten Pal nicht — dürfen wir wohl bei der nur kurzdauernden und den Gesamtorganismus nicht so schwer in Mitleidenschaft ziehenden körperlichen Erkrankung einen anatomischen Ausdruck der psychomotorischen Störungen sehen. Es handelt sich um regressive Veränderungen mit Einlagerung feiner Lipoidtröpfchen und gröberer Lipofuscinwaben, verbunden mit Zellschrumpfungen und Kernhyperchromatosen, bis schließlich das Stadium der lipoiden Sklerose erreicht wird. Im Pal med ist schon eine Anzahl von Nz ausgefallen. Typische Schwundveränderungen mit einer feinwabig-krümeligen Umwandlung des Plasmas und Zugrundegehen desselben
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bei Erhaltenbleiben des Kernes in seiner ursprünglichen Größe und fehlender Kernhyperchromatose werden nicht beobachtet. Dagegen sind die Veränderungen ähnlich wie bei dem zuvor beschriebenen Zwillingspaar. Nc. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz besitzen etwas reichlich Lipofuscin und vermindert Nisslsubstanz. Die Nucleoli sind vakuolisiert. Die kl. Nz zeigen eine starke Verminderung ihrer Nisslkörner und gelegentlich feine Waben in ihrem Plasma bei fehlenden Kern Veränderungen. Das Plasma ist mitunter perinucleär etwas aufgehellt. Die Größe der Zelleiber ist nicht vermindert. Stellenweise besteht eine ganz leichte Gliavermehrung. Gefäße o. B. Put. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz sind alle erfüllt von einem Wabengewebe, das nur eine schwache gelbe Eigenfarbe zeigt oder diese auch vermissen läßt. Die Waben sind mittelgroß bis groß und häufig von unregelmäßiger Gestalt. Die Nisslschollen sind stets erheblich vermindert. Die Kerne sind im allgemeinen etwas geschrumpft und hyperchromatisch. Die Nucleoli sind erfüllt von zahlreichen Vak. Selten sieht man Auflösungserscheinungen an den Rändern der Nz. Die kl. Nz besitzen nur noch sehr wenige schwach gefärbte Körnchen in ihrem Plasma, die den Rest der Nisslsubstanz darstellen dürften. Das Plasma selbst ist häufig feinmaschig und nach der Peripherie zu manchmal deutlich aufgelockert. Perinucleär sind gelegentlich leichte Aufhellungen zu sehen. Auch Randdefekte, die dann einer Lücke im Grundgewebe zugewandt sind, werden beobachtet. Die Kerne zeigen fast durchweg eine normale Beschaffenheit. Nur ganz vereinzelt sind sie etwas hyperchromatisch. Glia und Gefäße o. B. Ganz verstreut sieht man einzelne Pseudokalkkonkremente. Während Nz-Schrumpfungen im Striai vermißt werden, finden sich hier wie im Pal feinwabige Plasmaumwandlungen und vermehrte Lipofuscinablagerungen. Ich möchte annehmen, daß diese Veränderungen in einer Beziehung zu den psychomotorischen Erscheinungen stehen. 12. He 13, Ç, geb. 11. 2. 68, gest. 15. 2. 22. 6 Wochen vor der Aufnahme erkrankt; war arbeitsunfähig, ängstlich, hatte Versündigungs- und Verarmungsideen, unternahm einen Suicidversuch. Aufnahme in die Charité am 25. 2. 18. Pat. ist negativistisch, verweigert die Nahrung, nimmt bizarre Haltungen und Stellungen ein, verbigeriert, hört Männer- und Frauenstimmen. Spontaneitätsmangel, spricht zeitweise nicht, zeigt kein Mienenspiel, zunehmende Steifigkeit in Rumpf, Schulter und Nacken, Kopfneigung nach re., Mitbewegungen des re. Armes beim Sprechen, mahlende Bewegungen der Hände auf den Knien. Später Fußklonus Ii., träge Reaktion der Ii. Pupille auf Licht, Cyanose des Gesichtes und der Hände. 15. 2. 22 Exitus an Lungen-Tbc. Diagnose laut Krankengeschichte: Paralysis agitans sine agitatione, an anderer Stelle Katatonie. Auch hier findet sich ein typischer Verlauf mit depressiv-ängstlichen Erscheinungen zu Beginn und zunehmender Erstarrung, die — wie es nicht selten geschieht — an eine Paralysis agitans denken ließ. Man kann aber hier mit ziemlicher Sicherheit eine erstarrende Rückbildungsdepression annehmen. Pal. Normale Nz-Dichte. Die meisten Nz sind ordentlich mit Nisslschollen versehen. Einige Nz enthalten nur spärlich kleinste Nisslschollen. Das Grundplasma der Nz ist häufig vermehrt angefärbt. Stärkere Schrumpfungserscheinungen an den
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Nz werden nicht beobachtet. Die Fortsätze sind nicht vermehrt sichtbar. Die überwiegende Mehrzahl der Nz des Pal lat enthält, zum Teil ziemlich reichlich, Lipofuscin. Auch im Pal med ist das Lipofuscin verhältnismäßig reichlich zu finden. Eine Reihe von Nz, besonders im Pal lat, besitzt hyperchromatische Kerne. Die Hyperchromatosen können recht beträchtliche Grade erreichen, die Kerne sind dann auch stark geschrumpft. Bild IV, 14. S. 116.
Spindelförmige Nz mit einem vermehrt angefärbten Grundplasma und einigen mittelgroben Nisslschollen. Am Zellrand sieht man einige kleinere Aufhellungen. Oberhalb des Kernes findet sich eine etwas größere, unterhalb von ihm eine kl. Lipofuscinablagerung. Die einzelnen Waben sind von mittlerer Größe und erscheinen zum Teil graugrün verfärbt. Kern stark pyknotisch. Ganz undeutlich erkennt man in ihm einen ziemlich großen dunklen Nucleolus mit 4 Rk.
Abgesehen davon, daß die Nz mit hyperchromatischen Kernen nicht zu den größten gehören, lassen sie keine gemeinsamen Besonderheiten erkennen. Einige von ihnen sind etwas schmal und lang. Die Kerne sind oft geschrumpft und von unregelmäßiger Oberfläche. Stärkere Abblassung des Zelleibes, verbunden mit einem Verlust der Nisslschollen, wie bei der ischämischen Zellerkrankung, werden nicht beobachtet. Die Kernmembranen enthalten meist deutliche Einlagerungen. Anlagerungen sind ziemlich häufig und auch mitunter recht beträchtlich. Auflagerungen sieht man selten. Die Nucleoli sind von mittlerer Größe, gut gefärbt und enthalten in der Regel eine Vak. Rk sind meist in der Mehrzahl erkennbar; sie sind im allgemeinen klein. Glia, Gefäße und Gewebspigmente o. B. Kein Pseudokalk. Die große Anzahl gut erhaltener Nz sowie die andersartigen Veränderungen der übrigen Nz sprechen gegen eine Beteiligung des Pal an einem schizophrenen Prozeß. Nz-Schrumpfungen sind hier nur eben angedeutet. Vermehrte Lipofuscinablagerungen und teilweise hyperchromatische Kerne fanden sich im Pal auch bei dem vorangegangenen Fall von Rückbildungsdepression. E s ist daher möglich, daß sie auch hier mit der psychischen E r krankung in Zusammenhang stehen. Bindende Schlußfolgerungen lassen sich natürlich bei der Unspezifität dieser Veränderungen und an Hand von 2 Fällen nicht erzielen. Nc. Die Nz liegen ziemlich dicht. Eine Reihe von gr. Nz ist gut erhalten und besitzt bei ordentlichen Mengen von Nisslsubstanz altersgemäße Lipofuscinablagerungen. Andere zeigen grobe Wabenbildungen, besonders am Rand und Randdefekte. Dabei enthalten sie aber stets noch, wenn auch mitunter in verringertem Maße, Nisslschollen, so daß an agonale bzw. postmortale Veränderungen gedacht werden muß. Da manchmal auch Glz in den Defekten liegen, dürfte wenigstens für einen Teil eine intravitale (agonale) Entstehung wahrscheinlich sein. Während der größere Teil der kl. Nz gut erhalten ist und lediglich durch einen vermehrten Lipofuscingehalt auffällt, zeigt ein anderer Teil der kl. Nz schwere Veränderungen des Zelleibes. Nach den Rändern zu kommt es dabei zu einer Auflockerung mit Auftreten zum Teil grober Blasen. Manche Zelleiber sehen wie angenagt aus. In den Randdefekten sind nicht selten Glz gelegen. Die Kerne zeigen aber keine Veränderungen, höchstens ganz geringgradige Hyperchromtasosen mit etwas reichlich Chromozentren. Ich glaube daher, daß es sich vorwiegend um agonale Veränderungen handeln dürfte. Eine Gliavermehrung besteht nicht.
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Put. Die gr. Nz sind gut erhalten. Nur vereinzelt sieht man ganz geringe Kernhyperchromatosen. Bei den kl. Nz wird eine ganz geringgradige Verminderung der durchschnittlichen Menge an Nisslsubstanz sowie eine leichte Erhöhung der Lipoide gegenüber der Altersnorm beobachtet. Die Kerne sind um ganz geringe Grade geschrumpft und leicht fleckig-körnig hyperchromatisch. Einzelnen Randdefekten bei noch vorhandener Nisslsubstanz und Fehlen stärkerer Kernveränderungen möchte ich keine Bedeutung für das Krankheitsgeschehen beimessen. Die Gliadichte ist normal. I m Striat ist lediglich der vermehrte Lipofuscingehalt der kl. Nz bemerkenswert. Es ist möglich, d a ß er mit der Psychose in Verbindung steht. I m Gegensatz zu den meisten K a t a t o n i e n haben sich in diesen beiden Fällen von erstarrender Rückbildungsdepression keine Schwundzellen nachweisen lassen. Auch sprechen Kernhyperchromatosen, wie sie bei den letzteren gefunden wurden, eher gegen als f ü r eine Katatonie. Ich möchte annehmen, d a ß wir es hier mit einer andersartigen E r k r a n k u n g zu t u n haben, die ebenfalls mit Hirnveränderungen einhergeht. II. Paranoide Schizophrenien 13. Bu 62,
geb. 28. 8. 69, gest. 17. 9. 33. Arbeiterin.
Großvater und Großmutter mütterlicherseits Suicid. Schwester und Nichte des Vaters Suicid. Pat. sei eine schlechte Schülerin, aber eine fleißige Arbeiterin gewesen. Seit 24 Jahren krank, halluziniert ständig, fühlt sich belästigt durch Stimmen, die auf sie schimpfen. Fühlt sich beobachtet, hypnotisiert, vergiftet, leidet unter hypochondrischen Vorstellungen, hat angeblich viel Kopfschmerzen und deshalb oft Suicidideen. Habe schon einen Suicidversuch unternommen. Hat auch Eingebungsideen. Zeitweise ängstlich gefärbte Erregungszustände. Pat. stürzt sich aus dem Fenster. Exitus. Symptomatologie u n d Verlauf sprechen hier m i t Sicherheit f ü r eine paranoide Schizophrenie. Pal. Die Dichte der Nz ist, abgesehen von der Umgebung der Gefäße, als normal zu bezeichnen. Die folgende Beschreibung bezieht sich zunächst auf die Nz des Pal mit Ausschluß seines oralsten Abschnittes, dessen Nz ein abweichendes Verhalten zeigen und anschließend gesondert behandelt werden. Die Nz zeigen meist eine etwas vermehrte Anfärbung ihres Grundplasmas bei gut ausgebildeter Nisslsubstanz. Schrumpfungen des Zelleibes sind nur angedeutet vorhanden. Die Ablagerung des Lipofuscin in den Nz entspricht dem Alter. Die einzelnen Lipofuscinwaben sind meist von kräftigen grünlichgrauen Wänden umhüllt. Einige Nz zeigen langhin sichtbare schmale, etwas vermehrt angefärbte Fortsätze. Die Kerne sind fast durchweg etwas hyperchromatisch. Ausgesprochene Pyknosen werden nicht beobachtet. Die Kernmembranen enthalten in der Mehrzahl deutliche Einlagerungen; bei einigen finden sich Auflagerungen. Die Nucleoli sind von durchschnittlicher Größe und normaler Färbung. Sie besitzen meist eine Vak. Rk sind fast immer erkennbar. In dem ganz oral gelegenen Pal-Abschnitt zeigen die Nz stärkere Veränderungen. Die Nisslsubstanz fehlt meist weitgehend oder vollkommen. Die Zelleiber sind blaß und enthalten meist reichlich feinwabiges Lipofuscin. Die Kerne sind stärker hyperchromatisch und geschrumpft. Die Zellfortsätze sind häufig über Vogt,
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weite Strecken hin zu verfolgen. Einige Nz zeigen Defekte am Zellrand, Auflockerungen und schließlich Auflösungen des Zelleibes. Die Dichte der Glia entspricht — mit Ausnahme der Umgebung der Gefäße, wo eine Verminderung besteht — dem Durchschnitt. In dem oralen Abschnitt des Pal sieht man etliche pyknotische Oglz. Die Pigmente im Gewebe finden sich in der gewohnten Form und Menge. Die Gefäßwände zeigen meist hochgradige Pseudokalkablagerungen. Um zahlreiche Gefäße des oralen Anteils des Pal finden sich Kriblüren und daran peripher anschließend Praekriblüren ; d.h. die Gefäße sind von einer Zone rarefizierten Gewebes umgeben, an die sich wieder ein Gebiet anschließt, in dem das Grundgewebe aufgelockert ist und nur spärlich Glz, schließlich auch einige Nz enthält. Im Bereich der Praekriblüren sieht man im Markscheidenbild eine Auflockerung des Gewebes, verbunden mit Zerfallserscheinungen an den Markscheiden. Diese Veränderungen finden sich aber keineswegs um alle Gefäße des oralen Pal-Abschnittes. In den mittleren und caudalen Teilen des Pal finden wir zwar auch nicht ganz selten Kriblüren, jedoch fehlt hier gegenüber den oralen Partien der sich auf die weitere Umgebung der Gefäße erstreckende état précriblé. Von ganz geringgradigen Erscheinungen einer Schrumpfung abgesehen, können wir an den Nz des Pal, mit Ausnahme seines oralsten Abschnittes, keine besonderen Veränderungen feststellen. Die in dem oralen Anteil beobachteten Veränderungen möchte ich als vorwiegend gefäßbedingt ansehen. Hinzu kommen dann noch die normalen Altersveränderungen. Nc. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz sind ordentlich mit Nisslschollen versehen. Um die gr. Nz herum finden sich nicht selten kl. Lücken im Grundgewebe. Die Lipofuscinablagerungen entsprechen dem Alter und nehmen durchschnittlich etwa die Hälfte des Zelleibes ein. Die Kerne zeigen keine Veränderungen. Die kl. Nz liegen meist in einer kl. Gewebslücke und besitzen in ausreichender Menge Nisslkörner. Die Begrenzungen der Zelleiber sind nicht überall regelmäßig. Manchmal finden sich kl. Randdefekte, auch können kl. Plasmateile abgetrennt sein. Die Kerne zeigen, von gelegentlichen ganz geringen Vermehrungen der Chromozentren abgesehen, keine Abweichungen vom Normalverhalten. Die Oglz und Hglz sind etwas hyperchromatisch. Gefäße o. B. Put. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz sind durchweg gut mit Nisslsubstanz versehen. Sie enthalten meist ziemlich reichlich Lipofuscin, das mitunter den größten Teil des Zelleibes einnehmen kann. Einige Nz sind an Größe etwas reduziert. Die meisten kl. Nz liegen in Lücken des Nisslgraues. Nicht selten werden Abtrennungen von Teilen des Zelleibes beobachtet. Nisslsubstanz ist aber stets dabei noch in ordentlicher Menge im Plasma zu sehen. Viele kl. Nz enthalten Lipofuscin in mittlerer Menge. Die Kerne sind manchmal etwas verkleinert und zeigen eine ganz geringe Vermehrung ihrer chromatischen Bestandteile. Die Hglz und Oglz sind angedeutet pyknotisch. Eine Gliavermehrung besteht nicht. In den caudalen Teilen des Put sind die kl. Nz weniger verändert. Die Schrumpfräume um die Nz des Stnat sowie die Abtrennungen von Zellteilen möchte ich bei der noch gut erhaltenen Nisslsubstanz und dem Fehlen stärkerer Kernveränderungen als Artefakte ansehen. Verwertbare pathologische Erscheinungen, die über die gewohnten Altersveränderungen hinausgingen, finden sich nicht.
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14. Bu 7,
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geb. 13. 9. 56, gest. 8. 5. 30. H a u s f r a u .
Großmutter in Anstalt gestorben. Mutter war schwermütig. Ein Zwillingsbruder in Anstalt gestorben. Ein Bruder hat sich erschossen. Zwei Schwestern gesund. Pat. sei schon als Kind zeitweise sonderbar gewesen, habe aber in der Schule gut gelernt. Pat. hat 7 Kinder. Nach jeder Entbindung seien Erregungszustände aufgetreten, so daß sie jedesmal hätte ein Sanatorium aufsuchen müssen. Seit 1906 mit kurzer Unterbrechung in der Heilanstalt. Sie gibt an, eine Suggestion in ihrem Körper zu fühlen und die Stimmen von Dr. P. und Dr. M. zu hören, wenn sie ihre Finger in die Ohren halte. Sie habe dann telefonische Verbindung mit diesen. Glaubt sich von der Wärterin vergiftet. Halluziniert, ist traurig, mitunter stuporös, muß manchmal mit der Sonde gefüttert werden. Äußert schwachsinnige Größenideen, nennt sich Hoheit, ist dabei meist kokett, aber nachlässig und schmutzig, näßt ein und beschmiert sich mit Kot. Zeitweise mutistisch-negativistisch. Am 8. 5. 30 Auftreten von Dyspnoe und Cyanose, Exitus an Herzinfarkt bei Coronarsklerose. An der Diagnose paranoide Schizophrenie wird m a n nicht zweifeln können. Hirngewicht 1350 g. Pal. Dichte der Nz im Bereich des Durchschnittlichen. Die Nz sind fast durchweg gut erhalten. Ein großer Teil der Nz ist ordentlich mit Nisslsubstanz versehen, bei einigen ist sie etwas vermindert, selten fehlt jegliche Nisslsubstanz. Manchmal ist das Grundplasma der Nz etwas vermehrt angefärbt. Vorzugsweise im oralen Drittel des Pal finden sich eine Anzahl in Auflösung begriffener Nz-Leiber. Einige von diesen fallen dadurch auf, daß sie noch einige Nisslschollen enthalten. Eine intravitale Entstehung dieser Veränderungen ist also unwahrscheinlich. Die Lipofuscinablagerungen in den Nz sind für das Alter nicht besonders reichlich. Zwischen den einzelnen Waben sieht man kräftige graue Wände und ebenso gefärbte gröbere Punkte. Die meisten Kerne enthalten deutliche, wenn auch nicht besonders kräftige Einlagerungen in ihren Membranen. Einige Kerne besitzen Membranauflagerungen. Die Nucleoli sind durchschnittlich etwas klein, blaß und enthalten in der Regel eine Vak. Im Pal med finden sich einige gut gefärbte Nucleoli. Rk sind häufig nicht sichtbar; besonders die blassen und kl. Nucleoli scheinen dieser häufig zu entbehren. Die Mglz sind stellenweise leicht vermehrt. Ihre Kerne sind zum Teil recht groß und von sehr verschiedengestaltigem Aussehen. Die Pigmente im Gewebe sind stark vermehrt, besonders ausgeprägt wiederum im oralen Anteil des Pal lat. Sie finden sich in Form feiner Körner, kl. Kugeln sowie als Kristalle. Ein gr. Teil von ihnen läßt eine gelbe Eigenfarbe erkennen, die anderen sind graugrün bis schwärzlich. Sie kommen geradezu ubiquitär im Pal vor, so daß man unter der Ölimmersion jeweils mehrere Pigmenthäufchen in einem Gesichtsfeld sieht. Gröbere Pseudokalkkonkremente sieht man an einigen Stellen im Gewebe liegen, während man nur in wenigen Gefäßen kl. Pseudokalkkugeln findet. An einigen Gefäßen sind arteriosklerotische Veränderungen zu erkennen. Die perivasculären Lymphräume sind häufig erweitert. Neben diesen, meist nicht sehr ausgedehnten Kriblüren finden sich auch ausgesprochen zellarme Stellen im Pal, die nur zum Teil Beziehungen zu Gefäßen erkennen lassen, also als Praekriblüren anzusprechen sind; andere scheinen keinen Zusammenhang mit Gefäßen zu haben, also Praelakunen darzustellen. E s finden sich an den Pal-Nz somit keine als pathologisch anzusehende Veränderungen. W o m i t die Vermehrung der Pigmente u n d der Mglz zusammenh ä n g t , k o n n t e ich nicht feststellen. y*
132 Nc. Etwas abgeflacht (Hydrocephalus). Normale Nz-Dichtigkeit. Die gr. Nz besitzen altersgemäße Lipofuscinablagerungen und zeigen entsprechend leichte Verminderungen der Nisslsubstanz. Ihre Kerne sind intakt. Die kl. Nz enthalten ebenfalls fast alle Lipofuscin, das manchmal den größten Teil des Zelleibes einnehmen kann. Die Nisslsubstanz ist stets vermindert, aber nie völlig geschwunden. Eine wesentliche Reduktion der Zelleibmasse besteht nicht. Die Kerne zeigen keine Veränderungen. Gliadichte normal. Um die Gefäße finden sich Kriblüren, die zum Teil recht beträchtliche Ausmaße haben. Um größere Kriblüren herum sieht man noch einen deutlichen praekribrösen Saum. Put. Die Nz verhalten sich gleichartig wie im Nc. Die Kriblüren sind weniger häufig und auch nicht so ausgedehnt wie im Nc. Die Gefäße zeigen zum Teil leichte Wandverdickungen. Im Striat sind wie im Pal nur normale Altersveränderungen an den Nz zu sehen, die durch eine leichte Arteriosklerose stellenweise ein wenig verstärkt sein können. 15. Bu 11, geb. 4. 3. 66, gest. 27. 5. 30. Mit 16 Jahren Veitstanz. Habe schon als Schulkind Schnaps getrunken. Verheiratet, mehrere Aborte, keine Kinder. Inf. ven. neg. Trinke oft täglich eine Seltersflasche voll Schnaps und auch mehr. 1899 wegen chronischem Alkoholismus in der Anstalt. Habe die fixe Idee gehabt, Gottvater sitze bei ihr zu Hause und spreche mit ihr. Außerdem befürchtete sie, man habe ihr Arsenik in die Milch gegossen. Nach einer Halsentzündung habe sie 7 Monate lang nicht sprechen können. Bei der Anstaltsaufnahme bestand damals ein schwacher Zungentremor. Die rechte Pupille reagierte träge, die Sprache war paralytisch. Außerdem wurde ein eingesunkener Nasenrücken vermerkt. Pat. litt unter Gesichts- und Gehörshalluzinationen. 1902 erneut in der Anstalt. Bei der letzten Aufnahme beide Pupillen verzogen, rechte war enger als die linke, reagierte nur träge. Pat. war motorisch unruhig, berührte dauernd Personen, gab unverständliche Antworten und zeigte zuletzt Bewegungsstereotypien. Sie war stumpf und dement. Exitus an Sekundenherztod bei Coronarsklerose. Im Sektionsbefund ist noch eine mongoloide Gesichtsbildung vermerkt. Bei den ungenügenden Angaben in der Krankengeschichte ist eine Diagnose schwierig zu stellen. Bei der ersten An.staltsaufnahme könnte es sich um eine Alkoholhalluzinose gehandelt haben. Der weitere Verlauf mit mehrmaligen Anstaltsaufnahmen läßt eine paranoide Schizophrenie mit Wahrscheinlichkeit annehmen. Schließlich wäre noch an eine luetische Erkrankung zu denken. Ein positiver Blut- oder Liquorbefund ist aber in der Krankengeschichte nicht vermerkt, auch findet sich anatomisch kein Anhalt hierfür. Erweichungsherde im Put und Pal lassen annehmen, daß eine Arteriosklerose an der Gestaltung des späteren Krankheitsbildes beteiligt war. Pal. In der caudalen Hälfte des Ii. Pal entspricht die Dichte der Nz der Norm. Die Nz sind gut erhalten (Bild I, 6 und IV, 11). Bild IV, 11. Gr. spindelförmige Nz, die gut mit Nisslsubstanz versehen ist. OberS. 116. halb des Kernes findet sich eine kl. Lipofuscinablagerung. Der eher etwas klein zu nennende Kern zeigt nur eine schwache Einlagerung in seiner Membran. Der Nucleus ist groß, gut gefärbt und enthält
133 eine kl. exzentrische Vak. 1 gr. und 1 kl. Rk. Im Kern liegen noch einige kleinere Chromozentren. Nisslsubstanz ist meist in ordentlicher Menge vorhanden. Einzelne Nz zeigen ein dunkles Grundplasma. Die Mehrzahl der Nz enthält Lipofuscin. Besonders hochgradige Lipofuscinablagerungen und die Endstadien der Lipofuscininvolution mit Zugrundegehen der Nz und Übrigbleiben eines Lipofuscinhaufens werden ganz selten beobachtet. Nz, die etwas reichlich Lipofuscin enthalten, sowie solche mit vermehrt angefärbtem Grundplasma enthalten oft hyperchromatische und leicht geschrumpfte Kerne. Die Nucleoli sind mittelgroß, gut gefärbt und enthalten in der Regel eine Vak. Rk sind meist in der Mehrzahl sichtbar; sie sind oft recht groß. Glia ganz geringgradig vermehrt, und zwar vor allem die Ogl. Pigment im Gewebe in gewohnter Menge. Pseudokalk fehlt. Zwei etwas größere Gefäße zeigen regressiv veränderte Kerne in der Media. Im oralen Teil des Ii. Pal finden sich ein kleiner und einige kleinste Erweichungsherde. Die Dichte der Nz ist geringgradig vermehrt, was auf eine leichte Schrumpfung des Pal in diesem Abschnitt zurückzuführen ist. Eine Reihe von Nz ist noch gut erhalten. Häufig finden sich hyperchromatische Kerne und ein ebensolches Plasma. Die Kerne sind nicht selten verkleinert. Die Nisslsubstanz ist bei einem Teil der Nz zu Körnern zerfallen. Die Nz zeigen meist sehr starke Lipofuscinablagerungen. Der Lipofuscingehalt ist hier deutlich höher als in den caudalen Abschnitten des Ii. Pal. Einzelne Nz-Leiber sind in Auflösung begriffen. Die Glia ist besonders in dem dorsalen Teil des Pal ganz hochgradig vermehrt, woran besonders die Ogl beteiligt ist. Regressive Erscheinungen sieht man an den Glz nur wenig, progressive noch seltener. Pigmente, vor allem Hämosiderin, sind in reichem Maße vorhanden. Im Markscheidenbild ist ein hochgradiger Zerfall von Markscheiden festzustellen. Die striopallidären Bündel mit ihren zarten Fasern sind so gut wie völlig vernichtet. An einzelnen Stellen bietet das Gewebe eine grobe Wabenstruktur dar. Auf der re. Seite besteht eine Schrumpfung von Striat und Pal. Die Dichte der Nz im oralen Teil der re. Pal ist vermehrt. Ebenso ist die Glia, und zwar besonders die Ogl, stark vermehrt. Die Dichte ist aber stellenweise etwas verschieden. Die Nz sind im allgemeinen gut erhalten. Die meisten von ihnen enthalten Lipofuscin. Die Lipofuscinablagerungen sind umschrieben und können gut die Hälfte des Zelleibes einnehmen. Die einzelnen Waben sind von mittlerer Größe und kräftiger gelber Eigenfarbe, die teilweise durch die dicken grauen Wände überdeckt sein kann. Kern und Plasma der Nz sind öfter hyperchromatisch. Einzelne Kerne sind verkleinert. Die Nucleoli sind mittelgroß bis groß, gut gefärbt und enthalten meist eine Vak. An ihrem Rande sieht man oft mehrere zum Teil recht große Rk. Die Kerne der Oglz sind zum Teil klein und hyperchromatisch, einzelne zeigen Pyknosen. Pigmente finden sich im Gewebe in gewohntem Umfang. Pseudokalk fehlt. Um einige Gefäße zeigen sich nicht sehr ausgedehnte Kriblüren. Im Markscheidenbild ist der Ausfall nicht so hochgradig wie auf der Ii. Seite; er ist fleckweise verschieden. Von den striopallidären Faserbündeln sind noch einige Reste erhalten. Wir finden somit keine Veränderungen im Pal, die auf eine Beteiligung dieses Gebietes an einem schizophrenen Prozeß hinweisen könnten. Ein großer Teil der Nz ist gut erhalten. Die besonders hohen Lipofuscinablagerungen sowie die Schrumpfungen der Nz im oralen Teil des Ii. Pal sind durch die unmittelbare Nachbarschaft des Erweichungsherdes im Put zu erklären
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bzw. können als Zeichen einer transneuronalen Degeneration infolge Untergangs der Put-Nz aufgefaßt werden. Nc. Normale Nz-Dichte. Gr. Nz gut erhalten bei altersgemäßem, mittlerem Lipofuscingehalt. Die kl. Nz enthalten Lipofuscin in gut mittlerer Menge, dagegen sehr wenig, mitunter sogar keine Nisslkörner. Größe der Zelleiber nicht vermindert. Kerne zum Teil leicht geschrumpft und hyperchromatisch. Die Glia zeigt keine wesentlichen Veränderungen. Um die Gefäße herum finden sich Kriblüren von solcher Größe, daß sie bei Betrachtung der Präparate mit freiem Auge eben sichtbar sind. Put. Im oralen Anteil des Ii. Put findet sich ein Erweichungsherd im 3. Stadium (Cyste). Er nimmt auf dem Frontalschnitt fast das gesamte Put ein. Einige GefäßBindegewebsstränge ziehen durch die Cyste hindurch, die von einem Gliasaum umgeben ist, in dem zahlreiche Pigmentkörnchenzellen zu sehen sind. Die gr. Nz im übrigen Put zeigen nur geringe altersgemäße Veränderungen. Ihre Nisslbrocken sind etwas klein und nicht sehr zahlreich. Lipofuscin findet sich in mittlerer Menge in mittelgroßen Waben. Die Kerne zeigen mitunter eine ganz leichte diffuse Hyperchromatose. Bei den kl. Nz ist die Nisslsubstanz etwas stärker vermindert. Sie fehlt jedoch nicht ganz. Eine größere Zahl von kl. Nz enthält Lipofuscin in kl. Waben. Die Größe der Zelleiber ist normal. Die Glia zeigt keine nennenswerten Veränderungen. Um die Gefäße herum finden sich manchmal kl. Kriblüren. Die Veränderungen im Striat sind gefäß- und altersbedingt. Zusammenfassung der Befunde bei den paranoiden Schizophrenien. In schroffem Gegensatz zu den Katatonien sind hier die Nz normal groß, gut mit Nisslsubstanz versehen und besitzen nicht vermehrt Lipofuscin. Von Schwundzellen kann keine Rede sein.
III. Hebephrenien 16. He 21, geb. 8. 1. 06, gest. 1. 11. 22. Pfropfhebephrenie. Weitere Angaben sind leider nicht vorhanden, so daß der Fall nur mit großer Einschränkung verwertbar ist. Eine Katatonie scheint jedoch nicht vorgelegen zu haben. Pal. Normale Nz-Dichte. Die Nz des Pal med sind bedeutend besser erhalten als die des Pal lat. Pal med. Die Mehrzahl der Nz zeigt ein hyperchromatisches Plasma und einen ebensolchen Kern. Eine eigentliche Schrumpfung des Zelleibes besteht aber nicht. Die Masse der Nz ist ordentlich mit Nisslschollen versehen. Die hyperchromatischen Kerne sind häufig etwas geschrumpft. Die Glia ist ganz geringfügig vermehrt, dabei läßt sich keine Bevorzugung einer bestimmten Gliaart erkennen. Schwärzliches Pigment in feinen, mitunter auch groben Körnern findet sich an einigen Stellen in etwas größeren Häufchen. Dort liegen dann meist auch einige Gliakerne beieinander. Pseudokalk fehlt. Pal lat. Bild I, 5. S. 100.
Hier finden sich neben guterhaltenen Nz eine Reihe von Nz, die verschiedene Stadien der Wasserveränderung zeigen.
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O R I E N T I E R E N D E UNTERSUCHUNG usw.
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Die geringgradigen H y p e r c h r o m a t o s e n der Nz i m Pal med k ö n n e n noch nicht als pathologisch bezeichnet werden. Die Nz des Pal lat sind s t ä r k e r geschädigt i m Sinne der ö d e m a t ö s e n Zellveränderung. E i n Z u s a m m e n h a n g m i t der psychischen E r k r a n k u n g ist nicht a n z u n e h m e n . Striat.
Normale Nz-Dichtigkeit. Die gr. Nz sind in der Regel gut erhalten. Sie besitzen lediglich etwas vermindert Nisslsubstanz. Die Kerne zeigen Andeutungen einer Hyperchromatose, aber keine deutlichen Schrumpfungen. Die Mehrzahl der kl. Nz ist ordentlich mit Nisslsubstanz versehen und läßt pathologische Erscheinungen vermissen. Bei einigen liegen Wasserveränderungen vor. Veränderungen, die man mit der Psychose in Verbindung bringen könnte, finden sich nicht. 17. He 28, 12 J a h r e . Halluzinierte. Diagnose laut Krankengeschichte Hebephrenie. Weitere anamnestische Angaben sind hier leider nicht vorhanden, jedoch kann man, was für uns wichtig erscheint, doch vermuten, daß zum mindesten keine Katatonie vorlag. Der histologische Befund im Pal und Striat ist vollkommen normal, so daß wir auf eine genauere Beschreibung verzichten können. H a n d e l t es sich bei H e 21 u n d 28 wirklich u m H e b e p h r e n i e n , so wäre der B e f u n d sehr i n t e r e s s a n t , d a ß hier das Pal u n d Striat, ebenso wie bei den p a r a n o i d e n Schizophrenien, als g e s u n d a n z u s e h e n sind.
IV. Nichtschizophrene Erkrankungen 18. Bu 1,
geb. 4. 8. 91, gest. 21. 5. 28.
Die 37jährige Stenotypistin erkrankte 3 Wochen vor der Anstaltsaufnahme. Sie hatte Versündigungsideen, sprach öfter vom Scheiterhaufen, war ängstlich, unruhig, äußerte Selbstmordabsichten. Während des fünfwöchigen Anstaltsaufenthaltes war sie meist unruhig, kletterte aus dem Bett, ging jammernd auf und ab, war ängstlich und ratlos, gab keine sinngemäßen Antworten, machte sich Selbstvorwürfe, hörte wohl auch Stimmen, ohne darüber nähere Angaben zu machen. Zeitweise zeigte sie Widerstreben. Später wurden auch leichte Zuckungen in den Zehen und Händen beobachtet. Sie sperrte den Mund ruckweise auf und grimassierte. Manchmal hielt sie alles krampfhaft fest. Nach dem 10. 5. näßte sie mehrmals ein. Am 16. 5. Schwellung und blaurote Verfärbung des Ii. Fußrückens und Knies, abends 39 Grad Fieber. In den nächsten Tagen schreiten die Erscheinungen weiter fort. 21. 5. Dyspnoe, Cyanose, Exitus an Phlegmone. Körpersektion: Phlegmone am Ii. Bein (im Ausstrich Staphylokokken). Alte osteomyelitische Narbe am re. Bein, cirrhotische Tb der Ii. Lungenspitze und des re. Mittellappens, braune Atrophie des Herzmuskels, braune Atrophie und periphere Verfettung der Leber, Milzpulpaschwellung. Gehirn: leichte Hirndruckzeichen, Meningen zart. Die Diagnose K a t a t o n i e der K r a n k e n g e s c h i c h t e scheint mir hier nicht berechtigt zu sein. Mit der A n g a b e „ h ö r t e wohl a u c h S t i m m e n " ist nicht viel a n z u f a n g e n . D a s W i d e r s t r e b e n d ü r f t e ein ängstliches gewesen sein. Wahrscheinlich h a t es sich u m eine Angstpsychose g e h a n d e l t . Mit völliger Sicherheit l ä ß t sich eine K a t a t o n i e bei d e r k u r z e n B e o b a c h t u n g s z e i t jedoch nicht ausschließen. H i r n g e w i c h t 1150 g.
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Pal. Die Dichte der Nz liegt im untersten Bereich der Norm. Die Glz sind etwas vermehrt. Die Ogl und Mgl sind dabei etwa in gleichem Maße beteiligt. Nz mit gut ausgebildeter Nisslsubstanz kommen nicht vor. Einzelne Nz enthalten noch kl. Körner, die Masse der Nz aber läßt keinerlei Nisslsubstanz erkennen. Ihr Plasma ist blaß, mitunter diffus leicht angefärbt. Bild IV, 12. S. 116.
Rundliche Nz mit diffus leicht angefärbtem Plasma und völligem Fehlen von Nisslschollen. Der runde Kern zeigt eine deutliche Einlagerung in seiner Membran und in 2 ganz kurzen schmalen Falten. Der gr. Nucleolus ist etwas blaß und erfüllt von zahlreichen Yak. Rk sind nicht sicher erkennbar.
Die meisten Nz zeigen eine Tendenz zur Abrundung unter leichter Volumenzunahme. Die blassen schmalen Nz-Fortsätze sind zum Teil über längere Strecken hin sichtbar. Bei einigen Nz, die dann meist von einer Gewebslücke umgeben sind, finden sich kleinere oder größere Einschmelzungen des Zelleibes sowie unscharfe Zellgrenzen. Vereinzelte Zelleiber sind in Auflösung begriffen. Die Mehrzahl der Nz des Pal lat und wenige Nz des Pal med enthalten Lipofuscin, was eine leichte Erhöhung gegenüber der Altersnorm bedeutet, zumal die Ablagerung in den einzelnen Nz mittlere Grade erreichen kann. Die Kerne sind meist von durchschnittlicher Größe. Vereinzelt sind sie um ganz geringe Grade verkleinert und eben angedeutet hyperchromatisch. Die Kernmembranen zeigen deutliche Einlagerungen. Die Nucleoli sind normal groß, mitunter etwas abgeblaßt und stets erfüllt von zahlreichen Vak verschiedener Größe, wobei kl. und größere Vak in dem gleichen Nucleolus vorhanden sein können. Rk sind oft nicht erkennbar. Abgesehen von der schon genannten Vermehrung sind an den einzelnen Glz selbst keine besonderen Veränderungen erkennbar. Pigmente im Gewebe finden sich in üblicher Menge. Pseudokalk fehlt. Um einige etwas größere Gefäße zeigen sich Kriblüren. Sonst lassen die Gefäße keine Besonderheiten erkennen. Slriat. Es finden sich hier im wesentlichen gleichartige Veränderungen wie im Pal. Die Nz sind sehr arm an Nisslsubstanz oder lassen diese völlig vermissen. Ihre Zellleiber sind diffus schwach angefärbt und besitzen vermehrt Lipofuscin. Die beschriebenen Nz-Veränderungen sind der akuten Schwellung zuzurechnen. Dieser Prozeß ist über das gesamte Gehirn ausgebreitet. Die beobachteten Auflösungserscheinungen können fortgeschrittene Stadien der akuten Zellerkrankung darstellen, wenn auch die Abgrenzung gegenüber agonalen und postmortalen Vorgängen nicht mit Sicherheit durchzuführen ist. Im ganzen gesehen ist das histologische Bild ganz unspezifisch, ebenso wie das klinische Bild, das uns nicht die Möglichkeit gibt, die Erkrankung der Schizophrenie zuzurechnen. Eine endgültige Diagnose wäre nur aus dem weiteren Verlauf zu stellen gewesen. Dazu kommt, daß auch nach Entscheidung dieser Frage es noch völlig offen bliebe, ob die histopathologischen Veränderungen durch die Psychose oder die akute schwere körperliche Erkrankung (Phlegmone, Sepsis) hervorgerufen worden sind. 19. Bu54, geb. 6. 6. 95, gest. 25. 5. 33. Keine Erblichkeit. Intelligent, verheiratet, zwei Kinder. Seit der Erkrankung des Kindes vor 3 Monaten sei sie seelisch verändert und zunehmend apathischer geworden. 16 Tage vor dem Tode Auftreten schwerer Erregungszustände, dabei
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Wiederholungen einzelner Worte, wahnhafte Umdeutung einzelner Sensationen, schreit: „Verbrennen ist fürchterlich, ich verbrenne". Meint, sie sei lungenkrank. Der Mund ist stets offen, grimassiert, manieriert, mitunter läppisch-kindisch. In den letzten Tagen mutistisch, näßt ein. Ein Tag vor dem Tode fibrilläre Zuckungen in den Armen. 25. 5. 33 Exitus an Bronchopneumonie. Die Erkrankung des Kindes wird wahrscheinlich als auslösender Faktor für die zunächst als Depression anmutende Erkrankung aufgefaßt werden dürfen. Später beherrschten zeitweise schwere ängstliche Erregungen das Krankheitsbild; hypochondrische Ideen wurden geäußert. Man könnte von einer verworren-hyperkinetischen Angsterkrankung sprechen und diese als einen manisch-depressiven Mischzustand betrachten. Bei den ungenügenden Angaben der Krankengeschichte und dem kurzdauernden Verlauf läßt sich jedoch nicht mit Sicherheit ausschließen, daß es sich um den Beginn einer Katatonie gehandelt hatte. Pal. Normale Nz-Dichte. Im gesamten Pal findet sich keine Nz, die nicht als schwer verändert anzusprechen ist. Nz mit gut ausgebildeter Nisslsubstanz kommen nicht vor. Nur ganz wenige Nz besitzen spärlich Nisslkörner oder kl. Nisslschollen. Den meisten Nz fehlt die Nisslsubstanz völlig. Die Zelleiber sind häufig geschwollen. Das Plasma ist blaß oder ganz leicht diffus angefärbt. Im allgemeinen erscheint es homogen. Kleine Aufhellungen findet man nur selten. Die Zahl der lipofuscintragenden Nz erscheint für das Alter recht hoch. Das Lipofuscin kann etwa bis zur Hälfte des Zelleibes einnehmen. Die Kerne entsprechen im allgemeinen der Zellgröße oder sind ganz geringgradig geschrumpft und dann auch angedeutet hyperchromatisch. Die Membraneinlagerungen sind meist nicht besonders kräftig. Pyramidenförmige Auflagerungen an einem Kernpol, wie wir sie in gesunden Pal-Nz zu sehen pflegen, werden hier nicht beobachtet. Die Nucleoli sind — auch bei leicht geschrumpften Kernen — von durchschnittlicher Größe. Ganz vereinzelt findet man helle Nucleoli, die dann gewöhnlich in extrem abgeblaßten Zellen liegen. Sämtliche Nucleoli sind erfüllt von zahlreichen, meist ganz kl. Vak. Rk sind stets gut erkennbar. Eine andere Gruppe von Nz zeichnet sich durch ihre Kleinheit aus. Ihr Plasma ist meist blaß und praktisch homogen. Die Kerne sind geschrumpft und stark hyperchromatisch. Einige dieser Nz enthalten Lipofuscin. Glia o. B. Wenig Pigmente im Gewebe. Pseudokalk wird vermißt. Gefäßwände o. B. Um einige Gefäße finden sich Kriblüren. Die Zellveränderungen sind wohl zum größeren Teil der akuten Zellerkrankung zuzurechnen. Es liegt nahe, diese Veränderungen mit der akut aufgetretenen Psychose und den schweren Erregungszuständen in Verbindung zu bringen. Einige Nz zeigen eine ischämische Zell er krankung. Daneben ist der hohe Lipofuscingehalt der Nz recht auffällig. Striat. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz zeigen zum größeren Teil akute Schwellungen. Dabei kann es in fortgeschrittenen Stadien zu Zellauflösungen kommen. Einzelne gr. Nz enthalten peripher noch kleinere Nisslbrocken, während ihr Zentrum mit Lipofuscinwaben angefüllt ist. Die kl. Nz haben so blasse Zelleiber, daß man diese bei schwacher Vergrößerung nicht erkennen kann und zunächst geneigt ist anzunehmen, die Zelleiber seien ganz
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geschwunden. Bei stärkerer Vergrößerung zeigen sich aber in ihrer Größe im allgemeinen nicht reduzierte praktisch homogene Nz-Leiber ohne jegliche Nisslsubstanz. Manche Nz sind leicht abgerundet. Die Kerne sind entweder unverändert oder eben angedeutet hyperchromatisch. Die Veränderungen der kl. Nz kann man ebenfalls der akuten Schwellung zurechnen. Die Glia ist nur gelegentlich in der Umgebung der gr. Nz leicht vermehrt. E s liegt nahe, einen Zusammenhang zwischen der akuten Zellerkrankung, die fast über das gesamte Gehirn ausgebreitet ist, und den schweren E r regungszuständen anzunehmen, zumal man derartige Beobachtungen öfter machen kann. 20. Bu41,
geb. 5. 9. 81, gest. 14. 12. 31.
Vater Potator, endete durch Suicid. Sohn Basedow, suicidiert November 31. Früher sei Pat. immer gesund gewesen. An Weihnachten 26 habe sie 4 oder 5 Glas Wein getrunken. Am nächsten Tage habe sie sich nicht wohl gefühlt, sei zunächst aber noch klar gewesen. Eintritt der Menses. Habe geklagt, daß es ihr so dumm im Kopfe sei und dann angefangen, verworren zu reden. Erregungszustände seien aufgetreten. 5. 1. 27 Aufnahme: starke psychomotorische Unruhe, Pat. schreit, singt, schlägt gegen die Wände, zerreißt Leib- und Bettwäsche. Struma, Tachycardie und Haarausfall. Diagnose: pathologischer Rausch, Thyreotoxikose. Entlassung am 17. 1. 27. Wiederaufnahme am 18. 4. 28. Pat. zeigte eine ausgesprochene Ideenflucht, läuft planlos hin und her, gibt keine Antwort. Theatralisch, schreit, lärmt, weint, äußert paranoide Ideen. 2 8 . 5 . 2 8 Entlassung. 6 . 6 . 2 8 erneute Anstaltsaufnahme. Pat. ist unruhig, verhält sich theatralisch, deklamiert mit geschlossenen Augen, läuft planlos hin und her. Gibt an, ihr Mann sei ihr untreu. 26. 6. 28 entlassen. 5. 7. 28 Wiederaufnahme. Gibt geordnete Auskunft. Sie habe seelischen Kummer, da ihr Mann viel ausgehe und sich nicht mit ihr ausspräche, er sei ihr wohl untreu. Einige Zeit später gibt sie an, sie stehe unter dem Einfluß ihres Mannes, der sich mit Astrologie beschäftige und eine geheime Macht über sie besitze. Sie werde auch beobachtet, die Leute sähen sie so merkwürdig an. Am 18. 8. 28 wird sie gebessert nach Hause entlassen. 1. 12. 31 Wiederaufnahme, nachdem einige Tage zuvor ein Sohn von ihr Suicid begangen hatte. Seitdem schlaflos, unruhig, ängstlich. Bei der Aufnahme bestand ein melancholischer Stupor. Nimmt meist eine gezierte steife Haltung ein, antwortet stereotyp „bitte". Manchmal drohende Gebärden, spricht zeitweise nicht, dann ist sie wieder laut, widerstrebt, verweigert Nahrung. 14. 12. 31 Exitus an Bronchopneumonie. Sektionsbefund: Bronchopneumonie, Struma colloides, die an eine BasedowStruma erinnert. Beginnende Stauung der Organe. Braune Atrophie der inneren Organe, besonders des Herzmuskels, welcher auch etwas verfettet ist. D a ß hier eine paranoide Schizophrenie vorgelegen h a t , glaube ich nicht. Näher läge die Annahme einer Basedow-Psychose. Viel wahrscheinlicher aber wird es sich bei dem phasischen Verlauf um eine schwere manisch-depressive Psychose gehandelt haben. B e i den beiden ersten Aufnahmen wurden verworren-manische Bilder mit hyperkinetischen Zügen b e o b a c h t e t . W ä h r e n d der beiden letzten Anstaltsaufenthalte bot P a t . ein depressives B i l d dar, äußerte Beziehungs- und Beeinflussungsideen und verfiel zeitweise in Stuporzustände. N i m m t m a n eine manisch-depressive Psychose an, so wird m a n bei dem vielgestaltigen B i l d trotzdem geneigt sein, der Thyreotoxikose einen pathoplastischen E i n f l u ß einzuräumen.
139 Pal. Die Dichte der Nz liegt im Bereich der Norm. Die Durchschnittsgröße der Nz ist ein wenig vermindert. Die überwiegende Mehrzahl der Nz des Pal lat enthält Lipofuscin. Die Lipofuscinmenge in den Nz ist meist recht beträchtlich. Das Lipofuscin kann mehr als die Hälite des Zelleibes einnehmen. Wir können somit von einer sicher pathologischen Vermehrung des Lipofuscin sprechen, da solche Befunde im Rahmen des normalen Altersprozesses bei einer Fünfzigjährigen noch nicht beobachtet werden. Das Lipofuscin ist meist ganz feinwabig; zwischen den einzelnen Waben liegen kl. dunkle Körnchen. Die Zahl der Lipofuscin enthaltenden Nz ist im Pal med geringer als im Pal lat, aber ebenfalls noch sicher gegenüber der Altersnorm erhöht. Nz mit gut ausgebildeter Nisslsubstanz stellen eine Seltenheit dar. Meist finden sich nur spärlich kl. Nisslschollen oder Körner. In einigen Nz fehlen auch diese. Mitunter ist das Grundplasma leicht angefärbt. Feinste Aufhellungen finden sich in fast allen Zelleibern. In mehreren Nz tritt nach dem Pol zu eine Auflockerung der Plasmastruktur ein. Es kommt an diesen Stellen schließlich bevorzugt zu Einschmelzungen. An wenigen Nz können wir gröbere Einschmelzungen sehen. Auch Abtrennungen großer Zellteile werden beobachtet. Diese Erscheinungen dürften aber postmortal aufgetreten oder artefiziell bedingt sein, wie beispielsweise Bild IV, 13, zeigt. Bild IV, 13. S. 116.
Nz von ursprünglich spindelförmiger Gestalt, die in einer Lücke des Grundgewebes liegt. Der oberhalb des Kernes gelegene Zellteil ist bis auf einen schmalen Plasmasaum erfüllt von feinwabigem Lipofuscin. Unterhalb des Kernes hört die Zelle ganz unvermittelt mit einem schrägen, unregelmäßigen Rand auf 1 ). Es folgt eine breite Lücke, dann kommt der abgetrennte Zellfortsatz. Der lange Fortsatz zeigt in der Peripherie noch einmal eine Unterbrechung. Das Zellplasma ist leicht angefärbt. Es läßt einige kl. Aufhellungen erkennen und besitzt spärlich kleinere Nisslschollen. Der knapp mittelgroße, leicht hyperchromatische Kern zeigt eine deutliche Einlagerung in seiner Membran. Der Nucleolus ist klein, blaß und läßt undeutlich 2 Rk erkennen. Eine Vak ist nicht zu sehen.
Frakturierte Fortsätze sind häufig. Die Kerne sind im allgemeinen in etwa gleichem Maße in ihrer Größe verringert wie die Zelleiber und zeigen verhältnismäßig geringe Reaktionen. Einige Kernmembranen lassen kräftige Einlagerungen erkennen, bei anderen wiederum sind sie gering und können streckenweise auch vermißt werden. Auflagerungen sind selten. Pyknosen werden nicht beobachtet. Die Nucleoli sind sehr blaß. Vak und Rk sind in vielen Fällen nicht sichtbar. Die sichtbaren Vak sind im allgemeinen in der Einzahl vorhanden. Ausnahmsweise finden sich einmal 2 Vak. Die Nucleoli sind auch in ihrer Größe reduziert. (Die starke Blässe der Nucleoli findet sich auch noch in anderen Gebieten, sie ist aber nicht über das ganze Gehirn verbreitet. Es muß aber betont werden, daß die Präparate dieses Falles nicht besonders kräftig und schön gefärbt sind. Durch eine Nachfärbung konnte nur eine unwesentliche Besserung erzielt werden.) Die Schrumpfung des Zelleibes kann in seltenen Einzelfällen sehr hohe Grade erreichen, so daß der Kern nur noch stellenweise von einem Plasmasaum umgeben ist. Mitunter sind dann noch schmale Zellfortsätze über lange Strecken hin sichtbar. Solche, vorwiegend schmale Nz finden sich besonders im oralen Teil des Pal lat, wobei zu berücksichtigen ist, daß dort normalerweise schon etwas schmälere Nz vorkommen. Außer dem meist erhobenen Befund einer der Verringerung des Zellplasmas entsprechenden Verkleinerung des Kernes, ist dieser in ganz seltenen Fällen auch groß geblieben. Die Nz des Pal med sind im Durchschnitt in geringerem Maße verkleinert wie die des Pal lat. Längliche spindelförmige Nz finden sich hier relativ häufig. 1) Artefakt.
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Gliadichte normal. Pigmente im Gewebe wie üblich, Pseudokalkkonkremente besonders in größeren Gefäßen. Die arteriellen Gefäße sind meist von einer Hyalinose befallen.
Die vorgefundenen Nz-Veränderungen sind denjenigen, die wir bei unseren Katatonen angetroffen haben, in mancher Hinsicht ähnlich. Im Plasma findet sich ebenfalls reichlich Lipofuscin, jedoch tritt nicht die eigenartig feinmaschig-krümelige Plasmaumwandlung ein. Die Kerne sind meist in gleichem Maße verkleinert wie die Zelleiber, während sich bei der Schwundzelle der Kern im allgemeinen in seiner ursprünglichen Größe erhält. Auch besteht kein Nz-Ausfall. Ich möchte jedoch glauben, daß die mit einer Schrumpfung verbundene Erkrankung der Nz mehr Beziehung zu der Psychose als zu der zum Tode führenden körperlichen Erkrankung (Bronchopneumonie) hat. Eine solche Annahme kann natürlich für den Einzelfall nur vermutungsweise geäußert werden. Durch die Gegenüberstellung mit einem reichen Vergleichsmaterial, wie ich es zu sehen Gelegenheit hatte, gewinnt aber diese Vermutung wenigstens eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Nc. Normale Nz-Dichte. Die gr. Nz zeigen im Durchschnitt ein leicht vermindertes Plasmavolumen. Ihre Nisslsubstanz liegt nur in Form kl. bis höchstens mittelgr. Schollen vor. Diese finden sich aber dann in ganz ordentlichen Mengen. Die Lipofuscinablagerung entspricht dem Alter. Die Kerne sind meist etwas hell, die Nucleoli sehr blaß und erfüllt von Vak. Die kl. Nz sind mehr oder weniger diffus schwach angefärbt. Nisslkörner sind in verminderter Zahl vorhanden und durchweg schwach tingiert. Ein erheblicher Teil der kl. Nz enthält Lipofuscin, das sich ganz vorzugsweise in den Zellfortsätzen, die dann aufgetrieben sind, findet. Die Kerne zeigen, abgesehen von dem blassen Nucleolus und einer manchmal etwas verminderten Menge von Chromozentren, keine Auffälligkeiten. Glia und Gefäße o. B.
Put. Die Put-Nz verhalten sich weitgehend gleichartig wie die Nz des Nc. Lediglich die kl. Nz zeichnen sich durch einen erhöhten Lipofuscingehalt aus.
Die Striat-Nz zeigen somit ähnliche Veränderungen wie die Pal-Nz, nur sind im Striat die Erscheinungen etwas weniger ausgeprägt. Für ihre Auswertung gilt das beim Pal Gesagte. 21. BuS,
o
geb. 15. 10. 54, gest. 18. 10. 30.
Anstaltsaufnahme i 927. Leidet seit 2 Jahren an Verfolgungsideen und akustischen Halluzinationen. Befürchtet nächtliche Überfälle der Nachbarn, meint, sie müsse wohl chloroformiert sein, da sie die Leute sprechen höre, aber nicht sähe. Die Wortfindung ist erschwert. Oktober 30 Auftreten eines Ikterus, Fieber, zunehmende Verwirrtheit und Benommenheit. Exitus. Sektionsbefund: Perforationsperitonitis bei Gallenblasenempyem, hochgradige allgemeine Arteriosklerose, arteriosklerotische Schrumpfnieren, Fettleber. Gehirn: mäßige allgemeine Hirnatrophie, geringe Sklerose der Hirngefäße.
Bei dem späten Erkrankungsbeginn mit 71 Jahren wird man weniger an eine paranoide Schizophrenie als an eine senile Erkrankung bzw. Arteriosklerose denken. Da die Meningen vor der Einbettung entfernt wurden und
B d . 1, H e f t 1/2 1954
O R I E N T I E R E N D E U N T E R S U C H U N G usw.
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an den intracerebralen Gefäßen keine gröberen Veränderungen vorliegen, ist die Diagnose — da auch keine Silberpräparate vorhanden sind — schwer noch zu stellen. Hirngewicht 1154 g. Pal.
Die Dichte der Nz im Pal lat ist hochgradig vermindert, während im Pal med keine sichere Verringerung der Nz-Zahl festzustellen ist. Die Mehrzahl der Nz des Pal lat zeigt eine Lipofuscininvolution, von der wir alle Grade bis zum Zugrundegehen der Zelle und dem Übrigbleiben eines reinen Lipofuscinhaufens beobachten können. Diese Endstadien finden sich sogar recht häufig. Die meisten Nz liegen in einer Gewebslücke. Die noch erhaltenen lipofuscintragenden wie die übrigen Nz des Pal lat zeigen eine starke Verminderung ihrer Nisslsubstanz, von der meist nur kleinere Brocken oder Körner erhalten sind. Bei einigen fehlt jegliche Nisslsubstanz. Das Grundplasma ist dagegen häufig leicht angefärbt und von einer feinmaschigen Struktur, in der sich etliche feine Körner finden. Wenige Nz zeigen unscharfe Ränder, Einschmelzungen im Plasmaleib und schließlich Auflösungen des Zelleibes, ohne daß sie besonders reichlich Lipofuscin enthalten. Bei einzelnen dieser Nz fehlt das Lipofuscin sogar vollkommen. Die Einlagerungen in den Kernmembranen sind etwas gering ausgebildet. Auflagerungen sind selten. Die Nucleoli sind meist blaß, einige erscheinen etwas klein. Vak und Rk sind oft nicht erkennbar. Der Durchschnitt der Nz des Pal med erscheint etwas klein. Lipofuscinablagerungen in Nz finden sich nur wenig. Die Nisslsubstanz ist meist nur in geringem Grade vorhanden, bei vielen Nz fehlt sie völlig. Dagegen ist nicht selten das Grundplasma angefärbt, bei einigen Nz stark, bei den meisten nur schwach. Das Plasma zeigt vielfach eine feinmaschige-feinkörnige Struktur. Nach den Polen zu tritt manchmal eine weitere Auflockerung des Plasma ein. Daneben finden sich eine Reihe von Nz mit ganz zerissenem Plasma. Die Kerne sind ebenso wie die Zellleiber verkleinert. Stärkere Kernschrumpfungen und Pyknosen werden jedoch nicht beobachtet. Stellenweise ist die Mgl leicht vermehrt. Stärkere progressive oder regressive Veränderungen werden an den Glz nicht beobachtet. Pigment — entsprechend dem Alter — reichlich. Pseudokalk fehlt. Einzelne Kriblüren. Das Pal ist somit im gesamten schwer verändert. Eine Analyse dieser Veränderungen ist schwierig. Außer an das Alter ist an eine Mangeldurchb l u t u n g infolge allgemeiner Arteriosklerose sowie an die schwere, zum Tode f ü h r e n d e körperliche E r k r a n k u n g zu denken, die sicherlich Rückwirkungen auf das Gehirn gehabt h a t . Bei den Nz-Auflösungen d ü r f t e n auch postmortale Einflüsse mitgewirkt haben. Striat.
Die Dichte der gr. und kl. Nz sowie der Glia ist normal. Die gr. Nz besitzen reichlich Lipofuscin und wenig Nisslsubstanz. Die Kerne zeigen keine besonderen Veränderungen. Die kl. Nz sind ebenfalls von Lipofuscinwaben erfüllt und lassen Nisslkörner völlig vermissen. Die Plasmamasse der kl. Nz ist im gesamten etwas vermindert. Kernreaktionen fehlen. Einige Oglz sind leicht pyknotisch. Die Verkleinerung der kl. Nz. ist wohl als ein durch die Arteriosklerose gesteigerter Altersschwund aufzufassen. I m übrigen gilt hier auch das beim Pal Gesagte.
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ADOLF
HOPF
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Erstarrende Rückbildungsdepressionen
Zusammenfassung der Ergebnisse bei den nichtschizophrenen Psychosen Wir finden hier keine Schwundzellen. Dagegen kommen bei den 3 zum manisch-depressiven Formenkreis gehörenden Erkrankungen ebenfalls Vermehrungen des Lipofuscins vor, eine Tatsache, die bemerkenswert erscheint.
Katatonien
Fall Nr.
1
Pallidum Nz-Ausfall . . . Zwerg-Nz . . . . Tigrolyse
3
2
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. . .
Schwundzellen. . Schrumpfungen . Ödematöse NzV e r ä n d e r u ngen
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1) Die ö d e m a t ö s e n N z - V e r ä n d e r u n g e n sind n u r d e s h a l b a u f g e f ü h r t , weil d u r c h sie o f t andere Z e l l e r k r a n k u n g e n v e r d e c k t w e r d e n k ö n n e n (z. B . Fall 7). 2) D a sichere Nz-Ausfälle i m Striat n i c h t g e f u n d e n w u r d e n , i s t die e n t s p r e c h e n d e Spalte weggelassen worden, ebenso die f ü r Zwergwuchs, d e r sich n u r bei F a l l 1 in geringer A u s p r ä g u n g u n d vielleicht bei Fall 3 f a n d . Bei v a k u o l i s i e r t e n Nucleoli i m Pal f a n d e n sich solche in d e r Regel auch i m Striat.
Zusammenfassung 1. Bei allen 10 untersuchten Katatonien konnten histopathologische Veränderungen im Pal und Striat festgestellt werden. 2. Die Veränderungen waren im Pal häufig stärker ausgeprägt als im Striat.
)
O R I E N T I E R E N D E U N T E R S U C H U N G usw.
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3. Die Veränderungen waren symmetrisch. 4. Bei 9 von 10 Katatonien war die Nisslsubstanz in den Nz erheblich vermindert. Das Vorkommen von Nisslsubstanz in ordentlicher Menge scheint daher, wenn keine Schrumpfung vorliegt, bis zu einem gewissen Grade gegen das Bestehen einer Katatonie zu sprechen. 5. Lipofuscinvermehrungen fanden sich ebenfalls bei 9 Katatonien. Die Verteilung des Lipofuscin im Zelleib war dabei häufig anders als man es beim normalen Altern sieht. Bei letzterem lagert es sich an einer für jede Nz-Art charakteristischen Stelle ab und breitet sich von dort kontinuierlich weiter aus. Die Lipofuscinwaben bilden dabei in der Regel einen zusammenhängenden Haufen. Der Kern wandert nach der Peripherie. Bei unseren Katatonen dagegen war die Lipofuscinablagerung sehr oft eine multiloculäre. Das lipophile Zentrum zeigte zwar eine Bevorzugung, daneben sah man aber das Lipofuscin auch an ganz atypischen Stellen abgelagert. 6. Ein besonderes Charakteristikum der Katatonie stellt das Auftreten von Schwundzellen dar. Diese waren in 4 Fällen deutlich ausgeprägt. In 2 Fällen konnten sie nicht eindeutig nachgewiesen werden, da außerdem eine akute Schwellung vorlag, durch die der Schwund vermutlich überdeckt wurde. Bei der Schwundzelle schwindet das Plasma unter einer eigenartig feinmaschig-krümeligen Umwandlung, während der Kern zunächst in seiner ursprünglichen Größe erhalten bleibt. Es kommt in fortgeschrittenen Stadien zum Auftreten sogenannter nackter Kerne, die dann schließlich ebenfalls zugrunde gehen können. Der Chromatingehalt der Kerne von Schwundzellen ist vermindert. Auflagerungen fehlen, Einlagerungen sind wenig kräftig ausgeprägt. Die Nucleoli sind nicht selten blaß und vakuolisiert. 7. 3 Fälle zeigten Zellschrumpfungen meist geringen Grades, verbunden mit starken Lipoideinlagerungen. Bei einem Fall beherrschten andersartige, durch die körperliche Erkrankung bzw. die Agone und eventuell postmortale Einflüsse bedingte Veränderungen (ischämische und ödematöse Zellveränderungen) das Bild, so daß eine weitere Auswertung nicht möglich war. 8. Bei 4 Katatonien fiel die durchschnittliche Kleinheit der Nz-Leiber und ihrer Kerne auf. Die Nz waren dabei keineswegs geschrumpft, sondern ließen eher daran denken, daß sie nicht die normale Vollreife erlangt hatten. 9. Die Glia zeigte gelegentlich einmal eine ganz geringfügige Vermehrung oder leichte progressive oder regressive Erscheinungen. Gesetzmäßige Veränderungen oder solche stärkeren Grades wurden jedoch nicht beobachtet. 10. Entzündliche Veränderungen, Gefäßveränderungen und Pigmentanomalien im Gewebe spielten keine Rolle. Ein einziger Fall zeigte eine extreme Pseudokalkvermehrung. 11. Die paranoiden Schizophrenien besaßen — von alters- und gefäßbedingten Veränderungen abgesehen — stets ein gesundes Pal und Striat. 12. Von den Hebephrenien konnten nur 2 diagnostisch nicht einwandfreie Fälle untersucht werden. Diese waren ebenfalls frei von pathologischen Veränderungen im Pal und Striat.
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für
Journal Hirnforschung
13. Bei den erstarrenden Rückbildungspsychosen sowie den Psychosen des manisch-depressiven Formenkreises konnten keine Schwundzellen beobachtet werden. Dagegen fanden sich auch hier Lipofuscinvermehrungen. 14. Bei körperlichen Erkrankungen konnten in seltenen Fällen ganz vereinzelte Schwundzellen gefunden werden. Einen stärkeren Schwundprozeß, der an die bei den Katatonien gesehenen Bilder erinnern konnte, habe ich bei den Vergleichsfällen nicht gesehen. 45 Gehirne, deren Träger an den verschiedensten körperlichen Erkrankungen gestorben waren, wurden hierbei zum Vergleich herangezogen. 15. Die in der Literatur aufgeführten Befunde am Pal und Striat bei Schizophrenen, die man dahingehend zusammenfassen kann, daß diese subcorticalen Nuclei gelegentlich erkrankt gefunden wurden, ihre Beteiligung aber als eine accidentelle angesehen wurde, möchte ich dahin ergänzen, daß man bei Katatonien in der Regel mit einem Ergriffensein des Pal und nicht ganz so häufig auch des Striat rechnen kann. Die in der Literatur angegebenen Veränderungen betrafen ebenfalls, soweit ich die Literatur übersehe, Katatone (z. B. R a n k e , F ü n f g e l d , H e c h s t , M i s k o l c z y ) . Als Veränderungen werden vor allem vermehrte Lipoidablagerungen, Schrumpfungen und Schwundzellen angegeben. Dies deckt sich völlig mit meinen Erfahrungen. 16. Die Untersuchung hat einen orientierenden Charakter. Gültige Schlußfolgerungen, besonders hinsichtlich der Pathogenese, lassen sich daher aus ihr nicht ziehen. Eine systematische Untersuchung aller subcorticalen Nuclei und Rindenfelder ist dazu ebenso erforderlich, wie die Ausdehnung auf ein größeres, klinisch gut klassifiziertes und erbbiologisch erforschtes Material, wie auch die Einbeziehung weiterer Färbemethoden. Die Gehirne sollen auch nicht von Kranken stammen, die einer Schockbehandlung unterzogen wurden. Da aber die Sammlung und Verarbeitung eines solchen Materials einen ungeheuren Zeit- und Geldaufwand erfordern wird, dürfte meine Studie an dem schon vorliegenden Material gerechtfertigt sein.
A D O L F H O P F , O R I E N T I E R E N D E U N T E R S U C H U N G usw.
145
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Vogt,
Hirnforschung.
B d . 1.
10
Der Nucleus anterior thalami bei Schizophrenie Von
E r n s t W. F ü n f g e l d
Mit 16 Kleinbildern und 1 Tabelle
Ans dem Institut für Hirnforschung, Neustadt/Schw.
(Eingegangen 1952)
Einleitung Die Beteiligung des Nucleus anterior thalami an der Schizophrenie und die durch seine Erkrankung eventuell bedingten Symptome sollen erörtert werden. Es wird dabei nur der Teil des Nucleus anterior berücksichtigt, den von M o n a k o w (18) als Nucleus anterior a (= aa) beschrieben hat (nach angelsächsischen Autoren anteroventral Nucleus av). F a s e r v e r b i n d u n g e n und F u n k t i o n Neben Faserzügen vom Corpus mamillare zum Nucleus anterior (Vicq d'Azyr) sind auch solche in umgekehrter Richtung vorhanden (0. Vogt). Wallenberg (23) konnte nachweisen, daß das Corpus mamillare auch Zuzug aus der medialen Schleife bzw. den Hinterstrangkernen erhält, so daß — wie für spätere Erörterungen wichtig erscheint — sensible Eindrücke aus den untersten Sacralsegmenten zum Nucleus anterior gelangen können. Zum Gyrus cinguli ziehende Fasern wurden beim Menschen von Meyer, Beck und McLardy (16), von Freeman und W a t t s (6), sowie von Meyer, McLardy und Beck (17) beschrieben1). Le Gros Clark (3) weist auf das Ringsystem zwischen Hippocampus, Fornix, Corpus mamillare, Nucleus anterior thalami und Gyrus cinguli hin. Letzterer sendet möglicherweise Fasern zurück zum N. anterior. In den Fällen von Grünthal (9), Glees und Griffith (8) ist das von Le Gros Clark angenommene Ringsystem infolge doppelseitiger Zerstörung des Hippocampus unterbrochen. Ubereinstimmend mit dem zuerst von Papez (19) beschriebenen Mechanismus waren diese Patienten ohne jeden inneren Antrieb und ohne emotive Reaktionen. Tierexperimentell haben Glees und Mitarb. (7) beim Affen nach Verletzung des vorderen Teils des Gyrus cinguli ein Umschlagen 1) Inzwischen haben K. H a r t m a n n u. K. S i m m a , ,,Untersuchungen über die Talamusprojektion beim Menschen" Mon. f. Psychiatr. Neurol., Basel, Vol. 123, 329—353 (1952), diese Befunde bestätigen können.
D E R NUCLEUS A N T E R I O R THALAMI B E I SCHIZOPHRENIE
147
des Spontanverhaltens und eine starke Störung normaler Instinkthandlungen beobachtet. Sie fanden bei histologischer Untersuchung Verbindungen des Gyrus cinguli mit dem Nucleus anterior thalami und der Rinde des Frontallappens. B a i l e y , B o n i n und M c C u l l o c h (1) bezeichnen den vorderen Teil des Gyrus cinguli als ein starkes Unterdrückerfeld und erhielten bei Reizung mannigfaltige vegetative Reaktionen. Von Funktionsstörungen des N. anterior war bis in die jüngste Zeit nichts bekannt. Erst C. und O. V o g t haben bei einer Familie, bei der eine Sonderkrankheit zu einer progressiven Chorea geführt hatte, bei der Mutter eine Zellschädigung des aa und bei dem Sohn einen vollständigen Schwund dieser Zellen festgestellt. C. und O. V o g t bringen diesen Befund mit einer bei beiden früh aufgetretenen Incontinentia urinae et alvi in Verbindung, ohne daß sie eine Vorstellung vom Mechanismus dieser Störungen haben. In diesem Zusammenhang weisen C. und O. V o g t auch auf die unten näher beschriebene Beobachtung bei einem Schizophrenen hin ( B u 53). Eine Erklärung für diese Störung könnte sich aus den erwähnten Feststellungen von W a l l e n b e r g ergeben. Auch bei anderen Autoren werden bei Schädigung des N. anterior Harnincontinenz angegeben ( K l e i s t 14, 15; H a s e n j ä g e r 10). Harnabgang erhielten im Tierversuch H e ß (12) und S i g r i s t (20) durch Reizung der vom N. anterior abführenden bzw. zuführenden Fasern. F r ü h e r e B e f u n d e im T h a l a m u s bei
Schizophrenie
Solche wurden zuerst näher von E . F ü n f g e l d (4) beschrieben. Auch von J o s e p h y (13) und H e c h s t (11) werden Veränderungen angegeben. Diese Autoren glauben aber nicht an einen primären Prozeß, sondern an eine reaktive Affektion infolge der Rinden Veränderungen oder die Folge einer Begleiterkrankung. 1948 konnten C. und 0 . V o g t (21) Veränderungen im N. medialis thalami mitteilen und beschrieben die von E . F ü n f g e l d (4) angegebene Fettdegeneration ( = Schwundzelle). Sie fassen diese Veränderungen als eine primäre Miterkrankung der durch den schizophrenen Prozeß erkrankten Rindenzentren auf, nicht aber als einen Begleit- oder Nebenbefund, wie S p i e l m e y e r annahm. Aus der V o g t s c h e n Schule sind weiter positive Befunde von H. B ä u m e r (2) am N. lateralis erhoben worden. Da bei unseren Befunden auch die feinen Strukturveränderungen des Zellkerns, besonders des Nucleolus, Berücksichtigung finden, sei noch auf die Arbeiten von C. und O. V o g t (22) und Mitarbeiter hingewiesen. Nach ihren Feststellungen tritt bei jeder stärkeren Verminderung der Nisslsubstanz eine reparatorische Reaktion im Zellkern ein (Vergrößerung des Nucleolus und Vermehrung seiner Vakuolen, Zunahme der Nucleotide im Spezialabschnitt der Kernmembran). Ist die Verminderung der Nisslsubstanz noch stärker, dann führt sie zur Hyperchromatose des Kerns, d. h. Vergrößerung des Nucleolus und Zunahme des Feulgen-positiven Chromatins im Kernsaft (Pseudospiremstadium), dann Auftreten von RiboseNucleotiden im Kernsaft (hyperchromatisches Stadium). Bei weiterer Zunahme der Ribose-Nucleotide (Pyknosestadium) erfolgt Verkleinerung des Nucleolus. Nach vergeblichem Rettungsversuch kommt es schließlich zur Kernerschöpfung (Schwund der Ribose-Nucleotide und Untergang des Zellkerns). Die fehlende Hyperchromatose des Zellkerns bei den typischen Schwundzellen könnte damit auf eine Reparationsschwäche hinweisen. Material und
Technik
Zur Untersuchung gelangten 8 sichere und 2 fragliche Katatoniefälle, 2 erstarrende Rückbildungsdepressionen, 4 paranoide Schizophrenien sowie 2 weitere fragliche Schizophreniefälle, die nach H o p f (24) keine Schizophrenien sind. Keiner dieser Patienten war einer Schocktherapie unterzogen worden. 10*
148
Journal für Hirnforschung
E R N S T W. F Ü N F G E L D
Zum Vergleich konnten 20 Fälle untersucht werden, die ohne erkennbare schizophrene Symptome starben (Unglücksfälle, Hingerichtete, Intoxikationen, andere Erkrankungen). Es standen Formol-Paraffin-Serienschnitte teils einer, teils beider Hemisphären zur Verfügung, die in einer Stärke von 20 ¡j. geschnitten und nach Nissl oder H e i d e n h a i n gefärbt wurden. Die bereits früher (5) angewandte Untersuchungsmethode, Einteilung gleichartig erkrankter Nervenzellen nach dem Grad ihrer Erhaltung in Gruppen, wurde dahingehend erweitert, daß die von H. B ä u m er aufgestellte Einteilung der Schwundzellen zu 8 Stufen übernommen wurde (vgl. 2a!), um den Vergleich mit den anderen Thalamuskernen besser zu ermöglichen. Betreffs dieser Einteilung sei auf die Arbeit von B ä u m e r verwiesen. Ich habe vom N. anterior a nur die großen Nervenzellen berücksichtigt und in jedem Fall in mehreren Frontalschnitten jeweils etwa 400 Zellen nach Zellveränderungen bewertet und ausgezählt. Die errechneten Durchschnittswerte der oben erwähnten Stadien wurden graphisch dargestellt.
Untersuchungsergebnisse I. N i c h t s c h i z o p h r e n e
Fälle
Zur Beurteilung pathologischer Veränderungen in einem Griseum ist es notwendig, mit dem Studium von Normalfällen zu beginnen. Ferner sind andere Hirnkrankheiten heranzuziehen. Auch der Einfluß von Intoxikationen (A 43, A 65) muß berücksichtigt werden, ebenso sind Veränderungen in Betracht zu ziehen, die im Laufe des Alterns auftreten. Da weiter unten das Vorhandensein vieler Schwundzellen bei den Schizophrenen nachgewiesen wird, kam es vor allem darauf an festzustellen, ob dieser Befund auch außerhalb der schizophrenen Krankheitsbilder vorkommt. Die Untersuchung an 3 Embryonen und 13 Kontrollfällen ergaben negative Resultate. Bei 3 Embryos und bei 6 Personen im Alter von 24—72 Jahren wurden weder Schwundzellen noch alveolare Veränderungen gefunden (A 58, A 43, A 75, G 24, Bu 91 und A 62). Von diesen waren 4 klinisch unauffällig, A 75 manisch-depressiv, C 24 eine Huntingtonsche Chorea und Bu91 eine Picksche Atrophie. Ferner fanden sich nur wenige Schwundzellen der Stadien IV—VII in den, keine schizoiden Symptome aufweisenden E 105, Bu 81, Bu 90, A 64, Bu 48, Bu 80, A 76 (Personen zwischen 6 — 100 Jahren). Auch bei einem Sonderling (A 61) ergaben sich so wenig Schwundzellen der Stadien IV—VII, daß er als nicht zur Schizophreniegruppe gehörig angesehen werden muß. E s werden hier nur von 2 Kontrollfällen Zellenzählungen gebracht: 1. A 58, männlich, 24 Jahre alt, verunglückt. Die Auszählung ergab ein deutliches Überwiegen der normalen Nervenzellen und denen mit geringer Fetteinlagerung, gegenüber Zellen mit stärkerer Verminderung der Nisslsubstanz und einzelnen Schwundzellen der Zustandsbilder II. und III. Abb. 1. 2. A61, männlich, 38 Jahre alt, Tod nach 2tägigem urämischem Koma bei Nephritis. Sonderling, Schizoid? Neben zahlreichen Normalzellen finden sich mehr Nervenzellen, in denen die Nisslsubstanz vermindert ist; wenige Schwundzellen, diffuser Nz-Ausfall. Einige Nervenzellen zeigen Altersveränderungen oder lipoide Sklerose. Abb. 2.
D E R NUCLEUS ANTERIOR THALAMI BEI SCHIZOPHRENIE
II. S c h i z o p h r e n i e n u n d v e r w a n d t e
149
Erkrankungen
A. H o p f (24) h a t die Krankengeschichten der Schizophreniefälle nach der K l e i s t sehen Einteilung bearbeitet u n d bereits näher beschrieben. Ich beschränke mich im klinischen Teil auf kurze Angaben. Katatonien. I m Hinblick auf Erkrankungsalter — in dieser Reihenfolge sind die Fälle in den Tabellen angeordnet — u n d Krankheitsdauer ergeben sich keine sicheren Zusammenhänge in bezug auf Stärke und Ausdehnung des Prozesses. In allen Fällen ist aber ein Überwiegen der Schwundzellerkrankung im N. anterior deutlich erkennbar. Die erkrankten Nervenzellen wurden immer in herdförmiger Anordnung gefunden u n d es wurde praktisch nie beobachtet, d a ß z. B. eine Nervenzelle des Stadiums VI neben einer Nz des Stadiums I oder I I lag. Andere Zellveränderungen treten, wie aus der Tabelle ersichtlich, stark zurück. Bu 3 Nz-Dichte
0
. .
Perizell. Räume Schwundzellen
20 1 46 52 24 1 0 + (+) —
(+)
ttt ttt
Alveolare a . . Ausfälle v. NZ Altersverändg.
+ ++
—
ttt
(+) (+) + -
—
LipoideSklerose
— —
—
Alveolare b . . Akute Schweiig. Wasserverändg. Peri vask. Räume Neuronophagie
—
-
!
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—
__ (+) (+) (+)
—
+
—
—
—
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— —
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(+) +++ t t t (+) (+)
— 1-
—
53
+
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19
He Bu H e 21 14 23 12 13
62
7
Spa Bu 2 54
8
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—
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—
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—
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Nervenzellbefunde bei Schizophrenen. 0 = normale N z - D i c h t e ; Ausfälle v. NZ = herdförmige Ausfälle. In dieser Tabelle sind bei den Schwundzellen die Zustandsbilder I — I I I nicht aufgeführt, sondern nur die von I V — V I I , wobei es Auffassungssache bleibt, ob man das Stadium IV noch zu den Übergangsformen rechnen will oder schon zu den Schwundzellen im engeren Sinne zählt. Man kann aber als sicher annehmen, daß die Nervenzellen des Stadiums IV zumindest in ihrer Funktionstüchtigkeit herabgesetzt sind. Ob die Nervenzellen hier noch reparationsfähig sind, läßt sich nicht entscheiden. B e i den Stadien V — V I I jedoch erscheint eine solche Reparation mindestens zweifelhaft, wenn nicht unmöglich. U m den Vergleich mit den Tabellen von H. B ä u m e r besser zu ermöglichen, rechne ich hier das Stadium I V zu den Schwundzellen.
Nur ein a, die nach erkrankung Plasmas ist anscheinend
Fall h a t t e eine größere Zahl von Nz der alveolaren Zellveränderung O. V o g t vielleicht auch als eine Sonderform der Schwundzellaufgefaßt werden kann. Trotz weitgehender Reduktion des der Zellkern noch reich an färbbaren Substanzen. Es besteht noch ein gewisser Grad von Reparationsfähigkeit. Die
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für
Journal Hirnforschung
Beziehungen dieser Zellveränderung zu der agonalen resp. postmortalen vesiculären Zellveränderung C. und O. V o g t ( W a s s e r v e r ä n d e r u n g N i s s l s ) werde ich in einer anderen Mitteilung erörtern.
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I m einzelnen ergibt sich: Bu 3, weiblich, 22 Jahre alt — 4 Jahre krank — zeigt am stärksten von allen in dieser Arbeit beschriebenen Fällen die Schwundzellerkrankung. Wenige herdförmig angeordnete Nz-Ausfälle ( = Zellücken). Tabelle. Bu 20, weiblich, 26 Jahre, 8 Jahre krank. Neben starker Schwundzellerkrankung finden sich einzelne Nz der alveolaren Zellveränderung a und b. Inselartige NzAusfälle. Abb. 3. Tabelle. Bu 46, männlich, 19 Jahre, 3 Wochen krank, hat die kürzeste Krankheitsdauer unter unseren Schizophreniefällen. Der Schwundzellbefund — im wesentlichen nur das V. Stadium — wird begleitet von einer akuten Schwellung
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mäßigen Grades. Nervenzellen und Glia liegen dichter, kein Nz-Ausfall. Abb. 4. Tabelle. Bu 52, männlich, 23 Jahre, 15 Monate krank. Alveolare Zellveränderung a, einzelne Zellen der alveolaren Zell Veränderung b, wenige Schwundzellen und lipoide Sklerosen; ventrikelnah zahlreiche Wasserveränderungen. Die Gliazellen sind deutlich vermehrt. Kein Nz-Ausfall. Abb. 5. Tabelle. Bu 24, weiblich, 28 Jahre, 5 Jahre krank. Fast ausschließlich Schwundzellen des Stadiums V und wenige alveolare Zell Veränderungen a. Keine erkennbaren NzAusfälle. Abb. 6. Tabelle. Bu 53, männlich, 27 Jahre, 3 Jahre krank, ist der eingangs erwähnte Fall, bei dem sehr früh Harninkontinenz auftrat, noch ehe der Patient stärkere schizophrene Symptome zeigte. Auch der Patient selbst empfand die Inkontinenz sehr störend. Histopathologisch fand sich in den N. anteriores beider Hemisphären ein im Frontalschnitt von dorso-lateral nach ventro-medial ziehender Gliastreifen mit deutlichen Gliamitosen. Nur noch ganz einzelne Nz befinden sich in diesem Gliabezirk, an seinen Rändern mehrere Neuronophagien. In den Abschnitten, die oberhalb und unterhalb dieses Streifens liegen, nur geringer inselartiger Nz-Ausfall bei normaler Gliadichte. Unter den Nervenzellen in diesen beiden Abschnitten finden sich zahlreiche Schwundzellen. Abb. 7. Tabelle. Bu 19, weiblich, 44 Jahre, 15 Jahre krank. Reichlich Schwundzellen, jedoch nur wenig Nz-Ausfälle. Abb. 8. Tabelle. Bu 21, weiblich, 42 Jahre, 8 Jahre krank, unterscheidet sich nicht wesentlich vom vorher genannten Fall. Es überwiegen deutlich die Schwundzellen des Stadiums V, inselartige Nz-Ausfälle sind erkennbar. Abb. 9. Tabelle. Die Fälle He 14 und He 23 werden als Katatonien geführt. Da aber die Krankengeschichten infolge Kriegseinwirkung verlorengingen, ist eine Überprüfung der klinischen Diagnose nicht möglich. He 14, weiblich, 33 Jahre, Krankheitsdauer unbekannt. Schwundzellen und alveolare Zell Veränderung a. Einzelne Altersveränderungen und lipoide Sklerosen. Einige inselartige Nz-Ausfälle. Abb. 10. Tabelle. He 23, weiblich, 27 Jahre, Krankheitsdauer unbekannt. Die Schwundzellerkrankung ist ausgeprägter als im vorhergehenden Fall. Einige Nz der alveolaren Zellveränderung a und b, einige Wasser Veränderungen. Stärkerer inselartiger NzAusfall und verminderte Nz-Dichte. Abb. 11. Tabelle. Erstarrende
Rückbildúngsdepressionen
Bu 12 u n d He 13 h a t H o p f nach den Krankengeschichten als erstarrende Rückbildungsdepressionen klassifiziert. I n beiden Fällen ist im N. anterior kein Unterschied zu den anderen Schizophreniefällen zu erheben. Bu 12, weiblich, 51 Jahre, 3 Jahre krank, hat zahlreiche Schwundzellen, die im Stadium VII leicht vermehrt sind. Nz-Ausfälle sind erkennbar. Abb. 12. Tabelle. He 13, weiblich, 51 Jahre, 15 Monate krank. Der Schwundprozeß ist hier nur wenig schwächer. Einige Alters Veränderungen. Keine sicheren Nz-Ausfälle. Tabelle. Paranoide
Schizophrenien
Bu 36, weiblich, 71 Jahre, 37 Jahre krank. Hereditär stark belastet (Vater, Mutter und ein Bruder waren hospitalisiert), Tod an Sepsis und Pneumonie (dieser Fall wurde von H o p f nicht untersucht). Es überwiegen die Nervenzellen mit Altersveränderungen gegenüber den Schwundzellen. Dyshorische Prozesse und stärkerer Nz-Ausfall. Nervenzelldichte vermindert. Abb. 15. Tabelle.
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Jou mal Hirnforschung
Bu 62, weiblich, 64 Jahre, 24 Jahre krank. Hier zeigt sich stärkerer Schwundprozeß und weniger Altersveränderungen. Wenige Wasserveränderungen, einige inselartige Nz-Ausfälle. Abb. 13. Tabelle. Bu 7, weiblich, 73 Jahre, 24 Jahre krank. Zahlreiche Nz mit nur geringer Fettregression (von allen Schizophrenen finden sich hier die meisten Nz des Stadiums II), keine nackten Zellkerne, Schwundzellen nur im Stadium V. Wenig Altersveränderungen und lipoide Sklerose. Einzelne inselartige Nz-Ausfälle. Abb. 14. Tabelle. Spa 2, männlich, 83 Jahre, 49 Jahre krank. Neben Altersveränderungen viele Schwundzellen. Geringe lipoide Sklerose, einzelne inselartige Nz-Ausfälle. Nz-Dichte leicht vermehrt. Tabelle. Butt
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Fragliche
Schizophrenien
Bu 54, weiblich, 38 Jahre, 14 Wochen krank, zeigte ängstlich-hypochondrische Erregungszustände. Hopf glaubt eher eine depressive Erkrankung annehmen zu müssen. Bei der histologischen Untersuchung einiger Kern- und Rindengebiete fanden sich jedoch Ballonzellen, die an eine Pellagra denken lassen. Schwundzellen waren reichlich vorhanden, nur geringe Altersveränderungen und lipoide Sklerosen. Stärkere inselartige Nz-Ausfälle. Abb. 16. Tabelle. Vgl. B ä u m e r . Bu 8, weiblich, 76 Jahre, 5 Jahre krank, faßt Hopf als Alterserkrankung auf (Arteriosklerose oder senile Demenz), da es sehr zweifelhaft erscheine, ob in diesem Alter überhaupt noch eine Schizophrenie auftritt. In Analogie zu den Untersuchungen von C. und 0 . V o g t bei Chorea darf aber angenommen werden (O. Vogt), daß eine Erbkrankheit in jedem Alter auftreten kann. Nach dem Befund im N. anterior läßt sich dieser Fall nicht von den Schizophrenen abtrennen. Neben zahlreichen Schwundzellen fanden sich nur geringe lipoide Sklerosen. Wenige herdförmige NzAusfälle. Tabelle.
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Diskussion 7 untersuchte echte Katatonien sowie 2 fragliche Katatonien zeigten ausgesprochene Schwundzellerkrankung. Für die beiden erstarrenden Rückbildungsdepressionen Bu 12 und He 13 ergeben sich keine unterschiedlichen Befunde im N. anterior gegenüber den Schizophrenen. Dasselbe gilt für die vier paranoiden Schizophrenien. Die beiden fraglichen Schizophrenien können nach ihren Befunden nicht von den sicheren Schizophrenien unterschieden werden. In beiden Fällen befinden sich die meisten Nervenzellen in Stadium IV. Bu 54 hat reichlich Schwundzellen und stärkere Nz-Ausfälle. Es ist anzunehmen, daß diese Ausfälle durch den Schwundprozeß zustande gekommen sind, zumal dieser Fall —• im Gegensatz zu allen anderen Fällen — keine Nervenzellen im Stadium II mehr aufweist und auch nur wenige Nz des Stadiums I I I gefunden werden konnten. Inwieweit es im Vergleich mit anderen Kernen des Thalamus möglich erscheint, hier zu einer Klärung auf Grund pathologisch-anatomischer Befunde zu kommen, stellt H. B ä u m e r näher dar. Aus der eingangs erwähnten Literatur und den Beobachtungen von C. und O. V o g t ergeben sich funktionelle Zusammenhänge des Nucleus anterior mit der Blasentätigkeit. Ohne Zweifel könnte die Incontinenz bei starkem psychischem Abbau auch mit einer Nachlässigkeit und Unachtsamkeit der Patienten erklärt werden. Aus den Krankengeschichten der beiden Choreafälle und des Schizophrenen Bu 53 geht aber hervor, daß bei den Patienten bereits eine Incontinenz beobachtet wurde, ehe stärkere Persönlichkeitsveränderungen aufgetreten waren. Den wenigen Schwundzellen der Kontrollfälle ist keine pathologische Bedeutung zuzumessen, da sie im Rahmen des physiologischen Zelluntergangs liegen. Die lipoide Sklerose, die in der älteren Literatur ebenfalls als eine bei den Schizophrenen vorkommende Nervenzellerkrankung beschrieben wurde, zeigt sich im Nucleus anterior in gleicher Stärke bei Schizophrenen und Kontrollfällen. Unterschiedliche Befunde ergaben sich nur bei den Schwundzellen. Es ist jedoch nicht zulässig, die Schwundzellerkrankung als spezifisch für die Schizophrenie anzusehen. Charakteristisch allein wird die Zahl und die Verteilung dieser Zellveränderung auf einzelne Grisea bei dem schizophrenen Formenkreis sein. Zusammenfassung 1. Die großen Nervenzellen des Nucleus anterior a sind bei allen Schizophrenen stark geschädigt. 2. Bei 7 von 8 untersuchten sicheren Katatonien finden sich überwiegend Schwundzellen im Nucleus anterior. Zahlenmäßig ergibt sich folgendes Nervenzellverhältnis bei dem am stärksten geschädigten Fall (Bu 3):
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3.
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6. 7.
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Journal Himforschung
Normalzellen : Übergangsformen : Schwundzellen = 7 : 1 7 0 : 239, bei dem (N, I, II) (III) (IV, V, VI, VII) am wenigsten geschädigten Katatonen (Bu 52) = 37 : 150 : 24. Die beiden fraglichen Katatonien haben ebenfalls in diesen Grenzen liegende Zahlenwerte. Ebenso finden sich Schwundzellen bei den vier paranoiden Schizophrenien. Der am stärksten betroffene Fall (Bu62) hattedie Relation = 70 : 144 : 175, der am wenigsten betroffene Fall (Bu 7) = 146 : 184 : 95. In bezug auf den Befund im Nucleus anterior ergeben sich bei 2 Fällen von erstarrender Rückbildungsdepression und 2 fraglichen Schizophrenien keine Unterschiede gegenüber den sicheren Schizophrenen. Bei den hier näher beschriebenen Kontrollfällen stellt sich das Nervenzellverhältnis folgendermaßen dar: (A 58) = 473 : 9 : 0, (A 61) = 325 : 95 : 16. Bei den Schwundzellen handelt es sich um die Zellerkrankung der F ü n f g e l d sehen Fettinvolution. Es ergeben sich mögliche Funktionszusammenhänge des Nucleus anterior mit der Blasentätigkeit.
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DER NUCLEUS ANTERIOR THALAMI BEI SCHIZOPHRENIE
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Veränderungen des Thalamus bei Schizophrenie Von
Hella
Bäumer
Aus d e m H i r n f o r s c h u n g s i n s t i t u t
Neustadt/Scl".warzwald
Mit 1 0 Abbildungen und 1 Tabelle
(Eingegangen 28. 4. 1953)
In Fortführung der Untersuchungen von C. u. O. V o g t („Über anatomische Substrate") untersuchte ich folgende Kerne des Thalamus: Nucleus medialis, N. anterior, N. lateralis et paramedianus. (Die Befunde des N. anterior übernahm ich zum Teil von E . W. F ü n f g e l d . ) Bisher waren in der Literatur von E. F ü n f g e l d , H e c h s t und J o s e p h y Erkrankungen des Thalamus bei Schizophrenie beschrieben worden. Mit S p i e l m e y e r glaubten diese Autoren, daß diese Befunde sekundäre, nicht primär zur Schizophrenie gehörende Veränderungen wären. C. u. O. V o g t stellten zuerst fest, daß die Erkrankung des N. medialis eine primäre Miterkrankung der schizophreniegeschädigten Zentren ist. Im ganzen habe ich 51 Gehirne untersucht, von denen nach meiner Auffassung 17 eine genuine Schizophrenie darstellen, 5 eine symptomatische Schizophrenie und 29 von der Gruppe der Schizophrenen ausgeschlossen werden können. Die tabellarische Zusammenstellung zeigt alle genuinen und symptomatischen Schizophrenien sowie 3 Kontrollfälle. Es handelt sich um Hemisphärenschnitte, die in Paraffin eingebettet und nach Nissl und H e i d e n h a i n gefärbt sind. Für die Art meiner Untersuchung erwies sich eine Unterteilung des N. lateralis in eine dorsale und eine ventrale Region ausreichend. Zur mikroskopischen Untersuchung erschien mir zweckmäßig, mich nicht auf eindrucksmäßige Befunde zu beschränken, sondern quantitativ meine Untersuchungsergebnisse zu erfassen. Pro Schnitt und Kern habe ich ein 3-mm-Quadrat ausgezählt und jede Nervenzelle nach 40 Qualitäten bewertet. Hierdurch war es auch möglich, feinere graduelle Unterschiede in der Schädigung der einzelnen Kerne zu erfassen. Gliavermehrungen wurden durch Auszählungen festgestellt. Zunächst beginne ich mit einer Charakterisierung von Zellveränderungen, die ich im Beobachtungsmaterial gefunden habe. Es sind die 7 Krankheitsbilder der Nervenzellen: 1. Schwundzelle; 2. Alveolarer Zelluntergang a;
VERÄNDERUNGEN D E S THALAMUS B E I SCHIZOPHRENIE
157
3. Lipoide Sklerose; 4. Alveolarer Zelluntergang b; 5. Schrumpfzelle; 6. Ballonzelle; 7. Altersveränderungen. 1. Schwundzelle
(Abb. 1)
Die Schwundzellerkrankung beginnt mit einer leichten Fetteinlagerung in der lipophilen Zone. Unter Verlust der Nisslsubstanz und Verfettung mit gelegentlicher Fuscineinlagerung schwindet das Plasma bis auf feinste Reste um einen hellen, großen Zellkern; der Nucleolus ist hell. Diese Veränderungen habe ich in 8 Zustandsbilder eingeteilt, um so die Schwere der Erkrankung deutlicher zu erfassen.
A b b . 1. N : Normale Nervenzelle; I — V I I : Zustandsbilder der Schwundzelle aus dem nucl. med. thai. (Bu 46). Vergr. 1000 : 1.
Normale
Nervenzelle:
Nervenzellen mit glatter Plasmabegrenzung, gut erkennbarer dunkler Nisslsubstanz, rundem, zentral bis exzentrisch gelegenem Zellkern, gut fingierter Kernmembran, wenigen Membranfalten. Kernsaft homogen mit wenigen Chromozentren. Nucleolus zentral gelegen, dunkel, mit einer bis zwei großen Vacuolen und wenigen großen Randkörpern. Zustandsbild I Zellplasma nicht reduziert, Nisslsubstanz bis auf wenige randständige Nisslschollen geschwunden. Einlagerung von Fettwaben in lipophiler Zone. Zellkern unverändert. Zustandsbild
II
Zellplasma wenig reduziert, Schwund der Nisslsubstanz bis auf wenige Körnchen, diffuse Fettwaben im Zellplasma. Zellkern noch gut gefärbt, liegt exzentrisch und ist größer. Nucleolus hat mehrere Vacuolen.
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HELLA
BÄUMER
für
Journal Hirnforschung
Zustandsbild I I I Starke Verfettung des Zellplasmas unter weiterer Reduzierung desselben. Die Kern-Plasmarelation ist zugunsten des Kerns verschoben. Er ist polar gelegen, Nucleolus ist etwas schwächer gefärbt. Zustandsbild IV Weitere Reduzierung des Zellplasmas. Plasmabegrenzung unscharf. Kernmembran ist dunkel, Membranfalten treten deutlich hervor. Kernsaft ist netzartig strukturiert. Nucleolus zentral bis parazentral gelegen, hell, mit mehreren Vacuolen und einigen kleinen und 1—3 großen Randkörpern. Zustandsbild V Weitere Abnahme des Zellplasmas. Zellkern liegt extrem polar, deutliche Membranfalten. Nucleolus ist kleiner als es der Norm entspricht, exzentrisch gelegen und klein vacuolisiert. Deutliches Hervortreten der großen Randkörper. Zustandsbild VI Zellkern ist manchmal entrundet und nur noch von wenigem Plasma umgeben. Kernmembran ist nicht mehr so dunkel gefärbt. Zustandsbild V I I Fast nackter Zellkern, manchmal noch Reste von Zellplasma zu erkennen. Nucleolus ist exzentrisch gelegen, mit wenigen, deutlich erkennbaren Rand körpern.
1 A b b . 2 . I : Normale Nervenzelle; I I , I I I und I V : Alveolarer Zelluntergang a ; V und V I : Alveolarer Zelluntergang b . S ä m t l i c h e Zellen aus d e m nucl. med. thal.
2. Alveolarer
Zelluntergang
(He 28). Vergr. 1000 : 1 .
a (Abb. 2, I—IV)
Er unterscheidet sich von der beschriebenen Schwundzelle durch seine auffallend großen Fettwaben im Zellplasma, bei mehr oder weniger deutlich erhaltener Nisslsubstanz und kleinem, dunkel tingiertem Zellkern. Selbst bei völligem Plasmaschwund, also fast nacktem Zellkern, ist dieser noch reich an färbbaren Substanzen. Ob es sich hier um eine Abart der Schwundzelle handelt, ist schwer zu entscheiden. Das vermehrte Auftreten von färbbaren Substanzen an der Kernmembran, im Kernsaft und im Nucleolus kann eine Abwehrreaktion gegen eine Schädigung darstellen, zu der die echte Schwund-
VERÄNDERUNGEN
D E S T H A L A M U S HEI S C H I Z O P H R E N I E
159
zelle nicht mehr fähig zu sein scheint. Vielleicht verfügen die Zellen des alveolaren Zelluntergangs über eine höhere Widerstandsfähigkeit als die echten Schwundzellen. Einen Übergang von gut gefärbten Zellkernen mit völligem Plasmaschwund, also alveolarer Zelluntergang a, zu dem Zustandsbild V I I der Schwundzelle konnte ich im Thalamus nicht feststellen. 3. Lipoide
Sklerose
(Abb. 3, I — I I I )
Die Nervenzelle schrumpft unter Abnahme ihrer Breite und scheinbarer Zunahme der färbbaren Substanzen. Der Zellkern wird länglich und ist dunkel tingiert. Im Zellplasma mehrere große Fettwaben, ebenso in den weit sichtbaren, geschlängelten Fortsätzen.
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A b b . 3 . 1 — I I I : Lipoide Sklerose aus dem nucl. med. thal. I V — V : Schrumpfzellen aus d e m nucl. med. thal.
4. Alveolarer
Zelluntergang
(Bu 46). Vergr. 1 0 0 0 : 1.
(Bu 46). Vergr. 1000 : 1.
b (Abb. 2, V—VI)
Hier ist das Zellplasma großwabig verfettet, der Zellkern wird hell und schwindet bei nicht reduziertem Zellplasma. Das Plasma hat noch wenige Nisslkörnchen und läßt noch die Zellform erkennen. Diese Art der Zellerkrankung steht der lipoiden Sklerose nahe; jedoch mit einer besonderen Neigung zum Schwund der Nisslsubstanz und stärkerer Verfettung des Zellplasmas, verbunden mit frühzeitigem Schwund des Zellkerns. 5. Schrumpfzelle
(Abb. 3, IV und V)
Die Nervenzelle wird lang und spindelig unter Verdichtung ihrer färbbaren Substanzen. Der Zellkern ist manchmal verdeckt, die Fortsätze sind lang und korkenzieherartig gewunden. 6. Ballonzellen
(Abb. 4, I)
Es handelt sich um eine ballonartige Auftreibung des Zelleibes unter weitgehendem Schwund der Nisslsubstanz und feinster Strukturierung des Zellplasmas. Der Zellkern kann nierenförmig werden und an den Rand der Zelle gedrückt sein. E r ist schwächer gefärbt als normal. Der Nucleolus ist groß mit vielen Vacuolen.
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für
Journal Hirnforschung
7. Altersveränderung der Nervenzellen (Abb. 4, I I — I I I ) Mit zunehmendem Alter der Nervenzellen finden wir eine Einlagerung von Lipofuscin in der lipophilen Zone. Die Nisslsubstanz am gegenüberliegenden Zellpol verdichtet sich. Unter Ausbreitung des Lipofuscins schwindet
A b b . 4 . I : Ballonzelle aus dem nucl. lat. ventr. thal.
(Bu 54). Vergr. 1000 : 1. 11 — 111: Alters-
veränderungen aus dem nucl. lat. ventr. thal.
(Cp 60). Vergr. 1000 : 1.
die Nisslsubstanz bis auf kleine Körnchen. Der Zellkern wird entrundet und kann oft so reich an färbbaren Substanzen sein, daß der Nucleolus nicht mehr zu erkennen ist (Pyknose). Das Zellplasma schwindet. Der Zellkern bleibt dunkler als der Kern der Schwundzelle und ist oft entrundet. A -
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A b b . 5 . Perivasculäre I n f i l t r a t e im nucl. med. thal.
(Bu 4). Vergr. 2 5 0 : 1 .
An den Gefäßen einiger Gehirne waren arteriosklerotische Veränderungen zu finden. Aufquellung der Intimazellkerne, Verbreiterung aller 3 Gefäß-
Heft 1/2
VERÄNDERUNGEN DES THALAMUS BEI SCHIZOPHRENIE
161
wandschichten und bandartige Einlagerungen zwischen I n t i m a und Media. Stärkere perivasculäre Infiltrate bei noch gut erhaltener Gefäßwand konnten auch beobachtet werden (Abb. 5). In einem Fall waren gänzlich obliterierte Gefäße zu finden. E s folgt nun eine Analyse von 3 echten Schizophrenien und von 11 Fällen, deren Zugehörigkeit zur Schizophrenie erörtert werden soll.
A b b . 6. I : Zellübersichtsbild aus dem nucl. med. thal. (A 58, n o r m a l ) ; I I : Zellübersichtsbild aus dem nucl. med. thal. (Bu 21, K a t a t o n i e ) ; I I I ; Zellübersichtsbild aus dem nucl. ant. thal. (A 58, normal); I V : Zellübersichtsbild aus dem nucl. ant. thal. (Bu 21, K a t a t o n i e ) . Vergr. 250 : 1.
A. H o p f hat die Krankengeschichten seiner Fälle eingehend bearbeitet und in seiner Arbeit „Orientierende Untersuchungen zur Frage pathoanatomischer Veränderungen in Pallidum u n d S t r i a t u m bei Schizophrenie" ausführlich beschrieben; so möchte ich im klinischen Teil auf seine Arbeit hinweisen u n d nur bei den von ihm nicht abgehandelten Fällen eine kurze Krankengeschichte geben. Bu 21, 42 Jahre alt. Klinische Diagnose: Katatonie, Dauer deT Erkrankung 6 Jahre (Abb. 6 und 7, Tab., Nr. 15). Pathoarchitektonisch: Verminderte Differenzierbarkeit der Unterkerne des Thalamus. Glia: Ohne besonderen Befund. Gefäße: Ohne groben pathologischen Befund. Vogt,
Hirnforschung.
B d . 1.
11
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Journal Hirnforschung
für
Zellbild: Im nucl. med. starke Zellücken; im nucl. ant. und dors. Zellausfälle zu erkennen, aber nicht so deutlich ausgeprägt wie im nucl. med. Cytologiseh: Nucl.med. Überwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder I V — V I I , wenige Schwundzellen der Zustandsbilder I — I I I . Nucl. ant : Auch hier liegt eine starke Schwundzellerkrankung vor, sie erreicht aber nicht den Grad wie die des nucl. med. Nucl. lat. dors.: Neben noch gut erhaltenen Nervenzellen vorwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder I — I I I und wenige der Zustandsbilder I V — V I I . Nucl. lat. ventr.: Vereinzelte normale Zellen, überwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder I — I I I , vereinzelte der Zustandsbilder i V — V I I .
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A b b . 7 . I : Zellübersichtsbild aus dem «mcZ. lat. dors. thal. (A 58, normal); I I : Zellübersichtsbild aus dem nucl. lat. dors. thal. (Bu 21, K a t a t o n i e ) ; I I I : Zellübersichtsbild aus dem nucl. lat. ventr. thal.
(A 58, normal); I V : Zellübersichtsbild aus dem nucl. Katatonie). Vergr. 2 5 0 : 1 .
lat. ventr.
thal. (Bu 21,
B u 4 6 , männlich, 19 Jahre alt. Klinische Diagnose: Katatonie, Dauer der Erkrankung 3 Wochen (Tab., Nr. 13). Pathoarchitektonisch: Verminderte Differenzierbarkeit der großen Kerne des Thalamus. Glia: Ohne Befund. Gefäße: Keine groben Veränderungen. Zellbild: Deutlich erkennbare insulare Zellausfälle mit Zellresten im nucl. med Cytologiseh:
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Nucl. med.: Neben wenigen lipoidsklerotischen Zellen überwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder IV und V, mehrere nackte Kerne mit Lücken im Chromatingehalt der Kernmembran. Nucl. ant.: Überwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder IV. Nucl. lat. dors.: Die meisten Nervenzellen gehören zu dem Zustandsbild I I I , wenige Zellen der Zustandsbilder IV. Nucl. tat. vent.: Vereinzelte Zellen mit lipoider Sklerose. Uberwiegend Zellen mit geringer Fetteinlagerung im Zellplasma bei noch deutlich erhaltenen Nisslschollen und Nisslkörnchen. Bu 3, weiblich, 22 Jahre alt. Klinische Diagnose: Katanonie, Dauer der Erkrankung 2 Jahre (Tab., Nr. 22). Pathoarchitektonisch: Verminderte Differenzierbarkeit der Unterkerne des Thalamus. Glia: Im nucl. med. leichte Gliavermehrung. Gefäße: Ohne groben pathologischen Befund. Zellbild: Im nucl. med. und nucl. ant. insulare Zellausfälle mit Zellresten. Cylologisch: Nucl. med.: Überwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder IV, V und VI. Vereinzelte, fast nackte Kerne. Wenig lipoidsklerotische Zellen. Nucl. ant.: Vorwiegend Schwundzellen der Zustandsbilder V, VI und V I I , weniger insulare Zellausfälle als im nucl. med. Nucl. lat. dors.: Überwiegend Zellen der Zustandsbilder I I und I I I . Wenige Zellen mit stark reduziertem Zellplasma und extrem polar gelegenem Zellkern. Nucl. lat. ventr.: Wenige nicht veränderte Zellen, viele der Zustandsbilder I und II. Vereinzelte Zellen mit polar gelegenem Kern. Bu 8, weiblich, 76 Jahre alt, Krankheitsdauer 5 Jahre (Tab., Nr. 18). H o p f hat diesen Fall als Alterserkrankung aufgefaßt. Im nucl. med. fanden sich nur pathologisch veränderte Zellen, er zeigte einen starken Schwundprozeß und wies bei einer Auszählung von 1800 Nervenzellen keine andere Zellerkrankung auf. Der nucl. ant. zeigte ebenfalls überwiegend Schwundzellbilder und einige Altersveränderungen. Die Nervenzellen des nucl. lateralis, sowohl der dorsalen wie auch der ventralen Region zeigten die typischen Altersveränderungen. Lipoide Sklerose fand sich an einigen Nervenzellen. C. und O. V o g t zeigten an Choreafällen, daß in jedem Lebensalter noch eine Erbkrankheit auftreten kann. Der Einwand, daß im 71. Lebensjahr keine Schizophrenie mehr auftritt, erscheint mir nach den Erfahrungen von C. und O. Vogt und auch nach dem pathologischen Bild nicht gerechtfertigt. Eine Differenzierung des nucl. med. in seine Unterkerne ist nur sehr schwer möglich. Eine so hochgradige Erkrankung des nucl. med. habe ich weder in Altersgehirnen noch bei seniler Demenz finden können. Auf Grund der verminderten Differenzierung der Unterkerne des Thalamus und der starken Erkrankung des N. medialis möchte ich hier eine genuine Schizophrenie annehmen. Bu 12, weiblich, 51 Jahre alt. Krankheitsdauer 3 Jahre (Abb. 8, Tab., Nr. 19). H opf hat diesen Fall nach den klinischen Symptomen als erstarrende Rückbildungsdepression aufgefaßt. Die 4 Thalamuskerne waren auch hier durch Schwundzellveränderungen geschädigt. Jedoch waren diese Veränderungen d i f f u s ; ein deutlicher gradueller Unterschied in der Stärke der Schädigung der einzelnen Kerne wie bei den obengenannten Schizophrenen fehlte. He 13, weiblich, 51 Jahre alt. Krankheitsdauer 15 Monate (Abb. 8, Tab., Nr. 20). Auch diesen Fall faßt Hopf als erstarrende Rückbildungsdepression auf. Hier ist aber nach dem histologischen Bild des Thalamus keine Parallele zu dem vorhergehenden Fall vorhanden. Der nucl. lat. ist weit weniger geschädigt als der nucl. med. und anterior. Auffallend sind die vielen Altersveränderungen in allen Kernen, 11*
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Journal Hirnforschung
A b b . 8. G r a p h i s c h e D a r s t e l l u n g d e r S c h w u n d z e l l b e f u n d e i n 4 F ä l l e n . A b s c i s s e : Z u s t a n d s b i l d e r d e r S c h w u n d z e l l e v o n I — V I I . O r d i n a t e : A n z a h l d e r Zellen. — A 58 n o r m a l . Bu 19 K a t a t o n i e . Bu 12 e r s t a r r e n d e R ü c k b i l d u n g s d e p r e s s i o n . H e 13 e r s t a r r e n d e Rückbildunpsdepression. nucl. ant., nucl. med nucl. dors., —. — . — . nucl. ventr.
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die nicht diffus liegen wie bei den übrigen Altersfällen, sondern in Gruppen von 10 bis 20 Nervenzellen. Hier darf sicher eine besondere erbliche Disposition kleinster Nervenzellverbände zu frühem Altern angenommen werden. B u 5 4 , weiblich, 38 Jahre alt, Krankheitsdauer 3 Monate (Abb. 9 und 10, Tab., Nr. 27). Nach H o p f manisch-depressive Mischform oder beginnende Katatonie. Der nucl. med. und anterior zeigen die beschriebene Schwundzellerkrankung, der nucí. lat. ventr. hingegen weist eine ballonartige Auftreibung seiner Zellen auf. Gleiche Befunde wurden bei diesem Fall in der Hirnrinde an den Riesenpyramiden gefunden. Die Art der Zellerkrankung wurde bei Pellagra beschrieben. Mit Rücksicht auf diesen Befund muß an eine Pellagrapsychose gedacht werden. Nach der Schwere der Schädigung des nucí. med. aber, wie auch nach der verminderten
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I
1
A b b . 9 . a) Schwundzellen der Zustandsbilder V I —VII aus dem nucl. med. thal. (Bu 54). Vergr. 1000 : 1. b) Schwundzellen der Zustandsbilder I I I —IV aus dem nucl. lat. dors. thal. (Bu 54). Vergr. 1000 : 1.
Differenzierbarkeit dieses Kerns, erscheint mir eine genuine Schizophrenie für wahrscheinlicher. Die Untersuchung anderer Hirngebiete könnte hierin eine Klärung bringen. Wie aus der Abbildung ersichtlich, ist der nucl. med. durch Schwundzellerkrankung verändert. Der nucl. lat. ventr. zeigt Ballonzellen. E s spricht für eine spezifische Reaktionsfähigkeit der Nervenzellen auf ungleiche Schädigungen. B u 4, weiblich, 34 Jahre alt (Abb. 6, Tab., Nr. 21). Die Patientin wurde als fragliche Schizophrene diagnostiziert. Die Krankengeschichte wurde von C. und O. V o g t beschrieben. Nach dem histologischen Bild des Thalamus möchte ich eine genuine Schizophrenie ausschließen. Die Nervenzellen des nucl. med. und anterior sowie des nucl. lat. zeigen keine Schwundzellen, Zellücken oder Zellen des alveolaren Zelluntergangs. Auffallend sind die starken perivasculären Infiltrate von Wanderzellen. Hier darf wohl eine entzündliche Reaktion angenommen werden. Ob es sich in diesem Fall um eine progressive Paralyse handelt, müssen weitere Untersuchungen über die Verteilung des Prozesses
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entscheiden. Nach dem klinischen Bild hat die Patientin schizophrene Symptome gezeigt, die wohl darauf zurückzuführen sind, daß die Gefäßveränderung in den Gebieten, die bei Schizophrenie pathologische Zellveränderungen zeigen, Störungen hervorgerufen haben. F r o 1, weiblich, 20 Jahre alt (Tab., Nr. 11). Bis zum 15. Lebensjahr normal, dann zunehmende Abnahme der Intelligenz mit Palilalie bis zur völligen Verblödung. Exitus an intestinaler Perforation.. Im Vordergrund der Zellveränderungen des Thalamus steht der alveolare Zelluntergang, der in allen 4 Kernen die gleiche Stärke hat. Herdförmige Zellausfälle konnten nicht gefunden werden. Die meisten Gefäße sind obliteriert. Wahrscheinlich ist die Verlegung der Gefäße verantwortlich zu machen für die klinischen Symptome. Vgl. Bu 4.
ßt A b b . 1 0 . B a l l o n z d l e n aus d e m nucl. lat. venir. thal.
(Bu .54). Vergr. 1000 : 1.
Cp 84, weiblich, 65 Jahre alt (Tab., Nr. 8). Klinische Diagnose: Dementia praecox, Dauer der Erkrankung 21 Jahre. Patientin litt an Halluzinationen, Erregungszuständen, erotischen Wahnideen und zeigte später katatones Verhalten. Exitus an Pneumonie. Die Thalamuskerne sind etwas zellärmer als es der Norm entspricht. Eine ausgesprochene Schwundzellerkrankung oder Zellen des alveolaren Zelluntergangs konnten im nucl. med. nicht gefunden werden. Vorherrschend waren Altersveränderungen der Nervenzellen und Zellen mit geringer Fetteinlagerung im Zellplasma bei nicht verändertem Zellkern. Die Gefäße zeigten deutliche arteriosklerotische Veränderungen. In Gefäßnähe sind herdförmige Gliavermehrungen und verfettete Plasmareste zu finden. Der nucl. anterior ist schwerer geschädigt als der nucl. med. Das Zellplasma ist bei fast allen Nervenzellen stark reduziert, zeigt Schwund der Nisslsubstanz und feinwabige diffuse Verfettung. Die Zellkerne sind nicht pathologisch verändert. Der nucl. lat. dorsalis wie ventr. hat neben noch gut erhaltenen Nervenzellen viele Altersveränderungen. Aus der Krankengeschichte dieser Patientin geht eine Erblichkeit der Erkrankung hervor. Ob es sich hier wirklich um eine Schizophrenie handelt, ist aus den klinischen Angaben nicht festzustellen. Die deutlichen arteriosklerotischen Veränderungen der Gefäße, vor allem im nucl. med. lassen daran denken, daß auch hier die geistigen Störungen auf Gefäßveränderungen zurückzuführen sind. Der
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cytologische Befund spricht gegen eine genuine Schizophrenie. Es dürfte sich also um eine symptomatische Schizophrenie handeln. C 19, 46 Jahre alt (Tab., Nr. 7). Klinische Diagnose: Chorea Huntington, Dauer der Erkrankung 15 Jahre. Dieser Fall hat, wie aus der Tabelle ersichtlich, eine diffuse Schwundzellerkrankung des Thalamus. Zwar stehen hier die Veränderungen der Zustandsbilder 1 bis I I I im Vordergrund. Die Gefäße zeigen perivasculäre Infiltrate, die nicht so stark ausgeprägt sind wie im Fall Bu 4. Auch ist die Gefäßwand nicht pathologisch verändert. Herdförmige Zellausfälle konnten in keinem Thalamuskern gefunden werden. Der Patient litt 22 Jahre an einer Chorea. Er war psychisch auffallend durch seine starke Unruhe. Er war unsauber, zerschlug Fensterscheiben, zerriß Wäsche und drohte mit Suicid. Eine genuine Schizophrenie kann nach dem histologischen Bild ausgeschlossen werden. Die Erkrankung des nucl. med. ist nicht so hochgradig wie bei Schizophrenen; auch ist noch eine feinere Differenzierung der Unterkerne des Thalamus möglich. Inwieweit hier eine Störung seiner Psyche durch Gefäßveränderungen bedingt ist, kann ich hier nicht entscheiden. Es wäre aber möglich, daß diese Veränderungen einen Teil der Symptome hervorgerufen haben. Eine weitere Untersuchung anderer Hirngebiete könnte zur Klärung dieses Falles beitragen. C 61, weiblich, 59 Jahre alt (Tab., Nr. 28). Ein alter Status marmoratus mit starker Athetose und ohne Intelligenzdefekt. 2 Jahre vor seinem Tode allmähliche Versteifung an Stelle der athetotischen Bewegungen und Änderung der ganzen psychischen Persönlichkeit unter Auftreten von Halluzination und Verfolgungsideen. Das histologische Bild des Thalamus zeigt nur wenige Schwundzellen und Zellen des alveolaren Zelluntergangs. Die Gefäße sind stark arteriosklerotisch verändert, so daß auch hier die schizophrenen Symptome auf die Gefäßveränderungen zurückgeführt werden dürfen. C 65, weiblich, 61 Jahre alt (Tab., Nr. 24). 7 Jahre vor dem Tode Abnahme der Intelligenz, 3 Jahre vor dem Tode akustische und visuelle Halluzinationen. Ein Jahr später Beginn von Gang- und später auch Sprachstörungen. Wenige Schwundzellen im N. anterior, dorsalis und ventralis. Gefäße o. B. Wodurch die klinischen Symptome bedingt waren, kann ich nicht entscheiden. Untersuchungen anderer Hirngebiete könnten hier vielleicht einen Hinweis erbringen. A 53, männlich, 51 Jahre alt (Tab., Nr. 26). Als 4jähriger Knabe schwere Halsentzündung mit 4wöchentlichem hohen Fieber und Delirien, anschließend Enuresis und Pavoranfälle. Psychisch normal, sehr gewissenhaft, weniger intelligent als seine Geschwister. Mit Beginn des 20. Lebensjahres zunehmende charakterliche Veränderung. Pseudologia und Beeinträchtigungsideen, asoziales Verhalten. Wiederholter Anstaltsaufenthalt. Im 50. Lebensjahr psychotisch, starb mit schweren Lähmungserscheinungen auf Grund einer Pellagra. Wahrscheinliche Diagnose: regressiver Hirnprozeß. Vielfach wurde die Krankheit als Schizophrenie diagnostiziert. Nach dem histologischen Bild des Thalamus handelt es sich um keine genuine Schizophrenie. Wie auch aus der Tabelle ersichtlich, überwiegen Altersveränderungen der Nervenzellen. Es muß hier an die Möglichkeit gedacht werden, daß die Toxine die Nervenzellen im frühen Alter so geschädigt haben, so daß es zu einer vorzeitigen Regression gekommen ist. Der nucl. lat. vent. hat ausgesprochene Ballonzellen, wie sie bei pellagrösen Erkrankungen gefunden werden.
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Aus den beschriebenen Fällen wie auch aus der tabellarischen Übersicht geht hervor, daß die Fälle, die klinisch zum schizophrenen Formenkreis gerechnet werden, in zwei große Gruppen eingeteilt werden können. Zu der ersten Gruppe rechne ich die Gehirne: Bu 1, Bu 3, Bu 8, He 13, Bu 19, Bu 20, Bu 21, Bu 36, Bu 46, Bu 52, Bu 54, Bu 62, He 28, Hö 5, Spa 2, Bu 24, He 21. Alle diese Fälle zeichnen sich durch eine verminderte Differenzierung der Unterkerne des Thalamus aus. Die Zellen sind durch einen starken Schwundzellprozeß oder durch den alveolaren Zelluntergang geschädigt. Bei diesen Fällen ist stets der nucl. med. am stärksten geschädigt. E r hat die meisten Schwundzellen der Zustandsbilder IV bis V I I und auch die stärksten insularen Zellausfälle. Diese Zellücken unterscheiden sich von den Lückenfeldern der Normalen durch deutliche Zell- und Plasmareste. Der nucl. anterior ist weniger geschädigt als der nucl. med., und der nucl. lat. dorsalis und ventralis lassen nur geringe Strukturveränderungen der Zellen erkennen. Der faramediane Kern zeigt sowohl bei den schizophrenen wie auch bei den Kontrollfällen verschiedenste Zellveränderungen, es überwiegen aber in allen Fällen normale Nervenzellen. Bei diesen Fällen mit ausgesprochenem cytologischen Befund und verminderter Differenzierung der Unterkerne des Thalamus möchte ich eine genuine Schizophrenie annehmen. Keiner der zahlreichen Kontrollfälle wies einen derartigen Befund auf. Die verminderte Differenzierung der Thalamuskerne könnte ein Anhalt dafür sein, daß es sich um eine erbliche oder frühembryonale Schädigung handelt. Zwar ist es schwer zu entscheiden, ob es sich um eine primär vorhandene verminderte Differenzierbarkeit handelt oder ob sie sekundär durch den Krankheitsprozeß hervorgerufen wurde. Zu einer zweiten Gruppe möchte ich die Fälle: Bu 4, Cp 84, C 26, Fro 1, C 19, und C 61 rechnen. Bei Bu 4 liegt eine Encephalitis vor. In allen anderen Fällen haben sicher die Gefäßveränderungen zu einer Schädigung der Nervenzellen geführt, wie es für den Fall Fro 1 nachgewiesen ist. Zu einer genauen Erklärung, inwieweit Gefäßveränderungen die beschriebenen Zellerkrankungen verursachen, bedarf es weiterer Untersuchungen. Bei keinem dieser Fälle hat diese Schädigung zu einer so ausgesprochenen Erkrankung geführt wie in den Fällen von genuiner Schizophrenie. Auch eine eindeutige Eunomie konnte hier nicht gefunden werden. Die stärksten Zellveränderungen zeigt Fall Cp 84. Um eine genuine Schizophrenie wird es sich hier sicher nicht handeln, sondern höchstens um eine symptomatische. Treten Störungen wie die der Durchblutung in den Zentren auf, die bei der Schizophrenie cytologische Veränderungen zeigen, so wäre denkbar, daß im klinischen Bild Symptome erscheinen, die der genuinen Schizophrenie gleich sind.
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V E R Ä N D E R U N G E N DES THALAMUS BEI S C H I Z O P H R E N I E
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Zusammenfassung Zusammenfassend möchte ich sagen, daß es sich bei der genuinen Schizophrenie um eine Schwundzellerkrankung und einen alveolaren Zelluntergang handelt. Die Thalamuskerne sind hier in ganz charakteristischer Reihenfolge verändert: Nucleus mediahs, N. anterior, N. dorsalis und N. ventralis. Bei symptomatischen Schizophrenien haben wir oft Gefäßveränderungen in den bezeichneten Gebieten. Das histologische Bild der von mir untersuchten Kerne des Thalamus zeigte in allen Kontrollfällen keinen cytologischen Befund, der dem der Schizophrenie gleicht. So möchte ich annehmen, daß die Veränderungen des Thalamus, besonders die des Nucleus medialis mit der Schizophrenie in Zusammenhang gebracht werden können. Die Klassifikation in eine genuine und eine symptomatische Schizophrenie nach den histologischen Befunden müßte an eir.em größeren Material erhärtet werden.
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Fall Alter Diagnose Krankheitsdauer
1
2
3
A 58 24 J
Bu 19 4 4 J-
5 3 5 5
6 6 6 5 3 1 7 7
1
Schwundz. IV- - V I I
1
7 7
!2 1
!
Wasserverändg. . .
1 1
!
Fall Alter
1
1
1
Alveolare b Schrumpfzellen . .
1
1
1 1 14 6 21 21 1 1 1 1|2| 1 1 I' 1 1 1 1 1
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N. dors.,
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Nr. 26
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Fro 1 20 J . EndarteKatatonie riitis obi. 3 Wo. 5 J-
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1 1 1
! 1
Bu 46 19 J .
Cp 81 35 J .
Katatonie Katatonie
11
3
1
+ '+1+!+ +
,! ij
1
3 4,2
1
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14
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1 1 ¡1
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I
1
1
3 4|3|3
1
•
11
12
13
14
Befunde
N. ventr.,
1 =
bis 2 0 0 , 6 =
Z a h l der Zellen
bis 3 0 0 , 7 =
über
bis 2 5 ,
2 =
bis 50,
3 =
bis
300.
Fälle
Bu 24
Nr. 16
A
58
Nr.
1
Bu 46
Nr. 13
Bu 52
Nr. 6
Cp 84
Nr.
8
Bu
3
Nr. 22
Bu
Nr. 21
Bu 62
Nr. 17
He 13
Nr. 20
Nr. 14
Bu
1
Bu 54
Nr. 27
Fro 1
Nr. 11
4
2
5
i
Cp 60
Cp 81
i
1 1 1 :1 : 1
6 6 6' 7
Nr. 25 Nr. 10
1
1 21 3! 3 !i
2 1|1|2
10
1
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\ 2 \
t 1 1
+ I+Í
+ + |!
7 21 1 I 6 ! 71 3
1 ++ | 1
+
11
3 6 3 6
Involution
Bu 52 23 J-
3 1 52 2
i
He 21 16 J . Hebephrenic
+ 1+
Lipoide Sklerose .
7
20 J . 21 Xg. 19 J . a.|mjd. v. a. m.!d |v. a.|m. d. v. a. mjd.lv. a. m.jd.J v. a.|m [d.¡v. a. m.[d.[ v.
Vermind. Diff. . . .
Alveolare a
Bu 20 26 J .
lll| 1
'il
1
Cp 84 65 J . schizo. Sympt. 21 J .
Diagnose
VII
Spa 2 83 J .
3 2
M 1
1 11 1 : ! 2|l 2 1
11 1|1 1
Schrumpizellen . .
Schwundz.IV
6
1 1 1 !1 2 3
Alveolare a
Schwundz. I — I I I
5
++
1
Schwundz. I — I I I
Lipoide Sklerose .
| +
++
Normale Nz
Alveolare b
He 28 12 JHebephrenic
+ 1+ 1+
1 1
Normale Nz
4
C 19 46 J . Hunt. Paranoia Katatonie Katatonie normal Katatonie Chorea 49 J . 15 J . 8 J3 J15 J . a.|m |d v a. m Id 1 v a.[m.d.j v. a. m.|d. v a. m.'d.|v a. m. d.¡ v a m.|d.[v.
Vermind. Diff. . . .
Krankheitsdauer
Journal Hirnforschung
für
100,
B d " 1 , i ü e / t 1/2
1954
V E R Ä N D E R U N G E N D E S THALAMUS B E I 15
16
Fall Alter
Bu 21 42 J .
Cp 60 93 J .
Diagnose
Katatonie
Krankheitsdauer
6 J.
+
Gefäße
normal
+ 1+1 + a.|m, d.¡ v.
!
Bu 62 64 J .
Bu 8 76 J .
21
20
i+!+l
+1
1 1
+
Schwundz. I — I I I
3 7 7
Schwundz. I V - V I I
7 5 3
+1+1+
+ i
5 6 6
6 !7 ! 7
7 7 7
6 2 1
3! 3! 3
6i 2 1
2 2
+ 1+1 1 1 1
1 1
6 5
I I J x l
I
(t) (t)(t),(t:
Zellücken . . . Normale Nz.
19
Bu 4 He 13 Bu 12 51 J . 34 J . 51 J . erstarr. erstarr. Paralyse Paranoia Katatonie Rückb. Rückb. 24 J . 5 J. 15 Mo. 3 J. 7 J. a.imjd. 1 v. a.jrtljd.j v. a.'m.ld.l v. a.|m.|d.| v. a. m.ld. v.
a.|m.|d.j v. Vermind. Diff.
18
17
171
SCHIZOPHRENIE
+1
3 5
3 5
Alveolare a
1
5
7 6 6 I I
I
Il
I
Alveolare b Lipoide Sklerose Schrumpfzellen
1 1
Involution
7 i 7 3 12 2 2
IH 13 i
1
Wasserverändg. Fall Alter
Hö 5 35 J .
A 53 C 65 Bu 24 61 J . 51 J . 28 J . M. AlzPsychoKatatonie Katatonie Katatonie heimer pathie 31 J . 10 J . 7 J. 5 J. 4 J. Bu 3 22 J .
Diagnose Krankheitsdauer
3
Bu 54 54 J .
C 61 59 J . Status K atatonie marmor 14 Mo.
2 J.
a. m. d. v. a.'mjd.jv. a.'mjd.|v. a.!m.|d.|v. a.im. d.| v. a. m. d.l v. a. m. d. v. Vermind. Diff.
+ I+ I+ I
+
+1
+
I
Gefäße
+
Zellücken Normale Nz.
+ 1
5 5
; 2
1 1 2
Schwundz. I —III
4 7 7
Schwundz. I V - V I I
7 2 1
4:3 3 7 !6
1 2
I2
2¡5
2 2 1
6 7 7
3 11
!1|1
7 I7 4
Alveolare a
+ +
+1
7 I
2 2 2
4
Alveolare b 3 :2
Lipoide Sklerose
2 2
Schrumpfzellen 1 2
Involution
6
3 7 1 1 2
21
Ballonzellen
7
6 6
I7
Wasserverändg. 22
23
24
25
Verzeichnis der Fälle Bu
8
28
27
(Fortsetzung)
Nr. 18
C
19
Nr.
7
He 21
Nr.
He 28
Nr.
3
Bu 19
Nr.
2
C
61
Nr. 28
C
Nr. 24
Spa 2
Nr.
4
Bu 21
Nr. 16
65
26
9
Bu 12
Nr. 19
C
Hö
Nr. 23
Bu 20
5
26
Nr. 12 Nr.
Die Tabelle I ist auszugsweise schon in der Arbeit von O. V o g t veröffentlicht, mit einem anderen Schlüssel, worauf hier hingewiesen werden soll.
5
jedoch
172
H E L L A B Ä U M E R , V E R Ä N D E R U N G E N D E S T H A L A M I S usw.
... J o u , r n a l h fur Hirnforscnung
Literaturverzeichnis 1. F r o m e n t y ,
L . , D e m e n c e a v e c palilalie chez une a d o l e s c e n t e . E x t r a i t de l'encéphale
no. 2, p p . 4 9 — 5 8 ( 1 9 4 9 ) . mentia
praecox
u. P s y c h .
95,
411—463
suchungen im Nucleus Rom
1952
— 2. F ü n f g e l d ,
E.,
Über anatomische
m i t besonderer B e r ü c k s i c h t i g u n g des Thalamus (1925).
anterior
(im D r u c k ) .
—
thalami
3.
Fünfgeld, bei
E. W.,
Schizophrenie.
— 4. H e c h s t , B.,
bei De-
Z. f. d. ges. Neurol.
Pathologisch-anatomische 1. I n t e r n .
Zur Histopathologie
s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g der A u s b r e i t u n g des Prozesses.
Untersuchungen
opticus.
Unter-
Neuropatholcgenkcngreß
der
Schizophrenie m i t be-
Z. f. d. ges. Neurol. u. P s y c h .
134,
1 6 3 — 2 6 7 ( 1 9 3 1 ) . — 5 . H o p f , A., Orientierende U n t e r s u c h u n g e n zur F r a g e p a t h o - a n a t c m i s c h e r V e r ä n d e r u n g e n im P a l l i d u m u. S t r i a t u m bei Schizophrenie (im D r u c k ) . B e i t r ä g e zur H i s t o p a t h o l o g i e der Dementia (1923).
— 7. V o g t ,
C. und O.,
praecox.
Über anatomische
t o m i s c h e n B e f u n d e n bei Schizophrenen.
— 6. J o s e p h y ,
Z. f. d. ges. Neurol. u. P s y c h . 8 6 , Substrate,
Ärztl. Forschung
Bemerkungen
zu
J a h r g . 2, S. 101 —1C8
H.,
391—485
patho-ana(1948).
Inhalt der folgenden Hefte des 1. Bandes OLZEWSKI, J., Über die Gestaltung der Randkörperchen der Nucleoli einiger menschlicher Nervenzellarten. HEINZE, G., Cytoarchitektonische Untergliederung der Area occipitalis. HEINZE, G., Größenbestimmung und Darstellung von Rindenfeldern. HOPP, A., Die myeloarchitektonische Felderung des Isocortex temporalis. BEHEIM-SCHWARZBAOH, zellkernen.
I).,
Morphologische
Beobachtungen
an
menschlichen
Nerven-
K . , Pathokline Differenzen bei den Riesenpyramidenzellen und großen Pyramidenzellen der I.amina V. der Area gigantopyramidalis.
BALTHASAR,
FÜNFOELD, E. W., veränderung
Zur Entwicklung der vesikulären Nervenzellveränderung
(Wasser-
NISSLS).
VOGT, C. U. O., Über das Altern der Nervenzellen.
PROBLEME DER KREBSFORSCHUNG UND KREBSBEKÄMPFUNG Vorträge und Diskussionen der Arbeitstagung der Sektion für Geschwulstkrankheiten der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am 13. und 14. Februar 1953 Mit dieser Veröffentlichung beginnt eine Publikationsreihe aus der Arbeit der Sektion der Klasse f ü r medizinische Wissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In übersichtlichen Referaten und Diskussionen werden i m vorliegenden Buch aktuelle Probleme der Geschwulstforschung aus Theorie, Klinik und Statistik behandelt und Wege f ü r die weitere Krebsforschung und Krebsbekämpfung aufgezeigt.
Das Buch wendet sich an
alle in der Krebsforschung und Krebsbekämpfung tätigen Ärzte und ist jedoch darüber hinaus allen Ärzten anderer Fachrichtungen zu empfehlen. VT II und 168 Seiten • 89 Abbildungen • 21 Tabellen • 4» • 1954 • DM 12, (In A b h a n d l u n g e n
der Deutschen A k a d e m i e
der Wissenschaften zu schaften)
Berlin, Klasse
f ü r medizinische W i s s e n -
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K O L P O S K O P I E
Von DR.
MED.
R O B E R T
G A N S E
V e r d i e n t e r A r z t des V o l k e s L e i t e n d e r A r z t der F r a u e n k l i n i k a m S t a d t k r a n k e n h a u s
Der jetzt
vorliegende
pathologischen
2. B a n d
der
Veränderungen
Sammlung
der
Portio.
von
Die
Dresden-Friedrichstadt
Kolpofotogrammen
Kenntnis
dieser
umfaßt
die
Veränderungen
h a u t a m M u t t e r m u n d ist für die P r o p h y l a x e des M u t t e r m u n d k r e b s e s u n d f ü r seine m i t Hilfe des K o l p o s k o p s von allergrößter B e d e u t u n g . außerordentlich
gut
zahlreichen
der
Schleim-
Frühdiagnose
F ü r L e h r z w e c k e sind gerade diese
Bilder
geeignet.
Z u s a m m e n m i t d e m 1. B a n d d e r K o l p o f o t o g r a m m e stellt d e r 2. B a n d ein W e r k d a r , a n d e m d e r L e r n e n d e leicht o r i e n t i e r e n k a n n u n d in d e m d e r e r f a h r e n e K o l p o s k o p i k e r viele finden
wird.
A u c h allen, die sich m i t d e r K r e b s f o r s c h u n g beschäftigen, ist d a s B u c h zu e m p f e h l e n .
Band 1 erschien im Januar 166
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Anregungen
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1953
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Band 2 erschien im Juli farbigen
Tafeln,
54
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• In
Erläuterungen
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3 0 4 Seiten mit 114 ganzseitigen einfarbigen Bildtafeln auf holzfreiem 8
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Ganzleinen
Kunstdruckpapier DM
25,—
F A C H U R T E I L E Prof. Dr. Hans Hinselmann, Hamburg-Großflottbeck, schreibt in der Zeitschrift für ärztliche Fortbildung, Berlin „ D i e K o l p o f o t o g r a m m e zur E i n f ü h r u n g in die K o l p o s k o p i e von R O B E R T G A N S E im A k a d e m i e - V e r l a g , B e r l i n 1 9 5 3 , sind ein E r e i g n i s ! S i e erfüllen einen a l t e n T r a u m a l l e r K o l p o s k o p i k e r . . . Drei B ä n d e sind v o r g e s e h e n . D e r erste B a n d l i e g t j e t z t v o r und z e i g t , daß es G A N S E gelungen ist, in g a n z e i n f a c h e r W e i s e , in Z u s a m m e n a r b e i t m i t dem w i s s e n s c h a f t l i c h e n M i t a r b e i t e r der 1 H A G E E D r e s d e n , H e r r n J O H A N N E S L A N D G R A F , K o l p o f o t o g r a m m e der P o r t i o h e r z u s t e l l e n , die völlig den B i l d e r n e n t s p r e c h e n , wie wir sie bei der k o l p o s k o p i s c h e n S p e k u l u m u n t e r s u c h u n g zu sehen g e w o h n t s i n d . Man b e t r a c h t e die B i l d e r m i t der L u p e . D a s b e d e u t e t eine w e i t e r e S t e i g e r u n g der D i a g n o s t i k . . . . . . M a n k a n n dem A u t o r und dem V e r l a g nur d a n k b a r s e i n . . . D a s W e r k v o n Herrn G A N S E b e d e u t e t einen M a r k s t e i n auf dem W e g e zu diesem Ziel ( V e r h ü t u n g des P o r t i o k a r z i n o m s ) u n d wird h o f f e n t l i c h vielen n o c h a b s e i t s S t e h e n d e n die Augen öffnen u n d sie zur M i t a r b e i t gewinnen." Prof. Dr. H. Kraatz, Direktor der Universitäts-Frauenklinik, Berlin . . . „ E s h a n d e l t sich um a u s g e z e i c h n e t e A b b i l d u n g e n , die g e g e n ü b e r den bisherigen F a r b v e r ö f f e n t l i c h u n g e n objektive Befunde d a r s t e l l e n " . . . Prof. Dr. Pschyrembel, Städtisches Krankenhaus im Friedrichshain, Berlin . . . „ I c h h a b e mir die einzelnen F o t o g r a m m e der R e i h e n a c h d u r c h g e s e h e n , und ich bin g e r a d e z u e n t z ü c k t ü b e r die s c h ö n e A u s f ü h r u n g f a s t aller B i l d e r . S i e h a b e n dem d e u t s c h e n G y n ä k o l o g e n ein g r o ß e s G e s c h e n k g e m a c h t , u n d ich bin ü b e r z e u g t , d a ß . w i r alle Ihnen f ü r I h r e T a t k r a f t u n d Ihren großen A u f w a n d an Z e i t s e h r d a n k b a r sein m ü s s e n . " Prof. Dr. Rudolf Dyroff, Direktor der Universitäts-Frauenklinik und des Röntgen-Instituts „Prof. Wlnlz", Erlangen „ I h r h ü b s c h e s B u c h , m i t den zum Teil a u s g e z e i c h n e t e n F o t o g r a m m e n , ist g u t in meine H ä n d e g e l a n g t , und ich d a n k e I h n e n f ü r die f r e u n d l i c h e Ü b e r l a s s u n g des W e r k e s , das i n s o f e r n eine w e s e n t l i c h e B e r e i c h e r u n g u n s e r e r e i n s c h l ä g i g e n L i t e r a t u r d a r s t e l l t , als es das k o l p o s k o p i s c h e B i l d e n d l i c h e i n m a l o b j e k t i v w i e d e r g i b t , s o m i t von dem s u b j e k t i v e n H i n e i n s e h e n von B e s o n d e r h e i t e n f r e i m a c h t . " Zeltschrift „Ärztliche Forschung", 1053, 7. Jahrg., Heft 5, München-Gräfelfing . . . „ G A N S E h a t m i t seiner S a m m l u n g von f o t o g r a f i s c h e n A u f n a h m e n k o l p o s k o p i s c h e r B e f u n d e einen großen S c h r i t t v o r w ä r t s g e t a n . Z u m ersten Male in der G e s c h i c h t e der K o l p o s k o p i e ist es dem A n f ä n g e r m ö g l i c h , n a c h völlig n a t u r g e t r e u e n A u f n a h m e n das k o l p o s k o p i s c h e S e h e n zu e r l e r n e n . . . . . . D i e B i l d e r sind g a n z oder teilweise so k l a r und den v e r t r a u t e n B e f u n d e n e n t s p r e c h e n d , d a ß m a n sie dem U n t e r r i c h t in der K o l p o s k o p i e z u g r u n d e legen k a n n " . . . Zeitschrift „Bruxelles-Médical", Mai 1953, Brüssel . . . „ N o u s a p p l a u d i r o n s d o n c au p r o g r è s q u e r e p r é s e n t e le K o l p o f o t et dirons de s u i t e q u e c e t a t l a s n o u s a convaincus... . . . N o u s a v o n s é t é é t o n n é de la q u a l i t é de r e n d e m e n t des i m a g e s en n o i r - b l a n c . . . Nous f é l i c i t e r o n s l ' a u t e u r de son t r a v a i l " . . . Zeitschrift „Gynécologie et Obstétrique", Nr. 1/1953, Paris „ L e g r a n d m é r i t e de ce t r i s bel a t l a s est d e d o n n e r d ' e x c e l l e n t e s c o l p o p h o t o g r a p h i e s non r e t o u c h é e s et des i m a g e s c o l p o s c o p i q u e s non s c h é m a t i s é e s . . . E n é t u d i a n t ces 7 3 p l a n c h e s t r è s bien v e n u e s , on a v é r i t a b l e m e n t l ' i m p r e s sion de se t r o u v e r d e v a n t le c o l p o s c o p e . . . Nous p o u v o n s ê t r e r e c o n n a i s s a n t s à l ' a u t e u r d ' a v o i r p u b l i é ce bel a t l a s qui r e n d r a les plus g r a n d s s e r v i c e s p o u r l ' e n s e i g n e m e n t de la c o l p o s c o p i e . " Bestellungen
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